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Sibnu'U of tljc Ifluscum
OF
COMPARATIYE ZOÖLOGY,
AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, HASS.
Foitnöetr pvibate sufcsctfplfon, fn 1861.
From the Library of LOUIS AGASSI Z.
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Zeitschrift
für die
Gesammten Naturwissenschaften.
Herausgegeben
von dem
Naturw. Vereine für Sachsen u. Thüringen in Halle,
redigirt von
€. Griebel und W. lleintz.
Jahrgang 185 4.
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I
Dritter Band.
Mit 15 Tafeln.
Berlin,
Karl Wiegand t.
1854.
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Inhalt,
Original- Aufsätze.
Seite
Ascherson , die verwilderten Pflanzen in der Mark Brandenburg 435
Giebel , zur Osteologie der Nagergallungen Habrocoma und Spalacopus. . 464
Glückselig , Schlaggenwald,, eine monographische Skizze 257
Greifenhagen , über das Vorkommen des Rothgiltigerzes auf der Grube
Bergwerkswohlfahrt bei Zellerfeld . 341
, das Nebengestein der Bockswieser ßleiglanzgänge (Taf. 14.) 350
Holböll , ornilhologische und klimalologische Notizen über Grönland... 425
Metzger , über die dokimaslische Ermittelung des Kaligehaltes in lösli-
chen Salzen 336
Möller , Fauna Mulhusana. I. Lepidoptera 103
Prediger , geognostische Beobachtungen am südlichen Harze (Taf. 15.) 364
, Verzeichniss einiger dem nordwestlichen Harzgebirge angehörigen
Höhen mit dem Barometer gemessen 428
Rollmann , physikalische Beiträge 97
Schmidt , 0., über Sipunculoiden [Gephyrea Qtrfg.] (Taf. 1, 2.) 1
, die neuesten Untersuchungen über die Brachiopoden von Owen,
Carpenler und Davidson mit einigen Zusätzen (Taf. 11. 12.) 325
Spieker , Pleuromoia, neue fossile Pflanzengattung und ihre Arten, gebil-
det aus der Sigillaria Sternbergi im bunten Sandstein (Taf. 5 — 7.)... 176
Ulrich , über Misy aus dem Rammeisberge bei Goslar 22
Wimmer , krystallographische Notiz (Taf. 13.) 334
, die Gänge im Felde der Gruben Ring und Silberschnur bei Zeller-
feld (Taf. 13.) 344
Witte , über die Verkeilung der Wärme auf der Erdoberfläche (Taf. 3.4.) 26
Zeuschner , geognostische Schilderung der Gangverhältnisse bei Kotter-
bach und Poracz im Zipser Comitat 7
Mittheilungen
Baer , das Leuchtgas als Brennmaterial 380 und 471. — Chop, Versteinerun-
gen im Sondershäuser Muschelkalk 53. — Francke , Zatze und Soria, zwei
neue Bandwurmmittel 129. — Giebel , Missgeburt eines Schallammes (Taf.
9. 10.); eine Eschara im Plänermergel 54; über Nomenclatur in der syste-
matischen Geognosie 125 ; Versteinerungen im Muschelkalk bei Lieskau 192 ;
über einen Trilobiten aus den Wettiner Steinkohlenschichten (Taf. 8.) 266. —
Heintz , über die Zusammensetzung des Stearins 274. — Kohlmann , Beob-
achtungen über die Bildung des Grundeises in der Saale bei Halle 40 ; über
Paraffin 44. — Prolocoll der dritten allgemeinen Versammlung des Claustha-
ler naturwissenschaftlichen Vereines Maja 378. — Richter , Mittheilungen
IV
aus Thüringen 49. — Scliliephacke, über Stenhoupe's Loupe 52. — Schmidt,
R. , diluviales Knochenlager bei Gera 180. — Söchting , Berichtigung zu
Lachmann’s Karte von Braunschweig 54 ; über Kryslalle in Krystallen 268 ;
Gelbbleierz als Versteinerungsmalerial 274. — Weber , Jahresbericht der
meteorologischen Station in Halle 127.
Literatur.
Allgemeines.
Fortune , dreijährige Wanderungen in den Nordprovinzen von China. Aus dem
Englischen von E. A. Himly (Göttingen 1853 ) 131. — Gruson , Blicke in
das Universum mit specieller Beziehung auf unsere Erde (Magdeburg 1854.)
197. — Kletke , Bilder aus dem Weltall (Berlin 1853.) 54. — Perty , Vor-
schule der Naturwissenschaft (Stuttgart 1853.) 198. — Schilling' s Grund-
riss der Naturgeschichte aller drei Reiche (Breslau 1853.) 197.
Astronomie und Meteorologie.
Casaseca , Regenmenge in Havanna 277. — Chacornac und Luther , zwei
neue Planeten 198. — Dernier, Funkeln der Sterne 276; Ergebniss 31jäh~
riger Gewitierbeobachtungen von Hundwyl und Herisau 277. — Dove , kli-
matische Verhältnisse des preussischen Staates 391. — Klinker fuss , neuer
Komet 56. — Luther , neuer kleiner Planet 278. — Maury, meteorologi-
sche Beobachtungen auf dem Meere 200. — Meteorsteinfall in Siebenbürgen
58. — Planeten, Hauptelemente der kleinen 200. — Quetelet , Sternschnup
penperiode im August 58 u. 131. — Russelt , Aenderungen der Winde 56.
— Sand, mittlere Temperatur von Riga 56. — Yvon Villarceau , Bahn
des Doppelsternes rj cor. bor. 55; Elemente der Bahn der Amphitrite 278.
Physik.
Alexander , spec. Gew. des Wassers bei verschiedenen Temperaturen 59. —
d'Almeida , Zersetzung der Salzlösungen durch den electrischen Strom 282.
— Bloch , Frauenhofersche Linien unter verschiedenen geographischen Brei-
ten 203. — Böttger , Freiwerden der Electricität bei chemischer Zersetzung
394; Lichterscheinungen eines mit einer Ruhmkorffschen Spirale erzeugten In-
ductionsstromes im Inftverdünnten Raume 395. — Brücke , Wirkung com-
plementär gefärbter Gläser beim hinocularen Sehen 59. — Brunner , Ta-
schenbarometer 480. — Puff, Eleclricitätserregung in den Pflanzen 131 ;
Electricitätsentwicklung bei der Verdampfung 133. — Deschwanden , Seiten-
schwingung des Foucaultschen Pendels 278. — Dove erhält die Copley Me-
daille 204. — Emsmann , Dauer des Lichteindrucks 393. — Jamin , Le -
blanc und Soret , Zersetzung des Wassers durch den galvanischen Strom
183. — Lorey , Längenbestimmung zwischen Berlin und Frankfurt mittelst
des electrischen Telegraphen 394. — Marbach, circulare Polarisation des
Lichtes durch chlorsaures Natron 279. — Quet, Leuchten der Platineleclroden
482 ; Zersetzungen durch den Ruhmkorffschen Inductionsapparat 482. — Que-
telet, Verbindung der Sternwarten von Greenwich und Brüssel durch den
electrischen Telegraphen 60 und 135. — Riess , Oberflächenveränderung der
Gutta Percha 281. — Sabine , Einfluss des Mondes auf die magnetische Rich-
tung 203. — Senarmont , künstliche Erzeugung des Polychroismus in ver-
schiedenen krystallisirten Substanzen 202. — Sire, Erscheinungen beim Auf-
tröpfeln gewisser Flüssigkeiten auf Aether 58. — Stokes, Ursache der ab-
normen Figuren bei Fixirung von Pdlarisationserscheinungen 60. — Verdet ,
Beziehungen zwischen den magnetischen Kräften und der Drehung der Pola-
risationsebene 281. — Verdu und Savariy Entzünden von Minen dnreh den
electrischen Strom 483. — Wagener , Mauraene’s Versuch über die Zusam-
V
mensetzung complementärer Farben zu Weiss 203. — VVebestiihle , electro-
magnetische 202 u, 396.
Che in ie.
Barreswil und Davanne, Lilhophotographie 295. — Baumhauer , Kaut-
schukkapseln statt der Korke 483 ; SchwefelvvasserstofTapparat 484. — Ber-
thelot, Verbindungen des Glycerins mit den Säuren 290. — Böttger, Nach-
theile bei Anwendung der Soda gegen den Kesselstein 62 ; Ozon 397 ; sal-
petrige Säure in rauchender Schwefelsäure 398; Einwirkung des Jods auf
chlorsaures Kali 399; Verhallen einer Chlorkalklösung zu verschiedenen Me-
lalloxyden und Salzen 400 ; leichte Reducirbarkeit des Silberoxydammoniaks
401 ; Gewinnung des Cocinäther 402 ; Prüfung der ätherischen Oele 405 ;
neue ßereitungsweise von sogenanntem künstlichem Bittermandelöl 405 ; flüs-
siger Leim 405. — Boussingault , Ammoniakgehalt im Regenwasser, Thau
und Nebel 64; die Pflanzen nehmen den Stickstoff der Luft nicht in sich auf
294. — Braun , Vorkommen von Zink im Pflanzenreich 400. — Brush ,
neue Probe für Zirkonerde 487. — Calvert , Verunreinigung verschiedener
Oele 402. — Casaseca, jodarmes Wasser in der Havanna 62. — Chatin ,
allgemeines Vorkommen von Jod 204. — Crum , Verbindungen der Thon-
erde 207. — üavy , Probe auf Mangan und Reinigung der Manganverbindun-
gen von Eisen 488. — Delesse , Einwirkung von Alkalien auf Gesteine 406.
— Dessaignes , in Schwämmen enthaltene Säuren 208. — Deville , Alu-
minium 206 u. 289. — Deville und Fouque , Verluste der Mineralien beim
Glühen 205. — Draper , neue Methode den Harnstoff zu bestimmen 64. —
Dünnhaupt , über W'ismuth- und Quecksilberäthyl 290. — Frankland und
Ward, verbesserter Apparat zu Gasanalysen 402. — F r eilig , Fluorverbin-
dungen 399. — Gale , Wasser des grossen Salzsees 204. — Gladstone,
freiwillige Zersetzung des Xyloidin 64; Einwirkung des Zuckers auf Metalle
65. — Gore , Darstellung von Aluminium und Silicium 487. — Gorup Be-
saney , neue organische Base im Gewebe der Thymusdrüse 209. — Han -
bury , Chinanwaclis 139. — Herapath , Erzeugung grosser Krystalle von
schwefelsaurem Jodfinin zu optischen Zwecken 64. — Herth , Verhalten der
Wurzeln verschiedener Pflanzen zu Salzlösungen 295. — Hofmann , Anwen-
dung des Leuchtgases bei organischen Analysen 401. — B. Jones, Gehalt
der Weine, Biere und Branntweine an Säure, Zucker und Alkohol 209. —
Kautschouksaft, Präparation des rohen 61. — txobell , Bestimmung von Thon-
erde und Eisenoxyd 487. — Höttig , neue Trennungsmethode des Kobalts
von Nickel 136. — Länderer , Asphalt aus dem todten Meere 296. — Lan-
dolt, über Arsenälhyle 290. — Levol, chemische Beschaffenheit der Metall-
legirungen 135. — Liebig , Wirkung des Braunsteins als Entfärbungsmittel des
Glases 488. — Lilienfeld , Bereitung und Anwendung des LJpasgiftes 293. —
Lipowitz , Entdeckung des Phosphors in Vergiftungsfällen 205. — Löwe,
Erkennung der Blutflecke 137 ; Bildung von Rhodankalium auf nassem Wege
138 ; Reinigung der Schwefelsäure 398. — de Luca , Bestimmung von Jod,
Brom und Chlor 61. — Millon , Verschiedenheit im Klebergehalt des Ge-
treides 65. — Mohr, älteste Nachricht über das Ozon und seine Benennung
398. — Müller, Darstellung des sauren äpfelsauren Kalkes 137. — Niepce,
Firniss zur heliographischen Gravirung auf Stahlplatten 296. — Osann,
active Modificalionen des Sauer- und Wasserstoffs 486. — Patera , fabrik-
mässige Darstellung von Urangelb 400. — Pagen, über erdige Streu (Dün-
ger) 141 ; kohlensaurer Kalk in den Pflanzen 206. — Percy und Smith,
Gold in ßleipräparaten 401. — Personne, über Lupulin 210. — Petten-
kofer, Vorkommen der Gerbsäure in den Holzpflanzen und deren Zusammen-
hang mit der Holzbildung 292. — Planta und Iiekule , Verhalten des
Coccin zum Jodäthyl 140. — Ptisey , Vorkommen und Gewinnung des Chili-
salpeters 287. — Railson, Anwendung des Wasserstoffs bei Bestimmung der
Dampfdichte des Oenanthylalkohols 405. — Rammeisberg , Verhältuiss, in
welchen isomorphe Körper zusammenkrystallisiren und Einfluss desselben auf
VI
die Form der Krystalle 284. — Reiset , Werth des Getreides 143. — Ritt-
hausen, Untersuchung des leichten Steinkuhlentheeröles 139. — Rose , H.,
Verbindungen der Borsäure und des Wassers mit der Thonerde 286. —
Salm-Horstmar , unorganische Stoffe im Winterweizen und der Sommer-
gerste 208. — Schönbein , Zustände des Sauerstoffs 285. — Schräder,
Werth von Eiweiss und Magnesiahydrat als Antidota gegen Sublimalvergiflung
290. — Schröder , Analyse eines Rippenknochens einer kranken Kuh 137.
— Simpson , Stickstoffbestimmung 484. — Sollit , Legirung für die Spie-
gel der Reflectoren 63. — Stenliouse , getrocknete Kaffeeblätter von Suma-
tra 138; Untersuchung der krystallinischen Ausscheidung im Bittermandelöl
137; über das Xantholin 210. — Stromeyer, Fischers Trennungsmelhode
des Kobalts vom Nickel 136. — Violette , Wirkung der Holzkohle auf die
Keimung 61. — Völkel , über Cynen 293. — Vogel, Kieselsäure in koh-
lensaurem Kali aus Weinstein 287 ; Einwirkung des Cyankaliums auf metal-
lisches Platin 293. — Wicke, Analyse des fossilen Elfenbeines 488. —
Witticli, neue Methode zur Scheidung des Hämatins vom Globulin 211, —
Wähler, quantitative Trennung des Nickels vom Zink 289.
©ryctognosie.
Beiesse , über den Fayalit 212 ; der dem Kalkspath von Fontainebleau beige-
mengte Sand 215. — Dufrenoy , eigentümliches Silbererz 66. — For-
bes, ßuntkupfererz und Kupferkies 66. — Förster und Withney, Pech-
stein im Trapp von Isle Royal 213. — Genth , Beitrag zur Mineralogie
66, Meteoreisen von Mexiko 489. — Giimbel , Mineralien der Überpfalz 68.
— Gutberiet, Schwarzbraunstein im Trachytporphyr der Rhön 68. — Hai-
dinger, drei neue Localitälen von Pseudomorphosen nach Steinsalz 219, An-
ordnung der kleinsten Theilchen in Krystallen 406. — Hauer, Liebenerit,
Allomorphit, Ballimorit, Chalitit, Heteromit 219, Cölestin, Hydrargilht, Mil-
chopal, Arsenikkies 147. — Hausmann, pseudomorphoser Brauneisenstein
von Bodenmais 303, Quecksilber in dem Lüneburger Diluvium 303. — Hunt,
Schiefer von Sl. Nicolas 489. — Jentzsch , eigentümliches Vorkommen
des Kalkspates 217. — Kenngott, mineralogische Notizen 68, 145 und
298. — Kob eil , Chloritoid von Breysatten in Tyrol 491. — Iiok-
scharow , Cancrinit 145, krystallisirter Skorodit von neuem Fundort 297.
— Lehmann, chemische Constitution des Wolframminerales 213. — Leon-
hard, Mineralien der Bergstrasse 215, künstlicher Augil 207. — Literari-
scher Nachweis 69. — Mailet, Analyse des Zinnkieses 491. — v.d.Mark,
Schwimmsteine und Feuersteine 216. — Meneghini , Analysen borsaurer
Salze 278. — Müller, Nontronit bei Tirschenreuth 68. — Northoote,
Analyse von goldführendem Quarz 65. — Pfeiffer , Analyse eines Magnesi-
tes von Madres und einer natürlichen indischen Soda 144. — Rammeis-
berg, Mimetesit 213. — Rose, G-, grosser Diamantkrystall 147. — Sand-
mann , Untersuchungen einiger Fahlerze und eines manganhaltigen Bleierzes
297. — Schröder , Analyse des Osteolilh von Arnberg 145. — Vogel,
drei neue Mineralvorkommen bei Joachimsthal 67. — Weltzien, Bohnerze
von Kandern 490. — Wiser , Schweizermineralien 215. — Zepharo-
witsch, interessante Mineralvoikommen von Mutenitz 220. — Zerrenner ,
im Goldsande von Olaphian vorkommende Mineralien 147.
Creologie.
Blofeld, Notiz über St. Helena 303. — Berthaud und Tombeck, Geogno-
sie von Macon 70. — Czjzeck , Geognosie der Gebirge zwischen Stadt
Steyer und Weyer in Oberöstieich und Altenmarkt in Steyermark 305. — Föt-
terle, Geognosie der kleinen Karpathen 495. — Gaudry , Geologie der In-
seln Cypern 225. — Greppin, Gliederung der Tertiärgebilde bei Delsberg
491. — C. v. Hauer, Lava des Aetna von 1852. 73. — Fr. v. Hauer ,
Gliederung der Trias , Lias und Juragebilde in den nordöstlichen Alpen 220.
VII
— Hausmann, Dolomit am Hainberge bei Göltingen 304. — Hebert, Al-
ter der weissen Sandsteine und Mergel mit Physa gigantea von Rilly 410. —
Hochstetter , Grünsleine von Teschen 73. — Derselbe , Geognosie des
Böhmerwaldes 496. — Holzbauer und Sieber , Geologie des Ipf 71. —
Hawaii, Bernsteinsee in Kurland 69. — Iiner , zur Geognosie Istriens. —
Koch, Tertiärgebilde in Lauenburg und Holstein 493. — Leo, Braunkoh-
lenformation am Kyfhäuser 493. — Lockart , Lager fossiler Knochen im
Dept. Loiret 492. — Liebe , chemische und geognoslische Untersuchung des
Zechsleines im Orlathale 72. — Lipoid , zur Geologie von Idria 306. —
v. Littrow , dass allgemeine Niveau der Meere 148. — Literarischer
Nachweis 75. 150 494. — Mayn , miocene Schichten des nördlichen Han-
nover 70. — Micksch, Vorkommen der fossilen Hölzer bei Pilsen 225. —
Peters , das Süsswasserbecken von Rhein in Steiermark 149. — Ders .,
Kalkalpen des Saalegebietes 496. — Phillips, erratische Blöcke in Yorkshire
149. — Schmidt, Specksteingrnben von Göpfersgriin 226. — Sedgwick,
das cambrische System 148. — Stiehl er , Zechstein bei Wernigerode 411.
— v. Schauroth, Geognosie des Herzogthums Coburg 494. — v. Strom
beck, Gault im subhercynischen Becken 69. — Tchihatscheff , paläozoi-
sche Gebilde in Kleinasien 304. — Thurmann, Grünsand im Berner Jura
492. — Thompson , untersilurische Petrefakten in Ayrshire 148. — Vi-
quesnel , zur Geologie der europäischen Türkei 409. — Weichsel, Schich-
tenstellung des Flötzgebirges am nördlichen Harze 411. — v. Zepharo-
witscli , Lagerstätte des Mastodon angustidens bei St Veit 226.
Paläontologie*
A . Braun, Beitrag zur Flora des Bernsteines 412. — Casseday , Batocrinus
nov. gen. 498. — Cotteau, Etudes s. 1. echinides de l’Yonne 75. — Da-
vidson, über ßrachiopoden 75. — Derselbe , Obolusarten bei Dudley 308.
— Dieffenbach , Säugethiere in der Papierkohle 229. — Deshayes, Pe-
trefakten von Yucatan 412. — Desor, numulitische Echiniden der Alpen 499. —
Duvernoy, fossile Rhinoceros 77. — Derselbe, Mystriosaurus vonßoll308. —
Derselbe, fossile Knochen vom Pentelikon 155. — v. Ettingshausen,
Flora von Tokay 74. — Gaudry , Conchylien der Somma 75- — Ger-
vais, Robben und Cetaceen 76. — Derselbe , über Hyaenarctos 307. —
Derselbe, einige Robben und Cetaceen 308. — Goeppert , fossile Cyca-
deen 151. — Harting , fossile Diatomen und Foraminiferen der Nieder-
lande 227. — Heer , Tertiärflora der Schweiz 74. — Heckei, Lebias
crassicaudus aus Sicilien 155. — Hooker , neue Volkmannia und Ter-
tiärpflanzen von Woolwich 497. — Mayer , Mollusken in der Schwei-
zerischen Meeiesmolasse 399. — Milne Edwards und Haime , devoni-
sche Corallen in England 151. — Miguel, fossile Pflanzen in der Kreide
von Herzogenbusch 412. — Morris und Lycett , Bivalven des Great Oo-
lile in Yorkshire 151. — Neugeboren, Tegelmollusken von Oberlapugy 75.
Owen, Schildkröten des Wealden und Purbeckkalkes 155. — v. Otto, Ad-
ditamente zur Flora des Quadergebirges 227. — Pictet , Materiaux pour la
paleontologie suisse livr. I. 413. — Pictet und Roux, Mollusken im
Grünsand bei Genf IV. 309. — Pomel , fossile Säugethierfaunen 307. —
Prestwich, Tertiärpetrefakten von Woolwich 498. — Reuss , Foraminiferen,
Entomostraceen und Bryozoen des Mainzer Beckens 228; gegen Zekelis Gosauga-
steropoden 153. — Romakowsky, neue Gattung fossiler Fische 77. — Salter,
silurische Versteinerungen in Shropshire 153. — Sliarpe, Cephalopoden im
Kreidekalk Englands 154; Kreideversteinerungen von Farringdon 497. —
Spring , Menschenknochen in einer Höhle bei Namur 78. — Süss , ßra-
chialvorrichtung bei den Thecideen 152. — Derselbe, über Stringocepbalus
Burtini 228. — Thiolliere , fossile Fische im Bugey livr. I. 499. —
Thurmann , drei neue Diceras im Berner Portland 499. — Terquem,
Hettangia n. gen. 308. — Troschel , fossile Fische in der Braunkohle des
Siebengebirges 412. — A. Wagner , neuer Ichthyosaurus und Polyptycho-
VIII
don 76. — Derselbe , fossile Säugethiere Griechenlands 307. — Vnget\
Tertiärpflanzen im Taurus 151. — Wright , liasinisehe und oolithische
Echiniden 227. 310. 412. — Wood , Cragbivalven 152. — Zigno , fos-
sile Flor in den venetianischen Alpen 79.
Botanik.
Batka, über Senna 233. — Beer , Einteilung und Alter der Orcbideen 156.
— Berkeley, neue Closteriumart 310. — Derselbe , über britische Pilze
416. — A. Braun, neue oder wenig bekannte durch Pilze erzeugte Pflan-
zenkrankheiten 414. — Contejean und Thurmann , Einfluss der Gebirgs-
arten auf die Pflanzen 501. — Cruger , Montrichardia nov. gen. 234. —
Deakin , neue Verrucaria und Sagedia 79. — Fenzl , inländische Leucan-
Ihemum und Pyrethrumarten 159. — Finkh , Beiträge zur würtembergischen
Flora 229. - — v. Fölkersahm, die rothe Camille liefert das persische In-
sectenpulver 237. — Fuss, Cryptogaraenflor Siebenbürgens 87. — Gör-
ner, zwei Gemüse 237. — Gregory , neue Diatomeen in England 230. —
Grüner , Mniumarlen um Iglau 156. — Iloffmann, Spermatien eines Fa-
denpilzes 502. — Hooker, Hodgsonia nov. gen. 501. — Hutstein, die
Erziehung der Farren aus Sporen 413. — Irmisch , über Hippuris vulgaris
501. — Koch , Weissdorn und Mispelarten 416. — Kerner , Vegetations-
verhältnisse des Erlaflbales 156. — Kalchbrenner , neuer Standort der Ca-
rex pediformis 232. — Leigthon, britische Graphideen 79.231.310.415.
— Literarischer Nachweis 83. 312. 418. — Milde , Equiseten des Herba-
rium normale von Fries 231. — Möller , Pflanzen hei Nidda 501. —
Nägeli , systematische Uebersicht der Erscheinungen im Pflanzenreich 503.
Neilreich , Luzula Forsteri und Veronica anagalloides in der Wiener Flora
156. — Derselbe, über Juncus atratus 232. — Derselbe , Flora des
Marchfeldes 234. — Nietner , Krankheiten der Pflanzen 82. — Derselbe,
Kokosnussbänme auf Ceylon 236. — Pfeiffer , deutsche Nymphäen 231.
— Pluskal, Phanerogamenflor von Lomnitz in Mähren 157. — Pokorny,
unterirdische Flora der Karsthöhle 157. — Rabenhorst , Süsswasser-Diato-
meen 229. — Ruprecht, botanische Reise im Gouvt. Petersburg 311. —
Sawers, neue Alge bei Irland 231. — v. Sclilechtendal , über Stenota-
phron 232. — Derselbe, Wunderw'aizen, Wunderroggen und andere Wun-
dergräser 233. — - Schott, neue Aquilejien 158. — Schur, Flora von
Siebenbürgen 80; — Stur , Einfluss der geognostischen Unterlage auf die
Pflanzen 235. — Surda und Dutma Melonen 82. — Treviranus, sta-
chelfrüchtige und gefülltblumige Erdbeeren 80. — Unger , Entstehung der
niedrigsten Algenformen 79. — Derselbe, Organisation der Blätter der Vic-
toria regina 155. — Wilms, Verwandtschaft der Umhelliferen mit den Com-
posilen 81. — Winterfeld , Aderlässen der Bäume zur frühen Tragbarkeit
236. — Derselbe , über Ananaszucht 236. — Wirtgen, Bericht über die
rheinische Flora 87.
Zoologie«
Adams, neue Arten von Rissoina 84. — Agassiz, neue Fischfamilie in Cali-
fornien 170. — Albers , neue Conchylien 163. — Akshayakumara
Datta, relation of the mind to external objects 90. — Baird , Monogra-
phie der Apodiden und neue Cypris 245. — Beau , Conchylien von Gua-
deloupe 164. — v. Beneden , über Taenia dispar 85. — Derselbe , Sym-
metrie der jungen Schollen 307. — Benson und Pfeiffer , neue Conchy-
lien 85. — Bernardi, neue Conchylien 163. — Bielz , siebenbürgische
Mollusken 85. — Derselbe, Fische Siebenbürgens 169. — Blakwall,
neue Spinnen 246. — Blyth, Orangs auf Borneo 172. — Bischoff, ge-
gen Klebers Najaden-Befruchtung 239. — Brauer, über Biltacus lipularius
169. — Derselbe , Myrmecoleon-Larven 169. — Brehm , Monographien
der Papageyen 251. — Derselbe , über die Blaukehlchen 319, — Dahl -
bom , Hymenoptera europaea 316. — Doblika, über Dysdera 166. — Dorf-
meister, Raupen und Puppen von Melitäa 168. — Dunker, iudex mollus-
corum, quae in Guinea collegit Tams 84. — Eichwald , über Nereis bre-
vimana 85. • — Elditt, Monographie der Thysanuren 166. — Fitzinyer ,
Arten asiatischer Orangs 172. — Förg , Lungenapparat des Gymnarchus ni-
loticus 249. — Förster , neue Hymenopteren 86. — Frauenfeld , Hel-
minthen in Raupen 164. — Derselbe, neue Zeckengattung 165. — Frauen-
hofer, über Paludina thermalis 163. — Fuss , Insectenfauna Siebenbürgens
86. — Derselbe, Arten von Paederus 249. — Gegenbauer , über Pili-
dium gyrans , Actinotrocha brancbiala und Appcndicularia 83. — Derselbe,
zur Lehre vom Generationswechsel 239. — Derselbe , über Genitalien von
Actaeon 314. — Derselbe und Müller , über Phyllirrhoe bucephalum 312.
— Goudaux, Fleischtrolteln des Schweines 171. — Gervais , über Glos-
soliga Poireti und Euproctus Roussonii 249. — Derselbe , Augenhöhle bei
Caecilia 250. — Derselbe, zur Osteologie der Amphisbanen 250. — Der-
selbe , Osteologie der Gattung Anomalurus und Nagereinlheilung 320. —
Gould, the birds of Asia V. 80. — ■ Gray, Synopsis der Petrornvzoniden
89. — Derselbe , Eintheilung der Volulellen 315. — Derselbe , Revision
der Conchiferenfamilien 419. — Guirao, neue Conchylien bei Carlbageua
163 — Habelmann , neuer Teredus 169. — Hampe , neuer Carabus
169. — Heeger, Beiträge zur INaturgeschichle der Insccten 169. — Hodg-
son , neue Säugelhiere und Vögel aus Kaschmir 252. — Harless , Chro-
matophoren des Frosches 318. — H off mann , Färbung einiger Käfer 169.
Jerdon , neue indische Ameisen 88. — Kalkbrunner , über Otiorhyncbus
ligustici 169. — Kawal , Ankunft einiger Zugvögel in Kurland 171. —
Kedart , neue Reptilien von Ceylon 171- — Kelch , der Erbsenkäfer 69.
Kner , Panzerwelse im Wiener Cabinet 170. — Derselbe, Sexualunterscliiede
bei Callichthys und Schwimmblase bei Doras 170. — Kraatz, über Carabus 169 ;
über Staphylina 506. — Leibiin , Fische des Maingebieles 89. — Lederer,
die Spanner 246. — Leuckart , geologische Untersuchungen 243. — Mann ,
Geschlechter bei Lithosia depressa und L. helveola 166. — Derselbe, zwei
neue östreichische Spanner 167. — Mayr, Raupe von Pempelia cingilella
167; zur Kenntniss der Ameisen 166. — Meissner, über Bandwürmer 315.
— Menke , Familie der Bullacea 164. — Moquin Tandon , Arten von
Glandina 164. — Milne Edwards , neue Krebse 245. 315. — More-
let , neue australische Schnecken 163. — Müller , wulhkranke Pferde 171.
— J. v. Müller , Beiträge zur Ornithologie Afrieas 252. — Joh. Mül-
ler, Porenkanäle in der Eikapsel der Fische 317. — Ornilhologische Noti-
zen 319. — Owen , zur Osteologie der Troglodylen 420. — Peters, Or-
thopteren aus Mossambique 168 ; Vögel ebendaher 318. — Petit dela
Saussaye , Conchylien 163. 164. — Pfeiffer, über Heliceen 314; neue
Conchylien 85. — Pokorny , Fauna der Karslhöblen 167. — v. Rapp ,
Fische des Bodensee's 249. — Reetze, neue Helix 314. — Schiener ,
Diplerologisches 168. — Schiödle , Thiere in den Höhlen Krains 85. —
Shuttleicorth, Chitonen 503. — Slater , neue Art von Tanager 171. • —
Stein, Entwicklung von Colpoda cucullus 4J8. — Strobel und Zelebor,
östreichische Conchylien 164. — M. Schulze, zootomische Untersuchungen
am Mittelmeer 164. — Schläger, einige Wicklerarten 167. — Verany ,
Mollusken um Nizza 163. — A. Wagner , Feldmäuse in den Alpen 171.
Weisse, Lebenslauf der Euglena 243. — Zadduch, Entwicklungsgeschichte
der Gliederthiere 506. — Zeller, Beiträge zur Lepidopterologie 88.
Korrespondenzblatt : Januar 91—96; Februar 173 — 176; März 253—256;
April 321—324; Mai 421—424; Juni 507-520.
ö ru ckf e h 1 e r#
ßd. ll. S. 81. Z. 7. lies Skane statt Skane.
„ — „ 10. „ XVI. „ XV.
,, 82 ,, 2. ,, einer ,, eine.
„ — ,, 2. v. u. lies Notodromas statt Notodromus.
ßd. III. S. 28. Z. 31. lies Jahreswärme statt Jahresräume.
„ 31. ,, 22. „ Temperaturcurven statt Temperaturen.
,, 32. ,, 19. ,, Einflüsse statt Ereignisse.
„ 34. „ 24. „ sine statt sino.
„ 105. Z. 18. lies tithonus statt tithanus.
„ 106. „ — „ aegon statt aegan.
,, — ,, 20. ,, polysperchon statt polysperohon.
55 108. „ 25. \
„ 112. „ 14.
„ 113. ,, 4. v.u. ) lies Bapiinschen statt ßapimschen.
„ 115. „ 25.
„ 123. „ 27. J
,, 108. ,, 25. lies Notodonta statt Notodanta.
„ 109. „ 24. „ Göttern statt Götter.
„ 110. „ 13. ,, Acronycta statt Aironycta.
,, 112. ,, 25. ,, L. album ,, album.
„ 114. ,, 29. „ lituraria statt liturania.
„ — „ 36. „ advenaria ,, edunaria.
,, 115. ,, 14. „ Eichenrieden statt Eichenrinden.
„ 116. „ 10. ,, Fidonia statt Tidonia.
„ — ,, 17. ,, wawaria statt wavaria.
„ 118. ,, 18. u. s. f. lies W. V. statt w. o.
,, — ,, 2. v. u. ,, moniliata statt monilata.
,, 119. 4 Mal lies Schrank statt Sohrk.
,, — Z. 3. v. n. lies Steinbrücken statt Steinbrinken.
„ 120. „ 17 u. 18. „ Fbr. statt Febr.
„ 121. ,, 30. lies jungiana statt pingiana.
„ 122. ,, 32. ,, mercurella statt mercuvella.
„ — „ 33. ,, Myelois statt Myelvis.
,, 123. ,, 7. ,, pellionella statt pellianella.
,, — ,, 8. ,, anderschella statt andersohella.
,, — „ 15. „ Nematois statt Nematais.
„ — „ 30. „ Harpella statt Harpelia.
,, 124. „ 1. ,, Carcina statt Carnia.
„ 271. „ 2. lies AI203,3Si03,H0.
„ — ,, 23. ,, Lehrb. d. chem. u. pbys. Geologie st.
Lebrb. d. Chem. u. Pharm.
Zeitschrift
für die
Gresam mten Naturwissenschaften.
1854. Januar. JW I.
Leber Sipimculoiden (Gephyrea Qulrfgs.). Tat. 1 u. 2
von
Oscar Schmidt
in Jena.
In meinem Atlas der vergleichenden Anatomie Taf. VII
Fig. 5 habe ich den Darmkanal und einige andre Organe
eines Sipunculoiden abgebildet, die ich im Frühjahr 1852 an
einigen seichten Uferstellen der Dalmatinischen Insel Lesina
gesammelt und die ich, soweit die frühem Beschreibungen
und Abbildungen ausreichen, für
Phascolosoma granulatum Leuk.
halten muss. Zur Ergänzung des im Atlas Gegebenen lasse
ich hier Taf. 1. Fig. 1 die Ansicht des ganzen unversehrten Wur-
mes folgen, so dass wenigstens hinsichtlich meines Phas-
colosoma granulatum bei spätem Untersuchern kein Zweifel
entstehen kann. Wer nach der äussern Besichtigung in Unge-
wissheit bleiben sollte, wird augenblicklich orientrirt sein,
wenn er den Hauptsack aufschneidet und den Darmkanal
bloss legt. Wahrscheinlich ist unser Thier identisch mit
Sipunculus verrucosus Cud. (Vergl. Grube, Actinien, Echino-
dermen und Würmer des adriatischen und Mittelmeeres.
Königsberg 1840.)
Von dem von Rathke entdeckten und in den „Beiträ-
gen zur Fauna Norwegens“ (Act. Acad. caes.Leop.Bd.XX. )
beschriebnen
III. 1854.
1
2
Sipunculus capitatus
(Fig. 2) ist Phascolosoma granulatum sehr leicht zu unter-
scheiden; von allem zeichnet sich jener durch die knopfför-
mige Anschwellung unmittelbar hinter dem Vorderrande aus.
Dieser an der Norwegischen Küste lebende Sipunculus capi-
tatus scheint ziemlich selten zu sein. Rathke erhielt nur
ein Exemplar, und ich bin bei zahlreichen von Bergen aus
gemachten Excursionen nicht glücklicher gewesen. Das
eine, mir zu Gebote stehende Exemplar mag ich nicht zer-
gliedern, kann daher über die Lage des Darmkanals nichts
sagen. Ich fand das Thier in dem Gehaus eines kleinen
Dentalium wohnen , das Rathke’sche war im Meeressande.
Synonym mit Sipunculus capitatus ist wohl Sipunculus Bern-
hardus Forb. (Brit. Starf. p. 251.)
Ich lasse hierauf die Beschreibung einer neuen Gat-
tung und Art
Lesinia farcimen nov. gen. et sp.
folgen, eines Thieres, das sich in vielen Beziehungen an
Phascolosoma oder, wrenn man will, Sipunculus granulatus an-
schliesst , jedoch auf der andern Seite zu bedeutende Ab-
weichungen zeigt , als dass die Creirung einer neuen Gat-
tung nicht gerechtfertigt wäre. Es wird etwa einen Zoll
lang und hat die Gestalt einer an beiden Enden ziemlich
gleichmässig abgerundeten etwas gekrümmten Wurst; das
Vorderende ist unmerklich dünner als das Hinterende (unsere
Fig. 3). Die Körperbedeckungen sind im Vergleich zu den
oben genannten Sipuncoloiden dünn; es mangeln, bis auf
die Leibesenden, jene Wärzchen, die bei Sip. capitatus den
hinteren Theil des Leibes in einem breiten Streifen umge-
ben und, von etwas anderer Beschaffenheit, bei Phascoloso-
ma granulatum fast die ganze Oberfläche bedecken. Nur,
wie gesagt, an beiden Körperenden verdichten sich die Haut-
bedeckungen und nehmen damit eine ganz schwarzbraune
Färbung an.
Man könnte trotz dem geneigt sein, das Thier für
eine Varietät von Phascolosoma granulatum anzusehen , in
dem Zustande, wo der rüsselartige Vordertheil eingezogen
ist, wenn nicht gerade der dem Rüssel jenes entsprechende
3
Theil unserer Gattung sich völlig anders verhielte. (Man
vergleiche nun Fig. 3a.) Der vordere rüsselartige und ein-
ziehbarer Körpertheil von Phase, gramilatum sitzt auf dem
Centrum des Vorderrandes des dickem Körpertheiles auf.
Einen solchen Rüssel, der ausgestülpt als eine blosse Ver-
längerung des Körpers erscheint, hat Lesinia gar nicht, we-
nigstens habe ich an ziemlich zahlreichen von mir lebend
beobachteten Exemplaren keine derartige Ausstülpung be-
merkt. Der Eingang in den Darmkanal (b) liegt unterhalb
des Vorderendes. Die Abtheilung von b bis d entspricht
einem Schlundkopfe und ist inwendig mit einer aus unzäh-
ligen in spiraligen Streifen geordneten Häkchen bestehen-
den Bewaffnung versehen. Unterhalb d verläuft der schlund-
artige Theil des Darmes (e) auf dem grossen Muskel, der
fast von derselben Ausdehnung und Gestalt wie bei Phas-
colosoma gramilatum ist (f), und welcher unterhalb der knie-
förmigen Beugung des Darmes sich in zwei, an die Kör-
perwandungen sich ansetzende Theile spaltet; der übrige
Verlauf des Muskels in der Körperhöhle ist hier wie dort
ganz frei. Der Darm macht also oberhalb der Theilungs-
stelle des Muskels eine knieförmige Beugung, in welcher
sein Lumen etwas zunimmt, um gleich darauf in dem, un-
ter spitzem Winkel aufsteigenden Theile (g) fast denselben
Durchmesser, wie vorher, wieder zu erlangen. Der Darm
steigt nun abermals abwärts , indem er zuerst unregelmäs-
sig , dann ziemlich regelmässig sich in eine Spirale legt,
deren Windungen sich einander berühren (h). Diese letz-
tere Partie hat den grössten Durchmesser. Die Windungen
drehen sich an den letzten aufsteigenden Theil des Darmes,
während bei Phascolosoma granulatum der aufsteigende, in
den Mastdarm übergehende Abschnitt an den Windungen
sich betheiligt. Die Analöffnung (i) liegt etwas unterhalb
der beiden Oeffnungen bei 1, von welchen je ein langes,
plattes, bandförmiges Organ in die Leibeshöhle hinabhängt.
Die Oeffnungen finden sich auch bei Phascolosoma ; die daran
hängenden je ein Paar gestielte Bläschen hält man für Ge-
schlechtsorgane. Ich kann über die fraglichen Organe un-
serer Gattung nichts Gewisses sagen. An das hintere Ende
des gedrehten Theiles des Darmkanals heftet sich ein aus
1*
4
bindegewebartigen Fasern bestehender Faden (k), der an
das Hinterende der Körperwand geht und der mithin zur
Fixirufig des Harmkanals dient.
Hie Beschaffenheit des eben beschriebenen Harmka-
nals ist so , dass eine Verwechslung mit dem von mir als
Phascolosoma granulatum (Sipunculus verrucosus) abgebildeten
Wurme unmöglich ist.
Mein Exemplar fand ich mit dem Phascolosoma zusam-
men an der Küste von Lesina; auch sie bewohnte, wie jene,
Höhlungen in kleinern und grossem Kalksteinen , aus de-
nen sie oft nur durch das Zerschlagen der Steine heraus-
zubringen waren.
Her Entdecker des höchst sonderbaren, gewöhnlich
mit Sipunculus in eine Familie gebrachten
Priapulus caudatus,
O. F. Müller, hat dieselbe zwar in der Zoologia danica ganz
gut abgebildet, auch hat Guerike in seiner Iconographie eine
Abbildung davon gegeben, dennoch, bei der verhältnissmäs-
sig geringen Verbreitung jener Kupferwerke , halte ich es
für ganz zweckmässig und hoffe mir den Hank der Leser
dieser Blätter zu erwerben, wenn ich einige naturgetreue
Zeichnungen dieses Thieres mittheile auf Taf.II. Fig.4. 4a. 4b.
Fig. 4 giebt das Thier in natürlicher Grösse ; das ei-
chelformige Ende ist das vordere. Es ist durch eine Ring-
falte von dem mittleren quergeringelten Körpertheile abge-
setzt. Hie Oberfläche der Eichel bildet Längsrunzeln, de-
ren Rücken mit unregelmässigen Stachelchen besetzt ist.
Am Vorderende convergiren die Runzeln und senken sich
in eine flache Vertiefung bis zu einem Ringwulste (r), wel-
cher die Mundöffnung (o) umgiebt. In derselben bemerkt
man mit der Loupe zahlreiche, mit der Spitze nach hinten
gerichtete Häkchen.
Her Harmkanal verläuft , sich allmälig etwas verdün-
nend und ohne merkliche Biegungen von vorne nach hin-
ten . wo er unter dem büschelförmigen Anhänge ausmün-
det. An den vorderen, innerhalb der Eichel gelegenen Theil
5
heften sich mehrere musculi retractores , Zweige von 4 gros-
sen Längsmuskeln (b), welche innen auf dem Haütschlauche
anliegen.
Ueber die Bedeutung des büschelförmigen Anhanges
ist man ganz im Unklaren. Man hält ihn gewöhnlich für
ein kiemenartiges Organ, ohne bestimmte Beweise dafür zu
haben.
An die Sipnnculacea schliessen sich als zweite und
letzte Familie der Gephyrea Qntrfgs. die Echiuridae an, wohin
man die in den neueren Werken als Echiurus , Thalassema ,
Bonellia und Sternaspis figurirenden Gattungen zu zählen
pflegt. Sternaspis muss wohl ganz aus dieser Familie ent-
fernt werden . wie aus den Mittheilungen in der Disserta-
tion von Max Müller, hervorgeht (Observationes de vermi-
bus quibusdam maritimis Berlin 1852). Derselbe Autor hat
zum ersten Male ein wirkliches Thalassema genauer beschrie-
ben und anatomirt, eine neue Art ( Th.gigas aus Triest) der
alten, schon von Gärtner aufgestellten Gattung, die in Pal-
las Spicilegia zoologia als Lumbricus Thalassema abgebildet
ist. Ebenfalls hat Max Müller zuerst darauf hingewiesen,
dass die Gattung Bonellia sich von Thalassema äusserlich
nur durch die Form des langen , merkwürdig contractilen
Anhanges am Vorderende unterscheide und dass sie mithin
einzuziehen sei. Fast zu gleicher Zeit ist die Monographie
Schmardas über Bonellia viridis ausgegeben (Denkschr. kk.
Akad. d. Wiss. Wien 1851. uns. Zeitschr. Bd.I. 55). Ich kann
nach eignen, allerdings nur an einem Exemplare angestellten
Untersuchungen mit Schmardas Beobachtungen fast vollstän-
dig übereinstimmen, nur der allgemein angenommenen Deu-
tung der beiden baumförmgen, in die Cloake einmündenden
Organe schliesse ich mich nicht an. Ihre Aehnlichkeit mit
den lungenhaften Kiemen der Ilolothurien ist freilich sehr
gross, allein gerade wegen der äusseren Aehnlichkeit hat
man sich verleiten lassen, ihnen ohne Weiteres dieselbe
Function zuzuschreiben. Ich habe mein Exemplar mehrere
Stunden hintereinander lebend beobachtet, aber noch nicht
das geringste Zeichen bemerkt, dass ein Wasserstrom durch
die Kloakenöffnung ginge. Ferner widerspricht auch die
microscopische Untersuchung des Organs jener Deutung;
6
die Wandungen der Endbläschen verhalten sich ganz drü-
senartig, und so mag das Organ irgend ein Secretionswerk-
zeug sein. Welcher Art? muss ich unentschieden lassen.
Schmarda sammelte seine Exemplare besonders an der Küste
der weit in das Meer vorgeschobenen Dalmatinischen Insel
Lissa. Das meinige fand ich bei Lesina. Rolando und
Milne Edwards haben die Thiere auf der andern Seite von
Italien gesammelt. Bis jetzt aber kennt man überhaupt
nur das Mittelmeer als Fundort dieses höchst interessanten
Wurmes. Die Abbildung in der illustrirten Ausgabe von
Cuviers Regne animal ist auffallend mangelhaft. Wenig lässt
die von Schmarda gegebene zu wünschen übrig. Ich selbst
besitze eine ganz vortreffliche Abbildung von der Hand
meines Reisegefährten, des Herrn Gustos Dormitzer in Prag,
die ich gelegentlich veröffentlichen werde.
Da nun Sternaspis aus-, Thalassema und Bonellia zusam-
fallen, so bleibt nur die Gattung Echiurus übrig, deren Stamm
die ebenfalls in der Spicilegia zool. beschriebenen Lumbricus
Echiurus Pall, bildet. Er gilt jetzt als
Echiurus vulgaris Taf. 2. Fig. 5.
und besitzt einen contractilen Anhang am Vorderende, der
im zusammengezogenen Zustande fast als ein langgezoge-
ner, mit weit übergebogenen Rändern versehener Schöpf-
löffel erscheint. Das Hauptkennzeichen aller Echiurusarten
ist aber die doppelte Borstenzone am Hinterende, während
Thalassema nur zwei hakenförmige Borsten unweit des Vor-
derendes neben den zwei Geschlechtsöffnungen besitzt, die
Echiurus übrigens auch hat. Da auch dieser Echiurus ein
im Ganzen sehr unbekanntes Thier ist, so habe ich es für
zweckmässig und dankenswerth gehalten, ihn gleichfalls ab-
zubilden. Von Echiurus vulgaris unterscheidet sich der von
Quatrefages (Ann. d. sc. nat. 3 ser. VII.) beschriebene Ech.
Gaerlneri unter andern durch das Fehlen des vordem An-
hanges. Beide leben in der Nordsee.
7
Erklärung der Abbildungen.
Taf. I. Fig. 1 Phascolosoma granulatum ; a. die von Tenta-
keln umgegebene Mundöffnung; o. After.
Fig. 2. Sipunculus capilatus.
Fig. 3. Lesinia farcimen ; a. Vorderende.
Fig. 3a. Darmkanal desselben Thieres; a. Vorder-
ende; b. Mundöffnung; c. dem Schlundkopf entsprechender
Theil, bis d; f. Muskel; e. g. h.i. der übrige Verlaüf des Dar-
mes; k. Aufhängefaden; 1. 1. Lage der Geschlechtsöffnungen.
Fig. 3b. Eine Geschlechtsdrüse von Lesinia.
Taf. II. Fig. 4. Priapulus caudatus; nat. Grösse.
Fig. 4a. Das eichelförmige Vorderende desselben;
r. Wulst, welcher die Mundöffnnng, o, umgiebt.
Fig. 4b. Dasselbe Thier geöffnet; a. Darm;
b. Längsmuskeln.
Fig. 5. Echiurus vulgaris ; nat. Grösse, a. vorderer
Anhang, an dessen Grunde sich die Mundöffnung befin-
det; b. After; c. die zwei Borstenzonen.
Geognoslische Schilderung der Gangverhällnisse bei Kot-
lerbach und Poracz im Zipser Comilat
von
L. Zeuschucr
in Krakau.
Das Auftreten der metallischen Ablagerungen in Ober-
ungarn und besonders in den Zipser, Gömörer und Sohler
Gespannschaften ist mit dem Hervorbrechen des Gabbro
aufs genaueste verbunden. Obgleich die Gänge in diesen
Gegenden hauptsächlich in den metamorphischen Schie-
fern hervorzutreten pflegen, befinden sie sich obwohl Seite-
ner auch in andern Gebirgsarten, die auf ganz verschiedene
Weise entstanden sind; nämlich in plutonischen wie Gab-
bro und in sedimentären, in dem liasinischen Alpenkalk-
8
steine und in ganz jungen Sandsteinen, die wahrscheinlich
der miocenen Periode angehören. Wirft man einen Blick
auf die geognostische Karte des Tatragebirges, die ich 1843
in Berlin veröffentlichte , so stellt es sich auf eine klare
Weise heraus, dass die Gänge sich stets an den mächtigen
Gabbrozug halten, der von Osten nach Westen die krystal-
linischen Schiefer durchbricht: auch ihre Anzahl steht im
genauesten Verhältnisse zu den Massen des hervorbrechen-
den Gabbro; je bedeutender sich dieses Gestein auf der
Oberfläche entwickelt , desto mächtiger und häufiger sind
die Gänge ; sie durchwehen ganze Berge in den verschie-
densten Richtungen. Dies ist z. B. der Fall bei Dobschau,
entlang des Thaies der Eisenboch bei Maty Huiletz , bei
Gölnitz und Zakarowce. Zwar scheint die Gegend zwi-
schen Dobschau und Rosenau diese Behauptung zu wider-
legen, wo viele und theilweise mächtige Gänge die krystalli-
nischen Schiefer durchschwärmen. Dieser Einwurf aber wird
aufgehoben durch die Mächtigkeit der Masse des Gabbro
bei Dobschau, und des Babina-Berges bei Olaszy (Wlachöw)
sowie durch das gangartige Vortreten des Serpentin , im
Kalkstein am Fusse der schönen Gangruine Krasnohorka.
— Der Serpentin und Gabbro stehen in Oberungarn im ge-
nauesten Verhältnisse zu einander, und gehen in einander
über, wie am südlichen Abhange des Bergrückens Hegen
oberhalb Wagendrüssel , und im Hegengebirge selbst ; bei
Golnitz und Dobschau aber hebt sich der Serpentin als
vereinzelte Kuppe zwischen dem Talkschiefer oder Liaskalk-
stein empor. —
Von Dobschau aus gegen Westen ist der Talkschiefer
mächtig entwickelt, in dieser Gegend erscheint kein Gab-
bro , und zugleich sind auch keine Gänge vorhanden ; nur
bei Libethen und Pojnik findet eine Ausnahme statt und
da finden sich an Metallen arme aber durch ihre interes-
santen Mineralien allgemein bekannte Gänge. In der Nähe
dieser beiden Orte durchbrechen dunkelgrüne , innig ge-
mengte Gebirgsarten den liasinischen Kalkstein, als bei der
Segemühle Prjechad und im Thale Hnusna unweit Moscie-
nica. Beudant bestimmt diese Gebirgsart als Grünstein, da
aber in dieser ganzen Gegend keine ächten Grünsteine vor-
9
kommen, und das Gestein viele Aehnlichkeit mit dem dich-
ten Gabbro hat, so ist es sehr wahrscheinlich, dass auch
diese Eruptionen dem Gabbro beigezählt werden dürfen.
Wenn das Auftreten des Gabbro das Erscheinen der
Metallgänge als Folge nach sich zieht, so ist damit noch
nicht gemeint, dass diese Gänge zugleich mit dem Gabbro
hervorgetrieben wurden ; seine Anwesenheit scheint nur die
Emanation der metallischen Gänge gefördert zu haben, denn
sie durchschneiden ebenso diese plutonischen , wie auch die
metamorphischen und sedimentären Gebirgsarten. —
Die geognostischen Verhältnisse der Gänge von Kotter-
bach undPoracz, die im G abbro aufsetzen und durch ihren Me-
tallreichthum gegenwärtig in Ungarn wichtig werden, will ich
beschreiben. Sie liegen fast am westlichen Ende des mächtigen
Gabbro - Durchbruchs, der hier über 3000' Mächtigkeit hat,
an dessen nördlichem Abhange. In ihrer unmittelbaren Nähe
treten Gänge in krystallinischem Schiefer wie der Gang im
Zlatniker Thale , der Gang der Allerheiligen Grube und ei-
nige andere gegenwärtig verlassene auf. — Am westlichen
Ende des Gabbro - Zuges sind nur seine Bestandteile ge-
sondert, man unterscheidet deutlich den dunkelgrünen, fast
schwarzen Diallag mit weissem, selten röthlichem feldspath-
artigem Mineral , dicht oder versteckt blättrig, und gewöhn-
lich Saussurit genannt. Sowohl Diallag als Saussurit sind
ziemlich in gleicher Menge vorhanden ; die ausgezeichnet
blättrige Structur des ersten macht das Gestein schiefrig;
und diese Absonderungen sind um so vielfacher, je bedeu-
tender Diallag vorherrscht ; wenn Saussurit wieder Oberhand
nimmt, werden diese Absonderungen seltener und das Ge-
stein verwandelt sich zugleich in eine massige Felsart.
Die deutliche Trennung der Bestandtheile des Gabbro be-
schränkt sich nur auf eine kleine Strecke von Dobschau,
wo die reichen Kobaltgänge, genannt Marienstollen, There-
sienstollen, Adam und Eva, denselben durchsetzen; eine
kleine Viertelstunde weiter gegen Osten vermengen sich die
Bestandtheile dieser beiden Mineralien genau und bilden
ein derbes Gestein von graulich - grüner , stellenweise ins
Blau spielender Farbe. Wären die Uebergänge der körni-
gen in dieser Varietät nicht wahrnehmbar, so würde man
10
leicht diese Gebirgsart als Diorit betrachten können. In
der Gegend von Wagendrüssel auf dem Gebirgsplateau Kry-
we-Pole oder krummes Feld genannt, oberhalb Kotterbach
in einem pistaciengelben derben Minerale , das viele Aehn-
lichkeit mit Serpentin hat, sondern sich grosse krystallini-
sche Körner von graulicher Farbe und durchscheinend an
den Kanten aus.
Der dichte Gabbro hat keine bestimmten Absonderun-
gen, seltener ist er dickschiefrig ; gewöhnlich bedingt dieses
ein glimmerartiges feinschuppiges Mineral von gelblich grüner
Farbe. Stellenweise gewinnt dieses schuppige Mineral die
Oberhand, ertheilt dem Gestein seine bedeutende Weichheit
die es sonst nicht zu haben pflegt, und wird gelblich oder
graulich grün. Diese Abänderung bildet unter andern ei-
nen Theil des Berges Babiny unweit Gross-Hnulez, am Ab-
hange des Rückens, welcher Gölnitz und Zakarewce trennt,
wo der Meierhof Analizowy steht. — Ausser dem glim-
merartigen Minerale finden sich dünne Adern von weissem
Quarz.
Dafür, dass Gabbro eine eruptive Gebirgsart ist, finden
sich an vielen Punkten hinlängliche Beweise , er ist aller
Wahrscheinlichkeit nach erst nachdem das Talkschieferge-
birge bestand, aus einer mächtigen Spalte hervorgebrochen ;
ähnlich wie Basalt erscheint er hie und da in vereinzelten
Kegeln. In der Gegend von Gölnitz und weiter südlich an
dem Folkmarer und Kaschauer Hammer erscheinen verein-
zelte Gabbrokuppen , mitten im Talkschiefer. In der Nähe
des Gabbro-Durclibruches erscheint in ähnlichen Verhältnis-
sen Serpentin zum Kalkstein an beiden entgegengesetzten
Enden der gestreckten Gabbro-Eruption : am westlichen bei
Dobschau ragt Serpentin aus dem Kalkstein und Talkschie-
fer hervor, und am östlichen bei Jäkelsdorf tritt er mitten
im Kalkstein auf. Nicht nur das sporadische Erscheinen des
Gabbro deutet auf den plutonischen Ursprung, sondern es
sind auch unmittelbare Beweise vorhanden, dass dies Ge-
stein als eine feurig flüssige Masse hervorkam. Die zacki-
gen Felsen, welche aus dem Plateau Krywe-Pole südlich
oberhalb Kotterbach hervorragen, enthalten Bruchstücke von
verschiedener Grösse von Glimmerschiefer im Durchmesser
11
von ein bis drei Fuss Länge. Sie haben gewöhnlich eine
abgerollte glatte Oberfläche. Noch grösser sind eingeschlos-
sene fremde Gebirgsarten bei Gölnitz; sie werden zu förm-
lichen Blöcken mit abgestumpften Kanten, und sind in sol-
cher Menge angehäuft, dass das Gestein in demselben, der
am Wege zwischen Golnitz und Jäkelsdorf sich erhebt, das
Ansehen eines Conglomerats bekommt. In der Grube von
Kotterbach selbst hat der Gabbro eckige Bruchstücke von
Kalkstein, die allen Anzeichen nach aus dem nahegelege-
nen Kalkfelsen ab stammen. Die Fremdlinge sind gewöhn-
lich grau und derb , stellenweise krystallinisch feinkörnig
und viel heller. Stellenweise verbindet sich der Kalkstein
mit dem Gabbro innig und ertheilt ihm das Ansehn einer
homogenen dichten Masse , die oliven oder graulich grün
wird, mit dunkelgrünen unbestimmten Flecken. Diese Ab-
änderung des Gabbro pflegt stark in Säuren aufzubraus&n,
was gewöhnlich nicht der Fall zu sein pflegt. Bei Kotter-
bach und Poracz sind die Kalksteine in der Nähe des Gab-
bro durchgängig verändert: ihre graue Farbe geht in gelb-
liche über, auch sind sie heller geworden. Ihre Schichten-
absonderungen aber sind von unregelmässigen Absonder-
ungen zerklüftet, wodurch die ersten vollends undeutlich
geworden. Bei Jäkelsdorf unfern Golnitz am südlichen Ab-
hange des Kaschauer Berges ist der Kalkstein noch bedeu-
tender verändert worden ; er ist halbkrystallinisch, wird fast
weiss, und an den dünnen Kanten durchscheinend ; seine
Schichtenabsonderungen ersetzen viele parallele Abson
derungen, die so in verschiedenen Richtungen sich kreu-
zen, und stellenweise mehr oder weniger das Gestein in
würfliche Stücke umwandeln. Aehnliche Veränderung hat
auch Serpentin in dieser Gegend hervorgebracht. Im Thale
Kijary bei Jäkelsdorf berührt er Kalkstein , dessen Struktur
krystallinisch feinkörnig geworden ist; dies ist aber nicht
der Fall am Abhange Strmna bei Dobschau, wo der Kalk-
stein grau geblieben ist. Solche Veränderungen kommen
nicht zum Vorschein bei blossem Contacte , der keine we-
sentlichen Umwandlungen gewahr werden lässt; im Gegen-
theil ist es öfter , als wäre zwischen beiden Gebirgsarten
eine gewisse Verwandtschaft bemerkbar, die sich durch
12
Uebergänge kund giebt. Unter andern in der Grube die
Bindt bei Johannesstollen unfern Iglo gehen so unmerklich
diese beiden Gesteine über, dass ich nicht wage die Gränze
festzustellen. Kotterbaeh liegt in einem tiefen engen Thale,
welches sich von Westen nach Osten erstreckt, und durch
ein gegen Norden hinziehendes Querthal in das hüglige
Land der Zips mündet ; gegen Osten steigt das Thal rasch
bis zum Rücken, auf dem das Dorf Poracz liegt. Der süd-
liche Abhang dieses Thaies und das geräumige Plateau, ge-
nannt Krywe Pole bestehen aus dichtem grauen Gabbro,
der nördliche Abhang aber besteht theilweise aus Gabbro,
auf welchem rother Lias - Kalkstein ruht; der Kalkstein ist
graulich weiss und etwas körnig , am Rochusstollen von
Kotterbach durchziehen ihn unendlich viele Adern von
weissem Kalkspath, in dem sich Nester ausgefüllt mit Kalk-
spath - Krystallen vorfinden, weiter gegen Marydorf ist das
Gestein grau und derb, und zeigt keine Veränderung. Die
zwei Kotterbacher Gänge , auf denen die vielen Gruben
bauen , ziehen sich am nördlichen Thalabhange hin und
haben fast dieselbe Richtung, von Osten nach Westen sind sie
aber mit einander nicht parallel, sondern stossen unter ei-
nem sehr spitzigen Winkel auf der Höhe gegen Poracz
zusammen. Der nördliche untere Gang, genannt der Grobe
Gang, erstreckt sich von Westen nach Osten in h. 7, der
Homgud oder Drozdziakowergang hora 6 ; beide sind gegen
Süden geneigt, der erste unter einem Winkel von 70° — 80°,
der zweite unter 80° — 85°. Beide Gänge trennt ein Keil vom
derben Gabbro, beiläufig 300 — 400 Fuss mächtig; seine
mineralogischen Charaktere gleichen vollkommen dem ge-
wöhnlichen derben Gabbro , aus dem mächtige Berge be-
stehen. Dieser Umstand beweist also, dass die Gangge-
steine, so mächtig dieselben auch hier hervortreten, keinen
Einfiuss auf die Veränderung der Structur des Nebenge-
steines ausgeübt haben.
Die beiden Gänge nähern und entfernen sich von ein-
ander auf eine ganz unbestimmte Weise, ihre Mächtigkeit
pflegt davon abzuhängen. Im Allgemeinen schwankt die
Mächtigkeit der einzelnen von 6' bis 80'; gewöhnlich pflegt
dieselbe zwischen 20 und 30 Fuss zu schwanken ; zuwei-
13
len erreichen beide zusammen eine Mächtigkeit von 120'.
Die Gangmasse wird stets vom Gestein durch ein deutli-
ches gelbes thoniges Saalband getrennt, das 1 — 2 Zoll dick ist.
Die Gangmasse beider Gänge ist fast ganz ähnlich
und besteht hauptsächlich aus weissem Quarz, grobkörni-
gem Spatheisenstein und grosskörnigem Schwerspath. Ein
wesentlicher Unterschied der Ausfüllungsmasse in beiden
Gängen ist nicht wahrnehmbar, nur in ihrer Ausdehnung
finden merkliche Unterschiede statt: in den östlichen Thei-
len erhält Schwerspath die Oberhand. Auf dem Wege nach
Poracz, wo der Gang zu Tage geht, tritt das weisse Mine-
ral bis 30' mächtig auf, und die Wagen haben Geleise da-
rin gemacht. In der westlichen Hälfte ist Spatheisenstein
und Quarz überwiegend. Diese drei Gangmineralien sind
am genauesten unter einander verbunden und deuten auf
ein gleichartiges Entstehen: mitten im krystallinisch gross-
blättrigem weissen Schwerspath sind isabellgelbe Spathei-
sensteinkrystalle porphyrartig eingeschlossen. Ebenso ver-
hält sich Spatheisenstein zum Quarze ; in der weissen Quarz-
masse sind ebenfalls Spatheisensteinkörner porphyrartig
eingesprengt ; seltener in der Masse des Spatheisensteines
winden sich verschiedenartige anast omosir ende weisse Quarz-
adern. Nur eine gewisse Art von Repulsion findet zwi-
schen Schwerspath und Quarz statt. Gewöhnlich pflegen
diese beiden Mineralien dicht neben einander vorzukom-
men. Nehmen die Gänge bedeutender an Mächtigkeit zu,
so pflegt gewöhnlich schiefriger grüner Talk sich einzufin-
den, und bildet mächtige Zwischenlager der Gangarten. Es ist
ein schiefriger Talk, der der Luft ausgesetzt sich aufblättert;
öfters mengen sich mit dem Talk plattgedrückte Linsen von
gemeinem gräulich blauem Quarz, und bilden ein deutliches
Gemenge, das von Talkschiefer nicht zu unterscheiden ist,
und auch allgemein verbreitet ist, bei Kotterbach und weiter
gegen Süden. Gewöhnlich findet man diese beiden kalki-
gen Gesteine als Scheiden der Kotterbacher Gänge durch
das thonige Saalband vom Gabbro getrennt.
Diese Umhüllung der Gangmasse ist eine Art von
Scheide von körnigem Talkschiefer und Schieferkalk, welche in
Oberungarn nicht ein vereinzeltes Phänomen ist; sie ist sogar
14
vielen Gängen von Oberungarn eigentümlich. Alle Grau-
spiessglas-Gänge von Magörkaund den nahegelegenen Gruben
im Ziptauer Comitat setzen in Granit auf und sind durch eine
solche Scheide vom Talkschiefer deutlich getrennt ; dasselbe
wiederholt sich in dem kleinen Kohlbachergange im Tatra-
gebirge, in dem merkwürdigen Gange von Wikartowce; im
südwestlichen Theile der Zips, am nördlichen Abhange der
mächtigen Gebirgsmasse Kralowa Hola , welche einen ganz
jungen Sandstein durchsetzt , der sich gegen Sungawa bis
nach Strba zieht, und durch Cerithien und andere tertiäre
Versteinerungen characterisirt ist. Diese talkigen Gesteine
bilden einen wesentlichen Bestandteil der Gänge von Kot-
terbach und finden sich mitten in der Gangmasse öfter in
abwechselnden Lagen; gewöhnlich aber pflegen sie bedeu-
tender an den Wänden des Ganges zu erscheinen. In den
drei Hauptbestandteilen des Kotterbacher Ganges nämlich
in Quarz, Spatheisenstein und Schwerspat sind die metal-
lischen Mineralien verteilt und zwar in bedeutender Masse
Kupferkies und Quecksilberhaltiges Fahlerz etwas weniger
Zinnober und Schwefelkies ; gewöhnlich gewinnt Kupferkies
oder Fahlerz die Oberhand, und bildet plattgedrückte 2 — V
starke und 20 — 60' lange Linsen, öfters mengen sich diese
beiden Schwefelmetalle, und in der ganzen Masse des Fahl-
erzes sind mehr oder weniger einzelne messinggelbe Punkte
von Kupferkies oder seltener dünne Adern angehäuft und
umgekehrt in der homogenen Kupferkiesmasse sind ein-
zelne Fahlerzpunkte zerstreut. In der Nähe des Fahlerzes
zeigt sich an einigen Punkten krystallinisch körniger Zino-
ber in kleinen Körnern, seltner bilden beide ein Gemenge;
öfter sind diese beiden Mineralien in Spatheisenstein oder
in Schwerspat eingesprengt. In der Nähe des Zinobers
ziehen sich in einer Entfernung von i/2 — 1 Zoll eine Schaar
kleiner Schwefelkies -Hexaeder , die wie der Trabant eines
Planeten nie zu fehlen pflegen. Sehr selten ebenfalls in
der Nähe von Fahlerz in nicht unbedeutenden Qualitäten
(1 Centner und noch mehr), finden sich vor gediegenes
Quecksilber, wie es mir glaubwürdige Bergleute von Kot-
terbach vielmal erzählten; in den Zellen des Brauneisenstein
aber einzelne Tropfen von der Grösse eines Stecknadelkno-
15
pfes dieses flüssigen Minerals. Dieses letzte scheint wahr-
scheinlich eine Umwandlung des Zinobers zu sein, der eben-
falls in den Zellen des Brauneisensteins pulverförmig vor-
kommt.
Die mächtige Masse von Spatheisenstein, welche die
Kotterbacher Grube ausfüllt, begleitet an einzelnen Punk-
ten schuppiger Eisenglimmer, welcher öfters sehr bedeutend
entwickelt ist und 3 — 4' mächtige Lager bildet. Der Eisen-
glimmer ist gewöhnlich mit erbsen grossen Körnern von
Kupferkies gemengt, die mehr oder weniger angehäuft sind,
und Knoten bilden, welche die schuppige Textur dieses Mi-
nerals theilweise bedingen. Obgleich die Mineralien der
Kotterbacher Gänge eine ausgezeichnete krystallinisch blätt-
rige Structur haben, so finden sich höchst selten schöne Kry-
stalle vor, ausnahmsweise zeigt sich eine kleine Druse mit
Spatheisenstein -Krystallen ausgekleidet, noch seltener von
Schwerspath, denn seit 20 Jahren hat sich nur einmal eine
grosse Druse mit schönen Krystallen, später keine mehr,
gezeigt. Häufiger sind kleine Drusen im Quarz mit Kalk-
spathkrystallen ausgekleidet. ; das erstere Mineral findet sich
in ganz kleinen, kaum erkennbaren Krystallen begleitet von
Fahlerzkry stallen. Im Allgemeinen sind die Drusen in Kot-
terbach wie in allen mir bekannten Zipser und Gomerer
Gängen nur Ausnahmen: die mächtigen Gänge von Talk-
schiefer von Slawinka* Gölnitz , Zakarowce , Widna Banga
bei Bela, Rinnergang bei Klein-Huilez. Auf der Bindt bei
Holemanowice , Einsiedel, Matzensieffen und Schmölnitz,
sowie auch die Gänge um Rosenau Wlachy (Plah Potaka)
Dobschau u. s. w. und die Gangspalte im Gabbro von Dob-
schau und Kotterbach bestehen aus homogenen Massen
ohne Blasen oder Drusenräume, oder finden sich solche mit
höchst seltenen Ausnahmen.
In dem obern Theile der Kotterbacher Gänge pflegt
sich Spatheisenstein stets in Brauneisenstein umzuwan-
deln, am deutlichsten ist dieses in den hoch östlich gele-
genen Gruben wahrzunehmen , in der Grube Josephi-Ober-
stollen auch Zinobergang genannt; bei Poracz ist Spath-
eisenstein gänzlich verschwunden und in dichten oder zel-
ligen Brauneisenstein mit selten eingesprengten unreinen,
16
dichten Quarz verwandelt. Der Gang ist hier 30' mächtig
und 100' in die Tiefe, soweit die Bergarbeiten reichen, hat
die Umwandlung stattgefunden. Mit dem Spatheisenstein
scheint gewöhnlich der blättrige Zinnober zugleich nicht um-
gewandelt zu sein, sondern sein Aggregationszustand hat
eine Veränderung erlitten. Aus dem krystallinisch blättri-
gen ist er erdig geworden und hat eine hoch scharlachrothe
Farbe erhalten. Ausnahmsweise finden sich Kügelchen von
gediegenem Merkur von der Grösse eines Stecknadelkopfes,
die wahrscheinlich aus einer Umwandlung herrühren. Diese
Nachricht ertheilte mir der Verwalter dieser Gruben und
andere glaubwürdige Bergbeamte von Kotterbach. Unver-
änderter Eisenglimmer findet sich mitten im dichten Braun-
eisenstein an einzelnen Stellen.
Die Schwefelmetalle in den tiefem Theilen der Gänge
sind fast immer unverändert geblieben, nur an einzelnen
Stellen verwandelt sich Kupferkies in Malachit, selten in
Kupferlasur; Fahlerz widersteht noch mehr, erleidet aber
dieselben Umwandlungen bei den derben Abänderungen, die
krystallirten aber überziehen sich mit einer sehr dünnen
unebenen Kruste von Kupferkies und einem schwarzen Pul-
ver, dessen Zusammensetzung nicht genauer untersucht
werden konnte.
Der grosse Mineralreichthum der Kotterbacher Gänge
befindet sich nach den jetzigen Erfahrungen fast in der
Mitte ihrer bekannten Tiefe ; ob der Adel in der Tiefe zu-
nimmt oder sich vermindert, kann gegenwärtig nicht er-
mittelt werden, da der Gang ziemlich einen gleichen Cha-
racter behält, und in seiner Ergiebigkeit ziemlich constant
bleibt.
Die beiden Gänge von Kotterbach sind wahre Spal-
tenausfüllungen im derben Gabbro; sie ziehen sich fast
parallel, aller Wahrscheinlichkeit nach stossen sie unter ei-
nem sehr spitzen Winkel in ihrem östlichen Ende auf der
Höhe zwischen Kotterbach und Poracz zusammen. Ob die
Gänge weiter fortsetzen ist unbekannt. Gabbro ist hinter
Poracz durch Kalkstein abgeschnitten. Die Ausfüllungs-
masse der Gänge besteht aus oxydirten und geschwefelten
Mineralien; die erstem bilden die Hauptmasse, die andern
17
sind untergeordnet. Die Gangmasse in der westlichen
Hälfte der Gänge hat überwiegenden Quarz und Spatheisen-
stein, in der östlichen waltet der Schwerspath vor; aber
damit ist keineswegs gemeint, dass alle drei Gangarten
nicht zusammen erscheinen ; öfters verbindet sich der Schwer-
spath am innigsten mit Spatheisenstein; in dem schnee-
weissen schwefelsauren Minerale sind Spatheisensteinkry-
stalle porphyrartig eingesprengt , welche durch ihre isabell-
gelbe Farbe abstechen; der Quarz pflegt sich nicht so in-
nig mit Schwerspath zu verbinden, und bildet mehr oder
weniger zusammenhängende Platten; in genauere Verbin-
dungen aber tritt Spatheisenstein mit dem Quarz auf.
Aus den Untersuchungen von Bischof ist es erwiesen,
dass kohlensaures Eisen wie schwefelsaure Baryterde nur
massige Sedimente sein können. Der Spatheisenstein bil-
det unendlich viele Lager in Neocomien Karpathensandstein,
die mit Schichten von Sandstein, Mergel und Thon wech-
sellagern; mitten in diesem kohlensauren Eisenoxyd -Lager
sind an vielen Orten Abdrücke von Fucoiden so zu Kibotyn
bei Stramberg in der Gegend von Ustroe bei Biolitz. Zwar
unterscheidet sich der Spatheisenstein durch seine Feinkör-
nigkeit und öfters durch einige Beimengungen von Thon,
in den Gängen von Ungarn sind sie ausgezeichnet krystal-
linisch und grobkörnig. Dass Schwerspath im feurigen flüs-
sigen Zustande die Gangspalten nicht ausfüllen konnte, be-
weist der Umstand, dass die grösste Hitze die man hervor-
bringen kann nicht im mindesten im Stande ist, dieses Mine-
ral in Flüssigkeit zu versetzen, angenommen aber diesen
Fall, müssten die kohlensauren Eisenoxyde zersetzt worden
sein, was aber nicht der Fall ist. Dieses Mineral ist voll-
kommen erhalten und öfters mitten im Schwerspath ein-
geschlossen. Mit diesen Gangmineralien verbinden sich am
innigsten Schwefelmetalle ; eine Trennung ist eben so unna-
türlich als nicht denkbar. Die Gangausfüllung kann nur auf
dieselbe Art vorgegangen sein, und dies ist der nasse Weg.
Sind die Gangmineralien aber Ausfüllungs- oder Aus-
scheidungsmassen ? Wirft man einen unbefangenen Blick auf
die Kotterbacher Gänge, so findet man, dass diese Gang-
mineralien und dieses Nebengestein aus ganz verschiedenen
2
18
Mineralien zusammengesetzt sind; unter ihnen findet auch
nicht die mindeste Verwandtschaft statt. Wenn diese mäch-
tigen Gänge Ausscheidungen wären, welche bis 120' errei-
chen, wo der Schwerspath allein bis 30' Mächtigkeit erhält,
so dürfte etwas von den Mineralien, von Schwerspath, Spathei-
senstein, Quarz sich auch im Nebengestein vorfinden, dies ist
jedoch niemals der Fall; nicht die mindeste Spur von ihnen
findet sich im Gabbro ; nur Quarzadern machen eine Aus-
nahme. Ich hatte Gelegenheit den Gabbro an sehr vielen
Punkten zwischen Dobschau und Göllnitz zu untersuchen,
aber nirgends sah ich auch nur eine Spur von Spatheisen-
stein und Schwerspath. Dass Schwerspath keine Ausschei-
dung aus dem Gabbro ist und mit ihm in keiner Verbindung
steht dafür geben wohl den Beweis die Zipser Gänge selbst
ab. In der Nähe von Kotterbach sind im Gabbro einige
Gänge, die keine Spur von Schwerspath zeigen als der Rin-
nengang im Thale Eisenbach auch Maly Huilec genannt,
dessen Gangmasse aus gemeinem, weissen öder grauen
Quarz , grosskörnigem Spatheisenstein und etwas weissem
blättrigen Braunspath mit Kupferkies besteht; dasselbe findet
statt in dem Dobschauer Gange, der den krystallinisch körni-
gen Gabbro durchsetzt, und zwar in den Gängen wo die be-
kannten Gruben Marienstollen, Theresienstollen, Adam und
Eva (dichter Gabbro) sich befinden. Die Gangmasse dieser
drei Gänge besteht aus Quarz und weissen blättrigen Braun-
spath mit Kupferkies, Fahlerz und Speiskobalt; dasselbe
wiederholt sich in den Gängen von Zakarowce und Gölnitz,
die im dichten Gabbro aufsetzen; ihre Gangmasse besteht
ebenfalls aus Quarz und Spatheisenstein und darin sind Ku-
pferkies und Fahlerz eingesprengt. Die Gangmasse meh-
rerer Gänge in der Nähe von Kotterbach, die verschiedene
Arten krystallinischen Schiefer durchschneiden , ist theil-
weise aus Schwerspath zusammengesetzt. Folgendes will
ich als Beispiel erwähnen. Im Zladniker Thale bei Poracz
durchsetzt der Gang schwarzen seidenartigen Schiefer, pri-
mitiven Thonschiefer, seine Gangmasse besteht aus Quarz,
Spatheisenstein und weissem blättrigen Schwerspath, in wel-
chen Kupferkies, Fahlerz und Zinober eingesprengt sind;
auf dem mächtigen Rücken vom Thale Kijary bei Jäkelsdorf
19
unfern Gölnitz tritt ein Gestein auf, das aus rothen Talkschiefer
und Talksandstein, wenn ich diese Gebirgsart so benennen
darf, besteht. Diese Felsart setzen abgerundete Quarzkörner
von der Grösse des Hanfsamen und ein rothes talkartiges
Mineral zusammen. Sie wird von einem Gange durchsetzt,
der aus weissem Quarz und weissem Spath als Schwerspath
mit Fahlerz und Kupferkies besteht; die Gänge von Nieder-
Splana im Gomörer Comitat liegen im grünen Talkschiefer,
ihre Gangmasse besteht aus weissem Quarz und Schwerspath
mit Kupferkies, Zinnober, Fahlerz, natürlichem Amalgam
und Schwefelkies. Noch entschiedener beweist aber der Gang
im Berge Czuntowa bei Dobschau, dass die Gangausfüllun-
gen der hiesigen Gänge keine Ausscheidungen sind. Die-
ser Gang durchsetzt deutlich geschichteten liasinischen Al-
penkalkstein und erreicht stellenweise eine Breite von 20'.
Seine Gangmasse besteht aus einer Art von zersetztem
Bitterspath, der in Brauneisenstein umgewandelt ist, mit
erhaltenen Blätterdurchgängen. Das Ganze ist mehr oder
weniger leicht zerreiblich ; in dieser Gangmasse sind Schwer-
spath , Zinnober und Fahlerz eingesprengt. Der Zinnober
in pulverförmigen Zustande, ähnlich wie im Brauneisenstein
bei Kotterbach, das Fahlerz in kleinen Körnern und meist
in Malachit verändert. Schwerspath bildet 1/2 — 2 Zoll
grosse Körner, und hat eine ausgezeichnete krystallinische
Structur. Im Allgemeinen also können Schwerspath, Spath-
eisenstein, Braunspath und Quarz mit den verschiedenen
Schwefelmetallen keine Ausscheidungen aus dem Nebenge-
stein sein, denn es sind ganz fremdartige Mineralien; sie
finden sich ebenso in sehr verschiedenen plutonischen, me-
tamorphischen und neptunischen Gesteinen, und ebenso
fehlen einigen diese Mineralien. Dieser Umstand berechtigt
zur Annahme, dass die Gangmasse aus fremdartigen Be-
standteilen besteht, die mit dem Nebengestein in keiner
Beziehung stehen.
Ebenso entschieden beweist der Gang von Wikartowce,
genannt Berdarowa Kopolnia, dass das Ganggestein keine
Ausscheidung ist. Die geognostischen Verhältnisse dieses
Ganges machen denselben zu dem merkwürdigsten in Ober-
Ungarn, und darum erlaube ich mir denselben etwas näher
2 *
20
zu beschreiben. Sein mineralogischer Character ist voll-
kommen ähnlich denen, welche die Schiefer und Gabbro
durchsetzen, aber das Gestein welches er durchzieht ist
ganz verschieden ; es gleicht einem jugendlichen Sandstein
von feinkörnigem mürben Gefüge und stellenweise verwan-
delt es sich in Conglomerat von hellgrauer Farbe. Dieser
Sandstein füllt das Thal von Wikartowce aus zwischen dem
Fusse der Kralowa Hola, der letzten Höhe des Gebirges
Nipte Tatry, und dem Porphyr - Gebirge , welches oberhalb
Styrba und Luczywna sich erhebt. Diese Sandsteine ziehen
sich continuirlich gegen Styrba und Luczywna und gehen in
graue Thone über, welche tertiäre Versteinerungen wie Ce-
rithium u. a. m. enthalten. Bei Suczany zeigen sich dünne
Lager von Braunkohle, die öfters aufgenommen, gewöhnlich
aber ohne Erfolg verlassen wurden.
Der Gang Berdarowa Kopolnia befindet sich westlich
von Wikartowce und durchsetzt grauen Sandstein mit vie
len beigemengten Blättern von silberweissem Glimmer; ge-
wöhnlich theilt er sich in dünne Schichten 1 — 2 Fuss mäch-
tig, sie werden auch wenige Zoll dick, wenn das thonige
Bindemittel bedeutendere Oberhand nimmt. Die Gangmasse
ist ganz verschieden von dem durchsetzten Gesteine; sie
ist vollkommen krystallinisch und besteht hauptsächlich aus
grauem Schieferkalk, von unendlich vielen dünnschiefrigen
Absonderungen getheilt. Aus diesem Talkgesteine sondert
sich in dicken Adern weisser Quarz mit eingesprengten
Körnern von dunkelgrauem Fahlerz aus, gewöhnlich von
der Grösse einer Erbse ; früher soll dasselbe mehr concen-
trirt vorgekommen sein. Das Fahlerz ist sehr geneigt sich
in Malachit umzuwandeln und bildet Krusten auf dem Quarz
oder färbt ihn mit schöner grüner Farbe. Das Streichen
des Ganges ist NW. Hora 4, das Fallen südlich unter 70
Grad. Die Mächtigkeit der ganzen Gangmasse sammt dem
talkigen Mittel beträgt 6 — 8 Fuss, des ausgeschiedenen
Quarzes lJ/2 — 2 Fuss. Stellenweise zeigt sich eine zweite
quarzige Ader, die sich zur ersten schief neigt. Ein gelbes
thoniges Saalband 1 — 2 Zoll dick, schneidet die talkige' Gang-
masse von dein sandsteinartigen Gesteine, und giebt eine
scharte Trennung zwischen der Gangmasse und Felsart ab.
21
Aus der eben gemachten Beschreibung des Ganges
von Wikartowce zeigt sich, dass der Quarz mit dem metal-
lischen Antheil und Schiefertalk gleichzeitig gebildet wur-
de ; hiermit wird erklärt, das problematische Hervortreten
dieses Gesteines oder Talkschiefers (Gemenge von Talk und
Quarz) in vielen Gängen von Oberungarn, unter andern bei
Kotterbach, wo der Gang den Gabbro, bei Magorka den
Granit durchsetzt u. s. w. Aus der Beschreibung des Kot-
terbacher Ganges hat es sich erwiesen, dass die Gangmasse
auf nassem Wege entstehen konnte, da aber dieselbe ge-
nau mit Schiefertalk verbunden ist , so konnte dieses Ge-
stein nur auf eine ähnliche Weise entstanden sein. Schie-
fertalk darf also nicht immer als eine metamorphische Ge-
birgsart betrachtet werden. Es muss dahin gestellt bleiben,
ob im Allgemeinen die Talkschiefer und andere krystallini-
sche Schiefer, die damit am genauesten verbunden sind, auf
wässrigem Wege gebildet werden; es ist aber dafür viele
Wahrscheinlichkeit. Entschiedene Beweise können gegenwär-
tig nicht geliefert werden, so viel ist jedoch bestimmt, dass
in der Gegend von Dobschau an dem mächtigen Rücken,
Langenberg genannt, es Talkconglomerate (Gemenge von
Talk- und abgerundeten Quarzkörnern) und Mergelconglo-
merate giebt, die unter einander abwechseln, die letzten
enthalten selbst Abdrücke von Nucula mit deutlich erhalte-
nem Schloss; diese beiden Gesteine können auf einem und
demselben Wege entstanden sein, und nur verschiedene
chemische Verbindungen haben Talk und Mergel hervorge-
bracht.
Aus dem Gesagten geht hervor, dass in Oberungarn:
1) die Metallgänge wässrige Niederschläge sind, die
wahrscheinlich von Quellen abgesetzt worden;
-2) zugleich mit dem Ganggesteine Schiefertalk und
körniger Talkschiefer gebildet sind.
3) Es scheint, dass die Gänge, die einen gleichen mi-
neralogischen Character zeigen, sehr jungen Ursprungs,
und zwar nach der miocenen Periode entstanden sind.
22
Ueber Misy aas dem Rammeisberge bei Goslar
von
Fr. Ulrich
in Ocker.
Die Auffindung des Voltaits im Rammeisberge*), wel-
chen man bislang nur von der Solfatara bei Puzzuoli kannte,
veranlasste mich zu einer Vergleichung der an den beiden
genannten Orten sich ausserdem findenden Mineralien. Ich
beschloss eine vergleichende Uebersicht der Mineralbildun-
gen beider Lokalitäten auszuarbeiten, weil sich herausstellte,
dass an denselben sehr verwandte chemische Vorgänge statt-
gefunden haben mussten , und weil ich demnach erwarten
konnte, dieselben Mineralien, welche in der Solfatara Vor-
kommen, oder doch wenigstens verwandte Bildungen unter
den Körpern anzutreffen, aus denen der alte Mann im Ram-
melsberge besteht.
Im Allgemeinen hat sich dies bestätigt, aber meine
Beobachtungen über den fraglichen Gegenstand sind noch
nicht so weit gediehen, dass ich es wagen könnte, mich
schon jetzt im Zusammenhänge darüber zu äussern. Nur
über ein Mineral aus den alten Grubenbauen des Rammeis-
berges, welche jetzt das unter dem Namen Kupferrauch be-
kannte Material zur Herstellung eines unreinen Eisenvitriols
liefern, über das Misy, mögen hier einige Bemerkungen
folgen.
Das Misy findet sich im alten Mann des Rammelsber-
ges in mehr oder weniger reinen klumpenförmigen Aus-
scheidungen und stellt sich theils als loses Aggregat klei-
ner Kry stallschüppchen von i/2il1 Grösse, oder als eine fein-
körnige beinahe dichte Masse von blass schwefelgelber bis
citronengelber Farbe dar. Bezüglich der Textur könnte man
mehrere Varietäten unterscheiden, doch gehen alle in ein-
ander über und keiner ist alle Krystallinität abzusprechen.
Hin und wieder finden sich Knauern von grobschaaliger
Zusammensetzung. Das deutlicher krystallinische Misy zeigt
Glas- und Perlmutterglanz, und soll aus geschobenen vier-
seitigen Tafeln bestehen. Nach neulich von mir angestell-
'} Siehe Bd. I. $. 12.
23
ten Beobachtungen haben jedoch die kleinen Krystalle nicht
diese Form, sondern sind irregulair Gseitige Tafeln, welche
meistens sehr unsymmetrisch ausgebildet sind. Es war mir
nicht möglich, dieselben mit Grund einem bestimmten Kry-
stallsysteme zuzuweisen, da ich wegen mangelnder Instru-
mente die Winkel nicht bestimmen konnte. Aus demselben
Grunde musste eine Untersuchung der durchsichtigen bis
durchscheinenden Schüppchen im polarisirten Lichte unter-
bleiben. Das specifische Gewicht wurde durch rasches Wie-
gen im Glase mit eingeschliffenem Stöpsel annähernd zu
2. 14 bestimmt. Die Härte versuchte ich auf die Weise
zu bestimmen, dass ich einige Mineralien der Scala mit
weichem Kalbleder, an dem einige Krystalle von Misy haf-
teten, rieb. Sie ist demnach ungefähr 1. 5.
Ueber die chemische Zusammensetzung des Misy ist
erst in neuerer Zeit entschieden. Früher nahm man hier
an, das Misy sei ein wasserhaltiges basisch schwefelsaures
Eisenoxyd, ohne dass diese Ansicht durch irgend eine zu-
verlässige Analyse begründet war. Erst später entdeckte
man den Zinkgehalt und die erste brauchbare Analyse des
Minerals lieferte der Chemiker Borchers in Goslar. Dieser
zufolge besteht Misy aus
38.0 Schwefelsäure
24.24 Eisenoxyd
5.8 Zinkoxyd
30.06 Wasser.
Wäre diese Untersuchung veröffentlicht, so hätten die Mi-
neralogen gewusst, welches Mineral sie im Misy eigentlich
besitzen: so aber blieb die Thatsache unbekannt.
Lange nachdem ich die obige Analyse von Borchers
kannte, las ich in v. Leonhard u. Bronn’ s N. Jahrb. für
Mineralogie von 1852 p. 71 eine von Hrn. List ausgeführte
Analyse von Misy, durch die einige Stoffe nachgewiesen
waren, welche Borchers nicht angegeben hatte, aber auch
die von ihm gefundenen Körper in ganz abweichenden
Quantitätsverhältnissen. Denn nach List bestehen 100 Theile
Misy aus:
42.92 Schwefelsäure
30.06 Eisenoxyd
24
2.81 Magnesia
0.32 Kali
2.49 Zinkoxyd
21.39 Wasser.
Zur Erklärung der nicht unbeträchtlichen Differenz beider
Analysen könnte man annehmen, dass der bei dem Ram-
melsberger Bergleuten unter dem Namen Misy bekannte
Stoff eigentlich zwei Mineralspecien umfasst von ähnlichem
Aeusseren aber verschiedener chemischer Zusammensetzung,
oder dass Hr. List einen andern Körper untersucht habe,
der vielleicht durch irgend welche Operationen aus Misy
hergestellt war.
Da es demnach aber noch immer zweifelhaft war, wel-
che von beiden Analysen die richtigere sei, so wurden vom
Herrn Hüttenmeister Ahrend und mir zwei neue Analy-
sen sowohl von der deutlich krystallinischen als auch der
erdigen Varietät des Misy angefertigt. Diese ergeben fol-
gende Resultate:
krystallinisch. Misy mehr erdiges Misy
Schwefelsäure
39.44
38.07
Eisenoxyd
28.00
26.03
Manganoxydul
—
1.26
Zinkoxyd
2.00
2.36
Wasser
30.64
30.50
Hieraus folgt, dass beide Modificationen fast gleich zu-
sammengesetzt sind, und dass Borchers die Zusammenset-
zung unseres Minerals am frühesten richtig angegeben hat.
Bringt man die Quantitäten von Schwefelsäure und Wasser,
welche das gefundene Zinkoxyd zur Bildung von Zinkvitriol
bedarf gehörigen Orts in Abzug, so ergiebt sich für den
Rest die Formel
2£e03,5S03+18H0.
Demnach ist das Misy wirklich ein wasserhaltiges basisch
schwefelsaures Eisenoxyd, in dem die Schwefelsäure 2i/2
und das Wasser 3mal so viel Sauerstoff enthält als das Ei-
senoxyd.
Die hin und wieder ausgesprochene Ansicht, dass Misy
ein Zinkoxyd - Eisenoxyd - Alaun sei entbehrt jetzt jeder
Stütze; auch scheint das Aeussere dagegen zu sprechen,
denn müsste nicht ein Alaun der octaedrischen Gestalt we-
gen krystallinisch körnig sein?
In kaltem wie in warmen Wasser ist Misy unlöslich;
es zersetzt sich aber im Wasser und dabei wird ein zarter
gelber Körper abgeschieden, der beim Zusatz von wenig
Salzsäure verschwindet. Vor dem Lötlirohre verhält sich
Misy fast wie Eisenvitriol, indem man im einseitig geschlos-
senen Glasrohr sauer reagirendes Wasser und einen rothen
Rückstand, welcher Eisen- und Zink-Reaction zeigt, erhält.
Die oben für Rammeisberger Misy angegebene Formel
ist zugleich die des von H. R o s e analysirten Copiapits von
Copiapo in Süd-Amerika und ich wurde durch diese Ueber-
einstimmung zu einer Vergleichung der physikalischen Ei-
gentümlichkeiten beider Mineralien geführt, die ich um so
lieber ausführte, als ich in Hausmanns trefflichem Iiand-
buche der Mineralogie sah, dass schon dieser berühmte Mi-
neralog die chemische Verwandtschaft beider Stoffe ver-
mutet. Ich erhielt Resultate , welche keinen Zweifel las-
sen, dass Copiapit und Misy identisch sind. Der einzige
abweichende Punkt in der Zusammensetzung beider Kör-
per liegt darin , dass im Misy Zinkoxyd und Manganoxydul,
dagegen aber im Copiapit ein in seiner Gesammtheit eben
so beträchtlicher Gehalt von Magnesia, Kalkerde, Thonerde
und Kieselerde nachgewiesen ist.
Was die Entstehung des Misy anlangt, so verdankt es
dieselbe jedenfalls der Zersetzung von Eisenkies auf nassem
Wege und ist wahrscheinlich ein Verwitterungsprodukt von
Eisenvitriol, der zunächst aus dem Kiese entstanden war.
Ueber die Entstehung und Art des Vorkommens vom
Copiapit habe ich mich leider nicht in gewünschter Weise
unterrichten können, nur habe ich aus Hausman s oben an-
geführten Handbuche ersehen, dass der Copiapit mit andern
Eisenoxydsalzen, dem Coquimbit und Stypticit in der Pro-
vinz Coquimbo im nördlichen Chili in einem, wahrschein-
lich dem Granite angehörenden dichten grünen Feldspath-
gestein vorkommt, in dem der Coquimbit ^ein mächtiges La-
ger zu bilden scheint.
Nicht unwahrscheinlich ist es, dass diese Körper durch
vulkanische Thätigkeit hervorgerufen sind und sich viel-
26
leicht an den , eine Solfatara umschliessenden Gesteinswän-
den Anden, worüber jedoch nur eine Untersuchung an Ort
und Stelle entscheiden kann.
Für Mineralien-Sammler erlaube ich mir noch die Be-
merkung zu machen, dass ich gern bereit bin Handstücke
von Misy aus dem Rammeisberge abzugeben.
Ueber die
Verlheilung der Wärme auf der Erdoberfläche. Taf. 3.4
von
Ia. Witte
in Aschersleben.
1) Bestimmung der mittleren Jahrestemperatur eines
Ortes aus seiner geographischen Lage.
In ähnlicher Weise, wie ich die mittlere Windrichtung
im mittlern und nördlichen Europa graphisch darstellte*),
suchte ich auch den mittlern Gang der Wärme an verschie-
denen Orten der Erde anschaulich zu zeigen. Als glückli-
chen Zufall muss ich es betrachten, dass mir anfänglich
nur sehr wenig Angaben zu Händen waren, nur die kleine
Tabelle in Littrow’s Kalender für 1842, enthaltend die mitt-
leren Monatstemperaturen von 12 unter verschiedenen Brei-
tengraden liegenden Oertern, deren Lage aber — meteo-
rologisch genommen — normal zu nennen ist, weil sie ent-
weder den EinAüssen des Meeres in gleichem Maasse, wie
denen des Festlandes ausgesetzt sind, oder aber im Innern
des Continentes liegen. In einer LängenÜäche war nach
den Angaben die Curve jedes Ortes mittelst Ordinaten leicht
zu zeichnen, wie es auch z. B. in Pouillets Lehrbuche ge-
schehen ist ; allein mir galt es, sie in einer Kreisüäche dar-
zustellen, um eine geschlossene Curve zu erhalten. Die
erste dabei entstehende Schwierigkeit schien mir die grösste.
Wollte ich nämlich jedem Monate seinen Kreissector zu-
j Siehe Bd. I. S. 18A.
27
weisen, so musste ich zunächst einen Mittelpunkt mit con-
centrischen Kreisen umgeben, die dann mit Temperatur-
graden zu bezeichnen waren. Welcher Temperaturgrad war
nun aber dem Mittelpunkte selbst zu geben? Natürlich der
an der Erdoberfläche irgendwo beobachtete niedrigste. Die-
ser wird gemeinlich zu ungefähr — 60° C. angenommen.
Dies schien mir aber ein zu starkes Minimum, und ich
setzte auf gut Glück dafür den Gefrierpunkt des Quecksil-
bers, — 40° C., bezeichnete danach die Grade, trug die An-
gaben in das Netz ein und zog dann die Curve, die sich
für die meisten Oerter als Kreis, für andere als Ellipse dar-
stellte. Das war allerdings vorerst eine reine Annahme, in-
dessen hat sich mir im Verfolg meiner Zeichnungen und
Berechnungen als ziemlich gewiss herausgestellt, dass ge-
rade — 40° C. das Minimum der Wärme an der Erdoberflä-
che sein möchte und werde ich an späterem Orte die Ur-
sache der im hohen Norden öfters einfallenden noch weit
niedrigem Temperatur nachzuweisen suchen, sowie ich auch
die Ursache der Unregelmässigkeiten mancher Curven, wo
nämlich die beobachteten und berechneten mittleren Mo-
natstemperaturen nicht genau in die Peripherie des Kreises
oder der Ellipse fallen, zu zeigen im Stande sein werde.
Sonach wage ich denn ohne Weiteres den Satz aufzustellen:
„Der mittlere Gang der Wärme (in einer hin-
reichend grossen Jahresreihe) beschreibt für
jeden Ort um einen Mittelpunkt von — 40° C.
eine (excentrische) Curve.“
Auf Taf. 3. sind die Temperaturcurven von sechs Oer-
tern dargestellt, von denen drei am Meere oder doch nicht
sehr weit davon gelegen und somit ebensowohl den Ein-
wirkungen des Wassers wie des Landes blossgestellt sind,
also mittlere Lage haben, während die übrigen drei rein
continentale sind. Die Curven der ersten : Abo , Paris
und Palermo, sind Kreise, die der letztem : Berlin, Moskau
und Barnaul, sind Ellipsen. Da sich dieser Unterschied
überall zeigt, so stellt sich der zwreite Satz von selbst auf:
„Für Orte von mittlerer Lage ist die Tempe-
raturcurve einKreis, für solchevon continen-
taler eine Eil ip se, “
28
Ist für die Orte von mittlerer Lage die Temperatur-
curve ein Kreis, so leuchtet es ein, dass die von continen-
taler eine längliche Curve haben müssen, weil das Land
die Sonnenwärme besser absorbirt und ausstrahlt, als das
Meer. Da nämlich das Land gegen den Winter die im
Sommer erhaltene Wärme schneller ausstrahlt, so muss die
Curve sich auch schneller einbiegen, und die fortdauernde
Abgabe der Wärme an die meist wolkenlose Atmosphäre
wird im Winter auf lange hin den niedrigen Wärmegrad er-
halten, bis endlich die mittlere Jahrestemperatur wieder er-
reicht ist, wo dann durch die grössere Wärmeverschluckungs-
fähigkeit des Bodens die Temperatur schnell erhöht und wie-
derum lange Zeit hindurch auf hohen Graden erhalten wird,
bis sie zu der mittlern Jahrestemperatur herabsinkt. Bin-
nenländer haben also lange, kalte Winter und lange, heisse
Sommer, aber kurze Frühlinge und Herbste. Liegen solche
Gegenden zudem weit nördlich, so tragen zu dieser Erschei-
nung auch die langen Sommertage und langen Winternächte
wesentlich bei. Die Temperaturcurven der letztem Orter
zeigen dies sehr deutlich.
Ein dritter Satz, der sich aus der Zeichnung ebenfalls
sogleich ergiebt , ist :
„Der Radius des Temperaturkreises und die
mittlere Proportionale zwischen der halben
grossen und halben kleinen Achse der Tempe-
raturellipse bestimmen die mittlere Jahres-
temperatur, und wenn man beide vom Mittel-
puncte des Gradnetzes nach der Peripherie
der Curven legt, da, wo ihr Endpunct diese
trifft, die beiden Tage der mittlern Jahres-
räume.“
Dieser Satz, der bei vielen Curven genau zutrifft, stellt
sich mir indessen, nachdem ich 70 und einige Curven gezo-
gen habe, nur als nahehin richtig dar, da bei einigen die
berechnete mittlere Temperatur merklich abweicht, und da
ich keinen Grund habe, die Richtigkeit der Berechnung der
mittleren Jahrestemperatur, als welche man das arithmeti-
sche Mittel aus sämmtlichen täglichen Mitteln annimmt, in
29
Zweifel zu ziehen — obwohl es auch Kämtz für ungenau
hält — so stelle ich diesen Satz selbst als noch fraglich
hin. Es wäre jedoch leicht möglich, dass eine geringe Aen-
derung der Curveneleirente, die freilich durch lange und
genaue Beobachtung sich bestätigen müsste, diesen Satz
dennoch als geltend erscheinen liesse. Ich darf bei dieser
Vermuthung wohl an zwei Aussprüche Humboldt’ s erinnern.
Er sagt : „Die physische Geographie hat ihre numerischen
Elemente wie das Weltensystem, und wir werden in der
Kenntniss dieser Elemente in dem Maasse fortschreiten, als
wir die Thatsachen besser benutzen lernen, und in ihnen die
allgemeinen Gesetze mitten in dem Zusammenwirken der
partiellen Störungen zu erkennen.“ Und an einem andern
Orte : „Pour decouvrir les lois de la nature, il faut, avant
d’examiner les causes des perturbations locales , connaitre
l’etat moyen de l'atmosphere et le type constant de ses va-
riations.“ Bilde ich mir nun auch nicht ein, bei schlichter
Betrachtung der Wärmeverhältnisse der Erdoberfläche diese
Elemente sofort gefunden zu haben, so ermuthigen mich
doch diese Worte, obige einfachen Sätze aufzustellen, eben
weil sie einfach sind wie alle Naturgesetze. Sollten auch
längere und genauere Beobachtungen, an denen es mir ins-
besondere sehr fehlt, nicht alle Anomalien fortschaffen, oder
— wo diese bleibend sind — erklären , so wäre es doch
möglich, dass die einfachere Formel der Wahrheit näher
läge, als die complicirtere, wenn diese auch für jetzt noch
zutreffendere Resultate lieferte. Die excentrischen Kreise
des Copernicus gaben auch ungenauere Bestimmungen, als
die alten Epicykeln. Ich würde den berührten Vergleich
nicht wiederholen, wenn ich nicht bei Vergleichung der vie-
len Curven auf einen vierten Satz gekommen wäre, der al-
len Beobachtungen Einheit zu geben und die weiteste An-
wendung zu gestatten scheint.
Bevor ich indessen diesen Satz aufstelle , theile ich
die Formeln mit, nach denen man die mittlere Jahrestem-
peratur eines Ortes und die mittlere Temperatur der ein-
zelnen Monate berechnet. Zur Bestimmung der mittlem
Temperatur hat man mehrere Formeln.
30
1. Die Mayersche Formel. Die mittlere Temperatur ei-
nes Ortes (t) ist gleich a — b sin2 der Breite, wonach
die Temperatur des Aequators = 28°, 9 und die des
Poles = - 0°,5 C.
2. Die d’Aubuissonschen Formel. t= 28° cos2 der Breite
und t = 31° cos9/* der Breite, wonach der Pol=0°.
3. Die Schmidtsche Formel, t = a -f- b sin. der Breite
+ c. cos der doppelten Breite, wonach die Tempera-
tur des Aequators = 30°, 8, die des Poles = — 3°,46C.
4. Kämtz empfiehlt die Formel: t = a + b. cos2 der
Breite, wonach er die Temperatur des Aequators am
atlantischen Oceane = 27°, 74, die des Poles = — 4°
findet.
In allen 4 Formeln sind a und b aus Beobachtungen
zu findende Constanten und gelten nur für nicht zu weite
Erdräume. Kämtz bezeichnet sie sämmtlich als nicht ganz
naturgemäss, weil sie aus dem Erwärmungsgesetze herge-
leitet sind und voraussetzen , dass die mittlere tägliche
Wärme zur Zeit der Culmination der Sonne Statt finde.
Die mittlere Temperatur der einzelnen Monate zu be-
rechnen schlägt Kämtz folgendes Verfahren und nachste-
hende Formel vor. „Wir geben jedem Monate eine gleiche
Länge von 30 Tagen und denken uns das Jahr als einen
Kreis, in welchem wir Polarcoordinaten ziehen, einem je-
den Monat gehört dann ein Bogen von 30°; bezeichnet Tn
die dem nten Monat entsprechende Temperatur, den An-
fangspunct des Jahres vom löten Januar an gerechnet, ist
t die mittlere Wärme des Jahres, und sind u', u", u"'
constante durch die Beobachtung zu bestimmende Coeffi-
cienten, und v', v", v'" — eben solche Winkel, so können
wir annehmen, es sei
Tn=t-f-u/ sin (n. 30° +v') + u" sin (n.60°+v")
+u"'sin (n.90° + v"/) + ...
In dieser Formel ist u' die halbe Differenz des wärm-
sten nnd des kältesten Monats, u" etwa i/30 desselben, v'
ein Hülfswinkel, der an verschiedenen Orten zwischen 245°
bis 252° schwankt, und v" ein gleicher Hülfswinkel, schwan-
kend zwischen 313° bis 404°; u'" und v'" geben zu ge-
ringe Grössen und können daher wegfallen,
31
Bestimmt man z.B. diese Constanten für Paris, so er-
giebt sich für diesen Ort die Formel:
Tn = 10°, 7955 -f* 8°, 044. sin (n 30° + 251°, 13)
+ 0°,7728. sin (n 60° + 314°, 31)
mit dem wahrscheinlichen Fehler von 0°,209.
Wie in allen diesen Formeln gemäss dem Erwärmungs-
gesetze der sin. der Breite benutzt ist, so suchte ich auch
nach Annahme des Mittelpunktes von — 40° C. mit ihm
eine durchgreifende Formel zunächst zur Bestimmung der
mittlern Jahrestemperatur zu finden, allein vergeblich. Da
multiplicirte ich die Breite selber mit dem Quadrate des
Radius — bei den Ellipsen mit der mittlern Proportionale
zwischen den halben Achsen — und erhielt so für alle Oer-
ter nicht allzuweit auseinandergellende Grössen. Wären
diese Differenzen, so schloss ich, als durch andere Ursachen
oder locale Verhältnisse bedingt, nachzuweisen, so wäre es
Gesetz, dass sich die Quadrate der Radien (oder der mitt-
lern Temperaturen) umgekehrt zu einander verhielten, wie
die Breiten der Oerter, denen die Curven zugehören. Aus
dieser Annahme würde sich dann natürlich der Satz er-
geben :
„Die Flächen der Temperaturen verschiede-
ner Orte verhalten sich umgekehrt zu einan-
der wie die Breiten dieser Orte.“
Bestätigt sich dieser einfache Satz, so ist mit Beseiti-
gung aller Differenzen in den Produkten nur eine der bei-
Aa
den Constanten r2 X Breite (für die Ellipse: — X Breite)
4
Aa
oder r2 Tr X Breite (für die Ellipse — . n X Breite) zu be-
stimmen, um mittelst der Formel •*[ Const- bei Kreisen den
y Breite
Radius (die mittlere Temperatur) und bei Ellipsen die mitt-
lern Proportionale zwischen beiden halben Achsen zu er-
halten. Aber wie sind diese Constanten zu finden ? —
Ohne Zweifel müssen die Produkte bei sehr normal liegen-
den Oertern sie nahezu angeben , auch müssen sie dem
Mittel aus allen Produkten fast gleich sein. Ich habe als
32
solche gefunden und gesetzt die Zahlen 125663 als ein
40000 faches von n und 394784 als ein Gleichvielfaches von
n2, welche letztere Zahl man natürlich bei Berechnungen
als unbequemer ausser Acht lassen wird.
Wollte man danach z. B. den r der Temperaturkreise
von Abo , Paris und Palermo , Oertern unter den verscliie
densten Breitengraden, bestimmen, so wäre für
Abo nnt. 60°, 45 Br
Log. (1. Const. 5.0992099
Log. d. Br. 1.7813963
. Paris 48°, 837
5.0992099
1.6887490
Palermo 38°, 11 2
5.0992099
1.5810617
3.3178136
3.4104609
3.5181482
1.6589068
1.7052304
1.7590741
45°, 594
50°, 726
57°, 421
r nach d. Zeichnung = 45°, 6
51°
56°, 9
t nach Beobachtung = -f-4°,61
+10°, 81
-f- 16°, 77 d Kämtz
-f- 17°, 2 n. Mahlm.
Obwohl bei diesen 3 Oertern starke Abweichungen
hervortreten, so wird durch diese das Gesetz doch nicht
zweifelhaft, da sie Wirkungen anderer Ereignisse sind, die
weiter unten in Betracht und Berechnung gezogen werden
sollen.
Indessen muss ich dieses Gesetz sofort in einer an-
dern Richtung beschränken. Es gestattet nämlich in nie-
dern und in höchsten Breiten keine Anwendung , sondern
nur von 34°, 4 bis 66°, 5. Betrachtet man diese Gegenden
in Bezug auf ihr eigentliches Klima, welches durch den Nie-
derschlag bestimmt wird, so sieht man, dass sie die Gürtel
des Winterregens (30° — 45°) und des anhaltenden Regens
oder des veränderlichen Niederschlages (45° — 70°) bilden,
öder dass es die Gegenden sind, in denen die vier Jahres-
zeiten vollkommen hervortreten , während in niedern und
höchsten Breiten nur Sommer und Winter abwechseln.
Bass das Gesetz nicht bis zu den äussern Gränzen dieser
Gürtel hin Statt hat, scheint mir natürlichen Grund zu ha-
ben. Südlich 34° fällt nämlich nur sehr wenig Regen, so
dass die Gegend von 30° bis 34° kaum zuni Gürtel des Win-
terregens gerechnet werden kann, und nördlich von 67° ma-
chen sich andere Einflüsse geltend, die die Temperatur her-
33
ab drücken und die später in Betracht kommen sollen. Con-
struirt man nun, wie Taf. 4 geschehen, nach dem Gesetze
in einem Gradnetze, dessen Mittelpunkt — 40° C. ist, die
Linie der mittlern Temperatur der verschiedenen Breiten,
so ist die entstehende algebraische Linie von 34°, 4 bis 66°, 5
(ao) ohne merklichen Fehler dem Stücke eines Kreises
gleich zu erachten, dessen Radius 139° beträgt, und diese
Linie bezeichnet also für Breiten innerhalb dieser Gränzen
genau die mittlere Temperatur (t). Für niedrigere Breiten
entsteht nach derselben Formel eine der graden nahe kom-
mende Linie b a, die augenscheinlich nicht die mittlere Term
peratur angeben kann; für die höchsten Breiten aber kommt
die Linie od dem Stücke eines Kreises nahe gleich, dessen
r 50°, *2 beträgt. (Wird dieser r nach ao gelegt, so trifft er
diese in 50c2). Die letztere Linie zeigt jedoch ebensowe-
nig die mittlere Temperatur der höchsten Breiten , wie die
erstere die der niedrigem , und hat somit die obige Regel
nur für die mittlern Breiten (von 34°, 4 — 66°, 5) vollkommene
Gültigkeit. Diese Erscheinung kann aber um so weniger
befremden , da sowohl in den tropischen , als in den arkti-
schen Gegenden durchaus andere Witterungsverhältnisse
obwalten, die zunächst durch den Stand der Sonne bedingt
werden. Da diese nämlich schon unter 23° ins Zenith
kommt , so muss das Maximum der mittlern Temperatur
nicht sehr fern von dieser Breite sein, wenigstens muss die
Wärme nach dem Aequator zu nicht im gleichen Verhält-
nisse zunehmen können , und da sie unter 67° schon wo-
chenlang nie auf- und untergeht, so müssen, auch im hohen
Norden Ursachen entstehen, die eine bedeutende Abweichung
erzeugen. Leider haben wir aus beiden Regionen nicht hin-
reichende Beobachtungen , um daraus die mittlern Tempe-
raturen mit einiger Sicherheit zu bestimmen, und können
sonach beide Linien nur als annähernd richtig angesehen
werden.
Betrachten wir zunächst die Linie der mittlern Tem-
peraturen, wie sie in den höchsten Breiten beobachtet sind,
ou, so fällt diese bedeutend unter die nach der Formel be-
rechnete od herab und geht über den Pol (90°) hinaus,
weil die Kältepole der Erde über den beiden Continenten
3
34
der Ost- und Westhalbe der Erde in etwa 70° = 110° lie-
gen, ein Umstand, der die mittlere Temperatur in Mitten
dieser Continente ungeheuer herabdrückt, der aber hier vor-
erst ausser Betracht bleiben kann, weil die Bestimmung der
Linie der mittlern Temperatur sich zunächst auf Beobach-
tungen im westlichen und mittlern Europa gründet. Die
Linie ou erscheint nun aber auf Taf. 4 als ein Kreisbogen,
dessen Centrum c in 42° der Breite und in 21°, 8 der Tem-
peratur liegt, und dessen r (co) = 25°, 6 ist. Es ist zu-
gleich J/2 (Ac + co ) = 23°, 7, also nahe die halbe Breite
der kalten Zone, was mir für die Richtigkeit der Linie zu
sprechen scheint.
Nach solchen Annahmen liesse sich für jede Breite
in der kalten Zone die mittlere Temperatur leicht berech-
nen, da Ac, r und der < bei A bekannt sind. Man sucht
zunächst den Ac gegenüberstehenden < , dann den < bei
c und zuletzt die diesem < gegenüberstehende Seite des
Dreiecks, die dann die mittlere Temperatur anzeigt. Wollte
man z. B. die mittlere Temperatur von 80° (1) suchen,
so ist
25°, 6 : 21°, 8 = sin (80° — 42°) : sin 1,
also sin 1 21,8 * ^ln 38° = 31°37' ;
25,(5
dann ist < c = 180° — (38° + 31°37') = 110°23',
und endlich, da sin 1 : sin o = Ac : Al,
so ist Al = Sln 110O28'o* 21,8 = 38°, 978 d. i. — 10,02‘2 C.
sm 31°37
Nimmt man den asiatischen Kältepol unter dem 70sten
Grade an, so würde nach dieser Berechnung,
. 21,8 X sin 68° KOOO/
da sm 1 — - — = 52°8
und < c
seine mittl. Temp. od. Al
25,6
180° — (68° + 52°8/) = 59°52\
sin 59°52' x21,8
sin 52°8‘
16°, 12 C. sein.
23°, 88 d. i. —
Nach Brewster beträgt dieselbe freilich — 17°, 2 C.,
indessen wird sich späterhin zeigen, worin die Differenz
von 1°,08 wahrscheinlich begründet ist. Wenn nun auch
35
das Gesetz, dass die Flächen der Temperaturcurven sich
umgekehrt zu einander verhalten wie die Breiten für die
arktischen Gegenden , die — klimatisch betrachtet — die
Regionen des ewigen Schnees sind, keine Anwendung fin-
det, so lässt sich doch in obiger Weise für Orte dieser kal-
ten Zone (d. i. der nördlichen) die mittlere Temperatur be-
rechnen. Jedoch muss hierbei für Orte von rein continen-
taler Lage ausserdem der bedeutende Einfluss des Kältepo-
les in Anrechnung gebracht werden, der aber ebenfalls erst
späterhin in nähere Betrachtung gezogen werden kann.
In ganz ähnlicher Weise lässt sich auch die mittlere
Temperatur in den tropischen Gegenden bestimmen, die
den Klimagürtel der Sommerregen (von 0° — 15°) und den
regenlosen Wüstengürtel (von 15° — 30°) umfassen. Für
Orte zwischen 13°, 3 und 34°, 4 zeigt nämlich der Kreisbo-
gen ea die mittlere Temperatur, dessen r (c'e und c'a) eben-
so wrie bei dem oben bezeichneten der arktischen Gegenden
gleich 25°, 6 ist, und dessen Centrum (c') in 13°, 3 der Breite
und in 43°, 2 der Temperatur liegt.
Ebenso wie oben ist auch hier */2 (Ac' + c'e) = 34°, 4
und desgleichen wie oben ist hier Ac', r und der < bei A
bekannt , und kann somit für jede Breite in dieser Region
die mittlere Temperatur in gleicher Weise berechnet wer-
den. Sucht man z. B. die mittlere Temperatur von Abusher
unter 28°,15' N., so ist,
, . „ 43,2 X sin 14°57' (d. i. 28°15' — 13°18') OMMQ/q n"
da sm 1' — — ! — =25u48 3U ,
25,(3
und < c4 = 180° — (14°57' + 25°48'30") = 139°14'30"
und Al' = Sln 139 43’2 = 64°’794 AA' 24°>794C->
sm 25°48 30
dieses also die berechnete mittlere Temperatur des Ortes.
Die beobachtete ist nach Kämtz 25°, 03 d. i. 65°, 03 , also
um 0°,236 höher und zwar in Folge örtlicher Einwirkungen.
Für Kenneh in Aegypten unter 26°15' beträgt die also be-
rechnete mittlere Temperatur 65°, 794, die beobachtete 66°, 5,
und für Kairo unter 30°2'21" die erstere 63°, 74, die letztere
62°, 12. Dort ist sie aus örtlichen Einflüssen um 0°,706 hö-
her, hier um 1°,62 niedriger. Kenneh liegt nämlich mehr
durch Gebirge geschützt und hat etwas Regen , Kairo aber
3*
36
ist den vom Mittelmeer herwehenden kälteren Nordwinden
ausgesetzt und hat keinen Regen , und Wind und Regen
sind, wie sich später zeigen wird, die Hauptursachen einer
niedrigem oder hohem Temperatur, als der normalen.
Wenn schon oben als Hauptursache der langsamem
Wärmezunahme in dieser Region der Stand der Sonne an-
geführt wurde , so sind nun als weitere Ursachen im Wü-
stengürtel der gänzliche Regenmangel und zwischen 23°
und 34°, 4 die vorherrschenden Nordwinde zu nennen, und
diese 3 Ursachen bedingen das schnelle Herabsinken der
Linie der mittleren Temperaturen.
Noch bleibt endlich der innere Gürtel der Tropen zu
betrachten , die Gegenden zwischen dem Aequator und
13°, 3 N. Hier scheint die mittlere Temperatur im Allge-
meinen constant zu sein und etwa 68°, 8 zu betragen, wie
sie denn auch in der That in Kouka (Bornu) unter 12°11'N.
zu 28°, 68 d.i. 68°, 68 beobachtetest. Die mittlere Tempe-
ratur des Wärmeäquators ist auch , wto nicht örtliche Ein-
flüsse zu stark einwirken , wie an der Küste von Guyana
(wo sie 25°, 5) und auch wohl im Busen von Guinea (wo
sie 27°) und im Golfe von Panama (wo sie 27°, 2), überall
zwischen 27°, 4 und 30°,2 beobachtet, was für ihn ein Mittel
von 28°, 8 d. i. 68°, 8 giebt.
Dass aber diese normale mittlere Temperatur für sol-
chen breiten Gürtel constant sei, scheint sehr möglich, weil
eben der Wärmeäquator im karaibischen Meere mit 28°, 6
mittlere Temperatur und im persischen Meere und in Vor-
derindien mit 29°, 6 mittlere Temperatur gerade bis 13°, 3 N.
hinaufsteigt, sowie er auch bei Java mit 30°, 2 mittlere Tem-
peratur bis 8° S. fällt. Aus den mir vorliegenden Beobach-
tungen entnehme ich wenigstens soviel mit vieler Wahr-
scheinlichkeit, dass sich innerhalb dieser Klimazone die mitt-
lere Temperatur zwischen 25° und 30° hält, dass sie ferner
unabhängig von der Breite ist und dass sie endlich da am
höchsten, wo der tropische Niederschlag am stärksten ist,
wie z.B. in den eben bezeichneten Gegenden, woraus dann
folgt, dass die mittlere Temperatur der Orte dieser Zone
rein abhängt von ihrer Lage gegen Wind und Meer und
gegen Gebirg und Ebene. Passate und Moussons, Wind-
37
stillen und Stürme mit Gewitterregen sind hier die für je-
des Land besonders in Anrechnung zu bringenden Poten-
zen, da ihr Erscheinen und ihre Wirkungen in nicht gerin-
gem Maasse durch die Bodenbildung der Länder und ihre
Lage zu einander und zu den Oceanen bedingt ist. Haupt-
sächlich schliesst dieser Gürtel die Region der Calmen oder
Windstillen mit täglichen Gewitterstürmen ein , und die
nördlichen Gränzen beider fallen nahe in einander. Die
Nordgränze des Klimagürtels ist nämlich 13°, 3 , die Nord-
gränze der Calmen im Sommer 12° N. Sonach dürfte es
denn gestattet sein, für diesen Gürtel, wo entweder Regen-
zeit (Sommer) mit trockner Jahreszeit (Winter) wechselt,
oder wo (in den Calmen) täglich Regen und heisser Son-
nenschein einfällt, die mittlere Temperatur zu 68°, 8 d. i.
28°, 8 C. anzunehmen, wie sie denn auch Taf. 2 durch den
Bogen ie, dessen r (A,i) = 68°, 8 dargestellt ist.
Ueberblickt man nochmals das Gesagte, so sieht man,
dass auf der Nordhalbe der Erde ähnlich den drei mathe-
matischen Zonen — der heissen, gemässigten und kalten —
auch drei Wärmezonen vorhanden sind: die tropische, die
mittlere und die arktische, von denen wiederum in anderer
Beziehung noch die drei klimatischen zu unterscheiden sein
würden : die Zone des Regens, die Zone des veränderlichen
Niederschlages und die Zone des ewigen Schnees. Bei Be-
stimmung der mathematischen Zone kommt lediglich der
Stand der Sonne in Betracht, bei der der Wärmezonen aus-
serdem die Vertheilung der Wasser- und Landmassen auf
der Erdoberfläche, und bei derjenigen der klimatischen noch
dazu die Strömungen in Luft und Meer. Da letztere aber
hauptsächlich Wirkungen der erstem Verhältnisse sind, so
fallen auch die klimatischen Zonen mehr oder weniger ge-
nau mit denen der Wärme zusammen, nicht aber diese mit
den mathematischen. Die heisse Zone geht bis 23°, 5, die
tropische hingegen bis 34°, 4 ; die kalte Zone geht bis 66°, 5
herab , die arktische im Innern Asiens und Amerikas viel
tiefer.
Die tropische Wärmezone zerfiel in Betracht der mitt-
lern Temperatur wieder in zwei Theile, in eine innere vom
Aequator bis 13°, 3 und eine äussere von 13°, 3 bis 34°, 4.
38
In der innern tropischen Wärmezone bewirkt der Stand der
Sonne , da er für alle ihre Breiten nahezu der gleiche ist,
wenn auch verschieden oder entgegengesetzt nach den Jah-
reszeiten, keine merkliche Aenderung der jährlichen mitt-
lern Temperatur, und da hier auch die Luftströmungen re-
gelmässig sind , wenn auch in manchen Gegenden zu den
verschiedenen Jahreszeiten in entgegengesetzten Richtun-
gen, so scheint hier aus diesen Ursachen die mittlere Jah-
restemperatur im Allgemeinen constant zu sein, und steigt
sie über dieses Mittel nur da, wo die Bodenbildung und
die Configuration der Land- und Wassermassen den norma-
len Niederschlag, der hier dreifach grösser ist, als in Nord-
deutschland , noch bedeutend vermehren , und fällt sie da
unter dieses Mittel , wo eben diese Umstände den Nieder-
schlag beträchtlich vermindern. Sonach ist denn für diese
Zone eine Formel zur Berechnung der mittlern Temperatur
nach den Breiten nicht aufzustellen.
In der äussern tropischen Wärmezone ist aber der
Einfluss des Standes der Sonne schon beträchtlich, und wie-
wohl hier noch constante oder periodische Luftströmungen
herrschen, so ist doch schon eine Aenderung der mittlern
Temperatur nach der Breite nothwendige Folge des erstem
Umstandes, und dieselbe also nach einer Formel zu be-
stimmen.
Ganz ähnlich ist es in der arktischen Wärmezone, nur
dass hier noch dazu die Yertheilung der Land - und Was-
sermassen ihren ganzen Einfluss zeigt, so dass zwei Kälte-
pole entstehen, die vom Erdpole weit abliegen. Die Ein-
wirkungen der Continente und der Oceane veranlassen hier
also eine starke Correction der nach der Formel gefunde-
nen mittleren Temperaturen , und können diese mithin nur
zutreffend sein für Orte von mittlerer Lage, d. h. für solche,
die den Einflüssen des Landes nicht mehr ausgesetzt sind,
als denen des Meeres.
In der mittlern Wärmezone endlich scheinen alle die
Wärme bedingenden Ursachen in vollem Gleichgewichte zu
stehen. Der Stand der Sonne ist nach den Jahreszeiten
höchst verschieden, die Luftströmungen sind sehr veränder-
lich, und Land und Wasser (besonders in Europa) ziemlich
39
gleich vertheilt. In solchen Gegenden muss denn auch na-
türlich das allgemeine Gesetz der Wärmevertheilung auf der
Erdoberfläche am entschiedensten und deutlichsten zur Er-
scheinung kommen und Geltung zeigen, und die mittlere
Temperatur sich nach der einfachsten Formel bestimmen
lassen. Gegen die Mitte der grossen Continente und der
Oceane erleiden indessen die danach gefundenen Grössen
ebenso eine — wenn auch geringere — Correction wie in
der arktischen Zone.
Die Berechnung der Grösse dieser Correctionen lässt
sich jedoch erst dann angeben, wenn die letzten Elemente
der Temperaturcurven, nämlich die Lage des Centrums und
bei den Ellipsen auch die Excentricität derselben, bestimmt
sind, womit dann zugleich der Gang der (täglichen) mittlern
Temperatur an verschiedenen Orten gegeben ist , welche
Aufgabe indessen der Gegenstand einer zweiten Abhand-
lung sein soll. Eine dritte würde sich dann über die Ein-
flüsse verbreiten, die Niederschlag und Wind auf die mitt-
lere Temperatur ausüben, und deren Grösse zu bestimmen
suchen, und eine vierte endlich die Ursachen besprechen,
welche den jährlichen Gang der Temperatur zu Zeiten stö-
ren und ändern, wo sich dann auch erweisen lässt, welche
Wahrscheinlichkeit die allerersten Annahmen haben.
Aulfallenderweise erscheinen schon hier die Linien,
welche bei Bestimmung der mittlern Temperatur angewen-
det und auf Taf. 4 angegeben sind, in merkwürdigen Grös-
senverhältnissen. Bezeichnet man nämlich Ac' = 43°, 2 mit
a, c'a = c'g = co — cu = 25°, 6 mit b und Ac = 21°, 8
mit c; so ist a : b = 33 : 24 und c nahezu = 1/2 a. Fer-
ner giebt a + b die höchste mittlere Temperatur an der
Erdoberfläche und a — c die niedrigste , also die mittlere
Temperatur des amerikanischen Kältepoles, oder richtiger
vielleicht das Mittel der Temperaturen beider Kältepole =
21°, 4 d. i. — 18°, 6 C.
Berechnet man ferner den Flächeninhalt der oben be-
zeichneten Wärmezonen , so ist die arktische = 4/48 , die
äussere tropische = 16/48 und zwar zu gleichen Theilen süd-
lich und nördlich des Wendekreises, die innere tropische =
14/i die ganze tropische somit 27/48? und die mittlere War-
40
»
mezone = n/48 der Oberfläche der Nordhalbe der Erde.
Es fällt hier auf den ersten Blick auf, dass a, b und c die-
sen Zonen proportional sind. Es ist nämlich
a:b == ganze tropische Zone : äussern tropischen Zone,
und c:b =4 X arktische Zone: mittlern Zone.
Ebenso lassen sich die beiden Winkel bei A, nämlich
< iAc = 42° (d) und < iAc' = 13,3 (e) mit a und b
in Proportion stellen. Es ist d: a = b/2 ; e, und gleichfalls
scheint es, als sei d — ne und n. (d — e) = 90°. Wäre
Letzteres der Fall, so würde < d = 42°, 025 und < e =
13°, 377 angenommen werden müssen. Dass cc ' — 26°, 4
nicht gleich b ist, hat wahrscheinlich seinen Grund in der
Abplattung der Erde und in der Refraction der Sonnen-
strahlen.
Da mir indessen der Zusammenhang dieser Verhält-
nisse noch unklar ist, so kann ich ihnen auch in Bezug
auf die Formel zur Bestimmung der mittlern Temperatur
für jetzt noch keine besondere Wichtigkeit beimessen. Es
däucht mir auch schon Gewinn , wenn sie sich nach dieser
Formel nur annähernd so genau bestimmen lässt, wie nach
den 4 oben angeführten , in denen a und b aus örtlichen
Beobachtungen zu findende Constanten sind ; denn in der
gefundenen Formel sind a, b, c, d und e Constanten, die
für ganze Wärmezonen gelten.
Mittheilungen.
Beobachhüigen über das Grundeis in der Saale bei Halle .
Am 27. November v. J. begann das Thermometer unter Null
zu sinken , die Kalte dauerte von diesem Tage an ununterbrochen
fort und betrug bis zum 28. December im Mittel — 3° C. Vom
8. December an wehele ein ziemlich scharfer Nordost - Wind , wozu
sich vom 10. bis 14. December eine Kälte von — 4,4° C. im Mit-
tel'gesellte ; dabei war der Himmel meist heiter, die Luft trocken,
im Mittel 86,4 pCt. Feuchtigkeit haltend , — ein Umstand der zur
Verdunstung der Saaloberfläche und somit zur schnelleren Abkühlung
41
derselben wesentlich beitrug. In Folge dessen ging die Saale bei
Halle von 10. bis zum 14. December so stark mit Grundeis, wie
dies seit Jahren nicht stattgefunden bat. Am 14. December, wo die
mittlere Luftfeuchtigkeit auf ein Minimum von 77 pCt. gesunken war,
bei einer mittleren Kälte von — 3,7° C. erreichte die Bildung des
Grundeises ihr Maximum; von da an nahm dieselbe mit sinkender
Temperatur uud zunehmender Feuchtigkeit der Luft ah und erlangte
am 19. December, wo die Luft — 1,4° C. hatte und fast mit Feuch-
tigkeit gesättigt war (99 pCt. im Mittel) ihr Minimum.
Ta
0
mittl.Temp.
der Luft
mittlere
Feuchtigk.
der Luft
Temp.
des
Wassers
Himmel
Wind-
richtung
Hildung des
1 Grundeises
10 Decbr.
— 4,5° C.
89 pCt.
0
heiler
NO
sehr stark
11. ,,
— 4,0° C.
88 pCt.
0
völlig htr
* NO
ebso
12. „
— 5,5°C.
90 pLt.
0
völlig htr.
NO
ebso
13.
9)
— 5,0°C.
88 pCt.
0
trockner
Nebel
NO
ebso
14.
33
— 3,7° C.
77 pCt.
0
trübe
Abd. htr.
NO
ebso
15.
»
— 2,2° C.
79 pCt.
0
wolkig
Abd. htr.
NO
etwas
schwäch.
10.
55
— 2,l°C.l
90 pCt-
0
| bedeckt
OSO
ebso
17.
55
— fl,0°C.
91 pCt.
0
bedeckt
NO
ebso
18.
9 5
— 5,4° C
93 pCt.
0
ebs.
NO
ebso
19.
55
— 1,4°C.
99 pCt.
0
ebs.
NNO
schwach
Zur Untersuchung wurde neben dem Gerinne der städtischen
Wasserkunst an der Mühlbrücke in das durch die Strömung fortwäh-
rend bewegte Wasser ein gewöhnlicher Tragekorb hinabgelassen, der
vermittelst einer eisernen Kette an einen obern Querbalken befestigt
war. In dem Korbe befanden sich mehrere Ziegelsteine, einige Ei-
senstücke und eine langhaarige Bürste. Die Tiefe des Wassers he-
trug an der Stelle, wo der Korb eingesenkt war über 5 Fuss; die
Entfernung vom Gerinne gegen 4 Fuss und von beiden Saalufern
über 20 Fuss. Die Temperatur des Wassers war an der Oberfläche
und am Boden 0° C. Dasselbe war fast nirgends an der Oherüäche
zugefroren und hatte eine Klarheit und eine dunkelgrüne Färbung,
die gegen das sonstige trübe und bräunliche Ansehn auffallend con-
trastirte. Das Grundeis setzte sich bei seiner Entstehung sowohl in-
nen, wie aussen an den Korb an, besonders an den hervorslehendeit
Kanten, welche durch die senkrechten Stäbe des Geflechts gebildet
werden. Das Eis bestand aus Blättchen , die einer Kreisgeslalt sich
nähernde Polygone bildeten von höchstens 5 Linien Durchmesser und
1 bis 2 Zehntel Linie Dicke ; sie sehen fast wie Schuppen von Fi-
42
sehen aus und waren klar und durchsichtig. Die in dem Wasser
träge herunischwimmenden Eismassen waren aus denselben Eisblätt-
ehen zusammengehäufte Conglomerate von so geringem Zusammenhalt,
dass sie sich durch eine leichte Bewegung der Hand von einander
trennen Hessen. Ohne Zweifel hatten sich diese Massen unter densel-
ben Umständen, wie die am Korbe entstandenen, gebildet. — Auf-
fallend war es , dass sich die Eisblältchen fast immer mit ihren
schmalen Kanten senkrecht an die äussern Hervorragungen des Kor-
bes und namentlich an die Haare der Bürste anlegten, wie dies zu-
erst von Strehlke hervorgehoben ist. Auf den Backsteinen bildeten
die äusserst kleinen Lamellen eine leicht abzutrennende Kruste ; auf
den im Korbe befindlichen Eisenstücken setzten sie sich in geringer
Menge an ; dagegen war die eiserne Kette, woran der Korb befestigt
war, sehr stark damit überzogen, was sicher in der grösseren Abküh-
lung durch den äusseren, von der kälteren Luft umspülten Tlieil der
Kette seinen Grund hat. — Schwimmende Eisnadeln , von welchen
Gay-Lussac die Entstehung des Grundeises abzuleiten sucht, sind nicht
wahrgenommen. — Diese Beobachtung bestätigt aufs Neue die von
Horner und Arago gegebene Erklärung über die Bildung des viel be-
strittenen Grundeises, wonach letzteres eine von festen Körpern aus-
gehende Kryslallisation des auf Ü°C, abgekühlten Wassers ist. Arago
sagt über diesen in mehrfacher Beziehung interessanten Hergang im
Annuaire von 1833 :
„Schüttet man Flüssigkeiten von verschiedener Dichte durchein-
ander in ein Gefäss, so wird die schwerere sich zuletzt auf den Bo-
den , die leichtere an die Oberfläche begehen. Dies hydrostatische
Princip ist allgemein. Es gilt ebensogut für Flüssigkeiten von ver- ‘
schiedener chemischer Natur, wie von Portionen einer und derselben
Flüssigkeit , deren Dichtigkeiten durch Temperaturungleichheiten ver-
schieden sind. Die Flüssigkeiten, wie alle festen und gasigen Körper
nehmen an Dichte zu, wenn die Temperatur abnimmt. Nur das Was-
ser macht, in einer gewissen sehr kleinen Strecke der
Thermometerskale, eine sonderbare Ausnahme von dieser Regel.
Bis 4° C. herab nimmt seine Dichte mit sinkender Temperatur zu ;
dann hört die Verdichtung auf. Zwischen 4° und 3° findet schon
eine merkliche Dichtigkeitsverminderung statt , und diese dauert bei
Annäherung an den Nullpunkt immer fort. Mithin hat das Wasser
ein Maximum von Dichte, das nicht mit seinem Gefrierpunkte zusam-
menfällt, sondern bei 4° über Null liegt. — Nichts ist nun leich-
ter, als die Gefrierungsweise eines stehenden Wassers anzuge-
ben. Gesetzt das Wasser habe im Moment, wo der Nordwind den
Frost herbeiführt, durch seine ganze Masse 10° C. Das Erkalten des
Wassers, in Folge der Berührung mit der eisigen Luft, geschieht von
aussen nach innen. Die Oberfläche, die der Annahme nach 10° hatte,
wird bald nur 9° haben ; allein bei 9° ist das Wasser dichter als
bei 10°, folglich wird es, dem obigen hydrostatischen Gesetze ge-
mäss, hinabsinken und durch eine andere noch nicht erkaltete, also
43
noch 10° habende Schicht ersetzt werden. Diese erfährt ihrerseits
das Schicksal der ersten Schicht und sofort. In einer kürzeren oder
längeren Zeit wird also die ganze Wasserinasse -f- 9° haben. Was-
ser von 9° erkaltet sich genau ebenso Schicht für Schicht, wie Was-
ser von 10°. Jede wird ihrerseits an die Oberfläche kommen und
daselbst einen Grad Temperatur verlieren. Dieselbe Erscheinung wie-
derholt sich unter genau denselben Umständen bei 8°, bei 7°, bei 0°
und bei 5° ; allein bei 4° angelangt ändert sie sich ganz. Bei 4°
hat nämlich das Wasser sein Maximum von Dichte erreicht. Wenn
nun seiner obersten Schicht durch die Atmosphäre ein Grad Wärme
entzogen, dieselbe auf 3° zurückgebracht worden ist, so wird diese
Schicht weniger dicht sein, als die darunter befindliche Masse, folg-
lich wird sie nicht sinken. Auch eine fernere Wärmeahnahme wird
sie nicht zum Sinken bringen, weil das Wasser bei 2° leichter ist,
als bei 3°, und sofort. Wer aber sieht nicht, dass die oberste
Schicht, wenn sie unausgesetzt der erkaltenden Wirkung der Atmo-
sphäre unterworfen bleibt, bald ihre 4 Grad Wärme verlieren muss.
Sie wird also bald auf Null anlangen und gefrieren. Die obere Eis-
schicht, wie sonderbar dies Phänomen auch erscheine, ruht auf einer
flüssigen Masse, die, wenigstens am Grunde, eine Temperatur von 4°
über Null besitzt. — Die Gefrierung eines stehenden Wassers
kann offenbar in keiner andern Weise vor sich gehen, auch hat noch
Niemand das Eis in einem See oder Teiche zuerst am Boden sich
bilden sehen. — Bei bewegten Gewässern ist es anders. Die Be-
wegung, wenn sie ein wenig rasch und auf einem holprigen oder
unebenen Boden geschieht, hat wegen der dadurch verursachten Wir-
bel die Wirkung, dass sie alle Schichten unaufhörlich durch einander
mengt. Die hydrostatische Ordnung, auf welcher wir eben so stark
fussten, ist umgeslossen, das leichtere Wasser fliesst nicht mehr
beständig zur Oberfläche. Die Strömungen stürzen es in die er-
kaltende Masse, und bald hat diese überall eine gleiche Temperatur,
— Kurz in einer tiefen Masse stehenden Wassers kann der Grund
nicht unter 4° erkalten; wird dieselbe Masse aber bewegt, kön-
nen Grund und Oberfläche dieselbe Temperatur haben. — Es
bleibt nun noch zu untersuchen, wesshalb, wenn sich die ganze
Masse auf Null befindet, die Gefrierung am Boden und nicht an der
Oberfläche beginnt. Wer wüsste nun aber nicht, dass man, um die
Krystallbildung in Salzlösungen zu beschleunigen, nur einen spitzigen
oder rauhen Körper hinein zu stecken braucht, dass auf diesen Un-
ebenheiten die Krystalle vorzugsweise entstehen und schnell an Grösse
zunehmen? — Jedermann kann sich überzeugen, dass es sich mit
den Eiskrystallen ebenso verhält; dass, wenn das Gefäss, worin die
Gefrierung vorgehen soll, einen Riss, einen Vorsprung, kurz irgend
eine Unterbrechung des Zusammenhanges besitzt, diese eben so viele
Mittelpunkte werden, um welche sich die erstarrten Wasserfäden vor-
zugsweise gruppiren. Dasselbe findet bei dem Gefrieren der Ströme
auf dem Boden des Flussbettes statt, stets beginnt es daselbst an
44
Felsen, Kieselsteinen, Holzslüeken, Wurzeln u. s. w. Der Besitzer
eines Hammerwerkes in den Vogesen sah sich aus diesem Grunde ge-
nöthigt, die fremden Körper, die sich in dem seine Wasserräder trei-
benden Bache angesammelt halten, alljährlich herausnehmen zu lassen.
— Dazu kommt, dass an der Oberfläche des Wassers die Bewegung
gross und stossweise ist, sie muss also die symmetrische Gruppirung
der Krystallnadeln verhindern, jene polare Anordnung stören, ohne
welche die Krystalle, von welcher Natur sie auch seien, weder regel-
mässige Gestalt noch Festigkeit annehmen ; sie muss selbst die er-
sten Rudimente der Krystalle zerstören — Die Bewegung ist am
Boden , wenn überhaupt vorhanden , mindestens sehr geschwächt.
Man kann also annehmen, dass ihre Wirkung daseihst nur die Bil-
dung eines regelmässigen und compacten Eises störe , keineswegs
aber hindere, dass sich nicht auf die Länge, eine Fülle kleiner Blätt-
chen aneinander legen und dadurch jene schwammige Eismasse
bilden.“
Dies schwammige Gefüge möchte aber wohl noch mehr da-
durch veranlasst sein, dass in dem Augenblicke, wo ein Krystallblätt-
chen anschiesst durch den Uebergang des flüssigen in den festen Zu-
stand ein Theil der bisher gebundenen Wärme frei wird, welche die
Temperatur der nächsten, den Krystall umgebenden Wasserschicht er-
höht und dadurch das Gefrieren derselben verhindert, während ausser
dem Bereiche dieser Wärmesphäre die Bildung anderer Krystallblätt-
clicn ihren ungestörten Fortgang hat*). Da bei dem Uebergange von
Wasser bei 0° in Eis von derselben Temperatur 79° C. (d.h. Wär-
meeinheiten) frei werden, so wird hierdurch zugleich das rasche Vor-
schreiten der Grundeisbildung gehemmt. Dennoch können sich unter
sonst günstigen Umständen die Eismassen zum Schrecken der Müller,
Fischer und Schiflsleute , wie der Bewohner von Niederungen bis zu
ausserordentlichen Grössen anhäufen. Sie lösen sich in Folge ihres
leichtern, specifischen Gewichtes besonders beim Eintreten milderen
Wetters von dem Flussbelte los und heben oft schwere Steine, Holz-
stücke und Kellen mit empor, ja einmal erhob sich sogar ein Boot,
das im Spätjahr bei Kempen im Lech versunken war.
Kohlmann.
Das Paraffin.
Die Entdeckung dieses gegenwärtig so viel Aufsehn erregenden
Stofles verdanken wir dem um die Erforschung der Produkte der
*) Auch an Fensterscheiben besonders bei Doppelfenstern pflegen sieb
oft in dem feinen Thau bei massiger, constanter Kalle von zerstreuten Punkten,
wahrscheinlich unbedeutenden Hervorragungen, Staubkörnern etc., aus sehr zarte
isolirte Eiskrystalle zu bilden, welche sich alimählig vergrössern und, was eben
das ßemerkenswerlhe dabei ist , von einem völlig klaren ringförmigen , anfangs
kaum bemerkbaren Baum umgeben sind, welcher sich gleichzeitig mit dem Kry-
stalle vergrössert. Poggend. Ami. Bd. 43. p. 408.
45
trockenen Destillation organischer Substanzen hochverdienten Dr. Rei-
chenbach, Vorsteher mehrerer mechanischen Werkstätten und chemi-
schen Fabriken auf den Gütern des Grafen Salm zu ßlansko in Mäh-
ren. Er stellte dasselbe zuerst im .fahre 1830 aus dem Theer von
Rothbuchenholz dar.*) Bei der Destillation dieses Theers fiel es ihm
auf, dass in der ersten Hälfte ihres Verlaufes die übergehenden Oel-
tropfen sich auf dem wässrigen Destillat schwimmend anlegen, in der
zweiten Hälfte aber diese Schicht durchdringen und sich unter der-
selben auf dem Roden der Vorlage ansammeln. Dieser Vorgang war
ihm ein Beweis , dass der Anfang und das Ende der Destillation des
Theeres ätherische Oele von verschiedener Eigenschwere liefert, und
daraus schloss er weiter aul die verschiedene Natur derselben, ob-
gleich sie in ihrem Aeusseren sich völlig ähnlich sahen. Aus dem
abgesonderten , schweren Oele liess sich durch partielle Destillation
noch ein Anlheil jenes leichteren und llüchtigeren Brandöls abschei-
den, während der Rückstand eine dicktlüssige, mit kristallinischen
Schuppen erfüllte Masse bildete. Reichenbach hatte bereits bei seinen
früheren Arbeiten den Alkohol als ein treffliches Mittel zur Scheidung
nahe verwandter Stolle schätzen gelernt; — er versuchte ihn da-
rum auch in diesem Falle, wo eine weitere Scheidung durch Destil-
lation nicht mehr gelingen wollte. Als er jedoch jenen dickflüssigen
Rückstand mit einem gleichen Volumen kalten Alkohols von 0,83 zu-
sammen mischte, lösten sich Oel und Krvstalle ohne Unterschied auf;
dennoch fuhr er fort die Menge des zugesetzten Alkohols stufenweise
bis zum 8fachen Volumen zu vermehren. Die auflösende Kraft des
Brandöls wurde dadurch geschwächt, die Lösung trübte sich und zu
seiner Freude schieden sich die kryslallinischen Flitter reiner und in
grösserer Fülle wieder aus. Er sammelte letztere auf einem Filler
und behandelte sie behufs vollständiger Reinigung wiederholt mit sie-
dendem Alkohol aus dem sich endlich beim Erkalten ein schneeweis-
ser, feinpulvriger Niederschlag absetzte. Dies war das Paraffin, so
benannt von parum affin is wegen seiner geringen Verwandtschaft zu
andern Substanzen. In grösseren Stücken gleicht es dem Alabaster,
ist durchscheinend, milde anzufühlen und leicht zerreiblich, ohne
Geschmack und Geruch. Aus der heissen alkoholischen Lösung kry-
stallisirt es beim Erkalten tlieils in parallel oder tulenförmig auf ein-
ander gelagerten Blättchen, theils in Körnern, die sich unter dem Mi-
kroskope als Pentagonaldodekaeder zu erkennen geben. Es bringt bei
gewöhnlicher Temperatur keinen Fleck auf Papier hervor und unterschei-
det sich dadurch von den Felten, dass es sich nicht verseifen lässt. Sein
Schmelzpunkt ist verhältnissmässig niedrig, denn während Wallrath bei
45— 50° C. schmilzt, Wachs bei 65 — 66° G. und die Mischung von
Stearinsäure und Palmitinsäure, das bekannte Material der Stearinkerzen,
bei 54 — 60° C., zergeht dagegen das Paraffin schon bei einer Temperatur
von 43,75° C, zu einer farblosen, klaren Flüssigkeit. Ebenso ist es
) Schweigg. Jouru. Bd. 59. S. 436.
46
specifisch leichter als die genannten Stoffe, da seine Dichte = 0,87
beträgt, während das spec. Gewicht des Talgs = 0,88, des Wassers
= 0,962, des Walralhs — 0,943 ist.
Absoluter Alkohol löst davon nach längerem Sieden in 100
Gew. Th. nur 13,45 Gew. Th. auf, die nach dem Erkalten, sowie beim
Zusatz von Wasser bis auf eine geringe Spur als ein weisser Nie-
derschlag wieder ausgeschieden werden.
Aelher löst bei seiner Siedhitze von 35° C. in 100 Gew. Th.
dagegen 140 Gew. Th. Beim Sinken der Temperatur erstarrt Alles
zu einer kryslallinisehen Masse.
Gefärbte rilanzenpapiere werden von diesen Lösungen nicht
geändert.
Ebenso leicht vereinigt sich das Paraffin mit den flüssigen,
ätherischen und feiten IMlanzen-Oelen, wie Terpentinöl, Theeröl, Stein-
öl, Olivenöl, Mandelöl u. s. w., wogegen es sich der Verbindung mit
festen Stearoptenen, dem Kampfer, dem Naphthalin entschieden wi-
dersetzt. Mit Stearin, Walrath, Bienenwachs und Colophonium lässt
es sich zusammcnschmelzen und bildet nach dem Gestehen eine gleich-
artige Masse.
Merkwürdig ist, dass Chlorgas, selbst bei einem mehrstündigen
kalten Strome keine merkliche W irkung darauf äusserte ; flüssiges
Chlor verhielt sich ebenso.*) Auch mit Schwefel und Phosphor lässt
es sich nicht vereinigen.
Zu dem Sauerstoffe zeigt das Paraffin bei gewöhnlicher Luft-
temperatur keine Verwandtschaft. Einer brennenden Kerze genähert
entzündet es sich nicht, selbst wenn man den flüssigen Tlieil mehr-
mals durch die Flamme hindurchführt. Erhitzt man es aber in einem
Platinlöllel bis zum Verdampfen und bringt es dann mit Feuer in
Berührung, so entzündet es sich und brennt mit heller, weisser, schö-
ner Flamme, ohne den geringsten Russrauch, rein auf und hinterlässt
auf dem Löflel keinen Rückstand. Ein damit getränkter Docht brennt
wie eine schöne W alrathkerze, und ohne Geruch. Wiegen dieser vor-
züglichen Eigenschaft sprach Reichenbach schon kurz nach der Ent-
deckung des Paraffins die Hoffnung aus, dass es dereinst wohl ein
wichtiges Material für die Beleuchtung werden könne.
Das Kalium lässt sich in ihm, wie unter Steinöl, unverändert
aufbewahren, und wirkt selbst in der Schmelzhitze nicht auf das-
selbe ein.
Vergeblich hat man die stärksten Basen: Kali, Natron u. s. w.,
wie auch die kräftigsten Säuren : die rauchende Salpetersäure, con-
centrirte Schwefelsäure u. s. w. versucht, — sie waren alle wirkungslos.
Der trockenen Destillation unterworfen geht das Paraffin unter
*) Lewy’s Angabe (Ann. de Cbira. et de Pbys. 3 Ser. V. 395), wo-
nach unter günstigen (?) Umständen dabei ein krystallisirter viel Chlor enthal-
tender Körper gebildet weiden könne, bedarf wie dessen abweichende Ansicht
über das specifische Gewicht und die Zusammensetzung einer weitern Bestätigung.
47
lebhaftem Sieden bei einer Temperatur zwischen 370 — 380° C. in
die Vorlage über, ohne einen Rückstand zu hinterlassen und ohne
irgend einer theilweisen Zersetzung zu unterliegen. Sollte eine Bräu-
nung einlreten, so rührt diese von der Verkohlung beigemengter Sub-
stanzen, wie Staub u. s. w. her.
Das Paraffin zeigt demnach eine Indifferenz gegen andere Rea-
genlien und eine Innigkeit des Zusammenhanges seiner ßestandtheile,
die unter den Substanzen von organischer Abkunft ungewöhnlich und
fast beispielles ist; es würde darum ein unübertreffliches Schutzmittel
gegen alle energisch wirkenden Stoffe abgeben, wenn es die zu sei-
ner Verarbeitung nölhige Geschmeidigkeit und Zähigkeit hätte. So
eignet es sich z. B. als Verdichtungsmiltei für Stöpsel durchaus nicht,
es breitet sich nicht über dieselben aus und trägt somit eher dazu
bei, dass sie schneller undicht werden.
Reichenbach überzeugte sich im Verlaufe seiner weiteren Unter-
suchungen bald, dass das Paraffin nicht dem Theer von Rothbuchen-
holz allein eigen ist, er erhielt es, wiewohl in geringerer Menge aus
dem Theer anderer Holzarten, dem Steinkoldentheere und sogar aus
dem brenzlichen Oele (Dippelsöle) , welches bei der trocknen Destil-
lation von Fleisch und anderen thierischen Substanzen gewonnen
wird (Schweigg. Journ. d. Chem. u. Phys. 1831. Bd. 61. S. 272.).
Ettling gewann es 1832 (Liebig’s Anri. der Pharm. Bd. II. S. 259)
bei der Destillation des Wachses, was Bussy und Ferrand (Journ. de
Pharm. 1834 S. 51) mit gleichzeitiger Anwendung von Kalk eben-
falls gelang. Laurent (Ann. de Chem. et de Phys. L1V. S. 392) stellte
es 1833 durch Destillation der bituminösen Schiefer dar, und Simon
1835 (Pogg. Ann. Bd. 35. S. 160) aus dem Theer der Braunkoh-
len. Das Paraffin ist demnach ein wesentliches Produkt der
durch höhere Temperatur bewirkten Verkohlung aller
pflanzlichen und thierischen Stoffe.*) Es findet sich im
Russ der Oefen, wenn das Heizmaterial unter Glimmen unvollkommen
verbrennt, ebenso im schwarzen Schusterpech, welches ihm seine Fet-
tigkeit und seine Eigenschaft verdankt, bei massiger Wärme in der
Hand zu erweichen; nach Joss (Erdm. Journ. d. pract. Chem. ßd.
IV. S. 381) ist es in jedem Branntweine enthalten, der behufs der
Entfuselung mit Kohle gereinigt ist. Von besonderem wissenschaft-
lichen Interesse war die Entdeckung des schon fertig gebildeten Pa-
raffins im Sleinöle zu Rangoon in Ava 1831 durch Gregory (Erdm.
Journ. d. pract. Chem. Bd. IV. S. 1) und im Steinöle von Tegernsee
durch v Kobell (Erdm. Journ. d. pract. Chem. Bd. VIII. S. 305. 1836).
Beide Oele müssen demnach Produkte der Verkohlung organischer
Substanzen durch Einwirkung plutonischer Kräfte sein. Ob dies auch
von dem Steinöle anderer Gegenden gilt, lässt sich nicht mit Gewiss-
heit behaupte'!! , da es bis jetzt nicht überall aus diesem Gesichts»
*) cf. Poggendorffs Ansicht über die Bildung des Paraffins aus dem
Holze in dessen Annalen ßd. 37. S, 161.
48
punkte untersucht ist. Dagegen stimmt das durch siedenden Aether
oder Alkohol aus den verschiedensten Stein kohlen extensirte Oel voll-
kommen mit dem Terpentinöle lebender Pflanzen überein. Es ent-
hielt, wie dieses, keine Spur von Paraffin. Man ist daher zu dem
Schlüsse berechtigt, dass die Steinkohle sich aus den abgelagerten
Pflanzen ohne Beihülfe bedeutender Hitze blos durch den allmählig
fortschreitenden Vermoderungsprocess gebildet habe, wobei das Oel
der vorweltlichen Pinien sich zum grossen Theile unverändert erhal-
len hat.
Ein Wendepunkt in der Geschichte des Paraffins trat mit der
Entdeckung ein, dass man diesen Stoff auch durch trockene Destilla-
tion des Torfes gewinnen könne. Bei dem billigen Preise dieses
Brennmaterials und bei der ausserordentlichen Verbreitung desselben
in manchen Gegenden, wie z. B. in Irland, wo es ein Siebentel des
gesammten Landes bedeckt und wegen der ausgezeichneten Steinkoh-
len Englands fast werthlos ist, eignet sich der Torf vorzugsweise zur
vortheilhaften Gewinnung des Paraffins. ln dem britischen Hause
der Gemeinen wurde dieser Gegenstand bei Gelegenheit der ßerathung
der irischen Armenhill im Sommer 1S49 mit dem lebhaftesten Inte-
resse verhandelt. Man hoffte dadurch einen neuen Hebel für die
Aufrichtung des zerrütteten Wohlstandes des unglücklichen Irlands zu
gewinnen, und man hat sich hierin nieht ganz getäuscht; denn seit-
dem sind zahlreiche Fabriken entstanden, welche im grossarligslen
Maassstahe den halbverrotteten Pflanzenschlamm zu den elegantesten
Tafelkerzen umarbeiten, deren Ertrag sich zu den Kosten des Roh-
materials und der Darstellung sehr günstig herausstellt.
Die Unzersetzbarkeit des Paraffins hei der Destillation und hei
der Behandlung mit concenlrirter Schwefelsäure veranlasst schon
Reichen hach zu einem vereinfachten Verfahren seiner Gewinnung und
Reinigung, welches im Wesentlichen noch gegenwärtig hei dem l'a-
brikmässigen Betriebe befolgt wird. Steinkohle, Torf oder eine an-
dere bituminöse Substanz wird aus einer Retorte bei dunkler Rolli-
glulhhitze destillirt. Es ist zweckmässig durch eiue Röhre, welche
durch die Feuerung geht und dadurch glühend erhalten wird, Wasser-
dampf in das hintere Ende der Retorte einlreten zu lassen. Der
Dampf nimmt die flüchtigen Produkte der Destillation rasch mit sich
fort, wodurch ihre weitere Zersetzung grösstentheils verhindert wird.
Das in einer bcsondern Vorlage abgeschiedene specifiseh schwerste
und schwerflüchligste Destillat wird womöglich einer starken Winter-
kälte ausgesetzt und darauf durch Säcke von grober Leinwand filtrirt
und ausgepresst, wobei eine bräunliche, feste Masse als Rückstand
erhallen wird. Dieses unreine Paraffin wird behufs der Verkohlung
der fremden Beimengungen längere Zeit mit concentrirter Schwefel-
säure digerirt oder noch besser nach v. Reichenbach jun. (Jahrb. d.
k. k. geolog. Reichsanstalt, Jahrg. 111. Nr. 2.) bis zur Destillation er-
hitzt; im letzteren Falle erhielt man das Paraffin in der Vorlage voll-
kommen farblos, so dass es nach dem Auswaschen mit verdünnter
49
Sodalösung und darauf mit reinem Wasser sogleich zu Kerzen ver-
arbeitet werden kann. Diese Verwendung hat durch die übereinstim-
mende Analyse des jungem Gay-Lyssac (Pogg. Ann. Bd. 24. S. 180),
Ettling und v. Kobell dadurch ein höheres Interesse gewonnen, dass
nach den Resultaten derselben das Paraffin gerade so zusammenge-
setzt ist, wie das Leuchtgas, und somit wäre ein bisher vergeblich
angestrebtes Problem auf eine unerwartete Weise gelöst. Wir haben
das Gas in fester Gestalt gewonnen; es lässt sich bequem zu Cylin-
dern formen, die beliebig von einem Orte zum andern getragen wer-
den können ; als Alabasterkerzen unsere Tafeln schmückend, verschafft
es uns ohne jene ausgedehnten und weitschweifigen Operationen der
Gasanstalten die Beleuchtung wie durch einen Mikrokosmus selbsttä-
tig und selbstregulirend mit Eleganz und Präeision.
Der Unterzeichnete hat behufs einer Werthbestimmung dieses
neuen Leuchtmaterials eine vorläufige Untersuchung angestellt. Zur Ver-
gleichung wählte derselbe Paraffinkerzen, 5 auf ein Packet ä 20 Sgr.,
und Stearinlichter, 6 auf ein Packet ä 9 Sgr. Das erstere wog 457
Gramm, das zweite 348 Gramm. Hiernach verhielt sich der Preis
des Paraffins zu dem des Stearins wie 1,66 zu 1; dieser höhere
Preis des Paraffins wurde jedoch durch seine stärkere Leuchtkraft
wieder ausgeglichen, indem sich dieselbe bei der photometrischen Prü-
fung zu der des Stearinlichtes wie 1,58: 1 herausstellte. Während
einer vierstündigen Brennzeit wurde vom Paraffin 1 Gew. Th., vom
Stearin dagegen 1,2 Gew. Th. verbraucht, so dass diese grössere Spar-
samkeit heim Verbrennen den Vorzug der Paraffinkerzen vor jenen
Stearinlichtern in einfachster Weise zu erkennen gibt. Kohlmann.
MUtheilungen über Thüringen.
Unter den zahlreichen und höchst interessanten Artikeln der
letzten Hefte der Zeitschrift finde ich auch etwas über die Irrlichter,
was mich hei der Uontroverse, die so lange über diesen Gegenstand
schwebt, zu der Bemerkung veranlasst, dass ich auch das Dasein der
Irrlichter bezeugen kann. Zum ersten Male sah ich — freilich noch
als Knabe — Irrlichter auf einer Nachtfahrt über den Rosengarten in
der Nähe von Oberhof. Der Luftzug, den der schnell rollende Wa-
gen erregte, riss ein Irrlicht mit fort, das sich in Sprüngen mit fort-
bewegte. Als Student sah ich an einem regnerischen Abende auf
einer Wiese bei Römhild, die aus einem trockengelegten Teiche ge-
wonnen worden war, zwei Irrlichter ruhig stehen. Auch hier bei
Saalfeld werden am Grenzhause manchmal solche gesehen.
Es wird Sie ohne Zweifel interessiren, dass nach Breilhaupt in
unserer Nähe bei Schmiedefeld, dem Fundorte des Thuringits, auch
Chamoisit vorkommt. Er wird, wie der Thuringit, als Eisenerz ver-
schmolzen. Von beiden Mineralien finden sie in dem Kistchen Pro-
bestücke. Ausserdem sind darin einige unserer merkwürdigem Petre-
facten, namentlich silurische. Das Holz, welches ich als Pissadendron
4
50
clericorum beigefügt habe, ist nach Hrn. Prof. Unger kein Pissadendron,
sondern ein wahres Proteron aller Gymnospermen. Bestimmthal derselbe
es noch ni cht, er ist aber eifrigst mit der Untersuchung der von mir
gesammelten devonischen Holzreste beschäftigt und schreibt, dass die
von ihm untersuchten Hölzer lauter neue Gattungs- ja Familientypen
der wunderbarsten Art und der seltsamsten Organisation seien —
Dinge und Verhältnisse, die er sich kaum in hellem Traume habe
vorstellen können, linde er hier deutlich und klar ausgesprochen und
entwickelt. Um nur Einiges zu erwähnen, so liege« Mittelglieder von
Farren und Equisetaceen , Urtypen von Cicadeen, Coniferen etc. vor,
wie man sie bisher noch nicht geahnt hat. Ein Stück zeichnet sich
sogar durch seine wahre Urgestaltung aller möglichen Stammbildung
aus. — Denken Sie sich das Alles in der Grauwacke und es wer-
den gegen lOOSpecies solcher Hölzer sein. Ist das nicht eine präch-
tige Flora? Und neben dieser devonischen besitzen wir hier noch
eine des Culm, characterisirt durch Calamites Iransilionis und Me-
gaphylum (Rothenbergia) Hollebeni, die auch noch unendlich reich
ist, und noch eine dritte (die silurische ist klein), über deren Alter
ich noch nicht klar bin.
In diesem Sommer war Murchison in Begleitung von Morris
einige Tage hier und untersuchte das Gebirge. Als vorläufiges End-
resultat der bisherigen Forschungen im Gebiete der thüringischen
Grauwacke lässt sich sagen, dass zuunterst die von mir so benannte
grüne Grauwacke cambrisch, die graue Grauwacke untersilurisch sein
dürfte. Darauf liegen die Cypridinenschiefer und zuoberst die jün-
gere Grauwacke oder Römers Kulm. Die Stellung der unlersiluri-
sehen Grauwacke ist in ihren tiefsten Gliedern durch die Nereilen und
viele Llandilo- und Caradocpetrefakten , in ihren obersten durch die
Graptolilhen bestimmt. Wenn Sie vielleicht meine „ Thüringischen
Graplolilhen “ in der Zeitschrift der geologischen Gesellschaft gelesen
haben, so will ich suppliren, dass auch Reliolites Geinitzianus Bar-
rand, aber sehr selten vorkommt.
Um auch etwas für die Thüringische Botanik beizutragen, er.
laube ich mir ein Programm von 1846 beizulegen und als Bemerkung, die
Kundigere vielleicht weiter prüfen möchten, beizufügen, dass bei mei-
nen botanischen Versuchen es mir lange nicht gelingen wollte, Or-
chideen und die schönen Rhinanlhaceen im Garten fortzubringen, bis
ich endlich den Orchideen und Melampyrum nemorosum Holzstück-
chen von Corylus etc. also von Laubhölzern, den Rhinanlhen Stroh-
halme in die Erde mischte, worauf die Pflanzen nach Wunsch gedie-
hen, Weist das auf einen Pseudo- oder Hemiparasitismus hin?
Um endlich mit der Zoologie zu schliessen , will ich für die
Thiergeographie nur noch beifügen, dass hier Tichodroma muraria
vorkommt, dann Arcalaphus italicus, Cicada orni und ein Byrrhus
noch einmal so gross als ß. pilula , den ich aber nirgends beschrie-
ben finde. H. Richter .
51
Missgeburt eines Schaflammes (Taf. 9. 10.).
Diese Missgeburt ist bereits von Otto in seiner Monstrorum sex*
centorum deseriptio anatomica p. 121. Nr. 201. Tb. 3. Fig. 2. als
Monstrum ovinum agenyum beschrieben und abgebildet und von Vro-
lik in Tabulae ad illustrandam embryogenesin hominis et mammalium
Tb. 58. Fig. 11. copirt worden. Die Abbildung stellt die Seitenan-
sicht des Kopfes dar, unsere Tafel 9. dagegen zeigt die untere An-
sicht von vorn.
Das Lamm ist bis auf den Kopf völlig normal ausgebildet. Der
Kopf dagegen verengt sich im Antlitztheil sehr stark und bildet mit
diesem einen walzenförmigen Rüssel. Auf der obern Seite fehlen die
Augen und Ohren völlig, nur die Haarwirbel, aus welchen sich die
Hörner erheben sind vorhanden. Otlo’s Exemplar besitzt an Stelle
der Augen eine längliche Haulfalte, gleichsam den Spalt der Augen-
lieder, von denen bei dem unsrigen aber keine Spur vorhanden ist.
Der Spalt der Nasenlöcher fliesst von beiden Seiten her vorn an der
Spitze des Rüssels zusammen. Schnauze und Lippen sind durch Nichts
angedeutet, der Rüssel ist bis auf die kleinen Nasenöflnungen voll-
ständig geschlossen. An der untern Seite ist er mit mehrern Spür-
haaren besetzt. An der Kehle liegen die Augen und dahinter die
Ohren. Erstere sind sehr gross, ohne Lider, mit schwachen Wim-
pern umrandet und durch eine nur eine Linie breite häutige behaarte
Brücke von einander getrennt. Ein breit dreiseitiger Fleck vor den
Augen ist nackt. Einen halben Zoll hinter den Augen , also etwas
weiter als Otto’s Zeichnung angibt, folgen die Ohren, mit der Innen-
seite gegen einander gewandt, an der Basis vereinigt und mit nur
einer kleinen, genau in der Mittellinie gelegenen Oefinung. Die
Ohrmuscheln selbst zeigen übrigens keine Abnormitäten.
ln der Brust- und Bauchhöhle fand ich keine beachtenswerthen
Eigenthümlichkeilen. Otto erwähnt von seinem Exemplar, dass die
linke Niere bis in den Eingang hinabgerückt sei. Bei der unsrigen
Missgeburt liegen beide Nieren in gleicher Höhe, etwas weniger zu-
rück als gewöhnlich sind von gleicher und sehr ansehnlicher Grösse,
nämlich l1^ Zoll lang und 3/4 Zoll breit. Der rechte Lungenflügel
ist vierlappig und um ein Drittheil grösser als der linke zweilappige.
Alle zu Mund- und Rachenhöhle gehörigen Organe, Lippen,
Kiefer, Zähne, Zunge, deren Muskeln, Gefässe und Nerven fehlen
gänzlich. Unmittelbar hinter den Augen erstreckt sich ein querer
bandförmiger Muskel von einer Seile des Schädels zur andern, des-
sen Deutung ich nicht zu geben vermag. Die zwischen den Ohren
gelegene Oefinung deutet Otto als Ohröflnung, sie führt aber durch
einen kurzen engen Kanal in den Schlund , der an dem völlig aus-
gebildeten Kehlkopf plötzlich seine normale Weite und Bildung besitzt.
Die Augen und ihre unmittelbare Umgebung zeigen kein Missver-
hältniss.
4;
52
Die Missslallung des Schädels hat ein besonderes Interesse.
Von oben betrachtet erscheint das Occiput übermässig verlängert und
zwar so, dass die Condyli am weitesten nach hinten hervorstehen.
Die Scheitelbeine gehen zu beiden Seiten mit starker Wölbung um
die Hirnhöhle herum und bleiben an der Unterseite durch einen brei-
ten Raum getrennt. Davor legen sich die Stirnbeine mit den Höckern
zur beginnenden Hörnerbildung, nach vorn stark abfallend und mit
einem breiten Fortsatze neben der Mittellinie sich verlängernd, an den
Seiten nicht so weit hinabreichend als die Scheitelbeine. An ihr vor-
deres Ende schliessen sich die dreiseitigen ganz normalen Nasenbeine
und den seitlichen Ausschnitt, der durch den mittlern Fortsatz gebil-
det wird, füllt jederseits eine vierseitige dünne Knochenplatte aus.
Man kann dieselbe als modificirtes Thränenbein deuten. An den Sei-
len des Stirnbeines nach unten springt der Augenhöhlenrand als be-
sondere Knochenplatte vor. Die Knochen der untern Schädelseite
sind völlig abnorm. Den Rüssel begränzen hier zwei sehr kleine
dreiseitige Knochenplatten, hinter denen zwei ähnliche seitlich zu den
Nasenbeinen aufsteigende aber frei endende liegen. An den Höcker-
rand dieser schliesst sich eine in der Mittellinie nicht getrennte, grosse,
zu den Seiten aufsteigende Knochenplatte. Sehr dünne Plättchen un-
ter ihr werden zu den Muscheln gehören, denn diese füllen den Rüs-
sel ganz aus. Der Boden der völlig flachen Augenhöhle wird von
zwei Knochen gebildet, einer dünnen rundlichen Platte vorn und nach
aussen und einem breiten Fortsatze eines in der Mitte gelegenen slär-
kern Knochens, der neben der Mittellinie die beiden grossen Oeflnun-
gen zum Durchtritt der Sehnerven trägt. Der Raum zwischen den
Scheitelbeinen wird durch eine breite convexe Knochenplatte erfüllt.
Sie ist am hinlern verdickten Rande ausgeschnitten und in der dadurch
gebildeten Oeflhung bewegt sich ein eigenthiimlich gestaltetes Knochen-
stückchen. Den hintersten Theil der untern Schädelfläche bildet das
Grundbein. Zwischen dieses und den hintern untern Rand der Schei-
telbeine schieben sich die Knochen des Gehörorganes ein. An seinen
vordem Rand jedoch innerhalb der Hirnhöhle und aussen ganz von
der untern Schädeldecke versteckt slösst der Körper des grossen, an
dieses der des kleinen Keilbeines und vorn an dieses die Pflugschaar
als schmaler dünner Knochen, der von dem vorhin erwähnten mit den
beiden Sehnervenlöchern versehenen Knochenstück aufgenommen wird.
Die drei vordem Knochen an der Unterseite des Rüssels sind nicht
wohl auf normale Kopfknochen zurückzuführen , die hintere untere
Knochendecke könnte als vereinigte Schläfenbeine gedeutet werden.
Gaumenbein, Oberkiefer, Zwischenkiefer und Jochbein sind nirgends
nachweisbar.
Auf Tafel 9. ist der Kopf der Missgeburt von unten dargestellt,
auf Tafel 10. der Schädel von der obern und von der untern Seite.
S c h 1 i e p h a c k e, ii b e r S t e n h o u p e ’ s Loupe. Die gewöhnli-
chen und schon lange im Gebrauch befindlichen Loupen, sind schwach bi-
convex geschliffene Gläser, von denen man eins, zwei auch selbst drei über
53
einander schiebt und dann während inan hindurch sieht, den Gegen-
stand in einiger Entfernung davor hält. Die Stärke dieser Loupen
ist gewöhnlich nicht sehr bedeutend. Viel schärfer sind schon die
seit einiger Zeit in Gebrauch gekommenen Cylinder-Loupen. Sie be-
stehen aus einem einzigen Glascvlinder der oben und unten schwach
convex geschliffen ist. Sie sind bei botanischen Untersuchungen zu
Bestimmungen der Phanerogamen vollkommen ausreichend. Kürzlich
hat ein Engländer Stenhoupe eine Loupe construirt, die alle bisheri-
gen an Stärke weit übertrifft. Es sind dies ganz kleine Cylinder-
Loupen, deren Endflächen aber sehr bedeutend convex geschliffen sind,
und zwar so bedeutend, dass die Brennweite der Loupe gleich Null
ist, d. h. man muss den Gegenstand unmittelbar an die convexe Flä-
che bringen. Von grösstem Nutzen sind diese Loupen beim Einsam-
mein der niederen Cryptogamen, der Diatomeen, Algen etc., indem
man durch sie nicht nur das Genus, sondern bei den Algen sogar
in vielen Fällen die Species erkennen kann. Die in stehendem Trink-
wasser sich schnell bildenden grösseren Infusorien erkennt man z. B.
ganz gut durch diese Loupen. Ebenso sieht man an einem Längs-
schnitt von Tannenholz die cylin drisch qn Gefässe des Holzes sehr
deutlich : Effecte die durch keine andern Loupen bis jetzt erreicht
worden sind.
Cliop, über einige Versteinerungen im Muschel-
kalk bei Sonders hausen. In der tiefsten zugänglichen Schicht
des hier leicht verwitlerbaren Wellenkalkes kommen ausser einigen
interessanten Muscheln häufig drehrunde cylindrisehe Röhren vor, die
bisweilen deutlich mehre Schichten durchsetzen. Oh es mit Kiesel
überkleidete Wurmröhren sind, ob sie von dünnen Pflanzenstengeln
herrühren oder wess Ursprungs sie sonst sein mögen , hat sich noch
nicht ermitteln lassen. Encrinus liliiformis, Mytilus eduliformis,
Trigoyiia ovoides erscheinen schon in diesen tiefen Regionen. Auch
dünne Platten von einigen Linien Durchmesser und unregelmässig um-
randet kommen vor. Man würde sie auf flache Austerschalen deuten
können, wenn nicht die eigenthiimliche Structur dagegen spräche, oder
auf Fischschuppen, wenn sie regelmässiger umrandet wären. In ei-
ner höhern harten, dichten, splitterbrüchigen, rauchgrauen bis rost-
gelben Schicht mit sehr gewulsleten Schichtungsflächen , die fast aus-
schliesslich und in ungeheurer Menge Terebratula vulgaris führt, fand
sich ein sehr deutlicher, 6 Linien langer und eine Linie dicker Cida-
ritenstachel , dessen Gelenktheil vollkommen erhallen ist. Die eben
bezeichnete Schicht geht in einen fast ganz weissen dichten Kalkstein
über, der beim Zerschlagen etwas Mehl gibt und einzelne Kalkspath-
drusen enthält. Er führt in den Schaumkalk (Mehlslein) über. Hier
lag ausser einer 3 Linien langen Melania Schlotheimi mit fünf sicht-
baren Umgängen ein aus dem Schaumkalke noch nicht bekannter Zahn,
der bis auf die viel bedeutendere Grösse mit dem von Bronn in der
Lethäa 3. Aufl. Taf. 13. Fig. 14 c abgebildeten Nothosaurns mirabi -
lis am nächsten übereinstimml.
54
Giebel, eine Eschara im Pläner m ergeh In der Ab-
handlung über die Polypen im Plänermergel des Salzberges bei Qued-
linburg (Zeitschr. f. Zool. Zootom. Paläozool. 1S48. S. 19.) wurden
12 Arten von Eschara, darunter 6 als neu beschrieben. Obwohl
seitdem der Salzberg fortwährend abgesammelt ist, konnte diese Zahl
der Arten doch nicht vermehrt werden. Erst im letztvergangenen
Herbste theilte Ilr. Yxem eine Eschara zur Untersuchung mit, die bei
dem ersten Anblick für den Salzberg wenigstens neu zu sein schien.
Sie bildet flachblällrige Aeste mit bilateralen Zellen in regelmässigen
schrägen Reihen rautenförmig umrandet. Die Zellen selbst sind rund
oder ovD, convex, wenn das schliessende Häutchen fehlt, trichterför-
mig vertieft, die rundliche Mündung am obern Rande gelegen, bis-
weilen etwas nach der linken Seite gerückt. Die Zwischenräume sind
mit vereinzelten Poren, meist in den Winkeln der rautenförmigen Ma-
schen, seltner mit Porenreiben besetzt. Bei E. lubulosa 1. c. S. 20
fehlt die Umrandung der Zellen , bei E. mullipunctata 1. c. ordnen
sich die Zellen in minder regelmässige Reihen und sind durch un-
gleiche Zwischenräume getrennt. Die andern Arten des Salzberges
weichen auffallender ab. Da nur ein einziges 4 Linien langes und 2
Linien breites Aststück vorliegt: so mag die systematische Bestim-
mung dahingestellt bleiben.
Unter andern die Gegend um Güttingen betreffenden Unrichtig-
keiten auf Lachmann’s Karte zur Physiographie des Her-
zogthums Braunschweig verdient besonders hervorgehoben zu
werden, dass die sehr ausgezeichneten Muschelkalkberge von Alten-
und Neuen-Gleichen als bunter Sandstein aufgeführt worden sind. —
Söchting .
Literatur.
Allgemeines« H. Kletke, Bilder aus dem Weltall in
Aufsätzen [abgedruckt ans den Schriflen] von Bult, Cotta, Eschricht, v. Hum-
boldt, v. Kobell, Körner, Kriegk, Masius, Scheillin, Schleiden, Schouw, v. Schu-
bert, v. Tschudi, Ule (Berlin 1853.). — Eine höchst eigenthümliche Erschei-
nung ! Ein Abdruck aus den verschiedensten Schriften der letzten und des lau-
fenden Jahres. Was sagen die Verleger, was die Verfasser dazu, dass ihre eben
vollendete Arbeit schon so glänzende Aufnahme fand und so hiilfreich im Pu-
blikum verbreitet wird! Auch nicht ein Wort zur Bechtfertigung, zur Entschul-
digung seines Fabrikats bringt der Verf. bei. Wir nennen das Buch ein Fabri-
kat, weil der Verf. ohne alle Kritik, ohne alles Urtheil Aufsätze von dem ver-
schiedensten Werlhe zu ein und demselben Zwecke an einander gereiht hat.
Neben den Arbeiten des Meisters und den classischen Abhandlungen eines von
Tschudi stehen die der Stümper und Anfänger, die sich dem Publikum als Leh-
rer aufdrängen und selbst das ABC noch nicht kennen. Der Verf. nennt sie
freilich insgesammt namhafte Männer, welche vorzugsweise die Vermittlung zwi-
55
sehen der Wissenschaft und dem nicht eben Fachgebildeten übernommen haben.
Wir wissen sehr wohl, dass unser entgegengesetztes Uriheil über manchen von
seinem Verleger hochgefeierten Verfasser selbst bei einem grossen Theile des
Publikums und besonders bei den gänzlich urtheilslosen Lobrednern in den mei-
sten unserer Tageblätter *) gewaltigen Widerspruch finden wird, aber gerade des-
halb sprechen wir dasselbe offen aus und sind bereit durch hunderte von Bele-
gen es zu begründen, wenn Unkenntniss und Urtheilsschwäche solche nölhig ha-
ben sollte. ln dem Aufsatze über den Wasserfrosch , dessen Verf. in seinen
liefen „Naturstudien“ den wilden Hörnerkampf der Rehkuh mit dem Fuchse sah
(wenn nicht etwa die Hörner hier eine blosse poetische Licenz sein sollen, die
sich schon Anacreon, Sophokles, Pindar u. a. erlaubten), wird dieses Thier als das
m e ns ch e n ä h n 1 i ch s te Geschöpf geschildert (und sogar dem allen Scheuchzer
diese Ansicht aufgebürdet). In dem gleichfolgenden Aufsätze „das Volk der Vögel“
haben diese ebenfalls viel Aehnlichkeit mit dem Menschen, sind sogar ganz
menschlich, ist Alles kaum einem Vogel wie kaum einem Menschen (?) gegeben,
das Eierlegen von dem lebendig Gebären und Säugen nicht wesentlich verschie-
den, Denk-, Fühl-, Willensvermögen der Singvögel ganz menschlich, kein Ge-
sangvogel gescheidter als der Staar (S. 333), der Kanarienvogel (S. 335) der
intelligihelste Singvogel, klüger als viele Menschen (S. 337), der Storch (S.
344) auf die höchste Stufe der Vögel erhoben, ganz menschlicher Art, ein Men-
schenthier, ein Menschenkind (S.347), Derselbe Verf. hält den Elephanten (S.
357) für einen Halbmenschen, für das menschlichste Thier auf Erden (S. 361)
und schreibt demselben viel Gehirn (! !) zu. Er theilt die Vögel (S. 326) in
Stand-, Strich-, Zug-, Sumpf-, und YVasservögel, erklärt (S. 333) den wirklich
reinlichsten Vogel, den Seidenschwanz, für den unreinlichsten, findet (S. 329)
alle fünf Sinne der Vögel gut ausgebildet u. s. w. Das heisst doch wahrlich in
frecher Weise Natur machen und nicht , sie studiren! Das ist keine
Wissenschaft , sondern es ist die offenbarste Unkenntniss mit hochtrabenden,
nichtssagenden, unüberlegten und sich widersprechenden Redensarten geschmückt.
Diese letztere verlieren sich in dem Aufsatze über Licht und Bewegung (S. 6 —
9) sogar in völlige Unklarheit und undurchdringliche Finslcrniss. Und solches
Machwerk wird schnell zum zweiten Male verwerthet, unter dem Vorwände, es
sei in styl istischer Hinsicht mustergültig, es liefere dem Lehrer ein willkomme-
nes Material für den Unterricht, dem Schüler anregende Vorbilder und eine Geist
und Herz bildende Lectüre , den gebildeten Männern und Frauen in reichlichem
Maasse Genuss und Belehrung. Armes Publikum, dir wird viel aufgebürdet, du
must dein redliches Streben Humboldt’s Kosmos zu verstehen schwer bitssen.
GL
Astronomie and Meteorologie. — Yvon Villarceau,
über die Bahn des Doppelsterns jj Coron. bor. vor. — V. hatte
früher die Umlaufszeit auf 43 Jahre und später auf 66 Jahre bestimmt. Die
Bahnbestimmung dieses Doppelsternes bietet insofern bedeutende Schwierigkeiten,
als die beiden Sterne sehr wenig von einander verschieden sind. Dennoch hat
*) Nur ein Beispiel , in welch’ grober Weise das Publikum durch die
Tagesblätter betrogen wird. Ein Verf. sandte nämlich die von ihm selbst in den
hochtrabendsten und hochpreisendsten Redensarten abgefasste Empfehlung eines
seiner wenn auch nicht kläglichen, doch sehr schwachen Machweike in eine
sonst sehr geachtete politische Tageszeitung ein. Diese druckte, ans welchen
Gründen wissen wir nicht (vermuthlich weil Verf. zugleich untergeordneter Cor-
respondent der Zeitung ist) die Lobhudelei ab und der Verleger hält dem Publi-
kum nun diese ge d i e gene Kritik mit seiner überspannten Anpreisung umrahmt
dem Publikum vor. Wer Belehrung sucht, kann über das Gesuchte noch kein
Urtheil haben , und muss sich nun auf so derbe Weise betrügen lassen. Es
wird wahrlich Zeit die Masse der schlechten Waare , mit welcher das Publikum
überschüttet wird, ihres pomphaften, blendenden Aussenschmucks zu berauben
und sie in ihrer Nacktheit zu beleuchten.
56
V. aus einer Reihe langjähriger, sorgfältiger Beobachtungen die Elemente, wie
folgt, bestimmt:
Bahn von rj Coron AB.
Decl.+30<
Durchgang durch das Perihel 1779,338, 1846, 647
1 5h17 ,0 ) , or A
•30°50' f 18o°
Mittl. jährl. Bewegung
Excenlricitätswinkcl
Aufsteig. Knoten
Länge des Perihels
Neigung
halbe grosse Achse
also Umlaufszeit
Excentricilät
5°, 3484
23°51',0
9°52',3
194 51,9 >
4- 59 18,6
1",2015
67,309 Jahre
0,40433.
vom Stundenkreis fiir 1850 an gezahlt
(jährl. Beweg.) — 0,'294
( Monntsb . d. K. Pr. Äkad zu Berl. 1853. p. 287.)
Tsch.
Entdeckung <
iines kleinen
Kometen.
— Klinkerfues, Assi-
stent der Sternwarte zu
Göttingen, entdeckte am 2. December 1853 einen klei-
nen Kometen. 1853 Decbr. 2. 16h4' mittl. Zeit ging er dem Sterne Piazzi Hora
I, 176 4' 17" in AR voran und stand 24'
nördlicher.
Seine tägliche Bewegung
beträgt etwa : — 30' in
AR und — 90' in
Declin. —
Tsch,
Sand, mittler
e Temperatur
von Riga.
— Ans 35jährigen Beo-
bachtungen ergeben sich für Riga folgende
Monalsmiltel , höchste und niedrigste
Temperaturgrade :
Mittel
höchster
niedrigster
Januar
— 3°, 34
+ 3°, 6
—11°, 3
Februar
— 2°, 44
4- 1°, 9
— 7°, 2
März
+ 0°,68
+ 4°,7
— 4«, 4
April
-t- 6°, 17
4- 9°, 7
+ 2«, 8
Mai
+ 10°, 78
+14«, 2
+ 7«,3
Juni
+13°, 16
4-170,3
4- 9«, 6
Juli
+ 15°, 2
+17«, 8
+12«, 1
August
+13°, 10
4-1 6«, 0
4- 10°, 6
Septbr.
4- 8°, 70
+15«, 5
+ 6®,1
October
-j- 3°. 7 9
4“ 6°, 3
+ 0«,5
November
— 0°, 36
+ 3°, 8
— 4«,6
December
— 3«, 43
+ 1°,6
—10«, 9
Die mittlere Jahrestemperatur wurde auf -f- 5°,1 berechnet. Das kälteste Jahr
von 1829 hatte im Mittel nur -f- 3°, 38, das wärmste 1828 dagegen -f~ 7°, 57.
(. Rigaer Correspondzbl. VI. 126.) — b
R u s s e 1 1 , Untersuchungen über die Aender ungen der
Winde. — Bei fast allen heftigen Stürmen in England haben die oberen Luft-
strömungen selten dieselbe Richtung wie die an der Oberfläche der Erde, welche
Beobachtung auch zu gewöhnlicher Zeit gemacht werden kann , wenn nur eine
leichte Störung in der Atmosphäre statt hat. Die meisten Erscheinungen daher
bei den Stürmen lassen sich hier auf das Entschiedenste durch die gegenseitige
Einwirkung der obern und untern Strömungen erklären. Nicht ein einziges Mal
beobachtete R. eine Erscheinung, die man durch die sogenannte Rotalionstheorie
hätte erklären können , wie denn überhaupt diese Theorie in höheren Breiten
nie anzuwenden ist. Der Südoststrom zeigt sich hier in den oberen Regionen
selten, aber an der Erdoberfläche gemeinhin bei regnigtem Wetter. Dann steht
diesem ein oberer Südweststrom entgegen und dieser ist es, der den Regen ver-
ursacht. Directe Ostwinde, nicht allein an der Erdoberfläche, sondern auch in
der Höhe, wo sie die Cirrus-Wolken bilden, vorherrschend, sind viel häufiger
als die aus Südost und noch häufiger die aus Nordost. Ein Westwind weht
nur selten in den unteren Regionen, wenn oben ein Ostwind vorherrscht ; aber
im Gegentheil ist es sehr gemein oben einen Südweststrom herrschen zu sehen,
57
wenn unten ein Nordost oder Ost mit Heftigkeit weht. Die Lösung einer gros-
sen Zahl von primären Erscheinungen bei diesen Stürmen , die in England mit
Ostwinden beginnen und mit West oder Nordwinden endigen, findet man eben
m der gegenseitigen Einwirkung der oberen und unteren Ströme , die sich in
entgegengesetzter Richtung bewegen und nicht nach dem Princip der Rotation.
Ein Nordwest weht niemals lange Zeit unten gleichzeitig mit einem Sudwest
oben; aber in gewissen Zeitabschnitten ist es sehr gewöhnlich unten einen Süd-
west herrschen zu sehen , während oben ein Nord west oder Nord weht Man
hat bemerkt, dass die Windstösse, (gales) anfangen aus Südwest oder Süden zu
weben, dann sich mit grosser Heftigkeit durch Westen nach Nordwest und Nord
drehen. Die Anhänger der Rolationslheorie linden darin eine Erklärung , dass
sie annehmen, dass, wenn der Wind von Südwest nach West und Nordwest weht,
eine ungeheure Luflmasse sich von rechts nach links dreht und von Südwest nach
Nordost fortschreitet; der Mittelpunkt der Rotation ist sehr weit entfernt nach
Norden von den Orten , wo der Wind sich fühlbar macht. Aber hier ist von
Rotation keine Rede, denn der Südwest- Wind wellt in einer weiten Ausdehnung
über die Insel und keine Wahrnehmung zeigt ein Zurückgehen des Südwestwin-
des an. Bei den Stürmen, wo der Wind aus Südwest, West und Nordwest weht,
herrscht oben ein Nordwest. Die Aenderungen erklären sich hier ebenso , wie
die, welche man im Sommer beobachtet in Folge einer Mischung oder gegensei-
tigen Austauschung zwischen der warmen Luft, die aufsteigt und der kalten, die
niedersinkt. Eine ähnliche Erscheinung beobachtet man beim Mischen von Flüs-
sigkeiten. Diese Thalsache lieferte eine hinreichende Erklärung für eine grosse
Anzahl von Winden (gales), die von Osten nach England gelangen und so wird
die Umkehr des unteren Stromes durch die Wärme der Sonne während gewisser
Zustände unserer Atmosphäre im Sommer bewirkt durch beständiges Auf- und
Niedersteigen der Luft zweier entgegengesetzter Ströme , soweit eben der Süd-
wind sich ausdehnen kann Jeder schnelle Windstoss der Brise muss betrach-
tet werden als die W irkung von vertikalen Drehungen verursacht durch Luft von
verschiedenem specifischen Gewicht. Sobald die Wärme der Sonne abnimmt,
vermindern sich die störenden Einflüsse und gewöhnlich führt die Nacht Ruhe
an der Erdoberfläche herbei, während oben noch der Nordwind weht. Die Dauer
eines Sturmes aus Südwest ist sehr ungewiss; gewöhnlich 8 — 48 Stunden, in
einigen Fällen mehrere Tage. Der Wind dreht sich plötzlich nach Nordwest,
wenn das Barometer zu steigen anfängt. Die Ursache dieser Aenderung erklärt
sich ganz einfach aus dem Umstande , dass der obere Strom zur Erde nieder-
steigt , indem er auf die leichte Luftschicht drückt , die in derselben Richtung
geht, wie der obere Strom. Die zeitweise Unterbrechung des Südwest, der sich,
indem er über den Ocean hinweht, erwärmt und mit Feuchtigkeit beladet achtet
R. gleich den Brisen aus Süden, die während des Tages in England im Sommer
wehen , wenn der Nordwind herrscht. Diese trockenen Brisen werden täglich
verursacht durch die Sonnenstrahlen, die in den unteren Theilen der Atmosphäre,
wo eine Verdünnung stallfindet , das Gleichgewicht der Luft stören. Auf diese
Art werden die feuchten über den Ocean kommenden Winde über den Continent
von Europa getrieben und einmal in Beweguug gesetzt, besitzen sie eine Kraft,
die erhallen wird durch das Vermischen mit dem kalten und trockenen Strom,
der darüber hinweht. Der allgemeinen Annahme entgegen glaubt R. , dass der
rückkehrende Polarslrom häufiger durch Nordwest oder Nordost in unsere Brei-
ten gelangt. Gien und Masson geben in Folge ihrer Luftreisen an, in welcher
Richtung auch der Wind an der Erdoberfläche wehe, in 10,000' Höhe die Rich-
tung unveränderlich zwischen Nord und Westen sei. Diese Ansicht ist ohne
Zweifel zu weit ausgedehnt; aber es ist gewiss, dass der Nordwest häufiger
über den unteren Strömungen stattfindet. Eine grosse Zahl von Stürmen , die
aus Südwest anfangen und nach Nordwest umspringen, sind dem Anscheine nach
verursacht durch die gegenseitige Einwirkung zweier, übereinander gelagerter
Strömungen aus diesen Richtungen. Hier gibt |das Barometer nur dunkle An-
zeichen von ihrer Nähe und das Quecksilber steigt mitunter noch, selbst wenn
schon der Cirrostralus , der Vorläufer des Südwestwindes sich am westlichen
58
Horizont gebildet hat. Im Gegentheil aber werden die aus Osten kommenden
Winde durch das Falleu des Quecksilbers angezeigt. R. macht bemerklich, dass
die aussergewöhnliche Aenderung des Windes von Südwest nach Nordwest schon
früher Shakespear bekannt gewesen sei, ehe man daran gedacht habe, die Ur-
sache zu erforschen. Er citirt eine merkwürdige Stelle aus den Werken dieses
Dichters. (L'Inst. No. 1040. p. 419.) W. B.
Meteorsleinfall in Siebenbürgen. — Am 4. September 1852
Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr vernahm man bei wolkenlosem Himmel,
hellen Sonnenschein und Windstille , die schon seit einigen Tagen herrschten,
in der Gegend von Mezü Madaras plötzlich ein eigenthiimliches Geräusch in der
Luft, an einzelnen Orten einem fernen Donner, an andern dem Krachen entfern-
ter Geschütze vergleichbar, und gleich darauf auch einen blitzartigen Streifen am
Himmel. Unter starkem Getöse zerplatzte das Meteor und es fielen über eine
grosse Strecke verbreitet zahlreiche kleinere und grössere Steine herab , deren
grösster beinah 18 Pfund wiegt. Die eingesammelten Steine, welche noch nicht
den vierten Theil der gewiss über Centnerschweren Masse betragen , haben eine
unebene bruchartige Oberfläche mit muschligen Vertiefungen, sind von knolliger,
rundlicher oder flacher Gestalt mit stumpfen Kanten und schwarzen, geschmol-
zenen, nissigen Ueberzuge. Im Innern haben sie ein trachytisches oder man-
deisteinartiges Ansehen, grau mit schmutzig weissen Flecken und schwarzgrauen,
weisslichen und gelben Metallpunkten. Das spec. Gew. beträgt 3,5. Die ober-
flächliche chemische Untersuchung wies Eisen, Nickel, Quarz, Feldspath, Schwe-
fel und Eisenkies nach. ( Knöpfler in Verhandl. Siebenbg. Verein. 1853. 19.)
b—
Quetelet, über die Sternschnuppen-Periode im August.
— Am Abend des 9. August beobachtete einer der Gehülfen auf der Brüsseler
Sternwarte von 9h V* bis Mitternacht 57 Meteore ; am 10. Abends nahmen zwei
Beobachter in der Zeit von 9h */* bis Mitternacht 163 Meteore wahr, obgleich
nur 2/s des Horizontes überschaut werden konnten. Dabei musste von 10h ab
der Mondschein nothwendig die Wahrnehmung der Meteore beeinträchtigen. Du-
prez zu Gent beobachtete am 9. 29 und am 10. 37 Sternschnuppen von 9h
50 an. Er konnte jedoch nur den sechsten Theil des Himmels übersehen.
Die Durchschnittszahl für die Stunde betrug demnach am 9. 13,3 und am 10.
17, während man für einen gewöhnlichen Abend nur 8S annimmt. Zu New-Ha-
ven in Connecticut verhinderte der wolkige Himmel am 9. jede Beobachtung.
Am 10. währten die Beobachtungen von Mitternacht bis Tagesanbruch = 3h 25 ;
man zählte in dieser Zeit 338 Erscheinungen. In Rom belief sich die Zahl der
Sternschnuppen am 9. von 9h 24 bis llhll auf 37 , und am folgenden Mor-
gen von 2h 45 bis 3h 15 auf 9 ; am 10. von 8h 55 bis llh 46 auf 67. —
Q. prüft dann die von Coulvier Gravais Bd. II. pag. 259. ausgesprochene An-
sicht, zu welchem Zweck er die von 1838 an zu Brüssel, Gent, Paris und Parma
gemachten Beobachtungen, so wie auch die von verschiedenen andern Orten in ver-
schiedenen Jahren zusammenstellt. Die Zahlen sind freilich sehr unregelmässig und
wenn es auch scheint, dass sie in der Zeit von 1843 bis 1848 abnehmen, so gilt
doch das Gegentheil für die letzten 2 oder 3 Jahre. Die Resultate sind aber
zu wenig zuverlässig, um daraus positive Schlüsse ziehen zu können; sie ge-
nügen aber, um den Ausspruch von Coulvier Gravier in Zweifel zu ziehen. In
seiner Tabelle gibt er für den 10. August 1842 nur 74 Sternschnuppen an,
während man doch in Paris selbst und an allen andern Orten viel mehr zählte.
Es ist übrigens zweifelhaft, ob dieser Beobachter die mehr oder weniger grosse
Bewölkung und das Mondlicht mit berücksichtigt hat. Es finden sich in den
Zahlen Coulvier Gravier’s keine Lücken, und doch ist es während einiger Jahre,
besonders 1844 und 1851 beinahe vollständig unmöglich gewesen, Beobachtun-
gen anzustellen. ( Mem . de VAcnd. Bruxelles. T. XX. p. 35.) B.
Physik* Sire, Erscheinungen beimAuftröpfeln gewis-
ser Flüssigkeiten auf Aether. — Lässt man auf Schwefeläther, der in
59
einer 2—3 Centimeter weiten Glasröhre auf 32° C. erwärmt ist, einen Tropfen
concentrirter Essigsäure fallen, so sieht man denselben trotz seinerSchwere schwim-
men und statt durch Verdampfung abzunehmen , sein Volum rasch vergrössern,
oft gar versechsfachen. Schwefelsäurehydrat und Salpetersäure zeigen ein Glei-
ches. Das Verhältniss der ursprünglichen Grösse der Tropfen — 2,1 mm —
zu dem Maximum, welches sie erreichten, war bei der Schwefelsäure 1 : 3, bei
der Essigsäure 1 : 5 und bei der Salpetersäure sogar 1 : 12. Bei der Vergrös-
serung nehmen die Tropfen eine rasche Bewegung an, zuweilen eine sehr regel-
mässige Rotation. Vergrösserung und Bewegung hören zugleich auf. Bei re-
gelmässiger Unterhaltung der Temperatur bestanden Essigsäuretropfen 20 bis 25
Minuten. Sobald die Tröpfchen unbeweglich sind, sieht man Farbenringe auf
dem obern Theile der ganzen Oberfläche eines Kugelsegments, dessen Höhe ein
Drittel des Tropfens zu sein schien. Die Farben sind sehr lebhaft und mit
blossen Augen deutlich sichtbar, besonders bei der Salpetersäure. — Tröpfelt man
auf die bis 40° C. erwärmien genannten Säuren Aether, so läuft dieser auf der
Oberfläche umher, nimmt rasch an Volumen ab und fliesst mit der Oberflä-
che zusammen. ( Compt . rend. T. XXXVII. p. 667.) B.
Alexander, specifisches Gewicht des Wassers bei ver-
schiedenen Temparaturen.
Temp.
F.
Spec. Gew.
Temp.
F.
Spec. Gew.
Temp.
F.
Spec. Gew.
40°
1,0000000
56
0,9996067
72
0,9983149
41
0,9999997
57
95522
73
82043
42
99978
58
94942
74
80901
43
99948
59
94328
75
79723
44
99860
60
93680
76
78510
45
99737
61
92997
77
77263
46
99579
62
92278
78
75981
47
99385
63
91523
79
74665
48
99157
64
90732
80
73315
49
98893
65
89905
81
71929
50
98595
66
89043
82
70507
51
* 98262
67
88147
83
69049
52
97894
68
87217
84
67555
53
97491
69
86252
85
66025
54
97052
70
85253
55
96577
71
84219
( Sillim . Americ. Journ. Vol. XVI. p. 170.) B.
Brücke, über die Wirkung complementär gefärbterGläser
beim binocularen Sehen. — Es ist lange darüber gestritten, ob zwei
verschiedene Farben , welche gleichzeitig die eine dem einen und die andere
dem andern Auge dargeboten werden, sich in derselben Weise zu einer re-
sultirenden combiniren können , wie dies geschieht, wenn die Eindrücke beider
auf ein und derselben Netzhaut über einander fallen. Diese Frage hat ein ei-
genthiimliches physiologisches Interesse. Vereinigen sich die Farben durchaus
nicht, so liefert dies den Beweis , dass die ihnen entsprechenden Erregungszu-
stände sich nur in der Netzhaut mit einander verbinden können und dann die
Resultante derselben zum Gehirn fortgepflanzt wird ; anderen Falls aber werden
die ihnen entsprechenden Erregungszustände einzeln dem Gehirne zugeführt und
verbinden sich hier erst zu einer Resultante. Schon 1806 behauptete de Hal-
dat das erstere. Bei der vielfältigen Wiederholung des von ihm angeführten
Versuches erhoben sich nur einzelne Stimmen zu seinen Gunsten , während die
meisten eine Vereinigung der Farben läugneten. Mit Hülfe des Stereoscops über-
zeugte jedoch Dove 1841 Viele, dass wirklich eine Vereinigung der Farben statt-
hat. Es ist nun die Frage, ob der einfache Versuch von de Haldat, der vor bei-
60
den Augen verschiedenfarbige Gläser hielt, geeignet ist ein gleiches Resultat zu
liefern. B. operirle deshalb mit zwei nahezu complementaren und ziemlich
intensiv gefärbten Gläsern, einem hochgelben — durch Kohle und Eisenoxydul
gefärbten — und einem blauen — Kobaltglase. Sind beide Augen gleich geübt
und ans Fixiren gewöhnt, so verschwinden die beiden Farben, wenn man mit
beiden Augen durch ein und dieselbe Fensterscheibe sieht und sie einen Gegen-
stand fest fixiren lässt, der gerade vor ihnen liegt. Nach rechts und links dür-
fen die Augen dabei jedoch nicht gewendet werden , weil dann ein Theil des
Sehfeldes, der nur einem Auge angehört , indem er dem andern durch den Na-
senrücken entzogen wird , dem directen Sehen zu nahe rückt. Wer an solches
Sehen nicht gewöhnt ist, dem fallen beide Farben leicht auseinander; man er-
reicht auch hier den Zweck, wenn man sie mehrmals hintereinander in Zeit-
räumen von 2 Secunden abwechselnd mit beiden Augen durch das gelbe und
das blaue Glas sehen lässt und ihnen dann plötzlich beide Gläser gleichzeitig
vorhält. Der Ton, in welchem man sieht, gleicht dem durch eine Londner-Smoke-
Brille wahrgenommenen. ( Silzungsher . der Wiener Ahad. Math. phns. Kl.
Bd. XL p. 213.) " B.
Stokes, Ursache der abnormen Figuren, welche bei Fi-
xirung von Polarisationserscheinungen durch polarisirtes
Licht entstehen. — ln dem vorjährigen Decemberheft dieser Zeitsrift (S.
391) ist der Versuche Erwähnung gethan worden , welche Crookes angestellt
hat, um die Figuren, welche man sieht, wenn das polarisirte Licht durch dünne
Platten von Krystallen (Salpeter, Kalkspalh etc.) fällt, zu fixiren. Stokes hat
sich die Aufgabe gestellt, die unerwarteten und auffallenden Resultate dieser Ver-
suche zu deuten. — Derselbe geht davon aus, dass bei den gewöhnlichen pho-
tographischen Abbildungen zwar die Umrisse stets wiedergegeben werden, welche
den abzubildenden Gegenstand begränzen, dass aber keineswegs die Helligkeit der
Theile des Bildes, welches auf die photographische Platte fällt, der Dunkelheit
der Theile der dadurch erzeugten Photographie proportional ist. Dennoch kön-
nen dadurch die Gestalten eines Bildes nicht modificirt werden, weil bei re-
flectirtem Licht gewiss nur äusserst selten neben einander liegende Punkte, die
das Auge als verschieden unterscheidet, genau denselben photographischen Effect
hervorbringen möchten, und umgekehrt möchte es wohl noch seltener Vorkom-
men, dass dem Auge gleich erscheinende Gegenstände die photographische Platte
verschieden afficirten. — Anders ist es nun wenn die« Photographie zur Fixi-
rung von Interferenz-Erscheinungen angewendet wird, wie dies Crookes gethan
hat. Die Helligkeitsunterschiede sind in vielen Tfieilen der durch Interferenz
erzeugten Lichterscheinung so gering, dass sie durch das Auge nicht mehr beo-
bachtet werden können, zumal gleichzeitig Farben erscheinen, deren Conlrast dem
Auge mehr autfällt, als die Abweichungen in der Intensität des Lichts. In der
photographischen Abbildung erscheinen dagegen keine Farben, sondern die Pho-
tographie zeigt nur Abwechselung von Licht und Schatten , welche den Abwech-
selungen in der gesammten photographischen Intensität der Strahlen, die auf
die Platte eingewirkt haben , entspricht. Hier wird daher der , wenn auch
nur geringe Unterschied der Helligkeit vorwalten, während dort der Farbenunter-
schied den Effect wesentlich bedingt. Hier wird manches zur Erscheinung kom-
men können, was dort durch den Farbeneffect verdeckt wird. — Dies ist das
Wesentliche der Ansicht von Stokes über die Ursache der von Crookes beobach-
teten Differenz zwischen den direct gesehenen Polarisationserscheinungeu und
den durch sie erzeugten photographischen Bildern. Weiterhin geht Stokes auf
die Deutung einzelner Beobachtungen selbst über, worin ihm zu folgen, hier
zu weit führen würde. (Phil. Mag. Ser. IV. Vol. VI. p. 107.) H....Z.
Quetelet berichtet, dass ihm von dem königl. Astronomen von England
der Vorschlag gemacht sei , die Sternwarten von Greenwich und Brüssel durch
einen elect rischen Telegraphen zu verbinden, um direct den Unter-
schied in der Zeit zu bestimmen. Nach den Berichten von Airy ist die Ver-
bindung zwischen der Sternwarte von Greenwich und der Centralstation zu Lon-
don bereits hergestellt und zwischen dieser und der von Brüssel auch bereits
61
durch eine unterseeische Linie, so dass nur noch am letzteren Orte die Cen-
tralstation mit der Sternwarte zu verbinden wäre. In England sind hereits alle
Vorkehrungen zur Ausführung dieses grossen wissenschaftlichen Werkes getrof-
fen: die englischen Gesellschaften haben bereitwillig ihre Hülfe zugesagt und die
belgische Regierung wird sich nicht weniger geneigt zeigen, dieses interessante,
wissenschaftliche Unternehmen zu unterstützen. Dies würde das erste Mal sein,
wo der Telegraph dazu diente, die Längenunterschiede zweier durch das Meer
getrennter Orte auzugcben. Gleiche Anordnungen sind zwar in Betreff von Green-
wich und Paris getroffen , aber auch hier ist die Ausführung erst zu erwarten.
(. Mem . de l’Acrtd. Bruxelles T. XX. p. 27.) B.
Chemie. — Präparation des rohen Kautschuksaftes,
um ihn flüssig in den Handel bringen zu können. W. Johnson liess sich ein
Patent auf eine derartige Behandlung des Kautschuk ertheilen, damit man den-
selben, ohne dass er in Fäulniss übergeht, versenden könne. Der aus den Bäu-
men ausfliessende Milchsaft wird in thönernen Gefässen aufgefangen und nach
längstens 3 Stunden (bevor er in Berührung mit der Luft sauer wird) durch
ein Tuch in ein reines Gefäss von Weissblech oder Glas geseiet. Alsdann wird
zu 1 Pfund Saft 1 Unzenmaass concentnrten Ammoniaks zugesetzt und beides
vermischt. DerSaft bleibt dann flüssig und weiss, wird in Flaschen gefüllt und
versendet, nachdem diese luftdicht verschlossen sind. Wenn dann dieser Saft
der freien Luft oder einer Temperatur von 20 — 30° R. ausgesetzt und ver-
dunstet wird, so bleibt eine sehr elastische, zähe, durchscheinende, feste
Masse zurück. ( Dingler's pohjt. Journ. Bd. 80. S. 156.) • Tsch.
Violette, Wirkung der Holzkohle auf die Keimung. —
Ueber die Aufbewahrung von Kartoffelkeimen hat V. folgende Versuche ange-
slellt: 100 derselben, von 1 Centimeler Durchmesser und 2 Centimeter Länge
umgab er vorsichtig in einer Flasche mit feingepulverter Holzkohle, füllte mit
letzterer die Flasche ganz voll und verstopfte sie sorgfältig mit einem Kork.
Eine gleiche Anzahl der Keime wurden auf gleiche Art in Torfasche, Holz-
asche, Gyps, Kalk und Sand verpackt. Sämmtlicbc Flaschen wurden vom April
1849 bis Februar 1850 an einem dunkeln Ort, der während des Winters stets
eine Temperatur von ungefähr -f- 15° halte , aufbewahrt. Beim Oeffnen zeigte
es sich, dass die Keime sämmllich mit Ausnahme der in Kohle verpackten ver-
fault waren. Hier beobachtete man in dem ungefähr 3 Centimeter hohen Raume
zwischen der Kohle und dem Kork ein Haufwerk von kleinen, zarten und weis-
sen Stengelchen , die sich bei der Berührung mit dem Kork umgebogen hatten
und weiter die Wände der Flasche innen mit einem dichten Geflecht von weis-
sen , zarten, ineinandergeflochtenen Wurzelchen bedeckt. Kohle und Keime bil-
deten eine feste Masse, so dass der Entleerung wegen die Flasche zerschlagen
werden musste. Mit Mühe gelang es die Keime zu entwirren ; alle ohne
Ausnahme hatten sich auf folgende Art entwickelt: von dem Keim geht ein
sehr zarter Stengel von weisser Farbe und 20 — 25 Centimeter Länge aus und
von diesem zur Seite an seiner ganzen Länge eine Reihe von Fasern von der
Dicke eines starken Haares, an deren Enden die Anfänge von Kartoffeln hingen
in Form von w'eissen Kügelchen, deren Durchmesser 2 — 3 Millimeter betrug.
An einigen Stengelchen zählte man 6 bis 8 der kleinen Kartoffeln. Das obere
Ende des Stengelchen trug eine runde Anschwellung, den Ansatz des überirrdi-
sehen Thetles der Pflanze; dieser war gegen den Kork gerichtet, während die
Faserchen am andern Ende , den Wurzeln entsprechend gegen den Boden der
Flasche gerichtet waren, ln gutes Land gepflanzt vegetirten diese Stengelchen
sehr gut und brachten gewöhnliche Knollen hervor. Bei einem Versuch im fol-
genden Jahre betrugen die geerndteten Knollen jedoch nur die Hälfte an Gewicht
gegen die gewöhnliche Ausbeute, so dass dies Verfahren doch nicht für die Pra-
xis zu empfehlen ist. (L'Inst. No. 1042. p. 431.) W.B.
de Luca, Bestimmung von Jod, Brom und Chlor. — - Bringt
man in eine Auflösung, die Jodkalium enthält einige Tropfen Schwefelkohlenstoff
62
und darauf eine sehr verdünnte wässrige Bromlösung , so wird dadurch das Jod
ausgeschieden , das sich nun in dem Schwefelkohlenstoff löst und diesen mehr
oder weniger dunkel violett färbt oder rosa , wenn das Jod nur in sehr gerin-
ger Menge vorhanden ist. Man soll so leicht das Jod in dem lOOsten, mit ei-
niger Vorsicht sogar in dem lOOOsten Theil eines Milligramms Jodkalium ent-
decken können. Die Brom- und Chlorverbindungen werden auf diese Weise nicht
zersetzt. Um Jod quantitativ zu bestimmen bereitet man sich eine Normallösung
von 1 Grm. Brom in 4 Liter destillirtem Wasser ; von dieser nimmt man 40 cc.
und verdünnt sie mit destillirtem Wasser bis zu einem Liter; jeder Cubikcen-
tirneter dieser Flüssigkeit enthält Vioo Millgrm. Brom. Den gefärbten Schwefel-
kohlenstoff nimmt man so lange fort bis eine neue Menge desselben auf Zusatz
der ßromlösung nicht mehr verändert wird. Aus der verbrauchten ßrommenge
berechnet man dann das dadurch ausgeschiedene Jod. — Sind Jod, Brom und
Chlor zugleich vorhanden, so bestimmt man alle drei durch eine tilrirle Silber-
lösung, dann mittelst der Bromlösung das Jod und mittelst einer litrirten Chlor-
lösung Jod und Brom zusammen. Dann hat man alle zur Bechnung erforderli-
chen Data. ( Ibid . Nr. 1039. p. 410. ) W. B.
Aus den Untersuchungen von Casaseca geht hervor, dass das Was-
ser , welches man zu Havana trinkt, arm an Jod ist , ebenso die Pflanzen auf
der Insel Cuba und noch mehr die Luft Wenn man bedenkt, dass die schwä-
chenden Ursachen, besonders die, welche das lymphatische System angreifen,
hier zahlreicher sind als irgendwo anders, schlechte Nahrung, reichlicher und
beständiger Schweiss, Miasmen und bis ins unendliche vervielfältigte Ansteckun-
gen, so erscheint es ausserordentlich, dass der Kropf hier unbekannt ist. Dies
schreibt man der beständigen Erneuerung der unteren Luftschichten durch die
täglichen Winde zu , sowie der schnellen Reinigung der Atmosphäre durch die
unter dem Einfluss der tropischen Sonne mächtige, immer grünende Vegetation.
(Jonrn. de chim. med. 1854. pag. 55.) Chalin dagegen weiset nach (Ibid.pag.
5G.) , dass der von Casaseca gefundene Gehalt an Jod — im Trinkwasser von
Almendara Vs Milligrm. auf 10 Liter Wasser — keineswegs geringer ist , als
an den Orten , wo der Kropf herrscht , denn hier findet man in der gleichen
Menge Wasser einen sechs Mal geringeren Jodgehalt. Chatin hat Gelegenheit
gehabt die Gegenwart von Jod (V20 Milligrm. in 10 Liter Wasser) in dem Re-
genwasser und dem Wasser der Quellen von Guyana, ebenso in dem Flusswas-
ser auf Guadeloupe zu bestätigen, ln fast gleicher Menge fand er es auch in
dem Tabak der Havana und in dem in Frankreich gebauten. Ebenso behauptet
er gegen Martin , der die Anwesenheit von Jod an den Küsten des Mittelländi-
schen Meeres leugnet, dass es von ihm nachgewiesen sei (ungefähr V50 Milligrm.
im Liter) im Regenwasser, gefallen zu Nizza, Celle und Montpellier und in dem
Wasser der Cisternen zu Celte ; ebenso im Quellwasser aus der Umgegend von
Marseille. Chatin gibt jedoch zu , dass im Allgemeinen wider Vermuthen das
Regenwasser an den Küsten weniger Jod enthalte als im Innern des Landes. —
W. B.
Böttger, Bud., über die Nacht heile bei Anwendung von
Soda als Mittel gegen die Bildung des Kesselsteins in Dampf-
kesseln.— R. Fresenius (s. Aprilheft, S. 308) hat die Anwendung der Soda
zur Verhütung des Kesselsteins empfohlen. Die Bildung desselben wird zwar
durch Soda gänzlich unterdrückt, allein es werden gleichzeitig bei einem länge-
ren Gebrauche dieses Mittels die Kesselwände bedeutend angegriffen. Die im
Handel vorkommende Soda ist ohne Ausnahme cyanhaltig und dieser Cyange-
halt ist wahrscheinlich Grund der erwähnten Zerstörung der Kesselwände. Es
erfüllt also die Soda zwar den von Fresenius angegebenen Zweck , wirkt aber
zugleich selbst nachtheilig, wesshalb man die angegebene Anwendung derselben
zur Verhütung des Kesselsteines unbedingt fallen lassen muss. ( Dinglers po-
lytech. Journ. Bd. 80. S. 153.) Tsch.
Boussingault, über den Ammoniakgehalt im Regen Was-
ser, Thau und Nebel. — B. hat gefunden, dass der Regen um so mehr
63
Ammoniak enthält, je längere Zeit ohne Regen verflossen ist und um so we-
niger, je reichlicher es regnet. Nach der durch den Regenmesser angegebenen
Höhe gruppirt enthält 1 Liter Regenwasser folgende Mengen vom Ammoniak :
bei 20 — 31mm 0,41 Milligrm., bei 15 — 20mm 0,45, bei 5 — IO«1™ 0,45, bei 1
— 5 0,70, bei 0,5 — lmm 1,21 und bei 0,5mm und darunter 3,11 Milligrm.
Diese Thatsachen sind aus der Natur des kohlens. Ammoniaks, das nach R. den
grössten Theil des im Regen enthaltenen Ammoniaks liefert, leicht erklärlich. Das-
selbe ist flüchtig und löslich, ln Folge der ersteren Eigenschaft geht es mit
den Dämpfen in die Luft, welche vom Erdboden beständig aufsteigen, wenn er
feucht ist. Seiner Löslichkeit wegen begreift man leicht , dass der Regen im
Anfänge mehr davon enthält, als gegen Ende. Sobald der Regen aufgehört hat,
kehrt diese flüchtige Verbindung der ihr eigenen Tension wegen wieder in die
Luft zurück und zwar um so schneller , je höher die Temperatur und je
günstiger die physikalische und chemische Beschaffenheit des Rodens dazu ist.
Eine sehr kurze Zeit der Regenlosigkeit genügt, um das Ammoniak in die
dem Erdboden am nächsten befindlichen Lagen der Atmosphäre über zu füh-
ren , aus denen es durch den nächsten Regen wieder auf die Erde zurück-
kehrt. Es ist dies ein unaufhörliches Spiel der Verflüchtigung und Rückkehr in
Form der Lösung. — Ueber den Ursprung des salpetersauren Ammoniaks, das
auch im Regen gefunden wird, äussert sich ß. folgendermassen : Seit Cavendish
wissen wir, dass sich jedesmal, wenn electrische Funken durch feuchte Luft
schlagen, Salpetersäure und Ammoniak bilden. Seine Anwesenheit in Gewitter-
regen ist also leicht erklärlich. Aber ßence Jones und Barral haben es zu al-
len Zeiten des Jahres im Regenwasser aufgefunden, also, auch zu Zeiten, wo die
Atmosphäre dem Anschein nach nicht electrisch erregt ist. Da das salpetersaure
Ammoniak nicht flüchtig ist, so muss es wie das Meersalz, die Jodverbindungen
und im Allgemeinen alle löslichen und nichtflücbligen Substanzen , die man im
Regenwasser antrifft , einen Theil des in der Atmosphäre schwebenden Staubes
ausmachen. Ohne Zweifel zögert man zuzugeben, dass feste Körperchen in ei-
nem gasigen Mittel sich schwebend erhalten können; aber, wenn man bedenkt
bis zu welcher Feinheit unter Umständen diese Körperchen vertheilt werden,
so wird dies schon wahrscheinlicher. Z. ß. werden Theilchen von Meerwasser,
so klein, dass es schwer halten würde ihnen ein Gewicht beizulegen, mit dem
Schaum, den die sich an einem Riff brechenden Wellen emporschleudern, mit
fortgerissen. So geben diese flüssigen Molecule, die Arago den Staub des Oceans
nennt , bald an die Luft feste Theilchen von Chlorverbindungen ab , die noch
viel kleiner sind , da das Meerwasser nur 0,03 an Salzen enthält. Die Winde
bewegen die Luft heftig, die wegen der Ungleichheit der Temperatur aufsteigen-
den Luftströmungen und die Vulkane, die unaufhörlich Gase, Dämpfe und so
fein vertheilte Asche ausgeben , dass sich diese oft erst in sehr weiten Entfer-
nungen absetzt , tragen solche Theilchen , von der Oberfläche der Erde entführt
oder aus dem vielleicht noch glühenden Innern der Erde empor gerissen in die
höchsten Regionen. Auf die Erscheinungen im Organismus der Pflanzen und
Thiere üben diese Substanzen von so verschiedenem Ursprung, welche die Luft
einhüllt, wahrscheinlich einen grösseren Einfluss, als man ihnen gewöhnlich zu-
gesteht. Ihre Gegenwart ist ausser Zweifel gesetzt, sobald ein Sonnenstrahl in
einen wenig hellen Ort eindringf. Die Einbildung stellt sich leicht , freilich
nicht ohne einen gewissen Abscheu, vor, was Alles dieser Staub, den wir ohne
Aufhören athmen, enthält. Und Bergmann hat ihn trefflich characterisirt, als er
ihn den Kolh der Atmosphäre nannte. Die Regenmassen entfuhren diesen Staub
zu derselben Zeit , wo sie die löslichen Substanzen in sich aufnehmen , unter
denen sich nicht flüchtige Ammoniaksalze eben so gut finden wie kohlensaures
Ammoniak und Kohlensäure. ( L inst . Nr. 1040. p. 415.) W. B.
Sollit, Legirung für die Spiegel der Reflektoren. —
Die beste Legirung, um schöne und gute Spiegel für katadioptrische Telescope
zu erhalten, besteht nach S. aus
Kupfer 32
Zinn 15,5
Nickel 2
64
Es ist vortheilhaft kleine Mengen von Arsenik , um die Oxydation des Zinn’s
während des Schmelzens zu verhüten und ebenso ein wenig Silber beizumi-
schen. ( Cosmos , Reu. encgclop. Sept. S. 459.) Tsch.
Job. W. Drap er, neue Methoden den Harnstoff zu be-
stimmen. — Diese Methode zur quantitativen Bestimmung des Harnstoffs ist
der von Neubauer *) beschriebenen ganz analog, von der schon im ersten Bande
dieser Zeitschrift die Rede war. Sie beruht darauf, dass die salpetrige Säure
aus einem Aequivalent Harnstoff zwei Aequivalente Kohlensäure entwickelt.
Draper wendet aber als Zersetzungsmittel nicht die Auflösung von Quecksilber in
Salpetersäure an, wie Millon und Neubauer, sondern salpetrige Säure enthaltende
Salpetersäure, welche so concentrirl ist, dass sie die bekannte grüne Farbe be-
sitzt. Man bringt eine gewogene Menge des zu untersuchenden Harns in einen
Kolben, der mit einem doppelt durchbohrten Kork luftdicht verschlossen werden
kann. Die eine Durchbohrung trägt einen bis auf den Boden des Kolbens rei-
chenden Trichter, die andere ein kurzes rechtwinklig gebogenes Gasenlwicke-
lungsrohr. Dieses ist mit zwei kleinen Woulfschen Flaschen und die letzte der-
selben mit einem Aspirator luftdicht verbunden. In den Woulfschen Flaschen
befindet sich eine concentrirte Lösung von Barythydrat. Giesst man durch den
Trichter die salpetrige Salpetersäure ein, so wird aus dem Harnstoff durch er-
stere Kohlensäure und SlickstofT erzeugt, von denen jene, indem sie durch das Ba-
rytwasser streicht, kohlensauren Baryt niederschlagt. Mit Hülfe des Aspirators
kann man die ganze Menge der gebildeten Kohlensäure durch die Woulfschen
Flaschen treiben. Durch möglichst schnelles Fiitrireu und Auswaschen bei sorg-
fältigem Abschluss der Luft wird der kohlensaure Baryt gesammelt und nach dem
Trocknen geglüht und gewogen. Zwei Atome kohlensaure Baryterde entsprechen
einem Atom Harnstoff. (Pliil. Mag. Vol. VI. p. 290*.) H... z
W. B. H e r a p a l h , über die Erzeugung grosser K r y s t a 1 1 e
von scbwefelsaurem Jodochinin zu optischen Zwecken. Schon
im Jahre 1852 wurde die Entstehung dieses Salzes von Herapath **) beobachtet.
Es bildet sich in der Auflösung von schwefelsaurem Chinin in verdünnten Säu-
ren durch Zulröpfeln von Jodtinctur. Es besteht dasselbe , wie aus einer Un-
tersuchung desselben Chemikers***) hervorgeht, aus C20M12^-02-j-4-f-SOa-|-6HO.
Herapath hatte gezeigt, dass die Krystalle dieses Körpers sehr ausgezeichnet das
Licht polarisiren, weshalb er sie in Stelle der Turmaline oder der Nichofschen
Prismen als polarisirende Mittel für Polarisationsapparate zu benutzen vorschlägt.
In dem neuesten vorliegenden Aufsatze beschreibt Herapath genau die Methode,
welche man anwenden muss, um diese Krystalle mit Sicherheit von hinreichen-
der Grösse und solcher Reinheit zu gewinnen, dass man sie zu dem Zweck
wirklich benutzen kann. Derselbe kann nicht mit Nutzen im Auszuge mitgelheilt
werden, weshalb diejenigen, welche sich dafür interessiren , diese Krystalle zu
gedachtem Zwecke darzuslellen, auf den Aufsatz selbst verwiesen werden müssen.
In Kurze sei nur angedeutet , dass man in folgender Art etwa verfahren muss.
50 Gran zweifach schwefelsauren Chinins werden in einer Mischung von zwei
Unzen Holzessig und ebensoviel einer Mischung gleicher Theile Alkohol und
Wasser bei 54°, 5 C. gelöst und fünfzig Tropfen Jodtinctur hinzugethan. Beim
langsamen Erkalten und Verdunsten der Lösung setzen sich die gedachten Kry-
stalle ab. Um möglichst grosse Krystalle zu erhalten , müssen sowohl mechani*
sehe Erschütterungen der Flüssigkeit, als Temperaturschwankungen, als auch zu
schnelles Verdunsten der Flüssigkeit vermieden werden. (Phil. Mag. Vol. VI.
p. 346.) H....Z
Gladstone , über eine freiwillige Zersetzung des Xy-
lo ld i n s. — Eine Probe Xvloidin aus Arrow - Rool mittelst NO5 von 1,5 spec.
*) Archiv der Pharmacie Bd. 74. S. 22*.
**) Philosophical magazine Vol. 3. p. 161*.
***) Ebendaselbst Yol. 4. p. 191*.
65
Gew. bereitet war sechs Jahre hindurch unverändert geblieben ; da stellte sich
eine Gasentwicklung ein und nach einigen Wochen hatte sich das Präparat in
eine hellbraune, schleimige Flüssigkeit verwandelt. ( L'lnst . No. 1047. p. 35.)
TT. B.
Ders. , über die Einwirkung des Zuckers auf Metalle. —
Die Besitzer von eisernen Schiffen weigern sich Zucker zu verladen , weil sie
die Beobachtung gemacht haben, dass das Eisen durch die aus den Fässern ab-
tröpfelnde Flüssigkeit zerfressen werde. Dieser Umstand veranlasst G. einige
Versuche über das Verhalten des Zuckers zu den Metallen anzustellen. Er fand,
dass Eisen in Rohrzuckerlösung gestellt, im Niveau der Flüssigkeit heftig an-
gegriffen wird, während der Theil, der fortwährend von der Flüssigkeit bedeckt
ist, lange Zeit hindurch rein und blank bleibt. Die Lösung enthält Eisenoxydul,
das nach und nach Sauerstoff aus der Luft anzieht und sich als Oxyd ablagert,
während der Zucker neue Mengen des Eisens auflöst, so dass eine geringe Menge
Zucker grosse Eisenbleche zerstören kann. Nach 18 Monaten hatte die Zucker-
lösung eine lief rothbraune Farbe angenommen. Derselbe Vorgang findet statt,
in welcher Verdünnung auch die Zuckerlösung auf das Eisen wirkt ; Conlact
mit Zink verhindert das Zerfressen des Eisens nicht , ebensowenig wenn man
der Zuckerlösung die Salze des Meerwassers , Salpeters. , Schwefels, -und Chlor-
alkalien beimischt. Vergebens versuchte G. frischgefällles und gut ausgewasche-
nes Eisenoxyd in Zucker zu lösen; dies gelang selbst nicht, wenn das Eisenoxyd
bei Gegenwart von Zucker niedergeschlagen wurde. — Kein anderes Metall wird
so leicht angegriffen, wie das Eisen. Kupfer sehr wenig ; Blei nur sehr lang-
sam ; Zink für sich wenig, lebhafter aber in Berührung mit Eisen; beim Queck-
silber ist es zweifelhaft, während Silber durchaus nicht angegriffen wird. ( L'lnst .
No. 1047. p. 35.) W. B.
Millon, beträchtliche Verschiedenheiten in dem Gehalt
des Getreides an Kleber. — M. beobachtete diese in dem Mehl ver-
schiedener Getreidesorten aus der Umgegend von Lille, die dem äussern Anschein
nach sehr gut aussahen und mit Sorgfalt eingeerndtet und aufbewahrt worden
waren. Unter den am Kleber armen Sorten war eine rotbe englische, die nur
6 pCt. enthielt , während eine andere derselben Art die normalmässige Menge
10 pCt. lieferte, ohne dass zwischen beiden die geringsten Unterschiede aufzu-
finden waren. Später setzte M. diese Untersuchungen fort an Getreidesorten aus
Algier. Unter diesen zeichnete sich besonders eine durch die Farbe der Körner
ans; es war eine der schönsten und doch lieferte sie keinen Kleber. Anstelle
desselben blieb eine trockene zerreibliche Masse zurück, die nach dem Trock-
nen 4,8 pCt. entsprach. Der Slicksloffgehalt des Getreides war ziemlich bedeu-
tend und entsprach 11,5 pCt. auf 100 des Klebers. Im folgenden Jahre erhielt
M. aus demselben Getreide 3,5 pCt. der zerreiblichen Substanz. Durch genauere
Besichtigung entdeckte man in diesem zweierlei Körner; die einen, in sehr ge-
ringer Zahl, sind auf der Oberfläche sehr glänzend und haben einen halbhorni-
gen Bruch, sonst aber dieselbe Form wie die andern. Diese lieferten mit der
grössten Leichtigkeit 11,8 pCt. Kleber, während die übrigen nicht die geringste
Spur davon gaben. Auf dieselbe Art sonderte er auch andere Getreidesorlen
aus Algier und Aix in Kleberreiche und arme Körner. Die erstere lieferte 14,9
und 9,5 , die andere 13,5 und 10,3 pCt. Kleber. Diese Untersuchungen sind
wichtig, indem sie zeigen, dass das dem Anschein nach beste Mehl arm an Kle-
ber sein kann ohne gerade verfälscht zu sein. (Ebel. No. 1044. pag. 1.)
W. B.
Öryctogiiösil*# — A. B. Norlhoote, Analyse von gold-
führendem Quarz. — Das Golderz, welches der Untersuchung unterzogen
wurde, war durch einen Australischen Kaufmann nach England gekommen, also
wahrscheinlich Australischen Ursprungs. Es enthielt etwa die Hälfte seines Ge-
wichts an Metalle. Die Grundmasse bestand im Wesentlichen aus Quarz, dem
nur eine geringe Menge kohlensaurer Kalkerde und eine Spur Thonerde beige-
5
66
mengt war. 100 Theile des Metalls selbst, welches in Adern den Quarz durch-
zog , bestanden aus: Gold 99,283, Silber 0,437, Eisen 0,203, Kupfer 0,069,
Wismuth 0,008 = 100. (Phil. Mag. \ol. VI. p. 390*.) H..z.
Dufrenoy bespricht im L’Inst. No. 1044. pag. 3. ein ei ge nt hü m-
licbes Silbererz von Domeyko aus den Gruben von Chanaveillo in Chili
eingesendet. Das Stück ist im vollen Sinne des Worts ganz durchdrungen von
Chlorbromsilber und gediegenem Silber. Die Krystalle des ersteren haben 6 —
8mm Seite; sie sind viel grösser als die, welche in den verschiedenen Pariser
Sammlungen vorhanden sind und die Grösse eines Stecknadelknopfes nicht über-
schreiten. Es sind Würfel-Octaeder und Würfel-Dodekaeder. Dann bemerkt man
auf dem Stück noch ein neues, sehr seltenes Mineral: Silberjodur in kleinen
weissen perlmutlerglänzenden Lamellen in Form von regelmässigen sechsseitigen
Blättchen. Bei einigen bemerkt man sogar Flächen auf den Kanten der Basis.
Ungeachtet ihrer Kleinheit hat man doch die Winkel messen können. — Dem-
nach kennt man jetzt Silberjodur in zwei verschiedenen Formen : in Würfeln
und in regelmässigen sechsseitigen Prismen. Die geringe Menge dieses Minera-
les liess eine Analyse nicht zu; daher weiss man nicht, ob es ein neues Bei-
spiel von Dimorphismus ist oder ob wirklich zwei verschiedene Arten von Jod-
silber existiren. Dufrenoy hält letztere Meinung für wahrscheinlicher. W. B.
Forbes, chemische Untersuchung des ßuntknpfererzes
und Kupferkieses. — Die Erze stammten von Guslav’s und Carlstadt’s
Kupfergruben in Jemteland. — Das Buntkupfererz war anscheinend aus
quarzigem Muttergestein. Es halte Metallglanz, auf frischem Bruch ßronzefarbe,
die aber bald in schönes Purpur überging. Strich giaulich - schwarz , Bruch
muschlig, Blätterdurchgang unvollkommen, spröde, Pulver bronzebraun. Un-
magnetisch. Härte = 4, ungefähr wie Flussspalh. Spec. Gew. bei 12,4® R.=
4,432. Resultate der Analyse nach Abzug der SiO3 und des Verlustes : S 25,69,
Cu 62,64 und Fe 11,67 = 10,000. F. ist der Ansicht, dass die Zusammen-
setzung eine einfachere sei , wie die bisher angenommene. Sie sei anzusehen
als eine Verbindung von -GuS mit CuS, in welcher das Fe als isomorph mit dem
Cu äquivalente Mengen des letzteren ersetzt. Dasselbe sei für den Kupferglanz
und den Digenit anzunehmen. Daher gibt es nach F. nur zwei bestimmt ver-
schiedene Species : Kupferglanz und Buntkupfererz. Zu ersterer gehören nach
ihm die von Klapproth analysirlen Mineralien, zu letzterer die Erze von Killar-
ney =: 2GaS-J-CuS, die von Hisinger, Plattner und ßodemann untersuchten =
GuS-j-CuS, die kryst. Varietät Plaltners = GuS-{-2CuS und der Digenit =
GuS-)-2CuS. — Der Kupferkies war augenscheinlich frei von fremden Bei-
mengungen, halte Metallglanz, schöne gelbe Farbe, grünlich grauen Strich, 3,5
Härte und 4,185 spec. Gew. bei 12,4° P«. Resultate der Analyse : S 33,88,
Cu 32,65, Fe 32,77, Mn Spur, Si030, 32. Auch hier nimmt F. die Vertretung
des Cu durch Fe an , wodurch die sehr veränderliche Zusammensetzung der
Kupferkiese , namentlich der knpferarmen erklärt werde. Dies müsste jedoch
erst durch eine Reihe von Analysen der letzteren entschieden werden, in denen,
wie man angibt, die Schwefelmenge constant sein soll. Gewöhnlich sucht man
diese Veränderlichkeit in Beimengungen von Schwefelkies, die sich aber bei ge-
nauen mikroskopischen Untersuchungen nicht immer erkennen lassen. (Journ.
f. prakt. Chem. Bd. LXI. p. 43.) W. B.
Genth, Beitrag zur Mineralogie. — 1. Tetra dy mit. Fund-
ort: 5 Meilen westlich von der Washington- Mine in der Grafschaft Dawidson,
N.E. Blättrige, metallisch-glänzende Massen von blei- stahlgraner Farbe, Härte
1,5, spec. Gew. bei 7° C. 7,237. Schmilzt leicht auf Kohle vor dem Löthrohr,
färbt die Flamme blau , verbreitet schwachen Selengeruch und gibt einen weis-
sen und gelben Beschlag. Wegen seines Vorkommens an der Oberfläche war
von dem Mineral bereits viel oxydirt und enthielt kohlens., tellurigs. und etwas
tellurs. Wismuthoxyd. Mit ihm zugleich kommt Gold, Kupferkies, Magneteisen,
brauner Hämatit, Epidot, Quarz u. a. vor. Resultate der Analyse : Bi 61,35,
Fe 33,84, S 5,27, Se Spur = 100,46. Die Zusammensetzung scheint die von
67
Berzelius angenommene Bi (Fe S)3 zu sein. — 2. Fa hier z (wahrscheinlich
ein neues). Dicht, fast eisenschwarz, in dünnen Splittern kirschroth durchschei-
nend , Glanz halbmetallisch , Bruch muschlig, Strich braunrolh, Vorkommen:
Mc. Mackins Grube, Grafschaft Cabarras, N. C. neben Talk, Blende, Schwefelkies
und Bleiglanz. Schmilzt leicht vor dem Löthrohr, gibt Antimon und Zinkbe-
schlag , riecht nach As und SO2 und hinterlässt eine Kugel von Ag und Cu.
Resultate der Analyse :
Ag 10,53 AgS )
Zn U’43 S
Fc 1,42 FeS ‘
Sb 17,76 SbS* 1 e“,halle" 14-05 S
S 25,48
( AgS )
Daraus lässt sich die Formel 5\ J 2 ableilen. —
( FeS '
3. A p 0 p hy 1 1 i t. Reakirt untersuchte einen vollkommen glasglänzenden von der
Fundy Bay ( Neu - Schottland ) und fand dessen Zusammensetzung wie Berzelius,
nämlich in 100 Theilen : Mittel aus zwei Analysen: SiO3 52,6 , CaO 24,88,
KO 5,14, F 1,71, HO 16,67. Setzt man für F die äquivalente Menge 0 so
erhält man die Formel K0,2Si034-8Ca0Si03-f-16H0. — 4. Allan it. Rea-
kirt fand Garsetti Angabe entgegen in diesem Mineral Cer und Lanthan. ( Sillim .
americ. Journ. T. XVI. p. 81.) W. B.
Vogel, drei neue Mineralvorkommen bei Joachimsthal.
— 1) Der Voltzin bildet kleine aufgewachsene Halbkugeln und nierenformige
slalactilische Ueberzüge von strohgelber Farbe , aber auch von braunrother und
grünlich iveisser ; Feltglanz in Glasglanz geneigt , halbdurchsichlig bis durch-
scheinend; Bruch flachmuschlig , diamantartig glänzend; spec. Gew. 3,5 — 3,8,
Härte 3,5 ; vor dem Löthrohr auf Kohle hefiig zerknisternd, bei längerm Blasen
in der Oxydalionsflamme einen weissen Beschlag liefernd, der mit Kobaltsolution
grün wird , mit Borax und Phosphorsalz ein farbloses Glas gibt ; in Salpeter-
säure unter Abscheidung von Schwefel , in Salzsäure unter Entwicklung von
Schwefelwasserstoff auflöslich. Die Analyse weist nach 69,08 Zink und 27,47
Schwefel , wozu noch 3,45 Sauerstoff gehören. Eisen wie im französischen
Voltzin war nicht nachweisbar. Vorkommen auf dem edlen Geistergange der
Eliaszeche in kleinen Drusen auf einem bedeutenden Adelspuncte. 2) Urankalk-
carbonat, dem Liebigit sehr ähnlich, in kleinkörnigen Aggregaten eingesprengt
und als Anflug, oder in Ueberzügen auf Uranerzen, zeisiggrün, mit blasszeisig-
grünem Strich, halbdurchsichlig bis durchscheinend, Glasglanz, Härte 2,5 — 3,0;
im Kolben erhitzt Wassergebend und sich schwarzfärbend , auf der Kohle vor
dem Löthrohre unschmelzbar, in Chlorwasserstoffsäure und Salpetersäure unter star-
kem Aufbrausen vollständig löslich, in Schwefelsäure nur theilweise unter Rück-
lassung eines weissen Pulvers löslich. Die schwefelsaure und salzsaure Lösung
ist grün, die salpetersaure gelb. Die Analyse ergab 37,03 Uranoxydul, 15,55
Kalkerde, 24,18 Kohlensäure, 23,24 Wasser. Der Libigit hat halb soviel Kalk-
erde und Kohlensäure und doppelt soviel Wasser. 3) Urankalkkupfercarbonat,
krystallinischschuppig, als Ueberzug und Anflug auf Uranerzen, smaragdgrün bis
lebhaft grasgrün, Strich blassgrün, Perlmutterglanz, milde, zerreiblich, Krystalle
kleine rhomboedische Blättchen, gibt beim Erhitzen im Kolben Wasser, vor dem
Löthrohre auf Kohle nicht schmelzbar , in der Platinzange geglüht die Flamme
grünfärbend, mit Borax im Oxydationsfeuer eine grüne, kalt bräunliche Perle ge-
bend, in verdünnter Salzsäure auflöslich. Die Analyse zeigt 37,00 Uranoxydul,
14,9 Kalkerde, 8,40 Kupferoxyd, 26,41 Kohlensäure, 13,90 Wasser. Wie vori-
ges ebenfalls auf der Eliaszeche. Haidinger schlägt für dieses Carbonat den Na-
men Voglit vor. ( kk . geol. Reichnnst. IV. 2. p. 220.) <?•
68
Gutberiet, Schwär zbraunstein im Trachytporphyr der
Rhön. — Die Bruchstücke des aufgelockerten Trachytporphyrs bei Egenbach
in der Gemarkung von Kleinsassen sind oft an der einen Seile schwarz gefärbt
und wie die Untersuchung erwies von Schwarzbraunstein. An einzelnen Stücken
bildet derselbe einen derben beerenblauen Ueberzug von 1 bis 2'" Stärke, sehr
fest anhaftend , seitwärts in das Gestein eindringend , in kleinen Drusen selbst
trauben- und nierenförmige Anhäufungen bildend. An die Gränze des Mangans
schliesst vielfach eine Färbung von Eisenoxydhydrat. Die Entstehung dieses Psi-
lomelans scheint durch einen der Grundmasse in Atomen beigemenglen mangan-
haltigen Augit erklärt werden zu können. ( Geol . Zeitschr. V. 603.) G.
H. Müller, Nontronitbei Tisch enreuth in derOberpfalz.
— Der No-ntronit bildet ganz in der Nähe genannter Stadt einen bis 3 Zoll
mächtigen, von S. nach N. streichenden Gang im Gneiss - Glimmerschiefer. Er
ist citrongelb bis zeisiggrün, sehr weich, specksleinähnlich anzufühlen, undurch-
sichtig, im Bruch erdig und matt, der Strich wachsartig glänzend und dunkler.
Noch vor dem Glühen schwindet die Farbe, Wasserdämpfe entweichen, im Glü-
hen wird er dunkelkastanienbraun. Durch die Löthrohrreagenlien lassen sich
Kieselsäure und Eisenoxyd nachweisen , in sQhwach erwärmter Salzsäure ist das
Pulver löslich und scheidet erst beim Kochen gallertartige Kieselsäure ab. Der
Wassergehalt schwankt bei verschiedenen Temperaturen zwischen 5 und 23 pCt.
Die Analyse des bei 100 Grad getrockneten Minerales ergab: 47,20 Kieselsäure,
7,15 Thonerde, 35,75 Eisenoxyd, 9,80 Wasser. ( Reuensbgr. Correspdzbl.
VIL 30.) G .
Giimbel gibt ein Verzeichniss von 92 Mineralien, welche in der Ober-
pfalz Vorkommen und fügt bei jedem Bemerkungen über die Art und Weise des
Vorkommens und die betreffenden Localitäten hinzu. {Ebda. 145 — 158.)
Kenngott, mineralogische Notizen VI. (cf. Bd. II. 403.) —
1) Besondere Farbenvertheilungen an Flussspathkryslallen : a. Auf weingelben
Quarzkrystallen aufgewachsene Krystalle aus Sachsen zeigen einen violblauen
oktaedrischen Kern , während die übrige Masse farblos ist. b. Aufgewachsene
Krystalle ebendaher auf Calcit , von Blende und Pyrit begleitet, sind dunkelviol-
blaue in Berlinerblau übergehende Würfel mit weiss eingerahmten Kanten und
violetten Kantenlinien. c. Ein Würfel von St. Gallen in Steiermark ist gegen
die Oberfläche violblau , im Innern wasserhell oder blassbläulich. Durch den
Krystall hindurch geht ein blaues rechtwinkliches Parallelepipedon, einer der drei
Hauptachsen entsprechend , den Wiirfelflächen diagonal gestellt. d. Rosenrothe
durchsichtig glänzende Würfel von Platten in Böhmen enthalten einen dunkeln
violetten Würfelkern in gleicher Stellung, e. Aufgewachsene Würfel mit Pyrami-
denwürfeln von Zinnwalde sind rosenroth ins Pfirsichbliihtrothe übergehend, un-
durchsichtig, ihre Würfelflächen haben eine weisse Mitte mit schwarzem Centrum.
Diese Erscheinung wird durch einen dunkelgrünen octaedrischen Kern hervorge-
bracht, dessen Scheitelpuncte durch die schwarzen Kanten im Innern der Wür-
felflächen bezeichnet werden, f. Aufgewachsene Krystalle von ebenda theilen sich
in kleinere dunkelviolblaue Würfel mit blassapfelgnincr Aussenschicht und weis-
sen Ecken und in grössere blassapfelgrüne Würfel mit untergeordneten Achtund-
vierzigflächner , die Endpunkte der rhomboedrischen Achsen scharf geschieden,
dunkelviolblau. g. Krystalle von ebenda, Würfel, Oclaeder, Rhomboedaldodekae-
der mit glatten glänzenden Flächen erscheinen im Ganzen dunkelviolblau, haben
eine wasserhelle Schicht unteihalb der Octaederflächen. h. Violblaue, durchsich-
tige oder halbdurchsichtige Krystalle von St. Gallen in Steiermark , Würfel mit
Octaeder, jene wenig glänzend, diese rauh und schimmernd, lassen bisweilen
bemerken, dass die blaue Farbe von aussen nach innen unter den Würfelflächen
pyramidal abnimmt, wo dann die unter den Octaederflächen liegende Masse farb-
los oder blassblau ist. Aehnliches zeigte auch ein blassberggrüner Krystall von
Florenz. — 2) Zweierlei Krystalle des Calcits als Einschluss in krystallisirtem
Gyps. Ein farbloser krystall isi r ter Gyps von Lockport in New-York mit blass-
gelben radial gestellten Calcitkrystallen in Form spitzer Skalenoeder enthält aus-
4
69
serdern farblose graue Krystallchen, welche das stumpfe Rhomboeder des Calcit
darstellen. — 3) Graulich gelbe Topaskrystalle verschiedener Grösse fanden
sich als Einschluss in einem farblosen Quarzkrvstalle aus Brasilien. — 4) Kry-
stalle von Arsenit, welche sieb in der ehmaligen Sraaltefahrik zu Schlegelmühl
bei Glaggnitz gebildet hatten, zeigen die Combination des Octaeders mit dem
Rhombendodekaeder, sind farblos bis weiss , durchsichtig bis halbdurchsichtig
und stark glassartig glänzend. — 5) Die Krystalle eines für Triplit gehaltenen
Minerales von Norwich in Massachusetts, welche Sheppard einsandte, sind nichts
weiter als Pseudoraorphosen eines Minerales , welches ursprünglich ein Eisen-
und Manganoxydul, Lithion und Kalkerde enthaltendes Phosphat gewesen ist. —
6) An einem Exemplare des Aegvrin von Brevig war die Krystallform der von
Breithaupt bestimmten gleich, doch nicht die Spaltungsflächen. Sie lassen ein
klinorhombisches Prisma mit den Abstumpfungsflächen der schärfern Kanten er-
kennen , der Winkel der stumpfem Kante liegt zwischen 92°30', und 93°15',
der Neigungswinkel der Abstumpfungsfläche gegen die Prismenfläche zwischen
133° und 133°30'. Deutliche Spaltungsfläcben sind den Flächen der Prismen
parallel, eine vollkommne blättrige Absonderung parallel einer schiefen auf die
Abstumpfungsfläche der schärfern Prismenkante gerade aufgesetzten Endfläche ;
der Bruch ist uneben, stellenweis splittrig oder auch kleinmuscblig. ( Sitzgsber .
Wien. Afcad. XI. 604.) G
Literatur. — Smith und Brush setzen die Untersuchung amerika-
nischer Mineralien fort mit Danburit, Carroll i t , Thalit (identisch mit Saponit),
Hudsonit, Jenkinsit, Lazulith, Cyanit, Spodumen, Elaeolit, Petalit. Sillim. ame-
Tic. journ. XVI. 365 — 373. — Wieser beschreibt die in seine Sammlung
aufgenommene Mineralien aus der Schweiz. Neues Jahrb. f. Mineral. 1854.
26 — 30, — Damour analysirt Roraeit. Ann. d. min. 1853. I. 179 — 184.
Flajolat bestimmt die Krystallform des grauen Kupfers von Mouzaia. lbid.
652 — 657. — Haidinger, die Farben des Mausits und Paläokrystalle durch
Pseudomorphose verändert. Wien. Sitzgsber. XI. 393 — 399. — F. Sand-
berger, mineralogische Notizen (einige Nassauer Mineralien und Hültenpro-
dukte) und über spitze Rhomboeder des Manganspalhs und Eisenspaths. Nas-
sauer Jahrb. IX. 40. 46.
Geologie. — Rawall, der Bernsteinsee in Kurland. —
An der Küste von Kurland warf die Ostsee bisher nur einzelne Stückchen Bern-
stein aus , die als Raritäten aufbewahrt oder zum Räuchern verwandt wurden.
Am Rigaschen Meerbusen liegt der Küste parallel der Augernsche See von 2v. * * * * x/%
Meilen Länge und 2 Werst Breite und fliesst durch einen Bach ins Meer ab.
Nachdem im J. 1838 der Wihdalsee glücklich trocken gelegt, und in ergiebiges
Ackerland verwandelt war: so versuchte man dasselbe mit dem Angernschen
See , der freilich nur von den Ufern zurücktrat und nicht ganz entleert werden
konnte. Schon beim Aufwerfen des Abzugsgrabens fanden sich im weichen Bo-
den Bernsteinstücke , zahlreichere dann auf den trocken gelegten Stellen. Die
Anwohner suchten begierig und verhandelten an fremde Händler für 4000 Rbl. S.
Einige Stücke von ansehnlicher Grösse sollen mit einigen Rubeln bezahlt sein,
Insectenstücke mit 5 Rubeln. Die Domänenverwaltung von Angern hat alsdann
den Boden parcellirt und das Bernsteinsuchen auf 2 Jahre verpachtet. ( Rigaer
Correspdzbl. VI 69 — 71.)
v. Strombeck, über den Gault im subhercynischen Bek-
ken. — Das Vorkommen des Gault in Deutschland ist nur erst auf je ein
Exemplar von Ammonites interruptus und A. auritus begründet. Thongruben bei
Bodenstein im Amtsbezirke Lutter am Barenberge gewähren hierüber einen si-
cheren Aufschluss. Dieselben liegen in einer von der Trias gebildeten Mulde
zwischen unterem Quader und Flammenmergel. Der Thon ist graublau , pla-
stisch, nicht sehr fett, mit einzelnen grauen Mergelknauern, nach ungefährer
Schätzung gegen 50 Fues mächtig. Er lieferte Ammonites auritus häufig in
Bruchstücken, Hamites rotundus, H. intermedius, Belemnites minimus, Corystes
70
Stockesi und nach diesen darf die Ablagerung als typischer obrer Gault gedeu-
tet werden. Str. verbreitet sich noch weiter über das Kreidesystem jener Ge-
gend und gelangt zu folgenden Resultaten: 1) Der Gault hat im Norden des
Harzes jedoch ohne Mannicbfalligkeit in organischen Resten eine erhebliche Ver-
breitung. 2) Der Flammenmergel liegt über oberem Gault und gehört zur obern
Kreide. 3) Der Hilsthon unten entschiedener Neocomien führt oben organische
Reste des unteren Gault, der Aptmergel und Ancylocerasschichlen. 4) Der sub-
hercynische Unterquader liegt zwischen Hilsthon und oberem Gault und ist mit
dem untern Gault zu vereinigen. ( Geol . Zeitschr. V. 501 — 515.)
Berthaud und Tombeck. , zur Geogno sie der Gegend
um Mäcon. — Nach Manes , der die Geognosie des Dept der Saone und
Loire für die grosse geognostische Karte von Frankreich lieferte , tritt in der
Gegend um Macon und im ganzen Dept über dem Lias nur unterer Jura, näm-
lich Unter- oder Eisenoolith, Walkererde und Grossoolith auf. Schon Thiolliere
hat den hierin ausgesprochenen Irrthum erkannt und B. und T. haben das Ge-
biet auf das Sorgfältigste untersucht und folgende Straten gefunden. Die Schich-
ten lagern sehr regelmässig über einander und gehen vom Lias bis zum Koral-
lenkalk. Ihre Neigung ist 20 bis 25 Grad gegen Osten und ihre Folge von
oben nach unten: 1) argile ä chailles, ein weisser oder rölhlicher, meist sehr
reiner Thon mit sehr sparsamen Versteinerungen und mit Kieselconcretionen.
Welchem Gliede dieser Thon entspricht, hat sich nicht ermitteln lassen. 2)
Corallien, bestehend zuoberst aus einem compacten; bisweilen oolithischen Kalk,
nach unten aus weissem, kreidigem und sogar krystallinischem. Die Versteinerun-
gen sind Pterocera Oceani, Ostraea solilaria, Trigonia Meriani, Terebratula sub-
sella, Hemicidaris ovifera. — 3) Oxfordien, ein mächtiges Gebilde sehr com-
pacten , gelblichen feinkörnigen Kalkes mit dünnen Mergelschichten wechselnd,
welche nach unten überwiegen und einen graulichen Kalkmergel bilden , der
Ammonites cordatus, ßelemnites hastalus und Pentacrinus pentagonalis führt.
In dem ganzen Schichtensystem linden sich noch Ammonites plicatilis, Pholado-
mya flabellata , Trigonia elavellata, Terebratula vicinahs, T. insignis , T. trigo-
nella , Cidaris coronatus , die alle nicht den geringsten Zweifel über das Alter
der Lagerstätte lassen. 4) Callovien , ein mehr weniger dichter Mergelkalk mit
eisenoolilhischen Körnern , characlerisirt durch Disaster ellipticus , Ammonites
jason , A. anceps u. v. a. Nach unten werden die Schichten dünner und gehen
in dichtem Kalk über. 5) Bathonien oder Grossoolith , gelbliche rauhe , mehr
weniger sandige, bisweilen harte Kalke mit Amm. bullatus, A. discus, Avicula
inaequivalvis, A. costata, Terebratula orbicularis, Rhynchonelia decorata, Holecty-
pus depressus u. a. Die untere Gränze dieser Schichtreihe hat sich noch nicht
feststellen lassen, 6) Bajocien oder Unteroolith , ein krystallinisch bald rolher
eisenschüssiger , bald graulich weisser Kalk , wegen seiner grossen Härte ein
vortrefflicher Baustein, characlerisirt durch Amm. Murchisonae, A. Blagdeni, Be-
lemnites giganteus , Ostraea Marshi , Lima proboscidea , Trigonia costata, Tere-
bratula perovalis u. a. 7) Lias , das tiefste Glied des Juragebirges , welches
B. und T. nicht weiter untersucht haben. ( Bullet . soc. geol. X. 269 — 275.)
Gl.
Meyn, Miocenschichten des nördlichen Hannover. —
Die durch die Zeitung verbreitete Entdeckung von Steinkohlen in der Gegend
von Harburg veranlassten M. die dortigen Verhältnisse an Ort und Stelle zu prü-
fen. Er fand nur den schwarzen miocenen Thon, der um die Elbmündung her-
um als Unterlage des Diluviums und Alluviums eine bedeutende Rolle spielt.
Bedeckt wird derselbe von einem ausserordentlich compaklen Gerölllager mit
Thoneisensteinen und über diesen liegt der charakteristische ockergelbe Sand
und Grand der Lüneburger Gegend. Wo zwischen Harburg und Buxtehude diese
Lager angeslochen wurden , bilden sie den Abhang gegen die Marsch , die hier
durch die wild zerrissene kleine Gebirgsgruppe der schwarzen Berge bergeslelll
wird. Man traf den schwarzen Thon nach ungefähr 10 — 20 Fuss über dem Ni-
veau der Marsch und gegen das Innere des Hügellandes scheint seine Oberfläche
sich zu heben. In der westlichen Fortsetzung von dieser Hügelgruppe aus wird
71
das Geestland beträchtlich niedriger und geht allmählig in die Alluvialebene über,
ln diesen öden flachbügeligen Landstrichen liess sich der schwarze Thon nicht
auffinden, aber bei Altkloster in der Nähe von Buxtehude trat er in die Erhe-
bung des Terrains gegen die Marsch auf, mit welcher wieder ein reicherer Wech-
sel der Landschaft beginnt. Hier wird der schwarze Thon zur Herstellung des
Porlland - Cemenles verwendet und liefert als solches ein vortreffliches Produkt.
( Geol . Zeitschr. V . 606 — 609.)
Holzbaur und Sieber, Geognosie des Ipf und dessen Um-
gebung. — Der Ipf erhebt sich nördlich von Bopfingen aus dem Ackerfelde
und Wiesengründen zu 2200 Fuss Meereshöhe und 800 Fuss relativer Höhe.
Er besieht aus den jurassischen Gebilden , über welche mehre Steinbrüche Auf-
schluss geben. Zu unterst lagert eine Lettenbank mit Amm. Blagdeni , mit zu-
sammengebacknen Brocken von A. Humphresianus, Ostraea pectiniformis und O.
crista galli , dann folgt Belemniles giganleus in der Varietät ventricosus, häufig
auch B. breviformis, Pecten lens, Pholadomya Murchisonae und sparsam Tere-
bratula resupinata. Nach einigen Fuss Mächtigkeit wechseln die Lettenschichten
mit unförmlichen Flötzen von oolithischem Kalk, die in der Mitte einen blauen
Liasähnlichen Kern zeigen. Sie fuhren Pecten demissus und Terebratnla pero-
valis. An einem Steinbruch westlich vom Ipf nehmen pulverförmige Oolilhe von
intensiv rolher Farbe überhand. Ammonites Parkinsoni ist nicht darin , wohl
aber Ostraea eduliformis , viele Pecten und Cidaris. Die Mächtigkeit der grau-
blauen Flötze beträgt etwa 12 Fuss. Hart über den Kalken geht der Letten in
eine grusige rothe Boggenschicht von einem Fuss Mächtigkeit über, der 4 Fuss
mächtige Oolithe folgen mit Amm. Parkinsoni , der in Würtemberg höher liegt,
und mit sehr schönen Bel. giganleus. Der Bel. canaliculalus tritt in der grusi-
gen Schicht zuerst auf und zwar klein, dem liasinischen ß. clavatus ähnlich,
dann tn der hartem Lage schlanker. Auch Trigonia costata , Modiola gibbosa,
Terebratula varians , T. spinosa, T. quadriplicala, T. bullata, T. resupinata er-
scheinen. Nun wird das Gestein härter , in einem Fuss Mächtigkeit und führt
die Muscheln des schwäbischen Jura f, aber nicht verkiest. Es sind Amrn. Par-
kinsoni sehr gross, A. coronatus dagegen klein, ein völlig eigentümlicher als
A. oolithicus aufgeführter. Die canaliculirten Belemnilen erfüllen die ganze Bank,
sie sind schlank , bis einen Fuss gross. Dann wird das Gestein leichter und
härter, die pulverförmigen Eisenerze grösser und sparsamer, Ammonites macro-
cephalus erscheint zum ersten Male, ferner A. plalystomns, Pholadomya Murchi-
sonae, Trigonia costata, Plagiostomen und Terebrateln. Die Schicht ist ebenfalls
um einen Fuss mächtig. Der ächte A. macrocephalus liegt in einem aschfarben
oder gelblichen Letten mit vielen schwärzlichen Knollen, der zu den Ornatenlho-
nen gehört, aber hier keine Krebse und Ornaten fuhrt. In den hellem Thonen
liegen viele Fragmente von Bel. canaliculatus. Das ganze Schichtensystem des
Braunen Jura weicht demnach in der Vertheilung seiner Petrefakten hier von dem
schwäbischen ab. Der weisse Jura ist petrefaktenärmer und weniger aufgeschlos-
sen. Die Impressakalke liefern wo sie verwittert sind , Terebratula impressa,
Boslellaria bispinosa und vererzte Ammoniten. Die wohlgeschichteten Kalke, ( ß )
sind bläulich , höher hinauf weisslich und führen verkrüppelte Planulaten und
Flexuosen. Die Spongilenkalke ziehen sich am westlichen Abhange als Geschiebe
mit sparsamer Terebratula lacunosa hin. Die geschichteten Kalke südlich über
dem Wall mit Belemniles hastatus und kleinen Flexuosen zeigen oolithische Nei-
gung und sind oft blutroth gefärbt. Auch in diesen drei Schichten weicht die
Vertheilung von den schwäbischen Gesetzen ab. Die Kalke ß und y wechsella-
gern und verschwimmen mit einander, sie sind bald bläulicher bald lichter, ent-
halten dieselbe Fauna, beide oolithische Neigung, so dass sie nicht getrennt wer-
den dürfen. Daneben behält die Lacunosaschicht ihr Niveau über den wohlge-
schichteten Kalken und dringt sogar in die Dolomite hinein. Die letzten Schich-
ten am Ipf sind graulich weisser Dolomit , der westlich von Oberdorf von den
massigen Lacunosaschichten sich nicht sondern lässt. In der Umgebung des Ipf
ist der weisse Jura reicher an Versteinerungen: so bei Wössungen, südlich von
Kirchheim, Bopfingen, Aufhausen. ( Regensbgr . Correspdzbl. VII, 37 — 47.)
72
Liebe, chemische und geognostische Untersuchungen
des Zechsteines im Orlathale. — Die Schichtenreihe des Zechsteines
im Thale der Orla am Südrande des Thüringer Waldes ist nach L. folgende :
1) Unterer versteinerungsleerer Kalk. Derselbe ist zuunterst ein graugelber bald
harter bald lockerer und griesiger Kalk mit vielen Grauwackebrocken der Unter-
lage, im Tiefsten ein wahres, dem Weissliegenden ähnliches Conglomerat bildend,
jedoch mit einem merklichen Gehalt an Bittererde, nach oben hellgrau und är-
mer an Brocken. 2) Spiriferenkalk als dunkler graurother Kalk ganz mit Pro-
duclus horridus und Spirifer undulatus erfüllt. Er enthält 0,227 — 6,69 Eisen-
oxyd, 0,401 — 9,03 unlösliche Silikate, 0,369 — 8,31 kohlensanre Bitterde, 3,370
— 75,97 kohlensaure Kalkerde, Spuren von Thonerde und einer verbrennlichen
Substanz. Spirifer undulatus verschwindet über ihr völlig. 3) Kohlenschicht,
1“ dicke unreine braunschwarze Kohle von einem schwarzen mergligen Conglo- ,
merat überlagert. 4) Erzführender Kalk. Kalk mit 2 bis 5 pCt. kohlensaurer
Bittererde, bisweilen mit fast krystallinischem Bruch, petrefaktenleer, mit gros-
sen Nestern von Kupferkies und Malachit. 5) Untrer Mehlbatzen, 3 bis 8 Fuss
mächtig bald aus einem harten dunklen Kalk von fast feinkörnigem Aussehen,
bald aus einem gelben weichen Mehlbatzen mit Kalkspalhdrusen, bald aus einem
Mittelding zwischen beiden bestehend, nur undeutliche Productus horridus füh-
rend. 6) Astartenkalk , ein dichter, grauschwarzer und sehr bituminöser Kalk
mit zahllosen Versteinerungen. Die Analyse ergab 5,45 — 76,84 kohlensaure
Kalkerde, 1,25 — 17,65 kohlensaure Talkerde, 0,09 — 1,20 Eisenoxyd, 0,02
— 0,24 Thonerde, 0,20 — 2,87 unlösliche Silicate, 0,09 — 1,20 Verbrennliches.
Erfuhrt Produclus horridus, Orlholhrix lamellosus, Nautilus Freieslebeni, Tur-
bonilla Altenburgensis , Trochus pusillus , Area tumida, Pleurotomaria Verneulli,
Schizodus truncalus, Sch. Schlolheimi etc. 7) Oberer Astartenkalk, ein grauer
fester mächtiger Kalk von fast körniger Structur, mit den Versteinerungen des
vorigen und 1 pCt. Bittererde mehr, 8) Productuskalk, 4 — 8 Fuss mächtig, mehr
weniger grob geschichtet, von wechselnder Härte, graulich gelb, von körnigem
fast krystallinischem Ansehen. Nach unten voller Steinkerne von Productus hor-
ridus, auch Ortliothrix lamellosus, Feneslella Ehrenbergi, F. reliformis und F.
anceps, nach oben verschwinden dieselben völlig. Die Analyse ergab 7,65 — 59,40
kohlensaure Kalkerde, 4,17 — 32,39 kohlensaure Billererde, 0,39 — 3,01 Eisen-
oxyd , 0,33 — 2,60 Thonerde , 0,30 — 2,31 unlösliche Silicate , 0,04 — 0,29 Ver-
brennliches. Von hier an fehlen Productus horiidus und Orlholhrix lamellosus
gänzlich. 9) Gypse, dicht, massig, selten faserig und krvslallinisch , eine Reihe
Stöcke bildend, mit Spuren von Bitumen, 20,98 Wasser, 0,50 Bittererde, 78,60
schwefelsaure Kalkerde. Er bildet eigentlich nur ein Glied mit dem Productus-
kalk. 10)* Oolith , ein 2 bis 3 Fuss mächtiger weisslich grauer feinkörniger
Roggenstein mit fast krystallinischem Bindemittel , nur Fragmente von Gervillia,
Gervillia keralophaga einschliessend. 11) Muschelbreccie enthält gegen 10 pCt.
kohlensaure Talkerde, ist körnig dolomitisch, gelblich weiss bis gelb, wird nach
SW mächtiger, härter, grauer und ärmer an Muschelfragmenten. 12) Carditen-
kalk, ein 3 bis 6 Fuss mächtiger dünngeschichleter bräunlich gelber Kalk mit
häufigen Kernen von Cardita Murchisoni, dazu noch Avicula speluncaria, Area
tumida, Schizodus Schlolheimi *u. a. 13) Dolomitischer Kalk, 40 — 80 Fuss
mächtig, sehr dick geschichtet, hellgrau bis weiss, sehr hart, dolomitisch körnig,
mit Orthothrix excavatus. Er lehnt sich an ein DolomitriCf, dessen Dolomit we-
niger körnig, gar nicht geschichtet und ganz von Versteinerungen erfüllt ist, Pa-
nopaea lunulata , Area tumida, Gervillia keratophaga , Avicula speluncaria, Tere-
bratula elongata , T. superstes u. v. a. 14) Oberer Mehlbatzen, ein weicher
braungelber, grobgeschichteter Kalk mit 14 bis 15 pCt. Bittererde, 30 Fuss
mächtig, völlig petrefaktenleer, in den obern Lagen fester, Wellenkalkähnlich,
nach unten conglomeratisch. 15) Oberer Kalkschiefer, graulich gelb, sehr re-
gelmässig geschichtet, zuweilen dolomitisch, petrefaktenleer. — Im Orlathale
findet eine strenge Scheidung in untern und obern Zechstein in keiner W'eise
statt, schon die tiefsten Schichten haben einen bedeutenden Gehalt an Bittererde,
der nach Geinitz denselben fehlen soll, und ebenso verhält es sich mit den Ver-
steinerungen. {Bronn s Jahrb. 1853. 769 — 785.)
78
C. v. Hauer, über die Lava des Aetna von der Eruption
im J. 1852. — Die untersuchte Lava ist dunkelgrau, sehr porös, meist kristal-
linisch, ans Labrador und Augit mit eingesprengten Olivinkörnern bestehend, die
Anwesenheit des Magneteisens gibt sich durch eine nur geringe Einwirkung auf
die Magnetnadel kund. Das specifische Gewicht ist 2,86, bei der Lava von 1838
nach Abich 2,94. Zur chemischen Analyse wurde das Gestein gepulvert und es
fanden sich im Mittel: 49,63 Kieselerde, 22,47 Thonerde, 10,80 Eisenoxydnl,
0,63 Manganoxydul , 9,05 Kalkerde, 2,68 Talkerde, 3,07 Natron, 0,98 Kali.
Dieses Besultat stimmt sehr auch mit Lowe’s Analyse der Lava von 1669 über-
ein, der nur 16,15 Thonerde, aber 16,32 Eisenoxydul und 4,58 Talkerde fand.
Abich berechnet die mineralogische Zusammensetzung auf 54,80 Labrador, 34,16
Augit, 7,98 Olivin und 3,06 Magneteisen. {Wiener Sitzgsber. XI. 87 — 95.)
Hochstetter, über Grün steine von Teschen. — II. begreift
unter Grünslein kryslallinisch körnige Gemenge hauptsächlich aus Augitspathen
und Feldspathen zusammengesetzt. Nach erstem unterscheidet man : Hornblen-
degriinsteine oder Diorile, Augitgriinsteine oder Diabase, Schillerspalhgrünsteine
oder Gabbroite. Von den Feldspathen gehört dem Maximum nach der Albit den
Diorilen , der Oligoklas den Diabasen , der Labrador den Gabbroiten. Accesso-
risch treten auf: Quarz, Glimmer, Talk, Chlorit, Kalkspath, Magneteisenerz, Ei-
senkies und andere seltnere Mineralien. Die Textur gehl vom gröbsten bis zum
feinsten Korn. Ist dieses nicht mehr zu erkennen, so heisst das Gestein Apha-
nit, sowohl Diorit- als Diabasaphanil. Diese Varietäten nehmen häufig schiefrige
Slructur an, oder es sind die Augit- und Feldspat!) krystalle porphyrartig einge-
sprengt, oder sie werden blasig und mandelsteinarlig. Die Grünsteine von Te-
schen am nördlichen Abhange der Karpathen sind folgende: 1) Schöner mittel-
körniger Diorit von Doguschowitz. Die Hornblende tritt am deutlichsten her-
vor, in langen dünnsäulenförmigen schwarzen Kryslallcn , von Nadelgrösse bis
0,059 Länge und 0,003 oder 0,004 Dicke. Die vorkommenden Krystalle von
gemeinem Augit unterscheiden sich sehr leicht durch ihr mattes schwarzes An-
sehen und lösen sich nach den Krystallflächen ab. Die übrige Masse des Ge-
steins ist ein schneeweisser oder graulich weisser Feldspalh , oft rötblich oder
grünlich , die körnige Grundmasse bildend , mit unebenem einsplittrigem Bruch.
Er ist Anorthit. Das quanlitatvc Verhältniss stellt sich auf 0,4 Hornblende, 0,1
Augit, 0,5 Anorthit. Das spec. Gewicht 2,788. Er enthält Spuren von Eisen-
kies. 2) Ein gleicher Diorit dorther mit herrschenden Angiikryslallen neben
der Hornblende, diese in schuppig blättrigen Partien, der Feldspat!) wie vorhin.
Das Verhältniss ist 0,4 Augit, 0,3 Hornblende, 0,3 Anorthit. Das spec. Gew.
2,967. 3) Ein Diorit von Kalembitz. Die Hornblende wie in 2. aber vorherr-
schend, der Feldspalh in microscopisch kleinen Körnern. Chlorit im Uebergang
in Glimmer in Körnern und kristallinischen Blättchen, sehr weich und lauch-
grün, durchwächst die Hornblende. Spec. Gewicht 2,929. 4) Ein Diabas von
Kotzobenz , mit vorherrschendem Feldspath von schneeweisser, graulicher, grün-
lich weisser Farbe, in körnigen Massen und tafelförmigen Krystalle», er ist La-
brador. Die Krystallflächen sind mit braunem Magnesiaglimmer überzogen. Au-
git ist wenig vorhanden , dagegen viel Kalkspath in gelblichen Körnern. Spec.
Gewicht 2,705. 5) Aphanil der Diabase von Marklowitz, ein sehr feinkörniges
krystallinisches Gemenge von Labrador und Augit mit Magneteisen, kohlensaurem
Kalk und Spuren von Eisenkies, von dunkelbrauner bis schwarzer Farbe, mit
unebenem splittrigem Bruch, Härte 6, spec. Gew. 2,010. Die Gemengtheile sind
unter dem Microscop zu unterscheiden. 6) Aphanilmandelstein und zwar Kalk-
diabas von Kalembitz , den Blallersteinen des Harzes ähnlich, ln der bräunlich
grauen Grundmasse liegen rundliche Kalkspalhkörner meist von Hirsekorngrösse,
mit krystallinischera Gefüge. Die Grundmasse hat unebenen Bruch, schmilzt vor
dem Löthrobre leicht zu einem Glase, hat 3,5 Härte und 2,778 spec. Gewicht,
unter dem Microscop aus Feldspath und Augit gebildet. (Ich. geol. Reichsonst.
IV. 311—321.)
Literatur. Bullet, soc. geol . X.: Del esse, Umwandlung des Gra-
nit und Kaolin (Schluss S. 257 — 267). Preslwich, geologische Stellung des
5**
74
Sandes und Süsswasserkalkes von Rilly im Marne Depart. 300 — 311. Roy ers,
über die geologische Karte von Pensylvanien 326 — 328.
Sillimann’s americ. jonrn. XVI. Nr. 48: Hitchcock, über das
Kohlengebirge von Bristol county und Rhode island S. 327 — 337.
Jnhrb. klc. geol. Reichsanstalt IV. 2.: Kn er, zur Geognosie Istriens
223 — 232. — Peters, die Urvstall i nischen Schiefer und Massengesteine im
nordwestlichen Oberöstreich 232 — 263. — Czjzek, Geologie der Berge bei
Molk, Maulern und St. Pölten 264 — 283. — Melion, zur Mineralogie und Geo-
logie von Brünn 321 — 326. — Emmerich, zur Geognosie der östlichen baie-
rischen und angrenzenden östreichischen Alpen 326—394.
Bronn' s Jnhrb. für Mineralogie 1853: Schill, über die Oelslhaler
Gletscher 786- — 787. — Deicke, Eindrücke in den Geschieben der Molasse
der östlichen Schweiz 797 — 802.
Geolog. Zeitschr. V. 3 : v. Klip stein, Geognosie des westlichen im
Kreise Wetzlar gelegenen Theiles des Gebirgsdistrictes zwischen der Dill und
der Lahn S. 516 — 591. — v. Labecki, Braunkohlen- und Salzablagei ungen
in den miocenen Schichten Polens 591 — 600.
Jnhrb. Nassauer Vereines IX.: Scharff, der Taunus und die Alpen
21 — 40. — Casselmann, chemische Untersuchungen übsr die Braunkohlen
des Westeiwaldes 49 — 82.
Verhandl. rheinl. Vereines X. 3. 4.: v. d. Marek, über Schwimm-
steine und Feuersteine 385; Analyse der Seplarien von Hamm 407. — Weber,
ßraunkohlenlager von Eckfeld in der Eifel 409 — 416.
Annals a. mag. nat. hist. 1853. Novbr.: ßuekmann, über den
Cornbrash um Cirencester 324 — 329.
V Institut 1853. Decbr. : M e 1 1 o n i , Magnetismus der Gebirgsarten 439.
— Fournet, Bildung der Oolithe 440. Gl.
Paläontologie* Zigno, En td ecku ng ei ner fossilen Flo-
ra in den jurassischen Schichten der venetianischen Alpen.
— Zufällig fand man in dem grauen Kalk des Spitz de Bolzo der Sette com-
muni im Vicenlinischen fossile Pflanzenreste. Die Schicht ist etwa einen Fuss
mächtig, gehört einem dichten Kalkgebilde an und ruht auf oolilhischen Schich-
ten mit Terebralula sphaeroidalis, überlagert vom Callovien mit Ammonites ath-
Jeta, A. viator, A. Hommairei, Terebralula diphya etc. Sie gehört also entschie-
den zum Balhonien. Dieselbe Schicht ist nun tiefer hei Boana und in der Pro-
vinz Verona noch aufgefunden werden. Zigno hat von allen Localiläten eine
Sammlung von 400. Abdrücken zusammengebracht und bearbeitet darüber eine
grosse Monographie, von der schon 20 Qnarllafeln vollendet sind. Die Flora
ist eine entschiedene Landflor und zeigt die grösste Aehnlicbkeil mit der juras-
sischen Flora von Skarborough und Marners. Die Zahl der Arten beläuft sich
bis jetzt auf 40, sind aber meist neu und gehören zu Equisetites, Sagenopteris,
Cycadites, Zamites, Otozamites, Araucariles, Brachyphyllum. Die Cycadeen, be-
sonders Otozamites, herrschen vor. ( Bullet . soc. geol. 1853. X. 268.)
v. Ettingshausen, fossile Flora von Tokay. — Das Lager
der zur Untersuchung gezogenen Pflanzen bildet ein thonreicher leicht spaltbarer
Schiefer, der unmittelbar aufTrachyt ruht. Von den 67 untersuchten Arten sind
der Localität nur 15 eigenthümlich, 24 kommen auch in andern eocenen Gebil-
den vor. Von letzteren sind jedoch nur 3 ausschliesslich eocen , während 28
entschieden miocen sind. Die Flora von Parschlug zeigt die meiste Aehnlich-
keit , denn 29 Arten kommen daselbst gemeinschaftlich vor. Die neuen Arten
sind folgende: Potamogeton cuspidalus, Taxites pannonicus, Quercus gigantum,
Celtis trachytica, Ficus pannonica, Populus Brauni, Andromeda vulcanica, Sapin-
dus Hazslinszkyi , Juglans Heeri , Rbus paulliniaefolia , Terminalia tallyana, Dal-
bergia reticulata , Cassia pannonica. (Wien. Sitzgsber. XI. 779 — 816. Tf.
1-4.)
O s w. Heer kündigt eine Tertiärflora der Schweiz an. Dieselbe soll
nach dem Prospectus in 4 Lieferungen von je 10 Bogen Text und 20 Tafeln in
75
Folio erscheinen. Die Darstellung geschieht in systematischer Folge , jede Art
wird lateinisch diagnosirt und deutsch beschrieben. Die Ausstattung und For-
mat wird wie bei den ähnlichen neuern Werken von Unger und v. Ettingshausen
gehalten werden. Das dem Verf. zu Gebote stehende Material ist ein überaus
reiches, die Wichtigkeit desselben nicht blos für die Paläophytologie und Geo-
gnosie der Alpen (Oeningen ist eingeschlossen) , sondern für die Wissenschaft
überhaupt bedarf ebenso wenig eines Nachweises , als die Befähigung des Verf.
zu diesem Unternehmen, der in seinen tertiären Insecten eine der schwierigsten
Aufgaben der Paläontologie meisterhaft gelöst hat. Wir dürfen einer in jeder
Hinsicht ausgezeichneten Arbeit entgegensehen und empfehlen dieselbe angelegent-
lichst dem Publikum, von dessen Theilnahme der schnelle Fortgang und die
baldige Vollendung abhängt.
Cotteau, Etu des sur lesechinides fossiles duDepart.
de I ’Yonne (livr. 11. 12. p. 169 — 188. Tb. 21 — 24.). — Den Plan des
Werkes und den Inhalt der frühem Lieferungen haben wir ßd. I. S. 158. mit-
gelheilt Diese neuen Lieferungen bringen ausführliche Beschreibungen und sorg-
fältige Zeichnungen von Polycyphus coraliinus n. sp. aus dem calc. ä cbailles
von Druyes, Echinus Orbignyanus n. sp. aus dem lithographischen Kalk von Com-
missey, E. Hobinaldinus n. sp. aus dem obern Corallien von Thury und Ta-
macce , E. perlatus Desm. sehr gemein im Calc. ä chailles, Pedina Michelini n.
sp. im untern Corallien von Druyes und P. Charmassei n. sp. desselben Fundortes.
In einem Briefe an die Geologische Gesellschaft in Paris d. d. Fevr. 14.
1853 zeigt Davidson an, dass er eine allgemeine Arbeit über die ßrachio-
poden vollendet und bereits unter der Presse habe, zu welcher Owen die Ana-
tomie der lebenden Arten und Carpenter die microscopische Untersuchung der
Schalen geliefert. Er gibt alsdann eine Uehersicht der Familien und Gattungen
für letztere einige typische Arten. Wir behalten uns vor ausführlicher über die
Arbeit selbst zu berichten , da diese jetzt nach Ablauf eines Jahres wohl bald
erwartet werden darf. — (Geht uns soeben bei Abdruck dieser Zeilen zu.)
Gau dry, die fossilen Conchylien der Somma. — Diese von
Prevost zuerst entdeckten, dann von Pilla in sehr schönen Exemptaien gesammelten
Conchylien hat G. mit den subappenninischen und den lebenden mittelmeerischen
Arten sorgfältig verglichen und sich überzeugt, dass sie der heutigen Schöpfung
angehören. Am häufigsten ist Cerithium vulgare , welches lebend und subapen-
ninisch sein soll, aber in der That zwei verschiedene Formen umfasst, von wel-
chen die lebende mit der der Somma identisch ist. ( Bullet . soc. geol. X.
1853. 291.)
Neugeboren, Beiträge zur Kenntniss der Tertiär-Mol-
lusken aus dem Tegel von Ober-Lapugy. — Diese Untersuchungen
haben den Vergleich jenes Tegels mit dem Wiener Becken zum Zweck und ist
ihnen daher die Monographie von Hörnes über letzteres zu Grunde gelegt. Auf
diese sich beziehend gibt N. hier nur Bemerkungen über die Erhaltung, Häufig-
keit, Verbreitung etc. der einzelnen Arten. Wir zählen dieselben namentlich auf
Conus betulinoides Lk.
Aldrovandi Broch.
Berghausi Micht.
fuscocingulatus Bron.
Mercati Brocch.
clavalus Lk.
Noe Brocch.
ponderosus Brocch.
raristriatus Bell,
avellana Lk.
ventricosus Bronn
Haueri Partsch
Pu§chi Micht
Conus extensus Partsch
Dujardini Desh.
Oliva flammulata Lk.
Anci Maria canalifera Lk.
obsoleta Brocch.
glandiformis Lk.
Cypraea globosa Duj.
fabagina Lk.
pyrum Gmel.
amygdalum Brocch.
sanguinolenta Gmel.
Duclosana Bast.
* rugosa Gratei,
76
Cypraea afünis Duj.
europaea Montg.
*Hörnesi n. sp.
Erato laevis Don.
Marginella railiacea Lk.
* Deshayesi Micht.
Ringicula buccinea Desh.
Voluta varispina Lk.
tanrinia Bon.
Mitra aperta Bell.
Columbella Dujardini Hörn.
Terebra fuscata Brocch.
acuminata Bors,
pertusa Bast.
Basteroti INyst.
Bnccinum Rosthorni Partsch
Mitra striatula Brocch.
fusiformis Brocch.
goniophora Bell.
* strialosnlcata Bell,
scrobiculata Brocch,
ßronni Micht.
cupressina Brocch.
pyramidella Brocch.
ebenus Lk.
obsoleta Bronn.
badensc Partsch
semistriatum Brocch.
costulalum Brocch.
prismaticum Brocch.
serraticosta Bronn,
incrassatum Mull,
reticulatum L.
lyralura Lk.
mutabile L.
corniculum Oliv,
polygonnm Brocch.
Purpnra haemastoma L.
elata Blainv.
exilis Partsch
Columbeila scripta Bell.
cnrta Bell,
thiara Bon.
corrugata Bon.
subulata Bell,
nassoides Bell.
Oniscia cithara Sowb.
Cassis mammillaris Gratl.
variabilis Bell,
saburon Lk.
ernmena Lk.
Cassidaria echinophora Lk.
Colnmbella Bellardii Hörn.
Hiermit bricht die Uebersicht ab , wird aber in den Verhandlungen des Sieben-
bürgischen Vereines für dies Jahr fortgesetzt werden. Die vier im Wiener Bek-
ken noch nicht Vorgefundenen Arten sind mit * Sternchen bezeichnet worden,
alle übrigen beschreibt Hörnes. Wir machen bei dieser Gelegenheit aiif Zekelis
Aufsatz über dieselbe Localität in dem Jahresberichte des Hall. Naturw. Vereines
1851. IV. S. 33. aufmerksam. ( Verhandl . Siebenbg. Verein. IV. 129 IT.)
A. Wagner, neuer Ichthyosaurus und Polyptychodon. —
Das Vorkommen von Ichthyosauren im lithographischen Schiefer Solenhofens ist
durch zwei Exemplare in Häberleins und Oberndorfers Sammlung nachgewiesen.
Der Schädel in des letztem Sammlung ist zertrümmert und lässt nur die Gat-
tungscharaclere erkennen ; die Zähne sind relativ klein, kegelförmig mit bauchig
erweitertem Wurzeltheil, regelmässig längsgestreift. Das Schulterblatt ist wie ge-
wöhnlich. Die Flossentafeln sind ziemlich dick, unregelmässig fünf- und sechs-
seitig, unter den erhaltenen keine gekerbt. Die Wirbel haben relativ geringe
Grösse und gehöien soweit sie erhallen der vordem Gegend an. Mit keiner der
bekannten Arten identisch soll diese J. leptospondylus heissen. In derselben
Sammlung wird ein Zahn von Polyptychodon interruplus aus dem Grünsand von
Kelheim aufbewahrt, der auch bei Goslar von Ulrich nachgewiesen worden ist.
( Bullet . Münch. Akad. 1853. £. 17.)
Gervais, einige fossileReste von Robben und Cetaceen.
— Dieser kleine Aufsatz bringt Berichtigungen und Zusätze zu des Verf. Zool.
et Pal. (vergl. Bd. I. S. 49.). Der 1. c. Tb. 8. Fig. 8. abgebildete Zahn
stammt nicht von Uchaux , sondern aus den miocenen Schichten von Uzes im
Gard-Depart. und ist den untern Eckzähnen der Otarien am ähnlichsten. Ein
anderer Eckzahn aus dem Crag von Anvers ergibt sich gleichfalls als den Ota-
rien angehörig. Ein neuerdings gefundener Kieferast des Meeressandes bei Mont-
pellier wird der Phoca occitana zugewiesen, in den Zähnen Ph. leptonyx sehr
ähnlich. Unweit Montpellier wurde in der Molasse ein fast ganz vollständiger
Delphinschädel entdeckt, etwas kleiner als D. delphis, mit dünnem und im Quer-
schnitt ganz eigenthümlichen Schnabel. Er fällt mit dem D. pseudodelphis zu-
77
sarnmen, welcher Name nunmehr mit Delphinorhynchus sulcatus vertauscht wird.
Ein Unterkieferfragraent des D. dationum%Laurill. ei hielt G. aus dem Falunen
von Salles und endlich ein kegelförmiges Zahnslück aus dem miocenen Becken
von Bordeaux, welches wahrscheinlich von einem Narwall stammt. (Bullet, soc.
geol . X. 1853. p. 311—313.)
Romano ws ky, eine neue Gattung versteinerter Fisch-
zähne. — ln den versteinerungsi eichen untern Schichten des Steinkohlenge-
birgcs im Gouvernement Tula waren Fischreste nicht gefunden worden, bis neuer-
dings durch v. Panders Untersuchungen dieselben in grosser Zahl nachgewiesen
sind. Bei dem Kiichdorfe Podmokloe am rechten Ufer der Oka wechsellagert
der entblüsste untere Kohlenkalkstein mit dünnen gelben Mergelschichlen und
letzterer ist mit Fischresten erfüllt. Es sind Schuppen von Acaulhodes und
Osleolepis, Flossenstacheln von Hybodus und Asleracanlhus, Zahne von Psaromo-
dus, Cochliodus, Helodus, Petalodus, Cladodus. Ein zwischen Kalkstein und Mer-
gel liegender Zahn schien R. eigentümlich. Derselbe gleicht einem der Lange
nach gespaltenen Kegel, die scharfen Kanten gekerbt, jede Kerbe wellenförmig
gebogen und nochmals gekerbt, die Oberfläche glatt, die Wurzel einfach. Das
Innere nicht hohl, mit zahlreichen Kalkröhrchen durchzogen, die in kurze dicke
Medullarröhren sich vereinigen und strahl ig zu den Kerben hinziehen. Hiernach
gehört der Zahn in die Familie der Squalidae und bildet hier die neue Gattung
und Art Dicrenodus okensis. Referent erkannte schon bei der ersten Ansicht
der Abbildung dieses Zahnes den von ihm Fauna der Vorwelt Fische 352. und
Germar’s Versteinerungen des Sleinkohlengebirges im Saalkreise Tafel 37 Fig.
2. beschriebenen Chilodus tuberosus aus dem Schieferthone des Sleinkohlenge-
birges bei Wettin. Die Gatlungs-Uharactere passen vollkommen und der Unter-
schied beruht nur darin, dass dem russischen Zahne der Wurzeltheil fehlt, der
bei dem Wettiner durch den Versteinerungsprocess verunstaltet ist, ferner und
dies ist beachtenswerth , dass der russische nur die Hallte des Wettiner ist.
Der erste Unterschied fallt als völlig unwesentlich weg, der zweite durfte in der
verschiedenen Stellung beider Zähne im Rachen bedingt sein, wenigstens möchte
es sehr gewagt sein, bei übrigens völliger Uebereinslimmung die Langshalbirung
des Zahnes als specifische Differenz hinzuslellen. Wir hallen daher den Dicre-
nodus okensis für identisch mit Chilodus tuberosus. Dass jener im untern Koh-
lenkalk, dieser in den Kohlen führenden Schichten lagert, entscheidet hier nicht
über die systematische Bestimmung. (Bull. nat. Muscuu 1853. 11. 405 — 408«
Tb. 8.)
Duvernoy, neue Untersuchungen der fossilen Rhinoce-
rosarten. — Den vorläufigen Bericht über diese umfangreiche Abhandlung
haben wir bereits Bd. II. S. 83 mitgetheilt. Derselbe gab jedoch über einige
der wichtigsten Punkte keinen Aufschluss, daher wir diese noch nachlragen.
Wir übergehen die 13 S. lange Einleitung, da sie weder etwas Neues noch
Interessantes behandelt. Auch den ersten Theil , in welchem D. nur die von
Cuvier und Blainville nicht beachteten osteologischen Details der Gattung uud der
lebenden Arten hervorheben will , können wir unberücksichtigt lassen, denn wir
haben auch nicht das geringste Neue darin gefunden (S. 17 ist ein vier Zeilen
langer Absatz zwei Mal gedruckt!), ja in den Abschnitten über das Zahnsystem
8. 25 — 38 ist der Verf. sogar noch weit in der Literatur zurück. S. 41 erst
wendet sich der Verf. zu den fossilen Arten. Zuerst werden die Vorkommnisse
im Gebiet des Allier und der obern Loire besonders von Gannal besprochen.
Die erste miocene Art ist Rh. pleuroceros n. sp. höchst merkwürdig durch den
Besitz zweier riehen einander stehender Horner vorn auf den Nasenbeinen. Obere
und untere Schneidezahne sind vorhanden (der Schädel ist rälhselhalter Weise
in den verschiedenen Ansichten nur halb abgebildet, wahrend die anderer und
selbst schon vollkommen bekannter Arten ganz dargestellt sind). Ferner wird
ein Kieferfragment von Randan als Rh. radanensis beschrieben Den von Blain-
ville abgebildelen Sehadel des Rh. incisivus d’Auvergne erhebt D. alsdann zum
Typus seines R. Gannatense und bildet von demselben noch einige Skelettheile
unter Anderen einen vierzehigen Fuss ab. Zu diesen drei Arten gehören noch
78
als miocen : Rh. incisivus Cnv. (= Rh. Schlciermacheri, Rh. sansansensis Lart.),
Rh. rninutns Cnv. (wird als sicher begründet aufgeführt), Rh. brachvpus Lart.
und endlich Acerotherium typus Duv. für Kaups A. incisivum und Lartel’s Rh.
tctradactylus aufgestellt. Als pliocene Arten characterisirt D. das Rh. leptorhi-
nus Cuv. (= Rh. de Montpellier Sei res , Rh. megarhinus Christ.) und eine
neue Art Rh. protichorhinus (= Rh. leptorhinus Owen). Der Schädel dieser
nähert sich in seiner langen schmalen Gestalt dem des Rh. lichorhinus, doch
fehlt die hintere Hälfte der knöchernen Nasenscheidewand und der fünfte rechte
Mahlzahn ähnelt sehr dem entsprechenden von Rh. leptorhinus. Hiernach ist
die Selbständigkeit der Art noch sehr zu bezweifeln und erst neue Ueberreste
sind nöthig Owens Deutung zu widerlegen. Für das Diluvium unterscheidet D.
zwei Arten. Für Rh. lichorhinus lag ein sehr reiches Material zur Untersuchung
vor, aber die Resultate, welche D. aus demselben gewonnen, bleiben doch weit
hinter denen von Brandt (Mem. Acad. St Pelersbg 1849) und des Referenten
(Jabresber. Hall, nalurw. Vereines 1850. III.) zurück. Letztere Abhandlung, wel-
che das ausführlichste osteologische Detail bringt, ist von D. leider gar nicht
berücksichtigt worden, erstere nur hinsichtlich der Schneidezähne in einem be-
sondern Anhänge. Als zweite diluviale Art wird Gervais Rh. lunellensis betrach-
tet, dessen Kieferfragment wohl nur Rh. lichorhinus ist. Laurillards Rh. cimo-
gorrhensis u. A. sind nicht berücksichtigt worden. Endlich verbreitet sich D.
noch über den fraglichen Schädel von Elasmolherium , den er zu Slereoceras
Galli macht. Es war ein knöchernes Horn auf der Stirn vorhanden, der Schä-
del breiter und niedriger als bei Rhinoceros, übrigens diesem gleich. Wir
möchten nach D.’s Darstellung den Schädel für nicht generisch verschieden von
Rhinoceros halten, und miissen damit auch Kaups Deutung auf Elasmolherium'
für sehr gewagt erklären. ( Arcliives du Mus. d’lnst. nat. 1853. VII. p. 1 — 144.
Tb. 1—8.)
Spring, Menschenknochen in einer Höhle bei Namur. —
Halbwegs zwischen Namur und Diriant springt ein jäher, den Lauf der Meuse
stark krümmender Felsen vor, in welchem sich eine in der dortigen Gegend sehr
bekannte Hohle und seitlich etwa 30 bis 40 Metres über dem Spiegel der Meuse
eine Spalte befindet, die sich durch einen grossen Reichthum an Knochen von
Menschen und Thieren auszeichnet. Die Tiefe der Spalte beträgt 5 , ihre OelT-
nnng l*/2 Metres, das Gestein ist devonischer Kalk in aufgerichteten mächtigen
Ränken. Den Eingang verengt ein gewaltiger mit Stalaktiten übeizogener mäch-
tiger Block. Den Boden bedeckt zuoberst eine Lehmschicht, darunter folgt eine
Schicht sehr fester durchscheinender Stalaktiten, die tiefer hinab Gerolle ein-
schliesst und rechts neben diesem Gebilde steht eine Knochenbreccie von etwa
15 Centimeter Dicke. Ohne irgend welche Ordnung liegen hier die Knochen
von Menschen, Hausthieren , Hirschen, Elenn, Auerochsen, Hasen, Mardern, Vö-
geln u. a. durcheinander. Sie sind meist fragmentarisch und sehr zerbrechlich.
Dann folgt wieder eine reine Stalact itenlage, welche jene Knochenbreccie von ei-
ner zweiten aus Kalk und zerriebenen Knochen bestehenden Schicht trennt. Die
Knochen dieses liefern Lagers sind nicht zu bestimmen, ln der obern Bieccie
herrschen die Menschenknochen bei weitem vor, zahlreich von allen Theilen des
Skelets, die langen Knochen sind stets zerbrochen, ebenso die Schädel. Sie
stammen weder von den gegenwärtigen Bewohnern Mittel- und Westeuropas, noch
von der germanischen oder celtischen Race ab. Sie erinnern vielmehr an Ne-
ger und die Indianer Amerikas. Die grössten Individuen können höchstens 5
Fuss gemessen haben , also wie Grönländer und Lappen. Doch gehören alle
Knochen Weibern und Kindern an, keiner deutet auf kräftiges Mannes - oder
Greisenalter. Merkwürdig, ein in Stalactiten eingeschlossenes Scheitelbein war
verletzt von einer in demselben Gesteinsstück befindlichen Steinhaue ! Die Thier-
knochen sind ebenso vielfach zerbrochen. Unter ihnen die von Wiederkäuern
am häufigsten, doch fast gar keine Schädellheile. Nager, Maulwürfe und Vögel
sind ebenfalls vorhanden. Der Verf. seit dem Jahre 1842 mit diesen Untersu-
chungen beschäftigt und wie er behauptet Alles darauf bezügliche sorgfältig prü-
fend, behauptet nun, dass die ersten Bewohner Europas zur Zeit der Höhlen-
79
baren, Höhlenhyänen und Mammute lebten, dass aber jene Knochen ans der Zeit
nach der allgemeinen oder Sütfdflulh herrühren und vor der Einwanderung der
Celten abgelagert worden sind. Sie stammen demnach, und davon ist der Verf.
fest überzeugt, von den Ureinwohnern Europas her, die den Gebrauch der Me-
talle noch nicht kannten, nur knöcherne und steinerne Instrumente hatten, die
Höhlen bewohnten, von der Jagd lebten, mit Thierfellen sich kleideten und von
den Celten verdrängt worden sind. Die Art der Anhäufung in dieser Spalte, der
fragmenläre Zustand, die Knochen von Jagdthieren, von Frauen und Kindern
sprechen dem Verf. dafür, dass die sämmtlichen Knochen die Ueberreste eines
von Menschenfressern gefeierten Festgelages sein mochten : eine Behauptung, die
wohl sehr kulm , aber wenig glaubwürdig ist. ( Bullet . acad. Bruxelles XX.
427—449.) GL
Unger, über Entstehung der niedrigsten AI-
genformen. — Durch längere Zeit fortgesetzte Untersuchungen iiber jene
kleine Pflanze, Prolococcus minor, var. infusionum, welche in jedem Wasser
nach und nach besonders nach Einwirkung des Sonnenlichtes zum Vorschein
kommt, bewogen U. zur Entscheidung der Frage, ob dieselbe von selbst ent-
stehen könne oder nicht, folgende Versuche anzustellen. Es wurden unter be-
sonderen Vorsichtsmassregeln Flaschen zur Hälfte mit Wasser gefüllt, die über
demselben befindliche Luft aber durch einen Apparat mit Schwefelsäure von al-
len möglicher Weise in ihnen vorhandenen organischen Keimen gereinigt. Der
eine Apparat blieb offen , der andere wurde zugeschmolzen. Nirgends stellte
sich seihst nach mehr als zwei Jahren die besagte Pflanze ein, während in ei-
ner neben befindlichen mit Hegenwasser gefüllten und gut verstopften Flasche
schon nach J1 Tagen der bekannte grünliche Anflug von Protococcus zum Vor-
schein kam und nach einiger Zeit sich auch mehre andre Algen zeigten. U.
zieht daraus den Schluss, dass die atmosphärische Luft die Trägerin von un-
sichtbaren organischen Keimen mannigfaltiger Art ist und wo man es versteht,
sie davon zu befieien, ohne dass sie ihre sonstigen Eigenschaften dabei verliert,
der Spuk [?!] mit der sogenannten mutterlosen Zeugung sogleich aufhort. (Wie-
ner Sitzysber. XI. 801 — 302.)
R. Deakin, neue Arten von Verrucaria und Sagedia um
Torquay in Devons hi re. — Die von D. beschriebenen und abgebildeten
Arten sind folgende: Verrucaria neglecla , V. parva, V. Leighloni, V. ovata, V.
fugax, V. perminuta, V. viridis, V. plumbea Ach., V. Gagei ßorr., V. Harrimanni
Ach., Sagedia ampullacea , S. calcareä, S. marina. ( Ann . mag. nat. hist. Ja-
nuary 35 — 41. Tb. 1 4.)
L e i g h t o n , Monograhie der britischen Graphideae. —
Nach einer historisch kritischen Einleitung diagnosirt L. die Gattungen und Ar-
ten, letztere mit genauer Angabe der Synonymie, Literatur und des Vorkommens
auf den britischen Inseln, es sind: Opegrapha Ach.: ai Saxicolae : 0. tesserala
DC. ( = 0. petraea Ach , 0. saxalilis Sch.), 0. cerebrina DC. (=• Lecidea plo-
cina Ach ), 0. saxalilis DC. (= 0. calcarea Turn., 0 lilhyrga Ach., 0. cvmbi-
forrais Sch., 0. varia Sch.), 0. chevallieri (=0. lilhyrga Chev. , 0. saxalilis
Hook., 0. alra Sch.), 0. rupestris Pers. (= Lichen Persooni Ach., 0. saxati-
lis Sch.), 0. saxigena Tavl. — b) Corticolae: 0. varia Pers. ( - 0. vulvella,
0 nota Ach., 0. cvmbiformis, 0. varia Sch., 0. ramealis, 0. slizorhina Chev ,
Graphis pulicaris Walfr.) mit den Varietäten pulicaris, notha , diaphora, tigrina,
tridens). Die Fortsetzung folgt später. ( Ibid . Febr. 81—97. Tb. 5 — 8.)
M. Fuss, zur K ry p t o ga m en fl o r a Siebenbürgens. — Die
Kryptogamenflor Siebenbürgens ist noch nirgends im Zusammenhänge bear-
beitet worden und F. will durch Aufzählung der von ihm beobachteten sowie
der in den Herbarien von Baumgarten und Sigerus eingesehenen Pilze den An-
fang zu dieser gewiss sehr anzuerkennenden Arbeit machen. Mit näherer An-
gabe des Vorkommens zählt er 31 Arten von Uredo, 18 von Aecidium, 1 Cro-
nartium , 1 Roeslelia , 5 Puccinia, 2 Phragmidium , 1 Septaria, 1 Tubercularia,
80
1 Rbocodium, 3 Erineum, 4 Phyllirium, 1 Mysotrichum, 1 Penicillium, 1 Botry-
tis, J Cladospirnm, 1 Mucor, 5 Depacea, 1 Asleroma, 1 Leptothyrium, 2 Asco-
chyta, 3 Rhvtisma, 1 Dolhicha, 3 Polystigma, 15 Sphaeria, 1 Poronia, 1 Hy-
priglon, 1 Cordyceps, 1 lllosporinm, 1 Perisporium, 4 Erysibe, 2 Spermoedia,
2 Sclerotium, 1 Lycagala, 2 Trichia, 1 Didymium, 1 Tulosloma, 2 Lycoperdon,
1 Geäster, 3 Cyathns, 1 Phallus, 1 Ervdia, 1 Typlinla, 1 Calocera, 5 Clavaria,
1 Geoglossum, J Bulgaria , 2 Peziza, 1 Leotia, 4 Telephora, 1 Mernlins, 1 Doe-
dalea , 3 Polyporus , 1 Schizophyllum , 5 Agaricus. ( Siebenbürij . Verhandl.
1853. 109. 124.)
F. Schur, Beiträge zur Kenntniss der Flora von Sieben-
bürgen. — Der Verf. bat in den Verhandl. des Siebenbg. Vereines für 1853
ein Verzeichniss von 851 Gattungen mit 3331 Arten Pflanzen gegeben, welche
ihm aus der Flora von Siebenbürgen bekannt sind , ohne dass damit schon das
Verzeichniss geschlossen wäre. Aus den beigefugten erläuternden Bemerkungen
heben wir Einiges hervor. Thaliclrnm transsilvanicum n. sp. steht dem Th. mi-
nus L. und Th. elalum Koch zunächst, wächst auf alpinen und subalpinen Kalk-
felsen und blüht im Mai und Juni. — Eine von frühem Beobachtern als Ra-
nuncnlus montanns und R. Gouani aufgefuhrle Art, die im Lerchenfeldschen Go-
barinm als R. szurulensis liegt, führt Sch. als neu R. Lerchenfeldanus auf. R.
carpaticus Herbich und R. tuberosus Lap. scheinen damit identisch zu sein.
Der Standort liegt in 5500 bis 6500 Fnss Meereshöhe , doch geht sie mit den
Gebirgswässern in die Thaler herab. — R. astrantiaefolius n. sp. vereinigt die
Merkmale von R. Villarsi , R. aureus, R. lanuginosus, er ist gleichsam ein sehr
kleines Exemplar mit kurzen anliegenden Haaren von R. lanuginosus — Aqui-
leja transsilvanica n. sp. unterscheidet sich von A. alpina L. duich den mehr
gekrümmten Sporn, durch den langem und zngernndeten Limbus der Petala,
durch den stumpfen meist schwach ansgerandeten der Sepala , durch die kürze-
ren, fast zungenförmigen, mit einer Stachelspitze versehenen Nehenstaubfäden,
durch die kurzem Staubfäden , wächst auf Glimmerschiefer in 5 bis 7000 Fuss
Höhe — Aconitum hosteanum n. sp. verlriit auf dem Glimmerschiefer die gelb-
blumigen Akoniten der Kalkgebirge. — Barbarea Kayseri n. sp. steht der B.
stricta zunächst, in 6000 Fnss Höhe — Arabis glareosa n. sp. schon früher
vom Verf. beschrieben. — Cardamine rivularis n. sp. wächst in ziemlich ho-
hem Grase, mit sternförmig auf der Erde liegenden Wurzelblattern, an den Ge-
lenken der Blaltpaare zarte Wurzelfasern und kleine Blatter, in der subalpinen
Region. — C. Bielzii n. sp. der C. amara L. var. suhalpina sehr nah stehend.
Treviranus, über die stachelfrüchtige und die gefüllt
blumige Erdbeere. — Unter den zahlreichen Varietäten und Arten der
Erdbeerengaltung wird die sogenannte Erdbeere von Plymouth oder die stachlige
Erdbeere Linnee’s, welche in Wachsthum, Stengeln und Blättlern von der ge-
wöhnlichen Walderdbeere sich nicht unterscheidet, dadurch cbaraclerisirt, dass
ihre Blumenblätter, kleiner und grünlich sind und jedes in drei bis vier Zähne
auslänft. Ihre Frucht ist mit grünlichen Haaren besetzt , welche die verunstal-
teten Ovarien selber sind , deren Oberlheil nämlich sich in eine lange Spitze
auszieht. Diese Monstrosität bildete Parkinson zuerst 1629 ab und Johnson be-
schrieb sie 1633, zuletzt erwähnt sie Ray 1686 und seitdem ist sie verschwun-
den. Auch die Erdbeere mit halbgefüllter und gefüllter Blume stammt aus Eng-
land, aber hat sich seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis jetzt erhal-
ten. Bei ihr verlängern sich die Zipfel des Kelches etwas, statt einer Reihe
grünlich weisser, bisweilen rolh berandeter Blumenblätter finden sich deren 4
oder 5, Staubfäden sind nicht über 15, manchmal nur 10, bisweilen gar keine
deutlich ausgebildeten; die Antheren, platt, oft eine zur Hälfte in ein kleines
Blumenblatt verwandelt, enthalten zuweilen etwas Pollen, der aus durchsichtigen
Bläschen besteht und ohne Fovilla ist , daher auch schwerlich eine Befruchtung
stattfindet, wenn nicht noch normaler Pollen vorhanden ist. Das Frnchtbett
schwillt dennoch zu einer sogenannten Beere an. Die Fruchtbildung ohne Be-
fruchtung des Samens erfolgt auch bei andern Pflanzen z. B. Ananas , Pisang,
Hopfen, Maulbeere und ist eine sehr merkwürdige und noch nicht genügend er-
klärte Erscheinuug. (Rhein. Verhandl. X. 363 — 366.)
81
W i r t g e n , Bericht über die rheinische Flora. — Während
der beiden Jahre 1850 und 1851 wurden von W. und Andern in der rheini-
schen Flora folgende bis dahin nicht beobachtete Arten entdeckt: Melilotus
wahrscheinlich in neuer Art im Hahnenbachlhal bei Kirn und bei Mainz ; M.
gracilis DC. an Dämmen bei Aachen ; Sorbns hybrida L. südlich von Bittburg,
ist Bastard von S. aucuparia und Aria ; Chaerophyllum hirsutum L. auf Torf-
wiesen bei Emmerzhausen ; Pleurospermum austriacum Hoffm. im Walde zwi-
schen Bell und Rieden; Tragopogon minor Fr. an der Landslrasse bei Bittburg ;
Crepis pulchra L. am Rheinufer zwischen St. Goar und Oberwesel; Hieracium
praecox Schulz bei Coblenz und Kreuznach; Pyrula chlorantha Sw. in Wäldern
bei Hillscheid ; Verbascum in zwei neuen Bastardformen ; Betula odorata Bechst.
wirklich von B. alba verschieden , bei Gerolstein ; B. carpatica Willd. auf dem
Westerwalde bei Alsdorf ; Ainus pubescens Tausch am hohen Seelbachskopfe
auf dem Westerwalde, sicher ein Bastard von A. glutinosa und A. incana ; Apera
interrupta Beaux. unterhalb Köln ; Aira uliginosa Weim. in Torfsümpfen bei
Siegburg. Die Zahl der rheinischen wildwachsenden Gefässpflanzen beträgt nun-
mehr 1482 , der gebauten und verwilderten 180. (Rhein, Verhandl. X. 416
— 419.)
Wilms, Verwandtschaft der Umbclliferen mit den Com-
positen und deren systematische Stellung. — Beide in ihren
Characleren schon längst scharf bestimmte Pflanzenfamilien sind in ihrer gegen-
seitigen Stellung im natürlichen Systeme noch Gegenstand divergirender An-
sichten. Die Früchte der Umhelliferen sind von denen der Compositen anschei-
nend sehr verschieden. Erslere haben zwei mit dem Kelche gekrönte, mehr we-
niger verwachsene Achenen, die sich meist bei der Reife trennen und dann auf-
gehängt bleiben, der Embryo ist hängend ; die Compositen haben dagegen nur
eine mit dem Kelche gekrönte Achene mit aufrechtem Embryo ohne Eiweis.
Die Au - oder Abwesenheit des Eiweises entscheidet nicht über die Verwandt-
schaft. Nun hat die kleine Familie der Calycereen Eiweis, aber auch wie die
Umbelliferen einen hängenden Embryo , halbverwachsene Staubbeutel und eine
ungetheilte Narbe. Sie kann also als Mittelglied zwischen Umbelliferen und
Compositen gelten. Die Doppelachene scneint nur von geringer Bedeutung zu
sein, da sie der Lagoecia cuminoides fehlt. Uebereinslimmung zeigen die Früchte
beider Familien darin , dass zwischen denselben und der Krone ein fleischiger
Ring befindlich ist und beide vom Kelche gekrönt sind. Dieser gehört bei den
Compositen nur einer , bei den Umbelliferen dagegen zweien Früchten an. Die
Knospenlage der Blätter ist in beiden Familien dieselbe. Die Blumenkrone der
Compositen ist eigentlich immer fünfiheilig , die Narbe meist zweitheilig, die
fünf Staubfäden frei, die Staubbeutel in eine den Griffel umgebende Röhre ver-
wachsen. Bei dem Umbelliferen verwachsen die Kronblätter und Staubbeutel
nicht, es sind meist zwei vollständig entwickelte Staubwege vorhanden, bei den
Compositen nur eine Andeutung derselben. Die Staubbeutel sind bei beiden
zweizeilig. Diöcische Blühten der Compositen finden sich auch bei einigen Um-
belliferen. ln der Nähe der Blühten fällt das Körbchen bei den Compositen
auf, ihm entspricht die Hülle bei den Umbelliferen. Von den vielgestalteten
Fruchtboden der Compositen linden sich Nachbildungen bei vielen Umbelliferen
(Eryngium, Echinophora). Die Stellung der Blätter ist bei letztem fast immer
wechselnd, bei erstem häufig, beiden fehlen Nebenblättchen. Der Blattstiel der
Umbelliferen bildet eine Scheide, bei vielen Compositen ist die Neigung zu de-
ren Bildung unverkennbar. Die Blattnerven stellen in beiden Familien ein Ader-
netz dar. Auch in der Farbe der Blühten herrscht grosse Uebereinstimmung.
Das Resultat dieser Vergleichung ist: 1) Der Blühtenstand der Compositen ist
als eine durch Verkürzung der Blühtenstiele und stärkere Ausbildung der Hül-
len metamorphosirte Dolde zu betrachten. 2) Die Blühten und Fruchltheile der-
selben sind auf eine Art gebildet , welche durch die Zusammendrängung in ein
Körbchen erklärt wird. 3) Der Uebergang der polypetalen zur monopetalen
Blumenkrone scheint am natürlichsten zugleich der von den Umbelliferen zu den
Compositen zu sein. 4) Alle wesentlichen Theile , welche bei Beurtheilung der
6
82
Verwandtschaften in Betracht kommen, zeigen grosse Analogie in diesen Familien.
5) Es sind demnach in einer systematischen Aufzählung der Familien die Um-
belli feren mit den Composilen wohl zusammen zu stellen und zwischen beiden
als Uebergangsform die Calycereen. (Rhein. Verhnndl. X. 376 — 384.)
Surda- und Dutma-Melonen. — In Penschab und Lahor,
auch sonst in Ostindien existirt eine Melone, die hochgeachtet ist, deren Genuss
nicht schädlich ist, keine Fiber hervorruft wie andere Melonen und saftige Früchte.
Sie sind in Irland eingeführt und werden auch wohl nach Deutschland kommen,
ln Kurland sind sie folgender Kultur unterworfen. Die gut bearbeiteten Beete
werden so angelegt , dass sie etwa 3 Fuss von einander entfernt und stark be-
wässert sind. Die Samen selbst steckt man schon keimend eine Eile weit aus-
einander in die Erde. Nur die kräftigsten Pflanzen, besonders in der Mitte des
Beetes lässt man stehen und behäufelt sie einige Mal mit Erde. Wasser dürfen
sie die Woche kaum einmal erhalten. Sobald die Früchte die Grösse eines Tau-
beneies erreichen, sucht man die besten heraus und bedeckt sie oberflächlich mit
Erde. Nur diese liefern die vorzüglichen Dulmamelonen, die übrigen freigelas-
senen unterscheiden sich nicht von den gewöhnlichen Melonen. Gegen das Ende
der Beife befreit man die Dulma von der Erde und lässt sie noch 14 Tage am
Stengel. (Verhnndl. Rerl. Gartenhanges. 1853. 31.)
Nietner, Krankheiten der Pflanzen. — Die bekanntesten und
gefährlichsten Pflanzenkrankheiten sind: Die widernatürliche Entblätterung, im
Ernährungssystem begründet stört sie das Wachslhum allmählig ganz. Standort
und Boden müssen gewechselt werden , wenn sie aufhören soll. Meist ist an-
haltende Feuchtigkeit schuld , seilen Dürre. Gemüsepflanzen , die lange unter
dem Fenster gestanden haben, werden durch allmählige Gewöhnung an Luft und
Sonne davor geschützt. — 2) Der Blutsturz, die Ergiessung oder das Auslau-
fen der Säfte entsteht durch eine Gelegenheilsursache , indem aus wunden Stel-
len der Saft ausbricht, oder durch Schwächung im Gefässsysteme, wo dann die
Rinde springt und reisst und der Saft hcrvorquillt. Im erstem Falle schneide
man die Wunde sauber aus und bestreiche sie mit Baumsalbe , die zweite Ur-
sache zu vermeiden muss man vor der Saftbewegung beschneiden. Bei zu gros-
ser Vollsaftigkeil der Pflanzen kann män auch Schröpfen oder Aderlässen, indem
man die Rinde mit einem scharfen Messer der Länge nach aufritzt, und den
Riss später wieder verstreicht. — 3) Die Bleichsucht, die Vergeilung, in der
einzelne Theile einer Pflanze ans Mangel an Licht und Luft durch zuviel Nah-
rung und Feuchtigkeit , durch unpassenden Boden und fehlerhafte Wurzeln ihre
Reizbarkeit gegen das Licht verlieren und bleich werden. Man vermeidet diese
Krankheit durch Beseitigung ihrer Ursachen. — 4) Der Baumkrebs, bei Obst-
bäumen häufig, entsteht durch mechanische Verletzung von Aussen oder durch
Verderbniss der Säfte. Er äusserl sich in einer Auftreibung des Zellgewebes,
ist schwammarlig und enthält eine ätzende Feuchtigkeit, die den Baum zu Grunde
richten kann. Bei äusserer Verletzung muss man die kranken Stellen ausschnei-
den und mit Baumsalbe verbinden. Im andern Falle muss dies gleichfalls ge-
schehen, aber auch der Boden und Standort verbessert werden. — 5) Der trockne
und feuchte Brand, erstrer ist daran kenntlich, dass die Rinde eintrocknet, junge
Triebe einschrumpfen , braun und endlich schwarz werden. Er greift Stein-,
Rem-, Beeren- und Schalenobst an. Bei dem feuchten Brande gehen die kran-
ken Theile in eine faulende Gährung über. Die Heilung ist in beiden Fällen
wie bei dem Krebse. Nicht mit dem Brande zu verwechseln ist der Sonnen-
brand, Sonnenstich, der entsteht, wenn die Pflanze zu lange des Lichts und der
Luft beraubt war und diesen dann plötzlich ausgesetzt wird. Sie schrumpft zu
sammen und verbrennt. Allmählige Gewöhnung an Licht und Luft beugt diesem
Uebel vor. Der in den Fortpflanzungsorganen entstehende Brand ist ein Exan-
them. Die Pflanzensubstanz des ergriffenen Theiles löst sich völlig auf. Er
findet sich bei dem Getreide und einigen Küchengewächsen. — 6) Der Rost
ist eine dem Brande ähnliche Hautkrankheit der Hülsenfrüchte, durch ungünstige
Witterungs- und Bodenverhältnisse bedingt. — 7) Die Stammfäule, Kernfäule,
Astschwamm, bei Wald- und alten Obstbäumen, durch Verderbniss der Säfte im
83
Kernholze entslehend , erst als kleine Höhlung, dann um sich greifend und die
Holzmasse auflösend. Man bewahre gegen sie die Bäume vor Verletzungen und
schütze kranke Stellen gegen das Eindringen der Feuchtigkeit. — 8) Die Wur-
zelfäule entsteht bei zu grosser Feuchtigkeit und überreichem Dünger. Es bil-
det sich an den zarten Wurzelfasern zuerst ein weisser staubartiger haarförmiger
Schimmel , der die Fäulniss der Wurzeln herbeiführt. Kränkelt der sonst ge-
sunde Baum, so untersuche man die Wurzeln, schneide die kranken Theile ab,
reinige die noch nicht ergriffenen Stellen und verpflanze ihn in trockenen Bo-
den. — 9) Der Mehlthau ist eine Krankheit der Respirationsorgane, ein Haut-
ausschlag der Blätter und andrer grüner Theile in Folge einer mit Feuchtigkeit
überschwängerten Atmosphäre , der Wärme , dichtgedrängten Stellung oder des
schnellen Wechsels der Temperatur. — 10) Bei dem Russthau werden die
Blätter und kleineren Zweige von einem schwarzen sammtartigen nicht abfärben-
den, dem Russe ähnlichen Ueberzuge bedeckt. Er erscheint besonders Ausgang
Sommers und im Herbst. Mittel gegen ihn sind noch nicht bekannt. (Ebda.
S. 82—90.) — e
Literatur. — Curtis' botan. magaz. 1854. nro 109a. 110 enthält
auf Tbb. 4758 — 4768 Abbildungen folgender Arten : Ceropegia Thwaitesi, Epi-
dendrum Stamfordanum , Dichorisandra picla , Angraecum eburneum , Allosorus
flexuosus, Cissus discolor, Araomum Danielli, Cheilanthes farinosa, Warrea qua-
drata, Goldfussia glomerala, Scolopendrium Krebsi.
L' Institut. 1853. Decbr. : Violette, Einfluss der Holzkohle auf die
Keimung p. 431. — 1854. Janv. Duchart re, Monographie der Familie der
Arislolochieen 31.
Botanische Zeitung 1854. Januar : H. Crüger, Westindische Frag-
mente S. 1 ff. — Itzigsohn, über einen Xanthidium Bastard 34. — Hal-
tig, über die Querscheidewände zwischen den einzelnen Gliedern der Siebröh-
ren in Cucurbita pepo 31. — Irmisch, Notiz über Artemisia Tourne-
fortana Rchb.
Zoologie« — Gegenbauer, über Pilidium gyrans,
Actinolrocha branchiata, und Appendicularia. — Pilidium gy-
rans verliert in seiner Entwicklung die characteristischen klappenartigen Wim-
perlappen und stellt endlich ein Thier dar, das völlig glatt, nirgends mehr eine
Spur von einem äussern Fortsatze darbietet. Den grössten Theil des Leibes
nimmt alsdann ein ovaler an beiden Enden zugespitzter weisslicher Körper ein,
dessen vordere Hälfte dunkel und vorn eingekerbt , zweilappig ist. Aus seiner
Milte entspringt ein S förmig gewundener Schlauch , der in die andere Hälfte
übergeht und hier in der Mitte von vier hellgelben Wülsten in die Tiefe dringt.
Ein andrer Schlauch umschlingt die vordere Hälfte und wimpert in seinem In-
nern. Das Ganze ist von einer einfachen Membran umhüllt . die nach vorn in
den zweiten Schlauch übergeht. Ein Kalkskelet ist nicht vorhanden , auch kein
Mund und Darm. Was weiter aus dem Gebilde wird, ist nicht beobachtet wor-
den, doch scheint es, dass hier im Innern des Pilidium ein vollkommenes Thier
sich entwickelt. — Die jüngste Actinotrocha branchiata, welche G. beobachtete,
mass nur 0,35" Länge, war oval, vorn in einen breiten Schirm erweitert. Von
der Basis des Deckels beginnend sitzen seitlich am Tliiere 14 immer länger wer-
dende Tentakeln, die durch eine Wimperschnur verbunden. Mund, Darm, After
ist vorhanden, letzter mit einem Kranze langer Cilien umsäumt. Bei einem
grossem Exemplare erschien die Afterröhre in einen dicken langen Cylinder um-
gewandelt, 24 Tentakelartige Fortsätze von halber Körperlänge waren vorhanden.
Am Darme befinden sich mehr hellrothe Zellenhäufchen. Bei einem dritten Exem-
plar bildete das Afterstück den Hanpttheil des Körpers und sein Wimperkranz
ist sehr ausgezeichnet. Unter der Mitte des Darmes tritt eine dunkle Masse
hervor, die allmählig grösser wird und Biegungen macht. Gleichzeitig schwinden
die Tentakeln. In der Mitte der Bauchseite bildet sich eine wulstig umrandete
Oeffnung, aus der ein kolbenförmiger Fortsatz hervortritt, welcher wie ein Saug-
te *
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napf endet. Der Kopfschirm verschwindet spurlos. Der Untergang des Thieres
hinderte leider die weitere Beobachtung der Entwicklung. — Appendicularia,
zuerst von Chamisso in der ßehringsslrasse entdeckt, dann von Mertens als Oi-
kopleura Chamissonis beschrieben, hat einen länglich ovalen Körper, aus dessen
Rückseite ein breiter lanzettförmiger Anhang entspringt, welcher das Bewegungs-
organ ist. Körper und Anhang sind in eine dünne hyaline Schient eingehüllt.
Am vordem Körperende führt eine Oeffnung in eine geräumige Höhle i(Kiemen-
sack), in deren Grunde zwei stark wimpernde runde Oeffnungen liegen. Da-
zwischen mündet deutlich der Oesophagus. Der After mündet auf dem Rücken.
Zwischen Oesophagus und Magen liegt querüber das schlaucharlige Herz. Ge-
fässe liessen sich nicht mit Sicherheit erkennen. Das Nervensystem liegt auf
der Bauchseite des Kiemensackes als ovales Ganglion. Hoden und Eierslock
finden sich hinter dem Darme. Nach dieser Organisation muss das Thier als
selbständig betrachtet und darf nicht mit Ascidienlarven, wie es von Joh. Müller
geschehen, verwechselt werden. Es bildet vielmehr eine besondere Gruppe, die
freien Ascidien. G. beobachtete bei Messina drei Arten. ( Zeitschr . /'. wiss.
Zool. V. 3. S. 345—352.)
W. Dunker, Index molluscorum quae in itinere ad G u i -
neam inferiorem collegit G. Tams. (Cassel 1853. c 10 Tbb. 4°.)
— Voran geht ein Verzeichniss der citirten Literatur in alphabetischer Folge
der Verfasser. Die zur Untersuchung gezogenen Gehäuse — der Thiere wird
nicht gedacht — werden in systematischer Reihenfolge aufgeführt, die Kennt-
niss der Familien und Gattungen dem Titel gemäss mit Recht vorausgesetzt, da-
gegen jede Art diagnosirt, mit Literatur und Synonymie versehen, wo es nöthig
schien noch weitere Bemerkungen hinzugefügt und endlich das speciellere Vater-
land angeführt. Die Zahl der neuen Arten ist nicht gering , mehrere derselben
jedoch schon in der Prioritäts - Zeitschrift für Malakozoologie diagnosirt. Von
der Gesammtzahl der Arten 166 und der 5 angehängten Cirripedier wollen wir
die auf den 10 Tafeln vortrefflich gezeichneten und sauber colorirten namentlich
auffahren: Cavolinia gibbosa, C. Beeveana D. , Siphonaria striatocostala D., S.
Jonasi I)., Bulla Adansoni, Helix aspera, H. advena, H. paupercula, ßulimus so-
litarius , B. ventrosns , B. variatus , ß. Ferrnssaci D. , Achalina PfeifFeri D., A.
semisculpta, Planorbis benguelensis D , Bulinus scalaris D., ß. Schmidli D., Me-
lania Tamsi D., Litorina globosa D., L. striata, L. affinis, L punctata, L. pul-
chella D., L. cingulifera D., L. angulifera, Nalica maroccana, Planaxis Herrmann-
seni D., PI. Alhersi D., Trochus Tamsi D., Tr. spadiceus, Scalaria cochlea, Ce-
rithium atratum , Purpura haemastoma, P. consul , P. Forbesi D., Harpa rosea,
Nassa ambigua, Murex varius, M. crislatus, Tritonium obscurum , Strorabus flo-
ridus, Conus genuanus, C. testudinarius, C. Grayi, C. Tamsanus D., Oliva flam-
mulata, 0. nana, Cypraea lurida , C. spurca , Sigaretus Martinianus, S. cymba,
Ilaliotis tnberculata, H. virginea, Crepidula hepatica, Cr. adspersa D., Fissurella
Philippiana D., F. Menkeana D , F. benguelensis D , F alabaslriles , Patella lu-
gubris , P. spectabilis D. , P. guineensis D. , P. nigrosquamosa D. , P. Adansoni
D., P. Kraussi D , Ostraea guineensis D., P. Loveni D., Isognomum perna, Area
setigera D, A. stigmosa D., Mytilus tenuistriatus D., M. Charpentieri D. , Cras-
salella divaricata , Galatea bengoensis D. , Donax Deshavesi D. , D. Cumingi D.,
Heterodonax parvus D., Tellina deltoidalis, T. Ilanleyi D., Lucina contraria D.,
Diplodonta circularis D , D. Gruneri D., Ungulina oblonga, U. alba, Cytherea
tumens, C. erubescens D., Dosinia isocardia D., D. Orbignyi D., Venerupis per-
forans, Mactra nitida, Lepas pectinata , Baianus tinlinnabulum, B. perforatus,
Chthamalus dentatus. Die Namen ohne Autor bezeichnen bekannte Arten , die
mit D. gehören dem Verf., zu denen noch einige neue nicht abgebildetc hinzu-
kommen.
A. Adams, neue Arten von Rissoina d’Orb. : R. plicata, R.
fasciata, R. scalariana, R. pyramidalis, R. Orbignyi , R. clathrata, R. micans, R.
nivea, R. raonilis, R. bellula , R. striolata , R. costata , R. nitida, R. concinna,
R. nodicincta , R. caelata und Rissoa bella , R. elegans, die meisten leben an
den Philippinen. ( Ann . mag. nat. hist. 1854. Jan. 65.)
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Ben so n diagnosirt eine neue europäische Pupa Rivicrana von Nizza
mit folgenden Worten: Tesla rimatoperforala, exacte cylindrica , diaphana, nili-
dula , l'uscocornea , minutissime oblique costulalostriala , sutura profunda , apice
obtuso, aufractibus 6V2 convexis, ultimo V* tolius longitudinis aequante , antice
leviler ascendente , basi circa umbilicum vix cempressiuscula, apertura truncato-
ovata triplicato obliqua ; periostomate simplici, disjuncto, aculo, albido, margi-
nibus expansiusculis , exteriore superne valde arcuato , labio subreflexo ; plica
unica in medio parietis, columellari 1 obliqua oblusata brunnea, palatali 1 elon-
gata, albida , extus sulcum efformante, omnibus profundis — und einen neuen
Bulimus Baconi des westlichen Australien , der dem ß, Dufresnei am nächsten
verwandt ist. ( Ibid . Febr. 97.)
Pfeiffer diagnosirt, ibid. 140, 54 neue Heliceen aus Cumiugs Samm-
lung, nämlich 1 Streptaxis, 22 Helix, 21 Bulimus, 6 Achatina, 1 Achatinelia, 2
Parlula.
A. Adams ibid. 152 desgleichen 19 Murex, 1 Mitra, 1 Ancillaria, 7 Pla-
naxis, 1 Lagena, 1 Nassa.
E. A. Bielz, zur Kenntniss der siehenbürgischen Land-
und Süsswassermollusken. — Das von B. gegebene Verzeichniss der
Siehenbürgischen Conchvlien zählt 167 Arten aus 24 Gattungen auf. Als neu
werden darunter aufgeführt : Bulimus reversalis dem B. gibber Kryn. zunächst
verwandt und in fünf Varietäten beobachtet , ferner eine grosse Varietät von B.
tridens Müll. , eine monodon von Pupa triplicata , Balea glanca der B. livida
Menke ähnlich, Clausilia Fussana (cf. Bd. I. 56), CI. livens , der CI. plumbea
Bossm. ähnlich, CI. elegans , CI. concilians, CI. critia, CI. procera, Paludina
transsylvanica. ( Siebenbg . Verband!. IV. 125 u. 162 )
Schiödte, die T hie re in den Höhlen Krains. — Sch. un-
tersuchte 1845 die Adelsberger und einige benachbarte Höhlen und fand in ih-
nen die schon früher darin beobachteten Thiere und mehr als doppelt so viel
neue. Die Zahl derselben nimmt sichtlich ab von Eingänge ins Innere hinein;
so dass im Innern nur sehr wenige leben. An Insecten kommen vor, Käfer aus
der Familie der Sylphen : Balhyssia n. gen. mit 2 etwa 1/$ Linie grossen blin-
den Arten, Stagobius n. gen. mit einer 3 Linien langen blinden Art; aus der
Abtheilung der Thysanuren : Anurophorus stillicidis lVz Linie lang, mit 28 Au-
gen. Spinnen aus der Familie der Dysderen : Slalita nov. gen. mit einer 3 Li-
nien langen blinden Art und zu den Obesien gehörig Blothrus n. g. mit eben
solcher Art, endlich ein Krebs zu den Gammaren gehörig, Niphargus n. gen.
mit einer 7 Linien langen blinden Art. ( K . Dan&ke vid. Selsk. naturvid. Afd.
II; Rigaer Correspdzbl. VI. 63.)
van Beneden, über Taenia dispar Goeze. — Diesen in den
Eingeweiden des gemeinen Frosches häufigen Bandwurm fand v. B. in October
und November reichlich mit Eiern versehen. Die Eier sind zu dreien in einer
Kapsel vereinigt und diese in zwei Längsreihen geordnet. Die Eier enthalten
einen Embryo mit sechs divergirenden hornigen Haken, der sich lebhaft im Ei
bewegt. Die beiden Eihüllen sind durchsichtig und durch eine Flüssigkeit von
einander getrennt , die innere umschliesst den Embryo nicht innig. Die ausge-
krochenen Embryonen haben einen ovalen , vollkommen durchscheinenden Kör-
per, die sechs Haken sind regelmässig geordnet, von halber Körperlänge, in ste-
ter Bewegung von vorn nach hinten und zurück befindlich , paarig geordnet.
Mittelst derselben durchbricht der Embryo alle Gewebe, indem er mit dem einen
Paar sich einbohrt, mit den übrigen den Körper nachschiebt. Durch diese Art
der Wanderung der kleinen Embryonen von der Grösse eines Blutkörperchens
erklärt sich das Vorkommen der Eingeweidewürmer in den Embryonen des Mut*
terthieres. (Bull. aend. Bruxelles XX. 287 — 297 c. fgg.)
Eichwald, Ne reis brevimana Jonst. bei Haphal. — Diese
an der preussischen und dänischen Küste nicht seltene Art wurde einmal bei
Reval und neuerdings bei Haphal beobachtet, wohin sie die häufigen Südwest-
winde geführt zu haben scheinen. Sie lag im Schlamm 5 — 6 Fuss unter der
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Oberfläche des Wassers. Sie erreicht 5 Zoll Länge und mehr , 2 Zoll Breite,
die Glieder sind sehr zahlreich, Fiisse etwa 100 Paar in je 2 hornige Klauen
endend. Der schmale Kopf hat 6 Fühler, jederseits 2 schwarze Augen, Ober-
und Unterlippe, einen zangenförmigen Oberkiefer und reihenweis gestellte Zähne
am Schlunde. Das Schwanzende ist sehr schmal und spitz, in 2 sehr feine Fä-
den verlängert. Das Riickengefäss ist breit und gross , mit lebhaft strömenden
dunkelbraunen oder rothen Blute erfüllt, das auch in der Bauchvene deutlich zu-
rückkehrt. Das Thier schwimmt sich schlängelnd im Wasser umher und ist eine
der zierlichsten und grössten Arten der europäischen Meere. ( Rigaer Corre-
spondzbl . VI. 108.)
C. Fuss, zur Orthopteren- und Hemipterenfanna Sie-
benbürgens. — Dieses ‘erste Verzeichniss der genannten Insecten Sieben-
bürgens zählt 29 Orthopterenarten meist nach Fischers Bestimmung und 133
Ilemipteren ans den Familien der Hydrocoren und Geocoren auf. Unter den
erstem befindet sich eine neue von Fischer, dem Fuss das einzig bekannte weib-
liche Exemplar mittheilte, als Thamnotrizon transsilvamcnm aufgeführte Art, zu
der F. nun auch das Männchen beschreibt. ( Siebenbürger Verhandlg. IV.
40 - 46.)
Derselbe zählt auch die von ihm beobachteten Neuropteren Siebenbür-
gens auf, nämlich 2 Ephemerinen , 15 Libellulinen , 5 Sembloden, 1 Panorpa,
5 Megalopteren, ferner an Hymenopteren 4 Formica und 3 Myrmica und 21 für
Siebenbürgen neue Käferarten auf. {Ebda. 206 — 216.)
L. Mayr bestimmte ausser den von Fuss aufgezählten Arten noch 39
Ilemipteren, 15 Dipteren und 19 Hymenopteren der Siebenbiirgischen Insecten-
fauna. (Ebda. 141 — 143 )
Förster setzt seine frühem Untersuchungen neuer Hymenopteren fort
mit Beschreibung 50 neuer Arten. Für die Arten der Gattung Coelioxys Latf*.
stellt F. folgenden Clavis auf : I. Die Augen unbehaart. A. Die a) Die
obere Afterdecke vor der Spitze sehr stark eingeschnürt, C. constricta im südl.
Europa, b) Dieselbe nicht eingeschnürt, C. tridentata Ngl. B. Die rf. a) Die
Bauchseite dicht mit weissen Schüppchen bedeckt , die 4 innern Dornen der
obern Afterdecke fast gleichlang , C. cretensis von Candia. b) ßie Bauchseite
mit weissen Haaren bedeckt, jene Dornen von ungleicher Länge C. diplotaenia
aus Dalmatien. II. Die Augen haarig. A. Der Hinterleib mit Schuppenbinden,
a) Die <^. a. Die obere Afterdecke mit 3 weissen Makeln. J) Das 4. und 5.
Segment ohne weisse Binden C. echinata im südl. Europa. 2) Jene Segmente
mit breit unterbrochenen weissen Binden C. octodentata Lep. ß. Die obere Af-
terdecke ohne weisse Makeln; 1) die Binden des Hinterleibes breit unterbro-
chen C. coronata in Ungarn. 2) Dieselben nicht unterbrochen C. polycentris in
Ungarn, b) Die «. Die Afterdecken sehr stark verlängert, die untere halb
so lang als das Abdomen C. macrura im südl. Europa; /?. die untere Afterdecke
viel kürzer. 1) Die obere Aflerdecke schwarz C. emarginata in Ungarn. 2)
Dieselbe mehr oder weniger roth. *f- Die obere Afterdecke und das 1. Segment
roth C. haemorrhoa von Erlangen. *j"{* Die obere Afterdecke ebenso, das 1.
Segment schwarz. * Die Beine vorherrschend roth , das Schildchen an der
Spitze mit weisser Querlinie C. erythropyga im südl. Europa. ** Die Beine
schwarz, das Schildchen ohne weisse Querlinie C. octodentata Lep. — B. Der
Hinterleib mit Haarbinden, a) Die <3*. «. Die obere Afterdecke an der Spitze
der Grube in der Mitte der Ausrandung zwischen den untersten Milteldornen
mit einem kleinen Zähnchen. 1) Die Binden des Hinterleibes ununterbrochen
C. apiculata in Ungarn. 2) Dieselben breit unterbrochen C. microdonta hei Aa-
chen. ß. Die obere Aflerdecke an der Spitze der Grube ohne Mittelzähnchen.
1) Das 4. und 5. Bauchsegment mitten am Hinterrande nicht ansgerandet C. di-
vergens bei Aachen. 2) Dieselben ausgerandet. f Die vier innern Dornen theil-
weis verwachsen C. fissidens bei Aachen, ff Nicht verwachsen. * Die obere
Afterdecke bis zur Spitze scharf gekielt, die Grube breit nicht tief, das 5. Seg-
ment mit einer Binde C. fralerna bei Aachen. ** Die obere Afterdecke nicht
87
bis zur Spitze gekielt, das 5. Segment ohne Binde C. diglypha bei Aachen, b)
Die 5- «• Die untere Afterdecke vor der Spitze nicht gezähnt. 1) Die Binden
des Hinterleibes sehr breit unterbrochen, f Das 5. Bauchsegment an der Spitze
ansgerandet C. mandibularis Ngl. ff Nicht breit ausgerandet C. conoidea III.
2) Die Binden des Hinterleibes nicht unterbrochen, f Die untere Afterdecke
weit über die obere hinausragend C. elongata Lep. ff Nicht weit hinausragend.
* Das 5. Bauchsegment dicht und fein punctirt C. acuta Nyst., ** nicht dichter
als die vorhergehenden punctirt C hebescens Nyl. ß. Die untere Afterdecke vor
der Spitze mit einem Seitenzähnchen. 1) Das 5. Bauchsegment an der Spitze
seitwärts flügelarlig erweitert C. alala bei Aachen. 2) Nicht flügelartig erweitert,
f Der Clypeus ohne abstehende Borstenhaare C. aurolimbata bei Aachen, ff
Mit abstehendeu Borstenhaaren. * Die obere Afterdecke glänzend C. trinacria
bei Aachen. ** Völlig matt C. tricuspidata bei Aachen. — Die zweite Gattung
Chrysis ist gleichfalls nach einem Clavis zergliedert, den wir miltheilen. I. Der
ganze Hinterleib grün oder blau, ohne Goldglanz. A. Der Hinterrand des letz-
ten Segmentes ganz stumpf Ch. lazulina in Ungarn, ß. Derselbe nicht ganz
stumpf, a) Derselbe dreizähnig , die Seitenzähne sehr schwach Ch. cyanea L.
b) Derselbe vierzähnig. a. Das letzte Segment von der Basis bis zur Mitte
zwischen den Bunden fein lederariig runzlig Ch cingulata im siidl. Europa.
ß. Dasselbe zwischen den Funclen überall glatt. aa. Das zweite Segment mit
mehr scharfem Mitlelkiel Ch. cyanochroa im südlichen Europa, ßß. Ohne oder
mit sehr scharfem Mittelkiel, f Die Radialzelle fast geschlossen C. janlhina im
südl. Europa, ff Dieselbe weit offen Chr. violacea Pz. — II. Ein oder mehre
Segmente goldglänzend. A Das letzte von derselben Färbung wie die vorherge-
henden. a) Das 1. Segment tief blaugrün ohne Spur von Goldglanz. a. Das
2. rein grün golden Chr. fulgida L ß. Mit einem grünen oder blauen Flecken
Chr. Stoudera Spin, b) Das 1. Segment von der Färbung der 2. a. Das letzte
an der Spitze gezähnt. aa. Die Radialzelle sehr weit offen Chr. chrysoprasina
im südl. Europa, ßß. Dieselbe nicht weit oflen. f Schenkel und Schienen
goldglänzend Chr. Ruddii Sch., Chr. auripes Wesra. ff Dieselben ohne Gold-
glanz. * Das letzte Segment am Hinterrande sehr stumpf, kaum merkbar ge-
zahnt Chr. obtusiventris. ** Dasselbe deutlich gezähnt. 1) Der Thorax mehr
weniger goldglänzend Chr. succincta L. 2) Nicht goldglänzend, aa) Die Slirn-
grube mit starken Querrunzeln Chr. taeniophrys im südlichen Europa; bb) ohne
solche. * Die Flügel völlig glasshell Chr. comta in der Türkei. ** Mehr we-
niger bräunlich Chr. ignita L. — ß. Das letzte Segment an der Spitze nicht
gezähnt. aa. Der Hinterrücken an der Basis etwas höckerig Chr. aurichaleea
Lep. ßß. Nicht höckerig. 1) Die Radialzelle sehr weit offen Chr. neglecta.
2) Nicht weit offen, f Das Pro- und Mesonotum ganz roth und goldglanzend.
* Die Radialzellen deutlich offen, der Fortsatz an der Spitze der ersten Diskoi-
dalzelle sehr kurz Chr. caeruleipes Germ. +* Die Radialzelle fast völlig ge-
schlossen , der Fortsatz an der Spitze der ersten Diskoidalzelle sehr lang Chr.
candens. ff Das Pro - und Mesonotum nicht roth und goldglänzend. * Der
Hinterleibrücken mit einem schmalen Mittelkiel Chr. austriaca F. ** Ohne Kiel,
aa) Das 3. Segment vor dem Hinterrande mit einem sehr schwachen Querein-
druck Chr. trimaculata in Ungarn, bb) Mit starkem Quereindruck Chr. mutica.
— B. Das letzte Segment ganz oder zum Theil blau , violett oder schwärzlich,
a) an der Spitze gezähnt. a. Das ganze letzte Segment blau oder violett, aa.
Das Pro- und Mesonotum grün oder blau Chr. analis Spin. ßß. Roth und gold-
glänzend Chr. bidentata L. ß. Bloss hinter dem Quereindruck blau oder violett.
aa Die Tarsen gelb Chr. flavitarsis im südl. Europa, ßß. Die Tarsen dunkel
gefärbt 1) Die Stirn oben durch eine scharfe Querleiste vom Scheitel getrennt
Chr. Sybarita aus Ungarn. 2) Stirn nur mit einer schwachen Spur von Quer-
leiste Chr. Illigeri Wesm. b) Das letzte Segment an der Spitze nicht gezähnt.
u. Ganz blau oder violett, aa. Die Fiihlergeissel unten rothgelb, oben schwarz
und gelb geringelt Chr. cingulicornis in Ungarn, ßß. Ganz dunkel Chr. dimi-
diata F. ß. Das letzte Segment bloss hinter dem Quereindruck blau oder vio-
lett. aa. Die Radialzelle weit offen , das letzte Segment hinter dem Grübchen
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tief purpurroth Chr. lamprosoma in der Türkei, ßß. Die Radialzclle nicht weit
offen, das letzte Segment hinten nicht lief purpurroth. 1) Pro-, Mesonotnm und
Schildchen rothgolden Chr. Leachi Shuk. 2) Dieselben blaugrün. -J* Das Schild-
chen goldglänzend, Hinlerleibessegmente stark rothgoldglänzend, die Puncte der-
selben im Grunde gleichfarbig Chr. Rosenhaueri im siidl, Europa. •{•*{■ Das
Schildchen hlaugrün, die II inlerleibssegmente matt goldglänzend, die Puncte der-
selben im Grunde grün im- siidl. Europa. — Die weiter von F. untersuchten
Arten gehören zunächst einer neuen Gattung an, Chrysogona mit der Diagnose:
Chryside plane congruens hoc. gcnus a speciebus illius non differl nisi corpore
multo angustiore areisque alarnm discoidalibus primis apertis , die Art heisst
Chr. gracillima bei Herrslein, ferner Cleples aerosus ans Ungarn, Notozus nov.
gen.: Caput antennarum flagello elongato liliformi; thorax postscutello plus mi-
nusve acuminato, producto ; pedes femoribus anlicis basi plerumque exlus re-
ctangulatim dilatalis, tarsorum articulo ultimo unguiculis serratis ; abdomen seg-
mento terlio apicem versus valde angustalo , apice ipso reflexo ; Hieher N. Fri-
valdskyi in Ungarn, N. pyrosomus von ebenda, N. bidens in Schlesien, N. con-
strictus bei Aachen, N. anomalus bei Münster und Aachen, ferner Uedychrum
luculenlum in Italien, H. curvatum im siidl. Europa, II. chalconotum in Italien
und Ungarn, Ellampus chiysonotus in Ungarn, El. inflammatus ebenda, El. ge-
nerosus bei Aachen, El. blandus im siidl. Europa, EU. praestans in Italien, No-
mia hungarica in Ungarn. Alle hier anfgezählten Aflen sind ausführlich beschrieb
ben worden. (Rhein. Verhandl. X. 266 — 362 )
Wesmael, neue europäische Ichneu mones platyuri. —
In dieser Abhandlung beschreibt W. eine Anzahl z.Th. neuer, z. Th. schon frü-
her von ihm selbst aufgestellten Arten, die wir jene ohne Autor, diese mit W.
bezeichnend nur namentlich aufzählen können : Probolus alticola W., Pr. con-
cinnus, Eurylabus torvus YV., Eu. corvinus W., Eu. trislis Grav., Eu. dirus, Pri-
sticeros serrarius Grav., Platylabus rufus W., PI. armatus YV., PI. niger YV., PI.
variegatus YV., PI. cothurnatus YV., PI. pedatorius YV. , PI. iridipennis YV. , PI.
slernoleucus, PI. pullus, PI. Daemon YV., PI. leucogrammus , PI. varipictus, PI.
decipiens YV., PI. pallidens, Apaelelicus bellicosus, A. longicornis , A. flammeo-
lus YV. , A. inimicus , A. inelytus. ( Bullet . aend. BruxeUus XX. 298
— 328.)
Jerdon, neue Ameisen aus dem südlichen Indien. — Die
hier beschriebenen Arten sind folgende Atta minuta, A. destrnctor, A. domicola,
A. rufa, A. dissimilis, A. floricola, Ocodoma malabarica, 0. providens, 0. dif-
fusa, 0. diversa, 0 aftinis, 0. minor, 0. quadrispinosa , Eciton rufonigrum,
E. nigrum, E. rufipes, E. minutum, Myrmica diffusa, M. rufa, M. Kirbii, M. fo-
diens, M. tarda, M. caeca, Odontomachus rufus, Harpegnathus nov. gen. mit H.
sallator, Ponera scnlpta , P. slenocheilns, Ponera pröcessionalis, P. affinis, P.
rufipes, P. pumila, Formica compressa, F. augusticollis, F. smaragdina, F. lon-
gipes, F. timida, F. stricla, F. cinerascens Fahr., F. velox, F rufoglauca, F.
vagans, F. assimilis , F. phyllophila , F. nana, F. nidificans, F. silvicola. (Ann.
mag. nnt. hist. 1854. Jan. 45; Febr. 160.)
Zeller, Beiträge zur Lepidopterologie. — Dieselben enthalten
1. Berichtigungen zu der Verf’s. Untersuchungen über die Namen der Clcrckschen
Abbildungen veranlasst durch Guenee’s Bearbeitung der Noctuelilcs. 2. Bombyx
pineti Esper ist Crambus myellus wenigstens hinsichtlich der Vorderflügel , die
übrigen Körpertheile sind künstlich angeselzt von andern Arten , obwohl Esper
behauptet das Exemplar selbst gefangen zu haben. Bombyx pupillala Esper von
Gladbach entlehnt hält Z für ein Phantasiegemälde des Letztem. 3 Synony-
misches: Geometra luridata Bornh. ist gleich Extersaria II.; G. associata ßorkh.
ist unverkennbar Marmorata II., G. scabiosa Borkh. ist Eupith. obrutaria Herr.,
G. carpinata ßorkh. gleich lobulata H. , Noctua famula Esp. die YVeibchen von
G. concordaria H. 4. Elachista festucicolella n. sp. wird diagnosirt: mtennis
fuscescenlibus, alis anterioribus flavescenti-albis, posterioribns inde a medio valde
coarctatis ö* canescentibus , $ alhidis hei Glogan. ( Entomol. Zeitg . 1853. Dechr.
408—416.)
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Kelch, der Erbsenkäfer (Bruch us pisi L.). — Dieser Käfer
legi seine Eier zur Bliihlezeit der Erbsen in die eben angesetzlen Schoten, zu-
weilen auch in die ßohnenschoten , in jede Ej’bse oder Bohne je ein Ei, worin
das Junge bis zur Reife der Frucht sich ausbildet., als Larve aus dem Ei kriecht
und dann von der Erbse sich nährt , bis sie als Käfer die Oberhaut der Erbse
durchbrechen und davon fliegen kann. Während der Larvenzeit sieht man der
Erbse ihren Bewohner nicht an, aber den Käfer zeigt ein grünlicher rundlicher
Fleck leicht an. Der Käfer wird erst seit 1753 in Deutschland erwähnt und
soll aus Amerika eingeführt sein In Oestreich ist er sehr häufig und von hier
nach Oberschlesien geführt, wo der Verkauf solcher öslreichischen Erbsen auf
den Markten polizeilich verboten wurde. In Ungarn treibt man die Käfer durch
heisses Wasser aus, die Larven aber werden mit gegessen. K. fand in 900 Erb“
sen 400 Käfer und nur 190 Erbsen gesund. ( Oberschics . Anzeiger 1854 Nr 8.)
Gray gibt eine Synopsis der Petromyzoniden mit Beschrei-
bung neuer Gattungen. Sie zerfallen in Petromyzonina mit deutlichen Zähnen
und sichtbaren Augen und in Ammocoetina ohne Zähne, mit versteckten Augen.
Zu letzteren gehört nur Ammocoetes mit den Arten A. branchialis, A. ruber, A.
concolor, A. bicolor, A. unicolor. Zu den erstem rechnet Gr. sechs Gattungen,
die er nach der Form und Stellung der Zähne unterscheidet: 1. Petromyzon
mit 5 Arten P. marinus, P. Jurae, P. americanus , P. nigricans, P. argenteus.
2. Lampetra mit L. fluvialilis, L. Planeri, L. sanguisuga, L. Lamolteni. 3. Geo-
tria n. gen. mit G. australis in Südauslralien. 4. Velasia n. gen. mit V. chi-
lensis in Chili. 5. Caragola n. gen. mit C. lepicida an der Westküste Ameri-
rikas. 6. Mordacia mit M. mordax. Zweifelhafte Arten sind Petromyzon appen-
dix, P. tridentatus, P. argenteus, P. bicolor, P. plumbeus. (Ann. mag. nat. hist.
1854. Januar 58 — 64.)
Leiblein zählt die Fische des Maingebietes auf, das er zuvor erst
ausführlich beschreibt. Knochenfische kennt er 38 und von Knorpelfischen 5
Arten. Die Reihenfolge ist nach dem Cuviersehen System getroffen und bei den
einzelnen Arten das Vorkommen genau angegeben und hie und da einzelne Be-
merkungen verschiedenen Inhalts beigefügt. ( Iiegensh . Corresphi. XII. 97 — 127.)
Gl.
J. Gould, the birds of Asia. Part. V. London: published by the
author. 1853. Imp. -Fol. (17 BL Text, 17 lith. u. col. Taf.) 3 Guineas. —
In diesem Theile sind folgende Arten abgebildet worden. 1. Tetraogallus Ca-
spius Gmel. (= Perdix Caspia, Laib. Ind. Om., II. p. 655; Tetrao Caucasica,
Pall. Zoog. Ross. Asiat., II. p. 76; Perdix [ Megaloperdix ] Caucasica, Brandt,
Bull. Acad. Petersb., VIII. p. 190 ; Lophophorus Nigelli, Jard. a. Selby, III. Orn.,
II. p. 76; Caspian Partridge, Lath. Gen. Syn. Supp., II. p. 283.) Auf dem
Hochplateau Asiens, besonders in Thibet. — 2. Tetraogallus Himalayensis G. R. Gray
( = T. Nigelli, J. E. Gray in Hardw. III. Ind. Zool. II. pl. 46; Vigne, Proc.
Zool. Soc. , IX. 6; Lophophorus Nigelli, Jard. a. Selb. III. Orn., III. pl. 141;
T. Caucasicus, G. R. Gray, Spec. and Draw. Mamm. a. Birds British Mus. p.126;
Hutton, Journ. Asiat. Soc. ßeng., XVI. 782.) In Kaschmir, auf dem Himalaya. —
3. Tetraogallus Altaicus. (== Perdix Altaica, Gebier, Bullet. Acad. Petersb. 1. 31 ;
VI. 30; P. [Megaloperdix] Altaica, Brandt, Bullet. Acad. St. Petersb. 1840, VIII.
190; T. Altaicus, G. R. Gray, Proc. Zool. Soc. X. 103; T. Caucasica, Gray
and Mitch. Gen. of Birds, III. 503, pl. CXXIX ; P. Caucasica, Eversm. Addenda
ad Pall. Zoogr. II. 13.) Auf dem Altai - Gebirge. — 4. Tetraogallus Tibetanus
Gould, Proc. zool. soc. 1853. In Nepaul, bei Ladakh. — 5. Eurylaimus Java-
nicus Horsfield Linn. Transv. , VIII. 170; Zool. Res. in Java, pl. 5. ( = Eu.
Horsfieldi, Temm. Pl. Coli. 130, 131; Swains. in Jard. Nat. Lib. Orn., X. Fly-
catchers, 240 pl. 30 ; Platyrhynchos Horsfieldi, Vieill. Gal. des Ois. I. 200 pl.
25.) Java, Borneo und der Malayischen Halbinsel von Singapore bis Tanisserim.
6. Eurylaimus ochromalus Raffles Trans. Linn. Soc., XIII. 297 ; Vigg. App,
lo Mem. of Sir S. Rafl’les, p. 653. (= En. cucullatus, Tem. Pl. col. 261 ; Eu,
Rafflesii, Less. Comp. Buff. VIII. 463; Eu. capistratus? Mus. Lugd.) bei Te-
nasserim, auf Malacca, Java und Borneo. — 7. Cymbirhynchus macrorhynchus
90
(= Todus macrorhynchus, Grael. Linn. Syst. Nat. I. p. 446; T. nasulus, Lath.
Ind. Om., I. 268; Cymbirhynchus nasutus, Vigors’s App. to Mem. of Sir S.
Raftles 654. — Swains. in Jard. Nat. Lib. X. Flvcatchers, p. 237, pl. 2a ; Ey-
rilairaiis lemniscatus, RafFI. Linn. Trans., XIII. 296 ; Eyrilaimus nasutns, Temrn.
Pl.col. 154; Platirhynchus ornatus, Desm. Hist. nat. des Tangaras, 1. c. ; Erolla
nasica , Lesson , Traite d’Orn. 260; Cymbirhynchus macrorhynchus, Gray and
Mitch., Gen. of Birds, I. 66.) auf Sumatra, der Malayischen Halbinsel, Malacca
und nördlich von Tenasserim. — 9. Cymbirhynchus affinis Blyth , Journ. Asiat.
Soc , XV. 312. Aracan. — 10. Corydon Sumatranus Slrickland , Ann. mag. nat.
hist. VI. 417. (= Coracias Sumatranus, Raffl. Linn. Trans., XIII. 303; Eury-
laimns Coracias, Temm. PI. col. 297; Eurylaimus ? Hay, Journ. Asiat. Soc.,
X. 575 ; Corydon Temminckii, Less man. d’Orn. I. 177 ; Eurylaimus Sumatra-
nus , Vig. App. to Mem. of Sir S. Raffles p. 653 ; Gray and Mitch. Gen. of
Birds I. 65, Eurylaimus sp. 6; Eurylaimus Corydon Sumatranus, Horsf. Cat. of
Birds in Mus. in East Ind. Comp. p. 117.) Tenesserim und Sumatra. — 11. Se-
lilophus lunalns Gould. (= Eurylaimus lunatus Gould Proc. Zool. Soc. 1.133;
Trans. Zool. Soc. 1. 175 ; Serilophus lunatus Swainson Jard. Nat. Lib. Orn. X.
Flycatchers p. 242 ; Eurylaimus serilophus lunatus Horsf. Cat. of Bilds in Mus.
East Ind. Comp. p. 118) in der Nähe von Rangoon, Tenasserim. — 12. Seri-
lophns rubropygius Blyth., cat. of Bilds brit. Mus. As. soc. Calcutta 196 ( =
Raya rubropygia Hodyson, Journ. As. Soc. VIII. 36; Eurylaimus lunatus Hors-
lield. Proc. Zool. Soc. VII. 156 ; Eurylaimus rubropygius Gray and Mitch. Gen.
of Bilds I. 65, Eurylaimus sp. 4, pl. XXIll ; Simornis [Raya] rubropygia, Hodg-
son Gray, Zool. Mise. 1844, 82; Serilophus rubropygius G. R. Gray, List of
Birds in Brit. Mus. Coli. II. sec. I. p. 38; Eurylaimus serilophus rubropygius
Horsfield, Cat. of Birds in Mus. East Ind. Comp. p. 119.), auf dem Himalaya,
in Assam, Sylhet und Arracan. — 13. Psarisomus Dalhousiae Swainson, Classif.
of Birds II. 261 (= Eurylaimus Dalhousiae Jameson, Edinb New. Phil. Journ.
XVIII. 389; Wils. Zool. III. pl. 7; Royle, 111. Bot. etc. of Himalaya Moutains
T. 76. II. pl. 7. fig. 2; Eurylaimus [Crossodera] Dalhousiae Gould, lcones avium
vol. I; Eurylaimus psitlacinus Müller, Temm. PL col. 598; Simornis [Raya]
sericeogula Hodgson, Gray, Zool. misc. 1844 p. 82 ; Raya sericeogula Hodgson,
Jonrn. Asiat. Soc. Beng. VIII. 36 ; Eurylaimus psarisomus Dalhousiae Horsfield,
Cat. of birds in Mus. East Ind. Comp. p. 117) auf dem Himalaya, von Nepaul
bis Aftghanistan. — 14. Pyrrhula orientalis Temm. et Schlegel, Fauna Japonica
p. 91. pl. 1. 3, Japan. — 15. Pyrrhula erythrocephala Vig., Proc. of Comm.
of Sc. and Corr. of Zool. Soc. I. 174; Gould, Century of birds tab. 32, auf
dem Himalaya. — 16. Pyrrhula Nipalensis Hodgson, Asiat. Res. XIX. p. 155,
in den Wäldern Nepauls und des Himalaya. — 17. Conostoma aemodium Hod-
gson, Journ. Asiat. Soc. Bengal. X. 856, in den nördlichen Theilen von Nepaul.
— 18. Motacilla Maderaspatensis Gmelin (= M. Maderas, Steph. Cont. of Shaw’s
Gen. Zool. X. 548; M. variegata, Steph. Cont of Shaw’s Gen. Zool. XIII 234 ;
Sykes, Proc. of Comm. of Sc. and Corr. of Zool. Soc. II. 91).. Ostindien, auf
dem Himalaya, nach Layard auch auf Ceylon. Zd.
or the Relation of the
Mind to external objecls. By ßäbu Akshayak iimara Datta. 2 volumes.
Calcutta : Tattwabodhine Press. 1852. 53. 12. — Vähia-vastur sanila mä-
nava-prakritir sambandhavicära, in Bengali-Sprache. Auf naturwissenschaftlichem
Gebiete eine ebenso merkwürdige als sellene Erscheinung. — Mit Ausnahme
von zwei Original-Aufsätzen enthalten die beiden Bände eine Reihe Artikel, wel-
che bereits in der Tattwabodhine Patrikä der Calcutta - Vedändisti zum Abdruck
kamen. Der Verf. hat seinem Werke Combe’s Constitution of man zu Grunde
gelegt und meist dessen Ansichten angenommen, dass die geeignetste Nahrung
für den Menschen die vegetabilische sei. ( Journal of the Asintic Society of
Bengal. Vol. XXU. Calcutta 1853 8. «S. 405.) Zd.
— MWOS**-
Correspondenzblatt
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
für
Sachsen und Thüringen
in
Malle.
1854. Januar. JW I.
Sitzung am 4. Januar.
Eingegangene Schriften :
]) Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscoii, 1853 111. u.
IV., 1853 I.
2) Jahrbuch der kk. geologischen Heichsanstalt. IV. 2. J853.
3) Sitzungsberichte der kk. Akademie der Wissenschaften in Wien. Math.-
naturw. Klasse. XI. 1. 2. 1853.
4) Froriep’s ärztlicher Hausfreund. 1853. Nr. 16 — 37.
5) Odontographie. Vergleichende Darstellung des Zahnsyslemes der lebenden
und fossilen Wirbelthiere von C. G. Giebel. Lieferung 4. Leipz. 1853
bei Ambr. Abel.
6) Bischof, Mägdesprunger Hohofenproducte. Quedlinburg 1853 bei Gott-
fried Basse.
7) Kenngott, mineralogische Notizen. 4. und 5. Folge.
Nr. 5 — 7 Geschenke der Herren Verfasser.
8) Rüppell , Abbildung und Beschreibung einiger neuen oder wenig gekann-
ten Versteinerungen aus der Kalkschieferformation von Solcnhofen. Frank-
furt a /M. 1829 bei H. L. Brönner.
Geschenk des Hin. Zuchold.
Als neue Mitglieder werden angemeldet :
Herr H. Tr e scher, Pharmaceut in Stassfurt
durch die Herren Schliephacke, Giebel und Kohlmann,
Herr La Baume, Kaufmann, hier
durch die Herren Kayser, Baer, Reinwarth,
Herr S t o 1 1 , Kaufmann, hier
durch die Herren Reinwarth, Winckler und Kayser.
Der Vorsitzende, Herr Giebel, überreicht das Novemberheft
der Vereinszeitschrift an die Anwesenden. Dann fordert er zur Neu-
wähl des Vorstandes auf, die sogleich von den anwesenden Mitglie-
dern vollzogen wird. Die Mehrheit der Stimmen fiel auf die Herren
Giebel und Heintz als Vorsitzende,
Kohlmann, Schräder und Baer als Schriftführer,
Kayser als Kassirer und
Schwarz als Bibliothekar.
Sodann tbeilte der Vorsitzende mit, dass der Verlag der Ver-
einszeitschrift mit dem neuen Jahre an den Verleger der früheren
Jahresberichte, Hrn. Karl Wiegandt in Berlin übergegangen sei.
92
Von Herrn Beeck war ein Bericht über den Stand der Luft-
electricit in Halle während des Monats December und eine Zusam-
menstellung von 2000 electrischen Beobachtungen (Bd. II. S. 427.)
eingegangen.
Herr A. Schmidt in Aschersleben sendet die Abbildungen zu
einer demnächst mitzutheilenden Monographie der europäischen Vitri-
nen ein und Herr Witte daselbst eine Abhandlung über die Bestim-
mung der mittleren Temperatur (S. 26.).
Herr Körner spricht über die Schnee- und Eisbildung, wobei
er besonders auf die zierlichen Formen der schon Keppler bekann-
ten, genauer aber von Scoresby während seines Aufenthaltes in den
einsamen Polargegenden beobachteten Schneekrystalle aufmerksam
macht. Scoresby hat gegen 100 verschiedene Figuren abgebildet;
weitere Beobachtungen haben nach und nach die Zahl der Formen,
von denen eine schöner als die andere und deren Grundlage das
Sechseck ist, bis über 200 vermehrt. Der Redner legte eine Anzahl
dieser niedlichen Gebilde in Abbildungen vor.
Hierdurch erhält Herr K o h 1 m a n n Gelegenheit seine Beobach-
tungen über die Bildung des Grundeises, welches vom 10. bis 14.
December v. J. hier in der Saale so stark auflrat , wie seit Jahren
nicht, anzuführen. (S. 40.)
Sitzung am 11. Januar.
Eingegangene Schriften:
1) Denkschrift zur Feier ihres 50jährigen Bestehens, herausgegeben von der
schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur.
2) Saalfelder Schulprogramm von 1846, enthaltend die Flora Saalfelds von
R. Bichler. — Geschenk des Hin. Richter.
3) J. Nicholson, der praktische Mechaniker und Manufacturist. A. d. Engl.
Weimar 1826. 8. — Geschenk des Hin. Zuchold.
4) J. E. L. Falke, Universallexikon der Thierarzneikunde. 2 Thle. Weimar
1842. 8. — Geschenk des Hrn. Wesche.
5) d’Argenville, Oryctologie. Paris 1755. 4. — - Geschenk des Hrn. Chop.
Als neue Mitglieder werden aufgenommen :
Herr Trescher, Pharmaceut in Stassfurt.
Herr La Baume, Kaufmann, hier.
Herr Stolle, Kaufmann , hier.
Der Vorsitzende zeigt an, dass der dritte öffentliche Vortrag
über die Gasbeleuchtung auf Mittwoch den 17. d. M. festgestellt sei.
Herr v. Lochow in Aschersleben übersendet für die Vereins-
sammlung einen halben Knollenstein in Halbkugelgestalt aus dem Han-
genden der Braunkohle der Grube Friedrich, eine halbe Stunde nord-
westlich von Aschersleben ein.
Von Herrn Richter in Saalfeld ist ein Schreiben eingegan-
gen, welches mineralogische, botanische und zoologische Notizen, so-
wie über die Flora der Grauwacke und über Irrlichter enthält. (S.
49.) Gleichfalls übersendet derselbe folgende interessante Petrefak-
ten des thüringischen Grauwackengebirges für die Vereinsammlung :
Pissadendron clericonira Rieht.
Phycodes circinnatnm Rieht.
Lophoctenium comosum Rieht.
INeritoiden im Cypridirenschfr.
Nereites Sedgwicki Murch.
Nereites MacLeai Murch.
Monograpsus ßecki Barr.
Monograpsus convolutus His.
priodon Bronn,
turricnlalus Barr,
nnntius Barr,
triangulatus Hall,
latus Hall.
Nilsoni Barr.
Halli Barr,
peregrinus Barr.
Linnaei Barr,
millopoda M’Cov
sagi ttarius His.
Diprion tereliusculus His.
Diplograpsus meta Gein.
ovatus Barr,
palmeus Barr,
birastrites Rieht.
Cypridina serratoslriata Sdh.
Herr Schliep hacke spricht über die einfachen Vergrösse-
rungsgläser — Loupen (S. 52.) und hebt besonders die in neuester
Zeit von Stenhoupe construirten hervor, von deren Vortrefflichkeit sich
die Anwesenden durch Anschauung der durcli Verdunstung eines Tro-
pfens Salmiaklösung entstandenen Krystalle überzeugen. — Sodann
hielt derselbe einen längeren Vortrag über die Diatomaceen (Bacilla-
rien) , worin er besonders die Characlere der Hauptgruppen und die
Ernährung und Fortpflanzung dieser Organismen überhaupt darlegt.
Herr K o h 1 m a n n erläutert die Darstellung des Paraffin, wobei
er daraus gefertigte Kerzen vorlegt und mit diesen einige Versuche an-
stellt in Betreff der Helligkeit im Vergleich mit Stearinkerzen. (S. 44.)
Oe ff ent liehe Sitzung am 18. Januar.
In dem dritten Vortrage über die Gasbeleuchtung verfolgte Herr
ßaer den Weg des Gases von seinem Austritt aus den Reinigungsge-
fässen bis zu den Brennern. Zuerst wurden die Gasometer oder rich-
tiger Gasbehälter — Zweck, Einrichtung, Herstellung eines gleichmässi-
gen Druckes auf das Gas, Nothwendigkeit desselben — besprochen,
dann die neuern Einrichtungen bedeutender Gaswerke, mit deren Hülfe
die Menge und Leuchtkraft des Gases gemessen und der Druck, unter
welchem das Gas in den Brennern ausströmt, regulirt wird — die
Glanzpunkte unter den sinnreichen Fabrikeinrichtungen, mit denen uns
die neueste Zeit beschenkt hat — , die über den ganzen zu beleuch-
tenden Raum verzweigte Röhrenleitung — Material, Nothwendigkeit der
Prüfung der Röhren auf Undurchdringlichkeit für Gas, Diffusion (Aus-
tausch des Gases gegen atmosphärische Luft durch die Wandungen
der Röhre hindurch), Reibung des Gases beim Durchgänge durch die
Röhren — und zuletzt die Brenner in ihrer verschiedenen Construclion,
die Einrichtungen, welche — namentlich an öffentlichen Orten — das
durch zu starke Abkühlung in Folge des Luftzuges verursachte Russen
verhindern, die Einflüsse, welche nachtheilig auf die Gleichmässigkeit
der Flamme einwirken. Dann wurde aufmerksam gemacht auf die
Nachtheile der frühem Abgabe von Zeitflammen für die Gasanstalten
und die Vortheile, welche die Gasmesser dem Producenten und Con-
sumenten gewähren. Die Eigenschaft des Leuchtgases mit der atmos-
phärischen Luft ein explodirendes Gemenge zu bilden — namentlich
in der ersten Zeit der Einführung der Gasbeleuchtung ein Schrecken
94
für das Publikum , der durch die Erfahrung durchaus nicht gerecht-
fertigt worden ist — wurde ausführlich erörtert und durch wissen-
schaftliche Belege dargetlian , dass die Gefahr durchaus nicht mit der
des eigentlichen Knallgases oder Pulvers zu vergleichen sei. In Eng-
land haben die auf Anordnung des Parlaments von Humphry Davy
1824 ausgeführten Untersuchungen jede Furcht verbannt, so dass dort
die Versicherungsanstalten gegen Feuersgefahr von solchen Häusern, die
mit Gas beleuchtet werden, weniger Prämien erheben, als von solchen,
in denen man Kerzen oder Lampen brennt. Dann wurden die Vor-
theile und Nachlheile der Gasbeleuchtung im Vergleich zu den übrigen
Beleuchtungsarten erwogen und die Versuche angeführt, durch welche
man die bedeutende Kosten verursachende Leitung und die Unbeweg-
lichkeit der Brenner mit einem Schlage beseitigen wollte, eine Idee, die
sich nicht lebensfähig zeigte, so sehr man auch bemüht war, ihr Ein-
gang zu verschallen. Am Schlüsse wurden einige statistische Nach-
richten über den Betrieb verschiedener Gaswerke gegeben. Gegen die
riesigen Verhältnisse der Londoner Anstalten nahmen sich freilich die
Zahlen, welche Paris und Deutschland gewähren, winzig klein aus.
Sitzung am 2 5. Januar.
Eingegangene Schriften :
J) Correspodenzblatt des zoologisch mineralogischen Vereines in Regensbnrg.
VII. 1853. 8o.
2) Bulletin der königlich haierischen Akademie der Wissenschaften in Mün-
chen. 1853. Nr. 1 — 18. 4o.
3) Die Natur. Zeitung zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntniss
von Dr. 0. Ule und K. Müller. 1853. October bis December. 4o.
4) E. A. Zuchold , Bibliotheca historiconaturalis pbysico-chemica et mathe-
matica oder geordnete Uebersicht etc. III. 2. 1853. Leipzig. 8o.
5) Report of the britisch Association for the advancement of Science for
1852. London 1853. 4o.
Nr. 4. 5. Geschenk des Hin. Zuchold.
6) C. Cornelius, Beiträge zur nähern Kenntniss von Periplanela (Blatla) orien-
lalis L. Mit 2 Tfln. Elberfeld 1853. 8. — Geschenk des Hrn. Kayser.
7) C. G. Giebel, Allgemeine Zoologie. System. Darslell. des gesammten
Thierreiches nach seinen Klassen. Säugethiere. 3. Liefrg. Leipz. J854. 8.
Geschenk des Hrn. Verfassers.
Als neue Mitglieder werden angemeldet:
Herr Professor Hassenstein in Gotha
durch die Herren Credner, Giebel und Baer.
Hr. Möller, Hauptlehrer and. höheren Töchterschule in Mühlhausen,
Herr Kleber, Lehrer in Halle
durch die Herren Giebel, Kayser und Baer.
Herr Justizralh Riemer und Herr Dr. Rudel hier zeigen ih-
ren Austritt aus dem Vereine an.
Herr Möller in Mühlhausen theilt in einem Schreiben dem
Vereine mit, dass der naturwissenschaftliche Verein daselbst seine
Thätigkeit seit October v. J, eingestellt habe und übersendet zugleich
als Anfang seiner Untersuchungen der dortigen Localfauna ein voll-
95
ständiges Verzeichnis der von ihm beobachteten Schmetterlinge mit ge-
nauer Angabe des Ortes und der Zeit. (Wird im Februarheft mitgelheilt.)
Herr Zekeli in Wien meldet, dass nach seinen auf eine ei-
genthümliche Methode angestellten Untersuchungen über die bisher
zum Theil noch räthselhafte Organisation der im Kreidegebirge abge-
lagerten Rudisten sich diese als eine den Brachiopoden gleichwertige
Gruppe der grossen Abtheilung der Weichtiere ergeben. Eine spe-
cielle Darstellung seiner Untersuchungen mit erläuternden Abbildungen
verspricht Hr. Zekeli demnächst mitzutheilen.
Herr C h o p in Sondershausen berichtet über seine Untersuchun-
gen der dortigen Musehelkalkpetrefakten. (S. 53.)
Herr Giebel theilt die Resultate einer anatomischen Untersu-
chung mit, die er an einer von Hrn. Irmisch in Sondershausen dem
Vereine übersandten Missgeburt eines männlichen Schaflammes ausge-
führt hat. (S. 51.) Sodann legt er eine kleine fossile Eschara aus
dem Plänermergel auf dem Salzberge bei Quedlinburg vor. (S. 54.)
Herr Andrae sprach über einige geognoslisch und paläonto-
logisch bemerkenswerthe Punkte in Steiermark , die in der weitern
nördlichen und östlichen Umgehung von Gratz Vorkommen, und knüpfte
seine Bemerkungen an eine von ihm ausgeführte geognostische Karte
dieses Gebiets, sowie an Belegstufen und Petrefakten desselben. Er
zeigte einen Granulit aus dem Gneissterrain des Kulmberges vor, den
dünne Lagen von feinkörnigem Feldspalh und dichtem Quarz zusam-
mensetzten, und wobei die sonst dieses Fossil noch characterisirenden
Granaten durch Glimmerblätlchen vertreten waren. Ferner legte er
Amphibolschieferstufen von Träfös vor, die einen unverkennbaren Ue-
bergang in Serpentin wahrnehmen Hessen, wonach letzteres Gestein,
das dort in grosser Ausdehnung erscheint, für ein metamorphisches
erklärt wurde. Aus den tertiären Leithakalkbrüchen von Hartberg
wurden darin aufgefundene sehr wohl erhaltene fossile Conchylien vor-
gelegt, unter denen die Arten Cerilhium piclum Bast., Trochus coni -
formis Eickw., Venus incrassata Eichw., Venus Vilalianus d’Orbg.
am häufigsten Vorkommen. Noch wurden die Tegelbildungen in den
Buchten des Gneissgebirges bei VVeiz erwähnt, in denen Bergbau auf
bituminöse Hölzer umgeht, die vorzugsweise Coniferen angehören dürf-
ten, da Herr A. die beblätterten Stengelfragmente des Glyptostrobus
oeningenis Ung. äusserst zahlreich darin aufgefunden hat.
Schliesslich berichtigt der Vorsitzende einen im Correspondenz-
blatte des Märzhefles von 1853 (Bd. I. S. 257) befindlichen Irrthum,
indem die dort aufgezählten dem Vereinsherbarium geschenkten Pflan-
zen nicht von Hrn. Stippius, sondern von Hrn. Apotheker Peck
in Ballenstedt geschenkt und von Hrn. Slippius nur übergeben wor-
den sind.
96
Januar -Bericht der meteorologischen Station in Halle.
Irn Anfang des Monats zeigte das Barometer bei SSO und trübem Him-
mel einen Luftdruck von 27"3,'"65 und stieg bei durchschnittlich südwestlicher
Windrichtung und trübem und feuchten Wetter bis zum 3. Abends auf 27"7."'45,
fiel dann aber ziemlich schnell bei SSO und trübem und feuchtem Wetter bis
zum 5. Nachm. 2 Uhr, wo es nur einen Luftdruck von 27"J,'"17 anzeigle.
Von nun aber stieg das Barometer ziemlich anhaltend und mit verhältnissmässig
wenig Schwankungen bei sehr veränderlicher Windrichtung und anfangs trübem
spater aber sich aufheiternden Himmel bis zum 21. Abends 10 Uhr auf 28"4,'"04,
worauf es bis zum 24. bei eingetretenem S und häufigem Nebel übrigens aber
heiterem Himmel auf 27"11,'"98 herabsank. — Darauf stieg das Barometer
wieder ziemlich schnell trotz SSWlicher Windrichtung und trüben und regneri-
schen Wetters bis zum 27. Nachm. 2 Uhr, wo es die Höhe von 28"6,"'01 er-
reichte, fiel dann aber bei fortdauernder Windrichtung und des Wetters noch
schneller, denn schon am 29. Abends 10 Uhr zeigte es nur noch den Luftdruck
von 27"7,'"63, worauf es bis zum Schluss des Monats bei SW unter trübem und
regniglem Wetter wieder um 4'" stieg. — Der mittlere Barometerstand im Mo-
nat war 27"9,'"92; der höchste Barometerstand am 27. Nachmittags 2 Uhr
war 28"6,"'01 ; der niedrigste Stand am 5. Nachmittags 2 Uhr war 27"1,'"17.
Die grösste Schwankung im Monat betrug demnach 16, "'83. Die grösste Schwan-
kung binnen 24 Stunden wurde am 27. bis 28. Abends 10 Uhr beobachtet, wo
das Barometer von 28"5,'"67 auf 28"0,/"03, also um 5, '"64 fiel.
Bei dem Gange der Temperatur musste es auffallen , dass dieselbe im
Anfang des Monats so niedrig war, während das Barometer gleichfalls einen sehr
niedrigen Stand halte. Wir hatten in den ersten 5 Tagen des Monats fast gleich-
zeitig den niedrigsten Barometerstand und die niedrigste Wärme; später fand
ein mehr normales Verhältniss statt. Die mittlere Wärme der Luft im Monat
war 0,°i ; die höchste Wärme hatten wir am 31. Nachm. 2 Uhr = 6,°6 ; die
niedrigste am 4. Morg. 6 Uhr = 5°.
Die während des Monats beobachteten Winde sind so verlheilt gewesen,*
dass auf N 2, 0 = 9, S = 27, W = 1, NO =5, SO - 19, NW=2,
SW = 26, NNO -= 0, NNW = 0, SSO =3, SSW = 5, ONO = 2, OSO —
1, WNW = 0, WSW = 1 kommen, woraus die mittlere Windrichtung berech-
net worden ist auf S — 13°55'37,"22 — VV.
Das Psychrometer zeigte durchschnittlich einen ziemlich hohen Grad von
Feuchtigkeit der Luft an ; wir halten im monatlichen Mittel 87 pCt. relative
Feuchtikeit bei dem miltlern Dunstdruck von 1,'"79. Dem entsprechend hatten
wir auch durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten 5 Tage mit be-
decktem, 15 Tage mit trübem, 3 Tage mit wolkigem, 2 Tage mit
ziemlich heilerem, 5 Tage mit heiterem und 1 Tag mit völlig hei
terem Himmel. Die Summe des im Regenmesser gewonnenen Niederschlags
ist aber auffallend gering. Nur an 4 Tagen wurde wenig Schnee, an 5 Tagen
Regen und ausserdem an 6 Tagen verhältnissmässig starker Niederschlag aus
Nebel beobachtet. Die Summe des an diesen Tagen gesammelten Niederschlags
beträgt nur 36, "15 (28, "85 aus Regen und Nebel und 7, "30 aus Schnee und
Reif) Paris. Kubikmaass, oder durchschnittlich täglich J ,"17 (0,93 aus Regen
und Nebel und 0,24 aus Schnee und Reif) auf den Quadratfuss Land.
Weber .
— MeKWHS«’ —
(Druck von W. Plötz in Halle.)
Zeitschrift
für die
Gesammten Naturwissenschaften.
1854. Februar. M II.
Physikalische Beiträge
von
W. Rollinann
in Stargard.
/. Neue ster eoscopis che Methoden.
a. Zeichnet man zwei zusammengehörige Körperan-
sichten um denselben Mittelpunkt, und hat nun ein Mit-
tel jede Ansicht nur dem Auge sichtbar zu machen, für wel-
ches sie bestimmt ist, die andere demselben aber gleichzei-
tig auszulöschen, so muss man offenbar beim Ansehen der
Doppelzeichnung und Anwendung dieses Mittels das ent-
sprechende Relief sehen. Es lässt sich dies Unsichtbarma-
chen je einer Zeichnung beinahe vollkommen dadurch er-
reichen , dass man die Zeichnung in Farben ausführt , und
sie durch passend gefärbte Gläser besieht. Mir gelang dies
ganz gut mit einer blau und gelben Zeichnung. Durch ein
rothes Glas gesehen zeigten sich fast nur die blauen Li-
nien, durch ein blaues dagegen nur die gelben ; und zwar
beide fast schwarz. Eine blau und rothe Zeichnung war
zwar für das rothe Glas eben so gut, weit weniger geeig-
net aber für das blaue , da die rothen Linien sich durch
dasselbe viel matter zeigten als die gelben. Andrerseits
waren die gelben Linien durch das rothe Glas eben so we-
nig sichtbar als rothe.
Es kommt bei der Anfertigung des Instruments Alles
auf eine richtige Auswahl der Gläser und Pigmente an.
Am leichtesten finden sich die tauglichen rein rothen Glä-
M. 1854. 7
98
ser. Die Linien , welche beiden Zeichnungen etwa gemein-
schaftlich sind, können schwarz sein.
Durch Umdrehung der Zeichnung um 180° oder durch
Vertauschen der Gläser erhält man das entgegengesetzte
Relief.
b. Mittelst Anwendung des polarisirten Lichtes schei-
nen mir auch folgende stereoscopische Methoden dem Prin-
cip nach richtig zu sein, wenn sie auch in der Ausführung
schwierig, ja vielleicht nicht möglich sein mögen.
Man kann zwei Gypsblättchen so in den Polarisations-
apparat bringen , dass bei einer Drehung des Analyseums
um 224/2 Grad die Farbe des einen verschwindet, während
die des anderen hervortritt. Freilich haben die Gypsblätt-
chen in solcher Lage nicht die glänzendsten Farben, die
sie annehmen können , doch sind dieselben noch deutlich
genug. Führt man nun die beiden stereoscopischen Zeich-
nungen um denselben Mittelpunkt mit Gypsstreifen in der
angegebenen Lage aus und betrachtet sie binocular durch
zwei unter 22%° gekreuzte Nicols, so muss jedes Auge die
eine Zeichnung sehen, die andere nicht.
Entschiedener können die Farben bei folgender Com-
bination hervortreten. Man führt die Zeichnungen des ver-
langten Körpers auf derselben Stelle durch schmale Gyps-
streifen aus, so dass die entsprechenden Schwingungsebenen
der beiden Figuren senkrecht zu einander stehen, und mit
der Polarisationsebene Winkel von 45° bilden. Betrachtet
man diese Doppelzeichnung im polarisirten Lichte durch
zwei senkrecht gekreuzte Nicols, so bekommen die Augen,
bei gleicher Dicke der Gypsblättchen, complementäre Far-
ben zu sehen, sehen also die Zeichnung nach Dove weiss.
Schiebt man nun hinter jedem Nicol noch ein Gypsblätt-
chen, deren entsprechende Schwingungsebenen sich eben-
falls senkrecht kreuzen und mit der Polarisationsebene Win-
kel von 45° bilden, so wird jedem Auge die eine Hälfte der
Doppelzeichnung sichtbar sein in einer Farbe, welche der
doppelten Dicke eines Gypsblättchens entspricht, die andere
Hälfte dagegen unsichtbar, wegen der Kreuzung gleich
dicker Blättchen,
99
//. Zusammenstellung der bekannten ster eoscopi -
sehen Methoden.
Bei der grossen Zahl der schon bekannten stereosco-
pischen Methoden ist eine Zusammenstellung derselben nicht
uninteressant. Ich habe folgende beschrieben gefunden:
1. Kat op tri s che.
Ihrer sind vier construirt. Eins von Wheatstone*)
mit zwei auf einander senkrechten Spiegeln und zwei seit-
lichen Bildern.
Eins von Dove *#) mit einem Spiegel und dazugehöri-
ger seitlicher Zeichnung und einer direkt geschehenen
Zeichnung.
Zwei von Brewster ***) mit parallelen oder doch nahe-
zu parallelen Spiegeln , deren spiegelnde Flächen einmal
nach aussen, einmal nach innen gewandt sind. Die Zeich-
nungen befinden sich gerade aus vor den Augen. Mit zwei
Zeichnungen erhält man eine Pyramide zugleich hohl und
erhaben. Einer der beiden Spiegel kann natürlich auch
fortfallen; mit ihm verschwindet dann der eine Körper.
2. Dioptrische.
Ihrer sind acht construirt.
Vier von Dove ****) mit gleichschenklig rechtwinkli-
gen Prismen. Die Bilder liegen allemal gerade aus.
Eins von Wildef) aus der Camera lucida. Ein Bild
seitlich, eins gerade aus.
Eins von Brewster tt) aus zwei Prismen mit klei-
nem Winkel (Halblinsen) und zwei Zeichnungen. Bei et-
was grösserem brechenden Winkel kann eine Linse fortfal-
len und deren Zeichnung direct angesehen werden.
*) Pogg. Ann. Erg. Bd. 1. S. 1.
**) Ebendas. Bd. 83. S. 187.
***) Philos. Mag. Jan. 1852. S. 16. Dinglers polyt. Journal Bd. 121.
S. 111.
****) Pogg. Ann. Bd. 83. S. 184.
f) Pogg. Ann. Bd. 85* S. 63.
ff) Dinglers polyt. Jonrn, Bd. 124. S. 109.
7
100
Ein Fernrohrstereoscop von Dove‘). Galiläisches
und astronomisches Fernrohr von gleicher Vergrösserung
auf dasselbe Bild gerichtet.
E i n Stereoscop durch Doppelbrechung von Dove.
3. Chromatische.
Eins durch gefärbte Gläser und farbige Zeichnungen,
und eins durch Polarisationserscheinungen. S. o.
4. Physiologische.
Eins von Dove: das Doppelsehen.
III. Polarisation des Lichtes durch Brechung in Metall.
Das einzige Metall, welches dünn genug dargestellt
wird um diaphan zu sein, ist Gold. Biot fand, dass zwei
Goldblättchen hinreichend seien das directe Sonnenlicht zu
polarisiren. Ich habe Goldblättchen sowohl als polarisiren-
de, wie auch als analysirende Vorrichtung und endlich als
beides angewandt und stets entschiedene Wirkungen gese-
hen. Ist das Licht nicht sehr intensiv, so darf man nur
ein einziges Blättchen anwenden, weil das Gesichtsfeld sonst
zu dunkel erscheint. Als Zerleger gebraucht zeigt ein
Goldblättchen am deutlichsten die Farben der dünnen Gyps-
blättchen, der gekühlten Gläser u. s. w., aber natürlich sind
dieselben modificirt durch die eigne blaugrüne Farbe des
Goldes.
Lässt man geradlinig polarisirtes Licht durch ein ge-
neigtes Goldblättchen gehen und betrachtet in demselben
durch den Turmalin einen senkrecht zur Axe geschnittenen
Kalkspath, so zeigen sich, wenn das Goldblättchen wie der
Zerleger um 45° gegen die Polarisationsebene gedreht sind,
die Erscheinungen der elliptischen Polarisation. Die Far-
benringe sind im ersten und dritten Quadranten enger als
im zweiten und vierten. Das Kreuz ist in zwei Hyperbeln
verwandelt, deren Scheitel sich nicht treffen.
Brewsters Entdeckung der elliptischen Polarisation
durch Reflexion an Metallen ist also hierdurch ergänzt.
') Pogg. Ann. Bd. 83. S. 187.
101
Wenn man in obigem Versuche alles Andere ungeän-
dert lässt, und nur statt des durchgelassenen das vom Gold-
blatt reflectirte Licht durch den Zerleger undKalkspath be-
trachtet, so zeigt sich die complementäre Figur, die man
im durchgelassenen Lichte erhält, wenn der Turmalin um
90° gedreht wird.
Der Versuch ist nicht ganz leicht anzustellen, da durch
das Goldblättchen sich die Ringfigur nur schwer in ihrer
wahren Gestalt erkennen lässt. Will man durch den Tur-
malin gut sehen, so muss er natürlich grün sein.
IV. Farben gekühlter Gläser und Gypsblättchen ohne Polari-
sations-Apparat.
In Poggendorffs Annalen Bd. 90 S. 570 berichtet Herr
0. Seyffer über die Farbenfiguren gekühlter Gläser aus-
serhalb des Polarisatiosapparates, die bei verschiedenen Ta-
ges- und Jahreszeiten in verschieder Stärke von ihm beob-
achtet wurden. Mir war die Erscheinung nicht neu, doch
hatte ich ihrem Grunde nie weiter nachgeforscht, sondern
wurde erst durch die genannte Mittheilung dazu veranlasst,
wobei sich mir Folgendes ergab.
Entfernt man aus einem Növenbergischen Polarisations-
apparat die polarisirende und analysirende Vorrichtung und
bringt dafür eine gekühlte Glasplatte unter einer Neigung
von etwa 35° so an , dass man durch die Ringe des Appa-
rats und die Platte hindurch deren glänzendes Bild im ho-
rizontalen Spiegel erblickt, so zeigt es das bekannte schwarze
Kreuz. Die Platte ist hier zugleich Polarisator, Zerleger
und Object zwischen beiden. Die von der Platte unter 35°
reflectirten , also polarisirten Strahlen , treffen den Spiegel,
werden in sich reflectirt, durch dringen die Platte und wer-
den dadurch analysirt. Eine Drehung der Platte im Azi-
mut ändert natürlich das Farbenbild nicht, weil sie einer
Drehung des ganzen Apparates gleich ist. Dasselbe Expe-
riment lässt sich mit Gypsblättchen anstellen.
Legt man die Platte auf eine matte Unterlage hori-
zontal auf das Fensterbrett, oder untersucht man sie bei
Lampen- oder Kerzenlicht, so zeigen sich allemal wenig-
102
stens Spuren von Polarisation, selbst bei vollständig bedeck-
tem Himmel. Zur Erklärung dieser Farben bieten sich zwei
Möglichkeiten. Das schräg auffallende Licht durchdringt
die Platte und wird von deren unterer Fläche reflectirt.
Durch beide Vorgänge wird es polarisirt, und zwar im ent-
gegengesetzten Sinne , und es fragt sich nur welche Art
der Polarisation die Erscheinung forderte. In seinem wei-
teren Fortschreiten wird nun das Licht bei seinem zweiten
Durchgänge durch die Platte durch Brechung analysirt oder
die untere Fläche der Platte ist Analyseum und zeigt uns
durch Reflexion das Farbenbild, welches beim ersten Durch-
gänge dureh die Platte entstanden.
Weiche von diesen Annahmen die richtige sei, muss
sich daraus erkennen lassen, welchem der beiden angenom-
menen parallelen Zerleger die Farbe der Platte entspricht.
Da der graue Himmel die Figuren der gekühlten Glasplatte
nur sehr undeutlich hervortreten liess, so bediente ich mich,
um dies zu entscheiden, der Gypsblättchen , welche ihre
Farben viel deutlicher zeigen. Bei diesen stellte sich her-
aus, dass die Erscheinung zu ihrer Erklärung eine Zerlegung
durch Brechung fordere, indem ein Satz Glasplatten, paral-
lel dem Gyps als Analyseum gebraucht die Farben dessel-
ben stärker hervortreten liess, um 90° gedreht jedoch die
complementären zeigte. Eine weitere Untersuchung im Po-
larisationsapparat ergab, dass die Polarisationsebene des
Lichtes, welches die Farben im Glimmer hervorbringe senk-
recht auf demselben stehe. Dieses Licht musste also durch
Reflexion an der unteren Fläche polarisirt sein, wobei nicht
ausgeschlossen ist, dass es vorher schon auf gleiche Art
polarisirt sein kann und sich dadurch die Erscheinung glän-
zender zeigt.
103
Fauna M u I h 11 s a n a
von
li* Möller
in Mühlhausen.
In den Jahren 1836 bis 1842 in Erfurt und von 1843
bis jetzt in Mühlhausen ansässig verwandte ich einen gros-
sen Theil meiner Mussestunden auf naturwissenschaftliche
Studien, und besonders der Gegenstände, die meine Umge-
bung bot und die ich auf vielfachen Excursionen erreichen
konnte. Den Insekten, zumal den Schmetterlingen und seit
1847 auch den Käfern , widmete ich eine ganz besondere
Aufmerksamkeit ; die Zucht nöthigte mich bald zu einem
ernsten Studium der Flora , und diese wieder zur geogno-
stischen Untersuchung des Terrains. So fordert ein Stu-
dium das andere heraus. Und ich bin nun dahin gelangt,
zuerst die Schmetterlings-, später die Käferfauna und zu-
letzt die Flora des Mühlhäuser Kreises abzuschliessen.
Meine gesammelten Erfahrungen und Beobachtungen werde
ich dem naturwissenschaftlichen Vereine für Sachsen und
Thüringen in Halle übergeben. Die etwa nöthigen Nach-
träge sollen ihrer Zeit folgen.
Die Aufzählung der Schmetterlinge in der vorliegen-
den Uebersicht ist nach dem Verzeichnisse der europäi-
schen Schmetterlinge von Heydenreich geschehen.
Was die Grösse des Gebietes anlangt, welche ich der
Fauna Mulhusana gegeben habe , so fand ich für gut , das-
selbe auszudehnen , um die reiche Fauna und später Flora
des Heldrasteins und der Treffurter Gegend mit hinein zu
ziehen. Einige Mal habe ich auch die Kreisgrenze über-
schritten und das Eichsfeld als Fundort citirt. Da nun der
Mühlhäuser Kreis mit dem Hainich und der Haart ein Theil
von Thüringen ist, so dürfte die Fauna und Flora desselben
den Naturforschern , welche sich besonders für Thüringen
interessiren, eine willkommene Gabe sein,
104
A. Lepidoptera L. ((ilo^ata D.)
oder
Verzeichniss der im Mühlhäuser Kreise vorkommenden Schmet-
terlinge mit Hinzufügung ihrer Fundorte etc .
I. RHOPALOCERA.
A. PAP1LIONIDES.
1. Melitaea malurna L . Kömmt nur auf dem Eichsfclde und im
Werratliale bei Geismar und Kleintöpfer vor.
M. artemis Fbr . Desgl., aber seltener.
M. dictynna Esp. Sehr selten ; nur in den Waldungen zwischen
Treffurt und Wanfried und am nördlichen Abhange der Haart
bei Amt Lohra.
M. athalia Brkh. In den Mühlhäuser Waldungen selten, häufiger
auf dem Eichsfelde von Zelle bis Kleintöpfer, gemein am Heldra-
stein und bei Grossburschla.
2. Argynnis selene Fbr. Sehr selten. Waldwiese bei Heyrode.
A. euphrosine L. In Waldungen auf Stellwegen , Wiesen und
Schlägen überall gemein.
.4. latonia L Nicht häufig, oft jahrweise ganz verschwindend.
Steingraben im llainich. Auf Kleeäckern am Waldsaume bei
Weidensee.
A. niope L .* Im Hainich und bei Treffurt auf einigen Waldwie-
sen gemein. In der Haart nur am südlichen Abhange zwischen
Saalfeld und Volkerode.
var. Aglaopa Walner, einmal.
var. Eris Schönherr , öfters.
A. adippe Fbr. Nur im Hainich in einem Querthale desselben bei
Heyrode in Gemeinschaft mit vorigem.
A. aglaja L. Ebenfalls in Gemeinschaft mit niope, gemein.
A. paphia L* Desgl., noch gemeiner.
var. Valesina Esp. den ,4/8 51. Einmal im Heyroder Querthale.
Dieser Ort ist überhaupt der Sammelplatz dieser ganzen Gattung.
3. Vanessa cardui L * Ueberall auf Feldern, sterilen Orten gemein.
oft jahrweise ganz selten. 1851 flog derselbe schon im April.
Das Auffallende war, dass der Schmetterling im April schon ver-
flogen erschien,
V. atalanta L. Gemein durchs ganze Gebiet.
F. jo L .* Desgl.
An merk. Die mit * bezeichneten Schmetterlinge sind durch Zucht
beobachtet worden.
105
Vanessa antiopa L * „Desgl.
var. durch Zucht: Die Veränderung liegt nur in den Vor-
derflügeln. Die gelbe Kante hat keine scharfe Grenze, son-
dern das Gelb breitet sich, besonders nach dem Vorder-
rande zu, bis zur Hälfte der Flügel aus. Blaue Flek-
ken sind gar nicht vorhanden.“
V. poly chlor os L.* Gemein im Walde und in Gärten.
V. urticae L * Sehr gemein durchs ganze Gebiet.
V. Calbum L. * Desgl.
4. Limenitis sibylla L. Im Hainich häufig, in der Haart selten.
(Ein frisches Exempl. noch den 21/a 48 gefangen.)
L. populi L. Daselbst in Wald- und Fahrwegen gemein,
5. Apatura iris L. Im Hainich einzeln , in der Haart bei Iveula
häufig.
6. Hipparchia briseis L. Im Hainich mehr, als in der Haart; auf
sterilen Stellen bei Peterhof, lange Bahn, rothe Haus etc.
H. semele L. Desgl.
H. tithanus L. Nur auf dem Eichsfelde bei Kleintöpfer.
H. janira L. Ueberall sehr gemein.
var. hispula 0. Auf den Waldwiesen hei dem rolhen Hause.
H. hyperanthus L. Ueberall gemein.
var. arele 0. Unterseite weisse Punkte statt der Augen.
H. dejanira L. ln den Mühlhäuser Waldungen zerstreut einzeln.
H. maera L. Auf manchen Waldwiesen und Waldrändern im Hai-
nich und Vogteierwalde und im Schafthaie in der Haart gemein.
H . megaera L. Ueberall an Hohlwegen , sterilen Rändern und
Mauern gemein.
H. egeria L. Desgl., nur in den Waldungen.
H. galathea L. Desgl., auf allen Waldwiesen.
var. leucomelas Hb. ) erstere mehrmal,
— procida Herbst, jl etztere einmal, Rothe Haus.
H . medusa W. V. Desgl., aber einzeln.
H. medea Hb. Desgl., aber auf manchen Orten, z. B. im Hainich
bei dem weissen Hause und im Vogteierwalde, und in der Haart
bei Saalfeld und im Volkeroder Walde häufig.
H. ligea Esp. 1851 im Hainich auf den Waldwiesen bei Heyrode
und Eichenrinden zn Tausenden; vorher und nachher sehr selten.
H. pamphilus L. Gemein durchs ganze Gebiet.
H. iphis W. V. Auf Wald wiesen einzeln.
H. hero L. Im Hainich einzeln, im Schafthaie in der Haart oft
häufig; desgl. bei Treffurt.
H. arcania L. Mit pamphilus überall gemein.
7. Lycaena arion L. Auf Waldwiesen im lleinich nicht seilen.
L. cyllarus Fbr. Ueberall auf Wiesen im und ausserhalb des
Waldes nicht selten.
106
Lycaena acis Hb. Desgl., aber mehr auf Waldwiesen des Hamichs.
L. argiolus Hb. An einzelnen Stellen im Hainich, bei Treffurt am
Heldrastein.
Bemerk. Die Raupe von argiolus muss wohl noch eine andere Nah-
rungspflanze haben, als Rhamnus frangula , weil diese im Hainich
nirgends vorkommt und der Schmetterling daselbst doch nicht sehr
selten ist.
L. damon Fbr. Auf einigen Waldwiesen im Hainich häufig.
L. alsus Fbr. Ueberall auf Wiesen in der Nähe der Stadt und
im Walde gemein.
L. corydon Fbr. Desgl.
L. dorylas Hb. Ziemlich selten , nur auf Waldwiesen des Hai-
nichs : Rothe Haus, bei Eichenrinden am Waldsaume und un-
terhalb Katharinenberg.
L. adonis ZV. Daselbst, sehr selten.
L. alexis Fbr. Auf allen freien Waldplätzen und Wiesen zerstreut.
L. agrestis W. V. Desgl., aber seltner.
L. argus L. Desgl., aber gemein.
Z. aegati Brkh. Desgl., aber selten.
Z. amyntas Fbr. Desgl., häufig nur im Walde.
Z. polysperohon Bergstr. Sehr selten ; nur 2mal am Waldsaume
des Hainichs südl. vom Spiegelbrunnen gefangen.
L. chryseis Fbr. Einzeln in Gärten und im Walde.
L. helle Fbr. Sehr selten. Spiegelbrunnen.
L. virgaureae L. Desgl. Heyroder Querthal.
L. phlaens L. Häufiger, auf sterilen wiesigen Plätzen.
L. rubi L. Nur im Hainich bei Pelerhof und bei dem rothen
Hause vorkommend.
Z. quercus L.* ln den Mühlhäuser Waldungen überall nicht selten.
Z. ilicis 0. Nur am westlichen Abhange des Hainichs nach dem
Werrathale häufig.
Z. pruni L. Ueberall einzeln.
Z. betulae L .* ln Obstgärten überall häufig.
S. Nemeobius lucina L. In den Mühlhäuser Waldungen in allen
Stellwegen und freien Plätzen häufig.
9. Papilio podalirius Z.+ Daselbst nicht häufig.
P. machaon L.* Daselbst und in Gärten überall gemein.
10. Pontia cralaegi L .* Seit 1836 wie verschwunden, so dass er
seit dieser Zeit zu den Seltenheiten gehört.
P. brassieae L.*)
P. rapae L .* ) Ueberall in Gärten, Feld und Wald gemein.
P. napi L.* )
P. daplidice L. Einzeln durchs ganze Gebiet. Ilorsmar.
P. cardamine Z. Ueberall gemein im Walde und in den Umge»
bungen der Stadt.
P. sinapis L . In den Waldungen gemein.
107
11. Colias edusa L. Auf Feldern sehr selten; früher häufiger.
C. hyale L. Daselbst, mehr als in den Wäldern, gemein.
C. rhamni L-* Nur in den Waldungen, gemein.
12. Hesperia alveolus 0. Daselbst in allen Stellwegen, auf Wie-
senplätzen gemein.
var. taras ? 2 mal.
H. sertorius 0. 2 Fundorte : Katharinenberg und Treffurt.
H. lages L. In Gemeinschaft mit alveolus.
H. steropus W. V. Auf feuchten Waldwiesen bei Treffurt.
H. paniscus Fbr. — alveolus und tages.
In Gemeinschaft auch ausserhalb der Waldun-
dungen an den Chausseegräben, auf Wiesen
und grasigen Platzen überall gemein.
H. actaeon Esp. Im Allgemeinen selten, nur im Werrathale bei
Treffurt und Wanfried , auf den blumenreichen Abhängen des
Ibei’ges bei Heiligenstadt und an den nördlichen Abdachungen
der Haart nach der goldnen Aue bei Amt Lohra häufiger.
H. comma L.
H. sylvanus Fbr.
H. linea Fbr.
H. lineola 0.
II. H E T E R 0 C E R A.
A. SPHINGIDES.
1. Zygaena minos XV. V. Im Hainich und bei Nazza, Falken und
Treffurt auf Waldwiesen nicht häufig.
Z. meliloti Esp . Desgl., häufiger nördlich vom weissen Hause und
bei Heyrode.
Z. trifolii Esp. Desgl.
Z. lonicera Esp. Desgl., aber seltner.
Z. filipendulae L. Desgl., gemein.
Z. hippocrepidis 0. Desgl., selten.
Z. peucedani Esp. Desgl., jetzt selten, früher gemein.
Z. ephialtes 0. Desgl., einmal.
Z. onobrychis Fbr, Desgl., oft gemein.
2. Sesia apiformis L. Durchs ganze Gebiet nicht selten.
S. hylaeformis Lasp. Desgl. in Gärten, seltner.
S. culiciformis L. Desgl.
S. tipuliformis L. Desgl.
3. Macroglossa fuciformis L. Nur an einigen Orlen im Hainich:
Spiegelbrunnen und in den Chausseegräben zwischen Langula
und Nazza.
S. slellatarum L. In Gärten auf Blumenbeeten nicht häufig,
4. Smerinthus liliae L* )
S. ocellata L.* | Durchs ganze Gebiet gemein.
S. populi L.* )
108
5. Deilephila elpenor L .* Gemein. Raupe besonders am Felchtnef-
bache auf Lythrum salicaria L.
D. porcellus L.* Nicht so häufig, ln den Umgebungen der Stadt :
Schützenberg , Rapimschenmühle.
D. galii Fbr.* Im Hainich selten. Katljarinenberg.
D. euphorbiae L* Gemein durchs ganze Gebiet.
6. Sphinx pinaslri L * Nie so häufig, dass die Raupe schädlich
würde.
Sph. convolvuli L.* Oft gemein.
Sph. ligustri L.* Desgl.
7. Acheronlia atropos l * Desgl.
1. Salurnia carpini W. V. Früher bei Mühlhausen häufig, jetzt nur
bei Volkerode und im Werrathale.
2. Aglia tau L * In allen Laubholzungen des Hainich und bei Tref-
furt am Heldrastein gemein.
3. Endromis versicolora L. Sehr selten.
4. Bombyx mori L * Seit Jahren eingeführt; seit 1853 im Grossen
durch einen Verein.
5. Harpyia vinula L* Durchs ganze Gebiet gemein.
H. erminea EspS Einmal.
H '. bifida Hb .* Sehr selten.
H. furcula L .* Ueberall nicht selten.
H. fagi L* Im Hainich häufig. Die Zucht ist schwierig, weil
die Raupe sich in der Gefangenschaft die Füsse abbeisst.
6. Notodanta ziczac L .* Ueberall gemein, besonders an der Unstrut.
JV. dromedarius Z.* Nur in der Haart.
N. camelina L * In den Waldungen überall gemein.
N. carmelüa Esp * Nur im Hainich an einigen Orten selten.
N. palpina L* Im Hainich häufig.
N. plumigera Fbr* Daselbst, seilen.
N. velitaris Esp. Desgl.
7. Gastropacha betulifolia L. Einmal.
G. quercifolia L .* Einzeln durchs ganze Gebiet.
G . pini L. Noch seltner als Sphinx pinaslri L.
G. pruni L. Einmal bei Ammern.
G. potatoria L.* Ueberall gemein.
G- quercus L* Einzeln durchs ganze Gebiet; an der Werra bei
Heldra auf Weiden häufiger.
G. trifolü Fbr. Einmal im Chausseegraben bei der Torfgrube.
G. populi L* An manchen Orten z. B. bei Schrölerode an Pap-
pelalleen gemein.
B. BOMBYCIDES.
N. diclaea L .* (
N. dictaeoides Esp * j
Einzeln durchs ganze Gebiet.
109
Gaslropacha lanesiris L* Desgleichen zum Beispiel Wendehausen,
Thonberg.
G. neustria L * Ueberall in Gärten; die Raupe wird daselbst oft,
l)esonders bei Treffurt sehr schädlich.
8. Cossus ligniperda Fbr .* Bei Mühlhausen sehr gemein, und wird
die Raupe daselbst den Obstbäumen sehr schädlich.
aesculi L. Daselbst selten. Zweimal auf dem Hofe und zwar auf
dem Miste sitzend gefangen.
9. Hepiulus humuli L. Das 9 überall gemein in Gärten , das $
sehr selten.
H. sylvinus L. Ziemlich seilen.
H . lupulinus L. Durchs ganze Gebiet gemein.
H. hectus L. Ziemlich selten.
10. Pygaera anastomosis L. Desgl.
P. reclusa Fbr .* Einzeln durchs ganze Gebiet, häufig an der Un-
strut bei Görmar und Bollstedt,
P. curtula L.* Desgl.
P. anachoreta Fbr.* Desgl., aber seltner.
P. bucephala L* Ueberall gemein ; R. besonders auf Eichen. Lin-
den und Weiden.
11. Liparis monacha L .* Ueberall nicht häufig.
L. dispar L* Desgl., gemein.
L. salicis L * Nicht überall häufig, nur an den Chausseepappeln
zwischen Höngeda und Gollere.
L chrysorrhoea L.' j üeberaU in Gärten.
L. aunflua Fbr. j
12. Orgyia pudibunda L* Desgl. gemein in Gärten und Wäldern.
0. coryli L* Desgl. nur im Walde.
0. gognosligma Fbr * Desgl. nur in Gärten.
0. anliqua L * Desgl,
13. Psyche nitidella Fbr.* In den Waldungen des Hainichs häufig.
14. Lithosia aurila Esp. Daselbst in den Tannenwaldungen bei Pe-
terhof, z. selten.
L. irrorea Hb. Daselbst gemein.
L . eborina Hb. Desgl.
L. rubricollis Hb. Desgl., nicht so häufig.
L. aureola Hb. Desgl, bei Peterhof.
L. luteola Hb. Desgl., selten.
L. helveola Hb. Desgl., häufiger.
L. complana Hb. Desgl., häufiger.
L. griseola Hb. Desgl., häufiger.
L. mundana L* Sehr häufig unter alten Dächern.
15. Euprepria russula L. Einziger Fundort : Schmalzholz bei Mühl-
hausen.
E . jacobaea L* Im Hainich und in der Haart überall wo Sene-
cio jacobaea L. steht.
110
Euprepria plantaginis L. Daselbst aber seltner.
E. hera L. Nur im llainich bei Nazza.
E. aulica L. Daselbst. Spiegelbrunnen.
E. matronula L . = hera.
E . caja LS Durchs ganze Gebiet gemein.
E. hebe L. Nur im Hainich bei Eichenrinden.
E. fuliginosa LS — caja, doch nicht so häufig.
E. mendica L S 1
E, sordida nach Wood * ? I
E. urticae EspS \ Desgl.
E. menthastri FbrS I
E, lupricipeda Fbr S J
C. NOCTUAE.
1. Aironycta leporina LS Popperode bei Mühlhausen, nicht häufig.
A. aceris LS Auf einigen kleinen Kastanienanpflanzungen in der
Stadt gemein.
A. inegacephala Fbr * Im Hainich nicht häufig.
A. ligustri Fbr * Z. selten.
A. Indens L* und psi L .* Gemein durchs ganze Gebiet.
A. rumicis L* Desgl.
A. euphorbiae Fbr * Einzeln durchs ganze Gebiet.
A. euphrasiae Fbr* Auf Wiesen bei Felchta.
2. Bryophila perla Fbr. Ueberall häufig.
3. Kymalophora diluta Fbr. Einmal im Hainich. Spiegelbr.
K* flavicornis L* Daselbst häufig.
4. Episema coeruleocephala L* Sehr gemein, besonders an Zwet-
schenbaumen im freien Felde. (Ist seiner Natur nach ein Bombyx.)
5. Agrotis fumosa Fbr* Sehr selten.
A. suffusa Fbr* Nicht selten in Gärten, auf Wiesen.
A, segelum Hb. In der Umgegend Mühlhausens gemein.
A. corticea W. F. | Desgl., erstere nicht so häufig.
A. exclamatioms Lr }
A. forcipula W. V. Einmal. Schützenberg.
A . lenebrosa Hb. Daselbst.
6. Amphipyra Iragopogonü L* > üeberall gemein.
A. pyramidea L* )
A. typica L* Häufig in den Stadtgräben.
A. lucipela Fbr. Einmal. Schützenberg.
7. Noctua augur Fbr* Ueberall nicht selten.
N. sigma W. V.* )
N. candelisequa W. V'* ! S. selten.
N. brunea Fbr. )
N C. nigrurn I.* ( sellen_
N. tnanguium ü.* )
111
8. Triphaena comes Hb.* S. selten. Schützenberg. Einmal bei
Langensalza.
Tr. subsequa Esp. Noch seltner.
Tr. pronuba L.* Ueberall gemein , besonders in Gärten ; variirt
so , dass kein Exemplar dem andern ganz gleich ist.
Tr. fmbria L. Sehr selten. Spiegelbrunnen, Schützenberg.
Tr. jantkina Fbr* Noch seltner. Bollstedt.
9. Hadena saponariae Esp* Ueberall häufig.
//. perplexa Hb. Desgl. Schaflhal in der Haart.
H. capsincola Hb. Seltner, nur in Gärten.
H. cucubali W. V. Ueberall gemein.
H. lutulenta W. V.* Mehrmals durch Zucht.
H. leucophaea B* Desgl.
H. denlina Esp* Ueberall gemein.
H. atriplicis L.* Desgl., nicht so häufig.
H. adusla Esp* Desgl.
H. thalassina Brk. Im Hainich selten.
H. genistae Brk* Daselbst seilen, in der Haart und am Heldra-
stein häufiger.
H. contigua Esp. Nur bei Hollenbach und Harsmar in den dorti-
gen Eichenwaldungen.
10. Phlogophora meliculosa L. Gemein durchs ganze Gebiet.
Phi. lucipara L . Ziemlich selten.
11. Miselia comla Fbr* )
M. culta Fbr* ) sehr selten, nur durch Zucht erhalten.
M. oleagina Fbr* )
M. oxyacanthae L. Ueberall häufig.
M. aprilina L. Eine der gemeinsten Herbsteulen.
12. Polia chi L.* Sehr selten, nur 2mal durch Zucht.
P. saliceli Brkh* Bei Mühlhausen häufig.
P. dysodea Esp* Desgl.
P. scoriacea Esp. Sehr selten. Schützenberg.
P. flavicincta Fbr* Oft durch Zucht.
P. nebulosa Fbr. Nicht häufig. Schiilzenberg.
P. herbida Hb. Sehr selten. Daselbst.
(Trachea porphyrea Ilb. den 21/5 49 auf dem Inselsberge ge-
fangen.)
13. Apamea nictitans L.* Ueberall aber selten.
A. didyma Bfk. ) Qeraeiri durchs ganze Gebiet, die beiden er-
A furmeula W. V. slen mU vieIen Variationen.
A. strigtlis L. \
A. teslacea W. F. Sehr selten.
A. bassilinea Fbr* Ueberall häufig in Gärten.
14. Mameslra pisi L* Ueberall auf Feldern gemein.
M, oleraeea L* Desgl., aber nirgends häufig.
112
Mameslra chenopodü Fbr* Desgl.
M. nigricans FF. V. Sehr selten.
M. brassicae L. j Gehören zu den gemeinsten Eulen in Gärten
m. persicanae L. \
15. Calpe libatrix L .* An manchen Orlen z. B. Popperode, Am-
mern, Reiser, an der Unstrut, bei Bollstadt gemein.
1 6. Orthosia instabilis Fbr * Durchs ganze Gebiet in Gärten und
Wäldern verbreitet.
ö. ypsilon FF. V* Desgl., am häufigsten in der Haart.
0. Iota L* Einige Mal nur durch Zucht.
0. golhica L. Ueberall selten.
0. slabilis Hb* Ueberall gemein.
0. cruda W. V. Selten. Horsmar.
0. laevis Hb. Häufiger. Rapimschenmühle.
0. litura L* Selten, nur durch Zucht.
17. Caradrina morpheus Viewg* Durchs ganze Gebiet an Zäunen
der Gärten häufig, besonders bei Görmar, Grabe, Schiitzenberg,
Klinge etc.
C, cubicularis FF. V. Desgl. in und an Gebäuden.
C. alsines Brlih. Desgl.
C. trilinea W, V. Desgl., aber seltner.
18. Leucania pallens L* Die erste Generation selten, die zweite
durchs ganze Gebiet auf Feldern, in Gräben etc. gemein.
L. impura Hb. Ueberall selten.
L. album L. )
L. comma L. > Desgl. Schölzenberg.
L. lilhargyria Bsp. ]
L. conigera Fbr. Bei Mühlhausen häufig.
19. Gorlyna flavago Esp* Nur an einigen Orten, selten.
20. Xanthia ochroleuca FF. V. In den Mühlhäuser Fluren an Rän-
dern, am Forstberge etc., wo Disteln blühen, nicht selten.
X rufina L.
X. ferrugineaHb.
X. croceago Fbr.
X. citrago L .
X ♦ aurago Fbr.
X. silago Hb.
X. cerago FF. F.
Herbsteulen , alle durch Klopfen an Waldrän-
rändern des Hainich und an Chauseehäumen da-
selbst mehr oder weniger häufig.
21. Cosmia fulvago FF. F. Im Hainich, sehr selten.
C . Oo L. Desgl.
C. trapezina L .* Daselbst, sehr gemein, variiren sehr in Fär-
bungen.
C. retusa L* Daselbst, selten, nnr durch Zucht.
C, affinis L* Desgl., aber häufiger. Die Raupen leben gleichzei-
tig mit der von trapezina und ist leicht mit derselben zu ver-
wechseln.
113
Cosmia pyralina W. V* Meist selten, nur durch Zucht.
22. Cerastis vaccinii L. In Gemeinschaft mit den Xanthinen in vie-
len Variationen.
C. rubiginea L * Desgl.
C, silene W. V .* Selten , nur durch Zucht.
C. satellilia L * Einzeln durchs ganze Gebiet.
23. Xylina vetusta Hb* Im Hainich, selten.
X , exoleta L * Daselbst, häufiger.
X. rhizolitha Fbr. Oft gemein, gleichzeitig mit den Xanthinen.
X, petrificata W. V* Daselbst, selten.
X. oculata Germ. Desgl , noch seltner.
X conspicillaris L. Bei Mühlhausen, Schützenberg ziemlich selten.
X pulvis L. Daselbst, sehr selten.
X. scolopacina Hb. Desgl.
X. rurea Fbr. Desgl.
X. polyodon L. Desgl., aber gemein.
X lithoxylea W. V* Ziemlich häufig, besonders des Abends in
Gärten.
X. lateritia Esp * Desgl.
X» virens L. Desgl., aber selten.
24. Asteroscopus cassinia Fbr. Desgl., häufiger.
25. Cleophana pinastri L. Sehr selten, durch Fang an einem Gar-
tenhause in der Klinze.
C. linariae Fbr. Desgl. Schützenberg.
26 Cucullia umbratica Fbr. j , Gemeir.scl.afl, überall häufig.
C. laclucae Fbr. ) J °
C. dbrotani IV. V* . Mu vor| abe|. seltner>
C. absinthii L. •
C. thapsiphaga Tr. Einmal gefangen. ?
C. scrophulariae W. V* Nur an einigen Orten : Heyrode, an der
Unstrut dem Badeorte gegenüber , an der Werra bei Heldra.
C. verbasci L .* Zerstreut durchs ganze Gebiet.
27. Abrostala triplasia L.* Desgl., gemein.
A. urticae Hb. Desgl., selten. '
2S. Phsia chryntis L* j Uebcrall ,cio.
P. gamma L. )
P. jota L* Bei Mühlhausen in Gärten ziemlich häufig.
29. Anarte heliace W. V. Zerstreut auf einigen Waldwiesen des
Hainichs , besonders am Waldsaume hinter Eichenrinden,
30. Heliathis dipsacea L. 1847 sehr häufig auf Kleestücken am
Riesenberge.
H . marginata Fbr. In den Juni-Abenden häufig bei der Rapims-
ehenmühle und am Schützenberge.
H. delphinii Fbr, Desgl., aber sehr seilen.
31. Acontia lucluvsa W. V. Höngeda, einziger Fundort.
8
114
32. Erastria suiphurea Hb. Ueberall auf Wiesen , Kleestücken etc.
gemein.
E. unca W. V. Desgl., aber selten.
E. atratula Brkh. Desgl., bald häufig, bald selten.
33. Antophila aenea W. V. Auf Waldsaumwiesen bei Eichenrinden
häufig.
34. Ophiusa craccae Fbr, Bei Mühlhausen nicht selten.
35. Mania maura L. Ziemlich gemein, besonders in Mühlen inner
halb und ausserhalb der Stadt.
3G. Catocala fraxini L * Ueberall z. selten.
C. nupta L* Ueberall gemein.
C. sponsa Fbr. ( Beide selten, bis jetzt nur in der Haart, bei
C. promissa Fbr. $ Horsmar.
C. paranympha L. Desgl. , bei Mühlhausen im Johannisthale und
Schützenberge.
37. Brephos parlhenias L. Sehr häufig im Hainich in Stellwegen
an den ersten warmen Tagen im Februar.
38. Euclidia glyphica L * Ueberall auf Wiesen, Kleeslücken etc.
gemein.
E. mi L. Desgl., nicht so häufig, mehr auf Waldwiesen.
39. Plalypleryx spinula Hb. Den 26/8 50 an der ßreitsülze, den
15/5 52 in einem Garten bei der Stadt gefangen. Ich glaube
desshalb, dass sich spinula, wie die übrigen Platypteryx, in 2
Generationen entwickelt.
PI. sicula Hb* Im Hainich selten.
PI. falcula Hb* Daselbst und in der Haart häufig.
PL unguicula Hb* Desgl.
PL lacertula Hb.* Desgl., sehr seilen.
D. GEOMETRAE.
1. Ennomus liturania L. Nur an einigen Orten: Schützenberg,
Peterhof, grüne Pforte und weisse Haus.
E. signaria Hb. Desgl., in der Haart im Schafthaie häufiger.
E. notataria W. V. Einzeln in Gärten zwischen Mühlhausen und
Görmar und bei Popperode.
E. emarginaria L. Desgl. im Johannisthale.
E. parallelaria W. V. Einzeln im Hainich.
E. edunaria Es. Daselbst einmal ein $ gefangen, unweit der grü-
nen Pforte.
E. dolabraria L* Daselbst an vielen Orten nicht selten.
E. crataegala L* Im Hainich und in der Haart überall gemein.
E. prunaria L. Ueberall in Gärten mehr , als in den Waldungen
gemein.
var. Die Veränderung tragen die Vorderflügel. Auf denselben
hat sich beinah ein Karmosinroth bindenartig concentrirt.
115
Ennomus syringaria L.* In Gärten einzeln durchs ganze Gebiet.
Beide häufig im Uainich.
E. lunaria W. V*
E. illunaria W. V .* »
E. üluslraria Hb* Daselbst das $ einmal durch Zucht.
E. evonymaria W. V. Einmal.
E. angularia W. V* Daselbst, ziemlich selten.
E. erosaria W. V* Desgl., nicht seilen.
E. quercinaria Brich*
E. quercaria Esp * Desgl.
Desgl,
häufig.
(Noch im Ungewissen.)
E. denlaria Esp* Desgl, ziemlich selten.
E. alniaria L* Popperode, Walkmühle hei Görmar; ziemlich selten.
E. liliaria Hb* In den Mühlhäuser Waldungen gemein.
2. Acaena sambucaria L. Durchs ganze Gebiet in Gärten.
3. Ellopia margaritaria L. Häufig. Bei Eichenrinden und in Gär-
ten bei Mühlhausen nicht selten.
E. fasciaria L. Nicht häufig. Grüne Pforte.
E. prasinaria Hb.
Desgl
4. Geometra vernaria L. 2* Im Walde bei Kaminerforst ( eine
Forts, des Hainichs), mit viel reicherer Flora und Fauna ; Bomb,
matronula und hera kommen daselbst vor.
G. papilionaria L. Einzeln. Popperode.
G . aeruginaria Hb. Im Uainich und Haart gemein.
G. bupleuraria W. V. Daselbst, selten.
G. putataria L. Nicht häufig.
G. aestivaria W. V. Ueberall selten. Rapimschenmühle.
G . cythisaria W. V. Nur am Heldrastein bei Treffurt,
G. bajularia Esp. Sellen. Uainich.
5. Aspilates purpuraria Fbr. Ueberall einzeln auf Stoppelfeldern.
A. gilvaria W. V. Selten. Uainich.
A. vespertaria B. Desgl
A. artesaria W. V. Desgl.
A. palumbaria W. V. Nicht selten. Hainich und Heldrastein.
A. petraria Esp. Selten,
6. Crocallis ellmgaria L. , Beide njcht lläulig. Grüne Pforte.
C. pennaria L. >
7. Gnophos obscurata ? Oft sehr häufig des Abends an Garlenzäu-
nen. Klinge, Rapimschenmühle.
G. punclulata Hb. Selten. Spiegelbrunnen.
8, Boarmia cinclaria W. V. Nicht häufig. Grüne Pforte.
Daselbst, aber selten.
B. crepuscularia W. V. Desgl.
B. consortaria Fbr.
B. repandaria W. V •
B. rhomboidaria W. V.
B. exlersaria Hb* Im Hainich gemein.
B. secundaria W. V. Daselbst seltner.
B. viduaria W. V* Desgl, häufig.
Steingraben im Hainich.
Häufig: Weissc Haus, Steingraben, Peterhof.
8 *
116
Boarmia lichnearia W, V* Desgl., seltner.
B. carbonaria W. V. Desgl,, sehr selten.
B. cineraria Ebr* Desgl., nicht selten.
9. Amphidasis betularia L* Ueherall gemein.
A. prodromaria W. V* i De sgl einzeln.
A. hirtaria L* 1
A. pilosaria W. V* Desgl., in Gärten häufig.
A. pomonaria Esp*
A. zonar ia Ilb*
Bei Mühlhausen sehr selten.
10. Tidonia piniaria L. Gemein in den Mühlhäuser und Treffurter
Kiefernwaldungen.
T. alomaria L. Ueherall im Walde und auf Bergwiesen gemein.
T. picearia Hb. Bis jetzt einmal gefangen.
T. clalhrata Hb* Im ganzen Gebiete auf Wiesen, Kleefeldern und
auf Waldwiesen gemein.
T. immoraria Hb. Einmal an der grünen Pforte.
T. wavaria L.* In allen Gärten gemein.
T. pulveraria L* Im Hainich, besonders in der Gegend des ro-
then Hauses und bei Eichenrinden häufig.
T. aurantiaria Esp. In Buchenwaldungen des Haipichs selten, am
Waldsaume des Vogteierwaldes jedoch öfter.
T. progemmaria Ilb.* Daselbst häufiger.
T. defolaria L* In Gärten und Waldungen gemein.
T. bajaria W. V. In Gärten bei Popperode nicht selten.
T. leucophaearia W. V. In Gärten überall einzeln.
T. aescularia Hb* Bei Mühlhausen gemein.
11. Chesias spartiata B. Im Mühlhäuser Walde selten, bei Treffurt
häufiger.
Ch. juniperata B. Auf den Uffröden bei Hollenbach.
Ch . variala B. Die Raupe wird den Fichten und Tannen am weis-
sen Hause und am Schützenberge oft schädlieh.
Ch. obliquata W. V . Daselbst nicht häufig.
12. Cabera . pusaria L.* In den Waldungen gemein.
C. exanthemaria Esp* Daselbst, nicht so häufig.
C. sylveslrata Hb. Daselbst, selten.
C. slrigilaria Esp. Desgl., am Heldrastein häufiger.
C. punctaria L* Daselbst häufig.
C. omicrinaria W. V. Desgl., besonders bei Peterhof u. Heyrode.
C. pendularia L. Daselbst einzeln.
C. trilinaria Brkh* Im Hainich gemein.
13. Acidalia ochrearia Hb. Im Hainich auf Waldwiesen häufig.
A. rubricaria Hb. Desgl., aber seltner.
A. albulata Hb. Einmal.
A. luteata Hb. Wie ochrearia.
A. impluviata B. Einzeln auf Waldrändern des Hamichs ; in Ge-
meinschaft mit dilutatu.
117
Acidalia brumata L * Ueberall gemein.
A. dilutata B* Nur im Walde gemein.
A. candidata Hb. Desgl., häufig.
A. osseata Hb. Auf Waldwiesen, seilen.
A. slrigaria Hb. Daselbst, gemein.
A. hexaplerata Fbr. Im Hainich u. bei Treffurt, ziemlich selten.
A. rivulata B. ? Bis jetzt 2mal gefangen.
A. blandiala B. An Gärtenzäunen bei Popperode.
A. rusiicala Dup. Auf Waldwiesen bei Heyrode, sehr selten.
A. undulata B. Im Hainich auf lichten Waldstellen. Rothe Haus,
ziemlich selten.
A. vetulata Rb. In den Juni-Abenden an Gartenzäunen gemein.
A. bilineala Dup. Ueberall, besonders in Gärten, gemein.
A. tersala B. An Zäunen in der Klinge, selten.
A. rhamnata B. Desgl.
A. dubitata B. Bei Mühlhausen in Gärten , oft auch in Häusern
und Kellern,
A. c erata B. Hie und da in Gärten, ziemlich selten.
14. Larenlia mensuraria W. V. Ueberall auf Wiesen, in Chausee-
gräben etc. gemein.
L. badiala B. In Hecken am weissen Hause, selten.
L. plagiata L. In den Waldungen Mühlhausens nicht selten.
L. bipunctaria W. V. In Gemeinschaft mit mensuraria, ebenso
gemein.
L. caesiala B. Im Hainich, selten.
L. flavicinctala Wood. Daselbst, seilen.
L. molluginata Hb. Desgl.
L. psittacata Fbr. In Gärten , nicht häufig.
L. rectangulata Fbr. Desgl, häufiger.
L. subrumbrata Hb. Im Hainich, selten.
L. innolata Brkh. Im Gebüsch an den Unstrulufern bei Mühlhau«
sen und Görmar.
L. centaureata Hb. Am Riesen- und Schülzenberge, auf Waldwie-
sen im Hainich, ziemlich häufig.
L. venosata Hb. Am Schützenberge, ziemlich selten.
L. valerianata Hb. In Gärten bei Popperode von Bornemann ge-
fangen.
15. Cidaria quadrifasciaria W. V. Im Hainich und in der Haart
selten.
C. ferrugaria W. V. Ueberall gemein.
C. liguslraria Tr. Häufig an Zäunen bei Görmar.
C. ocellata L * Ueberall an Zäunen, einzeln.
C. miaria W. V. Im Hainich, selten.
C. populata B. Daselbst, häufig.
C. chenopodiataL. Oft häufig an Gartenzäunen. Kunzens Thürmchen.
C. achatinala B. Im Hainich, sehr selten.
118
C. moeniaria W. V. Im Hainich selten, am Heldrastein häufiger.
C. fulvata B* In Gärten meist in Gemeinschaft mit chenopodiata,
auch im Walde häufig.
C. pyraliata B. ?
C. derivala B * In Gärten auf Rosen, nicht häufig.
C. berberata Fbr. Ueberall in Gärten häufig.
C. rubidala B . Schiitzenberg; selten.
C. russata B. Daselbst häufig.
C. suffumala B. ? Einmal.
C. prunala L* In Gärten überall gemein.
C. ruplata B. Daselbst, selten.
C. monlonciria Tr. Im Hainich gemein.
C. alchemillata L. In Gärten und im Walde einzeln.
C. hastata L. Im Hainich nur an einigen Orten, ziemlich selten.
C. trislala L. Desgl.
16. Zerene flucluarici B. Ueberall in Gärten, an Zäunen, Breitwän-
den etc. gemein.
Z. adusiata w. o. In der nähern Umgebung von Mühlhausen und
im Hainich seilen, bei Treffurt häufiger.
Z. albicillata L. In Gärten, einzeln.
Z. marginala L. In den Waldungen überall gemein.
Z. maculata Fbr. Im Hainich selten, häufig bei Nazza, Haiungen
und Treffurt.
Z. grossulariala L.* In Gärten überall gemein.
Z. taminata w. o. Im Hainich nicht selten.
Z. temerata w. o. Desgl.
17. Minoa euphorbiala Fbr . Auf den Waldwiesen vor Heyrode
gemein.
M. griseala. w o. Auf Wiesen und Kleefeldern am Riesenberge
oft gemein.
M. niveata Hb. Daselbst, selten.
18. Idaea dealbala L. Daselbst, selten.
/. vibicaria L. Auf wiesigen Waldrändern ziemlich seilen.
1. aversala L. Nur am Heldrastein.
1. commutcila Ilb. ? Nicht selten.
I, remutata L. In Gärten häufig.
I. mutala Tr. Daselbst, häufig.
I. immutata Tr. Daselbst, sehr selten.
I. incanata L. ? selten.
i. ornala w. o. Im Hainich auf Wald wiesen nicht selten.
I. bisetata Tr. An Zäunen in der Klinge und in Popperode oft
gemein.
/. monilata Hb. Auf einer Waldwiese im Hainich einmal gefangen.
III. MICROLEPIDOPTERA.
A. PYRALIDES.
1. Herminia grisealis w . o. Bei Mühlhausen häufig.
119
H. larsicrinalis Hb. Daselbst in Gärten, häufig.
II. barbalis L. Desgl.
2. Hypena proboscidaüs L . In Gärten, nicht seilen.
II. roslralis L. Ueberall an Wänden und in Hecken gemein.
II. angulalis Ilb. Einmal in den Gärten an der Unstrut.
3. Pyralis pinguinalis L. Ueberall in Häusern, gemein.
4. Scopula denlalis Sohrk. Am Schützenberge, ziemlich selten.
Sc. prunalis Tr. In Gärten oft gemein.
Sc. frumentalis L. Oft häufig. Popperode.
Sc. sticlicalis L. In den Wäldern gemein.
Sc. magarilalis L. Auf Feldern, nirgends häufig.
4. Bolys sambucalis w. o. In Gärten an Hecken, gemein.
B. polilalis Hb. Auf Wiesen, in Hecken ; gemein.
B. verbascalis w. o. Desgl.
B. verticalis L. Desgl. Popperode.
B. urlicalis w. o. In allen Gärten.
B. hyalinalis Sohrk. Auf Waldwiesen, selten.
B. palealis w. o. Am Forst- und Schützenberge , ziemlich selten.
B. forficalis L. ln Gärten gemein.
B. sericecilis w. o. Bei Mühlhausen nicht selten.
5. Nymphulci lileralis w. o.
Einige Mal am Schützenberge gefangen.
Popperoder Teiche, am Erdfalle und
Am
Egelsen häufig.
N. lemnalis Sohrk.
N. nymphaealis Tr.
N. polamogalis Tr.
N. stralionalis w. o. ?
N. punctalis w. o. Daselbst, selten.
6. Asopia farinalis L. In Häusern, an Wänden überall gemein
7. Pyrausla purpuralis L. Auf Waldwicsen gemein.
P. punicealis w. o. Desgl.
P. porphyralis w. o. Desgl., seltner.
P. cespitalis w. o. Desgl., gemein.
8. Hercyna slrigulalis Hb. Desgl, ziemlich seilen.
II. palliolalis Hb . * Mehrmals gezogen. Ilainich.
9. Ennychia cinguinalis Ilb. Desgl., ziemlich selten.
E. octomaculalis Tr. Desgl., oft häufig.
B. TORTRICIDES.
1. Ilcilias prassinana L* Im Ilainich, selten.
H. quercana w. o. Sohrk* Daselbst, häufig.
H. clorana L.* Daselbst, ziemlich selten.
2. Heterogena testudiana L* Desgl, weisse Haus.
3. Penlhina revagana w. o. Desgl.
P. salicana L* An der Unstrut im Weidengebüsch bei Mühlhau-
sen, besonders bei der Steinbrinkenmiihle und bei Bollstedt sehr
häufig.
P. pruniana Hb* An Zäunen überall gemein.
120
P. variegana Hb .* Desgl.
P. roborana w. o* Desgl.
P. amoenana Ilb.* Daselbst nicht überall. Klinge.
P. betulana Wood. ?
P. ocellana Hb. Einmal gefangen.
P. minorana Tu. Desgl.
4. Tortrix piceana L ? In den Nadelholzwaldungen nicht häutig.
T. ameriana L* In den Laubholzwaldungen und in Gärten an
der Unstrut häufig.
T. xylosteana L* In Gärten überall häufig.
T. crataegana Hb.* Daseihst in Hecken gemein.
T. sorbiana Ilb.* Daselbst und im Hainich selten, hei Treffurt
häufiger.
T. adjunclana Tr.* Im Hainich, ziemlich selten.
T. heparana w. o* In Hecken überall häufig.
T. cinnamomeana Tr* Desgl.
T. corylana Febr.* Im Hainich gemein.
T. ribeana Febr * Daselbst und an Gartenzäunen sehr häufig.
T. orana Tr* In Hecken, einzeln.
T. gnomana L. Desgl., im Hainich auf lichten Waldstellen nicht
seilen.
T. groliana Fbr. Desgl.
T. ochreana Hb.* In Hecken und auf Bergwiesen überall sehr
häufig.
T. diversana Hb. Auf Rainen zwischen Kornfeldern, selten.
T. maurana Ilb.* Im Hainich, selten (Zucht mit 3 Flügeln).
T. hamana L. Auf Klee- und Stoppelfeldern überall gemein.
T. soegana L. In Hecken an Zäunen, ziemlich selten.
T. fulvana Tr. ? Selten.
T. minislrana L* Im Hainich und am Heldraslein in Hecken sehr
häufig.
T. rosetana Hb. An Garlenzäunen, häufig.
T. viridana L* Im Hainich gemein; einzeln in den Gartenzäu-
nen bei Popperode.
T. lecheana L* Auf den Waldrändern des Hainichs, an manchen
Stellen häufig.
jT, baumanniana w. o. Wood. ? Ziemlich seilen.
T. plumbana L. ( loefflingiana Fbr.) Am Waldsaume vom weis-
sen Hause nach Süden.
T, forskaelana L.* )
T. bergmanniana L’ \ ,n Gärten überaU 8emein'
T. holmiana L. Daselbst, ziemlich selten.
T. gouana L. Im Hainich auf einigen Waldwiesen am Spiegel-
brunnen, nicht selten.
4. Coccyx resinana Fbr.
C. dorsana Rtzb.
C. hercyniana Fr hl.
121
5. Sericoris urlicana Hb.
S. conchana Hb. ( ... „ . ... ... R
S. miccma Hb. j Alle an Hecken überaI1 1,sufl*-
S. bipunctana Fbr. j
S. antiquana Hb. Einige Mal gefangeu-
6. Aspis solandriana Tr. In manchen Gärten häutig.
7. Carpocapsg pomonana w. o * Daselbst überall.
C. spendana Hb .* Einmal zufällig durch Zucht.
C. arcuana w. o. Im Hainich in niederem Gebüsch häutig.
8. Sciaphila albulana Tr. ?
Sc. striana w. o. In Hecken häufig.
Sc. festivana Hb. Im Hainich, selten.
9. Paedisca scululana w. o. Im Hainich, seilen.
P. brunnichiana L. Daselbst, besonders im Vogteierwalde und bei
Nazza in den Chausseegräben, häufig.
P. oplhalmicana Hb. Im Hainich auf Linden- und Buchengebüsch,
selten.
P. parmatana Hb * Daselbst oft sehr häufig.
P. mediana w. o. Daselbst, selten.
13. Grapholita siliceana Hb.
nicht häufig.
Im Hainich auf niederem Gebüsch,
häufig.
G. osseclana Hb.
G. penkleriana w
G. augustana Hb.
G. nebrilana Tr.
G. tenebrosana FR.
G. zachana Hb.
G. plumbagana Hb. ( cinerana Hb.) )
G. gundiana Hb. Jm Hainich sehr häufig.
G. pingiana Frhl. ]
o. (milterpacheriana Tr) ziemlich selten.
Im Gebüsch, sehr selten.
{ ziemlich seilen.
sequana Hb.
peliverana Frhl.
alpinana Tr.
trauniana Hb.
ziemlich selten.
11. Phoxopteryx lanceolana Hb. Auf Waldwiesen, häufig.
Ph. siculana Hb. Desgl.
Pli. ramana Frhl. Mehr im Gebüsch.
Ph. badiana w. o. Desgl., sehr selten.
Ph. derasana llb. Desgl., nicht selten.
Ph. pauperana Hw. Desgl., sehr häufig.
12. Teras caudana Fbr.* Im Hainich ziemlich seilen.
T. contaminana Hb. In Gärten häufig,
T. ferrugana w. o * Ueberall gemein.
var. tripunctana Hb.
— brachiana Fr.
T. favillaceana Hb. Im Hainich sehr gemein.
122
T. logiana L. Daselbst häufig; auch au Zäunen bei Popperode.
T. adspersana Hb. Daselbst häufig.
1. ahildgaardana Fbr. Daselbst gemein.
T. asperana w. o. Daselbst gemein.
T. scabrana iu. o. Im Hainich nicht selten.
T rufana Hb. Desgl.
C. TINE1DAE.
#
1. Chilo gigantellus w. o. Einmal an einer Wand am Thonberge.
Ch. mucronellus Scop.
2. Scirpophaga phanlasmella Tr. Aus dem Hainich, selten.
3. Crambus pratellus Tr.\
C. nemorellus Hb.
C. pascuellus Tr.. L.
C. horluellus Hb.
C. rorellus L.
C. chrysonunchellus Sc.
C. falsellus w. o.
C. pinelellus Clerk.
C. margarilellus Hb.
C. pelrificellus Hb.
C. aridellus Thbg.
C. inquinatellus w. o.
C. aquitellus Tr.
C. culmellus L.
C. alpinellus Hb.
C. selasella Hb.
C. combinellus w. o. ?
C. pertellus Scop. Tr.
(argenlellus Fbr.)
C. lilhargyrellus Tr.
4. Eudora ambigualis Tr. )
E. dubilellus Tr. ; In Nadelbolz-Waldungen häufig.
E. mercuvella L. ^
5. Myelvis cribella Tr..
M. elutella Hb. I
M. suavella Zk. Mclst in Gärten > mcht sellen-
M. advenella Zk. )
6. Nephopteryx roborella w. o. j In Nadelholz-Waldungen, ziemlich
N. abietella w. o. \ selten.
7. Pempelia ornatella w. o. Grüne Pforte, sellen.
8. Galleria cerellci Tr.* Wird der Bienenzucht selten schädlich.
G. colonella Tr* ln Gärten überall häufig.
G. anella Hb.
Alle häufig, wenige selten, auf Grasplätzen,
trocknen Wiesen, Bergwiesen , an Waldrän-
dern etc.
9.
Chimabache phryg anella Hb.
Chimabache fagella iv. o *
Im Hainich gemein.
123
10.
Semioscopis allernella ic. o.
Semioscopis avellanella Hb. I
Daselbst, selten.
11. Tinea masculella w. o. An Waldsäumen daselbst, nicht seilen.
T. rusticella Hb. ?
T. tapetiella L .* Ueberall in Häusern.
T. granella Hb * Den Mühlhäuser Oeconomen eine Landplage.
T. pellianella L* Gemein.
12. Micr&pleryx anclersohella Hb* In Gärten sehr häufig.
M. calthella L. Auf den Popperoder Wiesen nicht selten.
13. Nematopogon swammerdammellus L. Im Hainich gemein.
N. pilellus w. o. Daselbst, selten.
14. Adela frischella L. ) _ ,
A. Degeerella L. j Daselbst seI,r haufi«-
A. viridella Scop. (nach Wood) ?
15. Nemalais scabiosellus Scop. Daselbst sehr häufig,
N. latreillellus Fbr . Daselbst selten.
16. Plutella xylostella L. \ _
P. porrectella L* > In Garten gemein'
P. sequella Clevk. Im Walde selten.
P. vittella Clerk. An Weinstöcken, selten.
P. fissella Hb.
P. costella Fbr. Auf Waldwiesen , in Gartenhecken bei Poppe-
rode, nicht selten.
P. antennella w. o. Auf trocknen Plätzen, nicht selten.
P. harpeUa w. o* Im Hainich oft häufig.
P. hamella Hb. Einmal an einer Wand am Thonberge gefangen.
17. Itpsolophus verbascellus iv. o.* Schützenberg und Rapimschen-
mühle.
Y. strialellus w. o. ? Sehr selten.
18. Harpelia majorella Tr* Im Hainich ziemlich selten.
H. geoffroyella Pbr. Daselbst, grüne Pforte.
19. Oecophora betulinella Tr. Daselbst häufig.
V. maurella w. o. Daselbst in Nadelholzwaldungen.
20. Hyponomeula plumbellus w. o. * In Gartenzäunen nicht selten.
II. cognatella Tr.* Desgl.
H. evonymella Tr* Desgl.
H. padella L* Desgl.
//. irrorellus Hb. Desgl.
H. rufimitrellus Hb. Auf Bergwiesen, häufig.
21. Psecadia echiella w. o. Im Hainich an manchen Orten gemein.
P. funerella Fbr. Daselbst nicht häufig.
22. Depressaria characterella w. o.* Ueberall häufig.
D. albipunctella Hb. Selten.
V. badiella Hb. Gemein.
D. daucella w. o. In Gärten und am Schützenberge gemein.
D. latenella w. o. ? nicht selten.
124
23. Carnia fagana Hb. Im Hainich selten.
24. Gelechia populella L .* An Pappelstämmen, gemein.
G. ferrugella w . o. Im Hainich ziemlich seilen.
G. cinerella L. Ueberall auf trocknen Grasplätzen.
G. pinguinella Tr* = populella. Gemein.
G. cinctella Hb. Desgl.
G . servella Zell. ) rT , „ „ „r.
G. vorlioella 5ooj>.i UeI,eral1 auf W,esen'
25. Aechmia roeslerstammella Mann. Sehr selten.
26. Argyreslhia pruniella L. In Gärten, auch am weissen Hause.
A. goedartella L. Im Hainich an einigen Orlen.
A. argentella L. ) _ _
A. semi-f asciella Wood j Dasell,st auf VViese" l,aufl«'
27. Coleophora ornatipenella Hb.
C. anatipenella Tr.
C. albicoslella Fk. v .
C. olidipenella Ilb. } Alle sclten'
C. anseripenella Tr.
C. argyropenella Tr.
28. Gracharia rufipennella Hb.
G. signipenella Tr.
29. Elachisla lanigella Hb.
E. pontificella Hb.
E. bi f asciella Tr.
E. cinctella ZU.
E. dispunctella Fk.
30. Lyonetia clerkella L. Desgl.
31. Tischeria complanella Hb. In Fichtenwaldungen häufig
Sehr häufig an Buchen mit vielen
Variationen,
Auf Bergwiesen und zwischen niederem
Gesträuch nicht selten.
D. PTEROPHOR1DAE.
1. Pterophorus rhododactylus Tr.
P. ochrodaclylus Tr.
P. mictodaclylus Tr.
P. ptilodactylus Tr.
P. pterodaclylus Tr.
P. tephradaclylus Tr.
P. galactodactylus Tr.
P. pentadactylus Tr.
2. Alucida hexadactyla Tr. Ueberall häufig
Alle mehr oder weniger häufig
auf Berg- und Gartenwiesen, in
Hecken und Zäunen etc.
125
Mltth cilungen.
lieber Nomenclatur in der systematischen Geognosie.
Die Geognosie tlieilt mit der Mineralogie, aus der sie hervor-
gegangen, das Schicksal, weder eine allgemein verständliche Sprache
noch irgend bestimmte Principien der Nomenclatur zu besitzen. Pinne,
der Begründer der systematischen Naturgeschichte, führte in die Zoo-
logie und Botanik die lateinischen Galtungs- und Speciesnamcn sowie
lateinische Diagnosen und bestimmte Regeln zu deren Bildung ein,
die noch heute Geltung haben. Wenn nun auch hier die Anwendung
einer allgemeinen Sprache und bestimmter Gesetze zur Bildung neuer
Namen die Einführung überflüssiger Namen, jene schreckenerregende
Zahl von Synonymen nicht verhindert hat, wenn sie auch die übel-
klingendsten Namen nicht zurückhalten konnte, ja Namen der ver-
schiedensten Sprachen, nicht selten mit Vernachlässigung der einfach-
sten grammatischen Regeln lalinisirl gestaltete: so besitzt in ihr die
Wissenschaft doch ein Mittel der allgemeinen Verständigung, ein Mit-
tel ihre Begriffe und Objecte scharf zu bezeichnen, Die Geognosie
bildete sich allmäldig, wenn auch in kurzer Zeit aus, in Deutschland,
Frankreich und England wurde sie gleichzeitig gefördert, ein Refor-
mator, der die einseitigen und verderblichen Richtungen unterdrückt
und die ganze Wissenschaft neu gestaltet* eine strenge Methode ihrer
Darstellung eingeführt hätte , fehlt ihr bis heute noch. Sie wucherte
üppig empor, unbekümmert um die Gestalt, die sie gewinnen würde.
Die Folge davon ist nur, dass Jeder, der sie pflegt, seine eigene Me-
thode befolgt. Für die Nomenclatur der systematischen Geognosie ist
bei diesem Entwicklungsgänge der Wissenschaft die unbeschränkteste
Willkür herrschend geworden. Die lateinische und griechische Spra-
che, die angeblich lodten , aber doch in der Tliat fortlebenden , sind
hier völlig verbannt. Jeder redet seine eigene Sprache unbekümmert
darüber ob Andere ihn verstehen; die Geognosie steht unter und
nicht über den Völkern , sie ist Einzelgut. Trotz der gewaltig auf
den Fortschritt der Geognosie einwirkenden allgemeinen Landesgesell-
schaften, der englischen und französischen geologischen Gesellschaft,
trotz der im uneinigen Deutschland existirenden deutschen geologi-
schen Gesellschaft und anderer in grossem und kleinern Ländern sind
nicht einmal Vorschläge zu einer allgemeinen Nomenclafur geeigneten
Ortes gemacht worden. Die Gefahren und Schwierigkeiten, welche
dieser völlig gesetzlose Zustand mit sich führt, treten zur Genüge
hervor, sobald man nur einen flüchtigen Blick auf denselben wirft
und weiter wird hier Nichts bezweckt.
Nachdem Füchsel den Begriff der Formation in die Geogno-
sie eingeführt und damit den Grund zur Systematik derselben gelegt
hatte, erhielten auch die Namen der Schichtensysleme eine höhere
Wichtigkeit. Man wählte dieselben nach den Gesteinen und nach
der muthmasslichen Entstehung: so Urgebirge, Flötzgebirge, Steinkoh-
126
lengebirge, Muschelkalk. Nach dem constiluirenden Gestein die For-
mation oder deren Glieder zu benennen war für jene frühen Zeiten
gewiss eine ganz geeignete Methode und viele dieser altern Namen
erfreuen sich noch heute eines grossen Beifalls. Gegenwärtig kann
man aber gegen deren Anwendung und allgemeine Durchführung mit
Recht einwenden, dass sie nicht scharf bezeichnend ist und zu Irr-
thümern und Verwechslungen Anlass gibt, indem viele Gesteine mit
denselben wesentlichen Characleren in verschiedenen Formationen con-
stituirend auftrelen. Mit dem Namen bunter Sandstein, Muschelkalk,
Kreidegebirge sind so feste Begriffe und so allgemein bekannte ver-
bunden, dass man deren Beseitigung bedauern müsste, dagegen sollte
bei der Einführung neuer Namen nach diesem Prineip der eben an-
geführte Grund ernste Berücksichtigung finden.
Eine zweite Methode zur Bildung der Formationsnamen wählt
die characteristischen Versteinerungen, also Gryphitenkalk, Posidonien-
schiefer, Cypridinenschiefer, Ilippuritenkalk u. a. Viele dieser Namen
sind zu allgemein und haben daher einige auch bereits ihre Bedeutung
gewechselt, wie Gryphitenkalk, Posidonienschiefer. Gibt man die
Vortheile eines einfachen , möglichst kurzen Namens auf und wählt
man nach demselben Prineip einen zusammengesetzten , aus mehren
Worten bestehenden, so kann man diesen Namen die schärfste Bedeu-
tung geben, je schärfer, desto beschränkter der zu bezeichnende Be-
griff ist. Also z. B. untrer, Lias mit Gryphaea arcuata, schwankende
Schichten mit Trigonia navis u. a. Für kleinere Schichtensysteme,
für Ablheilungen einzelner Formationsglieder dürfte die Bezeichnungs-
weise daher die passendste sein. Quenstedt hat diese Namen gegen
alle Sprachregeln vereinfacht, indem er Turnerithone, Parkinsonischich*
ten, Impressakalke etc. aus Thonen mit Ammoniles Turneri, Schichten
mit Ammonites 'Parkinsoni etc. bildete. Diese Verbesserung auf Ko-
sten der Grammatik und auch der Bestimmtheit können wir nicht
billigen. Die Wahl bergmännischer Ausdrücke oder solcher aus der
Volkssprache, wie sie in früher Zeit schon Anwendung fanden, ist
streng genommen nicht zu rechtfertigen. Wenn dieselben jedoch wie
Todl- oder Rothliegendes , Keuper, Pläner, in der Wissenschaft zur
festen Geltung gekommen sind, so möchte ihre Beseitigung schon aus
Gründen der Pietät und Priorität nicht zu billigen sein.
Namen von der Farbe des Gesteins entlehnt sind zwar in ein-
zelnen Fällent sehr bezeichnend, doch im Allgemeinen noch viel we-
niger passend als die Gesteinsnamen selbst. Der bunte Sandstein,
der braune, schwarze und weisse Jura, der Flammenmergel, bunte
Mergel, grüner Schiefer sind solche Namen, die grösslentheils eine
lebhafte Theilnahme gefunden haben und wegen der scharfen Bestim-
mung, die ihnen bei ihrer Einführung gegeben worden, sich schwer-
lich ganz verdrängen lassen werden.
Ein erst in spätem Zeiten angewandtes Prineip ist die Wahl
geographischer, Länder-, Gebirgs-, Orts- und Völkernamen. Nebra-
formation, St. Cassianformation, Gosaugebilde, Juragebirge, Neocom sind
127
derartige Namen, die in neuerer Zeit stf ungemein vermehrt worden
sind, dass sie in manchen Büchern bereits alle übrigen verdrängt ha-
ben. Die meisten bedeuten Nichts, d. h. stehen zu dem Begriffe, zu
dessen Bezeichnung sie dienen, in keiner specielleren Beziehung und
darum schon können das Cenomanien, Turonien, Senonien u. a. keine
Bevorzugung vor den längst allgemein anerkannten beanspruchen.
Geradezu verwerflich sind die Llandilo, Plynlymmyn etc. Die Verliere
lichung verdienstvoller Geognoslen in der Formationsreihe, wie d’Or-
bigny in seinem Murchisonien beabsichtigt, scheint keinen besondern
Beifall zu linden und Murchison braucht den Untergang des Murchiso-
niens nicht zu beklagen, da die Siluren und Devonen seine Verdienste
in fernen Zeiten noch preisen werden.
Auf noch andern als den aufgezählten Methoden beruht die
Wahl der Namen: Diluvium, tertiäres Gebirge y Eocengehilde, unterer,
mittlerer und oberer Jura , Gault , Old Red, ßergkalk, Uebergangskalk,
Trias, Bausandslein, Lias aßyöe £, Wealdformation. Die Mannig-
faltigkeit kann also wohl kaum eine grössere sein, denn alle nahen
und ferneren Beziehungen der Formationen und ihrer Glieder sind hei
der Namengebung berücksichtigt worden. Man könnte immerhin hier
die Einheit verschmerzen, wenn nicht die verschiedenen Principien
häufig nur dazu dienen, ältere und allgemein anerkannte Namen zu
verdrängen, wenn all’ diese Namen nach einer , also der lateinischen
Sprache, formulirt würden und nicht die Deutschen ihre Formationen
deutsch, die Franzosen ihre terrains und etages französisch, die Eng-
länder ihre Systemes englisch , die Amerikaner ihre groups amerika-
nisch benennen würden. Ilat doch selbst der Name des wichtigsten
Begriffes Formation trotz seines Vorzuges des Alters und der passen-
den Aufnahme in die genannten Sprachen andern Platz machen müs-
sen, Schliesslich noch die Bemerkung, dass die wenigen Versuche
eine allgemeine Nomenclatur einzuführen, hei den Geognosten gar
keine Berücksichtigung gefunden haben, ganz wie in der Mineralogie
bei den Mineralogen. Giebel.
Jahresbericht der meteorologischen Station in Halle.
Zu Anfang des Jahres stand das Barometer ziemlich hoch, sank
jedoch noch im Laufe des Januar bis lief in den Februar hinein (auf-
fallenderweise hei vorherrschendem NW) so lief, dass der Luftdruck
am 10. Nachm, nur 26"11,'"83 betrug. Hierauf stieg das Barome-
ter wieder langsam bis zum 10. März (auf 28"3,'"03) worauf es
anfangs ziemlich schnell, dann aber langsamer und unter nicht unbe-
trächtlichen Schwankungen bis zum 23. April wieder fiel (auf 27"4,'"62).
Nun stieg das Barometer wieder unter häufigen und bedeutenden
Schwankungen bis zum 18. Juni (auf 27"1 1,'"53), fiel jedoch wie-
der sehr schnell, so dass es noch in demselben Monat bis zum 23.
auf 27"4,'"47 heruntersank. Trotz der Jahreszeit erreichte das Ba-
rometer weder in diesen noch in den nächstfolgenden Monaten eine
128
bedeutende Höhe, wenngleich dasselbe im monatlichen Wittel dem
Jahresmittel nahe war und sich zum Theil darüber erhob. Gegen
Ende des September fing nun das Barometer an schnell zu sinken
bis zum 26 (27"2,'"08) und behielt unter mehreren Schwankungen
einen tiefen Stand bis zum 18. October (27"3,'"78) worauf es aber
schnell stieg und schon am 23. d. M. den Luftdruck von 28"3,'"36
zeigte. An den folgenden Tagen sank das Barometer zwar wieder
etwas, behielt aber, einige Schwankungen abgerechnet einen hohen
Stand diesen und den ganzen folgenden Monat hindurch bis lief in
den December hinein, wo das Barometer wieder anfing schnell zu
sinken und am 15. Nachm. 2 Uhr nur noch einen Luftdruck von
27"2,///64 anzeigte. Bis zum Ende des Jahres behielt es nun einen
niedrigen Stand.
Im Allgemeinen lasst sich in diesem Jahre eine normale. Perio-
dicität der Schwankungen im Gange des Barometers schwer erken-
nen. Denn in den beiden ersten Monaten stand das Barometer ganz
auffallend tief, und nachdem es im März gestiegen war, sank
es wieder bis gegen die Mille des Sommers. In der zweiten Hälfte
des Jahres dagegen gestalteten sich die Schwankungen um vieles re-
gelmässiger, so dass wir im Juli, August und September durchschnitt-
lich ziemlich hohen Barometerstand hatten, welcher im October etwas
sank, im November und December aber wieder bedeutend stieg. Der
mittlere Barometerstand im Jahre ist etwas niedrig = 27//9,/"51.
(Nach Kämtz aus 12jährigen Beobachtungen das Mittel 27"9,'"87)
Den höchsten Stand halten wir am 29. November Nachm. 2 Uhr =
28//3,'"93 ; den niedrigsten Stand am 10. Februar Nachm. 2 Uhr =
26"ll,/"83 ; mithin betrug die grösste Schwankung des Barometers
im ganzen Jahre IC,"' 10.
Die Wärme der Luft war im Allgemeinen gering, jedoch fällt
dieser Mangel an normaler Wärme hauptsächlich auf die Monate des
Frühjahrs (Februar, März, April und Mai) und des Spätherbstes (No-
vember und December), Die mittlere Wärme des Jahres ist 6,°3 R.,
während nach Kämtz die mittlere Wärme aus 12jährigem Durchschnit
7,°15 beträgt. — Der höchste Wärmegrad = 26, °0 wurde am 23.
August Nachmittags 2 Uhr, der niedrigste === — 17,° am 25. De*
eember Abends 10 Uhr beobachtet.
Der Wind hatte zu Anfang des Jahres eine durchschnittlich öst-
liche Richtung, die jedoch gegen Ende des Februar nach NW und im
April bis SW herumging. Im Mai und Juni hatten wir sehr verän-
derlichen Wind, jedoch vorherrschend nördliche Richtung, dagegen in
den Sommermonaten (die letzten Tage des Juni, den Juli und August
hinduich) stark vorherrschenden SW — W. Im September halten wir
viel nördliche Winde, weshalb dieser Monat auch verhältnissmässig
ziemlich kalt war, dagegen war der October bei vorherrschendem
SSO verhältnissmässig warm und freundlich. Im November und De-
cember endlich halten wir so viel nördliche Winde, dass die Tempe-
129
ratur in diesen
December auf -
Monaten ganz auflallend heruntergedriickl wurde: im
— 4,°2 (nach Kümtz 1,°78). Die im ganzen Jahre
ONO = 30
OSO = 16
WNW= 24
WSW= 26
beobachteten Winde
sind :
N = 92
NO =147
NNO =22
Q = 96
SO = 97
NNW = 48
S =55
NW = 141
SSO =39
W = 87
SW= 162
SSW = 19
woraus die mittlere Windrichtung im Jahre l)erechnet worden ist auf
W— 37°46'18,"23 — N.
Die Luft war in dem vergangenen Jahre durchschnittlich sehr
feucht, vorzugsweise jedoch in den Winter- und Ilerbstmonalen, wo-
gegen sie in den Frühjahrs- und Sommermonaten trockner war. Im
Jahresmittel halten wir eine relative Feuchtigkeit der Luft von 81 pCt.
hei dem mittlern Dunstdruck von 3, '"OS. — Die Winter und Herbst-
monate waren auch zugleich bedeutend trüber als in den Frühjahrs-
und Sommermonaten. Wir zählten im ganzen Jahre 101 Tage mit
bedecktem, 65 Tage mit trübem, 84 Tage mit wolkigem,
5 1 Tage mit ziemlich heiterem, 47 Tage mit heiterem und
18 Tage mit völlig heiterem Himmel. Die Zahl der Regen- und
Schneetage ist etwas kleiner als in den nächslvorhergehenden Jahren:
Regen wurde an 109, Schneefall an 39 Tagen beobachtet; dagegen
ist die Summe des an diesen Tagen niedergefallenen Wassers viel
grösser, nämlich 3279, "68 Pariser Kubikmaass (2653, "05 aus Regen
und 626, "53 aus Schnee) auf den Quadralfuss Land. Durchschnitt-
lich kommen also täglich 8, "99 (7, "25 aus Regen und 1,"72 aus
Schnee) Wasser auf den Quadralfuss Land. Wäre die ganze Wasser-
masse zugleich gefallen, so würde sie das Erdreich 1,9 Fuss noch
bedeckt haben.
Die Zahl der in diesem Jahre beobachteten Gewitter ist ziem-
lich gross. Wir haben über und um Halle 23 Gewitter und ausser-
dem an 10 Abenden Wetterleuchten beobachtet. Die Mehrzahl der
Gewitter fiel in die Zeit vom Ende Mai bis Juli. Weber.
Zalze und Soria, zwei neue Bandwurmmiltei .
Alle Berichte über diese beiden neuen Droguen stimmen im
Wesentlichen überein, ln einer Leipziger Droguenliste heisst es dar-
über wie folgt :
Der berühmte Reisende Dr. Schimper sandte neben einer gros-
sem Partie Kusso zwei neue Bandwurmmittel Soaria und Zatze aus
Abyssinien, über die sich Dr. Th. Martius in Erlangen, der sich be-
kanntlich mit der abyssinischen Flora besonders vertraut gemacht hat,
folgendermaassen äussert :
„Soria auch Sonaria oder Soaria ist die Frucht der Moxa pi-
cla (nach andern Berichten der Moesa picta), eines Strauches aus der
Familie der Myrsineen , der in ganz Abyssinien 7 — 9000 Fuss über
9
130
dem Meere an schattigen etwas feuchten Bergabhängen , nie auf Ehe-
nen gedeiht. Es würde nicht unmöglich sein den Soariastrauch mit
Erfolg in Deutschland anzupflanzen und heimisch zu machen, und ver-
dient dies alle Beachtung, da man die vorliegenden Früchte in Abys-
sinien für das beste und sicherste Mittel gegen den Bandwurm hält.
Die Früchte stäuben beim Slossen nicht, scheinen ein eigenlhümlich
gelbes, fettes Oel zu enthalten. Man gibt pro dosi eine Unze bis eine
Unze ein und eine halbe Drachme der getrockneten und gepulverten
Früchte, unter gewöhnlichen Brei von Erbsen- oder Weizenmehl ver-
mengt, wodurch der Bandwurm gelödtet oder gänzlich abgetrieben
werden soll, ohne dass dem Kranken irgend ein Nachtheil daraus
erwächst.“
„Ueber Zatze weiss Dr. Martius selbst nichts anzugeben , theilt
aber folgende direkt von Dr. Schimper aus Dobr’ Eski in Semen er-
haltenen Notizen mit: Die kleinen Früchte der Zatze, wie die Tigre-
Sprache sie nennt, kommen von einem kleinen kurzzweigigen Släud-
chen, das ich 9000 Fuss über dem Meere auf trocknem, sowohl schat-
tigem als sonnigem Boden weit häufiger als die Soria vorfand. Sie
ist im frischen wie im trocknen Zustande ein kräftiges Mittel gegen
den Bandwurm. Von getrockneten Früchten giebt man eine halbe
Unze, höchstens 6 Drachmen unter Wasser gemischt, wodurch der
Wurm vollständig getödtet werden und abgehen soll. Bei diesen
kleinen Gaben wäre die Zatze ganz besonders zu empfehlen.“
Beide Mittel sind die Früchte wahrscheinlich einer Gattung ; sie
enthalten beide, wie Martius ganz richtig angibt, fettes Oel, und die
Soria ausserdem eine grosse Menge eines safrangelben Farbstoffs.
Die Früchte sind Capseifrüchte. — Die Rinde der Musenna soll zwar
auch ein sicheres Bandwurmmittel sein, jedoch ist sie nach Schimper
in Abyssinien als dem Organismus schädlich verschrien und gefürch-
tet und auch Aubert schreibt von dadurch entstandenen Entzündun-
gen, die Kranke tödteten. Die Musennarinde ist wohl niemals nach
Deutschland gekommen. Francke ,
Diluviales Knochenlager bei Gera. — Unweit Gera
hei Pöppeln wurde neuerdings eine Schlucht aufgeräumt, welche sich
von dem aus bunten Sandstein bestehenden Hainberge herabzieht und
zur obern Hälfte einen sandigen Lehmabsatz, zu unterst ein Lager
grober Elstergerölle erkennen lässt, dieses Avie jener etwa je 12 bis
15 Fuss mächtig. In beiden Lagern sind fossile Knochen gefunden
worden, unter denen Rhinoceros tichorhinus und Elephas primigenius
mit Zuverlässigkeit bestimmt worden sind. R. Schmidt.
131
Literal« r.
Allgemeines* Dreijährige Wanderungen in den Nord-
provinzen von China vonRobertFortune. Nach der zweiteu Auflage
aus dem Engl, übersetzt von Prof. Dr. E. A. W. II im ly zu Göttingen. (308 S.)
Göttingen, Verlag von Vandenhöck und Ruprecht. J853. — Der Verfasst dieses
Werkes wurde im Herbste des Jahres 1842 als Pflanzensammler (Naturalist) hei
der Londoner Gai tenbaugesellschaft (horticultural society) angestellt, und in die-
ser Eigenschaft begab er sich im Friihlinge des folgenden Jahres nach China in
der Absicht, den Gartenbau und die Pflanzenwelt dieses Landes zu untersuchen
und zugleich solche vegetabilische Producte nach England zu senden , welche
dort von Nutzen sein und zur Zierde dienen könnten. Eben diese zu diesem
Zwecke unternommene Reise ist in dem vorliegenden Werke beschrieben. Für
den Naturforscher von besonderem Interesse sind daher auch die Partien in For-
lunes Reise, welche von den Zier- und Nutzpflanzen Chinas handeln. Denn auf
diese hat der Verf. vorzugsweise sein Interesse gewandt. Wir erhalten von ihm
sehr interessante und eingehende Beschreibungen vom Garten- und Ackerbau der
Chinesen , von ihrer Behandlung der Gewächse, den verschiedenen Kulturmetho-
den, von der ganzen eigenthiimlichen Flora der Gegenden, auf welche die Reise
sich erstreckte. Wir machen besonders aufmerksam auf die detaillirten Berichte
über die verschiedenen Arten des Thee und deren Behandlung. So viel wir auch
über dies Kapitel bereits besitzen, Fortune bringt viel Neues und zugleich durch-
aus Zuverlässiges. Eben so lehrreich ist seine Beschreibung des chinesischen
Baumwollenbaues, der Opiumbereitung u. s. w. Fortune beschränkt aber sein
Interesse nicht bloss auf die vegetabilischen Erscheinungen Chinas. Wir linden
in seiner Reise auch eine Menge interessanter Notizen über die Thierwelt, über
das Klima der verschiedenen Gegenden wie über deren ganze meteorologische
Beschaffenheit. Ausserdem aber versteht es Fortune auch, die Sitten der Chine-
sen, wie er sie speciell kennen zu lernen vielfach Gelegenheit hatte, sehr leben-
dig darzusteilen. Für Einsicht in den ganzen Kulturzustand des chinesischen
Lebens ist seine Reise eine sehr ergiebige Quelle. Auch an manchen ergötzli-
chen Abenteuern fehlt es darin nicht, so dass wir mit vollem Recht allen Gebil-
deten die Lectüre des vorliegenden Werkes als eine ebenso lehrreiche als unter-
haltende empfehlen können. Als Anhang ist dem Werke beigegeben ein Aufsatz
über die Methode Pflanzen von einem Lande zum andern über See in ,, Ward’s
Kasten“ zu transporliren.
Astronomie und ITSeteorologie. — Quetelet zeigt an,
dass das Sternschnnppenphänomen in Brüssel im Novemcer v. J. nicht
wahrgenommen sei. Einer der Gehülfen zählte am Abend des 10. Novbr. von
6 — 9 Uhr nur 20 Sternschnuppen, auf die Stunde also 7. Die andern Nächte
waren gemeinhin der Beobachtung ungünstig; in der vom 12. erschienen von
7h 30 bis 8h 30 nur 3 Sternschnuppen. Dagegen berichtet Mayer , dass mau
das Phänomen vom 10. zum 11. August auf der Sternwarte zu Bern in grosser
Pracht wahrgenommen habe. Die Zahl der aufgezeichnelen Sternschnuppen be-
trugen am Abend des 8. von 9 — 10 Uhr 116, am 9. in derselben Zeit 441, in der
Nacht des 10. von 9 — 3 Uhr 50 M. 1001 und in der folgenden Nacht von 9 —
3 Uhr 500 ; im Ganzen zählte man 2058 Erscheinungen. ( Bullet . de V Acad.
Bruxelles. T. XX. p. 278.) B.
Physik. — Buff, Electricitätserregung in den Pflan-
zen. — Ob in den lebenden Pflanzen electrische Strömungen auftrelen oder
nicht, darüber ist lange Zeit hin- und hergeslrilten. Veranlassungen dazu sind
in jeder Pflanze wohl vorhanden, da die Flüssigkeiten, die sich in ihnen bewe-
gen, durchaus keine gleichartigen sind. In den letzten Jahren haben nun Wart-
mann und Becquerel diese Frage durch ausgedehnte Untersuchungen zu lösen ver-
sucht. Unabhängig von einander arbeitend gelangten beide Izu Resultaten , die
132
im Wesentlichen mit einander übereinslimmten. In allen Theilen der Pflanzen
und in den verschiedensten Jahreszeiten beobachteten sie eleclrische Strömungen,
ß. hält jedoch die allgemeinen Folgerungen, welche die beiden genannten Phy-
siker aus ihren übereinstimmenden Beobachtungen gezogen haben, nicht für
durchaus berechtigt, weil sie ein fremdes Element der Wirksamkeit — Platin —
in den Kreis ihrer Untersuchungen eingeführt haben, dessen Einfluss theils ganz
unbeachtet blieb, theils auch von dem der Pllanzcntheile auf einander nicht hin-
länglich“'gesondert werden konnte. Bekanntlich erleidet Platin in Berührung mit
verschiedenartigen Flüssigkeiten eine ungleiche Erregung und Platindrähte , wie
gleichartig sie auch sein mögen, in ein und dieselbe Flüssigkeit getaucht, führen
schon dadurch eine Störung des Gleichgewichts herbei, dass der eine früher als
der andere benetzt wird. So musste denn die Summe oder die Differenz die-
ser Wirkungen nothwendig die Quantität und möglicherweise auch die Qualität
des gesuchten Hauplresnltates verändern. Die Frage: ob die Pflanzen im na-
türlichen Zustande und bei freiem Wachsthum Electricilät ansscheiden , sieht B.
daher nicht für gelöst an. Er stellte neue Versuche an , bei denen er
sich bemühte die Pflanzen möglichst wenig aus ihren natürlichen Verhältnissen
zu entfernen. Er brachte deshalb diejenigen äusseren und inneren Theile der Pflan-
zen, deren electrische Beziehungen er prüfen wollte, unmittelbar nur mit Was-
ser in Berührung. Der Apparat war folgender: zwei Bechergläser waren bis zu
7a" über dem Boden mit Quecksilber und darüber bis nahe zum Bande mit
Wasser gefüllt. Platindrähte, in Glasröhren eingeschmolzen, tauchten mit den
gut amalgirten Enden , die nur einige Linien lang aus dem Glase hervorsahen,
in das Quecksilber und waren andererseits mit den Enden des Multiplicatordrah-
tes verknüpft. Um die so gebildete Kette von Leitern zu schliessen , war
es nur nöthig einen beliebigen anderen Leiter gleichzeitig in die beiden Was-
serbehälter zu tauchen. Wurde nun diese Schliessung mittelst eines Streifens
nassen Löschpapieres bewerkstelligt, so blieb die Nadel unbeweglich. Um nun
den electrischen Zustand einer Pflanze zu prüfen, wurde dieselbe an die Stelle
des Papieres zwischen beide Flüssigkeiten gebracht. Nach Beendigung des Ver-
suchs schloss man den leitenden Kreis wieder mit dem Papier, um jeden fremd-
artigen störenden Einfluss für den folgenden Versuch zu entfernen. — Die mit
den Wurzeln ausgehobenen und sorgfältig gereinigten Pflanzen wurden nun mit den
Wurzeln in den einen und mit einem Theil der unverletzten Blätter in den ande-
ren Becher getaucht und bei dem folgenden Versuche umgekehrt verfahren. Auf
diese Weise ist eine ziemlich grosse Anzahl Pflanzen im frischen Zustande un-
tersucht. Die Galvanometernadel wurde jedesmal abgelenkt, bald nur wenige Gra-
de, bald um grosse Bögen, ln allen Fällen war der Sinn der Ablenkung derselbe.
Sie zeigte einen Strom an, der durch die Pflanze von den Wurzeln nach
den Blättern lief. In gleicher Weise wurden einzelne Aesle oder Zweige,
Stängel und Blätter untersucht. Der Strom blieb in keinem Falle aus und seine
Bichtung ging immer von der verletzten Stelle zur Aussenfläche der Blätter.
Abgerissene Zweige, die mehrere Tage lang im Wasser gestanden hatten , ja halb
welke und abgefallene Blätter wirkten noch immer, wenn schon weniger kräftig.
Mehrmals blieb die Kette bei einer Pflanze während einiger Stunden geschlossen,
ohne dass der Strom erlosch. Aus den in grosser Zahl angestellten Versuchen
ergab sich als allgemein geltende Kegel: dass die Wurzeln und alle
innern mit Saft erfüllten Theile der Pflanzen sich in ei-
nem dauernd negativ electrischen Zustande befinden, wäh-
rend die feuchten oder befeuchteten Aussenflächen der
frischen Zweige, Blätter, Blumen und Früchte dauernd po-
sitiv electrisch sind. Ein electrischer Unterschied der Pflanzen von un-
ten nach oben findet nicht statt, Zwischen den Aussenflächen unter sich, oder
den inneren Theilen unter sich traten keine Wirkungen ein, die das Gegentheil
schliessen Messen. Ein bestimmt ausgeprägter dauernder electrischer Gegensatz
findet sich vor zwischen den Flüssigkeiten im Innern der Pflanzen und der äus-
sersten , die noch frischen Zweige und Blätter umschliessenden Hülle , der Epi-
dermis. Dieser Ueberzug enthält bekanntlich einen wachsartigen Stoff, der ihm
133
die Eigenschaft ertheilt, den Durchgang der sauren und salzigen Flüssigkeiten,
welche das Innere der Pflanzen erfüllen, zu unterbrechen, ohne dass er im glei-
chen Maasse die Fähigkeit verliert, sich zu befeuchten , Wasser durch zu lassen
und die Electricität zu leiten. Hierdurch ist zwischen der durch Thau und Re-
gen mit Wasser bedeckten oder auch nur feuchten Oberfläche einer Pflanze und
der Flüssigkeiten im Innern , dauernd eine scharfe Grenze gegeben , während
doch die wechselseitige, unmittelbare Berührung und leitende Verbindung nicht
aufhört. Alle Bedingungen einer fortdauernden eleclromotorischen Thätigkeit
sind dadurch vorhanden, durch welche die ganze Aussenfläche positive, alle in
neren Theile bis zu den Wurzeln herab und diese selbst eingerechnet negative
Electricität annehmen. Da demnach die in einer Pflanze vorgehende electriscbe
Erregung nur auf dem Unterschiede zweier , an sich schon wenig energischer
Conlactwirkungen beruht, so waren bedeutende Spanrmngseffecle nicht zu erwar-
ten und wurden in der Thal auch nicht erhalten. Durch Bildung einer zusammen*
gesetzten Pflanzenkelte gelang es aber, solche hervorzurufen, die unzweifelhaft
nur von dieser Quelle abhängig sein konnten. Jedes unverletzte Blatt bildet vom
Stielende zur Aussenfläche ein galvanisches Element. Es war daher nur nöthig, eine
Anzahl Blätter in geeigneter Weise zu einer Reihe zu ordnen, um eine zusam-
mengesetzte galvanische Kette zu erhalten. Eine solche aus 12 Paaren bestehend
gab mit Condensator und Säulenelectröscop sehr bestimmte Wirkungen , deren
Grösse mit der Anzahl Paare ganz deutlich zu nahm-. Indessen war die Kraft
der ganzen Kette noch immer sehr gering und mochte kaum die Hälfte von der
eines galvanischen Zink Kupfer- Wasserelementes betragen. Diese Versuche wur-
den zwar im October angestellt, B. glaubt jedoch nicht, dass sie im Frühjahr
oder Sommer bedeutend anders ausgefallen sein würden. Er hält deshalb nicht
für wahrscheinlich , dass unter dem Einflüsse der Pflanzenelectricilät allein so
starke Spannungen erzeugt werden können , als Pouillet bei seinem Verfahren
erhalten hat. B. glaubt durch seine Versuche bewiesen zu haben, dass die elec-
tromotorische Kraft, welche die electriscbe Ausscheidung in den lebenden Pflan-
zen bedingt, mit dem Vegetationsprocesse in keinem Zusammenhänge steht und
nur von dem chemischen Gegensätze des Wassers zu den Pflanzensäften abhän-
gig ist. ( Ann . d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXIX. p. 76.) B.
Derselbe, über El ectrici täls ent Wickelung bei der Ver-
dampfung. — Nach Versuchen von Volta und Saussure sollte die Verdam-
pfung des Wassers die Hauptquelle der Luftelectricität sein. Seitdem sind hier-
über zwar oft Untersuchungen angeslellt , die Frage selbst aber ist immer noch
nicht genügend gelöst. Nach Volta sollten die Wasserdämpfe in Folge der Um-
änderung des Aggregratzustandes positive Electricität annehmen und fortführen,
wahrend die Flüssigkeit im negativ electrischen Zustande zurückbliebe. Pouillet
fand, dass chemisch reines Wasser aus Platin weder selbst Electricität annimmt,
noch dem Dampfe millheilt. Enthielt aber das Wasser Säure oder Alkali oder
ein Salz, wenn auch nur in sehr geringen Mengen aufgelöst, so zeigte der Dampf
aus den sauren und salzhaltigen Lösungen positive, aus den Lösungen der fixen
Alkalien aber negative Electricität. Sie sollte herrühren aus einem die Dampf-
bildung begleitenden chemischen Acte, nämlich dem Ausscheiden der Wassertheile
aus der Verbindung mit den im Wasser aufgelösten Stollen. Ebenso schrieb
Pouillet den Umstand, dass auch reines Wasser Electricität enegte, sobald es
aus Eisen, Kupfer und Silber verdampfte, einer chemischen Einwirkung auf die
Gefässwände zu. Nach den Beobachtungen von Armstrong und Faraday wurde
der Verdacht rege, dass auch bei Pouillet’s Versuchen die Electricität herrühren
konnte von der Reibung der mit dem Dampfe fortgerissenen Wassertheilchen an
den Gefässwänden. Diese Vermuthung wurde durch Reich und Riess bestätigt;
dagegen konnten beide weder bei einer Verdampfung des Wassers bei höherer,
noch bei niederer Temperatur eine Electricitälsentwickelung bemerken. Eine
nachhaltige Einwirkung der Spiritusflamme oder einer andern Wärmequelle darf
man hier nicht anwenden, weil dann die einfachen Bedingungen der Erscheinung
durch die Electricität der Flamme selbst verwickelt werden. Als B. Anordnun-
gen getroffen hatte, um bei einer dauernden Erwärmung des verdampfenden Was-
134
sers fern zu halten , fand er mit anderen Beobachtern übereinstimmend , dass
der aus isolirter Flüssigkeit sich erhebende Dampf keine Electricität mit sich
führt. Anderenfalls wurde durch zahlreiche Versuche bewiesen , dass die Dampf-
bildung auch ohne den Vorgang der Reibung von einer Electricitätsentwickelung
begleitet sein kann ; dass aber dann diese Ausscheidung des electrischen Flui-
dums, wenn auch durch beschleunigte Verdampfung befördert, doch nicht unmit-
telbar davon abhängig ist. Der Dampf, indem er sich von dem Wasser ablöst,
vertritt gleichsam die Stelle eines Leiters einer bereits vorher vorhandenen und
in der Flüssigkeit verbreiteten Electricität. So oft nämlich das Wasser mit ei-
ner Electricitätsquelle in Verbindung steht, müssen die aus demselben sich erheben-
den Dämpfe mit Electricität beladen sein, und zwar um so reichlicher, je stär-
ker die electrische Spannung in der Quelle. Diese an sich wahrscheinliche Vor-
aussetzung wurde durch einen Versuch gerechtfertigt. Jeder Metalldraht , den
man in Wasser senkt, bildet damit, wie bekannt, eine Art Electromotor ; Zink
z. B. in Berührung mit Wasser erregt dasselbe positiv electrisch , während es
selbst negativ wird. Bei guter und dauernder Ableitung dieser' — E. des Drahts,
muss sich die Oberfläche der Flüssigkeit dauernd mit -f- E. beladen , und so-
mit ist ein Grund gegeben , dass die sich erhebenden Dämpfe positive Electri-
cität entführen können. Durch Platin wird das Wasser ebenfalls positiv erregt,
aber weit weniger stark, als durch Zink. Steht das Platin ausserhalb der Flüs-
sigkeit in Berührung mit einer condensirenden Zinkplatte, so wird es von die-
ser stärker negativ erregt, als es selbst das Wasser positiv erregen kann. Ein
Ueberschuss von — E. strömt daher in die Flüssigkeit und entweicht mit den
Dämpfen , während -f- E. sich in der Zinkplatte ansammelt. Diese Erklärung
der Electricitätserregung bei der allmäligen Verdampfung wird durch zahlreiche
andere Thatsacben bestätigt. Aehnlich wie Brunnenwasser verhielten sich : de-
stillirtes Wasser, Salzlösung, Aetzkalilösung, verdünnte Schwefel- und Salzsäure ;
d. h. ihre Reactionen auf den Condensator während des Verdampfungsprocesses
traten immer in solcher Weise ein , dass man ohne die Annahme einer beson-
deren Verdampfungselectricität, aus den electromotorischen Beziehungen zwischen
Metallen und Flüssigkeiten genügend Rechenschaft darüber geben konnte. Viele
Versuche dienten zur Begründung der oben aufgestellten Behauptung. — Es ist
nun klar, dass Wasser, weiches in isolirten Gefässen verdampft, keine Spur von
Electricität entwickeln kann, dass dagegen in nicht isolirten Metallgefässen auch
ohne Beihilfe der Reibung eine electrische Erregung eintreten muss, deren Stärke
von der electrischen Differenz der Flüssigkeit an den Berührungsstellen mit der
Metallwand abhängig, folglich in Abdampfschalen von Platin viel geringer ist, als in
Gefässen von Blei oder Zink. — Will man sich überzeugen, dass aus dem Wasser,
wenn es mit einem Metalle in Berührung ist , selbst bei gewöhnlicher Tempe-
ratur, Electricität entweicht, so kann man, um sich vor dem nachtheiligen Ein-
flüsse unvollkommener Isolirung zu schützen, auf folgende Art verfahren. Der un-
teren Condensatorplatte aus Kupfer wird dadurch die Isolirung genommen, dass man
einen daran befestigten Kupferdraht bis auf den Boden herabgehen lässt. Die
obere Condensatorplatte ist Zink und hat ihre Handhabe auf der Seile. Auf der
dadurch frei gewordenen Oberfläche wird mittelst Löschpapier eine Lage Wasser
ausgebreitet. Nach etwa einer Stunde wird man eine schwache negativ electri-
sche Ladung der Zinkplatle wahrnehmen. Dieselbe ist abhängig von dem Unter-
schiede der electrischen Eiregungen des Zinks und Kupfers durch Wasser. B glaubt
durch diese Untersuchung die in Beziehung auf die Natur der Dampfelectricität
etwa noch bestehenden Zweifel vollständig gelöst zu haben. Lässt sich demnach
eine eigenthümliche Electricität des Dampfes, sei es durch Aenderung des Aggre-
gatzustandes , sei es durch Losreissen der Wassertheile von zurückbleibenden
festen Bestandtheilen , in keinem Falle mehr annehmen, so ist es darum doch
möglich, dass die aus unsern Verdampfungsgefässen sich entwickelnden Dämpfe,
auch unabhängig von gleichzeitig auftretender Reibung, Electricität mit sich fuh-
ren können. Diese Electricität beruht aber dann auf einer Contactwirkung und
der Dampf bildet nur einen Ableiter derselben. Wo das Wasser nicht mit Kör-
pern in Berührung steht , durch welche es fortdauernd electrisch erregt werden
135
kann , können seine Dämpfe nicht eleclrisch werden. Es fehlt daher jede Be-
rechtigung zur Voraussetzung, dass durch die in freien Gewässern stattfindende
Verdunstung -f- E. in der Luft verbreitet werde. Noch mit grösserer Wahr-
scheinlichkeit liesse sich annehmen , dass die Gewässer — E. aushauchen, weil
sie als gute Leiter uothwendig von dem negativen Fluidum empfangen müssen,
welches durch verschiedene Veranlassungen, hauptsächlich durch den electrischen
Scheidungsprocess , an der grünen Oberfläche der Pflanzen fortdauernd in die
Erde strömt. ( Ebd . p. 203.) B.
Bereits am 3. Decbr. v. J. theilte Quetelet der Brüsseler Academie
mit, dass wenige Tage hingereicht hätten, die Sternwarte zu Brüssel mit der dor-
tigen Centralstation der electrischen Telegraphen zu verbinden (vergl. pag. 60.)
und dass somit also die Verbindung mit der Sternwarte zu Greenwich hergestellt
sei. Am 25. Novbr. begannen die Operationen, welche dazu dienen sollten, den
Unterschied der Längen von Brüssel und Greenwich zu bestimmen. Die belgi-
schen Zeichen sind ungestört nach Greenwich gelangt, ebenso die aus Greenwich
nach Brüssel. An jedem Abend zwischen 10 und 11 Uhr wurden die Zeichen
gegeben, ohngefähr 150 in der Stunde. Der erste Theil der Operationen sollte
sich nicht über drei Tage hinausziehen, doch da der Zustand des Himmels, be-
sonders in England, nicht erlaubte, die durchaus nothwendigen astronomischen
Beobachtungen anzustellen, so musste man die Arbeit fortsetzen, die hei Q. Mit-
theilung noch im vollen Gange war und wahrscheinlich erst am 4. December
Abends beendet werden konnte. Dann wird man mehr als 1200 Zeichen ge-
wechselt haben. Ungeachtet der Entfernung scheinen die Zeichen nichts von
ihrer Intensität verloren zu haben und im Hinblick auf die aussergewöhnliche
Schnelligkeit des electrischen Stromes kann man sagen, dass die Galvanometer-
nadeln der beiden Sternwarten sich gleichzeitig in Bewegung setzen. ( Bullet .
de VAcad. Bruxelles. T. XX. pag. 276.) B.
Chemie* — Levol, über die chemische Beschaffenheit
der M e ta 11 1 eg i r u n ge n. — L. suchte die Frage zur Erledigung zu brin-
gen, ob die Legir ungen einfache Gemenge oder nach bestimm-
ten Proportionen gebildete, chemische Verbindungen sind.
Zur Annahme des Letzteren veranlasst einmal die Thatsache , dass manche Me-
talle durchaus nicht legirt werden können und ausserdem die merkwürdige Er-
scheinung, dass die berechneten Dichtigkeiten , wie auch der Schmelzpunkt der
Legirungen von den durch Beobachtungen gefundenen abweichen. Findet man
Legirungen nicht nach bestimmten Proportionen verbunden , so kann man das
im Ueberschuss vorhandene Metall mit einer Mutterlauge vergleichen, welche mit
dem Salze in den festen Zustand übergeht und es unmöglich macht, die wahre
Zusammensetzung des letzteren zu erkennen. L. glaubt daher , dass Metalle,
wenn auch nur schwache, so doch wirkliche, bestimmte chemische Verbindungen
einzugehen im Stande sind. Als charakteristisches Kennzeichen dafür stellt er
vollständige Homogenität hin, die durch genaue Analysen verschiede-
ner Theile der Masse erkannt werden kann. Bisher hatte man keine derartige
Verbindung zwischen Kupfer und Silber herstellen können. Levol sucht den
Grund dafür in der ungleichmässigen Abkühlung , die nothwendig bei den
ungleichmässig geformten und ausserdem offenen Gefässen , die man bisher
zum Schmelzen gebrauchte , eintreten musste. Er bediente sich daher sphäri-
scher Gefässe von Gusseisen. So stellte er die Legirungen Ag -f- Cu und
Ag 2Cu dar. Beide zeigten wenig Homogenität ; aber L. erkannte zwei ver-
schiedene Reihen von Legirungen. ln der einen an Silber reicheren Legirung
vermehrt sich in Folge eines beim Erkalten eintrelenden Vorganges, analog dem
in der Metallurgie bekannten Saigerungsprocesse , der Aggehalt in den innern
Theilen der Masse , in der andern an Silber ärmeren in den äusseren Theilen.
L. vermuthete nun eine dritte zwischen beiden, für welche die Wirkung jenes
Proeesses verschwindet. Als solche erkannte er die Legirung 3 Ag — j— 4 Cu, die
bei wiederholten Versuchen vollkommen homogen ausfiel und sie scheint die
136
einzige zu sein , bei der überhaupt Homogenität eintritt. Die Dichtigkeit wurde
= 9,9045 gefunden, während sie sich auf 9,998 berechnete. — Die Legirung
mit 900 p. M. Aggehalt wird in Frankreich zur Münze verwendet. Bei ihr be-
trug der im Mittelpunkt gefundene Aggehalt im Mittel 8,83 p. M. mehr, als der
an der Oberfläche. Dadurch wird natürlich eine Ungleichheit des YYerlhes der
Münzen veranlasst und um eine solche zu vermeiden, schlägt L. vor, zum Geld-
prägen die homogene Legirung 3Ag-{-4Cu zu benutzen, wenn nicht Mittel, wie
z. B. Zusatz eines dritten Metalles , oder Anwendung von Centrifugalmaschinen,
ausfindig zu machen wären , die jetzt angewendete Legirung homogen zu erhal-
len. Als eine andere Ursache der heterogenen Beschaffenheit der Legirungen
des Ag und Cu führt L. noch die theilweise Oxydation des letzteren an. —
Bei Gold und Silber wurden die Legirungen 2Au^-Ag , Au-f-Ag, Au+2Ag und
Au+lOAg alle vollständig homogen gefunden. Die Verwandtschaft beider Me-
talle ist nur gering, doch gelingt es immer durch starkes Umrühren die Verbin-
dung derselben vollkommen herzustellen. Bei der Legirung 2Au-j-Ag entstand
während des Umrührens ein heftiges Anfbrausen, das durch den vom Silber ab-
sorbirten und vom Gold ausgeti lebenen Sauerstoff herrührte , wonach also das
Silber zum Sauerstoff eine schwächere Verwandtschaft besitzt als zum Gold. - —
Bei Gold und Kupfer waren die Legirungen 4Au-j-Cu , 3Au-f-Cu , 2Au-fCu, Au
-}-Cu , Au-|-2Cu und Au-j-lOCu ebenfalls vollständig homogen. Auch hier ist
starkes Umrühren erforderlich ; die Darstellung der beiden letzten Legirungen
wird durch die leichte Oxyd irbai keil des Kupfers sehr erschwert. Um hier die
homogene Beschaffenheit zu erklären, ist jedoch die Annahme eines Isomorphis-
mus beider Metalle, wie bei Gold und Silber, nicht statthaft, da sonst auch Sil-
ber und Kupfer isomorph sein müssten. — Bei Silber und Blei war nur
Ag4-100Pb e>ne homogene Verbindung. {Arm. de Chitn. et de Phys. T.
XXXVI. p. 193. und XXXIX. p. 163.) W. B.
Wir müssen uns sehr darüber wundern, wie Koettig {Journal f.
prakt. Chem. Bd. LXI. pag. 33.) auf den Gedanken kommen konnte, ein
der von St. Evre (Compt. rend T. XXX III. pag. 166.) beschriebenen
gelben Kobalt Verbindung 2(N208,CoO,KO)-j-HO analoges Nickel-
doppelsalz darslellen zu wollen, da das Verhalten von Kobalt und Nickel ge-
gen salpetrigsaure Salze bereits vor 6 Jahren von dem verstorbenen Prof. Fi-
scher in Breslau ( Poggd . Ann. Bd. LXXIV. pag. 124.) ausführlich be-
schrieben ist. Schon dieser machte darauf aufmerksam, dass sich hierauf wahr
scheinlich eine leichte Treonungsmelhode dieser beiden Metalle, die man damals
nur auf einem sehr umständlichen Wege und bei Anwendung der grössten Vor-
sicht mit Sicherheit zu scheiden im Stande war, werde gründen lassen. Dieser
Vorschlag , obgleich schon früher bei der Untersuchung des Meteoreisens von
Braunau {Poggd. Ann. Bd. LXXII. pag. 477.) auf Vorschlag von Fischer,
der diese Beobachtung schon 1830 gemacht haben will, zu einer Zeit also, wo
man nur die sehr unvollkommene Methode von Phillips bei der Scheidung der
beiden Metalle anwenden konnte, von Duflos praktisch zur Anwendung gebracht,
hat jedoch nicht die geringste Beachtung gefunden, während auf der andern Seite
sich die ersten Chemiker lange Zeit vergeblich bemüht haben, Methoden für diese
Scheidung zu ersinnen, die, obgleich vielfach verbessert und vereinfacht, den-
noch viel zu wünschen übrig lassen, so dass man bei technischen Untersuchun-
gen , bei denen es heisst: ,, Zeit ist Geld“, jetzt allgemein seine Zuflucht zu
den Lölhrohrbeslimmungen nach Plattners Anweisung genommen hat. Koettig
scheint cs mit der Veröffentlichung seiner vermeintlichen neuen Trennungsme-
thode des Kobalts vom Nickel sehr eilig gehabt zu haben , da er die Zuverläs-
sigkeit derselben erst noch prüfen will und auch noch keine Beweise für die
stets gleiche Zusammensetzung der unlöslichen Kobaltverbindung beigebracht
hat. W. B.
Wenige Seiten später (Ehd. pag. 41.) finden wir eine Angabe von Stro-
mever, die wir hier folgen lassen: „Zur Scheidung des Kobalts vom
Nickel (bei der Untersuchung von Kupferschlacken) benutzte ich die vom Prof.
137
Fischer vorgeschlageue Methode * **)) mittelst des salpetrigsauren Kali. Ich empfehle
sie den Analytikern, denn sie ist ebenso genau und ungleich bequemer, als die
andern bekannten Methoden. Kobalt und Nickel wurden in Salzsäure gelöst,
zur Trockne verdampft, in wenig Wasser gelöst uud mit einer concenlrirten Lö-
sung von salpetrigsaurem Kali und hierauf mit Essigsäure versetzt. Dabei schei-
det sich ein gelbes Doppclsalz von salpetrigsaurem Kobaltoxydul und Kali ans,
welches nur sehr wenig in Wasser löslich ist. Nickel fallt dabei nicht mit nie-
der. Man löst das Kobaltdoppelsalz in Salpetersäure und fallt durch Kali aus.
Vermittelst dieser Methode kann man auch Kobalt von Zink und Mangan schei-
den“*’). W. ß.
Schröder hat einen Rippenknochen einer an Knochen-
brüchigkeit zu Grunde gegangenen Kuh analysirt und darin gefunden:
kohlens. Kalk 6,15, phosphors. Bittererde 0,13, phosphors. Kalk 32,10, Knor-
pelsubstanz 61,62. Vergleicht man damit die Zusammensetzung normaler Kno-
chen, so ergiebt sich bei ungefähr normalem Gehalt an kohlens. Kalk eine aus-
serordentliche Abnahme der phosphors. Bittererdc, vorzüglich aber eine Vermin-
derung des phosphors. Kalks um das Doppelte und dadurch bedingt ein gerade
zu umgekehrtes Verhällniss der organischen Substanz zur unorganischen. Dies
ist vorzugsweise deshalb bemerkenswerth , weil Bibra in einem gleichen Falle
eine so geringe Differenz zwischen dem Verhällniss der Knorpelsubstanz zur un-
organischen fand , dass sich hier der pathologische Process aus dem Mangel an
Phosphaten durchaus nicht erklären liess. Es scheinen demnach offenbar von
den Aeizlen verschiedene Processe zusammengew orfen zu werden. (Ann. d.
Chem. u. Pharm. Bd. L XX XIX. p. 223.) XV. D.
Müller, Darstellung des sauren ä p f e 1 s a u r e n Kalkes mit-
te I s l S c h w e fei s ä u r e. — Das rohe neutrale Kalksalz wird genau in zwei Hälften
gelheilt und die eine in einem kupfernen Kessel mit dem 6 — lOfachen Volum
Wasser erwärmt, darauf mit massig verdünnter Schwefelsäure versetzt, bis eine
mit Weingeist gut gemischte und fillrirle Probe einen geringen Ueberschuss an
Schwefelsäure erkennen lässt. Man tlnit nun die zurückbehaltene zweite Hälfte
des rohen Kalkmalales hinzu , kocht auf und colirt. Das Filtrat ergiebt meist
schon während des Erkailens eine reichliche Krystallisation des sauren Salzes
das nur äusserst schwach grünlich gefärbt ist. Durch Auslangen des Gypses
mit der warmen Mutterlauge und mit Wasser und nachfolgendes Abdampfen ge-
winnt man alle Aepfelsäure bis auf gelinge Mengen Für Gewinnung der Aepfel-
säure zu technischem Gebrauch — zu Reservagen in Kallundruckereien — würde
sich die Methode recht wohl eignen. (. Journ . f. prakt. Chem. Bd. LX.
p. 477.) XV. B.
S t e n h o u s e, Untersuchung der kryslallinischen Aus-
scheidung i in Bittermandelöl. — Sie bildet sich bei der Aufbewahrung
in lose verstopften Flaschen nach längerer Zeit , namentlich wenn das Oel zu
gleich der Einwirkung des Lichtes ausgeselzt ist. Schon 1823 wurde sie für
Benzoesäure erklärt, durch Oxydation des Oeles gebildet. Später tbeille Pcreira
mit, dass die Ausscheidungen verschiedener Ocle sowohl unter sich als auch von
der Benzoesäure abweichen; Analysen führte er jedoch nicht aus. St. erhielt
nicht weniger denn 10 verschiedene Proben, zusammen mehr als 3 Unzen wic-
*) Um so auffallender ist es, dass die Redaclion des Journ. f prakt.
Chem. die unmittelbar vorhergehende Arbeit Koettigs ohne jede Bemerkung
aufnehmen konnte. XV. B.
**) Nachträglich finden wir im Journ. f. prakt. Chem Bd- LXI.p. 181.
die Erklärung, dass Koetlig bei Anstellung seiner Versuche der Vorschlag Fi-
schers unbekannt gewesen sei; wir sind aber der Meinung, dass man sich,
bevor man eine Arbeit an fängt, und vor allen Dingen dann, wenn
man sie veröffentlichen will , in der Literatur orlenlirt , falls sie einem nicht
sonst schon gegenwärtig ist. XV. B.
9’
138
gend. Die Kryslatle halten eine lief gelbe Farbe, lösten sich leicht im Wasser
und wurden durch wiederholtes Umkrystallisiren gereinigt Nach ihren Eigen-
schaften und der Analyse ergaben sie sich als Benzoesäure. ( Ann . d. Chem.
u. Pharm. Bd. LXXXIX. p. 253.) W. B.
Löwe, Bildung von Rhodankalium auf nassem W ege. —
Vermischt man eine wässrige Lösung einer bestimmten Gevvichtsmenge von Fer-
rocyankalium mit Schwefelkaliuni oder mit Schwefelblumcn und kohlensaurem
Kali in dem bekannten Verhältnisse und erhitzt das Gemenge zum Kochen , so
färbt sich die Lösung schon nach wenigen Minuten grünlich unter Abscheidung
von Schwefeleisen, dessen Menge je nach der Länge des Siedens der Flüssigkeit
sich vermehrt. Nach längerer Zeit des Kochens hat sich fast alles Ferrocyan-
kalium in Schwefelcyankalium umgeselzl. Trennt man nun das Schwefel-
eisen durch Filtriren, lässt die Flüssigkeit, wenn sie noch gelb gefärbt sein
sollte, an der Luft kurze Zeit stehen, bis sie farblos ist, dampft das Ganze im
Wasserbade zur Trockne ah und zieht den Rückstand mit Alkohol aus, so erhält
man eine ziemlich gesättigte alkoholische Lösung von Rhodankalium. (Jo um.
f. prakt Chem. Bd. LX. p. 478.) W. B.
Ders., Erkennung der Blutflecke. — Bei Flecken auf Leinwand und
anderen slickstofl'freien Geweben empfiehlt L. die Erzeugung von Blutlaugensalz
aus den stickstoßhalligerv Materien des Blutes als Erkennungsmillel. Die ver-
dächtige Leinwand lässt man so lange in destillirlem Wasser bis der Fleck ge-
löst und das Gewebe fast farblos erscheint. Die gefärbte Flüssigkeit versetzt
man mit kohlens. Kali und dampft sie bei 105° zur Trockne ab. Den wasser-
freien Rückstand gieht man in eine mehr lange als weite Glasröhre, welche un-
ten in eine Spitze pusgezogen ist und bedeckt ihn noch mit einer Lage von koh-
lens. Kali , um den Zutritt der Luft zu verhüten , welche leicht eine Umsetzung
des Cyankaliums in cyans. Kali beim Schmelzen herbeiführen könnte, wodurch,
weil sich dann kein Ferrocyankalium bildet, ein negatives Resultat erhallen wird.
Die Masse wird nun längere Zeit hindurch mit Hilfe eines Lölhrohrs erhitzt und
dadurch geschmolzen. Man lässt sie dann erkalten, schneidet soweit die Masse
reicht das Röhrchen ab und wirft sie in ein Gemisch von warmem Wasser und
Schwefeleisen. Man erwärmt ein wenig, filtrirt . versetzt die Flüssigkeit mit
Salzsäure, um das vorhandene kohlens. Kali zu zersetzen und thut nun 1 — 2
Tropfen Eisenchlorid hinzu. War Blut zugegen, so entsteht sogleich eine gelb-
lich-grüne Färbung wegen des überschüssig zugeselzlen Eisenchlorids. Der blaue
Niederschlag setzt sich jedoch bald ab. Eine grosse Anzahl von Versuchen mit
ganz kleinen Proben ausgeführl , haben stets ein positives Resultat ergeben,
mochte die eingetrocknete Masse längere oder kürzere Zeit auf der Faser
gehaftet haben und L. ist der festen Ueberzeugung, dass auch noch nach Jahren
die Gegenwart des Blutes dieser Beweisführung sich nicht entziehen werde. Getrage-
ne und vonSchweiss durchdrungene Leinwand wurde für sich mit kohlens. Kali ge-
schmolzen, um fest zu stellen, ob die in den schweissigen Exhalalionen enthal-
tenen Ammoniakverbindungen zur Cyanbildung beitragen könnten; allein nie sind
die geringsten Spuren von blauen Flöckchen bei Zusatz von Eisenchlorid beo-
bachtet worden. Der hohe Reichthum des Blutes an Proteinsubstanzen ist der
Cyanbildung selbst hei geringen Mengen günstig und L. ist der Meinung, dass
dieses Experiment charakteristisch genug ist, um die Gegenwart einer so com-
plicirlen Flüssigkeit in zweifelhaften Fällen darzulhun. Wo organische Pigmente
einen Zweifel aufkommen lassen, da lässt letzterer sich schon beseitigen durch
das deutlich ausgeprägte Verhalten jener zu Ammoniak, unterchlorigs. Kalk, Na-
tron oder freiem Chlor, und was die Rostflecken anbelangt, so werden diese
nimmer beim Verschmelzen mit kohlens. Kali Cyankalium erzeugen können.
(. Arch . d. Pharm. [2] Bd. LXXVIl p. 56.) W. B.
Stenhouse, über die getrockneten Kaffeeblätter von Su-
matra — Diese werden in jener Gegend als Surrogat für Thee und Kaffee-
bohnen benutzt. Die Blätter waren in ziemlich roher Weise sehr stark geröstet
und halten in Folge davon einen schwach brenzlichen Geruch angenommen.
139
Sie gaben mit siedendem Wasser einen tief braunen Aufguss , der im Geruch
und Geschrmck viel Aehnlichkeil mit einer Mischung von Thee und Kaffee hat.
Mit Zucker und Milch versetzt war es ein ganz erträgliches Getränk und da die
gerösteten Kaffeeblätter zu elwas weniger als zwei Pence das Pfund eingeführt
werden können, dürften die ärmeren Klassen darin ein sehr nützliches Surrogat
linden. Diese Blätter enthalten die zwei charakteristischen Bestandtheile der
Kaffeebohnen , nämlich Thein oder Kaffein und Kaffeesäure, ln dieser Be-
ziehung unterscheiden sie sich wesentlich von Cichorien, gerösteten Rüben etc,
die auch die Stelle von Kaffee vertreten, jedock keine Spur der genannten Be-
standtheile enthalten. Gehalt an Thein 1, J 5 — 1,25 pCt., während Kaffee 0,8 —
1 pCt. und Tliee 2 pCt. Thein enthalten; Sticksloffgehall 2,17 pCt , in den Kaf-
feebohnen 2,5 — 3 pCt. Paraguaythee enthält 1,1 — 1,23 pCt. Thein und 1,51
— 1,70 pCt. Stickstoff. Offenbar ist durch das zu starke Rösten der Blätter noch
ein Theil des Theins forlgegangen. Die Kaffeesäure , die der Chinasäure
analog zu sein scheint, da sie mit Schwefelsäure und Mangansuperoxyd Chinon
gieht, ist in den Blättern gleichfalls in grösserer Menge enthalten , als in den
Beeren. An siedendes Wasser gaben die Blätter fast um 10 pCt. mehr lösliche
Substanz ab, als die Bohnen und unter diesem Gesichtspunkt wäre die Anwen-
dung der Blätter der der Bohnen vorzuziehen ; das Getränk hat jedoch mehr
Aehnlichkeil mit dem Thee als mit dem Kaffee. Die Blätter enthalten elwas
Gerbsäure und kaum etwas Zucker oder Fett, während die Bohnen 12 pCt. Fett
und 8 pCt. Rohrzucker enthalten ( Ann . d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXIX.
}>. 241.) W B.
R i t f h a u s e n hat das leichte Steinkohlent heeröl untersucht
und Resultate erhalten, die mit den von Mansfield (Ann. d. Chem u. Pharm.
HX. 1G2.) angegebenen vollkommen übereinstimmen. Mansfield fand , dass
das leichte Steinkohlenöl fast nur aus Kohlenwasserstoffen der Reihe CnHu~6
besiehe, namentlich aus dem Benzol, Toluol, Cu mol und Cymol. II.
vermuthete auch die Gegenwart des Gliedes C,6H10 Xylol; indessen konnte er
aus den Destillaten zwischen 120 — 135° kein Produkt von nur einigermassen
constantem Siedepunkte gewinnen. Von den untersuchten Kohlenwasserstoffen
schien das Toluol in grösster Menge vorhanden zu sein ; die Ausbeute an rei-
nem Benzol betrug etwa Y* der von Toluol und die an Cumol ungefähr Ya von
diesem. Vom Rohmaterial hatte R. gegen 4 Liter angewendet. ( Journ . für
prakt. Chem. Bd. LX1. p. 74.) W. B.
Hanbury, über das Chinawachs. — Dieses interessante Produkt,
das seit einiger Zeit in den Handel gekommen ist, führt auch den Namen vveis-
ses lnsectenwachs , japanisches Wachs. Es besitzt die ausserordentliche Weisse
und den Glanz des Wallraths, schmilzt aber erst bei 83°, wodurch es zu tech-
nischen Zwecken sehr brauchbar wird. Man hat es vielfach mit anderen Pro-
dukten verwechselt , z. B. mit dem sogenannten weissen Lack , der Secretion
von Coccus ceriferus , ferner mit den von Flata limbata , Flata nigricornis etc.
gelieferten Substanzen. Allein der weisse Lack ist spröder und halbdurchschei-
nend , schmilzt bei 62°, löst sich in Alkohol .und Aethcr und wird durch fixe
Alkalien unvollständig verseift. Die wachsarlige Substanz von Flata limbata ist
in Wasser leicht löslich und schmilzt nicht , sondern brennt und zersetzt sich
beim Erhitzen. William Lockert hat eine Probe des rohen Chinawachses aus
China nach London gesendet; dasselbe enthielt noch das Insect, durch dessen
Stich es hervorgebracht wird in verschiedenen Stufen der Entwickelung und war
zum Theil noch in der Baumrinde incrustirt. Westwood erklärt das Insect für
eine neue Coccus - Art und schlägt dafür den Namen Coccus sinensis vor. Das
Wachs selbst bildet um den Zweig herum eine weisse , sammetartige , fasrfgc
Decke, das ungefähr l/ 5" dick ist Im März nnd April suchen die Bewohner ge-
wisser Gegenden von China und Japan die Cocons, welche die Eier des Insec-
tes enthalten, wickeln sie in Ingwerblätter und hangen dieselben an die Zweige
gewisser Bäume — nach Einigen Rlins succedanea , Ligustrum lucidum, Hibis-
cns syriacus und eine vierte unbekannte Pfianzengatlung ; nach anderen dem Fra-
xinus ähnliche — auf. Nach 8 — 30 Tagen kriecht das Insect aus, das ungefähr
140
die Grösse eines Hirsekornes hat , und heftet sich an die Zweige oder Blatter
fest. Hier bildet sich nun bald eine wachsartige Secretion, welche sich vermehrt,
bis sie den ganzen Baum bedeckt. Das Insect entwickelt sich dabei mehr und
mehr, aber es kommt ein Zeitpunkt, in welchem die Menge der lnsecten in dem
Maasse abnimmt, in welchem sich die Secretion vermehrt, weshalb man vermu-
thet hat, das Insect verwandele sich selbst in Wachs. Im Juni oder Juli nimmt
man das Wachs von den Zweigen ab. Der zurückbleibende Theil liefert die zur
weitern Fortpflanzung erforderlichen Cocons. — Die Menge Wachs, welche jähr-
lich producirl wird, belauft sich auf 400,000 Pfund. Es wird fast ganz in China
verbraucht, namentlich zu Kerzen und auch als Heilmittel. — Die chemischen
Eigenschaften dieses Wachses sind von Brodie ( Journ . f. pro kt. Chem.
XLVI. 30.) untersucht. ( Journ de Pharm, et de Chim. T. XXIV. p
J3G.) w. n.
v. Planta und Kekule haben das > erhalten des Coniin zu
Jodäthyl näher untersucht, um zu ermitteln, welcher der durch Hofmanns Un-
tersuchungen characterisirten Heihen flüchtiger Basen das Coniin angehöre.
Durch Hofmann und Wurtz war bereits dargethan , dass das Coniin Aethylsub-
stitutionsproducte bilde ; es blieb aber noch zu ermitteln, wie viel Aeqnivalcnle
Wasserstoff im Coniin durch s. g. Radicale ersetzbar seien. Die verschiedenen
Coniinsorten, obgleich stets auf dieselbe Weise dargestellt, zeigten gegen Jod-
äthyl ein verschiedenes Verhalten. Das käufliche Coniin hat nicht immer die-
selbe Zusammensetzung; es ist ein Gemenge verschiedener homologer Basen,
von denen der einen die von Gerhardt für das Coniin vorgeschlagene Formel
CI6HI5N zukommt. — Producte der Einwirkung des Jodäthyl auf das Coniin
bei der Temperatur des siedenden Wassers. J. A ethyl coni i n , f.20H,9N.
Ein fast farbloses, stark lichtbrechendes Oel , leichter als Wasser und in dem-
selben nur wenig löslich. Konnte nicht vollständig wasserfrei erhallen werden
und zeigte daher auch keinen constanten Siedepunkt. Von den Salzen des Aethyl-
coniins konnte keines in einem für die Analyse geeigneten Zustande dargestellt
werden. Neben dem syrupartigen, unkrystallisirbaren Aethylconiinjodid, ans dem
durch Kalilauge das dem Coniin äussersl ähnlich riechende Aethylconiin abge-
schieden wurde , entband meistens noch eine krystallisi rhare Verbindung. Die
durch Kalilauge ausgeschiedenen prachtvollen Krystalle von über 4 Zoll Länge
sind: A e t h y 1 - Me t h y 1 - Co n i i n * J o d i d , C22H22NJ. Es kann mit Kalilauge
gekocht werden, ohne sich zu zersetzen ; durch frisch gefälltes Silberoxyd wird
es leicht zersetzt und Aelhyl-Melhyl-Coniin C22H22N0 scheidet sich ab.
Die Lösung in Wasser, ans reinem Jodid dargestellt, ist vollständig farblos und
geruchlos, sie schmeckt äussersl, scharf bitter, reagirt stark alkalisch und wirkt
im concentrirten Zustande auf die Epidermis wie Kalilauge. Die Lösung kann
ohne Zersetzung zu erleiden oingedampfl und gekocht werden ; sie zieht mit Be-
gierde Kohlensäure an. Salze des A et. hyl-Methyl - Co niin. Das koh-
lensaure Salz krystallisirte beim Verdampfen in einer Atmosphäre von Kohlen-
säure in langen Nadeln. Das salzsaure, schwefelsaure, Salpetersäure, oxalsaure
und essigsanre Salz wurden durch Verdunsten im luftleeren Baum über Schwe-
felsäure krystallisi rt erhallen; sie sind sämmtlich in Wasser löslich, die mei-
sten an feuchter Luft zerfliesslich Gegen eine alkalische Lösung von Jodkalinm
verhält sich das Aelhyl-Melhyl Coniin ebenso, wie Hofmanns Telraethylammonium,
es werden Krystalle des Jodids ausgeschieden. — Sämmlliche Eigenschaften des
Aethyl- Methylcon i in und seiner Salze sprechen dafür , dass es der vierten der
llofmannschen Basenreihen angehörl, dass es eine Ammoniumbase ähnlich wie
Telrälhylamrnonium, Triälhylanilin etc. ist, denen es sich in jeder Beziehung ^n-
rciht. Zur weiteren Bestätigung dieser Ansicht blieb noch übrig, das Aetnyl-
Methyl-Coniin von Neuem der Einwirkung des Jodälhyls auszusetzen. Es wurde
jedoch kein weiteres Aeq. Aethyl mehr anfgenommen. Aelhyl-Melhyl-Coniin und
Jodäthvl hatten sich gegenseitig zersetzt zu Aelhyl-Mcthyl-Coniin-Jodid und Al-
kohol. Diesem Verhalten entspricht auch das des Jodids und der Base selbst
beim Erhitzen. Ist die letztere so weit concentrirt, dass sie beim Erkalten brei-
artig erstarrt , so tritt Zersetzung ein. Es destillirt eine neue ölartige Base
141
über : Melhylconiin C18H17N. Der Name soll jedoch nichts weiter bezeich-
nen, als dass die Verbindung C2H2 mehr enthalt als Coniin. Farbloses, wie
Coniin riechendes Oel, leichter als Wasser und darin wenig löslich, jedoch, ähn-
lich dem Aethylconiin, in kaltem mehr als in warmem. — Diäthylconii n,
C24H24N0. Wurde aus dem krystallisirten Diäthylconiinjodid durch frischgefäll-
tes Silberoxyd erhalten. Die Lösung ist geruchlos , scharf bitter und stark al-
kalisch. Seine Eigenschaften Ihun dar, dass es eine dem Telräthylammonium
entsprechende Verbindung ist, so dass es durch weitere Behandlung mit Jodälhyl
kein Actbyl mehr aufnehmen und heim Erhitzen in ölbildendes Gas und Aethyl-
coniin zerfallen würde. — Es verdient hervorgehoben zu werden, dass die Ba-
sen der Coniinreihe (Aethylconiin und Diälhylconiinj durch Behandeln mit Jodä-
lhyl nie in Melhylconiin oder Aelhyl - Melhylconiin übergingen oder umgekehrt.
Aus Aethylconiin wurde durch Behandeln mit Jodäthyl Diälhylconiin erzeugt;
während Aelhylmelhylconiin sich durch Hitze zu Melhylconiin zersetzt. Dass
alle Basen einer Reihe angehören , deren Glieder um C4I14 von einander ver-
schieden sind, was bei Verdoppelung der Formel gedacht werden könnte, kann
demnach nicht angenommen werden, und es bleibt nur die Annahme, dass das
rohe Coniin selbst ein Gemenge von zwei um C2112 verschiedenen Basen sei.
Es bleibt daher noch übrig zu entscheiden , welche Formel die im käuflichen
Coniin enthaltene Verbindung habe, die zur Bildung des Aethylmethylconiins Ver-
anlassung gegeben. Sie konnte ebensowohl C14H13N als C,8HnN sein. Letztere
Ansicht, für die verschiedene Umstände sprachen, wurde durch die Analyse des
rohen Coniins für richtig befunden. Die untersuchten Coniinsorten erscheinen
als Gemenge von Coniin C,6HI5N und Melhylconiin CI8HI7N. Ausserdem war
darin noch eine an Kohlenstoff ärmere Basis C14HI3N enthalten. — Noch muss
bemerkt werden, dass stets beim Eindampfen oder Erwärmen der Platin- und
Quecksilbersalze des Coniins sowohl als der daraus erhaltenen substituirlen Ba-
sen Geruch nach Buttersänre auflrat ; einmal liess sich diese Säure auch mit
Bestimmtheit nachweisen , die auch schon von Blylh als Oxydalionsproduct des
Coniins beobachtet worden ist. Danach erscheint die Ansicht, dass das Coniin
eine 8 Aeq. C enthaltende Atomgruppe enthalte , allerdings höchst wahrschein-
lich ; ob diese aber, wie R. Wagner ( Journ . f. prakt. Chem. Bd. LI. pag.
238.) vermulhet C8H7 oder C8H9, muss weiteren Versuchen Vorbehalten bleiben.
— Näch diesen Untersuchungen gehört die mit Coniin bezeichnete Verbindung
C16Hl5N der zweiten Reihe flüchtiger organischer Basen an. Sie enthält 1 Aeq.
durch s. g. Radicale vertretbaren Wasserstoff, während der übrige Kohlen- und
Wasserstoffgehalt (C16H14) die Rolle von 2 Aeq. II spielt. Die zweite im ro-
hen Coniin enthaltene Base (Melhylconiin, C18H,7N) ist eine Nitrilbase; es kann
in ihr kein Wasserstoff mehr durch s. g. Radicale ersetzt werden; durch wei-
lergehende Substitution geht sie in eine nicht flüchtige Ammoniumbase über.
(Amt. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXIX. p. 129. W. B.
P a y e n , über erdige Streu (Versuche, die wirksamen B e-
standtheile des Düngers zu erhalten). — Schon 1819 hat P. die
Anwendung von im Ofen getrockneter Erde empfohlen , um Blut und die Excre-
mente dadurch auffangen zu lassen, die man als Dünger benutzen will. Seit
einigen Jahren bedient man sich auf einigen Gütern der erdigen Streu , um den
Harn in den Ställen auflängen zu lassen und da über die Wirkung der verschie-
denen Erden, besonders des kohlensauren Kalks, des Mergels, keine bestimmten
Thalsachen vorliegen , die zur ßeurlheilung der Wirkung dieser Körper auf den
Harn dienen können , so hat P. mit Poinsot und Wood Untersuchungen über
diesen Gegenstand angestellt. Bei den ersten beiden Versuchsreihen wurde Men-
schenharn erst nach vier Stunden mit feuchter Kreide oder gelöschtem Kalk
gemengt, welche Gemenge dann in einer 5mm dicken Schicht theils 24, theils
48, theils 144 Stunden bei einer Temperatur von 15 — 19° der Luft ausgesetzt
blieben. Bei der dritten Reihe wurde der Menschenharn frisch benutzt, und hier
auch noch grob gepulverter, an der Luft ausgetrockneler Thon damit gemengt.
Dann wurden auch Versuche mit Kuhharn angestellt, der zwei Stunden, nachdem
er gelassen , zu den Versuchen angewendet wurde. Bei einigen Versuchen mit
142
Kalk und Thon hat man die Bedingungen absichtlich so gestellt, dass alle Um-
stände, welche Ammoniak fortführen können, einwirklen. Bei anderen arbeitete
man der Zerstreuung des Ammoniaks entgegen, jedoch nur auf solchen Wegen,
die auch im Grossen ausführbar sind: man machte die Mischungen in offenen
Gefässen, liess sie aber in 6 Centimeler hohen Schichten liegen. Schlüsse aus
diesen drei Versuchsreihen: 1. Gelöschter Kalk, in einem Verhällniss, welches
das Gemenge teigig macht, kann sechs Tage lang den grössten Theil der stick-
stoffhaltigen Substanzen des Harns und wenn das Gemenge eine dicke Schicht
bildet, fast den ganzen Stickstoffgehalt desselben, sogar mehr als der Thon, con-
serviren. 2. Kreide, feucht und in einem Verhällniss angewendet, wobei das
Gemenge wenig consistent bleibt, in dünner Schicht der freien Luft ausgesetzt,
beschleunigt die Zersetzung des Harns und seinen Verlust an Stickstoff bedeu-
tend im Vergleich mit dem Kalkhydrat und dem Thon ; in diesem Zustande, der
im Stalle offenbar nachtheilig ist, könnte sie jedoch auf den Feldern die Fort-
schritte der Vegetation beschleunigen. 3. Trockne Kreide, in dem Verhällniss,
welches eine feste Mischung giebt und wenn man der Masse eine gewisse Dicke
lässt, kann die stickstoffhaltigen ßcstandlheile des Harns conserviren, jedoch nicht
so gut wie das Kalkhydrat. 4. Nur der Thon vermag, wenn das Gemenge in
dünner Schicht der Luft ausgesetzt wird , den Verlust des grössten Theiles der
im Harn enthaltenen stickstoffhaltigen Substanzen zu verhindern. — Bei den
folgenden zahlreichen Versuchen betrug die Temperatur 18 — 22°. Die Besultate
waren hier dieselben wie bei den vorigen Versuchen. Ein Gemenge von Thon
mit JO pCt. Kreide zeigte sich eben so wirksam, als der reine Thon. Bei 50
pCt. Kreide hielt die Wirkung des Gemisches die Mitte zwischen beiderlei Sub-
stanzen ein. Der gebrannte Thon , in der Mischung mit Harn sehr feucht er-
hallen, liess in sechs Tagen fast die Hälfte des Stickstoffs verloren gehen, wäh-
rend ein ähnliches Gemenge, das in derselben Zeit an der Luft austrocknete,
fast den ganzen Stickstoffgehalt behielt. Bei Stroh trat im Vergleiche zu gün-
stiger Behandlung mit Kalk und Thon der grösste Verlust an Stickstoff ein und
es ist wahrscheinlich im Grossen , wo die Strohstreu der Ställe in schwach
gepressten Haufen der Luft ausgesetzt wird, der Stickstoffverlust noch grösser.
Ein dichtes Zusammenschlagen und so viel als möglich Ausschliessung der Luft
durch dazwischen gebrachten Harn scheinen die besten Mittel zu sein , um den
gewöhnlichen Stalldünger zu conserviren. Ein Zusatz von 10 pCt. Kalkhyd rat
zu frischem Harne giebt das beste Mittel ab , um denselben ohne bedeu-
tenden Verlust an Stickstoff concentriren zu können. Bei einem raschen Vcr-
dunstungssysleme würde vielleicht ein Fünftel des Kalkes ausreichen , so dass
man alle festen ßestandlheile des Harnes benutzen könnte , wodurch man eins
der grössten Probleme der Landwirthschaft gelöst haben würde. — Ferner slu-
dirte P. den Einfluss der freiwilligen Gährung des Harnes, in
wie weil ein Verlust an kohlensaurem Ammoniak hier statthat. Diese Versuche
führten zu folgenden Schlüssen: 1) Durch die freiwillige Gährung, welche 34
Tage lang bei einer mittleren Temperatur von 19, °5 vor sich ging, bevor Kalk
zugeselzt wurde, können an 70 pCt. Stickstoff verloren gehen. 2) Zusatz des
ammoniakalischen Fermentes erhöht diesen Verlust bedeutend, so dass er binnen
13 Tagen auf 85 pCt. steigen kann. Man muss also unter allen Umständen
durch Kalkzusatz die Gährung des Harnes verhüten , besonders die durch das
Ferment bedingte. 3) 2 pCt. Kalkhydrat können schon zur Conservation der
stickstoffhaltigen ßestandlheile des Düngers dienen. Als dieser Zusatz nach 24
Stunden gemacht wurde, betrug der Verlust im Vergleich mit der Methode des
Begiessens in 8 Tagen mn das Vierfache weniger. Aehnliche vergleichende, je-
doch im Grossen angestellte Versuche würden die Frage in ökonomischer Hin-
sicht lösen. 4) Reiner Sand, den einige Landleute zur Verbesserung von Thon-
boden verwenden, nachdem sie ihn statt Stroh als Streu benutzt haben, scheint
ein ziemlich guter Zusatz zum Verdicken des Harnes zu sein ; mit einigen Pro-
centen Kreide gemengt, beschleunigt er hingegen den Stickstotfverlust, so dass der-
selbe 90 pCt. beträgt, während der Zusatz von 5 pCt. Kalk , selbst bei Gegen-
wart von Kreide, unter denselben Umständen den Verlust auf weniger als 5 pCt.
143
vermindern kann. 5) Wenn man den Harn oder den frischen Mist in schwa-
chem Verbältniss mit gelöschtem Kalk versetzt, so behalten die Gemenge die
Fähigkeit, die den Pllanzen nützlichen ammoniakalischen Producte zu entwickeln;
diese Entwicklung wird nach und nach stattlinden, indem die Feuchtigkeit des
bebauten Erdreichs und die umgebende Kohlensäure den mit den organischen
Substanzen verbundenen Kalk in kohlensauren Kalk verwandeln, welcher die Ei-
genschaft besitzt, die freiwillige Zersetzung dieser Verbindungen in hohem Grade
zu begünstigen. — Bei Anwendung von Holz-, Torf-, Knochenkohle, Eisenvitriol
und Gvps stellten sich folgende Resultate heraus’ 1) Die Kohle conservirt zwar
einen Theil der stickstoffhaltigen Bestandteile des Harnes, lässt aber zugleich
eine beträchtliche Menge als ammoniakalische Ausdünstungen verloren gehen.
2) Besser conserviren Eisenvitriol und Gyps den Stickstoff, aber keineswegs
vollständig. 3) Ein Gemenge von Kohlenpulver mit 5 pCt. Eisenvitriol ist am
wirksamsten, um ammoniakalische Ausdünstungen zu verhindern, dabei nützt es
noch dadurch , dass es den Harn verdickt und seine Verdunstung begünstigt. —
Es folgen nun zwei neue Versuchsreihen, durch welche P. die faulende Gährung
des Blutes, die im Sommer so leicht einlritt, kennen lernen wollte. Zugleich
sollte ermittelt werden, wie weit durch Zusatz von Kalk und Schwefelsäure das
fibrinfreie und fibrinhaltige Blut vor Gasentwicklung geschützt und der Slickstoff-
verlust vermieden werden könne. Aus den Versuchen zieht P. den Schluss, dass,
während das für sich faulende fibrinfreie Blut viel Stickstoff verlor, ein Zusatz
von Kalk diesem vorbeugte, und zwar um so besser, je mehr man das Verhält-
nis von 2 Grm. per 100 Cub. Cent, überschritt. A ähnlich wirkte Schwefel-
säure ; der Verlust an Stickstoff wurde bei der Blutflüssigkeit bis auf ein Tau-
sendstel vermieden. Ebenso verhielt es sich beim Fibrin. — Nun folgen
neue Reihen von Versuchen, durch welche P. 1) den Einfluss der Pottasche als
Conservationsmittel für Düngsloffe kennen lernen wollte; 2) sollte weiter geprüft
werden, ob die Schwefelsäure eben so kräftig conservirend auf Harn wirke, wie
auf Blut; 3) sollte die Wirkung der Kohle, 4) die des Seesalzes, 5) die des
Alauns näher untersucht werden. Als Conservalionsmittel nimmt die Schwefel-
säure den ersten Rang ein , dann kommen ziemlich nahestehend Oxalsäure und
Alaun. 2 Grm. Schwefelsäure auf 100 Cub. -Cent. Harn schützte vor allem Ver-
lust an Ammoniak; die Hälfte davon conservirte noch 96 pCt. vom ganzen Stick-
stoffgehalt und die Oxalsäure mehr als 97 pCt. 2 pCt. Kalihydrat reichten hin,
um 30 Tage lang den Harn vor Verlust an Stickstoff zu schützen; es wirkte al-
so eben so gut wie der Kalk. Bei der Hälfte aber gingen 48 pCt. Stickstoff
verloren. Kohlenruss und Holzruss modificirten wohl den Geruch des Harnes
beim Faulen, ein Vortheil in Bezug auf das Zurückhalten des Ammoniaks ergab
sich jedoch nicht. Durch kohlensaures Kali wird der Verlust an Ammoniak eher
vermehrt als vermindert, sowie durch den Zusatz von kohlensaurem Kalk auch
stets mehr Ammoniak verloren ging. 5 Grm. Seesalz auf 100 Cub.- Cent. Harn
erhielten 95 pCt. Stickstoff, 2 Grm. hatten jedoch keinen Einfluss mehr, denn
sie hielten nur 14 pCt. zurück uud der Harn, der ohne Zusatz dieselbe Zeit —
31 Tage — verblieb , enthielt auch noch 13 pCt. Die letzte Versuchsreihe er-
gab die relative Wirkung von Kalkhydrat, Schwefelsäure und Oxalsäure auf
Kuhharn, sow'ie noch Einiges über den Einfluss der Temperatur. Diese war bei
Tage meistens 15°, Nachts 3° vom 2. bis 26. December. Schwefelsäure und
Oxalsäure wirkten fast gleich gut, dann folgte Kalkhydrat. ( Compt . rend. T.
XXXV 1 bis XXXVlll) 14. B.
Reiset, über den Werth des Getreides. — Eine der interes-
santesten Fragen ist ohne Zweifel die Bestimmung des Werthes der verschiede-
nen Getreidearten, die zur Ernährung der Menschen und Thiere dienen. Auf
dem Markt sucht der Käufer stets ein schweres Getreide. Ist dieser Vorzug
gerechtfertigt? Hat das schwerere Getreide einen höheren Nahrungswerth?
Diese Fragen sucht R. zu lösen. In seiner ersten Abhandlung beschäftigt er
sich mit dem Korn. Seine Untersuchungen hat er mit zahlreichen Getreidearten
aus sehr verschiedenen Gegenden angestellt und diese haben zu sehr wuchtigen
allgemeinen Schlüssen geführt. Das Gewicht eines bestimmten Maasses Getreide
144
hängt ab von der Art des Messens , von der wirklichen Dichtigkeit der Körner,
ihrer Form und endlich von dem Wassergehalt derselben. Die wirkliche Dich-
tigkeit der Körner steht nicht immer in Einklang mit dem scheinbaren Gewicht:
man findet, dass seihst die grösste Dichtigkeit einem der niederen scheinba-
ren Gewichte entspricht und umgekehrt kann ein scheinbar sehr hohes Gewicht
einer Dichtigkeit unter der mittlern entsprechen. Die grössten Aendernngen,
welchen das scheinbare Gewicht der Körner unterliegt, müssen beinahe aus-
schliesslich der Form der Körner selbst zugeschriehen werden. Das schwerste
Koin wird daher eine gleichförmige ei- oder kugelförmige Gestalt haben, wo-
durch es den Körnern gestattet ist sich gleichförmiger und in grösserer Menge
in dem Maass zu placiren. Der Wassergehalt schwankt zwischen 12 — 19 pCt.
als äussersle Grenze: jede Getreideart scheint eine normale Quantität Wasser
aufzunehmen , die es unter den gewöhnlichen Umständen mit einer gewissen
Hartnäckigkeit zurückhält. Dei einer fraclionirlen Austrocknung erleidet das
Korn eine deutliche Zusammenziehung; die Dichtigkeit nimmt zu, während das
scheinbare Gewicht abnimmt. Indem das Korn Wasser aufnimmt, schwillt es
auf und die Dichtigkeit sowie das scheinbare Gewicht des Maasses nimmt ab.
Das Korn, welches durch zufällige Aufnahme von Wasser aufgeschwellt ist, nimmt
beim Austrocknen nicht wieder das ursprüngliche Volumen ein, das scheinbare
Gewicht und die Dichtigkeit bleiben geringer. Der Klebergehalt variirt zwischen
10,68 — 17,93. Es findet kein Zusammenhang statt zwischen dem scheinbaren
Gewicht und dem Gehalt an stickstoffhaltiger Materie; letzterer scheint mit der
Dichtigkeit zuzunehmen. — Harte und glanzende Korner sind am dichtesten und
enthalten auch mehr Kleber als weichere. — Die untersuchten Getreidear-
ien geben 1,77 — 2,25 Asche; allgemein findet man bei ein und demselben Ge-
treide mit dem grösseren Aschengehalt einen grösseren Reichthum an Kleber und
grössere Dichtigkeit vereint. Legt man dem Werlhe den Gehalt an Kleber zu
Grunde, so würde der Preis für 100 Kilogrm. eines solchen mit 9,54 pCt. Kle-
ber 15 Frcs. 37 Cent, sein, wenn ein anderes mit 15,51 pCt. 27 Frcs. kostet.
Indem der Arbeiter, der täglich 2 '/a Pfd. ßrod verzehrt, zu diesem ein mehr
oder weniger an Kleber reiches Getreide wählt, kann seine tägliche Ration
mit einer Menge stickstoffhaltiger Materie wechseln, die einem halhen Pfunde
Ochsenficisch entspricht. ßei den heutigen Grundlagen des Handels liegt es
durchaus nicht im Interesse des Producenten den Consumenten an stickstoffhal-
tiger Substanz reiche Getreidearten zu liefern, denn solche erschöpfen den Ho-
den mehr und sind auf dem Markte weniger gesucht, weil das Mehl weniger
weiss ist als von Getreidesorten mit zarterer Schale. — Der Wassergehalt ver-
ringert sich in dem Maasse als die Reife vorschreitet, ßei ein und derselben Ge-
treideart enthalten die dickeren vollkommen entwickelten mehr Wasser und we-
niger Kleber. Das Gewicht eines Maasses Getreide gibt nur sehr schwache An-
zeichen von seiner Güte, der Verkauf nach dem Maasse führt nur Täuschungen
herbei. Der Verkauf nach dem Gewicht mit einer gleichförmigen Unterlage wäre im
Interesse der Landwirtschaft vorzuziehen, indem er die Verwirrung aufhören
machte, die heute auf dem Markte in Folge eines gemischten Systems herrscht.
(Journ. de pharm. T. XXIV. p. 429.) W. ß.
^iryctos'FiOsic. P fei ff er, Analyse ei nes Magnesits von
Madras. Spec. Gew. 2,90. Zusammensetzung in 100: MgO 46,12, CO2
50,64, KO 0,67, NaO 0,42, CaO 0,35, Al203 0,26, SiO3 0,23, HO 0,16, PO5
Spur, CI Spur = 98,85. ( Ann . d. Chem. u. Pharm, ßd. LXXXIX. p.
219.) W. ß.
Ders., Analyse einer natürlichen oslindischen Soda. —
Graubraunes gröbliches, mit grösseren Stücken untermengtes Pulver, das sich
etwas feucht anfühlle. Wasser nahm davon nur 44,03 pCt. auf ; die fil trirte
Lösung war dunkelbraun gefärbt, jedoch klar, trübte sich aber bei längerem Aus
waschen des Rückstandes. 100 Th. der lufttrockenen Soda bestanden aus: SiO3
und Sand 34,65, Fe203 31,08, Al203 0.26, CaO 0,16, MgO 0,30, NaO 22,59,
KO 2,65, CO2 16,00, SO3 4,01, CI 0,79 und HO 17,59 = 100,08. ( Ebd . p.
219.) W. ß.
145
Schröder hal den Osteolilh (Phosphorit) aus dem Jurakalk
des Erzherges bei Amberg analysirt auf Veranlassung von Martins, der behufs
der technischen Verwerthung des Minerals den Gehalt desselben an phosphor-
saurem Kalk kennen lernen wollte. Das Mineral ist schön weiss , nur an ein-
zelnen Stellen rothbraun und gelbbraun gefleckt. Härte sehr gering. Gefüge
feinkörnig, hängt an der Zunge und riecht befeuchtet wie Thon. Spec. Gew.
2,89. Zusammensetzung in 100: CaO 48,16, PO5 42,00, SiO3 4,97, Fe203
1,56, MgO 0,75, KO 0,04, NaO 0,02, CO2 2,21, HO 1,31 = 101,02. iEbd.
p. 221.) W. B .
Korscharow, über den Cancrinit. — Grobkörniger Granit aus
der Graphitgrube Marienskoy, 400 Werst westlich von Jokutsk im Tunkinskischen
Gebirge, führte neben Zirkon, Kalkspath, Moroxit, Magneteisenstein gelben, dem
von Lichtfield in Nordamerika ähnlichen Cancrinit. Einige Stücke zeigen die ci-
tronengelbe Farbe nur auf der Oberfläche, im Innern der Masse sind sie jedoch
von bläulich grauer Farbe. Spaltbarkeit vollkommen deutlich, nach drei sich in
Winkeln von 120° schneidenden Richtungen, parallel den Flächen eines hexagona-
len Prismas. Die Spaltungsflächen sind sehr glänzend. Härte zwischen Apatit
und Feldspath. Spec. Gew. 2,449. In Salz- und Salpetersäure unter starkem
Brausen leicht löslich; die starke Lösung gelatinirl nach kurzer Zeit, besonders
wenn die Säure sehr concentrirt. Beim Erhitzen erst weiss und undurchsich-
tig, zuletzt aber schmilzt es zu einem weissen blasigen Glase; mit Borax zu
einer klaren Perle, mit Phosphorsalz unter Brausen ebenso, wobei sich ein Kie-
selskelett ausscheidet; mit Soda zu einem blasige Glase. Zusammensetzung nach
Struve in 100: SiO3 38,33, A1203 28,54, CaO 4,24, NaO 20,37, CO2 und HO
8,51 = 100,00. Formel: (Na0j2Si03+2AI203Si03-HNa0V2,Ca072]C024-H0
übereinstimmend mit Whitney’s Formel des amerikanischen Cancrinits. ( Pogg.
Ami. Bd. XC. p. 613.) W. B.
Kenngott, mineralogische Notizen VII. (cf. S. 68. ) - 1) Di-
calcareo - carbonate of Baryte ist eine Varietät des Alstonit. Die untersuchten
Exemplare dieses Minerals in der Wiener Sammlung stammen von ßrownley Hill
und Aston Moor in Cumberland und von Fallowfield in Norlhumberland. Die
angeblich spitzen hexagonalen Pyramiden sind nämlich keine einfachen Gestal-
ten, sondern Drillinge. Die horizontal gestreiften Flächen unter der Loupe be-
trachtet haben keine einfache den Seitendecken der Pyramiden entsprechende
Streifung, sondern zweifache unter sehr stumpfen Winkeln in der Mitte der Flä-
chen zusammentreflende Streifung, welche auf die Zusammensetzung aus drei
spitzen orthorhombischen Pyramiden führt, die bei gleicher Grösse und ge-
meinschaftlicher Hauptachse so gestellt sind, dass die gleichnamige Nebenachse
sich in der Ebene des horizontalen Hauptschnittes unter 60° und 120° schneiden,
wodurch die Seitenkanten der orthorhombischen Pyramide gebildet werden und
die Seitenecken jener die stumpfen Seitenecken dieser sind. Dass Thomson
das Verhältniss der koblensauren Kalk- und ßarylerde abweichend von Alstonit
fand , hebt die Identität nicht auf, da beide Erden als vicarirende Beslandtheile
zu betrachten sind und daher die Formel ßa,Ca0,C02 als die allgemeinere an-
zunehmen ist. Das specifische Gewicht wurde auf 3,695 — 3,705 bestimmt. —
2) .Sulphalo- carbonate of Barytes ist keine Pseudomorphose des Barytes oder
Witherits. Das mit dem vorigen gemeinschaftlich vorkommende Mineral bildet
weisse bis farblose Krystalle, welche im Allgemeinen die Combination eines sehr
stumpfen hexagonalen Prisma in paralleler Stellung, woran die Pyramidenflächen
triangulär getäfelt und die schmalen Prismenflächen horizontal und unterbrochen
gefurcht erscheinen. Sie sind nämlich durch homologe Gruppirung kleiner Kry-
stalle gebildet. Die genau messbaren Krystalle stellen die Combination einer
sehr stumpfen hexagonalen Pyramide mit Zuschärfung der Seitenkanten durch die
Flächen einer zweiten in paralleler Stellung, welche spitz ist. Der Winkel der
Seitenkante der stumpfen Pyramide beträgt 37° bis 38°, der Endkantenwinkel
etwa 160°. An 2 Stufen finden sich auf frischem blättrigem Baryt die vorhin be-
schriebenen Krystalle von Alstonit, kleine weisse stumpfe Rhomboeder von Cal-
cit und kleine Krystalle des fraglichen Minerales aufgewachsen und untermengt.
10
146
Ihr Bildungsvorgang dürfte der gewesen sein, dass durch freie Kohlensäure enthal-
tendes und Calcit in der Auflösung führendes Wasser der Baryt allmählig ange-
griffen worden und durch den gegenseitigen Austausch der Bestandteile in der
Auflösung und durch die allmählige Zersetzung des Baryts in die Auflösung über
gingen, sich die drei Verbindungen Ca0,C02, Ba,Ca0,C02 und 2(ßa0,C02)-f-
ßa0,S03 krystallinisch absetzten und die Oberfläche des Baryts bekleideten. Die
eingetretene Zersetzung des Baryts ist auch stellenweise ganz deutlich zu sehen.
— 3) Anatas findet sich in Krystallen als Einschluss im krystallisirtem Quarze ;
dieser ist gelblich weiss und durchscheinend , der Anatas bräunlich schwarz.
Der Fundort ist Bourg d’Oisans im Dauphine. — 4) Gestörte Krystallbildung
des Quarzes. Ein mit der normalen zickzackförmigen Zeichnung und Farben-
vertheilung versehener Amethyst von Ratieborczig , hat an den frei auskryslalli-
sirten Enden die blaue Farbe gänzlich verloren und gleicht hier dem gemeinen
Quarz. Es sind die sechsseitigen Spitzen der Quarzkrystalle von ziemlicher
Grösse, nahe einen Zoll. Die Quarzmasse war bei der Bildung nicht ausrei-
chend vorhanden , denn die Pyramidenkanten rahmen wie Leisten die Flächen
ein und diese sind aus vielen kleinen Triangeln zusammengesetzt, welche auf
eine homologe Anhäufung kleiner Krystalle deuten. Zugleich kommt aber auch
eine widersinnige Anordnung vor und die dieser angehörigen kleinen Krystall-
chen sind keineswegs später in die vertieften Flächen drusenarlig eingesetzt,
sondern sie sind durch eine plötzliche Störung bei der ursprünglichen Bildung
des grossen Krystalles in diese Stellung gebracht. — 5) Ueber die Krystallfor-
men des Chalcotrichils und dessen Verhalten zum Cuprit. Die neue Untersu-
chung der betreffenden Krystalle bestätigten die vom Verf. selbst früher schon
gefundenen Resultate. Die Krystalle sind orlhorhombische, vielleicht auch klino-
rhombische. An allen untersuchten Exemplaren fand sich ein rechtwinkliges
vierseitiges Prisma mit sich stets unterscheidenden Flächenpaaren. Ausser dem-
selben kommen die Flächen eines rhombischen Prismas vor, aber so schmal
und zurückgedrängt, dass sie sehr leicht übersehen werden. Der mittlere Werth
des Neigungswinkels dieser gegen jene Flächen beträgt 136°30'. Uebrigens bie-
gen sich diese Krystalle sehr leicht in der Richtung der Hauptachse. Die Ver-
gleichung des Chalcotrichils mit dem Cuprit lässt nunmehr keine Vereinigung
beider zu. ( Wien. Sitzgsber. 1853. XI. 750.)
In der VIII. Folge seiner Notizen bespricht K. zuerst die Zusammenset-
zung des Sylvanit. Die sieben von Petz angestellten Analysen führen zur For-
mel Au, Ag , Te3 oder wenn man die vikarirenden Bestandteile Blei und Anti
mon aufnimmt Au, Ag, Pb, Te3 , Sb3 , welche für Schrifttellur und Weisstellur
die wahrscheinlichste sein möchte. — Ein Chiol ithkrystall von Murschinsk am
Ural erscheint unter der Loupe aus sehr kleinen unausgebildeten Kryställchen
zusammengesetzt. Einer von diesen liess sich herauslösen, ist farblos, durch-
sichtig, stark glänzend von demantartigem Glasglanz, mit muschligem Bruch.
Er stellt ein rhombisches Prisma von 124°22', dessen scharfe Kanten durch die
Längsfläche gerade abgestumpft sind. Der Mangel an Endflächen lässt es unbe-
bestimrat ob er in das orlhorhombische oder klinorhombische System gehört.
Hiervon weichen nun zwar die Angaben Herrmann’s und von Kockscharows ab,
allein die Kleinheit der Krystalle berücksichtigt lassen sich dieselben doch in
Uebereinstimmung bringen — Auripigment ist kein Umwandlungsproduct von
Realgar. Die von Volger aufgestellte entgegengesetzte Ansicht veranlasste K. zur
Prüfung der Exemplare beider Mineralien. Volger stützt sich auf die Erschei-
nung, dass Realgarkrystaile unter gewissen Umständen in ein gelbröthliches oder
rölhlichgelbes Pulver zerfallen, welches unter dem Mikroskop als ein Gemenge
von Realgarkörnchen und hell goldgelben Auripigmentblättchen zusammengesetzt
erscheint, während in dem noch nicht zerfallenen Pigment deutlich das ausge-
zeichnete blättrige Gefüge sich zeigt. Gerade dieses Gefüge aber spricht für
ursprüngliche Bildung. Wäre das nicht der Fall und wäre das Auripigment eine
Pseudomorphose des Realgar, so passt damit wieder die abweichende bestimmt
ausgebildete Krystallform nicht. Auch das Vorkommen der Auripigmentkrystalle
in eingeschlossenen Räumen gestaltet keine Umwandlung der Krystallform, lieber-
147
dies sind nun aber die Anripigmentblättchen in dem zerfallenen Realgar keines-
wegs krystallinische und haben nichts als die oberflächliche Form mit denen
des ursprünglichen Auripigments gemein. K. widerlegt nun weiter noch die
Theorie der Umwandlung, wie sie Volger formulirt, doch verweisen wir dieser-
halb auf das Original. ( Ebenda 977.)
C. v. Hauer analysirt Cölestin von Ischl, der krystallisirt in Stein-
salz eingewachsen, orangegelb, durchsichtig bis halbdurchsichtig ist, und fand
85,96 Slrontian, 43,82 Schwefelsäure, Spuren von Eisenoxyd und 0,41 Wasser.
— Die Analyse eines in grauen slalactilischen Massen bei Villa Rica in Brasi-
lien vorkommenden H yd r a r g i 1 1 i t s ergab 64,35 Thonerde, 35,65 Wasser und
Spuren von Phosphorsäure. — Ein Milchopal von Kaschau in Ungarn enthielt
92,16 Kieselerde, 2,00 Eisenoxydul, 0,28 Kalkerde und 5,78 Kohlensäure und
Wasser. — Arsenikkies aus dem Kupferbergbaue am Mitterberge bestand
aus 21,35 Schwefel, 45,00 Arsen, 33,52 Eisen. ( Juhrb . geol. Reichsanst.
IV. 397.)
Zerrenner, über einige im Goldsande von Oläphian vor-
kommende Metalle. — Platin fand Z. in etwa 15000 Ctr. Goldsandes
des Olaphianer Districtes nur in drei ganz kleinen Körnchen, gediegen Kupfer
in einem etwas plattgedrückten Stückchen von kaum Linsengrösse, veihältniss-
tnässig häufiger dagegen gediegen Blei. Das Vorkommen dieses im Seifengebirge
ist vielfach bestritten , indem man vorgab, es sei das zur Winterszeit unterhal-
tene Feuer aus Bleiglanz geschmolzen oder durch Jäger dem Gebirge eingestreut.
Diese Ursachen lassen sich jedoch nicht auf das Vorkommen in der Goldgrube
Schaldinke im europäischen Ural anwenden, wo es Z. mehre Sommer hindurch
in graulichen Körnern mit Platin fand. Im Goldsande von Velika bei Pozega
im südlichen Slavonien kommen Bleikörner von Vio Loth Gewicht so häufig vor,
dass’ sie von den Goldwäschern als Anzeichen des Goldes betrachtet werden.
Neu sind für das Olaphianer Seifengebirge noch der Cyanit und Feldsteinporpbyr.
{Wien. Sitzysber. XI. 462.)
G. Rose legte der Berliner Akademie einen Diamantkrystall von
ausserordentlicher Schönheit vor. Derselbe hat die Form eines fast regelmäs-
sig ansgebildeten Octaeders. Seine Grösse zwischen zwei entgegengesetzten Ecken
beträgt 5,5 Linien Preuss. und sein Gewicht 1,0747 Grammen oder 10,2221
Karath. Er ist vollkommen durchsichtig und farblos, und bis auf einen kleinen,
fast nur mit der Loupe sichtbaren Fleck und einige noch kleinere Bläschen im
Innern ganz rein. Die Flächen sind stark glänzend, wenn auch nicht vollkom-
men eben, da sie grösstentheils eine Menge kleiner dreiseitiger Erhöhungen ha-
ben , die aber nur unbedeutend hervortreten, und deren Seiten nicht parallel
den Octaederflächen liegen , sondern eine gerade entgegengesetzte Lage haben,
und den Winkeln derselben entsprechen. Die Kanten des Krystalls sind schwach
abgerundet und nach den Ecken zu deutlich eingekerbt, so dass hier kleine sich
rechtwinklig kreuzende, aber etwas gekrümmte Kanten sichtbar werden. Hier-
aus, wie auch aus der ganz übereinstimmenden Beschaffenheit der Flächen, und
der Lage der dreiseitigen Erhöhungen auf denselben, die den Kanten eines Te-
traeders parallel gehen, ergiebt sich, dass der Krvstall ein Zwillingskrystall ist,
und aus 2 mit den Kanten sich rechtwinklig kreuzenden Tetraedern besteht, die
an den Ecken abgestumpft sind , und deren Abstnmpfungsflächen nun so gross
geworden sind, dass sie sich fast unter einander berühren. Dadurch erhält der
Zwillingskrystall das Ansehen eines Octaeders, dessen Flächen nun ganz gleich-
artig erscheinen, was bei einfachen Krystallen, wenn sie in der Form von Oc-
taedern erscheinen, nicht der Fall ist, indem dann die einen abwechselnden Flä-
chen immer mehr oder weniger glänzend erscheinen als die anderen, oder sich
anderweitig verschieden verhalten. Ausserdem legte R. noch einen ganz kegel-
förmigen Diamant desselben Besitzers vor, der 3,4 Linien im Durchmesser und
eine ganz rauhe Oberfläche hatte und daher nicht durchsichtig war; ferner zwei
andere grosse tafelförmige Zwillingskrystalle von der bekannten dreiseitigen Ge-
stalt, einen schönen durchsichtigen und glänzenden Krystall von rosenrother
Farbe, und endlich zwei grosse schwarze Diamanten, von denen der eine mehr
148
unförmliche Gestalt und nach der längsten Ausdehnung eine Grösse von fast
einem Zoll hatte. Der erste war von einem für solche schwarze unförmliche
Diamanten ungewöhnlichen Glanze. (Berlin. Monatsber. 1853. Novbr. 633.) G.
Geologie, v. Liltrow, über das allgemeine Niveau der
Meere. — Nach den neuern Messungen liegt das Mittelmeer höher als das
adriatische um 0,04 Toisen, der atlantische Ocean höher als das Mittelmeer um
0,46 T., die Nordsee höher als der atlantische Ocean um 0,10 T., die Ostsee
höher als die Nordsee um 1,3 T. oder 8 par. Fuss (jedoch ist diese Messung
nicht sicher und wenig wahrscheinlich) , die Ostsee höher als das schwarze
Meer um 0,53 T. Werden diese Angaben auf denselben, z. B. den Spiegel des
atlantischen Qceans bezogen , so ergiebt sich das Mittelmeer tiefer um 0,46 T..
das adriatische um 0,50 T. , die Nordsee um 0,13, die Ostsee dagegen höher
um 1,2, das schwarze Meer um 0,7. Alle diese Zahlen dürfen bei der grossen
Schwierigkeit und Umständlichkeit der Bestimmungen jedoch nur als annähernd
richtig, keineswegs als sicher betrachtet werden. Am auffallendsten ist die Höhe
des rothen Meeres, welche die Geometer der französischen Expedition auf 9
Metres (30 Fuss) berechneten, obwohl die Breite von Suez nur 16 Meilen be-
trägt. Die im Jahre 1847 behufs des Durchstichs von Suez angestellte Messung
ergab jedoch das erheblich abweichende Resultat, dass das rothe Meer bei Suez
nur um 0,80 Metres oder 0,41 T. als das Mittelmeer bei Tineh ist. Von nicht
minderer Wichtigkeit als das eben erwähnte Verhältniss ist das des atlantischen
Oceans zum stillen an der Landenge von Panama, dieses soll nach der im Jahre
1829 angestellten Messung um 0,55 T. höher sein als dieses, nach dem Nivel-
lement von 1842 aber um 1,49 T. , diese Differenz liegt z. Th. in dem verän-
derlichen und noch nicht festgestellten Spiegel des stillen Oceans. Es ist wahr-
scheinlich dass die mit immer grösserer Genauigkeit wiederholten Nivellirungen
die noch vorhandenen auffallenden Höhendifferenzen aller mit einander in Ver-
bindung stehenden Meere ausgleichen werden. ( Wiener Sitzgsber. XI. 735.)
Auf der vorjährigen Septemberversammlung der britischen Gesellschaft zu
Hüll kamen in der Ablheilung für Geologie und physikalische Geographie fol-
gende Gegenstände zur Verhandlung:
1) Sed g w i c k über Gliederung und Nomenclatnr des paläozoischen
Gebirges Grossbritanniens. In den einleitenden Bemerkungen spricht S. zu-
nächst seine Ansicht über die Identität der Arten in verschiedenen Formationen
aus, indem er Polypen kennt, die aus dem Balakalk in den devonischen reichen,
Favosites golhlandica sogar bis in den untern Kohlenkalk, ebenso Leptaena de-
pressa, und aus dem Sibirischen ins Devonische unter andern Terebratula reti-
cularis. Dann wendet er sich zur Frage über die Existenz des cambrischen Sy-
stemes, die er zu beweisen sucht. Es fällt mit dem Untersilurium zusammen,
muss aber als eignes System von dem Obersilurium getrennt werden, weil in
beiden von 100 Arten nur 15 gemeinschaftlich Vorkommen, wenigstens in West-
moreland. Auch Barande fand in Böhmen nur 6 pCt. identisch, Hall in Nord-
amerika nur 5 pCt.
2) Thomson legt eine Sammlung untersilurischer Petrefaklen vom Girvan-
see in Ayrshire vor, welche Hartness als den Llandiloplallen angehörig erkennt.
3) Buck man spricht über den Cornbrash von Gloucester und Wills,
der in nur 8 Fuss Mächtigkeit sich weithin ausbreitet. Die chemische Analyse
verglichen mit der des Unter- und Grossooliths ergab folgende Zusammensetzung :
Unteroolith. Grossoolith. Cornbrash.
Kohlensäuren Kalk
89,20
95,346
89,195
Magnesia
0,24
0,739
0,771
Schwefelsäuren Kalk
0,09
0,209
0,241
Eisenoxyd
—
—
—
Thonerde
4,14
1,422
2,979
Phosphorsäure
0,06
0,124
0,177
Lösliche Kieselerde
2,75
1,016
1,231
Sand
3,27
0,533
4,827
Alkalien nicht näher bestimmt.
149
Der Cornbrash ist in dieser Gegend reich an Petrefakten , von denen
mehr als die Hälfte den Bivalven «ugehört. Von diesen ist wiederum fast die
Hälfte mit den Arten im Unteroolith identisch, von 8 Echiniden sogar 6. Te-
rebratula digona, T. obovata, T. lagenalis, T. ornilhocephala will B. nur als lo-
cale Varietäten einer und derselben Art gelten lassen.
4. Phillips theilt einige Beobachtungen über die Verbreitung der er-
ratischen Blöcke in Yorkshire mit. Er huldigt der Glacialtheorie und lässt
das Niveau des Meeres derselben 1500 Fuss hoch steigen , weil es in dieser
Hohe nock Blöcke abgesetzt hat, so in Cumberland und Weslriding. Einige
dieser Blöcke scheinen über den J440 Fuss hohen Stainmoorpass geführt zu
sein, andere liegen am Feiger viel höher als ihr Mutterfelsen. Am Ribble fin-
det man enorme Blöcke nahe am Gipfel 150 bis 200 Fuss über dem Niveau
des Felsens , von welchem sie herstammen. Achnlich verhält es sich mit den
Kalkblöcken am Long Skar. Die Blöcke sind wenig abgerundet und müssen
durch Eis transportirt sein, da kein fliessendes Wasser sie tragen kann. Smith
macht bei dieser Gelegenheit auf das Vorkommen arctischer Conchylien im Be-
cken der Clyde, welche noch in ihrer natürlichen Stellung im Diluvialthon sich
linden und das eisige Klima bestältigen, aufmerksam.
Phillips gedenkt noch der neuen Plesiosaurus im Museum zu York. Der
eine misst 18 Fuss Länge und hat einen verhältnissraässig sehr kleinen Kopf,
der andere gleicht den grössten Arten aus dem Kimmeridgethon , sein 42 Zull
langer Kopf ist verhältnissmässig schmäler als bei den andern Arten, sein Hals
viel kürzer als bei PI. dolichodeirus , die Flossen 5 Fuss lang, die Wirbel de-
nen der ersten Art ähnlich, die Zähne etwas verschieden.
Ueber die Mittheilungen Calvert’s über das Innere des australischen Con-
tinentes, Cbarlesworlh’s über Choanites, einen Kreide - Inocerarnus und über ei-
nen Koprolithen , Rankin’s über die Bildung des Diluviums , Strickland’s über
Pseudomorphosen des Neurothensandsteines ist der Bericht im L’Institut 1854.
Fevr. , dem wir gefolgt sind, zu kurz, als dass dessen Aufnahme Interesse
gewährt.
Peters, das Süss Wasserbecken von Rein in Steiermark.
— Das unregelmässig rundliche Becken ist durch Auswaschung in zwei Thäler
geschieden , welche durch enge Schluchten in das Seitenthal von Gralwein und
mittelst desselben gegen das Thal der Mur sich öffnen. Die oberste Schichte
der Süsswasserbildung besteht aus einem zum Theil dichten gelbbraunen, zum
Theil weissen, zerreiblichen Kalk, welcher mehr oder weniger kieselerdehaltig,
stellenweise Brocken des Uebergangskalkes der Thalgehänge einschliesst. Dieser
Kalk ist reich an Versteinerungen , besonders an kleinen Schnecken und Ento-
mostraceen, welche man aus dem verwitterten Gestein durch Schlemmen gewin-
nen kann. Es liessen sich darin drei Arten von Planorbis , darunter als die
gemeinste PI. pseudammonius Voltz, mehrere Limnaeus, 5 Arten von Helix, ein
Vertigo, eine Clausilia und eine Achatina unterscheiden, welche zum Theil den
Arten der würtembergischen und der böhmischen Süsswasserablagerungen glei-
chen , zum Theil neu sein mögen. Eine interessante Schnecke ist den im Ge-
schlechte ßifrontia Desh. zusammengefassten Formen sehr ähnlich. Sie ist nächst
den Planorbis-Arten am zahlreichsten vertreten. Unter mehreren Arten von Cy-
pris stimmt eine mit C. nitida Rss. ans dem Süsswasserkalke von Kostenblatt
in Böhmen überein. Die Mächtigkeit dieses Kalkes wechselt zwischen 6 und 30
Fuss. Unter ihm folgen mergliche Schichten, welche ebenfalls Süsswasser- und
Landschnecken, in der Regel nur in plattgedrücklen Bruchstücken und vier Koh-
lenflötze enthalten, von denen das erste und dritte die Mächtigkeit von 3V2^USS
erreicht. Diese Kohle, zumeist Lignit, ist von keiner vorzüglichen Qualität, doch
für eine und die andere industrielle Unternehmung der Nachbarschaft, nament-
lich für den Betrieb der Papierfabrik nächst Gratwein von Wichtigkeit. — Im
Liegenden des untersten Flötzes tritt ein interessantes Kieselgestein auf, welches
durch eine sehr ungleichmässige Silification theils dimnblaltriger, versteinerungs-
führender Mergel, theils kalkiger Schichten zu Stande gekommen ist und durch
150
nette Chalcedonbildungen auf Klüften sich auszeichnet. Die untersten Schichten
der ganzen Süsswasserbildung, welche die Mächtigkeit von 15 — 18 Klaftern er-
reicht, ist ein lockerer, versleinerungsloser Sand, welcher in der südlichen Ab-
theilung des Beckens zu Tage ansteht. — Aus der Lage der Schichten, welche
zum Theil der gegenwärtigen Oberflächengestaltung widersinnig ist , ergibt sich,
dass der tiefste Punkt der Mulde in der Axe des Scheiderückens zwischen bei-
den Abtheilungen des Beckens unweit dem Kloster Bein sich befindet. Nord-
westlich von Letzterem steht an den Gehängen des Thaies ein rothes Conglo-
merat, welches Geschiebe von verschiedenen Kalken , Dolomit und bunten Sand-
stein enthält, bis in beträchtliche Höhen an : Bohrversuche ergaben jedoch, dass
die Süsswasserschichtcn östlich von Bein unmittelbar auf dem Uebergangskalke
liegen, v. Morlot hat dieses Conglomerat als der Miocenformation angehörig
betrachtet. Im vorigen Winter fand Kopetzky bei Slrassgang südwestlich von
Gratz in einer gegen die Gratzer Ebene weit sich öffnenden Bucht dieselbe Süss-
wasserbildung. Der Bergbau an dieser Localilät ist noch nicht weit genug vor-
geschritten , um die Ablagerung mit der von Bein genau parallelisiren zu kön-
nen, doch enthält sie den Süsswasserkalk mit denselben Versteinerungen, unter
diesem eben solche Mergel mit kleinen Kohlenflötzen und ist dadurch als eine
gleichzeitige Bildung constatirt. ( Jahrb . kk. geol. Reichsanst. IV. 433.)
Gl.
Kner, zur Geognosie Istriens. — Der Verf. begann seine Un-
tersuchungsreise von dem reizend gelegenen Pola aus , dessen Hügel aus Kreide,
und zwar Bosthorns unterm H ippnritenkalk entsprechend bestehen. Dieselbe ist
hier wie überall in Istrien reich an Versteinerungen und Morlots entgegengesetzte
Behauptung völlig unbegründet. Der als Saldame bekannte Quarzsand , welcher
in Venedig zur Bereitung von Glasperlen benutzt wird, liegt mehre Klafter tief
unter dem zerklüfteten Kalkgesteine eine zwei Fuss mächtige Schicht bildend
zwischen Pola und den Steinbrüchen von Veruda. Zwischen Pisino und Treviso
herrscht die Kreide , der Hügel mit Macigno gekrönt sind und dieser tritt ge-
gen Montana hin allein auf. Von hier nach Pinguento streben mächtige Kalk-
felsen empor, denen auch die Schwefelquelle mit 2i° B. entquillt. Der Kalk
ist nach v. Morlot Kreide und das von demselben in Abrede gestellte Vorkom-
men tertiärer Gebilde erkannte K. auf das Bestimmteste in dem Keller des an
der Quelle erbaueten ßadehauses. Bis Sovignaco, dessen Alaunwerk 1200 — 1400
Cenlner’Alaun jährlich liefert ändern sich die Verhältnisse nicht. Bei Pinguente
werden die Kreide- und Tertiärschichten reich an Pelrefakten. Letztere führen
riesige Ecbinolampas , kleine Echiniten und zahlreiche Brachyuren. Hier tritt
auch der Nummulitenkalk mit eingelagerten Braunkohlen auf, welche von vor-
trefflicher Qualität sind und abgebauet werden. Es sind bereits elf Klötze auf-
geschlossen, deren mächtigstes jedoch nur drei Fuss stark ist. Die horizontale
Erstreckung derselben scheint südöstlich gegen den Guarneroscheu Meerbusen
geneigt zu sein. Von Bozzo bis gegen Vragna bildet der Macigno das kahle
zerrissene Gebirgsland von sterilen Nummulilenkalkgipfeln überragt. Der nahe
gelegene Monte maggiore zeigt am Fusse durch Hippuriten characterisirle Kreide,
darüber Nummulitenkalk mit beigemengten Brauneisensteinen. Weiterhin bei Al-
bano tritt wieder Macigno hervor, dem sich bei Carpano schon der Nummuliten-
kalk anreiht und in einer Schlucht auch der tiefere H ippnritenkalk sichtbar wird.
Das Kohlenlager von Carpano liefert eine sehr schwefelkieshaltige schlechte Kohle
in 10 — 11 Klötzen von bis 18 Fuss Mächtigkeit. Ihre jährliche Ausbeute be-
läuft sich auf beinah 200,000 Clr. Ihr Liegendes ist ein wellig gebogener dich-
ter weisser Kalk, das Hangende und Mittel der Fläche ein bituminöser Kalk und
zuoberst Mergel. Auf der Insel Cherso fand K. Nummulitenkalk und an der
westlich gelegenen Bucht von Balvanida Knochenbreccien , deren Knochen über-
wiegend Hirschen angehören. Gegenwärtig ist die Insel kahl ohne Waldungen
und daher auch nicht von Hirschen bewohnt. Die Bildung der Breccie scheint
zwar in einer späten Zeit statt gefunden zu haben, gehört aber doch jedenfalls
der vorhistorischen Zeit an. (Ebda. 223 — 232.)
Literatur. — Klemm ing, über die Geologie und den Mineralreich-
thum des Salzdistrictes im Punjaub (mit zahlreichen Durchschnitten). Journ.
151
asiat. Soc. Calcutta 1853. IV. 334—368; V. 444—462. — Dawson,
Kohlenlager von Süd - Joggins in Neuschottland. Quarterl. journ. geol. X.
1 — 10. — Trimmer, die Alluvialgebilde auf der Insel Wight. Ibid. 51 —
55. — Sänke y, über die Geologie einiger Theile Central-Indiens (sehr aus-
gedehnte Basalte unbekannten Alters mit einer umfangsreichen Süsswasserbildung,
Sandstein und Kalk, letztrer mit jurassischen Fischresten, Steinkohlen mit zahl-
reichen Pecopteris, Glossopteris, Sphenopteris etc., Kohlensandstein in ungeheu-
rer Mächtigkeit). Ibid. 55. — Saite r, über den Caradoc - Sandstein von
Shropshire. Ibid. 62 — 73. P restwich, die Schichten zwischen Londonthon
und Kreidekalk von London und Hampshire. Ibid. 75 — 138. Gl.
Palaeontologie* — Unger, Tertiärpflanzen im Tan-
r u s. — Am Südabhange des cilicischen Taurus in einem Seilenthale des un-
tern Cydnuslhales bei etwa 4000 Fuss Meereshöhe tritt ein gelhlichgranes, lich-
tes und weiches, schiefriges Gestein auf, in welchem prächtig erhaltene Pflanzen-
reste Vorkommen. Die von Kotschy gesammelten Arten bestimmte U. auf Podo-
carpns eocenica, Comptonia laciniata, Quercus lonchitis, Daphogene lanceolata,
Diospyros mvosotis , Andromeda vaccinifolia. Vaccinmm acheronticum und Euca-
lyptus oceanica , sämmtlich bereits bekannte Arten und zwar von Sotzka , also
der altern Tertiärzeit angehörig. ( Wiener Sltzungsber. XI. 1076.)
Goeppert, fossile Cycadeen. — Die beiden von G. schon
früher benannten Arten der Gattung Raumeria , nämlich R. Schulzana und R.
Reichenbachana werden in dieser Abhandlung ausführlich beschrieben und bild-
lich dargestellt. Erstere beruht auf einem Stammstück, das in chalcedonartigem
Hornstein verwandelt bei Gleiwitz im aufgeschwemmten Boden gefunden worden.
Die Diagnose lautet : cicatricibus petiolorum transverse subrhomboidalis 6'" la-
tis et 3 — 4'" altis remolis, angulis lateralibus acutis superiori et inferiori ob-
tusis , cicatriculis inter illas in quincunce positis subtrigonis rhomboideis 2 —
2V" latis. Dies Stammstück der zweiten Art war unweit Wieliczka in einem
Sumpfe entdeckt worden und besteht aus schwarzer hornsteinartiger Masse. G.
gibt ihm folgende Diagnose : cicatricibus inter illas in quincunce dispositis
minulis subtrigono rhomboideis 1 — iy2'" latis. Beide Arten machen eine be-
sondere Abtheilung in der Familie der Cycadeen aus , deren Reihe eröffnend.
G. bezeichnet sie als Filicoideae, weil die Entfernung der Blattnarben von ein-
ander und die Narben der einst dazwischen befindlichen appendikulären Organe
an das Aeussere der Farren erinnern. ( [Denkschr . Brest. Gesellsch .)
Milne Edwards und Hai me, Cor allen des devonischen
Systems in England. — Von den etwa 150 bis jetzt bekannten Arten
devonischer Corallen finden sich 46 in England. Davon fallen fast drei Vier-
theile auf die Cyalliophy lüden, fast ein Vieriheil auf die Favosiden, und drei ge-
hören eben so viel andern Familien an. Sie werden unter folgenden Namen
beschrieben : Heliolites porosa , ßaltersbyia inaequalis, Favosiles Goldfussi, F.
reticulata, F. cervicornis, F. dubia, F. fibrosa, Emmonsia hemisphaerica, Alveo-
lites suborbicularis, A. Batlersbyi, A. armicularis, A. compressa n. sp. von Tor-
quay und dem A. orbicularis zunächst verwandt, Melriophyllum Battersbyi , Am-
plexus tortuosus, Hallia Pengellyi , Cyalhophyllum ceratites , C. Roemeri, C. ob-
tortum , C. damnoniense, C. Bucklandi, C. heliantoides , C. hexagonum, C. cae-
spilosum, C. boloniense, C. Marmini, C. Sedgwicki, C. aequiseptatum, Endophyl-
lum Bowerbanki, E. abditum, Pachyphyllum devoniense, Chonophyllum perfolia-
tum , Heliophvllum Halli, Acervularia Goldfussi, A. coronata , A. intercellulosa,
A. pentagona, A. ümitata, A. Battersbyi, A. Roemeri, Smilhia Ilennahi, Sm. Pen-
gellyi, Sm. Bowerbanki, Spongophyllum Sedgwicki , Syringophyllum cantabricum,
Cystiphyllum vesiculosum. Mit Ausnahme nur zweier sind sämmtliche Arten
schon in der VfF. Monographie der paläozoischen Corallen Arch. d, Mus. be-
schrieben worden. ( Palaeontogr . Soc. 1853.)
Morris und Lycett, die Bivalven des GrealhOolith beson-
ders von Minchinhampton und der Küste von Yorkshire. — Die Verf. haben
152
schon früher die Gasteropoden dieser Formation beschrieben und geben in die-
sem zweiten Theile ihrer Monographie die Darstellung der Cormopoden. Die be-
schriebenen und grösstentheils auf 8 Tafeln abgebildete Arten sind folgende :
Oslraea rugosa Gldf. , 0. acuminata Swb. , 0. costata Swb. , 0. gregarea Swb.,
O. subrugulosa n. sp. darf wohl nicht von 0. acuminata geschieden werden, eben-
sowenig 0. Sowerbyi n. sp. welcher Name überdiess schon verbraucht ist, Exo-
gvra auriformis Gldf. , Placunopsis n. g. von Placuna durch den Mangel diver-
girender Schlosszähne , von Posidonia durch den sieten Mangel der Ohren ver-
schieden: PI. jnrensis, PI. söcialis, PI. ornatus, PI. radians; Pecten vagans, P.
Woodwardi n. sp., P. peregrinus n. sp., P. retiferus n. sp., P. hemicostatus n.
sp., P. personatus Gldf. , P. arcuatus Swb. , P. lens Swb. , P. annulatus Swb.,
P. clathratus Röm. ; Hinnites velatus (Gldf.), H. tegulatus n. sp. ; Plicalula tu-
berculosa n. sp. , PI. fistulosa n. sp. ; Avicula costata Swb., A. echinata Swb.,
Pleroperna n. subgen. von Avicula mit Pt. costalula , Pt. pygmea (Dkr.) , Pt.
emarginata ; Gervillia acuta Swb., G. subcylindrica Swb., G. bathonica n. sp.,
G. ovata (Swb.), G. monotis Deslg, G. crassicosta n. sp., G. radians n. sp. ;
Inoceramus obliquus n. sp., I. Filloni n. sp. ; Perna rugosa Gldf.; Lima dupli-
cata Swb., L. pectiniformis Schl., L. cardiformis Swb., L. luciensis d’Orb., L.
gibbosa Swb., L. semicircularis Gldf., L. ovalis Swb., L. impressa n. sp., L.
bellula n. sp. ; Pinna ampla Gldf. , P. cuneata Phill. ; Trichites nodosus Lyc.,
Mylilus Sowerbyanus d’Orb., M. tenuistriatus Gldf., M. tumidus n. sp., M. pnl-
cherrimus Roem. , M. solenoides n. sp , M furcatus Gldf. , M. asper Swb., M.
Lonsdalei n. sp., M. compressus Gldf., M. imbricatus Swb., M. sublaevis Swb.,
M. Bintieldi n. sp. ; Lithodomus inclusus (Phill.), L. parasiticus d Orb. , Area
rndis (Swb.), A. pulchra Swb., A. Kilverti n. sp., A. tenuitexla n. sp., A. Pratti
n. sp., A. Eudesi n. sp., A. aemula Phill., A. minuta (Swb.), Macrodon hirso-
nensis (d’A) ; Trigonia subglobosa n. sp. , Tr. Goldfussi Ag. , Tr. Moretoni n.
sp., Tr. costata Swb., Tr. flecta n. sp , Tr. duplicata Swb., Tr. impressa Swb.,
Tr. Phillipsi n. sp., Tr. imbricata Swb. ; Cardinm semicostatum Lyc., C. Strick-
landi n. sp. , C. ßuekmanni n. sp. , C. subtrigonura n. sp. , C. pesbovis d’A.,
C. concinnum n. sp., Isocardia tenera Swb. ; Lucina Bellona d’O., L. crassaSwb.,
L. rotundata (R), L. despecta Phill ; Corbis Lajoyei d’A., C. aspera L., Sphaera
Madridi (d’A.); Unicardium varicosum d’O., U. impressum n. sp., U. parvulum
n. sp. ; Cypricardia bathonica d’O., C. rostrata (Swb.), C. nuculiformis (R);
Myoconcha crassa Swb., M. actaeon d’O., M. elongala n. sp. ; Pachyrisma grande
Lyc. ; Opis lunulatus Morr. Weiler reicht diese Lieferung nicht. ( Palaeontogr .
Soc. 1853.)
Wood, die Cragbivalven II. — Beschrieben werden hier folgende
Arten: Cardium echinatum L. , C. nodosum Mtg. , C. nodosulum, C. strigillife-
rum, C. edule L., C. angustatum Swb., C. Parkinsoni Swb., C. deeorlicatum, C.
interruptum , C. venustum , C. groenlandicum Chemn. ; Chama Gryphoides L. ;
Cardita senilis Lk., C. scalaris Gldf., C. orbicularis Nst , C. chaemael'ormis Gldf.,
C. analis Phill., C. corbis Phil., Erycinella ovalis Conr. ; Astarte triangularis
Aid., A. parvula , A. borealis Wood, A. Basteroti Ljk. , A. incrassata Gldf., A.
inutabilis, A. Omalii Lajk. , A. elliptica Macg. , A. sulcata Flern., A. compressa
Forb , A. crebrilirata, A. gracilis Mstr., A. incerta, A. crebricostata Forb., A. py-
gmaea Gldf., A. Burtini Lajk., A. obliquata Swb., A. digitaria Wood, A. excur-
rens, A. parva ; Isocardia corLk., Cyprina islandica Lk., C- rustica Wood; Circe
minima Forb.; Coralliophaga cyprinoides ; Tapes virginea Forb., T. aurea Forb.,
T. perovalis , T. texturala Swb.; Venerupis irus Lk. ; Cytherea chione Turt., C.
rndis Phil., Venus casina L., V. fasciata Don., V. imbricata (Swb.), V. ovata
Penn, Artemis lentiformis Wood, A. lincta Forb. Einige der hier aufgezählten
neuen Arten sind von Wood ]840 in dem Catalog der Cragconchylien nament-
lich aufgeführt und später von Nyst unter anderen Namen beschrieben. Diese
beseitigt Wood und hält die seinigen aufrecht. ( Palaeontogr . soc. 1853.)
Suess, die Brachial Vorrichtung bei den Thecideen. —
Die Untersuchung beginnt mit der Schleife von Argyope decemcostata (R) und
der lebenden A. decollata. Dieselbe ist nur unter den convergirenden Fortsätzen
153
leicht gewunden und läuft von da an stets flach der Krümmung der Schale fol-
gend bis zum miltlern sehr hohen Septum , an dem sie aufsteigt. Bei der le-
benden Art ist die Schleife dreimal unterbrochen durch drei Sepia, die niedri-
ger uud stärker sind. Dann beschreibt der Verf. die Deckelschalen von Theci-
dea digilata Swb. sehr ausführlich, vergleicht damit Th. papillala (Schl.) = Th.
radians Brgn. , Th. hippoerepis Gldf. = Th. vermicularis (Schl.) und mehrerer
anderer Arten. Wegen des Details müssen wir auf die Abhandlung selbst und
die ihr beigefügten Abbildungen verweisen. S. nimmt elwa 28 wohlbcgriindele
Thecideenarten an, von denen 22 Arten ihrem Brachialgerüslc nach bekannt sind.
{Wien. Sitzgsber. XI. 991 — 1006. Tb. 1 — 8).
Salier beschreibt aus Shropshire Bellerophon nodosus Salt. (= B. or-
natus M’C.) in Llandilo- und Balaschichlen, ß. sulcatinus (= Bncania sulcatinus
= ßucania sulcatinus Emm.) im Caradoc , Slrophomena bipartita n. sp. und
Nucula varicosa n. sp. aus denselben Schichten. {Quart, journ. geol. X.
73 — 75.)
Reu ss, kritische Bemerkungen über die von Zekeli be-
schriebenen Gaste ropode n der Gosaugebilde in den Ostal-
pen. — Zekeli’s Gasteropoden der Gosaugebilde, über die wir Bd. I. S. 285
berichtet haben, veranlassten Reuss gleich nach deren Erscheinen zu einem we-
nig ziemenden und leidenschaftlichem Ausfälle , in welchem er den Verf. be-
schuldigt, dass derselbe die in dem geognostischen Theile dargelegle Gliederung
der Gosau von ihm ohne Nennung des Namens entlehnt habe. Allerdings hatte
Reuss schon im November 1851 seine Untersuchungen im Gosauthale der kk.
geol. Reichsanstalt vorgelegt, aber hätte er bedacht, dass auch Zekeli die ver-
schiedenen Gosaulocalitaten nicht blos besucht, sondern wirklich untersucht hat,
wie seine Darstellung deutlich genug darlhut, hätte er die Einfachheit des strei-
tigen Gegenstandes richtig gewürdigt, so würde er mindestens in einem be-
scheidenen Tone seine Ansprüche gellend zu machen versucht haben. Zekeli
hat sich bereits selbst öffentlich gerechtfertigt und deshalb unterliess Ref. da-
mals die Erklärung, dass Zekeli ihn schon vor dem 4. November 1851 also vor
Reuss’s Mitlheilung an die Reichsanstalt die in der Monographie dargelegte An-
sicht über die Gosauformalion mündlich und in ausführlicher Weise mitgetheilt
hat, welche Reuss hier als sein alleiniges Eigenthum beansprucht. In dem De-
cemberhefte der Sitzungsberichte der Wiener Akademie S. 882 tritt nun Reuss
mit einer Kritik über den paläontologischen Theil des Zekeli’schen Werkes her-
vor, deren Fassung und Ton keinen Zweifel mehr lässt, dass Reuss schon bei
dem ersten Ausfälle weniger die Sache selbst verfolgte als vielmehr Zekelis Beob-
achlungstalent zu verdächtigen beabsichtigte, trotz seiner ausdrücklichen Ver-
sicherung, dass es ihm hier nur um wissenschaftliche Wahrheit zu thun sei:
eine Versicherung , die wohl nur die Aufnahme des persönlichen Kampfes in
dem Organe eines ausschliesslich nur der Wissenschaft dienenden kk. Institutes
zu entschuldigen gegeben worden. Die Vorwürfe, welche R. dem Werke macht,
sind keine schmeichelhafteren als die , dass eine nicht geringe Anzahl von Ar-
ten auf Exemplaren beruht , die keine Beachtung verdienen uhd zu unhaltbaren
Species erhoben sind , dass eine nicht unbedeutende Anzahl von Arten nur Va-
rietäten bezeichnet, dass ferner mehre Species falschen Gattungen untergeordnet
und endlich die Beschreibungen und Abbildungen tbeils ungenau theils falsch
sind oder im Widerspruch mit einander stehen. Damit ist dem Werke offenbar
aller Werth abgesprochen und dennoch gibt R. demselben das Prädikat sehr in-
haltsreich und wichtig! Unpassende Ausdrücke und ungenaue Beschreibung sind
freilich leicht zu beweisen, wenn Druckfehler wie „ausgerundet“ statt „ ausge-
randel“ , wie doch in derselben Beschreibung S. 26 gesagt ist, als Belege mit ! !
angeführt werden, wenn Thalsachen geradezu in Abrede gestellt werden, wie das
Vorkommen der Ausbuchtung des untern Theiles des Mundsaumes bei Omphalia,
die Ref. an den vom Verf. erhaltenen Exemplaren auf das bestimmteste erkannt
hat, wenn Familiencharactere in der Gatlungsdiagnose, Gattungscharaclere in den
Beschreibungen der Arten der Genauigkeit wegen wieder aufgenommen werden
und viele Seilen lange Beschreibungen die Abbildungen überflüssig machen sol-
10**
154
len. Leicht ist es Arten einzuziehen , wenn die auffallend verschiedensten Ge-
stalten wie es R. hier z. B. in der Kritik der Actäonellen Ihut, ohne Weiteres
als Abnormitäten beseitigt werden. Wenn von Zekeli’s Arten die eine oder die
andere bei abermaliger Untersuchung und bei Prüfung neuen Materiales nicht
stichhaltig erscheint: so wird dadurch weder der Werth des Werkes geschwächt
noch des Verfassers Gewissenhaftigkeit und Beobachtungsgabe beeinträchtigt. Wie
sehr die Ansichten über einzelne Arten divergiren, weiss Jeder der sich mit sy-
stematischen Arbeiten beschäftigt und wie leicht Irrthümer in dieser Beziehung
auch aufmerksamen Beobachtern begegnen, beweisst Renss selbst, indem er in
dieser oppositionellen Kritik seine eigene Natica acuminata als mit Sowerby’s
Lilorina pungens identisch einzieht; ebenso hat Beuss selbst durch seine Arbei-
ten über Kreide- und Tertiärpolypen zur Genüge dargethan, dass die Ansichten
über Gattungsbegriffe und die Einordnung der Arten in diese nicht unveränder-
lich und nicht allgemein feststehende sind, ferner hat Beuss selbst seine Oxyr-
rhina heteromorpha in Scoliodon priscus umgetauft, sehr fragliche Zähne der
Lamna subulala Ag. zugewiesen, auf eine ungenügende Oberschale eine Ostraea
gibba begründet, auf seltene Fragmente eine Siphoriia biseriata errichtet u. s. w.
u. s. w. Wie weit die Abbildungen veruntreut sind , vermögen wir ohne Ver-
gleichung der Originalexemplare nicht zu beurlheilen, wenn wir aber Reuss’s auf
keine Prüfung des Originalexemplares gestützte Behauptung, dass bei Enlima
turrita die Mündung ganz missralhen dargeslelit sei, und die Motive, welche
dessen Kritik unverkennbar verräth , neben die uns seit einer langen Beihe von
Jahren bekannte Gewissenhaftigkeit Zekeli’s, rieben dessen uneigennützigen Eifer
und aufrichtige Liebe zur Wissenschaft stellen , dann können wir den Zweifel
an der Wahrheit des Vorwurfs nicht unterdrücken. Die k k. geologische Reichs-
anstalt, auf deren Kosten und unter deren Firma Zekeli’s Werk erschienen ist,
wird, wir dürfen es hoffen, den ihr durch diese Kritik gemachten Vorwurf nicht
ganz stillschweigend aufnehmen, unser Unheil ist durch dieselbe nicht wankend
geworden. Wir sind unangenehm überrascht die Leistungen eines jungen Man-
nes, der mit seltner Liebe und die grössten Opfer nicht scheuend seine ganze
Thätigkeit der Wissenschaft widmet , von einem auf demselben Gebiete erfahre-
nen Schriftsteller durch kleinliche und leidenschaftliche Kritik, durch Vorwürfe
von denen er seine eigenen Arbeiten nicht zu befreien im Stande ist, verdäch-
tigt und herabgewiirdigl zu sehen.
Sharpe, die Cephalopoden im Kreidekalk Englands. —
Diese Abhandlung bildet den Anfang einer Monographie der Mollusken im engli-
schen Chalk, für welchen Sh. vier Abtheilungen: den obern Kalk, den miltlern
und untern Kalk und den chloritischen Mergel annimmt. Die hier beschriebe-
nen und abgebildeten Cephalopoden sind: Belemniles ultimus d’Orb. soll durch
eine mehr cylindrische Form und etwas vierseitige Oetfnung der Alveole von
B. minimus unterschieden sein, mit welchem sie Bef. Faun. Cephalop. J 07 ver-
einigt hat; Belemnilella mucronata ; B. lanceolala, den Ref. 1. c. 50 mit B. vera
identificirt ; ß. quadrata, B. plena und ß. plena (= ß. vera) ; Nautilus laeviga-
tus von Bef. l.#e. 149 als N. crctaceus beschrieben , weil jener Name schon
mehrfach verbraucht ; N. expansus , mit dem N. Archiacanus d’Orb. identificirt
wird ; N. Deslongchampsanus , N. elegans , N. pseudoelegans , N. radialus von
Ref. 1. c. ] 4L als N. squamosus und mit ihm der folgende identificirt; N neo-
comensis; N. undulatns ; N. Largilliertanus, N. Fleuriausianus (statt Fleuriaua-
nus!) von Ref. 1. c. 149 mit N. simplex identificirt und gewiss nicht verschie-
den davon; N. Fittoni von Fitton als compressus aufgeführt. Ammoniles com-
planatus der von Mantell ungenügend beschrieben war und hier mit A. I.argil-
liertanus d’Orb. gleich dargestellt wird ; A. obtectus n. sp. dem vorigen zunächst
verwandt; A. falcalus, A. varians, A. Coupei wird von voriger getrennt, A. cinc-
tus nur nach dem Mantell’schen Exemplare beschrieben , das die Verwandtschaft
mit A. peramplus und A. lewesiensis fraglich lässt (vergl. Ref. 1. c. 423) ; A.
Bunburyanus n. sp. ist fraglich ; A. peramplus , mit welchem A. Prosperanus
(cf. Ref. 1. c. 424) identificirt wird. Hiermit bricht der Verf. ab und möchten
wir demselben für die Fortsetzung die Berücksichtigung der deutschen Literatur
angelegentlichst empfehlen. ( Palaeontogr . $oc. 1853.)
155
II c ekel erhielt aus den schwefelhaltigen Schichten Sicilicns , der nach
G. Nocito ein Mullus barbatus sein sollte, in Wahrheit aber Lebias crassicaudus
ist, wie derselbe im Kirchenstaate bei Sinigaglia und auf Crcta vorkömmt. Mit
dieser Berichtigung verliert denn auch Nocito’s Behauptung, dass alle in den
Schwefelgruben von Caslronovo und zu Palombaro vorkommenden fossilen Fische
den noch jetzt im Mittelmeer lebenden Arten angehören , ihre allgemeine Bich-
ligkeit. ( Wiener zool. bot. Yerhandl. 1853. III. 70.)
Owen beschreibt in der 4. Lieferung seiner fossilen Amphibien Englands
die Schildkröten des Wealden und Purbeckkalkes. Es sind dies aus der Familie
der Paludinosen die Gattung Pleurosternon , welche folgende Diagnose erhält:
tesla depressa lata , Sternum integrum, ossibus undecim compositum, per ossi-
culis marginalibns cum tesla conjunctum, scutis submarginalibus inter scuta axil-
laria et inguiualia positis. Die Arten sind PI. concinnum aus dem Süsswasser-
kalk von Purbeck , PI. emarginalum ebendaher, PI. ovatum und PI. latisculatum
daher. Ferner Chelone costata aus dem Wealden von Tilgate, Platemys Mantelli,
PI. Dixoni und eine fraglishe Art desselben Fundortes. ( Palaeontoijr.
Soc. 1853.)
Duvernoy berichtet über fossile Knochen von Pekerni am Fusse
Pentelikon. Die Lagerstätte ist schon seit 1839 durch A. Wagner, der daher
einen Allen Pithecus pentelicus, Galeotherium , Hippolherium und einen Wieder-
käuer beschrieb. Die nach Paris gelangten Beste stammen vom Bär , Elephant,
Bhinoceros tichorhinus, Hippolherium, Giraffe, zweien Antilopen mit spiral ge-
wundenen Hörnern, vom Stier und einem grossen Tardigraden, der dem Macro-
iherium von Sansans sehr ähnlich ist. Diese Fauna erhält durch die Giraffe
und die Antilopen sowie A. Wagners Affen einen entschieden africanischen Cha-
racter und. vermuthet D. , dass Griechenland , Kleinasien und Africa einst eine
grosse zusammenhängende Ebene bildete, deren Fauna mit dem Durchbruch des
Mittelmeers eist ihren eigenlhümlichen Character verlor. (L'Instit. Fevr.bO.)
Gl.
Ilotanifr. — Unger, zur Organisation der Blätter der
Victoria regia. — Eine eigenthümliche Erscheinung ist es , dass die
auf der Oberfläche des Wassers schwimmende ßlatlfläche sanft gegen dasselbe
gedrückt auf der Oberseite nass wird und sich da wo der Druck ausgeübt wird
Wasser in kurzer Zeit ansammelt. Bei nachlassendem Drucke verschwindet das
Wasser wieder und es erscheint um so sicherer wieder, wenn der Druck mit
einem kleinen scheibenförmigen Körper ansgeübt wird. Das Hervorquellen des
Wassers ist bei genauer Besichtigung nur auf gewisse Puncte beschränkt , auf
die dunkel gefärbten, welche unter der Loupe als Oeffnungen erscheinen, die die
ganze ßlattsubstanz wie Nadelstiche durchbohren. Doch nicht alle diese zahl-
reichen Puncte rühren von Perforationen her, manche sind durch ein feines Häut-
chen verschlossen. Nimmt man einen zarten Horizontalschnilt einer punetför-
migen Stelle unter das Microscop , so zeigt sich ein sehr regelmässiges Zellge-
webe polycdrischer Zellen mit zahlreichen Spaltöffnungen. Die Zellen sind mit
einer ziemlich intensiv rothen Flüssigkeit erfüllt, die Epidermiszellen in dieser
Gegend aber ungefärbt und gar nicht mehr in ihrem Zusammenhänge. Es ist
ein Biss und zwar entstanden durch allmählige Auflösung frei gewordener Eie-
mentarlheile. Auch die Zellen unmittelbar unter der Epidermis sind z. Th. von
einander entfernt , allein ein seitlich durch diese Partie gehendes Gefässbünde!
deutet hinlänglich darauf hin, dass diese Stelle früher ganz und gar mit Zellen
erfüllt gewesen sein muss. Diese '/ 10 Linie Durchmesser haltende Poren schei-
nen verschiedene Entwicklungsstadien zu durchlaufen. An ganz jungen Blättern
scheinen sie noch nicht vorhanden zu sein, das kleinste von U. untersuchte war
schon V/2 Fuss gross. Den Randzellen fehlte hier noch der rothe Farbestoff,
aber die Begränzung der künftigen Porus war schon durch die Schattirung an-
gedeutet. Die Zellen haben noch nicht ihre normale Grösse. Die halbmond-
förmigen Zellen der Spaltöffnungen sind noch breit und eckig. Im völlig aus-
gebildeten Blatte sind sowohl offene als geschlossene Poren vorhanden, in letz-
tem das Parenchym gänzlich entfernt, die Wände des Porus zerrissen. Ausser-
156
dem zeichnet sich die Victoria noch durch grosse und weite Luftgänge im Blatt-
stiel und Gebälke der Blattnerven aus. Die grossem derselben im Blattstiel mes-
sen beinah 3 Linien Durchmesser und verlaufen ohne Unterbrechung durch die
ganze Länge des Stieles. Sie sind mit den zierlichsten Sternhaaren wie bei
ISymphaea ausgekleidet, über deren Bedeutung noch kein Aufschluss gegeben wer-
den kann. Das allgemeine Gesetz, nach welchem die Grösse der Elemenlarlheilo
von der Grösse der Ptlanze oder ihrer Organe unabhängig ist und eine be-
stimmte Dimension nie überschreitet , gilt vollkommen auch für die Victoria.
Die grössten Zellen in deren Blättern übersteigen den zwanzigsten Theil einer
Linie nicht , die Zahl der kleinen und kleinsten Zellen danebeu ist sehr gross,
ihr Durchmesser beträgt nur V200 Linie und die halbmondförmigen Zellen der
Spaltöffnungen sind noch um die Hälfte kleiner. Die Kleinheit der Spaltöffnun-
gen findet einen Ersatz in der Zahl derselben, denn auf den Raum einer Qua-
clrallinie fallen durchschnittlich 1800 , auf das ganze Blatt etwa 105,533,880.
(Wien. Sitzgsber. XI. 1007 — 1013.)
Neil reich erkannte zwei für die Wiener Flora neue Arten, nämlich
1) Luzula Forsteri DC. scheint mit L. pilosa Willd. verwechselt zu sein, von der
sie sich aber doch durch 2 bis 3mal schmälere Blätter und ein längliches stum-
pfes gerades Anhängsel an den Spitzen des Samens unterscheidet. Beide sind
um Wien häufig, bei Schönbrunn, Neuwaldegg, Hadersdorf. 2) Vcronica ana-
galloides Guss. Der anagallis sehr nahe stehend , jedoch in allen Thcilen klei-
ner und zarter, die Blätter schmal, lineallanzettlich, Trauben- und Blühlenstiele,
Kelch- und Kapselränder gewöhnlich zerstreut, drüsig behaart, die Kapseln oval,
länger als die Kelchzipfel. Sie ist in Wien nicht selten, bei Pcrchlholdsdorf,
Achau, Lojxenburg. N. hält sie nur für eine schmalblättrige Varietät von ana-
gallis. ( Zool . Botan. Verliandl. Wien HL 14.)
Kerner, Vegatationsverhältnissc des Eriafthalcs. — Die
an der österreichischsteierischen Gränze aus dem Erlafsee entspringende Erlaf
durchläuft bis Gamming ein enges mehrfach gekrümmtes Thal , welches sich
dann zu dem Peutcnlhale erweitert und nördlich von Scheibbs zur breiten Thal-
fläche sich ausdehnt Dieser letzte Theil ist völlig cultivirt und hat eine höchst
einförmige Flora. Ganze Strecken sind mit Pelasiles officinalis überwuchert.
Die Wieselburger Haide ist ebenfalls höchst dürftig. Plötzlich am Fusse der
Berge verschwinden die gemeinsten Arten und die Flora wird anziehender be-
sonders an den Ufern der Erbach. Höher im Tliale hinauf mit dem Auftreten
der Alpenrose nimmt die Flora den subalpinen Character an, der bei der Maus-
rodel besonders interessant ist. Die Flora des 5969 Fuss hohen Oelschers
zeigt die grösste Analogie milder des Schneeherges, ist aber ärmer. Das kleine
Erlaflhal besitzt mehre interessante Arten, die dem grossen fehlen, so Crocus
vernus, Anemona trifolia , A. apennina. Sehr reich ist der nah gelegene 5110
Fuss hohe Scheiblingslein. ( Ebenda 29.)
Grüner, Mn i um arten 11m lg lau. — Fast sämmlliche deutsche
Mniumarten sind um Jglau vereinigt, nämlich Mn. punctalum, Mn. undulalum,
Mn. hornum, Mn. serratum, Mn. spinosnm, Mn. spinulosum, Mn. rostratum, Mn.
cuspidatum , Mn. affine , Mn. stellare. Besonders häufig findet sich daselbst auf
llaideboden in Hohlwegen noch Racomitrium canescens, und in Hochwäldern an
der Basis alter Tannen Dicranum montanum. ( Ebenda 45)
Beer gibt folgende Eintheilung der Orchideen: A. Die unteren Sepala
zusammengeneigt, öfters verwachsen, am Grund sackartig anfgetrieben, Dendro-
bium; B. Alle Sepala ausgebreitet, nie sackartig aufgetrieben : a. Lippe gespornt,
Angraecum , Orchis, b. Lippe sackförmig , herabhängend oder aufrecht , Cypri-
pedium; c. Lippe fleischig glänzend, Stanbopea ; d. Lippe ausgebreitet, am un-
tern Thcile muschelförmig oder wellig, Säule aufrecht, freistehend, oft geflügelt,
Oncidium, Ophris ; e. die zweilappige Lippe, die herabgebogene Säule ganz oder
theilweise einhüllend, oft mit der Säule verwachsen, die Säule zuweilen auf der
Lippe frei aufliegend, Critleya , Cephalanthera. — Dann theilt derselbe seine
Ansicht über das Aller der Orchideen mit. Dieses betreffend, glaubt er, dass
/
157
sie fünf ja seihst zehn Jahre bedürfen, um zu Mähbarer Stärke zn gelangen. Bei
unseren Orchideen, welche Knollen bilden, haben wir immer ein scheinbar zwei
bis dreijähriges Individuum vor uns, nämlich wenn die Pflanze zwei Knollen
und einen Trieb besitzt, scheinen sic dreijährig, oder mit einer Knolle und
einem Trieb scheinen sic zweijährig zu sein, da die älteren Knollen ganz auf-
gesogen werden, und die Häute derselben in der Erde sich auflösen. Es ist
daher gar nicht möglich bei unsern knollcnartigcn Orchideen das Alter derselben
zu erforschen. Am besten lässt sich noch annäherungsweise das Alter von Cy
pripedium Calceolus erkennen. Ich erlaube mir hier aus meinem Herbarium
ein Exemplar zu zeigen , welches mindestens zwölf Jahre all war, als es ausge-
graben wurde. Wenn an dieser Pflanze die erste kleinste Knolle nur zwei Jahre
alt ist, so scheint diese Pflanze im fünften Jahre blühbar gewesen zu sein.
(Alle Abbildungen , welche B. bis jetzt von Cipripcdium Calceolus sah, zeigen
immer eine dichte Bewnrzclung, ohne deutlich gezeichnete aufrecht stehende
kleine knollenähnliche Gebilde, welche sich gerade an diesem Exemplar beson-
ders gut bemerkbar machen.) Man darf auch gar nicht unberücksichtigt lassen,
dass gar manche Species unserer Orchideen ein auch zwei Jahre ruhen, dann
aber wieder gekräfligt erscheinen. Bei den tropischen Oncidien mit einer klei-
nen Aero- Bulbe und oft unverhältnissmässig grossem, dicken Blatte trifft man
auch oft die Pflanze in ihrem natürlichen Standorte ein, zwei auch drei Jahre
in Bube an. Bei den tropischen Orchideen lasst sich wohl leichter auf das Al-
ler schlossen, da die Luftbulben derselben oft acht bis zehn Jahre frisch blei-
ben, aber von dem lleranwachsen bis zur blühbareu Stärke haben wir sehr we-
nig Erfahrungen. B. hat viele Orchideen untersucht, welche eingeführt wurden,
und darunter erstaunlich alte Pflanzen gesehen. Galleotti in Brüssel zeigte ihm
eine Laetia grandiflora, eine vereinigte Masse von über 300 Aero-bulben. Er
selbst besitzt eine Catlleya Mossia, welche vor der Theilung 78 Knollen zusam-
menhängend halte. Wie all müssen solche Pflanzen wohl sein?! — Gewiss
Jahrhunderte. — Ein einziges Mal hatte er die Freude an einer Laetia acumi-
nala den Entwicklungsgang der Bulbe von erbsengross bis zur blühbaren Grösse
an einem Original - Exemplar beobachten zu können, jede nachwachsende Bulbe
hatte doppelte Grösse erlangt, aber er zählte 17 Bulben bis zur blühbaren
Grösse. Wir sehen, dass diese langsame Entwicklung es natürlich erklärt, dass
selbst in den üppigen tropischen Gegenden schon manche Species dieser Fami-
lie, welcher sehr nachgejagt wird, — wenigstens an den bekannten Standorten
gänzlich ausgerollel ist. So ist Catlleya crispa in Brasilien bei Bio -Janeiro
nicht mehr zu finden. — Nach ßeurlheilnng eines kleinen Sämlings, welcher
sich nun im dritten Jahre in B.’s Sammlung befindet und ohne Zuthun bei ei-
ner anderen Pflanze keimte, habe er mit Bestimmtheit gesehen, dass die ganz
kleine Bulbe sich im zweiten Jahre zu entwickeln beginnt, im ersten Jahre er-
scheint nur ein sehr kleines spitziges Blatt*, wo die Pflanze hingehört, ist noch
nicht zu erkennen, vielleicht ist es ein Calasetum. ( Ebda 54.)
Pokorny, unterirdische Flora der Karst höhlen. — In
der Adelsberger und den Lueger Grotten gedeihen nur Pilze, die oft nicht voll-
kommen oder gar monströs sind und auf organischer Grundlage, auf eingeführ-
ten faulenden Holzstücken wuchern. Einestheils sind dieselben schon aus Berg-
werken bekannt, theils sind es solche die auch unter dem Einflüsse des Lichtes
gedeihen. Vielleicht gehören sämmthehe Arten der oberirdischen Flora an und
sind nur durch den localen Standort ansgeartet. Die gesammelten Arten sind :
1) vollkommen entwickelte Formen 15 : Coprinus petasiforrnis, Agaricus myurus,
Polyporus abietinns, P. velutmus, Telephora rubiginosa, T. sanguinolenla , Ty-
phula erylhropus, Hypoxylon vulgare, Perichaena incarnata , Diderma nigripes ;
2) unvollkommene Formen 7: Cerathophora friburgensis , Polyporus Vaillanli ?,
Stemonites fusca, Rhizomorpha sublerranea, Ozonium stnposum, Fibrillaria sub-
terranea, Hypha argentea. ( Ebenda 114.)
Pluskal, Phanerogamenflora von Lomnitz in Mähren. —
Nachdem der Verf. einen Blick auf die geognoslischen Verhältnisse geworfen hat,
zählt er die 672 Arten mit 128 Varietäten unter Beifügung der speciellen Stand-
158
orte auf. Es sind 29 Ranunculaceen , 4 Papaveraceen, 5 Fumavieen, 31 Cruci-
feren, 1 Berberis, 1 Reseda, 2 Di oseracecn, 2 Cistineen , 9 Violarieen, 1 Poly-
gala, 13 Caryophylleen, 12 Alsineen, 2 Lineum, 1 Malva, 2 Tilia, 2 Hyperieurn,
3 Acer, 1 Aesculus, 8 Geranieen, 1 Impatiens , 1 Oxalis, 2 Rhamnus, 2 Evo-
nymus, 39 Papilionacecn, 5 Prunus , 23 Rosaceen, 3 Sanguisorbeen, 7 Onagra-
rien, 1 Lylhrum, 1 Bryonia, 1 Portulaca, 1 Ilerniaria, 2 Scleranthns, 5 Sedum,
2 Ribes, 4 Saxifrageen , 10 Umbelliferen , 1 Hedera , 2 Cornus, 1 Viscum , 6
Caprifoliaceen , 10 Rubiaceen, 3 Valerianeen, 6 Dipsaceen, 76 Composileen, 2
Xantbium, 8 Campanulaceen , 1 Vaccinium , 5 Pyrola , 2 Ericaceen, 2 Oleaceen,
2 Contorle, 4 Gentianeen, 4 Convolvulaceen , 14 Boragineen, 8 Solaneen , 40
Personaten, 47 Labiaten, 7 Primulaceen, 3 Plantago, 2 Amaranthus, 12 Chono-
poriaceen, 11 Polygoneen, 2 Daphne, 1 Asarum, 8 Euphorbiaceen, 3 Urliceen,
2 Ulmus, 2 Amentaceen, 6 Coniferen, 1 Alisma, 1 Triglochia, 1 Lemna, 1 Spa-
rianium, 12 Orchideen, 1 Iris, 1 Gelanlhus, 5 Asparageen, 9 Liliaceen, 1 Col-
chicum, 9 Juncaceen, 17 Cypcraceen, 52 Gramineen. ( Ebda 1 — 26.)
Schott diagnosirt folgende zum Theil neue Aquilegien : 1) A. pyrenaica
DC. foliis infra pilosulis, supra glabratis, lobnlis oblongo-obovatis, truncato-ro
lundalis, relusis, subdistantibus ; caule gracili, inferne petiolisque pilosulo, api-
cem versus viscido-puberulo ; floribus magnis ; sepalis oblongo-ovatis, subcuspi-
dalis, ciliolalis, extus pilosulis, intus glabris; petalorum lamina oblonga, sepa-
lfs multo breviore, apice rotnndata , utrinque praecipue apicem versus dense-
puberula , cilialata , calcare rectinsculo , puberulo , valde attenuato , lamina sua
multo longiore; genitalibus petalis multo brevioribus; cyamiis viscide-puberulis
rostro snbaequilongo auctis, von den Pyrenäen. 2) A. Bertolonii S. Foliis in-
limis infra pilosulis, supra glabratis, lobnlis linearibus snbaculalis, divergenli-
bus ; caule gracili, ramuloso , inferne petiolisque pilosulo 1. glabrato, apicem
versus dense viscide puberulo, floribus magnis; sepalis oblongo-lanceolatis, acu-
minatis, ciliolalis, postice sparsepilosulis, anlice glabratis; petalorum lamina ob-
longa. sepalis multo breviore, apicc subtruncato-rotundata, extus puberula, intus
excepla summitate glabra, ciliolata; calcare uncinato, puberulo, crassiusculo, la-
mina sua snbaequilongo; genitalibus petalis paulo brevioribus; cyamiis
von den Appuanen. 3) A. ßauhini S. Foliis intimis infra pilosulis, supra gla-
bratis, lobnlis ovatis obovatisque obtusis, brevibus, approximatis ; caule gracili
inferne petiolisque pilosulo, superne viscido-hirto ; floribus parvis ; sepalis lan-
ceolalis, snbacuminatis, ciliolalis, postice sparse pilosulis, antice glabris; peta-
lorum lamina obovato-oblonga, sepalis multo breviore, apice truncato-rotundala,
extus basim versus pilosulos, ceterum glabra, ciliis destituta; calcare recliuscnlo,
pilosulo, sensim attenuato, lamina sua snbaequilongo; genitalibus petalis subae-
quilongis; cyamiis viscide - hirtellis , divergentibus , rostro fere aequali auctis.
4) A. Kitaibelii S. Foliis infimis infra dense-, supra sparsius villosulis, lobnlis
obovatis I. subrotundo-ovalis , oblusissimis , subdistantibus; caule firmo, inferne
petiolisque villosulo, apicem versus densissime viscido-puberulo; floribus ma-
jusculis; sepalis ovatis, acuminatis, ciliolalis, extus puberulis, intus glabratis;
petalorum lamina oblongo-obovata , sepalis paulo breviore, apice subtruncalo-ro-
tundata, utrinque glabra, ciliis destituta ; calcare rectinsculo, apice curvato, gla-
bro, sensim attenuato, lamina sua breviore, genitalibus petalis multo brevioribus ;
cyamiis und 5) A. thalictrifolia S. Foliis infimis undique, ut tota planla
dense viscido-hirta, lobnlis lineari-oblongis, obtusiusculis, divaricalis; caule gra-
cili; floribus parvis; sepalis lanceolatis ; acuminatis, ciliolalis, extus hirtellis,
intus glabratis ; petalorum lamina oblongo-obovata, sepalis paulo breviore, apice
sublruncato-rotundalo , utrinque glabra, ciliis deslitutae ; calcare rectiusculo vix
curvato, sensimque attenuato, glabro, lamina sua snbaequilongo; genitalibus pe-
talis vix excedentibus ; cyamiis divaricatis, viscide-puberulis, rostro subaequilongo
auctis. — Es ergibt sich mithin aus vorstehender Untersuchung , dass A. py-
renaica DC. keine österreicchische Pflanze, dass die von uns bisher dafür ge-
haltene unter dem INamen A. Bauhini gellen dürfte , dass auch die Pflanze der
Appuanen nicht A. pyrenaica, sondern eine eigene Art, die wir A. Bertolonii
nennen können, dass ferner die A. viscosa Wldsl. Kit. nicht wie Grenier und
159
Godron Flore de France I. p. 45 (1848) fragend meinen, als Varietät ß deci-
piens aufzufübren sei, "sondern selbständig, schon um Irrungen zu vermeiden, als
A. Kitaibelii angegeben werden darf und dass endlich die A. alpina Sternbergs
von Storo als ausgezeichnete neue österreichische Art unter dein Namen A. tha-
lictrifolia dargestellt werden könne. ( Ebenda 125.)
Fenzl, zur nähern Kenntniss einiger inländischer Leu -
cantbemum und Pyrethrunarten Decandolle’s. — Leucanlhemum
und Pyrethrum bilden die ersten generischen Ableger der Linne’schen Gattung
Chrysanthemum , für und gegen deren Existenz gleich gewichtige Stimmen sich
erhoben. In Wahrheit leidet die Linne’sche Gattung an dem Mangel einheitli-
cher Fruchtcharactere und muss deshalb zerfällt werden. Scheidet man alle spä-
tem Arten mit anders gestalteten oder aus Ermangelung eines Griffels typisch
taub und unentwickelt bleibenden Slrahlachenen von jenen ab, bei welchen alle
vollkommen ausgereiften Strahl- und Diskusachenen ohne Berücksichtigung der
Pappusbildung in demselben Capitulum, gleiche Grösse und Bildung zeigen: so
erhält man zwei ziemlich natürliche Gruppen , von denen hier nur die zweite
verfolgt werden soll. Dieselbe umfasst mit Ausnahme Chr. frulescens Linne’s
dessen sämmlliche Leucanthemen, welche iheils unter Leucanthemum, theils un-
ter Pyrethrum , Malricaria und Tanacetum stehen. Von ihren Arten besitzt die
Mehrzahl Achcnen mit gleichweit von einander entfernten und gleich stark ent-
wickelten Bippen, die geringere Zahl ungleich stark entwickelte oder mindestens
ungleich weit von einander abstehende, zuweilen sogar anscheinend fehlende
Rippen. Erslere bilden Schultz’s Tanaceteen , letztere die Matricarieen. Jene
umfassen die Gattungen Leucanlhemum Lk., Phalacrodiscus Less., Pyrethrum Hall.,
Decaneurum Schultz und Tanacetum L. nebst einigen andern aussereuropäischen.
Schnitz vereinigte bereits Pyrethrum mit Tanacetum. F. untersucht nun für die
übrigen Gattungen die Beständigkeit des absoluten oder theilweisen Vorhanden-
oder Nichtvorhandenseins des Pappus und gelangt zu der völligen Unhaltbarkeit
von Leucanlhemum, Phalacrodiscus und Decaneurum dem Schulischen Tanace-
tum gegenüber, welche Gattung die drei Subgenera Tanacetosma, Leucanthemum
und Decaneurum bilden muss. Hinsichtlich der zur Untersuchung gezogenen
Arten theilen wir die Diagnosen und Synonymie wie sie F. aufstellt, mit unter
Vorausschickung der Galtungsdiagriose von Tanacetum und dessen Subgenera.
Tanacetum: capilula heterogama, floribns marginal ibus foemineis fer-
tilibus lingulatis. Involucri squamae arcte imbricatae , ut plurimum scarioso-
marginatae. Anthoclinium (receptaculum auct.) plus minusve convexum v. sub-
globosum, nudum, foveolato- v. granulato-punctatum. Acbenia omnia homomor-
pha tereliuscula recla v. curvata , coslis aequalibus v. subinaequalibus aequidi-
slantibus 5 — 1 Ostriata , nunc omnia calva , nunc solum radti, nunc disci, nunc
cuncta papposa. Pappus membrauaceus v. basi subcallosus, nunc coroniformis
aequalis, nunc inaeqnalis , tune coroniformis-auricularis parte dorsali breviore,
nunc dimidiatus internus v. lateralis , quandoque obsoletissimus denti - v. squa-
mulaeformis inermis, margine integro v. varie denliculato v. lacero-inciso. Her-
bae perennes , amphigeae hemisphaerae borealis , foliis alternis diversimode di-
visis, unicae solum speciei (Tan. integrifolii Schultz — Leucanth. integrifol. DC.)
omnibus inlegerrimis. Subgenus 1. Tanacetosma : Achenia omnia papposa. Sub-
genus 2. Leucanthemum Tf. : Achenia nunc omnia calva, nunc solum radii cun-
cla , pauea v. piurima pappo obliquo completo , incompleto v. rudimenlario in-
lerno v. lalerali coronata. — Capitulorum radius typice longus albus, v. roseus.
Subgenus 3. Decaneurum Schultz ßip. : Achenia radii omnia v. longo piurima
calva, disci papposa ; capitulorum radius longus albus.
T. leucanthemum Schultz hip.: Herba infra medium v. Iota pube
suberispata liirta v. hirsuta, numquam lanuginosa nec tomentosa, saepe glabriu-
scula, rarius glaberrima, erecta v. a basi adscendens. Caulis simplicissimus v.
circa medium, rarius a basi, parce virgato-, numquam abbreviato - conferteque
corymbose-ramosus. Eolia turionum ac infima caulina conferta longe peliolata,
saepe heteromorpha, lamina diversimode e forma suborhiculari in lanceolatam v.
cuneatara transientia, varie crenata, serrata, lobata, incisa, lyrata, imo interrupte
IGO
lyrato-pinnati-sccta , numquam integerrima, nec palmalo-, nec subpipinatiscela ;
pinalisectorum segmentis superiore margine numquam lobalo - incisis , dentibus
obtusis v. acutis, nisi obsoletissimis numquam selaceo-mucronatis ; caulina me-
dia oblongo-lanceolata v. subspatlnilato-lingnlata, lanceolato-linearia, imo anguste
linearia, omnia nunc aequabililer conferte-, nunc inaequaliter remote , imo parce
ac obsolete-, rarissime setaceo-denlifurme-, frequentius gresse argntoque serrata
v. inciso-lobata aut subpinnatißda , numquam bipinnatisecta, basi plerumque au-
vicnlato - serrata v. pectinato- incisa. Involucri squaraae extimae majorcs basi,
intimae apicc, IV2 " haud latiores, plerumpue angusliores, numquam coriaceae.
Achenia matura 9/i2 — 19/i2"' longa. Var.«, pratensis: Achenia omnia epapposa,
v. radii pauciora vertice callose-marginata v. intus v. Iaiere denticulo sive squa-
mula minutissima niunita, 9/i2 — ,2/i2'" ut plurimum longa. Folia caulina infe-
riora ac media, nec raro omnia versus apicem v. summo apice quam basi plus
minusve latiora. Hierher T. leucanthemum Schultz bip., Leucantbemum vulgare
Lk., Pyrethrum leucanthemum Coss. et Germ., Chrysanthemum leucanthemum L.,
Matiicaria leucantbemum Scop. — Lus. 1 : Gaules simplicissimi , digitales ac
pedales. Fol. radicalia ac turionura-subrotunda, spalhulata v. oblonga, rotundata
plerumque inaequaliter crenata v. sublobata 1 — 3 pollicaria ; caulina plurima
1 — JL’/j" lg. ac 2 — 4" lala, oblonga v. lingulata, basi attenuala, parce minnle-
que dentata, creni forme serrulata, dentibus utrinque 4 — 10 margine suo breviore
vix V2"' lougis. — Herba glabra, hirla v. hirsula (= Chr. leucanth. ß Lapeyr.,
t)' DC, ß ri pari um et y snbnudum Noulet, e alsalicum et f subacule Mutei). • —
Lus. 2: Caules plerumque 1 — 2 pedales, ramis 1—5 saepe aucli. Folia infima
longe peliola subrolunda v. mere obovatata v. ovalia v. spalhulata , grosse cre
nala v. obtuse serrata, lamina basi subinde incisa; caulina majora oblonga v.
cuneato-oblonga , basi frequenlissime peclinato-auriculala , 3^44/*" lg ac su-
periore triente 12^5"' lata, apice rotundata, plerumque acutiuscule subinaequa-
liter serrata, dentibus utrinque polissimum 10 — 20, patulis, majoribus margine
suo breviore 3/4 — 1"' longis. Involucri squainae majores basi 1‘" latae, anguste
fusco-, v. nigro-marginatae. — Reliqua praecedentis (= Chr. leucanth. Palat.,
aßy Wimmer, aß Schult., var. rotundifolium Opitz, « St. Aman, « pratense
Vis , b corymbiferum Gay, ß carpalhicum Rochel, y Smithi Nees, Leucanthemum
vulgare, ß carpalhicum Ledeb., L. ircutianum DC., Matiicaria leucanthemum Savi).
— Lus. 3 : Praecedens, caule plerumque digitali v. palmari , rarius pedali, ple-
rumque simplici. Folia infima ovalia v. late cuneata , saepe solo apice grosse
3 — 5 deutala ; caulina remote ac parce serrata, quandoque subintegra (= Chry-
santhemum atratum Gml. , Chr. leucanth. var. alpinum Rchb. , y atratum Koch,
y Smithi Nees, montanura Wesl.) — Lus. 4 : Totus lus. 2., foliis infimis ac
turionum saepe inciso-lobatis v. lyrato-pinnalifidis ; caulinis inaequaliter inciso-
serratis v. pinnalilobis ac grosse parceque serratis , basi dilatala eximie pecti-
nato-incisis (= Tanacetum leucanthemum Willk., Chr. leucanth. Wahlb., a Pol-
lini, a sylvestre Nees, ß autumnale St. Aman, ß pinnatifidum Lecoq, C. Ten.,
c coronopifolium Rchb., y DC.). — V a r. ß. a u ri c u 1 a t a : Achenia 12/ia — u/i2‘"
ut plurimum longa , radii plurima v. cuncta nunc pappo incomplelo interno v.
laterali tune squamulaeformi integro v. eroso , nunc distinctiore 2 — ödentato v.
lacero v. antice plus minusve inciso v. bipartito , 73'" vix longiore. — Folia
omnino var. « ejusque lusuum, sallem infima magis membranacea ac dum com-
plicantur minus fragilia quam var y. — Lus. 1 : Folia cum reliquis partibus
omnino varietatis « lus. 4. ; nonisi pappo plerumque minulo ac valde incom-
pleto distinctus (= Tanacetum leucanthemum Willk., Chr. leucanth. ß lacinia
tum Vis.). — Lus. 2 : Omnino lus. 2. varietatis «, pappo acheniorum radii di-
stincto (= Chr. leucanth. ß uriculatum Peterm , t)' nudicaule Vis. , montanum
Gand., Chr. auriculatum Peterm., Chr. ircutianum Turcz., Chr. montan. Perrym.,
b. pallens Mulel , Chr. palleus Gay, Leucanth. ircutianum DC., L. palleus DC.).
— Lus. 3: Omnino lus. 1. varietatis «; plerumque tarnen procerior ac saepins
subramosus; foliis infimis spathulalus v. oblongis in peliolum longe attenuatis,
Vz'" plerumque angustioribus. Pappus plerumque minutus v. antice excisus. —
Glabrescens v. totus hirtus v. hirsutus ( = Chr. montanum Jacq., Chr. leucanth.
161
ß montanum Poll., var. D. Ten., Chr. variahile A. Ten.). — Var. y. mon-
tana: Achenia potissimum 13/i2 — 19/i2'" longa, radii omnia v. longe plurima
pappo coroniformi obliquo, postice nunc usque ad basirn fere , nunc varia alti-
tudine supra illam exciso v. fisco, intus productiore, margine eroso, denticulato
v. lobulato , Y i“‘ ut longiore, albido v. sordide fuscescente. ■ — Folia omnia
plerumque carnosa, firmia , complicata ideo fragilia. — Lus. 1 : Caules saepe
praealti iy2 — 3pedales simplices v. subramosi. Folia infima ac turionum raa-
xima, ovalia v. rhombea, basi longe cuneata, 1 — 2" saepe lata, grossissime ob-
tuse v. acute serrata ; caulina oblonga v. late lanceolata , iemote inciso-serrata,
dentibus ut plurimum patentissimis v. recurvis robustis quandoque 3 — 4"' lon-
gis ; superiora parce dentata ac integerrima. Capitula radio expanso saepe 3-
pollicaria. — Sylvaticus , insensibi liter in lus. 2. varietatis ß et in sequentem
transiens (= Chr. affine Peterm. , Chr. leucanth. y affine Peterm., Chr. varia-
ble ß. et C. Ten.). — • Lus. 2: Caules plerumque simplicissimi spithamei ac
pedales. Folia infima ac turionum plurima , saltem majora obovata, basi abru-
ptius cuneato-attenuala v. late cuneata apice lobata, rarius 1" lata, utroque mar-
gine ut plurimum grosse, quandoque incise 3 — 7crenata v. obtuse creniforme-
' serrata ; caulina media cuneato-lmgulata v. obtusissime lateque lanceolato-linea-
ria, subaequabiliter multi — v. parce arguteque serrata. Capitulo radio ex-
panso plerumque 2 — 2V* pollicaria, squamis saepe late atratis. — Hinc in lus.
3. varietatis « , illinc in lus. 3. varietatis ß, lus. praecedentem et sequentem
frequentissime transiens (=. Chrysanthemum, montanum;« adustum Koch, Chr.
atratum Gaud. , Chr. leucanth. ß alpinum Niels, y atratum Pollini , atratum
DC., Phalacrodiscus montanus A atratus « Kochanus Schultz). — Lus. 3 : Cau-
les plerumque simplicissimi macrocephali 1 — 2 pedales ac altiores, foliosi.
Folia carnosa, infima late lanceolata v. longissime cuneata, acuta v. obtusa, ple-
rumque a medio obtusiuscule serrata ; caulina media lanceolata ac late linearia
utrinque acutata, nunc a basi v. superne valide arguteque v. inciso-serrata, den-
tibus patentibus plurimis recurviusculis. Pappus Sctepe incompletus mere auri-
cularis, imo quibusdam acheniis radii deficiens. — Hinc in lus. 1., illinc in
lusus sequentes transit (= Chr. grandiflorum Lapeyr, Chr. maximum Ramond,
Leucanth. maximum DC. , Phalacrodiscus maximus Sess., Pyrethrum laetifolium
Willd.). — Lus. 4: Praecedenti simillimus, nonisi foliorum omnium dentibus
minutis, superiore suo margine Y3 — 3/V" longis, modo obtusiusculis crenifor-
mibus, modo acutis porreclis, in uno quoque latere saepe 12 — 20, aequidistan-
tibus distinctus; caulina inferiora lanceolata ac late linearia obtusa v. acuta, in
petiolum longissimum alato -decurrentia, maxima quandoque 6" longa ac medio
vix 7'" lala. Involucri squamae anguste atrato- marginatae v. plerumque late
brunescentes. Pappus radii distinctissimus. — In praecedentem et sequentem
insensillime transit (= Chr. heterophyllum Willd, montanum ß heterophyllum
Koch , lanceolatum Pers. , montanum Noulet , Leucanth. heterophyllum DC. , L.
maximum Gren., Phalacrodiscus lanceolatus Less. , Ph. montanus A ß Bauhinia-
nus Schultz bip.). — Lus. 5: Caules simplicissimi, plerumque glabri. Folia
carnosa, infima ac turionum late cuneata v. spathulata , in petiolum longum at-
tenuata , circa v. supra medium grosse inciso - , quandoque duplicato serrata,
reliqua lanceolato-linearia ac exacte linearia argutissime ac subinaequaliter saepe
inciso-serrata, dentibus anlrorsus angustis subcallose-mucronatis, majoribus saepe
IV2'" longis. Involucri squamae latae , plerumque pallidae. Pappus radii po-
stice saepe fiscus v. excisus. — Hinc in lus. praecedentem, illinc in lus. 1.
var. d1 transiens ( = Chr. leucanth. y montanum Vis., lanceolatum DC. , Phal.
montanus Ab pallidus Schultz bip.). — ■ Lus. 6 : Caules graciles rigidi, plerum-
que simplicissimi. Folia firma , turionum ac caulina infima anguste obovata
sive cuneata v. mere oblonga v. lanceolata, in petiolum longe attenuata , modo
supra medium parce crenata v. tota longitudine minute ac subaequabiliter acute
serrulata v. subdentata ; superiora linearia parce dentata v. subintegra. Involu-
cri squamae modo anguste atrato- v. fusco-marginatae. Pappus postice plerum-
que excisus. — Hinc in praecedentem, illinc in sequentem var. tF transiens. A
simillimo lusu 3. varietatis ß (montano Jacqu.) differt caule longiore tractu sa-
li
162
perne aphyllo, foliis rigidioribus superioribusque angustioribus , parce serrulatis
(= Chr. montanum L., Chr. montannm y montanum Koch, d. Mutei, Chr. leu-
canth. € DC., ß montanum Duby, y atratum Poll., Chr. Bauhini Tausch, Leu-
canth. montanum DC., Phal. montanus Less., ß. graminifolius Schultz bip., Matri-
caria montana Desr.) Var. S. graminifolia: Achenia utplurimum 14/i2 — 16/i 2"'
longa, radii pappo plerumque incompleto auriculari interno rotundato , quando-
que valde obsoleto, rarius coroniformi poslice exciso. Folia haud carnosa, ex-
ceptis infimis angnstissime linearia , basi v. ulterius parce serrulata v. deuticu-
lata, dentibus subulato-setaceis v. mere ciliaeformibus. Involucri squamae nunc
omnino pallidae, nunc anguste fusco-v. atrato-marginatae. — Lus. 1: Folia tu-
rionum ac caulina infima spalhulata, obovato-cnneata v. mere cuneata, apice mi-
nute v. grosse crenala v. parce serrata, subsequa cuneato-linearia, apice rotun-
data, ultra medium argute serrulata. reliqua praelonga, exacte linearia, ple-
rumque angustiora. Insensiliter partim in praecedenlem , partim in sequenlem
transit (= Chr. gracilicaule Üuf. , montanum ß gracilicaule DC. , graminifolium
Boreau). — Lus. 2: Foliorum turionum ac caulinorum infimorum pauca cuneata
v. cuneato-linearia, apice grosse et argute 3 — öcrenata v. serrata, vel omnia
cum subsequis exacte linearia, parce ciliose-serrata v. denlata , plura saepe in-
tegerrima (Chr. graminifolium L., Chr. leucanlh. f graminifolium Vis.. Leueanlh.
graminifol. Lk., Pvrethr. graminifol. Guss., Phalacr. graminifol. Less., Pb. mon-
tanus B. graminifolius Schultz bip.). — Varietatus v. potius lusus a typo aber-
rantes singillatim nec omni anno occurrenles cultura haud constantes : var. s
discoidea (= Chr. leucanth. ß discoideum Koch, J Schult, £ DC., d flosculo-
sum Mutei, Chr. montanum f flosculosum Mutei) et var. £ tubuloso radiata (=
Bellis major Weinm.). — Die Art wächst im grössten Theil Europas innerhalb
des 40° und 66°30' nördl. Breite).
Tanacetum monspeliense Schultz bip.: Folia turionum ac cau-
lina inferiora 3 — 7 nunc obovata- oblonga in petiolum longum superne decur-
rentia ibique plus minusve interrupte lyralo - pinnatifida , lobo terminali rotun-
dato obsoletius distincti usve trilobo, lobis segmenlisque inferioribus diversimode
serrato- v. dentato-incisis , sinubus cardinalibus saepe obtusissimis , dentibus
ovalis v. oblongis , caulinis reliquis oblongis v. lanceolatis pinnatifidis nec par-
litis ; nunc infimorum plurima cuneata - oblonga sive lanceolata , simpliciter re-
mote pinnatifida, segmenlis lanceolatis v. linearibus integerrimis v. 1 — 2denta-
tis acuminatis uncinato-recurvis, apice dilalalo saepe trilobis, lobis inciso-2 — 3
dentalis, sinubus cardinalibus rotundatis ; nunc omnia circumferentia ovata, obo-
vata v. oblonga sub-v. omnino-bipinnatisecta sive partita , lacinulis omnibus an-
guste lineari- lanceolatis eximie mucronatis integerrimis v. inciso dentatis. In-
volucri squamae exteriores basi, intimae apice rotundato 9/n — u/ri" Jatae pal-
lentes v. anguste bruneo- marginatae. Achenia matura 9/i2 — 12/i2'" longa radii
papposa cum epapposis haud rare mixla, pappo tune obsoletissimo, v. semiau-
riculari-rotundalo , nunc radii cuncta pappo distinclo subcoroniformi crenato v.
inciso, poslice usque ad basim exciso mstructa. Herba tota glabra v. plus mi-
nusve hirla, caule simplici v. ramoso erecto. Var. a. latifolium: Folia in-
feriora obovato-rotundata v. obovalo-oblonga . longissime peliolala, lyrato-pinna-
tifida , media ac superiora oblonga v. lanceolata semipinnatifida nec partita, si-
nubus obtusis v. rotundatis, laciniis majoribus exteriore margine plerumque den-
tibus 1 — 2 recurvis auctis , summa linearia argutissime serrata v. inlegra, om-
nium dentibus callose aristulato-mucronatis. Pappus radii ut plurimum distin-
ctissimus (= Chr. corsicum Sieb., Chr. ceratophylloides Willd., Chr. montanum
c corsicum Mulel , Leucanth. corsicum DC. , Phal. corsicus Less.). Var. ß.
pinnatifidum: Folia infima cunealo-oblonga , longe peliolala, remole pinna-
lifida, dilatato apice plerumque triloba, lobo terminali grose tri-, lateralibus ple-
rumque bidentatis, sinubus caudinalibus eximie rotundatis, laciniis inferioribus
omnibus lanceolatis uncinato-recurvis inaequalibus plerisque integerrimis; reli-
qua oblonga v. lanceolata, apice haud dilatata, inferioribus caeterum consimilia,
a basi pinnatifida, lobis saepe horizontalibus. Pappus radii ut plurimum distin-
ctissimus (= Chr. corsicum et ceratophylloides Sieb., Chr. ceratophylloides var.
163
A Ten., Phal. ceratöphyll. Schultz bip.) — Var. y. b i p in n a ti f i dum : Fo-
lia infima et caulina majora circumferenlia obovata v. obovato-oblonga ; cuncta,
praesertim majora bipinnatisecta, segmentis inferioribus remotis minoribus, saepe
simplicissimis, superioribus inciso-denlatis in rhachim plerumque dentatam con-
lluenlibus, laciniis linearibus v. angustissime lanceolalis acutis callose mucro-
natis , patentissimis v. divaricatis; superiora ac suprema simpliciter pinnatipar-
tila. Pappus radii utplurimiim distinctissimus ( == Chr. ceratopbylloides Sieb.,
var. B. Ten., Pyr. ceratöphyll. ß dissectum DC., ß tenuifolium Guss.) Var. ()'.
cebenense: Folia infima et caulina majora circumferentia ul plurimum ovata
ac ovato-oblonga, longe petiolata ; caulina sub-v. plane bipinnatipartita, segmen-
tis suboppositis v. alternis 3 — Tjugis patentissimis, omnibus linearibus v. an-
gustissime lanceolatis mucronulatis mulicis, integerrimis v. parce incisis. Pap-
pus radii minutus rotundalo - auriculatus , saepissime etiam nullus v. rudimenta-
rius. — Lus. 1: Folia turionum ac caulina omnia consimilia sub- v. bipinnati-
partita. — Nimis affinis var. y (= Chr. monspeliense L., Phal. monspeliensis
Schultz bip.). — Lus. 2 : Folia turionum ac caulina infima sublyrato pinnatifida
2 — 3juga, lobis confiuenlibus inciso - lobulatis ac inaequaliter serratis, dentibus
oblusiusculis mulicis; reliqua subbipinnatifida ac pectinato -pinnatifida , laciniis
integerrimis incisisve. — Cultura e praecedente prodiens ac vix nisi pappo ra-
dii passim deficiente v. minuto auriculari a var. «. distinguendus. — Diese
Art findet sich nur jenseits der südlichen Alpenkette, in den östlichen Pyrenäen,
den Cevennen, Piemont, Dalmatien, Corsica, Abruzzen. — e
Zoologie« Neue Conchylien. — Petit de la Saussaye
beschreibt Gnathodon parvum aus Neuholland, Mactra Cumingana von der Mün-
dung des Gambia und der M. subplicata Lk. zunächst verwandt, Cyclostoma Be-
lairi von Madagaskar dem obsoletum Lk. ähnlich, C. Macareae von ebenda ne-
ben C. Desmoulinsi Gratl. und C. viltatum stehend, C. Beauiana von Grand Terre
mit C. pusillum und C. mucronatum Swb. verwandt , Helix Baudoni von Gua-
deloupe der H. concolor F. nah stehend , Colombella Schrammi von Pointe ä
Pitre, Bulimus nuciformis von den Galopagos dem B. nux ähnlich, Pupa Passa-
maiana von der Insel Pocotora dem B. Lyonetanus verwandt, Marginella Martini
von Bio-Janeiro der M. coerulescens Lk., M. pulchra Gray und M. sapotilla Hinds
sich nähernd, Turritella fuscocincta von Java, Auricula tornatelliformis von den
Philippinen. ( Journ . Conchyl. 1858. IV. 357. 360. 412. Tb. 10 — J2.)
Morel et characterisirt neue australische Arten, nämlich: Helix morosa,
Partula simplaria, P. Erhela, Neritina retusa, N. cyanosloma. lbid. 369. Tb. 11.
ßernardi diagnosirt eine neue Marginella Lefevrei ohne Fundort, lbid.
360. Tb. 12.
Menke führt als neu ein: Bulla columellaris von den Mollukken, Actaeon
oblongus unbekannter Heimath, Pyramidella bicolor aus Californien, Melania di-
midiata ohne Vaterland. Malakoz. Blatt. 1854. 26.
A Ibers gibt Diagnosen neuer Bulimus unter B. Sachsei im südlichen
Columbien, B. Paeteli von der Insel Lobos, B. piuranus in Peru, B. sinuatus
aus Venezuela. Ebda 32.
Guirao führt als neu ein Melanopsis Lorcana in Murcia und Helix la-
ctea var. maura von Carlhagena. Ebda 32.
Frauenhofer erkannte eine eigenthümliche Varietät der Paludina ther-
malis bei Padua welche er als var. Wiedenhoferi bezeichnet. Sie wird charac-
terisirt durch die stärker eingedrückte Naht, durch bauchigere Windungen,
durch geringere Breite der vorletzten Windung im Verhältniss zur letzten und
viel kleinere Mündung. Die Schale ist derber , bräunlich , wenig durchsichtig.
Zool. botan. Verhdl. Wien 111. 75.
Verany gibt ein Verzeichniss der in der Gegend von Nizza vorkommen-
den Mollusken, es sind 24 Cepbalopoden , 13 Pteropoden , 7 Heteropoden, 55
Gasteropoden , 24 Inferohranchiaten, 2 Pulmonaten. Die Arten sind namentlich
aufgeführt mit Angabe des Vorkommens, als neu werden darunter characterisirt:
11*
164
Actaeon Ilopei , Aegires Leuckarti , Eolidia Souleyeti , E. Grubei , E. Leuckarti.
Journ. Conchyl. 375.
Beau vervollständigt sein früher veröffentlichtes {Journ. Concliyl.
1851. 422) Verzeichniss der auf Guadeloupe vorkommenden Conchylien mit 180
Arten. Ibid. 413.
Petit de la Saussaye liefert einen Appendix zu seinem Verzeichniss
der an den Küsten Frankreichs vorkommenden Meeresconchylien , von denen er
hier 27 Arten bespricht. Ibid. 426.
Strobel ergänzt und berichtigt das Verzeichniss der im Erzherzogthum
Oestreich bis jetzt bekannten Arten von Land- und Süsswasserschnecken, welche
Parreiss und Zelebor aufgeführt haben. Er zählt über 100 Arten hier nament-
lich auf mit specieller Angabe ihres Vorkommens. Zelebor selbst liefert
gleichfalls einen Nachtrag von 16 Arten und verspricht eine ausführliche Berich-
tigung seines Verzeichnisses von 1852 zu gehen. Zool. botan. Verhdl. Wien.
UL 106. 197.
Menke verbreitet sich über die Familie der Bullacea , deren Gattungen
und Arten. Er theilt zunächst die Bestimmungen von Linne, Gmelin, Cuvier
und Lamarck mit, und wendet sich dann zu den neuern Arbeiten von Gray,
Adams und Sowerby. Zum Schluss werden die Gattungen und Arten mit An-
gabe der Synonymie, Literatur, Varietäten und einzelnen kritischen Bemerkungen
aufgeführt. Malakoz. Blatt. 33.
Moquin Tandon theilt Untersuchungen über einige Arten der Gattung
Glandina mit. Nach diesen gehört Helix folliculus Gron. nach Kiefer und Zunge
zu Bulimus, desgleichen H. subcylindrica L., zu der auch Cochliocopa, Cionella
und Styloides gehören. Auch Glandina procerula und GL lamellifera müssen
unter Bulimus versetzt werden. Journ. Conchyl. 1S6S IV. 345 — 353.
Petit de la Saussaye erklärt den Bulimus auris midae bei Beeve
als eine von der gleichnamigen Art hei Chemnitz entschieden differente Art.
Der Brnguiere’sche ß. bovinus ist dem Lessonschen B. Sliongi identisch. Die
Reeve’sche Art soll den neuen Namen B. Lessoni führen. Ibid. 403.
Frauenfeld, Helminthen in Raupen. — Raupen von Ptilophora
plumigera zahlreich an Eichen und Ahorn gesammelt schienen in der letzten
Häutung begriffen zu sein und waren kränklich , schlaff und stumpf. Sie star-
ben und im Raupenzwinger erschienen nun lange fadenförmige gelblich weisse
Würmer in grösserer Anzahl. Die Bestimmung erwies sie als Filarien, die also
hier epidemisch die Raupen befallen hatten und zweifelsohne die Ursache deren
Todes waren. WTie sie in die Baupen gelangt sein mögen , ist sehr schwierig
zu beantworten. Auch aus den Raupen von Geomelra ulmaiia, Notodonta trilo-
phus, Catocala sponsa, ferner aus drei Weibchen von Formica nigra und zahl-
reichen Ohrwürmern erhielt Fr. Filarien. ( Wien. zool. botan. Verhdlg. III.
129. 133.)
M. Schullze, am Mittelmeer an gestellte zooto mische Un-
tersuchungen. — Der Verf. hielt sich im August und September 1853 zu
Triest, Venedig und Ancona auf und nahm hier Gelegenheit zu nachfolgenden
Untersuchungen. In den weiblichen Genitalien liegt eine durchgreifende Ver-
schiedenheit im Bau der Süsswasserdendrocölen von den meerischen Formen.
Die früher erkannte Trennung der Keim - und Dotterstöcke hei Planaria lactea,
PI. torva, PI. nigra u. a. fand sich hei Thysanozoon und Polycelis nicht. Hier
entstehen vielmehr die Eier in sehr zahlreichen im ganzen Körper zerstreueten
Eierstöcken, in denen sich die reifen Eier dicht gedrängt in Canälen sammeln,
welche an der weiblichen Geschlechtsöffnung münden. Die männlichen Genita-
lien verhalten sich ganz wie bei den Süssw’asserformen. Aber nicht der von
Quatrefages bezeichnete Schlauch jederseits der Mittellinie ist der Hoden, er ist
das Vas deferens, sondern die Spermalozoen werden in unzählig vielen bimför-
migen im ganzen Körper zerstreuten Blasen gebildet. Bei geschlechtsreifen Exem-
plaren erfüllen die Eierstocks- und Hodenbläschen den ganzen Körper bis zum
165
Hirn so dicht, dass kaum Platz für den Darm zu bleiben scheint. Beide leicht
isolirbaren Hirnganglien haben eine ganz constante Lage zum Darm, auf der
breiten die Ganglien verbindenden Brücke liegt stets ein Blindast des Darmroh-
res. Das von Quatrefages geleugnete Gefässsystcm erkannte S. bei Thysanozoon
und Polycelis als YVassergefässsyslem mit schwingenden Wimperläppchen wie bei
den Süsswasserformen. Von Bhabdocoelen sah S. nur Convoluta Schultzi Schm,
und Sidonia elegans n. sp. Letztere ist Z1/*" laDg und breit, weiss, mit
ziegelrothem Kreuz auf dem Rücken, in der Haut mit Körperchen von kohlen-
saurem Kalk etwa 60 bis 80. Der Mund liegt vorn und führt in einen langen
dünnen scharf begränzlen Oesophagus, der sich schief in einen weilen wenig
gewundenen afterlosen Darm senkt. Am Hirn finden sich zwei Augen und zwei
Otolithen, der Nervenring um den Oesophagus fehlt (?). Die Genitalien beste-
hen aus einzelnen geschlossenen Säckchen seitlich des Darmes, die hinlern mit
Samen, die vordem mit Eiern und hierin liegt eine auffallende Eigenthümlich-
keit. Die grüne chlorophyllartige Farbe der Convoluta Schultzi besteht ans ova-
len oder spindelförmigen Bläschen mit so zarter Membran, dass die Formen
bei den Bewegungen des Thieres sich ändern. Jedes Bläschen enthält ein klei-
nes stark lichtbrechendes Körperchen. Die Stäbchen in der Haut haben hier die
Bedeutung von Waffen. Eine feine starre Nadel ist in jedem eingebettet, und
kann durch Druck hervorgestossen und abgelöst werden. Doch sind die Stäb-
chen nie in grosser Anzahl vorhanden und fehlen bisweilen ganz. Die an Co-
maluln schmarotzenden Myzostoma beobachtete Sch. in den beiden Arten M. cir-
riferum Thomps. und M. glabrum Leuck. Letztere besitzt 20 papillenartige Her-
vorragungen am Scheibenrande, jedoch auffallend klein, während sie bei der er-
sten Art 20 Mal länger sind. Beide unterscheiden sich auch in der Form der
Haken und dadurch , dass M. glabrum viel träger und langsamer ist. Die wei-
che Oberhaut wimpert, die Cilien in Büschel vereinigt, bei M. glabrum kürzer
als bei M. cirriferum. Das von Loven an der ßauehsetle gefundene Ganglion
sah Sch. nicht, dagegen einen vielstrahligen Körper auf dem Bücken, der mus-
kulöser Natur sein möchte. Vom Nerven- und Gefässsystem wurde nichts beobachtet,
der After ist bestimmt vorhanden, die Geschlechter sind getrennt. Die Keimstätten der
Samenfäden sind rundliche im ganzen Körper zerstreute Blasen. Die Ausführungs-
gänge vereinigen sich in zwei hufeisenförmige jederseits. Die Spermatozoon sind
kurz an beiden Enden zugespitzt. Die Eier entstehen in mehren längsovalen Eier-
stöcken, welche radiär zwischen die Aeste des verzweigten Darmes eingeschoben
sind. Der Eileiter liess sich bei M. glabrum nicht nachweisen. Die Gattung
Myzostoma gehört zu den Tremaloden trotz der Anwesenheit des Afters, der ge-
trennten Genitalien und der wimpernden Oberfläche. — Die hellen kugligen
Blasen , welche zahlreich im Körper der Cestoden sich finden , erklärt Sch. für
Hoden, deren Ausführungsgänge sich erst zurZeit der Geschlechtsreife sich bil-
den. Eben solche Bläschen besitzt Caryophyllaeus. — Schliesslich berichtet
Sch. noch über seine Beobachtung der Schnecken erzeugenden Synapta , deren
Schneckenschlänche und schwarzen Körper in der Leibeshöhle und verspricht
seine Untersuchungen lebender Polylhalamien in einem besondern Werke näch-
stens zu veröffentlichen. (Würzburger phys.- medic. Gesellsch. 1853. S.
222—230.)
Frauenfeld, neue Zeckengatlung. — Das Thier wurde in der
Adelsberger Grotte entdeckt und erhält den Namen Eschatocephalus mit folgen-
der Diagnose: Ixodinearum genus, oceilis nullis, capite verticali, palpis pyrifor-
mibus, rostrum longitudine aequanlibus, setosis , pedibus elongatis, gracilibus,
setosis ; laevigatus, nitidissimus. Die Art E. gracilipes ist oval, flach, glatt,
glänzend, wie pol irt , der Körperrand im Tode stark nach aufwärts gekrümmt,
schön rostbraun mit schwarzen Zeichnungen, Kopf, Palpen, Ftisse ebenfalls rost-
braun, letztere beide stark sleifhaarig 2'" lang. Der Körper ist sehr flach, ei-
förmig; am vordem schmälern Rande jederseits eine kaum merkliche Einbuch-
tung; im Leben die ganze Oberseite gespannt ausgebreitet; die Rückenscheibe
rostbraun , glatt , stark glänzend ; eine schwarze Zeichnung den Seitenrand be-
gränzend, ein ähnlicher Längsstreifen gegabelt über die Mitte gehend ; Unterseite
166
glänzend rostbraun mit schwarzen Flecken; Bauchmitte vertieft; Oberlippe vier-
eckig, Rüssel von gleicher Länge und mit wenig Widerhäkchen an der äusser-
slen Spitze ; die bimförmigen Fühler von der Länge des Rüssels auf einer schei-
benartig abgestutzten wulstig umrandeten Stelle am Vorderrande des Mundes
eingefügt und mit langen steifen Borstenhaaren bekleidet ; die Beine mit densel-
ben Haaren, dünn, lang, das zweite Paar wenig kürzer als das erste, das vierte
das längste; das unbewegliche Hüftglied ziemlich rundlich, das nächste etwas
länger, kugelförmig, das dritte, vierte, fünfte doppelt so lang, cylindrich, das
sechste und siebente zusammen etwas länger als jedes frühere , an der Spitze
ein glashelles gestieltes Knöpfchen mit zwei Krallen. (Wien. zool. botan.
Verhandl. HI. 55.)
Doblika, zur Gattung Dysdera. — Mit Zugrundelegung der
Walkenaerschen Naturgeschichte der ungeflügelten Inseclen untersuchte D. die in
der Wiener Sammlung befindlichen Dysderaarten , worunter zwei neue erkannt
wurden und gibt eine Uebersicht der Arten mit Beschreibungen. Nachdem er
die Gatlungscharactere aufgeführt beschreibt er nach zahlreichen Exemplaren L).
erythrina Walck, D. crocuta Koch, D. Hombergi Scop., D. lepida Koch, D. lon-
giroslris n. sp. , D. lata Walk, D. solers Walk , D. Kollari n. sp. von Cattaro
in Dalmatien, D. punctata Koch und D. insidiatrix Walk. (Ebda 114 — 124.)
Elditt leitet eine Monographie der Thysanuren ein, indem er zu-
nächst eine Methode zur Conservation der weichen leicht verletzlichen Poduren
gibt, darin bestehend, dass die Thiere nicht mit der Hand gefangen werden,
sondern im Schöpfer und aus diesem in ein Glas springen müssen, dann unter
Uhrgläsern einzeln vertheilt werden sie einzeln in einer Auflösung von Damma-
harz in Alkohol, die ihnen in einem Tropfen auf einem Glastäfelchen zum Hin-
einspringen entgegen gehalten wird, unter Deckgläsern aufbewahrt. Dann wendet
sich E. zur Literatur und Beleuchtung derselben. de Geer stellte 1737 zuerst
die Gattung Podura auf und theilt die Arten nach der Verschiedenheit der Fühl-
hörner in zwei Gruppen. 0. Müller und Gmelin vermehrten die Zahl der Arten
von 7 auf 38, wovon 7 zur Gattung Lepisma gestellt wurden, auch Villers stellte
5 neue Arten auf. Latreille revidirte sämmtliche, theille seine Ordnung Thysa-
nura in 2 Familien , Lepismenae und Podurellae , für jede zwei Gattungen, zu
den frühem noch Machilis und Smynthurns hinzufügend. Lange nachher lieferte
Templeton eine Monographie der irischen Thysanuren, worin er 4 neue Gattun-
gen aufstellte Forbicina, Petrobius, Orchesella, Achorutes. ßurmeisler gab dann
eine neue Kritik des bis dahin Gelieferten unter Einrichtung einer neuen Gattung
Choreutes, Bourlet hielt gleichfalls die Aufstellung neuer Gattungen: Macroto-
ma, Lcpidocvrtus , Heterotoma, Isotoma , Hypogaslrura für nölhig. Koch ver-
mehrte die Anzahl der Arten in seiner Aufzählung der Regensburger Arten mit
Begründung der neuen Gattungen Paidium und Blax. Viel mehr förderte Nico-
let die Kenntniss der Gattungen. Er theilte die Podurellen in 9 Gattungen,
worunter 5 neu: Anurophoros, Desoria, Cyphoderus, Tomocerus, Degterius und
stellte vortreffliche physiologische und anatomische Untersuchungen an. Die
Zahl der Arten bestimmte er auf 54. Hierauf nahm Bourlet in seinem zweiten
Memoire keine Rücksicht, sondern vermehrte ohne Weiteres die Arten unter Auf-
stellung neuer Gattungen Aetheocerus , Adicranus. Gervais setzt Anoura an die
Stelle der Gattung Achorutes und Lucas kritisirte wiederum das gesammte Ma-
terial, wobei er 12 Gattungen mit 90 Arten feststellte. Gervais specielle Arbeit
in der Suite ä Buffon dagegen erkennt 14 Gattungen (neu Nicoletia , Campo-
dea) mit 132 Arten an. Auch Nicolet setzte seine Untersuchungen fort und er-
höht die Zahl auf 15 Gattungen mit 176 Arten. ( Entomol . Zeitg. Jan. 11 ; *
Febr. 38.)
Mann behauptet gegen Schreiner und Lederer, dass Lithosia depressa
und L. helveola nicht die beiden Geschlechter nur einer Art seien. Er fand
beide bei Reichstadt in Böhmen zeitig am Morgen oder bei sanftem Regen am
Tage an jungen Fichten, häufig in Begattung, aber stets nur L. depressa mit ih-
res Gleichen. Ueberdiess erscheint erstere Art um einen Monat früher als letz-
tere. Die L. depressa wurde in beiden Geschlechtern auch aus Raupen gezo-
167
gen. L. lielveola erschien erst im August, wenn jene verschwunden war. {Wien,
zool. bot. Verhandl. HI. 18.)
Pokornv, zur Fauna der Karsthöhlen. — Die in der Adcls-
berger Grotte zahlreich sich versteckt haltenden Fledermäuse gehören zur Huf-
eisennase. In dem von der Poik durchströmten Neplunsdom wurden früher
zwei Dipteren Chironomus viridulus und Baetis bioculata nebst einer Schnecke
und noch dabei der seltenen Pristonychis Schreibersi gefunden. In der obern
Grotte fand P. den schon von Schiödte erwähnten krebsartigen Nyphargius sty-
gins. Am Calvarienberge führt Khevenhüller Leptodirus Hobenwarti , Obisium
longimanum und Stanita taenaria auf, auch eine Zecke und zwei Heuschrecken.
P. fand hier nach eifrigen Suchen nur zwei kleine Fliegen zu Sciara gehörig
und in einem faulen Stück Holz mehre kleine weisse, Anguillula ähnliche Wür-
mer An den Stalaclitenwänden der Johannisgrotte zeigte sich Leptodirus Ho-
henwarti und eine schneeweisse Assel Tilhanetes albus. Beicher als Adelsberg
ist das Höhlenlabyrinth von Lueg. Der blinde Anopthalmus Schmidti findet sich
schon in einer ausgehöhlten Felswand hinter dem bewohnten Schlosse. In der
grossen Grotte hausen zahllose Fledermäuse aus der Familie der Glattnasen, am
Eingänge der schnelle Laufkäfer Prystonichus elongatus Dej., weiter hinein grosse
Höhlenheuschrecken Phalangopsis cavicola Koll., an den schwarzen Wänden Spin-
nen Epeira fusca Walk und ein Nachtfalter Larentia dubitata Tr. Auf dem Trüm-
merberge zur obern Grotte kriechen Spinnen und Fliegen am Felsen, im Schlamme
wühlen zahlreiche Regenwürmer, im faulen Holze Tausendfiisse. Im Innern die-
ser Grotte wurde eine Fliege Antomyia mitis Meig. gefangen. (Ebda 24.)
Schläger, kritische Bemerkungen einiger Wicklerar-
ien. — Dieselben beziehen sich auf Niveana , welcher Treuerana , Mulzerana
und Teras asperana unterzuordnen sind, ferner auf Abildgaardana Fröl. Treit.
Dup. = Cristana Hb., Abildgaardana Fabr. = Schallerana var. Variegana Fabr.
= Posterana Hffmg. oder Ambiguana Treit., Variegana Fröl. = Abildgaardana
Treit., Variegana Fröl. var. ß = Nyctemerana Ilbn. , Asperana Fbr. = Nycte-
merana Ilbn., ferner auf Psorana Fröl. , welche nur eine Varietät der Scabrana
ist und auf Cristana Fröl. ( Entomol . Zeitg. Febi\ 52.)
Mayer beschreibt die Raupe von Pempelia cingillella. Dieselbe lebt in
der reifen Samenkapsel von Tamarix germanica , wird 5 — 6'" lang und ist 16-
füssig, der Kopf hellbraun mit gabelförmiger Zeichnung auf dem Scheitel, das
Nackenschild glänzend mit zwei halbrunden Seitenflecken und 4 dunkelbraunen
Mittelflecken, der Körper gelblich mit dunkeln Längslinien. Auf dem ersten und
zweiten Ringe stehen auf den zwei lichten Mittellinien und jederseits der ersten
dunkeln Linie zwei Wärzchen und eines in der Mitte nach dem Aussenrande.
Auf dem folgenden bis zum vorletzten Ringe befinden sich zwei Wärzchen in
der lichtem Mittellinie und zwei an den Seiten. Die Afterklappe deutet ein hor-
niger Fleck an, unter welchem zwei schwarze Wärzchen stehen. Sämmtliche
Warzen sind behaart Die Stigmata sind rund, schwarz eingefasst. Die Ein-
puppung erfolgt im September und webt die Raupe in ihre Hülle Erdkörner,
Holzspäne u. dgl. Die Puppe ist kurz, walzig, lichtbraun, die Angen gross, die
Flügelscheiden lang. (Wien. zool. bot. Verhdl. III. 76.)
Mann, zwei neue Ostreich ische Spanner. — 1) Psodos
allicolaria hat die Grösse und Gestalt von Trepidaria, auch eine sehr ähnliche
Farbe und Zeichnung der Oberseite, der Körper schwärzlich eisengrau, Kopf,
Rücken , Brust , Palpen und Schenkel zottig behaart , die Zunge hornig, spiral,
die Fühler borstenförmig , bei den Männchen sehr dicht und kurz gewirapert,
die Schienen anliegend beschuppt, die hintern mit zwei Paar Spornen, die Flü-
gel glänzend, seidenartig beschuppt, oben grünlich eisengrau mit der Zeichnung
von Trepidaria, nur die Saumlinie feiner und auf den Rippen unterbrochen, die
Unterseite ganz von Trepidaria abweichend. Die Art lebt auf dem Grossglock-
ner. — 2) Geometra beryllaria grösser als cloraria, Flügelschnitt von Herbaria.
der Körper schlank, der Rücken feinwollig, Zunge und Palpen schwach, letztere
gelblich, anliegend beschuppt, Fühler unten gelblichweiss , hei dem Männchen
168
mit Kammzähnen, bei Weibchen schwach sägezähnig, die Beine schwach, anlie-
liegend beschuppt, gelblich, die Schienen nur mit Endspornen, die Flug 1 schön
seladongrün, die vordem mit schmalem scharf begrenztem gelblich weissem Vor-
derrand, die Unterseite blässer als die obere. Lebt zwischen Spalato und Sa-
lona in Dalmatien. (Ebda. 75.)
Dorfmeister, über Raupen und Ruppen der mit Alhalia nächst ver-
wandten Melitaen. — Unter mehren Raupen von Alhalia, Parlhenie und Dictyn-
na, welche D. zog, fand D. eine neue auf Veronica chamaedrys lebend und die
er deshalb Melitaca Veronicae nennt. Sie ist grau in violett, mit weisslichen
Flecken bestreut, die eine dunkle Rückenlinie frei lassen, ihre Dornen sind
weisslich und stehen auf gelben Flecken. Die Puppe ist weiss mit braunen
Zeichnungen, der Rücken des Hinterleibes mit stark erhabenen gelben Punclen
oder kleinen Zacken besetzt. D. beschreibt zugleich noch Raupen und Puppen
von Alhalia und Parlhenie. (Ebda. 187.)
Schiener und Egger, dipterologische Fragmente. —
Die VerfT. beschreiben Eumerus elegans n. sp. auf einem Weissdornstrauch bei
Mödling in 3 Exemplaren gefangen, Svrphus leiophthalmus n. sp. in zwei Exem-
plaren vom Schneeberge, Paragus cinctus n. sp. von Purkersdorf und Cheitosia
fasciata n. sp. von Kaltenlcudgeben , Nyclcribia Schmidli n. sp. parasitisch auf
Fledermäusen. Von der kleinen, gesellig in den Ritzen alter Mauern lebenden
Gynopa aenea M. beobachteten sie, dass dieses Thierchen noch Abends vor Son-
nenuntergang sich vollständig in den Sand eingräbt und zwar mit erstaunlicher
Schnelligkeit und Geschicklichkeit, indem es sich erst eine Vertiefung macht und
dann mit den Vorderfüssen gröbere Sandkörnchen über sich wirft so lange bis
der ganze Rückenschild bedeckt ist. (Wien. zool. bot an. Abhandl. III.
51. 96.)
Mayr, zur Kenntniss der Ameisen. — M. erhielt 24 Amei-
sen meist aus Piemont und Sardinien , von denen er Formica lateralis Oliv
(= F. melanogasler Lat.) und Myrmica montana Imh. sehr ausführlich beschreibt
und dann als neu aufstellt Aphaenogaster : operaria et femina. Mandibulae
basi angustae, antice latae , margine inferiori antice denlibus validis , postice
liaud perspieuis. Labrum subquadratum fere duplo latius quam longum, margo
basalis transversus, margines laterales cum incisura, anguli anteriores rotundali,
margo anterior in medio cum incisura magna , ita ut lobi utrinque rotundati
sint. Palpi maxillares quinque articulati , articulus primus cylindricus , duplo
longior quam crassus, articulus secundus tertius quartus longitudine prima ae-
quales , basi angusli , apice paulo crassiores , articulus quintus dimidio longior
quam quartus, angustus fusiformis. Palpi labiales triarticulati, articulus 2 lon-
gitudine primo aequalis, subcylindricus, basi paulo angustior, articulus 3 longi-
tudine secundo aequalis, fusiformis; antennae 12 articulatae , scapus longus,
basi paulo arcuate flexus, funiculus subfiliformis , articuli inter se longitudine
subaequales; thorax, peliolus binodis et abdomen fere et in genere Atta. Die
beiden Arten dieser Gattung sind A. cardous und A. senilis. Eine andere neue
Art ist Formica Herrichi in der Türkei und Acrocoelia Mayri von Zara in Dal-
matien. — Von östreichischen Arten beschreibt M. ferner Formica foveolala
am Blockberge bei Ofen, F. fuscipes im Prater in Wien, F. cinerea von Botzen
in Tyrol, Myrmica elypeata, M. Kollari, sämmllich als neu. (Ebda. 105. 277.)
Peters, über Orthopteren aus Mossambique. — Die von
P. in Mossambique gesammelten Orthopteren sind nach H. Schaum’s Bestimm-
mung 47 Arten, von denen wir die neuen namentlich aufführen und für 2 neue
Gattungen die Diagnosen hinzufügen: Blatta strigosa , Panchlora maculipennis,
P. poecila, Hormetica portenlosa, Mantis alticeps, Gryllus conspersus, Gr. teres,
Hetrodes Petersi, Phaneroptera amplectens, Conocephalus hastifer, C. pungens,
Saga macrocephala, Truxalis constricta, Poecillocerus callipareus, P. cylindricollis,
Chrysochraon stenopterus, Pachylylus tenuicornis, Caloptenus pulchripes, Pam-
phagus euryscelis , P. foboscelis, P. haploscelis , Chrotogonus hemipterus, Ca-
lantops n. gen. Acridiorura : facies valde declivis , oculi obliqui approxiraati,
169
veile ante oculos fere horizontalis subconcavns , antennae tiliformis , pronotum
medio subtililer carinalum, prosternum tuberculo subcvlindrico instruclum , ely-
tra alaequc explicata; Art C. melanosticliis, Horatosphaga n. gen. Locustarum :
caput exserlum dependens , gula libera, verticis fasligio brevi trigono supra sul-
calo, prolhorax elongatus, dorso planus prosterno mulico oblique adsccndenle,
mesoslernum et melasteruum postice exeisa, angulis productis, elylra abdomine
multo longiora , alae abortivae, pedes longi , graciles, fcmora omnia subtus bi-
spinosa libiae quadrilaterae, angulis omnibus spinosis, anlicae ulrinque lineola
profunde impressa; Art H. , serrifera, Cymatomera n. gen. Locuslorum : femora
rnembrana undata instructa , libiae extus muticae, iulus vix spinulosao, anlicae
basi crassiorcs, lineola profunde ulrinque impressa, verticis fastigium breve tri—
gonum supra sulcalum, prosternum muticum, mesoslernum et metasternum lon-
gi lud ine lalius, Art C. denlicollis. (j Berliner Monatsber . December 1853.
S. 775.)
Brauer, Lebensweise des Bitlacus tipularius. — Dies In-
sect hängt sich mit dem ersten Fusspaare an einen Zweig an und lässt die an-
dern Beine frei herabhängen. Nähert sich eine Fliege oder ein anderes Inscct
den freihängenden Beinen , so wird es sogleich von dem Tarsus umschlungen
und zum Maule geführt. Dabei greifen die letzten Tarsalglieder in einander,
ln der Dämmerung hascht dieser Bittacus auch im Fluge nach Beute. Das Männ-
chen nimmt an der Beute des Weibchens Theil und während des Fressens fin-
det die Begattung Statt. Einige Tage nach dieser stirbt das Männchen und vier
Tage später streut das Weibchen die kleinen grünlich braunen Eier frei auf
die Erde. (Wien. zool. botan. Verhdl. III. 151.)
Ders. vergleicht die Larven von Myrmecoleon formicarius L. und M.
formicalynx T. und zählt die specifischen Unterschiede beider auf. (Ebda. 144.)
Kalbrunner spricht über das Vorkommen und die Eigenschaften des
dem Weinslocke schädlichen Otiorhynchus ligustici , der bisweilen in grosser
Menge in den Weingärten erscheint. (Ebda. 135.)
II offmann theilt Beobachtungen über die Färbung hei Necrophorus
humator und ßlaps fatidica mit. (Ebda. 105.)
Ilampe diagnosiit einen neuen Laufkäfer aus Griechenland Carabus
Adonis : elongatus subdepressus niger capile thorace coieopterorumque limbo
aureis , elytris violaceis, crebre punctato strialis, interstiliis angustis, convexis
irregulariter interruptis nigris. Longit. 14'". (Ebda. 134.)
Kraatz, zur Gattung Carabus. — Kr. bemerkt zum Stettiner
Catalog , dass C. Hampei mit C. comptus, identisch sei und C. Preyssleri, C.
Scheidleri, C. Kollari, C. llligeri, C. excellens als locale Varietäten in eine Art
zusammen fallen und sucht nachdem er seine Ansichten über Species und Va-
rietät kurz dargelegt, den Nachweis für diese Vereinigung zu liefern. In glei-
cher Weise vereinigt er dann C. sylvestris, C. alpestris und G. Hoppei zu einer
Art, wozu als Spielarten von C. Hoppei noch carinthiacus und eine unbeschrie-
bene Form von den Scealpen gehören. (Entomolg. Zeitg. Januar 27 ;
Februar 49.)
Habelmann beschreibt eine neue Art der Käfergattung Teredus von
Wollin, wo sie an allen Eichen lebt. T. opacus : filiformis, cylindricus, parum
nitidus, capile subtilius prothoraceque subtiliter punctato, elytris punctaloslria-
lis, antennis pedibusque rufis. Longit. 2'". ( Entomol . Zeitg. Jan. 27.)
Ileeger’s fortgesetzte Beiträge zur Naturgeschichte derlnsecten (cf. Bd.
II. 280.) verbreiten sich über Gastrophyla polygoni L. , Plagioderä armoraciae
L., Asclera coernlea L., Calidium dilalatum Payk., Lyctus pubescens Fabr., Ilae-
monia equiseli Fabr. (Wien. Sitzgsber. XI. 927. G Tfln.)
Bielz gibt eine Uebersicht der Fischfauna Siebenbürgens nach dem Cla-
vis des Cüvierschen Systemes. Er kennt 34 Knochen- und 5 Knorpelfische (3
Störe, Petromyzon fluviatilis und Ammocoetes branchialis ). Einer darunter ist
neu und auf beigegebener Tafel abgebildet nämlich Pseudobarbus Leonhardi
170
zwischen Barbus lind Gobio eingeordnet, mit 4 Bartfäden, kleinen Schuppen,
sehr schleimigem Körper und ohne Stachel in der Kückenflosse, diese mit 11
weichen Strahlen, die Afterflosse ßstrahlig, die Löffelzähne an den Schlundkno-
chen denen der Barbe ähnlich , der Körper oben schwarzgrün , an den Seilen
silberglänzend , unten weiss , oben schwarz punctirt oder scheckig, B. und S.
gelbgrau, Länge des Thieres 6 bis 10 Zoll, in allen grossem und kleinern Bä-
chen der Ebene bis ins Vorgebirge. ( Siebenbürg . Verliandlgn. 1 V. 172 —
185. Tf. 3.)
Kner, die Panzer weise des IJofnaturalien-Cabinets zu
Wien. I. Loricarinae (Wien 1853. 4. Mit 8 Tfln.) — Den vor-
läufigen Bericht über diese höchst interessante Abhandlung haben wir bereits
Bd. I. S. 433. mitgetbeilt. Der Verf. begreift hier unter Loricarinen alle Pan-
zerwelse mit nur einer Kückenflosse und betrachtet zuerst die Schilder und
Schienen derselben , die den Schmelzschuppen der Ganoiden in chemischer Be-
ziehung zunächst stehen, die nackten Haulstellen, die Seitenlinie, das Loch über
der Basis der Brustflossen, das Mundsegel und die veränderlichen Barteln, Zähne,
Flossen, Analgrube, Verdauungsapparat, Genitalien, Skelet und wendet sich dann
zur Eintheilung der Familie. Wegen der Gattungen auf den frühem Bericht
verweisend, zählen wir noch die ausführlich beschriebenen Arten auf: Lorica-
ria cataphracta L. , L. macrodon n. sp. aus dem Cubajaflusse , L. maculata BL,
C. laeviuscula Val., L. rostrata Spix. , L. acuta Val , L. nudirostris n. sp. von
der Barra do Rio negro, L. lima n. sp. ans Brasilien ; Hemiodon platycephalus
n. sp. vom Rio Cujaba, H. depressus n. sp. aus dem Rio negro, H. accipense-
rinus n. sp. aus dem Rio Guapoie ; Acestra acus n. sp. aus Caracas, A. oxy-
rhyncha n. sp. aus dem Bio marmore. Auf den beigefügten Tafeln sind die Ar-
ten vollständig und vortrefflich abgebildet.
Ders. , über einige Sexualunterschiede bei der Gattung
Callichthys und die Schwimmblase bei Do ras. — Die Arten der
Gattung Callichthys Iheilen sich in zwei Gruppen , die eine mit nackter Brust
und Bauch , die andere mit starken Knochenplatlen auf denselben. Ihr erster
Geschlechtsunlerschied liegt in der Analgrube, deren Papille bei dem Weibchen
kurz , bei dem Männchen sehr lang und von veränderlicher Form ist. Ferner
ist bei dem Männchen der erste Knochenstrahl der Brustflosse stark und sehr
ansehnlich verlängert, bei dem Weibchen stark und meist sogar kürzer als die
angrenzenden zerschlissenen Strahlen und an dem Innenrande fein gezähnelt, bei
dem Männchen glatt. Endlich sind die Knochenplatten an der Bauchfläche bei
dem letztem stets viel grösser, sich einander berührend, bei dem Weibchen da-
gegen kleiner, von einander abgerückt. Nach Feststellung dieser Eigenthümlich-
keiten scheint C. laeviceps nur das Männchen von C. asper zu sein und viel-
leicht noch andere von den 10 Arten bei Valenciennes auf sexuellen Differenzen
zu beruhen. — Die höchst mannichfaltigen Formen der Schwimmblasen bei
den Arten der Gattung Doras bringt Kn. in folgende Uebersicht : Schwimmblase
nicht abgetheilt und ohne Appendices bei sechs Arten, nicht abgetheilt aber mit
Appendices bei 4 Arten, die sämmllich neu. Letztere unterscheiden sich dann
wieder durch relative Länge und Breite der Schwimmblase sowie durch Zahl,
Grösse, Form und Satz der Anhängsel. Die Einschnürung beginnt allmälig durch
Abschnürung eines und zweier kleiner Blindsäcke. Die völlig getheilten
Schwimmblasen haben wieder Anhängsel oder nicht, von 7 Arten haben 2 die-
selben. Die verschiedenen Formen sind von specifischer, aber nicht generischer
Bedeutung. Uebrigens besitzt diese Schwimmblase einen Ausführungsgang und
einen Druckfeder-Apparat. ( Wiener Sitzgsber. XI. 138. 1 Tfl.)
Agassiz gründet eine neue Gattung und Familie auf zwei Fische aus
St. Salila Bay Californiens. Er nennt sie Embiotoca und Holconoti s. Embio-
tocoidae und die beiden untersuchten Arten E. Jacksoni und E. Caryi. Ihr
comprimirter , ovaler mit cycloiden Schuppen bedeckter Körper erinnert an
die Sparoideen. Die Deckelstücke haben weder Stacheln noch Zähnelung. Sechs
Kiemenhautstrahlen. Das Intermaxillare bildet allein den obern Rand des dick-
171
Üppigen Maules und trägt allein Zähne, das Gaumenbein, Vomer und der Ober-
kiefer zahnlos, Unterkiefer und Schlundknochen mit Zähnen. Die lange Rücken-
flosse ist vorn dornig, hinten weich, die Bauchflossen an der Brust mit starkem
Stachel und 5 weichen Strahlen u. s. w. ( Sillim . americ. jonrn. 1853.
Novbr 380—390.)
Kelaart, neue Reptilien von Ceylon. — Vf. beschreibt fol-
gende Arten: Nassia Burtoni Gray (?), Acontias Layardi , Rhinophis Blylhi,
Uropeltis saffragamus , U. grandis , U. pardalis , Dapatnaya n. gen. mit D. Lan-
kadivana und Q. Trevelyani (zu den Uropelten gehörig), Boltalia sublaevis , He-
midactylus Pieresi , Gymnodactylus kandianus, Rana kandiana, Limnodytes muta-
bilis , L. maculala , Eugystoma cinnamomea, Ichthyophis glutinosus. — Die
sämmtlichen von K. auf Ceylon gesammelten Reptilien sind 34 Saurier aus 22
Gattungen 8 verschiedener Familien, 23 Schlangen aus 17 Gattungen worunter 8
giftige, 3 Crocodile, 6 Schildkröten, 15 Batrachier und 1 Molch. ( Anti, mag .
nat. hist. 1854. Jan. 25; Febr. 137.)
Hawaii, Ankunft einiger Zugvögel in Kurland. — Aus
22jährigen Beobachtungen gewann K. hierüber folgende Resultate: Alauda ar-
vensis erscheint eben so oft im Februar als im März , am spätesten den 22.
März , am frühesten den 5. Februar. Der Kiebitz meist im März , nur einmal
am 17. und am 24. Februar. Der Staar in der ersten Hälfte des März, seilen
schon im Februar. Wilde Tauben oft im Februar, spätestens Ende März. Wilde
Enten Mitte März, einmal am 27. März und am 26. Februar. Der Storch in
der zweiten Hälfte des März, ausnahmsweise Anfang April, ebenso die Bachstelze,
ferner Scolopax rusticola , Fringilla coelebs. Motacilla litis erst Anfang April.
Saxicola Oenanthe von Ende März bis Mitte April. Sylvia rubecula Ende April,
ausnahmsweise Anfang Mai, ebenso Sylvia phoenicurus, Hirundo rustica, Hirundo
urbica, der Kukuk und Wendehals, die Nachtigall und Grasmücke. Gallinula
crex im Mai. Am spätestens erscheinen die Mandelkrähen bis zum 16. Mai,
Fringilla erythrina bis zum 23. Mai. ( Rigaer Correspondzbl. VI. 119.)
Sei ater, neue Art von Tanager. — Die im britischen Museum
befindliche neue Art gehört zu der von Cabanis gegründeten Gattung Phoenico-
tbraupis , von der 2 Arten Saltator rubicus Vieill. und S. rubicoides Lafr. jene
aus Südamerika, diese aus Mexiko bekannt waren. Die neue Ph. gutturalis aus
Neu-Granada diagnosirt Sc. mit folgenden Worten: Ph. niger, vertice cristato
cum gutture medio coccineis, rostro pedibusque nigris. ( Ann . mag. nat. hist.
1854. Jan. 24.)
Goubaux untersuchte die Fleischtrotteln am Hinterkiefer des Schweines
und fand in deren Innern Fett, einen Knorpel und zwei kleine Muskeln, welche
vom Halse (Kehlkopf oder Zungenbein?) zu kommen schienen. ( Canst.Jah -
resber. Thierheilk. 1853. 6.)
Müller beschreibt zwei Fälle von Wuthkranken Pferden, die von tollen
Hunden gebissen waren. Die Wuth äusserte sich durch gesteigerte Beisssucht,
Unruhe, Aufregung, allgemeinen Schweiss, glänzende Augen, beschleunigtes Ath-
men, periodisches Schäumen und selbst Wegspritzen des Speichels , Scharren,
Kratzen und Ausschlagen mit den Füssen bei stets ungetrübtem Bewusstsein, in
einem Falle traten periodische Krämpfe des Halses mit Aufsperren des Maules
und Stöhnen ein. Dagegen fehlten die gewöhnlichen Symptome: Wasserscheu
(beide Thiere tranken bis zum Tode mit Begierde), Veränderung der Stimme,
Drang zum Harnen, Aufregung des Geschlechtstriebes, Schwäche des Hinterthei-
les. ( Canst . Jahresber. Thierheilk. 1853. 36.)
A, Wagner, Feldmäuse in den Alpen. — Der erste Repräsen-
tant der kleinen alpinen Säugethiere, welcher in den baierischen Alpen entdeckt
wurde, war die Alpenspitzmaus (Sorex alpinns) vom Gotthard. Sie findet sich
bei Berchtesgaden, Partenkirchen und Tegernsee. Zu dieser bringt nun W. noch
den Hypudaeus alpinus, den er aus dem Ursernthale, dann Martins als Arvicola
nivalis vom Faulhorn und Schinz als Hypudaeus nivicola beschrieben. Derselbe
steht in der Grösse der gemeinen Wasserratte zunächst. Eine dritte Art von
172
Sonthofen im Allgäu ist neu. Sie wird beinah 41/* Zoll lang, der Schwanz 2l/z
Zoll. Der dichte Pelz versteckt die Ohren, ist oben trüb fahlbraun und schwarz
gesprenkelt, an den Seiten lichter, unten weisslich, die sehr langen Schnurren
meist weiss, die Nägel weisslich. Schädel und Gebiss weichen nicht wesentlich
von H. alpinus und H. Nagcri ab. So nah nun auch die Verwandtschaft mit
letzterer ist, zu der Gerbe aus den französischen Voralpen eine neue Art Arvi-
cola lcucurus hinzufügt, so will sie W. doch als selbständige Art, H. petrophi-
lus getrennt halten. Es scheint uns sehr gewagt auf blosse Farbendifferenzen
eines einzigen Exemplares neue Arten zu begründen. Ueber die alpinen Feld-
mäuse gibt F. v. Tschudi in der eben begonnenen Zeitschrift „das Weltall Nr.
i. u. 3.“ sehr beachtenswerte Mitteilungen. ( Bullet . Münch. Akad. 1853.
S. 171.)
Fitzinger, die Arten asiatischer Orangaffen. — Linne be-
schrieb als Simia satyrus den jungen Orang -Ulan von Borneo und erst Wurmb
machte den grossen Orang von Borneo oder den Pongo bekannt. Geoffroy St.
Hilaire hielt beide für specilisch verschieden , während Tilesius sie nur als Al-
terszustände derselben Art erklärte , welche Ansicht auch Cuvier und Rudolphi
unterstützte. Darauf beschrieb Abel einen riesenhaften Orang von 7 Fuss Höhe
von Sumatra , den Lesson als Pongo Abeli schied, Fischer aber für einen alten
S. satyrus betrachtete, Hüll dagegen wegen der grossem Wirbelzahl als specilisch
eigentümlich erklärte. Owen trennte die Arten von Borneo ebenfalls von den
sumatrensischen und Blainville erhöhte die Anzahl sogar auf 4, während Geoffroy
je eine Art für Borneo, Java und Sumatra annahm, welche wenigstens der Zahl
nach auch Joh. Müller aufnahm. Temminck unterschied nur den eigentlichen
und den roten Orang Ulan. In seiner neuern Untersuchung glaubte Owen von
dem S. satyrus den S. Wurmbi, S. Abeli und S. morio trennen zu müssen, wo-
gegen Dumortier durch die Prüfung von 16 Schädeln den satyrus, P. Abeli und
P. Wurmbi nur als verschiedene Alterszustände derselben Art gellen lassen will.
Auch Lesson änderte seine frühere Ansicht und nahm nur eine Art an , die er
Satyrus rufus nennt. Die Untersuchungen A. Wagners, S. Müllers und Schlegels
führten zu demselben Resultat. Diese vielfach widersprechenden und schwan-
kenden Ansichten veranlassten Fitzinger das im Wiener Museum vorhandene Ma-
terial einer gründlichen Prüfung zu unterwerfen. Er erkannte darunter drei
Hauptformen, nämlich Owens S. Wurmbi , den Pongo des Pariser Museums und
Owens Orang von Sumatra oder Wagners S. Crossi. Zur ersten Hauptform zieht
er dann Wagners S. Ilendrikzi und Owens S. Morio , zur zweiten den Camper-
schen Schädel, den Wagner als S. Slraussi aufführt. Die An- und Abwesenheit
des Nagels am Daumen der Hinterhände scheint nach den vorhandenen Beob-
achtungen auf keinem Gcschlechtsunterschiede zu beruhen , sondern specifische
Bedeutung zu haben [?]. Das Resultat, zu welchem F. gelangt, ist, dass es auf
Borneo und Sumatra Orangs mit Nagel und Nagelglied am Daumen der Hinter-
hände und ohne selbige gibt und dass unter den Orangs von Borneo ein wei-
terer Unterschied in der Bildung des Gesichtsprofils und anderer osteologischen
Details existirt. Danach würden auf Borneo zwei und auf Sumatra zwei Arten
zu unterscheiden sein. Die erstem haben ein gerades Profil und keine Nägel,
oder ein ausgehöhltes Profil und Nägel, die sumatrensischen dagegen ein aus-
gehöhlles Profil und keine Nägel oder ein ausgehöhltes Profil und Nägel. Die
Wangenwülste fehlen den sumatrensischen Orangs gänzlich. Diese und einige
minder wichtige Differenzen lassen die Ansicht von der Existenz vier verschie-
dener Arten als die am meisten begründete erscheinen. (Wien. Sitzgsber. XI.
400 — 449.)
Blyth verbreitet sich gleichfalls über die verschiedenen Orang -Ulan-
Arten, besonders derer auf Borneo und begleitet seine Bemerkungen mit Abbil-
dungen verschiedener Schädel auf 10 Tafeln. (Journ. asiat. soc. Bengal,18o3.
IV. 369—382.) Gl.
Correspondenzblatt
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
f ii r
Sachsen mul Thüringen
in
Malle.
1854« Februar. JW II«
Oeffentliche Sitzung am 1. Februar.
Bei seinem letzten Vortrage über die Gasbeleuchtung ging Herr
Baer aus von einigen Verwendungen des Leuchtgases, die in neuester
Zeit vorgeschlagen und bereits in Ausführung gekommen sind ; so be-
sonders von Nordamerika aus die Benutzung des Leuchtgases als Re-
ductionsmittel, um gewissen chemischen Verbindungen den Sauerstoff
zu entziehen; freilich bis jetzt nur Fingerzeige, die jedoch einer be-
deutenden Erweiterung fähig sind und für die Industrie von gewich-
tigen Folgen zu werden versprechen. Dann ging man über auf die
oft in Anregung gebrachte und endlich in Ausführung gekommene
Verwendung des Leuchtgases als Brennmaterial in der Industrie und
der Hauswirthschaft, die schon bei der ersten Einführung der Gasbe-
leuchtung sowohl von Le hon, wie auch von Winsor beabsichtigt
wurde, jedoch an der Indifferenz der grossen Menge scheiterte. Es
wurde gezeigt, wie die Benutzung brennbarer Gase, die aus den IIoli-
öfen und bei der Darstellung der Kohks entweichen, auf deutsche An-
regung hin, in weiten Kreisen bei den Eisenhüttenwerken seit langer
Zeit bereits festen Fuss gefasst habe und wie die hier erlangten Vor-
theile anregend auf die Benutzung des Leuchtgases zu gleichem Zwecke
zurückwirkte, wie diese in englischen Fabriken, die das Gas selbst
darstellten , seit längerer Zeit statlhabe und sich von hier aus nach
und nach durch verschiedene Uebergangsstufen Bahn gebrochen habe
bis in die Küche, die den zähesten Widerstand leistete. Es wurden
die grossen Mängel unserer jetzigen Feueranlagen, die von der Form,
in der das Brennmaterial verwendet wird, unzertrennlich sind, erör-
tert, ebenso auch die Vorlhcile der neuen Methode, die keinen Zwei-
fel zulassen, sobald alle Umstände mit in Rechnung gezogen werden.
Dann wurden die bereits mit Erfolg gekrönten Versuche zur Sprache
gebracht, die seit einiger Zeit in Berlin gemacht worden sind, um
dieser Neuerung Eingang zu verschaffen. Schliesslich sprach der Red-
ner den Wunsch aus, dass, in Anbetracht der grossen Verdienste,
welche sich die Royal Institution in London für die allgemeine Ver-
breitung der Gasfeuerung dadurch erworben, dass sie in ihren Räu-
174
men fortdauernd Musterheerde nicht allein zur Ansicht, sondern auch
zur Einsicht für das Publikum ausstellte, indem zu bestimmten Stun-
den mit diesen Apparaten experimentirt wurde, zu welchen Versuchen
Jedem der Zutritt frei stand, es gefallen möge, nach der bevorste-
henden Einführung der Gasbeleuchtung für unsere Stadt ein gleiches
ehrenwerthes Beispiel zu geben durch Aufstellung ähnlicher Apparate
in den zu Wohnungen für Beamte bestimmten Räumen der Anstalt.
Hierauf hielt Herr Körner einen Vortrag über die im Jura,
in Steiermark und Ungarn vorkommenden Eishöhlen und gab er na-
mentlich von der, die sich am Sulilelma in Norwegen durch Schnee-
wehen bildet, so wie von den an diesem Berge auftretenden Glet-
schern, nach dem Bericht des schwedischen Naturforschers Ad ler-
kron, eine ausführliche anziehende Schilderung.
Sitzung am 8. Februar.
Eingegangene Schriften :
1) Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscou. 1849. 50.
51. Moscou 1849 — 51. 8o.
2) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. 5. Heft 3. 1853.
3) Verhandlungen und Miltheilungen des siebenbürgischen Vereines für Na-
turwissenschaften. Jalirg. III. u. IV. 1852 — 53.
4) Thamhayn, de sanguinis, corpusculorum origine. Lipsiae, F. A. Brockhaus.
5) Kenngott, mineralogische Notizen. VI. u. VII. Folge.
6) Bielz, Beitrag zur Unterscheidung der rabenartigen Vögel ; Uebersicht der
lebenden Fische in Siebenbürgen ; systematisches Verzeichniss der Käfer
Siebenbürgens; Beitrag zur Kennlniss der siebenbürgischen Land- und
Süsswassermollusken ; der Scblossberg bei Deva und seine Umgebung in
entomologischer Beziehung.;
Nr. 4 — 6 Geschenke der Herren Verfasser.
Als neue Mitglieder werden aufgenommen:
Herr Prof. Hassenstein in Gotha,
„ Möller, Haupllehrer an der böhern Töchterschule in Mühlhausen,
„ Kleber, Lehrer in Halle.
Der Vorsitzende, Herr Giebel, gibt Nachricht über die formellen
Aenderungen, welche zum Abschluss des neuen Contractes für die
Fortsetzung der Zeitschrift in der Einrichtung dieser nothwendig ge-
worden sind, nämlich eine persönliche und verantwortliche Redaclion
sowie Umänderung der Sitzungsberichte in Millheilungen.
Herr Weber trägt den Witterungsbericht für den Monat Ja.
nuar vor.
Herr Schmidt in Gera hat einige in dortiger Gegend gefun-
dene fossile Knochen eingesendet (S. 130.).
Herr Giebel hielt einen ausführlichen Vortrag über die Hör-
ner der Wiederkäuer, deren Entwicklung, formelle Mannichfalligkeit
und Bedeutung für die Systematik.
Sitzung am 15. Februar.
Eingegangene Schriften :
1) Index numismatum in virorera de rebus medicis vel physicis merilorum
memoriam percussorum a C. A. Rudolphi. Berol. 1825. 8o.
175
2) G. L. Dietrich, Briefe über die XX. Versammlung deutscher Naturfor-
scher und Aerzte zu Mainz. Landshnt 1842. 8o.
3) C. J. Lorinser, Versuche und Beobachtungen über die Wirkungen des
Mutterkornes auf den menschlichen u. thierischen Körper. Berl. 1824. 8o.
4) Academiae caesareae Leopoldino-Carolinae naturae curiosorum bibliotheca
physica medica miscella. Praemiüitur de nonnullis ad eam spectantibus
praefatio Andr. El. Büchneri. Ilalae Magdb. 1755. 4o.
5) L’Euphrate et le ligre par d’Anville. Paris 1779. 4o.
6) .1. Chr. Schaffer, Botanica expeditior. Genera plantarum in tahulis se-
xualibus et universalibus aeri incisis exhibens. Ralisbonae 1762. 8o.
Nr. 1 — 6 Geschenk des Hr. Zuchold.
Als neues auswärtiges Mitglied wird vorgeschlagen :
Herr Dr. A. W. Pfeiffer, leitender Badearzt in den Actienheilbädern
zu Hofgastein
durch die Herren Sack, Giebel und Ivayser.
Der Vorsitzende übergab das Deccmberheft der Vereins-Zeitschrift.
Herr Körner gab eineUebersieht über die allmählige Verbrei-
tung und Aufnahme des Kaffees und des Anbaues des Kaffeebaumes.
Herr Franke legte einige neue aus Abyssinien eingeführte
Mittel gegen den Bandwurm vor : Cusso, Zatze und Soaria und sprach
über deren Wirkung in der hiesigen Praxis (S. 129.).
Sitzung am 22. Februar.
Eingegangene Schriften :
J) Verhandlungen des naturhistoriseben Vereines der preuss. Rheinlande und
Westphalens. X. Heft. 3. 4.
2) Karl v. Hauer , Beschaffenheit der Lava des Aetna von der Eruption im
Jahre 1852 ; Schvvefelarsen in den Braunkohlen von Fohnsdorf in Steier-
mark ; Analyse des Uranpecherzes von Przibram in Böhmen ; Analyse der
Fahlerze von Poratsch bei Schmölnitz in Ungarn. 1852. 53. — Geschenk
des Hrn. Verf.
3) E. Brücke , über die Chylusgefässe und die Resorption des Chylus. Mit
2 Tfln. Wien 1853. Fol. — Geschenk des Ilrn. Verf.
Als neues auswärtiges Mitglied wird aufgenommen :
Herr Dr. Pfeiffer in Hof- Gastein.
Herr Giebel verbreitete sich über die verschiedenen Principien
der Nomenclatur in der systematischen Geognosie (S. 125.).
Februar -Bericht der meteorologischen Station in Halle.
Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei SW und trü-
bem Himmel den Luftdruck von 27"10/"20 und stieg auch bei trü-
bem und regnerischem Himmel, während der Himmel allmählig nach
SW herumging, bis zum 4. Morg. 6 Uhr auf 28"1,' "'63. Darauf
sank dasselbe wieder unter mehreren Schwankungen bei trübem Him-
mel und öfterem Regen und Schneefall bis zum 9. Abends 10 Uhr
auf 27"6,'"32, worauf es bei ziemlich starkem NW und trübem
Wetter und öfterem Schneefall bis zum 14. Nachm. 2 Uhr steigend
die Höhe von 28"5,'"17 erreichte. Ohne dass vorher auffallende
Naturerscheinungen beobachtet wurden, fiel das Barometer nun plötzlich
176
so schnell, dass es schon am folgenden Tage Abends 10 Uhr nur
noch einen Luftdruck von 27"5,'"21 anzeigte. Erst an diesem Tage
fing der Wind (SW) an sich bemerklich zu machen, und während er
sich bald bis zum Sturm steigerte, stieg das Barometer bei trübem
Wetter und häufigem Schneetreiben bis zum 17. Morg. 6 Uhr auf
27"8,'"91, um dann abermals, diesmal aber bei heftigem Sturmwind
und Schneetreiben plötzlich schnell zu sinken. Am 18. Morg. 6 Uhr
zeigte das Barometer nur einen Luftdruck von 27"1,'"11. Von nun
an stieg das Barometer bei sehr veränderlicher Windrichtung und
durchschnittlich trübem Wetter mit öfterem Schneefall und unter sehr
starken Schwankungen bis zum 27. Nachm. 2 Uhr auf 28"3,'"08
und sank dann bei W und ziemlich heiterem Wetter bis zum Schluss
des Monats auf 28"2,'"54. — Der mittlere Barometerstand im Mo-
nat war = 27"10,'"57; der höchste Stand am 14. Nachm. 2 Uhr
= 28"5,'"17; der niedrigste Stand am 18. Morg. 6 Uhr = 27"1,'"11 ;
mithin betrug die grösste Schwankung im Monat 16, '"06. Die grösste
Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 14. bis 15. Nachm. 2
Uhr beobachtet, wo das Barometer von 28"5,'"17 auf 27"5,'"68,
also um 1 1,'"49 sank. — Die Veränderungen in der Luftwärme wa-
ren nicht so stark, wie die des Barometerstandes, jedoch lässt sich
nicht verkennen, dass sie im Allgemeinen dieselben in entgegengesetz-
ter Richtung begleiteten. Die Temperatur war im Allgemeinen ver-
hältnissmässig mild ; die mittlere Wärme im Monat ist 0,°3 ; die höchste
Wärme am 7. Abends 10 Uhr = 7,7 (am folgenden Morgen hatten
wir nur 1,°7); die niedrigste Wärme am 13. Älorg. 6 Uhr=r — 8,°2.
Die im Februar beobachteten Winde sind: N = 3, 0 = 1, S = 2,
W = 24, NO = l, SO = 1, NW= 14, SW = 29, NNO = 0, NNVV =
2, SSO = 0, SSW = 0, ONO = 0, OSO = 0, WNW = 4, WSW = 3,
woraus die mittlere Windrichtung im Monat berechnet worden ist auf
S — 75°18'37,"12 — W. — Die Feuchtigkeit der Luft war nichtsehr
hervorstechend: wir hatten durchschnittlich eine Luft von 83 pCt.
relat. Feuchtigkeit bei dem miltlern Dunstdruck von 1,"78. Gleich-
wohl hatten wir durchschnittlich trübes Wetter und häufigen Regen-
und Schneefall. Wir zählten im Monat 7 Tage mit bedecktem,
12 Tage mit trübem, 6 Tage mit wolkigem, 2 Tage mit ziem-
lich heilerem und 1 Tag mit heilerem Himmel. An 6 Tagen
wurde Regen, an 8 Tagen Schnee und an 5 Tagen Regen mit Schnee
gemischt beobachtet. Die Summe des im Regenmesser gefundenen
Wassers beträgt 170, "80 Paris. Kubikmaass, oder durchschnittlich
6," 10 auf den Quadratfuss Land. — Eine für die Jahreszeit sehr sel-
tene Naturerscheinung wurde am 25. Abends von vielen Personen
beobachtet, welche fast einstimmig versichern, dass es von nach 7 Uhr
bis nach 9 Uhr öfter geblitzt und gedonnert habe, Weber,
— —
(Druck von W. Plötz in Halle.)
Zeitschrift
für die
Gesammten Naturwissenschaften.
1854. März. M III.
Pleuroraoia,
eine neue fossile Pflanzengattung und ihre Arten, gebildet
aus der Sigillaria Sternbergi Münst. des bunten Sandsteins
zu Bernburg (Taf. 5. 6. 7.)
von
Th. Spicker
in Bernburg.
Der Erste , welcher die Sigillaria Sternbergi bekannt
machte, der Graf Münster, bestimmte ihren Platz im Sy-
steme nach einem der ursprünglichen Lagerstätte längst
entrückten Stammstücke, das unter Bausteinen des Domes
zu Magdeburg gefunden war, und liess sich durch die Vor-
stellung leiten, es stamme aus der devonischen Grauwacke
der Umgegend von Magdeburg. Dieser Irrthum betreffs
des geologischen Alters findet sich seitdem leider in den
meisten paläontologischen Schriften wiederholt, wo unse-
rer Sigillarie gedacht wird, und wurde erst 1852 von Ger-
mar’) durch Angabe des wahren Fundortes, nämlich des
bunten Sandsteins bei Bernburg und Osterweddingen be-
richtigt. Wer nun die Unvollständigkeit und mangelhafte
Erhaltung der meisten Bruchstücke kennt , an denen oft
jede Spur innerer Organisation fehlt, wird für ein Gebilde
mit spiralständigen Blattnarben aus der Grauwacke die Si-
gillarienfamilie allerdings für einen passenden Platz halten
können. Zweifel über die Richtigkeit dieser Bestimmung
*) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. J. 1852. p. 183.
III. 1854. 12
178
werden aber schon rege, wenn man bedenkt, dass unter
den 74 bis jetzt bekannten Arten der Sigillaria 3 in der
Grauwacke, 70 in den Steinkohlen gefunden werden, im
bunten Sandsteine aber unsere Bernburgerin die einzige
Repräsentantin eines im primären Gebirge durch Mannich-
faltigkeit und Originalität abgeschlossenen Typus wäre.
Aber auch anderweitig, in der Natur der Petrefacten selbst,
fand Cor da, obgleich ihm während seines Aufenthaltes zu
Halle gelegentlich nur unvollständiges Material vorlag, die-
sen Zweifel bereits so weit begründet, dass er für die neu
zu bildende Gattung einen Namen vorgeschlagen hat, den-
selben, welchen ich deshalb für das neue Genus, das ich zu
begründen im Begriff bin, freudig adoptiren werde. Denn
was bisher nur als Vermuthung ausgesprochen wurde , ist
mir durch eine längere und sorgfältige Untersuchung die-
ser Versteinerungen, namentlich auch in Beziehung auf ih-
ren innern Bau , zur Gewissheit geworden , dass nämlich
dieselben der Gattung Sigillaria nicht angehören , vielmehr
ein eigenthümliches Genus constituiren. Die weitere ver-
gleichende Untersuchung eines reichhaltigen Materials führte
mich aber zweitens auch zu der Ueberzeugung, dass das-
selbe nicht, wie bisher, in Einer Art untergebracht werden
könne, sondern durch specifische Differenzen eine Trennung
in mehrere fordere. Im Folgenden will ich versuchen, dies
im Einzelnen zu beweisen und die nothwendig gewordenen
Gattungs- und Art-Charaktere zu geben.
Die Frage nach der Gattungsgehörigkeit , zu der ich
mich zuerst wende, ist indessen, seitdem Cor da jene Ver-
muthung geäussert hat, von Germar in der oben ange-
zeigten Abhandlung von neuem berührt, und auf Grund ei-
ner grossem Reihe von Exemplaren, was bei ihrer Unvoll-
ständigkeit auch gewiss unerlässlich ist, dahin entschieden,
dass die ursprüngliche Gattungsbestimmung des Grafen
Münster aufrecht zu erhalten sei. Man müsse nämlich
unter Sigillaria , wie es dort heisst, diejenigen Stämme be-
greifen , „ die mit einem deutlichen Markcylinder versehen
waren, von welchem aus Markstrahlen nach der Peripherie
liefen, deren Stamm mit erhabenen, spiralförmig gestellten
Blattpolstern bedeckt war, auf deren Blattnarben zwei bis
179
drei Warzen, von durchgehenden Gefässbündeln abstam-
mend, sichtbar werden und deren Blätter lang und schmal
waren.“ Nun treffen diese Merkmale zwar im Allgemeinen
den Charakter der Sigillaria , keineswegs finde ich dieselben
aber auf unsere Pflanzen alle zutreffend, und andererseits
sind mir bei ihnen andere entgegengetreten, welche weder
hier noch in den systematischen Schriften dem Genus Sigil-
laria zuerkannt sind. Um daher Weitläuftigkeiten zu ver-
meiden, darf ich die Widerlegung der Germar’ sehen An-
sichten in die negirende Seite meines Beweises als involvirt
betrachten, indem ich denselben gegen die vollständigem
und präeisern Termini richte, welche U n g e r in seinen ge-
nera et species plant, foss. theils im Familien - theils im
Genus-Charakter der Sigillaria gegeben hat. Unger führt
zwar auch die S. Sternbergi mit als Art auf, aber als spe-
cies nonduin descripta auf Auctorität des G öpp er t’ sehen
Journals, so dass sein von den ächten Sigillarien der Stein-
kohlen abstrahirtes Bild nicht im mindesten durch diese
fremdartige Gestalt verwischt werden konnte. Legen wir
diesen Maassstab im Einzelnen an, so werden auch die po-
sitiven Charaktere hervortreten.
Ein senkrechter Querschnitt unserer Stämme zeigt 1)
einen kreisförmigen Cortikalring aus einer höchst bröcklich-
ten, glänzend schwarzen Kohle, an der jede histiologische
Untersuchung bisher gescheitert ist. Aus der vortrefflichen
Erhaltung der Oberfläche der von ihr eingeschlossenen Stein-
kerne und der umgebenden Matrizen, wie aus der nahe kreis-
förmigen Gestalt des Querschnitts lässt sich auf ein ziem-
lich derbes und dauerhaftes Gewebe in ihm schliessen.
Wahrscheinlich war er auch von Gefässbündelpartien durch-
zogen, welche von hier in die häufigen Blätter verliefen.
Der jetzt strukturlose Ring, dessen Dicke höchstens i/i“
beträgt umschliesst einen aus Sandstein oder Thon gebil-
deten Steinkern, dessen Centrum 2) eine ebenfalls mit Kohle
erfüllte Röhre einnimmt. Dieses für die Beurtheilung des
innern Baues so wichtige Organ ist während der Petrifika-
tion den zerstörenden Einflüssen mehr unterlegen als die
äussere Rinde, fehlt daher in vielen äusserlich gut erhalte-
nen Exemplaren ganz oder stellenweise, oder ist aus seiner
12*
180
centralen Lage auf die untere, nie jedoch auf die obere
Seitenfläche verschoben , und zeigt sich endlich nicht im-
mer rund sondern oft etwas platt gedrückt. Durch Ver-
gleichung und Combination lässt sich aber feststellen, dass
es wesentlich central, von rundem oder polygonärem Quer-
schnitt mit vorspringenden Kanten gewesen sei und den
Stengel seiner ganzen Länge nach durchsetzt habe. Seine
Dicke ist im Verhältniss zu der des ganzen unbeträchtlich,
da im Mittel sein Durchmesser nur i/i2 des Stengel-Diame-
ters beträgt. Das Innere desselben besteht aus loserem
bräunlich gefärbten Kohlenstaube , der äussere Rand aus
schwarzer bröcklichter glänzender Kohle , ganz gleich der
äussern Rinde, in der ich durch das Mikroskop auch noch
keine Elementarorgane habe entdecken können. — 3. Zwi-
schen jenen beiden , durch kohlige Reste charakterisirten
Theilen bleibt der bei weitem grösste Raum des Quer-
schnitts von Gesteinsmasse eingenommen , in der nur sel-
ten, in besser conservirten Stücken, Andeutungen einer frü-
hem Struktur zurückgeblieben sind. Diese bestehen in koh-
ligen Lamellen, welche vom Centralorgan ausgehend mehr
oder weniger weit, bald gerade bald gekrümmt zur Periphe-
rie, oder umgekehrt in deutlicher Verbindung mit dem Cor-
tikalring nach dem Innern zu verlaufen. Da der Stein in
der Richtung derselben leichter spaltet, so ist es mir ge-
lungen diese Lamellenflächen auch auf Längsschnitten in
weiterer Erstreckung bloss zu legen und mich zu überzeu-
gen , dass es in der That Flächen und nicht einzelne Fä-
den seien. Wie ich schon früher auseinandergesetzt*), las-
sen diese Ueberbleibsel in Verbindung mit der Art und
Weise, wie die Stengel von der Sa*id- und Thonmasse er-
füllt sind, keine andere Erklärung zu, als dass sie die letz-
ten Reste von radieilen Scheidewänden sind, welche zwi-
schen Rinde und Centralorgan ausgespannt waren und grosse
im Kreise um letzteres angeordnete Luftkanäle trennten.
Die umgeworfenen , durchbrochenen , in ein schlammiges
Wasser gefallenen Stengel nahmen in diesen grossen Luft-
lücken den Sand und Thon auf, während durch Fäulniss
) Diese Zeitschrift. Jahrg. 1853. Juli-Heft p. 1 — 6. Taf. 1. 2.
181
oder äussere Gewalt die zarteren Scheidewände rissen und
entweder ganz zerstört wurden, oder bald von der Periphe-
rie, bald vom Kerne sich lösend in regelloser Weise zwi-
schen der Gesteinsmasse zurückblieben und verkohlten.
So erklärt sich allein der Mangel aller Struktur und son-
stiger Ueberbleibsel in dem breiten Steinringe, so allein die
scharfe Begränzung des Centralkörpers und seine Verschie-
bung bis in die untere Fläche, was nur bei einem so losen
Zusammenhänge mit den peripherischen Theilen geschehen
konnte. Dass aber die radieilen Scheidewände aus .sehr
lockerem Gewebe bestanden haben, dafür spricht die äusserst
dünne Kohlenlamelle, welche sie zurückgelassen. Vermu-
then darf man, dass in ihnen auch Gefässbündel vom Cen-
trum zur Peripherie verliefen. Nach frühem Beobachtun-
gen konnte ich ihre Anzahl, also auch die der dazwischen
liegenden Luftlücken als nur wahrscheinlich auf 4 angeben ;
an einigen besonders günstigen Durchschnitten hat sich
dieselbe aber höher herausgestellt. Und wenn auch nur
einige dieser Lamellen sich weiter verfolgen lassen , so ist
die Andeutung einer grossem Anzahl doch in der mehrrip-
pigen Gestalt des Centralkörpers gegeben , da von jeder
Rippe , nach den bessern Exemplaren zu schliessen , eine
solche ausging. Der Querschnitt erscheint daher wie ein
Stern mit längeren und kürzeren Strahlen. Nach diesen
Beobachtungen scheint mir die Zahl derselben zwischen 8
und 13 zu liegen.
Vergleichen wir nun die dargelegte Struktur mit der
Sigillarien -Familie , so springen wesentliche Unterschiede
sogleich in die Augen: 1) im gegenseitigen Grössenver-
hältnisse der einzelnen Organringe. Die Cortikalpartie,
zu der wir auch die Luftlückenzone rechnen müssen , ist
so überwiegend, und der Markcylinder, wenn er überhaupt
vorhanden , so verschwindend klein , wie in keiner ächten
Sigillaria. Aber auch der Ilolzring, wenn man als solchen
die dichtere Rinde des Centralkörpers gelten lassen will,
erreicht die gewöhnliche Stärke des dünnen Holzes jener
noch lange nicht. Dann !2) in der besondern Bildung der
Organkreise. Die innere Partie des Cortikalringes ist bei
den Sigillarien zwar von loserem und daher häufig zerstör-
182
tem Zellgewebe erfüllt ; aber regelmässige im Kreise ge-
stellte Luftlücken mit radieilen Scheidewänden sind dieser
Familie fremd. Von dem wesentlichsten Charakter der Si-
gillarien , einem d opp eiten Holzringe , namentlich von
halbmondförmigen Vorsprüngen des innern in die Markröhre
ist bei unsern Kernen keine Spur zu entdecken ; ebensowe-
nig von Markstrahlen, was indessen weniger Gewicht hat,
da diese als mikroskopische Objecte in der homogenen Kohle
überhaupt nicht wahrzunehmen sind. Die sternförmige Strah-
lung und deutliche Riefung des Holzkörpers nach aussen
dagegen lässt sich wieder nicht mit den Sigillarien in Ein-
klang bringen. Es kann daher keinem Zweifel unterliegen,
dass der Holzring unserer Petrefakten eine wesentlich an-
dere Bildung ist, als der so scharf charakterisirte , nur in
den Eaphorbiaceen wiederholte, der Sigillarien. Endlich bleibt
es aber überhaupt sehr unwahrscheinlich, dass der erwähnte
Kern mit dem Holzkörper vom Typus der Dikotyledonen,
nämlich einem Gefässbündelringe mit eingeschlossenen Mark-
cylinder verglichen werden könne. Da die mikroskopischen
Elemente unbekannt sind , ist ein evidenter Beweis dafür
oder dagegen nicht gut möglich. Aber aus mehreren Grün-
den glaube ich das Rechte weit eher zu treffen , wenn ich
das Ganze für ein centrales Gefässbündel erkläre, in wel-
chem ein innerer Kern grosser Gefässe von einem sehr dich-
ten Ringe engerer Zellen umgeben war, wozu die Analogie
bei den Lycopodiaceen zu finden ist. Dass wir nämlich eine
cryptogamische Pflanze vor uns haben, scheint mir der ganze
Habitus, die Form des Wurzelendes der Stengel, die Wur-
zeln , Blätter und Früchte zu bezeugen. Ist das aber der
Fall, so ist in dem kleinen, concentrirten Kerne weit eher
Ein centrales Gefässbündel, als ein Kreis mehrerer dersel-
ben mit eingeschlossenem Marke zu vermuthen , zumal da
auch jede Andeutung einer Trennung oder Discontinuität in
dem Kohlenringe fehlt. Dass das Innere aus lockerer Masse
bestehen könne als das Aeussere, wird bei Betrachtung jetzt
lebender Lycopodien sehr deutlich. Durchschneidet man näm-
lich einen getrockneten Stengel von Lycopodium clavatum
oder complanatum oder Chamaecyparissus , so findet man be-
kanntlich auch zwei sehr verschiedene Schichten in dem
183
Centralbündel, einen mittelpunktsständigen Strang von gros-
sen leicht und stark zusammentrocknenden Gefässen, um-
geben von einem Kreise sehr dichten Zellgewebes. Die
Analogie erstreckt sich aber noch weiter , sogar auf das
Rindensystem. Denn auch bei genannten Lycopodien besteht
dasselbe aus der straffen, formhaltenden äussern Schicht
und einer innern sehr breiten Zone, deren loses Zellgewebe
im trocknen Zustande schon halb verschwunden ist. Dass
an Stelle dieser letztem bei unsern Pflanzen aus der se-
kundären Periode Luftlücken gestanden, scheint sich daraus
zu erklären, dass sie Sumpf- oder Wassergewächse waren,
da bei solchen analoge Höhlungen gewöhnlich sind.
Von den äussern Organen, soweit sie den Gattungs-
charakter bestimmen, sind vor allen 1) die Blattnarben zu
erwähnen. Sie sind spiralförmig angeordnet, mit einer ho-
hen Divergenz , welche zwischen ff und ff schwankt.
Indessen sinkt dies Merkmal wegen seiner Allgemeinheit
auch unter fossilen Gattungen zu geringem Werthe hinab.
Entscheidend, wie die Unger’sche Definition zeigt, kann
hier allein nur die Form der Blattpolster, Gestalt der Nar-
ben und Bildung ihrer Oberfläche sein. Diese Punkte bei
unsern Resten festzustellen macht die Beschaffenheit der
kohligen Rinde schwierig, welche selbst an frisch aus der
Lagerstätte gehobenen Stücken eine staubige, unbestimmte
leicht verwischbare Decke bildet; erst nachdem sie mit ei-
ner weichen Bürste entfernt ist, tritt die gewöhnlich scharf
gezeichnete Oberfläche des Steinkerns hervor. Wie weit
vermag aber diese letztere jene zu vertreten oder zu sup-
pliren? Die Antwort dieser Frage lässt sich nur durch Ver-
gleichung der betreffenden Matrizen ermitteln. So oft es
mir nun geglückt ist, die letztem zu erlangen, habe ich
die grösste Uebereinstimmung zwischen ihrer und der Ober-
fläche des darin liegenden Steinkerns bemerkt, welche sich
bis auf die feinem Gefässbündelnarben erstreckt, weil zwi-
schen beiden die nur papierdicke Kohlenschicht allen Flä-
chenformen folgt*). Da aber die Matrize der unmittelbare
Abdruck der ursprünglichen Oberfläche ist , so dürfen wir,
') Taf. 6. Fig. 3
184
namentlich bei der Seltenheit wohl erhaltener Matrizen,
auch den Steinkernen genügende Beweiskraft in Bezug auf
die Bildung der Oberfläche zu erkennen. — Letztere weicht
nun wesentlich von der der Sigillarien ab. Denn erstlich
befinden sich die Blattnarben nicht auf polyedrischen, erha-
benen Blattpolstern, sondern liegen entweder in elliptischen
Vertiefungen, oder auf erhabenen Längsrippen des Stengels,
oder sind von unten durch ein keilförmiges Blattpolster
gestützt. Ferner zeigen die Blattnarben keine der For-
men, durch welche sich die Sigillarien auszeichnen, sondern
sind eigenthümlich hufeisenförmig, mit nach oben gerichte-
ten Schenkeln. Drittens weicht auch die Zahl der Gefäss-
bündelnarben auf den Blattnarben von der Regel der Sigil-
larien ab. Denn zwischen den Schenkeln des Hufeisens
liegt nur eine einzige und längliche Narbe des Gefässbün-
dels. Endlich stehen die Blattnarben unserer Stämme mit
einer oder zwei merkwürdigen Furchen in Verbindung, wel-
che bei einigen als einzelne Linie, bei andern als zwei pa-
rallele oder divergirende Linien längs des Stengels 1/-2 — 21/2//
nach oben verlaufen und plötzlich zugespitzt endigen. Hier-
durch erhalten sie ein sehr positives, leicht kenntliches Un-
terscheidungsmerkmal nicht bloss gegen die Sigillarien, son-
dern auch weiterhin. 2) Die Blätter, deren Reste man in eini-
gen thonigen Zwischenschichten des Sandsteines überaus häu-
fig findet, zeigen wenig für den Gattun gscharacter bemerkens-
werthes. Sie sind aus verbreiterter Basis verschmälert lang
lanzettförmig , an den Spitzen der Stengel aber lanzettförmig.
An sehr glatten Abdrücken auf feinem Thon hat mir neuerdings
das Microscop etwas von parenchymatischer Stuctur, mit
oblongen Zellen, und eine Andeutung eines dreifachen pa-
rallelläufigen Nerven gezeigt. Weit interessanter ist 3) die
Erhaltung ihrer Früchte theils in einzelnen getrennten Ab-
drücken, theils im Zusammenhänge mit ihren Stengeln in
ganzen Fruchtähren. Die erstem fand ich in Gesellschaft
mit den erwähnten Blattresten und breitgedrückten Stämmen
in denselben Thonschichten, so dass ihre Zusammengehö-
rigkeitnicht zu bezweifeln war. Ihre Formen, wie ich schon
früher*) bemerkt habe, stimmen vollkommen mit denen über-
') Zur Sigillaria Slernbcrgi. A. a. 0.
185
ein, welche ein im Besitze des Hüttenmeister Bischof zu
Mägdesprung befindliches Stengelexemplar aufweist, an dem
sie noch im ursprünglichen Fruchtstandc neben und über-
einander sitzen, dass wir nicht anstehen, dies wichtige Or-
gan dem Gattungscharacter einzuverleiben. Die Fruchtkap-
seln , denn so werden sie zu nennen sein , waren demnach
von rundlicher Form, an Grösse einer Hasel- bis Wallnuss
gleich , an der Basis etwas vorgezogen , und vom Rücken
her mehr oder weniger zusammengedrückt. Ein über 1'"
breiter Rand, welcher die Abdrücke der Kapseln an ihrer
obern Seite umgiebt, dürfte entweder als ein flügelartiger
Fortsatz, oder besser vielleicht als der vorragende Theil
einer rundlichen Bractee zu deuten sein, welche mit der
Frucht abfallend an ihr sitzen blieb. Der Fruchtstand war
ährenförmig, wahrscheinlich gipfelständig und schopfig.
Sieht man auch von den Conjecturen ab, die man zur Er-
gänzung des Fehlenden und Entstellten zu machen versucht
ist, so spricht sich in diesen Theilen nochmals eine Ana-
logie zu den Lycopodiaceen aus. Verlassen aber wird die-
selbe 4) in der Form des Wurzelendes des Stengels. Die-
ser absonderliche Theil ist vorzüglich vermögend, die Auf-
merksamkeit selbst des Laien auf die versteinerten Stämme
unserer Steinbrüche zu lenken. Der Vergleich mit einem
bergmännischen Kronbohrer, den Germar aufstellt, ist in der
That sehr treffend, nur dass jede Schneide durch zwei, sich
nicht immer ganz berührende Flächen gebildet wird, und
keine gerade sondern an den Enden nach oben geschwun-
gene Linie ist. Die zu einer sehr breiten, quadratisch ab-
gerundeten Fläche ausgedehnte Basis des Stengels ist gleich-
sam mit den vier Zipfeln nach unten zusammengenommen,
und die neben einander liegenden Ränder dann zusammen-
geknifft. Diese eigenthümliche Bildung der Stengelbasis
wird nie vermisst, wenn man letztere vor sich hat. Auch
die vollständig plattgedrückten und jüngsten Stengel, die
man beim häufigen Mangel der Blattnarben sonst für Schilf-
bänder halten könnte , zeigen die deutlichsten Spuren da-
von. Bei ihnen sind indessen die Vorsprünge nicht spitz,
wie bei ältern Individuen, sondern abgerundete, halbkugel-
förmige Buckel. Auf das Bestimmteste muss ich aus die-
186
sem Grunde und überhaupt bestreiten, dass die Vorsprünge
„ die Anfänge abgebrochener Wurzeln “ seien , wie Germar
meint. Sie sind vielmehr einst im Wesentlichen dort eben
so abgeschlossen gewesen, wie wir sie jetzt finden, also
keine Wurzeln , sondern durchaus zum Stamme gehörig.
Solcher Exemplare, an denen die eigentlichen Wurzeln noch
ansitzen , sind mir schon so viele vorgekommen , dass ich
fest behaupten kann die Pflanze habe nur Zaserwurzeln ge-
habt. An allen zeigen sich wenigstens die runden Narben
derselben in grosser Anzahl auf der Oberfläche der erwähn-
ten Vorsprünge und in den Buchten zwischen ihnen; in
Thonschichten aber auch die dazu gehörigen federspuldicken
geraden unverästelten Wurzelzasern. Dass man daher den
Wohnsitz unserer Gewächse nicht anderwärts zu suchen
brauche, als wo sie jetzt lagern, habe ich schon früher her-
vorgehoben.
Diese ausserordentliche Bildung des Stammendes, zu
der uns die lange Reihe der Sigillarien kein weiteres Bei-
spiel liefert, zu der wir sogar im ganzen übrigen Pflanzen-
reiche kaum schwache Analogieen aufzufinden wissen —
die nächste liegt wohl in Isoetes — , eine so präcise Ge-
staltung bloss als Eigenthümlichkeit aufzufassen , „ welche
nur die Art, nicht die Gattung bezeichnen könne, scheint
mir unmöglich; und da sie sich bei sonstigen Verschieden-
heiten an allen Formen unserer Pflanzen übereinstimmend
wiedergefunden hat, erblicke ich vielmehr darin ein vorzüg-
liches Gattungsmerkmal, das kräftig genug ist, auch beim
Mangel jedes andern Kriteriums, selbst in dem plattgedrück-
ten und entstellten Stengel eine Plenromoia erkennen zu
lassen.
Aus der Untersuchung der einzelnen Theile geht,
glaube ich, genugsam hervor, dass unsere Versteinerungen
in der Gattung Sigillaria ihre Stelle nicht haben können.
Aber auch in den andern schon vorhandenen Gattungen
der Lycopodiaceae und verwandter Familien, in deren Kreis
sie olfenbar gehören, können sie ihn ohne einen kaum ge-
ringeren Zwang nicht finden. Denn das eigenthümliche
Ende und die Einfachheit des Stammes, die regelmässigen
Luftlücken und die Blattnarben mit ihren Längslinien wür-
187
den immer nur zu Artverschiedenheiten hinabgedrückt wer-
den und vereinzelt bleiben, während sie doch ihrer Wich-
tigkeit und Uebereinstimmung nach Anspruch auf höhere
Geltung haben. Mir schien es daher angezeigt, den Vor-
schlag Corcla’s auszuführen und eine neue Gattung zu be-
gründen.
l’Umroinoia »ov. gen.
Trunci simplices, colnmnares, 2—3pedalis, vegetatione ter-
minali crcscentes , basi incrassati, 4 -lobati, lobis inferne in cru-
cis formam complicatis , multis radicibus fibrillosis crassis mu-
niti. Fasciculus vasorum centralis, lamellas plures radiales
magnis regularibus lacnnis separatas in circulum corticalem
emittens. Cortex laevis vel costata , vel foveata , cicatricibus
foliorum spiraliter divergenlia ff — ff dispositis notata. Ci-
catrices pulvinulis insidentes vel epulvinatae , subhippocrepicae ,
cruribus superne directis cicatriculam vascularem unicam oblon -
gam amplectentes. Cruces in unam vel duas parallelas vel di-
vergentes lineas longiores minores cauli impressas abeuntes. Fo -
lia decidna, e basi dilatata oblonga vel lanceolata , subenervia.
Fructus capsulares , orbiculares, dorso compressi, basi protracti,
spicam terminalem densam formantes , bracteis rotundatis insi-
dentes.
Die natürliche Verwandschaft setzt dieselbe in die Nähe
der Lycopodiaceae. Ob sie ihnen indess ohne Weiteres un-
terzuordnen sei, muss ich für jetzt noch in Zweifel lassen.
Innerhalb des Gebietes unserer Gattung, das sich, so
viel mir bewusst, nur über die unter dem Namen Sigillaria
Sternbergi gehenden Petrefakten ausdehnt, findet man Form-
unterschiede, welche auf bestimmt distinguirte Arten hin-
weisen. Germar, der eine grössere Reihe von Exemplaren
zu untersuchen Gelegenheit hatte, ist freilich dieser Ansicht
nicht , sondern sucht alle auf einen Grundtypus , nämlich
diejenige Form zurückzuführen, welche ich Pleuromoia Ger -
mari genannt habe, und bemüht sich alle Abweichungen
davon aus den zerstörenden und entstellenden Einflüssen
abzuleiten, denen die Stengel vor und während ihrer Petri-
fikation gewesen wären. Sein Nachweis bezieht sich in-
dessen nur auf die besonders häufige Form, welche als PI.
Sternbergi unten beschrieben wird, da ihm die so ausge-
188
zeichnete Pleuromoia costata gänzlich gefehlt zu haben scheint,
deren gar nicht Erwähnung geschieht, während er von der
vierten Art wenigstens die dreieckigen Blattpolster be-
schreibt, in denen er die einst allgemeine Form erkannt
haben will. Die Frage stellt sich nun allgemein so: kann
eine zufällige zerstörende Kraft ebenso regelmässige Ge-
staltungen zurücklassen, wie die organische Thätigkeit einst
gebildet hat ? Von den hufeisenförmigen Narben des Grund-
typus mit zwei divergirenden Linien*) meint Germar, sei
der eine Schenkel und die eine Linie abgerieben, und so
die Form mit länglicher Narbe und einer Linie entstanden.
Sollten, wenn dies richtig wäre, nicht Exemplare vorgekom-
men sein, an denen wenigstens einige Narben verschont ge-
blieben wären? Und dies müsste man um so mehr erwar-
ten, als bei diesen Formen die Narben so vertieft liegen,
dass man überhaupt nicht begreift, wie sie eher ahgeriehen
sein sollten , als die hervorragenden Kanten des Stengels,
welche nichts von solchen Vorgängen darthun. Nun zeigen
sich aber die angeblich theilweis zerstörten Blattnarben eben
so regelmässig und übereinstimmend an so vielen Stengeln
gebildet, dass man berechtigt ist, auch in ihnen eine selb-
ständige Bildung anzunehmen. Dass alle diese Reste je-
doch wegen der Art ihrer Versteinerung mehr oder weni-
ger ihr ursprüngliches Aeussere eingebüsst haben , will ich
keineswegs in Abrede stellen, bin sogar der Meinung, dass
die staubige Beschaffenheit der Rinde es überhaupt unmög-
lich macht, eine genügend klare Vorstellung von ihrer Ober-
flächenbildung zu erlangen, um daraus scharfe specifische
Kriterien zu ziehen. Als vorzüglichste Basis der Arten
habe ich vielmehr den von der kohligen Rinde gereinigten
Steinkern benutzt. Denn auf ihm findet man fast immer
scharfe und deutliche Zeichnung. Hierzu hielt ich mich
berechtigt, weil bei dem Mangel anderer besserer Unter-
scheidungsmerkmale an fossilen Organismen jeder dazu
taugliche Theil seinen, freilich relativen, Werth hat, und
weil die Regelmässigkeit jener Zeichnung beweist, dass die
Steinkerne eben so sehr an den specifischen Differenzen
*) A. a. 0. Fig. 8.
189
Theil genommen haben müssen, wie die Oberfläche des
Stengels selbst, wofür ausserdem die schon oben erwähnte
Uebereinstimmung der Matrizen spricht, lieber die Artge-
hörigkeit der Blätter und Früchte können nur Vermuthun-
gen aus der Gemeinsamkeit der Lagerstätten geschöpft
werden.
Die vier Arten, welche ich bis jetzt unterschieden habe,
sind folgende:
1) Pleuroinoia Gcrinari n. spec. (Taf. 5. Fig. 1.)
Caule sinuoso. Sinus cicatricibus foliorum impressis spi -
raliter divergentia j f dispositis notati. Cicatrices epulvinatae
obcordatae vel reniformes bicrures cruribus cicatriculam vascu -
larem unicam amplectentes supra in lineas duas duplicatas di-
vergentes subarcuatas saepe brevissimas exeuntibus.
Fundort: Die obersten weissen Schichten des bunten
Sandsteins bei Bernburg, vorzüglich auf dem rechten Saal-
ufer an der Fuhne.
Diese Art, welche durch ihre breit herz- fast nieren-
förmigen vertieften Blattnarben und die beiden kurzen di-
vergirenden Linien, von denen jede wieder aus zweien be-
steht, kenntlich ist, gehört nicht zu den häufigsten. Die
Linien zeigen sich besonders an den Wurzelenden deutlich,
während sie in grösserer Höhe am Stamm sehr kurz und
oft so genähert sind, dass man sie in den Ausbuchtungen
des Stengels oft nicht mehr unterscheiden kann, weil sie
dort wahrscheinlich gar nicht dem Steinkern imprägnirt sind.
55) Flenromoia Sternliergi nov. spec. (Taf. 5. Fig. 2.)
(Sigillaria Sternbergi Mstr. Germ. z. Theil.)
Caule sinuoso. Sinus cicatricibus foliorum spiraliter di-
vergentia dispositis impressis notati. Cicatrices epulvinatae
longe obovatae bicrures cruribus conniventibus cicatriculam va-
scularem linearem amplectentibus , in lineam unicam usque ad
2-uncialem largam acutam exeuntibus.
Fundort : Mit voriger auf beiden Saalufern.
Der vorigen Art verwandt, unterscheidet sie sich doch
leicht durch die schmalen, länglichen Blattnarben, deren
Schenkel zusammenneigend die linienförmige Gefässbündel-
narbe einschliessen und in eine gemeinsame breitere fur-
chenartige Linie auslaufen, welche weit länger als bei jener
190
ist und zugespitzt endigt. Sie gehört zu den häufigsten,
und da ein besonders alter Bruch an der Fuhne sehr er-
giebig daran gewesen, zu den bekanntesten und scheint da
her vor allen den Beinamen zu fordern, den sie hier erhal-
ten hat.
3) Plenromoia co statu nov. spec. (Taf. 6, Fig. 3. 4. Taf. 7, 5.)
Caule costato. Costae ex cicatricibus foliorum prominen-
tibus divergentia dispositis incipientes superne mox excur-
rentes. Cicatrices pulvinis exiguis suffultae, infra large supra
longe ovatae bicrures, cruribus exsertis cicatriculam vascularem
linearem includentibus in lineas duas par allelas excurrentibus.
Lineae 1 — 3 -unciales saepe in dorso costarum in unicum sul-
cum acuminatum confluentes.
Fundort: Mit vorigen. Besonders häufig auf dem
linken Saalufer bei Waldau.
Diese Art ist die ausgezeichnetste und durch die er-
habenen , von Polstern getragenen Blattnarben , welche in
zwei parallele oder eine einzige Furche auf dem Rücken
der Stengelkanten auslaufen, sehr leicht von allen übrigen
Arten zu unterscheiden. Von ihr kennt man die längsten
und grössten Exemplare. Das Aussehen der Oberfläche än-
dert sich aber nach der Spitze zu oft sehr. Die Kanten
des Stengels werden niedriger, die Linien kürzer und die
Narben erscheinen sogar vertieft. Jedenfalls eine Wirkung
der Verschrumpfung der jüngern fleischigem Theile. Zu
ihr gehören wahrscheinlich auch viele der Früchte, die man
im Waldauer Bruche findet, und das B i s c h o f f ’ sehe Exem-
plar der Fruchtähre.
4) E’leuromoia plana nov. spec. (Taf. 7. Fig. 6.)
Caule plano vel subundulato cicatricibus foliorum diver-
gentia dispositis impressis notato. Cicatrices longe obova-
tae bicrures pulvinis acute trigonis suffultae. Crures superne
divergentes, cicatriculum vascularem linearem includentes, in li-
neam brevem vix notatam saepe evanescentem exeuntes.
Fundort : Ebenfalls die weissen obersten Schichten
des bunten Sandsteins bei Bernburg an den Ufern der Saale
und Fuhne, namentlich die thonigen Zwischenschichten.
191
Sie hat mit Pl. Sternbergi die meiste Aehnlichkeit, un-
terscheidet sich aber hinlänglich durch den ebenen Stengel,
die langen, aber fast gestutzten Narben, die schwachen oft
ganz fehlenden und immer kürzern Linien und die scharf
dreieckigen Blattpolster, von denen Germar ein ausge-
zeichnetes Exemplar darstellt *) , und die minder vollkom-
men, nämlich platt gedrückt, auf allen frisch mit der koh-
ligen Rinde herausgenommenen Stücken erscheinen. Bes-
ser erhaltene Exemplare wird man daher nicht leicht ver-
wechseln. Ein freilich sehr relatives Unterscheidungsmerk-
mal ist auch die grössere Nähe, in welcher die Blattnarben
zu einander stehen. Zu dieser Form gehören wahrschein-
lich auch die meisten Früchte, Blätter und Stammenden mit
ansitzenden Wurzeln , welche man in den Thonschichten
des Waldauer Bruches so häufig findet ; denn zwischen die-
sen Resten sieht man ihre plattgedrückten Stengel in gros-
ser Menge. Die Pflanze scheint daher den Thonboden ge-
liebt zu haben, aber weit kleiner und debiler als ihre rie-
senartigen Schwestern gewesen zu sein.
Erklärung der Abbildungen.
Taf. V. Fig. 1. Slammstück nahe der Wurzel von Pleuromoia Gerraani. 3/* nat.
Fig. 2. Stammende der Pl. Sternbergi. 3fa nat.
Taf. VI. Fig. 3. Matrize eines dünnen Stengels derselben in nat. Gr. Fig. 4.
Halbirtes Slammstück der Pleuromoia costata.
Taf. VII. Fig. 5. Stammstück derselben aus der Mitte. 3/4 nat. Fig. 6. Stamm-
ende der Pl. plana.
') A. a. 0. Fig. 5a und 5b.
192
M i 1 1 h c i 1 u n g e n.
Versteinerungen des Muschelkalkes von Lieskau bei Halle.
Der Muschelkalk in der nähern Umgegend von Halle musste
bisher für versteinerungsleer gelten , da er ausser sehr wenigen und
schlechten Steinkernen von Melanienarligen Gehäusen, einem Paar un-
deutlichen Myophorien und einem Saurichlhyszahne nichts geliefert
hat. Schraplau, Esperstädt und Querfurt, schon durch die Oryctogra-
phien des vorigen Jahrhunderts als reiche Lagerstätten bekannt, wa-
ren die nächsten Localiläten, an denen wir von hier aus im Muschel-
kalk mit Erfolg suchen konnten. Im vergangenen Spätherbste ent-
deckte Herr Oberbergrath Müller in den Steinbrüchen des nah gele-
genen Dorfes Lieskau eine Bank im Muschelkalk, die sich durch Reich-
thum und vortreffliche Erhaltung der Versteinerungen auszeichnet und
uns auf kürzern Excursionen schon eine herrlichere Ausbeute als
Esperstädt verspricht.
Zur Erläuterung des geognostischen Verhältnisses theile ich die
eigenen Worte des Hrn. Oberbergraths Müller aus dessen Vorträge
in der naturforschenden Gesellschaft mit: „Diese Bank überlagert den
dünn geschichteten, bläulichen, zum Brennen benutzten Muschelkalk,
welcher in dieser Gegend von Osten nach Westen streicht und ppt.
15 Grad nach Mittag einfällt, gleichförmig, und bildet die unterste
circa l4/2 Fuss starke Lage eines dick geschichteten, überhaupt etwa
5 Fuss mächtigen, wenig festen , porösen, sandigen, gelblich weissen
Kalkes, der dolomitisches, dem Schaumkalk (Mehlbalz) ähnliches An-
sehn zeigt, nach oben immer feinkörniger, erdiger und weisser wird,
an der Zunge hängt und abfärht und leer an Versteinerungen wird,
die sich jedoch, wenn auch weit weniger ausgezeichnet, im darüber
liegenden Abraum, namentlich in einem röthlichen ungeschichteten, zu
Bausteinen verwendeten Kalkstein wieder einfinden. Jene versteine-
rungsreiche Bank ist bis jetzt nur nur in dem östlichsten Bruche, also
nahe an der Gränze des gegen Osten vorliegenden Braunkohlengebir-
ges, wenige hundert Schritt nördlich von Lieskau wahrgenommen
worden, sie verliert ihren dolomitischen Character, ihre Weichheit
und, wie es scheint, die Führung von Versteinerungen schon in den
beiden zunächst nach Westnordwest folgenden Brüchen, in dem letz-
ten dieser beiden ist das feste, dichte Gestein von dem darunter lie-
genden, bläulichen Muschelkalke nur durch die weisse Farbe zu un-
terscheiden und dient wie dieser zum Brennen, während die mehr
gedachte Bank des östlichsten Bruches in der chemischen Fabrik bei
Trotha anderweit benutzt wird.“
Die mir von Herrn Oberbergrath Müller zur Bestimmung freund-
lichst mitgetheilten Versteinerungen sind grösstentheils vortrefflich er-
halten, die Schalen mit den zartesten Zeichnungen der Oberfläche.
Die Schnecken sind fast sämmtlich im Innern mit zierlichen Rhom-
193
boedern ausgekleidet. Zugleich gestattet das weiche Gestein hei eini-
ger Vorsicht die völlige Bioslegung der eingeschlossenen Schalen.
Nur in wenigen Ilandstiicken sind mehr Steinkerne als Schalen vor-
handen, doch gehören die bis jetzt verglichenen denselben Arten an,
von denen auch Schalen vorliegen, wodurch die systematische Bestim-
mung nur an Interesse gewinnt. Folgende Arten verdienen eine nä-
here Berücksichtigung :
Ostrae a suhanomia Mstr. Eine obere gewölbte Klappe
von 1/2 Zoll Durchmesser, bis auf die etwas erweiterte Vorderseite
kreisrund. Die concentrischen Anwachsfalten treten deutlich hervor.
Der Wirbel ist spitz, die Wölbung der Schale massig. Sie liegt ganz
vollständig und frei auf einer Trigonia laevigata auf und gleicht
dem Exemplar h in Figur 2. Taf. 79. hei Goldfuss.
Ostraea spondyloides Mstr. In nur einem deutlichen
Schalenfragment.
Ostraea Münsteri Alb. Kleine obere Schalen nicht selten
und ganz den Abbildungen hei Goldfuss Taf. 79. Fig. 3. entsprechend.
Pecten discites Bronn. Eine fast zollgrosse und einige
kleine Schalen, die rechte Klappe darstellend. Das vordere Ohr tief
S-förmig gerandet, aber nicht gerade wie Goldfuss’s Figur 10. Tafel
98 angibt , auch das hintere Ohr nicht so geradlinig gerandet, son-
dern sehr sanft wellenlinig. Die Wachslhumslinien treten auf der
ganzen Schalenoberfläche deutlich hervor als sehr zierliche eoncentri-
sche Linien, im miltlern Theile werden sie stärker, runzlig. Die fei-
nen Radiallinien sind nur gegen den Rand hin mit blossen Augen
deutlich zu erkennen, von der Mitte gegen den Wirbel erst unter der
Loupe zu verfolgen. Sie bilden flache Rippen, die durch feine Fur-
chen geschieden sind , und laufen ohne Ordnung dichotomirend ge-
radlinig radial vom Wirbel zum Rande nur gegen die seitlichen Rän-
der hin krümmen sie sich schwach. Die Schale ist übrigens so zart
und dünn, dass ein Abblättern der obern Schicht nicht wohl jene
von Goldfuss und Strombeck hervorgehobene punctirte Zeichnung mit
stark gebogenen Radialstreifen erwarten lässt und jedenfalls verdient
diese Schale bei einer etwaigen Auflösung des Pecten discites in mehre
Arten eine ganz besondere Beachtung.
P. laevigatus Bronn. Nicht ganz zuverlässig können die
vorliegenden Schalen dieser Art zugeschrieben werden. Sie sind bis
3/4 Zoll gross, von dem Wirbel bis zur Mitte hin stark gewölbt, die
ziemlich gleichen geradrandigen Ohren ohne Byssus-Ausschnilt scharf
von der Schale abgesetzt und hierdurch besonders unterscheiden sie
sich von dem P. laevig atU/S , auf dessen rechte Klappe wir sie deu-
ten möchten. Die Oberfläche ist glatt, ohne Radialstreifen und ohne
Wachsthumslinien, welch letztere bei den grossem Schalen von P.
laevigatus stets markirt hervortreten. Nur eine sehr hochgewölbte
Schale der unsrigen trägt starke Anwachsfalten.
Monotis Albertii Goldf. Liegt in zwei anderthalbzölligen
Exemplaren vor. Das vordere Ohr ist deutlich abgesetzt. Am Schloss«
13
194
rande fand ich, so weit die vorsichtige Reinigung der weichen sehr
zerreiblichen Substanz die Bioslegung gestaltete, keine Spur von Zäh-
nen oder Avicula ähnlichen Schwielen Starke gewölbte Rippen strah-
len von der Schalenmilte dichotomirend vom Wirbel zum Rande und
sind selbst auf den Ohren noch deutlich. In ihren breiten Rachen
Zwischenräumen treten halb so starke Rippen auf, je eine und zwei
der stärkern Rippe genähert, nicht in der Mitte des Zwischenraumes.
Ausserdem schieben sich bisweilen eine oder gar zwei sehr feine
Rippchen in die Zwischenräume ein. Die Zahl der stärksten Rippen
beläuft sich auf ungefähr 20. Sehr feine zarte Wachsthumslinien
durchkreuzen die Zwischenräume und die Rippen. Goldfuss’s Abbil-
duug zeigt nur je eine schwächere Rippe zwischen zwei slärkern.
Lima lineata Desu. Von dieser im thüringischen Muschel-
kalk gar nicht seltenen Art liegen zwei Exemplare vor. Auf beiden
sind starke Wachsthumsfallen vom Wirbel an in ungleichen Abstän-
den vorhanden, so starke, dass man in einzelnen drei bis vier Lamel-
len über einander zählt. Die Schale des einen Exemplars ist bereits
verwittert und machen sich feine punctförmige Perforationen auf der-
selben bemerklich. Bei ihr sind die Radialstreifen am ganzen aussern
Theile deutlich. Die zweite viel besser erhaltene Schale trägt im gan-
zen mittlern Theile keine Streifen, aber sehr deutliche vorn und hin-
ten. Sie sind völlig Rach, sehr breit und nur durch feine Furchen
von einander geschieden , durch die starken Anwachsfalten verrückt.
Auf dem kleinen Ohre sind sie nur durch die Loupe erkennbar, wäh-
rend sie auf Sleinkernen aus Thüringen auch hier noch deutlich und
stark ausgebildet sind. Gegen die Mitte der Schale hin werden die
Radialstreifen breiter und verschwinden. Wiewohl die Schale 2l/2
Zoll lang ist, beträgt ihre Dicke doch noch keinen halben Millimeter.
Gervillia socialis Quenst. Nur in einigen kleinen Exem-
plaren mit einem sehr langen Schlossrande und wTenig scharf abgesetz-
lem Flügel der Figur in den Palaeontogr. I. Taf. 34. Fig. 23 bis auf
die schwächern Anwachslinien gleich.
Trigonia laevigata Goldf. Die gemeinste Muschel bei
Lieskau, in kleinern und grossem Exemplaren vorliegend. Goldfuss’s
Abbildung Taf. 135 Fig. 12 a stimmt vollkommen, doch erreicht die
die Muschel in den grössten Exemplaren zwei Zoll Länge am untern
Rande. Die Einbuchtung längs der gerundeten Kante herab ist zwar
deutlich zu erkennen, aber doch so schwach, dass sie keine ßuchtung
des untern Randes veranlasst. Jenseits der Kante auf der steil ab-
fallenden Fläche laufen zwei seichte breite Eindrücke vom Wirbel
zum Rande, die in Goldfuss’ Figur angegeben sind. Auf kleinern
und noch Zoll grossen Exemplaren ist nur einer dieser Eindrücke
und zwar markirter vorhanden. Auf einem kleinern Steinkerne fehlt
derselbe so gut wie ganz. Die Schale selbst ist dünn und glatt, nur
in den sehr schön erhaltenen Exemplaren mit feinen Anwachslinien.
v. Strombeck vereinigt die Tr. cardissoides und Tr. deltoidea
Goldf. Dieselbe ist ansehnlich höher im Verhältnis zur Länge, hat
195
schmalere, stärker vorspringende und mehr eingekrümmte Wirbel, ei-
nen weniger convexen Bauchrand und gar keine Eindrücke auf der
abgeselzten Fläche.
Dunker stellt Palaeonlogr. I. 300. Taf. 35. Fig. 1. ein Lyrio-
don elegans auf und betrachtet Goldfuss’s L. curvirostris nur als
Varietät derselben. Nach Abbildung und Diagnose stimmt L. elegans
völlig mit Tr. laevigata überein und L. curvirostris entfernt sich
doch nach Goldfuss Angaben zu weit, als dass man sie als Varietät
jnterordnen dürfte.
Mytilus eduliformis Schloth. Die einzige vorhandene
Schale, deren Erhaltung eine Vergleichung zulässt, ist nur etwas über
einen Zoll lang und weicht durch den relativ viel kiirzern Schloss-
rand und die sehr wenig concave Bauchseite von Goldfuss’s und Bronns
(Leih. Taf. 11. Fig. 4) ab. Die hintere Hälfte der Schale stimmt mit
Goldfuss’ Zeichnung überein.
Mytilus Muelleri n. sp. Eine sieben Linien lange und
halb so breite, vorn verschmälerte, hinten erweiterte und ziemlich
stark gewölbte Muschel. Der kleine Wirbel liegt nah am vordem
Ende, aber bildet dasselbe nicht, wie bei M. eduliformis. Das vor-
dere Ende ist vielmehr abgerundet. Von dem Wirbel zieht sich die
Wölbung gegen das hintere Drittheil des untern Randes, so dass die
Wölbung des hintern Theiles sich gleichmässig und flach gegen den
völlig abgerundeten Rand herabsenkt. Nach unten fällt die Wölbung
nicht sehr stark ab , die Schale ist hier sanft eingebogen und auch
der Rand schwach gebuchtet. Der gerade Schlossrand nimmt die
halbe Länge der Schale ein und ist hinter dem Wirbel durch eine
breite flache Rinne abgesetzt, die sich bis gegen den hintern Rand
forlzieht. Vor der diagonalen Wölbung gehen fünf scharfe Strahlen
durch gleich breite flache Zwischenräume getrennt vom Wirbel zum
Unterrande, hinter der Wölbung eben so viele und eben so gestal-
tete zum Hinterrande. Die Strahlen lassen sich jedoch nicht bis zum
Wirbel hinauf verfolgen. Feine scharfe Wachsthumslinien durchkreu-
zen die Strahlen und geben demselben ein gezacktes Ansehen.
Von M. eduliformis unterscheidet sich unsere Art auffallend
durch die vordere abgerundete Seite, die flach abfallende Unterseite
und die markirten Strahlen. Ihrer Gestalt nach steht sie dem tertiären
M. Faujasi zunächst, dem aber auch die radialen Strahlen fehlen.
Aus dem Muschelkalk und der Trias überhaupt ist eine ähnliche Form
zu näherer Vergleichung nicht bekannt, auch die St. Cassianer Arten
entfernen sich ziemlich weit. Ich nenne die neue Art zu Ehren ihres
Entdeckers M. Muelleri.
Melania Schlotheimi Quenst. Von den bald zu Melania
bald zu Turritella gestellten Formen liegen drei verschiedene vor.
Die erste, kleinere und sehr schlanke hat sanft gewölbte Umgänge
mit enger Naht. Ihre Anwachslinien sind nicht gebogen, sondern stei-
gen fast geradlinig von der obern zur untern Naht herab. Ein 15
Linien langes Exemplar besteht aus 7 Umgängen und es fehlen an
13 *
196
der Spitze mindestens fünf. Sie stimmt bis auf die grössere Zald
der Umgänge und den Mangel des erweiterten letzten mit Zieten’s
Taf. 36 Fig. 1. — Die zweite viel grössere und generisch zu schei-
dende Form ist die von Goldfuss Taf. 196 Fig. 14 abgebildele Tur-
rilella obliterala, von voriger durch die ganz flachen Umgänge, die
kantig begränzte Naht, die stark rückwärts gebogenen Anwachsfalten und
die minder schlanke Thurmform verschieden. Hierunter scheinen drei
Arten begriffen zu sein. Die eine hat in der Jugend convexe Um-
gänge wie die zuerst aufgeführte Form, dann flache und zuletzt et-
was eingesenkte Umgänge. Ihre Naht ist ziemlich weit geöffnet und
von gleiehmässigen stumpfen Kanten begränzt. Die zweite Form hat
von frühester Jugend bis ins Aller flache Umgänge, Bei der dritten
Form sind die äussern Seiten der Umgänge lief concav, die Naht nur
durch das sehr stark kantige, treppenarlige llervoi treten des untern
Umganges markirt, der obere Umgang schwillt an der Naht gar nicht
an. Alle drei haben einen kurzen Kanal. Der Winkel des Gehäuses
schwankt zwischen 30 bis 35 Grad. Es steht zu erwarten, dass
uns der lockere weiche Kalk von Lieskau noch eine hinlängliche An-
zahl schön erhaltener Gehäuse liefert, nach welchen die Differenzen
sowohl die der Arten und Varietäten, als die der Gattungen festge-
stellt werden können.
Ausser den aufgeführten Arten liegen noch einzelne Schalen von
verschiedenen Muscheln ( Ostraea, Lima, Spondylus , Venus, auch
Serpula), und Bruchstücke ganz eigenlhümlicher Formen vor, deren Be-
stimmung erst nach Ilerbeisehaflüng neuen Materiales ralhsam ist.
Versuchen wir es aus den aufgezählten Arten einen Schluss auf
das Aller der Lagerstätte zu ziehen : so würde uns die grössere An-
zahl der Arten nach v. Slrombccks Angaben über die verlicale Ver-
breitung auf das obere Glied des Muschelkalkes hinweisen. Dagegen
spricht aber das sehr häufige Vorsominen der Trigonia laevigala
und des Pecten discites. Dieser Widerspruch lässt sich vorläufig nur
durch eine von der braunschweigischen abweichenden verticalen Ver-
breitung der Arten erklären. Weitern Nachforschungen in den Lies-
kauer Steinbrüchen ist es Vorbehalten hierüber genügende Auskunft
zu ertheilen. Giebel.
197
Literatur.
Allgemeines. Samuel Schill ing’s Grundriss der Na-
turgeschichte aller drei Reiche. Fünfte Auflage in völlig neuer Bear-
beitung illustrirt durch 890 in den Text gedruckte Abbildungen. Mit einleiten-
den Bemerkungen von Fr. Wimmer. Breslau 1853. 8o. — Von den alljährlich
sich mehrenden Schulbüchern für Naturgeschichte erfreuen sich verhältnissmäs-
sig nur sehr wenige einer so lebhaften und dauernden Theilnahme der Lehrer,
dass sie wiederholt in neuer Auflage verlangt werden. Die Gründe, auf welche
sich eine solche Theilnahme stützt, sind keineswegs bei allen Büchern dieselben.
Bald ist es die darin befolgte vortreffliche Methode, bald das Ansehen und der
Einfluss des Verfassers, am seltensten aber die Gediegenheit des Inhaltes. Wir
wollen nicht untersuchen, welche Vorzüge den vorliegenden Grundriss bis zur
5. Auflage gebracht haben, es freut uns, dass derselbe in so vielen Auflagen nö-
thig geworden. Den Herausgebern aber möchten wir dringend eine grös-
sere Vorsicht und Gewissenhaftigkeit anrathen, wie solche die lebhafteste Theil-
nahme des Publikums erheischt. Sie tragen hier in der 5. Auflage noch grobe
lrrthiimer vor, die sich nicht in einer ersten Auflage verantworten lassen. In
dem von Dr. Gleim bearbeiteten zoologischen Theile z.B. heisst es, der Klippdachs
(S. 45) habe Backzähne wie beim wilden Schwein, obere Eckzähne und 2 — 4
Schneidezähne; in Wahrheit sind aber die Backzähne himmelweit von denen des
Schweines verschieden und vielmehr denen des Rhinoceros überraschend ähnlich,
ferner keine Eckzähne vorhanden und vier Schneidezähne oben wie unten. S.
40 weiss der Verf. noch nicht ob das Schnabelthier lebendige Junge bringt oder
sich durch Eier fortpflanzt und doch ist seit 1834 der Gegenstand ausser allen
Zweifel gesetzt, ebenso dass der Sporn des Männchens kein Giflsporn ist. Statt
der Kinnladen, sagt der Verf., hat das Thier einen breiten platten Entenschna-
bel. Wer anders als die Kinnladen, die Zähne tragenden, bildet denn diesen
Entenschnabel? Glaubt denn der Verf. wirklich, dass sich die Faulthiere zusam-
menkrümmen und vom Baume hcrabstürzen ? Glaubt er wirklich, dass die Giraffe
über 20 Fuss hoch wird, das Zwergmoschuslhier nur Kaninchengrösse hat, der
Steinbock einen Bart trägt! Diese und zahlreiche andere Fehler waren doch
wahrlich leicht zu vermeiden, ja wir haben dergleichen dem Verf. eines Grund-
risses, in welchem Schädel, Muskeln, Nerven etc. erläutert werden, nie zugetraut.
Sie überheben uns des Nachweises der Behauptung, dass in dem Buche von den
durchgreifendsten Forschungen der letzten 15 Jahre auch nicht die geringste No-
tiz genommen ist. Der von Wimmer bearbeitete botanische Theil sowie der ano-
nyme mineralogische sind frei von den gerügten Mängeln.
L. Grnson, Blicke in das Universum mit s p e c i e 1 1 e r Be-
ziehung auf unsere Erde. Mit 42 Holzschnitten und 3 lithogr. Tafeln.
Magdeb. 1854. 8o. — Das Resultat eines Lieblingsstudiums, für die Familie
und einen engern Kreis von Freunden und Bekannten auf das Papier gebracht
und für das Publikum zur Belehrung und zu Denkübungen gedruckt. Der Verf.
behandelt das Sonnensystem, die Centralkräfte, den Fall, die Fliehkraft, die
Schwere, Störungen der Himmelskörper, deren Massen, Dichtigkeit, Schwere und
Gewicht, ferner die Sonne, den Mond, Magnetismus, Entstehung der Planeten,
Ausbildung der Erde und allgemeine Betrachtungen. Der Verf. hat sich viel Mühe
gegeben klar und gründlich zu sein, leider war aber der Gegenstand zu umfangs-
reich , so dass seine Mühe nicht überall mit Erfolg gekrönt ist. Er behauptet
z. B. dass die ersten Organismen auf der Erdoberfläche an den Polen entstanden
sind (S.285) und unterstützt diese Annahme dadurch, dass noch heute einige
Inseln des nördlichen Polarmeeres Fundstätten von Ueherresten kolossaler Land-
thiere sind. Diese Landthiere aber gehören ja der Diluvialzeit an und können
also nichts für die ersten Geschöpfe der Grauwackenepoche beweisen , denn die
ganze geologische Entwicklungsgeschichte des Organismus liegt zwischen beiden.
Das riesige Mammut und den diluvialen Elephanten hält der Verf. gar für zwei
verschiedene Thiere ! und ,, das Ichthyosaurus tritt zuerst in den Flötzen über der
198
Steinkohle auf;“ „vom Affen finden sich S. 296 keine vonveltlichen Reste,“ aber
schon S.299 „hat man in ganz neuerer Zeit in Diluvialbildungen die ersten Ue-
berreste von Affen gefunden.“ Ichtfiyosauren erscheinen bekanntlich erst im Lias
und Affen sind schon längst aus eocenen, pliocenen und Diluvialschichten bekannt.
Wir könnten derartige Irrthümer, Unklarheiten und auch beschränkte Ansichten
mehr anführen, wenn die angezogenen Beispiele nicht zur Genüge bewiesen, dass
der Verf. trotz aller Liebe zur Sache doch seine Quellen wie Humboldt s Kos-
mos, Burmeisters Schöpfungsgeschichte und einige andere derartige Schriften
nicht ganz verstanden hat. Uebrigens kann das Publikum diese Quellen selbst
studiren. Wer neue Bücher über dergleichen umfangsreiche Themata schreiben
will, muss über diese Literatur hinausgehen und an die ersten Quellen sich
wenden , wenn er nicht auf eigepe Beobachtungen sich stützen kann.
M. Perty, Vorschule der Naturwissenschaften. (Mit 216
Holzschnitten. Stuttgart 1853. 8o.). — Der Verf. gibt in dieser Vorschule
eine Uebersicht über die gesamraten Naturwissenschaften , indem er im ersten
Abschnitt S. 11 — 70 die Physik und Chemie, im zweiten S. 70 — 164 die Kos-
mik und Geologie, im dritten S. 164 — 342 die Organik oder Botanik und Zoo-
logie darstellt. Die Mineralogie und Paläontologie sind ganz der Geologie un-
tergeordnet und hier sehr kurz weggekommen, die Mineralogie mit 8 Seiten und
die Paläontologie mit der Geognosie vereinigt mit 20 Seiten. Die mancherlei
Ansichten, welche der Verf. in diesem Buche vorträgt, sind z. Th. höchst eigen-
thümlich, eine nähere Beleuchtung des Pflanzen und Thiere erzeugenden Geoda-
mon, des diesen stützenden Heliodämon , und anderer gestattet uns hier der
Raum nicht, auch müssten wir behufs dieses auf ein früheres Werk des Verf.
(Allgemeine Naturgeschichte 4 Bde 1838 — 45) zurückgehen. Die Darstellung
betreffend vermissen wir eine klare verständliche Ausdrucksweise, die ein unbe-
dingtes Erforderniss derartiger Vorschulen ist. Unklar nennen wir solche Defini-
tionen wie „gleichartige Felsarten bestehen nur aus einer Steinart“ S. 129.
Felsart und Steinart bezeichnen doch ein und denselben Begriff. S. 129 sind
die zusammengekitteten Theilchen der Grauwacke zum Unterschiede vom Sand-
steine grobkörnig oder gross und S. 135 ist die Grauwacke bald ein grobkör-
niges Conglomerat bald ein ganz feinkörniger Sandstein! S. 281 Seele ist ein
Immaterielles [d. h weiss ist nicht schwarz] und die Eigenthümlichkeit des In-
stinctes der Thiere liegt darin, dass er in einem seelischen | = immateriellen]
Wesen und mit Beihülfe desselben wirkt. ,Wenn auch auf die grossen runden
Summen kein besonderes Gewicht zu legen ist: so darf man sie doch nicht zu
sehr abrunden wie der Verf., wenn er die Zahl der Pllanzenspecies auf 100,000,
die der Thierspecies auf eben so viele, die der bekannten fossilen Fischarten
auf 1500 anschlägt. Die zahlreichen in den Text eingedruckten Holzschnitte
sind von sehr verschiedenem Werth. In künstlerischer Hinsicht lassen sie zwar
überhaupt Manches zu wünschen übrig, indessen genügen doch einige dem vor-
liegenden Zwecke vollkommen , andere dagegen sind gänzlich misslungen. So
gleicht z. ß. der Schnabel des Schnabellhieres einem über den Kopf gestülpten
Hute, er ist völlig naturwidrig, ebenso der Schädel des Riesenhirsches auf S.
149. Da eben diese Holzschnitte von dem Verleger dem Publikum in verschie-
denen Büchern z. B. auch in den Agassiz - Gouldschen Grundzügen der Zoologie
angeboten werden : so hätten wir doch eine mehr künstlerische Ausführung und
vor Allem eine naturgetreue Darstellung gewünscht. Gl.
Astronomie und Meteorologie« — In der Nacht vom
3. auf den 4. März beobachtete Chacornac auf der Pariser Sternwarte einen
neuen kleinen Planeten. In dem Augenblick, wo das neue Gestirn ge-
sehen wurde — 15h14m57s — war seine Stellung
Rectascension 13°16,33'/,43
Declination 10° 5' 9"
Am folgenden Tage wurde es genauer beobachtet und schon war man in Begriff
dem Planeten einen Namen zu geben , als ein Brief von Hind in England ein-
199
lief, der meldete, dass derselbe Planet bereits am 2. März durch Marth entdeckt
und bestimmt wurden sei. Der englische Astronom hat den Neuling Amphitrite
genannt. — An demselben Tage, 2. März, wurde von Luther, dem wir be-
reits die Auffindung der Themis und Proserpina verdanken, auf der Sternwarte
zu Bilk bei Düsseldorf noch ein anderer Planet entdeckt, der bis dahin
aber noch keinen Namen erhalten hatte. Die Stellung dieses Gestirnes war am
2. März um 0h24m
Rectascension 181°23'57",3
Declination -j-7° 1'32",3.
Durch diese doppelte Entdeckung an ein und demselben Tage ist die Zahl der
kleinen Planeten zwischen Mars und Jupiter bereits auf 29 gestiegen. (L^Instit.
No. 1053. p. 81.) B.
Auf dem Marinecongress zu Brüssel — im August und September —
hat man sich viel mit einem riesenhaften Plane des nordamerikanischen Seelieu-
tenanls Maury, der der Sternwarte zu Washington vorsteht, beschäftigt. Es han-
delt sich um ein gleichförmiges System für metereologischeBeo-
b acht ungen auf dem Meere, von denen man für die Metereologie, die
Physik der Erde und die Schifffahrt Bedeutendes erwartet. Bis jetzt wurden
hier keine regelmässigen Beobachtungen angestellt , denn bei dem metereologi-
schen System, welches jetzt die Erde bedeckt ist das Meer ganz ausgeschlossen,
obgleich es den grössten Theil der Erde ausmacht. Maury hat den kühnen Ge-
danken gefasst diese Lücke auszufüllen. Zu diesem Ende hat er das Meer mit
einem Netz überzogen , dessen Maschen auf jeder Seite einen Grad betragen.
Für jede derselben beantragt er eine feststehende Warte , auf der regelmässig
zu bestimmten Stunden Beobachtungen angestellt werden sollen. Das würde
ein bei weitem vollständigeres metereologisches System geben, als das ist, wel-
ches man jetzt bereits auf dem Festlande errichtet hat. Feststehende Warten
sieht er nicht als durchaus unumgänglich nöthig an ; man kann ihnen eine ge-
wisse Freiheit geben in dem ihnen angewiesenen Baum und sie selbst durch
mehrere schwimmende Warten ersetzen , auf denen allen man zu festgesetzten
Stunden, mit Instrumenten und nach Methoden, die vergleichbar sind, Beobach-
tungen anstellen soll. Man fühlt bereits die Nothwendigkeit sich über dieses
riesenhafte Unternehmen zu verständigen und deshalb unterliessen die seefahren-
den Nationen nicht , auf die Einladung Nord-Amerikas , Abgesandte zu diesem
Congress zu schicken , zumal man aus Erfahrung weiss , dass Maury’s Pläne
keine Hirngespinnste sind. Durch seine Bemühungen ist die Fahrt von Nordame-
rika bis zum Cap St. Roch von 41 Tagen auf 22 gebracht und die nach Cali-
fornien von 180 auf 100. Die Hauptaufgaben , welche auf diesem ausgedehn-
ten Felde der Untersuchungen zu lösen , sind die Richtungen der Winde und
der Meeresströmungen in den verschiedenen Jahreszeiten, die Tiefe und Tempe-
ratur des Meeres etc. Die Versammlung hat besonders darüber berathen , wie
eine Gleichförmigkeit in den Beobachtungen herbeizuführen sei. Man hat sich
enthalten Vorschläge zu machen, wo die Schiffsjournale zu sammeln seien, weil
man der Hoffnung war, dass die Regierungen nicht bei halben Maassregeln ste-
hen bleiben würden und wenn einmal die Ausgaben gemacht um Beobachtungen
zu erhalten, sie auch dafür sorgen würden, dass man diese nicht ohne Prüfung
bei Seite lege oder als lodte Buchstaben betrachte. Der Congress hat alles be-
rathen, was dazu dienen kann, das Unternehmen zu einem guten Ende zu Füh-
ren ; jetzt ist es an den Regierungen zur Ausführung zu schreiten. Einige —
Schweden, Holland, Grossbrittanien, Belgien und Portugal — haben bereits da-
hin einschlagende Anordnungen getroffen. Kommt der Plan zur Ausführung und
werden die Beobachtungen auf dem Meere mit denen auf demFesllande in Ueber-
einklang gebracht , so finden wir über die ganze Oberfläche der Erde ein aus-
gedehntes wissenschaftliches Netz ausgebreitet und keine einigermassen wichtige
Erscheinung kann ungewahrt entschlüpfen. ( Ibid . p. 87.) B,
Hauptelemente der bis Ende 1853 bekannten kleinen Planeten und der sie zunächst einschliessenden grösseren.
200
201
202
S*hysik« — Man ist jetzt eifrig beschäftigt den Electromagne-
tismus beim Weben der Stoffe anzuwenden, ßonelli , Direclor dei
electrischen Telegraphen in Sardinien und Maumene in Frankreich haben der
Akademie angekündigt, dass sie zu diesem Zweck verschiedene Apparate ersonnen
hätten. Breguet ist jetzt damit beschäftigt das Modell eines electromagnetischen
Webestuhles , wie ihn Maumene angegeben, herzustellen, Man wird daher bald
in der Lage sein, beurtheilen zu können, ob dergleichen für die Industrie ge-
eignet sind oder nicht. ( L’ Inst . No. 1053. p. 85.) B.
Senarmont , künstliche Erzeugung des Polychroismus in
verschiedenen krystalli sirten Substanzen. — Durch seine Untersu-
chungen über die Krystallisation, mit denen S. seit Jahren beschäftigt ist, wurde
er dahin geführt die Absorption des Lichtes bei gefärbten Krystallen und den
damit veibundenen Polychroismus näher zu beobachten. Diese Eigentümlichkeit
vieler Mineralien und künstlicher Produkte besteht bekanntlich darin, dass zwei
Lichtstrahlen, herrührend von doppelter Brechung, im Innern der Krystalle eine
ungleiche Auslöschung in den färbenden Elementen erfahren, auf die Art, dass
ein einfallender weisser Lichtstrahl beim Austritt in zwei verschieden gefärbte,
zugleich polarisirle Strahlen gespalten ist. Man kann fragen ob diese Erschei-
nung notwendig und ausschliesslich die Färbung zur Ursache hat , sei es der
Substanz des Kryslalles selbst oder einer anderen, die darin chemisch gebunden
ist, oder ob sie nicht auch die Wirkung von zwei verschiedenen aber gleichzei-
tigen Ursachen sein kann ; einer doppelten Brechung der eigentlichen krystaili-
nischen Substanz und einer Absorption durch irgend eine andere, die dem Kry-
stall eigentlich nicht angehört, die nur zufällig nach Art der Mutterlauge darin
eingeschlossen ist. Aber diese Frage ist leichter gestellt als zu beantworten.
Die färbenden Substanzen müssen der Art sein, dass sie sich während der Bil-
dung des Krystalles gleichmässig in demselben verbreiten, ohne sich zu sehr an
irgend einer Stelle anzuhäufen; die Salze müssen ferner der Art sein, dass sie
aus stark gefärbten, sehr unreinen Mutterlaugen in regelmässigen Krystallen an-
schiessen und dabei doch nicht vollständig alles, was ihnen fremd ist, ausscblies-
sen und dann, wenn alle diese Bedingungen erfüllt, bleibt noch zweifelhaft, ob
in einem so hervorgebrachten Gemisch , der Polychroismus wahrnehmbar oder
verhüllt sei ; denn nichts beweist, dass ,er jeder Färbung eigen sei. Alles dies
erforderte eine Unzahl von Versuchen bis endlich ein leitender Faden gefunden
wurde. S. fand endlich , dass eine färbende Substanz , die sich gleichmässig
während der Bildung des Krvstalles in diesem ablagert , dabei aber vollständig
unthätig im chemischen Sinne bleibt und durch Umkrystallisiren aus Wasser
ganz entfernt werden kann, nichtsdestoweniger den stärksten Polychroismus und
eine absorbirende Wirkung hervorbringen kann, die, wenn nicht überlegen, mit der
solcher natiirlichgefärblen Substanzen verglichen werden kann , die diese Eigen-
schaft im höchsten Grade besitzen. Zum Beweise legte S. der Akademie be-
trächtliche Krystalle von salpetersaurem Strontian vor, die aus einer durch Cam-
pecheholz stark gefärbten Flüssigkeit angeschossen waren. Sie besassen die
Farbe des Chroraalauns und zeigten folgende Erscheinungen: 1) das natürliche
Licht rief darin unter einem gewissen Einfallswinkel eine rothe , unter einem
anderen eine blaue und violette Farbe hervor; 2) durch ein doppelt brechendes
Prisma betrachtet verdoppelte sich der Krystall, das eine Bild war rotb, das an-
dere dunkel- violett und diese Bilder änderten die Farbe, wenn die Fläche in
ihrer eigenen Ebene gedreht wurde ; 3) zwei vollkommen durchscheinende pa-
rallele Flächen genau übereinander gelegt lassen einen Theil des einfallenden
Lichtes purpurroth durch , kreuzt man sie, so ertheilen sie dem Licht eine so
dunkelviolette Färbung, dass man es als ausgelöscht betrachten kann. 4) Man
kann von diesen Krystallen vollkommen homogene und reine Flächen in schwa-
cher Neigung gegen die optischen Achsen abspalten; bringt man eine solche
sehr nahe an das Auge, so sieht man bei natürlicher Beleuchtung abwechselnd
in der Richtung jeder Achse einen glänzenden orangen Fleck durchkreuzt von
einer hyperbolischen Linie. Diese entfallen sich zur Rechten und zur Linken
in Form von gekrümmten Strahlenkegeln, halb violett halb dunkelblau und thei-
203
len die Fläche in zwei Regionen, in denen sich die violelten Nuancen zwischen
den bekannten Grenzen regelmässig abstnfen. Die dunkeln Büschel, durch leuch-
tende Flecke unterbrochen, siQd gegen die Spitze ein wenig gelb und blau ge-
franset, eine durchaus locale Färbung, die offenbar herrührt von der Zerstreuung
der mit den verschiedenen Farben correspondirenden optischen Achsen. — Alle
diese Erscheinungen sind durchaus denen ähnlich, welche ßrewster an dem Cor-
dierit und Haidinger an dem Andalusit beobachtet haben und die auch an ge-
wissen Epidoten auftreten; zeigen sich aber an den grossen Flächen des salpe-
tersauren Strontian mit besonderer Pracht. (Ibid No. 1050. p. 60.) B.
Bloch hat in Poggd. Ann. Ergänzbd. III. 311 milgetheilt, dass dieFrauen-
hofer sehen Linien in Christiania ganz anders auftreten, wie sie von Frauen-
hofer selbst beschrieben sind. Daraus zieht er nun den Schluss, dass das Erscheinen
derselben abhänge von der geographischen Lage des Beobachtungsortes, von der
Höhe desselben über dem Meere, von Jahres- und Tageszeiten etc. Heusser hat
in Folge dessen (Pogg. Ann Bd. XCL 319.) das Sonnenspectrum in einer be-
deutenden Höhe beobachtet, nämlich in St. Moritz, im Ober-Engadin, 5500' über
dem Meer und fand nicht den mindesten Unterschied von dem Auftreten der Li-
nien, wie er sie früher in Berlin gesehen hatte. B.
Wagner, über Maumene’s Versuch, die Zusammense-
tzung complem entärer Farben zuWeiss. — Bekanntlich hat Mau-
raene vor drei Jahren angegeben, dass man diesen Versuch sehr schön ausfüh-
ren könne vermittelst einer rosenrolhen Kobaltoxydullösung und einer grünen
Nickeloxydullösung, die jedoch vollkommen rein und hinreichend verdünnt sein
müssen. Am besten eignet sich nach W. eine Lösung von 1 Th. trocknen Sal-
peters. Oxydulsalzes in 20 Th HO. Als W. diesen Versuch quantitativ anstellte,
machte er die interessante Beobachtung , dass gleiche Aequivalente Kobalt und
Nickel nothwendig sind, um in ihren Verbindungen die rothen und grünen Far-
ben zu Weiss zu ergänzen. Wenn man die fast farblose Lösung abdampft, so
tritt bei einer gewissen Concentration , wahrscheinlich bei dem Zeitpunkt, bei
welchem das in der Lösung enthaltene rosenrothe Kobaltsalz in das grüne über-
geht, plötzlich eine grüne Färbung ein. Der durch Kali in der fast ungefärbten
Lösung sich bildende Niederschlag ist schmutzig weiss und nimmt durch tage-
langes Verweilen in der Flüssigkeit eine grünliche Färbung an. Um ein Sälz
zu erhalten, das genau aus 1 At. Co und 1 At. Ni besteht, setzt man zu einer Lö-
sung von reinem Kaliummckelcyanür KCy-^-NiCy eine verdünnte Lösung von Ko-
baltchloriir. Es bildet sich hier Kobaltnickelcyanür CoCv-|-NiCy, das man durej}
Glühen zersetzt. — Wir haben somit ein neues Beispiel von dem Zusammen-
hänge der physikalischen und chemischen Eigenschaften der Körper und gewin-
nen dadurch wichtige Anhaltepunkte für eine künftige Farbenlehre, vielleicht auch
für eine künftige physikalische Bleichmethode. Was ist in der That die instinct-
mässige Anwendung des Lakmus beim Tünchen der Wände, des Neublaues beim
Stärken der Wäsche, der massenhafte Verbrauch des Ultramarins in den Zucker-
raffinereien und Papierfabriken Anderes , als eine Variation des Maumene’schen
Versuches ? ( Journ . f. prnkt. Chcm. Bd. LXl. p. 129.) W. B.
Sabine, Einfluss des Mondes auf die magnetische Richtung.
— Kreil zog aus den magnetischen Beobachtungen von Prag und Mailand den
Schluss, dass der Mond einen Einfluss auf die magnetische Richtung auf der
Erdoberfläche ausübe, den man erkannte an der Veränderung in der von dem
Stundenwinkel des Mondes abhängenden Decliuation und dessen vollständige Pe-
riode einen Mondtag dauert. S. suchte nun zu erforschen, in wie weit sich
dieser Einfluss bei der magnetischen Declination auf den Stationen zu Toronto,
St. Helena und Hobartown geltend mache. Ihm standen die Resultate von
105,747 Beobachtungen zu Gebote, einen Zeitraum von 5 — 6 Jahren umfassend;
solche von allzubedeutenden Störungen sonderte er jedoch aus. Nach S. scheint
es, dass dieser Einfluss sich auf allen drei Stationen geltend machte; er scheint
bei allen denselben Character zu haben. Man beobachtet eine doppelte Abwei-
chung ; zwei Maxima im Osten und zwei Maxima im Westen , beide in fast ent-
204
gegengesetzten Puncten des Stundenkreises liegend. Zu Hobartown und St. He-
lena haben die westlichen Elongationen den grössten Werth, zu Toronto die öst-
lichen. Die Stunden , in welchen die bedeutendsten Abweichungen statttinden,
sind folgende : zu Toronto die äussersten östlichen gegen 0 und 12 — dies
sind die der^oberen und unteren Culraination — ; zu St. Helena und Hobartown
die äussersten westlichen resp. 2 Stunden vorher oder nachher; zu Toronto die
äussersten westlichen beinahe gegen 6 und 18 , zu St. Helena und Hobartown
die äussersten östlichen wieder resp. 2 Stunden vorher oder nachher. Die
Ausdehnung der durch den Mond bewirkten Aenderung von einer äussersten
Elongation zur andern gemessen beträgt 28 Bogen" zu Toronto, 20 zu Hobar-
town und 11 zu St. Helena. Die magnetische Kraft der Erde, die in horizon-
taler Richtung wirkt und dem störenden Einfluss entgegengesetzt ist, beträgt an-
näherungsweise 3,54 zu Toronto, 4,51 zu Hobartown und 5,57 zu St. Helena.
(Leinst. No. 1052. p. 78.) B.
In der Sitzung vom 30. November v. J. wurde dem Prof. Dove in Ber-
lin von der Königl. Gesellschaft in London die Copley- Medaille zuerkannt für
sein Werk: über die Vertheilung der Wärme an der Erdoberfläche.
Chemie. — Gale hat das Wasser des grossen Salzsees
(Rocky- Mountains) analysirt. Spec. Gew. 1,17. Feste Bestandlheile
22,422 pCt. Diese bestehen aus : NaCl 20,196, NaOSO3 1,834, MgCI 0,252,
CaCl Spur. Gleichfalls hat er auch die Wasser der warmen und heissen Quel-
len der Salzseestadt untersucht. Das Wasser der warmen Quelle
riecht nach SH, enthält 1,082 pCt. feste Bestandlheile. Spec. Gewicht 1,0112.
Resultate der Analyse :
HS freier
0,037454
— gebundener
0,000728
CaOCO2 )
durch Ko-
0,075000
MgOCO2 1
chen gefällt
0,022770
CaCl
0,005700
CaOSO3
0,064835
NaCl
0,816600
1,023087
Heisse Quelle. Spec. Gew. 1,013. Feste Bestandlheile 1,454 pCt. Diese
bestehen in 100 Th. HO aus: NaCl 0,8052, CaCl 0,1096, CaOCO2 0,0180,
MgCI 0,00288, CaOSO3 0,0806, SiO3 0,0180. (Sill. Amer. Journ. V. XVII.
p. 120.)
Die Angaben der französischen Chemiker über das allgemein ver-
breitete Vorkommen von Jod und die daraus gefolgerten Schlüsse sind
nicht immer bestätigt worden. Deshalb sieht sich C h a t i n, der sich am mei-
sten mit diesen Untersuchungen beschäftigt hat, zu einer Erwiderung veranlasst
(Journ. de Pharm, et de Chim. T. XXV. p. 192.) , der wir folgendes entnehmen.
Stevenson Macadam in Edinburgh hat in der Luft kein Jod finden können,
wohl aber im Kali, Natron, Kalk, die gewöhnlich als Reagenlien angewendet wer-
den und dann in einer grossen Zahl von Wasserpflanzen. Ch. ertheilt ihm den
Rath zu versuchen das Jod in dem Wasser nachzuweisen, in welchem die jod-
haltigen Pflanzen wachsen und wenn er es dahin gebracht haben werde, es hier
in höchstens 2 Litern darznthun , dann werde er sich auch soviel Geschick
erworben haben, es in der Luft, Flusswasser, Regenwasser, Metallen und allen
Landpflanzen aufzufinden. Weniger glimpflich noch verfährt Ch. mit Loh-
meyer (vergl. Bd. II. p. 37 ). Er erklärt ihn noch für weniger befähigt der-
gleichen Untersuchungen ausznführen, da er nicht einmal das Jod im Kalk und
Natron, die der Luft das lod entziehen sollten, aufgefunden habe, während doch
selbst Macadam es hierin nachgewiesen habe. Nichts soll nach Ch. leichter sein
als das Jod in einem einzigen Ei , selbst ohne Zusatz von Alkali , darzuthun.
Die Commission der Akademie der Wissenschaften, welche die Hauplangaben Ch.
durch Prüfung bestätigt hat, arbeitete gemeinhin mit zwei Eiern. Bei der Ver-
205
kohlung und dem Einäschern des Eigelb sollen sich bedeutende Mengen von
Jod verflüchtigen. Deutschland, welches Ch. zu diesem Zwecke 1853 von Triest
bis Hamburg durchreist haben will, erklärt er für sehr jodarm. ln Göttingen
hätte man mit 10,000 Litre Luft operiren müssen und nicht mit 4000 und dann
hätte der Untersuchende auch mehr Geschick besitzen müssen. Ferner sei es
ihm gar nicht eingefallen, bei so nahe liegenden Orten wie Göttingen und Leng-
den Ab- und Anwesenheit des Kropfes allein aus der Beschaffenheit der Luft ab-
zuleiten ; da seien noch viele andere Umstände, allgemeine und zufällige, mit
in Betracht zu ziehen, wie Wasser, Boden, Lage, Höhe, Erneuerung der Luft,
Feuchtigkeit der Luft, Wohnungen, Nahrungsmittel, Gebräuche etc. Und nament-
lich in solchen Gegenden, wo eben, wie hier, der Jodgehalt ein mittlerer oder
geringer sei, da fallen die Nebenumstände am meisten ins Gewicht.
II. Deville und Fouque, über den Verlust, welchen die Mine-
ralien beim Glühen erleiden, insbesondere in Bezug auf Fluor.
— Solcher lindet statt bei Gegenwart von Wasser, Fluor und Bor. Eine grosse
Zahl von Analysen, die in dem Laboratorium der Normalschule ausgeführt wor-
den sind, haben ergeben, dass zwischen der Temperatur, bei welcher das Was-
ser forlgeht und der, bei welcher das Fluor anlängt sich zu verflüchtigen, ein
grosser Zwischenraum liegt. Wendeten sie eine Lampe an , die mit einer Mi-
schung von Alkohol und Terpenthinöl gespeist und der durch ein Gebläse Luft
zugeführt wurde, so konnte man bei einiger Vorsicht fast jeden Verlust an Fluor
vermeiden ; bei einem Terpenlhinöldampfgebläse wurde jedoch alles Fluor aus-
getrieben. Erstere Lampe wird der Kürze wegen die kleine und die letztere
die grosse benannt. Die Untersuchungen haben ergeben, dass die meisten Sili-
kate Fluor enthalten. Die Natur der Verluste im Feuer hängen natürlich von
der Zusammensetzung ab. D. und F. suchten nun den Zusammenhang zwischen
der Zusammensetzung des flüchtigen Theiles und der des Minerales zu erfor-
schen. Einem basischen Nalronsilikat, das über der grossen Lampe keinen Ver-
lust erlitt, setzten sie eine bekannte Menge Fluorcalcium zu. Beim Schmelzen
über der kleinen Lampe änderte sich das Gewicht nicht ; über der grossen ging
alles Fluor fort, aber keine Spur Kiesel, wohl aber Natrium. Topas verlor 23
pCt. im Mittel und zwar reines Fluorsilicium. Das hier zurückbleibende Thon-
erdesilikat zeichnet sich durch seine Nichtschmelzbarkeit aus. Die Winkel, wel-
che die optischen Achsen der Topaskrystalle bilden, sind verschieden: ebenso
ist der Verlust im Feuer kbei den weissen grösser als bei den gelben; sie ver-
ändern zu gleicher Zeit die Neigung der optischnn Achsen und die Farbe. Die
Erscheinung muss der Veränderung der beiden isomorphen Elemente zugeschrie-
ben werden, die fähig sind, einander zu ersetzen, ohne die relativen Lagen der
Krystallflächen merklich zu verändern. Die weissen Topase , wenigstens die,
welche D. und F. analysirl haben , unterscheiden sich nur durch eine grössere
Menge Fluor, die den Sauerstoff' ersetzt. Forchhammer’s Analysen scheinen
dies auch zu bestätigen. Zwischen den Topasen , die nur Fluorkiesel und den
basischen Gläsern, die nur Fluoralkalien verlieren, lindet man eine grosse Zahl
von Mineralien, auf welche D. und F. eine eigene Unlersuchungsmelhode anwen-
den , die sich eben auf die Verflüchtigung unter den angegebenen Bedingungen
gründet, ln der Mitte zwischen den Mineralien, die Kiesel im Feuer verlieren
oder diesen zurückhalten, stehen die Lithion führenden, besonders der Lepido-
lith. Ueber der grossen Lampe färben sie die Flamme intensivrolh und eine
beträchtliche Menge Lithion geht fort. ( L’I?ist . No. 1050. p. 58.) W.B.
Lipowitz, Entdeckung des Phosphors in Vergiftungsfäl-
len. — Das bekannte Verhallen des P zum S wird von L. benutzt, um sehr
geringe Mengen des ersteren nachzuweiseu. Die zu untersuchende Substanz wird
bis zur schwachsauern Reaclion mit SO3 versetzt und in einer Retorte nach Zu-
satz von einigen Stückchen S der Destillation unterworfen. Das Destillat wird
nach der von Schacht (Arch. d. Pharm. Bd. LXVL p. 165.) angegebenen Me-
thode untersucht und aus dem Retorleninhalt werden die Schwefelstückchen aus-
gesucht, abgespült und theils im Wasserbade erwärmt, wobei sie im Dunkeln
leuchten und rauchen , theils mit NO5 oxydirt und die Flüssigkeit auf PO5 ge-
206
prüft. Nach längerem Aufbevvahren unter HO verliert solcher S zwar das Ver-
mögen zu leuchten , aber er enthält dann PO5. Ist nur J/i4o ooo P- vorhanden,
so tritt die Reaction noch deutlich ein. Selbst da, wo das Destillat keine Spur
von phosphoriger Säure enthielt, konnte im S der P unverkennbar nachgewiesen
werden. Setzt man dem Phosphorbrei Ammoniak und Chlorwasser zu, so geht
der eigenlhümliche Geruch und das Leuchten verloren ; aber auch in einem sol-
chen Brei lässt sich der P durch S nachweisen. Stumpft man das Ammoniak
durch Säuren ab, so erscheint das Leuchten wieder. ( Pogy . Ann. Bd. XC.
p. 600.) W. B.
Payen, über das Vorkommen von kohlensaurem Kalk in
den Pflanzen. — Fourcroy und Vauquelin stellten die Ansicht auf, dass
der kohlens. Kalk , den man in den Aschen findet , nicht als solcher in den
Pflanzen existire. Die vorherrschend saure Reaction der Pflanzensäfte unter-
stützte diese Meinung, so dass sie von vielen Chemikern getheilt wurde. Seit
1840 aber hat P. und andere durch das Mikroskop den kohlens. Kalk in gewis-
sen Zellen bei einer beträchtlichen Menge von Pflanzan nachgewiesen. Daher
suchte er jetzt durch eine chemische Operation diese Angaben zu bestätigen
und auch die Menge des kohlens. Kalkes zu bestimmen. Er wählte hierzu die
Blätter der ßroussonelia papyrifera und des schwarzen Maulbeerbaumes, die er
so trocknete , dass seiner Ansicht nach der saure Pflanzensaft nicht mit den
Kalkablagerungen in Berührung kommen konnte. Dann fein gepulvert übergoss
er sie in einem Kölbchen mit verdünnter Schwefelsäure und bestimmte die
Menge der Koblens, auf bekannte Weise. 100 Gew. Th. lieferten an Kohlensäure
und daraus berechnetem kohlens. Kalk :
CO2 C02Ca0
Broussonetia , Herbst 0,40 0,90
Schwarzer Maulbeerbaum, Herbst 1,01 2,27
„ „ „ 1,09 2,30
Weisser „ Sommer 0,18 0,41
„ „ „ 0,20 0,45
Bei jungen Blättern können diese Resultate begreiflicher Weise ganz anders aus-
l'allen. Hier ist der Kalk vielleicht noch gar nicht abgelagert odqr es sind die
Gefässe , in denen dies stallfindet, noch nicht ausgebildet. — Die Kerne der
Früchte mehrerer Celtisarlen entwickeln beim Uebergiessen mit verdünnter Salz-
säure eine reichlichere Menge von Kohlensäure ; 20 solcher Samen brausten da-
bei lebhaft auf. 100 Gew. Th. der getrockneten Kerne von Celtis orientalis ge-
ben 27 pCt. CO2 oder 60 pCt. C02CaO und von C. cordata 28,1 CO2 oder 63
C02Ca0. ( Compt . rend. T. XXXVIII. p. 241.) W. B.
H. Deville, über das Aluminium. — Nach D. kann man sehr
leicht bei der Zersetzung des Chloraluminium durch Natrium eine so starke Hitze
hervorbringen, dass das Metall schmilzt. Es ist ebenso weiss wie Silber, im
höchsten Grade hämmerbar und dehnbar ; seine Zähigkeit soll sich der des Ei
sens nähern. Beim Bearbeiten wird es hart, durch Ausglühen aber wieder weich.
Der Schmelzpunkt ist wenig von dem des Silbers verschieden. Dichtigkeit =
2,56. Man kann es an der Luft schmelzen und ausgiessen , ohne dass es sich
merklich oxydirt. Die Wärme leitet es sehr gut. Das Aluminium wird in trock-
ner und feuchter Luft durchaus nicht verändert; neben Zink und Zinn, die nach
und nach ihren Glanz verlieren, bleibt es glänzend. Gegen Schwefelwasserstoff*
bleibt es unempfindlich. Kaltes Wasser übt keinen Einfluss darauf aus ; ebenso
wenig kochendes. Salpetersäure verdünnt oder concentrirt, verdünnte Schwefel-
säure greifen es in der Kälte nicht an. Durch Chlorwasserstoffsäure aber wird
es aufgelöst. Leitet man irocknes salzsaures Gas bei Rothglühhitze über Alu-
minium , so entsteht flüchtiges Chloraluminium. Die angeführten Eigenschaften
würden dem Metall eine wichtige Rolle in der Industrie verschaffen , zumal es
in grossen Mengen in der Natur vorhanden ist, wenn es nur leichter darzuslel-
len wäre. D. hat alle Hoffnung diese Frage zu lösen ; er hat beobachtet, dass
das Chloraluminium mit grosser Leichtigkeit bei erhöhter Temperatur durch ge-
207
wohnliche Metalle zersetzt wird. Augenblicklich ist er beschäftigt diese Versuche
in einem grossem Maassstabe anzuslellen und auf Thenasds Vorschlag hat die
Akademie die dazu nöthigen Geldmittel bewilligt. (IS bist. No. J049. p. 46.)
Wir haben diese Mittheilung aufgenommen, weil der Inhalt derselben
in viele fiir das grössere Publikum bestimmte öffentliche Blätter übergegangen
und hier aus Unkenntniss und völlig entstellt (man vergl. z. B. den belustigen-
den Bericht in der illustrirtcn Zeitung vom 11. März, die übrigens beiläufig ge-
sagt, sehr reich an dergleichen Enten ist) als grosse neue Entdeckung angeprie-
sen wird , so dass von Seiten Wöhlers eine Reclamation dagegen erhoben ist.
Wenn Deville’s Vertheidiger in der französischen Akademie, Dumas glaubt, dass
dessen Aluminium reiner sei als das Wöhlers und in Folge dessen auch einige
andere vorlheilhaftere Eigenschaften besitze, so giebt er dadurch nur zu erken-
nen , dass ihm die neueren Arbeiten Wöhlers völlig unbekannt sind. Wir fin-
den diese in Poggendorf und Liebigs Handwörterbuch der Chemie, Supplement-
band I. S. 136. zusammengestellt und ersehen aus ihnen, dass Deville bis jetzt
nichts neues gefunden hat. Er kann allein eine neue billigere Darstellungsme-
thode beanspruchen , die bis jetzt aber immer nur erst auf dem Papiere steht
und noch zu beweisen ist. Seinen grossen Illusionen über die Verwendung die-
ses Metalles in der Industrie treten jedoch zwei Eigenschaften desselben hin-
dernd entgegen; einmal zersetzt es das Wasser in der Siedhitze und dann, wird
es sehr leicht und in grosser Menge selbst von den schwächsten Langen auf-
gelöst. — Ferner giebt Chapelle (Compt. rend. T. XXXVIII. pag. 358.) an,
dass es ihm gelungen sei Aluminium aus einem Gemenge von gemeinem Thon,
Kochsalz und Holzkohle durch Glühen erhalten zu haben. W. B.
Walter C r u m zieht aus seinen Untersuchungen über die
Verbindungen der Thonerde folgende Schlüssse : Die thonerdehaltige
Lösung , welche durch Zersetzung von reiner dreifach schwefelsaurer Thonerde
mittelst einfach essigs. Bleioxyd erhalten wird, besteht wahrscheinlich aus einer
Mischung von zweifach essigsaurer Thonerde und einem Aequivalent freier Essig-
säure. Dreifach essigs. Thonerde scheint nicht als chemische Verbindung zu
existiren. Dampft man diese Lösung bei niedriger Temperatur rasch ein , so
erhält man eine trockne Substanz, welche sich leicht und vollständig im Wasser
wieder löst. Es ist zweifach essigs. Thonerdc (A1203, 2C1H303-f-IH0), in wel-
cher die Thonerde noch ihre gewöhnlichen Eigenschaften hat. Concentrirt man
die zuerst erwähnte Lösung so, dass sie nicht weniger als 4 — 5 pCt. Thonerde
enthält und lässt man sie einige Tage hindurch in der Kälte stehen , so schei-
det sie in Form einer weissen Kruste ein Salz aus, welches eine isomere,
im Wasser unlösliche Modificalion der zweifach essigs Thonerde ist. Durch
Erwärmung wird diese Umänderung rascher bewirkt und das Salz schlägt sich
dann in Form eines körnigen Pulvers nieder. Bei der Siedhilze verliert die
Flüssigkeit auf diese Art innerhalb einer halben Stunde den ganzen Thonerdege-
halt, der mit 2/3 der Essigs, niederfällt, während Vä der Säure in der Flüssig-
keit bleibt. Bei gleicher Behandlung der essigsaur. Eisenoxydsalze bilden sich
keine entsprechenden isomeren Verbindungen. Hier tritt beim Erhitzen eine
vollständige Trennung der Säure und Base ein. Selbst schon in der Kälte zer-
setzt sich dieses Salz leicht und dies giebt ein Mittel ab, die Lösung der zwei-
fach essigs. Thonerde von jeder Spur Eisen zu befreien.* — Die lösliche
zweifach essigs. Thonerde wird durch Hitze zersetzt und giebt ein neues merk-
würdiges Produkt. Wird eine verdünnte Lösung mehrere Tage hindurch erhitzt,
so scheint alle Essigs, frei zu werden und die Thonerde in eine isomere
Modification überzugehen, in welcher sie, obgleich in Lösung bleibend, doch
die Fähigkeit verliert , als Beizmitte] zu wirken oder in eine andere bestimmte
Verbindung einzugehen. Treibt man die Essigs, durch Siedhitze aus, so bleibt
die Thonerde im Wasser gelöst; bei der Siedhitze des Wassers getrocknet hält
sie 2 Aeq. Wasser zurück. Die Lösung wird mehr oder weniger stark durch
Mineral- und die meisten vegetabilischen Säuren und die Salze derselben coa-
gulirt, ferner durch Alkalien und die Abkochung der Farbehölzer. Durch einen
208
Ueberschuss der Säuren wird das Coagulum nicht wieder gelöst. Mit conc.
Schwefels, bildet sicli nach längerer Zeit gewöhnlich Schwefels. Thonerde , durch
kochende Kalilösung gewöhnliches Thonerdehydrat. Die Abkochangen der Far-
behölzer färben das Coagulum, aber es ist durchscheinend und ganz verschieden
von den lichten undurchsichtigen Lackfarben, welche gewöhnliche Thonerde mit
diesen FarbestoQen bildet. — Die unlösliche zweifach essigs. Thonerde geht
beim Digeriren mit einer grossen Menge Wasser allraählig in die lösliche über,
zersetzt sich indess auch theilweise zu freier Essigsäure und der isomeren Mo-
dification von Thonerdehydrat. Der Niederschlag, der durch Erhitzen einer
Lösung von essigsaurer Thonerde und schwefelsaurem Kali entsteht und in kal-
ter Essigs, löslich ist, ist zwreifach-basische Schwefels. Thonerde. — Die Schwe-
fels. Thonerde (A1203, 3S03) wird jetzt im nördlichen England (Newcastle und
Sow'erby - Bridge ) durch directe Einwirkung von SO3 auf Thon in beträchtlicher
Menge (1500 Tonnen) fabricirt und heisst concentrirter Alaun. An Alaun wer-
den uoch weiter in England und Schottland jährlich 17,400 Tonnen hergestellt
und etwa ein Viertel davon wird in den Kallundruckereien verbraucht. ( Ann .
d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXIX. p. 156.) W. B.
Salm-Horstmar zieht aus seinen Versuchen, die angestellt wurden,
um die zur Fruchtbildung des Winter- Weizens und der Som-
mergerste noth wendigen unorganischen Stoffe zu erforschen,
folgende Schlüsse: Weizen. Natron scheint notlrwendig zu sein und zwar in
doppelter Hinsicht, nämlich zur Blühten- und Fruchtbildung. Von basisch phos-
phorsaurem Eisenoxyd scheint nur eine geringere Menge vertragen zu werden,
als beim Hafer und der Gerste. Zu viel Eisen scheint die Halmbildung zu de-
primiren, dafür aber die Blatlbildung zu vermehren. Eine Tropfenbildung an
der Spitze des Blatlkeiras wurde nicht bemerkt. Sommergerste. Scheint
Natron nicht zu bedürfen weder zur Bildung der Blühte , noch zur Ausbildung
der Frucht ; es scheint nur dienlich zu sein, um den Wuchs zu kräftigen. Hier-
durch unterscheidet sich die Gerste sehr auffallend vom Hafer sowohl als vom
Weizen; wogegen sich Weizen und Hafer in Hinsicht ihres Bedürfnisses für Na-
tron wieder wesentlich verschieden verhalten, indem Hafer das Natron nicht zur
Blühtenbildung, sondern nur zur Fruchtbildung bedarf, der Weizen aber zur ßlüh-
tenbildung und zur Fruchtbildung, wie aus den Versuchen bervorzugehen scheint.
Die Gerste scheint kein Chlor, kein Fluor zu bedürfen. Chlornatrium scheint
die Anzahl der Blühten und Früchte zu mehren, jedoch nur wenn zugleich eine
andere Natronquelle im Boden zugegen ist. Das Fluorcalcium scheint nicht nach-
theilig zu wirken, wenn Chlornatrium zugegen ist, ohne dasselbe wirkte Fluor-
calcium nachtheilig. ( Journ . f. prakt . Chemie Bd. LXl. p. 148.) W. B.
Dessaignes, über die in den Schwämmen enthaltenen
Säuren. — Braconnot glaubte (Ann. de Chira. T. LXX1X. p. 293. u. LXXXV1I.
p. 242. [1810]) darin zwei eigenthümliche Säuren gefunden zu haben, die erBolet-
und Schwamm- oder Pilzsäure nannte. Bolley hat bereits dargelban (Ann. d. Chem.
u. Pharm. Bd. LXXXV1. p. 44), dass die Boletsäure aus Agaricus piperatus nichts
anderes als Fumarsäure sei. Dies Besultat wird von D. bestätigt. Er stellte die
Boletsäure aus Boletus pseudo-igniarius , der Schwammart, aus der Braconnot
die Säure gewonnen hatte, dar und fand durch die Analyse, wie Bolley, dass sie
eben Fumarsäure sei. In geringerer Menge fand er sie in Amonita muscaria
Person, und Agaricus toraentosus Fries. Schon L. Graelin hält die Schwamm-
oder Pilzsäure für wahrscheinlich identisch mit Aepfelsäure. Bolley versuchte
vergebens eine Bestätigung dieser Ansicht zu erlangen, die jetzt durch D. gege-
ben ist. Nach dem Abscheiden der Boletsäure gewann er eine andere, die alle
Eigenschaften der Aepfelsäure zeigte. Sie gab mit essigsaurem Bleioxyd ein
Bleisalz, das vollständig krystallisirte. Durch Schwefelwasserstoff liess sich eine
farblose Säure abscheiden, die im leeren Raum undeutlich krystallisirte und zer-
fliesslich war. Bei längerem Erhitzen verwandelt sie sich in Fumarsäure ; das
saure Kalksalz wurde auf bekannte Art auch erhalten. Beim Erhitzen des sau-
ren Ammoniaksalzes aul 180° bildete sich jene schwer lösliche Substanz, welche
das saure äpfelsaure Ammoniak unter gleichen Umständen giebt. Endlich analy-
209
sirle er noch das hei 100° getrocknete Silbersalz. Resultate: 13,59 C, 1,58 H,
62,13 AgO ; die Rechnung fordert: 13,79 C, 1,15 H, 62, p7 AgO. Neben die-
ser Säure kamen noch Citronensäure und Phosphorsäure vor. Das Resultat ist
um so interessanter , als die Aepfelsäure (Pilzsäure) noch nicht neben der Fu-
marsäure (ßoletsäure) fertig gebildet in Pflanzen gefunden worden ist, obgleich
beide Säuren in naher Beziehung zu einander stehen. ( Compt. rend. T.
XXXI II. p. 782.) w. H.
R e n c e Jones, Gehalt der Weine, Biere und Branntweine
an Säure, Zucker und Alkohol. — Die Säure wurde durch Titriren
mit Natronlauge bestimmt. Die Quantität betrug hier immer das Volum von
1000 Grs. Wasser bei 155/9° C.
Säuregehalt =
Zucker in der
Alkohol dem Maasse
Aetznatron.
Unze.
nach.
Sherries
1,95—2,85 Grs.
4—18 Grs.
15,4—24,7
pCt,
Madeira
2,70—3,60 „
6-20 „
19,0—19,7
99
Portwein
2,10—2,55 „
16—34 „
20,7—23,2
99
Marsala
19,9—21,1
Claret
2,55 — 3,45 ,,
9,1—11,1
99
Burgunder
2,55—4,05 „
10,1—13,2
9 9
Champagner
2,40—3,15 „
6—28 „
14,1—14,8
99
Malasy
56 — 66 ,,
Tokaier
74
Samos
88
Paxarelte
94
Rheinwein
3,15—3,60 „
9,5—13,0
99
Moselwein
2,85-4,50 „
8,7— 9,4
99
Branntwein
0,15—0,60 „
50,4—53,8
Rum
0,15—0,30 „
72,0—77,1
Genevre
0,07
49,5
99
Whisky
0,07
59,3
Ritter- Ale
0,90—1,65 „
6,6—12,3
99
Porter
1,80—2,10 „
6,5— 7,0
99
Slout
1,35-2,25 „
6, 5-7, 9
„
Cider
1,85—3,90 „
5,4 — 7,5
99
Claret, Burgunder, Rhein- und Moselwein enthielten keinen Zucker. Der Bur-
gunder und Claret enthielten weniger Alkohol als Brande vor 40 Jahren darin
fand. Der Sherry ist stärker, der Portwein nicht so slaik, der Marsala schwä-
cher, der Rheinwein hat dieselbe Stärke, ebenso der Branntwein wie sonst. Der
Rum ist nahezu halb so stark , der Porter stärker und Slout weniger stark als
früher. ( Chem . Gaz. 1854. p. 35.) W. It.
Gorup-Besanez, über eine neue organische Basis im Ge-
webe der Thymusdrüse. — Vom Fett möglichst befreite Kalbsbriesen
(Glandula Thymus) wurden nach Liebigs Methode der Untersuchung der Fleisch-
flüssigkeit mit kaltem Wasser ausgezogen. Die Flüssigkeit reagirte stark sauer
und schied beim Kochen viel Eiweiss ab. Aus dem Filtrat wurde SO3 und PO5
durch BaO abgeschieden, beim Einlrocknen bildeten sich Häute, aus BaO und
einer caseinartigen Substanz bestehend, der Rückstand roch angenehm w'ie Fleisch-
brühe. Kreatin , Kreatinin und Inosinsäure waren darin nicht enthalten. Nach
dem Schütteln der syrupdicken Flüssigkeit mit Alkohol setzte sich in der Ruhe
ein Syrup ab und an den Wandungen des Glases schieden sich halbdurchsich-
tige gelbliche warzenförmige Aggregate aus , die dem blossen Auge wie krystal-
lisirte Massen unter dem Mikroskope aber aus Körnchen gebildet erschienen.
Dies ist die neue Base, die der Entdecker Thymin nennt. 21 Pfund frischer
Kalbsbriesen lieferten 200 Milligrm. Durch Umkrvslallisiren aus heissem Wein-
geist erhält man sie rein. Dann sind es feine schneeweisse, concentrisch grup-
pirte Nadeln, vollkommen gerucli- und geschmacklos. Auf Platinblech rasch er-
hitzt, verbrennt das Thymin mit bläulicher, wenig leuchtender Flamme ohne
14
210
Rückstand ; in einer Glasröhre erhitzt snblimirt es und bei stärkerer Hitze
schmilzt das Sublimat zu einem bräunlichen Liquidum, das beim Erkalten zu
langen Nadeln erstarrt. Setzt man das Erhitzen fort, so entwickelt sich ein Ge-
ruch nach Blausäure und die Dämpfe bläuen gerölhetes Lackmusspapier sehr
stark. Endlich verbrennt es vollständig unter Absatz eines geringen kohligeri
Rückstandes. — Im Wasser leicht löslich, ebenso in kochendem Weingeist, fallt
aber heim Erkalten wieder heraus. Mit der Stärke des Weingeistes nimmt die
Löslichkeit ab ; in Aether scheinbar unlöslich. In Kalilauge löslich ohne Am-
moniakentwicklung; auch Kalkhydrat entwickelt kein Ammoniak daraus. Auch in
kaustischem Ammoniak löslich. Die Lösung bläut Lackmuspapier nicht, befeuch-
tetes Thymin jedoch nur sehr schwach. Die Base ist schwefelfrei. Salpeter-
saures Silberoxyd, Sublimat und Chlorzink bewirken keine Fällung in der Lö-
sung, bei Zusatz von Kali und Kupfervitriol fällt Kupferoxydhydrat. Mit Säuren
und Platinchlorid bildet es kiystallinische Verbindungen. Die Zusammensetzung
der Base ist noch nicht ermittelt. Vom Alanin ist es durch seine Geschmack-
losigkeit unterschieden. — Salzsaures Thymin. Feine Nadeln, beim frei-
willigen Verdampfen 4seilige kurze Prismen. Im Wasser sehr leicht löslich;
scheint an der Luft einen T heil der Säure zu verlieren, wird undurchsichtig
weiss. Ammoniak erzeugt in der Lösung keine Fällung. — ■ Schwefelsau-
eres Thymin. Breite durchsichtige, sechsseitige, dem Cystin sehr ähniiche Ta-
feln. Verwittert gleichfalls an der Luft. — Thvminplatinchlorid. Schön
gelbe Körner, unter dem Mikroskop oetaedrische Formen zeigend. Ziemlich leicht
in Wasser, in Alkohol unlöslich. (Ann. d. Ckem. u. Pharm. Bd. LXXX1X.
p. 115.) W. B.
Personne, über das Lupulin. — Dies ist bekanntlich ein gelber
Staub, den man beim Reiben der reifen und trocknen Kätzchen erhält. Es scheint
der wichtigste Theil der Ptlanze, der Träger des bitteren, aromatischen Geschma-
ckes zu sein. P. glaubt mit Payen und Chevallicr , dass dieser Staub wegen
der harzigen Materie, die er absonderl, bestimmt sei, die Frucht gegen Feuch-
tigkeit zu schützen. — Durch die Einwirkung des kochenden Wassers erhielt
P. daraus flüchtige und nichtflüchtige Besfandtheile. Erslere bestehen in einer
Säure und in einem ätherischen Oel ; unter den letzteren sind zu bemerken
eine organische Säure und ein stickstoffhaltiger Bitterstoff; die beiden letzteren
sind jedoch noch nicht rein dargestellt. — Die flüchtige Säure hat die Eigen-
schaften und die Zusammensetzung der Valeriausäure. — Das lliichtige Oel ist
leichter als Wasser, mitunter schon grün gefärbt, welche Farbe es durch Recti-
fication verliert. Geruch des Hopfens ; reagirt nicht sauer. An der Luft wird
es sauer, indem es verharzt. Es siedet bei 140°, deslillirt eine Zeit lang zwi-
schen 150 — 160° über, dann aber steigt der Siedepunkt sehr schnell und über-
schreitet selbst 300°, so dass Destillationsproducle mit constanlein Siedepunct
sehr schwer zu erlangen sind. P. hat zwei erhalten , die bei der Analyse die-
selben Resultate lieferten. Er giehl ihuen die Formel C22HI802. Sie lenken
das polarisirle Licht nach rechts und erleiden bei — 17° keine Veränderung.
Durch Schwefelsäure werden sie mit rother Farbe aufgelöst, Wasser zieht dann
eine gepaarte Säure aus, die mit Baryt ein lösliches Salz giebt. Durch Salpe-
tersäure werden sie in Valeriausäure und eine harzige Substanz umgewandelt.
Tropft man sie in geschmolzenes Kali, so erhält man eineu flüssigen Kohlen-
wasserstoff, kohlensaures und valeriausaures Kali. Dieser Reaclion wegen stellt
P. dieses Oel dem Baldrianöl an die Seite. Zieht man von der Formel C22H,802
den Kohlenwasserstoff C1WH8 ab, so bleibt C12Hl002, also die Formel des Vale-
rol übrig. Der Unterschied der beiden Oele liegt in der Verschiedenheit der
Kohlenwasserstoffe; der des Hopfen giebt keinen festen Campkor und der Ge-
ruch nähert sich mehr dem des Thymian. ( L’ Inst . No. 1051. pag. 66.)
W. B.
Stenhouse, über das Xanthoxylin, einen neuen krystalli-
nischen Bestand! heil des japanischen Pfeffer s. — Letzterer, seit
einiger Zeit im Handel vorkommend , ist die Frucht von Xanthoxylum piperilum
de Gand. (Fagara piperita L.) einem Baum aus der Familie der Rutaceen, Sie
211
besieht aus rundlichen Kapseln von der Grösse eines Pfefferkorns , die normol
zu 4 vorhanden gewesen zu sein scheinen und an dem Ende eines Stieles si-
tzen , von denen indess gewöhnlich nur eine oder zwei vollkommen entwickelt
sind. Die Kapseln sind aussen rölhl ich braun und an der äussern Hülle mit
zahlreichen Hervorragungen bedeckt, die eine scharfe Flüssigkeit enthalten; diese
erlheilt dem Pfeffer den elgenlhümlichen aromatisch - angenehmen Geschmack,
dessen Schärfe der von Radix pyrelhri etwas ähnlich ist. Die Saamen sind
schwarz, glänzend und schmecken nicht scharf. Der Geruch des zerslossenen
Pfeifers ist nicht stark. Die Chinesen und Japanesen wenden ihn als Gewürz
an. — Gepulvert wurde er mit Weingeist erschöpft. Der grössere Theil des
letzteren wurde abdestillirt und in dem Rückstände bildeten sich nach einigen
Tagen grosse dunkel gefärbte Krystalle. Die Färbung rührte von einer harzar-
tigen Substanz her, die am besten durch Ammoniak entfernt wurde. Durch Ura-
krystallisiren aus Aether oder einer Mischung von Alkohol und Aellier schossen
zollgrosse Krystalle an , die dem schiefwinkligen System angehören. Sie sind
ganz unlöslich in Wasser, aber leicht in Alkohol und Aether. Die Lösung ist
neutral ; Geschmack aromatisch und harzig, dem von Elemi oder Olibanum nicht
unähnlich. Der Gehalt des japanischen Pfeifers an Xanthoxylin ist sehr beträcht-
lich. Resultate der Analyse, bei 100° C. getrocknet:
I. II.
C 61,09 61,09
II 6,45 6,8
Es enthält zwar N, ist aber dennoch keine Base, sondern nähert sich in seinem
Verhalten den Stearoptenen. (Ami. d. Chem. u. Pliarm. Bd. I4XXXIX.
p. 251.) W. B.
Wittich, neue Methode zur Scheidung desHämatins vom
Globulin. — In seinem Lehrbuch der Chemie 1840. Bd. IX. p. 74. führt
Bcrzelius an , dass alle Salze mit alkalischer Basis im Stande sind , das mit
Globulin verbundene Hämatin aus seiner Lösung ausznscheiden. Lehrnann wi-
derspricht in seinem Lehrbuch der physiologischen Chemie 2. Aull. Bd. I. pag.
377 dieser Behauptung. W. zeigt nun durch directe Beobachtung, dass der Aus-
spruch des Ersleren richlig ist. Man gewinnt eine Lösung von Hämatin - Glo-
bulin , wenn man defibri ni rtes Thier- oder Mcnschcnblut anhaltend mit Aether
schüttelt und allmählig so viel Aether zusetzt, als von dem Serum aufgenommen
wird. Unter dem Mikroskope kann man den Vorgang an dem Blute solcher
Thiere, dessen Zellen oval und deutlich kernhaltig sind, genau beobachten. An-
fangs nehmen sie einen Theil der älherhaltigen Flüssigkeit in sich auf und glät-
ten sich, dann alter kehrt sich der Diffusionsslrorn um und sie geben ihren In-
halt an den Aether ab. Ein Bersten der Zellen oder eine Lösung der Hüllen
findet nicht statt. Das Blut wird augenblicklich fast schwarzroth und beim Ste-
hen scheidet sich an der Oberfläche ein farbloses Gerinnsel von Blutkörperchen-
hüllen, Kernen und farblosen Blutkörperchen mit einem geringen Gehalt an Se-
rum-Albumin ab , von dem man die Flüssigkeit leicht durch Fillriren trennen
kann. Der Rückstand wird durch Auswaschen mit Wasser farblos. Auf Zusatz
von kohlensaurem Kali verliert das Filtrat seine Durchsichtigkeit , es wird farb-
los und auf der Oberfläche sammelt sich ein schmutzig rothbraunes Gerinnsel,
das sich durch Fillriren leicht trennen lässt. In Wasser löst sich der Rück-
stand mit dunkelrother Farbe, die bei auffallendem Licht etwas ins Olivengrüne
spielt. Aus dem klar abfiltrirten Serum wird durch einen Ueberschuss eines
Salzes mit alkalischer Basis das Albumin in nicht unbeträchtlichen Mengen ab-
geschieden. Es lässt sich leicht abfiltriren und löst sich ebenfalls wieder in
Wasser. Dieses Verhallen ist für die Blutanalysen von Wichtigkeit ; die Bestim-
mung der Blutkörperchen nach der Methode, die Lecanu neuerdings wieder in
Anregung gebracht hat, ist daher ungenau ; neben den Blutkörperchen wird durch
das Glaubersalz auch dem abfliessenden Serum ein Theil des Albumins entzo-
gen. — Man kann das Hämatin - Globulin auch gleich durch kohlensaures Kali
aus defibrinirtem Blut abscheiden; den Rückstand auf dem Filter trocknet man
212
bei 40° R. , zerreibt ihn dann und macht ihn bei etwas erhöhter Temperatur
möglichst wasserfrei. Dann schüttelt man ihn mit grösseren Mengen Alkohol
anhaltend. Nach mehreren Tagen ist die Flüssigkeit dunkel granatrolh und der
Bodensatz schmutzig grau. Durch massiges Erwärmen wird die Lösung beschleu-
nigt; bei 40° R. geschieht diese in 48 Stunden. Hierbei löst sich etwas Glo-
bulin mit auf, das sich aber beim Erkalten wieder niederschlägt. Der Rückstand
auf dem Filler wird so lange mit Alkohol ausgewaschen, bis dieser farblos ab-
läuft. Durch destillirles Wasser wird dann ausser dem kohlensauren Kali auch
eine durch Salpetersäure gerinnende Proteinsnbstanz ansgezogen. Auf dem Fil-
ter bleibt ein nicht unbedeutender Rest, der durch Kali in eine in Wasser we-
nig lösliche Gallerte verwandelt, durch Essigsäure aber selbst nach anhaltendem
Kochen nicht gelöst wird. — Der Wassergehalt des Alkohols löst auch geringe
Mengen von kohlensaurem Kali auf und dadurch ist wahrscheinlich die Löslich-
keit des Hämatins bedingt. Neutral isirt man genau mit Schwefelsäure so fallt
neben dem Schwefelsäuren Salz auch Hämatin zu Boden. Wasser zu der alko-
holischen Lösung gesetzt, fällt das Hämatin nicht; ebensowenig Essigsäure, Schwe-
felsäure, Salpetersäure oder Salzsäure; dadurch verschwindet die leicht oliven-
grüne Farbe und eine entschieden rolhbraune tritt auf. — Eine alkoholische
Lösung von essigsaurem Bleioxyd schlägt das Hämatin vollständig als eine im
Wasser unlösliche, grauröthliche Masse nieder. Setzt man zu der alkoholischen
Lösung des Hämatins eine gleiche Menge Aether, so fällt dasselbe als eine schlei-
mig flockige , in Wasser und Alkohol lösliche Substanz heraus. Eine wässrige
Lösung des Hämatins gewinnt man durch Abdampfen der alkoholischen und Lö-
sen des Rückstandes. Die Lösung ist nach der Concentration mehr oder weni-
ger roth, immer aber ins Olivengrüne spielend und vollkommen klar. Fällt man
hier das mit aufgelöste kohlensaure Kali durch Weinsäure , so fällt auch
das Hämatin zu Boden. Nentralisirt man das kohlensaure Kali möglichst ge-
nau, so bleibt die Flüssigkeit noch gefärbt; grössere Mengen von Essigsäure,
Salpetersäure, Salzsäure und Schwefelsäure fällen den Farbestoff in Form kleiner
rotbbrauner Flocken; der Niederschlag löst sich nicht wieder in Wasser, wohl
aber sehr leicht in Essigsäure und Schwefelsäure, Salpetersäure löst selbst in
erhöhter Temperatur nur wenig, Salzsäure gar nichts. — Gekocht wird die Farbe
der Lösung deutlich grün, bleibt aber klar; das Hämatin coagnlirt nicht. Blei-
und Kupfersalze schlagen es vollständig nieder. Weder Kali, noch Natron oder
Aetzammoniak verändern die Lösung, nur wird sie dunkler. Eine sehr concen-
trirte Lösung von kohlensaurem Kali scheidet das Hämatin ganz in der Art aus,
w'ie beim Globulin. Lässt man die wässrige Lösung eintrocknen, so erscheint
das Hämatin in kleinen Körnchen, nie aber in Krystallen. Trocknet man kleine
Mengen auf dem Objectglase ein, so sieht man oft sehr schön gefärbte Krystalle,
die sich in Wasser schnell lösen ; mit concentrirter Essigsäure aber trocken be-
handelt lassen sie Köhlens, entweichen, während der mit in die Krystallisation
hineingezogene Farbstoff wie eine leere Hülle noch die Krystallform des Kalisal-
zes beibehält, nur etwas geschrumpftere Seiten und Ecken zeigt. Ebensowenig
gelang es die von Teichmann neuerdings beschriebenen Häminkrystalle durch
Behandlung des trocknen Hämatin mit Essigsäure darzuslellen , ein Umstand, der
es wahrscheinlich macht , dass dieselben wenigstens nicht allein dem Hämatin
ihren Ursprung verdanken. — Aetherische Oele lösen nur äusserst geringe Men-
gen; fette Oele nichts. Chlor entfärbt die Lösung; das Hämatin fällt als weis-
ses Gerinnsel zu Boden. Das trockne Hämatin löst sich unter Kohlensäureent-
wickelung in Essigsäure und Schwefelsäure ; Salpetersäure löst nicht alles, Salz-
säure nichts. Durch W'asser wird das Hämatin aus diesen Lösungen wieder
niedergeschlagen. Im Platintiegel erhitzt verkohlt das Hamatin ohne sich vorher
aufznblähen, verbrennt mit brenzlichen gelben Dämpfen und hinterlässt eine braun-
gelbliche Asche. ( Journ . f. pract. Chem. Bd. LXI. p. 11.) W. B.
©ryctognosie. Delesse, über den Fayalit. — Thomson
hat unter dem Namen wasserfreies Eisensilicat ein Mineral beschrieben , das in
Adern im Pegmatit (Schriftgranit) der Mourne-Berge in Irland sich findet. Das
Mineral hat eine schwärzliche Farbe ; der Bruch harzig. Ungleich spaltbar nach
213
zwei Richtungen, die gegen einander senkrecht zu stehen scheinen, wie beim Pe-
ridot (Chrysolith), dessen 'Zusammensetzung dieses Eisensilicat auch hat. Das
Mineral ist sehr magnetisch. Dichtigkeit nach D. 4,006, wahrend Th. dafür nur
3,885 angiebl. Bei Hothgluhln tze schmilzt es zu einer grauschwarzen blasigen
Schlacke, die Metallglanz zeigt und weit magnetischer ist als das Mineral. Beim
langsamen Erkalten bedeckt sich die Oberfläche mit Kryslallen in den Formen
des künstlichen Peridot , wie diese von Mitscherlich und Hausmann beschrieben
sind. Das Mineral wird leicht von Säuren angegriffen, selbst nach dem Schmel-
zen. Bestandlhcile :
Kieselsäure
29,50
Sauerstoffgehalt
15,325
Eisenoxydul
63,54
14,466 )
Manganoxydul
5,07
1,136 15,718
Magnesia
0,30
0,116 -
Thonerde
Spuren
98,41.
Formel daher: Si03,3R0. Es ist die des Peridot und das Mineral daher ein
Eisenperidot. Die Zusammensetzung stimmt überein mit der eines Minerales
von den Azorisohen Inseln , das C. Gmelin und v. Fellenberg als Fayalit be-
schrieben haben. Und diesen Namen wählt D. auch. ( L'Instit . Nr. 1049.
p. 52.) W. B.
Rammeisberg, über den M i m e t e s i t (K a m p r y 1 i t) von C a 1 d-
beck Fell in Cumberland. — Eine Abänderung in wachsgelben gekrümm-
ten sechsseitigen Prismen in Begleitung von Psilomelan. Spec. Gew. = 7,218.
Vor dem Löthrohr verhall es sich wie andere Mimetesite , giebt aber zugleich
eine geringe Chromreaction. In verdünnter Salpetersäure schwer, jedoch voll-
kommen löslich. Resultate der Analyse im Mittel: Chlor 2,41, Arseniksäure
18,47, Phosphorsäure 3,34, Bleioxyd 76,47, Kalkerde 0,5Ö = 101,19. 2,41
Chlor bilden mit 7,04 Blei 9,45 Chlorblei und 7,04 Blei sind = 7,58 Bleioxyd.
Daher ist die Zusammensetzung folgende:
Sauerstoff
Chlor 2,41
Blei 7,04
Bleioxyd 68,89
Kalkerde 0,50
Arseniks. 18,47
Phosphors. 3,34
4,94
0,14
6,41
1,87
8,28
5,08
100,64.
Formel: PbCl-f-3(PbO)3 { ^
Diese Abänderung zeichnet sich nur durch ihren grösseren Gehalt an phosphor-
saurem Bleioxyd aus, von dem sie nahezu 1 At. gegen 3 Atome arseniksaures
Bleioxyd enthält. ln der von Wohler untersuchten Varietät von Johann - Geor-
genstadl ist das Verhällniss beider Salze = 1: 10. {Poyg. Amt. Bd. XCl.
p. 316.) * W. B.
F oster und W h i 1 1 n e y haben Pechs lein aus dem Trap von
Isle Royal untersucht. Wird von CIH nur unvollkommen angegriffen. Schwillt
vor dem Löthrohr auf, wird fast weiss und schmilzt dann zu einem graulichen
Glase. Zusammensetzung: SiO3 62,51, A1203 11,47, Fe203 11,05, CaO 2,67,
MgO 2,11, NaO und KO 3,03, HO 7,14. ( Sillim . amer. Journ. V. XV 11.
p. 128.) W. B.
Trotz der vielen Untersuchungen, die bereits über die chemische
Constitution des Wolframminerals angestellt worden sind, sieht L e h-
mann (Journ. f. pract. Chem. Bd. LXI. pag. 160.) diese Frage dennoch nicht
als entschieden an. Die letzte ausführliche Arbeit ist von Schneider (Journ. f.
pract. Chem. Bd. XLIX. pag. 321.) geliefert worden, der die Ansichten von Schaff-
214
gotsch (Pogg. Ann. Bd. LII. pag. 475.)» der den Wolfram aus Wolframoxyd und
den Oxyden des Eisens und Mangans bestehend ansiehl , dadurch mit Leichtig-
keit direct zu widerlegen glaubte, dass er das Mineral mit trocknem kohlens.
Natron in einer Atmosphäre von trockner Kohlensäure zusammenschmolz; er-
fand nur Wolframsäure, was er für unmöglich hielt, wenn in dem Mineral ur-
sprünglich nur das Oxyd des Wolframs vorhanden gewesen wäre. L. zeigt nun,
dass durch die Kohlensäure keinesweges eine höhere Oxydation unmöglich ge-
macht worden sei. Schmolz er auf die Art wie Schneider angegeben (a. a. 0.
pag. 340 ) Wolframoxyd mit trocknem kohlens. Natron in einer Atmosphäre von
trockner Kohlensäure zusammen, so erhielt er bei starkem Glühen stets Wolfram-
säure und zwar ziemlich genau die dem Oxyde entsprechende Menge. Die
grosse Neigung dieses Oxydes sich bei Gegenwart einer Basis mit derselben
zu einem Wolframs. Salz zu vereinigen , sowie überhaupt seine bedeutende Ver-
wandtschaft zum Sauerstoff geben hier Veranlassung zu diesem Oxydationspro-
cess auf Kosten der Kohlensäure des kohlens. Natrons. Am leichtesten kann
man sich hiervon überzeugen, wenn sich in dem Deckel des Tiegels eine kleine
Oeffnung befindet ; zu dieser Oeffnung brennt das frei werdende Kohlenoxydgas
heraus. Es war also nothwendig zur Entscheidung der Frage ein Reagens zu
linden , welches durch seine characteristische Einwirkung auf das Mineral be-
stimmte Anhaltepunkte darbietet und dann künstliche Mischungen von Wolfram-
säure und Eisenoxydul zu machen und diese genau derselben ßehandlungsweise
auszusetzen. Für das erstere wurde conc. Schwefelsäure erkannt. Erhitzt man
das braune Wolframpulver damit, so geht es nach und nach in ein schön blaues
über, welches sich bei fortgesetztem Erhitzen unter Entwickelung von schwefliger
Säure in ein gelbes umwandelt. Ist das Mineral vollständig zersetzt, so hört
die Entwickelung der schwefligen Säure auf; beim Verdünnen mit Wasser bleibt
Wolframs, zurück und in der Lösung findet sich nur Manganoxydul und Eisen-
oxyd vor. Erhitzt man nun aber ein Gemisch von fast wasserleerem Eisenvitriol
und Wolframs, mit conc. Schwefels., so findet hier derselbe Vorgang statt ; das Eisen-
oxydul wird nach und nach auf Kosten der Wolframsäure oxydirt und das blaue
Wolframoxyd geht wieder durch die Desoxydation der Schwefels, in Wolframsäure
über. Die «juanlitativc Bestimmung .der sich bei der Zersetzung des Minerales
entwickelnden schwefligen Säure konnte mithin ein Mittel abgeben , darzuthun,
ob Wolframoxyd vorhanden. War solches in den Mineralen vorhanden, so musste
bei der Zersetzung der verschiedenen die Quantität der sich hierbei entwickeln-
den schwefligen Säure dieselbe bleiben, da der Gehalt an Wolframmetall in den
verschiedenen Arten fast genau derselbe bleibt. Bildete sich jedoch das zuerst
hierbei auftretende Oxyd durch höhere Oxydation des Eisenoxyduls, so mussten
auch die Mengen der schwefligen Säure mit dem verschiedenen Gehalt an Eisen-
oxydul grösser oder geringer werden. L. stellte nun quantitative Versuche die-
ser Art mit dem Wolfram von Zinmvalde und aus der Grube Pfaffenberg von
Neudorf am Harz, sowie mit einer Mischung von Wolframsäure und getrockne-
tem Eisenvitriol an und glaubt so einen unzweifelhaften Beweis für die Ansicht,
dass das Mineral nur aus Wolframsäure und den Oxydulen des Eisens und Man-
gans besieht, gefunden zu haben. Schon aus der Verwitterung des Minerals
kann man Schlüsse auf seine chemische Constitution ziehen. Bei dem Wolfram
von Zinnwalde und Schlackenwalde , aus schal ig zusammengesetzten Krystallen
bestehend , findet man fast immer auf den Absondernngsflächen ein gelhbraunes
Pulver — Eisenoxyd, Mangan und Wolframsäure. — Bei anderen ist die Zer-
setzung soweit vorgeschritten, dass sie grossenlheils in eine dichte erdige gelb-
rölhliche Masse umgewandelt sind, aus der man mittelst Kali die Wolframsäure
ausziehen kann. Die Verwitterung besieht daher im Wesentlichen nur in einer
Umwandlung des Eisenoxyduls in Oxyd und des Manganoxyduls in Oxydoxydul,
wobei die Wolframsäure von ersierem getrennt wird, so dass man mittelst kal-
ter Chlorwasserstoffsäure leicht das Eisenoxyd und mit Kali die Wolframsäure
ausziehen kann. Aus unverwittertem Mineral erhält man nur Eisenoxydul und
hierdurch lässt sich schon mit Bestimmtheit beweisen, dass das Eisen im Wol-
fram ursprünglich als Oxydul enthalten wrar. Aus Unkennlniss des Vorganges
215
bei der Verwitterung wurden Vauquelin und Marguerite veranlasst, aus den Er-
gebnissen ihrer Versuche falsche Schlüsse über die chemische Constitution des
Minerales zu ziehen. — L. erklärt die Ansicht Schneiders, dass der Magnesia-
und Kalkgehalt in den Wolframen als zur Zusammensetzung des Minerals gehö-
rig betrachtet werden muss , für durchaus unrichtig, indem dieselben als selb-
ständiges Mineral auftreten. W. B.
Delesse, der de m Kalkspa th von Fontainebleau bei ge-
rn engte Sand. — ■ Die Kalkspalhkrystalle von Fontainebleau liegen in einem
Meeressande, der von zwei Schichten von Süsswasserkalk eingeschlossen ist, und
haben sich gewöhnlich in Höhlungen des Sandes gebildet, zuweilen aber auch
im Sande selbst. Wenn sich die Krvstalle nicht ausbilden konnten, so hat sich
der kohlensaure Kalk in Kugeln zusammengezogen. Der durch die Krystallisa-
tion eingeschlossene Sand besteht fast gänzlich aus wasserhellem und glänzen-
dem Quarz , zufällig enthält er auch etwas rauchgrauen oder röthlichen Quarz
sowie auch etwas Feldspalh und Glimmer. Die Untersuchung ergab bei vier
kleinen verwachsenen Krystallen von 3,84 Gr. Gewicht 43 kohlensaure Kalkerde
und 57 beigemengten Sand, bei einem Krystall von J4,00 Gr. Gewicht 38 koh-
lensaure Kalkerde und 62 Sand, bei zwei mit einander verwachsenen Krystallen
von 2,53 Gr. Gewicht 37 kohlens. Kalk und 63 Sand , bei einer warzigen mit
vier kleineren verwachsenen Kugeln von 9,34 Gr. Gewicht 17 kohlens. Kalk und
83 beigemengten Sand. Der Sandgehalt der Krystalle ist hienach ein veränder-
licher, grösser je zerreiblicher sie sind. In den best ausgebildeten Krystallen
beträgt der beigemengte Sand 57 pCt. und erreicht 63 pCt., in den Kugeln steigt
er auf 83 pCt. ( Geol . Zeitschr. V. 600.)
G. Leonhard, die Mineralien der Bergs trasse. — Die zur
Bergstrassende zusammentretenden krystallinischen Gebirge, Granit, Syenit, Por-
phyr sind von L. wiederholt untersucht worden und theilen wir von den dabei
gewonnenen Resultaten hier zunächst die beobachteten oryktognostischen Vor-
kommnisse derselben mit. 1) Der Granit führt Eisenglimmer in Blättchen und
blättrigen Partien auf Kluften bei Dossenheim und Schriesheim ; Psilomelan auf
Kluftflächen an mebrern Orten, im Gorpheimerthal zugleich mit Brauneisenstein
und einer Eisenpecherzartigen Substanz ; Barytspath in dünnen weingelben Tafeln
als Ueberzug auf Kluflllächen bei Sulzbach; Eisenkies in Körnchen eingesprengt,
hauptsächlich an der Grenze des Syenit bei Weinheim ; ähnlich die Hornblende
in Nadeln; Epidot in strahligen Partieeri auf den Klüften in der Nähe des Sye-
nit bei Weinheim und Hemsbach; gangarlig Rotheisenrahm mit Rotheisenstein
bei Dossenheim, Barytspath bei Schriesheim. Es fehlen dein Granit der Turma-
lin, Granat, Pinit, Apatit, Beryll, welche bei Heidelberg schon beobachtet wur-
den. 2) Im Syenit sind häutig rauchgrauer Quarz und weisser oder schwarzer
Glimmer ; ferner Eisenkies auf Klüften in kleinen Würfeln oder in krystallini-
schen Partien, messinggelb, bunt arigelaufen , oder oberflächlich in Brauneisen-
stein umgewandelt; Leberkies in Körnern eingesprengt und auf Klüften bei Wein-
beim; Epidot in krystallinischen und strahligen Partien von pistaziengrüner Farbe
auf Klüften und gangartig bei Weinheim und Hemsbach ; Tilanit in Krystallen von
5 bis 6 Linien Grösse und rothbrauner Farbe meist im grobkörnigen Syenit,
zumal bei Hemsbach ; Kalkspath auf Klüften als schneeweisser oder glänzend-
hellrother Ueberzug bei Hochsachsen. Hier findet sich auch auf durchsetzenden
Quarzgängen Fahlerz, erdiger Malachit, Kupferlasur, Kupferkies, bei Quoxheim
Malachit sehr schön, zugleich mit himmelblauer Kupferlasur, mit Kupferkies Bunt-
kupfererz, Rotheisenrahm und Chalcedon. 3) Der Quarzführende Porphyr liefert
Bergkryslall in zierlichen Formen, Quarz, Chalcedon, Amethyst, Jaspis auf Klüf-
ten und gangartigen Schnüren bei Sleinsberg, Dossenheim und Allenbach; Kao-
lin Ueberzug bildend bei Dossenheim ; Psilomelan dendritisch und in traubigen
Partien auf Klüften ; Eisenglimmer und Rotheisenrahm bei Dossenheim ; Baryt-
spathgänge bei Schriesheim mit Eisenkiesel, Würfeln von Flussspath und Tropf-
steinartigem Chalcedon. ( Beitr . z. mineral. Kenntn. v. Baden I/. 61.)
Wiser setzt seine Notizen über Schweizermineralien mit folgen-
den Vorkommnissen fort. Am Pomonetto der Alpe Fieudo am St. Gotthardt fin-
216
den sich Eisenrosen ohne aufliegende Rntilkryslalle , kleiner und minder glän-
zend als die von Lucendro. An den dünnen tafelförmigen Kryslallcn herrscht
die gerade Endfläche und das erste sechsseitige Prisma vor, immer tritt unter-
geordnet auch das zweite sechsseitige Prisma auf. Die gerade Endfläche durch-
ziehen feine gebogene Linien in allen Richtungen. Diese Eisenrosen wirken
sehr stark auf die Magnetnadel, das Strichpulver ist dunkelröthiichbraun, beinah
schwarz. Die Eisenrosen ohne Rutil finden sich hauptsächlich auf der Südseite,
die mit solchem auf der Nordseite des St. Gotthardts. In Begleitung mit den
Eisenrosen von Pomonetto erscheinen kleine Adularkrystalle ,. sechsseitige Tafeln
von Tomback braunem Glimmer. — Laumontit findet sich am Mutsch im Ezli-
thale bei Amstäg in mehr weniger grossen derben Stücken , deren Drusen und
Klüfte mit den zierlichsten Krystallen ausgekleidet sind. Der derbe ist stellen-
weise ganz mit kristallinischen Quarzkörnern gemengt, hat ein zerfressenes An-
sehen und zeigt hie und da einen erdigen Beschlag von Bergbulter. — Der
Stilbit derselben Local ität erscheint theils in kleinen mannichfach gruppirten
isabellgelben Krystallen, theils in zu kleinen Kugeln vereinigten. Das Mutterge-
stein ist schneeweisser Feldspalh und graulich vveisser Quarz. — An einem
kleinen Rutilkrystalle aus dem Dolomit von Campo longo in Tessin Hessen
sich die Flächen eines spitzem Octaeders der Hauptreihe beobachten. Diese
Flächen sind rauh und erscheinen als schmale Abstumpfungen der Combina-
tionskanten zwischen dem Hauptoctaeder und dem ersten quadratischen Prisma.
— Titanit ist nebst licht weingelbem Glimmer, bläulichen Kalkspath und micros-
copischen Eisenkieskrystallen in den schneeweisscu feinkörnigen Dolomit von Cam-
po longo eingewachsen. Er ist nelkenbraun, schwach durchscheinend und zeigt
die Flächen 2/3 P2 = n und OP = P. — Die von Haidinger beschriebene
regelmässige Verwachsung von Adular und Albit erhielt W. auch von St. Gott-
hard. ( Bronn’s Jahrb. 26 — 30.)
v. d. Mark, über Schwimmsteine und Feuersteine. —
In der Nähe von Hamm befindet sich am südlichen Abhange eines Kreidehügels
ein Kieslager, in welchem sich weisse kreideartige Gesteine finden, die zwar
mit Säuren lebhaft brausen, aber sich nicht ganz darin auflösen. Dieselben äh-
neln sehr der weissen Rinde der Feuersteine, die hier ebenfalls häufig Vorkom-
men. Der Vf. untersuchte beide chemisch und microscopisch und gelangte zu
folgenden Resultaten: I) Die weissen kreideartigen Massen bestehen fast allein
aus wechselnden Mengen von Kieselsäure und kohlensaurer Kalkerde , mitunter
zeigen sie die chemische Zusammensetzung des pariser Schwimmsleines. 2)
Dieser letztere ist kein Verwitterungsproduct, sondern ein aus kalkigem Gestein
durch Kieselsäurelösung entstandener, in seiner Vollendung gestörter Feuerstein,
der reicher an Wasser wie die Kreidefeuersteine ist und sich überhaupt mehr
dem Opale nähert. 3) Auch die sogenannten Schwimmsleine des Kieslagers bei
Hamm sind nicht Riickbildungsproducte, sondern unvollendete Kreidefenersteine.
4) Die Kreidefeuersleine sind Verdrängungspseudomorphosen von Kieselsäure
nach Kreide, einschliesslich ihrer Versteinerungen. 5) Die wahren Verwitterungs-
rinden der Feuersteine entstehen durch Verringerung des Kieselsäuregehaltes,
Zerstörung des färbenden organischen Stoffes und Zunahme des Wassers. 6)
Die kieseligen Knollen des oberen Quaders von Haltern sind den Feuersteinen
ähnliche Bildungen, bei welchen aber die Kieselsäure nicht subslituirend sondern
allein verkittend wirkte. — Die Analyse der abfärbenden Rinde des Feuerstei-
nes ergab
Kieselsäure
88,63
Kalkerde
0,90
Eisenoxyd
0,74
phosphorsaure Kalkerde
0,09
kohlensaure Kalkerde
8,26
Kali
0,12
kohlensaure Bittererde
0,18
Wasser
1,08
der in Salzsäure lösliche Antbeil der Rinde,
nämlich 9,5 pCt. besteht aus
kohlens. Kalkerde
86,86
Kieselsäure
2,11
kohlens. ßittererde
1,97
phosphors. Kalkerde
0,91
Eisenoxyd
7,80
Kali
Spur
217
der in Salzsäure unlösliche Theil 90,5 pCt. ans
Kieselsäure 97,71 Kali 0,10
Kalkerde 1,00 Wasser u. organ. Substanz 1,19
endlich der innere unverwitlerte schwarze feste Feuerstein von 2,5929 spec.
Gew ans
Kieselsäure 97,01 Kali und Natron 0,50
Eisenoxyd und Thoneide 0,70 Wasser | , .
Kalkerde 0,66 organische Substanz )
der Schwimmstein aus den eocenen Schichten des Pariser Beckens ist gebil-
det aus
Kieselsäure 90,03 Eisenoxyd Spur
kohlens. Kalkerde 2,43 Wasser u. organ. Substanz 400
kohlens. Biltererde 2,80 Natron und Kali 0,17
und der Feuerstein desselben aus
Kieselsäure 95,13
Kalkerde 0,78
Bittererde 0,15
Eisenoxyd und Thonerde Spur
Wasser n. organ. Substanz 4,00
Natron und Kali 0,08
den Wassergehalt des Opaljaspis vom Siebengebirge fand der Vf. von 4,83 bis
5,67 schwankend und im Mittel auf 5,32. (Rhein. Verhdl. X. 385 — 403.)
J e n z s c h , eigentümliches Vorkommen des Talkspatbes.
— Zu Tannhof bei Zwickau fand sich ein zwei Fuss grosser Blasenraum ganz
mit einer erbsengelben feinkörnigen krystallinischen sehr drüsigen Substanz er-
füllt , in welcher meist in der Nähe der Wandungen eingebettet waren : Ame-
thystqnarz, Raulenspalh, Perlspath, Schwerspath und Rotheisenstein. Jene gelb-
liche Substanz war 4,5 Harte und 3,007 bis 3,076 spec Gew. Ihr Strich
gelblichweiss. Im Glaskolben bräunt sie sich , gibt Wasser und wird schwach
magnetisch. Die chemische Analyse erwies 45,361 Magnesia , 2,265 Eisenoxy-
dul, 50,790 Kohlensäure, 1,123 Thonerde, 0,461 Wasser. Die höchst zarten
Kryställchen, aus welchen die ganze Masse besteht, konnten wegen der Kleinheit
nicht näher bestimmt werden , obwohl die rhomboedrische Natur unverkennbar
hervortrat. Das Mineral ist nach der Untersuchung Talkspath , dsr bisher noch
nicht als Ausfüllungsmasse von Blasenräumen beobachtet worden. ( Bronns
Neues Jahrb. 1853. 535.)
C. v. Leonhard, künstlicher Augit. — Das Vorkommen des
Augites in Lava und vulkanischen Auswürflingen hat längst über die Bildungs-
weise den Aufschluss gegeben , den auch der künstliche durch Hüttenprocesse
erzeugte Augit darthut. Derselbe ist in den Hohofenschlacken in Schweden und
Polen, auf dem Harze, in Tyrol, Westphalen, Nassau, St. Gallen u. v. a. O. beo-
bachtet worden. Bei der Kupfergewinnung aus Erzen mit Kupfer, Eisenkies und
Quarz werden Schlacken erzeugt, welche Bisilikate von Eisenoxydul und Kalkerde
oder von Talk- und Kalkerde sind. Erstere nehmen ein kryslallinisches Gefüge
an mit Durchgängen rhombischer Prismen von ungelähr 88 Grad. Auf skandi-
navischen Schmelzwerken namentlich zu Sata erscheineu die Schlacken so voll-
kommen den Basalt ähnlich , dass selbst der geübte Blick sich darüber täuscht.
Die künstlichen Augilkrystalle sind theils sehr klein , theils bis Zollgross. Oxy-
dirtes wasserhaltiges Eisen in sehr feldspathreichem Diorit dem Schmelzgute zu-
gefügt unterstützt besonders die Krystallbildung. So entstanden zu Olsberg bei
Bigge in Höhlungen der über den Heerd geschlossenen Schlacken die regelrech-
ten Gestalten, welche nach P.ammelsberg aus
Kieselsäure
55,25
Talkerde
7,01
Thonerde
5,75
Manganoxydul
3,16
Kalkerde
27,60
Eisenoxydul
1,27
Percy aus
Kieselsäure
53,37
Talkerde
9,50
Thonerde
5,12
Manganoxydid
1,41
Kalkerde
30,71
Eisenoxydul
0,95
13’
218
bestehen. Forbcs analysirte die kristallinische Grundmasse , in welcher diese
Krystalle theils innig
verwachsen sich
befinden und erhielt
Kieselsäure
53,76
Talkerde
9,82
Thonerde
4,76
Manganoxydul
1,30
Kalkerde
29,18
Eisenoxydul
1,48
also eine Zusammensetzung, welche der der Krystalle gleich ist. Die Schlacken
vom Rohstein - Schmelzen in Garpenberg sind in ihren Höhlungen mit nadelför-
migen Augilkrystallen ausgekleidet. Die Skis - Hyllaner Schlacken erweisen sich
theils als lichthranne lebhaft glänzende Krystalle von äu&serst geringer Grösse,
ihre ganze Masse ist ein Gewebe zarter microscopischer Gebilde, theils sind sie
nicht zu verkennende Augitformen. Sie sitzen auf krystallinischer Masse und
sind innig damit verbunden. Schiölbergs Analyse ergab
Kieselerde 55,808 Thonerde 2,689
Kalkerde 24,062 Eisenoxydul 3,272
Talkerde 13,014 Manganoxyd 9,399
Seefslröm unterwarf diese Hohofenschlacken einer altermaligen Schmelzung,
schnell abgekühlt wurden sie glasig ; bei nochmaligem Schmelzen und langsamen
Erkalten krystallisirten sie von Neuem als Augit. Zu Pions bei Sargans, Kton
St. Gallen werden Rotheisensteine und Mangangemenge unter Zuschlag von Lehm
und Thonschiefer verhüttet. Der Hohofen liefert Krystalle nach Wiser Kombi-
nationen eines vertikalen klinorhombischen Prismas und eines hinlern schiefen
Prismas. Diese Augite sind innig verwachsen mit einer Magneleisenähnlichen,
stahlgrauen, ins Eisenschwarze übergehenden, nadelförmigen metallischen Sub-
stanz. Die prachtvollen Krystalle aus dem Flammofen zu Nanzenbach bei Dil-
lenburg bestehen nach Rammeisbergs Analyse aus
Kieselsäure 47,54 Kalkerde 15,59
Thonerde 3,90 Talkerde 0,26
Eisenoxydul 28,98 Kupferoxyd 0,73
Auf der Nisterthaler Hütte bei Hachenburg sitzen ähnliche Krystalle von l1/^ Li-
nie Grösse und sehr lebhaft glänzend theils auf Roheisen theils auf Gestellslei-
nen eines gefritleten Quarzits. Die Spaltbarkeit ist besonders deutlich bei Pudd-
lings - Friscliscblacken von Kamionna im östlichen Polen , auch von Jenbach in
Tyrol. Zuweilen zeigt sich auch Anlage zu Fasergefüge Bei dem grossen
Brande von Hamburg wurden ebenfalls Augitkrystalle durch die Gluhthitze er-
zeugt. Endlich ist noch der sternförmig gruppirten Prismen im Kalkofen von
Tanndorf bei Culmbach zu gedenken , wo Liaskalk mit Torf gebrannt wird.
Reinsch analysirte dieselben und fand
Kieselsäure 46,0
Kalkerde 22,5
Talkerde 7,5
Eisenoxydul ) „ n
Manganoxydul \ ' 5
Thonerde 14,0
So nab sich auch Augit und Hornblende stehen, so ist doch letztere noch nie
als Hüttenproduct gewonnen worden. Nach H. Rose, Mitscherlich und Berthier
sollen bei schnellem Erkalten Angitgestalten , bei sehr allmähliger Abkühlung
Hornblendeformen sich bilden. Augite ändern durch Schmelzen im Platintiegel
ihre Struclur nicht, aber Hornblenden werden dadurch zu Augiten umgewandelt,
in der Lava des Vesuvs findet sich auch die Hornblende häufig neben Augit.
Den Diopsid fand Hausmann als Hüttenproduct zu Gammelbo in Westmanland
und die Analyse desselben ergab
Kieselsäure 54,6970
Thonerde 1,5368
Kalkerde 23,5626
Talkerde 15,3716
Eisenoxydul 0,0780
Manganoxydul 1,6652
Natron 1,9375
Kali 1,1523
Die Augile bestehen wesentlich aus Kieselerde, Kalkerde und Talkerde. Mengt
man diese Substanzen in richtigem Verhältnis und setzt sie der erforderlichen
Temperatur aus : so fliesst das ganze zu einer Masse, welche nach dem Erkalten
durch und durch theilbar sich zeigt, den Flächen des Augits entsprechend.
Ebelmen stellte lange weisse undurchsichtige Prismen des Magnesia - Augits aus
219
einer Mischung von Kieselerde, Magnesia und Borsäure dar, wie sie in der Na-
tur noch nicht beobachtet worden. ( Bronn’s Jahrb. 1853. 641 — 658.)
ilaidinger, drei neue Localitäten von PseuJomor p h o -
sen nach Steinsalz. — Die erste dieser Localitäten ist Weichselhoden.
Der hiervon nördlich gelegene Buchengraben besteht in dem fast verticalen rech-
ten Gehänge aus Conglomerat, dunkelgrauem Schiefer und Buntem Sandstein.
Der die Pseudomorphosen führende Gyps kommt in mehr weniger grossen Par-
tien im Schiefer vor und setzt in einigen Stellen in die Tiefe fort. Die hier
gesammelten Handstücke bestehen aus dichtem licht grünlichgrauem Mergel von
grobschiefi iger Strnclur. Die eingewachsenen Pseudomorphosen sind 3 — 4 Li-
nien gross, senkrecht auf die Schieferfläche zusammengedrückt. An den Kanten
bemerkt man gratariige Verlängerungen, dabei ist aber die Oberfläche selbst eben.
Die Hohlräume sind znäussefst von einer dünnen Schicht ganz kleiner glasritzen-
der Quarzkrystalle, zuweilen von ebenso kleinen Dolomilkrvstallen begleitet, be-
deckt, dann folgen einige wenige Individuen von Gyps, manchmal nur ein ein-
ziges. Die zweite Localität ist der Pfaflgraben bei St. Gallen. Schwarze Kalke
überlagern Mergel , dann folgt weisser Dolomit. Die Pseudomorphosenbildung
tritt hier z. Tb. in Begleitung von Eisenkies und Eisenglanz auf, z. Th. ohne
dieselben; letzte besonders häufig in jenen Mergelpartien, deren Pseudomorpho-
sen bereits wieder aufgelöst sind. Der Eisenkies überzieht bisweilen die Pseu-
domorphosen als dünne Binde oder in winzigen Krystallen. Die Pseudomor-
phosen sind grösser als vorige, bis sechs Linien Durchmesser, ebenfalls nieder-
gedrückt. Die Auskleidung besieht grösstentheils aus mehren Gypskrystallen,
von allen Würfelflächen beginnend, die nur einen kleinen Drusenraum im Innern
übrig lassen. Bisweilen ist das Ganze von körnig zusammengesetzter Gypsmasse
erfüllt, welche dann meist röthlich ist. Quarz fehlt völlig. Kleine Schwefel-
kieskrystalle finden sich ausser auf der Oberfläche zuweilen auch innen auf den
Gypskrystallen aufsitzend. Hämalilkrystalle von Liniengrösse, Combinationen des
Rhomboeders von 85° 58' mit der Basis und auch reicher modificirt finden
sich gleichfalls innen auf den Gypskrystallen. Die dritte Localität, Hall bei Ad-
mont, besteht zunächst aus mächtigem Bunten Sandsteine. Die jungem unmit-
telbar unter dem schwarzen Kalkstein folgenden Schichten sind rolbe Sandsteine
und Schiefer mit Mvacites fassaensis und Posidonia Clarae. Darunter folgt nach
Süden ein schwarzer, meist in Dolomit und Rauchwacke verwandelter Kalkstein,
dann gelbliche Schiefer, graue Sandsteine und Quarzsandsteine, endlich Grau-
wackenkalk. In dem blassgrünen Quarzsandstein ist ein mächtiger Gypsmergel
cingelagert, der Gyps weiss und rolh , stockförmig, die Mergel salzig und von
Gyps imprägnirt, beide nngeschichlet. Die Pseudomorphosen erreichen sechs
Linien Durchmesser, meist weniger. Die Wände der Hohlräume sind zuerst von
einer Rinde kleiner weisser Krystalle ausgekleidet, die Karstenit oder vielleicht
Goleslin sind. Einzelne kleine Quarzkrystalle schieben sich dazwischen. Dann
folgen vollkommen ausgebildete glaltllächige Rhomboeder von Dolomit, lichtgelb-
lichgraue, zuinnerst kleine Gvpskrystalle. An allen drei Localitäten krystallisirte
Salz als Würfel in thonigein Schlamm ans einer eoncentrirten Salzlösung; der
Absatz ist unter dem Druck begraben, der Schlamm wird zusammengepresst, die
Räume der Würfel folgen, aber der Inhalt derselben wird in der stets wechseln-
den Gebirgsfeuchtigkeit hinweggeführt, weniger lösliche Materie wird abgeselzl,
Gyps, Anhydrit, Cölestin, Dolomit, Quarz, Hämatit, Pyrit; der Salzgehalt ver-
schwindet gänzlich. Die in den östlichen Alpen von Oestreich unter der Ems
bis Tyrol bekannten Pseudomorphosen - Localitäten reihen sich von Osten nach
Westen also aneinander: Raneck am Oetscher, Weichselboden, Gossling, Weis-
senbach , Admont- Hall, Aussee, Hallstatt , Hallein, Hall, im Ganzen ein Strich
von nahe 40 Meilen Länge. ( Geol . Reiclisanst. IV. 101 — -105.)
v. Hauer, analysirt Liebenerit ans dem rothen Feldspathporphyr des
Fleimserlbales in Tyrol und findet
Kieselerde
44,45
Talkerde Spur
Thonerde
38,75
Natron 2,79
Eisenoxyd
2,26
Kali 6,45
Kalkerde
J ,38
Köhlens, u. Wasser 4,75
220
ferner Alloraorphit *on
Unterwisbach
bei Saal feld , wi
elcher enthalt
Baryt
63,34
Eisen
Spuren
Schwefelsäure
33,99
Wasser
0,24
im Wesentlichen also dem
Baryt BaOSU3
gleich zusammengesetzt ist.
Analyse des B a 1 t i m o ri t
von Baltimore
ergab
Kieselerde
27,15
Talkerde
26,00
Thonerdc
Kalkerde
18,54
15.08
Wasser
13,23
des C li a 1 i 1 i l aus Irland
Kieselerde
38,56
Kalkerde
12,01
Thonerde
27,71
Talkerde
6,85
Eisenoxyd
Spur
Wassel
14,32
endlich der He te ro m i l
von Slatrusl am Ural in dui
chsiehtigen In
Krystallen
Kieselerde
43,29
Kalkerde
23,78
Thonerde
Eisenoxvd
23,17
6,10
Talk erde
2,05
( Ebda 147— J 55.)
v. Zepharovich, einige interessante Mineralvorkommen
von Mutenitz bei Strakonitz in 13 ö li rn e n. — Nah bei Mutenitz
am Wege nach Vorder- ZborovVilz fuhren Gange in dem hier herrschenden fein-
schiefrigen von Granitgängen durchsetzten Gneiss Flussspath und Tilanil. Das
Ganggestein besieht ans einem Gemenge von meist rüthlich grauem Quarz und
grünlichem oder gelblichem Flussspath. Beide Mineralien sind in Drusenräuraen
auskrystall isirt. Die apfelgrünen Flusskrystalle sind Octacder von 6"' bis 3"
und mehr Grösse. Ihre Oberfläche erscheint mit einer krvstallinischen Rinde
von Quarz nberkJeidet. Quarz dringt auch auf Spalten in das Innere der Fluss-
krystalle. Jener Ueberzug bekleidet auch die Quarzkrystalle. Schwefelkies scheint
ebenfalls vorhanden zu sein , wenigstens deuten dessen beobachtete Pseudomor-
phosen nach Brauneisenstein darauf. Einige Schritte von diesem Vorkommen
entfernt setzt ein drei Fuss mächtiger Gang von Orthoklas und Quarz auf, wel-
cher den Titanil führt. Die Krystalle desselben sind vollständig ausgebildet, licht
und dunkelbraun , bis 3'" lang. Ihre Form ist die gewöhnliche Hemipyramide
mit den Flächen des Querhemidomas und Längshemidomas. In verschiedenen
Richtungen durchziehen das Gestein noch langgestreckte Partien eines grünlich
gelblichen steatitähnlicben Minerales. Dasselbe ist in der Zersetzung begriffen
und die Vergleichung mit demselben Vorkommen bei Passau liess die Augitwin-
kel erkennen. Das Mineral ist äussersl milde, fühlt sich fettig an und hat 1,91
spec. Gew. Die Analyse ergab 53,42 Kieselsäure, 7,00 Thonerde, 15,41 Eisen-
oxydul, 1,37 Kalkerde, 2,94 Talkerde, 19,86 Wasser. Das liebt gelbe Pulver
gibt im Kolben viel Wasser und wird nach dem Glühen dunkelbraun. Das ei-
genlhümliche Anseben , die chemische Constitution und der hohe Wassergehalt
veranlassten v. Z. dem Mineral den Namen Strakonitzit zu geben. (, Jahrb.kk .
( ijeol . Reichsanst. IV, 695—700.) G.
Geologie. Fr. v. Hauer, Gliederung der Trias-, Lias-
u nd Juragebilde in den nordöstlichen Alpen. — Schon vor eini-
gen Jahren hatte der Verf. den Versuch gemacht das verworrene Schichtensystem
der nordöstlichen Alpen rach seiner natürlichen Gliederung zu lösen, allein die
seitdem fortgesetzten sorgfältigen Forschungen haben so viel neues Licht über
diesen Schichtenbau gebracht, dass jener erste Versuch sich als unhaltbar er-
wiesen und eine neue Gliederung und Parallelismus aufgestellt werden muss.
Wir theilen den wesentlichen Inhalt dieser umfangsreichen Abhandlung mit , da
derselbe nicht wenig zur Einsicht in den alpinen Schicbtenbau beiträgt und den
fortgesetzten Untersuchungen zu Grunde gelegt werden muss.
I. Trias. Von den früher zu dieser Formation gerechneten Ablagerun-
gen müssen die Dachsteinkalke und die Schichten mit der Alpenkohle in den
2*21
Lias versetzt und statt deren die dunkelgrauen I>is schwarzen Kalke , die soge-
nannten Guttensteiner Schichten zum Muschelkalk gebracht werden. Demnach
besteht nunmehr die Trias der östlichen Alpen ans 1) und zwar a) den Werf-
ncr Schichten oder buntem Sandsteine, b> dem Guttensteiner Kalk als wahr-
scheinlichem Muschelkalk und J) aus den Hallstätter Schichten oder oberem Mu-
schelkalk. Die Werfner Schichten liegen über der Grauwacke und unter
sämmtlicben Alpenkalkcn. Ihr Gränzzng beginnt in Osten bei Lorenzen, läuft
über Prieglitz , Reichenau , Gschaid , nördlich von Allenberg vorüber bis nach
Neuberg. Weiter westlich wieder auftretend umsänmt er den ganzen Siidfuss
der Veitscher Alp, zieht sich über Hang, St. Ilgen und Oberost um den Hoch-
thurm und die Griesmauer herum , dann um den Siidfuss des Kaiserschild,
Radmer, Fohnsbach bis bei Admont hinaus ins Ennsthal. Von Litzen bis Schlad-
ming ist er unterbrochen. Bei Gröbening treten wieder die den Sandstein stets
begleitenden Guttensteiner Kalke, bei Weissenbach auch wieder die Schiefer und
Sandsteine hervor und setzen bis Werfen im Salzathale fort. Die Züge im In-
nern der Kalkalpen sind besonders deutlich und weithin zusammenhängend in
Nieder- und Oberöstreich, im westlichen Theile scheinen sie häufiger unterbro-
chen. Der nördlichste Zug ist zugleich der grösste, denn er beginnt westlich
von Mödling in der Brühl und erstreckt sich bis Lend und von hier bis nach
Grünau , wo das Gypsvorkommen am Nordfusse des Traunstein sein änsserstes
Hervortreten bildet. Ein anderer vielfach in einzelne Arme zerschlagener Zug
läuft von Willendorf über Buchberg, Schwarzau bis Mariazell, ein dritter zweigt
sich vom ersten ab und setzt in südsüdwesllicher Richtung bis Gutlegsstein.
Weiter in Westen, in dem Salzkammergute lassen sich die Vorkommnisse we-
niger sicher in zusammenhängende Züge verbinden. Ein sehr breiter Zug scheint
von Golling im Salzthale über Gosan bis zum Hallstätter See zu reichen, ein
anderer über Ischl , Aussee bis Lietzen zu laufen. Isolirte Vorkommnisse der
Werfener Schichten finden sich hie und da in der Tiefe der Thäler und selbst
auf Höhen wie bei der Sackwiesenalp. Sehr viele Gypsvorkommen in den Alpen
gehören den Werfner Schichten an, doch nicht die von Leogang, bei Schott-
wien , im Wolfsgraben, Myrtengraben u. a. Auch die Salzstöcke der Alpen ge-
hören den Werfener Schichten an, so Berchtesgaden, Gossling, St. Gallen, Ad-
mont-Hall, Hallstatt, Pernegg bei Ischl. Die Versteinerungen der Werfener
Schichten sind Ammonites cassianus, Turbo rectecostalus, Naticella costata, Mya-
cites fassaensis, Posidonomyia Clarae, P. aurita, Avicula striatopunctata, Avicula
venetiana. In den Südalpen finden sich diese Arten theils im bunten Sandsteine,
theils im Muschelkalk. Der Guttensteiner Kalk erscheint als dunkel
schwarzgrauer, dünn geschichteter, von weissen Kalkspathadern durchschwärmter
Kalkstein in steter Begleitung der Werfner Schichten , indem sie deren Hangen-
des bilden. Oft sind sie in Verbindung oder werden ersetzt durch gelbgefärble
Rauchwacke , oft sind sie dolomitisch , mit Hornstein-Ausscheidungen. In Be-
gleitung der südlichen Hauptzone pflegt ihre Mächtigkeit gering zu sein, in der
Gegend um Reichenau erscheinen sie häufig als Rauchwacke. In den nördlichen
Zügen gewinnen sie eine grössere Bedeutung. Die Fossilien sind Ammonites
cassianus, Naticella costata. Nach oben schlicssen sich die Guttensteiner Kalke
oft noch ziemlich innig an den Hallstätter Kalk an. Höchst wahrscheinlich ge-
hören hieher auch die Reiflinger Kalksteine mit dem Ichthyosaurus im Stift zu
Admont. — 2) Hallstätter Kalk (oberer Muschelkalk) ruht unmittelbar
dem Guttensteiner Kalke auf und wird vom Dachsteinkalk überlagert, wie ein
Profil vom Hallstätter Salzberg Ober den Sommeraukogel auf den Grünkogel,
dann über die Spitze des Dachsteines nach Schladming und auf den Hochgolling
darthut, sowie auch die Gegend um Ischl , der Fuss des Oetscher. Die Pelre-
fakten des Hallstätter Kalkes sind bekannt , fünf ausgezeichnete Ammoniten fin-
den sich auch bei St. Cassian, vor Allen characteristisch sind Monotis- und Ha-
lobia-Arten, die auch dort Vorkommen, wo die Cephalopoden fehlen. Zwischen
den tiefsten Liasschichten und der Trias eingelagert fragt es sich noch, welcher
von beiden Formationen der Hallstätter Kalk zuertheilt werden soll. Nach den
Petrefakten und einigen andern Verhältnissen ohne Zweifel der Trias. Zweifel-
222
liaft dagegen bleibt die Stellung der unmittelbar im Liegenden des Dachsteiukal-
kes auftretenden Dolomite, welche noch keine cbaracteristischen Arten lieferte.
Die Einreihung der Cassianer Schichten in den mittlern Jura durch v. Klipstein,
jn das Uebergangsgebirge durch Eichwald verdienen als zu wenig begründete
keine besondere Berücksichtigung mehr.
N* Lias. Die zu dieser Formation gehörigen Ablagerungen sind sämmt-
lich mit alpinen Localnamen benannt worden: 1) Dachsleinkalke und Starhem-
bergschichten. Der D a c h s te i n k a I k , die Hauptmasse des gewaltigen Gebirgs-
stockes des Dachsteines bildend sind in Nieder- und Oberöstreich grosstentheils
auf die Zone der Kalkhochalpen südlich von den ßrühl-Windischgarstener Zuge
der Trias beschränkt. Oft ruht er unmittelbar auf den Werfner Schiefern oder
Gultensteiner Kalk, öfter auf Dolomit und wie am Üelscher mit diesem auf
Hallstätter Schichten , bisweilen auf letzten unmittelbar. Hie und da lagert in
ihm ein fleischrotherbeinah körniger Kalk, dessen Petrefaklen das Alter aussei
Zweifel setzen. Wir nennen von jenen Megalodon triqueter, Modiola Schafhaeutli,
Avicula intermedia, A. Escheri , Spirifer rosliatus, Sp. Muensteri , Terebratula
cornuta , IHiynchonella cornigera. Die Dachsteinbivalve ist bereits von Wulfen
beschrieben und dessen Name Megalodon triqueter von Brocchi auch aufgenom-
men, von Schafhäut! aber in Megalodus scutatus umgetauft, von ßoue in Isocardia
carinthiaca. Schafhäutls Pholas ungulata und Isocardia grandicornis gehören
gleichfalls zu ihr. Der M. triqueter ist so häufig in den östlichen Alpen, dass
eine Aufzählung der Fundorte überflüssig ist. Es sind Exemplare bis 1972
Zoll Länge gefunden. Die übrigen Petrefaklen der Starhembergschichten finden
sich auch in den Kössener Schichten und beweisen das Liasi nische Alter. Die
Schichten mit IHiynchonella amphiloma an der Werflinger Wand unterhalb des
Hierlatz werden wahrscheinlich dein Dachsleinkalke angehören. — Die Kösse-
ner Schichten bestehen meist aus dunkelgefärblen dünngeschichteten, oft
mergligen Kalksteinen und liegen unter den Adnelhsehichten, daher gewiss nicht
jünger als Lias. Im Königsbachthale bei St. Wolfgang liegen sie auf mächtigen
pelrefaktenleeren Dolomiten, im Saalalhale bei Unken schieben sie sich zwischen
braunen Dolomit mit Lithodendronkalk und lichte Kalke mit der Dachsteinbi-
valve. Merkwürdig in den Südalpen erscheint die Lagerung des Muschelmar-
mors von ßleiherg, der durch Ammonites Jarbas, A. Joannis auslriae etc. als
Aequivalent der Schichten gedeutet werden muss, aber nach Posthorn und Ca-
navas über den Bleierz führenden Kalken mit der Dachsteinbivalve liegt. Nähe-
res hierüber soll später milgetheilt werden. Die wichtigsten Petrefakten der
Kössener Schichten sind Ammonites bisulcatus, A. oblique-costatus , A. kridion,
Pleurotomaria expansa , Natica alpina, Megalodon triqueter, Cardium lhaeticum,
Lima gigantea , Peclen liasinus, Terebratula cornuta, Spirifer roslratus u. v. a.
Die darunter befindlichen liasmischcn Leitmuscheln lassen nicht den geringsten
Zweifel über die Stellung der Kössener Schichten, sie entsprechen dem untern
Lias. — Die Greste ne r Schichten sind dunkel gefärbte Kalksteine, welche
die Alpenkohle hei Gresten, Grossau, im Pechgraben u. s. w. begleiten und nur
nördlich von dem grossen Zuge der Werfner Schiefer auftrelen. Den besten
Aufschluss über die Lagerungsverhällnisse gibt der Miessbach’sche Kohlenberg-
bau am Lunzersee , wo von unten nach oben feinkörnige blättrige Sandsteine,
grauer Schieferthon , ein Kohlenflötz, Scbieferthon und die ersten Sandsteine,
ungeschichteter dolomitischer Kalkstein auf einander folgen , und an der Süd-
seite des See’s gegen Osten Sandsteine und Schiefer , dunkle Kalksteine mit
Hornsteinknollen, Guttensteiner Kalke, Werfner Schiefer und grosse Massen von
liebten Kalksteinen. Die Grestener Schichten liegen demnach hier auf der ober-
sten Abtheilung der Gultensteiner Kalke. Von den zahlreichen Versteinerungen
mögen erwähnt werden: ßelemniles paxillosus, Cardium Listeri , Pholadomya
ambigua, Ph. Hausmanni, Pli. decorala, Nucula complanata, Lima gigantea, Pecten
liasinus, Spirifer rostralus, Terebratula cornuta, Nilssonia cornpta, Plerophyllum
longifolium , Alelhopteris withbyensis , Odontopteris cycadea , Taeniopleris Phil-
lipsi, Equisetites columnaris, Calamiles arenaceus u. a. Unter allen wurden 2U
entschiedene Liasarten gezählt, einige oolilhische und triasjnische. — Die Ad-
223
net her Schichten sind rothe dünn geschichtete Kalksteine mit Cephalopo-
den in ziemlich weiter Verbreitung. Im Hochleitengraben bei der Gaisan ruhen
sie unmittelbar auf den Kössener Schichten, ebenso weiter westlich an mehren
Orten ; bei Golling unmittelbar auf Dachsteinkalk. Die sogenannten Amaltheen-
und Fleckenmergel lassen sich in den von v. Hauer untersuchten Localitäten nicht
als selbständiges Glied abtrennen. Die wichtigsten Petrefaklen der Adnether
Schichten sind: Ammonites Conybeari , A. Nodotanus, A Turneri, A. raricosta-
tus , A. planicoslatus , A. Jamesoni , A. radians, A. complanatus , A. bifrons, A.
heterophyllus, A. tatricus, A. Zignodianus, Spirifer rostratus u. v. a. sämmtlich
Liasarten, doch aus verschiedenen Gliedern der Formation. — Die Hierlatz-
sciiichten bilden meist röthliche oder weissliche, bisweilen auch dunkelgraue
Kalksteine, überall die oberste Decke der Dachsteinkalke einnehmend, nur auf
der Gratzalpe scheinen sie von Adnether Schichten überlagert zu werden. Un-
ter ihren Petrefakten erwähnen wir: Ammonites brevispina, A. planicostatus, A.
Jamesoni, A. oxynolus, Euomphalus orbis, En. excavatus, Pleurotomaria anglica,
PI. principal is , PI. Buchi , PI. expansa, Spirifer rostratus, Rhynchonella serrata
u. a. Es sind Arten des mittlern und obern Lias, daher die Hierlatzschichten
so gut wie die Adnether als oberer Lias betrachtet werden dürfen.
IlL Juraformation. Die hieher gehörigen Ablagerungen können zu-
nächst in eine untere und obere Gruppe getrennt werden. Zur ersten gehören
die Klaus- und Vilserschichten. Die Klausschichten bestehen aus braun-
oder ziegelrothen , oft oolilhischen Kalksteinen, petrefaktenreich besonders auf
der Klausalpe bei Hallstatt, wo sie ungleichförmig auf viel altern Gesteinen als
den Dachsteinkalken lagern. Auch bei Wien finden sie sich wieder. Von ihren
Petrefakten sind wichtig: Ammonites tatricus, A. Zignodianus, A. ptychoicus, A.
triparlitus , A. Humphresianus , Rhynchonella senticosa , Rh. Hausmanni u. a.
Die Vilser Schichten wurden am Gunstberg bei Windischgarsten beobach-
tet, wo in einem weissen Kalksteine die Terebrateln von Vils Vorkommen: T.
antiplecta, T. pala, Rhynchonella senticosa, Rh. trigona. ln den Südalpen schei-
nen sie bei Volano und Vallunga unweit Reveredo aufzutreten. Die Klausschich-
ten der nordöstlichen Alpen früher dem Oxford parallelisirt dürften eher dem
braunen Jura zu vergleichen sein. Da einige Arten mit Adnelh und Hierlatz
identisch sind, so kann nicht wohl eine Lücke zwischen dieser als oberem Lias
und den Klausscbichten als braunem Jura angenommen werden. — Der obere
Jura beruht auf Deutung paläontologischer Charactere , die Lagerung der ein-
zelnen Localitäten hat sich noch nicht mit Sicherheit ermitteln lassen. 1) Die
rothen hornsteinreichen Kalksteine zwischen St. Veit und Hietzing bei Wien füh-
ren zahlreich Aptychus lamellosus , A. latus, Belemuiles hastatus. 1) Die im
Gebiete des Wiener Sandsteines auftretenden weissen hydraulischen Kalke und
rothen Schiefer liefern gleichfalls A. lamellosus und den B. hastatus. 3) Die
hellgrauen Kalksteine des Kronkogels in der Grossau und ähnliche im Pechgra-
ben enthalten den B. giganleus, Ammonites Zignodianus, A. ocnlatus, A. infla-
tus. 4) Vorderlegställe bei der vordem Sandlingalpe und 5) die Kalksteine des
Platten bei Hallstatt gehören noch hieher , wenn nicht letztere schon untere
Kreide sind.
Das Schichtensyslem der nordöstlichen Alpen besteht nach den mitgetheil-
len Untersuchungen aus I) Grauwacke, 2) Verrucatio, 3) buntem Sandstein
(Werfner Schichten) und unterm Muschelkalk (Gutlensteiner Kalk) , 4) oberem
Muschelkalk (Hallstätter Schichten , Wenger Schichten) , 5) unterem Lias (Dach-
steinkalk, Starhembergschichlen , Kössener Schichten, Grestener Schichten), 6)
oberem Lias (Adnether Schichten und Hierlalzschicbten) , 7) unterem Jura (Klaus-
schichten, Vilser Schichten) , 8) oberer Jura (St. Veit, Krenkogel, Stollberg), 9)
Neocomien (weisse Aptychenkalke und Rossfelder Schichten), 10) obere Kreide
(Gosau) , 11) Eocen (Nummulitenschichlen) , 12) Neogen, 13) Diluvium, 14)
Alluvium. — Wir haben die in dieser Abhandlung mitgelheillen paläontologischen
Untersuchungen von unserm Bericht ausgeschlossen , um später besonders darü-
ber zu berichten und theilen von der Parallelisirung der aufgezählten Schichten
mit andern Localiläteir nur die sehr übersichtliche Tabelle mit.
224
( Jahrh , kk. geol. Reichsanst. IV. 715—785.)
2*25
G: in dry, zur Geologie der fnsel Cypern. — Nächst Sieilien
und Sardinien die grösste Insel des Mittelmeeres zeichnet sich Cypern beson-
ders noch ans durch ihre zahlreichen Vorgebirge und Cap , durch ihre bedeu-
tenden Höhen und eine lief gelegene weite Ebene, durch die von jenen herab-
stürzenden und diese mit Schlamm bedeckenden Gewässer. Die Ebene wird von
zwei selir verschiedenen Bergketten begränzt, im Norden von der Cerinischen,
im Süden von dem Troodos (Olvmp). Wenn der Boden des Mitlelmeeres zwi-
schen dem Cnramanischen Meere und Syrien gehoben wäre, würde man überall nur
eine mächtige weisse Kalkmergelbildung erblicken, darüber Sand mit Conchylien.
Die Neigung der Schichten, wie sie auf Cypern trocken gelegt sind ist gering,
dieselben bilden vornämlich die Ebenen. Die Mergel sind eine tertiäre Meeres-
bildung, desgleichen die sie bedeckenden Sande und Grobkalke. Nahe bei Ce-
rine findet sich eine von 0. nach W. streichende Erhebung eines deutlich ge-
schichteten, thonigen Sandsteines, lsolirt erheben sich krystallinische Kalke, die
wahrscheinlich dem Corallenkalk angehören. Das System des Troodos consti-
luiren in weiter Ausdehnung kalkige Gesteine. {Bullet, soc. geol. IX. II — 13.)
Micksch, Vorkommen der fossilen Hölzer bei Pilsen.- —
Das Pilsener Steinkohlenbecken hat ungefähr eine Quadralmeile Flächeninhalt
mit grösster Länge in SN und wird durch einen in gleicher Richtung streichen-
den Rücken sibirischer Gesteine von dem grossen Radnitzer getrennt. Zwischen
dem Tliale des Misaflusses bei Pilsen und des Tremoschner Baches erhebt sich
die Anhöhe von Locholin und dehnt sich östlich gegen den weissen Berg, west-
lich über den Siltnaberg nach Kottiker hin mit Höhen bis zu 1300 Fuss. Das
Plateau des Radnitzer Beckens erhebt sich nur 120 Fuss höher. Die Höhen
bestehen aus veränderlichen Kohlensandsteinen. Am Locholin enthält er z. B.
mitlelgrosse graue Quarzkörner und blassgelbe grosse Feldspathkörner in einem
weissen mehlig thonigen Bindemittel. Er liefert die Pilsner Mühlsteine. Ein
den Kohlen flötzen mehr genäherter Sandstein ist feinkörnig , weich , grau , sehr
glimmerreich, schiefrig und nur mit sehr sparsamen Feldspathkörnern. Er dient
nur als Baustein. Die Hauptmasse des Kohlensandsteines ist kleinkörnig, mit
thonigem Bindemittel, fest, zum Strassenbau geeignet. In ihm kommen bis 4
Fuss lange Stämme vor, die cyl indrisch oder platt gedrückt und mit einer Köh-
lern inde überzogen sind, sonst aber gar keine zur systematischen Bestimmung
führenden Charactere zeigen. Mit ihnen finden sich auch Stämme von Calamites
arenaceus, auch Strünke von Sligmaria ficoides. Zwischen den Kohlensandstein-
schichten treten schwache Lagen eines dunkelbraunen Kohlenschiefers auf, der
Pecopteriden und Sphenopteriden führt nebst unbestimmbaren Stengeln. Die
grösste und merkwürdigste Lagerstätte vAirkieselter Hölzer liegt bei Kottiken un-
weit Pilsen. Hier furchen Wasserrinnen den Kohlensandstein, die Thon - und
Mergelschiefer und ein drei Zoll mächtiges Schieferkohlenflötz auf. Bei einem
Schurfversnche schloss man auf : weiche sandige Masse, weiche Kaolin für eine
Porzellanfahrik liefert , Conglomerat von grossen Quarz- und Kieselschieferge-
schieben mit Eisencämenl verkittet, sehr feinkörnigen Kohlensandstein mit sil-
herweissem Glimmer und braunen unreinen Thoneisenstein. Nördlich von Kot-
tiken ist die Lagerstätte der Stämme ganz enlblösst, 24 Fuss lange und bis 3
Fuss dicke Stämme werden von Regen frei gelegt, indem der Letten aufgelöst
und weggefühlt wird. Die Oberfläche der Stämme ist verwittert, der Querbruch
nicht. Weniger häufig und kleiner sind die verkieselten Hölzer bei Böhmisch
Bris, ebenso bei Tschemin, Wiskau, Dobrzan, Willkyschen u. a. 0. Die jaspis-
artige Verkieselung ist die häufigste zumal bei Pitys antiqua. Während die Stel
hing der Stämme im Dachgestein von Chomle und Swina senkrecht auf die
Schichten gerichtet ist, liegen sie an den genannten Orten horizontal. Das Ma-
terial des Kohlensandsteines stammt von silurischen Gebirgsmassen und von Gra-
nit, die beide gen Osten anstehen. Die Zerstörung derselben scheint durch das
Hervortreten der Porphyrzüge veranlasst zu sein, mit denen auch siedende Kie-
selsäureqnellen entstanden, durch welche die Hölzer verkieselten. Das Pilsener
und Radnitzer Becken unterscheiden sich dadurch, dass in letzterem die Wech-
sellagerung des Schieferthones mit dem Kohlensandsteine höchst selten ist und
15
22G
der letztere minder mächtig ist. Kohlenfiötze von 2 bis 18 Zoll zwischen den
Kohlensandsteinen fehlen bei Radnitz, bei Pilsen sind sie häufig; die Radnitzer
Kohle ist eine Sandkohle, die Pilsener Rack- und Sinterkohle. (Regensburger
Correspondzbl. VII. 7 — 14.)
v. Zepharovich, Lagerstätte des Mastodon angustidens
ans der Jauling bei St. Veit. — Südlich von St. Veit mündet in das
von dolomitischen Wänden begränzte Triestinglhal der sogenannte Eisgraben.
Hier erhebt sich eine sanfte Böschung zu 50 Fuss Höhe über die Triesting (850
Fuss Meereshöhe). In den Feldern liegen Cerithinm lignitarnm, C. pictum, Buc-
cinum mutabile, Neritina Pachi. Durch den Eisgraben gelangt man in die
grosse Jauling, eine kesselarlig umschlossene Wiese, theils von Dolomit theils
von Leithakalkconglomeraten umgränzt. Ein kleiner Seitengraben führt in die
kleine .Jauling. Ein am östlichen Rande der grossen Jauling geführter Braun-
kohlenbergbau schloss von oben nach unten folgende Schichten auf : Conglome-
rat, Sandstein, gelblich weissen Tegel, Tegel mit Kohlenspuren, grauen Tegel,
erstes Koblenflötz, grauen Tegel, zweites Kohlenflötz, grauen Tegel, drittes Koh-
lenflötz, lichtgrauen Tegel mit Knochen, Dolomit. Die mittlere Mächtigkeit des
ganzen, ziemlich horizontalen Schickiensystems beträgt 17 Klafter. Das Leilha-
conglomerat besteht ans mehr weniger abgerundeten Dolomitstücken von verschie-
dener Grösse mit lichtem sandigkalkigen Bindemittel. In der Tiefe verwandelt
es sich in einen gröbern und feinen Sandstein. Der obere gelblich weisse
Tegel ist versteinerungsleer, der graue des obern Kohlenflötzes enthält Schalen-
fragmente von Helix argillacea, Neritina virginea, Melanopsis Dufouri, Unio Ra-
vellianns, alle lebend, und Abietinen H0I2. Im liegenden Tegel wurden zwei
colossale Stosszähne von Mastodon angustidens nebst Fragmenten eines Back-
zahnes und Schädelresten entdeckt. ( Jalirb . k. k. geol. Reichsanst. IV.
711 — 715.)
Fr. Schmidt, die Speksteing ruhen von Göp fers grün bei
Wunsiedel. — Die mächtigen Lager von Speckstein in dem südöstlichen Theile
des Fichtelgebirges sind den Mineralogen schon längst wegen ihrer Afterkrystalle
bekannt. Die Region dieser Lagerstätten ist azoisch , vorzugsweise aus Granit,
Gneiss und sehr glimmerreichen Urthonschiefer gebildet, welch letztem zwei
Züge dolomitischen körnigen Urkalkes begleiten und mit diesem steht der Speck-
stein in nächster Beziehung, einer in den andern eindringend. Die Mächtigkeit
des Specksteines wechselt von 2 — 8 Fuss, beträgt im Mittel etwa 6 Fuss. Die
Längsausdehnung ist auf 250, die quere auf 150 Lachter bekannt. Die Ver-
zweigungen in das krystallinische Schiefergestein, zu dem das Lager gehört, sind
vielfach , und scheint die Bildung noch gegenwärtig fortzuschreiten. Afterkry-
stalle von Quarz und Bilterspath sind merkwürdiger Weise schon seit vielen Jah-
ren nicht mehr beobachtet. Ueber die Entstehung beider erklärt sich Blum da-
hin, dass der Quarz einen Theil seiner Kieselerde abgegeben und dafür ßitter-
erde aufgenommen , der Bilterspath aber, in der die Kieselerde aufgenommen
seine Ca und C ausgeschieden habe. Durch eine Exhalation der in der Nähe
sich findenden Angitporphyre sei dann die fehlende Magnesia ersetzt. Nauk da-
gegen behauptet, dass die Bildung des dichten Specksteines sowohl als der Af-
terkrystalle von aussen her durch Magnesiasilikathallige Wasser veranlasst wor-
den sei. Indem nun das C haltige atmosphärische Wasser auf die vorhandenen
Silikate zersetzend einwirkt, löst es diese und setzt sie andern Orts wieder ab.
Enthielt das Wasser MgC , so verwandelte es den vorhandenen Urkalk in Dolo-
mit, enthielt es Kieselerde so bildeten sich Quarzdrusen, enthielt es Si Mg, so
entstand Speckstein. Dieser Ansicht tritt Sch. bei, vorzüglich in Bezug auf die
Umwandlung des Dolomils und ßraunkalkes. Die einzelnen Handstücke sprechen
durch ihren sehr deutlich dolomitischen Bruch dafür , ebenso die Analyse der
in der Zersetzung begriffenen Gesteine. Der Speckstein fol£t von Göpfersgrün
bis Thiersheim genau dem Kalkzuge. Einzelne Lagen liefern tadelfreien bläulich
weissen Stein, der wohl dem Dolomit seine Entstehung verdankt. Stellenweise
greift jedoch ein Gewirr von Specksteinbändern in das nicht umgewandelte Ur-
gestein ein. Hier finden sich denn auch in jeder Hinsicht die entschiedensten
227
Uebergänge, welche die Bergleute Specksteinmulm nennen. Derselbe ist weit
bröcklicher als der Speckstein und weniger fettig, irn Feuer brennt er sich dun-
kelbraun und ist specifisch leichter. Die den Dulomit begleitenden Quarze son-
dern sich an allen Stellen des Lagers in schönen reinen Bergkrystalldrusen aus,
immer von Speckstein umhüllt und mit demselben verwachsen. Unter diesen
linden sich ganz besonders interessante Stücke. Eine solche Krystallgruppe er-
scheint als vollkommner Speckstein, auf der untern Seite dagegen ist der Quarz-
kivstall noch ganz rein und unzersetzt. Die Umwandlung fand also allmählig
von oben her Statt. In einem andern scheinbar völlig homogenen Speckstein-
slück fand sich beim Zerschlagen eine innere Höhle , durch Wegführung der
Kieselerde entstanden. Durch den jährlichen Betrieb in den Gruben werden
durchschnittlich 300 Centner Speckstein gefordert , die jedoch in den einzelnen
Jahren je nach dern Absätze auffallend schwanken. Das meiste Material gehl
nach Wien und Ungarn. Die Analyse ergiebt 65,6 Kieselsäure , 30,8 Magnesia
und 3,6 Eisenoxvdul. ( Regensbg . Correspdzbl. VII. 134 — 140.) Gl.
I"aläoiitoIogie. — v. Otto, Add ita mente zur Flora
des Q u a d e r geh i rge s in Sachsen. 11. Heft. (Leipzig 1854. Fol. Mit
9 Tafeln.) — Nach einleitenden Bemerkungen über die Lagerstätten von Nie-
derschöna und Paulsdorf wendet sich der Vf. zur Beschreibung folgender Arten:
Halyserites Reich i , Keckia cvlindrica n. sp., K. annulata, Chondriles furcillatus,
Sphaerococcites striolatus , Ästerosoma radiciforme n. sp., Annularia?, Arundi-
nites Wohlfahrti n. sp,, Plerophyllnm Germari n. sp., Pt. saxonicum Rchb., Pt.
cretosnm Rchb., Cupressinea insignis Gein., Cunninghamites oxycedrus Presl., C.
Mantelli Gein und mehre theils nur annährend theils gar nicht bestimmbare
Beste. Jede dieser Arten ist bald lateinisch bald deutsch diagnosirt, beschrie-
ben, mit ähnlichen Formen verglichen und ihre Verbreitung angegeben. Auch die
Familien sind diagnosirt. Diese für eine kleine aber sehr kostspielige Monogra-
phie auffällige Ausführlichkeit entschuldigt der Verf. damit, dass er denen, wel-
chen ausreichende literarische Mittel fehlen, die zum weitern Versländniss nö-
thigen Bücher dadurch ersetzen wollte Wir möchten darauf erwidern, dass
wohl bei Weitem die grösste Anzahl der Käufer dieser Addilamente auch im
Besitz der zum Studium der Kieidegebirgsflora nöthigen Bücher sich befinden
wird und eine Verlheuerung durch blosse Aufnahme bekannter Untersuchungen
daher schwerlich allgemeine Billigung finden dürfte. Wie das erste Heft ist
auch dieses zweite glänzend ausgeslattet und die beigefüglen neun Doppellafelti
gut ausgeführt.
Harting, die fossilen Diatomeen und Foraminiferen der
Niederlande. — Schon im Jahre 1849 hat H. in einer kleinen Schrift
seine Untersuchungen über die lebenden und altalluvialen Diatomeen und Fora-
miniferen publicirl und hier auf 16 Erdarten mit denselben hingewiesen. An
Foraminiferen erkannte er folgende Arten: Nonionina germanica, Geoponus bo-
realis, Rotalina punctulata, R. laevis, Rolalia perforata, R. globulosa, R. turgida,
Planulina turgida, Texlularia aciculaia, T. dilatata, T. aspera, T. globulosa, T.
striata, T. perforata. Eine Anzahl der Erdarten ist noch in Bildung begriffen
und schliesst lebende Arten ein. Von den Bacillarien ist nur eine einzige Art,
Navicula lamprocampa , eine Süsswasserform. 11. hat durch diese Untersuchun-
gen zugleich die meerischcn und Süsswasserablagerungen mit grosser Sicherheit
unterscheiden können. {Bull. soc. geol. XI. 33 — 35.)
Wright, neue Ec hin odermen aus dem Lias und Oolitli. —
Die beschriebenen und abgebildelen Arten sind : Cidaris Edvvardsi aus dem un-
tern Lias von Chipping Campden , zur Gruppe der C. Fowleri und C. maxima
Goldf. gehörig : C. ßouchardi aus dem Unteroolith von Criklev und den Bird-
lip Hills, zur Verwandtschaft der C. coronala Goldf. gehörig, unterschieden durch
nur zwei Warzenreihen auf den Ambulacralfeldern ; Hemicidaris minor Ag. ( =
Acrosalenia rarispina M’Coy) aus dem Grossoolith von Bath , früher aus dem
Calvados bekannt; Acrosalenia crinifera (— Echinus minutus Buckm., Cidarites
criniferus Qnenst.) aus dem untern Lias von Cheltenham und Gloucester , in
228
Deutschland bei Pliensbach ; Diadema Davidsoni aus dem Coralrag von Wilts-
scheint dem Cidarites mammillatus Hoem. sehr nah verwandt zu sein; Diadema
Moorei aus dem obern Lias von Gloucestershire und dem D depressum Ag. in
mehrfacher Hinsicht verwandt. (Ann. mag. nat. hist. Mars J Gl — 173.
Tab. 11. 12.)
Suess, über Slringocephalus 11 u r l i n i . — Die grossere Klappe
dieses Brachiopoden trägt am untern Bande des scharf begrenzten Schlossfeldes
zwei starke nach innen gebogene Zähne von ansehnlicher Stärke. Die Schnabel-
Öffnung ist in der Jugend gross, dreieckig, im Alter wo sich der Schnabel uui-
biegt , wird sie viel kleiner durch neue Kalkablagerungen. In der Milte der
grossem Klappe erhebt sich eine Wand zu ganz ansehnlicher Höhe, bis zu drei
Vieriheile hinablaufen mit zunehmender Hohe und abnehmender Dicke. In der
kleinen Klappe erhebt sich vom Scheitel ein starkes Stück die sogenannte Brücke,
quer den innern Baum des Gehäuses durchsetzend und an seinem freien Ende
gabelförmig gespalten die grosse Wand der obern Klappe umfassend. Die bei-
den Schlossgruben der untern Klappe erweitern sich in breite Platten, die mit
ihrem freien Bande über den Schlossrand der andern Klappe hinweggreifen, und
den untern Theile der Brücke sich anschliessen , dieselbe stützen. Ucbrigeus
erhält die Brücke noch einen besondern Strebepfeiler in der Mille der Klappe.
Unter den Schlossgrubenplattcn treten die Stämme der Schleife knapp an jeder
Seile der Brücke hervor und liegen beide in nahezu parallelen Ebenen. Ein-
fach nach vorn gezogen, nicht gewunden ziehen sie sich tief in die Schale hin-
ab, oben stark, beinah rund, gegen das Ende flach, breit, schaufelförmig. Beide
Stämme liegen nah aneinander, oben nur durch die Dicke der Brücke getrennt.
Ihre Function vergleicht S mit denen der Spornforlsälze an der Cruralgegerid
anderer Schleifen. Sie tragen zwei schön geschwungene Aeste , die sich von
der Spitze schnell divergirend in die Höhe ziehen und jederseits unmittelbar
unter der Einlenkung des Schlosses wie Bänder umgeschlungen einen breiten,
weiten , flachen Bing tragen , der mit seinem äussern Bande schon von der
Schlosskanle an dem Umrisse des Gehäuses folgt, so dass die Wimpern rings-
um aus der klaffenden Schale hervorlreten konnten. Die stetige kreisförmige
Krümmung des Binges wird an der Stirn durch die Einschaltung eines geraden
etwas über die Ebene des Binges aufgeworfenen Stirnstückes unterbrochen. Von
dem innern Bande des Schleifenringes steigen schlanke flache Aeste in mehr
weniger radialer Bichtung auf, oft breiter oft wieder schwächer und dann ge-
wöhnlich paarweise gestellt. Gerade oder etwas nach oben convex neigen sie
sich im Allgemeinen den Enden der Stämme zu. Durch die weite ringförmige
Schleife nähert sich Slringocephalus sehr Argyope und beide müssen nebenein-
ander gestellt werden , die Gattung Morrisia und vielleicht auch Waltonia ihnen
angereiht werden. — Das Geschichtliche betreffend wurde Str. ßurtini zuerst
von Defrance , Diel. sc. nat. vol. 51. genügend characlerisirt. ßlainville verei-
nigte ihn gleich darauf mit Terebratula , ebenso Deshayes und Sowerby nannte
ihn Terebratula porrecta. Höninghaus schuf alsdann einen todtgebornen Str. elou-
gatus und Goldfuss einen Str. slriatus. v. Buch trennt ihn nicht von Terebra-
tula und nennt die Art Tercbr. slrygocephalns , weist aber später auf die Ver-
wandschaft mit Del thyris hin. Fischer v. Waldheim bildet ein Str. Defrancei ab,
den Bronn bereits auf Orthis resupinata deutele. Später hat auch Sowerby ei-
nen Str. giganteus, der Terebr. giganlea entsprechend aufgestellt, Phillips einen
Str. breviroslris , den M’Cov zu Pentamerus bringt. Erst Börner vereinigte alle
Arten wieder unter Str. Burtmi und wird darin noch heule nach zehn Jahren
Hecht haben. Die Heimat der Art ist das devonische Schichlensyslem Spaniens,
Englands, Belgiens, Norddeutschlands und am Ural. (Wien. zool. bot. Abhdlg.
111. 155 — 165. mit Tfln.)
Beuss, Foraminiferen, Entomostr3ceen und ßryozoen
des Mainzer Beckens. — Das vollständige Verzeichniss der von B. beob-
achteten Arten ist bereits in Sandbergers Schrift über das Mainzer Becken (cf.
Bd. I. 482) milgelheill, aber die neuen Arten werden hier zum ersten Male
Male beschrieben. Dieselben stammen aus dem untern Meeressande von Wem-
229
heim und aus den Cyrerienmergeln und sind : Spiroloculina alata ganz eigen-
thumlieh, Sp. Saudbergei i der Sp, excavata ähnlich, Triloculina moguntiaca der
Tr. inflata zunächst verwandt, Arliculina compressa, Quinqueloculina Brauni der
Q. reguJaris ähnlich, Qu. Klipsteini sehr seilen, Qu. Sandbergeri , der Qu, uo-
tala zunächst stehend, Qu. punctata der Qu. Ungerana ähnlich, Gytherella tenui-
striala der C. aciculata sehr ähnlich , Cylhcre Vollzi der C. Nystana verwandt,
Cellepora Konincki vom Typus der Bepleschallerina d’Orb., Membranipora dila-
lata nicht seilen. Die bereits bekannten Arten sind: Bilocnlina cyclosloma, Ar-
ticula sulcala , Quinqueloculina Maycrana , Qu. triangularis, Qu. Acknerana , Qu.
llaueriua, Bairdia subdeltoidca, B. arcuala, Cylheridea Mülleri. Die Vergleichung
Aller lasst eine völlige Abweichung von der coceneu und eine sehr grosse Ueber-
einstimmung mit der inioccnen Fauna nicht verkennen (Brunns Jahrb. 1853.
070 — 079. Tf. 9.)
Dieffenbach fand in der Papierkohle bei Klingelbach Leu-
cisken , Beste von Bhinoceros, von Wiederkäuern, Backzähne von llyolherium
medium, Eckzäbrie eines Moschiden , wahrscheinlich Palacomeryx Scheuchzeri,
viele Vogelknochcn , eine Menge mit den Weissenaucrn identische Krokodilzähne
und Schuppen. Bei dem Dorfe Bockenberg lieferte eine mit Diluvium gefüllte
Spalte im Braunkohlensandslein einen schönen Unterkiefer von Bhinoceros loc-
cheorrhinus, Pferdezähnc, Elephanten- und llyäncnrcsle. ( Ebenda 085.) Gl.
Ilotimihi — Finkh, Beiträge zur W ii r t e m b e r g i sch e n
Flora. — Der Verf, fiihrt 5 neue aus der Würlembergischen Flora noch nicht
bekannte Arten auf, nämlich Drosera intermedia Hayne am Scheibensee bei Wald-
bure, Calamagrostris lenella Host. am Schvvaigfurlher Weiher bei Schussenried,
Allium scorodoprasum U. im Langenauer Bied, Silene rupeslris L. im Bernecker
Thal bei Schramberg, Lactuca virosa L. am Fuss sonniger Muschelkalkfelsen
Aistaig. ( Würtemb . naturw. Jaresh. X. 195 — 202.)
L. Babenhorst, die Süsswasscr - Diatomeen f ii r F reunde
der Mikroskopie bearbeitet. (Mit 10 Tfln. Leipz. 1853. Fol.) Nach
einleitenden Bemerkungen über die Organisation der Dialomaceen, über deren
Vorkommen , Einsammeln , Aufbewahrung und Untersuchung gibt der Verf. eine
Ucbersicht der Familien und Gattungen , die wir hier miltheilen. 1. A n n u 1 a~
res: 1. Farn. Melosireae. Ilauplseiten zirkelrund oder ringförmig, Neben-
seiten rund, länglich oder walzenförmig, a) Einzeln oder paarweise: 1) Cyclo-
tella mit ringförmigen flachen Ilauplseiten. 2) Pyxidicula mit gewölbten Haupt-
seiten 3) Liparogyra mit flachen Hauptseiten, am Bande gezahnt, Nebenseiten
mit kammförmigen Spirallinien. 4) Porocyclia, Ilauplseiten am Bande mit einem
Kranz von tiefen Eindrücken , Nebenseiten ohne Spirallinien aber mit Zirkellei-
leislen. 5) Slephanodiscus mit flachen Ilauplseiten und einem laudsländigen
Kranz von Zähnen. 0) Calodiscus mit flachen nicht genau zirkelrunden Haupt-
seilen , einem breiten quergestreiften Bande und slrahlig gestellten ungleichen
Leisten. 7) Campylodiscus mit verbogenen nicht genau zirkelrundeu Ilauplseiten
und slrahlig gestellten Bippen. — b Familienweise zu Fäden verbunden. 8)
Discosira mit leicht gewölbter llauplseite, am Bande ein Zahnkranz , gegen das
Centrum mit strahligen aber gekrümmten Leisten. 9) Melosira mit flachen Haupt-
seiten, am Bande nackt, gegen das Centrum glatt oder slrahlig gestreift. 10)
Stephanosira mit flachen slrahlig punctirlen Hauplseiten , in der Peripherie mit
einem Zahnkranz. — 11. Arcuatae: 2. Farn. Eunotiaceae. Hauptseilcn
flach, meist quergestreift oder querrippig, irn Umrisse erscheinen sie durch die
gekrümmten Nebenseiten nach oben gewölbt oder ein oder mehrbucklig, unten
mehr oder minder concav. a) Einzeln oder paarweise. 11) Eunotia mit sehr
zarten Querslreifen. 12) Epilhemia mit starken, rippen- oder leistenartigen
Querslreifen. — b) Familienweise zu Bändern verbunden. 13) Himauthidium.
— 3. Farn. Cymbelleae, gekrümmt wie die Eunotien, aber in der Mitte
auf der Hauptseite dem untern Bande genähert mit einem drüsenartigen Knoten,
der durch eine Leiste mit dem Endknoten verbunden ist. 14) Frei schvvina-
230
mende stiellose Individuen Cymbella. 15) Auf einem einfachen oder verzweig-
ten Stiel Cocconema. — 4. Farn. Achnantheae. Von den Nebenseiten ge-
sehen gebogen und an der untern Seite in der Milte wie eingeknickl, an der-
selben Stelle zeigen sie eine nach Innen keilförmige Verdickung. 17 ) Freie
stiellose Individuen Achnanlhidium. 18) Gestielte Achnanthes. — 111. Ovoi-
deae s. Ellipsoideae. 5. Farn. Coeconeideae, ellipsoidisch schild-
förmig, meist platt aufliegend, mit mehr oder minder gewölbter Rückenfläche,
auf der ßauchfläche in der Mitte mit einer knotenförmigen Drüse, hierher nur
19) Cocconeis. — 6. Fam. Surirelleae mit elliptischem oder eiförmigem
Typus, bald schlank, bald dicker, zuweilen auch in der Mitte zusammengeschnürt
und dadurch geigenförmig, selten verbogen, ohne Centralknoten 20) Surirella
auf den Hauptseiten mit einer durchgehenden Längsrippe. 21) Amphora mit
zwei in der Nähe des Randes befindlichen kurzen Querbinden. — 7. Fam.
Fra gillariea e meist zu bandförmigen Fäden verbunden oder zickzackförmig
aufgelöst, seltner einzeln, Hauptseiten linealisch, länglich, lanzeltlich oder ellip-
soidisch, glatt oder mit durchgehenden Querrippen oder Leisten. a) iso-
lirte oder paarweise verbundene Formen. 22) Denticula Hauptseiten mit durch-
gehenden Querleisten, Nebenseiten mit zahnartig vorlrctenden Leisten. 23) Gom-
phogramma Hauptseiten mit durchgehenden Querleisten, Nebenseiten tafelförmig
mit unterbrochenen nach innen keulig verdickten Striemen , am Rande nach in-
nen gezahnt. — b) zu bandförmigen Fäden verbunden. 24) Fragilaria ganz
glatt, 25) Odontidium mit Querleisten — c) Ränder zickzackförmig aufgelöst.
26) Dialoma. — IV. Naviculares mit nachenförmigem Typus. 8. Fam.
Naviculaceae: a) freie und anscheinend nackte Formen. 27) Amphipleura
mit Längsstriemen ohne knotige Verdickung. 28) Ceratoneis an beiden En-
den schnabelförmig verlängert , mit Centralknoten. 29) Navicula glatt , in
der Mille und an den Enden mit drüsenartiger Verdickung, die durch eine
Strieme oder Leiste verbunden sind. 30) Pinnnlaria wie vorige aber mit
Querstreifen, Rippen oder Leisten. 31) Gyrosigma ebenso aber Sförmig
gekrümmt. 32) Stauroneis in der Mitte mit einer Querbinde. 33) Stau-
roplera mit mehrern Querleisten. 34) Staurogramma mit nach innen vorsprin-
genden Knoten, die durch zarte Streifen kreuzweise verbunden sind. — b) mit
einem Ende auf einem polslerförmigen Fuss feslsilzend. 35) Falcatella wie Na-
vicula aber sichelförmig gekrümmt. — c) in einer gestaltlosen Gallerthülle «.
ohne Ordnung zusammengehäuft. 36) Frustulia ohne Centralkuoten. 37) Nau-
nema mit Centralknoten ß. reihenweis geordnet. 38) Colletonema — d) ohne
Hülle zu bandförmigen Fäden verbunden. 39) Diadesmis wie Fragillaria aber
mit Centralknoten auf den Hauplseiten. — V. Aciculares linealisch, schlank-
lanzetllicb oder nadelförmig, ohne Centralknoten. 9. Fam. Synedreae:
40) Synedra gestreckt und gerade. 41) Sigmatella leicht Sförmig gekrümmt.
— VI. Cunealae mit keilförmigem Typus. 10. Fam. Gomphonemeac
mit Cenlralknoten. 42) Sphenella stiellos, isolirt. 43) Gomphoncma gestielt.
44) Sphenosira zu Fäden verbunden. — 11. Fam. Meridieae ohne Cen-
tralknoten mit Querleisten, nur 45) Meridion. — VII. Nodos ae in der Mitte
stets meist auch an den Enden stark gedunsen. 12. Fam. Tabellar ieae
Nebenseiten mehr oder minder grosse Täfelchen darstellend, mit durchgehenden
oder unterbrochenen Querstriemen , bandförmig verbunden oder zickzackförmig
aufgelöst. «. bandförmig verbunden. 46) Tetracyclus mit durchgehenden Quer-
striemen. — b) zickzackförmig aufgelöst. 47) Tabellaria Nebenseiten linea-
lisch , schmaltafelförmig mit unterbrochenen Querstriemen. 48) Terpsinoe Ne-
benseiten breit und gross tafelförmig mit unterbrochenen, keulig verdickten Quer-
striemen. — Nach dieser Anordnung beschreibt der Vf. im speciellen Theil
die Familien , Gattungen und Arten , und gibt die Gesammlzahl der Arten im
Süsswasser auf 502, im Meere auf 533, fossile auf 383, also in Allem auf 1419
an. Zum Schluss folgt ein ausführliches Synonymenregister. Die beigefügten
elf Tafeln sind mit grosser Sorgfalt und Sauberkeit ausgeführt.
Gregory beobachtete folgende bisher in England noch nicht nachge-
wiesene Diatomeen: Epithemia gibberula, Eunotia depressa , Eu. camelus , Eu.
231
bigibba , Himanlhidium exigerum , Navicula trochus , N. laevissima , Cocconema
gibbum und folgende neue Arten: Eunotia incisa, Pinnularia undulata, P. la-
testriata, P. exigera, P. tenuis, P. parva, Stanroneis rectangularis, Navicula api-
culata, Cymbella tumens, Gomphonema Brebissoni, G. Hebridense. (Arm. mag .
nat. hist. Mars 233.)
Savvers fand eine neue Alge Pesmarestia Presnayi an der irländischen
Küste. (Und. 234.)
Leighton setzt seine Monographie der britischen Graphideen (S. 79.)
mit folgenden Arten fort: Opegrapha Turneri (= 0. betulina Sm. ) , 0. atra
Pers. (= Lichen scriptus Hoffm., L. denigrata Ach., Opegrapha stenocarpa Ach.,
0. reliculata DC. , 0. prominula Cliev., 0. implexa Chev. , Graphis macularis
Hart.), 0. herpetica Ach. ( — 0. rimalis Ach., 0. rnbeila Sm., 0. rufescens
Hook., 0. atra Fr.), mit den Varietäten vera, subocellata, simplex, divisa, ele-
gans, rubella, ferner mit 0. vulgata (= Graphis atra Meyer, 0. notha Johnsl.)
deren Varietäten vulgata und stenocarpa heissen, 0. siderella Ach. (=0. ru-
bella Mong. , 0. rufescens Hook.), 0. taxicola , 0. lentiginosa. ( Ibid . 202 —
212. Tb. 5. 6.)
Milde, über einige E q u i s e l e n des Herbarium normale
von Fries. — Der Verf. beleuchtet folgende Arten: .1) Equisetum riparium
Fr. ist nur eine Form des polymorphen E. arvense, nur auffallend schmächtig,
womit die geringe Anzahl der Zähne zusammenhängt, auch um Breslau. 2) E.
riparium v. alpestre Whlb. gleichfalls nur eine schmächtige Form des E. arvense
dar, dessen normaler Fruchtstengel jedoch keine Aeste treibt, die sterilen Sten-
gel sind robuster als vorhin. 3) E. liltorale Kühlvv. ist E. inundatum Lasch,
die vom Verf. als Varietas e beschrieben worden mit der Diagnose: Stengel
aufsteigend, 1 — l1/*' hoch, die 3 — 6 zunächst unter der Aehre sitzenden Schei-
den sind stets ohne alle Aeste, Scheiden grün ohne braunrolhen Anflug, Aehre
gelblich oder rostbraun, um Priesen in der Neumark, bei Breslau und am Si-
nus fennicus, vielleicht auch bei Hamburg. 4) E. fluviatileL. ist ein reich und
lang beästeter Stengel von E. limosum und erhält von Fries folgende Diagnose:
Gaules toti striati, raro nudi, semper heterocladi , ramis numcrosissimis, cauda
sterili laxa, fragili spica tenui, aeslivali , wozu derselbe später noch hinzufügt:
E. limosum L. et fluviatile L. utique nimis affinia sunt, sed apud nos facile
discernuntur et a nullo botanicorum suecorum ad pisca contrahenda quam nova
distinguenda promptiore conjuncta, aber dennoch zeigt sich bei genauer Unter-
suchung kein stichhaltiges Merkmal zur Trennung. 5) E. limosum L. begreift
in dem Fries’schen Herbarium sterile und fructificirende Stengel und ist nur
die wenig beästete Form der reich beästeteten E. fluviatile. (Botan. Zeitg.
März Nr. 11. 169.)
L. Pfeiffer, über einige deutsche Nymphäen. — Pf. tritt
der Schuchhardt’schen Kritik der Hentze’schen Arten entgegen, indem er auf das
reiche Material aus Gewässern sehr verschiedener Gegenden, auf dessen Cultur
aller von ihm beschriebenen Arten und auf dessen sorgfältige Untersuchungen
den beschränkten Schuchhardtschen Beobachtungen gegenüber hinweist. Hentze
hat zur Aufstellung seiner Arten vollkommene Exemplare gewählt und nur con-
stanle Merkmale zur Begründung anfgenommen , das grösste Gewicht aber mit
Becht auf die Bildung dqr reifen Früchte gelegt, die nun freilich nicht in Her-
barien zu finden sind. Die Bildung des Fruchtknotens, der Narben und Necta-
rien im jüngern Zustande ist meist sehr verschieden von der Bildung der reifen
Früchte und ohne letzteres kann man nicht sicher bestimmen. Die von Schu-
chardt beanspruchten Zwischenformen fehlen in der That und die N. alba L.
ist von N. splendens Htz. und N. erythrocarpa Iltz. so constant verschieden,
dass an eine Vereinigung gar nicht gedacht werden kann. Die von Schuchardt
untersuchten lebenden Arten waren aus demselben Wassergebiete, an der Elbe
bei Magdeburg und wahrscheinlich gemeinsamen Ursprunges und entscheiden da-
her über den Werth der Hentze’schen Arten nicht. (Ebda 172.)
v. S c h 1 e c h t e n (1 a 1 , Bemerkungen über S be n o l a p h r u m. —
Die vielfach in den Handelsgärten der Liebhaberei wegen gezogene Rotlboellh
dimidiata L. wurde von Pali&ot de Beauvais und Trinius zur Gattung Stenota-
phrnm erhoben und von Kunth nur durch die Tracht oder vielmehr durch die
dicke Spindel von den ihm sonst ähnlichen Panicumarten geschieden. Aber es
hat auch die Blattbildung viel Eigenlhümliches ; eine llacli zusammengedrückle
Scheide, welche am obern Ende etwas znsammengezogen und hier am Bande
mit wenigen Haaren besetzt ist, wird durch einen schmalen Streifen von soge-
nannter knorpliger Beschaffenheit von der Blattplallc getrennt, die breit linealisch
nach oben sich ziemlich stumpf, ja zuweilen fast kappenförmig zusammengezo-
gen oder auch wohl ausgerandet mit aus dem Mittelnerv hervorgehenden kleinen
Spilzehen endet und in Folge ihrer in der Knospe von der Mitlelrippe ausgehen-
den Zusammenlegung ihrer beiden Hälften gegen einander stets ein rinnenartiges
Anseben behält, dabei einen ganz glatten Band hat, an dessen oberstem Ende
nur etwas von der sonst so gewöhnlichen Zähnchenhildnng desselben hervortritt,
während beide Flächen sowie die Scheide sammt ihrem schmal weisshäutigen
Bande eine bei den Gräsern seltene Glätte zeigen. Als Ligula erscheint ein
schmaler in feine dicht gestellte Härchen getheilter Band. Lange Ausläufer, die
an allen Knoten nicht blos mit einer sondern häufig mit zwei Knospen ßlatt-
triebe bilden, entwickeln sich oft und die aufsteigenden Achsenlheile verzweigen
sich. Spät erst kommen an den Spitzen der Stengel und Aeste die einzeln ste-
henden Blühtenstände zum Vorschein , welche durch ihre dicke breite compri-
mirte, an den Bändern gerundete Spindel von lebhaft grüner Farbe, und die
tiefen Aushöhlungen für die bleichen Aehrchen und einen ährchenlosen Stiel et-
was sehr Ausgezeichnetes haben. Das ausgebildete Aehrchen enthält zwischen
zwei Scheidenspelzen zwei Blühten, eine männliche und eine zwitterige, jede
von zwei Spelzen zusammengesetzt; die äussere Scheidespelze ist dünnhäutig,
sehr kurz, die innere ebenfalls dünn, aber von Aehrenlänge, elliptisch, spitz.
Drei Staubgefässe sind vorhanden. Weiter verdienen noch die Entwicklungsstu-
fen der Inflorescenz Berücksichtigung. Es entwickelt sich nämlich entweder
blos am untern Ende des Bliihtenslandes oder höher hinauf bis gegen die Spitze
auf dem sonst sterilen Stielchen, unterhalb dessen äusserster Spitze ein zweites
Aehrchen, auch wohl noch mehr, oft drei alternirend, höchstens vier. Dies so-
wie die Länge der Achse und der davon abhängigen Erscheinungen kann nicht
als specifischer Character benutzt werden , ebensowenig das Längenverhältniss
der Glieder des Rhizoms, der Blattplallen, der Inflorescenz. Schl, verglich Exem-
plare von Mexiko, vielen Antillen, Trinidad, Surinam, Brasilien, Cap, Mauritius,
konnte aber keine specifischen Differenzen finden und tritt daher der Ansicht
Trinius bei. Eine wesentlich verschiedene Art ist aber St. subulatnm Trin. auf
Guahan. ( Ebda 175.)
Kalchbrenner, neuer Standort des Car ex pediformis. —
Dieser Standort ist der Berg Drevengk an der Wallendorf- Kirchdraufer Land-
strasse. Er erhebt sich 500 bis 600 Fnss über die Strasse und besteht zuoberst
aus Süsswasserkalk mit senkrecht abfallenden Wänden , nur am nordwestlichen
Bande vielfach und tief zerspalten und hier gedeihen mehre sonst in der Zips
und selbst in Ungarn fehlende Pflanzen : an den steilem Gehängen Astragalus
hypoglotlis, Scarzonera purpurea, eine kaisergelbe Abart der Cineraria aurantiaca
etc., im Gebüsch Ranunculus monlanus, Aconitum Jacquini, an den Felsen Alys-
sum montanum, A. saxatile , Crepis Jacquini, Anemone Halleri, in den Schluch-
ten Melita altissima, auf den Terassen Dracocephalum austriacum und Carex pe-
diformis hier an geschützten sonnigen humusreichen Stellen, dichte Rasen bil-
dend, in deren Umgebung sich noch C. ornithopoda und C. digitata finden und
eine zwerghafte eigenthümliche Spiräa. ( Wiener zool. botan. Verhandl.
in. 134.)
Neilreich, über Juncus atralus. — Diese Pflanze wurde von
Kalkbruner bei Stiefeln am grossen Kamp in Niederöstreich auf kristallinischem
Schiefer entdeckt. Sie steht dem J. sylvaticus Rchb. am nächsten und wurde
von Wimmer nur für eine Varietät desselben gehalten. Die Blätter sind bei J.
233
sylvaticns und J. lamprocarpus Ehrh. sehr fein, beinah merklich gestreift, daher
fast gtatt, übrigens aus dem Stielrunden comprimirt und röhrig querfächerig.
Bei J. atralus sind die frischen Blätter von 7 bis 9 etwas erhabenen Nerven
durchzogen und dadurch beinah eben so vielkantig, getrocknet erscheinen sie
vielstreifig. Auch ist J. atratus höher, stärker, die Perigone schwarzbraun, die
drei innern Perigonblälter zwar länger als die äussern und wie diese in eine
feine Spitze endend, aber nicht wie bei J. sylvaticns auswärts gebogen, sondern
ziemlich gerade wie bei J. lamprocarpos. Vielleicht halte Linne Hecht, indem
er diese drei Alten unter J. articulatus zusammenfassle. ( Ebda 123.)
v. Schlechtendal, Wunder weizen, W u n d e r r o g g e n und an-
dere Wundergräser. — Der Wunderweizen, Triticum compositum L.,
nimmt bei Palisot de Beanvais zwar den ersten Platz ein und doch hat nach
demselben die Gattung Triticum nur eine Spioa simplex, während bei jener Art
statt der einfachen Spicula ein Zweig mit Spiculis also im Ganzen eine zwei-
fach zusammengesetzte Aehre vorkommt. Die Zahl der Aeste ist zwar verän-
derlich, doch sind dieselben bei gleicher Kultur stets vorhanden und es gelang
Krause nicht durch direcle “Versuche die ästige Form auf die nicht ästige zu-
rückzuführen. Köler führt indess eine nicht ästige Form an. Als Missbildungen
kommen von der einen und andern Art wohl bisweilen ästige Aehren vor, aber
eben nicht conslant , so bei Triticum turgidum, Tr. spella arislatum, häufiger
bei Tr. amyleum nach Krause’s Beobachtungen, dsgegen bei Tr. durum, Tr. po-
lonicum, Tr. monococcum wahrscheinlich nie. Bei dem Boggen, Sccale cereale,
mag das Vorkommen ästiger Aehren nicht gar häufig sein. Köhler führt diesel-
ben an, Seringe sah sie nie. Wirklich vielästige dem Wunderweizen entspre-
chende Aehren sind beim Roggen selten, Schl, erhielt ein Exemplar von Zörbig
bei Halle, ein anderes von Salzbrunu in Schlesien. Bei der Gerste findet ein
anderes Verbältniss statt, drei einblumige Aehrchen stehen auf jedem Spindel-
gliede , nicht ein vielblumiges, daher die Verästelung gar nicht vorgebildet.
Krause erwähnt indess auch ein Hordeuni distichum und auch Köhler. Ebenso
selten ist die Verästelung bei Agropyrum , selbst bei dem variabeln A. reperis,
häufiger bei Elymus, und viel häufiger noch bei Lolium namentlich bei L. pe-
renne und L. ilaücum. ( Botan . Zeitg. März 153.)
Batka, über Senn a. — B. rechtfertigt sich zunächst wegen der
ihm von ßischolF schon vor drei Jahren über seine Abhandlung über Senna ge-
machten Vorwürfe, auf die wir hier ohne Mittheilung der frühem Abhandlung
nicht eingehen können. Wir theilen vielmehr nur die kritische Uebersicht der
Arten und Synonymie mit, welche das Resultat der Untersuchung bilden. Senna
Breyn , Farn. Leguminosae; tribus Cassieae ; Calyx pentasepalus, petala quinque
inaequalia , filamenla longiora incurva ; anthereae bipoiosae, decem, supremae,
tres steriles, inlirnae lies radiatae , Stigma centrale; legumen membranaceum,
oblongum, reniforme, latum , foliaceum, planecompressuin ; bivalve pluriloculare,
dissepimenlis transversalibus , loculis monospermis, non pulposis, ad sedem se-
minum torulosis ; sernina albuminosa, rostellata, ad suluram superatn leguminis,
hilo funiculis slrictis longioribus aftixa, testa carnosa, matura et siccata sub-
cordata rugulosa vel scrobieulata , margine , hilo et micropvle callosa , appendi-
culo lirelli-cochleariformi ornata ; colylae foliaceae trinerves, radicula recta, plu-
mnla nulla ; petioli eglandulosi, foliola obliqua. Die Arten sind 1) S. oho v ata:
foliis 3 — 6jugis, foliolis obovatis vel retuso obovalis mucronulatis , basi angu-
stioribus , stipulis petiolorum lanceolalo - linearibus ; leguminibus arcuatis supra
seminum sedem verlicaliter interrupte cristatis ( = Sena Math. Fuchs. Dodon.
Trag. Cam. Lob. Dalech Burm. , S florentina Bauh. Chabr. , S. nostras Caes.,
S. foliis obtusis J. Ger. , S. espanol Soliv. , S. italica C. Bauh. Park. Tournef.
Ray. Sloan. Moris. Breyn. Tabern. Cam Miller, S. officinalis Gaertn., Cassia Senna
Lin. Murr. Willden. Woodv. Larnk. Swartz. Persoon. Jacq. Forsk. Delile. Wagn.,
Cassia foliis sexjugis subovatis Lin. , Cassia obovata Collad. Hayne. Le Prieur.
Wallich. Th. Vogel. Nees. De Cand. , Cassia obtusa Roxby, C. obtusata Hayne.
Th. Vogel.) frutex habitat in desertis Aegypt. et Tripol. , in Syria et Senegalia,
folia Sennae de Tripoli et Aleppo in comm. dicta inter fol. Sennae alexandri
15 **
234
nae admixta; legumina nom. folliculorum Sennae c. leg. S. acutifoliae in com-
merc. venduntur. — 2) S. ac uti fo 1 ia: foliis pinnatis 3 — 5jugis, sine et
cum impari , foliolis ovalibus, lanceolato aculis subaequalibus , nervo medio pi-
loso, slipolis linearibus subulatis , pilosis, leguminibus lato-oblongis et renifor-
mibns (= Cassia acutifolia Delile. Hieb , C. orientalis Persoon. , C. lanceolata
Colladon. Hayne. Nees. DC. Necloux, C. alexandrina foliis acutioribus Math.
Banh. Tournef. Hay. Moris. Tabern. Breyn. Miller, C. Senna ß Lin. Murray.
Willd. Woodv. Kotsch) frutex habilat in Aegypto et Sennae. Senna alexandrina
et officmalis in comm. dicta. — 3) S. angustifolia: canle laevissimo, fo-
liis pinnatis 5 — Tsubinde Ojugis, foliolis anguste lanceolatis, plerumque glaber-
rimis, stipulis subulalis ; leguminibus lato oblongis , rarius incurvis, seminibus
albidis, rugulosis (= Cassia angustifolia Vahl. Willd., C. senna Forsk. Wallich,
C. lanceolata Boyle. Wight. Ehbg , C. indica Schum. , C. elongata Lern. Lisanc,
C. acutifolia Nees, C. Ehvenbergi Bisch) frutex habilat in Arabia, in Lohaga,
Mocha , Yemen et in Im] ia oneuL, in Tinevelly et Calcutla colilur. Senna de
Mecca et Orient, in comm. dicta. — 4) S. t o m e n t o s a : foliis 5 — 6 vel 7-
jugis, foliolis ovalooblongis, plerumque parvis, ulrinque pubescentibus mucronu-
latis, stipulis hastalis, leguminibus adolescenlibus nigris, llavo ,velulino pnbescen-
tibus, maturi viridescenlibus , sutura superiori pilis setaceis ciliata , seminibus
inlerdum laevibus setuloso pilosis (== Cassia pubescens Sals. R. Brown, C. ovata
Merat, C. acutifolia ß Delile, C. obtusata Höchst., C. pubescens tomenlosa Ehbg.,
C. holosericea Fres., C. aelhiopica Guib. , C. Schimperi Steud , C. cana Wend.)
frutex habilat in Arabia et Nubia. Sennae de Mecca et alexandrinae in commerc.
admixta. ( Botan . Zeitg. Februar Nr. 7. 105.)
H. Crüger, neue Aroideengaltung Montrichardia. — Die-
selbe hat folgende Diagnose : spatha convoluta, tandem tota decidua ; spadix li-
ber, continuo androgynus , geuitalibus slerilibus nullis, appendice sterile nulla ;
antherae quadriloculares , connectivo conoideo truncato hinc affixae, loculis per
paria apice confluenlibus et rimula dehiscentibus ; ovaria plurima, libera, unilo
cularia, unioculata , ovulum in funiculo brevi adscendens orthotropum , Stigma
terminale asymmetricum, crenulato marginatum; baccae spongiosae, semine exal-
buminoso ob embrvon intra baccam excrescens. Wahrscheinlich werden zu die-
ser Gattung noch einige verwandte Arten benachbarter Länder gehören, wenn
dieselben nicht blos Varietäten sind. Der Stamm der Pflanze erhebt sich bis
zu 25 Fuss Höhe, die Stacheln sind auf jungen Stämmen nicht so zahlreich,
bisweilen fehlen sie sogar ganz, ln feuchten sumpfigen Gegenden, besonders in
der Nähe des Meeres dichte Wäldchen bildend. Die Früchte sind geröstet oder
gekocht essbar. Jene eigenthümlichen von Schleiden bei Monslera Adansoni
nachgewiesenen Zellen sind nicht vorhanden. Die Blühten abortiren gern.
( Ebda 25.)
Neil reich, Flora des Marchfeldes. — Das Marchfeld wurde
hinsichtlich seiner Flora zuerst von Reiuegger und Winkler durchforscht, dann
von Matz und in neuester Zeit von mehrern Andern. Dasselbe bildet eine 7
Meilen lange und 2 bis 4 Meilen breite Ebene von 417 bis 535 Fuss Meeres-
höhe von den Abhängen der Hochleiten und des Matzener Waldes über Wölkers-
dorf, Bockfliess, Matzen und Stillfried bis an die Donau und von dem Bisam-
berger Sandsteiuzuge bis an die March ausgedehnt. Theils Alluvionen theils ter-
tiäre Ablagerungen bilden den Boden. Drei kleine seichte, in tiockenen Jahren
versiegende Bäche bewässern die grosse Ebene und noch mehr die von der March
genährten Sümpfe. An der March und Donau entlang stehen dicht bewachsene
Auen, sonst nur kurzes Gesträuch und einzelne Bäume. Der grösste Theil des
Landes wird beackert, auch einzelne Wiesen kommen vor. Für die Flora ist
characteristisch, dass sie viele in der übrigen Umgebung Wiens seltene oder ganz
fehlende Arten besitzt. Die Hügelflora hat mit der der Türkenschanze viel Aehn-
licbkeit, die Sumpfflora weicht von der bei Moosbrunn gänzlich ab. N. zählt
nun 111 der characterislischen Arten mit den Standorten namentlich auf. ( Wien,
zool . botan. Abhandl. III. 395—400.)
235
Stur, B e o b a ch t n n g e n ü b e r den Einfluss dergeognosti-
schen Unterlag« auf dieVertheilung der Pflanzen in Oest-
reich und Steiermark. — Die Beobachtungen sind nur einzeln und die
daraus gewonnenen Resultate sollen noch keineswegs als begründete gelten.
Dia alpine Flora des Hochschwab, ganz auf Isocardienkalk stehend lieferte St.
folgende Arten : Achillea clusiana, Aelhionema saxatile, Alsine aretioides, Andro-
sace chamaejasme, A. lactea, Aronicum Clusi, A. glaciale, Atragene alpina, Aza-
lea procumbens, Bartsia alpina, Chamorchis alpina, Crepis hyoseridifolia, Draba
aizoides, Dr. Sauteri, Dr. stellata, Dryas octopetala, Erigeron alpinum, Gentiana
acaulis, G. brachyphylla , G. imbricata, G. pnmila, G. verna, Gnnphalium carpa-
tbicum, Hedisarum obscnrum , Hieracium villosnm, Himantoglossum viride, Ho-
niogyne discolor,- Hutschinsia alpina, Iberis cepeaefolia, Pedicularis Portenschlagi,
P. rosea , P. verticillata , Petrocallis pyrenaica, Polygonum viviparnm, Psilathera
tenella , Rhododendron hirsutum, Rhodothamnus chamaecistus, Rumex scutatus,
Salix Jacquini , S. reticulata, Saussurea pygmaea , Saxifraga aizoides, S. caesia,
S. murcoides, S. stellaris, S. stenopetala, Soldanella alpina, S. minima, Tofiel-
dia glacialis. T. borealis, Valeriana celtica, V. elongata, Veronica aphylla, V. sa-
xatilis, Viola biflora. — Bei der Untersuchung des Ennsthaies mit den dazu ge-
hörigen Gebirgen unterschied St- die bodensteten, bodenholden und bodenvagen
Pflanzen wie Unger, aber zugleich auch für die einzelnen Felsarten, also in schich-
tenstete und schichtenholde Pflanzen und fand folgende Vertheilung: 1) Schich-
lenstete Pflanzen a) für den Glimmerschiefer: Üreochloa disticha , Nardus stri-
cta, Lycopodium selago , Artemisia mutellina , Chrysanthemum alpinum, Campa-
nula caespitosa , Eutrichium nanum , Aretia glacialis, Androsace obtusifolia, Pri-
mula Floerkeana , Soldanella pusilla , S. montana , Phaca astralagina, Sibbaldia
procumbens, Sieversia reptans, Draba fladnitzensis, Dr. frigida, Cardamine rese-
difolia, Rannnculus glacialis, Pulsatilla alba. b) für den Gneiss : Ruscus hypo-
glossum , Hippochaeris uniflora. 5) für den Amphibolschiefer: Oxytropis Hal-
leri ; d_) für Grauwacke: Dianlhus spec. ; e) für Isocardienkalk : Psilathera te-
uella , Crocus parviflorus, Tofieldia borealis, T. glacialis, Chamaerepes alpina,
Salix reticulata, S. Jacquini, Valeriana saxatilis, Gnaphalium leontopodium, Gn.
carpathicum, Achilles Clusiana, Erigeron alpinus, Saussurea pygmaea, Pedicularis
Portenschlagi , P. incarnata , Veronica aphylla, V. saxatilis, Aretia helvetica, An-
drosace lactea, A. chamaejasme, Soldanella alpina, Gentiana imbricata, G. verna,
G. acaulis, Alhamanta cretensis, Hippocrepis comosa, Hedysarum obscurura, Sa-
xifraga stenopetala, S. muscoides, S. androsacea, Rumex scutatus, Potenlilla cau-
lescens, P. clusiana, Siversia montana, Rosa alpina, Noccea, rotundifolia, Draba
lomentosa , Dr. stellata, Dr. Sauteri, Dr. aizoides, Petrocallis pyrenaica, Viola
alpina, Pulsatilla grandiflora, Sieberia cherterioides , Lychnis diurna ; f) für den
Isocardiendolorait : Androsace Hausmanni , Alchemilla alpina; g) für den Lias-
kalk: Iris pumila, Circaea alpina; h) für Wiener Sandstein: Vinca herbacea;
i) für Terliargebilde und zwar den Tegel: Juncus bufonius, für Gerolle: Circe
mtermedia, Euclidium syriacum. k) für das Diluvialgerölle : Aconitum cernuum,
I) für Alluvionen und zwar salzige: Limnochloa baeothryon, Alsine marginata,
Lepidium crassifohum ; für Torf: Calla palustris, Primula farinosa, Andromeda
polifolia , Comarum palustre, Viola palustris, Drosera rotundifolia, Dr. longifo-
lia. — 2) Schichtenholde Pflanzen : a) für Glimmerschiefer: Lloyidia serotina,
Herminium Monorchis, Valdriana celtica, Primula glulinosa, Azalea procumbens,
Saxifraga bryoides. b) für Gneiss: Arabis arenosa. c) für körnigen Kalk ; Aster
alpinus. dj für Grauwackenkalk : Saxifraga caesia. e) für schwarzen Kalk: Sa-
xifraga mutata. f j für Isocardienkalk : Listera cordata, Epipogium aphyllum, Va-
leriana elongata, Linaria alpina, Soldanella minima, Rhododendron hirsutum,
Rhodothamnus chamaecistus, Gentiana pumila , Swertia perennis, Noccea alpina,
N. cepeaefolia, Papaver alpinum, Ranuncnlus alpestris , Dianthus alpinus. —
3) Vage Pflanzen: a) auf Kalk: Tofieldia calyculala, Nigritella angustifolia, Goo-
dyera repens, Pinguicula flavescens, Primula spectabilis, Pr. auricula, ßisoutella
laevigata, Arabis Cranlzana ; b) auf krystallinischen Schiefern: Senecio carnioli-
cus, Pbyteuma pauciflorum, Oxytropis campestris, Silene pumilio; c) über alle
236
diese Gebilde: Crepis hyoseridifolia , Priraula minima, Rhododendron ferrugi-
neum, Saxifraga oppositifolia , Viola biflora, Gypsophila rep« ns , Silenc acaulis.
[Wien. zool. botan. Abhdl. III. 43 — 50.)
Nietner, Kokosnussbäume auf Ceylon. — Cocos nucifera
bat ausgewachsen gewöhnlich einen GO bis 70 Fuss hohen und l^Fuss dicken
Stamm , der an der Basis stark angeschwollen und meist nach der einen oder
andern Seile hin , am Meeresstrande nach dem Meere hin geneigt ist. Zwei,
auch drei Stämme aus derselben Basis, aus einer zwei- oder dreisamigen Nuss
entsprungen, sind gar nicht selten, ebenso zwei- und dreigablige Stämme. Bäume
mit mehr als drei Armen gibt es einige, im Negombodislrict. Ihre ursprüngli-
che Krone ist gebrochen und 6, 10, ja 2G kleine sind hcrvorgelrieben. ln einem
Falle trieb eine ausgesäete Nuss nur einen Stiel mit einer jungen Nuss darauf
ohne Blätter und starb dann ab. Ein monströser Baum, vollständig in Stamm,
Blätter, Blühten und Früchten hatte nur 18 Zoll Höhe. Bäume, die sechs bis
sieben Fuss hoch am Stamme mit Wurzeln bedeckt sind, linden sich sehr hau-
lig und dürfen nicht als Monstrositäten betrachtet werden. Auf Ceylon gibt es
sechs bis acht Varietäten, darunter ist die orangegelbe Konigskokosnuss am mei-
sten geschätzt. Eine andere Varietät trägt grosse braunrothe Früchte und heisst
Kampfkokosnuss, weil sie allein bei gewissen Festen der Singalesen zu Kampf-
spielen benutzt wird. Diese bestehen darin , dass je zwei Leute, jeder mit ei-
ner solchen Nuss bewaffnet sich gegenübersleilen und ihre Nüsse mit grössl-
raöglicher Kraft und Geschicklichkeit in der Luft an einander zu werfen suchen.
Der ist der Sieger, der des Andern Nuss auf diese Weise zerbricht. L) ie soge-
nannte Maldiven- , Jaffna oder Zwergkokosnusspalme erreicht mit ihren Wedel-
spitzen selten eine grössere Höhe als 18 oder 20 Zoll, der Stamm gemeinlich
nur bis 3 Zoll uud die Früchte berühren nicht selten die Erde. Sie wird auch
nur der Curiosität wegen gepflegt. Uebrigens nimmt die Cultur des Kokosnuss-
baumes auf Ceylon unter den Europäern zu , dieselben besitzen etwa 30,000
Acres Pflanzungen mit derselben. Ein Acre enthält 80 bis 90 Tonnen , eine
Tonne gibt an 45 Nüsse jährlich und 1000 Nüsse kosten 2 Pfd. St., circa 5
Nüsse geben 1 Quart Oel und eine Tonne Oel kostet in England elsva 3G bis
37 Pfd. Stelling. Der Nettoertrag von einem Acre Kokosnussbäumen soll G bis
7 Pfd. St. sein. ( Verliandl . Berl. Gartenbaugesellsch. 1853. 31G.)
v. Winterfeld, das Aderlässen der Bäume als Mittel früh-
zeitiger Tragbarkeit. — Die Resultate seiner Versuche über diesen Ge-
genstand fasst von W. in folgenden Sätzen zusammen: 1) das Aderlässen ist ein
vortreffliches Mittel , Bäume welche ihrer Natur und ihrem Alter nach bereits
Früchte tragen sollten, wegen Ueberfluss oder wegen Mangel an Trieb aber noch
nicht bringen, binnen 2 bis 3 Jahren fruchtbar zu machen. 2) Die gewöhnli-
che Zeit des Fruchtlragens wird sich etwa um eben so viel dadurch beschleuni-
gen lassen, man muss sich aber hüten hier gar zu Viel oder Unmögliches zu
erwarten. 3) Saftarme und hartrindige Bäume müssen stark, etwa auf V2 Zoll
des Umfangs einen Schnitt, saftreiche dagegen schwächer, etwa vier Schnitte
auf den ganzen Baum operirt werden. 4) Die Zeit des Schnittes dürfte am
günstigsten im ersten Frühjahre, sobald die Blätter sich entwickelt haben, sein
und bis Mitte Sommers dauern; die Operation kann aber auch später, selbst
noch im Spätherbst, wo die Blätter bereits abfallen, ausgeführt werden. 5) In
der Zeit von Milte Juni bis Mitte Juli macht man am besten keine Operationen,
um möglichen Insectenschaden zu vermeiden. 6) Der Schnitt muss womöglich
die Rinde vollkommen trennen, ohne aber den Splint zu verletzen, doch schadet
etwas zu viel oder zu wenig nicht weiter. 7) Bereits tragbare Bäume werden
durch die Operation fruchtbarer, da durch die Verstärkung des Stammes die
Circulation der Säfte in demselben befördert wird. 8) Steinobststämme vertra-
gen die Operation ebenfalls ohne den Harzfluss zu bekommen. ( Ebda 317 — 322.)
Derselbe, über Ananaszucht. — Der Verf. tritt den Vorurtheileo
entgegen, dass die Ananaszucht kostspielig, umständlich und zeitraubend sei.
Ausser Anlegung eines Mistbeetes und Beschaffung des Raumes für Ueberwinte-
237
rung hat die Zucht nichts Umständliches und Kostspieliges, ist aber z. Th. bil-
liger und bequemer als die Melonenzucht, v. VV. zog in einem sehi ungiinsli
gen Jahre unter 4 Misibeetfenstern 32 Früchte, unter 6 andern Fenstern nur 9
Melonen. Die Methode ist folgende. Die Sprösslinge werden in der ersten
Hälfte des Septembeis eingepflanzt in 4- bis özöllige Topfe, Exemplare mit nur
4 bis 6 Blättern. Wenn es nicht an Baum gebricht, mag man grössere Spröss-
linge nehmen und dieselben früher einsetzen. Gegen Mitte October, bei Beginn
der starken und anhaltenden Nachtfröste bringt mau die Pflanzen in das Haus,
v. W. benutzt ein kleines ternperirles Glashaus. Die zuerst durchwinternden
Pflanzeu werden über der Heilzröhre auf einer hölzernen Decke aufgestellt , die
zweit durchwinternden auf einem Sandbeet über der Feuerung. Die Temperatur
des Hauses steht am Tage zwischen 12 bis 14 Grad und fällt des Nachts auf
6 und selbst 4 Grad. Geheitzt wird früh um 6 Uhr und Nachmittags 4 Uhr.
Das Sandbeet wird dabei sehr heiss. Die Pflanzen zum Fruchttragen zu brin-
gen muss man dieselben 3 bis 4 Wintermonate hindurch in vollkommenen Ru-
hezustände erhalten, was durch möglichst Warm-, selbst Heiss- und Trockenhal-
ten der Wurzel geschieht. Eicht kommt dabei nicht in Betracht. Begiessen
darf man nur massig, erst wenn die Spitzen der obern Blätter sich krummen
und eintrocknen. So behandelt setzen alle Pflanzen Früchte an. Junge und alte
Pflanzen werden gleich behandelt. Ende März oder Anfang April wird das Mist-
beet hergerichtet , auf ebner Erde zum bequemen Nachheizen. Zuerst 3 Fuss
hoch Dünger, dann eine 4 bis fi Zoll starke Schicht leichter Erde, so dass der
Kasten vorn 1 bis lJ/2, hinten 21/» bis. 3 Fuss hoch wird. Nach einigen Ta-
gen, wenu die ersten scharfen Dünste abgezogen sind, werden die Pflanzeu mit
den Topfen in die Erde gesenkt und die Fenster mit 2V2 Zoll Euftöllhung auf-
gelegt. Nun schlägt man rund um das Mistbeet Pfähle von 3 Fuss Höhe und
in 3 Fuss Abständen, um durch Annageln von Latten und ßrettstücken einen
andern Kasten, sogenannten Mantel zu bilden, der zur halben Höhe mit gutem
warmen Dünger gefüllt wird. Massiges Begiessen, massiges Lüften, mässiges
Beschatten bei brennendem Sonnenlicht ist Alles was zur weitern Pflege nöthig.
Bei eintretender und anhaltender Kühlung muss frischer Mist in den Mantel ge-
bracht oder nur neuer hinzugefügt weiden. ln gewöhnlichen Jahren ist dies
nur ein, höchstens zwei Mal nöthig. Die Früchte zeigen sich in der Regel
schon im Februar, doch auch später. Wo ein Glashaus zur Durchwinterung
fehlt bediene man sich eines 3 Fuss hohen , 6 Fuss langen und 2 bis 3 Fuss
breiten Sandkastens, durch welchen eine Röhre aus der Küchenfeuerung oder
aus dem Slubenofen gezogen wird. Bei Erzielung von zwei Dutzend Früchten
zum Verkauf würde sich schon eine selbständige Feuerung des Kastens bezahlt
machen. Bei dieser Methode wird es in jedem Garten möglich Ananas zu zie-
hen, die Früchte pflegen ein bis zwei Pfund schwer zu werden. ( Ebda 322 — 325.)
G ö r n e r , zwei Gemüse. — Von unsern wildwachsenden Pflanzen
geben zwei ein dem Spinat gleiches aber weit wohlschmeckenderes Gemüse. Die
erste ist der bekannte Taubenkopf, Silene intlala ( Cucubalus behen L. ). Sie
findet sich an vielen Orten häufig und muss frühzeitig im Frühjahr geschnitten
werden. Durch Anbau wird sie zarter, entwickelt mehr Blallwuchs und kann
mehrmals geschnitten werden. Die zweite ist die gewöhnliche Ackerdistel , Cir-
sium arvense. Sie kann das ganze Jahr hindurch geschnitten werden , da sie
fortwährend ausschlägt, ist jedoch im Frühjahr am weichsten und besten. Wer
ein Vorurlheil gegen diese Distel hat, mag nur einmal ein rohes Blatt gemessen
oder die Pflanze als Salat sich anrichten lassen. ( Ebda 395.)
v. Fölkersahm, die rot he Kamille, die Mutterpflanze
des persischen I n s eele n pu lver s. — Die persische Kamille in Trans-
kaukasien , auch Flöhtödter oder Flöhkraut genannt , wächst staudenartig , ent-
wickelt mehre Blühtenstengel, blüht zuerst dunkelroth, dann rosenrolh, und trock-
net die Blühtenstengel nach der Samenreife ab. Das Blühteukörbchen wird */j
Zoll gross, die Strahlenbliihtchen zu 15 bis 25 vorhanden, eben so gross. Im
frischen Zustande haben die Blühten keinen besondern Geruch , abgepflückl und
238
getrocknet aber einen sehr starken , der alles Ungeziefer vertreibt oder tödtet.
Die Pflanze liebt gebirgige Gegenden, siedelt sich zahlreich zwischen Futter-
kräutern und Gesträuchen an , meist in Gesellschaft der weissblühtigen Kamille.
Ihr Boden ist eine schwarze Erde, Lehm und Kies über Gerollen und Felsen,
mager. Sie gedeiht übrigens auch in der Ebene und erträgt 20 Grad Kälte.
Pferde, Rinder und Schafe berühren sie nicht. Der Gebrauch des Pulvers ist
seit etwa 40 Jahren bekanni. Ein Armenier sah die Benutzung desselben bei den
Bewohnern, bereitete dasselbe und brachte es zuerst zu Markte. Seit dem Jahre
1848 ist der Verkauf allgemein. Es beschäftigen sich jetzt mehr als 20 Ortschaften
allein des Ale.xandropolschen Kreises mit der Bereitung des Pulvers. Mach Koch
ist jedoch der Gebrauch uralt. Bei G000 bis 8000 Fuss Meereshöhe beginnt
die Blühte Milte Juni sich zu entfalten. Die Stengel treiben zu 6 bis 8 aus
einem kräftigen Rhizom hervor und blühen nicht auf einmal, so dass die Blüh-
tezeit länger als einen Monat dauert. Das Einsammeln erfolgt einige Tage nach
Entfaltung des Blühtenkörbchens , am liebsten bei trocknem Wetter. Greise,
trauen, Kinder, Männer, alles eilt ins Gebirge und kehrt mit gefüllten Säcken
heim, ja ein fleissiger Sammler kann in einem Tage 30 bis 80 Pfund Blühten
sammeln. Die Aermern verkaufen die frischen Blühten das Pfund für kaum 25
Sgr. Die gesammelten Blühten werden an der Sonne getrocknet, dabei täglich
mehremat umgewandt, nach Sonnenuntergang wird alles in die Wohnung ge-
bracht. Bei feuchter Witterung muss in den Häusern getrocknet werden. Bei
Sonnenschein erfordert es 3 bis 4 Tage. Das Gewicht verliert um zwei Drit-
theile durch das Trocknen. Trockne Blühten gehen 1000 auf ein Pfund. Sie
werden nun zerrieben oder zerstossen und dann auf kleinen Handmühlen zu Pul-
ver gemahlen, wofür man 10 Copeken für das Pfund zahlt. An Ort und Stelle
kostete das Pfund Insectenpulver im Sommer 1852 4 bis 5 Silberrubel, in Tiflis
schon 7 bis 8 Rubel. In der Apotheke in Titlis kostet das Pfund 13 bis 14
Silbergroschen, im Innern Russlands durchschnittlich 2 Thlr. 4 bis 6 Sgr. Die
Güte des Pulvers offenbart sich äusserlich durch gelbgrünes Ansehen und schar-
fe*1 Geruch, den Koch beigemengter Kamille zuschreibt. Lagert es lange in
Säcken, so verliert es an Werth, nach Koch jedoch nicht. In Folge grosser
Bestellungen vor etwa 10 Jahren wurde das Pulver verfälscht, darauf blieben
neue Bestellungen aus, so dass in Titlis das Pud guten Pulvers auf einen Rubel
Silber sank. Die Armenier sorgten indess bald wieder für gute und ächte Waare,
wodurch der Handel in den letzten Jahren sich wieder hob. Die frische Pflanze
ist den Insecten nicht schädlich, einige legen ihre Eier in die Blühten und die
Raupen nähren sich davou , Koch sah indess keine Insecten darauf. Gegen
Wanzen, Hohe und Schaben wirkt das Pulver gründlich, auch gegen Fliegen,
Mücken, Motten und Läuse. Wie und ob es gegen anderes Ungeziefer wirkt, ist
noch nicht ermittelt. Die Kultur anlangend müssen die Pflänzchen */a bis '/*
Zoll von einander entfeint stehen. Die Samen gehen gut auf in Kasten oder
Töpfen mit guter Gartenerde, in etwa gleichen Theilen Lehm, Sand und verwes-
ter Pflanzeneide. Die Aussaat geschieht zeitig im Frühjahr, die Saat wild höch-
stens mit '/ 4. Zoll Erde bedeckt. Die Erde muss feucht sein , die Topfe wer-
den an schattige Orte gestellt und von Zeit zu Zeit begossen. Nach etwa drei
Wochen gehen die Pflänzchen auf. Fortdauernde mässige Wärme und angemes-
sene Feuchtigkeit beschleunigen die Entwicklung. Bei grossem Samenmengen
kann man unmittelbar in Gartenboden säen, in Reihen mit Zwischenräumen von
8 bis 10 Zoll Auf Beeten geschieht das Versetzen am zweckmässigsten erst im
nächsten Frühjahr. Bei dem Versetzen darf die Erde nicht an die Pflanze an-
gedrückt werden, die Pflanzen müssen J/2 Fuss weit auseinander gesetzt wer-
den, der Boden gut und tief gearbeitet sein, die Versetzung Abends, am besten
vor oder gleich nach einem Regen geschehen, die Pflänzlinge sofort angegossen
und bei starker Sonnenhitze geschützt werden. Angewacbsen ist die Pflanze
nicht mehr zärtlich. Einige von ihnen blühen schon gegen Ende des ersten
Sommers, die meisten erst im folgenden Jahre. Doch ist es rathsam die Beete
während des Winters mit Laub zu bedecken. I111 zweiten Jahre kann man bei
dem Verpflanzen schon die Wurzeln tbeilen und so vermehren. Für die Ein-
239
Sammlung des Samens muss der Blühlenslengel gelb und trocken sein. Die ge-
pflückten Köpfchen werden im Schatten getrocknet und trocken aufbewahrt. Ba-
ron von Fölkersahm auf Papenbof in Kurland gibt auf portofreie Briefe ächten
Samen ab. ( Ebda 201 — 205.) . e
Zoologie» Bischoff, Widerlegung des von Keber bei
den Na jaden und von Nelson bei den Ascariden behaupteten
Eindringens der Spermatozoiden in das Ei (Giessen 1854. 4. Mil
1 Tfl ) — lieber den Inhalt der Keherschen Schrift haben wir in der Kürze
Bd. II. 34 berichtet und wurden auch bei der mündlichen Verhandlung darüber
Bd. II 74 von verschiedenen Seiten Bedenken gegen die Zuverlässigkeit der
Beobachtungen und gegen die daraus gefolgerten Behauptungen geltend gemacht.
Wir sind damals nicht specieller auf den Gegenstand eingegangen, weil zu er-
warten stand, dass bei der hohen Wichtigkeit von einem der bewährtesten For-
scher auf diesem Gebiete eine gründliche Beleuchtung und Prüfung der Keber-
schen Untersuchungen nicht lange ausbleiben würde. Die vorliegende Schrift
BischofFs rechtfertigt unsere Erwartung. Derselbe beseitigt zunächst, was Keber
für seine Behauptung, dass das Spermatozoon in das Ei eindringe, von dem
Säugethier-, Vogel- und Froschei beibringt. Die von demselben untersuchten
Kanincheneier mit Micropyle waren keine Eier, sondern ganz harmlose Bläschen,
in denen einige abgelöste Flimmerzellen rotirten und deren eines einmal eine
stielförmige Befestigung mit der Uterinschleimhaut zeigte. Die wahren Eier des
Kaninchens, deren Entwicklung Bischoff mit so grosser Ausdauer und Sorgfalt
beobachtete, sind von Keber gar nicht berücksichtigt, weil sie nichts seiner Theo-
rie Günstiges boten. Was Keber über Vogel - und Froscheier beibringt, beruht
nach B. nicht minder auf groben Mangel an Sachkenntnis. Die Najaden betref-
fend verräth Keber schon durch die Beschreibung des Eies, durch den Nachweis
einer besondern Dotterhant, des Eiweisses und der Eiweisshaut, ferner durch
die Annahme, dass die Eier schon im ganz unentwickelten Zustande befruchtet
werden , dass dieselben bei den Najaden am Eierslock trotz der sehr ungünsti-
gen Lage dieses und der Geschlechtsöffnung den Samen aufnehmen , dass das
ganze Jahr hindurch zu jeder Zeit befruchtete Eier sich vorfinden , durch diese
und andere wunderliche Behauptungen verräth Keber kein zur Erledigung einer
so schwierigen Aufgabe genügendes ßeobachtungslalent , noch die unbedingt nö-
thige vorurlheilsfreie Prüfung und Deutung der zu berücksichtigenden Thatsa-
chen. Das Ei besteht nach Bischoff in der Thal nur aus Dotter mit Keimbläs-
chen und Keimfleck und einer Dotierhaut. Bei dem Grösserwerden wächst die
Dotterhaut schneller als die Dottermasse und es sammelt sich zwischen Beiden
Flüssigkeit an die für Eiweiss gehalten worden. Der Dotter berührt in diesem
Stadium stets an einer Stelle die Dotterhaut, da wo Keber seine Micropyle fand.
Diese ist ein hohles Stielchen , mit welchem sich das Ei an das Stroma des
Eierstockes heftet, wovon sich Bischoff mit der grössten Sicherheit überzeugt
hat. Damit fällt die ganze Theorie vom Eindringen des Sperma durch die Mi-
cropyle über den Haufen. Die schwanzlosen Spermatozoen , welche Keber ein-
dringen sah, waren andere Körper. Nelson unterstützt in einer Abhandlung der
Pliilos. Transact. 1853. II. Kebers Theorie durch die Untersuchung der Eier
des Ascaris mystax, allein die von demselben gesehenen Spermatozoen sind nichts
weiter als ursprünglich festgewachsene Epilhelialgebilde , worüber Bischoff hier
seine speciellen Untersuchungen darlegt.
Gegenbau r, zur Lehre von dem Generationswechsel und
der Fortpflanzung bei Medusen und Polypen. ( Würzburg 1844. 8o.
Mil 2 Tfln.) — Der Verf. theilt m den sechs ersten Kapiteln dieser interes-
santen Schrift einzelne Beobachtungen über verschiedene Entwicklungsstufen der
Polypen und Medusen mit, über die wir im Einzelnen berichten, und spricht
sich dann über das systematische Verhältniss der Polypen zu den Medusen aus,
hinsichtlich dessen er ein entscheidendes Uriheil wegen der noch nicht hinläng-
lich umfangsreichen Untersuchungen für noch nicht zeitgemäss hält. Alsdann
fasst er die Resultate seiner Untersuchungen in folgende Sätze zusammen ;
*240
1. Höhere und niedere Medusen (Rhizostomida und Medusida nach Esch-
scholtz ; Steganophlhalmata Forbes — Oceanida, Geryonida, Aequorida etc. nach
Eschschollz ; Gymnophthalmata Forbes) unterscheiden sich wesentlich durch die
Art ihrer Entwicklung. 2. Bei den höheren Medusen und den Oceaniden fin-
det ein Generationswechsel statt , der aber durch die Organisation und Bedeu-
tung der ersten (Ammen-) Generation verschieden ist; denn 3. die Ammen der
höheren Medusen sind nur polypenförmig, sie sind höher organisirt als die Hy-
draspolypen , aber ihre Dauer ist kürzer , denn ihre Selbständigkeit geht auf in
der Erzeugung der zweiten Generation; 4. Ammen eines Theiles der zweiten
vorerwähnten Medusengruppe (der Oceaniden) sind die Hydraspolypen. 5. Ihre
Medusengemmen werden zu selbständigen , geschlechtlich sich forlpflanzenden
Wesen. 6. Die geschlechtliche Brut dieser Polypensprösslinge kehrt wieder zur
ersten Generation zurück. 7. Die sogenannten Geschlechtsorgane der Polypen
sind die Analoga der Medusen , die physiologischen Aequivalente einer zweiten
Generation ; desshalb 8. sind auch die sie erzeugenden Polypen keine wirkli-
chen Ammen, sondern nur Analoga von Ammen. 9. Consequent wird auch die
geschlechtliche Brut dieser sogenannten Geschlechtsorgane wieder zu Polypen.
10) Weder die Bildung von Medusengemmen (vollkommene zweite Generation),
noch jene der sogenannten Geschlechtsorgane (unvollkommene zweite Generation)
ist an gewisse Localiläten gebunden , sondern kann überall äusserlich am Am-
menstocke entstehen. 11. Wie von Seite der ersten Generation durch homo-
gene Sprossenbildung eine Vergrösserung der Amraencolonien bewirkt wird , so
entsteht durch homogone Sprossenbildung bei der zweiten Generation gleichfalls
eine Vermehrung. 12. Die wimpernden Medusenlarven beweisen, dass eine Ab-
theilung der Medusen direct auf geschlechtlichem Wege entsteht, gleichzeitig geht
aber auch aus dem Baue dieser Medusen hervor, dass sie nicht zu jenen gehö-
ren, die einem Generationswechsel unterworfen sind. 13. Die Siphonophoren
sind schwimmende Polypencolonien, und ihre sogenannten Geschlechtsorgane die
Analoga einer zweiten Generation, so dass sie sich in dieser Beziehung wie die
Hydraspolypen verhalten. 14. Die Fortpflanzung der Medusen lässt sich nach
den bis jetzt bekannten Thatsachen in folgendem Schema darstellen:
Fortpflanzung mit Generationswechsel.
Polypenförmige Ammen.
(Höhere Medusen.)
Vermehrung der Ammen durch Spros-
sen - Bildung ; die Sprossen werden
frei. Die zweite Generation pflanzt
sich nur heterogon auf geschlechtli-
chem Wege fort.
Polypen.
(Oceaniden. )
Vermehrung der Ammen durch Spros-
sen-Bildung; die Sprossen bleiben
mit dem Amraenstocke verbunden und
bilden Oolonien. Die zweite Genera-
tion pflanzt sich a) heterogon auf ge-
schlechtlichem Wege, und b) homo-
gon durch Knospen fort.
Fortpflanzung ohne Generationswechsel.
(Aequoriden.)
Nur homogone Fortpflanzung:
a. geschlechtlich (wimpernde Larven) ;
b. durch Knospung (Cunina prolifera);
c. durch Theilung (Stomobrachium mirabile. Köll.).
Als eine sehr vortreffliche Uebersicht über die bisher über diesen Gegen-
stand angestellten Untersuchungen theilen wir des Verfs. Schlusstabelle mit
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243
Weisse, über den Lebenslauf der Euglena. — Ueber die
schon seil 150 Jahren bekannte Englena viridis iheilt Ehrenberg nur sehr dürf-
tige znsammenhangslose Bemerkungen die Entwicklung betreffend mit und was
von Gros im Bullet, nat Moscou 1851 darüber gesagt wird ist so phantastisch,
dass es keine Aufnahme verdient. Letzteres veranlasste jedoch W. seine frühem
hierauf bezüglichen aber als erfolglos aufgegebenen Untersuchungen von Neuem
aufzunehmen. Er sammelte im Juli 1851 ein Sumpfwasser mit zahllosen Eu-
glenen; nach 3 Tagen bedeckte sich dasselbe mit Frislleyscher Haut und am Bo-
den der Schüssel setzte sich ein gelbbrauner schmutziger Niederschlag ab. In
beiden war die Euglene in Fischgeslall und kugelförmig conlrahirt vorhanden,
jene munter, diese wie todt. Am zwölften Tage waren sämmtliche Englenen des
Bodensatzes knglig , eingecystet, z. Th. balbkuglig in der Cyste eingeschnürt,
ln den nächsten Tagen schwand ihre grüne Farbe und sie wurden schwärzlich.
Am 18. Juli wimmelte es im Innern der Cysten von monadenartigen Wesen, un-
ter welchen hin und wieder grössere helldurchsichtige und auch grüne Körper
sich zeigten. Die Cyste zerplatzte, die Monaden eilten hurtig davon, aber die
Körper blieben ruhig liegen Steins vortreffliche Untersuchungen über die Ent-
wicklung der Vorlicellen scheinen W. noch nicht bekannt geworden zu sein, ob-
wohl sein Aufsatz von Februar 1853 datirt ist. W. tritt schliesslich nur noch
der Cohnschen Ansicht von der pflanzlichen Natur der Euglena entgegen. ( Bul-
let. acad. Petersb. Januar XII. 169.)
R. Leuckart, zoologische Untersuchungen. II. Heft Sal-
pen und Verwandle. (Giessen 1854. 4. Mit 2 Tfln.) — Ueber den
Inhalt des ersten Heftes der zoologischen Untersuchungen berichteten wir Bd. II.
366 , das vorliegende beschäffligl sich hauptsächlich mit den Salpen. Die Ge-
stalt dieser Thiere vergleicht der Verf. mit einem dickwandigen Fasse , dessen
Böden von einer weilen Oeffnung durchbrochen sind. Der innere Raum ist
diagonal von der cylindrischen Kieme durchsetzt. Athemhöhle, Muskeln und
Eingeweide liegen in der Wandung, Mund, After und Genitalien münden in die
Athemhöhle. Die vordere durch 2 Klappen verschliessbare Oeffnung nimmt Was-
ser und Nahrungsstoffe auf, die hintere mit ringförmiger Klappe versehene Oeff-
nung dient zum Austritt des Wassers. Doch bisweilen vertauschen beide Oeff-
nungen diese Functionen und die Vergleichung mit den ührigen Mollusken deu-
tet jene vordere oder Alhemöffnung als die eigentlich hintere Körperöffnung.
Von den beiden Schichten der Kurperhülle ist die äussere von ansehnlicher
Dicke, ziemlich consistent, doch hyalin und durchsichtig , die innere leicht ge-
trübt. Die Spitzen und Stacheln der Salpenammen gehören fast nur der äus-
sern Hülle an , die Haftorgaue der Kellenform dagegen der innern. Beide Hül-
len bestehen übrigens aus einer structurlosen , ganz homogenen Substanz , in
welche zahlreiche Körperchen eingebettet sind. Letztere sind theils gekernte Zel-
len von Vioo bis 7iso Linie Durchmesser, theils blosse, scharf conturirte Kerne
von 7450 Linie Grösse. Die äussere Hülle ist ein Secretionsproduct, epiderma-
tisch ohne ßlulbahnen, Nerven und Muskeln, welche die innere reichlich besitzt.
Durch ihre Elaslicitat erhält die äussere Hülle für das Thier eine besondere
Bedeutung, indem durch dieselbe die Athemhöhle erweitert wird. Die Muskula-
tur besteht aus bandartigen Streifen , welche gürtelförmig die Athemhöhle und
deren findöffnung umgeben und in den. innern Mantel eingelagert sind. Die Pri-
mitivbündel der Gürtel liegen in einfacher Reihe neben einander zu 5 bis 12.
Die breitesten derselben messen 730 bis 725 Linie. Ihre Querstreifüng ist deut-
lich, weniger die Längsstreifung. Theilungen und Anastomosen der Primitivbün-
del Dessen sich nirgends auffinden. Die Muskelbänder bilden übrigens keine
vollständigen Gürtel, vielmehr nur Bögen, je aus einer rechten und linken Hälfte
gebildet, die auf der Mitte des Rückens zusammenstossen. Die Zahl der Bögen
variirl sehr. An den Endöffnungen sind die Muskeln vollständige Sphinkleren.
Der Hauptganglienknoten in der Mittellinie des Rückens ist in der Regel einfach
kuglig, seltener vierlappig. Es sind darin wirkliche Ganglienkörperchen vorhan-
den. Die davon ausstrahlenden Nerven verbreiten sich nach allen Richtnngen
im innern Mantel, Bei S. fusiformis verläuft der erste Nerv seitlich nebeu der
16 *
244
Mittellinie zur Oberlippe der Athemöffnung, der zweite in weitem Bogen an die
Ecke der Athemöffnung , die beiden folgenden dicht neben den seitlichen Flim-
merbögen nach vorn und unten bis auf die Unterlippe , der fünfte Stamm zum
vordem Ende der Bauchfalle , der sechste denselben begleitend spaltet sich bei
den ersten Alhemmuskeln , der siebente gehl an die centrale Hälfte des dritten
Athemmuskels , ebenso der achte und neunte an den vierten bis sechsten Mus-
kel, der zehnte gerade nach hinten an den letzten Alhemmuskel und Sphinkter,
der letzte elfte endlich ist für die Kieme bestimmt. Ein besonderes Eingewei-
denervensystem fehlt. Das keiner Salpe fehlende Auge bildet einen kugligen
oder bimförmigen Aufsatz des Nervenknotens und besieht aus einer körnigen
Substanz, die ohne Grenzen in das Parenchym des Nervenknotens übergeht und
von einer häutigen Fortsetzung der Ganglienkapsel bedeckt wird. Eine periphe-
rische Schicht ist von radialen Stäbchen gebildet. Die von H. Müller beobach-
teten Gehörbläschen hat L. nicht gefunden. Die zwischen dem vordem Körper-
ende und dem Munde liegende Bauchfalte zu deuten bringt L, keine neue That-
sachen bei. Der Darmkanal liegt keglig zusammengeballt unterhalb der Kloaken-
öffnung in der Mittellinie der Bauchfläche in der Substanz des irnern Mantels,
nur S. pinnata hat eine lange und gerade Darmröhre. Eine Muskelhaut fehlt
dem Darme stets, dagegen flimmert seine innere Wandung der ganzen Länge
nach. Ausser der glashellen Membran besieht die Wandung noch aus einer dik-
ken gelben Schicht cylindrischer Drüsenzellen Die Leber fehlt, die darauf ge-
deuteten Organe haben nach L. andere Funktionen. Das gefässarlige Anhangs-
system am Darme besteht aus einem ziemlich geraden Cenlralstamme, der dicht
hinter dem Oesophagus einmündet , und aus einem engmaschigen den hintern
Theil des Darmes umspinnenden Gefässnetze. Bei Doliolum bildet der Central-
stamm hinter der Milte des Darmes einen Ring um diesen. Der Inhalt dieser
Gefässe ist vollkommen farblos und ohne alle körperlichen Elemente. L. hält
dieses Gefässsyslem für einen Drüsenapparat , der dem Chymus gewisse Abson-
derungsproducte beimischt [?] Die Kieme besteht ans einer frei in der Athem-
liöhle diagonal ausgespannten Röhre, mit den Enden innig mit der Substanz des
innern Mantels verbunden. Der hintere Ansatzpunct liegt beständig neben dem
Munde, der vordere nicht stets an demselben Orte. Letzteres Ende ist fast im-
mer etwas voluminöser, comprimirt. Die Oberfläche der Kieme ist parallel quer-
gestreift, jedoch nur auf der vordem Hälfte. Die Streifen bestehen nach Meyer
aus colossalen Flimmerhaaren von zungen- oder lanzettförmiger Bildung , am
Ende abgerundet, breit, platt, auf je einer gekernten vorspringenden Zelle ste-
hend. Die Zahl der Flimmerrippen richtet sich nach der Länge der Kieme, 60
bis 180. Schon Hasselt entdeckte die abwechselnde Contraction des Herzens
nach zwei entgegengesetzten Richtungen , dieser Wechsel ist aber kein periodi-
scher, regelmässiger. Das Herz selbst ist ein kurzerweiter Cylinder, in dem
Winkel zwischen Bauchlurche und Kiemenrohr gelegen , von einem zarthäutigen
Pericardium umgeben. Seine Bewegungen sind nicht ruckweise sondern wellen-
förmig und bevor es sich in entgegengesetzter Richtung bewegt , steht es einen
Augenblick still. Seine Wandung besteht aus einer einfachen Schicht von Ring-
muskeln. Der peripherische Kreislauf geschieht in wandungslosen Gängen im
innern Mantel, die schon Milne Edwards vortrefflich dargestelll hat. Das Blut
ist vollkommen farblos und führt spärliche granulirte Körperchen von Vwo bis
J/eo Linie Grösse. Geschlechtsorgane linden sich nur bei den aggregirlen Indi-
viduen, nie bei den isolirten, die vielmehr einen Keimstock besitzen und sich
nur durch Knospenbildung vermehien. Die geschlechtlichen Salpen sind Zwit-
ter, doch kommen bei ihnen Eier und Spermatozoen in sehr verschiedener Zeit
zur Entwicklung. Die neugeborene Salpe ist nur weiblich. Der Hoden ent-
steht erst später und jene frühen Eier werden von einem andern Individuum
befruchtet. Die meisten Salpen produciren nur ein Ei, das von einer gestielten
Kapsel umhüllt, welche nach der Befruchtung verschwindet. Die Hoden beste'
hen aus zahlreichen Blindschläuchen von verschiedener Länge mit gemeinschaft-
lichen Ausführungsgang in die Athemhöhle. Er liegt in der Nähe des Darmka-
nales. Wenn das Ei vom Stiele abgelöst und in seine Bruthöhle eingetreten ist,
245
ist bereits das Keimbläschen mit dem Keimfleck verschwunden und der Fur-
chnngsprocess begonnen. Das Ei nimmt nun beständig an Grösse zu. ln der
ersten Periode der Ernbryonalentwieklung bildet sich ein besonderer Fruchtku-
chen , indem sich der Dotter in zwei Theile absehniirt , wovon der Fötus den
kleinern, der Fruchtkuchen den grossem ausmacht, damit geht natürlich die Ku-
gelgestalt des Dotters verloren. Der Fötus wird übrigens schnell gross und
gleicht er dem Fruchtkuchen : so lässt er im Innern eine lichte Stelle erkennen,
die immer schärfer und deutlicher wird. Sie ist die spätre Athemhöhle. Der
Nnclens erscheint alsbald als seitliche Auftreibung. Bald darauf entstehen Herz
und Ganglion zuerst als solide Zellenhaufen, jenes erst oval, dann schlauchför-
mig , dieses anfangs hohl. In der Mitte der Rückenwand erscheint eine lichte
Stelle, die allmählig in einen Hohlraum sich umgeslaltet und zur Kieme wird.
Unterdess sondert sich der Nucleus in eine oberflächliche dünne Lage und ei-
nen Kern ; erstere ist nur eine provisorische Bildung (Oelkuchen) , die später
wieder verschwindet, dieser wird zum Darmkanal verwandt. Endlich entwickeln
sich auch die Bauchfalten mit dem Endostyle und zuletzt öffnet sich die Alhem-
höhle vorn und hinten , indem sich zugleich der äussere Mantel abscheidet und
im innern die Muskelhögeu sich bilden. Schliesslich beschreibt L. noch eine
schwärmende Ascidienlarve (Appendicularia).
Baird, Monographie der Apodiden und neue Cypris-
arlen. Als Familieneharacler der zu den Phyllopoclen gehörigen Apodiden gibt
B. an: pedes branchiales, paribus sexagirila; antennae breves, styliformes, pari
singulo ; oculi duo, sessiles corpus numerose aiticulatum, parle majore clypeo
magno obteclum. Die hiezu gehörigen Gattungen und Arten werden also diag-
nosirt : 1. Apus Scop. : clypeus corneocoriaceus ; corpus molle, cylindricum;
segmenlum caudale lamina producta non instruclum; pedum primi paris appen-
dices, aut rami, longissimi, flexibües. Die Gattung umfasst fünf Arten: A.can-
criformis Schaeft. : clypeo corporis plus quam dimidiam parlem legenle ovato oli-
vaceo corneo , ramo externo pedum primi paris longitudine clypeum aequante,
im mittiern Europa und nördlichen Africa — A. Guildingi Thomps. : clypeo
corporis vix dimidiam parlem tegente quadralo membranaceo nigrescenle, ramo
externo pedum primi paris longissimo, toium corpus, filamentis caudalibus in-
clusis, excedente, auf St. Vincent in Weslindien. — A. longicaudatus Leconte:
clypeo corporis tertiam partem non mullo magis tegente rotundato snbfusco,
ramo externo primi paris longitudine clypeum excedente, corporis postica parte
longissima cylindrica , in Nordamerika. — A. obtusus Jam. vom Felsengebirge
und von A. cancriformis unterschieden durch die relativ grössere Breite des Tho-
rax und dessen stumpferen Hinterrand. — A. domingensis n. sp.: clypeo cor-
poris dimidiam partem tegente rolundo tenui corneo, ramo externo pedum pri-
mi paris corpus aequante, von Domingo. — 2. Lepidurus Leach.: clypeus cor-
neocoriaceus; corpus molle, cylindricum; segmentum caudale lamina producta
instructum ; pedum primi paris appendices aut rami brevissimi. Die drei Arten
sind: L. productus Bose : clypeo corporis magis quam tres partes tegente ovato
elongato olivaceoviridi ; setis candae pennatis; lamina caudali elongato ovata ca-
rinata , setis brevibus numerosis obsita , in Europa. — L glacialis Kroyer:
elypea corporis tres partes tegente rotundato viridi : setis caudae plumosis ; la-
mina caudali abbreviala, subquadrata denticulata, in Nordamerika. — L. viridis
Baird: clypeo corporis magis quam dimidiam partem tegente, rotundato ovali,
viridi, valide carinata; setis caudae brevipilosis ; lamina caudali ovalilanceolata,
earinata , denticulata von Vandiemensland. — Als neue Cypris diagnosirt B. :
C. Belcheri : testa lucente, albida, elongata, stricta, supra arcuata, infra sinuata ;
exlremitate anteriore latiore , margine compressa , rugata; exlremitate posteriore
macronata unbekannte Heimalh , und C. Schomburgki : testa subviridi , hirsuta,
puncturata, ovali, exlremitate anteriore rotundata, margine subcompressa ; extre-
milate inferiore oblique truncata et mucronata , antennis pedibusque brevibus,
setis plumosis von Domingo. {Arm. mag. nat. hist. Mars. 221 — 227.)
Milne Edwards, neue oder wenig bekannte Krebse. — • Bei
der Anfertigung des Catalogs für das Pariser Museum der Naturgeschichte revi-
246
dirte E. diese ganze Thierklasse und theilt in der vorliegenden Abhandlung die
Resultate dieser Revision betreffend die Ocypodinen mit. Folgende Arten wer-
den ausführlich beschrieben: 1) Driochirus sinensis von den chinesischen Kü-
sten. 2) Sesarma Smithi in nur einem weiblichen Exemplar von der Südspilze
Afrikas. 3) Euchirograpsus lignricus von Villefranche , diese neue Gattung ist
dem Eriochirus zunächst verwandt, unterschieden dadurch, dass kein einziger
Gangfuss zum Schwimmen geeignet ist. 4) Melasesarma Rousseani (nach Rous-
seau, also nicht Rousseanxi) von Zanzibar, ein neuer Gattungslypus , der sich
zu Holograpsus verhält wie Goniopsis zu Gtapsus und Metopograpsus zu Plaly-
grapsus. 5) M. curvatus , in der Hist. d. Crust. II. 75. als Sesarma curvata
aufgeführt, vom Senegal. 6) Acanthoplax insignis nur in einem weiblichen Exem-
plar aus Chili bekannt, Gelasimus sehr ähnlich. 7) Euplax leptophthalmus an
den chilesischen Küsten. 8) Metaplax indicus aus dem indischen Meere. 9) Prio-
noplax spinicarpus aus dem chinesischen Meere, neuer Gattungslypus. J 0) Pseu-
dorhombila quadridentata, schon früher bekannt. 11) Telphusa nilolica ebenfalls
schon in der Hist. d. Crust. beschrieben. 12) Parathelphusa tridenla ein männ-
liches Exemplar von Neuseeland, neuer Galtungstypns. 13) Polamocarcinns ar-
matus unbekannte Herkunft, neuer Galtungstypns. L4) Roscia macropa aus Süd-
amerika. 15) Sylviocarcinus Devilles vom Aragnya , Provinz Goyas , ein Weib-
chen, neuer Gattungslypus neben Trichodaclylus. 16) Dilocarcinus spinifer von
Cayenne, mit folgendem neue Gattung bildend. 17) D emargmalus von Loretto.
18) D. pietns von ebenda. 19) D. Castelnani von Salinas. 20) Trichodaclylus
dentatus. 21) Pelocarcinus Lalandei, früher unter Gecarcoidea aufgeführt. 22)
Uca laevis vom Guayaquil, in der Hist. Crust. kurz characterisirl, hier ausführ-
lich beschrieben. (Arch. du Mus. d’hist. nat. VII. 145 — 192. Tb. 9 — 16.)
Black wall, neue Spinnen. — Als solche werden beschrieben:
Sallicus promptns von Northampton , S. Jenynsi aus Cambridgesbire , Drassus
propinquns aus Norfolk, Linyphia tenella, L. circumscpta von Oakland, L. flavi-
pes von ebenda, Neviene herbigrata. ( Ann . a. mag . nat. hist. Mars
173 — 180.)
Lederer, die Spanner. — Die europäischen Spanner ordnen sich
nach L. in 4 Gruppen. Die erste derselben ohne Anhangzelle der Vorderflügel
mit gleich starker Rippe 5 und frei aus der Wurzel ziehender Rippe 8 der Hin-
terflügel , Rippe 5 entspringt auf beiden Flügeln immer viel näher an 6 als an
4; die zweite Gruppe hat eine Anhangszelle der Vorderflügel, die Hinterflügel
wie vorhin, nur entspringt Rippe 5 bald mitten zwischen 4 und 6. bald näher
an 4; der Gruppe fehlt die Anbangszelle der Vordei fliigel , Rippe 8 der Hinter-
flügel zieht aus der Wurzel (ausgenommen bei Anisopteryx) , Rippe 5 fast in
der Regel schwächer als die übrigen oder ganz fehlend, bisweilen doch auch
gleich stark; die vierte Gruppe hat die Anhangszelle der Vorderflügel, gleich
starke Rippe 5 und aus dem Vorderrande entspringende Rippe 8 der Hinterflü-
gel. Zur speciellern Untersuchung hat L. 199 Arten entschuppt, für die rich-
tige Einordnung der ihm nicht bekannten Arten in sein System kann er nicht
bürgen, zumal wenn dieselben nicht hinlänglich beschriehen worden. In Betreff
der Nomenclatur hat er die Prioritätsrechte streng beobachtet. Er gibt nun zu-
nächst eine namentliche Aufzählung sämmtlicher Gattungen und Arten und dar-
auf die ausführlichen Diagnosen aller Gattungen. Wir müssen uns hier darauf
beschränken die von ihm vorangeslelllen Clavis mitzulheilen :
I. Gruppe. 1) Hinterbeine in beiden Geschlechtern mit zwei Paar Spor-
nen , Fühler des Mannes gekämmt. a) Männliche Fühler über halber Vorder-
randslänge. Psendoterpna. b) Dieselben unter halber Vorderrandslänge. «) Kamm-
zähne gekeull, verhältnissmässig kurz, Geometra. ß ) Kammzähne lang und dünn,
Phorodesma. y) Kammzähne ruthenförmig, an den Schaft gelegt, Fühlerspitze
nackt, Jodis. — 2) Mann nur End-, Weib Mittel- und Endspornen, Fühler
beim Manne blos gewimpert, Nemoria. — 3) Mann und Weib nur Endspor-
nen, Fühler beim Manne kammzähnig. a) Hinterflügel ganzrandig, Eucrostis.
b) Hinterflügel zwischen Rippe 4 und 6 ausgenagl, Thalera.
247
II. Gruppe. 1) Anhangzelle der Vorderderflügel einfach. A. Fühler de*
Mannes kammzähnig mit nackter Spitze, a) [Iinlerfliigel auf Rippe 4 mit schar-
fer Ecke, Hinterscb'ienen in beiden Geschlechtern mit zwei Paar Spornen. a)
Vorderfliigel vor der Spitze mit mondförmigem Ausschnitt, Othodontia. ß) Vor-
derflügel nicht ausgeschnitten, Timandra. b) Hinterflügel gerundet oder höch-
stens mit stumpfem Vorsprunge auf Rippe 4. «) Palpen kurz und schwach,
Hinlerschienen bei dem Männchen mit einem, bei dem Weibe nnt zwei Paar
Spornen, Zonosoma. ß) Palpen weit über den Kopf vorstehend, Hinterschienen
in beiden Geschlechtern mit zwei Paar Spornen , ßoletobia. B. Fühler entwe-
der einfach borslenförmig oder mit abgeselzten oder eckig vortretenden Gliedern,
oder wenn kammzähnig, bis zur Spitze, Acidalia. 2) Anhangzelle der Vorder-
flugel durch eine Querrippe getheilt, Peltonia.
III. Gruppe und zwar 1) die Gattungen von schlankem Bau, mit breiten
nach aussen sehr erweiterten stets ganzrandigen Flügeln, meist buntfleckiger
Zeichnung. I. Vorderflügel unten mit kahlem Fleck an der Basis, Rhyparia.
II. Vorderflügel ohne solchen Fleck. A. Rippe 3 und 4 der Hmlerflügel aus
einem Punkt, Fühler in beiden Geschlechtern gleich stark, beim Manne kaum
sichtbar gewimpert, Bapta. B. Rippe 3 und 4 der Hinterflügel gesondert, Füh-
ler bei dem Weibe dünner, beim Manne mit starken Wimpern, q) Hinterschie-
nen mit zwei Paar Spornen, Zerene. b) Hinterschienen nur mit Endspornen,
Ortbostixis. C. Fühler bei dem Manne kammzähnig. a) Hinterflügel bei dem
Manne oben mit kahlem Fleck an der Basis, Cabera. b) Ohne kahlen Fleck.
a) Querrippe der Hinterflügel bogenförmig, Terpnomicta. ß) Querrippe nach
innen . wink'ig gebrochen, Numeria. — 2) Hie Gattungen mit gespitzten Vor-
derflügeln, mehr oder weniger scharfen Vorsprüngen derselben, mit zwischen
Rippe 4 und 5 oft ausgenagten Hinlerflügeln, meist breitem dicht wolligem Tho-
rax bei schlankem Abdomen der Männer und dickem plumpen der Weiber.
I. Vorderfliigel mit scharf vorspringenden Ecken. A. Hinterflügel zwischen Rippe
4 und 6 nicht ausgenagt, a) Dieselben auf Rippe 4 mit längerem Zacken, Eu-
gonia. b) Dieselben gleicbmässig ausgezackt. a) Zacken sehr schwach, männ-
liche Fühler mit kurzen dicken Kammzähnen, Odontoptera. ß) Zacken scharf,
männliche Fühler mit ziemlich langen dünnen horizontal abstehenden Kamm-
zähnen, Therapis. B. Hinterflügel zwischen Rippe 4 und 6 ausgenagt, Selenia.
II. Vorderflügel ohne eckige Vorsprünge. A. Ihr Saum ganzrandig. a) Hinter-
flügel geschwänzt, Urapleryx b) Hinterflügel nicht geschwänzt. «) Dieselben
zwischen Rippe 4 und 6 ausgenagt, an) Palpen sehr kurz, nicht bis zur Stirn
reichend , Angeroria. ßß) Palpen in Kopfeslänge vorstehend , Epione. ß) Die-
selben zwischen Rippe 4 und 6 nicht ausgenagt, die Fühler des Mannes kamm-
zahnig. an) Stirn mit kegelartigem Schopf, Himera. ßß) Stirn mit gerunde-
tem Schopf, Crocallis yy) Stirn anliegend beschuppt, aa) Kammzahne lang
und dünn , Helerolocha. bb) Kurz und dick , Hypoplectis. B. Ihr Saum mit
busigeu Ansbiegungen, Fühler des Mannes kammzähnig. a) Fühlerspitze nackt,
Hinterflugel zwischen Rippe 4 und 6 ausgenagt, b) Fühlerspitze gekämmt, Hin-
terflügel zwischen Rippe 4 und G ausgenagt, Pericallia. 111. Vorderflügel vor
der Spitze mit sichelförmigen Ausschnitte, sonst ganzrandig A. Hinterflügel
zwischen Rippe 4 und 6 ausgenagt, Stirn blasig anfgetrieben , Caustoloma.
B. Die Hinterflügel nicht ausgenagt, Stirn normal, a) Hinterflügel auf Rippe 4
eckig vorspringend, Macaria. b) Hinterflügel vollkommen gerundet, Elicrina. —
3) Gattungen deren Männchen auffallend schlank , mit sehr zartrippigen, an der
Basis schmalen, nach Aussen sehr erweiterten ganzrandigen, seidenartig be-
schuppten Flügeln, die Weiber geflügelt oder bloss gelappt. A. Beide Geschlech-
ter geflügelt, a) Fühler in beiden Geschlechtern einfach borstenförmig, Plose-
ria. b) Fühler bei dem Manne kammzähnig, Dysemon B. Nur das Männchen
geflügelt, a) Rippe 8 der Hinterflügel aus der Wurzel. «) Palpen und Schen-
kel zottig, Lignyoptera. ß) Dieselben anliegend beschuppt, Hibernia. b) Rippe
8 der Hinterflügel aus dem Vorderlande der Miltelzelle, Anisoptervx. — 4) Gat-
tungen von spinnerarligem Ansehn , mit grossborstigem zuweilen sehr breitem
Thorax und düster gefärbten baumrindenartigen Flügeln. I. Männchen ohne kah-
248
len Fleck an der Vorderflftgelbasis. A. Hinterschienen blos mit Endspornen.
a) Hippe 3 und 4 der Hinlerflügel gesondert oder aus einem Puncte, ßislon.
b) Dieselben gestielt, Apochima. B. Hinterschienen mit zwei Paar Spornen,
a) Zunge kurz und weich. ß) Schmetterling schlank, beide Geschlechter voll-
kommen ausgebildet, Synopsia. ß ) Schmetterling spinnenai lig , Weib nur mit
kurzen Lappen statt der Flügel, Phigalia. b) Zunge spiral, hornig. «) Schmet-
terling spinnerartig, Amphidasis. ß) Schmetterling schlank, Hemeropjiila. II.
Das Männchen mit einer kahlen Grube an der Unterseite der Vorderflügelbasis,
a) Hinterschienen zwei Paar Spornen. «) Zunge kurz und weich, Körper ro-
bust, Nychiodes. ß) Zunge spiral, Körper schlank, Boarmia. b) Hinterschie-
nen nur mit Endspornen, Tephronia. — 5) Gattungen schlanker als vorige,
mit zarteren Rippen, zarterer, mehr seidenartiger Beschnppnng. A. Palpen an-
liegend beschuppt, a) Flügel lang, oval, Stanhelia. b) Flügel breit, die vor-
dem mehr weniger dreieckig, Gnophos. B. Palpen zottig, a) Fühler des Man-
nes kammzähnig. «) Schmetterling gross, auf seine Gnophide robust, Vorder-
flügel beim Manne dreieckig, bei dem Weibe kurz und rund, Dasydia. ß) Schmet-
terling klein und schwächlich, Vorderflügel des Mannes mehr gleich breit , die
des Weibes gespitzt, lang schmal , Colutogyra. b) Fühler in beiden Geschlech-
tern borslenförmig , Psodos. — 6) Gattungen mit meist gestreckten Flügel,
mehr weniger dreieckigen, angenehm gefärbten Vorderflügeln , bleichen Hinter-
flügeln, stets ganzrandigem Saum. I. Vorderschienen mit starken Krallen am
Ende, Enconista. II. Vorderschienen unbewehrt. A. Mann unten mit kahlem
Grübchen an der Basis. a) Zunge spiral. «) Stirn anliegend beschuppt,
ßß) Palpen borstig , Fühler des Mannes mit kurzen Kammzähnen , Fidonia.
ßß) Palpen anliegend beschuppt, aa) Fühler des Mannes mit federarlig ausge-
breileten Kämmen, f Palpen nicht zur Stirn, Kammzäbne bis zur Fühlerspitze
reichend, Bupalus. ff Palpen die Stirne überragend, äusserste Fühlerspilze
nackt, Selidosema. bb i Fühler bei dem Manne mit kurzen Kammzähnen, an der
Spitze sägezähnig. f Rippe 3 und 4 der Hinlerflügel gesondert, Thammonoma.
ff Dieselben aus einem Punkt, Enbolia. ß. Stirn mit horizontal vorstehendem
spitzem Schopf, Diastichis. b) Zunge fehlend. «) Palpen borstig, Alhroolopha.
ß) Palpen zottig, Eurranlhis. B. Mann ohne Grübchen an der Vorderflügelbasis,
a) Stirn mit kegelartig aufgerichteten Haarschopf, Prosolopha. b) Stirn ohne
Schopf. «) Palpen borstig, ßß) Fühler des Mannes mit kurzen Kammzähnen,
Heliothea. ßß) Dieselben mit langen ruthenartigen Kämmen, Ematurga. ß) Pal-
pen anliegend beschuppt, aa) Fühler des Mannes kammzähnig. aa) Kammzähne
federartig ausgebreitet, Eremia. bb) Kammzäbne horizontal und weit von ein-
ander abstehend, f Zunge fehlend, Rippe 6 und 7 der Hinterflügel gesondert,
Eugea. ff Zunge spiral , jene Rippen kurz gestielt, Eurarca. cc) Karamzähne
wie gewöhnlich am Schafte vor und etwas abwärts gestellt, f Schienblatt der
Vorderschienen lang und spitz abstehend. * Thorax dicht, wollig, Scodiona.
** Derselbe mit feinen glatt gestrichenen Haaren, Aspitates. ff Schienblatt
nicht abstehend. * Saum der Hinlerflügel zwischen Rippe 4 und 6 nicht ein-
gezogen, Rippe 5 gleich stark, Cimelia. ** Derselbe Saum eingezogen, Rippe
5 sehr schwach, Cleogene. ßß) Fühler des Mannes borstenförmig, aa) Hinter-
schienen mit zwei Paar Spornen, f Rippe 5 der Hinterflügel gleich stark,
Aplasta. ff Dieselben viel schwächer. * Hinterflügel gerundet, Rippe 6 und
7 aus einem Punct, Scoria. bb) Hinterschienen nur mit sehr schwachen End-
spornen, Gypsochra.
IV. Gruppe. 1) Beide Geschlechter geflügelt. A. Hinterflügel bei beiden
gleich gerippt. a) Anhangzelle der Vorderflügel einfach, ß) Palpen borstig,
Fühler des Mannes gekämmt, Lythria. ß) Palpen grobsebuppig, Fühler des Man-
nes borstenförmig, Odezia. y) Palpen anliegend beschuppt. aa) Männliche
Fühler kammzahnig mit nackter Spitze, Sterrha. ßß) Fühler in beiden Geschlech-
tern borstenförmig, aa) Rippe 3 und 4 der Vorderflügel fast aus einem Punkt,
Mesotype, bb) Dieselben in gewöhnlicher Entfernung von einander entsprin-
gend. f Vorder- und Hinterflügel proportionirt , Minoa. ff Hinlerflügel ver-
kleinert , Enpithecia. b) Anhangzelle getheilt. ß) Vorderflügel bei dem Manne
249
unten mit dichtem Haarbusch an der ßasis, Lygris. ß) Hinterflügel des Mannes
unten mit einem Haarbusch am Innenrande, Eucosmia. y) Kein Flügel mit sol-
chem Haarbusch, n) Hinterleib des Mannes sehr lang mit langem pinselarti-
gem Afterbusch, Scolosia. ßß) Hinterleib und Afterbüschel von gewöhnlicher
Länge, aa ) Hinterflügel tief lief gelappt , Triphosa. bb) Hinterflügel ganzran-
dig. *{- Schmetterling kräftig , Hinterflügel mit vortretendem Vorderwinkel, Or-
tholitha. Schmetterling schmächtig, Hinterflügel gerundet, Vorderwinkel nicht
vortretend, Cidaria. ß. Hinterflügel bei dem Manne ohne, beim Männchen mit
einer Innenrandrippe, a) Hinlerllugel mit weit vorspringendem eckigen Vorder-
winkel, Siona. b) Hinterflügel gerundet, beim Manne mit mehr weniger deutli-
chen Hauptlappen an der ßasis. a ) Vorderschenkel verdickt, an) Vorderflugei
scharf zugespilzt , ßeschnppung kreidig, glanzlos, Lilhostege. ßß) Vorderflügel
mehr oval, seidenartig glänzend, sehr zartrippig, Chesias. ß) Vorderschenkel
nicht verdickt an) Vorclei flügel starkrippig mit scharf vortretender Spitze, Vor-
derschienen mit einer Endkralle, Anactis. ßß) Vorderflügel zartrippig, gerundet,
Vorderschienen unhewehrt, Lobophora. II. Nur der Mann geflügelt, das Weib
mit kurzen Lappen, Chimatobia. (Wien. zool. bot. Abhandl. III. 165 — 270.)
C. Fuss gibt von den in Siebenbürgen vorkommenden Arten der Käfer-
galtung Paederus folgende Uebersicht: 1) Halsschild allein roth, P. ruficollis Pk.
oder Halsschild nebst den 4 ersten Abdominalringen roth und zwar geflügelt.
Halsschild länger als breit mit a) rollten Schienen und letztem Tarsenglied nur
zur Hälfte schwarz, P. longipennis und b) mit schwarzbrannen Schienen und
ganz schwarzem letzten Tarsengliede, P. limnophilus — oder ungeflügelt mit
kugligem Halsschikle und nur an den Knieen schwarzen ßeinen , P. littoralis.
Der P. limnophilus war bisher wegen seiner grossen Verwandtschaft mit P. lon-
gicollis übersehen worden. ( Siebenbürg . Verhandl. Januar 16.)
v. Rapp, die Fische des Roden see’s. — Der ßodensee nährt
nur 26 Fischarten, sämmtlich Knochenfische, keinen einzigen Knorpelfisch. Da-
gegen ist die Zahl der Individuen überraschend gross. Eigenthümlich scheint
dem See nur eine Art zu sein. Die Stachelflosser sind Perca fluviatilis und
Cottus gobio, die Weichflosser Carpio vulgaris, Barbus fluviatilis, Tinea chrysi-
tis, Abramis brama , Leuciscus dobula (= Scalius dobula Heckei), L. rntilus,
L. erythrophthalmus , L. alburnus , L. vulgaris, L. phoxinus , Gobio fluviatilis,
Chondrosloma nasus, Cobitis baibatula, Esox lucius (bis 30 Pfund schwer), Si-
lurus glanis (wird über 6 Fuss lang) , Coregonus Wartmanni ( — C. lavaretus
Cuv. , wird in anatomischer Hinsicht beschrieben und ist abgebildet) , C. fera
(ebenfalls beschrieben und abgebildet) , C. acronius n. sp., C. Tlrmallus gym-
nothorax, Fario lacustris Tf. 3., F. trotta Tf. 4., Salmo umbla (— S. salvelinus
Heck.) Tf. 5., Lota communis, Angnilla vulgaris. Den meisten Arten fügt der
Verf. wenn nicht vollständige Beschreibungen doch einzelne sehr beachtenswerlhe
Beobachtungen bei. ( Würtemb . naturw. Jahresh. X. 137 — 175. Tb. 1 — 6.)
Foerg, über den Lungenapparat des Gymnarchus nilo-
ticus. — Erdl halte behauptet, die Lunge dieses Fisches sei doppelt oder
wenigstens sie habe eine Neigung in zw'ei Hälften sich zu theiien, wogegen
F. dieselbe entschieden für einfach, ungetheilt erklärt. Sie liegt zwischen Darm-
kanal und Nieren und ist von zeitiger Structur. Eine Längsrinne mit Längs-
falten an den Wänden dient zum Oeflnen und Schliessen des Einganges in die
Luftröhre, Muskeln in den Falten erkannte F. nicht. Kammer und Vorkammer
des Herzens sind einfach, ohne innere Scheidewand. Duvernoy fügt bei dieser
Gelegenheit seine Beobachtungen an einem Gymnarchus aus dem Senegal hinzu
mit der Bemerkung, dass er nicht von der Lungennatur der Schwimmblase des
Gymnarchus sich habe überzeugen können. ( Ann . sc. nat. XX. 151 — 161.
Tb. 5.)
Gervais, Notiz über Glossoliga Poireti und Euproctus
Rusconii. — Gene hat in seiner Synopsis der sardinischen Reptilien diese
beiden Tritonen als identisch betrachtet, während Ch. Bonaparte in der Fauna
italica sie generisch trennt. Gray hält gleichfalls den Triton Poireti aufrecht.
250
Von der Nothwendigkeit einer generischen Treunuug überzeugt die Vergleichung
des Schädelbaues. Der Schädel des Glossuliga Poireti ist nämlich platt, halb-
kreisförmig umrandet, auf der ganzen obern Fläche rauh, die Nasenlöcher wei-
ter auseinander geruckt, der Jochforlsatz des Oberkiefers verbindet sich mit ei-
nem seitlichen Fortsatze nach hinten, den man als Postorbitalfortsatz betrachten
könnte. Derselbe gelenkt mit einem besondern Knöchelchen, das sieb hinten
an einen von dem seitlichen Hinterhauptbeine ausgehenden Fortsatz anlegt. Bei
Euproclus ist dieses Knöchelchen iffcht selbständig, das von ihm begränzte Loch
nicht kreisrund sondern oval und viel grösser. Der Knochen wurde von Cuvier
als hinteres Stirnbein gedeutet. Der Schädel des Eupoctus ist von Gene spe-
ciell beschrieben und abgebildet worden. Als Arten dieser Gattung nimmt Ger-
vais folgende 3 an: J ) Eu. Husconii Gene Synops. rept. Sard. Tb. 1. Fig. 3
— 5. (= Eu. platycephalus Bonap. Amphib. europ. p. 68 ) in Sardinien und
Corsica. 2) Triton glacialis Philippi in Gerv et Westphal, Acad. Montp. 1847.
p. 20 im Depart. der obern Pyrenäen. 3) Triton cinereus, Tr. rugosus, Tr.
punctnlatns , Tr. Bibronii, Tr. repandus Dnmeril , Coli. Mus.; Duges, Ann. sc.
nat. XVII I. 363 (= Tr. asper Duges I. c.) in den Pyrenäen. (Ibid. 312. Tb. 15.)
Ders. , über die Augenhöhle bei Caecilia. — Nach Cnvier
ist bei den Cäcilien die Oeffnung der Augenhöhle eine blosse Perforation des
Oberkiefers, nach Stannins des Jochbogens. G. untersuchte den Schädel einer
jungen C. compressicaudata aus Cayenne und fand die Begränzung der Augen-
höhle anders. Er erkannte in der angeblich perforirten Knocbenplalte eine Naht
über und eine unter der Augenhöhle. Erstere geht vom vordem obern Bande
der Augenhöhle zum äussern Bande des Stirnbeines, die andere lauft vorn un-
tern Rande der Augenhöhle aus, so dass also die Knochenplatte dadurch völlig
in zwei Stücke getrennt wird. Das vordere Stück ist der wahre Oberkiefer, das
hintere nach Duges das Jochbein. Was Cuvier als Jochbein deutet, ist nach
Duvernoy hinteres Stirnbein. Gervais dagegen glaubt das vordere Stirnbein Cu-
viers als Thränenbein betrachten zu können, das hintere Knochenstück der Au-
genhöhle am wahrscheinlichsten als Jochbein. Jedenfalls ist die Oeffnung der
Augenhöhle bei den Cäcilien keine so merkwürdige als man bisher annahm.
G. fügt noch hinzu , dass der C. compressicaudata jenes unpaare Knochenstück
zwischen den Hauptstirnbeinen und Scheitelbeinen fehlt, welches Cuvier bei C.
raexicana das Froutal unique nannte. (Ibid. 315 — 317. Tb. 15. Fig. 10.)
Ders., zur Osteologie der Amphi sbänen. — Nach einigen
historischen Bemerkungen über die systematische Stellung der Amphisbänen, wel-
che Gervais mit Gray als eine selbständige Ordnung der Amphibien , Saurophi-
dia, betrachtet wissen will , vergleicht derselbe den Schädel dieser Thiere mit
dem der Schlangen und Eidechsen. Von beiden unterscheidet sich der Amphis-
bänenscheidel durch den höchsten Grad der Unbeweglichkeit seiner Theile, wo-
rin er vielmehr an die insectivoren Säugelhiere erinnert trotz der entschiede-
nen Amphibiencharactere. Bei Amphisbaena fuliginosa ist der Schädel in der
Augengegend stark eingezogen und vorn stumpf, die Stücke des Hinterhaupts bei
alten Thieren völlig verwachsen, der Hlnlerhauptscondylus breit mit angedeute-
ter Theilung, die Scheitelbeine lang, im Alter in der Mittellinie verwachsen, das
Keilbein sehr lang, hinten mit convexem Bande in das Grundbein eingreifend,
nach vorn zugespitzt. Die beiden von Cuvier als Vomer gedeuteten Knochen
hält G. für das Gaumenbein, den am Ausschnitt der hintern Nasenöffnung gele-
genen Knochen nennt er zweites Flügel oder hinteres Gaumenbein. Die Naht
zwischen Stirn- und Scheitelbeinen ist stark gezähnt, die in der Mittellinie der
Stirnbeine geradlinig. Die vordem Stirnbeine Cuviers sind die Thränenbeine.
Hinterer Orbitalfortsatz , hintere Stirnbeine und Jochbeine fehlen. Die Nasen-
beine werden in der Mitte durch einen langen Fortsatz des os incisivum ge-
trennt. Das Quadratbein ist unbeweglich. Der Unterkiefer besteht aus vier
Stücken, Zähne Finden sich im os incisivum 5, obere Backzähne 5 Paare, un-
tere 8 Paar, der zweite bis vierte die übrigen an Grösse übertreffend. Blanus
cinereus hat einen kleinern Schädel , am Scheitelbein jederseits mit einem klei-
nen Postorbilalforlsatz , mit einfacher Stirn-Scheitelbeinnaht, längeren und slär-
251
keren Flügelfortsätzen, grösserem os incisivum, längerem aus fünf Stücken ge-
bildeten Unterkiefer, 7 Zähnen irn os incisivum, nur 4 Paar obere und 8 Paar
untere Backzähne. Der Schädel der Gattung Lepidosternum weicht sehr ab, der
Antlitztheil ist breiter. Bei Lepidosternon rnicrocephalum besteht das Occiput
aus einem Stück, die Lambdanaht ist gezackt, die Scheitelbeine verschmolzen,
die Nasenbeine breit , irregulär fünfseilig , Grund - und Keilbein frühzeitig mit
einander verschmelzend, das os transversum , Cüviers Gaumenbein, von unten
nicht sichtbar, Kiefer-, Flügel- und Thränenbeine berührend. Die andern Lepi-
dosternon-Arlen lassen sich gleichfalls in den Schädeln unterscheiden’. 5 Schnei-
dezähne, 4 Paar obere und 6 Paar untere Bachzähne. Trogonophis Wiegmanui
besitzt einen sehr schlanken Schädel , mit sehr verlängerten Scheitelbeinen , tief
gezackten Nähten des vordem und hinlern Stirnbeinrandes , dreiseitigen grossen
Thränenbeinen, welche die Scheitelbeine berühren und ganz nach aussen gedrängt
sind, mit lange getrenntem Grundbein; die Zähne sind Acrodonten, der Unter-
kiefer aus 6 , wenn nicht 7 Stücken zusammengesetzt. Das übrige Skelet der
Amphisbänen zeichnet sich durch die grosse Zahl der Wirbel aus , welche fast
sämmtlich Bippen tragen : 80 bei Trogonophis, 102 bei Amphisbaena fuliginosa,
sämmtlich ohne Dornforlsätze , aber mit vordem und hintein Gelenkfortsätzen,
die Körper vorn concav, hinten convex, nur die Epistropheus biconvex. Weder
vom Sternum noch von Gliedmassenknochen fand G. eine Spur , hätte er aber
Halhkes Abhandlung über das Brustbein der Saurier (cf. Bd. 11. 423.) angese-
hen : so würde er sich von deren Existenz bei den von ihm untersuchten Arten
unterrichtet und dieselbe nicht so entschieden in Abrede gestellt haben. ( Ibid .
293—312. Tb. 14. 15.) Gl.
Chr. L. Brehm, Monographie der Papageien oder vollstän-
dige Naturgeschichte aller bis jetzt bekannten Papageien mit getreuen und aus-
gemalten Abbildungen. (9. u. 10. Heft. Jena, A. Schmid 1853. Fol. Taf.
40 — 50.). — Wir machen die Freunde der Ornithologie auf diese interessante
Monographie durch Inhaltsangabe der beiden uns eben zngegangenen Lieferungen
aufmerksam: Taf. 41 42. Psittacus pileatus Scopoli (Amm. I. hist. nat. 1769.
33. nr. 32; Psitt. mitratus Pr. zu Wied, Beise nach Bras. I. 262; Temm.
pl. col. Tab. 207 ; Kühl consp. Psitt. 70 ; Psitt. Maitaca, Sp. av. Bras. I. 29
et 30 ; Pr. zu Wied , Beitr. zur Naturgesch. v. Brasilien IV. 247 — 252 ). — -
Taf. 43. Psittacus Diadema Spix (Aves Brasil. Tab. 22.). — Taf. 44. Psit-
tacus senilis Spix (Aves Bras. Tab. 31.). — Taf. 45. Psittacus pulverulentus
Gm. Linn. ( BufTon Sonn. XXVII. 360. Buff', pl. enl. nr. 861; Lath. syn. I. 1.
291. nr. 94; LeVaill. Pl. 92, p. 36; Kühl consp. Psittac. 81; Prinz zu Wied,
Heise in Brasilien 1. 258. II. 251 — 252; Beitr. zur Naturgesch. von Brasilien
IV. 231 — 237.). — X. Taf. 46. Psittacus senilis Spix. — Taf. 47. Psitta-
cus accipitrinus , Gm. Linn. (Psittacus blurii Schaw ; Ps. coronatus Linn; Ps.
var. Indicus, Briss. av. 4. 300. nr. 43 ; Ps. elegans blus. exot. 365 ; Raj. av.
32. nr. 11 ; Buff. hist. nat. des ois. 6. p. 117; Edw. av. 4. t. J 65 ; Lath.
syn. of birds. 266. nr. 74 ; Buff. hist. nat. des ois. 6. 239. t. 12 ; Buff. pl.
enlnm. nr. 326; Gmel. Linn. syst. nat. I. 345. nr. 38; Kühl consp. Psittaco-
num 82. n. 144; Ps. coronatus Gmel. Linn. syst. I 330. n. 21; ßancr. Guj.
p. 160; Lath. syn. I. 259. n. 65.). — Taf. 48. Psittacus menstruus Gmel.
Linn. (Scop. ann. 1. p. 33; Ps. Gujannensis cyano cephalus Briss. av. 4. 247-
n. 28; Buff. bist. nat. des ois. 6. 243; Buff. pl. enl. n. 384; Ldvv. glean. t.
314; Lath. syn. 1. p. 301. n. 107; Le Vaill. II. 70. pl. 114; Gm. Linn. syst,
nat. I. 347. n. 43; Kühl consp. Psitt p. 72; Prinz zu Wied, Beise in Brasi-
lien I. 175, 275. II 341; Beitr. zur Naturgesch. von Brasilien, IV. 1. Abth.
237 — 242.). — Taf. 49. Psittacus aestivus Gm. Linn. Taf. 50. Psittacus
amazonicus ( Briss. av. 4. 256. n. 31 ; Raj. av. 32. n. 1 ; Margr. Bras. 205 ;
Buff. hist. nat. des ois. 6. p. 215; Buff. pl. enlum. n. 547 ; Margr. midi llesized
Parrot 1. species ; Will. orn. p. 115; Lath. syn, I. 1. p. 284. n. 32.). — Va-
rietäten: ß. Psittacus Jamaicensis icterocephalus , Briss. av. 4. p. 233. — y-
Psittacus amazonicus Jamaicensis, Briss. av. 4. p. 276. n. 36. — ff. Psitta-
cus Brasiliensis cyanocephalus , Briss. av. 4. p. 234. n. 21. — (. Psittacus
252
araazonicus varius. Briss. av. 4. p. 281. n. 37. t. * 26. f. 2. — Psiltacus agi-
lis, Gm. Linn. sysl. nat. L p. 330. n. 20.
J. VV. v. Müller, Beiträge zur Ornithologie Afrika’ s. (1.
Liefg. Stuttgart , Hofbuchdruckerei 1853. Imp. 4. 5 Blatt Text u. 4 lith. u.
col. Taf. Auch u. d. T. Description de nouveaux Oiseaux d’Afrique etc. etc.) —
Der Verf. übergibt hiermit in deutscher und französischer Ausgabe die Resultate
seiner Studien und seiner mehrjährigen Reisen in Africa zur Erforschung der
Ornis jenes Welttheiles. Die in der ersten Lieferung beider Ausgaben enthalte-
nen 4 Tafeln stellen dar: 1. Spizaetos zonurus Müll. (Naumannia 1851, IV,
p. 27.) : Sp. supra fuscus , metallice purpiuescens et noDnullis maculis albis
pictus, subtus albus, seoporunr maculis lanceulatis'atro fuscis; remigibus cine-
reis, apice fuscis, basi albidis , vexillo fasciis maculisque irregularibus ; cauda
elongata , cinerea , fasciis plurimis superioribus obsolelis , extreraa latissima in
Abyssinien. — 2. Muscicapa lugubris Müll. (Ibid. 28 ) : M. nigra, vexillis in-
terioribus remigum subtus funereis, aus der Rolla von Abyssinien. — 3. Sa-
xicola albicilla Midi, (ibid. 28): S. loro, regione suboculari et orbiculari nigro;
cauda alba, rectrieibus duabus intermediis nigris, lertio suarum longiludine parte
basali cum celeris rectrieibus albis, prima earum et secunda apice nigro macu-
lata, magnitudine saxicola slapazina , bewohnt die höchsten Gebirgsarlen Abyssi-
niens. — 4. Saxicola atricollis Müll. (Ibid. 28.) : S. facie, collo, regione or-
biculari, pectore, interioribus laleribus corporis alisque nigris, tibialibus albis,
basi cinerea, cauda alba, rectrieibus albis, apice nigro maculatis , intermediis
duabus nigris, terlio suarum longiludine parte basali albis; — paulo major
quam species antecedens, in den Abyssinischen Hochländern. Zd.
Hodgson characterisirt in aller Kürze einige neue S äuget h ie re und
Vögel aus Kaschmir: Myotis pallidiventris , der europäischen M. pipistrellus
verwandt aber mit längerem ( V^" ) Vorderdaumen und etwas abweichendem Co-
lorit ; llerpestes nyula Hodgs. in einer neuen Varietät; Felis Huttoni der Haus-
katze sehr nah verwandt; Mus dubius, M. Theobaldi^ erstre der indischen Haus-
maus, ietztre dem M. gerbillinus Hodgs. sehr ähnlich, durch ansehnlichere Grösse,
kurzem Schwanz und grössere Ohren unterschieden ; Rhizomys pruinosus. —
Die Vögel sind eine neue Art von Euspiza und Mirafra und der nicht charac-
terisirte Accentor atrogularis. Auch ein neuer nicht characterisirler Scinkus wird
unter dem Namen Plesti'odon quadrilineatum aufgeführt. — In einem zweiten
Bericht an die asiatische Gesellschaft fügt Hodgson noch einen Meies albogula-
ris und Arctonyx laxoides aus Tibet hinzu. (Journ. asiat. Soc. Culcutta
1853. VI. 581.) GL
Correspondenzblatt
des
IV a t u r w is sen s cli a fl liclien V erei n es
für
Sachsen und Thüringen
in
Mall e.
1854. März. JW lH.
Sitzung am 1. März.
Eingegangene Schriften :
1) C. B. Güldenapfel , die Anfangsgründe der Geometrie. 1. Liefrg. Jena
1852. 8o. — Geschenk des Hrn. Verfassers.
2) Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereines für Anhalt in Dessau.
Jahrgang 1853.
Herr Dr. Wenden b u r g in Schafstädt meldet seinen Austritt
aus dem Vereine an.
Herr Heller legt einen Aufsatz aus der deutschen medicini-
schen Zeitung über den Jodgehalt der essbaren Tange in Island und
über die Wirkungen der bedeutenden Quantitäten Jod, welche dadurch
in den Organismus gelangen, vor.
Herr Giebel theilte die Untersuchungen Kners über die man-
nichfaltigen und merkwürdigen Formen der Schwimmblase bei den
Arten der brasilianischen Siluroideen - Gattung Dorax mit, und sprach
alsdann seine Ansicht über die Gattung Palaeomeryx aus.
Herr ßaer erläuterte die wichtigsten Erscheinungen des Ver-
witterungsprocesses und deren Bedeutung.
Sitzung am 8. März.
Eingegangene Schriften :
]) Sitzungsberichte der k. k. Akademie der Wissenschaften. Math, phvsic.
Klasse. December 1853. Wien 1854. 8o.
2) C. J. Andrae , Bericht über eine im Jahre 1851 unternommene geogno-
stische Reise durch die südlichsten Punkte des Banates, der Banater Mi •
litärgränze und Siebenbürgen. Halle 1854. 4o. — Geschenk des Hrn. Vf’s.
Der Vorsitzende übergibt das Januarheft der Vereinszeitschrift.
Herr Giebel legt Gegenbaurs Untersuchungen des feineren
Baues der Tast- oder Spurhaare vor und hieran knüpfte er noch Be-
merkungen über die Behaarung der Sohlen, und Zehenballen bei den
wieselartigen Thieren.
Herr Baer sprach über die Kaffeeblätter und ihren Gehalt an
Kaffem , der sie zu einem vorteilhaften Ersatzmittel für Tliee und
Kaffee geeignet macht.
Her Sc hliep hacke übergiebt krystallisirte arsenige Säure für
254
die Sammlung des Vereins und macht derselbe auf das eigenlhiimli-
che Leuchten aufmerksam , welches hier heim Anschiessen der Kry-
stalle auftritt.
Sitzung am 15. März.
Als neues Mitglied wird vorgeschlagen :
Herr Illinz, Bergschüler in Zellerfeld,
durch die Herren Ulrich, Giebel und Baer.
Herr Salinenfactor Leidig in Dürrenberg meldet seinen Aus-
tritt an.
Herr Giebel spricht über die in dem braunen Ueberzuge der
Wallfischarten vorkommenden Thiere, und dann theilte er die Eigen-
thümlichkeiten einer wiederkäuenden Dame mit.
Herr Kohl mann legte ein Stück Braunkohle aus dem Flötz
bei Bruckdorf vor, in welchem deutliche Ueberresle von dicotylen
Pflanzenblättern erhalten waren , ein Vorkommen , das wegen seiner
grossen Seltenheit in hiesigen Braunkohlenlagern die grösste Beach-
tung verdient.
In Veranlassung eines ausliegenden Kunstwerkes der k. k. Staats-
druckerei in Wien, das eine übersichtliche Anschauung gibt von den
verschiedenartigsten Leistungen auf dem ganzen Gebiete der graphi-
schen Kunst, hielt Herr. Baer einen ausführlichen Vortrag über die
verschiedenen graphischen Kunstzweige, welche auf den neuesten For-
schungen der Wissenschaft fussen.
Sitzung am 22. März.
Als neues Mitglied wird aufgenommen :
Herr 1 1 1 i n z , Bergschüler in Zellerfeld.
Als neues Mitglied wird angemeldet :
Herr Müller, Lehrer in Halle
durch die Herren Schaal, Klober und Kayser.
Herr Giebel hielt einen Vortrag über den anatomischen Bau
des Phalangium Opilio nach den Untersuchungen von Tulk, Treviranus
und Anderen,
Sitzung am 29. März.
Eingegangene Schriften :
1) Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Halle. 1853. 4. Heft.
2) Kenngott , Uebersicht über die mineralogischen Forschungen des Jahres
1852. Wien 1853. — Geschenk des Hm. Verf.
Als neues Mitglied wird aufgenommen :
Herr Lehrer Müller in Halle.
Eingegangen war eine Abhandlung des Herrn Spiee ker in
Bernburg über die dort im bunten Sandstein vorkommende Sigillaria
Sternbergi,
Herr Schmidt in Gera sendet Rhinoceros-Reste aus dem Dilu*
255
vium daselbst ein, nebst einem Unterkieferfragment vom Pferde, das
Herr Giebel als nicht fossil erklärt, vielmehr für eine spätere zufällige
Beimengung zu den fossilen Knochen halt.
Herr Kohlmann legt ein fossiles verkieseltes Slammstück aus
hiesiger Gegend vor, welches Herr Andrae als der Braunkohlenfor-
mation angehörig und wahrscheinlich von Cypressen stammend deutet.
Herr Giebel zeigt mehrere vortrefflich erhaltene Muscheln und
Schnecken aus einer Muschelkalkhank hei Lieskau vor.
Herr Baer berichtet Deville’s Untersuchungen über das Alumi-
nium, die gänzlich entstellt aus Unkenntniss von den öffentlichen Blät-
tern als grosse neue Entdeckungen ausgegeben werden.
März -Bericht der meteorologischen Station in Halle.
Zu Anfang des Monats zeigte das Barometer den Luftdruck von
28"4,'"47 hei W. und trübem Himmel und stieg noch hei NW und
ziemlich heiterem Wetter bis zum folgenden Morgen auf 28"7,'"49,
worauf es hei vorherrschendem NW und sehr veränderlichem Wetter
und unter mehreren Schwankungen bis zum HL Abends 10 Uhr auf
27" 10, '"80 allmählig herahsank. Schon am vorhergehenden Tage
war SW eingelreten, der sich an den folgenden Tagen durch N nach
NO und 0 herumdrehele. Das Barometer stieg während dieser Zeit
hei anfangs trübem, später aber heiterem Wetter bis zum 16. Mor-
gens auf 28"2,'"28 , fiel dann aber bei vorherrschend nördlicher,
später westlicher Windrichtung und sehr veränderlichem, aber durch-
schnittlich trübem Wetter unter vielen und zum Theil bedeutenden
Schwankungen bis zum 25. Abends 10 Uhr auf 27"6,'"55, worauf
es anfangs bei SSW, dann aber bei NW und meistens trübem zuletzt
auch regnigtem Weiter steigend am 29. Morgens 6 Uhr wieder die
Höhe von 28"2,'"12 erreichte, von der es bis zum Schluss des Mo-
nats bei NW und regnigtem Wetter um etwa 2'" sank. Im Durch-
schnitt beobachteten wir im März einen enorm hohen Barometer-
stand. Der mittlere Barometerstand war 28"1,'"54; der höchste
Stand am 2. Morgens 6 Uhr war 28"7,'"49; der niedrigste Stand
am 25. Abends 10 Uhr war 27"6,'"55 ; demnach beträgt die grösste
Schwankung im Monat 12, "'94. Die grösste Schwankung binnen
24 Stunden wurde am 24. bis 25 Abends 10 Uhr beobachtet, wo
das Barometer von 27"I0,'"35 auf 27"6,'"55, also um 3, "'80 sank.
Die Wärme der Luft war im Allgemeinen niedrig und keinen
verhällnissmässig starken Veränderungen unterworfen. Die mittlere
Wärme des Monats war 3,°4 R. Die höchste Wärme hatten wir am
10. Nachm. 2 Uhr = 10, °3; die niedrigste Wärme am 19. Morg.
6 Uhr = — 3,°2.
256
Die im Monat beobachteten Winde sind:
N =r 8
NO
= 6
NNO = 3
ONO
= 1
0 = 12
SO
= 0
NNW = 5
OSO
= 0
S 0
NW .= 2 J
SSO = 0
WNW = 1
W = 25
SW
~ 9
SSW = 2
WSW = 0
woraus die mittlere Windrichtung berechnet wurde auf
W — 47°29'5,"51 — N.
Die Luft war im März im Allgemeinen ziemlich feucht; die
mittlere relative Feuchtigkeit der Luft war 77 pCt. bei dem
miltlern Dunstdruck von 2," 13. Dem entsprechend batten wir auch
durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten 9 Tage mit be-
decktem, 6 Tage mit trübem, 4 Tage mit wolkigem, 6 Tage
mit ziemlich heiterem, 4 Tage mit heilerem und 2 Tage
mit völlig heiterem Himmel. Dabei hatten wir an 11 Tagen
Niederschläge: an 7 Tagen aus Regen, an 3 Tagen aus Schnee, an
1 Tage aus Regen mit Schnee gemischt beobachtet, jedoch ist die
Summe des Niederschlags ziemlich gering. Im Regenmesser sammel-
ten sich aus Regen 87," 15, aus Schnee 47,"30, zusammen 134, "45
Pariser Kubikmaass Wasser, was durchschnittlich täglich 4, "34 Zoll
Zoll Wasser auf den Quadratfuss Land betragen würde. Weber ,
— «SHtOMDt» —
(Druck von YV. Plütz in Halle.)
3al)resü6er|tdjt
der
metereologischen Beobachtungen in Halle a. d. Saale im Jahre 1853.
Barometer.
Par. Zoll und Linien auf 0 Grad Reaum. reducirl.
Thermometer nach Reaumur.
Feuchtigkeit der Luft.
Dunstspannung. Relat. Feuchtigkeit.
Par. Linien. Procente.
Monat.
Morg. 6 U.
Nachm. 2 U.
Abds. 10 U.
Monatl.
Mittel.
Maxim.
Tag und
Stunde.
Minim.
Tag und
Stunde.
Differ.
Morg.
6 ü.
Nachm.
2 Ü/
Abends
1.0 U.
Monatl.
Mittel.
Maxim.
Tag und
* Stunde.
Minim.'
Stunde.
Differ.
Morg.
6 U.
Nachm.
2U.
Abends
10 U.
Monatl
Mittel.
Morg.
6 U.
Nchm.
2 D.
Abends
10 ü.
Monatl.
Mittel.
Januar
27. 8,56
27. 8,68
27.
8,87
27.
8,28
28. 2,34
1 Mg. 6
27.
2,69
17 Nm. 2
11,65
1,2
' 3,5
17
2,1
'8,8 '
11 Nm. 2
1
27 M. 0 ’
1 2,8
2,04
2,30
2,09
-2,14
90
84
, 90
88
Februar
27. 5,80
27.' 5,87
27.
5,95
27.
5,87
28. 1,17
1 Ab. 10
26.
11,83
10 Nm. 2
13,34
-2,3
r ;-o,4
-2,2
-1,7 \
3,2
27 Nm. 2
-10,4
18' M. 6
13,6
1,48
1,61
1,46
1,51
88' .
” 83
88
86
März
27. 9,93
27. 9,99
27.
10,17
27.
10,03
28. 3,03
10 Ab. 10
27.
4,52
2 Nm. 2
10,52
-4,3-
: 0,2
-2,5
-2,3
8Nm.2
-10,9
29 ‘ M. 6 f
1 16,6
1,29
1,68
1,45
1,47 ■
91
81
.88
86
1. Vierteljahr
27. 8,06
27. 8,21
27.
8,41
27.
8,28
28. 3,03
März
26.
11,83
Februar
15,20
-1,8
1,1
-1,0
-0,6
f 8,8
Januar
-10,9
Marz
39,7
1,60
2,20
1,67
1,71
90.
83
89.
87
April
27. 8,59
27. 8,50
27.
8,61
27.
8,57
28. 0,10
17 Mg. 6
27.
4,62
23 Mg. 6
7,48
2,6 -
' 7,5
4,2
4,6 t
13,4
30 Nm. 2
-3,7
1 Mg. 6
- 17,1
2,30
2,51
2,52
2,44
89
66
?86
80
Mai
27. 9,65
27. 9,44
27.
9,58
27.
9,56
28. 1,62
14 Mg. 6
27.
4,43
8 Nm. 2
9,19
7,4
13,3
8,5
9,7
21,0
26 Nm. 2
3,2
8 Mg. 6
17,8.
3,13
3,11:
3,21
3,15
79
50
74
68
Juni
27. 8,70
27. 8,60
27.
8,78
27.
8,69
27. 11,53
18 Mg. 6
27.
4,47
23 Nm. 2
7,06 Mt
1,20
16,3
13,0.
13,7
22,4
29 Nm. 2
8,4
15 Mg. 6
14,0 :
4,83
4,96
5,12
4,97
86
65
84
78
2. Vierteljahr
27 8,99
27. 8,85
27.
9,00
27.
8,95
28. 1,62
Mai
27.
.4,43
Mai
9,19
7,3
12,4
8,6
9,3
22,4
Juni
-3,5
April
25,9:
3,42
3,53
3,62
3,63
85
60
81
75
Juli
27. 10,28
27. 10,13
10,23
27.
10,21
28. 0,89
4 Mg. 6
27.
6,96
14 Ab. 10
5,83
13,4
18,7
14,1
15,4
24,9
8 Nm. 2
9,3
4 Mg. 6
15,6 ■
5,30
5,22
5,36
5,29
84
j 55
80
73
August
27. 10,23
27. 10,01
27. :
10,10
27. :
10,11
28. 1,52
10 Mg. 6
27.
5,97
17 Nm. 2
7,55
11,4
17,6
13,0
14,0
26,0
23 Nm.. 2
9,0
19 Mg. 6 !
17,0
3,75 .<
4,56
.4,96
4,73
86
52
81
73
September
27. 9,98
27. 9,96
27. :
10,12
27. :
10,02
28. 2,12
5 Ab. 10
27.
2,08'
26 Mg. 6
12,04
8,5
14,0
9,9
10,8
17,8
22 Nm. 2
3,7
17 Mg. 6 l
14,1
3,87
4,10
4,03
4,00
91
62
85
79
3. Vierteljahr
27. 10,17
27. 10,03
27. :
10,15
27.
10,12
28. 2,12
September
27.
2,08
September
12,04
11,1
16,8
12,3
13,4
26,0
August
3,7
Seplbr.
»2,3
4,31
4,63
4,78
4,67
87
56
82
75
October
27. 8,59
27. 8,54
27.
8,68
27.
8,60
28. 3,35
23 Ab. 10
27..
3,78
18 Mg. 6
11,57
5;0
11,1
6,7
7,6
14,4
8 Nm. 2
0,5
5 Mg. 6
13,9 ,
2,98
3,69
3,31
3,30
93
69
91
84
November
28. 0,36
28. 0,39
28.
0,55
28.
0,43
28. 3,93
29 Nm.' 2
27.
6,39
*17 Mg. 6
9,54
1,4
3,2
1,2
2,0
10,1
1 Nm. 2
-8,4
30 Mg. 6
18,5
2,22
2,36
2,16
2,25
94
87
92
91
December
27. 10,60
27. 10,42
27.
10,49
27.
10,20
28. 3,55
9 Ab. 10
27.
2,64
15 Nm. 2
12,91 '
-5,1
-29
-4,6
-4,2
1,2 .
2 Nm. 2
-17,0
25 Ab. 10
18,2
1,17
1,39
1,20
1,25
89
88
87
88
4. Vierteljahr
27. 10,71
27. 10,65
10,77
27. :
10,71
28. 3,93
November
27.
2,64
December
, 13,29
0,4
3,8
1(4
1,8
14,4
October
-17,0
Decbr. j
31,4
2,12
2,45
2,22
2,27
92
81
90
88
Jahr 1853
27. 9,52
27. 9,45.
27.
9,69
27.
9,52
28. 3,93
November
26.
11,83
Februar
16,10
4,3
8,5
5,2
0,0
26,0
August
-17,0
Decbr.
43,0
2,86.
3,20 '
3,07
3,07
88
70
86
81
Fortsetzung der Jahresübersicht.
W i
n «1 e
Charakter
1 der Himmelsansicht.
Hydrometeorc.
Elektrische
Erschei-
nungen.
Zahl der
Tage mit
Tage mit
Wassermengen aus
lUomit
N.
NNO.
NO.
ONO.
0.
OSO.
SO.
SSO.
S.
SSW.
SW.
WSW.
w.
WNW.
NW.
NNW.
Mittlere Windrich-
tung.
bed.
t.
wlk.
zht.
ht.
vllt.
Regen.
Schnee.
liegen.
Schnee.
Regen und
Schnee.
Wetter-
leuchr
Gewit-
Januar
7
0
3
0
14
- 0
20
10
10
4
15
2
1
0
2
5
O-30“19' 26", 5G-S
11
10
4
2
3
!
8
3
140", 00
22", 43
162", 43
_
Februar
7
* 0
27
0
2
2
2
0
1
0
7
4
6
4
17
5
N-22 32 11, 38-0
17
4
5
2 .
0
0
o'
15
1 ,35
169,00
170/35
_
_
März
16
8
12
6
8
0
0
0
0
1
9
4
5
‘2
16
9
W-70 33 24, 56-N
16
5
2
2
4
2
2
10
33,61
208, 20
24h, 81
-
-
1. Vierteljahr
30
8
42
6
24
2
22
10
11
5
31
10
12
ö
35
19
N -26° 9' 3", 01-0
44
19
11
6
. 7
3
10
28
174,96
399,63
574,59
-
April
G
0
6
2
ii
1
5
0
2
1
19
1
20
8
6
2
S- 57“ 13' 34”, 57-W
2
8
11
7
2
0
19
3
218", 89
46", 70
265", 59
_
_
Mai
13
3.
19
6
9
. 2
3
1
0
1
6.
6
10
2
7
5
N-14 53 50, 38-0
2
7
4
10
3
11
0
366,55
—
366 , 55
i
’5
Juni
8
3
10
5
5
0
3
2
1
0
7
3
7
1
27
8
W-28 1 25, 35 -N
5
11
3
6
4
1
14
0
866,05
-
866, 05
2
7
2: Vierteljahr
27
i-
35
13
25
3
11
3
3
2
32
10
27
11
40
15
W-30 4 54, 17 -N
9
24
21
17
16
4
44
3
1451,49
46,70,
1498,19'
3
.12
Juli
6
i
6
1
9
0
9
2
8
1
18 .
4
13
3
11
i
S - 63 °14'40", 53- W
2
2
18
7
2
0
13
0
250,25
_
250,25
3
8
August
5
0
6
- 1
3
0
9
2
9
2
18
1
5
1
22
8
S - 68 1 2 45, 20-W
0
8
11
7
4
1
9
7.0
316,60
—
316,60
2
2
September
,6
#
14
2
U
0
* 5
0
4
3
27
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5 ;
0
7
1
S - 54 44 38, 93-W
4
5
7
6
6
. 2
13
0
190,60
-
190,60 .
-
1
3. Vierteljahr ,
17
6
26
5
■23:;.
0
23
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21
*
63
5
23
.4
40
10
S-60,16 55, 58- W
6
15
36
20
12
3
35
0
757,45
-
757,45
5
11
October
2
1.
5
0
5
2
20
13
15
!
24
1
6
0
1
0
0-82“ 34' 48", 94 -S
4
4
6
7
7
3
8
0
154,10
_
154,10
_
_
November
10
1
2
4
8
4
1J
2
1
0
8
0
8
3
24
4
W-45 53 33, 85-N
22
0
6
1
1
0
7
2
115,05
.78,10
193,15
2
-
December
6
0
37
2
11
5
10
7
4
5
4
0
1
0
1
0
N-56 22 48, 84-0
16
3
4
0
3
5
0
8
-
102,20
102,20
-
-
4. Vierteljahr
18
2
44
6
24
11
41
22
20
6
36
1
15
3
26
*
0-56 18 55, 41 -:S
42
7
16
3
11
8
15
tu
269,15
180, 30
449,45
2
-
Jahr 1853
92
22
147
30
96
16
: 97
39
55
19
162
26
| 87
24
141
48
W-37“ 46' 18", 23-N
101
65
84
51
47
18
104
41
2653,05
626, 63
3279,68
10 j
23
Mittlere Wassermenge pro Monat = 273",31; pro Tag = 8'', 99 Paris, Knbikm. auf den Quadratfuss Land.
Zeitschrift
für die
Gesam inten Naturwissenschaften.
1854. April. «A? IV.
Schlaggenwald,
eine monographische Skizze
von
H. €h. Glückselig
in Elbogen.
Böhmen, das auch in mineralogischer Hinsicht von
der Natur so reich ausgestattet wurde, ist unter den Län-
dern des europäischen Kontinents gegenwärtig das einzige,
in welchem Zinn in grösserer Menge gewonnen wird, denn
Spaniens und Sachsens Gruben liefern nur eine geringe Aus-
beute. — Das Zinnvorkommen Mitteleuropas ist auf einen
verhältnissmässig kleinen Raum beschränkt, da die sächsi-
schen Gruben Altenberg, Ehrenfriedensdorf und Geyer, dann
die böhmischen Zinnwald, Greupen, Fribus, Aberthem und
Seifen im Erzgebirge selbst nicht sehr ferne von einander
liegen, während Schlaggenwald und das damit verbundene
Rhönfeld ungefähr 2 Meilen südlich von dieser Gebirgs-
kette entfernt ist und sich in dem, durch die Eger vom Erz-
gebirge getrennten westlichen Mittelgebirge Böhmens be-
findet.
Nur die Gruben der letztgenannten beiden Orte lie-
fern bedeutendere Quantitäten Zinnes, und es ist auffallend,
dass Naumann dieselben in seinen trefflichen „ Elementen
der Mineralogie “ unter den Fundorten des Zinnoxydes gar
nicht aufführt. — Das um Schlaggenwald anstehende Ge-
birge ist Gneiss ; in ihm sind grosse kegelförmige Ausschei-
dungen eines Granits eingeschlossen, der vorwaltend Quarz
III. 1854. 17
258
führt, während der Feldspath zurückgetreten ist (Greisen).
— Diese Kegel, Stockwerke (von den Schlaggenwalder
Bergleuten Mollpfeiler genannt) sind die Hauptlagerstätte
des Zinnoxydes und der dasselbe begleitenden Mineralien.
Um diese Kegel laufen im Gneise horizontale Lager (Fälle)
von Quarz , die in der Nähe desselben ebenfalls Erze füh-
ren aber immer ärmer werden, je weiter sie sich von ihnen
entfernen. — Zwischen den Stockwerken und ihrer Lage-
rung von Nordost nach Südwest entsprechend verlaufen
Zinngänge. Diese scheinen selbst in den das Gneisgebirge
begränzenden Granit einzudringen, wenigstens findet man
in nördlicher und südlicher Richtung von Schlaggenwald
Zinnerze, auf welche bei Königswerth und Sangerberg Ver-
suchsbaue geführt werden. Die Erzführung aller dieser La-
gerstätten beginnt ungefähr in dem 15. Klafter und nimmt
in grossen Teufen wieder ab. Das Zinn kommt als Zinn-
oxyd : Z i n n s t e i n ( Zinngraupen , Zinnzwitter) in grossem
oder kleinern Zwillingen von der allgemein bekannten Form
vor. Die Grösse derselben wechselt vom krystallinischen
Kern bis zu Individuen von dem Umfange einer Faust.
Einfache Krystalle wurden noch nicht gefunden. Oft ver-
einigen sich viele Zwillinge zu grösseren Gruppen und bil-
den so mehrere Pfunde schwere Stufen. Die Zinngraupen
sitzen entweder unmittelbar auf dem Ganggesteine auf oder
sie sind in einer steinmarkartigen Masse, die noch nicht
näher untersucht ist, eingeschlossen. — Dieses Stein-
mark ist von gelblich weisser Farbe, schneidbar fettig an-
zufühlen und enthält viele perlmutterglänzende Blättchen,
die auch für sich als schuppige Aggregate Vorkommen und
mit dem Nakrit identisch zu sein scheinen. Die Zinn-
graupen selbst sind gewöhnlich dunkel schwarzbraun, stark
demantartig glänzend, manchmal an den Kanten durch-
scheinend. Lichtbraune dem Holzzinnerze ähnliche Varie-
täten sind sehr selten. — Das Zinnerz wird von vielen an-
dern Mineralspecies begleitet, wodurch Schlaggenwald in
oryctognostischer Hinsicht besonders interessant wird.
Der Fluss ist sehr häufig und stets krystallisirt. An
Krystallgestalten beobachtete ich den Würfel, das Oktaeder
und das Rautendodekaeder selbständig, das Oktaeder, den
259
Pyramidenwürfel und den 48flächner mit dem Würfel, das
Pyramidenoktaeder mit dem Oktaeder kombinirt. Octaeder
und Cubooktaeder aus kleinen Würfeln konstruirt, kommen,
wiewohl selten, vor. Zwillinge durch Verwachsung von
Würfeln sind häufig. Gewöhnlich ist der Fluss dunkel vio-
lett gefärbt ; selten sind lichtblaue Würfel mit matter Ober-
fläche, grüne Krystalle gehören unter die ungewöhnlichen
Vorkommen. Ganz wasserhelle Flusswürfel brechen zuwei-
len ein, sie haben öfters blaue Flusskrystalle eingeschlossen
so z. B. steht in der Mitte eines weissen Würfels ein dun-
kelblauer. Auch Krystalle anderer Mineralien dringen oft
in die des Flusses ein oder werden von ihnen umschlos-
sen, so Kupferkiese, Apatit, Karpholith u. s. w. — Der Apa-
tit kommt ebenfalls häufig vor, gewöhnlich als niedrige
sechsseitige Säule oder Tafel ohne Kombinationsfläche, doch
beobachtete ich sowohl holoedrische als rhomboedrische
Kombinationen. Es gibt in Bezug auf Farbe und den Grad
der Durchsichtigkeit eine Menge Abstufungen vom weissen
glasartigen bis zum dunkelrothen undurchsichtigen. Die
gewöhnlichsten Farben sind blaugrün und blass pfirsich-
blühtroth. Auch kommen weisse durchscheinende Nadeln
dieses Minerals vor, welche sich zu perlmutterglänzenden
stängligen Aggregaten vereinigen. Merkwürdig sind tropf-
steinartige Gebilde des Apatits, die einen Kern vom blauen
Flusse haben und mit Krystallen dieses Minerals besetzt
sind. — Phosphorit von schmutzig röthlicher Farbe ist
häufig. — Selten findet sich Gyps, entweder in Nadeln
oder in den gewöhnlichen Krystallen. — Der scheelsaure
Kalk, Schwer st ein (weisse Zinngraupen) kommt krystal-
lisirt oder krystallinisch vor. Die Krystalle erreichen oft
eine bedeutende Grösse ; sie sind von weisser oder röthli-
cher Farbe, durchscheinend oder undurchsichtig. — Der
Quarz ist weiss krystallisirt. Krystalle von 3 bis 4 Zoll
Durchmesser und entsprechender Länge gehören eben nicht
zu den Seltenheiten, werden aber in der Regel nur zerbro-
chen auf den Halden gefunden. Solche Krystalle zeigen
oft deutlich, dass sie durch mehrmaliges Anschiessen neuer
Schichten entstanden sind, da sich diese, weil fremdartige
Stoffe auf den Flächen abgelagert wurden, trennen lassen
17*
260
und in einander passende Kappen bilden; ich beobachtete
diese Erscheinung nur bei undurchsichtigen Individuen,
Opale von schönem dem edeln Opale ähnlichen Farben-
spiele wurden vor einigen Jahren in Schönfeld gefunden. —
Der Feldspa th erscheint in kleinen Gruppen von einfa-
chen Krystallen ausgeschieden, gehört aber immer zu den
seltenem Vorkommen. — Der im Greisen vorkommende
Glimmer ist theils Kali, theils Lithionglimmer, ersterer
ist von silberweisser oder schwarzer Farbe und kommt in
einzelnen grösseren Blättchen im Gesteine zerstreut vor.
Der Lithionglimmer ist graugrün, bildet öfters grössere Ag-
gregate oder durch Auflagen von sechsseitigen Tafeln kurze
Säulen. — Topase sind ziemlich häufig, meistens durch-
sichtig weiss, selten gelb, öfters milchig trübe. Die Kry-
stalle gleichen denen aus Sibirien indem die Pyramidenflä-
chen vorherrschen, sie sind nicht sehr reich an Kombina-
tionen. Eingewachsene Krystalle: Physalit sind trübe
undurchsichtig und von gelblich weisser Farbe, sie haben
manchmal eine ziemlich bedeutende Grösse. Der Physalit
bildet auch derbe Massen von bloss krystallinischer Struk-
tur, die den ganz fehlenden Pykrit ersetzen mögen oder
vielleicht mit ihm identisch sind. — In ältern Zeiten sollen
in Schlaggenwald auch Berylle als sechsseitige Säulen von
weisser oder blauer Farbe vorgekommen sein, doch hatte
ich keine Gelegenheit Stücke, deren Ursprung vollkommen
sicher gestellt gewesen wäre, zu untersuchen. — Der Kar-
pholit ist ein Schlaggenwald eigenthümliches Mineral, von
strohgelber Farbe, daher es auch den Namen Strohstein
erhielt. Er kommt nur in haarförmigen Nadeln, die ge-
wöhnlich sternförmig angeordnet sind, vor, selten stehen
dieselben büschelförmig aufrecht, manchmal vereinigen sie
sich zu kleinen eckigen Aggregaten. Durch einen Zer-
setzungsprocess geht der Karpholith in eine weisse, dem
Steinmark ähnliche Masse über, welche die ursprüngliche
Form beibehält. — Kupfermanganerz brach in frühem
Zeiten, doch wurde seit langer Zeit weder anstehend noch
auf den Halden etwas von diesem Minerale gefunden. —
Kupfererze werden zugleich mit den Zinnerzen in ziem-
lich bedeutender Menge gewonnen, bis jetzt aber noch nicht
261
zur Kupfererzeugung benutzt. Am häufigsten ist der Ku-
pferkies sowohl derb als krystallisirt. Die Krystalle ha-
ben meistens die bekannte Zwillingsgestalt, bei welcher die
Pyramide parallel einer Fläche in 2 Hälften getlieilt ist, de-
ren eine gleichsam um 18ü° verdreht erscheint. Doch kom-
men auch einfache Gestalten vor, die aber meistens durch
Verlängerung einer Achse verzerrt sind. Die Krystalle ha-
ben glatte glänzende Flächen und besitzen entweder ihre
natürliche Farbe oder sind blau, häufig sehr dunkel, ange-
laufen. — Der Buntkupferkies ist selten. — Der Ku-
pferglanz wurde noch nicht krystallisirt beobachtet, er
erscheint meistens nur fein eingesprengt. — Als Zersetzungs-
produkte der Schwefelkupfererze dürften die andern in ge-
ringerer Menge auftretenden Kupfererze zu betrachten sein,
so das Rothkupfererz, das in dichten Aggregaten die
aussen erdig, innen oft krystallinisch sind, vorkommt. Ein-
zelne Stücke gleichen dem Kupferpecherz e. — Ku-
pferlasur in sehr kleinen nur mikroskopisch Kry stallen
schön lasurblau und als amorpher, nicht erdiger Ueberzug
schmalteblau. Malachit als Ueberzug und in Gestalt der
bekannten radialfaserigen Kugeln von schön smaragdgrüner
Farbe. In seiner Begleitung aber auch für sich allein fin-
det man das Kupfergrün. Gediegen Kupfer kommt
als kleine schuppenförmige Blättchen auf Quarz mit Kupfer-
glanz und dem kohlensauren Kupferoxyde vor. Das in den
Kupferkiesen enthaltene Eisen scheidet sich bei ihrer Um-
wandlung als Eisenocker aus. — Schwefelkies gehört
zu den seltenen Vorkommen. — Dass der treue Begleiter
der Zinnerze, das Wolfram nicht fehlt, versteht sich wohl
von selbst. Es erscheint in mehreren Varietäten , die erst
noch näher untersucht werden müssen. Am häufigsten ist
er in grossem unvollkommen krystallisirten Stücken. Sel-
ten zu strahligen Aggregaten vereint, deren Struktur an fa-
serigen Brauneisenstein oder manche Glasköpfe erinnert.
Nadelförmige Krystalle, die öfters beim durchfallenden Lichte
kirschroth sind, bilden zuweilen Krystallgruppen, jenen des
Karpholiths ähnlich. Sie erhielten anfangs, ehe sie genauer
bestimmt wurden, den Namen schwarzer Karpholith.
Wegen der Aehnlichkeit der Bildung liegt der Gedanke,
262
dass erstes Mineral eine Pseudomorpliose nach solchem
Wolfram sei, nahe. Doch ist dieses nicht der Fall. Ver-
gleicht man nämlich die chemische Zusammensetzung bei-
der, nämlich: Wolfram nachKerndt: 2Fe0W03+3Mn0W03
mit der des Karpholitlis nach Steinmanns Analyse : Al03Si
03+Mn0Si03-f-2H0 *) , so liesse sich wohl der Erfolg des
Eisens durch Thonerde und die Aufnahme zweier Wasser
erklären, aber es fehlt jede Beobachtung eines Isomorphis-
mus der Wolfram- und der Kieselsäure. Auch liegen häu-
fig dünne Nadeln von Karpholith zwischen ebenso dünnen
Wolframkry stallen, ohne dass man an einer oder der ande-
ren Species eine Veränderung, die auf einen Uebergang
deuten würde, bemerken könnte. Kleine fast quadratische
Prismen von Wolfram kommen ziemlich selten vor; man
bemerkt an ihnen zuweilen Spuren von Zwillingsbildung,
indem die schmälere Seite ein.- oder ausspringende Winkel
bildet. Am seltensten sind dünne plattenförmige Krystalle,
welche selbst bei auffallendem Lichte kirschroth erscheinen.
— Wolframocker entsteht als Zersetzungsprodukt in
Form eines schwefelgelben Pulvers. — Als Seltenheiten
erscheinen metallischer Wismuth und Wismuthglanz,
erster derb und letzter in nadelförmigen Krystallen von
bleigrauer Farbe und starkem Glanze , zuweilen auch in
derben Stücken, von denen es aber noch nicht vollkommen
sicher ist, dass sie wirklich Wismuthglanz sind. — Zink-
blende kömmmt in grossen eisen- oder pechschwarzen
Krystallen (0 und H), deren Kanten oft über zolllang werden,
bei Schönfeld vor. Sie wird entweder matt, oder ihr Glanz
steht zwischen Seiden- und Fettglanze mitten inne. — Häu-
fig ist der Molybdän glan z, meistens erscheint er schup-
pig, selten bilden die Blättchen grössere derbe Aggregate :
Krystallisirt und zwar als sechsseitige Tafeln beobachtete
ich ihn nur einmal. Die Seltenheit der Krystalle möge von
der Weichheit des Minerals herrühren, wodurch die Kanten
und Ecken sehr leicht verdrückt und abgerundet werden.
— Arsenikkies tritt seltener selbstständig, derb oder in
*) Kenngott’s neueste Arbeiten über Karpholith sind mir noch un-
bekannt.
263
kurzen Säulen krystallisirt auf. Am häufigsten ist er den
Erzen so fein und innig beigemengt, dass er sich erst beim
Röstprocesse verräth , indem in den Schlotten sich sehr
schöne Oktaeder von arseniger Säure ansetzen. Auch bei
diesen bestättigt sich die Erfahrung, dass bei der Krystall-
bildung sich zuerst die Kanten ausbilden und gleichsam das
Skelet des künftigen Körpers darstellen. — Vor einigen
Jahren wurde eine Druse mit kleinen undeutlichen Skoro-
ditkrystallen und eine andere mit E u c h r o i t angehauen ;
doch blieben beide Vorkommen vereinzelt. — Ein Gang
der Kupfer uranit in ausgezeichneten Krystallen (P, o P,
oo P verschieden combinirt) führte , wurde durch einen Let-
tenstrich verworfen und hatte, als er wieder aufgefunden
wurde, von diesem Minerale keine Spur mehr. — Als Sel-
tenheit kommen einzelne die Zinngänge durchsetzende Gang-
trümer vor , welche silberhaltigen Kobalt und Nickelerze
führen, auf welchen sich Kobaltblühte in geringer Menge
gebildet hat. (In frühem Jahrhunderten wurde in und um
Schlaggenwalde auch Silberbergbau getrieben.) Die grossen
Haldenzüge , welche von dem ausgedehnten Betriebe des
schlaggenwalder Bergbaues in der Vorzeit Kunde geben,
dürften, da sie jetzt beraumt werden, noch manche interes-
sante Ausbeute liefern. Auf ihnen findet sich nicht selten
ein in Rhomboedern krystallisirtes Mineral von brauner Farbe,
welches im Ansehen und in der chemischen Zusammense-
tzung (Karbonat von Eisen und Mangan, nur qualitativ un-
tersucht) dem Spatheisensteine gleicht ; doch wurde zur Si-
cherstellung dieser Diagnose noch nicht die Messung der
Krystalle vorgenommen. (In diesen Tagen wurde dieses
Mineral auch anstehend gefunden.) Ein anderes auf den
Halden vorkommendes Mineral von pechbrauner Farbe, schwa-
chem Glasglanz und etwas durchscheinend, von den Arbei-
tern mit dem bezeichnenden Namen Kolophoniumbraun
belegt, scheint neu zu sein. Die qualitative Analyse ergab :
Eisen, Zinn, Wismuth und Kieselerde.
Die Erklärung der Gebirgsbildung um Schlaggenwald
unterliegt bei der noch nicht fest begründeten Theorie der
Bildung der Granite und Gneisse grossen Schwierigkeiten.
Besonders gilt dies von der Entstehungsweise der graniti-
264
sehen Einschlüsse (Stockwerke) im Gneisse. Doch steht die-
se Erscheinung nicht vereinzelt da. Denn auch die Granite
der Umgebung Schlaggenwalds sind reich an in ihrer Masse
liegenden wenn auch verhältnissmässig nur kleinen ge-
drückten Kugeln oder Elipsoiden anderer Beschaffenheit, als
das sie umgebende Grundgebirge. Diese Kugeln bestehen
nämlich entweder aus anders zusammengesetzten Granit,
oder sind dem Gneisse ähnlich. — Leichter dürfte die Ent-
stehung der Gangausfüllungen zu erklären sein. Diese sind
nämlich meiner Ansicht nach auf nassem Wege durch Nie-
derschlag aus verschiedenen unmittelbar oder mittelst Di-
fusion auf einander wirkender Lösungen erfolgt, und die-
ser Bildungsprocess scheint sich zu verschiedenen Zeiten
wiederholt zu haben. Ohne für diese Meinung Unfehlbar-
keit in Anspruch zu nehmen, will ich die Gründe, die mei-
ner Ansicht nach für dieselbe sprechen, anführen und ihre
Würdigung kompetenteren Richtern überlassen. — Die mei-
sten der in Schlaggenwald vorkommenden Mineralspecies
sind von der Art , dass ein höherer Grad von Hitze ihre
Zerstörung herbeiführt, während es uns sehr leicht gelingt,
ihnen gleiche Verbindungen auf nassem Wege zu erzeugen.
Nicht selten findet man Krystalle einer Species in Krystalle
einer anderen Art eingedrungen. Wenn nur eines oder
beide dieser Mineralien keinen hohen Grad von Hitze, ohne
zersetzt zu werden , aushalten , so lässt ihr unveränderter
Zustand wohl keinen andern Schluss , als die Entstehung
auf nassem Wege zu. — Die oben beim Apatit angeführ-
ten tropfsteinähnlichen Gebilde dieses Minerals , die innen
einen Kern von Flussspath haben, lassen sich auch nur durch
Bildung aus Auflösungen ungezwungen erklären. — Die
Versuche , welche zur Silberextraction auf nassem Wege
führten, zeigten uns, dass unter gegebenen Verhältnissen
sich alle Metalle in Salzwasser auflösen. Betrachten wir
aber die Umgegend von Schlaggenwalde, so finden wir über-
all die deutlichen Anzeichen von früher hier bestandenen
geschlossenen Wasserbecken, deren Inhalt sich einerseits in
die Eger andererseits in die Töpl entleerte. Das Alter der
anstehenden Gebirge (Urgebirge) und der Mangel aller Süss-
wasserbildungen lässt auf ihre Anfüllung mit Meer -Wasser
265
schliessen. — Die directen Versuche über Krystallbildung
von in Wasser gewöhnlich sehr schwer löslichen Verbin-
dungen durch Diffusion gehen uns einen guten Anhalte-
punkt für die Erklärung der Entstehung dieser Gangausfül-
lungen. Auch dürfte die allgemein beobachtete Erschei-
nung, dass in allen, selbst ganz geschlossenen Drusenräu-
men stets Wasser gefunden werde, sowie das häufige Vor-
kommen haarförmiger Krystalle, die jener, die durch Aus-
witterung sich bilden, gleichen, als Beleg für diese Meinung
dienen. Man findet solche feine Krystalle selbst von Quarz,
sie haben eine täuschende Aehnlichkeit mit den hei Frost-
nebeln entstandenen Eiskrystallen. Dass aber die Gangaus-
füllung nicht auf einmal, sondern durch mehrmalige Absätze,
die durch Perioden getrennt waren, während welcher andere
Prozesse Statt fanden , erfolgte , lässt sich durch mehrere
Erscheinungen deutlich erkennen. Besonders dürfte für diese
Annahme der Kappenquarz sprechen , weil auf den einzel-
nen Theilungsflächen sich fremde Stoffe anlegten , und so
die mögliche Trennung bedingen. Aber auch die Zinngrau-
pen selbst zeigen eine ganz analoge Bildung. Sie sind näm-
lich aus Schichten, die den Krystallflächen parallel sind, zu-
sammengesetzt und nicht selten findet man zwischen den
einzelnen Schichten Kupfer- oder Arsenikkies und derglei-
chen in kleinen krystallinischen Körnern abgesetzt. Das
häufige Vorkommen der Durchwachsung verschiedenartiger
Krystalle dient ebenfalls zur Bestätigung dieser Annahme.
Auch scheinen hielter die schon oben angeführten Fluss-
krystalle mit anders gefärbten Kern zu gehören , was um
so wahrscheinlicher ist, als der Kern nicht immer die Form
des ihn umschliessenden Krystalles hat. So beobachtete
ich ein röthliches Oktaeder in einem weissen Würfel, in ei-
nem andern weissen Hexaeder sind die Kanten des Bauten-
dodekaeders durch zarte blaue Linien scharf und deutlich
markirt u. s. w. Erst in der jüngsten Zeit wurde an einem
im Abbau befindlichen Stockwerke ein Vorkommen beob-
achtet, welches für die beiden ausgesprochenen Ansichten
über die Bildung der schlaggenwalder Gänge besonders
deutlich spricht. Das Anstehende besteht nämlich aus pa-
rallelen Schichten, die ungefähr einen halben Zoll mächtig
266
sind und abwechselnd aus reinem Quarz und Zinn mit fei-
nen metallischen Begleitern bestehen. Diese Schichten wie-
derholen sich sehr häufig, wie oft, konnte aber nicht mit
Bestimmtheit ermittelt werden.
Der Bergbau in Schlaggenwald hatte früher eine viel
grössere Ausdehnung, wie die Halden und Pingen zeigen,
und auch jetzt ist wieder eine Vermehrung der Mannschaft
in Aussicht.
Bei der Menge fremder Beimischungen ist es schwer,
ein reines Zinn aus den Erzen zu erzeugen. Doch gelang
es dem jetzigen 33. Hüttenmeister Hrn. Wallach, dem ich
auch für mehrere interessante Mittheilungen Dank schuldig
bin, durch sorgfältige Aufbereitung Zinn zu schmelzen, das
99,5 pCt. reines Metall enthält und somit in Bezug auf Rein-
heit dem Bankazinne gleich steht.
M i 1 1 h c i I ii n g e n.
Ein Trilohil in den Steinkohlenschichlen bei Wellin.
CTaf. SJ
Die grosse Manniclifaltigkeit der Trilobiten des sibirischen Schich-
tensystems nimmt bereits in dem devonischen Gebirge ansehnlich ab
und in der untern Abtheilung des Steinkohlengebirges , dem Kohlen-
oder Bergkalk, treten uns sogar schon die letzten sparsamen Reprä-
sentanten der ganzen Gruppe entgegen. Aus den Kohlen führenden
Schichten beschreiben Scouler und Hibbert noch einen Eurypterus,
den einzigen Trilobit in der obern Abtheilung des Kohlengebirges und
somit den jüngsten, da der Schlolheim’sche Trilobus bituminosus aus
dem Kupferschiefergebirge längst als Fischrest erkannt worden und
desselben Tr. problemalicus aus gleicher Formation in keinem Exem-
plare mehr existirt und nach der Abbildung kaum den Trilobiten zu-
gerechnet werden darf. Neue Vorkommnisse von Trilobiten in der
obern Abtheilung des Kohlengebirges verdienen daher eine ganz be-
sondere Beachtung, einmal, weil sie zur Bestätigung des bisher einzi-
gen Vorkommens dienen und die Existenz der Trilobiten in einer spä-
tem Epoche ausser Zweifel setzen helfen und weil sie zweitens eine
von den allgemeinen abweichende, unter wesentlich andern geologi-
schen Verhältnissen gebildete Lagerstätte der Trilobiten nachweisen.
267
Der tlie Kohlenflötze unmittelbar begleitende Sehieferthon des Wetti-
ner Steinkohlengebirges , der uns seit fünfzehn Jahren eine Suite der
schönsten Schaben flügel und einige höchst interessante Fischreste ge-
liefert hat, seiner längst allgemein bekannten herrlichen Flora nicht
zu gedenken, birgt auch Trilobiten. Das erste Exemplar derselben
wurde von Herrn Bergeleven Knibbe entdeckt und mir zur Untersu-
chung freundlichst mitgelheilt. Wenn auch die Erhaltung desselben
noch Vieles zu wünschen übrig lässt und über wichtige Funde der
Organisation keinen oder nur sehr zweifelhaften Aufschluss gewährt:
so verdient es doch bei der Wichtigkeit des Vorkommens eine auf-
merksame Prüfung und nähere Vergleichung mit ähnlichen Formen.
Der Abdruck hat einen ovalen Umriss von elf Millimeter Länge
und beinah neun Millimeter grösster Breite. Er ist in der linken
Kopfhälfte und in der hintern Hälfte der rechten Körperseite völlig
zerstört. Der Kopf ist halb elliptisch, am Hinterrande Smm breit und
in der Mittellinie lang. Eine scharfe Naht gränzt ihn vom
ersten Thoraxringe ab. Der vordere Rand ist, soweit er erhalten,
scharf und etwas kantig erhöht. Der vordere Stirnrand erscheint sehr
schwach winklig. Auf der Fläche des Kopfschildes macht sich un-
mittelbar vor dem hintern Rande und diesem parallel eine ziemlich
breite und tiefe Rinne mit gerundetem Roden bemerklich. Von die-
ser gehen rechts und links je zwei ähnliche Rinnen von der Milte
divergirend gegen den Vorderrand ah. Uebrigens findet sich am gan-
zen Kopfschilde nichts deutliches, keine Spur von Augen, Fühlern,
von Nähten u. dergl. Nur hinter dem vordersten Rande zeigt sich
jederseits der Mittellinie ein rundlicher Eindruck, jedoch so wenig
bestimmt, dass man sich nicht versucht fühlt demselben eine auf die
ursprüngliche Organisation bezügliche Deutung zu geben. Auf der
linken Seite findet sich eine deutlichere flache Erhabenheit mit besser
markirter Umrandung und von etwa 1 i/2 Millimeter Durchmesser, al-
lein auch sie ist sehr fraglicher Natur. Wir können also vom Kopf-
schilde mit Sicherheit nichts weiter behaupten, als dass es einen halb-
elliptischen Umfang, einen aufgeworfenen Rand, eine breite Rinne vor
dem Hinterrande — jedenfalls eine vorspringende Leiste an der In-
nenseite des Kopfschildes — und vor dieser jederseits zwei kürzere
divergirende Rinnen hat.
Der Körper besteht aus sechs scharf geschiedenen Ringen, zu
denen noch mindestens zwei wenn nicht drei für das hintere im Ab-
druck zerstörte Ende hinzugefügt werden müssen. Die scharf abge-
grenzte Spindel misst am ersten Ringe fünf Millimeter Rreite und ver-
schmälert sich ganz allmählig nach hinten. Auf ihr nehmen die Ringe
nach hinten an Breite zu, so dass der sechste etwas über einen Mil-
limeter misst, während der erste weniger als einen beträgt. Ihre
queren Ränder stehen in einer erhabenen scharfen Linie hervor. Ein
seichter mittler Eindruck zieht sich vom hinlern Kopfrande verschmä- *
lernd und verflachend nach hinten, bis auf den fünften Ring, der
sechste ist flach convex. Die Pleuren zeigen auf der rechten und
268
linken Seite eine verschiedene Erhaltung. Sie sind rectangulär und
ihre quer erhabenen geradlinigen Nähte alterniren mit denen der Spin-
delringe auf einer Seite, während sie auf der andern mehr denselben
entsprechen. Diese auffallende Eigenthümlichkeit scheint nur in dem
Erhaltungszustände des Exemplares begründet zu sein. Jede Pleura
hat ein scharf begränztes, in dem Abdruck erhabenes Randsli'ick, ganz
ähnlich denen an den Thoraxringen der lebenden Cymodocea und Aega.
Aus dem so beschaffenen liest auf die nähere Verwandtschaft
des Thieres, von dem derselbe herrührt, zu schliessen, die Familie,
Gattung und Art systematisch zu bestimmen, dürfte ein fruchtloses Un-
ternehmen sein. Mehr als eine allgemeine Aehnlichkeit mit den Gat-
tungen Griffithides und Phillipsia lässt sich nicht erkennen , die un-
vollkommene und undeutliche Erhaltung des Kopfes sowie die völ-
lige Zerstörung des Abdomens treten jeder nähern Bestimmung ent-
gegen. Wir beabsichtigten hier nur auf die Wichtigkeit des Fundes
aufmerksam zu machen , damit es bald gelinge vollständigere Exem-
plare aufzufinden , welche einen befriedigenden Aufschluss über die
Organisation des jüngsten Trilobiten gewähren. Auf Tafel 8 gibt die
obere Figur den Abdruck in natürlicher Grösse, die untere den ver-
grösserten ideellen Umriss. Giebel.
lieber Krystalle in Kryslallen .
Bezugnehmend auf den frühem Bericht über Seifferts und seine
von der Haarlemer Societät gekrönte Arbeit über die in andern Kry-
stallen eingeschlossenen Krystalle (Bd. 11. S. 6 — 27.) berichtet Hr.
Söchting zunächst über zwei gleichfalls gekrönte Arbeiten desselben
Thema’s und fügt dann einige neuere Beobachtungen über diesen Ge-
genstand hinzu. Wir theilen diesen Bericht nachfolgend mit.
R. Blum, die Einschlüsse von Mineralien in kryslaliisirten Mi-
neralien , deren chemische Zusammenstellung und die Art ihrer Ent-
stehung. (Preisfrage der Gesellsch. d. Wissensch. zu Haarlem.) —
Nachdem der Verf. auf die Wichtigkeit der Beachtung des Zusammen-
vorkommens verschiedener Mineralien in geologischer Beziehung auf-
merksam gemacht und die verschiedenen Arten der Bildung der in
dieser Weise in Betracht zu ziehenden unorganischen Körper berührt;
gibt er zunächst eine Tabelle von solchen Einschlüssen, zumeist nach
eignen Beobachtungen. Die Zahl der aufgeführten Beispiele beläuft
sich nach den fortlaufenden Nummern auf 334. Zu einer nähern
Uebersicht stellt Verf. daraus eine zweite Tabelle zusammen, in wel-
cher als eintheilendes Moment der Einschluss eines Minerals in andern
hervorgehoben ist. Aehnliches , wie Kohlen und Wasser mit einge-
rechnet, gibt für diese eingehüllten Körper die Zahl 107. Am häu-
figsten erscheinen in diesem Zustande: Apatit, Kalkspalh, Quarz, Tur-
malin, Granat, Glimmer, Chlorit, Talk, Augit, Hornblende, Zinkblende,
Bleiglanz, Magneteisen, Eisenoxyd, die Schwefelmetalle des Eisens und
Kupfers. Die Mehrzahl der einschliessenden Körper gehört zu den
leichten metallischen Substanzen, bei welchen Beobachtungen die im
269
Allgemeinen grössere Leichtigkeit, das Licht durchzulassen, wesentlich
unterstützt. Die meisten eingeschlossenen Mineralien dagegen beste-
hen aus schweren Metallen und deren Verbindungen, ln zwei andern
Tabellen werden die Mineralien, sowohl die einschliessenden, als die
eingeschlossenen nach ihrer chemischen Zusammensetzung geordnet in
wasserhaltige, Schwefel- und arsenhaltige, Oxyde, gesäuerte Oxyde,
wasserfreie Silicate . Metalle und fossile organische Verbindungen.
Von unzweifelhafter Entstehung, nämlich wässeriger Entstehung sind
die wasserhaltigen Mineralien, zumal die Zeolithe, welche gewiss mei-
stens durch die Einwirkung des Wassers auf die Gemenglheile der
mit Blasenräumen erfüllten Gesteine entstanden. Zuweilen lässt sich
indessen auch ein metamorphischer Prozess, durch den Einfluss von
Gasen und Wasserdämpfen als Ursache ihrer Bildung ansehen. Nach
den aufgeführten Beispielen finden sich nun in II von 29 Zeolithen
die in Mandelsteinen Vorkommen Einschlüsse , während also 18 auf
Gängen oder Klüften auftralen , demnach wohl nicht Infiltrationspro-
ducte. Von den elfen gehören nur 3 Island und liessen sich vielleicht
nach Bunsens Theorie als durch Gase und Wasserdämpfe erzeugt an-
nehmen, wogegen die andern nur durch Einwirkung tropfbaren Was-
sers entstanden. Die in den Zeolithen enthaltenen Einschlüsse gehö-
ren zu nicht geringem Theile den schweren Metallen an. Man muss
für sie wohl dieselbe Bildungsart supponiren, wie für jene selbst.
Für den Augit wäre möglicher Weise die von Bunsen für die Zeo-
lithe aufgestellle Ansicht anwendbar. Andre wasserhaltige Mineralien,
Gyps, Chlor, llydrathe des Eisen- und Manganoxyds, des Kupfers etc. bil-
den sich noch gegenwärtig. Eine ähnliche Entstehung wird den Car-
bonaten zugesprochen, sowie ihren Einschlüssen (43 Mineralien, allein
33 in Ivalkspath), namentlich die Schwefelmetalle, welche einen ho-
hem Ilitzgrad zu ertragen unfähig sind. Als Bestätigung dienen die
vielfach aufgefundenen Pseudomorphosen, und die Petrificationen or-
ganischer Körper. Für die reinen und gesäuerten Oxyde scheint keine
andere Entstehungsweise denkbar, als in gleicher Weise auf wässeri-
gem Wege, da sie Mineralien als Einschluss und Umhüllung zeigen,
denen dasselbe zusteht. Von den wasserfreien Silicaten erscheint zu-
nächst der Quarz fast überall da , wo er vom vorliegenden Stand-
puncte aus in Betracht zu ziehen ist, als Absatz aus wässeriger Lö-
sung, namentlich auch in Pseudomorphosen. Hiernach geht der Verf.
auf einzelne specielle Vorkommnisse ein , wie auf das des Zirkon in
Apatit, wobei er gleichfalls wässerige Bildung annimmt, wenngleich
der Zirkon in andern Fällen z. B. in Basalten auch auf feurigem Wege
gebildet sein kann. Der Einschlus des Staurolith in Disthen ist,
gleichwie der Glimmerschiefer, ihre Matrix, ein durch Wasser meta-
morphosirtes Gestein ist , ein Product des Wassers. Auch für die
Feldspathe bleibt dieselbe Erklärungsweise offen, sowie für Wernerit,
Idocras, Chrysoberyll, Smaragd u. a. m. Die Resultate, an denen
der Verf. am Schlüsse gelangt, sind : dass die meisten der in Betracht
gezogenen Mineralien mit ihren Einschlüssen auf wässerigem Wege
270
gebildet seien; einige hätten unter Umständen auch auf feurigem Wege
entstehen können.
G. Leonhard, über dasselbe Thema, - — Zuerst berichtet
Yerf. etwas Geschichtliches über die Beobachtung und Sammlung sol-
cher Vorkommnisse, wie namentlich um den Anfang dieses Jahrhun-
derts , wo man dafür leidenschaftlich interessirt war. Hierauf stellt
er in einer ersten Abtheilung eine Menge von Beispielen zusammen,
theils nach eignen Beobachtungen, theils aus fremden Schriften. Die
meisten (43 Species) Einschlüsse zeigt der Quarz, nächsldem der Kalk*
spath (13), Flussspalh und Barylspalh.
ln einer zweiten Abtheilung entwickelt Verf. seine Ansichten
über die Entstehung dieser Umhüllungen und der Mineralien seihst.
Die Ilauptfundorle derselben sind die Blasenräume, Drusen, Gänge und
Spalten der Gesteine , in denen Wasser seine Kraft äussern konnte.
Verf. vertheidigt gleichfalls die Ansicht einer Bildung auf wässerigem
Wege, zumal für den Quarz, und tritt namentlich dem von Fournet
als etat de surfusion bezeiehneten Weichheitszustand dieser Substanz
entgegen. Nicht minder ist ihm der Ivalkspalh im Gebilde aus wäs-
seriger Lösung , sowie Fluss- und Barytspath. Auch für die übrigen
Beispiele gelangt er zu dem Schlüsse, dass sie durch successive Ab*
sätze in ähnlicher Weise hervorgingen. Nur der Leucit mit Einschluss
von Augit und Lava in Lava ist ihm nicht ein bereits fertiges Gebilde,
sondern wie L. v. Buch lässt auch er ihn erst bei der Erkaltung der
Lava kryslallisireu.
Die nicht seltenen Einschlüsse in Quarz übergehend erörtert
Hr. Söchting nun noch folgende Vorkommnisse:
Die vorliegenden Flussspathkrystalle aus der Gegend von Stol-
berg am Harze zeigen recht schön dieselben Verhältnisse der Ueber-
lagerung, wie bekannte Harzer Quarzkrystalle. Der grosse grüne
Würfel ist es, dessen ich in der Abhandlung selbst Erwähnung ge-
than. Die zweite Druse zeigt dabei noch eine verschiedene Färbung
der einzelnen Schichten. Endlich auch an dem dritten Exemplare
ist der theilweise Einschluss von Eisenpath zu bemerken. Ich trage
kein Bedenken, den Flussspath hier für wässerige Entstehung zu er-
klären, da nach Wilson (im Edinb. Journ. by Jameson 1846, XLI,
205 f.) sich CaFl im Wasser nicht unlöslich zeigt.
Vorliegende Stufe von S. Pietro di Campo auf Elba zeigt einen
wohlgebildeten Feldspathkrystall, aus welchem ein Turmalinkrystall
herausragt, dessen Fortsetzung durch einen Quarzkryslall geht und in
einem andern Feldspalhe verschwindet. Es erscheinen überhaupt
noch mehrere Verwachsungen ähnlicher Art an diesem Stücke.
Die Druse von Quarz mit Einschluss grüner, nadelförmiger Tur-
malins aus den Goldgängen von Beresowsk in Sibirien ist von dem
Vorkommen, welches G. Bose (Beise I, 190.) beschreibt. Ausserdem
findet man daselbst Talk, Pyrophyllit, Eisenkies, Nadelerz, Fahlerz,
Kupferkies, Gold, Bitterspath, Bleiglanz mit seinen Zersetzungsproduc.
271
ten, als Vilriolbleierz, Weiss-, Grün-, Rothbleierz, Vanadinbleierz, Me-
lanochroit, Vauquelinit. Das Eisenkies ist dem Quarze theils auf-,
Iheils eingewacbsen, in lelzterm Falle ebenso scharf ausgebildet als im
erstem. Ausser diesem und dem Turmalin sind auch Talk, Pyrophyl-
lit, ßilterkalk, Fahlcrz, Kupferkies, Nadelerz, Gold als Einschlüsse des
Quarzes zu finden. Der Turmalin ist meist an den Gangwänden an-
geschossen und vom Quarze überdeckt. Wäre bei dieser Ueberklei-
kleidung der Quarz im feurigen Flusse gewesen, so hätte er den viel
leichter schmelzenden Turmalin zum Schmelzen bringen müssen, einen
Theil des im Eisenkies enthaltnen Schwefels verflüchtigt und mit dem
Bitterspalh und Talk unzweifelhaft sich zu Silicaten andrer Art ver-
bunden. Und nun der wasserhaltige Pyrophyllit (AlSi3,H)? Hat er
doch seinen Namen davon , dass er beim Erhitzen in der Zange sich
aufblättert und unter vielen Windungen zu einer schneeweissen un-
schmelzbaren Masse aufschwillt. Was würde bei einer Temperatur
aus ihm geworden sein, die ihm die geschmolzene Kieselsäure in ih-
rer Umhüllung miltheilte? Es bleibt sonach nur eine Art übrig, die
Entstehung der erwähnten Erscheinungen zu erklären, indem man das
Wasser als Agens annimmt.
Bischof ist geneigt alle Turmaline als nicht feurigen Ursprungs
anzunehmen. „Wenn sie auf feuerflüssigem Wege gebildet werden
können, warum finden sie sich nicht in vulkanischen Gesteinen ?“
fragt er (Lehrb. d. Cliem. u. Pharm. H. II, 428.).
Lässt man diesen Grund gelten , so muss man auch eine Bil-
dung auf hydrogenetischem Wege für das Vorkommen von Granat in
Turmalin annehmen.
Nachrichten hierüber haben wir schon aus dem vorigen Jahr-
hunderte, wie namentlich von Müller in seinen Nachrichten von dem
in Tyrol entdeckten Turmalin (Wien 1778). Auch Ferber (1773)
und Borne de l’lsle gedenken desselben. Neueres darüber stammt
von Senger, Oryclogr. von Tyrol (1805) und von Liebener und Vor-
hauser: die Mineralien T-yrols (1852, 116 und besonders 281).
Leonhard in seiner Abhandlung bezeichnet diese Erscheinung als eine
räthselhafle (p. 164.). Liebener und Vorhauser geben folgende Be-
schreibung (p. 281): „Zu Valtigels vorzüglich schön, im Hornblende-
gestein mit braunem Glimmer, die Ivrystalle in Nestern und in der
Hornblende sowohl, als im mit demselben vorkommenden Glimmer,
einzeln eingebettet oder in Partien zusammengehäuft.“ Und ferner :
„Krystallisirte Granaten von blassrother, ins Weisse ziehender Farbe,
von der kleinsten, bis zu 2 Linien Grösse im Innern der Turmalin-
krystalle so häufig eingewachsen, dass sie manchmal die Hälfte der
Masse betragen, zuweilen aber auch darin zerstreut oder ganz fehlend.
Die grossem Turmalinkrystalle erscheinen manchmal gebogen, oft ab-
gebrochen, und die Brüche wieder entweder mit Glimmer, Hornblende
oder Quarz zusammengekiltet.“ Bischof führt weitläufig aus (II, 870 fl*.),
wie sich Glimmer aus Hornblende bilden könne. Das nöthige Alkali
werde durch Zersetzung der in den Gebirgsarlen zugleich mit enthal-
tenen Feldspäthe geliefert, woher auch der Quarz stammen dürfte.
Ferner sagt Bischof: „Wenn sich Augit in Glimmer umwandeln
kann, so muss man eine solche Umwandlung auch von der Hornblende
erwarten, da beide Mineralien in ihrer Zusammensetzung sich so ähn-
lich sind.“ Nach ihm (II, 568) kann sich Augit in Granat und Horn-
blende umwandeln, sowie auch in Hornblende und Magneteisen. Sollte
man auch hierher vielleicht das Vorkommen rechnen dürfen, welches
Liebener und Vorhauser vom gelben Granaten vom südlichen Abhange
des Monzonigebirgskammes im Fassalhal angeben, indem sie sagen,
dass er daselbst erscheine aufgewachsen in Drusenräumen und auf
Gängen des Syenits in Begleitung von slänglichem Skapolith, Eisen-
glimmer, Epidot, Ivalkspath und krystallisirtem Quarze, seltener von in
Hornblende und Asbest umgewandeltem Fassait und octaedrischem
Magneteisen. Nach Bischofs Art zu schliessen, dürfte man, gleichwie
Glimmer, auch Granat aus Hornblende hervorgehend denken können.
Sollte nun der Turmalin, wenn er einmal als ein Absatz aus wässri-
ger Lösung betrachtet wird, nicht vielleicht auch aus Hornblende ent-
stehen können? Der Glimmer in dem in Rede stehenden Vorkommen
von Valtigels findet sich auch im Innern der Turmalinkrystalle , wie
der vorliegende zeigt, auch auf den Flächen des Granats, so dass
man ihn und diesen höchstens noch für Umwandlungen des Turma-
lins ansehen könnte. Eine Bestätigung dieser Ansicht für den Gra-
nat habe ich noch nicht finden können , während Bischof Beweise
für eine Veränderung des Turmalins in Glimmer gibt.
Was das Zerbrochensein der Krystalle des Turmalins und die
darauf folgende Verkittung durch Quarzmasse anbelangt, so nimmt
Bischof diesen Umstand als ein entschiedenes Zeichen, dass hier eine
Bildung aus wässriger Lösung, wenigstens für den Quarz stattgehabt
habe. Nach ihm (II, 430) war der Turmalin fertig gebildet und
wurde vom Quarze in wässriger Lösung umhüllt, dessen Biegungen
beim Erhärten erfolgen musste, wobei er zersprang. Später ankom-
mende Kieselflüssigkeit füllte die Risse bis in ihre feinsten Enden,
was einer geschmolzenen Kieselsäure unmöglich gewesen sein würde.
Ausser durch Quarz sollen die zerbrochenen Turmalinkrystalle von
Sterzing auch bisweilen durch Glimmer und Hornblende verkittet wer-
den. Das Auftreten des Glimmers in dieser Weise hat nichts Befrem-
dendes, wenn man ihn eben als ein Zersetzungsproduct der Horn-
blende im Allgemeinen ansieht. Schwieriger wird es, für diese eine
passende Erklärung zu geben, zumal ohne durch eigne Anschauung
einen Blick in den Zusammenhang gethan zu haben. Doch glaube
ich, keine allzugewagte Hypothese auszusprechen, wenn ich diese
Erscheinung so erkläre , dass die Hornblende dadurch zum Theil als
in die Risse eindringend auflritt,* dass der zerbrochene Krystall ihr
nahe lag oder durch die biegende Kraft des Quarzes an sie herange-
drängt wurde.
273
Durch Einwirkung der Krystallisation des Quarzes erscheinen
ähnliche Biegungen hei einem vorliegenden Stücke Antimonglanz von
Wolfsberg am Harz verursacht zu sein, wo er auf Gängen vorkommt.
Als Einschluss in Bergkrystall nennt man nadelförmigen Antimonglanz
aus dem Porphyr von Felsöbanya, auf den Erzgängen von Schemnitz,
von Villa Bica in Brasilien. ln der Schweiz, im Medelser Thal in
Graubündten soll er sich in kurzen, nadelförmigen Krystallen von
Bergkrystall umschlossen finden, und zwar zeigen diese Nadeln mit-
unter gleichfalls ein Gebogensein.
Noch deutlicher scheint mir das Gehogenwerden durch Krystal-
lisationskraft eines sich anlegenden Körpers, ein Gypskrystall von
Reinhardsbrunn zu zeigen. Diese Krystalle sind Produote neuerer
Zeit, welche sich aus gesättigten Lösungen abscheiden, also in einem
relativ freien Raume, bei dem nicht eine spätere Senkung durch den
Druck darüber liegender Massen slatlhat , welche Bischof als unter
Umständen mögliche Erklärnng des Zerbrochenseins zunächst von
Turmalinkrystallen angibt. Dieser Gypskrystall nun besteht aus einer
Unzahl von blättrigen Krystallen, welche nach der Richtung der voll-
kommensten Spaltbarkeit aneinder gelagert sind. Wenn man also
das zulässt, dass Quarz, der sich an Turmalin anlegte, beim Krystal-
lisiren sich zusammenzog und jenen bis zum Zerspringen bog, so darf
man wohl auch eine Biegung solcher dünner Gypskrystalle durch neuen
einseitlichen Anschuss, wie er sich hier zeigt, als .Grund einer so
starken Krümmung ansehen.
An einem andern Exemplare derselben Mineralspecies von glei-
chem Fundorte ist ein dünnerer Krystall dadurch gekrümmt, dass er
von einem starkem theilweise umschlossen wurde.
Gleichwie kohlensaurer Kalk als Zersetzungsprodukt des Granats
erscheint, so auch in gleichem Verhältnisse zu Idocras, wie ich an
einem Krystalle von der Mündung des Achtaragda-ßaches in den Fluss
Wilui in Sibirien zu beobachten Gelegenheit fand, den ich mit meh-
rern andern durch die Güte meines Freundes, v. Semenow aus Peters-
burg erhielt. Er ist zollgross, ringsum wohl ausgebildet, zeigt aber
an einzelnen Stellen eine Substitution der eignen Masse durch Kalkspalh.
Nicht von dieser Art der Entstehung scheint mir der Kalkstein
zu sein, welcher in abwechselnden Lagen mit Vesuvianmasse Krystalle
bildet, die in der Bergmannsgrüner Lagergruppe (Magdeburger Glück)
in der Nähe von Schwarzenberg in kalkigem Gesteine mit Wollastonit
eingewachsen sind. Etwa analog ist abwechselnde Schichtung von
Kalkspath mit Quarz, wie solche als an Krystallen von Black Rock in
der irischen Grafschaft Cork vorkommend beschrieben wird.
Als Muttergestein des Idocras vom Wilui wird ein serpentinar-
tiges Gestein beschrieben, in welchem er mit Magneteisen, Kalkspath
und Chlorit vorkommt. Kalkspath haben wir soeben als Zersetzungs-
product des Idocras von genanntem Fundorte kennen gelernt. Freies-
ieben erwähnt einer Veränderung des Granats von Breitenbrunn und
Bergmannsgrün in der Nähe von Schwarzenberg in Chlorit, welcher
18
274
aber von Iversten als Serpentin erkannt wurde. Bemerkenswert!! ist
dabei, dass der Serpentin erst da, wo er von Kalkspath umgeben ist,
mit Magneteisen gemengt ist. G. Rose beschreibt in seiner Reise
nach dem Ural aus der Gegend von Miask flache Hügel, welche Kerne
granatartigen Gesteins enthielten, während die Oberfläche in Serpentin
umgewandelt ist. Man kennt aber auch Zersetzungen des Granats in
Chlorit und Serpentin , so namentlich aus der Gegend von Zöblitz,
wo die im Serpentin vorkommenden Granaten zum Theil zu Chlorit
geworden, zum Theil mit Rinden eines graugrünen Minerals umgeben
ist , das bisweilen in edeln Serpentin übergeht. Die Reihe der Um-
Wandlungen ist demnach zunächst : Pyknotrop Breilh. , jenes grau-
grüne Mineral, Serpentin, Chlorit und Talk.
Ich glaube ohne grosse Bedenken eine ähnliche Zersetzungsreihe
des Idocras in jenem sibirischen Gesteine annehmen zu dürfen, da
der Idocras dem Granat so analog zusammengesetzt ist, in dessen
Gesellschaft und mit dem verwachsenen so häufig vorkommt, ersteres
z. B. am Felsen Testa Chiarva hei der Alpe della Mussa in Piemont
in Drusenräumen von Serpentin (!), an der Somma; letzteres unter
andern an dem Beresowaja Gora in weissem Granat, bei Christian-
sand mit braunem Granat verwachsen, auch wein- und honiggelber
Granat in gelblichbraunem Idocras von Pittigliano unfern Riccoa.
Gelbbleierz als Versteinerungsmaterial einer Iso-
cardia von Bleiberg hatte ich Gelegenheit, in der Sammlung des Herrn
v. Waltershausen in Götlingen zu beobachten. Söchting .
lieber die Zusammensetzung des Stearins.
Die Frage über die Zusammensetzung des Stearins kann man
auf verschiedene Weise zu beantworten suchen. Einmal kann es
darauf ankommen, den procentischen Gehalt desselben an Kohlenstoff,
Wasserstoff uud Sauerstoff auszumitteln , das andere Mal, die Menge
Glycerin und Stearinsäure zu bestimmen, welche daraus gewonnen
werden kann. Der erstem Untersuchung hat bisher der Umstand ent-
gegen gestanden , dass man aus den Felten in keiner Weise reines
Stearin zu gewinnen vermochte. Die daraus durch Verseifung ent-
stehende fette Säure ist stets noch ein Gemisch von Stearinsäure mit
Palmitinsäure, oder überhaupt mit einer oder mehreren fetten Säuren.
Seitdem es Berthelot*) gelungen ist, das Stearin künstlich
im reinen Zustande darzustellen , fällt zwar diese Schwierigkeit fort,
indessen bei dem grossen Kohlenstoflgehalt und der hohen Kohlen-
stoffatomanzahl in einem Atom Stearin kann dennoch durch die blosse
') Diese Zeitschrift Bd. II. S. 328.’
275
Eiemenlaranalyse die Zusammensetzung des Stearins nicht mit Sicher-
heit ermittelt werden. Deshalb muss man zu jener zweiten Art, die
Frage zu behandeln seine Zuflucht nehmen, wenn man dieselbe ge-
nügend beantworten will.
Berthelot schreibt in dem oben erwähnten Aufsatze dem Stea-
rin, welches in den Fellen enthalten ist, eine Zusammensetzung zu,
die sehr wahrscheinlich erscheint, für die er jedoch bis jetzt keine
experimentellen Beweise beigebracht hat. Es soll bestehen aus 4
Atomen Stearinsäure (C36H3604) und 1 Atom Glycerin (C6H806 ).
Allein aus der Verbindung sollen 6 Atome Wasser ausgetreten sein.
Wegen dieser Zusammensetzung nennt Berthelot diesen Körper Tetra-
stearin. In einer neuesten Arbeit, welche im Auszuge in diesem Heft
unter dem Literaturberichte zu finden ist, ertheilt er jedoch dem Stea-
rin, wie es scheint nur auf Analogieen nicht auf Versuche gestützt,
eine andere Zusammensetzung. Hiernach soll es nur drei Atome Stea-
rinsäure auf einen Atom Glycerin enthalten. Bei der Verbindung nimmt
er ebenfalls die Abscheidung von sechs Atomen Wasser an. Neuer-
dings nennt daher Berthelot das in den Felten vorkommende Stearin
Tristearin.
Diese Ansicht von der Zusammensetzung des Stearins steht je-
doch im Widerspruch mit den directen Bestimmungen der Menge des
Glycerins, welche bei Verseifung des freilich noch unreinen Stearins
erhallen worden sind. Wäre nämlich das natürliche Stearin ein Tri-
stearin, so müsste es bei der Verseifung 10,34 pCt. Glycerin liefern.
Chevreul*) erhielt aber aus dem Stearin des Menschenfetts nur
8,6 pCt., aus dem des Schweinefetts nur 9,0 pCt., aus dem des Gän-
sefetts 8,2 pCt., aus dem des Hammelfetts 8,0 pCt., aus dem Stearin
des Rindsfetts 9,8 pCt. Glycerin, im Mittel 8,7 pCt. Pa tri k Duf-
fy**) gewann aus dem möglichst gereinigten Stearin aus Hammeltalg
8,9 pCt. Glycerin. Zwei ähnliche Versuche mit Hammeltalgstearin,
welches ich selbst dargestellt und analysirt hatter habe ich schon vor
mehr als zwei Jahren ausgeführt, aber bis jetzt nicht publicirt. Sie
haben 8,85 und 8,67 pCt. Glycerin ergeben. Nimmt man an, das
Stearin sei Telrastearin, d. h. es bestehe aus 4(C3CH3604)-f-C6H806 —
6HbO so würde man 7,84 pCt. Glycerin bei seiner Verseifung erhal-
ten müssen. Man hat daher im Mittel der verschiedenen Versuche
etwas zu viel Glycerin gefunden, was ohne Zweifel dadurch erklärlich
ist, dass das noch so gut gereinigte natürliche Stearin immer noch
Palmitin, welches bei analoger Zusammensetzung 8,66 pCt. Glycerin
liefern muss, enthält und dass das Glycerin nur äusserst schwer von
den letzten Spuren Wasser befreit werden kann Die empirische
Formel für das Stearin würde demnach sein C150H146016. Die Re-
sultate meiner Analyse des Stearins aus Hammeltalg stimmen mit den
*) Rech. s. 1. corps gras Paris 1823 p. 262.*
**) Quarterly J. of the chem. soc. of London Vol. 5 p. 305.*
18 *
276
Zahlen, welche diese Formel verlangen würde, sehr gut überein.
Ich*) fand
CTpf
ber.
Kohlenstoff
7G,74
76,66
150
C
Wasserstoff
12,42
12,44
146 »
Sauerstoff
10,84
10,90
16
O
100
100
Ich halte es daher für höchst unwahrscheinlich, dass die zuletzt von
Berthelot aufgestellte Ansicht über die Zusammensetzung des Stearins
die richtige ist. Ich glaube nicht, dass man es als ein Tristearin be-
trachten darf, halle vielmehr seine zuerst ausgesprochene Vorstellung
für viel wahrscheinlicher, wonach es Tetrastearin ist.
Schliesslich kann ich nicht unterlassen zu bemerken, dass Ber-
thelot nicht darauf Rücksicht nimmt, dass nach meinen entscheiden-
den Versuchen die Margarinsäure nicht als chemisch reine Substanz
existirt , dass daher von der Existenz eines Margarins nicht die Rede
sein kann. Man darf sich darüber nicht wundern. Die ausländische
Literatur nicht zu berücksichtigen ist ja Sitte bei unsern westlichen
Nachbarn. W. Heintz.
L i t e r a t u r.
Astronomie und Meteorologie. — Denzler, über
das Funkeln der Sterne. — Schon früher hatte D. als ein Kennzeichen
des hereingebrochenen Föhns unter Anderem angeführt: „bei Nacht starkes Gli-
tzern der Sterne von S gegen N.“ Arago’s Abhandlung : „sur la scintillalion“
im Annuaire für 1852 brachte ihn auf den Gedanken , dass die Richtung des
Funkeins der Sterne die vorherrschende Luftströmung der Gesammtatmosphäre
bei heller Witterung, wo der gänzliche Mangel an Wolken uns über die in den
hohem Luftregionen herrschenden Winde im Ungewissen lässt, angebe und dass
diese Kenntniss zur Vorherbestimmnng der Witterung auf längere oder kürzere
Zeit dienlich sein könnte. Beobachtungen bestärkten diese Vermuthungen. D.
theilt daher die Art und Weise mit, wie er diese angestellt. Hat ein Fernrohr
die Stellung, dass die Sterne als scharfbegränzte Punkte erscheinen, so wird es
entweder mehr ausgezogen oder aber eingeschoben, wodurch die Sterne zu con-
cenli ischen , abwechselnd hellen oder dunkeln Ringen werden. Bei helleren
Sternchen sind grössere Scheibchen mit der nöthigen Lichtstärke erhältlich als
bei lichtschwachen. Man beobachtet , das zeitweise schattenähnliche Wellen in
rascher Aufeinanderfolge das Scheibchen durchzucken und zwar in bestimmter,
sich merklich gleichbleibender Richtung. Diese Bewegung ist das Endergebniss
sämmilicher im durchsetzten Luflkreise stattfmdenden Strömungen. Es gehört
die gespannteste Aufmerksamkeit dazu , theils die richtige Lage der Richtungs-
linie, theils die Richtung der Bewegung selbst genau zu bestimmen. Die sicht-
bare Bewegung ist jedoch nur eine Projection der wirklichen. Bei Südströmun-
gen z. ß. scheinen alle Bewegungen gegen Süd senkrecht aufwärts , gegen Nord
') Poggend. Ann. Bd, 84. S. 230*.
277
senkrecht abwärts zu gehen, während man bei den östlichen Sternen horizonta-
les Vorschreilen von Rechts nach Links , bei den westlichen von Links nach
Rechts wahrnehmen wird. Am Besten wäre es also Sterne im Zenith zu beob-
achten; allein die Bewegungen sind daselbst selten wahrnehmbar. — Ein an-
deres Mittel besteht darin, dass man Sterne im ganzen Umkreise beobachtet und
die beiden, einander entgegengesetzten Richtungen ermittelt, wo die Bewegungen
in senkrechtem Sinne vor sich gehen. Dies ist aber wegen theilweiser Bewöl-
kung oft nicht ausführbar. — Das drille Mittel zur Erkennung der wahren Lage
der Bewegungslinie lässt auch aus dem einzelnen Sterne das Gesuchte finden.
Denkt man sich nämlich durch die beobachtete Bewegungslinie und das Auge des
Beobachters , welche drei Punkte oder die Lage einer Ebene bestimmen , eine
Ebene gelegt und beiderseits bis an den wahren Horizont hinunter verlängert,
so werden die beiden Schnittpunkte dieser Ebene und des Horizontes die ge-
suchte Lage der Richtungslinie, d. h. der vorherrschenden Luftströmung angeben,
Dafür eignen sich die Sterne in Höhen von 10 — 40° am besten. ( Mitth . d.
naturf. Gesellsch. in Zürich . Bd. II. p. 620.) B.
Derselbe, Ergebnisse 31jähriger Gewitlerbeobachlun-
gen von Hundwyl bei Herisau, 1821 — 51. — Die mittlere absolute
Hohe der Gegend (800m), die ansehnliche Zahl der Beobachtungsjahre und der
glückliche Umstand , dass sämmtliche Aufzeichnungen vom gleichen Beobachter
herrühren und endlich die ziemlich grosse Zahl der Gewitter (=457, nebst 13
Hagelfällen) verleihen diesen Ergebnissen hohen Werth. Mit den 90jährigen Ge-
witteraufzeichnungen von Zürich verglichen, fällt vorerst der gänzliche Mangel an
Wintergewiltern in Hundwyl auf. Vom 4. October bis letzten Februar, d.h. wäh-
rend beinahe 5 Monaten fand nur eins (am 31. Januar 1844) statt, während
welcher Zeit die Züricher Aufzeichnungen 41 ergeben , wonach für Hundwyl 14
zu erwarten gewesen wären. Dieser auffallende Unterschied , der in geringerm
Maasse auch in den Herbstmonaten auftritt, muss wahrscheinlich der um 400m
höheren Lage Hundwyls oder seiner niedrigem Temperatur , dem Vorherrschen
anderer Winde und andern ßevölkerungsverhältnissen zugeschrieben werden.
Hierdurch wird aber nicht das spärliche Auftreten der Gewitter im Herbste ge-
genüber dem häufigen im Frühling erklärt. Durchschnittlich fielen auf ein Jahr
Gewitter: in Hundwyl (790m) 14,7 in Zürich (410m) 19,3 und in ßevers
(171 0m) 3,8 Gewitter. Die Zahl steht also gerade im umgekehrten Verhältniss
der Höhenlage. Hiernach wäre zu erwarten , dass über 2000 Meter absoluter
Höhe keine Gewitter mehr Vorkommen. Dieser Schluss wäre jedoch unrichtig.
Buchwalder erlebte ein sehr verderbliches Gewitter auf dem Säntis in 2504 Me-
ter Höhe, D. ein sehr heftiges auf dem Heideispitz (2430m) in Kalfeusen ; der
vielen Verglasungen auf den höchsten Punkten der Alpen nicht zu gedenken. —
Die Zusammenstellung nach Jahreszeiten gewährt folgende Vergleichung:
Winter in Hundwyl 1. in Zürich 16 Verhältniss 62 : 1000
Frühling
118,
400
295 : 1000
Sommer
318,
1170
272 : 1000
Herbst
20,
149
134:1000
Die in Zürich auftretenden
Maxima
im April , Juni ,
August und October
sich in Hundwyl ebenso entschieden. Sie treten jedoch im Juni und August ei-
nige Tage früher ein , was mit dem Vorherrschen der Frühlingsgewitter im Zu-
sammenhänge stehen möchte. Auch die gleichen extremen Tage von Zürich be-
halten in Hundwyl in jedem Monat ihren Character noch sehr entschieden bei.
{Ebd. p. 551.) B.
Nach Casaseca beträgt die Regenmenge in der Havanna annä-
hernd das Fünf- bis Sechsfache der von Paris. Diese bedeutende Quantität Was-
ser sieht er als die Hanptursache der Fruchtbarkeit der Insel Cuba und als den
Grund an, warum man hier den animalischen Dünger entbehren könne, denn
einmal empfängt der Boden in der grösseren Regenmenge eine grössere Quan-
tität von kohlensaurem und salpetersaurem Ammoniak aus der Atmosphäre und
dann ist die tropische Atmosphäre, weil sie reicher an Electricitäl, auch bedeu-
278
tend reicher an Ammoniak nnd Salpetersäure. Vom 4. September bis 31. De-
cember 1853 beobachtete C. die Regenmengen. Sie betrugen im September
226mm, October 86mm, November 48mm, im Ganzen während 119 Tagen 325mm
oder 12' 5'", 115. Die Regenmenge des Septembers allein beläuft sich auf den
vierten Theil der mittleren jährlichen Regenmenge von Paris und doch ist dies
nicht der Monat, in welchem es auf Cuba am meisten regnet. Die regenreich-
sten Monate sind hier Mai, Juni, Juli und August. ( L’ Inst . Nr. 1055.
p. 101.) B.
Luther kündet in einem Briefe (LTnstit. Nr. 1055. pag. 98) an, dass
der von ihm entdeckte kleine Planet (vergl. S. 199.) durch Encke den
Namen Bellona erhallen hat. Am 7. April betrug die Declination dieses Pla-
neten, nach einer zu Bilk angestellten Beobachtung -j- 5°ö0' und einige Sekun-
den. Bis jetzt sind über die Bahn des Planeten folgende Beobachtungen
bekannt :
Rectasc. Declinal. Beobachlungsort.
1854. März 2. Ilh28mi8s,4 181°14'12",3+ 7°10'58",2 Bonn.
3. 12 6 23,2 181 5 20 ,8+7 20 5 ,2 Hamburg.
4. 10 21 23 ,9 180 55 52 ,9+7 28 41 ,6
4. 12 3 37 ,9 +7 29 48 Bonn.
7. 9 30 19 ,7 180 25 42 ,9+7 59 4 ,5 Wien
( Ibid . Nr. 1056. p. 105.)
Yvon Villarceau gibt die Elemente der Bahn des neuen Pia
neten Amphitrite folgendermassen an:
Mittlere Anomalie 114° 36' 54", 58
Länge des Periheliums 64 50 22 ,81
Länge des Knotens 356 20 34 ,94
Inclination 6 6 19 ,69
Winkel der Excentricität 4 34 47 ,04
Mittlere tägliche Bewegung
Dauer des sideralen Umlaufs
Halbe grosse Axe
Excentricität
864", 3666
4 Jahre, 104962
2 ,563731
0 ,07984633
Berechnet aus den Beobachtungen vom 1. bis 27. März. (Ibid. p. 1 16.) B.
Physik« ■ — De schwanden, Seitenschwingung des Fou-
cault’ sehen Pendels. — Wenn man das Foncault’sche Pendel in schie-
fer Stellung festhält, und dann schwingen lässt, so befindet es sich in dem Au-
genblicke, da es seine Schwingungen beginnt, zu der Vertikallinie, welche man
durch seinen Aufhängepunkt ziehen kann, nicht in Ruhe, sondern dreht sich um
dieselbe gleichzeitig mit der Erde, und daher mit derselben Winkelgeschwindig-
keit herum, die man durch die Schwingungen des Pendels wahrnehmbar machen
will. Das Pendel kann daher seine Schwingungen nicht genau in einer , von
der drehenden Bewegung der Erde unabhängigen, Ebene machen, wie man ge-
wöhnlich annimmt, sondern muss eine zusammengesetztere Bewegung haben. —
Die von der Drehung der Erde unabhängige Ebene, in welcher ohne diese Stö-
rungen das Pendel schwingen würde , geht durch die vom Aufhängepunkt des
Pendels ans gezogene Vertikallinie nnd den Anfangspunkt der Pendelschwingun-
gen. Bezeichnet man nun mit v = 0,000072728 die Winkelgeschwindigkeit der
Drehung der Erde um ihre Axe; mit (p die geographische Breite des Ortes, an
welchem sich das Pendel befindet ; und mit s die Sehne des Bogens , den das
Pendelgewicht beschriebe, wenn es in seinen Schwingungen nicht gestört würde,
so ist : — s V sin <p die Geschwindigkeit der Bewegung, welche das Pendel
in dem Augenblicke, da es freigelassen wird , wegen der Drehung der Erde be-
sitzt. Mil dieser Geschwindigkeit bewegt es sich in diesem Augenblicke senk-
279
recht zu jener Vertikalebene, in welcher seine Schwingungen, wenn sie keine
Störung erlitten, staltfindcn würden. Denkt man sich ferner, das Pendel erhalte
dieselbe Bewegung, uach derselben Richtung, während es ruhig, senkrecht d3-
hängt, so wird es, in Folge dieser Bewegung, Schwingungen machen, welche in
einer, senkrecht zu jener Vertikalebene der Hauptschwingungen stehenden, Ebene
slatlfinden, und, bei kleinen Schwingungswinkeln, die gleiche Schwingungsdaner,
wie die Hauptschwingungen haben. Bezeichnet man mit s , die Sehne des Bo-
gens , den das Pendel bei diesen Seitenschwingungen beschreibt, und mit 1 die
Lange des Pendels, so ist
Sind aber die Hauptschwingungen klein, so wird die Schwere während derselben
das Pendel in jedem Augenblicke nahezu mit der gleichen Kraft nach der Rich-
tung der Pendellinie ziehen , wie wenn es im Zustande der Ruhe wäre. Jene
Seitenschwingungen des Pendels finden daher auch während der Hauptschwingun-
gen gerade so statt , wie wenn es keine Hauptschwingungen machen würde. —
Die Gesammtbewegung des Pendels besteht also in der Resullirenden aus den
Hauptschwingungen und den , senkrecht zu diesen gerichteten , von der Drehung
der Erde berkommenden, Seilenschwingungen. Nun befindet sich ferner das Pen-
del in dem Augenblicke, da es freigelassen wird, und mithin am Anfangspunkte
des den Hauptschwingungen zugehörigen Bogens steht, zugleich in der Mitte des
den Seilenschwingungen zugehörenden Bogens. Alle äussersten Stellungen des
Pendels in seinen Hauptschwingungen werden daher, der Zeit nach, mit seinen
mittlein Stellungen in den Seilenschwingungen, und die mittleren Stellungen in
jenen mit den äussersten in diesen zusammenfallen. Da ausserdem das Pendel
in je zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden äussersten Stellungen der Seiten-
tenschwingungen von der Ebene der Hauptschwingungen nach entgegengesetzten
Seiten abweicht, so ist die von dem Pendel beschriebene Linie am genauesten
einer Ellipse zu vergleichen, deren Achsen : s und s, oder s und 0,00002322 s
sin <j V'f niet. sind. — Der Sinn der Bewegung des Pendels auf dieser el-
lipsenähnlichen Bahn ist auf der nördlichen Hälfte der Erde so, dass es, indem
es sich vom Beobachter vermöge seiner Hauptschwingungen entfernt , nach der
rechten , und indem es sich ihm wieder nähert , nach der linken Seile von der
Ebene dei Hauptschwingungen abweicht , also die dem Zeiger einer Uhr entge-
gengesetzte Bewegung hat. Auf der südlichen Erdhälfte findet die Bewegung im
entgegengesetzten Sinne statt. Man sieht, dass die von der Drehung der Erde
herkommenden Seitenschwingungen nur bei ausserordentlich langen Pendeln be
merkbar werden könnten. ( Mitth . d naturf. Ges in Zürich. Bd. III.
pay. 157.) B.
Marbach, die circulare Polarisation des Lichtes durch
chlorsaures Natron. — Nach Rammeisberg (Pogg. Ann. Bd. XC. p. 15.)
zeigt das chlorsaure Natron die Combination parallelfluchiger und geneigldächi-
ger hemiedrischer Formen, nämlich des Pyriloeders und Tetraeders. M. hat nun
gefunden, dass diese Krystalle die Polarisationsebene des Lichtes drehen, bald
wie Terpenlhinol oder links drehende Bergkryslalle , — bald wie Zucker oder
rechts drehende Bergkrystalle und dieser optische Gegensatz wird auch durch
die Krystallisation ausgednickt. — Der Gegensatz von Rechts nach Links ist
im tesseralen Krystallsystem bei den vorkommenden einfachen Kryslallformen
nicht dargestellt. Je zwei heiniedrische aus derselben holoedrischen Form ent-
standene Formen sind congruenl; sie werden als rechte und linke Form nur
der Stellung nach unterschieden. Eine Combination von zwei geneigtllächigen
hemiedrischen Formen, welche gleichgestellt sind, ist ganz verschieden von der
Combination derselben Formen, wenn diese entgegengesetzt gestellt sind ; ebenso
bei der Combination zweier paralielfiächigen hemiedrischen Formen. Dagegen
zeigen Combinationen einer geneigtllächigen mit einer parallelflächigen hemiedri-
schen Form den Gegensatz von Rechts nach Links oder den Gegensatz der sym-
oder :
280
metrischen Gleichheit. Ein Pyritoeder mit einem linken Tetraeder combinirt,
ist einem parallelgeslellten Pyritoeder , mit einem rechten Tetraeder combinirt,
gleiche Dimensionen vorausgesetzt , symmetrisch gleich. Die eine Combinalion
ist dem Spiegelbilde der anderen congruent ; die Combinationskanlen sind bei
beiden gleich. — Betrachtet man bei einem (zweikantigen) Pentagondodecae-
der je drei Flächen, welche an derselben rhomboedrischen (gleichkantigen) Ecke
liegen , so findet man in denselben einen Gegensatz der Wendung nach Links
und Rechts. Fallt man auf die Grnndkanten der Fünfecke eines Pentagondode-
caeders von «len gegenüberliegenden Winkelpunkten aus Perpendikel, und be-
zeichnet deren Richtung gegen die Grundkanten hin durch Pfeile, so liegen je
drei der letzteren um eine jede der rhomboedrischen Ecken gleich gewendet ;
dieselbe Wendung ergiebt sich an denjenigen vier rhomboedrischen Ecken, wel-
che durch das Auftreten eines Tetraeders zugleich abgestumpft würden; — bei
den andern vier rhomboedrischen Ecken sind die entsprechenden drei Geraden
entgegengesetzt gewendet. Denkt man sich mit dem Kopfe iri eine solche Ecke,
mit den Füssen in den Mittelpunkt der Krystallform gestellt, so bezeichnen und
unterscheiden die erwähnten Geraden die Drehung nach Links oder Rechts. M.
nennt nun ,,eine linke Combinalion von Pentagondodecaeder und Tetraeder“ eine
solche , bei welcher durch Tetraederflächen diejenigen Pentagondodecaederecken
weggeschnitten sind, in denen die Perpendikel, auf die Grundkanten gefällt, eine
Drehung nach Links darbieten ; und dem entsprechend spricht er auch von ei-
ner ,, rechten Combinalion.“ Die Bezeichnung ,, Rechts“ und „Links“ ist be-
dingt durch die Wahl der Richtungen der erwähnten Perpendikel , indem eine
Umkehrung dieser auch eine Vertauschung jener erfordern würde; diese Wahl
ist aber durch das optische Verhallen der Kivstalle bedingt. — Bei dem drei-
kantigen Trapezoid-Ikosiletraeder ist im BetrelF der rhomboedrischen Ecken der-
selbe Gegensatz bemerkbar. — Die untersuchten Krystalle des Chlorsäuren Na-
trons halten fast alle Würfeltlächen vorherrschend ; einige zeigten weiter keine
Flächen, andere hatten Granatoeder- und Tetraederflächen untergeordnet; spätere
Krystalle zeigten ausser den genannten auch das Pyritoeder; die zuletzt anschies-
senden hatten das Tetraeder vorherrschend. An den Krvstallen, welche alle die
genannten Flächen combinirt enthalten , ist der Umfang einer jeden einzelnen
Würfelfläche gebildet von sechs Combinationskanlen , von denen je zwei dem
Granatoeder, dem Tetraeder und Pyritoeder zugehören. Diese Combinationskan-
ten des Würfels bezüglich mit G, T, P bezeichnet, ergeben zweierlei Folgen.
Die Fusse des Beobachters innerhalb, den Kopf ausserhalb des Krystalls gedacht,
so bezeichnet die Folge GTP den Krystall als eine rechte Combination ; GPT
bezeichnet ebenso eine linke Combinalion von Pyritoeder und Tetraeder. — Zu
dieser Auflassung der hemiedrischen tesseralen Krystallformen führte die Circu-
larpolarisalion des Lichts durch chlorsaures Natron. Die Krystalle der linken
Combination drehten die Polarisationsebene links , und die der rechten rechts.
Bei 40 Exemplaren von jeder Art wurde keine Ausnahme bemerkt. Alle Krystalle,
welche nur Würfelflächen zeigten, drehten links; die meisten mit Tetraeder und
Granatoeder versehenen rechts. Zusarnmengewachsene Krystalle waren bald von
gleichem , bald von entgegengesetztem Drehungsvermögeu. — Linke und rechte
Krystalle drehen, wie vorauszusehen war, für gleiche Dicken gleich stark. Die
Drehung ist der Dicke der angewendeten Schicht oder vielmehr der Länge des
Lichtweges im Krystall proportional und nach allen Richtungen in dem Krystall
ist sie gleich , wenn die Wege des Lichtes gleich lang sind. Bei einigen Kry-
stallen jedoch zeigte sich eine merklich geringere Drehung als bei der Mehrzahl
der anderen. — Bei gleichen Dicken ist die Drehung des chlorsauren Natrons
66/ii Mal kleiner’ als die durch Quarz ; dagegen etwa IOV2 Mal so gross als
durch Terpenthinöl und etwa 5 Mal so gross als durch concenlrirten Syrup. —
Eine Auflösung von chlorsaurem Natron brachte keine Drehung der Polarisations-
ebene hervor, selbst wenn nur solche Krystalle aufgelöst wurden, die nach der-
selben Richtung drehten. Die aus solchen Lösungen anschiessendeu Krystalle
waren aus beiden Arten gemischt. — Poggendorf bemerkt hierzu , dass Mit-
scherlich schon vor mehreren Jahren eine Wirkung des chlorsauren Natrons auf
281
das polarisirte Licht bemerkt habe , die von ßiot den Erscheinungen der soge-
nannten „Polarisation lamellaire“ beigezählt wurde (Compt. rend* T. XXIII. p.
909.) d. h. denjenigen Erscheinungen , welche nach seinen und den viel älteren
Beobachtungen von ßrewster beim Alaun auflreten und am Ausgezeichnetsten beim
Analciin Vorkommen. Diese beiden Körper krystallisiren in Form des regulären
Systems und dennoch verhält sich jede der acht Pyramiden, in welche inan sich
das Octoeder von seinen Flächen aus nach dem Mittelpunkt hin zerlegt denken
kann, als ein besonderer mit Doppelbrechung begabter Krystall. ßiot sieht diese
Erscheinungen, die nach ihm nur beim Ammoniakhaltigen Alaun auflreten, als Folge
einer secundären Wirkung, als Folge des blättrigen Gefüges an und daher belegt er
sie (Compt. rend. T. XII. pag. 741, 803, 87, 967.) mit dem sonst eben nicht
zweckmässig gewählten oben angeführten Namen. ( Poyy. Ann. Bd. XCl.
pay. 462.) B.
Riess, Oberflächenänderung der Guttapercha. — Die Ober-
fläche einer sorgfältig gesäuberten Platte überzieht sich nach einigen Monaten
mit einem bläulichen Hauch, der, durch Abreiben entfernt, immer wieder er-
scheint, so lange die Platte noch biegsam ist. Bleibt die Platte Jahre lang un-
berührt, so erscheint ihre ganze Oberfläche malt graublau; die Färbung rührt
von einer ausserordentlich dünnen Schicht her, die bei 103facher Vergrösserung
aus sehr feinen weissen Pünktchen zusammengesetzt erscheint. Diese Aenderung
hat R. bei allen Fabrikaten beobachtet, die nicht mit Firniss überzogen sind
und zwar bei der dunkelbraunen Gutta früher, als bei der hellbraunen, weil er-
stere bei der Bereitung einer grossem Hitze ausgesetzl worden ist, wie letztere.
Chemisch lässt sich der Ueberzug vollständig durch momentanes Eintauchen in
Schwefeläther oder Terpentinöl entfernen ; Alkohol verändert ihn nicht. — Die
so veränderte Guttapercha hat eine merkwürdige physikalische Eigenschaft. Sonst
ist die Gutta ein guter Isolator der Electricität und steht so tief in der electri-
schen Erregungsreihe durch Reibung, dass sie fast immer nur negativ electrisch
wird; Schiessbaumwollc , Collodium und electrisches Papier allein electrisiren
sie positiv. Das lsolalionsvermögen wird durch den Ueberzug nicht geändert,
aber sie steht nun so hoch in der Erregungsreihe, dass sie mit fast allen Kör-
pern gerieben stark positiv electrisch wird; durch Glimmer, Diamant und Pelz-
werk wird sie negativ electrisch. Diese Eigenthümlichkeiten treten besonders
hervor, wenn man den Ueberzug nur auf einer Seile entfernt; die eine Seite
wird nun stark positiv, die andere stark negativ electrisch. — Diese Verände-
rung hat ohne Zweifel ihren Gmnd in einer durch Einfluss der Luft und Wärme
bewirkten Ausscheidung eines Beslandtheiles. Ein grauweisses leichtes Pulver,
das durch Kochen mit absolutem Alkohol aus der Guttapercha ausgezogen wer-
den, sich beim Erkalten ausgeschieden hatte und geschmolzen beim Erkalten eine
schwärzliche, vielfach zerklüftete Masse bildete, wurde durch Reiben mit Flanell
entschieden positiv electrisch. — Die Untersuchung der von Payen aus der Gut-
tapercha dargestellten Harze in Bezug auf ihre electriscbe Erregbarkeit dürfte in
zwiefacher Hinsicht inleresant sein, da wir bisher keinen vegetabilischen Stoff
von so eminent positiver Erregbarkeit kennen, wie sie diese veränderte Ober-
fläche zeigt und ferner die Bildung der blauen Schicht mit der unglücklichen
Aenderung der Guttapercha in eine spröde zerreibliche Masse zusammenzuhangen
scheint. ( Ebd . p. 489.) B.
V erdet hat zwischen der Drehung der Polar isationsebena
bei durchsichtigen Körpern und der Intensität der magnetischen Kräfte, durch
welche sie bewirkt wird , einfache Beziehungen aufgefunden. Erstere ist den
letzteren proportional. Bei dem bekannten Faradayschen und dem gewöhnlichen
Glase, sowie beim Schwefelkohlenstoff stellte sich dies heraus, wenn man die
Intensität des electrischen Stromes und somit auch die des Electromagneten oder
wenn man die Abstände der Armaturen änderte. Die magnetische Drehung der
Polarisaliosebene ändert sich bei einfach brechenden Substanzen mit der Entfer-
nung und Intensität der magnetischen Mittelpunkte, die auf die Substanz wirken,
genau nach demselben Gesetz , welches bei magnetischen Flüssigkeiten staltfin-
det, die in derselben Lage als der Lichtstrahl dem Einfluss des Magneten aus-
282
gesetzt sind. Aehnliches ist schon von Wiedemann bei der Drehung nachgewie
sen, die allein durch Electricität ohne Anwendung eines Magneten erlangt wird.
Beide Resultate stimmen überein , stehen aber im Widerspruch mit dem von
Bertin aufgestellten Gesetze, wonach die Drehung, welche durch einen einzigen
Magnetpol hervorgebracht wird, in geometrischer Progression abnimmt, während
die Entfernung der durchsichtigen Substanz vom Pol in arithmetischer wächst.
( L'Inst . Nr. 1057. p. 115.) B.
d’Almeida, Zersetzung der Salzlösungen durch den gal-
vanischen Strom. — 1) Die Zersetzung der Metallsalze kann
man auf zwei Alten erklären. Entweder ist die Abscheidung, des Motalles eine
direcle Wirkung der Electrolyse oder aber es wird nur das Wasser zersetzt und
der hierbei sich entwickelnde Wasserstoff reducirt das Metall. Welche Ansicht
den Vorzug verdient suchte nun d’A. zu entscheiden. Die Resultate , zu denen
er gelangte, sind folgende. Operirt man mit einer neutralen Lösung und erhält
man sie so während der ganzen Dauer des Versuches, so rührt das sich am ne-
gativen Pol abscheidende Metall fast ganz von der directen Zersetzung des Sal-
zes her. Ist dagegen die Lösung angesäuert, so ist der Wasserstoff die Haupt-
ursache der Metallreduction. d’A. führt folgende Versuche an: a. Bekannte
Quantitäten einer neutralen Auflösung von salpelersaurem Silberoxyd wurden in
zwei besondere Gefässe gethan , die durch eine Oeffnung von 0,mm25 Durch-
messer mit einander communicirten. ln das eine Gefäss tauchte ein Platinblech
— der negative Pol — und in das andere ein Silberblech — als positiver Pol.
Der galvanische Strom ging 48 Stunden durch. Dann fand er 140 mgrm. Sil-
ber am negativen Pol abgelagert. Die Analyse zeigte, dass davon 73 auf die
Umgebung des Poles, 67 aber auf das andere Gefäss fielen. Die letzteren wei-
sen darauf hin, dass die Zersetzung eine directe war, denn der freiwerdende
Wasserstoff kann nur da wirken, wo er entsteht, aber nicht in dem andern Ge-
fäss. b. Unter gleichen Umständen fanden sich in der schwachsauren Auflösung
zwar auch 140 mgrm. Silber abgelagert , aber die Analyse zeigte, dass sie der
Auflösung des Gefässes angehürlen, in dem sich der negative Pol befand. Hier
war also der Wasserstoff die Ursache der Reduclion. Dieselben Versuche wur-
den mit salpelersaurem Kupferoxyd, schwefelsaurem Silberoxyd, Zinkoxyd mit
analogen Resultaten wiederholt. Oft ist die Schwierigkeit, die Lösungen neutral
zu erhalten, sehr gross, mitunter sogar unmöglich; dadurch wird zwar die
Reinheit der Erscheinungen getrübt, aber diese doch nicht ganz entstellt. Die
Auflösungen waren nur wenig concentrirt. Nach diesen Versuchen schein!
die Zersetzung mit der Leitungsfahigkeit zusammen zu hängen ; in den neutra-
len Lösungen ist das Salz ein besserer Leiter , als das Wasser , in den ange-
säuerten aber findet der umgekehrte Fall statt. — 2) Salze der Alkalien
und Erden. Bei einem Alkalisalz gehl der Strom bald durch ein complicirtes
Gemisch. Dieses enthält Wasser und das ursprüngliche Salz, ausserdem aber
noch freie Säure und freies Alkali , beides sehr gute Leiter. Um die Rolle,
welche die Säure hier spielt, zu studiren, stellte d’Almeida die obigen Versuche auch
hier an. Der Theil der Lösung, in welche der positive Pol taucht, wurde an-
gesäuerl. Die Analyse zeigte , dass hier eine geringe Menge Salz zersetzt war.
Beim negativen Pol wurde die Lösung stark alkalisch gemacht und er fand, dass
diese Lösung eine geringe Menge Salz verlor. Dieselben Resultate lieferten sal-
petersaures Natron, schwefelsaures Kali und Natron. Die Natur der Säuren und
Basen gewisser Salze erlauben Versuche, ohne von vorne herein die eine der
Lösungen zu verändern. So bei der Schwefelsäuren Magnesia wird kein neues
Element eingefuhrt, da wo die Base sich abscheidet, denn diese ist unlöslich,
während sich beim positiven Pol die Säure entwickelt. Man findet, dass diese
Lösung sich eben so verhält , wie die eines Alkalisalzes , dessen Lösung beim
positiven Pol vorher, angesäuert wird. Das kohlensaure Kali liefert ein umge-
kehites Beispiel. Man findet, dass das Salz besonders in der Nähe des positi-
ven Poles verschwindet. Beim salpetersauren Natron, in welchem die Säure ein
besserer Leiter ist (272 Mal) als die Base, wurde der eine Theil sogleich sauer
und der andere basisch. Man fand, dass da, wo die Säure als guter Leiter auf-
283
trat, das Salz eine weniger bedeutende Zersetzung erlitten hatte, als da, wo sich
die Base bildete. Salpetersaures und schwefelsaures Kali gaben dieselben Re-
sultate. Endlich wurde auch versucht , was eintreten wurde , wenn die Lösung
während des ganzen Versuches neutral blich. Aber hier war es unmöglich die
Neutralität zu erhallen. d’A. uberwand diese Schwierigkeit durch einen einfa-
chen Kunstgriff. In die positive Lösung goss er Kali und in die negative Säure
in äquivalenten Mengen. Er verfolgte die Zersetzung bis dahin, wo dieselben
Mengen sich wieder im Ueberschuss auf der entgegengesetzten Seite vorfinden.
Jeder Theil ist so während der einen Hälfte des Versuchs alkalisch und während
der anderen sauer , der Einfluss der Säure und der Base ist demnach auf jeder
Seite derselbe. Die Analyse zeigt, dass dann auf beiden Seiten gleiche Gewichte
des Salzes Zurückbleiben. — Aus diesen Versuchen folgt: dass sobald noth-
wendig eine directe Zersetzung gefordert wird , man niemals eine saure Salzlö-
sung anvvenden darf. Diese Bemerkung hat speciell Bezug auf die Bestimmung
der eleclrochemischen Aequivalenle. b. Wenn man eine Salzlösung in einem
U förmig gebogenen Bohre zersetzt, so findet man, dass in dem einen Schenkel
das Salz viel rascher verschwindet als in dem andern. Diese Erscheinung ist
von Daniels, I'ouillet, Srnee und Hitlorf sludirt. — Die Versuche zeigen, dass
die Nichterhaltung der Neutralität zu identischen Resultaten führen kann. Auch
scheint es, dass hierin die Hauptursache dieser eigenlhümlichen Thatsachen zu
suchen sei. ( Ibid , p. 119.) B.
Ueber die Zersetzung des Wassers durch den galva-
nischen Strom bringen die Compt. rend. T. XXXVIII. pag. 443 — 48. drei
verschiedene Abhandlungen von Ja min, L e b I a n c und S o r e t. Jamin hat
gefunden, dass der durch Electrolyse entwickelte Wasserstoff andere Eigenschaf-
ten hat , als der durch Zink (vergl. Bd. I. 374.). Er sammelte den Wasser-
stoff in einer graduirteri Glocke und brachte diese in ein anderes Gefäss , das
mit reinem oder mit einigen Tropfen Salpetersäure angesäuerten Wasser gefüllt
ist, neben eine andere, welche dieselbe Menge durch Zink entwickelten Wasser-
stoff enthält. Dann schnitt er zwei ganz gleiche Stücke Platindraht, erhitzte sie
in der Spirituslampe und tauchte sie so unter die Glocke , dass dadurch eine
metallische Verbindung zwischen Gas und Flüssigkeit hergestellt wurde. Der
durch Zink entwickelte Wasserstoff verlor nichts an Volum , der durch den gal-
vanischen Strom entwickelte aber nahm schnell ab wie folgt:
Zeit 4 St. 20 M. 4 St. 25 M. 4 St. 40'. M. 5 St. 5 M. 5 St. 55 M. 12 St.
Volum 84 80 77 70 66 60.
Dann trat keine Verringerung mehr ein. Mitunter stieg der absorbirbare Theil
bis zu 3/*, meistens machte er nicht die Hälfte aus. Um den Zusammenhang zwi-
schen Bildung des absorbirbaren Wasserstoffs und Stromstärke zu bestimmen, hat
J. die Stromstärke mittels der Sinusboussole gemessen. Er führte die Resultate
auf die Zeiteinheit und Intensitätseinheit zurück und fand dann , dass die pro-
ducirte Wasserstoffmenge ein Maximum hat. In diesem Falle war das Gas nicht
absorbirbar; waren die entwickelten Gasmengen unter dem Maximum, so waren
sie absorbirbar. Demnach ist zur Entwicklung des absorbirbaren Gases eine
grössere Menge Electricität nöthig , als zu der eines gleichen Volums des ge-
wöhnlichen Gases. Zur Erklärung giebt J. zwei Wege: einmal eine besondere
Modification von Wasserstoff (dieser könne eben so gut electrisirl werden wie
der Sauerstoff) oder man müsse annehmen , dass sich am negativen Pol mehr
oder weniger Knallgas neben dem Wasserstoff entwickele. — Leblanc erhielt
beim Zersetzen des mit J/io conc. Schwefelsäure versetzten Wassers in einem
abgekühlten Voltameter viel weniger Sauerstoff am positiven Pol, als die Hälfte
des Wasserstoffs am negativen. Erslerer war stark ozonisirt und auch das Was-
ser im Voltameter hatte stark oxydirende Eigenschaften. Als L. nun noch Pla-
tinschwamm zum positiven Pol machte , oxydirte das Wasser essigsaures Kali
rasch zu ameisensaurem. — Soret fand, dass das Gas, welches sich in einem
mit einer Kältemischung abgekiihllen Voltameter entwickelte , Kautschuk heftig
angriff , was nicht der Fall war , wenn keine Abkühlung statt fand. Er liess
durch das Ozon arsenige Säure oxydiren und bestimmte so die Mengen von
284
Ozon, die sich bei verschiedenen Temperaturen bildeten. Bei diesen Versuchen
war bei 1 — 10 die Flüssigkeit im Voltameter Schwefelsäure mit 5 Tbl. Wasser
verdünnt und in 11 u. 12 Chromsäure und Wasser. Bei 1 und 2 war das
Voltameter nicht abgekühlt, in 3 und 4 nur sehr wenig, bei 5 und 6 aber mit-
telst Kochsalz und Eis. In 7 war die Temperatur am Ende des Versuches noch
unter 0°, in 8 noch — 7°, in 9 zu Anfänge 6°, in 10 — 13°, 3 zu Anfänge und
— 6° zu Ende, in 11 war das Voltameter abgekühlt, in 12 aber nicht.
Volum des Proporl. Ozon
Dauer der Ent- entwick. Gases zum enlwick.
Wickelung.
Cub. Cent.
Sauerstoff.
1.
Kleines Voltameter
1 St.
52 M.
666
unmerklich
2.
91
99
2 „
45 „
1500
99
3.
91
99
1 „
731,64
0,00032
4.
99
11
3 „
55 „
1461,16
0,00092
5.
Grösseres
99
■ —
—
1263,16
0,00236
6.
99
„
—
—
1166,89
0,00351
7.
Kleines
99
2 „
5 „
1488,471
0,00293
8.
Grosses
99
—
5 „
737,47
0,00489
9.
91
2 „
15 „
1445,5
0,00129
10.
99
91
2 „
55 „
1451,48
0,00383
11.
Kleines
91
4 „
15 „
1462,37
0,00758
12.
Grosses
99
3 „
35 „
1444,43
0,000306
B
Chemie, Ramme! sb e rg, über das Verhältnis, in wel-
chem isomorphe Körper zusammenkrvstallisiren und denEin-
fluss desselben auf die Form der Krystalle. — Leblanc, Beudant,
Gay-Lussac und Mitscherlich haben nachgewiesen , dass die Krystallformen der
isomorphen Mischungen , wenn zwei oder mehrere isomorphe Körper aus einer
gemeinschaftlichen Auflösung krysfallisiren oder wenn man einen Krystail des
einen in der Auflösung des andern sich vergrössern lässt, übereinslimmen mit
denen ihrer nächsten Beslandlheile, wenn diese selbst gleiche Form besitzen. Bei
verschiedener Kryslallform, die durch eine Verschiedenheit im Wassergehalt be-
dingt wird, erhält man Krystalle von beiden Formen, in denen dann die Anzahl
der Atome gleich ist der in dem betreffenden isomorphen Mischungstheil des
Ganzen ; so z. B. aus einer Auflösung von Kupfer- und Eisenvitriol sowohl Kry-
stalle von der Form des ersteren als des letzteren, in welchen sich beide Salze
entweder mit 5 oder 7 Atomen Wasser verbunden haben. R. hat nun versucht
zu zeigen, worin die Ursache dieser Erscheinung liegt. Man nimmt wohl an,
dass die Form der isomorphen Mischung sich nach dem vorwaltend vorhande-
nen Mischungstheil richte, aber es sind noch keine Versuche angestellt, um die
Glänze zu bestimmen , bei welcher das Verhältnis der isomorphen Substanzen
Anlass zur Entstehung der zweiten Form gibt. Dann fragt sich weiter, ob das
Verhältniss zweier oder mehrerer isomorpher Körper in ihren Mischungen ein
stöchiometrisch einfaches oder innerhalb weiter Grenzen unendlich difl'erii endes
ist. Eine andere Aufgabe ist noch die Beziehungen zu erforschen, in welchen
die Modificatiou der äusseren Form isomorpher Körper zu ihrer chemischen
Natur steht. — R. betrachtet seine Versnche nur als ein Bruchstück , das erst
dann zu einem Ganzen werden könnte, wenn die Kräfte mehrerer sich dazu ver-
einigten. Sie betreffen die isomorphen Mischungen, welche schwefelsaure Talk-
erde , Eisenoxydul , Manganoxydul , Zinkoxyd , Kupferoxyd , salpetersaurer Baryt,
Bleioxyd , gewöhnlicher Alaun und Chromalaun , schwefelsaures und chrom-
saures Kali bilden. Der Einfachheit wegen sind stets nur zwei Salze ge-
mischt worden. Diese wurden in dem Gewichlsverhältniss bestimmter Atom-
gewichte aufgelöst und die Auflösung in fast allen Fällen durch freiwilliges Ver-
dunsten zum Kryslallisiren gebracht. Niemals wurde eine grössere Quantität
solcher Anschüsse erzeugt; die Krystalle wurden, sobald sie irgend eine Ver-
285
schiedenheit in Form, Farbe, selbst eine auffallende in der Grösse zeigten ge-
sondert und die Mutterlauge in gleicher Art zur Gewinnung mehrfacher Krystal-
lisalionen benutzt. Wo es die Grösse der Kryslalle erlaubte wurden nur einige
wenige von gleicher äusserer Beschaffenheit der Analyse unterworfen. Das Re-
sultat ist als ein Ausdruck der mittleren Zusammensetzung eines Krystallan-
schusses zu betrachten , denn die nach und nach sich bildenden Kryslalle sind
in den meisten Fällen wirklich in der Zusammensetzung verschieden, ohne dass
sich dies nach aussen hin verräth. Resultate der Versuche: 1. Mg0S03-|-7H0
und Zn0S03-i-7H0. In allen isomorphen Mischungen der Sulphate von Zink-
oxyd und Talkerde ist das Verhältniss beider Salze jederzeit das ursprünglich
gewählte. Dieser Fall tritt bei den übrigen sehr selten ein, er scheint abzuhän-
gen von dem Löslichkei tsverhäl I niss. Hier ist die Löslichkeit beider Salze ziem-
lich dieselbe. 2. Fe0S03-{-7H0 und Mg0S03-}-7H0 krystallisiren in der Form
des Eisensalzes, sobald entweder gegen 10 Atome Eisensalz 1 Atom Talkerde-
salz oder gegen 1 Atom Eisensalz höchstens 2 bis 3 Atome Talkerdesalz vor-
handen sind. Wenn sie in der Bittersalzform anschiessen, so enthalten sie min-
destens 4 Atome dieses Salzes gegen 1 Atom Eisenvitriol. 3. Fe0S03-}-7H0
und Zn0S03+7H0 verhalten sich ganz wie 2. 4. MnOSU3-j-5HO und FeOSO3-}-
7HO zeigen die Form des Eisensalzes mit 7 Atomen HO, wenn sie 1 Atom
Eisensalz gegen höchstens 3 Atome Mangansalz enthalten, oder die Form des
letzteren mit 4 Atomen HO, dann aber kommen wenigstens 20 Atome desselben
auf 1 Atom Eisenvitriol. 5. Mn0S03-{-5H0 und Mg0S03-f~7H0 : Form des letz-
teren bei n Atom Talkerdesalz gegen 1 Atom Mangansalz; findet aber das Um-
gekehrte statt so zeigen die Krystalle die Form des Eisenvitriols. 5. Mn0S03-f-
5HO und Zn0S03-J-7H0 : Verhalten wie 4. 6. Cu0S03-f-5H0 und Mn0S03-j-
5HO. Die isomorphen Mischungen enthalten die Salze nicht in dem ursprüng-
lich gewählten Verhältniss, sondern anfangs das Kupfersalz, zuletzt das Mangan-
salz in grösserer Menge. 8. Cu0S03-|-5H0 und Mg0S03-|-7H0. Entweder die
Form des Kupfervitriols mit 5HO oder des Eisenvitriols mit 7HO. Im ersteren
Falle sind mindestens 7 Atome Kupfersalz gegen 1 Atom Talkerdesalz in der
Mischung; im letzteren ist die Anzahl der Atome gleich oder das Talkerdesalz
überwiegt. 9. Cu0S03-j-5H0 und Zri0S03-f-7H0 ; Verhalten ganz ähnlich wie
8. Die Kupfervitriolform bedingt mindestens 5 Atome Kupfersalz gegen 1 Atom
Zinksalz. 10. Cu0S03-f-5H0 und Fe0S03-f-7H0 : im Allgemeinen die Formen
des letzteren mit 7 Atomen HO und erst bei grossem Ueberschuss des Kupfer-
salzes die des letzteren mit 5 Atomen HO. 11. (K0S03-}-Al203,3S03)4-24H0
und (K0S03-j-Cr203,3S03) -f- 24HO. Der Chromalaun löst sich in 6 Theilen,
der Thonerdealaun in 12 Theilen' HO. Dem entsprechend sind die ersten An-
schüsse reicher an letzterem. Die erhaltenen Mischungen zeigen beide Salze in
dem Verhältniss 5:1, 2:1, 1:1, 1:2, 1:8 und 1 : 22. 12. BaONO5 und
PbONO5. Kein Anschuss gab das ursprüngliche Verhältniss wieder. Die Mi-
schungsverhältnisse sind im Allgemeinen 5:1, 3 : 1, 1 : 2, 1:4, 1:8 und 1:11.
Auch hier entspricht der Wechsel der Mischung der ungleichen Löslichkeit. Denn
1 Theil BaONO5 erfordert 12 Theile und 1 Theil PbONO5 7,5 Th HO zur Auf-
lösung. Deshalb findet sich das Barytsalz in den ersten Anschüssen in über-
wiegender Menge. 13. KOSO3 und KOCrO3. Die Mischungsverhältnisse beider
Salze sind, bei gleichen Aequivalenten in der Lösung, 20 : 1, 7 : 1, 1 : 2. Da
das KOSO3 ungefähr 9 Theile und das KOCrO3 nur 2 Theile HO zur Auflösung
bedarf, so steht das Resultat auch hier mit der Löslichkeit im Verhältniss. —
Monheims Versuche (Verh. d. naturh. Ver. d. prenss. Rheinl. IX.) zeigen ebenso
deutlich, dass die Löslichkeit zweier isomorpher Salze die Zusammensetzung ih-
rer Mischungen im Allgemeinen bestimmt. ( Poyy . Ann. Bd. XCI. <p. 321.)
W. B.
Auf Veranlassung von Liebig hat Schönbein, ähnlich wie vor 7 Jah-
ren in Pogg. Ann. Bd. LXXI. p. 517., alles zusammengestellt, was über die
verschiedenen Zustände des Sauerstoffs bekannt geworden und
festgestellt ist. Den ersten umfangreichen Abschnitt hat er bereits in den Ann.
d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXIX. p. 257 veröffentlicht.
286
H. Rose, über die Verbindungen der Borsäure und des
Wassers mit der Thonerde. — Die Borsäure zeigt zwar in ihren Ver-
bindungen manche Analogie mit der Kohlensäure, gegen schwache Basen verhall
sie sich jedoch etwas anders. Die Thonerde zeigt gegen die Borsäure ein dem
Eisenoxyd ähnliches Verhalten. Der hier verwendete Kali-Alaun war vollkommen
frei von Ammoniak. 1) Fällungen vermittelst des neutralen Bo-
rax. Fällung bei Ueberschuss des borsauren Natrons; 4 Atome gegen 1 Atom
Kali-Alaun. Niederschlag sehr voluminös. Der eine Theil wurde, ohne ausge-
waschen zu werden, zwischen Fliesspapier gepresst und bei 100° getrocknet.
Die abfiltrirte Flüssigkeit enthielt keine Thonerde. Zusammensetzung:
Sauerstoff
Thonerdc
38,37
17,94
Borsäure
37,56
25,83
Schwefelsäure
2,64
1,58
Wasser
12,09
10,75
Natron
6,13
1,57
Kali
3,21
100,00
0,54.
Hiernach berechnet sich die Zusammensetzung 14A1203B03 mit 4Na0-f-6B03;
die dem borsauren Eisenoxyd analoge Verbindung enthielt also eine Mengung
von ein- und zweifachem borsauren Natron. Dies ist aber, nach der Fällung
des borsauren Eisenoxydes zu urtheilen, wenig wahrscheinlich; daher ist folgende
berechnete Zusammensetzung, obgleich sie nicht so gut mit den gefundenen Re-
sultaten übereinstimmt, die richtigere: 3(AI203B034-H0)-t-(Na0ß03-f-5H0) ge-
mengt mit V* Atom KOSO3. Beim Eisenoxyd sind 4 Atome des borsauren Ei-
senoxydes mit 1 Atom neutralen Borax verbunden. Das neutrale borsaure Na-
tron bildet mit der borsauren Thonerde eine chemische Verbindung, da es keine
Kohlensäure anzieht. Die Verwandtschaft ist aber so schwach, dass die Verbin-
dung durch blosses Auswaschen mit Wasser zersetzt wird, wie sich dies beim
zweiten Theil des Niederschlages zeigte. Das Waschwasser war frei von Thon
erde und der Niederschlag frei von Schwefelsäure und Alkali. Bei 100° getrock-
net ergab sich folgende Zusammensetzung:
Sauerstoff At. berechnet
Thonerde 56,36 26,34 2 56,24
Borsäure 18,79 12,92 1 19,11
Wasser 24,85 22,19 5 24,65
100,00 100,00
Formel (Al203B03-^-2H0)-j-3H0,Al203. Die Thonerde hat noch die Hälfte der
Borsäure verloren, also weniger als das borsaure Eisenoxyd, und ist mit einem
Hydrate der Thonerde verbunden, das künstlich dargestellt werden kann und in
der Natur als Gibbsit vorkommt. — 2) Fällungen vermittelst des ge-
wöhnlichen Borax. Verhällniss wie bei 1. Die abfiltrirte Flüssigkeit ent-
hielt auch hier keine Thonerde. Der nicht ausgewaschene Theil des Nieder-
schlages zeigte nach dem Trocknen eine bernsteinähnliche Farbe, die beim Glü-
hen verschwand. Das geglühte Salz enthielt keine Schwefelsäure. Bei 100° ge-
trocknet zeigte die Verbindung folgende Zusammensetzung: 4(AI203,2B03-f-3H0)-|-
3H0,Al203-f-(Na0,2B03-}-5H0) gemengt mit 1 Atom NaOSO3 oder statt dessen
zum Theil mit KOSO3; also zweifach borsanre Thonerde, die mit Thonerdehy-
drat und schwefelsaurem Alkali gemengt niedergefallen ist. Verschiedenes Ver-
halten gegen Eisenoxyd. Nach dem Auswaschen zeigte der Niederschlag folgende
Zusammensetzung: 2(Al203,B03-f-2H0)-f-3H0,Al203 ; dje Formel enthält indess
1 Atom HO weniger, als gefunden wurde. Dieser Niederschlag enthält also ge-
rade noch einmal so viel von der Verbindung A1203B03 -|- 2HO gegen dieselbe
Menge von Thonerdehydrat, wie der unter gleichen Umständen bei 1. erhaltene.
Die Thonerde hat also eine weit grössere Verwandtschaft zur Borsäure wie zur
Kohlensäure. Die Verwandtschaft der Borsäure zur Thonerde ist grösser, als
die zum Eisenoxyd und selbst als die zu vielen stärkern Basen. — Da die An-
sichten über die Verbindung der Thonerde mit Kohlensäure von einander ab
287
weichen, so wurden auch hierüber Versuche angestellt. Eine bedeutende Menge
eines käuflichen Alauns, Kali und Ammoniak enthaltend, in vielem HO gelöst,
wurde durch einen Ueberschuss von kohlensaurem Ammoniak gefällt und der
Niederschlag mit reinem Flusswasser ausgewaschen, bis keine Reaction auf Schwe-
felsäure eintrat. Der Niederschlag enthielt aber noch viel SO3, deshalb wurde
er in CIH gelöst, abermals gefällt, die Flüssigkeit abgegossen und der Nieder-
schlag mit deslillirtem Wasser gekocht. Dies wurde so oft wiederholt bis das
Wasser nur noch höchst geringe Spuren von SO3 anzeigle. Aehnlich wie das
Eisenoxydhydral verlor auch dieser Niederschlag seine voluminöse Beschaffenheit
unler Wasser. Zuletzt wurde er vollständig ausgewaschen. Zusammensetzung
im lufttrocknen Zustande :
Sauerstoff
At.
Berechnet
Thonerde
34,48
16,12
1
32,63
Ammoniumoxydhydrat
15,33
4,7 L
1
16,53
Kohlensäure
26,77
19,47
2
27,96
Wasser
23,42
20,82
4
22,88
100,00
100,00
Die einfachste Ansicht lässt sich durch die Formel 3H0,AI203-f-(£fH040,2C02-f-
HO) ausdrücken. Das Vorhandensein von kohlensaurer Thonerde hält R. nicht
für wahrscheinlich, selbst wenn man einwenden wollte, das doppelt kohlensaure
Ammoniak würde beim Erhitzen zerlegt. — Muspratt gibt nicht an, ob er seine
kohlensaure Thonerde auf Ammoniak geprüft habe. ( Pogg . Ann. Bd. XCl.
p. 452.) W. B.
Vogel hat die Angabe von Wurtz (Journ. f. pract. Chem. ßd. LVII.
pag. 119.) , dass in dem kohlensauren Kali ans Weinstein ebenfalls
Kieselsäure vorkommt, bestätigt. Er untersuchte, ob diese Verunreinigung
aus den Gefässen oder dem Weinstein selbst herrühre. Aus den mitgetheilten
Versuchen ergiebt sich , dass aus dem gereinigten Weinstein vollkommen kiesel-
säurefreies kohlensaures Kali gewonnen werden kann bei Anwendung von Pla-
tingefässen und dass diese Verunreinigung vorzugsweise bedingt wird durch An-
wendung von eisernen, Glas- oder Porcellangefässen. Selbst wenn eine Lösung
vou kohlensaurem Kali nur kurze Zeit in Glassgefässen aufbewahrt wird zeigt
sie sich schon Kieselsäure haltig. {N. Rept. f. Pharm. Bd. lll. p. 99.)
W. B.
Pusey, über das Vorkommen und die Gewinnung des
Chilisalpeters (salpeter sauren Natrons). — Leber die ausgedehn-
ten , oft mehrere Fuss dicken Lager des salpetersauren Natrons in Peru haben
wir kürzlich durch einen Augenzeugen , firn, ßollaert , der mehrere Jahre lang
an Ort und Stelle war, völlig sichere Nachrichten erhallen. Peru bildet bekannt-
lich einen schmalen Landstrich, der westlich vom stillen Meere, östlich von der
Andesketle begrenzt wird. Der Süden dieses Landstriches ist mehrere hundert
(englische) Meilen lang, völlig, dürr und bildet die Provinz Taragala deren wich-
tigster flafen Iquique heisst. In diesem Landstrich findet man weder Holz,
noch Wasser, noch irgend eine Pflanze, und es herrscht hier eine erstaunliche
Dürre. Wenn man von Iquique landeinwärts geht, so muss man zunächst einen
sanft abfallenden, aus losem Sande bestehenden, 1000 Fuss hohen Hügel hin-
aufsteigen. Oben findet man viel Salz von derjenigen Beschaffenheit , welches
man klingend nennt. Es herrscht hier eine gänzliche Oede und die umherlie-
genden Salzstücke geben der Gegend das Ansehen eines Schneegefildes , bevor
die letzten schmutzigen Stellen desselben wegthauen. — Hat man diesen Kamm,
der etwa 10 (englische) Meilen breit ist, zurückgelegt, so gelangt man zu einer
ausgedehnten, 3000 Fuss über der Meeresfläche liegenden Ebene, der von Ta-
marugal*j, die am Fusse der Anden 80 Meilen lang vou Norden nach Süden
*) Die Ebene von Tamarugal liegt zwischen dem 18. und 22.° südlicher
Breite und 307 — 309.° westlich von Ferro.
288
streicht. Diese Ebene wird an ihrer westlichen Seile , also an der nach der
Seekiiste hin, von den in Rede stehenden Salzlagern begrenzt. Da, wo die Ebene
in das Kiistengebirge übergeht, sowie an den Seiten einiger hohen Bachufer und
endlich auch in einigen Gebirgshöhlen findet man die Ablagerungen des Würfel-
salpeters; mindestens jedoch 18 (englische) Meilen weil von der Küste entfernt.
Gereinigt wird dieses Salz in etwa 100 Werkstätten , welche in Alt- und in
Neu - La Noria liegen, von welchen jenes nördlich, dies südlich liegt. Durch-
schnittlich sind die Salzlager 500 Yards (Ellen) breit, am manchen Stellen 7
— 8 Fuss mächtig und mitunter völlig rein. Die Höhlen gleichen ausgetrockne-
ten Teichen und sind 2 — 3 Fuss stark mit Salz bedeckt. Es zeigen sich sehr
verschiedene Arten des Salzes von 20 — 85 Procent Gehalt an Würfelsalpeter,
zum Theil mit Eisen und Jod, auch wohl mit Glaubersalz, kohlensaurem Natron,
salzsaurem Kalk, gelegentlich auch mit borsaurem Kalk verbunden. Die Ebene
von Tamarugal enthält eine solche Menge von Würfelsalpeter, dass dadurch des-
sen Verbrauch von ganz Europa für eine lange Reihe von Jahren gesichert ist;
auch findet sich dieses Salz in der Wüste von Atacama, sowie auch in den An-
den. — Das Vorhandensein des Wütfelsalpeters in Tamarugal ist etwa seit 100
Jahren in Europa bekannt, aber der erste wurde 1820 von dort her nach Eng-
land gesendet. Ebenso wusste man seit 200 Jahren , dass der Guano ganz in
der Nähe jener verbrannten Gegend aufgehänft liege, und dennoch kam er erst
einige Jahre später nach Europa. 11 r. Bollaert erzählt uns, dass, als 1820 ei-
niger Würfelsalpeter nach England geschickt wurde, er daselbst über Bord in’s
Meer geworfen wurde, weil er einen zu hohen Eingangszoll zahlen sollte. Zehn
Jahre später, also 1830, wurde eine Ladung nach den nordamerikanischen Frei-
staaten gesendet ; da er aber dort unverkäuflich war, so sandte man einen Theil
der Ladung nach Liverpool , wo er indess gleichfalls unverkäuflich blieb. In
den nächsten Jahren wurde indess eine spätere Ladung in England, die Tonne
(=20Centner) zu 35 Pfund Sterling, verkauft, und bis zum Jahre 1850 wur-
den allein ans dem Hafen von Iqnique 239,860 Tonnen ausgefuhrt und dafür
gegen 5 Millionen Pfund Sterling vereinnahmt. Seitdem hat sich der Marktpreis
auf 16 — 17 Pfund Sterling für die Tonne festgestellt, aber dieser Preis ist noch
viel zu hoch. Denn nach Hi n. Darwin werden die Hauptkosten durch den Trans-
port des Würfelsalpeters aus den Salinen bis zur Seeküste verursacht. Diese
Strecke beträgt aber in gerader Linie nicht mehr als 10 (englische) Meilen, die
man bei den vielen Windungen und Krümmungen, welche man, da ein Weg
nicht vorhanden ist, zurücklegen muss, auf einem Maulesel vom Hafen aus in
einem Tage macht. Ebenso wird auch der Würfelsalpeter aus den Salinen auf
Mauleseln bis zur See gebracht. — Wenn aber der Würfelsalpeler , der bisher
nur von den chemischen Fabriken, nicht aber von den Landwirlhen gekauft wurde,
als Düngnngsmillel in den Handel kommt, so wird sich sein Preis sehr ermäs-
sigen. Denn bisher kam nur gereinigter Würfelsalpeter nach England; die
Reinigung an Ort und Stelle ist aber sehr umständlich und kostbar, da es dort
an Wasser und Feuermaterial fehlt und letzteres in englischen Steinkohlen be-
steht, die von England aus um das Cap Horn herum in den Hafen von Iqnique
gesendet werden und von da aus auf Mauleseln nach La Norio gehen. Für den
landwirtschaftlichen Verbrauch ist aber eine Reinigung des Würfelsalpeters nicht
nöthig. Oben wurde angegeben , dass im ungereinigten Salze der Gehalt an
Würfelsalpeter bis 85 Procent beträgt und nur andere Salze denselben verunrei-
nigen. Eine solche Verunreinigung ist aber für landwirlhschaftliche Zwecke so-
gar nützlich , .mindestens unschädlich. Das Rohmaterial liegt an der Oberfläche,
wenige Meilen von der Seeküste, nicht bloss nahe bei Iquique, sondern auf ei-
ner weiten Strecke des Küstenstriches. Es lässt sich wie Kies graben, und es
lässt sich daher nicht absehen, warum man es in England nicht mit 6 statt mit
16 Pfund Sterling die Tonne sollte kaufen können, da die Diingungskrafl die-
ses Salpetersäuren Salzes auch in seinem ungereinigten Zustande vorhanden ist.
Denn dazu fehlt nichts als wenige Meilen Chaussee, und wäre dieser Landstrich
im Besitze einiger Männer aus den nordamerikanischen Freistaaten , so würde
bereits eine Eisenbahn zwischen Iquique und La Noria bestehen. Wir wollen
289
hollen, dass einige Kautleule oder eine Acliengesellschaft ein solches Unterneh-
men ansführen werden, das, wenn es glückt, zugleich den Preis des Guano
sehr herabstellen wird ; denn glücklicherweise lässt sich der grosse Landstrich,
auf welchem man den Wurfelsalpeter findet, nicht durch ein Monopol ausbeu-
ten , wie es mit den Guanoinseln durch die peruanische Regierung geschieht.
Denn wenn diese Regierung sich bewogen fühlen sollte , den Handel mit Wür-
felsalpeter zu monopolisiren , so würde man dieses Salz aus der angrenzenden
Wüste von Atacama beziehen , welche zu Rolivien gehört. ( Journ . of the
agric. soc. of England 1853.) W. B.
Während Wühler an der auf S. 207 erwähnten Reclamation keinen An-
theil hatte, ist eine solche doch nachträglich von ihm erfolgt, wodurch D e v i 1 1 e
noch einmal Gelegenheit erhielt, seine grosse Entdeckung in helles Licht zu stel-
len. Wenn wir wiederum hierauf zurückkommen, so geschieht es nur aus dem
Grunde, um auch dem Scherz neben dem Ernst sein Recht zu wahren und in
die einförmige Arbeit beim Referiren einige Abwechslung zu bringen. D. be-
harrt darauf, dass sein A I n m i n i u m wesentlich verschieden sei von dem Wüh-
lers und zwar seinen eigenen Worten nach, „par la nettete de ses reactions.“
Dieser Unterschied kommt auf Rechnung von Verunreinigungen , die unmöglich
vermieden werden können , wenn man mit Platin arbeitet. Mit der grössten
Sorgfalt hat D. die Versuche Wühlers wiederholt und dann durch „minutiöse Un-
tersuchungen“ , die nur von der illustrirten Zeitung gewürdigt werden können,
gefunden , dass das Aluminium Platin und Natrium enthalte. Von dem Platin
rührt die schwere Schmelzbarkeit her und das Natrium raubt dem Aluminium
die meisten chaiacteristiscben Eigenschaften. Bei niedriger Temperatur wirkt
das Aluminium auf das Platin, wie Quecksilber auf Silber. Die Gegenwart des
Natriums bewirkt , dass das Aluminium bei 100° das Wasser zersetzt und sich
in verdünnten Säuren auflöst. Selbst in kochender Salpetersäure erfolgt die Auf-
lösung nur so äuserst langsam , dass D. selbst bei der Analyse darauf verzich-
ten musste. Auch soll das Aluminium selbst nicht vom geschmolzenen Aetzna-
tron angegriffen werden. Diese Eigenschaften und die Unveränderlichkeit des
Aluminium an der Luft haben den Grund abgegeben zu den grossen Hoffnungen
D.’s Seine Methode soll es gestatten Barren zu erhalten, deren Grösse allein von
der in Arbiit genommenen Menge abhängt und die — freilich immer nur erst
auf dem Papier cxisliren. Jetzt will 1). das Aluminium auf neue Art darstellen,
ohne Alkali als Reductionsmiltel anzuwenden. Die Reinheit des Metalls soll
dieselbe sein. Zum Schlüsse stimmt D. noch einen sein- hohen Ton an. Er
sagt: ,, Uebrigens sind noch andere, viel gemeinere Metalle als das Aluminium
viel weniger bekannt, als man es gemeinhin glaubt und in einer schon lange
vorbereiteten Arbeit über reine Metalle, die durch besondere Verfah-
ren dar gestellt und geschmolzen worden sind, hoffe ich unerwar-
tete Resultate darzulegen. Ich will hier nur an Kobalt und Nickel erin-
nern, die sehr nützliche physikalische Eigenschaften besitzen, wie z. B. Hämmer-
barkeit und Streckbarkeit und zwar bis zu einem ausserordentlichen Grade. Da-
mit vereinige man eine ausserordentliche Zähigkeit, die der des Eisens — bis
jetzt als die höchste dastehend — weil überlegen ist; denn nach denVersuchen
von Wertheim mit Drähten von demselben Durchmesser aus Eisen, Nickel und
Kobalt verhalten sich die Lasten, welche ein Zerreissen bewirken, wie folgt: 60
für Eisen, 90 für Nickel nnd 115 für Kobalt. Dann lassen sich Kobalt und Nickel
eben so leicht verarbeiten, wie Eisen, oxydiren sich viel weniger und können
dieselbe Verwendung erleiden.“ Das französische Journal, dem wir dieses ent-
nehmen (L’Inst. Nr. 1056. p. 105. 106.), kann nicht unterlassen, auf die Wich-
tigkeit dieser letzten grossen Entdeckungen hinzuweisen. Bei uns heisst es ab-
warten. Eine Sache, die mit so vielem Pomp das leichte Geschütz der hoch-
trabenden Worte spielen lässt, erfüllt mit Misstrauen. Will D. Anerkennung
finden, so muss er seine geheimnissvolle Sprache aufgeben und offen reden.
W. B.
Nach Wohl er kann man Ni ekel und Zink auf folgende Weise quan-
titativ trennen: Die durch Abdampfen concentrirte Auflösung beider ver-
19
290
mischt man mit überschüssigem Kalihydral und dann mit so viel Blausäure, dass
sich der Niederschlag wieder aiiOöst. Hieraus wird Zink durch einfach Schwe-
felkalium (nicht Schwefelammonium) allein gefällt. Man digerirt , bis sich die
Flüssigkeit geklärt, bringt den Niederschlag aufs Filler und wäscht ihn mit ver-
dünnter Schwefelknliumiüsung aus. Das Filtrat wird , zur Zerstörung des Cya-
nürs , mit rauchender Salzsäure und Salpetersäure, oder chlorsaurem Kali, län-
gere Zeit im Sieden erhallen, so gleichzeitig concenlrirt und dann durch Kali
gefällt. Die hier verwendeten Alkalien müssen natürlich frei von Kieselsäure
sein. ( Ann , d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXIX . p. 376.) W. B.
Schräder, über den Werth von Eiweiss und Magnesia-
hydrat als Antidota bei Sublimatvergiftungen. — Nach der Er-
fahrung ist das Eiweiss nicht zuverlässig; ein sicherer wirkendes Mittel will
man in dem Magnesiahydrat gefunden haben. Sch. hat nun die Wirksamkeit bei-
der geprüft und gelangte zu folgenden Resultaten: 1. Das Eiweiss ist nicht zu-
verlässig. Die Verbindung, welche es mit dem Sublimat eingeht, ist nicht bloss
in einem Ueberschuss des angewendelen Eiweisses selbst, sondern auch in dem
im Magen und Darminhalte vorhandenen eiweissartigen Körpern wieder löslich
und wird vor Allem von den darin vorkommenden Säuren leicht aufgenommen. —
2. Dasselbe kann nur dann etwas nützen, wenn es, in der Form von Eierwas-
ser, in so reichlicher Menge getrunken w'ird, dass es Erbrechen veranlasst oder
wenn man dies auf andere Art hervorruft. — 3. Das Magnesiahydrat kann durch-
aus nicht als Antidotum betrachtet werden, weil es keine unschädliche Verbindung
mit dem Sublimat eingeht, vielmehr Quecksilberoxyd gefallt wird, welches selbst
eine sehr giftige Substanz ist. ( Deutsche Klinik 1854:.) W. B.
Landolt hat eine ausführliche Arbeit über die Arsenäthyle (Ann.
d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXIY. p. 301.) und Dünnhaupt eins über Wis-
mut h- und Q u e ck s i Ib e r ä t hy l bekannt gemacht. (Journ. f. pract. Chem.
Bd. LXI. p. 399.)
Berthclot, Verbindungen des Glycerins mit den Säu-
ren. — Bei der Fortsetzung seiner Versuche (vergl. Bd. I. p. 135 und Bd. 11.
p. 327) hat B. folgende Verbindungen dargestellt: 1) Triolein C,14H,040,a=
3C36H3404-|-C6H806 — 6110, wird erhallen durch Erhitzen von Glycerin mit sei-
nem gleichen Gewicht Oelsäure bis auf 200°, Abheben der feiten Masse nach
der Einwirkung, Mischen mit dem 15 — 20fachen an Oelsäure und Erwärmen bis
auf 240° während 4 Stunden. Man zieht die neutrale Verbindung nach Zusatz
von Kalk durch Aether aus; die Lösung behandelt man mit thierischer Kohle
und fällt durch das 8 bis lOfache Volum gewöhnlichen Alkohols das Triolein.
Es ist flüssig und neutral. Mit Bleioxyd bei 100° behandelt zersetzt es sich
langsam und schwer wieder in Glycerin und Oelsäure. Es ist identisch mit dem
natürlichen Olein ; es hat die Zusammensetzung und alle Eigenschaften des von
Chevreul analysirten. — 2) Trivalerm C36H320,2=r3C10fl1004-hC6H806— 6HO
durch 8slündiges Erwärmen des Divalerin mit dem 8 — lOfachen Valeriansäure
bis auf 220° C. erhallen. Neutrale, ölige Flüssigkeit von unangenehmem Geruch,
unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol und Aether. — 3) Tributyrin
C30I1260'* 2 — 3C8H804-{-C6H806 — 6HO. Bereitung wie 2. Neutrale, ölige, wohl-
riechende Flüssigkeit, specifisches Gewicht 1,056. — 4) Tribenzoycin
C48H20012=3C14H604-j-C6H806 — 6HO. Neutral, gereinigt krystallisirt es in schö-
nen weissen Nadeln, die grösser sind, als die irgend einer andern Glycerin-
verbindung. — Triacetin C18I1140,2 = 3C4H404 -f- C6H806 — 6HO. Neutrale,
wohlriechende Flüssigkeit, specifisches Gewicht 1,1.74, unlöslich in Wasser, leicht
löslich in verdünntem Alkohol. Beim Verseifen zerfällt es in Essigsäure und
Glycerin. — Die bei diesen Versuchen gefundenen analytischen Resultate, beson-
ders die Zerlegung und Verseifung des Triacetin, haben B. veranlasst die allge-
mein für das natürliche Stearin angenommene Formel *) , die er früher glaubte
*) Die von Lecanu und Berzelius , berechnet nach dem jetzigen Aequiva-
lent der Stearinsäure. Die Formel von Pelouze und Liebig ist davon nur durch
2 Aequivalente HO verschieden.
291
beibehalten zn müssen , zu verändern. Er betrachtet daher das natürliche Stea-
rin, sowie die künstliche Verbindung, die diesem identisch ist, als Tristea-
rin C'HI'Jooiz^scaeHaeoi-l-CensO6 -6HO. Dasselbe gilt auch vom Margarin
und Palmitin. — 6) Diehlo rhydrin C6tl6CI2Ü2=2HCI+C6H806 — 4HO er-
halt man durch Auflösen von Glycerin in dem 12 — löfachen rauchender Salz-
säure und Erhitzen der Lösung während 81 Stunden auf 100°. Dann neutrali-
sirt man und schüttelt mit Aether; beim Verdampfen desselben bleibt eine Flüs-
sigkeit, die fast ganz bei 178° überdesli lli rt. Ein neutrales und flüssiges Oel,
unlöslich in Wasser, mit einem deutlich wahrnehmbaren Aethergeruch. Speciti-
sches Gewicht 1,37. Kali zersetzt es langsam wieder in Glycerin und Salz-
säure. Durch diese Verbindung wurde B. veranlasst das Acetidin und liu-
tyridin abermals zu untersuchen und jetzt sieht er diese Verbindungen als
Diacetin Cl4H,2Ü'o = 2C4H404-f C61J806— 4H0 und Dibutyrin an. — 7)
Epichlorhydrin erhielt B. durch Behandeln der vorigen Verbindung mit
rauchender Salzsäure bei 100°. Es ist neutral , zeigt einen dem des Chlonvas-
serstofl'ather ganz ähnlichen Geruch, verflüchtigt sich zwischen 120 bis 130°
und wird bei 100° durch Kali zersetzt. — 8) Die Verbindungen , welche zwi-
schen dern Glycerin und den Säuren unter Bei hülfe der Salzsäure gebildet wer-
den, scheinen zufolge der Analyse, der Eigenschaften und der beziehungsweise
niedrigen Temperatur, bei der sie destilliren, nicht Gemische einfacher Verbin-
dungen, sonde/n bestimmte complicirte Zusammensetzungen zu sein, in welche
die Chlorwasserstoffsäure mit der andern das Glycerin neutralisirenden Säure
zusammen ei nt ritt. So würde denn eine Glycerinverbindung eben so gut mehrere
verschiedene Säuren als mehrere Aecjuivalente ein und derselben Säure einschlies-
sen können. Eine dieser Verbindungen, das Benzochlo rhydrin entspricht
der Formel C^Hi'ClO6 = C14H604 + HCI + C6H806- 4HO. — 9) Die Oxalsäure
mit Glycerin auf 100° erwärmt, zerfällt in Kohlensäure , die fortgeht und in
Ameisensäure, die sich mit dem Glycerin verbindet, jedoch nicht zu einem neu-
tralen Körper. Bei Ueberschuss von Glycerin ist die Zersetzung in 27 Stunden
vollendet. Die Bildung dei Ameisensäure aus Oxalsäure ist schon oft beobach-
tet, aber B. glaubt, dass sich eine reine und einfache Trennung nie so deutlich
ausgesprochen habe: C4H208=C204-^C2H204. — 10) B. erhielt auch eine Verbin-
dung des Glycerins mit Alkohol, die den von Williamson entdeckten gepaarten
Aelhern analog ist. Es ist dies das Diäthylin: C,4Hl606— 2C4H5Br-{-C6H806
— 2HBr. Er stellte sie dar durch Erhitzen von Glycerin , Bromwasserstoffäther
und Kali bei 100° während 60 Stunden in einem verschlossenen Gefäss. Die
obere Schicht scheidet man ab und destillirt; bei 101° geht das Diäthylin über.
Ein klares, farbloses, ziemlich bewegliches Oel, wenig oder nicht löslich in Was-
ser, mit einem leichten, ätherartigen Geruch. Spec. Gewicht 0,92. Lässt man
einige Tropfen auf glühenden Kalk fallen , so scheint sich Acrolein zu bilden.
Mit einer Mischung von Schwefelsäure und Buttersäure destillirt, bildete sich
Buttersäureäther. — Auf gleiche Weise hat B. auch den Aethylmelhyläther dar-
gestellt. — Alle diese Verbindungen zeigen die Eigenschaften der natürlichen
Fette. Werden sie mit Kali behandelt, so bildet sich ein neutrales Salz und
Glycerin scheidet sich aus. Dann stellen sie eine Beziehung zwischen den Fet-
ten und dem Aelher fest. Beide bilden sich durch directe oder mittelbare Verei-
nigung einer Säure und eines Alkohols, wobei Wasser ausgeschieden wird und
die Eigenschaften der Säure verschwinden. Die neutralen Verbindungen zerfal-
len wieder in Säuren und Alkohol, wobei Wasser aufgenommen wird. Mit bei-
den bildet das Ammoniak Amide. Die Gleichwerthigkeit von Glycerin und Al-
kohol den Säuren gegenüber zeigt sich noch dadurch bestimmter, dass man ge-
wisse Aether durch Glycerin oder ein Fett durch Alkohol zersetzen und so eine
Glycerinverbindung oder einen Aether bilden kann. Durch die Formeln der Ver-
bindungen des Glycerins mit Säuren und durch den Umstand, dass es mit einer
und derselben Säure verschiedene neutrale Verbindungen eingehl, stellt sich je-
doch eine bemerkenswerthe Verschiedenheit zwischen dem Glycerin und Alkohol
heraus. Die neutralen Glycerinverbindnngen bilden drei bestimmt unterschiedene
Reihen: die erste ist selbst in der Formel dem Aelher analog; sie wird gebil-
292
det durch Vereinigung von einem Aequivalent einer Säure und einem Aequiva-
lent Glycerin unter Abscheidung von 2 Aequivalenten Wasser.
Monostearin C42H4208=C36H3«04-K6H8ü6— 2HO
Monochlorhydrin C6H7CI04= C1H-|-C6H806— 2HO.
Die zweite Reihe wird gebildet durch Vereinigung zweier Aequivalcnle einer Säure
mit einem Aequivalente Glycerin unter Abscheidung von 2 oder 4 Aequivalenten
Wasser *).
Distearin C78H780i2==2C3fiH3604-f-C«H806— 2H^
Di bu tyrin c22H22012==2C8H804-K6H806— 2HO
Diacelin C14H1201o=2C4H4Ü4-K6H8Oe— 4HO
Renzochlorhvdrin C^H^GIO^C^H^^+CIH+C6!!8!)6— 4HO
Diäthylin * Cl4H606=2C4H602-}-C«H806— 4HO
Dichlorhvdrin C6H6C1202 = 2CIH + C6H80«— 4HO.
Die dritte Reihe entsteht durch Vereinigung von 3 Aequivalenten einer Säure
mit einem Aequivalent Glycerin unter Abscheidung von 6 Aequivalenten Wasser.
Tristearin CI,4IP ,0012— 3C36H 360 4+ C«H806— 6HO
Triolein CI14HI»40I2=3C36H3404+C6H806— 6HO
Triacetin C»8I1 l40,2=3C4H404-KeH806— 6HO.
Diesen Tbatsachen nach steht also das Glycerin dem Alkohol gegenüber genau
in derselben Beziehung, wie die Phosphorsäure zur Salpetersäure. Während die
letztere nur eine Reihe von neutralen Salzen bildet, liefert die erslere deren
drei, die wiederum, wenn sie durch eine stärkere Säure bei Gegenwart von Was-
ser zersetzt werden, nur ein und dieselbe Phosphorsäure geben. — Das Glyce-
rin ist übrigens nicht der einzige Körper, der mit dem Alkohol die Eigenschaft
theilt durch Vereinigung mit Säuren neutrale Verbindungen zu bilden. 'Beinahe
in demselben Grade thut dies auch der Mannit. B. hat mit diesem schon fol-
gende Verbindungen erhalten: Stearit, Palmilit, Butyrit, Acetit und Chlorhydril.
Mehrere dieser Körper, bei hoher Temperatur mit Wasser zersetzt, zerfielen in
die Säure und krystallisirten Mannit. ( L’Inst . Nr. 1057. p. 116.) W. B.
Pettenkofer, über das Vorkommen der Gerbsäuren in
den Holzpflanzen und deren Zusammenhang mit der Holzbil-
dung. — Wird der Destillationsrückstand vom Holzessig, worin sich die auf
Eisensalze reagirende Pyrogallussäure nebst harzartigen Stolfen befindet, mit con-
centrirter Kochsalz- oder anderer Salzlösung behandelt, so löst sich darin die
Pyrosäure auf, während die harzigen Beimengungen Zurückbleiben. Durch Schüt-
teln mit Aether wird die Säure aus der Lösung entfernt, beim Verdampfen des-
selben bleibt sie fast rein zurück und durch Sublimation wird sie völlig rein
erhalten. Die Elementaranalyse hat jedoch gezeigt , dass diese Säure nicht völ-
lig identisch ist mit der gewöhnlichen Pyrogallussäure, sondern dass sie etwas
weniger Sauerstoff enthält und dieselbe Zusammensetzung hat, wie die Brenzca-
techusäure oder Brenzmorinsäure. — Man erhält diese Säure nicht bloss aus der
Rinde, sondern auch durch trockene Destillation des Holzes selbst und sogar
auch dann in unveränderter Menge, wenn das sehr fein zerkleinerte Holz mit
den gewöhnlichen Lösungsmitteln und zuletzt selbst mit Kalilauge bis zur hin-
reichenden Erschöpfung ausgezogen worden war. Daraus muss gefolgert werden,
dass die fragliche Pyrosäure nicht bloss direct aus einer der Gerbsäuren, son-
dern auch aus einem in Wasser, Alkohol und Alkalien unlöslichen, im Holze
befindlichen Stoffe entstehen kann, der aber ohne Zweifel zu den Gerbsäuren in
inniger Beziehung steht, vielleicht während der Vegetation daraus entstanden ist
oder umgekehrt zu ihrer Bildung verwendet wird. Stroh, Papier und Stärkemehl
liefern keine Spur dieser Säure; daher können weder Stärkmehl noch Zellenstoff
die Substanz sein aus der die Säure entsteht. Diese muss vielmehr in den so-
genannten incrustirenden Holzsubstanzen gesucht werden. Diese Beobachtungen
stehen in einem innigen Zusammenhänge mit bereits früher von P. begonnenen,
aber noch nicht vollendeten Forschungen über die Verbreitung der Gerbsäuren
im Pflanzenreiche. Diese haben nämlich gezeigt , dass das Auftreten der Gerb-
säure in den Pflanzen in enger Beziehung steht zur Holzbildung, indem bisher
293
der Gerbstoff bloss in perennirenden , holzbildenden Gewächsen nachgewiesen
werden konnte. (JV. Rept. f. Pharm. Bd. III. p. 74.) VF. B.
Cynen nennt Völckel einen Kohlenwasserstoff, der durch wieder-
holte Destillation von Wurmsameriöl (Oleum Cynae) über wasserfreie Phosphor-
säure erhalten wird. Hierbei verharzt ein grosser Theil des Oeles, llieils wird
es dickflüssig und schwer flüchtig. Concentrirle Schwefelsäure verändert letz-
teres und lost es auf, während das Cynen unverändert auf der Oberfläche schwimmt.
Es wurde abgenommen, mit Wasser gewaschen, deslillirt, über Chlorcalcium ent-
wässert und dann für sich deslillirt. Es beginnt hei 160° C. zu kochen, das
Thermometer steigt aber rasch auf 173° C. und nun deslillirt es vollständig
über. Formel : C12H9.
berechnet
12 Aeq. C 900d30 88,89
9 ., H 112,50 11,11
1012,50 100,00
Das Cynen C,2H9 ist demnach aus dem Wurmsameriöl C,2HloO durch Ausschei-
den von 1 Aequivalenl H und 1 Aequivalent O als HO entstanden. Es ist farb-
los, dünnflüssig, an der Luft unveränderlich, ölarlig ; Geruch eigentümlich, dem
Wurmsamenöl ähnlich. Unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol und Ae-
ther, brennt mit stark leuchtender und rossender Flamme. Specifisches Gewicht
0,825 bei 11° C. In stark rauchender Schwefelsäure löst es sich unter Bildung
einer gepaarten Schwefelsäure auf. Von verdünnter Salpetersäure wird es selbst
beim Kochen nicht angegriffen; concentrirle bewirkt bei gewöhnlicher Tempe-
ratur nur eine gelbbraune Färbung; beim Kochen erfolgt eine sehr heftige Ein-
wirkung, Wasser scheidet alsdann ein schweres gelbes Oel ab. (Ann. d. Chem.
u. Pharm. Bd. LXXXIX. p. 358 ) VF. B.
Lilienfeld, Bereitung und Anwendung desUpasgiftes
in Ostindien. — Hierüber ist so viel gefabelt, dass einige sichere, an Ort
und Stelle gesammelte Nachrichten sehr erwünscht kommen. Upas heisst Gift
im Allgemeinen; das von dem Upasbaum bereitete heisst Raljun. Der Upas-
oder Antjarbaum , Anliaris toxicaria von Lechenault ( Pohon-Upas von den Ein-
gebornen) genannt, ist einer der grössten Bäume Ostindiens und hat oft einen
Durchmesser von 6 bis 8 Fuss und eine Höhe von 60 bis 70 Fuss. Beim Ein-
schneiVIen der Binde fliesst ein Saft aus, der an der Luft schnell hart und
braun wird. Dieser Saft für sich allein ist durchaus nicht giftig, sondern wird
es erst durch die Vermischung mit andern Pflanzensäften. 8 Unzen des Upas-
saftes mischt man mit dem Saft von Rumpheria Galanga, Zerumbet , Zwiebeln
und Knoblauch von jedem 1 Drachme und dann noch mit 2 Drachmen Pfeffer.
Das Gemisch fängt augenblicklich an zu gähren und je stärker das Aufbrausen,
desto wirksamer ist das Gift. Dass der Aufenthalt unter dem Upasbaum tödt-
lich oder seihst nur schädlich sein soll , ist eine Fabel. Die Japaner und Ma-
laven gebrauchen gegenwärtig nur noch höchst seilen das Upasgift zum Vergif-
ten ihrer Waffen, während das Vergiften der Pfeile bei den Dajakkern in Borneo
noch allgemein im Gebrauch ist. {Caspers Vierteljahr sch. f. gerichtl. u.
öffentl. Medicin UI. 157.) W. B.
Vogel, Einwirkung des Cyankaliums auf metallisches
Platin. — Schmilzt man Cyankalium in Berührung mit Platin, so löst es
rasch von letzterem etwas auf, wenn auch nur geringe Mengen, die doch eine
wesentliche Veränderung in den Eigenschaften des Cyankaliurns hervorbringen.
Beim Erstarren folgen prächtige Farbenerscheinungen aufeinander: durch weiss,
mattgrün und gelb in Mennigroth , welches bei fernerer Abkühlung vollkommen
zinnoberrolh wird. V. empfiehlt dieses Experiment als Vorlesungsversuch , da
die Farbennuancen ausserordentlich rein und feurig sind, sobald nicht durch zu
grosse Hitze bereits Zersetzung eingelreten. Beim Erwärmen der Masse tre-
ten die Farben in umgekehrter Ordnung auf und das Experiment lässt sich be-
gründen
i. \\T
88,70 88,79
11,14 11,13
294
liebig oft wiederholen. Ara bequemsten dient zu dem Versuch ein dünnes Platin-
blech. Das gefärbte Salz, das nach kurzer Zeit nicht mehr an Platin aufzuneh-
men scheint, zieht wie das reine Cyankalium Wasser an und entfärbt sich da-
bei. Im Moment der Lösung zeigt sich eine eigenthümliche blaue Färbung,
Die wasserhelle Lösung lässt sich nicht ohne Zerselzung eindampfen und dabei
scheidet sich Platin ab. Auf Gold geschmolzen verschwindet die Farbe , indem
sich das Gold mit Platin überzieht. Durch P.eagentien lässt sich das Platin
in dem Salz nachweisen. V schlägt das Cyankalium als Reagens auf Platin und
umgekehrt vor. — Weiter zeigt sich beim Schmelzen noch eine glänzende
Phosphorescenz. Erhitzt man ein mit Cyankalium überzogenes Platinblech rasch
durch eine spitze Löthrohrflamme , so bemerkt man um dieselbe herum eine
metallischglänzende grüne Phosphorescenz. Wahrscheinlich ist, dass diese Licht-
erscheinung eine Beziehung zu den Krystallisalionsverhältnissen hat. — Die zu-
erst besprochenen Farbenerscheinungen rühren wohl von Bildung des Kaliuro-
Platinsesquicyanürs her. Nimmt man den Cyankaliumbildungsprocess — Zusam-
menschmelzen von Blullaugensalz und kohlensaurern Kali — auf Platinblech vor,
so bekleidet sich dasselbe mit einer festanheftenden Kruste von metallischem
Eisen , das man nach gehörigem Reinigen durch Erhitzen ausgezeichnet schön
irisirend anlaufen lassen kann. Das Malte dieses Ueberzuges verleiht den damit
überzogenen Gegenständen ein besonders elegantes Ansehen und es könnte der-
selbe daher vielleicht bei der sonst unansehnlichen Farbe des Platins, wenn es
in der Bijouterie angewendet wird, mit Vortheil benutzt werden. ( N . Rept. f.
Pharm. Bd III. p. 97.) W. B.
Boussingault hat auf Versuche gestützt, den Ausspruch gethan, dass
die Pflanzen den Stickstoff der Luft nicht in sich aufneh-
m e n. Diese Frage hat ein grosses wissenschaftliches und praktisches Interesse.
Ist der Stickstoff der Luft nicht assimilirbar, beschränkt er sich nur darauf, die
Thätigkeit des Sauerstoffs zu mässigen , so begreift man in dem Dünger die
Nützlichkeit der organischen Materien , die in Folge ihrer allmäligen Zersetzung
den Pflanzen die Elemente zu den stickstoffhaltigen Verbindungen liefern , die
sie erzeugen. Wurde im Gegenthei! während des Wachsthums der Stickstoff der
Luft von den Pflanzen aufgenommen, so beschränkte sich der grösste Theil der
fruchtbringenden Eigenschaften des Düngers lediglich auf die mineralischen Sub-
stanzen , — die phosphorsauren und kohlensauren Erden und Alkalien, — die
darin immer in beträchtlicher Menge Vorkommen , während der Stickstoff dann
überaus reichlich aus der Atmosphäre in die Pflanze gelangte. Um dies durch
Thatsachen festzustellen , schlug B. bei seinen Untersuchungen einen neuen Weg
ein ; er verglich die Zusammensetzung der Saat mit der der Erndle , die nur
unter Mitwirkung von Luft und Wasser erhalten worden war. Die Pflanze ent-
wickelte sich in einem Boden, der vorher geglüht worden , um alle organischen
Substanzen darin zu zerstören und begossen wurde sie nur mit destillirtem Was-
ser. Dann untersuchte B. wie viel Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stick-
stoff die Pflanze während ihrer Entwickelung in sich aufgenommen hatte, Schon
1836 und 37 hatte ß. Versnche angestellt mit Klee, Weizen und Erbsen. Beim
Klee und Erbsen, die unter den angegebenen Bedingungen gezogen worden, liess
sich eine wägbare Menge Stickstoff durch die Analyse nachweisen; nicht so beim
W'eizen. Woher aber der unter diesen Umständen assimilirte Stickstoff stammte,
war nicht gut zu entscheiden ; er konnte direct aufgenommen sein oder vom
Ammoniak , das niemals ganz in der atmosphärischen Luft fehlt , herrühren.
Daher nahm B. in den Jahren 1 851 — 53 seine Versuche mit verschiedenen Pflan-
zen — Bohnen, weisse Lupinen, Hafer, Kresse — wieder auf; er zog sie in
einer abgeschlossenen vom Ammoniak befreiten Atmosphäre, die aber hinreichend
Kohlensäure enthielt , um der Pflanze den zu ihrem Wachsthum nöthigen Koh-
lenstoff zu liefern, ohne dass die Luft erneuert werden musste. Um genauere
Resultate zu erzielen wurde hier der Stickstoffgehalt der ganzen Pflanze bestimmt
und nicht bloss in einzelnen Theilen. Bei keinem dieser Versuche, die durch
3 Jahre hindurch fortgezetzt wurden, fand ß., dass der Stickstoff der Luft durch
die Pflanzen während ihrer Entwickelung absorbirt worden wäre ; im Gegentheil
295
slellte sich fast immer ein kleiner Verlust von Stickstoff heraus. Wir heben
hier z.ß. einen Versuch (den 6.) mit Zwergbohnen heraus, deren Vegetation
zwei Monate dauerte. Die Resultate sind folgende :
Stickstoff in der geerndtelen Pflanze 0,0344 grm.
im Boden 0,0016 ,,
0,0360 „
in der Saat 0,0376 ,,
Verlust während der Entwickelung 0,0016 ,,
(L’Inst. Nr. 1057. p. 114) W. B
H e r t h , Verhalten der Wurzeln verschiedener Pflanzen-
species zu Salzlösungen. — Die von Schlossberger (Ann. d. Chem. u.
Pharm. Bd. LXXXI. pag. 172.) angeregte Frage: „welchen Einfluss hat der Ar-
tenunterschied der Pflanzen auf das Resorplionsvermögen ihrer Wurzeln?“ ver-
anlasst diese Versuche mit Veronica ßeccabunga und Veronica Anagallis. Die
Salzlösungen bestanden aus chemisch reinem neutralen Schwefelsäuren Kali
und Chlorkalinm. Die Gläser mit annähernd gleichen Mündungen enthielten je-
des 0,318 Grm. neutrales schwefelsaures Kali und 0,318 Grm. Chlorkalium in
794 CC. reinem deslill irten Wasser gelöst. In jedes wurden nun je nach der
Blätlerzahl 3 bis 4 Exemplare der Pflanzenspecies gebracht , um wo möglich
eine gleiche Verdunstungsoberfläche und eine annähernd gleiche Absorplionszeil
herzustellen. Zum Messen des freiwillig verdunsteten Wassers wurde ein Glas
ohne Pflanzen daneben gestellt. Durch das gesunde Ansehen der Pflanzen wäh-
rend der Versuchszeit verleitet, liess man 150 CC der Lösung absorbiren, wo-
zu 6 bis 7 Tage erforderlich waren. Die Lösungen waren nach dem Versuch
neutral geblieben , nur hatten sie eine etwas gelbe Färbung angenommen. Aus
den Rückständen wurden die Absorptionsgrössen bestimmt. Aus diesen Resul-
taten geht hervor: 1) Beide Pflanzenspecies haben mit den 150 CC Wasser
auch bestimmte Salzmengen anfgenommen. Die von Saussure (Rech. chim. sur
la veg. Ch. 48.) und Schlossberger (a. a. O. pag. 172.) beobachtete Erscheinung,
dass die von ihnen untersuchten Pflanzen , trotz der ihnen schon sehr verdünnt
dargebotenen Salzlösungen , noch salzärmere aufgenommen , bestätigte sich auch
an Wasserpflanzen. 2) In allen Versuchen sind gewisse Mengen von beiden
Salzen aufgenommen worden. Das Anfsangungsvermögen beider Veronicaarten.
ist für schwefelsaures Kali ein sehr geringes, ein entschieden grösseres für Chlor-
kalium. Es haben wahrscheinlich beide Al len gleiche Mengen schwefelsaures Kali
aufgenommen, indem die Differenzen bei beiden Arten ziemlich gleich sind.
Es trifft daher das grössere Aufsaugungsvermögen der Veronica ßeccabunga nur
das Chlorkalium. (Ann. d. Chem. a. Pharm. Bd. LXXXIX. pag. 334.)
W. B.
ß a r r e s w i 1 und D a v a n n e , über die Lithophotographie. —
Um auf Stein eine Photographie zu erzeugen, die einer lithographischen Zeich-
nung gleich kommt , bedarf man einer Substanz , die folgende Bedingungen in
sich vereinigt : sie muss auf dem Stein eine regelmässige , gleichförmige Lage
bilden, gegen das Licht empfindlich sein, so dass eine Waschung alle weissen Stel-
len des Hildes bloss legen und die Halbtöne entwickeln kann, auf dem Stein
ziemlich fest haften, um diesen vor dem Aetzmittel zu schützen und endlich fä-
hig sein die gewöhnliche lithographische Tinte anzunehmen. Das Judenpech, zu
allererst von Niepce angewendet und dann ganz ohne Anwendung geblieben in
der Photographie , vereinigt diese Bedingungen. Im Verein mit Lemercier und
Lerebours haben B. und D. Bilder von grosser Feinheit und bemerkenswerther
Schärfe erlangt. Man operirt auf folgende Weise: durch Probiren sucht man
das gegen Licht empfindlichste Judenpech aus. Zu dem Ende löst man es in
Aether auf, bringt eine dünne Lage auf eine Glasplatte und setzt diese dem
Lichte ans. Das beste ist nun das, welches nach dem Aussetzen, beim Wa-
schen dem Aether am meisten widersteht Der Ueberzug des Steines muss äus-
serst zart und gleichföroiig sein. Bei einiger Uebung gelang man dahin; das
Gelingen hängt mit ab von der Trockenheit des Steines , der Temperatur, die
296
ziemlich bedeutend seiu muss, um eine schnelle Verflüchtigung einlreten zu las-
sen und endlich von der Concentration der Lösung. Man muss hierbei jede Be-
wegung der Luft vermeiden, denn dadurch würden Wellen in der Flüssigkeit ent-
stehen und die Dicke der Schicht ungleich werden, so dass die Operation wie-
der von Neuem anfangen müsste. Dann legt man ein negatives Bild auf und
setzt das Ganze mehr oder weniger lange dem hellen Lichte aus. Zu Ende
dieser Operation tritt das Waschen mit Aelher ein; überall wohin das Licht ge-
langen konnte, ist das Bitumen verändert und löst sich nicht, nicht aber da,
wo es durch die schwarzen Stellen des negativen Bildes vor der Einwirkung
des Lichtes geschützt war. Hatte das Licht zu kurze Zeit eingewirkt, so ist das
Bild auf dem Stein zu leicht, und bietet nur Halbtöne; dauerte das Aussetzen
zu lange, so ist das Bild grob und entbehrt der Zartheit. Beim Waschen darf
der Aelher nicht gespart werden, denn sonst bilden sich Flecke, die dann nicht
mehr zu entfernen sind. Die weiteren Operationen sind dieselben, wie sie mit
einer Zeichnung vorgenommen werden. Abzüge liefert ein solcher Stein eben
so viele wie der gewöhnliche; diese werden sogar mit der Zahl besser. B.
und D. , die viel in diesem Zweige gearbeitet, haben bis jetzt nur einen Stein
gefunden, der erschöpft wurde. ( Journ de Pharm, et de Chim. T. XXV.
p. 301.) W. B.
N i e p c e , Firniss zur heliograp bischen G r a v i r u n g auf
Stall lplatten. — Er ist flüssig wie Firniss, breitet sich ebenso leicht als
Collodium aus und trocknet ebenso schnell, so dass man nach 10 Minuten schon
operiren kann. Zusammensetzung: Benzin 100, Judenpech 5, gelbes Wachs 1 .
Lösungsmittel: Naphthaöl 5, Benzin 1. Empfindlich wird er gemacht, indem
man auf die Platte wasserfreien Aelher giesst, der einige Tropfen Lavendelöl
enthält. Ist die Platte trocken, so setzt man sie dem Lichte aus. In 10 Mi-
nuten oder höchstens i/i Stunde kann man die Operation in der Camera ob-
scura ausführen ; bei Einwirkung des directen Sonnenlichtes genügen einige Mi-
nuten. — Feuchtigkeit muss man auf alle Weise vermeiden , da sie dem Fir-
niss nachteilig ist. Die Platte mit dem Kupferstich muss 2 — 3 Stunden dem
Lichte ausgesetzt werden , wenn mittelst Conlacts (ohne Aether) operirt werden
soll; übrigens hängt dies von der Intensität des Lichtes und der Dicke der Fir-
nissschicht ab , die jedoch nicht zu dick aufzutragen ist. Die Operation bei
Contact scheint nur vor der in der Camera obsenra hinsichtlich der Schärfe der
Zeichnung den Vorzug zu haben. Damit die heliographische Gravirung besser
von Statten geht, darf das Metall nur an den Theilen, die den starken Schatten-
parthieen entsprechen, bloss sein; daun wird man natürlich die Halbtöne erhal-
ten. Nachdem das Lösungsmittel entfernt ist, setzt man die Platte dem Lichte
aus, um den Firniss zu trocknen und fest zu machen. Die Einwirkung des Lö-
sungsmittels muss schnell nuterbrochen werden und wenn Wasser den Firniss
wegnimml, so ist dies ein Beweis, dass das Licht nicht genug eingewirkt hatte
oder dass Feuchtigkeit da war. Man kann die direkten oder positiven photo-
graphischen Bilder auf dünnem Papier herslellen und zwar sehr schön , ohne
dass es nöthig ist, sie mit Wachs zu bestreichen. Der Firniss lässt sich sehr
gut auf den lithographischenStein auftragen. — Obgleich das Lavendelöl gegen das
Licht empfindlicher ist , so kann es doch nicht gut das Benzin ersetzen , weil
das letztere schneller verdunstet und eine gleichmässigere Schicht giebt. Später
vielleicht wird man das Lavendelöl mit Aether anwenden, um in der Camera ob-
scura zu operiren. (Compt. rend. T. XXXVII. pag. 667.) Delessert hat (Ibid.
pag. 880.) die Anwendung dieses Firnisses als höchst vorlheilhaft empfohlen.
Er legte der pariser Akademie eine Stahlplalte vor, die damit erhalten worden
war. IT. B.
Länderer, über den aus dem todten Meere gewonnenen
Asphalt. — Er findet sich auf der Oberfläche schwimmend und wird in be-
deutenden Massen an die Ufer geworfen. Die Quantität ist jedoch nicht immer
dieselbe und in manchen Jahren soll sie so unbedeutend sein , dass der Preis
bedeutend steigt , denn die in der Nähe wohnenden Araber sammeln denselbn
mit Sorgfalt auf und bringen ihn auf die Handelsplätze Aegyptens und Arabiens.
297
ln den slein- und holzarmen Wüsten Syriens und Arabiens dient der Asphalt
vorzugsweise als Baumaterial. Mit Sand, Salz, Thon und Muschelkalk gemengt
werden daraus Steine geformt, die in der glühenden Sonnenhitze fest austrock-
nen. Ferner brauchen ihn die Syrer zum Kalfatern der Schiffe, zum Beschmie-
ren der Bäume, um selbe gegen die Insecten zu schützen und zum Verstreichen
der Risse in den Wänden. In der Nähe des lodlen Meeres kommt an verschie-
denen Orten ein Erdpech vor, das einer Lösung des Asphaltes in Steinöl gleicht.
Ans diesem werden durch Zusatz einer Art Stinksteines — Mosesstein genannt,
— eine Menge von Gefässen theils auf der Drehscheibe, theils auf der Dreh-
bank verfertigt. Ferner werden aus dem Asphalt eine Menge von Heilmitteln be-
reitet und gegen die verschiedensten Krankheiten angerühmt und angewendet. —
Der Salzgehalt des Wassers im todten Meer ist so bedeutend, dass es auch dem
des Schwimmens ganz Unkundigen leicht ist, sich auf der Oberfläche des Was-
sers zu halten. Die Haut des Badenden wird oft rosenartig , schmerzhaft ge-
röthet und bedeckt sich mit einer Salzkruste. Diese Eigenschaft dürfte viel-
leicht einen Gehalt an freier Salzsäure zuzuschreiben sein. Die Araber trinken
das Wasser auch wegen seiner heilkräftigen Eigenschaft bei Krankheiten des Un-
terleibes ; ebenso findet der an den seichten Ufern sich ansammelnde Schlamm
eine Anwendung zur Bereitung von Umschlägen bei scrophulösen Geschwüren.
(N. Rept. f. Pharm. Bd. IIL p. 2 ) W. B .
©ryctognosie. — Kokscharow, über den k r y s talli sir-
len S k o r o d i t von einem neuen Fundort. — Früher war dieses Mi-
neral in Russland nur im amorphen Zustande , erdige Massen bildend bekannt
und man sah es als Zersetzungsprodukt des Arsenikkieses an. Jetzt findet man
es , namentlich bei der ßeresowsker Hütte bei Katharinenburg im Ural , auch
in schönen zu Drusen vereinigten Krystallen , welche die Wände der Höhlungen
des Fahlerzes auskleiden, das mit ßleiglanz, Kupferkies, Schwefelkies, Rolbblei-
erz, Bleivitriol und anderen Mineralien , in Gängen von goldhaltigem Quarz zu-
sammen vorkommt. Durchmesser der Krystalle gewöhnlich bis zu 6mm. Durch-
scheinend, lauchgrün, Kryslallformen und Combinationen dieselben, wie bei den
Krystallen des Skorodits aus Sachsen. — Eine dieser Combinationen bietet
folgende Formen dar: P=P , s=2P2, d — ooP2, m— 2Poo, r=ooPoo. Die
Flächen P sind meistens drüsig, r verlical gestreift, s etwas gebogen, aber d
und m ziemlich glatt und glänzend. Vor dem Lölhrohr und gegen Flüssigkeiten
verhält sich dieser Skorodit eben so wie der von anderen Fundorten. ( Poyg .
Ann. Bd. XCl p. 488.)
Sandmann, Untersuchungen einiger F a h I e r z e und eines
roangan halligen B I e i g l a n z e s. — 1) F a h 1 e r z von Mornshausen.
Derb , mit wenig eingewachsenen Krystallen , in einem einige Zoll bis über 1
Fuss mächtigen Quarz - und Schwerspathgange im Grünstein des rheinischen
Uebergangsgebirges , nebst Bleiglanz, Malachit, Kupferlasur, Rothkupfererz, Ku-
0
pferkies und Blende vorkommend. Beobachtete Kryslallformen : I. -y. oo 0 ;
0 + 202 + 202 — 202 0
2. — . 00 0. oo0a>. ; 3. J-y— .oo Q ec. oo 0. ■ () ' ; 4. -y.ooO
-I- 202 — 202 0 202 30oo
oo . oo 0 . — ^ — . T) — ; 5. -y. oo 0. -y. ~ y-. Bei 1, 2, 4, 5 das Te-
traeder, bei 3 das Trigondodekaeder vorherrschend. Bruch uneben, körnig;
spröd ; Härte = 4. Farbe lichtstahlgrau, Strich dunkel kirschroth. Zusammen-
setzung: Mittel aus 2 Analysen: 24,61 S, 25,65 Sb, 1,65 As, 38,17 Cu,
l,59Fe, 6,28 Zn, 0,62 Ag, Spur Ni=r98,57. — 2) Fahlerz aus dem Stahl-
berg bei Müsen. — ln Drusenräumen des Eisenspaths als körnig - krystalli-
nisches Aggregat von meist sehr deutlich ausgebildelen Krystallen , mit wenig
Quarz und Kupferkies gemengt, sowie auch eingesprengt vorkommend. Krystall-
stallform: -y. — ^ — . ooO. ooOoo. Die Flächen des Trigondodekaeders sind
19 1 **
298
durch oscillatorische Comhination einfach gestreift. Bruch uneben, feinkörnig;
spröde; Härte = 4; spec. Gew. == 4,58; Farbe stahlgrau ins Bleigraue; Strich
schwarz, etwas ins Braune gehend. Zusammensetzung: Mittel aus 2 Analysen:
25,52 S, 19,71 Sb, 4,98 As, 38,41 Cu, 2,29 Fe, 6,50 Zn, 0,69 Ag, Spur Ni-
ckel , 0,36 Quarz = 98,46. Die aus den Analysen für beide Fahlerze berech-
nete Formel ergab die von H. Bose für die Fahlerze im Allgemeinen angenom-
mene Formel : 4RS, RS3-j-8R2S, 2RS3. Die Schwefelmengen der einzelnen Me-
talle in beiden Erzen sind, wenn alles Cu als Cu2S angenommen wird:
I.
Sb
As
9,58 1
1,06 i
• 10,04
7,36 j
3,20 1
| 10,56
Cu
9,67)
9,75 /
Fe
0,91 S
13,68
1,31
14,26
Zn
3,10)
3,20 '
24,32
24,82
gefunden
24,61
25,52
bleibt übrig 0,29 0,70
Der Ueberschuss an S scheint dafür zu sprechen , dass ein Theil des Cu als
CuS vorhanden ist, wie dies auch von H. Rose angenommen wird- Hiernach
(2 7 1 \ / 9 j
7ö” Fe’ lö Zn’ TcT Cu’ ) S’ vicT TcT As)
/ 9 1\ / 2 6 1n/7 3
+8Cu>S, 2(^81,,^ As); 2) 4 (— Fe, TZ„,jC») S, Sb,
As) -j- 8Cu2S, Sb, — Asj. — 3) M an g a n h a 1 1 i ge r Bleiglanz.
Aggregat von sehr kleinen, bis zu einer Linie grossen Wiirfelchen, Härte =2,5,
spec. Gew. 7,11. Farbe bleigrau , stark metallglänzend ; Strich schwarzgrau.
Zusammensetzung: Mittel aus 2 Analysen: 13,80 S, 83,52 Pb, 0,83 Fe, 1,20
Mn, 0,14 Ag. — 99,49. ( Ann . d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXIX.
pay. 364.)
Meneghini hat folgende borsaure Salze untersucht, die als Inkru-
stationen an den Bädern der Lagunen von Toscana Vorkommen. 1) Lagonit.
Zusammensetzung: 47,95 BO3, 36,26 Fe203, 14,02 HO, 1,77 SiO3, MgO, CaO.
Formel: Fe203, 3B03-j-3H0. 2) Hayesin. Zusammensetzung: 51,14, BO3,
20,85 CaO, 26,25 HO, 1,75 SiO3, A1203 und MgO. Formel CaO, 2B03-f-4H0.
3) Borax. Zusammensetzung: 43,56 BO3, 19,25 NaO , 37,19 HO. Formel:
NaO, 2B03+6H0. — 4) Larderellit eine neue Species, weiss und sehr
leicht, geschmacklos, aus mikroskopischen schiefen, rechtwinkligen Tafeln be-
stehend, (nach Amicis Messung M:T = 110°). Zusammensetzung: 68,57 BO3,
12,73 M40, 18,33 HO. Formel: -^H40 , 4B03-}-4H0. Bei der Lösung in
HO zersetzt es sieb zu einem neuen krystallinischen Salz: ^lll40 , 6B03-|-9H0.
( Sillim . Journ . Vol. XV 11. p. 129.) W. B.
Kenngott, mineralogische Notizen. IX. und X. Folge. —
1) Covellin von Leogang in Salzburg erscheint in dicht verwachsenen Kry-
stallen auf Calcit. Die erst unter der Loupe deutlichen Krystalle zeigen die
horizontal gestreiften Flächen stumpfer hexagonaler Pyramiden und sind Combi
nationen einer stumpfen und einer spitzen hexagonalen Pyramide , die Flächen
der letztem glatt und glänzend, ihr Seitenkantenvvinkel 155°24< und der Nei-
gungswinkel ihrer Flächen zur darüber liegenden stumpfen Pyramide 150°54'.
F’arbe indigblau , unvollkommener Metallglanz in Wachsglanz sich neigend , auf
den vollkommenen Spaltungsflächen mehr perlmutterartig , undurchsichtig , Strich
schwarz. Härte 1,5 bis 2,0, milde, spec. Gew. 4,636 bis 4,590. Die Analyse
ergab 64,56 Kupfer, 1,14 Eisen, 34,30 Schwefel. — 2) Eisenkobaltkies
von Modum in Norwegen gehört nicht in das tessularische sondern in das or-
299
thorhombische Krystallsystem. Das orthorhombische Prisma mit 155° ist vor-
herrschend , damit comhinirt sind zwei Längs- und ein Qnerdoma. Dieses und
das untere Längsdoma haben scharfe Endkanten , das obere Längsdoma bildet
einen sehr stumpfen Endkantenwinkel. Die Spaltbarkeit parallel den Flächen
des orthorhombisehen Prismas. Farbe zinnweiss , Strich schwarz , Härte 6,0.
Das Mineral steht zwischen Saffloril und Sätersbergit und enthält Fe, Co, As. —
6) E h I i t von Ehl bei Linz bildet knglige auf Quarz aufgewachsene Partien,
die unter der Loupe erkennbaren Krystalle sind Combinationen eines ziemlich
stumpfen orthorhombisehen Prismas mit den Flächen eines scharfen Querdomas
und den Flächen einer orthorhombisehen Pyramide. Die kegligen Partien sind
im Innern strahl ig faserig und die kleinern blättrig. Die Farbe lichtspangrün
in Apfelgrün und Smaragdgrün, der Strich lichfgrün , die Krysta 11 kanten durch-
scheinend. — 4) Jeffersonit von Sterling in New Jersey zeigt in einem
P
deutlichen Kryslall oo P. ocPoo. (ooPoo). —p mit dem Augit übereinstimmend.
— 5) Sassolin wurde in künstlich dargeslellten Krystallen gemessen, die
durch Verdunstung von in Wasser gelöster Borsäure gewonnen waren. Es sind
sechsseitige Tafeln, mehr weniger regelmässig, seltener wirkliche Prismen. Ein
solches Prisma zeigte sich als Zwilling. Das Krystallsystem ist klinorhombisch,
das klinorhombischc Prisma hat 118°4'. — 6) Turmalin. Die verschieden-
artige Zusammensetzung des Turmalins veranlasste Hermann denselben in drei
Species anfzulösen , nämlich Schörl = RO j Al2Ö32Si02 , Achroit = 2RO
j S + 3 ( 2AI2033Si02 und Rubellit = 2R02 j -f- 2Al2033Si02. Ram-
melsberg wies indess nach, dass die Turmaline keine Kohlensäure enthalten,
wohl aber stets etwas Fluor und gab folgende chemische Classification: A. Brau-
ner und schwarzer I ithionfreier Turmalin : 1) Magnesia-Turmalin 3R02Si03-}-3R203
SiO3 2) Magnesia-Eisen-Turmalin 3R02Si03-f-4R203Si03 3) Eisen-Turmalin 3RO
2Si034-6R203Si03. B. Blauer, grüner und rother lilh ionhalt iger Turmalin: 4)
Eisen-Mangan-Turmalin R0Si03-j-3R203Si03 5) Mangan-Turmalin R0Si03-|-iR303
SiO3 und aus Analogie der aufgcslellten Formeln stellte er eine 6. Gruppe auf:
R0Si03-f-6R203Si03. Die Borsäure sah er analog zusammengesetzt mit der Kie-
selsäure und als mit dieser vicarirend an. In den aufgestellten 5 Gruppen trat
eine merkwürdige Isomorphie hervor, welche Rammeisberg dadurch erklärt, dass
sie durch die Gleichheit oder Proportionalität der Atomvolume verursacht werde.
Auch Dana sprach sich für diese abnorme Uebereinstimmung der Gestalten bei
verschiedener chemischer Constitution der verschiedenen Turmalinarten als be-
dingt durch die Uebereinstimmung der Atomvolumina aus. Diese Resultate be-
friedigten aber nicht, da sie eben ungewöhnliche waren. Hermann und Nau-
mann führten auf einen Weg , der die zur Aufklärung nöthigen Mittel an die
Hand gab. Ohne aber die Gründe dafür anzugeben sieht Hermann die Borsäure
als gleichzusammengeselzt mit der Thonerde und wie diese heteromer mit der
Kieselsäure an. Die Borsäure könne daher sowohl die Thonerde, wie die Kie-
selsäure vertreten , und ihre Verbindungen würden die Formen sowohl der Alu-
minate als der Silicate annehmen können. Naumann schreibt, weil in fast al-
len Analysen von Rammeisberg die Sauerstoffmenge der Kieselsäure zu der der
Basen RO , R203 und der Borsäure wie 3:4 verhält, die Borsäure auch B203.
Als Extreme der Formeln für die Turmaline stellt er auf:
10(R2O3. Si02)+5(2R0. SiO2) und
10( R203. Si02j+2(R0. SiO2).
Alle andern Turmaline betrachtet er als Mittelglieder, zusammengesetzt aus Mul-
tiplen dieser beiden Extreme, wobei immer das constante Sauerstoffverhältniss
obwalte. Diese Deutung seiner Analysen erkennt Rammeisberg jedoch nicht an,
weil die Formeln unwahrscheinliche seien. Durch alle diese Formeln ist Kenn-
gott nicht zufrieden gestellt ; die Trennung in verschiedene Gruppen ist ihm
unwahrscheinlich und die Erklärung der Isomorphie nicht genügend. Da die
beiden Glieder in der dreifach - binären Verbindung im Turmalin sich nicht als
300
Base und Säure gegenüber stehen , sondern als vicarirende anzusehen sind , so
muss die Formel für alle Turmaline zwei gleichgestallele doppelt-binäre Verbin-
dungen enthalten , die eben als isomorph und vicarirend anzusehen sind. Die
Aufstellung der Glieder bei Rammelsberg und Naumann hätte willkii hrlich noch
viel weiter getrieben weiden können. — Auf Grund der Analysen von Ram-
melsberg und bei der Annahme der Formel ß203 für die Borsäure, — als vi-
carirend mit den Basen R203 — stellt Kenngott folgende allgemeine Formel des
Turmalins auf: m(3RO . Si03)-j-n(3R203 . 2Si03). Diese soll allen Anforderun-
gen am genauesten entsprechen. Die 11 verschiedenen Abänderungen bezüglich
des gegenseitigen Verhältnisses der beiden vicarirenden llauptbestanrllheile , des
Monosilikales einatomiger Rasen und des Zweidriltelsilikales anderlhalbatomiger,
gruppiren sich nach den Fundorten wie folgt: 1) 3RO . S1O3 -f- 8R2O3 . 2Si03.
Brauner Turmalin von Gouverneur, St. Lawrence County, New-York in den ver-
einigten Staaten, vorkommend in körnigem Kalksteine, begleitet von Apatit und
Skapolith. — 2) 2(3RO . Si03)-f-3(3R203 . 2Si03). Brauner Turmalin von Win-
disch-Kappel in Kärnten, im Innern vveisse Glimmerblätlchen enthaltend ; brau-
ner Turmalin von Oxford, New-llampshirc in den Vereinigten Staaten, vorkom-
mend in grünlichgrauem Talkschiefer, Blättchen von Talk und Glimmer in seiner
Masse zerstreut enthaltend, brauner Turmalin von Monroe in Connecticut in den
Vereinigten Staaten, vorkommend in Glimmer und Talkschiefer, auf den Ablö-
sungsflächen einzelne Glimmerblättchen enthaltend : schwarzer Turmalin von Zil-
lerthal in Tyrol, in weissem hartem Talk liegend, von grünem Aktinolith beglei-
tet; schwarzer Turmalin von Godhaab in Grönland, in Höhlungen Glimmerblätl-
chen , im Innern schwarze Glimmerlainellcn und kleine Partien eines weisseu
blätterigen Minerales enthaltend. — 3) 3(3R0.Si03}-J-l:(3R203.2Si03). Grü-
ner Turmalin von Eibenstock in Sachsen, wahrscheinlich aus Granit. — 4)
3 (3RO . SiOs) -{- 5 (3R2O3 . 2SiÜ3). Schwarzer Turmalin von Texas, Lancaster
County in Pennsylvanien , vorkommend in grauweissem, hartem, talkartigem Ge-
stein; schwarzer Turmalin von Havredal bei Krageroe im südlichen Norwegen,
vorkommend in einem Gemenge von Quarz , Albil und Tilaneisen, Glimmerblätl-
chen an der Oberfläche und auf den Ablösungsflächen enthaltend; schwarzer Tur-
malin von Haddatn in Connecticut, in den vereinigten Staaten, eingevvachsen in
Quarz, bekleidet mit Quarz und Orthoklas ; schwarzer Turmalin, ebendaher, vor-
kommend in Granit, begleitet von Chrysoberyll, verwachsen mit körnigem gel-
bem Quarz , zwischen beiden liegt Talk oder Chlorit, Höhlungen an der Ober-
fläche enthaltend, in denen wie im Innern, gelber Eisenocher und Glimmer sich
befindet. — 5) 3RO . Si03-{-2(3R203 . 2Si03) , Braunschwarzer Turmalin von
St. Gotthard: schwarzer Turmalin von Rarnfossen bei Snarnm , Kirchspiel Mo-
dum in Norwegen ; im Innern ein weisses blättriges Mineral enthaltend ; schwar-
zer Turmalin von Ünily in New - Hampshire in den Vereinigten Staaten , einge-
wachsen in weissem, fast durchsichtigen Quarz. — G) 3RO . Si03-}-3(8R203 .
2Si03). Schwarzer Turmalin von Bovey-Tracy in Devonshire in England, einge-
wachsen in Granit, mit anhängendem gelbbraunem verwittertem Orthoklas, der
sich auf Absonderungsklüflen in das Innere zieht; schwa. zer Turmalin von der
Herrschaft Saar in Mähren , mit röthlicher thoniger Masse und etwas Glimmer
im Innern; schwarzer Turmalin von Langenbielau in Schlesien, im Granit vor-
kommend, auf den Bruchflächen mit Glimmer bedeckt; schwarzer Turmalin von
Krummau in Böhmen, im Granit vorkommend; schwarzer Turmalin von Elba;
grüner Turmalin, ebendaher; grüner Turmalin von Paris in Maine in den Ver-
einigten Staaten; grüner Turmalin ans Brasilien. — 7) 2(3RO . Si03-f-5(3R203
. 2Si03). Schwarzer Turmalin von Alabaschka bei Mursinsk am Ural, im Granit
vorkommend, in den Vertiefungen verwitterten Orthoklas, im Innern weisse Glim-
merblättchen enthaltend; schwarzer Turmalin von Sonnenberg bei Andreasberg
am Harz , in drusenreichera Granit vorkommend , dessen Orthoklas zersetzt ist.
— 8) 3RO . Si03-}-5(3R203 . 2Si03). ßlauschwarzer, stellenweise rother Turma-
lin von Sarapulsk bei Mursinsk am Ural; rother Turmalin von Elba, mit Glim-
mer zum Theil bekleidet und denselben eingewachsen enthaltend; rother Tur-
malin von Paris in Maine in den 'Vereinigten Staaten. — 0) 3R0.Si03-[-
301
4(3R203 . 2SiOs). Grüner Turmalin von Chesterfield in Massachusetts in den
Vereinigten Staaten, in Granit vorkommend, welcher Albit als Gemengtheil ent-
hält. — 10) 3RO . Si03 -f- 6(3R203 . 2Si O3). Rother Turmalin von Schaitansk
am Ural, auf Drusenränmen im Granit vorkommend. — 11) 3R0.Si03-{-
7i3R2Ü3 . 2Si03). Rother Turmalin von Rozena in Mähren, im Granit vorkom-
mend, dessen Orthoklas zersetzt ist, bekleidet mit Lepidolilh. Die von andern
ausgeführten Turmalinanalysen werden als ungenau angesehen und daher hier
nicht in Betracht gezogen. — 7) A xinit, neue Formel. Die neue Ansicht
über die Constitution der Borsäure macht solche nöthig; hierzu sind nur die
Analysen von Rammeisberg zu benutzen. Aus den Analysen des Axinils von
Oisans im Dauphine, von der Fresefiurg am Harz und von Miask am Ural be-
rechnet sich die Formel 3(3RÜ . 2Si03)-f-2( 3R203. 2Si03). Diese drei Analysen,
von sehr entfeinten Fundorten und doch so gut übereinstimmend , reichen voll-
kommen zur Aufstellung der neuen Formel aus. Die früher von Rammeisberg
aufgeslelltc Formel 3CaO, MgO. 2Si03, B03-j-2(Al203, Fe203, Mn203; SiO3, BO3)
entsprach weit weniger den Resultaten der Analyse , als die obige jetzt aufge-
slellte Formel. — 8) Unghwarit. Früher oft als eine Abänderung des Opal
betrachtet und daher Chloropal genannt, ist eine selbständige Species. Amorph,
muschlig bis splillrig im Bruch , gras- bis zeisiggrün, schwach wachsartig glän-
zend bis schimmernd , an den Kanten schwach durchscheinend ; Strich lichter,
grünlich weiss. Härte = 2,5 bis 3; spec Gewicht 2,10 — 2,16. Nur wenig
spröde, aber leicht zerbrechlich, hängt schwach an der feuchten Lippe. Durch
die Oxydation des Eisenoxydulhydrates geht die Farbe in Braun über , daher
kommt das Mineral auch braungefleckt oder ganz braun, selten schwarz gefleckt
vor. Vor dem Löthrohr unschmelzbar; beim Glühen im Glasröhrchen wird das
Mineral braun bis schwarz und giebt reichlich HO aus. Durch Salzsäure wird
nur das Eisenoxydulhydrat ausgezogen. Nach einer neuen Analyse von v. Hauer
besteht das lufttrockene Mineral im Mittel aus: 57,76 SiO3, 20,86 FeO, 1,77
CaO und 19,78 HO =100,17. Daraus berechnet sich die Formel: FeO, HO
-j-2(HO, SiO3). Nach den früheren Analysen von Brandes und ßiewend ist die
Formel: FeO . HO-J-HO . SiO3 ; so dass als allgemeiner Ausdruck: FeO . HO -f-
m(HO.Si03) gesetzt w.erden kann. Die beiden von v. Kobell analysirten Mine-
rale lieferten folgende Formeln: der von Saar bei Passau in Böhmen: FeO . HO
+4(HO . SiO3) und der ungarische Fe0.H0-j-l,/2(D0.Si03). Es ist sehr wahr-
scheinlich, dass äussere Einwirkungen nach und nach den Unghwarit sehr um-
ändern , indem nicht allein das FeO sich in Fe203 verwandelt , sondern auch
das FeO. HO theihveise fortgeführl werden kann, wodurch sowohl überschüs-
sige S1O3 als Beimengung erscheinen wird , als auch nach Verlust des gesamm-
len Eisengehaltes opalartige oder quarzige Massen erzeugt werden können. —
9) Funkit, eine Abänderung des Augit. Die äussere Aehnlichkeit die-
ses bei ßocksaeter in Ost - Golhland vorkommenden Minerals mit dem Kok-
kolith, einer Abänderung des Augit veranlassten Kenngott zu einer neuen
Untersuchung. Es bildet wie der Kokkolith abgerundete körnige Krystalloide,
in einem weissen körnigen Calcit eingewachsen und bisweilen deutliche Spal-
tungsflächen zeigend, deren Lage jedoch nicht näher fest zu stellen war. Trotz
der Abrundung war bei einzelnen die äussere Krystailgestait auf die des Augit
zurückführbar. Farbe Jauch- oder pislaziengrün , licht bis dunkel, durchsichtig
bis an den Kanten durchscheinend , aussen und auf den muschligeu Bruchflä-
chen glasartig glänzend , auf den Spaltungsflächen ein perlmutlerartiger Glas-
glanz. Strich weiss. Härte = 5,5 ;* spröde. Spec. Gew. =3,325. Die Körner
werden von CI H kaum angegriffen, das Pulver aber merklich löslich. Vor dem Löth-
rohr zu einem dunklen Glase schmelzbar, mit Borax und Phosphorsalz starke Reac-
tion auf Eisen, v. Hauer fand in 1 00 Thei len : 53,81Si03, 10,01 FeO, 27,5CaO,
8,0 MgO, 0,29 Glühverlust = 99,61. Formel 3Ca , Mg, FeO . 2 SiO3. —
10) Hetero m er i t , eine Abänderung des Vesuvian. Zusammen-
setzung der Vesuvian, als einer e i n z i g e n S p e c i e s. — Hermann
sah sich wegen abweichender Zusammensetzung veranlasst die unter dem Namen
Vesuvian oder Idocras begriffenen Mineralien (3Ca, FeO, Si03-}-AI2, Fe203, SiO3)
302
in zwei Species Heteromerit und Vesuvian zu trennen. Kenngotts Untersuchun-
gen eines Heteromerit von der Schiscbimskaja Gora im District von Slatoust
am Ural ergaben, dass eine solche Trennung nicht nolhwendig sei und dem Ve-
suvian eine andere, als die obige Formel zukomme. Die Analyse v. Hauers er-
gab folgende Resultate: 36,59 SiO3, 22,25 AI203, 34,81 CaO, 4,56 FeO und
0,55 Gluhverlusl=98,76 und hieraus die Formel 2( 5Ca,Fe0,2Si03)-f 3Al2Ü3,2Si03.
v. Hauer untersuchte auch das den Vesuvian einschliessende Mineral, ein soge-
nannter Kalkthongranat (Grossular) dicht mit splittrigem Bruch , röthl ich grau,
schimmernd, an den Kanten durchscheinend, Strich weiss, Härte — der des Ve-
suvian, specifisches Gewicht = 3,543. Vor dem Löthrohr massig schwer schmelz-
bar zu einem dunkeln braunen Glase, v. Hauer fand in 100 Theilen bei zwei
Proben :
a b
SiO3
38,39
38,36
Al203
Fe203
17,00
8,86
j 26,60
CaO
33,75
33,67
MnO
Spur
Spur
Glühverlust
0,94
0,61
98,94
99,24
Die Formel berechnet sich hiernach auf 3CaO SiO3— J— Al2Fe203.Si03. Beide Mi-
nerale sind also bestimmt unterschieden. — Kenngott hat 26 bekannt gewor-
dene Analysen des Vesuvian von den verschiedensten Fundorten berechnet, wobei
aus der Zusammenstellung der Aequivalenlzahlen und der Sauerstoffverhältnisse
deutlich genug hervorgeht, dass weder die frühere Formel des Vesuvians die
entsprechende, noch dass die von Hermann ausgeführte Trennung gerechtfer-
tigt ist, denn die Schwankungen der Aequivalenlzahlen für RO und R203 sind zu
bedeutend, um sie für zufällige zu halten, ln zusammengesetzten Verbindungen,
wie z. B. dem Vesuvian, stehen die beiden Theile, welche auf zweierlei Basen
begründet sind, nicht in dem Verhältniss wie Basis zur Säure und müssen da-
her auch nicht als unveränderlich angesehen werden. Wollte man nun bei den
Mineralien auf das mehr oder minder stark hervortretende Schwanken der bei-
den Hauplheile einer Verbindung begründete Formeln anfstellen , so würde man
die Zahl der Species ohne Grund vermehren. Daher ist die obige Formel für
den Vesuvian von einem bestimmten Fundorte auch nicht die allgemeine For-
mel ; in dieser müssen jedoch stets jene beiden Silikate Vorkommen. Die all-
gemeine Formel für den Vesuvian ist daher rn(5Ca,Fe0,2Si03)-|-3Al2Fe203,2Si03.
Die bis jetzt bekannten Analysen haben gezeigt, dass der Werth m sich auf die
Nähe der Zahl 2 beschränkte und noch nicht so auffallende Ausdehnung er-
reichte, wie sie andere Species aufweisen. Hiermit fallt nun auch selbstver-
ständlich die Geltung des Vesuvians als einer dimorphen Species weg. T4r. B.
Hausmann, Pseudomorphose des Brauneisensteins vom
Silber berge bei Bodenmais. — Der Brauneisenstein ist in den meisten
Fallen durch Zersetzung des weit verbreiteten Schwefeleisens und kohleusauren
Eisenoxyduls entstanden, daher auch deren Krystalle häufig als Brauneisenstein
erscheinen. Unter den ausserdem sehr zahlreichen Pseudomorphosen des Braun-
eisensteins, die von Blum bereits beschrieben worden, findet sich ein seltenes
Vorkommen von Bodenmais noch nicht. Die betreffende Stufe besteht aus der-
bem gemeinem und ochrigen Brauneisenstein mit eingesprengten Resten von
Schwefelkies. Bedeckt wird die derbe Massö von einem lockern Aggregate zahl-
reicher vollständiger Afterkrystalle von Brauneisenstein , die dem Krystallsystem
der Pyroxensubstanz angehören. Die grössten Krystalle messen 3/$ Zoll bei 3
bis 4 Linien Stärke. Alle sind irregulär sechsseitige Prismen, welche Hauy Th.
67 Fig. 101 mit den seltenen Flächen u abbildet und mit 3G3 bezeichnet. Die
Enden der meisten Prismen sind dreiflächig mit zwei Flächen P(u) und einer
Fläche A(l). Bisweilen bilden die Flächen A(l) und D(P) eine Zuschärfung
und ausserdem erscheinen noch die Flächen BA2(z) und EA'^o). Ueberhaupt
kommen folgende Combinationen vor:
303
1. 4P. 2A. 2B. 4B'B2
u t r ,u
2. 2Ä. 2D. 2B. 4B'B2. 4B'A2. 4EAy2
t P r ja z 0
welche besonders dem Diopsid und Malakolilh eigen sind. Die Farbe der Kry-
slalle ist bald dunkel bald licht nelkenbraun ins Bostbraune ziehend, die Ober-
fläche glatt und wenig glänzend, unvollkommen metallisch glänzend oder rauh
und nackt. Meist ist ein deckender Ueberzug vorhanden , der unter der Loupe
klein getropft oder geflossen erscheint. Die Rrystalle selbst bestehen aus einer
dünnen festen Rinde, welche eine ockeiige lockere Masse umschliessl. In letz-
ter erscheint bisweilen Schwefelkies, der auch aussen daran haftet. Das Pulver
ist licht rostbraun. Das specifische Gewicht ist 3,225. Durch Glühen verlor
ein Kryslall J 8,48, ein andrer 21,16 pCt. , während der Wassergehalt des reinen
Brauneisensteins nur 14,71 pCt. beträgt. Das Pulver löst sich in Salzsäure
leicht und vollständig. Die Entstehung scheinen diese Krystalle der Zersetzung
des Schwefelkieses zu verdanken , den Pyroxenkryslalle eingesprengt enthielten.
Der an Eisenoxydul reiche Malakolilh möchte die Pyroxensubstanz gewesen sein.
Die Erzlagerstätte am S ilbei berge ist ein hauptsächlich aus Schwefel- und Mag-
netkies gebildetes Lager im Gneiss. Es finden sich in demselben Feldspalh,
Dichroit, Strahlstein, Granat, aber keine Pyroxene. Der Dichroit erscheint in
vollkommenen Krvstallen in die Kiese eingewachsen und so möchten auch die
Malakolithkrystalle sich verhalten haben. ( Gotting . Nachr. 1853. 33—40.)
D e r s e 1 b e , Quecksilber in dem Lüneburger Diluvium. —
Die bereits durch die Tageblätter bekannt gewordene diluviale Quecksilberlager-
stälte liegt bei Sülbeck, zwei Stunden östlich von Lüneburg und wurde bei Auf-
werfung einer neuen Einfahrt in eine Mergelgrube entdeckt. Bei Durchgrabung
einer sandigen Lehmschicht fanden die Arbeiter plötzlich die Quecksilbertropfen,
bei genauerer Untersuchung wurde auch Hornquecksilber in zarten krystallinischen
Massen erkannt. Die Schicht liegt 5 bis 6 Fnss tief unter einer gelblichen
Sandschicht. Sie besieht aus stark sandigem Lehm ohne wesentlichen Kalkge-
halt und ist 2 bis 3 Fuss mächtig. Nach der Tiefe gehl sie mit Yeilust des
Quecksilbergehalles in plastischen Thon über. Ihre Breite ist 5 bis 6 Fuss,
ihre Länge noch nicht ermittelt. Das Quecksilber erscheint in Tropfen bis Erb-
sengrösse und perlt bei Durchstechung der Schicht mit dem Spaten hervor.
Das Hornquecksilber bildet ganze Verästelungen. Ausser Granilgeröllen enthält
die Schicht queksilberreiche mürbe Sandmassen, mit 60 pCt. Quecksilber. Ver-
steinerungen kommen ausser etwas verkieseltem Holze nicht vor, aber Kieide-
feuersteine , ockriger Rotheisenslein 11. s. w. Die Schicht ist entschieden dilu-
vial oder Jungtertiär. Unter der Loupe erkennt man in dem Lehme auch Feld-
spalh- und Glimmerlheilchen. Die quecksilberhaltige Sandsteinmasse könnte nur
verhärteter sandiger Lehm sein. Ueber die Entstehung dieser rätselhaften La-
gerstätte lässt sich zur Zeit noch keine Vermutung äussern. Die praclische
Wichtigkeit des Vorkommens zu ermitteln, hat die k. hannoversche Regierung
die weitere Untersuchung angeordnet. ( Besondere v Bericht .) G.
CJeolofijie. Blofeld, Notiz über St. Helena. — Bl. hat
ein Relief dieser IOV2 Meilen langen und 63/* Meilen breiten Insel angefertigt
und betrachtet dieselbe als einefi tertiären Vulkan. Das Alter der Hebung ist
noch nicht ermittelt, doch muss die vulkanische Thätigkeit schon seit sehr ge-
raumer Zeit erloschen sein. Die interessanteste Erscheinung auf der Insel ist
eine dunkel gefärbte Lava, dessen Ströme besonders im mitllern Theile sehr
scharf begränzt sind. Mehrere Gesteinsarten sind in völliger Zersetzung begrif-
fen nnd liefern einen thonigen Boden. Der höchste Gipfel der Insel, der Diana-
Pic, misst 2697 engl. Fuss Höhe. Von Erdbeben wurde die Insel heimgesucht
in den Jahren 1756, J780 und 1817. Alljährlich gegen Weihnachten stellt sich
ein gewaltiger Andrang der Meereswogen ein, welchen Einige dem Einflüsse des
Mondes, Andere Ausbrüchen untermeerischer Vulkane, noch Andere andern Ursa-
chen zuschreiben. Die Erscheinung ist periodisch und jedenfalls höchst merk-
304
würdig. Von den dort vorkommenden Versteinerungen leben 6 Bulinusarten nicht
mehr auf der Insel. Sie liegen in 1700 Fass Meereshöhe in einer graulich
braunen zerreiblichen 3 bis 4 Fuss mächtigen Schicht unter einem schwarzen
Lehme zugleich mit zahllosen Knochen von Vögeln und andern Ueherresten die-
ser Thierklasse. Die Entstehung dieser Schicht ist sehr schwierig zu erklären.
( Bullet . soc. geol. X. 434.)
Hausmann, der Dolomit am Hainberge bei Göttingen. —
Im nordwestlichen Deutschland erscheinen ira untern und miltlern Muschelkalk
häufig dolomitische Gesteine, bald als eigentlicher Dolomit, bald als Eisenbilter-
kalk und sehr häufig als Bilterkalkmergel. Erstere beide meist als untergeord-
nete und stellvertretende Massen. in dem mittlern Muschelkalk tritt bisweilen
ein poröser Eisendolomit mit rhomboedrischen Krvs lallen auf. Auf den Textur-
flächen ist das Gestein beinah perlmutlerglänzend, gelblich grau, chamois- oder
schmutzig isabellgelb , zersetzt ockergelb , mit kleinen grünen Körnern erdigen
Chlorits , mit Stielgliedern von Encrinus aus Kalkspath bestehend. Durch Zer-
setzung lockert sich das Gestein auf, der Bruch wird groberdig, die Masse zer-
1 eiblich und zerlällt. Die Encrinitenglieder bleiben dabei unverändert. Dieses
Vorkommen des Eisendolomites beobachtete H. am Hainberge bei Göttingen, am
Bühnenberge bei Düderode unweit Nordheim, zwischen Kreuzburg und Eisenach,
bei Wiesloch u. a. 0. Eigentlicher Dolomit wurde am westlichen Fusse des
Hainberges bei Göttingen in 150 Fuss Länge aufgeschlossen, in etwa 12 Fuss
Mächtigkeit, die Schichten von Zoll Dicke mit 1 bis 3 Fuss mächtigen wech-
selnd , die dünneren knaurig wellenförmig wie ähnlich bei schwachen Schichten
des Trochitenkalkes. Die mächtigen Bänke sind von starken Nebenabsonderun-
gen durchsetzt, die Schichten unbestimmt gebogen, zerrüttet. Bedeckt wird der
Dolomit von dünnen durch Thon abgelöste Schichten ziemlich reinen Kalkstei-
nes. Der Dolomit selbst ist feinschuppig körnig, theils fest- theils loskörnig
bis zerreiblich, bisweilen das krystalinische Ansehen verlierend, erdig, porös,
aus Bilterspathrhomboedern bestehend, von Farbe graulich weiss, aschgrau, gelb-
lichweiss oder gelblichgrau. Ausser den Poren finden sich grössere cylindrische
Höhlen, die von zerstörten Encrinitengliedern herrühren, bisweilen noch mit
Kalkspath erfüllt. Die Poren mit Rhomboedern ausgekleidet. Die obere drei
Fuss mächtige Bank ziemlich reinen und festen Dolomites enthält keine Trochi-
tenhöhlen, aber Spuren von Muscheln, besonders von Terebratnla vulgaris, aber
nicht die Schalen , sondern nur die Hohlräume mit Beschlag von Eisenoxydhy-
drat ausgekleidet sow'ie mit kleinen Bitlerspalhrhomboedern. Als fremdartiger
Einschluss im Dolomit wurde nur Bleiglanz beobachtet. Die Analyse, von Wee-
ren ausgefuhrt , ergab bei einer von den Krystallen befreiten Masse für den in
Salzsäure unlöslichen Rückstand an Kieselerde 9,28, an Thonerde 7,25, an Kalk-
erde 0,12 und Verlust 2,06, insgesammt 18,71, ferner 40,85 kohlensaure Kalk-
erde, 30,02 kohlensaure Talkerde, 1,63 kohlensaures Eisenoxydul, 1,47 Thon-
erde, 0,01 Chlornatrium, 0,47 Wasser, organische Substanz und Verlust 0,44.
Der reine Dolomit würde hienach enthalten 59,68 kohlensaure Kalkcrde, 38,24
kohlensaure Talkerde und 2,08 kohlensaures Eisenoxzdul. Nördlich von diesem
Dolomitvorkommen in etwa 1000 Schritt Entfernung findet sich ein zweites
ähnliches. Ursprüngliches Gebilde kann dieser Dolomit nicht sein, sondern er
ist durch Umwandlung des Muschelkalkes entstanden und zwar des Trochitenkal-
kes, der hier tiefer als bei Braunschw'eig liegt. Die Metamorphose konnte aber
nicht durch von unten aufsleigende Magnesiadämpfe herbeigeführt sein, sondern
auf nassem Wege und zwar durch Schwängerung kohlensaure Magnesia haltiger
Gewässer, welche als Thermen von unten her den Trochitenkalk durchdrangen,
(i Gotting . Nadir . 1853. 177—192.)
Tchihatchef, die paläozoischen Gebilde Kleinasiens. —
Die altern Formationen treten am Bosporus , am nördlichen Gestade des Golfs
von Nicomedien, an der Südküste Ciliciens und am Antitaurus auf. Die untere
und obere Abtheilung des devonischen Systemes ist vollständig entwickelt, die
mittlere dagegen fehlt. Ueberall folgen die silurischen, devonischen und Kohlen-
kalkschichlen regelmässig von VV. nach O. oder SO. , nur selten von jüngern
305
Formationen überlagert. Die devonischen Gebilde herrschen vor, zumal deren
obere Abtheilung. ( L'Inst , Avril 126.)
Czjzek, Geognosie der Gebirge zwischen Stadt Steyer
und Weyer in Oberöstreich und Altenmarkt in Steiermark. —
Dieses Tecrain ist im Osten durch die Landesgränzen zwischen Ober- und Nie-
deröstreich, im Westen durch den Ennsfluss begränzt und nimmt einen Flächen-
raum von 8 Quadratmeilen ein. Stadt Steyer liegt im niederen tertiären Hü-
gellande; südlich und östlich beginnen die Gebirge sich zu erheben, es sind
die dem Neocomien zugezähllen Wiener Sandsteine, welche den nördlichen Gür-
tel der Kalkalpen bilden, ihre Breite beträgt hier 1 bis l1/^ Meilen und sie un-
terscheiden sich sowohl in der äusseren Gestaltung wie in der inneren Zusam-
mensetzung nicht von jenen die weiter östlich bis gegen Wien streichen. Sie
sind auch hier von weissen Aptychenkalken durchzogen , von denen bei Behara-
berg östlich von Steyer bedeutende Partien anstehen. Sie umsäumen am Süd-
rande die Alpenkalke in grösseren aber nicht zusammenhängenden Partien und
führen hier auch graue und rothe Mergelschiefer mit Aptychen. Im Ganzen
streicht der Sandstein von 0. nach W. mit südlichem veränderlichem Einfallen
und macht gegen den Pechgraben nördlich von Gr. Raming eine tiefe Einbuch-
tung. — Die Alpenkalke , welche im Süden zunächst an die vorbeschriebenen
Gebilde stossen , bestehen zwischen Ternberg, Losenstein und dem Pechgraben
aus Liaskalken mit langen Zügen von Gervillienschichten und einigen Mergelein-
lagerungen. Der grösste Theil hiervon ist in Dolomit und viele Partien, vor-
züglich aber die Nordgränze in Rauchwacke verwandelt, die oft in grotesken
Felsen ansteht. Bei Leonslein erscheinen nebst einigen Gosauparlien auch Neo-
comienmergel und Sandsteine, mitunter sehr grobkörnige, die sich östlich in den
Höllengraben ziehen. Millen aus ihnen ragen mehrere Felsen von alpinem Ox-
fordkalk. Eine viel grössere Partie solcher Kalke bildet der 3738 Fuss hohe
Schieferstein , fast ringsum von weissen Neocomienkalken umgeben. Sein süd-
licher Abfall gegen die Enns bei Arztberg und Gross Raming besteht jedoch aus
Liaskalken mit Gervillienschichten und schmalen Sandsteinzügen. Am Pechgra-
benbache hat eine bedeutende Verdrückung und Verschiebung der Schichten statt-
gefunden, der Zusammenhang ist unterbrochen, es folgt östlich eine andere Schich-
tenfolge und eine andere Streichungsrichtung. Im Pechgrabenthale selbst ragt
unter den Schichten des Neocomien und Oxford Liassandstein mit seiner reichen
Pelrefaktenführung und mit Kohlenlagern hervor , auf dessen östlicher Gränze
eine kleine Partie von Eocen aufgelagert ist. Vom Pechgraben läuft die nördli-
che Kalkgränze nach NO. gegen Neustift und auf den Prifberg. Es ist hier ein
ausgedehnter Zug von Neocomienkalken mit eingeschlossenen Oxfordpartien, theil-
weise voll Petrefakten. Südlich hiervon ragt im Neustiftgraben wieder Lias-
sandstein hervor, der sich in einem ununterbrochenen Zuge nordöstlich bis in
die Grossau verfolgen lässt und südlich von Liaskalken mit Gervillienschichten
bedeckt ist. Oestlich von Gross-Raming münden drei Thäler in die Enns, ein
Thal führt einen Sandsteinzug, die sich weit nordöstlich bis über die Landes-
gränzen verfolgen lassen und mehre Ausweitungen zeigen , während die dazwi-
schen liegenden Gebirgskämme aus hornsteinreichen Oxfordkalken mit anliegen-
den weissen Neocomienkalken bestehen. Der erste und dritte Sandsteinzug ge-
hört dem Neocomien, der mittlere im Hornagraben dem Lias an. Dieser letz-
tere geht über die Plaltenhöble , in den Gschneidbach , wo darin Kohle erbaut
wurde. Der Stubauberg bei Weyer besteht ebenfalls aus Oxford- und Neoco-
mienkalken, nur sein östliches Gehänge ist Liaskalk, der sich in nordöstlicher
Richtung an dem Gaflenzer Thale meistens als Dolomit bis über die Gränze
zieht. Das Thal von Weyer und Gaflenz steigt sehr sanft an und ist bis an
die Wasserscheide mit Diluvium ausgeebnet, die gegen Weyer immer tiefer ein-
geschnilten sind. Eben solche Diluvien ziehen sich auch in den Dürrenbach-
graben. Westlich von Gaflenz liegen im Thale tertiäre Conglomerate, auch von
Weyer ziehen sich solche der Strasse gegen Höllenstein nach über die Wasser-
scheide bis an den Ipsfluss. Die Gebirge östlich von Weyer und Gaflenz be-
stehen aus Liaskalken mit einem schmalen Sandsteinzuge, den Gebirgskamm bil-
20
306
den jedoch braune Oxfordkalke, die in ihrem südwestlichen Verlaufe sich immer
mehr ausbreiten, die Höhen um den Dürrenbachgraben und den Högerberg ein-
nehmen und bis an die Enns verlaufen, während im Westen dieses Zuges süd-
lich von Weyer der Liaskalk fortsetzt, bei Kasten aber wieder von Oxford be-
gränzt wird. In den Thälern des Frenzbaches bis gegen Altenmarkt steht durch-
gehends Dolomit des Liaskalkes an. In einem Seitenthale Rieses Baches bei
Giill findet sich eine kleine Mulde von tertiären Gerollen. Die Höhen der Ess-
ling-Alpe bestehen aus Liaskalken mit reichen Gervillienschichten und schwachen
Mergeleinlagerungen, ihr westlicher Ausläufer führt auf der Höhe hornsleinreiche
Oxfordkalke mit Begleitung von Aptvchenschiefern ; solche Kalke umsäumen auch
den Fuss der Essling-Alpe. Den Gamsstein setzt Dachsteinkalk zusammen, er
bildet auch den Wiesberg östlich von Altenmarkt. An letzteren Berg lehnt sich
östlich eine bedeutende Partie von Gosan an , die aus petrefactenreichen Mer-
geln, Gonglomeraten und Hippuritenkalken besteht. Das erweiterte Thal von Al-
tenmarkt ist ausgefüllt mit hohen Diluvialterrassen, die sich an dtr weiter ab-
wärts meistens eingeengten Enns in vielfach unterbrochenen Partien bis über
Stadt Steyer hinabziehen. ( Jahrb . k. k. geol. Reichsanst. IV. 421.)
Lipoid, zur Geologie von Idria. — Tertiäre Ablagerungen ge-
ben sich durch tertiäre Pflanzenresle kund , welche im Mergel am Vogelberge
nächst Idria gefunden werden. Ebendaselbst ist auch die Kreideformation re-
präsentirt in Conglomeraten und in Mergeln mit Gosau-Versteinerungen. Mäch-
tig entwickelt treten die Alpenkalke auf, welche eine auffallende Uebereinstim-
mung mit der nördlichen Alpenkalkzone zeigen. Die lichten jüngeren Jurakalke,
sowie die tieferen Liasbildungen — Schichten mit Isocardien , die petrefacten-
reichen Hirlatzschichten , die characteristischen Kössener- oder Gervillienschich-
ten — mit Dolomiten finden sich, wie in den nördlichen Kalkalpen, vor, und
werden, wie daselbst, von den blutrothgefärbten bunten Sandsteinen unterlagert.
Letzere ruhen auf Grauw'acke und Grauwackenschiefern , wohl auch unmittelbar
unter den bunten Sandsteinen befindet sich die Lagerstätte der Quecksilbererze
von Idria. Diese Lagerstätte besteht von oben nach unten aus dunkelgrauem
bis schwarzem Schiefer, dem sogenannten Silberschiefer, der metallisches Queck-
silber führt, aus einer Kalkbreccie (Kalk-Conglomerat genannt), aus dem eigent-
lichen Lagerschiefer, schwarz, glänzend, bituminös, und aus einem, theils in
lichten Sandstein , theils in dunkeln Mergel übergehenden Kalk. Das Liegende
der Erzlagerstätte bildet ein dunkler, grauer und braungrauer Kalkstein. Nebst
dem Lagerschiefer, dem Träger der reichen Stahl-, Ziegel- und Leberze, ent hal-
ten auch der Silberschiefer, die Kalkbreccie und der Sandstein stellenweise Zin-
nober eingesprengt. Die Kalkbreccie und der Sandstein setzen nicht die ganze
Lagerstätte durch, sondern treten nur local auf, so wie auch der Lagerschiefer
gegen Tag zu sich auskeilt, so dass zu Tage der Silberschiefer unmittelbar über
dem Liegendkalke ausbeisst. Das Erzlager besitzt ein rechtsinniges Vei flächen,
dem Gebirgsgehänge und auch der Thalmulde , in welcher Idria liegt , entspre-
chend, weshalb das Streichen verschieden ist; überdiess macht dasselbe in der
Teufe eine wellenförmige Biegung. Ueber die Formation, zu welcher die Idria-
ner Lagerstätte gehört, sind die Ansichten der Geologen verschieden, indem bis-
her weder in dem Erzlager noch in dessen unmittelbarem Hangend- und Liegend-
gestein maassgebende Versteinerungen vorgefunden wurden. Der Lagerschiefer
enthält zwar in den sogenannten Korallenerzen Ueberreste von Schalen , wahr-
scheinlich einer Gasteropoden-Art, nach Haidinger von Hipponyx, die aber keine
genauere Bestimmung zulassen. Der nicht unbedeutende Kohlenstoffgehalt, der
sich in der Erzlagerstätte vorfindet, veranlasste die Annahme, dass dieselbe der
Sleinkohlenformation angehöre; L. dagegen wie auch Andere glauben, vermöge
der Lagerungsverhältnisse, dieselbe der Grauwackenformation einreihen zu müs-
sen. Der Kohlenstoffgehalt ist um so weniger entscheidend, da die schwarzen
Schiefer von Dienten , in welchen unbestrittene Grauwackenversteinerungen ge-
funden werden, ebenfalls reich an Kohlenstoff sind. — Von abnormen Gesteinen
sind Lipoid Porphyr und Serpentin von Veharsche, östlich von Idria, bekannt
geworden. ( Ebenda 422.) * Gl.
307
Paläontologie. Pomel, über fossile Säu ge l h i e r - Fa u-
nen. — Mil einem Verzeichnis der fossilen Wirbclthiere des minieren Frank-
reichs beschäftigt hat P. weitere Vergleichungen mit andern Localitäten angestellt
und theilt einige Resultate darüber mit. Als vormolassische Faunen betrachtet
er 1) die der Braunkohlen von Pereal bei Apt und in der Gegend von Alais;
2) die des Kalkes und Gypses von Velay und der Limagne ; als molassische oder
postmolassische 3) die der Falunen der Touraine und der Lagerstätte bei Gers;
4) die von Eppelsheim und Cucuron. Der obern Tertiärbildung gehört die Fauna
der vulkanischen Alluvionen in der Auvergne an, deren wichtigste Arten sich im
Crag, im Sande von Montpellier und in den subapenninischen Gebilden Italiens
sich wiederfinden, so Mastodon arvernensis (= M. angnstidens Nesti, M. brevi-
rostris Gervais), Rhinoceros elatus, Felis megantereon, Hyaena arvernensis [ist
bestimmt H. spelaea ] u. a. Die Arten der alten Fauna finden sich in den
schwarzen Alluvionen oder denen, welche jünger sind als die der pliocenen
Fauna, in den basaltischen Alluvionen der Auvergne. Ihre wichtigen Arten sind
Elephas meridionalis , Rhinoceros leptorhinus , Hyaena breviroslris u. a. Merk-
würdig darunter ist Hippopotamns major, ein Tapir, ein grosser Steinbock, einige
Hirsche, ein Megantereon, ein Bär u. a. Die meisten Knochenablagerungen im
Departement der obern Loire scheinen dieser Epoche anzugehören. Für die Di-
luvialfauna behält P. die bekannten Arten als characteristisch bei. In der Au-
vergne sind solche Lagerstätten selten und finden sich am Fusse der Kalk- und
Basalthügel, in Alluvionen fast im Niveau der gegenwärtigen Flüsse, im Lehm
einiger Höhlen und Spalten. Auch spricht die frische Erhaltung hier für die
späte Ablagerung. Bei Neschers und Aubiere ist anch das Verhältniss der La-
gerstätten zur Lava sehr klar. Diese jüngere Fauna der Auvergne lässt sich
schwer gegen die heutige abgränzen. (L'Instit. Avril 128.)
A. Wagner, fossile Säugethiere Griechenlands. — Die La-
gerstätte am Penlelikon bei Athen hat neuerdings wieder eine Anzahl von Kno-
chen geliefert, welche zu den früher schon bekannten Arten mehre neue hinzu-
fugen. Der Penlelikon zum Achäischen System gehörig besteht zuunterst aus
talkigen Gesteinen, darüber lagert der im Alterthum berühmte Marmor. In etwa
500 Fuss Höhe befindet sich eine Schlucht, in welcher zuunterst eine thonig-
sandige Schicht mit den fossilen Knochen lagert, dann folgt eine Geröllschicht
und zuoberst wieder eine thonigsandige Schicht ohne Knochen. Die Hebung des
Pentelikon fällt in das Ende der Kreideepoche Die von W. untersuchten Kno-
chen gehören dem Pithecus penlelicus und einer neuen Art P. major nach Ober-
und Unterkiefer; ferner fünf Raubthieren, nämlich dem Iclilherium viverrinum,
dem Gulo primigenius n. sp., Hyaena eximia n. sp., Canis lupus primigenius [?],
eine der Felis cullridens ähnliche Art als Machairodus leoninus n. sp. Von Na-
gern die fragliche Gattung Lamprodon und Castor atticus n. sp., ferner Knochen
von Mastodon, von einem grossen Schweine Sus erymanthus, Schädelfragment
eines jungen Rhinoceros Schleiermacheri , drei neue Antilopen nämlich A. Lyn-
desmeyeri, A. capricornis, A. speciosa , ferner Capra amallhea n. sp., Bos ma-
rathonius und zwei dritte grosse Phalangen eines grossen Faulthieres. Vergl.
hiemit den kurzen Bericht von Duvernoy p. 155. ( Ibid . 127.)
Gervais, über Hyaenarctos. — Cautley und Falconer beschrie-
ben einen Ursus sivalensis , den sie später zur Gattung Hyaenarctos machten.
Das Zahnsyslem besteht wie bei allen Bären aus sechs Backzähnen in jeder
Reihe. Die drei vordem sind einwurzlige aber nicht hinfällige Backzähne, de-
nen der U. ornatus sehr ähnlich, nur dicker. Der Fleischzahn ist gross, aussen
dreilappig, mit starkem innern Höcker auf eigenem Wurzelaste an der Glänze
des ersten und zweiten Lappens und in diesem Zahn liegt der generische Cha-
racler des Thieres. Die beiden Mahlzähne sind sehr gross, unregelmässig vier-
seitig, vierhöckerig, die Höcker mit Leisten. Blainville führt den Ursus siva-
lensis als Amphiarctos und als Sivalarctos auf, A. Wagner als Agriotherium.
Bis dahin waren nnr die indischen Reste bekannt. Gervais erkannte dieselben
auch bei Sansan, bei Alcoi in Valencia und bei Montpellier, die beiden ersten
20*
308
Lagerstätten miocen , die letztem pliocen. Eine Art Hyaenarctos hemicyon von
Sansans beschrieb G. “schon früher (cf. Bd. II. 63.). Das Oberkieferfragment
von Alcoi scheint einer eigentümlichen Art anzugehören. Bei Montpellier fan-
den sich Fragmente eines Schädels, darunter das ganze Zahnsystem und auf
diese gründet G. die dritte Art H. insignis, so dass nunmehr mit der indischen
Art überhaupt deren vier bekannt sind. ( Ann . sc. nat. XX. 229 — 237.
Tb. 12.)
Derselbe, über einige Robben und Cetaceen. — Seit Voll-
endung seiner Zool. et Palaeont. franc. hat Gervais neue Beobachtungen über
die Robben und Cetaceen gesammelt , welche weitern Aufschluss gewähren.
1) Phoca occitana steht nach einem Unterkieferfragment von Montpellier in der
Grösse zwischen Ph. monachus und Ph. vitulina , in der Form des Kieferastes
und der Zahl der Zähne aber gleicht sie dem Stenorhynchus leptonyx, nur dass
bei ihr der erste Zahn einwurzlig ist. Die Zahnkronen sind rauh gestreift und
an der Basis stark gewulstet. G. begründet daher auf diese Art ein neues Sub-
genus unter dem Namen Pristiphoca. — 2) Ein Robbenzahn von Anvers scheint
der obere äussere Schneidezahn einer Otarienart zu sein. G. hat denselben in
Mem. Acad. Montpellier II. Tb. 6 abgebildet. Es ist derselbe den auch v. Be-
neden zugleich mit einem Schwanzwirbel erwähnt. — 3) In den Falunen von
Sort, Departement des Landes fand sich ein Zahnfragment von Monodon , wel-
ches einer von der lebenden verschiedenen Art angehört, doch lässt das Frag-
ment noch keine ausreichende Vergleichung zu. — 4) Der Delphinus pseudo-
delphis muss, da dieser Name schon früher von Wiegmann vergeben (vergl. Gie-
bel, Allgem. Zool. Säugeth. S. 102), in Delphinorhynchus sulcatus umgeändert
werden. Der Schädel gleicht mehr dem J. plumbeus und D. rostratus als dem
D delphis. Die Reste von Romans im Dröme-Departement begründen die neue
Art D. planus, die aus dem Departement der Orne den D. Renovi. D. dationum
ist jetzt auch in den Falunen von Salles im Departement der Gironde in einem
Unterkieferfragment mit 5 Zähnen entdeckt worden und ähnelt hienach dem
Champsodelphis. Delphinus tethyos Gerv., Bull. soc. agric. Herault. 1853. 140.
Tb. 1. Fig. 1 — 4 ist lebend im Mittelmeere. ( Ibid . 281 — 292.)
Duvernoy berichtet über das neuerdings bei Boll entdeckte grösste und
vollständigste Skelett eines Mystriosauren. Dasselbe misst 3,3 Metres Länge.
Die Biconcavität der Wirbel gleicht völlig den Teleosauren, von welchen D. die
Mystriosauren nicht trennen möchte, wie er denn überhaupt mit den bisher un-
terschiedenen Gattungen und Arten der fossilen Crocodile sich nicht einverstan-
den erklären kann. ( L'Instit . Avril 106.)
Davidson entdeckte in den obersilurischen (Wenlock) Schichten von
Walsak urd Parkers Hall bei Dudley zwei Arten der bisher nur aus den unter-
silurischen Schichten in zwei Arten bekannten Gattung Obolus. Der 0. trans-
versa und 0. Davidsoni sind vier- und selbst achtmal grösser als die russischen.
Sie waren als Steinkerne in den englischen Sammlungen schon längst bekannt
und als Tremalis bestimmt, sind aber ächte Obolus, welche Gattung D. als kreis-
runde Lingula betrachtet und zur Familie der Lingulidae stellte. ( Bullet . soc.
geol. X. 389.)
Terquem, über Hettangia n o v. gen. — In dem unterliasini-
schen Sande von Ilettange finden sich Muscheln, die für Corbula, Nucula, Area,
Donax, selbst für Mactra gehalten worden, aber vielmehr einen neuen Gattungs-
typus bilden, nämlich Hettangia. Die Diagnose stellt T. also : Testa transversa,
aequivalvis , inaequilateralis , postice sublruncata , hians vel clausa; hiatu ovato-
lanceolato , in margine carinato ; cardo inaequaliter bidentatus in utraque valva,
dens lateralis posticus aliquando callo permutatus ; impressio pallis integra ;
ligamentum externum, breve. Es werden der Gattung 12 Arten zugewiesen, de-
ren Diagnosen wir mittheilen : 1) II. Deshayesana aus dem untern Lias von
Hettange : testa ovato-elongata , donaciformi , laevigata transversa , subaequalis
309
antice rostrata , postice oblique truncata hiante, carina utrinque ab umbonibus
decurrenle ; apertura postica clongata ovata, marginata ; margine cardinall antice
elongato, declivi, postica recto brevi ; cardine inaequaliter bidentato in utraque
valva sinislro dente postico calloso , dexlra fovea , canalicnlata elongata; umbo-
nibus parvis , post medianis , antice recurvis. — 2) U. angusta von ebenda:
testa crassa, laevigata, ovato oblonga, transversa, aequivalvi, aequilaterali , dona-
ciformi , antice rostrata, postice truncata, carinata, clausa; cardine inaequaliter
bidentato, postico dente calloso, umbonibus vix prominulis. — 3) H. tenera
mit vorigen gemeinschaftlich, aber seltener: testa fragili, ovata, laevigata, trans-
versa, aequilaterali, donaciformi, antice rostrata, postice truncata, carinata, clausa;
margine cardinaii antice declivi postico recto brevi; lunula vix perspicua , um-
bone parvulo antice recurvo. — 4) H. securiformis (= Donax securiformis
Dunker, Palaeontogr. f. 36.) aus dem untern Lias von Halberstadt. — 5) H.
ovata im mildern Lias von Orval : testa crassa, ovata, transversa, subaequilate-
rali, donacifoimi, antice rostrata, atlenuata, postice oblique truncata, carinata,
hiante , laevigata idque tenerrima , obsolete et stricte radiatim striata ; apertura
postica elongato ovata, inferne acuta, marginata ; margine cardinaii antice elon-
galo declivi, postico recto brevi; cardine inaequaliter bidentato in utraque valva ;
sinistro dente postico calloso, dexlra Jovea canalicnlata elongata; umbonibus
postmedianis , antice recurvis. — 6^ H. broliensis im sandigen Liaskalk der
Meuse : testa ovatolrigona transversa, inaequilalera, crassa ; antice producta, ro-
tundata ; postice oblique truncata, hiante, marginata; margine cardinaii postice
brevissimo , callosa. — 7) H. Raulina : testa ovali, transversa, laevigata, inae-
quilaterali ; antice angustiori , rotundata ; postice subcarinata , producta, oblique
truncata, clausa vel vix hiantula? umbonibus contiguis, prominulis subanticis.
— 8) H. Terquema aus dem eisenschüssigen Liaskalk der Meuse : testa laevi-
gata, tenui, ovali elongata, transversa, inaequilalerali, antice elongata, rotundata;
postice oblique truncata, hiante, marginata. — 9) H. longiscata von ebenda:
testa elongata, transversa, subaequilaterali, depressa ; antice rostrata, postice ca-
rinata, truncata, vix hiantula, tenuiler coricentrice striata; striis ad carinain an-
gulatis, postice majoribus ; margine cardinaii postice recto; a dextro latere den-
tato. — 10) fl. lucida im obern Lias an der belgischen Gränze : testa laevi-
gata, lucida , fragili, transversa, ovata subaequilaterali, subtrigona, antice atte-
nuata , rostrata, postice explanata, oblique truncata, laeviter carinata, clausa;
cardine inaequaliter bidentato, dente postico calloso in sinistra ; valva basi in
medio recta, antice arcuata. — 11) H. Dionvillensis im obern Lias bei Thion-
ville : testa laevigata, ovata, subtrigona, subaequilaterali, antice producta, rostrata,
postice oblique truncata, carinata non hiante ; lunula lanceolata non autem pro-
ducta ; carina ab umbonibus decurrenli laeve et angusta ; umbonibus parvis, an-
tice recurvis; cardine inaequaliter bidentato, uno producta recurvo; dente po-
stico calloso, basi aequaliter arcuato. — 12) H. ’compressa von ebenda: testa
laevigata, tenere concentrice striata, complanata, subaequilaterali, antice rostrata,
postice depressa, subcarinata, clausa, cardine crasse et inaequaliter bidentato;
valva sinistra dente lalerali calloso cum fovea postica; umbonibus minimis, in-
tus recurvis; lunula vix perspicua. {Bullet, soc. geol. X. 364 — 377.
Tb. 7. 8.)
Pictet und Roux, Beschreibung der Mollusken des Grün-
sandes um Genf. IV. Liefrg. — Mit dieser vierten Liefrung ist die schöne
Monographie über die Genfer Grünsand Mollusken geschlossen. Es enthält die-
selbe den Rest der Muscheln und die ßrachiopoden , nämlich folgende Arten,
von denen die neuen ohne Autornamen aufgeführt werden : Üiceras gaultina,
Avicula Rhodani , Gervillia alpina , Perna Raulina d’Orb. , Inoceramus sulcatus
Park., I. concentricus Park., I. Salomoni d’Orb., Hinnites Favreinus, H. Studeri,
Janira Faucignyana , J. quinquecostata d’Orb., J. albensis d’Orb., Pecten Rhoda-
ni, P. Raulinanus d’Orb., P. aptiensis d’Orb., P. Dutemplei d’Orb., P. Saxoneti,
Spondylus Brunneri, Sp. gibbosus d’Orb., Plicatula radiola Lamk, , PI. gurgitis,
PI placunea Lk. , Ostraea aquila d’Orb., 0. Raulinana d’Orb., 0. canaliculata
d’Orb. 0. arduennensis d’Orb., 0. allobrogensis , 0. Milietana d’Orb., 0. harpa
310
Goldf. — Rhynchonella lata d’Orb. , Rh. sulcata d’Orb. , Rh. Emerici d’Orb.,
Rh. polygona d’Orb., Rh. antidichotoma d’Orb., Terebralula Dutempleana d'Orb.,
T. lemaniensis , Terebratella Rhodani, T. Saxoneti , Terebrirostra arduennensis
d’Orb. — In einem Anhänge spricht Pictet über die Verbreitung der Arten und
das geologische Alter der Lagerstätte. Dieselbe scheidet sich paläontologisch
ziemlich scharf in eine untere und obere Abtheilung , welche beide nur eine
sehr geringe Anzahl von Arten gemein haben Der eigentliche Gault tritt an
der Perle du Rhone nur in sehr geringer Mächtigkeit auf. Renevier gibt fol-
gendes Profil der ganzen Ablagerung. 1) Gault: Sandsteine und Sand von gelb-
licher, grünlicher, röthlicher Farbe, sehr petrefaktenreich, 6,60 Metres mächtig.
2) Aptien : a. untrer Grünsand , grüner Sand ohne Pelrefakten und grünlicher
Sandstein als oberes Aptien, 5,50 Metres mächtig, b. Mcrgelsandslein , grünli-
cher Sandstein, arm an Petrefaklen, 7,95 Metres mächtig, c. Orbitolitenschicht,
0,50 Metres mächtig, d. gelbliche, röthliche, vveisse Thone, 3,30 Metres mäch-
tig. e. gelber, blauer, pelrefaktenreicher Mergel, 1,95 M. mächtig. Die Schich-
ten b c d e bilden das untere Aptien. 3) Urgonien oder oberes JNeocomien:
a. Kalk mit Pterocera pelagi; b. Kalk mit Caprotina ammonia. Für das Aptien
der Perle du Rhone werden folgende Arten anfgefiihrt : Nautilus Neckeranus,
Ammonites Cornuelanus , Panopaea Rhodani , P. plicata , Pholadomya Favrina,
Anatina Rhodani, Cardium sphaeroidum , C. Dupinanum , Astarte Brunneri, A.
gurgitis, Cyprina Ervyensis, C. Rhodani, Trigonia aliformis, Tr. Archiacana, Tr.
nodosa, Mylilus simplex, Avicula Rhodani, Hinnites Favrinus, Pecten aptiensis,
Ostraea aquila, O. Raulinana, 0. allobrogensis, 0. harpa, Rhynchonella lala, Te-
rebratella Rhodani. In einem zweiten Anhänge geben die Vif. kritische Bemer-
kungen zu einigen von ihnen beschriebenen Arten. (Ment, soc Genev. XILlb
279—342. Tb. 41—51.)
W right, liasinische und oolithische Echiniden. (Fort-
setzung von S. 227.) — Die beschriebenen und abgebildeten Arten sind : Pe-
dina Bakeri von Criktey Hill und Leckhampton, P. Elheridgei aus dem jüngsten
Lias von Ilminster, Polycyphus nodulosus Ag. ( = Echinus nodulosus Goldf.)
im Cornbrasch von Wilts , P. Deslongchampsi von Crickley Hill, Nucleolites
Woodwardi aus dem Grossoolith von Cirencesler u. a. 0. , N. Michelini aus
dem Unteroolith von Wallsquarry und Nailsworlh , N. scutatus Lamk. ist von
Phillips als N. dimidiatus aus Yorkschire abgebildel. ( Ann . mag. nat. hist.
April 318—324. Tb. 11. 12.> Gl.
Botanik. — B erkeley, neue Art von Closterium aus
Sumpfwassern, CI. Griffilhi mit der Diagnose: minutnrn rectum fusiforme me-
dio turgidulnm, utrinque fortiler attennalura apicibus acutissimis setaceis hyali-
nis. Die Länge beträgt 0,033 bis 0,025 Zoll , die Breite in der Milte 0,0002
bis 0,0016 Zoll. Am nächsten steht die Art dem CI. setosum. (Ann. mag.
nat. hist. April 256. Tb. 14.)
Leighton, Monographie der britischen Graphideen.
Fortsetzung von S. 231. — Der Verf. beschreibt fünf Arten der Gattung Gra-
phis , nämlich 1) Gr. scripta Ach. ( = Lichen scriplus L. , Opegrapha scripta
Ach., Graphis scripta « Ach., Gr. pulverulenta « phloeodes VVallr.) mit den
Varietäten: «diffusa, ß flexuosa (= Lichen scriplus Hoffm., Opegrapha pulveru-
lenla Pers., Gr. scripta ß varia Ach.), y radiata, d divaricata (= Lichen scrip-
tus HofLn., Gr. scripta J hebraica Ach.). — 2) Gr. pulverulenta Ach. (= Gr.
scripta ß pulverulenta Ach., Gr. scripta Spr., Gr. scr. a Fries, Gr. scripta Hook.).
— 3) Gr. serpentina Ach. (= Opegrapha scripta Schaer., Gr. scripta c serpen-
tina Fries., Gr. scripta Spr., Gr. pulverulenta b periblastetica Wallr.) mit den
Varietäten : « minuta, ß diffusa, y varia, ö flexuosa, e horizontalis, C, divaricata,
radiata, # stellata, i spalhea (=Gr. scripta Moug. et Nestl.), x tremulans,
4 eutypa ( = Gr. pulverulenta Moug. et Nestl), p recta (= Verrucaria typo-
graphica Willd. , Opegrapha cerasi Pers. , DC. , Gr. cerasi Ach, , Gr. scripta
Meyer, Gr. pulverulenta e orlhograpta Wallr.). — 4) Gr. dilfracta Turn., mit
311
den Varietäten: « minor, ß major , y radiala , d flexuosa. — 5) Gr. Sraithi
n. sp ( = Opegrapha scripta Smith. , 0. Lyelli Hook. ) mit den Varietäten :
« vera, ß elongata , y divaricata, d' simpliciuscula , 6 macnlaris. ( Ibid . 264
—280. Tb. 6.)
Ruprecht, Bericht über eine botanische Reise im Gouvt.
Petersburg. — Behufs einer neuen Bearbeitung der Flora ingrica bereiste
R. wiederholt und nach verschiedenen Richtungen das Gouvt. Petersburg. Er
fand im Allgemeinen den Kalkboden des sibirischen Gebirges, wo dasselbe zu
Terrassen , Höhenzügen und Bergen sich erhebt oder von Flüssen durchfurcht
wird , am reichsten an seltenen Pflanzen , das devonische Gebiet bis auf wenige
Ausnahmen weit einförmiger und ärmer. Reich an Eigenlhümlichkeiten ist das
Meeresufer, enlfernt von den Mundungen grosser Flüsse, am dürftigsten erscheint
das alle und neue angeschwemmte Land. Petersburg selbst hat durch seine
geognostische Lage die reichste Flora des ganzen Gouvls. Krascheninnikow , der
Ingrien zuerst botanisch untersucht , hat die südliche Hälfte des Gouvts. nicht
bereist, führt aber einige ferner gelegene Lokalitäten an, die sich durch Selten-
heiten auszeichnen. R. hat sie berücksichtigt , manche Arten nicht wieder ge-
funden, andere berichtigt, und mehre neue daselbst gesammelt. Die von Bober
bestimmten Pflanzen aus Narwa und Zamburg bei Georgi (1790) und Sobolewski
(1799) sind oft unrichtig. Weinmann führt in der Flora von Petersburg einige
seltene Pflanzen von Narwa auf. Ausserdem haben sich Köhlewein und Seidlitz,
Karpinski, ßorszczow u. A. um die Kenntniss dieser Flora mehr weniger Ver-
dienste erworben. Narwa war für R. die ergiebigste Gegend. Die Narwa bil-
det eine natürliche Glänze zwischen der Flora Ingriens und Esthlands. Hier
in der Nähe des Wasserfalls und weiter abwärts hat Berberis vulgaris im wil-
den Zustande seine östliche Gränze auch Hdianthemum Cordi (vulgare) kömmt
hier allein vor, ebenso Thymus chamaedrys häufig an beiden Uferhöhen, wäh-
rend sonst im Gouvt. nur Th. serpyllum auflritt. Prunus spinosa (coetanea, bil-
det Dorngebüsch und ist vollkommen wild, Pr. cerasus nur verwildert. Cratae-
gus monogyna ist ziemlich häufig auf dem linken Ufer, häufiger noch ist Rham-
nus catharticus und Cotoneaster vulgaris. Ausserdem finden sich an der Narwa
unterhalb des Wasserfalles noch Saxifraga tridactylites , Carex praecox, Anemone
sylvestris stets nur einblühtig, Daucus carota, Geranium Robertanum, Avena pra-
tensis, Fragaria collina, Anlhyllis vulneraria. Phleum Boehmeri wächst nur auf
dem esthnischen Ufer. Arabis arenosa ist sehr gemein , geht aber nicht weiter
nach Osten , sehr selten dagegen Eupatorium cannabinum. Endlich sind noch
zu erwähnen : Asperngo procumbens, Sisymbrium Loeselli, Maruta cotula, Astra-
galus glycyphyllos , Portulaca oleracea , Ribes grossularia stark verwildert, Echi-
nospermum patulum. Die in Ingrien und im südlichen Karelien vorkommende
Pulsalilla pratensis ist von der deutschen specifisch verschieden, durch die con-
slant andere Farbe der Blume, welche während und etwas vor dem Oeffnen der
Aniheren aussen purpurröthlich , durch zahlreiche aschgraue Haare unrein, spä-
ter reiner , innen stets ungefärbt sind. Schon Breyn hat dieselbe erkannt und
characterisirt , deshalb nennt sie R. auch P. Breyni. Die von Krascheninnikow
aufgeführte Anemone pulsalilla ist keine andere als P. Breyni. An der Mündung
der Narwa, wo P. Breyni und P. latifolia beisammen stehen, fehlt es nicht an
Zwischen- oder Baslardformen, welche in Livland als P. Hackeli aufgeführt wer-
den, obwohl die ächte Art dieses Namens wirklich verschieden ist. P. Bauhini
Tausch ist nicht mit P. latifolia synonym wie Koch will , sondern ist die Zwi-
schenform von P. latifolia und P. vernalis. Die häufigste Art im Gouvt. ist P.
latifolia. Die nicht seltene weisse Seerose ist bisher stets als Nymphaea bira-
diata Somm. aufgefuhrt, in der Luga wächst aber auch die Sommerauersche N.
alba, bei Sapolje vielleicht eine dritte (N. alba exumbonata), mit grösserer Blume,
ihr Nectarium in die centrale trichterförmige stärkere Vertiefung der Blume ganz
eingesenkt, dick, sehr stumpf, fast abgerundet, die Aniheren oft an der Spitze
schwärzlich. In sandigen Nadelwäldern fand sich Viola sylvatica vom Ansehen
der V. rupestris Schm, (arenaria autor.) Senecio paludosus der Petersburger Ge-
gend ist die ächte Linneische Pflanze, R. beobachtete an andern Orten Spielar-
312
ten derselben. Nur in einem Exemplare wurde Senecio campestris ß glabratus
DG. gesammelt, genau auf de Candolle’s Diagnose passend. Auch Salix aculifo-
lia war bisher aus Ingrien nicht bekannt, sie wächst wild bei Kexholm am La-
dogasee und schmückt den Meeresstrand nördlich von der Mündung der Narowa
und die Dünne des Peipussee’s. Neu für das Gebiet ist ferner Rosa tomen-
tosa, Torilis anthriscus und Lithospermum officinale mit bläulich grauen Samen,
Cerastium viscosum (glomeratum) an Wegrändern gemein mit C. vnlgalum , Po-
lygonum aviculare u. a. Cynoglossum officinale wächst ebenfalls an der Mün-
dung der Narowa auf sandigen Stellen , Peucedanum oreoselinnm nur im Walde
zwischen Pskow und Gdow, die Angabe für Petersburg beruht auf Verwechslung
mit Peucedanum paluslre ; Carex tenuiflora in Sümpfen bis Lissino hinab , C.
remota mit Epilobium parviflorum nur auf einem Quellsumpfe an der Pljussa ;
Potentilla reptans an mehren Orten häufig; Tussilago petasites Krasch. ist genau
Petasites spurius Reiz und wächst an mehren Orten ; Sempervivum tectorum
Krasch. ist höcht wahrscheinlich S. soboliferum, bei Luga auf sandigen und son-
nigen Hügeln. Für die mildern devonischen Rildnngen des Gouvts. sind ausser
einigen schon erwähnten noch eigenthümlich : Scleranlhus perennis, Herniaria
glabra, Gysosophila fastigiata, Jasione monlana , Dianthus arenarius (D. superbus
Krasch.), Kocleria glauca, Festuca glanca , Silene nulans , Veronica spicata, Hie-
racium echioides, Silene chlorantha, Helichrysum arenarium, Triodia decumbens,
von allen diesen ist über die Hälfte neu für das Gebiet. Der wilde Apfelbaum
kömmt hie und da zerstreut vor, selten baumartig, die Linde häufiger, der Kal-
mus in grossen Massen am Peipussee , Rubus snbinermis zwischen Pskow und
Gdow, Rubus caesius an den Ufern der Pljussa u. a. 0., Betula fruticosa stel-
lenweise häufig, B. nana sehr gemein, Senecio jacobaea bei Polja , Sholtscha,
Soltza , hier mit Betonica officinalis, Dianthus superbus häufig auf obersiluri-
schen Schichten, Nasturtium sylvestre am Ufer des Wolchow, Ranunculus reptans
und Potamogeton marinus fast nur um Petersburg, hier und bei Kolodosi auch
Lathyrus pisiformis. ( Bullet . acad. Petersbg. XI II. Nr. 14.)
Curtis ’ botanical magazine. March, nro 111: Tb. 47. 69. Allo-
soms calomellanus Presl. Tb. 47. 70. Pitcairnia muscosa Mart. Tb. 47. 71.
Exacum macranthum Arn. Tb. 4772. Saccolabium denliculatum Paxt. Tb. 4773.
Astrocaryum rostratum nov. gen. et spec.
V Institut Mars: Moor, über Mais p. 85. — Avril : Gay, über Po-
tamogeton p. 125.
Annals a. mag. nat. hist. April: Greville, Notiz über Desmarestia
Dresnayi p. 292. Tb. 14. — Dickie, Vorkommen von Anacharis alsinastrum
in Irland 340. — Tate, über Standorte seltener Pflanzen bei Edinburg 340.
Fairbairn, über Solenaceen 341. — Balfour, über den Pollen von Zamia hor-
rida 342. — Th. Brown , Notiz über die Moose der Ostküste von Fife 342.
Sanderson, über Antheridien der Rhamneen 342. — Moore, über Ophioglossum
lusitanicum L. 344. — TchihatchelT, Notiz über die Flora des Argäus in Cap-
padocien 344. — e
Zoologie. — Gegenbau r und H. Müller, über Phylli-
rhoe bucephalum. — Dieses bei Messina vorkommende Thier ist stark
comprimirt, mit fast kegelförmigen Kopf versehen, darüber jederseits mit einem
Fühler , an dessen Basis ein lappenartiger Vorsprung , wtlche bei Verlängerung
der Fühler als deren Basalscheide erscheint. Das hintere Leibesende bildet ei-
nen flossenartigen Theil ohne Eingeweide , bald convex bald concav gerandet.
Am untern Rande des Thieres findet sich sehr häufig ein glockenförmiger An-
hang, häutig, weisslich durchscheinend, von abgerundet vierkantiger Glockenge-
stalt, mit kurzem Stiele an das Thier geheftet, an seinen vier Ecken bisweilen
mit contraclilen Fortsätzen, und von jeder je eine Rippe zum Gipfel aufsteigend,
im Innern aus bänderartigen Fasern bestehend , aussen mit deutlichem Platten-
epithel , der Rand und die Rippen runde, staik lichtbrecheude Körperchen ent-
haltend. Was dieser Anhang bedeute, welche Function er habe, ist noch völlig
räthselhaft. Die Farbe der Phyllirhoe ist grauröthlich oder gelblich, völlig durch-
313
scheinend, am Rande oben und unten mit goldgelben Punkten. Die är.sserste
Körperoberfläche bildet ein sehr dünnes Epithelium , darunter liegen intensiv
gelbe Puncte, Zellen mit deutlichen Kernen und zwar grosse, sehr platte, spitz-
zackige und kleine , dunkle mit strahligen Fortsätzen. Sie gleichen den Chro-
matophoren der Cephalopoden. Die Muskeln bestehen aus Bündeln , die unter
einander anastomosiren, die Seitenbündel sind stärker als die obern und untern,
alle werden von schwächeren Bündeln gekreuzt , die ebenfalls anastomosiren.
Drüsige Gebilde erscheinen in der Gegend des obern und untern hintern Leber-
blindsacks als weisse Punkte, deren jeder eine Gruppe granulirter Zellen bildet,
welche an einem gemeinschaftlichen dünnen Stiele von der Leibeswand in die
Leibeshöhle hineinragen Sie sind eigentliche Hautdrüsen. Das centrale Ner-
vensystem besteht ans drei paarigen und einem unpaaren Ganglion, nämlich je-
derseits auf dem Schlunde ein grösserer oberer und kleiner unterer Knoten.
Der obere sendet jederseits ein Slämmchen auf- und vorwärts, um an der Ba-
sis jedes Fühlers ein Ganglion zu bilden, von welchen zwei Fäden in den Füh-
ler gehen. Ein schwächerer Ast von jedem obern Ganglion geht um den Schlund
unten an das nnpaare Ganglion. Vom peripherischen System entspringt ein
Paar Stämme vom grossem obern Ganglionpaare für die Hautgebilde, das zweite
vom untern Ganglionpaare ist für den Darm bestimmt, das dritte desselben Ur-
sprungs für die Haut und die Bauchmuskulatur. — Von dem untern unpaaren
Schlundganglion gehen die Fäden für die Speicheldrüsen ab. Das Gehörorgan
besteht aus einem Bläschen von etwa 0,020 bis 0,025"' Durchmesser und ist
mit einem Stiel am paarigen Ganglion befestigt. Der brombeerartige Otolith
wird durch innere Cilien im Bläschen bewegt. Das Auge erscheint als feiner
rothbrauner Punkt auf demselben Ganglion , es ist oval , 0,020 bis 0,025"'
Durchmesser, enthält in seinen Pigmentmolecülen einen das Licht stark brechen-
den Körper, der als Linse gedeutet werden kann. Der Mund ist eine am vor-
dem Körperende befindliche senkrechte Spalte, welche in einen ziemlich weilen
Pharynx führt. Seitlich an diesem finden sich zwei hornige Platten mit starker
Muskulatur. Der Boden der Pharyngealhöhte ist von der Reibplatte bedeckt.
8 bis 15 dichte hinter einander liegende Querreihen feiner Häckchen bilden den
Ueberzug derselben. Zwei Speicheldrüsen münden in den Grund des Pharynx.
Der Oesophagus geht vor der Milte der Leibeslänge in einen länglichen ovalen
Magen über, der hinten in den Darm sich fortsetzt. In das hintere Ende des
Magens münden vier schlauchförmige Organe. Magen und Darm bestehen aus
einer äussern Muskelschicht mit einfachen Fasern , darunter liegt eine dünne
Schicht kleiner rundlicher Zellen und das Innere kleidet ein flimmerndes Cylin-
derepithel aus. Von jenen vier Blindschläuchen gehen zwei nach vom , zwei
nach hinten , sie bestehen ebenfalls aus einer Muskellage und einer Zellschicht
mii Cylinderepithelium und sind Leberschläuche. Die Speicheldrüsen sind zwei
einfache Blindschläuche, aus einer äussern homogenen Membran und innen gelb-
lichen Zellen gebildet. Das Herz liegt zwischen den beiden obern Leberschläu-
chen. Die Spitze des bimförmigen Ventrikels, aus welchem die Aorta entspringt
ist abwärts gegen den Winkel der beiden Leberschläuche gerichtet. Gerade dar-
über liegt der Vorhof. Die Atrioventrikularmündung ist mit einer zweilappigen
Klappe versehen. Die Wand des Ventrikels besteht aus netzartig gekreuzten
Muskelbündeln, von welchen muskulöse Bälkchen trichterförmig ausstrahlen. Den
Herzbeutel bildet eine Verdichtung der Leibessubstanz. Am untern Ende des
Ventrikels entspringt eine weite’ Aorta, welche neben dem Darme abwärts geht,
dann sich theilt , der eine Ast bald abermals sich spaltet für die Geschlechts-
drüse. Die Arterienwände sind sehr dünn, -durchsichtig, stellenweis dunkelgra-
nulirt. Venen fehlen, das aus den Arterien ausgetretene Blut geht durch Lücken
in die Leibessnbstanz zurück. Das Blut ist farblos und enthält Zellen von 0,003
bis 0,006'" Grösse mit blassem Kern. Vom Herzbeutel bis an den niedrigen
Hinterlheile des Leibes erstreckt sich ein farbloser buchliger Schlauch, bestehend
aus einer homogenen Membran und innen von blassen fein granulirten Zellen.
Vorn steht er blos mit der Höhle des Herzbeutels in Verbindung. Das hintere
Ende ist blind, nur ein kleiner Fortsatz desselben mündet oberhalb des Afters
314
nach aussen. Er scheint ein Excretionsorgan zu sein und auch Wasser von Aus-
sen her dem Blute zuzuführen. Besondere Respirationsorgane fehlen gänzlich.
Die Genitalien bestehen in einer paarigen Zwitterdrüse, seltner in drei Drüsen;
jede bildet eine rundliche frei in der Leibeshöhle liegende Masse von zahlrei-
chen radialen Läppchen. Das Gerüst dieser Drüse ist eine feine leicht faserige
Haut, innen an derselben liegen die Eikeime, in der Mitte die Spermatozoen,
beide Abschnitte durch eine feine structurlosc Membran von einander geschie-
den. Gegen den Mitlelpunct der Drüse vereinigen sich sämmtliche Hodenschläu-
che in einen mit Cilien ausgekleideien Sinus, aus welchem das Vas deferens
hervortritt. Der eibildende Theil vereinigt sich mit dem Sinus. Der gemein-
schaftliche Ausführungsgang gellt in eine blasige Erweiterung über, deren Gang
sich wieder theilt. Einer dieser Kanäle tritt in einen langen Blindschlauch, den
Benis, er ist das eigentliche Vas deferens; der vordere innen gefaltete Kanal
dagegen der Oviduct , der in einen weiten Uterus übergeht, und dessen Scheide
in die Kloake mündet. Hie blasige Erweiterung hat eine beträchtliche Muskula
tur, nach innen braune Piginenlzellen und farblose Zellen mit Cilien. Sie muss
als Samenblase gedeutet werden. Auch der Eileiter und Uterus siud muskulös.
Die Spermatozoen sind liaai förmig, am dickem Ende in 3 bis 5 Spiralwindun-
gen gedreht, 0,7 bis 0,8'" lang. Die Gattung Phyllirhoe stellten Peron und
Lesueur zu den Pleropoden, Lamarck zu den Heteropoden, Rang zu den Salpen.
Eydoux und Souleyer haben sie zuerst richtig unter die Nudibranchiaten verwie-
sen, denn mit diesen stimmt ihre innere Organisation überein. Sie würde neben
Lissosoma, Limapontia , Aclaeon eine besondere Abtheilung bilden , wegen ihres
comprimirlen , fusslosen Körpers. ( Zeitschr . f. wissenschaftl. 'Zoologie
V. 355—371. Tf . 19.) .
Gegenbaur, über die Genitalien von Actaeon. — Zur Un-
tersuchung bot sich Aclaeon timidus bei Messina dar. Man sieht bei demselben
ein weissliches vielfach verästeltes Organ auf der Rückseite des Körpers durch-
schimmern , welches aus einem einfachen Drusenapparale besteht. Der eine
derselben wird aus runden oder ovalen weisslicheu Kapseln gebildet, die mit
langen Stielen an einem dünnen Kanäle haften. Sie enthalten Eier und Eikeime,
bilden also eine stark verzweigte Ovarialdrüse, ihre Kanäle die Oviducte. Jedes
Bläschen umschliesst 10 bis 20 und mehr Dotier. Der gemeinschaftliche Aus-
führungsgang erweitert sich vorn plötzlich und belegt sich hier mit Ringmus-
keln. Diese Erweiterung verläuft wieder in einen Schlauch, den Uterus, der
durch eine dünnwandige Scheide rechts am Halse des Thieres nach aussen mun-
det. In der Nähe des Uterus findet sich noch eine gestielte Blase mit stark
muskulösen Wänden, wahrscheinlich ein Receptaculum seminis. Die zweite
gleichfalls aus Läppchen gebildete Drüse verläuft gemeinschaftlich mit dem Ova-
riurn. Jedes Läppchen von 0,3 bis 0,6'" Länge hat einen centralen Kanal und
an dessen Umfange zahlreiche Bläschen, deren Inhalt rundliche und geschwänzte
Zellen mit deutlichem Kern, die spätem Spermatozoen bilden. Die einzelnen
Kanäle dieses Hodens vereinigen sich und der gemeinschaftliche Gang tritt io
eine runde Blase ein. Aus dieser Samenblase geht das Vas deferens erweitert
hervor, windet sich vielfach und endet in dem konischen Penis an der rechten
Kopfseite des Thieres, der in einer besondern Tasche versteckt liegt. Die drille
Drüse hat fast dieselbe Form und Grösse als die männliche. Ihre Bläschen
stehen meist zweireihig, sind kurz gestielt und zweifelhafter Bedeutung. Ihr
gemeinschaftlicher Gang führt in das Vas deferens nach seinem Austritt aus der
Samenblase, daher sie als Prostata gedeutet werden kann. ( Ebd . 436 — 441.)
Reeve diagnosirt eine neue Helix von Vandiemensland als H. launce-
stonensis, durch die abweichende Form der jüngern von den spätem Windungen
characterisirt. f Ann . mag. nat. hist. Avril 349.)
Pfeiffer verbreitet sich über Helix haemastoma L und H. melanotra-
gus Born, wobei er die von Chemnitz abgebildete Form als neue Art H. Phoe-
nix (— H. haemastoma var. Chemnitz Tf. 130. Fig. 1154, H. Senegalensis Lamk.,
H. melanotragus Beck) von Ceylon diagnosirt und für H. haemastoma L. drei
315
Varietäten auffühlt. Ferner diagnosirt er H. pi lens Müll, schärfer als in seiner
Monogr. helic. und trennt davon ausser H. lenta noch H. euchroes n. sp. aus
dem indischen Archipel.
Dann theilt derselbe seine Ansicht über die zur Gruppe Sagda Beck ge-
hörigen westindischen Helixarten zur Berichtigung seiner frühem Angaben mit
und characterisirt alsdann eine Amphipeplea Slrangei n. sp. von der Moreton
Bay in Australien.
An neuen Heliceen diagnosirt derselbe Helix sulcosa aus dem indischen
Archipel, Bulimus Schmidti unbekannter Ileimath , B. miles ohne Heimath , B.
Redtieldi aus Indien , ß. Kotschyi aus Asien und Pupa amicla aus Sicilien.
( Malakoz . Blatt. 49 — 67.)
Gray bringt die Arten von Volutella nach der Ausdehnung der Mantel-
lappen in folgende drei Gruppen : 1) V. angulata. 2) V. scapha, V. imperialis,
V. cymbiola, V. Sophia, V. volvacea, V. luberculata. 3) V. papillosa, V. fulge-
trum, V. ancilla, V. fusiformis. (Ann. mag. nat. hist. April 346.)
Meissner, zur Entwicklungsgeschichte und Anatomie
der Bandwürmer. — Zur Untersuchung über noch einiges Dunkel in der
Entwicklung der Tänien wählte M. die Cysten aus der Lungenhöhle von Arion
empiricorum und gelangte zu folgenden ßesultatcn : 1) Der junge Bandwurm
entwickelt sich in der Lunge des Arion innerhalb derselben Cyste, welche ihn
umschliesst, aus dem Embryo durch Metamorphose, indem der ganze Leib des
letzten in die Ammenform verwandelt wird. 2) Da die embryonalen Ueberreste
am Hinterleibe der Amme gelegen sind , so muss die Verwandlung des Embryo-
leibes im Allgemeinen in der Weise stallfindcn , dass dessen vorderer Umfang,
welcher mit den Häkchen versehen ist, zum Hinterleibe der Tänie wird. 3) Die
Gestalt, welche der junge Bandwurm innerhalb der Cyste hat, ist die ursprüng-
liche, mit welcher er sich ans dem Embryonalkörper entwickelt. Von Anfang
an entsteht der Kopf in den Leib eingestülpt. 4) Die Cyste in welcher sich
der Embryo im Arion zur Tänie entwickelt, gehört dieser selbst an, ist nicht
ein Product der Schnecke. 5) Wenn die Tänien im Mehlwurm und im Arion
den Schluss erlauben , dass wahrscheinlich alle Bandwürmer in analoger Weise
aus dem Embryo sich entwickeln , so müssen ursprünglich am Flinterleibsende
jeder Tänie die sechs embryonalen Häkchen sich linden, und es ist daher auch
die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass man sie an dem wirklich letzten
Gliede eines geschlechtlich entwickelten Bandwurmes und auf der Schwanzblase
des Cysticercus antreffen kann. — Das schon von Siebold nachgewiesene Was-
sergefässsystem der Tänien erkannte M. bis in das zarte vielfach verästelte Ca-
pillargefässsyslem und dessen flimmernde Läppchen. Die Saugnäpfe der unter-
suchten Tänie sind mit einem pelzartigen Ueberzuge feiner Härchen oder Spitzen
bekleidet, in regelmässig concehlrischen Reihen, nur locker befestigt. Ein ähn-
licher Haarbesatz findet sich am Kopf des Tetrarhynehus und des Triaenopho-
rus nodulosus. Von den Haken des Rüssels haben die der vordem Reihe nicht
genau die Form der hintern, ihre Zahl ist variabel, 20 bis 32. ( Zeitschr . f .
wissenschaftl. Zoologie V. 380 — 391. Tf. 20.)
M i 1 n e Edwards, über die Familie der 0 c y p o d i d a e. —
Den allgemeinen Theil dieser umfangsreichen Abhandlung haben wir bereits Bd.
I. p. 169 angezcigt. In dem speciellen Theile werden die einzelnen Gruppen,
Gattungen und Arten characterisirt, soweit dies in der Hist. nat. des Crustac.
noch nicht geschehen, z. Th. auch Berichtigungen zu derselben gegeben. Wir
müssen uns hier auf eine Uebersicht der Gruppen und Gattungen beschränken
und fuhren von den Arten nur die in der Hist. nat. fehlenden an. Die Fami-
lie theilt sich in I. Ocypodinae. A. Ocypodiaceae. a) Ocypodiaceae lypicae.
Hierzu gehören: 1) Ocypode mit 11 Arten, darunter 0. Gaudichaudi. 2) Gela-
simus mit 23 Arten: G. slyliferus, G. vocans , G. Marionis , G. coarctatus, G.
brevipes, G. arcualus. G. Urvillei , G. Dussumieri, G. pugilator, G. macrodacty-
lus, G. stenodactylus , G. lacteus, G. Gaimafdi, G. Latrei llei, G. Tangeri. 3)
Acanlhoplax mit A. insignis. — b) Ocypodiaceae globulares. 4) Doto mit zwei
316
Arten: D. myctiroides. 5) Scopimera mit Sc. globosa. Zu den Ocvpodiaceen
gehören dann noch die Helociacaea mit 6) Helocius mit zwei Arten und die
Myctiroidaea mit 7) Myctiris in einer Art. — B. Gonoplacaea. a) Zwei Sec-
tionen und zwar: «) die Gattungen: 8) Macrophthalme mit 17 Arten: M. Ver-
reauxi, M. sulcatns , M. laeviraanus , M. dilatatus, M. crassipes, M. Guerini, M.
setosus. 9) Euplax ni r mit Eu. Bosci. 10) Cleistosoma mit CI. pusilla und
CI. dilatata. 11) Brachynotns mit Br. sexdentatus. 12) Metaplax mit M. indi-
cus und M. distinctus. b) Die Gattungen 13) Gonoplax mit 2 Arten. 14) Om-
matocarcinns mit 0. Macgilliveri. 15) Prionoplax mit Pr. spinicarpus. Ferner
die Gruppe der Carcinoplacinae mit 16) Psendorhombila in einer und 17) Car-
cinoplax in 2 Arten. — II. Grapsinae wohin A. Grapsacaea mit 18) Goniop-
sis in einer Art. 19) Metopograpsus mit 7 Arten: M. Eydouxi, M. intermedius,
M. maculatus, M. Thukuhar, M. oceanicus. 20) Grapsus mit 16 Arten: Gr.
Webbi, Gr. ornalus, Gr. Pharaonis, Gr. gracilipes, Gr. granulosus, Gr. Pcroni,
Gr. pelagicus, Gr. lividus, Gr. Grayi, Gr. brevipes, Gr. Eydouxi, Gr. Kraussi.
27) Leptograpsns mit 9 Arten : L. Bertheloti, L. Verreauxi, L. Ansoni, L. Gayi,
L. rugulosus, L. gonagrus, L. maurus. 28) Nautilograpsus mit einer Art. 29)
Euchirograpsus mit einer Art. An die Grapsaceen schliessen sich an die Varu-
nacea mit 30) Varuna in einer Art, 31) Eriochirus in 2 und 32) Utica in 1
Art. — B. Plagusiacaea mit 33) Plagusia in 8 Arten : PI. Gaymardi, PI. den-
tipes, PI. speeiosa, PI. glabra. 34) Acanthopus mit 4 Arten: A. Gibbesi, A. af-
finis, A. tenuifrons. — C. Sesarmacaea. 35) Sesarma mit 23 Arten : S. Ro-
berli, S. gracilipes, S. Ricordi , S. Guerini, S affinis, S. ungulata, S. picta, S.
Dehaani, S. Eydouxi, S. Dussumieri, S. bidens, S. Lafondi , S. Mederi, S. si-
nensis, S. intermedia. 36) Aratus in einer Art. 27) Holometopus mit H. hae-
matocheir. 38) Metasesarma mit M. Rousseauxi. 39) Metagrapsus mit zwei
Arten : M. pectinatus. 40) Helice mit 5 Arten : II. tridens , II. Gaudichaudi,
H. Lucasi, H. spinicarpa. — D. Cyclograpsacea : 41) Pseudograpsus mit 1 Art.
42) Heterograpsus mit 9 Arten: H. marmoratus, H. maculatus, H. sanguineus,
H. spinosus. 43) Paragrapsus mit C. qnadridentatus, P. Verreauxi, P. Urvillei.
44) Cyclograpsus mit 9 Arten: C. Lavauxi, C. Withei, C. granulosus, C. Reg-
nauldi, C. Eydouxi, C. minutus. 45) Platynotus mit PI. depressus. 36) Chas-
magnathus mit Ch. convexus. — E. Gecarcinacaea. a) Gecarcinacea typica :
47) Gecarcinus mit 4 Arten. 48) Pelocarcinus mit 1 Art. 49) Cardisoma mit
4 Arten: G. Urvillei, G. frontalis. 50) Gecarcinucus mit G. Jacquemonti. —
b) Gecarcinacea ocypodoida: 51) Uca in 2 Arten. An diese Gruppe reiht sich
noch ßosciacea mit 52) Boscia in 4 Arten: ß. denticulata. 53) Potamocarci-
nus mit P. armatus und 54) Telphusacaea mit 55) Telphusa in 15 Arten: Th.
Guerini, Th. inflala, Th. Aubryi, Th. denticulata, Th. sinuatifrons, Th. grapsoi-
des, Th. Goudoti, Th. Dehaani , Th. difformis. 56) Paralhelphusa mit P. tri-
dentata und P. sinensis, die Trichodactylacea mit 57) Trichodactylus in 2 Arten.
58) Valdivia mit V. serrata. 58) Sylviocarcinus mit S. Devillei. 60) Dilocar-
cinus mit 4 Arten. — c) Pinnotherinae. 61) Pinnotheres mit 8 Arten. 62)
Ostracotheres mit 3 Arten. 63) Pinnixia mit 3 Arten. 64) Xenophthalmus mit
X. pinnotheroides. 65) Xanthacia mit X. muigera. 66) Pinnotherella mit P.
Iaevigata. — d) Hvmenosminae : 67) Hymenosoma mit 2 Arten. 68) Haiicar-
cinus in 2 Arten. (39) Elamene in 3 Arten : E. Quoyi, E. mexicana. 69) Tri-
gonoplax mit Tr. unguiformis. ( Ann . sc. nat. XX. 163 — 225. Tb. 6 — 11.)
Dahlbom, Hymenoptera europaea, praecipue borealia
(tom. II. c. 12 Tbb. Berolini 1854. 8.) — Der Verf. behandelt die Charac-
tere der Familien, Gattungen und Arten der Hemenoptera chrysidiformia, insge-
sammt 213 Arten 12 Gattungen und 6 Familien. Um die Anordnung des Ma-
teriales darzulegen, geben wir den Clavis der Gattungen hier wieder. 1. Farn.
Cleplidae : a) abdominis segmenta invicem magnitudine subaequalia seil, unum
altcro parumper majus, segmenti dorsalis Ultimi margo apicalis muticus : Clep-
tes aulor. b) abdominis segmentum secundum maximum , primum mediocre,
reliqua abbreviala, segmenti dorsalis Ultimi margo apicalis dentatus : Heterocoe-
]ia Dhlb. — 2. Farn. Elampidae: a) abdominis segmentum dorsale tertium in
317
centro marginis apicalis excisum, excisura libera nec unquam marginata: Oma-
lus Pz. b) abdominis segmentum dorsale tertium in cenlro marginis apicalis
truncato-emarginatum ; emarginatura triangularis aut semicircularis , libera aut
maiginata et plus minus replela margine continuato depresso plano; segmenti
margo lateralis ante emarginaturam utrinque uni aut bisinuatus: Elampus Spin,
c) abdominis segmentum dorsale tertium margine apicali integerrimum : Holo-
pyga Dhlb. — 3. Farn. Hedychridae mit der Gattung Hedychrum. — 4. Fa-
milie. Chrysididae: A. postocutellum liberum h. e. subscntello nonulla parte
abconditum. a) abdominis segmenti dorsalis terlii margo apicalis normalis h.
e. leviter s. mediocriter prominulus et saepissime non aliter compositus quam
ipsum segmentum: Chrysis L. Fbr. b) abdominis segmenti dorsalis tertii margo
apicalis eximie prominens, pellucidus, submembranaceus aut subcoriaceus, non
crustaceus adeoque aliter compositus quam ipsum segmentum: Spinlharis Kl. B.
Postscutelli tota pars basalis sub scutelli abscondita et solum pars apicalis in-
star mucronis validi exarati procedens : Stilbum Fabr. Latr. — 5. Farn. Eu-
chroeidae : a) abdominis segmenti dorsalis terlii margo analis denticulis minutis
submicroscopicis aequalibus concinne serrulatus et spinulosissimus, mesopleurae
apice inermes : Spinolia Dhlb. b) abdominis segmenti dorsalis tertii margo
analis dentibus conspicuis inaequalis et majoribus et minoribus laceroserralus •
mesopleurae utroque apice bispinosae: Euchroea Latr. — 6. Farn. Parnopi-
dae Dhlb. mit der einzigen Gattung Parnopes. Ausserdem gibt der Verf. noch
analytische Tabellen über die Arten jeder Gattung, welche sowohl die Uebersicht
wesentlich erleichtern als auch bei dem Bestimmen für Sammlungen vortreffliche
Dienste leisten , die 142 Arten von Chrysis z. B. werden in 8 Gruppen geord-
net und zwar 1) Chrysides ano integerrimae 2) ano inaequalis 3) ano uniden-
tatae 4) ano tridentalae 5) ano tridentatae 6) ano quatridentatae 7) ano quin-
quedenlatae 8) ano sexdentatae. Jede dieser Gruppen wird dann bis auf die
Arten analysirt. Die beigefügten Tafeln geben theils das ganze Thier, theils nur
den charakteristischen Körpertheil.
Joh. Müller, zahlreiche Porenkanäle in der Eikapsel
der Fische. — Das Ei unsrer Flussfische erhält in den Follikeln des Eier-
stocks eine äussere Hülle oder Kapsel , welche mit dem Ei abgeht. Bei dem
Barsch ist diese weiche dehnbare Hülle sehr dick, zeigt im Eierstock zahlreiche,
zierliche häutige senkrechte auf der äussern und innern Fläche geöffnete Böh-
ren. Ihre Dicke beträgt V20 Linie, die Oberfläche ist faceltirt, jede meist sechs-
eckige Masche des Netzes misst durchschnittlich V20 bis l/8 0 Linie und enthält
in der Mitte einen offnen Trichter, welcher sich in ein Böhrchen von 1/i80 bis
V1000 Linie Durchmesser fortselzt. Die Oeffnung an der Innenfläche ist wieder
trichterförmig. Im frischen Zustande erscheinen die Böhrchen völlig klar, mit
einer dicklichen Masse erfüllt, die beim Kochen gerinnt. Bei starkem Druck
treten bisweilen die öligen Theile des Dotters durch die Röhren hervor. Fei-
nere Aeste scheinen die Röhren in der Kapselsubstanz mit einander zu verbin-
den. Die Zahl der Röhren eines ßarscheies lässt sich auf über 1 1000 berech-
nen. Ueber ihre Entstehung liess sich wegen der vorgeschrittenen Entwicklung
der untersuchten Eier nichts ermitteln. Bei dem Kaulbarsch, Acerina vulgaris,
ist die Structur dieselbe , nur die Hülle viel dünner. Die im Eileiter erzeugte
Schale der Eier der Vögel , beschuppten Amphibien und Selachier ist ein ganz
anderes Gebilde , besitzt nicht jenes Röhrensystem und ist faserig. Diese Ei-
hülle muss die Befruchtung gestatten, die Eischale bildet sich erst nach der Be-
fruchtung. Durch jenes Röhrensystem finden die Spermatozoen den Weg ins In-
nere des Eies bis zur Dotterhaut. Diese ist bei Cyprinus erythrophthalmus,
Perca fluviatilis, Acerina vulgaris sammetarlig, auf der Oberfläche wie mit äus-
serst feinen Zotten bekleidet , welche unmittelbare Fortsätze der Haut zu sein
scheinen. ( Monatsber . Berl. Akad. März 164 — 168.)
v. Beneden, über die Symmetrie der jungen Schollen. —
Die Schollen sind bekanntlich die einzigen Wirbelthiere mit auffallender Asym-
metrie ihres Kopfes und aus theoretischen Gründen muss man annehmen , dass
diese Asymmetrie im embryonalen Zustande nicht vorhanden ist* Beispiele von
318
minder auffallender Asymmetrie gewährt der Schädel einiger Cetaceen , die Ent-
wicklung nur eines Stosszahnes bei dem Narwal, die verschiedene Richtung des
rechten und linken Gehörganges bei den Eulen. [Je weiter man die Verglei-
chung der rechten und linken Hälfte der Wirbellbiere fortsetzt, desto mehr sieht
man die Symmetrie schwinden in dem Giade als die Formen für das Ganze
bedeutungsloser werden. Referent sah noch nie einen Sängelhierschädel , an
welchem die hintern Enden beider Nasenbeine vollkommen symmetrisch waren
und ebenso verhält es sich mit den Zähnen der Nähte der einzelnen Schädel-
knochen. Die Asymmetrie der Lungen, Nieren, Eierstöcke und andrer paariger
Organe verdient gleichfalls hier erwähnt zu werden. Auffallend verschieden pfle-
gen die Muskelanheftungsstellen an den Knochen der rechten und linken Körper-
hälfte zu sein.] ß. beslältigt nun für die Pleuronecten durch Beschreibung ei-
nes ganz jungen Thieres die Vermulhung der ursprünglichen Symmetrie. Die
Wirbelsäule des Thieres war noch nicht gegliedert , die Schädelknochen noch
nicht abgetheilt, der Magen noch nicht von Oesophagus abgesetzl, das Blut noch
weiss u. s. vv. Der Mund war vollkommen symmetrisch, Kiefer und Zwischen-
kiefer auf beiden Seiten einander gleich, die Nasenlöcher symmetrisch, die Au-
gen auf beiden Kopfseiten gleich gestellt. Das eine Auge rückt allmählig hin-
über auf die andere Seite, denn bei einem etwas ältern Individuum fand es
v. B. in der Mittellinie des Kopfes gelegen. ( L’Institut Mars 86.)
Harless, die Chromatophoren des Frosches. — Die Farbe
der Frösche wechselt , wenn auch in minder auffallendem Grade als bei dem
Chamäleon, am auffallendsten noch bei dem Laubfrosch, wo sie vom hellsten
Grassgrün bis zum tiefsten Saftgrün , ins Braune , selbst schwärzlich Braune
spielt. H. untersuchte diese Erscheinung sorgfältig , verglich sie in allen Ein-
zelheiten mit den von Brücke über das Chamäleon (cf. ßd. 1. 20.) dargelegten
Untersuchungen und gelangte zu folgenden Resultaten: ]) Die Interferenzzellen
gehören bei dem Chamäleon der Epidermis an , bei dem Frosch der unter der
Oberhaut gelegenen Schicht von Pigmentzellen. 2) Die Interferenzzellen des
Chamäleons spielen eine sehr untergeordnete Rolle in Beziehung auf die Erzeu-
gung einer respecliven Färbung der Haut, die des Frosches dagegen eine sehr
wesentliche. 3) Ein bestimmt farbiges Pigment fehlt bei dem Chamäleon , die
zwei vorkommenden sind weiss und schwarz, bei dem Frosch ist ein sehr leb-
haft gefärbtes, nämlich gelbes vorhanden. 4) Die Interferenzfarben sind bei dem
Chamäleon je in einer Zelle constant , bei dem Frosch verschieden oder gar
nicht vorhanden , je nach den Zuständen des Thieres und äusseren Veranlassun-
gen. 5) Das brechende Medium in den Interferenzzellen des Chamäleons ist
Luft, in denen des Frosches eine Flüssigkeit. 6) Der Falbenwechsel des Cha-
mäleons beruht auf einer Ueber- und Nebeneinanderlagerung eines vveissen und
schwarzen Pigmentes, wobei jenes als trübes Mittel wirkt; der Farbenwechsel
des Frosches auf einer veränderbaren Vcrlbeilung der braunen Molecüle in der
horizontalen Pigmentebene , von welcher einerseits das grössere oder geringere
Durchscheinen des darunter gelegenen gelben Pigmentes, andrerseits die Mäch-
tigkeit der die Interferenzerscheinung an den schwarzen Pigmentzellen bedingen-
den Flüssigkeitsschicht in letztem selbst abhängt. Diese drei Umstände zusam-
men bewirken die jeweilige Färbung der Haut. 7) Die in senkrechter Richtung
wechselnde Vertheilung der meisten Pigmenlmolecüle des Chamäleons soll von
Contractionszuständen der Cutisfasern abhängen, während bei dem Frosch vor-
läufig dieselben als unbelheiligt , die Zellenwandungen dagegen selbst als con-
tractil erscheinen. 8) Erregung der motorischen Hautnerven erzeugt bei beiden
die helleren Farben. 9) Das Chamäleon wird nach dem Tode dunkel, der
Frosch heller. 10) Das Licht scheint ein stärkeres Erregungsmittel für das
Chamäleon, auch unter sonst ungünstigeren Umständen als für den Frosch. 11)
Bei beiden sind es zuletzt die aus der Summe aller Einflüsse resultirenden
Stimmungen der Nerven, welche die Farbe der Haut so oder so erscheinen las-
sen. (Zeitschr. f. wiss. Zoolog. V. 372—379.)
Peters theilt die Diagnosen dreier neuen Vogelarten aus Mossambique
mit , nämlich Francolinus Humboldti zwischen Fr. Swainsoni und Fr. Clapper-
319
toni stehend, durch die Färbung der langen Federn der Weichen ausgezeichnet;
ferner Pogonias melanoplerus in Grösse und Gestalt dem P. nigilborax Cuv.
gleich, aber ohne alle gelbe Färbung am Körper und Flügeln ; und Ortygometra
egregia. ( Berl . Monatsber. März 134.)
Brehm, zur Sippe der Blaukehlchen (Cyanecula) und
deren Mauser. — B. vereinigt in diese Gruppe vier Arten: das weiss-
slernige Blaukehlchen Cyanecula leucocyana ßhm., das wölfische C. Wolfi Bhm.,
das schwedische C. suecica und das östliche C. orientalis Bhm. ( = C. dichro-
sterna Cab ). Sie können weder mit den Nachtigallen , noch mit den Roth-
schwänzen, noch mit den Bolhkehlchen vereinigt werden, denn 1) ist ihre Farbe
und Zeichnung ganz eigenthiimlich (die prächtig blaue Kehle des Männchen),
2) haben sie ganz bestimmte Aufenthaltsorte (Schlammläufer, in Gebüsch, Bohr,
Schilf, von Wasserinsecten und deren Larven lebend). 3) zeigen sie viel Ei-
gentümliches in ihrem Betragen (Laufen, nicht Hüpfen, steigen beim Singen in
die Luft, schnurrender Gesang). 4) legen sie schmutzige grau bläulich grüne,
lehmroth gepunktete und gewässerte Eier. 5) Endlich ist ihre Mauser eigen-
thümlich, das Jugendkleid weicht von dem der Alten ab, ebenso das erste Herbst-
kleid , im Frühjahr mausern sie am Vorderhalse , die Alten mausern nach dem
Brutgeschäfft , im Winter nicht. ( Ornithol . Journ. II. 33 — 36.)
Ornithologische Notizen: 1) Gätke beobachtete auf Helgoland
einige daselbst änsserst seltene Vögel so Lestris crepidata am 31. Juli; im Au-
gust Merula rosea , im October Muscicapa parva , Procellaria pelagica , Sylvia
aquatica, Begulus modestus.
2) In der Sammlung des Herzog Ernst zu Coburg - Gotha befindet sich
ein Exemplar des ägyptischen Regenvogels, Pluvianus aegyptius, aus Südspanien,
dessen Vorkommen im südlichen Europa bis jetzt noch nicht mit Sicherheit
nachgewiesen war. Als besserer Gattungsname für Pluvianus wird Hyas vor-
geschlagen.
3) Bei Plock in Russisch- Polen nistet im dichten Rohrwalde in der Nahe
des Wassers ein Uhu - Paar , Strix bnbo. Das Nest gross und flach auf umge-
knicktem Schilfe liegend, ist ungeflochten, ein grosser Klumpen von verschiede-
nem Materiale, darum ein wahres Magazin von Federn, Knochen, Häuten, Gewölle
und ein kaum erträglicher Gestank. Auch Häute von Stacheligeln waren unter
den Nahrungsresten. Die alten Uhus tragen ihren Jungen so viel Hasen, Enten,
Rohr- und ßlässhühner, Balten, Mäuse und Igel zu, dass ein Bauer jeden Mor-
gen das Geniessbare vom Neste wegholt und daran mit seiner ganzen Familie
ausreichende tägliche Kost hat.
4) Der sonst ganz harmlose Wachtelkönig, Crex pratensis, wurde in ei-
nem Vogelhause in Gesellschaft vieler andrer Vögel ein gefährlicher Raubvogel.
Man fand seitdem der Wachtelkönig in das Haus gesetzt war täglich todte und
theilweise verzehrte Vögel, kleinere und grössere, ohne dass man wusste, wer
der, Mörder sei. Als einst das Wasser vorzusetzen vergessen war und dann die
durstigen Vögel über das endlich gereichte herfielen, war der Wachtelkönig der
erste der sich stärkte. Lief dann munter und fröhlich herum und schlich sich
darauf vorsichtig an eine Sylvia rnbecula heran, hieb sie tüchtig mit dem Schna-
bel und verzehrte sie zuletzt. Wahrscheinlich möchte also wohl der Wachtel-
könig in der freien Natur ein Räuber der vielen jungen Brut und der Eier auf
seinem Gebiet sein.
5) Von dem höchst merkwürdigen Spälbriiten der Vögel gibt die Schleier-
eule, Strix flammea ein Beispiel. Man fand dieselbe am 8.. November 1851 auf
dem Thurme einer Fabrik in Trebnitz auf vier Eiern brütend und dieselbe Eule
auf eben der Stelle am 10. Novbr. 1852 auf fünf Eiern. In beiden Jahren
wurde in Schlesien eine übermässige Vermehrung der Mäuse beobachtet nnd
vielleicht steht diese reichliche Nahrung mit der späten Brütelust in einem in-
nigeren Zusammenhänge. Ob die Eule ihre Jungen aufgebracht hat , ist nicht
erzählt.
320
6) Die mäusevertilgenden Eulen bewähren sich im Frühjahr besonders
als ausgezeichnete Verfolger schädlicher Insekten, deren Raupen sie in ungeheu-
ren Mengen vertilgen. Martin öffnete den Magen eines alten Waldkauzes , Strix
aluco , und fand denselben fast ganz mit Insecten erfüllt, er zählte allein 75
Raupen des Kiefernschwärmers , Sphinx pinastri. Und dennoch stehen Schiess-
prämien auf diesen den Forsten und Feldern so überaus nützlichen Vögeln!
7) Martin warf einst den Cadaver eines von ihm ausgeslopften Wolfes
auf dem Hof, wo er da es Winter war, längere Zeit liegen blieb. Die auf dem
Hofe herumlaufenden Gänse knabberten alsbald an dem steifgefrorenen Isegrimm
herum und fanden das Fleisch wohlschmeckend , so dass sie alles bis auf die
Knochen verzehrten. Von nun an fielen sie über jeden ihnen vorgeworfenen
Cadaver begierig her und gebärdeten sich als die wüthendsten Fleischfresser.
Der Besitzer der Gänse, besorgt um den Wohlgeschmack seiner Braten, entzog
denselben endlich den schon gewohnten Genuss. ( Ebda Heft 1. 2.)
Gervais, Osteologie der Gattung Anomalurus und über
die natürliche Classification der Nager. — Nachdem sich G.
über die längst anerkannte Wichtigkeit der innern Organisation für die natür-
liche Systematik veibreitet hat, wendet er sich zur Gattung Anomalurus, welche
Waterhouse 1842 für eine Art von Fernando Po aufgestellt hat. Das Thier äh-
nelt in seiner äussern Erscheinung Pteromvs , hat auch die Flughaut zwischen
den Gliedmassen, aber an der untern Seite des ersten Drittels des Schwanzes
dicke Schuppen. Der Schädel dagegen ist merklich von dem der Eichkätzchen
verschieden, denn er hat keinen vorspringenden Postorbitalfortsatz, an Stelle des
kleinen Unleraugenhöhlenkanales findet sich eine grosse Perforation , durch wel-
che ein Theil des Masseters hindurchgeht. Waterhouse verbindet die Gattung
mit den Myoxincn. Gray hatte unabhängig von Waterhouse das Thier als Pte-
romys derbianus characlerisirt , aber bald darauf Waterhouse’s Gattung erkannt.
Neuerdings haben Temmink und Schlegel eine zweite Art , A. Pelei , von der
Westküste Afrikas aufgestellt und von dieser Art konnte G. ein Skelet untersu-
chen. Er findet keine grössere Aehnlichkeit am Schädel mit den Myoxinen als
mit den Sciurinen. Das Unteraugenhöhlenloch stimmt vielmehr mit Sphinggurus,
Acantliion u. a. Hystricinen überein, ebenso der übrige Schädel und das Gebiss,
daher die Gattung in diese Familie zu verweisen. Die Wirbelsäule hat dreizehn
rippentragende Wirbel, 9 rippenlose, 4 Kreuz- und 31 Schwanzwirbel. Das
Schulterblatt zeichnet sich durch die kielarlige Erhöhung des Hinterrandes aus
und durch den sehr starken coracoideus. Das Schlüsselbein ist vollkommen.
Der Humerus hat eine starke Deltaleiste und ist in der Olecranongrube perforirt.
Radius und Cubitus sind ihrer ganzen Länge nach getrennt, das Olecranon sehr
ansehnlich, fünf Finger, der Daumen kurz, mit Galeopilhekenähnlicher Nagelpha-
lanx, das Becken schlank, der kleine Trochanter des Femur sehr entwickelt, der
dritte Trochanter in Form einer Leiste, Fibula ganz von der Tibia getrennt,
fünf Zehen. Das Männchen hat einen grossen Ruthenknochen. Die vier Mahl-
zähne in jedem Kiefer sind von gleicher Grösse ynd Form , ihre Kaufläche mit
freien Schmelzinseln, der Schmelzrand der obern aussen, der untern innen mit
einer Falte, die Nagzähne vorn gelb. In der am Schlüsse milgelheilten Ueber-
sicht der Familien und Gattungen der Nager nimmt G. für dieselben 2 Unter-
ordnungen an, wovon die erste die Duplicidentata mit der einzigen Familie der
Lepusidae (!!) begreift, die zweite 8 Familien nämlich 1) Caviadae mit Hydro-
choerina und Kerodonlina. 2) Hystricidae mit Coelogenyna, Chloromyina, Syne-
therina , Hystricina, Echimyina, Capromyina , Anomalurina. 3) Lagostomidae.
4) Ctenomydae. 5) Dipodidae mit Ctenodactylina , Pedetina, Dipodina. 6) Mu-
ridae mit Gerbillina, Arvicolina, Murina, Myoxina. 7) Pseudostomidae mit Di-
podomyina , Pseudostomina. 8) Sciuridae mit Castorina , Arctomyina , Sciurina.
(Ann. sc. nat. XX. 238—246. Tb. 13.) Gl.
— HMOWIf—
Correspondenzblatt
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
für
Sachsen und Thüringen
in
Halle.
1854. April. JWIV,
Sitzung am 5. April.
Eingegangene Schriften :
1) Wiirtemberger natnrwissenschafll. Jahreshefte. 2. Heft 1854 nebst Alias.
2) Gerding, Einführung in das Studium der Chemie oder die Grundlehren
der allgemeinen Chemie. Mit 77 Holzschn. Leipzig 1852. 8o.
Geschenk des Hrn. Verfassers.
Als neues Mitglied wird vorgeschlagen :
Herr Dr. R. Puls, Lehrer der Mathematik und Physik am Gymna-
sium in Torgau,
durch die Herren Giebel, Schwarz und Baer.
Nach Uebergabe des Februarheftes der Zeitschrift verbreitete
sich Herr Giebel über eine neue paläontologische Entdeckung des
Herrn Bergeleve Knibbe — Auffindung eines Trilobiten in den Stein-
kohlen führenden Schichten bei Weltin (S. 269).
Vorgelegt wurde darauf ein prächtiges in Thüringen geschos-
senes Exemplar vom Auerhahn , ferner ein etwa 5 Zoll Durchmesser
haltender, völlig kugelrunder, aus fasrig coneentrischen Schichten mit
spiegelglatter Oberfläche bestehender Darmstein vom Pferde, ein mit
Pflanzenabdrücken erfülltes Stück Braunkohle von Bruckdorf; sodann
durch Herrn Andrap, eine ihm von Herrn Ritter v. Pittoni in
Gralz mitgetheille Sammlung steirischer Pflanzen , welche besonders
die seltnem und interessantem Arten subalpiner und alpiner Höhen
enthielt und deren Exemplare eine vorzügliche Conservation auszeich-
nete. Derselbe knüpfte daran einige Bemerkungen über die Art ihres
Vorkommens und ihrer Verbreitung.
Mit dieser Sitzung schliesst das Wintersemester; das Sommer-
semester beginnt am 26. d. M.
Sitzung am 26. April.
Eingegangene Schriften :
1) Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Heft VI. VII.
Zürich 1852. 53. 8o.
21
322
i
2) Abhandlungen des zoologisch- mineralogischen Vereines in Regensburg.
Heft IV. Regensburg 1854. 8o.
3) Nachrichten von der Georg-Augusts Universität und der Königl. Gesell-
schaft der Wissenschaften zu Göttingen 1853. Göttingen. 8o.
4) A. Schreiber, über die geognostische Beschaffenheit der Umgegend Mag-
deburgs. Mit geogn. Karte. (Urogramm der Gewerbe- und Handelsschule
in Magdeburg 1854.) — Geschenk des Hin. Verf.
5) C. Tr. Sachse, Beobachtungen über die Witterungs- und Vegelationsver-
hältnisse des Dresdner Elbthaies während der Jahre 1847 — 1852. Dres-
den 1853. 8o. — Geschenk des Hm. Verf.
6) J. Elsner, über die ungewöhnlichen gegenwärtigen Naturerscheinungen
nebst darauf gegründeten meteorologischen Folgerungen und Schlüssen.
Breslau 1837. 8o.
7) Baumgarlen - Crusius , Fragmenla Physiognomices medicae. Diss. inaug.
Halae 1853. 8o.
8) The Chemist. Montly Journal, new serie. March. London 1854. 8o.
9) Daguerre, description pratique des procedes du Daguerreotype et du Dio-
rama avec 6 pl. Berlin 1840. 8o.
10) Van Claerbergcn, Vertoog over de veengravergen. Leenwarden 1766. 8o.
11) C. Beckert, das Bad Hohenstein mit seinen allseitigen Heilbranchen. Mit
3 Stahlstichen und 1 Plan. Leipzig 1843. 8o.
12) J. Metzger, über den menschlichen Kopf in anthropologischer Hinsicht.
Königsberg 1803. 8o.
13) Charmeton, Traite des Ecrouelles. nouv. edit. Paris 1755. 8o.
14) D. Kyber, Lexicon rei herbariae trilingue. Argenlorati 1553. 8o.
15) G. E. Rosenthal, Beiträge zur Verfertigung, der wissenschaftlichen Kennt-
niss und dem Gebrauche meteorologischer Werkzeuge. Gottia 1781. 8o.
16) A. de Haen , difficultates circa modernorum systema de sensibilitate et
irri labil i late humani corporis. Lugd. Bat. 1761. 8o.
17) Le Cat, Cours abrege d’Osteologie. Rouen 1768. 8o.
18) Dissertation physique ä Poccasion du Negre blanc. Leyde. 1744. 8o.
19) Okens Isis 1830. Heft V — VII. Enthält den Bericht über die Versamm-
lung der Naturforscher und Aerzte zu Heidelberg 1829.
20) Rabaut de St. Etienne, lettre sur lavie et les ecrits de Court de Gebelin.
Paris 1784. 4o.
21) E. F. Glocker, Versuch einer Characteristik der schlesisch - mineralogi-
schen Literatur bis zu Ende des XVIII. Jahrhunderts. 4o.
22) H. F. Borghoff, das Wilhelminen-Seebad auf der Insel Föhr in der Nord-
see. Altona 1837. 8.
23) Eckhoff, das Seebaden, oder das Meerwasser und seine Heilkräfte. Kiel
1853. 8o.
24) German hospital, Dalston. opened 15th October 1845. London 1848. 8o.
25) R. v. Welz , die Einathmung der Aelherdämpfe in ihrer verschiedenen
Wirkungsweise. Würzburg 1847. 8o.
26) C. Grandidier, Bad Nenndorf physicalisch-chemisch und medicinisch dar-
gestellt. Berlin 1851. 8o.
27) W. Scheibner, über die Berechnung einer Gattung von Functionen, wel-
che bei der Entwicklung der Störungsfunction erscheinen. Habilitations-
dissertation. Leipzig 1853. 4o.
Nr. 6 — 27 Geschenk des Hrn. Zuchold.
Als neues Mitglied wird aufgenommen :
Herr Dr. R. Puls, Lehrer der Mathematik und Physik am Gymna-
sium in Torgau.
Als neue Mitglieder werden angemeldet:
Herr Lohse aus Giessin hei Schkeuditz
durch die Herren Giebel, Schaal und Möller.
323
Herr Dr. Eichel
„ Dr. Grundier
„ Dr. Grosse II.
„ Oberlehrer F o c k e
„ Lehrer Voigt
aus Aschersleben
und als auswärtiges Mitglied
Herr Otto Goldfuss in Bonn
durch die Herren A. Schmidt, Giebel u. Söchting.
Herr Giebel tlieilte Haismann’s interessanten Bericht über die
Auffindung von Quecksilber im Diluvium der Lüneburger Haide mit.
Herr Söchting gab unter Vorlegung des 9. Bandes der Ver-
handlungen der Gesellschaft der Wissenschaften zu Harlem , einen
kurzen Abriss von sämmtlichen Abhandlungen, die bei der Gesellschaft
auf die von ihr gestellte Preisfrage: „über das Vorkommen und die
Entstehung der Einschlüsse von Mineralien in andern“ eingegangen
waren und sämmtlich mit der goldenen Medaille gekrönt wurden.
Der Vortrag wurde durch Vorzeigen der betreffenden Handstücke er-
läutert und am Schlüsse noch auf das Vorkommen des Gelbbleierzes
als Versteinerungsmaterial aufmerksam gemacht.
April -Bericht der meteorologischen Station in Halle.
Zu Anfang des Monats zeigte das Barometer bei W und be-
decktem Himmel einen Luftdruck von 28"1,'"77 und stieg, während
der Himmel sich allmählig aufhellte, bis zum folgenden Nachmittag
2 Uhr auf 28//3,/</48. An den folgenden Tagen beobachteten wir
bei sehr veränderlicher, aber vorherrschend westlicher Windrichtung
und bei eben so veränderlichem durchschnittlich ziemlich heiterem
Wetter ein Sinken des Barometers unter mehrfachem Schwanken bis
zum 9. Nachm. 2 Uhr (27" 10, '"32)1, worauf sich der Wind nach
NO herumdrehete und das Barometer anfangs langsam, vom 12. an
aber sehr schnell stieg und am 13. Morgens G Uhr die Höhe von
2S"5,"'G7 erreichte. Vom 13. an sank der Luftdruck im Allgemei-
nen langsam aber unter sehr bedeutenden Schwankungen bei vorherr-
schendem 0 und meistens völlig heiterem Himmel bis zum 22. Nach-
mittags 2 Uhr ( 27"3,'"01 ), Schon am 21. hatte sich jedoch der
Himmel mit Wolken überzogen, am 22. drehete sich der Wind bei
bedecktem Himmel nach NW und nun stieg das Barometer ziemlich
schnell, so dass es schon am 25. wieder die Höhe von 28"1,'"45
erreichte. Obgleich nun an den folgenden Tagen der NW vorherr-
schend blieb, fiel doch das Barometer bis zum 28. Nachmittags 2
Uhr ziemlich schnell (27"3,'"24) worauf es bei SW — W bis zum
Schluss des Monats wieder um einige Linien stieg.
324
Der mittlere Barometerstand war auch in diesem Monat wieder
ziemlich hoch = 27" 1 1 ,/y/63 ; der höchste Stand am 13. Morgens
6 Uhr war 28"5,"/67; — der niedrigste Stand am 22. Nachmittags
2 Uhr = 27"3,'"01. Demnach betrug die grösste Schwankung im
Monat 14, "'66. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde
am 26. bis 27. Abends 10 Uhr beobachtet, wo das Barometer von
28"0,'"23 auf 27"4,"'80, also um 7, "'43 gesunken war.
Die Wärme der Luft war zu Anfang des Monats der Jahreszeit
angemessen, sank aber gegen die Mitte des Monats so bedeutend, dass
dadurch das monatliche Mittel weit unter die gewöhnliche Wärme
des Monats (c. 8°) herabgedrückt wurde. Merkwürdiger Weise wurde
wieder die höchste Wärme zugleich mit dem niedrigsten Barometer-
stände beobachtet. Es war die mittlere Wärme der Luft im Monat
= 5,°9. Die höchste Wärme wurde am 22. Nachmittags 2 Uhr
= 17, 30 ; die niedrigste Wärme am 25. Morgens 6 Uhr = 2,°0
beobachtet.
Die im Monat beobachteten Winde sind :
N = 9
NO = 5
NNO = 2
ONO = 0
0 = 17
SO = 3
NNW = 1
OSO = 0
S = 1
NW =19
SSO = 1
WNW = 3
W= 9
SW = 9
SSW = 1
WSW = 4
woraus die mittlere Windrichtung im Monat berechnet ist auf: W —
50°51'8,"18-N.
Im Allgemeinen zeigte das Psychrometer eine seltene Trocken-
heit der Luft an. Im monatlichen Mittel beobachteten wjr eine re-
lative Feuchtigkeit der Luft von 62 pCl. bei dem miltlern Dunstdruck
von nur 2,'"öl. Am trockensten war die Luft am 15. Nachmittags
2 Uhr, wo das Psychrometer 18 pCt. relative Feuchtigkeit der Luft
bei nur l,'"27 Dunstdruck angab. Dem entsprechend hatten wir
auch durchschnittlich ziemlich heiterem Himmel. Wir zählten
6 Tage mit bedecktem, 3 Tage mit trübem, 4 Tage mit wolkigem,
5 Tage mit ziemlich heilerem, 6 Tage mit heilerem, 6 Tage mit völ-
lig heiterem Himmel. An 10 Tagen wurde Regen , meistens jedoch
nur wenig beobachtet, so dass auch die Summe der im Regenmesser
aufgefangenen Wassermengen verhällnissmässig gering ist. Dieselbe
beträgt 110, "45 Pariser Kubikmaass, oder durchschnittlich täglich
3, "68 auf den Quadratfuss Land.
Am 16. Nachmittags gegen 4 Uhr wurde ein schwaches Gewit-
ter mit wenig Regen beobachtet. Weber.
— —
(Druck von W. Plötz in Halle.)
Zeitschrift
für die*
Ges a in in t e n N a turwissenschaften.
1854. Mai. JV? V.
Die neusten Untersuchungen über die ßraclriopoden von
Owen, Carpcnter und Davidson mit einigen ZiiScätzen
(Taf. 11. 12.)
von
Oscar Schmidt
in Jena.
So eben ist in den Schriften der Palaeontographical
Society der 1. Band einer Monographie über die fossilen
britischen Brachiopoden erschienen*), der als Einleitung zum
ganzen auf 4 Bände berechneten Werke die Anatomie die-
ser Thiere von R. Owen enthält , ferner microscopische
Untersuchungen über die Structur ihrer Schalen von Car-
p enter und die systematische Uebersicht von Davidson.
Alle drei Theile dieser Einleitung sind von ganz vorzügli-
chen Kupfern begleitet; die Namen der Bearbeiter bürgen
aber überhaupt für die Vortrefflichkeit ihrer Leistungen.
Owen, dessen Untersuchungen sich auf Terebr. chilensis,
Ter. Sowerbyi, Ter . psittacea, Waldheimia flavescens und Lin-
gula anatina beziehen, ist der Ansicht, dass die Brachiopo-
den und Lamellibranchiaten zwei gleichberechtigte Gruppen
sind , erstere besonders characterisirt durch das geringere
*) British fossil Brachiopoda. By Thomas Davidson. Vol. I. With a
general introduction : 1. On the anatomy of Terebratnla , by Prof. Owen. 2.
On the intimate structure of the Shells of the Brachiopoda , by Prof. Ca rp en-
ter. 3. On the Classification of the Brachiopoda, by Th. Davidson. London,
printed for the Palaeontographical Society, 1851 — 1854.
III. 1854.
22
326
Locomotionsvermögen und den Mangel besonderer Kiemen.
Ihre beiden, als Kiemen fungirenden Mantelhälften besitzen
kleine, blindsackartige Fortsätze, welche in die eigenthüm-
lichen Schalenporen sich erstrecken und entweder mit der
Respiration zu thun haben oder zugleich Excretionsorgane
sein mögen.
Bekanntlich haben die Terebrateln im Verhältniss zu
den Lamellibranchiaten einen complicirteren Muskelap-
parat, den Owen schon vor längerer Zeit ausführlich be-
schrieben, hier aber nochmals durch höchst gelungene Ab-
bildungen erläutert. Es sind :
1. Adductores longi, jeder besteht aus zwei Theilen und
ihre Wirkung ist um so kräftiger, als ihre Anheftungsflä-
chen ziemlich weit vom Schlosse entfernt liegen ; sie ziehen
die Schalen gegen einander.
2. Adductores breves, ebenfalls ein symmetrisches Paar ;
ihre Anheftungsstelle in der Bauchschale (der durchbohrten)
liegt etwas vor der der vorigen, von wo sie sich nach dem
Schlossfortsatz der Rückenschale erstrecken.
3. Musculi cardinales (Angelmuskel), ein drittes, zwi-
schen beiden Schalen verlaufendes Paar , unmittelbar am
Schlosse; sie dienen vielleicht mit dazu, den innerhalb der
Schalen liegenden Theil des Stieles herauszuziehen.
4. Retractores inferiores , Muskelpaar von der Bauch-
schale zum Stiel.
5. Retractores superiores , von der Rückenschale zum
Stiel.
6. Capsularis, zum Theil fleischige, meist aber sehnige
Fasern, welche die Basis des Stiels umgeben.
7. Armmuskeln. — 8. Mantelmuskeln , im Mantel-
rande, aber nur schwach entwickelt, so dass sie keine Ein-
drücke auf den Schalen erzeugen.
Wozu die sogenannten Arme eigentlich dienen , lässt
sich noch immer nicht mit Bestimmtheit angeben.
Das Centrum des Nervensystems ist ein Schlund-
ring. Von hier aus gehen ein Paar zarte Nerven in die
Arme ; eine zweite , sehr bedeutende Nervenpartie breitet
sich im Mantel aus, und eine dritte versieht die Eingeweide.
Spuren von Sinnesorganen haben sich nirgends gefunden.
327
Der nach unten gekehrte, an der Basis der Arme ge-
legene Mund besitzt eine dickere Ober- oder Vorderlippe
und eine dünnere, aber breitere Unterlippe; in ihn gelangt
die Nahrung durch Wimperbewegung ; Schlund kurz; der
Magen eine einfach längliche Höhlung; der Darm kurz,
öffnet sich in die Mantelhöhle und ist bis fast ganz zu Ende
von einem äusserst zarten venösen Sinus umgeben. Die
aus zahlreichen, verzweigten Blindsäcken bestehende Le-
ber ist ungefähr dreimal so gross, als der Magen; ihre,
gewöhnlich 2 Ausführungsgänge münden in den Cardialtheil
des Magens.
Das Gefässsystem anlangend, so bestreitet Owen
wenigstens hinsichtlich der Brachiopoden die ziemlich all-
gemein verbreitete Ansicht, dass die Venenwandungen ver-
schwinden , und das Blut sich in einem sogenannten Lacu-
nensystem bewegen sollte, eine Ansicht, wogegen sich auch
Keber in seiner Abhandlung über die Teichmuschel erhoben.
Die Kammern der beiden Herzen treiben das Blut in meh-
rere Mantel- und Visceralarterien. Nachdem sich die Man-
telarterien verzweigt , bilden sich in den Mantelhälften
grössere venöse Sinusse, von wo aus das Blut in Vereini-
gung mit dem in ähnlichen, die Eingeweide begleitenden
Erweiterungen enthaltenen Blute zu den Ilerzvorkammern
zurückkehrt. Es geht daraus hervor, dass das Blut, im Ver-
gleich zu den höheren Mollusken, nie rein arteriell in das
Herz gelangt, sofern nämlich wirklich die Mantellappen das
alleinige Athemorgan sind. Das zu den Eingeweiden ge-
geführte Blut kommt venös, das aus dem Mantel arteriell
in die Vorkammern; die Körperarterien empfangen nur ge-
mischtes Blut; ein arterielles Blut findet sich also, ähnlich
wie bei den Amphibien nur auf dem Wege zwischen Athem-
organ und Herz. So, glaube ich, sind, nach den bisherigen
Untersuchungen, diese in den Lehrbüchern unklar ausge-
drückten Verhältnisse aufzufassen. Owen stellt, wie schon
erwähnt, das Verschwinden der Venenwandungen in den
Erweiterungen in Abrede. Bei der sorgfältigsten Aufmerk-
samkeit konnte er sowohl in den Mantellakunen als in den
die Eingeweide gleich einem Peritonäum umgebenden Aus-
328
Weitungen immer die eigenthümliehe Venenwandung ver-
folgen.
Durch die Untersuchung von Spiritus-Exemplaren kam
Owen zu der Ueberzeugung, dass die Geschlechter ge-
trennt seien. Neuerlich hat auch Joh. Müller (nach einer
Zeitungsmittheilung über eine Sitzung der naturforschen-
den Freunde in Berlin) dieselbe Vermuthung ausgesprochen.
Ich habe aber von diesem Umstande schon im Sommer 1850
während meiner norwegischen Reise durch Zergliederung
lebender Terebrateln am Oexfjord die Gewissheit gehabt, und
dies in der zweiten Auflage meiner vergl. Anatomie S. 314.
(1852) und in meinem Lehrbuch der Zoologie S. 295. (1854)
wiederholt ausgesprochen. Die Geschlechtsdrüsen liegen
im Mantel, ihre Gestalt zeigt hei der von mir untersuchten
Terebratula sp.?*) häufig individuelle Abweichungen (confr.
Fig. ITaf. XI.) ; Hoden und Eierstöcke ähneln sich; die Zoo-
spermien sind fadenförmig mit einem feinen Köpfchen (Fig.
2.). Auch die ersten Anfänge der Entwicklung konnte
Owen an den Eiern von Lingula beobachten; der im frühe-
sten Stadium elliptische Embryo versah sich später an dem
einen Ende mit einem Stiel, ohne dass über seine Organi-
sation oder weitere Verwandlung sich etwas ergeben. Da-
von weichen die von mir beobachteten Embryonen der nor-
wegischen Terebr. bedeutend ab (Fig. 3). Sie sind einem aus
2 ungleichen Hälften bestehenden Euastrum, etwa gemmatum
oder ansatum Focke ähnlich; das abgerundete Ende scheint
das vordere zu sein. Die etwas weniger breite Hinterhälfte
läuft in zwei ausgezogene Ecken aus. Wie ist die weitere
Entwicklung? In keinem der von mir untersuchten Eier-
stöcke , denn in diesem befanden sich die Embryonen,
war die Entwicklung weiter vorgeschritten. Bei der völ-
ligen Unwissenheit, in der wir uns zur Zeit noch über die
*) Diese von mir in Oexfjord häufig gefundene Terebratel stimmt mit
keiner der von Loven in seinem Index der Scandinavischen Mollusken angeführ-
ten überein. Nach der Slructur der Schale ist sie kaum von Waldheimia (Te-
rebratula) australis zu trennen. Die ächten Terebrateln der norwegischen Nord-
küste sind nach Loven T. psittacea , T. caput serpentis, T. cranium und septi-
gera. Die meinige gleicht der Beschreibung nach am meisten der septigera, be-
sitzt aber das characteristische Septum der Unterschale nicht.
329
Evolution der Terebrateln befinden, ist jeder kleine Beitrag
zur Aufhellung der Frage willkommen.
Wir wenden uns zum zweiten, von Carp enter be-
arbeiteten Abschnitt , die Structur der Schale betreffend.
Er ist ein nothwendiges Supplement zur vorausgegangenen
Anatomie und für die Bestimmung und Classificirung der
lebenden und fossilen Arten von höchster Wichtigkeit.
Bei den gewöhnlichen Bivalven unterscheidet man be-
kanntlich eine äussere und eine innere Lage ; die Schale der
Brachiopoden scheint ihrer ganzen Dicke nach nur der äus-
seren Lage jener zu entsprechen, ist also als eine verkalkte
Epidermis zu betrachten und wächst durch Apposition am
Rande. Stellenweise geschieht die Apposition auch an an-
deren Orten unter der alten Schale, jedoch immer von der-
selben Structur. Bei den Lamellibranchiaten bildet sich im-
mer zwischen der ganzen inneren Schalenfläche und dem
Mantel eine neue Schicht.
Die Schalen aller Brachiopoden sind kalkig, mit Aus-
nahme der Discinidae und Lingulidae, bei denen sie hornartig
sind. Bei allen lebenden Terebratulidae und Rhynchonellidae ,
bei allen fossilen Arten dieser Gruppen und der Spiriferidae ,
Strophomenidae und Productidae , bei welchen die Schale nicht
in der Substanz metamorphosirt ist, besteht sie aus flachen
Prismen von beträchtlicher Länge, welche mehr oder weni-
ger regelmässig parallel laufen und mit der Oberfläche ei-
nen sehr spitzen Winkel, 10 — 12°, bilden. Die innere Ober-
fläche ist zierlich dachziegelförmig , indem jeder rundliche
oder zugespitzte Ziegel ein Prismaende ist ; die äussere
Oberfläche bietet in der Regel diesen Anblick nicht dar, in-
dem die Enden der Prismen hier mehr mit einander zu
verschmelzen scheinen. Die parallel laufenden Prismen
bringt man sich sehr leicht in abgesplitterten Stückchen
zur Anschauung. Carp enter ist zu der Annahme geneigt,
dass jedes Prisma, ähnlich den Schalenprismen von Pinna
u. a. aus einer verlängerten Zelle entsteht, obgleich der di-
recte Nachweis nicht geliefert ist. Bei sehr vielen Brachio-
poden werden die Schalen von zahlreichen Kanälen durch-
bohrt, die nach der Art ihrer Anordnung und der Weite der
Oeffnung nach der Species differiren ; häufig ist die Ober-
330
flächenöffnung weiter, der Kanal gewunden. Sie finden sich
ohne Ausnahme bei den lebenden und fossilen Terebratuli -
dae , sie fehlen ohne Ausnahme bei den Rhynchonellidae.
Unter den Spiriferidae und Strophomenidae besitzen sie einige
Arten, andre nicht.
Ich füge aus meinem Vorrath einige bei Carpenter
sich nicht findende Abbildungen bei, als eine schwache Er-
gänzung und zur besserer Instruirung für den Leser unse-
rer Zeitschrift, und nehme zugleich Gelegenheit, auf Kalk-
gebilde hinzuweisen, deren Vorhandensein den englischen
Bearbeitern gänzlich entgangen zu sein scheint. Sowohl
der Mantel als die Arme und Armcirren von Terebratulina
caput serpentis enthalten dicht gedrängt eine unzählige Menge
meist flächenhaft ausgebreiteter, unregelmässig ausgezackter
und durchlöcherter Kalkgebilde, wie die Figuren 1 — 6 Taf. 12
davon einige Muster zeigen. Es ist klar, dass diese Kalk-
massen die Tb eile, in denen sie Vorkommen, steif machen,
und namentlich möchten sie in den hohlen Cirren diesen
Zweck erfüllen , indem sie das Zusammenfallen der Wände
verhindern. Bei der andern von mir in Norwegen unter-
suchten Terebratel fanden sie sich nicht ; eben so wenig
habe ich sie in Terebratella dorsata nachweisen können.
Erneute , auf möglichst viele Arten ausgedehnte Untersu-
chungen werden zeigen , ob sie nur auf Terebratulina caput
serpentis beschränkt sind.
In dem dritten Abschnitt characterisirt D a v i d s o n die
Familien und Gattungen. Die Familien sind folgende.
T er ebr atulidae.
Das Thier ist unter der Meeresoberfläche an verschie-
denen Körpern durch einen musculösen , aus einem Loch
im Schnabel der grösseren Schale hervortretenden Stiel be-
festigt ; die Oeffnung dieser Schale ist zum Theil einge-
schlossen von einem ein - oder zweitheiligen Deltidium.
Die Mundanhänge (Arme) ganz oder zum Theil gestützt
durch Kalkfortsätze, gewöhnlich von Gestalt einer Schlinge,
verschieden in Form und Ausdehnung, aber immer an der
kleineren oder Rücken-Schale befestigt. Die Schalen immer
durchlöchert. Gen. Terebratula ; Subg. Terebratulina ; Sg. Wald-
331
heimia ; G. Terebratella ; Sg. P Trigonosemus ; G. Magas ; G. Bou-
chardia ; G. Morrisia; G. Agriope.
Unterfamilie — String ocephalidae.
Thier unbekannt; während des grössten Theils des Le-
bens durch einen Muskelstiel festgeheftet ; die Arme gestützt
durch ein sehr entwickeltes Gerüst ; in der Mittellinie der
Rückenschale ein kleineres , in der Bauchschale ein breite-
res Septum ; der Schlossfortsatz erstreckt sich bis zum
Bauchseptum ; Schale weitläufig durchlöchert. G. Stringo -
cephalus.
T h e c i d e i d a e.
Schale gewöhnlich dick , mit der Spitze der Bauch-
schale angeheftet; Mantel der inneren Schalenfläche an-
hängend ; Mundfortsätze brückenförmig über der Eingewei-
dehöhle vereinigt ; die gefranzten Arme auf sich zurückge-
faltet und gestützt von einem mehr oder weniger zusam-
mengesetzten Gerüst; Schale durchlöchert. G. Thecidium.
Spiriferidae.
Thier frei , selten vermittelst eines Muskelstiels fest-
sitzend ; Mundanhänge sehr entwickelt und vollständig ge-
stützt von einem spiraligen Kalkblatte ; Schale durchlöchert
oder nicht. G. Spirifer; Sg. Spirifera; Sg. Cyrtia ; G. Athyris ;
G. Spirigera ; G. Uncites; G. Atrypa.
Koninckinida e.
Thier unbekannt ; Muschel frei ; Schalen nicht ineinan-
der eingelenkt? Arme durch fcwei spiralige Lamellen ge-
stützt. G. Koninckina.
Rhynchonellidae.
Thier frei oder mit einem Muskelstiel angeheftet, der
aus einer vor dem Ende der Spitze der Bauchschale gele-
genen Oeffnung tritt; Arme spiralig gewunden und nur an
der Basis von einem Paar kurzer, gekrümmter Schalenfort-
sätze gestützt ; Schale undurchlöchert. G. Rhynchonella ; G.
Chamarophoria ; G. Pentamerus.
332
Unterfamilie ? Por a mb o nitida e.
Thier unbekannt, aber sicher wenigstens eine Zeit
lang durch einen Stiel festgeheftet ; kein Gerüst für die
wahrscheinlich fleischigen und spiraligen Arme ; inwendig
in jeder Schale zwei von den Spitzen ausgehende Kämme;
Schalen undurchlöchert. G. Porambonües.
Strop h o m e n i d a e.
Thier unbekannt ; einige scheinen frei gelebt zu ha-
ben; andre sassen zeitlebens oder eine Zeit lang fest; kein
Gerüst für die unzweifelhaft fleischigen und spiraligen Arme ;
Muschel mit einem geraden Schlossrande und einer niedri-
gen dreiseitigen Area in jeder Schale ; beide Schalen con-
vex , oder die eine convex die andre flach oder concav ;
Schalen mit oder ohne Löcher. G . Orthis; G. Orthisina; G .
Strophomena; G ? Leplaena.
Unterfamilie ? D avidsonidae.
Thier unbekannt ; Muschel durch einen Theil der
Bauchschale festsitzend ; Schlossrand gerade , mit einer
mehr oder weniger entwickelten falschen Area und einem
Deltidium an der festsitzenden Schale ; kein Kalkgerüst für
die Arme , welche augenscheinlich fleischig und spiralig
waren. G. Davidsonia.
Pr o duc tida e.
Thier unbekannt; Muschel frei oder mit der Spitze
festsitzend; Schalen entweder regelmässig eingelenkt, oder
statt dessen durch Muskeln zusammengehalten ; kein Arm-
gerüst ; Arme unzweifelhaft fleischig und spiralig. G. Chone-
tes; G. Strophalosia; Sg. Aulosteges ; G. Productus.
Calceolidae.
Thier unbekannt ; Muschel wahrscheinlich frei, Schalen
nicht eingelenkt ; Bauchschale pyramidal , mit breiter, fla-
cher, dreiseitiger Area; Rückenschale flach, halbrund, mit
gradem Schlossran(je , einem schmalen Angelfortsatz und
zwei seitlichen Gruppen von Kerben; weder ein Loch noch
Muskel- oder Gefässeindrücke. G . Calceola.
333
Craniadae.
Thier mit der Bauchschale festsitzend ; Arme fleischig,
spiralig ; weder Schloss- noch Einlenkungsfortsätze ; Rücken-
schale schüsselförmig. G. Crania.
D i sein i d a e.
Thier vermittelst eines Muskelstiels befestigt , der
durch einen in der Bauchschale selbst befindlichen Schlitz
oder rundes Loch tritt ; Arme fleischig ; Schalen nicht in
einander gelenkt. G. Discina; Sg. Orbiculoidea ; Sg. Trema-
tis; G. Siphonotreta ; Sg. ? Acrotreta.
Lin g u li da e.
Thier durch einen zwischen den Spitzen der Schalen
hervortretenden Stiel befestigt; Arme fleischig, ohne Gerüst;
Muschel nicht gelenkig verbunden und mit fast gleichen
Schalen, von horniger Beschaffenheit. G. Lingula ; G. Obolus.
Erklärung der Abbildungen. Tafel XL u. XII.
Taf. XI. Fig. 1. Die männlichen Geschlechtsorgane von Terebratula sp.?
Fig. 2. Samenthierchen daraus.
Fig. 3. Embryo derselben Terebratel.
Fig. 4. Schalenbruchstück derselben Terebratel, 200 M. vergr.
Fig. 5. Schalenbruchstück von Terebratella dorsata; vonoben; 11a von unten.
Fig. 6. Schalenbruchstuck von Terebratula nigrescens ; von oben; 12a von
unten.
Taf. XII. Fig. 1 — 6. Kalkgebilde aus dem Mantel und den Armcirren von
Terebralulina caput serpenlis.
334
Krystallograpliische Notiz (Taf. 13)
von
Fr. W. Wimmer
in Clauslhal.
Unter den mannigfaltigen Krystallgestalten des auf den
St. Andreasberger Gängen einbrechenden Kalkspathes ist
mir vor einiger Zeit eine Form aufgefallen die äusserst sel-
ten sich zeigt und die ich unter der grossen Masse der
Krystallcombinationen dieses Minerals noch nicht aufgezählt
gefunden.
Aus diesem Grunde erlaube ich mir auf der angehef-
teten Taf. 13. Fig. 3. den Krystallographen ein Bild die-
ser Krystallgestalt vorzuführen und im Folgenden kurz die
Resultate meiner Bestimmung mitzutheilen.
Die Hauptform des Krystalles ist die rhomboedrische ;
die N-Flächen sind etwas uneben aus lauter kleinen Rhom-
boederflächen zusammengesetzt und zeigen ganz das Cha-
5
racteristische der Flächen von 7- R. ; die R-Flächen sind
4
längsgestreift ; die S - Flächen undeutlich schwach parallel
mit den Kanten zwischen N und R gestreift. Die Kanten
zwischen R und N sind abgestumpft, diese Abstumpfungs-
flächen aber abgerundet und deshalb der Unzuverlässigkeit
wegen nicht bestimmt.
Die Messung der Kantenwinkel ist mit dem Anlege-
goniometer vorgenommen, da das Reflectionsgoniometer der
Oberflächenbeschaffenheit des Krystalles wegen nicht ange-
wendet werden konnte.
Es ist gemessen :
N: N = 95°30'
R: N =168°
R: R = 79°
S : S = 164°45' (Mittel aus 12 Messungen)
S: S1 = 97°50/ desgl.
S:Sn = 103°50/ desgl.
Daraus ist berechnet:
%
335
1) die N-Fläche, als zu j-R gehörig
2) „ R-Fläche „ „ — 2R „ *
3) „ S-Fläche „ „ ~R3/2 „
4) Zur Bestimmung der p-Fläche ist der Winkel gemes-
sen, welchen die Kante des Rhomboeders N mit der
Fläche p bildet, dieser gleich 121°45' gefunden und
daraus p als Fläche von oo R bestimmt.
Nach der Weiss’schen Bezeichnung wäre demnach die
Combination von
N — a' : a'
R = a' : a'
s ~ T
oo a
oo a
7
12 a
5
Tc
2 c
1
' 10
a' : c und
p = a : a : ooa : c
gebildet.
Die Messung der angegebenen Winkel ist durch Pro-
jection des Krystalles und darauf gegründete verschiedene
Proberechnungen und Vergleichungen bestätigt gefunden.
Es fand sich
N : N = 95°27'
R : N = 167°50'
R : R == 78°51'
S : S = 164°54/
S : S1 = 98° 2'
S : Sn = 103°50/
Die sich hierbei herausstellenden geringen Differenzen
möchten in einer ungenauen Messung mit dem Anlegego-
niometer begründet sein.
336
Leber die (lokimastisclie Ermittelung des Kaligehalts in
löslichen Salzen *)
von
E r n h t Met/igc r#
Wenngleich in vielen Fällen die Bestimmung eines
Kaligehaltes in löslichen Salzen nur insoweit in Betracht
kommt, als das Kali derselben an Kohlensäure gebunden
ist, so giebt es doch auch manche sehr beachtungswerthe
Zweige der Technik, bei welchen es vorzugsweise von Wich-
tigkeit ist den gesammten Kaligehalt eines Salzes zu er-
fahren, so namentlich bei der Fabrikation des Alauns und
des Glases. Für diese beiden Anwendungen fehlte es bis
jetzt noch an einer geeigneten Kaliprobe. Ich erlaube mir
deshalb Folgendes darüber mitzutheilen.
Wird eine concentrirte Lösung von schwefelsaurer
Thonerde, welche etwas freie Schwefelsäure enthält, mit ei-
ner angemessenen Quantität eines löslichen kalihaltigen Sal-
zes versetzt und letzteres unter Erwärmen in der Flüs-
sigkeit aufgelöst, so hat sich nach einiger Zeit fast der
sä mm t liehe Kaligehalt des qu. Salzes aus der erkalteten
Flüssigkeit in dem präcipitirten Alaun abgeschieden : wenn
die resultirende Mutterlauge noch eine Concentration besitzt,
welche gleich derjenigen der erst angewandten Thonerde-
lösung ist. Die Ausscheidung des Alauns aus einer Auflö-
sung ist bekanntlich um so grösser, je mehr fremde Salze
in der erfolgenden Mutterlauge in Lösung bleiben. Ist der
Kaligehalt eines angewandten Präcipitationsmittels nicht be-
deutend, so erhöht nicht allein der grösste Theil der über-
schüssigen schwefelsauren Thonerde, sondern auch der in
Lösung bleibende Theil des entkalisirten Fällungsmittels die
Concentration der Mutterlauge wählend dieses bei kalirei-
chen Substanzen nahezu umgekehrt der Fall ist. Die Pro-
portionalität des Kaligehaltes eines löslichen Salzes mit sei-
ner alaunbildenden Kraft gibt aber ein Mittel ab, den Ka-
ligehalt desselben zu bestimmen, und sobald man erreichen
*) Hier ist unter der Auflöslichkeit eines Salzes nur diejenige in Was-
ser verstanden.
337
kann, dass die bei obigem Versuche fallende Mutterlauge
stets ein angemessenes constantes specifisches Gewicht hat,
muss die andernfalls vorkommende Variabilität im Gewichte
des gefällten Alauns, welche durch Einwirkungen einer mehr
oder minder concentrirten Mutterlauge auf denselben her-
vorgerufen wird, verschwinden. Hierfür giebt aber ein Zu-
satz von Kochsalz zur Alaunmutterlauge ein Mittel ab, weil
dieses Salz durch seine eigenthümlichen Löslichkeitsver-
hältnisse verhindert ist, sich aus seinen Lösungen durch
Abkühlung auszuscheiden, also auch das Gewicht des
gefällten Alauns durch Absetzung in Krystallen nicht ver-
mehren kann. Das durch chemische Zersetzung etwa ent-
standene schwefelsaure Natron ist bekanntlich bei gewöhn-
licher Temperatur bei Weitem leichter löslich als Alaun und
kann folglich die präcipitirte Masse durch Selbstausschei-
dung nicht vermehren. Die Menge des zuzusetzenden Koch-
salzes richtet sich nach der Quantität der übrig bleibenden
Mutterlauge und nach deren specifischer Schwere.
Wenn der oben angeführte Versuch mit 4 Loth Chlor-
kalium und 48 bis 50 Loth einer angesäuerten Thonerde-
lauge von 1,25 specifischem Gewicht angestellt wird, so be-
sitzt die erfolgende Mutterlauge ein specifisches Gewicht
von 1,10 und da Chlorkalium in Folge seiner atomistischen
Zusammensetzung von allen zu probirenden Kalisalzen die
grösste alaunbildende Kraft hat, so ist für diesen Fall die
Concentration der davon erfolgenden Mutterlauge ein Mini-
mum. Uebrigens gilt für den Kochsalzzusatz nachfolgende
Tabelle.
Spec. Gewicht
der Alaun-Mut-
terlauge
Zusatz von Na
CI pro Cubik-
zoll Mutterlauge
Loth
Spec. Gewicht
der Alaun-Mut-
terlauge
Zusatz von Na
CI pro Cubik-
zoll Mutterlauge
Loth
1,10
0,28
1,19
0,11
1,11
0,26
1,20
0,09
U2
0,24
1,21
0,07
1,13
0,22
1,22
0,05
1,14
0,20
1,23
0,04
1,15
0,18
1,24
0,02
1,16
0,16
1,25
0,00
1,17
0,14
1,18
0,13
338
Unter Bezugnahme auf die in Obigem vorgetragenen
Principien und Versuche, wären also etwa folgende Vor-
schriften behufs Ausführung einer Kaliprobe zu beobachten :
Man wägt 4 Loth der zu probirenden kalihaltigen Sub
stanz ab und bereitet sich eine Lauge von käuflicher schwe-
felsaurer Thonerde, welche etwas freie Schwefelsäure ent-
hält und ein specifisches Gewicht von 1,25 hei 15° R. hat.
(Gutlauge der Alaunwerke.)
In 48 bis 50 Loth dieser Lauge löst man die abge-
wogenen 4 Loth Kalisalz unter Erhitzen auf, bedient sich
dazu zweckmässig eines emaillirten eisernen Topfes und
giesst nach Beendigung der Operation die Auflösung in eine
mit einer Glasscheibe überdeckte Porcellanschale. Die
Abkühlung der Auflösung muss nun in einer Temperatur
von 15° R. erfolgen. Nach 6 Stunden giesst man die Mut-
terlauge von dem gefällten Alaun in ein cubicirtes Cylin-
dergefäss ab, welches die Ermittelung des specifischen Ge-
wichts der Lauge durch ein Skalenaräometer gestattet. Je
nach der sich ergebenden Menge und Concentration der
Mutterlauge wird laut Maassgabe obiger Tabelle eine ent
sprechende Quantität reines Kochsalz in der Lauge aufge-
löst und diese wiederum bei 15° R. Temperatur behufs Aus-
scheidung des noch in der Lösung befindlichen Alauns ste-
hen gelassen. Die aus der Flüssigkeit abermals gefällten
Kry stalle werden den ersterhaltenen zugesetzt und gleich
diesen zerdrückt, auf Fliesspapier gebracht und bei 15° R.
so lange getrocknet, bis kein Gewichtsverlust mehr statt-
findet. Der Alaun wird dann gewogen und der Kaligehalt
der probirten Substanz nach stöchiometrischen Grundsätzen
hieraus berechnet.
Ist die zu einer solchen Probe angewandte Thonerde-
lauge eisenhaltig, so beseitigt man den hierdurch hervor-
gebrachten Fehler einfach dadurch, dass man die Probe
gleichzeitig mit Substanzen angestellt, deren Kaligehalt ge-
nau bekannt ist, demgemäss die Abweichung des Resultats
von dem Soll berücksichtigt, dann aber am betreffenden
Orte corrigirt. Unter diesen Verhältnissen genügt die be-
sprochene Kaliprobe vollkommen allen Anforderungen, wel-
che der Techniker billig machen darf.
i
339
Analyse eines Arsenikalkieses und Magnesiagliinmers
von
18. Illing
in Zellerfeld.
1) Arsenikalkies von St. Andreasberg.
Der Arsenikalkies kommt nicht krystallisirt , sondern
nur in derben blättrigen Massen vor, von silberweisser bis
stahlgrauer Farbe, mit einem Schein ins Violette.
Das specifische Gewicht fand sich bei einer Tempera-
tur des Wassers von 11° R. = 6,8. Die Härte liegt zwi-
schen der des Apatits und des Orthoklases.
Die quantitative Analyse wurde nach dem gewöhnli-
chen Gange der Analyse von Arsenikverbindungen ausge-
führt; das Arsen wurde als arsensaure Ammoniak-Magnesia
bestimmt. Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung:
I.
II. III.
IV.
Fe
28,03
27,85 28,00
28,8
As
—
— 70,63
70,55
S
1,65
1,65 —
—
also im Mittel
Fe 28,67
As 70,59
S 1,65
Bringt man die geringe Menge Schwefel, als zu bei-
gemengtem Arsenikkies gehörig, in Abrechnung, so ergibt
sich für den Arssenikalkies die Zusammensetzung in 100
Theilen
Fe = 29,06
As = 70,94
Diese Zusammensetzung entspricht der Formel FeAs2.
Mit dieser Zusammensetzung stimmt die eines vom
Hrn. Prof. Scheerer untersuchten Arsenikalkieses vom
Sätersberge vollkommen überein ; für den Herr Professor
Scheerer den Namen „Arsenikeisen in maximo “ vorge-
schlagen hat.
Neuere Untersuchungen haben für den Arsenikalkies
340
von Reichenstein und Schladming die Formeln FeAs und
Fe3As4 ergeben und es scheint demnach, als ob der Arse-
nikalkies noch in mehrere Species zerfalle , zu deren Cha-
racterisirung aber noch die Bestimmung der Krystallgestalt
der einzelnen Varietäten abgewartet werden muss.
2) Magnesia - Glimmer von Haindorf in Schlesien.
Dieser Glimmer ist von dunkel lauchgrüner Farbe; er
findet sich in einem Granitit, der ausserdem aus rothem
Feldspath, rauchgrauem Quarz und Oligoklas besteht.
Er hat ein specifisches Gewicht von 3,96 und Härte
= ?,5.
Vor dem Löthrohre schmilzt er leicht zu einem mag-
netischen Glase.
Die quantitative Analyse ergab folgende Zusammen-
setzung :
Si03 = 36,98
A1203 = 20,25
FeO = 20,83
CaO = 2,96
MgO = 6,16
KO = 8,52
NaO = 5,44
Summa = 101,14
Dieser Zusammensetzung entsprechen folgende Ver-
hältnisse des Sauerstoffs
RO : R203 : Si03 = 11.99 : 9,45 : 19,99
= 1 : 1:2
dies entspricht der Formel:
(Ka0,Na0,Ca0,Mg0,Fe0)3Si03+AI203Si03.
Es stimmt also dieser Glimmer mit dem einaxigen
Glimmer überein.
341
Heber das Vorkommen des Rothgiltigcrzes auf der Grube
Bergwerks - Wohlfahrt bei Zellerfeld
von
Carl Greifenhagen»
Bisher war Rothgiltigerz am Harze nur von Andreas-
berg bekannt*), allein im vorigen Sommer hat sich solches
auch auf der, zwischen Zellerfeld und Grund, im Thale der
Innerste, belegenen, gewerkschaftlichen, reichen Ausbeute-
Grube Bergwerks-Wohlfahrt gefunden.
In der Aufbereitungswerkstätte daselbst wurde beim
Verwaschen der Erze an einem, von feinkörnigem Bleiglanz
durchdrungenen und mit Thonschiefer verbundenen Stück
Spatheisenstein, ein rother Anflug bemerkbar, den man er-
wähnten Orts für Zinnober ansprach , zumal ein Vorkom-
men von diesem schon von früherer Zeit her bekannt war;
ein Versuch vor dem Löthrohre sollte auch ein gänzliches
Verflüchtigen der Probe ergeben haben. — Demohngeach-
tet wurde das Mineral vom Herrn Berg-Amts-Assessor Rö-
mer zu Clausthal als Rothgiltig bestimmt und Krystalle
desselben, welche ich zu finden das Vergnügen hatte, las-
sen über die Richtigkeit der Bestimmung keinen Zweifel ;
sie sind winzig klein aber ziemlich vollkommen ausgebildet,
halb durchsichtig, karmesinroth , zeigen cochenill- rothen
Strich und reinen Demantglanz und schmelzen vor dem
Löthrohre mit starkem Arsendampf zu einem spröden Me-
tallkorn; sie sind vorherrschend säulenförmig, oft nur i/3iii
bis V 2'" lang und i/loni bis i/s,n dick; Krystalle welche 1"'
lang und il5in bis 1/4/" dick sind, gehören zu den grössten.
— Bei zehnfacher Vergrösserung liessen sich an ihnen die
erste hexagonale Säule (a:a:aa:c) mit dem Hauptrhomboe-
*) In der Mineraliensammlung der Königl. Bergschule zu Clausthal befin-
det sich ein auf Bleiglanz aufsitzender Krystall dieses Minerals, als dessen Fund-
ort die Grube Dorothea bei Clausthal angegeben ist. —
23
342
der (c : a : a : a a) und dem ersten stumpferen (4/2 c : a': a': a a)
sowie auch Skalenoeder mit Streifung deutlich erkennen.
Das Mineral ist demnach lichtes Rothgiltigerz, Ru-
binblende, Arsensilberblende.
An Ort und Stelle findet es sich im silbernaaler Gange
vor dem Fürstenstosse der Ilaus Braunscher 7ter Feldort-
strecke krystallisirt und angeflogen auf den Absonderungs-
flächen eines dichten Bleischweifs, der bisweilen mit einem
höchst feinen Ueberzuge von Schwefelkies zwischen den
Krystallen bekleidet ist. Ganz kürzlich ist es auch auf der
lOten Haus Braunscher Feldortstrecke gefunden worden.
Drusenräume finden sich in diesem Bleischweif nicht und
möchte die Winzigkeit der Kryställclien sich daraus erklä-
ren , dass ihre Ausdehnung durch den geringen Abstand
der einzelnen Absonderungsflächen oder dadurch bedingt
wurde, dass die betreffende silberhaltige Substanz in zu ge-
ringer Quantität vorhanden war, als dass grössere Krystalle
sich daraus absetzen konnten.
Dass ausser diesem erkennbaren Vorkommen von Roth-
giltigerz, auch noch eine unerkennbare Vertheilung dessel-
ben am Bleischweif stattfindet , ist wohl anzunehmen , weil
sich daraus wenigstens der im vorigen Jahre auffallend
hohe Silbergehalt erklären lässt. — Möglich auch . dass
letzterer selbst von einer feinen mechanischen Vertheilung
gediegenen Silbers im Erze oder Ganggestein (?) herrührt.
Zum Schluss sei es mir noch erlaubt, die Mineralien
aufzuzählen, deren mehr oder minder häufiges Vorkommen
auf Bergwerks-Wohlfahrt uns bis jetzt bekannt geworden.
Eisenspat h. Auf Grauwacke fast halb metallisch
glänzend, tombackbraun angelaufen.
Kalkspath. Selten; meist derb.
Quarz. Selten; derb und stänglich.
Strontianit. In Klüften des Schwerspaths ; Kry-
stalle bisweilen schön ausgebildet , oft aber auch spiessig
und büschelig; durchsichtig bis durchscheinend; mitunter
wasserhell, meistens wachs- oder honiggelb.
Schwerspath. Oft in sehr schönen wasserhellen
Krystallen, oft büschelig; auch dicht, derb, schalig und in
343
diesem Zustande das, den silbernaaler Gangzug charakteri-
sirende Gestein ; schneeweiss, fleischroth, bräunlich.
St ein mark. Zwischen Klüften der Grauwacke mit
Braunspath; zerreiblich, auch verhärtet; im Dunkeln phos-
phorescirend.
Quecksilber. In kleinen Höhlungen des Leber-
und Kammkieses auf der Haus Braunschweiger 2. Feldort-
strecke einige Mal gefunden.
Silber. In dünnen tombackbraunen Blättchen auf
Thonschiefer; einmal beobachtet.
Antimon. Vorkommen nur einmal beobachtet.
Bl ei glanz. Meist derb und eingesprengt ; Krystalle
selten.
Kup ferfaliler z. Krystalle selten, mit Bleiglanz ein-
gewachsen in Schwerspath und durch den dreieckigen Quer-
schnitt erkennbar; selten frei aufgewachsen; auch derb und
eingesprengt ; ein sehr reichhaltiges Silbererz , mit 6 — 14
Mark Silber im Centner; in einem besonderen Trümmchen
auf der 6. Haus Braunschweiger Feldortstrecke im Liegen-
den des silbernaaler Ganges; auch auf der 8. Haus Braun-
schweiger Feldortstrecke, jedoch selten.
Wasserkies. Besonders schöne Zwillinge des Speer-
kieses; Kammkies, Strahlkies, Leberkies ebenfalls schön.
Schwefelkies. Hauptsächlich in kleinen Würfeln;
kleine schöne Pentagondodekaeder im Thonschiefer.
Blende. Selten; fast nur derb.
Rothgiltig wie vorstehend beschrieben.
Auch habe ich im vorigen Sommer vor dem 9. Stre-
cken-Umbrüche in der, das Nebengestein bildenden Grau-
wacke Rubin glimm er und Göthit gefunden, welche
röthlichbraunem Schwerspath eingesprengt und aufgewach-
sen waren.
23*
344
Die Gänge im Felde der Gruben Ring & Silbersclntiir
zu Zellerfeld (Taf. 13 )
von
Fr. W. W i in in e r
in Clausthal.
Die Grube Ring und Silberschnur im vorderen
Zellerfelder oder Hauptzüger Grubenreviere , am Eingänge
in das Zellerfelder Thal, zwischen dem Einersberge und der
Winterhalbe belegen, ist gegenwärtig der östlichste Betriebs-
punct auf dem Zellerfelder Hauptzuge.
Ihr Feld wird gegen Morgen durch das der clausthaler
Grube Charlotte gegen Abend durch das der Grube Re-
genbogen begrenzt. In diesem Grubenfelde sind es fol-
gende Gänge, die gegenwärtig bebaut werden:
1. Der Hauptgang,
2. ein liegendes Bogentrumm,
3. der Schwanenzugsglücker Gang und
4. der Kroncalenberger Gang.
1. Der Haupt- oder vordere Hauptzüger Gang
die Fortsetzung des clausthaler Burgstädter Gangzuges und
dieserhalb die mittlere mächtigere Gangparallele des Claus-
thal - Zellerfelder Gebirgsplateaus mitbildend , setzt in der
zum Kohlengebirge gehörigen Formation des Posidono-
myenschiefers und der Kulm- oder jüngern Grauwacke auf,
hat eine Mächtigkeit von 5 bis 15 Lachtern, ist mit Thon-
schiefer, Grauwacke und Kalkspath mit vorwaltendem Quarz
ausgefüllt und führt in besonderen Abtheilungen, (von 20 —
100 Ltr. Länge und darüber) die in der Tiefe sich immer
mehr und mehr nach Abend hin verschieben (Erzfälle), oft
durch die ganze mächtige Gang-Masse schnürig vertheilten
Bleiglanz mit wenig Kupfer und Schwefelkies.
Die am Harze oft zu beobachtende Thatsache, dass
die edeln erzführenden Gangpartien mehr oder weniger an
die Schaarungslinie zweier Gänge gebunden sind, consta-
tirt sich auch hier, indem eine Edelkeit des Ganges vor-
zugsweise da sich zeigt, wo das hangende Trumm (Schwa-
345
nenzugsglücker oder Ringer Gang) sich anschaart und wei-
ter östlich aus dem Liegenden her der Kroncalenberger
Gang dem Hauptgange zusetzt.
Nicht nur die Durchschnitte der genannten Gänge zei-
gen sich erzführend, sondern auch die heransetzenden Gänge
sind in ihrer Selbständigkeit bis auf längere Distance vom
Schaarungspuncte ab vom freundlicher Beschaffenheit.
Das Streichen des Ilauptganges AB Taf. 13. ist zwi-
schen den Rheinischweiner und H aus-C eller-S chach-
te hör. 9, 34/2 Or. Vom letzteren Schachte ab wendet er
sich unter hör. 10, 7 1/2 gegen Morgen ins Clausthaler Re-
vier setzend , von ersterem läuft er in der sich zu hör. 8,
73/4 umändernden Streichungsrichtung der Grube Regen-
bogen zu. Sein Einfallen beträgt durchschnittlich 68 Grad
gegen Südwest.
2. Das liegende Bogentrumm. — Die Spitze
des stumpfen Winkels , welchen der Hauptgang zwischen
dem Schreibfeder und Ilaus-Celler Schachte bildet und auf
welcher der Rheinischweiner Schacht (der Hauptschacht
der Grube Ring und Silberschnur) liegt, umschliessend, setzt
bei etwa 40 Ltr. mittlerer abendlicher Entfernung vom Schach-
te ein Bogentrumm ins Liegende ab, läuft bei etwa 8 —
12 Ltr. hinter dem Schachte durch und schaart sich bei 30
Ltr. morgenwärts vom Schachte dem Hauptgange wieder an.
Es ist 2/8 — 6/8 Ltr. mächtig und fällt bis zur Dreizehnlach-
ter-Stollensohle (61 Ltr. Teufe) unter 75 — 76 Grad gegen
Südwest. Von hier ab nähert es sich wieder , flacher —
unter 60 Grad — • einfallend, dem Hauptgange und schaart
sich im Fallen, zwischen der Obern Wasserstrecke und dem
Tiefen Georg Stollen, demselben wieder an.
So schliesst es dutenförmig einen Kegel zwischenlie-
genden Nebengesteins ein und gibt wieder den Beweis von
mehrfacher Spaltung des Gebirges und stattfindender Edel-
keit an solchen Punkten, wo die Hauptgangspalten in eine
andere Richtung einwendeten, indem es in letzterer Bezie-
hung vorzugsweise am liegenden Saalbande Bleiglanz mit
Spatheisenstein, Kupfer- und Schwefelkies führt.
Die Saalbänder sind an den meisten Punkten durch
Lettenbestege angedeutet ; zuweilen zeigt sich aber auch
346
eine innige Verwachsung der Gangmasse mit dem Neben-
gestein, besonders am Liegenden.
Die Hauptausfüllung dieses liegenden Bogentrumms
besteht aus Thonschiefer von schwarzer bis aschgrauer Farbe.
Beibrechende Gangarten sind : Quarz, Schwer- und Kalkspath.
3. Der Schwanenzugsglücker Gang. — Etwa
180 Ltr. abendwärts vom Rheinischweiner Schachte setzt
derselbe unter hör. 7, 7 Occ. herankommend dem Haupt-
gange im Hangenden zu. Es hat auf diesem Schaarungs-
punkte in früherer Zeit der Set. Salvatoris schacht ge-
legen. Gegen Abend nähert er sich wieder in hör. 9. 1 —
9. 7 dem Hauptgange und müsste , falls er sich nicht in
weiterem Streichen auskeilt und ganz im Nebengesteine
verliert, mit diesem sich wieder in der Nähe des Schrei-
feder Schachtes vereinigen. Die Annahme eines Aus-
keilens nach dem Streichen gewinnt sehr an Wahrschein-
lichkeit , da der beregte Gang nach Abend hin mit Quer-
schlägen in der Neunzehn- und Dreizehnlachter-Stollensohle,
von 76 und resp. 33 Ltr. Länge ins Hangende , nicht ge-
troffen zu sein scheint.
Er fällt in steilerer Richtung unter circa 80 Grad ge-
gen Südwest ein, scheint aber in der Sohle des Tiefen Ge-
org Stollen sein Fallen zu ändern und bei 76 Grad Einfal-
len mit dem in der 3. Streckenfirste dem Hauptgange im
Hangenden zufallenden sogenannten ablaufenden Trumme
zusammen zu hängen. Die in dieser Sohle statthabende
bedeutende Gangesmächtigkeit, sowie das Aufsetzen zwi
schenliegender Gangtrümmer in den Oberen Wasserstrecken
und T. G. Stollensohle ist in einer Zertrümmerung des Ne-
bengesteins bei mehr und mehrer Annäherung des Schwa-
nenzugsglücker Ganges und den endlichem Zusammenfallen
desselben mit dem Hauptgange begründet.
Sowohl als selbstständiger Gang, als auch in Verbin-
dung mit dem Hauptgange hat sich dieses hangende Trumm
edel gezeigt und wird von der Tiefen Georg- Stollensohle
ab noch jetzt darauf gebaut, nachdem schon vor längerer
Zeit die vom alten Ringen-Schachte aus geführten nicht
unbedeutenden alten Baue von der Obern Wasserstrecke
aus gelöst worden sind. Der sogenannte Ringen Gang
347
ist die Fortsetzung des Schwanenzugsglücker Ganges ; ob
aber der Freudensteiner Gang auch damit zu identi-
ficiren, vermag ich jetzt nicht zu entscheiden.
Die Mächtigkeit des in Rede stehenden Ganges be-
trägt li/2 bis 2 Ltr. In seiner Ausfüllungsmasse, die zum
grössten Theile aus grauwackenschieferartigem Thonschie-
fer und — da, wo er sich tiefer an den Hauptgang legt —
aus mildem lettigen Thonschiefer mit zerriebenem Kalk-
spath besteht, führt er Bleiglanz mit vorwaltendem Quarz
und Kalkspath.
4. Der Krön Calenberger Gang setzt aus dem
Liegenden unter hör. 7, 5 aus dem Clausthaler Bezirk her-
ankommend, in der Nähe des Haus-Celler Schachtes,
dem Zellerfelder Hauptgange zu, fällt aber steiler ein, so
dass die Kreuzungslinie in der Tiefe immer mehr und mehr
gegen Abend vorrückt und in der 3. Streckensohle schon
nahe am Treuer Schachte liegt. Beim Betriebe des Tiefen
Wasserstreckenortes vom Zellerfelder IlauptzUge her wurde
er hier edel getroffen.
Er schleppt sich nach seinem Apschaaren auf längere
Distance mit dem Hauptgange und zeichnet sich hier durch
die, aus milder, grünlich gelber, sich leicht zersetzender
Grauwacke mit mächtigen Quarzpartien und Kalkspath be-
stehende Ausfüllung aus. Gegenwärtig bricht auf der Ver-
einigungsebene beider Gänge ein mehre Zolle mächtiger
feinkörniger graphitartig ausseherider Bleiglanz.
Die Mächtigkeit des beregten Ganges beträgt 2 bis 5
Ltr. Die darin netzförmig auftretenden Bleiglanztrümmchen
sind oft von Kiesen begleitet.
Für die Grube Ring und Silberschnur wird dieser Gang
vielleicht noch dadurch wichtig, dass er unter der 4. Feld-
ortstreckensohle (circa 200 Ltr. unter Tage) durch sein An-
schaaren und Zufallen zum Hauptgange, nach der Vereini-
gung des letztem mit dem Schwanenzugsglücker Gange,
eine Concentration der Erze veranlasst und dadurch einen
lohnendem Abbau als über der 4. und 3. Streckensohle in
Aussicht stellt. Ob das schon jetzt durch den Betrieb des
5. Feldortes (245 Ltr. unter Tage) und der 4. Strecke ab-
sinken aufgeschlossene Erzmittel Veranlassung zu solcher
348
Annahme giebt, muss noch so lange unentschieden bleiben,
bis ein weiteres Aufschliessen des Ganges in dieser Sohle
speciellere Beobachtungen ermöglicht.
Die auf den eben beschriebenen Gängen einbrechen-
den Gebirgsarten und Mineralien sind theilweise schon an-
geführt. Es sind als Gangarten : Grauwacke, Thonschiefer,
Quarz, Kalkspath, Schwerspatli etc., als nutzbare Fossilien :
Bleiglanz, Kupferkies, Schwefelkies und Spatheisenstein.
Der Bl ei glanz ist vorwaltend und darauf nur die
bergmännische Gewinnung gerichtet. Er enthält in 100
Pfund durchschnittlich 4 Loth Silber und 60 Pfund Blei.
Im Hauptgange tritt er von Quarz begleitet in grösseren
und derben Partien auf, legt sich in keilförmig derben Mas-
sen da an, wo der Schwanenzugsglücker und Kroncalenber-
ger Gang mit dem Hauptgange zusammenfallen (4. Strek-
kenfirste) und durchschwärmt in netzförmig zusammenhän-
genden Schnüren die milde Grauwacke des Kroncalenberger
Ganges. Er ist vorzugsweise feinspeisiger Natur und zeigt
nur da kleinblätteriges krystallinisches Gefüge, wo er mit
reinem Kalkspath einbricht. Auf dem liegenden Bogen-
trumm kommt er in oberer Teufe — über dem Franken-
schaarener Stollen — in grösseren und kleineren Nieren
grobglanzig vor.
Eine interessante Erscheinung bietet das sogenannte
Ringelerz, welches sich hauptsächlich am Liegenden des
Hauptganges — gegenwärtig in der 4. Streckenfirste und
vor dem 5. Feldorte — zeigt, dar. In einer derben Quarz-
masse liegen in fast regelmässiger Vertheilung grössere
und kleinere, bald eckige, bald runde Bruchstücke von
Thonschiefer und Grauwacke und sind mit einer dünnen
Lage krystallinischen Quarzes umgeben, um welche sich
dann wieder Bleiglanz gesetzt hat, der häufig mit Kalkspath
sämmtliche Zwischenräume ausfüllt. Nicht selten zeigen
sich die umschlossenen Bruchstücke von Schwefelkiess-
chnürchen durchsetzt, und oft liegt unter der Quarzhülle
noch eine dünne Lage Spatheisenstein.
Letzterer bildet , als Grundmasse Bruchstücke von
Thonschiefer einsehliessend , in der auf dem liegenden
349
Trumme belegenen Firste über dem 19. Lachter-Stollen ein
ähnliches Eingelerz.
Der Anblick dieser Gangausfüllung lässt wohl die Idee
von einem Niederschlage aus wässrigen Lösungsmitteln
durch chemische Reactionen und Umbildungen verursacht,
und begünstigt durch verschiedenartige Gesteine in unzäh-
lig kleinen Stücken, aufkommen, jedoch wollen wir hier
nicht weiter auf hypothetische Erklärungen von Gangbil-
dungen eingehen. Der Umstand , dass das besprochene
Vorkommen immer am Liegenden des Ganges sich zeigt,
dürfte wohl nicht unbeachtet bleiben , insofern sich daraus
eines Theils vielleicht Folgerungen auf seine Bildung zie-
hen lassen, anderen Theils es zur Characteristik desselben
gehört.
Kupfer- und Schwefelkies kommen höchst un-
tergeordnet, eingesprengt in Bleiglanz, kurzschnürig und
bandförmig vor. Sie zeigen sich namentlich im Gebiete des
Kroncalenberger Ganges und des liegenden Bogentrummes.
Das Vorkommen des Kupferkieses in manchen Erzen der
Grube Ring und Silber schnür lässt sich erst dadurch
nachweisen, dass sich bei der Verhüttung die Rückstände
der Bleiarbeit kupferhaltig zeigen und zu einer jährlichen
Gewinnung von nur 10 — 12 Ctnr. Kupfer Veranlassung ge-
ben, während dem circa 2400 Ctnr. Blei und 1400 Mark
Silber gewonnen werden.
Der Spat hei's enstein tritt an und für sich in klei-
nen netzförmig sich durchkreuzenden Schnürchen im Thon-
schiefer des Ganges auf, bildet an einem vorhin schon be-
zeichnetem Punkte die Grundmasse des sogenannten Rin-
gelerzes , umgibt krystallisirt die Bleiglanzknollen des lie-
genden Trummes in oberen Teufen und bildet oft nach bei-
den Seiten hin die Begrenzungsebene der, den Hauptgang
durchschwärmenden Bleiglanztrümmchen.
Zinkblende scheint den Gängen im Zellerfelder vor-
dem Reviere fast fremd zu bleiben , wenn nicht später in
grösserer Tiefe sie sich als unangenehmer Begleiter des
Bleiglanzes einstellt.
Was nun noch die beibrechenden Gangarten und de-
ren Zusammenvorkommen mit den nutzbaren Fossilien an-
350
betrifft, so verdient bemerkt zu werden, dass auf den jetzi-
gen Abbauen über der dritten und vierten Strecke im Haupt-
gange es vorzugsweise Ivalkspath und Quarz sind, die
den Bleiglanz in der beschriebenen Weise beigesellt führen.
Als seltene Gangart ist des Schwer spathes zu er-
wähnen, welcher mit grossblättrigem Gefüge in sehr milder
Beschaffenheit auf dem liegenden Bogentrumme über dem
Frankensparrener Stollen in grossem Partien zwischen ei-
senschüssiger rothgefärbter Grauwacke einbricht. Ausser
diesem Punkte ist mir auf dem Zellerfelder Hauptzuge kein
anderer bekannt, wo Schwerspath einbräche.
Thonschiefer bildet die Hauptausfüllungsmasse der
liegenden und hangenden Trümmer und Grauwacke, von
Kalkspathadern nach allen Richtungen hin durchsetzt, zeigt
der Hauptgang in oberer Teufe.
Der aufTaf. 13. beigefügte Grundriss und das daselbst
verzeichnete Querprofil werden das Verhalten der beschrie-
benen Gänge anschaulich machen und bedürfen dieselben
wohl weiter keiner Erläuterung.
Das Nebengestein der ßockswieser Bleiglanz - Gänge
(Taf. 14.)
von
Carl öreifesriiageiu
Wie über Tage oftmals Schichtenzüge von grosser
Mannigfaltigkeit sich auf weite Erstreckung beobachten las-
sen, so liefert das Bockswieser Grubenrevier ein Beispiel,
dass solche Schichtenzüge nicht gerade eine Auflagerung
auf dem älteren Gebirge bilden, sondern auch in grössere
Tiefe der Erde hineinsetzen können, und dass horizontale
Durchschnitte dann auch ähnliche Bilder geben müssen wie
die grundrissliche Darstellung der Gebirgsschichten auf der
Erdoberfläche. Gebirgsschichten über Tage lassen sich je-
doch viel leichter in richtigen geognostischen Bildern dar-
stellen als solche im Innern von Grubenräumen , wo durch
Gänge arge Verwirrung im Nebengestein hervorgerufen und
351
dann namentlich letzteres selten durch Querschläge etc. in
genügender Weise erschlossen, vielmehr oft die beste Grenze
durch milden Gangthonschiefer, durch Zimmerung oder al-
ten Mann versteckt wird. Interessant bleibt es dabei im-
mer, wenn man, auf derselben Sohle fortschreitend, sich
beziehungsweise bald einmal tiefer in die Schichten, d. h.
in ihre altern Glieder eingeführt, bald zu den höher gele-
genen, resp. jüngeren Schichten sich erhoben sieht, somit
auch in der Vorzeit bald tausende von Jahren abwärts, bald
wieder so viel aufwärts steigt.
Im Allgemeinen unterscheidet man im Bockswieser
Grubenreviere 3 Hauptgänge :
I. Den schneidigen Herzog Auguster oder
liegenden Gang. Str. hör. 7,2 — 7,6 F. SW. 80 — 90°.
Er ist abgebaut bis auf den tiefen Georgsstollen und auf
der 5. und 6. Strecke liegt auf ihm der Schacht.
II. Den hangenden Herzog Auguster oder
hangenden Gang. Str. hör. 8,6 — 9 F. SW. 82°. Gebaut
hat man auf ihm auf dem Rasendammer und tiefen Lauten-
thaler Hoffnungsstollen.
III. Der Pisthaler Gang. Str. hör. 9 — 9,2 F. SW.
70 — 75°. Es ist gebaut auf ihm auf dem Grumbache,
den tiefen Lautenthaler Hoffnungsstollen, der Johann Frie-
dricher 2., 3., 4., 5., 6., 7. und 8. Feldortstrecke.
In Bezug auf diesen Gang ist noch eines Bogen-
trummes zu erwähnen, welches auf der 4. Feldortstrecke
am Johann Friedricher Schachte von ihm ab und in der
Nähe des Herzog Auguster Schachtes ihm wieder zusetzt,
auf der 5. , 6. und 7. Feldortstrecke querschlägig angefah-
ren und besonders auf der 5. und 6. edel ausgerichtet ist.
Es treten daneben noch mehrere andere selbständige
Gänge von geringerer Wichtigkeit auf und wird überdies
das Nebengestein noch von einer grossen Anzahl von Trüm-
mern und Triimmchen durchschwärmt, welche gleichfalls
mehr oder weniger zur Verwickelung der Schichtungsver-
hältnisse beitragen.
Eine ausführliche Beschreibung von ihnen allen zu ge-
ben liegt diesmal nicht in meiner Absicht und beschränke
ich mich deshalb darauf, ihrer nur da zu erwähnen, wo
352
sie vielleicht ein auffallendes Verhalten zum Nebengestein
zeigen.
Mulden- und Sattelbildungen und deshalb in oft gar
nicht bedeutenden Zwischenräumen alle möglichen Grade
des Einfallens, ein Durchgang durch alle Streichungsrich-
tungen verbunden mit falscher Schieferung sind im Bocks-
wieser Ganggebiete fast gewöhnliche Erscheinungen. Eine
wesentliche Schwierigkeit zur Grenzbestimmung der ver-
schiedenen Schichten liegt aber noch darin, dass das Ge-
stein fast überall nur mit grosser Mühe und auch dann im-
mer nur in geringer Quantität erhalten werden kann , wes-
halb das Aufsuchen von Versteinerungen eben keinen be-
sondern Erfolg hat.
Aus diesem einzigen Grunde hat es mir nicht gelin-
gen wollen, eine scharfe Grenze zu ziehen zwischen Ortho-
ceras- und Caleeolaschiefern — zwei Gesteinsschichten, wel-
che im festen unverwitterten Zustande eine fast gleiche mi-
neralogische Beschaffenheit haben. — Am leichtesten er-
kennbar sind die Orthocerasschiefer , doch habe ich häufig
beide Schichten neben einander erkannt und auch aus den
Caleeolaschiefern Versteinerungen z. B. auf der Rasendam-
mer Strecke, dem Grumbacher, dem tiefen Lautenthaler
Hoffnungsstollen, wie selbst auf der Johann Friedricher 3.
Feldortstrecke gefunden ; auch bin ich überzeugt dass Cal-
ceolaschiefer fast überall im Hangenden des Grauwacken-
sandsteins, oder was dasselbe ist im Liegenden der Ortho-
cerasschiefer Vorkommen. Eine Grenze für sie zu ziehen
scheint mir jedoch bedenklich und möchte auch einem An-
dern wohl schwerlich gelingen.
Im Folgenden will ich nun eine Beschreibung von den
Gesteinsschichten der einzelnen Strecken und Stollen in der
Aufeinanderfolge geben in welcher letztere tiefer und tiefer
liegen. Ich habe daneben die Gebirgsschichten des Grum-
bacher, des tiefen Lautenthaler Hoffnungsstollens, der Her-
zog Auguster 3. und Johann Friedricher 2. Feldortstrecke
bildlich darzustellen und zugleich zwei senkrechte Durch-
schnitte vom Johann Friedricher Schachte und Zellerfelder
Hoffnungsrichtschachte so genau zu geben versucht als es
nach den vorhandenen Aufschlüssen möglich war. Die
353
Schichtenverhältnisse der übrigen Strecken sind einfach ge-
nug um mit einer blossen Beschreibung verständlich zu sein.
Die Gänge auf den Horizontal-Durchschnitten in ihrer
Continuität darzustellen habe ich unterlassen, da einestheils
auf den vorhandenen guten Grubenrissen die Gänge schon
mit aufgetragen sind , anderntheils es mir an Zeit gebrach
selber genügende Beobachtungen zu diesem Zweck zu sam-
meln. Da aber die Zeichnungen an sich einigermassen ge-
nau sind, so werden sich auch leicht die Grenzen der ver-
schiedenen Gesteinsschichten auf jede beliebige Gangkarte
des Bockswieser Grubenreviers übertragen lassen.
Aufschlag rösche oder Au guster Wasser lauf
— im Liegenden des Herzog Auguster und Johann Frie-
dricher Schachtes. — Vom Mundloch ab ist diese Rösche
auf etwa 65 Ltr. in Mauerung gesetzt und steht von da ab
bis zum Herzog Auguster Schachte in Ortherasschiefern,
welche häufig Kalkeinlagerungen und von Versteinerungen
besonders Tentakuliten führen. Wo die Mauerung aufhört
und das feste Gestein beginnt ist das Streichen des letzte-
ren hör. 8J/4; das Einfallen nach SW = 25°; 6 Ltr. von
der Mauerung entfernt ist das Streichen = hör. 772, das
Einfallen nach SW = 35°; noch etwa Qi/2 Ltr. vom Augu-
ster Schachte streichen die Schichten in hör. 2l/2, fallen
nach NW unter 75° ein.
Die neue Bleuelstrecke — ein Querschlag in’s
Hangende des Auguster Schachtes — ist ihrer ganzen Er-
streckung nach inPosidonomyenschiefern ausgehauen, deren
Streichen = hör. 5 und deren Einfallen nach SW = 50° ist.
Die Schiefer sind oft arg zerklüftet und führen ausser Po-
sidonomya Becheri und Goniatites falcatus auch verkieste Go-
niatiten mit zusammengesetzten Loben unter denen Gonia-
tites crenistria zu nennen ist.
Grumbacher Stollen Fig. 1. Der Grumbacher
Stollen vom Johann Friedricher bis zum Zellerfelder Hoff-
nungsschachte b.ietet neben einer schönen Mannigfaltigkeit
in den Gesteinsschichten zugleich eine grosse Regelmässig-
keit derselben dar. Vom Johann Friedriche^ Schachte ab
folgen nach einander : Posidonomyenschiefer, Kieselschiefer,
354
i
Goniatitenkalk*) und Orthocerasscliiefer und nach letzteren in
umgekehrter Ordnung wieder Goniatitenkalk, Kiesel- und
Posidonomyenschiefer bis in die Nähe des Herzog Anton
Ulricher Schachtes. Am Schachte selbst finden hier sich
Orthocerasscliiefer, gefolgt von Goniatitenkalk, Kiesel- und
Posidonomyenschiefern. Die Posidonomyenschiefer lassen
sich verfolgen bis zum Zellerfelder Hoffnungsschachte und
bietet auch der von da ab ins Hängende getriebene circa
ISO Ltr. lange Querschlag nichts als solche Schiefer dar.
In dem, vom Haus Wolfenbüttler Schachte aus ins Liegende,
am Zellerfelder Hoffnungsrichtschachte vorbeiführenden Quer-
schlage von etwa 235 Ltr. Länge folgen noch Posidonomyen-
schiefer, Kieselschiefer, Goniatitenkalk, Orthoceras- und Cal-
ceolaschiefer, danach aufsteigend Goniatitenkalk, Kiesel- und
Posidonomyenschiefer und nach diesen in absteigender Ord-
nung wieder Goniatitenkalk, Orthoceras- und Calceolascliie-
fer, Grauwackensandstein. Es bilden diese Schichten eine
Mulde und ihr theilweiser, wahrscheinlicher Zusammenhang
mit den Schichten vom Johann Friedricher und Herzog Au-
guster Schachte ist in Fig. 1., ihre übrige relative Stellung
zu einander in Fig. 6. dargestellt.
In dem etwa 14 Ltr. nordwestlich vom Herzog Augu-
ster Schachte ab in’s Hangende getriebenem Querschlage
finden sich zunächst 10 Ltr. Orthocerässchiefer ; in ihrem
Hangenden liegt der Pisthaler Gang, hier als Contactgang
erscheinend, da 6 Ltr. mächtige Kieselschiefer ihn über-
decken. Letztere sind stellenweise hell gefärbt und kalkhal-
tig und führen Posidonomya Beclieri. Es folgen nach ihnen
Posidonomyenschiefer so weit der Querschlag offen ist und
wird auch der noch übrige gefüllte Theil in solchen Schie-
fern liegen.
Wie aus der Zeichnung ersichtlich stehen die Schich-
ten am Herzog Auguster Schachte nicht im Zusammenhänge
*) Ueber die relative Stellung dieser Gebirgsschicht zu den übrigen Glie-
dern unserer devonischen Formation, insbesondere zu deu Clymenienkalken und
Cypridinenschiefern , sowie über die Verbreitung in welcher wir die genannten
drei Gebirgsglieder seit einem Jahre am Harze kennen gelernt haben, behalte
ich den Bericht mir für die nächste Zeit vor.
355
mit denen, welche sich vom Herzog Anton Ulricher Schachte
nach dem Zellerfelder Hoffnungsschachte hinziehen, es wer-
den vielmehr die Schichten am Herzog Auguster Schachte
demjenigen über Tage erkennbaren Schichtenzuge angehö-
ren, welche von Bockswiese aus dem Grumbach entlang
sich hinzieht, nördlich vom Auerhahn durch den Herren-
tisch ins Gosathal setzt und daselbst bis eine Stunde von
Goslar entfernt noch zu beobachten ist. Zu bedauern ist,
dass der vom Herzog Auguster Schachte ab ins Liegende
nach dem alten Gesellschafter Schachte hingetriebene etwa
80 Ltr lange Querschlag wegen der vor ihm liegenden Rad-
stube und wegen Wasserstandes (seine Sohle soll tiefer lie-
gen als die des Grumbacher Stollens) nicht zugänglich ist,
weil man in ihm jedenfalls die Grenze zwischen Orthoce-
rasschiefern und dem Grauwacken- oder Spiriferen-Sandstein
finden würde.
Der andere Schichtenzug vom Herzog Anton Ulricher
Schachte nach dem Zellerfelder Hoffnungsrichtschachte wird
sich am Kahlenberge hinziehen und mit jenem Zuge bei
Festenburg in Verbindung stehen, welcher im vorigjährigem
Berichte der Maja verzeichnet und beschrieben ist. Es
lässt sich dies um so sicherer annehmen , als in dem
Tagestollen der Eisensteinsgrube Kahlenbergs - Glück am
Kahlenberge — also in der Mitte zwischen dem genannten
Richtschachte und Festenburg — sich ebenfalls im Hangen-
den des Grauwackensandsteins Orthocerasschiefer, kohlige,
Alaunschiefern ähnliche Kieselschiefer und Posidonomyen-
schiefer nachweisen lassen. Die Orthocerasschiefer liegen
hier entweder unmittelbar auf dem Grauwackensandsteine
oder sie befinden sich im Hangenden des ocherigen Roth-
eisenstein führenden Ganges und bildet der Gang (hier Con-
tactgang) alsdann das unmittelbare Hangende des Grau-
wachensandsteins.
Rasendammer Strecke. Obwohl diese Strecke
in ganz günstiger Höhe liegt, so ist sie doch zu wenig aus-
gedehnt, um ein nur einigermassen vollständiges Bild ihrer
Gebirgsschichten geben zu können. In der Nähe des Her-
zog Auguster Schachtes finden sich Calceolaschiefer und ist
auch die Rastube im Liegenden dieses Schachtes ganz in
356
Calceolaschiefern ausgehauen welche ihrer Zeit ausseror-
dentlich viele und schöne Versteinerungen hergegeben ha-
ben. Der Querschlag, welcher vom Johann Friedricher
Schachte ab ins Liegende getrieben ist und die Aufschlag-
wasser vom Grumbacher Stollen durch ein Bohrloch , resp.
Luttenschacht, empfängt, steht vorn in Orthoceras-, hinten in
Calceolaschiefern .
In dem etwa 10 Ltr. südöstlich vom Johann Friedri-
cher Schachte ins Hangende getriebenen Querschlage, fin-
det sich nach den Orthocerasschiefern ein mächtiges Lager
von Goniatitenkalk, gefolgt von einem etwa 2 Ltr. mächti-
gem Lager von Kieselschiefern , in deren Hangenden der
hangende Herzog Auguster Gang als Contactgang liegt, da
Kulmgrauwacke ihn bedeckt.
Der tiefe Lautenthaler Hoffnungsstollen
Fig. 2. Im Bockswieser Grubenreviere die grösste Man-
nigfaltigkeit der Gesteinsschichten zeigend, ist der tiefe Lau-
tenthaler Hoffnungsstollen zugleich am reichsten an Com-
plicationen. Am verwickeltsten ist das Schichtenverhältniss
vom Herzog Auguster bis zum Herzog Anton Ulricher
Schachte, was besonders darin seinen Grund hat, dass die
beiden Schichtenzüge, welche auf dem Grumbacher Stollen
noch durch eine mächtige Schicht Posidonomyenschiefer ge-
trennt sind, hier unmittelbar Zusammenkommen, aber gleich-
wohl discontinuirlich bleiben. Dass beide Schichtenzüge
hier im Hangenden durch Grauwackensandstein, dort durch
Posidonomyenschiefer getrennt sind, erklärt sich, wenn man
annimmt, dass der Grauwackensandstein erst gehoben wurde,
nachdem Calceola- und Orthocerasschiefer sowie Goniatiten-
kalk und Kieselschiefer sich nach einander abgelagert hat-
ten, und dass nach dieser Hebung erst sich Posidonomyen-
schiefer ablagern konnten. Auch sie mussten jedoch noch
mindestens eine bedeutende Hebung erfahren, welcher
die gesammten sedimentären Gebilde ihre gegenwärtige
Stellung , der Kahlenberg , der Bocksberg etc. ihre Höhe
verdanken ; das ganze Gebirge überhaupt verdankt ihr
seine Form.
Wäre die Rasendammer- Strecke noch in südöstlicher
Richtung über den Herzog Auguster Schacht hinausgetrie-
ben, so würde man vielleicht auch die beiden Schichten-
züge durch Kieselschiefer, durch Goniatitenkalk, durch Or-
thoceras- oder Calceolaschiefer getrennt finden. Der Johann
Friedricher Schacht liegt in Orthocerasschiefern , es folgen
diesen bis zum braunen Hirscher - Schachte Goniatitenkalk
und Kieselschiefer und liegt von da ab der Hoffnungs stotten
in jüngeren Kulmthonschiefern bis zu seinem Mundloche
bei Lautenthal.
. Mit dem hangenden Querschlage vom Johann Friedri-
cher Schachte aus ist nach den Orthoceras - Schiefern ein
circa 8 Ltr. mächtiges Kalklager durchbrochen , in dessen
Hangendem der hangende Augustei* - Gang als Contactgang
liegt, da Posidonomyenschiefer ihn überdecken. Es finden
sich in diesen ausser Posidonomya Bechevi auch Nadelknopf-
grosse verkiestc Goniatiten, welche vortrefflich erhalten sind ;
am Endo des Querschlags findet sich Kulmgrauwacke. Das
ganze Feldort auf dem genannten Gange, sowie auch der
vom Herzog Anton Ulricher Schachte an denselben getrie-
bene Querschlag liegen in Kulmthonschiefern. Der südöst-
lich vom Herzog Auguster Schachte ins Liegende getrie-
bene Querschlag (Wasserort), von circa 235 Ltr. Länge,
liegt 80 Ltr. vom Stollen entfernt noch im Grauwacken-
sandstein, doch ist des letzteren Grenze nicht zu erreichen,
da schon bei der genannten Entfernung ein weiteres Vor-
dringen durch Erlöschen des Oelliclits erschwert, ausserdem
aber etwas weiter zurück der Quersehlag auch schon zu
Bruch gegangen ist.
Der Querschlag ins Liegende , vom Zellerfelder Hoff-
nurigs - Richtschachte aus liegt vorn in Orthoceras -, hinten
in Calceolaschiefern. In dem , im Betriebe stehenden han-
gendem Querschlage daselbst ist man vom Schachte aus
etwa 70 Ltr. lang in Orthocerasschiefern und von da ab
bis jetzt im Goniatitenkalk aufgefahren ; man wird densel-
ben noch längere Zeit behalten, da die Richtung des Quer-
schlags fast genau mit der Streichungsrichtung des flach
nach SO einfallenden Kalkes zusammenfällt.
Herzog Auguster III. Fel dort strecke, Fig. III.
Nur über %das Hangende giebt diese Strecke noch einigen
Aufschluss. Mit dem dahin getriebenen Querschlage hat
24
358
man nach den Calceola- und Orthocerasschiefern ein 4 Ltr.
mächtiges Goniatitenkalklager überfahren, dessen unmittel-
bar Hangendes der hangende Auguster - Gang — als Con-
tactgang — bildet, da Posidonomyenschiefer ihn überlagert.
Auch der Feldort auf diesem Gange wird in Kulmthonschie-
fern liegen, obwohl wegen vorhandener Zimmerung ein Auf-
schluss darüber nicht zu erlangen ist.
Johann Friedricher II. Feldort st recke oder
Tiefer Gangs-Stollen, Fig. IV. Das Schichtenverhält-
niss dieser Strecke ist einfach , abweichend jedoch von al-
len übrigen Strecken, indem sich z. B. in ihrem liegenden
Querschlage (tiefer Wasserort) nach dem Grauwackensand-
steine noch Calceola- und Orthocerasschiefer finden, wäh-
rend doch der Grauwackensandstein das am weitesten im
Liegenden befindliche Glied sein müsste. Erklärt wird die-
ses scheinbar abnorme Verhältniss durch das Vorhanden-
sein der beiden Schichtenzüge. In dem nach der Grube
„Spiegelthals Hoffnung“ führenden und bis dahin an 1000
Ltr. langen tiefen Georgsstollen Flügelorte finden sich nach
den Orthocerasschiefern nur Posidonomyenschiefer.
Johann Fried rieh er III. Feldortstrecke. Am
Herzog Auguster Gange findet sich Goniatitenkalk ; im Han-
genden des Schachtes liegen glimmerreiche Orthocerasschie-
fer. Je näher dem Johann Friedricher Schachte zu, desto
mehr lassen sich Calceolaschiefer erkennen und in einem
kurzen Querschlage ins Hangende fanden sich deutliche Cal-
ceolaschiefer mit Calamoporen , Crmoideenstielen und Cyatlio-
phyllen. Am Johann Friedricher Schachte findet sich Grau-
wackensandstein.
Johann Friedricher IV. Fel dort strecke. Der
südwestlich vom Johann Friedricher Schachte ins Liegende
getriebene Querschlag liegt ganz im Grauwackensandstein.
In dem ins Hangende getriebenen Querschlage findet sich
vorn Grauwackensandstein, während hinten Calceolaschiefer
sind. Die ganze Feldortstrecke liegt bis an den zum Her-
zog Auguster Schachte führenden Querschlage im Grau-
wackensandsteine. Auch in diesem Querschlage wie im lie-
genden Stosse des genannten Schachtes findet sich solcher,
359
während sich im Hangenden desselben Schachtes, auf der
IV. Strecke selbst, deutlich Calceolaschiefer erkennen lassen.
Johann Friedricher V. Feldortstrecke. Die
ganze Feldorstrecke und ebenso der ins Liegende, an den
Herzog Auguster Schacht getriebene Querschlag, liegen im
Grauwackensandsteine.
Johann Friedricher VI. Feldortstrecke. So-
wohl im Hangenden des Johann Friedricher Schachtes als
auf der ganzen Feldortstrecke und im liegenden Querschlage
findet sich Spiriferensandstein von heller Farbe und ausser,
ordentlicher Härte.
Johann Friedricher VII. Feld ortstrecke. Der
einzige hangende Querschlag liegt mit der ganzen Feldort-
strecke im Spiriferensandsteine , welcher in Härte und An-
sehn ächtem Quarzfels durchaus ähnlich ist.
Johann Friedricher VIII. Feldort strecke. In
südöstlicher wie in nordwestlicher Richtung ist diese Strecke
auf dem Pisthaler Gange getrieben, welcher als Nebenge-
stein Grauwackensandstein führt. Er sieht theils kalkhaltig
aus und ist dünn geschichtet, zeigt milchigen Schlamm, wo
ihn Wasser lange umspült hat; theils wird er fest und mas-
sig, ist ungewöhnlich hart und zeigt die Structur des ge-
wöhnlichen Quarzfelses. Nordwestlich vom Schachte macht
der Gang mit seiner früheren Richtung einen Winkel von
etwa 126°, indem er sich südlicher wendet ; man hat ihn
deshalb an dieser Stelle überfahren und ins Nebengestein
eingeschlagen , das sich wider Erwarten hier als Orthoce-
ras- oder als Calceolaschiefer erkennen lässt. Ein erfreuli-
cher Aufschluss für die Darstellung des Profils vom Johann
Friedricher Schachte.
Die Schachtprofile, Fig. V.u. VI. Zur Verzeich-
nung der beiden Schachtprofile ist der Aufschluss in den
Schachten und Querschlägen benutzt und stellen die hori-
zontalen punktirten Linien die Sohlen der resp. Querschläge
dar, mit denen man unweit des Schachtes aufgefahren ist
und welche südöstlich oder nordwestlich desselben liegen.
Das Verhalten der Posidonomyenscliiefer zu den übri-
gen Schichten im Johann Friedricher Schachtprofile, Fig. V.,
erklärt die beim tiefen Lautenthaler Iloffhungsstollen be-
24*
360
sprochene Hebung. Aus der Tiefe der Schichten unter Tage
und dem Einfallen im Schachte, aus ihrer Entfernung vom
Schachte und dem Einfallen in den beiden Querschlägen
ergab sich die wellenförmige Biegung der Schichten im Zel-
lerfelder Hoffhungsrichtschachte (Fig. VI). Die gezeichnete
Mulde ist dem liegenden Querschlage des Grumbacher Stol-
lens entnommen.
Dass die Gänge des Bockwieser Grubenreviers abso-
lute Contactgänge sind, ist nicht wohl anzunehmen, an
einigen Punkten erscheinen sie als solche, an vielen andern
zeigen sie diese Eigenschaften nicht. Der Pisthaler
Gang erscheint als Contactgang im hangenden Querschlage
des Grumbacher Stollens, nordwestlich vom Herzog Augu-
ster Schachte zwischen Orthoceras- und Kieselschiefern ; auf
dem tiefen Lautenthaler Hoffnungsstollen liegt er zwischen
dem Herzog Anton Ulricher Schachte und dem Zellerfelder
Hoffnungs-Richtscliachte als Contactgang im Hangenden der
Kieselschiefer, bedeckt von Posidonomyenschiefern , sonst
aber durchsetzt er die Gesteinsschichten geradezu im Strei-
chen und Fallen ohne sich an die Contactflächen derselben
zu kehren. Letzteres ist deutlich zu sehen im Profile des
Johann Friedricher Schachtes, welches bis zur 4. Feldort-
strecke auf diesem Gange niedergebracht ist. Der lie-
gende Herzog August er Gang ist als Contactgang
nirgend nachzuweisen. Der Georg Wilhelmer Gang
tritt als Contactgang in dem liegenden Querschlage auf, wel-
cher auf dem Grumbacher Stollen am Haus Wolfenbüttler
Schachte angesetzt ist. Der hangende Herzog A u -
guster Gang ist es, der am meisten als Contactgang, doch
nicht als solcher im gewöhnlichen Sinne auftritt, da er, im
hangenden Querschlage des Rasendammes zwischen Kiesel-
schiefer und Kulmgrauwacke , im hangenden Querschlage
des tiefen Lautenthaler Hoffnungsstollens und der Herzog
Auguster 3. Feldortstrecke zwischen Goniatitenkalk und Po-
sidonomyenschiefern liegend nicht auf längere Erstreckung
die Richtung seines Nebengesteins theilt sondern diese lo-
calgebogene Richtung gleichsam nur tangirt. Beachtens-
werth ist dass der Gang nur da als Contactgang auftritt, wo
die Gesteinsschichten eine starke Biegung zeigen, wie z. B.
361
im hangenden Querschlage des Rasendammes, des Grum-
hacner und tiefen Lautenthaler Hoffnungsstollens und der
Herzog Auguster 3. Feldortstrecke. Es lässt sich dies da-
durch erklären, dass die Gangspalte am leichtesten sich da
bilden musste, wo das Gestein den geringsten Zusammen-
hang zeigte, d. i. auf den Contactflächen zweier ungleich-
artiger Gebirgsschichten, zumal diese gegen einander meist
abweichende Lagerung zeigen , wie z. B. der Kulm gegen
die devonischen Schichten. Hass ferner an diesem Punkte
gerade die devonischen Schichten am ersten geneigt sein
mussten sich vom Kulm trennen zu lassen und dass zu
Gunsten dieser Trennung der Kulm zur Zeit der Spaltenbil-
dung vielleicht noch weniger erhärtet war wie die ihn un-
terteufenden devonischen Gebirgsschichten. Dem Fallen
nach wurde die vormalige Spalte des Herzog Auguster Gan-
ges bestimmt durch das Einfallen des Goniatitenkalkes vom
hangenden Querschlage der Rasendammer Strecke (mit Hin-
zurechnung von 2 Ltr. Kieselschiefer) bis zu dem der Her-
zog Auguster dritten Feldortstrecke, doch musste die Strei-
chungsrichtung der Spalte durch die spaltende Kraft zu sehr
bestimmt sein, als dass sie den localen Biegungen der Con-
tactfläche hätte folgen können. Hinsichtlich der Wasser-
zuführung durch die verschiedenen Gesteinschichten hat
sich wegen Mannigfaltigkeit und gedrängten Zusammenle-
gens der letzteren ein bestimmtes Resultat nicht herausstel-
len wollen. Der vielfach angefochtene Kieselschiefer scheint
nicht Schuld daran zu sein und ebenso werden weder Con-
tactflächen ungleichalteriger Gebirgsschichten noch der Grau-
wackensandstein das Mittel abgegeben haben, durch welches
im Bockswieser Grubenreviere die Tagewasser in die Tiefe ge-
drungen sind. Auf dem tiefen Lautenthaler Hoffnungsstollen
ist es Goniatitenkalk am hangenden Querschlage am Zeller-
felder Hoffnungs - Richtschachte, Calceolaschiefer im liegen-
den Querschlage daselbst, Grauwackensandstein in dem lie-
genden Querschlage, welcher nordwestlich vom Herzog Au-
guster Schachte angesetzt ist, Orthocerasschiefer ist es im
tiefen Wasserorte der Johann Friedricher zweiten Feldort-
strecke, welche ansehnliche Wassermengen mit sich führen.
Die stärksten Wasserzugänge scheinen von den Gängen
362
selbst und von dem in ihrer Nähe liegenden Theile des
Nebengesteins herbeigeführt zu werden. Es ist dieses auch
ganz erklärlich, denn wenn von der Bildung der Gangspalte
bis zu ihrer Ausfüllung eine geraume Zeit verstrich, so
musste der hangende Theil, der Unterstützung und Span-
nung beraubt, das Bestreben zeigen hereinzufallen ; es muss-
ten Lasten sich abziehen, theilweise hereinfallen, was aber
die Hauptsache ist, es mussten in der Nähe der Hauptspalte
wieder Spalten und Risse entstehen, welche durch in die-
selben hineingefallenen Gesteinsstücke am Zusammengehen
(in Folge des auf ihnen lastenden Druckes) behindert, ge-
rade jetzt die Ursache der enormen Wasserzugänge sein
mögen. Hierdurch erklären sich Wasserzugänge im Lie-
genden des Ganges zwar nicht, doch könnten diese leicht
durch eine Zerklüftung des letzteren vom hangenden Theile
dahin geführt werden. Der liegende Herzog Augu-
ster Gang zeigt im Feuerorte im Liegenden der Johann
Friedlicher zweiten Feldortstrecke eine Spalte, welcher be-
deutende Wassermengen entströmen. Der hangende
Herzog Auguster Gang führt Wasser mit sich im
hangenden Querschlage der Rasendammer Strecke des tie-
fen Lautenthaler Hoffnungsstollens. Der PisthalerGang
führt die bedeutendsten Wassermengen der Tiefe zu. Er
führt Wasser mit sich im hangenden Querschlage des Grum-
bacher Stollens unweit des Herzog Auguster Schachtes, an
mehreren Punkten dieses und auch des tiefen Lautenthaler
Hoffnungsstollens, ebenso auf der Johann Friedricher 2.,
4. , 6. , 7. , 8. Feldortstrecke. Die bedeutendsten Zuflüsse
zeigt er auf der vierten, überhaupt scheinen diese Zuflüsse
stärker zu werden, sobald man mit den Strecken über den
Herzog Auguster Gang hinaus auffährt. Die Johann Frie-
dricher dritte Feldortstrecke ist trocken gelegt durch die,
weiter nach SO über den genannten Schacht hinausgetrie-
bene vierte und durch das Abteufen des Herzog Auguster
Schachtes von der dritten zur vierten; auch ist man mit
der 5 , 6. 7., 8. Feldortstrecke noch nicht so weit in dieser
Richtung aufgefahren , als mit der vierten. Die Johann
Friedricher zweite Feldortstrecke (tiefer Georgsstollen) ist
am weitesten über den Herzog Auguster Schacht hinaus-
363
getrieben und mussten dadurch alle tiefer liegenden Strecken,
z. B. die vierte trocken gelegt sein ; dass dieses nicht der
Fall ist kann von der besprochenen Zergängung des Ne-
bengesteins in der Nähe des Harzes herrühren.
Ueber die Festigkeit der verschiedenen Gesteins-
schichten des Bockswieser Grubenrevieres lässt sich wenig
sagen; sie halten auf Strecken wie auf Querschlägen sich
sämmtlich gut. Die Kulmthonschiefer werden zwar am
leichtesten von den Wettern und vom Wasser angegriffen,
wodurch Gesteinsstücke sich abzulösen pflegen, doch bedür-
fen auch sie einer Unterstützung noch nicht.
Auch ein Einfluss der verschiedenen Gebirgs-
schichten auf die Erzführung der Gänge scheint
im Bockswieser Grubenreviere vorhanden zu sein und ist,
beiläufig erwähnt, der Grauwackensandstein in dieser Hin-
sicht — entgegen allen früheren Behauptungen — ein gar
nicht ungünstiges Gebirgsglied, da zur Bockswiese die Hang-
mittel der Tiefbaue, aus denen gegenwärtig die meisten Erz-
forderung beschafft wird, ihn fast ausschliesslich zum Ne-
bengestein haben. Reich an Erzen zeigt sich auch der Gang
in Calceola- und Orthocerasschiefern. Die von mir dieser-
halb gesammelten Erfahrungen sind jedoch noch zu be-
schränkt, um bestimmte Schlüsse daraus ziehen zu können
und wäre es deshalb wünschenswerth wenn auch anderer-
seits ausführliche Beobachtungen zu diesem Zwecke ange-
stellt würden.
Das Vorkommen von erzführenden Gängen im Grau-
wackensandstein ist ausser am Rammeisberger Erzlager hier
zum ersten Male beobachtet, so wie auch das Vorkommen
von solchen in Calceola- und Orthocerasschiefern bisher
noch unbekannt gewesen ist.
364
Heogiiostisclio Bpoliadstiiiigni am südlichen Harze
(Taf. 15.)
von
Carl Prediger.
Mein Aufenthalt am südlichen Ilarze während der
Sommermonate des verflossenen Jahres gab mir Gelegen-
heit die Umgehungen der Ortschaften Herzberg, Sieber, l^o-
nau, Lauterberg und Sachsa in Beziehung auf ihre geogno-
stischen Verhältnisse zu durchforschen*). Gewiss war eine
nochmalige genaue Durchmusterung der mächtigen Grau-
wacken- und Schieferbildungen dieser Gegenden der Mühe
wrerth, da die in neuester Zeit so ausgezeichnet gelungene
Feststellung und relative Altersbestimmung der Schichten
am nordwestlichen Theile unsers Gebirges die Möglichkeit
in Aussicht stellte, auch hier engere Grenzen aufzufinden.
Obgleich nun das Letztere nicht erreicht worden ist, so sind
doch wenigstens die Grenzen zwischen den sedimentären
Ablagerungen und den plutonischen Massen etwas berich-
tigt. was auf der beigefügten Karte zu ersehen ist ; mit vie-
ler Mühe nur ist es gelungen in dem sehr versteinerungs-
leeren Terrain einige neue Fundorte bestimmbarer Pflan-
zenüberreste zu entdecken, wozu die Herren Rott und
Jüngst wesentlich beigetragen haben.
*) Von den Schriften und Abhandlungen , welche diesen Theil des Harz-
gebirges speciel! berühren, sind zu nennen :
H offmann, Fr., Professor, Uebersicht der orographi sehen und geognosti-
schen Verhältnisse vom nordwestlichen Deutschland. Leipzig 1830.
Zimmer mann, Ch., Oberbergralh, Das Harzgebirge, in besonderer Bezie-
hung auf Natur- und Gewerbskunde geschildert. Darmstadt 1834.
Hausmann, F. L. , Geh. Hofrath , Ueber die Bildung des llarzgebirges.
Güttingen 1842.
Römer, F. A. , Bergamts- Assessor , Die Versteinerungen des Harzgebirges.
Hannover 1843.
Derselbe, Beiträge zur geologischen Kenntniss des Harzes. Kassel 1850
und 1852. (Besonderer Abdruck aus den Palaeontographicis von W. Dun-
ker und II. v. Meyer.)
Derselbe, in seiner Geognosie und Mineralogie. Hannover 1853.
365
Schicht- und Massengesteine constituiren das ziemlich
einförmige Gebiet ; von den ersteren sind Grauwacke, Grau-
wackenschiefer und Thonschiefer in steter Abwechslung,
von den letztem treten die Porphyre am häufigsten auf.
Es kann nicht die Absicht sein eine vollständige Cha-
racteristik dieser Gesteine zu geben , wohl aber möchte es
nicht ganz unpassend erscheinen die wichtigsten petrogra-
phischen Eigenschaften hier folgen zu lassen.
1. Die Grauwacke.
Sie ist unter allen am mächtigsten entwickelt, zeigt
sich gross- bis feinkörnig, und schliesst eckige, meist aber
abgerundete Bruchstücke von Quarz, Kieselschiefer, Thon-
und Chloritschiefer in einem thonigen Bindemittel ein. Die
Imprägnation des Cäments mit Kieselerde gibt dem Gesteine
eine bedeutende Festigkeit und Härte. Feldspath und Glim-
merfragmente werden häufig in dem Gemenge bemerkt.
Die Grösse der Körner variirt sehr, namentlich die des
Quarzes. Die bläulich grauen , rauchgrauen und gelblich-
grauen Farben sind die bei Weitem häufigsten, doch er-
scheint sie auch nicht selten durch Eisenoxyd roth und röth-
lichbraun gefärbt. Eine Schichtung ist mehr oder weniger
deutlich ausgebildet, erreicht aber oft eine Mächtigkeit von
mehreren Fussen , zuweilen bemerkt man auch nur eine
polyedrische Zerklüftung. Die Kluftflächen sind nicht sel-
ten mit weissem Steinmark, oder auch mit einem bläulich
schwarzen oft glänzenden Hauche von Manganoxyd über-
zogen.
2. Der Grauwackenschiefer.
Derselbe ist bald dick-, bald dünnschiefrig, in welchem
letztem Falle er besonders viel Glimmer aufgenommen hat,
von geringerem Quarz- und grösserem Thongehalte, und
hat gewöhnlich eine graue, im Zustande der Verwitterung
eine licht aschgraue Farbe. Bei der dünnschiefrigen Va-
rietät sind vorzüglich auf den Spaltungsflächen zahlreiche
weisse Glimmerschüppchen zu erkennen, welche eine deut-
liche Parallelstructur hervorbringen. Auch besitzt er zu-
weilen eine ausgezeichnete Sphäroidstructur, und es treten
366
darin, wie z. B. unweit Lonau, viele eigentümliche Con-
cretionsformen auf. Herr Professor Naumann glaubt*),
dass die Concretionsbildungen mit der Spbäroidstructur der
klastischen Gesteine in einem naben Zusammenhänge ste-
hen, in dem sie bei ihnen wesentlich in der Concentration
einer, die Gesteinsmasse imprägnirenden Substanz begrün-
det seien. Eine transversale oder falsche Schieferung ge-
hört hei ihm zu den nicht seltenen Erscheinungen.
3. Der Thon schi efer.
Er wird aus einer schwärzlich grauen, seltener schwar-
zen, häufig aber grünlich grauen Thonmasse mit sehr klei-
nen kaum bemerkbaren Glimmerschuppen und eben solchen
Quarzkörnchen gebildet. Bei den schwarzen Varietäten sind
die Spaltungsflächen mehr oder weniger glänzend bis schim-
mernd, und man bemerkt auf denselben zahlreiche Glimmer-
schüppchen. Bei den grünlich grauen Varietäten hinge-
gegen, sind die Spaltungsflächen matt, und nur höchst we-
nige oder gar keine Glimmerschuppen vorhanden. Diese
letztere Spielart hat eine geringere Härte als die vorige,
ist leicht schneidbar, fühlt sich fettig an und scheint besonr
ders reich an Talkerde zu sein.
Der Thonschiefer besitzt plane Parallelstructur , doch
kommen auch Varietäten mit vielen Nebenabsonderungen
vor, wTelche sich unter sehr verschiedenen Winkeln schnei-
den, so dass vier-, fünf- und mehrseitige schief prismatische
Stücke zum Vorschein kommen. Eigentlich gestreckte
oder gefältelte Schiefer treten in diesem Gebiete nicht auf.
Schwarze, alaun- und kohlenstoffhaltige Schiefer, Alaun-
und Zeichen schi efer kommen bei Lonau vor. Von ac-
cessorischen Bestandmassen sind Nester und Trümmer von
Quarz und Kalkstein zu nennen, wrelche die Schieferung des
Gesteins oft so zahlreich durchsetzen, dass dasselbe von
einem Netze solcher Quarzadern förmlich durchzogen er-
scheint.
4. Der Quarzfels.
Ein Aggregat feinkörniger bis dichter kleiner Quarzin-
*) Lehrbuch der Geognosie, Leipzig bei Engelmann 1849. Bd. I. S. 475.
367
dividuen, welche durch ein vorwaltend kieseliges Cäment
mit einander verbunden sind. Nur an einzelnen Stellen
kommen in der festkörnigen Hauptmasse kleine Quarzge-
schiebe vor, wodurch er conglomeratartig erscheint. Er
umschliesst bald grössere, bald kleinere eckige oder gerun-
dete ausgesonderte Partien von Rotheisenstein. Durch Auf-
nahme von Glimmer (gewöhnlich Kaliglimmer) wird er
schiefrig. An accessorischen Bestandtheilen ist Turmalin
und vorzüglich Feldspath zu erwähnen, welcher in den
meisten Fällen zu Kaolin zersetzt ist. Die weissen Farben
sind herrschend, doch bemerkt man auch schwarze, graue,
rothe und gelbe Varietäten. Seine deutlich geschichteten
Bänke werden zuweilen von Nebenabsonderungen rechtwink-
lig durchsetzt, doch findet auch eine unregelmässige polye-
drische Zerklüftung statt.
Als metamorphisirte Gesteine muss der Hornfels und
der Kiesel schiefer genannt werden.
Von den Massengesteinen sind es vorzüglich die Por-
phyre, welche am südlichen Harze in grösserer Ausbreitung
Vorkommen.
Man kann sämmtliche Varietäten dieses Gesteins un-
ter die Benennung Felsitporphyr vereinigen.
Der eigentliche Felsitporphyr hat eine dichte mehr oder
weniger an Kieselerde reiche, im Bruche theils flachmusch-
lige , theils splittrige in das Unebene verlaufende Grund-
masse , welche im unverwitterten Zustande eine braune bis
bräunlich rothe Farbe zeigt, die aber auch in das schmutzig
Fleischrothe bis in das Röthlichgraue, zuweilen auch in das
Violette nüancirt. Darin liegen, mehr oder weniger häufig,
Krystalle des gewöhnlichen Feldspathes , welche in der
Grösse von 1 — 4 Linien und darüber variiren, auch häufig
Zwillingsbildung wahrnehmen lassen. Der Feldspath hat
eine röthlich weisse bis fleischrothe Farbe, zum Theil auch
ein zerfressenes Ansehen , und ist nicht selten zu Kaolin
zersetzt. Quarz in krystallinischen Körnern sieht man häu-
fig in dem Gemenge, ebenso Glimmer und Pinit, seltener
Chlorit und Pistazit. Von accessorischen Bestandmassen
sind Trümmer und Adern von Quarz , sowie Steinmark zu
erwähnen ; hier und da erscheinen die Gesteinsklüfte durch
Eisenoxyd roth, durch Eisenoxydhydrat braun oder gelb
gefärbt.
Es findet sich dieses Gestein anstehend an der Pa-
gelsburg im Sieberthale, am grossen und kleinen Knollen,
am Mittelberge und im Bärenthale bei Leuterberg. Am
Scholben geht die Grauwacke durch Aufnahme eckiger Feld-
spathkörner allmählig in Porphyr über, so dass ein Mittel-
gestein entsteht, welches schon eine porphyrähnliche Natur,
aber doch noch schiefrige Structur besitzt, ganz ähnlich wie
es C oqueb ert-Monbr et und Omalius d'IIalloy in
Frankreich, und Credner an den Thonschiefern des Schwar-
zathaies in Thüringen beobachtet hat*).
Eine besondere Modalität in der Ausbildung der Grund-
masse ist bei einer Varietät zu bemerken, welche am Pfaf-
fenthal skopf in der Kupferhutter Forst vorkommt. Eine ei-
genthümliche Vertheilung eines seiner vorwaltenden Be-
standteile, wahrscheinlich des Quarzes, bewirkt bei dem
Gestein eine plane Parallelstructur . welche sehr häufig in
eine vollkommen schiefrige Structur übergeht. Die Dicke
der einzelnen Platten ist ziemlich constant, und schwankt
nur zwischen 1 — 3 Linien. In Sachsen sind dergleichen
Porphyre von Naumann und Cotta in der Gegend von
Meissen und Dobritz beobachtet**).
Der Thonporphyr, welcher am Heidenschnabel bei
Scheyfeid auftritt, hat zur Grundmasse einen Thonstein von
röthlichbrauner , chocoladbrauner , bis in das Violette über-
gehender Farbe, von unebenem grösstentheils aber erdigem
Bruche. In derselben liegen in grosser Anzahl Krystalle
eines grösstentheils zerfressenen und zersetzten röthlich-
weissen Feldspathee. Quarzkörner kommen sparsam dar-
in vor.
Ein ganz eigentümliches Gestein, dessen Grundmasse
ein von Eisenoxyd mehr oder weniger durchdrungener Thon-
stein von bräunlich violetter Farbe ist, in welchem weissli-
*) Jahrbuch für Mineralogie elc. 1849. S. 13 f. Journal des mines Nr.
94. p. 3J0 und Nr. 169. p. 55. Omalius, Elements de geol., 2 ed. p. 463.
**) Naumann, Lehrbuch der Gcognosic ßd. I. S. 617. Naumann
und Cotta, Geognostische Beschreibung des Königreichs Sachsen Heft 1. 1836.
Dresden bei Arnold.
3G9
eher Feldspath in aufgelöstem Zustande liegt, constituirt
den scharfen Rücken des Eichelnkopfes und der Mittelecke
in der Herzberger Grafenforst. Es ist ein Porphyr mit ca-
vernoser Structur, denn die Grundmasse zeigt viele, klei-
nere und grössere , eckige und ganz unregelmässig gestal-
tete Höhlungen, welche derselben ein blasiges rauhes und
zerfressenes Ansehen ertheilen. Diese Varietät ist von
Hausmann unter dem Namen Thonp o rphyroid be-
schrieben * **)).
Eine fünfte Spielart des Felsitporphyrs bildet den Ra-
renskopf bei Steine. Die Grundmasse desselben hat einen
muschligen ins Splittrige übergehenden Bruch, und ist höchst
wahrscheinlich ein mit viel Kieselerde innig gemengter
Feldspath. Quarz- und Feldspathkrystalle sind in ihr höchst
sparsam vertheilt und treten oft gänzlich zurück, so dass
man es mit eigentlichem Felsitfels zu thun hat. Mit
diesen Eigenschaften ist eine sehr unregelmässige polye-
drische Zerklüftung verbunden. Der Geh. Hofrath Haus-
mann führt dieses Gestein in seinem oben citirten Werke:
„ Ueber die Bildung des Harzgebirges “ unter dem Namen
Hornsteinporphyr auf.
Es muss noch bemerkt werden, dass die hier bezeich-
neten Varietäten des Felsitporphyrs in ihrem Habitus oft
sehr verschieden sind, welches grossentheils von dem Quan-
titätsverhältniss der Grundmasse zu den Einsprenglingen
abhängig ist. Auch würde eine genaue Analyse darüber
entscheiden müssen, ob nicht in der einen oder andern Art
der Orthoklas durch Albit oder Oligoklas vertreten wird,
welches sehr wahrscheinlich ist, da Gustav Rose neuer-
lich in seiner Abhandlung über die zur Granitgruppe gehö-
rigen Gesteine gezeigt hat, dass der triklinoedrische Feld-
spath, sowohl in den quarzführenden wie in den quarzfreien
Porphyren wirklich Oligoklas ist. *)
Als zweites Massengestein muss der Diabas erwähnt
werden. Dieser Hager Grünstein ist jedoch von mehreren
*) Heber die Bildung des Harzgebiiges S. 119.
**) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft Bd. I. Heft III.
S. 352 ff.
370
Autoren so ausführlich beschrieben, dass ich seine petro-
graphischen Eigenschaften hier ganz unberücksichtigt lasse.
Ich wende mich jetzt zu den geotektonischen Verhält-
nissen unseres Terrains und beginne am Westende, wo-
selbst der Quarzfels den mächtigen Rücken des Bruchber-
ges und dessen südwestliche Fortsetzung den Acker con-
stituirt und sich in dem ganzen Gebiete zur höchsten Höhe,
gegen 2835 Pariser Fuss über dem Spiegel der Nordsee
erhebt. Man sieht im Allgemeinen steil aufgerichtete, zum
Theil übergestürzte Schichten, besonders an dem obern
höheren Theile des breit gewölbten Berges. Das Streichen
ist gewöhnlich h, 2, und nur gegen das Ende des Rückens,
wo dieser sich bei abnehmender Höhe südwestlich wendet,
bei bedeutend flacherem Fallen h. 4 — 5. Er ist im äusser-
sten Hangenden von der angrenzenden Grauwacke nicht
scharf geschieden, sondern Grauwacke, Schiefer und Quarz-
fels wechseln häufig mit einander. Zuweilen nimmt der
Thonschiefer in seiner Nähe den Habitus des Kieselschie-
fers an. Dass der Quarzfels entschieden ein neptunisches
Gebilde ist (welches schon vor geraumer Zeit in Zimmer-
manns Harzgebirge p. 116. 117 geltend gemacht wurde),
lässt sich jetzt recht schön in einem Steinbruche beobach-
ten , welcher in dem Thale der kleinen Steinau , etwa eine
Viertelstunde von dem Gasthause Papenhöhe entfernt liegt.
Die Schichten desselben mit ihrem gewöhnlichem Streichen
haben ein schwaches Einfällen von etwa 20° gegen Süden.
Zwischen den Schichtungsflächen befindet sich ein sehr mil-
der, durch Eisenoxyd und Eisenoxydhydrat roth und gelb
gefärbter Thonschiefer, von einigen Zollen Mächtigkeit
Die Auffindung von Abdrücken einer Krinoideenart , deren
Stielglieder radiale Streifung beobachten lassen spricht eben-
falls für seine hydrogene Natur. Seine Verhältnisse zum
Diabas haben in neuester Zeit ebenfalls ihre Feststellung
erhalten und sind recht deutlich auf der Römer'schen Harz-
karte zu ersehen*).
*) Karte vom Uarzgebirge von Friedrich Julius und Heinrich
Berg ha us, geognosiisch illuminirt von F. A. Römer, Bergamts- Assessor.
Braunschweig, Ramdohr’s Kunsthandlung.
371
An den Quarzit lehnen sich mit südlichem Einfallen
die mächtigen Grauwacken- und Schieferbildungen, häufig
durch Porphyrmassen unterbrochen bis in die Gegend von
Wieda. Das Streichen wechselt zwischen h. 4 — 5, das Ein-
fallen zwischen 50 — 80° von Nordwest nach Südost, wel-
ches bisweilen verkehrt beobachtet werden kann, sowie
auch vertikale Stellung und horizontale Lage nicht ganz
seltene Erscheinungen sind. Hin und wieder kommen Ein-
lagerungen von Kalkstein und Gangthonschiefer vor und
häufig wird die eigentliche Schichtung von einer transver-
salen Schieferung maskirt.
Die Profile der verschiedenen Thäler bieten ein sehr
einförmiges Bild dar. Grauwacke, Grauwackenschiefer und
Thonschiefer wechseln grösstentheils miteinander ab, bald
das eine, bald das andere vorwaltend. Im Lonauthale lie-
gen auf den obersten Schichten des Quarzits harte, feste,
graue Schiefer, worauf blaugraue feste oft faustgrosse Quarz-
knollen umschliessende Grauwacken folgen. Dann kom-
men Grauwackenschiefer und Thonschiefer mit Asterophyl -
lites Hausmannanus Goepp. und einigen andern nicht be-
stimmbaren Pflanzenüberresten und darnach wieder feinkör-
nige rothe Grauwackenbildungen. Dabei zeigen sich neben
der ursprünglich horizontalen Lage in geringer Entfernung
gewaltsame Dislocationen, sowie auch durch Verwerfungs-
spalten auseinander gezogene Schichtensysteme. Die Sie-
bereinhänge bestehen , sobald man aus dem Bereiche des
Granites heraustritt, aus schroffen Hornfelspartien, welche
dem Thale einen wild romantischen Character verleihen.
Von Steinrenne thalabwärts ist der Thonschiefer fast ganz
zurückgedrängt, es zeigen sich nur feinkörnige Grauwacken,
welche bei Königshof von einer kleinen Diabasmasse durch-
brochen worden, ohne in ihren petrographischen wie stra-
tographischen Verhältnissen die geringste Störung zu er-
leiden, und in der Gegend der Herzberger Sägemühle durch-
aus eine rothe Färbung annehmen. In der geraden und
krummen Lutter wechsellagern die Thonschiefer mit Grau-
wacke und man bemerkt an einigen Stellen auffallende
Windungen und Faltungen , sowie Uebergänge in Kiesel-
schiefer. In der Sperrlutter herrscht der Thonschiefer, im
372
Oderthaie eine harte feinkörnige Grauwacke vor, beide Thä-
ler bieten dem Geognosten wenig Interessantes dar. F. A.
Römer hat in seiner neuesten Arbeit über das Harzge-
birge alle diese mächtigen Sedimentbildungen einschliess-
lich des Quarzits zum Kohlengebirge gerechnet, er paralle-
lisirt dieselben den Culm-measures des südwestlichen Eng-
lands und macht folgende Unterabtheilungen :
1) Aeltere Kulm-Grauwacken, nordwestlich vom Bruch-
berge, mit untergeordneten, oft auch vorwaltenden Thon-
schiefern , Posidonomya Bechert Br., Goniatites crenistria Phill.,
Calamites cannaeformis Schl., transitionis und distans, Knorria
Jugleri, attenuata, imbricata und polyphylla enthaltend.
2) Der Kulmsandstein (Quarzfels) des Bruchbeiges mit
Krinitenstielen.
3) Die obere Kulmgrauwacke wechsellagert mit Thon-
schiefern, in denen sich die Posidonomya nicht mehr findet,
die auftretenden Pllanzenformen sind von der altern Kulm-
grauwacke gänzlich verschieden.
Häufig wird die Grauwacke und der Schiefer von Gän
gen durchsetzt, welche in der Gegend von Herzberg und
Sieber fast nur Schwerspath führen , und bisweilen eine
Mächtigkeit von 1 i/2 — 2 Lachter erreichen. In der Nähe
von Lauterberg treten neben diesen Schwerspathgängen vor-
züglich Rotheisenstein- und Kupfererzgänge auf, welche
letztere auch Bleiglanz, Flussspath, Gyps, Quarz und Schwer-
spath führen. Das Kupfer kommt in mannichfachen Ver-
bindungen, als Kupferlasur, Kupfermalachit vor. Die Gang-
masse scheint in den meisten Fällen ein chloritiscli talkiger
Schiefer zu sein. Höchst wahrscheinlich verdanken sie den
Porphyreruptionen in dieser Gegend ihre Entstehung.
Oberhalb des Dorfes Wieda, der Eisenhütte gegenüber,
findet man einen festen Kalk anstehend, welcher sich von
dem devonischen durch seine krystallinisch blättrige Textur
unterscheidet. Die daraus erhaltenen Versteinerungen sind :
Terebratula Princeps Barr., Spirifer cultrijugatus Boem., Tere-
bratula bidentata His., Pentamerus oblongus Soio., Cardium Stria-
tum Sow. Römer hat sie in den oben citirten Abhandlun-
gen abgebildet und beschrieben, nach ihm sind diese Kalke
sibirisch. Unterhalb Wieda findet sich ein feinkörniger dich-
373
ter Grünstein zum Theil Aphanit, mit kugliger und concen-
trisch schaaliger Absonderung. Hierauf folgt ein schwar-
zer, fester, auf den Spaltungsflächen seidenglänzender Thon-
schiefer ohne Versteinerungen ; weiter hinab wird derselbe
etwas milder und führt kohlige Pflanzenstengel.
Ich gehe nun zur Betrachtung der Verhältnisse über,
welche zwischen dem Schiefergebirge und den Porphyrmas-
sen obwalten , und bemerke zuvörderst das öftere Vorkom-
men verschlackter Thonschiefer- und Grauwackenbrocken in
derselben, zum Beweis ihres plutonischen Ursprungs. Sie
bilden meistens scharfe Rücken und kegelförmige Berge,
seltener Massivs, wie z. B. der Eichelnkopf, die Mittelecke,
der grosse und kleine Knollen zwischen Herzberg und Lau-
terberg. Der Boden ist steinig, dessenungeachtet aber
fruchtbar. Das gangförmige Auftreten möchte wohl am
südlichen Harze am häufigsten zu beobachten sein , man
sieht es unter andern an der Kuppe des grossen Knollen,
welche durch einen Porphyrkamm gebildet wird, der die
Thonschieferschichten in der Richtung von WWN nach OOS
durchschneidet. Der lange scharfe aus Porphyr bestehende
Rücken, welcher sich vom Revenskopf bis in die Nähe von
Sachsa erstreckt, hat ebenfalls ein gangförmiges Verhalten.
Ganz ausgezeichnet aber ist die gangförmige Natur in der
Nähe des Scharzfelder Zelles zu sehen.
Hausmann hat schon vor längerer Zeit auf diesen
Punkt aufmerksam gemacht, und er sagt darüber in seinem
Werke über die Bildung des Harzgebirges folgendes : „ Da-
selbst ist ein Porphyrgang aufgeschlossen , welcher die
Schichten der Grauwacke des Berges, auf welchem die Rui-
nen des Schlosses Scharzfels liegen , mit einem Streichen
von h. 9 und einem nordöstlichen Fallungswinkel von 75°
durchsetzt, wogegen die daneben anstehende Grauwacke
h. 4 streicht und 50° gegen Südost fällt.“ Als Zersetzungs-
produkt findet sich an den Contactflächen weisses zerreib-
liches Steinmark. Die allgemeinste Absonderungsform ist
die unregelmässig polyedrische, daher auch die grossen Trüm-
merhaufen, womit die Abhänge des Knollen und Ravens-
kopfes bedeckt sind, es lässt sich jedoch auch eine regel-
mässig rechtwinklig einseitige prismatische Absonderung
25
374
bemerken. Dabei ist häufig die Lage der Absonderungs-
ebenen von der Lage der Ebenen abhängig, welche die
Räume begrenzen, durch welche sich die Masse den Weg
gebahnt hat. Dies Verhältniss tritt bei den lager- und gang-
förmigen Bildungen recht deutlich hervor, indem die eine
Absonderung jener Ebene parallel , die zweite rechtwinklig
dagegen gesetzt ist (Scharzfelder Zell).
Was die Metamorphosen betrifft, welche die Porphyre
auf die sie umgebenden Sedimentbildungen hervorgebracht
haben, so lässt sich darüber wenig sagen. Im Allgemeinen
ist das Nebengestein entweder gar nicht oder doch nur
wenig verändert, weshalb wohl auf eine niedrige Tempera-
tur wie auch auf einen gering flüssigen Zustand bei der
Erhebung geschlossen werden darf. Bei dem oben bespro-
chenen Porphyrgange scheint die Grauwacke keine Verän-
derung erlitten zu haben, der Thonschiefer jedoch ist weich
und milde geworden und hat auf den Spaltungsflächen ein
mattes specksteinartiges Ansehen. Die Schieferfragmente,
welche die Grundmasse des Porphyrs umschliessen , lassen
sich leicht mit dem Messer herausschneiden. In etwa 10
Schritten Entfernung von dem Gange gewinnt der Schiefer
seinen normalen Habitus wieder. Ich muss noch hinzufü-
gen dass die benachbarte Grauwacke in reichlichem Maasse
Feldspath enthält, und damit also das gesammte Material
zur Ausfüllung des Spaltenraums vorhanden war.
Obgleich sich keine Knickungen und Schichtenwindun-
gen vorgefunden haben , welche dem Eruptivgestein zuge-
schrieben werden mussten, so ist doch eine stärkere Auf-
richtung der neptunischen Massen durch dasselbe ausser
allem Zweifel. Beispiele Hessen sich mehrere anführen, hier
nur das eine. Wenn man im Steinthale hinaufgeht, wel-
ches am grossen Knollen seinen Anfang nimmt, woselbst
der Felsitporphyr in grösster Masse sowohl wie auch mit
der grössten Gewalt emporgedrungen ist, so findet man die
anfangs mit dem gewöhnlichen Einfallen anstehenden Schie-
ferpartien weiter hinauf immer stärker emporgerichtet, bis
dieselben in der Nähe des Eruptivgesteins auf dem Kopfe
stehen, ja zum Theil übergekippt sind. Es ist sehr wahr-
375
scheinlich, und auch Hausmann spricht sich dahin aus*),
dass die Porphyre die Ursache sind weshalb der südliche
Fuss des Gebirges durchschnittlich um 100 Pariser Fusse
höher liegt als der nördliche. Dass die von Eisenoxyd in
dieser Gegend ganzen Bergmassen ertheilte rothbraune Fär-
bung, hauptsächlich da auftritt, wo die Porphyre zu begin-
nen anfangen, und überhaupt dasselbe an den Porphyrerup-
tionen gebunden zu sein scheint, welches namentlich in den
Lauterberger Rotheisensteingängen seine Bestätigung finden
möchte, darf hier nicht unerwähnt bleiben. In Bezug auf
ihr relatives Alter muss ich bemerken, dass dieselben die
Sandsteine und Conglomerate des Roth- und Weissliegen-
den bei Sachsa aufgerichtet und durchbrochen haben , wo-
raus sich auch das bedeutende Niveau von 1400 Pariser
Fussen erklärt, welches diese Formationen daselbst ein-
nehmen.
Zum Schluss dieses Aufsatzes will ich noch einige
Worte über die jüngern paläozoischen Gebilde hinzufügen,
welche sich an dem Fusse der vorhin besprochenen Ge-
birgsglieder abgelagert haben, nämlich über das Zechstein-
gebirge. Die beigefügte geognostische Karte wird das Fol-
gende noch mehr veranschaulichen.
Das Rothliegende als unterstes Glied tritt in der
Nahe von Sachsa als ein feinkörniger, rother, bisweilen grün-
gefleckter Sandstein zu Tage. Das Conglomerat lagert sich
etwa 15 Fuss mächtig bei der Herzberger Papiermühle auf
die Grauwacke. Deutliche Spuren von Weissliegenden
finden sich schon bei Sachsa; eine feinkörnige weisslich
graue sandige Schicht etwa 40 Fuss mächtig, wahrschein-
lich dieselbe Bildung findet sich oberhalb Walkenried. Der
Kupferschiefer kommt an mehreren Stellen, an dem Forst-
ort Schieferecke im Lüderholzer Forstrevier , am Wahrberge
bei Herzberg und in dem Fahrwege, welcher von Steina
nach Sachsa führt, zu Tage, auch sieht man Spuren davon
am Butterberg bei Königshütte. Das Dachflötz scheint
zu fehlen. Den Zechstein gewahrt man an der Kol-
*) Hausmann, a. a. 0. S. 127.
25*
376
düng oberhalb der Königshütte, sowie zwischen Steina und
Sachsa.
Der S t ü c k k al k überlagert an der Schieferecke den
bituminösen Mergelschiefer. Bei der Herzberger Papier-
mühle befindet sich derselbe mit dem Conglomerate des
Rothliegenden in nicht übereinstimmender Schichtung, bil-
det den Felsen, auf welchen das Schloss Herzberg erbaut
ist und hat eine Mächtigkeit von etwa 80 Fuss. Er be-
steht grösstentheils aus der bräunlich schwarzen, dicht
schiefrigen Varietät, und hat nur selten eine oolithische
Structur. Die Asche, als eine feine magere bituminöse
Mergelerde , überlagert eine kleine Stückkalkpartie in der
Nähe des Dorfes Scharzfeld. Etwa eine Viertelstunde öst-
lich von Herzberg, legt sich an den Kupferschiefer der
Rauchkalk an. Derselbe erreicht von allen Gliedern des
Zechsteins die grösste Mächtigkeit, und eine bedeutende
Höhe, beim Schlosse Scharzfels etwa 1234 Fuss. Diese ei-
gentliche Rauchwacke wird von kleinern und grossem bald
rundlichen, bald eckigen, auch spaltenförmigen und ganz
unregelmässig gestalteten Höhlungen durchzogen, welche
zum Theil mit lockerem sandartigem Dolomit erfüllt, mei-
stens aber leer und auf ihren Wandungen mit kleinen Rhom-
boedern von Kalktalkspath überdrust sind. Das Gestein
erhält dadurch eine blasige, zellige, zerfressene und caver-
nose Structur und erscheint besonders an solchen Felswän-
den, aus denen durch die Atmosphärilien der Dolomitsand
ausgewaschen werden ist, mit sehr rauhen und zerrissenen,
höhlenreichen und grotesken Formen. Dieses eigentümli-
che Aussehen wird noch dadurch gesteigert, dass eine
Schichtung selten bemerkbar ist, während senkrechte oder
regellose, oft weit klaffende Spalten die Felswände durch-
schneiden. Die gelblich graue Farbe ist vorherrschend,
auch ist das Gestein oft bituminös und stinkend. So stellt
sich diese Bildung den Blicken des Reisenden dar, an der
Steinkirche, am Herbstberg, am Oderberg, am Steinberg
bei Scharzfeld, am Römerstein an der Ruine Scharzfels und
am Eulenstein. Die Neigung zur Höhlenbildung ist dem
Rauchkalke ganz vorzüglich eigen, was die zahlreichen trich-
terförmigen, oft mit Wasser angefüllten Vertiefungen und
377
Kessel in der Gegend von Brebis und Scharzfeld beweisen.
Auch die Einhornhöhle liegt im Rauchkalke. Ob derselbe
vom Stückkalk unterteuft wird oder mit ihm wechsellagert,
hat sich nicht mit völliger Gewissheit ermitteln lassen.
Der Gyps folgt in der Nähe des Gasthauses Pagen-
höhe auf den Stückkalk, tritt aber in der Gegend des Forst-
hauses zurück und legt sich an den Rauchkalk an. Zwi-
schen Nüpri und Sachsa, woselbst die Zechsteinformationen
ziemlich vollständig entwickelt sich finden , kommt er wie-
der zu Tage und scheint daselbst den Rauchkalk zu un-
terteufen.
Sämmtliche Etagen dieser paläozoischen Bildungen sind
sehr arm an Versteinerungen.
Aus der Grauwacke und dem Schiefer kann ausser den
bereits genannten noch angeführt werden: Dechenia lioeme -
rana Goepp. , Knorria acutifolia Goepp. , Knorria confluens
Goepp. und Stigmaria , sämmtlich bei Lauterberg gefunden.
Herr Bergamts- Assessor F. A. Römer hat sie in der Pa-
laeontographica abgebildet und beschrieben. Zuweilen stösst
man auf Schichten, welche fast ganz aus halbverkohlten
Pflanzenmassen zu bestehen scheinen. Merkwürdig ist es,
dass sich in den mächtigen Schieferbildungen keine Mu-
schelüberreste vorgefunden haben. Das Rothliegende und
der eigentliche Zechstein haben auch hier wenig Ausbeute
an Versteinerungen geliefert. Im Kupferschiefer findet sich
eine ungeheure Menge eckschuppiger Fische, unter denen
Palaeoniscus Freieslebeni die gewöhnlichste Art ist. Aus dem
Scharzfelder Dolomit ist zu nennen : Terebralula subelon-
gata, Gervillia keratophaga v. Schl Axinus obscurus So w., Gor-
gonia anceps v. Schl., Mytilus Ilausmanni Goldf.
378
M it t h c i I u n g c n.
Protocoll der drillen allgemeinen Versammlung des Claus -
thaler naturwissenschaftlichen Vereins Maja .
Abgeballen am 18. September 1852 in Clausthal.
Der Vorsitzende des Vereins Fr. Wimmer erölTnele die Ver-
sammlung, welche als eine sehr besuchte bezeichnet Werden darf,
mit der Darlegung der Verhältnisse des Vereins, worauf die angemel-
deten Vorlräge gehalten wurden.
Zunächst sprach Herr A. Metzger über die klimatologische
Botanik des Harzes und suchte die Eigen thümlichkeiten , welche das
Klima des Harzes in dessen Vegetation hervorbringt in Beziehung auf
derartige in andern Gebirgen beobachtete Erscheinungen darzulhun.
Unter Anderem wurde erwähnt, dass, obgleich die geographische Breite,
unter welcher der Harz liegt und die Höhe einzelner Bunde zu der
Annahme berechtigt, dort eine reine Alpenflora zu finden, diese doch
in typischer Weise am Harze nicht zu beobachten sei.
Dann sprach Herr Volkmann aus Königsberg über Datolith
und Haytorit. Es wurde zunächst die bisher allgemeine Ansicht über
beide Mineralien , dass nämlich der Haytorit von Ilaytor in England,
aus Kieselerdehydrat bestehend , eine Pseudomorphose nach Datolith
sei, angeführt, dann aber wies der Vortragende, sich auf eigne Un-
tersuchungen stützend, nach, dass die Krystalle des llaytorits zwar
eine grosse Aehnlichkeit mit Datolithkrystallen besitzen, indessen doch
zu grosse Verschiedenheiten zeigten, als dass man obige Ansicht bei-
behalten dürfe. Herrn Volkmanns krystallographische Arbeiten
bewiesen vielmehr ganz genügend, dass der Haytorit ein selbständiges
Mineral oder doch wenigstens keine Pseudomorphose nach Datolith
sei. Zwei in grossem Maassstahe angefertigte Horizontal-Projectionen
der Krystalle zeigten die erwähnten Verschiedenheiten aufs deutlichste.
Hierauf trug Herr Jüngst die Resultate seiner geognostischen
Untersuchung der Umgegend von Lautenthal vor und legte eine Karte
aus, auf der diese Beobachtungen verzeichnet waren. Da diese Arbeit
dem geognostischen Publikum indessen dadurch zugänglich geworden
i$t, dass dieselbe bei Bearbeitung einer geognostischen Karte des nord-
westlichen Harzes benutzt ist, so erscheint es überflüssig hier wei-
ter darüber zu berichten.
Dann hielt der Vorsitzende des Vereins Fr. Wimmer einen
umfassenden Vortrag über die Anwendung der Electricität in der
Technik , in welchem vorzugsweise die in neuerer Zeit so viel-
fach versuchte und eingeführte Galvanoplastik und die nach ver-
schiedenen Principien construirten electrischen Telegraphen eine
weitere Berücksichtigung fanden. Es dürfte zu weit führen, wenn
man auf Specialia dieses Vortrags eingehen wollte. In einer darauf
379
angeordneten halbstündigen Pause wurden die vorgetragenen Lehren
durch interessante Versuche erläutert und die Construction mehrerer
der erwähnten electrischen Apparate, namentlich die der zu galvano-
plastischen Arbeiten gebräuchlichen, der electro-magnetischen Telegra-
phen und Induclionsapparate durch Zergliederung und Zusammenfü-
gung aufgestellter Apparate erläutert.
Nachdem die Pause mit den oben erwähnten Versuchen und
der Besichtigung ausgestellter Mineralien und Petrefakten verbracht
war, hielt Herr Fr. Ulrich aus Oker einen Vortrag über die Bezie-
hungen zwischen den physicalischen Eigenthiimlichkeilen und der che-
mischen Gonslitution der Schlacken. Die vorgetragenen Beobachtun-
gen waren vorzüglich in der Absicht angestellt, um für den practischen
Hüttenmann einfache Gesetze abzuleiten, mit deren Hülfe es möglich
ist, rasch aus den äussern Eigenschaften der Schlacken richtige Schlüsse
auf deren chemische Constitution machen zu können. Einige solcher
Begeln, die sich besonders auf Krystallform , Härte, specifisches Ge-
wicht, Glanz etc. bezogen, wurden abgeleitet, jedoch wollte der Vor-
tragende denselben noch nicht allgemeine Gültigkeit zugestehen, da
das Untersuchungsmaterial nur von wenigen Hüttenwerken entnommen
war. Ferner sprach Herr U 1 r i ch über einen anscheinend rhombisch
krystallisirten Schwefel aus den Bosthaufen der unterharzischen Hüt-
ten und über Voltait aus dem Rammeisberge. Die Objecte des Vor-
trages wurden vorgezeigt.
Hierauf sprach Herr C. Prediger über die geognostische Be-
schaffenheit des südwestlichen Harzes und legte eine von ihm ange-
fertigte geognostische Karte dieser Gegend vor. Da dieser Aufsatz
in diesen Blättern vollständig abgedruckt ist, so dürfte es überflüssig
sein hier weitere Aeusserungen darüber zu machen.
Zum Beschlüsse der Sitzung sprach Herr Jüngst über die
von ihm bei der Analyse des Selenquecksilbers von der Grube Char-
lotte hei Clausthal angewandte Methode und theilte die Resultate sei-
ner Arbeiten mit.
Wöchentliche Versammlungen.
Die in diesen Versammlungen gehaltenen Vorträge und kleinern
Mittheilungen, deren Aufzählung — da sie den beschränkten Raum
dieses Berichts um ein Bedeutendes überfüllen würde — hier unter-
bleibt, bezogen sich zu einem grossen Theile auf bergbauliche Ge-
genstände, auf die Entdeckungen im Gebiete der Naturwissenschaften,
namentlich der Mathematik, Physik, Geologie und Mineralogie und auf
die Erfindungen im Felde der Technik, insoweit sie den Bergbau mehr
oder weniger betrafen.
Ausserdem verdient hier noch bemerkt zu werden, dass die
Thätigkeit der Gesellschaft in den kleineren Versammlungen in erfreu-
licher Weise sich vergrösserte, indem im Winterhalbjahr extraordinäre
380
Vorträge über berechnende Kryslallographie und Differential- und Inte-
gralrechnung, sowie practische Uebungen im Kryslallbestinunen (Kry-
stallzeichnen) eifrige Zuhörer und Mitarbeiter fanden.
Das Leuchtgas als Brennmaterial.
Die künstliche Erzeugung der Wärme können wir als die Grund-
lage der Industrie betrachten. Von nicht geringerer Wichtigkeit ist
sie für unsere Haushaltung. Deshalb haben auch die hierbei aultre-
tenden Erscheinungen zu allen Zeiten die Aufmerksamkeit in Anspruch
genommen. Aber die scheinbare Zerstörung , die wir bei der Ver-
brennung beobachten, war Veranlassung, dass man zu ganz unrichti-
gen Begriffen über diesen so wichtigen Vorgang geleitet wurde. Erst
gegen Ende des vorigen Jahrhunderts war es Lavoisier , der diesen
Process , der seit vielen Jahrtausenden tagtäglich vor den Augen vie-
ler Millionen stattgefunden hat, richtig erkannte und seit dieser Zeit
erst war es möglich Verbesserungen herbeizuführen. Was nun von
da ab an auch in dieser Hinsicht geschehen ist , so bleibt dennoch
noch viel zu thun übrig. Dies lehrt uns ein Blick in die Feuerstät-
ten der Industrie, bei denen man aus leicht begreiflichen Gründen
am sorgsamsten darauf hingearbeitet hat, die Uebelstände zu beseiti-
gen, und in die Küchen unserer Haushaltungen. Weder in den er-
steren , noch in den letzteren führt man eine vollständige Verbren-
nung herbei; diese Ueberzeugung geben uns die dichten, schwarzen
Rauchwolken, die aus den hohen Essen der Fabrikanlagen aufsteigen,
der unerträgliche Rauch, den wir oft in unseren Küchen linden und
die Russablagerungen in den Schornsteinen.
Der Hauptgrund der Verluste an Wärme, die wir bei der Ver-
brennung erleiden , liegt in der Natur der Materialien selbst , deren
wir uns bedienen und in der Form, in der wir sie verwenden. Zu-
erst verursacht der bedeutende Gehalt an Wasser in unseren ge-
bräuchlichen Brennmaterialien, der im Holz bis zu einem Drittel, im
Torf, den Braun- und Steinkohlen, nach eigenen Beobachtungen, resp.
bis 21, 51 und 8 pCt. beträgt, einen bedeutenden Verlust, indem
ein grosser Theil der Wärme verbraucht wird, um dieses Wasser in
Dampf zu verwandeln und dadurch geht er für unsere Benutzung ver-
loren. Noch bedeutendere Quellen für Verluste haben wir in der An-
lage der Feuerstätten selbst zu suchen. Um die Verbrennung zu un-
terhalten bedürfen wir eines fortwährenden Zuströmens der atmos-
phärischen Luft. In dieser ist aber nur ein Fünftel des Raumes an
Sauerstoff, der allein fähig ist, die Verbrennung zu fördern, enthal-
ten; die übrigen vier Fünftel Stickstoff entweichen mit hoher Wärme
aus dem Schornstein und entführen uns wieder einen bedeutenden
Theil der Wärme, der unbenutzt entweicht. Führen wir auch mehr v
Sauerstoff hinzu als zur Verbrennung erforderlich ist, so erzielen wir
doch nicht eine vollständige Verbrennung des Materials, wir können
nicht alle die einzelnen, brennbaren Bestandtheile desselben in die höchsten
381
Oxydationsstufen überführen und somit haben wir wieder eine neue
Quelle von Verlusten. Mit den nicht vollständig oxydirten Verbren-
nungsproducten wird gleichzeitig ein Theil noch unverbrannter Kohle
— der Kuss, der schwarze hauch — entführt und dann bleibt auch
ein bedeutender Theil der Kohle unverbrannt in der Asche zurück.
Wollte man den Verlust der durch den Rauchfang unbenutzt abzie-
henden Wärme dadurch verringern, dass man weniger, d. h. genau
so viel Luft zuführte, als zur Verbrennung des Materials erforderlich
ist, so würde man wegen der Form, in der wir die Brennmaterialien
anwenden, weil diese wenig geeignet ist, die Verbindung der einzel-
nen Bestandteile mit dem Sauerstoff zu erleichtern, eine noch un-
vollständigere Verbrennung erzielen , so dass die Vortheile auf der
einen Seite wieder durch den Nachtheil auf der anderen vernichtet
werden. Dasselbe findet bei dem umgekehrten Fall statt. Wollen
wir durch reiche Zufuhr an Luft eine vollständige Verbrennung her-
beiführen , so entweicht mit der grösseren Luftmenge auch eine be-
deutendere Wärmemenge aus dem Schornstein. Dieser Verlust ist
übrigens um so bedeutender, je höher die Temperatur ist, die wir
zu unseren Zwecken gebrauchen, denn mit derselben Temperatur geht
auch die unverbrannte Luft aus dem Schornstein fort. Dazu kommen
noch als weitere Verlustquellen die Abkühlung von aussen und die
Mittheilung der Wärme an die Umgebung der Feuerung.
Aus allen diesen Gründen bleibt nun auch die Praxis in den
erzielten Erfolgen weit hinter der Theorie zurück und daher geben
auch die theoretischen Berechnungen für den Werth der Brennmate-
rialien unseren gebräuchlichen Feueranlagen gegenüber keine Sicher-
heit. Die Untersuchungen, welche von dem Dr. Brix*) im Aufträge
des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleisses in Preussen und
mit Unterstützung des Königlichen Ministeriums für Handel und Ge-
werbe über die Heizkraft der wichtigeren Brennstoffe des preussischen
Staates mehr in practischer Hinsicht ausgeführt worden sind, — eine
Arbeit, die einzig in ihrer Art dasteht, — belehren uns, dass hier
mit Anwendung aller Vorsichtsmaassregeln meistens nur 65 bis 70
pCl. des theoretischen Heizwerthes wirklich nutzbar gemacht werden
konnten. Die mit den Verbrennungsproducten entweichende Wärme
betrug beim Holz etwa 15 , beim Torf etwa 12 , bei den Kohks-
Braun- und Steinkohlen etwa 7 bis 10 pCt. der theoretischen Ileiz-
kraft. In der Wirklichkeit , beim practischen Gebrauch in unseren
Feuerwerkstätten , fällt dieser Verlust jedoch bedeutender aus.
Wie bedeutend hier die Verluste sind, das lehren uns die Un-
tersuchungen von Ebelmen und Bunsen und Playfair über die aus
der Gicht — der Esse — der Hohöfen entweichenden brennbaren
Gase. Nach dem ersteren **) geht mit diesen eine solche Menge
von Brennmaterial verloren , dass die Hitze , welche sie produciren
*) Berlin 1853. Verlag von Ernst & Korn.
**) Journ. f. pract. Chem. ßd. XXVI. p. 236.
382
können, in dem Hohofen von Clerval durch 62 und in dem von Au-
dincourt durch 67 ausgedrückt werden kann , wenn wir das ver-
brauchte Brennmaterial mit 100 bezeichnen. Der liier erzielte Nutz-
effect beläuft sich also nur auf il3. Nach den Letzteren*) beträgt
dieser in den Eisenhohöfen gar nur 16,30 und 18,46 pCt. ; so dass
also 83,70 and 81,54 pCt. als noch völlig brauchbar, jedoch nutz-
los durch die Gicht abziehen. In dem einen der zum Versuch die-
nenden Hohofen wurden innerhalb 24 Stunden 14 Tonnen Steinkoh-
len verbraucht; nach dem oben angegebenen Verhältnis also täglich
mindestens 11,4 Tonnen ohne Nutzen.
Auf diesen Umstand war schon lange aufmerksam gemacht, ohne
dass die von der Theorie ausgehenden Vorschläge eine Berücksichti-
gung fanden. Jedoch schon 1812 nahm ein Franzose Aubertöt ein
Patent auf die Benutzung der aus der Gicht der Hohofen entweichen-
den Gase , aber auch seine Bestrebungen hatten keinen Erfolg und
das Ganze gerieth in Vergessen bis 1830 Lampadius durch prakti-
sche Versuche auf der Halsbrücker Hütte zu Freiberg beim Abtrei-
ben des Bleies durch Sleinkohlengas die Benutzung der brennbaren
Gase wieder in Erinnerung brachte. Auch diese Versuche blieben
vereinzelt stehen. Jedoch bald darauf gelang es den eifrigen Bemü-
hungen des würtembergischen Bergrathes Faber du Four durch seine
mühevollen Versuche, die er auf dem Eisenhüttenwerke Wasseralfin-
gen über die Benutzung der aus der Gicht der Ilohöfen entweichen-
den brennbaren Gase anstellte, Aufmerksamkeit und Nacheiferung zu
erregen. Diesem einsichtsvollen Hüttenmanne gebührt der Buhm, durch
seine Beharrlichkeit die Hindernisse besiegt zu haben , die sich der
theoretischen Ansicht entgegenstellten und durch die Verwendung die-
ser sonst unbenutzt entweichenden werthvollen Gase, die mit einer
so hohen Temperatur an die Gichtölfnung gelangen , dass sie beim
Ausströmen aus derselben durch den Zutritt der atmosphärischen Luft
sich entzünden, und die beträchtliche Hitze der gleichzeitig mit fort-
gehenden nicht brennbaren — bis dahin nur vereinzelt zur Heitzung
von Dampfkesseln, Röstöfen, zur Verkohlung von Holz, zum Kalkbren-
nen und zum Erwärmen von Räumen in Gebrauch genommen, —
bei den weiteren Operationen der Eisendarstellung, besonders beim
Betriebe der Weiss - und Puddlingsöfen , eine neue Aera für das Ei-
senhüttenwesen herbeigeführt zu haben, so dass Delesse, der im Auf-
träge der französischen Regierung Faber du Fours Einrichtungen stu*
dirte, wohl Recht hat, wenn er diesen mit Jacquard und Watt, den
Schöpfern unser heutigen Industrie, zusammenstellt.
Obgleich die Einrichtungen der Natur der Sache nach anfangs
an mancher Unvollkommenheit litten, die erst durch die Erlahrungen
im Laufe der Zeit beseitigt werden konnten, so fanden doch Faber
du Fours Versuche bald zahlreiche Nachahmungen auf deutschen Hüt-
*) Poggend. Ann. Bd. XLVI. p. 193.
383
tenwerken und diese Anerkennung war es, welche das Ausland dar-
auf aufmerksam machte, da man annahm, dass hei der Anhänglichkeit
der Deutschen an das Alte , ihrer Abneigung gegen Neuerungen und
namentlich ihrer Gewohnheit, dem Genie der eigenen Landsleute die
Anerkennung zu versagen, die Erfolge unerwartete seien und somit
die Sache eine wohl begründete. hinnen kurzer Zeit fand die neue
Methode nicht allein eine weite Verbreitung, sondern auch eine solche
Anerkennung, dass man alle theoretischen Hoffnungen und Verspre-
chungen für vollkommen realisirbar hielt. Frankreich war es zuerst,
welches die Benutzung der Gichtgase nachahmte , England erst weit
später; auch am Ural ist die neue Methode eingebürgert und seit
Jahren auch in Nordamerika, vornehmlich in Pennsylvanien, wohin sie
wohl durch deutsche Hüttenleute gelangte.
Um zu sicheren Resultaten zu gelangen , musste man vielfach
die Hilfe der als unpraclisch verschrienen Gelehrten in Anspruch neh-
men; sie mussten eine Einsicht in die Vorgänge innerhalb des Hoh-
ofens gewähren, genaue Analysen der entweichenden Gase ausführen,
deren Zusammensetzung natürlich eine sehr verschiedene sein kann.
Einem deutschen Gelehrten, Bunsen, gebührt das Verdienst, den be-
reits vielseitig in die Praxis übergegangenen Thatsachen durch genaue
Untersuchungen eine sichere Begründung gegeben zu haben. Nach
ihm trug besonders ein junger französischer Chemiker, Ebelmen, Pro-
fessor der Chemie an der Ecole des Mines zu Paris durch sorgfältige
Untersuchungen mit dazu bei jede Ungewissheit , die in Betreff der
Richtigkeit der Voraussetzungen sich noch geltend machte, zu ver-
bannen.
Nach dem Satze „Zahlen frappiren“ wollen wir einige practische
Belege über das Vortheilhafte des eben Besprochenen beibringen. Zu
Wasseralfingen waren 1841 drei Oefen durch llohofengase in Be-
trieb. Die Production eines Weissofens betrug für die Woche 350
Ctr. Im dritten, einem Gasschweissofen konnten wöchentlich 300
Ctr. Luppen abgeschweisst werden und alles dies ohne neuen Auf-
wand von Brennmaterial. Auf den grossen Eisenwerken der Ebbu
Vale - Victoria - Compagnie in Wales, auf denen 11 Hohöfen im Be-
triebe sind, werden 19 Dampfkessel für die Gebläsemaschinen durch
Hohofengase gefeuert; ebenfalls wurde dadurch die Heilzung im Win-
ter besorgt, so dass man 1849 bereits wöchentlich 1000 Tonnen
Steinkohlen ersparte und darauf dachte, die Hohofengase auch zum
Rösten des Eisensteins und zum Ileilzen der Trockenkammer für die
Formerei zu verwenden. Zu Selesin hei Lüttich werden die Gase von
vier Hohöfen zum Erhitzen der Dampfkessel von acht Gebläsemaschi-
nen verwandt. Auf den Eisenwerken zu Ystalyfera in Südwales er-
zielt man bei der Verwendung des Gases von nur einem Hohofen
eine Ersparniss von 350 Pfd. St. Dies war überhaupt der erste Ver-
such, welcher in England angeslellt wurde.
Von gleich grosser Wichtigkeit, namentlich für den Eisenhüt-
tenbelrieb, ist die Benutzung der aus den Verkohkungsöfen entwei-
384
ebenden Gase. Auf fast allen Eisenwerken Belgiens verwendet man
sie zur Dampferzeugung und erlangt so eine wohlfeile Triebkraft nicht
allein für die Hüttenwerke, sondern auch für die Steinkohlengruben.
Anders wo ist diese Art der Feuerung noch wenig eingeführt. In
Seraing, der bekannten grossartigen Fabrikanlage, benutzt man sogar
auch die strahlende Wärme der Kohksöfen , um die Heitzkraft noch
zu steigern. Die Wirkungen des Dampfes , der hier durch die ent-
weichenden Gase erzeugt wird, rechnet man gleich 117 Pferdekräf-
ten, die Brennmalerialersparung beträgt täglich 187 Ctr. Steinkohlen.
Mit anderen Wegfällen von Ausgaben beläuft sich die Gesammterspar-
niss jährlich auf über 13,000 Thlr. Die hier angeführten Zahlen
geben uns einen deutlichen Begriff von den Ungeheuern Verlusten,
die mit unseren Feueranlagen verknüpft sind, von der grenzenlosen
Verschwendung, die wir mit dem Brennmaterial treiben. Und doch
haben wir Ursache hiermit sparsam umzugehen, denn ebenso wie wir
in sehr kurzer Zeit mit unseren bedeutenden Waldungen zum gros-
sen Nachtheil unserer selbst fertig geworden sind , will man auch
schon das Ende der reichen Steinkohlenahlagerungen berechnet haben.
So führt man an, dass Englands Schätze nur noch auf 500 Jahre
bei dem jetzigen Verbrauch ausreichen werden. Doch solche Betrach-
tungen gehen unserem Thun keine andere Pachtung ; wir haben voll-
auf und die nach uns Kommenden mögen für Aushilfe sorgen.
In neuerer Zeit hat man sogar eigends brennbare Gase in be-
sonderen Oefen, — oben verschlossenen Schachtöfen , den sogenann-
ten Generatoren , — in der Nähe des Verbrauchsortes erzeugt , so
dass man die heissen Gase ohne grossen Wärmeverlust zu diesen
führen kann. In den Generatoren häuft man das Brennmaterial hoch
auf und leitet nun eine unvollständige Verbrennung ein , so dass die
hierbei entstehende Kohlensäure hei ihrem Durchgänge durch die
obere glühende Kohlenschicht zu Kohlenoxydgas reducirt wird; gleich-
zeitig entstehen durch trockne Destillation noch andere brennbare
Gase. Man hat den Vortheil hier Materialien mit Nutzen verwenden
zu können , die sonst zu den beabsichtigten Zwecken in unseren ge-
wöhnlichen Feueranlagen nicht verwerthet werden können, wie z. B.
Sägespäne, Reisig, Tannenzapfen, Torfgrus, Kohlenklein etc. So pa-
radox es nun auf den ersten Blick auch scheinen mag, dass man auf
diese Art gegen gewöhnliche Feuerungen Vortheile erzielen will, so
hat die Praxis auch hier bereits alle Zweifel gelöst und die Erwar-
tungen, zu denen die Theorie verleitete, gerechtfertigt.
Thoma führte die Gasfeuerung auf den bedeutenden Eisenwer-
ken von Liswen - Stoi - Sawad am Ural ein. Bei einer Erzeugung von
50000 Ctr. Gaseisen von guter Beschaffenheit , während das sonstige
Stabeisen nur mittelmässig war, stellte sich eine solche Ersparniss
von Brennmaterial heraus, dass der frühere jährliche Bedarf von
46,000 Klaftern Holz auf 18,000 herabsank. Auf den Hüttenwer-
ken der Compagnie von Adincourt wurden 1844 drei Gaserzeuger,
in denen lediglich sonst werthloses Kohlenklein verwendet wurde,
385
bereits seit 5 Monaten in regelmässigem und ununterbrochenem Gange
erhalten. Der eine versorgte einen Blechofen, in welchem monatlich
583 Ctr. feines Blech hergestellt wurden; mittelst der beiden ande-
ren fabricirte man täglich 155 Ctr. dickes Blech. In neuerer Zeit
kommt auch die Anwendung der Generatorgase bei der Eisenindustrie
in Deutschland immer mehr in Anwendung. Sie werden auch schon
in manchen anderen Industriezweigen benutzt. So bediente sich ih-
rer Michiels vier Jahre hindurch bei der Darstellung des Zuckers in
tropischen Ländern mit Vortheil.
Die angegebenen Verlustquellen ganz zu beseitigen steht bei der
Form, in der wir jetzt die Brennmaterialien verwenden, nicht in un-
serer Macht. Man hat zwar versucht durch sogenannte Rauch ver-
zehrende Einrichtungen auf verschiedene Weise die unvollständig oxy-
dirten Producte der Verbrennung zu gute zu machen, sie so zu sagen
noch einmal zu verbrennen , aber alle diese Vorrichtungen haben bis
auf die neueste Zeit meistens viel weniger dem Zwecke entsprochen,
als zu erwarten gewesen wäre. Durch sorgsame Einrichtung der
Feueranlagen können wir jedoch nicht unbedeutenden Verlusten Vor-
beugen. Dahin gehören besonders namentlich die, wo es darauf an-
kommt Gefässe zu erhitzen, ein Innehalten eines bestimmten Verhältnis-
ses der Feuerfläche und der zu erhitzenden Fläche und des Abstan-
des der letzteren von dem Feuer. Ist dieser zu gross, so wird durch
die dadurch bedingten höheren Seitenwände mehr Wärme abgeleitet.
Von ganz besonderer Wichtigkeit ist eine zweckmässige Regierung
des Feuers , weil ohne diese Vorsicht auch die besten Einrichtungen
nur ungünstige Erfolge liefern können. Dadurch wird der Heizer, so
untergeordnet seine Stellung im bürgerlichen Leben auch sein mag,
doch eine sehr wichtige Person, denn von seiner Achtsamkeit hängt
der Erfolg bedeutend ab. In diesem Betracht ist der Vorschlag Meiss-
ners, den Heizer durch Procentanthede des erzielten Gewinnes zu be-
solden, gerade nicht ungereimt.
Alles das , was wir über die Mängel der Feueranlagen zu ge-
werblichen Zwecken gesagt haben , findet im vollsten Maasse Anwen-
dung bei unseren häuslichen Einrichtungen. Obgleich sie zu den un-
entbehrlichsten gehören, haben doch gerade hier die geringsten Ver-
besserungen stattgefunden. Besonders die Küche hat sich am hart-
näckigsten gegen Neuerungen gesperrt, so dass man mit Recht sagen
kann , die Verschwendung übersteige hier alle Grenzen. Auf den er-
sten Blick erscheinen zwar die Verluste klein, aber im Hinblick auf
die geringfügigen Erfolge, die man erzielen will, sind sie verhältniss-
mässig weit bedeutender als bei gewerblichen Processen. Man muss
billig erstaunen über den ausserordentlichen Aufwand von Mitteln,
die man anwenden sieht, um einen höchst armseeligen Effect zu er-
reichen, denn in den meisten Fällen handelt es sich um weiter nichts
als um ein Paar Quart Wasser auf 80° R. , d. h. zum Kochen zu
bringen und eine Zeit lang darin zu erhalten. Es fehlt freilich auch
hier nicht an verbesserten Kocheinrichtungen , den sogenannten Spaar-
386
Heer den , aber gerade in diesen erhitzt man alles mögliche andere
und am wenigsten die Gebisse, die zum Kochen dienen. Seihst in
den besteingerichteten erzielt man nur eine Nutzung von 20 — 25
pCt. , d. h. man verbrennt drei - auch viermal mehr des theueren
Materials ganz unnölhig. Und dabei bilden diese verbesserten Ein-
richtungen doch noch die Ausnahme von der Regel, d.h. man findet
sie nur hei Wohlhabenden und Reichen, die nur die Minderzahl bil-
den. Da , wo man das Feuer auf einer Steinplatte anmacht und die
Töpfe dagegen schiebt, kann man mit Recht sagen, dass man um kei-
nen Schritt weiter ist, wie die Wilden. Es fehlt nur, zur Erzeugung
des Rrandes, wie Robinson zwei trockene Aesle gegeneinander zu
reihen, bis sie in Flammen ausbrechen. Die hier erzielte Nutzung
beträgt wirklich 5 pCt. , von 20 Theilen Holz werden also 19 un-
nöthig verbrannt. Ein grosser Theil der Hitze geht in den durch
unvollständige Verbrennung entstehenden Deslillalionsprodueten fort,
die den so lästigen Rauch bilden. Durch ihn werden die Geschirre
mit einer Kruste von Kohle überzogen, die nicht allein unsern Rein-
lichkeitssinn verletzt, sondern auch noch den Nachtheil mit sich führt,
dass wir hei solchen schmutzigen Gefässen, wegen der schlechten Lei-
tungsfähigkeit der Kohle für die Wärme, einen grösseren Aufwand
von Brennmaterial nöthig haben , um die erforderliche Temperaturer-
höhung hervorzubringen.
Eine der Hauptquellen des Uebels liegt mit darin begründet,
dass man von den physikalischen Vorgängen hei den Operationen in
der Küche durchaus keine Kenntniss hat. Ueherall wo man in der
Haushaltung des Feuers bedarf, glaubt man stets „viel helfe auch
viel.“ Diese Ansicht ist ein grosser Irrthum , der sich durch unzäh-
lige Generationen bis zu uns fortgeschleppt hat. Freilich kann man
durch ein starkes Feuer eine bestimmte Flüssigkeismenge schneller
auf 80° R. erhitzen, d.h. zum Kochen bringen, — und dies ist der
einzige Vorlheil, eine geringe Zeitersparniss, der mit dem Aufwande
an Mitteln, wodurch er erreicht, durchaus in keinem Verhältnis steht.
Er wird sogar durch die später daraus folgenden Nachtheile wieder
ganz vernichtet. Ist einmal die Flüssigkeit ins Kochen gekommen,
so kann man das Feuer bedeutend verringern, ohne dass das Kochen
aufhört. Diese Vorsichtsmaassregel gebraucht man aber nicht; man
lässt das Feuer in voller Intensität fortwirken , wodurch man freilich
ein schnelleres Verdunsten der Flüssigkeit erzielt , keineswegs aber
das Garwerden der Speisen auch nur um das Geringste beschleunigt,
denn wie stark auch das Feuer sein möge, das Wasser nimmt ein-
mal keine höhere Temperatur als 80° R. ,an. Im Gegentheil werden
die Speisen dadurch verschlechtert, denn mit den Wasserdämpfen ent-
weicht ein grosser Theil oft der besten und kräftigsten Bestandteile,
wie dies durch den Geruch in einer jeden Küche angezeigt wird.
Ausserdem wird durch die übermässige Hitze , die in einem guten
Spaarheerde so gross ist, dass man ganz gut Metalle darin schmel.
zen kann, der Heerd vor der Zeit zerstört.
387
Noch auffallender ist die Verschwendung bei einzelnen Verrich-
tungen im Haushalte, hei denen man einer stärkeren Hitze bedarf,
um Gegenstände glühend zu machen ; so z. B. beim Plätten. Zuerst
wird wenigstens zehn Mal mehr Brennmaterial verwendet als durch-
aus nöthig, um das Bolzen ins Glühen zu bringen und dann wird
von der Hitze desselben auch nur der zehnte Theil benutzt, so dass
man hier, so unglaublich es auch scheinen möge, nur 1 pCt. der
Brennmaterialien verwerthet und von 100 Theilen also 99 vergeudet
werden. Aehnliche Verhältnisse stellen sich heraus, wenn man über-
haupt nur einen kleinen Effect erzielen will, aber doch ein grosses
Feuer anmachen muss, um nachher nutzlos zu verbrennen. Aus die-
sem Grunde hat die Benutzung der Spiritusflamme bereits eine ver-
breitete Anwendung gefunden. Ins Ungemessene steigert sich der
Verlust dadurch, das nie mit der Erreichung des Zweckes auch gleich-
zeitig das Feuer zu Ende gellt. Freilich für den einzelnen Fall sind
die Ausfälle klein, aber das Leben lang und die Operationen kehren
unausgesetzt täglich wieder, so dass viele unbedeutende Posten auch
endlich für den Einzelnen eine grosse Summe gehen. Und nun gar
von den anderen Unbequemlichkeiten und Gefahren unseres jetzigen
Verfahrens nicht zu reden ; von dem langweiligen Anmachen des
Feuers, von der lästigen Asche, dem unerträglichen Rauch, den
Schornsteinbränden, den Feuershrünsten , veranlasst durch einen Fun-
ken oder durch unachtsam fortgeworfene Asche, den dichten Rauch-
wolken, die über unseren bevölkerten Städten lagern und gewiss nicht
mit zur Beförderung der Gesundheit beitragen.
Um Abhilfe der besprochenen Uebelslände zu schäften gibt uns der
Verbrennungsprocess selbst die Mittel an die Hand. Alle Missstände
unserer jetzigen Feueranlagen beruhen mehr oder weniger darauf, dass
wir nicht im Stande sind hei der Form, in der wir die Brennmate-
rialien anwenden, eine durchaus vollständige Verbrennung derselben
herbeizuführen. Betrachten wir den Vorgang, so bemerken wir gleich,
welche wichtige Rolle die brennbaren Gase hierbei spielen, die sich
aus den verschiedenen Brennmaterialien in der Hitze entwickeln, na-
mentlich bei denen, welche mit Flamme brennen. Je mehr dies der
Fall, um so leichter findet die Verbrennung überhaupt und dann auch
eine um so vollständigere statt. Die vorherige Entwicklung der
brennbarer! Gase aus den verschiedenen Brennmaterialien durch de-
ren Zersetzung vermittelst der Hitze allein ist es, welche Abhilfe al-
ler besprochenen Uebelstände herbeiführt. Bei der Benutzung der
brennbaren Gase können wir eine vollkommene Verbrennung herbei-
führen, eine Wärme produciren, die der theorisch berechneten mög-
lichst nahe kommt, und hierbei die Verluste auf ein unvermeidliches
Minimum reduciren.
Diese Art der Verwendung der Brennmaterialien mag auf den
ersten Blick ungereimt erscheinen. Die Zersetzung der Materialien
vor der Benutzung verursacht nicht unbedeutende Kosten und die Na-
tur der Gase fordert weiter bei der Benutzung andere kostspielige
398
Einrichtungen. Dasselbe tritt uns bei der Gasbeleuchtung entgegen-,
auch sie erscheint uns auf den ersten Blick nicht als ein Fortschritt,
sondern als ein Rückschritt. Wäre sie die ursprüngliche Beleuchtung
gewesen und wäre dann erst die durch Kerzen und Lampen aufge-
kommen, so würde Jeder dieser Entdeckung ihrer Einfachheit wegen
Beitall gespendet haben, denn die ausgedehnten und kostspieligen Ope-
rationen der Gasbereitung, und die besonders theuere Röhrenleilung
fallen hier fort , während beides selbstthätig und sich selbst re-
gulirend mit Eleganz und Präcision hei den Kefzen und Lampen
auftrilt ; der Docht versieht hier die Stelle der Retorten, in denen die
Gaserzeugung in den Gasbereitungsanstaiten stattfindet, und der Röh-
renleilung. Und doch hat die Erfahrung längst unzweifelhaft festge-
stellt, dass die Gasbeleuchtung nicht allein das schönste, sondern auch
das billigste Licht liefert und so den Beweis gegeben, dass die Theo-
rie doch nicht immer grau ist. Dasselbe ist der Fall bei der Ver-
wendung der brennbaren Gase zur Feuerung , die bereits in einem
beschränkten Maassstabe, wie wir gesehen haben, in der Industrie Platz
gegriffen hat.
So stände denn unseren jetzt gebräuchlichen Feueranlagen eine
totale Umgestaltung bevor, deren Tragweite bei allgemeiner Durch-
führung, deren Einfluss auf alle übrigen Verhältnisse wir heute im
mindesten noch nicht bemessen können , bei deren Ausmalung sogar
unsere Phantasie erlahmt, ebenso wie unsere Nachkommen dermal-
einst grosse Mühe haben werden, das Unnatürliche unserer jetzigen
Verhältnisse zu begreifen. Der hartnäckige Widerstand, den das Ver-
altete leistet, die Gleichgültigkeit, mit der die Älenschen Neuerungen
aufnehmen, seihst da, wo die Vortheile auf der Hand liegen, werden
die Durchführung des Angedeuteten aufhalten , aber ganz verhindern
lässt sie sich nicht. Um einen bedeutenden Schritt sind wir der Aus-
führung durch die bereits bestehenden Gasanstalten behufs der Be-
leuchtung näher gekommen ; dadurch sind viele Hindernisse gehoben,
indem sie uns gelehrt haben, mit Gasen im Grossen umzugehen.
Durch sie werden viele Einwürfe beseitigt, die Möglichkeit der Durch-
führung vielen verständlich. Dass das Bild, welches wir eben jetzt
aufgerollt haben, kein Phantasiegebilde, kein Traum oder Märchen ist,
davon liefert die Gegenwart in den beschränkten Anfängen bereits die
Beweise.
Schon bei der ersten Einführung der Gasbeleuchtung brachten
sowohl Winsor, wie Lebon die gleichzeitige Verwendung des Leucht-
gases als Brennmaterial zur Sprache. Auch in Deutschland wurde in
den ersten Jahren unseres Jahrhunderts von verschiedenen Seilen da-
rauf aufmerksam gemacht. So nahe diese Beziehung auch lag, so
hat man sie doch auf eine kaum glaubliche Weise vernachlässigt und
alle diese Vorschläge predigte man tauben Ohren. Von Zeit zu Zeit
tauchten zwar wieder Mahnungen auf, ohne aber die geringste Aen-
derung hervorzubringen. Nur in England wurde man, wie hier nach
einem mehr als 10jährigen hartnäckigen Kampfe gegen die kleinli-
389
dien Sonderinteressen sich die Gasbeleuchtung Bahn gebrochen hatte,
wie nirgends anderswo, nicht müde, immer wieder darauf zurückzu-
kommen. So sagt bereits 1827 London in seinem Garden-Magazine :
„Kein Haus in London, das viele Gasflammen hat, bedarf eines Ofens
oder eines Heerdes, ausser zum Kochen, und wenn Kohlengas nur
noch etwas wohlfeiler zu haben wäre, würde man in grossen Städten
auch keinen Ileerd mehr nölhig haben.“
Nicht allein die grosse Menge, sondern auch Leute, denen man
mehr Einsicht hätte Zutrauen können, da sie die Vermittelung der Wissen-
schaft mit den Gewerben übernommen hatten, hielten die Verwendung
des Leuchtgases zu diesem Zwecke für absurd und lächerlich. Das
lehren uns der Spott und Hohn , mit welchen vor einigen zwanzig
Jahren die ersten Versuche zur ernstlichen Durchführung dieser Idee,
die in England geschahen, aufgenommen wurden. Doch das ist der
gewöhnliche Lauf der Dinge auf der Eide; was der grosse Haufe
heute verspottet und geisselt, das vergöttert er morgen. Und hierin
findet die grosse Verachtung, mit der man der ötTenllichen Meinung
begegnet, ihre völlige Berechtigung,
Bei der Millheilung der Beschreibung eines Kochapparates mit-
telst Leuchtgas, welchen sich 1831 ein Chirurgus in England hatte
patenliren lassen, in Dinglers polytechnischem Journal Bd. XLV. pag.
85., konnte sich der Uebersetzer nicht enthalten , dem Herrn Chirur-
gus den Rath zu erlheilen, seine Zeit zu etwas Besserem zu verwen-
den, als zu solchen Bratvorrichtungen. Mailet, der bald darauf auch
mit einem ähnlichen Apparat auftrat, sagt selbst, dass er schon lange
Zeit mit der Idee umgegangen sei, mittelst der Gasflammen zu ko-
chen, aber die Furcht von seinen lieben Landsleuten für einen Nar-
ren gehalten zu werden, habe ihn abgehalten, früher darüber etwas
verlauten zu lassen. Der Uebersetzer kann auch hier seine hämische
Freude über den Streit zwischen Mailet und dem Chirurgen, welcher
Apparat der bessere sei, nicht unterdrücken und erklärt beide für
Unsinn. Er seinerseits halte noch immer kein grosses Vertrauen auf
die Dampfkochkunst gewinnen können. Und Millionen , die es an-
nehmlicher finden, andere für sich denken zu lassen, sprachen gläu-
big diesem Orakel nach.
Zum Glück waren nicht alle so beschränkt, wie dieser Ueber-
setzer. Schon zu dieser Zeit sprach ein Gelbgiesser in Edinburg
aus, dass man in den Häusern der bemittelteren Klasse nicht nur in
kurzer Zeit mit Gas kochen , sondern selbst heizen werde. Und in
der Thal kamen von jetzt an, hier und da, freilich nur vereinzelt,
Apparate dieser Art in Anwendung. Die erste Anwendung des Gases
zur Feuerung in * einem ausgedehnteren Maassslahe machte man je-
doch in den Fabriken, welche bei dem bedeutenden Steinkohlenver-
brauch in England das Gas meistens selbst bereiten und als Neben-
product gewinnen und zwar mehr als sie zur Beleuchtung gebrauch-
ten. Die Vortheile der Gasfeuerung fielen sofort in die Augen: eine
Menge von Arbeiten fielen fort, — eine doppelte Ersparnis an Zeit
26
390
und Geld, — die Feuersgefahr wurde verringert, die Gefässe weni-
ger abgenutzt, da sie gleichförmiger erhitzt werden, und nicht wie
hei anderen Feuerungen an einzelnen Punkten sehr heftig , — vor
allem aber die Reinlichkeit und die vollständigste Sicherheit in der
Leitung der Operation, die beide bei unsern jetzt noch üblichen An-
lagen nie in diesem Grade zu erreichen sind. Wie sehr es der Ar-
beiter in seiner Gewalt hat, mit der grössten Genauigkeit die Tem-
peratur zu reguliren, — davon nur ein Beispiel. In dem Laborato-
rium des Professor Gregory zu Edinburg wurden 50 Pfund Flüssig-
keit mit grosser Leichtigkeit durch sechs Wochen hindurch einer Tem-
peratur von 30° R. ausgesetzt, ohne dass während dieser langen Zeit
die Temperatur auch nur um einen Grad schwankte.
Doch dauerte es geraume Zeit, bevor sich die Gasfeuerung aus-
serhalb dieses Kreises weitere Bahn brach. Zunächst waren es die
Badeanstalten , welche die sichere und schnell beizende Flamme zur
Herstellung von warmen Bädern verwendeten. Dann ging die neue
Methode in die Gasthöfe über. Einmal in weiteren Kreisen bekannt
geworden, konnte es nicht fehlen, dass die Reinlichkeit und Bequem-
lichkeit sich Beifall erwarb und zu einer allgemeineren Verbreitung
mit beitrug. Die Gasfeuerung ging endlich in die Hauswirthschaft
über und bricht sich Tag für Tag mehr Bahn , hier sowohl , wie in
der Industrie, wo ihre Anwendung bereits eine grosse Mannigfaltigkeit
zeigt. Die Royal-lnstitution zu London Hess sich die Verbreitung sehr
angelegen sein ; in ihren Räumen sind fortdauernd Musterheerde aus-
gestellt, — nicht allein zur Ansicht, sondern auch zur Einsicht, da
täglich mit ihnen experimentirt wurde, zu welchen Versuchen Jedem
der Eintritt frei stand, um die Vortrefflichkeit dieser Apparate einleuch-
tend zu machen. Ebenso fand man in dem Erfrischungssaale des Glas-
pallastes während der Ausstellung einen der zierlichsten Apparate in
fortwährender Thätigkeit, der gleichzeitig eine überaus grosse Anzie-
hung auf die weiblichen Besucher der Ausstellung ausübte. Diese
Schaustellung erwarb der neuen Einrichtung nicht wenige Freundin-
nen und somit eine immer weitere Verbreitung.
Die englischen Apparate nehmen schon durch ihre äusseren ge-
fälligen Formen für sich ein; die Einrichtung, aus Eisenplalten be-
stehend, ist äusserst einfach und leicht verständlich. Das Kochen fin-
det oben auf der Platte statt, wobei die Gasflammen direct den Bo-
den der Gefässe bespülen. Die Brenner sind vor der Zugluft ge-
schützt, durch welche Einrichtung gleichzeitig die Hitze zusammen-
gehalten wird ; eine Annehmlichkeit für die Hausfrau , welche hier
nicht so sehr durch die strahlende Wärme belästigt wird. Im In-
nern des Heerdes findet sich ein Raum zum WarAstellen von Spei-
sen und Geschirren und ein anderer zum Backen, Braten und Rösten.
Alles dies nimmt jedoch nur einen kleinen Raum ein und lässt sich
daher leicht an jedem Orte des Hauses aufstellen. Man rühmt na-
mentlich, dass die Braten ein bedeutend schöneres Aussehen und auch
eine grössere Schmackhaftigkeit gewonnen haben. Früher war man
391
in England der Ansicht , dass man die Bequemlichkeit und Reinlich-
keit werde theuer bezahlen müssen ; die Praxis hat aber diese Furcht
beseitigt. So beliefen sich hei einem Mittagsmaid für 40 Personen,
welches in Glasgow auf einem von Graham construirten Heerde an-
gefertigt wurde, die Kosten des dazu verbrauchten Gases auf sechs
Silbergroschen. (Fortsetzung im nächsten Heft.)
Literatur.
Astronomie und Meteorologie. — Ueber den Meteor
steinfall vom 4. September 1852 unweit Mezö-Madaras, in
dem bergigen Haidlande (Mezöseg), welches die Milte von Siebenbürgen ein-
nimmt, giebt Partsch in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie (Bd.
XI. pag. 674.) ausführliche und authentische Nachrichten. Es herrschte ganz
heileres Wetter, wolkenloser Himmel und Windstille, als plötzlich zwischen 4
und 5 Uhr N. M. des genannten Tages in dem ganzen Umkreise ein eigen-
thiimliches Geräusch , an einigen Orten wie entfernter Donner, an anderen wie
das Krachen entfernter Geschütze vernommen wurde, ln den offenen weiten Thälern
sah man theils einen hellen blitzartigen Streifen am Himmel, theils deutlich eine
fallende Feuerkugel von SW nach NO sich bogenförmig fortbewegen. Das Me-
teor platzte noch entfernt von der Überdache mit starkem Getöse, das dem Ein-
sturze von Minen oder der Explosion eines Pulverlhurmes glich. Dabei fiel eine
grosse Zahl von Steinen herab , einige von Faustgrösse , einer sogar 18 Pfund
schwer, der an die Kaiserl. Mineraliensammlung in Wien abgeliefert ist. Die
Fläche, auf welcher die Meteoriten gefunden wurden , bildet eine von SW nach
NO gezogene Ellipse, von Meile Länge und '/* Meile Breite. Die Steine
gaben am Stahl Funken , waren stark magnetisch , hatten durchgängig ein spec.
Gew. = 3,5. Eine genaue chemische Untersuchung haben wir von Wühler zu
erwarten. B.
Dove, die klimatischen Verhältnisse der preussischen
Staaten. — 2) Regenmenge. Die aus den zahlreich milgetheilten, meist
einen sechsjährigen Zeitraum umfassenden Beobachtungen resultirenden Ergeb-
nisse fasst D. in folgenden allgemeinen Bemerkungen zusammen. Es ist bekannt,
dass die Menge Wasser, welche ein Kubikfuss Luft als Dampf enthalten kann,
bei jedem Wärmegrade eine bestimmte ist, aber desto grösser, je wärmer die
Luft ist. Die Luft erhält dieses Wasser durch Verdunstung des tropfbaren oder
festen Wassers an ihrer Grundfläche , es mag nun von einer freien Wasser-
fläche sich erheben, oder von einem mehr oder minder benetzten Boden. Ent-
hält die Luft bereits die Wassermenge, welche sie bei einem bestimmten Wär-
megrade enthalten kann , so hört jede Verdunstung an der Grundfläche dieser
vollkommen feuchten Luft auf, die bei gleichem Feuc^ligkeitszustand desto ener-
gischer ist, je höher die Temperatur. Nun zeigen die psychrometrischen Beob-
achtungen unserer Stationen , dass die relative Feuchtigkeit im Sommer gerin-
ger ist, als im Winter, obgleich die absolute Menge des in der Luft enthalte-
nen Wassers im Sommer grösser, als im Winter, und es ist daher klar, dass
die Verdunstung des Wassers aus einem doppelten Grunde vom Winter zum
Sommer hin zunimmt , weil nämlich die Wärme sich steigert und zu gleicher
Zeit mit dieser die Fähigkeit der Luft , Wasser aufzunehmen oder ihre relative
Trockenheit. Da nun die Menge des herabfallenden Wassers , wie unsre Beob-
26 *
392
achtungen zeigen, vom Winter zum Sommer hin zunimmt, so könnte man der
Vermulhung Raum geben, dass das bei uns verdunstende Wasser auch die Quelle
des Regens ist. — Da der Luftkreis aber in ununterbrochener Bewegung be-
griffen ist, so sieht man leicht ein, dass das Wasser nicht da herabfällt, wo
es verdunstet , dass im Gegenlheil die Verdunstung an einer bestimmten Stelle
die Veranlassung zum Regen an einer andern wird. Im Allgemeinen also ist
das bei uns herabkommende Wasser fremden Verdunstungsquellen entlehnt , und
man braucht nur einen Globus zu betrachten, um sich zu überzeugen, dass ge-
gen das grosse Wasserreservoir , welches wir das Meer nennen , alle übrigen
Wasserbehälter verschwinden, es ist also hauptsächlich Meerwasser, welches
durch die Destillation, für welche die Sonne die Wärme entwickelt, sich in Re-
genwasser verwandelt. Da aber mit Abnahme der Wärme die Fähigkeit der Luft,
Wasser zu enthalten , abnimmt, so wird die günstigste Gelegenheit für den Re-
gen geboten sein, wenn Luft, welche über dem Meere der heissen Gegend ge-
standen, über kälteren Boden strömt. Wir haben also nach dem Aequator, und
zwar wo sich Meer befindet, hinzublicken, wenn wir die Quelle suchen, aus welcher
der Luftkreis seinen Wassergehalt schöpft. Da aber wegen der Drehung der
Erde, die Winde, welche von der heissen Zone wehen, immer westlicher wer-
den , je weiter sie fortschreiten , oder da mit andern Worten ein Südwestwind
ein Südwind ist, welcher weiter von Süden herkommt, als der Südwind selbst,
so wird die Südwestseite unsre Wetterseite sein , die Regenmenge wird daher
von den südwestlichen Gegenden des Staates nach den nordöstlichen abnehmen,
wie es auch die Beobachtungen zeigen, da nämlich je weiter die Luft strömt,
sie desto mehr von dem Wasserdampf verliert, den sie in den wärmeren Ge-
genden aufnahm. Wir werden uns daher nicht wundern, dass die Ostsee einen
verhältnissmässig unbedeutenden Einfluss auf die Regenmenge äussert, denn sie
liegt im Norden unsers Beobachlungsgebieles. Erhebt sich ein Gebirge aus der
Ebene, so wird es an seinem Siidabhange zu starkem Niederschlägen Veranlas-
sung geben, hingegen auf seiner Nordseite die Regen vermindern. Daher sind
in Schlesien die Niederschläge unbedeutend, während auf der Südseite des Rie-
sengebirges die in Prag 14 Zoll betragende Menge am Fuss des Gebirges so
schnell zunimmt, dass sie in Hohenelb 33 Zoll wird. Hingegen verdichtet der
frei aufsteigende Brocken den Wasserdampf zu der grössten im Staate gemes-
senen Regenmenge von 48 Zoll , und überhaupt ist der Einfluss des Harzes
überall als ein die Menge steigernder sichtbar, wenn auch die in Ballenstedt ge-
sammelte Menge sich in einem mehrjährigen Mittel wohl erheblich erniedrigen
würde. Die Brockenbeobachlungen haben uns gezeigt, dass über der norddeut-
schen Ebene, wie überall im Sommer die Wolkenbildung in grösserer Hohe er-
folgt, als im Winter, dass also die Luftschicht, welche zu dem Regen ihren
Beitrag liefert, im Sommer mächtiger ist als im Winter. Bei gleicher Anzahl
der Niederschläge werden also die Regen im Sommer mächtiger sein, als im
Winter, und so ist es in der That. Aber woher kommt es, dass die Anzahl
der Niederschläge im ganzen Jahr ziemlich gleichmässig vertheilt ist? — Wä-
ren es die Winde allein, welche die Regen veranlassen, so könnte dies nicht
der Fall sein , denn bei uns überwiegen im Winter die südlichen Winde mehr
die nördlichen, als im Sommer, ausserdem nimmt die Wärme im Winter
schneller nach Norden ab. Der Gründe , dass horizontal forlströmende Luft
über einen kälter werdenden Boden ihren Wasserdampf als Regen absetzt, sind
also im Sommer weniger als im Winter, es müsste also, entständen die Regen
allein durch diese Ursache , zu jener Zeit weniger regnen , als in dieser. Da
die Erfahrung das Gegentheil zeigt, so muss es noch andere Ursachen des Nie-
derschlags geben , als die Veränderung der Windesrichlung. Diese andere Ab-
kühlungsursache liegt in den höhern Regionen der Atmosphäre. Die Luft, wel-
che am Boden sich erwärmt, erhebt sich, während dieses Aufsteigens kühlt sie
sich aber durch Auflockerung immer mehr ab , welches den mit ihr sich erhe-
benden Wasserdampf bestimmt, die flüssige Form anzunehmen. Diese Nieder-
schläge werden daher vorzugsweise am Tage sich geltend machen , weil dann
das Aufsteigen am lebhaftesten erfolgt. Sind sie auch bei uns von Bedeutung,
393
so wird die am Abend gesammelte Regenmenge die am Morgen anfgefangene
übertreffen. Die Beobachtungen von Crefeld und Arys haben uns gezeigt , dass
jener Ueberschuss sehr erheblich ist. Bei unsern Niederschlägen spielt also die
Beschaffenheit des Bodens eine wesentliche Bolle mit, es sind dies die localen
Ursachen, deren Einfluss wir in den sogenannten Wetterscheiden erkennen, die
zwar keinen Landregen aufzuhalten vermögen , aber für den Zug der Gewitter
und für Hagelwetter von Bedeutung sind. Diese Wirkung des Bodens auf den
über ihm befindlichen Luftkreis verändert sich mit der veränderten Beschaffen-
heit desselben, und nach dieser Seite hin hat der Bewohner des Landes einen
Einfluss auf das Klima desselben. — An den Küsten zeigt sich eine Tendenz,
die Herbstregen zu vermehren , so dass an einigen Stationen diese sogar die
Sommerregen überwiegen. Der Grund mag der sein, dass die benachbarte See
pich im Herbst noch längere Zeit warm erhält , während das Land sich schon
erheblich abkühlt, und der Seewind daher sein Wasser unmittelbar an der Küste
condensirt. — Die geringe Menge des im Frühling gesammelten Wassers hat
ihren Grund in den zu dieser Zeit oft mit grosser Beständigkeit einsetzenden
nördlichen und östlichen Winden , die aus kältern Gegenden wehend dem sich
bereits erwärmenden Boden seine Feuchtigkeit entziehen und daher austrocknend
bei hohem Barometerstände wirken. — Es sind mir keine Beobachtungen be-
kannt, welche entscheiden Hessen, wie viel von der herabfallenden Wassermenge
zur Bewässerung nach Abzug des Verlustes durch unmittelbare Verdunstung ver-
wendet werden kann. Solche Beobachtungen sind aber in einem benachbarten
Lande, in Freiberg im Königreich Sachsen, angestellt. Dort hat Herr Reich die
in den Jahren 1830 — 1851 gesammelte herabfallende Wassermenge mit der Menge
verglichen, welche im Freiberger Bergamtsrevier an Aufschlagewasser in Teichen,
Gräben und andern Anlagen gesammelt wird. Aus dieser Untersuchung ergiebt
sich, dass von der vom Himmel herabfallenden Wassermenge etwa 2/s s*ch auf-
sammeln lässt. Ein ähnliches Verhältniss müssen wir als auch für unsre Ge-
genden gültig in Ermangelung directer Messungen annehmen. — Die erhaltenen
Ergebnisse der Beobachtungen des meteorologischen Instituts schliessen sich an
die Verhältnisse an , welche aus dem übrigen Deutschland bekannt sind. Aber
bei den practischen Fragen des Landbaues kommt es nicht auf diese allgemei-
nen Züge an , sondern auf die quantitative Bestimmung der Besonderheiten je-
der bestimmten Oertlichkeit. Solche Beobachtungen lassen sich aber viel besser
auf dem Lande anstellen , als in den Städten. Es wäre daher zu wünschen,
dass , da die Anschaffung eines Regenmessers keine erhebliche Ausgabe , die
Beobachtung selbst aber wenig Zeit raubend ist, unsere Landwirlhe selbst Hand
anlegten, diese sie vorzugsweise interessirende Frage zu beantworten. B.
Physik. Emsmann, Dauer des Lichteindrucks. — Wäh-
rend Newton die Dauer dieses Eindrucks auf 1 Secunde schätzt, gibt d’Arcy da-
für 8 Terzien oder 0,133 Secunden an und Thomas Young 0,01 bis 0,5 Secun-
den. Plateau hat hierüber am sorgfältigsten experimenlirt , aber dennoch sagt
er, dass seine Resultate nur als Annäherungen zu betrachten seien. Als Resul-
tat aus sechs Versuchsreihen erhielt Plateau für die Dauer eines Eindrucks fol-
gende Bestimmungen nach Sexagesimalsecunden
Wciss Gelb Roth Blau
0,35 0,35 0,34 0,32,
also hei Weiss und Gelb die dauerndsten Eindrücke, dann folgt Roth und end-
lich Blau. E hat nach einer Methode experimentirt und Resultate erhalten, die
zwar von denen Plateau’s etwas abweichen, indessen andererseits wieder zur Be-
stätigung derselben dienen. Als Apparat diente ein Räderwerk, das zu andern
Zwecken construirt war und in seinen physikalischen Aufgaben 1852 p. 55 Aufg.
20 beschrieben ist. Der Apparat lässt sich durch eine Kurbel sehr leicht dre-
hen und das letzte Rad macht dann bei einer Kurbeldrehung 30 oder 60 Um-
drehungen, je nach der Axe, an welcher man die Kurbel ansetzt. Auf der
verticalen Axe des letzten Rades befestigte er durch eine Röhre mittelst einer
durch einen Schlitz derselben gehenden Schraube eine kreisförmige, messingene
394
Scheibe, die in ihrem Cenlrum , welches mit dem der Radaxe zusammenfällt,
einen etwa einen Zoll langen Stift trägt, auf welchen eine kleine Schraubenmut-
ter befestigt werden kann. Unter der Scheibe und zwar an der Röhre wurde
ein Sternrad von 100 Zähnen angebracht und seitwärts an dem Gestelle ein Trä-
ger zur Aufnahme eines Streifens von einem Kartenblatte. Rad und Karlenblalt
wirken als Sirene und aus dem Ton kann man sehr leicht erkennen, ob die Be-
wegung der Scheibe gleichförmig ist oder nicht. Die Zeit, welche zu einer Um-
drehung erforderlich war, wurde mittelst einer Uhr bestimmt, welche 74 Pen-
delschläge in einer Secunde macht. Auf den Stift wurde ein mit schwarzem
Sammet überzogenes quadratisches Stuck Pappe von 9 Zoll Seite im Durch-
schnittspuncte seiner Diagonalen gesetzt und nun war der Apparat zu den Ver-
suchen fertig. Auf den Sammet wurden Rechtecke aus verschiedenen, gleichmäs-
sig gefärbten Papieren mittelst der Schraube befestigt. Setzte man die Maschine
in Rewegung, so zeigte sich bei einer gewissen Geschwindigkeit eine Kreisfläche
von der Farbe des Papieies, im Durchmesser gleich der Entfernung der beiden
längsten Rechtecksseiten, und ausserdem umgab jene Kreisfläche ein durchschei-
nender, zackiger Schleier, der noch über die bezeichnele Kreislinie hinausging,
so dass die Spitzen der Zacken auf der Peripherie eines Kreises lagen , dessen
Halbmesser gleich der halben Diagonale des Rechtecks war. Die Zwischenräume
der Zacken erscheinen bogenförmig begrenzt. Nahm die Geschwindigkeit ab, so
verlor sich die Form des Kreises. — Der 30ste Theil der Zeit einer Kurbel-
umdrehung war die Zeit zu einmaliger Umdrehung der Scheibe und des Blattes;
die Hälfte dieser Zeit ist das Maass für die Dauer des Lichteindrucks. Denn
es sind die beiden Punkte, welche in der Milte der kurzen Rechtecksseiten lie-
gen , die Erzeuger der die Kreisfläche umgebenden Kreislinie und die beiden
vom Centrum auf die langen Seiten gefällten Perpendikel die Erzeuger der Kreis-
fläche. — Die Versuche wurden angestellt bei Tage, sowohl bei bewölktem, als
ganz heiterem Himmel, und dann sowohl im direct auffallenden, als nicht auf-
fallenden Sonnenlichte, und des Abends bei Beleuchtung durch eine Schiebelampe.
Die Resultate waren folgende , wobei die Dauer des Lichteindrucks in Secundeu
angegeben ist :
Dunkelblau.
0,29
Bei Tage:
Gelb. Mittelgrün. Dunkelgrün. Weiss. Roth.
0,27 0,26 0,26 0,25 » 0,24
Miltelblau.
0,22
Bei Lampenlicht:
Dunkelblau. Dunkelgrün. Gelb. Weiss. Roth. Mittelgrün. Mittelblau.
0,35 0,35 0,31 0,30 0,29 0,26 0,26.
Die Zeitbestimmungen sind also kleiner als die Plateaus. Die benutzten Farben
waren glänzende; daher wurden andere Papiere mit Gummigutl, Carmin und
Berlinerblau angetuscht. Im Tageslicht wurden damit folgende Resultate erhallen :
Gelb Weiss Roth Blau
0,25 0,25 0,22 0,21
Der Lichteindruck wird mithin durch den Glanz verstärkt. — Plateau knüpfte
an seine Untersuchungen noch Beobachtungen an Scheiben mit 12 schwarzen
und 12 gefärbten Feldern. Für die Dauer eines Umlaufes, sobald ein gleichför-
miger Farbenton hervorgebracht war, erhielt er folgende Resultate in Secunden :
Weiss Gelb Roth Blau
0,191 0,199 0,232 0,295,
also die umgekehrte Ordnung, wie bei den vorhergehenden Versuchen. Daraus
schloss er, dass der Eindruck des Blauen langsamer abnehme als der des Ro-
then, dieser langsamer als der des Gelben und dieser wieder langsamer als der
des Weissen. E. erhielt dagegen folgende Resultate in Secunden:
Weiss Gelb Roth Mittelblau #
0,55 0,58 0,62 0,72.
Die Zeitbestimmungen weichen zwar sehr von denen Plaleau’s ab, das Ergebniss
aber ist dasselbe. ( Pogg . Ann. Bd. XCI. p. 611.) B.
Böttger, über das Freiwerden von Electricität bei che-
mischer Zersetzung. — Bei der Zersetzung einiger Krystallfragmcnte sau-
395
ren chromsauren Ammoniaks durch Erhitzen derselben in einem kleinen mit
dem Teller des Bohnenberger-Bennetschen Electroscops in Verbindung gesetzten
Platinlöffelchen entwickelt sich starke Electricitäl und zwar wird der Teller je-
desmal stark positiv geladen, so lange die mit Feuererscheinung begleitete Zer-
setzung des Salzes, unter Ausscheidung von Chromoxyd dauert. Nimmt man
das Lotleichen in die Hand und leitet die Zersetzung des Salzes so, dass die
gleichzeitig aus demselben aufsleigenden Wasserdämppfe und das Stickgas den
Teller treffen, während die positive Electricität des Löffelchens mittelst einer
angehängten Metallkelte dem Erdboden zugeführt wird , so zeigt sich das Elec-
troscop stark negativ geladen. Ganz ebenso verhält sich das fumarsaure Silber-
oxyd; beim cilronensauren Silberoxyd findet jedoch das Gegentbeil statt; geht
hier die Zersetzung auf dem Teller vor sich , so wird er negativ , treffen ihn
die gasförmigen Zersetzungsproducle so wird er positiv geladen. Bringt man
in dem mit dem Electroscopteller communicirenden LöfTel salpetersaures Ammo-
niak in Fluss und wirft, während sich Stickoxydulgasbläschen daraus entwickeln,
eine Messerspitze voll fein geschabter Zink- oder Cadmiumspäne dazu, so ladet
sich der Teller stark positiv, dagegen durch die sich entwickelnden Gasblasen
negativ. Mit allen, beim Erwärmen momentan oder doch sehr schnell verpuf-
fenden Stoffen konnten keine bemerkbaren Spuren freier Electricität nachgewie-
sen werden. ( Jaliresbev. d. phys. Ver. zu Frankfurt a. M. 1852. 53.
p. 12.) B,
Derselbe, über die Lichterscheinungen eines mit einer
Buhmkorffschcn Spirale erzeugten Inducti ons Stromes im
luftverdünnten Raume. — Im sogenannten electrischen Ei bringt die be-
kannte Ruhmkorffsche Inductionsspirale, unter Milanwendung zweier Bunsenscher
Elemente, Wirkungen hervor, welche wahrhaft slannenerregend sind und die der
gewöhnlichen Electrisirmaschine in Beziehung auf die Schnelligkeit, mit der die
electrischen Entladungen auf einander folgen , bedeutend übertreffen. Die elec-
trischen Funken folgen so rasch auf einander, dass das Auge den Eindruck ei-
nes ununterbrochenen Lichtstromes hat, den man willkührlich Stun-
den lang andauern lassen kann. Geschieht dieses Funkenüberspringen in dem
sogenannten electrischen Eie, und zwar innerhalb einer Benzol- oder Nitroben-
zol-Atmosphäre, indem man das eleclrische Ei zuvor möglichst luftleer gemacht,
dann dasselbe über einem mit Benzol oder Nitrobenzol gefüllten Gläschen mo-
mentan geöffnet und von Neuem die Luft daraus möglichst exanllirt hatte, so
gewahrt man ein höchst überraschendes Lichtphänomen, ähnlich dem, auf wel-
ches Prof. Nee ff zuerst die Aufmerksamkeit der Physiker gelenkt (Pogg. Ann.
Bd. LXVI. p. 414. und Bd. LX1X. p. 141.) , jedoch in einer weit eklatanteren
Weise. Die schön violett gefärbte — oder bei Anwendung von Schwefelkohlen-
stoffdämpfen intensiv gelb gefärbte — Lichlmasse strömt fortwährend , in Ge-
stalt einer starken Licblsäule von dem positiven nach dem negativen Pole im
electrischen Ei , letztere nimbusarlig umstrahlend , während man gleichzeitig in
senkrechter Richtung gegen die Achse der Lichtsäule eine Anzahl paralleler Schich-
ten bemerkt, die abwechselnd durch dunkle Lagen von einander getrennt sind.
( Ebenda p. 23.) B.
Lorey, Längenbestimmung zwischen Berlin und Frank-
furt mittelst des galvanischen Telegraphen. — Im Sommer 1852
wurden von L. behufs der Längenbestimmung von Frankfurt Zeitvergleichungen zwi-
schen dieser Stadt und Berlin mittelst des galvanischen Telegraphen angestellt,
welche ein sehr befriedigendes Resultat ergeben haben. Unterstützt wurde L.
hierbei vom Prof. Encke und dessen Assistenten Dr. Brünnow. An zwei ver-
schiedenen Tagen des August wurde die Morgenstunde von 0 — 7 Uhr dazu be-
nutzt, um gegenseitig Signale zu geben, wobei die Zeit des Gebens und Em-
pfangens in Berlin von beiden Beobachtern an einem besonderen Chronometer,
in Frankfurt aber von L. allein nach dem Chronometer Kessels 1724 bestimmt
wurde. Das Signal selbst bestand in einem einfachen Drucke auf der Klinke
des Telegraphen, welcher an dem entgegengesetzten Ende der Linie an dem Ap-
parat ein Knacken von nicht messbarer Dauer bewirkte. An jedem der beiden
396
Versuchtage wurden zuerst von Frankfurt 11 Signale nach Berlin gegeben und
zwar von Minute zu Minute; dann in gleicher Weise 11 andere von Berlin.
Das erste Signal jeder Keihe diente nur zum Aufmerksammachen. — Im Mittel
aus den Frankfurter und Berliner Signalen stellen sich nun die Längenunter-
schiede so :
Aug. 13.
Aug. 29.
18'51",68 Encke
18'51",82 Brünnow
18'51",81 Encke
18'51",99 Brünnow
im Mittel 18'51",82 -=
Längenunterschied zwischen der Berliner Sternwarte und dem Frankfurter Pauls-
thurm. — Nach Encke kann aus diesen Versuchen auch noch ausserdem gefol-
gert werden, dass für eine Entfernung, wie die von Berlin und Frankfurt, die
Zeitdauer des galvanischen Stroms so gering ausfällt, dass sie als nicht vorhan-
den angesehen werden kann. Ordnet man nämlich die Signale so , dass man
einerseits die Berliner und andererseits die Frankfurter zusammenslcllt, um die
Mittel daraus zu suchen, so ergibt sich als Mittel des Zeitunterschiedes aus den
Signalen von Berlin 18'51",89 und als Mittel aus den Signalen von Frankfurt
18'51",77. Aus den Berliner Signalen hat sich also ein etwas grösserer Zeit-
unterschied ergeben, als aus den Frankfurter. Hätte nun diese Verschiedenheit
beider Resultate darin ihren Grund, dass die Ueberlragnng von einem Endpunkt
des Telegraphen zum andern nicht augenblicklich geschehen ist, so hätte, weil
im Falle einer Zeitdauer, welche bei dem Durchlaufen des Telegraphendrahtes
verfliesst , die Frankfurter Signale zu spät in Berlin ankommen, der Längenun-
terschied nach ihnen grösser ansfallen müssen , nach den Berliner Signalen da-
gegen kleiner, weil bei diesen in Frankfurt die Zeit zu spät angegeben worden
wäre. ( Ebenda p. 45.) B.
Die Grundidee bei dem System des sardinischen Telegraphendirectors
Bon eil i, den J a c q ua rd s t n h 1 durch den electrischen Strom func-
tioniren zu lassen (vgl. pag. 202.) besteht in dem Ersetzen der ge-
wöhnlichen Muslerpappen durch eine dünne Metallplatte, deren Oberfläche mit-
telst des Grabstichels in kleine Quadrate von lmm Seite getlieilt ist; auf die-
selbe ist das Muster, welches auf dem Zeug hervorgebracht werden soll, mit ei-
nem die Electricität nicht leitenden Firniss gezeichnet. Diese Metallplatte ist
über einer Querreihe von Nadeln angebracht, welche die Fäden oder Litzen hal-
ten, und denen sie bei ihrer allmäligen drehenden Bewegung alle Theile der auf
ihrer Oberfläche befindlichen Zeichnung darbietet. Indem die mit einer Bunscn-
schen Batterie verbundenen Eleclromagnete auf diese Platte wirken, heben sie
dieselbe und mit ihr die Nadeln, welche den nicht mit Firniss überzogenen klei-
nen Quadraten der Oberfläche entsprechen , wogegen diejenigen Nadeln , welche
der isolirende Firniss berührte, in Ruhe bleiben und dann durch das Pedal ge-
hoben werden. Die Electricität wirkt ununterbrochen. Bei jedem Stoss des
Pedals, welchen der Arbeiter giebt, rückt die Metallplalle, worauf sich die Zeich-
nung befindet, um einen Grad vorwärts; ihre Bewegung ist immer dieselbe,
nur diejenige der Nadeln wechselt nach dem Wcbmusler. Dieses System erfor-
dert jedoch einen ziemlich grossen Aufwand von Electricität. Dieser Nachlheil
w’ird durch den Apparat von Pascal und Mathieu vermieden, der in einer
der Sitzungen der Agricultur- Gesellschaft zu Lyon zur Sprache gekommen ist.
Bei letzterem befindet sich die Kupferplatte mit der Zeichnung in vertikaler Lage
und zur Seile der Häkchen, welche die Faden hallen. Sie dreht sich um einem
Cylinder, ohne sich gänzlich zu verrücken. Das Abheben der Faden geschieht
unter dem Einfluss des electrischen Stromes mittelst einer geringen drehenden
Bewegung der Häkchen um ihre Achse ; da diese Bewegung nur in einem schwa-
chen Schaukeln besteht, so erfordert sie eine sehr unbedeutende Kraft, wogegen
die den isolirlen Stellen der Platten entsprechenden Häkchen durch das Pendel
gehoben werden. Es wird so Einfachheit und Regelmässigkeit mit Kraflerspar-
niss verbunden. Die Erfinder hoffen, Alles auf ihrem Webstuble leisten zu kön-
397
neu, was jetzt der Jacquardstuhl verrichtet. Die genannte Gesellschaft hat zur
genauen Prüfung der Erfindung eine aus Fabrikanten und wissenschaftlich ge-
bildeten Technikern bestehende Commission gewählt. ( Dinglers polyt- Journ.
Bd. LXXXl. pag. 73.) B.
Chemie. — ßöttger, über das Ozon. — Dasselbe erzeugt
sich nicht bloss bei der Zerlegung des Wassers, sondern auch bei des-
sen Bildung. Verpufft man nämlich ein Gemisch von 2 R. Th. völlig rei-
nen Wassersloffgases und 1 R. Th. reinen Sauerstoffgases, so tritt auf der Stelle
Ozon auf. Desgleichen wurde Ozon nachgewiesen beim Verbrennen einer Stahl-
feder, von Graphit , Diamant und Holzkohle in einer Atmosphäre völlig reinen
Sauerstoffgases ; eine besonders starke Reaction trat auf bei der Verbrennung
der letzteren. Wendet man bei der Darstellung des Ozons mittelst Phosphor,
stall Wasser, chemisch reine völlig chlorfreie Salzsäure von 1,12 spec. Gew.
an , so bildet sich das Ozon weit schneller und mit weit intensiverem Geruch.
Der Phosphor leuchtet in der salzsauren Atmosphäre stark. Bringt man ihn da-
gegen in eine mit reinem Sauerstotfgase gefüllte Flasche, deren Boden mit Salz-
saure bedeckt ist, so findet nicht das mindeste Leuchten statt. Senkt man nach
Verpuffung reinen Knallgases ein Platinblech in das Glas, worin die Verpuffung
geschah, lässt dasselbe etwa 5 Minuten darin, so erscheint es negativ polarisirt.
Ein mit absolutem oder 80 procentigem Alkohol gefülltes Davysches Glühlämp-
chen erzeugt weder Ozon, noch irgend eine auf das angefeuchtete Lackmuspapier
im mindesten reagirende Säure (Journ. f. prakt. Chem. Bd. X pag. 61.). Bei
der unvollkommenen Verbrennung des alkohol - und säuerfreien Essigäthers in
dem Glühlämpchen entwickelt sich eine Säure , die Lackmuspapier röthet aber
nicht bleicht, Jodkaliumkleisler nicht bläut, Jodkaliumlösung nicht zersetzt, ei-
nen mit Indigsolulion getränkten feuchten Papierslreifen nicht im mindesten bläut,
überhaupt nicht reducircnd oder zersetzend wirkt. Aether erzeugt dagegen eine
ganz eigentümliche , höchst penetrant riechende , die Augen stark angreifende
fluchtige Säure, deren aufsleigende Dampfe ein befeuchtetes Lackmuspapier stark
röthen, aber niemals bleichen, dagegen Jodkaliumkleister sehr stark bläuen und
ein mit Jodkaliumlösung bestrichenes Papier, in Folge des sich ausscheidenden
Jods, fast augenblicklich braunschwarz färben, die Farbe eines mit Indiglösung
getränkten feuchten Papierstreifen schnell redlichen , gegen ein mit Mangansul-
fat benetztes Papier sich völlig indifferent verhalten und das durch Ozon auf
einem Papierstreifen erzeugte Mangansnperoxydhydral schnell wieder reduciren;
der alle diese Reaclionen hervorbringende flüchtige Stoff ist also weder Ozon,
noch Essigsäure , noch Ameisensäure. — Aus der älteren Literatur bringt ß.
sodann noch einige bisher nicht beachtete Thatsachen bei, aus denen man er-
sieht , dass das Ozon den alleren Physikern keineswegs unbekannt war. So
fand Cruikshank (Giib. Ann. Bd. VII. pag. 107.), dass bei der Zersetzung
der Schwefelsäure an der Anode sich Sauersloffgas entwickelte, welches einen
besonderen Geruch halte, der, wie er sich ausdrückt, dem der sehr verdünnten
oxydirten Salzsäure (dem Chlor) gleiche. Gardini beobachtete schon 1793
(Gehler’s Journ. Bd. Vll. pag. 381.), dass ein Phosphorgeruch entstehe, wenn
Electricität aus Spitzen ausströmt und dass dieser Geruch durch Ammoniak ge-
bunden werde. Priestley fuhrt ferner an ( Gren’s Journ. Bd. 1. pag. 98. u.
101. Crell’s chem. Ann. Jahrg. 1801. Bd. I. pag. 156. ), dass bei jeder Bildung
von Wasser durch den electrischen Funken das Gefäss von einem dicken weis-
sen Dampf erfüllt werde, der einen besonderen Geruch habe, ja dass sogar ein
Lackmuspapier dadurch geröthel werde und schliesst, es müsse bei der Wasser-
bildung eine Säure entstehen. — Nach ßöttger erzeugen sich solche undurch-
sichtige ozonhaltige Nebel allemal bei der electrolylischen Zerlegung des ange-
säuerten Wassers mittelst einer sehr kräftig wirkenden Groveschen Bat-
terie ; ebenso bei der Entwickelung des Sauersloffgases aus einem Gemisch von
chlorsaurem Kali und feinem Quarzsand; diese letzteren sind weder Wasser-
dämpfe, noch auch mechanisch mit fort gerissene Salzpartikelchen ; sie reagiren
stark auf Ozon. — Als van Marum nnd Paets von Trostwyk den
398
durch die grosse Teylersche Eleclrisirmaschine entbundenen electrischen Strahl
durch über Wasser gesperrte dephlogislisirte Luft (Sauerstoffgas) 15 Minuten hin-
durch gehen liessen , wurde dieselbe um V20 vermindert. Als sie diese Luft
aus einem Gefässe in ein anderes brachten, bemerkten sie einen starken Geruch,
der ihnen sehr deutlich der der electrischen Materie eigene zu sein schien, der
indess viel starker gewesen, als sie ihn je empfunden hatten. [van Marum :
Beschreibung der Eleclrisirmaschine im Teylerschen Museum. Leipzig 1786 p.
25.] ( Jahresber . d. phys ■ Ver. zu Frankfurt a. 31. 1852.53. pag. 18.)
W. B.
Mohr, älteste Nachricht über Ozon und seine Benennung.
— Diese soll sich nach M. im Homer linden und zwar an vier verschiedenen
Stellen. So in der Odyssee (12. Gesang Vers 417 und 14. Gesang Vers 307).
Odysseus erzählt, wie Zeus ihn auf der Irrfahrt mit einem Gewitter heimsuchte
und der Blitz in das Schi ff einschlug
,,Dass es getroffen vom Strahle des Zeus rings wirbelnd sich drehte,
Ganz voll Schwefelgeruch.“
Auch noch heute bezeichnen gewöhnliche Leute den durch die Electrisirmaschine
und den Blitz entstehenden Geruch als Schwefelgeruch. — Noch bezeichnender
ist die dritte Stelle, Ilias VI1L, 135. Zeus will verhindern, dass der die Troer
drängende Diomedes „schreckliche Thalen“ verübe und entsendet
„den leuchtenden Blitzstrahl:
Vor Diomedes Gespann dicht schleudert er ihn in den Boden:
Graunvoll stürzte die Flamme hervor von dem brennenden Schwefel.“
Die vierte Stelle findet sich Ilias XIV, 415. Ilector hatte Ajas mit der Lanze
auf den Schild getroffen, aber nicht verwundet: Er entweicht, der Telamonier
stürzt ihm nach und trifft mit einem Felsstück seine Brust an dem Halse, dicht
über dem Schildrand. Hector stürzt nieder:
„Wie von des Vaters Cronion Geschoss der entwurzelte Eichbaum
Hinstürzt: schrecklich erhebt der Geruch sich vom dampfenden Schwefel.“
An dieser Stelle findet sich sogar schon der Name. Das Wort oJur\ Geruch
kömmt abei von ö£w, riechen. \Pogg. Ann. Bd. XCl. pag. 625.) W.B.
Nach Boettger (Jahresber. d. phys. Ver. zu Frankf. a. M. 1852- 53.)
enthalten mehrere im Handel vorkommende Sorten rauchender Schwefel-
säure nicht unbedeutende Mengen von salpetriger Säure, die man oft
schon dadurch erkennen kann , dass man die erstere mit einem gleichen Volu-
men Wasser mischt, wobei röthlich gelbe Dämpfe entweichen. Eine solche ver-
dünnte Säure desoxydirt oder entfärbt augenblicklich eine Lösung von überman-
gansaurem Kali oder Indigo.
Löwe, Reinigung der Schwefelsäure von der Salpeter-
säure, Untersalpetersäure und der arsenigen Säure. — Han-
delt es sich um Reinigung von kleinen Mengen , so ist die reine entwässerte
Oxalsäure zu empfehlen. — Beim mässigen Erwärmen mit conccnlrirler
Schwefelsäure zerfällt sie mit Verlust ihres Hydratwassers ohne Schwärzung ge-
rade auf in Kohlensäure und Kohlenoxydgas und letzteres redrcirt die einzel-
nen Verbindungen des Stickstoffs, welche durch ihre leichte Abgabe des Sauer-
stoffs characlerisirt sind, es oxydirt sich ebenfalls zu Kohlensäure unter gleich-
zeitigem Entweichen von Slickstoffoxvdgas. Man setzt die Oxalsäure so lange
in kleinen Anlheilen hinzu , als ein kaltes Pröbchen mit einer concentrirten Ei-
senvitriollösung sich nicht mehr rosenrolh färbt. Eine auf diese Weise behan-
delte Säure ist frei von schwefliger Säure und ein geringer Ueberschuss des
Zersetzungsmittels bewirkt keine Verunreinigung , indem es gleichfalls zerfällt.
— Die Menge der arsenigen Säure ist nicht so beträchtlich , wie man gemein-
hin glaubt. Sie wird von eoncentrirler Säure noch viel träger aufgenommen,
als von verdünnter und schon hier ist das Lösnngsverhältniss ein geringes.
Frei von dieser Verunreinigung erhält man die Schwefelsäure, wenn man sie in
einer flachen Schale an einem Orte erhitzt, woselbst für Luftzug gesorgt ist und
unter stetem Umrühren geringe Mengen feingeriebenen , trockenen Kochsalzes
399
einträgt. Die sich hier entwickelnde Salzsäure setzt sich theilweise mit der ar-
senigen Säure zu Wasser und Arsensuperchlorür um (As03-j-3CIH=AsCl3-f-3HO),
welche letztere Verbindung sehr fluchtig ist. Das Austreiben derselben gelingt
aber nur bei einer concentrirten Säure , denn in Berührung mit Wasser bildet
sich wieder Salzsäure und arsenige Säure. Die Mengen des Arsens in der
Säure sind verschieden , daher muss durch einen besonderen Versuch das Ge-
wicht des zuzusetzenden Kochsalzes besonders ermittelt werden. Auf der an-
deren Seite zeigt ein Versuch mit dem Marshschen Apparat , ob die Säure frei
von dieser Verunreinigung ist. (Ebd. pag. 41.) W.B.
Fremy, über die Fluorverbindungen. — Ein belgischer Che-
miker , Louyet , hatte vor einigen Jahren verschiedene Angaben über das Fluor
und seine Verbindungen gemacht , die aber bald als ungenau erkannt wurden.
So wollte er aus dem Fluorquecksilber, das in einem Gefäss von Fluorcalcium
erhitzt worden, durch Zersetzen mittelst trocknem Chlorglas Fluor erhalten; fer-
ner sollte die auf gewisse Art dargestellle wasserfreie Fluorwasserstoffsäure das
Glas nicht angreifen und dann halte er an die Stelle des von Berzelius ange-
gebenen Atomgewichtes eine neue Zahl gesetzt. Hierdurch wurde F. veranlasst
diese Verbindungen einem genauen Studium zu unterwerfen. — Um die Fluor-
wasserstoffsäure rein und wasserfrei zu erhalten bereitete er sie auf eine neue
Art, indem er Fluorwasserstoff- Fluorkalium in Platin der Destillation unterwarf.
Die bei gewöhnlicher Temperatur gasförmige Säure bildete durch Abkühlen in
Schnee und Salz eine dünnflüssige Flüssigkeit, die sich sogleich wieder verflüch-
tete, sobald man sie ans der Kältemischung heraushob. Sie griff Glas mit Hef-
tigkeit an. Dann stellte er die wasserfreie Säure auch dar, indem er Fluorblei
durch trocknes Chlorwasserstoffgas zersetzte ; um die Einwirkung des Bleis auf
das Platin zu verhindern , diente ein Schiffchen von Kohle zur Aufnahme des
Fluorbleis. F. stellte verschiedene Versuche an, ob in der Säure Sauerstoff ent-
halten sei, er fand jedoch, dass ihre Zusammensetzung die sei, welche allge-
mein angenommen wird. Alle Verbindungen , die er analysirte, erhielt er durch
directe Einwirkung der Fluorwasserstoffsäure auf die wasserfreien Metalloxyde
oder die Hydrate. Er glaubt die Verbindungen in drei Klassen eintheilen zu
müssen, deren jede durch gemeinschaftliche wichtige Eigenschaften characterisirt
wird. — Die erste Klasse bilden die sauren Verbindungen oder die Fluorhy-
drate der Fluorüre : sie bilden sich sehr leicht , zersetzen sich in der Wärme
und geben, wenn sie wasserfrei sind, neutrale Verbindungen und reine Fluor-
wasserstoffsäure. F. stellte den Fluorw'asserstoffäther dar, indem er ein schwe-
felweinsaures Salz mit Fluorwassersloft'- Fluorkalium in Platin destillirte; der
Aether ist gasförmig und stimmt in seinen allgemeinen Eigenschaften mit der
gleichen Verbindung des Holzgeistes — von Dumas und Peligot entdeckt —
überein. — Die zweite Klasse enthält die neutralen, wasserhaltigen Verbindun-
gen , die sich durch die Leichtigkeit auszeichnen , mit der sie sich in Oxyde
und Fluorwasserstoffsäure zersetzen , wenn man versucht ihnen das Wasser zu
entziehen ; sie verhallen sich wie wahre Fluorhydrate. Das krystallisirte Fluor-
silber erleidet diese Zersetzung schon beim Trocknen im luftleeren Raum , in
der Wärme verliert es auch den Sauerstoff und es bleibt reines Silber zurück.
Hierher gehört auch das Fluorquecksilber, das in der Wärme gleichfalls Sauer-
stoff entwickelt. — Die dritte Klasse fasst die wasserfreien Verbindungen in
sich; diese sind in der Wärme unzersetzbar; je nach der Natur des Metalles
aber, werden sie durch Sauerstoff, Wasserstoff, Chlor, Schwefelkohlenstoff und
Wasserdampf zersetzt. — Auf diese Eintheilung legt F. grossen Werth und
in ihrer Nichtbeachtung sieht er den Grund, warum frühere Forscher hier ernste
Irrthümer begangen haben. Das von Louyet vermeintlich erhaltene Fluor 'war
z. B. eine Mischung von Sauerstoff und Fluorwasserstoffsäure. — F. hat viel-
fach Analysen angestellt, um das Aequivalent vom Fluor festzustellen. Seine Be-
stimmung weicht von der Louyets ab und stimmt im Allgemeinen mit der von
Berzelius überein. Alle Versuche das Fluor zu isoliren waren vergeblich.
(. Vlnstit . Nr. 1056. pag. 109.) VT. B.
ßoettger, Einwirkung des Jods auf chlor sau res Kali. — -
400
Setzt man zu einer gesättigten Lösung des letzteren, die man in einem langhal-
sigen Kolben im Sieden erhält, nach und nach kleine Mengen Jod, so färbt sich
die Flüssigkeit stark gelb, aber in kurzer Zeit, besonders bei Zusatz von weni-
gen Tropfen Salpetersäure verschwindet die Farbe. Trägt man nun so lange
Jod ein, als dieser Farbenwechsel statt hat, so zeigt sich endlich das chlorsaure
Kali ganz zersetzt und an dessen Stelle findet man jodsaures Kali. Durch Zu'
salz von Chlorbaryum scheidet sich jodsanrer Baryt ab und durch dessen Zer-
legung mit Schwefelsäure kann man leicht und schnell Jodsäure in bedeutenden
Quantitäten darstellen. (Jahresber. d. phys. Ver. zu Frankfurt a. M.
1852. 53. paif. 17.)
Derselbe, Verhalten einer Chloikalklösung zu ver-
schiedenen Me lall oxyden und Salzen. — Erhitzt man Kupferoxyd-
hydrat oder das im Handel vorkommende „Bremerblau“ mit einer Chlorkalklö-
sung auf etwa 60 — 70° B., so entwickelt sich eine grosse Menge reinsten Sauer-
stoffgases ; jedoch nicht aus wasserfreiem Kupferoxyd. Behandelt man ebenso
Basen mit 3 Atomen Sauerstoff, so entweicht lediglich Chlor. Erhitzt man gleiche
R. Th. einer Lösung von essigsaurem Kupferoxyd und Chlorkalklösung, zu wel-
chem Gemisch man circa den achten Theil, dem Raume nach, Aetznatronlösung
(aus 1 G. Th. Aelznatron mit 8 G. Th. Wasser) schüttet, einige Minuten hin-
durch, so erhält man einen schönen dunkel purpurrolhen pulverförmigen Kör-
per, der sich sehr leicht zersetzt und wahrscheinlich aus einer höheren Oxyda-
tionsstufe des Kupfers besteht. Kocht man basisch chromsaures Bleioxyd (so-
genanntes Chromroth) mit einer Chlorkalklösung, so resultirt Bleisuperoxyd, un-
ter gleichzeitiger Bildung von chromsaurem Kalk und Chlorcalcium. ( Jahresb .
d. phys. Ver. zu Frankf. a. M. 1852.53. p. 22.) W. B.
Braun, Vorkommen von Zink im Pflanzenreich. — Es ist
bekannt, dass die Galmeihügel Rheinpreussens und Belgiens eine eigenthiimliche
Flora besitzen ; namentlich tritt ein der Viola tricolor verwandtes Veilchen her-
vor , dass seine zahlreichen , schön gelben Blühten in ununterbrochener Folge
vom Frühling bis zum späten Herbste entfaltet und in der Gegend von Aachen
allgemein unter dem Namen des Galmeiveilchens , in der dortigen Volkssprache
Keimesveilchen , bekannt ist. Ausserdem finden sich noch mehrere andere für
diese Galmeihügel eharacteristische Pflanzen, so Alsine verna. Armeria vulgaris
und Thlaspi alpestre (Till, calaminare Lejeune), die jedoch in vielen anderen
Gegenden auf galmeifreiem Boden wachsen. Die Bergbeamten versicherten, dass
das Galmeiveilchen nicht in den Gärten cultivirt werden könne, ohne auszuarten
und dem gemeinen dreifarbigen Veilchen ähnlich zu werden. Das Vorkommen
dieser Pflanze auf galmeihaltigem Boden ist so constant , dass selbst bergmän-
nische Versuche auf die blosse Anzeige dieses Veilchens mit Erfolg unternom-
men worden sind. B. veranlasste den Chemiker Monheim in Aachen zu einer
chemischen Untersuchung dieser Pflanze , die von ßellmgwot ausgefuhrt worden
ist. Ein Gehalt an Zink wurde unzweifelhaft dargelhan. ( Berichte d. Bert.
Akad 1854. p. 12.)
Patera, fabrikmässige Darstellung von Urangelb. —
Die Erze stammten von Joachimsthal und waren mit vielen anderen Mineralien
verunreinigt. Sie enthielten durchschnittlich 45 pCl. Uranoxyd - Oxydul , ausser-
dem As, Sb, S, Pb, Bi, Fe, Mn, Zn, Ni, Co in wechselnden Mengen. Das fein-
gepulverte Erz wurde mit gleichfalls gepulvertem Kalkstein im Flammofen gerö-
stet bis das Uranoxyd-Oxydul vollkommen in Uranoxyd-Kalk verwandelt war, der
leicht in verdünnter Schwefelsäure löslich ist. Die Lösung gelang so vollkom-
men, dass der Rückstand nur Vz pCt. Uranoxyd-Oxydul enthielt. Die Auflösung
wmrde mit einer Sodalosung versetzt, durch die das Uran zuerst mit gefällt aber
bei einem Ueberschuss von kohlensaurem Natron wieder aufgelost wird, und
zwar ziemlich rein von Beimengungen. Der Niederschlag von Fe, Mn, Ca wird
nochmals mit Soda ausgekocht und enthält dann nur noch Spuren von Uranoxyd.
Die Lösung des letzteren in kohlensaurem Natron wird mit Schwefelsäure ver-
setzt, so lange noch ein Aufbrausen staltfindct. Es scheidet sich hierbei w’as-
401
serhaltiges zweifach uransaures Nation ab. Das gewonnene Salz ist vorzüglich
rein; es ist nach der Formel NaO , 2U03-{-6H0 zusammengesetzt, ln einem
Jahre wurden so über 15 Centner Urangelb dargestellt. Dasselbe ist bedeutend
reiner als das gewöhnlich im Handel vorkommende und zur Anfertigung der gel-
ben Glaser besonders geeignet. Es ist wohl das erste Mal, dass dieser seltene
Stoff in so grosser Menge wirklich fabrikmassig dargestellt worden ist. ( Sitzgsber .
d. Wien. Akad. Math, naturw Kl. Bd. XI. p. 842.) W.B.
Boettger, leichte Bed Heilbarkeit des Silberoxyd-Am-
moniaks (Knallsilbers). — Wendet man bei der Zersetzung des Silber-
superoxyds durch Ammoniak einen kleinen Uebersclmss des letzteren an, so er-
hält man eine wasserhelle Flüssigkeit, so zu sagen flüssiges Knallsilber. Erhitzt
man sie in einem flachen Eisenschälchen allmählig , bis sie gänzlich verdampft
ist, so erfolgt eine bei Anwendung von circa 4 bis 6 Gran Superoxyd völlig ge-
fahrlose Explosion. Versetzt man die Lösung des Silberoxyd - Ammoniaks , die
jedoch kein freies Ammoniak enthalten darf, mit etwas destillirtem Wasser und
mischt dieselbe in einem Beagirglaschen mit einem gleichen Volumen einer zuk-
kerhalligen Kalilösung (1 Th. Traubenzucker, J Th. Kalihydrat und 96 Th. Was-
ser) , so belegen sich die Wände des Glases beim allinähligen Erwärmen mit
einer spiegelglänzenden Schicht Silbers. ( Jahre ab . d. phys. Ver. zu Frank-
furt a. M. 1852. 53. p. 14.) W. B.
J. Percy und B. Smith, Ön the detection of gold in Lead
and its compounds. — Die Verfasser dieses Aufsatzes haben in einer
Reihe von Bleipräparaten freilich nur äusserst geringe Mengen Gold gefunden.
Die Methode der Untersuchung, welcher sie sich bedienten, war folgende. Zu-
erst wurde das Blei ans den verschiedenen Präparaten auf geeignete Weise me-
tallisch dargeslellt , welches in der gewöhnlichen Weise knpellirt wurde. Die
zurückbleibende Silberkugel wurde unter dem Hammer ausgeplatlet, von den an-
hängenden fremdartigen Substanzen gesondert, in ein Uhrglas gelhan, nnd zuerst
bei gelinder Hitze mit sehr verdünnter Salpetersäure, dann mit starker Salpeter-
säure behandelt. Die zuriickbleidende schwarze Masse wurde sorgfältig mit de-
stillirtem Wasser durch Dekantation gewaschen , auf ein kleines Stück Papier
übertragen, getrocknet und mit Hülfe des Polierstahls gerieben, auf das Papier
geklebt , und in einem Glase aufbewahrt. — Mil Hülfe dieser Methode fanden
Percy und Smith Gold im metallischen Blei, in der Mennige, in der Glätte, im
ßleiweiss, im Casseler Gelb, im Bleizucker. Im letzteren beobachteten sie frei-
lich nur eine kaum merkliche Menge des edeln Metalls. (Phil. mag.Vol. VII.
p. 126*.) H....Z
A. W. Ilofmann, On the use of gas as fuel in organic
analysis. — Hofmann giebl in diesem Aufsatz eine Beschreibung des Appa-
rates, den er anwendet , um mit Benutzung gewöhnlichen Leuchtgases als Heiz-
materials organische Analysen auszuführen. Diesen Apparat ohne Zeichnung zu
beschreiben , ist unmöglich. Es muss daher hier genügen auf die wesentlich-
sten Schwierigkeiten hinznweisen , welche der Anwendung des Leuchtgases zu
dem angedeuteten Zwecke entgegenslehen , und die Methoden anzudeuten, mit
Hülfe welcher sie vermieden werden können. — • Zuerst musste die vollständige
Verbrennung des Gases erzielt werden , damit die Flamme das Glasrohr nicht
mit Russ überziehen könne. Dies wird dadurch erreicht, dass man das Gas
nicht unmittelbar da , wo es aus dem Rohr ansströmt anzündet, sondern, dass
man es sich erst mit etwas Luft mischen lässt, worauf es durch ein Drahtnetz
zu dringen genölhigt wird , oberhalb dessen es angezündet wird. So brennt es
ohne leuchtende Flamme. Das Drahtnetz verhindert die Entzündung des Gas-
gemischs, welches sich unter demselben befindet. — Ferner hat es sich heraus-
gestellt, dass die Hitze, welche däs Leuchtgas bei seiner Verbrennung hervor-
bringt , nicht hoch genug ist , um die Verbrennung der organischen Substanz
ohne Sauerstoff durch blosses Kupferoxyd vollkommen zu erreichen. Man muss
sich also des complicirteren Apparates, der auch nothwendig ist, wenn man Spi-
ritus als Heizmiltel anwendet , bei Benutzung des Leuchtgases als solches be-
402
dienen. — Endlich die grösste Schwierigkeit besteht in der Regulirung der
Flamme. Bei der organischen Analyse kommt es darauf an , die beiden Enden
eines Glasrohrs stark zu erhitzen, während man die mittleren Theile desselben
nicht erhitzt. Während die Verbrennung fortschreitet, muss dieser nicht erhitzte
Theil des Rohrs allmälig immer mehr schwinden, oder was dasselbe sagen will,
die beiden Flammen müssen sich langsam immer mehr willkürlich annähern
lassen , bis sie endlich einander berühren. Dies erreicht Hofrnann durch zwei
horizontale übereinander liegende , gleichlange Gasrohren , die nach oben hin
durch Löcher durchbohrt und in denen luftdicht schliessende Stempel beweglich
sind. Die Röhren nehmen das ihnen zuströmende Gas von den verschiedenen
Enden her auf. Es ist klar , dass man durch die Stellung der Stempel die
Flamme vollkommen reguliren kann, welche das ausströmende Gas oberhalb des
Drahtnetzes bildet. Befinden sich die Stempel beide an den Stellen , wo das
Gas den beiden Röhren zustroml, also an entgegengesetzten Enden derselben,
so kann keine Flamme entstehen. Nähert man die beiden Stempel, so wird die
Flamme an beiden Enden der Gasröhren allmälig vergrössert werden können,
bis sie den ganzen Raum erfüllt. (Quart, journ. of tlie ehern, soc. Vol.
VI. p. 209*.) H....Z
Frankland und Ward, verbesserter Apparat zu Gasana-
lysen. — Die ausgezeichneten Verbesserungen, welche Bimsen an den Appa-
raten zu Gasanalysen angebracht hat, haben ihnen einen Mangel doch nicht neh-
men können, nämlich den, dass sie einen Raum von nahe gleicher Temperatur
nicht entbehrlich machen, und dass zur Ausgleichung der Temperatur des Appa-
rats und der umgebenden Luft mindestens eine halbe Stunde erforderlich ist.
Der verbesserte Apparat von Frankland und Ward soll diesem Mangel abhelfen,
wie dies durch die Methode von Regnault geschieht, ohne, wie es bei dieser
der Fall ist, der Genauigkeit der Bestimmung der Gasvolume Abbruch zu thun.
Es würde zu weit führen, den Apparat selbst hier zu beschreiben, namentlich,
da ohne Zeichnung es nicht möglich ist ein Bild davon zu geben. Diejenigen,
welche sich mit der Construction desselben genauer bekannt machen wollen,
müssen daher auf den Originalaufsatz verwiesen werden, welcher von einer klei-
nen Zeichnung begleitet ist. Hier sei nur bemerkt, dass Frankland und Ward
die Correclion wegen der Temperatur dadurch vermeiden, dass sie die Maass-
röhre mit einem Cylinder umgeben, durch welchen sie einen fortdauernden Strom
von Quellwasser leiten, dessen Temperatur als constant betrachtet werden kann.
Dadurch werden gleichzeitig die Versuche bedeutend abgekürzt, weil das flies-
sende Wasser den Temperaturunterschied der Maassröhre sehr bald ausgleicht.
Die Correclion, die der Luftdruck nölhig macht, wird dadurch entbehrlich gemacht,
dass das Gas stets auf dasselbe Volum gebracht wird und das Rohr, in welchem
sich das Gas befindet mit einem Barometer communicirt, an welchem die Höhe
des Quecksilberstandes über dem in jenem Rohr abgelesen werden kann. Die
Länge dieser Quecksilbersäule ist proportional dem wahren Volum des Gases ;
sie drückt direct den Druck aus , welcher auf das Gas ausgeübt wird. ( Ibid .
p. 197*.) H....Z
Nach Boettger (Jahresb. d. phys. Ver. zu Frankfurt a. M. 1852. 53.
p. 17.) gewinnt man den Cocinäther, der sich im Gerüche kaum von dem
önanlhsauren Aelhyloxyd unterscheidet, auf folgende Art. Die aus Cocusnussöl-
sodaseife abgeschiedene feste Fettsäure kryslallisirt man einige Male aus Alko-
hol um, wäscht mit siedendem Wasser aus, löst in Alkohol und erhält die Lö-
sung etwa >/* Stunde lang unter Zusatz von etwas concentrirter Schwefelsäure
im Sieden. Den mehrmals mit heissera Wasser geschüttelten rohen Cocinäther,
der gewöhnlich hartnäckig freie unzerselzte Fettsäure zurückhält , reinigt man
durch öftere und zwar fractionirte Destillation, Schütteln mit Alkohol, Waschen
mit Wasser und Rectiliciren über Chlorcalcium, bis er einen constanlen Siede'
punct zeigt. W. V.
F. C. Cal ver t, on the ad u Iteration of o i I s. — C. hat die
Wirkung mehrerer Säuren und Alkalien auf verschiedene Oele untersucht , um
403
dadurch Mittel zu finden, die Verunreinigung der einen fetten Substanz mit an-
deren zu entdecken. Die Farbenänderungen, welche er hierbei beobachtet hat,
leitet er zum grössten Theil nicht von dem Einfluss der Agentien auf die fette
Substanz selbst her, sondern auf Beimengungen, die aus dem Material stammen,
woraus dieselben dargestellt worden sind. — Die Resultate seiner Versuche
stellt C. in folgender Tabelle zusammen.
Um nun die Resultate, die diese Tabelle kurz andeutet, zu Untersuchung von Oelen zu benutzen, versetzt man zuerst eine Probe mit der
Kalihydratlösung von 1,34 spec. Gew. Ist die Masse vveiss , so ist kein Fischöl beigemischt. Werden keine deutlichen Reactionen durch die
drei Schwefel- und Salpetersäuren hervorgebracht, so ist weder Mohn- noch Sesamöl zugegen. Die mit Salpetersäure vom spec. Gew. 1,330
gemischte Probe wird mit der Kalilösung versetzt. Entsteht eine fadige weisse Masse, so ist Gallipoliöl, Indischnussöl, Ricinussöl oder Klauen-
404
405
fett zugegen. Die Abwesenheit des Hanfsamen- und Olivenöls lässt sich durch
Phosphorsäure nachweisen , die das Oel in diesem Fall nicht grün färben darf.
(Phil. mag. Vol. VII. p. 101.) H....z
R. Railson, on the use of hydrogen in determining v a -
pour-densilies and on the acidification of alcohols by oxy-
gen gas or atmospheric a i r. — Bei der Bestimmung der Dampfdichte
des Oenanthylalkohols (CnHl602) beobachtete Bailson, dass dieselbe bedeutend
die überlraf, welche die Rechnung verlangt, und dass die Dämpfe, welche sich
entwickeln, stark sauer waren. Es fand sich, dass der Körper der sich gebil-
det hat, Oenanthylsäure (CI4H1404) war. Offenbar hatte sich diese Säure aus
dem Oenanlhylalkohol durch den oxydirendcn Einfluss des Sauerstoffs, der in
dem Ballon enthalten war, bei der hohen Temperatur, die zur Verflüchtigung
des Alkohols nölhig war , gebildet. Denn vor dem Versuch war der Alkohol
vollkommen neutral. Railson schlägt, um den oxydirenden Einfluss des Sauer-
stoffs der Luft bei den Bestimmungen des specifischen Gewichts des Dampfes
oxydirbarer Körper zu vermeiden, vor, den Ballon vor dem Versuch mit Was-
serstoff zu füllen. Als er diese Methode auf die Bestimmung der Dampfdichte
des Oenanthylalkohols anwendete, fand er eine Zahl (4,019) welche der berech-
neten (4,018) fast vollkommen entspricht. — Dass in der That der Sauerstoff
der Luft den Oenanlhylalkohol in die entsprechende Säure überführen kann un-
ter Bildung von 2 Atomen Wasser und Aufnehmen von noch 2 Atomen Sauer-
stoff, hat Railson direct bewiesen. Als er durch erhitzten Oenanlhylalkohol Luft
oder Sauerstoff leitete , bildete sich daraus eine bedeutende Menge Oenanthyl-
säure. Auf dieselbe Weise lässt sich auch Fuselöl in Valeriansäure umwandeln.
Reilson hofft auch umgekehrt aus den Säuren der Fettsäurereihe durch Wasser-
stoff' die entsprechenden Alkohole darzustellen. ( Ibid . p. 205*.) H....Z
Böttger bemerkt (Jahresb. d. phys. Ver. zu Frankfurt a. M. 1852.53.
p. 16.), dass man sich bei Anwendung der von Oberdörffer (Arch. d. Pharm.
Bd. Bd. LXX. pag. 1.) angegebenen Methode ätherische Oele auf einen
Alkoholgehalt zu prüfen, zuvor erst überzeugen müsse, ob das reine
Oel nicht schon für sich die Eigenschaft besitze, durch den Sauerstoff der Luft,
unter Mitwirkung des Platinschwarz verändert oder gesäuert zu werden , eine
Eigenschaft, die manchen ätherischen Oelen zukommt. W. B.
Derselbe, ne ueBereitungs weise von sogenanntem künst-
lichen Bittermandelöl (Nitrobenzol). — Lässt man gewöhnliches
Leuchtgas anhaltend durch Untersalpetcrsäure streichen , so erhitzt sich diese
stark, während das durch die Säure gegangene und dann angezündete Gas nicht
mehr mit derselben Helligkeit brennt, als zuvor. Das Gas wird nämlich hierbei
seines Benzolgehaltes , der besonders in dem Harzgase sehr bedeutend ist und
wesentlich zur Erhöhung der Lichlintensität der Flamme mit beiträgt, gänzlich
beraubt. Versetzt man nach halbstündiger Einwirkung des Gases auf die Unter-
salpelersäure, letztere mit vielem Wasser, so sieht man am Boden des Gefässes
eine bedeutende Menge von Nitrobenzol sich abscheiden. — Leitet man das
Harzgas anhaltend durch absoluten Alkohol und versetzt diesen nachgehends mit
einem Ueberschuss von W7asser , so sondert sich auf der Oberfläche unreines
Benzol ab. Leitet man ein von Kohlensäure nicht befreites Leuchtgas durch
eine filtrirte Chlorkalklösung, so bildet sich in kurzer Zeit, unter Abscheidung
von kohlensaurem Kalk, eine beträchtliche Menge von dem sogenannten Oel des
ölbildenden Gases. — Eine Chlorpalladiumlösung wird vom Leuchtgas fast au-
genblicklich zersetzt, indem sich darin ein sehr feiner sammetschwarzer Nieder-
schlag bildet, dessen chemische Constitution zwar noch nicht ermittelt ist, der
jedoch nicht aus metallischem Platin besteht. (Ebd. p. 21.) W. B.
Derselbe, berichtet (Ebd. pag. 14.), dass der nach Du mo ul ins
Vorschrift bereitete flüssige Leim nach einem Jahre weder schim-
melte, noch an Bindekraft verloren hatte. Er empfiehlt ihn als Lutum und Kleb-
mittel und selbst zur Befestigung farbiger Papiere , Tapeten u. s. w. Man über-
schüttet 10 Th. guten Leim mit einem gleichen Gewicht kalten W'assers und
27
406
lässt das Ganze etwa 12 Stunden stehen bis sich der Leim in eine Gallerte
verwandelt hat. Dann erwärmt man ihn in einem Wasserbade und setzt nach und
nach 2 G. Th. Salpetersäure von 36° Baume unter Umrühren hinzu. W.B.
On the action of alkalies on rocks by M. Delesse. — Die
Versuche, welche Delesse mit verschiedenen Gesteinen, wie Trachyt, Palagonit,
Melaphyr, Basalt, Lava, Porphyr, Obsidian etc. angestellt hat, um die Einwirkung
von kaustischen Alkalien auf dieselben zu prüfen , haben folgende Resultate er-
geben. Nicht allein Kieselsäure und Thonerde, sondern auch Kali, Natron, selbst
etwas Kalkerde, Talkerde und Spuren von Eisenoxyd werden dadurch aus den
Gesteinen ausgezogen. Am leichtesten und in grösster Masse löst sich aber
Kieselsäure auf. Granit wird durch alkalische Lösungen gar nicht angegriffen.
Wasserhaltige Gesteine werden stärker davon angegriffen, wenn man sie im was-
serhaltigen Zustande damit behandelt, als wenn man sie vor dem Versuch durch
Glühen vom Wasser befreit hat. Ist eine Felsart in Zersetzung begriffen, so
gibt sie viel mehr an das Lösungsmittel ab, als wenn sie keine Spur von Ver-
witterung zeigt. Je grösser der Kieselsäuregehalt je geringer die kristallinische
Structur und die Menge des durchsichtigen Quarz in den Gesteinen ist, um so
mehr wird davon durch alkalische Lösungen aufgenommen. Kohlensäure Alkalien
wirken auch auf Gesteine ein, aber viel schwächer als die kaustischen. Die
Leichtigkeit , mit welcher diese und selbst kohlensaure Alkalien Felsarlen lösen,
zeigt, wie vorsichtig man sie zur Abscheidung von löslicher Kieselsäure, welche
einem Gestein beigemischt ist, anwenden muss. — Darauf, dass hiernach auch
kohlensaure Alkalien einen Einfluss auf Felsarten haben , der ohne Zweifel mit
der Temperatur steigt, und dass das Wasser, welches über sich zersetzende Fel-
sen fliesst kohlensaures Alkali aufnehmen muss, stützt Delesse die Ansicht, dass
auch das kohlensaure Alkali mitwirkt bei der ferneren Zersetzung der Felsarten
und bei der Zersetzung von Pseudomorphosen. Namentlich in grösseren Tiefen,
wo das Wasser reicher an alkalischen Salzen ist , wo es eine höhere Tempera-
tur besitzt, möchte der Einfluss derselben nicht unbedeutend sein. (Phil. mag.
Vol. 7. p. 100.*)
Oryctognosie. Haidinger, Bemerkungen über die An-
ordnung der kleinsten Th ei Ich en in Krystallen. — lm Fassa-
thale in Tyrol wurde eine Pseudomorphose von Magneteisenstein nach einachsi-
gem Glimmer oder Biotit gefunden. Glimmer in sechsseitigen niedrigen tafel-
artigen Prismen öfter in Begleitung von Pleonast kommt daselbst oft vor und
dieselbe Gestalt hat auch die Pseudomorphose, statt der Parallelstructur erscheint
jedoch die Magneteisensteinsubstanz in kleinen Granatoiden parallel so in der
Fläche der Tafeln gruppirt, dass die eine rhomboedrische Achse derselben der
rhomboedrischen Hauptachse der Glimmerkrystalle parallel ist, die derselben pa-
rallelen drei Flächenpaare aber dieselbe Lagen wie die Seitenflächen der sechssei-
tigen Pyramide haben. Welches sind die Ursachen dieser merkwürdigen Ueberein-
slimmung. Der Magnetit ist tessularisch, seine Zusammensetzung Fe0 4-Fe203,
die des Biotit (Mg0,Fe0,K0)3,Si03-|-(Al203,Fe203)Si03. Snbstituirt man in der
Glimmerformel Eisenoxydul statt der sämmtlichen einatomigen und zweiatomigen
Basen, aber letzteres auch statt der Kieselerde, so kommt gerade die Formel
der Kieselerde heraus. Die eigentümliche Farbenerscheinung deutet an , dass
auch der geringe Eisengehalt im Glimmer in beiden Oxydationsstufen vorhanden
ist. Durch die dichroscopische Loupe bei senkrechter Hauptachse untersucht
zeigt der Glimmer ein oberes ordinäres Bild von dunkelgrüner, ein unteres ex-
traordinäres von hellerer gelber Farbe. Weisses gewöhnliches Licht wird bei
dem Durchgänge durch den Glimmer zertheilt, ein Theil desselben grün gefärbt
ist in der Richtung der Achse polarisirt, der andere gelb ist senkrecht auf die
Achse polarisirt. Zwei Farben sind es, zweierlei Oyydationsstufen, jede der letz-
tem wird einer der erstem angehören, wie sie auch in der Löthrohrflamme sich
verhalten. Wie beim Magnesiaglimmer ist dieses auch beim Pennin und allen
Arten von Chloriten der Fall. Die Form des Eisenoxydes ist bekanntlich das
Rhomboeder des Eisenglanzes von 85°58'. In der Form des Glimmers möglichst
407
parallel gestellt würde die eine der Achsen wirklich parallel vorhanden sein, die
Theilchen des Eisenoxyduls müssen aber senkrecht auf die Achse und zwar in
eine solche Lage gebracht werden , dass die Gesammtwirkung senkrecht auf die
Achse doch nach allen Richtungen gleich sei. Dies wird erreicht, wenn man
je drei Theilchen sich in Winkeln von 60 und 120° schneiden lässt, es ent-
steht dadurch ein gleichförmig vertheiltes Netzwerk. Die Glimmertafeln waren
fertig, der Magneteisenstein entstand später, die Lage der kleinsten Theilchen
nahm bei dem allmähligen Absatz die Lage der schon gebildeten Theilchen an.
Was an Eisenoxydul und Eisenoxyd in die Mischung des Magneteisensteins ein-
gehen konnte, blieb übrig, die andern ßestandtheile des Biotits wurden hinweg-
geführt. — Zu erwähnen sind hier die bekannten Magneteisensleinoclaeder von
Fahlun, die auf jeder Fläche ein Chloritblatt tragen, also eine völlig in paralle-
ler Stellung stattfindende Grnppirung, zu jeder der vier rhomboedrischen Achsen
gehören zwei an den Endpuncten derselben angefügte Chloritkrystalle. Magnet-
eisensteinoctaeder vom Vesuv trugen auf jeder Fläche eine Tafel von Eisenglanz
und waren dann durch und durch in Eisenglanz verwandelt. Hier ist die Lage
der regelmässig geordneten Eisenoxydthcilchen beibehalten, während im Martit
und andern Vorkommnissen die neue Bildung dergestalt stattfand , dass nur die
äussere Form die frühere krystallinische Bildung verfällt. Scacchi erklärt die
Krystalle vom Vesuv nicht durch Pseudomorphie , sondern durch unmittelbare
Bildung. Ein Bild der Grnppirung wie im Glimmer für die Eisenoxyd und Ei-
senoxydultheilchen vorausgesetzt wurde zeigen im grossen Massstabe die Verbin-
dungen der Hämatilkrystalle mit den Rulilkrystallen am Gotthardt. „Schon Mu-
schenbroek, sagt Moigno in seinem Bericht über Seguin aine Ansichten über die
Cohäsion und die Entfernung der materiellen Theilchen, hatte als selbst durch
Versuche erwiesen zwei Sätze aufgestellt: ]) wie gross immer das Volumen
eines Körpers ist, so haben die leeren Räume zwischen seinen Theilchen eine
so grosse Ausdehnung, dass man begreifen kann, wie dieser Körper ohne ir-
gend welchen Verlust seiner Substanz auf ein unendlich kleines Volumen
gebracht werden könnte, wie ein Sandkorn oder bis zu kaum sichtbarer
Grösse; 2) in dem kleinsten Sandkorn, in dem kleinsten sichtbaren Stäubchen
gibt es doch noch so viele wirklich getrennte Theilchen, dass man daraus eine
Kugel von beliebiger Grösse bilden könnte, in welcher doch zwei zunächst an
einander liegende Theilchen eine geringere Entfernung von einander haben als
jede angebbare Länge. Seguin fasst den Satz so: wie dicht auch immer ein
Körper sei, seine letzten Atome sind doch im Vergleich zu ihrem Volum so ent-
fernt von einander als die Himmelskörper im Weltenraume.“ Aber so weit ent-
fernt von dem Ausgangspunkt als man nur immer will, ein Schritt bleibt noch,
die Auflösung gleichartiger Theilchen in ungleichartige, der Quarz zerfällt in Si-
licium und Oxygen, der Pyrit in Schwefel und Eisen. Während für die geome-
trische Construclion eine gewisse Form der letzten Theilchen angenommen wer-
den muss , zeigen doch die Zahlenformen der Chemiker so manche einladende
Vergleichungspuncte , dass man gern die Ergebnisse krystallographischer und
chemischer Forschungen in ihren Beziehungen untersuchte. Ampere nahm an,
dass der Mittelpunct der Molecüle leer sei. Delafosse möchte ein einfaches oder
zusammengesetztes Atom in den Mittelpunkt des mehr zusammengesetzten Mole-
cules stellen — ein einfaches Atom macht den Kern, eine Hülle anderer Atome
bezeichnet die Spitzen und bestimmt durch die Anzahl dieser Atome das Krystall-
system der Species. So ist im Kalialaun ein einfaches Atom von Kalibisulphat
im Mittelpunkte des Alaunatomes von 24 Atomen Wasser umgeben, welche die
Lage der Kantenmiltelpunkte eines Granatoides einnehmen u. s. w. Dieses für
den Aufbau eines Biotitatomes angewandt kann das Minimum von Fe203 sym-
metrisch in rhomboedrischer Form nur aus 4 Theilchen Eisen in gleicher Ent-
fernung die Spitzen und die Mittelpunkte der Schnitte durch die Ecken des
Rhomboeders vorstellend und aus 6 Theilchen Oxygen an der Stelle dieser Rhom-
boederecken selbst bestehen. Gewiss ist hier die Milte leer, selbst wenn das
ganze Theilchen die Mitte eines Biotilkrystallchens einnimmt. Zum Octaeder von
Magnetit übergehend müssen analoge Gruppen von Atomen die Lage der sämmt-
27*
408
liehen 4 Achsen des Octaeders einnehmen. Acht Würfel können dergestalt an-
einander geschlossen werden , dass sie den Raum vollständig erfüllen und sich
in einer Ecke eines jeden derselben berühren, um so leichter* wird dies also
bei 8 spitzen Rhomboedern wie die des Eisenglanzes sind gelingen , es bleiben
bei vollkommen den rhomboedrischen Achsen entsprechender Stellung gegen aus-
wärts divergirende nicht erfüllte Räume übrig. Aber in dem Punkte, wo sie an
einander schliessen ist wieder ein nicht erfüllter Raum kein Mittelpunkt der
Schwere irgend eines einzelnen Grundatomes. Die Form des Eisenoxyduls ist
unbekannt. Ist sie lessularisch, isomorph mit Magnesia und im Periklas (MgO,
FeO) oder rhomboedrisch , isomorph mit Zinnoxyd (ZnO) oder pyramidal , iso-
morph mit Manganoxydul im Rraunit (Mn202)? Jedenfalls wird sie von der des
Eisenoxydes verschieden sein ; wie man aber auch die gleichen Theile von Eisen
und Oxygen gruppiren mag, stets werden sie neben den der Achse parallelen
Theilchen von Eisenoxyd im Biotit erscheinen können , in der Ebene senkrecht
auf die Achse. Die Symmetrie erfordert aber dann dass in jeder Ebene zu-
nächst dem obern und dem untern Endpunkt der Achse des Eisenoxydlheilchens
mindestens drei Eisenoxydullheilchen liegen , die von diesen Endpunkten aus-
gehend eine der rhomboedrischen Gestalt entsprechende Richtung haben und
daher Winkel von 120° oder in der Verlängerung von 60° mit einander ein-
schliessen. Die Richtungen auf den zwei parallelen Flächen senkrecht auf die
Achse sind einander parallel ; auf das Octaeder bezogen entsprechen sie der von
jeder Spitze auf die gegenüberstehende Kante gezogenen Linie. An dem ganzen
Octaeder des Magnetits sind also für jedes Flächenpaar drei Paare, daher für 4
Flächenpaare 12 Paar solcher Linien oder halb so viele Achsenrichtungen der
Eisenoxydullheilchen vorhanden. Durch je 4 Linien kann man eine Granatoid-
fläche durch den Mittelpunkt des Octaeders legen, im Ganzen 6, die sich unter
GO und 120° schneiden. — Noch zu erwähnende Beispiele bilden die Glimmer-
tafeln an den Cordierit-Pseudomorphosen , der Bleiglanz pseudomorph nach Py-
romorphit, der Absatz von Kupferkies an der Oberfläche von Fahlerz- und Blen-
dekryslallen , der Amphibol in Augitformen (Uralit), der häufig nach Kalkspath
pseudomorphe Dolomit. Im letzten zugleich der Isomorphie angehörige Bei-
spiele hat man es mit zweierlei Grundtheilchen zu thun, die aus C02 und CaO
und MgO aufgebauet. Die Kohlensäure ist beiden gemein, der Anlheil der Base
an Oxygen ebenfalls. Wie immer nun auch die Gesammtatome conslruirt wer-
den, so hängt gewiss an ihrer körpernetzförmigen Verbindung das Allermeiste
von den Theilchen ab, welche den beiden verschiedenen Individuen gemein sind,
die abweichenden Beslandtheile werden nur von dem einen gegen das andere
ersetzt. — Stein hatte Paramorphosen die Unterablheilung von Pseudomorpho-
sen genannt, bei welchen von einer dimorphen Substanz die der einen Er-
scheinung angehörigen Formen den Umschluss machen , in dem sich die Indivi-
duen zeigen, welche die andere Form der Substanz besitzen, wie wenn Kalkspath
den Raum früherer Arragonkrystalle erfüllt. Scheerer hat nun den Dimorphis-
mus von mancherlei Substanzen zusammengesetzter Natur naebgewiesen, nament-
lich zwischen einer grossen Anzahl von eigentlich augilischen und anorthischen
Feldspalhen und pyramidalen Skapolithen. So findet er gleiche Formeln bei
den folgenden :
Feldspathen: Skapolithen: die Formeln:
| (Mejonit von Monte!
>und Somma = (3RO+ Si03)-f-2(R203+ Si03)
I / Skapolilh von Ersby )
^ ^ Skapolith von Tu- )
imd < naberg } =(3RO+ Si03)-j-3(R203-f Si03)
I ( Wernerit von Ersby )
I \ Wernerit von Ersby f
und < (andere Art) / = (3RO+ Si03)-j-3(R203-}- Si03)
Lepidolith
Linseyit
Anorthit
Thiorsavit
Barsowit
Bytownit
409
| und | Wernerit v. Petleby j = (3R0-f-2Si03)-[-4(R203-{- SiOs)
Skolezit , wasscr- ]
u"d =< «°+ w <b**+ sio’>
[ (drille Art) j
| und | Skapolilh von Sjösa | =*( RO-j- Si03)-{- (R203+2Si03)
i ""d {StagRrteh V0"Kra'! =( «°* SiO,)+ (R203+3Si0,)
I "nd {SkaSmUh VOnS"a'i =( R0+ Si0^)+ (RA+3SiO,)
Auf diesen Dimorphien beruht nun die Ansicht, dass man es hier mit keiner
Pseudomorphose sondern mit einer Paramorphose zu thun habe. Diese stehen
aber jenen nicht entgegen, sondern müssen damit vereinigt bleiben. Die beiden
Falle der Erscheinung sind: J) der der Dimorphie, der Krystallisation einer
und derselben chemischen Materie in zwei von einander nicht ableitbaren For-
men mit Eigenschaften der Masse , welche keinen Uebergang aus dem einen Zu-
stande in den andern gestatten oder mit einem Worte als Individuen von zwei
verwandten Species ; 2) die der Pseudomorphose, der Bildung von Individuen Ei-
ner Species innerhalb des Raumes, den früher ein anderes Individuum einnahm.
Form, Masse und Materie bilden das Individuum. Wenn daher ein Körper die
Form vom Arragon besitzt, im Innern aber die körnige Zusammensetzung von
Kalkspathindividuen zeigt, so ist das gewiss eine Pseudomorphose. Der von
Scheeler vorgeschlagene Ausdruck Paramorphose ist demnach ganz synonym mit
dimorph, allomorph , heteromorph u. s. w. Das Verhältniss der Dimorphie ist
wesentlich verschieden von dem der Pseudomorphose, während Paramorphose
auch im Sinne von Pseudomorphose gebraucht wird und deshalb vermieden wer-
den sollte. Scheerer beschreibt noch eine andere Art von Pseudomorphosen
(Kernkryslalle) , die nur wirkliche Krystalle sind. Krystalle von Bleiglanz vom
Harze in Kalkspath eingewachsen und wieder einen Kern von demselben Kalk-
spath umschliessend, Granatkrystalle von Arendal, von Vesuvian, von Christian-
sand u. a. in marmorartigen Kalkspath eingewachsen und mit eben solchem
Kern; die K rystall flächen gegen aussen hin frisch und glänzend. Was könnten
sie anders als ursprüngliche Bildungen sein! Scheerer hat jedoch seinen Para-
morphosen gegen Haidinger bereits die Selbständigkeit genommen und sie bloss
als eine besondere Gruppe von Pseudomorphosen bestehen lassen. ( Wiener
Sitzungsber. X. 88— 103.) G.
CÄeoIöftie. — V iq u csn el, zurGeologie der europäischen
Türkei. — Die krystallinischen Schiefer des untersuchten Terrains bilden
zwei durch tertiäre und jüngere Gebilde getrennte Ablagerungen , von welchen
die eine einen Theil der Küslenketle des schwarzen Meeres, die andere sehr be-
trächtliche fast den ganzen Hauptstock des Rhodope constituirt. Der Gneiss bil-
det die tiefem Partien und ist meist von granitischem Ansehen , doch deutlich
geschichtet, von Granitgängen und Stöcken durchsetzt, grosse öde felsige Pla-
teaus darstellend , so wenigstens westlich von Neurokup , an den Quellen des
Nestus, u. a. 0. In den Bergketten des Rilodagh und Dozpat Jailassi ist er
völlig unverändert in der unmittelbaren Verbindung mit dem Granit. Bisweilen
verliert er jedoch die Quarzkörner , seltener den Glimmergehalt und diese bei-
den Varietäten wechsellagern hie und da mit weissem dünnschiefrigem Glimmer-
schiefer. Die schwärzlich graue gewöhnlich granatenfuhrende Varietät scheint in
den tieferen Regionen zu fehlen und tritt erst in den höchsten auf in mehr we-
niger mächtigen Bänken und mit untergeordnetem krystallinischen Kalk. Die
allmählige Verdrängung des Glimmers durch Amphibol wird in beiden Ketten
häufig beobachtet und solcher Gneiss geht in Amphibolil über, besonders in den
mitllern und obern Regionen. Lelztre wechselt in dünnen Schichten und mäch-
Labrador v. Ve-
suv.
Labrador
Oligoklas
Havnefjordit
Albit
Orthoklas
410
tigen Bänken über weite Strecken mit dem Gneiss. Der eingeschlossene Kalk
pflegt eine grossblättrige seltener zuckerkörnige Textur zu besitzen, ist von herr-
schend weisser Farbe , mit Neigung zum Grauen , ausnahmsweise Schwarzen,
wird bisweilen dolomitisch und enthält hie und da eingesprengte grüne Talk-
blättchen. An der Gränze gegen den Granit führt er Epidot, Idokras, Granat,
Schwefelkies u. a. Mineralien. Stets erscheint er nur in höheren Niveaus, an-
fangs in dünnen Schichten mit den quarz- oder glimmerfreien Gneiss wechsella-
gernd , dann auch mit dem schwärzlichen granatenreichen Glimmerschiefer und
dem Amphibolit. Mit letzterem constiluirt er die obere Abtheilung der Forma-
tion in den südlichen Theilen des Perindagh. Quarzit findet sich ziemlich sel-
ten und dann in dünnen Schichten, nur eine mächtige Bank ward in der Nach-
barschaft des Amphibolits am Rhodope beobachtet. Chloritische und kalkige
Gesteine erscheinen untergeordnet auf den Gränzen des Kalkes gegen den Am-
phibolit. Auch geht bisweilen der Gneiss in Talkschiefer über. Die untere Ab-
theilung der crystallinischen Schiefer bildet ziemlich den centralen Theil des
Rhodope in einem Plateau von 1000 bis 1100 Metres Höhe, die mittlere und
obere zwei breite von Osten nach Westen streichende Zonen, eine südlich, die
andere nördlich von der Centralmasse , erstere bis an das ägeische Meer rei-
chend und Kalkgipfel bis zu 2000 Metres tragend , die zweite im Süden von
Samakov , Tartar Bazari , Philippopel vorbeiziehend, dann unter Tertiärschichten
der Marrtza sich verbergend und in der Küstenkette des schwarzen Meeres wie-
der hervortretend. Die obere Abtheilung bildet die höchsten Gipfel des Rhodo-
pe von 2500 bis 3000 Metres. Das Uebergangsgebirge besteht aus Thonschie-
fer und verschiedenen Sand- und Kalksteinen, in der Umgebung von Constantino-
pel ein kleines Territorium einnehmend und nur wenig über den Meeresspiegel
erhoben. Das in der Türkei weit verbreitete Kreidegebirge fand V. an drei Lo-
calitäten, eine um Kostendil an die grosse Kreidebildung Bulgariens sich anle-
gend, die andern um Kila und Inada am schwarzen Meere. Das Nummulitenge-
birge umgürtet mit einigen Unterbrechungen den Rhodope in Süden , Osten und
Norden und tritt an zwei Orten der Küstenkette auf sowie im hügeligen Lande
am Marmarameer, welches zur Zeit seiner Ablagerung mit dem Aegeischen Meere
nur ein Becken bildete, ln petrographischer Hinsicht zeigt es sich sehr verän-
derlich. Die vorkommenden miocenen Schichten bestehen aus Sandsteinen, Ma-
cigno, Molasse, Mergel, Thon, Kalkstein und trachytischen Conglomerate und be-
decken einen grossen Theil der Gegend zwischen dem Marmorameere in dem
Thale der Maritza und sie erheben sich im Achiklar auf 900 Metres Höhe. Im
Thal der Maritza , Erghene bis gegen Constanlinopel finden sich auch pliocene
Schichten zu unterst aus Sandstein und Molasse, nach oben aus mergligem uncl
und dichtem Kalk bestehend. Aeltere Alluvionen lagern im südlichen Theil der
Rhodope bis zu 200 Metres über die Thalsohlen aufsteigend, auch auf den Hü-
geln um Constantinopel , am Marmara- und ägeischen Meere. Granit erscheint
nur in kleinen Partien um Rhodope und der Küstenkelte, ebenso der Syenit, sel-
tener noch quarzführender Porphyr, Serpentin im Amphibolit und krystallinischen
Kalk, Trachyte dagegen spielen in Rhodope eine grosse Rolle, in der Küsten-
kette fehlen sie, auch Melaphyre und Basalte kommen vor. ( Bullet . soc. geol.
X. 464—475.)
Hebert, über das Alter der weissen Sande und Mergel
mit Physa gigantea von Rill y. — H. hat schon früher seine Ansichten
über dies Gebilde bekannt gemacht, "denen Prestwich entgegentrat, so dass er
die Gegend einer neuen Untersuchung für werth gehalten und deren Resultat
hier mittheilt. Er beging einen Durchschnitt von Monlchenol nach Reims, prüfte
andere Localitäten wo der Sand von Rilly mit dem Meeressande in Berührung
kömmt, so bei Toussicourt, Herraonville, beschreibt eine neue Lagerstätte die-
ser Gebilde bei Dormans im Aisne Dept. und stellt schliesslich folgende Ansich-
ten auf: 1) ln einem ansehnlichen Theile des Pariser Beckens wird die weisse
Kreide unmittelbar von einer 4 — 7 Metres mächtigen Schicht sehr reiner Quarz-
körner ohne organische Reste , Kieselgerölle u. s. w. bedeckt. 2) Die diese
Sandschicht überlagernde Mergelschicht hat keine nähere Beziehung zur Braun-
411
kohlenformation. 3) Beide Schichten nehmen über der Kreide eine entschieden
andere Stelle ein , als die welche allmahlig den Meeressande von Bracheux und
Chalons snr Vesle und den Braunkohlen folgen. 4) Der See, welcher die Mer-
gel mit Physa gigantea absetzte, war zum Theil zu einem nach Norden geöff-
neten Meeresbusen umgeslaltet , der die Physamergel , die weissen Sande und
selbst die Kreide aufwühlte und in den ausgespülten Stellen petrefaklenfiihrende
Sande ablagerle, welche dem Liegenden der unlern Glauconie Archiac’s entspre-
chen. 5) Gegen das Ende der Ablagerung dieser untern Meeressande ergossen
sich allmahlig mehr und mehr süsse Wasser in den Busen und verwandelte den-
selben in eine Lagune, in welcher zahlreiche Brak- und Süsswassermollusken
sich ansiedelten, von denen nicht eine einzige Art sich in den Süsswassermer-
geln mit Physa gigantea findet. Man wird diesen plötzlichen Abstand zweier
Süsswasserbildungen von einander erkennen , sobald man alle möglichen Ueber-
gänge hinsichtlich der Petrefakten und der Beschaffenheit der Gesteinsschichten
zwischen dem Meeressande und den Braunkohlen gefunden hat. ( Ebda 436
— 454.)
Stiehler, Vorkommen der Zechsteinformalion bei Wer-
nigerode. — Südlich von der von Wernigerode nach Ilalberstadt führenden
Chaussee erhebt sich der Schlossberg. Die Pläne selbst besteht aus der vom
Diluvium bedeckten Kreideformation, welche auf buntem Sandsteine ruht; der
Schlossberg gehört der Grauwacke-Thonschiefer-Formation an, welche hier, eine
Folge des hier i nd da hervortretenden Werneritfelses , in ihren Straten wider-
sinnig einschliesst. Am nördlichen Fusse des Wernigeröder Schlossberges ist
nun eine Rösche zu dem dort anzulegenden Felsenkeller jetzt getrieben. Nach
der Mittheilung des Markscheider Krahmer zu Wernigerode hat man mit dieser
Rösche, welche kürzlich begonnen ist, die Zechsteinformation angefahren, deren
Auftreten zwischen Benzingerode und Wernigerode, sowie jenseits Wernigerode
Kefeistein meines Wissens zuerst erwähnte, jedoch bestritten worden ist. Im
Jahre 1850 habe ich jedoch Beyrich bei einer Excursion mit demselben und
Jasche aus Ilsenburg in der Nähe von Wernigerode sowohl auf der s. g. Fluth-
renne , wie bei Hasserode auf dem Wege nach Darlingerode und bei Darlinge-
rode selbst das Auftreten des Zcchstein-Dolomits nachgewiesen. Die Formation
tritt von Benzingerode an über Wernigerode bis Ilsenburg längs des nördlichen
Randes der Grauwacke - Thonschiefer- Formation auf; auch bei Blankenburg ist
ihr Vorkommen erwiesen. Bei jener Rösche wurde nun 1) der Zechstein-Dolo-
mit (Rauhkalk), 2) ein rother Thon mit Anthrakonit (?), 3) blauer Thon , 4)
Eisenocker, 5) blauer Thon, 6) eben solcher mit Einlagerungen von Anthrako-
nit (?) nach Krahmer durchfahren, die Mächtigkeit der einzelnen Vorkommen
ist nicht angegeben , und konnte ich leider wegen Zeitmangels sie nicht mehr
erforschen, da ich erst am Tage vor meiner Abreise von Wernigerode, am 14.
d., Zeichnung und Belegstücke erhielt. (Harzer Bericht für 1852. S. 9.)
Weichsel, Schichtenstellung des dem nördlichen Harz-
rande sich anschliessenden Flötzgebirges. — Indem, dem
nördlichen Marzrande sich anschliessenden Flötzgebirge fallen die Schichten oft
sehr steil, bis nahe senkrecht, und dann nicht selten, wie man bei ihrer Ver-
folgung im Streichen wahrnimmt, bald nördlich, bald südlich, oder überhaupt
bald nach der einen, bald nach der andern von zwei entgegengesetzten Weltge-
genden. Wie ich mir diese auffallende Erscheinung erkläre, erlaube ich mir vor-
zutragen. Es ist wohl gewiss , dass das fragliche Gebirge sich nicht so gebil-
det haben kann , sondern erst nach seiner Bildung in die so steile Schichten-
stellung versetzt sein muss. Wenn ich auch die Meinung nicht theile, dass bei
Hebungen des Harzgebirges an seinem nördlichen Rande das Flötzgebirge auf-
gerichtet, selbst übergestürzt sei, so wird doch das letztere nach seinem Nie-
derschlage aus dem Wasser schon durch Verdichtungen unter diesem, dann durch
Austrocknen auf dem steil nach der grössten Tiefe abfallenden Untergründe sich
gesenkt, bei Spaltungen und Abreissungen theihveise sich gestürzt haben, und
kann es hierdurch in die fragliche Schichtenstellung versetzt sein. Bei mehre-
ren Flötzbildungen, namentlich bei dem Keuper, Muschelkalke und bunten Sand-
412
steine, ist es oft Charakter, dass die Schichten wellenförmig gebogen sind.
Denken wir uns nun , dass im Allgemeinen horizontal gelagert, aber wellenför-
mig zu kleinen Mulden und Sätteln gebogen gewesene Schichten, nach ihrer
Bildung in eine, wieder im Allgemeinen senkrechte Stellung versetzt seien; so
mussten von diesen Schichten die jüngeren den älteren bald, ihrer ursprüngli-
chen Bildung entsprechend , im Hangenden , bald umgekehrt im Liegenden sich
befinden. ( Ebenda S. 8.) Gl.
Palaeoiitologie* — Miquel, fossile P flanzen in der
Kreide von H e r z'o g c n b usc h in Limburg. — Die Lagerstätte von
Kunraad gehört zu Dumonts System Mastriehien, ebenso der Petersberg bei Ma-
stricht. Auch in Senonien finden sich Pflanzenreste. M. beschreibt folgende
Arten nebst drei neuen Gattungen: Debeya n. g. : Folia palmata, Foliolis petio-
lulatis, costatim pinninerviis, serratis , mit der einzigen Art D. serrata von Kun-
raad; Phyllites laevigatus, Piniles patens , Cycadopsis cryptomerioides alle drei
neu und von Kunraad ; Cupressinoxylum ucranicum Goepp. vom Petersberg :
Halocharis n. g. Najadearum : Folia derisa , lata hasi spiraliter imbricatoinserta,
arrectopalentia , lanccolatolinearia, sursum valde atlenuata, tri- vel subletragona,
acutata, integerrima, enervia, mit der Art 11. longifolia, Thalassocharis Bosqueti
Deb. ; Palmocarpon n. gen.: fructus ellipsoideus trigonus, utrinque acutus, cen-
tro tumidus, pericarpio crasso ? extus longitrorse tenuiler striolato, angulis ver-
sus basin et apicem acutatis sulcatisque mit der Art P. cretaceum von Mastricht,
ferner Culmites cretaceus von Kunraad, Gaulis monocotyles, Phyllitae monocoly-
les, Delessertiles Thierensi Deb., Chondrites Bosqueti, Ch. Biemensdyki , Cjlin-
driles cretaceus. ( Geol . verhdl. Nederl. 1858. /. 33 — 56. Tb. 1 — 7.)
Alex. Braun, Beiträge zur Flora des Bernsteines. —
Die hier beschriebenen Arten sind Widdringtonia Goepperti , ein dicht beblätter-
tes Zweiglein mit gekielten schuppenförmigen Blättern in 5/i3 Stellung. — 2)
Celastrus Fromherzi ein fast kreisrundes lederartiges Blatt. — 3) Phyllites
paleola ein Blättchen zweifelhafter Abstammung. — 4) Acacia succini ein ge-
fiedertes Blättchen, dem einiger africanischen Arten ähnlich. (Bronns neues
Jahrb . 138—147. Tf. 3.)
Th. W right, neue Echinodermen aus dem Lias und Oo-
lith von Gloucestershir e (S. 310.). — Diese Fortsetzung enthält:
Ophioderma Graveyi , dem 0. Milleri ähnlich , aus dem untern Lias ; 0. Gric-
sebachi aus dem Forest marble ; Pentacrinus Goldfussi, dem P. Milleri ähnlich,
aus dem untern Lias. {Ann. mag. nat. hist. May 376 — 383. Tb. 13.)
Deshayes, über einige Petrefacten von Yucatan. — More-
let sammelte in einem Kalk und Mergel der Gegend um Merida eine kleine An-
zahl Petrefakten , welche meist Steinkerne doch ihre tertiäre Natur erkennen
lassen, ob mittlere oder obere ist schwer zu entscheiden. Bis auf ein oder
zwei Arten dürften sämmtliche von den dort lebenden Mollusken verschieden
sein, und danach möchte man die Lagerstätten für miocen halten. Als neu
diagnosirt D. folgende Arten: Peclen Moreleti, P. yucatanensis , P. meridanensis,
Ostraea Moreleti , ausserdem werden 4 Tellina , der T. spectabilis , T. panicea
ii. a. ähnlich, 3 Lucina, der L. turnida und L. divaricala ähnlich, 1 Periploma
der P. inaequivalvis ähnlich, 2 Venus aus der Verwandtschaft der V. peruviana
und V. Peroni, 1 Tapes, 2 Dosinia, 2 Cardinm dern C. medium und C. bulla-
tum ähnlich, 1 Peclunculus , 1 Area, ähnlich A. umbonala , 1 Scalaria der Sc.
varicosa sehr ähnlich, 2 Natica, 1 Cvpraea , Clypeaster meridanensis n. sp., ein
zweiter kleiner Clypeaster, 1 Echinocyamus dem E. altavillensis ähnlich und ein
sehr grosser Brissopsis aufgeführt. ( Bullet . soc. geol. X. 506 — 511.)
Troschel, fossile Fische aus der Braunkohle des Sie-
bengebirges. — Die beschriebenen Arten sind: 1) Esox papyraceus von
Rott, hat 44 Wirbel, 15 oder 16 Brustflossenstrahlen, 17 Strahlen in der Riik-
kenflosse, 6. I. 9. 9. I. 7 Strahlen in der Schwanzflosse. 2) Leuciscus (Tar-
413
sichthys) tharsiger von Holt : corpus elongatum , pinnae ventrales prope pecto-
rales insertae, radius eorum exlernus crassisimus et latissimus, Simplex, basi
ossibus tribns validis brevibus instruclus pinna dorsalis brevis paullulum ante
ventrales incipiens , analis ventrali propiör quam caudali , caudalis furcata. 3)
L. macrurus Ag. 4) L. papyraeeus Bronn. 5) L. brevicauda wahrscheinlich
von Slösschen bei Linz, voriger sehr ähnlich, Rückenflosse 8- oder 9strahlig.
6) L. puellaris mit 8strahliger Rückenflosse und ITstrahliger Schwanzflosse.
7) Rhodeus exoptatus von Stösschcn bei Linz mit der Strahlenformel : D. 9 ;
P. 15; V. 7; A. 8; C. 3. I. 11. 8. I. 4. und mit etwa 40 Wirbeln. 8) Leu-
ciscus (Chondrostoma?) bubalus von ebenda, mit 39 Wirbeln und der Strah-
lenformel: D. 9 ; P. ? ; V. 8 ; A. 9 ; C. 4. 1. 10. 9. 1. 4. {Rhein. Verhdl.
XL 1—28. Tb. 1. 2.)
F. J. Pictel, Materiaux pour la Paleontologie suisse ou
recueil de Monographie snr les fossiles du Jura et des Al-
pes I. Livr. (Geneve 1854. 4.). — Ein höchst verdienstvolles Unternehmen,
welches mit der von 0. Heer über die Schweizer Tertiärflora (S. 74.) ange-
kündigten Monographie gewiss allgemeinen Reifall linden wird. Der Verf. hat
sich mit einigen Schweizer Geologen und Paläontologen verbunden und beab-
sichtigt zunächst folgende Monographien zu bearbeiten: die eocencn Wirbelthiere
des Kanton Waadt in Gemeinschaft mit Gaudin und de la Harpe ; die Schild-
kröten der Molasse und Braunkohlen; die Fauna des Aptien der Perle du Rhone
in Gemeinschaft mit Renevier; die Mollusken des Neocomien der Berner Alpen
in Gemeinschaft mit Oosler ; die Gault-Mollusken des Jura und der Alpen in Ge-
meinschaft mit Roux. Die einzelnen Monographien erscheinen neben einander in
2 bis 3 jährlichen Lieferungen zu je 6 Rogen Text und 5 Tafeln. Der Umfang
des Ganzen lässt sich im Voraus nicht bestimmen, ln der vorliegenden ersten
Lieferung ist die Fauna des Aptien der Perte du Rhone und die Wirbelthierfauna
des Waadt begonnen. Erstere ist sehr arm an Amphibien und Fischen. Sie
lieferte einen Plesiosaurus gurgitis n. sp. ein einziger Wirbelkörper, ferner Pyc-
nodns Miinsteri Ag., P. complanatus Ag. und einen Lamnazahn. Der einzige
Krebs ist Homarus Latreillei Rob. ein Scheerenglied. Würmer werden beschrie-
ben: Serpula cincta Goldf. , S. antiquata Sowb. , S. filiformis Sowb. und von
Cephalopoden : Belemnites semicanaliculatus Bl., Nautilus plicatus Sowb., N.
Neckeranus Pict., Ammonites Cornuelanus d’Orb., A. Martini d’Orb., A. Mille-
tanus d’Orb., A. Dufrenoyi d’Orb., A. mamillatus Schl, damit bricht der Text
ab, auf den dazu gehörigen Tafeln beginnen schon die Gasleropoden. Von der
Wirbelthierfauna des Waadt ist die geologische Einleitung mitgetheilt und 2 Ta-
feln den Paläotherien gewidmet. GL
Botanik* — Hutstein, die Erziehung der Farren aus
Sporen. — Die im September oder October eingesammelten Sporenblätter
werden sorgfältig mit der Loupe untersucht, ob sie noch Sporen enthalten und
ob dieselben auch wirklich reif sind. Dann schabe man die zur Aussaat nöllii-
gen Früchte mit einem spitzen Messer ab und beschränke sich nicht auf ein
blosses Zerreiben der Blättchen. Die Aussaat geschieht am besten im März und
zwar so dünn und gleichmässig als möglich auf Torfmoorerde mit gleichen Thei-
len Sand vermischt. Die Samentöpfe werden in einen Kasten gebracht, auf des-
sen Boden zwei Zoll hoch nasser Sand liegt und dessen Decke mit Papier ver-
klebte Glasfenster bilden. Für Licht und Temperatur von 15° R. muss gesorgt
werden. Die Entwicklung der Keime ist eine sehr verschiedene, die frühzeitige
jedoch meist unzuverlässig. Es zeigen sich die entwickelten Sporen auf der
Oberfläche der Töpfe, an einzelnen Stellen grüne Blättchen, die sich allmählich
zu Lappen ausbilden -und dann lange Zeit unverändert bleiben. Endlich kommt
ein kleines spiralförmig zusammengerolltes Blatt zum Vorschein, mit welchem
gleichzeitig die Bildung der Wurzel verknüpft ist. Rasch folgen von nun an in
üppigem Wüchse neue Blätter und es ist die Verpflanzung nöthig. Sollte indess
der Spätherbst schon herangerückt sein, so verschiebe man die Verpflanzung bis
zum nächsten Frühjahr. (. Hegels Gartenflora. Febr. 45 — 47.)
414
A. Braun, neue oder wenig bekannte, durch Pilze er-
zeugte Pflanzenkrankheiten. — Ueber die Pilzbildung kranker Pflan-
zen entstand bald die Frage, ob die Pilze die Ursache oder ob sie die Folge
der Krankheit^seien und gegenwärtig hat letztere Ansicht nur noch wenige Ver-
treter. Ihr stehen die directen Beobachtungen über die Lebenszähigkeit und die
leichte Fortführung der Pilzsporen entgegen , ebenso die Beobachtung über An-
steckung durch Pilze. Allerdings muss für das Gedeihen der parasitischen Pilze
immerhin eine krankhafte Ergriffenheit der Pflanze vorausgesetzt werden. So nahm
man an dass dem Auftreten der Erysiphe (Mehllhaupilz) ein von einer krank-
haften Ausscheidung der Blätter begleitetes Leiden vorausgeht; man glaubte,
dass bei der Kartoflelkrankheit die Erkrankung des Krautes und in Folge der-
selben die Entstehung der braunschwarzen Flecken an demselben der Bildung
des Pilzes (Botrylis) vorausgehe, letztere sich auch nicht immer auf den ab-
sterbenden Stellen fände. Allerdings gibt es viele Pilze, die auf völlig abge-
storbenen und auf erkrankten Pflanzentheilen ganz wie auf thierischen sich an-
siedeln, also nur Folge der Krankheit und des Todes sind. Ihrer Nahrung nach
sind diese Schmarotzer auf jene verwesenden Substanzen angewiesen. Gewiss
ist aber auch der gesunde Pflanzenorganismus w'ie der thierische den Schma-
rotzern ausgesetzt. Läuse, Milben, Krätzmilben, Band- und Blasenwürmer stel-
len sich bei völlig gesunden Thieren ein , veranlassen locale Krankheiten und
führen sogar zum Tode. Die Blattläuse, Gallwespen und Gallmücken sind für
die Pflanzen ganz dieselben Schmarotzer. Zahlreiche , dem blossen Auge un-
sichtbare Milben veranlassen gleichfalls krankhafte Bildungen, welche meist von
einer reichlichen abnormen Haarbildung begleitet sind. Solche Haare wurden
als Pilze (Erineum) z. ß. auf Weinblättern beschrieben. Die meisten Schma-
rotzerpflanzen gehören den Pilzen wirklich an ; so die ganze Schaar der Rosl-
und Brandpilze, welche als Entophyten im Innern des Gewebes sich entwickeln,
dazu auch das auf dem Fruchtknoten der Gräser sich entwickelnde und durch
seine giftigen und medicinischen Eigenschaften so sehr bekannte Mutterkorn,
das nach Tulasne nur die vegetative Grundlage eines erst nach dem Abfallen auf
der Erde sich entwickelnden keulenförmigen Pilzes ist. Ferner gehören hieher
die blos auf der Oberfläche der Pflanze vegetirenden Pilze, die als Mehlthau und
Russthau bekannt sind, der verderbliche Pilz der Traubenkrankheit (Oidium Tuc-
keri), der auf völlig gesunden Theilen der Weinrebe beginnt. Die durch Pilze
veranlassten Krankheiten sind entweder blos localer Natur, oder sie ergreifen
die ganze Pflanze. Ersteres ist bei dem Rost der Fall, auch bei den xylons-
artigen Pilzen (Rhytisma acerinum auf den Blättern der Ahorne, Polystigma ru-
brum auf den Blättern des Pflaumenbaumes). Sie zerstören nur das eine oder
andere Organ und werden erst verderblich wenn sie sich übermässig vermehren,
wo dann der Tod erfolgen kann oder die befallene Pflanze ein ganz anderes An-
sehen erhält. Es scheint fast, dass die Pilzkrankheiten der Pflanzen je nach
den Zeiten einen herrschenden Character annehmen, wie die Epidemien unter
Menschen und Tbieren. So hat in neuester Zeit die Kartoflelkrankheit um sich
gegriffen, die Traubenkrankheit steigert sich bedenklich von Jahr zu Jahr, auch
die Maulbeerbäume und Orangebäume erliegen den Pilzen, Runkelrüben und Mohr-
rüben beginnen zu kränkeln. Die Ursachen dieser Seuchen unter Thieren und
Pflanzen sind bis jetzt noch nicht ermittelt worden.
B. beschreibt nun 4 Pilze in neuen Arten , deren Characteristik wir in
der Kürze mittheilen. 1) Septosporium curvatnm auf den Blättern der Robinia
pseudacacia. Die Blätter zeigen einen oder mehre anfangs gelbliche, bald aber
hellbraune Flecken, rundlich, länglich, unregelmässig bis zu ]/2 Zoll Grösse. Mit
dem Aller werden die Flecken dunkler braun. Unter den Flecken auf der Un-
terseite des Blattes bemerkt man unter der Loupe zahlreiche Wärzchen die an-
fangs geschlossen sind, später sich öffnen und ein sehr unscheinbares kleines
weisses Büschelchen hervortreten lassen, das später wieder verschwindet. Im
Innern der Höckerchen zeigt das Microscop eine Pilzbildung, deren Sporen in
aufrechter und paralleler Richtung dicht zusammengedrängt die kleine Höhle aus-
füllen. Die Sporen sind farblos, walzenförmig, an den Enden abgerundet und
415
meist durch ein oder zwei Querwände abgetheilt, Vis mm lang, Vi5omm dick.
Der Thallus lässt sich schwer erkennen und scheint aus gegliederten, sich ver-
zweigenden Fäden zu bestehen. — 2) Acrosporium cerasi an Kirschen der
Weichselkirschbäumchen, in rundlichen Flecken von 1 Linie Durchmesser, unter
der Loupe von sammetartigem, feinbestäubtem Ansehen, unter dem Microscop
dicht beisammenstehende aufrechte Stielchen mit und ohne längliche Sporen.
Letztere sind langgezogen elliptisch, stumpfendig, Vso bis V75 mm lang, V300
bis V20omm dick, die Stiele meist mit einer deutlichen Querwand, die obere
Zelle mit einigen Höckerchcn, an denselben die Sporen mit verengter Basis an-
sitzend. — 3) Stemphylium ericoclonnm erscheint als braune Färbung der
Blätter der Eriken im Winter. Die Blätter der jungen Triebe von Eriken wer-
den gelb, vertrocknen, nehmen eine schmutzig braune Farbe an und fallen ab,
womit die Pflanze theilweis oder ganz stirbt. Diese Krankheit vvüthet besonders
in lauen und feuchten Wintern. Der sie bedingende Pilz ist ein Hyphomycet
von ausserordentlicher Feinheit. Bei 20maliger Vergrösserung erst erscheint er
in der Form äusserst zarter, spinnwebeartiger Flocken, bei stärkerer Vergrösse-
rung als sehr verästelte V900 bis V1200 Linie dicke Fäden , kriechend auf der
Blatlfläche, das ganze Blatt umspinnend, vielfach in einander verschlungen und
um einander gedreht, farblos, zart, mit wasserhellem Inhalt, ungegliedert, mit
zunehmendem Alter braungelb, mit Scheidewänden. Die senkrecht aufsteigenden
Fäden treiben an der Spitze einen doldenförmigen Büschel von Knospen, in de-
ren jeder eine kleinere dichtere bald ringsum scharf abgegrenzte Inhaltsparlie
entsteht, die sich durch Wachsthum zu einer länglichen Zelle ausbildet und später
abschnürt oder in zwei Zellen der Quere nach theilt. Die senkrecht abstehenden
Aeste bleiben auch wohl ganz kurz und entwickeln in ihrer Spitze jene kleinen
länglichen sich abschnürenden Zellen. Einige endlich schwellen zu kugligen
oder ovalen Blasen an, welche kurz gestielt, einzeln oder reihenweise geordnet
sind. Sie theilen sich in zwei Tochterzellen und diese später wiederum, doch
nicht immer gleichmässig, so dass ein vollkommen ausgebildeter Körper aus 16
bis 24 Zellen besteht. Sie sind Sporenkörper, denn jede einzelne Zelle kann
einen Keimschlauch treiben. - — 4) Steirochaete Malvarum an Blättern und Sten-
geln der Malven in grünschwarzen vertieften Flecken erscheinend. Die Epider-
mis ist ganz zerstört, das chlorophyllhaltige Colienchym gebräunt, zusammenge-
sunken, das grosszeilige Parenchym braun und structurlos, auch der Bast und
die jüngern Holztheile bräunlich und zum Theil structurlos. Im Gewebe liessen
sich Pilzfäden nicht auffinden. Die Blätter, an deren Basis der Stengel solche
Flecken trägt, sind in Stiel- und Blatlfläche verwelkt. Auf ganz abgestorbenen
Stämmen werden die Flecken bräunlich bleigrau mit schwärzlicher Säumung.
Auf ihnen zeigen sich zahlreiche erhabene Pünktchen, die unter dem Microscop
Pilzrasen darstellen. Aus dem Thallus erheben sich unverästelle, einzellige Fä-
den, zwischen ihnen liegen elliptische einzellige Sporen. Die Diagnose des neuen
Pilzes ist : Paraphyses simplices, non septatae, ex hypothallo subcuticulare erum-
pentes ; sporae nnicellulares, ellipticae, non coloralae, acrogenae, laxissime uni-
seriatim concatenatae, inter bases paraphysiae obviae. ( Verhdl . Berlin. Gar-
tenbauges. I. 165 — 191. Tf. 1. 2.)
Leighton, Monographie der britischen Graphideen (cf.
S. 310.). — Hymenodecton mit der Art: H. dendriticum (= Opegrapha den-
dritica Ach., Graphis dendritica Ach., Arthonia dendritica Duf., Opegrapha scri-
pta £ Schaer. , Graphis pulverulenta ß syngrapta Wallr. ) in drei Varietäten: cc
Smithi, ß acuta, y obtusa. — Chiographa mit der Art Ch. Lyelli (= Opegra-
pha Lyelli Smith, Graphis Lyelli Ach., Arthonia marginata Duf., Platygramina
Lyelli Meyer). — Aulacographa mit der Art Au. elegans (= Opegrapha elegans
Sm., 0. scripta tj Ach., Graphis elegans Ach., Gr. pulverulenta d' gemmata Wallr.,
Opegrapha sulcata Moug.). — Lecanactis mit der Art L. lyncea Eichw. (= Li-
chen lynceus Sm., Lecidea lyncea Ach., Opegrapha caesia DC., Opegr. notha Ach.,
Graphis caesia Meyer). — Plalygramma mit 2 Arten : 1) PI. Hutchinsiae n.
sp. und 2) PI. elaborata (= Opegrapha venosa Sm., 0. atrae var. Schaer.). —
Die provisorische Art Chiodecton graphidioides aus Shropshire. ( Ann. mag.
nat. hist. May 387—395.)
416
Berkeley, Bemerkungen über britische Pilze. — Unter
den in dieser Uebersicht aufgeführten 67 britischen Pilzen werden folgende als
neu beschlieben: Agaricus Caeciliae , A. (Lepiota) Badhami, A. (Volvaria) Tav-
lori, A. (Entoloma) Bloxami, A. (Crepidotus) cheimonophilus, Gomphidius gra-
cilis, Hygrophorus mesotephrus , Maraspius Stephensi , Polyporus (Anodermei)
adiposus, Tremella versicolor, Hymenula punctiformis. ( Ibid . 396 — 407.)
K. Koch, die Weissdorn- und Mi spei arten (Crataegus und
Mespiles), insbesondere die des kgl. botanischen Gartens in Berlin und der kgl.
Landes Baumschule bei Potsdam. — Es ist allgemein bekannt, in welche man-
nichfaltige Formenreihe viele Pllanzen durch die Kunst des Gärtners auseinan-
derlaufen und wie schwierig es ist für den Systematiker in solchen die ursprüng-
lichen und wirklichen Arten wieder nachzuweisen. Unter vielen andern wählte
K. die Weissdorn- und Mispelarten zu einer genauen Prüfung, da von diesen
eine sehr reiche Artenzahl in Berlin und Potsdam gezogen werden. Wir tliei-
len das Besultat dieser Prüfung in folgender synoptischen Uebersicht mit.
I. Mespilus Mispelstrauch. Apfelfrucht, kreiselförmig, offen. Blüh-
ten einzeln oder gepaart; 5 Griffel: M. germanica L. — Die Abarten in den
Gärten sind folgende:
a. hinsichtlich der Form der Blätter: er. eine schmalblättrige: angusti-
folia Borchm. Deutschi. Baumz. 295. ß . eine breitblältrige : laurifolia Poir. in
ena. meth. IV, 434. — b. hinsichtlich der Farbe der Blätter: a. eine gelb-
scheckige: aureovariegata Hort. ß. eine weissscheckige: argenteo - variegala
Hort. — c. hinsichtlich des Habitus: « eine mit steif aufrechten Aesten: stri-
cta Ait. hört. Kew. II, J72. ed. 2. III , 205 ß. eine mehr sparrige Abart:
diffusa Ait. hört. Kew. II, 172. ed. 2. III, 205., laurina Dum. Cours. bot. cult.
2. edit. V, 446. — d. hinsichtlich der Verhärtung der Zweigspitzen: a. eine
dornenlose: inermis Poir. in enc. meth. IV, 443., domestica Borkli. Handb. d.
Forslb. II, 1369. ß . eine dornige: spinosa Hort., sylvestris Mill. dict. Bechst.
Handb. d. Forslb. II, 1379. — e. hinsichtlich der Früchte: «. eine grossfrüch-
lige: macrocarpa Duh. arbr. fruit, cd. 8vo. II, 154. t. 3. ß. eine birnfrüchtige :
pyriformis Dierb. syst. Uebers. d. um Heidelb. vvildw. Cult. Gew. 147. — y •
eine mit steinlosen Früchten : apyrena Duh. arbr. fruit, ed. 8vo. II, 154. t. 4.
asperma Hort., abortiva Dum. Cours. bot. cult. ed. 2. V, 446.
II. Crataegus Weissdorn. Apfelfrucht, an der Spitze mehr weniger
zusammengezogen. Hieher folgende Formen:
A. 1. Mexikaner. Blätter länglich, die der jüngern Triebe meist drei-
lappig; Blühten und Früchte gross. 1. Blühten einzeln oder bis zu 3 ; 3 Grif-
fel: 3. C. grandiflora Smith. 2. Blühten zu 3 — 9. a. Nebenblätter bleibend;
3 — 5 Griffel: 8. C. stipulacea Laundy (Nr. 8.). b. Nebenblätter bleibend; 3
Griffel: 4. C. Loddigesiana C. Koch. c. Blühten bald abfallend, kopfförmig:
9. C. quitensis Benlh. d. Nebenblätter bald abfallend, Blühten eine arme Dol-
dentraube bildend: «. Meist 5 Griffel; Blätter unten wenig heller: 5. C. mexi-
cana Moc. ß. Lindleyana. ß. 2 — 4 Griffel : Blätter unten graugrün : 6. C. mc-
xicanaL. «. bypolasia C. Koch. y. 3 Griffel; Blätter unten weichhaarig, wenig
heller: 7. C. pubescens Steud. — A. 2. Peruaner. Blätter lederartig, im-
mergrün; mehr klein, 20 Staubgefässe. 1. Blätter und Kelchabschnitte unbe-
haart: 9b. C. subspinosa DC. 2. Blätter auf beiden Flächen unbehaart; Kelch
behaart, a. Blätter ungleich gezähnt: 9a. C. peruviana C. Koch. b. Blätter
gekerbt und oft auch drüsig: 9c. C. myrtifolia Presl. 3. Blätter auf der Un-
terfläche behaart: 9d. C. depressa Presl.
B. N o rd am erikaner (einschliesslich einiger Ostasialen). Blätter ver-
schieden, die der jüngeren Triebe meist nicht anders gestaltet; am häutigsten
10 Staubgefässe. A. Blätter rnejst lederartig, ganz oder nur gesägt und gezähnt;
Doldentraube mebrblühtig; 10 Staubgefässe. 1. Blätter lederartig und zum gros-
sen Theil gesägt: a. Blätter und Doldentraube unbehaart: 10. C. Crus galli L.
b. Blätter unbehaart, Doldenlraube behaart: 11. C. prunifolia Per. c. Blätter
wenigstens unten weichhaarig: 13. C. ovalifolia Horn. 2. Blätter pergamentar-
tig: 14. C. salicifolia Medik. — B. Blätter eingeschnilten-gesägt ; Doldentraube
417
viclblühtig; 10 Staubgefässe. 1. Frucht schwarz : 20. C. rivularis Nutt. 2. Frucht
roth oder mehr orangefarbig, a. Blätter mehr oder weniger glänzend, perga-
mentarlig, oft gelappt. «. Frucht härtl ich ; 15. C. rotundifolia Moencli. ß. Frucht
weich: IG. C. Douglasii Lindl. b. Blätter haularlig eingeschnitten und scharf^
gesägt: 17. C. flahellata Hort. c. Blätter hautartig, grob gesägt und oft gelappt.
«. Doldentraube behaart oder unbehaart: 18. C. coccinea L. ß. Doldentraube
wollig und weiss: 19. C. liliaefolia C. Koch. — C. Blätter haularlig, in der
Jugend wenigstens gefaltet; Doldentraube vjelblühtig; 20 Staubgefässe. a. Blät-
ter elliptisch, gross; meist 3 Griffel; Früchte klein: 21. C. pyrifolia Moench.
b. Blätter umgekehrt-eirund ; 2 — 4 Griffel , Früchte gross : C. punctata Ait. c.
Blätter länglich-lanzettförmig ; 5 Griffel : 23. C. arborescens Eil. — D. Blätter
pergament-, seltner hautartig, kurz gestielt, an der Spitze oft gelappt; Dolden-
traube 1 — Gbliihtig; meist nur 10 Staubgefasse. 1. Strauch ziemlich gross oder
Baum ; Früchte rundlich , roth. «. Blätter mit kurzen Haaren besetzt : 30. C.
cuneata S. et Z. ß. Blätter nur in der Jugend behaart, rundlich und gesägt:
26. C. elliptica Ait. y. Blätter völlig unbehaart, länglich und an der Spitze
gezähnt: 30b. C. oblongifolia C. Koch. 2. Strauch ziemlich gross oder Baum ;
Früchte bimförmig, gelb; Kelch gezähnt. «. Früchte oben zusammengezogen:
24. C. caroliniana Pers. ß. Früchte oben mehr oder weniger offen: 25. C. tur-
binata Pursh. 3. Strauch niedrig; Früchte bimförmig, grünlich gelb. «.Kelch
gezähnt : 27. C. virginica Lodd. ß. Kelch eingeschnitten : C. uniflora Dur. —
E. Blätter oft glänzend, mehr oder weniger gelappt, seltner ganz ; Doldentraube
vielblühtig ; meist 20 Staubgefässe. 1. Blätter pergamentartig , spathelförmig :
32. C. spalhulata Mich. 2. Blätter pergamentartig, länglich oder rundlich: 31.
C. aestivalis Walt. 3. mehr hautartig, sämmtlich mehr rundlich und mehr oder
weniger gelappt, a. Fruchtknoten wollig; Kelchabschnitte bleibend : 33. C. apii-
folia Mich. b. Fruchtknoten unbehaart, Kelchabschnitte abfallend: 34. C. po-
pulifolia Walt.
A 1 1 we 1 tl i c he. Blätter mehr oder weniger gelappt und selbst fieder-
spaltig, die der jungem Triebe in der Regel grösser und oft anders gestaltet;
wenigstens 20 Staubgefässe. — A. Blätter gelappt, rundlich; Früchte ziemlich
weich : 35. C. sanguinea Pall. — B. Blätter meist flcderspaltig oder an der
Spitze dreitheilig, oft wie die jiingern Zweige weichhaarig; Früchte gelb oder
roth. 1) Blätter an der Spitze meist dreitheilig, Früchte roth. a) Früchte klein
mit 1 und 2 Steinen : 43. C. triloba Pers. b) Früchte gross mit meist 3 Stei-
nen: 36. C. Azarolus E. 2) Blätter fiederspaltig, Früchte dunkelrolh. a) Früchte
ellipsoidisch : 38. C. laciniata Ucr. b) Früchte rundlich: 40. C. Tournefortii
Gris. 3) Blätter fiederspaltig, Früchte ziegelfarbig: 41. C. orientalis Pall. 4)
Blätter fiederspaltig, Früchte gelb oder orangenfarbig, a) Kelchabschnitte zu-
rückgeschlagen; Früchte meist mit 2 Steinen. «) Früchte sehr gross; Blattab-
schnitte meist ganz; 37. C. Aronia Bose, ß) Früchte mittelmässig; Bauab-
schnitte an der Spitze grob gezähnt : 42. C. ponlica C. Koch, b) Kelchab-
schnilte eirund-lanzettförmig, abstehend; Früchte mit 5 Steinen: 39. C. tanace-
tifolia Pers. — C. Blätter häufiger gelappt und wie die jungen Zweige wenig
oder gar nicht behaart; Früchte roth, seltner gelb. J) 5 Griffel; Blätter und
Doldentraube oft behaart: 55. C. penlagyna Kit. 2) 2, seltner 3 und 1 Grif-
fel; Kelchabschnilte kurz: 52. C. Oxyacantha L. 3) 1, seltner 2 Griffel, a)
Blätter, Blühten und längliche Frucht sehr klein : 46. C. Insegnae Berlh. b)
Blätter sehr klein; rundliche Frucht, durch aufrechle Kelchabschnilte gekrönt:
53. C. microphylla C. Koch, c) Blätter mehr klein, härtlich, nur an der Spitze
gelappt oder auch nur gezähnt : 45. C. rnaura L. fil. d) Blätter meist an der
Spitze dreilappig; Nebenblätter bandförmig getheilt: 44. C. maroccana Pers.
je) Blätter mehr klein , härtlich und glänzend , meistens keilförmig ; Frucht ku-
gelrund: 48. C. brevispina Kze. f) Blätter mittelmässig, mehr keilförmig;
Frucht klein, länglich : 47. C. granatensis ßoiss. g) Blätter weniger keilförmig,
mehr fiederspaltig , mit wenig gezähnten Abschnitten. «) Kelchlappen länglich-
stumpf ; Frucht behaart: 49. C. Azarella Gris. ß) Kelchlappen lanzettförmig;
Frucht unbehaart: 51. C. jnonogyna Jacq. h) Blätter gelappt, mit eingeschnit-
418
ten - gesägten Abschnitten : 54. C. dissecta DC. i) Blätter an der Basis breit,
nicht keilförmig, 5 — 7 spallig : 50. C. pinnalifida Bge. — D. Blätter mehr
gelappt, als eingeschnitten; Früchte schwarz i) 1 Griffel : 56. C. Pallasii
Gris. 2) 2 und 3 Griffel: 57. C. plalyphy 11a Lindl. 3) 5 Griffel; Blätter
kaum länger als breit: 58. C. melanocarpa Bieh. 4) 5 Griffel; Blätter gross,
länger als breit: 59. C. nigra W. et K.
Curtis's botanical magazine nro JJ2 u. 113. Tabb. 4774— 4784.
Heintzia tigrina Kardt. , Pitcairnia longifolia n. sp. , Gentiana Fortuni n. sp.,
Wellingtons gigantea Lindl., Ceratostorna lorigiflorum Lindl., Toneya myristica
n. gen. et sp. Farn. Coniferarum, Desfonlainea spinosa Rniz , Angraecum pertu-
snm Lindl., Imanthophyllnm miniatum Lindl.', Barkeria elegans Knowl.
Annctli a. mag. nat. hist. Mai : J. Yates, Beobachtungen über die
Inflorescenz der Cycas revoluta und Mäcrozamia spiralis 421. — ß. Seemann,
Bemerkungen über Sarsaparilla 427 —
JJ Institut, Mag: Chatin, über Limnantheen und Coriarieen 160.
Zoologie. — Stein, eigenthümliche Entvvicklungsvorgänge
bei Colpoda cucullus. — St. erhielt dieses Infusorium, indem ergänz trocke-
nes Heu in einem Glase mit Wasser übergoss. Schon nach drei Tagen wim-
melte die Oberfläche von Monaden und Vibrionen. Nach mehreren Wochen wa-
ren diese verschwunden und ungeheure Schaoren von Colpoda cucullus vorhan-
den. Diese Thierchen sind höchstens 724 Linie lang , eiförmig , im vordem
Dritllheil stark nach einer Seite eingebogen , so dass das vordere Ende eine
Lippe bildet. Im Grunde des busenartigen Ausschnittes liegt der Mund, hinter
welchem sich bei jüngern Thieren bisweilen ein pfriemenähnlicher Fortsatz vor-
schiebt (Ehrenberg deutet denselben als Zunge), der nichts weiter ist als zu-
sammengekleble Wimpern, wie sich St. bei Behandlung des Fortsatzes mit Al-
kohol überzeugte. Die von Ehrenberg angegebene Afteröffnung hinter dem
Munde fand St. nicht, wie er denn überhaupt bei keinem Infusorium eine vor-
gebildete Afteröffnung jemals sah. Vorn auf der Lippe stehen sehr deutliche
kräftige Wimpern ringsum, nicht bloss an der Bauchseite, kleinere besetzen die
Bauchkanlen bis nach hinten. Grössere Individuen sind fast ganz undurchsich-
tig, trüb perlgrau, nur einzelne Höhlen schimmern durch. Jüngere mehr durch-
sichtige Individuen zeigen aber auch keine besondern Organe. Alle haben je-
doch am hinlern Körperende einen mit einer wasserhellen Flüssigkeit erfüllten
Hohlraum, der bisweilen verschwindet und dann wiederkehrt. Der Nucleus zeigt
sich erst nach der Behandlung mit Alkohol und Essigsäure hinter der Körper-
mitte als Scheibe mit ansehnlichem Nucleolus (bei Ehrenberg Samenblase). Eine
Theilung wurde niemals beobachtet. Ehrenberg sah grössere Individuen zer-
platzen, die als Eier gedeuteten Körner in netzförmig verbundenen schnurförmi-
gen Massen hervorquellen und aus den Körnern die jungen Colpoden hervorkrie-
chen. St. sah sie nur in verdampfenden Wassertropfen zerplatzen , also aus
physischer Veranlassung und die Körner nur in regellosen Haufen ausfliessen.
Die angeblichen Jungen sind im Tropfen befindliche Monaden , die eine Zeit
lang still liegen und dann plötzlich wieder munter umherlummeln. Die Colpo-
den encystiren sich vielmehr und vermehren sich innerhalb der Cysten durch
Theilung. Die Fähigkeit zum Encystiren besitzen die Colpoden in allen Lebens-
stadien , indem sie sich knglig zusammenziehen und ihre Wimpern unsichtbar
werden. Bei einigen Eingekapselten bildet sich alsbald eine lichte Aequatorial-
zone , die zur ringförmigen Furche wird, aber nicht immer zur Theilung fort-
schreitet. Dann sind jedoch beide Hälften individuell belebt, jede mit ihrer
hellen contractilen Stelle. Beide Hälften scheiden eine gemeinsame krystallhelle
kuglige Cyste aus oder es bildet sich eine zweite jene erste kreuzende Ring-
furche, wodurch vier Sprösslinge entstehen, die sich ebenfalls mit einer Cyste
umkleiden. Bisweilen kömmt es nicht zur Cystenbildung, sondern die Theilung
wird vollständig, die Sprösslinge werden vollkommene Colpoden, umgekehrt be-
ginnen andere die Theilung nicht sondern cysten sich gleich ein und zerfallen
419
erst dann in zwei Hälften, die sich munter in der Cyste drängen, dann ruhen
und sich darauf in je zwei neue Individuen theilen und alle vier bewegen sich
in der Cyste und treten bei gewaltsamer Sprengung munter aus derselben her-
vor. Auch die vier Sprösslinge kommen in der Cyste wieder zur Ruhe und
zerfallen darauf in acht. Jeder Sprössling hat seinen eigenen Nucleus und um-
giebt sich mit einer besonderen Cyste innerhalb der gemeinsamen , wobei bis-
weilen die letztere spaltet und die Specialcysten frei werden. Der Durchmesser
der Cysten beträgt V40 — Viso Linie , der der Specialeysten Vss — Vi9o Linie.
Später fand St. in seiner Fusion viel leere Cvsen und zahllose junge Colpoden,
so dass es scheint, als verwandle sich der Inhalt der Specialcysten in junge
Thierchen. Wie kommen die Colpoden an das Heu ? Entweder mochte Was-
ser über die Wiesen gegangen sein , das bei seinem Verlauf die Cysten an den
Halmen zurückliess oder die Cysten wurden von der Luft auf dasselbe getrie-
ben , wie denn Stein dergleichen nebst andern Infusorien an Baumzweigen fern
vom Wasser und vor jeder Ueberschwemmung geschützt, auffand. (Fr. Stein ,
die Infusionsthier e 16—25. Tf. 3. Fiy . 1 — 31.)
Edw. Gray, Revision der Conchiferenfamilien. — Die Un-
tersuchung einer Anzahl Muschelthiere und die Prüfung Anderer Beobachtungen
veranlassten Gray zu einer Revision das von ihm 1840 in der Synopsis to the
britisch Museum gegebenen Einlheilung der Conchiferen. Er stellt nunmehr fol-
gende Classification auf.
Classis Conchifera. Subclassis I. Siphonophora, die Man-
telhälften verbunden, hinten mit zwei Siphonalöffnnngen. — Ordo I. Venera-
cea, Mantel mit zwei mehr weniger verlängerten Siphonalöffnnngen, die Sipho-
nen oft mehr weniger getrennt, unter dem hinlern Musculus adductor, die Kie-
men kurz, nicht im untern Sipho verlängert. A. Der Fuss comprimirt, das
Band äusserlich, randlich : Ilieher gehören 1) Veneridae, 2) Cyprinidae, 3) Glau-
conomidae (Siphonen an der Basis vereinigt, die Fussöffnung klein), 4) Petri-
colidae, 5) Corbiculadae, 6) Cyrenelladae , 7) Mysiadae (Mysia = Diplodonta),
8) Astartidae (Astarte, Cypricardia). — 2) Die Siphonen getrennt, verlängert,
schlank: 9) Tellinidae — b) Schlosszähne divergirend , der mittlere lamellen-
artig, gefaltet, Band innerlich in einer dreiseitigen Grube: JO) Maclradae, 1J)
Paphiadae (— Mesodesmidae, Mandellappen vereinigt, Fussöffnung klein, vorn,
Kiemen hinten abgestulzt , Analsipho vergrössert, beide Siphonen kurz), 12)
Anatellidae (Thier unbekannt) — c) Schlosszähne sehr schief, der hintere fast
dem Schlossrande parallel, Band äusserlich, randlich, Wirbel gewunden: 13)
Glossidae (= Isiocardiadae) , 14) Chamadae. — d) Schloss zahnlos, Band in-
nerlich in einer Grube, mit einem Schalenstückchen: 15) Anatinidae, deren Gat-
tungen sich in 4 Gruppen theilen: «. Siphonen vereinigt, die Klappen gleich,
das Schlossknöchelchen linear, Laternula ; ß. die Siphonen getrennt, Klappen
ungleich, das Schlossknöchelchen flach, Lyonsia, Byssonia; y. Siphonen und
Klappen ebenso, Schlossknöchelchen klein, fast cylindrisch, Thracia, Periploma,
Cochleodesma, Myodora, ? Poromya , Neaera ; ff. Siphonen getrennt , eine Schale
angeheftet, Schlossknöchelchen gross, Chamoslraea, Myochama. — e) Schloss
mit Zähnen oder zahnlos, Band äusserlich, randlich, Schale perlmutterartig, mit
harter glatter Epidermis, 16) Muteladae (= Iridinidae). — ß. Der Fuss kegel-
förmig, spitz, nach hinten winklig: 16) Cardiadae. — C. Der Fuss stumpf
und am Ende erweitert: 17) Ledadae, wohin «. Leda und Yoldia mit innerli-
chem dreiseitigem Bande und /?. Solcnella mit äusserlichem randlichem Bande
gehören. J8) Modiolarcadae (Kiemen vier, dick, fast dreiseitig, vorn stumpf,
schmal, verlängert und vereinigt, vier massige Mundlappen, der Fuss oblong,
stumpf, vorn spitz, Schale gleichklappig, Schlosszähne fehlend oder rudimentär,
Band linear, äusserlich, Epidermis glatt, hart ; Gattungen Modiolarca auf Modiola
trapezium Lamk begründet und ? Mytilimera). — • D. Fuss verlängert, schlank,
mit Byssus : 19) Dreissenidae , 20) Galeommidae. — E. Fuss sehr klein, ru-
dimentär, mit Byssus, hinterer musc. adductor gross, nach vorn gerückt, Fuss-
öffnung klein, dem Wirbel genähert, Afteröffnung hinter und über dem Adductor:
21) Tridacnidae.
420
Ordo H. Pholadacea. Mantel fast ganz geschlossen, Siphonalöff-
nungen mehr weniger verlängert, unter dem hintern Adductor 2 Kiemenpaare,
in der untern Siphonairöhre verlängert, FussöfTnung meist klein, Siphonen ver-
wachsen. Subordo I. 0» thoconchae. Körper symmetrisch , Klappen gleich, an
beiden Enden Mailend, Band äusserlich oder fehlend. A. Ohne Band: 1) Pho-
ladidae. — ß. Band äusserlich, randtich : 2) Gastrochaenadae, 3) Saxicavidae
(Saxicava, Cypricardia) , 4) Pholadomyadae, 5) Solenidae. — Snhordo II. He-
teroconchae. Körper nicht symmetrisch , Klappen ungleich , Band innerlich , in
eine Grube, Schloss einfach, Fussölfnung nach unten gerückt: 6) Myadae , 7)
Corbulidae, 8) Pandoridae.
Subclassis II. Asiphonophora. Manlellappcn meist frei, hinten oder
am ganzen Ende gefranzt , manchmal mit getrennter Atheraöffnung. Ordo III.
Lasiacea. Mantellappen vereinigt, mit Afterölfnung unter dem hintern Adduc-
tor und mit Fussölfnung: 1) Solenomyadae, 2) Uasiadae.
Ordo IV. Union acea. Mantellappen frei, nur hinten etwas vereinigt,
mit getrenntem Analsipho unter dem hintern Adductor. Subordo 1. Lucinacea.
Fuss cyl indrisch , schlank, nach unten gerückt, vorderer Adductor gewöhnlich
verlängert: 1) Lucinidae, deren Gattungen 3 Gruppen bilden: a. I.ucina, Thya-
sira, Fimbria ; ß. Codakia, Loripes ; y. ? Ungnlina. — Subordo 2. Submyti-
lacea. Fuss gross , comprimirt , vorderer Adductor fast ebenso gross als der
hintere. A. Schale frei, Epidermis braun, haarig, Meeresbewohner: 2) Carditi-
dae , 3) Crassatellidae. — ß. Schale frei, Epidermis hart, glatt, Süsswasser-
bewohner : 4) Unionidae mit massigem Fusse Unionina und mit verlängertem,
am Ende erweiterten Fusse Mycetopedina. — C. Schale fixirt mit einer Klappe :
5) Etheriadae. — Subordo 3. Mytilacea. Fuss klein , ligulaarlig, mit ßyssus,
vorderer Adductor klein : 6) Mytiladae wohin a. Mytilina hinterer Theil der Man-
tels allein etwas verlängert, vorderer Muskel klein; ß. Crenellina hinterer Man-
teltheil verlängert in falsche Siphonen ; y. Uithodomina hinterer Manteltheil mehr
weniger verlängert , vorderer Muskel von massiger Grösse. 7) Pinnadae.
Ordo V. Pect in acea. Mantellappen frei, ohne getrennte Oeffnungen.
Subordo 1. Arcacea Schalen ohlong oder gerundet, vorderer und hinterer Ad-
ductor ziemlich gleich, Mantel hinten gefranzt, Schlosszähne liefgrubig oder ker-
big. a) Fuss lanzetllich, winklig. 1) Trigoniadae. b) Fuss abgeslutzt oder
am Ende erweitert, oft mit Byssus. 2) Arcadae, wohin a. Arcaina, ß. Pectun-
culina , y. Nucnlina. — Subordo 2. Maßeacea. Schalen ziemlich dreiseitig,
vorderer Adductor klein, verkümmert, hinterer gross, ziemlich mitlelständig, Kie-
men blattförmig. 3) Pteriadae ( = Aviculidae), wohin Pteriacna und Crenalulina.
— Subordo 3. Oslracea. Schale rundlich, vorderer Muskel verkümmert, hin-
terer gross, mittelständig, Band innerlich, Mantel oft gefranzt. a) Pectinina:
4) Spondylidae, 5) Pectenidae, 6) Limadae. — b) Ostreina : 7) Oslreidae, 8)
Placentadae (==Placunidae). — C. Anomiaina: 9) Anomiadae. ( Ann . mag .
nat. hist. Mag 408 — 418 ) Gl.
Owen, zur Osteologie der Troglodyten. — Eine neue Ver-
gleichung der Skelete der menschenähnlichen Affen führte zu dem Besultate, dass
1) der Gorilla und Chimpansen keineswegs zur Gattung Orang gehören. 2) Ihre
osteologischen Charactere entschiedener menschenähnlich sind. 3) Beide die Ar-
ten der Gattung Troglodytes bilden. 4) Durch mehre specifische Charactere, so
das Zurücktreten des Vorderkiefer , die Gegenwart des processus vaginalis , die
Breite des Schulterblattes und Darmbeines, die Breite der Hand, die stärkere
Entwicklung des Fersenbeines und Daumens sich Tr. gorilla mehr den Menschen
nähert als Tr. niger. 5) Die Verschiedenheiten, welche an den bisher unter-
suchten Skeleten von Gorilla beobachtet wurden, nur Varietäten, nicht Arten an-
zeigen, wie es sich gleichfalls mit den Chimpansen verhält. {Ann. sc. nat.
XX. 120.) " Gl.
— —
Correspondenzblatt
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
für
Sachsen und Thüringen
in
Halle.
1854. Mai. JW V.
Sitzung am 3. Mai.
Eingegangene Schriften :
1) Der drontheimischen Gesellschaft Schriften aus dem Dänischen übersetzt.
3 Thle. Kopenhagen 1765 — 1767. 8vo. — Geschenk des Hin. Hof-
rath Menke in Pyrmont.
2) G. Fischer, über die verschiedene Form des Intermaxillarknochens in ver-
schiedenen Thieren. Mit 3 Tfln. Leipzig 1800. 8vo.
3) Die Derggeister. — Glück auf! der königlich preussischen edlen Berg-
knappschaft zum neuen Jahr 1832. s. 1. et a. 4o.
4) J. G. Heine , Copie eines Briefes an einen berühmten Philosophen und
Naturforscher vom 16. December 1834 über die Grundverhältnisse des
intellectuellen und organischen, vegetativen Lebens des Menschen etc.
Bonn 1836. 4o.
5) Index librorum quibus bibliothecae universitatis literariae halensis anno
1843. auctae sunt. Halae 1844. 4o.
6) Verhandeling over den Stengel. (Sauber geschriebene Erläuterungen von
M. Dassen mit 39 Quarttafeln Handzeichnungen.)
Nr. 2 — 5. Geschenk des Hrn. Zuchold.
Als neue Mitglieder werden aufgenoimnen :
Herr Lohse aus Giessin hei Schkeuditz,
„ Dr. Eichel ]
„ Dr. G r ü n d I e r I
,, Dr. Grosse in Ascherslehen
„ Oberlehrer Focke j
„ Lehrer Voigt
und als auswärtiges Mitglied:
Herr Otto Goldfuss in Bonn.
Als neue Mitglieder werden angemeldet:
Herr Hermann Schwarz, Lehrer der Physik und Mathematik
am Pädagogium,
durch die Herren Schwarz, Imhof und Giebel,
Herr Falk, stud. pbil. in Göttingen,
durch die Herren Seiffert, Giebel und Baer.
Herr Baer gab einen Bericht über die Verbreitung, welche die
Verwendung des Leuchtgases als Brennmaterial bereits in Deutschland
gefunden hat.
28
422
Herr Giebel llieilte die neuesten Resultate über die Ausgra-
bungen fossiler Säugethierknochen am Pentelikon bei Athen mit.
Sitzung am 17. Mai.
Eingegangene Schriften :
1) Schabus, Monographie des Euklases. Wien 1854. — Vom Verfasser.
2) Programm der Realschule zu Saalfeld. (Enthält : Dr. Reimann , über die
physische Beschaffenheit der Sonne.) Saalfeld 1854. — Geschenk des
Hrn. Richter.
3) Programm der höheren Bürgerschule zu Ascherslebcn. (Enthält : G. Heyse,
Streifzüge durch die Literatur des Harzes.) Aschersleben ] 854. 4o. —
Geschenk des Herrn Heyse.
Als neue Mitglieder werden aufgenommen :
Herr Hermann Schwarz, Lehrer der Physik und Mathematik
am Pädagogium,
Herr Falk, stud. phil. in Göttingen.
Der Vorsitzende übergibt das Märzheft der Vereinszeitschrift.
Darauf legt derselbe ein von Herrn Hoffman n in Törpla bei
Eisenberg im Altenburgischen eingegangenes Schreiben — geognosli-
sehe Bemerkungen über die dortige Gegend enthaltend, — sowie die
dasselbe begleitenden Versteinerungen und ßelegstufen vor.
Herr Kohlmann erläutert den von Magnus (Pogg. Ann. Bd.
XCI. p. 295) angegebenen Rotalionsapparat.
Herr Giebel theilt unter Vorlegung von Stein’s neuestem Werk :
„Entwicklungsgeschichte der Infusorien“ die in demselben niederge-
legten Beobachtungen über die Heuthierchen mit.
Sitzunng am 24. Mai.
Als neues Mitglied wird angemeldet :
Herr Bergexspeetant Müller, hier
durch die Herren Klöber, ßaer, Giebel.
Herr B a e r theilte Emsmann’s Untersuchungen über die Dauer
des Lichteindrucks im Auge mit.
Herr Kohlmann erörterte die Construclion der Spiegel- und
Linsenslereoscope, wodurch Herr B a e r Veranlassung fand, einige ge-
schichtliche Bemerkungen über diesen in neuester Zeit sehr verbrei-
teten optischen Apparat beizubringen.
Sitzung am 31. Mai.
Eingegangene Schriften :
Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preussischen Rheinlande
und Westphalens. XI. Jahrg. 1. 2. Heft. Bonn 1854. 8vo.
Als neues Mitglied wird aufgenommen :
Herr Bergexspeetant Müller hier.
Der Vorsitzende übergab das Aprilheft der Vereinszeitschrift.
Von Herrn Dr. Creplin in Greifswald war ein Brief des Ca-
pitain Hollböll aus Grönland zur Kenntnissnähme des Vereins ein-
gegangen.
423
Herr ßaer hielt in Folge einer Besprechung der Versuche
Schlumbergers , das Muroxyd in der Wollenfärberei zur Erzeugung
einer prachtvollen rotlien Farbe zu verwenden , einen ausführlichen
Vortrag über den Harn, die Bestandteile desselben und die Zer-
setzungsproduclc der Harnsäure. Zur Erläuterung des Gesagten legte
der Bedner eine Reihe von Präparaten vor und führte er einige Ex-
perimente aus.
Herr Giebel theilte die neuesten Untersuchungen in Betreff
der systematischen Stellung der Stigmaria ßcoides mit.
Mai-Bericht der meteorologischen Station in Halle.
Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats den Luftdruck von
27"4,"'34 und stieg bei ziemlich starkem S und anfangs bedecktem
und regnigtem , an den folgenden Tagen sich aufheiterndem Himmel
bis zum 3. Morgens 6 Uhr auf 27"7,'"74, fiel jedoch, als an den
folgenden Tagen der Wind sich nach W. herumdrehete , bis zum 5.
bei durchschnittlich ziemlich heiterem Himmel wieder bis 27"4,'"19.
An den folgenden Tagen drehete sich der Wind von SW durch NW
nach NO. Während dieser Zeit stieg das Barometer bei sehr verän-
derlichem, meistens trübem und selbst regnigtem Wetter bis zum 12.
Morgens, wo es die Höhe von 28"0,'"25 erreicht hatte, und fiel
dann wieder langsam und unter unbedeutenden Schwankungen bei vor-
herrschend nördlicher Windrichtung und durchschnittlich trübem Wet-
ter bis zum 18. Nachmittags 2 Uhr (27"9,'"65). Hier heiterte sich
das Wetter bei nördlicher Windrichtung etwas auf und das Barome-
ter stieg ziemlich schnell bis zum 20. Morgens 6 Uhr (28"0/"56),
worauf es aber trotz der eingetretenen nordöstlichen Windrichtung
und des heileren Wetters wieder ziemlich schnell fiel und am 23.
Nachmittags 2 Uhr bei N nur noch den Luftdruck von 27"8,'"17
anzeigte. An den folgenden Tagen drehete sich der Wind von N
durch 0 bis SW. Dennoch stieg das Barometer langsam bei sehr
veränderlichem, durchschnittlich aber ziemlich heiterem wenn auch
bisweilen regnigtem Wetter bis zum 26 Morgens 6 Uhr (27" 10, "'09)
sank dann aber unter mehreren Schwankungen bei SW — SO und
anfangs heiterem, später trübem und regnigtem Weiter bis zum 29.
Abends 10 Uhr auf 27"8,'"74 , worauf es bis zum 31. Morgens 6
Uhr bei vorherrschendem SW und trübem und regnigtem Himmel
wieder eine Höhe von 27"11,'"48 erreichte. Bis zum Abend des
Tages war es alsdann im Sinken begriffen. Im Allgemeinen war der
Gang des Barometers ziemlich ruhig, die Schwankungen desselben
waren unbedeutend, der mittlere Barometerstand im Monat aber ziem-
lich niedrig, nämlich nur 27"9,'"03. Der höchste Barometerstand
424
am 20. Morgens 6 Uhr — 28"0,'"56; der niedrigste Stand am 5.
Morgens 6 Uhr = 7"4a"/ 19; demnach betrug die grösste Schwan-
kung im Monat 8,' '"37. Die grösste Schwankung hinnen 24 Stun-
den wurde am 5. bis 0. Morgens 6 Uhr beobachtet, wo das Baro-
meter von 27"4,'"19 auf 27"8,'"61, also um 4, '"42 stieg.
Die Wärme der Luft war im Anfang des Monats durchschnitt-
lich ziemlich angemessen, sank jedoch gegen die Mitte des Monats
so bedeutend, dass dadurch die mittlere Monatswärme bedeutend her-
untergedriickt wurde. Es war dieselbe im Mai — 10,°9; die höchste
Wärme am 24. Nachmittags 2 Uhr war = 19°,7; die niedrigste
Wärme am 21. aber war 4°, 2 R.
Die im Monat Mai beobachteten Winde waren
N = 10
NO = 9
NNO = 3
ONO
= 7
0=6
SO = 5
NNW = 3
OSO
= 0
S = 9
NW = 9
SSO = 3
WNW = 0
W= 6
SW = J 5
SSW = 4
WSW = 1
woraus die mittlere Windrichtung des Monats berechnet wurde auf
S — 68°3'32",5l — W.
Die Luft war im Mai im Allgemeinen nicht sehr feucht. Wir
hatten nur eine relative Feuchtigkeit der Luft von durchschnittlich 69
pCt. bei dem Dunstdruck von 3, '"47. Wir hatten durchschnittlich
auch wolkigem Himmel. Wir zählten im Mai 6 Tage mit be-
decktem, 4 Tage mit trübem, 8 Tage mit wolkigem, 10 Tage
mit ziemlich heiterem, 3 Tage mit heiterem und keinen Tag
mit völlig heiterem Himmel. An 11 Tagen wurde Regen beob-
achtet und die Summe des an diesen Tagen im Regenmesser gemes-
senen Regenwassers beträgt 257,"40 oder durchschnittlich 8, "'30
Pariser Linien auf den Quadratfuss Land.
An 3 Tagen des Monats wurden Gewitter und an 1 Tage auch
Wetterleuchten beobachtet. Weier.
— 4 —
(Druck von W. P 1 ö t z in Halle.)
Zeitschrift
für die
i
Gesammten Naturwissenschaften.
1854* Juni. J\? VI,
Ornitkologisclie & klimatologisclie Notizen über Grönland*
Aus brieflichen Mittheilungen an Prof. Es ehr ich t in Kopenhagen
vom
Capitain Uolböll
in Grönland.
Godthaab, October 1852.
A. Der Schwan, Cygnus melanogaster, hat früher allem
Anscheine nach in Menge in Grönland gebrütet. Zwei hie-
sige Districte, die durch ihre Situation sich dazu besonders
zu eignen scheinen, werden sogar mit demselben grönlän-
dischen Namen bezeichnet wie der Vogel selbst. Viele
Jahre sind jedoch verstrichen, ohne dass sich Schwäne ge-
zeigt haben, bis endlich erst der Capt. Graah, darauf ich
von ihrem Vorhandensein in dem Julianehaab-Districte Ge-
wissheit erhielten. So namentlich in den Jahren 1849 und
1850. Im Frühjahr 1852 kam der Schwan aber schaaren-
weis zu allen Colonien , die südlicher als 65° liegen , und
da mehrere Junge im Herbste bei 64°30' geschossen sind,
so muss er wieder seine alten Brüteplätze benutzt haben.
B. Ich weiss nicht, inwiefern Du darauf Acht gegeben
hast, dass die Ornithologen uneinig sind, ob die Polarlän-
der eine oder zwei Arten von Falco besitzen, die mit dem
Alter mehr oder weniger weiss werden. Dr. Schlegel,
der sich besonders mit der Untersuchung der sogenannten
Edelfalken beschäftigt hat, ist zu dem Resultat gekommen,
dass es nur eine solche Art gebe, und dieser Meinung bin
III. 1854, 29
426
auch ich geneigt gewesen, indem die beiden in der That
bestehenden Arten in allen mir zu Diensten stehenden Hand-
büchern und auch von Fabricius in der Beschreibung
vermischt worden. Da nun aber meine Bekanntschaften in
England mich in den Stand gesetzt haben, Vögel in einem
grossartigen Maassstabe einzusammeln, so habe ich in diesem
Jahre eine Menge Falken in die Hände bekommen, wodurch
ich die Ueberzeugung gewonnen habe, dass Grönland zwei
solche Arten besitzt. Die Artkennzeichen, die ich keines
wegs nur in der Farbe suche, sind folgende:
1) Falco islandicus candicans Schlegel.
Artkennzeichen: Der Tarsus gleicher Länge oder
unbedeutend länger als die Mittelzehe ohne den Nagel ; die
Schwanzfedern gerade abgeschnitten; nur die äussersten
Schwanzfedern um einige Linien kürzer als die mittleren.
Der Vogel wird mit dem Alter mehr oder weniger weiss,
hat aber stets Längsstreifen auf dem Rücken, und wenn
sich auf dem Bauche und an den Seiten Flecken vorfinden,
so sind sie tropfenförmig. Die Füsse und die Wachshaut
stets hell bleifarbig; der Schnabel hell bleifarbig an der
Spitze, dunkel an der Basis.
2 ) Falco arcticus Holböll.
Artkennzeichen: Der Tarsus etwa i/2 Zoll länger
als die Mittelzehe ohne den Nagel; der Schwanz stark ab-
gerundet, so dass alle Schwanzfedern kürzer als die mitt-
leren sind, die mittelsten 1 Zoll kürzer. Der Vogel wird
mit dem Alter mehr oder weniger weiss. Die Zeichnung
besteht entweder in Querstreifen auf dem Rücken und har-
punenförmigen Flecken am Bauche, oder in dergleichen
Flecken auf dem Rücken, während die Unterseite rein weiss,
die Flügelspitzen dunkel oder schwarz sind. Wenn der Vo-
gel geschlechtsreif ist, so hat er gewöhnlich gelbe Beine
und eine gelbe Wachshaut. Der Schnabel ist bleifarbig an
der Spitze, dunkel an der Wurzel.
NB. Im jungen Alter sehen diese beiden Arten sich
so ähnlich in der Färbung ihrer Federn, dass sie nur durch
die angegebenen Artkennzeichen am Tarsus und am Schwanz
zu unterscheiden sind.
427
Die beiden Arten lassen sich, dem Obigen zufolge,
eben so leicht am Skelette als am Balge unterscheiden,
weshalb ich dich bitte , die Skelette beider in Deinem Mu-
seum mit meinem Namen aufzustellen.
Godthaah, am 4. Mai 1853.
C. Auch Notizen über die Witterung gehören ja zum
Bereiche der Naturwissenschaften. Dieser Winter (1852 —
53) ist der sonderbarste, den ich, ja den die ältesten Ein-
gebornen hierselbst erlebt haben. Der Sommer 1852 war
sehr unbeständig. Einzelne warme, sogar heisse Tage wech-
selten mit durchdringend kalten ab, und die Kälte wurde
dadurch um so mehr fühlbar. Früh im August wurden die
Felsengipfel mit Schnee bedeckt; der Schnee verschwand,
kam aber wieder. Nächtlichen Frost hatten wir früh, doch
war der September fast durchgängig am Tage frostfrei, wel-
ches einen milden Winter anzuzeigen pflegt. Das Wetter
war im September, October und November abscheulich,
wurde aber Ende dieses Monats schön und hielt sich so
mit geringer Kälte (4 ä 8° R.) bis zum Ausgange des Jah-
res. Im December gab es an einzelnen Tagen noch Thau-
wetter, im Januar aber anhaltenden Frost, bis 14° R. , was
jedoch weniger als das Normale ist. Am dritten Februar
erhielten wir Thauwetter und einen förmlichen Sommer. An
manchen Tagen stand das Thermometer Tag und Nacht 4
bis 8° über 0. Das Gras fing an zu wachsen, an der Weide
standen die Knospen zum Aufsprunge bereit; — denn in
den Polarländern muss die Vegetation sich sputen, wenn
sie mit will. Nicht nur die Thäler, auch die Felsen wurden
so schneearm, dass ich sie selten im Juni so schwarz ge-
sehen habe. In den letzten Tagen des Februars und den
ersten 8 Tagen des Märzes hatten wir herben Winter, al-
lein am 9. März, gerade am Tage der 40 Ritter, sprang der
Wind Nachmittags auf SO um, und das Clima ward völlig
verändert. Des Morgens — 8°, des Abends +4°, und von
der Zeit an bis jetzt (4. Mai) haben wir nicht nur Sommer-
wärme, sondern auch Sommerwetter gehabt. Denke dir!
auf 65°30' nördlicher Breite die Weide in Blühte und mit
29 *
428
ganz entfalteten Blättern zu sehen! Solches ist hier ge-
wöhnlich am 24. Juni ; dies Jahr sah ich es am 28. Apiil!'. '.
Azalia procumbens, Vaccinium uliginosum, C ochlearia und Em-
petrum nigrum blühten auch schon am 28. April.
Verzeichnis einiger dem nordwestlichen Harzgebirge
angehörigen Höhen mit dem Barometer gemessen
von
Carl Prediger.
Folgende absolute Höhenangaben verdanken ihr Ent-
stehen einer im Frühjahre 1849 erlassenen Verfügung des
Königlichen Berg- und Forstamtes hierselbst, wonach unter
Direction des Herrn Bergamts-Assessors F. A. Römer eine
Karte vom königlich hannoverschen Harze , und zwar von
dem bis dahin vermessenen Territorium, dem nordwestli-
chen Harzgebirge angefertigt werden sollte*). Zum Anhal-
ten dienten die, aus der seit 1842 ausgeführten topographi-
schen und Forst- Vermessung hervorgegangenen Original-
karten, welche an Genauigkeit und Schärfe nichts zu wün-
schen übrig lassen. Um der Deutlichkeit nicht den gering-
sten Eintrag zu thun , und sie namentlich für die geogno-
stische Illumination recht brauchbar zu machen, so unter-
blieb die Schraffirung und es wurden nur die Niveaucurven
darauf angegeben, deren näherungsweise richtige Lage in
dem Herzoglich Braunschweigischen Gebiete durch die un-
ten aufgeführten mit dem Barometer gemessenen Meeres-
höhen, und durch die Beobachtungen der Böschungen des
Terrains erreicht wurde.
Herr Capitain Seweloh bestimmte in dem Jahre 1842
durch sorgfältige trigonometrische Messung die Hausflur
*) Man sehe: Karte vom nordwestlichen Harzgebirge etc. entworfen von
C, Prediger. Clausthal hei Schweizer 1851.
i
429
des Königlichen Amthauses zu Clausthal zu 1941,1 hanno-
versche = 1745,4 pariser Fuss über dem Spiegel der Nord-
see, und Herr Markscheider Borchers die Höhendifferenz
zwischen dieser und dem Fussboden im Observatorium mit
dem Reichenbach’schen Niveau zu — 40 hannoversche Fuss,
hieraus ergibt sich die Höhe desselben über der Nordsee
== 1901.1 hannoversche = 1709.5 pariser Fuss.
Hie Rechnung ist stets doppelt, ein Mal nach den Gaus-
sischen, ein anderes Mal nach den Oltmanns’schen Tafeln
geführt, und nur da, wo es nöthig schien, nach den Bessel-
schen mit Berücksichtigung der correspondirenden Psychro-
meterwerthe. Hie oft so auffallende Uebereinstimmung mit
der trigonometrisch gemessenen Höhe muss ich theils dem
Spiele des Zufalls, sowie der geringen nicht über 2 Meilen
betragenden Entfernung von der Hauptstation, ganz beson-
ders aber der Pünktlichkeit und dem grossen Fleisse zu-
schreiben, mit welchem die Herren W. Lehmann und H.
Reck die correspondirenden Beobachtungen im hiesigen
magnetischen Observatorium besorgten.
Hie Zahlen sind pariser Fuss , wovon 6 auf die Toise
von Peru gehen.
Hass vor und nach den Beobachtungen sämmtliche
Instrumente durch hinlänglich ausgedehnte Versuchsreihen
aufs sorgfältigste mit einander verglichen, und die nöthigen
Correctionen in Rechnung gebracht wurden, bedarf wohl
kaum der Erwähnung.
Höhe über
No. Gemessene Punkte, d Nordsee.
Paris. Fuss
1. Adenberg, bei Ocker, Kuppe 1645
2. Ahrensberg, grosser, oben auf der Klippe (Hannov. Ter-
ritorium) 1815
3. Altarkopf, in der Nähe von Wolfshagen, Kuppe 1672
4. Astfeld, Zollamt 634
5. Bärenlhalsberg, grosser, auf der Höhe am Fusswege
(Goslarsche Stadtforsl) 2268
6. Bärenthalsberg, kleiner, auf dem Graben da wo das
grosse Bärenthal heraufschiesst 2271
7. Bakenberg, kleiner, Hahäuser Forstrevier, Kuppe 926
8. Barenberg, höchste Stelle des Rückens (Hahäuser Revier) 994
430
9. Bocksberg, ziemlich auf der Höhe neben einer Schneisse
(Hannov. Territorium) 2211
10. Daselbst höchste Stelle der Kuppe (Hannov. Territorium) 2239
Die trigonometrische Messung ergab für diesen Punkt 2232
11. Bohrberg, unweit Wolfsbagen, Kuppe 1S42
12. Bornumhausen , Kirche 432
13. ßraulslein ( Linnthalsberg? ) 130 Schritte vom Fahr-
wege (Goslarsehe Stadtforst) 1992
14. Bremsenberg, auf dem untern Kopfe (Forstrevier Lan-
gelsheim) 1477
15. Bremsenthal, am Fusse des Eichenherges 828
16. Buchberg, auf dem Rücken nach Westen zu (Forstre-
vier Gittelde) 1292
17. Daselbst, auf dem höchsten Kopfe (Hannov. Territorium) 1599
18. Büchenberg, auf dem Kopfe (Hahäuser Revier) 788
19. Daselbst, unten auf dem Rücken im Buchenbestand 687
20. Bullars, Kuppe, hei einem Ahtheilungspfahl mit der Be-
zeichnung o. B. 1492
21. Daselbst, weiter unten auf Ilern Rücken hei einemPfahl
mit der Bezeichnung 1. 942
22. Chaussee, die von Goslar nach Clausthal führt, da wo
die alte die neue trifft 1589
23. Chausseehaus, hei Goslor (Clausthor) 904
24. Chaussee zwischen Langelsheim und N. Krug etwa 3/4
Stunde vom letztem entfernt 636
25. Daselbst in der Nähe von Langelsheim 40 Schritte vom
Stein Nr. 62 679
26. Curtsberg, auf der Höhe neben dem Fusswege 1548
27. Dickekopf, höchste Stelle des Plateaus 2055
28. Dittmarsberg, Kuppe (Fortsrevier Wolfshagen) 1223
29. Dorn, kurzer, höchste Stelle des Rückens (Forstrevier
Gittelde) 1040
30. Drachenberg, Kuppe, Seeser Revier 1398
31. Dreckthalskopf, auf der Höhe neben dem Grenzwege
(Goslarsche Stadtforst) 1988
32. Dröhneberg, oben auf dem Rücken (Forstrevier Wolfs-
hagen) 1224
33. Ebene unter dem Heinrichsberge hei einer Kohlslelle
(Forstrevier Gittelde) 706
34. Eichenrodt, hintere, auf dem Rücken hei einem Pfahl
mit der Bezeichnung h, E. 1259
35. Eichengehren, Kuppe (Langelsheimer Revier) 1485
36. Eichenberg, auf dem untern Kopfe nach dem Innerst-
thale zu 1224
37. Daselbst, Kuppe (Langelsheimer Revier) 1444
38. Eichenberg, auf der Höhe, 12 Schritte vom Grenzwege
(Forstrevier Ocker) 1997
431
39. Eikmuhl, oben auf dem Rücken (Seeser Revier) 1298
40. Frankenberg, auf der Höhe (Forstrevier YVolfshagen) 1229
41. Gelmkeberg, auf der Höhe, 20 Schritte vom Elben-
stösser Wege 1850
42. Gelmkethal, am Fusse des Celmkeberges, in der Nähe
des Eselssticges 939
43. Gingelsberg, am Windeweg über dem Dreckthal 1966
44. Gipsrücken, oberhalb Petershütte 873
45. Glockenberg, Plateau (Goslarsche Sladlforsl) 1668
46. Gosethal, am Fusse der Hohekehle 1069
47. Daselbst, am Fusse des kl. Schleifsteinthalsberg 1232
48. Daselbst, am Fusse der Eichhalbe, etwa 200 Schritte
nördlich von dem Punkt wo die Chaussee die Biegung
macht 1372
49. Goslar, Clauslhor 847
50. Daselbst, Rosenthor 776
51. Daselbst, südwestliche Ecke des Lindenplans 754
52. Grane, am Fusse des untern Schmalenberges, bei einem
Pfahl mit der Bezeichnung u. S. 859
53. Granhalbe auf dem Rücken 1258
54. Daselbst, höchste Stelle des Rückens* bei einem Pfahl
mit der Bezeichnung G. 1279
55. Daselbst, oben an der Grenze, beim Grenzstein Nr. 201 1604
56. Grane, am Fusse der Granhalbe und des obern Miltei-
berges 128S
57. Grefeke, vordere, unten auf dem Rücken (Seeser Revier) 947
58. Grefeke, hintere, beinahe auf dem Rücken dicht neben
dem Seeser Fahrwege 1129
59. Daselbst, am Fusse 1064
60. Grimmberg, bei einem Pfahl mit der Bezeichnung G.
(Langelsheimer Revier) 154S
61. Grotenberg, am Fusse des Berges (Birkenborn) 1009
62. Hahausen, beim Gasthof 651
63. Heimbergskopf, oben auf dem Plateau (Forstrevier Wolfs-
hagen) 1874
64. Heiligenberg, auf der Höhe 1143
65. Heiligenthal, auf dem Rücken an der Grenze zwischen
dem Heiligenlhals - und Piepenthalsberg, 80 Schritte
südlich vom Grenzstein Nr. 64 1980
66. Heimberg, auf der Höbe 1089
67. Herzberg, bei Goslar, Kuppe 1965
68. Daselbst, am Fusse desselben 1171
69. Hohestieg, oben auf der Höhe, 84 Schritte vom Grenz-
wege (Goslarsche Stadtforst) 2088
70. Ilohestein, fast auf dem Kopfe (Seeser Revier) 1748
71. Jerstedt, Kirche 655
72. Innerste, Bette, bei Langelsheim 572
432
73. Juliushütte 718
74. Junkernberg, am Fusse, 150 Schrille von der Chaussee 693
75. Kahleberg hei Zellerfeld, heim Standsignal Nr. 50 un-
terer Kopf 2233
76. Kinderthalskopf (Goslarsche Stadtforst) 1923
77. Königsberg, südlicher Kopf (daseihst) 1396
78. Kohlstelle, grosse, über dem Pendelbach hei einem Ab-
theilungspfahl 1539
79. Krautlieth, gr. oben auf dem Rücken (Fortrevier Ha-
hausen) 1602
80. Daselbst, nordwestliche Kuppe 1489
81. Krautlieth, kl. Kuppe 1292
82. Kuhthalsberg, Kuppe (Goslarsche Stadlforsl) 2014
83. Lageswarle, höchste Stelle des Rückens beim Signal
Nr. 12 1754
Die trigonometrische Messung ergab 1755
84. Lahrnühlenthal, am Fusse des Ollersberges in der Nähe
der Chaussee 695
85. Langelsheim, Kirche 610
86. .Langethalskopf, auf der Höhe (Goslarsche Stadtforst) 1854
87. Daselbst, am Fusse 10 Schritte von der Grane 1502
88. Langenberg, oben auf dem Rücken (llahäuser Revier) 1003
89. Lasfelde, Kirche 606
90. Lauseberg, bei Seesen, Kuppe 968
91. Lütjenberg, Kuppe (Neuwerker Forst) 1253
92. Daselbst, am Fusse, etwa 50 Schritte von der Stelle
wo Grane und Varley sich vereinigen 837
93. Mauserücken, Plateau (Wolfshäger Revier) 1287
94. Mittelberg, oberer, oben auf dem Rücken 1629
95. Daselbst, bei einem Abtheilungspfahl 1302
96. Mölmeke, vorderer Rücken (Forstrevier Wolfshagen) 1043
97. Münchehof, Kirche 652
98. Neckeinberg, Kuppe, etwa 50 Schritte von einem Stand-
signal 1805
Der Erdaufwurf des Signals liegt etwa 5 Fuss höher,
die Messung ergab 1813
99. Neuekrug, zwischen Langelsheim und Seesen 682
100. Neile, am Fusse des grossen Backenberges 796
101. Nönnekenberg, vorderer, Kuppe (Seeser Revier) 1481
102. Daselbst, bei einem Pfahl mit der Bezeichnung v. N. 1371
103. Nordberg, bei ßornumhausen auf dem Rücken 534
104. Nordberg, bei Juliushütle, höchste Stelle des Rückens 1425
105. Daselbst, am Fusse, auf dem Teichdamm des Ilütttei-
ches bei Juliushütte 829
106. Ocker, Kirche 617
107. Daselbst, Gasthaus 687
108. Ockerthal, am Wege bei der Studentenklippe 1028
\
433
109. Osterode, Marktplatz 656
110. Ottersberg, auf dem Rücken 832
111. Daselbst, nördlichster Theil des Rückens 816
112. Daselbst am Fusse, 300 Schritte westlich von d. Chaussee 699
113. Pandelbaclishölie, hintere, hei dem Standsignal Nr. 8 1785
Herr Capitain Harlmann fand für diesen Dreieckspunct 1788
114. Daselbst, auf der Höhe, heim Grenzstein Nr. 458 1874
115. Piepenlhalsberg auf der Höhe hei einem Signal 2035
Die trigonometrische Messung ergab 2939
116. Punct , wo die Bohrbergskuppe sich mit dem Bären«
Ihal vereinigt 908
117. Rabenlhalstrift, auf der Höhe (Forstrevier Gittelde) 1003
118. Rammelsherg, Plateau 1959
Die trigonometrische Messung ergab 1948
119. Riesenbachskopf, am Grenzwege beim Staudsignal Nr. 15 2141
Durch trigonometrische Messung wurde gefunden 2145
120. Rösteberg, höchste Stelle des westlichen Rückens 1097
121. Daselbst, östliche Kuppe 1082
122. Rücken, zwischen dem Rammelsherg und dem Kinder-
thalskopfe, niedrigste Stelle 1856
123. Daselbst, zwischen dem Kinderlhalskopfe und dem Kuh-
thalsberg, über dem Multerlhal 1851
124. Sägemühlenberg, oben auf dem Rücken, bei einem Pfahl
mit der Bezeichnung S 1287
125. Daselbst, Milte des Rückens 1251
126. Daselbst, unten auf dem Rücken, bei einem Pfahl mit
der Bezeichnung S 1111
127. Sangenberg, Langelsheimer Revier, Kuppe 1736
128. Sandberg, fast auf der Höhe, neben dem Fusswege
(Seeser Revier) 1357
129. Daselbst, Kuppe 1398
130. Sauthalsköpfe, neben dem Fusswege (Seeser Revier) 1510
131. Schäder, höchste Stelle des nordwestlichen Rückens
(Forstrevier Wolfshagen) 1358
132. Daselbst, auf dem östlichen Plateau 1405
133. Daselbst, am Fusse, 30 Schritte vom Riesebach 941
134. Schalke, oben auf der Höhe bei einem Signal 2341
Herr Cpt. Hartmann fand aus den gemessenen Zenith-
distanzen 2343
135. Schiefergrube, Terrain der Chaussee 1227
136. Schleifsteinthalsbcrg , gr. , dicht neben dem Fusswege
und dem Fahrwege welcher in das Steinthai führt
(Goslarsche Sladtforst) 2065
137. Daselbst, auf dem untern Kopfe 1927
138. Schleifsleinthalsberg, kl. oberer Kopf, sogenannter Kel-
lerkopf 2015
434
139. Schmalenberg, oberer, auf dem Rücken beim Grenz-
stein Nr. 151 1624
140. Schmalenberg, unterer, bei einem Pfahl mit der Be-
zeichnung u. S. 1328
141. Seesen, Kirche 610
142. Sammerbcrg, Kuppe, Forstrevier Wolfshagen 1918
143. Sollieshay, in der Nähe von Gittelde 900
144. Sophienhülte, beim Schreibhause 600
145. Staufenburg, bei Gittelde 599
146. Sleigerthalskopf, beim Grenzstein Nr. 157 1656
147. Steinberg, bei Goslar 1436
148. Steilelieth, Kuppe (Langelsheimer Revier) 1270
149. Steinthalsberg, gr. auf der Höhe (Kransfcld) 2316
150. Steinlhalsberg, kl. fast auf der Höhe 2254
151. Sülteberg, gr. Kuppe (Forstrevier Wolfshagen) 1173
1^2. Sülteberg, kl. Kuppe 994
153. Sultmerberg, Fuss der alten Warte 1077
154. Taternberg, Kuppe (Seeser Revier) 1515
155. Thomas- Martinsberg, auf der Höhe dicht neben jder
Goslarschen Chaussee 2075
156. Töberschekopf, oben hei einem Signal 1961
Herr Capt. Seweloh fand durch trigonometr. Messung 1966
157. Daselbst, am Fusse des Berges 1534
158. Todberg, neben einem Kalksteinfelsen 1191
159. Töllethal, am Fusse des gr. Sülteberges 753
160. Varley, da wo das kleine Spukethal hinzukommt 1110
161. Vosslhalerberg, auf der Höhe (Forstrevier Langelsheim) 1436
162. Daselbst, bei einem Pfahl mit der Bezeichnung V. 1524
163. Vossthal, gr. am Fusse des Vossthaler Berges 746
164. Weidenthal, am Fusse des Wethberges 980
165. Westerberg (Forstrevier Wolfshagen) 1164
166. Wethberg, oben auf dem Plateau 1505
167. Winlerthal, da, wo an der entgegengesetzten Seite das
kleine Steinthal heraufschiesst 2197
168. Winterthal, am Fusse des Rammeisherges in der Nähe
des Teiches 1029
169. Wolfsbusch, auf der Höhe (Forstrevier Gittelde) 855
170. Wolfshagen, Kirche S04
171. Daselbst, Gasthaus am Töllebach 796
172. Ziegenberg bei Gittelde, Kuppe 838
173. Ziegenrücken, höchster Punkt (Forstrevier Ocker) 1913
435
Die verwilderten Pflanzen in der Mark Brandenburg.
Ein Beitrag zur Geschichte der Tflanzen
von
r. Asclierson
in Berlin.
Wenn es uns auch im Ganzen noch nicht möglich ist,
uns über die Ursachen, welche die Erdoberfläche mit Pflan-
zen bedeckt haben, Rechenschaft zu geben, so können wir
doch die Veränderungen verfolgen , welche die Vegetation
eines beschränkten Bezirks in einem kleinen Zeitraum er-
fahren hat. Da dies bis jetzt noch sehr wenig geschehn
ist, hoffe ich dass der nachfolgende Beitrag, so geringfü-
gig derselbe auch sein mag, nicht ganz überflüssig gefun-
den werden möchte. Die Unvollkommenheit meiner Arbeit
kenne ich sehr wohl, glaubte sie aber doch nicht länger
zurückhalten zu müssen, da einerseits absolute Vollständig-
keit und Sicherheit der Angaben bei solchen Untersuchun-
gen unmöglich zu erreichen ist, und ich andrerseits wünschte,
recht zahlreiche Berichtigungen und Erweiterungen zu ver-
anlassen, welche mir öffentlich oder privatim zukommen zu
lassen, jedem Leser dieser Blätter ich inständig ersuche.
Die Beschränkung auf meine heimathliche Provinz war
durch die Unmöglichkeit, aus andern Gegenden hinreichende
Nachrichten zu erhalten, geboten: dennoch hoffe ich dass
meine Untersuchung eine allgemeinere Geltung haben möchte,
da sicherlich der grössere Theil der in Deutschland verwil-
derten Pflanzen auch bei uns vorkommt. Ich habe das Ge-
biet im Ganzen wie Dietrich in seiner Flora marchica ver-
standen , doch der bessern Abrundung wegen das rechte
Elbufer von Wittenberg bis Havelberg als Grenze angenom-
men: die Altmark ist also ausgeschlossen.
Ueber die benutzten Hülfsmittel werde ich am Schluss
der Arbeit ausführliche Rechenschaft geben , woselbst sich
auch die gebrauchten Abkürzungen erklärt finden. Hier sei
nur so viel bemerkt, dass da das älteste von mir verglichene
436
Werk Elsholz's Flora marchica im Jahre 1663 erschien, die
Untersuchung- ziemlich einen Zeitraum von 200 Jahren um-
fasst, obwohl genauere Nachrichten etwa nur über die letz-
ten 90 Jahre vorliegen.
Was die Auswahl der zu erwähnenden Pflanzen betrifft,
so wird mir jeder Kundige zugeben , dass Inconsequenzen
hier äusserst schwierig zu vermeiden sind. Denn während
Einige alle Pflanzen , welche in der Nähe der menschlichen
Wohnungen Vorkommen und auf den Aeckern als Unkräu-
ter gefunden werden, für ausländisch ansehn, dehnen An-
dere das Bürgerrecht unserer Flora unbedenklich über ganz
fremde Pflanzen aus , welche kaum jemals verwildert Vor-
kommen. Weil es mir unmöglich schien, die Grade der
Verwilderung und Einbürgerung zu unterscheiden, habe ich
auf numerische Angaben und statistische Berechnungen ver-
zichten müssen , und habe promiscue alle Pflanzen aufge-
zählt von denen ich weiss, dass sie bei uns überhaupt ver-
wildert Vorkommen oder vorgekommen sind , und !nur die-
jenigen ausgeschlossen, welche innerhalb der botanischen
Gärten sich selbst aussäen. Auch alle einheimischen und
diejenigen ausländischen Bäume und Sträucher, welche häu-
fig angepflanzt werden, habe ich mit aufgezählt, da sie von
der ordnenden und schaffenden sowohl, als von der zer-
störenden Thätigkeit des Menschen am meisten betroffen
werden , und es daher oft sehr schwer zu entscheiden ist
ob sie wild, verwildert, oder nur cultivirt sind. Ausserdem
habe ich noch besonders die Dorf- und Schuttpflanzen so-
wie die Ackerpflanzen aufgezählt. Ich bin dabei Koch ’s
Synopsis florae german. et helv. gefolgt.
Dorf- und Schuttpflanzen.
Chelidonium majus L., Sisymbrium officinale Scop. , Lepidium
ruderale L., Cororiopus Ruelli All., Reseda luleola L., Malva silvestris
L, neglecta Wallr. , rolundifolia L. (borealis Wallm.), Polenlilla su-
pina L. *) , ßryonia alba L., dioica Jcq. , Aetbusa Cynapium L., An-
thriscus vulgaris Pers., Coniura inaculatum L., Pulicaria vulgaris Gärtn.,
*) Findet sich auch auf feuchtem Sandboden an Teichen z. B. unweit
Weissensee bei Berlin.
437
Artemisia Absinthium L., Onopordon Acanthium L., Lappa major Gärtn.,
minor DC. , tomentosa Lmk., Sonchus' oleraceus L., Xanthium stru-
marium L., Asperugo procumbens L., Solanum nigrum L., villosum
Lmk., miniatum ßernh., humile Bernh., Hyoscyamus niger L., Linaria
minor L., Nepeta Cataria L., Galeopsis Tetrahit L. *) bifida v. Boenn.,
pubeseens Bess. **), Marrubium vulgare L. , Leonurus Cardiaca L.
Chacturus Marrubiastrum Rcbb. , Ballota nigra L., Amarantus retro-
flexus L .***), Chenopodium hybridum L., urbicum L., murale L.f),
opulifolium Schrad., ficifolium Sm., Vulvaria L , polyspermum L., Bli-
tum bonus llenricus Meyer, rubrum Reichb.ff), glaucum Koch , Atri-
plex nitens Rebent., rosea L., Polygonum aviculare L., Euphorbia he-
lioscopia L., Peplus L., Mercurialis annuafff), Urtica urens L , Gly-
ceria disians Whlbg.§)
Ackerpflan z en.
Adonis aestivalis L., Ranunculus arvensis L., Nigella arvensis L.,
Delphinium Consolida L., Papaver Argemone L., hybridum L., dubium
L., Rhoeas L., Sinapis arvensis L. , Camelina sativa Crtz. §§), dentata
Pers., Raphanistrum Lampsana Gärtn., Viola tricolor L., var. arvensis
Murr., Arenaria serpyllifolia L., Silene noctiflora L., Saponaria Vacca-
ria L., Agrostemma Githago L., Ervum hirsutum L., tetraspermum L.,
Sherardia arvensis L., Valerianella olitoria Mnch.§§§), carinata Loisl.,
*) Findet sich auch ira Thiergarten, welcher aber theilweise durch Kul-
tur so verändert ist, dass er mehr eine Schutt- als eine Waldflora zeigt.
**) Diese Pflanze ist sicher eine Ruderalpflanze, wie ich mich in Karls-
bad überzeugt habe. Man findet sie stets nur wenige Schritte ausserhalb der
Städte und Dörfer , G. versicolor dagegen mitten im Walde. Unsere märki-
schen Standorte sind alle Städte oder Dörfer: auch beim Heidekrug unweit
Müncheberg möchte sie sich nicht allzuweit von menschlichen Wohnungen ent-
fernen. Ueber die Beschaffenheit des Thiergartens bei Berlin, wo sie ebenfalls
vorkommt, habe ich mich soeben ausgesprochen.
***) Soll aus Amerika stammen was mir sehr unwahrscheinlich ist. Er
ist in der Mark stellenweise sehr häufig, noch häufiger aber in Böhmen, wo ich
denselben weit entfernt von grösseren Orlen z. B. in dem Dorfe Krusovice an
der Karlsbad-Prager Strasse gefunden habe. Da seine Samen nicht mit Flug-
vorrichtungen versehn sind, wie die von etwa Erigeron canadensis, so wäre eine
so grosse Verbreitung eines fremden Ankömmlings sehr wunderbar.
•p) Findet sich auch im Thiergarten.
*H*) Diese Pflanze fand ich am Strande der Ostsee , weit von dem Ba-
deorte Misdroy entfernt.
■p*p*p ) Diese Pilanze , von der Dietrich gar keine Standorte angiebt , ist
nach den übrigen Schriftstellern selten. Ich selbst und meine Bekannten haben
sie nie gefunden.
§) Findet sich bekanntlich auch auf Salzwiesen , in der Mark bei Uetz
nördlich von Potsdam (Radicke, v. sp.) hei Selbelang (Dietr.).
§§) Die var. microcarpa Andrz. ist häufiger , doch die Hauptform nicht
so selten als Dietrich angiebt.
§§§) Diese Pflanze sah ich iu Mauerritzen in den Festungswerken von
Magdeburg.
438
Morisonii D. C., Auricula D. C. , Matricaria Chamomilla L., Chrysanthe-
mum segetum L. *) , Cirsium arvense Seop. , Centaurea Cyanus L.,
Arnoseris minima Koch., Convolvulus arvensis L. , Cuscula Epilinum
Weihe., Linaria Elatine Mill. , arvensis Desf. , Veroniea triphyllos L.,
arvensis L. , agrestis L., Anagallis phoenicea Lmk., coerulea Schreb.,
Apera spica venti P. B., Avena fatua L. , strigosa Schreb., Lolium li-
nicola Sonder. , temulentum L. , ßromus secalinus L. , commutatus
Schrad.
Einige von diesen sind bestimmten Kullurpllanzen eigenlhümlich
z. B. Camelina dentata, Cuscuta Epilinum und Lolium linicola dem
Flachs.
Verwilderte Pflanzen,
einheimische und häufig cullivirte Bäume und Sträucher.
Adonis autumnalis L. In Südeuropa einheimische Zierpflanze.
In Gärten hie und da verwildert: Schöneherg hei Berlin, Bl. Pots-
dam, Rüdersdorf, Freienwalde, Treuenbrielzen, Rnh.
Helleborus viridis L. In den mitteldeutschen Gebirgen stel-
lenweise häufig : bei uns wie der folgende in Bauergärten als Arznei-
pflanze cultivirt und verwildert: Tornow bei Neustadt Eberswalde, Mol-
chow bei Neuruppin. I).
— — foelidus L . Im südlichen Deutschland, bis zum Nie-
derrhein. Verwildert in Weinbergen bei Frankfurt a. 0. ß. bei Tre-
bätsch unweit Beeskow D. (Ruthe führt ihn beim Schwielochsee auf,
wahrscheinlich ist dies derselbe Standort.)
Nigella damascena L. Südeuropa. Häufige Zierpflanze (Braut
in Haaren, Jungfer im Grünen) bei Landsberg a. d. Warthe ver-
wildert. R.
Berberis vulgaris L. In Gebirgswäldern Deutschlands sehr
zerstreut. Häufiger Zierstrauch, seltener verwildert. Weissensee, Jo-
hannisthal bei Berlin, Baumgartenbrück bei Potsdam D. , Chaussee am
Wannsee (zwischen Berlin und Potsdam) , Schenkendorf bei Mitten-
walde, S. Der verstorbene Prof. Link äusserte gegen Hrn. Dr. Bolle,
dass dieser Strauch bei Rüdersdorf wild vorkomme, was ich aber
bei keinem Floristen angeführt finde.
Papaver somniferum L. Orient. Wird bei uns in Gärten als
Zierpflanze, seltner der Samen wegen auf Aeckern cultivirt. Verwil-
dert nicht selten z. B. innerhalb der Stadtmauer von Berlin zwischen
*) Diese Pflanze, welche in vielen Gegenden eine Landplage ist, findet
sich in der Mark nicht sehr häufig, nur im nördlichen Theile: Havelberg v. sp.,
Perleberg, Buppin, Neustadt Eberswalde D. , Prenzlau Rnh. In der Nähe von
Berlin gewiss nur verschleppt , von Willdenow beim Grunewald gefunden , von
meinem Vater , Dr. Ascherson 1829 dicht vor Charlottenburg , von Kunth bei
Pichelsberg, von Bouche bei Mariendorf und zwischen Schöneberg und Steg-
litz (Hb.).
439
dem Potsdamer und Brandenburger Tliore! bei Woltersdorf, bei Lands-
berg a. d. Warthe. R.
Hesperts malronalis L. Gebirgswälder in Siiddeutscbland, an-
geblich auch in Böhmen. Sehr gemeine Zierpflanze, in vielen Gegen-
den Deutschlands verwildert; bei uns nur sparsam: Thiergarten, bei
Charlottenburg hinter dem Witzlebenschen Garten. Bl.
Fumaria parviflora Link. Süddeulschland, Rheingegend. Diese
höchst unansehnliche Pflanze findet sich bei Schöneberg (Rnh.) und
Frankfurt (B. v. sp.) verwildert, wahrscheinlich als Flüchtling aus
botanischen Gärten.
Sisymbrium Irio L. Diese seltene, wegen der Structur, wel-
che Dr. Caspary an ihren Samen entdeckte, höchst interessante Pflanze
findet sich bei Berlin an 3 Stellen in ziemlicher Menge, nämlich an
der R. Bibliothek, am Exercicrplalze (Stud. Hackel) und an der Mauer
des Königl. bot. Gartens bei Schöneberg. Sie ist wenigstens an dem
ersten Orte schon seit vielen Jahren vorhanden, denn schon 1844
Iheilte der verstorbene Apotheker Lucae Herrn Inlendanturrath Wink-
ler mit, dass er sie dort schon lange Zeit beobachtet habe. Die Art
und Weise ihrer Herkunft ' ist noch sehr räthselhaft, namentlich da
sie noch in andern Theilen Deutschlands, Belgiens etc. auf ganz ähn-
liche Weise vorkömmt. z.B. im Hannoverschen, bei Suhl in Thürin-
gen. Wirklich wild scheint sie nur in Südeuropa, Frankreich und
auch im Gebiete der deutschen Flora in Üestreich und Canton Wal-
lis zu sein , wo sie Dr. Bolle iin Dorfe Fischbach (Visp) sammelte.
Sehr interessant ist es, dass sie 1786 in Lüders nomenelalor stir-
pium marchiae Brandenburgicae als wild aufgeführt wird.
Erysimum strictum Fl. W. In den Thälern der grossen deut-
schen Ströme, auch im märkischen Oderlhale bei Frankfurt v. Sp-
und im Elbthal bei Magdeburg! wild. In der Berliner Flora möchte
sie wohl schwerlich wild sein : sie findet sich in Menge in einem Gar-
ten am Kreuzberge ! spärlich beim zoologischen Garten BI. und an
Zäunen beim Wedding Körnicke v. sp. Da diese Standorte denen
der Frankfurter und Magdeburger Pflanze wenig entsprechen , und
diese Species auch anderwärts als Gartenunkraut vorkömmt, so möchte
sie wohl bei Berlin als eingeschleppt anzunehmen sein.
Brassica oleracea L. An Felsenküsten des westlichen und
südlichen Europas wild, in Deutschland nur auf Helgoland (Bl.) beo-
bachtet. Diese allgemein bekannte Culturpflanze hat wenig Neigung
zum Verwildern , doch haben sie Willdenow und Hr. Reinhard ver-
wildert gefunden.
— Rapa L. Häufig sowohl wegen der Samen (Rübsen) als der
Wurzeln (weisse Rübe) gebaut. Findet sich auf Schutt und unter
der Saat ungemein häufig verwildert. Soll in Südeuropa wild sein.
— Napus L. Auch der Raps wird in den fruchtbareren Gegenden
der Mark z. B. im Oderbruch in grosser Menge cultivirt und findet
sich, doch nicht so häufig als die vorige Pflanze, verwildert.
440
Brassica nigra Koch . An den grossen Strömen Deutschlands :
in der Mark nur gebaut und verwildert, z. B. Kunersdorf S. , Metz-
dorf, Hb., An der Chaussee zwischen Freienwalde und Neustadt
Eberswalde Rnh., also besonders im Odergebiete.
Erucastrum Pollichii Sch. 8c Spenn. Rheingegend : ist seit
Anfang dieses Jahrhunderts hie und da in Deutschland aufgetreten
und hat sich bleibend angesiedelt: z. B. bei Halle, bei Posen. Im
Lustgarten in Berlin, seil 1844 von Hrn. Winkler beobachtet, hinter
der Universität Wr. , am Exercierplatze, Stud. Hackel. Bei Frankfurt
hat es Hi\ Buek ebenfalls schon seit Jahren beobachtet, doch wandert
es dort von einer Stelle zur andern.
Diplotaxis tenuifolia D. C. Von dieser Pflanze gilt dasselbe
wie von der vorigen : bis jetzt ist sie nur bei Frankfurt a. 0. (B. v.
sp.) beobachtet worden.
Cochlearia Armoracia L. Diese in Osteuropa einheimische
Pflanze möchte wohl schwerlich irgendwo in Deutschland wild Vor-
kommen. Bei uns selten cultivirt: in Menge verwildert bei Freien-
walde und Nieder. Finow D. Rlh. Rnh. Landsberg R. Frankfurt Wr.
v. sp. Prenzlau D. Schermeisel Rnh. Oranienburg Rnh. Bei Berlin
selten : Stralau, W. ms. Schöneberg, in ßauergärten an Teichrändern
Bl. Merkwürdigerweise ist, wie mir Dr. Caspary versicherte, die
Frucht dieser bekannten Culturpflanze noch nie beobachtet worden:
dieser Umstand macht ihre Heimalhsbereehtigung in Westeuropa sehr
zweifelhaft, obwohl er allein kein hinreichender Beweis wäre. Von
Eisholz als nicht wild angeführt.
Iberis amara L. Süddeutschland , am Rhein. Zierpflanze,
hie und da verwildert. Bei Berlin : Schöneberg, Charloltenburg, Rix-
dorf, Britz. Rnh.
Lepidium sativum L. Orient? In Gemüsegärten hie und da
verwildert , auch an Zäunen , doch stets in geringer Menge : Charlot-
tenburg. Bl. Tempelhof, Rnh. Landsberg R. Schon von Willdenow
erwähnt.
Raphanus sativus L. Asien. Als Gemüse häufig cultivirt,
(Rettig und Radieschen) und verwildert z. B. in Berlin auf dem Köp-
nickerfelde!
Viola odorata L. In der Mark an schattigen Abhängen, an
Zäunen nicht häufig wild: hei Berlin im duslern Keller! (schon von
W, ms. erwähnt). Brieselang D. , Frankfurt B. v. sp. An Zäunen
des Alaunwerks bei Freienwalde , im Hammerlhal daselbst Rnh. bei
Buckow ! Bei Schermeisel Rnh. , Landsberg R. , Burgwall bei Wild-
berg unweit Neustadl an der Dosse Stud. Hartmann. Ob sie in den
grossen Parks wie bei Nieder-Schönhausen ! Friedrichsfelde! im Thier-
garten! Birkenwäldchen Wr. , im Oranienburger Schlossgarlen Rnh.
wild ist, steht sehr dahin. Man findet sie sehr häufig in und an
Gärten verwildert: z. B. in sehr vielen schönen Varietäten, im herr-
schaftlichen Garten zu Klessin bei Frankfurt a. 0. ! Eisholz erwähnt
sie als wild.
441
Reseda lutea L. In Mitteldeutschland, z. B. unweit Magdeburg !
unmittelbar an der Grenze des Gebiets. Als Gartenunkraut bei Ra-
thenow ( Stud. Paalzow) hinter dem botanischen Garten bei Ber-
lin Rnh.
— — alba L. Zierpflanze aus Südeuropa. Verwildert
bei Berlin hinter dem botanischen Garten Rnh. innerhalb des Potsda-
mer Thors an der Communication BI.
Dianlhus barbalus L. Häufige, in Südeuropa einheimische
Zierpflanze. Im Thiergarten W. ms. Auch ich fand dort vor meh-
reren Jahren 1 Exemplar. Auf dem Kirchhof zu Schermeisel. Rnh.
Saponaria ofßcinalis L . Findet sich am häufigsten an kiesi-
gen Ufern grösserer Flüsse z. B. der Eger bei Karlsbad ! der Elbe
bei Leitmeritz ! In der Mark sicher wild , bei Treuenbrietzen Wr.
und am Marienberge bei Brandenburg Bl. Sehr häufig als Zierpflanze
cultivirt und verwildert z. B. Tempelhof! Neustadt Eberswalde! Schö-
neberg! Pankow W. ms., Oranienburg, Freienwalde, Schermeisel Rnh.,
Landsberg R. stets an Gartenzäunen. Ob sie an den übrigen von
Diettich angeführten zahlreichen Standorten wild ist, bleibt noch zu
ermitteln. Eisholz bezeichnet sie als nicht wild.
Silene Armeria L. Süddeutsche Gebirge, Rheinthal. Häufige
Zierpflanze, in einzelnen Exemplaren nicht selten verwildert : bei Ber-
lin : Moabit ! Cöpnick ! Vor dem Hall. Thor Reinh.
— — gallica L. In verschiedenen Gegenden Deutschlands
nicht selten : in der Mark nur als Gartenunkraut bei Freienwalde Rnh.
und bei Frankfurt a. 0. mit Getreide oft in grosser Anzahl eingeschleppt,
doch nie beständig: bei Lichtenberg, den Nuhnen B. bei Aurith, Dr.
Philippi (Hb.).
— — - procumbens Murr. Sibirien. Bei der königl. Landes-
baumschule unweit Potsdam in Menge verwildert , muthmasslich mit
Cralaegus-Sträuchern eingeführt, Stud. Filly.
Lychnis diurna Siblh. In den meisten Theilen Deutschlands
häufig, in der Mark seilen: Perleberg, Frankfurt, Fehrbellin, Priesen
D. Im Thiergarten bei Berlin als Zierpflanze cultivirt und mehrere
Jahre hindurch an einer Stelle verwildert gefunden Bl. Ich fand da-
selbst vor mehreren Jahren, sowie 1853 stud. Sickenberger ein ver-
einzeltes Exemplar. Auch Bouchc fand diese Pflanze vor dem Ilalli-
schen Thore (Hb.) ohne Zweifel nur verwildert.
Linum usitalissimum L. Südeuropa. Cultivirt, bei Berlin nicht
häufig. Verwildert z. B. bei Reinickendorf! Landsberg. R.
Malva crispa L. Orient. Als Arzneipflanze cultivirt. Verwil-
dert bei Berlin in Gärten an der Tempelhofer Strasse BI. Bei Freien-
walde auf dem Ruinen- und Weinberge Rnh., schon von Rth. er-
wähnt, Im Dorfe Reetz bei Wrietzen, Br.
— — mauritiana L. Südeuropa. Als Zierpflanze in Bauern-
gärten häufig. Als verwildert schon von W. erwähnt: Wilmersdorf,
S. Ruhleben bei Spandau Br,, Tempelhof, Rüdersdorf, Freienwalde,
Oranienburg Rnh.
30
442
Tilia grandifolia Ehrh. und parvifolia Ehrh. nebst der Ab-
art intermedia (T. vulgaris HayneJ. Finden sich überall an Stras-
sen etc. angepflanzt, nach der Angabe sämmtlicher Floristen auch in
Wäldern, was ich freilich nicht speciell nachweisen kann. Doch sind
sie höchst wahrscheinlich einheimisch.
Acer campeslre L . und Pseudoplalanus L. sind schon von
Eisholz als wild angeführt und kommen nach W. R. S. und D. in
Wäldern vor. Ich habe nur den letzteren im Brieselang gefunden :
er findet sich auch imZahrt bei Treuenbrietzen. Wr. v. sp. Beide sind
häufig in Alleen etc. gepflanzt, noch häufiger A. platanoides L. wel-
cher in der Provinz Posen wild ist, bei uns aber soviel mir bekannt
noch nicht einheimisch gefunden ist.
Aesculus Hippocastanum L. Schon seit Eisholz in Parks, Al-
leen und Strassen häufig gepflanzt, nach Rth. und R. auch in Wäl-
dern. Im Thiergarten hie und da sich aussäend.
Geranium macrorrhizum L . In den Alpen wild. Bei uns
seltnere Zierpflanze, im Schlossgarten zu Oranienburg verwildert, Rnh.
— — pyrenaicum L. Mitteldeutsche Gebirge. Bei uns wohl
nur als Gartenunkraut : im Schlossgarten zu Charlottenburg, stets
weissblühtig, Bl. Rnh., an der Kirche daselbst! im Thiergarten beim Hofjä-
ger, Bl. in Weinbergen bei Frankfurt, wo es Hr. Buek für wild hält.
— — siMricum\ L. Nach Link in China wild. Seltenere Zier-
pflanze, verwildert bei Bruchsal in Baden (Prof. Braun), bei Reichen-
bach in Schlesien (Buek, v. sp.), auch in der Mark unweit Wrietzen, B.
Impatiens parviflora D. C. Stammt aus der Mongolei, in vie-
len Gegenden Deutschlands schon häufiges Gartenunkraut. Z. B. bei
Genf, Heidelberg Bl., bei Blankenburg am Harz (Dr. Garcke). Ver-
wildert bei Berlin in Gärten , besonders in der Nähe des K. botani-
schen Gartens ! in Rixdorf fand sie Stud. Sickenberger. Im Univer-
sitätsgarlen ! Frankfurt, B.
Oxalis stricta L. Stammt nach der allgemeinen Ansicht aus
Nordamerika, findet sich bei uns nur als Gartenunkraut, in Parks z. B.
Thiergarten ! Frz. Buchholz ! Landsberg R. Aus dem Park zu Frz.
Buchholz hat sie sich, doch nur in sehr geringer Ausdehnung, auf an-
stossende Aecker verbreitet.
Rula graveolens L. In Süddeutschland an Felsen wild, in
Mitteldeutschland an Burgruinen, in Weinbergen eingebürgert z. B. am
Badenstein in Hessen v.sp., Freiburg an der Unstrut, Jenav. sp. Bei uns
nur als Zierpflanze und an Gartenzäunen verwildert : Tempelhof, Char-
lotlenburg, Freienwalde, Rnh.
Evonymus europaeus L. An Gräben, auf Wiesen nicht selten
wild, wird auch nicht selten der schönen Früchte wegen angepflanzt.
Rhamnus cathartica L. Häufig wild, seltner angepflanzt.
Rh. Frangula L . Findet sich überall wild und wird soviel
mir bekannt, nicht cultivirt. Wegen seiner Anwendung zur Pulver-
fabrikation ist er auch unter dem Namen Pulverholz bekannt.
443
Cylisus capilatus Jcq . Im südöstlichen Europa, bis Schlesien,
in Bergwäldern. Häufiger Zierstrauch, verwildert hei Rathenow (stud.
Paalzow) Lebus Wr.
Medicago sativa L. Asien? In der Nähe Berlins nicht allzu-
häufig gepflanzt, daher auch die Luzerneunkräuter selten Vorkommen
und einige westlich von der Elbe nicht ungewöhnliche, wie Cuscutina
suaveolens Pfr. und Melilolus parviflora Desf., ganz fehlen. Die Lu-
zerne findet sich übrigens überall verwildert, und bildet mit M. falcata
L. den Bastard M. media Pers, , den ß. bei Frankfurt, ich selbst bei
Rüdersdorf und Freienwalde sammelte.
Melilolus coerulea Lmlt. In den südlichsten Theilen Deutsch-
lands wild. Selten in Dorfgärten : verwildert bei Rixdorf (Stud. v. Cha-
misso), in Gärten bei Schermeisel Rnh.
Galega ofßcinalis L. In Süddeutschland wild ; früher sehr
häufige Zierpflanze und daher hie und da in oder bei Gärten verwil-
dert: bei Berlin: Schöneberg Rnh., Tempelhof, Tegel K., Sans-Souci-
garten Rth., Oranienburg, Neuruppin D. In Koch’s Synopsis bei Frank-
furt a. 0. als wild angegeben, was nach B. jeder Begründung entbehrt.
Sie muss schon vor 200 Jahren bei uns verwildert gewesen sein, da
sie Eisholz als wild bezeichnet.
Glycyrrhiza glabra L. Südeuropa. Kam nach B. bei Frank-
furt als ein kaum auszurottendes Gartenunkraut vor, wo man sie
wahrscheinlich versuchsweise der Wurzel wegen angebaul hatte.
Colutea arhorescens L. Dieser das südlichste Deutschland be-
wohnende, bei uns sehr häufige Zierstrauch findet sich an den Rii-
dersdorfer Kalkbergen in Menge verwildert.
Robinia Pseudacacia L. Sehr häufig zu Alleen und Hecken
angepflanzt, wo sie sich nicht selten selbst aussät. Bei Potsdam fin-
det sie sich sogar nach Stud. Filly in Wäldern völlig verwildert.
Dieser schöne nordamerikanische Baum ist bei uns noch nicht seit 200
Jahren eingeführt, da er von Eisholz nicht erwähnt wird.
Onobrychis saliva Lmk. Auf Kalkbergen im mittleren Deutsch-
land wild: daher bei Rüdersdorf! und Pritzhagen (Hb.) vielleicht
wirklich einheimisch. Sehr häufig angepflanzt und verwildert. Z. B.
bei Schöneberg, an der Potsdamer und Anhalt. Eisenbahn ! bei Lands-
berg R., zwischen Neustadt-Eberswalde und Nieder-Finow, Rnh.
Vicia sativa L. Häufig gebaut und unter der Saat zahlreich :
schwerlich einheimisch wenn sie nicht etwa eine durch Kultur ent-
standene Abart der V. angustifolia Roth, ist, was ich nicht glaube.
Ervum monanthos L . In einigen Gegenden Deutschlands, z.B.
am Rhein häufig. Zuweilen als Futterkraut gebaut z. B. bei Lübeck
(Haecker, Lübeckische Flora), bei Halle (Dr. Garcke). Bei uns nur
mit Getreide eingeschleppt. Beim Wedding unweit Berlin C., Tres-
kow unweit Fehrbellin, Gross-Mantel in der Neumark, D.
Pisum arvense L. Als Unkraut unter P. sativum L. häufig.
Vaterland unbekannt, wie von den gemeinen Erbsen; in Ost* und
Westpreussen , Polen cultivirt man diese Art oder Abart, welche da-
30*
444
her hei uns preussische Erbse genannt wird: auch in Holland wird
sie angebaut und heisst dort Schiller- oder Alte-Weiber-Erbse.
Lathyrus Lens Peterm. Die Linse wird bei uns nicht sehr
häufig cultivirt, findet sich bei Landsberg verwildert R.
Prunus spinosa L. Auf kahlen und bewaldeten Hügeln, doch
nicht häufig, wild : z. R. bei Treuenbrietzen Wr., auf dem Pichelswer-
der! bei Rüdersdorf! Lebus! häufig zu Hecken angepflanzt.
domestica L, Sehr häufig in Obstgärten , bei Freien-
walde verwildert. Rnh.
— — insitilia L. und serolina Roth, werden ebenfalls cul-
tivirt, finden sich nicht verwildert.
— — avium L. Häufig angepflanzt; bei Falkenhagen, Frank-
furt nach D., Landsberg nach R. wild; ob wirklich einheimisch?
— — Cerasus L. Aus Asien stammend , häufig gebaut.
Beide Arten der Kirsche, säen sich häufig selbst aus, z. R. im Thier-
garten.
— — Padus L. In Wäldern einheimisch: Zotzen, Lindholz,
Schorfheide (bei Joachimslhal) Frankfurt , Driesen D. , Landsberg R.,
auch nicht selten angepflanzt und verwildert, z. ß. im Thiergarten bei
Berlin.
Spiraea salicifolia L. Südosteuropa. Sehr häufig in Hecken
gepflanzt und halbwild. Völlig verwildert im Grunewald ! Zwischen
Charlotlenburg und Spandau an der laulen Spree Bl.
Potenlilla recia L. Ob diese Pflanze bei uns wild ist oder
nicht ist äusserst schwierig zu entscheiden. Eisholz führt sie als
wild an. Man zog sie früher in Gärten, was zu ihrer Verminderung
beigetragen hat. Bei Willdenow findet sich die schriftliche Bemer-
kung prope: Moabiterland rara. R. giebt sie bei Landsberg an. Bl.
fand im Charlottenburger Schlossgarten ein Exemplar, Ilr. Rach hinter
dem botanischen Garten mehrere vereinzelte Pflanzen. Da die übri-
gen Schriftsteller sie nicht erwähnen, so ist es am wahrscheinlichsten,
dass sie verwildert vorkommt : doch findet man auch mitten in Wäl-
dern oft nur ein Exemplar derselben , was ich bei Karlsbad beob-
achtete.
Rosa lutea Mül . Vaterland unbekannt. Häufige Zierpflanze,
in den Hecken am Alaunwerk bei Freienwalde verwildert. Rnh.
— — cinnamomea L. Wild an Hügeln, auch in der Mark
an den Wrietzener Bergen Br. und beim Unterkruge unweit Frank-
furt B. Zu Hecken nicht selten angepflanzt : verwildert bei Berlin
zwischen dem Gesundbrunnen und Schönhausen Bl.
Crataegus monogyna Jcq . in der Mark hie und da wild : z. B.
Picheiswerder! bei Potsdam unweit Netlitz BL, Tegel Rnh., Lindholz
C., Freienwalde Rnh. Auch nicht selten zu Hecken gepflanzt.
C. Oxyacantha L . ist viel seltner und seine Standorte noch ge-
nauer auszumitteln.
Mespilus germanica L. In Gebirgswäldern Deutschlands: bei
uns selten gepflanzt und verwildert: Schönw'alde bei Spandau W.
445
Tzschelzschnow bei Frankfurt Rth., Alaunwerk und llarnnierthal bei
Freienwalde Rnh., Landsberg, R.
Cotoneaster vulgaris Lindl. In gebirgigen Gegenden Mittel-
deutschlands, In Schonungen hei Wilhelminenhof unweit Köpnick
vor mehr als 20 Jahren angepllanzt (Hb.) von llrn. Rach noch vor
Kurzem dort gefunden.
Pyrus communis L. Die Birnbäume werden hei uns in vie-
len Varietäten gezogen : auf Feldern findet man hie und da sehr alte
Stämme, welche nur kleine ungeniessbare Früchte (Knödelhirnen) tra-
gen: z. R. bei Hekelberg vor Neusladt-Eberswalde BI. Zwischen Zie-
lenzig und Schermeisel Rnh. Diese möchten wohl wirklich wild als
Ueberresle ehemaliger Wälder vorhanden sein. Selten findet man
ihn noch in Waldungen: Frankfurt D., Lindholz C. Von Eisholz als
wild aufgeführt: zu seiner Zeit mochten die Holzbirnen auch wohl
noch häufiger sein als jetzt.
Pyrus Malus L. Ebenfalls sehr häufig cultivirt : wild nach D.
bei Frankfurt, Ruch, im Zotzen bei Friesack, im Lindholz bei Nauen.
< Sorbus Aucuparia L. ln Wäldern hie und da, häufiger an-
gepllanzt.
— — torminalis Crlz. Nach von Burgsdorf bei Schlechten-
dal im Falkenhagener Forste: seitdem nie wieder gefunden. Da diese
Dllanze zuweilen in ganz vereinzelten Stämmen vorkommt , so mag
sie wohl ausgerottet sein. Angepflanzt z, B. im Thiergarten, Rnh.
Oenothera biennis L. Stammt bekanntlich aus Nordamerika,
und ist seit dem 17. Jahrhundert in Europa eingeführt. Ihre Ver-
breitung in Deutschland ist jedoch keineswegs allgemein : bei Karls-
bad z. B. fand ich sie nur als Zierpflanze in Gärten. in der Mark
ist sie fast überall sehr verbreitet, so dass man durchaus nicht an
ihre fremde Abstammung erinnert wird. Von Eisholz noch nicht er-
wähnt. Nach Rebenlisch schiene es, als ob sie bei Landsberg nur
als Gartenflüchtling vorkäme: man kultivirt sie zuweilen als Wurzel-
gemüse (Rhapontika wurzel).
Portulaca oleracea L. Südeuropa. Bekannte Gemüsepflanze:
in Gärten häufig verwildert , seilen ausserhalb derselben : z. B. am
Wege nach der Fasanerie (Hb.). Bei Frankfurt häufig. B.
Claytonia perfoliata Don. Nordamerika. Kommt schon hie
und da als Gartenunkraut in Deutschland vor : bei Berlin ausser im
botanischen Garten! im Bellevue-Garten (Slud. Arndt.)
Sicyos angulata L. Häufige Zierpflanze aus Nordamerika. In
Gärten hie und da verwildert: z. B. bei Frankfurt ß.
Sedum hispanicum L. In den deutschen Alpen einheimisch.
Von llrn. Rach vor mehreren Jahren auf Aeckern bei Tempelhof ge-
funden : wahrscheinlich irgendwo als Zierpflanze cultivirt.
— — album L. In mitteldeutschen Gebirgen einheimisch : auf
Lehm . Mauern zuweilen angepflanzt z. B. bei Lübeck ( Haecker ).
Nach W. wurde es als Gemüse gebaut (Tripmadam): zu letzterem
Zwecke cultivirt man, soviel ich weiss nur S. reflexum L. Ob diese
446
Pflanze an den drei von Rtli. nach D.’s Berliner Flora zweifelnd ange-
führten Standorten: Pichelsdorf, Schloss Grunewahl mul Rüdersdorf,
vorgekommen ist, ist zweifelhaft: doch möchte sie vielleicht in an-
dern Gegenden des Gebiets anzutreffen sein.
Sempervivum soboliferum Sims. An Felsen der Alpen und
schlesischen Gebirge wild. Angepllanzt auf Mauern in Drossen bei
Frankfurt a. 0. (Stud. Baeyer v. sp.) und von dort aus verwildert.
S. tectorum L , ist häufig auf Dächern gepllanzt, doch nirgends
verwildert.
Ribes Grossularia L. und alpinum L. scheinen bei uns nicht
einheimisch , sind aber häufig verwildert. Ribes rubrum L. und ni-
grum L. sind häufig cullivirt , und namentlich das letztere nicht sel-
ten wild.
Apium graveolens L. Am Meeresufer und an Salzquellen wild :
in der Mark bei Salzbrunn unweit Beelitz : Wr. Rnh. Häufig auf
Gemüseäckern (Sellerie) cultivirt, wo sie wenig Neigung zum Verwil-
dern zeigt. Von R. an Quellen bei Landsberg angegeben und viel-
leicht wirklich wild, da sie Dr. Bolle auf den canarisehen Inseln an
Quellen fand, die durchaus keinen Salzgehalt besassen.
Foeniculum officinale Hoffm. Südeuropa : selten cultivirt.
Nach Rth. verwildert.
Levisticum officinale Koch . Die Liebstöckelwurzel, in Südeu-
ropa einheimisch, wird hie und da in Dorfgärten gezogen. Verwil-
dert: Oranienburg, Neu-Ruppin, Predöhl und Pritzwalk in der Pring-
nitz D,
Anethum graveolens L. In Gärten sehr häufig gebaut, stammt
aus Südeuropa: in Gärten sehr oft verwildert, seltner auf Aeckern;
bei Berlin vor dem Haifischen Thor ! Wilmersdorf, 11b.
Anthriscus Cerefolium Hoffm. Auch der Kerbel ist aus Süd-
europa eingeführt. Sehr häufig verwildert: z. B. am Kreuzberge bei
Berlin ! Landsberg R.
Coriandrum sativum L. Südeuropa. Früher wahrscheinlich
mehr als jetzt cultivirt, von W. und R. (Landsberg) als verwildert
angegeben.
Hedera Helix L . In Laubwäldern der Mark z. B. Brieselang !
Freienwalde, Schermeisel Rnh., meist nur am Boden kriechend, selt-
ner sich an Bäume rankend und blühend: so Lindholz Rth., Zolzen,
Oranienburg D. Ueberall angepllanzt und zuweilen verwildernd z. B.
im Park bei Friedrichsfelde!
Cornus mascula L . Wird zwar von allen Floristen erwähnt,
ist aber gewiss überall angepllanzt und soviel ich weiss, sogar nir-
gends verwildert.
— — sanguinea L . Nicht selten wild, auch, doch seltner, an-
gepllanzt.
— — alba L. Aus Nordamerika stammender, sehr häufiger
Zierstrauch. Verwildert in einem Eisbruch zwischen Steglitz und
Lankwitz Hb., bei Stralau und Charloltenburg Rnh.
447
Viburnum Opulus L. Sehr häufig wild. Die sterile Form ein
gemeiner Zierstrauch, der natürlich nirgends verwildert ist.
— — Lanlana L. In der Mark nur als nicht häutiger Zier-
strauch, bei Wildberg unweit Neustadt a. D. verwildert. Stud. Hartmann.
Scimbucm Ebulus L. In der Mark ziemlich selten wild , ob-
wohl schon von Eisholz erwähnt. Findet sich bei Oranienburg, Neu-
ruppin, Frankfurt D. , Reetz bei VVrietzen Br., Arnswalde D. Wird
von W. im Thiergarten angegeben, wo er später nicht gefunden
wurde. Findet sich hie und da in Gärten verwildert z. B. in Berlin
im Logengarten !
— • — nigra L. In Wäldern hie und da z. B. bei Schönwalde
hinter Spandau! häufiger an Dörfern und Wegen angepllanzt.
Lonicera Periclymenum L. Wild nicht selten : Jungfernheide
bei Berlin ! Thiergarten ! Brieselang D., Linüholz Rnh., Oranienburg,
Neuruppin, Perleberg D, Angepllanzt und verwildert bei Lands-
berg R.
Caprifolium L. In Süddeutschland wild, bei uns nicht
seltener Zierstrauch. Verwildert nach R. bei Landsberg.
— — Xylosteum L. Wild bei Oranienburg D., Lindholz Rnh.,
Perleberg, Neustadt-Eberswalde D. , Schermeisel Rnh. Wohl nirgends
angepllanzt,
Lonicera tartarica L , Sehr häufiger Zierstrauch aus Sibirien,
findet sich nicht verwildert.
Rubia linctorum L. Der Krapp stammt aus dem Orient und
wird nicht häufig bei uns cultivirt. Nur nach Rth. verwildert.
Dipsacus fullonum L. Südeuropa. Bei uns seltner gebaut:
verwildert bei Treuenbrietzen Rnh.
Petasiles ofßcinalis Much. In der Mark auf Wiesen hie und
da: bei Berlin selten, nur bei Giesendorf! In Bauergärten cultivirt
und daraus verwildert bei Mahlsdorf, nach Dietrich. In Parks wird
er häufig der grossen Blätter wegen gepllanzt und erhält sich ohne
Cultur: bei Berlin im Thiergarten! bei Friedrichsfelde! bei Schönhau-
sen ! Horst im Kreise Ostpriegnilz (Stud. Paalzow, v. sp.).
Von den Arten der schwierigen Gattung Aster finden sich meh-
rere bei uns verwildert, welche ausser A. chinensis L. sämmtlich aus
Nordamerika stammen. Leider befinden sich unter diesen mehrere
zweifelhafte Arten, so dass über den wahren Sachverhalt noch weitere
Untersuchungen angestellt werden müssen. Vorläufig sind folgende Ar-
ten anzunehmen :
A. salignus Willd. An verschiedenen deutschen Flüssen ein-
gebürgert, z. B. an beiden Ufern der Elbe : bei Magdeburg, Hartmann,
bei Tangermünde, Hämerten, Sandau D. Bei Berlin an Gräben im
Thiergarten findet sich einePllanze, welche zwischen A. salignus Willd.
und abbreviatus Nees steht, aber nach Prof. Braun zu ersterer ge-
hört. Sie ist dort wohl angepflanzt, aber schon lange ohne Cultur
ausdauernd. Die folgenden Arten sind indessen völlig verwildert, ohne
Spuren früherer Cultur,
448
Aster Lamarckianus Nees. Im Jahre 1847 von Dr. Bolle an
der Spree in Weidengebüschen bei Bellevue entdeckt , und von Hrn.
C. H. Schultz bip. für eine neue Art erklärt, welche er A. Bollei nannte.
Die obige Bestimmung rührt von Ilrn. Prof. Nees selbst her. Ich
sammelte diese Staude an demselben Orte im Sept. 1853.
— — luxurians Nees. Ebenfalls an der Spree bei Bellevue
von Hrn. Koernicke gesammelt.
— — leucanthemus Desf. Findet sich auch in andern Ge-
genden Deutschlands eingebürgert. Von Kunth an der Spree bei Moa-
bit angegeben , wo ich sie nicht fand ; dagegen in Menge im Thier-
garten am Landwehrgraben , wo ich sie seit 3 Jahren kenne. Da
diese Stelle ziemlich wenig verändert ist, so kann sie schon lange
Zeit dort Vorkommen.
— — chinensis L. Häufige Zierpflanze im östlichen Asien
einheimisch. Wurde auf dem Felde unweit Schmargendorf vereinzelt,
wie bei uns, gefunden. Bl.
Stenactis annua Nees. Aus Nordamerika eingewandert, in
Deutschland stellenweise häufig. Bei uns selten. Nach Ruthe am
Schafgraben bei Berlin, wo ich sie niemals gefunden habe; im
Schlossgarten zu Oranienburg Rnh., Fehrbellin, Kirchfelde, Rheinsberg,
Hohenfinow (bei Neustadt-Eberswalde), Frankfurt. D.
Erigeron canadensis L. Bekanntlich erst im 17. Jahrhundert
aus Nordamerika eingewandert; in der Mark überall gemein: von
Eisholz nicht erwähnt.
Solidago serotina Ait. Wie mehrere verwandte Arten, (cana-
densis L. , procera Ait.) häufige Zierpflanze aus Nord- Amerika. In
Menge verwildert bei Berlin an der Moabiter Brücke !
Inula Helenium L. Wild in Westphalen, Holstein, Mecklen-
burg, Pommern und Schlesien; häufig als Arzneipflanze gebaut und
verwildert. Auf dem Kirchhofe zu Tegel W. ms. und bei Landsberg
R. gewiss nur verwildert: bei Predöhl in der Priegnitz, Driesen und
Arnswalde D. ob wirklich wild?
Galinsogea parviflora Cav. Die bekannteste aller bei uns ein-
gewanderten Pflanzen, hat sich erst seit Anfang dieses Jahrhunderts
verbreitet. Diese Bewohnerin Feru’s hat sich , wie deutlich zu ver-
folgen, vom botanischen Garten bei Schöneberg aus, strahlenförmig
ausgedehnt: in der Nähe desselben ist sie ein ungemein schädliches
Unkraut, welches mächtig alle Culturpflanzen überwuchert. Auf eini-
gen Kartoffeläckern sieht man Anfang August ausser einigen Stengeln
von Amarantus retroflexus L. nichts als die dichtgedrängten Blühten-
köpfchen der Peruanerin. Die Verbreitung reicht bis nach dem Wirlhs-
haus im Grunewald westlich (Caspary) nördlich bis zur Tichyschen
Badeanstalt (Rach.). Sie ist durchaus noch nicht durch die ganze Mark
geschehn , wie Dietrich angiebt. Nordöstlich von Berlin findet man
sie nahe der Stadt gar nicht: erst bei Pankowr C. und bei Franz.
Buchholz! in der Nähe des Gartens. Ausserdem kenne ich an mär-
kischen Standorten: Freienwalde! Frankfurt B. v. sp., Oranienburg
449
Rnh. bei Genthin sammelte sie mein Vater im Jahre 1826. Die Be-
trachtung mehrerer einheimischen und auswärtigen Standorte macht
es mir wahrscheinlich, dass ihre weitere Verbreitung nicht durch
contin uirliche Wanderung, sondern verschleppte Gartenerde geschieht.
Calliopsis tincloria Rb. Häufige Zierpflanze aus Nordamerika.
Verwildert beim Wirthshaus im Grunewald !
Madia saliva Molina. Chile. Als Oelpflanze hie und da ge-
baut, doch in der Mark, soviel ich weiss , nicht in grösseren Mass-
slabe. Findet sich in Menge im Dorfe Geltow in der Nähe der K.
Landesbaumschule bei Potsdam. (Stud. Filly.)
Tanacelum Balsamita L. Zierpflanze aus Südeuropa. Ver-
wildert in Gärten bei Charlottenburg, Potsdam, Schermeisel. Ruh.
Matricaria discoidea D. C. Diese aus dem östlichen Asien
stammende Pflanze findet sich schon in verschiedenen Gegenden Eu-
ropa’s. So bei St. Petersburg, Upsala: ohne Zweifel überall aus bo-
tanischen Gärten verwildert. In Deutschland zuerst 1852 von Prof.
Braun im Dorfe Schöneberg bei Berlin aufgefunden , wo sie in unge-
heurer Menge zu finden ist und sich ohne Zweifel weiter verbreiten
wird. Leider ist der Zeitpunkt ihrer Ankunft nicht sicher festzustel-
len : doch kann sie noch nicht 10 Jahre daselbst sein. Vgl. den
lehrreichen Aufsatz von Prof. Braun in der Berl. bol. Zeitung 1852.
Ausserdem findet sie sich bei Frankfurt a. 0. B. und bei Prag.
Chrysanthemum Parlhenium L. Südeuropa , früher oflicinell
und häufig cultivirt. In einigen Gärten Berlins ein unvertilgbares Un-
kraut. Auch in Dörfern: Tegel I)., Malchow! Spandau, Oranienburg,
Rhinluch, Neuruppin, Frankfurt D., Landsberg R , Arnswalde D.
Doronicum Pardalianches L. In Gebirgswäldern Süddeulsch-
lands, bis zum Moselgebirge. 1 1 le und da angepflanzt, (seltner als
D. orientale Willd.) und verwildert. So bei Hamburg, Sondershau-
sen (Tli. lrmisch, brieflich), bei uns im Thiergarten bei Bellevue ! von
Dr, Bolle seit 1845 dort beobachtet, im Charlottenburger Schlossgar-
ten, bei Bukow im Elysium oder der sogenannten märkischen Schweiz!
Calendula arvensis L. Südeuropa. In Deutschland hie und
da in Menge eingebürgert, z B, bei Koblenz, Halle: in der Mark äus-
serst seilen: von Willdenow schon angeführt, docli ohne Standort:
bis jetzt hat sich nur einer ermitteln lassen, bei Neustadt-Eberswalde
am Pfingstberge D.
officinalis L. Die Ringel- oder Todtenblume, ebenfalls
aus Südeuropa eingeführt, ist eine gemeine Zierpflanze. Verwildert
bei Landsberg, R.
Echinops sphaerocephalus L. Angeblich in ganz Deutschland,
was ich sehr bezweifeln möchte. Man findet diese schöne Pflanze
gewöhnlich nur an alten Burgruinen, wo sie wie Hyssopus officinalis,
Buta graveolens, Gnaphalium margarilaceum als Rest mittelalterlicher
Cultur erscheint. Aeclite Standorte kenne ich nur wenige z. ß. am
Berge Radobil bei Leitmeritz in Böhmen. Nach D. findet sie sich zu
Tempelhof am Kirchhofe seit etwa 1820 verwildert: Rnh. und Dr.
450
Bolle fanden sie vor wenigen Jahren dort, und sie mag wohl auch
noch vorhanden sein. Die Standorte in der Elbgegend, welche D.
angiebt, sind noch näher aufzusuchen, ln Magdeburg findet sie sich
auf den Wällen am Ulrichsthor, jedenfalls angepflanzt.
Silybum marianum Gaertn. Zierpflanze aus Südeuropa, hie
und da in Menge verwildert. Bei Berlin an der Lielzowerwegstrasse !
Schöneberg, Tempelhof D., Jungfernheide W., VVoltersdorfer Schleuse
D. , Potsdam, Wittbrietzen bei Beelitz Ruh., Fehrbellin, Hackenberg,
Neuruppin, Zerpenschleuse, Prenzlau, Frankfurt D. , Landsberg R.,
Schermeisel Rnh., Driesen D.
Centaurea solstilialis L. Südeuropa. In Deutschland ziemlich
allgemein mit der Luzerne verbreitet, aber selten beständig: oft nur
einzelne Exemplare. In der Mark aus dem schon oben erwähnten
Grunde nur selten beobachtet: bei Berlin: Tempelhof, mehrere Jahre
zahlreich, jetzt verschwunden: Wr., v. sp. Rnh., bei Weissensee 1853
von Stud. Sickenberger gefunden {und mir lebend mitgetheilt, bald
darauf schon ausgerottet. Beelitz Rnh., Prenzlau, Frankfurt D.
Thrincia hirta Roth. In der Mark wild nicht sehr verbreitet.
Hasenheide bei Berlin W. , Friedrichsfelde W. ms., an beiden Orten
später nicht gefunden, Wannsee Rlh., Selbelang sehr häufig! D. führt
noch mehrere Standorte an, an welchen allen wohl die Pflanze wild
ist. Findet sich mit Rasen hie und da in Gärten eingeführt : im Sans-
Souci-Garten Radicke v. sp., bei Berlin im Lustgarten! von Anderson
1852 bemerkt, aber gewiss schon seit 1841, wo dieser Platz neu
bepflanzt wurde, vorhanden: am Schifffahrtscanal vor dem Haifischen
und Anhaitischen Thore !
Helminlhia echioicles Gaertn. Ein Unkraut der Luzerne, aus
Südeuropa eingeschleppt, fand sich bis jetzt nur an der Grenze des
Gebiets bei Rothensee unweit Magdeburg.
Tragopogon porrifolius L. Gemüsepflanze aus Südeuropa, bei
Frankfurt von Rlh. verwildert gefunden : jetzt kommt sie nicht mehr
vor. ß.
Podospermum lacinialum D. C. Auf sonnigen Hügeln in Mit-
teldeutschland nicht selten, bis an die Grenze des Gebiets, z. B. bei
Langenweddingen unweit Magdeburg ! Bei Spandau von Dr. Philippi
gesammelt K. Da sie dort weder früher noch später jemals gefunden
worden ist , ist .sie wahrscheinlich durch irgend einen Zufall einge-
schleppt.
Lactuca saliva L. Vaterland unbekannt. Häufig gebaute Ge-
müsepflanze, welche nur selten verwildert. Am Schifffahrtscanal bei
Berlin ! bei Landsberg R.
— — virosa L. Süddeutschland. Zuweilen als Arzneipflanze
gebaut und verwildert : an der Panke beim Gesundbrunnen unweit
Berlin BL, Rathenow (Paalzow), Zantoch bei Landsberg R.
Xanthium spinosa L. Südeuropa, schon in Oestreich. Im
übrigen Deutschland hie und da verschleppt, besonders öfters an Ei-
senbahndämmen bald nach ihrer Vollendung gefunden, z. B. bei Bres-
451
lau, Bodenbacli (Tetschen) in Böhmen Wr. Bei uns wohl mit frem-
der Wolle eingeführt, findet sich bis jetzt nur in der Neumark, wo
viele Tuchfabriken bestehn. Frankfurt a. 0., am Ende der Oderstrasse
B., Stud. Sickenberger, v. sp. , Neudamm (Dr. Itzigsohn, bot. Zeit.
1854), Auch nahe an der Grenze des Gebiets bei Grüneberg in
Schlesien , Wimmer,
Lobelia Erinus L. Am Cap. Wie viele verwandte Arten hau-
fige Zierpllanze. Fand sich im Sept. 1853 in vereinzelten Exempla-
ren auf Feldern am Schiffahrtscanal bei Berlin !
Campanula speciosa Horn . Sibirien. Findet sich bei Frank-
furt a. 0. auf einem Wiesenwege am sogenannten Poetensteige bei
Frankfurt a. 0.! als Flüchtling aus Hrn. Buek’s Garten, welcher sie
dort schon viele Jahre beobachtet.
Specularia Speculum Alph. Z). C. In Mitteldeutschland , oft
mit der Saat verschleppt und unbeständig: bei uns jedenfalls nicht
einheimisch. Bei Britz Rlh. und Charloltenburg Ruh. Auch Zier-
pflanze, zuweilen an Gartenzäunen verwildert, z. B. an der Tempelho-
fer Strasse! 1851 gefunden.
Ilex Aquifolium L , In der Mark nur in der Priegnilz wild,
angeblich auch in der Neumark bei Sternberg (Rlh.). Häufig ange-
pflanzt, z. B. bei Berlin im Thiergarten, weshalb sie W. sonderbarer
Weise im Prodromus erwähnt.
Ligustnm vulgare L. In Wäldern Mitteldeutschlands: ich kenne
keinen ächten Standort in der Mark : sie findet sich nur in Hecken
angepflanzl und kaum halb verwildert.
Syringa vulgaris L. Orient. Sehr häufiger Zierstrauch , bei
uns nur selten verwildert: in Eisbrüchen bei Schöneberg Hb. bei
Spandau !
Fraxinus excelsior L. Von Eisholz als wild angegeben : doch
kenne ich keinen Ort, wo sie wild vorkömmt. Bei Berlin ist die
Esche jedenfalls nur angepllanzt: bei Landsberg nach R, wild.
Vinca minor L. Von Eisbolz wohl mit Recht als wild ange-
geben. Findetsich bei Tegel, Freienwalde D., Rüdersdorf, Bukow Rth.,
Frankfurt D. Trägt niemals Frucht, weshalb man an ihrer Heimaths-
berechtigung gezweifelt bat. Allein dieser Umstand wird auch an si-
cherlich einheimischen Pflanzen, wie z.B. Linnaea borealis beobachtet,
und hängt bei Vinca nur von der Schwierigkeit der Befruchtung ab.
Dr. Caspary erzog in Bonn durch künstliche Bestäubung reife Früchte.
Dieses schöne Sträuchlein findet sich sehr häufig in Gärten und kann
dann auch verwildern: im Thiergarten W., später nicht gefunden: bei
Charlottenburg, Stud. Schmidt: bei Landsberg, R. wohl schwerlich
wild.
Polemonium coeruleum L. Wild im Harz, auch in Ostpreus-
sen: bei uns nur Zierpflanze, welche leicht verwildert: so fand sie
Stud. Filly an der Chaussee nach Weissensee.
Borago officinalis L. Orient. Als Gemüse, doch nicht häu-
fig gezogen, und nach der Angabe aller Floristen verwildert. Vor
452
dem Haitischen Thor , Tempelhof bei Berlin Rnh. Bei Freienwalde
Hb. auch von Rnh. dort gefunden.
Nonnea pulla D. C. In Mitteldeutschland nicht selten : auch in
der Mark hei Havelberg, Rathenow und Driesen. Einmal von W. im
Thiergarten gefunden , ohne Zweifel mit Gartenerde eingeschleppt.
Aus dieser Notiz hat Koch und nach ihm mehrere andere Werke das
Vorkommen dieser Pflanze hei Berlin hergeleilet.
Lycium barbarum, L. Nordafrica. ln der Mark sehr häufig
zu Hecken angepflanzt und oft halb wild.
Physalis Alkekengi L . In mitteldeutschen Gebirgswäldern wild :
hei uns wohl nur verwildert. Im Wäldchen hei Wilmersdorf W. ms.
Potsdam, Nauen Rth., Neustadt-Eberswalde R., Lehus Wr.
Nicandra physaloides Adans. Zierpflanze aus Peru, in Deutsch-
land schon an vielen Orten verwildert : ich fand sie z. B. hei Karlsbad.
Bei uns nicht selten in Gärten verwildert: z. B. in Charlottenburg ! hei
Frankfurt ß. Auch ausserhalb derselben, an Zäunen, auf Schutt an
Aeckern. Bei Berlin: Schöneberg, vor dem Hallischen Thor Rnh., am
zoologischen Garten C. v. sp. , Wittbrietzen bei Beelitz, Rnh.
Datura Stramonium L. Nach der allgemeinen Tradition von
den Zigeunern eingeführt. Von Eisholz nur als cultivirt erwähnt.
Jetzt überall in Dörfern, Gärten etc. oft in sehr bedeutender Menge,
besonders im Odergebiet.
Scrofularia vernalis L. In Deutschland hie und da, meist unbestän-
dig. Bei uns als Gartenunkraut im bot. Garten! von da aus verbreitet an
Wiesengräben von Schöneberg Rnh, im Park bei Frz. Buchholz ! Prenz-
lau D. , Landsberg R.
Mimulus luleus Pursh. Zierpflanze aus Nordamerika. Verwil-
dert in mehren Gegenden Deutschlands, z. B. in Schlesien. Bei uns
bisher nur im Thiergarten. Bl. Stud. Sickenberger.
Linaria Cymbalaria Mül. Häufig an feuchten schattigen Mau-
ern, in Norddeutschland wohl nur verwildert, in Süddeutschland hei-
misch. Sehr häufig z. B. bei Dresden : von dort durch die Elbe her-
abgespült, an Festungsmauern bei Wittenberg (Stud. Liebe) und Mag-
deburg! an letzterem Standorte schon von Kützing vor 20 Jahren
beobachtet. An Mauern hei Frankfurt, Freienwalde, Karlswerk Rnh.
Soll auch an den Ufermauern der Spree beim Königl. Schlosse in
Berlin, an einer dem Publicum unzugänglichen Stelle, Vorkommen.
Letzteres ist um so mehr zu bedauern, als es vielleicht möglich wäre,
die Ursache dieses Vorkommens aufzufinden. Ein älterer Freund der
Botanik theilte mir beiläufig mit, dass er diese hübsche Zierpflanze
vor 20 Jahren auf der wenige Schritte oberhalb gelegenen Langen
Brücke ausgesät habe: von dort können leicht Samen nach dem Schlosse
geschwemmt sein.
Linaria bipartita Willd. Südeuropa. Häufige Zierpflanze, ver-
wildert auf Kirchhöfen zu Charlottenburg und Oranienburg, Rnh.
453
Veronica peregrina L. Südeuropa, in Deutschland hie und da
mit Gartenerde verbreitet, z. B. hei Hamburg, Kassel. Bei uns bis
jetzt nur in der K. Landesbaumschule hei Potsdam Radicke, v. sp.
V. Buxbaumii Tenore. Südeuropa. Als Gartenunkraut in Ber-
lin und Frankfurt.
Salvia silvestris L. In Mitteldeutschland hie und da häufig.
Wahrscheinlich mit Getreide verschleppt unweit Berlin bei Tempelhof
Bl., bei llavelberg v. sp. wohl schwerlich wild.
S. verticillata L. im südöstlichen Europa , schon in Sachsen,
Böhmen und Schlesien stellenweise sehr häufig : in den übrigen Ge-
genden Deutschlands oft als Luzerneunkraut, doch meist unbeständig.
Bei Berlin : Tempelhof Rnh. , Friedrichsfelde Körnicke. Im Chaussee-
graben heim Dorfe Barleben unweit Magdeburg, 1853 zahlreich ge-
funden, Hartmann.
Salureja hortensis L. Südeuropa, schon in Krain. Häufig
cultivir tes Küchenkraut, nicht selten in Gärten verwildert.
Hyssopus officinalis L. Südeuropa. In Deutschland hie und
da an Burgruinen eingebürgert: bei uns nur in Gärten, nicht häufig
gebaute und verwilderte Zierpflanze. Ausserhalb derselben heim Dorfe
Ferchesar unweit Rathenow, Paalzow.
Dracocephalum Moldavica L. Südosteuropa. Nicht häufig
gebautes Küchenkraut. Verwildert auf dem Kirchhof zu Treuenbriet-
zen Wr., bei Landsberg, R.
Androsace elongala L. In Mitteldeutschland, z.B. bei Dresden
häufig. Von dort herabgespült nach Magdeburg (Hartmann), bei Frank-
furt mit Getreide mehreremal eingeschleppt und Jahre lang beobach-
tet, dann wieder verschwunden.
Amarantus hypochondriacus Z. und andere ähnliche Nordame-
ricanische Arten z. B. caudatus L. sind häufig schon seit W. in Gär
ten verwildert. Seltner ausserhalb derselben: z.B. in Schöneberg!
Chenopodiwn Botrys L. Südeuropa, auch schon in Oestreich,
Als Arzneipflanze selten gebaut. Verwildert hinter dem botanischen
Garten Rnh. , hei Spandau am Gewehrplan W. ms.
Blitum virgatum L. Südeuropa ; jetzt nur selten als Gemüse
gebaut, aber hie und da verwildert. Hinter der Universität Wr.,
bei Spandau hinter dem Gewehrplan W. ms.
Beta vulgaris L. An den Küsten des Meeres, auch in Deutsch-
land, wild. Jetzt in vielen Varietäten, besonders in grossem Mass-
stabe im Oderbruch, cullivirt. Verwildert bei Landsberg, R.
Spinacia oleracea Z. Häufige Gemüsepflanze, im Orient ein-
heimisch: verwildert bei Landsberg, R.
Alriplex hortensis L. Früher viel mehr als jetzt als Gemüse
gebaut, nach allen Floristen verwildert. Ich habe sie bis jetzt noch
nicht gefunden.
A. haslata L . Im Pommern wahrscheinlich wild. Aus dem
botanischen Garten verwildert in Schöneberg Radicke v. sp., ebenso
verwildert bei Landsberg R. Wird von D. auch bei Reitwein unweit
454
Kiistrin und bei Driesen angegeben: ob wild? Früher wurde diese
Pflanze ganz allgemein mit A. latifolia Whlbg. verwechselt.
Rumex sculalus L. Süddeutschland. Zuweilen als Gemüse
gepflanzt und verwildert. Aeusserst selten, nur bei Prenzlau, D.
Polygonum Fagopyrum L. Diese bekannte aus Sibirien stam-
mende Pflanze wird nicht selten gebaut, und ist häufig verwildert:
z. B. in der Erknerseben Forst! Am Kalksee! Landsberg, R.
P. tataricum L. Südrussland. Als Unkraut unter dem vori-
gen, in der Mark selten: z. B. Charlottenburg, Rnli.
Daphne Mezereum L. Nach Jorehn’s Vademecum botanicum
einem seltnen Buche, das ich leider nicht vergleichen konnte, kam
dieser schöne Strauch im 17. Jahrhundert in einem Walde bei Frank-
furt vor, der jetzt nicht mehr existirl. B. Als Zierstrauch nicht sel-
ten angepflanzt.
Elaeagnus anguslifolia L. Südeuropa. Nicht seltner Zier-
strauch. Verwildert in Menge bei Magdeburg oberhalb des Herren-
kruges !
Arislolochia Clematüis L. Süddeutschland: früher als Arznei-
pflanze viel gebaut und häufig verwildert. In Berlin auf dem ehe-
maligen jüdischen Begräbnissplatz in der Oranienburger Strasse , W.
ms., Woltersdorfer Schleuse, Spandau (seit W. beobachtet), Neurup-
pin, D. Bei Potsdam hinter Glienicke und bei Eiche, Hb., Teltow
Bl., Münchehofe (bei Rüdersdorf, nach Hrn. Ruthe’s mündlicher Mit-
theilung), Prenzlau, Frankfurt D., Landsberg R.
Euphorbia dulcis Jcq. In Bergwäldern. Bei Treuenbrietzen
VVr, , bei Neustadl-Eberswalde D. Im Garten von Sans-Souci seit W.
ms. beobachtet. S. und Rth. zweifeln zwar, dass sie dort wild sei,
doch wie mir scheint, ohne Grund.
Eu. Lathyris L. Diese höchst giftige aus Süddeutschland ein-
geführte Pflanze war früher officinell und wurde viel in Gärten culti-
virt , worin sie auch verwildert nach W. und Rth. vorkam. Sie
wächst auf Schutt bei Oranienburg Rnh. , ausserdem bei Neuruppin,
Neustadt-Eberswalde, Prenzlau D., Landsberg R.
Parietaria erecla M. el K. Hie und da im Gebiet als Dorf-
pflanze: Perleberg, Neuruppin D., Frankfurt B. v. sp., Driesen, Neu-
stadt-Eberswalde, Falkenberg D. Findet sich häufig an der Mauer
des königl. botanischen Gartens bei Schöneberg ! und an der nicht
weit entfernten Hopfenkavel Bl, , welcher Standort von W. nicht er-
wähnt wird. Sie möchte daher dort wohl aus dem Garten verwil-
dert sein : ist aber seit S. dort beobachtet.
Cannabis sativa L. Aus dem Orient stammend , überall in
Deutschland gebaut und verwildert. In der Mark seilen cultivirt, aber
überall an Wegen etc. eingebürgert : schon von Eisholz unter den
wilden Pflanzen aufgeführt.
455
Morus alba L. China. In der Mark ziemlich häufig zum Be-
huf des Seidenhaus angepflanzt, nach Rth. auch verwildert. Als Wald-
baum bei der Teufclsbrücke unweit Freienwalde Rnh.
M. nigra L. Ebenfalls aus dem Orient stammend, viel seltner
als voriger angepflanzt.
Ulmus campeslris L. In Laubwäldern der Mark häufig z. B.
Brieselang! Lindholz! Ebenso häufig angepflanzt in Dörfern, Parks,
an Strassen. Die Abart U. suberosa Ehrh. findet sich wild und cul-
tivirt nicht selten.
U. ejfusa Willd. Wild z. B. in Eisbrüchen hei Schöneberg Hb.
häufiger angepflanzt.
Juglans regia L. Aus Persien stammend, nur in Gärten, doch
häufig angepflanzt.
Fagus silvatica L. Bildet in den Laubwäldern der Mark den
grössten Theil der Bestände.
Quercus sessilißora Sm., ebenfalls nicht selten.
Qu. Robur L. ( pedunculala Ehrh.). Noch häufiger als die
vorige.
Corylus Avellana L. Sowohl in Laub • als in Nadelwäldern
stellenweise sehr häufig, seltner in Gärten.
Carpinus Belulus L. Nicht selten wild, sehr häufig zu Hek-
ken angepflanzt.
Was die Arten der in jeder Hinsicht so schwierigen Gattung
Salix belrifl't so ist es besonders schwer anzugeben , welche Arten
einheimisch sind oder nicht. Man pflanzt Weiden selten an-
ders als an Stellen , wo sich auch wildwachsende finden oder finden
könnten. Die meisten akldimatisiren sich auch so vollständig und
pflanzen sich so reichlich mit ausgedehnter Bastardbildung fort, dass
die Ermittelung ihrer Abstammung ganz unmöglich wird. Die nach-
folgenden Angaben beanspruchen daher auch nur einen gewissen Grad
von Wahrscheinlichkeit.
Salix pentandra L. Häufig wild, seltner angepflanzt.
S. cuspidata Schultz. Diese Art ist aus zwei Formen zusam-
mengesetzt : S. Meyeriana Willd. nach Br. nur eine magere Form von
pentandra, findet sich nur angepflanzt bei Treptow! im Thiergarten,
vor der Jungfernheide Wr. Br. Die andere Form ist wahrscheinlich
eine pentandra fragilis und findet sich wild hei Pichelsberg Br. Was
bei Driesen, wo D. S. cuspidata angiebt, Vorkommen mag, ist noch
zu untersuchen,
S. fragilis L. Wild und angepflanzt sehr gemein.
S. alba L. Hie und da in Wäldern schöne Exemplare z. B.
beim Schloss Grunewald. An Wegen überall mit S. fragilis ange-
pflanzt.
S. amygdalina L, Sowohl die var. discolor als concolor häu-
fig wild und angepflanzt.
456
Salix undulata Ehrh, Wohl überall nur angepflanzt: bei Trep-
tow! bei Moabit, Fasanerie K., Spandau, Driesen D. Bei uns nur
die weibliche Pflanze gefunden.
S. hippophae f olia Thuill. An der Moabiter Brücke angepflanzt!
bei der Scharfrichterei an einem Graben wild. Br.
S . acutifolia Willd. Nur angepflanzt. Hinter dem zoologi-
schen Garten ! Kreuzberg K., an einem Gehöft vor der Jungfernheide
Br. C. Im Charlottenburger Schlossgarten Br.
S. purpurea L. Häufig gepflanzt und jedenfalls einheimisch.
S. rubra Huäs . Angepflanzt bei Schöneberg ! Moabit Br. Bei
Frankfurt D. und Driesen Ilb. wohl wild.
S. viminalis L. Angepflanzt und wild sehr häufig.
S. mollissima Ehrh. Angepflanzt beim zoolog. Garten C., bei
Moabit! bei Treptow Wr. Bei Driesen wild?
S . Smilhiana Willd. Angepflanzt an den Chausseen nach Stra-
lau! und nach Treptow C. Vor dem Oranienburger Thor Br., zool.
Garten C.
S. acuminata Sm. Angepflanzt hei Schöneberg ! bei der Fa-
sanerie K. jetzt nicht zu finden. Bei Driesen D. wild?
S. cinerea L. Wild überall, nicht selten angepflanzt.
S. holosericea Willd. Bei Treptow! wenige Exemplare ange-
pflanzt. Die Angabe bei D., dass sie hei Frankfurt vorkomme, ist irr-
thümlich.
S. nigricans Fries. Sehr häufig angepflanzt, sicher wild z. B.
bei Wilmersdorf! Jungfernheide C.
S. caprea L. Angepflanzt und wild häufig.
S, phylicifolia L. (bicolor Ehrh J. Bei Frankfurt wild? D.
Die var. laurina gepflanzt bei Treptow ! bei der Fasanerie K. noch
nicht wieder aufgefunden.
S. ambigua Ehrh. Wild hie und da, auch angepflanzt.
S. repens L. Die Var. fusca L. und argenlea Sm. häufig wild,
erstere auch angepflanzt.
S. rosmarmifolia L. In Torfsümpfen häufig wild, nicht ange-
pflanzt.
Populus alba L. Sehr häufig in Parks angepflanzt , nach Eis-
holz wild : doch ist mir kein Standort bekannt.
j P. canescens Sm. Seltener angepflanzt.
P. Iremula L. Häufig wild, auch oft angepflanzt.
P. nigra L. Von Eisholz als wild bezeichnet : nach D. in Wäl-
dern: ich habe sie bisher nur an Wegen gepflanzt gefunden.
P. monilifera Ait . Aus Nordamerika. An Chausseen und Land-
strassen sehr häufig.
P. pyramidalis Rozier. Aus dem Orient, die sogenannte lom-
bardische Pappel , überall an Chausseen ; fast nur (f Exemplare. $
befinden sich in Berlin im Brunnengarten, in dem Garten des Hrn. Bou-
che, bei Frankfurt im Dorfe Cliestow.
457
Belula alba L. mit der Abart pubescens Ehrh. in sumpfigen
Brüchen , findet sich sowohl in Laub - als Nadelwäldern häufig : die
Abart gewiss nie angepflanzt.
B. humilis Schrk. Nur bei Grünberg unweit Zehdenick. Wild.
Ainus glulinosa Gaertn. Sehr häufig wild an sumpfigen Stel-
len, bildet auch ganze Forslbeslände,
A. incana D. C. Bewohnerin des Nordens und der Alpen, soll
nach B. im Odertliale bei Frankfurt wild sein. An Wegen bei Ber-
lin sehr häufig gepflanzt, auch an sumpfigen Stellen der Jungfernheide!
Im Schlossgarlen bei Oranienburg, Rnh.
Taxus baccala L. Von Eisholz als wild und zwar im Walde
bei Linum angegeben, welcher jetzt nicht mehr existirt. Ausserdem
führt S. nach Gleditzsch noch an, dass dieser ihn ebenfalls hei Linum
und hei Görne gefunden habe; ferner soll er nach v. ßurgsdorf in
der Oranienburger Forst vorgekommen sein. Die beiden letzteren
Standorte sind seitdem nicht bestätigt worden, daher sein Vorkommen
in der Mark sehr zweifelhaft ist. Doch ist er häufig als Zierstrauch
angepflanzt , z. B, im Thiergarten ! im Schlossgarten hei Oranien-
burg, Rnh.
Juniperus communis L. In Nadelwäldern fast überall häufig,
nur hei Berlin fast ganz fehlend. Seltener angepflanzt.
Pinus silveslris L. Unser einziges einheimisches baumartiges
Nadelholz, bildet den überwiegendsten Theil unserer Forslbestände.
P. Larix in den Alpen einheimisch: hie und da als W'aldbaum:
bei Berlin in der Jungfernheide, seit W. hei Charloltenburg Rnh., Kö-
nigswusterhausen !
P. Abies L, Von Eisholz merkwürdiger Weise als wild und
nicht selten angegeben : ist aber neuerdings nirgends gefunden. Bei
ChaiJoltenburg als Waldbaum Rnh., sonst nur vereinzelter Zierbaum.
P. Picea L. Soll ebenfalls nach Eisholz doch seltener als die
Rothtanne , wild sein : ist ebenfalls bei Charloltenburg nach Rnh. als
Waldbaum gezogen : sonst nur vereinzelt.
Acorus Calamus L. , soll angeblich aus dem Orient stammen,
welche Ansicht wohl nur auf dem Umstande beruht, dass er nie reife
Früchte bringt. Ich habe mich darüber schon bei Vinca minor L.
ausgesprochen. In der Mark ist er überall verbreitet, auch schon
von Eisholz erwähnt.
Iris germanica L. An Felsen Süddeulschlands wild: hier nur
als Zierpflanze und hie und da verwildert. Von Eisholz als wild an-
gegeben. Auf dem Kirchhofe zu Tasdorf W. ms. , bei Frankfurt B.
noch jetzt vorhanden. Bei Oderberg D. Letzterer Standort möchte
noch zu untersuchen sein, da D. die Pflanze in waldigen, bergigen
Gegenden angiebt.
Narcissus Pseudonarcissus L. Süddeutschland, Schlesien. Häu-
fige Zierpflanze, in Gärten und ausserhalb derselben völlig verwildert:
In der Priegnitz bei Burghagen unweit Perleberg , Saatzke bei Witt-
31
458
stock, Beweringen bei Pritzwalk, Havelberg. Ausserdem bei Lands-
berg, B.
N. poelicus L. Südeuropa. Häufige Zierblume , nach R. in
Gärten bei Landsberg vervvilderl.
Galanthus nivalis L. Sehr häufige Zierpflanze, nicht seilen
verwildert z. B. bei Landsberg R. Bei ßurghagen in der Priegnitz
und Beelitz R. , vielleicht wild, da diese schöne Pflanze häufig in
Schlesien und Preussen vorkommt.
Tulipa silveslris L. ln gebirgigen Gegenden Deutschlands hie
und da. Häufig in Weinbergen angepflanzt und in Menge verwildert:
Bei der Karthaus in Frankfurt a. 0., B.
Lilium bulbiferum L. In Gebirgswäldern Mitteldeutschlands
wild: gemeine Zierblume, verwildert an sonnigen Abhängen des Kreuz-
berges bei Berlin ! bei Himrnelstädt unweit Landsberg, R.
Ornilhogalum umbellalum L . Nicht seltene Zierpflanze, und
hie und da in der Nähe von Gärten wohl nur verwildert: bei Berlin:
am zoologischen Garten! Kreuzberg, Moabit D. Neue Krug, Koer-
nicke. Vor dem Oranienburger Thor W. ms., bei Schönbausen, Stud.
Arndt., Charlottenburg, Rnh. Ausserdem bei Neuruppin D. , Freien-
walde Rnh., Boitzenburg, Driesen D., Landsberg R., Frankfurt D. An
einigen dieser Standorte ist die Pflanze wohl wild, doch noch näher
zu untersuchen, besonders an den neumärkischen Standorten, da nach
Ritschl (Flora von Posen p. 236.) eine ganz abweichende Form bei
Posen vorkommt.
O. nulans L Soll aus dem Orient gekommen sein; als Zier-
pflanze in Gärten gebaut, jelzt schon seit W.’s Zeiten ein unvertilg-
bares Unkraut, ln Berlin: Monbijougarlen ! Friedrichsfelde! bei Blum-
berg, Neuruppin, Frankfurt, ßoizenburg D.
Luzula albida D.C . ln schattigen Wäldern: z. B. im Herrn-
krug bei Magdeburg ! bei Frankfurt 1). Sonst kommt diese Pflanze
in der Mark nur noch bei Berlin in drei Parks vor: im Thiergarten
Bl. Rnh., bei Treptow (Gartengehülfe Tillelbach), bei Franz, ßuchholz
Körnicke. Da sie in ersterem erst seit wenigen Jahren und immer
nur spärlich gefunden ist, und es sich mit den beiden andern Stand-
orten ähnlich verhält, so ist sie als eingeschleppt anzusehn.
Panicum miliaceum L. Asien? Seltner gebaut, hie und da
auf Schutt verwildert bei Berlin z. B. vor dem Unterbaum ! an der
Schlächterwiese !
Phalaris canariensis L. Südeuropa ; früher weit häufiger in
der Mark cultivirt und verwildert W. Bei Berlin: am Kreuzberg Br.,
an den Rudower Wiesen Rnh. Zwischen Beelitz und Treuenbrietzen
Rnh., bei Prenzlau Rnh., Landsberg R.
Psamma arenaria R. et Sch. An den Seeküsten wild. In
der Mark wohl nur zur Befestigung des Flugsandes gebaut und ver-
wildert. Spandau, seit K. von S., Rnh., Wr. und C. gefunden. Zwi-
schen Reinickendorf und Hermsdorf K. , später nicht gefunden. Rib-
beck, Dreetz, Cremmen D., Oranienburg am Canal Rnh,
459
Briza maxima L. Südeuropa. Zur Zierde in Gärten gepflanzt.:
verwildert bei Oranienburg Rnh.
Elymus arenarius L. Seeküsten; wahrscheinlich auch in der
Mark wild, z. B. bei Friesack C. Häufiger als Psamma gepflanzt und
verwildert: bei Berlin sehr häufig! Dreetz, Cremmen 0,, Cunersdorf
bei Wrietzen S. In Willdenow’s Prodromus findet sich E, europaeus
L. in der Jungfernheide angegeben, welchen I(. für E. arenarius er-
klärt. Obwohl S. den Standort wirklich für jene in der Mark zwei-
felhafte Art in Anspruch nimmt, indem er voraus setzt, W. habe
diese Spec. nicht verwechseln können, so ist dies dennoch der Fall
gewesen , da sich am Rande des Handexemplars vom Prodromus von
YV.’s Hand die Notiz findet: „est E. arenarius L.“ wonach Kunth also
ganz recht halle E. europaeus Willd, als Synonym zum arenarius
zu ziehn.
Schliesslich dürfte es nicht unpassend erscheinen, diese
Pflanzen noch einmal in Hinsicht auf die muthmassliche Ur-
sache der Verwilderung und auf ihr Vaterland zusammen-
zustellen, wobei ich aber die Bäume und Sträucher, von de-
nen ich nicht weiss dass sie verwildert Vorkommen, sowie
die irrthümlich als verwildert bezeichneten Pflanzen , weg-
lassen werde. In ersterer Hinsicht kann man unter-
scheiden :
A. Absichtlich cultivirte.
1. Nutzpflanzen.
Helleborus viridis, foetidus, Papaver somniferum, Brassica ole-
racea , Rapa, Napus, nigra, Sinapis alba, Cochlearia Armoracia, Lepi-
dium sativum, Raphanüs sativus, Linum usitatissimum, Malva crispa,
Medicago sativa, Melilotus coerulea, Glycyrrhiza glabra, Onobrychis
sativa, Vicia sativa, Latliyrus Lens, Mespilus germanica, Portulaca ole-
racea, Ribes Grossularia, Foeniculum officinale, Levisticum oflicinale,
Anethum graveolens, Anlliriscus Gerefolium, Coriandrum sativum, Ru-
bia tinctorum, Dipsacus fullonum, Inula Helenium, Madia sativa, Chry-
santhemum Parthenium, Tragopogon porrifolius, Lactuca sativa, virosa,
Borago officinalis, Datura Strammonium (von den Zigeunern für ihre,
freilich unerlaubten Zwecke angewandt), Salureja hortensis, Ilyssopus
officinalis, Dracocephalum Moldavica, Clienopodium Botrys, Blitum vir-
gatum, Beta vulgaris, Spinacia oleracea, Atriplex bortensis, Rumex
scutatus, Polygonum Fagopyrum, Aristolochia Clematitis, Eupborbia
Lathyris, Cannabis sativa, Panicum miliaceum, Phalaris canariensis,
Psamma arenaria, Elymus arenarius.
31*
460
2. Zierpflanzen.
Adonis autumnalis, Nigella damascena, Berberis vulgaris, Ilespe-
ris matronalis, Iberis amara, Viola odorala, Reseda alba, Dianthus bar-
batus, Saponaria offieinalis, Silene Armeria, Lychnis diurna, Malva
mauritiana, Geranium macrorrhizum , sibiricum, Ruta graveolens, Cy
tisus capitalus, Galega offieinalis, Colutea arborescens, Robinia Pseu-
dacacia, Spiraea salicifolia, Potenlilla recta, Rosa lutea, cinnamomea,
Cotoneasler vulgaris, Sicyos angulata, Sedum hispanicum, album, Sem-
pervivum soboliferum, Ribes alpinum, Iledera Helix, Cornus alba, Sam-
bucus Ebulus, Lonicera Perielymenum , Caprifolium , Petasites officina-
lis, Aster salignus, Lamarckianus, luxurians, leucantbemus, chinensis,
Stenaetis annua, Solidago serotina, Calliopsis linctoria, Tanacelum Ral-
samita, Doronicum Pardalianclies, Calendula offieinalis, Echinops sphae.
rocepbalus, Silybum marianum, Lobelia Erinus, Syringa vulgaris, Vinea
minor, Polemonium coeruleum, Lycium barbarum, Pbysalis Alkekengi,
Nieandra physaloides, Mimulus luteus, Linaria Cymbularia, bipartita,
Amarantus bypoebondriacus , Elaeagnus angustifolia , Iris germanica,
Narcissus Pseudonarcissus, poelieus, Galanlbus nivalis, Tulipa silve-
stris, Liliuin bulbiferum, Ornithogalum umbellatum, nutans, Briza
maxima.
3. Flüchtlinge aus botanischen Gärten.
Fumaria parviflora, Impatiens parviflora , Galinsogea parviflora,
Matriearia discoidea, Campanula speciosa, Alriplex bastata, Parielaria
erecta?
B. Zufällig durch menschliche Thätigkeit
verbreitete.
1. Gartenunkräuter.
Erysimum strictum, Erucastrum Pollicbii, Reseda lutea, Silene
procumbens, Geranium pyrenaicum, Oxalis stricta, Claytonia perfoliata,
Tbrincia birta, Scrofularia vernalis, Nonnea pulla ? Veronica peregrina,
Ruxbaumii, Luzula albida.
2. Unkräuter bestimmter Culturpflanzen.
Pisum arvense (Erbsen), Centaurea solstitialis, Helminlbia echioi-
des, Salvia verticillata (Luzerne), Polygonum tataricum (Buchweizen).
3. Anderweitig.
Silene gallica, Ervum monantbos, Specularia Speculum, Salvia
silvestris? Androsace elongata (Getreide). Xantbium spinosum (Wolle).
461
C. Auf nicht näher zu ermittelnde Weise ver-
breitet.
Sisymbrium Irio, Diplotaxis tenuifolia, Oenothera biennis, Eri-
geron canadensis, Calendula arvensis, Podospermuni laciniatum.
Vaterland.
1. Aus der Mark.
Berberis vulgaris? Erysimum strictum, Viola odorala, Saponaria
officinalis, Lychnis diurna, Onobrycbis sativa? Rosa cinnamomea, He-
dera Helix, Sambucus Ebulus, Lonicera Periclymenum, Petasites offi-
cinalis , Inula Ilelenium ? Thrincia birta, Vinca minor, Nonnea pulla,
Alriplex bastata ? Parietaria erecta, Galanthus nivalis? Ornithogalum
umbellatuin, Luzula albida, Elyrnus arenarius.
2. Aus dem übrigen Deutschland incl. der Alpen.
ilelleborus viridis, foelidus, Fumaria parvillora, Hesperis matro-
naüs, Sisymbrium Irio, Brassica oleracea, nigra, Sinapis alba? Eruca-
strum Pollichii, Diplolaxis tenuifolia, Cochlearia Armoracia, Iberis ama-
ra, Reseda lutea, Silene gallica, Armeria, Geranium macrorrhizum,
pyrenaicum, Ruta graveolens, Cylisus capitatus, Melilotus coerulea, Ga-
lega officinalis, Colulea arborescens, Viccia sativa? Ervum monantlios,
Potentilla recta, Mespilus germanica, Cotoneaster vulgaris, Sedum hi-
spanicum , album , Sempervivum soboliferum, Ribes Grossularia, alpi-
num, Lonicera Caprifolium, Doronicum Pardalianches, Ecbinops spliae-
rocephalus, Podospermuni laciniatum, Lacluca virosa, Xanthium spino-
sum, Specularia Speculum, Polemonium coeruleum, Physalis Alkekengi,
Serofularia vernalis, Linaria Cymbalaria . Salvia silvestris, verlicillata,
Androsace elongata, Chenopodium Bolrys, Beta vulgaris, Rumex scu-
tatus, Aristolochia Clematitis, Eupliorbia Lathvris, Iris germanica, Nar-
cissus Pseudo narcissus, Tulipa silvestris, Lilium bulbiferum, Psamma
arenaria.
3. Südeuropa.
Adonis autumnalis, Nigella damascena, Brassica Rapa, Reseda
alba, Dianlhus barbatus, Linum usitatissimum , Malva mauriliana, Gly-
cyrrhiza glabra, Lathyrus Lens, Portalaca oleracea, Foeniculum offici-
nale, Levisticum officinale , Anethum graveolens, Anthriscus Cerefo-
lium, Coriandrum sativum , Dipsacus fullonum , Tanacelum Balsamita,
Chrysanthemum Parlhenium, Calendula officinalis, arvensis, Silybum
marianum , Centaurea solstitialis , Helminthia echioides, Tragopogon
porrifolius, Linaria bipartita, Veronica peregrina, Buxbaumii, Satureja
liortensis, Hyssopus officinalis, Blilum virgatum, Elaeagnus angustifolia,
Narcissus poeticus, Phalaris canariensis, Briza maxima.
462
4. Südosteuropa.
Spiraea salicifolia, Dracocephalum Moldavica, Polvgonum tata-
ricum.
5. Nord- und Ostasien.
Raphanus salivus, Silene procumbens, Geranium sibiricum, Im-
patiens parviflora, Aster chinensis, Malricaria discoidea , Ganipanula
speciosa, Atripiex horlensis, Polygonum Fagopyrum , Panicum milia-
eeum ?
6. Orient. (Türkei, Persien, Arabien.)
Papaver somniferum, Lepidium sativum, Malva crispa, Medieago
sativa, Rubia tinctorum, Syringa vulgaris, Rorago officinalis, Spinaeia
oleracea , Cannabis sativa, Ornithogalum nutans.
7. Indien.
Datura Slrammonium.
8. Afrika.
a) Nordafrika : Lvcium barbarum.
b) Südafrika: Lobelia Erinus.
9. Amerika.
a) Nordamerika: Oxalis stricta, Robinia Pseudacacia, Oenolhera
biennis, Claytonia perfoliata , Sicyos angulata, Cornus alba, Aster sa-
lignus, Lamarekianus , luxurians, leucanthemus , Stenactis annua, Eri-
geron canadensis , Solidago serotina, Calliopsis tinctoria, Mimulus lu-
teus, Amarantus hypochondriacus.
b) Südamerika: Galinsogea parviflora, Madia sativa, Nicandra
physaloides.
10. Unbekannt.
Pisum arvense , Rosa lutea , Lactuca sativa.
Hieraus ergeben sich schon einige interessante Resultate : die
meisten Pflanzen stammen zwar aus Ländern , die mit uns gleiches
oder ähnliches Klima haben: Deutschland, Nordasien, Nordamerika;
keine aus einem kälteren, dagegen viele aus einem wärmeren Klima.
Ob dies eine lokale Anomalie oder ein feststehendes Naturgesetz ist,
müssen fernere Forschungen lehren. Die südliche gemässigte Zone
ist sehr schwach , nur durch 4 Pflanzen vertreten : Australien gar
nicht. Ein Vorwiegen einer bestimmten Familie ist nur bei Nord-
amerika sichtbar, von dessen 16 bei uns eingebürgerten Pflanzen die
Hälfte Corymbiferen sind.
463
Ueber sicht der gebrauchten Hülfs mittel.
Elsholzii flora marchica, s. catalogus plantarum elc. ßerlinl663.
Ein alphabetisches Verzeichniss der cultivirten und wilden Bilanzen,
letztere besonders bezeichnet, nach der Bauhin’schen Nomenklatur.
Nur bei sehr wenigen sind theils in der Aufzählung, theils in dem
dazu gehörigen Herbarium , wovon etwa noch der dritte Theil erhal-
ten ist, die Standorte bezeichnet.
F. W. Ant. Lüders, nomenclalor stirpium Marchiae Brandenbur-
gicae. Berlin 1786. Ebenfalls eine blosse Aufzählung, nach den
Linneischen Namen. Die cultivirten und wilden sind nur durch Cur-
siv- und Antiquaschrift unterschieden, wobei aber erhebliche Irrthiimer
vorgekommen sind , weshalb ich glaubte nur die Notiz über Sisym-
brium Irio benutzen zu dürfen.
C. L. Willdenow, llorae berolincnsis prodromus. Berlin 1787.
Von diesem Werke benutzte ich das auf der K. Bibliothek befindliche
Exemplar des Verfassers , mit zahlreichen schriftlichen Bemerkungen :
das Buch ist durch W., die Notizen durch W. ms. bezeichnet.
Prodromus llorae neomarchicae auct. J. F. Rebenlisch. Berlin
1804. R.
Flora berolinensis auclore D. F, L. de Schlechlendal. Berlin
1823. S.
Flora der Mark Brandenburg und der Niederlausitz von S. F.
Ruthe. Berlin 1827. Rth.
Flora Berolinensis, auctore C. S. Kunlh. Berlin 1838. K.
Flora Marchica, oder Beschreibung der in der Mark wildwach-
senden Pllanzen von Dr. A. Dietrich. Berlin 1841. I).
Directe Miltheilungen verdanke ich folgenden Herren :
Dr. Caspary, welcher so gütig war, mich bei dieser Arbeit so viel-
fach mit Rath und Tliat zu unterstützen , dass ich dieselbe ohne ihn
nicht hätte vollenden können. C.
Dr. Bolle zu Berlin. Bl.
Chemiker Bauer zu Berlin. Br.
Intendantur rath Winkler zn Berlin. Wr.
Apotheker ßuek zu Frankfurt, mündliche und schriftliche Mil-
theilungen. B.
Chemiker Reinhard zu Alaunwerk Freienwalde, zahlreiche und
schätzbare schriftliche Notizen. Rnh.
Kleinere Mittheilungen erhielt ich von Ilrn. Apotheker Hartmann
zu Magdeburg, den Gärtnern Hrn. Rach und Radicke, Hrn. hoernicke,
Assistenten beim K. Herbarium, und verschiedenen meiner Commilitonen.
Ausserdem hatte llr. Dr. Klotzsch die Güte, mir die Benutzung
des K. Herbariums der märkischen Flora zu gestatten. Die demsel-
ben entnommenen Standorte sind mit 11h. bezeichnet.
Allen den Herren, welche so freundlich waren, die von ihnen
gemachten Beobachtungen mir mitzutheilen, spreche ich hierdurch mei-
nen ergebensten Dank aus.
464
Zur Osteologie der Nagergattuiigeii Habrocoma und
Spalacopus
von
C. Cr i c l> c 1.
Die beiden von Wagler (Isis 1832. 1219) und Water-
house (Proceed. zool. soc. 1837. 30) aufgestellten Gattun-
gen sind von letzterem (Mammalia II 245) und von A. Wag-
ner (Abhandl. der Miinchn. Akad. 1850. V. 320) bereits auf
ihren Skeletbau untersucht worden, jedoch nur so weit als
derselbe für die systematische Zoologie von Wichtigkeit
schien. Eine detaillirte Vergleichung der einzelnen Skelet-
theile liegt von keiner dieser beiden Gattungen vor, ob-
wohl dieselbe bei der schwierigen Classificirung der Nager
mehr als ein rein osteologisches Interesse hat. Das hie-
sige Meckel'sche Museum besitzt zwei Skelete von Spala-
copus und eines von Habrocoma, alle drei von Valparaiso.
Bei einer Prüfung der Angaben A. Wagner’s und Water-
house's bemerkte ich Differenzen , die mir eine speciellere
Vergleichung der Skelete wünschenswerth erscheinen Hes-
sen. Das Resultat dieser Vergleichung ist folgendes.
Der Schädel zunächst ist bei Habrocoma zumal in dem
Schnauzentheil relativ länger als bei Spalacopus , auch die
Seiten concav, bei letzterem convex. Die Foramina inci-
siva bei Habrocoma sehr lang und schmal, bei dem Cucur-
rito sehr kurz und rund. Die Brücke über der Oeffnung in
der Basis des Oberkieferjochfortsatzes ist dünn und faden-
förmig bei beiden Gattungen, während sie in A. Wagner’s
Zeichnungen Taf. 6. Fig. 2. 5. auffallend breit dargestellt
worden. Die Gegend zwischen den Augenhöhlen erscheint
bei Spalacopus ansehnlich breiter als bei Habrocoma, wel-
ches Verhältniss in Wagners Abbildungen nicht auffallend
genug hervortritt. Die kurze Sagittalleiste und die schar-
fen Kanten des Hinterhaupts bei Spalacopus, das völlig fla-
che Schädeldach mit seiner kantenlosen Umbiegung zur
Hinterhauptsfläche bei Habrocoma finde ich ganz mit Wag-
ner's Abbildungen übereinstimmend. Die knöchernen Ge-
hörblasen treten bei Habrocoma in der Mittellinie derSchä-
465
delbasis sehr nah zusammen, haben eine sehr umfangsrei-
che Gehöröffnung und eine auffallende Grösse. Ich finde
sie in Waterhouse’s Abbildung Mammalia II. Tb. 8. Fig. 1.
breiter und kürzer als an dem vorliegenden Schädel. Bei
Spalacopus sind sie viel weniger aufgetrieben, schmäler,
daher durch einen viel breiteren Zwischenraum in der Mit-
tellinie getrennt, die Oeffnung viel kleiner. Der Jochbogen
ist bei dieser Gattung in seiner ganzen Länge höher und
mit deutlichem hinteren Augenhöhlenfortsatz versehen, der
bei Habrocoma ein ganz unbedeutendes, bei Wagner viel
zu gross gezeichnetes Höckerchen ist. Die platte Gaumen-
fläche verschmälert sich bei Spalacopus zwischen den Back-
zahnreihen stark nach vorn, bei Habrocoma ist sie tief con-
c^v und fast gleich breit in ihrer ganzen Länge, wonach in
Waterhouse’s Abbildung die Backzahnreihen zu stark con-
vergiren. Die Unterkieferäste divergiren nach hinten bei
Spalacopus stärker als bei Habrocoma, bei welchem sie
schlank, gestreckt, dünn, bei ersterem dagegen kurz und
dick sind. Der hintere Winkelfortsatz erscheint bei Habro-
coma als ein sehr langer horizontaler Stachel, in Wagner’s
Figur 6 etwas abwärts geneigt, bei Spalacopus sehr kurz
und stumpf, doch nicht ganz in dem Grade als Wagner’s
Figur 3, der durch das Präparirmesser verkürzt zu sein
scheint. Der Kronfortsatz bildet bei Habrocoma nur einen
schwachen Vorsprung am aufsteigenden Ast, in Wagner’s
Figur hinten viel zu tief ausgerandet; bei Spalacopus ist
der Kronfortsatz spitz , deutlich abgelöst vom horizontalen
Ast und bis zum Niveau des Condylus hinaufreichend , in
Wagners Figur viel, viel breiter und tiefer hinabgerückt.
Habrocoma trägt vor den Backzahnreihen einen warzenför-
migen Höcker, minder plump als in Wagner’s Zeichnung,
bei Spalacopus fehlt ein solcher gänzlich. In Waterhou-
se’s Abbildung von Habrocoma finde ich ihn gar nicht an-
gedeutet.
In der Wirbelsäule zeichnen sich die 7 Halswirbel bei-
der Gattungen durch ansehnliche Kürze und ringförmige
Gestalt aus. Der Atlas trägt bei Habrocoma einen kleinen
höckerartigen obern und sehr langen untern Dorn, bei Spa-
lacopus gar keine Spur eines obern und einen höckerarti-
466
gen untern. Weder Waterhouse noch Wagner gedenken die-
ser eigenthümlichen Bildung. Die Flügelfortsätze sind bei
beiden gleich gross, am Grunde oben und unten mit weiter
Perforation. Der ringförmige Epistropheus ist etwas kürzer
als der Atlas und trägt einen sehr hohen Dorn, der sich ganz
über den dritten Wirbel hinwegneigt, daher dieser auch völlig
dornlos ist. Seine Querfortsätze sind klein , an der Basis
perforirt, bei Spalacopus horizontal und spitz, bei Habrocoma
breit und ganz abwärts geneigt. Der dritte bis siebente
Halswirbel ist ganz dornenlos, dagegen die Querfortsätze
ziemlich lang, der zweite bis fünfte mit grösser werdendem
Beilfortsatz, alle bei Spalacopus horizontal, bei Habrocoma
abwärts geneigt. Der Körper der Halswirbel unten am hin-
tern Gelenkrande knotig verdickt.
In der Dorsolumbal- Wirbelreihe zähle ich bei Habro-
coma 10 ~j — 1 — j — 11 , bei Spalacopus 9+1+9 Wirbel an beiden
Skeleten, dort die ersten 16 Rippen tragend, hier die ersten
12. Wagner gibt dagegen 16 Rücken- und 7 Lendenwir-
bel für Habrocoma und 12 Rücken und 7 Lendenwirbel für
Spalacopus an. Waterhouse zählte bei ersterem 17 Rücken-
und 5 Lendenwirbel, von letzterem scheint er das Skelet
nicht zu kennen, da die Zahl an unserem Skelet mit Wa-
terhouse übereinstimmt: so möchte man in Wagner’ s Zäh-
lung einen Irrthum vermuthen. Dass Waterhouse eine
Rippe mehr angibt als Wagner und ich, könnte in dem auch
sonst wohl beobachteten Vorkommen einer überzähligen fal-
schen Rippe begründet sein, daher denn auch die Wirbel-
zahl viel schärferer und sicherer nach dem diaphragmati-
schen Wirbel (vergl. diese Zeitschr. Bd. I. S. 260) bestimmt
wird. Die Antiklinie der Dornfortsätze ist bei beiden Gat-
tungen vollkommen entwickelt. Der diaphragmatische Wir-
bel ist bei Spalacopus der zehnte, während in Wagners Ab-
bildung der achte als der antiklinische erscheint, was je-
denfalls ein grober Irrthum des Zeichners ist. Bei Habro-
coma ist der elfte der diaphragmatische Wirbel. Dem er-
sten Rückenwirbel fehlt der Dorn wie den Halswirbeln, denn
die ganz unbedeutende Erhöhung in der Mittellinie darf
wohl kaum als Andeutung eines Domes genommen wer-
den, der zweite Wirbel dagegen trägt einen sehr hohen und
467
starken Dorn, der sich an der Spitze verdickt, schwach theilt
und auf dem so erweiterten gefurchten Gipfel einen be-
weglichen kegelförmigen Fortsatz hält, der an Wagner’s
Skelet bei der Präparation verloren gegangen sein wird, wo-
gegen dessen erster Rückenwirbel schon einen deutlichen
Dorn besitzt. Einen Unterschied finde ich hierin bei bei-
den Gattungen nicht. Der Dorn des dritten Rückenwirbels
ist bei Spalacopus nur i/3, bei Habrocoma halb so hoch als
der des zweiten. Bei ersterer Gattung nehmen die folgen-
den Dornen kaum wieder an Länge zu und neigen sich
stark nach hinten , bei Habrocoma werden sie schnell wie-
der länger. Der diaphragmatische Wirbel hat bei letzterem
einen sehr breiten senkrechten Dorn, bei Spalacopus nur
einen ganz unscheinbaren Höcker, in Wagner’s Abbildung
jedoch einen deutlichen Dorn und einen solchen auch an
unserem zweiten Skelet. Am diaphragmatischen Wirbel be-
ginnen bei beiden Gattungen die kleinen hintern Seitenfort-
sätze. Die Lendenwirbel nehmen ansehnlich an Länge zu
bei Habrocoma mehr als bei Spalacopus. Ihre Dornen sind
anfangs sehr kurz und stumpf, ganz nach vorn geneigt, nur
an den hintern heben sie sich etwas mit zunehmender Länge.
Breite absteigende Querfortsätze entwickeln sich ebenfalls
erst an den vier letzten Lendenwirbeln, obwohl Wagners
Abbildung keine Spur derselben zeigt. Die Wirbelkörper
sind vor dem diaphragmatischen comprimirt, hinter dem-
selben rund cylindrisch.
Habrocoma besitzt drei völlig mit einander verwach-
sene Kreuzwirbel, Spalacopus vier, Wagner gibt jedem einen
weniger nur 2 und 3 , Waterhouse für Habrocoma vier an.
Also drei verschiedene Zählungen, deren jede sich wohl
für die richtige halten kann. Spalacopus trägt breitere
Dornen auf dem Kreuzbein als Habrocoma.
Schwanzwirbel zähle ich bei Scalacopus 19 , bei Ha-
brocoma 26 und beide Skelete sind ganz vollständig , der
letzte Wirbel läuft spitz aus. Wagner stellt die Zahl bei
Habrocoma auf 28, die Gesammtzahl aller Wirbel auf 60,
in unserem Skelet 58, bei Spalacopus auf 18 Schwanzwirbel,
die Gesammtzahl auf 47, in unserem Skelet 49. Waterhouse
konnte die Zahl der Schwanzwirbel bei Habrocoma nur ver-
468
muthungsweise auf 23 schätzen. Sollte bei Wagners Zählung
kein Irrthum untergelaufen sein , so hätten wir in beiden
Gattungen wenigstens für die Schwanzwirbel Schwankun-
gen wie sie vom Hasen und Biber schon längst bekannt
sind. Für die übrigen Gegenden der Wirbelsäule könnten
freilich nur neue zahlreiche Skelete über den Werth der
Differenzen entscheiden.
Bei Habrocoma sind die fünf ersten Schwanzwirbel
kurz, mit sehr breiten langen Querfortsätzen, kleinen unbe-
deutenden Dornen und sehr entwickelten Gelenkfortsätzen
versehen. Zwischen dem zweiten und dritten tritt die erste
untere flache Dornenplatte auf, die Veranlassung geben
könnte den ersten Schwanzwirbel noch zum Kreuzbein zu
zählen, dann fände jedoch zwischen den letzten Kreuzwir-
beln eine ungewöhnlich grosse Beweglichkeit statt. Von
dem sechsten an verlängern sich die Schwanzwirbel um das
doppelte, ihre Quer- und Dornfortsätze verkürzen sich auf-
fallend, bis zum neunten bilden erstere noch eine Seiten-
leiste, dann nur noch einen vordem und hintern Vorsprung.
Untere Dornstücke zählt man überhaupt 16, von denen die
letzten jedoch blosse Knochenkerne sind. Erst die drei
letzten Wirbel verkürzen sich wieder merklich. Bei Spala-
copus sind die Schwanzwirbel durchweg kürzer und dicker,
die Querfortsätze anfangs schmäler, und bis auf die letzten
sechs untere Dornstücke vorhanden , von denen Wagners
Abbildung jedoch keine Spur zeigt.
Die 16 Rippen bei Habrocoma sind 8 wahre und 8
falsche, die ersten beiden stark, die folgenden flach und
kantig, die sechs letzten ganz an der untern Seitenkante
der Wirbel eingelenkt, die Knorpel der wahren Rippen mit
Neigung zum Verknöchern in der untern Hälfte. Auch bei
Spalacopus ist die Zahl der wahren und falschen Rippen
gleich, Form und Krümmung wie bei Habrocoma.
Das Brustbein ist bei Habrocoma sechs-, bei Spalaco-
pus fünfwirblig, dort das Manubrium eine quadratische Platte,
die Wirbel allmählig an Länge ab und an Breite zuneh-
mend, der Schwertfortsatz mit auffallend breiter Knorpel-
platte endend, bei Spalacopus das Manubrium doppelt so
breit als lang, der zweite und die folgenden Wirbel nur halb
469
so lang als der erste, der Schwertfortsatz viel länger mit
langer sehr schmaler Knorpelplatte endend.
Das Schulterblatt erscheint bei Ilabrocoma an der vor-
dem obern Ecke viel weiter abgeschnitten als bei Spalaco-
pus, bei diesem daher auch der gerade obere Rand relativ
länger, die Gräte mehr nach vorn gerückt und am Anfänge
des Skapulahalses in den Rand auslaufend, bei Habrocoma
in der Mitte des Halses verschwindend. Die Gräte löst
sich bei beiden etwas hinter der Mitte des Blattes ab und
bildet eine lange, am äussersten Ende stark erweiterte Grä-
tenecke. In Wagner’s Abbildung ist der Hals des Schulter-
blattes viel zu kurz und breit, der Vorderrand desselben zu
tief gebuchtet. Das vollkommene Schlüsselbein ist sehr we-
nig gekrümmt, fast gerade , doch bei Habrocoma an beiden
Enden etwas mehr gebogen als bei Spalacopus.
Der gerade Oberarm zeichnet sich durch die Dicke
seines obern Gelenkes und die von diesem bis zur Mitte
herabsteigende, hier flügelartig erweiterte Deltaleiste aus.
Die untere Hälfte des Knochens ist platt, der innere Knor-
ren stark. Ein Unterschied beider Gattungen scheint darin
zu liegen , dass bei Spalacopus die Deltaleiste etwas tiefer
hinabsteigt. Die Unterarmknochen liegen bei Habrocoma
der ganzen Länge nach innig an einander, bei Spalacopus
sind sie in der Mitte getrennt, ihre Form bietet keinen er-
heblichen Unterschied. Die Länge der Finger ist bei bei-
den Gattungen gleich, nur hat Spalacopus mehr als noch
einmal so lange und dünne Krallen als Ilabrocoma.
Das Becken ist sehr gestreckt und schmal, bei Spala-
copus etwas breiter als bei Habrocoma. Bei letzterem das
Hüftbein am vordem Ende stärker, mit kantig vorspringen-
den Rändern und etwas nach aussen gebogen. Bei Spala-
copus ist dieser Theil gar nicht erweitert, dagegen die Sitz-
beinhöcker stark nach aussen gebogen. Nur der erste Kreuz-
wirbel trägt bei Habrocoma das Becken, bei Spalacopus die
beiden ersten. Das eiförmige Loch ist dreiseitig, bei wei-
tem nicht so abgerundet als in Wagner’s Abbildung, bei
Spalacopus eben so hoch als lang, bei Habrocoma fast dop-
pelt hoch lang als hoch.
Der Oberschenkel hat einen kugligen Gelenkkopf auf
470
kurzem Halse, einen sehr hohen und dicken äussern Tro-
chanter und einen leistenartig bis zur Mitte herab ziehenden
dritten Trochanter. Der Knochen selbst ist hinten platt
und vorn convex, bei Habrocoma relativ stärker als bei Spa-
lacopus. Die Kniescheibe bei beiden sehr dick. Die Tibia
gebogen und unregelmässig kantig, die sehr dünne faden-
förmige Fibula bei Habrocoma in der untern Hälfte lose an
der Tibia liegend, bei Spalacopus innig angelegt, doch leicht
ablösbar, während sie Wagner’s Abbildung gewiss falsch als
völlig verschmolzen darstellt. Die äusseren Zehen sind bei
Spalacopus relativ kürzer als bei Habrocoma, die übrigen
von gleicher Länge bei beiden. Die hintern Krallen des
Spalacopus sind etwas kürzer als die vordem, bei Habro-
coma dagegen stärker und länger als die vordem.
Mögen wir nun auch einige der Differenzen unserer
Skelete von denen A. Wagner’s und Waterhouse’s als auf
flüchtiger Beboachtung dieser beruhend betrachten, andere
für individuelle Eigentümlichkeiten gelten lassen : so bleiben
uns immer noch einige übrig, die eine specifische Bedeutung
haben. Wie es aber immer gewagt ist — was leider je-
doch nur zu oft geschieht — auf ein oder zwei Eigentüm-
lichkeiten eines gut oder schlecht präparirten Balges beson-
dere Arten zu begründen, so scheint es uns auch bedenk-
lich die dargelegten Differenzen sogleich durch einen sy-
stematischen Namen zu verherrlichen, um so bedenklicher,
da die verglichenen Angaben nicht so weit ins Detail ein-
gehen , als wir es zu einer gründlichen osteologischen Un-
tersuchung für ausreichend erachten.
Schliesslich geben wir noch einige Grössenverhältnisse
beider Skelete in Pariser Linien an :
Habrocoma Spalacopus
Totallänge des Schädels
Länge der Backzahnreihen
Grösste Breite zwischen den Jochbögen
Grösste Verschmälerung zwischen den Or-
24 16
4% 3*/a
10 10
bitairändern
Breite des foramen occipitale
Rücken- und Lendengegend
Grösste Breite der Skapula
374 4
27a 27,
53 26
10 6
471
Deren Hinterrand
Habrocoma
11
Spalacopus
8
Länge des Oberarmes
1172
9
Dieselbe der Speiche
11
8
Dieselbe des Oberschenkels
16
10
Dieselbe der Tibia
17
11
Grösste Länge des Beckens
19
12
Länge des Mittelfingers mit dem Metacarpus
7
7
„ der Kralle desselben
1
3
„ der Mittelzehe
9
8
„ deren Kralle
2
2
M i 1 1 h c i 1 u n g e n.
Das Leuchtgas als Brennmaterial.
(Schluss aus vorigem Heft.)
Unser Vaterland wird nicht anstehen, sich diese Vortheile und
Annehmlichkeiten zu eigen zu machen, der Anfang ist wenigstens ge-
macht. Elsner, Ingenieur der städtischen Gasanstalt in Berlin, hat
sich seit längerer Zeit mit der Lösung dieses Problems beschäftigt.
Mit seinen Einrichtungen aber ist er erst in der neuesten Zeit her-
vorgetreten, wahrscheinlich weil er früher wenig auf Erfolg hoffte
und erst der freudige Aufschwung in England ihn dazu veranlasst
hat. Er hat eine Menge von Apparaten construirt, die uns die Man-
nigfaltigkeit der Anwendung anschaulich machen.
Seit geraumer Zeit wurden die zur Beleuchtung dienenden Gas-
flammen in Berlin , freilich nur heimlich und zum Nachtheil der An-
stalt, zum Kochen benutzt. Bei Aermeren dienten sie sogar stets
statt des Heerdes und wurde auf ihnen das ganze Mittagsessen be-
reitet. Die Bekleidung der Gefässe mit starken Russablagerungen zeigt
jedoch, dass auch hier keine vollständige Verbrennung erzielt wird
und mithin auch nicht der ganze Effect, denn dieser Russ ist ja eben
nichts anderes als unverbrannle Kohle. Um eine vollständige Ver-
brennung herbeizuführen, muss man das Gas vor dem Anzünden mög-
lichst innig mit atmosphärischer Luft mischen. Zudem setzt man
über den Glasbrenner eine konische Vorrichtung, bei der der obere
engere Theil mit einem feinen Metallgewebe überzogen ist. Oberhalb
desselben zündet man das Gemisch von Leuchtgas und Luft an ; das
Metallgewebe verhindert bekanntlich das Hindurchschlagen der Flamme
zu dem Raum, in dem die Mischung stattfindet. Der Boden der Ge-
fasse bewirkt eine Ausbreitung der Flamme; je flacher und ausge-
dehnter diese ist um so mehr kann die atmosphärische Luft hinzu-
treten und am so vollständiger findet die Verbrennung des Gases zu
Wasser und Kohlensäure statt. Die Gefässe bleiben in Folge dessen
vollständig rein und frei von Russ.
Unter seinen Apparaten, die in Frankreich, Oestreich, Preussen,
Baiern und Hannover patentirt sind, empfiehlt Elsner besonders ei-
nen kleineren , leicht transportablen Gas-Koch-Apparat, den sogenann-
ten Schnellsieder, im Preise von 3 1/2 bis 10 Thlr. Im Wesentlichen
bestehen sie in einer Art Dreifuss, der mit einem unten offenen Trich-
ter als Luftzugrohr versehen , oben aber durch mehrere fein durch-
brochene, übereinander liegende Melallplalten verschlossen ist. In
diesen mündet das Gasleilungsrohr oder der Hrenner, der durch feine
Seilenöffnungen das Gas gegen die Wände des Trichters ausströmen
lässt. Auf einem solchen Apparat werden 2 Quart Wasser in 74/2
Minute zum Sieden gebracht hei einem Verbrauch von 2 Kubikfuss
Gas, die in Berlin 1,2 Pfennige kosten. Eierspeisen, Beafsteaks und
andere Speisen aber sind fertig, ehe nur ein anderes Feuer ange-
machl ist. Diese Apparate eignen sich besonders für Restaurateurs,
Gast- und Kaffeehäuser etc., wo es auf Schnelligkeit hei der Berei-
tung der Speisen ankommt und haben sie in diesen Kreisen bereits
eine grosse Verbreitung gefunden, ln kleineren Haushaltungen ersetzt
er vollkommen den Heerd; er dient zu allen Zwecken in der Küche.
Man kann darauf Speisen bereiten, die lange und andauernd gekocht
werden müssen, wie z. ß. Bouillon, Gemüse, Fleisch, Fische, aber auch
solche, die eine schnelle und heftige Hitze verlangen; man kann dar-
auf rösten, hacken und braten. Der wichtigste Theil des Apparates
sind die Siebplatlen, die sorgsam vor Beschädigung oder Verstopfung
zu hüten sind, und daher ist jedes Ueberkochen zu vermeiden. Sind
die Oeflnungen beschädigt, zu gross, so entzündet sich das Gasge-
misch in dem Trichter, sind sie verstopft, so hat der Gasstrom kei-
nen Ausweg und steigt bald an den Seiten des Trichters auf.
Kleinere Apparate zum Braten und Rösten kosten 25 Thaler,
grössere, in denen man zugleich hacken kann, 75 und 96 Thaler.
Diese Apparate verdienen besondere Beachtung, weil in dem Braten
das Fleisch am schmackhaftesten, nahrhaftesten und am verdaulichsten
ist. Die grosse Hitze, der hier das Fleisch ausgeselzt wird, macht
das Eiweiss in der äussersten Schicht des Fleisches gerinnen, welches
nun eine schützende Kruste bildet und den Fleischsaft im Innern zu-
rückhält. Hier ist die älteste und beliebteste Methode der Bralenbe-
reitung, die wir den wilden Völkern abgelernt haben, wieder zu Eh-
ren gekommen. Es ist dies das Braten am Spiess, wo das Fleisch
der strahlenden Hitze eines seitlichen, sehr heftigen Feuers ausge-
setzt wird und durch fortwährendes Drehen dem Feuer immer neue
Seiten zugekehrt werden. Der Aufwand an Brennmaterial, die sie er-
forderten, war der Grund, warum man mehr und mehr diese Me-
thode verliess und seine Zuflucht zum Pfannenbraten nahm, der sich
473
jedoch wesentlich in Geschmack und Güte von jenem unterscheidet
und eigentlich nur, da er zum Theil mit der Sauce in Berührung
kommt, die das Fleisch theihveise auslaugl, ein Mittelding zwischen
gebraten und gekocht darbietet.
Für grössere Wirtschaften hat Elsner Ileerd-Aufsätze, im Preise
von GO und 90 Thlr. und Kochheerde zu 120 bis 220 Thlr. con-
struirl, auf denen alle Verrichtungen der Küche — Kochen, Rösten,
Braten und Backen — vorgenommen werden können. Sie bieten aus-
serdem noch viele Bequemlichkeiten: Bäume zum Warmstellen, Trock-
nen, Warm-Wasser-Behäller, Vorrichtung zum Kafleebrennen, Erhitzen
der Plälleisen etc. Sie finden namentlich Beifall wegen des gerin-
gen Baumes, den sie einnehmen. Auf der Oberfläche befinden sich
bei den kleineren drei, hei den grösseren fünf Kochräume für runde
Gefässe, bestehend in abnehmbaren Schüsseln, in deren Mille etwas
verlieft der messingene Gasbrenner sicli befindet. Um diesen, der
mittelst Oeffnen eines Habnes mit Gas versehen wird, läuft ein in der
Schüssel befindlicher Bing , der beim Ueberkochen den Brenner vor
Verunreinigung schützt und gleichzeitig durch Theilung des Luftstro-
mes wesentlich zur vollständigen Verbrennung der Gase und zur Ent-
wicklung der grössten llitze beiträgt und die Flamme von der Schüs-
sel ab und dem darauf stehenden Gefässe zuwendet. Alle Brenner,
sowie der dazu gehörige Sperrhahn, sind durch gleichlautende Zah-
len bezeichnet. An der Vorderseite sind messingene Knöpfe befind-
lich, durch deren Umdrehung, von rechts nach links, die Hähne der
verschiedenen Brenner geöffnet und von links nach rechts geschlos-
sen werden. Die Spitze des in die Messingplatte gravirten Pfeiles
deutet auf „zu“ (geschlossen). An der Seite oberhalb befindet sich
der Hauptsperrhahn mit Schlüssel zum Verschluss. Auf demselben
ist eine Linie eingefeilt, welche mit dem Bohre gleichlaufend, an-
zeigt: „dass der Hahn ollen“, wenn dieselbe quer steht, „dass der
Hahn geschlossen“ ist. Will man das Gas anzünden, so muss man
den Anzünder schon an den Brenner halten , bevor man den Hahn
öffnet, da sonst eine, wenn auch gefahrlose Explosion stalthaben könnte.
Ausserdem hat Elsner eine Menge von kleineren Vorrichtun-
gen zu bestimmten Zwecken, wie zum Rösten von Kaffee, zum Er-
hitzen von Plätt- und Bügeleisen, der Brenneisen für den Friseur, für
Buchbinder, Vergolder, Galanterie-, Lederarbeiter, Blumenmacher, zum
Erhitzen der verschiedensten Gerälhschaften und des unentbehrlichen
Leimliegels bestimmt, die alle in unmittelbarer Nähe des Arbeitenden
aufgestellt und leicht durch ein vulkanisirtes Kautschukrohr mit der
Gasleitung in Verbindung gebracht werden können. Ferner auch für
den Fabrikbetrieb; so zum Sengen und Trocknen von Zeugen jeder
# Art, zum Erwärmen der Pressplatten, Kalander etc.
Wegen der ausserordentlichen Leichtigkeit, mit der die Reguli-
rung der Flamme gehandhabt werden kann, eignet sich die Gas-
feuerung ganz besonders für chemische Operationen , bei denen oft
dringend eine bestimmte, genau innezuhaltende Temperatur gefordert
32
474
wird. In den chemischen Laboratorien Englands ist sie bereits seit
längerer Zeit eingebürgert, und in den deutschen seit kurzem auch
nicht mehr fremd. Wir finden sie in den Laboratorien von Berlin,
Leipzig, Wien, sowie auch in dem neueingericlueten grossartigen Uni-
versitätslaboratorinm zu Breslau und auch schon häufig in den Labo-
ratorien der Apotheker. Die Praxis hat in Berlin gelehrt, dass hei
dem jetzigen Preise des Spiritus, des vornehmsten Brennmaterials in
chemischen Laboratorien , die Kosten sich bedeutend zu Gunsten des
Leuchtgases herausstellen, in dem Verhällniss von 5 : 2,
Auch in Betreff der Heizung leisten die gasförmigen Brennma-
terialien alles, was man nur fordert; ja diese Methode übertrifft in
der Sauberkeit und Bequemlichkeit der Bedienung der Heizapparate,
sowie in der Schnelligkeit, mit welcher die Erhöhung der Tempe-
ratur bewirkt wird, in der Leichtigkeit uud Sicherheit, mit welcher
die Wärme regulirl und hei einem bestimmten Temperaturgrade un-
terhalten werden kann , alle anderen, die bis jetzt zur Benutzung ge-
kommen sind. Diese Einrichtung eignet sich besonders für grosse
öffentliche Locale, hei denen eine schnelle, aber nur für kurze Zeit
dauernde Erwärmung gefordert wird. Wie nun die Räume, welche
geheizt werden sollen, je nach ihrem Zweck und ihrer Bestimmung
verschieden, so sind es auch die Gas-Heiz-Apparate ; sie zerfallen in
Oefen und Kamine. Bei ihnen findet die Mischung des Gases mit
der Luft nicht vor der Verbrennung statt, sondern oberhalb der
Flamme wird eine ausreichende Luftmenge durch besondere Zngvor-
richtungen zugeführt. Für mässig grosse Wohnzimmer, Läden, Com-
toire etc. bis zu 6000 Kubikfuss Inhalt dient ein in seiner äussern
Form eleganter, eiserner Cylinder- Ofen (Preis 15 bis zu 60 Thlr.),
der in den doppelten Wänden mit Chamoltesand gefüllt ist, um
die Wärme längere Zeit zu halten. Durch Verbrennen von 10 — 15
Kubikfuss Gas, die 6 bis 9 Pfennige kosten, wird der Ofen bis zur
Senghitze und das Zimmer angenehm erwärmt. Und diese Tempe-
ratur hält 2 bis 3 Stunden an. Andere Oefen bestehen aus getheil-
ten Thoncylindei n. Man hat hier wohl zu beachten, dass man die
Flamme nicht zu klein brennen lasst, indem dann wegen des über-
grossen Luftzutrittes und der daraus folgenden zu starken Abkühlung
der Flamme keine vollständige Verbrennung erfolgt und das unver-
brannt entweichende Gas einen Übeln Geruch verbreitet. Andererseits
darf aber die Flamme auch nicht hellleuchtend brennen, weil dann
mehr Gas ausslrömt, als die zutretende Luft verbrennen kann, —
die Flamme blakt dann, sie setzt Russ ab.
Fassen die Räume mehr als 6000 Kubikfuss, so bedient man
sich viereckiger Oefen (Preis 75 Thlr.), die aus einem elegant ver*
zierten, durchbrochenen Gehäuse bestehen, in welchem sich je nach
der Grösse des zu heizenden Raumes drei bis acht schmale, lange
Brenner befinden , von denen alle oder der grösste Theil angezündet
werden, um die Temperatur in kurzer Zeit um so viel zu erhöhen,
als gewünscht wird, während später eine oder zwei hinreichen, um
475
liese Wärme zu unterhalten. Die durch Verbrennen des Gases er-
zeugte Wärme ist keine trockene, da unter den Verbrennungsproduk-
len sich ja Wasser befindet. Oie einen grossen Theil der Wärme
entführenden Schornsteine fallen bei dieser Heizung fort und deshalb
sind andere Vorrichtungen erforderlich, um die bei der Verbrennung
entstehende Kohlensäure zu entfernen; für Wohnzimmer wird daher
eine Ventilation nothwendig. Oder man bringt oben auf dem Ofen
ein Rohr an, das so lange hin- und hergeführt wird, bis die Ver-
brennungsprodukte alle Wärme abgegeben haben und vollständig ab-
gekühlt sind. Man leitet so die Kohlensäure nach aussen oder in
den Schornstein. In Geschäfts-, überhaupt öffentlichen Localen ist
dies weniger nölhig, da das häufige Oeflnen der Thüren die Beschaf-
fenheit der Luft seihst regelt. In Zimmern kann man die zur Ver-
brennung nöthige Luft von aussen durch ein Rohr von mindestens
einem Zoll innerer Weite, das unter dem Ofen ausmündet, herbeiführen.
Für Räume, die einer seltenen, kurz andauernden Erwärmung
bedürfen, als Schlaf- Rade-, Ankleidezimmer, Rail- und Concertsäle
etc., bedient mau sich der Kamine, in denen eine entsprechend grosse
Feuerfläche in Zeit von wenigen Minuten jede gewünschte Tempera-
tur hervorbringt, die nun beliebig unterhalten werden kann. Solche
Apparate (Preis 30, 50 bis zu 130 Thlr.) werden in den verschie-
densten Grössen bis für Räume von 50,000 Kubikfuss construirt.
Sind die zu heizenden Räume grösser, so müssen mehrere Kamine
angewendet werden. Bereits vorhandene Kamine lassen sich sehr
leicht und ohne erhebliche Unkosten zur Gas-Heizung einrichten. Mit
grossem Nutzen kann man für grosse Räume die schnell erwärmt
werden und andauernd warm bleiben sollen, beide Apparate — Ka-
min und Ofen — mit einander verbinden, um so die Vortheile bei-
der Heizmelhoden zu erlangen.
Man kann sagen , dass in Betreff des Heizens bei Anwendung
des Leuchtgases das Unmögliche möglich gemacht worden ist. Dies
bezeugen die Heizung der Kirchen , besonders die des Domes in Ber-
lin. Zuerst wurde im Winter IS52 die Philippskirche mit einem
Rauminhalt von 92,000 Kubikfuss geheizt und zwar durch zwei Ka-
mine (Preis 130 Thlr.) von 4'G" Höhe, 3'8" Breite und 2'6" Tiefe.
Diese standen auf Rollen, waren daher leicht beweglich; die Verbin-
dung wurde durch vulkanisirte Kautschukschläuche hergestellt. Jeder
enthielt 7 lange Brenner, welche zusammen eine Feuerfläche von 15
Quadratfuss bilden. Durch diese wird die zu erhitzende Luft mit
einer Geschwindigkeit von 55' per Sekunde geführt. Die Luft ver-
lässt den Apparat unter der Temperatur der dunkeln Rothgluth. In
25 Minuten wurde die Kirche bei einem Aufwatöde von 240 Kubik-
fuss Gas von 0° bis 10° R. (bei einer äusseren Kälte von — 4°R.)
so regelmässig erwärmt, dass die Temperatur in den höchsten Theilen
nur l1^0 mehr betrug. 120 Kubikfuss Gas reichten für die Stunde
aus, um diese Temperatur zu unterhalten; hierbei waren nur zwei
Brenner thätig. 100 Kubikfuss Leuchtgas kosten in Berlin 5 Sgr.,
32 *
476
hiernach kostet die Erwärmung der Kirche auf zwei Stunden 24 Sgr.
Die Versuche haben gezeigt, dass äussere sehr niedrige Temperaturen
keinen bedeutend ungünstigen Einfluss ausüben, denn bei — 10° wurde
nur Vs mehr Gas verbraucht, um dieselbe Temperatur hervorzubrin-
gen und zu unterhalten als bei 0° R. Einen wesentlichen Einfluss
auf die zu verbrauchende Gasmenge üben jedoch die Form und Höhe
des zu heizenden Raumes und besonders der mehr oder weniger
mangelhafte Verschluss nach aussen.
Im vorigen Winter wurde auch die Domkirche mit einer sol-
chen Heizeinrichtung versehen und dieser Versuch entscheidet über
den Werth der neuen Methode. Die Schwierigkeiten waren hier aus-
serordentliche; sowohl der grosse Rauminhalt (560,000 Kubikfuss),
die bedeutende Höhe, der höchst mangelhafte Verschluss und die
üble Sitte eines fortwährenden Zu- und Abströmens des Publikums
während der Anheizung bis zum Reginn der Predigt. Aber dennoch
ist der Erfolg ein glänzender zu nennen. Die Heizung wurde he-
werkstelligt durch acht doppelt wirkende Kamine von 4' Länge, 3'
Breite und 4,6'< Höhe, welche direct durch Verschraubungen mit der
Gasleitung verbunden wurden. Ein jeder Kamin zählte 8 Brenner
und die wirkende Fläche aller, die Luftzüge mit eingerechnet, bildet
eine Feuerfläche von 72 Quadratfuss.
Bei verschlossenen Thiiren und leerer Kirche, in welcher die
Temperatur — 1° R. betrug, bei einer äusseren von — 4°, gebrauchte
man 40 Minuten Zeit und 1500 Kubikfuss Gas, um die Temperatur
auf — J— 10° R. zu erhöhen und 750 Kubikfuss per Stunde, um sie in
gleicher Höhe zu erhalten. Bei den gewöhnlichen Gottesdiensten wird
eine Stunde Zeit und 2000 Kubikfuss Gas zum Anheizen und 1000
Kubikfuss per Stunde gebraucht, um die Wärme zu erhalten. Für
den ganzen Winter belaufen sich die Kosten der Heizung noch nicht
auf 259 Thlr.. Sollte eine solche auf andere Art herbeigeführt wer-
den, so würden die Einrichtungen ungleich umfangreicher und kost-
spieliger sein müssen. Man würde hierbei eine enorme Wärmemenge
verschwenden und die leere Kirche noch lange warm sein , nach-
dem der Gottesdienst beendet. Die hier erzielten Resultate ha-
ben so befriedigt, dass man vor hat für den nächsten Winter noch
fünf andere Kirchen in Berlin zu heizen.
Eis n er hat schon Tausende seiner verschiedenen Apparate ver-
kauft und die neue Feuerungsmelhode hat sich bereits überall da
Bahn gebrochen, wo Gasbeleuchtungsanstalten existiren. Aber auch
an anderen Orlen kommt sie bereits in Anwendung. Elsner hat zu
diesem Zweck einen einfachen Apparat zur Gaserzeugung construirt,
der bei einem mässigen Preise wenig Raum einnimmt und so einfach
in seiner Bedienung ist, dass jeder aufmerksame Dienstbote im Stande
ist mittelst desselben das Gas für den Bedarf der Beleuchtung, des
Heizens und Kochens eines selbst bedeutenden Haushaltes zu erzeu-
gen. Für solche ist diese besonders zu empfehlen, denn oft liefert
477
hier die Küche hinreichend Abfälle — Fell, Seifenwasser elc. — für
den ganzen Gasbedarf.
Wir bemerken hier, dass der Zutritt zn Elsners Werkstatt in
Berlin — Zimmerstrasse 78 — einem Jeden frei steht. Fast alle
Gattungen von Apparaten sind fortwährend zur Ansicht ausgestellt
und es ist die Einrichtung getrolfen, dass sich Jedermann sogleich
durch den Augenschein von der Billigkeit und Zweckmässigkeit der-
selben im Gebrauche überzeugen kann. Möge daher Jeder, dem sich
die Gelegenheit bietet, nicht versäumen, diese interessante Werkstatt
zu besuchen ; er kann einer freundlichen Begegnung versichert sein.
In Berlin wird bereits mehr Gas zu diesen Zwecken , sowohl
in der Haushaltung als in der Technik — zum Trocknen und Ah-
sengen der Gewebe, zum Erwärmen der Kalander, Pressplatten etc. —
verbraucht als 8000 Flammen zur Beleuchtung erfordern. Jetzt ist
Elsner unter anderem beschäftigt die Heizeinrichtungen für die Bör-
senhalle in Königsberg und für die Loge in Stettin herzurichten. Seine
Bestrebungen linden von vielen Seiten Theilnahme und Aufmunterung.
Ueber den Werth der neuen Methode hat die Praxis bereits
entschieden; überall, wo dergleichen Apparate in Gebrauch sind, er-
kennt man ihren grossen Nutzen und ist mit ihnen allgemein sehr
zufrieden. Vergegenwärtigen wir uns nun die Vortheile, welche die
gasförmigen Brennmaterialien bei ihrer Verwendung im Vergleich
zu den noch allgemein gebräuchlichen gewähren. Sehen wir zuerst
von den pekuniären Vorlheilen ab, so tritt uns eine Bequemlichkeit
und Sauberkeit entgegen, die alles bis jetzt Vorhandene übertrifft;
wir bedürfen keiner Schornsteine und keiner Bäume mehr, um die
Brennmaterialien aufzubewahren , wir gewinnen also bedeutend an
Raum, und eine jede Versuchung zu Veruntreuungen ist. abgeschnitten.
Wir können die Apparate hinslellen wo es uns beliebt, namentlich
die Oefen, sobald wir ihrer nicht mehr bedürfen, ganz aus dem Zim-
mer entfernen, insofern sie diesem nicht zur Zierde gereichen. Der
lästige Rauch und der unangenehme Geruch sind fortan aus der Küche
Aerbannt. ln demselben Augenblick, wo wir Feuer gebrauchen, steht
es uns mit seiner ganzen Kraft und in jeder Stärke, deren wir be-
dürfen, zu Gebote. Die Gefässe werden nicht beschmutzt und berusst
und die Wirkung der Wärme nicht durch eine schlecht leitende
Russschicht beeinträchtigt.
Der pekuniäre Vortheil liegt gleichfalls klar vor Augen. Die
Verluste werden hier auf ein unvermeidliches Minimum reducirt , da
wir der Schornsteine nicht weiter bedürfen, die sonst einen grossen
Theil der Wärme entführten und durch die bei einem zu heftigen
Luftstrome das Feuer bedeutend abgekühlt wurde. Eine unvollstän-
dige Verbrennung ist hier leicht zu vermeiden und da unmittelbar
nach dem Gebrauch durch eine einfache Bewegung der Hand die
Flamme ausgelöscht werden kann, so fallen hier die bei der gewöhn-
lichen Feuerung unvermeidlichen Verluste fort. Ein weiterer, nicht
unbedeutender Vortheil ist der, dass wir hier nicht eine grosse Menge
478
unnützen Ballastes mit zu erwärmen haben , der bei dem gewöhnli-
chen Verfahren bedeutende Wärmemengen forlnimmt. Und vor allen
Dingen haben wir es vollkommen in der Gewalt der Flamme stets
genau nur die Stärke zu geben, die erforderlich ist, während dies
hei der gewöhnlichen Feuerung rein unmöglich ist. Und auf diesen
Umstand ist in der Praxis besonders zu achten; man muss stets vor
Augen haben, dass sobald das Sieden eingetreten, eine bedeutend ge-
ringere Wärmemenge nöthig ist, um diese Temperatur zu erhalten
und demgemäss sogleich zu dieser Zeit die Flamme durch Stellen
des Hahnes bedeutend ermässigen. Die Erfolge, welche in Hinsicht
auf den Geldpunkt erzielt worden , sind wahrhaft überraschend. So
z. B. erwärmt man ein 12 Pfund schweres Bügeleisen in Zeit von
7l/2 Minuten mit ll/2 Kubikfuss Gas (Kosten 0,9 also noch nicht
1 Pfennig) bis zum Sengen. Ein Beafsteak ist in 2 Minuten mit 1
Kubikfuss Gas, Kalfee für 6 bis S Personen in 4 Minuten durch 2
Kubikfuss Gas und ein 12plündiger Kalbsbraten in 20 bis 25 Minu-
ten durch 12 Kubikfuss Gas hergestellt; die Kosten belaufen sich
auf respective 0,6, 1,2 und 7,2 Pfennige. Ein Quart Wasser wird
in 5 V2 Minuten mit 1 Kubikfuss Gas (0,6 Pfennige) zum Kochen ge-
bracht. Mit 1 V2 Kubikfuss Gas röstet man 1 Pfund Kalfee vollstän-
dig und gleichmüssig; bei 10 Pfund dauert diese Operation 20 Mi-
nuten und die Kosten belaufen sich auf 9 Pfennige. Ein Ofen , 2
Ctr. schwer, wird durch 6 Pfennige Gas bis zum Sengen erhitzt und
bei einem Zimmer von 20' Länge, 15' Tiefe und 10' Höhe kostet
das Gas, welches erforderlich ist, um diesen Baum durch 12 Stun-
den hindurch bei einer äusseren Temperatur von — 4° R. bei —(— 1 4°
R. zu erhalten, 2 bis 2 1/2 Sgr. Hierbei ist zu bemerken, dass in
Berlin gerade, die Preise des Gases ungemein billige sind — 1000
Kubikfuss kosten l2/3 Thlr. und die englische Compagnie liefert sie
noch um 2i/2 Sgr. billiger, — und hiernach sind die Angaben nor-
mirt. Die niedrigen Preise beruhen aber auf Umständen, die man
überall hätte herbeiführen können. Hier sind die Anlagen nicht von
einer Privatgesellschaft gemacht, die übermässig verdienen will, son-
dern die Werke gehören der Commune. So kommen die Vortheile
nicht einigen Wenigen, sondern im vollsten Sinne des Wortes Allen
zu. Dieser Vorgang hat bereits Nachahmung gefunden und eine wei
ler ausgedehnte ist dringend zu wünschen.
Die Bedienung der neuen Apparate mag auf den ersten Blick
sehr umständlich erscheinen, doch in der That ist sie es durchaus
nicht, sondern im Gegentheil viel einfacher als die Unterhaltung eines
Feuers in einem schlecht ziehenden Ofen oder Sparheerd. Von je-
dem aufmerksamen Dienstboten kann sie in einem Tage begriffen und
gelernt werden.
Die pekuniären Vortheile werden jetzt noch dadurch sehr be-
schränkt, dass wir uns des Leuchtgases bedienen müssen, während
hier ein viel billiger herzuslellendes Gas dieselben Dienste leisten
würde. Grössere Städte werden diese Vortheile eher erlangen, denn
479
sobald die Gasfeuerung eine mehr allgemeine Anwendung erlangt bat,
werden hier neben den Gasbeleuchtungsanstalten sehr gut andere
Werke für die Bereitung eines billigeren Gases aus einer grossen
Menge von Materialien, eines Gemenges von Kohlenoxyd- und Was-
serstoffgas durch Zersetzung von Torf, Braun-, jeder Art von Stein-
kohlen etc. unter Beihülfe des Wasserdampfes, sehr gut existiren kön-
nen. Obgleich an die Gase, welche zur Beleuchtung und zur Feue-
rung dienen sollen, verschiedene Anforderungen gestellt werden, so
dass ersteres wohl zum letzteren Zwecke dienen kann, freilich seines
theueren Preises wegen mit geringerem Vortheil, letzteres aber nicht
zum ersteren, so hat die Wissenschaft dennoch hinreichend Mittel an
die Hand gegeben, beide Anforderungen auszugleichen und ihnen zu
genügen. Ernste Aufforderungen und Mahnungen diese das Gemein-
wohl fördernde Einrichtungen zu ermöglichen, sind hinreichend vor-
handen, aber leider sind Wissen und Vollbringen zwei ganz verschie-
dene Dinge und daher wird noch manches Jahr vorübergehen, bis es
dahin gelangt. Das Ziel kann und wird erreicht werden, dies liegt
in der Natur der Sache selbst. Macht sich auf der einen Seite auch
eine allgemeine Indifferenz, eine stumpfe Gleichgültigkeit geltend, so
steht auf der andern Seite auch wieder ein mächtiger Eintluss, der
den Menschen zur Vereinigung treibt, ihn das Hülflose seiner Verein-
zelung, die Nachtheile seiner Absonderung erkennen lässt. Und aus
diesem Gesichtspunkte haben wir diese neuen Bestrebungen gleichfalls
freudig zu begrüssen, denn sie lehren mit beredter Stimme, dass eben
nur die Vereinigung Grosses schalTt und Vortheile gewährt, die dem
Einzelnen zu erlangen unmöglich sind , weil dazu seine Kraft allein
nicht ausreicht.
Dies ist der Hauptpunkt, der einer allgemeinen Verbreitung noch
für einige Zeit im Wege stehen wird. Ihn zu beseitigen, dazu ge-
hört nur ein fester Wille, denn die Herstellung von bedeutend billi-
geren brennbaren Gasen ist durchaus nicht schwierig; Vorschläge
dazu sind schon oft, jedoch vergeblich gemacht. Sonst unterliegt es
keinem Zweifel mehr, dass, wenn alle Umstände in Betracht gezogen
werden, die brennbaren Gase das bequemste und billigste Brennma-
terial für Feueranlagen jeder Art in sämmtlichen Zweigen der Indu-
strie darbieten. Sowohl diejenigen Arbeiter, die sich eines festste-
henden Gebläsefeuers, als auch die, welche sich eines beweglichen
oder des Lölhrohrs bedienen, erhalten hierdurch augenblicklich eine
sehr intensive Wärmequelle. Alle Industrielle, die Schmelzoperationen
in Tiegeln vornehmen, erleichtern sich die Arbeit bei Anwendung der
neuen Heizmethode sehr und sparen bedeutend an Brennmaterial und
Gefässen. Bei der Heizung einer jeden Art von Oefen, sei es der des
Bäckers oder der Glas-, Porzellan- oder Kalköfen, bei allen metallur-
gischen Operationen leistet die intensive Flamme der brennbaren Gase
vortreffliche Dienste. Eine gleich bequeme und vorlheilhafle Anwen-
dung lässt sich von den brennbaren Gasen bei jeder Erwärmung,
Abdampfung und Concentration von Flüssigkeiten machen. Kurz es
480
exislirl keine Verrichtung auf dem grossen Gebiete der Industrie,
bei der nicht eine vorteilhafte Verwendung der brennbaren Gase zu
machen wäre. \V , Baer.
Lite r a l u r.
Pltygifi. Brunner von Wallen wyl, über das Taschenba-
rometer. — Die Uebelstande des Kopp’sehen Barometers (Pogg. Ann. Bd. LYI.
p. 513.) bestehen 1) in der Erschütterung des Quecksilbers in dem Luflbehälter
beim Transport, wodurch nicht allein das erstere sich leicht oxvdirt und die
Gefässwände beschmutzt, sondern auch das ganze Inslrumeut zerbrechlich wird;
2) m der Schwierigkeit des genauen Einstellens des Quecksilbers auf die Spitze
mit Hülfe des Kolbens, welcher nur mit der Hand niedergedrückt wird; 3) in
der Unmöglichkeit eines genauen Ahlesens, indem die Steigrohre des Quecksil-
bers in dem Luflbehälter eingeschlossen ist. Dadurch verliert das Instrument
bedeutend an practischem Werth. B. hat diese Uebelstande aufgehoben. Bevor
er aber die neue Einrichtung beschreibt, giehl er für die Leser, welche mit den
früheren Arbeiten über diesen Gegenstand nicht vertraut sind, folgende einfache
Erläuterung des Augusl’scheri PriUcips (Pogg. Ann. Bd. III. p. 329 und Gehler’s
phys. Wörterb. Bd. 11. p. 526). — Wenn ein bestimmtes Volumen Luft abge-
sperrt und um einen gewissen Volumlheil comprimirl wird , so ist der Druck,
den die comprimirte Luft ausübt, um so grösser, je dichter die abgesperrte Luft
vor der Compression war. Wenn man z. B. am Ufer des Meeres ein gewisses
Volumen Luft absperrt und durch Druck um l/i0 verdichtet, so wird diese com-
primirle Luft einer Quecksilbersäule von bestimmter Länge das Gleichgewicht
halten. Comprimirl man nun auf einem Berge ein gleich grosses Volumen Luft
ebenfalls um */io , so wird die Quecksilbersäule, welche hier die comprimirte
Luft äquilibrirt, niedriger sein als am Ufer des Meeres und zwar wird der Un-
terschied in einer bestimmten Beziehung zu dem Dicht igkeitsverhällniss der Luft
auf der untern und obern Station stehen, v sei das Volumen der Luft, welche
bei dem eben slalllindeuden Barometerstände B abgesperrt wird, v' sei das Vo-
lumen der gleichen Luft, nachdem sie comprimirl wurde. Diese Luft drücke auf
Quecksilber, welches in einer gegen die äussere Luft offenen Steigrohre sich
erheben kann, und h sei die Höhe der auf diese Weise gehobenen Quecksilber-
säule. Die comprimirte Luft befindet sich dann offenbar unter dem Druck B-f-h
und wir haben nach dom Mariolle’schen Gesetz folgeude Gleichung :
v' : v = B : B -f h
und leiten daraus ab
v. B
B-f-h = ^7 und
d. h. der jeweilige Barometerstand ist gleich der durch den Druck der compri-
mirten Luft gehobenen Quecksilbersäule, multiplicirt mit einem conslanten Coef-
ficienten , welcher immer der gleiche ist, wenn das abgesperrte Luflvolumen v
und die nachherige Compression ( resp. v' ) stets gleich bleiben. Dieser Coef-
ficienl kann ein für allemal für ein gegebenes Instrument empirisch durch Ver-
gleichung mit einem guten Barometer bestimmt werden , indem man die beob-
achtete Erhebung des Quecksilbers in der Steigrohre in die gleichzeitig beobach-
481
lete Baromelerhöhe dividirt. — Dieses Princip wild nun aut folgende Weise
practisch ausgeführt. Das Instrument besteht aus zwei Theilen, welche geson-
dert transportirt und erst beim Gebrauch zusammengesetzt werden. Der Queck-
silberbehäller ist ein Cvlinder aus abgedrehtem Eisen, in welchem sich ein Kol-
ben quecksilberdicht auf und niederbewegen lässt durch eine Schraube, wodurch
das im Gefäss enthaltene Quecksilber beliebig in die Höhe gedrängt oder ge-
senkt werden kann. Beim Transport wird die Schraube heruntergelassen und
das Gefäss mit einem eisernen Deckel durch Aufschrauben verschlossen. — ln
diese Schraubenwindung passt die Fassung der weiten Glasröhre, welche beim
Gebrauche aufgeschraubt wird. Alsdann drängt man das Quecksilber in die
Höhe, bis die untere Oeffnung der inneren Röhre, welche oben und unten offen
ist, durch das aufsteigende Quecksilber verschlossen und dadurch in der weiten
Röhre, welche oben in eine Messingfassung luftdicht eingekitlet ist, ein bestimm-
tes und offenbar bei jeder Wiederholung des Versuches gleiches Volumen Luft
abgesperrt wird. Diese Luft steht bis zum Moment des Absperrens mit der äus-
seren Luft in Verbindung und hat daher genau gleiche Spannkraft. Durch wei-
teres Zuschrauben wird die Luft comprimirt und dieses wird fortgesetzt, bis
das Quecksilber genau auf die eiserne Spitze eingestellt ist. Damit ein kleiner
Fehler hier bei den verschiedenen Versuchen eine möglichst geringe Differenz
in dem abgesperrlen Luflvolumen ausmache, ist an der Stelle der Eisenspitze
die weite Röhre durch einen eingekitteten Ring verengt. — Diese Compres-
sion der Luft bewirkt ein Steigen des Quecksilbers in der oben offenen und
unten in das Quecksilber tauchenden Röhre und der Abstand der Quecksilber-
kuppe in dieser Röhre von der Spitze, auf welche das äussere Niveau einge-
stellt worden, ist offenbar das Maass des Druckes der eingeschlossenen Luft. —
Die geringste Tempcralurveränderung wirkt hier schädlich ; daher ist ein Be-
rühren des Apparates zu vermeiden. Um die gehobene Quecksilbersäule genau
abzulesen, die zur Berechnung des Barometerstandes mit dem Coefficienten
multiplicirt werden muss, dient die Spitzeneinstellung mittelst eines Zahnrades.
Hiermit ist eine Einlheilung bis auf zehntel Millimeter verbunden, so dass die
abgelesene Zahl unmittelbar den Abstand der beiden Spitzen angiebt. — Seit-
lich ist an dem Apparat ein Thermometer angebracht und beim Gebrauch wird
er an seidenen Schnuren aufgehängt. — Der einzige Fehler, der nicht vermie-
den werden kann , ist die Temperaturerhöhung bei der Compression der Luft,
wodurch ihre Spannkraft sich um etwas vermehrt. Da jedoch diese Vermehrung
des Druckes bei jeder gleichförmig angestellten Beobachtung im Verhältnis der
ursprünglichen Dichtigkeit der abgesperrten Luft bleibt, so thut sie der Richtig-
keit der Beobachtung keinen Abbruch. — Das Instrument gewinnt bedeutend
an Zuverlässigkeit, wenn zu jeder Beobachtung die gleiche Zeit verwendet wird
und je kürzer diese ist , desto richtiger wird die erstere. Zwei Beobachtungen
müssen stets wenigstens eine Viertelstunde von einander abstehen , wenn die
zweite irgend einen Werth haben soll. — Die Reduction des Barometerstandes
auf 0° wird nach Angabe des Thermometers mit Benutzung der gewöhnlichen Ta-
bellen gemacht , nachdem der Barometerstand durch Mulliplicatiun des beobach-
teten h mit dem Coefficienten berechnet worden. Bei einer mitgetheilten Beo-
bachtungsreihe schwanken die Unterschiede zu den Angaben eines gewöhnlichen
Barometers zwischen — 0,9 bis 2,1. Die Genauigkeit lässt also noch etwas zu
wünschen übrig. Der Fehler hat wesentlich seinen Grund in der Temperatur-
Veränderung der abgesperrten Luft während der wenn auch noch so kurzen Dauer
des Versuches. Dem kann dadurch abgeholfen werden, dass mau die weite
Glasröhre noch mit einer zweiten uragiebt, deren Durchmesser um einen Centi-
meter weiter ist. Sie wird wasserdicht eingekittet, wobei jedoch die Schnüre
ausserhalb bleiben müssen , und der ganze Zwischenraum mit Wasser angefüllt,
welches dauernd hierin bleibt und dazu dient, die Luftzüge etc. zu moderiren
und die Temperatur im Innern gleichmässig zu erhallen. Schon eine Lufthülle
leistet gute Dienste. — B. hat dieses Instrument schon seit 4 Jahren beobach-
tet und mitunter auf ßergreisen mitgenommen, wo es wegen der leichten Ver-
packung und der Unveränderlichkeit grosse Dienste leistet. Wegen der Zuver-
482
lässigkeit der Angaben ist das Reisebaromeler jedoch vorzuziehen. Dies gilt
auch in Betreff des Barometer aneroide , des Regnaultschen Hypsometers und
aller der übrigen sinnreichen Vorrichtungen, welche zu verschiedenen Zeiten als
Ersatz des Beisebarometers vorgeschlagen worden sind. ( Mitth . d. Berner
naturf. Ges. Nr. 299. p. 273.) B.
Q u e t beobachtete bei der Zersetzung eines du ich Schwefel-
säure oder Kali gut leidend gemachten Wassers durch den
galvanischen Strom ein Leuchten der Platinelect roden und
zwar so lebhaft, dass man es selbst am hellen Tage sehen kann. Der Platin-
draht glüht hierbei nicht, sondern wird von einer Lichlhiille umgeben , die ihn
von dem Wasser zu trennen scheint. Die Farbe des Lichtes ist nicht an bei-
den Polen dieselbe. Bei dem angesäuerten Wasser ist sie an der negativen
Electrode violett und zeigt zuweilen grüne Stellen , an der positiven roth. Hat
man dem Wasser Kali zugesetzt , so nmgiebt die negative Electrode ein schön
rosenrothes Licht. Das Leuchten der beiden Electroden erfolgt nicht mit glei-
cher Leichtigkeit; gewöhnlich ist es die negative, welche sich mit einer Licht-
hülle nmgiebt. Tritt diese ein, so hört die ungestüme Bewegung des Wassers
plötzlich auf und die Zersetzung desselben ist gewissermassen unterbrochen.
Hört das Leuchten auf, so wird die Bewegung des Wassers wieder heftig und
die Zersetzung findet wieder lebhaft statt. Um diese Erscheinung hervorzurufen,
bedarf man 40 grosser Bunsenscher Elemente. Stülpt man über die Platindrähte
kleine Glocken, so erreicht man den Zweck leichter, aber die Drähte leuchten
nicht mehr in ihrer ganzen Länge. — • In einem kleineren Maassstabe erhält
man die Erscheinung sogleich , wenn man die positive Electrode in gesäuertes
Wasser taucht und der Oberfläche desselben vorsichtig einen Platinstab nähert,
der als negative Electrode dient. Sowie dieser Stab das Wasser berührt oder
etwa lmm lief eingetaucht wird , erblickt man rings um den eingetauchten Stab
ein violettes Licht und hört ein schwaches Knistern. Taucht mau den Stab tie-
fer ein, so erlöscht das Licht und das Wasser wird wieder kräftig zersetzt. —
Bei allen Zersetzungen, selbst bei sehr schwachen Säulen, war das Sauerstoffgas
stets von einem weissen Nebel begleitet, der mit der Stärke der Batterie zunahm.
— Als Q. die Inlucdionsslröme mittelst Wollastonscher Röhren (Gilberts Ann.
Bd. XXIII. S. 424.) in die Flüssigkeit leitete, gelang es ihm diese auch durch
den von Ruhmkorff construirten Inductionsapparat zu zersetzen. Er zersetzte
nicht allein Wasser, sondern auch schlechlleitende Flüssigkeiten, wie Naphtha,
Terpentinöl, Aetber, Alkohol etc. Mit zwei Bunsenschen Elementen erhielt er
bei der Zersetzung des Letzteren stündlich 40 Cubikcenlimeler Gas. — Beim
angesäuerlen Wasser waren die Resultate folgende: 1) Das Wasser wurde un-
ter einem sehr lebhaften Knistern zersetzt. 2) Am Ende eines jeden Platindrahls
sieht man eine Reihe kurzer electrischer Funken, ähnlich einem stetigen Feuer,
wie wenn zwei brennende Lämpchen mitten im Wasser befindlich wären. Diese
beiden Lichter haben im Allgemeinen ungleiche Farben, das eine ist violett, das
andere ins Rothe fallend. Das erste zeigt sich an der Electrode , die für die
beim Oeffnen entstehenden Inductionsslröme die negative ist. Beide Lichter las-
sen sich übrigens beliebig von einander entfernen. 3) Sind die Wollastonschen
Röhren gut bereitet, so werden die Gasblasen an jeder Electrode mit einer gros-
sen Kraft fortgeschleudert. Macht man die Drahtenden horizontal , so erhält
man von jedem derselben einen Strom von Bläschen , der sich mehrere Ceuti-
meter weit horizontal erstreckt, ehe er merklich in die Höhe steigt. Bringt
man eine der Electroden bis nahe an die freie Oberfläche der Flüssigkeit, so
werden zahlreiche Wassertröpfchen 3 — 4 Decimeter hoch in die Luft geschleu-
dert. 4) Die an jeder Electrode aufgefangenen Gase enthalten zugleich Sauer-
stoff und Wasserstoff. Zum Theil rührt dies davon her, dass die Inductions-
ströme abwechselnd entgegengesetzte Richtungen haben ; zum Theil zersetzt das
starkerhitzte Platin das Wasser. Freilich konnte nicht das geringste Anzeichen
von Glühen an den Enden der Drähte wahrgenommen werden ; ausserhalb des
Wassers glückte es jedoch die Platindräbte mit Hilfe der Wollastonschen Röh-
ren ins Glühen , ja selbst bis zum Schmelzen zu bringen. Der Draht umgiebt
483
sich hierbei mit einer violetten Aureole, sobald er, bei Unterbrechung des Vol-
taschen Stromes des Apparates , negativ ist. Noch leichter bewirkt man das
Glühen und Schmelzen des Platins durch Verknüpfung zweier RuhmkorfFschen
Maschinen. Auf diese Weise erhielt Q. in der Luft viel längere Funken als ge-
wöhnlich ; auch machte er die merkwürdigen Eigenthümlichen derselben sehr
sichtlich. 5) Wenn die Wallastonschen Röhren eine Zeit lang zur Wasserzer-
setzung gebraucht werden, verändern sie sich. Das an den Draht angeschmolzene
Glas nutzt sich ab und verschwindet , wie wenn es forlgerissen wäre , wodurch
dann rings um den Draht ein kleiner Ring bloss gelegt wird. Auch der Platin-
draht nutzt sich ab. - — Rei der Zersetzung mehrerer schlecht leitender Flüs-
sigkeiten erhielt Q. nicht ganz dieselben Gase, welche andere Physiker mittelst
der gewöhnlichen electrischen Funken bekamen. ( Compt . rend. T. XXXVI.
p. 1012.) B.
V e r d u und S auv a r e , über das Entzünden von Minen durch
den electrischen Strom. — In Frankreich sprach zuerst Gilbert in
seinem unterirdischen Kriege 1805 davon , die Minerj durch den electrischen
Funken zu entzünden. 1832 wurden darüber in den Genieschulen Versuche an-
gestellt, die jedoch nicht weiter verfolgt wurden, da die Electrisirmaschine zu
einem Gebrauch im Kriege nicht geeignet war. Sie wurden erst wieder aufge-
nommen, nachdem die ßunsensche ßatterie bekannt geworden war und nun ver-
schallte sich die neue Sprengungsmethode überall bald Geltung. Bis auf eine
Entfernung von 1000 Fuss werden Sprengungen sehr leicht ausgeführt. Als man
jedoch, nachdem der unterseeische Telegraph bereits gelegt worden war, von
Frankreich aus eine auf dem jenseitigen Ufer des Kanales stehende Kanone durch
den electrischen Funken abfeuern wollte , waren dazu 240 Elemente nölhig.
Hierdurch wurde der spanische Oberstlieutenant Verdu , der diesem Experiment
in England beiwohnte, auf den Gedanken gebracht, die gewöhnliche Batterie mit
dem Ruhmkorflschen Induclionsapparat zu verbinden. Bei Anwendung von 2 Bun-
senschen Elementen flogeu die Minen auf in Entfernungen von 600, 1000, 4800,
7000 und endlich 26,000 Meter, ln dem letzten Falle halte man die Erde mit
als Leiter eingeschaltet. Es war schon ein Resultat von Wichtigkeit die Zahl
der Elemente bis auf 2 eingeschränkt zu haben, da deren Transport und Hand-
habung bei Kriegsfällen doch ernste Schwierigkeiten darbieten. Verdu ging aber
noch weiter, indem er die Elemente ganz entbehrlich machte und an deren
Stelle den Clarkeschen Apparat setzte, mit dessen Hilfe er Minen auf 5600 Me-
ter Entfernung unter Wasser entzündete. — Zu gleicher Zeit beschäftigte sich
auch der franz. Capt. Savare mit ähnlichen Versuchen. Er richtete sein Haupt-
augenmerk auf eine Verbesserung der ßunsenschen Batterie. Sobald aber Ver-
du’s Versuche bekannt wurden, schlug auch er einen andern Weg ein. Er be-
schäftigte sich nun ausschliesslich damit die Induclionsströme zur Anwendung
zu bringen, die grosse Vorlheile vor der ßatterie gewähren. Er hat den Zünd-
büchsen eine solche Construction gegeben, dass sie selbst durch die schwächsten
Ströme in Brand gerathen. Ferner sprengt er eine fast unbegrenzte Zahl von
Minen genau gleichzeitig. Bei Anwendung des Clarkeschen Apparates fielen die
Resultate so befriedigend aus, dass Ruhmkortl' jetzt damit beschäftigt ist, diesen
mit der Inductionsmaschine zu vereinigen und zwar der Art , dass das Ganze
nur einen kleinen Raum einnimmt. ( L’ Inst . Nr. 1062. p. 158.) B.
Chemie. — Baum hau er empfiehlt (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd.
XC. pag. 15.) an satt der Korke zum Verbinden von Glasröhren und Fla-
schen Kapseln von vulkanisirtem Caoutschouc, die der Einwirkung
der meisten Agentien widerstehen. Eine Flasche mit einer weiten OefFnung und
einer solchen Kapsel ersetzt vollkommen die Wonlfiscbe Flasche. Mit einem gu-
ten Korkbohrer bringt man in den Boden der Kapsel eine beliebige Zahl von
Löchern an, deren Durchmesser bedeutend geringer ist, als der der Glasröhren,
zu deren Aufnahme sie dienen sollen. Dann ist man eines luftdichten Verschlus-
ses sicher. Bei sorgfältiger Behandlung können diese Kapseln jahrelang gebraucht
werden. Auch in der Haushaltung sind sie anstatt der schmutzigen und lästigen
484
Thierblasen zum luftdichten Verschluss anzuempfehlen. — Neue Röhren von
vulkanisiriem Caoutschouc scbliessen manchmal nicht luftdicht wegen des anhän-
genden pulverförmigen Schwefels, den man leicht durch Waschen mit Schwefel-
kohlenstoff entfernen kann. W. ß.
Die häufige Anwendung des Schwefelwasscrsloffgases in den Laboratorien
ist mit grossen Uebelständen verknüpft, die selbst nicht alle durch die in neue-
rer Zeit von Kipp und Fresenius angegebenen Apparate beseitigt werden. Zudem
sind diese complicirt und theuer. Bau in hau er hat (a. a. 0. pag. 17.) einen
sehr einfachen Apparat zur Entwickelung von Schwefelwas-
serstoffgas angegeben, der selbst von ungeübten Händen hergestellt werden
kann und sehr brauchbar zu sein verspricht. Es ist ein gewöhnliches Hafen-
glas, in welchem oben zur Seite eine Oeffnung angebracht ist. In diese wird
eine Glasröhre fest eingekittet , die durch einen Mohrschen Quetschhahn ver-
schlossen werden kann. In das Glas wird ein Trichter von Blei oder Thon
ohne Stiel gestellt, dessen oberer Rand von gleicher Grösse mit dem Hafen ist,
während der untere Theil des ersteren beinahe bis auf den Boden des Hafens
reicht. Mit dem Trichter ist unten, wenige Zolle von seinem Ende, eine bleierne
oder thöncrne Platte verbunden. Sie dient zur Aufnahme des Schwefeleisens
und ist daher mit einer Menge kleiner Oetfnungen versehen. Der Trichter dient
zur Aufnahme der verdünnten Schwefelsäure, bei deren Einfüllung er umgekehrt
und oben mit einer lmm dicken Caoutschouckapsel verschlossen wird. Beim
Einsetzen in den Hafen, der auch etwas verdünnte Schwefelsäure enthält, ver-
schliesst man die untere Oeffnung des Trichters mit dem Finger. Mit der zum
Verschluss des Trichters dienenden Kapsel verschliesst man gleichzeitig den gan-
zen Apparat. — Beim Gebrauch öffnet man den Hahn und drückt mit der Hand
auf die Caoutschoucplatte. Die Schwefelsäure tritt nun an das Schwefeleisen
und entbindet Schwefelwasserstoffgas. Wird der Hahn geschlossen, so wird die
Schwefelsäure in den Trichter zurückgedrängl , wenn der Druck auf die Caout-
schoucplalte aufhört, die jetzt eine convexe Form annimmt, da das feuchte Schwe-
feleisen noch mehr Schwefelwasserstoffgas entwickelt und noch mehr Schwefel-
säure in den Trichter drängt. — Zur Erzeugung eines anhaltenden starken
Stroms von Schwefelwasserstoffgas bringt man auf die Caoutschoucplatte eine
schwere Kugel. W. B.
M. Simpson, on two new melhods forthe determinatiou
of nit logen in organic and inorganic compounds. — Im Begriff
eine Reihe von Untersuchungen von Nitroverbindungen auszuführen, fand Simp-
son die grössten Schwierigkeiten bei Bestimmung des Stickstoffs derselben.
Keine der ihm bekannten Methoden gab so genaue Resultate, als nöthig *). Des-
halb hat derselbe zwei Methoden geprüft , welche namentlich darauf ausgehen
die Verbrennung der Substanz vollständig zu erzielen. Beide haben zum Zweck,
den Stickstoff dem Volum nach zu bestimmen. Durch die eine jedoch wird
nur die relative Menge Stickstoff’ und Kohlensäure , die erzeugt werden , durch
die andere aber direct das Volum des Stickstoffs gefunden. — Will man sich
der ersterwähnten Methode bedienen , so füllt man ein an einem Ende zuge-
schmolzenes und an diesem Ende in einen stumpfen Winkel gebogenes Rohr in
folgender Weise. In dieses herabgebogene Ende bringt man 8 bis 9 Grm. ge-
schmolzenen und gepulverten chlorsauren Kali’s. Darauf bringt man einen lo-
sen Asbestpfropf in die Nähe dieses Winkels , darauf etwa 2 Grm. Quecksilber-
oxyd, und dann einen zweiten Asbestpfropf. Auf diesen wird die Mischung von
0,1 Grm. der zu untersuchenden Substanz mit IV2 Grm. Kupferoxyd und 4 ■}/*
Grm. Quecksilberoxyd geschüttet, die eine Strecke von 6 — 7 Zollen im Rohr
*) Simpson hat offenbar die von mir angegebene Methode den Stickstoff
zu bestimmen nicht gekannt , welche im Jahresber. d. naturw. Vereins zu Halle
1852 S. 50* und Poggend. Ann. Bd. 85. S. 263 * beschrieben ist. Sie würde
noch vollkommener seinen Ansprüchen genügt haben, als die von ihm angewen-
deten. W. Heintz.
485
einnimmt. Hierauf werden zwei Asbestpfropfen eingebracht, die einen 2 Zoll
langen leeren Raum zwischen sich lassen, worauf ein Gemisch von 3 Grm. Queck-
silberoxyd mit 1 Grm. Kupferoxyd und 0,07 Grm. der Substanz eingefüllt wird.
Auf einen darauf geschobenen Asbestpfropf folgt endlich eine 6 — 7 Zoll lange
Schicht sehr fein vertheilten metallischen Kupfers, die mindestens 8 — 10 Grm.
betragen muss. An dem vorderen Ende wird das Rohr nun in ein dünnes Rohr
ausgezogen , das durch einen Kautschukverband mit einem Gasenlwicklungsrohr
verbunden ist, das unter Quecksilber mündet. - — Die Verbrennung geschieht in der
Weise, dass zuerst das Ende des Rohrs, das das chlorsaure Kali enthält, erhitzt
wird, bis die SanerstofTentwicklung im Gange ist, worauf man das reine Queck-
silberoxyd bis zur beginnenden Zersetzung erhitzt. Ist das chlorsaure Kali in
Chlorkalium verwandelt, so erhält man hier die Glühhitze fortdauernd und er-
hitzt nun den leer gebliebenen Raum und darauf das metallische Kupfer bis
zum Glühen, beginnt das Quecksilber in dem Gasentwicklungsrohr zu steigen,
so erhitzt man einen kleinen Theil des dem chlorsauren Kali entfernt liegenden
Gemisches der Substanz und verbrennt es allmälig vollständig. Ist dies ge-
schehen, so wird die mit Quecksilber und einem Tropfen Wasser gefüllte Maass-
glocke für den Stickstoff über die Mündung des Gasentwicklungsrohrs gestülpt
und uun die Verbrennung der hinteren Mischung langsam eingeleitet. Ist sie
vollendet so wird endlich das zwischen dieser Schicht und dem chlorsauren Kali
befindliche Quecksilberoxyd durch Glühhitze zersetzt. Nun wird das Volum des
Gases in der gewöhnlichen Weise gemessen und die Kohlensäure durch Kali
absorbirt, worauf das rückständige Stickgas ebenfalls gemessen wird. Aus dem
Verhältnis der Volumina dieser beiden Gase schliesst man auf das Atomverhält-
niss. Die Versuche, die der Verfasser mit Hülfe dieser Methode ausgeführt hat,
beweisen, dass sie zu richtigen Resultaten führt. Die Vortheile derselben be-
stehen daiin, dass der Sauerstoff, der sich im Rohr im Überschuss entwickelt,
die Substanz vollständig verbrennt , ohne dass doch die aufzufangenden Gase
durch Oxydationsstufen des Stickstoffs verunreinigt sein können, die durch das
glühende Kupfer vollständig zu Stickstoff reducirt werden*), und dass fast die
ganze Menge des erzeugten Gases aufgefangen werden kann. Die Nachtheile der-
selben bestehen darin, dass die atmosphärische Luft nicht ganz vollkommen aus
dem Rohr entfernt werden kann, und dass die Genauigkeit der Resultate von
der Kohlenstoffbestimmung abhängig ist. — Die andere, directe Methode, den
Stickstoff als Gas zu bestimmen, ist folgende. Ein gerades Verbrennungsrohr
wird an einem Ende zugeschmolzen, und das zugeschmolzene Ende mit einer
Mischung von zwölf Grammen kohlensauren Manganoxyduls und 2 Grm. Queck-
silberoxyd gefüllt. Hierauf wird ein Pfropf von Asbest eingebracht, der einen
Zoll langen, leeren Raum lässt. Die getrocknete und gewogene Substanz (0,5
bis 0,6 Grm.) wird mit dem 40 bis 50fachen Gewicht einer Mischung von 2
Theilen Kupferoxyd mit 272 Theilen Quecksilberoxyd genau gemengt und nach-
dem 1 Grm. unvermischten Quecksilberoxyds in das Rohr eingebracht ist,' gleich-
falls eingeschüttet. Der Mörser wird mit elwras Kupferoxyd und Quecksilberoxyd
ausgerieben , die ebenfalls in das Rohr gefüllt werden. Jetzt wird ein neuer
Asbestpfropf eingeschoben, worauf 2 — 3 Zoll des Rohrs mit Kupferoxyd und
endlich 7 bis 8 Zoll mit metallischem Kupfer, 12 — 15 Grm. an Gewicht, ge-
füllt werden. Jetzt wird das Rohr in ein dünnes Rohr ausgezogen, an welches
das unter Quecksilber mündende Gasleitungsrohr durch einen Kautschukverband
befestigt wird. — Soll die Verbrennung nun beginnen, so erhitzt man das Ende
des Rohrs, wo sich das kohlensaure Manganoxydul befindet, doch so, dass es
nur am äussersten Ende in einer Länge von IY2 bis 2 Zollen zersetzt werden
kann. Nachdem die Gasenlwickelung nur einige Minuten gedauert hat, entfernt
*) Die Vorstellung, dass hierzu namentlich der in dem Rohr befindliche
Quecksilberdampf mitwirkt, welche Simpson ausspricht, scheint nicht gerechtfer-
tigt, da die Zersetzung des Stickstoffoxyds durch Quecksilber nur unter Bildung
von Quecksilberoxyd vor sich gehen kann, das bei der Temperatur, die im Rohr
stattfindet, selbst zersetzt wird.
486
man die Kohlen von diesem Ende und erhitzt dagegen den mittleren Tlieil des
kohlensanren Manganoxydnls so, dass ein schneller Gasstrom zu Stande kommt.
Wenn der Gassirom schwacher zu werden beginnt, entfernt man auch hiervon
die Kohlen und erhitzt das vordere Drittel dieses Salzes, und gleichzeitig wird
in dem vordem Theil des Rohrs das Kupfer und nicht gemischte Kupferoxyd
erhitzt. Hat die Gasentwickelung aufgehört, so wird das Ende des Gasenlwicke-
lungsrohrs unter die Glocke gebracht , welche zum Anhängen des Gases dienen
soll, und die mit etwa 1(3 — 17 Kubikcentimetern einer concentrirlen Kalilauge
und übrigens mit Quecksilber vollständig gefüllt ist. Nun beginnt die Verbren-
nung der organischen Substanz, die wie gewöhnlich ansgeführt wird. Zuletzt
wird das Ende des Rohrs, welches das kohlensaure Manganoxydul enthält, er-
hitzt, um mit Hülfe der sich hier entwickelnden Kohlensäure den Stickstoff, der
im Rohr enthalten ist, auszutreiben. Das Volum aufgefangenen Gases, das durch
das kaustische Kali von Kohlensäure befreit ist, kann nun gemessen werden. —
Auch bei dieser Methode der Slickstoffbestimmung ist die vollkommene Ver-
brennung der Substanz gesichert. Dieselbe ist anwendbar für jede beliebige
stickstoffhaltige Substanz und bedarf nur weniger Stunden zur Beendigung einer
Analyse. Sie macht jedoch keine Correction für den Fehler möglich, welcher
dadurch entsteht, dass weder beim Beginn der Verbrennung alle atmosphärische
Luft, noch nach Beendigung derselben aller Stickstoff aus dem Rohr ausgelrie-
ben werden kann, eine Correction, welche nach der von mir beschriebenen Me-
thode leicht auszuführen ist. ( Quart . Journ. of‘ t he ehern, soc. Vol. VI.
p. 289.*) W. Heintz.
Osann, über active Modificalionen des Sauerstoffs und
des Wasserstoffs. — • ßd. I. pag. 874. haben wir mitgelheilt, dass nach
0. der bei der galvanischen Zersetzung gewonnene Wasserstoff unter Umständen
Silbersalze reducirt. Er nennt diesen Zustand des Gases den acliven und den
gewöhnlichen den passiven. Jetzt war es ihm darum zu thun , den Sauerstoff
in einen gleichen Zustand zu versetzen. — Zwei länglich viereckige Stücke aus
Bunsenschen Kohlenelementen geschnitten, 3'/2" lang und V 2" breit, wurden
sorgsam von Eisen und Schwefel befreit. Dann wurden an ihren schmäleren
Endflächen 2 Löcher eingebohrt, welche dazu dienen sollten, die Leilungsdrälile
des Eleclromotors aufzunehmen. Als solcher diente eine kleine Grovesche Säule.
Als electrolylische Flüssigkeit wurde eine Mischung von 200 R. Th. Wasser
und 5 R. Th. Schwefelsäure angewendet. Bei der Schliessung der Säule beob-
achtete er die bemerkeuswerlhe Erscheinung, dass der Sauerstoff am positiven
Pol sich eher entwickelt, als der Wasserstoff am negativen, während man mei-
nen sollte , dass gerade das umgekehrte Verhältniss eintreten müsse. Denn da
die Kohle ein beträchtliches Absorptionsvermögen für den Sauerstoff bat, aber
nur ein ganz geringes für den Wasserstoff und zu jeder Wirkung eine gewisse
Zeit erforderlich ist, so sollte angenommen werden können, dass die Absorption
des Wasserstoffs langst beendet sei, während die des Sauerstoffs noch im Gange
sich befände. Es muss hier aber noch ein anderes Vermögen in Betracht ge-
zogen werden. Bekanntlich hat das Wassei stoffgas ein dreimal so grosses Dif-
fusionsvermögen als das Sauerstolfgas. Ersteres dringt daher in viel feinere Po-
ren ein als letzteres. Und da hierzu ebenfalls Zeit erforderlich ist, so wird
das Eindringen des Wasserstoffgases in die Poren der Kohle noch nicht beendet
sein, während das des Sauersloffgases bereits seine Grenze erreicht hat. — Nach
Verlauf von 5 Minuten wurde die hydrogenirte Kohle in eine Auflösung von schwe-
felsaurem Silberoxyd gebracht und die oxygenirte in eine Lösung von Slai keklei -
ster, versetzt mit Jodkalium, Nach einer Minute begann die Reaction des Sil-
bersalzes und auch die Jodkaliumflüssigkeit wurde violett, zuletzt ganz schwarz.
Die Menge des ausgeschiedenen Silbers betrug 0,1122 Grm., wobei das Silber
nicht gerechnet ist, was sich in die Poren gezogen hatte. — Man könnte ge-
gen die aufgestellte Ansicht: die Gase seien hier in dem Zustande eigener Mo-
dificationen , einwenden, dass sie mit den Kohlenstücken und den leitenden
Flüssigkeiten galvanische Ketten bildeten, deren Wirkung eben die Reduclion zur
Folge hätte. Um hierüber ins Reine zu kommen, diente folgender Versuch, ln
487
eine an einem Ende geschlossene Glasrühre wurde ein Kohlenstück gethan und
der freie Raum mit einer Auflösung von schwefelsaurem Silberoxyd gefüllt. Hier-
auf wurde die Röhre mit ihrem offenen Ende unter derselben Flüssigkeit um-
gekehrt und jetzt die Röhre halb mit Wasser gefüllt, ohne dass hier, selbst nach
mehreren Tagen , eine Ausscheidung von Silber wahrgenommen werden konnte.
Bei dem ähnlichen Versuch mit der Jodkaliumflüssigkeit zeigten sich zwar gleicii
anfänglich einige kleine Streifen an der Oberfläche der Kohle, die jedoch stets
nach mehreren Tagen nicht zugenommen hatten. Sie lassen sich aus der gros-
sen Absorptionsfähigkeit der Kohle für das Sauerstoffgas erklären, in Folge des-
sen das in die Foren eingedrungene Gas die besagte Moditication erlangen musste.
(Journ. f. pract. Chem. Bd. LXl. p. 500.) W. B.
G. Gore, Electro- dcposition of aluminium and siliciurn.
— G. hat auf folgende Weise metallisches Aluminium erhalten. Thonerdehydrat
wird mit einer zu seiner Lösung unzureichenden Menge Salzsäure eine Stunde
gekocht, worauf die klare Flüssigkeit abgegossen und etwa mit dem sechsten
Theil ihres Volums Wasser vermischt wird. In diese Mischung stellt G. einen
porösen irdenen Kessel , der eine Mischung von einem Maass Schwefelsäure mit
zwölf Maass Wasser und eine amalgamirte Zinkplatte enthält. In die Lösung
des Chloraluminiums bringt er ein Stück Kupfer, dessen untergetauchte Ober-
fläche der jenes Stücks Zink gleich kommt. Beide Metalle werden durch einen
Kupferdraht verbunden. Nach einigen Stunden hat sich das Kupfer mit metal-
lischem Aluminium überzogen, das durch Poliren die weissgraue Farbe des Pla-
tins annimmt, sich an der Luft und im Wasser nicht oxydirt, wohl aber durch
Schwefelsäure und Salpetersäure (concentrirt oder verdünnt) aufgelöst wird. G.
fand, dass wenn man die Flüssigkeiten warm macht, und eine Kupferplatte an-
wendet die etwas kleiner ist, als die Zinkplatle, die Abscheidung des Alumi-
niums in weniger als einer halben Minute vor sich gebt. Beschleunigen konnte
G. diesen Process durch Einschaltung von einer, zwei oder drei kleinen Smee-
schen Batterien. Auch essigsaure Thonerde und Alaun kann zur Gewinnung
des Aluminiums auf diesem Wege benutzt werden. — Um Silicium zu gewin-
nen löst G. einen Theil Wasserglas in 12 Theilen Wasser auf und leitet ganz
wie oben beschrieben den Prozess der electrischen Zersetzung ein , der durch
einige kleine Smeesche Batterien befördert werden muss. Das so gewonnene
Silicium beschreibt G. als ein weisses Metall (?), das dem Silber sehr nahe
kommt. Die übrigen Eigenschaften desselben hat er noch nicht untersucht.
( Phil . mag. Vol. VII. p. 227*.) fl....*
ßrush, über eine neue Probe für Zirkonerde. — Eine
einfache und characterislische Probe für Zirkonerde bietet die orangerolhe Fär-
bung, welche dem Cürcumapapier durch salzsaure Lösungen dieser Erde ertheilt
wird. Diese Färbung war bei einer 3000fachen Verdünnung noch sehr tief und
bei einer weiteren 2000fachen konnte die Reaction noch wahrgenommen wer-
den. Die einzige zu beachtende Vorsichlsmaassregel ist die , dass die Lösung
nicht so sauer sein darf, dass das Papier durch die Säure selbst eine Farben-
veränderung erleidet. Enthält die Lösung einen Ueberschuss von Eisen, so wird
dieses erst in Chlorür verwandelt; die Reaction muss dann so fort beobachtet
werden , da sich das Eisen beim Ausselzen an die Luft und beim Trocknen
oxydirt und das Papier färbt. Ist der Gehalt der Lösung an Zirkonerde sehr
gering, so lässt man das Papier 1/i bis 1 Minute in der Lösung. Die Reaction
tritt deutlicher hervor, wenn die Lösung warm ist. ( Journ f. pract. Chem.
Bd. LXIl. p.l.) W.B.
Kobell, über die Bestimmung von Thonerde und Eisen-
oxyd. — Um das sehr langwierige Auswaschen des gallertartigen Thonerdehy-
drates zu beschleunigen, trocknete K., nachdem einige Male Wasser aufgegossen
wmrden , den Niederschlag und erhitzte ihn dann mit dem Filter im Platintiegel
bis zum anfangenden Glühen. Bei der nun zerriebenen Masse ging das Auswa-
schen sehr schnell von Statten. Ebenso kann man mit dem Eisenoxyd verfah-
ren, welches zur Trennung der Thonerde mit Kalilauge behandelt wurde. Man
488
erhitzt es unmittelbar mit dem Filtrum zum Glühen und kann es nun von der
kleinen Menge Kali durch Auswaschen leicht und schnell befreien. Beim Wie-
derauflösen in Salzsäure und Fällen durch Ammmoniak zeigte sich in Gewichte
nicht die geringste Differenz. (Ebd. pag. 97.) W.B.
Edmund Davy, on so me new and simple methods of d e -
tecting Manganese in natural and artificial compounds and
obtaining its combinations for oeconomical or other uscs.
— D. rälh nicht kohlensaures Natron, sondern kaustisches Kali nicht auf einem
Platin-, sondern auf einem Silberblech mit der auf Mangan zu prüfenden Sub-
stanz in der äusseren Löthrohrflamme zu schmelzen, um das grüne mangansaure
Kali zu erzeugen, weil die Färbung dadurch viel intensiver wird, namentlich wenn
man das Kalihydrat nicht in fester Form sondern in concentrirter Lösung mit
der gepulverten Substanz mischt und das Wasser auf dem Silberblech durch Hitze
allmälig austreibt, welche dann erst bis zum Glühen gesteigert wird. — Ein
zweites Mittel Mangan zu entdecken, welches I). vorschlägt, ist folgendes. Die
zu prüfende Substanz wird mit dem gleichen Gewicht Schwefel gemischt und
auf dem Platinblech der Rothglühhitze zuletzt in der äussern Flamme ausgesetzt,
wodurch das Mangan in schwefelsaures Manganoxydul umgewandelt wird. Man
löst in Wasser, fillrirt und setzt zu dem Filtrat Kaliumeisencvanür, wodurch bei
Gegenwart von Mangan ein weisser Niederschlag entsteht. Gegenwart von Eisen
stört die Reaclion nicht, weil alles Eisen als Eisenoxyd ungelöst bleibt, wenn
man die geglühte Masse mit Wasser auszieht. — D. giebl ausserdem Metho-
den an, um leicht und schnell schwefelsaures Manganoxydul und Manganchlorür
von einem etwanigen Eisengehalt zu befreien. Zu dem Ende braucht man ihre
Lösungen nur anhaltend mit braunem Manganoxyd in Pulverform zu kochen.
Das Eisen fällt als Eisenoxyd nieder und Mangan tritt an die Stelle des Eisens.
Das hierzu dienende Manganoxyd kann man gewinnen , wenn man das Mangan-
superoxyd , den Braunstein, mit dem dritten Theil seines Gewichts Braunkohle,
Sägespäne oder Stärke mischt und die Mischung in einem offenen Tiegel unter
Umrühren etwa eine Viertelstunde der Rothglühhitze aussetzt, oder so lange, bis
das Oxyd gleichförmig braun geworden ist. (Phil. mag. Vol. Vll. pag.
221*.) H....Z
Ueber die Wirkung des Braunsteins als Entfärbungsmit-
tel des Glases hat man keine bestimmte Vorstellung. Man nimmt gewöhn-
lich an (Gmelin Bd. II. p. 363.), dass dadurch das Eisenoxydul in Oxyd ver-
wandelt wird, welches dem Glase eine viel schwächere blassgelbe Farbe ertheile,
die in dünnen Lagen weniger oder kaum sichtbar ist, Liebig hält es für
höchst wahrscheinlich , dass hier das Manganoxydul durch die Farbe wirkt, die
es dem Glase für sich ertheilt, so zwar, dass die grüne Färbung des Eisenoxy-
duls aufgehoben wird, indem es seine eigene Farbe damit gleichzeitig einbiisst.
Von dieser Wirkung kann man sich sehr gut überzeugen, wenn man die Lösun-
gen beider Salze mit einander mischt ; bei einem richtig getroffenen Verhältniss
ist die Mischung ganz farblos. Die beiden Farben sind complementäre und he-
ben sich auf. Um den Beweis vollständig zu führen , müsste man je für sich
durch Eisen- und Manganoxydul gefärbte Gläser zusammenschmelzen. ( Ann . d.
Chem. u. Pharm. Bd. XC. p. i 12.) W. B.
Wicke hat (Ebda pag. 100.) fossiles Elfenbein analysirt, bei
welchem durch die Verwitterung die innere Masse von der Zahnrinde aufs Voll-
ständigste getrennt war, so dass beide Theile sehr gut für sieh untersucht wer-
den konnten. Analyse des Za link noch ens. Phosphorsaure Kalkerde
67,94, phosphorsaure Magnesia 1,93, kohlensaure Kalkerde 18,45, Eisenoxyd
Spuren, Wasser 6,26, Organische Substanz 6,38 = 100,96. Analyse der
Zahnrinde. Phosphorsaure Kalkerde 47,51, phosphorsaure Magnesia 0,53,
kohlensaure Kalkerde 10,83, Eisenoxyd 1,63, Thonerde 0,72, Kieselerde
0,24, Fluorcalium 1,24, Wasser 9,63 , Organische Substanz 8,37 =100,90.
IV. B.
489
Os'yctognosie. F. A. Genth, On a new meteorite from
new Mexico. — Dieses Meteoreisen ist sehr krystallinisch und besitzt deut-
lich octaedrische ßlällerdurchgänge. Die Farbe ist eisengrati , der Glanz me-
tallisch, die Dehnbarkeit vollkommen. Spec. Gew. 8,130. — Verdünnte Sal-
petersäure löst es leicht, wobei ein geringer unlöslicher Rückstand bleibt, der
jedoch durch starke Salpetersäure oder Königswasser, noch leichter durch Schmel-
zen mit zweifach schwefelsaurem Kali gelöst wird. — Dieses Metoreisen enthält
Eisen, INickel , Kobalt, vielleicht auch etwas Titan, das in dem in verdünnter
Salpetersäure Unlöslichen enthalten zu sein scheint. Kohle, Schwefel, Phosphor,
Zinn konnten nicht darin gefunden werden. Die Resultate der quantitativen Ana-
lyse sind folgende.
I.
II.
Eisen
96,17
95,92
Nickel
3,07 i
3,57
Kobalt
0,42 t
Unlösliches
0,57
99,66
100,06
Der in verdünnter Salpetersäure unlösliche Theil besieht aus Eisen 55,07, Nickel
28,78, Titan (?) 16,15 — 100. Genth macht darauf aufmerksam, dass die
Elemente in diesem unlöslichen Theile im Verhältniss 6 : 3 : 2 = Fe : Ne : Ti (?)
stehen. (Phil. mag. Vol. VII. p. 378.*) H....Z.
T. S. Hunt, On the composition and metamorphosis of
some sedimentär y rocks. — Hunt hat einen Schiefer von St. Nicolas,
an der Südseite des Lorenzstromes in der Nähe von Quebeck , der nach der
Beobachtung von Logan bei St. Nicolas in eine dem Serpentin ähnliche Sub-
stanz übergeht, sowie letzteres Mineral untersucht, in der Hoffnung durch diese
Untersuchung die Entstehung des Serpentins aufzuklären. Es fand sich jedoch,
dass letzleies nicht Serpentin ist, sondern ein Silikat von Thonerde, Eisenoxy-
dul und Kali. Seine Harle ist 2,5 — 3,0. Sein specifisches Gewicht 2,68—2,78.
Die Analysen I. II. III. sind mit diesem grünen Mineral, die Analyse IV. mit
dem noch nicht in das serpentinähnliche übergegangenen angeslelll.
1.
II.
111.
IV.
Kieselsäure
48,60
48,42
49,13
48,10
Thonerde
27,90
27,60
27,80
28,70
Eisenoxydul
5,67
4,50
5,90
4,80
Kalkerde
1,51
2,80
3,80
2,10
Magnesia
2,20
1,80
1,40
1,41
Kali
Natron
5,30
1,91
5,02 )
2,78 i
5,67
4,49
1,53
Wasser
7,40
6,88
6,30
8,40
100,49
99,80
100
99,53
Mangan fand sich in allen Proben nur spurweise. Die Veränderung , die bei
der Umwandlung des Schiefers in das serpentinartige Gestein stalttindet, ist
durch die Analyse nicht ermittelt worden Es scheint, dass sie nur in einer
inneren Umsetzung der Bestandteile besteht, ohne dass dabei die Quantität
derselben wesentlich verändert wird. Dieses grüne Mineral nennt Hunt Para-
phit, ohne dadurch andeuten zu wollen , dass er es für eine eigene Mineralspe-
cies hielte. — Eine ähnliche Substanz hat Shepard untersucht, die in dem
Lorenzdistrict (New-York) gefunden worden ist, deren Härte 3,5 — 4,0, und de-
ren specifisches Gewicht 2,76 — 2,81 war. Er fand darin
Kieselsäure 47,68
Thonerde 41,50
Eisenoxydul 5,48
Wasser 4,83
Kalk- u. Talkerde Spuren
"99,49
Dieses Mineral unterscheidet sich daher, obwohl es auch mit Serpentin verwech-
33
490
seit worden ist, von dem Paraphit. Shepard nennt es Dysyntribit. Dieses Mi
neral ist neuerlich von Smith und Drusch analysirt worden, nach deren Un-
tersuchungen reichliche Mengen Alkali darin enthalten sind. Einen andern ro-
then Schiefer vom Etschminfluss fand Hunt wie folgt zusammengesetzt.
Kieselsäure
66,00
Thonerde und Eisenoxydnl
24,60
Kali
3,67
Natron
2,22
Kalk- und Talkerde
Spuren
Wasser
3,00
99,49
Dachschiefer, von denen Nr. I. von Kingsey (Dichtigkeit 2,884), Nr. II. von
Westbury (spec. Gew. 2,711), Nr. III. aus dem Wallis (spec. Gew. 2,824), Nr.
IV. von Angers in Frankreich (spec. Gew. 2,882) fand Hunt wie folgt zusam-
mengesetzt.
I.
II.
III.
IV.
Kieselsäure 54,80
65,85
60,50
57,00
Thonerde 23,15
16,65
19,70
20,10
Eisenoyydul 9,58
5,31
7,83
10,98
Kalkerde 1,96
0,59
1,12
1,23
Talkerde 2,16
2,95
2,20
3,39
Kali 3,37
3,74
3,18
1,73
Natron 2,22
1,31
2,20
1,30
Wasser 3,90
3,10
3,30
4,40
100,24
99,50
100,03
100,13
Spuren von Mangan wurden in jeder dieser Proben anfgefnnden. — Diese Schie-
fer geben an Wasser so viel Alkali
ab, dass
es deutlich
alkalisch reagirt. Da-
jenigen derselben, die ärmer an Alkali sind.
, haben es
durch einen Waschpro-
zess verloren. In der Gegend dieser Schiefer
sind deshalb auch alkalische Quel-
len so häufig, die neben Chlorverbindungen
der Alkalimetalle kohlensaure, bor-
saure und kieselsaure Salze enthalten. — Die Letten des
Lorenzthaies enthalten
auch immer noch viel Alkali. Zwei
solcher
Letten, I.
von dem Riviere ä la
Graisse, Rigaud, II. von der Nachbarschaft von Montreal
, ergaben bei der Ana-
lyse folgende Zahlen:
I.
II.
Kieselsäure
50,81
65,58
Thonerde
21,70
13,15
Eisenoxyd
5,60
8,5U
Kalkerde
5,32
1,73
Talkerde
2,62
1,14
Kali
2,85
1,76
Natron
2,61
2,35
Phosphorsäure 0,74
0,54
Kohlensäure
3,25
—
Wasser
4,50
5,30
100,00
100,00
( Ibid . p. 234.) U....Z.
Weltzien, über die Bohne rze von Rändern. — W. fand die
Angaben Walchners ]) dass diese Bohnerze mit Königswasser gelatiniren und
aus einem Eisenoxydulsilicale beständen, nicht bestätigt, selbst nicht bei Pro-
ben, die ihm in Folge dessen von Walchner selbst übergeben worden waren.
Das in vielen Chemien und Technologien als eigenthümliches Mineral aufgeführte
Bohnerz der Juraformation ist demnach zu streichen. Die neuerdings von
Schenck ausgeführten Analysen ergaben folgende Resultate:
491
Erzrevier
Erzrevier
Altinger Stollen
Kandern
Anggen
Heuberg
bei Schliengen
Fe203
71,71
75,51
68,70
70,46
Al203
6,71
6,86
7,47
5,88
SiO3
13,00
5,80
11,80
13,04
HO
8,24
12,99
11,53
11,13
CaO
0.60
Spur
Spur
Spur
100,26
101,16
99,50
100,51
Somit sind diese Bohnerze ebenfalls Thoneisensteine wie die von anderen Fund-
orten. (Arm. d. Chem. u. Pharm. Bd. XC. p. 123.) W. B.
Nach v. Kob eil zeigt der Chioritoid von Bregialten in Tyrol grosse
Aehnlichkeit mit dem vom Ural. Farbe schwärzlich grünlich. Er kommt mit
Quarz vor, welcher ihn oft in ganz feinen Spalten durchsetzt. K. hat diese Va-
rietät mit besonderer Berücksichtigung des Gehalles an Eisenoxyd und Eisen-
oxydul analvsirt. Die Resultate der Analyse waren folgende :
Sauerstoff
SiO3
26,19
13,59
A1203
38,30
Fe203
6,00
FeO
21,11
U2 ! G’00
MgO
3,30
HO
5,50
4,88
100,40
Da im Vergleich mit den andern Analysen des Chloritoids der Gehall an Kie-
selerde etwas zu gross ist und wahrscheinlich von fein eingemengtem Quarz
herrührt, so ist die Formel nicht ganz genau feslzustellen. Sie nähert sich
dern Ausdruck :
3MgO | Al2°3+2Al203Si03+3H0 oder
Fe2G3,Al2034“?A!203Si03-{-2Mg0,3HO.
( Journ . f. pract. Chem . Bd. LXl. p. 92.) W. B.
Mailet, Analyse des Zinnkieses. — Vom Michaelsberg (Corn-
wall), reiner als sonst gewöhnlich. In Quarz vorkommend, augenscheinlich einer
Ader in Granit entnommen. Gefüge scheinbar krystallinisch ; Farbe eisenschwarz,
auf der Oberfläche hie und da schwach blau und roth angelaufen. Strich schwarz,
Glanz halbmetallisch. Bruch uneben. Härle = 4. Spec. Gew. = 4,522. Vor
dem Lölhrohr gibt das Mineral schweflige Säure, Zinnoxyd und eine schwarze
Kugel, die Kupfer und Zinn enthält. Zusammensetzung: S 29,46, Sn 26,85,
Cu 29,18, Fe 6,73, Zn 7,26. Gangart 0,16 — 99,64. Stimmt also mit Kuder-
natsch’s Formel ^nS j SnS2-|-2CuS,SnS2. Bemerkenswerth erscheint M. die Re-
lation des Zinnkieses zum Fahlerz (4RS,SbS3); letzteres enthält 1 Atom der
Snlphobasen, die freilich im Fahlerz SbS3 ist; beide kommen in demselben
Krystallsystem vor und ähneln sich sehr in Härle, spec. Gew. und allgemeinen
physikalischen Eigenschaften. (Ibid. p. 33.) W. B.
Geologie. — Greppin, Gliederung der Tertiärgebilde
im Thal vonDelemont. — Diese Ablagerungen sondern sich in 5 Grup-
pen: 1) Die obere Fluss- und Landbildung bestehend aus Sand, Kalk, Mergel
und Sandsteinen von nahe 70 Fuss Mächtigkeit. Die Kalke fuhren Helix rugulosa,
Planorbis lorquatus , Limneus socialis , wodurch die Ablagerung schon durch
das sie bedeckende Diluvium unterschieden ist. 2) Die Brakwasserbildung , in
welcher sich die Löcher von ßohrmuscheln befinden, Meeres- und Flussgerölle
mit einander gemengt sind, a) Die Flussbildung characterisirt durch Ablagerun-
gen vogesischer und hercynischer Geschiebe mit Neritina fluvialilis, Clausilia an-
tiqua, Melanopsis praerosa, Ulex insignis, ferner Dinotherium giganteum, Rhino
33*
492
ceros incisivus , offenbar dem Eppelsheimer Sande entsprechend, b) Die Mee-
resbildung wird von Studers Muschelsandstein gebildet, welcher hier Halianassa,
Crocodilus, Lamna cuspidata, L. dubia, Carcharias megalodon, Hemipristis serra,
JNotidanus primigenius führt. 3) Die mittlere Süsswasserlandbildung besteht
von oben nach unten aus oft porösen Kalksteinen, verschiedenen Mergeln, Mo-
lassesandsteinen und schwarzen bituminösen Schiefern. Darin findet sich Lago-
mys Meyeri, Anchilherium aurelianense , Neritina fluvialilis, Paludina circinnala,
Limneus socialis, Helix rugulosa , H. sylvestrina u. a. Die Bildung nährt sich
also den Lagerstätten von Günsburg , Georgensgmiind und dem obern Travertin.
Ihre Flora gleicht der der Schweizer Süsswassermolasse am hohen Rhonen, von
St. Gallen und Lausanne. 4) Die untere Meeresbildung bilden Gypsmergel und
gelbe Grobkalke und zwar a) bei Deleraont und unterhalb Develier treten schwärz-
liche und graue Mergel mit kleinen Gypskrystallen und Ostraea crispata, Cyprinen,
Lucinen u.a. in ganzen Bänken auf. b) Bei Develier, Rossemaison, Recollaine
und am Mellemberg erscheint ein gelber sandiger oder compacter Kalk z. Th.
ganz aus Conchylientriimmern bestehend. Ostraea cariosa trägt Baianus miser
und ist von Pholaden durchbohrt. Beide Facies entsprechen dem Meeresgebilde
von Alzey und Mainz, dem Tongrien d’ürbignys. 5) Die untere Süsswasserland-
bildnng wird gleichfalls aus zwei Facies gebildet: a) Juragerölle mit Krokodil-
und Säugelhierzähnen und b) gelbe Fleckenmergel mit eocencn Sängethierresten.
{Act. soc. lielv. ä Porrentruy 1853. p. 261 — 264.)
Thurmann, über Grünsand im Berner Jura. — Das mäch-
tige Neocomien des Dauphine und Savoyens verliert seine Bedeutung je mehr
man sich dem Jura, also in nordöstlicher Richtung nähert. Das Albien verhält
sich ebenso , doch ist dies schon an verschiedenen Punkten des Jura nachge-
wiesen. Ein neuer Punct seines Auftretens ist Renan im Thal St. Imier. Der
untere The il dieses Thaies zeigt nirgends Kreideschichten , nur tertiäre Bildun-
gen. Zwischen Sonvillier und Renan am Fusse der Gebirgsketten treten die er-
sten Kreideschichten hervor, die Sohle des Thaies besteht aus Molassemergeln.
Südlich vom Flusse zeigt sich ein Streifen Neocomien auf jurassischer Nagel-
fluhe. Am nördlichen Ufer der Suze am Fusse des Gebirges zieht ein zweiter
Kreidestreifen hin, Mergel mit Neocomienpetrefaklen und lockern Sande mit Al-
bienarten. Weiterhin folgt gelber Kalkstein , dann bei Sonvilier Kalksteine und
Sande mit Neocomicnarten. Die Lagerung der Gebilde ist von oben nach un-
ten 1) Tertiärschichten 2) Quarzsande mit Albienfossilien 3) blaue Mergel und
gelbe oder bräunliche Kalke mit Rhynchonella depressa , Terebratnla praelonga,
Ostraea Couloni, Toxaster complanatus, Pterocera pelagi etc. 4) Jurassische Na-
gelfluh. 5) Portlandkalk mit Exogyra virgula. Die von Th. untersuchten Arten
dieser interessanten Localität sind: Ostraea arduennensis, Plicatula radiola, Tri-
gonia aliformis, Nucula pectinata, Area fibrosa, A. campichiana, A. subnana, Pa-
nopaea acutisulcata , Thetis genevensis , Isocardia crassicornis , Cardita Conslan-
tii, Venus vibrayeana, Terebratnla Dutempleana, Ammoniles Milletanus, Roslella-
ria Orbignyana, Natica excavata, Turrilella Faucignyana, Scalaria Dnpinana. Die
meisten sind jedoch Steinkerne. Sie gleichen also der Fauna der Perle du Rhone
und noch mehr der von St. Croix. Auch der Inoceramns concentricus , Area
carinala, Natica clemenlina u.a. sind von Nicolet daselbst noch gesammelt wor-
den. ( Mitth . Bern. Gesellsch. 1853. p . 41—46.)
Lockart, neue Lagerstätte fossiler Knochen im Dept.
Loiret. — Den 13 verschiedenen Knochenlagern, welche L. im Oileannais ent-
deckte, fügt er jetzt wieder eine neue Stätte mit viel besser erhaltenen und voll-
ständigeren Knochen als in den früher entdeckten hinzu. Es ist ein Sandlager, das
durch die Eisenbahn von Tours in der Nähe von Beaugency auf dem Gemeinde-
boden von Tavers aufgeschlossen worden. Der Sand zieht sich beckenartig un-
ter dem Alluvium hin in etwa 10 Melres Tiefe und ist quarzig, in weissen Bän-
ken mit grünlich braunem Thon in Adern oder Gängen, auf jungterliärem Süss-
wasserkalk ruhend. Die bis jetzt gesammelten Knochen sind: ein vollständiger
Unterkiefer von Mastodon angustidens, der dazu gehörige Oberkiefer, mehre ein-
zelne Backzähne derselben Art ; ein Unterkieferast und einzelne Backzähne des
493
kleinen europäischen Mastodon , mehre dreihöckerige Mahlzähne denen des M.
Cordillarum ähnlich, andere von vielleicht M. Humholdti , M. tapiroides, mehre
Fragmente von Stosszähnen, ferner von Dinotherium ein Unterkieferfragment mit
zwei Zähnen, ein gleiches mit einem Zahn, einzelne untere und obere Backzähne,
von Rhinoceros mehre Unterkieferstücke, einzelne untere und obere Backzähne
und Schneidezähne, von Hippopolamus ein Kieferfragment, zwei Schneidezähne
und mehre Mahlzähne, von zwei kleinen Hirschen die Kiefer, mehre grosse Ex-
tremitätenknochen von Pachydermen, ein Kiefer von Canis oder Amphicyon, und
Gehäuse von Helix. ( Bullet . soc. geol. XI. 51 — 53.)
Koch, Tertiärgebilde in Lauenburg und dem angränzen-
den Holstein. — Ausser an dem Elbufer treten nur an zwei Puncten, bei
Müssen , am östlichen Abfall des Höhenzuges gegen das Stecknitzthal und bei
Rheinbeck am südwestlichen Abfall gegen das Billethal Tertiärgebilde auf. Letz-
tere ist die interessantere. Vom Rheinbecker Eisenbahnhofe an beginnt ein Ei-
senbahndurchschnilt durch einen sehr bituminösen Alaunthon, der die wellenför-
mige Oberfläche des Terrains bestimmt Am Abfall der Höhe nach 0. und W.
keilt sich dieser Thon aus. Er wird bedeckt von einem sehr fetten gelben
Ockerthon, über welchem ein scharfer eisenschüssiger nordischer Geschiebesand
lagert. Das Alaungebirge von feinen Adern eines weissen Quarzsandes durch-
setzt, zerfällt an der Luft in eckige Stückchen, ist sehr reich an Schwefelkies,
aber petrefaktenleer. Ein niedergestossenes Bohrloch führte durch schwarzen
Thon, glimmerreichen Formsand, scharfen Quarzsand mit Muscheln und Fisch-
zähnen, aschgrauen glimmerreichen Formsand, sandigen bituminösen Thon, Spu-
ren von Braunkohle, reinen scharfen Quarzsand , schwarzen sehr festen und bi-
tuminösen Thon, glimmerreichen Formsand. Der Muschelsand gebt weiterhin zu
Tage aus. Am Fusse des Abhanges lagern Torfschichlen , darunter blauer wei-
cher Thon und festgepackter Steingrand. Jenseits der Bille , wo das Terrain
wieder aufsteigt, zeigt sich nochmals das Alaungebirge von andrer Natur. Der
Thon ist mehr grau, sandig, glimmerreich und 68 Fuss mächtig. Er führt
Septarien von bituminösen Kalkstein, Schwefelkiesnieren, Knochenresle , Fisch-
zähne und Muscheln, unter letztem Astarte anus, A. vetula, Dentalium Striatum.
Der petrefaktenreiche Sandstein am rechten Billeufer ist sehr wenig bituminös,
zäh, doch nicht sehr fest, gelbbraun, von feinem ziemlich gleichmässigem Korn
und mit kleinen Glimmerblätlchen, thonigkalkigem Bindemittel. Ausser den schon
von Boll und Zimmermann aufgefuhrten Petrefakten sind noch zu erwähnen :
Pleurotoma Zimmermanni , Füsus sölitarius, Conus Dujardini, Bulla utriculus,
Crassalella minuta. ( Geolog . Zeitschr. VI. 92 — 98.)
E. Leo, die Braunkohlenformation am Fusse des Kyff-
häusergebirges. — Von Steinthalleben beginnend verbreitet sich die
Kohlenablagerung über Berdeleben, Rottleben, Frankenhausen, Esperstädt, lchstedt
nach ßoixleben, um den Fuss des Gebirges von Westen durch Süden nach Osten
laufend und füllt eine zwischen dem Kyffhäuser und diesem gegenüberstehenden
Höhenzuge liegende Schlucht aus. Die Schichten liegen meist horizontal, nur
östlich und an beiden Ausgehenden aufgerichtet. Das Liegende der Formation
ist eruptiver Gyps, der in gleicher Verbreitung das Gebirge umzieht. Die Koh-
lenschichlen sind durch einzelne Rücken in mehre Mulden getrennt. Die grösste
dieser Mulden liegt zwischen Frankenhansen und Esperstädt. Ihre Kohle fällt
vom nördlichen Ausgehenden gegen 40 Lachter weit stark südlich ein und nimmt
bis auf 10 Lachter Mächtigkeit an, dann legt sie sich horizontal, um endlich
mit abnehmender Mächtigkeit sich wieder herauszuheben, ihr Streichen ist von
W. nach 0. Ueberall wird sie von Diluvialgebilden und Alluvium bedeckt. Ihre
Schichten selbst bestehen aus Formsand, Thonen und Kohlen. Der Thon lagert
zuoberst und führt Versteinerungen, unter ihm folgt Sand, dann beide in Wech-
sellagerung , darauf die Kohle und unter dieser wieder Sand und endlich der
Gyps als Grundgebirge. Im Schacht Nr. I. in der Nähe des nördlichen Ausge-
henden wurden folgende Schichten durchfahren; 20 Fuss reiner iveisser plasti-
scher Thon nach unten mit Kohlenschmitzen, 9 Fuss weisser feiner glimmeriger
Formsand, 2 Fuss Schwimmsand, 3 Fuss Braunkohlen, 4 Fuss dunkelbrauner
494
schiefriger Thon , 1 Fnss desgleichen mit Kohle gemischt , 2 Fuss grauer pla-
stischer Thon, 6 Fnss schiefriger fester dunkelgrüner Thon mit Kohlenstückchen,
3 Fuss hellbrauner Thon, 4 Fnss Braunkohle, 2 Fuss dunkelbrauner Thon mit
Koble , 73 Fuss reine Braunkohle, 14 Fnss thoniger brauner und rother Sand,
endlich Gyps. Die Braunkohlenflölze ändern sehr in ihrer Mächtigkeit und Aus-
dehnung. Im Thone, Sande und der Kohle finden sich weisse Glimmerblällchen,
Schwefelkies Gypserde und Gyps, Honigstein, Honigsteinerde, eine fettglänzende,
gelbe, traubenförmige, harzähnliche Masse, Meeresconchylien in dem Thone. Alu-
minit und Alaunerde, gediegener krystall isirter Schwefel. Sand bildet in ver-
schiedener Mächtigkeit überall das unmittelbar Liegende der Kohlenflütze. Ge-
rolle fehlen gänzlich und dadurch wird hier die Kohlenformation scharf vom
Diluvium geschieden. Der hangende pelrefaklenfuhrende Thon ist ein Septarien-
thon und besteht aus 30 Thonerde, 60 Kieselerde, 10 Wasser; wo Muscheln
liegen braust er mit Säuren und wo Eisenkiese eingeschlossen waren , ist er
alaunhallig. Er wird von Porcellanfabriken , Farbenfabriken und Ziegelhütten
verwendet. Der darunter folgende dunkelbraune Thon bedeckt mit vollkommen
glatter feltglänzender Flache die Braunkohle, an den Rucken linden sich zwischen
beiden die vollkommensten Rutschflächen. Unmittelbar auf der Kohle liegt eine
dunkelgraue bis schwarze Schicht von Gypserde und klarer Kohle durch das
ganze Becken bin verbreitet. Die Kohlenllötzc bestehen aus Pechkohle, Moor-
kohle, erdige Kohle, Blätter- oder Papierkohle, bituminösen Holz. Im hohen
Felde bei Frankenhausen kommt eine weisse wohlriechende ßlälterkohle bis ,/2
Lachter Mächtigkeit vor, welche leichter als Wasser ist, wie Harz brennt, von
Gypserde durchzogen ist und eine Menge Schilfabdrücke enthält. Das Holz fin-
del sich in ganzen Stämmen und in Stücken, z. Th. noch zu Tischlerarbeiten
brauchbar, z Th. mehr verkohlt. Die Analysen der Kohle ergeben 24,5 sauer
reagirendes Wasser , 9.7 empyreumatisches Gel , 14,2 Schwefelwasserstoff und
Kohlenwasserstoff und Kohlensäure, 51,6 Kohlenstoff und 17 Asche. Eine an-
dere Analyse: 19,5 sauer reagirendes Wasser, 8,4 braunes empyreumatisches
Oel, 7,3 Schwefel-, Kohlenwasserstoffgas und Kohlensäure, 64,8 Kohlenstoff und
nur 8 Asche. Die Versuche die Kohle zu veikoaken gelangen bei der Pechkohle
und die erhaltenen Koaks wurden statt Steinkohlenkoaks zur Calcinirung von
Soda verwendet, in Schmiedefeuer waren sie nur bei schwachen Arbeiten biauch-
bar. Sie zeigten auch eine nicht unbedeutende Wirkung zur Entfärbung schwe-
felsaurer Indigoauflösung und dürften dieselben gleiche Wirkung wie die Kno-
chenkohlen zur Entfärbung des Rübensyrnps äussern. ( Berg - u. Hüttenm.
Zeitg. XIII. Nr. 7. 8. 9 )
v. Schau rot h , Uebersicht der geognostischen Verhält-
nisse des Herzogthums Coburg und der angränzenden Län-
dert heile. — Nach einer Betrachtung der morphologischen Verhältnisse des
Gebietes und der allgemeinen geognostischen wendet sich Verf. zur speciellen
Untersuchung der einzelnen Formationen. 1) Die Grauwacke erscheint nur in ei-
nem kleinen Streifen als grüne und graue nach Richter, jene untersilurisch und
zieht von Theuern nach Raunslein bis gegen Steinack , diese obersilurisch und
von Raunstein bis Sonneberg verbreitet. 2) Steinkohlengebirge findet sich bei
Crok und Stockheim , beide getrennt von einander, von verschiedener Mächtig-
keit, dort mulden-, hier mantelförmig. Bei Crok besteht es von unten nach
oben aus einem grobkörnigem Conglomerat, röthlichem und weissem Sandstein,
nach oben thonig und schiefrig werdend, dann Schieferthon , Ka kmergel, Thon-
schieferconglomerat, mergliger Kalkstein, Schieferthon, Kohlenflötz Schieferthon,
Sandstein. Bei Slockheim fehlen die Kalkmergel und das Thonschieferconglo-
merat. Das Rolhliegende erscheint als eine polygene Sandsteinbildung mit vor-
waltend rothem Pigment, welche ihr Material aus dem Thüringerwalde entnom-
men hat. Am besten lässt sich der Bau dieses bis 20 Metres mächtigen Schich-
tensystemes auf dem Wege von Slockheim bis Burggrub studieren. 3) Der Zech-
stein erstreckt sich von Merk bis Haig und tritt isolirt bei Slockheim auf. Der
untere Zechstein ist ein Wechsel von gelblichgrauem wenig bituminösen , glim-
merreichen Mergelschiefer mit etwas dunkler gefärbtem Zechstein, in dem Pro-
495
ductus horridus vorkömmt. Der obere Zechstein besteht ans einem hellgelblich-
grauen, festen, fein- bis kleinkörnigen Dolomit mit Sti nkslein ohne Petrefakten.
Gypse fehlen und die Mächtigkeit des Schichtensystemes steigt auf 40 Meter.
4) Runter Sandstein ist vorherrschend Sandstein mit untergeordnetem rothen
Thon und grünlichgrauen Letten. Selten sind in tiefem Regionen conglomera-
tische Sandsteine wie bei Mönchröden, YVallersdorf und Tremersdorf. Mvopho-
ria Goldfussi aus den obern Schichten ist bis jetzt das einzige Petrefakl. Die
Mächtigkeit beträgt höchstens 200 Meter. 5) Der Muschelkalk erscheint als Wel-
lenkalk und Friedrichshaller Kalk. Ueber den jüngsten Thonen des Bunten Sand-
steines folgt eine gelbe Kalklage, darüber eine schwache Thonschicht und dann
Credners Trigonienbank. Ueber letztrer lagert der untere Wellenkalk, dann die
untere Terebralelbank, der obere W’ellenkalk, der Schaumkalk. Die beste Beob-
achtung dieser Schichtenfolge liefert die Gegend von Tiefenlauter. Die von E.
Schmidt dem obern Muschelkalk gegebene Gliederung bestältigt auch Coburg.
Die Gesammlmächligkeit des Muschelkalkes beträgt 80 Metres. 6) Keuper. Die
Lettenkohle besteht aus Thon, Dolomit, Sandstein und einem Kohlenflolz. Schon
im Muschelkalk nimmt der Thongehalt nach oben merklich zu bis die Kalkschich-
ten verschwinden. Die Thone werden sandig, es bilden sich Sandschieier und
Sandsteine. Dolomit mit Lingula tenuissima erscheint, über demselben schief-
rige Thone, dann sandige mit Posidonomya minuta, darauf Sandsteine mit dem
Kohlentlötz. Die Mächtigkeit wird auf 30 Metres geschätzt. Ueber der Letten-
kohle folgt eine Thongypsbildung von 30 Metres. bestehend aus bunten Mergeln
mit schwachen Sandsleinschichten und dünnen Lagen oder ellipsoidischen Mas-
sen von Gvps. Bedeckt wird diese Bildung von einem feinkörnigem gelbgrauen
Sandsteine mit Calamites arenaceus , dem Stuttgarter Scbilfsandsleine entspre-
chend. Ihn überlagern bläuliche und rolhe Mergel bis 25 Metres Mächtigkeit,
bei Niederfullbach von einer Dolomitschicht durchsetzt und höher hinauf von
zwei Kalkschichten. Dann folgen 15 Metres rother Keuper und nun stellen sich
Sandsteine ein mit buntfarbigen Mergeln. Diese Sandsteine sind sehr feinkör-
nig , grünlich weiss, seltner röthlich weiss, und neigen zur Thonquarzbildung.
Sie bilden den Bausandstein von Coburg und entsprechen Quenstedts weissem
Keupersandstein, ln die grünen und rothen Mergel über diesen Sandsteinen
schieben sich weisse, sehr lockere und weiche Sandsteine (der Stnbensandstein
der Wurlemberger) ein , Kalkerde und ßitlererde stellen sich wieder ein. Die
höchsten Schichten endlich bestehen aus Stubensandslein , kieseligem Sandstein,
Kalkstein , Dolomit in minder regelvoller Schichtenfolge. Die Mächtigkeit des
ganzen Keupers erreicht 3UÜ Metres. 7) Lias beginnt mit gelbem Sandstein,
grobkörnig, bindemittelarm, mit eingesprengter Kohle und Eisenkiesconcretionen,
nach oben feinkörniger, dichter, mit Thonflötzen, Es is Quenstedts gelber Sand-
stein, v. Strombeck’s oberster Keupersandslein. Aber er führt Ammonites rari-
coslatus, der ihn zum Lias bringt. Bedeckt wird er von einem dünnschichtigen
schiefrigen glimmerreichen Sandsteine in Wechsel mit Thonschichten , in denen
sogar schon Pentacrinus basaltiformis vorkömmt. Grjphäenmergel und Kalke er-
höhen die Mächtigkeit des Lias auf 80 Metres. 8) Das Diluvium. 9) Alluvium
mit Kalktutf und Torf. 10) Basalt in Gängen aus einem Quell und doch etwas
verschiedener Natur. 11) Phonolit nur bei Heldburg. ( Geol. Zeitschr. V.
698-742.)
Fötterle, zur Geognosie der kleinen Karpathen. — Dieser
Gebirgszug erhebt sich unmittelbar an der Donau zu 1621 Fnss Meereshöhe
und zieht mit 6000 Wiener Klafter Breite in nordöstlicher Richtung. Sein höch-
ster Gipfel, der Burianberg bei Birard ist 2257 Fuss hoch. Die Hauptmasse
des Gebirges besteht aus Granit, der zwischen Bösing, Perneck und Küchel von
krystallinischem Schiefer bedeckt wird, ln Osten begränzt den riesigen Granit-
stock die grosse Donauebene, in Westen lehnen sich krystoll inische Schiefer
an, nämlich Gneiss, Hornblendeschiefer, Chlorit- und Thonglimmerschiefer. Hie-
ran schliessen sich Grauwackengebilde von der Mündung der March in die Donau
angefangen bis Obernussdorf und Losoncz mit nordwestlichem Einfallen fortziehend.
Es sind Quarzschiefer, darüber Thonschiefer mit zwischengelagertem Kalk. Weiter
496
nördlich bei Küchel treten die Werfener Schiefer und Guttensleiner und Dach-
steinkalke auf. Der Wiener Sandstein beginnt erst bei Jablonilz, von wo er bis
an die mährische Gränze reicht, meist von Löss bedeckt. Am westlichen Ab-
hange des Gebirgszuges bei Theben, Stampfen, Rohrbach und Holitsch legt sich
Leithakalk an. Bei Pressburg ist eine kleine Dioritpartie , östlich von Breiten-
brunn eine grössere von Melaphyr. ( Geol . Reichsanst. IV, 850.)
Hochstetter, zur Geognosie des Böhmerwaldes. — Der
Granulit mit rothen Granaten und himmelblauem Cyanit in einer weissen fein-
körnigen Grnndmasse aus Quarz und Feldspath tritt bei Krumau , Christianberg
und Prachalitz auf. Bei ersterem Orte bildet er das Planaskergebirge , in wel-
chem er 3400 Fuss Meereshöhe erreicht. Er erscheint in verschiedenen schief-
rigen, körnigen und dichten Varietäten , rhomboidal zerklüftet im Kleinen, plat-
tenförmig abgesondert im Grossen. Häufig ist er mit Granit innig verbunden
so am Biskoitz-Kamrn bei Jaronin. Gegen den Gneiss hin treten auch Serpen-
tin, Hornblendegestein und körniger Kalk auf. Der Granulit scheint in con-
centrisch gebauten ellipsoidischen Stöcken dem Gneisse eingelagert zu sein , die
erst in Folge späterer Zerstörung und Wegspülung blosgelegt sind. (Ebda8h8.)
Peters, die Kalkalpen des Saalegebietes. — Während die
Hochalpen der Birnhorn- und Steinberggruppe sowie die den Kessel von Berch-
tesgaden umgebenden theils der viel ausgedehnteren Dolomitbildung theils des
schwierigen Terrains wegen weniger instructiv siad, ist die Alpenpartie zwischen
Waidring, Lofer, Unken in jeder Beziehung klarer und interessanter. Die Kös-
sener Schichten lieferten hier characterislische Versteinerungen, die petrefakten-
reichen rothen Liaskalke erweisen sich als eine fortlaufende den Dachsteinkal-
ken aufgelagerte Zone. Die Aptychenkalke liegen den rothen Kalken unmittelbar
aber discordant auf. Das Neocomien ruht z. Th. in abgeschlossenen Buchten
auf sehr verschiedenen Formationen auf. Während die Trias- und Liasglieder
westlich der Saale eine einfache Mulde hilden , zeigt das Neocomien mit den
Juraschichten eine mehrfache Faltung im Grossen und viele sehr auffallende Fal-
ten und Krümmungen im Kleinen. Von jüngsten Bildungen zeigen sich Schotter
und Conglomerate, die einen mit Sand w'echsellagernd im Saalelhal und in Sei-
tengräben ein hohes Niveau einnehmend, die andern nur im Hauptthale niedrige
Terrassen bildend. In der Erweiterung des Saalelhales zwischen St. Marlin und
Lofer befindet sich ein ausgebreileles Torflager. Im Kessel von Unken bricht
eine Soolquelle hervor, die in alter Zeit versoffen wurde. Die Neocomienmer-
gel geben durch die sanften Formen ihrer bei 4000 Fuss hochliegenden Paitien
vortreffliche Alpen ; die leicht verwitlerbaren jüngern Kalke tragen schöne For-
sten. ( Ebda 862.)
Bulletin de la societe geologique de France X . enthält : Dur o-
cher, Auszug aus einer Abhandlung über die Geologie Schwedens, Norwegens
und Finnlands 529 — 532. — Del esse, über metamorphische Grauwacke 552.
— Ders., über den Pegmatit Irlands 568. — Schlagint weit, über die
Orographie und Geologie des Mont Rosa 588. — Gaudry, Bemerkungen über
Stonesfield 597. — Tom. XL: Gaudry, die Umgegend des thracischen Bos-
porus 13. — Thurman, allgemeine orographische Gesetze des gesammten
Juras 41. — Delanoue, über die unter dem Namen Tun bekannte Felsart
53. — Delesse, über das Verhältnis des Sandes im Kalke von Fontainebleau
55. — Coli o mb, Geologische Reise durch Corsica, Sardinien, Italien und Si-
cilien 63. — Vilanova, zur Geologie Siciliens und Mittelitaliens 80. —
Marcou, die Pässe des Felsengebirges 87. — Schlumberger, die meta-
morphische Grauwacke von Thann 89. — Rene vier, über die Gebilde an der
Perle du Rhone 114. — Delesse, die Grüneide von Framont 155. — Mar-
cou, zur Geologie des Felsengebirges zwischen Fort Smith und Albuberque 156.
Quarterly Journal of the geological Society X. : Dawson, über
die Kohlenforraation in Neu- Schottland 1 — 51. — Trimmer, über die jün-
gern Gebilde auf Wight 51 — 55. — Sankey, zur Geologie einiger Theile
Centraliudiens 55 — 56. — Saite r u. Aveline, über den Caradocsandstein in
497
Shropshire 62 — 75. — Prestwicb, über die Schichten zwischen London-
thon und Kreide im Londoner und Hampshirer Becken 75. — Sharpe, über
das Aller der petrefaktenführenden Sande von Farringdon 176. — Cumming,
über die obere Gränze der Gletscherablagerungen auf Man 211. — Bigsby,
über die Geologie des Rainy Sees im Süden der Hudsonsbay 220.
Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft V . : R am-
meisberg, Bericht über Deville's Ai beiten die Vulcane der Canarischcn und
Capverdischen Inseln und der Antillen betreffend 678. — Zimmermann, der
Grasbook bei Hamburg 743. — Bd. V. : F. Römer, die Kreidebildungen
Weslphalens 90.
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt IV.: No egg e-
rath, die Gerolle oder Geschiebe mit Eindrücken von solchen in Conglomera-
ten 667. — v. Ferst 1, Untersuchung der Luhalschowitzer Mineralquellen 683.
— Ragsky, chemische Untersuchung des Ivandaer Mineralwassers 701.
Silliman's american Journal of Science YVII. Jan.: F oster
und Whitney, Bericht über die Geologie des Lake Superior Landdistrictes
11 — 32. — Ueber das Erdbeben auf Manilla 135.
E. Hitchcock, Outline of the Geologv of the Globe and of the Uni-
ted States in particnlar (Boston 1853. 8vo.). — Norwood, Report of Pro-
gress of the geological society of Illinois (1853. 8vo.) Gl.
Paläontologie. Hook er beschreibt eine neue Volkmannia,
Volkmannia Morrisi, aus dem Kohlengebirge von Carluke. Dieselbe grün-
det sich auf einen 9 Zoll langen wahrscheinlich cylindrischen 17gliedrigen Sten-
gel mit 10 bis 15 Längsrippen auf der Oberfläche und eben so vielen Naiben
an den Gliederenden. Am Gipfel befindet sich der 2!/2 Zoll lange eiförmige
Fruchtstand mit undeutlichen hexagonalen Feldchen auf der Oberfläche. Möglich
dass diese Art mit V. gracilis identisch ist. Unter den lebenden scheinen die
nächste Aehnl i chkeit die Casuarineen und Gnetaceen zu haben, doch sind auch
die Lvcopodociaceen und Equisetaceen nicht ausser Acht zu lassen hei der Ver-
gleichung. {Quart, journ. geol. X. 199. Tb. 7.)
Hooker untersuchte auch die von Prestvvich gesammelten Tertiär-
pflanzen von Woolvvich und Reading, unter denen er keine tropi-
schen Formen, sondern nur solche der gemässigten Zone erkannte. Er bildet
die monocolylen und dicotylen Blätter ab, ohne sie zu beschreiben, systematisch
zu bestimmen und mit den zahlreichen in Deutschland aufgestelllen Arten zu
vergleichen. ( Ibid . 163 — 166. Tb. 4.)
Sharpe gibt ein Verzeichniss der in verschiedenen Gliedern des Krei-
degebirges von Farringdon gefundenen Versteinern gen, wel-
ches 17 Schwämme, 43 Bryozoen, 19 Brachiopoden, 18 Muscheln, 4 Serpulen,
1 Natica , 2 Nautilen , 6 Echiniten mit vergleichender Angabe des Vorkommens
aufzählt. Die Diagnosen der neuen Arten sind: 1) Verticillopora anastomosans
Mant.: sessilis , ramosa , e fibris dense reticulatis composita; ramis tubulosis,
cylindricis, liberis vel coalescentibus, subaequalibus ; intus tubo cenlrali septis-
que horizontalibus numerosis munitis; tubo superne aperto , intus poris con-
centricis perforato. — 2) Manon macropora Sh.: sessile, expansum vel cyathi-
forme ; extus fibrosum , inter membranaceum; oculis majusculis , inaeqnalibus,
concentricis , substellatis , canalibus sex vel octo ab osculis divergentibus. —
3) M. porcatum Sh.: sessile, cyathiforme vel expansum, fibris laxis, reticulatis;
extus nudum, rugosissimum ; intus membranaceum, osculis parvis, numerosis,
irregularibus. — 4) M. farringdonense Sh. : sessile, cyathiforme, extus nudum,
tuberosum; intus superne porosum, infra membranaceum. — Lopholepis Hage-
nowi Sh. : expansa, parasitica, cristis elongatis, subramosis, disjunctis, utrinque
3 vel 4 seriatim porosis ; poris lineas obliquas describenlibus. — 6) Plica-
tula inaequidens Sh. : testa oblonga ; valva inferiore omnino affixa; cardinis den-
tibus valde inaeqnalibus, transverse rugosis. — 7) Dianchora guttata Sh. : testa
498
obloDga; valva inferiore affixa ; superiore tenuissiraa, longitudinal iter striata;
slriis inaequalibus , guttatim nodosis. — 8) Lima farringdonensis Sh.: testa
ovata, compressa, undique radiatira costata ; costis inaeqoalis, angnlatis, longi-
tudinaliter striatis; anterioribus subobsoletis. — 9) Nautilus farringdonensis
Sh.: testa inflata , lateral iter Compressa, late umbilicata; juniore laevi, adulta
undalo subcostata; apertura trunealo-ovata, profunde sinuata; septorum margini-
bus paullulum sinuatis. ( Ibid . 189 — 198. Tb. 56.)
P lest wich, Tertiärpelrefakten von Woolwich und R e a -
d i n g. — Ausser einigen schon beschriebenen und nicht näher bestimmbaren,
aber doch abgebildeten Resten beschreibt P. folgende Arten als neu : 1) Cardium
Laytom: testa trigonali , inaequilalerali , poslice subarigulala, obliquata, costata;
costis numerosis planulalis ; margine dentato, umbonibus incurvis. approximalis.
— 2) Cyreua cordala : testa subtrigonali , crassa , gibbosa, rugosa , umbonibus
prominentibus antico rotundato, poslico subrostrato , depresso , altenualo. —
4) Modiola Mitchelli : testa teuii, laevi, sublrigona, antice obtusa, postice dila-
tata , cardine marginali recto. — 5) M. dorsata mehr comprimirt als vorige,
die Wirbel nicht endständig. — 6) Psammobia Cardamini : testa ovalotransversa,
inaequilaterali, depressa, submacquivalvi, concentrice et irregulariter striata ; mar-
gine antico rotundato, postico rostrato, atlenuato, sinualo ; margine postico sub-
incnrvato , declivi. — 7) Auricula pygmaea : kegelförmig mit '4 bis 5 depri-
mirten Umgängen, ovaler Mündung, einer Spindelfalle. — 8) Ceritbium Bower-
banki : testa turrita, brevi ; anfraclibus subplanis, longitudinaliter nodosocostatis ;
costis obliquis, transversim 3 — 4plicatis, sutura profunda. — 9) C. gracile (längst
verbrauchter Name): testa elongala, gracili ; anfraclibus depressis costalis ; co-
stis parvis subobliquis ; sutura linea ornata. — 10) C. Lunni : testa turrita,
brevi ; anfraclibus septem , transversim bicarinatis ; interstitiis longitudinaliter
striatis. — 11) Hydrobia Parkinsoni: testa ovatoconica, laevi; anfraclibus quin-
que rotundati, ultimo ventricoso ; apertura obliqua ovato ; sutura subprofunda. —
12) H. Websteri: etwas grösser als vorige, mit weiterer Mündung. — 13) Pa-
ludina lenta Sowb. : testa ovatoconica, laevi; anfraclibus 5 — 6 subrotundatis,
apice obtuso, apertura subovata. — Die Eulomostraceen sind von Jones auf fol-
gende Arten bestimmt: Cylheridea Muelleri Mstr. sp. , Cvthere Wetherelli Jon.,
C. Kostelensis Reuss, C. plicata Mstr., C. angulatopora Reuss sp., Candona Ri
chardsoni n. sp. (Ibid. 155 — 162. Tb. 2. 3.)
Casseday, neues Crinoideengeschlecht Batocrinus aus
dem Kohlenkalkstein von New- Albany in Indiana. Die kleine Säule wird von
einem fünfseitigen Nahrungskanal durchbohrt und besteht aus gleich hoben und
dicken Gliedern. Der untere Theil des Kelches ist von deprimirt kegelförmiger
Gestalt und an der Ansatzstelle mit ringförmiger Grenze scharf von der obern
Decke abgesetzt. Zwei grössere und ein kleineres Basale tragen einen Kreis
von 5 regelmässigen Radialien mit einem unregelmässigen Interradiale und an
den obern concaven Rand dieser legen sich die fast vierseitigen Radialia der
zweiten Ordnung , denen die quer funfseitigen Axillaria folgen. Jedes der letz-
tem trägt zwei Distichalien und diese je ein distichale axillare. Auf letztere
folgen an den schrägen Seiten des Kelches noch zwei Längsreiben von gewöhn-
lich drei, seltener zwei schmalen Distichalsliicken, welche zu den 20 Armen fuh-
ren. Zwischen den Radialien der ersten und zweiten Ordnung und in dem er-
sten Distichaikreise stehen Interradialien , die Stücke der obern Distichalradial-
reihen aber stossen unmittelbar aneinander, so dass 5 abgeschlossene Interra-
dialfelder entstehen. Die obere Decke des Kelches ist hoch kegelförmig mit
zahlreichen starken Stacheln besetzt und verlängert sich in einen stacheligen
Schlauch von der doppelten Länge des Kelches. Die Oberfläche der Täfelchen
ist mit äusserst feinen granulirten Radialstreifen geziert, die der Stacheln kreis-
förmig liniirt. Die Art nennt C, Batocrinus icosadaclylus und unterscheidet da-
von B. irregularis mit nur 18 Armen, mit einem nur aus einer einfachen Dop-
pelreihe von Distichalradialstücken bestehenden Radialfelde, mit 5 hexagonalen
Interradialien über dem untern Interradiale und mit gekrümmten unsymmetri-
schen Schlussdistichalien für die Arme. Die nächste Verwandtschaft hat die neue
499
Gattung mit Actinocrinus, ganz eigentümlich ist ihr der Abschluss der Interra-
dialfelder vor Beginn der Arme. (Geol. Zeitschr VI. 237. Tf. 2.)
Thurmann, über drei neue Diceras im Berner Portland-
und Korallenkalk. — Nach einigen Bemerkungen über die oberjurassi-
schen Dicerasarlen und deren specifische Charactere , welche nicht in der Be-
schaffenheit des Schlosses, der Muskeleindrücke und der Schalenslrnctur liegen,
diagnosirt Th. seine neue Arten. 1) D. Sanctae Verenae : testa concentrice striata,
sublamellosa ; valva minore operculiformi, umbone involulo subimmerso; majore
fornicata , lamellarum accrementis obscure subangulosa ; sulco antico evanido,
aus dem weissen kreidigen Korallenkalk von Solothurn, der D. Münsteri Goldf.
zunächst verwandt. 2) D. ursicina : testa unisesqtiiunciali , crassiuscula , inor-
nata , vel plicis parum conspicuis natata, lamellis accremenlorum hinc inde sca-
latim subangulosa; valva majore sinislra ; sulcis posticis nucleorura validiusculis
mit der D. arielina zunächst verwandt, von St. Uisanne. 3) D. suprajurensis :
testa nnisesquiunciali, crassiuscula, inornata , laevigata , lamellis accremenlorum
vix hinc inde evanido subangulosa ; valva majore dextra ; sulcis posticis nucleo-
rum pervalidis , ebenfalls der D. arielina zunächst verwandt , im Portland und
zwar im oberen Astarlien von Porrentruy , im oberen Pterocerien und unteren
Virgulien daselbst. ( Mitth Bern. Gesellsch. Nr. 258. .S. 273 — 281.)
K. Mayer gibt ein Verzeichniss sämmtlicher in der mariner Molasse
der schweizerisch - schwäbischen Hochfläche enthaltenen Mollusken welches 380
Arten aufgezählt, darunter 43 neue und einige noch unbestimmte, die demnächst
ausführlich beschrieben werden sollen , daher wir hier die noch inhaltsleeren
Namen nicht millheilen. Hinsichtlich des Parallelismus der einzelnen Terliärlo-
calitäten stellt M. folgende Gruppirung auf: 1) Oberpliocen : Asti, Piacenza,
Masstirano, Villaverina bei Tortona und fast alle Sicilianischen Localitälen. 2)
Unterpliocen : die blauen Thone von Piacenza, Caslelnuovo, Genua, Perpignan
etc. 3) Obermiocen: die blauen Thone Tortona’s, Bacedasco’s, Baden bei Wien,
Saubrigues, Soustons etc. bei Bavonne. 4) Mittelmiocen : Sailer, Mont de Mar-
san, Provence z. Th., Mallone, Wien, Ungarn, Volbynien, Goris bei Tiflis, Lis-
sabon, Sortino? und 5) Untermiocen: Touraine, Bordeaux, Dax, Montpellier,
Turin etc. ( Ebda Nr. 274 1. 73 — 106.)
Desor, über die num mulitischen Echiuiden der Alpen.
— Seit Agassiz’s Catalogue raisonne des Echinodermes (1847), in welchem nur
8 nnmmulilische Echiniden aufgezäblt werden, ist die Zahl derselben bedeutend
angevvachsen. D. kennt jetzt 2 Cidariden , 2 Clypeastroiden , 14 Cassiduliden
und 10 Spalomgiden, also 28, darunter 12 neue, welche unter folgenden Namen
beschrieben werden : Diadema Lusseri von Iberg in Schwvtz, D. Blangganum von
Blangg bei Iberg, Cassidulus amygdala von ebenda, Echinolampas subcylindricus
von ebenda und aus dem Sihlthal. E. pulvinatns von der Ebenalp, E. subacutus
von Iberg, Hemiaster nux von Sauerbrunnen bei Iberg, Linthia nov. gen. mit L.
insignis von Iberg, L. spatangoides von ebenda, Prenaster nov. gen. mit Pr. al-
pinus von Blangg und Pr. perplexus von Iberg. {Act. Helv. Porrentruy
1853. 270—279.)
v. Thiolliere, Description des poissons fossiles prove-
nant des Gisements coralliens du Jura dans le Bugey. 1. livr.
avec 10 pl. (Paris chez Balliere 1854. Fol. 26 pp. 20 fres.). — Der Verf.
erkannte gleich bei der ersten Auffindung des lithographischen Kalkes und des
bituminösen Schiefers mit ihren Fischresten bei Cirin (auch Serin) die grosse
Aebnlichkeit mit dem lithographischen Kalk von Solenhofen und sah sich da-
durch veranlasst diese Localität mit ihren Fossilien sorgfältiger zu studieren.
Er gelangte zu dem Besultat , dass Cirin und Solenhofen gleichaltrige Gebilde
sind , dass dieselben zum untern Corallien gehören. Das Corallien bildet in
diesen Gegenden nämlich drei Gruppen : die untere beginnt unmittelbar über
den Mergeln des Spongitenkalkes und endet nach oben in den Pisolilhenkalken
und den sandigen Bänken ; die mittlere begreift die compacten lithographischen
Kalke und bituminösen Fischschiefer, die obere die Schichten mit Corallen, Di-
500
ceraten und Nerineen. Seit 4 Jahren sammelte Th. am Bugey mehr als 50 Spe-
cies Fische, einige Reptilien und Krebse. Unter letzteren ist ein Pterodactylus-
Oberarm beachtenswert!!. Diese säramllichen Fossilien sollen in drei Heften be-
schrieben und abgebildet werden, wovon das vorliegende und das nächstens er-
scheinende zweite den Fischen gewidmet ist , das dritte den übrigen Resten.
Der Verf. beginnt mit allgemeinen Bemerkungen über die Fischfauna im Jura
des Bugey. Er kennt davon 29 Gattungen mit 50 Arten. 16 Gattungen sind
auch in Deutschland beobachtet worden und davon 12 im lithographischen Schie-
fer. Die in vorliegendem Hefte beschriebenen neuen Arten sind folgende : 1)
Spathobatis bugesiacns Tb. 1. 2. p. 7. hat etwas über 150 Wirbelkörper, de-
ren Bögen sich wie bei Rhinobates verhalten, indem nämlich auf 18 Körper nur
11 obere und 8 untere Bögen kommen. Die Gelenknng des Schädels am ersten
Wirbel ist deutlich durch einen doppelten Condylusartigen Höcker bewerkstelligt.
Der Rachen ist mit kleinen bürstenförmigen Zähnen in schiefen Reihen dicht
besetzt, die Brustflossen abgerundet, ihre Strahlen breit und platt, die Haut mit
kleinen runden Kalkkörnern bekleidet. 2) Belemnobatis Sismondae Tb. 3. Fig.
1. p. 8. Der Kopf ist breit, kurz, stumpfwinklig zngespitzt , die Strahlen der
Brustflossen nur bis zur Nasengegend reichend, diese Flossen sehr abgerundet,
die Bauchflossen verhältnissmässig gross , abgerundet, die Flossenstrahlen wie
bei Spathobatis, der Schwanz .etwas kürzer als der Körper, die Haut mit sehr
feinen Knochenkernen dicht erfüllt, die Wirbelkörper verknöchert, von den Bö-
gen keine Spur vorhanden, der nächste Verwandle ist Asterodermus 3) Pnor-
cynis catulina Fig. 2. p. 9. nur in einem Exemplar, der Kopf zerstört, undeut-
lich, Brustflosse breit und abgerundet, die ßauchflosse unmittelbar dahinter, breit
und niedrig, Rückenflosse darüber nur weiter zurückreichend, die zweite Rücken-
flosse von derselben Grösse , die Wirbelsäule mit 120 bis 122 Wirbelkörpern
ohne Bögen. Der nächste Verwandle möchte Chiloscyllium griseum MH der in-
dischen Meere sein, unter den fossilen Tbyellina angusla der Kreide [die aber
nichts weiter als Scyllium ist, vgl. meine Fauna d. vorvv. Fische 373 und von
dieser Gattung bleibt Phorcynis durch die abweichende Stellung der Flossen ver-
schieden]. 4) Undina cirinensis p. 10. beruht auf einer Schwanzflosse und zwei
besseren Exemplaren , die Zahnplatten sind granulirt und mit spitzen kleinern
und kräftigeren Zahnen bewaffnet; über den Brustflossen stehen ganz eigenthüm-
liche Schulterflossen in dem Winkel welchen der Schultergürtel mit der Wirbel-
säule bildet; sie haben 18 bis 20 zerschlissene Strahlen; der obere Lappen
der Schwanzflosse ist 15-, der untere 13slrahlig ; die Schuppen sind kleine spitze
erst unter der Lonpe sichtbare Stacheln ; in der Grösse etwas geringer als beide
Arten Bayerns. 5) Pycnodus Sauvanausi 15. Tb. 4. Die grösste der Gattung,
der Körper mehr rund als oval, der Kopf stark 2/5 der Körperlänge einnehmend,
die Schwanzflosse gross und zwei lappig, das Profil des Kopfes schwach convex,
vier Schneidezähne in jedem Kiefer, die beiden mittlern die grössten, die bei-
den äussern den menschlichen ähnlich , im Unterkiefer 10 bis 12 Pflasterzähne
in der äussern Reihe, die Gaumenzähne theilweise zerstört; die Wirbelkörper
nicht verknöchert, die Schwanzflosse sehr gross, mit 6. I. 9. 10. I. 7 Strahlen.
6) P. Bernardi 17. Tb. 5. scheint auf dem ersten Blick nur Jugendzustand der
vorigen Art zu sein, hat jedoch relativ kleinere Schneidezähne, abweichendes
Keil- und Siebbein, einen viel spitzeren Vordcrlappen in der Rücken- und Af-
terflosse, 2. I 9. 9. I 5 Strahlen in der Schwanzflosse u. s. w. 7) P. Itier'i
22. Tb. 6. Die schlankeste Art der Gattung, mit 2. I. 9. 10. 1. 4 Strahlen in
der Schwanzflosse, in der Mittellinie eine Reihe quer bohnenförmiger Gaumen-
zähne, jederseits daneben eine Reihe halb so grosser schiefgestelller, im Kiefer
je eine Reihe ebenso grosser unregelmässig vierseitiger Zähne , in jeder Unter-
kieferhälfte dieselben Reihen , zwischen den beiden grössten jedoch noch zwei
Reihen sehr kleiner runder Zähne. 8) P. Wagneri 23. Tb. 7. nähert sich zu-
meist dem P. elegans, ist nur gedrungener und hat abweichende Formen in der
Wirbelsäule. 9) P. Egertoni 24. Tb. 7. gleicht in der Zahnbildung am meisten
dem P. Bernardi, die Schwanzflosse mit 2. I. 8. 9. f. 3, die Rückenflosse mit
4. 1. J5. 20 und die Afterflosse mit 4. 1. 9. 20 Strahlen, in der Wirbelsäule
501
8 Nacken-, 20 Rücken- und 9 Schwanz Wirbel. 10) Gyrodus macrophthalmus
Ag. 26. Der Verf. bildet noch Disticholepis oligopluerus und Trissops auf 3
Tafeln ab, deren Beschreibung in der zweiten Lieferung folgen soll. Die Aus-
stattung des Werkes ist äusserst elegant. Gl.
Botanik* Müller gibt ein Verzeichniss der in der Umgegend
von Nidda wildwachsenden Pflanzen nach Schnitlspahns Flora mit
Angabe der speciellen Standorte. Er zählt 139 Thalamifloren, 235 Calicifloren,
119 Corallifloren , 66 Monochlamydeen, 131 Monocolylen, 10 Acotylen und 17
Waldbäume namentlich auf und ordnet alsdann die wichtigeren noch nach den
Standorten und schliesst mit einem ßluhtenkalender für diese Flora. (Giess.
Ber. IV. 46—72.)
Mehrere Botaniker des Jura theilen ein Verzeichniss neuer im
Jahre 1850 beobachteter Standorte für die Gefässpflanzen in diesem
Gebirge mit. Es gestattet uns leider der Raum nicht, die Namen der Pflanzen
und ihre Standorte aufzuzählen, und empfehlen wir die Abhandlung denen, wel-
che den Jura zu botanischen Zwecken bereisen. Es sind 233 Arten , deren
meiste an mehreren Orten beobachtet wurden. (Act. Soc. Helvet. Porren-
truy 1853. 202—213.)
Contejean verbreitet sich über die Gefässpflanzen in der Umgegend
von Montbeliard in Bezug auf die Gebirgsarten, auf welchen dieselben wachsen
und gelangt zu dem Schluss , dass die chemische Beschaffenheit der Felsarten
keinen Einfluss auf die Verbreitung der Pflanzen hat. ( Ibid . 189 — 201.) —
Thurmann theilt seine Ansicht über die Verbreitung der Pflanzen nach den
Gebirgsarten im Allgemeinen mit. (Ibid. 169 — 189.)
Hook er, iiberHodgsonia n. gen. — Diese neue Gattung grün-
det sich auf Trichosanthes heteroclila Roxb. fl. Ind. III. 705 (— Tr. grandiflora
Wallr. Catal. Nr. 6685. ) in den dichten Gebirgswäldern des Sikkim Himalaya
bis zu 5500 Fuss Meereshöhe aufsteigend. Die Diagnose ist: Fl. Mas.: calycis
tubus elongatus post anthesin deciduus , 5gonis , angulis dentibusve incrassatis
recurvis; petala 5, flavida , gamopetala , calycis limbo adnata , obovatocuneata,
patentia , apice truncata , fimhriatolobata ; lobis longissimis tortis , pendulis;
stamina 5 , triadelpha ; antherae monodelpha, extrorsae, loculis linearibus con-
tortis. — Fl. foem. : calyx basi ovario sphaerico adhaerens, superne longe tu-
bulosus, mari omnino similis, intus disco spongioso; corolla maris ; ovarium
uniloculari, placentae 3, parietales, basin versus ulrinque 2 ovulata ; ovulis ascen-
dentibus anatropis; Stylus elongatus, tubum calycis aequans; Stigma trilobum,
lobis superne emarginalis; bacca depressoglobosa , magna, obscure quinquesul-
cata , pulpa indurata demum sicca replela ; semina perparia in nuces 6 arcle
acreta, altero minore plerumque effecto ; testa lignosa, basi fissa (rima elongata),
profunde longitudinaliter reticulalim sulcala ; epidermide vasculari in sulcos pe-
netrante tecta ; endopleurum crassissimum, suberosum ; embryo exalbuminosus ;
cotylae magnae, planae ; plumula lobala. — Frulex altescandens ; caulis ramo-
sus, sulcalus, succo aqueo copioso scatens , vasis magnis, aere repletis percur-
sus; folia allerna, semper virentia, coriacea, 3 — 5 palmatiloba ; flores magni,
extus rufobrunnei puberuli , intus pallide stramines villosi ; masculi spicati basi
bracteati ; femines axillares solitarii in racemum brevem dispositi ; petioli elon-
gati , basi versus axillam gemma ? cornea conica slipulaeformi suffulti ; cirrhi
laterales 2— Sfidi. ( Ann . mag. nat. hist. May 424.)
Irmisch, Bemerkungen über Hippuris vulgaris. — Die
Achse dieser Pflanze ist von einem grossen Theile der Botaniker völlig unbe-
rücksichtigt gelassen, nur unter Andern von Bischoff und Döll der Erwähnung
und Untersuchung werlh befunden. Doch sind auch deren Miltheilungen nichts
weniger als ausreichend, und eine ausführlichere Beschreibung nothwendig. Die
beblätterten über dem Wasser oder Boden erhobenen Stengel sind die termina-
len Abschlüsse der einzelnen Glieder, aus denen die horizontale Grundachse zu-
sammengesetzt ist. Zu einem jeden horizontalen Internodium der letztem tritt
als directe Fortsetzung eine Reihe aufrechter lntcrnodien, die eben Stengel heis-
502
sen. Am Grunde sind dieselben abwechselnd nach rechts und links gebogen
und diese Richtung herrscht auch in den Internodien. An einem jungen hori-
zontalen Blatttriebe ist der erste über dem Internodium befindliche Blattwirbel
normal aus drei Schuppenblättern gebildet. Eines derselben ist das äusseie,
das zweite von diesem zum Theil bedeckt, legt sich mit dem Rande über das
dritte oder innere. Da sich nun ein solcher Trieb deutlich als das Achselpro-
duct eines Schuppenblattes der nächst vorhergehenden meistens gleichfalls noch
ganz horizontalen Achse erkennen lässt, so kann die Knospenlage leicht gedeu-
tet werden. Das erste oder äussere Blatt steht seitwärts von dem Multerblatle
des Triebes, das zweite wegwärts von dem Mutlerblatle und der Mullerachse
zugekehrt, das innere dem äussern entgegengesetzt und wieder dem Multerblatle
zugekehrt, in der Achsel des ersten Blattes findet sich eine kleine Knospe, in
der des zweiten keine, in der des dritten eine grössere. Der zweite Blattwir-
bel, welcher der später verlical sich aufrichtenden Achse angehört, besteht gleich-
falls meist ans drei Blättern, sämmllich ohne Knospen und deren Wendung häu-
fig der des ersten Wirbels entgegenläuft. Das kleine Knöspchen des ersten
Blattes hat in seinem ersten Blattwirbel regelmässig nur zwei Schuppenblätter.
Die grössere, geförderte Knospe in der Achsel des dritten Blattes besitzt drei
Schuppenblälter im ersten Wirbel. Durchweg verfolgt die kleine Knospe in ih-
rem ersten Blattwirbel mit dem ersten ßlaltwirbel des Triebes, dem sie ent-
stammt, ein und dieselbe Wendung, während die grössere Knospe sich antidrom
verhält. So lässt sich nun auch das Verhalten mehrerer Sprossenfolgen zu ein-
ander ermitteln. Der Anlage nach hat man in der Grundachse des Hippuris
eine Verzweigungsweise, welche bei den Blühlensländen dichotom genannt wird ;
da aber die kleine Knospe, welche mit ihier Abslammungsachse homodrom ist,
meist nicht oder erst später, dagegen die geförderte zur Abslammungsachse sich
antidrom verhaltende Knospe regelmässig auswächst: so bekommt die Verknü-
pfung der verschiedenen Sprossfolgen ganz den Characler des Wickels, in wel-
chem ausschliesslich die antidromen Achsen zur Entwicklung kommen. Biswei-
len, besonders wenn die Pflanze in liefern Wasser steht, brechen auch aus den
Blattwirbeln der aufrechten Stengel einzelne Triebe hervor, die sich zu horizon-
talen Syrnpodien von der beschriebenen Beschaffenheit entwickeln. In der Re-
gel nur in den untern ßlatlwirbeln, während in den obern noch im Wasser be-
findlichen sich nicht selten Zweige finden, die ganz den ßlühtenslengeln gleich
gebildet sind. Die Nebenwurzeln stehen am Grunde der einzelnen Glieder dei>
Grundacbse, also dicht über einem Blattwirbel. Zuerst pflegen drei nach ein-
ander auf jeder Seite des neuen Triebes hervorzutreten, später aber mehrt sich
ihre Anzahl. Auch aus den untern lnternodien der senkrechten Stengel, zumal
wenn die Pflanze nur im Schlamm oder feuchten Boden wächst, treiben häufig
Nebenwurzeln. ( Botan . Zeitg April 281 — 287. Tf. 8 b.)
H. Hoffmann, Spermatien bei einem Fadenpilze. — Bei
dem Keimen des verschieden beschriebenen Trichothecium roseum sieht man ei-
ner oder mehren unbestimmten Stellen der Doppelspore Fäden hervordringen,
auf welche sich das Episporium fortsetzt; dasselbe gilt von der weit stärkeren
Innenhaut, dem Endosporium, welches aber nichts zur Bildung des Keimfadens
beiträgt. In das Lumen dieses Fadens setzt sich der Kein der betreffenden
Halbspore fort, indem er an der A ustri tlsstelle sich etwas zusammenzieht, dann
aber die Höhle des Keimfadens ziemlich ausfüllt. Dieser ist in Abständen von
2/ioo'" seplirt, seine Wand weiterhin so dünn, dass die beiden consliluirenden
Membranen nicht mehr zu erkennen sind. Der Fadeninhalt ist stark lichlbre
chend, Jod färbt ihn dunkelgelb bis braun. Der Kern hat die Eigenschaften der
Eiweisssubstanzen. Bei dem Keimen anaslomosiren oft die Fäden mehrerer be-
nachbarter Sporen, wodurch dieselben mit neuem Nabrungsstoffe sich gegensei-
tig verstärken , ohne jedoch dicker zu werden. Licht und Feuchtigkeit üben
grossen Einfluss auf das Keimen. Aus den horizontal liegenden Keimfäden,
welche sich peripherisch in ziemlich spitzen Winkeln verästeln, erheben sich
hie und da kürzer gegliederte Fäden , schief oder senkrecht aufsteigend. Die
längeren schnüren unter ihrem Ende erst eine, dann mehrere Sporen ab, die
503
zweiten und folgenden Sporen bilden sich durch seitliche Ausstülpungen unter
der ersten. Die einzelne Spore ist anfangs homogen, dann zieht sich ihr Kern
in zwei Plasmamassen zusammen , jede bekleidet sich mit einem Specialendo-
sporium, welche zwei stumpfe Pyramiden dann mit der Basis verschmelzen.
Nun wächst die fertige Spore nur noch auf ihre doppelte Grösse heran. Die
kurzem Stiele bestehen fast immer nur aus drei Zellen und kommen senkrecht
aus baumartig verästelten Fäden hervor und enden stumpf oder knopfformig.
Die Knöpfe werden bei Wasserzusatz kuglig, bewegen sicti dann allein oder mit
den Stielen. Die Länge beträgt V200'", die Dicke ist um dreimal geringer. Sie
bilden sich an der Spitze der dreizeiligen Zweige durch Abschnürung, indem
die abgeschnürlen in Haufen bis zu 14 Stück durch eine gummiartige Substanz
verbunden an der Spitze des Zweiges sich zusammenballen. Jod färbt die Köpfe
gelb. Die Bewegung dauert mehrere Tage fort, wird aber durch Weingeist so-
fort zur Ruhe gebracht. Diese Körperchen haben nicht nur vollständig die Form
und ungefähre Grösse der bei Flechten, Tubercularien etc. vorkommenden und
als männliche Befruchlungsorgane angesehene Gebilde, sondern sie unterscheiden
sich von den blossen Keimkörnern der Flechten und vieler Pilze dadurch we-
sentlich, dass sie eben nicht keimen, vielmehr nur eine unvollkommene Andeu-
tung dieses Processes, den Pollenschlänchen ähnlich zeigen, wie auch die Sper-
malien der Hagenia cilioris und Tubercularia vulgaris, analog den Microgoniden
der Siisswrasseralgen, welche entweder gar nicht oder nur vorübergehend keimen.
Ihr Inneres ist fast homogen, doch weniger dicht als die Peripherie; eine be-
sondere Wand ist aber ebensowenig durch alle angewandte Beagentien aufgefun-
den als Wimpern u. dgl. Directe Befruchtungsversuche sind nicht gelungen.
( Ebenda 249 u. 265. Tf. 8 a.)
Nägeli, systematische Ueber sicht der Erscheinungen im
Pflanzenreich. Akademischer Vortrag gehalten den 14. Marz 1853, mit er-
läuternden Anmerkungen. (Freiburg i. Br. 1853. 4o.) — Nach einigen einlei-
tenden Bemerkungen stellt der Yerf. 6 Hauptslufen der Zusammensetzung für die
Pflanzen, 6 Disciplinen auf, und zwar in absteigender Ordnung: die Lehre vom
Pflanzenreich, von der Art, von dem Individuum, vom Organ, von der Zelle,
von den organisch vegetabilischen Substanzen. Er verbreitet sich alsdann über
die Aufgabe jeder dieser sechs Disciplinen und erörtert schliesslich noch die
Frage, in welchem Verhältniss der Qualität die Ei sclieir ungen verschiedener In-
dividualitätsgrade stehen. Indem wir diese Schrift unsern Lesern empfehlen,
bemerken wir nur noch , dass die Darstellung dieses wichtigen und allgemein
inleressirenden Gegenstandes klar und verständlich ist und viele specielle Belege
und Erläuterungen in Anmerkungen beigefügt sind, die noch eine ganz besondere
Beachtung verdienen. — e
Zoologie* — Shuttleworth, über den Bau der Chito-
niden mit Aufzählung der die Antillen und canarischen In-
seln bewohnenden Arten. — Die Anatomie dieser Mollusken bearbeitete
zuerst Poli, dann Cüvier und Blainville, neuerdings Middendorf, doch ist damit
die Untersuchung keineswegs erschöpft. Die Systematik betreffend erwähnt Pe-
tiver 1702 eine Art als Oscabrion, Linne kannte 9 Arten und gab ihnen den ge-
nerischen Namen Chiton. Später beschrieb Chemnitz 24 Arten. In diesem Jahr-
hundert brachte Wood 1815 die Arienzahl auf 37 und Sowerbv in seinen Con-
chological Illuslralions bis 1841 auf 102, Beeve 1847 in der Conchologia ico-
nica auf 201. In gleichem Jahre zerlegte Gray die Gattung in 20 Gattungen.
Schon Lamarck halle den Chitooellus ausgeschieden, auch Leach , Guilding u. A.
einige Formen generisch getrennt. Zur ClassiGcalion übergehend beschreibt Sh.
zunächst die Schale von Chiton marmoratus. Dieselbe besteht aus 8 bewegli-
chen Schildern (valvae) , dachziegelförmig hinter einander liegend und mit den
äusseren Rändern (Lamina insertionis) einen schmalen Reif (limbus) bilden.
Die valva antica ist der Kopfschild, die valva postica das Afterschild, die valvae
mediae einander im wesentlichen gleich. Jeder Schild besteht aus zwei auf
einander liegenden Schichten, aus der obern oder äusseren, mit der Epidermis
472
bedeckten (leguraentum) und der innern (arliculamenlum). Erslere lässt sich in
zwei verlängerte dreieckige Seilenfelder (areae laterales) und ein breiteres Mit-
telfeld (a. centralis) zerlegen , in der Mitte dieses kann man noch ein kleines
Feld (mncro) unterscheiden. Das Articulamentum besteht aus zwei Doppelpaa-
ren keilförmiger Platten (arliculi laterales) , den Area laterales und den Seilen-
theilen der Area centralis entsprechend, wovon das vordere Paar (articoli antici)
nach vorn in flügelartig vorspringend dünnen Platten (Apophyses) entwickelt ist,
die selbst wieder durch einen gezackten Sinus anterior getrennt sind. Die Ar-
ticuli laterales sind durch kleine stabarlige Fortsätze mit einander verbunden,
welche zwischen ihnen ovale Vertiefungen (sutura) bilden. Am hinteren Rande
des Articulamentum liegt ein enges eigenthümliches Feld. Der seitliche Rand
eines jeden Lateralarticulns bildet einen breiten gezähnten Fortsatz (Lamina in-
sertionis). Der Kopfschild ist halbrund ohne laterale und centrale Area. Das
Articulamentum besteht aus 12 keilförmigen Articulis. Der Afteischild ist gleich
gebildet, jedoch mit einem Buckel (umbo). Im Articulamentum sind die beiden
vorderen Arliculi die breitesten, die andern wie im Kopfschilde. Das Tegumen-
tum besteht aus mehreren Schichten kleiner Canäle, die der Oberfläche parallel
laufen und an dem röhrenlosen Articulamentum plötzlich aufhören. Sie öffnen
sich rings um das Tegumenlum. Entweder werden die Schilde blos am Rande
vom Mantel eingehüllt, oder zur Hälfte, oder bis auf eine ganz kleine freie Stelle,
oder endlich völlig. In dem Grade dieser Einhüllung verkleinert sich das Tc-
gumentum bis zum Verschwinden. Der Mantelrand (limbus) ist entweder mit
zahlreichen rundlichen dicken Schuppen dachziegelarlig gepflastert oder mit Schüpp-
chen bekleidet. Bei andern Arten trägt er hornige Borsten oder Haare, zuwei-
len auch spreuartige, oder auch kalkige Stacheln, feine nadelförmige, oder der
Mantel ist ganz glatt, hornartig. Um und nah an den Valven besitzt der Mantel
eine Reihe Poren mit Büscheln glasartiger feiner Nadeln (spiculae). Von die-
sen meist 18 Poren alterniren 7 Paare mit den Schildern, die vier übrigen ge-
hören dem Kopfschild. Die Spiculä scheinen willkürlich beweglich. Einige Ar-
ten besitzen eine doppelte Reihe gabliger Borsten, welche gleichfalls aus Poren
zu entstehen scheinen. Am Rande des Mantels tragen die meisten Arten noch
eine Reihe zarter Spiculä oder Fasern. Hinsichtlich der übrigen Organe fand
Sh. nichts Neues. Tentakeln und Augen fehlen, der Mund halbmondförmig von
einer schleierartigen Membran umgeben, die Reibplatte oder Zunge wie bei Pa-
tella; das Herz symmetrisch aus einer Kammer mit 2 Ohren bestehend in der
Mittellinie vor dem After gelegen; die Kiemen ähnlich Patella; ein gelapptes Ova-
rium mit 2 Eileitern, u. s. w. Diese Eigenlhiimlichkeiten der Organisation ver-
anlasslen zu abweichenden Ansichten in Betreff der systematischen Stellung, die
am richtigsten noch neben den Mollusken zu suchen ist, bis die Entwicklungs-
geschichte weitern Aufschluss gibt. Sh. theill nun sämratliche Arten in 3 Gat-
tungen mit folgenden Gruppen. 1 ) Chiton , Mantel ohne Poren, a. Lophurus
Gray: valvae transversae externae, lamina inserlionis valvarnm terminalium pluri
(12 — 24) lobata , mediarum ulrinque bilobata, limbus squamis subrolnndis gla-
bris tessellatis conspicuis obtectus. b. Radsia Gray : valvae transversae exter-
nae, lamina insertionis valvarum terminalium plurilobata, mediarum 2 — 4 lobata,
limbus squamis subrolnndis glabris tessellatis conspicuis obtectus. c. Callochi-
ton Gray: valvae transversae externae; lamina insertionis valvarum terminalium
plurilobata, mediarum quadrilobata , limbus squamnlis minulissimus rhombifor-
mis reticulatus. d. Jchnoradia Shutll. : valvae transversae externae, lamina in-
sertionis valvarum terminalium plurilobata, mediarum 4 — ölobata, limbus squa-
mulis parvis applanatis sulculatis obtectus; hieher Chiton australis und Ch. mag-
dalenensis. e. Ischnochiton Gray: valvae transversae externae, lamina insertio-
nis valvarum terminalium plurilobata, mediarum bilobata, limbus squamnlis mi-
nutis applanatis sulculatis, interdum elongatis obtectus. f. Leptochiton Gray:
valvae transversae externae, lamina insertionis valvarnm omnium integra, obso-
leta, limbus granis arenaceis vel squamnlis minutissimis dense obsitus. g. To-
nicia Gray: valvae transversae externae, lamina insertionis valvarum terminalium
plurilobata, mediarum bilobata, limbus corneus, laevis vel glaber. h. Chalto-
505
plenra Shuttl. : valvae transversae externae, lamina inserlionis valv. lermin. plu-
rilobala, poslicae interdum subobsoletae , mediarum bilobata , limbus setis cor-
neis obsitus, hieher Cb. rngosiis, Ch. gigas. i. Eudoxochilon Shuttl. : valvae
transversae externae lamina inserlionis valv. termin. fimbrialim plurilobata, me-
diarum fimbriatum circa sexlobala , limbus setis corneis brevibus obsitus , hie-
her Ch. nobilis. J<. Craspedochilon Shuttl. : valvae transversae externae, lamina
inserlionis valvae anlicae paucilobala , poslicae medio fimbriata , mediarum pro-
funde bilobata , limbus corneus miHiitissime asperulus. Hieher Ch. laqueatus.
I. Acanlhopleura Gray: valvae transversae externae; lamina inserlionis valv. ter-
min. plurilobata, poslicae interdum subobsoleta, mediarum bilobata, limbus acu-
leis corneocalcareis inaequalibus interdum longissimis vel parvis subarenaceis
hinc inde vel dense obsitus. m. Ornilhochilon Gray: valvae transversae exter-
nae, lamina insertionis valvae anlicae paucilobala, poslicae snbemarginata , in-
tegra, mediarum bilobata, limbus corneus setis brevibus dense obsitus. n. Eno-
plochiton Gray: valvae transversae subcordiformes externae, lamina insertionis
valvae anlicae paucilobata, posticae subobsoleta, integra et recedens, mediarum
bilobata, limbus corneus sqnamis oblongis calcareis inaequalibns prostratis sparse
onustus. o. Anlacochiton Shuttl.: valvae transversae externae, lamina insertio-
nis valvae anlicae paucilobala , posticae profunde emarginatae obsolete lobata,
mediarum bilobata, limbus poslice fissus, sqnamis parvis ovatis inordinalis den-
sissime obsitus, hieher Ch. volvox. p. Schizochiton Gray: valvae subcordifor-
mes, elongatae, externae, lamina inserlionis valv. term. paucilobata, posticae pro-
funde fissa , mediarum subtrilobata , limbus latus corneus postice fissus, sqna-
mulis minutis arenaceis et aliis cylindraceis curvatis sparce obsitus. q. Mopa-
lia Gray: valvae transversae externae, lamina insertionis modia, valvae anticae
— ? posticae lobo rotundo, praedita, limbus modice latus, postice angustior se-
tosus. r. Katharina Gray: valvae cordiformes pallio profunde immersae, parte
externa mediocri , lamina inserlionis valde producta, valvae anlicae globata, po-
sticae globata, mediarum bilobata, limbus corneus laevis. w. Cryptochiton Gray:
valvae pallio omnino immersae et oblectae (valvae mediae ulrinque bialatae, la-
mina inserlionis valvae anticae 7lobata, posticae late emarginatae, 3 — 4 lobata,
mediarum obsolete bilobata) , pallium spiculii fasciculalis subimmersis , ubique
sparse obtectum. — 2) Plaxiphora : der Mantel mit einer doppelten Reihe von
zahlreichen borstentragenden Foren. a Euplaxiphora Gray : valvae transversae
externae, lamina insertionis valvae anticae circa sexlobala, poslicae emarginatae
integra, crassa , mediarum bilobata, limbus corneus laevis vel retosus vel squa-
mulis corneopalaceis plus minusve dense obsitus. — 3) Phakellopleura : Mantel
mit einer einfachen Seihe von 18 nadeltragenden Poren, a. Cryptoconchus Gray :
valvae subcordatae, nisi ad lineam dorsalem pallio omnino immersae et obtectae,
lamina inserlionis valvae anticae circa scxlobata, posticae quinquelobata, media-
rum bilobata, pallium crassum laeve, ad pores, a margine valde remolos, in tu-
berculis conicis elevatum, b. Acanthochiton Leach. : valvae cordiformes, profunde
immersae, externe conliguae, subaequales, lamina insertionis valvae anlicae sexloba-
ta, posticae quinquelobata, mediarum bilobata, limbus dense spinulosus, poris spi-
culigeris conspicuis. c. Chi lonellus Lamk. : corpus vermiforme crassum, valvae pro-
funde immersae, 4 anteriores contiguae, posteriores discretae, sensim angustatae et
diminulae, triangulari lanceolalae lamina insertionis valvae anticae quadrilobata, po-
sticae et mediarum integra crassa, pallium crassum dense et minute spinulosum, po-
ris minutis inconspicue spiculigeris. — Die von Th. aufgezählten mit Diagnosen
und Synonymie versehenen anti llischen Allen sind: Ch. squamosus L. , Ch. as-
similis Reeve , Ch. excavalus Gray, Ch. faseialus Wood, Ch. marmoratus Ch.,
Ch. gemmulatus n. sp., Ch. purpurascens Ad., Ch. laterilius n. sp., Ch. erythro-
notus Ad., Ch. luluLatus n. sp., Ch. squamulosus Ad., Ch. papillosus Ad., Ch.
reliculatus Reeve, Ch. pectinatus Sowb., Ch. rugosus Sowb., Ch. piceus Chemn.,
Ch. mucronulatus n. sp. ; Phakellopleura aslrigera Reeve, Ph. spiculosa Reeve,
Ph. strigata Sowb. — Die Arten der canarischen Inseln sind : Ch. canariensis
d’Orb., Ch. mediterraneus Reeve, Ch. Cajelanus Poli, Ch. piceolus n. sp., Pha-
kellopleura discrepans Rrown , Ph, Garnottii Blainv. (Berner Mittheil. 1853.
Nr. 286. p. 169 — 207.)
34
506
K r a a l z , Bemerkungen über Staphylinen. — Kr. prüfte die
22 von Mulsant in den Opuscules entomologiques (Paris 1852) beschriebenen
Arten Homalota und fand, dass die Hälfte derselben schon früher bekannt war.
1) II. micans ist nämlich H. hypnorum Ksw. 2) H. subalpina derselben sehr
nah verwandt. 3) H. longicollis = H. langnida Er. 4) H. brunnipes = H.
palustris Ksw. 5) H. atricapi lla eine neue auch in Deutschland vorkommende
Art. 6') H. producta = H. luridipennis Mannh. 7) H. incisa — H. sodalis Er.
8) H. livida neu, auch in Thüringen und Schlesien. 9) H. impressicollis = H.
divisa Mark. 10) H. brevicornis = H. incrassata. li) H. albopila eine gute
Art. 12) H. picipennis = H. nivalis Ksw. 13) 11. incrassata, gute Art. 14) H.
foveola = II. aulumnalis Er. 15) II. pallens = 11. macella Er. 16) H. pu-
silla , gute Art. 17) H. montana = H. celala Er. 18) H. laevana , gute Art,
auch bei Bonn. 19) H. sericea , gute Art, auch in ganz Deutschland. 20) H.
basicornis auch bei Berlin. 21) H. parens auch am Rhein — Kr. untersuchte
auch einige Thomsonsche Arten : H. hrachyptera = H. caesnla Er., H. puncti-
ceps gute Art, ebenso H. tenuicornis, H. latiuscula, H. arvicola, dagegen H. fu-
cicola = H. umbonala Er., H. alidula — H. divisa Mark., H. planicollis = H.
immersa Er., H. succicola = H. validicornis Märk. , H. merdaria = H. sericans
Grav., H. fimetaria = H subsinuata Er. Auch über einige deutsche Arten von
Gyrophaena verbreitet sich Kr. und fügt eine neue G. laevicollis von Heidelberg
hinzu. ( Entomol . Zeitg. 176 — 186.)
G. Zaddach, Untersuchungen über die Entwicklung und
den Bau der Gliederthier e. I.Heft. Die Entwicklung des Phry-
ganiden-Eies. Mit 5 Tflo. (Berlin 1854. 4o.) — Wir machen auf diese
an schönen Beobachtungen reichhaltige, für die Entwicklungsgeschichte der Glie-
derthiere sehr wichtige Abhandlung durch eine Miltheilung der Schlussresultate
aufmerksam, welche der Verf. in folgende Sätze fasst: 1) Die erste Anlage des
Arthropoden-Embryo besteht aus dem Keimstreifen allein, bei den Wirbelthieren
aus diesem und dem Drüsenblatte. 2) Die beiden durch die Primitivrinne ge-
trennten strangförmigen Hälften des Primitivtheiles der Wirbelthiere entsprechen
den beiden Keimwülsten in dem Muskelblalte der Gliederthiere und zwar die
innere Seile der Keimwülste der letztem der äussern Seite der Keimwülste der
Wirbelthiere und ist die Kückenseite, die äussere Seile der Keimwülste der Ar—
thropodeu aber der innern der Wirbelthiere und ist die Bauchseite. 3) Ein dem
Hirn und Rückenmark der Wirbelthiere vergleichbarer Theil fehlt den Glieder-
thieren ganz. 4) Ebenso fehlt jede unpaare einer Achse ähnliche Bildung in
allen Theilen , die von dem Keimstreifen ihren Ursprung nehmen. 5) Die Ur-
segmente in den Arthropoden entsprechen den Urvvirbeln der Vertebraten. 6) Die
Seilenfalten und Seilenfortsätze der Arthropoden sind als Rudimente der Bauch-
wände der Wirbelthiere zu betrachten. 7) Die von den Ursegraenten der Ar-
thropoden ausgehenden Rückenforlsätze , welche bei diesen die Seiten- und
Bauchwandung bilden helfen, entsprechen ihrem Ursprünge nach ganz den Mus-
kelfortsätzen, welche bei den Wirbelthieren von den Urwirbeln in die Bauch-
wand hineinwachsen. 8) Die Rückenwand und die Seitenwände im Körper der
Arthropoden sind ihrer Lage und Enlstehungsweise nach dem Ammion der Wir-
belthiere zu vergleichen, indem sie sich aus einer vordem, einer hinlern und
zweien seitlichen Faltungen des Muskelblattes und des Hautblaltes zusammen-
setzen, die der Kopfkappe, der Schwanzkappe und der Seitenkappen der Wirbel-
thierembryonen analog sind. 9) Eine der Bauchhöhle der Vertebraten entspre-
chende Höhle fehl den Gliederthieren. Ihre Eingeweidehöhle entspricht der Am-
nionshöhle der Wirbelthiere. 10) Bei diesen differenzirt sich die Substanz der
Urwirbel in Nerven-, Muskel- und Knochensubstanz, bei den Arthropoden nur in
Nerven- und Muskelsubstanz. 11) Das Nervensystem der Arthropoden entspricht
den Spinalganglien und Spinalnerven der Wirbelthiere. 12) Die Gliedmassen
der Arthropoden als Entwicklungsproducte aus der Bauchfläcbe der Ursegmente
finden in dem Körper der Vertebraten keine entsprechenden Theile, sondern sind
Gebilde, welche den Arthropoden durchaus eigenthümlich sind.
C orrespon denz bla tt
des
Natur wissenschaftlichen Vereines
für
Sachsen und Thüringen
in
Mall e.
1854. Juni. JW VI.
Zweite Generalversammlung.
Jena am 9. und 10. Juni.
Auf die Einladung des Geschäftsführers der zweiten Generalver-
sammlung Herrn 0. Schmidt fanden sich folgende Herren zur Theil-
nahme an den Sitzungen im Saale des deutschen Hauses in Jena ein :
Dr. K. F. Schimper, aus Schwetzin-
gen bei Mannheim.
Dr. Victor Carus, Prof, in Leipzig.
Dr. J. Ried, Professor in Jena.
Dr. J. Lolh, Lehrer in Erfurt.
Dr. 0. Schmidt, Professor in Jena.
Dr. L. Schillbach, Privatdocent in Jena.
R. J. Lerre, stud. jur. aus Dessau.
Dr. G. Suckow , Professor in Jena.
L. Brehm, Pfarrer in Rcnlhendoif.
Dr. E. Schmid, Professor in Jena.
E. Söchting, Candidat aus Schulpforla.
Dr. C. Giebel, Privatdocent in Halle.
R. Brehm, stud. med. aus Renthendorf.
Schreiner, Registrator in Weimar.
Dr. Apelt, Professor in Jena.
Aug. Rose, Lehrer in Schnepfenthal.
Dr. H. Schaffer, Privatdocent in Jena.
Dr. Bachmann, geh. Hofrath und Prof,
in Jena.
Dr. H. Klopfleiscb, Archidiaconus in
Jena.
Dr. F. Siebert in Jena.
Barlholomai in Jena.
Dr. Becker in Jena.
0. Rupfer, stud. med. in Jena.
Dr. Besser in Kahla.
Th. Pfingsten, stud. phil. in Jena.
Dr. A. Danz, Professor in Jena.
Dr. W. Heintz, Professor in Halle.
Dr. Dorarich, Professor in Jena.
Dr. Dalmer in Jena.
A. Hensche, sind. med. in Halle.
Dr. Geiding, Lehrer in Jena.
Reinwarlh, Salinist in Halle.
W. Baer , Assistent am ehern. Labo-
ratorium in Halle.
M. Anton, Buchhändler in Halle.
Th. Leiter, stud. med. aus Weimar.
G. Compter, stud. malh. in Jena.
C. Hausmann, stud. phil. in Jena.
E. Kuntz , stud. med. in Jena.
Dr. Vogel, geh. Hofrath und Leibarzt
in Weimar.
Dr. Seebeck , Staatsralh und Curator
der Universität in Jena.
Dr. Kieser, geh. Hofrath und Profes-
sor in Jena.
Bräunlich, Lehrer in Jena.
Schilling, Lehrer in Jena.
Dr. L. Schrön, Professor in Jena.
Dr. Snell, Professor in- Jena.
Schilling, Lehrer in Jena.
Walther, Collaboralor in Jena.
Failloubaz, Lehrer in Jena.
E. Reichard , stud. pharm, in Jena.
Hoch, Ministerialsecretär in Weimar.
Dr. A. W. Volkmann, Prof, in Halle.
Fr. Klopfleisch, stud. phil. in Jena.
E. Kessler, stud. med. in Jena.
Dr. W. Artus, Professor in Jena,
Dr. H. Pousch in Jena.
34*
5U8
0. v. Gohren, stud. jur. in Jena.
R. Schmidt, Candidat aus Gera.
Dr. E. Schiele aus Petersburg.
A. E. Brehm , stud. phil. aus Ren-
Albrecln aus Gotha.
Dr. F. Martin, Professor in Jena,
A. Plehn , sind. phil. in Jena.
H. Göpel, sind. med. in Jena.
Dr. Malhes in Jena.
Dr. E. HofTmann in Jena.
Dr. Th. Fricke in Jena.
H. Hagemeister, Appell. -Ger.-Referen
thendorf.
F. G. Gressler, Buchhändler in Lan-
gensalza.
Freiherr v. Gross, Geh. Finanzralh
in Weimar.
Dr. E. Falk , Professor in Jena.
Dr. H. Ludwig, Privaldocent in Jena.
E. Gressler, Fabrikant in Erfurt.
E. Credner, Regierungsralh in Gotha.
Dr. B. Brehm in Jena.
Dr. Mauer in Jena.
F. A. Gressler aus Frfurt.
J. Gressler aus Erfurt.
Fr. Börner, Ober - Bürgermeister in
Jena.
0. Keyssner, stud. med. in Meiningen.
Hassenslein, Professor in Gotha.
dar in Naumburg.
B. Eisei , Kaufmann in Gera.
K. Beyer, stud. med. in Jena.
H. Neuninger, stud. med. in Jena.
Dr. Aug. Siebert, Professor in Jena.
D. G. Zenker, Professor in Jena.
Dr. C. Hase, Professor in Jena.
Dr. Bürgemeister, Veterinärarzt in Jena.
Dr. Hotzel in Jena.
Dr. Boische in Jena.
Gillsch, Candidat in Jena.
Velty, Lehrer in Jena.
Dr. Wild in Jena.
Erste Sitzung am 9. Juni früh 9 Uhr.
Herr 0. Schmidt eröffnete die Versammlung, nachdem er die
Herren G erdin g und Söchting um Uebernahme des Secretariats
ersucht halle, mit folgender Ansprache:
„Die Freude an den Werken der Natur, wie sie aus einer ein-
gehenden Kenntnissnahme derselben , nicht aus einer oberflächlichen,
im schlechlen Sinne ästhetischen Betrachtung entspringt und genährt
wird, hat uns hier zusammengeführt.
Unseren Verein bilden bei Weitem nicht nur solche Zunftgenos-
sen, die ihr Leben vorzugsweise der Naturforschung gewidmet — die
verschiedensten Kreise des Lehens haben dazu ihr Contingent gelie-
fert, und wir können, sofern wir uns überhaupt unserer Thätigkeit
rühmen dürfen, darin einen Ruhm setzen, dass wir als wahre Dilet-
tanten, als wahre Liebhaber dieses oder jenes Zweiges der Naturwis-
senschaft uns um das gemeinsame Banner geschaart haben.
Viele Mitglieder, die einzeln und zerstreut in dem von dem
Vereine umfassten Gebiete wohnen, sind freilich fast nur auf schrift-
liche Mittheilung und Gedankenaustausch angewiesen : auch sie in den
anregenden Verkehr des lebendigen Wortes hereinzuziehen, von ihnen
unmittelbare Belehrung zu nehmen und sie und alle übrigen mit neuen
Gedanken befruchtet, zu neuem Suchen und Forschen begeistert, durch-
aus erfrischt wieder heimgehen zu lassen, sind die allgemeinen Zu-
sammenkünfte angeordnet, deren eine, die erste diesjährige General-
versammlung des naturwissenschaftlichen Vereins für Sachsen und
Thüringen ich hiermit zu eröffnen die Ehre habe.
Mit der Geschäftsführung unserer Generalversammlung von dem
Vorstande beauftragt, heisse ich Sie, meine Herren, in Jena herzlich
willkommen, in Jena, das nicht nur für diejenigen , welche Profession
509
aus der Naturforschung machen, wie ich denke, einen guten Klang
hat, sondern auch für diejenigen, welche mit der Naturkunde nur eine
Nehenliehschaft angeknüpft haben, denn einer der grössten, wenn nicht
der grösste naturwissenschaftliche Dilettant, der durch seine Leistun-
gen sich auch in der Geschichte der Naturwissenschaften einen un-
vergänglichen Namen gemacht, Göthe, hielt Jena für vorzugsweise
geeignet, hier mit seiner Freundin, der Natur und Naturkunde, Um-
gang zu pflegen.
Und mit diesem guten Omen nochmals willkommen in unse-
rem Thale. “
Darauf gah Herr Giehel den Rechenschaftsbericht des Vorstan-
des über das abgelaufene Verwaltungsjahr:
„Es ist stets eine angenehme Pflicht über Erfreuliches Bericht
zu erstatten und eine um so angenehmere, wenn die günstigen Er-
folge, welche den Gegenstand des Berichtes bilden, unter nicht uner-
heblichen Schwierigkeiten und durch ein inniges Zusammenwirken
sehr verschiedenartiger Kräfte errungen wurden. Unser Verein halte
in engem Kreise sich bewegend und mit sehr dürftigen Mitteln aus-
gerüstet durch eine ununterbrochene Thätigkeit während sechs der
Wissenschaft eben nicht günstigen Jahren seine schwachen Kräfte ge-
prüft und durfte vertrauensvoll einer bessern Zukunft entgegensehen.
Die Umgestaltung zu einem sächsisch- thüringischen Vereine wTar in
Folge zahlreicher Beitritts-Erklärungen binnen wenigen Wochen ver-
wirklicht und der theilnehmende Besuch der ersten Generalversamm-
lung, welche durch Feststellung der Statuten die Existenz des neuen
Vereines sicherte, die Richtung und Gränzen seiner Thätigkeit be-
stimmte, bezeugte das lebhafte Interesse für das vorgesteckte Ziel.
Die Erfahrung, die wir bis heute gewonnen haben, ist freilich erst
eine sehr kurze, aber sie gibt uns die Hoffnung, dass wir alle Hin-
dernisse, die unserem gemeinschaftlichem Streben entgegenstehen, all-
mählig beseitigen werden, dass der Verein immer mehr an Umfang
gewinnen und mit der Steigerung seiner Kräfte und Mittel auch seine
Aufgabe glücklich lösen wird.
Der Rechenschaftsbericht, den ich heute der hochverehrten Ver-
sammlung im Namen des Vorstandes vorzulegen die Ehre habe, be-
trifft das erste Verwaltungsjahr (1S53) des Vereines im Anschluss
an das sechste des frühem hallischen Vereines.
Die Einnahme während des Jahres 1853 betrug:
1) Beiträge der Mitglieder 335 Thlr. 28 Sgr.
2) Eintrittsgelder 50 „ — „
3) Eingegangene Reste 5 „ 15 „
4) Besondere Einnahmen ....... 67 „ 5 „
5) Ausstände an Beiträgen und Eintrittsgeldern 95 „ 15 „
554 Thlr. 3 Sgr.
6) Dazu das Vermögen an Druckschriften 381 „ 15 „
Summa 935 Thlr. 18 Sgr.
510
Die Ausgabe belief sich
1) für Druckarbeiten auf .... .
194 Thlr.
27 Sgr. -
Pf.
2) Lithographien und Holzschnitte
. 93
9 „ —
»»
3) Buchhinderlohn
. 20
>5
27 „ 3
4) Büreaukosten, Miethe, Botehlohn etc.
34
55
2
»
5) Generalversammlung in Halle .
9
55
18 „ 9
6) Forderungen aus dem Jahre 1852
. 47
4 „ 6
7) Ausserordentliche Ausgaben
73
55
23 „ 1
473 Thlr.
21 Sgr. 7
Pf.
Da die Baar- Einnahme jedoch nur auf
458 Thli
r. 18 Sgr. sich
be-
läuft, so ergibt der Abschluss ein Minus
von 1 5
Thlr. 3 Sgr. 7
Pf-,
welches vorläufig von den diesjährigen Beiträgen gedeckt ist. Hin-
sichtlich der fast ein Fünftheil der Gesammteinnahrae betragenden
Rückstände werde ich nachher einen Antrag stellen.
Von den vorhandenen Druckschriften des Vereins stehen den
neu eintretenden Mitgliedern, soweit der z. Th. geringe Vorrath reicht,
zu folgenden Preisen zu Gebote :
Auszug aus den Sitzungsprotokollen 36 S. 1 TU
II. Jahresbericht 161 S. 1 Tfl
III. Jahresbericht 189 S. 3 Tfln
IV. Jahresbericht 306 S. 4 Tfln
V. Jahresbericht 576 S. 7 Tfln
Zeitschrift Bd. I. und II
— Thlr. 5 Sgr.
— „ io „
— jj 15 „
1 5 ) 5)
Ueber den Stand der Bibliothek des Vereins gibt das nach der
vorjährigen Generalversammlung ausgegebene Verzeichniss Aufschluss.
Es zählt dasselbe 561 Nummern. Seitdem hat sich die Bibliothek
durch Tausch der Vereinszeitschrift mit 40 auswärtigen Vereinen und
Akademien, durch Einsendung von Recensions-Exemplaren für die Zeit-
schrift und ganz besonders durch reiche Geschenke einzelner Mitglie-
der fast um das Doppelte vermehrt. Das monatliche Correspondenz-
blatt berichtet über die einzelnen Bereicherungen, daher ich in die-
sem Bericht einer speciellen Aufzählung der Namen überhoben bin.
Die vielseitige Benutzung der Bibliothek sowohl von Seiten der in
Halle ansässigen als der ausserhalb wohnenden Mitglieder seit Aus-
gabe des Kataloges zeugt am besten von dem Werthe dieses Besitz-
thumes und lässt einen zweiten Katalog sehr wünschenswerlh erschei-
nen. Der Bibliotheks -Vorstand hofft einen solchen baldigst den Mit-
gliedern übergeben zu können. In der vielfachen Benutzung werden
zugleich die Geschenkgeber die dankbarste Aufnahme ihrer Gaben
erkennen.
Von der Thätigkeit des meteorologischen Observatoriums in
Halle, welches die Herren Weber und Kleemann mit zeitweiliger
Unterstützung anderer Mitglieder leiten, gibt der monatliche Bericht
im Correspondenzblatt Zeugniss. Es würde ein mehrseitig geäusser-
ler Wunsch befriedigt werden, wenn diese Beobachtungen nicht blos
nach verschiedenen Richtungen hin erweitert, sondern auch aus an-
511
deren Gegenden des Vereins-Gebietes regelmässige und gewissenhafte
meteorologische Beobachtungen zusanimengestellt werden könnten, um
eine bessere Einsicht in die climatischen Verhältnisse Sachsens und
Thüringens zu gewinnen als es bis jetzt möglich war. Leider besitzt
der Verein noch keine Mittel zur Einrichtung besonderer Ohservato.
rien und kann eben nur den Wunsch äussern, dass die für Meteoro-
logie sich interessirenden Mitglieder regelmässige Beobachtungen an-
stellen und dem Vereine zur weitern Bearbeitung einsenden möchten.
Die Sammlungen des Vereines haben, wie Sie aus dem Corre-
spondenzblatle gesehen haben werden, manche ganz schätzbare Be-
reicherung erhalten. Die begonnene systematische Bestimmung, Ord-
nung und Katalogisirung kann freilich nur langsam fortschreilen , da
die hiermit beschäftigten Mitglieder von anderweitigen dringenden
Vereinsarbeiten vielfach in Anspruch genommen werden. Auch diese
Sammlungen werden , wenn ihnen erst die Geschenke so reichlich
zulliessen als der Bibliothek , in gleicher Weise die Thätigkeit und
die Zwecke des Vereins fördern.
Die Zahl der Mitglieder belief sich bei der Umgestaltung des
Vereines auf 112. Es traten seit Januar 1853 bis zur heutigen Ver-
sammlung 145 Mitglieder bei, zu gleicher Zeit schieden aber 29 aus
tlieils durch Abmeldung theils durch Abbruch des Verkehrs. Es be-
steht somit der Verein gegenwärtig aus 228 Mitgliedern, und zwar
194 wirklichen
18 auswärtigen
10 correspondirenden
228.
Diese Zahl ist allerdings, wenn wir die uns zunächst liegenden Ver-
eine vergleichen , noch eine sehr geringe und wenn auch jene ein
viel höheres Alter besitzen als der un^rige: so haben wir vor ihnen
doch ein viel umfangsreicheres Gebiet voraus und ein Gebiet, auf
welchem von jeher die Naturwissenschaften eine besondere Pflege und
viel Freunde fanden. Lassen Sie uns die vielen Vorurtheile, welche
eine wiederholte Erfahrung von auftauchenden und untergehenden,
trägen und ganz unthätigen Vereinen der verschiedensten Richtungen,
das gesteigerte Vereinsleben in den letzten Jahren überhaupt gerade auf
unserem Gebiete hervorgerufen hat, u. a. bekämpfen, und unser Verein
wird schneller als andere wachsen, nicht blos an Zahl der Mitglie-
der, sondern auch an Kräften, Mitteln und einflussreicher Thätigkeit.
Wie lückenhaft unser Vereinsgebiet noch durch Mitglieder repräsentirt
ist, mag eine kurze Verbreitungstabelle zeigen :
Halle zählt 76, Aschersleben und Eisleben je 12, Bernburg 8,
Quedlinburg 5, Jena und Magdeburg je 4, Merseburg, Torgau, Hal-
berstadt, Sondershausen je 3, einige andere Städte 2, viele 1 und
sehr viele Städte und Orte von sehr angesehener Bedeutung noch
kein einziges Mitglied.
Ueber die wissenschaftliche Thätigkeit des Vereines steht dem
blos mit der Leitung der Geschäfte betrautem Vorstande kein Urtheil
512
zu. Die monatlichen Hefte der Zeitschrift sind regelmässig erschie-
nen und Ihnen Allen zugegangen. Ihr Inhalt spricht deutlich genug
für das was der Verein leistet. Die Sitzungen betreffend sind deren
im Jahr 1853 insgesammt 44 gehalten worden, deren jede im Durch-
schnitt nach der Summe des ganzen Jahres von 22 Theilnehmern be-
sucht war. Mehr denn 160 Vorträge und Mittheilungen von wissen-
schaftlichem Interesse wurden von 47 Mitgliedern geliefert.
Der Vorstand besorgt die Redaction der Zeitschrift, gestalten Sie
mir hierüber noch einige Worte.
Die Redaction der Gesellschaflsschriften ist gemeinlieh ein sehr
einfaches Geschäft. Die Mitglieder senden ihre Abhandlungen ein und
der Redacleur, meist der Secretür, befördert dieselben zum Druck.
Unsere Zeitschrift dient aber zugleich dem Publicum, sie nimmt Ar-
beiten von Nichtmitgliedern auf und erstattet jeden Monat regelmäs-
sig Bericht über alle ihr zugängliche neuerschienene Literatur der
sämmtlichen naturwissenschaftlichen Disciplinen. Die Redaction ist
deshalb ein ungleich schwierigeres, ein viel Zeit- und Kraftaufwand
erforderndes Geschäft, die Verantwortlichkeit den Mitgliedern, dem
Publikum und dem Verleger gegenüber eine grössere. Letzteren be-
treffend fand mit Ablauf des Jahres ein Wechsel statt. Nach gemein-
schaftlicher Uebereinkunft mit dem bisherigen Verleger Hrn. Pfef-
fer in Halle wandten wir uns an den Verleger der frühem Jahres-
berichte. Herr Karl W i e g a n d t in Berlin übernahm wieder den
Verlag trotz der sehr gesteigerten Forderungen unter den frühem
Bedingungen, verlangte aber zugleich eine persönliche Redaction. In-
dem die beiden zeitigen Vorsitzenden diese öffentlich übernahmen,
genügten sie nur dem Verlangen des Verlegers um jede Störung des
einmal begonnenen Unternehmens zu vermeiden.
Der neu abgeschlossene Conlract liegt zur speciellen Kenntnis-
nahme vor.
Hinsichtlich der Literaturberichte der Zeitschrift sind uns man.
cherlei Wünsche zugegangen, deren Erfüllung leider nicht in unseren
Kräften lag. Wir bedürfen dazu den doppelt so grossen Raum, an-
statt der 66 Druckbogen mindestens 120 und viel grössere Arbeits-
kräfte. Diese sowie die Mittel zur Beschaffung jener werden uns
zur Disposition stehen, sobald der Verein den Umfang gewonnen hat,
den die Verhältnisse unseres Vereinsgebietes erwarten lassen und auf
den wir schon bei Beginn der Zeitschrift das Ziel derselben gerichtet
haben. Bis dahin müssen w ir die Nachsicht der verehrten Mitglieder
beanspruchen.
Zur Prüfung des Kassenberichtes und die demselben beigefüg-
ten Originalbelege ersucht der Vorstand um Wahl einiger Mitglieder,
auf deren Bericht in der morgenden Sitzung Decharge ertheilt wer-
den könnte.
Die Herren Ger ding und Söchting werden mit dieser Prü-
fung beauftragt.
Bei der bedeutenden Höhe der rückständigen Beiträge und Ein-
513
trittsgelder kann die Vereinskasse den Anforderungen, welche die Her-
ausgabe der Zeitschrift stellt , nicht genügen. Abgesehen von den
Schwierigkeiten, mit welchen die Nichtbeachtung der statutenmässigen
Praenumerationszahlungen der Beiträge die Geschaffte belastet, möchte
eine solche unter den obwaltenden Verhältnissen bald zu empfindlichen
Stockungen in den Publikationen des Vereines führen. Da nun die
versäumte Einzahlung der Beiträge keineswegs eine absichtliche zu
sein scheint, indem die betreffenden Mitglieder sämmtlich die Hefte
der Zeitschrift annehmen , sondern dieselbe meist wohl nur auf Be-
quemlichkeit und Unachtsamkeit beruhen möchte: so ersucht der Vor-
stand die Generalversammlung um die Ermächtigung :
alle rückständigen Zahlungen der Mitglieder vom Juli des
nächstfolgenden Jahres ab durch Postvorschuss einziehen zu
dürfen.
Da sich kein Widerspruch gegen diesen Antrag erhebt: so gibt
die Versammlung die Ermächtigung denselben in Ausführung zu
bringen.
Hr. Breli in hielt alsdann einen Vortrag über die durch die
neuern gründlichen Untersuchungen vielfach nölhig gewordene Auflö-
sung der Linneischen Gattungen und Arten in der Zoologie. Nach-
dem er einzelne Beispiele solcher Auflösungen aus den verschiedenen
Klassen des Thierreiches beigebracht hatte , verbreitete er sich spe-
cieller über einige Arten aus der Klasse der Vögel und erläuterte
einige Falken- und Eulenarlen an vorgelegten und ausgestopflen Exem-
plaren seiner schätzbaren Sammlung.
Hr. Heintz theilte die Resultate seiner Untersuchung über die
Zusammensetzung der aus dem Wallrath durch Verseifung entstehen-
den fetten Säuren mit, und sprach über die Gesetze, welche er bei
Gelegenheit dieser Untersuchung in Bezug auf die Schmelzpunkte und
die Art des Erstarrens der Gemische der verschiedenen fetten Säuren
ermittelt hat. Die Resultate dieser Untersuchung werden später aus-
führlich mitgetheilt werden.
Endlich berichtete Hr. So echtin g über die Fortsetzung seiner
Untersuchung der Krystalle die in andern Krystallen eingeschlossen
sind. Bezugnehmend auf die von ihm in Gemeinschaft mit Hrn. Sey-
fert ausgearbeitete und von der holländischen Gesellschaft der Wis-
senschaften zu Haarlem gekrönte, im Auszuge der vorjährigen General-
versammlung des Vereins zu Halle mitgetheilte (Zeitschr. Juli 1853
p. 6 — 27.) Abhandlung sowie auf spätere Mittheilungen, welche er
(Aprilheft 1854 p. 268 — 274.) über denselben Gegenstand gegeben
hatte, besonders über Turmaline von S. Pietro di Campo auf der In-
sel Elba , von Sterzing in Tyrol und aus den Goldgängen von Bere-
sowsk in Sibirien , deutete er einleitend eine neue Reihe von Beob-
achtungen in der Kürze den Zweck an, welchen diese Art, die Mine-
ralkörper zu betrachten, verfolge, nämlich aus dem Auftreten der Fos-
silien in bestimmter Vergesellschaftung auf die Entstehungsweise der-
514
selben zu schliessen, wodurch dergleichen Studien für die Geologie
von Wichtigkeit werden. Während er die Betheiligung namhafter Män-
ner an ihnen freudig begrüsst, sieht er sich anderer Seits veranlasst,
dem von einem der ausgezeichnetsten Mineralogen erhobenen Vorwurf
entgegenzutreten, als sei eine derartige Arbeit nur für Dilettanten in-
teressant und für die Wissenschaft ohne Nutzen. Unter Verweisung
auf ausführlichere Besprechung im Druck, hebt er aus der Menge des
Neuen einiges heraus und giebt Erläuterungen an ausgelegten Exem-
plaren aus seiner Sammlung.
Nach der Sitzung vertheillen sich die Anwesenden, zur Besich-
tigung der Universitäts - Sammlungen. Wenn diese auch an Umfang
und Reichthum nicht mit denen grösserer Universitäten wetteifern kön-
nen, so erfreut doch allgemein die die grösste Sorgfalt und das hohe
Interesse der Vorsteher bezeugende Ordnung und Einrichtung und
selbst der speciellste Sachkenner findet überall einzelne Präparate, die
seine Aufmerksamkeit fesseln und die den berühmtesten Sammlungen
zur Zierde gereichen würden.
Mittags vereinigte eine von Heiterkeit und Frohsinn gewürzte
Tafel im deutschen Hause die Gesellschaft und nach derselben wurde
eine gemeinschaftliche Excursion nach der reizend gelegenen Lobeda-
burg ausgeführt. Abends fand gesellige Unterhaltung im Gasthause
zum Bären Statt.
Zweite Sitzung am 10. Juni früh 8 Uhr.
Der Vorsitzende meldete folgende Herrn zur Aufnahme in den
Verein an :
Hrn. Professoi Sn eil in Jena,
„ Professor Martin daselbst ,
„ Dr. Ludwig daselbst,
„ Dr. Schiele daselbst,
„ Lehrer R ö s e aus Schnepfenthal ,
vorgeschlagen durch die Hrn. V o 1 k m a n n , Schmidt und Giebel.
Alsdann wird dem Vorstande für die von den Hrn. Ger ding
und Soechting geprüfte und richtig befundene Kassenrechnung von
1853 Decharge erlheilt.
Dem §. 9. der Statuten gemäss wird darauf für die nächstjäh-
rige zweitägige Pfingstgeneralversammlung Eisleben und für die
eintägige Septemberversammlung Kosen als Versammlungsort ein-
stimmig gewählt. Die diesjährige Septemberversammlung findet dem
frühem Beschlüsse gemäss in Aschersleben Statt und wird das
Programm derselben demnächst ausgegeben werden.
Zu den wissenschaftlichen Verhandlungen übergehend hielt zu-
erst Hr. Gerd ing einen Vortrag über die chemische Constitution der
Flechten. Zunächst verbreitete sich der Redner über die Aufgaben,
welche der Chemiker sich zu stellen habe, um über die chemische
515
Constitution dieser Cryptogamen näheren Aufschluss zu erhalten. Der-
selbe wies hierbei (ausser auf das Studium des Skeletts und der in
den Flechten, sowie in den Rinden der Bäume, auf denen sie Vor-
kommen , enthaltenen mineralischen Bestandlheile) zunächst auf das
Verhältniss der Chromogene zu den wirklichen Farbenpigmenten hin,
und war der Ansicht, dass wir durch das Studium desselben bei den
Flechten, als ein einfaches organisirtes Individuum des Pflanzenreichs,
wahrscheinlich auch auf die Bildung und Veränderung der Farben bei
den Phanerogamen schliessen können würden. Alsdann erwähnte der-
selbe einige Resultate seiner mit verschiedenen (in der Umgegend von
Jena vorkommenden) Flechtenspecies (vgl. Cladonia coccifera, Parme-
lia phycodes, Parm. saxatilis etc.) vorgenommenen Untersuchungen und
legte als die interessantesten die aus derParmelia phycodes er-
zielten vor. Aus dieser Flechte wurden vom Redner durch wieder-
holte Auszüge mittelst Aether zwei Körper erhalten , von denen der
eine nach der Reindarstellung als eine weisse locker zusammhängende
Masse erscheint, die unter dem Mikroskop bei lQOfacher Vergrösse-
rung betrachtet, aus einem Aggregat deutlicher nadelförmiger Prismen
besteht, welche in Aether unlöslich sind, sich aber in siedendem ab-
solutem Alkohol leicht aullösen, und hiermit neutrale Lösungen liefern.
Wird dieser Körper bis zu seinem Schmelzpuncte erhitzt, so giebt er
eine höchst merkwürdige und interessante Eigenschaft zu erkennen,
indem er eine schön dunkel rosenrothe Farbe annimmt , während er
auf der andern Seite, durch Ammoniackdämpfe in einen an Farbe dem
neutralen chromsauren Bleioxyd gleichenden Körper verwandelt wird,
der jedoch beim Zutritt der Luft schon nach kurzer Zeit ins Gelb-
rothe niiancirt. —
Der andere durch Aether erhaltene Körper’, dessen Reindarstel-
lung nur schwierig gelingt , ist mehr fettartiger Natur und löst sich
sowohl in Aether , als auch in 90 pCt. Alkohol von gewöhnlicher
Temperatur, sehr leicht auf. Werden diese Lösungen der Einwirkung
von Ammoniak ausgesetzt, so erhalten sie eine schön weinrolhe Fär-
bung und liefern nach der Verdunstung eine braunrothe gesprungene
Masse. — Der erste Körper unterscheidet sich ferner namentlich noch
hinsichtlich seiner Zusammensetzung von dem letzteren, wie die aus-
geführten Elementaranalysen bereits gelehrt haben, und versprochener-
massen in der Kürze in einer ausführlichen Abhandlung über diesen
Gegenstand mitgetheilt werden soll.
Hr. Baer brachte die auch für das Vereinsgebiet ein allge-
meines Interesse gewährende naturgemässe Verbesserung der Weine
aus unreifen Trauben durch Zusatz von Zucker und Wasser vor der
Gährung zur Sprache. Seit mehr denn dreissig Jahren- hat die Wis-
senschaft auf dieses Verfahren, durch welches der Weinbau, jetzt die
Sorgfalt und Mühe, die zu seinem Gedeihen erforderlich ist, überaus
schlechllohnend , alljährlich einen sicheren Ertrag liefern würde, —
wie uns dies Frankreich hinreichend zeigt , vergebens hingewiesen.
Erst in jüngster Zeit ist es dem Dr. Galt in Trier gelungen, dadurch
516
dass er nicht müde in Wort und That den Nutzen dieses Zusatzes vor
Augen zu legen, diesem neuen Gährungsverfahren endlich Eingang zu
verschaffen und die Vorurtheile zu überwinden. Durch Eingehen auf
die näheren Bestandtheile des Weines wurde gezeigt, dass hier von
einer Verfälschung, wie man allgemein annimmt, durchaus nicht die
Rede sein kann.
Hr. Giebel legte bezugnehmend auf seine kurze Mittheilung
in der Zeitschrift Märzheft S. 192 — 196. einige Versteinerungen aus
dem Muschelkalk von Lieskau bei Halle vor und wies auf deren
prächtige Erhaltung hin, welche sicheren Aufschluss über die syste-
matische Stellung einiger bisher noch zweifelhaften Arten gibt: so
zeigte sich z. B. die Schlossbildung der Trigonia curvirostris und Tr.
laevigata ganz abweichend von Trigonia. Auch hinsichtlich der von
v. Strombeck aufgestellten Verbreitung der einzelnen Arten durch die
verschiedenen Glieder des Muschelkalkes gibt die Lagerstätte hei Lies-
kau abweichende Resultate. Die ausführliche Untersuchung dieser Pe-
trefakten wird später mitgetheilt.
Ilr. Soechting zeigt einen schönen und grossen Nolhosau-
ruszahn aus dem Muschelkalk des Jägerberges bei Jena vor.
Hr. Brehm theilt seine Ansicht über die Ehe bei den Vögeln
mit, deren Wahrheit er auf seine langjährigen Beobachtungen an Tau-
ben, Raben, Störchen, Schwalben u. v, a. stützt.
Endlich hielt Hr. Schi mp er einen Vortrag über Rhoologie
mit besonderer Beziehung auf die geometrischen Formen der Geschiebe
in der Saale bei Jena. Er verbreitete sich zunächst über die rhoolo-
gischen Erscheinungen im Allgemeinen, über die Strömungen des Was-
sers und der Luft u. s.w. und erläuterte dann an einer grossen Suite
Geschiebe aus der Saale die rhoologischen Gestalten dieser im Be-
sondern.
0 effentliche Sitzung am 10. Juni Vormittags
11 Uhr.
Hr. Vo lkm mann hielt einen Vortrag über die Hypothese ei-
nes Weltschöpfers aus dem Gesichtspunkte der Naturwissenschaften.
Nach demselben schloss der Vorsitzende Hr. 0. Schmidt die
Verhandlungen der Generalversammlung mit folgenden Worten:
„Ich habe nunmehr die Pflicht, die regelmässigen Sitzungen un-
serer Versammlung zu schliessen. Man hört derartigen Zusammen-
künften oft wohl den Vorwurf machen, es komme nichts dabei her-
aus , und die dabei gehaltenen wissenschaftlichen Vorträge würden,
in den Specialzeitschriflen gedruckt, von grösserer Wirkung sein, als
an einen bunt zusammengesetzten Zuhörerkreis gerichtet.
Dagegen ist zu erinnern , dass gar nicht viel damit heraus-
kommen soll ; dass der Zweck unserer Generalversammlung erreicht
ist, indem der Verein gezeigt hat, dass er nicht ein mühsam aufge-
putztes und durch allerlei Kunstmittel erhaltenes Kind ist, sondern,
517
wie er, schnell zu einer gewissen Blühte gekommen, einem lebens-
vollen Organismus gleich sich erhält.
Ich bin in diesen Tagen an ein schönes Wort erinnert, was
II. Oldenburg, der Secretär der königl. Societät der Wissenschaften
in London, an seinen Freund, den berühmten Microscopiker Malpighi,
schrieb (anno 1675): „Wenn die hervorragenden Geister aller ge-
bildeten Nationen einstimmig so edlem Streben sich hingeben wollten
und Scharfsinn, Kraft und Arbeit zur Erforschung der Natur und ih-
rer verborgenen Geheimnisse vereinigen: die Masse wichtiger Entdek-
kungen würde fast unglaublich erscheinen , durch welche die Welt
sich selbst begriffe und einsähe, welchen Vorrallr und Nutzbarkeit der
alhveise Schöpfer in den geschaffenen Wesen angehäuft, und wie voll
das All von Dingen ist , deren Kenntniss nicht nur die Würde des
Menschengeistes erhöbe, sondern auch zum Wohlstand des äusseren
Lebens überaus viel beiträge.“
So sprach Heinrich Oldenburg vor fast 200 Jahren, ein Mann,
der nicht selbst Naturforscher war, sondern sich hauptsächlich durch
seine Theilnahme an den Gedankenschöpfungen des grössten Philoso-
phen seiner Zeit, des Spinoza, einen Namen gemacht. Und angeregt
durch unsre Versammlung, stieg in mir die Erinnerung an jene Worte
auf, weil sie in unserer Zeit in Erfüllung gehn, und weil unser Ver-
ein an dieser Erfüllung mit arbeitet. Auch er arbeitet an jener Ver-
schmelzung der verschiedenen Neigungen und Interessen nach einem
gemeinsamen höheren Ziele hin , wie es den gelehrten und philoso-
phisch gebildeten Oldenburg an den die Gewebelehre gründenden Mal-
pighi band. Unsre Versammlung, so hoch oder gering man sie an-
schlagen mag, ist ein Beweis dafür gewesen, wie die verschiedenen
Wissenschaften sich gegenseitig achten und durchdringen, und ich hoffe
auch, dass unsre Gäste den Eindruck mit hinwegnehmen, dass Jena
im wahren Sinne eine Universitas ist, dass jeder aber für sich soweit
nach Universalität streben müsse, um den anderen gerecht zu werden.“
Auch diesen Mittag vereinigte sich eine grosse Zahl der Theil-
nehmer wieder zu einem gemeinschaftlichen Mittagsessen und nach
demselben wurde für den Nachmittag eine Excursion nach Kunitz und
der Kunitzburg ausgeführt. Abends versammelten sich die Theilneh-
mer wiederum zur geselligen Unterhaltung im Gasthause zum Bären.
So verlief die zweite Generalversammlung ganz ihrem Zweck
entsprechend und die Theilnehmer schieden nach zwei genussreich
verlebten Tagen vollkommen befriedigt von einander.
Sitzung am 14. Juni.
Eingegangene Schriften :
1. Dana on an isolhermal oceanic chart illustrating the geographical distri-
bution of marine animals. — On the homoeomorphism of mineral
species of the trimetris System. — Mineralogical contributions. —
Contributions to Chemical mineralogy. — Vom Verfasser.
518
2. Naegeli , systematische Uebersicht der Erscheinungen im Pflanzenreiche.
Freiburg i. Br. bei Friedr. Wagner. 1853. — Vom Verleger.
3. Schuhes, mantissa in volumen primum systematis vegetabilium Caroli
a Linne. Stuttgardtiae , sumtibus J. G. Coltae. 1822. — Geschenk
des Hrn. Zuchold.
4. Bericht über die Verhandlungen der k. sächs. Wissenschaften zu Leipzig.
Math. phys. Klasse. 1853. II. und III.
5. Würlembergische naturwissenschaftliche Jahreshefle. VI. Jahrg. 3. Hft.
In Ermangelung der Protokolle gab der Vorsitzende einen kur-
zen Ueberblick über die in jeder Hinsicht befriedigenden Resultate
der am 9. und lü. d. M. in Jena abgehaltenen Generalversammlung.
Darauf wurde beschlossen, den auf nächsten Mittwoch fallenden Stif-
tungstag des Vereines in der herkömmlichen Weise durch einen öf-
fentlichen Vortrag und ein gemeinschaftliches Essen im Saale der Wein-
traube bei Giebichenstein zu feiern.
Hr. Kohlmann sprach sodann über die Verbesserungen, wel-
che in neuerer Zeit bei den für die Technik so wichtigen Maassana-
lysen sowohl in Betreff der Verallgemeinerung der Methoden als auch
der Apparate eingeführt worden sind.
Hr. Giebel zeigte fossile Knochen aus dem Diluvium bei
Aachen vor und machte auf die grosse Uebereinslimmung derselben
mit denen der lebenden Murmelthiere aufmerksam.
Hr. Heinlz berichtet über einen einfachen und wenig kost-
spieligen Apparat zur Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas.
Darauf legte derselbe natürliches und künstlich bereitetes Stearin vor
und hob die auffallende Thalsache hervor , dass beide übereinstim-
mend zwei verschiedene Schmelzpunkte zeigen.
Schliesslich stellte Hr. K o h lm a n n ein Stereoskop mit den dazu
gehörigen Zeichnungen zur Ansicht auf.
Oeffentliche Sitzung am 21. Juni.
Hr. Giebel hielt einen Vortrag über die Grössenverschieden-
heiten der Thiere und Hr. Volk mann knüpfte daran weitere Bemer-
kungen über einige physiologische Bedingnisse derselben.
Nach dein Vortrage begab sich die Gesellschaft zur Tafel.
Sitzung am 28. Juni.
Eingegangene Schriften :
1. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1853. IV. Jahrgang. 4.
2. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. 1854. Band
II. Hft. 1.
3. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, ßd. V. Heft 4. und
Bd. VI. Heft 1.
4. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft. 1852
und 1853.
5. Mitlheilungen der bernerischen naturforschenden Gesellschaft. Nr. 258
bis 313.
6. Brefeld, die endliche Austilgung der asiatischen Cholera. Breslau 1854.
Grass, Barth und Comp. Geschenk des Verfasser.
519
7. Giimbel, die Wirbelbewegung an Stoffen im gestaltlosen Zustande. Lan-
dau 1852. Geschenk des Hin. Verf.
Als neues Mitglied wird angemeldet:
Hr. Schmidt, Lehrer an der hiesigen Realschule,
durch die Hrn, Gebrüder Schwarz uud I m h o f f.
Der Vorsitzende übergiebt das Maiheft der Vereinszeitschrift und
macht die betrübende Anzeige, dass der Verein durch den Tod des
Hrn. Postsecretär Meyer, den Verlust eines sehr eifrigen Mitgliedes
zu beklagen habe.
Hr, Giebel spricht unter Vorlegung eines Schädels und eini-
ger Kiefer aus dem Torfe von Hassleben über das Verhüllniss des
Torfbibers zu dem lebenden Biber.
Hr. Di eck zeigt ein mehr denn 3 Fuss im Durchmesser hal-
tendes Blatt der Victoria regina, welche Hr. Gärtner Boeder hier zieht.
Hr. Schaller verbreitet sich über das Accomodationsvermögen
der Augen.
Hr. H e i n t z sprach über die Zusammensetzung des Aethals,
welcher Körper bei Verseifung des Wallraths entsteht , und den man
als eine ungemischte Substanz zu betrachten pflegt. Derselbe hat
nachgewiesen, dass es ein Gemisch von vier dem Alkohol analog zu-
sammengesetzten Körpern ist. Die Resultate dieser Untersuchung wer-
den später ausführlicher mitgetheilt werden.
Juni-Bericht der meteorologischen Station in Halle.
Zu Anfang des Monats zeigte das Barometer bei SSO und hei-
terem Himmel einen Luftdruck von 27" 10'", 84 und fiel, während der
Wind sich allmählig durch W nach NW herum drehete, bei anfangs
ziemlich heiterem, dann aber trübem und regnigtem Himmel bis zum
3. Nachm. 2 Uhr auf 27"4"',52, worauf es bis zum 4. Nachm. 2
Uhr bei fortdauerndem NW und meistens bedecktem und regnigtem
Himmel wieder eine Höhe von 27"10'",29 erreichte. — Darauf sank
das Barometer unter geringen Schwankungen bei sehr veränderlicher,
vorherrschend nördlicher Windrichtung und meistens trübem und reg-
nigtem Wetter bis zum 7. Morg. 6 Uhr auf 27"6"62 und stieg dann
wieder ebenfalls unter mehreren Schwankungen bei sehr veränderli-
cher, anfangs vorherrschend nördlicher, dann mehr südlicher Wind-
richtung und bei eben so veränderlichem, jedoch meistens trübem und
regnitein Wetter bis zum 12. Morg. 6 Uhr (27" 10"', 33). An den
folgenden Tagen sank das Barometer bei sehr veränderlicher Wind-
richtung und durchschnittlich trübem und regnigtem Wetter langsam
und unter vielen kleinen Schwankungen bis zum 17. Nächm. 2 Uhr
(*27"7'",64), stieg dann wieder bei fortwährend veränderlicher Wind-
richtung und meistens trübem und regnigtem Wetter bis zum 22.
520
Morg. 6 Uhr (28"0'",5l) , worauf es bis zum Schluss des Monats
hei fortwährend sehr veränderlicher Windrichtung und alltäglichem
regnigtem Wetter im Sinken begriffen war. Die letzte Beobachtung
zeigte noch einen Luftdruck von 27"7'",2G. Im Allgemeinen war
der Barometerstand im Verhältnis zur Jahreszeit niedrig; der mittlere
Barometerstand war =3 27"9"',72. Der höchste Barometerstand am
22. Morg. 6 Uhr = 28"0'",51, der niedrigste Stand am 3. Nachm.
2 Uhr = 27"3'",52 ; demnach betrug die grösste Schwankung im
Monat 7'", 99. Die grösste Schwankung hinnen 24 Stunden wurde
am 3, — 4. Nachm. 2 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27"4'",52
auf 27"10'",29 also um 5'"77 gestiegen war.
Die Wärme der Luft war, namentlich gegen die Mille des Mo-
nats sehr gering, und wurde erst in der zweiten Hälfte des Monats
sommerlich. Die mittlere Wärme des Monats war nur 12°,8. Dabei
halten wir am wärmsten Tage (18. Nachm. 2 Uhr) allerdings 21°, 3,
dagegen aber am kältesten Tage (den 4. Morg. 6 Uhr) nur 5°, 7.
Die im Monat beobachteten Winde sind
N = G
NO = 4
NNO = 3
ONO
= 1
0 =14
SO = 5
NNW = 3
OSO
= 0
S = 7
NW =J5
SSO = 3
WNW
= 0
w= 10
SW = 16
SSW == 4
WSW = 0
woraus die mittlere Windrichtung berechnet worden ist auf
S — 82°29'56",14 — W.
Die Feuchtigkeit der Luft war nicht sehr auffallend : wir beob-
achteten im Durchschnitt nur 77 pCt. relat. Feuchtigkeit bei dem mitt-
ler» Dunstdruck von 4"', GO. Dabei hatten wir aber durchschnittlich
trüben Himmel. Wir zählten 1 Tag mit wolkigem, und 2 Tage mit
ziemlich heiterem Himmel. An 21 Tagen wurde Regen beobachtet,
zum Theil in ausserordentlich starken Güssen (am 21. Nachm. 4!/2
Uhr fielen binnen einer Stunde 123", 55 auf den Quadralfuss), so dass
die Summe der im Regenmesser gemessenen Wassermenge nicht we-
niger als 764", 35 (oder durchschnittlich täglich 25", 48) paris. Ku-
bikmass auf den Quadralfuss Land beträgt.
Ausserdem beobachteten wir an 5 Abenden Wetterleuchten und
9 zum Theil sehr heftige und von starken Regengüssen begleitete Ge-
witter. Endlich wurde am 16. Mittags 12 1/2 Uhr eine Wasserhose
beobachtet, welche in der Richtung von W nach 0 über Halle zie-
hend , ohne alle electrischen Erscheinungen und ohne Schaden anzu-
richten, in östlicher Richtung sich dem Blicke entzog. Weber.
(Druck von W. Plölz in Halle.)
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