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Full text of "Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaft"

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Sibnu'U  of  tljc  Ifluscum 

OF 

COMPARATIYE  ZOÖLOGY, 

AT  HARVARD  COLLEGE,  CAMBRIDGE,  HASS. 
Foitnöetr  pvibate  sufcsctfplfon,  fn  1861. 

From  the  Library  of  LOUIS  AGASSI Z. 

No.  cf  ö J r 


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Zeitschrift 


für  die 

Gesammten  Naturwissenschaften. 


Herausgegeben 


von  dem 


Naturw.  Vereine  für  Sachsen  u.  Thüringen  in  Halle, 


redigirt  von 


€.  Griebel  und  W.  lleintz. 


Jahrgang  185  4. 


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I 


Dritter  Band. 

Mit  15  Tafeln. 


Berlin, 

Karl  Wiegand  t. 

1854. 


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Inhalt, 


Original- Aufsätze. 

Seite 


Ascherson , die  verwilderten  Pflanzen  in  der  Mark  Brandenburg 435 

Giebel , zur  Osteologie  der  Nagergallungen  Habrocoma  und  Spalacopus.  . 464 

Glückselig  , Schlaggenwald,,  eine  monographische  Skizze 257 

Greifenhagen , über  das  Vorkommen  des  Rothgiltigerzes  auf  der  Grube 

Bergwerkswohlfahrt  bei  Zellerfeld  . 341 

, das  Nebengestein  der  Bockswieser  ßleiglanzgänge  (Taf.  14.) 350 

Holböll , ornilhologische  und  klimalologische  Notizen  über  Grönland...  425 
Metzger , über  die  dokimaslische  Ermittelung  des  Kaligehaltes  in  lösli- 
chen Salzen 336 

Möller  , Fauna  Mulhusana.  I.  Lepidoptera 103 

Prediger , geognostische  Beobachtungen  am  südlichen  Harze  (Taf.  15.)  364 

, Verzeichniss  einiger  dem  nordwestlichen  Harzgebirge  angehörigen 

Höhen  mit  dem  Barometer  gemessen 428 

Rollmann  , physikalische  Beiträge 97 

Schmidt , 0.,  über  Sipunculoiden  [Gephyrea  Qtrfg.]  (Taf.  1,  2.) 1 

, die  neuesten  Untersuchungen  über  die  Brachiopoden  von  Owen, 

Carpenler  und  Davidson  mit  einigen  Zusätzen  (Taf.  11.  12.) 325 

Spieker , Pleuromoia,  neue  fossile  Pflanzengattung  und  ihre  Arten,  gebil- 
det aus  der  Sigillaria  Sternbergi  im  bunten  Sandstein  (Taf.  5 — 7.)...  176 

Ulrich , über  Misy  aus  dem  Rammeisberge  bei  Goslar 22 

Wimmer , krystallographische  Notiz  (Taf.  13.) 334 

, die  Gänge  im  Felde  der  Gruben  Ring  und  Silberschnur  bei  Zeller- 
feld (Taf.  13.)  344 

Witte , über  die  Verkeilung  der  Wärme  auf  der  Erdoberfläche  (Taf.  3.4.)  26 

Zeuschner , geognostische  Schilderung  der  Gangverhältnisse  bei  Kotter- 
bach und  Poracz  im  Zipser  Comitat 7 

Mittheilungen 

Baer , das  Leuchtgas  als  Brennmaterial  380  und  471.  — Chop,  Versteinerun- 


gen im  Sondershäuser  Muschelkalk  53.  — Francke , Zatze  und  Soria,  zwei 
neue  Bandwurmmittel  129.  — Giebel , Missgeburt  eines  Schallammes  (Taf. 
9.  10.);  eine  Eschara  im  Plänermergel  54;  über  Nomenclatur  in  der  syste- 
matischen Geognosie  125  ; Versteinerungen  im  Muschelkalk  bei  Lieskau  192  ; 
über  einen  Trilobiten  aus  den  Wettiner  Steinkohlenschichten  (Taf.  8.)  266.  — 
Heintz , über  die  Zusammensetzung  des  Stearins  274.  — Kohlmann , Beob- 
achtungen über  die  Bildung  des  Grundeises  in  der  Saale  bei  Halle  40 ; über 
Paraffin  44.  — Prolocoll  der  dritten  allgemeinen  Versammlung  des  Claustha- 
ler  naturwissenschaftlichen  Vereines  Maja  378.  — Richter , Mittheilungen 


IV 


aus  Thüringen  49.  — Scliliephacke,  über  Stenhoupe's  Loupe  52.  — Schmidt, 
R. , diluviales  Knochenlager  bei  Gera  180.  — Söchting  , Berichtigung  zu 
Lachmann’s  Karte  von  Braunschweig  54 ; über  Kryslalle  in  Krystallen  268  ; 
Gelbbleierz  als  Versteinerungsmalerial  274.  — Weber , Jahresbericht  der 
meteorologischen  Station  in  Halle  127. 

Literatur. 

Allgemeines. 

Fortune , dreijährige  Wanderungen  in  den  Nordprovinzen  von  China.  Aus  dem 
Englischen  von  E.  A.  Himly  (Göttingen  1853  ) 131.  — Gruson , Blicke  in 
das  Universum  mit  specieller  Beziehung  auf  unsere  Erde  (Magdeburg  1854.) 
197.  — Kletke , Bilder  aus  dem  Weltall  (Berlin  1853.)  54.  — Perty , Vor- 
schule der  Naturwissenschaft  (Stuttgart  1853.)  198.  — Schilling' s Grund- 
riss der  Naturgeschichte  aller  drei  Reiche  (Breslau  1853.)  197. 

Astronomie  und  Meteorologie. 

Casaseca , Regenmenge  in  Havanna  277.  — Chacornac  und  Luther , zwei 
neue  Planeten  198.  — Dernier,  Funkeln  der  Sterne  276;  Ergebniss  31jäh~ 
riger  Gewitierbeobachtungen  von  Hundwyl  und  Herisau  277.  — Dove , kli- 
matische Verhältnisse  des  preussischen  Staates  391.  — Klinker fuss , neuer 
Komet  56.  — Luther , neuer  kleiner  Planet  278.  — Maury,  meteorologi- 
sche Beobachtungen  auf  dem  Meere  200.  — Meteorsteinfall  in  Siebenbürgen 
58.  — Planeten,  Hauptelemente  der  kleinen  200.  — Quetelet , Sternschnup 
penperiode  im  August  58  u.  131.  — Russelt , Aenderungen  der  Winde  56. 

— Sand,  mittlere  Temperatur  von  Riga  56.  — Yvon  Villarceau , Bahn 
des  Doppelsternes  rj  cor.  bor.  55;  Elemente  der  Bahn  der  Amphitrite  278. 

Physik. 

Alexander , spec.  Gew.  des  Wassers  bei  verschiedenen  Temperaturen  59.  — 
d'Almeida , Zersetzung  der  Salzlösungen  durch  den  electrischen  Strom  282. 

— Bloch , Frauenhofersche  Linien  unter  verschiedenen  geographischen  Brei- 
ten 203.  — Böttger , Freiwerden  der  Electricität  bei  chemischer  Zersetzung 
394;  Lichterscheinungen  eines  mit  einer  Ruhmkorffschen  Spirale  erzeugten  In- 
ductionsstromes  im  Inftverdünnten  Raume  395.  — Brücke , Wirkung  com- 
plementär  gefärbter  Gläser  beim  hinocularen  Sehen  59.  — Brunner , Ta- 
schenbarometer 480.  — Puff,  Eleclricitätserregung  in  den  Pflanzen  131  ; 
Electricitätsentwicklung  bei  der  Verdampfung  133.  — Deschwanden , Seiten- 
schwingung des  Foucaultschen  Pendels  278.  — Dove  erhält  die  Copley  Me- 
daille 204.  — Emsmann , Dauer  des  Lichteindrucks  393.  — Jamin , Le - 
blanc  und  Soret , Zersetzung  des  Wassers  durch  den  galvanischen  Strom 
183.  — Lorey , Längenbestimmung  zwischen  Berlin  und  Frankfurt  mittelst 
des  electrischen  Telegraphen  394.  — Marbach,  circulare  Polarisation  des 
Lichtes  durch  chlorsaures  Natron  279. — Quet,  Leuchten  der  Platineleclroden 
482 ; Zersetzungen  durch  den  Ruhmkorffschen  Inductionsapparat  482.  — Que- 
telet, Verbindung  der  Sternwarten  von  Greenwich  und  Brüssel  durch  den 
electrischen  Telegraphen  60  und  135.  — Riess , Oberflächenveränderung  der 
Gutta  Percha  281.  — Sabine , Einfluss  des  Mondes  auf  die  magnetische  Rich- 
tung 203.  — Senarmont , künstliche  Erzeugung  des  Polychroismus  in  ver- 
schiedenen krystallisirten  Substanzen  202.  — Sire,  Erscheinungen  beim  Auf- 
tröpfeln gewisser  Flüssigkeiten  auf  Aether  58.  — Stokes,  Ursache  der  ab- 
normen Figuren  bei  Fixirung  von  Pdlarisationserscheinungen  60. — Verdet , 
Beziehungen  zwischen  den  magnetischen  Kräften  und  der  Drehung  der  Pola- 
risationsebene 281. — Verdu  und  Savariy  Entzünden  von  Minen  dnreh  den 
electrischen  Strom  483.  — Wagener , Mauraene’s  Versuch  über  die  Zusam- 


V 


mensetzung  complementärer  Farben  zu  Weiss  203.  — VVebestiihle , electro- 
magnetische  202  u,  396. 


Che  in  ie. 

Barreswil  und  Davanne,  Lilhophotographie  295.  — Baumhauer , Kaut- 
schukkapseln statt  der  Korke  483  ; SchwefelvvasserstofTapparat  484.  — Ber- 
thelot, Verbindungen  des  Glycerins  mit  den  Säuren  290. — Böttger,  Nach- 
theile  bei  Anwendung  der  Soda  gegen  den  Kesselstein  62  ; Ozon  397  ; sal- 
petrige Säure  in  rauchender  Schwefelsäure  398;  Einwirkung  des  Jods  auf 
chlorsaures  Kali  399;  Verhallen  einer  Chlorkalklösung  zu  verschiedenen  Me- 
lalloxyden  und  Salzen  400  ; leichte  Reducirbarkeit  des  Silberoxydammoniaks 
401 ; Gewinnung  des  Cocinäther  402  ; Prüfung  der  ätherischen  Oele  405 ; 
neue  ßereitungsweise  von  sogenanntem  künstlichem  Bittermandelöl  405  ; flüs- 
siger Leim  405.  — Boussingault , Ammoniakgehalt  im  Regenwasser,  Thau 
und  Nebel  64;  die  Pflanzen  nehmen  den  Stickstoff  der  Luft  nicht  in  sich  auf 
294.  — Braun , Vorkommen  von  Zink  im  Pflanzenreich  400.  — Brush , 
neue  Probe  für  Zirkonerde  487.  — Calvert , Verunreinigung  verschiedener 
Oele  402.  — Casaseca,  jodarmes  Wasser  in  der  Havanna  62.  — Chatin , 
allgemeines  Vorkommen  von  Jod  204.  — Crum , Verbindungen  der  Thon- 
erde 207.  — üavy , Probe  auf  Mangan  und  Reinigung  der  Manganverbindun- 
gen  von  Eisen  488.  — Delesse , Einwirkung  von  Alkalien  auf  Gesteine  406. 
— Dessaignes , in  Schwämmen  enthaltene  Säuren  208.  — Deville , Alu- 
minium 206  u.  289.  — Deville  und  Fouque , Verluste  der  Mineralien  beim 
Glühen  205.  — Draper , neue  Methode  den  Harnstoff  zu  bestimmen  64.  — 
Dünnhaupt , über  W'ismuth-  und  Quecksilberäthyl  290.  — Frankland  und 
Ward,  verbesserter  Apparat  zu  Gasanalysen  402.  — F r eilig , Fluorverbin- 
dungen 399.  — Gale , Wasser  des  grossen  Salzsees  204.  — Gladstone, 
freiwillige  Zersetzung  des  Xyloidin  64;  Einwirkung  des  Zuckers  auf  Metalle 
65.  — Gore , Darstellung  von  Aluminium  und  Silicium  487.  — Gorup  Be- 
saney , neue  organische  Base  im  Gewebe  der  Thymusdrüse  209.  — Han - 
bury , Chinanwaclis  139.  — Herapath , Erzeugung  grosser  Krystalle  von 
schwefelsaurem  Jodfinin  zu  optischen  Zwecken  64.  — Herth , Verhalten  der 
Wurzeln  verschiedener  Pflanzen  zu  Salzlösungen  295.  — Hofmann , Anwen- 
dung des  Leuchtgases  bei  organischen  Analysen  401.  — B.  Jones,  Gehalt 
der  Weine,  Biere  und  Branntweine  an  Säure,  Zucker  und  Alkohol  209.  — 
Kautschouksaft,  Präparation  des  rohen  61.  — txobell , Bestimmung  von  Thon- 
erde und  Eisenoxyd  487.  — Höttig  , neue  Trennungsmethode  des  Kobalts 
von  Nickel  136. — Länderer , Asphalt  aus  dem  todten  Meere  296.  — Lan- 
dolt, über  Arsenälhyle  290.  — Levol,  chemische  Beschaffenheit  der  Metall- 
legirungen  135.  — Liebig , Wirkung  des  Braunsteins  als  Entfärbungsmittel  des 
Glases  488.  — Lilienfeld , Bereitung  und  Anwendung  des  LJpasgiftes  293.  — 
Lipowitz , Entdeckung  des  Phosphors  in  Vergiftungsfällen  205.  — Löwe, 
Erkennung  der  Blutflecke  137  ; Bildung  von  Rhodankalium  auf  nassem  Wege 
138  ; Reinigung  der  Schwefelsäure  398.  — de  Luca , Bestimmung  von  Jod, 
Brom  und  Chlor  61.  — Millon , Verschiedenheit  im  Klebergehalt  des  Ge- 
treides 65.  — Mohr,  älteste  Nachricht  über  das  Ozon  und  seine  Benennung 
398. — Müller,  Darstellung  des  sauren  äpfelsauren  Kalkes  137. — Niepce, 
Firniss  zur  heliographischen  Gravirung  auf  Stahlplatten  296.  — Osann, 
active  Modificalionen  des  Sauer-  und  Wasserstoffs  486.  — Patera , fabrik- 
mässige  Darstellung  von  Urangelb  400.  — Pagen,  über  erdige  Streu  (Dün- 
ger) 141 ; kohlensaurer  Kalk  in  den  Pflanzen  206.  — Percy  und  Smith, 
Gold  in  ßleipräparaten  401.  — Personne,  über  Lupulin  210.  — Petten- 
kofer,  Vorkommen  der  Gerbsäure  in  den  Holzpflanzen  und  deren  Zusammen- 
hang mit  der  Holzbildung  292.  — Planta  und  Iiekule , Verhalten  des 
Coccin  zum  Jodäthyl  140.  — Ptisey , Vorkommen  und  Gewinnung  des  Chili- 
salpeters 287. — Railson,  Anwendung  des  Wasserstoffs  bei  Bestimmung  der 
Dampfdichte  des  Oenanthylalkohols  405.  — Rammeisberg , Verhältuiss,  in 
welchen  isomorphe  Körper  zusammenkrystallisiren  und  Einfluss  desselben  auf 


VI 


die  Form  der  Krystalle  284.  — Reiset , Werth  des  Getreides  143.  — Ritt- 
hausen, Untersuchung  des  leichten  Steinkuhlentheeröles  139.  — Rose , H., 
Verbindungen  der  Borsäure  und  des  Wassers  mit  der  Thonerde  286.  — 
Salm-Horstmar , unorganische  Stoffe  im  Winterweizen  und  der  Sommer- 
gerste 208.  — Schönbein , Zustände  des  Sauerstoffs  285.  — Schräder, 
Werth  von  Eiweiss  und  Magnesiahydrat  als  Antidota  gegen  Sublimalvergiflung 
290.  — Schröder , Analyse  eines  Rippenknochens  einer  kranken  Kuh  137. 

— Simpson , Stickstoffbestimmung  484.  — Sollit , Legirung  für  die  Spie- 
gel der  Reflectoren  63.  — Stenliouse , getrocknete  Kaffeeblätter  von  Suma- 
tra 138;  Untersuchung  der  krystallinischen  Ausscheidung  im  Bittermandelöl 
137;  über  das  Xantholin  210.  — Stromeyer,  Fischers  Trennungsmelhode 
des  Kobalts  vom  Nickel  136.  — Violette , Wirkung  der  Holzkohle  auf  die 
Keimung  61.  — Völkel , über  Cynen  293.  — Vogel,  Kieselsäure  in  koh- 
lensaurem Kali  aus  Weinstein  287  ; Einwirkung  des  Cyankaliums  auf  metal- 
lisches Platin  293.  — Wicke,  Analyse  des  fossilen  Elfenbeines  488.  — 
Witticli,  neue  Methode  zur  Scheidung  des  Hämatins  vom  Globulin  211,  — 
Wähler,  quantitative  Trennung  des  Nickels  vom  Zink  289. 

©ryctognosie. 

Beiesse  , über  den  Fayalit  212  ; der  dem  Kalkspath  von  Fontainebleau  beige- 
mengte Sand  215.  — Dufrenoy , eigentümliches  Silbererz  66.  — For- 
bes,  ßuntkupfererz  und  Kupferkies  66.  — Förster  und  Withney,  Pech- 
stein im  Trapp  von  Isle  Royal  213.  — Genth  , Beitrag  zur  Mineralogie 
66,  Meteoreisen  von  Mexiko  489.  — Giimbel , Mineralien  der  Überpfalz  68. 

— Gutberiet,  Schwarzbraunstein  im  Trachytporphyr  der  Rhön  68.  — Hai- 

dinger, drei  neue  Localitälen  von  Pseudomorphosen  nach  Steinsalz  219,  An- 
ordnung der  kleinsten  Theilchen  in  Krystallen  406.  — Hauer,  Liebenerit, 
Allomorphit,  Ballimorit,  Chalitit,  Heteromit  219,  Cölestin,  Hydrargilht,  Mil- 
chopal, Arsenikkies  147.  — Hausmann,  pseudomorphoser  Brauneisenstein 
von  Bodenmais  303,  Quecksilber  in  dem  Lüneburger  Diluvium  303.  — Hunt, 
Schiefer  von  Sl.  Nicolas  489.  — Jentzsch  , eigentümliches  Vorkommen 
des  Kalkspates  217.  — Kenngott,  mineralogische  Notizen  68,  145  und 
298.  — Kob  eil , Chloritoid  von  Breysatten  in  Tyrol  491.  — Iiok- 

scharow , Cancrinit  145,  krystallisirter  Skorodit  von  neuem  Fundort  297. 

— Lehmann,  chemische  Constitution  des  Wolframminerales  213.  — Leon- 
hard, Mineralien  der  Bergstrasse  215,  künstlicher  Augil  207.  — Literari- 
scher Nachweis  69.  — Mailet,  Analyse  des  Zinnkieses  491. — v.d.Mark, 
Schwimmsteine  und  Feuersteine  216.  — Meneghini , Analysen  borsaurer 
Salze  278.  — Müller,  Nontronit  bei  Tirschenreuth  68.  — Northoote, 
Analyse  von  goldführendem  Quarz  65.  — Pfeiffer , Analyse  eines  Magnesi- 
tes von  Madres  und  einer  natürlichen  indischen  Soda  144.  — Rammeis- 
berg, Mimetesit  213.  — Rose,  G-,  grosser  Diamantkrystall  147.  — Sand- 
mann , Untersuchungen  einiger  Fahlerze  und  eines  manganhaltigen  Bleierzes 
297.  — Schröder , Analyse  des  Osteolilh  von  Arnberg  145.  — Vogel, 
drei  neue  Mineralvorkommen  bei  Joachimsthal  67.  — Weltzien,  Bohnerze 
von  Kandern  490.  — Wiser , Schweizermineralien  215.  — Zepharo- 
witsch,  interessante  Mineralvoikommen  von  Mutenitz  220.  — Zerrenner , 
im  Goldsande  von  Olaphian  vorkommende  Mineralien  147. 

Creologie. 

Blofeld,  Notiz  über  St.  Helena  303.  — Berthaud  und  Tombeck,  Geogno- 
sie  von  Macon  70.  — Czjzeck , Geognosie  der  Gebirge  zwischen  Stadt 
Steyer  und  Weyer  in  Oberöstieich  und  Altenmarkt  in  Steyermark  305. — Föt- 
terle,  Geognosie  der  kleinen  Karpathen  495.  — Gaudry , Geologie  der  In- 
seln Cypern  225.  — Greppin,  Gliederung  der  Tertiärgebilde  bei  Delsberg 
491.  — C.  v.  Hauer,  Lava  des  Aetna  von  1852.  73.  — Fr.  v.  Hauer , 
Gliederung  der  Trias , Lias  und  Juragebilde  in  den  nordöstlichen  Alpen  220. 


VII 


— Hausmann,  Dolomit  am  Hainberge  bei  Göltingen  304.  — Hebert,  Al- 
ter der  weissen  Sandsteine  und  Mergel  mit  Physa  gigantea  von  Rilly  410.  — 
Hochstetter , Grünsleine  von  Teschen  73.  — Derselbe , Geognosie  des 
Böhmerwaldes  496.  — Holzbauer  und  Sieber , Geologie  des  Ipf  71.  — 
Hawaii,  Bernsteinsee  in  Kurland  69.  — Iiner , zur  Geognosie  Istriens.  — 
Koch,  Tertiärgebilde  in  Lauenburg  und  Holstein  493.  — Leo,  Braunkoh- 
lenformation am  Kyfhäuser  493.  — Lockart , Lager  fossiler  Knochen  im 
Dept.  Loiret  492.  — Liebe , chemische  und  geognoslische  Untersuchung  des 
Zechsleines  im  Orlathale  72.  — Lipoid , zur  Geologie  von  Idria  306.  — 
v.  Littrow  , dass  allgemeine  Niveau  der  Meere  148.  — Literarischer 
Nachweis  75.  150  494.  — Mayn , miocene  Schichten  des  nördlichen  Han- 
nover 70.  — Micksch,  Vorkommen  der  fossilen  Hölzer  bei  Pilsen  225. — 
Peters  , das  Süsswasserbecken  von  Rhein  in  Steiermark  149.  — Ders ., 
Kalkalpen  des  Saalegebietes  496.  — Phillips,  erratische  Blöcke  in  Yorkshire 
149.  — Schmidt,  Specksteingrnben  von  Göpfersgriin  226.  — Sedgwick, 
das  cambrische  System  148.  — Stiehl  er , Zechstein  bei  Wernigerode  411. 

— v.  Schauroth,  Geognosie  des  Herzogthums  Coburg  494.  — v.  Strom 
beck,  Gault  im  subhercynischen  Becken  69.  — Tchihatscheff , paläozoi- 
sche Gebilde  in  Kleinasien  304.  — Thurmann,  Grünsand  im  Berner  Jura 
492.  — Thompson , untersilurische  Petrefakten  in  Ayrshire  148.  — Vi- 
quesnel , zur  Geologie  der  europäischen  Türkei  409.  — Weichsel,  Schich- 
tenstellung des  Flötzgebirges  am  nördlichen  Harze  411.  — v.  Zepharo- 
witscli , Lagerstätte  des  Mastodon  angustidens  bei  St  Veit  226. 

Paläontologie* 

A . Braun,  Beitrag  zur  Flora  des  Bernsteines  412.  — Casseday , Batocrinus 
nov.  gen.  498.  — Cotteau,  Etudes  s.  1.  echinides  de  l’Yonne  75.  — Da- 
vidson, über  ßrachiopoden  75.  — Derselbe , Obolusarten  bei  Dudley  308. 

— Dieffenbach , Säugethiere  in  der  Papierkohle  229.  — Deshayes,  Pe- 

trefakten von  Yucatan  412.  — Desor,  numulitische  Echiniden  der  Alpen  499.  — 
Duvernoy,  fossile  Rhinoceros  77. — Derselbe,  Mystriosaurus  vonßoll308. — 
Derselbe,  fossile  Knochen  vom  Pentelikon  155.  — v.  Ettingshausen, 
Flora  von  Tokay  74.  — Gaudry  , Conchylien  der  Somma  75-  — Ger- 
vais, Robben  und  Cetaceen  76.  — Derselbe , über  Hyaenarctos  307.  — 
Derselbe,  einige  Robben  und  Cetaceen  308.  — Goeppert , fossile  Cyca- 

deen  151.  — Harting , fossile  Diatomen  und  Foraminiferen  der  Nieder- 
lande 227.  — Heer , Tertiärflora  der  Schweiz  74.  — Heckei,  Lebias 
crassicaudus  aus  Sicilien  155.  — Hooker  , neue  Volkmannia  und  Ter- 

tiärpflanzen von  Woolwich  497.  — Mayer  , Mollusken  in  der  Schwei- 
zerischen Meeiesmolasse  399.  — Milne  Edwards  und  Haime  , devoni- 
sche Corallen  in  England  151.  — Miguel,  fossile  Pflanzen  in  der  Kreide 
von  Herzogenbusch  412.  — Morris  und  Lycett , Bivalven  des  Great  Oo- 
lile  in  Yorkshire  151.  — Neugeboren,  Tegelmollusken  von  Oberlapugy  75. 
Owen,  Schildkröten  des  Wealden  und  Purbeckkalkes  155.  — v.  Otto,  Ad- 
ditamente  zur  Flora  des  Quadergebirges  227.  — Pictet , Materiaux  pour  la 
paleontologie  suisse  livr.  I.  413.  — Pictet  und  Roux,  Mollusken  im 
Grünsand  bei  Genf  IV.  309.  — Pomel , fossile  Säugethierfaunen  307.  — 
Prestwich,  Tertiärpetrefakten  von  Woolwich  498.  — Reuss , Foraminiferen, 
Entomostraceen  und  Bryozoen  des  Mainzer  Beckens  228;  gegen  Zekelis  Gosauga- 
steropoden  153. — Romakowsky,  neue  Gattung  fossiler  Fische  77. — Salter, 
silurische  Versteinerungen  in  Shropshire  153.  — Sliarpe,  Cephalopoden  im 
Kreidekalk  Englands  154;  Kreideversteinerungen  von  Farringdon  497.  — 
Spring  , Menschenknochen  in  einer  Höhle  bei  Namur  78.  — Süss  , ßra- 
chialvorrichtung  bei  den  Thecideen  152.  — Derselbe,  über  Stringocepbalus 
Burtini  228.  — Thiolliere , fossile  Fische  im  Bugey  livr.  I.  499.  — 
Thurmann  , drei  neue  Diceras  im  Berner  Portland  499.  — Terquem, 
Hettangia  n.  gen.  308.  — Troschel , fossile  Fische  in  der  Braunkohle  des 
Siebengebirges  412.  — A.  Wagner  , neuer  Ichthyosaurus  und  Polyptycho- 


VIII 


don  76.  — Derselbe , fossile  Säugethiere  Griechenlands  307.  — Vnget\ 
Tertiärpflanzen  im  Taurus  151.  — Wright , liasinisehe  und  oolithische 
Echiniden  227.  310.  412.  — Wood , Cragbivalven  152.  — Zigno  , fos- 
sile Flor  in  den  venetianischen  Alpen  79. 

Botanik. 

Batka,  über  Senna  233.  — Beer , Einteilung  und  Alter  der  Orcbideen  156. 

— Berkeley,  neue  Closteriumart  310.  — Derselbe , über  britische  Pilze 
416.  — A.  Braun,  neue  oder  wenig  bekannte  durch  Pilze  erzeugte  Pflan- 
zenkrankheiten 414.  — Contejean  und  Thurmann , Einfluss  der  Gebirgs- 
arten  auf  die  Pflanzen  501.  — Cruger , Montrichardia  nov.  gen.  234.  — 
Deakin , neue  Verrucaria  und  Sagedia  79.  — Fenzl , inländische  Leucan- 
Ihemum  und  Pyrethrumarten  159.  — Finkh , Beiträge  zur  würtembergischen 
Flora  229.  - — v.  Fölkersahm,  die  rothe  Camille  liefert  das  persische  In- 
sectenpulver  237.  — Fuss,  Cryptogaraenflor  Siebenbürgens  87.  — Gör- 
ner,  zwei  Gemüse  237.  — Gregory , neue  Diatomeen  in  England  230.  — 
Grüner , Mniumarlen  um  Iglau  156.  — Iloffmann,  Spermatien  eines  Fa- 
denpilzes 502.  — Hooker,  Hodgsonia  nov.  gen.  501.  — Hutstein,  die 
Erziehung  der  Farren  aus  Sporen  413.  — Irmisch , über  Hippuris  vulgaris 
501.  — Koch , Weissdorn  und  Mispelarten  416.  — Kerner , Vegetations- 
verhältnisse des  Erlaflbales  156.  — Kalchbrenner , neuer  Standort  der  Ca- 
rex  pediformis  232.  — Leigthon,  britische  Graphideen  79.231.310.415. 

— Literarischer  Nachweis  83.  312.  418.  — Milde , Equiseten  des  Herba- 

rium normale  von  Fries  231.  — Möller , Pflanzen  hei  Nidda  501.  — 
Nägeli  , systematische  Uebersicht  der  Erscheinungen  im  Pflanzenreich  503. 
Neilreich  , Luzula  Forsteri  und  Veronica  anagalloides  in  der  Wiener  Flora 
156.  — Derselbe,  über  Juncus  atratus  232.  — Derselbe , Flora  des 
Marchfeldes  234.  — Nietner , Krankheiten  der  Pflanzen  82.  — Derselbe, 
Kokosnussbänme  auf  Ceylon  236.  — Pfeiffer , deutsche  Nymphäen  231. 

— Pluskal,  Phanerogamenflor  von  Lomnitz  in  Mähren  157.  — Pokorny, 

unterirdische  Flora  der  Karsthöhle  157.  — Rabenhorst , Süsswasser-Diato- 
meen 229.  — Ruprecht,  botanische  Reise  im  Gouvt.  Petersburg  311.  — 
Sawers,  neue  Alge  bei  Irland  231.  — v.  Sclilechtendal , über  Stenota- 
phron  232.  — Derselbe,  Wunderw'aizen,  Wunderroggen  und  andere  Wun- 
dergräser 233.  — - Schott,  neue  Aquilejien  158.  — Schur,  Flora  von 

Siebenbürgen  80;  — Stur  , Einfluss  der  geognostischen  Unterlage  auf  die 
Pflanzen  235.  — Surda  und  Dutma  Melonen  82.  — Treviranus,  sta- 
chelfrüchtige  und  gefülltblumige  Erdbeeren  80.  — Unger  , Entstehung  der 
niedrigsten  Algenformen  79.  — Derselbe,  Organisation  der  Blätter  der  Vic- 
toria regina  155.  — Wilms,  Verwandtschaft  der  Umhelliferen  mit  den  Com- 
posilen  81.  — Winterfeld , Aderlässen  der  Bäume  zur  frühen  Tragbarkeit 
236.  — Derselbe , über  Ananaszucht  236.  — Wirtgen,  Bericht  über  die 
rheinische  Flora  87. 

Zoologie« 

Adams,  neue  Arten  von  Rissoina  84.  — Agassiz,  neue  Fischfamilie  in  Cali- 
fornien  170.  — Albers , neue  Conchylien  163.  — Akshayakumara 
Datta,  relation  of  the  mind  to  external  objects  90.  — Baird , Monogra- 
phie der  Apodiden  und  neue  Cypris  245.  — Beau , Conchylien  von  Gua- 
deloupe 164.  — v.  Beneden , über  Taenia  dispar  85.  — Derselbe , Sym- 
metrie der  jungen  Schollen  307.  — Benson  und  Pfeiffer , neue  Conchy- 
lien 85.  — Bernardi,  neue  Conchylien  163.  — Bielz , siebenbürgische 
Mollusken  85.  — Derselbe,  Fische  Siebenbürgens  169.  — Blakwall, 
neue  Spinnen  246.  — Blyth,  Orangs  auf  Borneo  172.  — Bischoff,  ge- 
gen Klebers  Najaden-Befruchtung  239.  — Brauer,  über  Biltacus  lipularius 
169.  — Derselbe , Myrmecoleon-Larven  169.  — Brehm  , Monographien 
der  Papageyen  251.  — Derselbe , über  die  Blaukehlchen  319,  — Dahl - 


bom , Hymenoptera  europaea  316. — Doblika,  über  Dysdera  166.  — Dorf- 
meister, Raupen  und  Puppen  von  Melitäa  168.  — Dunker,  iudex  mollus- 
corum,  quae  in  Guinea  collegit  Tams  84.  — Eichwald , über  Nereis  bre- 
vimana  85.  • — Elditt,  Monographie  der  Thysanuren  166.  — Fitzinyer , 
Arten  asiatischer  Orangs  172.  — Förg , Lungenapparat  des  Gymnarchus  ni- 
loticus  249.  — Förster , neue  Hymenopteren  86.  — Frauenfeld , Hel- 
minthen in  Raupen  164. — Derselbe,  neue  Zeckengattung  165. — Frauen- 
hofer, über  Paludina  thermalis  163.  — Fuss , Insectenfauna  Siebenbürgens 
86.  — Derselbe,  Arten  von  Paederus  249.  — Gegenbauer , über  Pili- 
dium  gyrans  , Actinotrocha  brancbiala  und  Appcndicularia  83.  — Derselbe, 
zur  Lehre  vom  Generationswechsel  239.  — Derselbe , über  Genitalien  von 
Actaeon  314.  — Derselbe  und  Müller , über  Phyllirrhoe  bucephalum  312. 

— Goudaux,  Fleischtrolteln  des  Schweines  171.  — Gervais , über  Glos- 

soliga  Poireti  und  Euproctus  Roussonii  249.  — Derselbe , Augenhöhle  bei 
Caecilia  250.  — Derselbe,  zur  Osteologie  der  Amphisbanen  250.  — Der- 
selbe , Osteologie  der  Gattung  Anomalurus  und  Nagereinlheilung  320.  — 
Gould,  the  birds  of  Asia  V.  80.  — ■ Gray,  Synopsis  der  Petrornvzoniden 

89.  — Derselbe , Eintheilung  der  Volulellen  315.  — Derselbe , Revision 
der  Conchiferenfamilien  419.  — Guirao,  neue  Conchylien  bei  Carlbageua 
163  — Habelmann , neuer  Teredus  169.  — Hampe , neuer  Carabus 
169.  — Heeger,  Beiträge  zur  INaturgeschichle  der  Insccten  169.  — Hodg- 
son , neue  Säugelhiere  und  Vögel  aus  Kaschmir  252.  — Harless , Chro- 
matophoren des  Frosches  318.  — H off  mann  , Färbung  einiger  Käfer  169. 
Jerdon , neue  indische  Ameisen  88.  — Kalkbrunner , über  Otiorhyncbus 
ligustici  169.  — Kawal  , Ankunft  einiger  Zugvögel  in  Kurland  171.  — 
Kedart , neue  Reptilien  von  Ceylon  171-  — Kelch , der  Erbsenkäfer  69. 
Kner , Panzerwelse  im  Wiener  Cabinet  170. — Derselbe,  Sexualunterscliiede 
bei  Callichthys  und  Schwimmblase  bei  Doras  170.  — Kraatz,  über  Carabus  169  ; 
über  Staphylina  506.  — Leibiin , Fische  des  Maingebieles  89.  — Lederer, 
die  Spanner  246.  — Leuckart , geologische  Untersuchungen  243.  — Mann , 
Geschlechter  bei  Lithosia  depressa  und  L.  helveola  166.  — Derselbe,  zwei 
neue  östreichische  Spanner  167.  — Mayr,  Raupe  von  Pempelia  cingilella 
167;  zur  Kenntniss  der  Ameisen  166.  — Meissner,  über  Bandwürmer  315. 

— Menke  , Familie  der  Bullacea  164.  — Moquin  Tandon  , Arten  von 
Glandina  164.  — Milne  Edwards , neue  Krebse  245.  315.  — More- 
let , neue  australische  Schnecken  163.  — Müller , wulhkranke  Pferde  171. 

— J.  v.  Müller  , Beiträge  zur  Ornithologie  Afrieas  252.  — Joh.  Mül- 

ler, Porenkanäle  in  der  Eikapsel  der  Fische  317.  — Ornilhologische  Noti- 
zen 319.  — Owen , zur  Osteologie  der  Troglodylen  420.  — Peters,  Or- 
thopteren aus  Mossambique  168  ; Vögel  ebendaher  318.  — Petit  dela 
Saussaye , Conchylien  163.  164.  — Pfeiffer,  über  Heliceen  314;  neue 
Conchylien  85.  — Pokorny  , Fauna  der  Karslhöblen  167.  — v.  Rapp , 
Fische  des  Bodensee's  249.  — Reetze,  neue  Helix  314.  — Schiener , 

Diplerologisches  168.  — Schiödle  , Thiere  in  den  Höhlen  Krains  85.  — 
Shuttleicorth,  Chitonen  503.  — Slater , neue  Art  von  Tanager  171.  • — 

Stein,  Entwicklung  von  Colpoda  cucullus  4J8.  — Strobel  und  Zelebor, 
östreichische  Conchylien  164.  — M.  Schulze,  zootomische  Untersuchungen 
am  Mittelmeer  164.  — Schläger,  einige  Wicklerarten  167.  — Verany , 
Mollusken  um  Nizza  163.  — A.  Wagner , Feldmäuse  in  den  Alpen  171. 
Weisse,  Lebenslauf  der  Euglena  243.  — Zadduch,  Entwicklungsgeschichte 
der  Gliederthiere  506.  — Zeller,  Beiträge  zur  Lepidopterologie  88. 

Korrespondenzblatt : Januar  91—96;  Februar  173 — 176;  März  253—256; 
April  321—324;  Mai  421—424;  Juni  507-520. 


ö ru  ckf  e h 1 e r# 


ßd.  ll.  S.  81.  Z.  7.  lies  Skane  statt  Skane. 

„ — „ 10.  „ XVI.  „ XV. 

,,  82  ,,  2.  ,,  einer  ,,  eine. 

„ — ,,  2.  v.  u.  lies  Notodromas  statt  Notodromus. 
ßd.  III.  S.  28.  Z.  31.  lies  Jahreswärme  statt  Jahresräume. 

„ 31.  ,,  22.  „ Temperaturcurven  statt  Temperaturen. 

,,  32.  ,,  19.  ,,  Einflüsse  statt  Ereignisse. 

„ 34.  „ 24.  „ sine  statt  sino. 

„ 105.  Z.  18.  lies  tithonus  statt  tithanus. 

„ 106.  „ — „ aegon  statt  aegan. 

,,  — ,,  20.  ,,  polysperchon  statt  polysperohon. 

55  108.  „ 25.  \ 

„ 112.  „ 14. 

„ 113.  ,,  4.  v.u.  ) lies  Bapiinschen  statt  ßapimschen. 

„ 115.  „ 25. 

„ 123.  „ 27.  J 

,,  108.  ,,  25.  lies  Notodonta  statt  Notodanta. 

„ 109.  „ 24.  „ Göttern  statt  Götter. 

„ 110.  „ 13.  ,,  Acronycta  statt  Aironycta. 

,,  112.  ,,  25.  ,,  L.  album  ,,  album. 

„ 114.  ,,  29.  „ lituraria  statt  liturania. 

„ — „ 36.  „ advenaria  ,,  edunaria. 

,,  115.  ,,  14.  „ Eichenrieden  statt  Eichenrinden. 

„ 116.  „ 10.  ,,  Fidonia  statt  Tidonia. 

„ — ,,  17.  ,,  wawaria  statt  wavaria. 

„ 118.  ,,  18.  u.  s.  f.  lies  W.  V.  statt  w.  o. 

,,  — ,,  2.  v.  u.  ,,  moniliata  statt  monilata. 

,,  119.  4 Mal  lies  Schrank  statt  Sohrk. 

,,  — Z.  3.  v.  n.  lies  Steinbrücken  statt  Steinbrinken. 
„ 120.  „ 17  u.  18.  „ Fbr.  statt  Febr. 

„ 121.  ,,  30.  lies  jungiana  statt  pingiana. 

„ 122.  ,,  32.  ,,  mercurella  statt  mercuvella. 

„ — „ 33.  ,,  Myelois  statt  Myelvis. 

,,  123.  ,,  7.  ,,  pellionella  statt  pellianella. 

,,  — ,,  8.  ,,  anderschella  statt  andersohella. 

,,  — „ 15.  „ Nematois  statt  Nematais. 

„ — „ 30.  „ Harpella  statt  Harpelia. 

,,  124.  „ 1.  ,,  Carcina  statt  Carnia. 

„ 271.  „ 2.  lies  AI203,3Si03,H0. 

„ — ,,  23.  ,,  Lehrb.  d.  chem.  u.  pbys.  Geologie  st. 

Lebrb.  d.  Chem.  u.  Pharm. 


Zeitschrift 

für  die 

Gresam mten  Naturwissenschaften. 


1854.  Januar.  JW  I. 


Leber  Sipimculoiden  (Gephyrea  Qulrfgs.).  Tat.  1 u.  2 

von 

Oscar  Schmidt 

in  Jena. 


In  meinem  Atlas  der  vergleichenden  Anatomie  Taf.  VII 
Fig.  5 habe  ich  den  Darmkanal  und  einige  andre  Organe 
eines  Sipunculoiden  abgebildet,  die  ich  im  Frühjahr  1852  an 
einigen  seichten  Uferstellen  der  Dalmatinischen  Insel  Lesina 
gesammelt  und  die  ich,  soweit  die  frühem  Beschreibungen 
und  Abbildungen  ausreichen,  für 

Phascolosoma  granulatum  Leuk. 

halten  muss.  Zur  Ergänzung  des  im  Atlas  Gegebenen  lasse 
ich  hier  Taf.  1.  Fig.  1 die  Ansicht  des  ganzen  unversehrten  Wur- 
mes folgen,  so  dass  wenigstens  hinsichtlich  meines  Phas- 
colosoma granulatum  bei  spätem  Untersuchern  kein  Zweifel 
entstehen  kann.  Wer  nach  der  äussern  Besichtigung  in  Unge- 
wissheit bleiben  sollte,  wird  augenblicklich  orientrirt  sein, 
wenn  er  den  Hauptsack  aufschneidet  und  den  Darmkanal 
bloss  legt.  Wahrscheinlich  ist  unser  Thier  identisch  mit 
Sipunculus  verrucosus  Cud.  (Vergl.  Grube,  Actinien,  Echino- 
dermen  und  Würmer  des  adriatischen  und  Mittelmeeres. 
Königsberg  1840.) 

Von  dem  von  Rathke  entdeckten  und  in  den  „Beiträ- 
gen zur  Fauna  Norwegens“  (Act.  Acad.  caes.Leop.Bd.XX.  ) 
beschriebnen 
III.  1854. 


1 


2 


Sipunculus  capitatus 

(Fig.  2)  ist  Phascolosoma  granulatum  sehr  leicht  zu  unter- 
scheiden; von  allem  zeichnet  sich  jener  durch  die  knopfför- 
mige Anschwellung  unmittelbar  hinter  dem  Vorderrande  aus. 
Dieser  an  der  Norwegischen  Küste  lebende  Sipunculus  capi- 
tatus scheint  ziemlich  selten  zu  sein.  Rathke  erhielt  nur 
ein  Exemplar,  und  ich  bin  bei  zahlreichen  von  Bergen  aus 
gemachten  Excursionen  nicht  glücklicher  gewesen.  Das 
eine,  mir  zu  Gebote  stehende  Exemplar  mag  ich  nicht  zer- 
gliedern, kann  daher  über  die  Lage  des  Darmkanals  nichts 
sagen.  Ich  fand  das  Thier  in  dem  Gehaus  eines  kleinen 
Dentalium  wohnen  , das  Rathke’sche  war  im  Meeressande. 
Synonym  mit  Sipunculus  capitatus  ist  wohl  Sipunculus  Bern- 
hardus  Forb.  (Brit.  Starf.  p.  251.) 

Ich  lasse  hierauf  die  Beschreibung  einer  neuen  Gat- 
tung und  Art 

Lesinia  farcimen  nov.  gen.  et  sp. 

folgen,  eines  Thieres,  das  sich  in  vielen  Beziehungen  an 
Phascolosoma  oder,  wrenn  man  will,  Sipunculus  granulatus  an- 
schliesst , jedoch  auf  der  andern  Seite  zu  bedeutende  Ab- 
weichungen zeigt , als  dass  die  Creirung  einer  neuen  Gat- 
tung nicht  gerechtfertigt  wäre.  Es  wird  etwa  einen  Zoll 
lang  und  hat  die  Gestalt  einer  an  beiden  Enden  ziemlich 
gleichmässig  abgerundeten  etwas  gekrümmten  Wurst;  das 
Vorderende  ist  unmerklich  dünner  als  das  Hinterende  (unsere 
Fig.  3).  Die  Körperbedeckungen  sind  im  Vergleich  zu  den 
oben  genannten  Sipuncoloiden  dünn;  es  mangeln,  bis  auf 
die  Leibesenden,  jene  Wärzchen,  die  bei  Sip.  capitatus  den 
hinteren  Theil  des  Leibes  in  einem  breiten  Streifen  umge- 
ben und,  von  etwas  anderer  Beschaffenheit,  bei  Phascoloso- 
ma granulatum  fast  die  ganze  Oberfläche  bedecken.  Nur, 
wie  gesagt,  an  beiden  Körperenden  verdichten  sich  die  Haut- 
bedeckungen und  nehmen  damit  eine  ganz  schwarzbraune 
Färbung  an. 

Man  könnte  trotz  dem  geneigt  sein,  das  Thier  für 
eine  Varietät  von  Phascolosoma  granulatum  anzusehen , in 
dem  Zustande,  wo  der  rüsselartige  Vordertheil  eingezogen 
ist,  wenn  nicht  gerade  der  dem  Rüssel  jenes  entsprechende 


3 


Theil  unserer  Gattung  sich  völlig  anders  verhielte.  (Man 
vergleiche  nun  Fig.  3a.)  Der  vordere  rüsselartige  und  ein- 
ziehbarer Körpertheil  von  Phase,  gramilatum  sitzt  auf  dem 
Centrum  des  Vorderrandes  des  dickem  Körpertheiles  auf. 
Einen  solchen  Rüssel,  der  ausgestülpt  als  eine  blosse  Ver- 
längerung des  Körpers  erscheint,  hat  Lesinia  gar  nicht,  we- 
nigstens habe  ich  an  ziemlich  zahlreichen  von  mir  lebend 
beobachteten  Exemplaren  keine  derartige  Ausstülpung  be- 
merkt. Der  Eingang  in  den  Darmkanal  (b)  liegt  unterhalb 
des  Vorderendes.  Die  Abtheilung  von  b bis  d entspricht 
einem  Schlundkopfe  und  ist  inwendig  mit  einer  aus  unzäh- 
ligen in  spiraligen  Streifen  geordneten  Häkchen  bestehen- 
den Bewaffnung  versehen.  Unterhalb  d verläuft  der  schlund- 
artige Theil  des  Darmes  (e)  auf  dem  grossen  Muskel,  der 
fast  von  derselben  Ausdehnung  und  Gestalt  wie  bei  Phas- 
colosoma  gramilatum  ist  (f),  und  welcher  unterhalb  der  knie- 
förmigen Beugung  des  Darmes  sich  in  zwei,  an  die  Kör- 
perwandungen sich  ansetzende  Theile  spaltet;  der  übrige 
Verlauf  des  Muskels  in  der  Körperhöhle  ist  hier  wie  dort 
ganz  frei.  Der  Darm  macht  also  oberhalb  der  Theilungs- 
stelle  des  Muskels  eine  knieförmige  Beugung,  in  welcher 
sein  Lumen  etwas  zunimmt,  um  gleich  darauf  in  dem,  un- 
ter spitzem  Winkel  aufsteigenden  Theile  (g)  fast  denselben 
Durchmesser,  wie  vorher,  wieder  zu  erlangen.  Der  Darm 
steigt  nun  abermals  abwärts , indem  er  zuerst  unregelmäs- 
sig , dann  ziemlich  regelmässig  sich  in  eine  Spirale  legt, 
deren  Windungen  sich  einander  berühren  (h).  Diese  letz- 
tere Partie  hat  den  grössten  Durchmesser.  Die  Windungen 
drehen  sich  an  den  letzten  aufsteigenden  Theil  des  Darmes, 
während  bei  Phascolosoma  granulatum  der  aufsteigende,  in 
den  Mastdarm  übergehende  Abschnitt  an  den  Windungen 
sich  betheiligt.  Die  Analöffnung  (i)  liegt  etwas  unterhalb 
der  beiden  Oeffnungen  bei  1,  von  welchen  je  ein  langes, 
plattes,  bandförmiges  Organ  in  die  Leibeshöhle  hinabhängt. 
Die  Oeffnungen  finden  sich  auch  bei  Phascolosoma ; die  daran 
hängenden  je  ein  Paar  gestielte  Bläschen  hält  man  für  Ge- 
schlechtsorgane. Ich  kann  über  die  fraglichen  Organe  un- 
serer Gattung  nichts  Gewisses  sagen.  An  das  hintere  Ende 
des  gedrehten  Theiles  des  Darmkanals  heftet  sich  ein  aus 

1* 


4 


bindegewebartigen  Fasern  bestehender  Faden  (k),  der  an 
das  Hinterende  der  Körperwand  geht  und  der  mithin  zur 
Fixirufig  des  Harmkanals  dient. 

Hie  Beschaffenheit  des  eben  beschriebenen  Harmka- 
nals ist  so , dass  eine  Verwechslung  mit  dem  von  mir  als 
Phascolosoma  granulatum  (Sipunculus  verrucosus)  abgebildeten 
Wurme  unmöglich  ist. 

Mein  Exemplar  fand  ich  mit  dem  Phascolosoma  zusam- 
men an  der  Küste  von  Lesina;  auch  sie  bewohnte,  wie  jene, 
Höhlungen  in  kleinern  und  grossem  Kalksteinen , aus  de- 
nen sie  oft  nur  durch  das  Zerschlagen  der  Steine  heraus- 
zubringen waren. 


Her  Entdecker  des  höchst  sonderbaren,  gewöhnlich 
mit  Sipunculus  in  eine  Familie  gebrachten 

Priapulus  caudatus, 

O.  F.  Müller,  hat  dieselbe  zwar  in  der  Zoologia  danica  ganz 
gut  abgebildet,  auch  hat  Guerike  in  seiner  Iconographie  eine 
Abbildung  davon  gegeben,  dennoch,  bei  der  verhältnissmäs- 
sig  geringen  Verbreitung  jener  Kupferwerke , halte  ich  es 
für  ganz  zweckmässig  und  hoffe  mir  den  Hank  der  Leser 
dieser  Blätter  zu  erwerben,  wenn  ich  einige  naturgetreue 
Zeichnungen  dieses  Thieres  mittheile  auf  Taf.II.  Fig.4. 4a.  4b. 

Fig.  4 giebt  das  Thier  in  natürlicher  Grösse ; das  ei- 
chelformige  Ende  ist  das  vordere.  Es  ist  durch  eine  Ring- 
falte von  dem  mittleren  quergeringelten  Körpertheile  abge- 
setzt. Hie  Oberfläche  der  Eichel  bildet  Längsrunzeln,  de- 
ren Rücken  mit  unregelmässigen  Stachelchen  besetzt  ist. 
Am  Vorderende  convergiren  die  Runzeln  und  senken  sich 
in  eine  flache  Vertiefung  bis  zu  einem  Ringwulste  (r),  wel- 
cher die  Mundöffnung  (o)  umgiebt.  In  derselben  bemerkt 
man  mit  der  Loupe  zahlreiche,  mit  der  Spitze  nach  hinten 
gerichtete  Häkchen. 

Her  Harmkanal  verläuft , sich  allmälig  etwas  verdün- 
nend und  ohne  merkliche  Biegungen  von  vorne  nach  hin- 
ten . wo  er  unter  dem  büschelförmigen  Anhänge  ausmün- 
det. An  den  vorderen,  innerhalb  der  Eichel  gelegenen  Theil 


5 


heften  sich  mehrere  musculi  retractores , Zweige  von  4 gros- 
sen Längsmuskeln  (b),  welche  innen  auf  dem  Haütschlauche 
anliegen. 

Ueber  die  Bedeutung  des  büschelförmigen  Anhanges 
ist  man  ganz  im  Unklaren.  Man  hält  ihn  gewöhnlich  für 
ein  kiemenartiges  Organ,  ohne  bestimmte  Beweise  dafür  zu 
haben. 

An  die  Sipnnculacea  schliessen  sich  als  zweite  und 
letzte  Familie  der  Gephyrea  Qntrfgs.  die  Echiuridae  an,  wohin 
man  die  in  den  neueren  Werken  als  Echiurus , Thalassema , 
Bonellia  und  Sternaspis  figurirenden  Gattungen  zu  zählen 
pflegt.  Sternaspis  muss  wohl  ganz  aus  dieser  Familie  ent- 
fernt werden  . wie  aus  den  Mittheilungen  in  der  Disserta- 
tion von  Max  Müller,  hervorgeht  (Observationes  de  vermi- 
bus  quibusdam  maritimis  Berlin  1852).  Derselbe  Autor  hat 
zum  ersten  Male  ein  wirkliches  Thalassema  genauer  beschrie- 
ben und  anatomirt,  eine  neue  Art  ( Th.gigas  aus  Triest)  der 
alten,  schon  von  Gärtner  aufgestellten  Gattung,  die  in  Pal- 
las Spicilegia  zoologia  als  Lumbricus  Thalassema  abgebildet 
ist.  Ebenfalls  hat  Max  Müller  zuerst  darauf  hingewiesen, 
dass  die  Gattung  Bonellia  sich  von  Thalassema  äusserlich 
nur  durch  die  Form  des  langen , merkwürdig  contractilen 
Anhanges  am  Vorderende  unterscheide  und  dass  sie  mithin 
einzuziehen  sei.  Fast  zu  gleicher  Zeit  ist  die  Monographie 
Schmardas  über  Bonellia  viridis  ausgegeben  (Denkschr.  kk. 
Akad.  d.  Wiss.  Wien  1851.  uns.  Zeitschr.  Bd.I.  55).  Ich  kann 
nach  eignen,  allerdings  nur  an  einem  Exemplare  angestellten 
Untersuchungen  mit  Schmardas  Beobachtungen  fast  vollstän- 
dig übereinstimmen,  nur  der  allgemein  angenommenen  Deu- 
tung der  beiden  baumförmgen,  in  die  Cloake  einmündenden 
Organe  schliesse  ich  mich  nicht  an.  Ihre  Aehnlichkeit  mit 
den  lungenhaften  Kiemen  der  Ilolothurien  ist  freilich  sehr 
gross,  allein  gerade  wegen  der  äusseren  Aehnlichkeit  hat 
man  sich  verleiten  lassen,  ihnen  ohne  Weiteres  dieselbe 
Function  zuzuschreiben.  Ich  habe  mein  Exemplar  mehrere 
Stunden  hintereinander  lebend  beobachtet,  aber  noch  nicht 
das  geringste  Zeichen  bemerkt,  dass  ein  Wasserstrom  durch 
die  Kloakenöffnung  ginge.  Ferner  widerspricht  auch  die 
microscopische  Untersuchung  des  Organs  jener  Deutung; 


6 


die  Wandungen  der  Endbläschen  verhalten  sich  ganz  drü- 
senartig, und  so  mag  das  Organ  irgend  ein  Secretionswerk- 
zeug  sein.  Welcher  Art?  muss  ich  unentschieden  lassen. 
Schmarda  sammelte  seine  Exemplare  besonders  an  der  Küste 
der  weit  in  das  Meer  vorgeschobenen  Dalmatinischen  Insel 
Lissa.  Das  meinige  fand  ich  bei  Lesina.  Rolando  und 
Milne  Edwards  haben  die  Thiere  auf  der  andern  Seite  von 
Italien  gesammelt.  Bis  jetzt  aber  kennt  man  überhaupt 
nur  das  Mittelmeer  als  Fundort  dieses  höchst  interessanten 
Wurmes.  Die  Abbildung  in  der  illustrirten  Ausgabe  von 
Cuviers  Regne  animal  ist  auffallend  mangelhaft.  Wenig  lässt 
die  von  Schmarda  gegebene  zu  wünschen  übrig.  Ich  selbst 
besitze  eine  ganz  vortreffliche  Abbildung  von  der  Hand 
meines  Reisegefährten,  des  Herrn  Gustos  Dormitzer  in  Prag, 
die  ich  gelegentlich  veröffentlichen  werde. 

Da  nun  Sternaspis  aus-,  Thalassema  und  Bonellia  zusam- 
fallen,  so  bleibt  nur  die  Gattung  Echiurus  übrig,  deren  Stamm 
die  ebenfalls  in  der  Spicilegia  zool.  beschriebenen  Lumbricus 
Echiurus  Pall,  bildet.  Er  gilt  jetzt  als 

Echiurus  vulgaris  Taf.  2.  Fig.  5. 

und  besitzt  einen  contractilen  Anhang  am  Vorderende,  der 
im  zusammengezogenen  Zustande  fast  als  ein  langgezoge- 
ner, mit  weit  übergebogenen  Rändern  versehener  Schöpf- 
löffel erscheint.  Das  Hauptkennzeichen  aller  Echiurusarten 
ist  aber  die  doppelte  Borstenzone  am  Hinterende,  während 
Thalassema  nur  zwei  hakenförmige  Borsten  unweit  des  Vor- 
derendes neben  den  zwei  Geschlechtsöffnungen  besitzt,  die 
Echiurus  übrigens  auch  hat.  Da  auch  dieser  Echiurus  ein 
im  Ganzen  sehr  unbekanntes  Thier  ist,  so  habe  ich  es  für 
zweckmässig  und  dankenswerth  gehalten,  ihn  gleichfalls  ab- 
zubilden. Von  Echiurus  vulgaris  unterscheidet  sich  der  von 
Quatrefages  (Ann.  d.  sc.  nat.  3 ser.  VII.)  beschriebene  Ech. 
Gaerlneri  unter  andern  durch  das  Fehlen  des  vordem  An- 
hanges. Beide  leben  in  der  Nordsee. 


7 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Taf.  I.  Fig.  1 Phascolosoma  granulatum ; a.  die  von  Tenta- 
keln umgegebene  Mundöffnung;  o.  After. 

Fig.  2.  Sipunculus  capilatus. 

Fig.  3.  Lesinia  farcimen ; a.  Vorderende. 

Fig.  3a.  Darmkanal  desselben  Thieres;  a.  Vorder- 
ende; b.  Mundöffnung;  c.  dem  Schlundkopf  entsprechender 
Theil,  bis  d;  f.  Muskel;  e.  g. h.i.  der  übrige  Verlaüf  des  Dar- 
mes; k.  Aufhängefaden;  1.  1.  Lage  der  Geschlechtsöffnungen. 

Fig.  3b.  Eine  Geschlechtsdrüse  von  Lesinia. 

Taf. II.  Fig.  4.  Priapulus  caudatus;  nat.  Grösse. 

Fig.  4a.  Das  eichelförmige  Vorderende  desselben; 
r.  Wulst,  welcher  die  Mundöffnnng,  o,  umgiebt. 

Fig.  4b.  Dasselbe  Thier  geöffnet;  a.  Darm; 
b.  Längsmuskeln. 

Fig.  5.  Echiurus  vulgaris ; nat.  Grösse,  a.  vorderer 
Anhang,  an  dessen  Grunde  sich  die  Mundöffnung  befin- 
det; b.  After;  c.  die  zwei  Borstenzonen. 


Geognoslische  Schilderung  der  Gangverhällnisse  bei  Kot- 
lerbach und  Poracz  im  Zipser  Comilat 

von 

L.  Zeuschucr 

in  Krakau. 

Das  Auftreten  der  metallischen  Ablagerungen  in  Ober- 
ungarn und  besonders  in  den  Zipser,  Gömörer  und  Sohler 
Gespannschaften  ist  mit  dem  Hervorbrechen  des  Gabbro 
aufs  genaueste  verbunden.  Obgleich  die  Gänge  in  diesen 
Gegenden  hauptsächlich  in  den  metamorphischen  Schie- 
fern hervorzutreten  pflegen,  befinden  sie  sich  obwohl  Seite- 
ner  auch  in  andern  Gebirgsarten,  die  auf  ganz  verschiedene 
Weise  entstanden  sind;  nämlich  in  plutonischen  wie  Gab- 
bro und  in  sedimentären,  in  dem  liasinischen  Alpenkalk- 


8 


steine  und  in  ganz  jungen  Sandsteinen,  die  wahrscheinlich 
der  miocenen  Periode  angehören.  Wirft  man  einen  Blick 
auf  die  geognostische  Karte  des  Tatragebirges,  die  ich  1843 
in  Berlin  veröffentlichte , so  stellt  es  sich  auf  eine  klare 
Weise  heraus,  dass  die  Gänge  sich  stets  an  den  mächtigen 
Gabbrozug  halten,  der  von  Osten  nach  Westen  die  krystal- 
linischen  Schiefer  durchbricht:  auch  ihre  Anzahl  steht  im 
genauesten  Verhältnisse  zu  den  Massen  des  hervorbrechen- 
den Gabbro;  je  bedeutender  sich  dieses  Gestein  auf  der 
Oberfläche  entwickelt , desto  mächtiger  und  häufiger  sind 
die  Gänge  ; sie  durchwehen  ganze  Berge  in  den  verschie- 
densten Richtungen.  Dies  ist  z.  B.  der  Fall  bei  Dobschau, 
entlang  des  Thaies  der  Eisenboch  bei  Maty  Huiletz , bei 
Gölnitz  und  Zakarowce.  Zwar  scheint  die  Gegend  zwi- 
schen Dobschau  und  Rosenau  diese  Behauptung  zu  wider- 
legen, wo  viele  und  theilweise  mächtige  Gänge  die  krystalli- 
nischen  Schiefer  durchschwärmen.  Dieser  Einwurf  aber  wird 
aufgehoben  durch  die  Mächtigkeit  der  Masse  des  Gabbro 
bei  Dobschau,  und  des  Babina-Berges  bei  Olaszy  (Wlachöw) 
sowie  durch  das  gangartige  Vortreten  des  Serpentin , im 
Kalkstein  am  Fusse  der  schönen  Gangruine  Krasnohorka. 
— Der  Serpentin  und  Gabbro  stehen  in  Oberungarn  im  ge- 
nauesten Verhältnisse  zu  einander,  und  gehen  in  einander 
über,  wie  am  südlichen  Abhange  des  Bergrückens  Hegen 
oberhalb  Wagendrüssel , und  im  Hegengebirge  selbst ; bei 
Golnitz  und  Dobschau  aber  hebt  sich  der  Serpentin  als 
vereinzelte  Kuppe  zwischen  dem  Talkschiefer  oder  Liaskalk- 
stein empor.  — 

Von  Dobschau  aus  gegen  Westen  ist  der  Talkschiefer 
mächtig  entwickelt,  in  dieser  Gegend  erscheint  kein  Gab- 
bro , und  zugleich  sind  auch  keine  Gänge  vorhanden ; nur 
bei  Libethen  und  Pojnik  findet  eine  Ausnahme  statt  und 
da  finden  sich  an  Metallen  arme  aber  durch  ihre  interes- 
santen Mineralien  allgemein  bekannte  Gänge.  In  der  Nähe 
dieser  beiden  Orte  durchbrechen  dunkelgrüne , innig  ge- 
mengte Gebirgsarten  den  liasinischen  Kalkstein,  als  bei  der 
Segemühle  Prjechad  und  im  Thale  Hnusna  unweit  Moscie- 
nica.  Beudant  bestimmt  diese  Gebirgsart  als  Grünstein,  da 
aber  in  dieser  ganzen  Gegend  keine  ächten  Grünsteine  vor- 


9 


kommen,  und  das  Gestein  viele  Aehnlichkeit  mit  dem  dich- 
ten Gabbro  hat,  so  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  auch 
diese  Eruptionen  dem  Gabbro  beigezählt  werden  dürfen. 

Wenn  das  Auftreten  des  Gabbro  das  Erscheinen  der 
Metallgänge  als  Folge  nach  sich  zieht,  so  ist  damit  noch 
nicht  gemeint,  dass  diese  Gänge  zugleich  mit  dem  Gabbro 
hervorgetrieben  wurden ; seine  Anwesenheit  scheint  nur  die 
Emanation  der  metallischen  Gänge  gefördert  zu  haben,  denn 
sie  durchschneiden  ebenso  diese  plutonischen , wie  auch  die 
metamorphischen  und  sedimentären  Gebirgsarten.  — 

Die  geognostischen  Verhältnisse  der  Gänge  von  Kotter- 
bach undPoracz,  die  im  G abbro  aufsetzen  und  durch  ihren  Me- 
tallreichthum gegenwärtig  in  Ungarn  wichtig  werden,  will  ich 
beschreiben.  Sie  liegen  fast  am  westlichen  Ende  des  mächtigen 
Gabbro  - Durchbruchs,  der  hier  über  3000'  Mächtigkeit  hat, 
an  dessen  nördlichem  Abhange.  In  ihrer  unmittelbaren  Nähe 
treten  Gänge  in  krystallinischem  Schiefer  wie  der  Gang  im 
Zlatniker  Thale , der  Gang  der  Allerheiligen  Grube  und  ei- 
nige andere  gegenwärtig  verlassene  auf.  — Am  westlichen 
Ende  des  Gabbro  - Zuges  sind  nur  seine  Bestandteile  ge- 
sondert, man  unterscheidet  deutlich  den  dunkelgrünen,  fast 
schwarzen  Diallag  mit  weissem,  selten  röthlichem  feldspath- 
artigem  Mineral , dicht  oder  versteckt  blättrig,  und  gewöhn- 
lich Saussurit  genannt.  Sowohl  Diallag  als  Saussurit  sind 
ziemlich  in  gleicher  Menge  vorhanden ; die  ausgezeichnet 
blättrige  Structur  des  ersten  macht  das  Gestein  schiefrig; 
und  diese  Absonderungen  sind  um  so  vielfacher,  je  bedeu- 
tender Diallag  vorherrscht ; wenn  Saussurit  wieder  Oberhand 
nimmt,  werden  diese  Absonderungen  seltener  und  das  Ge- 
stein verwandelt  sich  zugleich  in  eine  massige  Felsart. 
Die  deutliche  Trennung  der  Bestandtheile  des  Gabbro  be- 
schränkt sich  nur  auf  eine  kleine  Strecke  von  Dobschau, 
wo  die  reichen  Kobaltgänge,  genannt  Marienstollen,  There- 
sienstollen,  Adam  und  Eva,  denselben  durchsetzen;  eine 
kleine  Viertelstunde  weiter  gegen  Osten  vermengen  sich  die 
Bestandtheile  dieser  beiden  Mineralien  genau  und  bilden 
ein  derbes  Gestein  von  graulich  - grüner , stellenweise  ins 
Blau  spielender  Farbe.  Wären  die  Uebergänge  der  körni- 
gen in  dieser  Varietät  nicht  wahrnehmbar,  so  würde  man 


10 


leicht  diese  Gebirgsart  als  Diorit  betrachten  können.  In 
der  Gegend  von  Wagendrüssel  auf  dem  Gebirgsplateau  Kry- 
we-Pole  oder  krummes  Feld  genannt,  oberhalb  Kotterbach 
in  einem  pistaciengelben  derben  Minerale , das  viele  Aehn- 
lichkeit  mit  Serpentin  hat,  sondern  sich  grosse  krystallini- 
sche  Körner  von  graulicher  Farbe  und  durchscheinend  an 
den  Kanten  aus. 

Der  dichte  Gabbro  hat  keine  bestimmten  Absonderun- 
gen, seltener  ist  er  dickschiefrig ; gewöhnlich  bedingt  dieses 
ein  glimmerartiges  feinschuppiges  Mineral  von  gelblich  grüner 
Farbe.  Stellenweise  gewinnt  dieses  schuppige  Mineral  die 
Oberhand,  ertheilt  dem  Gestein  seine  bedeutende  Weichheit 
die  es  sonst  nicht  zu  haben  pflegt,  und  wird  gelblich  oder 
graulich  grün.  Diese  Abänderung  bildet  unter  andern  ei- 
nen Theil  des  Berges  Babiny  unweit  Gross-Hnulez,  am  Ab- 
hange des  Rückens,  welcher  Gölnitz  und  Zakarewce  trennt, 
wo  der  Meierhof  Analizowy  steht.  — Ausser  dem  glim- 
merartigen Minerale  finden  sich  dünne  Adern  von  weissem 
Quarz. 

Dafür,  dass  Gabbro  eine  eruptive  Gebirgsart  ist,  finden 
sich  an  vielen  Punkten  hinlängliche  Beweise  , er  ist  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  erst  nachdem  das  Talkschieferge- 
birge bestand,  aus  einer  mächtigen  Spalte  hervorgebrochen ; 
ähnlich  wie  Basalt  erscheint  er  hie  und  da  in  vereinzelten 
Kegeln.  In  der  Gegend  von  Gölnitz  und  weiter  südlich  an 
dem  Folkmarer  und  Kaschauer  Hammer  erscheinen  verein- 
zelte Gabbrokuppen , mitten  im  Talkschiefer.  In  der  Nähe 
des  Gabbro-Durclibruches  erscheint  in  ähnlichen  Verhältnis- 
sen Serpentin  zum  Kalkstein  an  beiden  entgegengesetzten 
Enden  der  gestreckten  Gabbro-Eruption : am  westlichen  bei 
Dobschau  ragt  Serpentin  aus  dem  Kalkstein  und  Talkschie- 
fer hervor,  und  am  östlichen  bei  Jäkelsdorf  tritt  er  mitten 
im  Kalkstein  auf.  Nicht  nur  das  sporadische  Erscheinen  des 
Gabbro  deutet  auf  den  plutonischen  Ursprung,  sondern  es 
sind  auch  unmittelbare  Beweise  vorhanden,  dass  dies  Ge- 
stein als  eine  feurig  flüssige  Masse  hervorkam.  Die  zacki- 
gen Felsen,  welche  aus  dem  Plateau  Krywe-Pole  südlich 
oberhalb  Kotterbach  hervorragen,  enthalten  Bruchstücke  von 
verschiedener  Grösse  von  Glimmerschiefer  im  Durchmesser 


11 


von  ein  bis  drei  Fuss  Länge.  Sie  haben  gewöhnlich  eine 
abgerollte  glatte  Oberfläche.  Noch  grösser  sind  eingeschlos- 
sene fremde  Gebirgsarten  bei  Gölnitz;  sie  werden  zu  förm- 
lichen Blöcken  mit  abgestumpften  Kanten,  und  sind  in  sol- 
cher Menge  angehäuft,  dass  das  Gestein  in  demselben,  der 
am  Wege  zwischen  Golnitz  und  Jäkelsdorf  sich  erhebt,  das 
Ansehen  eines  Conglomerats  bekommt.  In  der  Grube  von 
Kotterbach  selbst  hat  der  Gabbro  eckige  Bruchstücke  von 
Kalkstein,  die  allen  Anzeichen  nach  aus  dem  nahegelege- 
nen Kalkfelsen  ab  stammen.  Die  Fremdlinge  sind  gewöhn- 
lich grau  und  derb  , stellenweise  krystallinisch  feinkörnig 
und  viel  heller.  Stellenweise  verbindet  sich  der  Kalkstein 
mit  dem  Gabbro  innig  und  ertheilt  ihm  das  Ansehn  einer 
homogenen  dichten  Masse  , die  oliven  oder  graulich  grün 
wird,  mit  dunkelgrünen  unbestimmten  Flecken.  Diese  Ab- 
änderung des  Gabbro  pflegt  stark  in  Säuren  aufzubraus&n, 
was  gewöhnlich  nicht  der  Fall  zu  sein  pflegt.  Bei  Kotter- 
bach und  Poracz  sind  die  Kalksteine  in  der  Nähe  des  Gab- 
bro durchgängig  verändert:  ihre  graue  Farbe  geht  in  gelb- 
liche über,  auch  sind  sie  heller  geworden.  Ihre  Schichten- 
absonderungen aber  sind  von  unregelmässigen  Absonder- 
ungen zerklüftet,  wodurch  die  ersten  vollends  undeutlich 
geworden.  Bei  Jäkelsdorf  unfern  Golnitz  am  südlichen  Ab- 
hange des  Kaschauer  Berges  ist  der  Kalkstein  noch  bedeu- 
tender verändert  worden ; er  ist  halbkrystallinisch,  wird  fast 
weiss,  und  an  den  dünnen  Kanten  durchscheinend  ; seine 
Schichtenabsonderungen  ersetzen  viele  parallele  Abson 
derungen,  die  so  in  verschiedenen  Richtungen  sich  kreu- 
zen, und  stellenweise  mehr  oder  weniger  das  Gestein  in 
würfliche  Stücke  umwandeln.  Aehnliche  Veränderung  hat 
auch  Serpentin  in  dieser  Gegend  hervorgebracht.  Im  Thale 
Kijary  bei  Jäkelsdorf  berührt  er  Kalkstein , dessen  Struktur 
krystallinisch  feinkörnig  geworden  ist;  dies  ist  aber  nicht 
der  Fall  am  Abhange  Strmna  bei  Dobschau,  wo  der  Kalk- 
stein grau  geblieben  ist.  Solche  Veränderungen  kommen 
nicht  zum  Vorschein  bei  blossem  Contacte , der  keine  we- 
sentlichen Umwandlungen  gewahr  werden  lässt;  im  Gegen- 
theil  ist  es  öfter , als  wäre  zwischen  beiden  Gebirgsarten 
eine  gewisse  Verwandtschaft  bemerkbar,  die  sich  durch 


12 


Uebergänge  kund  giebt.  Unter  andern  in  der  Grube  die 
Bindt  bei  Johannesstollen  unfern  Iglo  gehen  so  unmerklich 
diese  beiden  Gesteine  über,  dass  ich  nicht  wage  die  Gränze 
festzustellen.  Kotterbaeh  liegt  in  einem  tiefen  engen  Thale, 
welches  sich  von  Westen  nach  Osten  erstreckt,  und  durch 
ein  gegen  Norden  hinziehendes  Querthal  in  das  hüglige 
Land  der  Zips  mündet ; gegen  Osten  steigt  das  Thal  rasch 
bis  zum  Rücken,  auf  dem  das  Dorf  Poracz  liegt.  Der  süd- 
liche Abhang  dieses  Thaies  und  das  geräumige  Plateau,  ge- 
nannt Krywe  Pole  bestehen  aus  dichtem  grauen  Gabbro, 
der  nördliche  Abhang  aber  besteht  theilweise  aus  Gabbro, 
auf  welchem  rother  Lias  - Kalkstein  ruht;  der  Kalkstein  ist 
graulich  weiss  und  etwas  körnig , am  Rochusstollen  von 
Kotterbach  durchziehen  ihn  unendlich  viele  Adern  von 
weissem  Kalkspath,  in  dem  sich  Nester  ausgefüllt  mit  Kalk- 
spath - Krystallen  vorfinden,  weiter  gegen  Marydorf  ist  das 
Gestein  grau  und  derb,  und  zeigt  keine  Veränderung.  Die 
zwei  Kotterbacher  Gänge , auf  denen  die  vielen  Gruben 
bauen , ziehen  sich  am  nördlichen  Thalabhange  hin  und 
haben  fast  dieselbe  Richtung,  von  Osten  nach  Westen  sind  sie 
aber  mit  einander  nicht  parallel,  sondern  stossen  unter  ei- 
nem sehr  spitzigen  Winkel  auf  der  Höhe  gegen  Poracz 
zusammen.  Der  nördliche  untere  Gang,  genannt  der  Grobe 
Gang,  erstreckt  sich  von  Westen  nach  Osten  in  h.  7,  der 
Homgud  oder  Drozdziakowergang  hora  6 ; beide  sind  gegen 
Süden  geneigt,  der  erste  unter  einem  Winkel  von  70° — 80°, 
der  zweite  unter  80° — 85°.  Beide  Gänge  trennt  ein  Keil  vom 
derben  Gabbro,  beiläufig  300  — 400  Fuss  mächtig;  seine 
mineralogischen  Charaktere  gleichen  vollkommen  dem  ge- 
wöhnlichen derben  Gabbro  , aus  dem  mächtige  Berge  be- 
stehen. Dieser  Umstand  beweist  also,  dass  die  Gangge- 
steine, so  mächtig  dieselben  auch  hier  hervortreten,  keinen 
Einfiuss  auf  die  Veränderung  der  Structur  des  Nebenge- 
steines ausgeübt  haben. 

Die  beiden  Gänge  nähern  und  entfernen  sich  von  ein- 
ander auf  eine  ganz  unbestimmte  Weise,  ihre  Mächtigkeit 
pflegt  davon  abzuhängen.  Im  Allgemeinen  schwankt  die 
Mächtigkeit  der  einzelnen  von  6'  bis  80';  gewöhnlich  pflegt 
dieselbe  zwischen  20  und  30  Fuss  zu  schwanken ; zuwei- 


13 


len  erreichen  beide  zusammen  eine  Mächtigkeit  von  120'. 
Die  Gangmasse  wird  stets  vom  Gestein  durch  ein  deutli- 
ches gelbes  thoniges  Saalband  getrennt,  das  1 — 2 Zoll  dick  ist. 

Die  Gangmasse  beider  Gänge  ist  fast  ganz  ähnlich 
und  besteht  hauptsächlich  aus  weissem  Quarz,  grobkörni- 
gem Spatheisenstein  und  grosskörnigem  Schwerspath.  Ein 
wesentlicher  Unterschied  der  Ausfüllungsmasse  in  beiden 
Gängen  ist  nicht  wahrnehmbar,  nur  in  ihrer  Ausdehnung 
finden  merkliche  Unterschiede  statt:  in  den  östlichen  Thei- 
len  erhält  Schwerspath  die  Oberhand.  Auf  dem  Wege  nach 
Poracz,  wo  der  Gang  zu  Tage  geht,  tritt  das  weisse  Mine- 
ral bis  30'  mächtig  auf,  und  die  Wagen  haben  Geleise  da- 
rin gemacht.  In  der  westlichen  Hälfte  ist  Spatheisenstein 
und  Quarz  überwiegend.  Diese  drei  Gangmineralien  sind 
am  genauesten  unter  einander  verbunden  und  deuten  auf 
ein  gleichartiges  Entstehen:  mitten  im  krystallinisch  gross- 
blättrigem weissen  Schwerspath  sind  isabellgelbe  Spathei- 
sensteinkrystalle  porphyrartig  eingeschlossen.  Ebenso  ver- 
hält sich  Spatheisenstein  zum  Quarze ; in  der  weissen  Quarz- 
masse sind  ebenfalls  Spatheisensteinkörner  porphyrartig 
eingesprengt ; seltener  in  der  Masse  des  Spatheisensteines 
winden  sich  verschiedenartige  anast omosir ende  weisse  Quarz- 
adern. Nur  eine  gewisse  Art  von  Repulsion  findet  zwi- 
schen Schwerspath  und  Quarz  statt.  Gewöhnlich  pflegen 
diese  beiden  Mineralien  dicht  neben  einander  vorzukom- 
men. Nehmen  die  Gänge  bedeutender  an  Mächtigkeit  zu, 
so  pflegt  gewöhnlich  schiefriger  grüner  Talk  sich  einzufin- 
den, und  bildet  mächtige  Zwischenlager  der  Gangarten.  Es  ist 
ein  schiefriger  Talk,  der  der  Luft  ausgesetzt  sich  aufblättert; 
öfters  mengen  sich  mit  dem  Talk  plattgedrückte  Linsen  von 
gemeinem  gräulich  blauem  Quarz,  und  bilden  ein  deutliches 
Gemenge,  das  von  Talkschiefer  nicht  zu  unterscheiden  ist, 
und  auch  allgemein  verbreitet  ist,  bei  Kotterbach  und  weiter 
gegen  Süden.  Gewöhnlich  findet  man  diese  beiden  kalki- 
gen Gesteine  als  Scheiden  der  Kotterbacher  Gänge  durch 
das  thonige  Saalband  vom  Gabbro  getrennt. 

Diese  Umhüllung  der  Gangmasse  ist  eine  Art  von 
Scheide  von  körnigem  Talkschiefer  und  Schieferkalk,  welche  in 
Oberungarn  nicht  ein  vereinzeltes  Phänomen  ist;  sie  ist  sogar 


14 


vielen  Gängen  von  Oberungarn  eigentümlich.  Alle  Grau- 
spiessglas-Gänge  von  Magörkaund  den  nahegelegenen  Gruben 
im  Ziptauer  Comitat  setzen  in  Granit  auf  und  sind  durch  eine 
solche  Scheide  vom  Talkschiefer  deutlich  getrennt ; dasselbe 
wiederholt  sich  in  dem  kleinen  Kohlbachergange  im  Tatra- 
gebirge, in  dem  merkwürdigen  Gange  von  Wikartowce;  im 
südwestlichen  Theile  der  Zips,  am  nördlichen  Abhange  der 
mächtigen  Gebirgsmasse  Kralowa  Hola , welche  einen  ganz 
jungen  Sandstein  durchsetzt , der  sich  gegen  Sungawa  bis 
nach  Strba  zieht,  und  durch  Cerithien  und  andere  tertiäre 
Versteinerungen  characterisirt  ist.  Diese  talkigen  Gesteine 
bilden  einen  wesentlichen  Bestandteil  der  Gänge  von  Kot- 
terbach und  finden  sich  mitten  in  der  Gangmasse  öfter  in 
abwechselnden  Lagen;  gewöhnlich  aber  pflegen  sie  bedeu- 
tender an  den  Wänden  des  Ganges  zu  erscheinen.  In  den 
drei  Hauptbestandteilen  des  Kotterbacher  Ganges  nämlich 
in  Quarz,  Spatheisenstein  und  Schwerspat  sind  die  metal- 
lischen Mineralien  verteilt  und  zwar  in  bedeutender  Masse 
Kupferkies  und  Quecksilberhaltiges  Fahlerz  etwas  weniger 
Zinnober  und  Schwefelkies ; gewöhnlich  gewinnt  Kupferkies 
oder  Fahlerz  die  Oberhand,  und  bildet  plattgedrückte  2 — V 
starke  und  20 — 60'  lange  Linsen,  öfters  mengen  sich  diese 
beiden  Schwefelmetalle,  und  in  der  ganzen  Masse  des  Fahl- 
erzes sind  mehr  oder  weniger  einzelne  messinggelbe  Punkte 
von  Kupferkies  oder  seltener  dünne  Adern  angehäuft  und 
umgekehrt  in  der  homogenen  Kupferkiesmasse  sind  ein- 
zelne Fahlerzpunkte  zerstreut.  In  der  Nähe  des  Fahlerzes 
zeigt  sich  an  einigen  Punkten  krystallinisch  körniger  Zino- 
ber  in  kleinen  Körnern,  seltner  bilden  beide  ein  Gemenge; 
öfter  sind  diese  beiden  Mineralien  in  Spatheisenstein  oder 
in  Schwerspat  eingesprengt.  In  der  Nähe  des  Zinobers 
ziehen  sich  in  einer  Entfernung  von  i/2 — 1 Zoll  eine  Schaar 
kleiner  Schwefelkies -Hexaeder , die  wie  der  Trabant  eines 
Planeten  nie  zu  fehlen  pflegen.  Sehr  selten  ebenfalls  in 
der  Nähe  von  Fahlerz  in  nicht  unbedeutenden  Qualitäten 
(1  Centner  und  noch  mehr),  finden  sich  vor  gediegenes 
Quecksilber,  wie  es  mir  glaubwürdige  Bergleute  von  Kot- 
terbach vielmal  erzählten;  in  den  Zellen  des  Brauneisenstein 
aber  einzelne  Tropfen  von  der  Grösse  eines  Stecknadelkno- 


15 


pfes  dieses  flüssigen  Minerals.  Dieses  letzte  scheint  wahr- 
scheinlich eine  Umwandlung  des  Zinobers  zu  sein,  der  eben- 
falls in  den  Zellen  des  Brauneisensteins  pulverförmig  vor- 
kommt. 

Die  mächtige  Masse  von  Spatheisenstein,  welche  die 
Kotterbacher  Grube  ausfüllt,  begleitet  an  einzelnen  Punk- 
ten schuppiger  Eisenglimmer,  welcher  öfters  sehr  bedeutend 
entwickelt  ist  und  3 — 4'  mächtige  Lager  bildet.  Der  Eisen- 
glimmer ist  gewöhnlich  mit  erbsen grossen  Körnern  von 
Kupferkies  gemengt,  die  mehr  oder  weniger  angehäuft  sind, 
und  Knoten  bilden,  welche  die  schuppige  Textur  dieses  Mi- 
nerals theilweise  bedingen.  Obgleich  die  Mineralien  der 
Kotterbacher  Gänge  eine  ausgezeichnete  krystallinisch  blätt- 
rige Structur  haben,  so  finden  sich  höchst  selten  schöne  Kry- 
stalle  vor,  ausnahmsweise  zeigt  sich  eine  kleine  Druse  mit 
Spatheisenstein  -Krystallen  ausgekleidet,  noch  seltener  von 
Schwerspath,  denn  seit  20  Jahren  hat  sich  nur  einmal  eine 
grosse  Druse  mit  schönen  Krystallen,  später  keine  mehr, 
gezeigt.  Häufiger  sind  kleine  Drusen  im  Quarz  mit  Kalk- 
spathkrystallen  ausgekleidet. ; das  erstere  Mineral  findet  sich 
in  ganz  kleinen,  kaum  erkennbaren  Krystallen  begleitet  von 
Fahlerzkry stallen.  Im  Allgemeinen  sind  die  Drusen  in  Kot- 
terbach wie  in  allen  mir  bekannten  Zipser  und  Gomerer 
Gängen  nur  Ausnahmen:  die  mächtigen  Gänge  von  Talk- 
schiefer von  Slawinka*  Gölnitz , Zakarowce , Widna  Banga 
bei  Bela,  Rinnergang  bei  Klein-Huilez.  Auf  der  Bindt  bei 
Holemanowice , Einsiedel,  Matzensieffen  und  Schmölnitz, 
sowie  auch  die  Gänge  um  Rosenau  Wlachy  (Plah  Potaka) 
Dobschau  u.  s.  w.  und  die  Gangspalte  im  Gabbro  von  Dob- 
schau  und  Kotterbach  bestehen  aus  homogenen  Massen 
ohne  Blasen  oder  Drusenräume,  oder  finden  sich  solche  mit 
höchst  seltenen  Ausnahmen. 

In  dem  obern  Theile  der  Kotterbacher  Gänge  pflegt 
sich  Spatheisenstein  stets  in  Brauneisenstein  umzuwan- 
deln, am  deutlichsten  ist  dieses  in  den  hoch  östlich  gele- 
genen Gruben  wahrzunehmen , in  der  Grube  Josephi-Ober- 
stollen  auch  Zinobergang  genannt;  bei  Poracz  ist  Spath- 
eisenstein gänzlich  verschwunden  und  in  dichten  oder  zel- 
ligen  Brauneisenstein  mit  selten  eingesprengten  unreinen, 


16 


dichten  Quarz  verwandelt.  Der  Gang  ist  hier  30'  mächtig 
und  100'  in  die  Tiefe,  soweit  die  Bergarbeiten  reichen,  hat 
die  Umwandlung  stattgefunden.  Mit  dem  Spatheisenstein 
scheint  gewöhnlich  der  blättrige  Zinnober  zugleich  nicht  um- 
gewandelt zu  sein,  sondern  sein  Aggregationszustand  hat 
eine  Veränderung  erlitten.  Aus  dem  krystallinisch  blättri- 
gen ist  er  erdig  geworden  und  hat  eine  hoch  scharlachrothe 
Farbe  erhalten.  Ausnahmsweise  finden  sich  Kügelchen  von 
gediegenem  Merkur  von  der  Grösse  eines  Stecknadelkopfes, 
die  wahrscheinlich  aus  einer  Umwandlung  herrühren.  Diese 
Nachricht  ertheilte  mir  der  Verwalter  dieser  Gruben  und 
andere  glaubwürdige  Bergbeamte  von  Kotterbach.  Unver- 
änderter Eisenglimmer  findet  sich  mitten  im  dichten  Braun- 
eisenstein an  einzelnen  Stellen. 

Die  Schwefelmetalle  in  den  tiefem  Theilen  der  Gänge 
sind  fast  immer  unverändert  geblieben,  nur  an  einzelnen 
Stellen  verwandelt  sich  Kupferkies  in  Malachit,  selten  in 
Kupferlasur;  Fahlerz  widersteht  noch  mehr,  erleidet  aber 
dieselben  Umwandlungen  bei  den  derben  Abänderungen,  die 
krystallirten  aber  überziehen  sich  mit  einer  sehr  dünnen 
unebenen  Kruste  von  Kupferkies  und  einem  schwarzen  Pul- 
ver, dessen  Zusammensetzung  nicht  genauer  untersucht 
werden  konnte. 

Der  grosse  Mineralreichthum  der  Kotterbacher  Gänge 
befindet  sich  nach  den  jetzigen  Erfahrungen  fast  in  der 
Mitte  ihrer  bekannten  Tiefe  ; ob  der  Adel  in  der  Tiefe  zu- 
nimmt oder  sich  vermindert,  kann  gegenwärtig  nicht  er- 
mittelt werden,  da  der  Gang  ziemlich  einen  gleichen  Cha- 
racter  behält,  und  in  seiner  Ergiebigkeit  ziemlich  constant 
bleibt. 

Die  beiden  Gänge  von  Kotterbach  sind  wahre  Spal- 
tenausfüllungen im  derben  Gabbro;  sie  ziehen  sich  fast 
parallel,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  stossen  sie  unter  ei- 
nem sehr  spitzen  Winkel  in  ihrem  östlichen  Ende  auf  der 
Höhe  zwischen  Kotterbach  und  Poracz  zusammen.  Ob  die 
Gänge  weiter  fortsetzen  ist  unbekannt.  Gabbro  ist  hinter 
Poracz  durch  Kalkstein  abgeschnitten.  Die  Ausfüllungs- 
masse der  Gänge  besteht  aus  oxydirten  und  geschwefelten 
Mineralien;  die  erstem  bilden  die  Hauptmasse,  die  andern 


17 


sind  untergeordnet.  Die  Gangmasse  in  der  westlichen 
Hälfte  der  Gänge  hat  überwiegenden  Quarz  und  Spatheisen- 
stein, in  der  östlichen  waltet  der  Schwerspath  vor;  aber 
damit  ist  keineswegs  gemeint,  dass  alle  drei  Gangarten 
nicht  zusammen  erscheinen ; öfters  verbindet  sich  der  Schwer- 
spath am  innigsten  mit  Spatheisenstein;  in  dem  schnee- 
weissen  schwefelsauren  Minerale  sind  Spatheisensteinkry- 
stalle  porphyrartig  eingesprengt , welche  durch  ihre  isabell- 
gelbe  Farbe  abstechen;  der  Quarz  pflegt  sich  nicht  so  in- 
nig mit  Schwerspath  zu  verbinden,  und  bildet  mehr  oder 
weniger  zusammenhängende  Platten;  in  genauere  Verbin- 
dungen aber  tritt  Spatheisenstein  mit  dem  Quarz  auf. 

Aus  den  Untersuchungen  von  Bischof  ist  es  erwiesen, 
dass  kohlensaures  Eisen  wie  schwefelsaure  Baryterde  nur 
massige  Sedimente  sein  können.  Der  Spatheisenstein  bil- 
det unendlich  viele  Lager  in  Neocomien  Karpathensandstein, 
die  mit  Schichten  von  Sandstein,  Mergel  und  Thon  wech- 
sellagern; mitten  in  diesem  kohlensauren  Eisenoxyd -Lager 
sind  an  vielen  Orten  Abdrücke  von  Fucoiden  so  zu  Kibotyn 
bei  Stramberg  in  der  Gegend  von  Ustroe  bei  Biolitz.  Zwar 
unterscheidet  sich  der  Spatheisenstein  durch  seine  Feinkör- 
nigkeit und  öfters  durch  einige  Beimengungen  von  Thon, 
in  den  Gängen  von  Ungarn  sind  sie  ausgezeichnet  krystal- 
linisch  und  grobkörnig.  Dass  Schwerspath  im  feurigen  flüs- 
sigen Zustande  die  Gangspalten  nicht  ausfüllen  konnte,  be- 
weist der  Umstand,  dass  die  grösste  Hitze  die  man  hervor- 
bringen kann  nicht  im  mindesten  im  Stande  ist,  dieses  Mine- 
ral in  Flüssigkeit  zu  versetzen,  angenommen  aber  diesen 
Fall,  müssten  die  kohlensauren  Eisenoxyde  zersetzt  worden 
sein,  was  aber  nicht  der  Fall  ist.  Dieses  Mineral  ist  voll- 
kommen erhalten  und  öfters  mitten  im  Schwerspath  ein- 
geschlossen. Mit  diesen  Gangmineralien  verbinden  sich  am 
innigsten  Schwefelmetalle ; eine  Trennung  ist  eben  so  unna- 
türlich als  nicht  denkbar.  Die  Gangausfüllung  kann  nur  auf 
dieselbe  Art  vorgegangen  sein,  und  dies  ist  der  nasse  Weg. 

Sind  die  Gangmineralien  aber  Ausfüllungs-  oder  Aus- 
scheidungsmassen ? Wirft  man  einen  unbefangenen  Blick  auf 
die  Kotterbacher  Gänge,  so  findet  man,  dass  diese  Gang- 
mineralien und  dieses  Nebengestein  aus  ganz  verschiedenen 

2 


18 


Mineralien  zusammengesetzt  sind;  unter  ihnen  findet  auch 
nicht  die  mindeste  Verwandtschaft  statt.  Wenn  diese  mäch- 
tigen Gänge  Ausscheidungen  wären,  welche  bis  120'  errei- 
chen, wo  der  Schwerspath  allein  bis  30'  Mächtigkeit  erhält, 
so  dürfte  etwas  von  den  Mineralien,  von  Schwerspath,  Spathei- 
senstein, Quarz  sich  auch  im  Nebengestein  vorfinden,  dies  ist 
jedoch  niemals  der  Fall;  nicht  die  mindeste  Spur  von  ihnen 
findet  sich  im  Gabbro ; nur  Quarzadern  machen  eine  Aus- 
nahme. Ich  hatte  Gelegenheit  den  Gabbro  an  sehr  vielen 
Punkten  zwischen  Dobschau  und  Göllnitz  zu  untersuchen, 
aber  nirgends  sah  ich  auch  nur  eine  Spur  von  Spatheisen- 
stein und  Schwerspath.  Dass  Schwerspath  keine  Ausschei- 
dung aus  dem  Gabbro  ist  und  mit  ihm  in  keiner  Verbindung 
steht  dafür  geben  wohl  den  Beweis  die  Zipser  Gänge  selbst 
ab.  In  der  Nähe  von  Kotterbach  sind  im  Gabbro  einige 
Gänge,  die  keine  Spur  von  Schwerspath  zeigen  als  der  Rin- 
nengang im  Thale  Eisenbach  auch  Maly  Huilec  genannt, 
dessen  Gangmasse  aus  gemeinem,  weissen  öder  grauen 
Quarz  , grosskörnigem  Spatheisenstein  und  etwas  weissem 
blättrigen  Braunspath  mit  Kupferkies  besteht;  dasselbe  findet 
statt  in  dem  Dobschauer  Gange,  der  den  krystallinisch  körni- 
gen Gabbro  durchsetzt,  und  zwar  in  den  Gängen  wo  die  be- 
kannten Gruben  Marienstollen,  Theresienstollen,  Adam  und 
Eva  (dichter  Gabbro)  sich  befinden.  Die  Gangmasse  dieser 
drei  Gänge  besteht  aus  Quarz  und  weissen  blättrigen  Braun- 
spath mit  Kupferkies,  Fahlerz  und  Speiskobalt;  dasselbe 
wiederholt  sich  in  den  Gängen  von  Zakarowce  und  Gölnitz, 
die  im  dichten  Gabbro  aufsetzen;  ihre  Gangmasse  besteht 
ebenfalls  aus  Quarz  und  Spatheisenstein  und  darin  sind  Ku- 
pferkies und  Fahlerz  eingesprengt.  Die  Gangmasse  meh- 
rerer Gänge  in  der  Nähe  von  Kotterbach,  die  verschiedene 
Arten  krystallinischen  Schiefer  durchschneiden , ist  theil- 
weise  aus  Schwerspath  zusammengesetzt.  Folgendes  will 
ich  als  Beispiel  erwähnen.  Im  Zladniker  Thale  bei  Poracz 
durchsetzt  der  Gang  schwarzen  seidenartigen  Schiefer,  pri- 
mitiven Thonschiefer,  seine  Gangmasse  besteht  aus  Quarz, 
Spatheisenstein  und  weissem  blättrigen  Schwerspath,  in  wel- 
chen Kupferkies,  Fahlerz  und  Zinober  eingesprengt  sind; 
auf  dem  mächtigen  Rücken  vom  Thale  Kijary  bei  Jäkelsdorf 


19 


unfern  Gölnitz  tritt  ein  Gestein  auf,  das  aus  rothen  Talkschiefer 
und  Talksandstein,  wenn  ich  diese  Gebirgsart  so  benennen 
darf,  besteht.  Diese  Felsart  setzen  abgerundete  Quarzkörner 
von  der  Grösse  des  Hanfsamen  und  ein  rothes  talkartiges 
Mineral  zusammen.  Sie  wird  von  einem  Gange  durchsetzt, 
der  aus  weissem  Quarz  und  weissem  Spath  als  Schwerspath 
mit  Fahlerz  und  Kupferkies  besteht;  die  Gänge  von  Nieder- 
Splana  im  Gomörer  Comitat  liegen  im  grünen  Talkschiefer, 
ihre  Gangmasse  besteht  aus  weissem  Quarz  und  Schwerspath 
mit  Kupferkies,  Zinnober,  Fahlerz,  natürlichem  Amalgam 
und  Schwefelkies.  Noch  entschiedener  beweist  aber  der  Gang 
im  Berge  Czuntowa  bei  Dobschau,  dass  die  Gangausfüllun- 
gen der  hiesigen  Gänge  keine  Ausscheidungen  sind.  Die- 
ser Gang  durchsetzt  deutlich  geschichteten  liasinischen  Al- 
penkalkstein und  erreicht  stellenweise  eine  Breite  von  20'. 
Seine  Gangmasse  besteht  aus  einer  Art  von  zersetztem 
Bitterspath,  der  in  Brauneisenstein  umgewandelt  ist,  mit 
erhaltenen  Blätterdurchgängen.  Das  Ganze  ist  mehr  oder 
weniger  leicht  zerreiblich ; in  dieser  Gangmasse  sind  Schwer- 
spath , Zinnober  und  Fahlerz  eingesprengt.  Der  Zinnober 
in  pulverförmigen  Zustande,  ähnlich  wie  im  Brauneisenstein 
bei  Kotterbach,  das  Fahlerz  in  kleinen  Körnern  und  meist 
in  Malachit  verändert.  Schwerspath  bildet  1/2  — 2 Zoll 
grosse  Körner,  und  hat  eine  ausgezeichnete  krystallinische 
Structur.  Im  Allgemeinen  also  können  Schwerspath,  Spath- 
eisenstein, Braunspath  und  Quarz  mit  den  verschiedenen 
Schwefelmetallen  keine  Ausscheidungen  aus  dem  Nebenge- 
stein sein,  denn  es  sind  ganz  fremdartige  Mineralien;  sie 
finden  sich  ebenso  in  sehr  verschiedenen  plutonischen,  me- 
tamorphischen  und  neptunischen  Gesteinen,  und  ebenso 
fehlen  einigen  diese  Mineralien.  Dieser  Umstand  berechtigt 
zur  Annahme,  dass  die  Gangmasse  aus  fremdartigen  Be- 
standteilen besteht,  die  mit  dem  Nebengestein  in  keiner 
Beziehung  stehen. 

Ebenso  entschieden  beweist  der  Gang  von  Wikartowce, 
genannt  Berdarowa  Kopolnia,  dass  das  Ganggestein  keine 
Ausscheidung  ist.  Die  geognostischen  Verhältnisse  dieses 
Ganges  machen  denselben  zu  dem  merkwürdigsten  in  Ober- 
Ungarn,  und  darum  erlaube  ich  mir  denselben  etwas  näher 

2 * 


20 


zu  beschreiben.  Sein  mineralogischer  Character  ist  voll- 
kommen ähnlich  denen,  welche  die  Schiefer  und  Gabbro 
durchsetzen,  aber  das  Gestein  welches  er  durchzieht  ist 
ganz  verschieden ; es  gleicht  einem  jugendlichen  Sandstein 
von  feinkörnigem  mürben  Gefüge  und  stellenweise  verwan- 
delt es  sich  in  Conglomerat  von  hellgrauer  Farbe.  Dieser 
Sandstein  füllt  das  Thal  von  Wikartowce  aus  zwischen  dem 
Fusse  der  Kralowa  Hola,  der  letzten  Höhe  des  Gebirges 
Nipte  Tatry,  und  dem  Porphyr  - Gebirge , welches  oberhalb 
Styrba  und  Luczywna  sich  erhebt.  Diese  Sandsteine  ziehen 
sich  continuirlich  gegen  Styrba  und  Luczywna  und  gehen  in 
graue  Thone  über,  welche  tertiäre  Versteinerungen  wie  Ce- 
rithium  u.  a.  m.  enthalten.  Bei  Suczany  zeigen  sich  dünne 
Lager  von  Braunkohle,  die  öfters  aufgenommen,  gewöhnlich 
aber  ohne  Erfolg  verlassen  wurden. 

Der  Gang  Berdarowa  Kopolnia  befindet  sich  westlich 
von  Wikartowce  und  durchsetzt  grauen  Sandstein  mit  vie 
len  beigemengten  Blättern  von  silberweissem  Glimmer;  ge- 
wöhnlich theilt  er  sich  in  dünne  Schichten  1 — 2 Fuss  mäch- 
tig, sie  werden  auch  wenige  Zoll  dick,  wenn  das  thonige 
Bindemittel  bedeutendere  Oberhand  nimmt.  Die  Gangmasse 
ist  ganz  verschieden  von  dem  durchsetzten  Gesteine;  sie 
ist  vollkommen  krystallinisch  und  besteht  hauptsächlich  aus 
grauem  Schieferkalk,  von  unendlich  vielen  dünnschiefrigen 
Absonderungen  getheilt.  Aus  diesem  Talkgesteine  sondert 
sich  in  dicken  Adern  weisser  Quarz  mit  eingesprengten 
Körnern  von  dunkelgrauem  Fahlerz  aus,  gewöhnlich  von 
der  Grösse  einer  Erbse ; früher  soll  dasselbe  mehr  concen- 
trirt  vorgekommen  sein.  Das  Fahlerz  ist  sehr  geneigt  sich 
in  Malachit  umzuwandeln  und  bildet  Krusten  auf  dem  Quarz 
oder  färbt  ihn  mit  schöner  grüner  Farbe.  Das  Streichen 
des  Ganges  ist  NW.  Hora  4,  das  Fallen  südlich  unter  70 
Grad.  Die  Mächtigkeit  der  ganzen  Gangmasse  sammt  dem 
talkigen  Mittel  beträgt  6 — 8 Fuss,  des  ausgeschiedenen 
Quarzes  lJ/2 — 2 Fuss.  Stellenweise  zeigt  sich  eine  zweite 
quarzige  Ader,  die  sich  zur  ersten  schief  neigt.  Ein  gelbes 
thoniges  Saalband  1 — 2 Zoll  dick,  schneidet  die  talkige'  Gang- 
masse von  dein  sandsteinartigen  Gesteine,  und  giebt  eine 
scharte  Trennung  zwischen  der  Gangmasse  und  Felsart  ab. 


21 


Aus  der  eben  gemachten  Beschreibung  des  Ganges 
von  Wikartowce  zeigt  sich,  dass  der  Quarz  mit  dem  metal- 
lischen Antheil  und  Schiefertalk  gleichzeitig  gebildet  wur- 
de ; hiermit  wird  erklärt,  das  problematische  Hervortreten 
dieses  Gesteines  oder  Talkschiefers  (Gemenge  von  Talk  und 
Quarz)  in  vielen  Gängen  von  Oberungarn,  unter  andern  bei 
Kotterbach,  wo  der  Gang  den  Gabbro,  bei  Magorka  den 
Granit  durchsetzt  u.  s.  w.  Aus  der  Beschreibung  des  Kot- 
terbacher Ganges  hat  es  sich  erwiesen,  dass  die  Gangmasse 
auf  nassem  Wege  entstehen  konnte,  da  aber  dieselbe  ge- 
nau mit  Schiefertalk  verbunden  ist , so  konnte  dieses  Ge- 
stein nur  auf  eine  ähnliche  Weise  entstanden  sein.  Schie- 
fertalk darf  also  nicht  immer  als  eine  metamorphische  Ge- 
birgsart  betrachtet  werden.  Es  muss  dahin  gestellt  bleiben, 
ob  im  Allgemeinen  die  Talkschiefer  und  andere  krystallini- 
sche  Schiefer,  die  damit  am  genauesten  verbunden  sind,  auf 
wässrigem  Wege  gebildet  werden;  es  ist  aber  dafür  viele 
Wahrscheinlichkeit.  Entschiedene  Beweise  können  gegenwär- 
tig nicht  geliefert  werden,  so  viel  ist  jedoch  bestimmt,  dass 
in  der  Gegend  von  Dobschau  an  dem  mächtigen  Rücken, 
Langenberg  genannt,  es  Talkconglomerate  (Gemenge  von 
Talk-  und  abgerundeten  Quarzkörnern)  und  Mergelconglo- 
merate  giebt,  die  unter  einander  abwechseln,  die  letzten 
enthalten  selbst  Abdrücke  von  Nucula  mit  deutlich  erhalte- 
nem Schloss;  diese  beiden  Gesteine  können  auf  einem  und 
demselben  Wege  entstanden  sein,  und  nur  verschiedene 
chemische  Verbindungen  haben  Talk  und  Mergel  hervorge- 
bracht. 

Aus  dem  Gesagten  geht  hervor,  dass  in  Oberungarn: 

1)  die  Metallgänge  wässrige  Niederschläge  sind,  die 
wahrscheinlich  von  Quellen  abgesetzt  worden; 

-2)  zugleich  mit  dem  Ganggesteine  Schiefertalk  und 
körniger  Talkschiefer  gebildet  sind. 

3)  Es  scheint,  dass  die  Gänge,  die  einen  gleichen  mi- 
neralogischen Character  zeigen,  sehr  jungen  Ursprungs, 
und  zwar  nach  der  miocenen  Periode  entstanden  sind. 


22 


Ueber  Misy  aas  dem  Rammeisberge  bei  Goslar 

von 

Fr.  Ulrich 

in  Ocker. 

Die  Auffindung  des  Voltaits  im  Rammeisberge*),  wel- 
chen man  bislang  nur  von  der  Solfatara  bei  Puzzuoli  kannte, 
veranlasste  mich  zu  einer  Vergleichung  der  an  den  beiden 
genannten  Orten  sich  ausserdem  findenden  Mineralien.  Ich 
beschloss  eine  vergleichende  Uebersicht  der  Mineralbildun- 
gen beider  Lokalitäten  auszuarbeiten,  weil  sich  herausstellte, 
dass  an  denselben  sehr  verwandte  chemische  Vorgänge  statt- 
gefunden haben  mussten , und  weil  ich  demnach  erwarten 
konnte,  dieselben  Mineralien,  welche  in  der  Solfatara  Vor- 
kommen, oder  doch  wenigstens  verwandte  Bildungen  unter 
den  Körpern  anzutreffen,  aus  denen  der  alte  Mann  im  Ram- 
melsberge  besteht. 

Im  Allgemeinen  hat  sich  dies  bestätigt,  aber  meine 
Beobachtungen  über  den  fraglichen  Gegenstand  sind  noch 
nicht  so  weit  gediehen,  dass  ich  es  wagen  könnte,  mich 
schon  jetzt  im  Zusammenhänge  darüber  zu  äussern.  Nur 
über  ein  Mineral  aus  den  alten  Grubenbauen  des  Rammeis- 
berges, welche  jetzt  das  unter  dem  Namen  Kupferrauch  be- 
kannte Material  zur  Herstellung  eines  unreinen  Eisenvitriols 
liefern,  über  das  Misy,  mögen  hier  einige  Bemerkungen 
folgen. 

Das  Misy  findet  sich  im  alten  Mann  des  Rammelsber- 
ges  in  mehr  oder  weniger  reinen  klumpenförmigen  Aus- 
scheidungen und  stellt  sich  theils  als  loses  Aggregat  klei- 
ner Kry stallschüppchen  von  i/2il1  Grösse,  oder  als  eine  fein- 
körnige beinahe  dichte  Masse  von  blass  schwefelgelber  bis 
citronengelber  Farbe  dar.  Bezüglich  der  Textur  könnte  man 
mehrere  Varietäten  unterscheiden,  doch  gehen  alle  in  ein- 
ander über  und  keiner  ist  alle  Krystallinität  abzusprechen. 
Hin  und  wieder  finden  sich  Knauern  von  grobschaaliger 
Zusammensetzung.  Das  deutlicher  krystallinische  Misy  zeigt 
Glas-  und  Perlmutterglanz,  und  soll  aus  geschobenen  vier- 
seitigen Tafeln  bestehen.  Nach  neulich  von  mir  angestell- 


'}  Siehe  Bd.  I.  $.  12. 


23 


ten  Beobachtungen  haben  jedoch  die  kleinen  Krystalle  nicht 
diese  Form,  sondern  sind  irregulair  Gseitige  Tafeln,  welche 
meistens  sehr  unsymmetrisch  ausgebildet  sind.  Es  war  mir 
nicht  möglich,  dieselben  mit  Grund  einem  bestimmten  Kry- 
stallsysteme  zuzuweisen,  da  ich  wegen  mangelnder  Instru- 
mente die  Winkel  nicht  bestimmen  konnte.  Aus  demselben 
Grunde  musste  eine  Untersuchung  der  durchsichtigen  bis 
durchscheinenden  Schüppchen  im  polarisirten  Lichte  unter- 
bleiben. Das  specifische  Gewicht  wurde  durch  rasches  Wie- 
gen im  Glase  mit  eingeschliffenem  Stöpsel  annähernd  zu 
2.  14  bestimmt.  Die  Härte  versuchte  ich  auf  die  Weise 
zu  bestimmen,  dass  ich  einige  Mineralien  der  Scala  mit 
weichem  Kalbleder,  an  dem  einige  Krystalle  von  Misy  haf- 
teten, rieb.  Sie  ist  demnach  ungefähr  1.  5. 

Ueber  die  chemische  Zusammensetzung  des  Misy  ist 
erst  in  neuerer  Zeit  entschieden.  Früher  nahm  man  hier 
an,  das  Misy  sei  ein  wasserhaltiges  basisch  schwefelsaures 
Eisenoxyd,  ohne  dass  diese  Ansicht  durch  irgend  eine  zu- 
verlässige Analyse  begründet  war.  Erst  später  entdeckte 
man  den  Zinkgehalt  und  die  erste  brauchbare  Analyse  des 
Minerals  lieferte  der  Chemiker  Borchers  in  Goslar.  Dieser 
zufolge  besteht  Misy  aus 

38.0  Schwefelsäure 
24.24  Eisenoxyd 
5.8  Zinkoxyd 
30.06  Wasser. 

Wäre  diese  Untersuchung  veröffentlicht,  so  hätten  die  Mi- 
neralogen gewusst,  welches  Mineral  sie  im  Misy  eigentlich 
besitzen:  so  aber  blieb  die  Thatsache  unbekannt. 

Lange  nachdem  ich  die  obige  Analyse  von  Borchers 
kannte,  las  ich  in  v.  Leonhard  u.  Bronn’ s N.  Jahrb.  für 
Mineralogie  von  1852  p.  71  eine  von  Hrn.  List  ausgeführte 
Analyse  von  Misy,  durch  die  einige  Stoffe  nachgewiesen 
waren,  welche  Borchers  nicht  angegeben  hatte,  aber  auch 
die  von  ihm  gefundenen  Körper  in  ganz  abweichenden 
Quantitätsverhältnissen.  Denn  nach  List  bestehen  100  Theile 
Misy  aus: 

42.92  Schwefelsäure 
30.06  Eisenoxyd 


24 


2.81  Magnesia 
0.32  Kali 
2.49  Zinkoxyd 
21.39  Wasser. 

Zur  Erklärung  der  nicht  unbeträchtlichen  Differenz  beider 
Analysen  könnte  man  annehmen,  dass  der  bei  dem  Ram- 
melsberger  Bergleuten  unter  dem  Namen  Misy  bekannte 
Stoff  eigentlich  zwei  Mineralspecien  umfasst  von  ähnlichem 
Aeusseren  aber  verschiedener  chemischer  Zusammensetzung, 
oder  dass  Hr.  List  einen  andern  Körper  untersucht  habe, 
der  vielleicht  durch  irgend  welche  Operationen  aus  Misy 
hergestellt  war. 

Da  es  demnach  aber  noch  immer  zweifelhaft  war,  wel- 
che von  beiden  Analysen  die  richtigere  sei,  so  wurden  vom 
Herrn  Hüttenmeister  Ahrend  und  mir  zwei  neue  Analy- 
sen sowohl  von  der  deutlich  krystallinischen  als  auch  der 
erdigen  Varietät  des  Misy  angefertigt.  Diese  ergeben  fol- 
gende Resultate: 

krystallinisch.  Misy  mehr  erdiges  Misy 


Schwefelsäure 

39.44 

38.07 

Eisenoxyd 

28.00 

26.03 

Manganoxydul 

— 

1.26 

Zinkoxyd 

2.00 

2.36 

Wasser 

30.64 

30.50 

Hieraus  folgt,  dass  beide  Modificationen  fast  gleich  zu- 
sammengesetzt sind,  und  dass  Borchers  die  Zusammenset- 
zung unseres  Minerals  am  frühesten  richtig  angegeben  hat. 
Bringt  man  die  Quantitäten  von  Schwefelsäure  und  Wasser, 
welche  das  gefundene  Zinkoxyd  zur  Bildung  von  Zinkvitriol 
bedarf  gehörigen  Orts  in  Abzug,  so  ergiebt  sich  für  den 
Rest  die  Formel 

2£e03,5S03+18H0. 

Demnach  ist  das  Misy  wirklich  ein  wasserhaltiges  basisch 
schwefelsaures  Eisenoxyd,  in  dem  die  Schwefelsäure  2i/2 
und  das  Wasser  3mal  so  viel  Sauerstoff  enthält  als  das  Ei- 
senoxyd. 

Die  hin  und  wieder  ausgesprochene  Ansicht,  dass  Misy 
ein  Zinkoxyd  - Eisenoxyd  - Alaun  sei  entbehrt  jetzt  jeder 
Stütze;  auch  scheint  das  Aeussere  dagegen  zu  sprechen, 


denn  müsste  nicht  ein  Alaun  der  octaedrischen  Gestalt  we- 
gen krystallinisch  körnig  sein? 

In  kaltem  wie  in  warmen  Wasser  ist  Misy  unlöslich; 
es  zersetzt  sich  aber  im  Wasser  und  dabei  wird  ein  zarter 
gelber  Körper  abgeschieden,  der  beim  Zusatz  von  wenig 
Salzsäure  verschwindet.  Vor  dem  Lötlirohre  verhält  sich 
Misy  fast  wie  Eisenvitriol,  indem  man  im  einseitig  geschlos- 
senen Glasrohr  sauer  reagirendes  Wasser  und  einen  rothen 
Rückstand,  welcher  Eisen-  und  Zink-Reaction  zeigt,  erhält. 

Die  oben  für  Rammeisberger  Misy  angegebene  Formel 
ist  zugleich  die  des  von  H.  R o s e analysirten  Copiapits  von 
Copiapo  in  Süd-Amerika  und  ich  wurde  durch  diese  Ueber- 
einstimmung  zu  einer  Vergleichung  der  physikalischen  Ei- 
gentümlichkeiten beider  Mineralien  geführt,  die  ich  um  so 
lieber  ausführte,  als  ich  in  Hausmanns  trefflichem  Iiand- 
buche  der  Mineralogie  sah,  dass  schon  dieser  berühmte  Mi- 
neralog  die  chemische  Verwandtschaft  beider  Stoffe  ver- 
mutet. Ich  erhielt  Resultate , welche  keinen  Zweifel  las- 
sen, dass  Copiapit  und  Misy  identisch  sind.  Der  einzige 
abweichende  Punkt  in  der  Zusammensetzung  beider  Kör- 
per liegt  darin , dass  im  Misy  Zinkoxyd  und  Manganoxydul, 
dagegen  aber  im  Copiapit  ein  in  seiner  Gesammtheit  eben 
so  beträchtlicher  Gehalt  von  Magnesia,  Kalkerde,  Thonerde 
und  Kieselerde  nachgewiesen  ist. 

Was  die  Entstehung  des  Misy  anlangt,  so  verdankt  es 
dieselbe  jedenfalls  der  Zersetzung  von  Eisenkies  auf  nassem 
Wege  und  ist  wahrscheinlich  ein  Verwitterungsprodukt  von 
Eisenvitriol,  der  zunächst  aus  dem  Kiese  entstanden  war. 

Ueber  die  Entstehung  und  Art  des  Vorkommens  vom 
Copiapit  habe  ich  mich  leider  nicht  in  gewünschter  Weise 
unterrichten  können,  nur  habe  ich  aus  Hausman  s oben  an- 
geführten Handbuche  ersehen,  dass  der  Copiapit  mit  andern 
Eisenoxydsalzen,  dem  Coquimbit  und  Stypticit  in  der  Pro- 
vinz Coquimbo  im  nördlichen  Chili  in  einem,  wahrschein- 
lich dem  Granite  angehörenden  dichten  grünen  Feldspath- 
gestein  vorkommt,  in  dem  der  Coquimbit  ^ein  mächtiges  La- 
ger zu  bilden  scheint. 

Nicht  unwahrscheinlich  ist  es,  dass  diese  Körper  durch 
vulkanische  Thätigkeit  hervorgerufen  sind  und  sich  viel- 


26 


leicht  an  den , eine  Solfatara  umschliessenden  Gesteinswän- 
den Anden,  worüber  jedoch  nur  eine  Untersuchung  an  Ort 
und  Stelle  entscheiden  kann. 

Für  Mineralien-Sammler  erlaube  ich  mir  noch  die  Be- 
merkung zu  machen,  dass  ich  gern  bereit  bin  Handstücke 
von  Misy  aus  dem  Rammeisberge  abzugeben. 


Ueber  die 

Verlheilung  der  Wärme  auf  der  Erdoberfläche.  Taf.  3.4 

von 

Ia.  Witte 

in  Aschersleben. 

1)  Bestimmung  der  mittleren  Jahrestemperatur  eines 
Ortes  aus  seiner  geographischen  Lage. 

In  ähnlicher  Weise,  wie  ich  die  mittlere  Windrichtung 
im  mittlern  und  nördlichen  Europa  graphisch  darstellte*), 
suchte  ich  auch  den  mittlern  Gang  der  Wärme  an  verschie- 
denen Orten  der  Erde  anschaulich  zu  zeigen.  Als  glückli- 
chen Zufall  muss  ich  es  betrachten,  dass  mir  anfänglich 
nur  sehr  wenig  Angaben  zu  Händen  waren,  nur  die  kleine 
Tabelle  in  Littrow’s  Kalender  für  1842,  enthaltend  die  mitt- 
leren Monatstemperaturen  von  12  unter  verschiedenen  Brei- 
tengraden liegenden  Oertern,  deren  Lage  aber  — meteo- 
rologisch genommen  — normal  zu  nennen  ist,  weil  sie  ent- 
weder den  EinAüssen  des  Meeres  in  gleichem  Maasse,  wie 
denen  des  Festlandes  ausgesetzt  sind,  oder  aber  im  Innern 
des  Continentes  liegen.  In  einer  LängenÜäche  war  nach 
den  Angaben  die  Curve  jedes  Ortes  mittelst  Ordinaten  leicht 
zu  zeichnen,  wie  es  auch  z.  B.  in  Pouillets  Lehrbuche  ge- 
schehen ist ; allein  mir  galt  es,  sie  in  einer  Kreisüäche  dar- 
zustellen, um  eine  geschlossene  Curve  zu  erhalten.  Die 
erste  dabei  entstehende  Schwierigkeit  schien  mir  die  grösste. 
Wollte  ich  nämlich  jedem  Monate  seinen  Kreissector  zu- 


j Siehe  Bd.  I.  S.  18A. 


27 


weisen,  so  musste  ich  zunächst  einen  Mittelpunkt  mit  con- 
centrischen  Kreisen  umgeben,  die  dann  mit  Temperatur- 
graden zu  bezeichnen  waren.  Welcher  Temperaturgrad  war 
nun  aber  dem  Mittelpunkte  selbst  zu  geben?  Natürlich  der 
an  der  Erdoberfläche  irgendwo  beobachtete  niedrigste.  Die- 
ser wird  gemeinlich  zu  ungefähr  — 60°  C.  angenommen. 
Dies  schien  mir  aber  ein  zu  starkes  Minimum,  und  ich 
setzte  auf  gut  Glück  dafür  den  Gefrierpunkt  des  Quecksil- 
bers, — 40°  C.,  bezeichnete  danach  die  Grade,  trug  die  An- 
gaben in  das  Netz  ein  und  zog  dann  die  Curve,  die  sich 
für  die  meisten  Oerter  als  Kreis,  für  andere  als  Ellipse  dar- 
stellte. Das  war  allerdings  vorerst  eine  reine  Annahme,  in- 
dessen hat  sich  mir  im  Verfolg  meiner  Zeichnungen  und 
Berechnungen  als  ziemlich  gewiss  herausgestellt,  dass  ge- 
rade — 40°  C.  das  Minimum  der  Wärme  an  der  Erdoberflä- 
che sein  möchte  und  werde  ich  an  späterem  Orte  die  Ur- 
sache der  im  hohen  Norden  öfters  einfallenden  noch  weit 
niedrigem  Temperatur  nachzuweisen  suchen,  sowie  ich  auch 
die  Ursache  der  Unregelmässigkeiten  mancher  Curven,  wo 
nämlich  die  beobachteten  und  berechneten  mittleren  Mo- 
natstemperaturen nicht  genau  in  die  Peripherie  des  Kreises 
oder  der  Ellipse  fallen,  zu  zeigen  im  Stande  sein  werde. 
Sonach  wage  ich  denn  ohne  Weiteres  den  Satz  aufzustellen: 
„Der  mittlere  Gang  der  Wärme  (in  einer  hin- 
reichend grossen  Jahresreihe)  beschreibt  für 
jeden  Ort  um  einen  Mittelpunkt  von  — 40°  C. 
eine  (excentrische)  Curve.“ 

Auf  Taf.  3.  sind  die  Temperaturcurven  von  sechs  Oer- 
tern  dargestellt,  von  denen  drei  am  Meere  oder  doch  nicht 
sehr  weit  davon  gelegen  und  somit  ebensowohl  den  Ein- 
wirkungen des  Wassers  wie  des  Landes  blossgestellt  sind, 
also  mittlere  Lage  haben,  während  die  übrigen  drei  rein 
continentale  sind.  Die  Curven  der  ersten : Abo , Paris 
und  Palermo,  sind  Kreise,  die  der  letztem : Berlin,  Moskau 
und  Barnaul,  sind  Ellipsen.  Da  sich  dieser  Unterschied 
überall  zeigt,  so  stellt  sich  der  zwreite  Satz  von  selbst  auf: 
„Für  Orte  von  mittlerer  Lage  ist  die  Tempe- 
raturcurve  einKreis,  für  solchevon  continen- 
taler  eine  Eil ip  se,  “ 


28 


Ist  für  die  Orte  von  mittlerer  Lage  die  Temperatur- 
curve  ein  Kreis,  so  leuchtet  es  ein,  dass  die  von  continen- 
taler  eine  längliche  Curve  haben  müssen,  weil  das  Land 
die  Sonnenwärme  besser  absorbirt  und  ausstrahlt,  als  das 
Meer.  Da  nämlich  das  Land  gegen  den  Winter  die  im 
Sommer  erhaltene  Wärme  schneller  ausstrahlt,  so  muss  die 
Curve  sich  auch  schneller  einbiegen,  und  die  fortdauernde 
Abgabe  der  Wärme  an  die  meist  wolkenlose  Atmosphäre 
wird  im  Winter  auf  lange  hin  den  niedrigen  Wärmegrad  er- 
halten, bis  endlich  die  mittlere  Jahrestemperatur  wieder  er- 
reicht ist,  wo  dann  durch  die  grössere  Wärmeverschluckungs- 
fähigkeit des  Bodens  die  Temperatur  schnell  erhöht  und  wie- 
derum lange  Zeit  hindurch  auf  hohen  Graden  erhalten  wird, 
bis  sie  zu  der  mittlern  Jahrestemperatur  herabsinkt.  Bin- 
nenländer haben  also  lange,  kalte  Winter  und  lange,  heisse 
Sommer,  aber  kurze  Frühlinge  und  Herbste.  Liegen  solche 
Gegenden  zudem  weit  nördlich,  so  tragen  zu  dieser  Erschei- 
nung auch  die  langen  Sommertage  und  langen  Winternächte 
wesentlich  bei.  Die  Temperaturcurven  der  letztem  Orter 
zeigen  dies  sehr  deutlich. 

Ein  dritter  Satz,  der  sich  aus  der  Zeichnung  ebenfalls 
sogleich  ergiebt , ist : 

„Der  Radius  des  Temperaturkreises  und  die 
mittlere  Proportionale  zwischen  der  halben 
grossen  und  halben  kleinen  Achse  der  Tempe- 
raturellipse bestimmen  die  mittlere  Jahres- 
temperatur, und  wenn  man  beide  vom  Mittel- 
puncte  des  Gradnetzes  nach  der  Peripherie 
der  Curven  legt,  da,  wo  ihr  Endpunct  diese 
trifft,  die  beiden  Tage  der  mittlern  Jahres- 
räume.“ 

Dieser  Satz,  der  bei  vielen  Curven  genau  zutrifft,  stellt 
sich  mir  indessen,  nachdem  ich  70  und  einige  Curven  gezo- 
gen habe,  nur  als  nahehin  richtig  dar,  da  bei  einigen  die 
berechnete  mittlere  Temperatur  merklich  abweicht,  und  da 
ich  keinen  Grund  habe,  die  Richtigkeit  der  Berechnung  der 
mittleren  Jahrestemperatur,  als  welche  man  das  arithmeti- 
sche Mittel  aus  sämmtlichen  täglichen  Mitteln  annimmt,  in 


29 


Zweifel  zu  ziehen  — obwohl  es  auch  Kämtz  für  ungenau 
hält  — so  stelle  ich  diesen  Satz  selbst  als  noch  fraglich 
hin.  Es  wäre  jedoch  leicht  möglich,  dass  eine  geringe  Aen- 
derung  der  Curveneleirente,  die  freilich  durch  lange  und 
genaue  Beobachtung  sich  bestätigen  müsste,  diesen  Satz 
dennoch  als  geltend  erscheinen  liesse.  Ich  darf  bei  dieser 
Vermuthung  wohl  an  zwei  Aussprüche  Humboldt’ s erinnern. 
Er  sagt : „Die  physische  Geographie  hat  ihre  numerischen 

Elemente  wie  das  Weltensystem,  und  wir  werden  in  der 
Kenntniss  dieser  Elemente  in  dem  Maasse  fortschreiten,  als 
wir  die  Thatsachen  besser  benutzen  lernen,  und  in  ihnen  die 
allgemeinen  Gesetze  mitten  in  dem  Zusammenwirken  der 
partiellen  Störungen  zu  erkennen.“  Und  an  einem  andern 
Orte : „Pour  decouvrir  les  lois  de  la  nature,  il  faut,  avant 

d’examiner  les  causes  des  perturbations  locales , connaitre 
l’etat  moyen  de  l'atmosphere  et  le  type  constant  de  ses  va- 
riations.“  Bilde  ich  mir  nun  auch  nicht  ein,  bei  schlichter 
Betrachtung  der  Wärmeverhältnisse  der  Erdoberfläche  diese 
Elemente  sofort  gefunden  zu  haben,  so  ermuthigen  mich 
doch  diese  Worte,  obige  einfachen  Sätze  aufzustellen,  eben 
weil  sie  einfach  sind  wie  alle  Naturgesetze.  Sollten  auch 
längere  und  genauere  Beobachtungen,  an  denen  es  mir  ins- 
besondere sehr  fehlt,  nicht  alle  Anomalien  fortschaffen,  oder 
— wo  diese  bleibend  sind  — erklären  , so  wäre  es  doch 
möglich,  dass  die  einfachere  Formel  der  Wahrheit  näher 
läge,  als  die  complicirtere,  wenn  diese  auch  für  jetzt  noch 
zutreffendere  Resultate  lieferte.  Die  excentrischen  Kreise 
des  Copernicus  gaben  auch  ungenauere  Bestimmungen,  als 
die  alten  Epicykeln.  Ich  würde  den  berührten  Vergleich 
nicht  wiederholen,  wenn  ich  nicht  bei  Vergleichung  der  vie- 
len Curven  auf  einen  vierten  Satz  gekommen  wäre,  der  al- 
len Beobachtungen  Einheit  zu  geben  und  die  weiteste  An- 
wendung zu  gestatten  scheint. 

Bevor  ich  indessen  diesen  Satz  aufstelle , theile  ich 
die  Formeln  mit,  nach  denen  man  die  mittlere  Jahrestem- 
peratur eines  Ortes  und  die  mittlere  Temperatur  der  ein- 
zelnen Monate  berechnet.  Zur  Bestimmung  der  mittlem 
Temperatur  hat  man  mehrere  Formeln. 


30 


1.  Die  Mayersche  Formel.  Die  mittlere  Temperatur  ei- 
nes Ortes  (t)  ist  gleich  a — b sin2  der  Breite,  wonach 
die  Temperatur  des  Aequators  = 28°, 9 und  die  des 
Poles  = - 0°,5  C. 

2.  Die  d’Aubuissonschen  Formel.  t=  28°  cos2  der  Breite 
und  t = 31°  cos9/*  der  Breite,  wonach  der  Pol=0°. 

3.  Die  Schmidtsche  Formel,  t = a -f-  b sin.  der  Breite 
+ c.  cos  der  doppelten  Breite,  wonach  die  Tempera- 
tur des  Aequators  = 30°, 8,  die  des  Poles  = — 3°,46C. 

4.  Kämtz  empfiehlt  die  Formel:  t = a + b.  cos2  der 

Breite,  wonach  er  die  Temperatur  des  Aequators  am 
atlantischen  Oceane  = 27°, 74,  die  des  Poles  = — 4° 
findet. 

In  allen  4 Formeln  sind  a und  b aus  Beobachtungen 
zu  findende  Constanten  und  gelten  nur  für  nicht  zu  weite 
Erdräume.  Kämtz  bezeichnet  sie  sämmtlich  als  nicht  ganz 
naturgemäss,  weil  sie  aus  dem  Erwärmungsgesetze  herge- 
leitet sind  und  voraussetzen  , dass  die  mittlere  tägliche 
Wärme  zur  Zeit  der  Culmination  der  Sonne  Statt  finde. 

Die  mittlere  Temperatur  der  einzelnen  Monate  zu  be- 
rechnen schlägt  Kämtz  folgendes  Verfahren  und  nachste- 
hende Formel  vor.  „Wir  geben  jedem  Monate  eine  gleiche 
Länge  von  30  Tagen  und  denken  uns  das  Jahr  als  einen 
Kreis,  in  welchem  wir  Polarcoordinaten  ziehen,  einem  je- 
den Monat  gehört  dann  ein  Bogen  von  30°;  bezeichnet  Tn 
die  dem  nten  Monat  entsprechende  Temperatur,  den  An- 
fangspunct  des  Jahres  vom  löten  Januar  an  gerechnet,  ist 

t die  mittlere  Wärme  des  Jahres,  und  sind  u',  u",  u"' 

constante  durch  die  Beobachtung  zu  bestimmende  Coeffi- 
cienten,  und  v',  v",  v'" — eben  solche  Winkel,  so  können 
wir  annehmen,  es  sei 

Tn=t-f-u/  sin  (n. 30°  +v')  + u"  sin  (n.60°+v") 
+u"'sin  (n.90°  + v"/)  + ... 

In  dieser  Formel  ist  u'  die  halbe  Differenz  des  wärm- 
sten nnd  des  kältesten  Monats,  u"  etwa  i/30  desselben,  v' 
ein  Hülfswinkel,  der  an  verschiedenen  Orten  zwischen  245° 
bis  252°  schwankt,  und  v"  ein  gleicher  Hülfswinkel,  schwan- 
kend zwischen  313°  bis  404°;  u'"  und  v'"  geben  zu  ge- 
ringe Grössen  und  können  daher  wegfallen, 


31 


Bestimmt  man  z.B.  diese  Constanten  für  Paris,  so  er- 
giebt  sich  für  diesen  Ort  die  Formel: 

Tn  = 10°, 7955  -f*  8°, 044.  sin  (n  30° + 251°, 13) 

+ 0°,7728.  sin  (n  60° + 314°, 31) 
mit  dem  wahrscheinlichen  Fehler  von  0°,209. 

Wie  in  allen  diesen  Formeln  gemäss  dem  Erwärmungs- 
gesetze der  sin.  der  Breite  benutzt  ist,  so  suchte  ich  auch 
nach  Annahme  des  Mittelpunktes  von  — 40°  C.  mit  ihm 
eine  durchgreifende  Formel  zunächst  zur  Bestimmung  der 
mittlern  Jahrestemperatur  zu  finden,  allein  vergeblich.  Da 
multiplicirte  ich  die  Breite  selber  mit  dem  Quadrate  des 
Radius  — bei  den  Ellipsen  mit  der  mittlern  Proportionale 
zwischen  den  halben  Achsen  — und  erhielt  so  für  alle  Oer- 
ter  nicht  allzuweit  auseinandergellende  Grössen.  Wären 
diese  Differenzen,  so  schloss  ich,  als  durch  andere  Ursachen 
oder  locale  Verhältnisse  bedingt,  nachzuweisen,  so  wäre  es 
Gesetz,  dass  sich  die  Quadrate  der  Radien  (oder  der  mitt- 
lern Temperaturen)  umgekehrt  zu  einander  verhielten,  wie 
die  Breiten  der  Oerter,  denen  die  Curven  zugehören.  Aus 
dieser  Annahme  würde  sich  dann  natürlich  der  Satz  er- 
geben : 

„Die  Flächen  der  Temperaturen  verschiede- 
ner Orte  verhalten  sich  umgekehrt  zu  einan- 
der wie  die  Breiten  dieser  Orte.“ 

Bestätigt  sich  dieser  einfache  Satz,  so  ist  mit  Beseiti- 
gung aller  Differenzen  in  den  Produkten  nur  eine  der  bei- 

Aa 

den  Constanten  r2  X Breite  (für  die  Ellipse:  — X Breite) 

4 

Aa 

oder  r2  Tr  X Breite  (für  die  Ellipse  — . n X Breite)  zu  be- 
stimmen, um  mittelst  der  Formel •*[  Const-  bei  Kreisen  den 

y Breite 

Radius  (die  mittlere  Temperatur)  und  bei  Ellipsen  die  mitt- 
lern Proportionale  zwischen  beiden  halben  Achsen  zu  er- 
halten. Aber  wie  sind  diese  Constanten  zu  finden  ? — 
Ohne  Zweifel  müssen  die  Produkte  bei  sehr  normal  liegen- 
den Oertern  sie  nahezu  angeben , auch  müssen  sie  dem 
Mittel  aus  allen  Produkten  fast  gleich  sein.  Ich  habe  als 


32 


solche  gefunden  und  gesetzt  die  Zahlen  125663  als  ein 
40000  faches  von  n und  394784  als  ein  Gleichvielfaches  von 
n2,  welche  letztere  Zahl  man  natürlich  bei  Berechnungen 
als  unbequemer  ausser  Acht  lassen  wird. 


Wollte  man  danach  z.  B.  den  r der  Temperaturkreise 
von  Abo  , Paris  und  Palermo , Oertern  unter  den  verscliie 
densten  Breitengraden,  bestimmen,  so  wäre  für 


Abo  nnt.  60°, 45  Br 

Log.  (1.  Const.  5.0992099 
Log.  d.  Br.  1.7813963 

. Paris  48°, 837 

5.0992099 

1.6887490 

Palermo  38°, 11 2 

5.0992099 

1.5810617 

3.3178136 

3.4104609 

3.5181482 

1.6589068 

1.7052304 

1.7590741 

45°, 594 

50°,  726 

57°, 421 

r nach  d.  Zeichnung  = 45°, 6 

51° 

56°, 9 

t nach  Beobachtung  = -f-4°,61 

+10°, 81 

-f- 16°, 77  d Kämtz 

-f- 17°, 2 n.  Mahlm. 


Obwohl  bei  diesen  3 Oertern  starke  Abweichungen 
hervortreten,  so  wird  durch  diese  das  Gesetz  doch  nicht 
zweifelhaft,  da  sie  Wirkungen  anderer  Ereignisse  sind,  die 
weiter  unten  in  Betracht  und  Berechnung  gezogen  werden 
sollen. 

Indessen  muss  ich  dieses  Gesetz  sofort  in  einer  an- 
dern Richtung  beschränken.  Es  gestattet  nämlich  in  nie- 
dern  und  in  höchsten  Breiten  keine  Anwendung , sondern 
nur  von  34°, 4 bis  66°, 5.  Betrachtet  man  diese  Gegenden 
in  Bezug  auf  ihr  eigentliches  Klima,  welches  durch  den  Nie- 
derschlag bestimmt  wird,  so  sieht  man,  dass  sie  die  Gürtel 
des  Winterregens  (30°  — 45°)  und  des  anhaltenden  Regens 
oder  des  veränderlichen  Niederschlages  (45° — 70°)  bilden, 
öder  dass  es  die  Gegenden  sind,  in  denen  die  vier  Jahres- 
zeiten vollkommen  hervortreten  , während  in  niedern  und 
höchsten  Breiten  nur  Sommer  und  Winter  abwechseln. 
Bass  das  Gesetz  nicht  bis  zu  den  äussern  Gränzen  dieser 
Gürtel  hin  Statt  hat,  scheint  mir  natürlichen  Grund  zu  ha- 
ben. Südlich  34°  fällt  nämlich  nur  sehr  wenig  Regen,  so 
dass  die  Gegend  von  30°  bis  34°  kaum  zuni  Gürtel  des  Win- 
terregens gerechnet  werden  kann,  und  nördlich  von  67°  ma- 
chen sich  andere  Einflüsse  geltend,  die  die  Temperatur  her- 


33 


ab  drücken  und  die  später  in  Betracht  kommen  sollen.  Con- 
struirt  man  nun,  wie  Taf.  4 geschehen,  nach  dem  Gesetze 
in  einem  Gradnetze,  dessen  Mittelpunkt  — 40°  C.  ist,  die 
Linie  der  mittlern  Temperatur  der  verschiedenen  Breiten, 
so  ist  die  entstehende  algebraische  Linie  von  34°, 4 bis  66°, 5 
(ao)  ohne  merklichen  Fehler  dem  Stücke  eines  Kreises 
gleich  zu  erachten,  dessen  Radius  139°  beträgt,  und  diese 
Linie  bezeichnet  also  für  Breiten  innerhalb  dieser  Gränzen 
genau  die  mittlere  Temperatur  (t).  Für  niedrigere  Breiten 
entsteht  nach  derselben  Formel  eine  der  graden  nahe  kom- 
mende Linie  b a,  die  augenscheinlich  nicht  die  mittlere  Term 
peratur  angeben  kann;  für  die  höchsten  Breiten  aber  kommt 
die  Linie  od  dem  Stücke  eines  Kreises  nahe  gleich,  dessen 
r 50°, *2  beträgt.  (Wird  dieser  r nach  ao  gelegt,  so  trifft  er 
diese  in  50c2).  Die  letztere  Linie  zeigt  jedoch  ebensowe- 
nig die  mittlere  Temperatur  der  höchsten  Breiten , wie  die 
erstere  die  der  niedrigem  , und  hat  somit  die  obige  Regel 
nur  für  die  mittlern  Breiten  (von  34°, 4 — 66°, 5)  vollkommene 
Gültigkeit.  Diese  Erscheinung  kann  aber  um  so  weniger 
befremden  , da  sowohl  in  den  tropischen , als  in  den  arkti- 
schen Gegenden  durchaus  andere  Witterungsverhältnisse 
obwalten,  die  zunächst  durch  den  Stand  der  Sonne  bedingt 
werden.  Da  diese  nämlich  schon  unter  23°  ins  Zenith 
kommt , so  muss  das  Maximum  der  mittlern  Temperatur 
nicht  sehr  fern  von  dieser  Breite  sein,  wenigstens  muss  die 
Wärme  nach  dem  Aequator  zu  nicht  im  gleichen  Verhält- 
nisse zunehmen  können  , und  da  sie  unter  67°  schon  wo- 
chenlang nie  auf-  und  untergeht,  so  müssen,  auch  im  hohen 
Norden  Ursachen  entstehen,  die  eine  bedeutende  Abweichung 
erzeugen.  Leider  haben  wir  aus  beiden  Regionen  nicht  hin- 
reichende Beobachtungen  , um  daraus  die  mittlern  Tempe- 
raturen mit  einiger  Sicherheit  zu  bestimmen,  und  können 
sonach  beide  Linien  nur  als  annähernd  richtig  angesehen 
werden. 

Betrachten  wir  zunächst  die  Linie  der  mittlern  Tem- 
peraturen, wie  sie  in  den  höchsten  Breiten  beobachtet  sind, 
ou,  so  fällt  diese  bedeutend  unter  die  nach  der  Formel  be- 
rechnete od  herab  und  geht  über  den  Pol  (90°)  hinaus, 
weil  die  Kältepole  der  Erde  über  den  beiden  Continenten 

3 


34 


der  Ost-  und  Westhalbe  der  Erde  in  etwa  70°  = 110°  lie- 
gen, ein  Umstand,  der  die  mittlere  Temperatur  in  Mitten 

dieser  Continente  ungeheuer  herabdrückt,  der  aber  hier  vor- 
erst ausser  Betracht  bleiben  kann,  weil  die  Bestimmung  der 
Linie  der  mittlern  Temperatur  sich  zunächst  auf  Beobach- 
tungen im  westlichen  und  mittlern  Europa  gründet.  Die 
Linie  ou  erscheint  nun  aber  auf  Taf.  4 als  ein  Kreisbogen, 
dessen  Centrum  c in  42°  der  Breite  und  in  21°, 8 der  Tem- 
peratur liegt,  und  dessen  r (co)  = 25°, 6 ist.  Es  ist  zu- 
gleich J/2  (Ac  + co ) = 23°,  7,  also  nahe  die  halbe  Breite 

der  kalten  Zone,  was  mir  für  die  Richtigkeit  der  Linie  zu 
sprechen  scheint. 


Nach  solchen  Annahmen  liesse  sich  für  jede  Breite 
in  der  kalten  Zone  die  mittlere  Temperatur  leicht  berech- 
nen, da  Ac,  r und  der  < bei  A bekannt  sind.  Man  sucht 
zunächst  den  Ac  gegenüberstehenden  < , dann  den  < bei 
c und  zuletzt  die  diesem  < gegenüberstehende  Seite  des 
Dreiecks,  die  dann  die  mittlere  Temperatur  anzeigt.  Wollte 
man  z.  B.  die  mittlere  Temperatur  von  80°  (1)  suchen, 
so  ist 


25°, 6 : 21°, 8 = sin  (80°  — 42°) : sin  1, 

also  sin  1 21,8  * ^ln  38°  = 31°37' ; 

25,(5 

dann  ist  < c = 180°  — (38°  + 31°37')  = 110°23', 
und  endlich,  da  sin  1 : sin  o = Ac : Al, 

so  ist  Al  = Sln  110O28'o*  21,8  = 38°, 978  d.  i.  — 10,02‘2  C. 
sm  31°37 


Nimmt  man  den  asiatischen  Kältepol  unter  dem  70sten 

Grade  an,  so  würde  nach  dieser  Berechnung, 

. 21,8  X sin  68°  KOOO/ 

da  sm  1 — - — = 52°8 


und  < c 
seine  mittl.  Temp.  od.  Al 


25,6 

180°  — (68°  + 52°8/)  = 59°52\ 
sin  59°52'  x21,8 


sin  52°8‘ 
16°,  12  C.  sein. 


23°, 88  d.  i.  — 


Nach  Brewster  beträgt  dieselbe  freilich  — 17°, 2 C., 
indessen  wird  sich  späterhin  zeigen,  worin  die  Differenz 
von  1°,08  wahrscheinlich  begründet  ist.  Wenn  nun  auch 


35 


das  Gesetz,  dass  die  Flächen  der  Temperaturcurven  sich 
umgekehrt  zu  einander  verhalten  wie  die  Breiten  für  die 
arktischen  Gegenden , die  — klimatisch  betrachtet  — die 
Regionen  des  ewigen  Schnees  sind,  keine  Anwendung  fin- 
det, so  lässt  sich  doch  in  obiger  Weise  für  Orte  dieser  kal- 
ten Zone  (d.  i.  der  nördlichen)  die  mittlere  Temperatur  be- 
rechnen. Jedoch  muss  hierbei  für  Orte  von  rein  continen- 
taler  Lage  ausserdem  der  bedeutende  Einfluss  des  Kältepo- 
les in  Anrechnung  gebracht  werden,  der  aber  ebenfalls  erst 
späterhin  in  nähere  Betrachtung  gezogen  werden  kann. 

In  ganz  ähnlicher  Weise  lässt  sich  auch  die  mittlere 
Temperatur  in  den  tropischen  Gegenden  bestimmen,  die 
den  Klimagürtel  der  Sommerregen  (von  0°  — 15°)  und  den 
regenlosen  Wüstengürtel  (von  15° — 30°)  umfassen.  Für 
Orte  zwischen  13°, 3 und  34°, 4 zeigt  nämlich  der  Kreisbo- 
gen ea  die  mittlere  Temperatur,  dessen  r (c'e  und  c'a)  eben- 
so wrie  bei  dem  oben  bezeichneten  der  arktischen  Gegenden 
gleich  25°, 6 ist,  und  dessen  Centrum  (c')  in  13°, 3 der  Breite 
und  in  43°, 2 der  Temperatur  liegt. 

Ebenso  wie  oben  ist  auch  hier  */2  (Ac'  + c'e)  = 34°, 4 
und  desgleichen  wie  oben  ist  hier  Ac',  r und  der  < bei  A 
bekannt , und  kann  somit  für  jede  Breite  in  dieser  Region 
die  mittlere  Temperatur  in  gleicher  Weise  berechnet  wer- 
den. Sucht  man  z.  B.  die  mittlere  Temperatur  von  Abusher 
unter  28°,15'  N.,  so  ist, 

, . „ 43,2  X sin  14°57'  (d.  i.  28°15'  — 13°18')  OMMQ/q n" 

da  sm  1'  — — ! — =25u48  3U  , 

25,(3 

und  < c4  = 180°  — (14°57'  + 25°48'30")  = 139°14'30" 


und  Al'  = Sln  139 43’2  = 64°’794  AA'  24°>794C-> 
sm  25°48  30 

dieses  also  die  berechnete  mittlere  Temperatur  des  Ortes. 
Die  beobachtete  ist  nach  Kämtz  25°, 03  d.  i.  65°, 03 , also 
um  0°,236  höher  und  zwar  in  Folge  örtlicher  Einwirkungen. 
Für  Kenneh  in  Aegypten  unter  26°15'  beträgt  die  also  be- 
rechnete mittlere  Temperatur  65°, 794,  die  beobachtete  66°, 5, 
und  für  Kairo  unter  30°2'21"  die  erstere  63°, 74,  die  letztere 
62°,  12.  Dort  ist  sie  aus  örtlichen  Einflüssen  um  0°,706  hö- 
her, hier  um  1°,62  niedriger.  Kenneh  liegt  nämlich  mehr 
durch  Gebirge  geschützt  und  hat  etwas  Regen , Kairo  aber 

3* 


36 


ist  den  vom  Mittelmeer  herwehenden  kälteren  Nordwinden 
ausgesetzt  und  hat  keinen  Regen , und  Wind  und  Regen 
sind,  wie  sich  später  zeigen  wird,  die  Hauptursachen  einer 
niedrigem  oder  hohem  Temperatur,  als  der  normalen. 

Wenn  schon  oben  als  Hauptursache  der  langsamem 
Wärmezunahme  in  dieser  Region  der  Stand  der  Sonne  an- 
geführt wurde , so  sind  nun  als  weitere  Ursachen  im  Wü- 
stengürtel der  gänzliche  Regenmangel  und  zwischen  23° 
und  34°, 4 die  vorherrschenden  Nordwinde  zu  nennen,  und 
diese  3 Ursachen  bedingen  das  schnelle  Herabsinken  der 
Linie  der  mittleren  Temperaturen. 

Noch  bleibt  endlich  der  innere  Gürtel  der  Tropen  zu 
betrachten , die  Gegenden  zwischen  dem  Aequator  und 
13°, 3 N.  Hier  scheint  die  mittlere  Temperatur  im  Allge- 
meinen constant  zu  sein  und  etwa  68°, 8 zu  betragen,  wie 
sie  denn  auch  in  der  That  in  Kouka  (Bornu)  unter  12°11'N. 
zu  28°, 68  d.i.  68°, 68  beobachtetest.  Die  mittlere  Tempe- 
ratur des  Wärmeäquators  ist  auch , wto  nicht  örtliche  Ein- 
flüsse zu  stark  einwirken , wie  an  der  Küste  von  Guyana 
(wo  sie  25°, 5)  und  auch  wohl  im  Busen  von  Guinea  (wo 
sie  27°)  und  im  Golfe  von  Panama  (wo  sie  27°, 2),  überall 
zwischen  27°, 4 und  30°,2  beobachtet,  was  für  ihn  ein  Mittel 
von  28°, 8 d.  i.  68°, 8 giebt. 

Dass  aber  diese  normale  mittlere  Temperatur  für  sol- 
chen breiten  Gürtel  constant  sei,  scheint  sehr  möglich,  weil 
eben  der  Wärmeäquator  im  karaibischen  Meere  mit  28°, 6 
mittlere  Temperatur  und  im  persischen  Meere  und  in  Vor- 
derindien mit  29°, 6 mittlere  Temperatur  gerade  bis  13°, 3 N. 
hinaufsteigt,  sowie  er  auch  bei  Java  mit  30°, 2 mittlere  Tem- 
peratur bis  8°  S.  fällt.  Aus  den  mir  vorliegenden  Beobach- 
tungen entnehme  ich  wenigstens  soviel  mit  vieler  Wahr- 
scheinlichkeit, dass  sich  innerhalb  dieser  Klimazone  die  mitt- 
lere Temperatur  zwischen  25°  und  30°  hält,  dass  sie  ferner 
unabhängig  von  der  Breite  ist  und  dass  sie  endlich  da  am 
höchsten,  wo  der  tropische  Niederschlag  am  stärksten  ist, 
wie  z.B.  in  den  eben  bezeichneten  Gegenden,  woraus  dann 
folgt,  dass  die  mittlere  Temperatur  der  Orte  dieser  Zone 
rein  abhängt  von  ihrer  Lage  gegen  Wind  und  Meer  und 
gegen  Gebirg  und  Ebene.  Passate  und  Moussons,  Wind- 


37 


stillen  und  Stürme  mit  Gewitterregen  sind  hier  die  für  je- 
des Land  besonders  in  Anrechnung  zu  bringenden  Poten- 
zen, da  ihr  Erscheinen  und  ihre  Wirkungen  in  nicht  gerin- 
gem Maasse  durch  die  Bodenbildung  der  Länder  und  ihre 
Lage  zu  einander  und  zu  den  Oceanen  bedingt  ist.  Haupt- 
sächlich schliesst  dieser  Gürtel  die  Region  der  Calmen  oder 
Windstillen  mit  täglichen  Gewitterstürmen  ein , und  die 
nördlichen  Gränzen  beider  fallen  nahe  in  einander.  Die 
Nordgränze  des  Klimagürtels  ist  nämlich  13°, 3 , die  Nord- 
gränze  der  Calmen  im  Sommer  12°  N.  Sonach  dürfte  es 
denn  gestattet  sein,  für  diesen  Gürtel,  wo  entweder  Regen- 
zeit (Sommer)  mit  trockner  Jahreszeit  (Winter)  wechselt, 
oder  wo  (in  den  Calmen)  täglich  Regen  und  heisser  Son- 
nenschein einfällt,  die  mittlere  Temperatur  zu  68°, 8 d.  i. 
28°, 8 C.  anzunehmen,  wie  sie  denn  auch  Taf.  2 durch  den 
Bogen  ie,  dessen  r (A,i)  = 68°, 8 dargestellt  ist. 

Ueberblickt  man  nochmals  das  Gesagte,  so  sieht  man, 
dass  auf  der  Nordhalbe  der  Erde  ähnlich  den  drei  mathe- 
matischen Zonen  — der  heissen,  gemässigten  und  kalten  — 
auch  drei  Wärmezonen  vorhanden  sind:  die  tropische,  die 
mittlere  und  die  arktische,  von  denen  wiederum  in  anderer 
Beziehung  noch  die  drei  klimatischen  zu  unterscheiden  sein 
würden : die  Zone  des  Regens,  die  Zone  des  veränderlichen 
Niederschlages  und  die  Zone  des  ewigen  Schnees.  Bei  Be- 
stimmung der  mathematischen  Zone  kommt  lediglich  der 
Stand  der  Sonne  in  Betracht,  bei  der  der  Wärmezonen  aus- 
serdem die  Vertheilung  der  Wasser-  und  Landmassen  auf 
der  Erdoberfläche,  und  bei  derjenigen  der  klimatischen  noch 
dazu  die  Strömungen  in  Luft  und  Meer.  Da  letztere  aber 
hauptsächlich  Wirkungen  der  erstem  Verhältnisse  sind,  so 
fallen  auch  die  klimatischen  Zonen  mehr  oder  weniger  ge- 
nau mit  denen  der  Wärme  zusammen,  nicht  aber  diese  mit 
den  mathematischen.  Die  heisse  Zone  geht  bis  23°, 5,  die 
tropische  hingegen  bis  34°, 4 ; die  kalte  Zone  geht  bis  66°, 5 
herab  , die  arktische  im  Innern  Asiens  und  Amerikas  viel 
tiefer. 

Die  tropische  Wärmezone  zerfiel  in  Betracht  der  mitt- 
lern  Temperatur  wieder  in  zwei  Theile,  in  eine  innere  vom 
Aequator  bis  13°, 3 und  eine  äussere  von  13°, 3 bis  34°, 4. 


38 


In  der  innern  tropischen  Wärmezone  bewirkt  der  Stand  der 
Sonne , da  er  für  alle  ihre  Breiten  nahezu  der  gleiche  ist, 
wenn  auch  verschieden  oder  entgegengesetzt  nach  den  Jah- 
reszeiten, keine  merkliche  Aenderung  der  jährlichen  mitt- 
lern  Temperatur,  und  da  hier  auch  die  Luftströmungen  re- 
gelmässig sind  , wenn  auch  in  manchen  Gegenden  zu  den 
verschiedenen  Jahreszeiten  in  entgegengesetzten  Richtun- 
gen, so  scheint  hier  aus  diesen  Ursachen  die  mittlere  Jah- 
restemperatur im  Allgemeinen  constant  zu  sein,  und  steigt 
sie  über  dieses  Mittel  nur  da,  wo  die  Bodenbildung  und 
die  Configuration  der  Land-  und  Wassermassen  den  norma- 
len Niederschlag,  der  hier  dreifach  grösser  ist,  als  in  Nord- 
deutschland , noch  bedeutend  vermehren  , und  fällt  sie  da 
unter  dieses  Mittel , wo  eben  diese  Umstände  den  Nieder- 
schlag beträchtlich  vermindern.  Sonach  ist  denn  für  diese 
Zone  eine  Formel  zur  Berechnung  der  mittlern  Temperatur 
nach  den  Breiten  nicht  aufzustellen. 

In  der  äussern  tropischen  Wärmezone  ist  aber  der 
Einfluss  des  Standes  der  Sonne  schon  beträchtlich,  und  wie- 
wohl hier  noch  constante  oder  periodische  Luftströmungen 
herrschen,  so  ist  doch  schon  eine  Aenderung  der  mittlern 
Temperatur  nach  der  Breite  nothwendige  Folge  des  erstem 
Umstandes,  und  dieselbe  also  nach  einer  Formel  zu  be- 
stimmen. 

Ganz  ähnlich  ist  es  in  der  arktischen  Wärmezone,  nur 
dass  hier  noch  dazu  die  Yertheilung  der  Land  - und  Was- 
sermassen ihren  ganzen  Einfluss  zeigt,  so  dass  zwei  Kälte- 
pole entstehen,  die  vom  Erdpole  weit  abliegen.  Die  Ein- 
wirkungen der  Continente  und  der  Oceane  veranlassen  hier 
also  eine  starke  Correction  der  nach  der  Formel  gefunde- 
nen mittleren  Temperaturen , und  können  diese  mithin  nur 
zutreffend  sein  für  Orte  von  mittlerer  Lage,  d.  h.  für  solche, 
die  den  Einflüssen  des  Landes  nicht  mehr  ausgesetzt  sind, 
als  denen  des  Meeres. 

In  der  mittlern  Wärmezone  endlich  scheinen  alle  die 
Wärme  bedingenden  Ursachen  in  vollem  Gleichgewichte  zu 
stehen.  Der  Stand  der  Sonne  ist  nach  den  Jahreszeiten 
höchst  verschieden,  die  Luftströmungen  sind  sehr  veränder- 
lich, und  Land  und  Wasser  (besonders  in  Europa)  ziemlich 


39 


gleich  vertheilt.  In  solchen  Gegenden  muss  denn  auch  na- 
türlich das  allgemeine  Gesetz  der  Wärmevertheilung  auf  der 
Erdoberfläche  am  entschiedensten  und  deutlichsten  zur  Er- 
scheinung kommen  und  Geltung  zeigen,  und  die  mittlere 
Temperatur  sich  nach  der  einfachsten  Formel  bestimmen 
lassen.  Gegen  die  Mitte  der  grossen  Continente  und  der 
Oceane  erleiden  indessen  die  danach  gefundenen  Grössen 
ebenso  eine  — wenn  auch  geringere  — Correction  wie  in 
der  arktischen  Zone. 

Die  Berechnung  der  Grösse  dieser  Correctionen  lässt 
sich  jedoch  erst  dann  angeben,  wenn  die  letzten  Elemente 
der  Temperaturcurven,  nämlich  die  Lage  des  Centrums  und 
bei  den  Ellipsen  auch  die  Excentricität  derselben,  bestimmt 
sind,  womit  dann  zugleich  der  Gang  der  (täglichen)  mittlern 
Temperatur  an  verschiedenen  Orten  gegeben  ist , welche 
Aufgabe  indessen  der  Gegenstand  einer  zweiten  Abhand- 
lung sein  soll.  Eine  dritte  würde  sich  dann  über  die  Ein- 
flüsse verbreiten,  die  Niederschlag  und  Wind  auf  die  mitt- 
lere Temperatur  ausüben,  und  deren  Grösse  zu  bestimmen 
suchen,  und  eine  vierte  endlich  die  Ursachen  besprechen, 
welche  den  jährlichen  Gang  der  Temperatur  zu  Zeiten  stö- 
ren und  ändern,  wo  sich  dann  auch  erweisen  lässt,  welche 
Wahrscheinlichkeit  die  allerersten  Annahmen  haben. 

Aulfallenderweise  erscheinen  schon  hier  die  Linien, 
welche  bei  Bestimmung  der  mittlern  Temperatur  angewen- 
det und  auf  Taf.  4 angegeben  sind,  in  merkwürdigen  Grös- 
senverhältnissen. Bezeichnet  man  nämlich  Ac'  = 43°, 2 mit 
a,  c'a  = c'g  = co  — cu  = 25°, 6 mit  b und  Ac  = 21°, 8 
mit  c;  so  ist  a : b = 33  : 24  und  c nahezu  = 1/2  a.  Fer- 
ner giebt  a + b die  höchste  mittlere  Temperatur  an  der 
Erdoberfläche  und  a — c die  niedrigste , also  die  mittlere 
Temperatur  des  amerikanischen  Kältepoles,  oder  richtiger 
vielleicht  das  Mittel  der  Temperaturen  beider  Kältepole  = 
21°, 4 d.  i.  — 18°, 6 C. 

Berechnet  man  ferner  den  Flächeninhalt  der  oben  be- 
zeichneten  Wärmezonen , so  ist  die  arktische  = 4/48  , die 
äussere  tropische  = 16/48  und  zwar  zu  gleichen  Theilen  süd- 
lich und  nördlich  des  Wendekreises,  die  innere  tropische  = 
14/i die  ganze  tropische  somit  27/48?  und  die  mittlere  War- 


40 


» 

mezone  = n/48  der  Oberfläche  der  Nordhalbe  der  Erde. 
Es  fällt  hier  auf  den  ersten  Blick  auf,  dass  a,  b und  c die- 
sen Zonen  proportional  sind.  Es  ist  nämlich 

a:b  ==  ganze  tropische  Zone : äussern  tropischen  Zone, 
und  c:b  =4  X arktische  Zone:  mittlern  Zone. 

Ebenso  lassen  sich  die  beiden  Winkel  bei  A,  nämlich 
< iAc  = 42°  (d)  und  < iAc'  = 13,3  (e)  mit  a und  b 
in  Proportion  stellen.  Es  ist  d:  a = b/2 ; e,  und  gleichfalls 
scheint  es,  als  sei  d — ne  und  n.  (d  — e)  = 90°.  Wäre 
Letzteres  der  Fall,  so  würde  < d = 42°, 025  und  < e = 
13°, 377  angenommen  werden  müssen.  Dass  cc ' — 26°, 4 
nicht  gleich  b ist,  hat  wahrscheinlich  seinen  Grund  in  der 
Abplattung  der  Erde  und  in  der  Refraction  der  Sonnen- 
strahlen. 

Da  mir  indessen  der  Zusammenhang  dieser  Verhält- 
nisse noch  unklar  ist,  so  kann  ich  ihnen  auch  in  Bezug 
auf  die  Formel  zur  Bestimmung  der  mittlern  Temperatur 
für  jetzt  noch  keine  besondere  Wichtigkeit  beimessen.  Es 
däucht  mir  auch  schon  Gewinn , wenn  sie  sich  nach  dieser 
Formel  nur  annähernd  so  genau  bestimmen  lässt,  wie  nach 
den  4 oben  angeführten  , in  denen  a und  b aus  örtlichen 
Beobachtungen  zu  findende  Constanten  sind  ; denn  in  der 
gefundenen  Formel  sind  a,  b,  c,  d und  e Constanten,  die 
für  ganze  Wärmezonen  gelten. 


Mittheilungen. 

Beobachhüigen  über  das  Grundeis  in  der  Saale  bei  Halle . 

Am  27.  November  v.  J.  begann  das  Thermometer  unter  Null 
zu  sinken , die  Kalte  dauerte  von  diesem  Tage  an  ununterbrochen 
fort  und  betrug  bis  zum  28.  December  im  Mittel  — 3°  C.  Vom 
8.  December  an  wehele  ein  ziemlich  scharfer  Nordost  - Wind , wozu 
sich  vom  10.  bis  14.  December  eine  Kälte  von  — 4,4°  C.  im  Mit- 
tel'gesellte  ; dabei  war  der  Himmel  meist  heiter,  die  Luft  trocken, 
im  Mittel  86,4  pCt.  Feuchtigkeit  haltend  , — ein  Umstand  der  zur 
Verdunstung  der  Saaloberfläche  und  somit  zur  schnelleren  Abkühlung 


41 


derselben  wesentlich  beitrug.  In  Folge  dessen  ging  die  Saale  bei 
Halle  von  10.  bis  zum  14.  December  so  stark  mit  Grundeis,  wie 
dies  seit  Jahren  nicht  stattgefunden  bat.  Am  14.  December,  wo  die 
mittlere  Luftfeuchtigkeit  auf  ein  Minimum  von  77  pCt.  gesunken  war, 
bei  einer  mittleren  Kälte  von  — 3,7°  C.  erreichte  die  Bildung  des 
Grundeises  ihr  Maximum;  von  da  an  nahm  dieselbe  mit  sinkender 
Temperatur  uud  zunehmender  Feuchtigkeit  der  Luft  ah  und  erlangte 
am  19.  December,  wo  die  Luft  — 1,4°  C.  hatte  und  fast  mit  Feuch- 
tigkeit gesättigt  war  (99  pCt.  im  Mittel)  ihr  Minimum. 


Ta 

0 

mittl.Temp. 
der  Luft 

mittlere 
Feuchtigk. 
der  Luft 

Temp. 

des 

Wassers 

Himmel 

Wind- 

richtung 

Hildung  des 
1 Grundeises 

10  Decbr. 

— 4,5°  C. 

89  pCt. 

0 

heiler 

NO 

sehr  stark 

11.  ,, 

— 4,0°  C. 

88  pCt. 

0 

völlig  htr 

* NO 

ebso 

12.  „ 

— 5,5°C. 

90  pLt. 

0 

völlig  htr. 

NO 

ebso 

13. 

9) 

— 5,0°C. 

88  pCt. 

0 

trockner 

Nebel 

NO 

ebso 

14. 

33 

— 3,7°  C. 

77  pCt. 

0 

trübe 
Abd.  htr. 

NO 

ebso 

15. 

» 

— 2,2°  C. 

79  pCt. 

0 

wolkig 
Abd.  htr. 

NO 

etwas 

schwäch. 

10. 

55 

— 2,l°C.l 

90  pCt- 

0 

| bedeckt 

OSO 

ebso 

17. 

55 

— fl,0°C. 

91  pCt. 

0 

bedeckt 

NO 

ebso 

18. 

9 5 

— 5,4°  C 

93  pCt. 

0 

ebs. 

NO 

ebso 

19. 

55 

— 1,4°C. 

99  pCt. 

0 

ebs. 

NNO 

schwach 

Zur  Untersuchung  wurde  neben  dem  Gerinne  der  städtischen 
Wasserkunst  an  der  Mühlbrücke  in  das  durch  die  Strömung  fortwäh- 
rend bewegte  Wasser  ein  gewöhnlicher  Tragekorb  hinabgelassen,  der 
vermittelst  einer  eisernen  Kette  an  einen  obern  Querbalken  befestigt 
war.  In  dem  Korbe  befanden  sich  mehrere  Ziegelsteine,  einige  Ei- 
senstücke und  eine  langhaarige  Bürste.  Die  Tiefe  des  Wassers  he- 
trug  an  der  Stelle,  wo  der  Korb  eingesenkt  war  über  5 Fuss;  die 
Entfernung  vom  Gerinne  gegen  4 Fuss  und  von  beiden  Saalufern 
über  20  Fuss.  Die  Temperatur  des  Wassers  war  an  der  Oberfläche 
und  am  Boden  0°  C.  Dasselbe  war  fast  nirgends  an  der  Oherüäche 
zugefroren  und  hatte  eine  Klarheit  und  eine  dunkelgrüne  Färbung, 
die  gegen  das  sonstige  trübe  und  bräunliche  Ansehn  auffallend  con- 
trastirte.  Das  Grundeis  setzte  sich  bei  seiner  Entstehung  sowohl  in- 
nen, wie  aussen  an  den  Korb  an,  besonders  an  den  hervorslehendeit 
Kanten,  welche  durch  die  senkrechten  Stäbe  des  Geflechts  gebildet 
werden.  Das  Eis  bestand  aus  Blättchen  , die  einer  Kreisgeslalt  sich 
nähernde  Polygone  bildeten  von  höchstens  5 Linien  Durchmesser  und 
1 bis  2 Zehntel  Linie  Dicke  ; sie  sehen  fast  wie  Schuppen  von  Fi- 


42 


sehen  aus  und  waren  klar  und  durchsichtig.  Die  in  dem  Wasser 
träge  herunischwimmenden  Eismassen  waren  aus  denselben  Eisblätt- 
ehen  zusammengehäufte  Conglomerate  von  so  geringem  Zusammenhalt, 
dass  sie  sich  durch  eine  leichte  Bewegung  der  Hand  von  einander 
trennen  Hessen.  Ohne  Zweifel  hatten  sich  diese  Massen  unter  densel- 
ben Umständen,  wie  die  am  Korbe  entstandenen,  gebildet.  — Auf- 
fallend war  es , dass  sich  die  Eisblältchen  fast  immer  mit  ihren 
schmalen  Kanten  senkrecht  an  die  äussern  Hervorragungen  des  Kor- 
bes und  namentlich  an  die  Haare  der  Bürste  anlegten,  wie  dies  zu- 
erst von  Strehlke  hervorgehoben  ist.  Auf  den  Backsteinen  bildeten 
die  äusserst  kleinen  Lamellen  eine  leicht  abzutrennende  Kruste ; auf 
den  im  Korbe  befindlichen  Eisenstücken  setzten  sie  sich  in  geringer 
Menge  an  ; dagegen  war  die  eiserne  Kette,  woran  der  Korb  befestigt 
war,  sehr  stark  damit  überzogen,  was  sicher  in  der  grösseren  Abküh- 
lung durch  den  äusseren,  von  der  kälteren  Luft  umspülten  Tlieil  der 
Kette  seinen  Grund  hat.  — Schwimmende  Eisnadeln  , von  welchen 
Gay-Lussac  die  Entstehung  des  Grundeises  abzuleiten  sucht,  sind  nicht 
wahrgenommen.  — Diese  Beobachtung  bestätigt  aufs  Neue  die  von 
Horner  und  Arago  gegebene  Erklärung  über  die  Bildung  des  viel  be- 
strittenen Grundeises,  wonach  letzteres  eine  von  festen  Körpern  aus- 
gehende Kryslallisation  des  auf  Ü°C,  abgekühlten  Wassers  ist.  Arago 
sagt  über  diesen  in  mehrfacher  Beziehung  interessanten  Hergang  im 
Annuaire  von  1833  : 

„Schüttet  man  Flüssigkeiten  von  verschiedener  Dichte  durchein- 
ander in  ein  Gefäss,  so  wird  die  schwerere  sich  zuletzt  auf  den  Bo- 
den , die  leichtere  an  die  Oberfläche  begehen.  Dies  hydrostatische 
Princip  ist  allgemein.  Es  gilt  ebensogut  für  Flüssigkeiten  von  ver-  ‘ 
schiedener  chemischer  Natur,  wie  von  Portionen  einer  und  derselben 
Flüssigkeit , deren  Dichtigkeiten  durch  Temperaturungleichheiten  ver- 
schieden sind.  Die  Flüssigkeiten,  wie  alle  festen  und  gasigen  Körper 
nehmen  an  Dichte  zu,  wenn  die  Temperatur  abnimmt.  Nur  das  Was- 
ser macht,  in  einer  gewissen  sehr  kleinen  Strecke  der 
Thermometerskale,  eine  sonderbare  Ausnahme  von  dieser  Regel. 
Bis  4°  C.  herab  nimmt  seine  Dichte  mit  sinkender  Temperatur  zu  ; 
dann  hört  die  Verdichtung  auf.  Zwischen  4°  und  3°  findet  schon 
eine  merkliche  Dichtigkeitsverminderung  statt , und  diese  dauert  bei 
Annäherung  an  den  Nullpunkt  immer  fort.  Mithin  hat  das  Wasser 
ein  Maximum  von  Dichte,  das  nicht  mit  seinem  Gefrierpunkte  zusam- 
menfällt,  sondern  bei  4°  über  Null  liegt.  — Nichts  ist  nun  leich- 
ter, als  die  Gefrierungsweise  eines  stehenden  Wassers  anzuge- 
ben. Gesetzt  das  Wasser  habe  im  Moment,  wo  der  Nordwind  den 
Frost  herbeiführt,  durch  seine  ganze  Masse  10°  C.  Das  Erkalten  des 
Wassers,  in  Folge  der  Berührung  mit  der  eisigen  Luft,  geschieht  von 
aussen  nach  innen.  Die  Oberfläche,  die  der  Annahme  nach  10°  hatte, 
wird  bald  nur  9°  haben  ; allein  bei  9°  ist  das  Wasser  dichter  als 
bei  10°,  folglich  wird  es,  dem  obigen  hydrostatischen  Gesetze  ge- 
mäss, hinabsinken  und  durch  eine  andere  noch  nicht  erkaltete,  also 


43 


noch  10°  habende  Schicht  ersetzt  werden.  Diese  erfährt  ihrerseits 
das  Schicksal  der  ersten  Schicht  und  sofort.  In  einer  kürzeren  oder 
längeren  Zeit  wird  also  die  ganze  Wasserinasse  -f-  9°  haben.  Was- 
ser von  9°  erkaltet  sich  genau  ebenso  Schicht  für  Schicht,  wie  Was- 
ser von  10°.  Jede  wird  ihrerseits  an  die  Oberfläche  kommen  und 
daselbst  einen  Grad  Temperatur  verlieren.  Dieselbe  Erscheinung  wie- 
derholt sich  unter  genau  denselben  Umständen  bei  8°,  bei  7°,  bei  0° 
und  bei  5° ; allein  bei  4°  angelangt  ändert  sie  sich  ganz.  Bei  4° 
hat  nämlich  das  Wasser  sein  Maximum  von  Dichte  erreicht.  Wenn 
nun  seiner  obersten  Schicht  durch  die  Atmosphäre  ein  Grad  Wärme 
entzogen,  dieselbe  auf  3°  zurückgebracht  worden  ist,  so  wird  diese 
Schicht  weniger  dicht  sein,  als  die  darunter  befindliche  Masse,  folg- 
lich wird  sie  nicht  sinken.  Auch  eine  fernere  Wärmeahnahme  wird 
sie  nicht  zum  Sinken  bringen,  weil  das  Wasser  bei  2°  leichter  ist, 
als  bei  3°,  und  sofort.  Wer  aber  sieht  nicht,  dass  die  oberste 
Schicht,  wenn  sie  unausgesetzt  der  erkaltenden  Wirkung  der  Atmo- 
sphäre unterworfen  bleibt,  bald  ihre  4 Grad  Wärme  verlieren  muss. 
Sie  wird  also  bald  auf  Null  anlangen  und  gefrieren.  Die  obere  Eis- 
schicht, wie  sonderbar  dies  Phänomen  auch  erscheine,  ruht  auf  einer 
flüssigen  Masse,  die,  wenigstens  am  Grunde,  eine  Temperatur  von  4° 
über  Null  besitzt.  — Die  Gefrierung  eines  stehenden  Wassers 
kann  offenbar  in  keiner  andern  Weise  vor  sich  gehen,  auch  hat  noch 
Niemand  das  Eis  in  einem  See  oder  Teiche  zuerst  am  Boden  sich 
bilden  sehen.  — Bei  bewegten  Gewässern  ist  es  anders.  Die  Be- 
wegung, wenn  sie  ein  wenig  rasch  und  auf  einem  holprigen  oder 
unebenen  Boden  geschieht,  hat  wegen  der  dadurch  verursachten  Wir- 
bel die  Wirkung,  dass  sie  alle  Schichten  unaufhörlich  durch  einander 
mengt.  Die  hydrostatische  Ordnung,  auf  welcher  wir  eben  so  stark 

fussten,  ist  umgeslossen,  das  leichtere  Wasser  fliesst  nicht  mehr 
beständig  zur  Oberfläche.  Die  Strömungen  stürzen  es  in  die  er- 
kaltende Masse,  und  bald  hat  diese  überall  eine  gleiche  Temperatur, 
— Kurz  in  einer  tiefen  Masse  stehenden  Wassers  kann  der  Grund 
nicht  unter  4°  erkalten;  wird  dieselbe  Masse  aber  bewegt,  kön- 
nen Grund  und  Oberfläche  dieselbe  Temperatur  haben.  — Es 
bleibt  nun  noch  zu  untersuchen,  wesshalb,  wenn  sich  die  ganze 
Masse  auf  Null  befindet,  die  Gefrierung  am  Boden  und  nicht  an  der 
Oberfläche  beginnt.  Wer  wüsste  nun  aber  nicht,  dass  man,  um  die 
Krystallbildung  in  Salzlösungen  zu  beschleunigen,  nur  einen  spitzigen 
oder  rauhen  Körper  hinein  zu  stecken  braucht,  dass  auf  diesen  Un- 
ebenheiten die  Krystalle  vorzugsweise  entstehen  und  schnell  an  Grösse 
zunehmen?  — Jedermann  kann  sich  überzeugen,  dass  es  sich  mit 
den  Eiskrystallen  ebenso  verhält;  dass,  wenn  das  Gefäss,  worin  die 
Gefrierung  vorgehen  soll,  einen  Riss,  einen  Vorsprung,  kurz  irgend 
eine  Unterbrechung  des  Zusammenhanges  besitzt,  diese  eben  so  viele 
Mittelpunkte  werden,  um  welche  sich  die  erstarrten  Wasserfäden  vor- 
zugsweise gruppiren.  Dasselbe  findet  bei  dem  Gefrieren  der  Ströme 
auf  dem  Boden  des  Flussbettes  statt,  stets  beginnt  es  daselbst  an 


44 


Felsen,  Kieselsteinen,  Holzslüeken,  Wurzeln  u.  s.  w.  Der  Besitzer 
eines  Hammerwerkes  in  den  Vogesen  sah  sich  aus  diesem  Grunde  ge- 
nöthigt,  die  fremden  Körper,  die  sich  in  dem  seine  Wasserräder  trei- 
benden Bache  angesammelt  halten,  alljährlich  herausnehmen  zu  lassen. 
— Dazu  kommt,  dass  an  der  Oberfläche  des  Wassers  die  Bewegung 
gross  und  stossweise  ist,  sie  muss  also  die  symmetrische  Gruppirung 
der  Krystallnadeln  verhindern,  jene  polare  Anordnung  stören,  ohne 
welche  die  Krystalle,  von  welcher  Natur  sie  auch  seien,  weder  regel- 
mässige Gestalt  noch  Festigkeit  annehmen  ; sie  muss  selbst  die  er- 
sten Rudimente  der  Krystalle  zerstören  — Die  Bewegung  ist  am 
Boden , wenn  überhaupt  vorhanden  , mindestens  sehr  geschwächt. 
Man  kann  also  annehmen,  dass  ihre  Wirkung  daseihst  nur  die  Bil- 
dung eines  regelmässigen  und  compacten  Eises  störe , keineswegs 
aber  hindere,  dass  sich  nicht  auf  die  Länge,  eine  Fülle  kleiner  Blätt- 
chen aneinander  legen  und  dadurch  jene  schwammige  Eismasse 
bilden.“ 

Dies  schwammige  Gefüge  möchte  aber  wohl  noch  mehr  da- 
durch veranlasst  sein,  dass  in  dem  Augenblicke,  wo  ein  Krystallblätt- 
chen  anschiesst  durch  den  Uebergang  des  flüssigen  in  den  festen  Zu- 
stand ein  Theil  der  bisher  gebundenen  Wärme  frei  wird,  welche  die 
Temperatur  der  nächsten,  den  Krystall  umgebenden  Wasserschicht  er- 
höht und  dadurch  das  Gefrieren  derselben  verhindert,  während  ausser 
dem  Bereiche  dieser  Wärmesphäre  die  Bildung  anderer  Krystallblätt- 
clicn  ihren  ungestörten  Fortgang  hat*).  Da  bei  dem  Uebergange  von 
Wasser  bei  0°  in  Eis  von  derselben  Temperatur  79°  C.  (d.h.  Wär- 
meeinheiten) frei  werden,  so  wird  hierdurch  zugleich  das  rasche  Vor- 
schreiten der  Grundeisbildung  gehemmt.  Dennoch  können  sich  unter 
sonst  günstigen  Umständen  die  Eismassen  zum  Schrecken  der  Müller, 
Fischer  und  Schiflsleute , wie  der  Bewohner  von  Niederungen  bis  zu 
ausserordentlichen  Grössen  anhäufen.  Sie  lösen  sich  in  Folge  ihres 
leichtern,  specifischen  Gewichtes  besonders  beim  Eintreten  milderen 
Wetters  von  dem  Flussbelte  los  und  heben  oft  schwere  Steine,  Holz- 
stücke und  Kellen  mit  empor,  ja  einmal  erhob  sich  sogar  ein  Boot, 
das  im  Spätjahr  bei  Kempen  im  Lech  versunken  war. 

Kohlmann. 

Das  Paraffin. 

Die  Entdeckung  dieses  gegenwärtig  so  viel  Aufsehn  erregenden 
Stofles  verdanken  wir  dem  um  die  Erforschung  der  Produkte  der 


*)  Auch  an  Fensterscheiben  besonders  bei  Doppelfenstern  pflegen  sieb 
oft  in  dem  feinen  Thau  bei  massiger,  constanter  Kalle  von  zerstreuten  Punkten, 
wahrscheinlich  unbedeutenden  Hervorragungen,  Staubkörnern  etc.,  aus  sehr  zarte 
isolirte  Eiskrystalle  zu  bilden,  welche  sich  alimählig  vergrössern  und,  was  eben 
das  ßemerkenswerlhe  dabei  ist  , von  einem  völlig  klaren  ringförmigen  , anfangs 
kaum  bemerkbaren  Baum  umgeben  sind,  welcher  sich  gleichzeitig  mit  dem  Kry- 
stalle vergrössert.  Poggend.  Ami.  Bd.  43.  p.  408. 


45 


trockenen  Destillation  organischer  Substanzen  hochverdienten  Dr.  Rei- 
chenbach, Vorsteher  mehrerer  mechanischen  Werkstätten  und  chemi- 
schen Fabriken  auf  den  Gütern  des  Grafen  Salm  zu  ßlansko  in  Mäh- 
ren. Er  stellte  dasselbe  zuerst  im  .fahre  1830  aus  dem  Theer  von 
Rothbuchenholz  dar.*)  Bei  der  Destillation  dieses  Theers  fiel  es  ihm 
auf,  dass  in  der  ersten  Hälfte  ihres  Verlaufes  die  übergehenden  Oel- 
tropfen  sich  auf  dem  wässrigen  Destillat  schwimmend  anlegen,  in  der 
zweiten  Hälfte  aber  diese  Schicht  durchdringen  und  sich  unter  der- 
selben auf  dem  Roden  der  Vorlage  ansammeln.  Dieser  Vorgang  war 
ihm  ein  Beweis , dass  der  Anfang  und  das  Ende  der  Destillation  des 
Theeres  ätherische  Oele  von  verschiedener  Eigenschwere  liefert,  und 
daraus  schloss  er  weiter  aul  die  verschiedene  Natur  derselben,  ob- 
gleich sie  in  ihrem  Aeusseren  sich  völlig  ähnlich  sahen.  Aus  dem 
abgesonderten , schweren  Oele  liess  sich  durch  partielle  Destillation 
noch  ein  Anlheil  jenes  leichteren  und  llüchtigeren  Brandöls  abschei- 
den, während  der  Rückstand  eine  dicktlüssige,  mit  kristallinischen 
Schuppen  erfüllte  Masse  bildete.  Reichenbach  hatte  bereits  bei  seinen 
früheren  Arbeiten  den  Alkohol  als  ein  treffliches  Mittel  zur  Scheidung 
nahe  verwandter  Stolle  schätzen  gelernt;  — er  versuchte  ihn  da- 
rum auch  in  diesem  Falle,  wo  eine  weitere  Scheidung  durch  Destil- 
lation nicht  mehr  gelingen  wollte.  Als  er  jedoch  jenen  dickflüssigen 
Rückstand  mit  einem  gleichen  Volumen  kalten  Alkohols  von  0,83  zu- 
sammen mischte,  lösten  sich  Oel  und  Krvstalle  ohne  Unterschied  auf; 
dennoch  fuhr  er  fort  die  Menge  des  zugesetzten  Alkohols  stufenweise 
bis  zum  8fachen  Volumen  zu  vermehren.  Die  auflösende  Kraft  des 
Brandöls  wurde  dadurch  geschwächt,  die  Lösung  trübte  sich  und  zu 
seiner  Freude  schieden  sich  die  kryslallinischen  Flitter  reiner  und  in 
grösserer  Fülle  wieder  aus.  Er  sammelte  letztere  auf  einem  Filler 
und  behandelte  sie  behufs  vollständiger  Reinigung  wiederholt  mit  sie- 
dendem Alkohol  aus  dem  sich  endlich  beim  Erkalten  ein  schneeweis- 
ser,  feinpulvriger  Niederschlag  absetzte.  Dies  war  das  Paraffin,  so 
benannt  von  parum  affin is  wegen  seiner  geringen  Verwandtschaft  zu 
andern  Substanzen.  In  grösseren  Stücken  gleicht  es  dem  Alabaster, 
ist  durchscheinend,  milde  anzufühlen  und  leicht  zerreiblich,  ohne 
Geschmack  und  Geruch.  Aus  der  heissen  alkoholischen  Lösung  kry- 
stallisirt  es  beim  Erkalten  tlieils  in  parallel  oder  tulenförmig  auf  ein- 
ander gelagerten  Blättchen,  theils  in  Körnern,  die  sich  unter  dem  Mi- 
kroskope als  Pentagonaldodekaeder  zu  erkennen  geben.  Es  bringt  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  keinen  Fleck  auf  Papier  hervor  und  unterschei- 
det sich  dadurch  von  den  Felten,  dass  es  sich  nicht  verseifen  lässt.  Sein 
Schmelzpunkt  ist  verhältnissmässig  niedrig,  denn  während  Wallrath  bei 
45—  50°  C.  schmilzt,  Wachs  bei  65 — 66°  G.  und  die  Mischung  von 
Stearinsäure  und  Palmitinsäure,  das  bekannte  Material  der  Stearinkerzen, 
bei  54  — 60°  C.,  zergeht  dagegen  das  Paraffin  schon  bei  einer  Temperatur 
von  43,75°  C,  zu  einer  farblosen,  klaren  Flüssigkeit.  Ebenso  ist  es 


) Schweigg.  Jouru.  Bd.  59.  S.  436. 


46 


specifisch  leichter  als  die  genannten  Stoffe,  da  seine  Dichte  = 0,87 
beträgt,  während  das  spec.  Gewicht  des  Talgs  = 0,88,  des  Wassers 
= 0,962,  des  Walralhs  — 0,943  ist. 

Absoluter  Alkohol  löst  davon  nach  längerem  Sieden  in  100 
Gew.  Th.  nur  13,45  Gew.  Th.  auf,  die  nach  dem  Erkalten,  sowie  beim 
Zusatz  von  Wasser  bis  auf  eine  geringe  Spur  als  ein  weisser  Nie- 
derschlag wieder  ausgeschieden  werden. 

Aelher  löst  bei  seiner  Siedhitze  von  35°  C.  in  100  Gew.  Th. 
dagegen  140  Gew.  Th.  Beim  Sinken  der  Temperatur  erstarrt  Alles 
zu  einer  kryslallinisehen  Masse. 

Gefärbte  rilanzenpapiere  werden  von  diesen  Lösungen  nicht 
geändert. 

Ebenso  leicht  vereinigt  sich  das  Paraffin  mit  den  flüssigen, 
ätherischen  und  feiten  IMlanzen-Oelen,  wie  Terpentinöl,  Theeröl,  Stein- 
öl, Olivenöl,  Mandelöl  u.  s.  w.,  wogegen  es  sich  der  Verbindung  mit 
festen  Stearoptenen,  dem  Kampfer,  dem  Naphthalin  entschieden  wi- 
dersetzt. Mit  Stearin,  Walrath,  Bienenwachs  und  Colophonium  lässt 
es  sich  zusammcnschmelzen  und  bildet  nach  dem  Gestehen  eine  gleich- 
artige Masse. 

Merkwürdig  ist,  dass  Chlorgas,  selbst  bei  einem  mehrstündigen 
kalten  Strome  keine  merkliche  W irkung  darauf  äusserte ; flüssiges 
Chlor  verhielt  sich  ebenso.*)  Auch  mit  Schwefel  und  Phosphor  lässt 
es  sich  nicht  vereinigen. 

Zu  dem  Sauerstoffe  zeigt  das  Paraffin  bei  gewöhnlicher  Luft- 
temperatur keine  Verwandtschaft.  Einer  brennenden  Kerze  genähert 
entzündet  es  sich  nicht,  selbst  wenn  man  den  flüssigen  Tlieil  mehr- 
mals durch  die  Flamme  hindurchführt.  Erhitzt  man  es  aber  in  einem 
Platinlöllel  bis  zum  Verdampfen  und  bringt  es  dann  mit  Feuer  in 
Berührung,  so  entzündet  es  sich  und  brennt  mit  heller,  weisser,  schö- 
ner Flamme,  ohne  den  geringsten  Russrauch,  rein  auf  und  hinterlässt 
auf  dem  Löflel  keinen  Rückstand.  Ein  damit  getränkter  Docht  brennt 
wie  eine  schöne  W alrathkerze,  und  ohne  Geruch.  Wiegen  dieser  vor- 
züglichen Eigenschaft  sprach  Reichenbach  schon  kurz  nach  der  Ent- 
deckung des  Paraffins  die  Hoffnung  aus,  dass  es  dereinst  wohl  ein 
wichtiges  Material  für  die  Beleuchtung  werden  könne. 

Das  Kalium  lässt  sich  in  ihm,  wie  unter  Steinöl,  unverändert 
aufbewahren,  und  wirkt  selbst  in  der  Schmelzhitze  nicht  auf  das- 
selbe ein. 

Vergeblich  hat  man  die  stärksten  Basen:  Kali,  Natron  u.  s.  w., 
wie  auch  die  kräftigsten  Säuren  : die  rauchende  Salpetersäure,  con- 
centrirte  Schwefelsäure  u.  s.  w.  versucht,  — sie  waren  alle  wirkungslos. 

Der  trockenen  Destillation  unterworfen  geht  das  Paraffin  unter 


*)  Lewy’s  Angabe  (Ann.  de  Cbira.  et  de  Pbys.  3 Ser.  V.  395),  wo- 
nach unter  günstigen  (?)  Umständen  dabei  ein  krystallisirter  viel  Chlor  enthal- 
tender Körper  gebildet  weiden  könne,  bedarf  wie  dessen  abweichende  Ansicht 
über  das  specifische  Gewicht  und  die  Zusammensetzung  einer  weitern  Bestätigung. 


47 


lebhaftem  Sieden  bei  einer  Temperatur  zwischen  370  — 380°  C.  in 
die  Vorlage  über,  ohne  einen  Rückstand  zu  hinterlassen  und  ohne 
irgend  einer  theilweisen  Zersetzung  zu  unterliegen.  Sollte  eine  Bräu- 
nung einlreten,  so  rührt  diese  von  der  Verkohlung  beigemengter  Sub- 
stanzen, wie  Staub  u.  s.  w.  her. 

Das  Paraffin  zeigt  demnach  eine  Indifferenz  gegen  andere  Rea- 
genlien  und  eine  Innigkeit  des  Zusammenhanges  seiner  ßestandtheile, 
die  unter  den  Substanzen  von  organischer  Abkunft  ungewöhnlich  und 
fast  beispielles  ist;  es  würde  darum  ein  unübertreffliches  Schutzmittel 
gegen  alle  energisch  wirkenden  Stoffe  abgeben,  wenn  es  die  zu  sei- 
ner Verarbeitung  nölhige  Geschmeidigkeit  und  Zähigkeit  hätte.  So 
eignet  es  sich  z.  B.  als  Verdichtungsmiltei  für  Stöpsel  durchaus  nicht, 
es  breitet  sich  nicht  über  dieselben  aus  und  trägt  somit  eher  dazu 
bei,  dass  sie  schneller  undicht  werden. 

Reichenbach  überzeugte  sich  im  Verlaufe  seiner  weiteren  Unter- 
suchungen bald,  dass  das  Paraffin  nicht  dem  Theer  von  Rothbuchen- 
holz  allein  eigen  ist,  er  erhielt  es,  wiewohl  in  geringerer  Menge  aus 
dem  Theer  anderer  Holzarten,  dem  Steinkoldentheere  und  sogar  aus 
dem  brenzlichen  Oele  (Dippelsöle) , welches  bei  der  trocknen  Destil- 
lation von  Fleisch  und  anderen  thierischen  Substanzen  gewonnen 
wird  (Schweigg.  Journ.  d.  Chem.  u.  Phys.  1831.  Bd.  61.  S.  272.). 
Ettling  gewann  es  1832  (Liebig’s  Anri.  der  Pharm.  Bd.  II.  S. 259) 
bei  der  Destillation  des  Wachses,  was  Bussy  und  Ferrand  (Journ.  de 
Pharm.  1834  S.  51)  mit  gleichzeitiger  Anwendung  von  Kalk  eben- 
falls gelang.  Laurent  (Ann.  de  Chem.  et  de  Phys.  L1V.  S.  392)  stellte 
es  1833  durch  Destillation  der  bituminösen  Schiefer  dar,  und  Simon 
1835  (Pogg.  Ann.  Bd.  35.  S.  160)  aus  dem  Theer  der  Braunkoh- 
len. Das  Paraffin  ist  demnach  ein  wesentliches  Produkt  der 
durch  höhere  Temperatur  bewirkten  Verkohlung  aller 
pflanzlichen  und  thierischen  Stoffe.*)  Es  findet  sich  im 
Russ  der  Oefen,  wenn  das  Heizmaterial  unter  Glimmen  unvollkommen 
verbrennt,  ebenso  im  schwarzen  Schusterpech,  welches  ihm  seine  Fet- 
tigkeit und  seine  Eigenschaft  verdankt,  bei  massiger  Wärme  in  der 
Hand  zu  erweichen;  nach  Joss  (Erdm.  Journ.  d.  pract.  Chem.  ßd. 
IV.  S.  381)  ist  es  in  jedem  Branntweine  enthalten,  der  behufs  der 
Entfuselung  mit  Kohle  gereinigt  ist.  Von  besonderem  wissenschaft- 
lichen Interesse  war  die  Entdeckung  des  schon  fertig  gebildeten  Pa- 
raffins im  Sleinöle  zu  Rangoon  in  Ava  1831  durch  Gregory  (Erdm. 
Journ.  d.  pract.  Chem.  Bd.  IV.  S.  1)  und  im  Steinöle  von  Tegernsee 
durch  v Kobell  (Erdm.  Journ.  d.  pract.  Chem.  Bd.  VIII.  S.  305.  1836). 
Beide  Oele  müssen  demnach  Produkte  der  Verkohlung  organischer 
Substanzen  durch  Einwirkung  plutonischer  Kräfte  sein.  Ob  dies  auch 
von  dem  Steinöle  anderer  Gegenden  gilt,  lässt  sich  nicht  mit  Gewiss- 
heit behaupte'!! , da  es  bis  jetzt  nicht  überall  aus  diesem  Gesichts» 


*)  cf.  Poggendorffs  Ansicht  über  die  Bildung  des  Paraffins  aus  dem 
Holze  in  dessen  Annalen  ßd.  37.  S,  161. 


48 


punkte  untersucht  ist.  Dagegen  stimmt  das  durch  siedenden  Aether 
oder  Alkohol  aus  den  verschiedensten  Stein  kohlen  extensirte  Oel  voll- 
kommen mit  dem  Terpentinöle  lebender  Pflanzen  überein.  Es  ent- 
hielt,  wie  dieses,  keine  Spur  von  Paraffin.  Man  ist  daher  zu  dem 
Schlüsse  berechtigt,  dass  die  Steinkohle  sich  aus  den  abgelagerten 
Pflanzen  ohne  Beihülfe  bedeutender  Hitze  blos  durch  den  allmählig 
fortschreitenden  Vermoderungsprocess  gebildet  habe,  wobei  das  Oel 
der  vorweltlichen  Pinien  sich  zum  grossen  Theile  unverändert  erhal- 
len hat. 

Ein  Wendepunkt  in  der  Geschichte  des  Paraffins  trat  mit  der 
Entdeckung  ein,  dass  man  diesen  Stoff  auch  durch  trockene  Destilla- 
tion des  Torfes  gewinnen  könne.  Bei  dem  billigen  Preise  dieses 
Brennmaterials  und  bei  der  ausserordentlichen  Verbreitung  desselben 
in  manchen  Gegenden,  wie  z.  B.  in  Irland,  wo  es  ein  Siebentel  des 
gesammten  Landes  bedeckt  und  wegen  der  ausgezeichneten  Steinkoh- 
len Englands  fast  werthlos  ist,  eignet  sich  der  Torf  vorzugsweise  zur 
vortheilhaften  Gewinnung  des  Paraffins.  ln  dem  britischen  Hause 
der  Gemeinen  wurde  dieser  Gegenstand  bei  Gelegenheit  der  ßerathung 
der  irischen  Armenhill  im  Sommer  1S49  mit  dem  lebhaftesten  Inte- 
resse verhandelt.  Man  hoffte  dadurch  einen  neuen  Hebel  für  die 
Aufrichtung  des  zerrütteten  Wohlstandes  des  unglücklichen  Irlands  zu 
gewinnen,  und  man  hat  sich  hierin  nieht  ganz  getäuscht;  denn  seit- 
dem sind  zahlreiche  Fabriken  entstanden,  welche  im  grossarligslen 
Maassstahe  den  halbverrotteten  Pflanzenschlamm  zu  den  elegantesten 
Tafelkerzen  umarbeiten,  deren  Ertrag  sich  zu  den  Kosten  des  Roh- 
materials und  der  Darstellung  sehr  günstig  herausstellt. 

Die  Unzersetzbarkeit  des  Paraffins  hei  der  Destillation  und  hei 
der  Behandlung  mit  concenlrirter  Schwefelsäure  veranlasst  schon 
Reichen  hach  zu  einem  vereinfachten  Verfahren  seiner  Gewinnung  und 
Reinigung,  welches  im  Wesentlichen  noch  gegenwärtig  hei  dem  l'a- 
brikmässigen  Betriebe  befolgt  wird.  Steinkohle,  Torf  oder  eine  an- 
dere bituminöse  Substanz  wird  aus  einer  Retorte  bei  dunkler  Rolli- 
glulhhitze  destillirt.  Es  ist  zweckmässig  durch  eiue  Röhre,  welche 
durch  die  Feuerung  geht  und  dadurch  glühend  erhalten  wird,  Wasser- 
dampf in  das  hintere  Ende  der  Retorte  einlreten  zu  lassen.  Der 
Dampf  nimmt  die  flüchtigen  Produkte  der  Destillation  rasch  mit  sich 
fort,  wodurch  ihre  weitere  Zersetzung  grösstentheils  verhindert  wird. 
Das  in  einer  bcsondern  Vorlage  abgeschiedene  specifiseh  schwerste 
und  schwerflüchligste  Destillat  wird  womöglich  einer  starken  Winter- 
kälte ausgesetzt  und  darauf  durch  Säcke  von  grober  Leinwand  filtrirt 
und  ausgepresst,  wobei  eine  bräunliche,  feste  Masse  als  Rückstand 
erhallen  wird.  Dieses  unreine  Paraffin  wird  behufs  der  Verkohlung 
der  fremden  Beimengungen  längere  Zeit  mit  concentrirter  Schwefel- 
säure digerirt  oder  noch  besser  nach  v.  Reichenbach  jun.  (Jahrb.  d. 
k.  k.  geolog.  Reichsanstalt,  Jahrg.  111.  Nr.  2.)  bis  zur  Destillation  er- 
hitzt; im  letzteren  Falle  erhielt  man  das  Paraffin  in  der  Vorlage  voll- 
kommen farblos,  so  dass  es  nach  dem  Auswaschen  mit  verdünnter 


49 


Sodalösung  und  darauf  mit  reinem  Wasser  sogleich  zu  Kerzen  ver- 
arbeitet werden  kann.  Diese  Verwendung  hat  durch  die  übereinstim- 
mende Analyse  des  jungem  Gay-Lyssac  (Pogg.  Ann.  Bd.  24.  S.  180), 
Ettling  und  v.  Kobell  dadurch  ein  höheres  Interesse  gewonnen,  dass 
nach  den  Resultaten  derselben  das  Paraffin  gerade  so  zusammenge- 
setzt ist,  wie  das  Leuchtgas,  und  somit  wäre  ein  bisher  vergeblich 
angestrebtes  Problem  auf  eine  unerwartete  Weise  gelöst.  Wir  haben 
das  Gas  in  fester  Gestalt  gewonnen;  es  lässt  sich  bequem  zu  Cylin- 
dern  formen,  die  beliebig  von  einem  Orte  zum  andern  getragen  wer- 
den können ; als  Alabasterkerzen  unsere  Tafeln  schmückend,  verschafft 
es  uns  ohne  jene  ausgedehnten  und  weitschweifigen  Operationen  der 
Gasanstalten  die  Beleuchtung  wie  durch  einen  Mikrokosmus  selbsttä- 
tig und  selbstregulirend  mit  Eleganz  und  Präeision. 

Der  Unterzeichnete  hat  behufs  einer  Werthbestimmung  dieses 
neuen  Leuchtmaterials  eine  vorläufige  Untersuchung  angestellt.  Zur  Ver- 
gleichung wählte  derselbe  Paraffinkerzen,  5 auf  ein  Packet  ä 20  Sgr., 
und  Stearinlichter,  6 auf  ein  Packet  ä 9 Sgr.  Das  erstere  wog  457 
Gramm,  das  zweite  348  Gramm.  Hiernach  verhielt  sich  der  Preis 
des  Paraffins  zu  dem  des  Stearins  wie  1,66  zu  1;  dieser  höhere 
Preis  des  Paraffins  wurde  jedoch  durch  seine  stärkere  Leuchtkraft 
wieder  ausgeglichen,  indem  sich  dieselbe  bei  der  photometrischen  Prü- 
fung zu  der  des  Stearinlichtes  wie  1,58:  1 herausstellte.  Während 
einer  vierstündigen  Brennzeit  wurde  vom  Paraffin  1 Gew.  Th.,  vom 
Stearin  dagegen  1,2  Gew.  Th.  verbraucht,  so  dass  diese  grössere  Spar- 
samkeit heim  Verbrennen  den  Vorzug  der  Paraffinkerzen  vor  jenen 
Stearinlichtern  in  einfachster  Weise  zu  erkennen  gibt.  Kohlmann. 

MUtheilungen  über  Thüringen. 

Unter  den  zahlreichen  und  höchst  interessanten  Artikeln  der 
letzten  Hefte  der  Zeitschrift  finde  ich  auch  etwas  über  die  Irrlichter, 
was  mich  hei  der  Uontroverse,  die  so  lange  über  diesen  Gegenstand 
schwebt,  zu  der  Bemerkung  veranlasst,  dass  ich  auch  das  Dasein  der 
Irrlichter  bezeugen  kann.  Zum  ersten  Male  sah  ich  — freilich  noch 
als  Knabe  — Irrlichter  auf  einer  Nachtfahrt  über  den  Rosengarten  in 
der  Nähe  von  Oberhof.  Der  Luftzug,  den  der  schnell  rollende  Wa- 
gen erregte,  riss  ein  Irrlicht  mit  fort,  das  sich  in  Sprüngen  mit  fort- 
bewegte. Als  Student  sah  ich  an  einem  regnerischen  Abende  auf 
einer  Wiese  bei  Römhild,  die  aus  einem  trockengelegten  Teiche  ge- 
wonnen worden  war,  zwei  Irrlichter  ruhig  stehen.  Auch  hier  bei 
Saalfeld  werden  am  Grenzhause  manchmal  solche  gesehen. 

Es  wird  Sie  ohne  Zweifel  interessiren,  dass  nach  Breilhaupt  in 
unserer  Nähe  bei  Schmiedefeld,  dem  Fundorte  des  Thuringits,  auch 
Chamoisit  vorkommt.  Er  wird,  wie  der  Thuringit,  als  Eisenerz  ver- 
schmolzen. Von  beiden  Mineralien  finden  sie  in  dem  Kistchen  Pro- 
bestücke. Ausserdem  sind  darin  einige  unserer  merkwürdigem  Petre- 
facten,  namentlich  silurische.  Das  Holz,  welches  ich  als  Pissadendron 

4 


50 


clericorum  beigefügt  habe,  ist  nach  Hrn.  Prof.  Unger  kein  Pissadendron, 
sondern  ein  wahres  Proteron  aller  Gymnospermen.  Bestimmthal  derselbe 
es  noch  ni  cht,  er  ist  aber  eifrigst  mit  der  Untersuchung  der  von  mir 
gesammelten  devonischen  Holzreste  beschäftigt  und  schreibt,  dass  die 
von  ihm  untersuchten  Hölzer  lauter  neue  Gattungs-  ja  Familientypen 
der  wunderbarsten  Art  und  der  seltsamsten  Organisation  seien  — 
Dinge  und  Verhältnisse,  die  er  sich  kaum  in  hellem  Traume  habe 
vorstellen  können,  linde  er  hier  deutlich  und  klar  ausgesprochen  und 
entwickelt.  Um  nur  Einiges  zu  erwähnen,  so  liege«  Mittelglieder  von 
Farren  und  Equisetaceen , Urtypen  von  Cicadeen,  Coniferen  etc.  vor, 
wie  man  sie  bisher  noch  nicht  geahnt  hat.  Ein  Stück  zeichnet  sich 
sogar  durch  seine  wahre  Urgestaltung  aller  möglichen  Stammbildung 
aus.  — Denken  Sie  sich  das  Alles  in  der  Grauwacke  und  es  wer- 
den gegen  lOOSpecies  solcher  Hölzer  sein.  Ist  das  nicht  eine  präch- 
tige Flora?  Und  neben  dieser  devonischen  besitzen  wir  hier  noch 
eine  des  Culm,  characterisirt  durch  Calamites  Iransilionis  und  Me- 
gaphylum  (Rothenbergia)  Hollebeni,  die  auch  noch  unendlich  reich 
ist,  und  noch  eine  dritte  (die  silurische  ist  klein),  über  deren  Alter 
ich  noch  nicht  klar  bin. 

In  diesem  Sommer  war  Murchison  in  Begleitung  von  Morris 
einige  Tage  hier  und  untersuchte  das  Gebirge.  Als  vorläufiges  End- 
resultat der  bisherigen  Forschungen  im  Gebiete  der  thüringischen 
Grauwacke  lässt  sich  sagen,  dass  zuunterst  die  von  mir  so  benannte 
grüne  Grauwacke  cambrisch,  die  graue  Grauwacke  untersilurisch  sein 
dürfte.  Darauf  liegen  die  Cypridinenschiefer  und  zuoberst  die  jün- 
gere Grauwacke  oder  Römers  Kulm.  Die  Stellung  der  unlersiluri- 
sehen  Grauwacke  ist  in  ihren  tiefsten  Gliedern  durch  die  Nereilen  und 
viele  Llandilo-  und  Caradocpetrefakten , in  ihren  obersten  durch  die 
Graptolilhen  bestimmt.  Wenn  Sie  vielleicht  meine  „ Thüringischen 
Graplolilhen  “ in  der  Zeitschrift  der  geologischen  Gesellschaft  gelesen 
haben,  so  will  ich  suppliren,  dass  auch  Reliolites  Geinitzianus  Bar- 
rand, aber  sehr  selten  vorkommt. 

Um  auch  etwas  für  die  Thüringische  Botanik  beizutragen,  er. 
laube  ich  mir  ein  Programm  von  1846  beizulegen  und  als  Bemerkung,  die 
Kundigere  vielleicht  weiter  prüfen  möchten,  beizufügen,  dass  bei  mei- 
nen botanischen  Versuchen  es  mir  lange  nicht  gelingen  wollte,  Or- 
chideen und  die  schönen  Rhinanlhaceen  im  Garten  fortzubringen,  bis 
ich  endlich  den  Orchideen  und  Melampyrum  nemorosum  Holzstück- 
chen von  Corylus  etc.  also  von  Laubhölzern,  den  Rhinanlhen  Stroh- 
halme in  die  Erde  mischte,  worauf  die  Pflanzen  nach  Wunsch  gedie- 
hen, Weist  das  auf  einen  Pseudo-  oder  Hemiparasitismus  hin? 

Um  endlich  mit  der  Zoologie  zu  schliessen , will  ich  für  die 
Thiergeographie  nur  noch  beifügen,  dass  hier  Tichodroma  muraria 
vorkommt,  dann  Arcalaphus  italicus,  Cicada  orni  und  ein  Byrrhus 
noch  einmal  so  gross  als  ß.  pilula , den  ich  aber  nirgends  beschrie- 
ben finde.  H.  Richter . 


51 


Missgeburt  eines  Schaflammes  (Taf.  9.  10.). 

Diese  Missgeburt  ist  bereits  von  Otto  in  seiner  Monstrorum  sex* 
centorum  deseriptio  anatomica  p.  121.  Nr.  201.  Tb.  3.  Fig.  2.  als 
Monstrum  ovinum  agenyum  beschrieben  und  abgebildet  und  von  Vro- 
lik  in  Tabulae  ad  illustrandam  embryogenesin  hominis  et  mammalium 
Tb.  58.  Fig.  11.  copirt  worden.  Die  Abbildung  stellt  die  Seitenan- 
sicht des  Kopfes  dar,  unsere  Tafel  9.  dagegen  zeigt  die  untere  An- 
sicht von  vorn. 

Das  Lamm  ist  bis  auf  den  Kopf  völlig  normal  ausgebildet.  Der 
Kopf  dagegen  verengt  sich  im  Antlitztheil  sehr  stark  und  bildet  mit 
diesem  einen  walzenförmigen  Rüssel.  Auf  der  obern  Seite  fehlen  die 
Augen  und  Ohren  völlig,  nur  die  Haarwirbel,  aus  welchen  sich  die 
Hörner  erheben  sind  vorhanden.  Otlo’s  Exemplar  besitzt  an  Stelle 
der  Augen  eine  längliche  Haulfalte,  gleichsam  den  Spalt  der  Augen- 
lieder, von  denen  bei  dem  unsrigen  aber  keine  Spur  vorhanden  ist. 
Der  Spalt  der  Nasenlöcher  fliesst  von  beiden  Seiten  her  vorn  an  der 
Spitze  des  Rüssels  zusammen.  Schnauze  und  Lippen  sind  durch  Nichts 
angedeutet,  der  Rüssel  ist  bis  auf  die  kleinen  Nasenöflnungen  voll- 
ständig geschlossen.  An  der  untern  Seite  ist  er  mit  mehrern  Spür- 
haaren besetzt.  An  der  Kehle  liegen  die  Augen  und  dahinter  die 
Ohren.  Erstere  sind  sehr  gross,  ohne  Lider,  mit  schwachen  Wim- 
pern umrandet  und  durch  eine  nur  eine  Linie  breite  häutige  behaarte 
Brücke  von  einander  getrennt.  Ein  breit  dreiseitiger  Fleck  vor  den 
Augen  ist  nackt.  Einen  halben  Zoll  hinter  den  Augen , also  etwas 
weiter  als  Otto’s  Zeichnung  angibt,  folgen  die  Ohren,  mit  der  Innen- 
seite gegen  einander  gewandt,  an  der  Basis  vereinigt  und  mit  nur 
einer  kleinen,  genau  in  der  Mittellinie  gelegenen  Oefinung.  Die 
Ohrmuscheln  selbst  zeigen  übrigens  keine  Abnormitäten. 

ln  der  Brust-  und  Bauchhöhle  fand  ich  keine  beachtenswerthen 
Eigenthümlichkeilen.  Otto  erwähnt  von  seinem  Exemplar,  dass  die 
linke  Niere  bis  in  den  Eingang  hinabgerückt  sei.  Bei  der  unsrigen 
Missgeburt  liegen  beide  Nieren  in  gleicher  Höhe,  etwas  weniger  zu- 
rück als  gewöhnlich  sind  von  gleicher  und  sehr  ansehnlicher  Grösse, 
nämlich  l1^  Zoll  lang  und  3/4  Zoll  breit.  Der  rechte  Lungenflügel 
ist  vierlappig  und  um  ein  Drittheil  grösser  als  der  linke  zweilappige. 

Alle  zu  Mund-  und  Rachenhöhle  gehörigen  Organe,  Lippen, 
Kiefer,  Zähne,  Zunge,  deren  Muskeln,  Gefässe  und  Nerven  fehlen 
gänzlich.  Unmittelbar  hinter  den  Augen  erstreckt  sich  ein  querer 
bandförmiger  Muskel  von  einer  Seile  des  Schädels  zur  andern,  des- 
sen Deutung  ich  nicht  zu  geben  vermag.  Die  zwischen  den  Ohren 
gelegene  Oefinung  deutet  Otto  als  Ohröflnung,  sie  führt  aber  durch 
einen  kurzen  engen  Kanal  in  den  Schlund , der  an  dem  völlig  aus- 
gebildeten Kehlkopf  plötzlich  seine  normale  Weite  und  Bildung  besitzt. 
Die  Augen  und  ihre  unmittelbare  Umgebung  zeigen  kein  Missver- 
hältniss. 


4; 


52 


Die  Missslallung  des  Schädels  hat  ein  besonderes  Interesse. 
Von  oben  betrachtet  erscheint  das  Occiput  übermässig  verlängert  und 
zwar  so,  dass  die  Condyli  am  weitesten  nach  hinten  hervorstehen. 
Die  Scheitelbeine  gehen  zu  beiden  Seiten  mit  starker  Wölbung  um 
die  Hirnhöhle  herum  und  bleiben  an  der  Unterseite  durch  einen  brei- 
ten Raum  getrennt.  Davor  legen  sich  die  Stirnbeine  mit  den  Höckern 
zur  beginnenden  Hörnerbildung,  nach  vorn  stark  abfallend  und  mit 
einem  breiten  Fortsatze  neben  der  Mittellinie  sich  verlängernd,  an  den 
Seiten  nicht  so  weit  hinabreichend  als  die  Scheitelbeine.  An  ihr  vor- 
deres Ende  schliessen  sich  die  dreiseitigen  ganz  normalen  Nasenbeine 
und  den  seitlichen  Ausschnitt,  der  durch  den  mittlern  Fortsatz  gebil- 
det wird,  füllt  jederseits  eine  vierseitige  dünne  Knochenplatte  aus. 
Man  kann  dieselbe  als  modificirtes  Thränenbein  deuten.  An  den  Sei- 
len des  Stirnbeines  nach  unten  springt  der  Augenhöhlenrand  als  be- 
sondere Knochenplatte  vor.  Die  Knochen  der  untern  Schädelseite 
sind  völlig  abnorm.  Den  Rüssel  begränzen  hier  zwei  sehr  kleine 
dreiseitige  Knochenplatten,  hinter  denen  zwei  ähnliche  seitlich  zu  den 
Nasenbeinen  aufsteigende  aber  frei  endende  liegen.  An  den  Höcker- 
rand dieser  schliesst  sich  eine  in  der  Mittellinie  nicht  getrennte,  grosse, 
zu  den  Seiten  aufsteigende  Knochenplatte.  Sehr  dünne  Plättchen  un- 
ter ihr  werden  zu  den  Muscheln  gehören,  denn  diese  füllen  den  Rüs- 
sel ganz  aus.  Der  Boden  der  völlig  flachen  Augenhöhle  wird  von 
zwei  Knochen  gebildet,  einer  dünnen  rundlichen  Platte  vorn  und  nach 
aussen  und  einem  breiten  Fortsatze  eines  in  der  Mitte  gelegenen  slär- 
kern  Knochens,  der  neben  der  Mittellinie  die  beiden  grossen  Oeflnun- 
gen  zum  Durchtritt  der  Sehnerven  trägt.  Der  Raum  zwischen  den 
Scheitelbeinen  wird  durch  eine  breite  convexe  Knochenplatte  erfüllt. 
Sie  ist  am  hinlern  verdickten  Rande  ausgeschnitten  und  in  der  dadurch 
gebildeten  Oeflhung  bewegt  sich  ein  eigenthiimlich  gestaltetes  Knochen- 
stückchen. Den  hintersten  Theil  der  untern  Schädelfläche  bildet  das 

Grundbein.  Zwischen  dieses  und  den  hintern  untern  Rand  der  Schei- 

telbeine schieben  sich  die  Knochen  des  Gehörorganes  ein.  An  seinen 
vordem  Rand  jedoch  innerhalb  der  Hirnhöhle  und  aussen  ganz  von 
der  untern  Schädeldecke  versteckt  slösst  der  Körper  des  grossen,  an 
dieses  der  des  kleinen  Keilbeines  und  vorn  an  dieses  die  Pflugschaar 
als  schmaler  dünner  Knochen,  der  von  dem  vorhin  erwähnten  mit  den 
beiden  Sehnervenlöchern  versehenen  Knochenstück  aufgenommen  wird. 
Die  drei  vordem  Knochen  an  der  Unterseite  des  Rüssels  sind  nicht 
wohl  auf  normale  Kopfknochen  zurückzuführen , die  hintere  untere 
Knochendecke  könnte  als  vereinigte  Schläfenbeine  gedeutet  werden. 
Gaumenbein,  Oberkiefer,  Zwischenkiefer  und  Jochbein  sind  nirgends 
nachweisbar. 

Auf  Tafel  9.  ist  der  Kopf  der  Missgeburt  von  unten  dargestellt, 
auf  Tafel  10.  der  Schädel  von  der  obern  und  von  der  untern  Seite. 

S c h 1 i e p h a c k e,  ii  b e r S t e n h o u p e ’ s Loupe.  Die  gewöhnli- 
chen und  schon  lange  im  Gebrauch  befindlichen  Loupen,  sind  schwach  bi- 
convex  geschliffene  Gläser,  von  denen  man  eins,  zwei  auch  selbst  drei  über 


53 


einander  schiebt  und  dann  während  inan  hindurch  sieht,  den  Gegen- 
stand in  einiger  Entfernung  davor  hält.  Die  Stärke  dieser  Loupen 
ist  gewöhnlich  nicht  sehr  bedeutend.  Viel  schärfer  sind  schon  die 
seit  einiger  Zeit  in  Gebrauch  gekommenen  Cylinder-Loupen.  Sie  be- 
stehen aus  einem  einzigen  Glascvlinder  der  oben  und  unten  schwach 
convex  geschliffen  ist.  Sie  sind  bei  botanischen  Untersuchungen  zu 
Bestimmungen  der  Phanerogamen  vollkommen  ausreichend.  Kürzlich 
hat  ein  Engländer  Stenhoupe  eine  Loupe  construirt,  die  alle  bisheri- 
gen an  Stärke  weit  übertrifft.  Es  sind  dies  ganz  kleine  Cylinder- 
Loupen,  deren  Endflächen  aber  sehr  bedeutend  convex  geschliffen  sind, 
und  zwar  so  bedeutend,  dass  die  Brennweite  der  Loupe  gleich  Null 
ist,  d.  h.  man  muss  den  Gegenstand  unmittelbar  an  die  convexe  Flä- 
che bringen.  Von  grösstem  Nutzen  sind  diese  Loupen  beim  Einsam- 
mein  der  niederen  Cryptogamen,  der  Diatomeen,  Algen  etc.,  indem 
man  durch  sie  nicht  nur  das  Genus,  sondern  bei  den  Algen  sogar 
in  vielen  Fällen  die  Species  erkennen  kann.  Die  in  stehendem  Trink- 
wasser sich  schnell  bildenden  grösseren  Infusorien  erkennt  man  z.  B. 
ganz  gut  durch  diese  Loupen.  Ebenso  sieht  man  an  einem  Längs- 
schnitt von  Tannenholz  die  cylin  drisch  qn  Gefässe  des  Holzes  sehr 
deutlich : Effecte  die  durch  keine  andern  Loupen  bis  jetzt  erreicht 
worden  sind. 

Cliop,  über  einige  Versteinerungen  im  Muschel- 
kalk bei  Sonders  hausen.  In  der  tiefsten  zugänglichen  Schicht 
des  hier  leicht  verwitlerbaren  Wellenkalkes  kommen  ausser  einigen 
interessanten  Muscheln  häufig  drehrunde  cylindrisehe  Röhren  vor,  die 
bisweilen  deutlich  mehre  Schichten  durchsetzen.  Oh  es  mit  Kiesel 
überkleidete  Wurmröhren  sind,  ob  sie  von  dünnen  Pflanzenstengeln 
herrühren  oder  wess  Ursprungs  sie  sonst  sein  mögen , hat  sich  noch 
nicht  ermitteln  lassen.  Encrinus  liliiformis,  Mytilus  eduliformis, 
Trigoyiia  ovoides  erscheinen  schon  in  diesen  tiefen  Regionen.  Auch 
dünne  Platten  von  einigen  Linien  Durchmesser  und  unregelmässig  um- 
randet kommen  vor.  Man  würde  sie  auf  flache  Austerschalen  deuten 
können,  wenn  nicht  die  eigenthiimliche  Structur  dagegen  spräche,  oder 
auf  Fischschuppen,  wenn  sie  regelmässiger  umrandet  wären.  In  ei- 
ner höhern  harten,  dichten,  splitterbrüchigen,  rauchgrauen  bis  rost- 
gelben Schicht  mit  sehr  gewulsleten  Schichtungsflächen , die  fast  aus- 
schliesslich und  in  ungeheurer  Menge  Terebratula  vulgaris  führt,  fand 
sich  ein  sehr  deutlicher,  6 Linien  langer  und  eine  Linie  dicker  Cida- 
ritenstachel , dessen  Gelenktheil  vollkommen  erhallen  ist.  Die  eben 
bezeichnete  Schicht  geht  in  einen  fast  ganz  weissen  dichten  Kalkstein 
über,  der  beim  Zerschlagen  etwas  Mehl  gibt  und  einzelne  Kalkspath- 
drusen  enthält.  Er  führt  in  den  Schaumkalk  (Mehlslein)  über.  Hier 
lag  ausser  einer  3 Linien  langen  Melania  Schlotheimi  mit  fünf  sicht- 
baren Umgängen  ein  aus  dem  Schaumkalke  noch  nicht  bekannter  Zahn, 
der  bis  auf  die  viel  bedeutendere  Grösse  mit  dem  von  Bronn  in  der 
Lethäa  3.  Aufl.  Taf.  13.  Fig.  14 c abgebildeten  Nothosaurns  mirabi - 
lis  am  nächsten  übereinstimml. 


54 


Giebel,  eine  Eschara  im  Pläner  m ergeh  In  der  Ab- 
handlung über  die  Polypen  im  Plänermergel  des  Salzberges  bei  Qued- 
linburg (Zeitschr.  f.  Zool.  Zootom.  Paläozool.  1S48.  S.  19.)  wurden 
12  Arten  von  Eschara,  darunter  6 als  neu  beschrieben.  Obwohl 
seitdem  der  Salzberg  fortwährend  abgesammelt  ist,  konnte  diese  Zahl 
der  Arten  doch  nicht  vermehrt  werden.  Erst  im  letztvergangenen 
Herbste  theilte  Ilr.  Yxem  eine  Eschara  zur  Untersuchung  mit,  die  bei 
dem  ersten  Anblick  für  den  Salzberg  wenigstens  neu  zu  sein  schien. 
Sie  bildet  flachblällrige  Aeste  mit  bilateralen  Zellen  in  regelmässigen 
schrägen  Reihen  rautenförmig  umrandet.  Die  Zellen  selbst  sind  rund 
oder  ovD,  convex,  wenn  das  schliessende  Häutchen  fehlt,  trichterför- 
mig vertieft,  die  rundliche  Mündung  am  obern  Rande  gelegen,  bis- 
weilen etwas  nach  der  linken  Seite  gerückt.  Die  Zwischenräume  sind 
mit  vereinzelten  Poren,  meist  in  den  Winkeln  der  rautenförmigen  Ma- 
schen, seltner  mit  Porenreiben  besetzt.  Bei  E.  lubulosa  1.  c.  S.  20 
fehlt  die  Umrandung  der  Zellen , bei  E.  mullipunctata  1.  c.  ordnen 
sich  die  Zellen  in  minder  regelmässige  Reihen  und  sind  durch  un- 
gleiche Zwischenräume  getrennt.  Die  andern  Arten  des  Salzberges 
weichen  auffallender  ab.  Da  nur  ein  einziges  4 Linien  langes  und  2 
Linien  breites  Aststück  vorliegt:  so  mag  die  systematische  Bestim- 
mung dahingestellt  bleiben. 

Unter  andern  die  Gegend  um  Güttingen  betreffenden  Unrichtig- 
keiten auf  Lachmann’s  Karte  zur  Physiographie  des  Her- 
zogthums Braunschweig  verdient  besonders  hervorgehoben  zu 
werden,  dass  die  sehr  ausgezeichneten  Muschelkalkberge  von  Alten- 
und  Neuen-Gleichen  als  bunter  Sandstein  aufgeführt  worden  sind.  — 
Söchting . 


Literatur. 

Allgemeines«  H.  Kletke,  Bilder  aus  dem  Weltall  in 
Aufsätzen  [abgedruckt  ans  den  Schriflen]  von  Bult,  Cotta,  Eschricht,  v.  Hum- 
boldt, v.  Kobell,  Körner,  Kriegk,  Masius,  Scheillin,  Schleiden,  Schouw,  v.  Schu- 
bert, v.  Tschudi,  Ule  (Berlin  1853.).  — Eine  höchst  eigenthümliche  Erschei- 
nung ! Ein  Abdruck  aus  den  verschiedensten  Schriften  der  letzten  und  des  lau- 
fenden Jahres.  Was  sagen  die  Verleger,  was  die  Verfasser  dazu,  dass  ihre  eben 
vollendete  Arbeit  schon  so  glänzende  Aufnahme  fand  und  so  hiilfreich  im  Pu- 
blikum verbreitet  wird!  Auch  nicht  ein  Wort  zur  Bechtfertigung,  zur  Entschul- 
digung seines  Fabrikats  bringt  der  Verf.  bei.  Wir  nennen  das  Buch  ein  Fabri- 
kat, weil  der  Verf.  ohne  alle  Kritik,  ohne  alles  Urtheil  Aufsätze  von  dem  ver- 
schiedensten Werlhe  zu  ein  und  demselben  Zwecke  an  einander  gereiht  hat. 
Neben  den  Arbeiten  des  Meisters  und  den  classischen  Abhandlungen  eines  von 
Tschudi  stehen  die  der  Stümper  und  Anfänger,  die  sich  dem  Publikum  als  Leh- 
rer aufdrängen  und  selbst  das  ABC  noch  nicht  kennen.  Der  Verf.  nennt  sie 
freilich  insgesammt  namhafte  Männer,  welche  vorzugsweise  die  Vermittlung  zwi- 


55 


sehen  der  Wissenschaft  und  dem  nicht  eben  Fachgebildeten  übernommen  haben. 
Wir  wissen  sehr  wohl,  dass  unser  entgegengesetztes  Uriheil  über  manchen  von 
seinem  Verleger  hochgefeierten  Verfasser  selbst  bei  einem  grossen  Theile  des 
Publikums  und  besonders  bei  den  gänzlich  urtheilslosen  Lobrednern  in  den  mei- 
sten unserer  Tageblätter  *)  gewaltigen  Widerspruch  finden  wird,  aber  gerade  des- 
halb sprechen  wir  dasselbe  offen  aus  und  sind  bereit  durch  hunderte  von  Bele- 
gen es  zu  begründen,  wenn  Unkenntniss  und  Urtheilsschwäche  solche  nölhig  ha- 
ben sollte.  ln  dem  Aufsatze  über  den  Wasserfrosch  , dessen  Verf.  in  seinen 
liefen  „Naturstudien“  den  wilden  Hörnerkampf  der  Rehkuh  mit  dem  Fuchse  sah 
(wenn  nicht  etwa  die  Hörner  hier  eine  blosse  poetische  Licenz  sein  sollen,  die 
sich  schon  Anacreon,  Sophokles,  Pindar  u.  a.  erlaubten),  wird  dieses  Thier  als  das 
m e ns ch  e n ä h n 1 i ch  s te  Geschöpf  geschildert  (und  sogar  dem  allen  Scheuchzer 
diese  Ansicht  aufgebürdet).  In  dem  gleichfolgenden  Aufsätze  „das  Volk  der  Vögel“ 
haben  diese  ebenfalls  viel  Aehnlichkeit  mit  dem  Menschen,  sind  sogar  ganz 
menschlich,  ist  Alles  kaum  einem  Vogel  wie  kaum  einem  Menschen  (?)  gegeben, 
das  Eierlegen  von  dem  lebendig  Gebären  und  Säugen  nicht  wesentlich  verschie- 
den, Denk-,  Fühl-,  Willensvermögen  der  Singvögel  ganz  menschlich,  kein  Ge- 
sangvogel gescheidter  als  der  Staar  (S.  333),  der  Kanarienvogel  (S.  335)  der 
intelligihelste  Singvogel,  klüger  als  viele  Menschen  (S.  337),  der  Storch  (S. 
344)  auf  die  höchste  Stufe  der  Vögel  erhoben,  ganz  menschlicher  Art,  ein  Men- 
schenthier, ein  Menschenkind  (S.347),  Derselbe  Verf.  hält  den  Elephanten  (S. 
357)  für  einen  Halbmenschen,  für  das  menschlichste  Thier  auf  Erden  (S.  361) 
und  schreibt  demselben  viel  Gehirn  (!  !)  zu.  Er  theilt  die  Vögel  (S.  326)  in 
Stand-,  Strich-,  Zug-,  Sumpf-,  und  YVasservögel,  erklärt  (S.  333)  den  wirklich 
reinlichsten  Vogel,  den  Seidenschwanz,  für  den  unreinlichsten,  findet  (S.  329) 
alle  fünf  Sinne  der  Vögel  gut  ausgebildet  u.  s.  w.  Das  heisst  doch  wahrlich  in 
frecher  Weise  Natur  machen  und  nicht , sie  studiren!  Das  ist  keine 
Wissenschaft , sondern  es  ist  die  offenbarste  Unkenntniss  mit  hochtrabenden, 
nichtssagenden,  unüberlegten  und  sich  widersprechenden  Redensarten  geschmückt. 
Diese  letztere  verlieren  sich  in  dem  Aufsatze  über  Licht  und  Bewegung  (S.  6 — 
9)  sogar  in  völlige  Unklarheit  und  undurchdringliche  Finslcrniss.  Und  solches 
Machwerk  wird  schnell  zum  zweiten  Male  verwerthet,  unter  dem  Vorwände,  es 
sei  in  styl istischer  Hinsicht  mustergültig,  es  liefere  dem  Lehrer  ein  willkomme- 
nes Material  für  den  Unterricht,  dem  Schüler  anregende  Vorbilder  und  eine  Geist 
und  Herz  bildende  Lectüre  , den  gebildeten  Männern  und  Frauen  in  reichlichem 
Maasse  Genuss  und  Belehrung.  Armes  Publikum,  dir  wird  viel  aufgebürdet,  du 
must  dein  redliches  Streben  Humboldt’s  Kosmos  zu  verstehen  schwer  bitssen. 

GL 

Astronomie  and  Meteorologie.  — Yvon  Villarceau, 
über  die  Bahn  des  Doppelsterns  jj  Coron.  bor.  vor.  — V.  hatte 
früher  die  Umlaufszeit  auf  43  Jahre  und  später  auf  66  Jahre  bestimmt.  Die 
Bahnbestimmung  dieses  Doppelsternes  bietet  insofern  bedeutende  Schwierigkeiten, 
als  die  beiden  Sterne  sehr  wenig  von  einander  verschieden  sind.  Dennoch  hat 


*)  Nur  ein  Beispiel , in  welch’  grober  Weise  das  Publikum  durch  die 
Tagesblätter  betrogen  wird.  Ein  Verf.  sandte  nämlich  die  von  ihm  selbst  in  den 
hochtrabendsten  und  hochpreisendsten  Redensarten  abgefasste  Empfehlung  eines 
seiner  wenn  auch  nicht  kläglichen,  doch  sehr  schwachen  Machweike  in  eine 
sonst  sehr  geachtete  politische  Tageszeitung  ein.  Diese  druckte,  ans  welchen 
Gründen  wissen  wir  nicht  (vermuthlich  weil  Verf.  zugleich  untergeordneter  Cor- 
respondent  der  Zeitung  ist)  die  Lobhudelei  ab  und  der  Verleger  hält  dem  Publi- 
kum nun  diese  ge  d i e gene  Kritik  mit  seiner  überspannten  Anpreisung  umrahmt 
dem  Publikum  vor.  Wer  Belehrung  sucht,  kann  über  das  Gesuchte  noch  kein 
Urtheil  haben , und  muss  sich  nun  auf  so  derbe  Weise  betrügen  lassen.  Es 
wird  wahrlich  Zeit  die  Masse  der  schlechten  Waare , mit  welcher  das  Publikum 
überschüttet  wird,  ihres  pomphaften,  blendenden  Aussenschmucks  zu  berauben 
und  sie  in  ihrer  Nacktheit  zu  beleuchten. 


56 


V.  aus  einer  Reihe  langjähriger,  sorgfältiger  Beobachtungen  die  Elemente,  wie 
folgt,  bestimmt: 


Bahn  von  rj  Coron  AB. 

Decl.+30< 

Durchgang  durch  das  Perihel  1779,338,  1846,  647 


1 5h17  ,0  ) , or  A 
•30°50'  f 18o° 


Mittl.  jährl.  Bewegung 
Excenlricitätswinkcl 
Aufsteig.  Knoten 
Länge  des  Perihels 
Neigung 

halbe  grosse  Achse 
also  Umlaufszeit 
Excentricilät 


5°, 3484 
23°51',0 
9°52',3 
194  51,9  > 

4-  59  18,6 
1",2015 
67,309  Jahre 
0,40433. 


vom  Stundenkreis  fiir  1850  an  gezahlt 
(jährl.  Beweg.)  — 0,'294 


( Monntsb . d.  K.  Pr.  Äkad  zu  Berl.  1853.  p.  287.) 


Tsch. 


Entdeckung  < 

iines  kleinen 

Kometen. 

— Klinkerfues,  Assi- 

stent  der  Sternwarte  zu 

Göttingen,  entdeckte  am  2.  December  1853  einen  klei- 

nen  Kometen.  1853  Decbr.  2.  16h4'  mittl.  Zeit  ging  er  dem  Sterne  Piazzi  Hora 

I,  176  4'  17"  in  AR  voran  und  stand  24' 

nördlicher. 

Seine  tägliche  Bewegung 

beträgt  etwa  : — 30'  in 

AR  und  — 90'  in 

Declin.  — 

Tsch, 

Sand,  mittler 

e Temperatur 

von  Riga. 

— Ans  35jährigen  Beo- 

bachtungen  ergeben  sich  für  Riga  folgende 

Monalsmiltel  , höchste  und  niedrigste 

Temperaturgrade  : 

Mittel 

höchster 

niedrigster 

Januar 

— 3°,  34 

+ 3°, 6 

—11°, 3 

Februar 

— 2°, 44 

4-  1°,  9 

— 7°,  2 

März 

+ 0°,68 

+ 4°,7 

— 4«, 4 

April 

-t-  6°, 17 

4-  9°, 7 

+ 2«, 8 

Mai 

+ 10°, 78 

+14«, 2 

+ 7«,3 

Juni 

+13°,  16 

4-170,3 

4-  9«, 6 

Juli 

+ 15°,  2 

+17«, 8 

+12«,  1 

August 

+13°, 10 

4-1 6«,  0 

4- 10°, 6 

Septbr. 

4-  8°, 70 

+15«, 5 

+ 6®,1 

October 

-j-  3°.  7 9 

4“  6°,  3 

+ 0«,5 

November 

— 0°,  36 

+ 3°,  8 

— 4«,6 

December 

— 3«, 43 

+ 1°,6 

—10«, 9 

Die  mittlere  Jahrestemperatur  wurde  auf  -f-  5°,1  berechnet.  Das  kälteste  Jahr 
von  1829  hatte  im  Mittel  nur  -f-  3°, 38,  das  wärmste  1828  dagegen  -f~  7°, 57. 
(. Rigaer  Correspondzbl.  VI.  126.)  — b 


R u s s e 1 1 , Untersuchungen  über  die  Aender ungen  der 
Winde.  — Bei  fast  allen  heftigen  Stürmen  in  England  haben  die  oberen  Luft- 
strömungen selten  dieselbe  Richtung  wie  die  an  der  Oberfläche  der  Erde,  welche 
Beobachtung  auch  zu  gewöhnlicher  Zeit  gemacht  werden  kann  , wenn  nur  eine 
leichte  Störung  in  der  Atmosphäre  statt  hat.  Die  meisten  Erscheinungen  daher 
bei  den  Stürmen  lassen  sich  hier  auf  das  Entschiedenste  durch  die  gegenseitige 
Einwirkung  der  obern  und  untern  Strömungen  erklären.  Nicht  ein  einziges  Mal 
beobachtete  R.  eine  Erscheinung,  die  man  durch  die  sogenannte  Rotalionstheorie 
hätte  erklären  können  , wie  denn  überhaupt  diese  Theorie  in  höheren  Breiten 
nie  anzuwenden  ist.  Der  Südoststrom  zeigt  sich  hier  in  den  oberen  Regionen 
selten,  aber  an  der  Erdoberfläche  gemeinhin  bei  regnigtem  Wetter.  Dann  steht 
diesem  ein  oberer  Südweststrom  entgegen  und  dieser  ist  es,  der  den  Regen  ver- 
ursacht. Directe  Ostwinde,  nicht  allein  an  der  Erdoberfläche,  sondern  auch  in 
der  Höhe,  wo  sie  die  Cirrus-Wolken  bilden,  vorherrschend,  sind  viel  häufiger 
als  die  aus  Südost  und  noch  häufiger  die  aus  Nordost.  Ein  Westwind  weht 
nur  selten  in  den  unteren  Regionen,  wenn  oben  ein  Ostwind  vorherrscht  ; aber 
im  Gegentheil  ist  es  sehr  gemein  oben  einen  Südweststrom  herrschen  zu  sehen, 


57 


wenn  unten  ein  Nordost  oder  Ost  mit  Heftigkeit  weht.  Die  Lösung  einer  gros- 
sen Zahl  von  primären  Erscheinungen  bei  diesen  Stürmen  , die  in  England  mit 
Ostwinden  beginnen  und  mit  West  oder  Nordwinden  endigen,  findet  man  eben 
m der  gegenseitigen  Einwirkung  der  oberen  und  unteren  Ströme , die  sich  in 
entgegengesetzter  Richtung  bewegen  und  nicht  nach  dem  Princip  der  Rotation. 
Ein  Nordwest  weht  niemals  lange  Zeit  unten  gleichzeitig  mit  einem  Sudwest 
oben;  aber  in  gewissen  Zeitabschnitten  ist  es  sehr  gewöhnlich  unten  einen  Süd- 
west herrschen  zu  sehen  , während  oben  ein  Nord  west  oder  Nord  weht  Man 
hat  bemerkt,  dass  die  Windstösse,  (gales)  anfangen  aus  Südwest  oder  Süden  zu 
weben,  dann  sich  mit  grosser  Heftigkeit  durch  Westen  nach  Nordwest  und  Nord 
drehen.  Die  Anhänger  der  Rolationslheorie  linden  darin  eine  Erklärung  , dass 
sie  annehmen,  dass,  wenn  der  Wind  von  Südwest  nach  West  und  Nordwest  weht, 
eine  ungeheure  Luflmasse  sich  von  rechts  nach  links  dreht  und  von  Südwest  nach 
Nordost  fortschreitet;  der  Mittelpunkt  der  Rotation  ist  sehr  weit  entfernt  nach 
Norden  von  den  Orten  , wo  der  Wind  sich  fühlbar  macht.  Aber  hier  ist  von 
Rotation  keine  Rede,  denn  der  Südwest- Wind  wellt  in  einer  weiten  Ausdehnung 
über  die  Insel  und  keine  Wahrnehmung  zeigt  ein  Zurückgehen  des  Südwestwin- 
des  an.  Bei  den  Stürmen,  wo  der  Wind  aus  Südwest,  West  und  Nordwest  weht, 
herrscht  oben  ein  Nordwest.  Die  Aenderungen  erklären  sich  hier  ebenso , wie 
die,  welche  man  im  Sommer  beobachtet  in  Folge  einer  Mischung  oder  gegensei- 
tigen Austauschung  zwischen  der  warmen  Luft,  die  aufsteigt  und  der  kalten,  die 
niedersinkt.  Eine  ähnliche  Erscheinung  beobachtet  man  beim  Mischen  von  Flüs- 
sigkeiten. Diese  Thalsache  lieferte  eine  hinreichende  Erklärung  für  eine  grosse 
Anzahl  von  Winden  (gales),  die  von  Osten  nach  England  gelangen  und  so  wird 
die  Umkehr  des  unteren  Stromes  durch  die  Wärme  der  Sonne  während  gewisser 
Zustände  unserer  Atmosphäre  im  Sommer  bewirkt  durch  beständiges  Auf-  und 
Niedersteigen  der  Luft  zweier  entgegengesetzter  Ströme  , soweit  eben  der  Süd- 
wind sich  ausdehnen  kann  Jeder  schnelle  Windstoss  der  Brise  muss  betrach- 
tet werden  als  die  W irkung  von  vertikalen  Drehungen  verursacht  durch  Luft  von 
verschiedenem  specifischen  Gewicht.  Sobald  die  Wärme  der  Sonne  abnimmt, 
vermindern  sich  die  störenden  Einflüsse  und  gewöhnlich  führt  die  Nacht  Ruhe 
an  der  Erdoberfläche  herbei,  während  oben  noch  der  Nordwind  weht.  Die  Dauer 
eines  Sturmes  aus  Südwest  ist  sehr  ungewiss;  gewöhnlich  8 — 48  Stunden,  in 
einigen  Fällen  mehrere  Tage.  Der  Wind  dreht  sich  plötzlich  nach  Nordwest, 
wenn  das  Barometer  zu  steigen  anfängt.  Die  Ursache  dieser  Aenderung  erklärt 
sich  ganz  einfach  aus  dem  Umstande  , dass  der  obere  Strom  zur  Erde  nieder- 
steigt , indem  er  auf  die  leichte  Luftschicht  drückt , die  in  derselben  Richtung 
geht,  wie  der  obere  Strom.  Die  zeitweise  Unterbrechung  des  Südwest,  der  sich, 
indem  er  über  den  Ocean  hinweht,  erwärmt  und  mit  Feuchtigkeit  beladet  achtet 
R.  gleich  den  Brisen  aus  Süden,  die  während  des  Tages  in  England  im  Sommer 
wehen  , wenn  der  Nordwind  herrscht.  Diese  trockenen  Brisen  werden  täglich 
verursacht  durch  die  Sonnenstrahlen,  die  in  den  unteren  Theilen  der  Atmosphäre, 
wo  eine  Verdünnung  stallfindet , das  Gleichgewicht  der  Luft  stören.  Auf  diese 
Art  werden  die  feuchten  über  den  Ocean  kommenden  Winde  über  den  Continent 
von  Europa  getrieben  und  einmal  in  Beweguug  gesetzt,  besitzen  sie  eine  Kraft, 
die  erhallen  wird  durch  das  Vermischen  mit  dem  kalten  und  trockenen  Strom, 
der  darüber  hinweht.  Der  allgemeinen  Annahme  entgegen  glaubt  R.  , dass  der 
rückkehrende  Polarslrom  häufiger  durch  Nordwest  oder  Nordost  in  unsere  Brei- 
ten gelangt.  Gien  und  Masson  geben  in  Folge  ihrer  Luftreisen  an,  in  welcher 
Richtung  auch  der  Wind  an  der  Erdoberfläche  wehe,  in  10,000'  Höhe  die  Rich- 
tung unveränderlich  zwischen  Nord  und  Westen  sei.  Diese  Ansicht  ist  ohne 
Zweifel  zu  weit  ausgedehnt;  aber  es  ist  gewiss,  dass  der  Nordwest  häufiger 
über  den  unteren  Strömungen  stattfindet.  Eine  grosse  Zahl  von  Stürmen  , die 
aus  Südwest  anfangen  und  nach  Nordwest  umspringen,  sind  dem  Anscheine  nach 
verursacht  durch  die  gegenseitige  Einwirkung  zweier,  übereinander  gelagerter 
Strömungen  aus  diesen  Richtungen.  Hier  gibt  |das  Barometer  nur  dunkle  An- 
zeichen von  ihrer  Nähe  und  das  Quecksilber  steigt  mitunter  noch,  selbst  wenn 
schon  der  Cirrostralus  , der  Vorläufer  des  Südwestwindes  sich  am  westlichen 


58 


Horizont  gebildet  hat.  Im  Gegentheil  aber  werden  die  aus  Osten  kommenden 
Winde  durch  das  Falleu  des  Quecksilbers  angezeigt.  R.  macht  bemerklich,  dass 
die  aussergewöhnliche  Aenderung  des  Windes  von  Südwest  nach  Nordwest  schon 
früher  Shakespear  bekannt  gewesen  sei,  ehe  man  daran  gedacht  habe,  die  Ur- 
sache zu  erforschen.  Er  citirt  eine  merkwürdige  Stelle  aus  den  Werken  dieses 
Dichters.  (L'Inst.  No.  1040.  p.  419.)  W.  B. 

Meteorsleinfall  in  Siebenbürgen.  — Am  4.  September  1852 
Nachmittags  zwischen  4 und  5 Uhr  vernahm  man  bei  wolkenlosem  Himmel, 
hellen  Sonnenschein  und  Windstille  , die  schon  seit  einigen  Tagen  herrschten, 
in  der  Gegend  von  Mezü  Madaras  plötzlich  ein  eigenthiimliches  Geräusch  in  der 
Luft,  an  einzelnen  Orten  einem  fernen  Donner,  an  andern  dem  Krachen  entfern- 
ter Geschütze  vergleichbar,  und  gleich  darauf  auch  einen  blitzartigen  Streifen  am 
Himmel.  Unter  starkem  Getöse  zerplatzte  das  Meteor  und  es  fielen  über  eine 
grosse  Strecke  verbreitet  zahlreiche  kleinere  und  grössere  Steine  herab , deren 
grösster  beinah  18  Pfund  wiegt.  Die  eingesammelten  Steine,  welche  noch  nicht 
den  vierten  Theil  der  gewiss  über  Centnerschweren  Masse  betragen  , haben  eine 
unebene  bruchartige  Oberfläche  mit  muschligen  Vertiefungen,  sind  von  knolliger, 
rundlicher  oder  flacher  Gestalt  mit  stumpfen  Kanten  und  schwarzen,  geschmol- 
zenen, nissigen  Ueberzuge.  Im  Innern  haben  sie  ein  trachytisches  oder  man- 
deisteinartiges  Ansehen,  grau  mit  schmutzig  weissen  Flecken  und  schwarzgrauen, 
weisslichen  und  gelben  Metallpunkten.  Das  spec.  Gew.  beträgt  3,5.  Die  ober- 
flächliche chemische  Untersuchung  wies  Eisen,  Nickel,  Quarz,  Feldspath,  Schwe- 
fel und  Eisenkies  nach.  ( Knöpfler  in  Verhandl.  Siebenbg.  Verein.  1853.  19.) 

b— 

Quetelet,  über  die  Sternschnuppen-Periode  im  August. 
— Am  Abend  des  9.  August  beobachtete  einer  der  Gehülfen  auf  der  Brüsseler 
Sternwarte  von  9h  V*  bis  Mitternacht  57  Meteore ; am  10.  Abends  nahmen  zwei 
Beobachter  in  der  Zeit  von  9h  */*  bis  Mitternacht  163  Meteore  wahr,  obgleich 
nur  2/s  des  Horizontes  überschaut  werden  konnten.  Dabei  musste  von  10h  ab 
der  Mondschein  nothwendig  die  Wahrnehmung  der  Meteore  beeinträchtigen.  Du- 
prez  zu  Gent  beobachtete  am  9.  29  und  am  10.  37  Sternschnuppen  von  9h 
50  an.  Er  konnte  jedoch  nur  den  sechsten  Theil  des  Himmels  übersehen. 
Die  Durchschnittszahl  für  die  Stunde  betrug  demnach  am  9.  13,3  und  am  10. 
17,  während  man  für  einen  gewöhnlichen  Abend  nur  8S  annimmt.  Zu  New-Ha- 
ven  in  Connecticut  verhinderte  der  wolkige  Himmel  am  9.  jede  Beobachtung. 
Am  10.  währten  die  Beobachtungen  von  Mitternacht  bis  Tagesanbruch  = 3h  25 ; 
man  zählte  in  dieser  Zeit  338  Erscheinungen.  In  Rom  belief  sich  die  Zahl  der 
Sternschnuppen  am  9.  von  9h  24  bis  llhll  auf  37  , und  am  folgenden  Mor- 
gen von  2h  45  bis  3h  15  auf  9 ; am  10.  von  8h  55  bis  llh  46  auf  67.  — 
Q.  prüft  dann  die  von  Coulvier  Gravais  Bd.  II.  pag.  259.  ausgesprochene  An- 
sicht, zu  welchem  Zweck  er  die  von  1838  an  zu  Brüssel,  Gent,  Paris  und  Parma 
gemachten  Beobachtungen,  so  wie  auch  die  von  verschiedenen  andern  Orten  in  ver- 
schiedenen Jahren  zusammenstellt.  Die  Zahlen  sind  freilich  sehr  unregelmässig  und 
wenn  es  auch  scheint,  dass  sie  in  der  Zeit  von  1843  bis  1848  abnehmen,  so  gilt 
doch  das  Gegentheil  für  die  letzten  2 oder  3 Jahre.  Die  Resultate  sind  aber 
zu  wenig  zuverlässig,  um  daraus  positive  Schlüsse  ziehen  zu  können;  sie  ge- 
nügen aber,  um  den  Ausspruch  von  Coulvier  Gravier  in  Zweifel  zu  ziehen.  In 
seiner  Tabelle  gibt  er  für  den  10.  August  1842  nur  74  Sternschnuppen  an, 
während  man  doch  in  Paris  selbst  und  an  allen  andern  Orten  viel  mehr  zählte. 
Es  ist  übrigens  zweifelhaft,  ob  dieser  Beobachter  die  mehr  oder  weniger  grosse 
Bewölkung  und  das  Mondlicht  mit  berücksichtigt  hat.  Es  finden  sich  in  den 
Zahlen  Coulvier  Gravier’s  keine  Lücken,  und  doch  ist  es  während  einiger  Jahre, 
besonders  1844  und  1851  beinahe  vollständig  unmöglich  gewesen,  Beobachtun- 
gen anzustellen.  ( Mem . de  VAcnd.  Bruxelles.  T.  XX.  p.  35.)  B. 

Physik*  Sire,  Erscheinungen  beimAuftröpfeln  gewis- 
ser Flüssigkeiten  auf  Aether.  — Lässt  man  auf  Schwefeläther,  der  in 


59 


einer  2—3  Centimeter  weiten  Glasröhre  auf  32°  C.  erwärmt  ist,  einen  Tropfen 
concentrirter  Essigsäure  fallen,  so  sieht  man  denselben  trotz  seinerSchwere  schwim- 
men und  statt  durch  Verdampfung  abzunehmen  , sein  Volum  rasch  vergrössern, 
oft  gar  versechsfachen.  Schwefelsäurehydrat  und  Salpetersäure  zeigen  ein  Glei- 
ches. Das  Verhältniss  der  ursprünglichen  Grösse  der  Tropfen  — 2,1 mm  — 
zu  dem  Maximum,  welches  sie  erreichten,  war  bei  der  Schwefelsäure  1 : 3,  bei 
der  Essigsäure  1 : 5 und  bei  der  Salpetersäure  sogar  1 : 12.  Bei  der  Vergrös- 
serung  nehmen  die  Tropfen  eine  rasche  Bewegung  an,  zuweilen  eine  sehr  regel- 
mässige Rotation.  Vergrösserung  und  Bewegung  hören  zugleich  auf.  Bei  re- 
gelmässiger Unterhaltung  der  Temperatur  bestanden  Essigsäuretropfen  20  bis  25 
Minuten.  Sobald  die  Tröpfchen  unbeweglich  sind,  sieht  man  Farbenringe  auf 
dem  obern  Theile  der  ganzen  Oberfläche  eines  Kugelsegments,  dessen  Höhe  ein 
Drittel  des  Tropfens  zu  sein  schien.  Die  Farben  sind  sehr  lebhaft  und  mit 
blossen  Augen  deutlich  sichtbar,  besonders  bei  der  Salpetersäure.  — Tröpfelt  man 
auf  die  bis  40°  C.  erwärmien  genannten  Säuren  Aether,  so  läuft  dieser  auf  der 
Oberfläche  umher,  nimmt  rasch  an  Volumen  ab  und  fliesst  mit  der  Oberflä- 
che zusammen.  ( Compt . rend.  T.  XXXVII.  p.  667.)  B. 

Alexander,  specifisches  Gewicht  des  Wassers  bei  ver- 
schiedenen Temparaturen. 


Temp. 

F. 

Spec.  Gew. 

Temp. 

F. 

Spec.  Gew. 

Temp. 

F. 

Spec.  Gew. 

40° 

1,0000000 

56 

0,9996067 

72 

0,9983149 

41 

0,9999997 

57 

95522 

73 

82043 

42 

99978 

58 

94942 

74 

80901 

43 

99948 

59 

94328 

75 

79723 

44 

99860 

60 

93680 

76 

78510 

45 

99737 

61 

92997 

77 

77263 

46 

99579 

62 

92278 

78 

75981 

47 

99385 

63 

91523 

79 

74665 

48 

99157 

64 

90732 

80 

73315 

49 

98893 

65 

89905 

81 

71929 

50 

98595 

66 

89043 

82 

70507 

51 

* 98262 

67 

88147 

83 

69049 

52 

97894 

68 

87217 

84 

67555 

53 

97491 

69 

86252 

85 

66025 

54 

97052 

70 

85253 

55 

96577 

71 

84219 

( Sillim . Americ.  Journ.  Vol.  XVI.  p.  170.)  B. 

Brücke,  über  die  Wirkung  complementär  gefärbterGläser 
beim  binocularen  Sehen.  — Es  ist  lange  darüber  gestritten,  ob  zwei 
verschiedene  Farben  , welche  gleichzeitig  die  eine  dem  einen  und  die  andere 
dem  andern  Auge  dargeboten  werden,  sich  in  derselben  Weise  zu  einer  re- 
sultirenden  combiniren  können  , wie  dies  geschieht,  wenn  die  Eindrücke  beider 
auf  ein  und  derselben  Netzhaut  über  einander  fallen.  Diese  Frage  hat  ein  ei- 
genthiimliches  physiologisches  Interesse.  Vereinigen  sich  die  Farben  durchaus 
nicht,  so  liefert  dies  den  Beweis  , dass  die  ihnen  entsprechenden  Erregungszu- 
stände sich  nur  in  der  Netzhaut  mit  einander  verbinden  können  und  dann  die 
Resultante  derselben  zum  Gehirn  fortgepflanzt  wird ; anderen  Falls  aber  werden 
die  ihnen  entsprechenden  Erregungszustände  einzeln  dem  Gehirne  zugeführt  und 
verbinden  sich  hier  erst  zu  einer  Resultante.  Schon  1806  behauptete  de  Hal- 
dat  das  erstere.  Bei  der  vielfältigen  Wiederholung  des  von  ihm  angeführten 
Versuches  erhoben  sich  nur  einzelne  Stimmen  zu  seinen  Gunsten  , während  die 
meisten  eine  Vereinigung  der  Farben  läugneten.  Mit  Hülfe  des  Stereoscops  über- 
zeugte jedoch  Dove  1841  Viele,  dass  wirklich  eine  Vereinigung  der  Farben  statt- 
hat. Es  ist  nun  die  Frage,  ob  der  einfache  Versuch  von  de  Haldat,  der  vor  bei- 


60 


den  Augen  verschiedenfarbige  Gläser  hielt,  geeignet  ist  ein  gleiches  Resultat  zu 
liefern.  B.  operirle  deshalb  mit  zwei  nahezu  complementaren  und  ziemlich 
intensiv  gefärbten  Gläsern,  einem  hochgelben  — durch  Kohle  und  Eisenoxydul 
gefärbten  — und  einem  blauen  — Kobaltglase.  Sind  beide  Augen  gleich  geübt 
und  ans  Fixiren  gewöhnt,  so  verschwinden  die  beiden  Farben,  wenn  man  mit 
beiden  Augen  durch  ein  und  dieselbe  Fensterscheibe  sieht  und  sie  einen  Gegen- 
stand fest  fixiren  lässt,  der  gerade  vor  ihnen  liegt.  Nach  rechts  und  links  dür- 
fen die  Augen  dabei  jedoch  nicht  gewendet  werden  , weil  dann  ein  Theil  des 
Sehfeldes,  der  nur  einem  Auge  angehört , indem  er  dem  andern  durch  den  Na- 
senrücken entzogen  wird  , dem  directen  Sehen  zu  nahe  rückt.  Wer  an  solches 
Sehen  nicht  gewöhnt  ist,  dem  fallen  beide  Farben  leicht  auseinander;  man  er- 
reicht auch  hier  den  Zweck,  wenn  man  sie  mehrmals  hintereinander  in  Zeit- 
räumen von  2 Secunden  abwechselnd  mit  beiden  Augen  durch  das  gelbe  und 
das  blaue  Glas  sehen  lässt  und  ihnen  dann  plötzlich  beide  Gläser  gleichzeitig 
vorhält.  Der  Ton,  in  welchem  man  sieht,  gleicht  dem  durch  eine  Londner-Smoke- 
Brille  wahrgenommenen.  ( Silzungsher . der  Wiener  Ahad.  Math.  phns.  Kl. 
Bd.  XL  p.  213.)  " B. 

Stokes,  Ursache  der  abnormen  Figuren,  welche  bei  Fi- 
xirung  von  Polarisationserscheinungen  durch  polarisirtes 
Licht  entstehen.  — ln  dem  vorjährigen  Decemberheft  dieser  Zeitsrift  (S. 
391)  ist  der  Versuche  Erwähnung  gethan  worden , welche  Crookes  angestellt 
hat,  um  die  Figuren,  welche  man  sieht,  wenn  das  polarisirte  Licht  durch  dünne 
Platten  von  Krystallen  (Salpeter,  Kalkspalh  etc.)  fällt,  zu  fixiren.  Stokes  hat 
sich  die  Aufgabe  gestellt,  die  unerwarteten  und  auffallenden  Resultate  dieser  Ver- 
suche zu  deuten.  — Derselbe  geht  davon  aus,  dass  bei  den  gewöhnlichen  pho- 
tographischen Abbildungen  zwar  die  Umrisse  stets  wiedergegeben  werden,  welche 
den  abzubildenden  Gegenstand  begränzen,  dass  aber  keineswegs  die  Helligkeit  der 
Theile  des  Bildes,  welches  auf  die  photographische  Platte  fällt,  der  Dunkelheit 
der  Theile  der  dadurch  erzeugten  Photographie  proportional  ist.  Dennoch  kön- 
nen dadurch  die  Gestalten  eines  Bildes  nicht  modificirt  werden,  weil  bei  re- 
flectirtem  Licht  gewiss  nur  äusserst  selten  neben  einander  liegende  Punkte,  die 
das  Auge  als  verschieden  unterscheidet,  genau  denselben  photographischen  Effect 
hervorbringen  möchten,  und  umgekehrt  möchte  es  wohl  noch  seltener  Vorkom- 
men, dass  dem  Auge  gleich  erscheinende  Gegenstände  die  photographische  Platte 
verschieden  afficirten.  — Anders  ist  es  nun  wenn  die«  Photographie  zur  Fixi- 
rung  von  Interferenz-Erscheinungen  angewendet  wird,  wie  dies  Crookes  gethan 
hat.  Die  Helligkeitsunterschiede  sind  in  vielen  Tfieilen  der  durch  Interferenz 
erzeugten  Lichterscheinung  so  gering,  dass  sie  durch  das  Auge  nicht  mehr  beo- 
bachtet werden  können,  zumal  gleichzeitig  Farben  erscheinen,  deren  Conlrast  dem 
Auge  mehr  autfällt,  als  die  Abweichungen  in  der  Intensität  des  Lichts.  In  der 
photographischen  Abbildung  erscheinen  dagegen  keine  Farben,  sondern  die  Pho- 
tographie zeigt  nur  Abwechselung  von  Licht  und  Schatten , welche  den  Abwech- 
selungen in  der  gesammten  photographischen  Intensität  der  Strahlen,  die  auf 
die  Platte  eingewirkt  haben  , entspricht.  Hier  wird  daher  der , wenn  auch 
nur  geringe  Unterschied  der  Helligkeit  vorwalten,  während  dort  der  Farbenunter- 
schied den  Effect  wesentlich  bedingt.  Hier  wird  manches  zur  Erscheinung  kom- 
men können,  was  dort  durch  den  Farbeneffect  verdeckt  wird.  — Dies  ist  das 
Wesentliche  der  Ansicht  von  Stokes  über  die  Ursache  der  von  Crookes  beobach- 
teten Differenz  zwischen  den  direct  gesehenen  Polarisationserscheinungeu  und 
den  durch  sie  erzeugten  photographischen  Bildern.  Weiterhin  geht  Stokes  auf 
die  Deutung  einzelner  Beobachtungen  selbst  über,  worin  ihm  zu  folgen,  hier 
zu  weit  führen  würde.  (Phil.  Mag.  Ser.  IV.  Vol.  VI.  p.  107.)  H....Z. 

Quetelet  berichtet,  dass  ihm  von  dem  königl.  Astronomen  von  England 
der  Vorschlag  gemacht  sei  , die  Sternwarten  von  Greenwich  und  Brüssel  durch 
einen  elect rischen  Telegraphen  zu  verbinden,  um  direct  den  Unter- 
schied in  der  Zeit  zu  bestimmen.  Nach  den  Berichten  von  Airy  ist  die  Ver- 
bindung zwischen  der  Sternwarte  von  Greenwich  und  der  Centralstation  zu  Lon- 
don bereits  hergestellt  und  zwischen  dieser  und  der  von  Brüssel  auch  bereits 


61 


durch  eine  unterseeische  Linie,  so  dass  nur  noch  am  letzteren  Orte  die  Cen- 
tralstation mit  der  Sternwarte  zu  verbinden  wäre.  In  England  sind  hereits  alle 
Vorkehrungen  zur  Ausführung  dieses  grossen  wissenschaftlichen  Werkes  getrof- 
fen: die  englischen  Gesellschaften  haben  bereitwillig  ihre  Hülfe  zugesagt  und  die 
belgische  Regierung  wird  sich  nicht  weniger  geneigt  zeigen,  dieses  interessante, 
wissenschaftliche  Unternehmen  zu  unterstützen.  Dies  würde  das  erste  Mal  sein, 
wo  der  Telegraph  dazu  diente,  die  Längenunterschiede  zweier  durch  das  Meer 
getrennter  Orte  auzugcben.  Gleiche  Anordnungen  sind  zwar  in  Betreff  von  Green- 
wich und  Paris  getroffen , aber  auch  hier  ist  die  Ausführung  erst  zu  erwarten. 
(. Mem . de  l’Acrtd.  Bruxelles  T.  XX.  p.  27.)  B. 

Chemie.  — Präparation  des  rohen  Kautschuksaftes, 
um  ihn  flüssig  in  den  Handel  bringen  zu  können.  W.  Johnson  liess  sich  ein 
Patent  auf  eine  derartige  Behandlung  des  Kautschuk  ertheilen,  damit  man  den- 
selben, ohne  dass  er  in  Fäulniss  übergeht,  versenden  könne.  Der  aus  den  Bäu- 
men ausfliessende  Milchsaft  wird  in  thönernen  Gefässen  aufgefangen  und  nach 
längstens  3 Stunden  (bevor  er  in  Berührung  mit  der  Luft  sauer  wird)  durch 
ein  Tuch  in  ein  reines  Gefäss  von  Weissblech  oder  Glas  geseiet.  Alsdann  wird 
zu  1 Pfund  Saft  1 Unzenmaass  concentnrten  Ammoniaks  zugesetzt  und  beides 
vermischt.  DerSaft  bleibt  dann  flüssig  und  weiss,  wird  in  Flaschen  gefüllt  und 
versendet,  nachdem  diese  luftdicht  verschlossen  sind.  Wenn  dann  dieser  Saft 
der  freien  Luft  oder  einer  Temperatur  von  20  — 30°  R.  ausgesetzt  und  ver- 
dunstet wird,  so  bleibt  eine  sehr  elastische,  zähe,  durchscheinende,  feste 
Masse  zurück.  ( Dingler's  pohjt.  Journ.  Bd.  80.  S.  156.)  • Tsch. 

Violette,  Wirkung  der  Holzkohle  auf  die  Keimung.  — 
Ueber  die  Aufbewahrung  von  Kartoffelkeimen  hat  V.  folgende  Versuche  ange- 
slellt:  100  derselben,  von  1 Centimeler  Durchmesser  und  2 Centimeter  Länge 
umgab  er  vorsichtig  in  einer  Flasche  mit  feingepulverter  Holzkohle,  füllte  mit 
letzterer  die  Flasche  ganz  voll  und  verstopfte  sie  sorgfältig  mit  einem  Kork. 
Eine  gleiche  Anzahl  der  Keime  wurden  auf  gleiche  Art  in  Torfasche,  Holz- 
asche, Gyps,  Kalk  und  Sand  verpackt.  Sämmtlicbc  Flaschen  wurden  vom  April 
1849  bis  Februar  1850  an  einem  dunkeln  Ort,  der  während  des  Winters  stets 
eine  Temperatur  von  ungefähr  -f-  15°  halte , aufbewahrt.  Beim  Oeffnen  zeigte 
es  sich,  dass  die  Keime  sämmllich  mit  Ausnahme  der  in  Kohle  verpackten  ver- 
fault waren.  Hier  beobachtete  man  in  dem  ungefähr  3 Centimeter  hohen  Raume 
zwischen  der  Kohle  und  dem  Kork  ein  Haufwerk  von  kleinen,  zarten  und  weis- 
sen  Stengelchen , die  sich  bei  der  Berührung  mit  dem  Kork  umgebogen  hatten 
und  weiter  die  Wände  der  Flasche  innen  mit  einem  dichten  Geflecht  von  weis- 
sen  , zarten,  ineinandergeflochtenen  Wurzelchen  bedeckt.  Kohle  und  Keime  bil- 
deten eine  feste  Masse,  so  dass  der  Entleerung  wegen  die  Flasche  zerschlagen 
werden  musste.  Mit  Mühe  gelang  es  die  Keime  zu  entwirren  ; alle  ohne 
Ausnahme  hatten  sich  auf  folgende  Art  entwickelt:  von  dem  Keim  geht  ein 
sehr  zarter  Stengel  von  weisser  Farbe  und  20 — 25  Centimeter  Länge  aus  und 
von  diesem  zur  Seite  an  seiner  ganzen  Länge  eine  Reihe  von  Fasern  von  der 
Dicke  eines  starken  Haares,  an  deren  Enden  die  Anfänge  von  Kartoffeln  hingen 
in  Form  von  w'eissen  Kügelchen,  deren  Durchmesser  2 — 3 Millimeter  betrug. 
An  einigen  Stengelchen  zählte  man  6 bis  8 der  kleinen  Kartoffeln.  Das  obere 
Ende  des  Stengelchen  trug  eine  runde  Anschwellung,  den  Ansatz  des  überirrdi- 
sehen  Thetles  der  Pflanze;  dieser  war  gegen  den  Kork  gerichtet,  während  die 
Faserchen  am  andern  Ende  , den  Wurzeln  entsprechend  gegen  den  Boden  der 
Flasche  gerichtet  waren,  ln  gutes  Land  gepflanzt  vegetirten  diese  Stengelchen 
sehr  gut  und  brachten  gewöhnliche  Knollen  hervor.  Bei  einem  Versuch  im  fol- 
genden Jahre  betrugen  die  geerndteten  Knollen  jedoch  nur  die  Hälfte  an  Gewicht 
gegen  die  gewöhnliche  Ausbeute,  so  dass  dies  Verfahren  doch  nicht  für  die  Pra- 
xis zu  empfehlen  ist.  (L'Inst.  No.  1042.  p.  431.)  W.B. 

de  Luca,  Bestimmung  von  Jod,  Brom  und  Chlor.  — - Bringt 
man  in  eine  Auflösung,  die  Jodkalium  enthält  einige  Tropfen  Schwefelkohlenstoff 


62 


und  darauf  eine  sehr  verdünnte  wässrige  Bromlösung , so  wird  dadurch  das  Jod 
ausgeschieden  , das  sich  nun  in  dem  Schwefelkohlenstoff  löst  und  diesen  mehr 
oder  weniger  dunkel  violett  färbt  oder  rosa  , wenn  das  Jod  nur  in  sehr  gerin- 
ger Menge  vorhanden  ist.  Man  soll  so  leicht  das  Jod  in  dem  lOOsten,  mit  ei- 
niger Vorsicht  sogar  in  dem  lOOOsten  Theil  eines  Milligramms  Jodkalium  ent- 
decken können.  Die  Brom-  und  Chlorverbindungen  werden  auf  diese  Weise  nicht 
zersetzt.  Um  Jod  quantitativ  zu  bestimmen  bereitet  man  sich  eine  Normallösung 
von  1 Grm.  Brom  in  4 Liter  destillirtem  Wasser ; von  dieser  nimmt  man  40  cc. 
und  verdünnt  sie  mit  destillirtem  Wasser  bis  zu  einem  Liter;  jeder  Cubikcen- 
tirneter  dieser  Flüssigkeit  enthält  Vioo  Millgrm.  Brom.  Den  gefärbten  Schwefel- 
kohlenstoff nimmt  man  so  lange  fort  bis  eine  neue  Menge  desselben  auf  Zusatz 
der  ßromlösung  nicht  mehr  verändert  wird.  Aus  der  verbrauchten  ßrommenge 
berechnet  man  dann  das  dadurch  ausgeschiedene  Jod.  — Sind  Jod,  Brom  und 
Chlor  zugleich  vorhanden,  so  bestimmt  man  alle  drei  durch  eine  tilrirle  Silber- 
lösung, dann  mittelst  der  Bromlösung  das  Jod  und  mittelst  einer  litrirten  Chlor- 
lösung Jod  und  Brom  zusammen.  Dann  hat  man  alle  zur  Bechnung  erforderli- 
chen Data.  ( Ibid . Nr.  1039.  p.  410.  ) W.  B. 

Aus  den  Untersuchungen  von  Casaseca  geht  hervor,  dass  das  Was- 
ser , welches  man  zu  Havana  trinkt,  arm  an  Jod  ist , ebenso  die  Pflanzen  auf 
der  Insel  Cuba  und  noch  mehr  die  Luft  Wenn  man  bedenkt,  dass  die  schwä- 
chenden Ursachen,  besonders  die,  welche  das  lymphatische  System  angreifen, 
hier  zahlreicher  sind  als  irgendwo  anders,  schlechte  Nahrung,  reichlicher  und 
beständiger  Schweiss,  Miasmen  und  bis  ins  unendliche  vervielfältigte  Ansteckun- 
gen, so  erscheint  es  ausserordentlich,  dass  der  Kropf  hier  unbekannt  ist.  Dies 
schreibt  man  der  beständigen  Erneuerung  der  unteren  Luftschichten  durch  die 
täglichen  Winde  zu  , sowie  der  schnellen  Reinigung  der  Atmosphäre  durch  die 
unter  dem  Einfluss  der  tropischen  Sonne  mächtige,  immer  grünende  Vegetation. 
(Jonrn.  de  chim.  med.  1854.  pag.  55.)  Chalin  dagegen  weiset  nach  (Ibid.pag. 
5G.)  , dass  der  von  Casaseca  gefundene  Gehalt  an  Jod  — im  Trinkwasser  von 
Almendara  Vs  Milligrm.  auf  10  Liter  Wasser  — keineswegs  geringer  ist , als 
an  den  Orten  , wo  der  Kropf  herrscht , denn  hier  findet  man  in  der  gleichen 
Menge  Wasser  einen  sechs  Mal  geringeren  Jodgehalt.  Chatin  hat  Gelegenheit 
gehabt  die  Gegenwart  von  Jod  (V20  Milligrm.  in  10  Liter  Wasser)  in  dem  Re- 
genwasser und  dem  Wasser  der  Quellen  von  Guyana,  ebenso  in  dem  Flusswas- 
ser auf  Guadeloupe  zu  bestätigen,  ln  fast  gleicher  Menge  fand  er  es  auch  in 
dem  Tabak  der  Havana  und  in  dem  in  Frankreich  gebauten.  Ebenso  behauptet 
er  gegen  Martin  , der  die  Anwesenheit  von  Jod  an  den  Küsten  des  Mittelländi- 
schen Meeres  leugnet,  dass  es  von  ihm  nachgewiesen  sei  (ungefähr  V50  Milligrm. 
im  Liter)  im  Regenwasser,  gefallen  zu  Nizza,  Celle  und  Montpellier  und  in  dem 
Wasser  der  Cisternen  zu  Celte  ; ebenso  im  Quellwasser  aus  der  Umgegend  von 
Marseille.  Chatin  gibt  jedoch  zu  , dass  im  Allgemeinen  wider  Vermuthen  das 
Regenwasser  an  den  Küsten  weniger  Jod  enthalte  als  im  Innern  des  Landes.  — 

W.  B. 

Böttger,  Bud.,  über  die  Nacht  heile  bei  Anwendung  von 
Soda  als  Mittel  gegen  die  Bildung  des  Kesselsteins  in  Dampf- 
kesseln.— R.  Fresenius  (s.  Aprilheft,  S.  308)  hat  die  Anwendung  der  Soda 
zur  Verhütung  des  Kesselsteins  empfohlen.  Die  Bildung  desselben  wird  zwar 
durch  Soda  gänzlich  unterdrückt,  allein  es  werden  gleichzeitig  bei  einem  länge- 
ren Gebrauche  dieses  Mittels  die  Kesselwände  bedeutend  angegriffen.  Die  im 
Handel  vorkommende  Soda  ist  ohne  Ausnahme  cyanhaltig  und  dieser  Cyange- 
halt ist  wahrscheinlich  Grund  der  erwähnten  Zerstörung  der  Kesselwände.  Es 
erfüllt  also  die  Soda  zwar  den  von  Fresenius  angegebenen  Zweck , wirkt  aber 
zugleich  selbst  nachtheilig,  wesshalb  man  die  angegebene  Anwendung  derselben 
zur  Verhütung  des  Kesselsteines  unbedingt  fallen  lassen  muss.  ( Dinglers  po- 
lytech.  Journ.  Bd.  80.  S.  153.)  Tsch. 

Boussingault,  über  den  Ammoniakgehalt  im  Regen  Was- 
ser, Thau  und  Nebel.  — B.  hat  gefunden,  dass  der  Regen  um  so  mehr 


63 


Ammoniak  enthält,  je  längere  Zeit  ohne  Regen  verflossen  ist  und  um  so  we- 
niger, je  reichlicher  es  regnet.  Nach  der  durch  den  Regenmesser  angegebenen 
Höhe  gruppirt  enthält  1 Liter  Regenwasser  folgende  Mengen  vom  Ammoniak  : 
bei  20  — 31mm  0,41  Milligrm.,  bei  15 — 20mm  0,45,  bei  5 — IO«1™  0,45,  bei  1 
— 5 0,70,  bei  0,5  — lmm  1,21  und  bei  0,5mm  und  darunter  3,11  Milligrm. 
Diese  Thatsachen  sind  aus  der  Natur  des  kohlens.  Ammoniaks,  das  nach  R.  den 
grössten  Theil  des  im  Regen  enthaltenen  Ammoniaks  liefert,  leicht  erklärlich.  Das- 
selbe ist  flüchtig  und  löslich,  ln  Folge  der  ersteren  Eigenschaft  geht  es  mit 
den  Dämpfen  in  die  Luft,  welche  vom  Erdboden  beständig  aufsteigen,  wenn  er 
feucht  ist.  Seiner  Löslichkeit  wegen  begreift  man  leicht , dass  der  Regen  im 
Anfänge  mehr  davon  enthält,  als  gegen  Ende.  Sobald  der  Regen  aufgehört  hat, 
kehrt  diese  flüchtige  Verbindung  der  ihr  eigenen  Tension  wegen  wieder  in  die 
Luft  zurück  und  zwar  um  so  schneller , je  höher  die  Temperatur  und  je 
günstiger  die  physikalische  und  chemische  Beschaffenheit  des  Rodens  dazu  ist. 
Eine  sehr  kurze  Zeit  der  Regenlosigkeit  genügt,  um  das  Ammoniak  in  die 
dem  Erdboden  am  nächsten  befindlichen  Lagen  der  Atmosphäre  über  zu  füh- 
ren , aus  denen  es  durch  den  nächsten  Regen  wieder  auf  die  Erde  zurück- 
kehrt. Es  ist  dies  ein  unaufhörliches  Spiel  der  Verflüchtigung  und  Rückkehr  in 
Form  der  Lösung.  — Ueber  den  Ursprung  des  salpetersauren  Ammoniaks,  das 
auch  im  Regen  gefunden  wird,  äussert  sich  ß.  folgendermassen : Seit  Cavendish 
wissen  wir,  dass  sich  jedesmal,  wenn  electrische  Funken  durch  feuchte  Luft 
schlagen,  Salpetersäure  und  Ammoniak  bilden.  Seine  Anwesenheit  in  Gewitter- 
regen ist  also  leicht  erklärlich.  Aber  ßence  Jones  und  Barral  haben  es  zu  al- 
len Zeiten  des  Jahres  im  Regenwasser  aufgefunden,  also,  auch  zu  Zeiten,  wo  die 
Atmosphäre  dem  Anschein  nach  nicht  electrisch  erregt  ist.  Da  das  salpetersaure 
Ammoniak  nicht  flüchtig  ist,  so  muss  es  wie  das  Meersalz,  die  Jodverbindungen 
und  im  Allgemeinen  alle  löslichen  und  nichtflücbligen  Substanzen  , die  man  im 
Regenwasser  antrifft , einen  Theil  des  in  der  Atmosphäre  schwebenden  Staubes 
ausmachen.  Ohne  Zweifel  zögert  man  zuzugeben,  dass  feste  Körperchen  in  ei- 
nem gasigen  Mittel  sich  schwebend  erhalten  können;  aber,  wenn  man  bedenkt 
bis  zu  welcher  Feinheit  unter  Umständen  diese  Körperchen  vertheilt  werden, 
so  wird  dies  schon  wahrscheinlicher.  Z.  ß.  werden  Theilchen  von  Meerwasser, 
so  klein,  dass  es  schwer  halten  würde  ihnen  ein  Gewicht  beizulegen,  mit  dem 
Schaum,  den  die  sich  an  einem  Riff  brechenden  Wellen  emporschleudern,  mit 
fortgerissen.  So  geben  diese  flüssigen  Molecule,  die  Arago  den  Staub  des  Oceans 
nennt , bald  an  die  Luft  feste  Theilchen  von  Chlorverbindungen  ab  , die  noch 
viel  kleiner  sind , da  das  Meerwasser  nur  0,03  an  Salzen  enthält.  Die  Winde 
bewegen  die  Luft  heftig,  die  wegen  der  Ungleichheit  der  Temperatur  aufsteigen- 
den Luftströmungen  und  die  Vulkane,  die  unaufhörlich  Gase,  Dämpfe  und  so 
fein  vertheilte  Asche  ausgeben , dass  sich  diese  oft  erst  in  sehr  weiten  Entfer- 
nungen absetzt , tragen  solche  Theilchen , von  der  Oberfläche  der  Erde  entführt 
oder  aus  dem  vielleicht  noch  glühenden  Innern  der  Erde  empor  gerissen  in  die 
höchsten  Regionen.  Auf  die  Erscheinungen  im  Organismus  der  Pflanzen  und 
Thiere  üben  diese  Substanzen  von  so  verschiedenem  Ursprung,  welche  die  Luft 
einhüllt,  wahrscheinlich  einen  grösseren  Einfluss,  als  man  ihnen  gewöhnlich  zu- 
gesteht. Ihre  Gegenwart  ist  ausser  Zweifel  gesetzt,  sobald  ein  Sonnenstrahl  in 
einen  wenig  hellen  Ort  eindringf.  Die  Einbildung  stellt  sich  leicht , freilich 
nicht  ohne  einen  gewissen  Abscheu,  vor,  was  Alles  dieser  Staub,  den  wir  ohne 
Aufhören  athmen,  enthält.  Und  Bergmann  hat  ihn  trefflich  characterisirt,  als  er 
ihn  den  Kolh  der  Atmosphäre  nannte.  Die  Regenmassen  entfuhren  diesen  Staub 
zu  derselben  Zeit , wo  sie  die  löslichen  Substanzen  in  sich  aufnehmen , unter 
denen  sich  nicht  flüchtige  Ammoniaksalze  eben  so  gut  finden  wie  kohlensaures 
Ammoniak  und  Kohlensäure.  ( L inst . Nr.  1040.  p.  415.)  W.  B. 

Sollit,  Legirung  für  die  Spiegel  der  Reflektoren.  — 
Die  beste  Legirung,  um  schöne  und  gute  Spiegel  für  katadioptrische  Telescope 
zu  erhalten,  besteht  nach  S.  aus 

Kupfer  32 

Zinn  15,5 

Nickel  2 


64 


Es  ist  vortheilhaft  kleine  Mengen  von  Arsenik  , um  die  Oxydation  des  Zinn’s 
während  des  Schmelzens  zu  verhüten  und  ebenso  ein  wenig  Silber  beizumi- 
schen.  ( Cosmos , Reu.  encgclop.  Sept.  S.  459.)  Tsch. 

Job.  W.  Drap  er,  neue  Methoden  den  Harnstoff  zu  be- 
stimmen. — Diese  Methode  zur  quantitativen  Bestimmung  des  Harnstoffs  ist 
der  von  Neubauer  *)  beschriebenen  ganz  analog,  von  der  schon  im  ersten  Bande 
dieser  Zeitschrift  die  Rede  war.  Sie  beruht  darauf,  dass  die  salpetrige  Säure 
aus  einem  Aequivalent  Harnstoff  zwei  Aequivalente  Kohlensäure  entwickelt. 
Draper  wendet  aber  als  Zersetzungsmittel  nicht  die  Auflösung  von  Quecksilber  in 
Salpetersäure  an,  wie  Millon  und  Neubauer,  sondern  salpetrige  Säure  enthaltende 
Salpetersäure,  welche  so  concentrirl  ist,  dass  sie  die  bekannte  grüne  Farbe  be- 
sitzt. Man  bringt  eine  gewogene  Menge  des  zu  untersuchenden  Harns  in  einen 
Kolben,  der  mit  einem  doppelt  durchbohrten  Kork  luftdicht  verschlossen  werden 
kann.  Die  eine  Durchbohrung  trägt  einen  bis  auf  den  Boden  des  Kolbens  rei- 
chenden Trichter,  die  andere  ein  kurzes  rechtwinklig  gebogenes  Gasenlwicke- 
lungsrohr.  Dieses  ist  mit  zwei  kleinen  Woulfschen  Flaschen  und  die  letzte  der- 
selben mit  einem  Aspirator  luftdicht  verbunden.  In  den  Woulfschen  Flaschen 
befindet  sich  eine  concentrirte  Lösung  von  Barythydrat.  Giesst  man  durch  den 
Trichter  die  salpetrige  Salpetersäure  ein,  so  wird  aus  dem  Harnstoff  durch  er- 
stere  Kohlensäure  und  SlickstofT  erzeugt,  von  denen  jene,  indem  sie  durch  das  Ba- 
rytwasser streicht,  kohlensauren  Baryt  niederschlagt.  Mit  Hülfe  des  Aspirators 
kann  man  die  ganze  Menge  der  gebildeten  Kohlensäure  durch  die  Woulfschen 
Flaschen  treiben.  Durch  möglichst  schnelles  Fiitrireu  und  Auswaschen  bei  sorg- 
fältigem Abschluss  der  Luft  wird  der  kohlensaure  Baryt  gesammelt  und  nach  dem 
Trocknen  geglüht  und  gewogen.  Zwei  Atome  kohlensaure  Baryterde  entsprechen 
einem  Atom  Harnstoff.  (Pliil.  Mag.  Vol.  VI.  p.  290*.)  H...  z 

W.  B.  H e r a p a l h , über  die  Erzeugung  grosser  K r y s t a 1 1 e 
von  scbwefelsaurem  Jodochinin  zu  optischen  Zwecken.  Schon 
im  Jahre  1852  wurde  die  Entstehung  dieses  Salzes  von  Herapath  **)  beobachtet. 
Es  bildet  sich  in  der  Auflösung  von  schwefelsaurem  Chinin  in  verdünnten  Säu- 
ren durch  Zulröpfeln  von  Jodtinctur.  Es  besteht  dasselbe  , wie  aus  einer  Un- 
tersuchung desselben  Chemikers***)  hervorgeht,  aus  C20M12^-02-j-4-f-SOa-|-6HO. 
Herapath  hatte  gezeigt,  dass  die  Krystalle  dieses  Körpers  sehr  ausgezeichnet  das 
Licht  polarisiren,  weshalb  er  sie  in  Stelle  der  Turmaline  oder  der  Nichofschen 
Prismen  als  polarisirende  Mittel  für  Polarisationsapparate  zu  benutzen  vorschlägt. 
In  dem  neuesten  vorliegenden  Aufsatze  beschreibt  Herapath  genau  die  Methode, 
welche  man  anwenden  muss,  um  diese  Krystalle  mit  Sicherheit  von  hinreichen- 
der Grösse  und  solcher  Reinheit  zu  gewinnen,  dass  man  sie  zu  dem  Zweck 
wirklich  benutzen  kann.  Derselbe  kann  nicht  mit  Nutzen  im  Auszuge  mitgelheilt 
werden,  weshalb  diejenigen,  welche  sich  dafür  interessiren , diese  Krystalle  zu 
gedachtem  Zwecke  darzuslellen,  auf  den  Aufsatz  selbst  verwiesen  werden  müssen. 
In  Kurze  sei  nur  angedeutet , dass  man  in  folgender  Art  etwa  verfahren  muss. 
50  Gran  zweifach  schwefelsauren  Chinins  werden  in  einer  Mischung  von  zwei 
Unzen  Holzessig  und  ebensoviel  einer  Mischung  gleicher  Theile  Alkohol  und 
Wasser  bei  54°, 5 C.  gelöst  und  fünfzig  Tropfen  Jodtinctur  hinzugethan.  Beim 
langsamen  Erkalten  und  Verdunsten  der  Lösung  setzen  sich  die  gedachten  Kry- 
stalle ab.  Um  möglichst  grosse  Krystalle  zu  erhalten  , müssen  sowohl  mechani* 
sehe  Erschütterungen  der  Flüssigkeit,  als  Temperaturschwankungen,  als  auch  zu 
schnelles  Verdunsten  der  Flüssigkeit  vermieden  werden.  (Phil.  Mag.  Vol.  VI. 
p.  346.)  H....Z 

Gladstone  , über  eine  freiwillige  Zersetzung  des  Xy- 
lo ld  i n s.  — Eine  Probe  Xvloidin  aus  Arrow  - Rool  mittelst  NO5  von  1,5  spec. 


*)  Archiv  der  Pharmacie  Bd.  74.  S.  22*. 

**)  Philosophical  magazine  Vol.  3.  p.  161*. 

***)  Ebendaselbst  Yol.  4.  p.  191*. 


65 


Gew.  bereitet  war  sechs  Jahre  hindurch  unverändert  geblieben  ; da  stellte  sich 
eine  Gasentwicklung  ein  und  nach  einigen  Wochen  hatte  sich  das  Präparat  in 
eine  hellbraune,  schleimige  Flüssigkeit  verwandelt.  ( L'lnst . No.  1047.  p.  35.) 

TT.  B. 

Ders. , über  die  Einwirkung  des  Zuckers  auf  Metalle.  — 
Die  Besitzer  von  eisernen  Schiffen  weigern  sich  Zucker  zu  verladen  , weil  sie 
die  Beobachtung  gemacht  haben,  dass  das  Eisen  durch  die  aus  den  Fässern  ab- 
tröpfelnde  Flüssigkeit  zerfressen  werde.  Dieser  Umstand  veranlasst  G.  einige 
Versuche  über  das  Verhalten  des  Zuckers  zu  den  Metallen  anzustellen.  Er  fand, 
dass  Eisen  in  Rohrzuckerlösung  gestellt,  im  Niveau  der  Flüssigkeit  heftig  an- 
gegriffen wird,  während  der  Theil,  der  fortwährend  von  der  Flüssigkeit  bedeckt 
ist,  lange  Zeit  hindurch  rein  und  blank  bleibt.  Die  Lösung  enthält  Eisenoxydul, 
das  nach  und  nach  Sauerstoff  aus  der  Luft  anzieht  und  sich  als  Oxyd  ablagert, 
während  der  Zucker  neue  Mengen  des  Eisens  auflöst,  so  dass  eine  geringe  Menge 
Zucker  grosse  Eisenbleche  zerstören  kann.  Nach  18  Monaten  hatte  die  Zucker- 
lösung eine  lief  rothbraune  Farbe  angenommen.  Derselbe  Vorgang  findet  statt, 
in  welcher  Verdünnung  auch  die  Zuckerlösung  auf  das  Eisen  wirkt ; Conlact 
mit  Zink  verhindert  das  Zerfressen  des  Eisens  nicht , ebensowenig  wenn  man 
der  Zuckerlösung  die  Salze  des  Meerwassers  , Salpeters. , Schwefels,  -und  Chlor- 
alkalien beimischt.  Vergebens  versuchte  G.  frischgefällles  und  gut  ausgewasche- 
nes Eisenoxyd  in  Zucker  zu  lösen;  dies  gelang  selbst  nicht,  wenn  das  Eisenoxyd 
bei  Gegenwart  von  Zucker  niedergeschlagen  wurde.  — Kein  anderes  Metall  wird 
so  leicht  angegriffen,  wie  das  Eisen.  Kupfer  sehr  wenig  ; Blei  nur  sehr  lang- 
sam ; Zink  für  sich  wenig,  lebhafter  aber  in  Berührung  mit  Eisen;  beim  Queck- 
silber ist  es  zweifelhaft,  während  Silber  durchaus  nicht  angegriffen  wird.  ( L'lnst . 
No.  1047.  p.  35.)  W.  B. 

Millon,  beträchtliche  Verschiedenheiten  in  dem  Gehalt 
des  Getreides  an  Kleber.  — M.  beobachtete  diese  in  dem  Mehl  ver- 
schiedener Getreidesorten  aus  der  Umgegend  von  Lille,  die  dem  äussern  Anschein 
nach  sehr  gut  aussahen  und  mit  Sorgfalt  eingeerndtet  und  aufbewahrt  worden 
waren.  Unter  den  am  Kleber  armen  Sorten  war  eine  rotbe  englische,  die  nur 
6 pCt.  enthielt , während  eine  andere  derselben  Art  die  normalmässige  Menge 
10  pCt.  lieferte,  ohne  dass  zwischen  beiden  die  geringsten  Unterschiede  aufzu- 
finden waren.  Später  setzte  M.  diese  Untersuchungen  fort  an  Getreidesorten  aus 
Algier.  Unter  diesen  zeichnete  sich  besonders  eine  durch  die  Farbe  der  Körner 
ans;  es  war  eine  der  schönsten  und  doch  lieferte  sie  keinen  Kleber.  Anstelle 
desselben  blieb  eine  trockene  zerreibliche  Masse  zurück,  die  nach  dem  Trock- 
nen 4,8  pCt.  entsprach.  Der  Slicksloffgehalt  des  Getreides  war  ziemlich  bedeu- 
tend und  entsprach  11,5  pCt.  auf  100  des  Klebers.  Im  folgenden  Jahre  erhielt 
M.  aus  demselben  Getreide  3,5  pCt.  der  zerreiblichen  Substanz.  Durch  genauere 
Besichtigung  entdeckte  man  in  diesem  zweierlei  Körner;  die  einen,  in  sehr  ge- 
ringer Zahl,  sind  auf  der  Oberfläche  sehr  glänzend  und  haben  einen  halbhorni- 
gen Bruch,  sonst  aber  dieselbe  Form  wie  die  andern.  Diese  lieferten  mit  der 
grössten  Leichtigkeit  11,8  pCt.  Kleber,  während  die  übrigen  nicht  die  geringste 
Spur  davon  gaben.  Auf  dieselbe  Art  sonderte  er  auch  andere  Getreidesorlen 
aus  Algier  und  Aix  in  Kleberreiche  und  arme  Körner.  Die  erstere  lieferte  14,9 
und  9,5 , die  andere  13,5  und  10,3  pCt.  Kleber.  Diese  Untersuchungen  sind 
wichtig,  indem  sie  zeigen,  dass  das  dem  Anschein  nach  beste  Mehl  arm  an  Kle- 
ber sein  kann  ohne  gerade  verfälscht  zu  sein.  (Ebel.  No.  1044.  pag.  1.) 

W.  B. 

Öryctogiiösil*#  — A.  B.  Norlhoote,  Analyse  von  gold- 
führendem Quarz.  — Das  Golderz,  welches  der  Untersuchung  unterzogen 
wurde,  war  durch  einen  Australischen  Kaufmann  nach  England  gekommen,  also 
wahrscheinlich  Australischen  Ursprungs.  Es  enthielt  etwa  die  Hälfte  seines  Ge- 
wichts an  Metalle.  Die  Grundmasse  bestand  im  Wesentlichen  aus  Quarz,  dem 
nur  eine  geringe  Menge  kohlensaurer  Kalkerde  und  eine  Spur  Thonerde  beige- 

5 


66 


mengt  war.  100  Theile  des  Metalls  selbst,  welches  in  Adern  den  Quarz  durch- 
zog , bestanden  aus:  Gold  99,283,  Silber  0,437,  Eisen  0,203,  Kupfer  0,069, 

Wismuth  0,008  = 100.  (Phil.  Mag.  \ol.  VI.  p.  390*.)  H..z. 

Dufrenoy  bespricht  im  L’Inst.  No.  1044.  pag.  3.  ein  ei  ge  nt  hü  m- 
licbes  Silbererz  von  Domeyko  aus  den  Gruben  von  Chanaveillo  in  Chili 
eingesendet.  Das  Stück  ist  im  vollen  Sinne  des  Worts  ganz  durchdrungen  von 
Chlorbromsilber  und  gediegenem  Silber.  Die  Krystalle  des  ersteren  haben  6 — 
8mm  Seite;  sie  sind  viel  grösser  als  die,  welche  in  den  verschiedenen  Pariser 
Sammlungen  vorhanden  sind  und  die  Grösse  eines  Stecknadelknopfes  nicht  über- 
schreiten. Es  sind  Würfel-Octaeder  und  Würfel-Dodekaeder.  Dann  bemerkt  man 
auf  dem  Stück  noch  ein  neues,  sehr  seltenes  Mineral:  Silberjodur  in  kleinen 

weissen  perlmutlerglänzenden  Lamellen  in  Form  von  regelmässigen  sechsseitigen 
Blättchen.  Bei  einigen  bemerkt  man  sogar  Flächen  auf  den  Kanten  der  Basis. 
Ungeachtet  ihrer  Kleinheit  hat  man  doch  die  Winkel  messen  können.  — Dem- 
nach kennt  man  jetzt  Silberjodur  in  zwei  verschiedenen  Formen : in  Würfeln 

und  in  regelmässigen  sechsseitigen  Prismen.  Die  geringe  Menge  dieses  Minera- 
les liess  eine  Analyse  nicht  zu;  daher  weiss  man  nicht,  ob  es  ein  neues  Bei- 
spiel von  Dimorphismus  ist  oder  ob  wirklich  zwei  verschiedene  Arten  von  Jod- 
silber existiren.  Dufrenoy  hält  letztere  Meinung  für  wahrscheinlicher.  W.  B. 

Forbes,  chemische  Untersuchung  des  ßuntknpfererzes 
und  Kupferkieses.  — Die  Erze  stammten  von  Guslav’s  und  Carlstadt’s 
Kupfergruben  in  Jemteland.  — Das  Buntkupfererz  war  anscheinend  aus 
quarzigem  Muttergestein.  Es  halte  Metallglanz,  auf  frischem  Bruch  ßronzefarbe, 
die  aber  bald  in  schönes  Purpur  überging.  Strich  giaulich  - schwarz  , Bruch 
muschlig,  Blätterdurchgang  unvollkommen,  spröde,  Pulver  bronzebraun.  Un- 
magnetisch. Härte  = 4,  ungefähr  wie  Flussspalh.  Spec.  Gew.  bei  12,4®  R.= 
4,432.  Resultate  der  Analyse  nach  Abzug  der  SiO3  und  des  Verlustes : S 25,69, 
Cu  62,64  und  Fe  11,67  = 10,000.  F.  ist  der  Ansicht,  dass  die  Zusammen- 
setzung eine  einfachere  sei  , wie  die  bisher  angenommene.  Sie  sei  anzusehen 
als  eine  Verbindung  von  -GuS  mit  CuS,  in  welcher  das  Fe  als  isomorph  mit  dem 
Cu  äquivalente  Mengen  des  letzteren  ersetzt.  Dasselbe  sei  für  den  Kupferglanz 
und  den  Digenit  anzunehmen.  Daher  gibt  es  nach  F.  nur  zwei  bestimmt  ver- 
schiedene Species  : Kupferglanz  und  Buntkupfererz.  Zu  ersterer  gehören  nach 

ihm  die  von  Klapproth  analysirlen  Mineralien,  zu  letzterer  die  Erze  von  Killar- 
ney  =:  2GaS-J-CuS,  die  von  Hisinger,  Plattner  und  ßodemann  untersuchten  = 
GuS-j-CuS,  die  kryst.  Varietät  Plaltners  = GuS-{-2CuS  und  der  Digenit  = 
GuS-)-2CuS.  — Der  Kupferkies  war  augenscheinlich  frei  von  fremden  Bei- 
mengungen, halte  Metallglanz,  schöne  gelbe  Farbe,  grünlich  grauen  Strich,  3,5 
Härte  und  4,185  spec.  Gew.  bei  12,4°  P«.  Resultate  der  Analyse  : S 33,88, 

Cu  32,65,  Fe  32,77,  Mn  Spur,  Si030,  32.  Auch  hier  nimmt  F.  die  Vertretung 
des  Cu  durch  Fe  an  , wodurch  die  sehr  veränderliche  Zusammensetzung  der 
Kupferkiese , namentlich  der  knpferarmen  erklärt  werde.  Dies  müsste  jedoch 
erst  durch  eine  Reihe  von  Analysen  der  letzteren  entschieden  werden,  in  denen, 
wie  man  angibt,  die  Schwefelmenge  constant  sein  soll.  Gewöhnlich  sucht  man 
diese  Veränderlichkeit  in  Beimengungen  von  Schwefelkies,  die  sich  aber  bei  ge- 
nauen mikroskopischen  Untersuchungen  nicht  immer  erkennen  lassen.  (Journ. 
f.  prakt.  Chem.  Bd.  LXI.  p.  43.)  W.  B. 

Genth,  Beitrag  zur  Mineralogie.  — 1.  Tetra  dy  mit.  Fund- 
ort: 5 Meilen  westlich  von  der  Washington- Mine  in  der  Grafschaft  Dawidson, 
N.E.  Blättrige,  metallisch-glänzende  Massen  von  blei-  stahlgraner  Farbe,  Härte 
1,5,  spec.  Gew.  bei  7°  C.  7,237.  Schmilzt  leicht  auf  Kohle  vor  dem  Löthrohr, 
färbt  die  Flamme  blau , verbreitet  schwachen  Selengeruch  und  gibt  einen  weis- 
sen und  gelben  Beschlag.  Wegen  seines  Vorkommens  an  der  Oberfläche  war 
von  dem  Mineral  bereits  viel  oxydirt  und  enthielt  kohlens.,  tellurigs.  und  etwas 
tellurs.  Wismuthoxyd.  Mit  ihm  zugleich  kommt  Gold,  Kupferkies,  Magneteisen, 
brauner  Hämatit,  Epidot,  Quarz  u.  a.  vor.  Resultate  der  Analyse  : Bi  61,35, 

Fe  33,84,  S 5,27,  Se  Spur  = 100,46.  Die  Zusammensetzung  scheint  die  von 


67 


Berzelius  angenommene  Bi  (Fe  S)3  zu  sein.  — 2.  Fa  hier  z (wahrscheinlich 

ein  neues).  Dicht,  fast  eisenschwarz,  in  dünnen  Splittern  kirschroth  durchschei- 
nend , Glanz  halbmetallisch , Bruch  muschlig,  Strich  braunrolh,  Vorkommen: 
Mc.  Mackins  Grube,  Grafschaft  Cabarras,  N.  C.  neben  Talk,  Blende,  Schwefelkies 
und  Bleiglanz.  Schmilzt  leicht  vor  dem  Löthrohr,  gibt  Antimon  und  Zinkbe- 
schlag , riecht  nach  As  und  SO2  und  hinterlässt  eine  Kugel  von  Ag  und  Cu. 
Resultate  der  Analyse : 

Ag  10,53  AgS  ) 

Zn  U’43  S 

Fc  1,42  FeS  ‘ 

Sb  17,76  SbS*  1 e“,halle"  14-05  S 

S 25,48 

( AgS  ) 

Daraus  lässt  sich  die  Formel  5\  J 2 ableilen.  — 

( FeS  ' 

3.  A p 0 p hy  1 1 i t.  Reakirt  untersuchte  einen  vollkommen  glasglänzenden  von  der 
Fundy  Bay  ( Neu  - Schottland ) und  fand  dessen  Zusammensetzung  wie  Berzelius, 
nämlich  in  100  Theilen  : Mittel  aus  zwei  Analysen:  SiO3  52,6  , CaO  24,88, 

KO  5,14,  F 1,71,  HO  16,67.  Setzt  man  für  F die  äquivalente  Menge  0 so 
erhält  man  die  Formel  K0,2Si034-8Ca0Si03-f-16H0.  — 4.  Allan  it.  Rea- 

kirt fand  Garsetti  Angabe  entgegen  in  diesem  Mineral  Cer  und  Lanthan.  ( Sillim . 
americ.  Journ.  T.  XVI.  p.  81.)  W.  B. 


Vogel,  drei  neue  Mineralvorkommen  bei  Joachimsthal. 
— 1)  Der  Voltzin  bildet  kleine  aufgewachsene  Halbkugeln  und  nierenformige 
slalactilische  Ueberzüge  von  strohgelber  Farbe  , aber  auch  von  braunrother  und 
grünlich  iveisser ; Feltglanz  in  Glasglanz  geneigt , halbdurchsichlig  bis  durch- 
scheinend; Bruch  flachmuschlig , diamantartig  glänzend;  spec.  Gew.  3,5 — 3,8, 
Härte  3,5  ; vor  dem  Löthrohr  auf  Kohle  hefiig  zerknisternd,  bei  längerm  Blasen 
in  der  Oxydalionsflamme  einen  weissen  Beschlag  liefernd,  der  mit  Kobaltsolution 
grün  wird  , mit  Borax  und  Phosphorsalz  ein  farbloses  Glas  gibt ; in  Salpeter- 
säure unter  Abscheidung  von  Schwefel  , in  Salzsäure  unter  Entwicklung  von 
Schwefelwasserstoff  auflöslich.  Die  Analyse  weist  nach  69,08  Zink  und  27,47 
Schwefel , wozu  noch  3,45  Sauerstoff  gehören.  Eisen  wie  im  französischen 
Voltzin  war  nicht  nachweisbar.  Vorkommen  auf  dem  edlen  Geistergange  der 
Eliaszeche  in  kleinen  Drusen  auf  einem  bedeutenden  Adelspuncte.  2)  Urankalk- 
carbonat, dem  Liebigit  sehr  ähnlich,  in  kleinkörnigen  Aggregaten  eingesprengt 
und  als  Anflug,  oder  in  Ueberzügen  auf  Uranerzen,  zeisiggrün,  mit  blasszeisig- 
grünem  Strich,  halbdurchsichlig  bis  durchscheinend,  Glasglanz,  Härte  2,5 — 3,0; 
im  Kolben  erhitzt  Wassergebend  und  sich  schwarzfärbend , auf  der  Kohle  vor 
dem  Löthrohre  unschmelzbar,  in  Chlorwasserstoffsäure  und  Salpetersäure  unter  star- 
kem Aufbrausen  vollständig  löslich,  in  Schwefelsäure  nur  theilweise  unter  Rück- 
lassung  eines  weissen  Pulvers  löslich.  Die  schwefelsaure  und  salzsaure  Lösung 
ist  grün,  die  salpetersaure  gelb.  Die  Analyse  ergab  37,03  Uranoxydul,  15,55 
Kalkerde,  24,18  Kohlensäure,  23,24  Wasser.  Der  Libigit  hat  halb  soviel  Kalk- 
erde und  Kohlensäure  und  doppelt  soviel  Wasser.  3)  Urankalkkupfercarbonat, 
krystallinischschuppig,  als  Ueberzug  und  Anflug  auf  Uranerzen,  smaragdgrün  bis 
lebhaft  grasgrün,  Strich  blassgrün,  Perlmutterglanz,  milde,  zerreiblich,  Krystalle 
kleine  rhomboedische  Blättchen,  gibt  beim  Erhitzen  im  Kolben  Wasser,  vor  dem 
Löthrohre  auf  Kohle  nicht  schmelzbar , in  der  Platinzange  geglüht  die  Flamme 
grünfärbend,  mit  Borax  im  Oxydationsfeuer  eine  grüne,  kalt  bräunliche  Perle  ge- 
bend, in  verdünnter  Salzsäure  auflöslich.  Die  Analyse  zeigt  37,00  Uranoxydul, 
14,9  Kalkerde,  8,40  Kupferoxyd,  26,41  Kohlensäure,  13,90  Wasser.  Wie  vori- 
ges ebenfalls  auf  der  Eliaszeche.  Haidinger  schlägt  für  dieses  Carbonat  den  Na- 
men Voglit  vor.  ( kk . geol.  Reichnnst.  IV.  2.  p.  220.)  <?• 


68 


Gutberiet,  Schwär  zbraunstein  im  Trachytporphyr  der 
Rhön.  — Die  Bruchstücke  des  aufgelockerten  Trachytporphyrs  bei  Egenbach 
in  der  Gemarkung  von  Kleinsassen  sind  oft  an  der  einen  Seile  schwarz  gefärbt 
und  wie  die  Untersuchung  erwies  von  Schwarzbraunstein.  An  einzelnen  Stücken 
bildet  derselbe  einen  derben  beerenblauen  Ueberzug  von  1 bis  2'"  Stärke,  sehr 
fest  anhaftend  , seitwärts  in  das  Gestein  eindringend  , in  kleinen  Drusen  selbst 
trauben-  und  nierenförmige  Anhäufungen  bildend.  An  die  Gränze  des  Mangans 
schliesst  vielfach  eine  Färbung  von  Eisenoxydhydrat.  Die  Entstehung  dieses  Psi- 
lomelans  scheint  durch  einen  der  Grundmasse  in  Atomen  beigemenglen  mangan- 
haltigen  Augit  erklärt  werden  zu  können.  ( Geol . Zeitschr.  V.  603.)  G. 

H.  Müller,  Nontronitbei  Tisch enreuth  in  derOberpfalz. 
— Der  No-ntronit  bildet  ganz  in  der  Nähe  genannter  Stadt  einen  bis  3 Zoll 
mächtigen,  von  S.  nach  N.  streichenden  Gang  im  Gneiss  - Glimmerschiefer.  Er 
ist  citrongelb  bis  zeisiggrün,  sehr  weich,  specksleinähnlich  anzufühlen,  undurch- 
sichtig, im  Bruch  erdig  und  matt,  der  Strich  wachsartig  glänzend  und  dunkler. 
Noch  vor  dem  Glühen  schwindet  die  Farbe,  Wasserdämpfe  entweichen,  im  Glü- 
hen wird  er  dunkelkastanienbraun.  Durch  die  Löthrohrreagenlien  lassen  sich 
Kieselsäure  und  Eisenoxyd  nachweisen  , in  sQhwach  erwärmter  Salzsäure  ist  das 
Pulver  löslich  und  scheidet  erst  beim  Kochen  gallertartige  Kieselsäure  ab.  Der 
Wassergehalt  schwankt  bei  verschiedenen  Temperaturen  zwischen  5 und  23  pCt. 
Die  Analyse  des  bei  100  Grad  getrockneten  Minerales  ergab:  47,20  Kieselsäure, 
7,15  Thonerde,  35,75  Eisenoxyd,  9,80  Wasser.  ( Reuensbgr.  Correspdzbl. 
VIL  30.)  G . 

Giimbel  gibt  ein  Verzeichniss  von  92  Mineralien,  welche  in  der  Ober- 
pfalz Vorkommen  und  fügt  bei  jedem  Bemerkungen  über  die  Art  und  Weise  des 
Vorkommens  und  die  betreffenden  Localitäten  hinzu.  {Ebda.  145 — 158.) 

Kenngott,  mineralogische  Notizen  VI.  (cf.  Bd.  II.  403.)  — 
1)  Besondere  Farbenvertheilungen  an  Flussspathkryslallen : a.  Auf  weingelben 

Quarzkrystallen  aufgewachsene  Krystalle  aus  Sachsen  zeigen  einen  violblauen 
oktaedrischen  Kern  , während  die  übrige  Masse  farblos  ist.  b.  Aufgewachsene 
Krystalle  ebendaher  auf  Calcit , von  Blende  und  Pyrit  begleitet,  sind  dunkelviol- 
blaue  in  Berlinerblau  übergehende  Würfel  mit  weiss  eingerahmten  Kanten  und 
violetten  Kantenlinien.  c.  Ein  Würfel  von  St.  Gallen  in  Steiermark  ist  gegen 
die  Oberfläche  violblau  , im  Innern  wasserhell  oder  blassbläulich.  Durch  den 
Krystall  hindurch  geht  ein  blaues  rechtwinkliches  Parallelepipedon,  einer  der  drei 
Hauptachsen  entsprechend  , den  Wiirfelflächen  diagonal  gestellt.  d.  Rosenrothe 

durchsichtig  glänzende  Würfel  von  Platten  in  Böhmen  enthalten  einen  dunkeln 
violetten  Würfelkern  in  gleicher  Stellung,  e.  Aufgewachsene  Würfel  mit  Pyrami- 
denwürfeln von  Zinnwalde  sind  rosenroth  ins  Pfirsichbliihtrothe  übergehend,  un- 
durchsichtig, ihre  Würfelflächen  haben  eine  weisse  Mitte  mit  schwarzem  Centrum. 
Diese  Erscheinung  wird  durch  einen  dunkelgrünen  octaedrischen  Kern  hervorge- 
bracht, dessen  Scheitelpuncte  durch  die  schwarzen  Kanten  im  Innern  der  Wür- 
felflächen bezeichnet  werden,  f.  Aufgewachsene  Krystalle  von  ebenda  theilen  sich 
in  kleinere  dunkelviolblaue  Würfel  mit  blassapfelgnincr  Aussenschicht  und  weis- 
sen  Ecken  und  in  grössere  blassapfelgrüne  Würfel  mit  untergeordneten  Achtund- 
vierzigflächner , die  Endpunkte  der  rhomboedrischen  Achsen  scharf  geschieden, 
dunkelviolblau.  g.  Krystalle  von  ebenda,  Würfel,  Oclaeder,  Rhomboedaldodekae- 
der  mit  glatten  glänzenden  Flächen  erscheinen  im  Ganzen  dunkelviolblau,  haben 
eine  wasserhelle  Schicht  unteihalb  der  Octaederflächen.  h.  Violblaue,  durchsich- 
tige oder  halbdurchsichtige  Krystalle  von  St.  Gallen  in  Steiermark  , Würfel  mit 
Octaeder,  jene  wenig  glänzend,  diese  rauh  und  schimmernd,  lassen  bisweilen 
bemerken,  dass  die  blaue  Farbe  von  aussen  nach  innen  unter  den  Würfelflächen 
pyramidal  abnimmt,  wo  dann  die  unter  den  Octaederflächen  liegende  Masse  farb- 
los oder  blassblau  ist.  Aehnliches  zeigte  auch  ein  blassberggrüner  Krystall  von 
Florenz.  — 2)  Zweierlei  Krystalle  des  Calcits  als  Einschluss  in  krystallisirtem 

Gyps.  Ein  farbloser  krystall isi r ter  Gyps  von  Lockport  in  New-York  mit  blass- 
gelben radial  gestellten  Calcitkrystallen  in  Form  spitzer  Skalenoeder  enthält  aus- 


4 


69 


serdern  farblose  graue  Krystallchen,  welche  das  stumpfe  Rhomboeder  des  Calcit 
darstellen.  — 3)  Graulich  gelbe  Topaskrystalle  verschiedener  Grösse  fanden 

sich  als  Einschluss  in  einem  farblosen  Quarzkrvstalle  aus  Brasilien.  — 4)  Kry- 
stalle  von  Arsenit,  welche  sieb  in  der  ehmaligen  Sraaltefahrik  zu  Schlegelmühl 
bei  Glaggnitz  gebildet  hatten,  zeigen  die  Combination  des  Octaeders  mit  dem 
Rhombendodekaeder,  sind  farblos  bis  weiss , durchsichtig  bis  halbdurchsichtig 
und  stark  glassartig  glänzend.  — 5)  Die  Krystalle  eines  für  Triplit  gehaltenen 

Minerales  von  Norwich  in  Massachusetts,  welche  Sheppard  einsandte,  sind  nichts 
weiter  als  Pseudoraorphosen  eines  Minerales , welches  ursprünglich  ein  Eisen- 
und  Manganoxydul,  Lithion  und  Kalkerde  enthaltendes  Phosphat  gewesen  ist.  — 
6)  An  einem  Exemplare  des  Aegvrin  von  Brevig  war  die  Krystallform  der  von 
Breithaupt  bestimmten  gleich,  doch  nicht  die  Spaltungsflächen.  Sie  lassen  ein 
klinorhombisches  Prisma  mit  den  Abstumpfungsflächen  der  schärfern  Kanten  er- 
kennen , der  Winkel  der  stumpfem  Kante  liegt  zwischen  92°30',  und  93°15', 
der  Neigungswinkel  der  Abstumpfungsfläche  gegen  die  Prismenfläche  zwischen 
133°  und  133°30'.  Deutliche  Spaltungsfläcben  sind  den  Flächen  der  Prismen 
parallel,  eine  vollkommne  blättrige  Absonderung  parallel  einer  schiefen  auf  die 
Abstumpfungsfläche  der  schärfern  Prismenkante  gerade  aufgesetzten  Endfläche ; 
der  Bruch  ist  uneben,  stellenweis  splittrig  oder  auch  kleinmuscblig.  ( Sitzgsber . 
Wien.  Afcad.  XI.  604.)  G 

Literatur.  — Smith  und  Brush  setzen  die  Untersuchung  amerika- 
nischer Mineralien  fort  mit  Danburit,  Carroll i t , Thalit  (identisch  mit  Saponit), 
Hudsonit,  Jenkinsit,  Lazulith,  Cyanit,  Spodumen,  Elaeolit,  Petalit.  Sillim.  ame- 
Tic.  journ.  XVI.  365  — 373.  — Wieser  beschreibt  die  in  seine  Sammlung 
aufgenommene  Mineralien  aus  der  Schweiz.  Neues  Jahrb.  f.  Mineral.  1854. 
26 — 30,  — Damour  analysirt  Roraeit.  Ann.  d.  min.  1853.  I.  179 — 184. 
Flajolat  bestimmt  die  Krystallform  des  grauen  Kupfers  von  Mouzaia.  lbid. 
652 — 657.  — Haidinger,  die  Farben  des  Mausits  und  Paläokrystalle  durch 
Pseudomorphose  verändert.  Wien.  Sitzgsber.  XI.  393 — 399.  — F.  Sand- 
berger, mineralogische  Notizen  (einige  Nassauer  Mineralien  und  Hültenpro- 
dukte)  und  über  spitze  Rhomboeder  des  Manganspalhs  und  Eisenspaths.  Nas- 
sauer Jahrb.  IX.  40.  46. 

Geologie. — Rawall,  der  Bernsteinsee  in  Kurland.  — 
An  der  Küste  von  Kurland  warf  die  Ostsee  bisher  nur  einzelne  Stückchen  Bern- 
stein aus  , die  als  Raritäten  aufbewahrt  oder  zum  Räuchern  verwandt  wurden. 
Am  Rigaschen  Meerbusen  liegt  der  Küste  parallel  der  Augernsche  See  von  2v. * * * *  x/% 
Meilen  Länge  und  2 Werst  Breite  und  fliesst  durch  einen  Bach  ins  Meer  ab. 
Nachdem  im  J.  1838  der  Wihdalsee  glücklich  trocken  gelegt,  und  in  ergiebiges 
Ackerland  verwandelt  war:  so  versuchte  man  dasselbe  mit  dem  Angernschen 

See  , der  freilich  nur  von  den  Ufern  zurücktrat  und  nicht  ganz  entleert  werden 
konnte.  Schon  beim  Aufwerfen  des  Abzugsgrabens  fanden  sich  im  weichen  Bo- 
den Bernsteinstücke , zahlreichere  dann  auf  den  trocken  gelegten  Stellen.  Die 
Anwohner  suchten  begierig  und  verhandelten  an  fremde  Händler  für  4000  Rbl.  S. 
Einige  Stücke  von  ansehnlicher  Grösse  sollen  mit  einigen  Rubeln  bezahlt  sein, 
Insectenstücke  mit  5 Rubeln.  Die  Domänenverwaltung  von  Angern  hat  alsdann 
den  Boden  parcellirt  und  das  Bernsteinsuchen  auf  2 Jahre  verpachtet.  ( Rigaer 
Correspdzbl.  VI  69 — 71.) 

v.  Strombeck,  über  den  Gault  im  subhercynischen  Bek- 
ken.  — Das  Vorkommen  des  Gault  in  Deutschland  ist  nur  erst  auf  je  ein 
Exemplar  von  Ammonites  interruptus  und  A.  auritus  begründet.  Thongruben  bei 

Bodenstein  im  Amtsbezirke  Lutter  am  Barenberge  gewähren  hierüber  einen  si- 

cheren Aufschluss.  Dieselben  liegen  in  einer  von  der  Trias  gebildeten  Mulde 

zwischen  unterem  Quader  und  Flammenmergel.  Der  Thon  ist  graublau  , pla- 

stisch, nicht  sehr  fett,  mit  einzelnen  grauen  Mergelknauern,  nach  ungefährer 

Schätzung  gegen  50  Fues  mächtig.  Er  lieferte  Ammonites  auritus  häufig  in 
Bruchstücken,  Hamites  rotundus,  H.  intermedius,  Belemnites  minimus,  Corystes 


70 


Stockesi  und  nach  diesen  darf  die  Ablagerung  als  typischer  obrer  Gault  gedeu- 
tet werden.  Str.  verbreitet  sich  noch  weiter  über  das  Kreidesystem  jener  Ge- 
gend und  gelangt  zu  folgenden  Resultaten:  1)  Der  Gault  hat  im  Norden  des 

Harzes  jedoch  ohne  Mannicbfalligkeit  in  organischen  Resten  eine  erhebliche  Ver- 
breitung. 2)  Der  Flammenmergel  liegt  über  oberem  Gault  und  gehört  zur  obern 
Kreide.  3)  Der  Hilsthon  unten  entschiedener  Neocomien  führt  oben  organische 
Reste  des  unteren  Gault,  der  Aptmergel  und  Ancylocerasschichlen.  4)  Der  sub- 
hercynische  Unterquader  liegt  zwischen  Hilsthon  und  oberem  Gault  und  ist  mit 
dem  untern  Gault  zu  vereinigen.  ( Geol . Zeitschr.  V.  501 — 515.) 

Berthaud  und  Tombeck.  , zur  Geogno  sie  der  Gegend 
um  Mäcon.  — Nach  Manes  , der  die  Geognosie  des  Dept  der  Saone  und 
Loire  für  die  grosse  geognostische  Karte  von  Frankreich  lieferte  , tritt  in  der 
Gegend  um  Macon  und  im  ganzen  Dept  über  dem  Lias  nur  unterer  Jura,  näm- 
lich Unter-  oder  Eisenoolith,  Walkererde  und  Grossoolith  auf.  Schon  Thiolliere 
hat  den  hierin  ausgesprochenen  Irrthum  erkannt  und  B.  und  T.  haben  das  Ge- 
biet auf  das  Sorgfältigste  untersucht  und  folgende  Straten  gefunden.  Die  Schich- 
ten lagern  sehr  regelmässig  über  einander  und  gehen  vom  Lias  bis  zum  Koral- 
lenkalk. Ihre  Neigung  ist  20  bis  25  Grad  gegen  Osten  und  ihre  Folge  von 
oben  nach  unten:  1)  argile  ä chailles,  ein  weisser  oder  rölhlicher,  meist  sehr 

reiner  Thon  mit  sehr  sparsamen  Versteinerungen  und  mit  Kieselconcretionen. 
Welchem  Gliede  dieser  Thon  entspricht,  hat  sich  nicht  ermitteln  lassen.  2) 
Corallien,  bestehend  zuoberst  aus  einem  compacten;  bisweilen  oolithischen  Kalk, 
nach  unten  aus  weissem,  kreidigem  und  sogar  krystallinischem.  Die  Versteinerun- 
gen sind  Pterocera  Oceani,  Ostraea  solilaria,  Trigonia  Meriani,  Terebratula  sub- 
sella,  Hemicidaris  ovifera.  — 3)  Oxfordien,  ein  mächtiges  Gebilde  sehr  com- 

pacten , gelblichen  feinkörnigen  Kalkes  mit  dünnen  Mergelschichten  wechselnd, 
welche  nach  unten  überwiegen  und  einen  graulichen  Kalkmergel  bilden  , der 
Ammonites  cordatus,  ßelemnites  hastalus  und  Pentacrinus  pentagonalis  führt. 
In  dem  ganzen  Schichtensystem  linden  sich  noch  Ammonites  plicatilis,  Pholado- 
mya  flabellata , Trigonia  elavellata,  Terebratula  vicinahs,  T.  insignis , T.  trigo- 
nella  , Cidaris  coronatus  , die  alle  nicht  den  geringsten  Zweifel  über  das  Alter 
der  Lagerstätte  lassen.  4)  Callovien , ein  mehr  weniger  dichter  Mergelkalk  mit 
eisenoolilhischen  Körnern  , characlerisirt  durch  Disaster  ellipticus  , Ammonites 
jason  , A.  anceps  u.  v.  a.  Nach  unten  werden  die  Schichten  dünner  und  gehen 
in  dichtem  Kalk  über.  5)  Bathonien  oder  Grossoolith , gelbliche  rauhe  , mehr 
weniger  sandige,  bisweilen  harte  Kalke  mit  Amm.  bullatus,  A.  discus,  Avicula 
inaequivalvis,  A.  costata,  Terebratula  orbicularis,  Rhynchonelia  decorata,  Holecty- 
pus  depressus  u.  a.  Die  untere  Gränze  dieser  Schichtreihe  hat  sich  noch  nicht 
feststellen  lassen,  6)  Bajocien  oder  Unteroolith  , ein  krystallinisch  bald  rolher 
eisenschüssiger , bald  graulich  weisser  Kalk , wegen  seiner  grossen  Härte  ein 
vortrefflicher  Baustein,  characlerisirt  durch  Amm.  Murchisonae,  A.  Blagdeni,  Be- 
lemnites  giganteus  , Ostraea  Marshi , Lima  proboscidea , Trigonia  costata,  Tere- 
bratula perovalis  u.  a.  7)  Lias , das  tiefste  Glied  des  Juragebirges , welches 
B.  und  T.  nicht  weiter  untersucht  haben.  ( Bullet . soc.  geol.  X.  269  — 275.) 

Gl. 

Meyn,  Miocenschichten  des  nördlichen  Hannover.  — 
Die  durch  die  Zeitung  verbreitete  Entdeckung  von  Steinkohlen  in  der  Gegend 
von  Harburg  veranlassten  M.  die  dortigen  Verhältnisse  an  Ort  und  Stelle  zu  prü- 
fen. Er  fand  nur  den  schwarzen  miocenen  Thon,  der  um  die  Elbmündung  her- 
um als  Unterlage  des  Diluviums  und  Alluviums  eine  bedeutende  Rolle  spielt. 
Bedeckt  wird  derselbe  von  einem  ausserordentlich  compaklen  Gerölllager  mit 
Thoneisensteinen  und  über  diesen  liegt  der  charakteristische  ockergelbe  Sand 
und  Grand  der  Lüneburger  Gegend.  Wo  zwischen  Harburg  und  Buxtehude  diese 
Lager  angeslochen  wurden  , bilden  sie  den  Abhang  gegen  die  Marsch  , die  hier 
durch  die  wild  zerrissene  kleine  Gebirgsgruppe  der  schwarzen  Berge  bergeslelll 
wird.  Man  traf  den  schwarzen  Thon  nach  ungefähr  10 — 20  Fuss  über  dem  Ni- 
veau der  Marsch  und  gegen  das  Innere  des  Hügellandes  scheint  seine  Oberfläche 
sich  zu  heben.  In  der  westlichen  Fortsetzung  von  dieser  Hügelgruppe  aus  wird 


71 


das  Geestland  beträchtlich  niedriger  und  geht  allmählig  in  die  Alluvialebene  über, 
ln  diesen  öden  flachbügeligen  Landstrichen  liess  sich  der  schwarze  Thon  nicht 
auffinden,  aber  bei  Altkloster  in  der  Nähe  von  Buxtehude  trat  er  in  die  Erhe- 
bung des  Terrains  gegen  die  Marsch  auf,  mit  welcher  wieder  ein  reicherer  Wech- 
sel der  Landschaft  beginnt.  Hier  wird  der  schwarze  Thon  zur  Herstellung  des 
Porlland  - Cemenles  verwendet  und  liefert  als  solches  ein  vortreffliches  Produkt. 
( Geol . Zeitschr.  V . 606 — 609.) 

Holzbaur  und  Sieber,  Geognosie  des  Ipf  und  dessen  Um- 
gebung. — Der  Ipf  erhebt  sich  nördlich  von  Bopfingen  aus  dem  Ackerfelde 
und  Wiesengründen  zu  2200  Fuss  Meereshöhe  und  800  Fuss  relativer  Höhe. 
Er  besieht  aus  den  jurassischen  Gebilden  , über  welche  mehre  Steinbrüche  Auf- 
schluss geben.  Zu  unterst  lagert  eine  Lettenbank  mit  Amm.  Blagdeni , mit  zu- 
sammengebacknen  Brocken  von  A.  Humphresianus,  Ostraea  pectiniformis  und  O. 
crista  galli  , dann  folgt  Belemniles  giganleus  in  der  Varietät  ventricosus,  häufig 
auch  B.  breviformis,  Pecten  lens,  Pholadomya  Murchisonae  und  sparsam  Tere- 
bratula  resupinata.  Nach  einigen  Fuss  Mächtigkeit  wechseln  die  Lettenschichten 
mit  unförmlichen  Flötzen  von  oolithischem  Kalk,  die  in  der  Mitte  einen  blauen 
Liasähnlichen  Kern  zeigen.  Sie  fuhren  Pecten  demissus  und  Terebratnla  pero- 
valis.  An  einem  Steinbruch  westlich  vom  Ipf  nehmen  pulverförmige  Oolilhe  von 
intensiv  rolher  Farbe  überhand.  Ammonites  Parkinsoni  ist  nicht  darin  , wohl 
aber  Ostraea  eduliformis , viele  Pecten  und  Cidaris.  Die  Mächtigkeit  der  grau- 
blauen Flötze  beträgt  etwa  12  Fuss.  Hart  über  den  Kalken  geht  der  Letten  in 
eine  grusige  rothe  Boggenschicht  von  einem  Fuss  Mächtigkeit  über,  der  4 Fuss 
mächtige  Oolithe  folgen  mit  Amm.  Parkinsoni  , der  in  Würtemberg  höher  liegt, 
und  mit  sehr  schönen  Bel.  giganleus.  Der  Bel.  canaliculalus  tritt  in  der  grusi- 
gen Schicht  zuerst  auf  und  zwar  klein,  dem  liasinischen  ß.  clavatus  ähnlich, 
dann  tn  der  hartem  Lage  schlanker.  Auch  Trigonia  costata , Modiola  gibbosa, 
Terebratula  varians , T.  spinosa,  T.  quadriplicala,  T.  bullata,  T.  resupinata  er- 
scheinen. Nun  wird  das  Gestein  härter  , in  einem  Fuss  Mächtigkeit  und  führt 
die  Muscheln  des  schwäbischen  Jura  f,  aber  nicht  verkiest.  Es  sind  Amrn.  Par- 
kinsoni sehr  gross,  A.  coronatus  dagegen  klein,  ein  völlig  eigentümlicher  als 
A.  oolithicus  aufgeführter.  Die  canaliculirten  Belemnilen  erfüllen  die  ganze  Bank, 
sie  sind  schlank  , bis  einen  Fuss  gross.  Dann  wird  das  Gestein  leichter  und 
härter,  die  pulverförmigen  Eisenerze  grösser  und  sparsamer,  Ammonites  macro- 
cephalus  erscheint  zum  ersten  Male,  ferner  A.  plalystomns,  Pholadomya  Murchi- 
sonae, Trigonia  costata,  Plagiostomen  und  Terebrateln.  Die  Schicht  ist  ebenfalls 
um  einen  Fuss  mächtig.  Der  ächte  A.  macrocephalus  liegt  in  einem  aschfarben 
oder  gelblichen  Letten  mit  vielen  schwärzlichen  Knollen,  der  zu  den  Ornatenlho- 
nen  gehört,  aber  hier  keine  Krebse  und  Ornaten  fuhrt.  In  den  hellem  Thonen 
liegen  viele  Fragmente  von  Bel.  canaliculatus.  Das  ganze  Schichtensystem  des 
Braunen  Jura  weicht  demnach  in  der  Vertheilung  seiner  Petrefakten  hier  von  dem 
schwäbischen  ab.  Der  weisse  Jura  ist  petrefaktenärmer  und  weniger  aufgeschlos- 
sen. Die  Impressakalke  liefern  wo  sie  verwittert  sind  , Terebratula  impressa, 
Boslellaria  bispinosa  und  vererzte  Ammoniten.  Die  wohlgeschichteten  Kalke,  ( ß ) 
sind  bläulich , höher  hinauf  weisslich  und  führen  verkrüppelte  Planulaten  und 
Flexuosen.  Die  Spongilenkalke  ziehen  sich  am  westlichen  Abhange  als  Geschiebe 
mit  sparsamer  Terebratula  lacunosa  hin.  Die  geschichteten  Kalke  südlich  über 
dem  Wall  mit  Belemniles  hastatus  und  kleinen  Flexuosen  zeigen  oolithische  Nei- 
gung und  sind  oft  blutroth  gefärbt.  Auch  in  diesen  drei  Schichten  weicht  die 
Vertheilung  von  den  schwäbischen  Gesetzen  ab.  Die  Kalke  ß und  y wechsella- 
gern und  verschwimmen  mit  einander,  sie  sind  bald  bläulicher  bald  lichter,  ent- 
halten dieselbe  Fauna,  beide  oolithische  Neigung,  so  dass  sie  nicht  getrennt  wer- 
den dürfen.  Daneben  behält  die  Lacunosaschicht  ihr  Niveau  über  den  wohlge- 
schichteten Kalken  und  dringt  sogar  in  die  Dolomite  hinein.  Die  letzten  Schich- 
ten am  Ipf  sind  graulich  weisser  Dolomit  , der  westlich  von  Oberdorf  von  den 
massigen  Lacunosaschichten  sich  nicht  sondern  lässt.  In  der  Umgebung  des  Ipf 
ist  der  weisse  Jura  reicher  an  Versteinerungen:  so  bei  Wössungen,  südlich  von 
Kirchheim,  Bopfingen,  Aufhausen.  ( Regensbgr . Correspdzbl.  VII,  37 — 47.) 


72 


Liebe,  chemische  und  geognostische  Untersuchungen 
des  Zechsteines  im  Orlathale.  — Die  Schichtenreihe  des  Zechsteines 
im  Thale  der  Orla  am  Südrande  des  Thüringer  Waldes  ist  nach  L.  folgende  : 
1)  Unterer  versteinerungsleerer  Kalk.  Derselbe  ist  zuunterst  ein  graugelber  bald 
harter  bald  lockerer  und  griesiger  Kalk  mit  vielen  Grauwackebrocken  der  Unter- 
lage, im  Tiefsten  ein  wahres,  dem  Weissliegenden  ähnliches  Conglomerat  bildend, 
jedoch  mit  einem  merklichen  Gehalt  an  Bittererde,  nach  oben  hellgrau  und  är- 
mer an  Brocken.  2)  Spiriferenkalk  als  dunkler  graurother  Kalk  ganz  mit  Pro- 
duclus horridus  und  Spirifer  undulatus  erfüllt.  Er  enthält  0,227 — 6,69  Eisen- 
oxyd, 0,401 — 9,03  unlösliche  Silikate,  0,369 — 8,31  kohlensanre  Bitterde,  3,370 
— 75,97  kohlensaure  Kalkerde,  Spuren  von  Thonerde  und  einer  verbrennlichen 
Substanz.  Spirifer  undulatus  verschwindet  über  ihr  völlig.  3)  Kohlenschicht, 
1“  dicke  unreine  braunschwarze  Kohle  von  einem  schwarzen  mergligen  Conglo-  , 
merat  überlagert.  4)  Erzführender  Kalk.  Kalk  mit  2 bis  5 pCt.  kohlensaurer 
Bittererde,  bisweilen  mit  fast  krystallinischem  Bruch,  petrefaktenleer,  mit  gros- 
sen Nestern  von  Kupferkies  und  Malachit.  5)  Untrer  Mehlbatzen,  3 bis  8 Fuss 
mächtig  bald  aus  einem  harten  dunklen  Kalk  von  fast  feinkörnigem  Aussehen, 
bald  aus  einem  gelben  weichen  Mehlbatzen  mit  Kalkspalhdrusen,  bald  aus  einem 
Mittelding  zwischen  beiden  bestehend,  nur  undeutliche  Productus  horridus  füh- 
rend. 6)  Astartenkalk , ein  dichter,  grauschwarzer  und  sehr  bituminöser  Kalk 
mit  zahllosen  Versteinerungen.  Die  Analyse  ergab  5,45  — 76,84  kohlensaure 
Kalkerde,  1,25  — 17,65  kohlensaure  Talkerde,  0,09 — 1,20  Eisenoxyd,  0,02 
— 0,24  Thonerde,  0,20  — 2,87  unlösliche  Silicate,  0,09  — 1,20  Verbrennliches. 
Erfuhrt  Produclus  horridus,  Orlholhrix  lamellosus,  Nautilus  Freieslebeni,  Tur- 
bonilla  Altenburgensis , Trochus  pusillus  , Area  tumida,  Pleurotomaria  Verneulli, 
Schizodus  truncalus,  Sch.  Schlolheimi  etc.  7)  Oberer  Astartenkalk,  ein  grauer 
fester  mächtiger  Kalk  von  fast  körniger  Structur,  mit  den  Versteinerungen  des 
vorigen  und  1 pCt.  Bittererde  mehr,  8)  Productuskalk,  4 — 8 Fuss  mächtig,  mehr 
weniger  grob  geschichtet,  von  wechselnder  Härte,  graulich  gelb,  von  körnigem 
fast  krystallinischem  Ansehen.  Nach  unten  voller  Steinkerne  von  Productus  hor- 
ridus, auch  Ortliothrix  lamellosus,  Feneslella  Ehrenbergi,  F.  reliformis  und  F. 
anceps,  nach  oben  verschwinden  dieselben  völlig.  Die  Analyse  ergab  7,65  — 59,40 
kohlensaure  Kalkerde,  4,17 — 32,39  kohlensaure  Billererde,  0,39 — 3,01  Eisen- 
oxyd , 0,33 — 2,60  Thonerde  , 0,30 — 2,31  unlösliche  Silicate  , 0,04 — 0,29  Ver- 
brennliches. Von  hier  an  fehlen  Productus  horiidus  und  Orlholhrix  lamellosus 
gänzlich.  9)  Gypse,  dicht,  massig,  selten  faserig  und  krvslallinisch , eine  Reihe 
Stöcke  bildend,  mit  Spuren  von  Bitumen,  20,98  Wasser,  0,50  Bittererde,  78,60 
schwefelsaure  Kalkerde.  Er  bildet  eigentlich  nur  ein  Glied  mit  dem  Productus- 
kalk. 10)*  Oolith , ein  2 bis  3 Fuss  mächtiger  weisslich  grauer  feinkörniger 
Roggenstein  mit  fast  krystallinischem  Bindemittel , nur  Fragmente  von  Gervillia, 
Gervillia  keralophaga  einschliessend.  11)  Muschelbreccie  enthält  gegen  10  pCt. 
kohlensaure  Talkerde,  ist  körnig  dolomitisch,  gelblich  weiss  bis  gelb,  wird  nach 
SW  mächtiger,  härter,  grauer  und  ärmer  an  Muschelfragmenten.  12)  Carditen- 
kalk,  ein  3 bis  6 Fuss  mächtiger  dünngeschichleter  bräunlich  gelber  Kalk  mit 
häufigen  Kernen  von  Cardita  Murchisoni,  dazu  noch  Avicula  speluncaria,  Area 
tumida,  Schizodus  Schlolheimi  *u.  a.  13)  Dolomitischer  Kalk,  40  — 80  Fuss 
mächtig,  sehr  dick  geschichtet,  hellgrau  bis  weiss,  sehr  hart,  dolomitisch  körnig, 
mit  Orthothrix  excavatus.  Er  lehnt  sich  an  ein  DolomitriCf,  dessen  Dolomit  we- 
niger körnig,  gar  nicht  geschichtet  und  ganz  von  Versteinerungen  erfüllt  ist,  Pa- 
nopaea  lunulata , Area  tumida,  Gervillia  keratophaga , Avicula  speluncaria,  Tere- 
bratula  elongata , T.  superstes  u.  v.  a.  14)  Oberer  Mehlbatzen,  ein  weicher 
braungelber,  grobgeschichteter  Kalk  mit  14  bis  15  pCt.  Bittererde,  30  Fuss 
mächtig,  völlig  petrefaktenleer,  in  den  obern  Lagen  fester,  Wellenkalkähnlich, 
nach  unten  conglomeratisch.  15)  Oberer  Kalkschiefer,  graulich  gelb,  sehr  re- 
gelmässig geschichtet,  zuweilen  dolomitisch,  petrefaktenleer.  — Im  Orlathale 
findet  eine  strenge  Scheidung  in  untern  und  obern  Zechstein  in  keiner  W'eise 
statt,  schon  die  tiefsten  Schichten  haben  einen  bedeutenden  Gehalt  an  Bittererde, 
der  nach  Geinitz  denselben  fehlen  soll,  und  ebenso  verhält  es  sich  mit  den  Ver- 
steinerungen. {Bronn  s Jahrb.  1853.  769 — 785.) 


78 


C.  v.  Hauer,  über  die  Lava  des  Aetna  von  der  Eruption 
im  J.  1852.  — Die  untersuchte  Lava  ist  dunkelgrau,  sehr  porös,  meist  kristal- 
linisch, ans  Labrador  und  Augit  mit  eingesprengten  Olivinkörnern  bestehend,  die 
Anwesenheit  des  Magneteisens  gibt  sich  durch  eine  nur  geringe  Einwirkung  auf 
die  Magnetnadel  kund.  Das  specifische  Gewicht  ist  2,86,  bei  der  Lava  von  1838 
nach  Abich  2,94.  Zur  chemischen  Analyse  wurde  das  Gestein  gepulvert  und  es 
fanden  sich  im  Mittel:  49,63  Kieselerde,  22,47  Thonerde,  10,80  Eisenoxydnl, 
0,63  Manganoxydul  , 9,05  Kalkerde,  2,68  Talkerde,  3,07  Natron,  0,98  Kali. 
Dieses  Besultat  stimmt  sehr  auch  mit  Lowe’s  Analyse  der  Lava  von  1669  über- 
ein, der  nur  16,15  Thonerde,  aber  16,32  Eisenoxydul  und  4,58  Talkerde  fand. 
Abich  berechnet  die  mineralogische  Zusammensetzung  auf  54,80  Labrador,  34,16 
Augit,  7,98  Olivin  und  3,06  Magneteisen.  {Wiener  Sitzgsber.  XI.  87 — 95.) 

Hochstetter,  über  Grün  steine  von  Teschen.  — II.  begreift 
unter  Grünslein  kryslallinisch  körnige  Gemenge  hauptsächlich  aus  Augitspathen 
und  Feldspathen  zusammengesetzt.  Nach  erstem  unterscheidet  man  : Hornblen- 
degriinsteine  oder  Diorile,  Augitgriinsteine  oder  Diabase,  Schillerspalhgrünsteine 
oder  Gabbroite.  Von  den  Feldspathen  gehört  dem  Maximum  nach  der  Albit  den 
Diorilen  , der  Oligoklas  den  Diabasen , der  Labrador  den  Gabbroiten.  Accesso- 
risch  treten  auf:  Quarz,  Glimmer,  Talk,  Chlorit,  Kalkspath,  Magneteisenerz,  Ei- 
senkies und  andere  seltnere  Mineralien.  Die  Textur  gehl  vom  gröbsten  bis  zum 
feinsten  Korn.  Ist  dieses  nicht  mehr  zu  erkennen,  so  heisst  das  Gestein  Apha- 
nit,  sowohl  Diorit-  als  Diabasaphanil.  Diese  Varietäten  nehmen  häufig  schiefrige 
Slructur  an,  oder  es  sind  die  Augit-  und  Feldspat!) krystalle  porphyrartig  einge- 
sprengt, oder  sie  werden  blasig  und  mandelsteinarlig.  Die  Grünsteine  von  Te- 
schen am  nördlichen  Abhange  der  Karpathen  sind  folgende:  1)  Schöner  mittel- 
körniger Diorit  von  Doguschowitz.  Die  Hornblende  tritt  am  deutlichsten  her- 
vor, in  langen  dünnsäulenförmigen  schwarzen  Kryslallcn  , von  Nadelgrösse  bis 
0,059  Länge  und  0,003  oder  0,004  Dicke.  Die  vorkommenden  Krystalle  von 
gemeinem  Augit  unterscheiden  sich  sehr  leicht  durch  ihr  mattes  schwarzes  An- 
sehen und  lösen  sich  nach  den  Krystallflächen  ab.  Die  übrige  Masse  des  Ge- 
steins ist  ein  schneeweisser  oder  graulich  weisser  Feldspalh , oft  rötblich  oder 
grünlich  , die  körnige  Grundmasse  bildend  , mit  unebenem  einsplittrigem  Bruch. 
Er  ist  Anorthit.  Das  quanlitatvc  Verhältniss  stellt  sich  auf  0,4  Hornblende,  0,1 
Augit,  0,5  Anorthit.  Das  spec.  Gewicht  2,788.  Er  enthält  Spuren  von  Eisen- 
kies. 2)  Ein  gleicher  Diorit  dorther  mit  herrschenden  Angiikryslallen  neben 
der  Hornblende,  diese  in  schuppig  blättrigen  Partien,  der  Feldspat!)  wie  vorhin. 
Das  Verhältniss  ist  0,4  Augit,  0,3  Hornblende,  0,3  Anorthit.  Das  spec.  Gew. 
2,967.  3)  Ein  Diorit  von  Kalembitz.  Die  Hornblende  wie  in  2.  aber  vorherr- 

schend, der  Feldspalh  in  microscopisch  kleinen  Körnern.  Chlorit  im  Uebergang 
in  Glimmer  in  Körnern  und  kristallinischen  Blättchen,  sehr  weich  und  lauch- 
grün, durchwächst  die  Hornblende.  Spec.  Gewicht  2,929.  4)  Ein  Diabas  von 

Kotzobenz  , mit  vorherrschendem  Feldspath  von  schneeweisser,  graulicher,  grün- 
lich weisser  Farbe,  in  körnigen  Massen  und  tafelförmigen  Krystalle»,  er  ist  La- 
brador. Die  Krystallflächen  sind  mit  braunem  Magnesiaglimmer  überzogen.  Au- 
git ist  wenig  vorhanden , dagegen  viel  Kalkspath  in  gelblichen  Körnern.  Spec. 
Gewicht  2,705.  5)  Aphanil  der  Diabase  von  Marklowitz,  ein  sehr  feinkörniges 

krystallinisches  Gemenge  von  Labrador  und  Augit  mit  Magneteisen,  kohlensaurem 
Kalk  und  Spuren  von  Eisenkies,  von  dunkelbrauner  bis  schwarzer  Farbe,  mit 
unebenem  splittrigem  Bruch,  Härte  6,  spec.  Gew.  2,010.  Die  Gemengtheile  sind 
unter  dem  Microscop  zu  unterscheiden.  6)  Aphanilmandelstein  und  zwar  Kalk- 
diabas von  Kalembitz  , den  Blallersteinen  des  Harzes  ähnlich,  ln  der  bräunlich 
grauen  Grundmasse  liegen  rundliche  Kalkspalhkörner  meist  von  Hirsekorngrösse, 
mit  krystallinischera  Gefüge.  Die  Grundmasse  hat  unebenen  Bruch,  schmilzt  vor 
dem  Löthrobre  leicht  zu  einem  Glase,  hat  3,5  Härte  und  2,778  spec.  Gewicht, 
unter  dem  Microscop  aus  Feldspath  und  Augit  gebildet.  (Ich.  geol.  Reichsonst. 
IV.  311—321.) 

Literatur.  Bullet,  soc.  geol . X.:  Del  esse,  Umwandlung  des  Gra- 
nit und  Kaolin  (Schluss  S.  257 — 267).  Preslwich,  geologische  Stellung  des 

5** 


74 


Sandes  und  Süsswasserkalkes  von  Rilly  im  Marne  Depart.  300 — 311.  Roy  ers, 
über  die  geologische  Karte  von  Pensylvanien  326 — 328. 

Sillimann’s  americ.  jonrn.  XVI.  Nr.  48:  Hitchcock,  über  das 
Kohlengebirge  von  Bristol  county  und  Rhode  island  S.  327 — 337. 

Jnhrb.  klc.  geol.  Reichsanstalt  IV.  2.:  Kn  er,  zur  Geognosie  Istriens 
223  — 232.  — Peters,  die  Urvstall i nischen  Schiefer  und  Massengesteine  im 
nordwestlichen  Oberöstreich  232 — 263.  — Czjzek,  Geologie  der  Berge  bei 
Molk,  Maulern  und  St.  Pölten  264 — 283.  — Melion,  zur  Mineralogie  und  Geo- 
logie von  Brünn  321 — 326. — Emmerich,  zur  Geognosie  der  östlichen  baie- 
rischen  und  angrenzenden  östreichischen  Alpen  326—394. 

Bronn' s Jnhrb.  für  Mineralogie  1853:  Schill,  über  die  Oelslhaler 
Gletscher  786- — 787.  — Deicke,  Eindrücke  in  den  Geschieben  der  Molasse 
der  östlichen  Schweiz  797 — 802. 

Geolog.  Zeitschr.  V.  3 : v.  Klip  stein,  Geognosie  des  westlichen  im 
Kreise  Wetzlar  gelegenen  Theiles  des  Gebirgsdistrictes  zwischen  der  Dill  und 
der  Lahn  S.  516 — 591.  — v.  Labecki,  Braunkohlen-  und  Salzablagei  ungen 
in  den  miocenen  Schichten  Polens  591 — 600. 

Jnhrb.  Nassauer  Vereines  IX.:  Scharff,  der  Taunus  und  die  Alpen 
21 — 40.  — Casselmann,  chemische  Untersuchungen  übsr  die  Braunkohlen 
des  Westeiwaldes  49 — 82. 

Verhandl.  rheinl.  Vereines  X.  3.  4.:  v.  d.  Marek,  über  Schwimm- 
steine und  Feuersteine  385;  Analyse  der  Seplarien  von  Hamm  407.  — Weber, 
ßraunkohlenlager  von  Eckfeld  in  der  Eifel  409 — 416. 

Annals  a.  mag.  nat.  hist.  1853.  Novbr.:  ßuekmann,  über  den 
Cornbrash  um  Cirencester  324 — 329. 

V Institut  1853.  Decbr. : M e 1 1 o n i , Magnetismus  der  Gebirgsarten  439. 

— Fournet,  Bildung  der  Oolithe  440.  Gl. 

Paläontologie*  Zigno,  En  td  ecku  ng  ei  ner  fossilen  Flo- 
ra  in  den  jurassischen  Schichten  der  venetianischen  Alpen. 

— Zufällig  fand  man  in  dem  grauen  Kalk  des  Spitz  de  Bolzo  der  Sette  com- 

muni  im  Vicenlinischen  fossile  Pflanzenreste.  Die  Schicht  ist  etwa  einen  Fuss 
mächtig,  gehört  einem  dichten  Kalkgebilde  an  und  ruht  auf  oolilhischen  Schich- 
ten mit  Terebralula  sphaeroidalis,  überlagert  vom  Callovien  mit  Ammonites  ath- 
Jeta,  A.  viator,  A.  Hommairei,  Terebralula  diphya  etc.  Sie  gehört  also  entschie- 
den zum  Balhonien.  Dieselbe  Schicht  ist  nun  tiefer  hei  Boana  und  in  der  Pro- 
vinz Verona  noch  aufgefunden  werden.  Zigno  hat  von  allen  Localiläten  eine 

Sammlung  von  400.  Abdrücken  zusammengebracht  und  bearbeitet  darüber  eine 
grosse  Monographie,  von  der  schon  20  Qnarllafeln  vollendet  sind.  Die  Flora 
ist  eine  entschiedene  Landflor  und  zeigt  die  grösste  Aehnlicbkeil  mit  der  juras- 
sischen Flora  von  Skarborough  und  Marners.  Die  Zahl  der  Arten  beläuft  sich 
bis  jetzt  auf  40,  sind  aber  meist  neu  und  gehören  zu  Equisetites,  Sagenopteris, 
Cycadites,  Zamites,  Otozamites,  Araucariles,  Brachyphyllum.  Die  Cycadeen,  be- 
sonders Otozamites,  herrschen  vor.  ( Bullet . soc.  geol.  1853.  X.  268.) 

v.  Ettingshausen,  fossile  Flora  von  Tokay.  — Das  Lager 
der  zur  Untersuchung  gezogenen  Pflanzen  bildet  ein  thonreicher  leicht  spaltbarer 
Schiefer,  der  unmittelbar  aufTrachyt  ruht.  Von  den  67  untersuchten  Arten  sind 
der  Localität  nur  15  eigenthümlich,  24  kommen  auch  in  andern  eocenen  Gebil- 
den vor.  Von  letzteren  sind  jedoch  nur  3 ausschliesslich  eocen , während  28 
entschieden  miocen  sind.  Die  Flora  von  Parschlug  zeigt  die  meiste  Aehnlich- 
keit , denn  29  Arten  kommen  daselbst  gemeinschaftlich  vor.  Die  neuen  Arten 
sind  folgende:  Potamogeton  cuspidalus,  Taxites  pannonicus,  Quercus  gigantum, 
Celtis  trachytica,  Ficus  pannonica,  Populus  Brauni,  Andromeda  vulcanica,  Sapin- 
dus  Hazslinszkyi , Juglans  Heeri , Rbus  paulliniaefolia , Terminalia  tallyana,  Dal- 
bergia  reticulata , Cassia  pannonica.  (Wien.  Sitzgsber.  XI.  779  — 816.  Tf. 
1-4.) 

O s w.  Heer  kündigt  eine  Tertiärflora  der  Schweiz  an.  Dieselbe  soll 
nach  dem  Prospectus  in  4 Lieferungen  von  je  10  Bogen  Text  und  20  Tafeln  in 


75 


Folio  erscheinen.  Die  Darstellung  geschieht  in  systematischer  Folge  , jede  Art 
wird  lateinisch  diagnosirt  und  deutsch  beschrieben.  Die  Ausstattung  und  For- 
mat wird  wie  bei  den  ähnlichen  neuern  Werken  von  Unger  und  v.  Ettingshausen 
gehalten  werden.  Das  dem  Verf.  zu  Gebote  stehende  Material  ist  ein  überaus 
reiches,  die  Wichtigkeit  desselben  nicht  blos  für  die  Paläophytologie  und  Geo- 
gnosie  der  Alpen  (Oeningen  ist  eingeschlossen) , sondern  für  die  Wissenschaft 
überhaupt  bedarf  ebenso  wenig  eines  Nachweises  , als  die  Befähigung  des  Verf. 
zu  diesem  Unternehmen,  der  in  seinen  tertiären  Insecten  eine  der  schwierigsten 
Aufgaben  der  Paläontologie  meisterhaft  gelöst  hat.  Wir  dürfen  einer  in  jeder 
Hinsicht  ausgezeichneten  Arbeit  entgegensehen  und  empfehlen  dieselbe  angelegent- 
lichst dem  Publikum,  von  dessen  Theilnahme  der  schnelle  Fortgang  und  die 
baldige  Vollendung  abhängt. 

Cotteau,  Etu des  sur  lesechinides  fossiles  duDepart. 
de  I ’Yonne  (livr.  11.  12.  p.  169  — 188.  Tb.  21 — 24.).  — Den  Plan  des 
Werkes  und  den  Inhalt  der  frühem  Lieferungen  haben  wir  ßd.  I.  S.  158.  mit- 
gelheilt  Diese  neuen  Lieferungen  bringen  ausführliche  Beschreibungen  und  sorg- 
fältige Zeichnungen  von  Polycyphus  coraliinus  n.  sp.  aus  dem  calc.  ä cbailles 
von  Druyes,  Echinus  Orbignyanus  n.  sp.  aus  dem  lithographischen  Kalk  von  Com- 
missey,  E.  Hobinaldinus  n.  sp.  aus  dem  obern  Corallien  von  Thury  und  Ta- 
macce , E.  perlatus  Desm.  sehr  gemein  im  Calc.  ä chailles,  Pedina  Michelini  n. 
sp.  im  untern  Corallien  von  Druyes  und  P.  Charmassei  n.  sp.  desselben  Fundortes. 

In  einem  Briefe  an  die  Geologische  Gesellschaft  in  Paris  d.  d.  Fevr.  14. 
1853  zeigt  Davidson  an,  dass  er  eine  allgemeine  Arbeit  über  die  ßrachio- 
poden  vollendet  und  bereits  unter  der  Presse  habe,  zu  welcher  Owen  die  Ana- 
tomie der  lebenden  Arten  und  Carpenter  die  microscopische  Untersuchung  der 
Schalen  geliefert.  Er  gibt  alsdann  eine  Uehersicht  der  Familien  und  Gattungen 
für  letztere  einige  typische  Arten.  Wir  behalten  uns  vor  ausführlicher  über  die 
Arbeit  selbst  zu  berichten  , da  diese  jetzt  nach  Ablauf  eines  Jahres  wohl  bald 
erwartet  werden  darf.  — (Geht  uns  soeben  bei  Abdruck  dieser  Zeilen  zu.) 


Gau  dry,  die  fossilen  Conchylien  der  Somma. — Diese  von 
Prevost  zuerst  entdeckten,  dann  von  Pilla  in  sehr  schönen  Exemptaien  gesammelten 
Conchylien  hat  G.  mit  den  subappenninischen  und  den  lebenden  mittelmeerischen 
Arten  sorgfältig  verglichen  und  sich  überzeugt,  dass  sie  der  heutigen  Schöpfung 
angehören.  Am  häufigsten  ist  Cerithium  vulgare , welches  lebend  und  subapen- 
ninisch  sein  soll,  aber  in  der  That  zwei  verschiedene  Formen  umfasst,  von  wel- 
chen die  lebende  mit  der  der  Somma  identisch  ist.  ( Bullet . soc.  geol.  X. 
1853.  291.) 


Neugeboren,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Tertiär-Mol- 
lusken aus  dem  Tegel  von  Ober-Lapugy.  — Diese  Untersuchungen 
haben  den  Vergleich  jenes  Tegels  mit  dem  Wiener  Becken  zum  Zweck  und  ist 
ihnen  daher  die  Monographie  von  Hörnes  über  letzteres  zu  Grunde  gelegt.  Auf 
diese  sich  beziehend  gibt  N.  hier  nur  Bemerkungen  über  die  Erhaltung,  Häufig- 
keit, Verbreitung  etc.  der  einzelnen  Arten.  Wir  zählen  dieselben  namentlich  auf 


Conus  betulinoides  Lk. 
Aldrovandi  Broch. 
Berghausi  Micht. 
fuscocingulatus  Bron. 
Mercati  Brocch. 
clavalus  Lk. 

Noe  Brocch. 
ponderosus  Brocch. 
raristriatus  Bell, 
avellana  Lk. 
ventricosus  Bronn 
Haueri  Partsch 
Pu§chi  Micht 


Conus  extensus  Partsch 
Dujardini  Desh. 

Oliva  flammulata  Lk. 

Anci Maria  canalifera  Lk. 

obsoleta  Brocch. 
glandiformis  Lk. 
Cypraea  globosa  Duj. 
fabagina  Lk. 
pyrum  Gmel. 
amygdalum  Brocch. 
sanguinolenta  Gmel. 
Duclosana  Bast. 

* rugosa  Gratei, 


76 


Cypraea  afünis  Duj. 

europaea  Montg. 
*Hörnesi  n.  sp. 
Erato  laevis  Don. 
Marginella  railiacea  Lk. 

* Deshayesi  Micht. 
Ringicula  buccinea  Desh. 
Voluta  varispina  Lk. 

tanrinia  Bon. 

Mitra  aperta  Bell. 


Columbella  Dujardini  Hörn. 
Terebra  fuscata  Brocch. 


acuminata  Bors, 
pertusa  Bast. 
Basteroti  INyst. 


Bnccinum  Rosthorni  Partsch 


Mitra  striatula  Brocch. 


fusiformis  Brocch. 
goniophora  Bell. 

* strialosnlcata  Bell, 
scrobiculata  Brocch, 


ßronni  Micht. 
cupressina  Brocch. 
pyramidella  Brocch. 
ebenus  Lk. 
obsoleta  Bronn. 


badensc  Partsch 
semistriatum  Brocch. 
costulalum  Brocch. 
prismaticum  Brocch. 
serraticosta  Bronn, 
incrassatum  Mull, 
reticulatum  L. 
lyralura  Lk. 
mutabile  L. 
corniculum  Oliv, 
polygonnm  Brocch. 


Purpnra  haemastoma  L. 


elata  Blainv. 
exilis  Partsch 


Columbeila  scripta  Bell. 


cnrta  Bell, 
thiara  Bon. 
corrugata  Bon. 
subulata  Bell, 
nassoides  Bell. 


Oniscia  cithara  Sowb. 
Cassis  mammillaris  Gratl. 


variabilis  Bell, 
saburon  Lk. 
ernmena  Lk. 


Cassidaria  echinophora  Lk. 


Colnmbella  Bellardii  Hörn. 

Hiermit  bricht  die  Uebersicht  ab  , wird  aber  in  den  Verhandlungen  des  Sieben- 
bürgischen  Vereines  für  dies  Jahr  fortgesetzt  werden.  Die  vier  im  Wiener  Bek- 
ken  noch  nicht  Vorgefundenen  Arten  sind  mit  * Sternchen  bezeichnet  worden, 
alle  übrigen  beschreibt  Hörnes.  Wir  machen  bei  dieser  Gelegenheit  aiif  Zekelis 
Aufsatz  über  dieselbe  Localität  in  dem  Jahresberichte  des  Hall.  Naturw.  Vereines 
1851.  IV.  S.  33.  aufmerksam.  ( Verhandl . Siebenbg.  Verein.  IV.  129  IT.) 

A.  Wagner,  neuer  Ichthyosaurus  und  Polyptychodon.  — 
Das  Vorkommen  von  Ichthyosauren  im  lithographischen  Schiefer  Solenhofens  ist 
durch  zwei  Exemplare  in  Häberleins  und  Oberndorfers  Sammlung  nachgewiesen. 
Der  Schädel  in  des  letztem  Sammlung  ist  zertrümmert  und  lässt  nur  die  Gat- 
tungscharaclere  erkennen ; die  Zähne  sind  relativ  klein,  kegelförmig  mit  bauchig 
erweitertem  Wurzeltheil,  regelmässig  längsgestreift.  Das  Schulterblatt  ist  wie  ge- 
wöhnlich. Die  Flossentafeln  sind  ziemlich  dick,  unregelmässig  fünf-  und  sechs- 
seitig, unter  den  erhaltenen  keine  gekerbt.  Die  Wirbel  haben  relativ  geringe 
Grösse  und  gehöien  soweit  sie  erhallen  der  vordem  Gegend  an.  Mit  keiner  der 
bekannten  Arten  identisch  soll  diese  J.  leptospondylus  heissen.  In  derselben 
Sammlung  wird  ein  Zahn  von  Polyptychodon  interruplus  aus  dem  Grünsand  von 
Kelheim  aufbewahrt,  der  auch  bei  Goslar  von  Ulrich  nachgewiesen  worden  ist. 
( Bullet . Münch.  Akad.  1853.  £.  17.) 

Gervais,  einige  fossileReste  von  Robben  und  Cetaceen. 
— Dieser  kleine  Aufsatz  bringt  Berichtigungen  und  Zusätze  zu  des  Verf.  Zool. 
et  Pal.  (vergl.  Bd.  I.  S.  49.).  Der  1.  c.  Tb.  8.  Fig.  8.  abgebildete  Zahn 
stammt  nicht  von  Uchaux , sondern  aus  den  miocenen  Schichten  von  Uzes  im 
Gard-Depart.  und  ist  den  untern  Eckzähnen  der  Otarien  am  ähnlichsten.  Ein 
anderer  Eckzahn  aus  dem  Crag  von  Anvers  ergibt  sich  gleichfalls  als  den  Ota- 
rien angehörig.  Ein  neuerdings  gefundener  Kieferast  des  Meeressandes  bei  Mont- 
pellier wird  der  Phoca  occitana  zugewiesen,  in  den  Zähnen  Ph.  leptonyx  sehr 
ähnlich.  Unweit  Montpellier  wurde  in  der  Molasse  ein  fast  ganz  vollständiger 
Delphinschädel  entdeckt,  etwas  kleiner  als  D.  delphis,  mit  dünnem  und  im  Quer- 
schnitt ganz  eigenthümlichen  Schnabel.  Er  fällt  mit  dem  D.  pseudodelphis  zu- 


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sarnmen,  welcher  Name  nunmehr  mit  Delphinorhynchus  sulcatus  vertauscht  wird. 
Ein  Unterkieferfragraent  des  D.  dationum%Laurill.  ei  hielt  G.  aus  dem  Falunen 
von  Salles  und  endlich  ein  kegelförmiges  Zahnslück  aus  dem  miocenen  Becken 
von  Bordeaux,  welches  wahrscheinlich  von  einem  Narwall  stammt.  (Bullet,  soc. 
geol . X.  1853.  p.  311—313.) 

Romano  ws  ky,  eine  neue  Gattung  versteinerter  Fisch- 
zähne.  — ln  den  versteinerungsi  eichen  untern  Schichten  des  Steinkohlenge- 
birgcs  im  Gouvernement  Tula  waren  Fischreste  nicht  gefunden  worden,  bis  neuer- 
dings durch  v.  Panders  Untersuchungen  dieselben  in  grosser  Zahl  nachgewiesen 
sind.  Bei  dem  Kiichdorfe  Podmokloe  am  rechten  Ufer  der  Oka  wechsellagert 
der  entblüsste  untere  Kohlenkalkstein  mit  dünnen  gelben  Mergelschichlen  und 
letzterer  ist  mit  Fischresten  erfüllt.  Es  sind  Schuppen  von  Acaulhodes  und 
Osleolepis,  Flossenstacheln  von  Hybodus  und  Asleracanlhus,  Zahne  von  Psaromo- 
dus,  Cochliodus,  Helodus,  Petalodus,  Cladodus.  Ein  zwischen  Kalkstein  und  Mer- 
gel liegender  Zahn  schien  R.  eigentümlich.  Derselbe  gleicht  einem  der  Lange 
nach  gespaltenen  Kegel,  die  scharfen  Kanten  gekerbt,  jede  Kerbe  wellenförmig 
gebogen  und  nochmals  gekerbt,  die  Oberfläche  glatt,  die  Wurzel  einfach.  Das 
Innere  nicht  hohl,  mit  zahlreichen  Kalkröhrchen  durchzogen,  die  in  kurze  dicke 
Medullarröhren  sich  vereinigen  und  strahl ig  zu  den  Kerben  hinziehen.  Hiernach 
gehört  der  Zahn  in  die  Familie  der  Squalidae  und  bildet  hier  die  neue  Gattung 
und  Art  Dicrenodus  okensis.  Referent  erkannte  schon  bei  der  ersten  Ansicht 
der  Abbildung  dieses  Zahnes  den  von  ihm  Fauna  der  Vorwelt  Fische  352.  und 
Germar’s  Versteinerungen  des  Sleinkohlengebirges  im  Saalkreise  Tafel  37  Fig. 
2.  beschriebenen  Chilodus  tuberosus  aus  dem  Schieferthone  des  Sleinkohlenge- 
birges bei  Wettin.  Die  Gatlungs-Uharactere  passen  vollkommen  und  der  Unter- 
schied beruht  nur  darin,  dass  dem  russischen  Zahne  der  Wurzeltheil  fehlt,  der 
bei  dem  Wettiner  durch  den  Versteinerungsprocess  verunstaltet  ist,  ferner  und 
dies  ist  beachtenswerth , dass  der  russische  nur  die  Hallte  des  Wettiner  ist. 
Der  erste  Unterschied  fallt  als  völlig  unwesentlich  weg,  der  zweite  durfte  in  der 
verschiedenen  Stellung  beider  Zähne  im  Rachen  bedingt  sein,  wenigstens  möchte 
es  sehr  gewagt  sein,  bei  übrigens  völliger  Uebereinslimmung  die  Langshalbirung 
des  Zahnes  als  specifische  Differenz  hinzuslellen.  Wir  hallen  daher  den  Dicre- 
nodus okensis  für  identisch  mit  Chilodus  tuberosus.  Dass  jener  im  untern  Koh- 
lenkalk, dieser  in  den  Kohlen  führenden  Schichten  lagert,  entscheidet  hier  nicht 
über  die  systematische  Bestimmung.  (Bull.  nat.  Muscuu  1853.  11.  405 — 408« 
Tb.  8.) 

Duvernoy,  neue  Untersuchungen  der  fossilen  Rhinoce- 
rosarten.  — Den  vorläufigen  Bericht  über  diese  umfangreiche  Abhandlung 
haben  wir  bereits  Bd.  II.  S.  83  mitgetheilt.  Derselbe  gab  jedoch  über  einige 
der  wichtigsten  Punkte  keinen  Aufschluss,  daher  wir  diese  noch  nachlragen. 
Wir  übergehen  die  13  S.  lange  Einleitung,  da  sie  weder  etwas  Neues  noch 
Interessantes  behandelt.  Auch  den  ersten  Theil , in  welchem  D.  nur  die  von 
Cuvier  und  Blainville  nicht  beachteten  osteologischen  Details  der  Gattung  uud  der 
lebenden  Arten  hervorheben  will  , können  wir  unberücksichtigt  lassen,  denn  wir 
haben  auch  nicht  das  geringste  Neue  darin  gefunden  (S.  17  ist  ein  vier  Zeilen 
langer  Absatz  zwei  Mal  gedruckt!),  ja  in  den  Abschnitten  über  das  Zahnsystem 
8.  25 — 38  ist  der  Verf.  sogar  noch  weit  in  der  Literatur  zurück.  S.  41  erst 
wendet  sich  der  Verf.  zu  den  fossilen  Arten.  Zuerst  werden  die  Vorkommnisse 
im  Gebiet  des  Allier  und  der  obern  Loire  besonders  von  Gannal  besprochen. 
Die  erste  miocene  Art  ist  Rh.  pleuroceros  n.  sp.  höchst  merkwürdig  durch  den 
Besitz  zweier  riehen  einander  stehender  Horner  vorn  auf  den  Nasenbeinen.  Obere 
und  untere  Schneidezahne  sind  vorhanden  (der  Schädel  ist  rälhselhalter  Weise 
in  den  verschiedenen  Ansichten  nur  halb  abgebildet,  wahrend  die  anderer  und 
selbst  schon  vollkommen  bekannter  Arten  ganz  dargestellt  sind).  Ferner  wird 
ein  Kieferfragment  von  Randan  als  Rh.  radanensis  beschrieben  Den  von  Blain- 
ville  abgebildelen  Sehadel  des  Rh.  incisivus  d’Auvergne  erhebt  D.  alsdann  zum 
Typus  seines  R.  Gannatense  und  bildet  von  demselben  noch  einige  Skelettheile 
unter  Anderen  einen  vierzehigen  Fuss  ab.  Zu  diesen  drei  Arten  gehören  noch 


78 


als  miocen : Rh.  incisivus  Cnv.  (=  Rh.  Schlciermacheri,  Rh.  sansansensis  Lart.), 
Rh.  rninutns  Cnv.  (wird  als  sicher  begründet  aufgeführt),  Rh.  brachvpus  Lart. 
und  endlich  Acerotherium  typus  Duv.  für  Kaups  A.  incisivum  und  Lartel’s  Rh. 
tctradactylus  aufgestellt.  Als  pliocene  Arten  characterisirt  D.  das  Rh.  leptorhi- 
nus  Cuv.  (=  Rh.  de  Montpellier  Sei  res  , Rh.  megarhinus  Christ.)  und  eine 
neue  Art  Rh.  protichorhinus  (=  Rh.  leptorhinus  Owen).  Der  Schädel  dieser 
nähert  sich  in  seiner  langen  schmalen  Gestalt  dem  des  Rh.  lichorhinus,  doch 
fehlt  die  hintere  Hälfte  der  knöchernen  Nasenscheidewand  und  der  fünfte  rechte 
Mahlzahn  ähnelt  sehr  dem  entsprechenden  von  Rh.  leptorhinus.  Hiernach  ist 
die  Selbständigkeit  der  Art  noch  sehr  zu  bezweifeln  und  erst  neue  Ueberreste 
sind  nöthig  Owens  Deutung  zu  widerlegen.  Für  das  Diluvium  unterscheidet  D. 
zwei  Arten.  Für  Rh.  lichorhinus  lag  ein  sehr  reiches  Material  zur  Untersuchung 
vor,  aber  die  Resultate,  welche  D.  aus  demselben  gewonnen,  bleiben  doch  weit 
hinter  denen  von  Brandt  (Mem.  Acad.  St  Pelersbg  1849)  und  des  Referenten 
(Jabresber.  Hall,  nalurw.  Vereines  1850.  III.)  zurück.  Letztere  Abhandlung,  wel- 
che das  ausführlichste  osteologische  Detail  bringt,  ist  von  D.  leider  gar  nicht 
berücksichtigt  worden,  erstere  nur  hinsichtlich  der  Schneidezähne  in  einem  be- 
sondern  Anhänge.  Als  zweite  diluviale  Art  wird  Gervais  Rh.  lunellensis  betrach- 
tet, dessen  Kieferfragment  wohl  nur  Rh.  lichorhinus  ist.  Laurillards  Rh.  cimo- 
gorrhensis  u.  A.  sind  nicht  berücksichtigt  worden.  Endlich  verbreitet  sich  D. 
noch  über  den  fraglichen  Schädel  von  Elasmolherium , den  er  zu  Slereoceras 
Galli  macht.  Es  war  ein  knöchernes  Horn  auf  der  Stirn  vorhanden,  der  Schä- 
del breiter  und  niedriger  als  bei  Rhinoceros,  übrigens  diesem  gleich.  Wir 
möchten  nach  D.’s  Darstellung  den  Schädel  für  nicht  generisch  verschieden  von 
Rhinoceros  halten,  und  miissen  damit  auch  Kaups  Deutung  auf  Elasmolherium' 
für  sehr  gewagt  erklären.  ( Arcliives  du  Mus.  d’lnst.  nat.  1853.  VII.  p.  1 — 144. 
Tb.  1—8.) 

Spring,  Menschenknochen  in  einer  Höhle  bei  Namur. — 
Halbwegs  zwischen  Namur  und  Diriant  springt  ein  jäher,  den  Lauf  der  Meuse 
stark  krümmender  Felsen  vor,  in  welchem  sich  eine  in  der  dortigen  Gegend  sehr 
bekannte  Hohle  und  seitlich  etwa  30  bis  40  Metres  über  dem  Spiegel  der  Meuse 
eine  Spalte  befindet,  die  sich  durch  einen  grossen  Reichthum  an  Knochen  von 
Menschen  und  Thieren  auszeichnet.  Die  Tiefe  der  Spalte  beträgt  5 , ihre  OelT- 
nnng  l*/2  Metres,  das  Gestein  ist  devonischer  Kalk  in  aufgerichteten  mächtigen 
Ränken.  Den  Eingang  verengt  ein  gewaltiger  mit  Stalaktiten  übeizogener  mäch- 
tiger Block.  Den  Boden  bedeckt  zuoberst  eine  Lehmschicht,  darunter  folgt  eine 
Schicht  sehr  fester  durchscheinender  Stalaktiten,  die  tiefer  hinab  Gerolle  ein- 
schliesst  und  rechts  neben  diesem  Gebilde  steht  eine  Knochenbreccie  von  etwa 
15  Centimeter  Dicke.  Ohne  irgend  welche  Ordnung  liegen  hier  die  Knochen 
von  Menschen,  Hausthieren , Hirschen,  Elenn,  Auerochsen,  Hasen,  Mardern,  Vö- 
geln u.  a.  durcheinander.  Sie  sind  meist  fragmentarisch  und  sehr  zerbrechlich. 
Dann  folgt  wieder  eine  reine  Stalact itenlage,  welche  jene  Knochenbreccie  von  ei- 
ner zweiten  aus  Kalk  und  zerriebenen  Knochen  bestehenden  Schicht  trennt.  Die 
Knochen  dieses  liefern  Lagers  sind  nicht  zu  bestimmen,  ln  der  obern  Bieccie 
herrschen  die  Menschenknochen  bei  weitem  vor,  zahlreich  von  allen  Theilen  des 
Skelets,  die  langen  Knochen  sind  stets  zerbrochen,  ebenso  die  Schädel.  Sie 
stammen  weder  von  den  gegenwärtigen  Bewohnern  Mittel-  und  Westeuropas,  noch 
von  der  germanischen  oder  celtischen  Race  ab.  Sie  erinnern  vielmehr  an  Ne- 
ger und  die  Indianer  Amerikas.  Die  grössten  Individuen  können  höchstens  5 
Fuss  gemessen  haben , also  wie  Grönländer  und  Lappen.  Doch  gehören  alle 
Knochen  Weibern  und  Kindern  an,  keiner  deutet  auf  kräftiges  Mannes  - oder 
Greisenalter.  Merkwürdig,  ein  in  Stalactiten  eingeschlossenes  Scheitelbein  war 
verletzt  von  einer  in  demselben  Gesteinsstück  befindlichen  Steinhaue ! Die  Thier- 
knochen sind  ebenso  vielfach  zerbrochen.  Unter  ihnen  die  von  Wiederkäuern 
am  häufigsten,  doch  fast  gar  keine  Schädellheile.  Nager,  Maulwürfe  und  Vögel 
sind  ebenfalls  vorhanden.  Der  Verf.  seit  dem  Jahre  1842  mit  diesen  Untersu- 
chungen beschäftigt  und  wie  er  behauptet  Alles  darauf  bezügliche  sorgfältig  prü- 
fend, behauptet  nun,  dass  die  ersten  Bewohner  Europas  zur  Zeit  der  Höhlen- 


79 


baren,  Höhlenhyänen  und  Mammute  lebten,  dass  aber  jene  Knochen  ans  der  Zeit 
nach  der  allgemeinen  oder  Sütfdflulh  herrühren  und  vor  der  Einwanderung  der 
Celten  abgelagert  worden  sind.  Sie  stammen  demnach,  und  davon  ist  der  Verf. 
fest  überzeugt,  von  den  Ureinwohnern  Europas  her,  die  den  Gebrauch  der  Me- 
talle noch  nicht  kannten,  nur  knöcherne  und  steinerne  Instrumente  hatten,  die 
Höhlen  bewohnten,  von  der  Jagd  lebten,  mit  Thierfellen  sich  kleideten  und  von 
den  Celten  verdrängt  worden  sind.  Die  Art  der  Anhäufung  in  dieser  Spalte,  der 
fragmenläre  Zustand,  die  Knochen  von  Jagdthieren,  von  Frauen  und  Kindern 
sprechen  dem  Verf.  dafür,  dass  die  sämmtlichen  Knochen  die  Ueberreste  eines 
von  Menschenfressern  gefeierten  Festgelages  sein  mochten  : eine  Behauptung,  die 
wohl  sehr  kulm  , aber  wenig  glaubwürdig  ist.  ( Bullet . acad.  Bruxelles  XX. 
427—449.)  GL 

Unger,  über  Entstehung  der  niedrigsten  AI- 
genformen.  — Durch  längere  Zeit  fortgesetzte  Untersuchungen  iiber  jene 
kleine  Pflanze,  Prolococcus  minor,  var.  infusionum,  welche  in  jedem  Wasser 
nach  und  nach  besonders  nach  Einwirkung  des  Sonnenlichtes  zum  Vorschein 
kommt,  bewogen  U.  zur  Entscheidung  der  Frage,  ob  dieselbe  von  selbst  ent- 
stehen könne  oder  nicht,  folgende  Versuche  anzustellen.  Es  wurden  unter  be- 
sonderen Vorsichtsmassregeln  Flaschen  zur  Hälfte  mit  Wasser  gefüllt,  die  über 
demselben  befindliche  Luft  aber  durch  einen  Apparat  mit  Schwefelsäure  von  al- 
len möglicher  Weise  in  ihnen  vorhandenen  organischen  Keimen  gereinigt.  Der 
eine  Apparat  blieb  offen  , der  andere  wurde  zugeschmolzen.  Nirgends  stellte 
sich  seihst  nach  mehr  als  zwei  Jahren  die  besagte  Pflanze  ein,  während  in  ei- 
ner neben  befindlichen  mit  Hegenwasser  gefüllten  und  gut  verstopften  Flasche 
schon  nach  J1  Tagen  der  bekannte  grünliche  Anflug  von  Protococcus  zum  Vor- 
schein kam  und  nach  einiger  Zeit  sich  auch  mehre  andre  Algen  zeigten.  U. 
zieht  daraus  den  Schluss,  dass  die  atmosphärische  Luft  die  Trägerin  von  un- 
sichtbaren organischen  Keimen  mannigfaltiger  Art  ist  und  wo  man  es  versteht, 
sie  davon  zu  befieien,  ohne  dass  sie  ihre  sonstigen  Eigenschaften  dabei  verliert, 
der  Spuk  [?!]  mit  der  sogenannten  mutterlosen  Zeugung  sogleich  aufhort.  (Wie- 
ner Sitzysber.  XI.  801 — 302.) 

R.  Deakin,  neue  Arten  von  Verrucaria  und  Sagedia  um 
Torquay  in  Devons  hi  re.  — Die  von  D.  beschriebenen  und  abgebildeten 
Arten  sind  folgende:  Verrucaria  neglecla , V.  parva,  V.  Leighloni,  V.  ovata,  V. 
fugax,  V.  perminuta,  V.  viridis,  V.  plumbea  Ach.,  V.  Gagei  ßorr.,  V.  Harrimanni 
Ach.,  Sagedia  ampullacea  , S.  calcareä,  S.  marina.  ( Ann . mag.  nat.  hist.  Ja- 
nuary  35 — 41.  Tb.  1 4.) 

L e i g h t o n , Monograhie  der  britischen  Graphideae.  — 
Nach  einer  historisch  kritischen  Einleitung  diagnosirt  L.  die  Gattungen  und  Ar- 
ten, letztere  mit  genauer  Angabe  der  Synonymie,  Literatur  und  des  Vorkommens 
auf  den  britischen  Inseln,  es  sind:  Opegrapha  Ach.:  ai  Saxicolae : 0.  tesserala 
DC.  ( = 0.  petraea  Ach  , 0.  saxalilis  Sch.),  0.  cerebrina  DC.  (=•  Lecidea  plo- 
cina  Ach  ),  0.  saxalilis  DC.  (=  0.  calcarea  Turn.,  0 lilhyrga  Ach.,  0.  cvmbi- 
forrais  Sch.,  0.  varia  Sch.),  0.  chevallieri  (=0.  lilhyrga  Chev. , 0.  saxalilis 
Hook.,  0.  alra  Sch.),  0.  rupestris  Pers.  (=  Lichen  Persooni  Ach.,  0.  saxati- 
lis  Sch.),  0.  saxigena  Tavl.  — b)  Corticolae:  0.  varia  Pers.  ( - 0.  vulvella, 
0 nota  Ach.,  0.  cvmbiformis,  0.  varia  Sch.,  0.  ramealis,  0.  slizorhina  Chev  , 
Graphis  pulicaris  Walfr.)  mit  den  Varietäten  pulicaris,  notha , diaphora,  tigrina, 
tridens).  Die  Fortsetzung  folgt  später.  ( Ibid . Febr.  81—97.  Tb.  5 — 8.) 

M.  Fuss,  zur  K ry  p t o ga  m en fl  o r a Siebenbürgens.  — Die 
Kryptogamenflor  Siebenbürgens  ist  noch  nirgends  im  Zusammenhänge  bear- 
beitet worden  und  F.  will  durch  Aufzählung  der  von  ihm  beobachteten  sowie 
der  in  den  Herbarien  von  Baumgarten  und  Sigerus  eingesehenen  Pilze  den  An- 
fang zu  dieser  gewiss  sehr  anzuerkennenden  Arbeit  machen.  Mit  näherer  An- 
gabe des  Vorkommens  zählt  er  31  Arten  von  Uredo,  18  von  Aecidium,  1 Cro- 
nartium  , 1 Roeslelia , 5 Puccinia,  2 Phragmidium  , 1 Septaria,  1 Tubercularia, 


80 


1 Rbocodium,  3 Erineum,  4 Phyllirium,  1 Mysotrichum,  1 Penicillium,  1 Botry- 
tis, J Cladospirnm,  1 Mucor,  5 Depacea,  1 Asleroma,  1 Leptothyrium,  2 Asco- 
chyta,  3 Rhvtisma,  1 Dolhicha,  3 Polystigma,  15  Sphaeria,  1 Poronia,  1 Hy- 
priglon,  1 Cordyceps,  1 lllosporinm,  1 Perisporium,  4 Erysibe,  2 Spermoedia, 

2 Sclerotium,  1 Lycagala,  2 Trichia,  1 Didymium,  1 Tulosloma,  2 Lycoperdon, 

1 Geäster,  3 Cyathns,  1 Phallus,  1 Ervdia,  1 Typlinla,  1 Calocera,  5 Clavaria, 
1 Geoglossum,  J Bulgaria  , 2 Peziza,  1 Leotia,  4 Telephora,  1 Mernlins,  1 Doe- 
dalea  , 3 Polyporus , 1 Schizophyllum  , 5 Agaricus.  ( Siebenbürij . Verhandl. 

1853.  109.  124.) 

F.  Schur,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Flora  von  Sieben- 
bürgen. — Der  Verf.  bat  in  den  Verhandl.  des  Siebenbg.  Vereines  für  1853 
ein  Verzeichniss  von  851  Gattungen  mit  3331  Arten  Pflanzen  gegeben,  welche 
ihm  aus  der  Flora  von  Siebenbürgen  bekannt  sind  , ohne  dass  damit  schon  das 
Verzeichniss  geschlossen  wäre.  Aus  den  beigefugten  erläuternden  Bemerkungen 
heben  wir  Einiges  hervor.  Thaliclrnm  transsilvanicum  n.  sp.  steht  dem  Th.  mi- 
nus L.  und  Th.  elalum  Koch  zunächst,  wächst  auf  alpinen  und  subalpinen  Kalk- 
felsen und  blüht  im  Mai  und  Juni.  — Eine  von  frühem  Beobachtern  als  Ra- 
nuncnlus  montanns  und  R.  Gouani  aufgefuhrle  Art,  die  im  Lerchenfeldschen  Go- 
barinm  als  R.  szurulensis  liegt,  führt  Sch.  als  neu  R.  Lerchenfeldanus  auf.  R. 
carpaticus  Herbich  und  R.  tuberosus  Lap.  scheinen  damit  identisch  zu  sein. 
Der  Standort  liegt  in  5500  bis  6500  Fnss  Meereshöhe  , doch  geht  sie  mit  den 
Gebirgswässern  in  die  Thaler  herab.  — R.  astrantiaefolius  n.  sp.  vereinigt  die 
Merkmale  von  R.  Villarsi , R.  aureus,  R.  lanuginosus,  er  ist  gleichsam  ein  sehr 
kleines  Exemplar  mit  kurzen  anliegenden  Haaren  von  R.  lanuginosus  — Aqui- 
leja  transsilvanica  n.  sp.  unterscheidet  sich  von  A.  alpina  L.  duich  den  mehr 
gekrümmten  Sporn,  durch  den  langem  und  zngernndeten  Limbus  der  Petala, 
durch  den  stumpfen  meist  schwach  ansgerandeten  der  Sepala , durch  die  kürze- 
ren, fast  zungenförmigen,  mit  einer  Stachelspitze  versehenen  Nehenstaubfäden, 
durch  die  kurzem  Staubfäden  , wächst  auf  Glimmerschiefer  in  5 bis  7000  Fuss 
Höhe  — Aconitum  hosteanum  n.  sp.  verlriit  auf  dem  Glimmerschiefer  die  gelb- 
blumigen Akoniten  der  Kalkgebirge.  — Barbarea  Kayseri  n.  sp.  steht  der  B. 
stricta  zunächst,  in  6000  Fnss  Höhe  — Arabis  glareosa  n.  sp.  schon  früher 
vom  Verf.  beschrieben.  — Cardamine  rivularis  n.  sp.  wächst  in  ziemlich  ho- 
hem Grase,  mit  sternförmig  auf  der  Erde  liegenden  Wurzelblattern,  an  den  Ge- 
lenken der  Blaltpaare  zarte  Wurzelfasern  und  kleine  Blatter,  in  der  subalpinen 
Region.  — C.  Bielzii  n.  sp.  der  C.  amara  L.  var.  suhalpina  sehr  nah  stehend. 

Treviranus,  über  die  stachelfrüchtige  und  die  gefüllt 
blumige  Erdbeere.  — Unter  den  zahlreichen  Varietäten  und  Arten  der 
Erdbeerengaltung  wird  die  sogenannte  Erdbeere  von  Plymouth  oder  die  stachlige 
Erdbeere  Linnee’s,  welche  in  Wachsthum,  Stengeln  und  Blättlern  von  der  ge- 
wöhnlichen Walderdbeere  sich  nicht  unterscheidet,  dadurch  cbaraclerisirt,  dass 
ihre  Blumenblätter,  kleiner  und  grünlich  sind  und  jedes  in  drei  bis  vier  Zähne 
auslänft.  Ihre  Frucht  ist  mit  grünlichen  Haaren  besetzt  , welche  die  verunstal- 
teten Ovarien  selber  sind  , deren  Oberlheil  nämlich  sich  in  eine  lange  Spitze 
auszieht.  Diese  Monstrosität  bildete  Parkinson  zuerst  1629  ab  und  Johnson  be- 
schrieb sie  1633,  zuletzt  erwähnt  sie  Ray  1686  und  seitdem  ist  sie  verschwun- 
den. Auch  die  Erdbeere  mit  halbgefüllter  und  gefüllter  Blume  stammt  aus  Eng- 
land, aber  hat  sich  seit  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  bis  jetzt  erhal- 
ten. Bei  ihr  verlängern  sich  die  Zipfel  des  Kelches  etwas,  statt  einer  Reihe 
grünlich  weisser,  bisweilen  rolh  berandeter  Blumenblätter  finden  sich  deren  4 
oder  5,  Staubfäden  sind  nicht  über  15,  manchmal  nur  10,  bisweilen  gar  keine 
deutlich  ausgebildeten;  die  Antheren,  platt,  oft  eine  zur  Hälfte  in  ein  kleines 
Blumenblatt  verwandelt,  enthalten  zuweilen  etwas  Pollen,  der  aus  durchsichtigen 
Bläschen  besteht  und  ohne  Fovilla  ist , daher  auch  schwerlich  eine  Befruchtung 
stattfindet,  wenn  nicht  noch  normaler  Pollen  vorhanden  ist.  Das  Frnchtbett 
schwillt  dennoch  zu  einer  sogenannten  Beere  an.  Die  Fruchtbildung  ohne  Be- 
fruchtung des  Samens  erfolgt  auch  bei  andern  Pflanzen  z.  B.  Ananas  , Pisang, 
Hopfen,  Maulbeere  und  ist  eine  sehr  merkwürdige  und  noch  nicht  genügend  er- 
klärte Erscheinuug.  (Rhein.  Verhandl.  X.  363 — 366.) 


81 


W i r t g e n , Bericht  über  die  rheinische  Flora.  — Während 
der  beiden  Jahre  1850  und  1851  wurden  von  W.  und  Andern  in  der  rheini- 
schen Flora  folgende  bis  dahin  nicht  beobachtete  Arten  entdeckt:  Melilotus 
wahrscheinlich  in  neuer  Art  im  Hahnenbachlhal  bei  Kirn  und  bei  Mainz  ; M. 
gracilis  DC.  an  Dämmen  bei  Aachen  ; Sorbns  hybrida  L.  südlich  von  Bittburg, 
ist  Bastard  von  S.  aucuparia  und  Aria  ; Chaerophyllum  hirsutum  L.  auf  Torf- 
wiesen bei  Emmerzhausen  ; Pleurospermum  austriacum  Hoffm.  im  Walde  zwi- 
schen Bell  und  Rieden;  Tragopogon  minor  Fr.  an  der  Landslrasse  bei  Bittburg ; 
Crepis  pulchra  L.  am  Rheinufer  zwischen  St.  Goar  und  Oberwesel;  Hieracium 
praecox  Schulz  bei  Coblenz  und  Kreuznach;  Pyrula  chlorantha  Sw.  in  Wäldern 
bei  Hillscheid  ; Verbascum  in  zwei  neuen  Bastardformen  ; Betula  odorata  Bechst. 
wirklich  von  B.  alba  verschieden  , bei  Gerolstein ; B.  carpatica  Willd.  auf  dem 
Westerwalde  bei  Alsdorf  ; Ainus  pubescens  Tausch  am  hohen  Seelbachskopfe 
auf  dem  Westerwalde,  sicher  ein  Bastard  von  A.  glutinosa  und  A.  incana  ; Apera 
interrupta  Beaux.  unterhalb  Köln  ; Aira  uliginosa  Weim.  in  Torfsümpfen  bei 
Siegburg.  Die  Zahl  der  rheinischen  wildwachsenden  Gefässpflanzen  beträgt  nun- 
mehr 1482  , der  gebauten  und  verwilderten  180.  (Rhein,  Verhandl.  X.  416 
— 419.) 

Wilms,  Verwandtschaft  der  Umbclliferen  mit  den  Com- 
positen  und  deren  systematische  Stellung.  — Beide  in  ihren 
Characleren  schon  längst  scharf  bestimmte  Pflanzenfamilien  sind  in  ihrer  gegen- 
seitigen Stellung  im  natürlichen  Systeme  noch  Gegenstand  divergirender  An- 
sichten. Die  Früchte  der  Umhelliferen  sind  von  denen  der  Compositen  anschei- 
nend sehr  verschieden.  Erslere  haben  zwei  mit  dem  Kelche  gekrönte,  mehr  we- 
niger verwachsene  Achenen,  die  sich  meist  bei  der  Reife  trennen  und  dann  auf- 
gehängt bleiben,  der  Embryo  ist  hängend  ; die  Compositen  haben  dagegen  nur 
eine  mit  dem  Kelche  gekrönte  Achene  mit  aufrechtem  Embryo  ohne  Eiweis. 
Die  Au  - oder  Abwesenheit  des  Eiweises  entscheidet  nicht  über  die  Verwandt- 
schaft. Nun  hat  die  kleine  Familie  der  Calycereen  Eiweis,  aber  auch  wie  die 
Umbelliferen  einen  hängenden  Embryo  , halbverwachsene  Staubbeutel  und  eine 
ungetheilte  Narbe.  Sie  kann  also  als  Mittelglied  zwischen  Umbelliferen  und 
Compositen  gelten.  Die  Doppelachene  scneint  nur  von  geringer  Bedeutung  zu 
sein,  da  sie  der  Lagoecia  cuminoides  fehlt.  Uebereinslimmung  zeigen  die  Früchte 
beider  Familien  darin  , dass  zwischen  denselben  und  der  Krone  ein  fleischiger 
Ring  befindlich  ist  und  beide  vom  Kelche  gekrönt  sind.  Dieser  gehört  bei  den 
Compositen  nur  einer  , bei  den  Umbelliferen  dagegen  zweien  Früchten  an.  Die 
Knospenlage  der  Blätter  ist  in  beiden  Familien  dieselbe.  Die  Blumenkrone  der 
Compositen  ist  eigentlich  immer  fünfiheilig  , die  Narbe  meist  zweitheilig,  die 
fünf  Staubfäden  frei,  die  Staubbeutel  in  eine  den  Griffel  umgebende  Röhre  ver- 
wachsen. Bei  dem  Umbelliferen  verwachsen  die  Kronblätter  und  Staubbeutel 
nicht,  es  sind  meist  zwei  vollständig  entwickelte  Staubwege  vorhanden,  bei  den 
Compositen  nur  eine  Andeutung  derselben.  Die  Staubbeutel  sind  bei  beiden 
zweizeilig.  Diöcische  Blühten  der  Compositen  finden  sich  auch  bei  einigen  Um- 
belliferen.  ln  der  Nähe  der  Blühten  fällt  das  Körbchen  bei  den  Compositen 
auf,  ihm  entspricht  die  Hülle  bei  den  Umbelliferen.  Von  den  vielgestalteten 
Fruchtboden  der  Compositen  linden  sich  Nachbildungen  bei  vielen  Umbelliferen 
(Eryngium,  Echinophora).  Die  Stellung  der  Blätter  ist  bei  letztem  fast  immer 
wechselnd,  bei  erstem  häufig,  beiden  fehlen  Nebenblättchen.  Der  Blattstiel  der 
Umbelliferen  bildet  eine  Scheide,  bei  vielen  Compositen  ist  die  Neigung  zu  de- 
ren Bildung  unverkennbar.  Die  Blattnerven  stellen  in  beiden  Familien  ein  Ader- 
netz dar.  Auch  in  der  Farbe  der  Blühten  herrscht  grosse  Uebereinstimmung. 
Das  Resultat  dieser  Vergleichung  ist:  1)  Der  Blühtenstand  der  Compositen  ist 

als  eine  durch  Verkürzung  der  Blühtenstiele  und  stärkere  Ausbildung  der  Hül- 
len metamorphosirte  Dolde  zu  betrachten.  2)  Die  Blühten  und  Fruchltheile  der- 
selben sind  auf  eine  Art  gebildet  , welche  durch  die  Zusammendrängung  in  ein 
Körbchen  erklärt  wird.  3)  Der  Uebergang  der  polypetalen  zur  monopetalen 
Blumenkrone  scheint  am  natürlichsten  zugleich  der  von  den  Umbelliferen  zu  den 
Compositen  zu  sein.  4)  Alle  wesentlichen  Theile , welche  bei  Beurtheilung  der 

6 


82 


Verwandtschaften  in  Betracht  kommen,  zeigen  grosse  Analogie  in  diesen  Familien. 
5)  Es  sind  demnach  in  einer  systematischen  Aufzählung  der  Familien  die  Um- 
belli feren  mit  den  Composilen  wohl  zusammen  zu  stellen  und  zwischen  beiden 
als  Uebergangsform  die  Calycereen.  (Rhein.  Verhnndl.  X.  376 — 384.) 

Surda-  und  Dutma-Melonen.  — In  Penschab  und  Lahor, 
auch  sonst  in  Ostindien  existirt  eine  Melone,  die  hochgeachtet  ist,  deren  Genuss 
nicht  schädlich  ist,  keine  Fiber  hervorruft  wie  andere  Melonen  und  saftige  Früchte. 
Sie  sind  in  Irland  eingeführt  und  werden  auch  wohl  nach  Deutschland  kommen, 
ln  Kurland  sind  sie  folgender  Kultur  unterworfen.  Die  gut  bearbeiteten  Beete 
werden  so  angelegt  , dass  sie  etwa  3 Fuss  von  einander  entfernt  und  stark  be- 
wässert sind.  Die  Samen  selbst  steckt  man  schon  keimend  eine  Eile  weit  aus- 
einander in  die  Erde.  Nur  die  kräftigsten  Pflanzen,  besonders  in  der  Mitte  des 
Beetes  lässt  man  stehen  und  behäufelt  sie  einige  Mal  mit  Erde.  Wasser  dürfen 
sie  die  Woche  kaum  einmal  erhalten.  Sobald  die  Früchte  die  Grösse  eines  Tau- 
beneies erreichen,  sucht  man  die  besten  heraus  und  bedeckt  sie  oberflächlich  mit 
Erde.  Nur  diese  liefern  die  vorzüglichen  Dulmamelonen,  die  übrigen  freigelas- 
senen  unterscheiden  sich  nicht  von  den  gewöhnlichen  Melonen.  Gegen  das  Ende 
der  Beife  befreit  man  die  Dulma  von  der  Erde  und  lässt  sie  noch  14  Tage  am 
Stengel.  (Verhnndl.  Rerl.  Gartenhanges.  1853.  31.) 

Nietner,  Krankheiten  der  Pflanzen.  — Die  bekanntesten  und 
gefährlichsten  Pflanzenkrankheiten  sind:  Die  widernatürliche  Entblätterung,  im 

Ernährungssystem  begründet  stört  sie  das  Wachslhum  allmählig  ganz.  Standort 
und  Boden  müssen  gewechselt  werden  , wenn  sie  aufhören  soll.  Meist  ist  an- 
haltende Feuchtigkeit  schuld  , seilen  Dürre.  Gemüsepflanzen  , die  lange  unter 
dem  Fenster  gestanden  haben,  werden  durch  allmählige  Gewöhnung  an  Luft  und 
Sonne  davor  geschützt.  — 2)  Der  Blutsturz,  die  Ergiessung  oder  das  Auslau- 

fen der  Säfte  entsteht  durch  eine  Gelegenheilsursache  , indem  aus  wunden  Stel- 
len der  Saft  ausbricht,  oder  durch  Schwächung  im  Gefässsysteme,  wo  dann  die 
Rinde  springt  und  reisst  und  der  Saft  hcrvorquillt.  Im  erstem  Falle  schneide 
man  die  Wunde  sauber  aus  und  bestreiche  sie  mit  Baumsalbe  , die  zweite  Ur- 
sache zu  vermeiden  muss  man  vor  der  Saftbewegung  beschneiden.  Bei  zu  gros- 
ser Vollsaftigkeil  der  Pflanzen  kann  män  auch  Schröpfen  oder  Aderlässen,  indem 
man  die  Rinde  mit  einem  scharfen  Messer  der  Länge  nach  aufritzt,  und  den 
Riss  später  wieder  verstreicht.  — 3)  Die  Bleichsucht,  die  Vergeilung,  in  der 

einzelne  Theile  einer  Pflanze  ans  Mangel  an  Licht  und  Luft  durch  zuviel  Nah- 
rung und  Feuchtigkeit , durch  unpassenden  Boden  und  fehlerhafte  Wurzeln  ihre 
Reizbarkeit  gegen  das  Licht  verlieren  und  bleich  werden.  Man  vermeidet  diese 
Krankheit  durch  Beseitigung  ihrer  Ursachen.  — 4)  Der  Baumkrebs,  bei  Obst- 

bäumen häufig,  entsteht  durch  mechanische  Verletzung  von  Aussen  oder  durch 
Verderbniss  der  Säfte.  Er  äusserl  sich  in  einer  Auftreibung  des  Zellgewebes, 
ist  schwammarlig  und  enthält  eine  ätzende  Feuchtigkeit,  die  den  Baum  zu  Grunde 
richten  kann.  Bei  äusserer  Verletzung  muss  man  die  kranken  Stellen  ausschnei- 
den  und  mit  Baumsalbe  verbinden.  Im  andern  Falle  muss  dies  gleichfalls  ge- 
schehen, aber  auch  der  Boden  und  Standort  verbessert  werden. — 5)  Der  trockne 
und  feuchte  Brand,  erstrer  ist  daran  kenntlich,  dass  die  Rinde  eintrocknet,  junge 
Triebe  einschrumpfen , braun  und  endlich  schwarz  werden.  Er  greift  Stein-, 
Rem-,  Beeren-  und  Schalenobst  an.  Bei  dem  feuchten  Brande  gehen  die  kran- 
ken Theile  in  eine  faulende  Gährung  über.  Die  Heilung  ist  in  beiden  Fällen 
wie  bei  dem  Krebse.  Nicht  mit  dem  Brande  zu  verwechseln  ist  der  Sonnen- 
brand, Sonnenstich,  der  entsteht,  wenn  die  Pflanze  zu  lange  des  Lichts  und  der 
Luft  beraubt  war  und  diesen  dann  plötzlich  ausgesetzt  wird.  Sie  schrumpft  zu 
sammen  und  verbrennt.  Allmählige  Gewöhnung  an  Licht  und  Luft  beugt  diesem 
Uebel  vor.  Der  in  den  Fortpflanzungsorganen  entstehende  Brand  ist  ein  Exan- 
them. Die  Pflanzensubstanz  des  ergriffenen  Theiles  löst  sich  völlig  auf.  Er 
findet  sich  bei  dem  Getreide  und  einigen  Küchengewächsen.  — 6)  Der  Rost 
ist  eine  dem  Brande  ähnliche  Hautkrankheit  der  Hülsenfrüchte,  durch  ungünstige 
Witterungs-  und  Bodenverhältnisse  bedingt.  — 7)  Die  Stammfäule,  Kernfäule, 

Astschwamm,  bei  Wald-  und  alten  Obstbäumen,  durch  Verderbniss  der  Säfte  im 


83 


Kernholze  entslehend , erst  als  kleine  Höhlung,  dann  um  sich  greifend  und  die 
Holzmasse  auflösend.  Man  bewahre  gegen  sie  die  Bäume  vor  Verletzungen  und 
schütze  kranke  Stellen  gegen  das  Eindringen  der  Feuchtigkeit.  — 8)  Die  Wur- 
zelfäule entsteht  bei  zu  grosser  Feuchtigkeit  und  überreichem  Dünger.  Es  bil- 
det sich  an  den  zarten  Wurzelfasern  zuerst  ein  weisser  staubartiger  haarförmiger 
Schimmel  , der  die  Fäulniss  der  Wurzeln  herbeiführt.  Kränkelt  der  sonst  ge- 
sunde Baum,  so  untersuche  man  die  Wurzeln,  schneide  die  kranken  Theile  ab, 
reinige  die  noch  nicht  ergriffenen  Stellen  und  verpflanze  ihn  in  trockenen  Bo- 
den. — 9)  Der  Mehlthau  ist  eine  Krankheit  der  Respirationsorgane,  ein  Haut- 

ausschlag der  Blätter  und  andrer  grüner  Theile  in  Folge  einer  mit  Feuchtigkeit 
überschwängerten  Atmosphäre , der  Wärme  , dichtgedrängten  Stellung  oder  des 
schnellen  Wechsels  der  Temperatur.  — 10)  Bei  dem  Russthau  werden  die 

Blätter  und  kleineren  Zweige  von  einem  schwarzen  sammtartigen  nicht  abfärben- 
den, dem  Russe  ähnlichen  Ueberzuge  bedeckt.  Er  erscheint  besonders  Ausgang 
Sommers  und  im  Herbst.  Mittel  gegen  ihn  sind  noch  nicht  bekannt.  (Ebda. 
S.  82—90.)  — e 

Literatur.  — Curtis'  botan.  magaz.  1854.  nro  109a.  110  enthält 
auf  Tbb.  4758 — 4768  Abbildungen  folgender  Arten  : Ceropegia  Thwaitesi,  Epi- 

dendrum  Stamfordanum , Dichorisandra  picla , Angraecum  eburneum  , Allosorus 
flexuosus,  Cissus  discolor,  Araomum  Danielli,  Cheilanthes  farinosa,  Warrea  qua- 
drata,  Goldfussia  glomerala,  Scolopendrium  Krebsi. 

L'  Institut.  1853.  Decbr. : Violette,  Einfluss  der  Holzkohle  auf  die 
Keimung  p.  431.  — 1854.  Janv.  Duchart  re,  Monographie  der  Familie  der 
Arislolochieen  31. 

Botanische  Zeitung  1854.  Januar : H.  Crüger,  Westindische  Frag- 
mente S.  1 ff.  — Itzigsohn,  über  einen  Xanthidium  Bastard  34.  — Hal- 
tig, über  die  Querscheidewände  zwischen  den  einzelnen  Gliedern  der  Siebröh- 
ren  in  Cucurbita  pepo  31.  — Irmisch,  Notiz  über  Artemisia  Tourne- 
fortana  Rchb. 

Zoologie«  — Gegenbauer,  über  Pilidium  gyrans, 
Actinolrocha  branchiata,  und  Appendicularia.  — Pilidium  gy- 
rans verliert  in  seiner  Entwicklung  die  characteristischen  klappenartigen  Wim- 
perlappen und  stellt  endlich  ein  Thier  dar,  das  völlig  glatt,  nirgends  mehr  eine 
Spur  von  einem  äussern  Fortsatze  darbietet.  Den  grössten  Theil  des  Leibes 
nimmt  alsdann  ein  ovaler  an  beiden  Enden  zugespitzter  weisslicher  Körper  ein, 
dessen  vordere  Hälfte  dunkel  und  vorn  eingekerbt , zweilappig  ist.  Aus  seiner 
Milte  entspringt  ein  S förmig  gewundener  Schlauch  , der  in  die  andere  Hälfte 
übergeht  und  hier  in  der  Mitte  von  vier  hellgelben  Wülsten  in  die  Tiefe  dringt. 
Ein  andrer  Schlauch  umschlingt  die  vordere  Hälfte  und  wimpert  in  seinem  In- 
nern. Das  Ganze  ist  von  einer  einfachen  Membran  umhüllt  . die  nach  vorn  in 
den  zweiten  Schlauch  übergeht.  Ein  Kalkskelet  ist  nicht  vorhanden  , auch  kein 
Mund  und  Darm.  Was  weiter  aus  dem  Gebilde  wird,  ist  nicht  beobachtet  wor- 
den, doch  scheint  es,  dass  hier  im  Innern  des  Pilidium  ein  vollkommenes  Thier 
sich  entwickelt.  — Die  jüngste  Actinotrocha  branchiata,  welche  G.  beobachtete, 
mass  nur  0,35"  Länge,  war  oval,  vorn  in  einen  breiten  Schirm  erweitert.  Von 
der  Basis  des  Deckels  beginnend  sitzen  seitlich  am  Tliiere  14  immer  länger  wer- 
dende Tentakeln,  die  durch  eine  Wimperschnur  verbunden.  Mund,  Darm,  After 
ist  vorhanden,  letzter  mit  einem  Kranze  langer  Cilien  umsäumt.  Bei  einem 
grossem  Exemplare  erschien  die  Afterröhre  in  einen  dicken  langen  Cylinder  um- 
gewandelt, 24  Tentakelartige  Fortsätze  von  halber  Körperlänge  waren  vorhanden. 
Am  Darme  befinden  sich  mehr  hellrothe  Zellenhäufchen.  Bei  einem  dritten  Exem- 
plar bildete  das  Afterstück  den  Hanpttheil  des  Körpers  und  sein  Wimperkranz 
ist  sehr  ausgezeichnet.  Unter  der  Mitte  des  Darmes  tritt  eine  dunkle  Masse 
hervor,  die  allmählig  grösser  wird  und  Biegungen  macht.  Gleichzeitig  schwinden 
die  Tentakeln.  In  der  Mitte  der  Bauchseite  bildet  sich  eine  wulstig  umrandete 
Oeffnung,  aus  der  ein  kolbenförmiger  Fortsatz  hervortritt,  welcher  wie  ein  Saug- 
te * 


84 


napf  endet.  Der  Kopfschirm  verschwindet  spurlos.  Der  Untergang  des  Thieres 
hinderte  leider  die  weitere  Beobachtung  der  Entwicklung.  — Appendicularia, 
zuerst  von  Chamisso  in  der  ßehringsslrasse  entdeckt,  dann  von  Mertens  als  Oi- 
kopleura  Chamissonis  beschrieben,  hat  einen  länglich  ovalen  Körper,  aus  dessen 
Rückseite  ein  breiter  lanzettförmiger  Anhang  entspringt,  welcher  das  Bewegungs- 
organ ist.  Körper  und  Anhang  sind  in  eine  dünne  hyaline  Schient  eingehüllt. 
Am  vordem  Körperende  führt  eine  Oeffnung  in  eine  geräumige  Höhle  i(Kiemen- 
sack),  in  deren  Grunde  zwei  stark  wimpernde  runde  Oeffnungen  liegen.  Da- 
zwischen mündet  deutlich  der  Oesophagus.  Der  After  mündet  auf  dem  Rücken. 
Zwischen  Oesophagus  und  Magen  liegt  querüber  das  schlaucharlige  Herz.  Ge- 
fässe  liessen  sich  nicht  mit  Sicherheit  erkennen.  Das  Nervensystem  liegt  auf 
der  Bauchseite  des  Kiemensackes  als  ovales  Ganglion.  Hoden  und  Eierslock 
finden  sich  hinter  dem  Darme.  Nach  dieser  Organisation  muss  das  Thier  als 
selbständig  betrachtet  und  darf  nicht  mit  Ascidienlarven,  wie  es  von  Joh.  Müller 
geschehen,  verwechselt  werden.  Es  bildet  vielmehr  eine  besondere  Gruppe,  die 
freien  Ascidien.  G.  beobachtete  bei  Messina  drei  Arten.  ( Zeitschr . /'.  wiss. 
Zool.  V.  3.  S.  345—352.) 

W.  Dunker,  Index  molluscorum  quae  in  itinere  ad  G u i - 
neam  inferiorem  collegit  G.  Tams.  (Cassel  1853.  c 10  Tbb.  4°.) 
— Voran  geht  ein  Verzeichniss  der  citirten  Literatur  in  alphabetischer  Folge 
der  Verfasser.  Die  zur  Untersuchung  gezogenen  Gehäuse  — der  Thiere  wird 
nicht  gedacht  — werden  in  systematischer  Reihenfolge  aufgeführt,  die  Kennt- 
niss  der  Familien  und  Gattungen  dem  Titel  gemäss  mit  Recht  vorausgesetzt,  da- 
gegen jede  Art  diagnosirt,  mit  Literatur  und  Synonymie  versehen,  wo  es  nöthig 
schien  noch  weitere  Bemerkungen  hinzugefügt  und  endlich  das  speciellere  Vater- 
land angeführt.  Die  Zahl  der  neuen  Arten  ist  nicht  gering  , mehrere  derselben 
jedoch  schon  in  der  Prioritäts  - Zeitschrift  für  Malakozoologie  diagnosirt.  Von 
der  Gesammtzahl  der  Arten  166  und  der  5 angehängten  Cirripedier  wollen  wir 
die  auf  den  10  Tafeln  vortrefflich  gezeichneten  und  sauber  colorirten  namentlich 
auffahren:  Cavolinia  gibbosa,  C.  Beeveana  D. , Siphonaria  striatocostala  D.,  S. 

Jonasi  I).,  Bulla  Adansoni,  Helix  aspera,  H.  advena,  H.  paupercula,  ßulimus  so- 
litarius , B.  ventrosns , B.  variatus  , ß.  Ferrnssaci  D.  , Achalina  PfeifFeri  D.,  A. 
semisculpta,  Planorbis  benguelensis  D , Bulinus  scalaris  D.,  ß.  Schmidli  D.,  Me- 
lania  Tamsi  D.,  Litorina  globosa  D.,  L.  striata,  L.  affinis,  L punctata,  L.  pul- 
chella  D.,  L.  cingulifera  D.,  L.  angulifera,  Nalica  maroccana,  Planaxis  Herrmann- 
seni  D.,  PI.  Alhersi  D.,  Trochus  Tamsi  D.,  Tr.  spadiceus,  Scalaria  cochlea,  Ce- 
rithium  atratum , Purpura  haemastoma,  P.  consul , P.  Forbesi  D.,  Harpa  rosea, 
Nassa  ambigua,  Murex  varius,  M.  crislatus,  Tritonium  obscurum , Strorabus  flo- 
ridus,  Conus  genuanus,  C.  testudinarius,  C.  Grayi,  C.  Tamsanus  D.,  Oliva  flam- 
mulata,  0.  nana,  Cypraea  lurida  , C.  spurca , Sigaretus  Martinianus,  S.  cymba, 
Ilaliotis  tnberculata,  H.  virginea,  Crepidula  hepatica,  Cr.  adspersa  D.,  Fissurella 
Philippiana  D.,  F.  Menkeana  D , F.  benguelensis  D , F alabaslriles , Patella  lu- 
gubris , P.  spectabilis  D. , P.  guineensis  D. , P.  nigrosquamosa  D. , P.  Adansoni 
D.,  P.  Kraussi  D , Ostraea  guineensis  D.,  P.  Loveni  D.,  Isognomum  perna,  Area 
setigera  D,  A.  stigmosa  D.,  Mytilus  tenuistriatus  D.,  M.  Charpentieri  D. , Cras- 
salella  divaricata  , Galatea  bengoensis  D. , Donax  Deshavesi  D. , D.  Cumingi  D., 
Heterodonax  parvus  D.,  Tellina  deltoidalis,  T.  Ilanleyi  D.,  Lucina  contraria  D., 
Diplodonta  circularis  D , D.  Gruneri  D.,  Ungulina  oblonga,  U.  alba,  Cytherea 
tumens,  C.  erubescens  D.,  Dosinia  isocardia  D.,  D.  Orbignyi  D.,  Venerupis  per- 
forans,  Mactra  nitida,  Lepas  pectinata , Baianus  tinlinnabulum,  B.  perforatus, 
Chthamalus  dentatus.  Die  Namen  ohne  Autor  bezeichnen  bekannte  Arten  , die 
mit  D.  gehören  dem  Verf.,  zu  denen  noch  einige  neue  nicht  abgebildetc  hinzu- 
kommen. 

A.  Adams,  neue  Arten  von  Rissoina  d’Orb. : R.  plicata,  R. 

fasciata,  R.  scalariana,  R.  pyramidalis,  R.  Orbignyi , R.  clathrata,  R.  micans,  R. 
nivea,  R.  raonilis,  R.  bellula , R.  striolata  , R.  costata , R.  nitida,  R.  concinna, 
R.  nodicincta , R.  caelata  und  Rissoa  bella  , R.  elegans,  die  meisten  leben  an 
den  Philippinen.  ( Ann . mag.  nat.  hist.  1854.  Jan.  65.) 


85 


Ben  so  n diagnosirt  eine  neue  europäische  Pupa  Rivicrana  von  Nizza 
mit  folgenden  Worten:  Tesla  rimatoperforala,  exacte  cylindrica , diaphana,  nili- 

dula  , l'uscocornea  , minutissime  oblique  costulalostriala , sutura  profunda , apice 
obtuso,  aufractibus  6V2  convexis,  ultimo  V*  tolius  longitudinis  aequante , antice 
leviler  ascendente , basi  circa  umbilicum  vix  cempressiuscula,  apertura  truncato- 
ovata  triplicato  obliqua  ; periostomate  simplici,  disjuncto,  aculo,  albido,  margi- 
nibus  expansiusculis , exteriore  superne  valde  arcuato , labio  subreflexo  ; plica 
unica  in  medio  parietis,  columellari  1 obliqua  oblusata  brunnea,  palatali  1 elon- 
gata,  albida , extus  sulcum  efformante,  omnibus  profundis  — und  einen  neuen 
Bulimus  Baconi  des  westlichen  Australien , der  dem  ß,  Dufresnei  am  nächsten 
verwandt  ist.  ( Ibid . Febr.  97.) 

Pfeiffer  diagnosirt,  ibid.  140,  54  neue  Heliceen  aus  Cumiugs  Samm- 
lung, nämlich  1 Streptaxis,  22  Helix,  21  Bulimus,  6 Achatina,  1 Achatinelia,  2 
Parlula. 

A.  Adams  ibid.  152  desgleichen  19  Murex,  1 Mitra,  1 Ancillaria,  7 Pla- 
naxis, 1 Lagena,  1 Nassa. 

E.  A.  Bielz,  zur  Kenntniss  der  siehenbürgischen  Land- 
und  Süsswassermollusken.  — Das  von  B.  gegebene  Verzeichniss  der 
Siehenbürgischen  Conchvlien  zählt  167  Arten  aus  24  Gattungen  auf.  Als  neu 
werden  darunter  aufgeführt  : Bulimus  reversalis  dem  B.  gibber  Kryn.  zunächst 
verwandt  und  in  fünf  Varietäten  beobachtet , ferner  eine  grosse  Varietät  von  B. 
tridens  Müll. , eine  monodon  von  Pupa  triplicata  , Balea  glanca  der  B.  livida 
Menke  ähnlich,  Clausilia  Fussana  (cf.  Bd.  I.  56),  CI.  livens , der  CI.  plumbea 
Bossm.  ähnlich,  CI.  elegans  , CI.  concilians,  CI.  critia,  CI.  procera,  Paludina 
transsylvanica.  ( Siebenbg . Verband!.  IV.  125  u.  162  ) 

Schiödte,  die  T hie  re  in  den  Höhlen  Krains.  — Sch.  un- 
tersuchte 1845  die  Adelsberger  und  einige  benachbarte  Höhlen  und  fand  in  ih- 
nen die  schon  früher  darin  beobachteten  Thiere  und  mehr  als  doppelt  so  viel 
neue.  Die  Zahl  derselben  nimmt  sichtlich  ab  von  Eingänge  ins  Innere  hinein; 
so  dass  im  Innern  nur  sehr  wenige  leben.  An  Insecten  kommen  vor,  Käfer  aus 
der  Familie  der  Sylphen  : Balhyssia  n.  gen.  mit  2 etwa  1/$  Linie  grossen  blin- 
den Arten,  Stagobius  n.  gen.  mit  einer  3 Linien  langen  blinden  Art;  aus  der 
Abtheilung  der  Thysanuren : Anurophorus  stillicidis  lVz  Linie  lang,  mit  28  Au- 
gen. Spinnen  aus  der  Familie  der  Dysderen  : Slalita  nov.  gen.  mit  einer  3 Li- 
nien langen  blinden  Art  und  zu  den  Obesien  gehörig  Blothrus  n.  g.  mit  eben 
solcher  Art,  endlich  ein  Krebs  zu  den  Gammaren  gehörig,  Niphargus  n.  gen. 
mit  einer  7 Linien  langen  blinden  Art.  ( K . Dan&ke  vid.  Selsk.  naturvid.  Afd. 
II;  Rigaer  Correspdzbl.  VI.  63.) 

van  Beneden,  über  Taenia  dispar  Goeze.  — Diesen  in  den 
Eingeweiden  des  gemeinen  Frosches  häufigen  Bandwurm  fand  v.  B.  in  October 
und  November  reichlich  mit  Eiern  versehen.  Die  Eier  sind  zu  dreien  in  einer 
Kapsel  vereinigt  und  diese  in  zwei  Längsreihen  geordnet.  Die  Eier  enthalten 
einen  Embryo  mit  sechs  divergirenden  hornigen  Haken,  der  sich  lebhaft  im  Ei 
bewegt.  Die  beiden  Eihüllen  sind  durchsichtig  und  durch  eine  Flüssigkeit  von 
einander  getrennt , die  innere  umschliesst  den  Embryo  nicht  innig.  Die  ausge- 
krochenen Embryonen  haben  einen  ovalen  , vollkommen  durchscheinenden  Kör- 
per, die  sechs  Haken  sind  regelmässig  geordnet,  von  halber  Körperlänge,  in  ste- 
ter Bewegung  von  vorn  nach  hinten  und  zurück  befindlich  , paarig  geordnet. 
Mittelst  derselben  durchbricht  der  Embryo  alle  Gewebe,  indem  er  mit  dem  einen 
Paar  sich  einbohrt,  mit  den  übrigen  den  Körper  nachschiebt.  Durch  diese  Art 
der  Wanderung  der  kleinen  Embryonen  von  der  Grösse  eines  Blutkörperchens 
erklärt  sich  das  Vorkommen  der  Eingeweidewürmer  in  den  Embryonen  des  Mut* 
terthieres.  (Bull.  aend.  Bruxelles  XX.  287 — 297  c.  fgg.) 

Eichwald,  Ne  reis  brevimana  Jonst.  bei  Haphal.  — Diese 
an  der  preussischen  und  dänischen  Küste  nicht  seltene  Art  wurde  einmal  bei 
Reval  und  neuerdings  bei  Haphal  beobachtet,  wohin  sie  die  häufigen  Südwest- 
winde geführt  zu  haben  scheinen.  Sie  lag  im  Schlamm  5 — 6 Fuss  unter  der 


86 


Oberfläche  des  Wassers.  Sie  erreicht  5 Zoll  Länge  und  mehr  , 2 Zoll  Breite, 
die  Glieder  sind  sehr  zahlreich,  Fiisse  etwa  100  Paar  in  je  2 hornige  Klauen 
endend.  Der  schmale  Kopf  hat  6 Fühler,  jederseits  2 schwarze  Augen,  Ober- 
und  Unterlippe,  einen  zangenförmigen  Oberkiefer  und  reihenweis  gestellte  Zähne 
am  Schlunde.  Das  Schwanzende  ist  sehr  schmal  und  spitz,  in  2 sehr  feine  Fä- 
den verlängert.  Das  Riickengefäss  ist  breit  und  gross  , mit  lebhaft  strömenden 
dunkelbraunen  oder  rothen  Blute  erfüllt,  das  auch  in  der  Bauchvene  deutlich  zu- 
rückkehrt. Das  Thier  schwimmt  sich  schlängelnd  im  Wasser  umher  und  ist  eine 
der  zierlichsten  und  grössten  Arten  der  europäischen  Meere.  ( Rigaer  Corre- 
spondzbl . VI.  108.) 

C.  Fuss,  zur  Orthopteren-  und  Hemipterenfanna  Sie- 
benbürgens. — Dieses  ‘erste  Verzeichniss  der  genannten  Insecten  Sieben- 
bürgens zählt  29  Orthopterenarten  meist  nach  Fischers  Bestimmung  und  133 
Ilemipteren  ans  den  Familien  der  Hydrocoren  und  Geocoren  auf.  Unter  den 
erstem  befindet  sich  eine  neue  von  Fischer,  dem  Fuss  das  einzig  bekannte  weib- 
liche Exemplar  mittheilte,  als  Thamnotrizon  transsilvamcnm  aufgeführte  Art,  zu 
der  F.  nun  auch  das  Männchen  beschreibt.  ( Siebenbürger  Verhandlg.  IV. 
40  - 46.) 

Derselbe  zählt  auch  die  von  ihm  beobachteten  Neuropteren  Siebenbür- 
gens auf,  nämlich  2 Ephemerinen , 15  Libellulinen , 5 Sembloden,  1 Panorpa, 

5 Megalopteren,  ferner  an  Hymenopteren  4 Formica  und  3 Myrmica  und  21  für 

Siebenbürgen  neue  Käferarten  auf.  {Ebda.  206 — 216.) 

L.  Mayr  bestimmte  ausser  den  von  Fuss  aufgezählten  Arten  noch  39 
Ilemipteren,  15  Dipteren  und  19  Hymenopteren  der  Siebenbiirgischen  Insecten- 
fauna.  (Ebda.  141 — 143  ) 

Förster  setzt  seine  frühem  Untersuchungen  neuer  Hymenopteren  fort 
mit  Beschreibung  50  neuer  Arten.  Für  die  Arten  der  Gattung  Coelioxys  Latf*. 
stellt  F.  folgenden  Clavis  auf : I.  Die  Augen  unbehaart.  A.  Die  a)  Die 

obere  Afterdecke  vor  der  Spitze  sehr  stark  eingeschnürt,  C.  constricta  im  südl. 
Europa,  b)  Dieselbe  nicht  eingeschnürt,  C.  tridentata  Ngl.  B.  Die  rf.  a)  Die 

Bauchseite  dicht  mit  weissen  Schüppchen  bedeckt , die  4 innern  Dornen  der 

obern  Afterdecke  fast  gleichlang  , C.  cretensis  von  Candia.  b)  ßie  Bauchseite 
mit  weissen  Haaren  bedeckt,  jene  Dornen  von  ungleicher  Länge  C.  diplotaenia 
aus  Dalmatien.  II.  Die  Augen  haarig.  A.  Der  Hinterleib  mit  Schuppenbinden, 
a)  Die  <^.  a.  Die  obere  Afterdecke  mit  3 weissen  Makeln.  J)  Das  4.  und  5. 
Segment  ohne  weisse  Binden  C.  echinata  im  südl.  Europa.  2)  Jene  Segmente 
mit  breit  unterbrochenen  weissen  Binden  C.  octodentata  Lep.  ß.  Die  obere  Af- 
terdecke ohne  weisse  Makeln;  1)  die  Binden  des  Hinterleibes  breit  unterbro- 
chen C.  coronata  in  Ungarn.  2)  Dieselben  nicht  unterbrochen  C.  polycentris  in 
Ungarn,  b)  Die  «.  Die  Afterdecken  sehr  stark  verlängert,  die  untere  halb 
so  lang  als  das  Abdomen  C.  macrura  im  südl.  Europa;  /?.  die  untere  Afterdecke 
viel  kürzer.  1)  Die  obere  Aflerdecke  schwarz  C.  emarginata  in  Ungarn.  2) 
Dieselbe  mehr  oder  weniger  roth.  *f-  Die  obere  Afterdecke  und  das  1.  Segment 
roth  C.  haemorrhoa  von  Erlangen.  *j"{*  Die  obere  Afterdecke  ebenso,  das  1. 
Segment  schwarz.  * Die  Beine  vorherrschend  roth  , das  Schildchen  an  der 
Spitze  mit  weisser  Querlinie  C.  erythropyga  im  südl.  Europa.  **  Die  Beine 
schwarz,  das  Schildchen  ohne  weisse  Querlinie  C.  octodentata  Lep.  — B.  Der 
Hinterleib  mit  Haarbinden,  a)  Die  <3*.  «.  Die  obere  Afterdecke  an  der  Spitze 

der  Grube  in  der  Mitte  der  Ausrandung  zwischen  den  untersten  Milteldornen 
mit  einem  kleinen  Zähnchen.  1)  Die  Binden  des  Hinterleibes  ununterbrochen 
C.  apiculata  in  Ungarn.  2)  Dieselben  breit  unterbrochen  C.  microdonta  hei  Aa- 
chen. ß.  Die  obere  Aflerdecke  an  der  Spitze  der  Grube  ohne  Mittelzähnchen. 
1)  Das  4.  und  5.  Bauchsegment  mitten  am  Hinterrande  nicht  ansgerandet  C.  di- 
vergens  bei  Aachen.  2)  Dieselben  ausgerandet.  f Die  vier  innern  Dornen  theil- 
weis  verwachsen  C.  fissidens  bei  Aachen,  ff  Nicht  verwachsen.  * Die  obere 
Afterdecke  bis  zur  Spitze  scharf  gekielt,  die  Grube  breit  nicht  tief,  das  5.  Seg- 
ment mit  einer  Binde  C.  fralerna  bei  Aachen.  **  Die  obere  Afterdecke  nicht 


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bis  zur  Spitze  gekielt,  das  5.  Segment  ohne  Binde  C.  diglypha  bei  Aachen,  b) 
Die  5-  «•  Die  untere  Afterdecke  vor  der  Spitze  nicht  gezähnt.  1)  Die  Binden 

des  Hinterleibes  sehr  breit  unterbrochen,  f Das  5.  Bauchsegment  an  der  Spitze 
ansgerandet  C.  mandibularis  Ngl.  ff  Nicht  breit  ausgerandet  C.  conoidea  III. 

2)  Die  Binden  des  Hinterleibes  nicht  unterbrochen,  f Die  untere  Afterdecke 

weit  über  die  obere  hinausragend  C.  elongata  Lep.  ff  Nicht  weit  hinausragend. 

* Das  5.  Bauchsegment  dicht  und  fein  punctirt  C.  acuta  Nyst.,  **  nicht  dichter 

als  die  vorhergehenden  punctirt  C hebescens  Nyl.  ß.  Die  untere  Afterdecke  vor 
der  Spitze  mit  einem  Seitenzähnchen.  1)  Das  5.  Bauchsegment  an  der  Spitze 
seitwärts  flügelarlig  erweitert  C.  alala  bei  Aachen.  2)  Nicht  flügelartig  erweitert, 
f Der  Clypeus  ohne  abstehende  Borstenhaare  C.  aurolimbata  bei  Aachen,  ff 
Mit  abstehendeu  Borstenhaaren.  * Die  obere  Afterdecke  glänzend  C.  trinacria 
bei  Aachen.  **  Völlig  matt  C.  tricuspidata  bei  Aachen.  — Die  zweite  Gattung 
Chrysis  ist  gleichfalls  nach  einem  Clavis  zergliedert,  den  wir  miltheilen.  I.  Der 
ganze  Hinterleib  grün  oder  blau,  ohne  Goldglanz.  A.  Der  Hinterrand  des  letz- 
ten Segmentes  ganz  stumpf  Ch.  lazulina  in  Ungarn,  ß.  Derselbe  nicht  ganz 

stumpf,  a)  Derselbe  dreizähnig  , die  Seitenzähne  sehr  schwach  Ch.  cyanea  L. 

b)  Derselbe  vierzähnig.  a.  Das  letzte  Segment  von  der  Basis  bis  zur  Mitte 

zwischen  den  Bunden  fein  lederariig  runzlig  Ch  cingulata  im  siidl.  Europa. 
ß.  Dasselbe  zwischen  den  Funclen  überall  glatt.  aa.  Das  zweite  Segment  mit 
mehr  scharfem  Mitlelkiel  Ch.  cyanochroa  im  südlichen  Europa,  ßß.  Ohne  oder 
mit  sehr  scharfem  Mittelkiel,  f Die  Radialzelle  fast  geschlossen  C.  janlhina  im 
südl.  Europa,  ff  Dieselbe  weit  offen  Chr.  violacea  Pz.  — II.  Ein  oder  mehre 
Segmente  goldglänzend.  A Das  letzte  von  derselben  Färbung  wie  die  vorherge- 
henden. a)  Das  1.  Segment  tief  blaugrün  ohne  Spur  von  Goldglanz.  a.  Das 
2.  rein  grün  golden  Chr.  fulgida  L ß.  Mit  einem  grünen  oder  blauen  Flecken 

Chr.  Stoudera  Spin,  b)  Das  1.  Segment  von  der  Färbung  der  2.  a.  Das  letzte 

an  der  Spitze  gezähnt.  aa.  Die  Radialzelle  sehr  weit  offen  Chr.  chrysoprasina 
im  südl.  Europa,  ßß.  Dieselbe  nicht  weit  oflen.  f Schenkel  und  Schienen 
goldglänzend  Chr.  Ruddii  Sch.,  Chr.  auripes  Wesra.  ff  Dieselben  ohne  Gold- 
glanz. * Das  letzte  Segment  am  Hinterrande  sehr  stumpf,  kaum  merkbar  ge- 
zahnt Chr.  obtusiventris.  **  Dasselbe  deutlich  gezähnt.  1)  Der  Thorax  mehr 
weniger  goldglänzend  Chr.  succincta  L.  2)  Nicht  goldglänzend,  aa)  Die  Slirn- 
grube  mit  starken  Querrunzeln  Chr.  taeniophrys  im  südlichen  Europa;  bb)  ohne 
solche.  * Die  Flügel  völlig  glasshell  Chr.  comta  in  der  Türkei.  **  Mehr  we- 
niger bräunlich  Chr.  ignita  L.  — ß.  Das  letzte  Segment  an  der  Spitze  nicht 
gezähnt.  aa.  Der  Hinterrücken  an  der  Basis  etwas  höckerig  Chr.  aurichaleea 
Lep.  ßß.  Nicht  höckerig.  1)  Die  Radialzelle  sehr  weit  offen  Chr.  neglecta. 
2)  Nicht  weit  offen,  f Das  Pro-  und  Mesonotum  ganz  roth  und  goldglanzend. 

* Die  Radialzellen  deutlich  offen,  der  Fortsatz  an  der  Spitze  der  ersten  Diskoi- 
dalzelle  sehr  kurz  Chr.  caeruleipes  Germ.  +*  Die  Radialzelle  fast  völlig  ge- 
schlossen , der  Fortsatz  an  der  Spitze  der  ersten  Diskoidalzelle  sehr  lang  Chr. 
candens.  ff  Das  Pro  - und  Mesonotum  nicht  roth  und  goldglänzend.  * Der 
Hinterleibrücken  mit  einem  schmalen  Mittelkiel  Chr.  austriaca  F.  **  Ohne  Kiel, 
aa)  Das  3.  Segment  vor  dem  Hinterrande  mit  einem  sehr  schwachen  Querein- 
druck Chr.  trimaculata  in  Ungarn,  bb)  Mit  starkem  Quereindruck  Chr.  mutica. 
— B.  Das  letzte  Segment  ganz  oder  zum  Theil  blau  , violett  oder  schwärzlich, 
a)  an  der  Spitze  gezähnt.  a.  Das  ganze  letzte  Segment  blau  oder  violett,  aa. 
Das  Pro-  und  Mesonotum  grün  oder  blau  Chr. analis  Spin.  ßß.  Roth  und  gold- 
glänzend Chr.  bidentata  L.  ß.  Bloss  hinter  dem  Quereindruck  blau  oder  violett. 
aa  Die  Tarsen  gelb  Chr.  flavitarsis  im  südl.  Europa,  ßß.  Die  Tarsen  dunkel 
gefärbt  1)  Die  Stirn  oben  durch  eine  scharfe  Querleiste  vom  Scheitel  getrennt 
Chr.  Sybarita  aus  Ungarn.  2)  Stirn  nur  mit  einer  schwachen  Spur  von  Quer- 
leiste Chr.  Illigeri  Wesm.  b)  Das  letzte  Segment  an  der  Spitze  nicht  gezähnt. 
u.  Ganz  blau  oder  violett,  aa.  Die  Fiihlergeissel  unten  rothgelb,  oben  schwarz 
und  gelb  geringelt  Chr.  cingulicornis  in  Ungarn,  ßß.  Ganz  dunkel  Chr.  dimi- 
diata  F.  ß.  Das  letzte  Segment  bloss  hinter  dem  Quereindruck  blau  oder  vio- 
lett. aa.  Die  Radialzelle  weit  offen  , das  letzte  Segment  hinter  dem  Grübchen 


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tief  purpurroth  Chr.  lamprosoma  in  der  Türkei,  ßß.  Die  Radialzclle  nicht  weit 
offen,  das  letzte  Segment  hinten  nicht  lief  purpurroth.  1)  Pro-,  Mesonotnm  und 
Schildchen  rothgolden  Chr.  Leachi  Shuk.  2)  Dieselben  blaugrün.  -J*  Das  Schild- 
chen goldglänzend,  Hinlerleibessegmente  stark  rothgoldglänzend,  die  Puncte  der- 
selben im  Grunde  gleichfarbig  Chr.  Rosenhaueri  im  siidl,  Europa.  •{•*{■  Das 
Schildchen  hlaugrün,  die  II inlerleibssegmente  matt  goldglänzend,  die  Puncte  der- 
selben im  Grunde  grün  im-  siidl.  Europa.  — Die  weiter  von  F.  untersuchten 
Arten  gehören  zunächst  einer  neuen  Gattung  an,  Chrysogona  mit  der  Diagnose: 
Chryside  plane  congruens  hoc.  gcnus  a speciebus  illius  non  differl  nisi  corpore 
multo  angustiore  areisque  alarnm  discoidalibus  primis  apertis , die  Art  heisst 
Chr.  gracillima  bei  Herrslein,  ferner  Cleples  aerosus  ans  Ungarn,  Notozus  nov. 
gen.:  Caput  antennarum  flagello  elongato  liliformi;  thorax  postscutello  plus  mi- 
nusve  acuminato,  producto ; pedes  femoribus  anlicis  basi  plerumque  exlus  re- 
ctangulatim  dilatalis,  tarsorum  articulo  ultimo  unguiculis  serratis  ; abdomen  seg- 
mento  terlio  apicem  versus  valde  angustalo  , apice  ipso  reflexo ; Hieher  N.  Fri- 
valdskyi  in  Ungarn,  N.  pyrosomus  von  ebenda,  N.  bidens  in  Schlesien,  N.  con- 
strictus  bei  Aachen,  N.  anomalus  bei  Münster  und  Aachen,  ferner  Uedychrum 
luculenlum  in  Italien,  H.  curvatum  im  siidl.  Europa,  II.  chalconotum  in  Italien 
und  Ungarn,  Ellampus  chiysonotus  in  Ungarn,  El.  inflammatus  ebenda,  El.  ge- 
nerosus  bei  Aachen,  El.  blandus  im  siidl.  Europa,  EU.  praestans  in  Italien,  No- 
mia  hungarica  in  Ungarn.  Alle  hier  anfgezählten  Aflen  sind  ausführlich  beschrieb 
ben  worden.  (Rhein.  Verhandl.  X.  266 — 362  ) 

Wesmael,  neue  europäische  Ichneu  mones  platyuri.  — 
In  dieser  Abhandlung  beschreibt  W.  eine  Anzahl  z.Th.  neuer,  z.  Th.  schon  frü- 
her von  ihm  selbst  aufgestellten  Arten,  die  wir  jene  ohne  Autor,  diese  mit  W. 
bezeichnend  nur  namentlich  aufzählen  können  : Probolus  alticola  W.,  Pr.  con- 

cinnus,  Eurylabus  torvus  YV.,  Eu.  corvinus  W.,  Eu.  trislis  Grav.,  Eu.  dirus,  Pri- 
sticeros  serrarius  Grav.,  Platylabus  rufus  W.,  PI.  armatus  YV.,  PI.  niger  YV.,  PI. 
variegatus  YV.,  PI.  cothurnatus  YV.,  PI.  pedatorius  YV. , PI.  iridipennis  YV. , PI. 
slernoleucus,  PI.  pullus,  PI.  Daemon  YV.,  PI.  leucogrammus , PI.  varipictus,  PI. 
decipiens  YV.,  PI.  pallidens,  Apaelelicus  bellicosus,  A.  longicornis , A.  flammeo- 
lus  YV.  , A.  inimicus  , A.  inelytus.  ( Bullet . aend.  BruxeUus  XX.  298 

— 328.) 

Jerdon,  neue  Ameisen  aus  dem  südlichen  Indien.  — Die 
hier  beschriebenen  Arten  sind  folgende  Atta  minuta,  A.  destrnctor,  A.  domicola, 
A.  rufa,  A.  dissimilis,  A.  floricola,  Ocodoma  malabarica,  0.  providens,  0.  dif- 
fusa, 0.  diversa,  0 aftinis,  0.  minor,  0.  quadrispinosa  , Eciton  rufonigrum, 
E.  nigrum,  E.  rufipes,  E.  minutum,  Myrmica  diffusa,  M.  rufa,  M.  Kirbii,  M.  fo- 
diens,  M.  tarda,  M.  caeca,  Odontomachus  rufus,  Harpegnathus  nov.  gen.  mit  H. 
sallator,  Ponera  scnlpta , P.  slenocheilns,  Ponera  pröcessionalis,  P.  affinis,  P. 
rufipes,  P.  pumila,  Formica  compressa,  F.  augusticollis,  F.  smaragdina,  F.  lon- 
gipes,  F.  timida,  F.  stricla,  F.  cinerascens  Fahr.,  F.  velox,  F rufoglauca,  F. 
vagans,  F.  assimilis  , F.  phyllophila  , F.  nana,  F.  nidificans,  F.  silvicola.  (Ann. 
mag.  nnt.  hist.  1854.  Jan.  45;  Febr.  160.) 

Zeller,  Beiträge  zur  Lepidopterologie. — Dieselben  enthalten 
1.  Berichtigungen  zu  der  Verf’s.  Untersuchungen  über  die  Namen  der  Clcrckschen 
Abbildungen  veranlasst  durch  Guenee’s  Bearbeitung  der  Noctuelilcs.  2.  Bombyx 
pineti  Esper  ist  Crambus  myellus  wenigstens  hinsichtlich  der  Vorderflügel  , die 
übrigen  Körpertheile  sind  künstlich  angeselzt  von  andern  Arten  , obwohl  Esper 
behauptet  das  Exemplar  selbst  gefangen  zu  haben.  Bombyx  pupillala  Esper  von 
Gladbach  entlehnt  hält  Z für  ein  Phantasiegemälde  des  Letztem.  3 Synony- 
misches: Geometra  luridata  Bornh.  ist  gleich  Extersaria  II.;  G.  associata  ßorkh. 
ist  unverkennbar  Marmorata  II.,  G.  scabiosa  Borkh.  ist  Eupith.  obrutaria  Herr., 
G.  carpinata  ßorkh.  gleich  lobulata  H. , Noctua  famula  Esp.  die  YVeibchen  von 
G.  concordaria  H.  4.  Elachista  festucicolella  n.  sp.  wird  diagnosirt:  mtennis 
fuscescenlibus,  alis  anterioribus  flavescenti-albis,  posterioribns  inde  a medio  valde 
coarctatis  ö*  canescentibus  , $ alhidis  hei  Glogan.  ( Entomol.  Zeitg . 1853.  Dechr. 
408—416.) 


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Kelch,  der  Erbsenkäfer  (Bruch  us  pisi  L.).  — Dieser  Käfer 
legi  seine  Eier  zur  Bliihlezeit  der  Erbsen  in  die  eben  angesetzlen  Schoten,  zu- 
weilen auch  in  die  ßohnenschoten , in  jede  Ej’bse  oder  Bohne  je  ein  Ei,  worin 
das  Junge  bis  zur  Reife  der  Frucht  sich  ausbildet.,  als  Larve  aus  dem  Ei  kriecht 
und  dann  von  der  Erbse  sich  nährt , bis  sie  als  Käfer  die  Oberhaut  der  Erbse 
durchbrechen  und  davon  fliegen  kann.  Während  der  Larvenzeit  sieht  man  der 
Erbse  ihren  Bewohner  nicht  an,  aber  den  Käfer  zeigt  ein  grünlicher  rundlicher 
Fleck  leicht  an.  Der  Käfer  wird  erst  seit  1753  in  Deutschland  erwähnt  und 
soll  aus  Amerika  eingeführt  sein  In  Oestreich  ist  er  sehr  häufig  und  von  hier 
nach  Oberschlesien  geführt,  wo  der  Verkauf  solcher  öslreichischen  Erbsen  auf 
den  Markten  polizeilich  verboten  wurde.  In  Ungarn  treibt  man  die  Käfer  durch 
heisses  Wasser  aus,  die  Larven  aber  werden  mit  gegessen.  K.  fand  in  900  Erb“ 
sen  400  Käfer  und  nur  190  Erbsen  gesund.  ( Oberschics . Anzeiger  1854  Nr  8.) 

Gray  gibt  eine  Synopsis  der  Petromyzoniden  mit  Beschrei- 
bung neuer  Gattungen.  Sie  zerfallen  in  Petromyzonina  mit  deutlichen  Zähnen 
und  sichtbaren  Augen  und  in  Ammocoetina  ohne  Zähne,  mit  versteckten  Augen. 
Zu  letzteren  gehört  nur  Ammocoetes  mit  den  Arten  A.  branchialis,  A.  ruber,  A. 
concolor,  A.  bicolor,  A.  unicolor.  Zu  den  erstem  rechnet  Gr.  sechs  Gattungen, 
die  er  nach  der  Form  und  Stellung  der  Zähne  unterscheidet:  1.  Petromyzon 

mit  5 Arten  P.  marinus,  P.  Jurae,  P.  americanus  , P.  nigricans,  P.  argenteus. 

2.  Lampetra  mit  L.  fluvialilis,  L.  Planeri,  L.  sanguisuga,  L.  Lamolteni.  3.  Geo- 
tria  n.  gen.  mit  G.  australis  in  Südauslralien.  4.  Velasia  n.  gen.  mit  V.  chi- 
lensis  in  Chili.  5.  Caragola  n.  gen.  mit  C.  lepicida  an  der  Westküste  Ameri- 
rikas.  6.  Mordacia  mit  M.  mordax.  Zweifelhafte  Arten  sind  Petromyzon  appen- 
dix,  P.  tridentatus,  P.  argenteus,  P.  bicolor,  P.  plumbeus.  (Ann.  mag.  nat.  hist. 
1854.  Januar  58 — 64.) 

Leiblein  zählt  die  Fische  des  Maingebietes  auf,  das  er  zuvor  erst 
ausführlich  beschreibt.  Knochenfische  kennt  er  38  und  von  Knorpelfischen  5 
Arten.  Die  Reihenfolge  ist  nach  dem  Cuviersehen  System  getroffen  und  bei  den 
einzelnen  Arten  das  Vorkommen  genau  angegeben  und  hie  und  da  einzelne  Be- 
merkungen verschiedenen  Inhalts  beigefügt.  ( Iiegensh . Corresphi.  XII.  97 — 127.) 

Gl. 

J.  Gould,  the  birds  of  Asia.  Part.  V.  London:  published  by  the 
author.  1853.  Imp. -Fol.  (17  BL  Text,  17  lith.  u.  col.  Taf.)  3 Guineas.  — 
In  diesem  Theile  sind  folgende  Arten  abgebildet  worden.  1.  Tetraogallus  Ca- 
spius  Gmel.  (=  Perdix  Caspia,  Laib.  Ind.  Om.,  II.  p.  655;  Tetrao  Caucasica, 
Pall.  Zoog.  Ross.  Asiat.,  II.  p.  76;  Perdix  [ Megaloperdix ] Caucasica,  Brandt, 
Bull.  Acad.  Petersb.,  VIII.  p.  190 ; Lophophorus  Nigelli,  Jard.  a.  Selby,  III.  Orn., 
II.  p.  76;  Caspian  Partridge,  Lath.  Gen.  Syn.  Supp.,  II.  p.  283.)  Auf  dem 
Hochplateau  Asiens,  besonders  in  Thibet.  — 2.  Tetraogallus  Himalayensis  G.  R.  Gray 
( = T.  Nigelli,  J.  E.  Gray  in  Hardw.  III.  Ind.  Zool.  II.  pl.  46;  Vigne,  Proc. 
Zool.  Soc. , IX.  6;  Lophophorus  Nigelli,  Jard.  a.  Selb.  III.  Orn.,  III.  pl.  141; 
T.  Caucasicus,  G.  R.  Gray,  Spec.  and  Draw.  Mamm.  a.  Birds  British  Mus.  p.126; 
Hutton,  Journ.  Asiat.  Soc.  ßeng.,  XVI.  782.)  In  Kaschmir,  auf  dem  Himalaya.  — 

3.  Tetraogallus  Altaicus.  (==  Perdix  Altaica,  Gebier,  Bullet.  Acad.  Petersb.  1. 31  ; 
VI.  30;  P.  [Megaloperdix]  Altaica,  Brandt,  Bullet.  Acad.  St.  Petersb.  1840,  VIII. 
190;  T.  Altaicus,  G.  R.  Gray,  Proc.  Zool.  Soc.  X.  103;  T.  Caucasica,  Gray 
and  Mitch.  Gen.  of  Birds,  III.  503,  pl.  CXXIX ; P.  Caucasica,  Eversm.  Addenda 
ad  Pall.  Zoogr.  II.  13.)  Auf  dem  Altai  - Gebirge.  — 4.  Tetraogallus  Tibetanus 
Gould,  Proc.  zool.  soc.  1853.  In  Nepaul,  bei  Ladakh.  — 5.  Eurylaimus  Java- 
nicus  Horsfield  Linn.  Transv. , VIII.  170;  Zool.  Res.  in  Java,  pl.  5.  ( = Eu. 
Horsfieldi,  Temm.  Pl.  Coli.  130,  131;  Swains.  in  Jard.  Nat.  Lib.  Orn.,  X.  Fly- 
catchers,  240  pl.  30 ; Platyrhynchos  Horsfieldi,  Vieill.  Gal.  des  Ois.  I.  200  pl. 
25.)  Java,  Borneo  und  der  Malayischen  Halbinsel  von  Singapore  bis  Tanisserim. 

6.  Eurylaimus  ochromalus  Raffles  Trans.  Linn.  Soc.,  XIII.  297  ; Vigg.  App, 
lo  Mem.  of  Sir  S.  Rafl’les,  p.  653.  (=  En.  cucullatus,  Tem.  Pl.  col.  261  ; Eu, 
Rafflesii,  Less.  Comp.  Buff.  VIII.  463;  Eu.  capistratus?  Mus.  Lugd.)  bei  Te- 
nasserim,  auf  Malacca,  Java  und  Borneo.  — 7.  Cymbirhynchus  macrorhynchus 


90 


(=  Todus  macrorhynchus,  Grael.  Linn.  Syst.  Nat.  I.  p.  446;  T.  nasulus,  Lath. 
Ind.  Om.,  I.  268;  Cymbirhynchus  nasutus,  Vigors’s  App.  to  Mem.  of  Sir  S. 
Raftles  654.  — Swains.  in  Jard.  Nat.  Lib.  X.  Flvcatchers,  p.  237,  pl.  2a ; Ey- 
rilairaiis  lemniscatus,  RafFI.  Linn.  Trans.,  XIII.  296 ; Eyrilaimus  nasutns,  Temrn. 
Pl.col.  154;  Platirhynchus  ornatus,  Desm.  Hist.  nat.  des  Tangaras,  1.  c. ; Erolla 
nasica , Lesson  , Traite  d’Orn.  260;  Cymbirhynchus  macrorhynchus,  Gray  and 
Mitch.,  Gen.  of  Birds,  I.  66.)  auf  Sumatra,  der  Malayischen  Halbinsel,  Malacca 
und  nördlich  von  Tenasserim.  — 9.  Cymbirhynchus  affinis  Blyth  , Journ.  Asiat. 
Soc  , XV.  312.  Aracan.  — 10.  Corydon  Sumatranus  Slrickland , Ann.  mag.  nat. 
hist.  VI.  417.  (=  Coracias  Sumatranus,  Raffl.  Linn.  Trans.,  XIII.  303;  Eury- 
laimns  Coracias,  Temm.  PI.  col.  297;  Eurylaimus  ? Hay,  Journ.  Asiat.  Soc., 
X.  575  ; Corydon  Temminckii,  Less  man.  d’Orn.  I.  177  ; Eurylaimus  Sumatra- 
nus , Vig.  App.  to  Mem.  of  Sir  S.  Raffles  p.  653 ; Gray  and  Mitch.  Gen.  of 
Birds  I.  65,  Eurylaimus  sp.  6;  Eurylaimus  Corydon  Sumatranus,  Horsf.  Cat.  of 
Birds  in  Mus.  in  East  Ind.  Comp.  p.  117.)  Tenesserim  und  Sumatra. — 11.  Se- 
lilophus  lunalns  Gould.  (=  Eurylaimus  lunatus  Gould  Proc.  Zool.  Soc.  1.133; 
Trans.  Zool.  Soc.  1.  175  ; Serilophus  lunatus  Swainson  Jard.  Nat.  Lib.  Orn.  X. 
Flycatchers  p.  242  ; Eurylaimus  serilophus  lunatus  Horsf.  Cat.  of  Bilds  in  Mus. 
East  Ind.  Comp.  p.  118)  in  der  Nähe  von  Rangoon,  Tenasserim.  — 12.  Seri- 
lophns  rubropygius  Blyth.,  cat.  of  Bilds  brit.  Mus.  As.  soc.  Calcutta  196  ( = 
Raya  rubropygia  Hodyson,  Journ.  As.  Soc.  VIII.  36;  Eurylaimus  lunatus  Hors- 
lield.  Proc.  Zool.  Soc.  VII.  156  ; Eurylaimus  rubropygius  Gray  and  Mitch.  Gen. 
of  Bilds  I.  65,  Eurylaimus  sp.  4,  pl.  XXIll ; Simornis  [Raya]  rubropygia,  Hodg- 
son  Gray,  Zool.  Mise.  1844,  82;  Serilophus  rubropygius  G.  R.  Gray,  List  of 
Birds  in  Brit.  Mus.  Coli.  II.  sec.  I.  p.  38;  Eurylaimus  serilophus  rubropygius 
Horsfield,  Cat.  of  Birds  in  Mus.  East  Ind.  Comp.  p.  119.),  auf  dem  Himalaya, 
in  Assam,  Sylhet  und  Arracan. — 13.  Psarisomus  Dalhousiae  Swainson,  Classif. 
of  Birds  II.  261  (=  Eurylaimus  Dalhousiae  Jameson,  Edinb  New.  Phil.  Journ. 
XVIII.  389;  Wils.  Zool.  III.  pl.  7;  Royle,  111.  Bot.  etc.  of  Himalaya  Moutains 
T.  76.  II.  pl.  7.  fig.  2;  Eurylaimus  [Crossodera]  Dalhousiae  Gould,  lcones  avium 
vol.  I;  Eurylaimus  psitlacinus  Müller,  Temm.  PL  col.  598;  Simornis  [Raya] 
sericeogula  Hodgson,  Gray,  Zool.  misc.  1844  p.  82  ; Raya  sericeogula  Hodgson, 
Jonrn.  Asiat.  Soc.  Beng.  VIII.  36  ; Eurylaimus  psarisomus  Dalhousiae  Horsfield, 
Cat.  of  birds  in  Mus.  East  Ind.  Comp.  p.  117)  auf  dem  Himalaya,  von  Nepaul 
bis  Aftghanistan.  — 14.  Pyrrhula  orientalis  Temm.  et  Schlegel,  Fauna  Japonica 
p.  91.  pl.  1.  3,  Japan.  — 15.  Pyrrhula  erythrocephala  Vig.,  Proc.  of  Comm. 

of  Sc.  and  Corr.  of  Zool.  Soc.  I.  174;  Gould,  Century  of  birds  tab.  32,  auf 
dem  Himalaya.  — 16.  Pyrrhula  Nipalensis  Hodgson,  Asiat.  Res.  XIX.  p.  155, 

in  den  Wäldern  Nepauls  und  des  Himalaya.  — 17.  Conostoma  aemodium  Hod- 
gson, Journ.  Asiat.  Soc.  Bengal.  X.  856,  in  den  nördlichen  Theilen  von  Nepaul. 
— 18.  Motacilla  Maderaspatensis  Gmelin  (=  M.  Maderas,  Steph.  Cont.  of  Shaw’s 
Gen.  Zool.  X.  548;  M.  variegata,  Steph.  Cont  of  Shaw’s  Gen.  Zool.  XIII  234 ; 
Sykes,  Proc.  of  Comm.  of  Sc.  and  Corr.  of  Zool.  Soc.  II.  91)..  Ostindien,  auf 
dem  Himalaya,  nach  Layard  auch  auf  Ceylon.  Zd. 

or  the  Relation  of  the 

Mind  to  external  objecls.  By  ßäbu  Akshayak iimara  Datta.  2 volumes. 
Calcutta  : Tattwabodhine  Press.  1852.  53.  12.  — Vähia-vastur  sanila  mä- 

nava-prakritir  sambandhavicära,  in  Bengali-Sprache.  Auf  naturwissenschaftlichem 
Gebiete  eine  ebenso  merkwürdige  als  sellene  Erscheinung.  — Mit  Ausnahme 
von  zwei  Original-Aufsätzen  enthalten  die  beiden  Bände  eine  Reihe  Artikel,  wel- 
che bereits  in  der  Tattwabodhine  Patrikä  der  Calcutta  - Vedändisti  zum  Abdruck 
kamen.  Der  Verf.  hat  seinem  Werke  Combe’s  Constitution  of  man  zu  Grunde 
gelegt  und  meist  dessen  Ansichten  angenommen,  dass  die  geeignetste  Nahrung 
für  den  Menschen  die  vegetabilische  sei.  ( Journal  of  the  Asintic  Society  of 
Bengal.  Vol.  XXU.  Calcutta  1853  8.  «S.  405.)  Zd. 


— MWOS**- 


Correspondenzblatt 

des 

Naturwissenschaftlichen  Vereines 

für 

Sachsen  und  Thüringen 

in 

Malle. 

1854.  Januar.  JW  I. 


Sitzung  am  4.  Januar. 

Eingegangene  Schriften  : 

])  Bulletin  de  la  societe  imperiale  des  naturalistes  de  Moscoii,  1853  111.  u. 
IV.,  1853  I. 

2)  Jahrbuch  der  kk.  geologischen  Heichsanstalt.  IV.  2.  J853. 

3)  Sitzungsberichte  der  kk.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien.  Math.- 
naturw.  Klasse.  XI.  1.  2.  1853. 

4)  Froriep’s  ärztlicher  Hausfreund.  1853.  Nr.  16  — 37. 

5)  Odontographie.  Vergleichende  Darstellung  des  Zahnsyslemes  der  lebenden 
und  fossilen  Wirbelthiere  von  C.  G.  Giebel.  Lieferung  4.  Leipz.  1853 
bei  Ambr.  Abel. 

6)  Bischof,  Mägdesprunger  Hohofenproducte.  Quedlinburg  1853  bei  Gott- 
fried Basse. 

7)  Kenngott,  mineralogische  Notizen.  4.  und  5.  Folge. 

Nr.  5 — 7 Geschenke  der  Herren  Verfasser. 

8)  Rüppell , Abbildung  und  Beschreibung  einiger  neuen  oder  wenig  gekann- 
ten Versteinerungen  aus  der  Kalkschieferformation  von  Solcnhofen.  Frank- 
furt a /M.  1829  bei  H.  L.  Brönner. 

Geschenk  des  Hin.  Zuchold. 

Als  neue  Mitglieder  werden  angemeldet : 

Herr  H.  Tr e scher,  Pharmaceut  in  Stassfurt 

durch  die  Herren  Schliephacke,  Giebel  und  Kohlmann, 
Herr  La  Baume,  Kaufmann,  hier 

durch  die  Herren  Kayser,  Baer,  Reinwarth, 

Herr  S t o 1 1 , Kaufmann,  hier 

durch  die  Herren  Reinwarth,  Winckler  und  Kayser. 

Der  Vorsitzende,  Herr  Giebel,  überreicht  das  Novemberheft 
der  Vereinszeitschrift  an  die  Anwesenden.  Dann  fordert  er  zur  Neu- 
wähl  des  Vorstandes  auf,  die  sogleich  von  den  anwesenden  Mitglie- 
dern vollzogen  wird.  Die  Mehrheit  der  Stimmen  fiel  auf  die  Herren 
Giebel  und  Heintz  als  Vorsitzende, 

Kohlmann,  Schräder  und  Baer  als  Schriftführer, 
Kayser  als  Kassirer  und 
Schwarz  als  Bibliothekar. 

Sodann  tbeilte  der  Vorsitzende  mit,  dass  der  Verlag  der  Ver- 
einszeitschrift mit  dem  neuen  Jahre  an  den  Verleger  der  früheren 
Jahresberichte,  Hrn.  Karl  Wiegandt  in  Berlin  übergegangen  sei. 


92 


Von  Herrn  Beeck  war  ein  Bericht  über  den  Stand  der  Luft- 
electricit  in  Halle  während  des  Monats  December  und  eine  Zusam- 
menstellung von  2000  electrischen  Beobachtungen  (Bd.  II.  S.  427.) 
eingegangen. 

Herr  A.  Schmidt  in  Aschersleben  sendet  die  Abbildungen  zu 
einer  demnächst  mitzutheilenden  Monographie  der  europäischen  Vitri- 
nen ein  und  Herr  Witte  daselbst  eine  Abhandlung  über  die  Bestim- 
mung der  mittleren  Temperatur  (S.  26.). 

Herr  Körner  spricht  über  die  Schnee-  und  Eisbildung,  wobei 
er  besonders  auf  die  zierlichen  Formen  der  schon  Keppler  bekann- 
ten, genauer  aber  von  Scoresby  während  seines  Aufenthaltes  in  den 
einsamen  Polargegenden  beobachteten  Schneekrystalle  aufmerksam 
macht.  Scoresby  hat  gegen  100  verschiedene  Figuren  abgebildet; 
weitere  Beobachtungen  haben  nach  und  nach  die  Zahl  der  Formen, 
von  denen  eine  schöner  als  die  andere  und  deren  Grundlage  das 
Sechseck  ist,  bis  über  200  vermehrt.  Der  Redner  legte  eine  Anzahl 
dieser  niedlichen  Gebilde  in  Abbildungen  vor. 

Hierdurch  erhält  Herr  K o h 1 m a n n Gelegenheit  seine  Beobach- 
tungen über  die  Bildung  des  Grundeises,  welches  vom  10.  bis  14. 
December  v.  J.  hier  in  der  Saale  so  stark  auflrat , wie  seit  Jahren 
nicht,  anzuführen.  (S.  40.) 

Sitzung  am  11.  Januar. 

Eingegangene  Schriften: 

1)  Denkschrift  zur  Feier  ihres  50jährigen  Bestehens,  herausgegeben  von  der 

schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur. 

2)  Saalfelder  Schulprogramm  von  1846,  enthaltend  die  Flora  Saalfelds  von 

R.  Bichler.  — Geschenk  des  Hin.  Richter. 

3)  J.  Nicholson,  der  praktische  Mechaniker  und  Manufacturist.  A.  d.  Engl. 

Weimar  1826.  8.  — Geschenk  des  Hin.  Zuchold. 

4)  J.  E.  L.  Falke,  Universallexikon  der  Thierarzneikunde.  2 Thle.  Weimar 

1842.  8.  — Geschenk  des  Hrn.  Wesche. 

5)  d’Argenville,  Oryctologie.  Paris  1755.  4.  — - Geschenk  des  Hrn.  Chop. 

Als  neue  Mitglieder  werden  aufgenommen : 

Herr  Trescher,  Pharmaceut  in  Stassfurt. 

Herr  La  Baume,  Kaufmann,  hier. 

Herr  Stolle,  Kaufmann , hier. 

Der  Vorsitzende  zeigt  an,  dass  der  dritte  öffentliche  Vortrag 
über  die  Gasbeleuchtung  auf  Mittwoch  den  17.  d.  M.  festgestellt  sei. 

Herr  v.  Lochow  in  Aschersleben  übersendet  für  die  Vereins- 
sammlung einen  halben  Knollenstein  in  Halbkugelgestalt  aus  dem  Han- 
genden der  Braunkohle  der  Grube  Friedrich,  eine  halbe  Stunde  nord- 
westlich von  Aschersleben  ein. 

Von  Herrn  Richter  in  Saalfeld  ist  ein  Schreiben  eingegan- 
gen, welches  mineralogische,  botanische  und  zoologische  Notizen,  so- 
wie über  die  Flora  der  Grauwacke  und  über  Irrlichter  enthält.  (S. 
49.)  Gleichfalls  übersendet  derselbe  folgende  interessante  Petrefak- 
ten  des  thüringischen  Grauwackengebirges  für  die  Vereinsammlung : 


Pissadendron  clericonira  Rieht. 
Phycodes  circinnatnm  Rieht. 
Lophoctenium  comosum  Rieht. 
INeritoiden  im  Cypridirenschfr. 
Nereites  Sedgwicki  Murch. 
Nereites  MacLeai  Murch. 
Monograpsus  ßecki  Barr. 


Monograpsus  convolutus  His. 


priodon  Bronn, 
turricnlalus  Barr, 
nnntius  Barr, 
triangulatus  Hall, 
latus  Hall. 


Nilsoni  Barr. 
Halli  Barr, 
peregrinus  Barr. 
Linnaei  Barr, 
millopoda  M’Cov 
sagi ttarius  His. 


Diprion  tereliusculus  His. 
Diplograpsus  meta  Gein. 


ovatus  Barr, 
palmeus  Barr, 
birastrites  Rieht. 


Cypridina  serratoslriata  Sdh. 


Herr  Schliep  hacke  spricht  über  die  einfachen  Vergrösse- 
rungsgläser  — Loupen  (S.  52.)  und  hebt  besonders  die  in  neuester 
Zeit  von  Stenhoupe  construirten  hervor,  von  deren  Vortrefflichkeit  sich 
die  Anwesenden  durch  Anschauung  der  durcli  Verdunstung  eines  Tro- 
pfens Salmiaklösung  entstandenen  Krystalle  überzeugen.  — Sodann 
hielt  derselbe  einen  längeren  Vortrag  über  die  Diatomaceen  (Bacilla- 
rien) , worin  er  besonders  die  Characlere  der  Hauptgruppen  und  die 
Ernährung  und  Fortpflanzung  dieser  Organismen  überhaupt  darlegt. 

Herr  K o h 1 m a n n erläutert  die  Darstellung  des  Paraffin,  wobei 
er  daraus  gefertigte  Kerzen  vorlegt  und  mit  diesen  einige  Versuche  an- 
stellt in  Betreff  der  Helligkeit  im  Vergleich  mit  Stearinkerzen.  (S.  44.) 

Oe  ff  ent  liehe  Sitzung  am  18.  Januar. 

In  dem  dritten  Vortrage  über  die  Gasbeleuchtung  verfolgte  Herr 
ßaer  den  Weg  des  Gases  von  seinem  Austritt  aus  den  Reinigungsge- 
fässen  bis  zu  den  Brennern.  Zuerst  wurden  die  Gasometer  oder  rich- 
tiger Gasbehälter  — Zweck,  Einrichtung,  Herstellung  eines  gleichmässi- 
gen  Druckes  auf  das  Gas,  Nothwendigkeit  desselben  — besprochen, 
dann  die  neuern  Einrichtungen  bedeutender  Gaswerke,  mit  deren  Hülfe 
die  Menge  und  Leuchtkraft  des  Gases  gemessen  und  der  Druck,  unter 
welchem  das  Gas  in  den  Brennern  ausströmt,  regulirt  wird  — die 
Glanzpunkte  unter  den  sinnreichen  Fabrikeinrichtungen,  mit  denen  uns 
die  neueste  Zeit  beschenkt  hat  — , die  über  den  ganzen  zu  beleuch- 
tenden Raum  verzweigte  Röhrenleitung  — Material,  Nothwendigkeit  der 
Prüfung  der  Röhren  auf  Undurchdringlichkeit  für  Gas,  Diffusion  (Aus- 
tausch des  Gases  gegen  atmosphärische  Luft  durch  die  Wandungen 
der  Röhre  hindurch),  Reibung  des  Gases  beim  Durchgänge  durch  die 
Röhren  — und  zuletzt  die  Brenner  in  ihrer  verschiedenen  Construclion, 
die  Einrichtungen,  welche  — namentlich  an  öffentlichen  Orten  — das 
durch  zu  starke  Abkühlung  in  Folge  des  Luftzuges  verursachte  Russen 
verhindern,  die  Einflüsse,  welche  nachtheilig  auf  die  Gleichmässigkeit 
der  Flamme  einwirken.  Dann  wurde  aufmerksam  gemacht  auf  die 
Nachtheile  der  frühem  Abgabe  von  Zeitflammen  für  die  Gasanstalten 
und  die  Vortheile,  welche  die  Gasmesser  dem  Producenten  und  Con- 
sumenten  gewähren.  Die  Eigenschaft  des  Leuchtgases  mit  der  atmos- 
phärischen Luft  ein  explodirendes  Gemenge  zu  bilden  — namentlich 
in  der  ersten  Zeit  der  Einführung  der  Gasbeleuchtung  ein  Schrecken 


94 


für  das  Publikum , der  durch  die  Erfahrung  durchaus  nicht  gerecht- 
fertigt worden  ist  — wurde  ausführlich  erörtert  und  durch  wissen- 
schaftliche Belege  dargetlian , dass  die  Gefahr  durchaus  nicht  mit  der 
des  eigentlichen  Knallgases  oder  Pulvers  zu  vergleichen  sei.  In  Eng- 
land haben  die  auf  Anordnung  des  Parlaments  von  Humphry  Davy 
1824  ausgeführten  Untersuchungen  jede  Furcht  verbannt,  so  dass  dort 
die  Versicherungsanstalten  gegen  Feuersgefahr  von  solchen  Häusern,  die 
mit  Gas  beleuchtet  werden,  weniger  Prämien  erheben,  als  von  solchen, 
in  denen  man  Kerzen  oder  Lampen  brennt.  Dann  wurden  die  Vor- 
theile und  Nachlheile  der  Gasbeleuchtung  im  Vergleich  zu  den  übrigen 
Beleuchtungsarten  erwogen  und  die  Versuche  angeführt,  durch  welche 
man  die  bedeutende  Kosten  verursachende  Leitung  und  die  Unbeweg- 
lichkeit der  Brenner  mit  einem  Schlage  beseitigen  wollte,  eine  Idee,  die 
sich  nicht  lebensfähig  zeigte,  so  sehr  man  auch  bemüht  war,  ihr  Ein- 
gang zu  verschallen.  Am  Schlüsse  wurden  einige  statistische  Nach- 
richten über  den  Betrieb  verschiedener  Gaswerke  gegeben.  Gegen  die 
riesigen  Verhältnisse  der  Londoner  Anstalten  nahmen  sich  freilich  die 
Zahlen,  welche  Paris  und  Deutschland  gewähren,  winzig  klein  aus. 

Sitzung  am  2 5.  Januar. 

Eingegangene  Schriften : 

J)  Correspodenzblatt  des  zoologisch  mineralogischen  Vereines  in  Regensbnrg. 
VII.  1853.  8o. 

2)  Bulletin  der  königlich  haierischen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Mün- 
chen. 1853.  Nr.  1 — 18.  4o. 

3)  Die  Natur.  Zeitung  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntniss 
von  Dr.  0.  Ule  und  K.  Müller.  1853.  October  bis  December.  4o. 

4)  E.  A.  Zuchold , Bibliotheca  historiconaturalis  pbysico-chemica  et  mathe- 

matica  oder  geordnete  Uebersicht  etc.  III.  2.  1853.  Leipzig.  8o. 

5)  Report  of  the  britisch  Association  for  the  advancement  of  Science  for 

1852.  London  1853.  4o. 

Nr.  4.  5.  Geschenk  des  Hin.  Zuchold. 

6)  C.  Cornelius,  Beiträge  zur  nähern  Kenntniss  von  Periplanela  (Blatla)  orien- 
lalis  L.  Mit  2 Tfln.  Elberfeld  1853.  8.  — Geschenk  des  Hrn.  Kayser. 

7)  C.  G.  Giebel,  Allgemeine  Zoologie.  System.  Darslell.  des  gesammten 
Thierreiches  nach  seinen  Klassen.  Säugethiere.  3.  Liefrg.  Leipz.  J854.  8. 

Geschenk  des  Hrn.  Verfassers. 

Als  neue  Mitglieder  werden  angemeldet: 

Herr  Professor  Hassenstein  in  Gotha 

durch  die  Herren  Credner,  Giebel  und  Baer. 

Hr.  Möller,  Hauptlehrer  and.  höheren  Töchterschule  in  Mühlhausen, 
Herr  Kleber,  Lehrer  in  Halle 

durch  die  Herren  Giebel,  Kayser  und  Baer. 

Herr  Justizralh  Riemer  und  Herr  Dr.  Rudel  hier  zeigen  ih- 
ren Austritt  aus  dem  Vereine  an. 

Herr  Möller  in  Mühlhausen  theilt  in  einem  Schreiben  dem 
Vereine  mit,  dass  der  naturwissenschaftliche  Verein  daselbst  seine 
Thätigkeit  seit  October  v.  J,  eingestellt  habe  und  übersendet  zugleich 
als  Anfang  seiner  Untersuchungen  der  dortigen  Localfauna  ein  voll- 


95 


ständiges  Verzeichnis  der  von  ihm  beobachteten  Schmetterlinge  mit  ge- 
nauer Angabe  des  Ortes  und  der  Zeit.  (Wird  im  Februarheft  mitgelheilt.) 

Herr  Zekeli  in  Wien  meldet,  dass  nach  seinen  auf  eine  ei- 
genthümliche  Methode  angestellten  Untersuchungen  über  die  bisher 
zum  Theil  noch  räthselhafte  Organisation  der  im  Kreidegebirge  abge- 
lagerten Rudisten  sich  diese  als  eine  den  Brachiopoden  gleichwertige 
Gruppe  der  grossen  Abtheilung  der  Weichtiere  ergeben.  Eine  spe- 
cielle  Darstellung  seiner  Untersuchungen  mit  erläuternden  Abbildungen 
verspricht  Hr.  Zekeli  demnächst  mitzutheilen. 

Herr  C h o p in  Sondershausen  berichtet  über  seine  Untersuchun- 
gen der  dortigen  Musehelkalkpetrefakten.  (S.  53.) 

Herr  Giebel  theilt  die  Resultate  einer  anatomischen  Untersu- 
chung mit,  die  er  an  einer  von  Hrn.  Irmisch  in  Sondershausen  dem 
Vereine  übersandten  Missgeburt  eines  männlichen  Schaflammes  ausge- 
führt hat.  (S.  51.)  Sodann  legt  er  eine  kleine  fossile  Eschara  aus 
dem  Plänermergel  auf  dem  Salzberge  bei  Quedlinburg  vor.  (S.  54.) 

Herr  Andrae  sprach  über  einige  geognoslisch  und  paläonto- 
logisch  bemerkenswerthe  Punkte  in  Steiermark , die  in  der  weitern 
nördlichen  und  östlichen  Umgehung  von  Gratz  Vorkommen,  und  knüpfte 
seine  Bemerkungen  an  eine  von  ihm  ausgeführte  geognostische  Karte 
dieses  Gebiets,  sowie  an  Belegstufen  und  Petrefakten  desselben.  Er 
zeigte  einen  Granulit  aus  dem  Gneissterrain  des  Kulmberges  vor,  den 
dünne  Lagen  von  feinkörnigem  Feldspalh  und  dichtem  Quarz  zusam- 
mensetzten, und  wobei  die  sonst  dieses  Fossil  noch  characterisirenden 
Granaten  durch  Glimmerblätlchen  vertreten  waren.  Ferner  legte  er 
Amphibolschieferstufen  von  Träfös  vor,  die  einen  unverkennbaren  Ue- 
bergang  in  Serpentin  wahrnehmen  Hessen,  wonach  letzteres  Gestein, 
das  dort  in  grosser  Ausdehnung  erscheint,  für  ein  metamorphisches 
erklärt  wurde.  Aus  den  tertiären  Leithakalkbrüchen  von  Hartberg 
wurden  darin  aufgefundene  sehr  wohl  erhaltene  fossile  Conchylien  vor- 
gelegt, unter  denen  die  Arten  Cerilhium  piclum  Bast.,  Trochus  coni - 
formis  Eickw.,  Venus  incrassata  Eichw.,  Venus  Vilalianus  d’Orbg. 
am  häufigsten  Vorkommen.  Noch  wurden  die  Tegelbildungen  in  den 
Buchten  des  Gneissgebirges  bei  VVeiz  erwähnt,  in  denen  Bergbau  auf 
bituminöse  Hölzer  umgeht,  die  vorzugsweise  Coniferen  angehören  dürf- 
ten, da  Herr  A.  die  beblätterten  Stengelfragmente  des  Glyptostrobus 
oeningenis  Ung.  äusserst  zahlreich  darin  aufgefunden  hat. 

Schliesslich  berichtigt  der  Vorsitzende  einen  im  Correspondenz- 
blatte  des  Märzhefles  von  1853  (Bd.  I.  S.  257)  befindlichen  Irrthum, 
indem  die  dort  aufgezählten  dem  Vereinsherbarium  geschenkten  Pflan- 
zen nicht  von  Hrn.  Stippius,  sondern  von  Hrn.  Apotheker  Peck 
in  Ballenstedt  geschenkt  und  von  Hrn.  Slippius  nur  übergeben  wor- 
den sind. 


96 


Januar -Bericht  der  meteorologischen  Station  in  Halle. 

Irn  Anfang  des  Monats  zeigte  das  Barometer  bei  SSO  und  trübem  Him- 
mel einen  Luftdruck  von  27"3,'"65  und  stieg  bei  durchschnittlich  südwestlicher 
Windrichtung  und  trübem  und  feuchten  Wetter  bis  zum  3.  Abends  auf  27"7."'45, 
fiel  dann  aber  ziemlich  schnell  bei  SSO  und  trübem  und  feuchtem  Wetter  bis 
zum  5.  Nachm.  2 Uhr,  wo  es  nur  einen  Luftdruck  von  27"J,'"17  anzeigle. 
Von  nun  aber  stieg  das  Barometer  ziemlich  anhaltend  und  mit  verhältnissmässig 
wenig  Schwankungen  bei  sehr  veränderlicher  Windrichtung  und  anfangs  trübem 
spater  aber  sich  aufheiternden  Himmel  bis  zum  21.  Abends  10  Uhr  auf  28"4,'"04, 
worauf  es  bis  zum  24.  bei  eingetretenem  S und  häufigem  Nebel  übrigens  aber 
heiterem  Himmel  auf  27"11,'"98  herabsank.  — Darauf  stieg  das  Barometer 
wieder  ziemlich  schnell  trotz  SSWlicher  Windrichtung  und  trüben  und  regneri- 
schen Wetters  bis  zum  27.  Nachm.  2 Uhr,  wo  es  die  Höhe  von  28"6,"'01  er- 
reichte, fiel  dann  aber  bei  fortdauernder  Windrichtung  und  des  Wetters  noch 
schneller,  denn  schon  am  29.  Abends  10  Uhr  zeigte  es  nur  noch  den  Luftdruck 
von  27"7,'"63,  worauf  es  bis  zum  Schluss  des  Monats  bei  SW  unter  trübem  und 
regniglem  Wetter  wieder  um  4'"  stieg.  — Der  mittlere  Barometerstand  im  Mo- 
nat war  27"9,'"92;  der  höchste  Barometerstand  am  27.  Nachmittags  2 Uhr 
war  28"6,"'01  ; der  niedrigste  Stand  am  5.  Nachmittags  2 Uhr  war  27"1,'"17. 
Die  grösste  Schwankung  im  Monat  betrug  demnach  16, "'83.  Die  grösste  Schwan- 
kung binnen  24  Stunden  wurde  am  27.  bis  28.  Abends  10  Uhr  beobachtet,  wo 
das  Barometer  von  28"5,'"67  auf  28"0,/"03,  also  um  5, '"64  fiel. 

Bei  dem  Gange  der  Temperatur  musste  es  auffallen  , dass  dieselbe  im 
Anfang  des  Monats  so  niedrig  war,  während  das  Barometer  gleichfalls  einen  sehr 
niedrigen  Stand  halte.  Wir  hatten  in  den  ersten  5 Tagen  des  Monats  fast  gleich- 
zeitig den  niedrigsten  Barometerstand  und  die  niedrigste  Wärme;  später  fand 
ein  mehr  normales  Verhältniss  statt.  Die  mittlere  Wärme  der  Luft  im  Monat 
war  0,°i  ; die  höchste  Wärme  hatten  wir  am  31.  Nachm.  2 Uhr  = 6,°6  ; die 
niedrigste  am  4.  Morg.  6 Uhr  = 5°. 

Die  während  des  Monats  beobachteten  Winde  sind  so  verlheilt  gewesen,* 
dass  auf  N 2,  0 = 9,  S = 27,  W = 1,  NO  =5,  SO  - 19,  NW=2, 
SW  = 26,  NNO  -=  0,  NNW  = 0,  SSO  =3,  SSW  = 5,  ONO  = 2,  OSO  — 

1,  WNW  = 0,  WSW  = 1 kommen,  woraus  die  mittlere  Windrichtung  berech- 
net worden  ist  auf  S — 13°55'37,"22 — VV. 

Das  Psychrometer  zeigte  durchschnittlich  einen  ziemlich  hohen  Grad  von 
Feuchtigkeit  der  Luft  an ; wir  halten  im  monatlichen  Mittel  87  pCt.  relative 
Feuchtikeit  bei  dem  miltlern  Dunstdruck  von  1,'"79.  Dem  entsprechend  hatten 
wir  auch  durchschnittlich  wolkigen  Himmel.  Wir  zählten  5 Tage  mit  be- 
decktem, 15  Tage  mit  trübem,  3 Tage  mit  wolkigem,  2 Tage  mit 
ziemlich  heilerem,  5 Tage  mit  heiterem  und  1 Tag  mit  völlig  hei 
terem  Himmel.  Die  Summe  des  im  Regenmesser  gewonnenen  Niederschlags 
ist  aber  auffallend  gering.  Nur  an  4 Tagen  wurde  wenig  Schnee,  an  5 Tagen 
Regen  und  ausserdem  an  6 Tagen  verhältnissmässig  starker  Niederschlag  aus 
Nebel  beobachtet.  Die  Summe  des  an  diesen  Tagen  gesammelten  Niederschlags 
beträgt  nur  36, "15  (28, "85  aus  Regen  und  Nebel  und  7, "30  aus  Schnee  und 
Reif)  Paris.  Kubikmaass,  oder  durchschnittlich  täglich  J ,"17  (0,93  aus  Regen 
und  Nebel  und  0,24  aus  Schnee  und  Reif)  auf  den  Quadratfuss  Land. 

Weber . 


— MeKWHS«’ — 


(Druck  von  W.  Plötz  in  Halle.) 


Zeitschrift 


für  die 

Gesammten  Naturwissenschaften. 


1854.  Februar.  M II. 


Physikalische  Beiträge 

von 

W.  Rollinann 

in  Stargard. 

/.  Neue  ster  eoscopis  che  Methoden. 

a.  Zeichnet  man  zwei  zusammengehörige  Körperan- 
sichten um  denselben  Mittelpunkt,  und  hat  nun  ein  Mit- 
tel jede  Ansicht  nur  dem  Auge  sichtbar  zu  machen,  für  wel- 
ches sie  bestimmt  ist,  die  andere  demselben  aber  gleichzei- 
tig auszulöschen,  so  muss  man  offenbar  beim  Ansehen  der 
Doppelzeichnung  und  Anwendung  dieses  Mittels  das  ent- 
sprechende Relief  sehen.  Es  lässt  sich  dies  Unsichtbarma- 
chen je  einer  Zeichnung  beinahe  vollkommen  dadurch  er- 
reichen , dass  man  die  Zeichnung  in  Farben  ausführt , und 
sie  durch  passend  gefärbte  Gläser  besieht.  Mir  gelang  dies 
ganz  gut  mit  einer  blau  und  gelben  Zeichnung.  Durch  ein 
rothes  Glas  gesehen  zeigten  sich  fast  nur  die  blauen  Li- 
nien, durch  ein  blaues  dagegen  nur  die  gelben  ; und  zwar 
beide  fast  schwarz.  Eine  blau  und  rothe  Zeichnung  war 
zwar  für  das  rothe  Glas  eben  so  gut,  weit  weniger  geeig- 
net aber  für  das  blaue , da  die  rothen  Linien  sich  durch 
dasselbe  viel  matter  zeigten  als  die  gelben.  Andrerseits 
waren  die  gelben  Linien  durch  das  rothe  Glas  eben  so  we- 
nig sichtbar  als  rothe. 

Es  kommt  bei  der  Anfertigung  des  Instruments  Alles 
auf  eine  richtige  Auswahl  der  Gläser  und  Pigmente  an. 
Am  leichtesten  finden  sich  die  tauglichen  rein  rothen  Glä- 
M.  1854.  7 


98 


ser.  Die  Linien , welche  beiden  Zeichnungen  etwa  gemein- 
schaftlich sind,  können  schwarz  sein. 

Durch  Umdrehung  der  Zeichnung  um  180°  oder  durch 
Vertauschen  der  Gläser  erhält  man  das  entgegengesetzte 
Relief. 

b.  Mittelst  Anwendung  des  polarisirten  Lichtes  schei- 
nen mir  auch  folgende  stereoscopische  Methoden  dem  Prin- 
cip  nach  richtig  zu  sein,  wenn  sie  auch  in  der  Ausführung 
schwierig,  ja  vielleicht  nicht  möglich  sein  mögen. 

Man  kann  zwei  Gypsblättchen  so  in  den  Polarisations- 
apparat bringen  , dass  bei  einer  Drehung  des  Analyseums 
um  224/2  Grad  die  Farbe  des  einen  verschwindet,  während 
die  des  anderen  hervortritt.  Freilich  haben  die  Gypsblätt- 
chen in  solcher  Lage  nicht  die  glänzendsten  Farben,  die 
sie  annehmen  können  , doch  sind  dieselben  noch  deutlich 
genug.  Führt  man  nun  die  beiden  stereoscopischen  Zeich- 
nungen um  denselben  Mittelpunkt  mit  Gypsstreifen  in  der 
angegebenen  Lage  aus  und  betrachtet  sie  binocular  durch 
zwei  unter  22%°  gekreuzte  Nicols,  so  muss  jedes  Auge  die 
eine  Zeichnung  sehen,  die  andere  nicht. 

Entschiedener  können  die  Farben  bei  folgender  Com- 
bination  hervortreten.  Man  führt  die  Zeichnungen  des  ver- 
langten Körpers  auf  derselben  Stelle  durch  schmale  Gyps- 
streifen aus,  so  dass  die  entsprechenden  Schwingungsebenen 
der  beiden  Figuren  senkrecht  zu  einander  stehen,  und  mit 
der  Polarisationsebene  Winkel  von  45°  bilden.  Betrachtet 
man  diese  Doppelzeichnung  im  polarisirten  Lichte  durch 
zwei  senkrecht  gekreuzte  Nicols,  so  bekommen  die  Augen, 
bei  gleicher  Dicke  der  Gypsblättchen,  complementäre  Far- 
ben zu  sehen,  sehen  also  die  Zeichnung  nach  Dove  weiss. 
Schiebt  man  nun  hinter  jedem  Nicol  noch  ein  Gypsblätt- 
chen, deren  entsprechende  Schwingungsebenen  sich  eben- 
falls senkrecht  kreuzen  und  mit  der  Polarisationsebene  Win- 
kel von  45°  bilden,  so  wird  jedem  Auge  die  eine  Hälfte  der 
Doppelzeichnung  sichtbar  sein  in  einer  Farbe,  welche  der 
doppelten  Dicke  eines  Gypsblättchens  entspricht,  die  andere 
Hälfte  dagegen  unsichtbar,  wegen  der  Kreuzung  gleich 
dicker  Blättchen, 


99 


//.  Zusammenstellung  der  bekannten  ster  eoscopi - 
sehen  Methoden. 

Bei  der  grossen  Zahl  der  schon  bekannten  stereosco- 
pischen  Methoden  ist  eine  Zusammenstellung  derselben  nicht 
uninteressant.  Ich  habe  folgende  beschrieben  gefunden: 

1.  Kat  op  tri  s che. 

Ihrer  sind  vier  construirt.  Eins  von  Wheatstone*) 
mit  zwei  auf  einander  senkrechten  Spiegeln  und  zwei  seit- 
lichen Bildern. 

Eins  von  Dove  *#)  mit  einem  Spiegel  und  dazugehöri- 
ger seitlicher  Zeichnung  und  einer  direkt  geschehenen 
Zeichnung. 

Zwei  von  Brewster  ***)  mit  parallelen  oder  doch  nahe- 
zu parallelen  Spiegeln  , deren  spiegelnde  Flächen  einmal 
nach  aussen,  einmal  nach  innen  gewandt  sind.  Die  Zeich- 
nungen befinden  sich  gerade  aus  vor  den  Augen.  Mit  zwei 
Zeichnungen  erhält  man  eine  Pyramide  zugleich  hohl  und 
erhaben.  Einer  der  beiden  Spiegel  kann  natürlich  auch 
fortfallen;  mit  ihm  verschwindet  dann  der  eine  Körper. 

2.  Dioptrische. 

Ihrer  sind  acht  construirt. 

Vier  von  Dove  ****)  mit  gleichschenklig  rechtwinkli- 
gen Prismen.  Die  Bilder  liegen  allemal  gerade  aus. 

Eins  von  Wildef)  aus  der  Camera  lucida.  Ein  Bild 
seitlich,  eins  gerade  aus. 

Eins  von  Brewster  tt)  aus  zwei  Prismen  mit  klei- 
nem Winkel  (Halblinsen)  und  zwei  Zeichnungen.  Bei  et- 
was grösserem  brechenden  Winkel  kann  eine  Linse  fortfal- 
len und  deren  Zeichnung  direct  angesehen  werden. 


*)  Pogg.  Ann.  Erg.  Bd.  1.  S.  1. 

**)  Ebendas.  Bd.  83.  S.  187. 

***)  Philos.  Mag.  Jan.  1852.  S.  16.  Dinglers  polyt.  Journal  Bd.  121. 
S.  111. 

****)  Pogg.  Ann.  Bd.  83.  S.  184. 

f)  Pogg.  Ann.  Bd.  85*  S.  63. 

ff)  Dinglers  polyt.  Jonrn,  Bd.  124.  S.  109. 


7 


100 


Ein  Fernrohrstereoscop  von  Dove‘).  Galiläisches 
und  astronomisches  Fernrohr  von  gleicher  Vergrösserung 
auf  dasselbe  Bild  gerichtet. 

E i n Stereoscop  durch  Doppelbrechung  von  Dove. 

3.  Chromatische. 

Eins  durch  gefärbte  Gläser  und  farbige  Zeichnungen, 
und  eins  durch  Polarisationserscheinungen.  S.  o. 

4.  Physiologische. 

Eins  von  Dove:  das  Doppelsehen. 

III.  Polarisation  des  Lichtes  durch  Brechung  in  Metall. 

Das  einzige  Metall,  welches  dünn  genug  dargestellt 
wird  um  diaphan  zu  sein,  ist  Gold.  Biot  fand,  dass  zwei 
Goldblättchen  hinreichend  seien  das  directe  Sonnenlicht  zu 
polarisiren.  Ich  habe  Goldblättchen  sowohl  als  polarisiren- 
de,  wie  auch  als  analysirende  Vorrichtung  und  endlich  als 
beides  angewandt  und  stets  entschiedene  Wirkungen  gese- 
hen. Ist  das  Licht  nicht  sehr  intensiv,  so  darf  man  nur 
ein  einziges  Blättchen  anwenden,  weil  das  Gesichtsfeld  sonst 
zu  dunkel  erscheint.  Als  Zerleger  gebraucht  zeigt  ein 
Goldblättchen  am  deutlichsten  die  Farben  der  dünnen  Gyps- 
blättchen,  der  gekühlten  Gläser  u.  s.  w.,  aber  natürlich  sind 
dieselben  modificirt  durch  die  eigne  blaugrüne  Farbe  des 
Goldes. 

Lässt  man  geradlinig  polarisirtes  Licht  durch  ein  ge- 
neigtes Goldblättchen  gehen  und  betrachtet  in  demselben 
durch  den  Turmalin  einen  senkrecht  zur  Axe  geschnittenen 
Kalkspath,  so  zeigen  sich,  wenn  das  Goldblättchen  wie  der 
Zerleger  um  45°  gegen  die  Polarisationsebene  gedreht  sind, 
die  Erscheinungen  der  elliptischen  Polarisation.  Die  Far- 
benringe sind  im  ersten  und  dritten  Quadranten  enger  als 
im  zweiten  und  vierten.  Das  Kreuz  ist  in  zwei  Hyperbeln 
verwandelt,  deren  Scheitel  sich  nicht  treffen. 

Brewsters  Entdeckung  der  elliptischen  Polarisation 
durch  Reflexion  an  Metallen  ist  also  hierdurch  ergänzt. 


')  Pogg.  Ann.  Bd.  83.  S.  187. 


101 


Wenn  man  in  obigem  Versuche  alles  Andere  ungeän- 
dert  lässt,  und  nur  statt  des  durchgelassenen  das  vom  Gold- 
blatt reflectirte  Licht  durch  den  Zerleger  undKalkspath  be- 
trachtet, so  zeigt  sich  die  complementäre  Figur,  die  man 
im  durchgelassenen  Lichte  erhält,  wenn  der  Turmalin  um 
90°  gedreht  wird. 

Der  Versuch  ist  nicht  ganz  leicht  anzustellen,  da  durch 
das  Goldblättchen  sich  die  Ringfigur  nur  schwer  in  ihrer 
wahren  Gestalt  erkennen  lässt.  Will  man  durch  den  Tur- 
malin gut  sehen,  so  muss  er  natürlich  grün  sein. 

IV.  Farben  gekühlter  Gläser  und  Gypsblättchen  ohne  Polari- 
sations-Apparat. 

In  Poggendorffs  Annalen  Bd.  90  S.  570  berichtet  Herr 
0.  Seyffer  über  die  Farbenfiguren  gekühlter  Gläser  aus- 
serhalb des  Polarisatiosapparates,  die  bei  verschiedenen  Ta- 
ges- und  Jahreszeiten  in  verschieder  Stärke  von  ihm  beob- 
achtet wurden.  Mir  war  die  Erscheinung  nicht  neu,  doch 
hatte  ich  ihrem  Grunde  nie  weiter  nachgeforscht,  sondern 
wurde  erst  durch  die  genannte  Mittheilung  dazu  veranlasst, 
wobei  sich  mir  Folgendes  ergab. 

Entfernt  man  aus  einem  Növenbergischen  Polarisations- 
apparat die  polarisirende  und  analysirende  Vorrichtung  und 
bringt  dafür  eine  gekühlte  Glasplatte  unter  einer  Neigung 
von  etwa  35°  so  an , dass  man  durch  die  Ringe  des  Appa- 
rats und  die  Platte  hindurch  deren  glänzendes  Bild  im  ho- 
rizontalen Spiegel  erblickt,  so  zeigt  es  das  bekannte  schwarze 
Kreuz.  Die  Platte  ist  hier  zugleich  Polarisator,  Zerleger 
und  Object  zwischen  beiden.  Die  von  der  Platte  unter  35° 
reflectirten , also  polarisirten  Strahlen , treffen  den  Spiegel, 
werden  in  sich  reflectirt,  durch  dringen  die  Platte  und  wer- 
den dadurch  analysirt.  Eine  Drehung  der  Platte  im  Azi- 
mut ändert  natürlich  das  Farbenbild  nicht,  weil  sie  einer 
Drehung  des  ganzen  Apparates  gleich  ist.  Dasselbe  Expe- 
riment lässt  sich  mit  Gypsblättchen  anstellen. 

Legt  man  die  Platte  auf  eine  matte  Unterlage  hori- 
zontal auf  das  Fensterbrett,  oder  untersucht  man  sie  bei 
Lampen-  oder  Kerzenlicht,  so  zeigen  sich  allemal  wenig- 


102 


stens  Spuren  von  Polarisation,  selbst  bei  vollständig  bedeck- 
tem Himmel.  Zur  Erklärung  dieser  Farben  bieten  sich  zwei 
Möglichkeiten.  Das  schräg  auffallende  Licht  durchdringt 
die  Platte  und  wird  von  deren  unterer  Fläche  reflectirt. 
Durch  beide  Vorgänge  wird  es  polarisirt,  und  zwar  im  ent- 
gegengesetzten Sinne , und  es  fragt  sich  nur  welche  Art 
der  Polarisation  die  Erscheinung  forderte.  In  seinem  wei- 
teren Fortschreiten  wird  nun  das  Licht  bei  seinem  zweiten 
Durchgänge  durch  die  Platte  durch  Brechung  analysirt  oder 
die  untere  Fläche  der  Platte  ist  Analyseum  und  zeigt  uns 
durch  Reflexion  das  Farbenbild,  welches  beim  ersten  Durch- 
gänge dureh  die  Platte  entstanden. 

Weiche  von  diesen  Annahmen  die  richtige  sei,  muss 
sich  daraus  erkennen  lassen,  welchem  der  beiden  angenom- 
menen parallelen  Zerleger  die  Farbe  der  Platte  entspricht. 
Da  der  graue  Himmel  die  Figuren  der  gekühlten  Glasplatte 
nur  sehr  undeutlich  hervortreten  liess,  so  bediente  ich  mich, 
um  dies  zu  entscheiden,  der  Gypsblättchen , welche  ihre 
Farben  viel  deutlicher  zeigen.  Bei  diesen  stellte  sich  her- 
aus, dass  die  Erscheinung  zu  ihrer  Erklärung  eine  Zerlegung 
durch  Brechung  fordere,  indem  ein  Satz  Glasplatten,  paral- 
lel dem  Gyps  als  Analyseum  gebraucht  die  Farben  dessel- 
ben stärker  hervortreten  liess,  um  90°  gedreht  jedoch  die 
complementären  zeigte.  Eine  weitere  Untersuchung  im  Po- 
larisationsapparat ergab,  dass  die  Polarisationsebene  des 
Lichtes,  welches  die  Farben  im  Glimmer  hervorbringe  senk- 
recht auf  demselben  stehe.  Dieses  Licht  musste  also  durch 
Reflexion  an  der  unteren  Fläche  polarisirt  sein,  wobei  nicht 
ausgeschlossen  ist,  dass  es  vorher  schon  auf  gleiche  Art 
polarisirt  sein  kann  und  sich  dadurch  die  Erscheinung  glän- 
zender zeigt. 


103 


Fauna  M u I h 11  s a n a 

von 

li*  Möller 

in  Mühlhausen. 

In  den  Jahren  1836  bis  1842  in  Erfurt  und  von  1843 
bis  jetzt  in  Mühlhausen  ansässig  verwandte  ich  einen  gros- 
sen Theil  meiner  Mussestunden  auf  naturwissenschaftliche 
Studien,  und  besonders  der  Gegenstände,  die  meine  Umge- 
bung bot  und  die  ich  auf  vielfachen  Excursionen  erreichen 
konnte.  Den  Insekten,  zumal  den  Schmetterlingen  und  seit 
1847  auch  den  Käfern  , widmete  ich  eine  ganz  besondere 
Aufmerksamkeit ; die  Zucht  nöthigte  mich  bald  zu  einem 
ernsten  Studium  der  Flora  , und  diese  wieder  zur  geogno- 
stischen  Untersuchung  des  Terrains.  So  fordert  ein  Stu- 
dium das  andere  heraus.  Und  ich  bin  nun  dahin  gelangt, 
zuerst  die  Schmetterlings-,  später  die  Käferfauna  und  zu- 
letzt die  Flora  des  Mühlhäuser  Kreises  abzuschliessen. 
Meine  gesammelten  Erfahrungen  und  Beobachtungen  werde 
ich  dem  naturwissenschaftlichen  Vereine  für  Sachsen  und 
Thüringen  in  Halle  übergeben.  Die  etwa  nöthigen  Nach- 
träge sollen  ihrer  Zeit  folgen. 

Die  Aufzählung  der  Schmetterlinge  in  der  vorliegen- 
den Uebersicht  ist  nach  dem  Verzeichnisse  der  europäi- 
schen Schmetterlinge  von  Heydenreich  geschehen. 

Was  die  Grösse  des  Gebietes  anlangt,  welche  ich  der 
Fauna  Mulhusana  gegeben  habe , so  fand  ich  für  gut , das- 
selbe auszudehnen  , um  die  reiche  Fauna  und  später  Flora 
des  Heldrasteins  und  der  Treffurter  Gegend  mit  hinein  zu 
ziehen.  Einige  Mal  habe  ich  auch  die  Kreisgrenze  über- 
schritten und  das  Eichsfeld  als  Fundort  citirt.  Da  nun  der 
Mühlhäuser  Kreis  mit  dem  Hainich  und  der  Haart  ein  Theil 
von  Thüringen  ist,  so  dürfte  die  Fauna  und  Flora  desselben 
den  Naturforschern , welche  sich  besonders  für  Thüringen 
interessiren,  eine  willkommene  Gabe  sein, 


104 


A.  Lepidoptera  L.  ((ilo^ata  D.) 

oder 

Verzeichniss  der  im  Mühlhäuser  Kreise  vorkommenden  Schmet- 
terlinge mit  Hinzufügung  ihrer  Fundorte  etc . 

I.  RHOPALOCERA. 

A.  PAP1LIONIDES. 

1.  Melitaea  malurna  L . Kömmt  nur  auf  dem  Eichsfclde  und  im 

Werratliale  bei  Geismar  und  Kleintöpfer  vor. 

M.  artemis  Fbr . Desgl.,  aber  seltener. 

M.  dictynna  Esp.  Sehr  selten ; nur  in  den  Waldungen  zwischen 
Treffurt  und  Wanfried  und  am  nördlichen  Abhange  der  Haart 
bei  Amt  Lohra. 

M.  athalia  Brkh.  In  den  Mühlhäuser  Waldungen  selten,  häufiger 
auf  dem  Eichsfelde  von  Zelle  bis  Kleintöpfer,  gemein  am  Heldra- 
stein  und  bei  Grossburschla. 

2.  Argynnis  selene  Fbr.  Sehr  selten.  Waldwiese  bei  Heyrode. 

A.  euphrosine  L.  In  Waldungen  auf  Stellwegen , Wiesen  und 

Schlägen  überall  gemein. 

.4.  latonia  L Nicht  häufig,  oft  jahrweise  ganz  verschwindend. 
Steingraben  im  llainich.  Auf  Kleeäckern  am  Waldsaume  bei 
Weidensee. 

A.  niope  L .*  Im  Hainich  und  bei  Treffurt  auf  einigen  Waldwie- 
sen gemein.  In  der  Haart  nur  am  südlichen  Abhange  zwischen 
Saalfeld  und  Volkerode. 
var.  Aglaopa  Walner,  einmal. 
var.  Eris  Schönherr , öfters. 

A.  adippe  Fbr.  Nur  im  Hainich  in  einem  Querthale  desselben  bei 
Heyrode  in  Gemeinschaft  mit  vorigem. 

A.  aglaja  L.  Ebenfalls  in  Gemeinschaft  mit  niope,  gemein. 

A.  paphia  L*  Desgl.,  noch  gemeiner. 

var.  Valesina  Esp.  den  ,4/8  51.  Einmal  im  Heyroder  Querthale. 
Dieser  Ort  ist  überhaupt  der  Sammelplatz  dieser  ganzen  Gattung. 

3.  Vanessa  cardui  L * Ueberall  auf  Feldern,  sterilen  Orten  gemein. 

oft  jahrweise  ganz  selten.  1851  flog  derselbe  schon  im  April. 
Das  Auffallende  war,  dass  der  Schmetterling  im  April  schon  ver- 
flogen erschien, 

V.  atalanta  L.  Gemein  durchs  ganze  Gebiet. 

F.  jo  L .*  Desgl. 


An  merk.  Die  mit  * bezeichneten  Schmetterlinge  sind  durch  Zucht 
beobachtet  worden. 


105 


Vanessa  antiopa  L * „Desgl. 

var.  durch  Zucht:  Die  Veränderung  liegt  nur  in  den  Vor- 

derflügeln. Die  gelbe  Kante  hat  keine  scharfe  Grenze,  son- 
dern das  Gelb  breitet  sich,  besonders  nach  dem  Vorder- 
rande zu,  bis  zur  Hälfte  der  Flügel  aus.  Blaue  Flek- 
ken  sind  gar  nicht  vorhanden.“ 

V.  poly chlor os  L.*  Gemein  im  Walde  und  in  Gärten. 

V.  urticae  L * Sehr  gemein  durchs  ganze  Gebiet. 

V.  Calbum  L. * Desgl. 

4.  Limenitis  sibylla  L.  Im  Hainich  häufig,  in  der  Haart  selten. 

(Ein  frisches  Exempl.  noch  den  21/a  48  gefangen.) 

L.  populi  L.  Daselbst  in  Wald-  und  Fahrwegen  gemein, 

5.  Apatura  iris  L.  Im  Hainich  einzeln , in  der  Haart  bei  Iveula 

häufig. 

6.  Hipparchia  briseis  L.  Im  Hainich  mehr,  als  in  der  Haart;  auf 

sterilen  Stellen  bei  Peterhof,  lange  Bahn,  rothe  Haus  etc. 

H.  semele  L.  Desgl. 

H.  tithanus  L.  Nur  auf  dem  Eichsfelde  bei  Kleintöpfer. 

H.  janira  L.  Ueberall  sehr  gemein. 

var.  hispula  0.  Auf  den  Waldwiesen  hei  dem  rolhen  Hause. 

H.  hyperanthus  L.  Ueberall  gemein. 

var.  arele  0.  Unterseite  weisse  Punkte  statt  der  Augen. 

H.  dejanira  L.  ln  den  Mühlhäuser  Waldungen  zerstreut  einzeln. 
H.  maera  L.  Auf  manchen  Waldwiesen  und  Waldrändern  im  Hai- 
nich und  Vogteierwalde  und  im  Schafthaie  in  der  Haart  gemein. 
H . megaera  L.  Ueberall  an  Hohlwegen  , sterilen  Rändern  und 
Mauern  gemein. 

H.  egeria  L.  Desgl.,  nur  in  den  Waldungen. 

H.  galathea  L.  Desgl.,  auf  allen  Waldwiesen. 
var.  leucomelas  Hb. ) erstere  mehrmal, 

— procida  Herbst,  jl etztere  einmal,  Rothe  Haus. 

H . medusa  W.  V.  Desgl.,  aber  einzeln. 

H.  medea  Hb.  Desgl.,  aber  auf  manchen  Orten,  z.  B.  im  Hainich 
bei  dem  weissen  Hause  und  im  Vogteierwalde,  und  in  der  Haart 
bei  Saalfeld  und  im  Volkeroder  Walde  häufig. 

H.  ligea  Esp.  1851  im  Hainich  auf  den  Waldwiesen  bei  Heyrode 
und  Eichenrinden  zn  Tausenden;  vorher  und  nachher  sehr  selten. 
H.  pamphilus  L.  Gemein  durchs  ganze  Gebiet. 

H.  iphis  W.  V.  Auf  Wald  wiesen  einzeln. 

H.  hero  L.  Im  Hainich  einzeln,  im  Schafthaie  in  der  Haart  oft 
häufig;  desgl.  bei  Treffurt. 

H.  arcania  L.  Mit  pamphilus  überall  gemein. 

7.  Lycaena  arion  L.  Auf  Waldwiesen  im  lleinich  nicht  seilen. 

L.  cyllarus  Fbr.  Ueberall  auf  Wiesen  im  und  ausserhalb  des 
Waldes  nicht  selten. 


106 


Lycaena  acis  Hb.  Desgl.,  aber  mehr  auf  Waldwiesen  des  Hamichs. 

L.  argiolus  Hb.  An  einzelnen  Stellen  im  Hainich,  bei  Treffurt  am 
Heldrastein. 

Bemerk.  Die  Raupe  von  argiolus  muss  wohl  noch  eine  andere  Nah- 
rungspflanze haben,  als  Rhamnus  frangula , weil  diese  im  Hainich 
nirgends  vorkommt  und  der  Schmetterling  daselbst  doch  nicht  sehr 
selten  ist. 

L.  damon  Fbr.  Auf  einigen  Waldwiesen  im  Hainich  häufig. 

L.  alsus  Fbr.  Ueberall  auf  Wiesen  in  der  Nähe  der  Stadt  und 
im  Walde  gemein. 

L.  corydon  Fbr.  Desgl. 

L.  dorylas  Hb.  Ziemlich  selten  , nur  auf  Waldwiesen  des  Hai- 
nichs  : Rothe  Haus,  bei  Eichenrinden  am  Waldsaume  und  un- 

terhalb Katharinenberg. 

L.  adonis  ZV.  Daselbst,  sehr  selten. 

L.  alexis  Fbr.  Auf  allen  freien  Waldplätzen  und  Wiesen  zerstreut. 

L.  agrestis  W.  V.  Desgl.,  aber  seltner. 

L.  argus  L.  Desgl.,  aber  gemein. 

Z.  aegati  Brkh.  Desgl.,  aber  selten. 

Z.  amyntas  Fbr.  Desgl.,  häufig  nur  im  Walde. 

Z.  polysperohon  Bergstr.  Sehr  selten ; nur  2mal  am  Waldsaume 
des  Hainichs  südl.  vom  Spiegelbrunnen  gefangen. 

L.  chryseis  Fbr.  Einzeln  in  Gärten  und  im  Walde. 

L.  helle  Fbr.  Sehr  selten.  Spiegelbrunnen. 

L.  virgaureae  L.  Desgl.  Heyroder  Querthal. 

L.  phlaens  L.  Häufiger,  auf  sterilen  wiesigen  Plätzen. 

L.  rubi  L.  Nur  im  Hainich  bei  Pelerhof  und  bei  dem  rothen 
Hause  vorkommend. 

Z.  quercus  L.*  ln  den  Mühlhäuser  Waldungen  überall  nicht  selten. 

Z.  ilicis  0.  Nur  am  westlichen  Abhange  des  Hainichs  nach  dem 
Werrathale  häufig. 

Z.  pruni  L.  Ueberall  einzeln. 

Z.  betulae  L .*  ln  Obstgärten  überall  häufig. 

S.  Nemeobius  lucina  L.  In  den  Mühlhäuser  Waldungen  in  allen 
Stellwegen  und  freien  Plätzen  häufig. 

9.  Papilio  podalirius  Z.+  Daselbst  nicht  häufig. 

P.  machaon  L.*  Daselbst  und  in  Gärten  überall  gemein. 

10.  Pontia  cralaegi  L .*  Seit  1836  wie  verschwunden,  so  dass  er 
seit  dieser  Zeit  zu  den  Seltenheiten  gehört. 

P.  brassieae  L.*) 

P.  rapae  L .*  ) Ueberall  in  Gärten,  Feld  und  Wald  gemein. 

P.  napi  L.*  ) 

P.  daplidice  L.  Einzeln  durchs  ganze  Gebiet.  Ilorsmar. 

P.  cardamine  Z.  Ueberall  gemein  im  Walde  und  in  den  Umge» 
bungen  der  Stadt. 

P.  sinapis  L . In  den  Waldungen  gemein. 


107 


11.  Colias  edusa  L.  Auf  Feldern  sehr  selten;  früher  häufiger. 

C.  hyale  L.  Daselbst,  mehr  als  in  den  Wäldern,  gemein. 

C.  rhamni  L-*  Nur  in  den  Waldungen,  gemein. 

12.  Hesperia  alveolus  0.  Daselbst  in  allen  Stellwegen,  auf  Wie- 
senplätzen gemein. 

var.  taras  ? 2 mal. 

H.  sertorius  0.  2 Fundorte : Katharinenberg  und  Treffurt. 

H.  lages  L.  In  Gemeinschaft  mit  alveolus. 

H.  steropus  W.  V.  Auf  feuchten  Waldwiesen  bei  Treffurt. 

H.  paniscus  Fbr.  — alveolus  und  tages. 

In  Gemeinschaft  auch  ausserhalb  der  Waldun- 
dungen an  den  Chausseegräben,  auf  Wiesen 
und  grasigen  Platzen  überall  gemein. 

H.  actaeon  Esp.  Im  Allgemeinen  selten,  nur  im  Werrathale  bei 
Treffurt  und  Wanfried , auf  den  blumenreichen  Abhängen  des 
Ibei’ges  bei  Heiligenstadt  und  an  den  nördlichen  Abdachungen 
der  Haart  nach  der  goldnen  Aue  bei  Amt  Lohra  häufiger. 


H.  comma  L. 

H.  sylvanus  Fbr. 
H.  linea  Fbr. 

H.  lineola  0. 


II.  H E T E R 0 C E R A. 

A.  SPHINGIDES. 

1.  Zygaena  minos  XV.  V.  Im  Hainich  und  bei  Nazza,  Falken  und 

Treffurt  auf  Waldwiesen  nicht  häufig. 

Z.  meliloti  Esp . Desgl.,  häufiger  nördlich  vom  weissen  Hause  und 
bei  Heyrode. 

Z.  trifolii  Esp.  Desgl. 

Z.  lonicera  Esp.  Desgl.,  aber  seltner. 

Z.  filipendulae  L.  Desgl.,  gemein. 

Z.  hippocrepidis  0.  Desgl.,  selten. 

Z.  peucedani  Esp.  Desgl.,  jetzt  selten,  früher  gemein. 

Z.  ephialtes  0.  Desgl.,  einmal. 

Z.  onobrychis  Fbr,  Desgl.,  oft  gemein. 

2.  Sesia  apiformis  L.  Durchs  ganze  Gebiet  nicht  selten. 

S.  hylaeformis  Lasp.  Desgl.  in  Gärten,  seltner. 

S.  culiciformis  L.  Desgl. 

S.  tipuliformis  L.  Desgl. 

3.  Macroglossa  fuciformis  L.  Nur  an  einigen  Orlen  im  Hainich: 

Spiegelbrunnen  und  in  den  Chausseegräben  zwischen  Langula 
und  Nazza. 

S.  slellatarum  L.  In  Gärten  auf  Blumenbeeten  nicht  häufig, 

4.  Smerinthus  liliae  L*  ) 

S.  ocellata  L.*  | Durchs  ganze  Gebiet  gemein. 

S.  populi  L.*  ) 


108 


5.  Deilephila  elpenor  L .*  Gemein.  Raupe  besonders  am  Felchtnef- 

bache  auf  Lythrum  salicaria  L. 

D.  porcellus  L.*  Nicht  so  häufig,  ln  den  Umgebungen  der  Stadt : 
Schützenberg , Rapimschenmühle. 

D.  galii  Fbr.*  Im  Hainich  selten.  Katljarinenberg. 

D.  euphorbiae  L*  Gemein  durchs  ganze  Gebiet. 

6.  Sphinx  pinaslri  L * Nie  so  häufig,  dass  die  Raupe  schädlich 

würde. 

Sph.  convolvuli  L.*  Oft  gemein. 

Sph.  ligustri  L.*  Desgl. 

7.  Acheronlia  atropos  l * Desgl. 


1.  Salurnia  carpini  W.  V.  Früher  bei  Mühlhausen  häufig,  jetzt  nur 

bei  Volkerode  und  im  Werrathale. 

2.  Aglia  tau  L * In  allen  Laubholzungen  des  Hainich  und  bei  Tref- 

furt am  Heldrastein  gemein. 

3.  Endromis  versicolora  L.  Sehr  selten. 

4.  Bombyx  mori  L * Seit  Jahren  eingeführt;  seit  1853  im  Grossen 

durch  einen  Verein. 

5.  Harpyia  vinula  L*  Durchs  ganze  Gebiet  gemein. 

H.  erminea  EspS  Einmal. 

H '.  bifida  Hb .*  Sehr  selten. 

H.  furcula  L .*  Ueberall  nicht  selten. 

H.  fagi  L*  Im  Hainich  häufig.  Die  Zucht  ist  schwierig,  weil 
die  Raupe  sich  in  der  Gefangenschaft  die  Füsse  abbeisst. 

6.  Notodanta  ziczac  L .*  Ueberall  gemein,  besonders  an  der  Unstrut. 
JV.  dromedarius  Z.*  Nur  in  der  Haart. 

N.  camelina  L * In  den  Waldungen  überall  gemein. 

N.  carmelüa  Esp  * Nur  im  Hainich  an  einigen  Orten  selten. 


N.  palpina  L*  Im  Hainich  häufig. 

N.  plumigera  Fbr*  Daselbst,  seilen. 

N.  velitaris  Esp.  Desgl. 

7.  Gastropacha  betulifolia  L.  Einmal. 

G.  quercifolia  L .*  Einzeln  durchs  ganze  Gebiet. 

G . pini  L.  Noch  seltner  als  Sphinx  pinaslri  L. 

G.  pruni  L.  Einmal  bei  Ammern. 

G.  potatoria  L.*  Ueberall  gemein. 

G-  quercus  L*  Einzeln  durchs  ganze  Gebiet;  an  der  Werra  bei 
Heldra  auf  Weiden  häufiger. 

G.  trifolü  Fbr.  Einmal  im  Chausseegraben  bei  der  Torfgrube. 

G.  populi  L*  An  manchen  Orten  z.  B.  bei  Schrölerode  an  Pap- 
pelalleen gemein. 


B.  BOMBYCIDES. 


N.  diclaea  L .*  ( 

N.  dictaeoides  Esp  * j 


Einzeln  durchs  ganze  Gebiet. 


109 


Gaslropacha  lanesiris  L*  Desgleichen  zum  Beispiel  Wendehausen, 
Thonberg. 

G.  neustria  L * Ueberall  in  Gärten;  die  Raupe  wird  daselbst  oft, 
l)esonders  bei  Treffurt  sehr  schädlich. 

8.  Cossus  ligniperda  Fbr .*  Bei  Mühlhausen  sehr  gemein,  und  wird 

die  Raupe  daselbst  den  Obstbäumen  sehr  schädlich. 
aesculi  L.  Daselbst  selten.  Zweimal  auf  dem  Hofe  und  zwar  auf 
dem  Miste  sitzend  gefangen. 

9.  Hepiulus  humuli  L.  Das  9 überall  gemein  in  Gärten , das  $ 

sehr  selten. 

H.  sylvinus  L.  Ziemlich  seilen. 

H . lupulinus  L.  Durchs  ganze  Gebiet  gemein. 

H.  hectus  L.  Ziemlich  selten. 


10.  Pygaera  anastomosis  L.  Desgl. 

P.  reclusa  Fbr  .*  Einzeln  durchs  ganze  Gebiet,  häufig  an  der  Un- 
strut bei  Görmar  und  Bollstedt, 

P.  curtula  L.*  Desgl. 

P.  anachoreta  Fbr.*  Desgl.,  aber  seltner. 

P.  bucephala  L*  Ueberall  gemein  ; R.  besonders  auf  Eichen.  Lin- 
den und  Weiden. 


11.  Liparis  monacha  L .*  Ueberall  nicht  häufig. 

L.  dispar  L*  Desgl.,  gemein. 

L.  salicis  L * Nicht  überall  häufig,  nur  an  den  Chausseepappeln 
zwischen  Höngeda  und  Gollere. 

L chrysorrhoea  L.'  j üeberaU  in  Gärten. 

L.  aunflua  Fbr.  j 

12.  Orgyia  pudibunda  L*  Desgl.  gemein  in  Gärten  und  Wäldern. 
0.  coryli  L*  Desgl.  nur  im  Walde. 

0.  gognosligma  Fbr  * Desgl.  nur  in  Gärten. 

0.  anliqua  L * Desgl, 

13.  Psyche  nitidella  Fbr.*  In  den  Waldungen  des  Hainichs  häufig. 

14.  Lithosia  aurila  Esp.  Daselbst  in  den  Tannenwaldungen  bei  Pe- 
terhof, z.  selten. 

L.  irrorea  Hb.  Daselbst  gemein. 

L . eborina  Hb.  Desgl. 

L.  rubricollis  Hb.  Desgl.,  nicht  so  häufig. 

L.  aureola  Hb.  Desgl,  bei  Peterhof. 

L.  luteola  Hb.  Desgl.,  selten. 

L.  helveola  Hb.  Desgl.,  häufiger. 

L.  complana  Hb.  Desgl.,  häufiger. 

L.  griseola  Hb.  Desgl.,  häufiger. 

L.  mundana  L*  Sehr  häufig  unter  alten  Dächern. 

15.  Euprepria  russula  L.  Einziger  Fundort : Schmalzholz  bei  Mühl- 
hausen. 

E . jacobaea  L*  Im  Hainich  und  in  der  Haart  überall  wo  Sene- 
cio  jacobaea  L.  steht. 


110 


Euprepria  plantaginis  L.  Daselbst  aber  seltner. 

E.  hera  L.  Nur  im  llainich  bei  Nazza. 

E.  aulica  L.  Daselbst.  Spiegelbrunnen. 

E.  matronula  L . = hera. 

E . caja  LS  Durchs  ganze  Gebiet  gemein. 

E.  hebe  L.  Nur  im  Hainich  bei  Eichenrinden. 

E.  fuliginosa  LS  — caja,  doch  nicht  so  häufig. 
E.  mendica  L S 1 

E,  sordida  nach  Wood * ? I 
E.  urticae  EspS  \ Desgl. 

E.  menthastri  FbrS  I 
E,  lupricipeda  Fbr  S J 


C.  NOCTUAE. 


1.  Aironycta  leporina  LS  Popperode  bei  Mühlhausen,  nicht  häufig. 
A.  aceris  LS  Auf  einigen  kleinen  Kastanienanpflanzungen  in  der 

Stadt  gemein. 

A.  inegacephala  Fbr  * Im  Hainich  nicht  häufig. 

A.  ligustri  Fbr  * Z.  selten. 

A.  Indens  L*  und  psi  L .*  Gemein  durchs  ganze  Gebiet. 

A.  rumicis  L*  Desgl. 

A.  euphorbiae  Fbr  * Einzeln  durchs  ganze  Gebiet. 

A.  euphrasiae  Fbr*  Auf  Wiesen  bei  Felchta. 

2.  Bryophila  perla  Fbr.  Ueberall  häufig. 

3.  Kymalophora  diluta  Fbr.  Einmal  im  Hainich.  Spiegelbr. 

K*  flavicornis  L*  Daselbst  häufig. 

4.  Episema  coeruleocephala  L*  Sehr  gemein,  besonders  an  Zwet- 

schenbaumen  im  freien  Felde.  (Ist  seiner  Natur  nach  ein  Bombyx.) 


5.  Agrotis  fumosa  Fbr*  Sehr  selten. 

A.  suffusa  Fbr*  Nicht  selten  in  Gärten,  auf  Wiesen. 

A,  segelum  Hb.  In  der  Umgegend  Mühlhausens  gemein. 

A.  corticea  W.  F.  | Desgl.,  erstere  nicht  so  häufig. 

A.  exclamatioms  Lr  } 

A.  forcipula  W.  V.  Einmal.  Schützenberg. 

A . lenebrosa  Hb.  Daselbst. 


6.  Amphipyra  Iragopogonü  L*  > üeberall  gemein. 

A.  pyramidea  L*  ) 

A.  typica  L*  Häufig  in  den  Stadtgräben. 

A.  lucipela  Fbr.  Einmal.  Schützenberg. 

7.  Noctua  augur  Fbr*  Ueberall  nicht  selten. 

N.  sigma  W.  V.*  ) 

N.  candelisequa  W.  V'*  ! S.  selten. 

N.  brunea  Fbr.  ) 

N C.  nigrurn  I.*  ( sellen_ 

N.  tnanguium  ü.*  ) 


111 


8.  Triphaena  comes  Hb.*  S.  selten.  Schützenberg.  Einmal  bei 

Langensalza. 

Tr.  subsequa  Esp.  Noch  seltner. 

Tr.  pronuba  L.*  Ueberall  gemein , besonders  in  Gärten ; variirt 
so , dass  kein  Exemplar  dem  andern  ganz  gleich  ist. 

Tr.  fmbria  L.  Sehr  selten.  Spiegelbrunnen,  Schützenberg. 

Tr.  jantkina  Fbr*  Noch  seltner.  Bollstedt. 

9.  Hadena  saponariae  Esp*  Ueberall  häufig. 

//.  perplexa  Hb.  Desgl.  Schaflhal  in  der  Haart. 

H.  capsincola  Hb.  Seltner,  nur  in  Gärten. 

H.  cucubali  W.  V.  Ueberall  gemein. 

H.  lutulenta  W.  V.*  Mehrmals  durch  Zucht. 

H.  leucophaea  B*  Desgl. 

H.  denlina  Esp*  Ueberall  gemein. 

H.  atriplicis  L.*  Desgl.,  nicht  so  häufig. 

H.  adusla  Esp*  Desgl. 

H.  thalassina  Brk.  Im  Hainich  selten. 

H.  genistae  Brk*  Daselbst  seilen,  in  der  Haart  und  am  Heldra- 
stein häufiger. 

H.  contigua  Esp.  Nur  bei  Hollenbach  und  Harsmar  in  den  dorti- 
gen Eichenwaldungen. 

10.  Phlogophora  meliculosa  L.  Gemein  durchs  ganze  Gebiet. 

Phi.  lucipara  L . Ziemlich  selten. 

11.  Miselia  comla  Fbr*  ) 

M.  culta  Fbr*  ) sehr  selten,  nur  durch  Zucht  erhalten. 

M.  oleagina  Fbr*  ) 

M.  oxyacanthae  L.  Ueberall  häufig. 

M.  aprilina  L.  Eine  der  gemeinsten  Herbsteulen. 

12.  Polia  chi  L.*  Sehr  selten,  nur  2mal  durch  Zucht. 

P.  saliceli  Brkh*  Bei  Mühlhausen  häufig. 

P.  dysodea  Esp*  Desgl. 

P.  scoriacea  Esp.  Sehr  selten.  Schützenberg. 

P.  flavicincta  Fbr*  Oft  durch  Zucht. 

P.  nebulosa  Fbr.  Nicht  häufig.  Schiilzenberg. 

P.  herbida  Hb.  Sehr  selten.  Daselbst. 

(Trachea  porphyrea  Ilb.  den  21/5  49  auf  dem  Inselsberge  ge- 
fangen.) 

13.  Apamea  nictitans  L.*  Ueberall  aber  selten. 

A.  didyma  Bfk.  ) Qeraeiri  durchs  ganze  Gebiet,  die  beiden  er- 
A furmeula  W.  V.  slen  mU  vieIen  Variationen. 

A.  strigtlis  L.  \ 

A.  teslacea  W.  F.  Sehr  selten. 

A.  bassilinea  Fbr*  Ueberall  häufig  in  Gärten. 

14.  Mameslra  pisi  L*  Ueberall  auf  Feldern  gemein. 

M,  oleraeea  L*  Desgl.,  aber  nirgends  häufig. 


112 


Mameslra  chenopodü  Fbr*  Desgl. 

M.  nigricans  FF.  V.  Sehr  selten. 

M.  brassicae  L.  j Gehören  zu  den  gemeinsten  Eulen  in  Gärten 
m.  persicanae  L.  \ 

15.  Calpe  libatrix  L .*  An  manchen  Orlen  z.  B.  Popperode,  Am- 

mern, Reiser,  an  der  Unstrut,  bei  Bollstadt  gemein. 

1 6.  Orthosia  instabilis  Fbr  * Durchs  ganze  Gebiet  in  Gärten  und 
Wäldern  verbreitet. 

ö.  ypsilon  FF.  V*  Desgl.,  am  häufigsten  in  der  Haart. 

0.  Iota  L*  Einige  Mal  nur  durch  Zucht. 

0.  golhica  L.  Ueberall  selten. 

0.  slabilis  Hb*  Ueberall  gemein. 

0.  cruda  W.  V.  Selten.  Horsmar. 

0.  laevis  Hb.  Häufiger.  Rapimschenmühle. 

0.  litura  L*  Selten,  nur  durch  Zucht. 

17.  Caradrina  morpheus  Viewg*  Durchs  ganze  Gebiet  an  Zäunen 
der  Gärten  häufig,  besonders  bei  Görmar,  Grabe,  Schiitzenberg, 
Klinge  etc. 

C,  cubicularis  FF.  V.  Desgl.  in  und  an  Gebäuden. 

C.  alsines  Brlih.  Desgl. 

C.  trilinea  W,  V.  Desgl.,  aber  seltner. 


18.  Leucania  pallens  L*  Die  erste  Generation  selten,  die  zweite 
durchs  ganze  Gebiet  auf  Feldern,  in  Gräben  etc.  gemein. 

L.  impura  Hb.  Ueberall  selten. 

L.  album  L.  ) 

L.  comma  L.  > Desgl.  Schölzenberg. 

L.  lilhargyria  Bsp.  ] 

L.  conigera  Fbr.  Bei  Mühlhausen  häufig. 

19.  Gorlyna  flavago  Esp*  Nur  an  einigen  Orten,  selten. 

20.  Xanthia  ochroleuca  FF.  V.  In  den  Mühlhäuser  Fluren  an  Rän- 

dern, am  Forstberge  etc.,  wo  Disteln  blühen,  nicht  selten. 

X rufina  L. 


X.  ferrugineaHb. 
X.  croceago  Fbr. 
X.  citrago  L . 

X ♦ aurago  Fbr. 
X.  silago  Hb. 

X.  cerago  FF.  F. 


Herbsteulen  , alle  durch  Klopfen  an  Waldrän- 
rändern des  Hainich  und  an  Chauseehäumen  da- 
selbst mehr  oder  weniger  häufig. 


21.  Cosmia  fulvago  FF.  F.  Im  Hainich,  sehr  selten. 

C . Oo  L.  Desgl. 

C.  trapezina  L .*  Daselbst,  sehr  gemein,  variiren  sehr  in  Fär- 
bungen. 

C.  retusa  L*  Daselbst,  selten,  nnr  durch  Zucht. 

C,  affinis  L*  Desgl.,  aber  häufiger.  Die  Raupen  leben  gleichzei- 
tig mit  der  von  trapezina  und  ist  leicht  mit  derselben  zu  ver- 
wechseln. 


113 


Cosmia  pyralina  W.  V*  Meist  selten,  nur  durch  Zucht. 

22.  Cerastis  vaccinii  L.  In  Gemeinschaft  mit  den  Xanthinen  in  vie- 
len Variationen. 

C.  rubiginea  L * Desgl. 

C,  silene  W.  V .*  Selten , nur  durch  Zucht. 

C.  satellilia  L * Einzeln  durchs  ganze  Gebiet. 

23.  Xylina  vetusta  Hb*  Im  Hainich,  selten. 

X , exoleta  L * Daselbst,  häufiger. 

X.  rhizolitha  Fbr.  Oft  gemein,  gleichzeitig  mit  den  Xanthinen. 

X,  petrificata  W.  V*  Daselbst,  selten. 

X.  oculata  Germ.  Desgl  , noch  seltner. 

X conspicillaris  L.  Bei  Mühlhausen,  Schützenberg  ziemlich  selten. 
X pulvis  L.  Daselbst,  sehr  selten. 

X.  scolopacina  Hb.  Desgl. 

X.  rurea  Fbr.  Desgl. 

X.  polyodon  L.  Desgl.,  aber  gemein. 

X lithoxylea  W.  V*  Ziemlich  häufig,  besonders  des  Abends  in 
Gärten. 

X.  lateritia  Esp  * Desgl. 

X»  virens  L.  Desgl.,  aber  selten. 

24.  Asteroscopus  cassinia  Fbr.  Desgl.,  häufiger. 

25.  Cleophana  pinastri  L.  Sehr  selten,  durch  Fang  an  einem  Gar- 
tenhause  in  der  Klinze. 

C.  linariae  Fbr.  Desgl.  Schützenberg. 

26  Cucullia  umbratica  Fbr.  j , Gemeir.scl.afl,  überall  häufig. 

C.  laclucae  Fbr.  ) J ° 

C.  dbrotani  IV.  V*  . Mu  vor|  abe|.  seltner> 

C.  absinthii  L.  • 

C.  thapsiphaga  Tr.  Einmal  gefangen.  ? 

C.  scrophulariae  W.  V*  Nur  an  einigen  Orten : Heyrode,  an  der 
Unstrut  dem  Badeorte  gegenüber , an  der  Werra  bei  Heldra. 

C.  verbasci  L .*  Zerstreut  durchs  ganze  Gebiet. 

27.  Abrostala  triplasia  L.*  Desgl.,  gemein. 

A.  urticae  Hb.  Desgl.,  selten.  ' 

2S.  Phsia  chryntis  L*  j Uebcrall  ,cio. 

P.  gamma  L.  ) 

P.  jota  L*  Bei  Mühlhausen  in  Gärten  ziemlich  häufig. 

29.  Anarte  heliace  W.  V.  Zerstreut  auf  einigen  Waldwiesen  des 

Hainichs , besonders  am  Waldsaume  hinter  Eichenrinden, 

30.  Heliathis  dipsacea  L.  1847  sehr  häufig  auf  Kleestücken  am 

Riesenberge. 

H . marginata  Fbr.  In  den  Juni-Abenden  häufig  bei  der  Rapims- 
ehenmühle  und  am  Schützenberge. 

H.  delphinii  Fbr,  Desgl.,  aber  sehr  seilen. 

31.  Acontia  lucluvsa  W.  V.  Höngeda,  einziger  Fundort. 

8 


114 


32.  Erastria  suiphurea  Hb.  Ueberall  auf  Wiesen , Kleestücken  etc. 

gemein. 

E.  unca  W.  V.  Desgl.,  aber  selten. 

E.  atratula  Brkh.  Desgl.,  bald  häufig,  bald  selten. 

33.  Antophila  aenea  W.  V.  Auf  Waldsaumwiesen  bei  Eichenrinden 
häufig. 

34.  Ophiusa  craccae  Fbr,  Bei  Mühlhausen  nicht  selten. 

35.  Mania  maura  L.  Ziemlich  gemein,  besonders  in  Mühlen  inner 

halb  und  ausserhalb  der  Stadt. 

3G.  Catocala  fraxini  L * Ueberall  z.  selten. 

C.  nupta  L*  Ueberall  gemein. 

C.  sponsa  Fbr.  ( Beide  selten,  bis  jetzt  nur  in  der  Haart,  bei 
C.  promissa  Fbr.  $ Horsmar. 

C.  paranympha  L.  Desgl. , bei  Mühlhausen  im  Johannisthale  und 
Schützenberge. 

37.  Brephos  parlhenias  L.  Sehr  häufig  im  Hainich  in  Stellwegen 
an  den  ersten  warmen  Tagen  im  Februar. 

38.  Euclidia  glyphica  L * Ueberall  auf  Wiesen,  Kleeslücken  etc. 

gemein. 

E.  mi  L.  Desgl.,  nicht  so  häufig,  mehr  auf  Waldwiesen. 

39.  Plalypleryx  spinula  Hb.  Den  26/8  50  an  der  ßreitsülze,  den 

15/5  52  in  einem  Garten  bei  der  Stadt  gefangen.  Ich  glaube 
desshalb,  dass  sich  spinula,  wie  die  übrigen  Platypteryx,  in  2 
Generationen  entwickelt. 

PI.  sicula  Hb*  Im  Hainich  selten. 

PI.  falcula  Hb*  Daselbst  und  in  der  Haart  häufig. 

PL  unguicula  Hb*  Desgl. 

PL  lacertula  Hb.*  Desgl.,  sehr  seilen. 

D.  GEOMETRAE. 

1.  Ennomus  liturania  L.  Nur  an  einigen  Orten:  Schützenberg, 

Peterhof,  grüne  Pforte  und  weisse  Haus. 

E.  signaria  Hb.  Desgl.,  in  der  Haart  im  Schafthaie  häufiger. 

E.  notataria  W.  V.  Einzeln  in  Gärten  zwischen  Mühlhausen  und 
Görmar  und  bei  Popperode. 

E.  emarginaria  L.  Desgl.  im  Johannisthale. 

E.  parallelaria  W.  V.  Einzeln  im  Hainich. 

E.  edunaria  Es.  Daselbst  einmal  ein  $ gefangen,  unweit  der  grü- 
nen Pforte. 

E.  dolabraria  L*  Daselbst  an  vielen  Orten  nicht  selten. 

E.  crataegala  L*  Im  Hainich  und  in  der  Haart  überall  gemein. 
E.  prunaria  L.  Ueberall  in  Gärten  mehr , als  in  den  Waldungen 
gemein. 

var.  Die  Veränderung  tragen  die  Vorderflügel.  Auf  denselben 
hat  sich  beinah  ein  Karmosinroth  bindenartig  concentrirt. 


115 


Ennomus  syringaria  L.*  In  Gärten  einzeln  durchs  ganze  Gebiet. 


Beide  häufig  im  Uainich. 


E.  lunaria  W.  V* 

E.  illunaria  W.  V .*  » 

E.  üluslraria  Hb*  Daselbst  das  $ einmal  durch  Zucht. 
E.  evonymaria  W.  V.  Einmal. 

E.  angularia  W.  V*  Daselbst,  ziemlich  selten. 

E.  erosaria  W.  V*  Desgl.,  nicht  seilen. 


E.  quercinaria  Brich* 

E.  quercaria  Esp  * Desgl. 


Desgl, 


häufig. 

(Noch  im  Ungewissen.) 


E.  denlaria  Esp*  Desgl,  ziemlich  selten. 

E.  alniaria  L*  Popperode,  Walkmühle  hei  Görmar;  ziemlich  selten. 
E.  liliaria  Hb*  In  den  Mühlhäuser  Waldungen  gemein. 

2.  Acaena  sambucaria  L.  Durchs  ganze  Gebiet  in  Gärten. 

3.  Ellopia  margaritaria  L.  Häufig.  Bei  Eichenrinden  und  in  Gär- 

ten bei  Mühlhausen  nicht  selten. 

E.  fasciaria  L.  Nicht  häufig.  Grüne  Pforte. 


E.  prasinaria  Hb. 


Desgl 


4.  Geometra  vernaria  L.  2*  Im  Walde  bei  Kaminerforst  ( eine 
Forts,  des  Hainichs),  mit  viel  reicherer  Flora  und  Fauna ; Bomb, 
matronula  und  hera  kommen  daselbst  vor. 

G.  papilionaria  L.  Einzeln.  Popperode. 

G . aeruginaria  Hb.  Im  Uainich  und  Haart  gemein. 

G.  bupleuraria  W.  V.  Daselbst,  selten. 

G.  putataria  L.  Nicht  häufig. 

G.  aestivaria  W.  V.  Ueberall  selten.  Rapimschenmühle. 

G . cythisaria  W.  V.  Nur  am  Heldrastein  bei  Treffurt, 

G.  bajularia  Esp.  Sellen.  Uainich. 


5.  Aspilates  purpuraria  Fbr.  Ueberall  einzeln  auf  Stoppelfeldern. 
A.  gilvaria  W.  V.  Selten.  Uainich. 

A.  vespertaria  B.  Desgl 
A.  artesaria  W.  V.  Desgl. 

A.  palumbaria  W.  V.  Nicht  selten.  Hainich  und  Heldrastein. 

A.  petraria  Esp.  Selten, 

6.  Crocallis  ellmgaria  L.  , Beide  njcht  lläulig.  Grüne  Pforte. 

C.  pennaria  L.  > 

7.  Gnophos  obscurata ? Oft  sehr  häufig  des  Abends  an  Garlenzäu- 

nen.  Klinge,  Rapimschenmühle. 

G.  punclulata  Hb.  Selten.  Spiegelbrunnen. 


8,  Boarmia  cinclaria  W.  V.  Nicht  häufig.  Grüne  Pforte. 


Daselbst,  aber  selten. 


B.  crepuscularia  W.  V.  Desgl. 

B.  consortaria  Fbr. 

B.  repandaria  W.  V • 

B.  rhomboidaria  W.  V. 

B.  exlersaria  Hb*  Im  Hainich  gemein. 
B.  secundaria  W.  V.  Daselbst  seltner. 
B.  viduaria  W.  V*  Desgl,  häufig. 


Steingraben  im  Hainich. 


Häufig:  Weissc  Haus,  Steingraben,  Peterhof. 


8 * 


116 


Boarmia  lichnearia  W,  V*  Desgl.,  seltner. 

B.  carbonaria  W.  V.  Desgl,,  sehr  selten. 

B.  cineraria  Ebr*  Desgl.,  nicht  selten. 

9.  Amphidasis  betularia  L*  Ueherall  gemein. 

A.  prodromaria  W.  V*  i De sgl  einzeln. 

A.  hirtaria  L*  1 

A.  pilosaria  W.  V*  Desgl.,  in  Gärten  häufig. 
A.  pomonaria  Esp* 

A.  zonar ia  Ilb* 


Bei  Mühlhausen  sehr  selten. 


10.  Tidonia  piniaria  L.  Gemein  in  den  Mühlhäuser  und  Treffurter 
Kiefernwaldungen. 

T.  alomaria  L.  Ueherall  im  Walde  und  auf  Bergwiesen  gemein. 
T.  picearia  Hb.  Bis  jetzt  einmal  gefangen. 

T.  clalhrata  Hb*  Im  ganzen  Gebiete  auf  Wiesen,  Kleefeldern  und 
auf  Waldwiesen  gemein. 

T.  immoraria  Hb.  Einmal  an  der  grünen  Pforte. 

T.  wavaria  L.*  In  allen  Gärten  gemein. 

T.  pulveraria  L*  Im  Hainich,  besonders  in  der  Gegend  des  ro- 
then  Hauses  und  bei  Eichenrinden  häufig. 

T.  aurantiaria  Esp.  In  Buchenwaldungen  des  Haipichs  selten,  am 
Waldsaume  des  Vogteierwaldes  jedoch  öfter. 

T.  progemmaria  Ilb.*  Daselbst  häufiger. 

T.  defolaria  L*  In  Gärten  und  Waldungen  gemein. 

T.  bajaria  W.  V.  In  Gärten  bei  Popperode  nicht  selten. 

T.  leucophaearia  W.  V.  In  Gärten  überall  einzeln. 

T.  aescularia  Hb*  Bei  Mühlhausen  gemein. 

11.  Chesias  spartiata  B.  Im  Mühlhäuser  Walde  selten,  bei  Treffurt 
häufiger. 

Ch.  juniperata  B.  Auf  den  Uffröden  bei  Hollenbach. 

Ch . variala  B.  Die  Raupe  wird  den  Fichten  und  Tannen  am  weis- 
sen  Hause  und  am  Schützenberge  oft  schädlieh. 

Ch.  obliquata  W.  V . Daselbst  nicht  häufig. 

12.  Cabera . pusaria  L.*  In  den  Waldungen  gemein. 

C.  exanthemaria  Esp*  Daselbst,  nicht  so  häufig. 

C.  sylveslrata  Hb.  Daselbst,  selten. 

C.  slrigilaria  Esp.  Desgl.,  am  Heldrastein  häufiger. 

C.  punctaria  L*  Daselbst  häufig. 

C.  omicrinaria  W.  V.  Desgl.,  besonders  bei  Peterhof  u.  Heyrode. 
C.  pendularia  L.  Daselbst  einzeln. 

C.  trilinaria  Brkh*  Im  Hainich  gemein. 

13.  Acidalia  ochrearia  Hb.  Im  Hainich  auf  Waldwiesen  häufig. 

A.  rubricaria  Hb.  Desgl.,  aber  seltner. 

A.  albulata  Hb.  Einmal. 

A.  luteata  Hb.  Wie  ochrearia. 

A.  impluviata  B.  Einzeln  auf  Waldrändern  des  Hamichs ; in  Ge- 
meinschaft mit  dilutatu. 


117 


Acidalia  brumata  L * Ueberall  gemein. 

A.  dilutata  B*  Nur  im  Walde  gemein. 

A.  candidata  Hb.  Desgl.,  häufig. 

A.  osseata  Hb.  Auf  Waldwiesen,  seilen. 

A.  slrigaria  Hb.  Daselbst,  gemein. 

A.  hexaplerata  Fbr.  Im  Hainich  u.  bei  Treffurt,  ziemlich  selten. 
A.  rivulata  B.  ? Bis  jetzt  2mal  gefangen. 

A.  blandiala  B.  An  Gärtenzäunen  bei  Popperode. 

A.  rusiicala  Dup.  Auf  Waldwiesen  bei  Heyrode,  sehr  selten. 

A.  undulata  B.  Im  Hainich  auf  lichten  Waldstellen.  Rothe  Haus, 
ziemlich  selten. 

A.  vetulata  Rb.  In  den  Juni-Abenden  an  Gartenzäunen  gemein. 

A.  bilineala  Dup.  Ueberall,  besonders  in  Gärten,  gemein. 

A.  tersala  B.  An  Zäunen  in  der  Klinge,  selten. 

A.  rhamnata  B.  Desgl. 

A.  dubitata  B.  Bei  Mühlhausen  in  Gärten  , oft  auch  in  Häusern 
und  Kellern, 

A.  c erata  B.  Hie  und  da  in  Gärten,  ziemlich  selten. 

14.  Larenlia  mensuraria  W.  V.  Ueberall  auf  Wiesen,  in  Chausee- 
gräben  etc.  gemein. 

L.  badiala  B.  In  Hecken  am  weissen  Hause,  selten. 

L.  plagiata  L.  In  den  Waldungen  Mühlhausens  nicht  selten. 

L.  bipunctaria  W.  V.  In  Gemeinschaft  mit  mensuraria,  ebenso 
gemein. 

L.  caesiala  B.  Im  Hainich,  selten. 

L.  flavicinctala  Wood.  Daselbst,  seilen. 

L.  molluginata  Hb.  Desgl. 

L.  psittacata  Fbr.  In  Gärten , nicht  häufig. 

L.  rectangulata  Fbr.  Desgl,  häufiger. 

L.  subrumbrata  Hb.  Im  Hainich,  selten. 

L.  innolata  Brkh.  Im  Gebüsch  an  den  Unstrulufern  bei  Mühlhau« 
sen  und  Görmar. 

L.  centaureata  Hb.  Am  Riesen-  und  Schülzenberge,  auf  Waldwie- 
sen im  Hainich,  ziemlich  häufig. 

L.  venosata  Hb.  Am  Schützenberge,  ziemlich  selten. 

L.  valerianata  Hb.  In  Gärten  bei  Popperode  von  Bornemann  ge- 
fangen. 

15.  Cidaria  quadrifasciaria  W.  V.  Im  Hainich  und  in  der  Haart 
selten. 

C.  ferrugaria  W.  V.  Ueberall  gemein. 

C.  liguslraria  Tr.  Häufig  an  Zäunen  bei  Görmar. 

C.  ocellata  L * Ueberall  an  Zäunen,  einzeln. 

C.  miaria  W.  V.  Im  Hainich,  selten. 

C.  populata  B.  Daselbst,  häufig. 

C.  chenopodiataL.  Oft  häufig  an  Gartenzäunen.  Kunzens  Thürmchen. 
C.  achatinala  B.  Im  Hainich,  sehr  selten. 


118 


C.  moeniaria  W.  V.  Im  Hainich  selten,  am  Heldrastein  häufiger. 
C.  fulvata  B*  In  Gärten  meist  in  Gemeinschaft  mit  chenopodiata, 
auch  im  Walde  häufig. 

C.  pyraliata  B.  ? 

C.  derivala  B * In  Gärten  auf  Rosen,  nicht  häufig. 

C.  berberata  Fbr.  Ueberall  in  Gärten  häufig. 

C.  rubidala  B . Schiitzenberg;  selten. 

C.  russata  B.  Daselbst  häufig. 

C.  suffumala  B.  ? Einmal. 

C.  prunala  L*  In  Gärten  überall  gemein. 

C.  ruplata  B.  Daselbst,  selten. 

C.  monlonciria  Tr.  Im  Hainich  gemein. 

C.  alchemillata  L.  In  Gärten  und  im  Walde  einzeln. 

C.  hastata  L.  Im  Hainich  nur  an  einigen  Orten,  ziemlich  selten. 
C.  trislala  L.  Desgl. 

16.  Zerene  flucluarici  B.  Ueberall  in  Gärten,  an  Zäunen,  Breitwän- 

den etc.  gemein. 

Z.  adusiata  w.  o.  In  der  nähern  Umgebung  von  Mühlhausen  und 
im  Hainich  seilen,  bei  Treffurt  häufiger. 

Z.  albicillata  L.  In  Gärten,  einzeln. 

Z.  marginala  L.  In  den  Waldungen  überall  gemein. 

Z.  maculata  Fbr.  Im  Hainich  selten,  häufig  bei  Nazza,  Haiungen 
und  Treffurt. 

Z.  grossulariala  L.*  In  Gärten  überall  gemein. 

Z.  taminata  w.  o.  Im  Hainich  nicht  selten. 

Z.  temerata  w.  o.  Desgl. 

17.  Minoa  euphorbiala  Fbr . Auf  den  Waldwiesen  vor  Heyrode 
gemein. 

M.  griseala.  w o.  Auf  Wiesen  und  Kleefeldern  am  Riesenberge 
oft  gemein. 

M.  niveata  Hb.  Daselbst,  selten. 

18.  Idaea  dealbala  L.  Daselbst,  selten. 

/.  vibicaria  L.  Auf  wiesigen  Waldrändern  ziemlich  seilen. 

1.  aversala  L.  Nur  am  Heldrastein. 

1.  commutcila  Ilb.  ? Nicht  selten. 

I,  remutata  L.  In  Gärten  häufig. 

I.  mutala  Tr.  Daselbst,  häufig. 

I.  immutata  Tr.  Daselbst,  sehr  selten. 

I.  incanata  L.  ? selten. 

i.  ornala  w.  o.  Im  Hainich  auf  Wald  wiesen  nicht  selten. 

I.  bisetata  Tr.  An  Zäunen  in  der  Klinge  und  in  Popperode  oft 
gemein. 

/.  monilata  Hb.  Auf  einer  Waldwiese  im  Hainich  einmal  gefangen. 

III.  MICROLEPIDOPTERA. 

A.  PYRALIDES. 

1.  Herminia  grisealis  w . o.  Bei  Mühlhausen  häufig. 


119 


H.  larsicrinalis  Hb.  Daselbst  in  Gärten,  häufig. 

II.  barbalis  L.  Desgl. 

2.  Hypena  proboscidaüs  L . In  Gärten,  nicht  seilen. 

II.  roslralis  L.  Ueberall  an  Wänden  und  in  Hecken  gemein. 

II.  angulalis  Ilb.  Einmal  in  den  Gärten  an  der  Unstrut. 

3.  Pyralis  pinguinalis  L.  Ueberall  in  Häusern,  gemein. 

4.  Scopula  denlalis  Sohrk.  Am  Schützenberge,  ziemlich  selten. 

Sc.  prunalis  Tr.  In  Gärten  oft  gemein. 

Sc.  frumentalis  L.  Oft  häufig.  Popperode. 

Sc.  sticlicalis  L.  In  den  Wäldern  gemein. 

Sc.  magarilalis  L.  Auf  Feldern,  nirgends  häufig. 

4.  Bolys  sambucalis  w.  o.  In  Gärten  an  Hecken,  gemein. 

B.  polilalis  Hb.  Auf  Wiesen,  in  Hecken ; gemein. 

B.  verbascalis  w.  o.  Desgl. 

B.  verticalis  L.  Desgl.  Popperode. 

B.  urlicalis  w.  o.  In  allen  Gärten. 

B.  hyalinalis  Sohrk.  Auf  Waldwiesen,  selten. 

B.  palealis  w.  o.  Am  Forst-  und  Schützenberge , ziemlich  selten. 
B.  forficalis  L.  ln  Gärten  gemein. 

B.  sericecilis  w.  o.  Bei  Mühlhausen  nicht  selten. 


5.  Nymphulci  lileralis  w.  o. 


Einige  Mal  am  Schützenberge  gefangen. 
Popperoder  Teiche,  am  Erdfalle  und 


Am 


Egelsen  häufig. 


N.  lemnalis  Sohrk. 

N.  nymphaealis  Tr. 

N.  polamogalis  Tr. 

N.  stralionalis  w.  o.  ? 

N.  punctalis  w.  o.  Daselbst,  selten. 

6.  Asopia  farinalis  L.  In  Häusern,  an  Wänden  überall  gemein 

7.  Pyrausla  purpuralis  L.  Auf  Waldwicsen  gemein. 

P.  punicealis  w.  o.  Desgl. 

P.  porphyralis  w.  o.  Desgl.,  seltner. 

P.  cespitalis  w.  o.  Desgl.,  gemein. 

8.  Hercyna  slrigulalis  Hb.  Desgl,  ziemlich  seilen. 

II.  palliolalis  Hb . * Mehrmals  gezogen.  Ilainich. 

9.  Ennychia  cinguinalis  Ilb.  Desgl.,  ziemlich  selten. 

E.  octomaculalis  Tr.  Desgl.,  oft  häufig. 


B.  TORTRICIDES. 

1.  Ilcilias  prassinana  L*  Im  Ilainich,  selten. 

H.  quercana  w.  o.  Sohrk*  Daselbst,  häufig. 

H.  clorana  L.*  Daselbst,  ziemlich  selten. 

2.  Heterogena  testudiana  L*  Desgl,  weisse  Haus. 

3.  Penlhina  revagana  w.  o.  Desgl. 

P.  salicana  L*  An  der  Unstrut  im  Weidengebüsch  bei  Mühlhau- 
sen, besonders  bei  der  Steinbrinkenmiihle  und  bei  Bollstedt  sehr 
häufig. 

P.  pruniana  Hb*  An  Zäunen  überall  gemein. 


120 


P.  variegana  Hb .*  Desgl. 

P.  roborana  w.  o*  Desgl. 

P.  amoenana  Ilb.*  Daselbst  nicht  überall.  Klinge. 

P.  betulana  Wood.  ? 

P.  ocellana  Hb.  Einmal  gefangen. 

P.  minorana  Tu.  Desgl. 

4.  Tortrix  piceana  L ? In  den  Nadelholzwaldungen  nicht  häutig. 

T.  ameriana  L*  In  den  Laubholzwaldungen  und  in  Gärten  an 
der  Unstrut  häufig. 

T.  xylosteana  L*  In  Gärten  überall  häufig. 

T.  crataegana  Hb.*  Daseihst  in  Hecken  gemein. 

T.  sorbiana  Ilb.*  Daselbst  und  im  Hainich  selten,  hei  Treffurt 
häufiger. 

T.  adjunclana  Tr.*  Im  Hainich,  ziemlich  selten. 

T.  heparana  w.  o*  In  Hecken  überall  häufig. 

T.  cinnamomeana  Tr*  Desgl. 

T.  corylana  Febr.*  Im  Hainich  gemein. 

T.  ribeana  Febr  * Daselbst  und  an  Gartenzäunen  sehr  häufig. 

T.  orana  Tr*  In  Hecken,  einzeln. 

T.  gnomana  L.  Desgl.,  im  Hainich  auf  lichten  Waldstellen  nicht 
seilen. 

T.  groliana  Fbr.  Desgl. 

T.  ochreana  Hb.*  In  Hecken  und  auf  Bergwiesen  überall  sehr 
häufig. 

T.  diversana  Hb.  Auf  Rainen  zwischen  Kornfeldern,  selten. 

T.  maurana  Ilb.*  Im  Hainich,  selten  (Zucht  mit  3 Flügeln). 

T.  hamana  L.  Auf  Klee-  und  Stoppelfeldern  überall  gemein. 

T.  soegana  L.  In  Hecken  an  Zäunen,  ziemlich  selten. 

T.  fulvana  Tr.  ? Selten. 

T.  minislrana  L*  Im  Hainich  und  am  Heldraslein  in  Hecken  sehr 
häufig. 

T.  rosetana  Hb.  An  Garlenzäunen,  häufig. 

T.  viridana  L*  Im  Hainich  gemein;  einzeln  in  den  Gartenzäu- 
nen bei  Popperode. 

T.  lecheana  L*  Auf  den  Waldrändern  des  Hainichs,  an  manchen 
Stellen  häufig. 

jT,  baumanniana  w.  o.  Wood.  ? Ziemlich  seilen. 

T.  plumbana  L.  ( loefflingiana  Fbr.)  Am  Waldsaume  vom  weis- 

sen  Hause  nach  Süden. 

T,  forskaelana  L.*  ) 

T.  bergmanniana  L’  \ ,n  Gärten  überaU  8emein' 

T.  holmiana  L.  Daselbst,  ziemlich  selten. 

T.  gouana  L.  Im  Hainich  auf  einigen  Waldwiesen  am  Spiegel- 
brunnen, nicht  selten. 

4.  Coccyx  resinana  Fbr. 

C.  dorsana  Rtzb. 

C.  hercyniana  Fr  hl. 


121 


5.  Sericoris  urlicana  Hb. 

S.  conchana  Hb.  ( ...  „ . ...  ...  R 

S.  miccma  Hb.  j Alle  an  Hecken  überaI1  1,sufl*- 

S.  bipunctana  Fbr.  j 
S.  antiquana  Hb.  Einige  Mal  gefangeu- 

6.  Aspis  solandriana  Tr.  In  manchen  Gärten  häutig. 

7.  Carpocapsg  pomonana  w.  o * Daselbst  überall. 

C.  spendana  Hb .*  Einmal  zufällig  durch  Zucht. 

C.  arcuana  w.  o.  Im  Hainich  in  niederem  Gebüsch  häutig. 

8.  Sciaphila  albulana  Tr.  ? 

Sc.  striana  w.  o.  In  Hecken  häufig. 

Sc.  festivana  Hb.  Im  Hainich,  selten. 

9.  Paedisca  scululana  w.  o.  Im  Hainich,  seilen. 

P.  brunnichiana  L.  Daselbst,  besonders  im  Vogteierwalde  und  bei 
Nazza  in  den  Chausseegräben,  häufig. 

P.  oplhalmicana  Hb.  Im  Hainich  auf  Linden-  und  Buchengebüsch, 
selten. 

P.  parmatana  Hb  * Daselbst  oft  sehr  häufig. 

P.  mediana  w.  o.  Daselbst,  selten. 


13.  Grapholita  siliceana  Hb. 
nicht  häufig. 


Im  Hainich  auf  niederem  Gebüsch, 


häufig. 


G.  osseclana  Hb. 

G.  penkleriana  w 
G.  augustana  Hb. 

G.  nebrilana  Tr. 

G.  tenebrosana  FR. 

G.  zachana  Hb. 

G.  plumbagana  Hb.  ( cinerana  Hb.)  ) 

G.  gundiana  Hb.  Jm  Hainich  sehr  häufig. 
G.  pingiana  Frhl.  ] 


o.  (milterpacheriana  Tr)  ziemlich  selten. 
Im  Gebüsch,  sehr  selten. 


{ ziemlich  seilen. 


sequana  Hb. 
peliverana  Frhl. 
alpinana  Tr. 
trauniana  Hb. 


ziemlich  selten. 


11.  Phoxopteryx  lanceolana  Hb.  Auf  Waldwiesen,  häufig. 
Ph.  siculana  Hb.  Desgl. 

Pli.  ramana  Frhl.  Mehr  im  Gebüsch. 

Ph.  badiana  w.  o.  Desgl.,  sehr  selten. 

Ph.  derasana  llb.  Desgl.,  nicht  selten. 

Ph.  pauperana  Hw.  Desgl.,  sehr  häufig. 

12.  Teras  caudana  Fbr.*  Im  Hainich  ziemlich  seilen. 

T.  contaminana  Hb.  In  Gärten  häufig, 

T.  ferrugana  w.  o * Ueberall  gemein. 
var.  tripunctana  Hb. 

— brachiana  Fr. 

T.  favillaceana  Hb.  Im  Hainich  sehr  gemein. 


122 


T.  logiana  L.  Daselbst  häufig;  auch  au  Zäunen  bei  Popperode. 
T.  adspersana  Hb.  Daselbst  häufig. 

1.  ahildgaardana  Fbr.  Daselbst  gemein. 

T.  asperana  w.  o.  Daselbst  gemein. 

T.  scabrana  iu.  o.  Im  Hainich  nicht  selten. 

T rufana  Hb.  Desgl. 


C.  TINE1DAE. 

# 

1.  Chilo  gigantellus  w.  o.  Einmal  an  einer  Wand  am  Thonberge. 
Ch.  mucronellus  Scop. 

2.  Scirpophaga  phanlasmella  Tr.  Aus  dem  Hainich,  selten. 

3.  Crambus  pratellus  Tr.\ 

C.  nemorellus  Hb. 

C.  pascuellus  Tr..  L. 

C.  horluellus  Hb. 

C.  rorellus  L. 

C.  chrysonunchellus  Sc. 

C.  falsellus  w.  o. 

C.  pinelellus  Clerk. 

C.  margarilellus  Hb. 

C.  pelrificellus  Hb. 

C.  aridellus  Thbg. 

C.  inquinatellus  w.  o. 

C.  aquitellus  Tr. 

C.  culmellus  L. 

C.  alpinellus  Hb. 

C.  selasella  Hb. 

C.  combinellus  w.  o.  ? 

C.  pertellus  Scop.  Tr. 

(argenlellus  Fbr.) 

C.  lilhargyrellus  Tr. 

4.  Eudora  ambigualis  Tr.  ) 

E.  dubilellus  Tr.  ; In  Nadelbolz-Waldungen  häufig. 

E.  mercuvella  L.  ^ 

5.  Myelvis  cribella  Tr.. 

M.  elutella  Hb.  I 

M.  suavella  Zk.  Mclst  in  Gärten  > mcht  sellen- 

M.  advenella  Zk.  ) 

6.  Nephopteryx  roborella  w.  o.  j In  Nadelholz-Waldungen,  ziemlich 

N.  abietella  w.  o.  \ selten. 

7.  Pempelia  ornatella  w.  o.  Grüne  Pforte,  sellen. 

8.  Galleria  cerellci  Tr.*  Wird  der  Bienenzucht  selten  schädlich. 

G.  colonella  Tr*  ln  Gärten  überall  häufig. 

G.  anella  Hb. 


Alle  häufig,  wenige  selten,  auf  Grasplätzen, 
trocknen  Wiesen,  Bergwiesen , an  Waldrän- 
dern etc. 


9. 


Chimabache  phryg anella  Hb. 
Chimabache  fagella  iv.  o * 


Im  Hainich  gemein. 


123 


10. 


Semioscopis  allernella  ic.  o. 
Semioscopis  avellanella  Hb.  I 


Daselbst,  selten. 


11.  Tinea  masculella  w.  o.  An  Waldsäumen  daselbst,  nicht  seilen. 
T.  rusticella  Hb.  ? 

T.  tapetiella  L .*  Ueberall  in  Häusern. 

T.  granella  Hb  * Den  Mühlhäuser  Oeconomen  eine  Landplage. 

T.  pellianella  L*  Gemein. 

12.  Micr&pleryx  anclersohella  Hb*  In  Gärten  sehr  häufig. 

M.  calthella  L.  Auf  den  Popperoder  Wiesen  nicht  selten. 

13.  Nematopogon  swammerdammellus  L.  Im  Hainich  gemein. 

N.  pilellus  w.  o.  Daselbst,  selten. 

14.  Adela  frischella  L.  ) _ , 

A.  Degeerella  L.  j Daselbst  seI,r  haufi«- 
A.  viridella  Scop.  (nach  Wood)  ? 

15.  Nemalais  scabiosellus  Scop.  Daselbst  sehr  häufig, 

N.  latreillellus  Fbr . Daselbst  selten. 


16.  Plutella  xylostella  L.  \ _ 

P.  porrectella  L*  > In  Garten  gemein' 

P.  sequella  Clevk.  Im  Walde  selten. 

P.  vittella  Clerk.  An  Weinstöcken,  selten. 

P.  fissella  Hb. 

P.  costella  Fbr.  Auf  Waldwiesen , in  Gartenhecken  bei  Poppe- 
rode, nicht  selten. 

P.  antennella  w.  o.  Auf  trocknen  Plätzen,  nicht  selten. 

P.  harpeUa  w.  o*  Im  Hainich  oft  häufig. 

P.  hamella  Hb.  Einmal  an  einer  Wand  am  Thonberge  gefangen. 

17.  Itpsolophus  verbascellus  iv.  o.*  Schützenberg  und  Rapimschen- 
mühle. 

Y.  strialellus  w.  o.  ? Sehr  selten. 

18.  Harpelia  majorella  Tr*  Im  Hainich  ziemlich  selten. 

H.  geoffroyella  Pbr.  Daselbst,  grüne  Pforte. 

19.  Oecophora  betulinella  Tr.  Daselbst  häufig. 

V.  maurella  w.  o.  Daselbst  in  Nadelholzwaldungen. 

20.  Hyponomeula  plumbellus  w.  o.  * In  Gartenzäunen  nicht  selten. 
II.  cognatella  Tr.*  Desgl. 

H.  evonymella  Tr*  Desgl. 

H.  padella  L*  Desgl. 

//.  irrorellus  Hb.  Desgl. 

H.  rufimitrellus  Hb.  Auf  Bergwiesen,  häufig. 

21.  Psecadia  echiella  w.  o.  Im  Hainich  an  manchen  Orten  gemein. 
P.  funerella  Fbr.  Daselbst  nicht  häufig. 

22.  Depressaria  characterella  w.  o.*  Ueberall  häufig. 

D.  albipunctella  Hb.  Selten. 

V.  badiella  Hb.  Gemein. 

D.  daucella  w.  o.  In  Gärten  und  am  Schützenberge  gemein. 

D.  latenella  w.  o.  ? nicht  selten. 


124 


23.  Carnia  fagana  Hb.  Im  Hainich  selten. 

24.  Gelechia  populella  L .*  An  Pappelstämmen,  gemein. 

G.  ferrugella  w . o.  Im  Hainich  ziemlich  seilen. 

G.  cinerella  L.  Ueberall  auf  trocknen  Grasplätzen. 

G.  pinguinella  Tr*  = populella.  Gemein. 

G.  cinctella  Hb.  Desgl. 

G . servella  Zell.  ) rT  , „ „ „r. 

G.  vorlioella  5ooj>.i  UeI,eral1  auf  W,esen' 

25.  Aechmia  roeslerstammella  Mann.  Sehr  selten. 

26.  Argyreslhia  pruniella  L.  In  Gärten,  auch  am  weissen  Hause. 
A.  goedartella  L.  Im  Hainich  an  einigen  Orlen. 

A.  argentella  L.  ) _ _ 

A.  semi-f asciella  Wood  j Dasell,st  auf  VViese"  l,aufl«' 

27.  Coleophora  ornatipenella  Hb. 

C.  anatipenella  Tr. 

C.  albicoslella  Fk.  v . 

C.  olidipenella  Ilb.  } Alle  sclten' 

C.  anseripenella  Tr. 

C.  argyropenella  Tr. 

28.  Gracharia  rufipennella  Hb. 

G.  signipenella  Tr. 

29.  Elachisla  lanigella  Hb. 

E.  pontificella  Hb. 

E.  bi f asciella  Tr. 

E.  cinctella  ZU. 

E.  dispunctella  Fk. 

30.  Lyonetia  clerkella  L.  Desgl. 

31.  Tischeria  complanella  Hb.  In  Fichtenwaldungen  häufig 


Sehr  häufig  an  Buchen  mit  vielen 
Variationen, 


Auf  Bergwiesen  und  zwischen  niederem 
Gesträuch  nicht  selten. 


D.  PTEROPHOR1DAE. 

1.  Pterophorus  rhododactylus  Tr. 

P.  ochrodaclylus  Tr. 

P.  mictodaclylus  Tr. 

P.  ptilodactylus  Tr. 

P.  pterodaclylus  Tr. 

P.  tephradaclylus  Tr. 

P.  galactodactylus  Tr. 

P.  pentadactylus  Tr. 

2.  Alucida  hexadactyla  Tr.  Ueberall  häufig 


Alle  mehr  oder  weniger  häufig 
auf  Berg-  und  Gartenwiesen,  in 
Hecken  und  Zäunen  etc. 


125 


Mltth  cilungen. 

lieber  Nomenclatur  in  der  systematischen  Geognosie. 

Die  Geognosie  tlieilt  mit  der  Mineralogie,  aus  der  sie  hervor- 
gegangen,  das  Schicksal,  weder  eine  allgemein  verständliche  Sprache 
noch  irgend  bestimmte  Principien  der  Nomenclatur  zu  besitzen.  Pinne, 
der  Begründer  der  systematischen  Naturgeschichte,  führte  in  die  Zoo- 
logie und  Botanik  die  lateinischen  Galtungs-  und  Speciesnamcn  sowie 
lateinische  Diagnosen  und  bestimmte  Regeln  zu  deren  Bildung  ein, 
die  noch  heute  Geltung  haben.  Wenn  nun  auch  hier  die  Anwendung 
einer  allgemeinen  Sprache  und  bestimmter  Gesetze  zur  Bildung  neuer 
Namen  die  Einführung  überflüssiger  Namen,  jene  schreckenerregende 
Zahl  von  Synonymen  nicht  verhindert  hat,  wenn  sie  auch  die  übel- 
klingendsten  Namen  nicht  zurückhalten  konnte,  ja  Namen  der  ver- 
schiedensten Sprachen,  nicht  selten  mit  Vernachlässigung  der  einfach- 
sten grammatischen  Regeln  lalinisirl  gestaltete:  so  besitzt  in  ihr  die 
Wissenschaft  doch  ein  Mittel  der  allgemeinen  Verständigung,  ein  Mit- 
tel  ihre  Begriffe  und  Objecte  scharf  zu  bezeichnen,  Die  Geognosie 
bildete  sich  allmäldig,  wenn  auch  in  kurzer  Zeit  aus,  in  Deutschland, 
Frankreich  und  England  wurde  sie  gleichzeitig  gefördert,  ein  Refor- 
mator, der  die  einseitigen  und  verderblichen  Richtungen  unterdrückt 
und  die  ganze  Wissenschaft  neu  gestaltet*  eine  strenge  Methode  ihrer 
Darstellung  eingeführt  hätte , fehlt  ihr  bis  heute  noch.  Sie  wucherte 
üppig  empor,  unbekümmert  um  die  Gestalt,  die  sie  gewinnen  würde. 
Die  Folge  davon  ist  nur,  dass  Jeder,  der  sie  pflegt,  seine  eigene  Me- 
thode befolgt.  Für  die  Nomenclatur  der  systematischen  Geognosie  ist 
bei  diesem  Entwicklungsgänge  der  Wissenschaft  die  unbeschränkteste 
Willkür  herrschend  geworden.  Die  lateinische  und  griechische  Spra- 
che, die  angeblich  lodten , aber  doch  in  der  Tliat  fortlebenden , sind 
hier  völlig  verbannt.  Jeder  redet  seine  eigene  Sprache  unbekümmert 
darüber  ob  Andere  ihn  verstehen;  die  Geognosie  steht  unter  und 
nicht  über  den  Völkern , sie  ist  Einzelgut.  Trotz  der  gewaltig  auf 
den  Fortschritt  der  Geognosie  einwirkenden  allgemeinen  Landesgesell- 
schaften, der  englischen  und  französischen  geologischen  Gesellschaft, 
trotz  der  im  uneinigen  Deutschland  existirenden  deutschen  geologi- 
schen Gesellschaft  und  anderer  in  grossem  und  kleinern  Ländern  sind 
nicht  einmal  Vorschläge  zu  einer  allgemeinen  Nomenclafur  geeigneten 
Ortes  gemacht  worden.  Die  Gefahren  und  Schwierigkeiten,  welche 
dieser  völlig  gesetzlose  Zustand  mit  sich  führt,  treten  zur  Genüge 
hervor,  sobald  man  nur  einen  flüchtigen  Blick  auf  denselben  wirft 
und  weiter  wird  hier  Nichts  bezweckt. 

Nachdem  Füchsel  den  Begriff  der  Formation  in  die  Geogno- 
sie eingeführt  und  damit  den  Grund  zur  Systematik  derselben  gelegt 
hatte,  erhielten  auch  die  Namen  der  Schichtensysleme  eine  höhere 
Wichtigkeit.  Man  wählte  dieselben  nach  den  Gesteinen  und  nach 
der  muthmasslichen  Entstehung:  so  Urgebirge,  Flötzgebirge,  Steinkoh- 


126 


lengebirge,  Muschelkalk.  Nach  dem  constiluirenden  Gestein  die  For- 
mation oder  deren  Glieder  zu  benennen  war  für  jene  frühen  Zeiten 
gewiss  eine  ganz  geeignete  Methode  und  viele  dieser  altern  Namen 
erfreuen  sich  noch  heute  eines  grossen  Beifalls.  Gegenwärtig  kann 
man  aber  gegen  deren  Anwendung  und  allgemeine  Durchführung  mit 
Recht  einwenden,  dass  sie  nicht  scharf  bezeichnend  ist  und  zu  Irr- 
thümern  und  Verwechslungen  Anlass  gibt,  indem  viele  Gesteine  mit 
denselben  wesentlichen  Characleren  in  verschiedenen  Formationen  con- 
stituirend  auftrelen.  Mit  dem  Namen  bunter  Sandstein,  Muschelkalk, 
Kreidegebirge  sind  so  feste  Begriffe  und  so  allgemein  bekannte  ver- 
bunden, dass  man  deren  Beseitigung  bedauern  müsste,  dagegen  sollte 
bei  der  Einführung  neuer  Namen  nach  diesem  Prineip  der  eben  an- 
geführte Grund  ernste  Berücksichtigung  finden. 

Eine  zweite  Methode  zur  Bildung  der  Formationsnamen  wählt 
die  characteristischen  Versteinerungen,  also  Gryphitenkalk,  Posidonien- 
schiefer,  Cypridinenschiefer,  Ilippuritenkalk  u.  a.  Viele  dieser  Namen 
sind  zu  allgemein  und  haben  daher  einige  auch  bereits  ihre  Bedeutung 
gewechselt,  wie  Gryphitenkalk,  Posidonienschiefer.  Gibt  man  die 
Vortheile  eines  einfachen  , möglichst  kurzen  Namens  auf  und  wählt 
man  nach  demselben  Prineip  einen  zusammengesetzten , aus  mehren 
Worten  bestehenden,  so  kann  man  diesen  Namen  die  schärfste  Bedeu- 
tung geben,  je  schärfer,  desto  beschränkter  der  zu  bezeichnende  Be- 
griff ist.  Also  z.  B.  untrer,  Lias  mit  Gryphaea  arcuata,  schwankende 
Schichten  mit  Trigonia  navis  u.  a.  Für  kleinere  Schichtensysteme, 
für  Ablheilungen  einzelner  Formationsglieder  dürfte  die  Bezeichnungs- 
weise daher  die  passendste  sein.  Quenstedt  hat  diese  Namen  gegen 
alle  Sprachregeln  vereinfacht,  indem  er  Turnerithone,  Parkinsonischich* 
ten,  Impressakalke  etc.  aus  Thonen  mit  Ammoniles  Turneri,  Schichten 
mit  Ammonites  'Parkinsoni  etc.  bildete.  Diese  Verbesserung  auf  Ko- 
sten der  Grammatik  und  auch  der  Bestimmtheit  können  wir  nicht 
billigen.  Die  Wahl  bergmännischer  Ausdrücke  oder  solcher  aus  der 
Volkssprache,  wie  sie  in  früher  Zeit  schon  Anwendung  fanden,  ist 
streng  genommen  nicht  zu  rechtfertigen.  Wenn  dieselben  jedoch  wie 
Todl-  oder  Rothliegendes , Keuper,  Pläner,  in  der  Wissenschaft  zur 
festen  Geltung  gekommen  sind,  so  möchte  ihre  Beseitigung  schon  aus 
Gründen  der  Pietät  und  Priorität  nicht  zu  billigen  sein. 

Namen  von  der  Farbe  des  Gesteins  entlehnt  sind  zwar  in  ein- 
zelnen Fällent  sehr  bezeichnend,  doch  im  Allgemeinen  noch  viel  we- 
niger passend  als  die  Gesteinsnamen  selbst.  Der  bunte  Sandstein, 
der  braune,  schwarze  und  weisse  Jura,  der  Flammenmergel,  bunte 
Mergel,  grüner  Schiefer  sind  solche  Namen,  die  grösslentheils  eine 
lebhafte  Theilnahme  gefunden  haben  und  wegen  der  scharfen  Bestim- 
mung, die  ihnen  bei  ihrer  Einführung  gegeben  worden,  sich  schwer- 
lich ganz  verdrängen  lassen  werden. 

Ein  erst  in  spätem  Zeiten  angewandtes  Prineip  ist  die  Wahl 
geographischer,  Länder-,  Gebirgs-,  Orts-  und  Völkernamen.  Nebra- 
formation,  St.  Cassianformation,  Gosaugebilde,  Juragebirge,  Neocom  sind 


127 


derartige  Namen,  die  in  neuerer  Zeit  stf  ungemein  vermehrt  worden 
sind,  dass  sie  in  manchen  Büchern  bereits  alle  übrigen  verdrängt  ha- 
ben. Die  meisten  bedeuten  Nichts,  d.  h.  stehen  zu  dem  Begriffe,  zu 
dessen  Bezeichnung  sie  dienen,  in  keiner  specielleren  Beziehung  und 
darum  schon  können  das  Cenomanien,  Turonien,  Senonien  u.  a.  keine 
Bevorzugung  vor  den  längst  allgemein  anerkannten  beanspruchen. 
Geradezu  verwerflich  sind  die  Llandilo,  Plynlymmyn  etc.  Die  Verliere 
lichung  verdienstvoller  Geognoslen  in  der  Formationsreihe,  wie  d’Or- 
bigny  in  seinem  Murchisonien  beabsichtigt,  scheint  keinen  besondern 
Beifall  zu  linden  und  Murchison  braucht  den  Untergang  des  Murchiso- 
niens  nicht  zu  beklagen,  da  die  Siluren  und  Devonen  seine  Verdienste 
in  fernen  Zeiten  noch  preisen  werden. 

Auf  noch  andern  als  den  aufgezählten  Methoden  beruht  die 
Wahl  der  Namen:  Diluvium,  tertiäres  Gebirge y Eocengehilde,  unterer, 
mittlerer  und  oberer  Jura , Gault , Old  Red,  ßergkalk,  Uebergangskalk, 
Trias,  Bausandslein,  Lias  aßyöe £,  Wealdformation.  Die  Mannig- 
faltigkeit kann  also  wohl  kaum  eine  grössere  sein,  denn  alle  nahen 
und  ferneren  Beziehungen  der  Formationen  und  ihrer  Glieder  sind  hei 
der  Namengebung  berücksichtigt  worden.  Man  könnte  immerhin  hier 
die  Einheit  verschmerzen,  wenn  nicht  die  verschiedenen  Principien 
häufig  nur  dazu  dienen,  ältere  und  allgemein  anerkannte  Namen  zu 
verdrängen,  wenn  all’  diese  Namen  nach  einer , also  der  lateinischen 
Sprache,  formulirt  würden  und  nicht  die  Deutschen  ihre  Formationen 
deutsch,  die  Franzosen  ihre  terrains  und  etages  französisch,  die  Eng- 
länder ihre  Systemes  englisch , die  Amerikaner  ihre  groups  amerika- 
nisch benennen  würden.  Ilat  doch  selbst  der  Name  des  wichtigsten 
Begriffes  Formation  trotz  seines  Vorzuges  des  Alters  und  der  passen- 
den Aufnahme  in  die  genannten  Sprachen  andern  Platz  machen  müs- 
sen, Schliesslich  noch  die  Bemerkung,  dass  die  wenigen  Versuche 
eine  allgemeine  Nomenclatur  einzuführen,  hei  den  Geognosten  gar 
keine  Berücksichtigung  gefunden  haben,  ganz  wie  in  der  Mineralogie 
bei  den  Mineralogen.  Giebel. 

Jahresbericht  der  meteorologischen  Station  in  Halle. 

Zu  Anfang  des  Jahres  stand  das  Barometer  ziemlich  hoch,  sank 
jedoch  noch  im  Laufe  des  Januar  bis  lief  in  den  Februar  hinein  (auf- 
fallenderweise  hei  vorherrschendem  NW)  so  lief,  dass  der  Luftdruck 
am  10.  Nachm,  nur  26"11,'"83  betrug.  Hierauf  stieg  das  Barome- 
ter wieder  langsam  bis  zum  10.  März  (auf  28"3,'"03)  worauf  es 
anfangs  ziemlich  schnell,  dann  aber  langsamer  und  unter  nicht  unbe- 
trächtlichen Schwankungen  bis  zum  23.  April  wieder  fiel  (auf  27"4,'"62). 
Nun  stieg  das  Barometer  wieder  unter  häufigen  und  bedeutenden 
Schwankungen  bis  zum  18.  Juni  (auf  27"1 1,'"53),  fiel  jedoch  wie- 
der sehr  schnell,  so  dass  es  noch  in  demselben  Monat  bis  zum  23. 
auf  27"4,'"47  heruntersank.  Trotz  der  Jahreszeit  erreichte  das  Ba- 
rometer weder  in  diesen  noch  in  den  nächstfolgenden  Monaten  eine 


128 


bedeutende  Höhe,  wenngleich  dasselbe  im  monatlichen  Wittel  dem 
Jahresmittel  nahe  war  und  sich  zum  Theil  darüber  erhob.  Gegen 
Ende  des  September  fing  nun  das  Barometer  an  schnell  zu  sinken 
bis  zum  26  (27"2,'"08)  und  behielt  unter  mehreren  Schwankungen 
einen  tiefen  Stand  bis  zum  18.  October  (27"3,'"78)  worauf  es  aber 
schnell  stieg  und  schon  am  23.  d.  M.  den  Luftdruck  von  28"3,'"36 
zeigte.  An  den  folgenden  Tagen  sank  das  Barometer  zwar  wieder 
etwas,  behielt  aber,  einige  Schwankungen  abgerechnet  einen  hohen 
Stand  diesen  und  den  ganzen  folgenden  Monat  hindurch  bis  lief  in 
den  December  hinein,  wo  das  Barometer  wieder  anfing  schnell  zu 
sinken  und  am  15.  Nachm.  2 Uhr  nur  noch  einen  Luftdruck  von 
27"2,///64  anzeigte.  Bis  zum  Ende  des  Jahres  behielt  es  nun  einen 
niedrigen  Stand. 

Im  Allgemeinen  lasst  sich  in  diesem  Jahre  eine  normale.  Perio- 
dicität  der  Schwankungen  im  Gange  des  Barometers  schwer  erken- 
nen. Denn  in  den  beiden  ersten  Monaten  stand  das  Barometer  ganz 
auffallend  tief,  und  nachdem  es  im  März  gestiegen  war,  sank 
es  wieder  bis  gegen  die  Mille  des  Sommers.  In  der  zweiten  Hälfte 
des  Jahres  dagegen  gestalteten  sich  die  Schwankungen  um  vieles  re- 
gelmässiger, so  dass  wir  im  Juli,  August  und  September  durchschnitt- 
lich ziemlich  hohen  Barometerstand  hatten,  welcher  im  October  etwas 
sank,  im  November  und  December  aber  wieder  bedeutend  stieg.  Der 
mittlere  Barometerstand  im  Jahre  ist  etwas  niedrig  = 27//9,/"51. 
(Nach  Kämtz  aus  12jährigen  Beobachtungen  das  Mittel  27"9,'"87) 
Den  höchsten  Stand  halten  wir  am  29.  November  Nachm.  2 Uhr  = 
28//3,'"93  ; den  niedrigsten  Stand  am  10.  Februar  Nachm.  2 Uhr  = 
26"ll,/"83 ; mithin  betrug  die  grösste  Schwankung  des  Barometers 
im  ganzen  Jahre  IC,"' 10. 

Die  Wärme  der  Luft  war  im  Allgemeinen  gering,  jedoch  fällt 
dieser  Mangel  an  normaler  Wärme  hauptsächlich  auf  die  Monate  des 
Frühjahrs  (Februar,  März,  April  und  Mai)  und  des  Spätherbstes  (No- 
vember und  December),  Die  mittlere  Wärme  des  Jahres  ist  6,°3  R., 
während  nach  Kämtz  die  mittlere  Wärme  aus  12jährigem  Durchschnit 
7,°15  beträgt.  — Der  höchste  Wärmegrad  = 26, °0  wurde  am  23. 
August  Nachmittags  2 Uhr,  der  niedrigste  ===  — 17,°  am  25.  De* 
eember  Abends  10  Uhr  beobachtet. 

Der  Wind  hatte  zu  Anfang  des  Jahres  eine  durchschnittlich  öst- 
liche Richtung,  die  jedoch  gegen  Ende  des  Februar  nach  NW  und  im 
April  bis  SW  herumging.  Im  Mai  und  Juni  hatten  wir  sehr  verän- 
derlichen Wind,  jedoch  vorherrschend  nördliche  Richtung,  dagegen  in 
den  Sommermonaten  (die  letzten  Tage  des  Juni,  den  Juli  und  August 
hinduich)  stark  vorherrschenden  SW  — W.  Im  September  halten  wir 
viel  nördliche  Winde,  weshalb  dieser  Monat  auch  verhältnissmässig 
ziemlich  kalt  war,  dagegen  war  der  October  bei  vorherrschendem 
SSO  verhältnissmässig  warm  und  freundlich.  Im  November  und  De- 
cember endlich  halten  wir  so  viel  nördliche  Winde,  dass  die  Tempe- 


129 


ratur  in  diesen 
December  auf  - 


Monaten  ganz  auflallend  heruntergedriickl  wurde:  im 
— 4,°2  (nach  Kümtz  1,°78).  Die  im  ganzen  Jahre 


ONO  = 30 
OSO  = 16 
WNW=  24 
WSW=  26 


beobachteten  Winde 

sind : 

N = 92 

NO  =147 

NNO  =22 

Q = 96 

SO  = 97 

NNW  = 48 

S =55 

NW  = 141 

SSO  =39 

W = 87 

SW=  162 

SSW  = 19 

woraus  die  mittlere  Windrichtung  im  Jahre  l)erechnet  worden  ist  auf 
W—  37°46'18,"23 — N. 

Die  Luft  war  in  dem  vergangenen  Jahre  durchschnittlich  sehr 
feucht,  vorzugsweise  jedoch  in  den  Winter-  und  Ilerbstmonalen,  wo- 
gegen sie  in  den  Frühjahrs-  und  Sommermonaten  trockner  war.  Im 
Jahresmittel  halten  wir  eine  relative  Feuchtigkeit  der  Luft  von  81  pCt. 
hei  dem  mittlern  Dunstdruck  von  3, '"OS. — Die  Winter  und  Herbst- 
monate  waren  auch  zugleich  bedeutend  trüber  als  in  den  Frühjahrs- 
und Sommermonaten.  Wir  zählten  im  ganzen  Jahre  101  Tage  mit 
bedecktem,  65  Tage  mit  trübem,  84  Tage  mit  wolkigem, 
5 1 Tage  mit  ziemlich  heiterem,  47  Tage  mit  heiterem  und 
18  Tage  mit  völlig  heiterem  Himmel.  Die  Zahl  der  Regen-  und 
Schneetage  ist  etwas  kleiner  als  in  den  nächslvorhergehenden  Jahren: 
Regen  wurde  an  109,  Schneefall  an  39  Tagen  beobachtet;  dagegen 
ist  die  Summe  des  an  diesen  Tagen  niedergefallenen  Wassers  viel 
grösser,  nämlich  3279, "68  Pariser  Kubikmaass  (2653, "05  aus  Regen 
und  626, "53  aus  Schnee)  auf  den  Quadralfuss  Land.  Durchschnitt- 
lich kommen  also  täglich  8, "99  (7, "25  aus  Regen  und  1,"72  aus 
Schnee)  Wasser  auf  den  Quadralfuss  Land.  Wäre  die  ganze  Wasser- 
masse zugleich  gefallen,  so  würde  sie  das  Erdreich  1,9  Fuss  noch 
bedeckt  haben. 

Die  Zahl  der  in  diesem  Jahre  beobachteten  Gewitter  ist  ziem- 
lich gross.  Wir  haben  über  und  um  Halle  23  Gewitter  und  ausser- 
dem an  10  Abenden  Wetterleuchten  beobachtet.  Die  Mehrzahl  der 
Gewitter  fiel  in  die  Zeit  vom  Ende  Mai  bis  Juli.  Weber. 


Zalze  und  Soria,  zwei  neue  Bandwurmmiltei . 

Alle  Berichte  über  diese  beiden  neuen  Droguen  stimmen  im 
Wesentlichen  überein,  ln  einer  Leipziger  Droguenliste  heisst  es  dar- 
über wie  folgt : 

Der  berühmte  Reisende  Dr.  Schimper  sandte  neben  einer  gros- 
sem Partie  Kusso  zwei  neue  Bandwurmmittel  Soaria  und  Zatze  aus 
Abyssinien,  über  die  sich  Dr.  Th.  Martius  in  Erlangen,  der  sich  be- 
kanntlich mit  der  abyssinischen  Flora  besonders  vertraut  gemacht  hat, 
folgendermaassen  äussert : 

„Soria  auch  Sonaria  oder  Soaria  ist  die  Frucht  der  Moxa  pi- 
cla  (nach  andern  Berichten  der  Moesa  picta),  eines  Strauches  aus  der 
Familie  der  Myrsineen , der  in  ganz  Abyssinien  7 — 9000  Fuss  über 

9 


130 


dem  Meere  an  schattigen  etwas  feuchten  Bergabhängen , nie  auf  Ehe- 
nen  gedeiht.  Es  würde  nicht  unmöglich  sein  den  Soariastrauch  mit 
Erfolg  in  Deutschland  anzupflanzen  und  heimisch  zu  machen,  und  ver- 
dient dies  alle  Beachtung,  da  man  die  vorliegenden  Früchte  in  Abys- 
sinien  für  das  beste  und  sicherste  Mittel  gegen  den  Bandwurm  hält. 
Die  Früchte  stäuben  beim  Slossen  nicht,  scheinen  ein  eigenlhümlich 
gelbes,  fettes  Oel  zu  enthalten.  Man  gibt  pro  dosi  eine  Unze  bis  eine 
Unze  ein  und  eine  halbe  Drachme  der  getrockneten  und  gepulverten 
Früchte,  unter  gewöhnlichen  Brei  von  Erbsen-  oder  Weizenmehl  ver- 
mengt, wodurch  der  Bandwurm  gelödtet  oder  gänzlich  abgetrieben 
werden  soll,  ohne  dass  dem  Kranken  irgend  ein  Nachtheil  daraus 
erwächst.“ 

„Ueber  Zatze  weiss  Dr.  Martius  selbst  nichts  anzugeben , theilt 
aber  folgende  direkt  von  Dr.  Schimper  aus  Dobr’  Eski  in  Semen  er- 
haltenen Notizen  mit:  Die  kleinen  Früchte  der  Zatze,  wie  die  Tigre- 
Sprache  sie  nennt,  kommen  von  einem  kleinen  kurzzweigigen  Släud- 
chen,  das  ich  9000  Fuss  über  dem  Meere  auf  trocknem,  sowohl  schat- 
tigem als  sonnigem  Boden  weit  häufiger  als  die  Soria  vorfand.  Sie 
ist  im  frischen  wie  im  trocknen  Zustande  ein  kräftiges  Mittel  gegen 
den  Bandwurm.  Von  getrockneten  Früchten  giebt  man  eine  halbe 
Unze,  höchstens  6 Drachmen  unter  Wasser  gemischt,  wodurch  der 
Wurm  vollständig  getödtet  werden  und  abgehen  soll.  Bei  diesen 
kleinen  Gaben  wäre  die  Zatze  ganz  besonders  zu  empfehlen.“ 

Beide  Mittel  sind  die  Früchte  wahrscheinlich  einer  Gattung ; sie 
enthalten  beide,  wie  Martius  ganz  richtig  angibt,  fettes  Oel,  und  die 
Soria  ausserdem  eine  grosse  Menge  eines  safrangelben  Farbstoffs. 
Die  Früchte  sind  Capseifrüchte.  — Die  Rinde  der  Musenna  soll  zwar 
auch  ein  sicheres  Bandwurmmittel  sein,  jedoch  ist  sie  nach  Schimper 
in  Abyssinien  als  dem  Organismus  schädlich  verschrien  und  gefürch- 
tet und  auch  Aubert  schreibt  von  dadurch  entstandenen  Entzündun- 
gen, die  Kranke  tödteten.  Die  Musennarinde  ist  wohl  niemals  nach 
Deutschland  gekommen.  Francke , 

Diluviales  Knochenlager  bei  Gera.  — Unweit  Gera 
hei  Pöppeln  wurde  neuerdings  eine  Schlucht  aufgeräumt,  welche  sich 
von  dem  aus  bunten  Sandstein  bestehenden  Hainberge  herabzieht  und 
zur  obern  Hälfte  einen  sandigen  Lehmabsatz,  zu  unterst  ein  Lager 
grober  Elstergerölle  erkennen  lässt,  dieses  Avie  jener  etwa  je  12  bis 
15  Fuss  mächtig.  In  beiden  Lagern  sind  fossile  Knochen  gefunden 
worden,  unter  denen  Rhinoceros  tichorhinus  und  Elephas  primigenius 
mit  Zuverlässigkeit  bestimmt  worden  sind.  R.  Schmidt. 


131 


Literal«  r. 

Allgemeines*  Dreijährige  Wanderungen  in  den  Nord- 
provinzen von  China  vonRobertFortune.  Nach  der  zweiteu  Auflage 
aus  dem  Engl,  übersetzt  von  Prof.  Dr.  E.  A.  W.  II  im  ly  zu  Göttingen.  (308  S.) 
Göttingen,  Verlag  von  Vandenhöck  und  Ruprecht.  J853.  — Der  Verfasst  dieses 
Werkes  wurde  im  Herbste  des  Jahres  1842  als  Pflanzensammler  (Naturalist)  hei 
der  Londoner  Gai  tenbaugesellschaft  (horticultural  society)  angestellt,  und  in  die- 
ser Eigenschaft  begab  er  sich  im  Friihlinge  des  folgenden  Jahres  nach  China  in 
der  Absicht,  den  Gartenbau  und  die  Pflanzenwelt  dieses  Landes  zu  untersuchen 
und  zugleich  solche  vegetabilische  Producte  nach  England  zu  senden , welche 
dort  von  Nutzen  sein  und  zur  Zierde  dienen  könnten.  Eben  diese  zu  diesem 
Zwecke  unternommene  Reise  ist  in  dem  vorliegenden  Werke  beschrieben.  Für 
den  Naturforscher  von  besonderem  Interesse  sind  daher  auch  die  Partien  in  For- 
lunes  Reise,  welche  von  den  Zier-  und  Nutzpflanzen  Chinas  handeln.  Denn  auf 
diese  hat  der  Verf.  vorzugsweise  sein  Interesse  gewandt.  Wir  erhalten  von  ihm 
sehr  interessante  und  eingehende  Beschreibungen  vom  Garten-  und  Ackerbau  der 
Chinesen  , von  ihrer  Behandlung  der  Gewächse,  den  verschiedenen  Kulturmetho- 
den, von  der  ganzen  eigenthiimlichen  Flora  der  Gegenden,  auf  welche  die  Reise 
sich  erstreckte.  Wir  machen  besonders  aufmerksam  auf  die  detaillirten  Berichte 
über  die  verschiedenen  Arten  des  Thee  und  deren  Behandlung.  So  viel  wir  auch 
über  dies  Kapitel  bereits  besitzen,  Fortune  bringt  viel  Neues  und  zugleich  durch- 
aus Zuverlässiges.  Eben  so  lehrreich  ist  seine  Beschreibung  des  chinesischen 
Baumwollenbaues,  der  Opiumbereitung  u.  s.  w.  Fortune  beschränkt  aber  sein 
Interesse  nicht  bloss  auf  die  vegetabilischen  Erscheinungen  Chinas.  Wir  linden 
in  seiner  Reise  auch  eine  Menge  interessanter  Notizen  über  die  Thierwelt,  über 
das  Klima  der  verschiedenen  Gegenden  wie  über  deren  ganze  meteorologische 
Beschaffenheit.  Ausserdem  aber  versteht  es  Fortune  auch,  die  Sitten  der  Chine- 
sen, wie  er  sie  speciell  kennen  zu  lernen  vielfach  Gelegenheit  hatte,  sehr  leben- 
dig darzusteilen.  Für  Einsicht  in  den  ganzen  Kulturzustand  des  chinesischen 
Lebens  ist  seine  Reise  eine  sehr  ergiebige  Quelle.  Auch  an  manchen  ergötzli- 
chen Abenteuern  fehlt  es  darin  nicht,  so  dass  wir  mit  vollem  Recht  allen  Gebil- 
deten die  Lectüre  des  vorliegenden  Werkes  als  eine  ebenso  lehrreiche  als  unter- 
haltende empfehlen  können.  Als  Anhang  ist  dem  Werke  beigegeben  ein  Aufsatz 
über  die  Methode  Pflanzen  von  einem  Lande  zum  andern  über  See  in  ,,  Ward’s 
Kasten“  zu  transporliren. 

Astronomie  und  ITSeteorologie. — Quetelet  zeigt  an, 
dass  das  Sternschnnppenphänomen  in  Brüssel  im  Novemcer  v.  J.  nicht 
wahrgenommen  sei.  Einer  der  Gehülfen  zählte  am  Abend  des  10.  Novbr.  von 
6 — 9 Uhr  nur  20  Sternschnuppen,  auf  die  Stunde  also  7.  Die  andern  Nächte 
waren  gemeinhin  der  Beobachtung  ungünstig;  in  der  vom  12.  erschienen  von 
7h  30  bis  8h  30  nur  3 Sternschnuppen.  Dagegen  berichtet  Mayer  , dass  mau 
das  Phänomen  vom  10.  zum  11.  August  auf  der  Sternwarte  zu  Bern  in  grosser 
Pracht  wahrgenommen  habe.  Die  Zahl  der  aufgezeichnelen  Sternschnuppen  be- 
trugen am  Abend  des  8.  von  9 — 10  Uhr  116,  am  9.  in  derselben  Zeit  441,  in  der 
Nacht  des  10.  von  9 — 3 Uhr  50  M.  1001  und  in  der  folgenden  Nacht  von  9 — 
3 Uhr  500  ; im  Ganzen  zählte  man  2058  Erscheinungen.  ( Bullet . de  V Acad. 
Bruxelles.  T.  XX.  p.  278.)  B. 

Physik.  — Buff,  Electricitätserregung  in  den  Pflan- 
zen. — Ob  in  den  lebenden  Pflanzen  electrische  Strömungen  auftrelen  oder 
nicht,  darüber  ist  lange  Zeit  hin-  und  hergeslrilten.  Veranlassungen  dazu  sind 
in  jeder  Pflanze  wohl  vorhanden,  da  die  Flüssigkeiten,  die  sich  in  ihnen  bewe- 
gen, durchaus  keine  gleichartigen  sind.  In  den  letzten  Jahren  haben  nun  Wart- 
mann und  Becquerel  diese  Frage  durch  ausgedehnte  Untersuchungen  zu  lösen  ver- 
sucht. Unabhängig  von  einander  arbeitend  gelangten  beide  Izu  Resultaten  , die 


132 


im  Wesentlichen  mit  einander  übereinslimmten.  In  allen  Theilen  der  Pflanzen 
und  in  den  verschiedensten  Jahreszeiten  beobachteten  sie  eleclrische  Strömungen, 
ß.  hält  jedoch  die  allgemeinen  Folgerungen,  welche  die  beiden  genannten  Phy- 
siker aus  ihren  übereinstimmenden  Beobachtungen  gezogen  haben,  nicht  für 
durchaus  berechtigt,  weil  sie  ein  fremdes  Element  der  Wirksamkeit  — Platin  — 
in  den  Kreis  ihrer  Untersuchungen  eingeführt  haben,  dessen  Einfluss  theils  ganz 
unbeachtet  blieb,  theils  auch  von  dem  der  Pllanzcntheile  auf  einander  nicht  hin- 
länglich“'gesondert  werden  konnte.  Bekanntlich  erleidet  Platin  in  Berührung  mit 
verschiedenartigen  Flüssigkeiten  eine  ungleiche  Erregung  und  Platindrähte , wie 
gleichartig  sie  auch  sein  mögen,  in  ein  und  dieselbe  Flüssigkeit  getaucht,  führen 
schon  dadurch  eine  Störung  des  Gleichgewichts  herbei,  dass  der  eine  früher  als 
der  andere  benetzt  wird.  So  musste  denn  die  Summe  oder  die  Differenz  die- 
ser Wirkungen  nothwendig  die  Quantität  und  möglicherweise  auch  die  Qualität 
des  gesuchten  Hauplresnltates  verändern.  Die  Frage:  ob  die  Pflanzen  im  na- 
türlichen Zustande  und  bei  freiem  Wachsthum  Electricilät  ansscheiden , sieht  B. 
daher  nicht  für  gelöst  an.  Er  stellte  neue  Versuche  an  , bei  denen  er 
sich  bemühte  die  Pflanzen  möglichst  wenig  aus  ihren  natürlichen  Verhältnissen 
zu  entfernen.  Er  brachte  deshalb  diejenigen  äusseren  und  inneren  Theile  der  Pflan- 
zen, deren  electrische  Beziehungen  er  prüfen  wollte,  unmittelbar  nur  mit  Was- 
ser in  Berührung.  Der  Apparat  war  folgender:  zwei  Bechergläser  waren  bis  zu 
7a"  über  dem  Boden  mit  Quecksilber  und  darüber  bis  nahe  zum  Bande  mit 
Wasser  gefüllt.  Platindrähte,  in  Glasröhren  eingeschmolzen,  tauchten  mit  den 
gut  amalgirten  Enden  , die  nur  einige  Linien  lang  aus  dem  Glase  hervorsahen, 
in  das  Quecksilber  und  waren  andererseits  mit  den  Enden  des  Multiplicatordrah- 
tes  verknüpft.  Um  die  so  gebildete  Kette  von  Leitern  zu  schliessen , war 
es  nur  nöthig  einen  beliebigen  anderen  Leiter  gleichzeitig  in  die  beiden  Was- 
serbehälter zu  tauchen.  Wurde  nun  diese  Schliessung  mittelst  eines  Streifens 
nassen  Löschpapieres  bewerkstelligt,  so  blieb  die  Nadel  unbeweglich.  Um  nun 
den  electrischen  Zustand  einer  Pflanze  zu  prüfen,  wurde  dieselbe  an  die  Stelle 
des  Papieres  zwischen  beide  Flüssigkeiten  gebracht.  Nach  Beendigung  des  Ver- 
suchs schloss  man  den  leitenden  Kreis  wieder  mit  dem  Papier,  um  jeden  fremd- 
artigen störenden  Einfluss  für  den  folgenden  Versuch  zu  entfernen.  — Die  mit 
den  Wurzeln  ausgehobenen  und  sorgfältig  gereinigten  Pflanzen  wurden  nun  mit  den 
Wurzeln  in  den  einen  und  mit  einem  Theil  der  unverletzten  Blätter  in  den  ande- 
ren Becher  getaucht  und  bei  dem  folgenden  Versuche  umgekehrt  verfahren.  Auf 
diese  Weise  ist  eine  ziemlich  grosse  Anzahl  Pflanzen  im  frischen  Zustande  un- 
tersucht. Die  Galvanometernadel  wurde  jedesmal  abgelenkt,  bald  nur  wenige  Gra- 
de, bald  um  grosse  Bögen,  ln  allen  Fällen  war  der  Sinn  der  Ablenkung  derselbe. 
Sie  zeigte  einen  Strom  an,  der  durch  die  Pflanze  von  den  Wurzeln  nach 
den  Blättern  lief.  In  gleicher  Weise  wurden  einzelne  Aesle  oder  Zweige, 
Stängel  und  Blätter  untersucht.  Der  Strom  blieb  in  keinem  Falle  aus  und  seine 
Bichtung  ging  immer  von  der  verletzten  Stelle  zur  Aussenfläche  der  Blätter. 
Abgerissene  Zweige,  die  mehrere  Tage  lang  im  Wasser  gestanden  hatten , ja  halb 
welke  und  abgefallene  Blätter  wirkten  noch  immer,  wenn  schon  weniger  kräftig. 
Mehrmals  blieb  die  Kette  bei  einer  Pflanze  während  einiger  Stunden  geschlossen, 
ohne  dass  der  Strom  erlosch.  Aus  den  in  grosser  Zahl  angestellten  Versuchen 
ergab  sich  als  allgemein  geltende  Kegel:  dass  die  Wurzeln  und  alle 

innern  mit  Saft  erfüllten  Theile  der  Pflanzen  sich  in  ei- 
nem dauernd  negativ  electrischen  Zustande  befinden,  wäh- 
rend die  feuchten  oder  befeuchteten  Aussenflächen  der 
frischen  Zweige,  Blätter,  Blumen  und  Früchte  dauernd  po- 
sitiv electrisch  sind.  Ein  electrischer  Unterschied  der  Pflanzen  von  un- 
ten nach  oben  findet  nicht  statt,  Zwischen  den  Aussenflächen  unter  sich,  oder 
den  inneren  Theilen  unter  sich  traten  keine  Wirkungen  ein,  die  das  Gegentheil 
schliessen  Messen.  Ein  bestimmt  ausgeprägter  dauernder  electrischer  Gegensatz 
findet  sich  vor  zwischen  den  Flüssigkeiten  im  Innern  der  Pflanzen  und  der  äus- 
sersten , die  noch  frischen  Zweige  und  Blätter  umschliessenden  Hülle , der  Epi- 
dermis. Dieser  Ueberzug  enthält  bekanntlich  einen  wachsartigen  Stoff,  der  ihm 


133 


die  Eigenschaft  ertheilt,  den  Durchgang  der  sauren  und  salzigen  Flüssigkeiten, 
welche  das  Innere  der  Pflanzen  erfüllen,  zu  unterbrechen,  ohne  dass  er  im  glei- 
chen Maasse  die  Fähigkeit  verliert,  sich  zu  befeuchten , Wasser  durch  zu  lassen 
und  die  Electricität  zu  leiten.  Hierdurch  ist  zwischen  der  durch  Thau  und  Re- 
gen mit  Wasser  bedeckten  oder  auch  nur  feuchten  Oberfläche  einer  Pflanze  und 
der  Flüssigkeiten  im  Innern  , dauernd  eine  scharfe  Grenze  gegeben  , während 
doch  die  wechselseitige,  unmittelbare  Berührung  und  leitende  Verbindung  nicht 
aufhört.  Alle  Bedingungen  einer  fortdauernden  eleclromotorischen  Thätigkeit 
sind  dadurch  vorhanden,  durch  welche  die  ganze  Aussenfläche  positive,  alle  in 
neren  Theile  bis  zu  den  Wurzeln  herab  und  diese  selbst  eingerechnet  negative 
Electricität  annehmen.  Da  demnach  die  in  einer  Pflanze  vorgehende  electriscbe 
Erregung  nur  auf  dem  Unterschiede  zweier  , an  sich  schon  wenig  energischer 
Conlactwirkungen  beruht,  so  waren  bedeutende  Spanrmngseffecle  nicht  zu  erwar- 
ten und  wurden  in  der  Thal  auch  nicht  erhalten.  Durch  Bildung  einer  zusammen* 
gesetzten  Pflanzenkelte  gelang  es  aber,  solche  hervorzurufen,  die  unzweifelhaft 
nur  von  dieser  Quelle  abhängig  sein  konnten.  Jedes  unverletzte  Blatt  bildet  vom 
Stielende  zur  Aussenfläche  ein  galvanisches  Element.  Es  war  daher  nur  nöthig,  eine 
Anzahl  Blätter  in  geeigneter  Weise  zu  einer  Reihe  zu  ordnen,  um  eine  zusam- 
mengesetzte galvanische  Kette  zu  erhalten.  Eine  solche  aus  12  Paaren  bestehend 
gab  mit  Condensator  und  Säulenelectröscop  sehr  bestimmte  Wirkungen  , deren 
Grösse  mit  der  Anzahl  Paare  ganz  deutlich  zu  nahm-.  Indessen  war  die  Kraft 
der  ganzen  Kette  noch  immer  sehr  gering  und  mochte  kaum  die  Hälfte  von  der 
eines  galvanischen  Zink  Kupfer- Wasserelementes  betragen.  Diese  Versuche  wur- 
den zwar  im  October  angestellt,  B.  glaubt  jedoch  nicht,  dass  sie  im  Frühjahr 
oder  Sommer  bedeutend  anders  ausgefallen  sein  würden.  Er  hält  deshalb  nicht 
für  wahrscheinlich  , dass  unter  dem  Einflüsse  der  Pflanzenelectricilät  allein  so 
starke  Spannungen  erzeugt  werden  können , als  Pouillet  bei  seinem  Verfahren 
erhalten  hat.  B.  glaubt  durch  seine  Versuche  bewiesen  zu  haben,  dass  die  elec- 
tromotorische  Kraft,  welche  die  electriscbe  Ausscheidung  in  den  lebenden  Pflan- 
zen bedingt,  mit  dem  Vegetationsprocesse  in  keinem  Zusammenhänge  steht  und 
nur  von  dem  chemischen  Gegensätze  des  Wassers  zu  den  Pflanzensäften  abhän- 
gig ist.  ( Ann . d.  Chem.  u.  Pharm.  Bd.  LXXXIX.  p.  76.)  B. 

Derselbe,  über  El  ectrici  täls  ent  Wickelung  bei  der  Ver- 
dampfung. — Nach  Versuchen  von  Volta  und  Saussure  sollte  die  Verdam- 
pfung des  Wassers  die  Hauptquelle  der  Luftelectricität  sein.  Seitdem  sind  hier- 
über zwar  oft  Untersuchungen  angeslellt , die  Frage  selbst  aber  ist  immer  noch 
nicht  genügend  gelöst.  Nach  Volta  sollten  die  Wasserdämpfe  in  Folge  der  Um- 
änderung des  Aggregratzustandes  positive  Electricität  annehmen  und  fortführen, 
wahrend  die  Flüssigkeit  im  negativ  electrischen  Zustande  zurückbliebe.  Pouillet 
fand,  dass  chemisch  reines  Wasser  aus  Platin  weder  selbst  Electricität  annimmt, 
noch  dem  Dampfe  millheilt.  Enthielt  aber  das  Wasser  Säure  oder  Alkali  oder 
ein  Salz,  wenn  auch  nur  in  sehr  geringen  Mengen  aufgelöst,  so  zeigte  der  Dampf 
aus  den  sauren  und  salzhaltigen  Lösungen  positive,  aus  den  Lösungen  der  fixen 
Alkalien  aber  negative  Electricität.  Sie  sollte  herrühren  aus  einem  die  Dampf- 
bildung begleitenden  chemischen  Acte,  nämlich  dem  Ausscheiden  der  Wassertheile 
aus  der  Verbindung  mit  den  im  Wasser  aufgelösten  Stollen.  Ebenso  schrieb 
Pouillet  den  Umstand,  dass  auch  reines  Wasser  Electricität  enegte,  sobald  es 
aus  Eisen,  Kupfer  und  Silber  verdampfte,  einer  chemischen  Einwirkung  auf  die 
Gefässwände  zu.  Nach  den  Beobachtungen  von  Armstrong  und  Faraday  wurde 
der  Verdacht  rege,  dass  auch  bei  Pouillet’s  Versuchen  die  Electricität  herrühren 
konnte  von  der  Reibung  der  mit  dem  Dampfe  fortgerissenen  Wassertheilchen  an 
den  Gefässwänden.  Diese  Vermuthung  wurde  durch  Reich  und  Riess  bestätigt; 
dagegen  konnten  beide  weder  bei  einer  Verdampfung  des  Wassers  bei  höherer, 
noch  bei  niederer  Temperatur  eine  Electricitälsentwickelung  bemerken.  Eine 
nachhaltige  Einwirkung  der  Spiritusflamme  oder  einer  andern  Wärmequelle  darf 
man  hier  nicht  anwenden,  weil  dann  die  einfachen  Bedingungen  der  Erscheinung 
durch  die  Electricität  der  Flamme  selbst  verwickelt  werden.  Als  B.  Anordnun- 
gen getroffen  hatte,  um  bei  einer  dauernden  Erwärmung  des  verdampfenden  Was- 


134 


sers  fern  zu  halten  , fand  er  mit  anderen  Beobachtern  übereinstimmend  , dass 
der  aus  isolirter  Flüssigkeit  sich  erhebende  Dampf  keine  Electricität  mit  sich 
führt.  Anderenfalls  wurde  durch  zahlreiche  Versuche  bewiesen , dass  die  Dampf- 
bildung auch  ohne  den  Vorgang  der  Reibung  von  einer  Electricitätsentwickelung 
begleitet  sein  kann  ; dass  aber  dann  diese  Ausscheidung  des  electrischen  Flui- 
dums, wenn  auch  durch  beschleunigte  Verdampfung  befördert,  doch  nicht  unmit- 
telbar davon  abhängig  ist.  Der  Dampf,  indem  er  sich  von  dem  Wasser  ablöst, 
vertritt  gleichsam  die  Stelle  eines  Leiters  einer  bereits  vorher  vorhandenen  und 
in  der  Flüssigkeit  verbreiteten  Electricität.  So  oft  nämlich  das  Wasser  mit  ei- 
ner Electricitätsquelle  in  Verbindung  steht,  müssen  die  aus  demselben  sich  erheben- 
den Dämpfe  mit  Electricität  beladen  sein,  und  zwar  um  so  reichlicher,  je  stär- 
ker die  electrische  Spannung  in  der  Quelle.  Diese  an  sich  wahrscheinliche  Vor- 
aussetzung wurde  durch  einen  Versuch  gerechtfertigt.  Jeder  Metalldraht , den 
man  in  Wasser  senkt,  bildet  damit,  wie  bekannt,  eine  Art  Electromotor ; Zink 
z.  B.  in  Berührung  mit  Wasser  erregt  dasselbe  positiv  electrisch  , während  es 
selbst  negativ  wird.  Bei  guter  und  dauernder  Ableitung  dieser' — E.  des  Drahts, 
muss  sich  die  Oberfläche  der  Flüssigkeit  dauernd  mit  -f-  E.  beladen  , und  so- 
mit ist  ein  Grund  gegeben  , dass  die  sich  erhebenden  Dämpfe  positive  Electri- 
cität entführen  können.  Durch  Platin  wird  das  Wasser  ebenfalls  positiv  erregt, 
aber  weit  weniger  stark,  als  durch  Zink.  Steht  das  Platin  ausserhalb  der  Flüs- 
sigkeit in  Berührung  mit  einer  condensirenden  Zinkplatte,  so  wird  es  von  die- 
ser stärker  negativ  erregt,  als  es  selbst  das  Wasser  positiv  erregen  kann.  Ein 
Ueberschuss  von  — E.  strömt  daher  in  die  Flüssigkeit  und  entweicht  mit  den 
Dämpfen  , während  -f-  E.  sich  in  der  Zinkplatte  ansammelt.  Diese  Erklärung 
der  Electricitätserregung  bei  der  allmäligen  Verdampfung  wird  durch  zahlreiche 
andere  Thatsacben  bestätigt.  Aehnlich  wie  Brunnenwasser  verhielten  sich : de- 
stillirtes  Wasser,  Salzlösung,  Aetzkalilösung,  verdünnte  Schwefel-  und  Salzsäure ; 
d.  h.  ihre  Reactionen  auf  den  Condensator  während  des  Verdampfungsprocesses 
traten  immer  in  solcher  Weise  ein  , dass  man  ohne  die  Annahme  einer  beson- 
deren Verdampfungselectricität,  aus  den  electromotorischen  Beziehungen  zwischen 
Metallen  und  Flüssigkeiten  genügend  Rechenschaft  darüber  geben  konnte.  Viele 
Versuche  dienten  zur  Begründung  der  oben  aufgestellten  Behauptung.  — Es  ist 
nun  klar,  dass  Wasser,  weiches  in  isolirten  Gefässen  verdampft,  keine  Spur  von 
Electricität  entwickeln  kann,  dass  dagegen  in  nicht  isolirten  Metallgefässen  auch 
ohne  Beihilfe  der  Reibung  eine  electrische  Erregung  eintreten  muss,  deren  Stärke 
von  der  electrischen  Differenz  der  Flüssigkeit  an  den  Berührungsstellen  mit  der 
Metallwand  abhängig,  folglich  in  Abdampfschalen  von  Platin  viel  geringer  ist,  als  in 
Gefässen  von  Blei  oder  Zink. — Will  man  sich  überzeugen,  dass  aus  dem  Wasser, 
wenn  es  mit  einem  Metalle  in  Berührung  ist , selbst  bei  gewöhnlicher  Tempe- 
ratur, Electricität  entweicht,  so  kann  man,  um  sich  vor  dem  nachtheiligen  Ein- 
flüsse unvollkommener  Isolirung  zu  schützen,  auf  folgende  Art  verfahren.  Der  un- 
teren Condensatorplatte  aus  Kupfer  wird  dadurch  die  Isolirung  genommen,  dass  man 
einen  daran  befestigten  Kupferdraht  bis  auf  den  Boden  herabgehen  lässt.  Die 
obere  Condensatorplatte  ist  Zink  und  hat  ihre  Handhabe  auf  der  Seile.  Auf  der 
dadurch  frei  gewordenen  Oberfläche  wird  mittelst  Löschpapier  eine  Lage  Wasser 
ausgebreitet.  Nach  etwa  einer  Stunde  wird  man  eine  schwache  negativ  electri- 
sche Ladung  der  Zinkplatle  wahrnehmen.  Dieselbe  ist  abhängig  von  dem  Unter- 
schiede der  electrischen  Eiregungen  des  Zinks  und  Kupfers  durch  Wasser.  B glaubt 
durch  diese  Untersuchung  die  in  Beziehung  auf  die  Natur  der  Dampfelectricität 
etwa  noch  bestehenden  Zweifel  vollständig  gelöst  zu  haben.  Lässt  sich  demnach 
eine  eigenthümliche  Electricität  des  Dampfes,  sei  es  durch  Aenderung  des  Aggre- 
gatzustandes , sei  es  durch  Losreissen  der  Wassertheile  von  zurückbleibenden 
festen  Bestandtheilen  , in  keinem  Falle  mehr  annehmen,  so  ist  es  darum  doch 
möglich,  dass  die  aus  unsern  Verdampfungsgefässen  sich  entwickelnden  Dämpfe, 
auch  unabhängig  von  gleichzeitig  auftretender  Reibung,  Electricität  mit  sich  fuh- 
ren können.  Diese  Electricität  beruht  aber  dann  auf  einer  Contactwirkung  und 
der  Dampf  bildet  nur  einen  Ableiter  derselben.  Wo  das  Wasser  nicht  mit  Kör- 
pern in  Berührung  steht , durch  welche  es  fortdauernd  electrisch  erregt  werden 


135 


kann , können  seine  Dämpfe  nicht  eleclrisch  werden.  Es  fehlt  daher  jede  Be- 
rechtigung zur  Voraussetzung,  dass  durch  die  in  freien  Gewässern  stattfindende 
Verdunstung  -f-  E.  in  der  Luft  verbreitet  werde.  Noch  mit  grösserer  Wahr- 
scheinlichkeit liesse  sich  annehmen , dass  die  Gewässer  — E.  aushauchen,  weil 
sie  als  gute  Leiter  uothwendig  von  dem  negativen  Fluidum  empfangen  müssen, 
welches  durch  verschiedene  Veranlassungen,  hauptsächlich  durch  den  electrischen 
Scheidungsprocess  , an  der  grünen  Oberfläche  der  Pflanzen  fortdauernd  in  die 
Erde  strömt.  ( Ebd . p.  203.)  B. 

Bereits  am  3.  Decbr.  v.  J.  theilte  Quetelet  der  Brüsseler  Academie 
mit,  dass  wenige  Tage  hingereicht  hätten,  die  Sternwarte  zu  Brüssel  mit  der  dor- 
tigen Centralstation  der  electrischen  Telegraphen  zu  verbinden  (vergl.  pag.  60.) 
und  dass  somit  also  die  Verbindung  mit  der  Sternwarte  zu  Greenwich  hergestellt 
sei.  Am  25.  Novbr.  begannen  die  Operationen,  welche  dazu  dienen  sollten,  den 
Unterschied  der  Längen  von  Brüssel  und  Greenwich  zu  bestimmen.  Die  belgi- 
schen Zeichen  sind  ungestört  nach  Greenwich  gelangt,  ebenso  die  aus  Greenwich 
nach  Brüssel.  An  jedem  Abend  zwischen  10  und  11  Uhr  wurden  die  Zeichen 
gegeben,  ohngefähr  150  in  der  Stunde.  Der  erste  Theil  der  Operationen  sollte 
sich  nicht  über  drei  Tage  hinausziehen,  doch  da  der  Zustand  des  Himmels,  be- 
sonders in  England,  nicht  erlaubte,  die  durchaus  nothwendigen  astronomischen 
Beobachtungen  anzustellen,  so  musste  man  die  Arbeit  fortsetzen,  die  hei  Q.  Mit- 
theilung noch  im  vollen  Gange  war  und  wahrscheinlich  erst  am  4.  December 
Abends  beendet  werden  konnte.  Dann  wird  man  mehr  als  1200  Zeichen  ge- 
wechselt haben.  Ungeachtet  der  Entfernung  scheinen  die  Zeichen  nichts  von 
ihrer  Intensität  verloren  zu  haben  und  im  Hinblick  auf  die  aussergewöhnliche 
Schnelligkeit  des  electrischen  Stromes  kann  man  sagen,  dass  die  Galvanometer- 
nadeln der  beiden  Sternwarten  sich  gleichzeitig  in  Bewegung  setzen.  ( Bullet . 

de  VAcad.  Bruxelles.  T.  XX.  pag.  276.)  B. 

Chemie*  — Levol,  über  die  chemische  Beschaffenheit 
der  M e ta  11  1 eg  i r u n ge  n.  — L.  suchte  die  Frage  zur  Erledigung  zu  brin- 
gen, ob  die  Legir ungen  einfache  Gemenge  oder  nach  bestimm- 
ten Proportionen  gebildete,  chemische  Verbindungen  sind. 
Zur  Annahme  des  Letzteren  veranlasst  einmal  die  Thatsache  , dass  manche  Me- 
talle durchaus  nicht  legirt  werden  können  und  ausserdem  die  merkwürdige  Er- 
scheinung, dass  die  berechneten  Dichtigkeiten  , wie  auch  der  Schmelzpunkt  der 
Legirungen  von  den  durch  Beobachtungen  gefundenen  abweichen.  Findet  man 
Legirungen  nicht  nach  bestimmten  Proportionen  verbunden  , so  kann  man  das 
im  Ueberschuss  vorhandene  Metall  mit  einer  Mutterlauge  vergleichen,  welche  mit 
dem  Salze  in  den  festen  Zustand  übergeht  und  es  unmöglich  macht,  die  wahre 
Zusammensetzung  des  letzteren  zu  erkennen.  L.  glaubt  daher , dass  Metalle, 
wenn  auch  nur  schwache,  so  doch  wirkliche,  bestimmte  chemische  Verbindungen 
einzugehen  im  Stande  sind.  Als  charakteristisches  Kennzeichen  dafür  stellt  er 
vollständige  Homogenität  hin,  die  durch  genaue  Analysen  verschiede- 
ner Theile  der  Masse  erkannt  werden  kann.  Bisher  hatte  man  keine  derartige 
Verbindung  zwischen  Kupfer  und  Silber  herstellen  können.  Levol  sucht  den 
Grund  dafür  in  der  ungleichmässigen  Abkühlung  , die  nothwendig  bei  den 
ungleichmässig  geformten  und  ausserdem  offenen  Gefässen , die  man  bisher 
zum  Schmelzen  gebrauchte , eintreten  musste.  Er  bediente  sich  daher  sphäri- 
scher Gefässe  von  Gusseisen.  So  stellte  er  die  Legirungen  Ag  -f-  Cu  und 
Ag  2Cu  dar.  Beide  zeigten  wenig  Homogenität ; aber  L.  erkannte  zwei  ver- 
schiedene Reihen  von  Legirungen.  ln  der  einen  an  Silber  reicheren  Legirung 
vermehrt  sich  in  Folge  eines  beim  Erkalten  eintrelenden  Vorganges,  analog  dem 
in  der  Metallurgie  bekannten  Saigerungsprocesse , der  Aggehalt  in  den  innern 
Theilen  der  Masse  , in  der  andern  an  Silber  ärmeren  in  den  äusseren  Theilen. 
L.  vermuthete  nun  eine  dritte  zwischen  beiden,  für  welche  die  Wirkung  jenes 
Proeesses  verschwindet.  Als  solche  erkannte  er  die  Legirung  3 Ag  — j—  4 Cu,  die 
bei  wiederholten  Versuchen  vollkommen  homogen  ausfiel  und  sie  scheint  die 


136 


einzige  zu  sein  , bei  der  überhaupt  Homogenität  eintritt.  Die  Dichtigkeit  wurde 
= 9,9045  gefunden,  während  sie  sich  auf  9,998  berechnete.  — Die  Legirung 
mit  900  p.  M.  Aggehalt  wird  in  Frankreich  zur  Münze  verwendet.  Bei  ihr  be- 
trug der  im  Mittelpunkt  gefundene  Aggehalt  im  Mittel  8,83  p.  M.  mehr,  als  der 
an  der  Oberfläche.  Dadurch  wird  natürlich  eine  Ungleichheit  des  YYerlhes  der 
Münzen  veranlasst  und  um  eine  solche  zu  vermeiden,  schlägt  L.  vor,  zum  Geld- 
prägen die  homogene  Legirung  3Ag-{-4Cu  zu  benutzen,  wenn  nicht  Mittel,  wie 
z.  B.  Zusatz  eines  dritten  Metalles  , oder  Anwendung  von  Centrifugalmaschinen, 
ausfindig  zu  machen  wären  , die  jetzt  angewendete  Legirung  homogen  zu  erhal- 
len. Als  eine  andere  Ursache  der  heterogenen  Beschaffenheit  der  Legirungen 
des  Ag  und  Cu  führt  L.  noch  die  theilweise  Oxydation  des  letzteren  an.  — 
Bei  Gold  und  Silber  wurden  die  Legirungen  2Au^-Ag , Au-f-Ag,  Au+2Ag  und 
Au+lOAg  alle  vollständig  homogen  gefunden.  Die  Verwandtschaft  beider  Me- 
talle ist  nur  gering,  doch  gelingt  es  immer  durch  starkes  Umrühren  die  Verbin- 
dung derselben  vollkommen  herzustellen.  Bei  der  Legirung  2Au-j-Ag  entstand 
während  des  Umrührens  ein  heftiges  Anfbrausen,  das  durch  den  vom  Silber  ab- 
sorbirten  und  vom  Gold  ausgeti  lebenen  Sauerstoff  herrührte  , wonach  also  das 
Silber  zum  Sauerstoff  eine  schwächere  Verwandtschaft  besitzt  als  zum  Gold.  - — 
Bei  Gold  und  Kupfer  waren  die  Legirungen  4Au-j-Cu  , 3Au-f-Cu  , 2Au-fCu,  Au 
-}-Cu  , Au-|-2Cu  und  Au-j-lOCu  ebenfalls  vollständig  homogen.  Auch  hier  ist 
starkes  Umrühren  erforderlich  ; die  Darstellung  der  beiden  letzten  Legirungen 
wird  durch  die  leichte  Oxyd  irbai  keil  des  Kupfers  sehr  erschwert.  Um  hier  die 
homogene  Beschaffenheit  zu  erklären,  ist  jedoch  die  Annahme  eines  Isomorphis- 
mus beider  Metalle,  wie  bei  Gold  und  Silber,  nicht  statthaft,  da  sonst  auch  Sil- 
ber und  Kupfer  isomorph  sein  müssten.  — Bei  Silber  und  Blei  war  nur 
Ag4-100Pb  e>ne  homogene  Verbindung.  {Arm.  de  Chitn.  et  de  Phys.  T. 
XXXVI.  p.  193.  und  XXXIX.  p.  163.)  W.  B. 

Wir  müssen  uns  sehr  darüber  wundern,  wie  Koettig  {Journal  f. 
prakt.  Chem.  Bd.  LXI.  pag.  33.)  auf  den  Gedanken  kommen  konnte,  ein 
der  von  St.  Evre  (Compt.  rend  T.  XXX III.  pag.  166.)  beschriebenen 
gelben  Kobalt  Verbindung  2(N208,CoO,KO)-j-HO  analoges  Nickel- 
doppelsalz darslellen  zu  wollen,  da  das  Verhalten  von  Kobalt  und  Nickel  ge- 
gen salpetrigsaure  Salze  bereits  vor  6 Jahren  von  dem  verstorbenen  Prof.  Fi- 
scher in  Breslau  ( Poggd . Ann.  Bd.  LXXIV.  pag.  124.)  ausführlich  be- 
schrieben ist.  Schon  dieser  machte  darauf  aufmerksam,  dass  sich  hierauf  wahr 
scheinlich  eine  leichte  Treonungsmelhode  dieser  beiden  Metalle,  die  man  damals 
nur  auf  einem  sehr  umständlichen  Wege  und  bei  Anwendung  der  grössten  Vor- 
sicht mit  Sicherheit  zu  scheiden  im  Stande  war,  werde  gründen  lassen.  Dieser 
Vorschlag  , obgleich  schon  früher  bei  der  Untersuchung  des  Meteoreisens  von 
Braunau  {Poggd.  Ann.  Bd.  LXXII.  pag.  477.)  auf  Vorschlag  von  Fischer, 
der  diese  Beobachtung  schon  1830  gemacht  haben  will,  zu  einer  Zeit  also,  wo 
man  nur  die  sehr  unvollkommene  Methode  von  Phillips  bei  der  Scheidung  der 
beiden  Metalle  anwenden  konnte,  von  Duflos  praktisch  zur  Anwendung  gebracht, 
hat  jedoch  nicht  die  geringste  Beachtung  gefunden,  während  auf  der  andern  Seite 
sich  die  ersten  Chemiker  lange  Zeit  vergeblich  bemüht  haben,  Methoden  für  diese 
Scheidung  zu  ersinnen,  die,  obgleich  vielfach  verbessert  und  vereinfacht,  den- 
noch viel  zu  wünschen  übrig  lassen,  so  dass  man  bei  technischen  Untersuchun- 
gen , bei  denen  es  heisst:  ,,  Zeit  ist  Geld“,  jetzt  allgemein  seine  Zuflucht  zu 
den  Lölhrohrbeslimmungen  nach  Plattners  Anweisung  genommen  hat.  Koettig 
scheint  cs  mit  der  Veröffentlichung  seiner  vermeintlichen  neuen  Trennungsme- 
thode des  Kobalts  vom  Nickel  sehr  eilig  gehabt  zu  haben , da  er  die  Zuverläs- 
sigkeit derselben  erst  noch  prüfen  will  und  auch  noch  keine  Beweise  für  die 
stets  gleiche  Zusammensetzung  der  unlöslichen  Kobaltverbindung  beigebracht 
hat.  W.  B. 

Wenige  Seiten  später  (Ehd.  pag.  41.)  finden  wir  eine  Angabe  von  Stro- 
mever,  die  wir  hier  folgen  lassen:  „Zur  Scheidung  des  Kobalts  vom 
Nickel  (bei  der  Untersuchung  von  Kupferschlacken)  benutzte  ich  die  vom  Prof. 


137 


Fischer  vorgeschlageue  Methode  * **))  mittelst  des  salpetrigsauren  Kali.  Ich  empfehle 
sie  den  Analytikern,  denn  sie  ist  ebenso  genau  und  ungleich  bequemer,  als  die 
andern  bekannten  Methoden.  Kobalt  und  Nickel  wurden  in  Salzsäure  gelöst, 
zur  Trockne  verdampft,  in  wenig  Wasser  gelöst  uud  mit  einer  concenlrirten  Lö- 
sung von  salpetrigsaurem  Kali  und  hierauf  mit  Essigsäure  versetzt.  Dabei  schei- 
det sich  ein  gelbes  Doppclsalz  von  salpetrigsaurem  Kobaltoxydul  und  Kali  ans, 
welches  nur  sehr  wenig  in  Wasser  löslich  ist.  Nickel  fallt  dabei  nicht  mit  nie- 
der. Man  löst  das  Kobaltdoppelsalz  in  Salpetersäure  und  fallt  durch  Kali  aus. 
Vermittelst  dieser  Methode  kann  man  auch  Kobalt  von  Zink  und  Mangan  schei- 
den“*’). W.  ß. 

Schröder  hat  einen  Rippenknochen  einer  an  Knochen- 
brüchigkeit zu  Grunde  gegangenen  Kuh  analysirt  und  darin  gefunden: 
kohlens.  Kalk  6,15,  phosphors.  Bittererde  0,13,  phosphors.  Kalk  32,10,  Knor- 
pelsubstanz 61,62.  Vergleicht  man  damit  die  Zusammensetzung  normaler  Kno- 
chen, so  ergiebt  sich  bei  ungefähr  normalem  Gehalt  an  kohlens.  Kalk  eine  aus- 
serordentliche Abnahme  der  phosphors.  Bittererdc,  vorzüglich  aber  eine  Vermin- 
derung des  phosphors.  Kalks  um  das  Doppelte  und  dadurch  bedingt  ein  gerade 
zu  umgekehrtes  Verhällniss  der  organischen  Substanz  zur  unorganischen.  Dies 
ist  vorzugsweise  deshalb  bemerkenswerth  , weil  Bibra  in  einem  gleichen  Falle 
eine  so  geringe  Differenz  zwischen  dem  Verhällniss  der  Knorpelsubstanz  zur  un- 
organischen fand  , dass  sich  hier  der  pathologische  Process  aus  dem  Mangel  an 
Phosphaten  durchaus  nicht  erklären  liess.  Es  scheinen  demnach  offenbar  von 
den  Aeizlen  verschiedene  Processe  zusammengew  orfen  zu  werden.  (Ann.  d. 
Chem.  u.  Pharm.  Bd.  L XX XIX.  p.  223.)  XV.  D. 

Müller,  Darstellung  des  sauren  ä p f e 1 s a u r e n Kalkes  mit- 
te I s l S c h w e fei  s ä u r e.  — Das  rohe  neutrale  Kalksalz  wird  genau  in  zwei  Hälften 
gelheilt  und  die  eine  in  einem  kupfernen  Kessel  mit  dem  6 — lOfachen  Volum 
Wasser  erwärmt,  darauf  mit  massig  verdünnter  Schwefelsäure  versetzt,  bis  eine 
mit  Weingeist  gut  gemischte  und  fillrirle  Probe  einen  geringen  Ueberschuss  an 
Schwefelsäure  erkennen  lässt.  Man  tlnit  nun  die  zurückbehaltene  zweite  Hälfte 

des  rohen  Kalkmalales  hinzu  , kocht  auf  und  colirt.  Das  Filtrat  ergiebt  meist 
schon  während  des  Erkailens  eine  reichliche  Krystallisation  des  sauren  Salzes 
das  nur  äusserst  schwach  grünlich  gefärbt  ist.  Durch  Auslangen  des  Gypses 
mit  der  warmen  Mutterlauge  und  mit  Wasser  und  nachfolgendes  Abdampfen  ge- 
winnt man  alle  Aepfelsäure  bis  auf  gelinge  Mengen  Für  Gewinnung  der  Aepfel- 
säure  zu  technischem  Gebrauch  — zu  Reservagen  in  Kallundruckereien  — würde 
sich  die  Methode  recht  wohl  eignen.  (. Journ . f.  prakt.  Chem.  Bd.  LX. 

p.  477.)  XV.  B. 

S t e n h o u s e,  Untersuchung  der  kryslallinischen  Aus- 
scheidung i in  Bittermandelöl.  — Sie  bildet  sich  bei  der  Aufbewahrung 
in  lose  verstopften  Flaschen  nach  längerer  Zeit  , namentlich  wenn  das  Oel  zu 
gleich  der  Einwirkung  des  Lichtes  ausgeselzt  ist.  Schon  1823  wurde  sie  für 
Benzoesäure  erklärt,  durch  Oxydation  des  Oeles  gebildet.  Später  tbeille  Pcreira 
mit,  dass  die  Ausscheidungen  verschiedener  Ocle  sowohl  unter  sich  als  auch  von 
der  Benzoesäure  abweichen;  Analysen  führte  er  jedoch  nicht  aus.  St.  erhielt 
nicht  weniger  denn  10  verschiedene  Proben,  zusammen  mehr  als  3 Unzen  wic- 


*)  Um  so  auffallender  ist  es,  dass  die  Redaclion  des  Journ.  f prakt. 
Chem.  die  unmittelbar  vorhergehende  Arbeit  Koettigs  ohne  jede  Bemerkung 
aufnehmen  konnte.  XV.  B. 

**)  Nachträglich  finden  wir  im  Journ.  f. prakt.  Chem  Bd-  LXI.p.  181. 
die  Erklärung,  dass  Koetlig  bei  Anstellung  seiner  Versuche  der  Vorschlag  Fi- 
schers unbekannt  gewesen  sei;  wir  sind  aber  der  Meinung,  dass  man  sich, 
bevor  man  eine  Arbeit  an  fängt,  und  vor  allen  Dingen  dann,  wenn 
man  sie  veröffentlichen  will  , in  der  Literatur  orlenlirt  , falls  sie  einem  nicht 
sonst  schon  gegenwärtig  ist.  XV.  B. 


9’ 


138 


gend.  Die  Kryslatle  halten  eine  lief  gelbe  Farbe,  lösten  sich  leicht  im  Wasser 
und  wurden  durch  wiederholtes  Umkrystallisiren  gereinigt  Nach  ihren  Eigen- 
schaften und  der  Analyse  ergaben  sie  sich  als  Benzoesäure.  ( Ann . d.  Chem. 

u.  Pharm.  Bd.  LXXXIX.  p.  253.)  W.  B. 

Löwe,  Bildung  von  Rhodankalium  auf  nassem  W ege.  — 
Vermischt  man  eine  wässrige  Lösung  einer  bestimmten  Gevvichtsmenge  von  Fer- 
rocyankalium  mit  Schwefelkaliuni  oder  mit  Schwefelblumcn  und  kohlensaurem 
Kali  in  dem  bekannten  Verhältnisse  und  erhitzt  das  Gemenge  zum  Kochen  , so 
färbt  sich  die  Lösung  schon  nach  wenigen  Minuten  grünlich  unter  Abscheidung 
von  Schwefeleisen,  dessen  Menge  je  nach  der  Länge  des  Siedens  der  Flüssigkeit 
sich  vermehrt.  Nach  längerer  Zeit  des  Kochens  hat  sich  fast  alles  Ferrocyan- 
kalium  in  Schwefelcyankalium  umgeselzl.  Trennt  man  nun  das  Schwefel- 
eisen durch  Filtriren,  lässt  die  Flüssigkeit,  wenn  sie  noch  gelb  gefärbt  sein 
sollte,  an  der  Luft  kurze  Zeit  stehen,  bis  sie  farblos  ist,  dampft  das  Ganze  im 
Wasserbade  zur  Trockne  ah  und  zieht  den  Rückstand  mit  Alkohol  aus,  so  erhält 
man  eine  ziemlich  gesättigte  alkoholische  Lösung  von  Rhodankalium.  (Jo um. 
f.  prakt  Chem.  Bd.  LX.  p.  478.)  W.  B. 

Ders.,  Erkennung  der  Blutflecke. — Bei  Flecken  auf  Leinwand  und 
anderen  slickstofl'freien  Geweben  empfiehlt  L.  die  Erzeugung  von  Blutlaugensalz 
aus  den  stickstoßhalligerv  Materien  des  Blutes  als  Erkennungsmillel.  Die  ver- 
dächtige Leinwand  lässt  man  so  lange  in  destillirlem  Wasser  bis  der  Fleck  ge- 
löst  und  das  Gewebe  fast  farblos  erscheint.  Die  gefärbte  Flüssigkeit  versetzt 
man  mit  kohlens.  Kali  und  dampft  sie  bei  105°  zur  Trockne  ab.  Den  wasser- 
freien Rückstand  gieht  man  in  eine  mehr  lange  als  weite  Glasröhre,  welche  un- 
ten in  eine  Spitze  pusgezogen  ist  und  bedeckt  ihn  noch  mit  einer  Lage  von  koh- 
lens. Kali , um  den  Zutritt  der  Luft  zu  verhüten  , welche  leicht  eine  Umsetzung 
des  Cyankaliums  in  cyans.  Kali  beim  Schmelzen  herbeiführen  könnte,  wodurch, 
weil  sich  dann  kein  Ferrocyankalium  bildet,  ein  negatives  Resultat  erhallen  wird. 
Die  Masse  wird  nun  längere  Zeit  hindurch  mit  Hilfe  eines  Lölhrohrs  erhitzt  und 
dadurch  geschmolzen.  Man  lässt  sie  dann  erkalten,  schneidet  soweit  die  Masse 
reicht  das  Röhrchen  ab  und  wirft  sie  in  ein  Gemisch  von  warmem  Wasser  und 
Schwefeleisen.  Man  erwärmt  ein  wenig,  filtrirt . versetzt  die  Flüssigkeit  mit 
Salzsäure,  um  das  vorhandene  kohlens.  Kali  zu  zersetzen  und  thut  nun  1 — 2 
Tropfen  Eisenchlorid  hinzu.  War  Blut  zugegen,  so  entsteht  sogleich  eine  gelb- 
lich-grüne Färbung  wegen  des  überschüssig  zugeselzlen  Eisenchlorids.  Der  blaue 
Niederschlag  setzt  sich  jedoch  bald  ab.  Eine  grosse  Anzahl  von  Versuchen  mit 
ganz  kleinen  Proben  ausgeführl , haben  stets  ein  positives  Resultat  ergeben, 
mochte  die  eingetrocknete  Masse  längere  oder  kürzere  Zeit  auf  der  Faser 
gehaftet  haben  und  L.  ist  der  festen  Ueberzeugung,  dass  auch  noch  nach  Jahren 
die  Gegenwart  des  Blutes  dieser  Beweisführung  sich  nicht  entziehen  werde.  Getrage- 
ne und  vonSchweiss  durchdrungene  Leinwand  wurde  für  sich  mit  kohlens.  Kali  ge- 
schmolzen, um  fest  zu  stellen,  ob  die  in  den  schweissigen  Exhalalionen  enthal- 
tenen Ammoniakverbindungen  zur  Cyanbildung  beitragen  könnten;  allein  nie  sind 
die  geringsten  Spuren  von  blauen  Flöckchen  bei  Zusatz  von  Eisenchlorid  beo- 
bachtet worden.  Der  hohe  Reichthum  des  Blutes  an  Proteinsubstanzen  ist  der 
Cyanbildung  selbst  hei  geringen  Mengen  günstig  und  L.  ist  der  Meinung,  dass 
dieses  Experiment  charakteristisch  genug  ist,  um  die  Gegenwart  einer  so  com- 
plicirlen  Flüssigkeit  in  zweifelhaften  Fällen  darzulhun.  Wo  organische  Pigmente 
einen  Zweifel  aufkommen  lassen,  da  lässt  letzterer  sich  schon  beseitigen  durch 
das  deutlich  ausgeprägte  Verhalten  jener  zu  Ammoniak,  unterchlorigs.  Kalk,  Na- 
tron oder  freiem  Chlor,  und  was  die  Rostflecken  anbelangt,  so  werden  diese 
nimmer  beim  Verschmelzen  mit  kohlens.  Kali  Cyankalium  erzeugen  können. 
(. Arch . d.  Pharm.  [2]  Bd.  LXXVIl  p.  56.)  W.  B. 

Stenhouse,  über  die  getrockneten  Kaffeeblätter  von  Su- 
matra — Diese  werden  in  jener  Gegend  als  Surrogat  für  Thee  und  Kaffee- 
bohnen benutzt.  Die  Blätter  waren  in  ziemlich  roher  Weise  sehr  stark  geröstet 
und  halten  in  Folge  davon  einen  schwach  brenzlichen  Geruch  angenommen. 


139 


Sie  gaben  mit  siedendem  Wasser  einen  tief  braunen  Aufguss  , der  im  Geruch 
und  Geschrmck  viel  Aehnlichkeil  mit  einer  Mischung  von  Thee  und  Kaffee  hat. 
Mit  Zucker  und  Milch  versetzt  war  es  ein  ganz  erträgliches  Getränk  und  da  die 
gerösteten  Kaffeeblätter  zu  elwas  weniger  als  zwei  Pence  das  Pfund  eingeführt 
werden  können,  dürften  die  ärmeren  Klassen  darin  ein  sehr  nützliches  Surrogat 
linden.  Diese  Blätter  enthalten  die  zwei  charakteristischen  Bestandtheile  der 
Kaffeebohnen , nämlich  Thein  oder  Kaffein  und  Kaffeesäure,  ln  dieser  Be- 
ziehung unterscheiden  sie  sich  wesentlich  von  Cichorien,  gerösteten  Rüben  etc, 
die  auch  die  Stelle  von  Kaffee  vertreten,  jedock  keine  Spur  der  genannten  Be- 
standtheile enthalten.  Gehalt  an  Thein  1, J 5 — 1,25  pCt.,  während  Kaffee  0,8 — 
1 pCt.  und  Tliee  2 pCt.  Thein  enthalten;  Sticksloffgehall  2,17  pCt  , in  den  Kaf- 
feebohnen 2,5 — 3 pCt.  Paraguaythee  enthält  1,1 — 1,23  pCt.  Thein  und  1,51 
— 1,70  pCt.  Stickstoff.  Offenbar  ist  durch  das  zu  starke  Rösten  der  Blätter  noch 
ein  Theil  des  Theins  forlgegangen.  Die  Kaffeesäure  , die  der  Chinasäure 
analog  zu  sein  scheint,  da  sie  mit  Schwefelsäure  und  Mangansuperoxyd  Chinon 
gieht,  ist  in  den  Blättern  gleichfalls  in  grösserer  Menge  enthalten  , als  in  den 
Beeren.  An  siedendes  Wasser  gaben  die  Blätter  fast  um  10  pCt.  mehr  lösliche 
Substanz  ab,  als  die  Bohnen  und  unter  diesem  Gesichtspunkt  wäre  die  Anwen- 
dung der  Blätter  der  der  Bohnen  vorzuziehen ; das  Getränk  hat  jedoch  mehr 
Aehnlichkeil  mit  dem  Thee  als  mit  dem  Kaffee.  Die  Blätter  enthalten  elwas 
Gerbsäure  und  kaum  etwas  Zucker  oder  Fett,  während  die  Bohnen  12  pCt.  Fett 
und  8 pCt.  Rohrzucker  enthalten  ( Ann . d.  Chem.  u.  Pharm.  Bd.  LXXXIX. 

}>.  241.)  W B. 

R i t f h a u s e n hat  das  leichte  Steinkohlent  heeröl  untersucht 
und  Resultate  erhalten,  die  mit  den  von  Mansfield  (Ann.  d.  Chem  u.  Pharm. 
HX.  1G2.)  angegebenen  vollkommen  übereinstimmen.  Mansfield  fand , dass 
das  leichte  Steinkohlenöl  fast  nur  aus  Kohlenwasserstoffen  der  Reihe  CnHu~6 
besiehe,  namentlich  aus  dem  Benzol,  Toluol,  Cu  mol  und  Cymol.  II. 
vermuthete  auch  die  Gegenwart  des  Gliedes  C,6H10  Xylol;  indessen  konnte  er 
aus  den  Destillaten  zwischen  120  — 135°  kein  Produkt  von  nur  einigermassen 
constantem  Siedepunkte  gewinnen.  Von  den  untersuchten  Kohlenwasserstoffen 
schien  das  Toluol  in  grösster  Menge  vorhanden  zu  sein  ; die  Ausbeute  an  rei- 
nem Benzol  betrug  etwa  Y*  der  von  Toluol  und  die  an  Cumol  ungefähr  Ya  von 
diesem.  Vom  Rohmaterial  hatte  R.  gegen  4 Liter  angewendet.  ( Journ . für 

prakt.  Chem.  Bd.  LX1.  p.  74.)  W.  B. 

Hanbury,  über  das  Chinawachs.  — Dieses  interessante  Produkt, 
das  seit  einiger  Zeit  in  den  Handel  gekommen  ist,  führt  auch  den  Namen  vveis- 
ses  lnsectenwachs , japanisches  Wachs.  Es  besitzt  die  ausserordentliche  Weisse 
und  den  Glanz  des  Wallraths,  schmilzt  aber  erst  bei  83°,  wodurch  es  zu  tech- 
nischen Zwecken  sehr  brauchbar  wird.  Man  hat  es  vielfach  mit  anderen  Pro- 
dukten verwechselt , z.  B.  mit  dem  sogenannten  weissen  Lack  , der  Secretion 
von  Coccus  ceriferus  , ferner  mit  den  von  Flata  limbata  , Flata  nigricornis  etc. 
gelieferten  Substanzen.  Allein  der  weisse  Lack  ist  spröder  und  halbdurchschei- 
nend  , schmilzt  bei  62°,  löst  sich  in  Alkohol  .und  Aethcr  und  wird  durch  fixe 
Alkalien  unvollständig  verseift.  Die  wachsarlige  Substanz  von  Flata  limbata  ist 
in  Wasser  leicht  löslich  und  schmilzt  nicht , sondern  brennt  und  zersetzt  sich 
beim  Erhitzen.  William  Lockert  hat  eine  Probe  des  rohen  Chinawachses  aus 
China  nach  London  gesendet;  dasselbe  enthielt  noch  das  Insect,  durch  dessen 
Stich  es  hervorgebracht  wird  in  verschiedenen  Stufen  der  Entwickelung  und  war 
zum  Theil  noch  in  der  Baumrinde  incrustirt.  Westwood  erklärt  das  Insect  für 
eine  neue  Coccus  - Art  und  schlägt  dafür  den  Namen  Coccus  sinensis  vor.  Das 
Wachs  selbst  bildet  um  den  Zweig  herum  eine  weisse  , sammetartige  , fasrfgc 
Decke,  das  ungefähr  l/ 5"  dick  ist  Im  März  nnd  April  suchen  die  Bewohner  ge- 
wisser Gegenden  von  China  und  Japan  die  Cocons,  welche  die  Eier  des  Insec- 
tes  enthalten,  wickeln  sie  in  Ingwerblätter  und  hangen  dieselben  an  die  Zweige 
gewisser  Bäume  — nach  Einigen  Rlins  succedanea , Ligustrum  lucidum,  Hibis- 
cns  syriacus  und  eine  vierte  unbekannte  Pfianzengatlung ; nach  anderen  dem  Fra- 
xinus  ähnliche  — auf.  Nach  8 — 30  Tagen  kriecht  das  Insect  aus,  das  ungefähr 


140 


die  Grösse  eines  Hirsekornes  hat , und  heftet  sich  an  die  Zweige  oder  Blatter 
fest.  Hier  bildet  sich  nun  bald  eine  wachsartige  Secretion,  welche  sich  vermehrt, 
bis  sie  den  ganzen  Baum  bedeckt.  Das  Insect  entwickelt  sich  dabei  mehr  und 
mehr,  aber  es  kommt  ein  Zeitpunkt,  in  welchem  die  Menge  der  lnsecten  in  dem 
Maasse  abnimmt,  in  welchem  sich  die  Secretion  vermehrt,  weshalb  man  vermu- 
thet  hat,  das  Insect  verwandele  sich  selbst  in  Wachs.  Im  Juni  oder  Juli  nimmt 
man  das  Wachs  von  den  Zweigen  ab.  Der  zurückbleibende  Theil  liefert  die  zur 
weitern  Fortpflanzung  erforderlichen  Cocons.  — Die  Menge  Wachs,  welche  jähr- 
lich producirl  wird,  belauft  sich  auf  400,000  Pfund.  Es  wird  fast  ganz  in  China 
verbraucht,  namentlich  zu  Kerzen  und  auch  als  Heilmittel.  — Die  chemischen 
Eigenschaften  dieses  Wachses  sind  von  Brodie  ( Journ . f.  pro  kt.  Chem. 
XLVI.  30.)  untersucht.  ( Journ  de  Pharm,  et  de  Chim.  T.  XXIV.  p 
J3G.)  w.  n. 

v.  Planta  und  Kekule  haben  das  > erhalten  des  Coniin  zu 
Jodäthyl  näher  untersucht,  um  zu  ermitteln,  welcher  der  durch  Hofmanns  Un- 
tersuchungen characterisirten  Heihen  flüchtiger  Basen  das  Coniin  angehöre. 
Durch  Hofmann  und  Wurtz  war  bereits  dargethan  , dass  das  Coniin  Aethylsub- 
stitutionsproducte  bilde ; es  blieb  aber  noch  zu  ermitteln,  wie  viel  Aeqnivalcnle 
Wasserstoff  im  Coniin  durch  s.  g.  Radicale  ersetzbar  seien.  Die  verschiedenen 
Coniinsorten,  obgleich  stets  auf  dieselbe  Weise  dargestellt,  zeigten  gegen  Jod- 
äthyl ein  verschiedenes  Verhalten.  Das  käufliche  Coniin  hat  nicht  immer  die- 
selbe Zusammensetzung;  es  ist  ein  Gemenge  verschiedener  homologer  Basen, 
von  denen  der  einen  die  von  Gerhardt  für  das  Coniin  vorgeschlagene  Formel 
CI6HI5N  zukommt.  — Producte  der  Einwirkung  des  Jodäthyl  auf  das  Coniin 
bei  der  Temperatur  des  siedenden  Wassers.  J.  A ethyl  coni  i n , f.20H,9N. 
Ein  fast  farbloses,  stark  lichtbrechendes  Oel , leichter  als  Wasser  und  in  dem- 
selben nur  wenig  löslich.  Konnte  nicht  vollständig  wasserfrei  erhallen  werden 
und  zeigte  daher  auch  keinen  constanten  Siedepunkt.  Von  den  Salzen  des  Aethyl- 
coniins  konnte  keines  in  einem  für  die  Analyse  geeigneten  Zustande  dargestellt 
werden.  Neben  dem  syrupartigen,  unkrystallisirbaren  Aethylconiinjodid,  ans  dem 
durch  Kalilauge  das  dem  Coniin  äussersl  ähnlich  riechende  Aethylconiin  abge- 
schieden wurde  , entband  meistens  noch  eine  krystallisi rhare  Verbindung.  Die 
durch  Kalilauge  ausgeschiedenen  prachtvollen  Krystalle  von  über  4 Zoll  Länge 
sind:  A e t h y 1 - Me  t h y 1 - Co  n i i n * J o d i d , C22H22NJ.  Es  kann  mit  Kalilauge 
gekocht  werden,  ohne  sich  zu  zersetzen  ; durch  frisch  gefälltes  Silberoxyd  wird 
es  leicht  zersetzt  und  Aelhyl-Melhyl-Coniin  C22H22N0  scheidet  sich  ab. 
Die  Lösung  in  Wasser,  ans  reinem  Jodid  dargestellt,  ist  vollständig  farblos  und 
geruchlos,  sie  schmeckt  äussersl,  scharf  bitter,  reagirt  stark  alkalisch  und  wirkt 
im  concentrirten  Zustande  auf  die  Epidermis  wie  Kalilauge.  Die  Lösung  kann 
ohne  Zersetzung  zu  erleiden  oingedampfl  und  gekocht  werden  ; sie  zieht  mit  Be- 
gierde Kohlensäure  an.  Salze  des  A et.  hyl-Methyl  - Co  niin.  Das  koh- 
lensaure Salz  krystallisirte  beim  Verdampfen  in  einer  Atmosphäre  von  Kohlen- 
säure in  langen  Nadeln.  Das  salzsaure,  schwefelsaure,  Salpetersäure,  oxalsaure 
und  essigsanre  Salz  wurden  durch  Verdunsten  im  luftleeren  Baum  über  Schwe- 
felsäure krystallisi rt  erhallen;  sie  sind  sämmtlich  in  Wasser  löslich,  die  mei- 
sten an  feuchter  Luft  zerfliesslich  Gegen  eine  alkalische  Lösung  von  Jodkalinm 
verhält  sich  das  Aelhyl-Melhyl  Coniin  ebenso,  wie  Hofmanns  Telraethylammonium, 
es  werden  Krystalle  des  Jodids  ausgeschieden.  — Sämmlliche  Eigenschaften  des 
Aethyl- Methylcon i in  und  seiner  Salze  sprechen  dafür  , dass  es  der  vierten  der 
llofmannschen  Basenreihen  angehörl,  dass  es  eine  Ammoniumbase  ähnlich  wie 
Telrälhylamrnonium,  Triälhylanilin  etc.  ist,  denen  es  sich  in  jeder  Beziehung  ^n- 
rciht.  Zur  weiteren  Bestätigung  dieser  Ansicht  blieb  noch  übrig,  das  Aetnyl- 
Methyl-Coniin  von  Neuem  der  Einwirkung  des  Jodälhyls  auszusetzen.  Es  wurde 
jedoch  kein  weiteres  Aeq.  Aethyl  mehr  anfgenommen.  Aelhyl-Melhyl-Coniin  und 
Jodäthvl  hatten  sich  gegenseitig  zersetzt  zu  Aelhyl-Mcthyl-Coniin-Jodid  und  Al- 
kohol. Diesem  Verhalten  entspricht  auch  das  des  Jodids  und  der  Base  selbst 
beim  Erhitzen.  Ist  die  letztere  so  weit  concentrirt,  dass  sie  beim  Erkalten  brei- 
artig erstarrt  , so  tritt  Zersetzung  ein.  Es  destillirt  eine  neue  ölartige  Base 


141 


über : Melhylconiin  C18H17N.  Der  Name  soll  jedoch  nichts  weiter  bezeich- 
nen, als  dass  die  Verbindung  C2H2  mehr  enthalt  als  Coniin.  Farbloses,  wie 
Coniin  riechendes  Oel,  leichter  als  Wasser  und  darin  wenig  löslich,  jedoch,  ähn- 
lich dem  Aethylconiin,  in  kaltem  mehr  als  in  warmem.  — Diäthylconii  n, 
C24H24N0.  Wurde  aus  dem  krystallisirten  Diäthylconiinjodid  durch  frischgefäll- 
tes Silberoxyd  erhalten.  Die  Lösung  ist  geruchlos  , scharf  bitter  und  stark  al- 
kalisch. Seine  Eigenschaften  Ihun  dar,  dass  es  eine  dem  Telräthylammonium 
entsprechende  Verbindung  ist,  so  dass  es  durch  weitere  Behandlung  mit  Jodälhyl 
kein  Actbyl  mehr  aufnehmen  und  heim  Erhitzen  in  ölbildendes  Gas  und  Aethyl- 
coniin zerfallen  würde.  — Es  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  dass  die  Ba- 
sen der  Coniinreihe  (Aethylconiin  und  Diälhylconiinj  durch  Behandeln  mit  Jodä- 
lhyl nie  in  Melhylconiin  oder  Aelhyl - Melhylconiin  übergingen  oder  umgekehrt. 
Aus  Aethylconiin  wurde  durch  Behandeln  mit  Jodäthyl  Diälhylconiin  erzeugt; 
während  Aelhylmelhylconiin  sich  durch  Hitze  zu  Melhylconiin  zersetzt.  Dass 
alle  Basen  einer  Reihe  angehören  , deren  Glieder  um  C4I14  von  einander  ver- 
schieden sind,  was  bei  Verdoppelung  der  Formel  gedacht  werden  könnte,  kann 
demnach  nicht  angenommen  werden,  und  es  bleibt  nur  die  Annahme,  dass  das 
rohe  Coniin  selbst  ein  Gemenge  von  zwei  um  C2112  verschiedenen  Basen  sei. 
Es  bleibt  daher  noch  übrig  zu  entscheiden  , welche  Formel  die  im  käuflichen 
Coniin  enthaltene  Verbindung  habe,  die  zur  Bildung  des  Aethylmethylconiins  Ver- 
anlassung gegeben.  Sie  konnte  ebensowohl  C14H13N  als  C,8HnN  sein.  Letztere 
Ansicht,  für  die  verschiedene  Umstände  sprachen,  wurde  durch  die  Analyse  des 
rohen  Coniins  für  richtig  befunden.  Die  untersuchten  Coniinsorten  erscheinen 
als  Gemenge  von  Coniin  C,6HI5N  und  Melhylconiin  CI8HI7N.  Ausserdem  war 
darin  noch  eine  an  Kohlenstoff  ärmere  Basis  C14HI3N  enthalten.  — Noch  muss 
bemerkt  werden,  dass  stets  beim  Eindampfen  oder  Erwärmen  der  Platin-  und 
Quecksilbersalze  des  Coniins  sowohl  als  der  daraus  erhaltenen  substituirlen  Ba- 
sen Geruch  nach  Buttersänre  auflrat  ; einmal  liess  sich  diese  Säure  auch  mit 
Bestimmtheit  nachweisen  , die  auch  schon  von  Blylh  als  Oxydalionsproduct  des 
Coniins  beobachtet  worden  ist.  Danach  erscheint  die  Ansicht,  dass  das  Coniin 
eine  8 Aeq.  C enthaltende  Atomgruppe  enthalte  , allerdings  höchst  wahrschein- 
lich ; ob  diese  aber,  wie  R.  Wagner  ( Journ . f.  prakt.  Chem.  Bd.  LI.  pag. 
238.)  vermulhet  C8H7  oder  C8H9,  muss  weiteren  Versuchen  Vorbehalten  bleiben. 
— Näch  diesen  Untersuchungen  gehört  die  mit  Coniin  bezeichnete  Verbindung 
C16Hl5N  der  zweiten  Reihe  flüchtiger  organischer  Basen  an.  Sie  enthält  1 Aeq. 
durch  s.  g.  Radicale  vertretbaren  Wasserstoff,  während  der  übrige  Kohlen-  und 
Wasserstoffgehalt  (C16H14)  die  Rolle  von  2 Aeq.  II  spielt.  Die  zweite  im  ro- 
hen Coniin  enthaltene  Base  (Melhylconiin,  C18H,7N)  ist  eine  Nitrilbase;  es  kann 
in  ihr  kein  Wasserstoff  mehr  durch  s.  g.  Radicale  ersetzt  werden;  durch  wei- 
lergehende Substitution  geht  sie  in  eine  nicht  flüchtige  Ammoniumbase  über. 
(Amt.  d.  Chem.  u.  Pharm.  Bd.  LXXXIX.  p.  129.  W.  B. 

P a y e n , über  erdige  Streu  (Versuche,  die  wirksamen  B e- 
standtheile  des  Düngers  zu  erhalten).  — Schon  1819  hat  P.  die 
Anwendung  von  im  Ofen  getrockneter  Erde  empfohlen  , um  Blut  und  die  Excre- 
mente dadurch  auffangen  zu  lassen,  die  man  als  Dünger  benutzen  will.  Seit 
einigen  Jahren  bedient  man  sich  auf  einigen  Gütern  der  erdigen  Streu  , um  den 
Harn  in  den  Ställen  auflängen  zu  lassen  und  da  über  die  Wirkung  der  verschie- 
denen Erden,  besonders  des  kohlensauren  Kalks,  des  Mergels,  keine  bestimmten 
Thalsachen  vorliegen  , die  zur  ßeurlheilung  der  Wirkung  dieser  Körper  auf  den 
Harn  dienen  können , so  hat  P.  mit  Poinsot  und  Wood  Untersuchungen  über 
diesen  Gegenstand  angestellt.  Bei  den  ersten  beiden  Versuchsreihen  wurde  Men- 
schenharn erst  nach  vier  Stunden  mit  feuchter  Kreide  oder  gelöschtem  Kalk 
gemengt,  welche  Gemenge  dann  in  einer  5mm  dicken  Schicht  theils  24,  theils 
48,  theils  144  Stunden  bei  einer  Temperatur  von  15 — 19°  der  Luft  ausgesetzt 
blieben.  Bei  der  dritten  Reihe  wurde  der  Menschenharn  frisch  benutzt,  und  hier 
auch  noch  grob  gepulverter,  an  der  Luft  ausgetrockneler  Thon  damit  gemengt. 
Dann  wurden  auch  Versuche  mit  Kuhharn  angestellt,  der  zwei  Stunden,  nachdem 
er  gelassen  , zu  den  Versuchen  angewendet  wurde.  Bei  einigen  Versuchen  mit 


142 


Kalk  und  Thon  hat  man  die  Bedingungen  absichtlich  so  gestellt,  dass  alle  Um- 
stände, welche  Ammoniak  fortführen  können,  einwirklen.  Bei  anderen  arbeitete 
man  der  Zerstreuung  des  Ammoniaks  entgegen,  jedoch  nur  auf  solchen  Wegen, 
die  auch  im  Grossen  ausführbar  sind:  man  machte  die  Mischungen  in  offenen 
Gefässen,  liess  sie  aber  in  6 Centimeler  hohen  Schichten  liegen.  Schlüsse  aus 
diesen  drei  Versuchsreihen:  1.  Gelöschter  Kalk,  in  einem  Verhällniss,  welches 
das  Gemenge  teigig  macht,  kann  sechs  Tage  lang  den  grössten  Theil  der  stick- 
stoffhaltigen Substanzen  des  Harns  und  wenn  das  Gemenge  eine  dicke  Schicht 
bildet,  fast  den  ganzen  Stickstoffgehalt  desselben,  sogar  mehr  als  der  Thon,  con- 
serviren.  2.  Kreide,  feucht  und  in  einem  Verhällniss  angewendet,  wobei  das 
Gemenge  wenig  consistent  bleibt,  in  dünner  Schicht  der  freien  Luft  ausgesetzt, 
beschleunigt  die  Zersetzung  des  Harns  und  seinen  Verlust  an  Stickstoff  bedeu- 
tend im  Vergleich  mit  dem  Kalkhydrat  und  dem  Thon ; in  diesem  Zustande,  der 
im  Stalle  offenbar  nachtheilig  ist,  könnte  sie  jedoch  auf  den  Feldern  die  Fort- 
schritte der  Vegetation  beschleunigen.  3.  Trockne  Kreide,  in  dem  Verhällniss, 
welches  eine  feste  Mischung  giebt  und  wenn  man  der  Masse  eine  gewisse  Dicke 
lässt,  kann  die  stickstoffhaltigen  ßcstandlheile  des  Harns  conserviren,  jedoch  nicht 
so  gut  wie  das  Kalkhydrat.  4.  Nur  der  Thon  vermag,  wenn  das  Gemenge  in 
dünner  Schicht  der  Luft  ausgesetzt  wird  , den  Verlust  des  grössten  Theiles  der 
im  Harn  enthaltenen  stickstoffhaltigen  Substanzen  zu  verhindern.  — Bei  den 
folgenden  zahlreichen  Versuchen  betrug  die  Temperatur  18 — 22°.  Die  Besultate 
waren  hier  dieselben  wie  bei  den  vorigen  Versuchen.  Ein  Gemenge  von  Thon 
mit  JO  pCt.  Kreide  zeigte  sich  eben  so  wirksam,  als  der  reine  Thon.  Bei  50 
pCt.  Kreide  hielt  die  Wirkung  des  Gemisches  die  Mitte  zwischen  beiderlei  Sub- 
stanzen ein.  Der  gebrannte  Thon  , in  der  Mischung  mit  Harn  sehr  feucht  er- 
hallen, liess  in  sechs  Tagen  fast  die  Hälfte  des  Stickstoffs  verloren  gehen,  wäh- 
rend ein  ähnliches  Gemenge,  das  in  derselben  Zeit  an  der  Luft  austrocknete, 
fast  den  ganzen  Stickstoffgehalt  behielt.  Bei  Stroh  trat  im  Vergleiche  zu  gün- 
stiger Behandlung  mit  Kalk  und  Thon  der  grösste  Verlust  an  Stickstoff  ein  und 
es  ist  wahrscheinlich  im  Grossen  , wo  die  Strohstreu  der  Ställe  in  schwach 
gepressten  Haufen  der  Luft  ausgesetzt  wird,  der  Stickstoffverlust  noch  grösser. 
Ein  dichtes  Zusammenschlagen  und  so  viel  als  möglich  Ausschliessung  der  Luft 
durch  dazwischen  gebrachten  Harn  scheinen  die  besten  Mittel  zu  sein  , um  den 
gewöhnlichen  Stalldünger  zu  conserviren.  Ein  Zusatz  von  10  pCt.  Kalkhyd rat 
zu  frischem  Harne  giebt  das  beste  Mittel  ab  , um  denselben  ohne  bedeu- 
tenden Verlust  an  Stickstoff  concentriren  zu  können.  Bei  einem  raschen  Vcr- 
dunstungssysleme  würde  vielleicht  ein  Fünftel  des  Kalkes  ausreichen , so  dass 
man  alle  festen  ßestandlheile  des  Harnes  benutzen  könnte , wodurch  man  eins 
der  grössten  Probleme  der  Landwirthschaft  gelöst  haben  würde.  — Ferner  slu- 
dirte  P.  den  Einfluss  der  freiwilligen  Gährung  des  Harnes,  in 
wie  weil  ein  Verlust  an  kohlensaurem  Ammoniak  hier  statthat.  Diese  Versuche 
führten  zu  folgenden  Schlüssen:  1)  Durch  die  freiwillige  Gährung,  welche  34 
Tage  lang  bei  einer  mittleren  Temperatur  von  19, °5  vor  sich  ging,  bevor  Kalk 
zugeselzt  wurde,  können  an  70  pCt.  Stickstoff  verloren  gehen.  2)  Zusatz  des 
ammoniakalischen  Fermentes  erhöht  diesen  Verlust  bedeutend,  so  dass  er  binnen 
13  Tagen  auf  85  pCt.  steigen  kann.  Man  muss  also  unter  allen  Umständen 
durch  Kalkzusatz  die  Gährung  des  Harnes  verhüten  , besonders  die  durch  das 
Ferment  bedingte.  3)  2 pCt.  Kalkhydrat  können  schon  zur  Conservation  der 
stickstoffhaltigen  ßestandlheile  des  Düngers  dienen.  Als  dieser  Zusatz  nach  24 
Stunden  gemacht  wurde,  betrug  der  Verlust  im  Vergleich  mit  der  Methode  des 
Begiessens  in  8 Tagen  mn  das  Vierfache  weniger.  Aehnliche  vergleichende,  je- 
doch im  Grossen  angestellte  Versuche  würden  die  Frage  in  ökonomischer  Hin- 
sicht lösen.  4)  Reiner  Sand,  den  einige  Landleute  zur  Verbesserung  von  Thon- 
boden verwenden,  nachdem  sie  ihn  statt  Stroh  als  Streu  benutzt  haben,  scheint 
ein  ziemlich  guter  Zusatz  zum  Verdicken  des  Harnes  zu  sein  ; mit  einigen  Pro- 
centen  Kreide  gemengt,  beschleunigt  er  hingegen  den  Stickstotfverlust,  so  dass  der- 
selbe 90  pCt.  beträgt,  während  der  Zusatz  von  5 pCt.  Kalk , selbst  bei  Gegen- 
wart von  Kreide,  unter  denselben  Umständen  den  Verlust  auf  weniger  als  5 pCt. 


143 


vermindern  kann.  5)  Wenn  man  den  Harn  oder  den  frischen  Mist  in  schwa- 
chem Verbältniss  mit  gelöschtem  Kalk  versetzt,  so  behalten  die  Gemenge  die 
Fähigkeit,  die  den  Pllanzen  nützlichen  ammoniakalischen  Producte  zu  entwickeln; 
diese  Entwicklung  wird  nach  und  nach  stattlinden,  indem  die  Feuchtigkeit  des 
bebauten  Erdreichs  und  die  umgebende  Kohlensäure  den  mit  den  organischen 
Substanzen  verbundenen  Kalk  in  kohlensauren  Kalk  verwandeln,  welcher  die  Ei- 
genschaft besitzt,  die  freiwillige  Zersetzung  dieser  Verbindungen  in  hohem  Grade 
zu  begünstigen.  — Bei  Anwendung  von  Holz-,  Torf-,  Knochenkohle,  Eisenvitriol 
und  Gvps  stellten  sich  folgende  Resultate  heraus’  1)  Die  Kohle  conservirt  zwar 
einen  Theil  der  stickstoffhaltigen  Bestandteile  des  Harnes,  lässt  aber  zugleich 
eine  beträchtliche  Menge  als  ammoniakalische  Ausdünstungen  verloren  gehen. 
2)  Besser  conserviren  Eisenvitriol  und  Gyps  den  Stickstoff,  aber  keineswegs 
vollständig.  3)  Ein  Gemenge  von  Kohlenpulver  mit  5 pCt.  Eisenvitriol  ist  am 
wirksamsten,  um  ammoniakalische  Ausdünstungen  zu  verhindern,  dabei  nützt  es 
noch  dadurch  , dass  es  den  Harn  verdickt  und  seine  Verdunstung  begünstigt.  — 
Es  folgen  nun  zwei  neue  Versuchsreihen,  durch  welche  P.  die  faulende  Gährung 
des  Blutes,  die  im  Sommer  so  leicht  einlritt,  kennen  lernen  wollte.  Zugleich 
sollte  ermittelt  werden,  wie  weit  durch  Zusatz  von  Kalk  und  Schwefelsäure  das 
fibrinfreie  und  fibrinhaltige  Blut  vor  Gasentwicklung  geschützt  und  der  Slickstoff- 
verlust  vermieden  werden  könne.  Aus  den  Versuchen  zieht  P.  den  Schluss,  dass, 
während  das  für  sich  faulende  fibrinfreie  Blut  viel  Stickstoff  verlor,  ein  Zusatz 
von  Kalk  diesem  vorbeugte,  und  zwar  um  so  besser,  je  mehr  man  das  Verhält- 
nis von  2 Grm.  per  100  Cub.  Cent,  überschritt.  A ähnlich  wirkte  Schwefel- 
säure ; der  Verlust  an  Stickstoff  wurde  bei  der  Blutflüssigkeit  bis  auf  ein  Tau- 
sendstel vermieden.  Ebenso  verhielt  es  sich  beim  Fibrin.  — Nun  folgen 
neue  Reihen  von  Versuchen,  durch  welche  P.  1)  den  Einfluss  der  Pottasche  als 
Conservationsmittel  für  Düngsloffe  kennen  lernen  wollte;  2)  sollte  weiter  geprüft 
werden,  ob  die  Schwefelsäure  eben  so  kräftig  conservirend  auf  Harn  wirke,  wie 
auf  Blut;  3)  sollte  die  Wirkung  der  Kohle,  4)  die  des  Seesalzes,  5)  die  des 
Alauns  näher  untersucht  werden.  Als  Conservalionsmittel  nimmt  die  Schwefel- 
säure den  ersten  Rang  ein  , dann  kommen  ziemlich  nahestehend  Oxalsäure  und 
Alaun.  2 Grm.  Schwefelsäure  auf  100  Cub. -Cent.  Harn  schützte  vor  allem  Ver- 
lust an  Ammoniak;  die  Hälfte  davon  conservirte  noch  96  pCt.  vom  ganzen  Stick- 
stoffgehalt und  die  Oxalsäure  mehr  als  97  pCt.  2 pCt.  Kalihydrat  reichten  hin, 
um  30  Tage  lang  den  Harn  vor  Verlust  an  Stickstoff  zu  schützen;  es  wirkte  al- 
so eben  so  gut  wie  der  Kalk.  Bei  der  Hälfte  aber  gingen  48  pCt.  Stickstoff 
verloren.  Kohlenruss  und  Holzruss  modificirten  wohl  den  Geruch  des  Harnes 
beim  Faulen,  ein  Vortheil  in  Bezug  auf  das  Zurückhalten  des  Ammoniaks  ergab 
sich  jedoch  nicht.  Durch  kohlensaures  Kali  wird  der  Verlust  an  Ammoniak  eher 
vermehrt  als  vermindert,  sowie  durch  den  Zusatz  von  kohlensaurem  Kalk  auch 
stets  mehr  Ammoniak  verloren  ging.  5 Grm.  Seesalz  auf  100  Cub.- Cent.  Harn 
erhielten  95  pCt.  Stickstoff,  2 Grm.  hatten  jedoch  keinen  Einfluss  mehr,  denn 
sie  hielten  nur  14  pCt.  zurück  uud  der  Harn,  der  ohne  Zusatz  dieselbe  Zeit  — 
31  Tage  — verblieb  , enthielt  auch  noch  13  pCt.  Die  letzte  Versuchsreihe  er- 
gab die  relative  Wirkung  von  Kalkhydrat,  Schwefelsäure  und  Oxalsäure  auf 
Kuhharn,  sow'ie  noch  Einiges  über  den  Einfluss  der  Temperatur.  Diese  war  bei 
Tage  meistens  15°,  Nachts  3°  vom  2.  bis  26.  December.  Schwefelsäure  und 
Oxalsäure  wirkten  fast  gleich  gut,  dann  folgte  Kalkhydrat.  ( Compt . rend.  T. 
XXXV 1 bis  XXXVlll)  14.  B. 

Reiset,  über  den  Werth  des  Getreides.  — Eine  der  interes- 
santesten Fragen  ist  ohne  Zweifel  die  Bestimmung  des  Werthes  der  verschiede- 
nen Getreidearten,  die  zur  Ernährung  der  Menschen  und  Thiere  dienen.  Auf 
dem  Markt  sucht  der  Käufer  stets  ein  schweres  Getreide.  Ist  dieser  Vorzug 
gerechtfertigt?  Hat  das  schwerere  Getreide  einen  höheren  Nahrungswerth? 
Diese  Fragen  sucht  R.  zu  lösen.  In  seiner  ersten  Abhandlung  beschäftigt  er 
sich  mit  dem  Korn.  Seine  Untersuchungen  hat  er  mit  zahlreichen  Getreidearten 
aus  sehr  verschiedenen  Gegenden  angestellt  und  diese  haben  zu  sehr  wuchtigen 
allgemeinen  Schlüssen  geführt.  Das  Gewicht  eines  bestimmten  Maasses  Getreide 


144 


hängt  ab  von  der  Art  des  Messens  , von  der  wirklichen  Dichtigkeit  der  Körner, 
ihrer  Form  und  endlich  von  dem  Wassergehalt  derselben.  Die  wirkliche  Dich- 
tigkeit der  Körner  steht  nicht  immer  in  Einklang  mit  dem  scheinbaren  Gewicht: 
man  findet,  dass  seihst  die  grösste  Dichtigkeit  einem  der  niederen  scheinba- 
ren Gewichte  entspricht  und  umgekehrt  kann  ein  scheinbar  sehr  hohes  Gewicht 
einer  Dichtigkeit  unter  der  mittlern  entsprechen.  Die  grössten  Aendernngen, 
welchen  das  scheinbare  Gewicht  der  Körner  unterliegt,  müssen  beinahe  aus- 
schliesslich der  Form  der  Körner  selbst  zugeschriehen  werden.  Das  schwerste 
Koin  wird  daher  eine  gleichförmige  ei-  oder  kugelförmige  Gestalt  haben,  wo- 
durch es  den  Körnern  gestattet  ist  sich  gleichförmiger  und  in  grösserer  Menge 
in  dem  Maass  zu  placiren.  Der  Wassergehalt  schwankt  zwischen  12 — 19  pCt. 
als  äussersle  Grenze:  jede  Getreideart  scheint  eine  normale  Quantität  Wasser 
aufzunehmen , die  es  unter  den  gewöhnlichen  Umständen  mit  einer  gewissen 
Hartnäckigkeit  zurückhält.  Dei  einer  fraclionirlen  Austrocknung  erleidet  das 
Korn  eine  deutliche  Zusammenziehung;  die  Dichtigkeit  nimmt  zu,  während  das 
scheinbare  Gewicht  abnimmt.  Indem  das  Korn  Wasser  aufnimmt,  schwillt  es 
auf  und  die  Dichtigkeit  sowie  das  scheinbare  Gewicht  des  Maasses  nimmt  ab. 
Das  Korn,  welches  durch  zufällige  Aufnahme  von  Wasser  aufgeschwellt  ist,  nimmt 
beim  Austrocknen  nicht  wieder  das  ursprüngliche  Volumen  ein,  das  scheinbare 
Gewicht  und  die  Dichtigkeit  bleiben  geringer.  Der  Klebergehalt  variirt  zwischen 
10,68 — 17,93.  Es  findet  kein  Zusammenhang  statt  zwischen  dem  scheinbaren 
Gewicht  und  dem  Gehalt  an  stickstoffhaltiger  Materie;  letzterer  scheint  mit  der 
Dichtigkeit  zuzunehmen.  — Harte  und  glanzende  Korner  sind  am  dichtesten  und 
enthalten  auch  mehr  Kleber  als  weichere.  — Die  untersuchten  Getreidear- 
ien geben  1,77 — 2,25  Asche;  allgemein  findet  man  bei  ein  und  demselben  Ge- 
treide mit  dem  grösseren  Aschengehalt  einen  grösseren  Reichthum  an  Kleber  und 
grössere  Dichtigkeit  vereint.  Legt  man  dem  Werlhe  den  Gehalt  an  Kleber  zu 
Grunde,  so  würde  der  Preis  für  100  Kilogrm.  eines  solchen  mit  9,54  pCt.  Kle- 
ber 15  Frcs.  37  Cent,  sein,  wenn  ein  anderes  mit  15,51  pCt.  27  Frcs.  kostet. 
Indem  der  Arbeiter,  der  täglich  2 '/a  Pfd.  ßrod  verzehrt,  zu  diesem  ein  mehr 
oder  weniger  an  Kleber  reiches  Getreide  wählt,  kann  seine  tägliche  Ration 
mit  einer  Menge  stickstoffhaltiger  Materie  wechseln,  die  einem  halhen  Pfunde 
Ochsenficisch  entspricht.  ßei  den  heutigen  Grundlagen  des  Handels  liegt  es 
durchaus  nicht  im  Interesse  des  Producenten  den  Consumenten  an  stickstoffhal- 
tiger Substanz  reiche  Getreidearten  zu  liefern,  denn  solche  erschöpfen  den  Ho- 
den mehr  und  sind  auf  dem  Markte  weniger  gesucht,  weil  das  Mehl  weniger 
weiss  ist  als  von  Getreidesorten  mit  zarterer  Schale.  — Der  Wassergehalt  ver- 
ringert sich  in  dem  Maasse  als  die  Reife  vorschreitet,  ßei  ein  und  derselben  Ge- 
treideart enthalten  die  dickeren  vollkommen  entwickelten  mehr  Wasser  und  we- 
niger Kleber.  Das  Gewicht  eines  Maasses  Getreide  gibt  nur  sehr  schwache  An- 
zeichen von  seiner  Güte,  der  Verkauf  nach  dem  Maasse  führt  nur  Täuschungen 
herbei.  Der  Verkauf  nach  dem  Gewicht  mit  einer  gleichförmigen  Unterlage  wäre  im 
Interesse  der  Landwirtschaft  vorzuziehen,  indem  er  die  Verwirrung  aufhören 
machte,  die  heute  auf  dem  Markte  in  Folge  eines  gemischten  Systems  herrscht. 
(Journ.  de  pharm.  T.  XXIV.  p.  429.)  W.  ß. 

^iryctos'FiOsic.  P fei  ff  er,  Analyse  ei  nes  Magnesits  von 
Madras.  Spec.  Gew.  2,90.  Zusammensetzung  in  100:  MgO  46,12,  CO2 
50,64,  KO  0,67,  NaO  0,42,  CaO  0,35,  Al203  0,26,  SiO3  0,23,  HO  0,16,  PO5 
Spur,  CI  Spur  = 98,85.  ( Ann . d.  Chem.  u.  Pharm,  ßd.  LXXXIX.  p. 

219.)  W.  ß. 

Ders.,  Analyse  einer  natürlichen  oslindischen  Soda.  — 
Graubraunes  gröbliches,  mit  grösseren  Stücken  untermengtes  Pulver,  das  sich 
etwas  feucht  anfühlle.  Wasser  nahm  davon  nur  44,03  pCt.  auf ; die  fil trirte 
Lösung  war  dunkelbraun  gefärbt,  jedoch  klar,  trübte  sich  aber  bei  längerem  Aus 
waschen  des  Rückstandes.  100  Th.  der  lufttrockenen  Soda  bestanden  aus:  SiO3 
und  Sand  34,65,  Fe203  31,08,  Al203  0.26,  CaO  0,16,  MgO  0,30,  NaO  22,59, 
KO  2,65,  CO2  16,00,  SO3  4,01,  CI  0,79  und  HO  17,59  = 100,08.  ( Ebd . p. 
219.)  W.  ß. 


145 


Schröder  hal  den  Osteolilh  (Phosphorit)  aus  dem  Jurakalk 
des  Erzherges  bei  Amberg  analysirt  auf  Veranlassung  von  Martins,  der  behufs 
der  technischen  Verwerthung  des  Minerals  den  Gehalt  desselben  an  phosphor- 
saurem Kalk  kennen  lernen  wollte.  Das  Mineral  ist  schön  weiss , nur  an  ein- 
zelnen Stellen  rothbraun  und  gelbbraun  gefleckt.  Härte  sehr  gering.  Gefüge 
feinkörnig,  hängt  an  der  Zunge  und  riecht  befeuchtet  wie  Thon.  Spec.  Gew. 
2,89.  Zusammensetzung  in  100:  CaO  48,16,  PO5  42,00,  SiO3  4,97,  Fe203 
1,56,  MgO  0,75,  KO  0,04,  NaO  0,02,  CO2  2,21,  HO  1,31  = 101,02.  iEbd. 
p.  221.)  W.  B . 

Korscharow,  über  den  Cancrinit.  — Grobkörniger  Granit  aus 
der  Graphitgrube  Marienskoy,  400  Werst  westlich  von  Jokutsk  im  Tunkinskischen 
Gebirge,  führte  neben  Zirkon,  Kalkspath,  Moroxit,  Magneteisenstein  gelben,  dem 
von  Lichtfield  in  Nordamerika  ähnlichen  Cancrinit.  Einige  Stücke  zeigen  die  ci- 
tronengelbe  Farbe  nur  auf  der  Oberfläche,  im  Innern  der  Masse  sind  sie  jedoch 
von  bläulich  grauer  Farbe.  Spaltbarkeit  vollkommen  deutlich,  nach  drei  sich  in 
Winkeln  von  120°  schneidenden  Richtungen,  parallel  den  Flächen  eines  hexagona- 
len Prismas.  Die  Spaltungsflächen  sind  sehr  glänzend.  Härte  zwischen  Apatit 
und  Feldspath.  Spec.  Gew.  2,449.  In  Salz-  und  Salpetersäure  unter  starkem 
Brausen  leicht  löslich;  die  starke  Lösung  gelatinirl  nach  kurzer  Zeit,  besonders 
wenn  die  Säure  sehr  concentrirt.  Beim  Erhitzen  erst  weiss  und  undurchsich- 
tig, zuletzt  aber  schmilzt  es  zu  einem  weissen  blasigen  Glase;  mit  Borax  zu 
einer  klaren  Perle,  mit  Phosphorsalz  unter  Brausen  ebenso,  wobei  sich  ein  Kie- 
selskelett ausscheidet;  mit  Soda  zu  einem  blasige  Glase.  Zusammensetzung  nach 
Struve  in  100:  SiO3  38,33,  A1203  28,54,  CaO  4,24,  NaO  20,37,  CO2  und  HO 
8,51  = 100,00.  Formel:  (Na0j2Si03+2AI203Si03-HNa0V2,Ca072]C024-H0 
übereinstimmend  mit  Whitney’s  Formel  des  amerikanischen  Cancrinits.  ( Pogg. 
Ami.  Bd.  XC.  p.  613.)  W.  B. 

Kenngott,  mineralogische  Notizen  VII.  (cf.  S.  68.  ) - 1)  Di- 
calcareo  - carbonate  of  Baryte  ist  eine  Varietät  des  Alstonit.  Die  untersuchten 
Exemplare  dieses  Minerals  in  der  Wiener  Sammlung  stammen  von  ßrownley  Hill 
und  Aston  Moor  in  Cumberland  und  von  Fallowfield  in  Norlhumberland.  Die 
angeblich  spitzen  hexagonalen  Pyramiden  sind  nämlich  keine  einfachen  Gestal- 
ten, sondern  Drillinge.  Die  horizontal  gestreiften  Flächen  unter  der  Loupe  be- 
trachtet haben  keine  einfache  den  Seitendecken  der  Pyramiden  entsprechende 
Streifung,  sondern  zweifache  unter  sehr  stumpfen  Winkeln  in  der  Mitte  der  Flä- 
chen zusammentreflende  Streifung,  welche  auf  die  Zusammensetzung  aus  drei 
spitzen  orthorhombischen  Pyramiden  führt,  die  bei  gleicher  Grösse  und  ge- 
meinschaftlicher Hauptachse  so  gestellt  sind,  dass  die  gleichnamige  Nebenachse 
sich  in  der  Ebene  des  horizontalen  Hauptschnittes  unter  60°  und  120°  schneiden, 
wodurch  die  Seitenkanten  der  orthorhombischen  Pyramide  gebildet  werden  und 
die  Seitenecken  jener  die  stumpfen  Seitenecken  dieser  sind.  Dass  Thomson 
das  Verhältniss  der  koblensauren  Kalk-  und  ßarylerde  abweichend  von  Alstonit 
fand  , hebt  die  Identität  nicht  auf,  da  beide  Erden  als  vicarirende  Beslandtheile 
zu  betrachten  sind  und  daher  die  Formel  ßa,Ca0,C02  als  die  allgemeinere  an- 
zunehmen ist.  Das  specifische  Gewicht  wurde  auf  3,695 — 3,705  bestimmt.  — 
2)  .Sulphalo-  carbonate  of  Barytes  ist  keine  Pseudomorphose  des  Barytes  oder 
Witherits.  Das  mit  dem  vorigen  gemeinschaftlich  vorkommende  Mineral  bildet 
weisse  bis  farblose  Krystalle,  welche  im  Allgemeinen  die  Combination  eines  sehr 
stumpfen  hexagonalen  Prisma  in  paralleler  Stellung,  woran  die  Pyramidenflächen 
triangulär  getäfelt  und  die  schmalen  Prismenflächen  horizontal  und  unterbrochen 
gefurcht  erscheinen.  Sie  sind  nämlich  durch  homologe  Gruppirung  kleiner  Kry- 
stalle gebildet.  Die  genau  messbaren  Krystalle  stellen  die  Combination  einer 
sehr  stumpfen  hexagonalen  Pyramide  mit  Zuschärfung  der  Seitenkanten  durch  die 
Flächen  einer  zweiten  in  paralleler  Stellung,  welche  spitz  ist.  Der  Winkel  der 
Seitenkante  der  stumpfen  Pyramide  beträgt  37°  bis  38°,  der  Endkantenwinkel 
etwa  160°.  An  2 Stufen  finden  sich  auf  frischem  blättrigem  Baryt  die  vorhin  be- 
schriebenen Krystalle  von  Alstonit,  kleine  weisse  stumpfe  Rhomboeder  von  Cal- 
cit und  kleine  Krystalle  des  fraglichen  Minerales  aufgewachsen  und  untermengt. 

10 


146 


Ihr  Bildungsvorgang  dürfte  der  gewesen  sein,  dass  durch  freie  Kohlensäure  enthal- 
tendes und  Calcit  in  der  Auflösung  führendes  Wasser  der  Baryt  allmählig  ange- 
griffen worden  und  durch  den  gegenseitigen  Austausch  der  Bestandteile  in  der 
Auflösung  und  durch  die  allmählige  Zersetzung  des  Baryts  in  die  Auflösung  über 
gingen,  sich  die  drei  Verbindungen  Ca0,C02,  Ba,Ca0,C02  und  2(ßa0,C02)-f- 
ßa0,S03  krystallinisch  absetzten  und  die  Oberfläche  des  Baryts  bekleideten.  Die 
eingetretene  Zersetzung  des  Baryts  ist  auch  stellenweise  ganz  deutlich  zu  sehen. 
— 3)  Anatas  findet  sich  in  Krystallen  als  Einschluss  im  krystallisirtem  Quarze ; 
dieser  ist  gelblich  weiss  und  durchscheinend , der  Anatas  bräunlich  schwarz. 
Der  Fundort  ist  Bourg  d’Oisans  im  Dauphine.  — 4)  Gestörte  Krystallbildung 

des  Quarzes.  Ein  mit  der  normalen  zickzackförmigen  Zeichnung  und  Farben- 
vertheilung  versehener  Amethyst  von  Ratieborczig , hat  an  den  frei  auskryslalli- 
sirten  Enden  die  blaue  Farbe  gänzlich  verloren  und  gleicht  hier  dem  gemeinen 
Quarz.  Es  sind  die  sechsseitigen  Spitzen  der  Quarzkrystalle  von  ziemlicher 
Grösse,  nahe  einen  Zoll.  Die  Quarzmasse  war  bei  der  Bildung  nicht  ausrei- 
chend vorhanden , denn  die  Pyramidenkanten  rahmen  wie  Leisten  die  Flächen 
ein  und  diese  sind  aus  vielen  kleinen  Triangeln  zusammengesetzt,  welche  auf 
eine  homologe  Anhäufung  kleiner  Krystalle  deuten.  Zugleich  kommt  aber  auch 
eine  widersinnige  Anordnung  vor  und  die  dieser  angehörigen  kleinen  Krystall- 
chen  sind  keineswegs  später  in  die  vertieften  Flächen  drusenarlig  eingesetzt, 
sondern  sie  sind  durch  eine  plötzliche  Störung  bei  der  ursprünglichen  Bildung 
des  grossen  Krystalles  in  diese  Stellung  gebracht.  — 5)  Ueber  die  Krystallfor- 
men  des  Chalcotrichils  und  dessen  Verhalten  zum  Cuprit.  Die  neue  Untersu- 
chung der  betreffenden  Krystalle  bestätigten  die  vom  Verf.  selbst  früher  schon 
gefundenen  Resultate.  Die  Krystalle  sind  orlhorhombische,  vielleicht  auch  klino- 
rhombische.  An  allen  untersuchten  Exemplaren  fand  sich  ein  rechtwinkliges 
vierseitiges  Prisma  mit  sich  stets  unterscheidenden  Flächenpaaren.  Ausser  dem- 
selben kommen  die  Flächen  eines  rhombischen  Prismas  vor,  aber  so  schmal 
und  zurückgedrängt,  dass  sie  sehr  leicht  übersehen  werden.  Der  mittlere  Werth 
des  Neigungswinkels  dieser  gegen  jene  Flächen  beträgt  136°30'.  Uebrigens  bie- 
gen sich  diese  Krystalle  sehr  leicht  in  der  Richtung  der  Hauptachse.  Die  Ver- 
gleichung des  Chalcotrichils  mit  dem  Cuprit  lässt  nunmehr  keine  Vereinigung 
beider  zu.  ( Wien.  Sitzgsber.  1853.  XI.  750.) 

In  der  VIII.  Folge  seiner  Notizen  bespricht  K.  zuerst  die  Zusammenset- 
zung des  Sylvanit.  Die  sieben  von  Petz  angestellten  Analysen  führen  zur  For- 
mel Au,  Ag , Te3  oder  wenn  man  die  vikarirenden  Bestandteile  Blei  und  Anti 
mon  aufnimmt  Au,  Ag,  Pb,  Te3 , Sb3 , welche  für  Schrifttellur  und  Weisstellur 
die  wahrscheinlichste  sein  möchte.  — Ein  Chiol ithkrystall  von  Murschinsk  am 
Ural  erscheint  unter  der  Loupe  aus  sehr  kleinen  unausgebildeten  Kryställchen 
zusammengesetzt.  Einer  von  diesen  liess  sich  herauslösen,  ist  farblos,  durch- 
sichtig, stark  glänzend  von  demantartigem  Glasglanz,  mit  muschligem  Bruch. 
Er  stellt  ein  rhombisches  Prisma  von  124°22',  dessen  scharfe  Kanten  durch  die 
Längsfläche  gerade  abgestumpft  sind.  Der  Mangel  an  Endflächen  lässt  es  unbe- 
bestimrat  ob  er  in  das  orlhorhombische  oder  klinorhombische  System  gehört. 
Hiervon  weichen  nun  zwar  die  Angaben  Herrmann’s  und  von  Kockscharows  ab, 
allein  die  Kleinheit  der  Krystalle  berücksichtigt  lassen  sich  dieselben  doch  in 
Uebereinstimmung  bringen  — Auripigment  ist  kein  Umwandlungsproduct  von 
Realgar.  Die  von  Volger  aufgestellte  entgegengesetzte  Ansicht  veranlasste  K.  zur 
Prüfung  der  Exemplare  beider  Mineralien.  Volger  stützt  sich  auf  die  Erschei- 
nung, dass  Realgarkrystaile  unter  gewissen  Umständen  in  ein  gelbröthliches  oder 
rölhlichgelbes  Pulver  zerfallen,  welches  unter  dem  Mikroskop  als  ein  Gemenge 
von  Realgarkörnchen  und  hell  goldgelben  Auripigmentblättchen  zusammengesetzt 
erscheint,  während  in  dem  noch  nicht  zerfallenen  Pigment  deutlich  das  ausge- 
zeichnete blättrige  Gefüge  sich  zeigt.  Gerade  dieses  Gefüge  aber  spricht  für 
ursprüngliche  Bildung.  Wäre  das  nicht  der  Fall  und  wäre  das  Auripigment  eine 
Pseudomorphose  des  Realgar,  so  passt  damit  wieder  die  abweichende  bestimmt 
ausgebildete  Krystallform  nicht.  Auch  das  Vorkommen  der  Auripigmentkrystalle 
in  eingeschlossenen  Räumen  gestaltet  keine  Umwandlung  der  Krystallform,  lieber- 


147 


dies  sind  nun  aber  die  Anripigmentblättchen  in  dem  zerfallenen  Realgar  keines- 
wegs krystallinische  und  haben  nichts  als  die  oberflächliche  Form  mit  denen 
des  ursprünglichen  Auripigments  gemein.  K.  widerlegt  nun  weiter  noch  die 
Theorie  der  Umwandlung,  wie  sie  Volger  formulirt,  doch  verweisen  wir  dieser- 
halb  auf  das  Original.  ( Ebenda  977.) 

C.  v.  Hauer  analysirt  Cölestin  von  Ischl,  der  krystallisirt  in  Stein- 
salz eingewachsen,  orangegelb,  durchsichtig  bis  halbdurchsichtig  ist,  und  fand 
85,96  Slrontian,  43,82  Schwefelsäure,  Spuren  von  Eisenoxyd  und  0,41  Wasser. 
— Die  Analyse  eines  in  grauen  slalactilischen  Massen  bei  Villa  Rica  in  Brasi- 
lien vorkommenden  H yd  r a r g i 1 1 i t s ergab  64,35  Thonerde,  35,65  Wasser  und 
Spuren  von  Phosphorsäure.  — Ein  Milchopal  von  Kaschau  in  Ungarn  enthielt 
92,16  Kieselerde,  2,00  Eisenoxydul,  0,28  Kalkerde  und  5,78  Kohlensäure  und 
Wasser.  — Arsenikkies  aus  dem  Kupferbergbaue  am  Mitterberge  bestand 
aus  21,35  Schwefel,  45,00  Arsen,  33,52  Eisen.  ( Juhrb . geol.  Reichsanst. 
IV.  397.) 

Zerrenner,  über  einige  im  Goldsande  von  Oläphian  vor- 
kommende Metalle.  — Platin  fand  Z.  in  etwa  15000  Ctr.  Goldsandes 
des  Olaphianer  Districtes  nur  in  drei  ganz  kleinen  Körnchen,  gediegen  Kupfer 
in  einem  etwas  plattgedrückten  Stückchen  von  kaum  Linsengrösse,  veihältniss- 
tnässig  häufiger  dagegen  gediegen  Blei.  Das  Vorkommen  dieses  im  Seifengebirge 
ist  vielfach  bestritten  , indem  man  vorgab,  es  sei  das  zur  Winterszeit  unterhal- 
tene Feuer  aus  Bleiglanz  geschmolzen  oder  durch  Jäger  dem  Gebirge  eingestreut. 
Diese  Ursachen  lassen  sich  jedoch  nicht  auf  das  Vorkommen  in  der  Goldgrube 
Schaldinke  im  europäischen  Ural  anwenden,  wo  es  Z.  mehre  Sommer  hindurch 
in  graulichen  Körnern  mit  Platin  fand.  Im  Goldsande  von  Velika  bei  Pozega 
im  südlichen  Slavonien  kommen  Bleikörner  von  Vio  Loth  Gewicht  so  häufig  vor, 
dass’  sie  von  den  Goldwäschern  als  Anzeichen  des  Goldes  betrachtet  werden. 
Neu  sind  für  das  Olaphianer  Seifengebirge  noch  der  Cyanit  und  Feldsteinporpbyr. 
{Wien.  Sitzysber.  XI.  462.) 

G.  Rose  legte  der  Berliner  Akademie  einen  Diamantkrystall  von 
ausserordentlicher  Schönheit  vor.  Derselbe  hat  die  Form  eines  fast  regelmäs- 
sig ansgebildeten  Octaeders.  Seine  Grösse  zwischen  zwei  entgegengesetzten  Ecken 
beträgt  5,5  Linien  Preuss.  und  sein  Gewicht  1,0747  Grammen  oder  10,2221 
Karath.  Er  ist  vollkommen  durchsichtig  und  farblos,  und  bis  auf  einen  kleinen, 
fast  nur  mit  der  Loupe  sichtbaren  Fleck  und  einige  noch  kleinere  Bläschen  im 
Innern  ganz  rein.  Die  Flächen  sind  stark  glänzend,  wenn  auch  nicht  vollkom- 
men eben,  da  sie  grösstentheils  eine  Menge  kleiner  dreiseitiger  Erhöhungen  ha- 
ben , die  aber  nur  unbedeutend  hervortreten,  und  deren  Seiten  nicht  parallel 
den  Octaederflächen  liegen  , sondern  eine  gerade  entgegengesetzte  Lage  haben, 
und  den  Winkeln  derselben  entsprechen.  Die  Kanten  des  Krystalls  sind  schwach 
abgerundet  und  nach  den  Ecken  zu  deutlich  eingekerbt,  so  dass  hier  kleine  sich 
rechtwinklig  kreuzende,  aber  etwas  gekrümmte  Kanten  sichtbar  werden.  Hier- 
aus, wie  auch  aus  der  ganz  übereinstimmenden  Beschaffenheit  der  Flächen,  und 
der  Lage  der  dreiseitigen  Erhöhungen  auf  denselben,  die  den  Kanten  eines  Te- 
traeders parallel  gehen,  ergiebt  sich,  dass  der  Krvstall  ein  Zwillingskrystall  ist, 
und  aus  2 mit  den  Kanten  sich  rechtwinklig  kreuzenden  Tetraedern  besteht,  die 
an  den  Ecken  abgestumpft  sind  , und  deren  Abstnmpfungsflächen  nun  so  gross 
geworden  sind,  dass  sie  sich  fast  unter  einander  berühren.  Dadurch  erhält  der 
Zwillingskrystall  das  Ansehen  eines  Octaeders,  dessen  Flächen  nun  ganz  gleich- 
artig erscheinen,  was  bei  einfachen  Krystallen,  wenn  sie  in  der  Form  von  Oc- 
taedern  erscheinen,  nicht  der  Fall  ist,  indem  dann  die  einen  abwechselnden  Flä- 
chen immer  mehr  oder  weniger  glänzend  erscheinen  als  die  anderen,  oder  sich 
anderweitig  verschieden  verhalten.  Ausserdem  legte  R.  noch  einen  ganz  kegel- 
förmigen Diamant  desselben  Besitzers  vor,  der  3,4  Linien  im  Durchmesser  und 
eine  ganz  rauhe  Oberfläche  hatte  und  daher  nicht  durchsichtig  war;  ferner  zwei 
andere  grosse  tafelförmige  Zwillingskrystalle  von  der  bekannten  dreiseitigen  Ge- 
stalt, einen  schönen  durchsichtigen  und  glänzenden  Krystall  von  rosenrother 
Farbe,  und  endlich  zwei  grosse  schwarze  Diamanten,  von  denen  der  eine  mehr 


148 


unförmliche  Gestalt  und  nach  der  längsten  Ausdehnung  eine  Grösse  von  fast 
einem  Zoll  hatte.  Der  erste  war  von  einem  für  solche  schwarze  unförmliche 
Diamanten  ungewöhnlichen  Glanze.  (Berlin.  Monatsber.  1853.  Novbr.  633.)  G. 

Geologie,  v.  Liltrow,  über  das  allgemeine  Niveau  der 
Meere.  — Nach  den  neuern  Messungen  liegt  das  Mittelmeer  höher  als  das 
adriatische  um  0,04  Toisen,  der  atlantische  Ocean  höher  als  das  Mittelmeer  um 
0,46  T.,  die  Nordsee  höher  als  der  atlantische  Ocean  um  0,10  T.,  die  Ostsee 
höher  als  die  Nordsee  um  1,3  T.  oder  8 par.  Fuss  (jedoch  ist  diese  Messung 
nicht  sicher  und  wenig  wahrscheinlich) , die  Ostsee  höher  als  das  schwarze 
Meer  um  0,53  T.  Werden  diese  Angaben  auf  denselben,  z.  B.  den  Spiegel  des 
atlantischen  Qceans  bezogen  , so  ergiebt  sich  das  Mittelmeer  tiefer  um  0,46  T.. 
das  adriatische  um  0,50  T. , die  Nordsee  um  0,13,  die  Ostsee  dagegen  höher 
um  1,2,  das  schwarze  Meer  um  0,7.  Alle  diese  Zahlen  dürfen  bei  der  grossen 
Schwierigkeit  und  Umständlichkeit  der  Bestimmungen  jedoch  nur  als  annähernd 
richtig,  keineswegs  als  sicher  betrachtet  werden.  Am  auffallendsten  ist  die  Höhe 
des  rothen  Meeres,  welche  die  Geometer  der  französischen  Expedition  auf  9 
Metres  (30  Fuss)  berechneten,  obwohl  die  Breite  von  Suez  nur  16  Meilen  be- 
trägt. Die  im  Jahre  1847  behufs  des  Durchstichs  von  Suez  angestellte  Messung 
ergab  jedoch  das  erheblich  abweichende  Resultat,  dass  das  rothe  Meer  bei  Suez 
nur  um  0,80  Metres  oder  0,41  T.  als  das  Mittelmeer  bei  Tineh  ist.  Von  nicht 
minderer  Wichtigkeit  als  das  eben  erwähnte  Verhältniss  ist  das  des  atlantischen 
Oceans  zum  stillen  an  der  Landenge  von  Panama,  dieses  soll  nach  der  im  Jahre 
1829  angestellten  Messung  um  0,55  T.  höher  sein  als  dieses,  nach  dem  Nivel- 
lement von  1842  aber  um  1,49  T. , diese  Differenz  liegt  z.  Th.  in  dem  verän- 
derlichen und  noch  nicht  festgestellten  Spiegel  des  stillen  Oceans.  Es  ist  wahr- 
scheinlich dass  die  mit  immer  grösserer  Genauigkeit  wiederholten  Nivellirungen 
die  noch  vorhandenen  auffallenden  Höhendifferenzen  aller  mit  einander  in  Ver- 
bindung stehenden  Meere  ausgleichen  werden.  ( Wiener  Sitzgsber.  XI.  735.) 

Auf  der  vorjährigen  Septemberversammlung  der  britischen  Gesellschaft  zu 
Hüll  kamen  in  der  Ablheilung  für  Geologie  und  physikalische  Geographie  fol- 
gende Gegenstände  zur  Verhandlung: 

1)  Sed  g w i c k über  Gliederung  und  Nomenclatnr  des  paläozoischen 
Gebirges  Grossbritanniens.  In  den  einleitenden  Bemerkungen  spricht  S.  zu- 
nächst seine  Ansicht  über  die  Identität  der  Arten  in  verschiedenen  Formationen 
aus,  indem  er  Polypen  kennt,  die  aus  dem  Balakalk  in  den  devonischen  reichen, 
Favosites  golhlandica  sogar  bis  in  den  untern  Kohlenkalk,  ebenso  Leptaena  de- 
pressa,  und  aus  dem  Sibirischen  ins  Devonische  unter  andern  Terebratula  reti- 
cularis. Dann  wendet  er  sich  zur  Frage  über  die  Existenz  des  cambrischen  Sy- 
stemes,  die  er  zu  beweisen  sucht.  Es  fällt  mit  dem  Untersilurium  zusammen, 
muss  aber  als  eignes  System  von  dem  Obersilurium  getrennt  werden,  weil  in 
beiden  von  100  Arten  nur  15  gemeinschaftlich  Vorkommen,  wenigstens  in  West- 
moreland. Auch  Barande  fand  in  Böhmen  nur  6 pCt.  identisch,  Hall  in  Nord- 
amerika nur  5 pCt. 

2)  Thomson  legt  eine  Sammlung  untersilurischer  Petrefaklen  vom  Girvan- 
see  in  Ayrshire  vor,  welche  Hartness  als  den  Llandiloplallen  angehörig  erkennt. 

3)  Buck  man  spricht  über  den  Cornbrash  von  Gloucester  und  Wills, 
der  in  nur  8 Fuss  Mächtigkeit  sich  weithin  ausbreitet.  Die  chemische  Analyse 
verglichen  mit  der  des  Unter-  und  Grossooliths  ergab  folgende  Zusammensetzung  : 

Unteroolith.  Grossoolith.  Cornbrash. 


Kohlensäuren  Kalk 

89,20 

95,346 

89,195 

Magnesia 

0,24 

0,739 

0,771 

Schwefelsäuren  Kalk 

0,09 

0,209 

0,241 

Eisenoxyd 

— 

— 

— 

Thonerde 

4,14 

1,422 

2,979 

Phosphorsäure 

0,06 

0,124 

0,177 

Lösliche  Kieselerde 

2,75 

1,016 

1,231 

Sand 

3,27 

0,533 

4,827 

Alkalien  nicht  näher  bestimmt. 


149 


Der  Cornbrash  ist  in  dieser  Gegend  reich  an  Petrefakten  , von  denen 
mehr  als  die  Hälfte  den  Bivalven  «ugehört.  Von  diesen  ist  wiederum  fast  die 
Hälfte  mit  den  Arten  im  Unteroolith  identisch,  von  8 Echiniden  sogar  6.  Te- 
rebratula  digona,  T.  obovata,  T.  lagenalis,  T.  ornilhocephala  will  B.  nur  als  lo- 
cale Varietäten  einer  und  derselben  Art  gelten  lassen. 

4.  Phillips  theilt  einige  Beobachtungen  über  die  Verbreitung  der  er- 
ratischen Blöcke  in  Yorkshire  mit.  Er  huldigt  der  Glacialtheorie  und  lässt 
das  Niveau  des  Meeres  derselben  1500  Fuss  hoch  steigen , weil  es  in  dieser 
Hohe  nock  Blöcke  abgesetzt  hat,  so  in  Cumberland  und  Weslriding.  Einige 
dieser  Blöcke  scheinen  über  den  J440  Fuss  hohen  Stainmoorpass  geführt  zu 
sein,  andere  liegen  am  Feiger  viel  höher  als  ihr  Mutterfelsen.  Am  Ribble  fin- 
det man  enorme  Blöcke  nahe  am  Gipfel  150  bis  200  Fuss  über  dem  Niveau 
des  Felsens  , von  welchem  sie  herstammen.  Achnlich  verhält  es  sich  mit  den 
Kalkblöcken  am  Long  Skar.  Die  Blöcke  sind  wenig  abgerundet  und  müssen 
durch  Eis  transportirt  sein,  da  kein  fliessendes  Wasser  sie  tragen  kann.  Smith 
macht  bei  dieser  Gelegenheit  auf  das  Vorkommen  arctischer  Conchylien  im  Be- 
cken der  Clyde,  welche  noch  in  ihrer  natürlichen  Stellung  im  Diluvialthon  sich 
linden  und  das  eisige  Klima  bestältigen,  aufmerksam. 

Phillips  gedenkt  noch  der  neuen  Plesiosaurus  im  Museum  zu  York.  Der 
eine  misst  18  Fuss  Länge  und  hat  einen  verhältnissraässig  sehr  kleinen  Kopf, 
der  andere  gleicht  den  grössten  Arten  aus  dem  Kimmeridgethon  , sein  42  Zull 
langer  Kopf  ist  verhältnissmässig  schmäler  als  bei  den  andern  Arten,  sein  Hals 
viel  kürzer  als  bei  PI.  dolichodeirus , die  Flossen  5 Fuss  lang,  die  Wirbel  de- 
nen der  ersten  Art  ähnlich,  die  Zähne  etwas  verschieden. 

Ueber  die  Mittheilungen  Calvert’s  über  das  Innere  des  australischen  Con- 
tinentes,  Cbarlesworlh’s  über  Choanites,  einen  Kreide  - Inocerarnus  und  über  ei- 
nen Koprolithen , Rankin’s  über  die  Bildung  des  Diluviums  , Strickland’s  über 
Pseudomorphosen  des  Neurothensandsteines  ist  der  Bericht  im  L’Institut  1854. 
Fevr. , dem  wir  gefolgt  sind,  zu  kurz,  als  dass  dessen  Aufnahme  Interesse 
gewährt. 

Peters,  das  Süss  Wasserbecken  von  Rein  in  Steiermark. 
— Das  unregelmässig  rundliche  Becken  ist  durch  Auswaschung  in  zwei  Thäler 
geschieden  , welche  durch  enge  Schluchten  in  das  Seitenthal  von  Gralwein  und 
mittelst  desselben  gegen  das  Thal  der  Mur  sich  öffnen.  Die  oberste  Schichte 
der  Süsswasserbildung  besteht  aus  einem  zum  Theil  dichten  gelbbraunen,  zum 
Theil  weissen,  zerreiblichen  Kalk,  welcher  mehr  oder  weniger  kieselerdehaltig, 
stellenweise  Brocken  des  Uebergangskalkes  der  Thalgehänge  einschliesst.  Dieser 
Kalk  ist  reich  an  Versteinerungen  , besonders  an  kleinen  Schnecken  und  Ento- 
mostraceen,  welche  man  aus  dem  verwitterten  Gestein  durch  Schlemmen  gewin- 
nen kann.  Es  liessen  sich  darin  drei  Arten  von  Planorbis  , darunter  als  die 
gemeinste  PI.  pseudammonius  Voltz,  mehrere  Limnaeus,  5 Arten  von  Helix,  ein 
Vertigo,  eine  Clausilia  und  eine  Achatina  unterscheiden,  welche  zum  Theil  den 
Arten  der  würtembergischen  und  der  böhmischen  Süsswasserablagerungen  glei- 
chen , zum  Theil  neu  sein  mögen.  Eine  interessante  Schnecke  ist  den  im  Ge- 
schlechte  ßifrontia  Desh.  zusammengefassten  Formen  sehr  ähnlich.  Sie  ist  nächst 
den  Planorbis-Arten  am  zahlreichsten  vertreten.  Unter  mehreren  Arten  von  Cy- 
pris  stimmt  eine  mit  C.  nitida  Rss.  ans  dem  Süsswasserkalke  von  Kostenblatt 
in  Böhmen  überein.  Die  Mächtigkeit  dieses  Kalkes  wechselt  zwischen  6 und  30 
Fuss.  Unter  ihm  folgen  mergliche  Schichten,  welche  ebenfalls  Süsswasser-  und 
Landschnecken,  in  der  Regel  nur  in  plattgedrücklen  Bruchstücken  und  vier  Koh- 
lenflötze  enthalten,  von  denen  das  erste  und  dritte  die  Mächtigkeit  von  3V2^USS 
erreicht.  Diese  Kohle,  zumeist  Lignit,  ist  von  keiner  vorzüglichen  Qualität,  doch 
für  eine  und  die  andere  industrielle  Unternehmung  der  Nachbarschaft,  nament- 
lich für  den  Betrieb  der  Papierfabrik  nächst  Gratwein  von  Wichtigkeit.  — Im 
Liegenden  des  untersten  Flötzes  tritt  ein  interessantes  Kieselgestein  auf,  welches 
durch  eine  sehr  ungleichmässige  Silification  theils  dimnblaltriger,  versteinerungs- 
führender Mergel,  theils  kalkiger  Schichten  zu  Stande  gekommen  ist  und  durch 


150 


nette  Chalcedonbildungen  auf  Klüften  sich  auszeichnet.  Die  untersten  Schichten 
der  ganzen  Süsswasserbildung,  welche  die  Mächtigkeit  von  15 — 18  Klaftern  er- 
reicht, ist  ein  lockerer,  versleinerungsloser  Sand,  welcher  in  der  südlichen  Ab- 
theilung des  Beckens  zu  Tage  ansteht.  — Aus  der  Lage  der  Schichten,  welche 
zum  Theil  der  gegenwärtigen  Oberflächengestaltung  widersinnig  ist , ergibt  sich, 
dass  der  tiefste  Punkt  der  Mulde  in  der  Axe  des  Scheiderückens  zwischen  bei- 
den Abtheilungen  des  Beckens  unweit  dem  Kloster  Bein  sich  befindet.  Nord- 
westlich von  Letzterem  steht  an  den  Gehängen  des  Thaies  ein  rothes  Conglo- 
merat,  welches  Geschiebe  von  verschiedenen  Kalken , Dolomit  und  bunten  Sand- 
stein enthält,  bis  in  beträchtliche  Höhen  an  : Bohrversuche  ergaben  jedoch,  dass 
die  Süsswasserschichtcn  östlich  von  Bein  unmittelbar  auf  dem  Uebergangskalke 
liegen,  v.  Morlot  hat  dieses  Conglomerat  als  der  Miocenformation  angehörig 
betrachtet.  Im  vorigen  Winter  fand  Kopetzky  bei  Slrassgang  südwestlich  von 
Gratz  in  einer  gegen  die  Gratzer  Ebene  weit  sich  öffnenden  Bucht  dieselbe  Süss- 
wasserbildung. Der  Bergbau  an  dieser  Localilät  ist  noch  nicht  weit  genug  vor- 
geschritten , um  die  Ablagerung  mit  der  von  Bein  genau  parallelisiren  zu  kön- 
nen, doch  enthält  sie  den  Süsswasserkalk  mit  denselben  Versteinerungen,  unter 
diesem  eben  solche  Mergel  mit  kleinen  Kohlenflötzen  und  ist  dadurch  als  eine 
gleichzeitige  Bildung  constatirt.  ( Jahrb . kk.  geol.  Reichsanst.  IV.  433.) 

Gl. 

Kner,  zur  Geognosie  Istriens.  — Der  Verf.  begann  seine  Un- 
tersuchungsreise von  dem  reizend  gelegenen  Pola  aus , dessen  Hügel  aus  Kreide, 
und  zwar  Bosthorns  unterm  H ippnritenkalk  entsprechend  bestehen.  Dieselbe  ist 
hier  wie  überall  in  Istrien  reich  an  Versteinerungen  und  Morlots  entgegengesetzte 
Behauptung  völlig  unbegründet.  Der  als  Saldame  bekannte  Quarzsand  , welcher 
in  Venedig  zur  Bereitung  von  Glasperlen  benutzt  wird,  liegt  mehre  Klafter  tief 
unter  dem  zerklüfteten  Kalkgesteine  eine  zwei  Fuss  mächtige  Schicht  bildend 
zwischen  Pola  und  den  Steinbrüchen  von  Veruda.  Zwischen  Pisino  und  Treviso 
herrscht  die  Kreide  , der  Hügel  mit  Macigno  gekrönt  sind  und  dieser  tritt  ge- 
gen Montana  hin  allein  auf.  Von  hier  nach  Pinguento  streben  mächtige  Kalk- 
felsen empor,  denen  auch  die  Schwefelquelle  mit  2i°  B.  entquillt.  Der  Kalk 
ist  nach  v.  Morlot  Kreide  und  das  von  demselben  in  Abrede  gestellte  Vorkom- 
men tertiärer  Gebilde  erkannte  K.  auf  das  Bestimmteste  in  dem  Keller  des  an 
der  Quelle  erbaueten  ßadehauses.  Bis  Sovignaco,  dessen  Alaunwerk  1200 — 1400 
Cenlner’Alaun  jährlich  liefert  ändern  sich  die  Verhältnisse  nicht.  Bei  Pinguente 
werden  die  Kreide-  und  Tertiärschichten  reich  an  Pelrefakten.  Letztere  führen 
riesige  Ecbinolampas  , kleine  Echiniten  und  zahlreiche  Brachyuren.  Hier  tritt 
auch  der  Nummulitenkalk  mit  eingelagerten  Braunkohlen  auf,  welche  von  vor- 
trefflicher Qualität  sind  und  abgebauet  werden.  Es  sind  bereits  elf  Klötze  auf- 
geschlossen, deren  mächtigstes  jedoch  nur  drei  Fuss  stark  ist.  Die  horizontale 
Erstreckung  derselben  scheint  südöstlich  gegen  den  Guarneroscheu  Meerbusen 
geneigt  zu  sein.  Von  Bozzo  bis  gegen  Vragna  bildet  der  Macigno  das  kahle 
zerrissene  Gebirgsland  von  sterilen  Nummulilenkalkgipfeln  überragt.  Der  nahe 
gelegene  Monte  maggiore  zeigt  am  Fusse  durch  Hippuriten  characterisirle  Kreide, 
darüber  Nummulitenkalk  mit  beigemengten  Brauneisensteinen.  Weiterhin  bei  Al- 
bano tritt  wieder  Macigno  hervor,  dem  sich  bei  Carpano  schon  der  Nummuliten- 
kalk anreiht  und  in  einer  Schlucht  auch  der  tiefere  H ippnritenkalk  sichtbar  wird. 
Das  Kohlenlager  von  Carpano  liefert  eine  sehr  schwefelkieshaltige  schlechte  Kohle 
in  10  — 11  Klötzen  von  bis  18  Fuss  Mächtigkeit.  Ihre  jährliche  Ausbeute  be- 
läuft sich  auf  beinah  200,000  Clr.  Ihr  Liegendes  ist  ein  wellig  gebogener  dich- 
ter weisser  Kalk,  das  Hangende  und  Mittel  der  Fläche  ein  bituminöser  Kalk  und 
zuoberst  Mergel.  Auf  der  Insel  Cherso  fand  K.  Nummulitenkalk  und  an  der 
westlich  gelegenen  Bucht  von  Balvanida  Knochenbreccien , deren  Knochen  über- 
wiegend Hirschen  angehören.  Gegenwärtig  ist  die  Insel  kahl  ohne  Waldungen 
und  daher  auch  nicht  von  Hirschen  bewohnt.  Die  Bildung  der  Breccie  scheint 
zwar  in  einer  späten  Zeit  statt  gefunden  zu  haben,  gehört  aber  doch  jedenfalls 
der  vorhistorischen  Zeit  an.  (Ebda.  223 — 232.) 

Literatur.  — Klemm  ing,  über  die  Geologie  und  den  Mineralreich- 
thum des  Salzdistrictes  im  Punjaub  (mit  zahlreichen  Durchschnitten).  Journ. 


151 


asiat.  Soc.  Calcutta  1853.  IV.  334—368;  V.  444—462.  — Dawson, 
Kohlenlager  von  Süd  - Joggins  in  Neuschottland.  Quarterl.  journ.  geol.  X. 
1 — 10.  — Trimmer,  die  Alluvialgebilde  auf  der  Insel  Wight.  Ibid.  51 — 
55.  — Sänke  y,  über  die  Geologie  einiger  Theile  Central-Indiens  (sehr  aus- 
gedehnte Basalte  unbekannten  Alters  mit  einer  umfangsreichen  Süsswasserbildung, 
Sandstein  und  Kalk,  letztrer  mit  jurassischen  Fischresten,  Steinkohlen  mit  zahl- 
reichen Pecopteris,  Glossopteris,  Sphenopteris  etc.,  Kohlensandstein  in  ungeheu- 
rer Mächtigkeit).  Ibid.  55.  — Saite  r,  über  den  Caradoc  - Sandstein  von 
Shropshire.  Ibid.  62 — 73.  P restwich,  die  Schichten  zwischen  Londonthon 
und  Kreidekalk  von  London  und  Hampshire.  Ibid.  75 — 138.  Gl. 

Palaeontologie*  — Unger,  Tertiärpflanzen  im  Tan- 
r u s.  — Am  Südabhange  des  cilicischen  Taurus  in  einem  Seilenthale  des  un- 
tern Cydnuslhales  bei  etwa  4000  Fuss  Meereshöhe  tritt  ein  gelhlichgranes,  lich- 
tes und  weiches,  schiefriges  Gestein  auf,  in  welchem  prächtig  erhaltene  Pflanzen- 
reste Vorkommen.  Die  von  Kotschy  gesammelten  Arten  bestimmte  U.  auf  Podo- 
carpns  eocenica,  Comptonia  laciniata,  Quercus  lonchitis,  Daphogene  lanceolata, 
Diospyros  mvosotis , Andromeda  vaccinifolia.  Vaccinmm  acheronticum  und  Euca- 
lyptus oceanica  , sämmtlich  bereits  bekannte  Arten  und  zwar  von  Sotzka  , also 
der  altern  Tertiärzeit  angehörig.  ( Wiener  Sltzungsber.  XI.  1076.) 

Goeppert,  fossile  Cycadeen.  — Die  beiden  von  G.  schon 
früher  benannten  Arten  der  Gattung  Raumeria , nämlich  R.  Schulzana  und  R. 
Reichenbachana  werden  in  dieser  Abhandlung  ausführlich  beschrieben  und  bild- 
lich dargestellt.  Erstere  beruht  auf  einem  Stammstück,  das  in  chalcedonartigem 
Hornstein  verwandelt  bei  Gleiwitz  im  aufgeschwemmten  Boden  gefunden  worden. 
Die  Diagnose  lautet : cicatricibus  petiolorum  transverse  subrhomboidalis  6'"  la- 
tis  et  3 — 4'"  altis  remolis,  angulis  lateralibus  acutis  superiori  et  inferiori  ob- 
tusis  , cicatriculis  inter  illas  in  quincunce  positis  subtrigonis  rhomboideis  2 — 
2V"  latis.  Dies  Stammstück  der  zweiten  Art  war  unweit  Wieliczka  in  einem 
Sumpfe  entdeckt  worden  und  besteht  aus  schwarzer  hornsteinartiger  Masse.  G. 
gibt  ihm  folgende  Diagnose  : cicatricibus  inter  illas  in  quincunce  dispositis 

minulis  subtrigono  rhomboideis  1 — iy2'"  latis.  Beide  Arten  machen  eine  be- 
sondere Abtheilung  in  der  Familie  der  Cycadeen  aus  , deren  Reihe  eröffnend. 
G.  bezeichnet  sie  als  Filicoideae,  weil  die  Entfernung  der  Blattnarben  von  ein- 
ander und  die  Narben  der  einst  dazwischen  befindlichen  appendikulären  Organe 
an  das  Aeussere  der  Farren  erinnern.  ( [Denkschr . Brest.  Gesellsch .) 

Milne  Edwards  und  Hai  me,  Cor  allen  des  devonischen 
Systems  in  England.  — Von  den  etwa  150  bis  jetzt  bekannten  Arten 
devonischer  Corallen  finden  sich  46  in  England.  Davon  fallen  fast  drei  Vier- 
theile auf  die  Cyalliophy lüden,  fast  ein  Vieriheil  auf  die  Favosiden,  und  drei  ge- 
hören eben  so  viel  andern  Familien  an.  Sie  werden  unter  folgenden  Namen 
beschrieben  : Heliolites  porosa  , ßaltersbyia  inaequalis,  Favosiles  Goldfussi,  F. 

reticulata,  F.  cervicornis,  F.  dubia,  F.  fibrosa,  Emmonsia  hemisphaerica,  Alveo- 
lites  suborbicularis,  A.  Batlersbyi,  A.  armicularis,  A.  compressa  n.  sp.  von  Tor- 
quay  und  dem  A.  orbicularis  zunächst  verwandt,  Melriophyllum  Battersbyi , Am- 
plexus tortuosus,  Hallia  Pengellyi , Cyalhophyllum  ceratites , C.  Roemeri,  C.  ob- 
tortum , C.  damnoniense,  C.  Bucklandi,  C.  heliantoides , C.  hexagonum,  C.  cae- 
spilosum,  C.  boloniense,  C.  Marmini,  C.  Sedgwicki,  C.  aequiseptatum,  Endophyl- 
lum  Bowerbanki,  E.  abditum,  Pachyphyllum  devoniense,  Chonophyllum  perfolia- 
tum , Heliophvllum  Halli,  Acervularia  Goldfussi,  A.  coronata  , A.  intercellulosa, 
A.  pentagona,  A.  ümitata,  A.  Battersbyi,  A.  Roemeri,  Smilhia  Ilennahi,  Sm.  Pen- 
gellyi, Sm.  Bowerbanki,  Spongophyllum  Sedgwicki , Syringophyllum  cantabricum, 
Cystiphyllum  vesiculosum.  Mit  Ausnahme  nur  zweier  sind  sämmtliche  Arten 
schon  in  der  VfF.  Monographie  der  paläozoischen  Corallen  Arch.  d,  Mus.  be- 
schrieben worden.  ( Palaeontogr . Soc.  1853.) 

Morris  und  Lycett,  die  Bivalven  des  GrealhOolith  beson- 
ders von  Minchinhampton  und  der  Küste  von  Yorkshire.  — Die  Verf.  haben 


152 


schon  früher  die  Gasteropoden  dieser  Formation  beschrieben  und  geben  in  die- 
sem zweiten  Theile  ihrer  Monographie  die  Darstellung  der  Cormopoden.  Die  be- 
schriebenen und  grösstentheils  auf  8 Tafeln  abgebildete  Arten  sind  folgende : 
Oslraea  rugosa  Gldf. , 0.  acuminata  Swb.  , 0.  costata  Swb. , 0.  gregarea  Swb., 

O.  subrugulosa  n.  sp.  darf  wohl  nicht  von  0.  acuminata  geschieden  werden,  eben- 
sowenig 0.  Sowerbyi  n.  sp.  welcher  Name  überdiess  schon  verbraucht  ist,  Exo- 
gvra  auriformis  Gldf.  , Placunopsis  n.  g.  von  Placuna  durch  den  Mangel  diver- 
girender  Schlosszähne  , von  Posidonia  durch  den  sieten  Mangel  der  Ohren  ver- 
schieden: PI.  jnrensis,  PI.  söcialis,  PI.  ornatus,  PI.  radians;  Pecten  vagans,  P. 
Woodwardi  n.  sp.,  P.  peregrinus  n.  sp.,  P.  retiferus  n.  sp.,  P.  hemicostatus  n. 
sp.,  P.  personatus  Gldf. , P.  arcuatus  Swb. , P.  lens  Swb. , P.  annulatus  Swb., 

P.  clathratus  Röm. ; Hinnites  velatus  (Gldf.),  H.  tegulatus  n.  sp. ; Plicalula  tu- 
berculosa  n.  sp. , PI.  fistulosa  n.  sp.  ; Avicula  costata  Swb.,  A.  echinata  Swb., 
Pleroperna  n.  subgen.  von  Avicula  mit  Pt.  costalula , Pt.  pygmea  (Dkr.) , Pt. 
emarginata  ; Gervillia  acuta  Swb.,  G.  subcylindrica  Swb.,  G.  bathonica  n.  sp., 
G.  ovata  (Swb.),  G.  monotis  Deslg,  G.  crassicosta  n.  sp.,  G.  radians  n.  sp. ; 
Inoceramus  obliquus  n.  sp.,  I.  Filloni  n.  sp. ; Perna  rugosa  Gldf.;  Lima  dupli- 
cata  Swb.,  L.  pectiniformis  Schl.,  L.  cardiformis  Swb.,  L.  luciensis  d’Orb.,  L. 
gibbosa  Swb.,  L.  semicircularis  Gldf.,  L.  ovalis  Swb.,  L.  impressa  n.  sp.,  L. 
bellula  n.  sp. ; Pinna  ampla  Gldf. , P.  cuneata  Phill.  ; Trichites  nodosus  Lyc., 
Mylilus  Sowerbyanus  d’Orb.,  M.  tenuistriatus  Gldf.,  M.  tumidus  n.  sp.,  M.  pnl- 
cherrimus  Roem. , M.  solenoides  n.  sp  , M furcatus  Gldf. , M.  asper  Swb.,  M. 
Lonsdalei  n.  sp.,  M.  compressus  Gldf.,  M.  imbricatus  Swb.,  M.  sublaevis  Swb., 
M.  Bintieldi  n.  sp. ; Lithodomus  inclusus  (Phill.),  L.  parasiticus  d Orb. , Area 
rndis  (Swb.),  A.  pulchra  Swb.,  A.  Kilverti  n.  sp.,  A.  tenuitexla  n.  sp.,  A.  Pratti 
n.  sp.,  A.  Eudesi  n.  sp.,  A.  aemula  Phill.,  A.  minuta  (Swb.),  Macrodon  hirso- 
nensis  (d’A)  ; Trigonia  subglobosa  n.  sp. , Tr.  Goldfussi  Ag.  , Tr.  Moretoni  n. 
sp.,  Tr.  costata  Swb.,  Tr.  flecta  n.  sp  , Tr.  duplicata  Swb.,  Tr.  impressa  Swb., 
Tr.  Phillipsi  n.  sp.,  Tr.  imbricata  Swb.  ; Cardinm  semicostatum  Lyc.,  C.  Strick- 
landi  n.  sp. , C.  ßuekmanni  n.  sp. , C.  subtrigonura  n.  sp.  , C.  pesbovis  d’A., 
C.  concinnum  n.  sp.,  Isocardia  tenera  Swb. ; Lucina  Bellona  d’O.,  L.  crassaSwb., 
L.  rotundata  (R),  L.  despecta  Phill  ; Corbis  Lajoyei  d’A.,  C.  aspera  L.,  Sphaera 
Madridi  (d’A.);  Unicardium  varicosum  d’O.,  U.  impressum  n.  sp.,  U.  parvulum 
n.  sp. ; Cypricardia  bathonica  d’O.,  C.  rostrata  (Swb.),  C.  nuculiformis  (R); 
Myoconcha  crassa  Swb.,  M.  actaeon  d’O.,  M.  elongala  n.  sp. ; Pachyrisma  grande 
Lyc. ; Opis  lunulatus  Morr.  Weiler  reicht  diese  Lieferung  nicht.  ( Palaeontogr . 
Soc.  1853.) 

Wood,  die  Cragbivalven  II.  — Beschrieben  werden  hier  folgende 
Arten:  Cardium  echinatum  L. , C.  nodosum  Mtg. , C.  nodosulum,  C.  strigillife- 
rum,  C.  edule  L.,  C.  angustatum  Swb.,  C.  Parkinsoni  Swb.,  C.  deeorlicatum,  C. 
interruptum  , C.  venustum , C.  groenlandicum  Chemn. ; Chama  Gryphoides  L. ; 
Cardita  senilis  Lk.,  C.  scalaris  Gldf.,  C.  orbicularis  Nst  , C.  chaemael'ormis  Gldf., 
C.  analis  Phill.,  C.  corbis  Phil.,  Erycinella  ovalis  Conr. ; Astarte  triangularis 
Aid.,  A.  parvula  , A.  borealis  Wood,  A.  Basteroti  Ljk. , A.  incrassata  Gldf.,  A. 
inutabilis,  A.  Omalii  Lajk. , A.  elliptica  Macg. , A.  sulcata  Flern.,  A.  compressa 
Forb  , A.  crebrilirata,  A.  gracilis  Mstr.,  A.  incerta,  A.  crebricostata  Forb.,  A.  py- 
gmaea  Gldf.,  A.  Burtini  Lajk.,  A.  obliquata  Swb.,  A.  digitaria  Wood,  A.  excur- 
rens,  A.  parva  ; Isocardia  corLk.,  Cyprina  islandica  Lk.,  C- rustica  Wood;  Circe 
minima  Forb.;  Coralliophaga  cyprinoides ; Tapes  virginea  Forb.,  T.  aurea  Forb., 
T.  perovalis , T.  texturala  Swb.;  Venerupis  irus  Lk. ; Cytherea  chione  Turt.,  C. 
rndis  Phil.,  Venus  casina  L.,  V.  fasciata  Don.,  V.  imbricata  (Swb.),  V.  ovata 
Penn,  Artemis  lentiformis  Wood,  A.  lincta  Forb.  Einige  der  hier  aufgezählten 
neuen  Arten  sind  von  Wood  ]840  in  dem  Catalog  der  Cragconchylien  nament- 
lich aufgeführt  und  später  von  Nyst  unter  anderen  Namen  beschrieben.  Diese 
beseitigt  Wood  und  hält  die  seinigen  aufrecht.  ( Palaeontogr . soc.  1853.) 

Suess,  die  Brachial  Vorrichtung  bei  den  Thecideen.  — 
Die  Untersuchung  beginnt  mit  der  Schleife  von  Argyope  decemcostata  (R)  und 
der  lebenden  A.  decollata.  Dieselbe  ist  nur  unter  den  convergirenden  Fortsätzen 


153 


leicht  gewunden  und  läuft  von  da  an  stets  flach  der  Krümmung  der  Schale  fol- 
gend bis  zum  miltlern  sehr  hohen  Septum  , an  dem  sie  aufsteigt.  Bei  der  le- 
benden Art  ist  die  Schleife  dreimal  unterbrochen  durch  drei  Sepia,  die  niedri- 
ger uud  stärker  sind.  Dann  beschreibt  der  Verf.  die  Deckelschalen  von  Theci- 
dea  digilata  Swb.  sehr  ausführlich,  vergleicht  damit  Th.  papillala  (Schl.)  = Th. 
radians  Brgn.  , Th.  hippoerepis  Gldf.  = Th.  vermicularis  (Schl.)  und  mehrerer 
anderer  Arten.  Wegen  des  Details  müssen  wir  auf  die  Abhandlung  selbst  und 
die  ihr  beigefügten  Abbildungen  verweisen.  S.  nimmt  elwa  28  wohlbcgriindele 
Thecideenarten  an,  von  denen  22  Arten  ihrem  Brachialgerüslc  nach  bekannt  sind. 
{Wien.  Sitzgsber.  XI.  991 — 1006.  Tb.  1 — 8). 

Salier  beschreibt  aus  Shropshire  Bellerophon  nodosus  Salt.  (=  B.  or- 
natus  M’C.)  in  Llandilo-  und  Balaschichlen,  ß.  sulcatinus  (=  Bncania  sulcatinus 
= ßucania  sulcatinus  Emm.)  im  Caradoc , Slrophomena  bipartita  n.  sp.  und 
Nucula  varicosa  n.  sp.  aus  denselben  Schichten.  {Quart,  journ.  geol.  X. 
73  — 75.) 

Reu  ss,  kritische  Bemerkungen  über  die  von  Zekeli  be- 
schriebenen Gaste  ropode  n der  Gosaugebilde  in  den  Ostal- 
pen. — Zekeli’s  Gasteropoden  der  Gosaugebilde,  über  die  wir  Bd.  I.  S.  285 
berichtet  haben,  veranlassten  Reuss  gleich  nach  deren  Erscheinen  zu  einem  we- 
nig ziemenden  und  leidenschaftlichem  Ausfälle , in  welchem  er  den  Verf.  be- 
schuldigt, dass  derselbe  die  in  dem  geognostischen  Theile  dargelegle  Gliederung 
der  Gosau  von  ihm  ohne  Nennung  des  Namens  entlehnt  habe.  Allerdings  hatte 
Reuss  schon  im  November  1851  seine  Untersuchungen  im  Gosauthale  der  kk. 
geol.  Reichsanstalt  vorgelegt,  aber  hätte  er  bedacht,  dass  auch  Zekeli  die  ver- 
schiedenen Gosaulocalitaten  nicht  blos  besucht,  sondern  wirklich  untersucht  hat, 
wie  seine  Darstellung  deutlich  genug  darlhut,  hätte  er  die  Einfachheit  des  strei- 
tigen Gegenstandes  richtig  gewürdigt,  so  würde  er  mindestens  in  einem  be- 
scheidenen Tone  seine  Ansprüche  gellend  zu  machen  versucht  haben.  Zekeli 
hat  sich  bereits  selbst  öffentlich  gerechtfertigt  und  deshalb  unterliess  Ref.  da- 
mals die  Erklärung,  dass  Zekeli  ihn  schon  vor  dem  4.  November  1851  also  vor 
Reuss’s  Mitlheilung  an  die  Reichsanstalt  die  in  der  Monographie  dargelegte  An- 
sicht über  die  Gosauformalion  mündlich  und  in  ausführlicher  Weise  mitgetheilt 
hat,  welche  Reuss  hier  als  sein  alleiniges  Eigenthum  beansprucht.  In  dem  De- 
cemberhefte  der  Sitzungsberichte  der  Wiener  Akademie  S.  882  tritt  nun  Reuss 
mit  einer  Kritik  über  den  paläontologischen  Theil  des  Zekeli’schen  Werkes  her- 
vor, deren  Fassung  und  Ton  keinen  Zweifel  mehr  lässt,  dass  Reuss  schon  bei 
dem  ersten  Ausfälle  weniger  die  Sache  selbst  verfolgte  als  vielmehr  Zekelis  Beob- 
achlungstalent zu  verdächtigen  beabsichtigte,  trotz  seiner  ausdrücklichen  Ver- 
sicherung, dass  es  ihm  hier  nur  um  wissenschaftliche  Wahrheit  zu  thun  sei: 
eine  Versicherung  , die  wohl  nur  die  Aufnahme  des  persönlichen  Kampfes  in 
dem  Organe  eines  ausschliesslich  nur  der  Wissenschaft  dienenden  kk.  Institutes 
zu  entschuldigen  gegeben  worden.  Die  Vorwürfe,  welche  R.  dem  Werke  macht, 
sind  keine  schmeichelhafteren  als  die  , dass  eine  nicht  geringe  Anzahl  von  Ar- 
ten auf  Exemplaren  beruht , die  keine  Beachtung  verdienen  uhd  zu  unhaltbaren 
Species  erhoben  sind  , dass  eine  nicht  unbedeutende  Anzahl  von  Arten  nur  Va- 
rietäten bezeichnet,  dass  ferner  mehre  Species  falschen  Gattungen  untergeordnet 
und  endlich  die  Beschreibungen  und  Abbildungen  tbeils  ungenau  theils  falsch 
sind  oder  im  Widerspruch  mit  einander  stehen.  Damit  ist  dem  Werke  offenbar 
aller  Werth  abgesprochen  und  dennoch  gibt  R.  demselben  das  Prädikat  sehr  in- 
haltsreich und  wichtig!  Unpassende  Ausdrücke  und  ungenaue  Beschreibung  sind 
freilich  leicht  zu  beweisen,  wenn  Druckfehler  wie  „ausgerundet“  statt  „ ausge- 
randel“  , wie  doch  in  derselben  Beschreibung  S.  26  gesagt  ist,  als  Belege  mit ! ! 
angeführt  werden,  wenn  Thalsachen  geradezu  in  Abrede  gestellt  werden,  wie  das 
Vorkommen  der  Ausbuchtung  des  untern  Theiles  des  Mundsaumes  bei  Omphalia, 
die  Ref.  an  den  vom  Verf.  erhaltenen  Exemplaren  auf  das  bestimmteste  erkannt 
hat,  wenn  Familiencharactere  in  der  Gatlungsdiagnose,  Gattungscharaclere  in  den 
Beschreibungen  der  Arten  der  Genauigkeit  wegen  wieder  aufgenommen  werden 
und  viele  Seilen  lange  Beschreibungen  die  Abbildungen  überflüssig  machen  sol- 

10** 


154 


len.  Leicht  ist  es  Arten  einzuziehen  , wenn  die  auffallend  verschiedensten  Ge- 
stalten wie  es  R.  hier  z.  B.  in  der  Kritik  der  Actäonellen  Ihut,  ohne  Weiteres 
als  Abnormitäten  beseitigt  werden.  Wenn  von  Zekeli’s  Arten  die  eine  oder  die 
andere  bei  abermaliger  Untersuchung  und  bei  Prüfung  neuen  Materiales  nicht 
stichhaltig  erscheint:  so  wird  dadurch  weder  der  Werth  des  Werkes  geschwächt 
noch  des  Verfassers  Gewissenhaftigkeit  und  Beobachtungsgabe  beeinträchtigt.  Wie 
sehr  die  Ansichten  über  einzelne  Arten  divergiren,  weiss  Jeder  der  sich  mit  sy- 
stematischen Arbeiten  beschäftigt  und  wie  leicht  Irrthümer  in  dieser  Beziehung 
auch  aufmerksamen  Beobachtern  begegnen,  beweisst  Renss  selbst,  indem  er  in 
dieser  oppositionellen  Kritik  seine  eigene  Natica  acuminata  als  mit  Sowerby’s 
Lilorina  pungens  identisch  einzieht;  ebenso  hat  Beuss  selbst  durch  seine  Arbei- 
ten über  Kreide-  und  Tertiärpolypen  zur  Genüge  dargethan,  dass  die  Ansichten 
über  Gattungsbegriffe  und  die  Einordnung  der  Arten  in  diese  nicht  unveränder- 
lich und  nicht  allgemein  feststehende  sind,  ferner  hat  Beuss  selbst  seine  Oxyr- 
rhina  heteromorpha  in  Scoliodon  priscus  umgetauft,  sehr  fragliche  Zähne  der 
Lamna  subulala  Ag.  zugewiesen,  auf  eine  ungenügende  Oberschale  eine  Ostraea 
gibba  begründet,  auf  seltene  Fragmente  eine  Siphoriia  biseriata  errichtet  u.  s.  w. 
u.  s.  w.  Wie  weit  die  Abbildungen  veruntreut  sind  , vermögen  wir  ohne  Ver- 
gleichung der  Originalexemplare  nicht  zu  beurlheilen,  wenn  wir  aber  Reuss’s  auf 
keine  Prüfung  des  Originalexemplares  gestützte  Behauptung,  dass  bei  Enlima 
turrita  die  Mündung  ganz  missralhen  dargeslelit  sei,  und  die  Motive,  welche 
dessen  Kritik  unverkennbar  verräth , neben  die  uns  seit  einer  langen  Beihe  von 
Jahren  bekannte  Gewissenhaftigkeit  Zekeli’s,  rieben  dessen  uneigennützigen  Eifer 
und  aufrichtige  Liebe  zur  Wissenschaft  stellen , dann  können  wir  den  Zweifel 
an  der  Wahrheit  des  Vorwurfs  nicht  unterdrücken.  Die  k k.  geologische  Reichs- 
anstalt,  auf  deren  Kosten  und  unter  deren  Firma  Zekeli’s  Werk  erschienen  ist, 
wird,  wir  dürfen  es  hoffen,  den  ihr  durch  diese  Kritik  gemachten  Vorwurf  nicht 
ganz  stillschweigend  aufnehmen,  unser  Unheil  ist  durch  dieselbe  nicht  wankend 
geworden.  Wir  sind  unangenehm  überrascht  die  Leistungen  eines  jungen  Man- 
nes, der  mit  seltner  Liebe  und  die  grössten  Opfer  nicht  scheuend  seine  ganze 
Thätigkeit  der  Wissenschaft  widmet , von  einem  auf  demselben  Gebiete  erfahre- 
nen Schriftsteller  durch  kleinliche  und  leidenschaftliche  Kritik,  durch  Vorwürfe 
von  denen  er  seine  eigenen  Arbeiten  nicht  zu  befreien  im  Stande  ist,  verdäch- 
tigt und  herabgewiirdigl  zu  sehen. 

Sharpe,  die  Cephalopoden  im  Kreidekalk  Englands.  — 
Diese  Abhandlung  bildet  den  Anfang  einer  Monographie  der  Mollusken  im  engli- 
schen Chalk,  für  welchen  Sh.  vier  Abtheilungen:  den  obern  Kalk,  den  miltlern 
und  untern  Kalk  und  den  chloritischen  Mergel  annimmt.  Die  hier  beschriebe- 
nen und  abgebildeten  Cephalopoden  sind:  Belemniles  ultimus  d’Orb.  soll  durch 

eine  mehr  cylindrische  Form  und  etwas  vierseitige  Oetfnung  der  Alveole  von 
B.  minimus  unterschieden  sein,  mit  welchem  sie  Bef.  Faun.  Cephalop.  J 07  ver- 
einigt hat;  Belemnilella  mucronata ; B.  lanceolala,  den  Ref.  1.  c.  50  mit  B.  vera 
identificirt ; ß.  quadrata,  B.  plena  und  ß.  plena  (=  ß.  vera) ; Nautilus  laeviga- 
tus  von  Bef.  l.#e.  149  als  N.  crctaceus  beschrieben  , weil  jener  Name  schon 
mehrfach  verbraucht ; N.  expansus  , mit  dem  N.  Archiacanus  d’Orb.  identificirt 
wird  ; N.  Deslongchampsanus , N.  elegans  , N.  pseudoelegans , N.  radialus  von 
Ref.  1.  c.  ] 4L  als  N.  squamosus  und  mit  ihm  der  folgende  identificirt;  N neo- 
comensis;  N.  undulatns  ; N.  Largilliertanus,  N.  Fleuriausianus  (statt  Fleuriaua- 
nus!)  von  Ref.  1.  c.  149  mit  N.  simplex  identificirt  und  gewiss  nicht  verschie- 
den davon;  N.  Fittoni  von  Fitton  als  compressus  aufgeführt.  Ammoniles  com- 
planatus  der  von  Mantell  ungenügend  beschrieben  war  und  hier  mit  A.  I.argil- 
liertanus  d’Orb.  gleich  dargestellt  wird ; A.  obtectus  n.  sp.  dem  vorigen  zunächst 
verwandt;  A.  falcalus,  A.  varians,  A.  Coupei  wird  von  voriger  getrennt,  A.  cinc- 
tus  nur  nach  dem  Mantell’schen  Exemplare  beschrieben , das  die  Verwandtschaft 
mit  A.  peramplus  und  A.  lewesiensis  fraglich  lässt  (vergl.  Ref.  1.  c.  423) ; A. 
Bunburyanus  n.  sp.  ist  fraglich  ; A.  peramplus , mit  welchem  A.  Prosperanus 
(cf.  Ref.  1.  c.  424)  identificirt  wird.  Hiermit  bricht  der  Verf.  ab  und  möchten 
wir  demselben  für  die  Fortsetzung  die  Berücksichtigung  der  deutschen  Literatur 
angelegentlichst  empfehlen.  ( Palaeontogr . $oc.  1853.) 


155 


II  c ekel  erhielt  aus  den  schwefelhaltigen  Schichten  Sicilicns  , der  nach 
G.  Nocito  ein  Mullus  barbatus  sein  sollte,  in  Wahrheit  aber  Lebias  crassicaudus 
ist,  wie  derselbe  im  Kirchenstaate  bei  Sinigaglia  und  auf  Crcta  vorkömmt.  Mit 
dieser  Berichtigung  verliert  denn  auch  Nocito’s  Behauptung,  dass  alle  in  den 
Schwefelgruben  von  Caslronovo  und  zu  Palombaro  vorkommenden  fossilen  Fische 
den  noch  jetzt  im  Mittelmeer  lebenden  Arten  angehören  , ihre  allgemeine  Bich- 
ligkeit.  ( Wiener  zool.  bot.  Yerhandl.  1853.  III.  70.) 

Owen  beschreibt  in  der  4.  Lieferung  seiner  fossilen  Amphibien  Englands 
die  Schildkröten  des  Wealden  und  Purbeckkalkes.  Es  sind  dies  aus  der  Familie 
der  Paludinosen  die  Gattung  Pleurosternon  , welche  folgende  Diagnose  erhält: 
tesla  depressa  lata , Sternum  integrum,  ossibus  undecim  compositum,  per  ossi- 
culis  marginalibns  cum  tesla  conjunctum,  scutis  submarginalibus  inter  scuta  axil- 
laria  et  inguiualia  positis.  Die  Arten  sind  PI.  concinnum  aus  dem  Süsswasser- 
kalk von  Purbeck  , PI.  emarginalum  ebendaher,  PI.  ovatum  und  PI.  latisculatum 
daher.  Ferner  Chelone  costata  aus  dem  Wealden  von  Tilgate,  Platemys  Mantelli, 
PI.  Dixoni  und  eine  fraglishe  Art  desselben  Fundortes.  ( Palaeontoijr. 
Soc.  1853.) 

Duvernoy  berichtet  über  fossile  Knochen  von  Pekerni  am  Fusse 
Pentelikon.  Die  Lagerstätte  ist  schon  seit  1839  durch  A.  Wagner,  der  daher 
einen  Allen  Pithecus  pentelicus,  Galeotherium , Hippolherium  und  einen  Wieder- 
käuer beschrieb.  Die  nach  Paris  gelangten  Beste  stammen  vom  Bär , Elephant, 
Bhinoceros  tichorhinus,  Hippolherium,  Giraffe,  zweien  Antilopen  mit  spiral  ge- 
wundenen Hörnern,  vom  Stier  und  einem  grossen  Tardigraden,  der  dem  Macro- 
iherium  von  Sansans  sehr  ähnlich  ist.  Diese  Fauna  erhält  durch  die  Giraffe 
und  die  Antilopen  sowie  A.  Wagners  Affen  einen  entschieden  africanischen  Cha- 
racter  und.  vermuthet  D. , dass  Griechenland  , Kleinasien  und  Africa  einst  eine 
grosse  zusammenhängende  Ebene  bildete,  deren  Fauna  mit  dem  Durchbruch  des 
Mittelmeers  eist  ihren  eigenlhümlichen  Character  verlor.  (L'Instit.  Fevr.bO.) 

Gl. 

Ilotanifr.  — Unger,  zur  Organisation  der  Blätter  der 
Victoria  regia.  — Eine  eigenthümliche  Erscheinung  ist  es , dass  die 
auf  der  Oberfläche  des  Wassers  schwimmende  ßlatlfläche  sanft  gegen  dasselbe 
gedrückt  auf  der  Oberseite  nass  wird  und  sich  da  wo  der  Druck  ausgeübt  wird 
Wasser  in  kurzer  Zeit  ansammelt.  Bei  nachlassendem  Drucke  verschwindet  das 
Wasser  wieder  und  es  erscheint  um  so  sicherer  wieder,  wenn  der  Druck  mit 
einem  kleinen  scheibenförmigen  Körper  ansgeübt  wird.  Das  Hervorquellen  des 

Wassers  ist  bei  genauer  Besichtigung  nur  auf  gewisse  Puncte  beschränkt  , auf 
die  dunkel  gefärbten,  welche  unter  der  Loupe  als  Oeffnungen  erscheinen,  die  die 
ganze  ßlattsubstanz  wie  Nadelstiche  durchbohren.  Doch  nicht  alle  diese  zahl- 
reichen Puncte  rühren  von  Perforationen  her,  manche  sind  durch  ein  feines  Häut- 
chen verschlossen.  Nimmt  man  einen  zarten  Horizontalschnilt  einer  punetför- 
migen  Stelle  unter  das  Microscop  , so  zeigt  sich  ein  sehr  regelmässiges  Zellge- 
webe polycdrischer  Zellen  mit  zahlreichen  Spaltöffnungen.  Die  Zellen  sind  mit 
einer  ziemlich  intensiv  rothen  Flüssigkeit  erfüllt,  die  Epidermiszellen  in  dieser 
Gegend  aber  ungefärbt  und  gar  nicht  mehr  in  ihrem  Zusammenhänge.  Es  ist 
ein  Biss  und  zwar  entstanden  durch  allmählige  Auflösung  frei  gewordener  Eie- 
mentarlheile.  Auch  die  Zellen  unmittelbar  unter  der  Epidermis  sind  z.  Th.  von 
einander  entfernt  , allein  ein  seitlich  durch  diese  Partie  gehendes  Gefässbünde! 
deutet  hinlänglich  darauf  hin,  dass  diese  Stelle  früher  ganz  und  gar  mit  Zellen 
erfüllt  gewesen  sein  muss.  Diese  '/ 10  Linie  Durchmesser  haltende  Poren  schei- 
nen verschiedene  Entwicklungsstadien  zu  durchlaufen.  An  ganz  jungen  Blättern 
scheinen  sie  noch  nicht  vorhanden  zu  sein,  das  kleinste  von  U.  untersuchte  war 
schon  V/2  Fuss  gross.  Den  Randzellen  fehlte  hier  noch  der  rothe  Farbestoff, 
aber  die  Begränzung  der  künftigen  Porus  war  schon  durch  die  Schattirung  an- 
gedeutet. Die  Zellen  haben  noch  nicht  ihre  normale  Grösse.  Die  halbmond- 
förmigen Zellen  der  Spaltöffnungen  sind  noch  breit  und  eckig.  Im  völlig  aus- 

gebildeten Blatte  sind  sowohl  offene  als  geschlossene  Poren  vorhanden,  in  letz- 
tem das  Parenchym  gänzlich  entfernt,  die  Wände  des  Porus  zerrissen.  Ausser- 


156 


dem  zeichnet  sich  die  Victoria  noch  durch  grosse  und  weite  Luftgänge  im  Blatt- 
stiel und  Gebälke  der  Blattnerven  aus.  Die  grossem  derselben  im  Blattstiel  mes- 
sen beinah  3 Linien  Durchmesser  und  verlaufen  ohne  Unterbrechung  durch  die 
ganze  Länge  des  Stieles.  Sie  sind  mit  den  zierlichsten  Sternhaaren  wie  bei 
ISymphaea  ausgekleidet,  über  deren  Bedeutung  noch  kein  Aufschluss  gegeben  wer- 
den kann.  Das  allgemeine  Gesetz,  nach  welchem  die  Grösse  der  Elemenlarlheilo 
von  der  Grösse  der  Ptlanze  oder  ihrer  Organe  unabhängig  ist  und  eine  be- 
stimmte Dimension  nie  überschreitet  , gilt  vollkommen  auch  für  die  Victoria. 
Die  grössten  Zellen  in  deren  Blättern  übersteigen  den  zwanzigsten  Theil  einer 
Linie  nicht , die  Zahl  der  kleinen  und  kleinsten  Zellen  danebeu  ist  sehr  gross, 
ihr  Durchmesser  beträgt  nur  V200  Linie  und  die  halbmondförmigen  Zellen  der 
Spaltöffnungen  sind  noch  um  die  Hälfte  kleiner.  Die  Kleinheit  der  Spaltöffnun- 
gen findet  einen  Ersatz  in  der  Zahl  derselben,  denn  auf  den  Raum  einer  Qua- 
clrallinie  fallen  durchschnittlich  1800  , auf  das  ganze  Blatt  etwa  105,533,880. 
(Wien.  Sitzgsber.  XI.  1007 — 1013.) 

Neil  reich  erkannte  zwei  für  die  Wiener  Flora  neue  Arten,  nämlich 
1)  Luzula  Forsteri  DC.  scheint  mit  L.  pilosa  Willd.  verwechselt  zu  sein,  von  der 
sie  sich  aber  doch  durch  2 bis  3mal  schmälere  Blätter  und  ein  längliches  stum- 
pfes gerades  Anhängsel  an  den  Spitzen  des  Samens  unterscheidet.  Beide  sind 
um  Wien  häufig,  bei  Schönbrunn,  Neuwaldegg,  Hadersdorf.  2)  Vcronica  ana- 
galloides  Guss.  Der  anagallis  sehr  nahe  stehend  , jedoch  in  allen  Thcilen  klei- 
ner und  zarter,  die  Blätter  schmal,  lineallanzettlich,  Trauben-  und  Blühlenstiele, 
Kelch-  und  Kapselränder  gewöhnlich  zerstreut,  drüsig  behaart,  die  Kapseln  oval, 
länger  als  die  Kelchzipfel.  Sie  ist  in  Wien  nicht  selten,  bei  Pcrchlholdsdorf, 
Achau,  Lojxenburg.  N.  hält  sie  nur  für  eine  schmalblättrige  Varietät  von  ana- 
gallis. ( Zool . Botan.  Verliandl.  Wien  HL  14.) 

Kerner,  Vegatationsverhältnissc  des  Eriafthalcs.  — Die 
an  der  österreichischsteierischen  Gränze  aus  dem  Erlafsee  entspringende  Erlaf 
durchläuft  bis  Gamming  ein  enges  mehrfach  gekrümmtes  Thal  , welches  sich 
dann  zu  dem  Peutcnlhale  erweitert  und  nördlich  von  Scheibbs  zur  breiten  Thal- 
fläche sich  ausdehnt  Dieser  letzte  Theil  ist  völlig  cultivirt  und  hat  eine  höchst 
einförmige  Flora.  Ganze  Strecken  sind  mit  Pelasiles  officinalis  überwuchert. 
Die  Wieselburger  Haide  ist  ebenfalls  höchst  dürftig.  Plötzlich  am  Fusse  der 
Berge  verschwinden  die  gemeinsten  Arten  und  die  Flora  wird  anziehender  be- 
sonders an  den  Ufern  der  Erbach.  Höher  im  Tliale  hinauf  mit  dem  Auftreten 
der  Alpenrose  nimmt  die  Flora  den  subalpinen  Character  an,  der  bei  der  Maus- 
rodel besonders  interessant  ist.  Die  Flora  des  5969  Fuss  hohen  Oelschers 
zeigt  die  grösste  Analogie  milder  des  Schneeherges,  ist  aber  ärmer.  Das  kleine 
Erlaflhal  besitzt  mehre  interessante  Arten,  die  dem  grossen  fehlen,  so  Crocus 
vernus,  Anemona  trifolia , A.  apennina.  Sehr  reich  ist  der  nah  gelegene  5110 
Fuss  hohe  Scheiblingslein.  ( Ebenda  29.) 

Grüner,  Mn  i um  arten  11m  lg  lau.  — Fast  sämmlliche  deutsche 
Mniumarten  sind  um  Jglau  vereinigt,  nämlich  Mn.  punctalum,  Mn.  undulalum, 
Mn.  hornum,  Mn.  serratum,  Mn.  spinosnm,  Mn.  spinulosum,  Mn.  rostratum,  Mn. 
cuspidatum  , Mn.  affine , Mn.  stellare.  Besonders  häufig  findet  sich  daselbst  auf 
llaideboden  in  Hohlwegen  noch  Racomitrium  canescens,  und  in  Hochwäldern  an 
der  Basis  alter  Tannen  Dicranum  montanum.  ( Ebenda  45) 

Beer  gibt  folgende  Eintheilung  der  Orchideen:  A.  Die  unteren  Sepala 

zusammengeneigt,  öfters  verwachsen,  am  Grund  sackartig  anfgetrieben,  Dendro- 
bium;  B.  Alle  Sepala  ausgebreitet,  nie  sackartig  aufgetrieben : a.  Lippe  gespornt, 
Angraecum , Orchis,  b.  Lippe  sackförmig , herabhängend  oder  aufrecht  , Cypri- 
pedium;  c.  Lippe  fleischig  glänzend,  Stanbopea ; d.  Lippe  ausgebreitet,  am  un- 
tern Thcile  muschelförmig  oder  wellig,  Säule  aufrecht,  freistehend,  oft  geflügelt, 
Oncidium,  Ophris ; e.  die  zweilappige  Lippe,  die  herabgebogene  Säule  ganz  oder 
theilweise  einhüllend,  oft  mit  der  Säule  verwachsen,  die  Säule  zuweilen  auf  der 
Lippe  frei  aufliegend,  Critleya  , Cephalanthera.  — Dann  theilt  derselbe  seine 
Ansicht  über  das  Aller  der  Orchideen  mit.  Dieses  betreffend,  glaubt  er,  dass 


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157 

sie  fünf  ja  seihst  zehn  Jahre  bedürfen,  um  zu  Mähbarer  Stärke  zn  gelangen.  Bei 
unseren  Orchideen,  welche  Knollen  bilden,  haben  wir  immer  ein  scheinbar  zwei 
bis  dreijähriges  Individuum  vor  uns,  nämlich  wenn  die  Pflanze  zwei  Knollen 
und  einen  Trieb  besitzt,  scheinen  sic  dreijährig,  oder  mit  einer  Knolle  und 
einem  Trieb  scheinen  sic  zweijährig  zu  sein,  da  die  älteren  Knollen  ganz  auf- 
gesogen werden,  und  die  Häute  derselben  in  der  Erde  sich  auflösen.  Es  ist 
daher  gar  nicht  möglich  bei  unsern  knollcnartigcn  Orchideen  das  Alter  derselben 
zu  erforschen.  Am  besten  lässt  sich  noch  annäherungsweise  das  Alter  von  Cy 
pripedium  Calceolus  erkennen.  Ich  erlaube  mir  hier  aus  meinem  Herbarium 
ein  Exemplar  zu  zeigen  , welches  mindestens  zwölf  Jahre  all  war,  als  es  ausge- 
graben wurde.  Wenn  an  dieser  Pflanze  die  erste  kleinste  Knolle  nur  zwei  Jahre 
alt  ist,  so  scheint  diese  Pflanze  im  fünften  Jahre  blühbar  gewesen  zu  sein. 
(Alle  Abbildungen  , welche  B.  bis  jetzt  von  Cipripcdium  Calceolus  sah,  zeigen 
immer  eine  dichte  Bewnrzclung,  ohne  deutlich  gezeichnete  aufrecht  stehende 
kleine  knollenähnliche  Gebilde,  welche  sich  gerade  an  diesem  Exemplar  beson- 
ders gut  bemerkbar  machen.)  Man  darf  auch  gar  nicht  unberücksichtigt  lassen, 
dass  gar  manche  Species  unserer  Orchideen  ein  auch  zwei  Jahre  ruhen,  dann 
aber  wieder  gekräfligt  erscheinen.  Bei  den  tropischen  Oncidien  mit  einer  klei- 
nen Aero- Bulbe  und  oft  unverhältnissmässig  grossem,  dicken  Blatte  trifft  man 
auch  oft  die  Pflanze  in  ihrem  natürlichen  Standorte  ein,  zwei  auch  drei  Jahre 
in  Bube  an.  Bei  den  tropischen  Orchideen  lasst  sich  wohl  leichter  auf  das  Al- 
ler schlossen,  da  die  Luftbulben  derselben  oft  acht  bis  zehn  Jahre  frisch  blei- 
ben, aber  von  dem  lleranwachsen  bis  zur  blühbareu  Stärke  haben  wir  sehr  we- 
nig Erfahrungen.  B.  hat  viele  Orchideen  untersucht,  welche  eingeführt  wurden, 
und  darunter  erstaunlich  alte  Pflanzen  gesehen.  Galleotti  in  Brüssel  zeigte  ihm 
eine  Laetia  grandiflora,  eine  vereinigte  Masse  von  über  300  Aero-bulben.  Er 
selbst  besitzt  eine  Catlleya  Mossia,  welche  vor  der  Theilung  78  Knollen  zusam- 
menhängend halte.  Wie  all  müssen  solche  Pflanzen  wohl  sein?!  — Gewiss 
Jahrhunderte.  — Ein  einziges  Mal  hatte  er  die  Freude  an  einer  Laetia  acumi- 
nala  den  Entwicklungsgang  der  Bulbe  von  erbsengross  bis  zur  blühbaren  Grösse 
an  einem  Original  - Exemplar  beobachten  zu  können,  jede  nachwachsende  Bulbe 
hatte  doppelte  Grösse  erlangt,  aber  er  zählte  17  Bulben  bis  zur  blühbaren 
Grösse.  Wir  sehen,  dass  diese  langsame  Entwicklung  es  natürlich  erklärt,  dass 
selbst  in  den  üppigen  tropischen  Gegenden  schon  manche  Species  dieser  Fami- 
lie, welcher  sehr  nachgejagt  wird,  — wenigstens  an  den  bekannten  Standorten 
gänzlich  ausgerollel  ist.  So  ist  Catlleya  crispa  in  Brasilien  bei  Bio -Janeiro 
nicht  mehr  zu  finden.  — Nach  ßeurlheilnng  eines  kleinen  Sämlings,  welcher 
sich  nun  im  dritten  Jahre  in  B.’s  Sammlung  befindet  und  ohne  Zuthun  bei  ei- 
ner anderen  Pflanze  keimte,  habe  er  mit  Bestimmtheit  gesehen,  dass  die  ganz 
kleine  Bulbe  sich  im  zweiten  Jahre  zu  entwickeln  beginnt,  im  ersten  Jahre  er- 
scheint nur  ein  sehr  kleines  spitziges  Blatt*,  wo  die  Pflanze  hingehört,  ist  noch 
nicht  zu  erkennen,  vielleicht  ist  es  ein  Calasetum.  ( Ebda  54.) 

Pokorny,  unterirdische  Flora  der  Karst  höhlen.  — In 
der  Adelsberger  und  den  Lueger  Grotten  gedeihen  nur  Pilze,  die  oft  nicht  voll- 
kommen oder  gar  monströs  sind  und  auf  organischer  Grundlage,  auf  eingeführ- 
ten faulenden  Holzstücken  wuchern.  Einestheils  sind  dieselben  schon  aus  Berg- 
werken bekannt,  theils  sind  es  solche  die  auch  unter  dem  Einflüsse  des  Lichtes 
gedeihen.  Vielleicht  gehören  sämmthehe  Arten  der  oberirdischen  Flora  an  und 
sind  nur  durch  den  localen  Standort  ansgeartet.  Die  gesammelten  Arten  sind : 

1)  vollkommen  entwickelte  Formen  15  : Coprinus  petasiforrnis,  Agaricus  myurus, 
Polyporus  abietinns,  P.  velutmus,  Telephora  rubiginosa,  T.  sanguinolenla  , Ty- 
phula erylhropus,  Hypoxylon  vulgare,  Perichaena  incarnata , Diderma  nigripes  ; 

2)  unvollkommene  Formen  7:  Cerathophora  friburgensis , Polyporus  Vaillanli  ?, 
Stemonites  fusca,  Rhizomorpha  sublerranea,  Ozonium  stnposum,  Fibrillaria  sub- 
terranea,  Hypha  argentea.  ( Ebenda  114.) 

Pluskal,  Phanerogamenflora  von  Lomnitz  in  Mähren.  — 
Nachdem  der  Verf.  einen  Blick  auf  die  geognoslischen  Verhältnisse  geworfen  hat, 
zählt  er  die  672  Arten  mit  128  Varietäten  unter  Beifügung  der  speciellen  Stand- 


158 


orte  auf.  Es  sind  29  Ranunculaceen , 4 Papaveraceen,  5 Fumavieen,  31  Cruci- 
feren,  1 Berberis,  1 Reseda,  2 Di oseracecn,  2 Cistineen , 9 Violarieen,  1 Poly- 
gala, 13  Caryophylleen,  12  Alsineen,  2 Lineum,  1 Malva,  2 Tilia,  2 Hyperieurn, 
3 Acer,  1 Aesculus,  8 Geranieen,  1 Impatiens  , 1 Oxalis,  2 Rhamnus,  2 Evo- 
nymus,  39  Papilionacecn,  5 Prunus  , 23  Rosaceen,  3 Sanguisorbeen,  7 Onagra- 
rien,  1 Lylhrum,  1 Bryonia,  1 Portulaca,  1 Ilerniaria,  2 Scleranthns,  5 Sedum, 
2 Ribes,  4 Saxifrageen , 10  Umbelliferen , 1 Hedera , 2 Cornus,  1 Viscum  , 6 
Caprifoliaceen , 10  Rubiaceen,  3 Valerianeen,  6 Dipsaceen,  76  Composileen,  2 
Xantbium,  8 Campanulaceen  , 1 Vaccinium , 5 Pyrola  , 2 Ericaceen,  2 Oleaceen, 
2 Contorle,  4 Gentianeen,  4 Convolvulaceen  , 14  Boragineen,  8 Solaneen  , 40 
Personaten,  47  Labiaten,  7 Primulaceen,  3 Plantago,  2 Amaranthus,  12  Chono- 
poriaceen,  11  Polygoneen,  2 Daphne,  1 Asarum,  8 Euphorbiaceen,  3 Urliceen, 
2 Ulmus,  2 Amentaceen,  6 Coniferen,  1 Alisma,  1 Triglochia,  1 Lemna,  1 Spa- 
rianium,  12  Orchideen,  1 Iris,  1 Gelanlhus,  5 Asparageen,  9 Liliaceen,  1 Col- 
chicum, 9 Juncaceen,  17  Cypcraceen,  52  Gramineen.  ( Ebda  1 — 26.) 

Schott  diagnosirt  folgende  zum  Theil  neue  Aquilegien : 1)  A.  pyrenaica 
DC.  foliis  infra  pilosulis,  supra  glabratis,  lobnlis  oblongo-obovatis,  truncato-ro 
lundalis,  relusis,  subdistantibus ; caule  gracili,  inferne  petiolisque  pilosulo,  api- 
cem  versus  viscido-puberulo ; floribus  magnis  ; sepalis  oblongo-ovatis,  subcuspi- 
dalis,  ciliolalis,  extus  pilosulis,  intus  glabris;  petalorum  lamina  oblonga,  sepa- 
lfs  multo  breviore,  apice  rotnndata  , utrinque  praecipue  apicem  versus  dense- 
puberula  , cilialata  , calcare  rectinsculo  , puberulo , valde  attenuato , lamina  sua 
multo  longiore;  genitalibus  petalis  multo  brevioribus;  cyamiis  viscide-puberulis 
rostro  snbaequilongo  auctis,  von  den  Pyrenäen.  2)  A.  Bertolonii  S.  Foliis  in- 
limis  infra  pilosulis,  supra  glabratis,  lobnlis  linearibus  snbaculalis,  divergenli- 
bus ; caule  gracili,  ramuloso , inferne  petiolisque  pilosulo  1.  glabrato,  apicem 
versus  dense  viscide  puberulo,  floribus  magnis;  sepalis  oblongo-lanceolatis,  acu- 
minatis,  ciliolalis,  postice  sparsepilosulis,  anlice  glabratis;  petalorum  lamina  ob- 
longa. sepalis  multo  breviore,  apicc  subtruncato-rotundata,  extus  puberula,  intus 
excepla  summitate  glabra,  ciliolata;  calcare  uncinato,  puberulo,  crassiusculo,  la- 
mina sua  snbaequilongo;  genitalibus  petalis  paulo  brevioribus;  cyamiis 

von  den  Appuanen.  3)  A.  ßauhini  S.  Foliis  intimis  infra  pilosulis,  supra  gla- 
bratis, lobnlis  ovatis  obovatisque  obtusis,  brevibus,  approximatis ; caule  gracili 
inferne  petiolisque  pilosulo,  superne  viscido-hirto ; floribus  parvis  ; sepalis  lan- 
ceolalis,  snbacuminatis,  ciliolalis,  postice  sparse  pilosulis,  antice  glabris;  peta- 
lorum lamina  obovato-oblonga,  sepalis  multo  breviore,  apice  truncato-rotundala, 
extus  basim  versus  pilosulos,  ceterum  glabra,  ciliis  destituta;  calcare  recliuscnlo, 
pilosulo,  sensim  attenuato,  lamina  sua  snbaequilongo;  genitalibus  petalis  subae- 
quilongis;  cyamiis  viscide  - hirtellis  , divergentibus  , rostro  fere  aequali  auctis. 
4)  A.  Kitaibelii  S.  Foliis  infimis  infra  dense-,  supra  sparsius  villosulis,  lobnlis 
obovatis  I.  subrotundo-ovalis , oblusissimis , subdistantibus;  caule  firmo,  inferne 
petiolisque  villosulo,  apicem  versus  densissime  viscido-puberulo;  floribus  ma- 
jusculis;  sepalis  ovatis,  acuminatis,  ciliolalis,  extus  puberulis,  intus  glabratis; 
petalorum  lamina  oblongo-obovata  , sepalis  paulo  breviore,  apice  subtruncalo-ro- 
tundata,  utrinque  glabra,  ciliis  destituta  ; calcare  rectinsculo,  apice  curvato,  gla- 
bro,  sensim  attenuato,  lamina  sua  breviore,  genitalibus  petalis  multo  brevioribus  ; 

cyamiis und  5)  A.  thalictrifolia  S.  Foliis  infimis  undique,  ut  tota  planla 

dense  viscido-hirta,  lobnlis  lineari-oblongis,  obtusiusculis,  divaricalis;  caule  gra- 
cili; floribus  parvis;  sepalis  lanceolatis ; acuminatis,  ciliolalis,  extus  hirtellis, 
intus  glabratis  ; petalorum  lamina  oblongo-obovata,  sepalis  paulo  breviore,  apice 
sublruncato-rotundalo , utrinque  glabra,  ciliis  deslitutae  ; calcare  rectiusculo  vix 
curvato,  sensimque  attenuato,  glabro,  lamina  sua  snbaequilongo;  genitalibus  pe- 
talis vix  excedentibus  ; cyamiis  divaricatis,  viscide-puberulis,  rostro  subaequilongo 
auctis.  — Es  ergibt  sich  mithin  aus  vorstehender  Untersuchung , dass  A.  py- 
renaica DC.  keine  österreicchische  Pflanze,  dass  die  von  uns  bisher  dafür  ge- 
haltene unter  dem  INamen  A.  Bauhini  gellen  dürfte  , dass  auch  die  Pflanze  der 
Appuanen  nicht  A.  pyrenaica,  sondern  eine  eigene  Art,  die  wir  A.  Bertolonii 
nennen  können,  dass  ferner  die  A.  viscosa  Wldsl.  Kit.  nicht  wie  Grenier  und 


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Godron  Flore  de  France  I.  p.  45  (1848)  fragend  meinen,  als  Varietät  ß deci- 
piens  aufzufübren  sei,  "sondern  selbständig,  schon  um  Irrungen  zu  vermeiden,  als 
A.  Kitaibelii  angegeben  werden  darf  und  dass  endlich  die  A.  alpina  Sternbergs 
von  Storo  als  ausgezeichnete  neue  österreichische  Art  unter  dein  Namen  A.  tha- 
lictrifolia  dargestellt  werden  könne.  ( Ebenda  125.) 

Fenzl,  zur  nähern  Kenntniss  einiger  inländischer  Leu - 
cantbemum  und  Pyrethrunarten  Decandolle’s.  — Leucanlhemum 
und  Pyrethrum  bilden  die  ersten  generischen  Ableger  der  Linne’schen  Gattung 
Chrysanthemum  , für  und  gegen  deren  Existenz  gleich  gewichtige  Stimmen  sich 
erhoben.  In  Wahrheit  leidet  die  Linne’sche  Gattung  an  dem  Mangel  einheitli- 
cher Fruchtcharactere  und  muss  deshalb  zerfällt  werden.  Scheidet  man  alle  spä- 
tem Arten  mit  anders  gestalteten  oder  aus  Ermangelung  eines  Griffels  typisch 
taub  und  unentwickelt  bleibenden  Slrahlachenen  von  jenen  ab,  bei  welchen  alle 
vollkommen  ausgereiften  Strahl-  und  Diskusachenen  ohne  Berücksichtigung  der 
Pappusbildung  in  demselben  Capitulum,  gleiche  Grösse  und  Bildung  zeigen:  so 
erhält  man  zwei  ziemlich  natürliche  Gruppen , von  denen  hier  nur  die  zweite 
verfolgt  werden  soll.  Dieselbe  umfasst  mit  Ausnahme  Chr.  frulescens  Linne’s 
dessen  sämmlliche  Leucanthemen,  welche  iheils  unter  Leucanthemum,  theils  un- 
ter Pyrethrum  , Malricaria  und  Tanacetum  stehen.  Von  ihren  Arten  besitzt  die 
Mehrzahl  Achcnen  mit  gleichweit  von  einander  entfernten  und  gleich  stark  ent- 
wickelten Bippen,  die  geringere  Zahl  ungleich  stark  entwickelte  oder  mindestens 
ungleich  weit  von  einander  abstehende,  zuweilen  sogar  anscheinend  fehlende 
Rippen.  Erslere  bilden  Schultz’s  Tanaceteen  , letztere  die  Matricarieen.  Jene 
umfassen  die  Gattungen  Leucanlhemum  Lk.,  Phalacrodiscus  Less.,  Pyrethrum  Hall., 
Decaneurum  Schultz  und  Tanacetum  L.  nebst  einigen  andern  aussereuropäischen. 
Schnitz  vereinigte  bereits  Pyrethrum  mit  Tanacetum.  F.  untersucht  nun  für  die 
übrigen  Gattungen  die  Beständigkeit  des  absoluten  oder  theilweisen  Vorhanden- 
oder Nichtvorhandenseins  des  Pappus  und  gelangt  zu  der  völligen  Unhaltbarkeit 
von  Leucanlhemum,  Phalacrodiscus  und  Decaneurum  dem  Schulischen  Tanace- 
tum gegenüber,  welche  Gattung  die  drei  Subgenera  Tanacetosma,  Leucanthemum 
und  Decaneurum  bilden  muss.  Hinsichtlich  der  zur  Untersuchung  gezogenen 
Arten  theilen  wir  die  Diagnosen  und  Synonymie  wie  sie  F.  aufstellt,  mit  unter 
Vorausschickung  der  Galtungsdiagriose  von  Tanacetum  und  dessen  Subgenera. 

Tanacetum:  capilula  heterogama,  floribns  marginal ibus  foemineis  fer- 
tilibus  lingulatis.  Involucri  squamae  arcte  imbricatae , ut  plurimum  scarioso- 
marginatae.  Anthoclinium  (receptaculum  auct.)  plus  minusve  convexum  v.  sub- 
globosum,  nudum,  foveolato-  v.  granulato-punctatum.  Acbenia  omnia  homomor- 
pha  tereliuscula  recla  v.  curvata , coslis  aequalibus  v.  subinaequalibus  aequidi- 
slantibus  5 — 1 Ostriata  , nunc  omnia  calva  , nunc  solum  radti,  nunc  disci,  nunc 
cuncta  papposa.  Pappus  membrauaceus  v.  basi  subcallosus,  nunc  coroniformis 
aequalis,  nunc  inaeqnalis , tune  coroniformis-auricularis  parte  dorsali  breviore, 
nunc  dimidiatus  internus  v.  lateralis  , quandoque  obsoletissimus  denti  - v.  squa- 
mulaeformis  inermis,  margine  integro  v.  varie  denliculato  v.  lacero-inciso.  Her- 
bae  perennes  , amphigeae  hemisphaerae  borealis , foliis  alternis  diversimode  di- 
visis,  unicae  solum  speciei  (Tan.  integrifolii  Schultz  — Leucanth.  integrifol.  DC.) 
omnibus  inlegerrimis.  Subgenus  1.  Tanacetosma  : Achenia  omnia  papposa.  Sub- 
genus 2.  Leucanthemum  Tf. : Achenia  nunc  omnia  calva,  nunc  solum  radii  cun- 
cla  , pauea  v.  piurima  pappo  obliquo  completo  , incompleto  v.  rudimenlario  in- 
lerno  v.  lalerali  coronata.  — Capitulorum  radius  typice  longus  albus,  v.  roseus. 
Subgenus  3.  Decaneurum  Schultz  ßip. : Achenia  radii  omnia  v.  longo  piurima 
calva,  disci  papposa  ; capitulorum  radius  longus  albus. 

T.  leucanthemum  Schultz  hip.:  Herba  infra  medium  v.  Iota  pube 
suberispata  liirta  v.  hirsuta,  numquam  lanuginosa  nec  tomentosa,  saepe  glabriu- 
scula,  rarius  glaberrima,  erecta  v.  a basi  adscendens.  Caulis  simplicissimus  v. 
circa  medium,  rarius  a basi,  parce  virgato-,  numquam  abbreviato  - conferteque 
corymbose-ramosus.  Eolia  turionum  ac  infima  caulina  conferta  longe  peliolata, 
saepe  heteromorpha,  lamina  diversimode  e forma  suborhiculari  in  lanceolatam  v. 
cuneatara  transientia,  varie  crenata,  serrata,  lobata,  incisa,  lyrata,  imo  interrupte 


IGO 


lyrato-pinnati-sccta  , numquam  integerrima,  nec  palmalo-,  nec  subpipinatiscela ; 
pinalisectorum  segmentis  superiore  margine  numquam  lobalo  - incisis  , dentibus 
obtusis  v.  acutis,  nisi  obsoletissimis  numquam  selaceo-mucronatis ; caulina  me- 
dia  oblongo-lanceolata  v.  subspatlnilato-lingnlata,  lanceolato-linearia,  imo  anguste 
linearia,  omnia  nunc  aequabililer  conferte-,  nunc  inaequaliter  remote  , imo  parce 
ac  obsolete-,  rarissime  setaceo-denlifurme-,  frequentius  gresse  argntoque  serrata 
v.  inciso-lobata  aut  subpinnatißda  , numquam  bipinnatisecta,  basi  plerumque  au- 
vicnlato  - serrata  v.  pectinato- incisa.  Involucri  squaraae  extimae  majorcs  basi, 
intimae  apicc,  IV2  " haud  latiores,  plerumpue  angusliores,  numquam  coriaceae. 
Achenia  matura  9/i2 — 19/i2"'  longa.  Var.«,  pratensis:  Achenia  omnia  epapposa, 
v.  radii  pauciora  vertice  callose-marginata  v.  intus  v.  Iaiere  denticulo  sive  squa- 
mula  minutissima  niunita,  9/i2 — ,2/i2'"  ut  plurimum  longa.  Folia  caulina  infe- 
riora  ac  media,  nec  raro  omnia  versus  apicem  v.  summo  apice  quam  basi  plus 
minusve  latiora.  Hierher  T.  leucanthemum  Schultz  bip.,  Leucantbemum  vulgare 
Lk.,  Pyrethrum  leucanthemum  Coss.  et  Germ.,  Chrysanthemum  leucanthemum  L., 
Matiicaria  leucantbemum  Scop.  — Lus.  1 : Gaules  simplicissimi , digitales  ac 
pedales.  Fol.  radicalia  ac  turionura-subrotunda,  spalhulata  v.  oblonga,  rotundata 
plerumque  inaequaliter  crenata  v.  sublobata  1 — 3 pollicaria ; caulina  plurima 
1 — JL’/j"  lg.  ac  2 — 4"  lala,  oblonga  v.  lingulata,  basi  attenuala,  parce  minnle- 
que  dentata,  creni forme  serrulata,  dentibus  utrinque  4 — 10  margine  suo  breviore 
vix  V2"'  lougis.  — Herba  glabra,  hirla  v.  hirsula  (=  Chr.  leucanth.  ß Lapeyr., 
t)'  DC,  ß ri  pari  um  et  y snbnudum  Noulet,  e alsalicum  et  f subacule  Mutei).  • — 
Lus.  2:  Caules  plerumque  1 — 2 pedales,  ramis  1—5  saepe  aucli.  Folia  infima 
longe  peliola  subrolunda  v.  mere  obovatata  v.  ovalia  v.  spalhulata , grosse  cre 
nala  v.  obtuse  serrata,  lamina  basi  subinde  incisa;  caulina  majora  oblonga  v. 
cuneato-oblonga , basi  frequenlissime  peclinato-auriculala , 3^44/*"  lg  ac  su- 
periore  triente  12^5"'  lata,  apice  rotundata,  plerumque  acutiuscule  subinaequa- 
liter  serrata,  dentibus  utrinque  polissimum  10 — 20,  patulis,  majoribus  margine 
suo  breviore  3/4 — 1"'  longis.  Involucri  squainae  majores  basi  1‘"  latae,  anguste 
fusco-,  v.  nigro-marginatae.  — Reliqua  praecedentis  (=  Chr.  leucanth.  Palat., 
aßy  Wimmer,  aß  Schult.,  var.  rotundifolium  Opitz,  « St.  Aman,  « pratense 
Vis  , b corymbiferum  Gay,  ß carpalhicum  Rochel,  y Smithi  Nees,  Leucanthemum 
vulgare,  ß carpalhicum  Ledeb.,  L.  ircutianum  DC.,  Matiicaria  leucanthemum  Savi). 

— Lus.  3 : Praecedens,  caule  plerumque  digitali  v.  palmari  , rarius  pedali,  ple- 
rumque simplici.  Folia  infima  ovalia  v.  late  cuneata  , saepe  solo  apice  grosse 
3 — 5 deutala ; caulina  remote  ac  parce  serrata,  quandoque  subintegra  (=  Chry- 
santhemum atratum  Gml. , Chr.  leucanth.  var.  alpinum  Rchb. , y atratum  Koch, 
y Smithi  Nees,  montanura  Wesl.)  — Lus.  4 : Totus  lus.  2.,  foliis  infimis  ac 
turionum  saepe  inciso-lobatis  v.  lyrato-pinnalifidis  ; caulinis  inaequaliter  inciso- 
serratis  v.  pinnalilobis  ac  grosse  parceque  serratis , basi  dilatala  eximie  pecti- 
nato-incisis  (=  Tanacetum  leucanthemum  Willk.,  Chr.  leucanth.  Wahlb.,  a Pol- 
lini,  a sylvestre  Nees,  ß autumnale  St.  Aman,  ß pinnatifidum  Lecoq,  C.  Ten., 
c coronopifolium  Rchb.,  y DC.). — V a r.  ß.  a u ri c u 1 a t a : Achenia  12/ia — u/i2‘" 
ut  plurimum  longa  , radii  plurima  v.  cuncta  nunc  pappo  incomplelo  interno  v. 
laterali  tune  squamulaeformi  integro  v.  eroso , nunc  distinctiore  2 — ödentato  v. 
lacero  v.  antice  plus  minusve  inciso  v.  bipartito , 73'"  vix  longiore.  — Folia 
omnino  var.  « ejusque  lusuum,  sallem  infima  magis  membranacea  ac  dum  com- 
plicantur  minus  fragilia  quam  var  y.  — Lus.  1 : Folia  cum  reliquis  partibus 
omnino  varietatis  « lus.  4. ; nonisi  pappo  plerumque  minulo  ac  valde  incom- 
pleto  distinctus  (=  Tanacetum  leucanthemum  Willk.,  Chr.  leucanth.  ß lacinia 
tum  Vis.).  — Lus.  2 : Omnino  lus.  2.  varietatis  «,  pappo  acheniorum  radii  di- 
stincto  (=  Chr.  leucanth.  ß uriculatum  Peterm  , t)'  nudicaule  Vis. , montanum 
Gand.,  Chr.  auriculatum  Peterm.,  Chr.  ircutianum  Turcz.,  Chr.  montan.  Perrym., 
b.  pallens  Mulel  , Chr.  palleus  Gay,  Leucanth.  ircutianum  DC.,  L.  palleus  DC.). 

— Lus.  3:  Omnino  lus.  1.  varietatis  «;  plerumque  tarnen  procerior  ac  saepins 
subramosus;  foliis  infimis  spathulalus  v.  oblongis  in  peliolum  longe  attenuatis, 
Vz'"  plerumque  angustioribus.  Pappus  plerumque  minutus  v.  antice  excisus.  — 
Glabrescens  v.  totus  hirtus  v.  hirsutus  ( = Chr.  montanum  Jacq.,  Chr.  leucanth. 


161 


ß montanum  Poll.,  var.  D.  Ten.,  Chr.  variahile  A.  Ten.).  — Var.  y.  mon- 
tana:  Achenia  potissimum  13/i2 — 19/i2'"  longa,  radii  omnia  v.  longe  plurima 
pappo  coroniformi  obliquo,  postice  nunc  usque  ad  basirn  fere , nunc  varia  alti- 
tudine  supra  illam  exciso  v.  fisco,  intus  productiore,  margine  eroso,  denticulato 
v.  lobulato , Y i“‘  ut  longiore,  albido  v.  sordide  fuscescente.  ■ — Folia  omnia 
plerumque  carnosa,  firmia , complicata  ideo  fragilia.  — Lus.  1 : Caules  saepe 
praealti  iy2 — 3pedales  simplices  v.  subramosi.  Folia  infima  ac  turionum  raa- 
xima,  ovalia  v.  rhombea,  basi  longe  cuneata,  1 — 2"  saepe  lata,  grossissime  ob- 
tuse  v.  acute  serrata ; caulina  oblonga  v.  late  lanceolata , iemote  inciso-serrata, 
dentibus  ut  plurimum  patentissimis  v.  recurvis  robustis  quandoque  3 — 4"'  lon- 
gis ; superiora  parce  dentata  ac  integerrima.  Capitula  radio  expanso  saepe  3- 
pollicaria.  — Sylvaticus , insensibi liter  in  lus.  2.  varietatis  ß et  in  sequentem 
transiens  (=  Chr.  affine  Peterm.  , Chr.  leucanth.  y affine  Peterm.,  Chr.  varia- 
ble ß.  et  C.  Ten.).  — • Lus.  2:  Caules  plerumque  simplicissimi  spithamei  ac 
pedales.  Folia  infima  ac  turionum  plurima  , saltem  majora  obovata,  basi  abru- 
ptius  cuneato-attenuala  v.  late  cuneata  apice  lobata,  rarius  1"  lata,  utroque  mar- 
gine ut  plurimum  grosse,  quandoque  incise  3 — 7crenata  v.  obtuse  creniforme- 
' serrata  ; caulina  media  cuneato-lmgulata  v.  obtusissime  lateque  lanceolato-linea- 
ria,  subaequabiliter  multi  — v.  parce  arguteque  serrata.  Capitulo  radio  ex- 
panso plerumque  2 — 2V*  pollicaria,  squamis  saepe  late  atratis.  — Hinc  in  lus. 
3.  varietatis  « , illinc  in  lus.  3.  varietatis  ß,  lus.  praecedentem  et  sequentem 
frequentissime  transiens  (=.  Chrysanthemum,  montanum;«  adustum  Koch,  Chr. 
atratum  Gaud.  , Chr.  leucanth.  ß alpinum  Niels,  y atratum  Pollini  , atratum 
DC.,  Phalacrodiscus  montanus  A atratus  « Kochanus  Schultz).  — Lus.  3 : Cau- 
les plerumque  simplicissimi  macrocephali  1 — 2 pedales  ac  altiores,  foliosi. 
Folia  carnosa,  infima  late  lanceolata  v.  longissime  cuneata,  acuta  v.  obtusa,  ple- 
rumque a medio  obtusiuscule  serrata ; caulina  media  lanceolata  ac  late  linearia 
utrinque  acutata,  nunc  a basi  v.  superne  valide  arguteque  v.  inciso-serrata,  den- 
tibus patentibus  plurimis  recurviusculis.  Pappus  Sctepe  incompletus  mere  auri- 
cularis,  imo  quibusdam  acheniis  radii  deficiens.  — Hinc  in  lus.  1.,  illinc  in 
lusus  sequentes  transit  (=  Chr.  grandiflorum  Lapeyr,  Chr.  maximum  Ramond, 
Leucanth.  maximum  DC.  , Phalacrodiscus  maximus  Sess.,  Pyrethrum  laetifolium 
Willd.).  — Lus.  4:  Praecedenti  simillimus,  nonisi  foliorum  omnium  dentibus 
minutis,  superiore  suo  margine  Y3  — 3/V"  longis,  modo  obtusiusculis  crenifor- 
mibus,  modo  acutis  porreclis,  in  uno  quoque  latere  saepe  12 — 20,  aequidistan- 
tibus  distinctus;  caulina  inferiora  lanceolata  ac  late  linearia  obtusa  v.  acuta,  in 
petiolum  longissimum  alato -decurrentia,  maxima  quandoque  6"  longa  ac  medio 
vix  7'"  lala.  Involucri  squamae  anguste  atrato- marginatae  v.  plerumque  late 
brunescentes.  Pappus  radii  distinctissimus.  — In  praecedentem  et  sequentem 
insensillime  transit  (=  Chr.  heterophyllum  Willd,  montanum  ß heterophyllum 
Koch , lanceolatum  Pers. , montanum  Noulet , Leucanth.  heterophyllum  DC. , L. 
maximum  Gren.,  Phalacrodiscus  lanceolatus  Less. , Ph.  montanus  A ß Bauhinia- 
nus  Schultz  bip.).  — Lus.  5:  Caules  simplicissimi,  plerumque  glabri.  Folia 
carnosa,  infima  ac  turionum  late  cuneata  v.  spathulata  , in  petiolum  longum  at- 
tenuata  , circa  v.  supra  medium  grosse  inciso  - , quandoque  duplicato  serrata, 
reliqua  lanceolato-linearia  ac  exacte  linearia  argutissime  ac  subinaequaliter  saepe 
inciso-serrata,  dentibus  anlrorsus  angustis  subcallose-mucronatis,  majoribus  saepe 
IV2'"  longis.  Involucri  squamae  latae , plerumque  pallidae.  Pappus  radii  po- 
stice saepe  fiscus  v.  excisus.  — Hinc  in  lus.  praecedentem,  illinc  in  lus.  1. 
var.  d1  transiens  ( = Chr.  leucanth.  y montanum  Vis.,  lanceolatum  DC. , Phal. 
montanus  Ab  pallidus  Schultz  bip.). — ■ Lus.  6 : Caules  graciles  rigidi,  plerum- 
que simplicissimi.  Folia  firma , turionum  ac  caulina  infima  anguste  obovata 
sive  cuneata  v.  mere  oblonga  v.  lanceolata,  in  petiolum  longe  attenuata , modo 
supra  medium  parce  crenata  v.  tota  longitudine  minute  ac  subaequabiliter  acute 
serrulata  v.  subdentata ; superiora  linearia  parce  dentata  v.  subintegra.  Involu- 
cri squamae  modo  anguste  atrato-  v.  fusco-marginatae.  Pappus  postice  plerum- 
que excisus.  — Hinc  in  praecedentem,  illinc  in  sequentem  var.  tF  transiens.  A 
simillimo  lusu  3.  varietatis  ß (montano  Jacqu.)  differt  caule  longiore  tractu  sa- 
li 


162 


perne  aphyllo,  foliis  rigidioribus  superioribusque  angustioribus , parce  serrulatis 
(=  Chr.  montanum  L.,  Chr.  montannm  y montanum  Koch,  d.  Mutei,  Chr.  leu- 
canth.  € DC.,  ß montanum  Duby,  y atratum  Poll.,  Chr.  Bauhini  Tausch,  Leu- 
canth.  montanum  DC.,  Phal.  montanus  Less.,  ß.  graminifolius  Schultz  bip.,  Matri- 
caria  montana  Desr.)  Var.  S.  graminifolia:  Achenia  utplurimum  14/i2 — 16/i  2"' 
longa,  radii  pappo  plerumque  incompleto  auriculari  interno  rotundato , quando- 
que  valde  obsoleto,  rarius  coroniformi  poslice  exciso.  Folia  haud  carnosa,  ex- 
ceptis  infimis  angnstissime  linearia  , basi  v.  ulterius  parce  serrulata  v.  deuticu- 
lata,  dentibus  subulato-setaceis  v.  mere  ciliaeformibus.  Involucri  squamae  nunc 
omnino  pallidae,  nunc  anguste  fusco-v.  atrato-marginatae.  — Lus.  1:  Folia  tu- 
rionum  ac  caulina  infima  spalhulata,  obovato-cnneata  v.  mere  cuneata,  apice  mi- 
nute  v.  grosse  crenala  v.  parce  serrata,  subsequa  cuneato-linearia,  apice  rotun- 
data,  ultra  medium  argute  serrulata.  reliqua  praelonga,  exacte  linearia,  ple- 
rumque angustiora.  Insensiliter  partim  in  praecedenlem , partim  in  sequenlem 
transit  (=  Chr.  gracilicaule  Üuf. , montanum  ß gracilicaule  DC. , graminifolium 
Boreau). — Lus.  2:  Foliorum  turionum  ac  caulinorum  infimorum  pauca  cuneata 
v.  cuneato-linearia,  apice  grosse  et  argute  3 — öcrenata  v.  serrata,  vel  omnia 
cum  subsequis  exacte  linearia,  parce  ciliose-serrata  v.  denlata , plura  saepe  in- 
tegerrima  (Chr.  graminifolium  L.,  Chr.  leucanlh.  f graminifolium  Vis..  Leueanlh. 
graminifol.  Lk.,  Pvrethr.  graminifol.  Guss.,  Phalacr.  graminifol.  Less.,  Pb.  mon- 
tanus B.  graminifolius  Schultz  bip.).  — Varietatus  v.  potius  lusus  a typo  aber- 
rantes  singillatim  nec  omni  anno  occurrenles  cultura  haud  constantes : var.  s 
discoidea  (=  Chr.  leucanth.  ß discoideum  Koch,  J Schult,  £ DC.,  d flosculo- 
sum  Mutei,  Chr.  montanum  f flosculosum  Mutei)  et  var.  £ tubuloso  radiata  (= 
Bellis  major  Weinm.).  — Die  Art  wächst  im  grössten  Theil  Europas  innerhalb 
des  40°  und  66°30'  nördl.  Breite). 

Tanacetum  monspeliense  Schultz  bip.:  Folia  turionum  ac  cau- 
lina inferiora  3 — 7 nunc  obovata-  oblonga  in  petiolum  longum  superne  decur- 
rentia  ibique  plus  minusve  interrupte  lyralo  - pinnatifida , lobo  terminali  rotun- 
dato obsoletius  distincti usve  trilobo,  lobis  segmenlisque  inferioribus  diversimode 
serrato-  v.  dentato-incisis , sinubus  cardinalibus  saepe  obtusissimis  , dentibus 
ovalis  v.  oblongis , caulinis  reliquis  oblongis  v.  lanceolatis  pinnatifidis  nec  par- 
litis ; nunc  infimorum  plurima  cuneata  - oblonga  sive  lanceolata  , simpliciter  re- 
mote  pinnatifida,  segmenlis  lanceolatis  v.  linearibus  integerrimis  v.  1 — 2denta- 
tis  acuminatis  uncinato-recurvis,  apice  dilalalo  saepe  trilobis,  lobis  inciso-2 — 3 
dentalis,  sinubus  cardinalibus  rotundatis ; nunc  omnia  circumferentia  ovata,  obo- 
vata v.  oblonga  sub-v.  omnino-bipinnatisecta  sive  partita , lacinulis  omnibus  an- 
guste lineari- lanceolatis  eximie  mucronatis  integerrimis  v.  inciso  dentatis.  In- 
volucri squamae  exteriores  basi,  intimae  apice  rotundato  9/n — u/ri"  Jatae  pal- 
lentes  v.  anguste  bruneo- marginatae.  Achenia  matura  9/i2 — 12/i2'"  longa  radii 
papposa  cum  epapposis  haud  rare  mixla,  pappo  tune  obsoletissimo,  v.  semiau- 
riculari-rotundalo  , nunc  radii  cuncta  pappo  distinclo  subcoroniformi  crenato  v. 
inciso,  poslice  usque  ad  basim  exciso  mstructa.  Herba  tota  glabra  v.  plus  mi- 
nusve hirla,  caule  simplici  v.  ramoso  erecto.  Var.  a.  latifolium:  Folia  in- 
feriora obovato-rotundata  v.  obovalo-oblonga . longissime  peliolala,  lyrato-pinna- 
tifida , media  ac  superiora  oblonga  v.  lanceolata  semipinnatifida  nec  partita,  si- 
nubus obtusis  v.  rotundatis,  laciniis  majoribus  exteriore  margine  plerumque  den- 
tibus 1 — 2 recurvis  auctis  , summa  linearia  argutissime  serrata  v.  inlegra,  om- 
nium  dentibus  callose  aristulato-mucronatis.  Pappus  radii  ut  plurimum  distin- 
ctissimus  (=  Chr.  corsicum  Sieb.,  Chr.  ceratophylloides  Willd.,  Chr.  montanum 
c corsicum  Mulel , Leucanth.  corsicum  DC. , Phal.  corsicus  Less.).  Var.  ß. 
pinnatifidum:  Folia  infima  cunealo-oblonga , longe  peliolala,  remole  pinna- 
lifida,  dilatato  apice  plerumque  triloba,  lobo  terminali  grose  tri-,  lateralibus  ple- 
rumque bidentatis,  sinubus  caudinalibus  eximie  rotundatis,  laciniis  inferioribus 
omnibus  lanceolatis  uncinato-recurvis  inaequalibus  plerisque  integerrimis;  reli- 
qua oblonga  v.  lanceolata,  apice  haud  dilatata,  inferioribus  caeterum  consimilia, 
a basi  pinnatifida,  lobis  saepe  horizontalibus.  Pappus  radii  ut  plurimum  distin- 
ctissimus  (=  Chr.  corsicum  et  ceratophylloides  Sieb.,  Chr.  ceratophylloides  var. 


163 


A Ten.,  Phal.  ceratöphyll.  Schultz  bip.)  — Var.  y.  b i p in  n a ti  f i dum  : Fo- 
lia  infima  et  caulina  majora  circumferenlia  obovata  v.  obovato-oblonga  ; cuncta, 
praesertim  majora  bipinnatisecta,  segmentis  inferioribus  remotis  minoribus,  saepe 
simplicissimis,  superioribus  inciso-denlatis  in  rhachim  plerumque  dentatam  con- 
lluenlibus,  laciniis  linearibus  v.  angustissime  lanceolalis  acutis  callose  mucro- 
natis  , patentissimis  v.  divaricatis;  superiora  ac  suprema  simpliciter  pinnatipar- 
tila.  Pappus  radii  utplurimiim  distinctissimus  ( ==  Chr.  ceratopbylloides  Sieb., 
var.  B.  Ten.,  Pyr.  ceratöphyll.  ß dissectum  DC.,  ß tenuifolium  Guss.)  Var.  ()'. 
cebenense:  Folia  infima  et  caulina  majora  circumferentia  ul  plurimum  ovata 
ac  ovato-oblonga,  longe  petiolata ; caulina  sub-v.  plane  bipinnatipartita,  segmen- 
tis suboppositis  v.  alternis  3 — Tjugis  patentissimis,  omnibus  linearibus  v.  an- 
gustissime lanceolatis  mucronulatis  mulicis,  integerrimis  v.  parce  incisis.  Pap- 
pus radii  minutus  rotundalo  - auriculatus , saepissime  etiam  nullus  v.  rudimenta- 
rius.  — Lus.  1:  Folia  turionum  ac  caulina  omnia  consimilia  sub-  v.  bipinnati- 
partita. — Nimis  affinis  var.  y (=  Chr.  monspeliense  L.,  Phal.  monspeliensis 
Schultz  bip.).  — Lus.  2 : Folia  turionum  ac  caulina  infima  sublyrato  pinnatifida 
2 — 3juga,  lobis  confiuenlibus  inciso  - lobulatis  ac  inaequaliter  serratis,  dentibus 
oblusiusculis  mulicis;  reliqua  subbipinnatifida  ac  pectinato -pinnatifida , laciniis 
integerrimis  incisisve.  — Cultura  e praecedente  prodiens  ac  vix  nisi  pappo  ra- 
dii passim  deficiente  v.  minuto  auriculari  a var.  «.  distinguendus.  — Diese 
Art  findet  sich  nur  jenseits  der  südlichen  Alpenkette,  in  den  östlichen  Pyrenäen, 
den  Cevennen,  Piemont,  Dalmatien,  Corsica,  Abruzzen.  — e 

Zoologie«  Neue  Conchylien.  — Petit  de  la  Saussaye 
beschreibt  Gnathodon  parvum  aus  Neuholland,  Mactra  Cumingana  von  der  Mün- 
dung des  Gambia  und  der  M.  subplicata  Lk.  zunächst  verwandt,  Cyclostoma  Be- 
lairi  von  Madagaskar  dem  obsoletum  Lk.  ähnlich,  C.  Macareae  von  ebenda  ne- 
ben C.  Desmoulinsi  Gratl.  und  C.  viltatum  stehend,  C.  Beauiana  von  Grand  Terre 
mit  C.  pusillum  und  C.  mucronatum  Swb.  verwandt , Helix  Baudoni  von  Gua- 
deloupe der  H.  concolor  F.  nah  stehend , Colombella  Schrammi  von  Pointe  ä 
Pitre,  Bulimus  nuciformis  von  den  Galopagos  dem  B.  nux  ähnlich,  Pupa  Passa- 
maiana  von  der  Insel  Pocotora  dem  B.  Lyonetanus  verwandt,  Marginella  Martini 
von  Bio-Janeiro  der  M.  coerulescens  Lk.,  M.  pulchra  Gray  und  M.  sapotilla  Hinds 
sich  nähernd,  Turritella  fuscocincta  von  Java,  Auricula  tornatelliformis  von  den 
Philippinen.  ( Journ . Conchyl.  1858.  IV.  357.  360.  412.  Tb.  10 — J2.) 

Morel  et  characterisirt  neue  australische  Arten,  nämlich:  Helix  morosa, 
Partula  simplaria,  P.  Erhela,  Neritina  retusa,  N.  cyanosloma.  lbid.  369.  Tb.  11. 

ßernardi  diagnosirt  eine  neue  Marginella  Lefevrei  ohne  Fundort,  lbid. 
360.  Tb.  12. 

Menke  führt  als  neu  ein:  Bulla  columellaris  von  den  Mollukken,  Actaeon 
oblongus  unbekannter  Heimath,  Pyramidella  bicolor  aus  Californien,  Melania  di- 
midiata  ohne  Vaterland.  Malakoz.  Blatt.  1854.  26. 

A Ibers  gibt  Diagnosen  neuer  Bulimus  unter  B.  Sachsei  im  südlichen 
Columbien,  B.  Paeteli  von  der  Insel  Lobos,  B.  piuranus  in  Peru,  B.  sinuatus 
aus  Venezuela.  Ebda  32. 

Guirao  führt  als  neu  ein  Melanopsis  Lorcana  in  Murcia  und  Helix  la- 
ctea  var.  maura  von  Carlhagena.  Ebda  32. 

Frauenhofer  erkannte  eine  eigenthümliche  Varietät  der  Paludina  ther- 
malis  bei  Padua  welche  er  als  var.  Wiedenhoferi  bezeichnet.  Sie  wird  charac- 
terisirt durch  die  stärker  eingedrückte  Naht,  durch  bauchigere  Windungen, 
durch  geringere  Breite  der  vorletzten  Windung  im  Verhältniss  zur  letzten  und 
viel  kleinere  Mündung.  Die  Schale  ist  derber , bräunlich , wenig  durchsichtig. 
Zool.  botan.  Verhdl.  Wien  111.  75. 

Verany  gibt  ein  Verzeichniss  der  in  der  Gegend  von  Nizza  vorkommen- 
den Mollusken,  es  sind  24  Cepbalopoden , 13  Pteropoden , 7 Heteropoden,  55 
Gasteropoden , 24  Inferohranchiaten,  2 Pulmonaten.  Die  Arten  sind  namentlich 
aufgeführt  mit  Angabe  des  Vorkommens,  als  neu  werden  darunter  characterisirt: 

11* 


164 


Actaeon  Ilopei , Aegires  Leuckarti , Eolidia  Souleyeti , E.  Grubei , E.  Leuckarti. 
Journ.  Conchyl.  375. 

Beau  vervollständigt  sein  früher  veröffentlichtes  {Journ.  Concliyl. 
1851.  422)  Verzeichniss  der  auf  Guadeloupe  vorkommenden  Conchylien  mit  180 
Arten.  Ibid.  413. 

Petit  de  la  Saussaye  liefert  einen  Appendix  zu  seinem  Verzeichniss 
der  an  den  Küsten  Frankreichs  vorkommenden  Meeresconchylien , von  denen  er 
hier  27  Arten  bespricht.  Ibid.  426. 

Strobel  ergänzt  und  berichtigt  das  Verzeichniss  der  im  Erzherzogthum 
Oestreich  bis  jetzt  bekannten  Arten  von  Land-  und  Süsswasserschnecken,  welche 
Parreiss  und  Zelebor  aufgeführt  haben.  Er  zählt  über  100  Arten  hier  nament- 
lich auf  mit  specieller  Angabe  ihres  Vorkommens.  Zelebor  selbst  liefert 
gleichfalls  einen  Nachtrag  von  16  Arten  und  verspricht  eine  ausführliche  Berich- 
tigung seines  Verzeichnisses  von  1852  zu  gehen.  Zool.  botan.  Verhdl.  Wien. 
UL  106.  197. 

Menke  verbreitet  sich  über  die  Familie  der  Bullacea  , deren  Gattungen 
und  Arten.  Er  theilt  zunächst  die  Bestimmungen  von  Linne,  Gmelin,  Cuvier 
und  Lamarck  mit,  und  wendet  sich  dann  zu  den  neuern  Arbeiten  von  Gray, 
Adams  und  Sowerby.  Zum  Schluss  werden  die  Gattungen  und  Arten  mit  An- 
gabe der  Synonymie,  Literatur,  Varietäten  und  einzelnen  kritischen  Bemerkungen 
aufgeführt.  Malakoz.  Blatt.  33. 

Moquin  Tandon  theilt  Untersuchungen  über  einige  Arten  der  Gattung 
Glandina  mit.  Nach  diesen  gehört  Helix  folliculus  Gron.  nach  Kiefer  und  Zunge 
zu  Bulimus,  desgleichen  H.  subcylindrica  L.,  zu  der  auch  Cochliocopa,  Cionella 
und  Styloides  gehören.  Auch  Glandina  procerula  und  GL  lamellifera  müssen 
unter  Bulimus  versetzt  werden.  Journ.  Conchyl.  1S6S  IV.  345 — 353. 

Petit  de  la  Saussaye  erklärt  den  Bulimus  auris  midae  bei  Beeve 
als  eine  von  der  gleichnamigen  Art  hei  Chemnitz  entschieden  differente  Art. 
Der  Brnguiere’sche  ß.  bovinus  ist  dem  Lessonschen  B.  Sliongi  identisch.  Die 
Reeve’sche  Art  soll  den  neuen  Namen  B.  Lessoni  führen.  Ibid.  403. 

Frauenfeld,  Helminthen  in  Raupen. — Raupen  von  Ptilophora 
plumigera  zahlreich  an  Eichen  und  Ahorn  gesammelt  schienen  in  der  letzten 
Häutung  begriffen  zu  sein  und  waren  kränklich  , schlaff  und  stumpf.  Sie  star- 
ben und  im  Raupenzwinger  erschienen  nun  lange  fadenförmige  gelblich  weisse 
Würmer  in  grösserer  Anzahl.  Die  Bestimmung  erwies  sie  als  Filarien,  die  also 
hier  epidemisch  die  Raupen  befallen  hatten  und  zweifelsohne  die  Ursache  deren 
Todes  waren.  WTie  sie  in  die  Baupen  gelangt  sein  mögen , ist  sehr  schwierig 
zu  beantworten.  Auch  aus  den  Raupen  von  Geomelra  ulmaiia,  Notodonta  trilo- 
phus,  Catocala  sponsa,  ferner  aus  drei  Weibchen  von  Formica  nigra  und  zahl- 
reichen Ohrwürmern  erhielt  Fr.  Filarien.  ( Wien.  zool.  botan.  Verhdlg.  III. 
129.  133.) 

M.  Schullze,  am  Mittelmeer  an  gestellte  zooto  mische  Un- 
tersuchungen. — Der  Verf.  hielt  sich  im  August  und  September  1853  zu 
Triest,  Venedig  und  Ancona  auf  und  nahm  hier  Gelegenheit  zu  nachfolgenden 
Untersuchungen.  In  den  weiblichen  Genitalien  liegt  eine  durchgreifende  Ver- 
schiedenheit im  Bau  der  Süsswasserdendrocölen  von  den  meerischen  Formen. 
Die  früher  erkannte  Trennung  der  Keim  - und  Dotterstöcke  hei  Planaria  lactea, 
PI.  torva,  PI.  nigra  u.  a.  fand  sich  hei  Thysanozoon  und  Polycelis  nicht.  Hier 
entstehen  vielmehr  die  Eier  in  sehr  zahlreichen  im  ganzen  Körper  zerstreueten 
Eierstöcken,  in  denen  sich  die  reifen  Eier  dicht  gedrängt  in  Canälen  sammeln, 
welche  an  der  weiblichen  Geschlechtsöffnung  münden.  Die  männlichen  Genita- 
lien verhalten  sich  ganz  wie  bei  den  Süssw’asserformen.  Aber  nicht  der  von 
Quatrefages  bezeichnete  Schlauch  jederseits  der  Mittellinie  ist  der  Hoden,  er  ist 
das  Vas  deferens,  sondern  die  Spermalozoen  werden  in  unzählig  vielen  bimför- 
migen im  ganzen  Körper  zerstreuten  Blasen  gebildet.  Bei  geschlechtsreifen  Exem- 
plaren erfüllen  die  Eierstocks-  und  Hodenbläschen  den  ganzen  Körper  bis  zum 


165 


Hirn  so  dicht,  dass  kaum  Platz  für  den  Darm  zu  bleiben  scheint.  Beide  leicht 
isolirbaren  Hirnganglien  haben  eine  ganz  constante  Lage  zum  Darm,  auf  der 
breiten  die  Ganglien  verbindenden  Brücke  liegt  stets  ein  Blindast  des  Darmroh- 
res.  Das  von  Quatrefages  geleugnete  Gefässsystcm  erkannte  S.  bei  Thysanozoon 
und  Polycelis  als  YVassergefässsyslem  mit  schwingenden  Wimperläppchen  wie  bei 
den  Süsswasserformen.  Von  Bhabdocoelen  sah  S.  nur  Convoluta  Schultzi  Schm, 
und  Sidonia  elegans  n.  sp.  Letztere  ist  Z1/*"  laDg  und  breit,  weiss,  mit 
ziegelrothem  Kreuz  auf  dem  Rücken,  in  der  Haut  mit  Körperchen  von  kohlen- 
saurem Kalk  etwa  60  bis  80.  Der  Mund  liegt  vorn  und  führt  in  einen  langen 
dünnen  scharf  begränzlen  Oesophagus,  der  sich  schief  in  einen  weilen  wenig 
gewundenen  afterlosen  Darm  senkt.  Am  Hirn  finden  sich  zwei  Augen  und  zwei 
Otolithen,  der  Nervenring  um  den  Oesophagus  fehlt  (?).  Die  Genitalien  beste- 
hen aus  einzelnen  geschlossenen  Säckchen  seitlich  des  Darmes,  die  hinlern  mit 
Samen,  die  vordem  mit  Eiern  und  hierin  liegt  eine  auffallende  Eigenthümlich- 
keit.  Die  grüne  chlorophyllartige  Farbe  der  Convoluta  Schultzi  besteht  ans  ova- 
len oder  spindelförmigen  Bläschen  mit  so  zarter  Membran,  dass  die  Formen 
bei  den  Bewegungen  des  Thieres  sich  ändern.  Jedes  Bläschen  enthält  ein  klei- 
nes stark  lichtbrechendes  Körperchen.  Die  Stäbchen  in  der  Haut  haben  hier  die 
Bedeutung  von  Waffen.  Eine  feine  starre  Nadel  ist  in  jedem  eingebettet,  und 
kann  durch  Druck  hervorgestossen  und  abgelöst  werden.  Doch  sind  die  Stäb- 
chen nie  in  grosser  Anzahl  vorhanden  und  fehlen  bisweilen  ganz.  Die  an  Co- 
maluln  schmarotzenden  Myzostoma  beobachtete  Sch.  in  den  beiden  Arten  M.  cir- 
riferum  Thomps.  und  M.  glabrum  Leuck.  Letztere  besitzt  20  papillenartige  Her- 
vorragungen  am  Scheibenrande,  jedoch  auffallend  klein,  während  sie  bei  der  er- 
sten Art  20  Mal  länger  sind.  Beide  unterscheiden  sich  auch  in  der  Form  der 
Haken  und  dadurch  , dass  M.  glabrum  viel  träger  und  langsamer  ist.  Die  wei- 
che Oberhaut  wimpert,  die  Cilien  in  Büschel  vereinigt,  bei  M.  glabrum  kürzer 
als  bei  M.  cirriferum.  Das  von  Loven  an  der  ßauehsetle  gefundene  Ganglion 
sah  Sch.  nicht,  dagegen  einen  vielstrahligen  Körper  auf  dem  Bücken,  der  mus- 
kulöser Natur  sein  möchte.  Vom  Nerven-  und  Gefässsystem  wurde  nichts  beobachtet, 
der  After  ist  bestimmt  vorhanden,  die  Geschlechter  sind  getrennt.  Die  Keimstätten  der 
Samenfäden  sind  rundliche  im  ganzen  Körper  zerstreute  Blasen.  Die  Ausführungs- 
gänge vereinigen  sich  in  zwei  hufeisenförmige  jederseits.  Die  Spermatozoon  sind 
kurz  an  beiden  Enden  zugespitzt.  Die  Eier  entstehen  in  mehren  längsovalen  Eier- 
stöcken, welche  radiär  zwischen  die  Aeste  des  verzweigten  Darmes  eingeschoben 
sind.  Der  Eileiter  liess  sich  bei  M.  glabrum  nicht  nachweisen.  Die  Gattung 
Myzostoma  gehört  zu  den  Tremaloden  trotz  der  Anwesenheit  des  Afters,  der  ge- 
trennten Genitalien  und  der  wimpernden  Oberfläche.  — Die  hellen  kugligen 
Blasen , welche  zahlreich  im  Körper  der  Cestoden  sich  finden , erklärt  Sch.  für 
Hoden,  deren  Ausführungsgänge  sich  erst  zurZeit  der  Geschlechtsreife  sich  bil- 
den. Eben  solche  Bläschen  besitzt  Caryophyllaeus.  — Schliesslich  berichtet 
Sch.  noch  über  seine  Beobachtung  der  Schnecken  erzeugenden  Synapta , deren 
Schneckenschlänche  und  schwarzen  Körper  in  der  Leibeshöhle  und  verspricht 
seine  Untersuchungen  lebender  Polylhalamien  in  einem  besondern  Werke  näch- 
stens zu  veröffentlichen.  (Würzburger  phys.- medic.  Gesellsch.  1853.  S. 
222—230.) 

Frauenfeld,  neue  Zeckengatlung.  — Das  Thier  wurde  in  der 
Adelsberger  Grotte  entdeckt  und  erhält  den  Namen  Eschatocephalus  mit  folgen- 
der Diagnose:  Ixodinearum  genus,  oceilis  nullis,  capite  verticali,  palpis  pyrifor- 
mibus,  rostrum  longitudine  aequanlibus,  setosis , pedibus  elongatis,  gracilibus, 
setosis  ; laevigatus,  nitidissimus.  Die  Art  E.  gracilipes  ist  oval,  flach,  glatt, 
glänzend,  wie  pol irt , der  Körperrand  im  Tode  stark  nach  aufwärts  gekrümmt, 
schön  rostbraun  mit  schwarzen  Zeichnungen,  Kopf,  Palpen,  Ftisse  ebenfalls  rost- 
braun, letztere  beide  stark  sleifhaarig  2'"  lang.  Der  Körper  ist  sehr  flach,  ei- 
förmig; am  vordem  schmälern  Rande  jederseits  eine  kaum  merkliche  Einbuch- 
tung; im  Leben  die  ganze  Oberseite  gespannt  ausgebreitet;  die  Rückenscheibe 
rostbraun  , glatt , stark  glänzend  ; eine  schwarze  Zeichnung  den  Seitenrand  be- 
gränzend,  ein  ähnlicher  Längsstreifen  gegabelt  über  die  Mitte  gehend ; Unterseite 


166 


glänzend  rostbraun  mit  schwarzen  Flecken;  Bauchmitte  vertieft;  Oberlippe  vier- 
eckig, Rüssel  von  gleicher  Länge  und  mit  wenig  Widerhäkchen  an  der  äusser- 
slen  Spitze  ; die  bimförmigen  Fühler  von  der  Länge  des  Rüssels  auf  einer  schei- 
benartig abgestutzten  wulstig  umrandeten  Stelle  am  Vorderrande  des  Mundes 
eingefügt  und  mit  langen  steifen  Borstenhaaren  bekleidet ; die  Beine  mit  densel- 
ben Haaren,  dünn,  lang,  das  zweite  Paar  wenig  kürzer  als  das  erste,  das  vierte 
das  längste;  das  unbewegliche  Hüftglied  ziemlich  rundlich,  das  nächste  etwas 
länger,  kugelförmig,  das  dritte,  vierte,  fünfte  doppelt  so  lang,  cylindrich,  das 
sechste  und  siebente  zusammen  etwas  länger  als  jedes  frühere , an  der  Spitze 
ein  glashelles  gestieltes  Knöpfchen  mit  zwei  Krallen.  (Wien.  zool.  botan. 
Verhandl.  HI.  55.) 

Doblika,  zur  Gattung  Dysdera.  — Mit  Zugrundelegung  der 
Walkenaerschen  Naturgeschichte  der  ungeflügelten  Inseclen  untersuchte  D.  die  in 
der  Wiener  Sammlung  befindlichen  Dysderaarten  , worunter  zwei  neue  erkannt 
wurden  und  gibt  eine  Uebersicht  der  Arten  mit  Beschreibungen.  Nachdem  er 
die  Gatlungscharactere  aufgeführt  beschreibt  er  nach  zahlreichen  Exemplaren  L). 
erythrina  Walck,  D.  crocuta  Koch,  D.  Hombergi  Scop.,  D.  lepida  Koch,  D.  lon- 
giroslris  n.  sp. , D.  lata  Walk,  D.  solers  Walk  , D.  Kollari  n.  sp.  von  Cattaro 
in  Dalmatien,  D.  punctata  Koch  und  D.  insidiatrix  Walk.  (Ebda  114 — 124.) 

Elditt  leitet  eine  Monographie  der  Thysanuren  ein,  indem  er  zu- 
nächst eine  Methode  zur  Conservation  der  weichen  leicht  verletzlichen  Poduren 
gibt,  darin  bestehend,  dass  die  Thiere  nicht  mit  der  Hand  gefangen  werden, 
sondern  im  Schöpfer  und  aus  diesem  in  ein  Glas  springen  müssen,  dann  unter 
Uhrgläsern  einzeln  vertheilt  werden  sie  einzeln  in  einer  Auflösung  von  Damma- 
harz  in  Alkohol,  die  ihnen  in  einem  Tropfen  auf  einem  Glastäfelchen  zum  Hin- 
einspringen entgegen  gehalten  wird,  unter  Deckgläsern  aufbewahrt.  Dann  wendet 
sich  E.  zur  Literatur  und  Beleuchtung  derselben.  de  Geer  stellte  1737  zuerst 
die  Gattung  Podura  auf  und  theilt  die  Arten  nach  der  Verschiedenheit  der  Fühl- 
hörner in  zwei  Gruppen.  0.  Müller  und  Gmelin  vermehrten  die  Zahl  der  Arten 
von  7 auf  38,  wovon  7 zur  Gattung  Lepisma  gestellt  wurden,  auch  Villers  stellte 
5 neue  Arten  auf.  Latreille  revidirte  sämmtliche,  theille  seine  Ordnung  Thysa- 
nura  in  2 Familien  , Lepismenae  und  Podurellae  , für  jede  zwei  Gattungen,  zu 
den  frühem  noch  Machilis  und  Smynthurns  hinzufügend.  Lange  nachher  lieferte 
Templeton  eine  Monographie  der  irischen  Thysanuren,  worin  er  4 neue  Gattun- 
gen aufstellte  Forbicina,  Petrobius,  Orchesella,  Achorutes.  ßurmeisler  gab  dann 
eine  neue  Kritik  des  bis  dahin  Gelieferten  unter  Einrichtung  einer  neuen  Gattung 
Choreutes,  Bourlet  hielt  gleichfalls  die  Aufstellung  neuer  Gattungen:  Macroto- 
ma, Lcpidocvrtus , Heterotoma,  Isotoma  , Hypogaslrura  für  nölhig.  Koch  ver- 
mehrte die  Anzahl  der  Arten  in  seiner  Aufzählung  der  Regensburger  Arten  mit 
Begründung  der  neuen  Gattungen  Paidium  und  Blax.  Viel  mehr  förderte  Nico- 
let  die  Kenntniss  der  Gattungen.  Er  theilte  die  Podurellen  in  9 Gattungen, 
worunter  5 neu:  Anurophoros,  Desoria,  Cyphoderus,  Tomocerus,  Degterius  und 
stellte  vortreffliche  physiologische  und  anatomische  Untersuchungen  an.  Die 
Zahl  der  Arten  bestimmte  er  auf  54.  Hierauf  nahm  Bourlet  in  seinem  zweiten 
Memoire  keine  Rücksicht,  sondern  vermehrte  ohne  Weiteres  die  Arten  unter  Auf- 
stellung neuer  Gattungen  Aetheocerus , Adicranus.  Gervais  setzt  Anoura  an  die 
Stelle  der  Gattung  Achorutes  und  Lucas  kritisirte  wiederum  das  gesammte  Ma- 
terial, wobei  er  12  Gattungen  mit  90  Arten  feststellte.  Gervais  specielle  Arbeit 
in  der  Suite  ä Buffon  dagegen  erkennt  14  Gattungen  (neu  Nicoletia  , Campo- 
dea)  mit  132  Arten  an.  Auch  Nicolet  setzte  seine  Untersuchungen  fort  und  er- 
höht die  Zahl  auf  15  Gattungen  mit  176  Arten.  ( Entomol . Zeitg.  Jan.  11 ; * 

Febr.  38.) 

Mann  behauptet  gegen  Schreiner  und  Lederer,  dass  Lithosia  depressa 
und  L.  helveola  nicht  die  beiden  Geschlechter  nur  einer  Art  seien.  Er  fand 
beide  bei  Reichstadt  in  Böhmen  zeitig  am  Morgen  oder  bei  sanftem  Regen  am 
Tage  an  jungen  Fichten,  häufig  in  Begattung,  aber  stets  nur  L.  depressa  mit  ih- 
res Gleichen.  Ueberdiess  erscheint  erstere  Art  um  einen  Monat  früher  als  letz- 
tere. Die  L.  depressa  wurde  in  beiden  Geschlechtern  auch  aus  Raupen  gezo- 


167 


gen.  L.  lielveola  erschien  erst  im  August,  wenn  jene  verschwunden  war.  {Wien, 
zool.  bot.  Verhandl.  HI.  18.) 

Pokornv,  zur  Fauna  der  Karsthöhlen.  — Die  in  der  Adcls- 
berger  Grotte  zahlreich  sich  versteckt  haltenden  Fledermäuse  gehören  zur  Huf- 
eisennase. In  dem  von  der  Poik  durchströmten  Neplunsdom  wurden  früher 
zwei  Dipteren  Chironomus  viridulus  und  Baetis  bioculata  nebst  einer  Schnecke 
und  noch  dabei  der  seltenen  Pristonychis  Schreibersi  gefunden.  In  der  obern 
Grotte  fand  P.  den  schon  von  Schiödte  erwähnten  krebsartigen  Nyphargius  sty- 
gins.  Am  Calvarienberge  führt  Khevenhüller  Leptodirus  Hobenwarti , Obisium 
longimanum  und  Stanita  taenaria  auf,  auch  eine  Zecke  und  zwei  Heuschrecken. 
P.  fand  hier  nach  eifrigen  Suchen  nur  zwei  kleine  Fliegen  zu  Sciara  gehörig 
und  in  einem  faulen  Stück  Holz  mehre  kleine  weisse,  Anguillula  ähnliche  Wür- 
mer An  den  Stalaclitenwänden  der  Johannisgrotte  zeigte  sich  Leptodirus  Ho- 
henwarti  und  eine  schneeweisse  Assel  Tilhanetes  albus.  Beicher  als  Adelsberg 
ist  das  Höhlenlabyrinth  von  Lueg.  Der  blinde  Anopthalmus  Schmidti  findet  sich 
schon  in  einer  ausgehöhlten  Felswand  hinter  dem  bewohnten  Schlosse.  In  der 
grossen  Grotte  hausen  zahllose  Fledermäuse  aus  der  Familie  der  Glattnasen,  am 
Eingänge  der  schnelle  Laufkäfer  Prystonichus  elongatus  Dej.,  weiter  hinein  grosse 
Höhlenheuschrecken  Phalangopsis  cavicola  Koll.,  an  den  schwarzen  Wänden  Spin- 
nen Epeira  fusca  Walk  und  ein  Nachtfalter  Larentia  dubitata  Tr.  Auf  dem  Trüm- 
merberge zur  obern  Grotte  kriechen  Spinnen  und  Fliegen  am  Felsen,  im  Schlamme 
wühlen  zahlreiche  Regenwürmer,  im  faulen  Holze  Tausendfiisse.  Im  Innern  die- 
ser Grotte  wurde  eine  Fliege  Antomyia  mitis  Meig.  gefangen.  (Ebda  24.) 

Schläger,  kritische  Bemerkungen  einiger  Wicklerar- 
ien. — Dieselben  beziehen  sich  auf  Niveana , welcher  Treuerana , Mulzerana 
und  Teras  asperana  unterzuordnen  sind,  ferner  auf  Abildgaardana  Fröl.  Treit. 
Dup.  = Cristana  Hb.,  Abildgaardana  Fabr.  = Schallerana  var.  Variegana  Fabr. 
= Posterana  Hffmg.  oder  Ambiguana  Treit.,  Variegana  Fröl.  = Abildgaardana 
Treit.,  Variegana  Fröl.  var.  ß = Nyctemerana  Ilbn. , Asperana  Fbr.  = Nycte- 
merana  Ilbn.,  ferner  auf  Psorana  Fröl. , welche  nur  eine  Varietät  der  Scabrana 
ist  und  auf  Cristana  Fröl.  ( Entomol . Zeitg.  Febi\  52.) 

Mayer  beschreibt  die  Raupe  von  Pempelia  cingillella.  Dieselbe  lebt  in 
der  reifen  Samenkapsel  von  Tamarix  germanica  , wird  5 — 6'"  lang  und  ist  16- 
füssig,  der  Kopf  hellbraun  mit  gabelförmiger  Zeichnung  auf  dem  Scheitel,  das 
Nackenschild  glänzend  mit  zwei  halbrunden  Seitenflecken  und  4 dunkelbraunen 
Mittelflecken,  der  Körper  gelblich  mit  dunkeln  Längslinien.  Auf  dem  ersten  und 
zweiten  Ringe  stehen  auf  den  zwei  lichten  Mittellinien  und  jederseits  der  ersten 
dunkeln  Linie  zwei  Wärzchen  und  eines  in  der  Mitte  nach  dem  Aussenrande. 
Auf  dem  folgenden  bis  zum  vorletzten  Ringe  befinden  sich  zwei  Wärzchen  in 
der  lichtem  Mittellinie  und  zwei  an  den  Seiten.  Die  Afterklappe  deutet  ein  hor- 
niger Fleck  an,  unter  welchem  zwei  schwarze  Wärzchen  stehen.  Sämmtliche 
Warzen  sind  behaart  Die  Stigmata  sind  rund,  schwarz  eingefasst.  Die  Ein- 
puppung erfolgt  im  September  und  webt  die  Raupe  in  ihre  Hülle  Erdkörner, 
Holzspäne  u.  dgl.  Die  Puppe  ist  kurz,  walzig,  lichtbraun,  die  Angen  gross,  die 
Flügelscheiden  lang.  (Wien.  zool.  bot.  Verhdl.  III.  76.) 

Mann,  zwei  neue  Ostreich  ische  Spanner.  — 1)  Psodos 

allicolaria  hat  die  Grösse  und  Gestalt  von  Trepidaria,  auch  eine  sehr  ähnliche 
Farbe  und  Zeichnung  der  Oberseite,  der  Körper  schwärzlich  eisengrau,  Kopf, 
Rücken  , Brust , Palpen  und  Schenkel  zottig  behaart , die  Zunge  hornig,  spiral, 
die  Fühler  borstenförmig  , bei  den  Männchen  sehr  dicht  und  kurz  gewirapert, 
die  Schienen  anliegend  beschuppt,  die  hintern  mit  zwei  Paar  Spornen,  die  Flü- 
gel glänzend,  seidenartig  beschuppt,  oben  grünlich  eisengrau  mit  der  Zeichnung 
von  Trepidaria,  nur  die  Saumlinie  feiner  und  auf  den  Rippen  unterbrochen,  die 
Unterseite  ganz  von  Trepidaria  abweichend.  Die  Art  lebt  auf  dem  Grossglock- 
ner.  — 2)  Geometra  beryllaria  grösser  als  cloraria,  Flügelschnitt  von  Herbaria. 
der  Körper  schlank,  der  Rücken  feinwollig,  Zunge  und  Palpen  schwach,  letztere 
gelblich,  anliegend  beschuppt,  Fühler  unten  gelblichweiss , hei  dem  Männchen 


168 


mit  Kammzähnen,  bei  Weibchen  schwach  sägezähnig,  die  Beine  schwach,  anlie- 
liegend  beschuppt,  gelblich,  die  Schienen  nur  mit  Endspornen,  die  Flug  1 schön 
seladongrün,  die  vordem  mit  schmalem  scharf  begrenztem  gelblich  weissem  Vor- 
derrand, die  Unterseite  blässer  als  die  obere.  Lebt  zwischen  Spalato  und  Sa- 
lona  in  Dalmatien.  (Ebda.  75.) 

Dorfmeister,  über  Raupen  und  Ruppen  der  mit  Alhalia  nächst  ver- 
wandten Melitaen.  — Unter  mehren  Raupen  von  Alhalia,  Parlhenie  und  Dictyn- 
na,  welche  D.  zog,  fand  D.  eine  neue  auf  Veronica  chamaedrys  lebend  und  die 
er  deshalb  Melitaca  Veronicae  nennt.  Sie  ist  grau  in  violett,  mit  weisslichen 
Flecken  bestreut,  die  eine  dunkle  Rückenlinie  frei  lassen,  ihre  Dornen  sind 
weisslich  und  stehen  auf  gelben  Flecken.  Die  Puppe  ist  weiss  mit  braunen 
Zeichnungen,  der  Rücken  des  Hinterleibes  mit  stark  erhabenen  gelben  Punclen 
oder  kleinen  Zacken  besetzt.  D.  beschreibt  zugleich  noch  Raupen  und  Puppen 
von  Alhalia  und  Parlhenie.  (Ebda.  187.) 

Schiener  und  Egger,  dipterologische  Fragmente.  — 
Die  VerfT.  beschreiben  Eumerus  elegans  n.  sp.  auf  einem  Weissdornstrauch  bei 
Mödling  in  3 Exemplaren  gefangen,  Svrphus  leiophthalmus  n.  sp.  in  zwei  Exem- 
plaren vom  Schneeberge,  Paragus  cinctus  n.  sp.  von  Purkersdorf  und  Cheitosia 
fasciata  n.  sp.  von  Kaltenlcudgeben  , Nyclcribia  Schmidli  n.  sp.  parasitisch  auf 
Fledermäusen.  Von  der  kleinen,  gesellig  in  den  Ritzen  alter  Mauern  lebenden 
Gynopa  aenea  M.  beobachteten  sie,  dass  dieses  Thierchen  noch  Abends  vor  Son- 
nenuntergang sich  vollständig  in  den  Sand  eingräbt  und  zwar  mit  erstaunlicher 
Schnelligkeit  und  Geschicklichkeit,  indem  es  sich  erst  eine  Vertiefung  macht  und 
dann  mit  den  Vorderfüssen  gröbere  Sandkörnchen  über  sich  wirft  so  lange  bis 
der  ganze  Rückenschild  bedeckt  ist.  (Wien.  zool.  bot  an.  Abhandl.  III. 
51.  96.) 

Mayr,  zur  Kenntniss  der  Ameisen.  — M.  erhielt  24  Amei- 
sen meist  aus  Piemont  und  Sardinien , von  denen  er  Formica  lateralis  Oliv 
(=  F.  melanogasler  Lat.)  und  Myrmica  montana  Imh.  sehr  ausführlich  beschreibt 
und  dann  als  neu  aufstellt  Aphaenogaster : operaria  et  femina.  Mandibulae 
basi  angustae,  antice  latae  , margine  inferiori  antice  denlibus  validis  , postice 
liaud  perspieuis.  Labrum  subquadratum  fere  duplo  latius  quam  longum,  margo 
basalis  transversus,  margines  laterales  cum  incisura,  anguli  anteriores  rotundali, 
margo  anterior  in  medio  cum  incisura  magna  , ita  ut  lobi  utrinque  rotundati 
sint.  Palpi  maxillares  quinque  articulati , articulus  primus  cylindricus , duplo 
longior  quam  crassus,  articulus  secundus  tertius  quartus  longitudine  prima  ae- 
quales , basi  angusli , apice  paulo  crassiores , articulus  quintus  dimidio  longior 
quam  quartus,  angustus  fusiformis.  Palpi  labiales  triarticulati,  articulus  2 lon- 
gitudine primo  aequalis,  subcylindricus,  basi  paulo  angustior,  articulus  3 longi- 
tudine secundo  aequalis,  fusiformis;  antennae  12  articulatae , scapus  longus, 
basi  paulo  arcuate  flexus,  funiculus  subfiliformis , articuli  inter  se  longitudine 
subaequales;  thorax,  peliolus  binodis  et  abdomen  fere  et  in  genere  Atta.  Die 
beiden  Arten  dieser  Gattung  sind  A.  cardous  und  A.  senilis.  Eine  andere  neue 
Art  ist  Formica  Herrichi  in  der  Türkei  und  Acrocoelia  Mayri  von  Zara  in  Dal- 
matien. — Von  östreichischen  Arten  beschreibt  M.  ferner  Formica  foveolala 
am  Blockberge  bei  Ofen,  F.  fuscipes  im  Prater  in  Wien,  F.  cinerea  von  Botzen 
in  Tyrol,  Myrmica  elypeata,  M.  Kollari,  sämmllich  als  neu.  (Ebda.  105.  277.) 

Peters,  über  Orthopteren  aus  Mossambique.  — Die  von 
P.  in  Mossambique  gesammelten  Orthopteren  sind  nach  H.  Schaum’s  Bestimm- 
mung  47  Arten,  von  denen  wir  die  neuen  namentlich  aufführen  und  für  2 neue 
Gattungen  die  Diagnosen  hinzufügen:  Blatta  strigosa  , Panchlora  maculipennis, 

P.  poecila,  Hormetica  portenlosa,  Mantis  alticeps,  Gryllus  conspersus,  Gr.  teres, 
Hetrodes  Petersi,  Phaneroptera  amplectens,  Conocephalus  hastifer,  C.  pungens, 
Saga  macrocephala,  Truxalis  constricta,  Poecillocerus  callipareus,  P.  cylindricollis, 
Chrysochraon  stenopterus,  Pachylylus  tenuicornis,  Caloptenus  pulchripes,  Pam- 
phagus  euryscelis  , P.  foboscelis,  P.  haploscelis , Chrotogonus  hemipterus,  Ca- 
lantops  n.  gen.  Acridiorura : facies  valde  declivis , oculi  obliqui  approxiraati, 


169 


veile  ante  oculos  fere  horizontalis  subconcavns  , antennae  tiliformis , pronotum 
medio  subtililer  carinalum,  prosternum  tuberculo  subcvlindrico  instruclum , ely- 
tra  alaequc  explicata;  Art  C.  melanosticliis,  Horatosphaga  n.  gen.  Locustarum : 
caput  exserlum  dependens , gula  libera,  verticis  fasligio  brevi  trigono  supra  sul- 
calo,  prolhorax  elongatus,  dorso  planus  prosterno  mulico  oblique  adsccndenle, 
mesoslernum  et  melasteruum  postice  exeisa,  angulis  productis,  elylra  abdomine 
multo  longiora , alae  abortivae,  pedes  longi , graciles,  fcmora  omnia  subtus  bi- 
spinosa  libiae  quadrilaterae,  angulis  omnibus  spinosis,  anlicae  ulrinque  lineola 
profunde  impressa;  Art  H. , serrifera,  Cymatomera  n.  gen.  Locuslorum  : femora 
rnembrana  undata  instructa , libiae  extus  muticae,  iulus  vix  spinulosao,  anlicae 
basi  crassiorcs,  lineola  profunde  ulrinque  impressa,  verticis  fastigium  breve  tri— 
gonum  supra  sulcalum,  prosternum  muticum,  mesoslernum  et  metasternum  lon- 
gi  lud  ine  lalius,  Art  C.  denlicollis.  (j Berliner  Monatsber . December  1853. 
S.  775.) 

Brauer,  Lebensweise  des  Bitlacus  tipularius.  — Dies  In- 
sect  hängt  sich  mit  dem  ersten  Fusspaare  an  einen  Zweig  an  und  lässt  die  an- 
dern Beine  frei  herabhängen.  Nähert  sich  eine  Fliege  oder  ein  anderes  Inscct 
den  freihängenden  Beinen  , so  wird  es  sogleich  von  dem  Tarsus  umschlungen 
und  zum  Maule  geführt.  Dabei  greifen  die  letzten  Tarsalglieder  in  einander, 
ln  der  Dämmerung  hascht  dieser  Bittacus  auch  im  Fluge  nach  Beute.  Das  Männ- 
chen nimmt  an  der  Beute  des  Weibchens  Theil  und  während  des  Fressens  fin- 
det die  Begattung  Statt.  Einige  Tage  nach  dieser  stirbt  das  Männchen  und  vier 
Tage  später  streut  das  Weibchen  die  kleinen  grünlich  braunen  Eier  frei  auf 
die  Erde.  (Wien.  zool.  botan.  Verhdl.  III.  151.) 

Ders.  vergleicht  die  Larven  von  Myrmecoleon  formicarius  L.  und  M. 
formicalynx  T.  und  zählt  die  specifischen  Unterschiede  beider  auf.  (Ebda.  144.) 

Kalbrunner  spricht  über  das  Vorkommen  und  die  Eigenschaften  des 
dem  Weinslocke  schädlichen  Otiorhynchus  ligustici , der  bisweilen  in  grosser 
Menge  in  den  Weingärten  erscheint.  (Ebda.  135.) 

II offmann  theilt  Beobachtungen  über  die  Färbung  hei  Necrophorus 
humator  und  ßlaps  fatidica  mit.  (Ebda.  105.) 

Ilampe  diagnosiit  einen  neuen  Laufkäfer  aus  Griechenland  Carabus 
Adonis : elongatus  subdepressus  niger  capile  thorace  coieopterorumque  limbo 
aureis  , elytris  violaceis,  crebre  punctato  strialis,  interstiliis  angustis,  convexis 
irregulariter  interruptis  nigris.  Longit.  14'".  (Ebda.  134.) 

Kraatz,  zur  Gattung  Carabus.  — Kr.  bemerkt  zum  Stettiner 
Catalog , dass  C.  Hampei  mit  C.  comptus,  identisch  sei  und  C.  Preyssleri,  C. 
Scheidleri,  C.  Kollari,  C.  llligeri,  C.  excellens  als  locale  Varietäten  in  eine  Art 
zusammen  fallen  und  sucht  nachdem  er  seine  Ansichten  über  Species  und  Va- 
rietät kurz  dargelegt,  den  Nachweis  für  diese  Vereinigung  zu  liefern.  In  glei- 
cher Weise  vereinigt  er  dann  C.  sylvestris,  C.  alpestris  und  G.  Hoppei  zu  einer 
Art,  wozu  als  Spielarten  von  C.  Hoppei  noch  carinthiacus  und  eine  unbeschrie- 
bene Form  von  den  Scealpen  gehören.  (Entomolg.  Zeitg.  Januar  27 ; 
Februar  49.) 

Habelmann  beschreibt  eine  neue  Art  der  Käfergattung  Teredus  von 
Wollin,  wo  sie  an  allen  Eichen  lebt.  T.  opacus  : filiformis,  cylindricus,  parum 
nitidus,  capile  subtilius  prothoraceque  subtiliter  punctato,  elytris  punctaloslria- 
lis,  antennis  pedibusque  rufis.  Longit.  2'".  ( Entomol . Zeitg.  Jan.  27.) 

Ileeger’s  fortgesetzte  Beiträge  zur  Naturgeschichte  derlnsecten  (cf.  Bd. 
II.  280.)  verbreiten  sich  über  Gastrophyla  polygoni  L. , Plagioderä  armoraciae 
L.,  Asclera  coernlea  L.,  Calidium  dilalatum  Payk.,  Lyctus  pubescens  Fabr.,  Ilae- 
monia  equiseli  Fabr.  (Wien.  Sitzgsber.  XI.  927.  G Tfln.) 

Bielz  gibt  eine  Uebersicht  der  Fischfauna  Siebenbürgens  nach  dem  Cla- 
vis des  Cüvierschen  Systemes.  Er  kennt  34  Knochen-  und  5 Knorpelfische  (3 
Störe,  Petromyzon  fluviatilis  und  Ammocoetes  branchialis ).  Einer  darunter  ist 
neu  und  auf  beigegebener  Tafel  abgebildet  nämlich  Pseudobarbus  Leonhardi 


170 


zwischen  Barbus  lind  Gobio  eingeordnet,  mit  4 Bartfäden,  kleinen  Schuppen, 
sehr  schleimigem  Körper  und  ohne  Stachel  in  der  Kückenflosse,  diese  mit  11 
weichen  Strahlen,  die  Afterflosse  ßstrahlig,  die  Löffelzähne  an  den  Schlundkno- 
chen denen  der  Barbe  ähnlich  , der  Körper  oben  schwarzgrün  , an  den  Seilen 
silberglänzend , unten  weiss  , oben  schwarz  punctirt  oder  scheckig,  B.  und  S. 
gelbgrau,  Länge  des  Thieres  6 bis  10  Zoll,  in  allen  grossem  und  kleinern  Bä- 
chen der  Ebene  bis  ins  Vorgebirge.  ( Siebenbürg . Verliandlgn.  1 V.  172 — 
185.  Tf.  3.) 

Kner,  die  Panzer  weise  des  IJofnaturalien-Cabinets  zu 
Wien.  I.  Loricarinae  (Wien  1853.  4.  Mit  8 Tfln.)  — Den  vor- 

läufigen Bericht  über  diese  höchst  interessante  Abhandlung  haben  wir  bereits 
Bd.  I.  S.  433.  mitgetbeilt.  Der  Verf.  begreift  hier  unter  Loricarinen  alle  Pan- 
zerwelse mit  nur  einer  Kückenflosse  und  betrachtet  zuerst  die  Schilder  und 
Schienen  derselben , die  den  Schmelzschuppen  der  Ganoiden  in  chemischer  Be- 
ziehung zunächst  stehen,  die  nackten  Haulstellen,  die  Seitenlinie,  das  Loch  über 
der  Basis  der  Brustflossen,  das  Mundsegel  und  die  veränderlichen  Barteln,  Zähne, 
Flossen,  Analgrube,  Verdauungsapparat,  Genitalien,  Skelet  und  wendet  sich  dann 
zur  Eintheilung  der  Familie.  Wegen  der  Gattungen  auf  den  frühem  Bericht 
verweisend,  zählen  wir  noch  die  ausführlich  beschriebenen  Arten  auf:  Lorica- 

ria  cataphracta  L. , L.  macrodon  n.  sp.  aus  dem  Cubajaflusse , L.  maculata  BL, 
C.  laeviuscula  Val.,  L.  rostrata  Spix. , L.  acuta  Val , L.  nudirostris  n.  sp.  von 
der  Barra  do  Rio  negro,  L.  lima  n.  sp.  ans  Brasilien ; Hemiodon  platycephalus 
n.  sp.  vom  Rio  Cujaba,  H.  depressus  n.  sp.  aus  dem  Rio  negro,  H.  accipense- 
rinus  n.  sp.  aus  dem  Rio  Guapoie  ; Acestra  acus  n.  sp.  aus  Caracas,  A.  oxy- 
rhyncha  n.  sp.  aus  dem  Bio  marmore.  Auf  den  beigefügten  Tafeln  sind  die  Ar- 
ten vollständig  und  vortrefflich  abgebildet. 

Ders. , über  einige  Sexualunterschiede  bei  der  Gattung 
Callichthys  und  die  Schwimmblase  bei  Do  ras.  — Die  Arten  der 
Gattung  Callichthys  Iheilen  sich  in  zwei  Gruppen  , die  eine  mit  nackter  Brust 
und  Bauch  , die  andere  mit  starken  Knochenplatlen  auf  denselben.  Ihr  erster 
Geschlechtsunlerschied  liegt  in  der  Analgrube,  deren  Papille  bei  dem  Weibchen 
kurz  , bei  dem  Männchen  sehr  lang  und  von  veränderlicher  Form  ist.  Ferner 
ist  bei  dem  Männchen  der  erste  Knochenstrahl  der  Brustflosse  stark  und  sehr 
ansehnlich  verlängert,  bei  dem  Weibchen  stark  und  meist  sogar  kürzer  als  die 
angrenzenden  zerschlissenen  Strahlen  und  an  dem  Innenrande  fein  gezähnelt,  bei 
dem  Männchen  glatt.  Endlich  sind  die  Knochenplatten  an  der  Bauchfläche  bei 
dem  letztem  stets  viel  grösser,  sich  einander  berührend,  bei  dem  Weibchen  da- 
gegen kleiner,  von  einander  abgerückt.  Nach  Feststellung  dieser  Eigenthümlich- 
keiten  scheint  C.  laeviceps  nur  das  Männchen  von  C.  asper  zu  sein  und  viel- 
leicht noch  andere  von  den  10  Arten  bei  Valenciennes  auf  sexuellen  Differenzen 
zu  beruhen.  — Die  höchst  mannichfaltigen  Formen  der  Schwimmblasen  bei 
den  Arten  der  Gattung  Doras  bringt  Kn.  in  folgende  Uebersicht : Schwimmblase 
nicht  abgetheilt  und  ohne  Appendices  bei  sechs  Arten,  nicht  abgetheilt  aber  mit 
Appendices  bei  4 Arten,  die  sämmllich  neu.  Letztere  unterscheiden  sich  dann 
wieder  durch  relative  Länge  und  Breite  der  Schwimmblase  sowie  durch  Zahl, 
Grösse,  Form  und  Satz  der  Anhängsel.  Die  Einschnürung  beginnt  allmälig  durch 
Abschnürung  eines  und  zweier  kleiner  Blindsäcke.  Die  völlig  getheilten 
Schwimmblasen  haben  wieder  Anhängsel  oder  nicht,  von  7 Arten  haben  2 die- 
selben. Die  verschiedenen  Formen  sind  von  specifischer,  aber  nicht  generischer 
Bedeutung.  Uebrigens  besitzt  diese  Schwimmblase  einen  Ausführungsgang  und 
einen  Druckfeder-Apparat.  ( Wiener  Sitzgsber.  XI.  138.  1 Tfl.) 

Agassiz  gründet  eine  neue  Gattung  und  Familie  auf  zwei  Fische  aus 
St.  Salila  Bay  Californiens.  Er  nennt  sie  Embiotoca  und  Holconoti  s.  Embio- 
tocoidae  und  die  beiden  untersuchten  Arten  E.  Jacksoni  und  E.  Caryi.  Ihr 
comprimirter , ovaler  mit  cycloiden  Schuppen  bedeckter  Körper  erinnert  an 
die  Sparoideen.  Die  Deckelstücke  haben  weder  Stacheln  noch  Zähnelung.  Sechs 
Kiemenhautstrahlen.  Das  Intermaxillare  bildet  allein  den  obern  Rand  des  dick- 


171 


Üppigen  Maules  und  trägt  allein  Zähne,  das  Gaumenbein,  Vomer  und  der  Ober- 
kiefer zahnlos,  Unterkiefer  und  Schlundknochen  mit  Zähnen.  Die  lange  Rücken- 
flosse ist  vorn  dornig,  hinten  weich,  die  Bauchflossen  an  der  Brust  mit  starkem 
Stachel  und  5 weichen  Strahlen  u.  s.  w.  ( Sillim . americ.  jonrn.  1853. 

Novbr  380—390.) 

Kelaart,  neue  Reptilien  von  Ceylon.  — Vf.  beschreibt  fol- 
gende Arten:  Nassia  Burtoni  Gray  (?),  Acontias  Layardi , Rhinophis  Blylhi, 

Uropeltis  saffragamus  , U.  grandis  , U.  pardalis , Dapatnaya  n.  gen.  mit  D.  Lan- 
kadivana  und  Q.  Trevelyani  (zu  den  Uropelten  gehörig),  Boltalia  sublaevis , He- 
midactylus  Pieresi , Gymnodactylus  kandianus,  Rana  kandiana,  Limnodytes  muta- 
bilis , L.  maculala , Eugystoma  cinnamomea,  Ichthyophis  glutinosus.  — Die 
sämmtlichen  von  K.  auf  Ceylon  gesammelten  Reptilien  sind  34  Saurier  aus  22 
Gattungen  8 verschiedener  Familien,  23  Schlangen  aus  17  Gattungen  worunter  8 
giftige,  3 Crocodile,  6 Schildkröten,  15  Batrachier  und  1 Molch.  ( Anti,  mag . 
nat.  hist.  1854.  Jan.  25;  Febr.  137.) 

Hawaii,  Ankunft  einiger  Zugvögel  in  Kurland.  — Aus 
22jährigen  Beobachtungen  gewann  K.  hierüber  folgende  Resultate:  Alauda  ar- 

vensis  erscheint  eben  so  oft  im  Februar  als  im  März  , am  spätesten  den  22. 
März  , am  frühesten  den  5.  Februar.  Der  Kiebitz  meist  im  März  , nur  einmal 
am  17.  und  am  24.  Februar.  Der  Staar  in  der  ersten  Hälfte  des  März,  seilen 
schon  im  Februar.  Wilde  Tauben  oft  im  Februar,  spätestens  Ende  März.  Wilde 
Enten  Mitte  März,  einmal  am  27.  März  und  am  26.  Februar.  Der  Storch  in 
der  zweiten  Hälfte  des  März,  ausnahmsweise  Anfang  April,  ebenso  die  Bachstelze, 
ferner  Scolopax  rusticola  , Fringilla  coelebs.  Motacilla  litis  erst  Anfang  April. 
Saxicola  Oenanthe  von  Ende  März  bis  Mitte  April.  Sylvia  rubecula  Ende  April, 
ausnahmsweise  Anfang  Mai,  ebenso  Sylvia  phoenicurus,  Hirundo  rustica,  Hirundo 
urbica,  der  Kukuk  und  Wendehals,  die  Nachtigall  und  Grasmücke.  Gallinula 
crex  im  Mai.  Am  spätestens  erscheinen  die  Mandelkrähen  bis  zum  16.  Mai, 
Fringilla  erythrina  bis  zum  23.  Mai.  ( Rigaer  Correspondzbl.  VI.  119.) 

Sei  ater,  neue  Art  von  Tanager.  — Die  im  britischen  Museum 
befindliche  neue  Art  gehört  zu  der  von  Cabanis  gegründeten  Gattung  Phoenico- 
tbraupis , von  der  2 Arten  Saltator  rubicus  Vieill.  und  S.  rubicoides  Lafr.  jene 
aus  Südamerika,  diese  aus  Mexiko  bekannt  waren.  Die  neue  Ph.  gutturalis  aus 
Neu-Granada  diagnosirt  Sc.  mit  folgenden  Worten:  Ph.  niger,  vertice  cristato 

cum  gutture  medio  coccineis,  rostro  pedibusque  nigris.  ( Ann . mag.  nat.  hist. 
1854.  Jan.  24.) 

Goubaux  untersuchte  die  Fleischtrotteln  am  Hinterkiefer  des  Schweines 
und  fand  in  deren  Innern  Fett,  einen  Knorpel  und  zwei  kleine  Muskeln,  welche 
vom  Halse  (Kehlkopf  oder  Zungenbein?)  zu  kommen  schienen.  ( Canst.Jah - 
resber.  Thierheilk.  1853.  6.) 

Müller  beschreibt  zwei  Fälle  von  Wuthkranken  Pferden,  die  von  tollen 
Hunden  gebissen  waren.  Die  Wuth  äusserte  sich  durch  gesteigerte  Beisssucht, 
Unruhe,  Aufregung,  allgemeinen  Schweiss,  glänzende  Augen,  beschleunigtes  Ath- 
men,  periodisches  Schäumen  und  selbst  Wegspritzen  des  Speichels , Scharren, 
Kratzen  und  Ausschlagen  mit  den  Füssen  bei  stets  ungetrübtem  Bewusstsein,  in 
einem  Falle  traten  periodische  Krämpfe  des  Halses  mit  Aufsperren  des  Maules 
und  Stöhnen  ein.  Dagegen  fehlten  die  gewöhnlichen  Symptome:  Wasserscheu 

(beide  Thiere  tranken  bis  zum  Tode  mit  Begierde),  Veränderung  der  Stimme, 
Drang  zum  Harnen,  Aufregung  des  Geschlechtstriebes,  Schwäche  des  Hinterthei- 
les.  ( Canst . Jahresber.  Thierheilk.  1853.  36.) 

A,  Wagner,  Feldmäuse  in  den  Alpen.  — Der  erste  Repräsen- 
tant der  kleinen  alpinen  Säugethiere,  welcher  in  den  baierischen  Alpen  entdeckt 
wurde,  war  die  Alpenspitzmaus  (Sorex  alpinns)  vom  Gotthard.  Sie  findet  sich 
bei  Berchtesgaden,  Partenkirchen  und  Tegernsee.  Zu  dieser  bringt  nun  W.  noch 
den  Hypudaeus  alpinus,  den  er  aus  dem  Ursernthale,  dann  Martins  als  Arvicola 
nivalis  vom  Faulhorn  und  Schinz  als  Hypudaeus  nivicola  beschrieben.  Derselbe 
steht  in  der  Grösse  der  gemeinen  Wasserratte  zunächst.  Eine  dritte  Art  von 


172 


Sonthofen  im  Allgäu  ist  neu.  Sie  wird  beinah  41/*  Zoll  lang,  der  Schwanz  2l/z 
Zoll.  Der  dichte  Pelz  versteckt  die  Ohren,  ist  oben  trüb  fahlbraun  und  schwarz 
gesprenkelt,  an  den  Seiten  lichter,  unten  weisslich,  die  sehr  langen  Schnurren 
meist  weiss,  die  Nägel  weisslich.  Schädel  und  Gebiss  weichen  nicht  wesentlich 
von  H.  alpinus  und  H.  Nagcri  ab.  So  nah  nun  auch  die  Verwandtschaft  mit 
letzterer  ist,  zu  der  Gerbe  aus  den  französischen  Voralpen  eine  neue  Art  Arvi- 
cola  lcucurus  hinzufügt,  so  will  sie  W.  doch  als  selbständige  Art,  H.  petrophi- 
lus  getrennt  halten.  Es  scheint  uns  sehr  gewagt  auf  blosse  Farbendifferenzen 
eines  einzigen  Exemplares  neue  Arten  zu  begründen.  Ueber  die  alpinen  Feld- 
mäuse gibt  F.  v.  Tschudi  in  der  eben  begonnenen  Zeitschrift  „das  Weltall  Nr. 
i.  u.  3.“  sehr  beachtenswerte  Mitteilungen.  ( Bullet . Münch.  Akad.  1853. 
S.  171.) 

Fitzinger,  die  Arten  asiatischer  Orangaffen.  — Linne  be- 
schrieb als  Simia  satyrus  den  jungen  Orang -Ulan  von  Borneo  und  erst  Wurmb 
machte  den  grossen  Orang  von  Borneo  oder  den  Pongo  bekannt.  Geoffroy  St. 
Hilaire  hielt  beide  für  specilisch  verschieden , während  Tilesius  sie  nur  als  Al- 
terszustände derselben  Art  erklärte , welche  Ansicht  auch  Cuvier  und  Rudolphi 
unterstützte.  Darauf  beschrieb  Abel  einen  riesenhaften  Orang  von  7 Fuss  Höhe 
von  Sumatra  , den  Lesson  als  Pongo  Abeli  schied,  Fischer  aber  für  einen  alten 
S.  satyrus  betrachtete,  Hüll  dagegen  wegen  der  grossem  Wirbelzahl  als  specilisch 
eigentümlich  erklärte.  Owen  trennte  die  Arten  von  Borneo  ebenfalls  von  den 
sumatrensischen  und  Blainville  erhöhte  die  Anzahl  sogar  auf  4,  während  Geoffroy 
je  eine  Art  für  Borneo,  Java  und  Sumatra  annahm,  welche  wenigstens  der  Zahl 
nach  auch  Joh.  Müller  aufnahm.  Temminck  unterschied  nur  den  eigentlichen 
und  den  roten  Orang  Ulan.  In  seiner  neuern  Untersuchung  glaubte  Owen  von 
dem  S.  satyrus  den  S.  Wurmbi,  S.  Abeli  und  S.  morio  trennen  zu  müssen,  wo- 
gegen Dumortier  durch  die  Prüfung  von  16  Schädeln  den  satyrus,  P.  Abeli  und 
P.  Wurmbi  nur  als  verschiedene  Alterszustände  derselben  Art  gellen  lassen  will. 
Auch  Lesson  änderte  seine  frühere  Ansicht  und  nahm  nur  eine  Art  an , die  er 
Satyrus  rufus  nennt.  Die  Untersuchungen  A.  Wagners,  S.  Müllers  und  Schlegels 
führten  zu  demselben  Resultat.  Diese  vielfach  widersprechenden  und  schwan- 
kenden Ansichten  veranlassten  Fitzinger  das  im  Wiener  Museum  vorhandene  Ma- 
terial einer  gründlichen  Prüfung  zu  unterwerfen.  Er  erkannte  darunter  drei 
Hauptformen,  nämlich  Owens  S.  Wurmbi  , den  Pongo  des  Pariser  Museums  und 
Owens  Orang  von  Sumatra  oder  Wagners  S.  Crossi.  Zur  ersten  Hauptform  zieht 
er  dann  Wagners  S.  Ilendrikzi  und  Owens  S.  Morio  , zur  zweiten  den  Camper- 
schen  Schädel,  den  Wagner  als  S.  Slraussi  aufführt.  Die  An-  und  Abwesenheit 
des  Nagels  am  Daumen  der  Hinterhände  scheint  nach  den  vorhandenen  Beob- 
achtungen auf  keinem  Gcschlechtsunterschiede  zu  beruhen , sondern  specifische 
Bedeutung  zu  haben  [?].  Das  Resultat,  zu  welchem  F.  gelangt,  ist,  dass  es  auf 
Borneo  und  Sumatra  Orangs  mit  Nagel  und  Nagelglied  am  Daumen  der  Hinter- 
hände und  ohne  selbige  gibt  und  dass  unter  den  Orangs  von  Borneo  ein  wei- 
terer Unterschied  in  der  Bildung  des  Gesichtsprofils  und  anderer  osteologischen 
Details  existirt.  Danach  würden  auf  Borneo  zwei  und  auf  Sumatra  zwei  Arten 
zu  unterscheiden  sein.  Die  erstem  haben  ein  gerades  Profil  und  keine  Nägel, 
oder  ein  ausgehöhltes  Profil  und  Nägel,  die  sumatrensischen  dagegen  ein  aus- 
gehöhlles  Profil  und  keine  Nägel  oder  ein  ausgehöhltes  Profil  und  Nägel.  Die 
Wangenwülste  fehlen  den  sumatrensischen  Orangs  gänzlich.  Diese  und  einige 

minder  wichtige  Differenzen  lassen  die  Ansicht  von  der  Existenz  vier  verschie- 
dener Arten  als  die  am  meisten  begründete  erscheinen.  (Wien.  Sitzgsber.  XI. 
400  — 449.) 

Blyth  verbreitet  sich  gleichfalls  über  die  verschiedenen  Orang -Ulan- 
Arten,  besonders  derer  auf  Borneo  und  begleitet  seine  Bemerkungen  mit  Abbil- 
dungen verschiedener  Schädel  auf  10  Tafeln.  (Journ.  asiat.  soc.  Bengal,18o3. 
IV.  369—382.)  Gl. 





Correspondenzblatt 

des 

Naturwissenschaftlichen  Vereines 

f ii  r 

Sachsen  mul  Thüringen 

in 

Malle. 

1854«  Februar.  JW II« 


Oeffentliche  Sitzung  am  1.  Februar. 

Bei  seinem  letzten  Vortrage  über  die  Gasbeleuchtung  ging  Herr 
Baer  aus  von  einigen  Verwendungen  des  Leuchtgases,  die  in  neuester 
Zeit  vorgeschlagen  und  bereits  in  Ausführung  gekommen  sind ; so  be- 
sonders von  Nordamerika  aus  die  Benutzung  des  Leuchtgases  als  Re- 
ductionsmittel,  um  gewissen  chemischen  Verbindungen  den  Sauerstoff 
zu  entziehen;  freilich  bis  jetzt  nur  Fingerzeige,  die  jedoch  einer  be- 
deutenden Erweiterung  fähig  sind  und  für  die  Industrie  von  gewich- 
tigen Folgen  zu  werden  versprechen.  Dann  ging  man  über  auf  die 
oft  in  Anregung  gebrachte  und  endlich  in  Ausführung  gekommene 
Verwendung  des  Leuchtgases  als  Brennmaterial  in  der  Industrie  und 
der  Hauswirthschaft,  die  schon  bei  der  ersten  Einführung  der  Gasbe- 
leuchtung sowohl  von  Le  hon,  wie  auch  von  Winsor  beabsichtigt 
wurde,  jedoch  an  der  Indifferenz  der  grossen  Menge  scheiterte.  Es 
wurde  gezeigt,  wie  die  Benutzung  brennbarer  Gase,  die  aus  den  IIoli- 
öfen  und  bei  der  Darstellung  der  Kohks  entweichen,  auf  deutsche  An- 
regung hin,  in  weiten  Kreisen  bei  den  Eisenhüttenwerken  seit  langer 
Zeit  bereits  festen  Fuss  gefasst  habe  und  wie  die  hier  erlangten  Vor- 
theile anregend  auf  die  Benutzung  des  Leuchtgases  zu  gleichem  Zwecke 
zurückwirkte,  wie  diese  in  englischen  Fabriken,  die  das  Gas  selbst 
darstellten , seit  längerer  Zeit  statlhabe  und  sich  von  hier  aus  nach 
und  nach  durch  verschiedene  Uebergangsstufen  Bahn  gebrochen  habe 
bis  in  die  Küche,  die  den  zähesten  Widerstand  leistete.  Es  wurden 
die  grossen  Mängel  unserer  jetzigen  Feueranlagen,  die  von  der  Form, 
in  der  das  Brennmaterial  verwendet  wird,  unzertrennlich  sind,  erör- 
tert, ebenso  auch  die  Vorlhcile  der  neuen  Methode,  die  keinen  Zwei- 
fel zulassen,  sobald  alle  Umstände  mit  in  Rechnung  gezogen  werden. 
Dann  wurden  die  bereits  mit  Erfolg  gekrönten  Versuche  zur  Sprache 
gebracht,  die  seit  einiger  Zeit  in  Berlin  gemacht  worden  sind,  um 
dieser  Neuerung  Eingang  zu  verschaffen.  Schliesslich  sprach  der  Red- 
ner den  Wunsch  aus,  dass,  in  Anbetracht  der  grossen  Verdienste, 
welche  sich  die  Royal  Institution  in  London  für  die  allgemeine  Ver- 
breitung der  Gasfeuerung  dadurch  erworben,  dass  sie  in  ihren  Räu- 


174 


men  fortdauernd  Musterheerde  nicht  allein  zur  Ansicht,  sondern  auch 
zur  Einsicht  für  das  Publikum  ausstellte,  indem  zu  bestimmten  Stun- 
den mit  diesen  Apparaten  experimentirt  wurde,  zu  welchen  Versuchen 
Jedem  der  Zutritt  frei  stand,  es  gefallen  möge,  nach  der  bevorste- 
henden Einführung  der  Gasbeleuchtung  für  unsere  Stadt  ein  gleiches 
ehrenwerthes  Beispiel  zu  geben  durch  Aufstellung  ähnlicher  Apparate 
in  den  zu  Wohnungen  für  Beamte  bestimmten  Räumen  der  Anstalt. 

Hierauf  hielt  Herr  Körner  einen  Vortrag  über  die  im  Jura, 
in  Steiermark  und  Ungarn  vorkommenden  Eishöhlen  und  gab  er  na- 
mentlich von  der,  die  sich  am  Sulilelma  in  Norwegen  durch  Schnee- 
wehen bildet,  so  wie  von  den  an  diesem  Berge  auftretenden  Glet- 
schern, nach  dem  Bericht  des  schwedischen  Naturforschers  Ad  ler- 
kron,  eine  ausführliche  anziehende  Schilderung. 

Sitzung  am  8.  Februar. 

Eingegangene  Schriften : 

1)  Bulletin  de  la  societe  imperiale  des  naturalistes  de  Moscou.  1849.  50. 
51.  Moscou  1849 — 51.  8o. 

2)  Zeitschrift  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft.  Bd.  5.  Heft  3.  1853. 

3)  Verhandlungen  und  Miltheilungen  des  siebenbürgischen  Vereines  für  Na- 
turwissenschaften. Jalirg.  III.  u.  IV.  1852 — 53. 

4)  Thamhayn,  de  sanguinis,  corpusculorum  origine.  Lipsiae,  F.  A.  Brockhaus. 

5)  Kenngott,  mineralogische  Notizen.  VI.  u.  VII.  Folge. 

6)  Bielz,  Beitrag  zur  Unterscheidung  der  rabenartigen  Vögel ; Uebersicht  der 
lebenden  Fische  in  Siebenbürgen ; systematisches  Verzeichniss  der  Käfer 
Siebenbürgens;  Beitrag  zur  Kennlniss  der  siebenbürgischen  Land-  und 
Süsswassermollusken  ; der  Scblossberg  bei  Deva  und  seine  Umgebung  in 
entomologischer  Beziehung.; 

Nr.  4 — 6 Geschenke  der  Herren  Verfasser. 

Als  neue  Mitglieder  werden  aufgenommen: 

Herr  Prof.  Hassenstein  in  Gotha, 

„ Möller,  Haupllehrer  an  der  böhern  Töchterschule  in  Mühlhausen, 
„ Kleber,  Lehrer  in  Halle. 

Der  Vorsitzende,  Herr  Giebel,  gibt  Nachricht  über  die  formellen 
Aenderungen,  welche  zum  Abschluss  des  neuen  Contractes  für  die 
Fortsetzung  der  Zeitschrift  in  der  Einrichtung  dieser  nothwendig  ge- 
worden sind,  nämlich  eine  persönliche  und  verantwortliche  Redaclion 
sowie  Umänderung  der  Sitzungsberichte  in  Millheilungen. 

Herr  Weber  trägt  den  Witterungsbericht  für  den  Monat  Ja. 
nuar  vor. 

Herr  Schmidt  in  Gera  hat  einige  in  dortiger  Gegend  gefun- 
dene fossile  Knochen  eingesendet  (S.  130.). 

Herr  Giebel  hielt  einen  ausführlichen  Vortrag  über  die  Hör- 
ner der  Wiederkäuer,  deren  Entwicklung,  formelle  Mannichfalligkeit 
und  Bedeutung  für  die  Systematik. 

Sitzung  am  15.  Februar. 

Eingegangene  Schriften : 

1)  Index  numismatum  in  virorera  de  rebus  medicis  vel  physicis  merilorum 
memoriam  percussorum  a C.  A.  Rudolphi.  Berol.  1825.  8o. 


175 


2)  G.  L.  Dietrich,  Briefe  über  die  XX.  Versammlung  deutscher  Naturfor- 
scher und  Aerzte  zu  Mainz.  Landshnt  1842.  8o. 

3)  C.  J.  Lorinser,  Versuche  und  Beobachtungen  über  die  Wirkungen  des 
Mutterkornes  auf  den  menschlichen  u.  thierischen  Körper.  Berl.  1824.  8o. 

4)  Academiae  caesareae  Leopoldino-Carolinae  naturae  curiosorum  bibliotheca 

physica  medica  miscella.  Praemiüitur  de  nonnullis  ad  eam  spectantibus 
praefatio  Andr.  El.  Büchneri.  Ilalae  Magdb.  1755.  4o. 

5)  L’Euphrate  et  le  ligre  par  d’Anville.  Paris  1779.  4o. 

6)  .1.  Chr.  Schaffer,  Botanica  expeditior.  Genera  plantarum  in  tahulis  se- 
xualibus  et  universalibus  aeri  incisis  exhibens.  Ralisbonae  1762.  8o. 

Nr.  1 — 6 Geschenk  des  Hr.  Zuchold. 

Als  neues  auswärtiges  Mitglied  wird  vorgeschlagen  : 

Herr  Dr.  A.  W.  Pfeiffer,  leitender  Badearzt  in  den  Actienheilbädern 
zu  Hofgastein 

durch  die  Herren  Sack,  Giebel  und  Ivayser. 

Der  Vorsitzende  übergab  das  Deccmberheft  der  Vereins-Zeitschrift. 
Herr  Körner  gab  eineUebersieht  über  die  allmählige  Verbrei- 
tung und  Aufnahme  des  Kaffees  und  des  Anbaues  des  Kaffeebaumes. 

Herr  Franke  legte  einige  neue  aus  Abyssinien  eingeführte 
Mittel  gegen  den  Bandwurm  vor : Cusso,  Zatze  und  Soaria  und  sprach 
über  deren  Wirkung  in  der  hiesigen  Praxis  (S.  129.). 

Sitzung  am  22.  Februar. 

Eingegangene  Schriften  : 

J)  Verhandlungen  des  naturhistoriseben  Vereines  der  preuss.  Rheinlande  und 
Westphalens.  X.  Heft.  3.  4. 

2)  Karl  v.  Hauer , Beschaffenheit  der  Lava  des  Aetna  von  der  Eruption  im 
Jahre  1852  ; Schvvefelarsen  in  den  Braunkohlen  von  Fohnsdorf  in  Steier- 
mark ; Analyse  des  Uranpecherzes  von  Przibram  in  Böhmen ; Analyse  der 
Fahlerze  von  Poratsch  bei  Schmölnitz  in  Ungarn.  1852.  53.  — Geschenk 
des  Hrn.  Verf. 

3)  E.  Brücke  , über  die  Chylusgefässe  und  die  Resorption  des  Chylus.  Mit 
2 Tfln.  Wien  1853.  Fol.  — Geschenk  des  Ilrn.  Verf. 

Als  neues  auswärtiges  Mitglied  wird  aufgenommen : 

Herr  Dr.  Pfeiffer  in  Hof- Gastein. 

Herr  Giebel  verbreitete  sich  über  die  verschiedenen  Principien 
der  Nomenclatur  in  der  systematischen  Geognosie  (S.  125.). 


Februar -Bericht  der  meteorologischen  Station  in  Halle. 

Das  Barometer  zeigte  zu  Anfang  des  Monats  bei  SW  und  trü- 
bem Himmel  den  Luftdruck  von  27"10/"20  und  stieg  auch  bei  trü- 
bem und  regnerischem  Himmel,  während  der  Himmel  allmählig  nach 
SW  herumging,  bis  zum  4.  Morg.  6 Uhr  auf  28"1,' "'63.  Darauf 

sank  dasselbe  wieder  unter  mehreren  Schwankungen  bei  trübem  Him- 
mel und  öfterem  Regen  und  Schneefall  bis  zum  9.  Abends  10  Uhr 
auf  27"6,'"32,  worauf  es  bei  ziemlich  starkem  NW  und  trübem 
Wetter  und  öfterem  Schneefall  bis  zum  14.  Nachm.  2 Uhr  steigend 
die  Höhe  von  28"5,'"17  erreichte.  Ohne  dass  vorher  auffallende 
Naturerscheinungen  beobachtet  wurden,  fiel  das  Barometer  nun  plötzlich 


176 


so  schnell,  dass  es  schon  am  folgenden  Tage  Abends  10  Uhr  nur 
noch  einen  Luftdruck  von  27"5,'"21  anzeigte.  Erst  an  diesem  Tage 
fing  der  Wind  (SW)  an  sich  bemerklich  zu  machen,  und  während  er 
sich  bald  bis  zum  Sturm  steigerte,  stieg  das  Barometer  bei  trübem 
Wetter  und  häufigem  Schneetreiben  bis  zum  17.  Morg.  6 Uhr  auf 
27"8,'"91,  um  dann  abermals,  diesmal  aber  bei  heftigem  Sturmwind 
und  Schneetreiben  plötzlich  schnell  zu  sinken.  Am  18.  Morg.  6 Uhr 
zeigte  das  Barometer  nur  einen  Luftdruck  von  27"1,'"11.  Von  nun 
an  stieg  das  Barometer  bei  sehr  veränderlicher  Windrichtung  und 
durchschnittlich  trübem  Wetter  mit  öfterem  Schneefall  und  unter  sehr 
starken  Schwankungen  bis  zum  27.  Nachm.  2 Uhr  auf  28"3,'"08 
und  sank  dann  bei  W und  ziemlich  heiterem  Wetter  bis  zum  Schluss 
des  Monats  auf  28"2,'"54.  — Der  mittlere  Barometerstand  im  Mo- 
nat war  = 27"10,'"57;  der  höchste  Stand  am  14.  Nachm.  2 Uhr 
= 28"5,'"17;  der  niedrigste  Stand  am  18.  Morg.  6 Uhr  = 27"1,'"11 ; 
mithin  betrug  die  grösste  Schwankung  im  Monat  16, '"06.  Die  grösste 
Schwankung  binnen  24  Stunden  wurde  am  14.  bis  15.  Nachm.  2 
Uhr  beobachtet,  wo  das  Barometer  von  28"5,'"17  auf  27"5,'"68, 
also  um  1 1,'"49  sank.  — Die  Veränderungen  in  der  Luftwärme  wa- 
ren nicht  so  stark,  wie  die  des  Barometerstandes,  jedoch  lässt  sich 
nicht  verkennen,  dass  sie  im  Allgemeinen  dieselben  in  entgegengesetz- 
ter Richtung  begleiteten.  Die  Temperatur  war  im  Allgemeinen  ver- 
hältnissmässig  mild  ; die  mittlere  Wärme  im  Monat  ist  0,°3 ; die  höchste 
Wärme  am  7.  Abends  10  Uhr  = 7,7  (am  folgenden  Morgen  hatten 
wir  nur  1,°7);  die  niedrigste  Wärme  am  13.  Älorg.  6 Uhr=r — 8,°2. 
Die  im  Februar  beobachteten  Winde  sind:  N = 3,  0 = 1,  S = 2, 
W = 24,  NO  = l,  SO  = 1,  NW=  14,  SW  = 29,  NNO  = 0,  NNVV  = 
2,  SSO  = 0,  SSW  = 0,  ONO  = 0,  OSO  = 0,  WNW  = 4,  WSW  = 3, 
woraus  die  mittlere  Windrichtung  im  Monat  berechnet  worden  ist  auf 
S — 75°18'37,"12 — W.  — Die  Feuchtigkeit  der  Luft  war  nichtsehr 
hervorstechend:  wir  hatten  durchschnittlich  eine  Luft  von  83  pCt. 
relat.  Feuchtigkeit  bei  dem  miltlern  Dunstdruck  von  1,"78.  Gleich- 
wohl hatten  wir  durchschnittlich  trübes  Wetter  und  häufigen  Regen- 
und  Schneefall.  Wir  zählten  im  Monat  7 Tage  mit  bedecktem, 
12  Tage  mit  trübem,  6 Tage  mit  wolkigem,  2 Tage  mit  ziem- 
lich heilerem  und  1 Tag  mit  heilerem  Himmel.  An  6 Tagen 
wurde  Regen,  an  8 Tagen  Schnee  und  an  5 Tagen  Regen  mit  Schnee 
gemischt  beobachtet.  Die  Summe  des  im  Regenmesser  gefundenen 
Wassers  beträgt  170, "80  Paris.  Kubikmaass,  oder  durchschnittlich 
6,"  10  auf  den  Quadratfuss  Land.  — Eine  für  die  Jahreszeit  sehr  sel- 
tene Naturerscheinung  wurde  am  25.  Abends  von  vielen  Personen 
beobachtet,  welche  fast  einstimmig  versichern,  dass  es  von  nach  7 Uhr 
bis  nach  9 Uhr  öfter  geblitzt  und  gedonnert  habe,  Weber, 

— — 


(Druck  von  W.  Plötz  in  Halle.) 


Zeitschrift 


für  die 

Gesammten  Naturwissenschaften. 


1854.  März.  M III. 


Pleuroraoia, 

eine  neue  fossile  Pflanzengattung  und  ihre  Arten,  gebildet 
aus  der  Sigillaria  Sternbergi  Münst.  des  bunten  Sandsteins 
zu  Bernburg  (Taf.  5.  6.  7.) 

von 

Th.  Spicker 

in  Bernburg. 

Der  Erste , welcher  die  Sigillaria  Sternbergi  bekannt 
machte,  der  Graf  Münster,  bestimmte  ihren  Platz  im  Sy- 
steme nach  einem  der  ursprünglichen  Lagerstätte  längst 
entrückten  Stammstücke,  das  unter  Bausteinen  des  Domes 
zu  Magdeburg  gefunden  war,  und  liess  sich  durch  die  Vor- 
stellung leiten,  es  stamme  aus  der  devonischen  Grauwacke 
der  Umgegend  von  Magdeburg.  Dieser  Irrthum  betreffs 
des  geologischen  Alters  findet  sich  seitdem  leider  in  den 
meisten  paläontologischen  Schriften  wiederholt,  wo  unse- 
rer Sigillarie  gedacht  wird,  und  wurde  erst  1852  von  Ger- 
mar’)  durch  Angabe  des  wahren  Fundortes,  nämlich  des 
bunten  Sandsteins  bei  Bernburg  und  Osterweddingen  be- 
richtigt. Wer  nun  die  Unvollständigkeit  und  mangelhafte 
Erhaltung  der  meisten  Bruchstücke  kennt , an  denen  oft 
jede  Spur  innerer  Organisation  fehlt,  wird  für  ein  Gebilde 
mit  spiralständigen  Blattnarben  aus  der  Grauwacke  die  Si- 
gillarienfamilie  allerdings  für  einen  passenden  Platz  halten 
können.  Zweifel  über  die  Richtigkeit  dieser  Bestimmung 


*)  Zeitschrift  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft.  J.  1852.  p.  183. 
III.  1854.  12 


178 


werden  aber  schon  rege,  wenn  man  bedenkt,  dass  unter 
den  74  bis  jetzt  bekannten  Arten  der  Sigillaria  3 in  der 
Grauwacke,  70  in  den  Steinkohlen  gefunden  werden,  im 
bunten  Sandsteine  aber  unsere  Bernburgerin  die  einzige 
Repräsentantin  eines  im  primären  Gebirge  durch  Mannich- 
faltigkeit  und  Originalität  abgeschlossenen  Typus  wäre. 
Aber  auch  anderweitig,  in  der  Natur  der  Petrefacten  selbst, 
fand  Cor  da,  obgleich  ihm  während  seines  Aufenthaltes  zu 
Halle  gelegentlich  nur  unvollständiges  Material  vorlag,  die- 
sen Zweifel  bereits  so  weit  begründet,  dass  er  für  die  neu 
zu  bildende  Gattung  einen  Namen  vorgeschlagen  hat,  den- 
selben, welchen  ich  deshalb  für  das  neue  Genus,  das  ich  zu 
begründen  im  Begriff  bin,  freudig  adoptiren  werde.  Denn 
was  bisher  nur  als  Vermuthung  ausgesprochen  wurde , ist 
mir  durch  eine  längere  und  sorgfältige  Untersuchung  die- 
ser Versteinerungen,  namentlich  auch  in  Beziehung  auf  ih- 
ren innern  Bau , zur  Gewissheit  geworden , dass  nämlich 
dieselben  der  Gattung  Sigillaria  nicht  angehören , vielmehr 
ein  eigenthümliches  Genus  constituiren.  Die  weitere  ver- 
gleichende Untersuchung  eines  reichhaltigen  Materials  führte 
mich  aber  zweitens  auch  zu  der  Ueberzeugung,  dass  das- 
selbe nicht,  wie  bisher,  in  Einer  Art  untergebracht  werden 
könne,  sondern  durch  specifische  Differenzen  eine  Trennung 
in  mehrere  fordere.  Im  Folgenden  will  ich  versuchen,  dies 
im  Einzelnen  zu  beweisen  und  die  nothwendig  gewordenen 
Gattungs-  und  Art-Charaktere  zu  geben. 

Die  Frage  nach  der  Gattungsgehörigkeit , zu  der  ich 
mich  zuerst  wende,  ist  indessen,  seitdem  Cor  da  jene  Ver- 
muthung geäussert  hat,  von  Germar  in  der  oben  ange- 
zeigten Abhandlung  von  neuem  berührt,  und  auf  Grund  ei- 
ner grossem  Reihe  von  Exemplaren,  was  bei  ihrer  Unvoll- 
ständigkeit auch  gewiss  unerlässlich  ist,  dahin  entschieden, 
dass  die  ursprüngliche  Gattungsbestimmung  des  Grafen 
Münster  aufrecht  zu  erhalten  sei.  Man  müsse  nämlich 
unter  Sigillaria , wie  es  dort  heisst,  diejenigen  Stämme  be- 
greifen , „ die  mit  einem  deutlichen  Markcylinder  versehen 
waren,  von  welchem  aus  Markstrahlen  nach  der  Peripherie 
liefen,  deren  Stamm  mit  erhabenen,  spiralförmig  gestellten 
Blattpolstern  bedeckt  war,  auf  deren  Blattnarben  zwei  bis 


179 


drei  Warzen,  von  durchgehenden  Gefässbündeln  abstam- 
mend, sichtbar  werden  und  deren  Blätter  lang  und  schmal 
waren.“  Nun  treffen  diese  Merkmale  zwar  im  Allgemeinen 
den  Charakter  der  Sigillaria , keineswegs  finde  ich  dieselben 
aber  auf  unsere  Pflanzen  alle  zutreffend,  und  andererseits 
sind  mir  bei  ihnen  andere  entgegengetreten,  welche  weder 
hier  noch  in  den  systematischen  Schriften  dem  Genus  Sigil- 
laria zuerkannt  sind.  Um  daher  Weitläuftigkeiten  zu  ver- 
meiden, darf  ich  die  Widerlegung  der  Germar’ sehen  An- 
sichten in  die  negirende  Seite  meines  Beweises  als  involvirt 
betrachten,  indem  ich  denselben  gegen  die  vollständigem 
und  präeisern  Termini  richte,  welche  U n g e r in  seinen  ge- 
nera  et  species  plant,  foss.  theils  im  Familien  - theils  im 
Genus-Charakter  der  Sigillaria  gegeben  hat.  Unger  führt 
zwar  auch  die  S.  Sternbergi  mit  als  Art  auf,  aber  als  spe- 
cies nonduin  descripta  auf  Auctorität  des  G öpp er t’ sehen 
Journals,  so  dass  sein  von  den  ächten  Sigillarien  der  Stein- 
kohlen abstrahirtes  Bild  nicht  im  mindesten  durch  diese 
fremdartige  Gestalt  verwischt  werden  konnte.  Legen  wir 
diesen  Maassstab  im  Einzelnen  an,  so  werden  auch  die  po- 
sitiven Charaktere  hervortreten. 

Ein  senkrechter  Querschnitt  unserer  Stämme  zeigt  1) 
einen  kreisförmigen  Cortikalring  aus  einer  höchst  bröcklich- 
ten,  glänzend  schwarzen  Kohle,  an  der  jede  histiologische 
Untersuchung  bisher  gescheitert  ist.  Aus  der  vortrefflichen 
Erhaltung  der  Oberfläche  der  von  ihr  eingeschlossenen  Stein- 
kerne und  der  umgebenden  Matrizen,  wie  aus  der  nahe  kreis- 
förmigen Gestalt  des  Querschnitts  lässt  sich  auf  ein  ziem- 
lich derbes  und  dauerhaftes  Gewebe  in  ihm  schliessen. 
Wahrscheinlich  war  er  auch  von  Gefässbündelpartien  durch- 
zogen, welche  von  hier  in  die  häufigen  Blätter  verliefen. 
Der  jetzt  strukturlose  Ring,  dessen  Dicke  höchstens  i/i“ 
beträgt  umschliesst  einen  aus  Sandstein  oder  Thon  gebil- 
deten Steinkern,  dessen  Centrum  2)  eine  ebenfalls  mit  Kohle 
erfüllte  Röhre  einnimmt.  Dieses  für  die  Beurtheilung  des 
innern  Baues  so  wichtige  Organ  ist  während  der  Petrifika- 
tion den  zerstörenden  Einflüssen  mehr  unterlegen  als  die 
äussere  Rinde,  fehlt  daher  in  vielen  äusserlich  gut  erhalte- 
nen Exemplaren  ganz  oder  stellenweise,  oder  ist  aus  seiner 

12* 


180 


centralen  Lage  auf  die  untere,  nie  jedoch  auf  die  obere 
Seitenfläche  verschoben , und  zeigt  sich  endlich  nicht  im- 
mer rund  sondern  oft  etwas  platt  gedrückt.  Durch  Ver- 
gleichung und  Combination  lässt  sich  aber  feststellen,  dass 
es  wesentlich  central,  von  rundem  oder  polygonärem  Quer- 
schnitt mit  vorspringenden  Kanten  gewesen  sei  und  den 
Stengel  seiner  ganzen  Länge  nach  durchsetzt  habe.  Seine 
Dicke  ist  im  Verhältniss  zu  der  des  ganzen  unbeträchtlich, 
da  im  Mittel  sein  Durchmesser  nur  i/i2  des  Stengel-Diame- 
ters  beträgt.  Das  Innere  desselben  besteht  aus  loserem 
bräunlich  gefärbten  Kohlenstaube , der  äussere  Rand  aus 
schwarzer  bröcklichter  glänzender  Kohle , ganz  gleich  der 
äussern  Rinde,  in  der  ich  durch  das  Mikroskop  auch  noch 
keine  Elementarorgane  habe  entdecken  können.  — 3.  Zwi- 
schen jenen  beiden , durch  kohlige  Reste  charakterisirten 
Theilen  bleibt  der  bei  weitem  grösste  Raum  des  Quer- 
schnitts von  Gesteinsmasse  eingenommen  , in  der  nur  sel- 
ten, in  besser  conservirten  Stücken,  Andeutungen  einer  frü- 
hem Struktur  zurückgeblieben  sind.  Diese  bestehen  in  koh- 
ligen  Lamellen,  welche  vom  Centralorgan  ausgehend  mehr 
oder  weniger  weit,  bald  gerade  bald  gekrümmt  zur  Periphe- 
rie, oder  umgekehrt  in  deutlicher  Verbindung  mit  dem  Cor- 
tikalring  nach  dem  Innern  zu  verlaufen.  Da  der  Stein  in 
der  Richtung  derselben  leichter  spaltet,  so  ist  es  mir  ge- 
lungen diese  Lamellenflächen  auch  auf  Längsschnitten  in 
weiterer  Erstreckung  bloss  zu  legen  und  mich  zu  überzeu- 
gen , dass  es  in  der  That  Flächen  und  nicht  einzelne  Fä- 
den seien.  Wie  ich  schon  früher  auseinandergesetzt*),  las- 
sen diese  Ueberbleibsel  in  Verbindung  mit  der  Art  und 
Weise,  wie  die  Stengel  von  der  Sa*id-  und  Thonmasse  er- 
füllt sind,  keine  andere  Erklärung  zu,  als  dass  sie  die  letz- 
ten Reste  von  radieilen  Scheidewänden  sind,  welche  zwi- 
schen Rinde  und  Centralorgan  ausgespannt  waren  und  grosse 
im  Kreise  um  letzteres  angeordnete  Luftkanäle  trennten. 
Die  umgeworfenen , durchbrochenen , in  ein  schlammiges 
Wasser  gefallenen  Stengel  nahmen  in  diesen  grossen  Luft- 
lücken den  Sand  und  Thon  auf,  während  durch  Fäulniss 


) Diese  Zeitschrift.  Jahrg.  1853.  Juli-Heft  p.  1 — 6.  Taf.  1.  2. 


181 


oder  äussere  Gewalt  die  zarteren  Scheidewände  rissen  und 
entweder  ganz  zerstört  wurden,  oder  bald  von  der  Periphe- 
rie, bald  vom  Kerne  sich  lösend  in  regelloser  Weise  zwi- 
schen der  Gesteinsmasse  zurückblieben  und  verkohlten. 
So  erklärt  sich  allein  der  Mangel  aller  Struktur  und  son- 
stiger Ueberbleibsel  in  dem  breiten  Steinringe,  so  allein  die 
scharfe  Begränzung  des  Centralkörpers  und  seine  Verschie- 
bung bis  in  die  untere  Fläche,  was  nur  bei  einem  so  losen 
Zusammenhänge  mit  den  peripherischen  Theilen  geschehen 
konnte.  Dass  aber  die  radieilen  Scheidewände  aus  .sehr 
lockerem  Gewebe  bestanden  haben,  dafür  spricht  die  äusserst 
dünne  Kohlenlamelle,  welche  sie  zurückgelassen.  Vermu- 
then  darf  man,  dass  in  ihnen  auch  Gefässbündel  vom  Cen- 
trum zur  Peripherie  verliefen.  Nach  frühem  Beobachtun- 
gen konnte  ich  ihre  Anzahl,  also  auch  die  der  dazwischen 
liegenden  Luftlücken  als  nur  wahrscheinlich  auf  4 angeben ; 
an  einigen  besonders  günstigen  Durchschnitten  hat  sich 
dieselbe  aber  höher  herausgestellt.  Und  wenn  auch  nur 
einige  dieser  Lamellen  sich  weiter  verfolgen  lassen , so  ist 
die  Andeutung  einer  grossem  Anzahl  doch  in  der  mehrrip- 
pigen  Gestalt  des  Centralkörpers  gegeben , da  von  jeder 
Rippe , nach  den  bessern  Exemplaren  zu  schliessen , eine 
solche  ausging.  Der  Querschnitt  erscheint  daher  wie  ein 
Stern  mit  längeren  und  kürzeren  Strahlen.  Nach  diesen 
Beobachtungen  scheint  mir  die  Zahl  derselben  zwischen  8 
und  13  zu  liegen. 

Vergleichen  wir  nun  die  dargelegte  Struktur  mit  der 
Sigillarien  -Familie  , so  springen  wesentliche  Unterschiede 
sogleich  in  die  Augen:  1)  im  gegenseitigen  Grössenver- 

hältnisse der  einzelnen  Organringe.  Die  Cortikalpartie, 
zu  der  wir  auch  die  Luftlückenzone  rechnen  müssen  , ist 
so  überwiegend,  und  der  Markcylinder,  wenn  er  überhaupt 
vorhanden  , so  verschwindend  klein  , wie  in  keiner  ächten 
Sigillaria.  Aber  auch  der  Ilolzring,  wenn  man  als  solchen 
die  dichtere  Rinde  des  Centralkörpers  gelten  lassen  will, 
erreicht  die  gewöhnliche  Stärke  des  dünnen  Holzes  jener 
noch  lange  nicht.  Dann  !2)  in  der  besondern  Bildung  der 
Organkreise.  Die  innere  Partie  des  Cortikalringes  ist  bei 
den  Sigillarien  zwar  von  loserem  und  daher  häufig  zerstör- 


182 


tem  Zellgewebe  erfüllt ; aber  regelmässige  im  Kreise  ge- 
stellte Luftlücken  mit  radieilen  Scheidewänden  sind  dieser 
Familie  fremd.  Von  dem  wesentlichsten  Charakter  der  Si- 
gillarien  , einem  d opp  eiten  Holzringe  , namentlich  von 
halbmondförmigen  Vorsprüngen  des  innern  in  die  Markröhre 
ist  bei  unsern  Kernen  keine  Spur  zu  entdecken ; ebensowe- 
nig von  Markstrahlen,  was  indessen  weniger  Gewicht  hat, 
da  diese  als  mikroskopische  Objecte  in  der  homogenen  Kohle 
überhaupt  nicht  wahrzunehmen  sind.  Die  sternförmige  Strah- 
lung und  deutliche  Riefung  des  Holzkörpers  nach  aussen 
dagegen  lässt  sich  wieder  nicht  mit  den  Sigillarien  in  Ein- 
klang bringen.  Es  kann  daher  keinem  Zweifel  unterliegen, 
dass  der  Holzring  unserer  Petrefakten  eine  wesentlich  an- 
dere Bildung  ist,  als  der  so  scharf  charakterisirte , nur  in 
den  Eaphorbiaceen  wiederholte,  der  Sigillarien.  Endlich  bleibt 
es  aber  überhaupt  sehr  unwahrscheinlich,  dass  der  erwähnte 
Kern  mit  dem  Holzkörper  vom  Typus  der  Dikotyledonen, 
nämlich  einem  Gefässbündelringe  mit  eingeschlossenen  Mark- 
cylinder  verglichen  werden  könne.  Da  die  mikroskopischen 
Elemente  unbekannt  sind , ist  ein  evidenter  Beweis  dafür 
oder  dagegen  nicht  gut  möglich.  Aber  aus  mehreren  Grün- 
den glaube  ich  das  Rechte  weit  eher  zu  treffen  , wenn  ich 
das  Ganze  für  ein  centrales  Gefässbündel  erkläre,  in  wel- 
chem ein  innerer  Kern  grosser  Gefässe  von  einem  sehr  dich- 
ten Ringe  engerer  Zellen  umgeben  war,  wozu  die  Analogie 
bei  den  Lycopodiaceen  zu  finden  ist.  Dass  wir  nämlich  eine 
cryptogamische  Pflanze  vor  uns  haben,  scheint  mir  der  ganze 
Habitus,  die  Form  des  Wurzelendes  der  Stengel,  die  Wur- 
zeln , Blätter  und  Früchte  zu  bezeugen.  Ist  das  aber  der 
Fall,  so  ist  in  dem  kleinen,  concentrirten  Kerne  weit  eher 
Ein  centrales  Gefässbündel,  als  ein  Kreis  mehrerer  dersel- 
ben mit  eingeschlossenem  Marke  zu  vermuthen , zumal  da 
auch  jede  Andeutung  einer  Trennung  oder  Discontinuität  in 
dem  Kohlenringe  fehlt.  Dass  das  Innere  aus  lockerer  Masse 
bestehen  könne  als  das  Aeussere,  wird  bei  Betrachtung  jetzt 
lebender  Lycopodien  sehr  deutlich.  Durchschneidet  man  näm- 
lich einen  getrockneten  Stengel  von  Lycopodium  clavatum 
oder  complanatum  oder  Chamaecyparissus , so  findet  man  be- 
kanntlich auch  zwei  sehr  verschiedene  Schichten  in  dem 


183 


Centralbündel,  einen  mittelpunktsständigen  Strang  von  gros- 
sen leicht  und  stark  zusammentrocknenden  Gefässen,  um- 
geben von  einem  Kreise  sehr  dichten  Zellgewebes.  Die 
Analogie  erstreckt  sich  aber  noch  weiter , sogar  auf  das 
Rindensystem.  Denn  auch  bei  genannten  Lycopodien  besteht 
dasselbe  aus  der  straffen,  formhaltenden  äussern  Schicht 
und  einer  innern  sehr  breiten  Zone,  deren  loses  Zellgewebe 
im  trocknen  Zustande  schon  halb  verschwunden  ist.  Dass 
an  Stelle  dieser  letztem  bei  unsern  Pflanzen  aus  der  se- 
kundären Periode  Luftlücken  gestanden,  scheint  sich  daraus 
zu  erklären,  dass  sie  Sumpf-  oder  Wassergewächse  waren, 
da  bei  solchen  analoge  Höhlungen  gewöhnlich  sind. 

Von  den  äussern  Organen,  soweit  sie  den  Gattungs- 
charakter bestimmen,  sind  vor  allen  1)  die  Blattnarben  zu 
erwähnen.  Sie  sind  spiralförmig  angeordnet,  mit  einer  ho- 
hen Divergenz , welche  zwischen  ff  und  ff  schwankt. 
Indessen  sinkt  dies  Merkmal  wegen  seiner  Allgemeinheit 
auch  unter  fossilen  Gattungen  zu  geringem  Werthe  hinab. 
Entscheidend,  wie  die  Unger’sche  Definition  zeigt,  kann 
hier  allein  nur  die  Form  der  Blattpolster,  Gestalt  der  Nar- 
ben und  Bildung  ihrer  Oberfläche  sein.  Diese  Punkte  bei 
unsern  Resten  festzustellen  macht  die  Beschaffenheit  der 
kohligen  Rinde  schwierig,  welche  selbst  an  frisch  aus  der 
Lagerstätte  gehobenen  Stücken  eine  staubige,  unbestimmte 
leicht  verwischbare  Decke  bildet;  erst  nachdem  sie  mit  ei- 
ner weichen  Bürste  entfernt  ist,  tritt  die  gewöhnlich  scharf 
gezeichnete  Oberfläche  des  Steinkerns  hervor.  Wie  weit 
vermag  aber  diese  letztere  jene  zu  vertreten  oder  zu  sup- 
pliren?  Die  Antwort  dieser  Frage  lässt  sich  nur  durch  Ver- 
gleichung der  betreffenden  Matrizen  ermitteln.  So  oft  es 
mir  nun  geglückt  ist,  die  letztem  zu  erlangen,  habe  ich 
die  grösste  Uebereinstimmung  zwischen  ihrer  und  der  Ober- 
fläche des  darin  liegenden  Steinkerns  bemerkt,  welche  sich 
bis  auf  die  feinem  Gefässbündelnarben  erstreckt,  weil  zwi- 
schen beiden  die  nur  papierdicke  Kohlenschicht  allen  Flä- 
chenformen folgt*).  Da  aber  die  Matrize  der  unmittelbare 
Abdruck  der  ursprünglichen  Oberfläche  ist , so  dürfen  wir, 


')  Taf.  6.  Fig.  3 


184 


namentlich  bei  der  Seltenheit  wohl  erhaltener  Matrizen, 
auch  den  Steinkernen  genügende  Beweiskraft  in  Bezug  auf 
die  Bildung  der  Oberfläche  zu  erkennen.  — Letztere  weicht 
nun  wesentlich  von  der  der  Sigillarien  ab.  Denn  erstlich 
befinden  sich  die  Blattnarben  nicht  auf  polyedrischen,  erha- 
benen Blattpolstern,  sondern  liegen  entweder  in  elliptischen 
Vertiefungen,  oder  auf  erhabenen  Längsrippen  des  Stengels, 
oder  sind  von  unten  durch  ein  keilförmiges  Blattpolster 
gestützt.  Ferner  zeigen  die  Blattnarben  keine  der  For- 
men, durch  welche  sich  die  Sigillarien  auszeichnen,  sondern 
sind  eigenthümlich  hufeisenförmig,  mit  nach  oben  gerichte- 
ten Schenkeln.  Drittens  weicht  auch  die  Zahl  der  Gefäss- 
bündelnarben  auf  den  Blattnarben  von  der  Regel  der  Sigil- 
larien ab.  Denn  zwischen  den  Schenkeln  des  Hufeisens 
liegt  nur  eine  einzige  und  längliche  Narbe  des  Gefässbün- 
dels.  Endlich  stehen  die  Blattnarben  unserer  Stämme  mit 
einer  oder  zwei  merkwürdigen  Furchen  in  Verbindung,  wel- 
che bei  einigen  als  einzelne  Linie,  bei  andern  als  zwei  pa- 
rallele oder  divergirende  Linien  längs  des  Stengels  1/-2 — 21/2// 
nach  oben  verlaufen  und  plötzlich  zugespitzt  endigen.  Hier- 
durch erhalten  sie  ein  sehr  positives,  leicht  kenntliches  Un- 
terscheidungsmerkmal nicht  bloss  gegen  die  Sigillarien,  son- 
dern auch  weiterhin.  2)  Die  Blätter,  deren  Reste  man  in  eini- 
gen thonigen  Zwischenschichten  des  Sandsteines  überaus  häu- 
fig findet,  zeigen  wenig  für  den  Gattun gscharacter  bemerkens- 
werthes.  Sie  sind  aus  verbreiterter  Basis  verschmälert  lang 
lanzettförmig , an  den  Spitzen  der  Stengel  aber  lanzettförmig. 
An  sehr  glatten  Abdrücken  auf  feinem  Thon  hat  mir  neuerdings 
das  Microscop  etwas  von  parenchymatischer  Stuctur,  mit 
oblongen  Zellen,  und  eine  Andeutung  eines  dreifachen  pa- 
rallelläufigen Nerven  gezeigt.  Weit  interessanter  ist  3)  die 
Erhaltung  ihrer  Früchte  theils  in  einzelnen  getrennten  Ab- 
drücken, theils  im  Zusammenhänge  mit  ihren  Stengeln  in 
ganzen  Fruchtähren.  Die  erstem  fand  ich  in  Gesellschaft 
mit  den  erwähnten  Blattresten  und  breitgedrückten  Stämmen 
in  denselben  Thonschichten,  so  dass  ihre  Zusammengehö- 
rigkeitnicht  zu  bezweifeln  war.  Ihre  Formen,  wie  ich  schon 
früher*)  bemerkt  habe,  stimmen  vollkommen  mit  denen  über- 


')  Zur  Sigillaria  Slernbcrgi.  A.  a.  0. 


185 


ein,  welche  ein  im  Besitze  des  Hüttenmeister  Bischof  zu 
Mägdesprung  befindliches  Stengelexemplar  aufweist,  an  dem 
sie  noch  im  ursprünglichen  Fruchtstandc  neben  und  über- 
einander sitzen,  dass  wir  nicht  anstehen,  dies  wichtige  Or- 
gan dem  Gattungscharacter  einzuverleiben.  Die  Fruchtkap- 
seln , denn  so  werden  sie  zu  nennen  sein , waren  demnach 
von  rundlicher  Form,  an  Grösse  einer  Hasel-  bis  Wallnuss 
gleich , an  der  Basis  etwas  vorgezogen , und  vom  Rücken 
her  mehr  oder  weniger  zusammengedrückt.  Ein  über  1'" 
breiter  Rand,  welcher  die  Abdrücke  der  Kapseln  an  ihrer 
obern  Seite  umgiebt,  dürfte  entweder  als  ein  flügelartiger 
Fortsatz,  oder  besser  vielleicht  als  der  vorragende  Theil 
einer  rundlichen  Bractee  zu  deuten  sein,  welche  mit  der 
Frucht  abfallend  an  ihr  sitzen  blieb.  Der  Fruchtstand  war 
ährenförmig,  wahrscheinlich  gipfelständig  und  schopfig. 
Sieht  man  auch  von  den  Conjecturen  ab,  die  man  zur  Er- 
gänzung des  Fehlenden  und  Entstellten  zu  machen  versucht 
ist,  so  spricht  sich  in  diesen  Theilen  nochmals  eine  Ana- 
logie zu  den  Lycopodiaceen  aus.  Verlassen  aber  wird  die- 
selbe 4)  in  der  Form  des  Wurzelendes  des  Stengels.  Die- 
ser absonderliche  Theil  ist  vorzüglich  vermögend,  die  Auf- 
merksamkeit selbst  des  Laien  auf  die  versteinerten  Stämme 
unserer  Steinbrüche  zu  lenken.  Der  Vergleich  mit  einem 
bergmännischen  Kronbohrer,  den  Germar  aufstellt,  ist  in  der 
That  sehr  treffend,  nur  dass  jede  Schneide  durch  zwei,  sich 
nicht  immer  ganz  berührende  Flächen  gebildet  wird,  und 
keine  gerade  sondern  an  den  Enden  nach  oben  geschwun- 
gene Linie  ist.  Die  zu  einer  sehr  breiten,  quadratisch  ab- 
gerundeten Fläche  ausgedehnte  Basis  des  Stengels  ist  gleich- 
sam mit  den  vier  Zipfeln  nach  unten  zusammengenommen, 
und  die  neben  einander  liegenden  Ränder  dann  zusammen- 
geknifft. Diese  eigenthümliche  Bildung  der  Stengelbasis 
wird  nie  vermisst,  wenn  man  letztere  vor  sich  hat.  Auch 
die  vollständig  plattgedrückten  und  jüngsten  Stengel,  die 
man  beim  häufigen  Mangel  der  Blattnarben  sonst  für  Schilf- 
bänder halten  könnte , zeigen  die  deutlichsten  Spuren  da- 
von. Bei  ihnen  sind  indessen  die  Vorsprünge  nicht  spitz, 
wie  bei  ältern  Individuen,  sondern  abgerundete,  halbkugel- 
förmige Buckel.  Auf  das  Bestimmteste  muss  ich  aus  die- 


186 


sem  Grunde  und  überhaupt  bestreiten,  dass  die  Vorsprünge 
„ die  Anfänge  abgebrochener  Wurzeln  “ seien , wie  Germar 
meint.  Sie  sind  vielmehr  einst  im  Wesentlichen  dort  eben 
so  abgeschlossen  gewesen,  wie  wir  sie  jetzt  finden,  also 
keine  Wurzeln , sondern  durchaus  zum  Stamme  gehörig. 
Solcher  Exemplare,  an  denen  die  eigentlichen  Wurzeln  noch 
ansitzen , sind  mir  schon  so  viele  vorgekommen , dass  ich 
fest  behaupten  kann  die  Pflanze  habe  nur  Zaserwurzeln  ge- 
habt. An  allen  zeigen  sich  wenigstens  die  runden  Narben 
derselben  in  grosser  Anzahl  auf  der  Oberfläche  der  erwähn- 
ten Vorsprünge  und  in  den  Buchten  zwischen  ihnen;  in 
Thonschichten  aber  auch  die  dazu  gehörigen  federspuldicken 
geraden  unverästelten  Wurzelzasern.  Dass  man  daher  den 
Wohnsitz  unserer  Gewächse  nicht  anderwärts  zu  suchen 
brauche,  als  wo  sie  jetzt  lagern,  habe  ich  schon  früher  her- 
vorgehoben. 

Diese  ausserordentliche  Bildung  des  Stammendes,  zu 
der  uns  die  lange  Reihe  der  Sigillarien  kein  weiteres  Bei- 
spiel liefert,  zu  der  wir  sogar  im  ganzen  übrigen  Pflanzen- 
reiche kaum  schwache  Analogieen  aufzufinden  wissen  — 
die  nächste  liegt  wohl  in  Isoetes  — , eine  so  präcise  Ge- 
staltung bloss  als  Eigenthümlichkeit  aufzufassen , „ welche 
nur  die  Art,  nicht  die  Gattung  bezeichnen  könne,  scheint 
mir  unmöglich;  und  da  sie  sich  bei  sonstigen  Verschieden- 
heiten an  allen  Formen  unserer  Pflanzen  übereinstimmend 
wiedergefunden  hat,  erblicke  ich  vielmehr  darin  ein  vorzüg- 
liches Gattungsmerkmal,  das  kräftig  genug  ist,  auch  beim 
Mangel  jedes  andern  Kriteriums,  selbst  in  dem  plattgedrück- 
ten und  entstellten  Stengel  eine  Plenromoia  erkennen  zu 
lassen. 

Aus  der  Untersuchung  der  einzelnen  Theile  geht, 
glaube  ich,  genugsam  hervor,  dass  unsere  Versteinerungen 
in  der  Gattung  Sigillaria  ihre  Stelle  nicht  haben  können. 
Aber  auch  in  den  andern  schon  vorhandenen  Gattungen 
der  Lycopodiaceae  und  verwandter  Familien,  in  deren  Kreis 
sie  olfenbar  gehören,  können  sie  ihn  ohne  einen  kaum  ge- 
ringeren Zwang  nicht  finden.  Denn  das  eigenthümliche 
Ende  und  die  Einfachheit  des  Stammes,  die  regelmässigen 
Luftlücken  und  die  Blattnarben  mit  ihren  Längslinien  wür- 


187 


den  immer  nur  zu  Artverschiedenheiten  hinabgedrückt  wer- 
den und  vereinzelt  bleiben,  während  sie  doch  ihrer  Wich- 
tigkeit und  Uebereinstimmung  nach  Anspruch  auf  höhere 
Geltung  haben.  Mir  schien  es  daher  angezeigt,  den  Vor- 
schlag Corcla’s  auszuführen  und  eine  neue  Gattung  zu  be- 
gründen. 

l’Umroinoia  »ov.  gen. 

Trunci  simplices,  colnmnares,  2—3pedalis,  vegetatione  ter- 
minali  crcscentes  , basi  incrassati,  4 -lobati,  lobis  inferne  in  cru- 
cis  formam  complicatis , multis  radicibus  fibrillosis  crassis  mu- 
niti.  Fasciculus  vasorum  centralis,  lamellas  plures  radiales 
magnis  regularibus  lacnnis  separatas  in  circulum  corticalem 
emittens.  Cortex  laevis  vel  costata , vel  foveata , cicatricibus 
foliorum  spiraliter  divergenlia  ff  — ff  dispositis  notata.  Ci- 
catrices  pulvinulis  insidentes  vel  epulvinatae , subhippocrepicae , 
cruribus  superne  directis  cicatriculam  vascularem  unicam  oblon - 
gam  amplectentes.  Cruces  in  unam  vel  duas  parallelas  vel  di- 
vergentes lineas  longiores  minores  cauli  impressas  abeuntes.  Fo - 
lia  decidna,  e basi  dilatata  oblonga  vel  lanceolata , subenervia. 
Fructus  capsulares , orbiculares,  dorso  compressi,  basi  protracti, 
spicam  terminalem  densam  formantes , bracteis  rotundatis  insi- 
dentes. 

Die  natürliche  Verwandschaft  setzt  dieselbe  in  die  Nähe 
der  Lycopodiaceae.  Ob  sie  ihnen  indess  ohne  Weiteres  un- 
terzuordnen sei,  muss  ich  für  jetzt  noch  in  Zweifel  lassen. 

Innerhalb  des  Gebietes  unserer  Gattung,  das  sich,  so 
viel  mir  bewusst,  nur  über  die  unter  dem  Namen  Sigillaria 
Sternbergi  gehenden  Petrefakten  ausdehnt,  findet  man  Form- 
unterschiede, welche  auf  bestimmt  distinguirte  Arten  hin- 
weisen.  Germar,  der  eine  grössere  Reihe  von  Exemplaren 
zu  untersuchen  Gelegenheit  hatte,  ist  freilich  dieser  Ansicht 
nicht , sondern  sucht  alle  auf  einen  Grundtypus , nämlich 
diejenige  Form  zurückzuführen,  welche  ich  Pleuromoia  Ger - 
mari  genannt  habe,  und  bemüht  sich  alle  Abweichungen 
davon  aus  den  zerstörenden  und  entstellenden  Einflüssen 
abzuleiten,  denen  die  Stengel  vor  und  während  ihrer  Petri- 
fikation gewesen  wären.  Sein  Nachweis  bezieht  sich  in- 
dessen nur  auf  die  besonders  häufige  Form,  welche  als  PI. 
Sternbergi  unten  beschrieben  wird,  da  ihm  die  so  ausge- 


188 


zeichnete  Pleuromoia  costata  gänzlich  gefehlt  zu  haben  scheint, 
deren  gar  nicht  Erwähnung  geschieht,  während  er  von  der 
vierten  Art  wenigstens  die  dreieckigen  Blattpolster  be- 
schreibt, in  denen  er  die  einst  allgemeine  Form  erkannt 
haben  will.  Die  Frage  stellt  sich  nun  allgemein  so:  kann 
eine  zufällige  zerstörende  Kraft  ebenso  regelmässige  Ge- 
staltungen zurücklassen,  wie  die  organische  Thätigkeit  einst 
gebildet  hat  ? Von  den  hufeisenförmigen  Narben  des  Grund- 
typus mit  zwei  divergirenden  Linien*)  meint  Germar,  sei 
der  eine  Schenkel  und  die  eine  Linie  abgerieben,  und  so 
die  Form  mit  länglicher  Narbe  und  einer  Linie  entstanden. 
Sollten,  wenn  dies  richtig  wäre,  nicht  Exemplare  vorgekom- 
men sein,  an  denen  wenigstens  einige  Narben  verschont  ge- 
blieben wären?  Und  dies  müsste  man  um  so  mehr  erwar- 
ten, als  bei  diesen  Formen  die  Narben  so  vertieft  liegen, 
dass  man  überhaupt  nicht  begreift,  wie  sie  eher  ahgeriehen 
sein  sollten , als  die  hervorragenden  Kanten  des  Stengels, 
welche  nichts  von  solchen  Vorgängen  darthun.  Nun  zeigen 
sich  aber  die  angeblich  theilweis  zerstörten  Blattnarben  eben 
so  regelmässig  und  übereinstimmend  an  so  vielen  Stengeln 
gebildet,  dass  man  berechtigt  ist,  auch  in  ihnen  eine  selb- 
ständige Bildung  anzunehmen.  Dass  alle  diese  Reste  je- 
doch wegen  der  Art  ihrer  Versteinerung  mehr  oder  weni- 
ger ihr  ursprüngliches  Aeussere  eingebüsst  haben , will  ich 
keineswegs  in  Abrede  stellen,  bin  sogar  der  Meinung,  dass 
die  staubige  Beschaffenheit  der  Rinde  es  überhaupt  unmög- 
lich macht,  eine  genügend  klare  Vorstellung  von  ihrer  Ober- 
flächenbildung zu  erlangen,  um  daraus  scharfe  specifische 
Kriterien  zu  ziehen.  Als  vorzüglichste  Basis  der  Arten 
habe  ich  vielmehr  den  von  der  kohligen  Rinde  gereinigten 
Steinkern  benutzt.  Denn  auf  ihm  findet  man  fast  immer 
scharfe  und  deutliche  Zeichnung.  Hierzu  hielt  ich  mich 
berechtigt,  weil  bei  dem  Mangel  anderer  besserer  Unter- 
scheidungsmerkmale an  fossilen  Organismen  jeder  dazu 
taugliche  Theil  seinen,  freilich  relativen,  Werth  hat,  und 
weil  die  Regelmässigkeit  jener  Zeichnung  beweist,  dass  die 
Steinkerne  eben  so  sehr  an  den  specifischen  Differenzen 


*)  A.  a.  0.  Fig.  8. 


189 


Theil  genommen  haben  müssen,  wie  die  Oberfläche  des 
Stengels  selbst,  wofür  ausserdem  die  schon  oben  erwähnte 
Uebereinstimmung  der  Matrizen  spricht,  lieber  die  Artge- 
hörigkeit  der  Blätter  und  Früchte  können  nur  Vermuthun- 
gen aus  der  Gemeinsamkeit  der  Lagerstätten  geschöpft 
werden. 

Die  vier  Arten,  welche  ich  bis  jetzt  unterschieden  habe, 
sind  folgende: 

1)  Pleuroinoia  Gcrinari  n.  spec.  (Taf.  5.  Fig.  1.) 

Caule  sinuoso.  Sinus  cicatricibus  foliorum  impressis  spi - 
raliter  divergentia  j f dispositis  notati.  Cicatrices  epulvinatae 
obcordatae  vel  reniformes  bicrures  cruribus  cicatriculam  vascu - 
larem  unicam  amplectentes  supra  in  lineas  duas  duplicatas  di- 
vergentes subarcuatas  saepe  brevissimas  exeuntibus. 

Fundort:  Die  obersten  weissen  Schichten  des  bunten 
Sandsteins  bei  Bernburg,  vorzüglich  auf  dem  rechten  Saal- 
ufer an  der  Fuhne. 

Diese  Art,  welche  durch  ihre  breit  herz-  fast  nieren- 
förmigen vertieften  Blattnarben  und  die  beiden  kurzen  di- 
vergirenden  Linien,  von  denen  jede  wieder  aus  zweien  be- 
steht, kenntlich  ist,  gehört  nicht  zu  den  häufigsten.  Die 
Linien  zeigen  sich  besonders  an  den  Wurzelenden  deutlich, 
während  sie  in  grösserer  Höhe  am  Stamm  sehr  kurz  und 
oft  so  genähert  sind,  dass  man  sie  in  den  Ausbuchtungen 
des  Stengels  oft  nicht  mehr  unterscheiden  kann,  weil  sie 
dort  wahrscheinlich  gar  nicht  dem  Steinkern  imprägnirt  sind. 

55)  Flenromoia  Sternliergi  nov.  spec.  (Taf.  5.  Fig.  2.) 

(Sigillaria  Sternbergi  Mstr.  Germ.  z.  Theil.) 

Caule  sinuoso.  Sinus  cicatricibus  foliorum  spiraliter  di- 
vergentia dispositis  impressis  notati.  Cicatrices  epulvinatae 
longe  obovatae  bicrures  cruribus  conniventibus  cicatriculam  va- 
scularem  linearem  amplectentibus , in  lineam  unicam  usque  ad 
2-uncialem  largam  acutam  exeuntibus. 

Fundort : Mit  voriger  auf  beiden  Saalufern. 

Der  vorigen  Art  verwandt,  unterscheidet  sie  sich  doch 
leicht  durch  die  schmalen,  länglichen  Blattnarben,  deren 
Schenkel  zusammenneigend  die  linienförmige  Gefässbündel- 
narbe  einschliessen  und  in  eine  gemeinsame  breitere  fur- 
chenartige Linie  auslaufen,  welche  weit  länger  als  bei  jener 


190 


ist  und  zugespitzt  endigt.  Sie  gehört  zu  den  häufigsten, 
und  da  ein  besonders  alter  Bruch  an  der  Fuhne  sehr  er- 
giebig daran  gewesen,  zu  den  bekanntesten  und  scheint  da 
her  vor  allen  den  Beinamen  zu  fordern,  den  sie  hier  erhal- 
ten hat. 

3)  Plenromoia  co statu  nov.  spec.  (Taf.  6,  Fig.  3.  4.  Taf.  7,  5.) 

Caule  costato.  Costae  ex  cicatricibus  foliorum  prominen- 
tibus  divergentia  dispositis  incipientes  superne  mox  excur- 
rentes. Cicatrices  pulvinis  exiguis  suffultae,  infra  large  supra 
longe  ovatae  bicrures,  cruribus  exsertis  cicatriculam  vascularem 
linearem  includentibus  in  lineas  duas  par allelas  excurrentibus. 
Lineae  1 — 3 -unciales  saepe  in  dorso  costarum  in  unicum  sul- 
cum  acuminatum  confluentes. 

Fundort:  Mit  vorigen.  Besonders  häufig  auf  dem 

linken  Saalufer  bei  Waldau. 

Diese  Art  ist  die  ausgezeichnetste  und  durch  die  er- 
habenen , von  Polstern  getragenen  Blattnarben , welche  in 
zwei  parallele  oder  eine  einzige  Furche  auf  dem  Rücken 
der  Stengelkanten  auslaufen,  sehr  leicht  von  allen  übrigen 
Arten  zu  unterscheiden.  Von  ihr  kennt  man  die  längsten 
und  grössten  Exemplare.  Das  Aussehen  der  Oberfläche  än- 
dert sich  aber  nach  der  Spitze  zu  oft  sehr.  Die  Kanten 
des  Stengels  werden  niedriger,  die  Linien  kürzer  und  die 
Narben  erscheinen  sogar  vertieft.  Jedenfalls  eine  Wirkung 
der  Verschrumpfung  der  jüngern  fleischigem  Theile.  Zu 
ihr  gehören  wahrscheinlich  auch  viele  der  Früchte,  die  man 
im  Waldauer  Bruche  findet,  und  das  B i s c h o f f ’ sehe  Exem- 
plar der  Fruchtähre. 

4)  E’leuromoia  plana  nov.  spec.  (Taf.  7.  Fig.  6.) 

Caule  plano  vel  subundulato  cicatricibus  foliorum  diver- 
gentia dispositis  impressis  notato.  Cicatrices  longe  obova- 
tae  bicrures  pulvinis  acute  trigonis  suffultae.  Crures  superne 
divergentes,  cicatriculum  vascularem  linearem  includentes,  in  li- 
neam  brevem  vix  notatam  saepe  evanescentem  exeuntes. 

Fundort : Ebenfalls  die  weissen  obersten  Schichten 

des  bunten  Sandsteins  bei  Bernburg  an  den  Ufern  der  Saale 
und  Fuhne,  namentlich  die  thonigen  Zwischenschichten. 


191 


Sie  hat  mit  Pl.  Sternbergi  die  meiste  Aehnlichkeit,  un- 
terscheidet sich  aber  hinlänglich  durch  den  ebenen  Stengel, 
die  langen,  aber  fast  gestutzten  Narben,  die  schwachen  oft 
ganz  fehlenden  und  immer  kürzern  Linien  und  die  scharf 
dreieckigen  Blattpolster,  von  denen  Germar  ein  ausge- 
zeichnetes Exemplar  darstellt  *) , und  die  minder  vollkom- 
men, nämlich  platt  gedrückt,  auf  allen  frisch  mit  der  koh- 
ligen  Rinde  herausgenommenen  Stücken  erscheinen.  Bes- 
ser erhaltene  Exemplare  wird  man  daher  nicht  leicht  ver- 
wechseln. Ein  freilich  sehr  relatives  Unterscheidungsmerk- 
mal ist  auch  die  grössere  Nähe,  in  welcher  die  Blattnarben 
zu  einander  stehen.  Zu  dieser  Form  gehören  wahrschein- 
lich auch  die  meisten  Früchte,  Blätter  und  Stammenden  mit 
ansitzenden  Wurzeln , welche  man  in  den  Thonschichten 
des  Waldauer  Bruches  so  häufig  findet ; denn  zwischen  die- 
sen Resten  sieht  man  ihre  plattgedrückten  Stengel  in  gros- 
ser Menge.  Die  Pflanze  scheint  daher  den  Thonboden  ge- 
liebt zu  haben,  aber  weit  kleiner  und  debiler  als  ihre  rie- 
senartigen Schwestern  gewesen  zu  sein. 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Taf.  V.  Fig.  1.  Slammstück  nahe  der  Wurzel  von  Pleuromoia  Gerraani.  3/*  nat. 

Fig.  2.  Stammende  der  Pl.  Sternbergi.  3fa  nat. 

Taf.  VI.  Fig.  3.  Matrize  eines  dünnen  Stengels  derselben  in  nat.  Gr.  Fig.  4. 

Halbirtes  Slammstück  der  Pleuromoia  costata. 

Taf.  VII.  Fig.  5.  Stammstück  derselben  aus  der  Mitte.  3/4  nat.  Fig.  6.  Stamm- 
ende der  Pl.  plana. 


')  A.  a.  0.  Fig.  5a  und  5b. 


192 


M i 1 1 h c i 1 u n g e n. 

Versteinerungen  des  Muschelkalkes  von  Lieskau  bei  Halle. 

Der  Muschelkalk  in  der  nähern  Umgegend  von  Halle  musste 
bisher  für  versteinerungsleer  gelten , da  er  ausser  sehr  wenigen  und 
schlechten  Steinkernen  von  Melanienarligen  Gehäusen,  einem  Paar  un- 
deutlichen Myophorien  und  einem  Saurichlhyszahne  nichts  geliefert 
hat.  Schraplau,  Esperstädt  und  Querfurt,  schon  durch  die  Oryctogra- 
phien  des  vorigen  Jahrhunderts  als  reiche  Lagerstätten  bekannt,  wa- 
ren die  nächsten  Localiläten,  an  denen  wir  von  hier  aus  im  Muschel- 
kalk mit  Erfolg  suchen  konnten.  Im  vergangenen  Spätherbste  ent- 
deckte Herr  Oberbergrath  Müller  in  den  Steinbrüchen  des  nah  gele- 
genen Dorfes  Lieskau  eine  Bank  im  Muschelkalk,  die  sich  durch  Reich- 
thum und  vortreffliche  Erhaltung  der  Versteinerungen  auszeichnet  und 
uns  auf  kürzern  Excursionen  schon  eine  herrlichere  Ausbeute  als 
Esperstädt  verspricht. 

Zur  Erläuterung  des  geognostischen  Verhältnisses  theile  ich  die 
eigenen  Worte  des  Hrn.  Oberbergraths  Müller  aus  dessen  Vorträge 
in  der  naturforschenden  Gesellschaft  mit:  „Diese  Bank  überlagert  den 
dünn  geschichteten,  bläulichen,  zum  Brennen  benutzten  Muschelkalk, 
welcher  in  dieser  Gegend  von  Osten  nach  Westen  streicht  und  ppt. 
15  Grad  nach  Mittag  einfällt,  gleichförmig,  und  bildet  die  unterste 
circa  l4/2  Fuss  starke  Lage  eines  dick  geschichteten,  überhaupt  etwa 
5 Fuss  mächtigen,  wenig  festen , porösen,  sandigen,  gelblich  weissen 
Kalkes,  der  dolomitisches,  dem  Schaumkalk  (Mehlbalz)  ähnliches  An- 
sehn zeigt,  nach  oben  immer  feinkörniger,  erdiger  und  weisser  wird, 
an  der  Zunge  hängt  und  abfärht  und  leer  an  Versteinerungen  wird, 
die  sich  jedoch,  wenn  auch  weit  weniger  ausgezeichnet,  im  darüber 
liegenden  Abraum,  namentlich  in  einem  röthlichen  ungeschichteten,  zu 
Bausteinen  verwendeten  Kalkstein  wieder  einfinden.  Jene  versteine- 
rungsreiche Bank  ist  bis  jetzt  nur  nur  in  dem  östlichsten  Bruche,  also 
nahe  an  der  Gränze  des  gegen  Osten  vorliegenden  Braunkohlengebir- 
ges, wenige  hundert  Schritt  nördlich  von  Lieskau  wahrgenommen 
worden,  sie  verliert  ihren  dolomitischen  Character,  ihre  Weichheit 
und,  wie  es  scheint,  die  Führung  von  Versteinerungen  schon  in  den 
beiden  zunächst  nach  Westnordwest  folgenden  Brüchen,  in  dem  letz- 
ten dieser  beiden  ist  das  feste,  dichte  Gestein  von  dem  darunter  lie- 
genden, bläulichen  Muschelkalke  nur  durch  die  weisse  Farbe  zu  un- 
terscheiden und  dient  wie  dieser  zum  Brennen,  während  die  mehr 
gedachte  Bank  des  östlichsten  Bruches  in  der  chemischen  Fabrik  bei 
Trotha  anderweit  benutzt  wird.“ 

Die  mir  von  Herrn  Oberbergrath  Müller  zur  Bestimmung  freund- 
lichst  mitgetheilten  Versteinerungen  sind  grösstentheils  vortrefflich  er- 
halten, die  Schalen  mit  den  zartesten  Zeichnungen  der  Oberfläche. 
Die  Schnecken  sind  fast  sämmtlich  im  Innern  mit  zierlichen  Rhom- 


193 


boedern  ausgekleidet.  Zugleich  gestattet  das  weiche  Gestein  hei  eini- 
ger Vorsicht  die  völlige  Bioslegung  der  eingeschlossenen  Schalen. 
Nur  in  wenigen  Ilandstiicken  sind  mehr  Steinkerne  als  Schalen  vor- 
handen, doch  gehören  die  bis  jetzt  verglichenen  denselben  Arten  an, 
von  denen  auch  Schalen  vorliegen,  wodurch  die  systematische  Bestim- 
mung nur  an  Interesse  gewinnt.  Folgende  Arten  verdienen  eine  nä- 
here Berücksichtigung : 

Ostrae a suhanomia  Mstr.  Eine  obere  gewölbte  Klappe 
von  1/2  Zoll  Durchmesser,  bis  auf  die  etwas  erweiterte  Vorderseite 
kreisrund.  Die  concentrischen  Anwachsfalten  treten  deutlich  hervor. 
Der  Wirbel  ist  spitz,  die  Wölbung  der  Schale  massig.  Sie  liegt  ganz 
vollständig  und  frei  auf  einer  Trigonia  laevigata  auf  und  gleicht 
dem  Exemplar  h in  Figur  2.  Taf.  79.  hei  Goldfuss. 

Ostraea  spondyloides  Mstr.  In  nur  einem  deutlichen 
Schalenfragment. 

Ostraea  Münsteri  Alb.  Kleine  obere  Schalen  nicht  selten 
und  ganz  den  Abbildungen  hei  Goldfuss  Taf.  79.  Fig.  3.  entsprechend. 

Pecten  discites  Bronn.  Eine  fast  zollgrosse  und  einige 
kleine  Schalen,  die  rechte  Klappe  darstellend.  Das  vordere  Ohr  tief 
S-förmig  gerandet,  aber  nicht  gerade  wie  Goldfuss’s  Figur  10.  Tafel 
98  angibt , auch  das  hintere  Ohr  nicht  so  geradlinig  gerandet,  son- 
dern sehr  sanft  wellenlinig.  Die  Wachslhumslinien  treten  auf  der 
ganzen  Schalenoberfläche  deutlich  hervor  als  sehr  zierliche  eoncentri- 
sche  Linien,  im  miltlern  Theile  werden  sie  stärker,  runzlig.  Die  fei- 
nen Radiallinien  sind  nur  gegen  den  Rand  hin  mit  blossen  Augen 
deutlich  zu  erkennen,  von  der  Mitte  gegen  den  Wirbel  erst  unter  der 
Loupe  zu  verfolgen.  Sie  bilden  flache  Rippen,  die  durch  feine  Fur- 
chen geschieden  sind , und  laufen  ohne  Ordnung  dichotomirend  ge- 
radlinig radial  vom  Wirbel  zum  Rande  nur  gegen  die  seitlichen  Rän- 
der hin  krümmen  sie  sich  schwach.  Die  Schale  ist  übrigens  so  zart 
und  dünn,  dass  ein  Abblättern  der  obern  Schicht  nicht  wohl  jene 
von  Goldfuss  und  Strombeck  hervorgehobene  punctirte  Zeichnung  mit 
stark  gebogenen  Radialstreifen  erwarten  lässt  und  jedenfalls  verdient 
diese  Schale  bei  einer  etwaigen  Auflösung  des  Pecten  discites  in  mehre 
Arten  eine  ganz  besondere  Beachtung. 

P.  laevigatus  Bronn.  Nicht  ganz  zuverlässig  können  die 
vorliegenden  Schalen  dieser  Art  zugeschrieben  werden.  Sie  sind  bis 
3/4  Zoll  gross,  von  dem  Wirbel  bis  zur  Mitte  hin  stark  gewölbt,  die 
ziemlich  gleichen  geradrandigen  Ohren  ohne  Byssus-Ausschnilt  scharf 
von  der  Schale  abgesetzt  und  hierdurch  besonders  unterscheiden  sie 
sich  von  dem  P.  laevig atU/S , auf  dessen  rechte  Klappe  wir  sie  deu- 
ten möchten.  Die  Oberfläche  ist  glatt,  ohne  Radialstreifen  und  ohne 
Wachsthumslinien,  welch  letztere  bei  den  grossem  Schalen  von  P. 
laevigatus  stets  markirt  hervortreten.  Nur  eine  sehr  hochgewölbte 
Schale  der  unsrigen  trägt  starke  Anwachsfalten. 

Monotis  Albertii  Goldf.  Liegt  in  zwei  anderthalbzölligen 
Exemplaren  vor.  Das  vordere  Ohr  ist  deutlich  abgesetzt.  Am  Schloss« 

13 


194 


rande  fand  ich,  so  weit  die  vorsichtige  Reinigung  der  weichen  sehr 
zerreiblichen  Substanz  die  Bioslegung  gestaltete,  keine  Spur  von  Zäh- 
nen oder  Avicula  ähnlichen  Schwielen  Starke  gewölbte  Rippen  strah- 
len von  der  Schalenmilte  dichotomirend  vom  Wirbel  zum  Rande  und 
sind  selbst  auf  den  Ohren  noch  deutlich.  In  ihren  breiten  Rachen 
Zwischenräumen  treten  halb  so  starke  Rippen  auf,  je  eine  und  zwei 
der  stärkern  Rippe  genähert,  nicht  in  der  Mitte  des  Zwischenraumes. 
Ausserdem  schieben  sich  bisweilen  eine  oder  gar  zwei  sehr  feine 
Rippchen  in  die  Zwischenräume  ein.  Die  Zahl  der  stärksten  Rippen 
beläuft  sich  auf  ungefähr  20.  Sehr  feine  zarte  Wachsthumslinien 
durchkreuzen  die  Zwischenräume  und  die  Rippen.  Goldfuss’s  Abbil- 
duug  zeigt  nur  je  eine  schwächere  Rippe  zwischen  zwei  slärkern. 

Lima  lineata  Desu.  Von  dieser  im  thüringischen  Muschel- 
kalk gar  nicht  seltenen  Art  liegen  zwei  Exemplare  vor.  Auf  beiden 
sind  starke  Wachsthumsfallen  vom  Wirbel  an  in  ungleichen  Abstän- 
den vorhanden,  so  starke,  dass  man  in  einzelnen  drei  bis  vier  Lamel- 
len über  einander  zählt.  Die  Schale  des  einen  Exemplars  ist  bereits 
verwittert  und  machen  sich  feine  punctförmige  Perforationen  auf  der- 
selben bemerklich.  Bei  ihr  sind  die  Radialstreifen  am  ganzen  aussern 
Theile  deutlich.  Die  zweite  viel  besser  erhaltene  Schale  trägt  im  gan- 
zen mittlern  Theile  keine  Streifen,  aber  sehr  deutliche  vorn  und  hin- 
ten. Sie  sind  völlig  Rach,  sehr  breit  und  nur  durch  feine  Furchen 
von  einander  geschieden , durch  die  starken  Anwachsfalten  verrückt. 
Auf  dem  kleinen  Ohre  sind  sie  nur  durch  die  Loupe  erkennbar,  wäh- 
rend sie  auf  Sleinkernen  aus  Thüringen  auch  hier  noch  deutlich  und 
stark  ausgebildet  sind.  Gegen  die  Mitte  der  Schale  hin  werden  die 
Radialstreifen  breiter  und  verschwinden.  Wiewohl  die  Schale  2l/2 
Zoll  lang  ist,  beträgt  ihre  Dicke  doch  noch  keinen  halben  Millimeter. 

Gervillia  socialis  Quenst.  Nur  in  einigen  kleinen  Exem- 
plaren mit  einem  sehr  langen  Schlossrande  und  wTenig  scharf  abgesetz- 
lem  Flügel  der  Figur  in  den  Palaeontogr.  I.  Taf.  34.  Fig.  23  bis  auf 
die  schwächern  Anwachslinien  gleich. 

Trigonia  laevigata  Goldf.  Die  gemeinste  Muschel  bei 
Lieskau,  in  kleinern  und  grossem  Exemplaren  vorliegend.  Goldfuss’s 
Abbildung  Taf.  135  Fig.  12 a stimmt  vollkommen,  doch  erreicht  die 
die  Muschel  in  den  grössten  Exemplaren  zwei  Zoll  Länge  am  untern 
Rande.  Die  Einbuchtung  längs  der  gerundeten  Kante  herab  ist  zwar 
deutlich  zu  erkennen,  aber  doch  so  schwach,  dass  sie  keine  ßuchtung 
des  untern  Randes  veranlasst.  Jenseits  der  Kante  auf  der  steil  ab- 
fallenden Fläche  laufen  zwei  seichte  breite  Eindrücke  vom  Wirbel 
zum  Rande,  die  in  Goldfuss’  Figur  angegeben  sind.  Auf  kleinern 
und  noch  Zoll  grossen  Exemplaren  ist  nur  einer  dieser  Eindrücke 
und  zwar  markirter  vorhanden.  Auf  einem  kleinern  Steinkerne  fehlt 
derselbe  so  gut  wie  ganz.  Die  Schale  selbst  ist  dünn  und  glatt,  nur 
in  den  sehr  schön  erhaltenen  Exemplaren  mit  feinen  Anwachslinien. 

v.  Strombeck  vereinigt  die  Tr.  cardissoides  und  Tr.  deltoidea 
Goldf.  Dieselbe  ist  ansehnlich  höher  im  Verhältnis  zur  Länge,  hat 


195 


schmalere,  stärker  vorspringende  und  mehr  eingekrümmte  Wirbel,  ei- 
nen weniger  convexen  Bauchrand  und  gar  keine  Eindrücke  auf  der 
abgeselzten  Fläche. 

Dunker  stellt  Palaeonlogr.  I.  300.  Taf.  35.  Fig.  1.  ein  Lyrio- 
don  elegans  auf  und  betrachtet  Goldfuss’s  L.  curvirostris  nur  als 
Varietät  derselben.  Nach  Abbildung  und  Diagnose  stimmt  L.  elegans 
völlig  mit  Tr.  laevigata  überein  und  L.  curvirostris  entfernt  sich 
doch  nach  Goldfuss  Angaben  zu  weit,  als  dass  man  sie  als  Varietät 
jnterordnen  dürfte. 

Mytilus  eduliformis  Schloth.  Die  einzige  vorhandene 
Schale,  deren  Erhaltung  eine  Vergleichung  zulässt,  ist  nur  etwas  über 
einen  Zoll  lang  und  weicht  durch  den  relativ  viel  kiirzern  Schloss- 
rand und  die  sehr  wenig  concave  Bauchseite  von  Goldfuss’s  und  Bronns 
(Leih.  Taf.  11.  Fig.  4)  ab.  Die  hintere  Hälfte  der  Schale  stimmt  mit 
Goldfuss’  Zeichnung  überein. 

Mytilus  Muelleri  n.  sp.  Eine  sieben  Linien  lange  und 
halb  so  breite,  vorn  verschmälerte,  hinten  erweiterte  und  ziemlich 
stark  gewölbte  Muschel.  Der  kleine  Wirbel  liegt  nah  am  vordem 
Ende,  aber  bildet  dasselbe  nicht,  wie  bei  M.  eduliformis.  Das  vor- 
dere Ende  ist  vielmehr  abgerundet.  Von  dem  Wirbel  zieht  sich  die 
Wölbung  gegen  das  hintere  Drittheil  des  untern  Randes,  so  dass  die 
Wölbung  des  hintern  Theiles  sich  gleichmässig  und  flach  gegen  den 
völlig  abgerundeten  Rand  herabsenkt.  Nach  unten  fällt  die  Wölbung 
nicht  sehr  stark  ab , die  Schale  ist  hier  sanft  eingebogen  und  auch 
der  Rand  schwach  gebuchtet.  Der  gerade  Schlossrand  nimmt  die 
halbe  Länge  der  Schale  ein  und  ist  hinter  dem  Wirbel  durch  eine 
breite  flache  Rinne  abgesetzt,  die  sich  bis  gegen  den  hintern  Rand 
forlzieht.  Vor  der  diagonalen  Wölbung  gehen  fünf  scharfe  Strahlen 
durch  gleich  breite  flache  Zwischenräume  getrennt  vom  Wirbel  zum 
Unterrande,  hinter  der  Wölbung  eben  so  viele  und  eben  so  gestal- 
tete zum  Hinterrande.  Die  Strahlen  lassen  sich  jedoch  nicht  bis  zum 
Wirbel  hinauf  verfolgen.  Feine  scharfe  Wachsthumslinien  durchkreu- 
zen die  Strahlen  und  geben  demselben  ein  gezacktes  Ansehen. 

Von  M.  eduliformis  unterscheidet  sich  unsere  Art  auffallend 
durch  die  vordere  abgerundete  Seite,  die  flach  abfallende  Unterseite 
und  die  markirten  Strahlen.  Ihrer  Gestalt  nach  steht  sie  dem  tertiären 
M.  Faujasi  zunächst,  dem  aber  auch  die  radialen  Strahlen  fehlen. 
Aus  dem  Muschelkalk  und  der  Trias  überhaupt  ist  eine  ähnliche  Form 
zu  näherer  Vergleichung  nicht  bekannt,  auch  die  St.  Cassianer  Arten 
entfernen  sich  ziemlich  weit.  Ich  nenne  die  neue  Art  zu  Ehren  ihres 
Entdeckers  M.  Muelleri. 

Melania  Schlotheimi  Quenst.  Von  den  bald  zu  Melania 
bald  zu  Turritella  gestellten  Formen  liegen  drei  verschiedene  vor. 
Die  erste,  kleinere  und  sehr  schlanke  hat  sanft  gewölbte  Umgänge 
mit  enger  Naht.  Ihre  Anwachslinien  sind  nicht  gebogen,  sondern  stei- 
gen fast  geradlinig  von  der  obern  zur  untern  Naht  herab.  Ein  15 
Linien  langes  Exemplar  besteht  aus  7 Umgängen  und  es  fehlen  an 

13  * 


196 


der  Spitze  mindestens  fünf.  Sie  stimmt  bis  auf  die  grössere  Zald 
der  Umgänge  und  den  Mangel  des  erweiterten  letzten  mit  Zieten’s 
Taf.  36  Fig.  1.  — Die  zweite  viel  grössere  und  generisch  zu  schei- 
dende Form  ist  die  von  Goldfuss  Taf.  196  Fig.  14  abgebildele  Tur- 
rilella  obliterala,  von  voriger  durch  die  ganz  flachen  Umgänge,  die 
kantig  begränzte  Naht,  die  stark  rückwärts  gebogenen  Anwachsfalten  und 
die  minder  schlanke  Thurmform  verschieden.  Hierunter  scheinen  drei 
Arten  begriffen  zu  sein.  Die  eine  hat  in  der  Jugend  convexe  Um- 
gänge wie  die  zuerst  aufgeführte  Form,  dann  flache  und  zuletzt  et- 
was eingesenkte  Umgänge.  Ihre  Naht  ist  ziemlich  weit  geöffnet  und 
von  gleiehmässigen  stumpfen  Kanten  begränzt.  Die  zweite  Form  hat 
von  frühester  Jugend  bis  ins  Aller  flache  Umgänge,  Bei  der  dritten 
Form  sind  die  äussern  Seiten  der  Umgänge  lief  concav,  die  Naht  nur 
durch  das  sehr  stark  kantige,  treppenarlige  llervoi  treten  des  untern 
Umganges  markirt,  der  obere  Umgang  schwillt  an  der  Naht  gar  nicht 
an.  Alle  drei  haben  einen  kurzen  Kanal.  Der  Winkel  des  Gehäuses 
schwankt  zwischen  30  bis  35  Grad.  Es  steht  zu  erwarten,  dass 
uns  der  lockere  weiche  Kalk  von  Lieskau  noch  eine  hinlängliche  An- 
zahl schön  erhaltener  Gehäuse  liefert,  nach  welchen  die  Differenzen 
sowohl  die  der  Arten  und  Varietäten,  als  die  der  Gattungen  festge- 
stellt werden  können. 

Ausser  den  aufgeführten  Arten  liegen  noch  einzelne  Schalen  von 
verschiedenen  Muscheln  ( Ostraea,  Lima,  Spondylus , Venus,  auch 
Serpula),  und  Bruchstücke  ganz  eigenlhümlicher  Formen  vor,  deren  Be- 
stimmung erst  nach  Ilerbeisehaflüng  neuen  Materiales  ralhsam  ist. 

Versuchen  wir  es  aus  den  aufgezählten  Arten  einen  Schluss  auf 
das  Aller  der  Lagerstätte  zu  ziehen : so  würde  uns  die  grössere  An- 
zahl der  Arten  nach  v.  Slrombccks  Angaben  über  die  verlicale  Ver- 
breitung auf  das  obere  Glied  des  Muschelkalkes  hinweisen.  Dagegen 
spricht  aber  das  sehr  häufige  Vorsominen  der  Trigonia  laevigala 
und  des  Pecten  discites.  Dieser  Widerspruch  lässt  sich  vorläufig  nur 
durch  eine  von  der  braunschweigischen  abweichenden  verticalen  Ver- 
breitung der  Arten  erklären.  Weitern  Nachforschungen  in  den  Lies- 
kauer  Steinbrüchen  ist  es  Vorbehalten  hierüber  genügende  Auskunft 
zu  ertheilen.  Giebel. 


197 


Literatur. 

Allgemeines.  Samuel  Schill  ing’s  Grundriss  der  Na- 
turgeschichte aller  drei  Reiche.  Fünfte  Auflage  in  völlig  neuer  Bear- 
beitung illustrirt  durch  890  in  den  Text  gedruckte  Abbildungen.  Mit  einleiten- 
den Bemerkungen  von  Fr.  Wimmer.  Breslau  1853.  8o.  — Von  den  alljährlich 
sich  mehrenden  Schulbüchern  für  Naturgeschichte  erfreuen  sich  verhältnissmäs- 
sig  nur  sehr  wenige  einer  so  lebhaften  und  dauernden  Theilnahme  der  Lehrer, 
dass  sie  wiederholt  in  neuer  Auflage  verlangt  werden.  Die  Gründe,  auf  welche 
sich  eine  solche  Theilnahme  stützt,  sind  keineswegs  bei  allen  Büchern  dieselben. 
Bald  ist  es  die  darin  befolgte  vortreffliche  Methode,  bald  das  Ansehen  und  der 
Einfluss  des  Verfassers,  am  seltensten  aber  die  Gediegenheit  des  Inhaltes.  Wir 
wollen  nicht  untersuchen,  welche  Vorzüge  den  vorliegenden  Grundriss  bis  zur 
5.  Auflage  gebracht  haben,  es  freut  uns,  dass  derselbe  in  so  vielen  Auflagen  nö- 
thig  geworden.  Den  Herausgebern  aber  möchten  wir  dringend  eine  grös- 

sere Vorsicht  und  Gewissenhaftigkeit  anrathen,  wie  solche  die  lebhafteste  Theil- 
nahme des  Publikums  erheischt.  Sie  tragen  hier  in  der  5.  Auflage  noch  grobe 
lrrthiimer  vor,  die  sich  nicht  in  einer  ersten  Auflage  verantworten  lassen.  In 
dem  von  Dr.  Gleim  bearbeiteten  zoologischen  Theile  z.B.  heisst  es,  der  Klippdachs 
(S.  45)  habe  Backzähne  wie  beim  wilden  Schwein,  obere  Eckzähne  und  2 — 4 
Schneidezähne;  in  Wahrheit  sind  aber  die  Backzähne  himmelweit  von  denen  des 
Schweines  verschieden  und  vielmehr  denen  des  Rhinoceros  überraschend  ähnlich, 
ferner  keine  Eckzähne  vorhanden  und  vier  Schneidezähne  oben  wie  unten.  S. 
40  weiss  der  Verf.  noch  nicht  ob  das  Schnabelthier  lebendige  Junge  bringt  oder 
sich  durch  Eier  fortpflanzt  und  doch  ist  seit  1834  der  Gegenstand  ausser  allen 
Zweifel  gesetzt,  ebenso  dass  der  Sporn  des  Männchens  kein  Giflsporn  ist.  Statt 
der  Kinnladen,  sagt  der  Verf.,  hat  das  Thier  einen  breiten  platten  Entenschna- 
bel. Wer  anders  als  die  Kinnladen,  die  Zähne  tragenden,  bildet  denn  diesen 
Entenschnabel?  Glaubt  denn  der  Verf.  wirklich,  dass  sich  die  Faulthiere  zusam- 
menkrümmen und  vom  Baume  hcrabstürzen  ? Glaubt  er  wirklich,  dass  die  Giraffe 
über  20  Fuss  hoch  wird,  das  Zwergmoschuslhier  nur  Kaninchengrösse  hat,  der 
Steinbock  einen  Bart  trägt!  Diese  und  zahlreiche  andere  Fehler  waren  doch 
wahrlich  leicht  zu  vermeiden,  ja  wir  haben  dergleichen  dem  Verf.  eines  Grund- 
risses, in  welchem  Schädel,  Muskeln,  Nerven  etc.  erläutert  werden,  nie  zugetraut. 
Sie  überheben  uns  des  Nachweises  der  Behauptung,  dass  in  dem  Buche  von  den 
durchgreifendsten  Forschungen  der  letzten  15  Jahre  auch  nicht  die  geringste  No- 
tiz genommen  ist.  Der  von  Wimmer  bearbeitete  botanische  Theil  sowie  der  ano- 
nyme mineralogische  sind  frei  von  den  gerügten  Mängeln. 

L.  Grnson,  Blicke  in  das  Universum  mit  s p e c i e 1 1 e r Be- 
ziehung auf  unsere  Erde.  Mit  42  Holzschnitten  und  3 lithogr.  Tafeln. 
Magdeb.  1854.  8o.  — Das  Resultat  eines  Lieblingsstudiums,  für  die  Familie 
und  einen  engern  Kreis  von  Freunden  und  Bekannten  auf  das  Papier  gebracht 
und  für  das  Publikum  zur  Belehrung  und  zu  Denkübungen  gedruckt.  Der  Verf. 
behandelt  das  Sonnensystem,  die  Centralkräfte,  den  Fall,  die  Fliehkraft,  die 
Schwere,  Störungen  der  Himmelskörper,  deren  Massen,  Dichtigkeit,  Schwere  und 
Gewicht,  ferner  die  Sonne,  den  Mond,  Magnetismus,  Entstehung  der  Planeten, 
Ausbildung  der  Erde  und  allgemeine  Betrachtungen.  Der  Verf.  hat  sich  viel  Mühe 
gegeben  klar  und  gründlich  zu  sein,  leider  war  aber  der  Gegenstand  zu  umfangs- 
reich , so  dass  seine  Mühe  nicht  überall  mit  Erfolg  gekrönt  ist.  Er  behauptet 
z.  B.  dass  die  ersten  Organismen  auf  der  Erdoberfläche  an  den  Polen  entstanden 
sind  (S.285)  und  unterstützt  diese  Annahme  dadurch,  dass  noch  heute  einige 
Inseln  des  nördlichen  Polarmeeres  Fundstätten  von  Ueherresten  kolossaler  Land- 
thiere  sind.  Diese  Landthiere  aber  gehören  ja  der  Diluvialzeit  an  und  können 
also  nichts  für  die  ersten  Geschöpfe  der  Grauwackenepoche  beweisen , denn  die 
ganze  geologische  Entwicklungsgeschichte  des  Organismus  liegt  zwischen  beiden. 
Das  riesige  Mammut  und  den  diluvialen  Elephanten  hält  der  Verf.  gar  für  zwei 
verschiedene  Thiere ! und  ,, das  Ichthyosaurus  tritt  zuerst  in  den  Flötzen  über  der 


198 


Steinkohle  auf;“  „vom  Affen  finden  sich  S.  296  keine  vonveltlichen  Reste,“  aber 
schon  S.299  „hat  man  in  ganz  neuerer  Zeit  in  Diluvialbildungen  die  ersten  Ue- 
berreste  von  Affen  gefunden.“  Ichtfiyosauren  erscheinen  bekanntlich  erst  im  Lias 
und  Affen  sind  schon  längst  aus  eocenen,  pliocenen  und  Diluvialschichten  bekannt. 
Wir  könnten  derartige  Irrthümer,  Unklarheiten  und  auch  beschränkte  Ansichten 
mehr  anführen,  wenn  die  angezogenen  Beispiele  nicht  zur  Genüge  bewiesen,  dass 
der  Verf.  trotz  aller  Liebe  zur  Sache  doch  seine  Quellen  wie  Humboldt  s Kos- 
mos, Burmeisters  Schöpfungsgeschichte  und  einige  andere  derartige  Schriften 
nicht  ganz  verstanden  hat.  Uebrigens  kann  das  Publikum  diese  Quellen  selbst 
studiren.  Wer  neue  Bücher  über  dergleichen  umfangsreiche  Themata  schreiben 
will,  muss  über  diese  Literatur  hinausgehen  und  an  die  ersten  Quellen  sich 
wenden , wenn  er  nicht  auf  eigepe  Beobachtungen  sich  stützen  kann. 

M.  Perty,  Vorschule  der  Naturwissenschaften.  (Mit  216 
Holzschnitten.  Stuttgart  1853.  8o.).  — Der  Verf.  gibt  in  dieser  Vorschule 

eine  Uebersicht  über  die  gesamraten  Naturwissenschaften  , indem  er  im  ersten 
Abschnitt  S.  11 — 70  die  Physik  und  Chemie,  im  zweiten  S.  70 — 164  die  Kos- 
mik  und  Geologie,  im  dritten  S.  164 — 342  die  Organik  oder  Botanik  und  Zoo- 
logie darstellt.  Die  Mineralogie  und  Paläontologie  sind  ganz  der  Geologie  un- 
tergeordnet und  hier  sehr  kurz  weggekommen,  die  Mineralogie  mit  8 Seiten  und 
die  Paläontologie  mit  der  Geognosie  vereinigt  mit  20  Seiten.  Die  mancherlei 
Ansichten,  welche  der  Verf.  in  diesem  Buche  vorträgt,  sind  z.  Th.  höchst  eigen- 
thümlich,  eine  nähere  Beleuchtung  des  Pflanzen  und  Thiere  erzeugenden  Geoda- 
mon,  des  diesen  stützenden  Heliodämon , und  anderer  gestattet  uns  hier  der 
Raum  nicht,  auch  müssten  wir  behufs  dieses  auf  ein  früheres  Werk  des  Verf. 
(Allgemeine  Naturgeschichte  4 Bde  1838  — 45)  zurückgehen.  Die  Darstellung 
betreffend  vermissen  wir  eine  klare  verständliche  Ausdrucksweise,  die  ein  unbe- 
dingtes Erforderniss  derartiger  Vorschulen  ist.  Unklar  nennen  wir  solche  Defini- 
tionen wie  „gleichartige  Felsarten  bestehen  nur  aus  einer  Steinart“  S.  129. 
Felsart  und  Steinart  bezeichnen  doch  ein  und  denselben  Begriff.  S.  129  sind 
die  zusammengekitteten  Theilchen  der  Grauwacke  zum  Unterschiede  vom  Sand- 
steine grobkörnig  oder  gross  und  S.  135  ist  die  Grauwacke  bald  ein  grobkör- 
niges Conglomerat  bald  ein  ganz  feinkörniger  Sandstein!  S.  281  Seele  ist  ein 
Immaterielles  [d.  h weiss  ist  nicht  schwarz]  und  die  Eigenthümlichkeit  des  In- 
stinctes  der  Thiere  liegt  darin,  dass  er  in  einem  seelischen  | = immateriellen] 
Wesen  und  mit  Beihülfe  desselben  wirkt.  ,Wenn  auch  auf  die  grossen  runden 
Summen  kein  besonderes  Gewicht  zu  legen  ist:  so  darf  man  sie  doch  nicht  zu 
sehr  abrunden  wie  der  Verf.,  wenn  er  die  Zahl  der  Pllanzenspecies  auf  100,000, 
die  der  Thierspecies  auf  eben  so  viele,  die  der  bekannten  fossilen  Fischarten 
auf  1500  anschlägt.  Die  zahlreichen  in  den  Text  eingedruckten  Holzschnitte 
sind  von  sehr  verschiedenem  Werth.  In  künstlerischer  Hinsicht  lassen  sie  zwar 
überhaupt  Manches  zu  wünschen  übrig,  indessen  genügen  doch  einige  dem  vor- 
liegenden Zwecke  vollkommen , andere  dagegen  sind  gänzlich  misslungen.  So 
gleicht  z.  ß.  der  Schnabel  des  Schnabellhieres  einem  über  den  Kopf  gestülpten 
Hute,  er  ist  völlig  naturwidrig,  ebenso  der  Schädel  des  Riesenhirsches  auf  S. 
149.  Da  eben  diese  Holzschnitte  von  dem  Verleger  dem  Publikum  in  verschie- 
denen Büchern  z.  B.  auch  in  den  Agassiz  - Gouldschen  Grundzügen  der  Zoologie 
angeboten  werden  : so  hätten  wir  doch  eine  mehr  künstlerische  Ausführung  und 
vor  Allem  eine  naturgetreue  Darstellung  gewünscht.  Gl. 

Astronomie  und  Meteorologie«  — In  der  Nacht  vom 
3.  auf  den  4.  März  beobachtete  Chacornac  auf  der  Pariser  Sternwarte  einen 
neuen  kleinen  Planeten.  In  dem  Augenblick,  wo  das  neue  Gestirn  ge- 
sehen wurde  — 15h14m57s  — war  seine  Stellung 

Rectascension  13°16,33'/,43 
Declination  10°  5'  9" 

Am  folgenden  Tage  wurde  es  genauer  beobachtet  und  schon  war  man  in  Begriff 
dem  Planeten  einen  Namen  zu  geben  , als  ein  Brief  von  Hind  in  England  ein- 


199 


lief,  der  meldete,  dass  derselbe  Planet  bereits  am  2.  März  durch  Marth  entdeckt 
und  bestimmt  wurden  sei.  Der  englische  Astronom  hat  den  Neuling  Amphitrite 
genannt.  — An  demselben  Tage,  2.  März,  wurde  von  Luther,  dem  wir  be- 
reits die  Auffindung  der  Themis  und  Proserpina  verdanken,  auf  der  Sternwarte 
zu  Bilk  bei  Düsseldorf  noch  ein  anderer  Planet  entdeckt,  der  bis  dahin 
aber  noch  keinen  Namen  erhalten  hatte.  Die  Stellung  dieses  Gestirnes  war  am 
2.  März  um  0h24m 

Rectascension  181°23'57",3 

Declination  -j-7°  1'32",3. 

Durch  diese  doppelte  Entdeckung  an  ein  und  demselben  Tage  ist  die  Zahl  der 
kleinen  Planeten  zwischen  Mars  und  Jupiter  bereits  auf  29  gestiegen.  (L^Instit. 
No.  1053.  p.  81.)  B. 

Auf  dem  Marinecongress  zu  Brüssel  — im  August  und  September  — 
hat  man  sich  viel  mit  einem  riesenhaften  Plane  des  nordamerikanischen  Seelieu- 
tenanls  Maury,  der  der  Sternwarte  zu  Washington  vorsteht,  beschäftigt.  Es  han- 
delt sich  um  ein  gleichförmiges  System  für  metereologischeBeo- 
b acht  ungen  auf  dem  Meere,  von  denen  man  für  die  Metereologie,  die 
Physik  der  Erde  und  die  Schifffahrt  Bedeutendes  erwartet.  Bis  jetzt  wurden 
hier  keine  regelmässigen  Beobachtungen  angestellt , denn  bei  dem  metereologi- 
schen  System,  welches  jetzt  die  Erde  bedeckt  ist  das  Meer  ganz  ausgeschlossen, 
obgleich  es  den  grössten  Theil  der  Erde  ausmacht.  Maury  hat  den  kühnen  Ge- 
danken gefasst  diese  Lücke  auszufüllen.  Zu  diesem  Ende  hat  er  das  Meer  mit 
einem  Netz  überzogen  , dessen  Maschen  auf  jeder  Seite  einen  Grad  betragen. 
Für  jede  derselben  beantragt  er  eine  feststehende  Warte  , auf  der  regelmässig 
zu  bestimmten  Stunden  Beobachtungen  angestellt  werden  sollen.  Das  würde 
ein  bei  weitem  vollständigeres  metereologisches  System  geben,  als  das  ist,  wel- 
ches man  jetzt  bereits  auf  dem  Festlande  errichtet  hat.  Feststehende  Warten 
sieht  er  nicht  als  durchaus  unumgänglich  nöthig  an  ; man  kann  ihnen  eine  ge- 
wisse Freiheit  geben  in  dem  ihnen  angewiesenen  Baum  und  sie  selbst  durch 
mehrere  schwimmende  Warten  ersetzen  , auf  denen  allen  man  zu  festgesetzten 
Stunden,  mit  Instrumenten  und  nach  Methoden,  die  vergleichbar  sind,  Beobach- 
tungen anstellen  soll.  Man  fühlt  bereits  die  Nothwendigkeit  sich  über  dieses 
riesenhafte  Unternehmen  zu  verständigen  und  deshalb  unterliessen  die  seefahren- 
den Nationen  nicht , auf  die  Einladung  Nord-Amerikas  , Abgesandte  zu  diesem 
Congress  zu  schicken  , zumal  man  aus  Erfahrung  weiss , dass  Maury’s  Pläne 
keine  Hirngespinnste  sind.  Durch  seine  Bemühungen  ist  die  Fahrt  von  Nordame- 
rika bis  zum  Cap  St.  Roch  von  41  Tagen  auf  22  gebracht  und  die  nach  Cali- 
fornien  von  180  auf  100.  Die  Hauptaufgaben  , welche  auf  diesem  ausgedehn- 
ten Felde  der  Untersuchungen  zu  lösen  , sind  die  Richtungen  der  Winde  und 
der  Meeresströmungen  in  den  verschiedenen  Jahreszeiten,  die  Tiefe  und  Tempe- 
ratur des  Meeres  etc.  Die  Versammlung  hat  besonders  darüber  berathen  , wie 
eine  Gleichförmigkeit  in  den  Beobachtungen  herbeizuführen  sei.  Man  hat  sich 
enthalten  Vorschläge  zu  machen,  wo  die  Schiffsjournale  zu  sammeln  seien,  weil 
man  der  Hoffnung  war,  dass  die  Regierungen  nicht  bei  halben  Maassregeln  ste- 
hen bleiben  würden  und  wenn  einmal  die  Ausgaben  gemacht  um  Beobachtungen 
zu  erhalten,  sie  auch  dafür  sorgen  würden,  dass  man  diese  nicht  ohne  Prüfung 
bei  Seite  lege  oder  als  lodte  Buchstaben  betrachte.  Der  Congress  hat  alles  be- 
rathen, was  dazu  dienen  kann,  das  Unternehmen  zu  einem  guten  Ende  zu  Füh- 
ren ; jetzt  ist  es  an  den  Regierungen  zur  Ausführung  zu  schreiten.  Einige  — 
Schweden,  Holland,  Grossbrittanien,  Belgien  und  Portugal  — haben  bereits  da- 
hin einschlagende  Anordnungen  getroffen.  Kommt  der  Plan  zur  Ausführung  und 
werden  die  Beobachtungen  auf  dem  Meere  mit  denen  auf  demFesllande  in  Ueber- 
einklang  gebracht , so  finden  wir  über  die  ganze  Oberfläche  der  Erde  ein  aus- 
gedehntes wissenschaftliches  Netz  ausgebreitet  und  keine  einigermassen  wichtige 
Erscheinung  kann  ungewahrt  entschlüpfen.  ( Ibid . p.  87.)  B, 


Hauptelemente  der  bis  Ende  1853  bekannten  kleinen  Planeten  und  der  sie  zunächst  einschliessenden  grösseren. 


200 


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S*hysik« — Man  ist  jetzt  eifrig  beschäftigt  den  Electromagne- 
tismus  beim  Weben  der  Stoffe  anzuwenden,  ßonelli , Direclor  dei 
electrischen  Telegraphen  in  Sardinien  und  Maumene  in  Frankreich  haben  der 
Akademie  angekündigt,  dass  sie  zu  diesem  Zweck  verschiedene  Apparate  ersonnen 
hätten.  Breguet  ist  jetzt  damit  beschäftigt  das  Modell  eines  electromagnetischen 
Webestuhles  , wie  ihn  Maumene  angegeben,  herzustellen,  Man  wird  daher  bald 
in  der  Lage  sein,  beurtheilen  zu  können,  ob  dergleichen  für  die  Industrie  ge- 
eignet sind  oder  nicht.  ( L’ Inst . No.  1053.  p.  85.)  B. 

Senarmont , künstliche  Erzeugung  des  Polychroismus  in 
verschiedenen  krystalli  sirten  Substanzen.  — Durch  seine  Untersu- 
chungen über  die  Krystallisation,  mit  denen  S.  seit  Jahren  beschäftigt  ist,  wurde 
er  dahin  geführt  die  Absorption  des  Lichtes  bei  gefärbten  Krystallen  und  den 
damit  veibundenen  Polychroismus  näher  zu  beobachten.  Diese  Eigentümlichkeit 
vieler  Mineralien  und  künstlicher  Produkte  besteht  bekanntlich  darin,  dass  zwei 
Lichtstrahlen,  herrührend  von  doppelter  Brechung,  im  Innern  der  Krystalle  eine 
ungleiche  Auslöschung  in  den  färbenden  Elementen  erfahren,  auf  die  Art,  dass 
ein  einfallender  weisser  Lichtstrahl  beim  Austritt  in  zwei  verschieden  gefärbte, 
zugleich  polarisirle  Strahlen  gespalten  ist.  Man  kann  fragen  ob  diese  Erschei- 
nung notwendig  und  ausschliesslich  die  Färbung  zur  Ursache  hat , sei  es  der 
Substanz  des  Kryslalles  selbst  oder  einer  anderen,  die  darin  chemisch  gebunden 
ist,  oder  ob  sie  nicht  auch  die  Wirkung  von  zwei  verschiedenen  aber  gleichzei- 
tigen Ursachen  sein  kann ; einer  doppelten  Brechung  der  eigentlichen  krystaili- 
nischen  Substanz  und  einer  Absorption  durch  irgend  eine  andere,  die  dem  Kry- 
stall  eigentlich  nicht  angehört,  die  nur  zufällig  nach  Art  der  Mutterlauge  darin 
eingeschlossen  ist.  Aber  diese  Frage  ist  leichter  gestellt  als  zu  beantworten. 
Die  färbenden  Substanzen  müssen  der  Art  sein,  dass  sie  sich  während  der  Bil- 
dung des  Krystalles  gleichmässig  in  demselben  verbreiten,  ohne  sich  zu  sehr  an 
irgend  einer  Stelle  anzuhäufen;  die  Salze  müssen  ferner  der  Art  sein,  dass  sie 
aus  stark  gefärbten,  sehr  unreinen  Mutterlaugen  in  regelmässigen  Krystallen  an- 
schiessen  und  dabei  doch  nicht  vollständig  alles,  was  ihnen  fremd  ist,  ausscblies- 
sen  und  dann,  wenn  alle  diese  Bedingungen  erfüllt,  bleibt  noch  zweifelhaft,  ob 
in  einem  so  hervorgebrachten  Gemisch  , der  Polychroismus  wahrnehmbar  oder 
verhüllt  sei ; denn  nichts  beweist,  dass  ,er  jeder  Färbung  eigen  sei.  Alles  dies 
erforderte  eine  Unzahl  von  Versuchen  bis  endlich  ein  leitender  Faden  gefunden 
wurde.  S.  fand  endlich  , dass  eine  färbende  Substanz , die  sich  gleichmässig 
während  der  Bildung  des  Krvstalles  in  diesem  ablagert , dabei  aber  vollständig 
unthätig  im  chemischen  Sinne  bleibt  und  durch  Umkrystallisiren  aus  Wasser 
ganz  entfernt  werden  kann,  nichtsdestoweniger  den  stärksten  Polychroismus  und 
eine  absorbirende  Wirkung  hervorbringen  kann,  die,  wenn  nicht  überlegen,  mit  der 
solcher  natiirlichgefärblen  Substanzen  verglichen  werden  kann  , die  diese  Eigen- 
schaft im  höchsten  Grade  besitzen.  Zum  Beweise  legte  S.  der  Akademie  be- 
trächtliche Krystalle  von  salpetersaurem  Strontian  vor,  die  aus  einer  durch  Cam- 
pecheholz  stark  gefärbten  Flüssigkeit  angeschossen  waren.  Sie  besassen  die 
Farbe  des  Chroraalauns  und  zeigten  folgende  Erscheinungen:  1)  das  natürliche 
Licht  rief  darin  unter  einem  gewissen  Einfallswinkel  eine  rothe  , unter  einem 
anderen  eine  blaue  und  violette  Farbe  hervor;  2)  durch  ein  doppelt  brechendes 
Prisma  betrachtet  verdoppelte  sich  der  Krystall,  das  eine  Bild  war  rotb,  das  an- 
dere dunkel- violett  und  diese  Bilder  änderten  die  Farbe,  wenn  die  Fläche  in 
ihrer  eigenen  Ebene  gedreht  wurde ; 3)  zwei  vollkommen  durchscheinende  pa- 
rallele Flächen  genau  übereinander  gelegt  lassen  einen  Theil  des  einfallenden 
Lichtes  purpurroth  durch  , kreuzt  man  sie,  so  ertheilen  sie  dem  Licht  eine  so 
dunkelviolette  Färbung,  dass  man  es  als  ausgelöscht  betrachten  kann.  4)  Man 
kann  von  diesen  Krystallen  vollkommen  homogene  und  reine  Flächen  in  schwa- 
cher Neigung  gegen  die  optischen  Achsen  abspalten;  bringt  man  eine  solche 
sehr  nahe  an  das  Auge,  so  sieht  man  bei  natürlicher  Beleuchtung  abwechselnd 
in  der  Richtung  jeder  Achse  einen  glänzenden  orangen  Fleck  durchkreuzt  von 
einer  hyperbolischen  Linie.  Diese  entfallen  sich  zur  Rechten  und  zur  Linken 
in  Form  von  gekrümmten  Strahlenkegeln,  halb  violett  halb  dunkelblau  und  thei- 


203 


len  die  Fläche  in  zwei  Regionen,  in  denen  sich  die  violelten  Nuancen  zwischen 
den  bekannten  Grenzen  regelmässig  abstnfen.  Die  dunkeln  Büschel,  durch  leuch- 
tende Flecke  unterbrochen,  siQd  gegen  die  Spitze  ein  wenig  gelb  und  blau  ge- 
franset,  eine  durchaus  locale  Färbung,  die  offenbar  herrührt  von  der  Zerstreuung 
der  mit  den  verschiedenen  Farben  correspondirenden  optischen  Achsen.  — Alle 
diese  Erscheinungen  sind  durchaus  denen  ähnlich,  welche  ßrewster  an  dem  Cor- 
dierit  und  Haidinger  an  dem  Andalusit  beobachtet  haben  und  die  auch  an  ge- 
wissen Epidoten  auftreten;  zeigen  sich  aber  an  den  grossen  Flächen  des  salpe- 
tersauren Strontian  mit  besonderer  Pracht.  (Ibid  No.  1050.  p.  60.)  B. 

Bloch  hat  in  Poggd.  Ann.  Ergänzbd.  III.  311  milgetheilt,  dass  dieFrauen- 
hofer  sehen  Linien  in  Christiania  ganz  anders  auftreten,  wie  sie  von  Frauen- 
hofer selbst  beschrieben  sind.  Daraus  zieht  er  nun  den  Schluss,  dass  das  Erscheinen 
derselben  abhänge  von  der  geographischen  Lage  des  Beobachtungsortes,  von  der 
Höhe  desselben  über  dem  Meere,  von  Jahres-  und  Tageszeiten  etc.  Heusser  hat 
in  Folge  dessen  (Pogg.  Ann  Bd.  XCL  319.)  das  Sonnenspectrum  in  einer  be- 
deutenden Höhe  beobachtet,  nämlich  in  St.  Moritz,  im  Ober-Engadin,  5500'  über 
dem  Meer  und  fand  nicht  den  mindesten  Unterschied  von  dem  Auftreten  der  Li- 
nien, wie  er  sie  früher  in  Berlin  gesehen  hatte.  B. 

Wagner,  über  Maumene’s  Versuch,  die  Zusammense- 
tzung complem  entärer  Farben  zuWeiss.  — Bekanntlich  hat  Mau- 
raene  vor  drei  Jahren  angegeben,  dass  man  diesen  Versuch  sehr  schön  ausfüh- 
ren könne  vermittelst  einer  rosenrolhen  Kobaltoxydullösung  und  einer  grünen 
Nickeloxydullösung,  die  jedoch  vollkommen  rein  und  hinreichend  verdünnt  sein 
müssen.  Am  besten  eignet  sich  nach  W.  eine  Lösung  von  1 Th.  trocknen  Sal- 
peters. Oxydulsalzes  in  20  Th  HO.  Als  W.  diesen  Versuch  quantitativ  anstellte, 
machte  er  die  interessante  Beobachtung  , dass  gleiche  Aequivalente  Kobalt  und 
Nickel  nothwendig  sind,  um  in  ihren  Verbindungen  die  rothen  und  grünen  Far- 
ben zu  Weiss  zu  ergänzen.  Wenn  man  die  fast  farblose  Lösung  abdampft,  so 
tritt  bei  einer  gewissen  Concentration  , wahrscheinlich  bei  dem  Zeitpunkt,  bei 
welchem  das  in  der  Lösung  enthaltene  rosenrothe  Kobaltsalz  in  das  grüne  über- 
geht, plötzlich  eine  grüne  Färbung  ein.  Der  durch  Kali  in  der  fast  ungefärbten 
Lösung  sich  bildende  Niederschlag  ist  schmutzig  weiss  und  nimmt  durch  tage- 
langes Verweilen  in  der  Flüssigkeit  eine  grünliche  Färbung  an.  Um  ein  Sälz 
zu  erhalten,  das  genau  aus  1 At.  Co  und  1 At.  Ni  besteht,  setzt  man  zu  einer  Lö- 
sung von  reinem  Kaliummckelcyanür  KCy-^-NiCy  eine  verdünnte  Lösung  von  Ko- 
baltchloriir.  Es  bildet  sich  hier  Kobaltnickelcyanür  CoCv-|-NiCy,  das  man  durej} 
Glühen  zersetzt.  — Wir  haben  somit  ein  neues  Beispiel  von  dem  Zusammen- 
hänge der  physikalischen  und  chemischen  Eigenschaften  der  Körper  und  gewin- 
nen dadurch  wichtige  Anhaltepunkte  für  eine  künftige  Farbenlehre,  vielleicht  auch 
für  eine  künftige  physikalische  Bleichmethode.  Was  ist  in  der  That  die  instinct- 
mässige  Anwendung  des  Lakmus  beim  Tünchen  der  Wände,  des  Neublaues  beim 
Stärken  der  Wäsche,  der  massenhafte  Verbrauch  des  Ultramarins  in  den  Zucker- 
raffinereien  und  Papierfabriken  Anderes  , als  eine  Variation  des  Maumene’schen 
Versuches  ? ( Journ . f.  prnkt.  Chcm.  Bd.  LXl.  p.  129.)  W.  B. 

Sabine,  Einfluss  des  Mondes  auf  die  magnetische  Richtung. 
— Kreil  zog  aus  den  magnetischen  Beobachtungen  von  Prag  und  Mailand  den 
Schluss,  dass  der  Mond  einen  Einfluss  auf  die  magnetische  Richtung  auf  der 
Erdoberfläche  ausübe,  den  man  erkannte  an  der  Veränderung  in  der  von  dem 
Stundenwinkel  des  Mondes  abhängenden  Decliuation  und  dessen  vollständige  Pe- 
riode einen  Mondtag  dauert.  S.  suchte  nun  zu  erforschen,  in  wie  weit  sich 
dieser  Einfluss  bei  der  magnetischen  Declination  auf  den  Stationen  zu  Toronto, 
St.  Helena  und  Hobartown  geltend  mache.  Ihm  standen  die  Resultate  von 
105,747  Beobachtungen  zu  Gebote,  einen  Zeitraum  von  5 — 6 Jahren  umfassend; 
solche  von  allzubedeutenden  Störungen  sonderte  er  jedoch  aus.  Nach  S.  scheint 
es,  dass  dieser  Einfluss  sich  auf  allen  drei  Stationen  geltend  machte;  er  scheint 
bei  allen  denselben  Character  zu  haben.  Man  beobachtet  eine  doppelte  Abwei- 
chung ; zwei  Maxima  im  Osten  und  zwei  Maxima  im  Westen , beide  in  fast  ent- 


204 


gegengesetzten  Puncten  des  Stundenkreises  liegend.  Zu  Hobartown  und  St.  He- 
lena haben  die  westlichen  Elongationen  den  grössten  Werth,  zu  Toronto  die  öst- 
lichen. Die  Stunden  , in  welchen  die  bedeutendsten  Abweichungen  statttinden, 
sind  folgende  : zu  Toronto  die  äussersten  östlichen  gegen  0 und  12  — dies 
sind  die  der^oberen  und  unteren  Culraination  — ; zu  St.  Helena  und  Hobartown 
die  äussersten  westlichen  resp.  2 Stunden  vorher  oder  nachher;  zu  Toronto  die 
äussersten  westlichen  beinahe  gegen  6 und  18  , zu  St.  Helena  und  Hobartown 
die  äussersten  östlichen  wieder  resp.  2 Stunden  vorher  oder  nachher.  Die 
Ausdehnung  der  durch  den  Mond  bewirkten  Aenderung  von  einer  äussersten 
Elongation  zur  andern  gemessen  beträgt  28  Bogen"  zu  Toronto,  20  zu  Hobar- 
town und  11  zu  St.  Helena.  Die  magnetische  Kraft  der  Erde,  die  in  horizon- 
taler Richtung  wirkt  und  dem  störenden  Einfluss  entgegengesetzt  ist,  beträgt  an- 
näherungsweise 3,54  zu  Toronto,  4,51  zu  Hobartown  und  5,57  zu  St.  Helena. 
(Leinst.  No.  1052.  p.  78.)  B. 

In  der  Sitzung  vom  30.  November  v.  J.  wurde  dem  Prof.  Dove  in  Ber- 
lin von  der  Königl.  Gesellschaft  in  London  die  Copley- Medaille  zuerkannt  für 
sein  Werk:  über  die  Vertheilung  der  Wärme  an  der  Erdoberfläche. 

Chemie.  — Gale  hat  das  Wasser  des  grossen  Salzsees 
(Rocky- Mountains)  analysirt.  Spec.  Gew.  1,17.  Feste  Bestandlheile 
22,422  pCt.  Diese  bestehen  aus  : NaCl  20,196,  NaOSO3  1,834,  MgCI  0,252, 

CaCl  Spur.  Gleichfalls  hat  er  auch  die  Wasser  der  warmen  und  heissen  Quel- 
len der  Salzseestadt  untersucht.  Das  Wasser  der  warmen  Quelle 
riecht  nach  SH,  enthält  1,082  pCt.  feste  Bestandlheile.  Spec.  Gewicht  1,0112. 
Resultate  der  Analyse : 


HS  freier 

0,037454 

— gebundener 

0,000728 

CaOCO2  ) 

durch  Ko- 

0,075000 

MgOCO2  1 

chen  gefällt 

0,022770 

CaCl 

0,005700 

CaOSO3 

0,064835 

NaCl 

0,816600 

1,023087 

Heisse  Quelle.  Spec.  Gew.  1,013.  Feste  Bestandlheile  1,454  pCt.  Diese 
bestehen  in  100  Th.  HO  aus:  NaCl  0,8052,  CaCl  0,1096,  CaOCO2  0,0180, 
MgCI  0,00288,  CaOSO3  0,0806,  SiO3  0,0180.  (Sill.  Amer.  Journ.  V.  XVII. 

p.  120.) 

Die  Angaben  der  französischen  Chemiker  über  das  allgemein  ver- 
breitete Vorkommen  von  Jod  und  die  daraus  gefolgerten  Schlüsse  sind 
nicht  immer  bestätigt  worden.  Deshalb  sieht  sich  C h a t i n,  der  sich  am  mei- 
sten mit  diesen  Untersuchungen  beschäftigt  hat,  zu  einer  Erwiderung  veranlasst 
(Journ.  de  Pharm,  et  de  Chim.  T.  XXV.  p.  192.)  , der  wir  folgendes  entnehmen. 
Stevenson  Macadam  in  Edinburgh  hat  in  der  Luft  kein  Jod  finden  können, 
wohl  aber  im  Kali,  Natron,  Kalk,  die  gewöhnlich  als  Reagenlien  angewendet  wer- 
den und  dann  in  einer  grossen  Zahl  von  Wasserpflanzen.  Ch.  ertheilt  ihm  den 
Rath  zu  versuchen  das  Jod  in  dem  Wasser  nachzuweisen,  in  welchem  die  jod- 
haltigen Pflanzen  wachsen  und  wenn  er  es  dahin  gebracht  haben  werde,  es  hier 
in  höchstens  2 Litern  darznthun  , dann  werde  er  sich  auch  soviel  Geschick 
erworben  haben,  es  in  der  Luft,  Flusswasser,  Regenwasser,  Metallen  und  allen 
Landpflanzen  aufzufinden.  Weniger  glimpflich  noch  verfährt  Ch.  mit  Loh- 
meyer (vergl.  Bd.  II.  p.  37  ).  Er  erklärt  ihn  noch  für  weniger  befähigt  der- 
gleichen Untersuchungen  ausznführen,  da  er  nicht  einmal  das  Jod  im  Kalk  und 
Natron,  die  der  Luft  das  lod  entziehen  sollten,  aufgefunden  habe,  während  doch 
selbst  Macadam  es  hierin  nachgewiesen  habe.  Nichts  soll  nach  Ch.  leichter  sein 
als  das  Jod  in  einem  einzigen  Ei  , selbst  ohne  Zusatz  von  Alkali  , darzuthun. 
Die  Commission  der  Akademie  der  Wissenschaften,  welche  die  Hauplangaben  Ch. 
durch  Prüfung  bestätigt  hat,  arbeitete  gemeinhin  mit  zwei  Eiern.  Bei  der  Ver- 


205 


kohlung  und  dem  Einäschern  des  Eigelb  sollen  sich  bedeutende  Mengen  von 
Jod  verflüchtigen.  Deutschland,  welches  Ch.  zu  diesem  Zwecke  1853  von  Triest 
bis  Hamburg  durchreist  haben  will,  erklärt  er  für  sehr  jodarm.  ln  Göttingen 
hätte  man  mit  10,000  Litre  Luft  operiren  müssen  und  nicht  mit  4000  und  dann 
hätte  der  Untersuchende  auch  mehr  Geschick  besitzen  müssen.  Ferner  sei  es 
ihm  gar  nicht  eingefallen,  bei  so  nahe  liegenden  Orten  wie  Göttingen  und  Leng- 
den Ab-  und  Anwesenheit  des  Kropfes  allein  aus  der  Beschaffenheit  der  Luft  ab- 
zuleiten ; da  seien  noch  viele  andere  Umstände,  allgemeine  und  zufällige,  mit 
in  Betracht  zu  ziehen,  wie  Wasser,  Boden,  Lage,  Höhe,  Erneuerung  der  Luft, 
Feuchtigkeit  der  Luft,  Wohnungen,  Nahrungsmittel,  Gebräuche  etc.  Und  nament- 
lich in  solchen  Gegenden,  wo  eben,  wie  hier,  der  Jodgehalt  ein  mittlerer  oder 
geringer  sei,  da  fallen  die  Nebenumstände  am  meisten  ins  Gewicht. 

II.  Deville  und  Fouque,  über  den  Verlust,  welchen  die  Mine- 
ralien beim  Glühen  erleiden,  insbesondere  in  Bezug  auf  Fluor. 
— Solcher  lindet  statt  bei  Gegenwart  von  Wasser,  Fluor  und  Bor.  Eine  grosse 
Zahl  von  Analysen,  die  in  dem  Laboratorium  der  Normalschule  ausgeführt  wor- 
den sind,  haben  ergeben,  dass  zwischen  der  Temperatur,  bei  welcher  das  Was- 
ser forlgeht  und  der,  bei  welcher  das  Fluor  anlängt  sich  zu  verflüchtigen,  ein 
grosser  Zwischenraum  liegt.  Wendeten  sie  eine  Lampe  an  , die  mit  einer  Mi- 
schung von  Alkohol  und  Terpenthinöl  gespeist  und  der  durch  ein  Gebläse  Luft 
zugeführt  wurde,  so  konnte  man  bei  einiger  Vorsicht  fast  jeden  Verlust  an  Fluor 
vermeiden  ; bei  einem  Terpenlhinöldampfgebläse  wurde  jedoch  alles  Fluor  aus- 
getrieben. Erstere  Lampe  wird  der  Kürze  wegen  die  kleine  und  die  letztere 
die  grosse  benannt.  Die  Untersuchungen  haben  ergeben,  dass  die  meisten  Sili- 
kate Fluor  enthalten.  Die  Natur  der  Verluste  im  Feuer  hängen  natürlich  von 
der  Zusammensetzung  ab.  D.  und  F.  suchten  nun  den  Zusammenhang  zwischen 
der  Zusammensetzung  des  flüchtigen  Theiles  und  der  des  Minerales  zu  erfor- 
schen. Einem  basischen  Nalronsilikat,  das  über  der  grossen  Lampe  keinen  Ver- 
lust erlitt,  setzten  sie  eine  bekannte  Menge  Fluorcalcium  zu.  Beim  Schmelzen 
über  der  kleinen  Lampe  änderte  sich  das  Gewicht  nicht ; über  der  grossen  ging 
alles  Fluor  fort,  aber  keine  Spur  Kiesel,  wohl  aber  Natrium.  Topas  verlor  23 
pCt.  im  Mittel  und  zwar  reines  Fluorsilicium.  Das  hier  zurückbleibende  Thon- 
erdesilikat  zeichnet  sich  durch  seine  Nichtschmelzbarkeit  aus.  Die  Winkel,  wel- 
che die  optischen  Achsen  der  Topaskrystalle  bilden,  sind  verschieden:  ebenso 
ist  der  Verlust  im  Feuer  kbei  den  weissen  grösser  als  bei  den  gelben;  sie  ver- 
ändern zu  gleicher  Zeit  die  Neigung  der  optischnn  Achsen  und  die  Farbe.  Die 
Erscheinung  muss  der  Veränderung  der  beiden  isomorphen  Elemente  zugeschrie- 
ben werden,  die  fähig  sind,  einander  zu  ersetzen,  ohne  die  relativen  Lagen  der 
Krystallflächen  merklich  zu  verändern.  Die  weissen  Topase , wenigstens  die, 
welche  D.  und  F.  analysirl  haben  , unterscheiden  sich  nur  durch  eine  grössere 
Menge  Fluor,  die  den  Sauerstoff'  ersetzt.  Forchhammer’s  Analysen  scheinen 
dies  auch  zu  bestätigen.  Zwischen  den  Topasen  , die  nur  Fluorkiesel  und  den 
basischen  Gläsern,  die  nur  Fluoralkalien  verlieren,  lindet  man  eine  grosse  Zahl 
von  Mineralien,  auf  welche  D.  und  F.  eine  eigene  Unlersuchungsmelhode  anwen- 
den , die  sich  eben  auf  die  Verflüchtigung  unter  den  angegebenen  Bedingungen 
gründet,  ln  der  Mitte  zwischen  den  Mineralien,  die  Kiesel  im  Feuer  verlieren 
oder  diesen  zurückhalten,  stehen  die  Lithion  führenden,  besonders  der  Lepido- 
lith.  Ueber  der  grossen  Lampe  färben  sie  die  Flamme  intensivrolh  und  eine 
beträchtliche  Menge  Lithion  geht  fort.  ( L’I?ist . No.  1050.  p.  58.)  W.B. 

Lipowitz,  Entdeckung  des  Phosphors  in  Vergiftungsfäl- 
len. — Das  bekannte  Verhallen  des  P zum  S wird  von  L.  benutzt,  um  sehr 
geringe  Mengen  des  ersteren  nachzuweiseu.  Die  zu  untersuchende  Substanz  wird 
bis  zur  schwachsauern  Reaclion  mit  SO3  versetzt  und  in  einer  Retorte  nach  Zu- 
satz von  einigen  Stückchen  S der  Destillation  unterworfen.  Das  Destillat  wird 
nach  der  von  Schacht  (Arch.  d.  Pharm.  Bd.  LXVL  p.  165.)  angegebenen  Me- 
thode untersucht  und  aus  dem  Retorleninhalt  werden  die  Schwefelstückchen  aus- 
gesucht, abgespült  und  theils  im  Wasserbade  erwärmt,  wobei  sie  im  Dunkeln 
leuchten  und  rauchen  , theils  mit  NO5  oxydirt  und  die  Flüssigkeit  auf  PO5  ge- 


206 


prüft.  Nach  längerem  Aufbevvahren  unter  HO  verliert  solcher  S zwar  das  Ver- 
mögen zu  leuchten  , aber  er  enthält  dann  PO5.  Ist  nur  J/i4o  ooo  P-  vorhanden, 
so  tritt  die  Reaction  noch  deutlich  ein.  Selbst  da,  wo  das  Destillat  keine  Spur 
von  phosphoriger  Säure  enthielt,  konnte  im  S der  P unverkennbar  nachgewiesen 
werden.  Setzt  man  dem  Phosphorbrei  Ammoniak  und  Chlorwasser  zu,  so  geht 
der  eigenlhümliche  Geruch  und  das  Leuchten  verloren ; aber  auch  in  einem  sol- 
chen Brei  lässt  sich  der  P durch  S nachweisen.  Stumpft  man  das  Ammoniak 
durch  Säuren  ab,  so  erscheint  das  Leuchten  wieder.  ( Pogy . Ann.  Bd.  XC. 
p.  600.)  W.  B. 

Payen,  über  das  Vorkommen  von  kohlensaurem  Kalk  in 
den  Pflanzen.  — Fourcroy  und  Vauquelin  stellten  die  Ansicht  auf,  dass 
der  kohlens.  Kalk , den  man  in  den  Aschen  findet , nicht  als  solcher  in  den 
Pflanzen  existire.  Die  vorherrschend  saure  Reaction  der  Pflanzensäfte  unter- 
stützte diese  Meinung,  so  dass  sie  von  vielen  Chemikern  getheilt  wurde.  Seit 
1840  aber  hat  P.  und  andere  durch  das  Mikroskop  den  kohlens.  Kalk  in  gewis- 
sen Zellen  bei  einer  beträchtlichen  Menge  von  Pflanzan  nachgewiesen.  Daher 
suchte  er  jetzt  durch  eine  chemische  Operation  diese  Angaben  zu  bestätigen 
und  auch  die  Menge  des  kohlens.  Kalkes  zu  bestimmen.  Er  wählte  hierzu  die 
Blätter  der  ßroussonelia  papyrifera  und  des  schwarzen  Maulbeerbaumes,  die  er 
so  trocknete  , dass  seiner  Ansicht  nach  der  saure  Pflanzensaft  nicht  mit  den 
Kalkablagerungen  in  Berührung  kommen  konnte.  Dann  fein  gepulvert  übergoss 
er  sie  in  einem  Kölbchen  mit  verdünnter  Schwefelsäure  und  bestimmte  die 
Menge  der  Koblens,  auf  bekannte  Weise.  100  Gew.  Th.  lieferten  an  Kohlensäure 
und  daraus  berechnetem  kohlens.  Kalk  : 

CO2  C02Ca0 

Broussonetia , Herbst  0,40  0,90 

Schwarzer  Maulbeerbaum,  Herbst  1,01  2,27 

„ „ „ 1,09  2,30 

Weisser  „ Sommer  0,18  0,41 

„ „ „ 0,20  0,45 

Bei  jungen  Blättern  können  diese  Resultate  begreiflicher  Weise  ganz  anders  aus- 
l'allen.  Hier  ist  der  Kalk  vielleicht  noch  gar  nicht  abgelagert  odqr  es  sind  die 
Gefässe  , in  denen  dies  stallfindet,  noch  nicht  ausgebildet.  — Die  Kerne  der 
Früchte  mehrerer  Celtisarlen  entwickeln  beim  Uebergiessen  mit  verdünnter  Salz- 
säure eine  reichlichere  Menge  von  Kohlensäure  ; 20  solcher  Samen  brausten  da- 
bei lebhaft  auf.  100  Gew.  Th.  der  getrockneten  Kerne  von  Celtis  orientalis  ge- 
ben 27  pCt.  CO2  oder  60  pCt.  C02CaO  und  von  C.  cordata  28,1  CO2  oder  63 
C02Ca0.  ( Compt . rend.  T.  XXXVIII.  p.  241.)  W.  B. 

H.  Deville,  über  das  Aluminium.  — Nach  D.  kann  man  sehr 
leicht  bei  der  Zersetzung  des  Chloraluminium  durch  Natrium  eine  so  starke  Hitze 
hervorbringen,  dass  das  Metall  schmilzt.  Es  ist  ebenso  weiss  wie  Silber,  im 
höchsten  Grade  hämmerbar  und  dehnbar  ; seine  Zähigkeit  soll  sich  der  des  Ei 
sens  nähern.  Beim  Bearbeiten  wird  es  hart,  durch  Ausglühen  aber  wieder  weich. 
Der  Schmelzpunkt  ist  wenig  von  dem  des  Silbers  verschieden.  Dichtigkeit  = 
2,56.  Man  kann  es  an  der  Luft  schmelzen  und  ausgiessen  , ohne  dass  es  sich 
merklich  oxydirt.  Die  Wärme  leitet  es  sehr  gut.  Das  Aluminium  wird  in  trock- 
ner  und  feuchter  Luft  durchaus  nicht  verändert;  neben  Zink  und  Zinn,  die  nach 
und  nach  ihren  Glanz  verlieren,  bleibt  es  glänzend.  Gegen  Schwefelwasserstoff* 
bleibt  es  unempfindlich.  Kaltes  Wasser  übt  keinen  Einfluss  darauf  aus ; ebenso 
wenig  kochendes.  Salpetersäure  verdünnt  oder  concentrirt,  verdünnte  Schwefel- 
säure greifen  es  in  der  Kälte  nicht  an.  Durch  Chlorwasserstoffsäure  aber  wird 
es  aufgelöst.  Leitet  man  irocknes  salzsaures  Gas  bei  Rothglühhitze  über  Alu- 
minium , so  entsteht  flüchtiges  Chloraluminium.  Die  angeführten  Eigenschaften 
würden  dem  Metall  eine  wichtige  Rolle  in  der  Industrie  verschaffen  , zumal  es 
in  grossen  Mengen  in  der  Natur  vorhanden  ist,  wenn  es  nur  leichter  darzuslel- 
len  wäre.  D.  hat  alle  Hoffnung  diese  Frage  zu  lösen  ; er  hat  beobachtet,  dass 
das  Chloraluminium  mit  grosser  Leichtigkeit  bei  erhöhter  Temperatur  durch  ge- 


207 


wohnliche  Metalle  zersetzt  wird.  Augenblicklich  ist  er  beschäftigt  diese  Versuche 
in  einem  grossem  Maassstabe  anzuslellen  und  auf  Thenasds  Vorschlag  hat  die 
Akademie  die  dazu  nöthigen  Geldmittel  bewilligt.  (IS bist.  No.  J049.  p.  46.) 

Wir  haben  diese  Mittheilung  aufgenommen,  weil  der  Inhalt  derselben 
in  viele  fiir  das  grössere  Publikum  bestimmte  öffentliche  Blätter  übergegangen 
und  hier  aus  Unkenntniss  und  völlig  entstellt  (man  vergl.  z.  B.  den  belustigen- 
den Bericht  in  der  illustrirtcn  Zeitung  vom  11.  März,  die  übrigens  beiläufig  ge- 
sagt, sehr  reich  an  dergleichen  Enten  ist)  als  grosse  neue  Entdeckung  angeprie- 
sen wird  , so  dass  von  Seiten  Wöhlers  eine  Reclamation  dagegen  erhoben  ist. 
Wenn  Deville’s  Vertheidiger  in  der  französischen  Akademie,  Dumas  glaubt,  dass 
dessen  Aluminium  reiner  sei  als  das  Wöhlers  und  in  Folge  dessen  auch  einige 
andere  vorlheilhaftere  Eigenschaften  besitze,  so  giebt  er  dadurch  nur  zu  erken- 
nen , dass  ihm  die  neueren  Arbeiten  Wöhlers  völlig  unbekannt  sind.  Wir  fin- 
den diese  in  Poggendorf  und  Liebigs  Handwörterbuch  der  Chemie,  Supplement- 
band I.  S.  136.  zusammengestellt  und  ersehen  aus  ihnen,  dass  Deville  bis  jetzt 
nichts  neues  gefunden  hat.  Er  kann  allein  eine  neue  billigere  Darstellungsme- 
thode beanspruchen , die  bis  jetzt  aber  immer  nur  erst  auf  dem  Papiere  steht 
und  noch  zu  beweisen  ist.  Seinen  grossen  Illusionen  über  die  Verwendung  die- 
ses Metalles  in  der  Industrie  treten  jedoch  zwei  Eigenschaften  desselben  hin- 
dernd entgegen;  einmal  zersetzt  es  das  Wasser  in  der  Siedhitze  und  dann,  wird 
es  sehr  leicht  und  in  grosser  Menge  selbst  von  den  schwächsten  Langen  auf- 
gelöst. — Ferner  giebt  Chapelle  (Compt.  rend.  T.  XXXVIII.  pag.  358.)  an, 
dass  es  ihm  gelungen  sei  Aluminium  aus  einem  Gemenge  von  gemeinem  Thon, 
Kochsalz  und  Holzkohle  durch  Glühen  erhalten  zu  haben.  W.  B. 

Walter  C r u m zieht  aus  seinen  Untersuchungen  über  die 
Verbindungen  der  Thonerde  folgende  Schlüssse : Die  thonerdehaltige 

Lösung  , welche  durch  Zersetzung  von  reiner  dreifach  schwefelsaurer  Thonerde 
mittelst  einfach  essigs.  Bleioxyd  erhalten  wird,  besteht  wahrscheinlich  aus  einer 
Mischung  von  zweifach  essigsaurer  Thonerde  und  einem  Aequivalent  freier  Essig- 
säure. Dreifach  essigs.  Thonerde  scheint  nicht  als  chemische  Verbindung  zu 
existiren.  Dampft  man  diese  Lösung  bei  niedriger  Temperatur  rasch  ein  , so 
erhält  man  eine  trockne  Substanz,  welche  sich  leicht  und  vollständig  im  Wasser 
wieder  löst.  Es  ist  zweifach  essigs.  Thonerdc  (A1203,  2C1H303-f-IH0),  in  wel- 
cher die  Thonerde  noch  ihre  gewöhnlichen  Eigenschaften  hat.  Concentrirt  man 
die  zuerst  erwähnte  Lösung  so,  dass  sie  nicht  weniger  als  4 — 5 pCt.  Thonerde 
enthält  und  lässt  man  sie  einige  Tage  hindurch  in  der  Kälte  stehen  , so  schei- 
det sie  in  Form  einer  weissen  Kruste  ein  Salz  aus,  welches  eine  isomere, 
im  Wasser  unlösliche  Modificalion  der  zweifach  essigs  Thonerde  ist.  Durch 
Erwärmung  wird  diese  Umänderung  rascher  bewirkt  und  das  Salz  schlägt  sich 
dann  in  Form  eines  körnigen  Pulvers  nieder.  Bei  der  Siedhilze  verliert  die 
Flüssigkeit  auf  diese  Art  innerhalb  einer  halben  Stunde  den  ganzen  Thonerdege- 
halt, der  mit  2/3  der  Essigs,  niederfällt,  während  Vä  der  Säure  in  der  Flüssig- 
keit bleibt.  Bei  gleicher  Behandlung  der  essigsaur.  Eisenoxydsalze  bilden  sich 
keine  entsprechenden  isomeren  Verbindungen.  Hier  tritt  beim  Erhitzen  eine 
vollständige  Trennung  der  Säure  und  Base  ein.  Selbst  schon  in  der  Kälte  zer- 
setzt sich  dieses  Salz  leicht  und  dies  giebt  ein  Mittel  ab,  die  Lösung  der  zwei- 
fach essigs.  Thonerde  von  jeder  Spur  Eisen  zu  befreien.*  — Die  lösliche 
zweifach  essigs.  Thonerde  wird  durch  Hitze  zersetzt  und  giebt  ein  neues  merk- 
würdiges Produkt.  Wird  eine  verdünnte  Lösung  mehrere  Tage  hindurch  erhitzt, 
so  scheint  alle  Essigs,  frei  zu  werden  und  die  Thonerde  in  eine  isomere 
Modification  überzugehen,  in  welcher  sie,  obgleich  in  Lösung  bleibend,  doch 
die  Fähigkeit  verliert , als  Beizmitte]  zu  wirken  oder  in  eine  andere  bestimmte 
Verbindung  einzugehen.  Treibt  man  die  Essigs,  durch  Siedhitze  aus,  so  bleibt 
die  Thonerde  im  Wasser  gelöst;  bei  der  Siedhitze  des  Wassers  getrocknet  hält 
sie  2 Aeq.  Wasser  zurück.  Die  Lösung  wird  mehr  oder  weniger  stark  durch 
Mineral-  und  die  meisten  vegetabilischen  Säuren  und  die  Salze  derselben  coa- 
gulirt,  ferner  durch  Alkalien  und  die  Abkochung  der  Farbehölzer.  Durch  einen 


208 


Ueberschuss  der  Säuren  wird  das  Coagulum  nicht  wieder  gelöst.  Mit  conc. 
Schwefels,  bildet  sicli  nach  längerer  Zeit  gewöhnlich  Schwefels.  Thonerde , durch 
kochende  Kalilösung  gewöhnliches  Thonerdehydrat.  Die  Abkochangen  der  Far- 
behölzer färben  das  Coagulum,  aber  es  ist  durchscheinend  und  ganz  verschieden 
von  den  lichten  undurchsichtigen  Lackfarben,  welche  gewöhnliche  Thonerde  mit 
diesen  FarbestoQen  bildet.  — Die  unlösliche  zweifach  essigs.  Thonerde  geht 
beim  Digeriren  mit  einer  grossen  Menge  Wasser  allraählig  in  die  lösliche  über, 
zersetzt  sich  indess  auch  theilweise  zu  freier  Essigsäure  und  der  isomeren  Mo- 
dification  von  Thonerdehydrat.  Der  Niederschlag,  der  durch  Erhitzen  einer 
Lösung  von  essigsaurer  Thonerde  und  schwefelsaurem  Kali  entsteht  und  in  kal- 
ter Essigs,  löslich  ist,  ist  zwreifach-basische  Schwefels.  Thonerde.  — Die  Schwe- 
fels. Thonerde  (A1203,  3S03)  wird  jetzt  im  nördlichen  England  (Newcastle  und 
Sow'erby  - Bridge  ) durch  directe  Einwirkung  von  SO3  auf  Thon  in  beträchtlicher 
Menge  (1500  Tonnen)  fabricirt  und  heisst  concentrirter  Alaun.  An  Alaun  wer- 
den uoch  weiter  in  England  und  Schottland  jährlich  17,400  Tonnen  hergestellt 
und  etwa  ein  Viertel  davon  wird  in  den  Kallundruckereien  verbraucht.  ( Ann . 
d.  Chem.  u.  Pharm.  Bd.  LXXXIX.  p.  156.)  W.  B. 

Salm-Horstmar  zieht  aus  seinen  Versuchen,  die  angestellt  wurden, 
um  die  zur  Fruchtbildung  des  Winter- Weizens  und  der  Som- 
mergerste noth wendigen  unorganischen  Stoffe  zu  erforschen, 
folgende  Schlüsse:  Weizen.  Natron  scheint  notlrwendig  zu  sein  und  zwar  in 
doppelter  Hinsicht,  nämlich  zur  Blühten-  und  Fruchtbildung.  Von  basisch  phos- 
phorsaurem Eisenoxyd  scheint  nur  eine  geringere  Menge  vertragen  zu  werden, 
als  beim  Hafer  und  der  Gerste.  Zu  viel  Eisen  scheint  die  Halmbildung  zu  de- 
primiren,  dafür  aber  die  Blatlbildung  zu  vermehren.  Eine  Tropfenbildung  an 
der  Spitze  des  Blatlkeiras  wurde  nicht  bemerkt.  Sommergerste.  Scheint 
Natron  nicht  zu  bedürfen  weder  zur  Bildung  der  Blühte  , noch  zur  Ausbildung 
der  Frucht ; es  scheint  nur  dienlich  zu  sein,  um  den  Wuchs  zu  kräftigen.  Hier- 
durch unterscheidet  sich  die  Gerste  sehr  auffallend  vom  Hafer  sowohl  als  vom 
Weizen;  wogegen  sich  Weizen  und  Hafer  in  Hinsicht  ihres  Bedürfnisses  für  Na- 
tron wieder  wesentlich  verschieden  verhalten,  indem  Hafer  das  Natron  nicht  zur 
Blühtenbildung,  sondern  nur  zur  Fruchtbildung  bedarf,  der  Weizen  aber  zur  ßlüh- 
tenbildung  und  zur  Fruchtbildung,  wie  aus  den  Versuchen  bervorzugehen  scheint. 
Die  Gerste  scheint  kein  Chlor,  kein  Fluor  zu  bedürfen.  Chlornatrium  scheint 
die  Anzahl  der  Blühten  und  Früchte  zu  mehren,  jedoch  nur  wenn  zugleich  eine 
andere  Natronquelle  im  Boden  zugegen  ist.  Das  Fluorcalcium  scheint  nicht  nach- 
theilig zu  wirken,  wenn  Chlornatrium  zugegen  ist,  ohne  dasselbe  wirkte  Fluor- 
calcium nachtheilig.  ( Journ . f.  prakt . Chemie  Bd.  LXl.  p.  148.)  W.  B. 

Dessaignes,  über  die  in  den  Schwämmen  enthaltenen 
Säuren.  — Braconnot  glaubte  (Ann.  de  Chira.  T.  LXX1X.  p.  293.  u.  LXXXV1I. 
p.  242.  [1810])  darin  zwei  eigenthümliche  Säuren  gefunden  zu  haben,  die  erBolet- 
und  Schwamm-  oder  Pilzsäure  nannte.  Bolley  hat  bereits  dargelban  (Ann.  d.  Chem. 
u.  Pharm.  Bd.  LXXXV1.  p.  44),  dass  die  Boletsäure  aus  Agaricus  piperatus  nichts 
anderes  als  Fumarsäure  sei.  Dies  Besultat  wird  von  D.  bestätigt.  Er  stellte  die 
Boletsäure  aus  Boletus  pseudo-igniarius , der  Schwammart,  aus  der  Braconnot 
die  Säure  gewonnen  hatte,  dar  und  fand  durch  die  Analyse,  wie  Bolley,  dass  sie 
eben  Fumarsäure  sei.  In  geringerer  Menge  fand  er  sie  in  Amonita  muscaria 
Person,  und  Agaricus  toraentosus  Fries.  Schon  L.  Graelin  hält  die  Schwamm- 
oder Pilzsäure  für  wahrscheinlich  identisch  mit  Aepfelsäure.  Bolley  versuchte 
vergebens  eine  Bestätigung  dieser  Ansicht  zu  erlangen,  die  jetzt  durch  D.  gege- 
ben ist.  Nach  dem  Abscheiden  der  Boletsäure  gewann  er  eine  andere,  die  alle 
Eigenschaften  der  Aepfelsäure  zeigte.  Sie  gab  mit  essigsaurem  Bleioxyd  ein 
Bleisalz,  das  vollständig  krystallisirte.  Durch  Schwefelwasserstoff  liess  sich  eine 
farblose  Säure  abscheiden,  die  im  leeren  Raum  undeutlich  krystallisirte  und  zer- 
fliesslich  war.  Bei  längerem  Erhitzen  verwandelt  sie  sich  in  Fumarsäure ; das 
saure  Kalksalz  wurde  auf  bekannte  Art  auch  erhalten.  Beim  Erhitzen  des  sau- 
ren Ammoniaksalzes  aul  180°  bildete  sich  jene  schwer  lösliche  Substanz,  welche 
das  saure  äpfelsaure  Ammoniak  unter  gleichen  Umständen  giebt.  Endlich  analy- 


209 


sirle  er  noch  das  hei  100°  getrocknete  Silbersalz.  Resultate:  13,59  C,  1,58  H, 
62,13  AgO ; die  Rechnung  fordert:  13,79  C,  1,15  H,  62, p7  AgO.  Neben  die- 
ser Säure  kamen  noch  Citronensäure  und  Phosphorsäure  vor.  Das  Resultat  ist 
um  so  interessanter  , als  die  Aepfelsäure  (Pilzsäure)  noch  nicht  neben  der  Fu- 
marsäure (ßoletsäure)  fertig  gebildet  in  Pflanzen  gefunden  worden  ist,  obgleich 
beide  Säuren  in  naher  Beziehung  zu  einander  stehen.  ( Compt.  rend.  T. 
XXXI  II.  p.  782.)  w.  H. 

R e n c e Jones,  Gehalt  der  Weine,  Biere  und  Branntweine 
an  Säure,  Zucker  und  Alkohol.  — Die  Säure  wurde  durch  Titriren 
mit  Natronlauge  bestimmt.  Die  Quantität  betrug  hier  immer  das  Volum  von 
1000  Grs.  Wasser  bei  155/9°  C. 


Säuregehalt  = 

Zucker  in  der 

Alkohol  dem  Maasse 

Aetznatron. 

Unze. 

nach. 

Sherries 

1,95—2,85  Grs. 

4—18  Grs. 

15,4—24,7 

pCt, 

Madeira 

2,70—3,60  „ 

6-20  „ 

19,0—19,7 

99 

Portwein 

2,10—2,55  „ 

16—34  „ 

20,7—23,2 

99 

Marsala 

19,9—21,1 

Claret 

2,55 — 3,45  ,, 

9,1—11,1 

99 

Burgunder 

2,55—4,05  „ 

10,1—13,2 

9 9 

Champagner 

2,40—3,15  „ 

6—28  „ 

14,1—14,8 

99 

Malasy 

56 — 66  ,, 

Tokaier 

74 

Samos 

88 

Paxarelte 

94 

Rheinwein 

3,15—3,60  „ 

9,5—13,0 

99 

Moselwein 

2,85-4,50  „ 

8,7— 9,4 

99 

Branntwein 

0,15—0,60  „ 

50,4—53,8 

Rum 

0,15—0,30  „ 

72,0—77,1 

Genevre 

0,07 

49,5 

99 

Whisky 

0,07 

59,3 

Ritter- Ale 

0,90—1,65  „ 

6,6—12,3 

99 

Porter 

1,80—2,10  „ 

6,5— 7,0 

99 

Slout 

1,35-2,25  „ 

6, 5-7, 9 

„ 

Cider 

1,85—3,90  „ 

5,4 — 7,5 

99 

Claret,  Burgunder,  Rhein-  und  Moselwein  enthielten  keinen  Zucker.  Der  Bur- 
gunder und  Claret  enthielten  weniger  Alkohol  als  Brande  vor  40  Jahren  darin 
fand.  Der  Sherry  ist  stärker,  der  Portwein  nicht  so  slaik,  der  Marsala  schwä- 
cher, der  Rheinwein  hat  dieselbe  Stärke,  ebenso  der  Branntwein  wie  sonst.  Der 
Rum  ist  nahezu  halb  so  stark , der  Porter  stärker  und  Slout  weniger  stark  als 
früher.  ( Chem . Gaz.  1854.  p.  35.)  W.  It. 

Gorup-Besanez,  über  eine  neue  organische  Basis  im  Ge- 
webe der  Thymusdrüse.  — Vom  Fett  möglichst  befreite  Kalbsbriesen 
(Glandula  Thymus)  wurden  nach  Liebigs  Methode  der  Untersuchung  der  Fleisch- 
flüssigkeit mit  kaltem  Wasser  ausgezogen.  Die  Flüssigkeit  reagirte  stark  sauer 
und  schied  beim  Kochen  viel  Eiweiss  ab.  Aus  dem  Filtrat  wurde  SO3  und  PO5 
durch  BaO  abgeschieden,  beim  Einlrocknen  bildeten  sich  Häute,  aus  BaO  und 
einer  caseinartigen  Substanz  bestehend,  der  Rückstand  roch  angenehm  w'ie  Fleisch- 
brühe. Kreatin  , Kreatinin  und  Inosinsäure  waren  darin  nicht  enthalten.  Nach 
dem  Schütteln  der  syrupdicken  Flüssigkeit  mit  Alkohol  setzte  sich  in  der  Ruhe 
ein  Syrup  ab  und  an  den  Wandungen  des  Glases  schieden  sich  halbdurchsich- 
tige gelbliche  warzenförmige  Aggregate  aus  , die  dem  blossen  Auge  wie  krystal- 
lisirte  Massen  unter  dem  Mikroskope  aber  aus  Körnchen  gebildet  erschienen. 
Dies  ist  die  neue  Base,  die  der  Entdecker  Thymin  nennt.  21  Pfund  frischer 
Kalbsbriesen  lieferten  200  Milligrm.  Durch  Umkrvslallisiren  aus  heissem  Wein- 
geist erhält  man  sie  rein.  Dann  sind  es  feine  schneeweisse,  concentrisch  grup- 
pirte  Nadeln,  vollkommen  gerucli-  und  geschmacklos.  Auf  Platinblech  rasch  er- 
hitzt, verbrennt  das  Thymin  mit  bläulicher,  wenig  leuchtender  Flamme  ohne 

14 


210 


Rückstand ; in  einer  Glasröhre  erhitzt  snblimirt  es  und  bei  stärkerer  Hitze 
schmilzt  das  Sublimat  zu  einem  bräunlichen  Liquidum,  das  beim  Erkalten  zu 
langen  Nadeln  erstarrt.  Setzt  man  das  Erhitzen  fort,  so  entwickelt  sich  ein  Ge- 
ruch nach  Blausäure  und  die  Dämpfe  bläuen  gerölhetes  Lackmusspapier  sehr 
stark.  Endlich  verbrennt  es  vollständig  unter  Absatz  eines  geringen  kohligeri 
Rückstandes.  — Im  Wasser  leicht  löslich,  ebenso  in  kochendem  Weingeist,  fallt 
aber  heim  Erkalten  wieder  heraus.  Mit  der  Stärke  des  Weingeistes  nimmt  die 
Löslichkeit  ab  ; in  Aether  scheinbar  unlöslich.  In  Kalilauge  löslich  ohne  Am- 
moniakentwicklung; auch  Kalkhydrat  entwickelt  kein  Ammoniak  daraus.  Auch  in 
kaustischem  Ammoniak  löslich.  Die  Lösung  bläut  Lackmuspapier  nicht,  befeuch- 
tetes Thymin  jedoch  nur  sehr  schwach.  Die  Base  ist  schwefelfrei.  Salpeter- 
saures  Silberoxyd,  Sublimat  und  Chlorzink  bewirken  keine  Fällung  in  der  Lö- 
sung, bei  Zusatz  von  Kali  und  Kupfervitriol  fällt  Kupferoxydhydrat.  Mit  Säuren 
und  Platinchlorid  bildet  es  kiystallinische  Verbindungen.  Die  Zusammensetzung 
der  Base  ist  noch  nicht  ermittelt.  Vom  Alanin  ist  es  durch  seine  Geschmack- 
losigkeit unterschieden.  — Salzsaures  Thymin.  Feine  Nadeln,  beim  frei- 
willigen Verdampfen  4seilige  kurze  Prismen.  Im  Wasser  sehr  leicht  löslich; 
scheint  an  der  Luft  einen  T heil  der  Säure  zu  verlieren,  wird  undurchsichtig 
weiss.  Ammoniak  erzeugt  in  der  Lösung  keine  Fällung.  — ■ Schwefelsau- 
eres Thymin.  Breite  durchsichtige,  sechsseitige,  dem  Cystin  sehr  ähniiche  Ta- 
feln. Verwittert  gleichfalls  an  der  Luft.  — Thvminplatinchlorid.  Schön 
gelbe  Körner,  unter  dem  Mikroskop  oetaedrische  Formen  zeigend.  Ziemlich  leicht 
in  Wasser,  in  Alkohol  unlöslich.  (Ann.  d.  Ckem.  u.  Pharm.  Bd.  LXXX1X. 
p.  115.)  W.  B. 

Personne,  über  das  Lupulin.  — Dies  ist  bekanntlich  ein  gelber 
Staub,  den  man  beim  Reiben  der  reifen  und  trocknen  Kätzchen  erhält.  Es  scheint 
der  wichtigste  Theil  der  Ptlanze,  der  Träger  des  bitteren,  aromatischen  Geschma- 
ckes zu  sein.  P.  glaubt  mit  Payen  und  Chevallicr , dass  dieser  Staub  wegen 
der  harzigen  Materie,  die  er  absonderl,  bestimmt  sei,  die  Frucht  gegen  Feuch- 
tigkeit zu  schützen.  — Durch  die  Einwirkung  des  kochenden  Wassers  erhielt 
P.  daraus  flüchtige  und  nichtflüchtige  Besfandtheile.  Erslere  bestehen  in  einer 
Säure  und  in  einem  ätherischen  Oel ; unter  den  letzteren  sind  zu  bemerken 
eine  organische  Säure  und  ein  stickstoffhaltiger  Bitterstoff;  die  beiden  letzteren 
sind  jedoch  noch  nicht  rein  dargestellt.  — Die  flüchtige  Säure  hat  die  Eigen- 
schaften und  die  Zusammensetzung  der  Valeriausäure.  — Das  lliichtige  Oel  ist 
leichter  als  Wasser,  mitunter  schon  grün  gefärbt,  welche  Farbe  es  durch  Recti- 
fication  verliert.  Geruch  des  Hopfens ; reagirt  nicht  sauer.  An  der  Luft  wird 
es  sauer,  indem  es  verharzt.  Es  siedet  bei  140°,  deslillirt  eine  Zeit  lang  zwi- 
schen 150 — 160°  über,  dann  aber  steigt  der  Siedepunkt  sehr  schnell  und  über- 
schreitet selbst  300°,  so  dass  Destillationsproducle  mit  constanlein  Siedepunct 
sehr  schwer  zu  erlangen  sind.  P.  hat  zwei  erhalten  , die  bei  der  Analyse  die- 
selben Resultate  lieferten.  Er  giehl  ihuen  die  Formel  C22HI802.  Sie  lenken 
das  polarisirle  Licht  nach  rechts  und  erleiden  bei  — 17°  keine  Veränderung. 
Durch  Schwefelsäure  werden  sie  mit  rother  Farbe  aufgelöst,  Wasser  zieht  dann 
eine  gepaarte  Säure  aus,  die  mit  Baryt  ein  lösliches  Salz  giebt.  Durch  Salpe- 
tersäure werden  sie  in  Valeriausäure  und  eine  harzige  Substanz  umgewandelt. 
Tropft  man  sie  in  geschmolzenes  Kali,  so  erhält  man  eineu  flüssigen  Kohlen- 
wasserstoff, kohlensaures  und  valeriausaures  Kali.  Dieser  Reaclion  wegen  stellt 
P.  dieses  Oel  dem  Baldrianöl  an  die  Seite.  Zieht  man  von  der  Formel  C22H,802 
den  Kohlenwasserstoff  C1WH8  ab,  so  bleibt  C12Hl002,  also  die  Formel  des  Vale- 
rol  übrig.  Der  Unterschied  der  beiden  Oele  liegt  in  der  Verschiedenheit  der 
Kohlenwasserstoffe;  der  des  Hopfen  giebt  keinen  festen  Campkor  und  der  Ge- 
ruch nähert  sich  mehr  dem  des  Thymian.  ( L’ Inst . No.  1051.  pag.  66.) 

W.  B. 

Stenhouse,  über  das  Xanthoxylin,  einen  neuen  krystalli- 
nischen  Bestand! heil  des  japanischen  Pfeffer s.  — Letzterer,  seit 
einiger  Zeit  im  Handel  vorkommend  , ist  die  Frucht  von  Xanthoxylum  piperilum 
de  Gand.  (Fagara  piperita  L.)  einem  Baum  aus  der  Familie  der  Rutaceen,  Sie 


211 


besieht  aus  rundlichen  Kapseln  von  der  Grösse  eines  Pfefferkorns  , die  normol 
zu  4 vorhanden  gewesen  zu  sein  scheinen  und  an  dem  Ende  eines  Stieles  si- 
tzen , von  denen  indess  gewöhnlich  nur  eine  oder  zwei  vollkommen  entwickelt 
sind.  Die  Kapseln  sind  aussen  rölhl ich  braun  und  an  der  äussern  Hülle  mit 
zahlreichen  Hervorragungen  bedeckt,  die  eine  scharfe  Flüssigkeit  enthalten;  diese 
erlheilt  dem  Pfeffer  den  elgenlhümlichen  aromatisch  - angenehmen  Geschmack, 
dessen  Schärfe  der  von  Radix  pyrelhri  etwas  ähnlich  ist.  Die  Saamen  sind 
schwarz,  glänzend  und  schmecken  nicht  scharf.  Der  Geruch  des  zerslossenen 
Pfeifers  ist  nicht  stark.  Die  Chinesen  und  Japanesen  wenden  ihn  als  Gewürz 
an.  — Gepulvert  wurde  er  mit  Weingeist  erschöpft.  Der  grössere  Theil  des 
letzteren  wurde  abdestillirt  und  in  dem  Rückstände  bildeten  sich  nach  einigen 
Tagen  grosse  dunkel  gefärbte  Krystalle.  Die  Färbung  rührte  von  einer  harzar- 
tigen Substanz  her,  die  am  besten  durch  Ammoniak  entfernt  wurde.  Durch  Ura- 
krystallisiren  aus  Aether  oder  einer  Mischung  von  Alkohol  und  Aellier  schossen 
zollgrosse  Krystalle  an , die  dem  schiefwinkligen  System  angehören.  Sie  sind 
ganz  unlöslich  in  Wasser,  aber  leicht  in  Alkohol  und  Aether.  Die  Lösung  ist 
neutral ; Geschmack  aromatisch  und  harzig,  dem  von  Elemi  oder  Olibanum  nicht 
unähnlich.  Der  Gehalt  des  japanischen  Pfeifers  an  Xanthoxylin  ist  sehr  beträcht- 
lich. Resultate  der  Analyse,  bei  100°  C.  getrocknet: 

I.  II. 

C 61,09  61,09 

II  6,45  6,8 

Es  enthält  zwar  N,  ist  aber  dennoch  keine  Base,  sondern  nähert  sich  in  seinem 
Verhalten  den  Stearoptenen.  (Ami.  d.  Chem.  u.  Pliarm.  Bd.  I4XXXIX. 
p.  251.)  W.  B. 

Wittich,  neue  Methode  zur  Scheidung  desHämatins  vom 
Globulin.  — In  seinem  Lehrbuch  der  Chemie  1840.  Bd.  IX.  p.  74.  führt 
Bcrzelius  an  , dass  alle  Salze  mit  alkalischer  Basis  im  Stande  sind  , das  mit 
Globulin  verbundene  Hämatin  aus  seiner  Lösung  ausznscheiden.  Lehrnann  wi- 
derspricht in  seinem  Lehrbuch  der  physiologischen  Chemie  2.  Aull.  Bd.  I.  pag. 
377  dieser  Behauptung.  W.  zeigt  nun  durch  directe  Beobachtung,  dass  der  Aus- 
spruch des  Ersleren  richlig  ist.  Man  gewinnt  eine  Lösung  von  Hämatin  - Glo- 
bulin , wenn  man  defibri ni rtes  Thier-  oder  Mcnschcnblut  anhaltend  mit  Aether 
schüttelt  und  allmählig  so  viel  Aether  zusetzt,  als  von  dem  Serum  aufgenommen 
wird.  Unter  dem  Mikroskope  kann  man  den  Vorgang  an  dem  Blute  solcher 
Thiere,  dessen  Zellen  oval  und  deutlich  kernhaltig  sind,  genau  beobachten.  An- 
fangs nehmen  sie  einen  Theil  der  älherhaltigen  Flüssigkeit  in  sich  auf  und  glät- 
ten sich,  dann  alter  kehrt  sich  der  Diffusionsslrorn  um  und  sie  geben  ihren  In- 
halt an  den  Aether  ab.  Ein  Bersten  der  Zellen  oder  eine  Lösung  der  Hüllen 
findet  nicht  statt.  Das  Blut  wird  augenblicklich  fast  schwarzroth  und  beim  Ste- 
hen scheidet  sich  an  der  Oberfläche  ein  farbloses  Gerinnsel  von  Blutkörperchen- 
hüllen, Kernen  und  farblosen  Blutkörperchen  mit  einem  geringen  Gehalt  an  Se- 
rum-Albumin ab  , von  dem  man  die  Flüssigkeit  leicht  durch  Fillriren  trennen 
kann.  Der  Rückstand  wird  durch  Auswaschen  mit  Wasser  farblos.  Auf  Zusatz 
von  kohlensaurem  Kali  verliert  das  Filtrat  seine  Durchsichtigkeit , es  wird  farb- 
los und  auf  der  Oberfläche  sammelt  sich  ein  schmutzig  rothbraunes  Gerinnsel, 
das  sich  durch  Fillriren  leicht  trennen  lässt.  In  Wasser  löst  sich  der  Rück- 
stand mit  dunkelrother  Farbe,  die  bei  auffallendem  Licht  etwas  ins  Olivengrüne 
spielt.  Aus  dem  klar  abfiltrirten  Serum  wird  durch  einen  Ueberschuss  eines 
Salzes  mit  alkalischer  Basis  das  Albumin  in  nicht  unbeträchtlichen  Mengen  ab- 
geschieden. Es  lässt  sich  leicht  abfiltriren  und  löst  sich  ebenfalls  wieder  in 
Wasser.  Dieses  Verhallen  ist  für  die  Blutanalysen  von  Wichtigkeit ; die  Bestim- 
mung der  Blutkörperchen  nach  der  Methode,  die  Lecanu  neuerdings  wieder  in 
Anregung  gebracht  hat,  ist  daher  ungenau ; neben  den  Blutkörperchen  wird  durch 
das  Glaubersalz  auch  dem  abfliessenden  Serum  ein  Theil  des  Albumins  entzo- 
gen. — Man  kann  das  Hämatin  - Globulin  auch  gleich  durch  kohlensaures  Kali 
aus  defibrinirtem  Blut  abscheiden;  den  Rückstand  auf  dem  Filter  trocknet  man 


212 


bei  40°  R. , zerreibt  ihn  dann  und  macht  ihn  bei  etwas  erhöhter  Temperatur 
möglichst  wasserfrei.  Dann  schüttelt  man  ihn  mit  grösseren  Mengen  Alkohol 
anhaltend.  Nach  mehreren  Tagen  ist  die  Flüssigkeit  dunkel  granatrolh  und  der 
Bodensatz  schmutzig  grau.  Durch  massiges  Erwärmen  wird  die  Lösung  beschleu- 
nigt; bei  40°  R.  geschieht  diese  in  48  Stunden.  Hierbei  löst  sich  etwas  Glo- 
bulin mit  auf,  das  sich  aber  beim  Erkalten  wieder  niederschlägt.  Der  Rückstand 
auf  dem  Filler  wird  so  lange  mit  Alkohol  ausgewaschen,  bis  dieser  farblos  ab- 
läuft. Durch  destillirles  Wasser  wird  dann  ausser  dem  kohlensauren  Kali  auch 
eine  durch  Salpetersäure  gerinnende  Proteinsnbstanz  ansgezogen.  Auf  dem  Fil- 
ter bleibt  ein  nicht  unbedeutender  Rest,  der  durch  Kali  in  eine  in  Wasser  we- 
nig lösliche  Gallerte  verwandelt,  durch  Essigsäure  aber  selbst  nach  anhaltendem 
Kochen  nicht  gelöst  wird.  — Der  Wassergehalt  des  Alkohols  löst  auch  geringe 
Mengen  von  kohlensaurem  Kali  auf  und  dadurch  ist  wahrscheinlich  die  Löslich- 
keit des  Hämatins  bedingt.  Neutral isirt  man  genau  mit  Schwefelsäure  so  fallt 
neben  dem  Schwefelsäuren  Salz  auch  Hämatin  zu  Boden.  Wasser  zu  der  alko- 
holischen Lösung  gesetzt,  fällt  das  Hämatin  nicht;  ebensowenig  Essigsäure,  Schwe- 
felsäure, Salpetersäure  oder  Salzsäure;  dadurch  verschwindet  die  leicht  oliven- 
grüne Farbe  und  eine  entschieden  rolhbraune  tritt  auf.  — Eine  alkoholische 
Lösung  von  essigsaurem  Bleioxyd  schlägt  das  Hämatin  vollständig  als  eine  im 
Wasser  unlösliche,  grauröthliche  Masse  nieder.  Setzt  man  zu  der  alkoholischen 
Lösung  des  Hämatins  eine  gleiche  Menge  Aether,  so  fällt  dasselbe  als  eine  schlei- 
mig flockige , in  Wasser  und  Alkohol  lösliche  Substanz  heraus.  Eine  wässrige 
Lösung  des  Hämatins  gewinnt  man  durch  Abdampfen  der  alkoholischen  und  Lö- 
sen des  Rückstandes.  Die  Lösung  ist  nach  der  Concentration  mehr  oder  weni- 
ger roth,  immer  aber  ins  Olivengrüne  spielend  und  vollkommen  klar.  Fällt  man 
hier  das  mit  aufgelöste  kohlensaure  Kali  durch  Weinsäure , so  fällt  auch 
das  Hämatin  zu  Boden.  Nentralisirt  man  das  kohlensaure  Kali  möglichst  ge- 
nau, so  bleibt  die  Flüssigkeit  noch  gefärbt;  grössere  Mengen  von  Essigsäure, 
Salpetersäure,  Salzsäure  und  Schwefelsäure  fällen  den  Farbestoff  in  Form  kleiner 
rotbbrauner  Flocken;  der  Niederschlag  löst  sich  nicht  wieder  in  Wasser,  wohl 
aber  sehr  leicht  in  Essigsäure  und  Schwefelsäure,  Salpetersäure  löst  selbst  in 
erhöhter  Temperatur  nur  wenig,  Salzsäure  gar  nichts. — Gekocht  wird  die  Farbe 
der  Lösung  deutlich  grün,  bleibt  aber  klar;  das  Hämatin  coagnlirt  nicht.  Blei- 
und  Kupfersalze  schlagen  es  vollständig  nieder.  Weder  Kali,  noch  Natron  oder 
Aetzammoniak  verändern  die  Lösung,  nur  wird  sie  dunkler.  Eine  sehr  concen- 
trirte  Lösung  von  kohlensaurem  Kali  scheidet  das  Hämatin  ganz  in  der  Art  aus, 
w'ie  beim  Globulin.  Lässt  man  die  wässrige  Lösung  eintrocknen,  so  erscheint 
das  Hämatin  in  kleinen  Körnchen,  nie  aber  in  Krystallen.  Trocknet  man  kleine 
Mengen  auf  dem  Objectglase  ein,  so  sieht  man  oft  sehr  schön  gefärbte  Krystalle, 
die  sich  in  Wasser  schnell  lösen  ; mit  concentrirter  Essigsäure  aber  trocken  be- 
handelt lassen  sie  Köhlens,  entweichen,  während  der  mit  in  die  Krystallisation 
hineingezogene  Farbstoff  wie  eine  leere  Hülle  noch  die  Krystallform  des  Kalisal- 
zes beibehält,  nur  etwas  geschrumpftere  Seiten  und  Ecken  zeigt.  Ebensowenig 
gelang  es  die  von  Teichmann  neuerdings  beschriebenen  Häminkrystalle  durch 
Behandlung  des  trocknen  Hämatin  mit  Essigsäure  darzuslellen , ein  Umstand,  der 
es  wahrscheinlich  macht , dass  dieselben  wenigstens  nicht  allein  dem  Hämatin 
ihren  Ursprung  verdanken.  — Aetherische  Oele  lösen  nur  äusserst  geringe  Men- 
gen; fette  Oele  nichts.  Chlor  entfärbt  die  Lösung;  das  Hämatin  fällt  als  weis- 
ses  Gerinnsel  zu  Boden.  Das  trockne  Hämatin  löst  sich  unter  Kohlensäureent- 
wickelung  in  Essigsäure  und  Schwefelsäure ; Salpetersäure  löst  nicht  alles,  Salz- 
säure nichts.  Durch  W'asser  wird  das  Hämatin  aus  diesen  Lösungen  wieder 
niedergeschlagen.  Im  Platintiegel  erhitzt  verkohlt  das  Hamatin  ohne  sich  vorher 
aufznblähen,  verbrennt  mit  brenzlichen  gelben  Dämpfen  und  hinterlässt  eine  braun- 
gelbliche Asche.  ( Journ . f.  pract.  Chem.  Bd.  LXI.  p.  11.)  W.  B. 

©ryctognosie.  Delesse,  über  den  Fayalit.  — Thomson 
hat  unter  dem  Namen  wasserfreies  Eisensilicat  ein  Mineral  beschrieben  , das  in 
Adern  im  Pegmatit  (Schriftgranit)  der  Mourne-Berge  in  Irland  sich  findet.  Das 
Mineral  hat  eine  schwärzliche  Farbe ; der  Bruch  harzig.  Ungleich  spaltbar  nach 


213 


zwei  Richtungen,  die  gegen  einander  senkrecht  zu  stehen  scheinen,  wie  beim  Pe- 
ridot (Chrysolith),  dessen 'Zusammensetzung  dieses  Eisensilicat  auch  hat.  Das 
Mineral  ist  sehr  magnetisch.  Dichtigkeit  nach  D.  4,006,  wahrend  Th.  dafür  nur 
3,885  angiebl.  Bei  Hothgluhln tze  schmilzt  es  zu  einer  grauschwarzen  blasigen 
Schlacke,  die  Metallglanz  zeigt  und  weit  magnetischer  ist  als  das  Mineral.  Beim 
langsamen  Erkalten  bedeckt  sich  die  Oberfläche  mit  Kryslallen  in  den  Formen 
des  künstlichen  Peridot , wie  diese  von  Mitscherlich  und  Hausmann  beschrieben 
sind.  Das  Mineral  wird  leicht  von  Säuren  angegriffen,  selbst  nach  dem  Schmel- 
zen. Bestandlhcile : 


Kieselsäure 

29,50 

Sauerstoffgehalt 

15,325 

Eisenoxydul 

63,54 

14,466  ) 

Manganoxydul 

5,07 

1,136  15,718 

Magnesia 

0,30 

0,116  - 

Thonerde 

Spuren 

98,41. 

Formel  daher:  Si03,3R0.  Es  ist  die  des  Peridot  und  das  Mineral  daher  ein 
Eisenperidot.  Die  Zusammensetzung  stimmt  überein  mit  der  eines  Minerales 
von  den  Azorisohen  Inseln  , das  C.  Gmelin  und  v.  Fellenberg  als  Fayalit  be- 
schrieben haben.  Und  diesen  Namen  wählt  D.  auch.  ( L'Instit . Nr.  1049. 
p.  52.)  W.  B. 


Rammeisberg,  über  den  M i m e t e s i t (K  a m p r y 1 i t)  von  C a 1 d- 
beck  Fell  in  Cumberland.  — Eine  Abänderung  in  wachsgelben  gekrümm- 
ten sechsseitigen  Prismen  in  Begleitung  von  Psilomelan.  Spec.  Gew.  = 7,218. 
Vor  dem  Löthrohr  verhall  es  sich  wie  andere  Mimetesite , giebt  aber  zugleich 
eine  geringe  Chromreaction.  In  verdünnter  Salpetersäure  schwer,  jedoch  voll- 
kommen löslich.  Resultate  der  Analyse  im  Mittel:  Chlor  2,41,  Arseniksäure 
18,47,  Phosphorsäure  3,34,  Bleioxyd  76,47,  Kalkerde  0,5Ö  = 101,19.  2,41 

Chlor  bilden  mit  7,04  Blei  9,45  Chlorblei  und  7,04  Blei  sind  = 7,58  Bleioxyd. 
Daher  ist  die  Zusammensetzung  folgende: 

Sauerstoff 


Chlor  2,41 

Blei  7,04 

Bleioxyd  68,89 
Kalkerde  0,50 
Arseniks.  18,47 
Phosphors.  3,34 


4,94 

0,14 

6,41 

1,87 


8,28 

5,08 


100,64. 

Formel:  PbCl-f-3(PbO)3  { ^ 


Diese  Abänderung  zeichnet  sich  nur  durch  ihren  grösseren  Gehalt  an  phosphor- 
saurem Bleioxyd  aus,  von  dem  sie  nahezu  1 At.  gegen  3 Atome  arseniksaures 
Bleioxyd  enthält.  ln  der  von  Wohler  untersuchten  Varietät  von  Johann  - Geor- 
genstadl ist  das  Verhällniss  beider  Salze  = 1:  10.  {Poyg.  Amt.  Bd.  XCl. 
p.  316.)  * W.  B. 


F oster  und  W h i 1 1 n e y haben  Pechs  lein  aus  dem  Trap  von 
Isle  Royal  untersucht.  Wird  von  CIH  nur  unvollkommen  angegriffen.  Schwillt 
vor  dem  Löthrohr  auf,  wird  fast  weiss  und  schmilzt  dann  zu  einem  graulichen 
Glase.  Zusammensetzung:  SiO3  62,51,  A1203  11,47,  Fe203  11,05,  CaO  2,67, 
MgO  2,11,  NaO  und  KO  3,03,  HO  7,14.  ( Sillim . amer.  Journ.  V.  XV 11. 
p.  128.)  W.  B. 


Trotz  der  vielen  Untersuchungen,  die  bereits  über  die  chemische 
Constitution  des  Wolframminerals  angestellt  worden  sind,  sieht  L e h- 
mann  (Journ.  f.  pract.  Chem.  Bd.  LXI.  pag.  160.)  diese  Frage  dennoch  nicht 
als  entschieden  an.  Die  letzte  ausführliche  Arbeit  ist  von  Schneider  (Journ.  f. 
pract.  Chem. Bd.  XLIX.  pag.  321.)  geliefert  worden,  der  die  Ansichten  von  Schaff- 


214 


gotsch  (Pogg.  Ann.  Bd.  LII.  pag.  475.)»  der  den  Wolfram  aus  Wolframoxyd  und 
den  Oxyden  des  Eisens  und  Mangans  bestehend  ansiehl , dadurch  mit  Leichtig- 
keit direct  zu  widerlegen  glaubte,  dass  er  das  Mineral  mit  trocknem  kohlens. 
Natron  in  einer  Atmosphäre  von  trockner  Kohlensäure  zusammenschmolz;  er- 
fand nur  Wolframsäure,  was  er  für  unmöglich  hielt,  wenn  in  dem  Mineral  ur- 
sprünglich nur  das  Oxyd  des  Wolframs  vorhanden  gewesen  wäre.  L.  zeigt  nun, 
dass  durch  die  Kohlensäure  keinesweges  eine  höhere  Oxydation  unmöglich  ge- 
macht worden  sei.  Schmolz  er  auf  die  Art  wie  Schneider  angegeben  (a.  a.  0. 
pag.  340  ) Wolframoxyd  mit  trocknem  kohlens.  Natron  in  einer  Atmosphäre  von 
trockner  Kohlensäure  zusammen,  so  erhielt  er  bei  starkem  Glühen  stets  Wolfram- 
säure und  zwar  ziemlich  genau  die  dem  Oxyde  entsprechende  Menge.  Die 
grosse  Neigung  dieses  Oxydes  sich  bei  Gegenwart  einer  Basis  mit  derselben 
zu  einem  Wolframs.  Salz  zu  vereinigen  , sowie  überhaupt  seine  bedeutende  Ver- 
wandtschaft zum  Sauerstoff  geben  hier  Veranlassung  zu  diesem  Oxydationspro- 
cess  auf  Kosten  der  Kohlensäure  des  kohlens.  Natrons.  Am  leichtesten  kann 
man  sich  hiervon  überzeugen,  wenn  sich  in  dem  Deckel  des  Tiegels  eine  kleine 
Oeffnung  befindet ; zu  dieser  Oeffnung  brennt  das  frei  werdende  Kohlenoxydgas 
heraus.  Es  war  also  nothwendig  zur  Entscheidung  der  Frage  ein  Reagens  zu 
linden  , welches  durch  seine  characteristische  Einwirkung  auf  das  Mineral  be- 
stimmte Anhaltepunkte  darbietet  und  dann  künstliche  Mischungen  von  Wolfram- 
säure und  Eisenoxydul  zu  machen  und  diese  genau  derselben  ßehandlungsweise 
auszusetzen.  Für  das  erstere  wurde  conc.  Schwefelsäure  erkannt.  Erhitzt  man 
das  braune  Wolframpulver  damit,  so  geht  es  nach  und  nach  in  ein  schön  blaues 
über,  welches  sich  bei  fortgesetztem  Erhitzen  unter  Entwickelung  von  schwefliger 
Säure  in  ein  gelbes  umwandelt.  Ist  das  Mineral  vollständig  zersetzt,  so  hört 
die  Entwickelung  der  schwefligen  Säure  auf;  beim  Verdünnen  mit  Wasser  bleibt 
Wolframs,  zurück  und  in  der  Lösung  findet  sich  nur  Manganoxydul  und  Eisen- 
oxyd vor.  Erhitzt  man  nun  aber  ein  Gemisch  von  fast  wasserleerem  Eisenvitriol 
und  Wolframs,  mit  conc.  Schwefels.,  so  findet  hier  derselbe  Vorgang  statt ; das  Eisen- 
oxydul wird  nach  und  nach  auf  Kosten  der  Wolframsäure  oxydirt  und  das  blaue 
Wolframoxyd  geht  wieder  durch  die  Desoxydation  der  Schwefels,  in  Wolframsäure 
über.  Die  «juanlitativc  Bestimmung  .der  sich  bei  der  Zersetzung  des  Minerales 
entwickelnden  schwefligen  Säure  konnte  mithin  ein  Mittel  abgeben  , darzuthun, 
ob  Wolframoxyd  vorhanden.  War  solches  in  den  Mineralen  vorhanden,  so  musste 
bei  der  Zersetzung  der  verschiedenen  die  Quantität  der  sich  hierbei  entwickeln- 
den schwefligen  Säure  dieselbe  bleiben,  da  der  Gehalt  an  Wolframmetall  in  den 
verschiedenen  Arten  fast  genau  derselbe  bleibt.  Bildete  sich  jedoch  das  zuerst 
hierbei  auftretende  Oxyd  durch  höhere  Oxydation  des  Eisenoxyduls,  so  mussten 
auch  die  Mengen  der  schwefligen  Säure  mit  dem  verschiedenen  Gehalt  an  Eisen- 
oxydul  grösser  oder  geringer  werden.  L.  stellte  nun  quantitative  Versuche  die- 
ser Art  mit  dem  Wolfram  von  Zinmvalde  und  aus  der  Grube  Pfaffenberg  von 
Neudorf  am  Harz,  sowie  mit  einer  Mischung  von  Wolframsäure  und  getrockne- 
tem Eisenvitriol  an  und  glaubt  so  einen  unzweifelhaften  Beweis  für  die  Ansicht, 
dass  das  Mineral  nur  aus  Wolframsäure  und  den  Oxydulen  des  Eisens  und  Man- 
gans besieht,  gefunden  zu  haben.  Schon  aus  der  Verwitterung  des  Minerals 
kann  man  Schlüsse  auf  seine  chemische  Constitution  ziehen.  Bei  dem  Wolfram 
von  Zinnwalde  und  Schlackenwalde , aus  schal ig  zusammengesetzten  Krystallen 
bestehend , findet  man  fast  immer  auf  den  Absondernngsflächen  ein  gelhbraunes 
Pulver  — Eisenoxyd,  Mangan  und  Wolframsäure.  — Bei  anderen  ist  die  Zer- 
setzung soweit  vorgeschritten,  dass  sie  grossenlheils  in  eine  dichte  erdige  gelb- 
rölhliche  Masse  umgewandelt  sind,  aus  der  man  mittelst  Kali  die  Wolframsäure 
ausziehen  kann.  Die  Verwitterung  besieht  daher  im  Wesentlichen  nur  in  einer 
Umwandlung  des  Eisenoxyduls  in  Oxyd  und  des  Manganoxyduls  in  Oxydoxydul, 
wobei  die  Wolframsäure  von  ersierem  getrennt  wird,  so  dass  man  mittelst  kal- 
ter Chlorwasserstoffsäure  leicht  das  Eisenoxyd  und  mit  Kali  die  Wolframsäure 
ausziehen  kann.  Aus  unverwittertem  Mineral  erhält  man  nur  Eisenoxydul  und 
hierdurch  lässt  sich  schon  mit  Bestimmtheit  beweisen,  dass  das  Eisen  im  Wol- 
fram ursprünglich  als  Oxydul  enthalten  wrar.  Aus  Unkennlniss  des  Vorganges 


215 


bei  der  Verwitterung  wurden  Vauquelin  und  Marguerite  veranlasst,  aus  den  Er- 
gebnissen ihrer  Versuche  falsche  Schlüsse  über  die  chemische  Constitution  des 
Minerales  zu  ziehen.  — L.  erklärt  die  Ansicht  Schneiders,  dass  der  Magnesia- 
und  Kalkgehalt  in  den  Wolframen  als  zur  Zusammensetzung  des  Minerals  gehö- 
rig betrachtet  werden  muss  , für  durchaus  unrichtig,  indem  dieselben  als  selb- 
ständiges Mineral  auftreten.  W.  B. 

Delesse,  der  de  m Kalkspa  th  von  Fontainebleau  bei  ge- 
rn engte  Sand.  — ■ Die  Kalkspalhkrystalle  von  Fontainebleau  liegen  in  einem 
Meeressande,  der  von  zwei  Schichten  von  Süsswasserkalk  eingeschlossen  ist,  und 
haben  sich  gewöhnlich  in  Höhlungen  des  Sandes  gebildet,  zuweilen  aber  auch 
im  Sande  selbst.  Wenn  sich  die  Krvstalle  nicht  ausbilden  konnten,  so  hat  sich 
der  kohlensaure  Kalk  in  Kugeln  zusammengezogen.  Der  durch  die  Krystallisa- 
tion  eingeschlossene  Sand  besteht  fast  gänzlich  aus  wasserhellem  und  glänzen- 
dem Quarz  , zufällig  enthält  er  auch  etwas  rauchgrauen  oder  röthlichen  Quarz 
sowie  auch  etwas  Feldspalh  und  Glimmer.  Die  Untersuchung  ergab  bei  vier 
kleinen  verwachsenen  Krystallen  von  3,84  Gr.  Gewicht  43  kohlensaure  Kalkerde 
und  57  beigemengten  Sand,  bei  einem  Krystall  von  J4,00  Gr.  Gewicht  38  koh- 
lensaure Kalkerde  und  62  Sand,  bei  zwei  mit  einander  verwachsenen  Krystallen 
von  2,53  Gr.  Gewicht  37  kohlens.  Kalk  und  63  Sand  , bei  einer  warzigen  mit 
vier  kleineren  verwachsenen  Kugeln  von  9,34  Gr.  Gewicht  17  kohlens.  Kalk  und 
83  beigemengten  Sand.  Der  Sandgehalt  der  Krystalle  ist  hienach  ein  veränder- 
licher, grösser  je  zerreiblicher  sie  sind.  In  den  best  ausgebildeten  Krystallen 
beträgt  der  beigemengte  Sand  57  pCt.  und  erreicht  63  pCt.,  in  den  Kugeln  steigt 
er  auf  83  pCt.  ( Geol . Zeitschr.  V.  600.) 

G.  Leonhard,  die  Mineralien  der  Bergs  trasse.  — Die  zur 
Bergstrassende  zusammentretenden  krystallinischen  Gebirge,  Granit,  Syenit,  Por- 
phyr sind  von  L.  wiederholt  untersucht  worden  und  theilen  wir  von  den  dabei 
gewonnenen  Resultaten  hier  zunächst  die  beobachteten  oryktognostischen  Vor- 
kommnisse derselben  mit.  1)  Der  Granit  führt  Eisenglimmer  in  Blättchen  und 
blättrigen  Partien  auf  Kluften  bei  Dossenheim  und  Schriesheim  ; Psilomelan  auf 
Kluftflächen  an  mebrern  Orten,  im  Gorpheimerthal  zugleich  mit  Brauneisenstein 
und  einer  Eisenpecherzartigen  Substanz  ; Barytspath  in  dünnen  weingelben  Tafeln 
als  Ueberzug  auf  Kluflllächen  bei  Sulzbach;  Eisenkies  in  Körnchen  eingesprengt, 
hauptsächlich  an  der  Grenze  des  Syenit  bei  Weinheim  ; ähnlich  die  Hornblende 
in  Nadeln;  Epidot  in  strahligen  Partieeri  auf  den  Klüften  in  der  Nähe  des  Sye- 
nit bei  Weinheim  und  Hemsbach;  gangarlig  Rotheisenrahm  mit  Rotheisenstein 
bei  Dossenheim,  Barytspath  bei  Schriesheim.  Es  fehlen  dein  Granit  der  Turma- 
lin, Granat,  Pinit,  Apatit,  Beryll,  welche  bei  Heidelberg  schon  beobachtet  wur- 
den. 2)  Im  Syenit  sind  häutig  rauchgrauer  Quarz  und  weisser  oder  schwarzer 
Glimmer  ; ferner  Eisenkies  auf  Klüften  in  kleinen  Würfeln  oder  in  krystallini- 
schen Partien,  messinggelb,  bunt  arigelaufen  , oder  oberflächlich  in  Brauneisen- 
stein umgewandelt;  Leberkies  in  Körnern  eingesprengt  und  auf  Klüften  bei  Wein- 
beim;  Epidot  in  krystallinischen  und  strahligen  Partien  von  pistaziengrüner  Farbe 
auf  Klüften  und  gangartig  bei  Weinheim  und  Hemsbach  ; Tilanit  in  Krystallen  von 
5 bis  6 Linien  Grösse  und  rothbrauner  Farbe  meist  im  grobkörnigen  Syenit, 
zumal  bei  Hemsbach ; Kalkspath  auf  Klüften  als  schneeweisser  oder  glänzend- 
hellrother  Ueberzug  bei  Hochsachsen.  Hier  findet  sich  auch  auf  durchsetzenden 
Quarzgängen  Fahlerz,  erdiger  Malachit,  Kupferlasur,  Kupferkies,  bei  Quoxheim 
Malachit  sehr  schön,  zugleich  mit  himmelblauer  Kupferlasur,  mit  Kupferkies  Bunt- 
kupfererz, Rotheisenrahm  und  Chalcedon.  3)  Der  Quarzführende  Porphyr  liefert 
Bergkryslall  in  zierlichen  Formen,  Quarz,  Chalcedon,  Amethyst,  Jaspis  auf  Klüf- 
ten und  gangartigen  Schnüren  bei  Sleinsberg,  Dossenheim  und  Allenbach;  Kao- 
lin Ueberzug  bildend  bei  Dossenheim  ; Psilomelan  dendritisch  und  in  traubigen 
Partien  auf  Klüften ; Eisenglimmer  und  Rotheisenrahm  bei  Dossenheim  ; Baryt- 
spathgänge  bei  Schriesheim  mit  Eisenkiesel,  Würfeln  von  Flussspath  und  Tropf- 
steinartigem Chalcedon.  ( Beitr . z.  mineral.  Kenntn.  v.  Baden  I/.  61.) 

Wiser  setzt  seine  Notizen  über  Schweizermineralien  mit  folgen- 
den Vorkommnissen  fort.  Am  Pomonetto  der  Alpe  Fieudo  am  St.  Gotthardt  fin- 


216 


den  sich  Eisenrosen  ohne  aufliegende  Rntilkryslalle , kleiner  und  minder  glän- 
zend als  die  von  Lucendro.  An  den  dünnen  tafelförmigen  Kryslallcn  herrscht 
die  gerade  Endfläche  und  das  erste  sechsseitige  Prisma  vor,  immer  tritt  unter- 
geordnet auch  das  zweite  sechsseitige  Prisma  auf.  Die  gerade  Endfläche  durch- 
ziehen feine  gebogene  Linien  in  allen  Richtungen.  Diese  Eisenrosen  wirken 
sehr  stark  auf  die  Magnetnadel,  das  Strichpulver  ist  dunkelröthiichbraun,  beinah 
schwarz.  Die  Eisenrosen  ohne  Rutil  finden  sich  hauptsächlich  auf  der  Südseite, 
die  mit  solchem  auf  der  Nordseite  des  St.  Gotthardts.  In  Begleitung  mit  den 
Eisenrosen  von  Pomonetto  erscheinen  kleine  Adularkrystalle  ,.  sechsseitige  Tafeln 
von  Tomback  braunem  Glimmer.  — Laumontit  findet  sich  am  Mutsch  im  Ezli- 
thale  bei  Amstäg  in  mehr  weniger  grossen  derben  Stücken  , deren  Drusen  und 
Klüfte  mit  den  zierlichsten  Krystallen  ausgekleidet  sind.  Der  derbe  ist  stellen- 
weise ganz  mit  kristallinischen  Quarzkörnern  gemengt,  hat  ein  zerfressenes  An- 
sehen und  zeigt  hie  und  da  einen  erdigen  Beschlag  von  Bergbulter.  — Der 
Stilbit  derselben  Local ität  erscheint  theils  in  kleinen  mannichfach  gruppirten 
isabellgelben  Krystallen,  theils  in  zu  kleinen  Kugeln  vereinigten.  Das  Mutterge- 
stein ist  schneeweisser  Feldspalh  und  graulich  vveisser  Quarz.  — An  einem 
kleinen  Rutilkrystalle  aus  dem  Dolomit  von  Campo  longo  in  Tessin  Hessen 
sich  die  Flächen  eines  spitzem  Octaeders  der  Hauptreihe  beobachten.  Diese 
Flächen  sind  rauh  und  erscheinen  als  schmale  Abstumpfungen  der  Combina- 
tionskanten  zwischen  dem  Hauptoctaeder  und  dem  ersten  quadratischen  Prisma. 
— Titanit  ist  nebst  licht  weingelbem  Glimmer,  bläulichen  Kalkspath  und  micros- 
copischen  Eisenkieskrystallen  in  den  schneeweisscu  feinkörnigen  Dolomit  von  Cam- 
po longo  eingewachsen.  Er  ist  nelkenbraun,  schwach  durchscheinend  und  zeigt 
die  Flächen  2/3  P2  = n und  OP  = P.  — Die  von  Haidinger  beschriebene 
regelmässige  Verwachsung  von  Adular  und  Albit  erhielt  W.  auch  von  St.  Gott- 
hard. ( Bronn’s  Jahrb.  26 — 30.) 

v.  d.  Mark,  über  Schwimmsteine  und  Feuersteine.  — 
In  der  Nähe  von  Hamm  befindet  sich  am  südlichen  Abhange  eines  Kreidehügels 
ein  Kieslager,  in  welchem  sich  weisse  kreideartige  Gesteine  finden,  die  zwar 
mit  Säuren  lebhaft  brausen,  aber  sich  nicht  ganz  darin  auflösen.  Dieselben  äh- 
neln sehr  der  weissen  Rinde  der  Feuersteine,  die  hier  ebenfalls  häufig  Vorkom- 
men. Der  Vf.  untersuchte  beide  chemisch  und  microscopisch  und  gelangte  zu 
folgenden  Resultaten:  I)  Die  weissen  kreideartigen  Massen  bestehen  fast  allein 

aus  wechselnden  Mengen  von  Kieselsäure  und  kohlensaurer  Kalkerde  , mitunter 
zeigen  sie  die  chemische  Zusammensetzung  des  pariser  Schwimmsleines.  2) 
Dieser  letztere  ist  kein  Verwitterungsproduct,  sondern  ein  aus  kalkigem  Gestein 
durch  Kieselsäurelösung  entstandener,  in  seiner  Vollendung  gestörter  Feuerstein, 
der  reicher  an  Wasser  wie  die  Kreidefeuersteine  ist  und  sich  überhaupt  mehr 
dem  Opale  nähert.  3)  Auch  die  sogenannten  Schwimmsleine  des  Kieslagers  bei 
Hamm  sind  nicht  Riickbildungsproducte,  sondern  unvollendete  Kreidefenersteine. 
4)  Die  Kreidefeuersleine  sind  Verdrängungspseudomorphosen  von  Kieselsäure 
nach  Kreide,  einschliesslich  ihrer  Versteinerungen.  5)  Die  wahren  Verwitterungs- 
rinden der  Feuersteine  entstehen  durch  Verringerung  des  Kieselsäuregehaltes, 
Zerstörung  des  färbenden  organischen  Stoffes  und  Zunahme  des  Wassers.  6) 
Die  kieseligen  Knollen  des  oberen  Quaders  von  Haltern  sind  den  Feuersteinen 
ähnliche  Bildungen,  bei  welchen  aber  die  Kieselsäure  nicht  subslituirend  sondern 
allein  verkittend  wirkte.  — Die  Analyse  der  abfärbenden  Rinde  des  Feuerstei- 
nes ergab 


Kieselsäure 

88,63 

Kalkerde 

0,90 

Eisenoxyd 

0,74 

phosphorsaure  Kalkerde 

0,09 

kohlensaure  Kalkerde 

8,26 

Kali 

0,12 

kohlensaure  Bittererde 

0,18 

Wasser 

1,08 

der  in  Salzsäure  lösliche  Antbeil  der  Rinde, 

nämlich  9,5  pCt.  besteht  aus 

kohlens.  Kalkerde 

86,86 

Kieselsäure 

2,11 

kohlens.  ßittererde 

1,97 

phosphors.  Kalkerde 

0,91 

Eisenoxyd 

7,80 

Kali 

Spur 

217 


der  in  Salzsäure  unlösliche  Theil  90,5  pCt.  ans 

Kieselsäure  97,71  Kali  0,10 

Kalkerde  1,00  Wasser  u.  organ.  Substanz  1,19 

endlich  der  innere  unverwitlerte  schwarze  feste  Feuerstein  von  2,5929  spec. 
Gew  ans 

Kieselsäure  97,01  Kali  und  Natron  0,50 

Eisenoxyd  und  Thoneide  0,70  Wasser  | , . 

Kalkerde  0,66  organische  Substanz  ) 

der  Schwimmstein  aus  den  eocenen  Schichten  des  Pariser  Beckens  ist  gebil- 
det aus 

Kieselsäure  90,03  Eisenoxyd  Spur 

kohlens.  Kalkerde  2,43  Wasser  u.  organ.  Substanz  400 

kohlens.  Biltererde  2,80  Natron  und  Kali  0,17 


und  der  Feuerstein  desselben  aus 
Kieselsäure  95,13 

Kalkerde  0,78 

Bittererde  0,15 


Eisenoxyd  und  Thonerde  Spur 
Wasser  n.  organ.  Substanz  4,00 
Natron  und  Kali  0,08 


den  Wassergehalt  des  Opaljaspis  vom  Siebengebirge  fand  der  Vf.  von  4,83  bis 
5,67  schwankend  und  im  Mittel  auf  5,32.  (Rhein.  Verhdl.  X.  385 — 403.) 


J e n z s c h , eigentümliches  Vorkommen  des  Talkspatbes. 
— Zu  Tannhof  bei  Zwickau  fand  sich  ein  zwei  Fuss  grosser  Blasenraum  ganz 
mit  einer  erbsengelben  feinkörnigen  krystallinischen  sehr  drüsigen  Substanz  er- 
füllt , in  welcher  meist  in  der  Nähe  der  Wandungen  eingebettet  waren : Ame- 
thystqnarz,  Raulenspalh,  Perlspath,  Schwerspath  und  Rotheisenstein.  Jene  gelb- 
liche Substanz  war  4,5  Harte  und  3,007  bis  3,076  spec  Gew.  Ihr  Strich 
gelblichweiss.  Im  Glaskolben  bräunt  sie  sich  , gibt  Wasser  und  wird  schwach 
magnetisch.  Die  chemische  Analyse  erwies  45,361  Magnesia , 2,265  Eisenoxy- 
dul, 50,790  Kohlensäure,  1,123  Thonerde,  0,461  Wasser.  Die  höchst  zarten 
Kryställchen,  aus  welchen  die  ganze  Masse  besteht,  konnten  wegen  der  Kleinheit 
nicht  näher  bestimmt  werden  , obwohl  die  rhomboedrische  Natur  unverkennbar 
hervortrat.  Das  Mineral  ist  nach  der  Untersuchung  Talkspath  , dsr  bisher  noch 
nicht  als  Ausfüllungsmasse  von  Blasenräumen  beobachtet  worden.  ( Bronns 
Neues  Jahrb.  1853.  535.) 

C.  v.  Leonhard,  künstlicher  Augit.  — Das  Vorkommen  des 
Augites  in  Lava  und  vulkanischen  Auswürflingen  hat  längst  über  die  Bildungs- 
weise  den  Aufschluss  gegeben  , den  auch  der  künstliche  durch  Hüttenprocesse 
erzeugte  Augit  darthut.  Derselbe  ist  in  den  Hohofenschlacken  in  Schweden  und 
Polen,  auf  dem  Harze,  in  Tyrol,  Westphalen,  Nassau,  St.  Gallen  u.  v.  a.  O.  beo- 
bachtet worden.  Bei  der  Kupfergewinnung  aus  Erzen  mit  Kupfer,  Eisenkies  und 
Quarz  werden  Schlacken  erzeugt,  welche  Bisilikate  von  Eisenoxydul  und  Kalkerde 
oder  von  Talk-  und  Kalkerde  sind.  Erstere  nehmen  ein  kryslallinisches  Gefüge 
an  mit  Durchgängen  rhombischer  Prismen  von  ungelähr  88  Grad.  Auf  skandi- 
navischen Schmelzwerken  namentlich  zu  Sata  erscheineu  die  Schlacken  so  voll- 
kommen den  Basalt  ähnlich  , dass  selbst  der  geübte  Blick  sich  darüber  täuscht. 
Die  künstlichen  Augilkrystalle  sind  theils  sehr  klein , theils  bis  Zollgross.  Oxy- 
dirtes  wasserhaltiges  Eisen  in  sehr  feldspathreichem  Diorit  dem  Schmelzgute  zu- 
gefügt unterstützt  besonders  die  Krystallbildung.  So  entstanden  zu  Olsberg  bei 
Bigge  in  Höhlungen  der  über  den  Heerd  geschlossenen  Schlacken  die  regelrech- 
ten Gestalten,  welche  nach  P.ammelsberg  aus 


Kieselsäure 

55,25 

Talkerde 

7,01 

Thonerde 

5,75 

Manganoxydul 

3,16 

Kalkerde 

27,60 

Eisenoxydul 

1,27 

Percy  aus 
Kieselsäure 

53,37 

Talkerde 

9,50 

Thonerde 

5,12 

Manganoxydid 

1,41 

Kalkerde 

30,71 

Eisenoxydul 

0,95 

13’ 


218 


bestehen.  Forbcs  analysirte  die  kristallinische  Grundmasse  , in  welcher  diese 


Krystalle  theils  innig 

verwachsen  sich 

befinden  und  erhielt 

Kieselsäure 

53,76 

Talkerde 

9,82 

Thonerde 

4,76 

Manganoxydul 

1,30 

Kalkerde 

29,18 

Eisenoxydul 

1,48 

also  eine  Zusammensetzung,  welche  der  der  Krystalle  gleich  ist.  Die  Schlacken 
vom  Rohstein  - Schmelzen  in  Garpenberg  sind  in  ihren  Höhlungen  mit  nadelför- 
migen Augilkrystallen  ausgekleidet.  Die  Skis  - Hyllaner  Schlacken  erweisen  sich 
theils  als  lichthranne  lebhaft  glänzende  Krystalle  von  äu&serst  geringer  Grösse, 
ihre  ganze  Masse  ist  ein  Gewebe  zarter  microscopischer  Gebilde,  theils  sind  sie 
nicht  zu  verkennende  Augitformen.  Sie  sitzen  auf  krystallinischer  Masse  und 
sind  innig  damit  verbunden.  Schiölbergs  Analyse  ergab 

Kieselerde  55,808  Thonerde  2,689 

Kalkerde  24,062  Eisenoxydul  3,272 

Talkerde  13,014  Manganoxyd  9,399 

Seefslröm  unterwarf  diese  Hohofenschlacken  einer  altermaligen  Schmelzung, 
schnell  abgekühlt  wurden  sie  glasig  ; bei  nochmaligem  Schmelzen  und  langsamen 
Erkalten  krystallisirten  sie  von  Neuem  als  Augit.  Zu  Pions  bei  Sargans,  Kton 
St.  Gallen  werden  Rotheisensteine  und  Mangangemenge  unter  Zuschlag  von  Lehm 
und  Thonschiefer  verhüttet.  Der  Hohofen  liefert  Krystalle  nach  Wiser  Kombi- 
nationen eines  vertikalen  klinorhombischen  Prismas  und  eines  hinlern  schiefen 
Prismas.  Diese  Augite  sind  innig  verwachsen  mit  einer  Magneleisenähnlichen, 
stahlgrauen,  ins  Eisenschwarze  übergehenden,  nadelförmigen  metallischen  Sub- 
stanz. Die  prachtvollen  Krystalle  aus  dem  Flammofen  zu  Nanzenbach  bei  Dil- 
lenburg  bestehen  nach  Rammeisbergs  Analyse  aus 

Kieselsäure  47,54  Kalkerde  15,59 

Thonerde  3,90  Talkerde  0,26 

Eisenoxydul  28,98  Kupferoxyd  0,73 

Auf  der  Nisterthaler  Hütte  bei  Hachenburg  sitzen  ähnliche  Krystalle  von  l1/^  Li- 
nie Grösse  und  sehr  lebhaft  glänzend  theils  auf  Roheisen  theils  auf  Gestellslei- 
nen  eines  gefritleten  Quarzits.  Die  Spaltbarkeit  ist  besonders  deutlich  bei  Pudd- 
lings  - Friscliscblacken  von  Kamionna  im  östlichen  Polen  , auch  von  Jenbach  in 
Tyrol.  Zuweilen  zeigt  sich  auch  Anlage  zu  Fasergefüge  Bei  dem  grossen 
Brande  von  Hamburg  wurden  ebenfalls  Augitkrystalle  durch  die  Gluhthitze  er- 
zeugt. Endlich  ist  noch  der  sternförmig  gruppirten  Prismen  im  Kalkofen  von 
Tanndorf  bei  Culmbach  zu  gedenken  , wo  Liaskalk  mit  Torf  gebrannt  wird. 
Reinsch  analysirte  dieselben  und  fand 
Kieselsäure  46,0 

Kalkerde  22,5 

Talkerde  7,5 


Eisenoxydul  ) „ n 

Manganoxydul  \ ' 5 

Thonerde  14,0 


So  nab  sich  auch  Augit  und  Hornblende  stehen,  so  ist  doch  letztere  noch  nie 
als  Hüttenproduct  gewonnen  worden.  Nach  H.  Rose,  Mitscherlich  und  Berthier 
sollen  bei  schnellem  Erkalten  Angitgestalten  , bei  sehr  allmähliger  Abkühlung 
Hornblendeformen  sich  bilden.  Augite  ändern  durch  Schmelzen  im  Platintiegel 
ihre  Struclur  nicht,  aber  Hornblenden  werden  dadurch  zu  Augiten  umgewandelt, 
in  der  Lava  des  Vesuvs  findet  sich  auch  die  Hornblende  häufig  neben  Augit. 
Den  Diopsid  fand  Hausmann  als  Hüttenproduct  zu  Gammelbo  in  Westmanland 
und  die  Analyse  desselben  ergab 


Kieselsäure  54,6970 

Thonerde  1,5368 

Kalkerde  23,5626 

Talkerde  15,3716 


Eisenoxydul  0,0780 

Manganoxydul  1,6652 

Natron  1,9375 

Kali  1,1523 


Die  Augile  bestehen  wesentlich  aus  Kieselerde,  Kalkerde  und  Talkerde.  Mengt 
man  diese  Substanzen  in  richtigem  Verhältnis  und  setzt  sie  der  erforderlichen 
Temperatur  aus : so  fliesst  das  ganze  zu  einer  Masse,  welche  nach  dem  Erkalten 
durch  und  durch  theilbar  sich  zeigt,  den  Flächen  des  Augits  entsprechend. 
Ebelmen  stellte  lange  weisse  undurchsichtige  Prismen  des  Magnesia  - Augits  aus 


219 


einer  Mischung  von  Kieselerde,  Magnesia  und  Borsäure  dar,  wie  sie  in  der  Na- 
tur noch  nicht  beobachtet  worden.  ( Bronn’s  Jahrb.  1853.  641 — 658.) 

ilaidinger,  drei  neue  Localitäten  von  PseuJomor  p h o - 
sen  nach  Steinsalz.  — Die  erste  dieser  Localitäten  ist  Weichselhoden. 
Der  hiervon  nördlich  gelegene  Buchengraben  besteht  in  dem  fast  verticalen  rech- 
ten Gehänge  aus  Conglomerat,  dunkelgrauem  Schiefer  und  Buntem  Sandstein. 
Der  die  Pseudomorphosen  führende  Gyps  kommt  in  mehr  weniger  grossen  Par- 
tien im  Schiefer  vor  und  setzt  in  einigen  Stellen  in  die  Tiefe  fort.  Die  hier 
gesammelten  Handstücke  bestehen  aus  dichtem  licht  grünlichgrauem  Mergel  von 
grobschiefi  iger  Strnclur.  Die  eingewachsenen  Pseudomorphosen  sind  3 — 4 Li- 
nien gross,  senkrecht  auf  die  Schieferfläche  zusammengedrückt.  An  den  Kanten 
bemerkt  man  gratariige  Verlängerungen,  dabei  ist  aber  die  Oberfläche  selbst  eben. 
Die  Hohlräume  sind  znäussefst  von  einer  dünnen  Schicht  ganz  kleiner  glasritzen- 
der Quarzkrystalle,  zuweilen  von  ebenso  kleinen  Dolomilkrvstallen  begleitet,  be- 
deckt, dann  folgen  einige  wenige  Individuen  von  Gyps,  manchmal  nur  ein  ein- 
ziges. Die  zweite  Localität  ist  der  Pfaflgraben  bei  St.  Gallen.  Schwarze  Kalke 
überlagern  Mergel  , dann  folgt  weisser  Dolomit.  Die  Pseudomorphosenbildung 

tritt  hier  z.  Tb.  in  Begleitung  von  Eisenkies  und  Eisenglanz  auf,  z.  Th.  ohne 
dieselben;  letzte  besonders  häufig  in  jenen  Mergelpartien,  deren  Pseudomorpho- 
sen bereits  wieder  aufgelöst  sind.  Der  Eisenkies  überzieht  bisweilen  die  Pseu- 
domorphosen als  dünne  Binde  oder  in  winzigen  Krystallen.  Die  Pseudomor- 
phosen sind  grösser  als  vorige,  bis  sechs  Linien  Durchmesser,  ebenfalls  nieder- 
gedrückt. Die  Auskleidung  besieht  grösstentheils  aus  mehren  Gypskrystallen, 
von  allen  Würfelflächen  beginnend,  die  nur  einen  kleinen  Drusenraum  im  Innern 
übrig  lassen.  Bisweilen  ist  das  Ganze  von  körnig  zusammengesetzter  Gypsmasse 
erfüllt,  welche  dann  meist  röthlich  ist.  Quarz  fehlt  völlig.  Kleine  Schwefel- 
kieskrystalle  finden  sich  ausser  auf  der  Oberfläche  zuweilen  auch  innen  auf  den 
Gypskrystallen  aufsitzend.  Hämalilkrystalle  von  Liniengrösse,  Combinationen  des 
Rhomboeders  von  85°  58'  mit  der  Basis  und  auch  reicher  modificirt  finden 
sich  gleichfalls  innen  auf  den  Gypskrystallen.  Die  dritte  Localität,  Hall  bei  Ad- 
mont, besteht  zunächst  aus  mächtigem  Bunten  Sandsteine.  Die  jungem  unmit- 
telbar unter  dem  schwarzen  Kalkstein  folgenden  Schichten  sind  rolbe  Sandsteine 
und  Schiefer  mit  Mvacites  fassaensis  und  Posidonia  Clarae.  Darunter  folgt  nach 
Süden  ein  schwarzer,  meist  in  Dolomit  und  Rauchwacke  verwandelter  Kalkstein, 
dann  gelbliche  Schiefer,  graue  Sandsteine  und  Quarzsandsteine,  endlich  Grau- 
wackenkalk. In  dem  blassgrünen  Quarzsandstein  ist  ein  mächtiger  Gypsmergel 
cingelagert,  der  Gyps  weiss  und  rolh , stockförmig,  die  Mergel  salzig  und  von 
Gyps  imprägnirt,  beide  nngeschichlet.  Die  Pseudomorphosen  erreichen  sechs 
Linien  Durchmesser,  meist  weniger.  Die  Wände  der  Hohlräume  sind  zuerst  von 
einer  Rinde  kleiner  weisser  Krystalle  ausgekleidet,  die  Karstenit  oder  vielleicht 
Goleslin  sind.  Einzelne  kleine  Quarzkrystalle  schieben  sich  dazwischen.  Dann 
folgen  vollkommen  ausgebildete  glaltllächige  Rhomboeder  von  Dolomit,  lichtgelb- 
lichgraue, zuinnerst  kleine  Gvpskrystalle.  An  allen  drei  Localitäten  krystallisirte 
Salz  als  Würfel  in  thonigein  Schlamm  ans  einer  eoncentrirten  Salzlösung;  der 
Absatz  ist  unter  dem  Druck  begraben,  der  Schlamm  wird  zusammengepresst,  die 
Räume  der  Würfel  folgen,  aber  der  Inhalt  derselben  wird  in  der  stets  wechseln- 
den Gebirgsfeuchtigkeit  hinweggeführt,  weniger  lösliche  Materie  wird  abgeselzl, 
Gyps,  Anhydrit,  Cölestin,  Dolomit,  Quarz,  Hämatit,  Pyrit;  der  Salzgehalt  ver- 
schwindet gänzlich.  Die  in  den  östlichen  Alpen  von  Oestreich  unter  der  Ems 
bis  Tyrol  bekannten  Pseudomorphosen  - Localitäten  reihen  sich  von  Osten  nach 
Westen  also  aneinander:  Raneck  am  Oetscher,  Weichselboden,  Gossling,  Weis- 
senbach  , Admont- Hall,  Aussee,  Hallstatt , Hallein,  Hall,  im  Ganzen  ein  Strich 
von  nahe  40  Meilen  Länge.  ( Geol . Reiclisanst.  IV.  101 — -105.) 

v.  Hauer,  analysirt  Liebenerit  ans  dem  rothen  Feldspathporphyr  des 
Fleimserlbales  in  Tyrol  und  findet 


Kieselerde 

44,45 

Talkerde  Spur 

Thonerde 

38,75 

Natron  2,79 

Eisenoxyd 

2,26 

Kali  6,45 

Kalkerde 

J ,38 

Köhlens,  u.  Wasser  4,75 

220 


ferner  Alloraorphit  *on 

Unterwisbach 

bei  Saal feld  , wi 

elcher  enthalt 

Baryt 

63,34 

Eisen 

Spuren 

Schwefelsäure 

33,99 

Wasser 

0,24 

im  Wesentlichen  also  dem 

Baryt  BaOSU3 

gleich  zusammengesetzt  ist. 

Analyse  des  B a 1 t i m o ri  t 

von  Baltimore 

ergab 

Kieselerde 

27,15 

Talkerde 

26,00 

Thonerdc 

Kalkerde 

18,54 

15.08 

Wasser 

13,23 

des  C li  a 1 i 1 i l aus  Irland 

Kieselerde 

38,56 

Kalkerde 

12,01 

Thonerde 

27,71 

Talkerde 

6,85 

Eisenoxyd 

Spur 

Wassel 

14,32 

endlich  der  He  te  ro  m i l 

von  Slatrusl  am  Ural  in  dui 

chsiehtigen  In 

Krystallen 

Kieselerde 

43,29 

Kalkerde 

23,78 

Thonerde 

Eisenoxvd 

23,17 

6,10 

Talk  erde 

2,05 

( Ebda  147— J 55.) 

v.  Zepharovich,  einige  interessante  Mineralvorkommen 
von  Mutenitz  bei  Strakonitz  in  13  ö li  rn  e n.  — Nah  bei  Mutenitz 
am  Wege  nach  Vorder- ZborovVilz  fuhren  Gange  in  dem  hier  herrschenden  fein- 
schiefrigen  von  Granitgängen  durchsetzten  Gneiss  Flussspath  und  Tilanil.  Das 
Ganggestein  besieht  ans  einem  Gemenge  von  meist  rüthlich  grauem  Quarz  und 
grünlichem  oder  gelblichem  Flussspath.  Beide  Mineralien  sind  in  Drusenräuraen 
auskrystall isirt.  Die  apfelgrünen  Flusskrystalle  sind  Octacder  von  6"'  bis  3" 

und  mehr  Grösse.  Ihre  Oberfläche  erscheint  mit  einer  krvstallinischen  Rinde 
von  Quarz  nberkJeidet.  Quarz  dringt  auch  auf  Spalten  in  das  Innere  der  Fluss- 
krystalle. Jener  Ueberzug  bekleidet  auch  die  Quarzkrystalle.  Schwefelkies  scheint 
ebenfalls  vorhanden  zu  sein  , wenigstens  deuten  dessen  beobachtete  Pseudomor- 
phosen  nach  Brauneisenstein  darauf.  Einige  Schritte  von  diesem  Vorkommen 
entfernt  setzt  ein  drei  Fuss  mächtiger  Gang  von  Orthoklas  und  Quarz  auf,  wel- 
cher den  Titanil  führt.  Die  Krystalle  desselben  sind  vollständig  ausgebildet,  licht 
und  dunkelbraun  , bis  3'"  lang.  Ihre  Form  ist  die  gewöhnliche  Hemipyramide 
mit  den  Flächen  des  Querhemidomas  und  Längshemidomas.  In  verschiedenen 
Richtungen  durchziehen  das  Gestein  noch  langgestreckte  Partien  eines  grünlich 
gelblichen  steatitähnlicben  Minerales.  Dasselbe  ist  in  der  Zersetzung  begriffen 
und  die  Vergleichung  mit  demselben  Vorkommen  bei  Passau  liess  die  Augitwin- 
kel  erkennen.  Das  Mineral  ist  äussersl  milde,  fühlt  sich  fettig  an  und  hat  1,91 
spec.  Gew.  Die  Analyse  ergab  53,42  Kieselsäure,  7,00  Thonerde,  15,41  Eisen- 
oxydul, 1,37  Kalkerde,  2,94  Talkerde,  19,86  Wasser.  Das  liebt  gelbe  Pulver 
gibt  im  Kolben  viel  Wasser  und  wird  nach  dem  Glühen  dunkelbraun.  Das  ei- 
genlhümliche  Anseben  , die  chemische  Constitution  und  der  hohe  Wassergehalt 
veranlassten  v.  Z.  dem  Mineral  den  Namen  Strakonitzit  zu  geben.  (, Jahrb.kk . 

( ijeol . Reichsanst.  IV,  695—700.)  G. 


Geologie.  Fr.  v.  Hauer,  Gliederung  der  Trias-,  Lias- 
u nd  Juragebilde  in  den  nordöstlichen  Alpen.  — Schon  vor  eini- 
gen Jahren  hatte  der  Verf.  den  Versuch  gemacht  das  verworrene  Schichtensystem 
der  nordöstlichen  Alpen  rach  seiner  natürlichen  Gliederung  zu  lösen,  allein  die 
seitdem  fortgesetzten  sorgfältigen  Forschungen  haben  so  viel  neues  Licht  über 
diesen  Schichtenbau  gebracht,  dass  jener  erste  Versuch  sich  als  unhaltbar  er- 
wiesen und  eine  neue  Gliederung  und  Parallelismus  aufgestellt  werden  muss. 
Wir  theilen  den  wesentlichen  Inhalt  dieser  umfangsreichen  Abhandlung  mit , da 
derselbe  nicht  wenig  zur  Einsicht  in  den  alpinen  Schicbtenbau  beiträgt  und  den 
fortgesetzten  Untersuchungen  zu  Grunde  gelegt  werden  muss. 


I.  Trias.  Von  den  früher  zu  dieser  Formation  gerechneten  Ablagerun- 
gen müssen  die  Dachsteinkalke  und  die  Schichten  mit  der  Alpenkohle  in  den 


2*21 


Lias  versetzt  und  statt  deren  die  dunkelgrauen  I>is  schwarzen  Kalke , die  soge- 
nannten Guttensteiner  Schichten  zum  Muschelkalk  gebracht  werden.  Demnach 
besteht  nunmehr  die  Trias  der  östlichen  Alpen  ans  1)  und  zwar  a)  den  Werf- 
ncr  Schichten  oder  buntem  Sandsteine,  b>  dem  Guttensteiner  Kalk  als  wahr- 
scheinlichem Muschelkalk  und  J)  aus  den  Hallstätter  Schichten  oder  oberem  Mu- 
schelkalk. Die  Werfner  Schichten  liegen  über  der  Grauwacke  und  unter 
sämmtlicben  Alpenkalkcn.  Ihr  Gränzzng  beginnt  in  Osten  bei  Lorenzen,  läuft 
über  Prieglitz , Reichenau  , Gschaid  , nördlich  von  Allenberg  vorüber  bis  nach 
Neuberg.  Weiter  westlich  wieder  auftretend  umsänmt  er  den  ganzen  Siidfuss 
der  Veitscher  Alp,  zieht  sich  über  Hang,  St.  Ilgen  und  Oberost  um  den  Hoch- 
thurm und  die  Griesmauer  herum  , dann  um  den  Siidfuss  des  Kaiserschild, 
Radmer,  Fohnsbach  bis  bei  Admont  hinaus  ins  Ennsthal.  Von  Litzen  bis  Schlad- 
ming  ist  er  unterbrochen.  Bei  Gröbening  treten  wieder  die  den  Sandstein  stets 
begleitenden  Guttensteiner  Kalke,  bei  Weissenbach  auch  wieder  die  Schiefer  und 
Sandsteine  hervor  und  setzen  bis  Werfen  im  Salzathale  fort.  Die  Züge  im  In- 
nern der  Kalkalpen  sind  besonders  deutlich  und  weithin  zusammenhängend  in 
Nieder-  und  Oberöstreich,  im  westlichen  Theile  scheinen  sie  häufiger  unterbro- 
chen. Der  nördlichste  Zug  ist  zugleich  der  grösste,  denn  er  beginnt  westlich 
von  Mödling  in  der  Brühl  und  erstreckt  sich  bis  Lend  und  von  hier  bis  nach 
Grünau , wo  das  Gypsvorkommen  am  Nordfusse  des  Traunstein  sein  änsserstes 
Hervortreten  bildet.  Ein  anderer  vielfach  in  einzelne  Arme  zerschlagener  Zug 
läuft  von  Willendorf  über  Buchberg,  Schwarzau  bis  Mariazell,  ein  dritter  zweigt 
sich  vom  ersten  ab  und  setzt  in  südsüdwesllicher  Richtung  bis  Gutlegsstein. 
Weiter  in  Westen,  in  dem  Salzkammergute  lassen  sich  die  Vorkommnisse  we- 
niger sicher  in  zusammenhängende  Züge  verbinden.  Ein  sehr  breiter  Zug  scheint 
von  Golling  im  Salzthale  über  Gosan  bis  zum  Hallstätter  See  zu  reichen,  ein 
anderer  über  Ischl , Aussee  bis  Lietzen  zu  laufen.  Isolirte  Vorkommnisse  der 
Werfener  Schichten  finden  sich  hie  und  da  in  der  Tiefe  der  Thäler  und  selbst 
auf  Höhen  wie  bei  der  Sackwiesenalp.  Sehr  viele  Gypsvorkommen  in  den  Alpen 
gehören  den  Werfner  Schichten  an,  doch  nicht  die  von  Leogang,  bei  Schott- 
wien , im  Wolfsgraben,  Myrtengraben  u.  a.  Auch  die  Salzstöcke  der  Alpen  ge- 
hören den  Werfener  Schichten  an,  so  Berchtesgaden,  Gossling,  St.  Gallen,  Ad- 
mont-Hall, Hallstatt,  Pernegg  bei  Ischl.  Die  Versteinerungen  der  Werfener 
Schichten  sind  Ammonites  cassianus,  Turbo  rectecostalus,  Naticella  costata,  Mya- 
cites  fassaensis,  Posidonomyia  Clarae,  P.  aurita,  Avicula  striatopunctata,  Avicula 
venetiana.  In  den  Südalpen  finden  sich  diese  Arten  theils  im  bunten  Sandsteine, 
theils  im  Muschelkalk.  Der  Guttensteiner  Kalk  erscheint  als  dunkel 
schwarzgrauer,  dünn  geschichteter,  von  weissen  Kalkspathadern  durchschwärmter 
Kalkstein  in  steter  Begleitung  der  Werfner  Schichten  , indem  sie  deren  Hangen- 
des bilden.  Oft  sind  sie  in  Verbindung  oder  werden  ersetzt  durch  gelbgefärble 
Rauchwacke  , oft  sind  sie  dolomitisch  , mit  Hornstein-Ausscheidungen.  In  Be- 
gleitung der  südlichen  Hauptzone  pflegt  ihre  Mächtigkeit  gering  zu  sein,  in  der 
Gegend  um  Reichenau  erscheinen  sie  häufig  als  Rauchwacke.  In  den  nördlichen 
Zügen  gewinnen  sie  eine  grössere  Bedeutung.  Die  Fossilien  sind  Ammonites 
cassianus,  Naticella  costata.  Nach  oben  schlicssen  sich  die  Guttensteiner  Kalke 
oft  noch  ziemlich  innig  an  den  Hallstätter  Kalk  an.  Höchst  wahrscheinlich  ge- 
hören hieher  auch  die  Reiflinger  Kalksteine  mit  dem  Ichthyosaurus  im  Stift  zu 
Admont.  — 2)  Hallstätter  Kalk  (oberer  Muschelkalk)  ruht  unmittelbar 

dem  Guttensteiner  Kalke  auf  und  wird  vom  Dachsteinkalk  überlagert,  wie  ein 
Profil  vom  Hallstätter  Salzberg  Ober  den  Sommeraukogel  auf  den  Grünkogel, 
dann  über  die  Spitze  des  Dachsteines  nach  Schladming  und  auf  den  Hochgolling 
darthut,  sowie  auch  die  Gegend  um  Ischl , der  Fuss  des  Oetscher.  Die  Pelre- 
fakten  des  Hallstätter  Kalkes  sind  bekannt , fünf  ausgezeichnete  Ammoniten  fin- 
den sich  auch  bei  St.  Cassian,  vor  Allen  characteristisch  sind  Monotis-  und  Ha- 
lobia-Arten, die  auch  dort  Vorkommen,  wo  die  Cephalopoden  fehlen.  Zwischen 
den  tiefsten  Liasschichten  und  der  Trias  eingelagert  fragt  es  sich  noch,  welcher 
von  beiden  Formationen  der  Hallstätter  Kalk  zuertheilt  werden  soll.  Nach  den 
Petrefakten  und  einigen  andern  Verhältnissen  ohne  Zweifel  der  Trias.  Zweifel- 


222 


liaft  dagegen  bleibt  die  Stellung  der  unmittelbar  im  Liegenden  des  Dachsteiukal- 
kes  auftretenden  Dolomite,  welche  noch  keine  cbaracteristischen  Arten  lieferte. 
Die  Einreihung  der  Cassianer  Schichten  in  den  mittlern  Jura  durch  v.  Klipstein, 
jn  das  Uebergangsgebirge  durch  Eichwald  verdienen  als  zu  wenig  begründete 
keine  besondere  Berücksichtigung  mehr. 

N*  Lias.  Die  zu  dieser  Formation  gehörigen  Ablagerungen  sind  sämmt- 
lich  mit  alpinen  Localnamen  benannt  worden:  1)  Dachsleinkalke  und  Starhem- 
bergschichten. Der  D a c h s te  i n k a I k , die  Hauptmasse  des  gewaltigen  Gebirgs- 
stockes  des  Dachsteines  bildend  sind  in  Nieder-  und  Oberöstreich  grosstentheils 
auf  die  Zone  der  Kalkhochalpen  südlich  von  den  ßrühl-Windischgarstener  Zuge 
der  Trias  beschränkt.  Oft  ruht  er  unmittelbar  auf  den  Werfner  Schiefern  oder 
Gultensteiner  Kalk,  öfter  auf  Dolomit  und  wie  am  Üelscher  mit  diesem  auf 
Hallstätter  Schichten  , bisweilen  auf  letzten  unmittelbar.  Hie  und  da  lagert  in 
ihm  ein  fleischrotherbeinah  körniger  Kalk,  dessen  Petrefaklen  das  Alter  aussei 
Zweifel  setzen.  Wir  nennen  von  jenen  Megalodon  triqueter,  Modiola  Schafhaeutli, 
Avicula  intermedia,  A.  Escheri , Spirifer  rosliatus,  Sp.  Muensteri , Terebratula 
cornuta , IHiynchonella  cornigera.  Die  Dachsteinbivalve  ist  bereits  von  Wulfen 
beschrieben  und  dessen  Name  Megalodon  triqueter  von  Brocchi  auch  aufgenom- 
men, von  Schafhäut!  aber  in  Megalodus  scutatus  umgetauft,  von  ßoue  in  Isocardia 
carinthiaca.  Schafhäutls  Pholas  ungulata  und  Isocardia  grandicornis  gehören 
gleichfalls  zu  ihr.  Der  M.  triqueter  ist  so  häufig  in  den  östlichen  Alpen,  dass 
eine  Aufzählung  der  Fundorte  überflüssig  ist.  Es  sind  Exemplare  bis  1972 
Zoll  Länge  gefunden.  Die  übrigen  Petrefaklen  der  Starhembergschichten  finden 
sich  auch  in  den  Kössener  Schichten  und  beweisen  das  Liasi nische  Alter.  Die 
Schichten  mit  IHiynchonella  amphiloma  an  der  Werflinger  Wand  unterhalb  des 
Hierlatz  werden  wahrscheinlich  dein  Dachsleinkalke  angehören.  — Die  Kösse- 
ner Schichten  bestehen  meist  aus  dunkelgefärblen  dünngeschichteten,  oft 
mergligen  Kalksteinen  und  liegen  unter  den  Adnelhsehichten,  daher  gewiss  nicht 
jünger  als  Lias.  Im  Königsbachthale  bei  St.  Wolfgang  liegen  sie  auf  mächtigen 
pelrefaktenleeren  Dolomiten,  im  Saalalhale  bei  Unken  schieben  sie  sich  zwischen 
braunen  Dolomit  mit  Lithodendronkalk  und  lichte  Kalke  mit  der  Dachsteinbi- 
valve. Merkwürdig  in  den  Südalpen  erscheint  die  Lagerung  des  Muschelmar- 
mors von  ßleiherg,  der  durch  Ammonites  Jarbas,  A.  Joannis  auslriae  etc.  als 
Aequivalent  der  Schichten  gedeutet  werden  muss,  aber  nach  Posthorn  und  Ca- 
navas  über  den  Bleierz  führenden  Kalken  mit  der  Dachsteinbivalve  liegt.  Nähe- 
res hierüber  soll  später  milgetheilt  werden.  Die  wichtigsten  Petrefakten  der 
Kössener  Schichten  sind  Ammonites  bisulcatus,  A.  oblique-costatus , A.  kridion, 
Pleurotomaria  expansa , Natica  alpina,  Megalodon  triqueter,  Cardium  lhaeticum, 
Lima  gigantea  , Peclen  liasinus,  Terebratula  cornuta,  Spirifer  roslratus  u.  v.  a. 
Die  darunter  befindlichen  liasmischcn  Leitmuscheln  lassen  nicht  den  geringsten 
Zweifel  über  die  Stellung  der  Kössener  Schichten,  sie  entsprechen  dem  untern 
Lias.  — Die  Greste  ne  r Schichten  sind  dunkel  gefärbte  Kalksteine,  welche 
die  Alpenkohle  hei  Gresten,  Grossau,  im  Pechgraben  u.  s.  w.  begleiten  und  nur 
nördlich  von  dem  grossen  Zuge  der  Werfner  Schiefer  auftrelen.  Den  besten 
Aufschluss  über  die  Lagerungsverhällnisse  gibt  der  Miessbach’sche  Kohlenberg- 
bau am  Lunzersee  , wo  von  unten  nach  oben  feinkörnige  blättrige  Sandsteine, 
grauer  Schieferthon  , ein  Kohlenflötz,  Scbieferthon  und  die  ersten  Sandsteine, 
ungeschichteter  dolomitischer  Kalkstein  auf  einander  folgen  , und  an  der  Süd- 
seite des  See’s  gegen  Osten  Sandsteine  und  Schiefer , dunkle  Kalksteine  mit 
Hornsteinknollen,  Guttensteiner  Kalke,  Werfner  Schiefer  und  grosse  Massen  von 
liebten  Kalksteinen.  Die  Grestener  Schichten  liegen  demnach  hier  auf  der  ober- 
sten Abtheilung  der  Gultensteiner  Kalke.  Von  den  zahlreichen  Versteinerungen 
mögen  erwähnt  werden:  ßelemniles  paxillosus,  Cardium  Listeri , Pholadomya 
ambigua,  Ph.  Hausmanni,  Pli.  decorala,  Nucula  complanata,  Lima  gigantea,  Pecten 
liasinus,  Spirifer  rostralus,  Terebratula  cornuta,  Nilssonia  cornpta,  Plerophyllum 
longifolium  , Alelhopteris  withbyensis  , Odontopteris  cycadea  , Taeniopleris  Phil- 
lipsi,  Equisetites  columnaris,  Calamiles  arenaceus  u.  a.  Unter  allen  wurden  2U 
entschiedene  Liasarten  gezählt,  einige  oolilhische  und  triasjnische.  — Die  Ad- 


223 


net  her  Schichten  sind  rothe  dünn  geschichtete  Kalksteine  mit  Cephalopo- 
den  in  ziemlich  weiter  Verbreitung.  Im  Hochleitengraben  bei  der  Gaisan  ruhen 
sie  unmittelbar  auf  den  Kössener  Schichten,  ebenso  weiter  westlich  an  mehren 
Orten  ; bei  Golling  unmittelbar  auf  Dachsteinkalk.  Die  sogenannten  Amaltheen- 
und  Fleckenmergel  lassen  sich  in  den  von  v.  Hauer  untersuchten  Localitäten  nicht 
als  selbständiges  Glied  abtrennen.  Die  wichtigsten  Petrefaklen  der  Adnether 
Schichten  sind:  Ammonites  Conybeari  , A.  Nodotanus,  A Turneri,  A.  raricosta- 
tus  , A.  planicoslatus , A.  Jamesoni , A.  radians,  A.  complanatus  , A.  bifrons,  A. 
heterophyllus,  A.  tatricus,  A.  Zignodianus,  Spirifer  rostratus  u.  v.  a.  sämmtlich 
Liasarten,  doch  aus  verschiedenen  Gliedern  der  Formation.  — Die  Hierlatz- 
sciiichten  bilden  meist  röthliche  oder  weissliche,  bisweilen  auch  dunkelgraue 
Kalksteine,  überall  die  oberste  Decke  der  Dachsteinkalke  einnehmend,  nur  auf 
der  Gratzalpe  scheinen  sie  von  Adnether  Schichten  überlagert  zu  werden.  Un- 
ter ihren  Petrefakten  erwähnen  wir:  Ammonites  brevispina,  A.  planicostatus,  A. 
Jamesoni,  A.  oxynolus,  Euomphalus  orbis,  En.  excavatus,  Pleurotomaria  anglica, 
PI.  principal  is , PI.  Buchi , PI.  expansa,  Spirifer  rostratus,  Rhynchonella  serrata 
u.  a.  Es  sind  Arten  des  mittlern  und  obern  Lias,  daher  die  Hierlatzschichten 
so  gut  wie  die  Adnether  als  oberer  Lias  betrachtet  werden  dürfen. 

IlL  Juraformation.  Die  hieher  gehörigen  Ablagerungen  können  zu- 
nächst in  eine  untere  und  obere  Gruppe  getrennt  werden.  Zur  ersten  gehören 
die  Klaus-  und  Vilserschichten.  Die  Klausschichten  bestehen  aus  braun- 
oder  ziegelrothen , oft  oolilhischen  Kalksteinen,  petrefaktenreich  besonders  auf 
der  Klausalpe  bei  Hallstatt,  wo  sie  ungleichförmig  auf  viel  altern  Gesteinen  als 
den  Dachsteinkalken  lagern.  Auch  bei  Wien  finden  sie  sich  wieder.  Von  ihren 
Petrefakten  sind  wichtig:  Ammonites  tatricus,  A.  Zignodianus,  A.  ptychoicus,  A. 
triparlitus , A.  Humphresianus , Rhynchonella  senticosa , Rh.  Hausmanni  u.  a. 
Die  Vilser  Schichten  wurden  am  Gunstberg  bei  Windischgarsten  beobach- 
tet, wo  in  einem  weissen  Kalksteine  die  Terebrateln  von  Vils  Vorkommen:  T. 
antiplecta,  T.  pala,  Rhynchonella  senticosa,  Rh.  trigona.  ln  den  Südalpen  schei- 
nen sie  bei  Volano  und  Vallunga  unweit  Reveredo  aufzutreten.  Die  Klausschich- 
ten der  nordöstlichen  Alpen  früher  dem  Oxford  parallelisirt  dürften  eher  dem 
braunen  Jura  zu  vergleichen  sein.  Da  einige  Arten  mit  Adnelh  und  Hierlatz 
identisch  sind,  so  kann  nicht  wohl  eine  Lücke  zwischen  dieser  als  oberem  Lias 
und  den  Klausscbichten  als  braunem  Jura  angenommen  werden.  — Der  obere 
Jura  beruht  auf  Deutung  paläontologischer  Charactere , die  Lagerung  der  ein- 
zelnen Localitäten  hat  sich  noch  nicht  mit  Sicherheit  ermitteln  lassen.  1)  Die 
rothen  hornsteinreichen  Kalksteine  zwischen  St.  Veit  und  Hietzing  bei  Wien  füh- 
ren zahlreich  Aptychus  lamellosus , A.  latus,  Belemuiles  hastatus.  1)  Die  im 
Gebiete  des  Wiener  Sandsteines  auftretenden  weissen  hydraulischen  Kalke  und 
rothen  Schiefer  liefern  gleichfalls  A.  lamellosus  und  den  B.  hastatus.  3)  Die 
hellgrauen  Kalksteine  des  Kronkogels  in  der  Grossau  und  ähnliche  im  Pechgra- 
ben enthalten  den  B.  giganleus,  Ammonites  Zignodianus,  A.  ocnlatus,  A.  infla- 
tus.  4)  Vorderlegställe  bei  der  vordem  Sandlingalpe  und  5)  die  Kalksteine  des 
Platten  bei  Hallstatt  gehören  noch  hieher , wenn  nicht  letztere  schon  untere 
Kreide  sind. 

Das  Schichtensyslem  der  nordöstlichen  Alpen  besteht  nach  den  mitgetheil- 
len  Untersuchungen  aus  I)  Grauwacke,  2)  Verrucatio,  3)  buntem  Sandstein 
(Werfner  Schichten)  und  unterm  Muschelkalk  (Gutlensteiner  Kalk) , 4)  oberem 
Muschelkalk  (Hallstätter  Schichten , Wenger  Schichten) , 5)  unterem  Lias  (Dach- 
steinkalk, Starhembergschichlen  , Kössener  Schichten,  Grestener  Schichten),  6) 
oberem  Lias  (Adnether  Schichten  und  Hierlalzschicbten) , 7)  unterem  Jura  (Klaus- 
schichten, Vilser  Schichten)  , 8)  oberer  Jura  (St.  Veit,  Krenkogel,  Stollberg),  9) 
Neocomien  (weisse  Aptychenkalke  und  Rossfelder  Schichten),  10)  obere  Kreide 
(Gosau) , 11)  Eocen  (Nummulitenschichlen) , 12)  Neogen,  13)  Diluvium,  14) 
Alluvium. — Wir  haben  die  in  dieser  Abhandlung  mitgelheillen  paläontologischen 
Untersuchungen  von  unserm  Bericht  ausgeschlossen  , um  später  besonders  darü- 
ber zu  berichten  und  theilen  von  der  Parallelisirung  der  aufgezählten  Schichten 
mit  andern  Localiläteir  nur  die  sehr  übersichtliche  Tabelle  mit. 


224 


( Jahrh , kk.  geol.  Reichsanst.  IV.  715—785.) 


2*25 


G: in  dry,  zur  Geologie  der  fnsel  Cypern.  — Nächst  Sieilien 
und  Sardinien  die  grösste  Insel  des  Mittelmeeres  zeichnet  sich  Cypern  beson- 
ders noch  ans  durch  ihre  zahlreichen  Vorgebirge  und  Cap  , durch  ihre  bedeu- 
tenden Höhen  und  eine  lief  gelegene  weite  Ebene,  durch  die  von  jenen  herab- 
stürzenden  und  diese  mit  Schlamm  bedeckenden  Gewässer.  Die  Ebene  wird  von 
zwei  selir  verschiedenen  Bergketten  begränzt,  im  Norden  von  der  Cerinischen, 
im  Süden  von  dem  Troodos  (Olvmp).  Wenn  der  Boden  des  Mitlelmeeres  zwi- 
schen dem  Cnramanischen  Meere  und  Syrien  gehoben  wäre,  würde  man  überall  nur 
eine  mächtige  weisse  Kalkmergelbildung  erblicken,  darüber  Sand  mit  Conchylien. 
Die  Neigung  der  Schichten,  wie  sie  auf  Cypern  trocken  gelegt  sind  ist  gering, 
dieselben  bilden  vornämlich  die  Ebenen.  Die  Mergel  sind  eine  tertiäre  Meeres- 
bildung, desgleichen  die  sie  bedeckenden  Sande  und  Grobkalke.  Nahe  bei  Ce- 
rine findet  sich  eine  von  0.  nach  W.  streichende  Erhebung  eines  deutlich  ge- 
schichteten, thonigen  Sandsteines,  lsolirt  erheben  sich  krystallinische  Kalke,  die 
wahrscheinlich  dem  Corallenkalk  angehören.  Das  System  des  Troodos  consti- 
luiren  in  weiter  Ausdehnung  kalkige  Gesteine.  {Bullet,  soc.  geol.  IX.  II — 13.) 

Micksch,  Vorkommen  der  fossilen  Hölzer  bei  Pilsen.- — 
Das  Pilsener  Steinkohlenbecken  hat  ungefähr  eine  Quadralmeile  Flächeninhalt 
mit  grösster  Länge  in  SN  und  wird  durch  einen  in  gleicher  Richtung  streichen- 
den Rücken  sibirischer  Gesteine  von  dem  grossen  Radnitzer  getrennt.  Zwischen 
dem  Tliale  des  Misaflusses  bei  Pilsen  und  des  Tremoschner  Baches  erhebt  sich 
die  Anhöhe  von  Locholin  und  dehnt  sich  östlich  gegen  den  weissen  Berg,  west- 
lich über  den  Siltnaberg  nach  Kottiker  hin  mit  Höhen  bis  zu  1300  Fuss.  Das 
Plateau  des  Radnitzer  Beckens  erhebt  sich  nur  120  Fuss  höher.  Die  Höhen 
bestehen  aus  veränderlichen  Kohlensandsteinen.  Am  Locholin  enthält  er  z.  B. 
mitlelgrosse  graue  Quarzkörner  und  blassgelbe  grosse  Feldspathkörner  in  einem 
weissen  mehlig  thonigen  Bindemittel.  Er  liefert  die  Pilsner  Mühlsteine.  Ein 
den  Kohlen flötzen  mehr  genäherter  Sandstein  ist  feinkörnig  , weich  , grau  , sehr 
glimmerreich,  schiefrig  und  nur  mit  sehr  sparsamen  Feldspathkörnern.  Er  dient 
nur  als  Baustein.  Die  Hauptmasse  des  Kohlensandsteines  ist  kleinkörnig,  mit 
thonigem  Bindemittel,  fest,  zum  Strassenbau  geeignet.  In  ihm  kommen  bis  4 
Fuss  lange  Stämme  vor,  die  cyl indrisch  oder  platt  gedrückt  und  mit  einer  Köh- 
lern inde  überzogen  sind,  sonst  aber  gar  keine  zur  systematischen  Bestimmung 
führenden  Charactere  zeigen.  Mit  ihnen  finden  sich  auch  Stämme  von  Calamites 
arenaceus,  auch  Strünke  von  Sligmaria  ficoides.  Zwischen  den  Kohlensandstein- 
schichten treten  schwache  Lagen  eines  dunkelbraunen  Kohlenschiefers  auf,  der 
Pecopteriden  und  Sphenopteriden  führt  nebst  unbestimmbaren  Stengeln.  Die 
grösste  und  merkwürdigste  Lagerstätte  vAirkieselter  Hölzer  liegt  bei  Kottiken  un- 
weit Pilsen.  Hier  furchen  Wasserrinnen  den  Kohlensandstein,  die  Thon  - und 
Mergelschiefer  und  ein  drei  Zoll  mächtiges  Schieferkohlenflötz  auf.  Bei  einem 
Schurfversnche  schloss  man  auf : weiche  sandige  Masse,  weiche  Kaolin  für  eine 
Porzellanfahrik  liefert , Conglomerat  von  grossen  Quarz-  und  Kieselschieferge- 
schieben mit  Eisencämenl  verkittet,  sehr  feinkörnigen  Kohlensandstein  mit  sil- 
herweissem  Glimmer  und  braunen  unreinen  Thoneisenstein.  Nördlich  von  Kot- 
tiken ist  die  Lagerstätte  der  Stämme  ganz  enlblösst,  24  Fuss  lange  und  bis  3 
Fuss  dicke  Stämme  werden  von  Regen  frei  gelegt,  indem  der  Letten  aufgelöst 
und  weggefühlt  wird.  Die  Oberfläche  der  Stämme  ist  verwittert,  der  Querbruch 
nicht.  Weniger  häufig  und  kleiner  sind  die  verkieselten  Hölzer  bei  Böhmisch 
Bris,  ebenso  bei  Tschemin,  Wiskau,  Dobrzan,  Willkyschen  u.  a.  0.  Die  jaspis- 
artige  Verkieselung  ist  die  häufigste  zumal  bei  Pitys  antiqua.  Während  die  Stel 
hing  der  Stämme  im  Dachgestein  von  Chomle  und  Swina  senkrecht  auf  die 
Schichten  gerichtet  ist,  liegen  sie  an  den  genannten  Orten  horizontal.  Das  Ma- 
terial des  Kohlensandsteines  stammt  von  silurischen  Gebirgsmassen  und  von  Gra- 
nit, die  beide  gen  Osten  anstehen.  Die  Zerstörung  derselben  scheint  durch  das 
Hervortreten  der  Porphyrzüge  veranlasst  zu  sein,  mit  denen  auch  siedende  Kie- 
selsäureqnellen  entstanden,  durch  welche  die  Hölzer  verkieselten.  Das  Pilsener 
und  Radnitzer  Becken  unterscheiden  sich  dadurch,  dass  in  letzterem  die  Wech- 
sellagerung des  Schieferthones  mit  dem  Kohlensandsteine  höchst  selten  ist  und 

15 


22G 


der  letztere  minder  mächtig  ist.  Kohlenfiötze  von  2 bis  18  Zoll  zwischen  den 
Kohlensandsteinen  fehlen  bei  Radnitz,  bei  Pilsen  sind  sie  häufig;  die  Radnitzer 
Kohle  ist  eine  Sandkohle,  die  Pilsener  Rack-  und  Sinterkohle.  (Regensburger 
Correspondzbl.  VII.  7 — 14.) 

v.  Zepharovich,  Lagerstätte  des  Mastodon  angustidens 
ans  der  Jauling  bei  St.  Veit.  — Südlich  von  St.  Veit  mündet  in  das 
von  dolomitischen  Wänden  begränzte  Triestinglhal  der  sogenannte  Eisgraben. 
Hier  erhebt  sich  eine  sanfte  Böschung  zu  50  Fuss  Höhe  über  die  Triesting  (850 
Fuss  Meereshöhe).  In  den  Feldern  liegen  Cerithinm  lignitarnm,  C.  pictum,  Buc- 
cinum  mutabile,  Neritina  Pachi.  Durch  den  Eisgraben  gelangt  man  in  die 
grosse  Jauling,  eine  kesselarlig  umschlossene  Wiese,  theils  von  Dolomit  theils 
von  Leithakalkconglomeraten  umgränzt.  Ein  kleiner  Seitengraben  führt  in  die 
kleine  .Jauling.  Ein  am  östlichen  Rande  der  grossen  Jauling  geführter  Braun- 
kohlenbergbau schloss  von  oben  nach  unten  folgende  Schichten  auf : Conglome- 
rat,  Sandstein,  gelblich  weissen  Tegel,  Tegel  mit  Kohlenspuren,  grauen  Tegel, 
erstes  Koblenflötz,  grauen  Tegel,  zweites  Kohlenflötz,  grauen  Tegel,  drittes  Koh- 
lenflötz,  lichtgrauen  Tegel  mit  Knochen,  Dolomit.  Die  mittlere  Mächtigkeit  des 
ganzen,  ziemlich  horizontalen  Schickiensystems  beträgt  17  Klafter.  Das  Leilha- 
conglomerat  besteht  ans  mehr  weniger  abgerundeten  Dolomitstücken  von  verschie- 
dener Grösse  mit  lichtem  sandigkalkigen  Bindemittel.  In  der  Tiefe  verwandelt 
es  sich  in  einen  gröbern  und  feinen  Sandstein.  Der  obere  gelblich  weisse 
Tegel  ist  versteinerungsleer,  der  graue  des  obern  Kohlenflötzes  enthält  Schalen- 
fragmente von  Helix  argillacea,  Neritina  virginea,  Melanopsis  Dufouri,  Unio  Ra- 
vellianns,  alle  lebend,  und  Abietinen  H0I2.  Im  liegenden  Tegel  wurden  zwei 
colossale  Stosszähne  von  Mastodon  angustidens  nebst  Fragmenten  eines  Back- 
zahnes und  Schädelresten  entdeckt.  ( Jalirb . k.  k.  geol.  Reichsanst.  IV. 

711  — 715.) 

Fr.  Schmidt,  die  Speksteing ruhen  von  Göp  fers  grün  bei 
Wunsiedel.  — Die  mächtigen  Lager  von  Speckstein  in  dem  südöstlichen  Theile 
des  Fichtelgebirges  sind  den  Mineralogen  schon  längst  wegen  ihrer  Afterkrystalle 
bekannt.  Die  Region  dieser  Lagerstätten  ist  azoisch  , vorzugsweise  aus  Granit, 
Gneiss  und  sehr  glimmerreichen  Urthonschiefer  gebildet,  welch  letztem  zwei 
Züge  dolomitischen  körnigen  Urkalkes  begleiten  und  mit  diesem  steht  der  Speck- 
stein in  nächster  Beziehung,  einer  in  den  andern  eindringend.  Die  Mächtigkeit 
des  Specksteines  wechselt  von  2 — 8 Fuss,  beträgt  im  Mittel  etwa  6 Fuss.  Die 
Längsausdehnung  ist  auf  250,  die  quere  auf  150  Lachter  bekannt.  Die  Ver- 
zweigungen in  das  krystallinische  Schiefergestein,  zu  dem  das  Lager  gehört,  sind 
vielfach , und  scheint  die  Bildung  noch  gegenwärtig  fortzuschreiten.  Afterkry- 
stalle von  Quarz  und  Bilterspath  sind  merkwürdiger  Weise  schon  seit  vielen  Jah- 
ren nicht  mehr  beobachtet.  Ueber  die  Entstehung  beider  erklärt  sich  Blum  da- 
hin, dass  der  Quarz  einen  Theil  seiner  Kieselerde  abgegeben  und  dafür  ßitter- 
erde  aufgenommen , der  Bilterspath  aber,  in  der  die  Kieselerde  aufgenommen 
seine  Ca  und  C ausgeschieden  habe.  Durch  eine  Exhalation  der  in  der  Nähe 
sich  findenden  Angitporphyre  sei  dann  die  fehlende  Magnesia  ersetzt.  Nauk  da- 
gegen behauptet,  dass  die  Bildung  des  dichten  Specksteines  sowohl  als  der  Af- 
terkrystalle von  aussen  her  durch  Magnesiasilikathallige  Wasser  veranlasst  wor- 
den  sei.  Indem  nun  das  C haltige  atmosphärische  Wasser  auf  die  vorhandenen 
Silikate  zersetzend  einwirkt,  löst  es  diese  und  setzt  sie  andern  Orts  wieder  ab. 
Enthielt  das  Wasser  MgC , so  verwandelte  es  den  vorhandenen  Urkalk  in  Dolo- 
mit, enthielt  es  Kieselerde  so  bildeten  sich  Quarzdrusen,  enthielt  es  Si  Mg,  so 
entstand  Speckstein.  Dieser  Ansicht  tritt  Sch.  bei,  vorzüglich  in  Bezug  auf  die 
Umwandlung  des  Dolomils  und  ßraunkalkes.  Die  einzelnen  Handstücke  sprechen 
durch  ihren  sehr  deutlich  dolomitischen  Bruch  dafür , ebenso  die  Analyse  der 
in  der  Zersetzung  begriffenen  Gesteine.  Der  Speckstein  fol£t  von  Göpfersgrün 
bis  Thiersheim  genau  dem  Kalkzuge.  Einzelne  Lagen  liefern  tadelfreien  bläulich 
weissen  Stein,  der  wohl  dem  Dolomit  seine  Entstehung  verdankt.  Stellenweise 
greift  jedoch  ein  Gewirr  von  Specksteinbändern  in  das  nicht  umgewandelte  Ur- 
gestein ein.  Hier  finden  sich  denn  auch  in  jeder  Hinsicht  die  entschiedensten 


227 


Uebergänge,  welche  die  Bergleute  Specksteinmulm  nennen.  Derselbe  ist  weit 
bröcklicher  als  der  Speckstein  und  weniger  fettig,  irn  Feuer  brennt  er  sich  dun- 
kelbraun und  ist  specifisch  leichter.  Die  den  Dulomit  begleitenden  Quarze  son- 
dern sich  an  allen  Stellen  des  Lagers  in  schönen  reinen  Bergkrystalldrusen  aus, 
immer  von  Speckstein  umhüllt  und  mit  demselben  verwachsen.  Unter  diesen 
linden  sich  ganz  besonders  interessante  Stücke.  Eine  solche  Krystallgruppe  er- 
scheint als  vollkommner  Speckstein,  auf  der  untern  Seite  dagegen  ist  der  Quarz- 
kivstall  noch  ganz  rein  und  unzersetzt.  Die  Umwandlung  fand  also  allmählig 
von  oben  her  Statt.  In  einem  andern  scheinbar  völlig  homogenen  Speckstein- 
slück  fand  sich  beim  Zerschlagen  eine  innere  Höhle , durch  Wegführung  der 
Kieselerde  entstanden.  Durch  den  jährlichen  Betrieb  in  den  Gruben  werden 
durchschnittlich  300  Centner  Speckstein  gefordert , die  jedoch  in  den  einzelnen 
Jahren  je  nach  dern  Absätze  auffallend  schwanken.  Das  meiste  Material  gehl 
nach  Wien  und  Ungarn.  Die  Analyse  ergiebt  65,6  Kieselsäure  , 30,8  Magnesia 
und  3,6  Eisenoxvdul.  ( Regensbg . Correspdzbl.  VII.  134 — 140.)  Gl. 

I"aläoiitoIogie.  — v.  Otto,  Add  ita  mente  zur  Flora 
des  Q u a d e r geh  i rge  s in  Sachsen.  11.  Heft.  (Leipzig  1854.  Fol.  Mit 
9 Tafeln.)  — Nach  einleitenden  Bemerkungen  über  die  Lagerstätten  von  Nie- 
derschöna und  Paulsdorf  wendet  sich  der  Vf.  zur  Beschreibung  folgender  Arten: 
Halyserites  Reich i , Keckia  cvlindrica  n.  sp.,  K.  annulata,  Chondriles  furcillatus, 
Sphaerococcites  striolatus  , Ästerosoma  radiciforme  n.  sp.,  Annularia?,  Arundi- 
nites  Wohlfahrti  n.  sp,,  Plerophyllnm  Germari  n.  sp.,  Pt.  saxonicum  Rchb.,  Pt. 
cretosnm  Rchb.,  Cupressinea  insignis  Gein.,  Cunninghamites  oxycedrus  Presl.,  C. 
Mantelli  Gein  und  mehre  theils  nur  annährend  theils  gar  nicht  bestimmbare 
Beste.  Jede  dieser  Arten  ist  bald  lateinisch  bald  deutsch  diagnosirt,  beschrie- 
ben, mit  ähnlichen  Formen  verglichen  und  ihre  Verbreitung  angegeben.  Auch  die 
Familien  sind  diagnosirt.  Diese  für  eine  kleine  aber  sehr  kostspielige  Monogra- 
phie auffällige  Ausführlichkeit  entschuldigt  der  Verf.  damit,  dass  er  denen,  wel- 
chen ausreichende  literarische  Mittel  fehlen,  die  zum  weitern  Versländniss  nö- 
thigen  Bücher  dadurch  ersetzen  wollte  Wir  möchten  darauf  erwidern,  dass 
wohl  bei  Weitem  die  grösste  Anzahl  der  Käufer  dieser  Addilamente  auch  im 
Besitz  der  zum  Studium  der  Kieidegebirgsflora  nöthigen  Bücher  sich  befinden 
wird  und  eine  Verlheuerung  durch  blosse  Aufnahme  bekannter  Untersuchungen 
daher  schwerlich  allgemeine  Billigung  finden  dürfte.  Wie  das  erste  Heft  ist 
auch  dieses  zweite  glänzend  ausgeslattet  und  die  beigefüglen  neun  Doppellafelti 
gut  ausgeführt. 

Harting,  die  fossilen  Diatomeen  und  Foraminiferen  der 
Niederlande.  — Schon  im  Jahre  1849  hat  H.  in  einer  kleinen  Schrift 
seine  Untersuchungen  über  die  lebenden  und  altalluvialen  Diatomeen  und  Fora- 
miniferen publicirl  und  hier  auf  16  Erdarten  mit  denselben  hingewiesen.  An 
Foraminiferen  erkannte  er  folgende  Arten:  Nonionina  germanica,  Geoponus  bo- 
realis,  Rotalina  punctulata,  R.  laevis,  Rolalia  perforata,  R.  globulosa,  R.  turgida, 
Planulina  turgida,  Texlularia  aciculaia,  T.  dilatata,  T.  aspera,  T.  globulosa,  T. 
striata,  T.  perforata.  Eine  Anzahl  der  Erdarten  ist  noch  in  Bildung  begriffen 
und  schliesst  lebende  Arten  ein.  Von  den  Bacillarien  ist  nur  eine  einzige  Art, 
Navicula  lamprocampa , eine  Süsswasserform.  11.  hat  durch  diese  Untersuchun- 
gen zugleich  die  meerischcn  und  Süsswasserablagerungen  mit  grosser  Sicherheit 
unterscheiden  können.  {Bull.  soc.  geol.  XI.  33  — 35.) 

Wright,  neue  Ec  hin  odermen  aus  dem  Lias  und  Oolitli.  — 
Die  beschriebenen  und  abgebildelen  Arten  sind : Cidaris  Edvvardsi  aus  dem  un- 
tern Lias  von  Chipping  Campden  , zur  Gruppe  der  C.  Fowleri  und  C.  maxima 
Goldf.  gehörig  : C.  ßouchardi  aus  dem  Unteroolith  von  Criklev  und  den  Bird- 

lip  Hills,  zur  Verwandtschaft  der  C.  coronala  Goldf.  gehörig,  unterschieden  durch 
nur  zwei  Warzenreihen  auf  den  Ambulacralfeldern  ; Hemicidaris  minor  Ag.  ( = 
Acrosalenia  rarispina  M’Coy)  aus  dem  Grossoolith  von  Bath , früher  aus  dem 
Calvados  bekannt;  Acrosalenia  crinifera  (—  Echinus  minutus  Buckm.,  Cidarites 
criniferus  Qnenst.)  aus  dem  untern  Lias  von  Cheltenham  und  Gloucester , in 


228 


Deutschland  bei  Pliensbach ; Diadema  Davidsoni  aus  dem  Coralrag  von  Wilts- 
scheint  dem  Cidarites  mammillatus  Hoem.  sehr  nah  verwandt  zu  sein;  Diadema 
Moorei  aus  dem  obern  Lias  von  Gloucestershire  und  dem  D depressum  Ag.  in 
mehrfacher  Hinsicht  verwandt.  (Ann.  mag.  nat.  hist.  Mars  J Gl  — 173. 
Tab.  11.  12.) 

Suess,  über  Slringocephalus  11  u r l i n i . — Die  grossere  Klappe 
dieses  Brachiopoden  trägt  am  untern  Bande  des  scharf  begrenzten  Schlossfeldes 
zwei  starke  nach  innen  gebogene  Zähne  von  ansehnlicher  Stärke.  Die  Schnabel- 
Öffnung  ist  in  der  Jugend  gross,  dreieckig,  im  Alter  wo  sich  der  Schnabel  uui- 
biegt , wird  sie  viel  kleiner  durch  neue  Kalkablagerungen.  In  der  Milte  der 
grossem  Klappe  erhebt  sich  eine  Wand  zu  ganz  ansehnlicher  Höhe,  bis  zu  drei 
Vieriheile  hinablaufen  mit  zunehmender  Hohe  und  abnehmender  Dicke.  In  der 
kleinen  Klappe  erhebt  sich  vom  Scheitel  ein  starkes  Stück  die  sogenannte  Brücke, 
quer  den  innern  Baum  des  Gehäuses  durchsetzend  und  an  seinem  freien  Ende 
gabelförmig  gespalten  die  grosse  Wand  der  obern  Klappe  umfassend.  Die  bei- 
den Schlossgruben  der  untern  Klappe  erweitern  sich  in  breite  Platten,  die  mit 
ihrem  freien  Bande  über  den  Schlossrand  der  andern  Klappe  hinweggreifen,  und 
den  untern  Theile  der  Brücke  sich  anschliessen  , dieselbe  stützen.  Ucbrigeus 
erhält  die  Brücke  noch  einen  besondern  Strebepfeiler  in  der  Mille  der  Klappe. 
Unter  den  Schlossgrubenplattcn  treten  die  Stämme  der  Schleife  knapp  an  jeder 
Seile  der  Brücke  hervor  und  liegen  beide  in  nahezu  parallelen  Ebenen.  Ein- 
fach nach  vorn  gezogen,  nicht  gewunden  ziehen  sie  sich  tief  in  die  Schale  hin- 
ab, oben  stark,  beinah  rund,  gegen  das  Ende  flach,  breit,  schaufelförmig.  Beide 
Stämme  liegen  nah  aneinander,  oben  nur  durch  die  Dicke  der  Brücke  getrennt. 
Ihre  Function  vergleicht  S mit  denen  der  Spornforlsälze  an  der  Cruralgegerid 
anderer  Schleifen.  Sie  tragen  zwei  schön  geschwungene  Aeste  , die  sich  von 
der  Spitze  schnell  divergirend  in  die  Höhe  ziehen  und  jederseits  unmittelbar 
unter  der  Einlenkung  des  Schlosses  wie  Bänder  umgeschlungen  einen  breiten, 
weiten  , flachen  Bing  tragen , der  mit  seinem  äussern  Bande  schon  von  der 
Schlosskanle  an  dem  Umrisse  des  Gehäuses  folgt,  so  dass  die  Wimpern  rings- 
um aus  der  klaffenden  Schale  hervorlreten  konnten.  Die  stetige  kreisförmige 
Krümmung  des  Binges  wird  an  der  Stirn  durch  die  Einschaltung  eines  geraden 
etwas  über  die  Ebene  des  Binges  aufgeworfenen  Stirnstückes  unterbrochen.  Von 
dem  innern  Bande  des  Schleifenringes  steigen  schlanke  flache  Aeste  in  mehr 
weniger  radialer  Bichtung  auf,  oft  breiter  oft  wieder  schwächer  und  dann  ge- 
wöhnlich paarweise  gestellt.  Gerade  oder  etwas  nach  oben  convex  neigen  sie 
sich  im  Allgemeinen  den  Enden  der  Stämme  zu.  Durch  die  weite  ringförmige 
Schleife  nähert  sich  Slringocephalus  sehr  Argyope  und  beide  müssen  nebenein- 
ander gestellt  werden  , die  Gattung  Morrisia  und  vielleicht  auch  Waltonia  ihnen 
angereiht  werden.  — Das  Geschichtliche  betreffend  wurde  Str.  ßurtini  zuerst 
von  Defrance , Diel.  sc.  nat.  vol.  51.  genügend  characlerisirt.  ßlainville  verei- 
nigte ihn  gleich  darauf  mit  Terebratula  , ebenso  Deshayes  und  Sowerby  nannte 
ihn  Terebratula  porrecta.  Höninghaus  schuf  alsdann  einen  todtgebornen  Str.  elou- 
gatus  und  Goldfuss  einen  Str.  slriatus.  v.  Buch  trennt  ihn  nicht  von  Terebra- 
tula und  nennt  die  Art  Tercbr.  slrygocephalns  , weist  aber  später  auf  die  Ver- 
wandschaft mit  Del thyris  hin.  Fischer  v.  Waldheim  bildet  ein  Str.  Defrancei  ab, 
den  Bronn  bereits  auf  Orthis  resupinata  deutele.  Später  hat  auch  Sowerby  ei- 
nen Str.  giganteus,  der  Terebr.  giganlea  entsprechend  aufgestellt,  Phillips  einen 
Str.  breviroslris  , den  M’Cov  zu  Pentamerus  bringt.  Erst  Börner  vereinigte  alle 
Arten  wieder  unter  Str.  Burtmi  und  wird  darin  noch  heule  nach  zehn  Jahren 
Hecht  haben.  Die  Heimat  der  Art  ist  das  devonische  Schichlensyslem  Spaniens, 
Englands,  Belgiens,  Norddeutschlands  und  am  Ural.  (Wien.  zool.  bot.  Abhdlg. 
111.  155 — 165.  mit  Tfln.) 

Beuss,  Foraminiferen,  Entomostr3ceen  und  ßryozoen 
des  Mainzer  Beckens.  — Das  vollständige  Verzeichniss  der  von  B.  beob- 
achteten Arten  ist  bereits  in  Sandbergers  Schrift  über  das  Mainzer  Becken  (cf. 
Bd.  I.  482)  milgelheill,  aber  die  neuen  Arten  werden  hier  zum  ersten  Male 
Male  beschrieben.  Dieselben  stammen  aus  dem  untern  Meeressande  von  Wem- 


229 


heim  und  aus  den  Cyrerienmergeln  und  sind  : Spiroloculina  alata  ganz  eigen- 
thumlieh,  Sp.  Saudbergei  i der  Sp,  excavata  ähnlich,  Triloculina  moguntiaca  der 
Tr.  inflata  zunächst  verwandt,  Arliculina  compressa,  Quinqueloculina  Brauni  der 
Q.  reguJaris  ähnlich,  Qu.  Klipsteini  sehr  seilen,  Qu.  Sandbergeri , der  Qu,  uo- 
tala  zunächst  stehend,  Qu.  punctata  der  Qu.  Ungerana  ähnlich,  Gytherella  tenui- 
striala  der  C.  aciculata  sehr  ähnlich  , Cylhcre  Vollzi  der  C.  Nystana  verwandt, 
Cellepora  Konincki  vom  Typus  der  Bepleschallerina  d’Orb.,  Membranipora  dila- 
lata  nicht  seilen.  Die  bereits  bekannten  Arten  sind:  Bilocnlina  cyclosloma,  Ar- 
ticula  sulcala , Quinqueloculina  Maycrana  , Qu.  triangularis,  Qu.  Acknerana  , Qu. 
llaueriua,  Bairdia  subdeltoidca,  B.  arcuala,  Cylheridea  Mülleri.  Die  Vergleichung 
Aller  lasst  eine  völlige  Abweichung  von  der  coceneu  und  eine  sehr  grosse  Ueber- 
einstimmung  mit  der  inioccnen  Fauna  nicht  verkennen  (Brunns  Jahrb.  1853. 
070  — 079.  Tf.  9.) 

Dieffenbach  fand  in  der  Papierkohle  bei  Klingelbach  Leu- 
cisken , Beste  von  Bhinoceros,  von  Wiederkäuern,  Backzähne  von  llyolherium 
medium,  Eckzäbrie  eines  Moschiden , wahrscheinlich  Palacomeryx  Scheuchzeri, 
viele  Vogelknochcn  , eine  Menge  mit  den  Weissenaucrn  identische  Krokodilzähne 
und  Schuppen.  Bei  dem  Dorfe  Bockenberg  lieferte  eine  mit  Diluvium  gefüllte 
Spalte  im  Braunkohlensandslein  einen  schönen  Unterkiefer  von  Bhinoceros  loc- 
cheorrhinus,  Pferdezähnc,  Elephanten-  und  llyäncnrcsle.  ( Ebenda  085.)  Gl. 

Ilotimihi  — Finkh,  Beiträge  zur  W ii  r t e m b e r g i sch  e n 
Flora.  — Der  Verf,  fiihrt  5 neue  aus  der  Würlembergischen  Flora  noch  nicht 
bekannte  Arten  auf,  nämlich  Drosera  intermedia  Hayne  am  Scheibensee  bei  Wald- 
bure, Calamagrostris  lenella  Host.  am  Schvvaigfurlher  Weiher  bei  Schussenried, 
Allium  scorodoprasum  U.  im  Langenauer  Bied,  Silene  rupeslris  L.  im  Bernecker 
Thal  bei  Schramberg,  Lactuca  virosa  L.  am  Fuss  sonniger  Muschelkalkfelsen 
Aistaig.  ( Würtemb . naturw.  Jaresh.  X.  195 — 202.) 

L.  Babenhorst,  die  Süsswasscr  - Diatomeen  f ii  r F reunde 
der  Mikroskopie  bearbeitet.  (Mit  10  Tfln.  Leipz.  1853.  Fol.)  Nach 
einleitenden  Bemerkungen  über  die  Organisation  der  Dialomaceen,  über  deren 
Vorkommen  , Einsammeln  , Aufbewahrung  und  Untersuchung  gibt  der  Verf.  eine 
Ucbersicht  der  Familien  und  Gattungen  , die  wir  hier  miltheilen.  1.  A n n u 1 a~ 
res:  1.  Farn.  Melosireae.  Ilauplseiten  zirkelrund  oder  ringförmig,  Neben- 
seiten rund,  länglich  oder  walzenförmig,  a)  Einzeln  oder  paarweise:  1)  Cyclo- 
tella  mit  ringförmigen  flachen  Ilauplseiten.  2)  Pyxidicula  mit  gewölbten  Haupt- 
seiten  3)  Liparogyra  mit  flachen  Hauptseiten,  am  Bande  gezahnt,  Nebenseiten 
mit  kammförmigen  Spirallinien.  4)  Porocyclia,  Ilauplseiten  am  Bande  mit  einem 
Kranz  von  tiefen  Eindrücken  , Nebenseiten  ohne  Spirallinien  aber  mit  Zirkellei- 
leislen.  5)  Slephanodiscus  mit  flachen  Ilauplseiten  und  einem  laudsländigen 
Kranz  von  Zähnen.  0)  Calodiscus  mit  flachen  nicht  genau  zirkelrunden  Haupt- 
seilen  , einem  breiten  quergestreiften  Bande  und  slrahlig  gestellten  ungleichen 
Leisten.  7)  Campylodiscus  mit  verbogenen  nicht  genau  zirkelrundeu  Ilauplseiten 
und  slrahlig  gestellten  Bippen.  — b Familienweise  zu  Fäden  verbunden.  8) 
Discosira  mit  leicht  gewölbter  llauplseite,  am  Bande  ein  Zahnkranz , gegen  das 
Centrum  mit  strahligen  aber  gekrümmten  Leisten.  9)  Melosira  mit  flachen  Haupt- 
seiten,  am  Bande  nackt,  gegen  das  Centrum  glatt  oder  slrahlig  gestreift.  10) 
Stephanosira  mit  flachen  slrahlig  punctirlen  Hauplseiten  , in  der  Peripherie  mit 
einem  Zahnkranz.  — 11.  Arcuatae:  2.  Farn.  Eunotiaceae.  Hauptseilcn 

flach,  meist  quergestreift  oder  querrippig,  irn  Umrisse  erscheinen  sie  durch  die 
gekrümmten  Nebenseiten  nach  oben  gewölbt  oder  ein  oder  mehrbucklig,  unten 
mehr  oder  minder  concav.  a)  Einzeln  oder  paarweise.  11)  Eunotia  mit  sehr 
zarten  Querslreifen.  12)  Epilhemia  mit  starken,  rippen-  oder  leistenartigen 
Querslreifen.  — b)  Familienweise  zu  Bändern  verbunden.  13)  Himauthidium. 
— 3.  Farn.  Cymbelleae,  gekrümmt  wie  die  Eunotien,  aber  in  der  Mitte 
auf  der  Hauptseite  dem  untern  Bande  genähert  mit  einem  drüsenartigen  Knoten, 
der  durch  eine  Leiste  mit  dem  Endknoten  verbunden  ist.  14)  Frei  schvvina- 


230 


mende  stiellose  Individuen  Cymbella.  15)  Auf  einem  einfachen  oder  verzweig- 
ten Stiel  Cocconema.  — 4.  Farn.  Achnantheae.  Von  den  Nebenseiten  ge- 
sehen gebogen  und  an  der  untern  Seite  in  der  Milte  wie  eingeknickl,  an  der- 
selben Stelle  zeigen  sie  eine  nach  Innen  keilförmige  Verdickung.  17 ) Freie 
stiellose  Individuen  Achnanlhidium.  18)  Gestielte  Achnanthes.  — 111.  Ovoi- 

deae  s.  Ellipsoideae.  5.  Farn.  Coeconeideae,  ellipsoidisch  schild- 
förmig, meist  platt  aufliegend,  mit  mehr  oder  minder  gewölbter  Rückenfläche, 
auf  der  ßauchfläche  in  der  Mitte  mit  einer  knotenförmigen  Drüse,  hierher  nur 
19)  Cocconeis.  — 6.  Fam.  Surirelleae  mit  elliptischem  oder  eiförmigem 

Typus,  bald  schlank,  bald  dicker,  zuweilen  auch  in  der  Mitte  zusammengeschnürt 
und  dadurch  geigenförmig,  selten  verbogen,  ohne  Centralknoten  20)  Surirella 
auf  den  Hauptseiten  mit  einer  durchgehenden  Längsrippe.  21)  Amphora  mit 
zwei  in  der  Nähe  des  Randes  befindlichen  kurzen  Querbinden.  — 7.  Fam. 

Fra  gillariea  e meist  zu  bandförmigen  Fäden  verbunden  oder  zickzackförmig 
aufgelöst,  seltner  einzeln,  Hauptseiten  linealisch,  länglich,  lanzeltlich  oder  ellip- 
soidisch, glatt  oder  mit  durchgehenden  Querrippen  oder  Leisten.  a)  iso- 
lirte  oder  paarweise  verbundene  Formen.  22)  Denticula  Hauptseiten  mit  durch- 
gehenden Querleisten,  Nebenseiten  mit  zahnartig  vorlrctenden  Leisten.  23)  Gom- 
phogramma  Hauptseiten  mit  durchgehenden  Querleisten,  Nebenseiten  tafelförmig 
mit  unterbrochenen  nach  innen  keulig  verdickten  Striemen  , am  Rande  nach  in- 
nen gezahnt.  — b)  zu  bandförmigen  Fäden  verbunden.  24)  Fragilaria  ganz 
glatt,  25)  Odontidium  mit  Querleisten  — c)  Ränder  zickzackförmig  aufgelöst. 
26)  Dialoma.  — IV.  Naviculares  mit  nachenförmigem  Typus.  8.  Fam. 
Naviculaceae:  a)  freie  und  anscheinend  nackte  Formen.  27)  Amphipleura 
mit  Längsstriemen  ohne  knotige  Verdickung.  28)  Ceratoneis  an  beiden  En- 
den schnabelförmig  verlängert , mit  Centralknoten.  29)  Navicula  glatt , in 

der  Mille  und  an  den  Enden  mit  drüsenartiger  Verdickung,  die  durch  eine 
Strieme  oder  Leiste  verbunden  sind.  30)  Pinnnlaria  wie  vorige  aber  mit 
Querstreifen,  Rippen  oder  Leisten.  31)  Gyrosigma  ebenso  aber  Sförmig 
gekrümmt.  32)  Stauroneis  in  der  Mitte  mit  einer  Querbinde.  33)  Stau- 

roplera  mit  mehrern  Querleisten.  34)  Staurogramma  mit  nach  innen  vorsprin- 
genden Knoten,  die  durch  zarte  Streifen  kreuzweise  verbunden  sind.  — b)  mit 
einem  Ende  auf  einem  polslerförmigen  Fuss  feslsilzend.  35)  Falcatella  wie  Na- 
vicula aber  sichelförmig  gekrümmt.  — c)  in  einer  gestaltlosen  Gallerthülle  «. 
ohne  Ordnung  zusammengehäuft.  36)  Frustulia  ohne  Centralkuoten.  37)  Nau- 
nema  mit  Centralknoten  ß.  reihenweis  geordnet.  38)  Colletonema  — d)  ohne 
Hülle  zu  bandförmigen  Fäden  verbunden.  39)  Diadesmis  wie  Fragillaria  aber 
mit  Centralknoten  auf  den  Hauplseiten.  — V.  Aciculares  linealisch,  schlank- 
lanzetllicb  oder  nadelförmig,  ohne  Centralknoten.  9.  Fam.  Synedreae: 
40)  Synedra  gestreckt  und  gerade.  41)  Sigmatella  leicht  Sförmig  gekrümmt. 
— VI.  Cunealae  mit  keilförmigem  Typus.  10.  Fam.  Gomphonemeac 
mit  Cenlralknoten.  42)  Sphenella  stiellos,  isolirt.  43)  Gomphoncma  gestielt. 
44)  Sphenosira  zu  Fäden  verbunden.  — 11.  Fam.  Meridieae  ohne  Cen- 

tralknoten mit  Querleisten,  nur  45)  Meridion.  — VII.  Nodos  ae  in  der  Mitte 
stets  meist  auch  an  den  Enden  stark  gedunsen.  12.  Fam.  Tabellar  ieae 
Nebenseiten  mehr  oder  minder  grosse  Täfelchen  darstellend,  mit  durchgehenden 
oder  unterbrochenen  Querstriemen , bandförmig  verbunden  oder  zickzackförmig 
aufgelöst.  «.  bandförmig  verbunden.  46)  Tetracyclus  mit  durchgehenden  Quer- 
striemen. — b)  zickzackförmig  aufgelöst.  47)  Tabellaria  Nebenseiten  linea- 
lisch , schmaltafelförmig  mit  unterbrochenen  Querstriemen.  48)  Terpsinoe  Ne- 
benseiten breit  und  gross  tafelförmig  mit  unterbrochenen,  keulig  verdickten  Quer- 
striemen. — Nach  dieser  Anordnung  beschreibt  der  Vf.  im  speciellen  Theil 
die  Familien  , Gattungen  und  Arten  , und  gibt  die  Gesammlzahl  der  Arten  im 
Süsswasser  auf  502,  im  Meere  auf  533,  fossile  auf  383,  also  in  Allem  auf  1419 
an.  Zum  Schluss  folgt  ein  ausführliches  Synonymenregister.  Die  beigefügten 
elf  Tafeln  sind  mit  grosser  Sorgfalt  und  Sauberkeit  ausgeführt. 

Gregory  beobachtete  folgende  bisher  in  England  noch  nicht  nachge- 
wiesene Diatomeen:  Epithemia  gibberula,  Eunotia  depressa , Eu.  camelus  , Eu. 


231 


bigibba  , Himanlhidium  exigerum  , Navicula  trochus , N.  laevissima  , Cocconema 
gibbum  und  folgende  neue  Arten:  Eunotia  incisa,  Pinnularia  undulata,  P.  la- 

testriata,  P.  exigera,  P.  tenuis,  P.  parva,  Stanroneis  rectangularis,  Navicula  api- 
culata,  Cymbella  tumens,  Gomphonema  Brebissoni,  G.  Hebridense.  (Arm.  mag . 
nat.  hist.  Mars  233.) 

Savvers  fand  eine  neue  Alge  Pesmarestia  Presnayi  an  der  irländischen 
Küste.  (Und.  234.) 

Leighton  setzt  seine  Monographie  der  britischen  Graphideen  (S.  79.) 
mit  folgenden  Arten  fort:  Opegrapha  Turneri  (=  0.  betulina  Sm.  ) , 0.  atra 

Pers.  (=  Lichen  scriptus  Hoffm.,  L.  denigrata  Ach.,  Opegrapha  stenocarpa  Ach., 
0.  reliculata  DC.  , 0.  prominula  Cliev.,  0.  implexa  Chev.  , Graphis  macularis 
Hart.),  0.  herpetica  Ach.  ( — 0.  rimalis  Ach.,  0.  rnbeila  Sm.,  0.  rufescens 
Hook.,  0.  atra  Fr.),  mit  den  Varietäten  vera,  subocellata,  simplex,  divisa,  ele- 
gans,  rubella,  ferner  mit  0.  vulgata  (=  Graphis  atra  Meyer,  0.  notha  Johnsl.) 
deren  Varietäten  vulgata  und  stenocarpa  heissen,  0.  siderella  Ach.  (=0.  ru- 
bella Mong.  , 0.  rufescens  Hook.),  0.  taxicola  , 0.  lentiginosa.  ( Ibid . 202 — 
212.  Tb.  5.  6.) 

Milde,  über  einige  E q u i s e l e n des  Herbarium  normale 
von  Fries.  — Der  Verf.  beleuchtet  folgende  Arten:  .1)  Equisetum  riparium 
Fr.  ist  nur  eine  Form  des  polymorphen  E.  arvense,  nur  auffallend  schmächtig, 
womit  die  geringe  Anzahl  der  Zähne  zusammenhängt,  auch  um  Breslau.  2)  E. 
riparium  v.  alpestre  Whlb.  gleichfalls  nur  eine  schmächtige  Form  des  E.  arvense 
dar,  dessen  normaler  Fruchtstengel  jedoch  keine  Aeste  treibt,  die  sterilen  Sten- 
gel sind  robuster  als  vorhin.  3)  E.  liltorale  Kühlvv.  ist  E.  inundatum  Lasch, 
die  vom  Verf.  als  Varietas  e beschrieben  worden  mit  der  Diagnose:  Stengel 
aufsteigend,  1 — l1/*'  hoch,  die  3 — 6 zunächst  unter  der  Aehre  sitzenden  Schei- 
den sind  stets  ohne  alle  Aeste,  Scheiden  grün  ohne  braunrolhen  Anflug,  Aehre 
gelblich  oder  rostbraun,  um  Priesen  in  der  Neumark,  bei  Breslau  und  am  Si- 
nus fennicus,  vielleicht  auch  bei  Hamburg.  4)  E.  fluviatileL.  ist  ein  reich  und 
lang  beästeter  Stengel  von  E.  limosum  und  erhält  von  Fries  folgende  Diagnose: 
Gaules  toti  striati,  raro  nudi,  semper  heterocladi , ramis  numcrosissimis,  cauda 
sterili  laxa,  fragili  spica  tenui,  aeslivali , wozu  derselbe  später  noch  hinzufügt: 
E.  limosum  L.  et  fluviatile  L.  utique  nimis  affinia  sunt,  sed  apud  nos  facile 
discernuntur  et  a nullo  botanicorum  suecorum  ad  pisca  contrahenda  quam  nova 
distinguenda  promptiore  conjuncta,  aber  dennoch  zeigt  sich  bei  genauer  Unter- 
suchung kein  stichhaltiges  Merkmal  zur  Trennung.  5)  E.  limosum  L.  begreift 
in  dem  Fries’schen  Herbarium  sterile  und  fructificirende  Stengel  und  ist  nur 
die  wenig  beästete  Form  der  reich  beästeteten  E.  fluviatile.  (Botan.  Zeitg. 
März  Nr.  11.  169.) 

L.  Pfeiffer,  über  einige  deutsche  Nymphäen.  — Pf.  tritt 
der  Schuchhardt’schen  Kritik  der  Hentze’schen  Arten  entgegen,  indem  er  auf  das 
reiche  Material  aus  Gewässern  sehr  verschiedener  Gegenden,  auf  dessen  Cultur 
aller  von  ihm  beschriebenen  Arten  und  auf  dessen  sorgfältige  Untersuchungen 
den  beschränkten  Schuchhardtschen  Beobachtungen  gegenüber  hinweist.  Hentze 
hat  zur  Aufstellung  seiner  Arten  vollkommene  Exemplare  gewählt  und  nur  con- 
stanle  Merkmale  zur  Begründung  anfgenommen , das  grösste  Gewicht  aber  mit 
Becht  auf  die  Bildung  dqr  reifen  Früchte  gelegt,  die  nun  freilich  nicht  in  Her- 
barien zu  finden  sind.  Die  Bildung  des  Fruchtknotens,  der  Narben  und  Necta- 
rien  im  jüngern  Zustande  ist  meist  sehr  verschieden  von  der  Bildung  der  reifen 
Früchte  und  ohne  letzteres  kann  man  nicht  sicher  bestimmen.  Die  von  Schu- 
chardt  beanspruchten  Zwischenformen  fehlen  in  der  That  und  die  N.  alba  L. 
ist  von  N.  splendens  Htz.  und  N.  erythrocarpa  Iltz.  so  constant  verschieden, 
dass  an  eine  Vereinigung  gar  nicht  gedacht  werden  kann.  Die  von  Schuchardt 
untersuchten  lebenden  Arten  waren  aus  demselben  Wassergebiete,  an  der  Elbe 
bei  Magdeburg  und  wahrscheinlich  gemeinsamen  Ursprunges  und  entscheiden  da- 
her über  den  Werth  der  Hentze’schen  Arten  nicht.  (Ebda  172.) 


v.  S c h 1 e c h t e n (1  a 1 , Bemerkungen  über  S be  n o l a p h r u m.  — 
Die  vielfach  in  den  Handelsgärten  der  Liebhaberei  wegen  gezogene  Rotlboellh 
dimidiata  L.  wurde  von  Pali&ot  de  Beauvais  und  Trinius  zur  Gattung  Stenota- 
phrnm  erhoben  und  von  Kunth  nur  durch  die  Tracht  oder  vielmehr  durch  die 
dicke  Spindel  von  den  ihm  sonst  ähnlichen  Panicumarten  geschieden.  Aber  es 
hat  auch  die  Blattbildung  viel  Eigenlhümliches  ; eine  llacli  zusammengedrückle 
Scheide,  welche  am  obern  Ende  etwas  znsammengezogen  und  hier  am  Bande 
mit  wenigen  Haaren  besetzt  ist,  wird  durch  einen  schmalen  Streifen  von  soge- 
nannter knorpliger  Beschaffenheit  von  der  Blattplallc  getrennt,  die  breit  linealisch 
nach  oben  sich  ziemlich  stumpf,  ja  zuweilen  fast  kappenförmig  zusammengezo- 
gen oder  auch  wohl  ausgerandet  mit  aus  dem  Mittelnerv  hervorgehenden  kleinen 
Spilzehen  endet  und  in  Folge  ihrer  in  der  Knospe  von  der  Mitlelrippe  ausgehen- 
den Zusammenlegung  ihrer  beiden  Hälften  gegen  einander  stets  ein  rinnenartiges 
Anseben  behält,  dabei  einen  ganz  glatten  Band  hat,  an  dessen  oberstem  Ende 
nur  etwas  von  der  sonst  so  gewöhnlichen  Zähnchenhildnng  desselben  hervortritt, 
während  beide  Flächen  sowie  die  Scheide  sammt  ihrem  schmal  weisshäutigen 
Bande  eine  bei  den  Gräsern  seltene  Glätte  zeigen.  Als  Ligula  erscheint  ein 
schmaler  in  feine  dicht  gestellte  Härchen  getheilter  Band.  Lange  Ausläufer,  die 
an  allen  Knoten  nicht  blos  mit  einer  sondern  häufig  mit  zwei  Knospen  ßlatt- 
triebe  bilden,  entwickeln  sich  oft  und  die  aufsteigenden  Achsenlheile  verzweigen 
sich.  Spät  erst  kommen  an  den  Spitzen  der  Stengel  und  Aeste  die  einzeln  ste- 
henden Blühtenstände  zum  Vorschein  , welche  durch  ihre  dicke  breite  compri- 
mirte,  an  den  Bändern  gerundete  Spindel  von  lebhaft  grüner  Farbe,  und  die 
tiefen  Aushöhlungen  für  die  bleichen  Aehrchen  und  einen  ährchenlosen  Stiel  et- 
was sehr  Ausgezeichnetes  haben.  Das  ausgebildete  Aehrchen  enthält  zwischen 
zwei  Scheidenspelzen  zwei  Blühten,  eine  männliche  und  eine  zwitterige,  jede 
von  zwei  Spelzen  zusammengesetzt;  die  äussere  Scheidespelze  ist  dünnhäutig, 
sehr  kurz,  die  innere  ebenfalls  dünn,  aber  von  Aehrenlänge,  elliptisch,  spitz. 
Drei  Staubgefässe  sind  vorhanden.  Weiter  verdienen  noch  die  Entwicklungsstu- 
fen der  Inflorescenz  Berücksichtigung.  Es  entwickelt  sich  nämlich  entweder 
blos  am  untern  Ende  des  Bliihtenslandes  oder  höher  hinauf  bis  gegen  die  Spitze 
auf  dem  sonst  sterilen  Stielchen,  unterhalb  dessen  äusserster  Spitze  ein  zweites 
Aehrchen,  auch  wohl  noch  mehr,  oft  drei  alternirend,  höchstens  vier.  Dies  so- 
wie die  Länge  der  Achse  und  der  davon  abhängigen  Erscheinungen  kann  nicht 
als  specifischer  Character  benutzt  werden , ebensowenig  das  Längenverhältniss 
der  Glieder  des  Rhizoms,  der  Blattplallen,  der  Inflorescenz.  Schl,  verglich  Exem- 
plare von  Mexiko,  vielen  Antillen,  Trinidad,  Surinam,  Brasilien,  Cap,  Mauritius, 
konnte  aber  keine  specifischen  Differenzen  finden  und  tritt  daher  der  Ansicht 
Trinius  bei.  Eine  wesentlich  verschiedene  Art  ist  aber  St.  subulatnm  Trin.  auf 
Guahan.  ( Ebda  175.) 

Kalchbrenner,  neuer  Standort  des  Car  ex  pediformis.  — 
Dieser  Standort  ist  der  Berg  Drevengk  an  der  Wallendorf- Kirchdraufer  Land- 
strasse. Er  erhebt  sich  500  bis  600  Fnss  über  die  Strasse  und  besteht  zuoberst 
aus  Süsswasserkalk  mit  senkrecht  abfallenden  Wänden  , nur  am  nordwestlichen 
Bande  vielfach  und  tief  zerspalten  und  hier  gedeihen  mehre  sonst  in  der  Zips 
und  selbst  in  Ungarn  fehlende  Pflanzen  : an  den  steilem  Gehängen  Astragalus 
hypoglotlis,  Scarzonera  purpurea,  eine  kaisergelbe  Abart  der  Cineraria  aurantiaca 
etc.,  im  Gebüsch  Ranunculus  monlanus,  Aconitum  Jacquini,  an  den  Felsen  Alys- 
sum  montanum,  A.  saxatile , Crepis  Jacquini,  Anemone  Halleri,  in  den  Schluch- 
ten Melita  altissima,  auf  den  Terassen  Dracocephalum  austriacum  und  Carex  pe- 
diformis hier  an  geschützten  sonnigen  humusreichen  Stellen,  dichte  Rasen  bil- 
dend, in  deren  Umgebung  sich  noch  C.  ornithopoda  und  C.  digitata  finden  und 
eine  zwerghafte  eigenthümliche  Spiräa.  ( Wiener  zool.  botan.  Verhandl. 

in.  134.) 

Neilreich,  über  Juncus  atralus.  — Diese  Pflanze  wurde  von 
Kalkbruner  bei  Stiefeln  am  grossen  Kamp  in  Niederöstreich  auf  kristallinischem 
Schiefer  entdeckt.  Sie  steht  dem  J.  sylvaticus  Rchb.  am  nächsten  und  wurde 
von  Wimmer  nur  für  eine  Varietät  desselben  gehalten.  Die  Blätter  sind  bei  J. 


233 


sylvaticns  und  J.  lamprocarpus  Ehrh.  sehr  fein,  beinah  merklich  gestreift,  daher 
fast  gtatt,  übrigens  aus  dem  Stielrunden  comprimirt  und  röhrig  querfächerig. 
Bei  J.  atralus  sind  die  frischen  Blätter  von  7 bis  9 etwas  erhabenen  Nerven 
durchzogen  und  dadurch  beinah  eben  so  vielkantig,  getrocknet  erscheinen  sie 
vielstreifig.  Auch  ist  J.  atratus  höher,  stärker,  die  Perigone  schwarzbraun,  die 
drei  innern  Perigonblälter  zwar  länger  als  die  äussern  und  wie  diese  in  eine 
feine  Spitze  endend,  aber  nicht  wie  bei  J.  sylvaticns  auswärts  gebogen,  sondern 
ziemlich  gerade  wie  bei  J.  lamprocarpos.  Vielleicht  halte  Linne  Hecht,  indem 
er  diese  drei  Alten  unter  J.  articulatus  zusammenfassle.  ( Ebda  123.) 

v.  Schlechtendal,  Wunder  weizen,  W u n d e r r o g g e n und  an- 
dere Wundergräser.  — Der  Wunderweizen,  Triticum  compositum  L., 
nimmt  bei  Palisot  de  Beanvais  zwar  den  ersten  Platz  ein  und  doch  hat  nach 
demselben  die  Gattung  Triticum  nur  eine  Spioa  simplex,  während  bei  jener  Art 
statt  der  einfachen  Spicula  ein  Zweig  mit  Spiculis  also  im  Ganzen  eine  zwei- 
fach zusammengesetzte  Aehre  vorkommt.  Die  Zahl  der  Aeste  ist  zwar  verän- 
derlich, doch  sind  dieselben  bei  gleicher  Kultur  stets  vorhanden  und  es  gelang 
Krause  nicht  durch  direcle  “Versuche  die  ästige  Form  auf  die  nicht  ästige  zu- 
rückzuführen. Köler  führt  indess  eine  nicht  ästige  Form  an.  Als  Missbildungen 
kommen  von  der  einen  und  andern  Art  wohl  bisweilen  ästige  Aehren  vor,  aber 
eben  nicht  conslant , so  bei  Triticum  turgidum,  Tr.  spella  arislatum,  häufiger 
bei  Tr.  amyleum  nach  Krause’s  Beobachtungen,  dsgegen  bei  Tr.  durum,  Tr.  po- 
lonicum,  Tr.  monococcum  wahrscheinlich  nie.  Bei  dem  Boggen,  Sccale  cereale, 
mag  das  Vorkommen  ästiger  Aehren  nicht  gar  häufig  sein.  Köhler  führt  diesel- 
ben an,  Seringe  sah  sie  nie.  Wirklich  vielästige  dem  Wunderweizen  entspre- 
chende Aehren  sind  beim  Roggen  selten,  Schl,  erhielt  ein  Exemplar  von  Zörbig 
bei  Halle,  ein  anderes  von  Salzbrunu  in  Schlesien.  Bei  der  Gerste  findet  ein 
anderes  Verbältniss  statt,  drei  einblumige  Aehrchen  stehen  auf  jedem  Spindel- 
gliede , nicht  ein  vielblumiges,  daher  die  Verästelung  gar  nicht  vorgebildet. 
Krause  erwähnt  indess  auch  ein  Hordeuni  distichum  und  auch  Köhler.  Ebenso 
selten  ist  die  Verästelung  bei  Agropyrum , selbst  bei  dem  variabeln  A.  reperis, 
häufiger  bei  Elymus,  und  viel  häufiger  noch  bei  Lolium  namentlich  bei  L.  pe- 
renne  und  L.  ilaücum.  ( Botan . Zeitg.  März  153.) 

Batka,  über  Senn  a.  — B.  rechtfertigt  sich  zunächst  wegen  der 
ihm  von  ßischolF  schon  vor  drei  Jahren  über  seine  Abhandlung  über  Senna  ge- 
machten Vorwürfe,  auf  die  wir  hier  ohne  Mittheilung  der  frühem  Abhandlung 
nicht  eingehen  können.  Wir  theilen  vielmehr  nur  die  kritische  Uebersicht  der 
Arten  und  Synonymie  mit,  welche  das  Resultat  der  Untersuchung  bilden.  Senna 
Breyn  , Farn.  Leguminosae;  tribus  Cassieae ; Calyx  pentasepalus,  petala  quinque 
inaequalia  , filamenla  longiora  incurva ; anthereae  bipoiosae,  decem,  supremae, 
tres  steriles,  inlirnae  lies  radiatae , Stigma  centrale;  legumen  membranaceum, 
oblongum,  reniforme,  latum  , foliaceum,  planecompressuin ; bivalve  pluriloculare, 
dissepimenlis  transversalibus  , loculis  monospermis,  non  pulposis,  ad  sedem  se- 
minum  torulosis  ; sernina  albuminosa,  rostellata,  ad  suluram  superatn  leguminis, 
hilo  funiculis  slrictis  longioribus  aftixa,  testa  carnosa,  matura  et  siccata  sub- 
cordata  rugulosa  vel  scrobieulata , margine , hilo  et  micropvle  callosa , appendi- 
culo  lirelli-cochleariformi  ornata ; colylae  foliaceae  trinerves,  radicula  recta,  plu- 
mnla  nulla  ; petioli  eglandulosi,  foliola  obliqua.  Die  Arten  sind  1)  S.  oho  v ata: 
foliis  3 — 6jugis,  foliolis  obovatis  vel  retuso  obovalis  mucronulatis , basi  angu- 
stioribus  , stipulis  petiolorum  lanceolalo  - linearibus  ; leguminibus  arcuatis  supra 
seminum  sedem  verlicaliter  interrupte  cristatis  ( = Sena  Math.  Fuchs.  Dodon. 
Trag.  Cam.  Lob.  Dalech  Burm. , S florentina  Bauh.  Chabr. , S.  nostras  Caes., 
S.  foliis  obtusis  J.  Ger. , S.  espanol  Soliv. , S.  italica  C.  Bauh.  Park.  Tournef. 
Ray.  Sloan.  Moris.  Breyn.  Tabern.  Cam  Miller,  S.  officinalis  Gaertn.,  Cassia  Senna 
Lin.  Murr.  Willden.  Woodv.  Larnk.  Swartz.  Persoon.  Jacq.  Forsk.  Delile.  Wagn., 
Cassia  foliis  sexjugis  subovatis  Lin. , Cassia  obovata  Collad.  Hayne.  Le  Prieur. 
Wallich.  Th.  Vogel.  Nees.  De  Cand.  , Cassia  obtusa  Roxby,  C.  obtusata  Hayne. 
Th.  Vogel.)  frutex  habitat  in  desertis  Aegypt.  et  Tripol. , in  Syria  et  Senegalia, 
folia  Sennae  de  Tripoli  et  Aleppo  in  comm.  dicta  inter  fol.  Sennae  alexandri 

15  ** 


234 


nae  admixta;  legumina  nom.  folliculorum  Sennae  c.  leg.  S.  acutifoliae  in  com- 
merc.  venduntur.  — 2)  S.  ac  uti  fo  1 ia:  foliis  pinnatis  3 — 5jugis,  sine  et 

cum  impari , foliolis  ovalibus,  lanceolato  aculis  subaequalibus , nervo  medio  pi- 
loso,  slipolis  linearibus  subulatis  , pilosis,  leguminibus  lato-oblongis  et  renifor- 
mibns  (=  Cassia  acutifolia  Delile.  Hieb  , C.  orientalis  Persoon. , C.  lanceolata 
Colladon.  Hayne.  Nees.  DC.  Necloux,  C.  alexandrina  foliis  acutioribus  Math. 
Banh.  Tournef.  Hay.  Moris.  Tabern.  Breyn.  Miller,  C.  Senna  ß Lin.  Murray. 
Willd.  Woodv.  Kotsch)  frutex  habilat  in  Aegypto  et  Sennae.  Senna  alexandrina 
et  officmalis  in  comm.  dicta.  — 3)  S.  angustifolia:  canle  laevissimo,  fo- 

liis pinnatis  5 — Tsubinde  Ojugis,  foliolis  anguste  lanceolatis,  plerumque  glaber- 
rimis,  stipulis  subulalis  ; leguminibus  lato  oblongis  , rarius  incurvis,  seminibus 
albidis,  rugulosis  (=  Cassia  angustifolia  Vahl.  Willd.,  C.  senna  Forsk.  Wallich, 
C.  lanceolata  Boyle.  Wight.  Ehbg  , C.  indica  Schum. , C.  elongata  Lern.  Lisanc, 
C.  acutifolia  Nees,  C.  Ehvenbergi  Bisch)  frutex  habilat  in  Arabia,  in  Lohaga, 
Mocha , Yemen  et  in  Im] ia  oneuL,  in  Tinevelly  et  Calcutla  colilur.  Senna  de 
Mecca  et  Orient,  in  comm.  dicta.  — 4)  S.  t o m e n t o s a : foliis  5 — 6 vel  7- 

jugis,  foliolis  ovalooblongis,  plerumque  parvis,  ulrinque  pubescentibus  mucronu- 
latis,  stipulis  hastalis,  leguminibus  adolescenlibus  nigris,  llavo  ,velulino  pnbescen- 
tibus,  maturi  viridescenlibus , sutura  superiori  pilis  setaceis  ciliata  , seminibus 
inlerdum  laevibus  setuloso  pilosis  (==  Cassia  pubescens  Sals.  R.  Brown,  C.  ovata 
Merat,  C.  acutifolia  ß Delile,  C.  obtusata  Höchst.,  C.  pubescens  tomenlosa  Ehbg., 
C.  holosericea  Fres.,  C.  aelhiopica  Guib. , C.  Schimperi  Steud  , C.  cana  Wend.) 
frutex  habilat  in  Arabia  et  Nubia.  Sennae  de  Mecca  et  alexandrinae  in  commerc. 
admixta.  ( Botan . Zeitg.  Februar  Nr.  7.  105.) 

H.  Crüger,  neue  Aroideengaltung  Montrichardia.  — Die- 
selbe hat  folgende  Diagnose : spatha  convoluta,  tandem  tota  decidua ; spadix  li- 
ber,  continuo  androgynus  , geuitalibus  slerilibus  nullis,  appendice  sterile  nulla  ; 
antherae  quadriloculares , connectivo  conoideo  truncato  hinc  affixae,  loculis  per 
paria  apice  confluenlibus  et  rimula  dehiscentibus ; ovaria  plurima,  libera,  unilo 
cularia,  unioculata  , ovulum  in  funiculo  brevi  adscendens  orthotropum  , Stigma 
terminale  asymmetricum,  crenulato  marginatum;  baccae  spongiosae,  semine  exal- 
buminoso  ob  embrvon  intra  baccam  excrescens.  Wahrscheinlich  werden  zu  die- 
ser Gattung  noch  einige  verwandte  Arten  benachbarter  Länder  gehören,  wenn 
dieselben  nicht  blos  Varietäten  sind.  Der  Stamm  der  Pflanze  erhebt  sich  bis 
zu  25  Fuss  Höhe,  die  Stacheln  sind  auf  jungen  Stämmen  nicht  so  zahlreich, 
bisweilen  fehlen  sie  sogar  ganz,  ln  feuchten  sumpfigen  Gegenden,  besonders  in 
der  Nähe  des  Meeres  dichte  Wäldchen  bildend.  Die  Früchte  sind  geröstet  oder 
gekocht  essbar.  Jene  eigenthümlichen  von  Schleiden  bei  Monslera  Adansoni 
nachgewiesenen  Zellen  sind  nicht  vorhanden.  Die  Blühten  abortiren  gern. 
( Ebda  25.) 

Neil  reich,  Flora  des  Marchfeldes.  — Das  Marchfeld  wurde 
hinsichtlich  seiner  Flora  zuerst  von  Reiuegger  und  Winkler  durchforscht,  dann 
von  Matz  und  in  neuester  Zeit  von  mehrern  Andern.  Dasselbe  bildet  eine  7 
Meilen  lange  und  2 bis  4 Meilen  breite  Ebene  von  417  bis  535  Fuss  Meeres- 
höhe von  den  Abhängen  der  Hochleiten  und  des  Matzener  Waldes  über  Wölkers- 
dorf, Bockfliess,  Matzen  und  Stillfried  bis  an  die  Donau  und  von  dem  Bisam- 
berger Sandsteiuzuge  bis  an  die  March  ausgedehnt.  Theils  Alluvionen  theils  ter- 
tiäre Ablagerungen  bilden  den  Boden.  Drei  kleine  seichte,  in  tiockenen  Jahren 
versiegende  Bäche  bewässern  die  grosse  Ebene  und  noch  mehr  die  von  der  March 
genährten  Sümpfe.  An  der  March  und  Donau  entlang  stehen  dicht  bewachsene 
Auen,  sonst  nur  kurzes  Gesträuch  und  einzelne  Bäume.  Der  grösste  Theil  des 
Landes  wird  beackert,  auch  einzelne  Wiesen  kommen  vor.  Für  die  Flora  ist 
characteristisch,  dass  sie  viele  in  der  übrigen  Umgebung  Wiens  seltene  oder  ganz 
fehlende  Arten  besitzt.  Die  Hügelflora  hat  mit  der  der  Türkenschanze  viel  Aehn- 
licbkeit,  die  Sumpfflora  weicht  von  der  bei  Moosbrunn  gänzlich  ab.  N.  zählt 
nun  111  der  characterislischen  Arten  mit  den  Standorten  namentlich  auf.  ( Wien, 
zool . botan.  Abhandl.  III.  395—400.) 


235 


Stur,  B e o b a ch  t n n g e n ü b e r den  Einfluss  dergeognosti- 
schen  Unterlag«  auf  dieVertheilung  der  Pflanzen  in  Oest- 
reich  und  Steiermark.  — Die  Beobachtungen  sind  nur  einzeln  und  die 
daraus  gewonnenen  Resultate  sollen  noch  keineswegs  als  begründete  gelten. 
Dia  alpine  Flora  des  Hochschwab,  ganz  auf  Isocardienkalk  stehend  lieferte  St. 
folgende  Arten  : Achillea  clusiana,  Aelhionema  saxatile,  Alsine  aretioides,  Andro- 
sace  chamaejasme,  A.  lactea,  Aronicum  Clusi,  A.  glaciale,  Atragene  alpina,  Aza- 
lea  procumbens,  Bartsia  alpina,  Chamorchis  alpina,  Crepis  hyoseridifolia,  Draba 
aizoides,  Dr.  Sauteri,  Dr.  stellata,  Dryas  octopetala,  Erigeron  alpinum,  Gentiana 
acaulis,  G.  brachyphylla , G.  imbricata,  G.  pnmila,  G.  verna,  Gnnphalium  carpa- 
tbicum,  Hedisarum  obscnrum  , Hieracium  villosnm,  Himantoglossum  viride,  Ho- 
niogyne  discolor,-  Hutschinsia  alpina,  Iberis  cepeaefolia,  Pedicularis  Portenschlagi, 
P.  rosea  , P.  verticillata , Petrocallis  pyrenaica,  Polygonum  viviparnm,  Psilathera 
tenella , Rhododendron  hirsutum,  Rhodothamnus  chamaecistus,  Rumex  scutatus, 
Salix  Jacquini  , S.  reticulata,  Saussurea  pygmaea , Saxifraga  aizoides,  S.  caesia, 
S.  murcoides,  S.  stellaris,  S.  stenopetala,  Soldanella  alpina,  S.  minima,  Tofiel- 
dia  glacialis.  T.  borealis,  Valeriana  celtica,  V.  elongata,  Veronica  aphylla,  V.  sa- 
xatilis,  Viola  biflora.  — Bei  der  Untersuchung  des  Ennsthaies  mit  den  dazu  ge- 
hörigen Gebirgen  unterschied  St-  die  bodensteten,  bodenholden  und  bodenvagen 
Pflanzen  wie  Unger,  aber  zugleich  auch  für  die  einzelnen  Felsarten,  also  in  schich- 
tenstete und  schichtenholde  Pflanzen  und  fand  folgende  Vertheilung:  1)  Schich- 
lenstete  Pflanzen  a)  für  den  Glimmerschiefer:  Üreochloa  disticha  , Nardus  stri- 
cta,  Lycopodium  selago , Artemisia  mutellina  , Chrysanthemum  alpinum,  Campa- 
nula  caespitosa , Eutrichium  nanum  , Aretia  glacialis,  Androsace  obtusifolia,  Pri- 
mula Floerkeana  , Soldanella  pusilla  , S.  montana , Phaca  astralagina,  Sibbaldia 
procumbens,  Sieversia  reptans,  Draba  fladnitzensis,  Dr.  frigida,  Cardamine  rese- 
difolia,  Rannnculus  glacialis,  Pulsatilla  alba.  b)  für  den  Gneiss  : Ruscus  hypo- 
glossum , Hippochaeris  uniflora.  5)  für  den  Amphibolschiefer:  Oxytropis  Hal- 
leri ; d_)  für  Grauwacke:  Dianlhus  spec. ; e)  für  Isocardienkalk  : Psilathera  te- 
uella , Crocus  parviflorus,  Tofieldia  borealis,  T.  glacialis,  Chamaerepes  alpina, 
Salix  reticulata,  S.  Jacquini,  Valeriana  saxatilis,  Gnaphalium  leontopodium,  Gn. 
carpathicum,  Achilles  Clusiana,  Erigeron  alpinus,  Saussurea  pygmaea,  Pedicularis 
Portenschlagi , P.  incarnata  , Veronica  aphylla,  V.  saxatilis,  Aretia  helvetica,  An- 
drosace lactea,  A.  chamaejasme,  Soldanella  alpina,  Gentiana  imbricata,  G.  verna, 
G.  acaulis,  Alhamanta  cretensis,  Hippocrepis  comosa,  Hedysarum  obscurura,  Sa- 
xifraga stenopetala,  S.  muscoides,  S.  androsacea,  Rumex  scutatus,  Potenlilla  cau- 
lescens,  P.  clusiana,  Siversia  montana,  Rosa  alpina,  Noccea,  rotundifolia,  Draba 
lomentosa , Dr.  stellata,  Dr.  Sauteri,  Dr.  aizoides,  Petrocallis  pyrenaica,  Viola 
alpina,  Pulsatilla  grandiflora,  Sieberia  cherterioides , Lychnis  diurna  ; f)  für  den 
Isocardiendolorait : Androsace  Hausmanni , Alchemilla  alpina;  g)  für  den  Lias- 
kalk: Iris  pumila,  Circaea  alpina;  h)  für  Wiener  Sandstein:  Vinca  herbacea; 
i)  für  Terliargebilde  und  zwar  den  Tegel:  Juncus  bufonius,  für  Gerolle:  Circe 
mtermedia,  Euclidium  syriacum.  k)  für  das  Diluvialgerölle : Aconitum  cernuum, 
I)  für  Alluvionen  und  zwar  salzige:  Limnochloa  baeothryon,  Alsine  marginata, 
Lepidium  crassifohum  ; für  Torf:  Calla  palustris,  Primula  farinosa,  Andromeda 
polifolia , Comarum  palustre,  Viola  palustris,  Drosera  rotundifolia,  Dr.  longifo- 
lia.  — 2)  Schichtenholde  Pflanzen  : a)  für  Glimmerschiefer:  Lloyidia  serotina, 

Herminium  Monorchis,  Valdriana  celtica,  Primula  glulinosa,  Azalea  procumbens, 
Saxifraga  bryoides.  b)  für  Gneiss:  Arabis  arenosa.  c)  für  körnigen  Kalk  ; Aster 
alpinus.  dj  für  Grauwackenkalk : Saxifraga  caesia.  e)  für  schwarzen  Kalk:  Sa- 
xifraga mutata.  f j für  Isocardienkalk : Listera  cordata,  Epipogium  aphyllum,  Va- 
leriana elongata,  Linaria  alpina,  Soldanella  minima,  Rhododendron  hirsutum, 
Rhodothamnus  chamaecistus,  Gentiana  pumila  , Swertia  perennis,  Noccea  alpina, 
N.  cepeaefolia,  Papaver  alpinum,  Ranuncnlus  alpestris , Dianthus  alpinus.  — 
3)  Vage  Pflanzen:  a)  auf  Kalk:  Tofieldia  calyculala,  Nigritella  angustifolia,  Goo- 
dyera  repens,  Pinguicula  flavescens,  Primula  spectabilis,  Pr.  auricula,  ßisoutella 
laevigata,  Arabis  Cranlzana ; b)  auf  krystallinischen  Schiefern:  Senecio  carnioli- 
cus,  Pbyteuma  pauciflorum,  Oxytropis  campestris,  Silene  pumilio;  c)  über  alle 


236 


diese  Gebilde:  Crepis  hyoseridifolia , Priraula  minima,  Rhododendron  ferrugi- 
neum,  Saxifraga  oppositifolia , Viola  biflora,  Gypsophila  rep« ns , Silenc  acaulis. 
[Wien.  zool.  botan.  Abhdl.  III.  43 — 50.) 

Nietner,  Kokosnussbäume  auf  Ceylon.  — Cocos  nucifera 
bat  ausgewachsen  gewöhnlich  einen  GO  bis  70  Fuss  hohen  und  l^Fuss  dicken 
Stamm , der  an  der  Basis  stark  angeschwollen  und  meist  nach  der  einen  oder 
andern  Seile  hin  , am  Meeresstrande  nach  dem  Meere  hin  geneigt  ist.  Zwei, 
auch  drei  Stämme  aus  derselben  Basis,  aus  einer  zwei-  oder  dreisamigen  Nuss 
entsprungen,  sind  gar  nicht  selten,  ebenso  zwei-  und  dreigablige  Stämme.  Bäume 
mit  mehr  als  drei  Armen  gibt  es  einige,  im  Negombodislrict.  Ihre  ursprüngli- 
che Krone  ist  gebrochen  und  6,  10,  ja  2G  kleine  sind  hcrvorgelrieben.  ln  einem 
Falle  trieb  eine  ausgesäete  Nuss  nur  einen  Stiel  mit  einer  jungen  Nuss  darauf 
ohne  Blätter  und  starb  dann  ab.  Ein  monströser  Baum,  vollständig  in  Stamm, 
Blätter,  Blühten  und  Früchten  hatte  nur  18  Zoll  Höhe.  Bäume,  die  sechs  bis 
sieben  Fuss  hoch  am  Stamme  mit  Wurzeln  bedeckt  sind,  linden  sich  sehr  hau- 
lig  und  dürfen  nicht  als  Monstrositäten  betrachtet  werden.  Auf  Ceylon  gibt  es 
sechs  bis  acht  Varietäten,  darunter  ist  die  orangegelbe  Konigskokosnuss  am  mei- 
sten geschätzt.  Eine  andere  Varietät  trägt  grosse  braunrothe  Früchte  und  heisst 
Kampfkokosnuss,  weil  sie  allein  bei  gewissen  Festen  der  Singalesen  zu  Kampf- 
spielen benutzt  wird.  Diese  bestehen  darin  , dass  je  zwei  Leute,  jeder  mit  ei- 
ner solchen  Nuss  bewaffnet  sich  gegenübersleilen  und  ihre  Nüsse  mit  grössl- 
raöglicher  Kraft  und  Geschicklichkeit  in  der  Luft  an  einander  zu  werfen  suchen. 
Der  ist  der  Sieger,  der  des  Andern  Nuss  auf  diese  Weise  zerbricht.  L) ie  soge- 

nannte Maldiven-  , Jaffna  oder  Zwergkokosnusspalme  erreicht  mit  ihren  Wedel- 
spitzen selten  eine  grössere  Höhe  als  18  oder  20  Zoll,  der  Stamm  gemeinlich 
nur  bis  3 Zoll  uud  die  Früchte  berühren  nicht  selten  die  Erde.  Sie  wird  auch 
nur  der  Curiosität  wegen  gepflegt.  Uebrigens  nimmt  die  Cultur  des  Kokosnuss- 
baumes auf  Ceylon  unter  den  Europäern  zu  , dieselben  besitzen  etwa  30,000 
Acres  Pflanzungen  mit  derselben.  Ein  Acre  enthält  80  bis  90  Tonnen , eine 
Tonne  gibt  an  45  Nüsse  jährlich  und  1000  Nüsse  kosten  2 Pfd.  St.,  circa  5 
Nüsse  geben  1 Quart  Oel  und  eine  Tonne  Oel  kostet  in  England  elsva  3G  bis 
37  Pfd.  Stelling.  Der  Nettoertrag  von  einem  Acre  Kokosnussbäumen  soll  G bis 
7 Pfd.  St.  sein.  ( Verliandl . Berl.  Gartenbaugesellsch.  1853.  31G.) 

v.  Winterfeld,  das  Aderlässen  der  Bäume  als  Mittel  früh- 
zeitiger Tragbarkeit.  — Die  Resultate  seiner  Versuche  über  diesen  Ge- 
genstand fasst  von  W.  in  folgenden  Sätzen  zusammen:  1)  das  Aderlässen  ist  ein 
vortreffliches  Mittel , Bäume  welche  ihrer  Natur  und  ihrem  Alter  nach  bereits 
Früchte  tragen  sollten,  wegen  Ueberfluss  oder  wegen  Mangel  an  Trieb  aber  noch 
nicht  bringen,  binnen  2 bis  3 Jahren  fruchtbar  zu  machen.  2)  Die  gewöhnli- 
che Zeit  des  Fruchtlragens  wird  sich  etwa  um  eben  so  viel  dadurch  beschleuni- 
gen lassen,  man  muss  sich  aber  hüten  hier  gar  zu  Viel  oder  Unmögliches  zu 
erwarten.  3)  Saftarme  und  hartrindige  Bäume  müssen  stark,  etwa  auf  V2  Zoll 
des  Umfangs  einen  Schnitt,  saftreiche  dagegen  schwächer,  etwa  vier  Schnitte 
auf  den  ganzen  Baum  operirt  werden.  4)  Die  Zeit  des  Schnittes  dürfte  am 
günstigsten  im  ersten  Frühjahre,  sobald  die  Blätter  sich  entwickelt  haben,  sein 
und  bis  Mitte  Sommers  dauern;  die  Operation  kann  aber  auch  später,  selbst 
noch  im  Spätherbst,  wo  die  Blätter  bereits  abfallen,  ausgeführt  werden.  5)  In 
der  Zeit  von  Milte  Juni  bis  Mitte  Juli  macht  man  am  besten  keine  Operationen, 
um  möglichen  Insectenschaden  zu  vermeiden.  6)  Der  Schnitt  muss  womöglich 
die  Rinde  vollkommen  trennen,  ohne  aber  den  Splint  zu  verletzen,  doch  schadet 
etwas  zu  viel  oder  zu  wenig  nicht  weiter.  7)  Bereits  tragbare  Bäume  werden 
durch  die  Operation  fruchtbarer,  da  durch  die  Verstärkung  des  Stammes  die 
Circulation  der  Säfte  in  demselben  befördert  wird.  8)  Steinobststämme  vertra- 
gen die  Operation  ebenfalls  ohne  den  Harzfluss  zu  bekommen.  ( Ebda  317 — 322.) 

Derselbe,  über  Ananaszucht.  — Der  Verf.  tritt  den  Vorurtheileo 
entgegen,  dass  die  Ananaszucht  kostspielig,  umständlich  und  zeitraubend  sei. 
Ausser  Anlegung  eines  Mistbeetes  und  Beschaffung  des  Raumes  für  Ueberwinte- 


237 


rung  hat  die  Zucht  nichts  Umständliches  und  Kostspieliges,  ist  aber  z.  Th.  bil- 
liger und  bequemer  als  die  Melonenzucht,  v.  VV.  zog  in  einem  sehi  ungiinsli 
gen  Jahre  unter  4 Misibeetfenstern  32  Früchte,  unter  6 andern  Fenstern  nur  9 
Melonen.  Die  Methode  ist  folgende.  Die  Sprösslinge  werden  in  der  ersten 
Hälfte  des  Septembeis  eingepflanzt  in  4-  bis  özöllige  Topfe,  Exemplare  mit  nur 
4 bis  6 Blättern.  Wenn  es  nicht  an  Baum  gebricht,  mag  man  grössere  Spröss- 
linge nehmen  und  dieselben  früher  einsetzen.  Gegen  Mitte  October,  bei  Beginn 
der  starken  und  anhaltenden  Nachtfröste  bringt  mau  die  Pflanzen  in  das  Haus, 
v.  W.  benutzt  ein  kleines  ternperirles  Glashaus.  Die  zuerst  durchwinternden 
Pflanzeu  werden  über  der  Heilzröhre  auf  einer  hölzernen  Decke  aufgestellt , die 
zweit  durchwinternden  auf  einem  Sandbeet  über  der  Feuerung.  Die  Temperatur 

des  Hauses  steht  am  Tage  zwischen  12  bis  14  Grad  und  fällt  des  Nachts  auf 

6 und  selbst  4 Grad.  Geheitzt  wird  früh  um  6 Uhr  und  Nachmittags  4 Uhr. 
Das  Sandbeet  wird  dabei  sehr  heiss.  Die  Pflanzen  zum  Fruchttragen  zu  brin- 
gen muss  man  dieselben  3 bis  4 Wintermonate  hindurch  in  vollkommenen  Ru- 
hezustände erhalten,  was  durch  möglichst  Warm-,  selbst  Heiss-  und  Trockenhal- 
ten der  Wurzel  geschieht.  Eicht  kommt  dabei  nicht  in  Betracht.  Begiessen 
darf  man  nur  massig,  erst  wenn  die  Spitzen  der  obern  Blätter  sich  krummen 
und  eintrocknen.  So  behandelt  setzen  alle  Pflanzen  Früchte  an.  Junge  und  alte 
Pflanzen  werden  gleich  behandelt.  Ende  März  oder  Anfang  April  wird  das  Mist- 
beet hergerichtet , auf  ebner  Erde  zum  bequemen  Nachheizen.  Zuerst  3 Fuss 
hoch  Dünger,  dann  eine  4 bis  fi  Zoll  starke  Schicht  leichter  Erde,  so  dass  der 
Kasten  vorn  1 bis  lJ/2,  hinten  21/»  bis. 3 Fuss  hoch  wird.  Nach  einigen  Ta- 
gen, wenu  die  ersten  scharfen  Dünste  abgezogen  sind,  werden  die  Pflanzeu  mit 

den  Topfen  in  die  Erde  gesenkt  und  die  Fenster  mit  2V2  Zoll  Euftöllhung  auf- 
gelegt. Nun  schlägt  man  rund  um  das  Mistbeet  Pfähle  von  3 Fuss  Höhe  und 
in  3 Fuss  Abständen,  um  durch  Annageln  von  Latten  und  ßrettstücken  einen 
andern  Kasten,  sogenannten  Mantel  zu  bilden,  der  zur  halben  Höhe  mit  gutem 
warmen  Dünger  gefüllt  wird.  Massiges  Begiessen,  massiges  Lüften,  mässiges 
Beschatten  bei  brennendem  Sonnenlicht  ist  Alles  was  zur  weitern  Pflege  nöthig. 
Bei  eintretender  und  anhaltender  Kühlung  muss  frischer  Mist  in  den  Mantel  ge- 
bracht oder  nur  neuer  hinzugefügt  weiden.  ln  gewöhnlichen  Jahren  ist  dies 
nur  ein,  höchstens  zwei  Mal  nöthig.  Die  Früchte  zeigen  sich  in  der  Regel 
schon  im  Februar,  doch  auch  später.  Wo  ein  Glashaus  zur  Durchwinterung 
fehlt  bediene  man  sich  eines  3 Fuss  hohen  , 6 Fuss  langen  und  2 bis  3 Fuss 
breiten  Sandkastens,  durch  welchen  eine  Röhre  aus  der  Küchenfeuerung  oder 
aus  dem  Slubenofen  gezogen  wird.  Bei  Erzielung  von  zwei  Dutzend  Früchten 
zum  Verkauf  würde  sich  schon  eine  selbständige  Feuerung  des  Kastens  bezahlt 
machen.  Bei  dieser  Methode  wird  es  in  jedem  Garten  möglich  Ananas  zu  zie- 
hen, die  Früchte  pflegen  ein  bis  zwei  Pfund  schwer  zu  werden.  ( Ebda  322 — 325.) 

G ö r n e r , zwei  Gemüse.  — Von  unsern  wildwachsenden  Pflanzen 
geben  zwei  ein  dem  Spinat  gleiches  aber  weit  wohlschmeckenderes  Gemüse.  Die 
erste  ist  der  bekannte  Taubenkopf,  Silene  intlala  ( Cucubalus  behen  L. ).  Sie 
findet  sich  an  vielen  Orten  häufig  und  muss  frühzeitig  im  Frühjahr  geschnitten 
werden.  Durch  Anbau  wird  sie  zarter,  entwickelt  mehr  Blallwuchs  und  kann 
mehrmals  geschnitten  werden.  Die  zweite  ist  die  gewöhnliche  Ackerdistel , Cir- 
sium  arvense.  Sie  kann  das  ganze  Jahr  hindurch  geschnitten  werden  , da  sie 
fortwährend  ausschlägt,  ist  jedoch  im  Frühjahr  am  weichsten  und  besten.  Wer 
ein  Vorurlheil  gegen  diese  Distel  hat,  mag  nur  einmal  ein  rohes  Blatt  gemessen 
oder  die  Pflanze  als  Salat  sich  anrichten  lassen.  ( Ebda  395.) 

v.  Fölkersahm,  die  rot  he  Kamille,  die  Mutterpflanze 
des  persischen  I n s eele  n pu  lver  s.  — Die  persische  Kamille  in  Trans- 
kaukasien  , auch  Flöhtödter  oder  Flöhkraut  genannt , wächst  staudenartig  , ent- 
wickelt mehre  Blühtenstengel,  blüht  zuerst  dunkelroth,  dann  rosenrolh,  und  trock- 
net die  Blühtenstengel  nach  der  Samenreife  ab.  Das  Blühteukörbchen  wird  */j 
Zoll  gross,  die  Strahlenbliihtchen  zu  15  bis  25  vorhanden,  eben  so  gross.  Im 
frischen  Zustande  haben  die  Blühten  keinen  besondern  Geruch , abgepflückl  und 


238 


getrocknet  aber  einen  sehr  starken , der  alles  Ungeziefer  vertreibt  oder  tödtet. 
Die  Pflanze  liebt  gebirgige  Gegenden,  siedelt  sich  zahlreich  zwischen  Futter- 
kräutern und  Gesträuchen  an  , meist  in  Gesellschaft  der  weissblühtigen  Kamille. 
Ihr  Boden  ist  eine  schwarze  Erde,  Lehm  und  Kies  über  Gerollen  und  Felsen, 
mager.  Sie  gedeiht  übrigens  auch  in  der  Ebene  und  erträgt  20  Grad  Kälte. 
Pferde,  Rinder  und  Schafe  berühren  sie  nicht.  Der  Gebrauch  des  Pulvers  ist 
seit  etwa  40  Jahren  bekanni.  Ein  Armenier  sah  die  Benutzung  desselben  bei  den 
Bewohnern,  bereitete  dasselbe  und  brachte  es  zuerst  zu  Markte.  Seit  dem  Jahre 
1848  ist  der  Verkauf  allgemein.  Es  beschäftigen  sich  jetzt  mehr  als  20  Ortschaften 
allein  des  Ale.xandropolschen  Kreises  mit  der  Bereitung  des  Pulvers.  Mach  Koch 
ist  jedoch  der  Gebrauch  uralt.  Bei  G000  bis  8000  Fuss  Meereshöhe  beginnt 
die  Blühte  Milte  Juni  sich  zu  entfalten.  Die  Stengel  treiben  zu  6 bis  8 aus 
einem  kräftigen  Rhizom  hervor  und  blühen  nicht  auf  einmal,  so  dass  die  Blüh- 
tezeit  länger  als  einen  Monat  dauert.  Das  Einsammeln  erfolgt  einige  Tage  nach 
Entfaltung  des  Blühtenkörbchens , am  liebsten  bei  trocknem  Wetter.  Greise, 
trauen,  Kinder,  Männer,  alles  eilt  ins  Gebirge  und  kehrt  mit  gefüllten  Säcken 
heim,  ja  ein  fleissiger  Sammler  kann  in  einem  Tage  30  bis  80  Pfund  Blühten 
sammeln.  Die  Aermern  verkaufen  die  frischen  Blühten  das  Pfund  für  kaum  25 
Sgr.  Die  gesammelten  Blühten  werden  an  der  Sonne  getrocknet,  dabei  täglich 
mehremat  umgewandt,  nach  Sonnenuntergang  wird  alles  in  die  Wohnung  ge- 
bracht. Bei  feuchter  Witterung  muss  in  den  Häusern  getrocknet  werden.  Bei 
Sonnenschein  erfordert  es  3 bis  4 Tage.  Das  Gewicht  verliert  um  zwei  Drit- 
theile  durch  das  Trocknen.  Trockne  Blühten  gehen  1000  auf  ein  Pfund.  Sie 
werden  nun  zerrieben  oder  zerstossen  und  dann  auf  kleinen  Handmühlen  zu  Pul- 
ver gemahlen,  wofür  man  10  Copeken  für  das  Pfund  zahlt.  An  Ort  und  Stelle 
kostete  das  Pfund  Insectenpulver  im  Sommer  1852  4 bis  5 Silberrubel,  in  Tiflis 
schon  7 bis  8 Rubel.  In  der  Apotheke  in  Titlis  kostet  das  Pfund  13  bis  14 
Silbergroschen,  im  Innern  Russlands  durchschnittlich  2 Thlr.  4 bis  6 Sgr.  Die 
Güte  des  Pulvers  offenbart  sich  äusserlich  durch  gelbgrünes  Ansehen  und  schar- 
fe*1 Geruch,  den  Koch  beigemengter  Kamille  zuschreibt.  Lagert  es  lange  in 
Säcken,  so  verliert  es  an  Werth,  nach  Koch  jedoch  nicht.  In  Folge  grosser 
Bestellungen  vor  etwa  10  Jahren  wurde  das  Pulver  verfälscht,  darauf  blieben 
neue  Bestellungen  aus,  so  dass  in  Titlis  das  Pud  guten  Pulvers  auf  einen  Rubel 
Silber  sank.  Die  Armenier  sorgten  indess  bald  wieder  für  gute  und  ächte  Waare, 
wodurch  der  Handel  in  den  letzten  Jahren  sich  wieder  hob.  Die  frische  Pflanze 
ist  den  Insecten  nicht  schädlich,  einige  legen  ihre  Eier  in  die  Blühten  und  die 
Raupen  nähren  sich  davou , Koch  sah  indess  keine  Insecten  darauf.  Gegen 
Wanzen,  Hohe  und  Schaben  wirkt  das  Pulver  gründlich,  auch  gegen  Fliegen, 
Mücken,  Motten  und  Läuse.  Wie  und  ob  es  gegen  anderes  Ungeziefer  wirkt,  ist 
noch  nicht  ermittelt.  Die  Kultur  anlangend  müssen  die  Pflänzchen  */a  bis  '/* 
Zoll  von  einander  entfeint  stehen.  Die  Samen  gehen  gut  auf  in  Kasten  oder 
Töpfen  mit  guter  Gartenerde,  in  etwa  gleichen  Theilen  Lehm,  Sand  und  verwes- 
ter Pflanzeneide.  Die  Aussaat  geschieht  zeitig  im  Frühjahr,  die  Saat  wild  höch- 
stens mit  '/ 4.  Zoll  Erde  bedeckt.  Die  Erde  muss  feucht  sein  , die  Topfe  wer- 
den an  schattige  Orte  gestellt  und  von  Zeit  zu  Zeit  begossen.  Nach  etwa  drei 
Wochen  gehen  die  Pflänzchen  auf.  Fortdauernde  mässige  Wärme  und  angemes- 
sene Feuchtigkeit  beschleunigen  die  Entwicklung.  Bei  grossem  Samenmengen 
kann  man  unmittelbar  in  Gartenboden  säen,  in  Reihen  mit  Zwischenräumen  von 
8 bis  10  Zoll  Auf  Beeten  geschieht  das  Versetzen  am  zweckmässigsten  erst  im 
nächsten  Frühjahr.  Bei  dem  Versetzen  darf  die  Erde  nicht  an  die  Pflanze  an- 
gedrückt werden,  die  Pflanzen  müssen  J/2  Fuss  weit  auseinander  gesetzt  wer- 
den, der  Boden  gut  und  tief  gearbeitet  sein,  die  Versetzung  Abends,  am  besten 
vor  oder  gleich  nach  einem  Regen  geschehen,  die  Pflänzlinge  sofort  angegossen 
und  bei  starker  Sonnenhitze  geschützt  werden.  Angewacbsen  ist  die  Pflanze 
nicht  mehr  zärtlich.  Einige  von  ihnen  blühen  schon  gegen  Ende  des  ersten 
Sommers,  die  meisten  erst  im  folgenden  Jahre.  Doch  ist  es  rathsam  die  Beete 
während  des  Winters  mit  Laub  zu  bedecken.  I111  zweiten  Jahre  kann  man  bei 
dem  Verpflanzen  schon  die  Wurzeln  tbeilen  und  so  vermehren.  Für  die  Ein- 


239 


Sammlung  des  Samens  muss  der  Blühlenslengel  gelb  und  trocken  sein.  Die  ge- 
pflückten Köpfchen  werden  im  Schatten  getrocknet  und  trocken  aufbewahrt.  Ba- 
ron von  Fölkersahm  auf  Papenbof  in  Kurland  gibt  auf  portofreie  Briefe  ächten 
Samen  ab.  ( Ebda  201 — 205.)  . e 

Zoologie»  Bischoff,  Widerlegung  des  von  Keber  bei 
den  Na  jaden  und  von  Nelson  bei  den  Ascariden  behaupteten 
Eindringens  der  Spermatozoiden  in  das  Ei  (Giessen  1854.  4.  Mil 
1 Tfl  ) — lieber  den  Inhalt  der  Keherschen  Schrift  haben  wir  in  der  Kürze 
Bd.  II.  34  berichtet  und  wurden  auch  bei  der  mündlichen  Verhandlung  darüber 
Bd.  II  74  von  verschiedenen  Seiten  Bedenken  gegen  die  Zuverlässigkeit  der 
Beobachtungen  und  gegen  die  daraus  gefolgerten  Behauptungen  geltend  gemacht. 
Wir  sind  damals  nicht  specieller  auf  den  Gegenstand  eingegangen,  weil  zu  er- 
warten stand,  dass  bei  der  hohen  Wichtigkeit  von  einem  der  bewährtesten  For- 
scher auf  diesem  Gebiete  eine  gründliche  Beleuchtung  und  Prüfung  der  Keber- 
schen  Untersuchungen  nicht  lange  ausbleiben  würde.  Die  vorliegende  Schrift 
BischofFs  rechtfertigt  unsere  Erwartung.  Derselbe  beseitigt  zunächst,  was  Keber 
für  seine  Behauptung,  dass  das  Spermatozoon  in  das  Ei  eindringe,  von  dem 
Säugethier-,  Vogel-  und  Froschei  beibringt.  Die  von  demselben  untersuchten 
Kanincheneier  mit  Micropyle  waren  keine  Eier,  sondern  ganz  harmlose  Bläschen, 
in  denen  einige  abgelöste  Flimmerzellen  rotirten  und  deren  eines  einmal  eine 
stielförmige  Befestigung  mit  der  Uterinschleimhaut  zeigte.  Die  wahren  Eier  des 
Kaninchens,  deren  Entwicklung  Bischoff  mit  so  grosser  Ausdauer  und  Sorgfalt 
beobachtete,  sind  von  Keber  gar  nicht  berücksichtigt,  weil  sie  nichts  seiner  Theo- 
rie Günstiges  boten.  Was  Keber  über  Vogel  - und  Froscheier  beibringt,  beruht 
nach  B.  nicht  minder  auf  groben  Mangel  an  Sachkenntnis.  Die  Najaden  betref- 
fend verräth  Keber  schon  durch  die  Beschreibung  des  Eies,  durch  den  Nachweis 
einer  besondern  Dotterhant,  des  Eiweisses  und  der  Eiweisshaut,  ferner  durch 
die  Annahme,  dass  die  Eier  schon  im  ganz  unentwickelten  Zustande  befruchtet 
werden  , dass  dieselben  bei  den  Najaden  am  Eierslock  trotz  der  sehr  ungünsti- 
gen Lage  dieses  und  der  Geschlechtsöffnung  den  Samen  aufnehmen , dass  das 
ganze  Jahr  hindurch  zu  jeder  Zeit  befruchtete  Eier  sich  vorfinden  , durch  diese 
und  andere  wunderliche  Behauptungen  verräth  Keber  kein  zur  Erledigung  einer 
so  schwierigen  Aufgabe  genügendes  ßeobachtungslalent , noch  die  unbedingt  nö- 
thige  vorurlheilsfreie  Prüfung  und  Deutung  der  zu  berücksichtigenden  Thatsa- 
chen.  Das  Ei  besteht  nach  Bischoff  in  der  Thal  nur  aus  Dotter  mit  Keimbläs- 
chen und  Keimfleck  und  einer  Dotierhaut.  Bei  dem  Grösserwerden  wächst  die 
Dotterhaut  schneller  als  die  Dottermasse  und  es  sammelt  sich  zwischen  Beiden 
Flüssigkeit  an  die  für  Eiweiss  gehalten  worden.  Der  Dotter  berührt  in  diesem 
Stadium  stets  an  einer  Stelle  die  Dotterhaut,  da  wo  Keber  seine  Micropyle  fand. 
Diese  ist  ein  hohles  Stielchen  , mit  welchem  sich  das  Ei  an  das  Stroma  des 
Eierstockes  heftet,  wovon  sich  Bischoff  mit  der  grössten  Sicherheit  überzeugt 
hat.  Damit  fällt  die  ganze  Theorie  vom  Eindringen  des  Sperma  durch  die  Mi- 
cropyle über  den  Haufen.  Die  schwanzlosen  Spermatozoen , welche  Keber  ein- 
dringen  sah,  waren  andere  Körper.  Nelson  unterstützt  in  einer  Abhandlung  der 
Pliilos.  Transact.  1853.  II.  Kebers  Theorie  durch  die  Untersuchung  der  Eier 
des  Ascaris  mystax,  allein  die  von  demselben  gesehenen  Spermatozoen  sind  nichts 
weiter  als  ursprünglich  festgewachsene  Epilhelialgebilde  , worüber  Bischoff  hier 
seine  speciellen  Untersuchungen  darlegt. 

Gegenbau r,  zur  Lehre  von  dem  Generationswechsel  und 
der  Fortpflanzung  bei  Medusen  und  Polypen.  ( Würzburg  1844.  8o. 
Mil  2 Tfln.)  — Der  Verf.  theilt  m den  sechs  ersten  Kapiteln  dieser  interes- 
santen Schrift  einzelne  Beobachtungen  über  verschiedene  Entwicklungsstufen  der 
Polypen  und  Medusen  mit,  über  die  wir  im  Einzelnen  berichten,  und  spricht 
sich  dann  über  das  systematische  Verhältniss  der  Polypen  zu  den  Medusen  aus, 
hinsichtlich  dessen  er  ein  entscheidendes  Uriheil  wegen  der  noch  nicht  hinläng- 
lich umfangsreichen  Untersuchungen  für  noch  nicht  zeitgemäss  hält.  Alsdann 
fasst  er  die  Resultate  seiner  Untersuchungen  in  folgende  Sätze  zusammen ; 


*240 


1.  Höhere  und  niedere  Medusen  (Rhizostomida  und  Medusida  nach  Esch- 
scholtz ; Steganophlhalmata  Forbes  — Oceanida,  Geryonida,  Aequorida  etc.  nach 
Eschschollz ; Gymnophthalmata  Forbes)  unterscheiden  sich  wesentlich  durch  die 
Art  ihrer  Entwicklung.  2.  Bei  den  höheren  Medusen  und  den  Oceaniden  fin- 
det ein  Generationswechsel  statt , der  aber  durch  die  Organisation  und  Bedeu- 
tung der  ersten  (Ammen-)  Generation  verschieden  ist;  denn  3.  die  Ammen  der 
höheren  Medusen  sind  nur  polypenförmig,  sie  sind  höher  organisirt  als  die  Hy- 
draspolypen , aber  ihre  Dauer  ist  kürzer , denn  ihre  Selbständigkeit  geht  auf  in 
der  Erzeugung  der  zweiten  Generation;  4.  Ammen  eines  Theiles  der  zweiten 
vorerwähnten  Medusengruppe  (der  Oceaniden)  sind  die  Hydraspolypen.  5.  Ihre 
Medusengemmen  werden  zu  selbständigen  , geschlechtlich  sich  forlpflanzenden 
Wesen.  6.  Die  geschlechtliche  Brut  dieser  Polypensprösslinge  kehrt  wieder  zur 
ersten  Generation  zurück.  7.  Die  sogenannten  Geschlechtsorgane  der  Polypen 
sind  die  Analoga  der  Medusen  , die  physiologischen  Aequivalente  einer  zweiten 
Generation  ; desshalb  8.  sind  auch  die  sie  erzeugenden  Polypen  keine  wirkli- 
chen Ammen,  sondern  nur  Analoga  von  Ammen.  9.  Consequent  wird  auch  die 
geschlechtliche  Brut  dieser  sogenannten  Geschlechtsorgane  wieder  zu  Polypen. 
10)  Weder  die  Bildung  von  Medusengemmen  (vollkommene  zweite  Generation), 
noch  jene  der  sogenannten  Geschlechtsorgane  (unvollkommene  zweite  Generation) 
ist  an  gewisse  Localiläten  gebunden  , sondern  kann  überall  äusserlich  am  Am- 
menstocke entstehen.  11.  Wie  von  Seite  der  ersten  Generation  durch  homo- 
gene Sprossenbildung  eine  Vergrösserung  der  Amraencolonien  bewirkt  wird  , so 
entsteht  durch  homogone  Sprossenbildung  bei  der  zweiten  Generation  gleichfalls 
eine  Vermehrung.  12.  Die  wimpernden  Medusenlarven  beweisen,  dass  eine  Ab- 
theilung der  Medusen  direct  auf  geschlechtlichem  Wege  entsteht,  gleichzeitig  geht 
aber  auch  aus  dem  Baue  dieser  Medusen  hervor,  dass  sie  nicht  zu  jenen  gehö- 
ren, die  einem  Generationswechsel  unterworfen  sind.  13.  Die  Siphonophoren 
sind  schwimmende  Polypencolonien,  und  ihre  sogenannten  Geschlechtsorgane  die 
Analoga  einer  zweiten  Generation,  so  dass  sie  sich  in  dieser  Beziehung  wie  die 
Hydraspolypen  verhalten.  14.  Die  Fortpflanzung  der  Medusen  lässt  sich  nach 
den  bis  jetzt  bekannten  Thatsachen  in  folgendem  Schema  darstellen: 


Fortpflanzung  mit  Generationswechsel. 


Polypenförmige  Ammen. 

(Höhere  Medusen.) 
Vermehrung  der  Ammen  durch  Spros- 
sen - Bildung  ; die  Sprossen  werden 
frei.  Die  zweite  Generation  pflanzt 
sich  nur  heterogon  auf  geschlechtli- 
chem Wege  fort. 


Polypen. 

(Oceaniden. ) 

Vermehrung  der  Ammen  durch  Spros- 
sen-Bildung;  die  Sprossen  bleiben 
mit  dem  Amraenstocke  verbunden  und 
bilden  Oolonien.  Die  zweite  Genera- 
tion pflanzt  sich  a)  heterogon  auf  ge- 
schlechtlichem Wege,  und  b)  homo- 
gon  durch  Knospen  fort. 


Fortpflanzung  ohne  Generationswechsel. 


(Aequoriden.) 

Nur  homogone  Fortpflanzung: 

a.  geschlechtlich  (wimpernde  Larven) ; 

b.  durch  Knospung  (Cunina  prolifera); 

c.  durch  Theilung  (Stomobrachium  mirabile.  Köll.). 


Als  eine  sehr  vortreffliche  Uebersicht  über  die  bisher  über  diesen  Gegen- 
stand angestellten  Untersuchungen  theilen  wir  des  Verfs.  Schlusstabelle  mit 


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Weisse,  über  den  Lebenslauf  der  Euglena.  — Ueber  die 
schon  seil  150  Jahren  bekannte  Englena  viridis  iheilt  Ehrenberg  nur  sehr  dürf- 
tige znsammenhangslose  Bemerkungen  die  Entwicklung  betreffend  mit  und  was 
von  Gros  im  Bullet,  nat  Moscou  1851  darüber  gesagt  wird  ist  so  phantastisch, 
dass  es  keine  Aufnahme  verdient.  Letzteres  veranlasste  jedoch  W.  seine  frühem 
hierauf  bezüglichen  aber  als  erfolglos  aufgegebenen  Untersuchungen  von  Neuem 
aufzunehmen.  Er  sammelte  im  Juli  1851  ein  Sumpfwasser  mit  zahllosen  Eu- 
glenen;  nach  3 Tagen  bedeckte  sich  dasselbe  mit  Frislleyscher  Haut  und  am  Bo- 
den der  Schüssel  setzte  sich  ein  gelbbrauner  schmutziger  Niederschlag  ab.  In 
beiden  war  die  Euglene  in  Fischgeslall  und  kugelförmig  conlrahirt  vorhanden, 
jene  munter,  diese  wie  todt.  Am  zwölften  Tage  waren  sämmtliche  Englenen  des 
Bodensatzes  knglig  , eingecystet,  z.  Th.  balbkuglig  in  der  Cyste  eingeschnürt, 
ln  den  nächsten  Tagen  schwand  ihre  grüne  Farbe  und  sie  wurden  schwärzlich. 
Am  18.  Juli  wimmelte  es  im  Innern  der  Cysten  von  monadenartigen  Wesen,  un- 
ter welchen  hin  und  wieder  grössere  helldurchsichtige  und  auch  grüne  Körper 
sich  zeigten.  Die  Cyste  zerplatzte,  die  Monaden  eilten  hurtig  davon,  aber  die 
Körper  blieben  ruhig  liegen  Steins  vortreffliche  Untersuchungen  über  die  Ent- 
wicklung der  Vorlicellen  scheinen  W.  noch  nicht  bekannt  geworden  zu  sein,  ob- 
wohl sein  Aufsatz  von  Februar  1853  datirt  ist.  W.  tritt  schliesslich  nur  noch 
der  Cohnschen  Ansicht  von  der  pflanzlichen  Natur  der  Euglena  entgegen.  ( Bul- 
let. acad.  Petersb.  Januar  XII.  169.) 

R.  Leuckart,  zoologische  Untersuchungen.  II.  Heft  Sal- 
pen  und  Verwandle.  (Giessen  1854.  4.  Mit  2 Tfln.)  — Ueber  den 

Inhalt  des  ersten  Heftes  der  zoologischen  Untersuchungen  berichteten  wir  Bd.  II. 
366  , das  vorliegende  beschäffligl  sich  hauptsächlich  mit  den  Salpen.  Die  Ge- 
stalt dieser  Thiere  vergleicht  der  Verf.  mit  einem  dickwandigen  Fasse  , dessen 
Böden  von  einer  weilen  Oeffnung  durchbrochen  sind.  Der  innere  Raum  ist 
diagonal  von  der  cylindrischen  Kieme  durchsetzt.  Athemhöhle,  Muskeln  und 
Eingeweide  liegen  in  der  Wandung,  Mund,  After  und  Genitalien  münden  in  die 
Athemhöhle.  Die  vordere  durch  2 Klappen  verschliessbare  Oeffnung  nimmt  Was- 
ser und  Nahrungsstoffe  auf,  die  hintere  mit  ringförmiger  Klappe  versehene  Oeff- 
nung dient  zum  Austritt  des  Wassers.  Doch  bisweilen  vertauschen  beide  Oeff- 
nungen  diese  Functionen  und  die  Vergleichung  mit  den  ührigen  Mollusken  deu- 
tet jene  vordere  oder  Alhemöffnung  als  die  eigentlich  hintere  Körperöffnung. 
Von  den  beiden  Schichten  der  Kurperhülle  ist  die  äussere  von  ansehnlicher 
Dicke,  ziemlich  consistent,  doch  hyalin  und  durchsichtig  , die  innere  leicht  ge- 
trübt. Die  Spitzen  und  Stacheln  der  Salpenammen  gehören  fast  nur  der  äus- 
sern  Hülle  an  , die  Haftorgaue  der  Kellenform  dagegen  der  innern.  Beide  Hül- 
len bestehen  übrigens  aus  einer  structurlosen  , ganz  homogenen  Substanz  , in 
welche  zahlreiche  Körperchen  eingebettet  sind.  Letztere  sind  theils  gekernte  Zel- 
len von  Vioo  bis  7iso  Linie  Durchmesser,  theils  blosse,  scharf  conturirte  Kerne 
von  7450  Linie  Grösse.  Die  äussere  Hülle  ist  ein  Secretionsproduct,  epiderma- 
tisch  ohne  ßlulbahnen,  Nerven  und  Muskeln,  welche  die  innere  reichlich  besitzt. 
Durch  ihre  Elaslicitat  erhält  die  äussere  Hülle  für  das  Thier  eine  besondere 
Bedeutung,  indem  durch  dieselbe  die  Athemhöhle  erweitert  wird.  Die  Muskula- 
tur besteht  aus  bandartigen  Streifen  , welche  gürtelförmig  die  Athemhöhle  und 
deren  findöffnung  umgeben  und  in  den.  innern  Mantel  eingelagert  sind.  Die  Pri- 
mitivbündel der  Gürtel  liegen  in  einfacher  Reihe  neben  einander  zu  5 bis  12. 
Die  breitesten  derselben  messen  730  bis  725  Linie.  Ihre  Querstreifüng  ist  deut- 
lich, weniger  die  Längsstreifung.  Theilungen  und  Anastomosen  der  Primitivbün- 
del  Dessen  sich  nirgends  auffinden.  Die  Muskelbänder  bilden  übrigens  keine 
vollständigen  Gürtel,  vielmehr  nur  Bögen,  je  aus  einer  rechten  und  linken  Hälfte 
gebildet,  die  auf  der  Mitte  des  Rückens  zusammenstossen.  Die  Zahl  der  Bögen 
variirl  sehr.  An  den  Endöffnungen  sind  die  Muskeln  vollständige  Sphinkleren. 
Der  Hauptganglienknoten  in  der  Mittellinie  des  Rückens  ist  in  der  Regel  einfach 
kuglig,  seltener  vierlappig.  Es  sind  darin  wirkliche  Ganglienkörperchen  vorhan- 
den. Die  davon  ausstrahlenden  Nerven  verbreiten  sich  nach  allen  Richtnngen 
im  innern  Mantel,  Bei  S.  fusiformis  verläuft  der  erste  Nerv  seitlich  nebeu  der 

16  * 


244 


Mittellinie  zur  Oberlippe  der  Athemöffnung,  der  zweite  in  weitem  Bogen  an  die 
Ecke  der  Athemöffnung , die  beiden  folgenden  dicht  neben  den  seitlichen  Flim- 
merbögen nach  vorn  und  unten  bis  auf  die  Unterlippe  , der  fünfte  Stamm  zum 
vordem  Ende  der  Bauchfalle  , der  sechste  denselben  begleitend  spaltet  sich  bei 
den  ersten  Alhemmuskeln  , der  siebente  gehl  an  die  centrale  Hälfte  des  dritten 
Athemmuskels  , ebenso  der  achte  und  neunte  an  den  vierten  bis  sechsten  Mus- 
kel, der  zehnte  gerade  nach  hinten  an  den  letzten  Alhemmuskel  und  Sphinkter, 
der  letzte  elfte  endlich  ist  für  die  Kieme  bestimmt.  Ein  besonderes  Eingewei- 
denervensystem fehlt.  Das  keiner  Salpe  fehlende  Auge  bildet  einen  kugligen 
oder  bimförmigen  Aufsatz  des  Nervenknotens  und  besieht  aus  einer  körnigen 
Substanz,  die  ohne  Grenzen  in  das  Parenchym  des  Nervenknotens  übergeht  und 
von  einer  häutigen  Fortsetzung  der  Ganglienkapsel  bedeckt  wird.  Eine  periphe- 
rische Schicht  ist  von  radialen  Stäbchen  gebildet.  Die  von  H.  Müller  beobach- 
teten Gehörbläschen  hat  L.  nicht  gefunden.  Die  zwischen  dem  vordem  Körper- 
ende und  dem  Munde  liegende  Bauchfalte  zu  deuten  bringt  L,  keine  neue  That- 
sachen  bei.  Der  Darmkanal  liegt  keglig  zusammengeballt  unterhalb  der  Kloaken- 
öffnung in  der  Mittellinie  der  Bauchfläche  in  der  Substanz  des  irnern  Mantels, 
nur  S.  pinnata  hat  eine  lange  und  gerade  Darmröhre.  Eine  Muskelhaut  fehlt 
dem  Darme  stets,  dagegen  flimmert  seine  innere  Wandung  der  ganzen  Länge 
nach.  Ausser  der  glashellen  Membran  besieht  die  Wandung  noch  aus  einer  dik- 
ken  gelben  Schicht  cylindrischer  Drüsenzellen  Die  Leber  fehlt,  die  darauf  ge- 
deuteten Organe  haben  nach  L.  andere  Funktionen.  Das  gefässarlige  Anhangs- 
system am  Darme  besteht  aus  einem  ziemlich  geraden  Cenlralstamme,  der  dicht 
hinter  dem  Oesophagus  einmündet , und  aus  einem  engmaschigen  den  hintern 
Theil  des  Darmes  umspinnenden  Gefässnetze.  Bei  Doliolum  bildet  der  Central- 
stamm hinter  der  Milte  des  Darmes  einen  Ring  um  diesen.  Der  Inhalt  dieser 
Gefässe  ist  vollkommen  farblos  und  ohne  alle  körperlichen  Elemente.  L.  hält 
dieses  Gefässsyslem  für  einen  Drüsenapparat , der  dem  Chymus  gewisse  Abson- 
derungsproducte  beimischt  [?]  Die  Kieme  besteht  ans  einer  frei  in  der  Athem- 
liöhle  diagonal  ausgespannten  Röhre,  mit  den  Enden  innig  mit  der  Substanz  des 
innern  Mantels  verbunden.  Der  hintere  Ansatzpunct  liegt  beständig  neben  dem 
Munde,  der  vordere  nicht  stets  an  demselben  Orte.  Letzteres  Ende  ist  fast  im- 
mer etwas  voluminöser,  comprimirt.  Die  Oberfläche  der  Kieme  ist  parallel  quer- 
gestreift, jedoch  nur  auf  der  vordem  Hälfte.  Die  Streifen  bestehen  nach  Meyer 
aus  colossalen  Flimmerhaaren  von  zungen-  oder  lanzettförmiger  Bildung  , am 
Ende  abgerundet,  breit,  platt,  auf  je  einer  gekernten  vorspringenden  Zelle  ste- 
hend. Die  Zahl  der  Flimmerrippen  richtet  sich  nach  der  Länge  der  Kieme,  60 
bis  180.  Schon  Hasselt  entdeckte  die  abwechselnde  Contraction  des  Herzens 
nach  zwei  entgegengesetzten  Richtungen , dieser  Wechsel  ist  aber  kein  periodi- 
scher, regelmässiger.  Das  Herz  selbst  ist  ein  kurzerweiter  Cylinder,  in  dem 
Winkel  zwischen  Bauchlurche  und  Kiemenrohr  gelegen  , von  einem  zarthäutigen 
Pericardium  umgeben.  Seine  Bewegungen  sind  nicht  ruckweise  sondern  wellen- 
förmig und  bevor  es  sich  in  entgegengesetzter  Richtung  bewegt  , steht  es  einen 
Augenblick  still.  Seine  Wandung  besteht  aus  einer  einfachen  Schicht  von  Ring- 
muskeln. Der  peripherische  Kreislauf  geschieht  in  wandungslosen  Gängen  im 
innern  Mantel,  die  schon  Milne  Edwards  vortrefflich  dargestelll  hat.  Das  Blut 
ist  vollkommen  farblos  und  führt  spärliche  granulirte  Körperchen  von  Vwo  bis 
J/eo  Linie  Grösse.  Geschlechtsorgane  linden  sich  nur  bei  den  aggregirlen  Indi- 
viduen, nie  bei  den  isolirten,  die  vielmehr  einen  Keimstock  besitzen  und  sich 
nur  durch  Knospenbildung  vermehien.  Die  geschlechtlichen  Salpen  sind  Zwit- 
ter, doch  kommen  bei  ihnen  Eier  und  Spermatozoen  in  sehr  verschiedener  Zeit 
zur  Entwicklung.  Die  neugeborene  Salpe  ist  nur  weiblich.  Der  Hoden  ent- 
steht erst  später  und  jene  frühen  Eier  werden  von  einem  andern  Individuum 
befruchtet.  Die  meisten  Salpen  produciren  nur  ein  Ei,  das  von  einer  gestielten 
Kapsel  umhüllt,  welche  nach  der  Befruchtung  verschwindet.  Die  Hoden  beste' 
hen  aus  zahlreichen  Blindschläuchen  von  verschiedener  Länge  mit  gemeinschaft- 
lichen Ausführungsgang  in  die  Athemhöhle.  Er  liegt  in  der  Nähe  des  Darmka- 
nales. Wenn  das  Ei  vom  Stiele  abgelöst  und  in  seine  Bruthöhle  eingetreten  ist, 


245 


ist  bereits  das  Keimbläschen  mit  dem  Keimfleck  verschwunden  und  der  Fur- 
chnngsprocess  begonnen.  Das  Ei  nimmt  nun  beständig  an  Grösse  zu.  ln  der 
ersten  Periode  der  Ernbryonalentwieklung  bildet  sich  ein  besonderer  Fruchtku- 
chen , indem  sich  der  Dotter  in  zwei  Theile  absehniirt , wovon  der  Fötus  den 
kleinern,  der  Fruchtkuchen  den  grossem  ausmacht,  damit  geht  natürlich  die  Ku- 
gelgestalt des  Dotters  verloren.  Der  Fötus  wird  übrigens  schnell  gross  und 
gleicht  er  dem  Fruchtkuchen  : so  lässt  er  im  Innern  eine  lichte  Stelle  erkennen, 
die  immer  schärfer  und  deutlicher  wird.  Sie  ist  die  spätre  Athemhöhle.  Der 
Nnclens  erscheint  alsbald  als  seitliche  Auftreibung.  Bald  darauf  entstehen  Herz 
und  Ganglion  zuerst  als  solide  Zellenhaufen,  jenes  erst  oval,  dann  schlauchför- 
mig , dieses  anfangs  hohl.  In  der  Mitte  der  Rückenwand  erscheint  eine  lichte 
Stelle,  die  allmählig  in  einen  Hohlraum  sich  umgeslaltet  und  zur  Kieme  wird. 
Unterdess  sondert  sich  der  Nucleus  in  eine  oberflächliche  dünne  Lage  und  ei- 
nen Kern  ; erstere  ist  nur  eine  provisorische  Bildung  (Oelkuchen)  , die  später 
wieder  verschwindet,  dieser  wird  zum  Darmkanal  verwandt.  Endlich  entwickeln 
sich  auch  die  Bauchfalten  mit  dem  Endostyle  und  zuletzt  öffnet  sich  die  Alhem- 
höhle  vorn  und  hinten  , indem  sich  zugleich  der  äussere  Mantel  abscheidet  und 
im  innern  die  Muskelhögeu  sich  bilden.  Schliesslich  beschreibt  L.  noch  eine 
schwärmende  Ascidienlarve  (Appendicularia). 

Baird,  Monographie  der  Apodiden  und  neue  Cypris- 
arlen.  Als  Familieneharacler  der  zu  den  Phyllopoclen  gehörigen  Apodiden  gibt 

B.  an:  pedes  branchiales,  paribus  sexagirila;  antennae  breves,  styliformes,  pari 

singulo  ; oculi  duo,  sessiles  corpus  numerose  aiticulatum,  parle  majore  clypeo 
magno  obteclum.  Die  hiezu  gehörigen  Gattungen  und  Arten  werden  also  diag- 
nosirt : 1.  Apus  Scop. : clypeus  corneocoriaceus  ; corpus  molle,  cylindricum; 
segmenlum  caudale  lamina  producta  non  instruclum;  pedum  primi  paris  appen- 
dices,  aut  rami,  longissimi,  flexibües.  Die  Gattung  umfasst  fünf  Arten:  A.can- 
criformis  Schaeft. : clypeo  corporis  plus  quam  dimidiam  parlem  legenle  ovato  oli- 
vaceo  corneo , ramo  externo  pedum  primi  paris  longitudine  clypeum  aequante, 
im  mittiern  Europa  und  nördlichen  Africa  — A.  Guildingi  Thomps. : clypeo 
corporis  vix  dimidiam  parlem  tegente  quadralo  membranaceo  nigrescenle,  ramo 
externo  pedum  primi  paris  longissimo,  toium  corpus,  filamentis  caudalibus  in- 
clusis,  excedente,  auf  St.  Vincent  in  Weslindien.  — A.  longicaudatus  Leconte: 
clypeo  corporis  tertiam  partem  non  mullo  magis  tegente  rotundato  snbfusco, 
ramo  externo  primi  paris  longitudine  clypeum  excedente,  corporis  postica  parte 
longissima  cylindrica , in  Nordamerika.  — A.  obtusus  Jam.  vom  Felsengebirge 
und  von  A.  cancriformis  unterschieden  durch  die  relativ  grössere  Breite  des  Tho- 
rax und  dessen  stumpferen  Hinterrand.  — A.  domingensis  n.  sp.:  clypeo  cor- 
poris dimidiam  partem  tegente  rolundo  tenui  corneo,  ramo  externo  pedum  pri- 
mi paris  corpus  aequante,  von  Domingo.  — 2.  Lepidurus  Leach.:  clypeus  cor- 

neocoriaceus; corpus  molle,  cylindricum;  segmentum  caudale  lamina  producta 
instructum  ; pedum  primi  paris  appendices  aut  rami  brevissimi.  Die  drei  Arten 
sind:  L.  productus  Bose  : clypeo  corporis  magis  quam  tres  partes  tegente  ovato 
elongato  olivaceoviridi  ; setis  candae  pennatis;  lamina  caudali  elongato  ovata  ca- 
rinata  , setis  brevibus  numerosis  obsita  , in  Europa.  — L glacialis  Kroyer: 
elypea  corporis  tres  partes  tegente  rotundato  viridi : setis  caudae  plumosis ; la- 
mina caudali  abbreviala,  subquadrata  denticulata,  in  Nordamerika.  — L.  viridis 
Baird:  clypeo  corporis  magis  quam  dimidiam  partem  tegente,  rotundato  ovali, 
viridi,  valide  carinata;  setis  caudae  brevipilosis  ; lamina  caudali  ovalilanceolata, 
earinata  , denticulata  von  Vandiemensland.  — Als  neue  Cypris  diagnosirt  B. : 

C.  Belcheri : testa  lucente,  albida,  elongata,  stricta,  supra  arcuata,  infra  sinuata ; 
exlremitate  anteriore  latiore , margine  compressa  , rugata;  exlremitate  posteriore 
macronata  unbekannte  Heimalh  , und  C.  Schomburgki : testa  subviridi  , hirsuta, 
puncturata,  ovali,  exlremitate  anteriore  rotundata,  margine  subcompressa  ; extre- 
milate  inferiore  oblique  truncata  et  mucronata  , antennis  pedibusque  brevibus, 
setis  plumosis  von  Domingo.  {Arm.  mag.  nat.  hist.  Mars.  221 — 227.) 

Milne  Edwards,  neue  oder  wenig  bekannte  Krebse.  — • Bei 
der  Anfertigung  des  Catalogs  für  das  Pariser  Museum  der  Naturgeschichte  revi- 


246 


dirte  E.  diese  ganze  Thierklasse  und  theilt  in  der  vorliegenden  Abhandlung  die 
Resultate  dieser  Revision  betreffend  die  Ocypodinen  mit.  Folgende  Arten  wer- 
den ausführlich  beschrieben:  1)  Driochirus  sinensis  von  den  chinesischen  Kü- 

sten. 2)  Sesarma  Smithi  in  nur  einem  weiblichen  Exemplar  von  der  Südspilze 
Afrikas.  3)  Euchirograpsus  lignricus  von  Villefranche , diese  neue  Gattung  ist 
dem  Eriochirus  zunächst  verwandt,  unterschieden  dadurch,  dass  kein  einziger 
Gangfuss  zum  Schwimmen  geeignet  ist.  4)  Melasesarma  Rousseani  (nach  Rous- 
seau, also  nicht  Rousseanxi)  von  Zanzibar,  ein  neuer  Gattungslypus , der  sich 
zu  Holograpsus  verhält  wie  Goniopsis  zu  Gtapsus  und  Metopograpsus  zu  Plaly- 
grapsus.  5)  M.  curvatus , in  der  Hist.  d.  Crust.  II.  75.  als  Sesarma  curvata 
aufgeführt,  vom  Senegal.  6)  Acanthoplax  insignis  nur  in  einem  weiblichen  Exem- 
plar aus  Chili  bekannt,  Gelasimus  sehr  ähnlich.  7)  Euplax  leptophthalmus  an 
den  chilesischen  Küsten.  8)  Metaplax  indicus  aus  dem  indischen  Meere.  9)  Prio- 
noplax  spinicarpus  aus  dem  chinesischen  Meere,  neuer  Gattungslypus.  J 0)  Pseu- 
dorhombila  quadridentata,  schon  früher  bekannt.  11)  Telphusa  nilolica  ebenfalls 
schon  in  der  Hist.  d.  Crust.  beschrieben.  12)  Parathelphusa  tridenla  ein  männ- 
liches Exemplar  von  Neuseeland,  neuer  Galtungstypns.  13)  Polamocarcinns  ar- 
matus  unbekannte  Herkunft,  neuer  Galtungstypns.  L4)  Roscia  macropa  aus  Süd- 
amerika. 15)  Sylviocarcinus  Devilles  vom  Aragnya  , Provinz  Goyas , ein  Weib- 
chen, neuer  Gattungslypus  neben  Trichodaclylus.  16)  Dilocarcinus  spinifer  von 
Cayenne,  mit  folgendem  neue  Gattung  bildend.  17)  D emargmalus  von  Loretto. 
18)  D.  pietns  von  ebenda.  19)  D.  Castelnani  von  Salinas.  20)  Trichodaclylus 
dentatus.  21)  Pelocarcinus  Lalandei,  früher  unter  Gecarcoidea  aufgeführt.  22) 
Uca  laevis  vom  Guayaquil,  in  der  Hist.  Crust.  kurz  characterisirl,  hier  ausführ- 
lich beschrieben.  (Arch.  du  Mus.  d’hist.  nat.  VII.  145 — 192.  Tb.  9 — 16.) 

Black  wall,  neue  Spinnen.  — Als  solche  werden  beschrieben: 
Sallicus  promptns  von  Northampton  , S.  Jenynsi  aus  Cambridgesbire , Drassus 
propinquns  aus  Norfolk,  Linyphia  tenella,  L.  circumscpta  von  Oakland,  L.  flavi- 
pes  von  ebenda,  Neviene  herbigrata.  ( Ann . a.  mag . nat.  hist.  Mars 
173  — 180.) 

Lederer,  die  Spanner.  — Die  europäischen  Spanner  ordnen  sich 
nach  L.  in  4 Gruppen.  Die  erste  derselben  ohne  Anhangzelle  der  Vorderflügel 
mit  gleich  starker  Rippe  5 und  frei  aus  der  Wurzel  ziehender  Rippe  8 der  Hin- 
terflügel , Rippe  5 entspringt  auf  beiden  Flügeln  immer  viel  näher  an  6 als  an 
4;  die  zweite  Gruppe  hat  eine  Anhangszelle  der  Vorderflügel,  die  Hinterflügel 
wie  vorhin,  nur  entspringt  Rippe  5 bald  mitten  zwischen  4 und  6.  bald  näher 
an  4;  der  Gruppe  fehlt  die  Anbangszelle  der  Vordei fliigel , Rippe  8 der  Hinter- 
flügel zieht  aus  der  Wurzel  (ausgenommen  bei  Anisopteryx) , Rippe  5 fast  in 
der  Regel  schwächer  als  die  übrigen  oder  ganz  fehlend,  bisweilen  doch  auch 
gleich  stark;  die  vierte  Gruppe  hat  die  Anhangszelle  der  Vorderflügel,  gleich 
starke  Rippe  5 und  aus  dem  Vorderrande  entspringende  Rippe  8 der  Hinterflü- 
gel.  Zur  speciellern  Untersuchung  hat  L.  199  Arten  entschuppt,  für  die  rich- 
tige Einordnung  der  ihm  nicht  bekannten  Arten  in  sein  System  kann  er  nicht 
bürgen,  zumal  wenn  dieselben  nicht  hinlänglich  beschriehen  worden.  In  Betreff 
der  Nomenclatur  hat  er  die  Prioritätsrechte  streng  beobachtet.  Er  gibt  nun  zu- 
nächst eine  namentliche  Aufzählung  sämmtlicher  Gattungen  und  Arten  und  dar- 
auf die  ausführlichen  Diagnosen  aller  Gattungen.  Wir  müssen  uns  hier  darauf 
beschränken  die  von  ihm  vorangeslelllen  Clavis  mitzulheilen  : 

I.  Gruppe.  1)  Hinterbeine  in  beiden  Geschlechtern  mit  zwei  Paar  Spor- 
nen , Fühler  des  Mannes  gekämmt.  a)  Männliche  Fühler  über  halber  Vorder- 
randslänge. Psendoterpna.  b)  Dieselben  unter  halber  Vorderrandslänge.  «)  Kamm- 
zähne gekeull,  verhältnissmässig  kurz,  Geometra.  ß ) Kammzähne  lang  und  dünn, 
Phorodesma.  y)  Kammzähne  ruthenförmig,  an  den  Schaft  gelegt,  Fühlerspitze 
nackt,  Jodis.  — 2)  Mann  nur  End-,  Weib  Mittel-  und  Endspornen,  Fühler 
beim  Manne  blos  gewimpert,  Nemoria.  — 3)  Mann  und  Weib  nur  Endspor- 
nen, Fühler  beim  Manne  kammzähnig.  a)  Hinterflügel  ganzrandig,  Eucrostis. 
b)  Hinterflügel  zwischen  Rippe  4 und  6 ausgenagl,  Thalera. 


247 


II.  Gruppe.  1)  Anhangzelle  der  Vorderderflügel  einfach.  A.  Fühler  de* 

Mannes  kammzähnig  mit  nackter  Spitze,  a)  [Iinlerfliigel  auf  Rippe  4 mit  schar- 
fer Ecke,  Hinterscb'ienen  in  beiden  Geschlechtern  mit  zwei  Paar  Spornen.  a) 
Vorderfliigel  vor  der  Spitze  mit  mondförmigem  Ausschnitt,  Othodontia.  ß)  Vor- 
derflügel nicht  ausgeschnitten,  Timandra.  b)  Hinterflügel  gerundet  oder  höch- 
stens mit  stumpfem  Vorsprunge  auf  Rippe  4.  «)  Palpen  kurz  und  schwach, 

Hinlerschienen  bei  dem  Männchen  mit  einem,  bei  dem  Weibe  nnt  zwei  Paar 
Spornen,  Zonosoma.  ß)  Palpen  weit  über  den  Kopf  vorstehend,  Hinterschienen 
in  beiden  Geschlechtern  mit  zwei  Paar  Spornen  , ßoletobia.  B.  Fühler  entwe- 
der einfach  borslenförmig  oder  mit  abgeselzten  oder  eckig  vortretenden  Gliedern, 
oder  wenn  kammzähnig,  bis  zur  Spitze,  Acidalia.  2)  Anhangzelle  der  Vorder- 
flugel  durch  eine  Querrippe  getheilt,  Peltonia. 

III.  Gruppe  und  zwar  1)  die  Gattungen  von  schlankem  Bau,  mit  breiten 

nach  aussen  sehr  erweiterten  stets  ganzrandigen  Flügeln,  meist  buntfleckiger 
Zeichnung.  I.  Vorderflügel  unten  mit  kahlem  Fleck  an  der  Basis,  Rhyparia. 
II.  Vorderflügel  ohne  solchen  Fleck.  A.  Rippe  3 und  4 der  Hmlerflügel  aus 
einem  Punkt,  Fühler  in  beiden  Geschlechtern  gleich  stark,  beim  Manne  kaum 
sichtbar  gewimpert,  Bapta.  B.  Rippe  3 und  4 der  Hinterflügel  gesondert,  Füh- 
ler bei  dem  Weibe  dünner,  beim  Manne  mit  starken  Wimpern,  q)  Hinterschie- 
nen mit  zwei  Paar  Spornen,  Zerene.  b)  Hinterschienen  nur  mit  Endspornen, 
Ortbostixis.  C.  Fühler  bei  dem  Manne  kammzähnig.  a)  Hinterflügel  bei  dem 
Manne  oben  mit  kahlem  Fleck  an  der  Basis,  Cabera.  b)  Ohne  kahlen  Fleck. 
a)  Querrippe  der  Hinterflügel  bogenförmig,  Terpnomicta.  ß)  Querrippe  nach 
innen  . wink'ig  gebrochen,  Numeria.  — 2)  Hie  Gattungen  mit  gespitzten  Vor- 

derflügeln, mehr  oder  weniger  scharfen  Vorsprüngen  derselben,  mit  zwischen 
Rippe  4 und  5 oft  ausgenagten  Hinlerflügeln,  meist  breitem  dicht  wolligem  Tho- 
rax bei  schlankem  Abdomen  der  Männer  und  dickem  plumpen  der  Weiber. 

I.  Vorderfliigel  mit  scharf  vorspringenden  Ecken.  A.  Hinterflügel  zwischen  Rippe 
4 und  6 nicht  ausgenagt,  a)  Dieselben  auf  Rippe  4 mit  längerem  Zacken,  Eu- 
gonia.  b)  Dieselben  gleicbmässig  ausgezackt.  a)  Zacken  sehr  schwach,  männ- 
liche Fühler  mit  kurzen  dicken  Kammzähnen,  Odontoptera.  ß)  Zacken  scharf, 
männliche  Fühler  mit  ziemlich  langen  dünnen  horizontal  abstehenden  Kamm- 
zähnen, Therapis.  B.  Hinterflügel  zwischen  Rippe  4 und  6 ausgenagt,  Selenia. 

II.  Vorderflügel  ohne  eckige  Vorsprünge.  A.  Ihr  Saum  ganzrandig.  a)  Hinter- 
flügel geschwänzt,  Urapleryx  b)  Hinterflügel  nicht  geschwänzt.  «)  Dieselben 
zwischen  Rippe  4 und  6 ausgenagt,  an)  Palpen  sehr  kurz,  nicht  bis  zur  Stirn 
reichend  , Angeroria.  ßß)  Palpen  in  Kopfeslänge  vorstehend  , Epione.  ß)  Die- 
selben zwischen  Rippe  4 und  6 nicht  ausgenagt,  die  Fühler  des  Mannes  kamm- 
zahnig. an)  Stirn  mit  kegelartigem  Schopf,  Himera.  ßß)  Stirn  mit  gerunde- 
tem Schopf,  Crocallis  yy)  Stirn  anliegend  beschuppt,  aa)  Kammzahne  lang 
und  dünn , Helerolocha.  bb)  Kurz  und  dick  , Hypoplectis.  B.  Ihr  Saum  mit 
busigeu  Ansbiegungen,  Fühler  des  Mannes  kammzähnig.  a)  Fühlerspitze  nackt, 
Hinterflugel  zwischen  Rippe  4 und  6 ausgenagt,  b)  Fühlerspitze  gekämmt,  Hin- 
terflügel zwischen  Rippe  4 und  G ausgenagt,  Pericallia.  111.  Vorderflügel  vor 
der  Spitze  mit  sichelförmigen  Ausschnitte,  sonst  ganzrandig  A.  Hinterflügel 
zwischen  Rippe  4 und  6 ausgenagt,  Stirn  blasig  anfgetrieben , Caustoloma. 
B.  Die  Hinterflügel  nicht  ausgenagt,  Stirn  normal,  a)  Hinterflügel  auf  Rippe  4 
eckig  vorspringend,  Macaria.  b)  Hinterflügel  vollkommen  gerundet,  Elicrina. — 
3)  Gattungen  deren  Männchen  auffallend  schlank  , mit  sehr  zartrippigen,  an  der 
Basis  schmalen,  nach  Aussen  sehr  erweiterten  ganzrandigen,  seidenartig  be- 
schuppten Flügeln,  die  Weiber  geflügelt  oder  bloss  gelappt.  A.  Beide  Geschlech- 
ter geflügelt,  a)  Fühler  in  beiden  Geschlechtern  einfach  borstenförmig,  Plose- 
ria.  b)  Fühler  bei  dem  Manne  kammzähnig,  Dysemon  B.  Nur  das  Männchen 
geflügelt,  a)  Rippe  8 der  Hinterflügel  aus  der  Wurzel.  «)  Palpen  und  Schen- 
kel zottig,  Lignyoptera.  ß)  Dieselben  anliegend  beschuppt,  Hibernia.  b)  Rippe 
8 der  Hinterflügel  aus  dem  Vorderlande  der  Miltelzelle,  Anisoptervx. — 4)  Gat- 
tungen von  spinnerarligem  Ansehn  , mit  grossborstigem  zuweilen  sehr  breitem 
Thorax  und  düster  gefärbten  baumrindenartigen  Flügeln.  I.  Männchen  ohne  kah- 


248 


len  Fleck  an  der  Vorderflftgelbasis.  A.  Hinterschienen  blos  mit  Endspornen. 

a)  Hippe  3 und  4 der  Hinlerflügel  gesondert  oder  aus  einem  Puncte,  ßislon. 

b)  Dieselben  gestielt,  Apochima.  B.  Hinterschienen  mit  zwei  Paar  Spornen, 

a)  Zunge  kurz  und  weich.  ß)  Schmetterling  schlank,  beide  Geschlechter  voll- 
kommen ausgebildet,  Synopsia.  ß ) Schmetterling  spinnenai lig , Weib  nur  mit 
kurzen  Lappen  statt  der  Flügel,  Phigalia.  b)  Zunge  spiral,  hornig.  «)  Schmet- 
terling spinnerartig,  Amphidasis.  ß)  Schmetterling  schlank,  Hemeropjiila.  II. 
Das  Männchen  mit  einer  kahlen  Grube  an  der  Unterseite  der  Vorderflügelbasis, 
a)  Hinterschienen  zwei  Paar  Spornen.  «)  Zunge  kurz  und  weich,  Körper  ro- 
bust, Nychiodes.  ß)  Zunge  spiral,  Körper  schlank,  Boarmia.  b)  Hinterschie- 
nen  nur  mit  Endspornen,  Tephronia.  — 5)  Gattungen  schlanker  als  vorige, 

mit  zarteren  Rippen,  zarterer,  mehr  seidenartiger  Beschnppnng.  A.  Palpen  an- 
liegend beschuppt,  a)  Flügel  lang,  oval,  Stanhelia.  b)  Flügel  breit,  die  vor- 
dem mehr  weniger  dreieckig,  Gnophos.  B.  Palpen  zottig,  a)  Fühler  des  Man- 
nes kammzähnig.  «)  Schmetterling  gross,  auf  seine  Gnophide  robust,  Vorder- 
flügel beim  Manne  dreieckig,  bei  dem  Weibe  kurz  und  rund,  Dasydia.  ß)  Schmet- 
terling klein  und  schwächlich,  Vorderflügel  des  Mannes  mehr  gleich  breit , die 
des  Weibes  gespitzt,  lang  schmal , Colutogyra.  b)  Fühler  in  beiden  Geschlech- 
tern borslenförmig , Psodos.  — 6)  Gattungen  mit  meist  gestreckten  Flügel, 

mehr  weniger  dreieckigen,  angenehm  gefärbten  Vorderflügeln , bleichen  Hinter- 
flügeln, stets  ganzrandigem  Saum.  I.  Vorderschienen  mit  starken  Krallen  am 
Ende,  Enconista.  II.  Vorderschienen  unbewehrt.  A.  Mann  unten  mit  kahlem 
Grübchen  an  der  Basis.  a)  Zunge  spiral.  «)  Stirn  anliegend  beschuppt, 
ßß)  Palpen  borstig , Fühler  des  Mannes  mit  kurzen  Kammzähnen  , Fidonia. 
ßß)  Palpen  anliegend  beschuppt,  aa)  Fühler  des  Mannes  mit  federarlig  ausge- 
breileten  Kämmen,  f Palpen  nicht  zur  Stirn,  Kammzäbne  bis  zur  Fühlerspitze 
reichend,  Bupalus.  ff  Palpen  die  Stirne  überragend,  äusserste  Fühlerspilze 
nackt,  Selidosema.  bb  i Fühler  bei  dem  Manne  mit  kurzen  Kammzähnen,  an  der 
Spitze  sägezähnig.  f Rippe  3 und  4 der  Hinlerflügel  gesondert,  Thammonoma. 
ff  Dieselben  aus  einem  Punkt,  Enbolia.  ß.  Stirn  mit  horizontal  vorstehendem 
spitzem  Schopf,  Diastichis.  b)  Zunge  fehlend.  «)  Palpen  borstig,  Alhroolopha. 
ß)  Palpen  zottig,  Eurranlhis.  B.  Mann  ohne  Grübchen  an  der  Vorderflügelbasis, 
a)  Stirn  mit  kegelartig  aufgerichteten  Haarschopf,  Prosolopha.  b)  Stirn  ohne 
Schopf.  «)  Palpen  borstig,  ßß)  Fühler  des  Mannes  mit  kurzen  Kammzähnen, 
Heliothea.  ßß)  Dieselben  mit  langen  ruthenartigen  Kämmen,  Ematurga.  ß)  Pal- 
pen anliegend  beschuppt,  aa)  Fühler  des  Mannes  kammzähnig.  aa)  Kammzähne 
federartig  ausgebreitet,  Eremia.  bb)  Kammzäbne  horizontal  und  weit  von  ein- 
ander abstehend,  f Zunge  fehlend,  Rippe  6 und  7 der  Hinterflügel  gesondert, 
Eugea.  ff  Zunge  spiral  , jene  Rippen  kurz  gestielt,  Eurarca.  cc)  Karamzähne 
wie  gewöhnlich  am  Schafte  vor  und  etwas  abwärts  gestellt,  f Schienblatt  der 
Vorderschienen  lang  und  spitz  abstehend.  * Thorax  dicht,  wollig,  Scodiona. 
**  Derselbe  mit  feinen  glatt  gestrichenen  Haaren,  Aspitates.  ff  Schienblatt 
nicht  abstehend.  * Saum  der  Hinlerflügel  zwischen  Rippe  4 und  6 nicht  ein- 
gezogen, Rippe  5 gleich  stark,  Cimelia.  **  Derselbe  Saum  eingezogen,  Rippe 
5 sehr  schwach,  Cleogene.  ßß)  Fühler  des  Mannes  borstenförmig,  aa)  Hinter- 
schienen mit  zwei  Paar  Spornen,  f Rippe  5 der  Hinterflügel  gleich  stark, 
Aplasta.  ff  Dieselben  viel  schwächer.  * Hinterflügel  gerundet,  Rippe  6 und 
7 aus  einem  Punct,  Scoria.  bb)  Hinterschienen  nur  mit  sehr  schwachen  End- 
spornen, Gypsochra. 

IV.  Gruppe.  1)  Beide  Geschlechter  geflügelt.  A.  Hinterflügel  bei  beiden 
gleich  gerippt.  a)  Anhangzelle  der  Vorderflügel  einfach,  ß)  Palpen  borstig, 
Fühler  des  Mannes  gekämmt,  Lythria.  ß)  Palpen  grobsebuppig,  Fühler  des  Man- 
nes borstenförmig,  Odezia.  y)  Palpen  anliegend  beschuppt.  aa)  Männliche 
Fühler  kammzahnig  mit  nackter  Spitze,  Sterrha.  ßß)  Fühler  in  beiden  Geschlech- 
tern borstenförmig,  aa)  Rippe  3 und  4 der  Vorderflügel  fast  aus  einem  Punkt, 
Mesotype,  bb)  Dieselben  in  gewöhnlicher  Entfernung  von  einander  entsprin- 
gend. f Vorder-  und  Hinterflügel  proportionirt , Minoa.  ff  Hinlerflügel  ver- 
kleinert , Enpithecia.  b)  Anhangzelle  getheilt.  ß)  Vorderflügel  bei  dem  Manne 


249 


unten  mit  dichtem  Haarbusch  an  der  ßasis,  Lygris.  ß)  Hinterflügel  des  Mannes 
unten  mit  einem  Haarbusch  am  Innenrande,  Eucosmia.  y)  Kein  Flügel  mit  sol- 
chem Haarbusch,  n)  Hinterleib  des  Mannes  sehr  lang  mit  langem  pinselarti- 
gem Afterbusch,  Scolosia.  ßß)  Hinterleib  und  Afterbüschel  von  gewöhnlicher 
Länge,  aa ) Hinterflügel  tief  lief  gelappt , Triphosa.  bb)  Hinterflügel  ganzran- 
dig.  *{-  Schmetterling  kräftig  , Hinterflügel  mit  vortretendem  Vorderwinkel,  Or- 
tholitha.  Schmetterling  schmächtig,  Hinterflügel  gerundet,  Vorderwinkel  nicht 
vortretend,  Cidaria.  ß.  Hinterflügel  bei  dem  Manne  ohne,  beim  Männchen  mit 
einer  Innenrandrippe,  a)  Hinlerllugel  mit  weit  vorspringendem  eckigen  Vorder- 
winkel, Siona.  b)  Hinterflügel  gerundet,  beim  Manne  mit  mehr  weniger  deutli- 
chen Hauptlappen  an  der  ßasis.  a ) Vorderschenkel  verdickt,  an)  Vorderflugei 
scharf  zugespilzt , ßeschnppung  kreidig,  glanzlos,  Lilhostege.  ßß)  Vorderflügel 
mehr  oval,  seidenartig  glänzend,  sehr  zartrippig,  Chesias.  ß)  Vorderschenkel 
nicht  verdickt  an)  Vorclei  flügel  starkrippig  mit  scharf  vortretender  Spitze,  Vor- 
derschienen mit  einer  Endkralle,  Anactis.  ßß)  Vorderflügel  zartrippig,  gerundet, 
Vorderschienen  unhewehrt,  Lobophora.  II.  Nur  der  Mann  geflügelt,  das  Weib 
mit  kurzen  Lappen,  Chimatobia.  (Wien.  zool.  bot.  Abhandl.  III.  165 — 270.) 

C.  Fuss  gibt  von  den  in  Siebenbürgen  vorkommenden  Arten  der  Käfer- 
galtung  Paederus  folgende  Uebersicht:  1)  Halsschild  allein  roth,  P.  ruficollis  Pk. 
oder  Halsschild  nebst  den  4 ersten  Abdominalringen  roth  und  zwar  geflügelt. 
Halsschild  länger  als  breit  mit  a)  rollten  Schienen  und  letztem  Tarsenglied  nur 
zur  Hälfte  schwarz,  P.  longipennis  und  b)  mit  schwarzbrannen  Schienen  und 
ganz  schwarzem  letzten  Tarsengliede,  P.  limnophilus  — oder  ungeflügelt  mit 
kugligem  Halsschikle  und  nur  an  den  Knieen  schwarzen  ßeinen  , P.  littoralis. 
Der  P.  limnophilus  war  bisher  wegen  seiner  grossen  Verwandtschaft  mit  P.  lon- 
gicollis  übersehen  worden.  ( Siebenbürg . Verhandl.  Januar  16.) 

v.  Rapp,  die  Fische  des  Roden  see’s.  — Der  ßodensee  nährt 
nur  26  Fischarten,  sämmtlich  Knochenfische,  keinen  einzigen  Knorpelfisch.  Da- 
gegen ist  die  Zahl  der  Individuen  überraschend  gross.  Eigenthümlich  scheint 
dem  See  nur  eine  Art  zu  sein.  Die  Stachelflosser  sind  Perca  fluviatilis  und 
Cottus  gobio,  die  Weichflosser  Carpio  vulgaris,  Barbus  fluviatilis,  Tinea  chrysi- 
tis,  Abramis  brama , Leuciscus  dobula  (=  Scalius  dobula  Heckei),  L.  rntilus, 
L.  erythrophthalmus , L.  alburnus , L.  vulgaris,  L.  phoxinus , Gobio  fluviatilis, 
Chondrosloma  nasus,  Cobitis  baibatula,  Esox  lucius  (bis  30  Pfund  schwer),  Si- 
lurus  glanis  (wird  über  6 Fuss  lang)  , Coregonus  Wartmanni  ( — C.  lavaretus 
Cuv. , wird  in  anatomischer  Hinsicht  beschrieben  und  ist  abgebildet)  , C.  fera 
(ebenfalls  beschrieben  und  abgebildet) , C.  acronius  n.  sp.,  C.  Tlrmallus  gym- 
nothorax,  Fario  lacustris  Tf.  3.,  F.  trotta  Tf.  4.,  Salmo  umbla  (—  S.  salvelinus 
Heck.)  Tf.  5.,  Lota  communis,  Angnilla  vulgaris.  Den  meisten  Arten  fügt  der 
Verf.  wenn  nicht  vollständige  Beschreibungen  doch  einzelne  sehr  beachtenswerlhe 
Beobachtungen  bei.  ( Würtemb . naturw.  Jahresh.  X.  137 — 175.  Tb.  1 — 6.) 

Foerg,  über  den  Lungenapparat  des  Gymnarchus  nilo- 
ticus.  — Erdl  halte  behauptet,  die  Lunge  dieses  Fisches  sei  doppelt  oder 
wenigstens  sie  habe  eine  Neigung  in  zw'ei  Hälften  sich  zu  theiien,  wogegen 
F.  dieselbe  entschieden  für  einfach,  ungetheilt  erklärt.  Sie  liegt  zwischen  Darm- 
kanal und  Nieren  und  ist  von  zeitiger  Structur.  Eine  Längsrinne  mit  Längs- 
falten an  den  Wänden  dient  zum  Oeflnen  und  Schliessen  des  Einganges  in  die 
Luftröhre,  Muskeln  in  den  Falten  erkannte  F.  nicht.  Kammer  und  Vorkammer 
des  Herzens  sind  einfach,  ohne  innere  Scheidewand.  Duvernoy  fügt  bei  dieser 
Gelegenheit  seine  Beobachtungen  an  einem  Gymnarchus  aus  dem  Senegal  hinzu 
mit  der  Bemerkung,  dass  er  nicht  von  der  Lungennatur  der  Schwimmblase  des 
Gymnarchus  sich  habe  überzeugen  können.  ( Ann . sc.  nat.  XX.  151  — 161. 
Tb.  5.) 

Gervais,  Notiz  über  Glossoliga  Poireti  und  Euproctus 
Rusconii.  — Gene  hat  in  seiner  Synopsis  der  sardinischen  Reptilien  diese 
beiden  Tritonen  als  identisch  betrachtet,  während  Ch.  Bonaparte  in  der  Fauna 
italica  sie  generisch  trennt.  Gray  hält  gleichfalls  den  Triton  Poireti  aufrecht. 


250 


Von  der  Nothwendigkeit  einer  generischen  Treunuug  überzeugt  die  Vergleichung 
des  Schädelbaues.  Der  Schädel  des  Glossuliga  Poireti  ist  nämlich  platt,  halb- 
kreisförmig umrandet,  auf  der  ganzen  obern  Fläche  rauh,  die  Nasenlöcher  wei- 
ter auseinander  geruckt,  der  Jochforlsatz  des  Oberkiefers  verbindet  sich  mit  ei- 
nem seitlichen  Fortsatze  nach  hinten,  den  man  als  Postorbitalfortsatz  betrachten 
könnte.  Derselbe  gelenkt  mit  einem  besondern  Knöchelchen,  das  sieb  hinten 
an  einen  von  dem  seitlichen  Hinterhauptbeine  ausgehenden  Fortsatz  anlegt.  Bei 
Euproclus  ist  dieses  Knöchelchen  iffcht  selbständig,  das  von  ihm  begränzte  Loch 
nicht  kreisrund  sondern  oval  und  viel  grösser.  Der  Knochen  wurde  von  Cuvier 
als  hinteres  Stirnbein  gedeutet.  Der  Schädel  des  Eupoctus  ist  von  Gene  spe- 
ciell  beschrieben  und  abgebildet  worden.  Als  Arten  dieser  Gattung  nimmt  Ger- 
vais folgende  3 an:  J ) Eu.  Husconii  Gene  Synops.  rept.  Sard.  Tb.  1.  Fig.  3 
— 5.  (=  Eu.  platycephalus  Bonap.  Amphib.  europ.  p.  68 ) in  Sardinien  und 
Corsica.  2)  Triton  glacialis  Philippi  in  Gerv  et  Westphal,  Acad.  Montp.  1847. 
p.  20  im  Depart.  der  obern  Pyrenäen.  3)  Triton  cinereus,  Tr.  rugosus,  Tr. 
punctnlatns  , Tr.  Bibronii,  Tr.  repandus  Dnmeril , Coli.  Mus.;  Duges,  Ann.  sc. 
nat.  XVII I.  363  (=  Tr.  asper  Duges  I.  c.)  in  den  Pyrenäen.  (Ibid.  312.  Tb.  15.) 

Ders. , über  die  Augenhöhle  bei  Caecilia.  — Nach  Cnvier 
ist  bei  den  Cäcilien  die  Oeffnung  der  Augenhöhle  eine  blosse  Perforation  des 
Oberkiefers,  nach  Stannins  des  Jochbogens.  G.  untersuchte  den  Schädel  einer 
jungen  C.  compressicaudata  aus  Cayenne  und  fand  die  Begränzung  der  Augen- 
höhle anders.  Er  erkannte  in  der  angeblich  perforirten  Knocbenplalte  eine  Naht 
über  und  eine  unter  der  Augenhöhle.  Erstere  geht  vom  vordem  obern  Bande 
der  Augenhöhle  zum  äussern  Bande  des  Stirnbeines,  die  andere  lauft  vorn  un- 
tern Rande  der  Augenhöhle  aus,  so  dass  also  die  Knochenplatte  dadurch  völlig 
in  zwei  Stücke  getrennt  wird.  Das  vordere  Stück  ist  der  wahre  Oberkiefer,  das 
hintere  nach  Duges  das  Jochbein.  Was  Cuvier  als  Jochbein  deutet,  ist  nach 
Duvernoy  hinteres  Stirnbein.  Gervais  dagegen  glaubt  das  vordere  Stirnbein  Cu- 
viers  als  Thränenbein  betrachten  zu  können,  das  hintere  Knochenstück  der  Au- 
genhöhle am  wahrscheinlichsten  als  Jochbein.  Jedenfalls  ist  die  Oeffnung  der 
Augenhöhle  bei  den  Cäcilien  keine  so  merkwürdige  als  man  bisher  annahm. 
G.  fügt  noch  hinzu , dass  der  C.  compressicaudata  jenes  unpaare  Knochenstück 
zwischen  den  Hauptstirnbeinen  und  Scheitelbeinen  fehlt,  welches  Cuvier  bei  C. 
raexicana  das  Froutal  unique  nannte.  (Ibid.  315  — 317.  Tb.  15.  Fig.  10.) 

Ders.,  zur  Osteologie  der  Amphi  sbänen.  — Nach  einigen 
historischen  Bemerkungen  über  die  systematische  Stellung  der  Amphisbänen,  wel- 
che Gervais  mit  Gray  als  eine  selbständige  Ordnung  der  Amphibien , Saurophi- 
dia,  betrachtet  wissen  will , vergleicht  derselbe  den  Schädel  dieser  Thiere  mit 
dem  der  Schlangen  und  Eidechsen.  Von  beiden  unterscheidet  sich  der  Amphis- 
bänenscheidel  durch  den  höchsten  Grad  der  Unbeweglichkeit  seiner  Theile,  wo- 
rin er  vielmehr  an  die  insectivoren  Säugelhiere  erinnert  trotz  der  entschiede- 
nen Amphibiencharactere.  Bei  Amphisbaena  fuliginosa  ist  der  Schädel  in  der 
Augengegend  stark  eingezogen  und  vorn  stumpf,  die  Stücke  des  Hinterhaupts  bei 
alten  Thieren  völlig  verwachsen,  der  Hlnlerhauptscondylus  breit  mit  angedeute- 
ter Theilung,  die  Scheitelbeine  lang,  im  Alter  in  der  Mittellinie  verwachsen,  das 
Keilbein  sehr  lang,  hinten  mit  convexem  Bande  in  das  Grundbein  eingreifend, 
nach  vorn  zugespitzt.  Die  beiden  von  Cuvier  als  Vomer  gedeuteten  Knochen 
hält  G.  für  das  Gaumenbein,  den  am  Ausschnitt  der  hintern  Nasenöffnung  gele- 
genen Knochen  nennt  er  zweites  Flügel  oder  hinteres  Gaumenbein.  Die  Naht 
zwischen  Stirn-  und  Scheitelbeinen  ist  stark  gezähnt,  die  in  der  Mittellinie  der 
Stirnbeine  geradlinig.  Die  vordem  Stirnbeine  Cuviers  sind  die  Thränenbeine. 
Hinterer  Orbitalfortsatz  , hintere  Stirnbeine  und  Jochbeine  fehlen.  Die  Nasen- 
beine werden  in  der  Mitte  durch  einen  langen  Fortsatz  des  os  incisivum  ge- 
trennt. Das  Quadratbein  ist  unbeweglich.  Der  Unterkiefer  besteht  aus  vier 
Stücken,  Zähne  Finden  sich  im  os  incisivum  5,  obere  Backzähne  5 Paare,  un- 
tere 8 Paar,  der  zweite  bis  vierte  die  übrigen  an  Grösse  übertreffend.  Blanus 
cinereus  hat  einen  kleinern  Schädel , am  Scheitelbein  jederseits  mit  einem  klei- 
nen Postorbilalforlsatz , mit  einfacher  Stirn-Scheitelbeinnaht,  längeren  und  slär- 


251 


keren  Flügelfortsätzen,  grösserem  os  incisivum,  längerem  aus  fünf  Stücken  ge- 
bildeten Unterkiefer,  7 Zähnen  irn  os  incisivum,  nur  4 Paar  obere  und  8 Paar 
untere  Backzähne.  Der  Schädel  der  Gattung  Lepidosternum  weicht  sehr  ab,  der 
Antlitztheil  ist  breiter.  Bei  Lepidosternon  rnicrocephalum  besteht  das  Occiput 
aus  einem  Stück,  die  Lambdanaht  ist  gezackt,  die  Scheitelbeine  verschmolzen, 
die  Nasenbeine  breit , irregulär  fünfseilig , Grund  - und  Keilbein  frühzeitig  mit 
einander  verschmelzend,  das  os  transversum  , Cüviers  Gaumenbein,  von  unten 
nicht  sichtbar,  Kiefer-,  Flügel-  und  Thränenbeine  berührend.  Die  andern  Lepi- 
dosternon-Arlen  lassen  sich  gleichfalls  in  den  Schädeln  unterscheiden’.  5 Schnei- 
dezähne,  4 Paar  obere  und  6 Paar  untere  Bachzähne.  Trogonophis  Wiegmanui 
besitzt  einen  sehr  schlanken  Schädel  , mit  sehr  verlängerten  Scheitelbeinen  , tief 
gezackten  Nähten  des  vordem  und  hinlern  Stirnbeinrandes  , dreiseitigen  grossen 
Thränenbeinen,  welche  die  Scheitelbeine  berühren  und  ganz  nach  aussen  gedrängt 
sind,  mit  lange  getrenntem  Grundbein;  die  Zähne  sind  Acrodonten,  der  Unter- 
kiefer aus  6 , wenn  nicht  7 Stücken  zusammengesetzt.  Das  übrige  Skelet  der 
Amphisbänen  zeichnet  sich  durch  die  grosse  Zahl  der  Wirbel  aus  , welche  fast 
sämmtlich  Bippen  tragen : 80  bei  Trogonophis,  102  bei  Amphisbaena  fuliginosa, 
sämmtlich  ohne  Dornforlsätze , aber  mit  vordem  und  hintein  Gelenkfortsätzen, 
die  Körper  vorn  concav,  hinten  convex,  nur  die  Epistropheus  biconvex.  Weder 
vom  Sternum  noch  von  Gliedmassenknochen  fand  G.  eine  Spur  , hätte  er  aber 
Halhkes  Abhandlung  über  das  Brustbein  der  Saurier  (cf.  Bd.  11.  423.)  angese- 
hen : so  würde  er  sich  von  deren  Existenz  bei  den  von  ihm  untersuchten  Arten 
unterrichtet  und  dieselbe  nicht  so  entschieden  in  Abrede  gestellt  haben.  ( Ibid . 
293—312.  Tb.  14.  15.)  Gl. 

Chr.  L.  Brehm,  Monographie  der  Papageien  oder  vollstän- 
dige Naturgeschichte  aller  bis  jetzt  bekannten  Papageien  mit  getreuen  und  aus- 
gemalten Abbildungen.  (9.  u.  10.  Heft.  Jena,  A.  Schmid  1853.  Fol.  Taf. 
40 — 50.).  — Wir  machen  die  Freunde  der  Ornithologie  auf  diese  interessante 
Monographie  durch  Inhaltsangabe  der  beiden  uns  eben  zngegangenen  Lieferungen 
aufmerksam:  Taf.  41  42.  Psittacus  pileatus  Scopoli  (Amm.  I.  hist.  nat.  1769. 

33.  nr.  32;  Psitt.  mitratus  Pr.  zu  Wied,  Beise  nach  Bras.  I.  262;  Temm. 

pl.  col.  Tab.  207  ; Kühl  consp.  Psitt.  70  ; Psitt.  Maitaca,  Sp.  av.  Bras.  I.  29 

et  30  ; Pr.  zu  Wied , Beitr.  zur  Naturgesch.  v.  Brasilien  IV.  247  — 252  ).  — - 
Taf.  43.  Psittacus  Diadema  Spix  (Aves  Brasil.  Tab.  22.).  — Taf.  44.  Psit- 
tacus senilis  Spix  (Aves  Bras.  Tab.  31.).  — Taf.  45.  Psittacus  pulverulentus 
Gm.  Linn.  ( BufTon  Sonn.  XXVII.  360.  Buff',  pl.  enl.  nr.  861;  Lath.  syn.  I.  1. 
291.  nr.  94;  LeVaill.  Pl.  92,  p.  36;  Kühl  consp.  Psittac.  81;  Prinz  zu  Wied, 
Heise  in  Brasilien  1.  258.  II.  251 — 252;  Beitr.  zur  Naturgesch.  von  Brasilien 
IV.  231 — 237.).  — X.  Taf.  46.  Psittacus  senilis  Spix.  — Taf.  47.  Psitta- 
cus accipitrinus , Gm.  Linn.  (Psittacus  blurii  Schaw ; Ps.  coronatus  Linn;  Ps. 
var.  Indicus,  Briss.  av.  4.  300.  nr.  43  ; Ps.  elegans  blus.  exot.  365  ; Raj.  av. 
32.  nr.  11  ; Buff.  hist.  nat.  des  ois.  6.  p.  117;  Edw.  av.  4.  t.  J 65 ; Lath. 

syn.  of  birds.  266.  nr.  74  ; Buff.  hist.  nat.  des  ois.  6.  239.  t.  12  ; Buff.  pl. 

enlnm.  nr.  326;  Gmel.  Linn.  syst.  nat.  I.  345.  nr.  38;  Kühl  consp.  Psittaco- 
num  82.  n.  144;  Ps.  coronatus  Gmel.  Linn.  syst.  I 330.  n.  21;  ßancr.  Guj. 
p.  160;  Lath.  syn.  I.  259.  n.  65.).  — Taf.  48.  Psittacus  menstruus  Gmel. 
Linn.  (Scop.  ann.  1.  p.  33;  Ps.  Gujannensis  cyano  cephalus  Briss.  av.  4.  247- 
n.  28;  Buff.  bist.  nat.  des  ois.  6.  243;  Buff.  pl.  enl.  n.  384;  Ldvv.  glean.  t. 
314;  Lath.  syn.  1.  p.  301.  n.  107;  Le  Vaill.  II.  70.  pl.  114;  Gm.  Linn.  syst, 
nat.  I.  347.  n.  43;  Kühl  consp.  Psitt  p.  72;  Prinz  zu  Wied,  Beise  in  Brasi- 
lien I.  175,  275.  II  341;  Beitr.  zur  Naturgesch.  von  Brasilien,  IV.  1.  Abth. 
237 — 242.).  — Taf.  49.  Psittacus  aestivus  Gm.  Linn.  Taf.  50.  Psittacus 
amazonicus  ( Briss.  av.  4.  256.  n.  31  ; Raj.  av.  32.  n.  1 ; Margr.  Bras.  205 ; 
Buff.  hist.  nat.  des  ois.  6.  p.  215;  Buff.  pl.  enlum.  n.  547  ; Margr.  midi llesized 
Parrot  1.  species ; Will.  orn.  p.  115;  Lath.  syn,  I.  1.  p.  284.  n.  32.).  — Va- 
rietäten: ß.  Psittacus  Jamaicensis  icterocephalus , Briss.  av.  4.  p.  233.  — y- 
Psittacus  amazonicus  Jamaicensis,  Briss.  av.  4.  p.  276.  n.  36.  — ff.  Psitta- 
cus Brasiliensis  cyanocephalus  , Briss.  av.  4.  p.  234.  n.  21.  — (.  Psittacus 


252 


araazonicus  varius.  Briss.  av.  4.  p.  281.  n.  37.  t. * 26.  f.  2.  — Psiltacus  agi- 
lis,  Gm.  Linn.  sysl.  nat.  L p.  330.  n.  20. 

J.  VV.  v.  Müller,  Beiträge  zur  Ornithologie  Afrika’ s.  (1. 
Liefg.  Stuttgart , Hofbuchdruckerei  1853.  Imp.  4.  5 Blatt  Text  u.  4 lith.  u. 

col.  Taf.  Auch  u.  d.  T.  Description  de  nouveaux  Oiseaux  d’Afrique  etc.  etc.)  — 
Der  Verf.  übergibt  hiermit  in  deutscher  und  französischer  Ausgabe  die  Resultate 
seiner  Studien  und  seiner  mehrjährigen  Reisen  in  Africa  zur  Erforschung  der 
Ornis  jenes  Welttheiles.  Die  in  der  ersten  Lieferung  beider  Ausgaben  enthalte- 
nen 4 Tafeln  stellen  dar:  1.  Spizaetos  zonurus  Müll.  (Naumannia  1851,  IV, 

p.  27.)  : Sp.  supra  fuscus  , metallice  purpiuescens  et  noDnullis  maculis  albis 
pictus,  subtus  albus,  seoporunr  maculis  lanceulatis'atro  fuscis;  remigibus  cine- 
reis,  apice  fuscis,  basi  albidis  , vexillo  fasciis  maculisque  irregularibus ; cauda 
elongata , cinerea  , fasciis  plurimis  superioribus  obsolelis  , extreraa  latissima  in 
Abyssinien.  — 2.  Muscicapa  lugubris  Müll.  (Ibid.  28  ) : M.  nigra,  vexillis  in- 

terioribus  remigum  subtus  funereis,  aus  der  Rolla  von  Abyssinien.  — 3.  Sa- 

xicola albicilla  Midi,  (ibid.  28):  S.  loro,  regione  suboculari  et  orbiculari  nigro; 
cauda  alba,  rectrieibus  duabus  intermediis  nigris,  lertio  suarum  longiludine  parte 
basali  cum  celeris  rectrieibus  albis,  prima  earum  et  secunda  apice  nigro  macu- 
lata,  magnitudine  saxicola  slapazina , bewohnt  die  höchsten  Gebirgsarlen  Abyssi- 
niens.  — 4.  Saxicola  atricollis  Müll.  (Ibid.  28.)  : S.  facie,  collo,  regione  or- 

biculari, pectore,  interioribus  laleribus  corporis  alisque  nigris,  tibialibus  albis, 
basi  cinerea,  cauda  alba,  rectrieibus  albis,  apice  nigro  maculatis , intermediis 
duabus  nigris,  terlio  suarum  longiludine  parte  basali  albis;  — paulo  major 
quam  species  antecedens,  in  den  Abyssinischen  Hochländern.  Zd. 

Hodgson  characterisirt  in  aller  Kürze  einige  neue  S äuget  h ie  re  und 
Vögel  aus  Kaschmir:  Myotis  pallidiventris  , der  europäischen  M.  pipistrellus 

verwandt  aber  mit  längerem  ( V^" ) Vorderdaumen  und  etwas  abweichendem  Co- 
lorit ; llerpestes  nyula  Hodgs.  in  einer  neuen  Varietät;  Felis  Huttoni  der  Haus- 
katze sehr  nah  verwandt;  Mus  dubius,  M.  Theobaldi^  erstre  der  indischen  Haus- 
maus, ietztre  dem  M.  gerbillinus  Hodgs.  sehr  ähnlich,  durch  ansehnlichere  Grösse, 
kurzem  Schwanz  und  grössere  Ohren  unterschieden  ; Rhizomys  pruinosus.  — 
Die  Vögel  sind  eine  neue  Art  von  Euspiza  und  Mirafra  und  der  nicht  charac- 
terisirte  Accentor  atrogularis.  Auch  ein  neuer  nicht  characterisirler  Scinkus  wird 
unter  dem  Namen  Plesti'odon  quadrilineatum  aufgeführt.  — In  einem  zweiten 
Bericht  an  die  asiatische  Gesellschaft  fügt  Hodgson  noch  einen  Meies  albogula- 
ris  und  Arctonyx  laxoides  aus  Tibet  hinzu.  (Journ.  asiat.  Soc.  Culcutta 
1853.  VI.  581.)  GL 


Correspondenzblatt 

des 

IV a t u r w is sen s cli a fl liclien  V erei n es 

für 

Sachsen  und  Thüringen 

in 

Mall  e. 


1854.  März.  JW  lH. 


Sitzung  am  1.  März. 

Eingegangene  Schriften : 

1)  C.  B.  Güldenapfel , die  Anfangsgründe  der  Geometrie.  1.  Liefrg.  Jena 

1852.  8o.  — Geschenk  des  Hrn.  Verfassers. 

2)  Jahresbericht  des  naturwissenschaftlichen  Vereines  für  Anhalt  in  Dessau. 

Jahrgang  1853. 

Herr  Dr.  Wenden  b u r g in  Schafstädt  meldet  seinen  Austritt 
aus  dem  Vereine  an. 

Herr  Heller  legt  einen  Aufsatz  aus  der  deutschen  medicini- 
schen  Zeitung  über  den  Jodgehalt  der  essbaren  Tange  in  Island  und 
über  die  Wirkungen  der  bedeutenden  Quantitäten  Jod,  welche  dadurch 
in  den  Organismus  gelangen,  vor. 

Herr  Giebel  theilte  die  Untersuchungen  Kners  über  die  man- 
nichfaltigen  und  merkwürdigen  Formen  der  Schwimmblase  bei  den 
Arten  der  brasilianischen  Siluroideen  - Gattung  Dorax  mit,  und  sprach 
alsdann  seine  Ansicht  über  die  Gattung  Palaeomeryx  aus. 

Herr  ßaer  erläuterte  die  wichtigsten  Erscheinungen  des  Ver- 
witterungsprocesses  und  deren  Bedeutung. 

Sitzung  am  8.  März. 

Eingegangene  Schriften  : 

])  Sitzungsberichte  der  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften.  Math,  phvsic. 

Klasse.  December  1853.  Wien  1854.  8o. 

2)  C.  J.  Andrae , Bericht  über  eine  im  Jahre  1851  unternommene  geogno- 

stische  Reise  durch  die  südlichsten  Punkte  des  Banates,  der  Banater  Mi  • 

litärgränze  und  Siebenbürgen.  Halle  1854.  4o.  — Geschenk  des  Hrn.  Vf’s. 

Der  Vorsitzende  übergibt  das  Januarheft  der  Vereinszeitschrift. 

Herr  Giebel  legt  Gegenbaurs  Untersuchungen  des  feineren 
Baues  der  Tast-  oder  Spurhaare  vor  und  hieran  knüpfte  er  noch  Be- 
merkungen über  die  Behaarung  der  Sohlen,  und  Zehenballen  bei  den 
wieselartigen  Thieren. 

Herr  Baer  sprach  über  die  Kaffeeblätter  und  ihren  Gehalt  an 
Kaffem , der  sie  zu  einem  vorteilhaften  Ersatzmittel  für  Tliee  und 
Kaffee  geeignet  macht. 

Her  Sc hliep hacke  übergiebt  krystallisirte  arsenige  Säure  für 


254 


die  Sammlung  des  Vereins  und  macht  derselbe  auf  das  eigenlhiimli- 
che  Leuchten  aufmerksam , welches  hier  heim  Anschiessen  der  Kry- 
stalle  auftritt. 

Sitzung  am  15.  März. 

Als  neues  Mitglied  wird  vorgeschlagen  : 

Herr  Illinz,  Bergschüler  in  Zellerfeld, 

durch  die  Herren  Ulrich,  Giebel  und  Baer. 

Herr  Salinenfactor  Leidig  in  Dürrenberg  meldet  seinen  Aus- 
tritt an. 

Herr  Giebel  spricht  über  die  in  dem  braunen  Ueberzuge  der 
Wallfischarten  vorkommenden  Thiere,  und  dann  theilte  er  die  Eigen- 
thümlichkeiten  einer  wiederkäuenden  Dame  mit. 

Herr  Kohl  mann  legte  ein  Stück  Braunkohle  aus  dem  Flötz 
bei  Bruckdorf  vor,  in  welchem  deutliche  Ueberresle  von  dicotylen 
Pflanzenblättern  erhalten  waren , ein  Vorkommen , das  wegen  seiner 
grossen  Seltenheit  in  hiesigen  Braunkohlenlagern  die  grösste  Beach- 
tung verdient. 

In  Veranlassung  eines  ausliegenden  Kunstwerkes  der  k.  k.  Staats- 
druckerei in  Wien,  das  eine  übersichtliche  Anschauung  gibt  von  den 
verschiedenartigsten  Leistungen  auf  dem  ganzen  Gebiete  der  graphi- 
schen Kunst,  hielt  Herr.  Baer  einen  ausführlichen  Vortrag  über  die 
verschiedenen  graphischen  Kunstzweige,  welche  auf  den  neuesten  For- 
schungen der  Wissenschaft  fussen. 

Sitzung  am  22.  März. 

Als  neues  Mitglied  wird  aufgenommen : 

Herr  1 1 1 i n z , Bergschüler  in  Zellerfeld. 

Als  neues  Mitglied  wird  angemeldet  : 

Herr  Müller,  Lehrer  in  Halle 

durch  die  Herren  Schaal,  Klober  und  Kayser. 

Herr  Giebel  hielt  einen  Vortrag  über  den  anatomischen  Bau 
des  Phalangium  Opilio  nach  den  Untersuchungen  von  Tulk,  Treviranus 
und  Anderen, 


Sitzung  am  29.  März. 

Eingegangene  Schriften : 

1)  Abhandlungen  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Halle.  1853.  4.  Heft. 

2)  Kenngott , Uebersicht  über  die  mineralogischen  Forschungen  des  Jahres 
1852.  Wien  1853.  — Geschenk  des  Hm.  Verf. 

Als  neues  Mitglied  wird  aufgenommen  : 

Herr  Lehrer  Müller  in  Halle. 

Eingegangen  war  eine  Abhandlung  des  Herrn  Spiee ker  in 
Bernburg  über  die  dort  im  bunten  Sandstein  vorkommende  Sigillaria 
Sternbergi, 

Herr  Schmidt  in  Gera  sendet  Rhinoceros-Reste  aus  dem  Dilu* 


255 


vium  daselbst  ein,  nebst  einem  Unterkieferfragment  vom  Pferde,  das 
Herr  Giebel  als  nicht  fossil  erklärt,  vielmehr  für  eine  spätere  zufällige 
Beimengung  zu  den  fossilen  Knochen  halt. 

Herr  Kohlmann  legt  ein  fossiles  verkieseltes  Slammstück  aus 
hiesiger  Gegend  vor,  welches  Herr  Andrae  als  der  Braunkohlenfor- 
mation angehörig  und  wahrscheinlich  von  Cypressen  stammend  deutet. 

Herr  Giebel  zeigt  mehrere  vortrefflich  erhaltene  Muscheln  und 
Schnecken  aus  einer  Muschelkalkhank  hei  Lieskau  vor. 

Herr  Baer  berichtet  Deville’s  Untersuchungen  über  das  Alumi- 
nium, die  gänzlich  entstellt  aus  Unkenntniss  von  den  öffentlichen  Blät- 
tern als  grosse  neue  Entdeckungen  ausgegeben  werden. 


März -Bericht  der  meteorologischen  Station  in  Halle. 

Zu  Anfang  des  Monats  zeigte  das  Barometer  den  Luftdruck  von 
28"4,'"47  hei  W.  und  trübem  Himmel  und  stieg  noch  hei  NW  und 
ziemlich  heiterem  Wetter  bis  zum  folgenden  Morgen  auf  28"7,'"49, 
worauf  es  hei  vorherrschendem  NW  und  sehr  veränderlichem  Wetter 
und  unter  mehreren  Schwankungen  bis  zum  HL  Abends  10  Uhr  auf 
27"  10, '"80  allmählig  herahsank.  Schon  am  vorhergehenden  Tage 
war  SW  eingelreten,  der  sich  an  den  folgenden  Tagen  durch  N nach 
NO  und  0 herumdrehele.  Das  Barometer  stieg  während  dieser  Zeit 
hei  anfangs  trübem,  später  aber  heiterem  Wetter  bis  zum  16.  Mor- 
gens auf  28"2,'"28 , fiel  dann  aber  bei  vorherrschend  nördlicher, 
später  westlicher  Windrichtung  und  sehr  veränderlichem,  aber  durch- 
schnittlich trübem  Wetter  unter  vielen  und  zum  Theil  bedeutenden 
Schwankungen  bis  zum  25.  Abends  10  Uhr  auf  27"6,'"55,  worauf 
es  anfangs  bei  SSW,  dann  aber  bei  NW  und  meistens  trübem  zuletzt 
auch  regnigtem  Weiter  steigend  am  29.  Morgens  6 Uhr  wieder  die 
Höhe  von  28"2,'"12  erreichte,  von  der  es  bis  zum  Schluss  des  Mo- 
nats bei  NW  und  regnigtem  Wetter  um  etwa  2'"  sank.  Im  Durch- 
schnitt beobachteten  wir  im  März  einen  enorm  hohen  Barometer- 
stand. Der  mittlere  Barometerstand  war  28"1,'"54;  der  höchste 
Stand  am  2.  Morgens  6 Uhr  war  28"7,'"49;  der  niedrigste  Stand 
am  25.  Abends  10  Uhr  war  27"6,'"55  ; demnach  beträgt  die  grösste 
Schwankung  im  Monat  12, "'94.  Die  grösste  Schwankung  binnen 

24  Stunden  wurde  am  24.  bis  25  Abends  10  Uhr  beobachtet,  wo 

das  Barometer  von  27"I0,'"35  auf  27"6,'"55,  also  um  3, "'80  sank. 

Die  Wärme  der  Luft  war  im  Allgemeinen  niedrig  und  keinen 
verhällnissmässig  starken  Veränderungen  unterworfen.  Die  mittlere 
Wärme  des  Monats  war  3,°4  R.  Die  höchste  Wärme  hatten  wir  am 

10.  Nachm.  2 Uhr  = 10, °3;  die  niedrigste  Wärme  am  19.  Morg. 

6 Uhr  = — 3,°2. 


256 


Die  im  Monat  beobachteten  Winde  sind: 


N =r  8 

NO 

= 6 

NNO  = 3 

ONO 

= 1 

0 = 12 

SO 

= 0 

NNW  = 5 

OSO 

= 0 

S 0 

NW  .=  2 J 

SSO  = 0 

WNW  = 1 

W = 25 

SW 

~ 9 

SSW  = 2 

WSW  = 0 

woraus  die  mittlere  Windrichtung  berechnet  wurde  auf 
W — 47°29'5,"51  — N. 

Die  Luft  war  im  März  im  Allgemeinen  ziemlich  feucht;  die 
mittlere  relative  Feuchtigkeit  der  Luft  war  77  pCt.  bei  dem 
miltlern  Dunstdruck  von  2,"  13.  Dem  entsprechend  batten  wir  auch 
durchschnittlich  wolkigen  Himmel.  Wir  zählten  9 Tage  mit  be- 
decktem, 6 Tage  mit  trübem,  4 Tage  mit  wolkigem,  6 Tage 
mit  ziemlich  heiterem,  4 Tage  mit  heilerem  und  2 Tage 
mit  völlig  heiterem  Himmel.  Dabei  hatten  wir  an  11  Tagen 
Niederschläge:  an  7 Tagen  aus  Regen,  an  3 Tagen  aus  Schnee,  an 
1 Tage  aus  Regen  mit  Schnee  gemischt  beobachtet,  jedoch  ist  die 
Summe  des  Niederschlags  ziemlich  gering.  Im  Regenmesser  sammel- 
ten sich  aus  Regen  87,"  15,  aus  Schnee  47,"30,  zusammen  134, "45 
Pariser  Kubikmaass  Wasser,  was  durchschnittlich  täglich  4, "34  Zoll 
Zoll  Wasser  auf  den  Quadratfuss  Land  betragen  würde.  Weber , 


— «SHtOMDt» — 


(Druck  von  YV.  Plütz  in  Halle.) 


3al)resü6er|tdjt 

der 

metereologischen  Beobachtungen  in  Halle  a.  d.  Saale  im  Jahre  1853. 


Barometer. 


Par.  Zoll  und  Linien  auf  0 Grad  Reaum.  reducirl. 


Thermometer  nach  Reaumur. 


Feuchtigkeit  der  Luft. 


Dunstspannung.  Relat.  Feuchtigkeit. 

Par.  Linien.  Procente. 


Monat. 

Morg.  6 U. 

Nachm.  2 U. 

Abds.  10  U. 

Monatl. 

Mittel. 

Maxim. 

Tag  und 
Stunde. 

Minim. 

Tag  und 
Stunde. 

Differ. 

Morg. 
6 ü. 

Nachm. 

2 Ü/ 

Abends 
1.0  U. 

Monatl. 

Mittel. 

Maxim. 

Tag  und 
* Stunde. 

Minim.' 

Stunde. 

Differ. 

Morg. 
6 U. 

Nachm. 

2U. 

Abends 
10  U. 

Monatl 

Mittel. 

Morg. 
6 U. 

Nchm. 
2 D. 

Abends 
10  ü. 

Monatl. 

Mittel. 

Januar 

27.  8,56 

27.  8,68 

27. 

8,87 

27. 

8,28 

28.  2,34 

1 Mg.  6 

27. 

2,69 

17  Nm.  2 

11,65 

1,2 

' 3,5 

17 

2,1 

'8,8  ' 

11  Nm.  2 

1 

27  M.  0 ’ 

1 2,8 

2,04 

2,30 

2,09 

-2,14 

90 

84 

, 90 

88 

Februar 

27.  5,80 

27.'  5,87 

27. 

5,95 

27. 

5,87 

28.  1,17 

1 Ab.  10 

26. 

11,83 

10  Nm.  2 

13,34 

-2,3 

r ;-o,4 

-2,2 

-1,7  \ 

3,2 

27  Nm.  2 

-10,4 

18'  M.  6 

13,6 

1,48 

1,61 

1,46 

1,51 

88'  . 

” 83 

88 

86 

März 

27.  9,93 

27.  9,99 

27. 

10,17 

27. 

10,03 

28.  3,03 

10  Ab.  10 

27. 

4,52 

2 Nm.  2 

10,52 

-4,3- 

: 0,2 

-2,5 

-2,3 

8Nm.2 

-10,9 

29 ‘ M.  6 f 

1 16,6 

1,29 

1,68 

1,45 

1,47  ■ 

91 

81 

.88 

86 

1.  Vierteljahr 

27.  8,06 

27.  8,21 

27. 

8,41 

27. 

8,28 

28.  3,03 

März 

26. 

11,83 

Februar 

15,20 

-1,8 

1,1 

-1,0 

-0,6 

f 8,8 

Januar 

-10,9 

Marz 

39,7 

1,60 

2,20 

1,67 

1,71 

90. 

83 

89. 

87 

April 

27.  8,59 

27.  8,50 

27. 

8,61 

27. 

8,57 

28.  0,10 

17  Mg.  6 

27. 

4,62 

23  Mg.  6 

7,48 

2,6  - 

' 7,5 

4,2 

4,6  t 

13,4 

30  Nm.  2 

-3,7 

1 Mg.  6 

- 17,1 

2,30 

2,51 

2,52 

2,44 

89 

66 

?86 

80 

Mai 

27.  9,65 

27.  9,44 

27. 

9,58 

27. 

9,56 

28.  1,62 

14  Mg.  6 

27. 

4,43 

8 Nm.  2 

9,19 

7,4 

13,3 

8,5 

9,7 

21,0 

26  Nm.  2 

3,2 

8 Mg.  6 

17,8. 

3,13 

3,11: 

3,21 

3,15 

79 

50 

74 

68 

Juni 

27.  8,70 

27.  8,60 

27. 

8,78 

27. 

8,69 

27.  11,53 

18  Mg.  6 

27. 

4,47 

23  Nm.  2 

7,06  Mt 

1,20 

16,3 

13,0. 

13,7 

22,4 

29  Nm.  2 

8,4 

15  Mg.  6 

14,0 : 

4,83 

4,96 

5,12 

4,97 

86 

65 

84 

78 

2.  Vierteljahr 

27  8,99 

27.  8,85 

27. 

9,00 

27. 

8,95 

28.  1,62 

Mai 

27. 

.4,43 

Mai 

9,19 

7,3 

12,4 

8,6 

9,3 

22,4 

Juni 

-3,5 

April 

25,9: 

3,42 

3,53 

3,62 

3,63 

85 

60 

81 

75 

Juli 

27.  10,28 

27.  10,13 

10,23 

27. 

10,21 

28.  0,89 

4 Mg.  6 

27. 

6,96 

14  Ab.  10 

5,83 

13,4 

18,7 

14,1 

15,4 

24,9 

8 Nm.  2 

9,3 

4 Mg.  6 

15,6  ■ 

5,30 

5,22 

5,36 

5,29 

84 

j 55 

80 

73 

August 

27.  10,23 

27.  10,01 

27.  : 

10,10 

27.  : 

10,11 

28.  1,52 

10  Mg.  6 

27. 

5,97 

17  Nm.  2 

7,55 

11,4 

17,6 

13,0 

14,0 

26,0 

23  Nm..  2 

9,0 

19  Mg.  6 ! 

17,0 

3,75  .< 

4,56 

.4,96 

4,73 

86 

52 

81 

73 

September 

27.  9,98 

27.  9,96 

27.  : 

10,12 

27.  : 

10,02 

28.  2,12 

5 Ab.  10 

27. 

2,08' 

26  Mg.  6 

12,04 

8,5 

14,0 

9,9 

10,8 

17,8 

22  Nm.  2 

3,7 

17  Mg.  6 l 

14,1 

3,87 

4,10 

4,03 

4,00 

91 

62 

85 

79 

3.  Vierteljahr 

27.  10,17 

27.  10,03 

27.  : 

10,15 

27. 

10,12 

28.  2,12 

September 

27. 

2,08 

September 

12,04 

11,1 

16,8 

12,3 

13,4 

26,0 

August 

3,7 

Seplbr. 

»2,3 

4,31 

4,63 

4,78 

4,67 

87 

56 

82 

75 

October 

27.  8,59 

27.  8,54 

27. 

8,68 

27. 

8,60 

28.  3,35 

23  Ab.  10 

27.. 

3,78 

18  Mg.  6 

11,57 

5;0 

11,1 

6,7 

7,6 

14,4 

8 Nm.  2 

0,5 

5 Mg.  6 

13,9  , 

2,98 

3,69 

3,31 

3,30 

93 

69 

91 

84 

November 

28.  0,36 

28.  0,39 

28. 

0,55 

28. 

0,43 

28.  3,93 

29  Nm.'  2 

27. 

6,39 

*17  Mg.  6 

9,54 

1,4 

3,2 

1,2 

2,0 

10,1 

1 Nm.  2 

-8,4 

30  Mg.  6 

18,5 

2,22 

2,36 

2,16 

2,25 

94 

87 

92 

91 

December 

27.  10,60 

27.  10,42 

27. 

10,49 

27. 

10,20 

28.  3,55 

9 Ab.  10 

27. 

2,64 

15  Nm.  2 

12,91  ' 

-5,1 

-29 

-4,6 

-4,2 

1,2  . 

2 Nm.  2 

-17,0 

25  Ab.  10 

18,2 

1,17 

1,39 

1,20 

1,25 

89 

88 

87 

88 

4.  Vierteljahr 

27.  10,71 

27.  10,65 

10,77 

27.  : 

10,71 

28.  3,93 

November 

27. 

2,64 

December 

, 13,29 

0,4 

3,8 

1(4 

1,8 

14,4 

October 

-17,0 

Decbr.  j 

31,4 

2,12 

2,45 

2,22 

2,27 

92 

81 

90 

88 

Jahr  1853 

27.  9,52 

27.  9,45. 

27. 

9,69 

27. 

9,52 

28.  3,93 

November 

26. 

11,83 

Februar 

16,10 

4,3 

8,5 

5,2 

0,0 

26,0 

August 

-17,0 

Decbr. 

43,0 

2,86. 

3,20  ' 

3,07 

3,07 

88 

70 

86 

81 

Fortsetzung  der  Jahresübersicht. 


W i 

n «1  e 

Charakter 

1 der  Himmelsansicht. 

Hydrometeorc. 

Elektrische 

Erschei- 

nungen. 

Zahl  der 

Tage  mit 

Tage  mit 

Wassermengen  aus 

lUomit 

N. 

NNO. 

NO. 

ONO. 

0. 

OSO. 

SO. 

SSO. 

S. 

SSW. 

SW. 

WSW. 

w. 

WNW. 

NW. 

NNW. 

Mittlere  Windrich- 
tung. 

bed. 

t. 

wlk. 

zht. 

ht. 

vllt. 

Regen. 

Schnee. 

liegen. 

Schnee. 

Regen  und 
Schnee. 

Wetter- 

leuchr 

Gewit- 

Januar 

7 

0 

3 

0 

14 

- 0 

20 

10 

10 

4 

15 

2 

1 

0 

2 

5 

O-30“19'  26", 5G-S 

11 

10 

4 

2 

3 

! 

8 

3 

140",  00 

22", 43 

162", 43 

_ 

Februar 

7 

* 0 

27 

0 

2 

2 

2 

0 

1 

0 

7 

4 

6 

4 

17 

5 

N-22  32  11,  38-0 

17 

4 

5 

2 . 

0 

0 

o' 

15 

1 ,35 

169,00 

170/35 

_ 

_ 

März 

16 

8 

12 

6 

8 

0 

0 

0 

0 

1 

9 

4 

5 

‘2 

16 

9 

W-70  33  24,  56-N 

16 

5 

2 

2 

4 

2 

2 

10 

33,61 

208,  20 

24h,  81 

- 

- 

1.  Vierteljahr 

30 

8 

42 

6 

24 

2 

22 

10 

11 

5 

31 

10 

12 

ö 

35 

19 

N -26°  9'  3",  01-0 

44 

19 

11 

6 

. 7 

3 

10 

28 

174,96 

399,63 

574,59 

- 

April 

G 

0 

6 

2 

ii 

1 

5 

0 

2 

1 

19 

1 

20 

8 

6 

2 

S- 57“  13' 34”,  57-W 

2 

8 

11 

7 

2 

0 

19 

3 

218", 89 

46",  70 

265", 59 

_ 

_ 

Mai 

13 

3. 

19 

6 

9 

. 2 

3 

1 

0 

1 

6. 

6 

10 

2 

7 

5 

N-14  53  50,  38-0 

2 

7 

4 

10 

3 

11 

0 

366,55 

— 

366 , 55 

i 

’5 

Juni 

8 

3 

10 

5 

5 

0 

3 

2 

1 

0 

7 

3 

7 

1 

27 

8 

W-28  1 25,  35 -N 

5 

11 

3 

6 

4 

1 

14 

0 

866,05 

- 

866,  05 

2 

7 

2:  Vierteljahr 

27 

i- 

35 

13 

25 

3 

11 

3 

3 

2 

32 

10 

27 

11 

40 

15 

W-30  4 54,  17 -N 

9 

24 

21 

17 

16 

4 

44 

3 

1451,49 

46,70, 

1498,19' 

3 

.12 

Juli 

6 

i 

6 

1 

9 

0 

9 

2 

8 

1 

18 . 

4 

13 

3 

11 

i 

S - 63  °14'40",  53-  W 

2 

2 

18 

7 

2 

0 

13 

0 

250,25 

_ 

250,25 

3 

8 

August 

5 

0 

6 

- 1 

3 

0 

9 

2 

9 

2 

18 

1 

5 

1 

22 

8 

S - 68  1 2 45,  20-W 

0 

8 

11 

7 

4 

1 

9 

7.0 

316,60 

— 

316,60 

2 

2 

September 

,6 

# 

14 

2 

U 

0 

* 5 

0 

4 

3 

27 

.0 

5 ; 

0 

7 

1 

S - 54  44  38,  93-W 

4 

5 

7 

6 

6 

. 2 

13 

0 

190,60 

- 

190,60  . 

- 

1 

3.  Vierteljahr  , 

17 

6 

26 

5 

■23:;. 

0 

23 

7 i 

21 

* 

63 

5 

23 

.4 

40 

10 

S-60,16  55,  58- W 

6 

15 

36 

20 

12 

3 

35 

0 

757,45 

- 

757,45 

5 

11 

October 

2 

1. 

5 

0 

5 

2 

20 

13 

15 

! 

24 

1 

6 

0 

1 

0 

0-82“  34'  48",  94 -S 

4 

4 

6 

7 

7 

3 

8 

0 

154,10 

_ 

154,10 

_ 

_ 

November 

10 

1 

2 

4 

8 

4 

1J 

2 

1 

0 

8 

0 

8 

3 

24 

4 

W-45  53  33,  85-N 

22 

0 

6 

1 

1 

0 

7 

2 

115,05 

.78,10 

193,15 

2 

- 

December 

6 

0 

37 

2 

11 

5 

10 

7 

4 

5 

4 

0 

1 

0 

1 

0 

N-56  22  48,  84-0 

16 

3 

4 

0 

3 

5 

0 

8 

- 

102,20 

102,20 

- 

- 

4.  Vierteljahr 

18 

2 

44 

6 

24 

11 

41 

22 

20 

6 

36 

1 

15 

3 

26 

* 

0-56  18  55,  41 -:S 

42 

7 

16 

3 

11 

8 

15 

tu 

269,15 

180,  30 

449,45 

2 

- 

Jahr  1853 

92 

22 

147 

30 

96 

16 

: 97 

39 

55 

19 

162 

26 

| 87 

24 

141 

48 

W-37“  46'  18",  23-N 

101 

65 

84 

51 

47 

18 

104 

41 

2653,05 

626, 63 

3279,68 

10  j 

23 

Mittlere  Wassermenge  pro  Monat  = 273",31;  pro  Tag  = 8'', 99  Paris,  Knbikm.  auf  den  Quadratfuss  Land. 


Zeitschrift 


für  die 

Gesam inten  Naturwissenschaften. 


1854.  April.  «A?  IV. 


Schlaggenwald, 

eine  monographische  Skizze 

von 

H.  €h.  Glückselig 

in  Elbogen. 

Böhmen,  das  auch  in  mineralogischer  Hinsicht  von 
der  Natur  so  reich  ausgestattet  wurde,  ist  unter  den  Län- 
dern des  europäischen  Kontinents  gegenwärtig  das  einzige, 
in  welchem  Zinn  in  grösserer  Menge  gewonnen  wird,  denn 
Spaniens  und  Sachsens  Gruben  liefern  nur  eine  geringe  Aus- 
beute. — Das  Zinnvorkommen  Mitteleuropas  ist  auf  einen 
verhältnissmässig  kleinen  Raum  beschränkt,  da  die  sächsi- 
schen Gruben  Altenberg,  Ehrenfriedensdorf  und  Geyer,  dann 
die  böhmischen  Zinnwald,  Greupen,  Fribus,  Aberthem  und 
Seifen  im  Erzgebirge  selbst  nicht  sehr  ferne  von  einander 
liegen,  während  Schlaggenwald  und  das  damit  verbundene 
Rhönfeld  ungefähr  2 Meilen  südlich  von  dieser  Gebirgs- 
kette entfernt  ist  und  sich  in  dem,  durch  die  Eger  vom  Erz- 
gebirge getrennten  westlichen  Mittelgebirge  Böhmens  be- 
findet. 

Nur  die  Gruben  der  letztgenannten  beiden  Orte  lie- 
fern bedeutendere  Quantitäten  Zinnes,  und  es  ist  auffallend, 
dass  Naumann  dieselben  in  seinen  trefflichen  „ Elementen 
der  Mineralogie  “ unter  den  Fundorten  des  Zinnoxydes  gar 
nicht  aufführt.  — Das  um  Schlaggenwald  anstehende  Ge- 
birge ist  Gneiss ; in  ihm  sind  grosse  kegelförmige  Ausschei- 
dungen eines  Granits  eingeschlossen,  der  vorwaltend  Quarz 
III.  1854.  17 


258 


führt,  während  der  Feldspath  zurückgetreten  ist  (Greisen). 
— Diese  Kegel,  Stockwerke  (von  den  Schlaggenwalder 
Bergleuten  Mollpfeiler  genannt)  sind  die  Hauptlagerstätte 
des  Zinnoxydes  und  der  dasselbe  begleitenden  Mineralien. 
Um  diese  Kegel  laufen  im  Gneise  horizontale  Lager  (Fälle) 
von  Quarz , die  in  der  Nähe  desselben  ebenfalls  Erze  füh- 
ren aber  immer  ärmer  werden,  je  weiter  sie  sich  von  ihnen 
entfernen.  — Zwischen  den  Stockwerken  und  ihrer  Lage- 
rung von  Nordost  nach  Südwest  entsprechend  verlaufen 
Zinngänge.  Diese  scheinen  selbst  in  den  das  Gneisgebirge 
begränzenden  Granit  einzudringen,  wenigstens  findet  man 
in  nördlicher  und  südlicher  Richtung  von  Schlaggenwald 
Zinnerze,  auf  welche  bei  Königswerth  und  Sangerberg  Ver- 
suchsbaue geführt  werden.  Die  Erzführung  aller  dieser  La- 
gerstätten beginnt  ungefähr  in  dem  15.  Klafter  und  nimmt 
in  grossen  Teufen  wieder  ab.  Das  Zinn  kommt  als  Zinn- 
oxyd : Z i n n s t e i n ( Zinngraupen , Zinnzwitter)  in  grossem 
oder  kleinern  Zwillingen  von  der  allgemein  bekannten  Form 
vor.  Die  Grösse  derselben  wechselt  vom  krystallinischen 
Kern  bis  zu  Individuen  von  dem  Umfange  einer  Faust. 
Einfache  Krystalle  wurden  noch  nicht  gefunden.  Oft  ver- 
einigen sich  viele  Zwillinge  zu  grösseren  Gruppen  und  bil- 
den so  mehrere  Pfunde  schwere  Stufen.  Die  Zinngraupen 
sitzen  entweder  unmittelbar  auf  dem  Ganggesteine  auf  oder 
sie  sind  in  einer  steinmarkartigen  Masse,  die  noch  nicht 
näher  untersucht  ist,  eingeschlossen.  — Dieses  Stein- 
mark ist  von  gelblich  weisser  Farbe,  schneidbar  fettig  an- 
zufühlen und  enthält  viele  perlmutterglänzende  Blättchen, 
die  auch  für  sich  als  schuppige  Aggregate  Vorkommen  und 
mit  dem  Nakrit  identisch  zu  sein  scheinen.  Die  Zinn- 
graupen selbst  sind  gewöhnlich  dunkel  schwarzbraun,  stark 
demantartig  glänzend,  manchmal  an  den  Kanten  durch- 
scheinend. Lichtbraune  dem  Holzzinnerze  ähnliche  Varie- 
täten sind  sehr  selten.  — Das  Zinnerz  wird  von  vielen  an- 
dern Mineralspecies  begleitet,  wodurch  Schlaggenwald  in 
oryctognostischer  Hinsicht  besonders  interessant  wird. 

Der  Fluss  ist  sehr  häufig  und  stets  krystallisirt.  An 
Krystallgestalten  beobachtete  ich  den  Würfel,  das  Oktaeder 
und  das  Rautendodekaeder  selbständig,  das  Oktaeder,  den 


259 


Pyramidenwürfel  und  den  48flächner  mit  dem  Würfel,  das 
Pyramidenoktaeder  mit  dem  Oktaeder  kombinirt.  Octaeder 
und  Cubooktaeder  aus  kleinen  Würfeln  konstruirt,  kommen, 
wiewohl  selten,  vor.  Zwillinge  durch  Verwachsung  von 
Würfeln  sind  häufig.  Gewöhnlich  ist  der  Fluss  dunkel  vio- 
lett gefärbt ; selten  sind  lichtblaue  Würfel  mit  matter  Ober- 
fläche, grüne  Krystalle  gehören  unter  die  ungewöhnlichen 
Vorkommen.  Ganz  wasserhelle  Flusswürfel  brechen  zuwei- 
len ein,  sie  haben  öfters  blaue  Flusskrystalle  eingeschlossen 
so  z.  B.  steht  in  der  Mitte  eines  weissen  Würfels  ein  dun- 
kelblauer. Auch  Krystalle  anderer  Mineralien  dringen  oft 
in  die  des  Flusses  ein  oder  werden  von  ihnen  umschlos- 
sen, so  Kupferkiese,  Apatit,  Karpholith  u.  s.  w.  — Der  Apa- 
tit kommt  ebenfalls  häufig  vor,  gewöhnlich  als  niedrige 
sechsseitige  Säule  oder  Tafel  ohne  Kombinationsfläche,  doch 
beobachtete  ich  sowohl  holoedrische  als  rhomboedrische 
Kombinationen.  Es  gibt  in  Bezug  auf  Farbe  und  den  Grad 
der  Durchsichtigkeit  eine  Menge  Abstufungen  vom  weissen 
glasartigen  bis  zum  dunkelrothen  undurchsichtigen.  Die 
gewöhnlichsten  Farben  sind  blaugrün  und  blass  pfirsich- 
blühtroth.  Auch  kommen  weisse  durchscheinende  Nadeln 
dieses  Minerals  vor,  welche  sich  zu  perlmutterglänzenden 
stängligen  Aggregaten  vereinigen.  Merkwürdig  sind  tropf- 
steinartige Gebilde  des  Apatits,  die  einen  Kern  vom  blauen 
Flusse  haben  und  mit  Krystallen  dieses  Minerals  besetzt 
sind.  — Phosphorit  von  schmutzig  röthlicher  Farbe  ist 
häufig.  — Selten  findet  sich  Gyps,  entweder  in  Nadeln 
oder  in  den  gewöhnlichen  Krystallen.  — Der  scheelsaure 
Kalk,  Schwer  st  ein  (weisse  Zinngraupen)  kommt  krystal- 
lisirt  oder  krystallinisch  vor.  Die  Krystalle  erreichen  oft 
eine  bedeutende  Grösse ; sie  sind  von  weisser  oder  röthli- 
cher Farbe,  durchscheinend  oder  undurchsichtig.  — Der 
Quarz  ist  weiss  krystallisirt.  Krystalle  von  3 bis  4 Zoll 
Durchmesser  und  entsprechender  Länge  gehören  eben  nicht 
zu  den  Seltenheiten,  werden  aber  in  der  Regel  nur  zerbro- 
chen auf  den  Halden  gefunden.  Solche  Krystalle  zeigen 
oft  deutlich,  dass  sie  durch  mehrmaliges  Anschiessen  neuer 
Schichten  entstanden  sind,  da  sich  diese,  weil  fremdartige 
Stoffe  auf  den  Flächen  abgelagert  wurden,  trennen  lassen 

17* 


260 


und  in  einander  passende  Kappen  bilden;  ich  beobachtete 
diese  Erscheinung  nur  bei  undurchsichtigen  Individuen, 
Opale  von  schönem  dem  edeln  Opale  ähnlichen  Farben- 
spiele wurden  vor  einigen  Jahren  in  Schönfeld  gefunden.  — 
Der  Feldspa th  erscheint  in  kleinen  Gruppen  von  einfa- 
chen Krystallen  ausgeschieden,  gehört  aber  immer  zu  den 
seltenem  Vorkommen.  — Der  im  Greisen  vorkommende 
Glimmer  ist  theils  Kali,  theils  Lithionglimmer,  ersterer 
ist  von  silberweisser  oder  schwarzer  Farbe  und  kommt  in 
einzelnen  grösseren  Blättchen  im  Gesteine  zerstreut  vor. 
Der  Lithionglimmer  ist  graugrün,  bildet  öfters  grössere  Ag- 
gregate oder  durch  Auflagen  von  sechsseitigen  Tafeln  kurze 
Säulen.  — Topase  sind  ziemlich  häufig,  meistens  durch- 
sichtig weiss,  selten  gelb,  öfters  milchig  trübe.  Die  Kry- 
stalle  gleichen  denen  aus  Sibirien  indem  die  Pyramidenflä- 
chen vorherrschen,  sie  sind  nicht  sehr  reich  an  Kombina- 
tionen. Eingewachsene  Krystalle:  Physalit  sind  trübe 

undurchsichtig  und  von  gelblich  weisser  Farbe,  sie  haben 
manchmal  eine  ziemlich  bedeutende  Grösse.  Der  Physalit 
bildet  auch  derbe  Massen  von  bloss  krystallinischer  Struk- 
tur, die  den  ganz  fehlenden  Pykrit  ersetzen  mögen  oder 
vielleicht  mit  ihm  identisch  sind.  — In  ältern  Zeiten  sollen 
in  Schlaggenwald  auch  Berylle  als  sechsseitige  Säulen  von 
weisser  oder  blauer  Farbe  vorgekommen  sein,  doch  hatte 
ich  keine  Gelegenheit  Stücke,  deren  Ursprung  vollkommen 
sicher  gestellt  gewesen  wäre,  zu  untersuchen. — Der  Kar- 
pholit  ist  ein  Schlaggenwald  eigenthümliches  Mineral,  von 
strohgelber  Farbe,  daher  es  auch  den  Namen  Strohstein 
erhielt.  Er  kommt  nur  in  haarförmigen  Nadeln,  die  ge- 
wöhnlich sternförmig  angeordnet  sind,  vor,  selten  stehen 
dieselben  büschelförmig  aufrecht,  manchmal  vereinigen  sie 
sich  zu  kleinen  eckigen  Aggregaten.  Durch  einen  Zer- 
setzungsprocess  geht  der  Karpholith  in  eine  weisse,  dem 
Steinmark  ähnliche  Masse  über,  welche  die  ursprüngliche 
Form  beibehält.  — Kupfermanganerz  brach  in  frühem 
Zeiten,  doch  wurde  seit  langer  Zeit  weder  anstehend  noch 
auf  den  Halden  etwas  von  diesem  Minerale  gefunden.  — 
Kupfererze  werden  zugleich  mit  den  Zinnerzen  in  ziem- 
lich bedeutender  Menge  gewonnen,  bis  jetzt  aber  noch  nicht 


261 


zur  Kupfererzeugung  benutzt.  Am  häufigsten  ist  der  Ku- 
pferkies sowohl  derb  als  krystallisirt.  Die  Krystalle  ha- 
ben meistens  die  bekannte  Zwillingsgestalt,  bei  welcher  die 
Pyramide  parallel  einer  Fläche  in  2 Hälften  getlieilt  ist,  de- 
ren eine  gleichsam  um  18ü°  verdreht  erscheint.  Doch  kom- 
men auch  einfache  Gestalten  vor,  die  aber  meistens  durch 
Verlängerung  einer  Achse  verzerrt  sind.  Die  Krystalle  ha- 
ben glatte  glänzende  Flächen  und  besitzen  entweder  ihre 
natürliche  Farbe  oder  sind  blau,  häufig  sehr  dunkel,  ange- 
laufen. — Der  Buntkupferkies  ist  selten.  — Der  Ku- 
pferglanz wurde  noch  nicht  krystallisirt  beobachtet,  er 
erscheint  meistens  nur  fein  eingesprengt.  — Als  Zersetzungs- 
produkte der  Schwefelkupfererze  dürften  die  andern  in  ge- 
ringerer Menge  auftretenden  Kupfererze  zu  betrachten  sein, 
so  das  Rothkupfererz,  das  in  dichten  Aggregaten  die 
aussen  erdig,  innen  oft  krystallinisch  sind,  vorkommt.  Ein- 
zelne Stücke  gleichen  dem  Kupferpecherz  e.  — Ku- 
pferlasur in  sehr  kleinen  nur  mikroskopisch  Kry stallen 
schön  lasurblau  und  als  amorpher,  nicht  erdiger  Ueberzug 
schmalteblau.  Malachit  als  Ueberzug  und  in  Gestalt  der 
bekannten  radialfaserigen  Kugeln  von  schön  smaragdgrüner 
Farbe.  In  seiner  Begleitung  aber  auch  für  sich  allein  fin- 
det man  das  Kupfergrün.  Gediegen  Kupfer  kommt 
als  kleine  schuppenförmige  Blättchen  auf  Quarz  mit  Kupfer- 
glanz und  dem  kohlensauren  Kupferoxyde  vor.  Das  in  den 
Kupferkiesen  enthaltene  Eisen  scheidet  sich  bei  ihrer  Um- 
wandlung als  Eisenocker  aus.  — Schwefelkies  gehört 
zu  den  seltenen  Vorkommen.  — Dass  der  treue  Begleiter 
der  Zinnerze,  das  Wolfram  nicht  fehlt,  versteht  sich  wohl 
von  selbst.  Es  erscheint  in  mehreren  Varietäten , die  erst 
noch  näher  untersucht  werden  müssen.  Am  häufigsten  ist 
er  in  grossem  unvollkommen  krystallisirten  Stücken.  Sel- 
ten zu  strahligen  Aggregaten  vereint,  deren  Struktur  an  fa- 
serigen Brauneisenstein  oder  manche  Glasköpfe  erinnert. 
Nadelförmige  Krystalle,  die  öfters  beim  durchfallenden  Lichte 
kirschroth  sind,  bilden  zuweilen  Krystallgruppen,  jenen  des 
Karpholiths  ähnlich.  Sie  erhielten  anfangs,  ehe  sie  genauer 
bestimmt  wurden,  den  Namen  schwarzer  Karpholith. 
Wegen  der  Aehnlichkeit  der  Bildung  liegt  der  Gedanke, 


262 


dass  erstes  Mineral  eine  Pseudomorpliose  nach  solchem 
Wolfram  sei,  nahe.  Doch  ist  dieses  nicht  der  Fall.  Ver- 
gleicht man  nämlich  die  chemische  Zusammensetzung  bei- 
der, nämlich:  Wolfram  nachKerndt:  2Fe0W03+3Mn0W03 
mit  der  des  Karpholitlis  nach  Steinmanns  Analyse : Al03Si 
03+Mn0Si03-f-2H0  *) , so  liesse  sich  wohl  der  Erfolg  des 
Eisens  durch  Thonerde  und  die  Aufnahme  zweier  Wasser 
erklären,  aber  es  fehlt  jede  Beobachtung  eines  Isomorphis- 
mus der  Wolfram-  und  der  Kieselsäure.  Auch  liegen  häu- 
fig dünne  Nadeln  von  Karpholith  zwischen  ebenso  dünnen 
Wolframkry stallen,  ohne  dass  man  an  einer  oder  der  ande- 
ren Species  eine  Veränderung,  die  auf  einen  Uebergang 
deuten  würde,  bemerken  könnte.  Kleine  fast  quadratische 
Prismen  von  Wolfram  kommen  ziemlich  selten  vor;  man 
bemerkt  an  ihnen  zuweilen  Spuren  von  Zwillingsbildung, 
indem  die  schmälere  Seite  ein.-  oder  ausspringende  Winkel 
bildet.  Am  seltensten  sind  dünne  plattenförmige  Krystalle, 
welche  selbst  bei  auffallendem  Lichte  kirschroth  erscheinen. 

— Wolframocker  entsteht  als  Zersetzungsprodukt  in 
Form  eines  schwefelgelben  Pulvers.  — Als  Seltenheiten 
erscheinen  metallischer  Wismuth  und  Wismuthglanz, 
erster  derb  und  letzter  in  nadelförmigen  Krystallen  von 
bleigrauer  Farbe  und  starkem  Glanze , zuweilen  auch  in 
derben  Stücken,  von  denen  es  aber  noch  nicht  vollkommen 
sicher  ist,  dass  sie  wirklich  Wismuthglanz  sind.  — Zink- 
blende kömmmt  in  grossen  eisen-  oder  pechschwarzen 
Krystallen  (0  und  H),  deren  Kanten  oft  über  zolllang  werden, 
bei  Schönfeld  vor.  Sie  wird  entweder  matt,  oder  ihr  Glanz 
steht  zwischen  Seiden-  und  Fettglanze  mitten  inne.  — Häu- 
fig ist  der  Molybdän glan z,  meistens  erscheint  er  schup- 
pig, selten  bilden  die  Blättchen  grössere  derbe  Aggregate  : 
Krystallisirt  und  zwar  als  sechsseitige  Tafeln  beobachtete 
ich  ihn  nur  einmal.  Die  Seltenheit  der  Krystalle  möge  von 
der  Weichheit  des  Minerals  herrühren,  wodurch  die  Kanten 
und  Ecken  sehr  leicht  verdrückt  und  abgerundet  werden. 

— Arsenikkies  tritt  seltener  selbstständig,  derb  oder  in 


*)  Kenngott’s  neueste  Arbeiten  über  Karpholith  sind  mir  noch  un- 


bekannt. 


263 


kurzen  Säulen  krystallisirt  auf.  Am  häufigsten  ist  er  den 
Erzen  so  fein  und  innig  beigemengt,  dass  er  sich  erst  beim 
Röstprocesse  verräth , indem  in  den  Schlotten  sich  sehr 
schöne  Oktaeder  von  arseniger  Säure  ansetzen.  Auch  bei 
diesen  bestättigt  sich  die  Erfahrung,  dass  bei  der  Krystall- 
bildung  sich  zuerst  die  Kanten  ausbilden  und  gleichsam  das 
Skelet  des  künftigen  Körpers  darstellen.  — Vor  einigen 
Jahren  wurde  eine  Druse  mit  kleinen  undeutlichen  Skoro- 
ditkrystallen  und  eine  andere  mit  E u c h r o i t angehauen ; 
doch  blieben  beide  Vorkommen  vereinzelt.  — Ein  Gang 
der  Kupfer uranit  in  ausgezeichneten  Krystallen  (P,  o P, 
oo  P verschieden  combinirt)  führte , wurde  durch  einen  Let- 
tenstrich verworfen  und  hatte,  als  er  wieder  aufgefunden 
wurde,  von  diesem  Minerale  keine  Spur  mehr.  — Als  Sel- 
tenheit kommen  einzelne  die  Zinngänge  durchsetzende  Gang- 
trümer vor , welche  silberhaltigen  Kobalt  und  Nickelerze 
führen,  auf  welchen  sich  Kobaltblühte  in  geringer  Menge 
gebildet  hat.  (In  frühem  Jahrhunderten  wurde  in  und  um 
Schlaggenwalde  auch  Silberbergbau  getrieben.)  Die  grossen 
Haldenzüge , welche  von  dem  ausgedehnten  Betriebe  des 
schlaggenwalder  Bergbaues  in  der  Vorzeit  Kunde  geben, 
dürften,  da  sie  jetzt  beraumt  werden,  noch  manche  interes- 
sante Ausbeute  liefern.  Auf  ihnen  findet  sich  nicht  selten 
ein  in  Rhomboedern  krystallisirtes  Mineral  von  brauner  Farbe, 
welches  im  Ansehen  und  in  der  chemischen  Zusammense- 
tzung (Karbonat  von  Eisen  und  Mangan,  nur  qualitativ  un- 
tersucht) dem  Spatheisensteine  gleicht ; doch  wurde  zur  Si- 
cherstellung dieser  Diagnose  noch  nicht  die  Messung  der 
Krystalle  vorgenommen.  (In  diesen  Tagen  wurde  dieses 
Mineral  auch  anstehend  gefunden.)  Ein  anderes  auf  den 
Halden  vorkommendes  Mineral  von  pechbrauner  Farbe,  schwa- 
chem Glasglanz  und  etwas  durchscheinend,  von  den  Arbei- 
tern mit  dem  bezeichnenden  Namen  Kolophoniumbraun 
belegt,  scheint  neu  zu  sein.  Die  qualitative  Analyse  ergab : 
Eisen,  Zinn,  Wismuth  und  Kieselerde. 

Die  Erklärung  der  Gebirgsbildung  um  Schlaggenwald 
unterliegt  bei  der  noch  nicht  fest  begründeten  Theorie  der 
Bildung  der  Granite  und  Gneisse  grossen  Schwierigkeiten. 
Besonders  gilt  dies  von  der  Entstehungsweise  der  graniti- 


264 


sehen  Einschlüsse  (Stockwerke)  im  Gneisse.  Doch  steht  die- 
se Erscheinung  nicht  vereinzelt  da.  Denn  auch  die  Granite 
der  Umgebung  Schlaggenwalds  sind  reich  an  in  ihrer  Masse 
liegenden  wenn  auch  verhältnissmässig  nur  kleinen  ge- 
drückten Kugeln  oder  Elipsoiden  anderer  Beschaffenheit,  als 
das  sie  umgebende  Grundgebirge.  Diese  Kugeln  bestehen 
nämlich  entweder  aus  anders  zusammengesetzten  Granit, 
oder  sind  dem  Gneisse  ähnlich.  — Leichter  dürfte  die  Ent- 
stehung der  Gangausfüllungen  zu  erklären  sein.  Diese  sind 
nämlich  meiner  Ansicht  nach  auf  nassem  Wege  durch  Nie- 
derschlag aus  verschiedenen  unmittelbar  oder  mittelst  Di- 
fusion  auf  einander  wirkender  Lösungen  erfolgt,  und  die- 
ser Bildungsprocess  scheint  sich  zu  verschiedenen  Zeiten 
wiederholt  zu  haben.  Ohne  für  diese  Meinung  Unfehlbar- 
keit in  Anspruch  zu  nehmen,  will  ich  die  Gründe,  die  mei- 
ner Ansicht  nach  für  dieselbe  sprechen,  anführen  und  ihre 
Würdigung  kompetenteren  Richtern  überlassen.  — Die  mei- 
sten der  in  Schlaggenwald  vorkommenden  Mineralspecies 
sind  von  der  Art , dass  ein  höherer  Grad  von  Hitze  ihre 
Zerstörung  herbeiführt,  während  es  uns  sehr  leicht  gelingt, 
ihnen  gleiche  Verbindungen  auf  nassem  Wege  zu  erzeugen. 
Nicht  selten  findet  man  Krystalle  einer  Species  in  Krystalle 
einer  anderen  Art  eingedrungen.  Wenn  nur  eines  oder 
beide  dieser  Mineralien  keinen  hohen  Grad  von  Hitze,  ohne 
zersetzt  zu  werden , aushalten , so  lässt  ihr  unveränderter 
Zustand  wohl  keinen  andern  Schluss  , als  die  Entstehung 
auf  nassem  Wege  zu.  — Die  oben  beim  Apatit  angeführ- 
ten tropfsteinähnlichen  Gebilde  dieses  Minerals , die  innen 
einen  Kern  von  Flussspath  haben,  lassen  sich  auch  nur  durch 
Bildung  aus  Auflösungen  ungezwungen  erklären.  — Die 
Versuche , welche  zur  Silberextraction  auf  nassem  Wege 
führten,  zeigten  uns,  dass  unter  gegebenen  Verhältnissen 
sich  alle  Metalle  in  Salzwasser  auflösen.  Betrachten  wir 
aber  die  Umgegend  von  Schlaggenwalde,  so  finden  wir  über- 
all die  deutlichen  Anzeichen  von  früher  hier  bestandenen 
geschlossenen  Wasserbecken,  deren  Inhalt  sich  einerseits  in 
die  Eger  andererseits  in  die  Töpl  entleerte.  Das  Alter  der 
anstehenden  Gebirge  (Urgebirge)  und  der  Mangel  aller  Süss- 
wasserbildungen lässt  auf  ihre  Anfüllung  mit  Meer -Wasser 


265 


schliessen.  — Die  directen  Versuche  über  Krystallbildung 
von  in  Wasser  gewöhnlich  sehr  schwer  löslichen  Verbin- 
dungen durch  Diffusion  gehen  uns  einen  guten  Anhalte- 
punkt für  die  Erklärung  der  Entstehung  dieser  Gangausfül- 
lungen. Auch  dürfte  die  allgemein  beobachtete  Erschei- 
nung, dass  in  allen,  selbst  ganz  geschlossenen  Drusenräu- 
men stets  Wasser  gefunden  werde,  sowie  das  häufige  Vor- 
kommen haarförmiger  Krystalle,  die  jener,  die  durch  Aus- 
witterung sich  bilden,  gleichen,  als  Beleg  für  diese  Meinung 
dienen.  Man  findet  solche  feine  Krystalle  selbst  von  Quarz, 
sie  haben  eine  täuschende  Aehnlichkeit  mit  den  hei  Frost- 
nebeln entstandenen  Eiskrystallen.  Dass  aber  die  Gangaus- 
füllung nicht  auf  einmal,  sondern  durch  mehrmalige  Absätze, 
die  durch  Perioden  getrennt  waren,  während  welcher  andere 
Prozesse  Statt  fanden , erfolgte , lässt  sich  durch  mehrere 
Erscheinungen  deutlich  erkennen.  Besonders  dürfte  für  diese 
Annahme  der  Kappenquarz  sprechen  , weil  auf  den  einzel- 
nen Theilungsflächen  sich  fremde  Stoffe  anlegten , und  so 
die  mögliche  Trennung  bedingen.  Aber  auch  die  Zinngrau- 
pen selbst  zeigen  eine  ganz  analoge  Bildung.  Sie  sind  näm- 
lich aus  Schichten,  die  den  Krystallflächen  parallel  sind,  zu- 
sammengesetzt und  nicht  selten  findet  man  zwischen  den 
einzelnen  Schichten  Kupfer-  oder  Arsenikkies  und  derglei- 
chen in  kleinen  krystallinischen  Körnern  abgesetzt.  Das 
häufige  Vorkommen  der  Durchwachsung  verschiedenartiger 
Krystalle  dient  ebenfalls  zur  Bestätigung  dieser  Annahme. 
Auch  scheinen  hielter  die  schon  oben  angeführten  Fluss- 
krystalle  mit  anders  gefärbten  Kern  zu  gehören , was  um 
so  wahrscheinlicher  ist,  als  der  Kern  nicht  immer  die  Form 
des  ihn  umschliessenden  Krystalles  hat.  So  beobachtete 
ich  ein  röthliches  Oktaeder  in  einem  weissen  Würfel,  in  ei- 
nem andern  weissen  Hexaeder  sind  die  Kanten  des  Bauten- 
dodekaeders durch  zarte  blaue  Linien  scharf  und  deutlich 
markirt  u.  s.  w.  Erst  in  der  jüngsten  Zeit  wurde  an  einem 
im  Abbau  befindlichen  Stockwerke  ein  Vorkommen  beob- 
achtet, welches  für  die  beiden  ausgesprochenen  Ansichten 
über  die  Bildung  der  schlaggenwalder  Gänge  besonders 
deutlich  spricht.  Das  Anstehende  besteht  nämlich  aus  pa- 
rallelen Schichten,  die  ungefähr  einen  halben  Zoll  mächtig 


266 


sind  und  abwechselnd  aus  reinem  Quarz  und  Zinn  mit  fei- 
nen metallischen  Begleitern  bestehen.  Diese  Schichten  wie- 
derholen sich  sehr  häufig,  wie  oft,  konnte  aber  nicht  mit 
Bestimmtheit  ermittelt  werden. 

Der  Bergbau  in  Schlaggenwald  hatte  früher  eine  viel 
grössere  Ausdehnung,  wie  die  Halden  und  Pingen  zeigen, 
und  auch  jetzt  ist  wieder  eine  Vermehrung  der  Mannschaft 
in  Aussicht. 

Bei  der  Menge  fremder  Beimischungen  ist  es  schwer, 
ein  reines  Zinn  aus  den  Erzen  zu  erzeugen.  Doch  gelang 
es  dem  jetzigen  33.  Hüttenmeister  Hrn.  Wallach,  dem  ich 
auch  für  mehrere  interessante  Mittheilungen  Dank  schuldig 
bin,  durch  sorgfältige  Aufbereitung  Zinn  zu  schmelzen,  das 
99,5  pCt.  reines  Metall  enthält  und  somit  in  Bezug  auf  Rein- 
heit dem  Bankazinne  gleich  steht. 


M i 1 1 h c i I ii  n g e n. 

Ein  Trilohil  in  den  Steinkohlenschichlen  bei  Wellin. 
CTaf.  SJ 

Die  grosse  Manniclifaltigkeit  der  Trilobiten  des  sibirischen  Schich- 
tensystems  nimmt  bereits  in  dem  devonischen  Gebirge  ansehnlich  ab 
und  in  der  untern  Abtheilung  des  Steinkohlengebirges , dem  Kohlen- 
oder Bergkalk,  treten  uns  sogar  schon  die  letzten  sparsamen  Reprä- 
sentanten der  ganzen  Gruppe  entgegen.  Aus  den  Kohlen  führenden 
Schichten  beschreiben  Scouler  und  Hibbert  noch  einen  Eurypterus, 
den  einzigen  Trilobit  in  der  obern  Abtheilung  des  Kohlengebirges  und 
somit  den  jüngsten,  da  der  Schlolheim’sche  Trilobus  bituminosus  aus 
dem  Kupferschiefergebirge  längst  als  Fischrest  erkannt  worden  und 
desselben  Tr.  problemalicus  aus  gleicher  Formation  in  keinem  Exem- 
plare mehr  existirt  und  nach  der  Abbildung  kaum  den  Trilobiten  zu- 
gerechnet werden  darf.  Neue  Vorkommnisse  von  Trilobiten  in  der 
obern  Abtheilung  des  Kohlengebirges  verdienen  daher  eine  ganz  be- 
sondere Beachtung,  einmal,  weil  sie  zur  Bestätigung  des  bisher  einzi- 
gen Vorkommens  dienen  und  die  Existenz  der  Trilobiten  in  einer  spä- 
tem Epoche  ausser  Zweifel  setzen  helfen  und  weil  sie  zweitens  eine 
von  den  allgemeinen  abweichende,  unter  wesentlich  andern  geologi- 
schen Verhältnissen  gebildete  Lagerstätte  der  Trilobiten  nachweisen. 


267 


Der  tlie  Kohlenflötze  unmittelbar  begleitende  Sehieferthon  des  Wetti- 
ner Steinkohlengebirges , der  uns  seit  fünfzehn  Jahren  eine  Suite  der 
schönsten  Schaben flügel  und  einige  höchst  interessante  Fischreste  ge- 
liefert hat,  seiner  längst  allgemein  bekannten  herrlichen  Flora  nicht 
zu  gedenken,  birgt  auch  Trilobiten.  Das  erste  Exemplar  derselben 
wurde  von  Herrn  Bergeleven  Knibbe  entdeckt  und  mir  zur  Untersu- 
chung freundlichst  mitgelheilt.  Wenn  auch  die  Erhaltung  desselben 
noch  Vieles  zu  wünschen  übrig  lässt  und  über  wichtige  Funde  der 
Organisation  keinen  oder  nur  sehr  zweifelhaften  Aufschluss  gewährt: 
so  verdient  es  doch  bei  der  Wichtigkeit  des  Vorkommens  eine  auf- 
merksame Prüfung  und  nähere  Vergleichung  mit  ähnlichen  Formen. 

Der  Abdruck  hat  einen  ovalen  Umriss  von  elf  Millimeter  Länge 
und  beinah  neun  Millimeter  grösster  Breite.  Er  ist  in  der  linken 
Kopfhälfte  und  in  der  hintern  Hälfte  der  rechten  Körperseite  völlig 
zerstört.  Der  Kopf  ist  halb  elliptisch,  am  Hinterrande  Smm  breit  und 
in  der  Mittellinie  lang.  Eine  scharfe  Naht  gränzt  ihn  vom 

ersten  Thoraxringe  ab.  Der  vordere  Rand  ist,  soweit  er  erhalten, 
scharf  und  etwas  kantig  erhöht.  Der  vordere  Stirnrand  erscheint  sehr 
schwach  winklig.  Auf  der  Fläche  des  Kopfschildes  macht  sich  un- 
mittelbar vor  dem  hintern  Rande  und  diesem  parallel  eine  ziemlich 
breite  und  tiefe  Rinne  mit  gerundetem  Roden  bemerklich.  Von  die- 
ser gehen  rechts  und  links  je  zwei  ähnliche  Rinnen  von  der  Milte 
divergirend  gegen  den  Vorderrand  ah.  Uebrigens  findet  sich  am  gan- 
zen Kopfschilde  nichts  deutliches,  keine  Spur  von  Augen,  Fühlern, 
von  Nähten  u.  dergl.  Nur  hinter  dem  vordersten  Rande  zeigt  sich 
jederseits  der  Mittellinie  ein  rundlicher  Eindruck,  jedoch  so  wenig 
bestimmt,  dass  man  sich  nicht  versucht  fühlt  demselben  eine  auf  die 
ursprüngliche  Organisation  bezügliche  Deutung  zu  geben.  Auf  der 
linken  Seite  findet  sich  eine  deutlichere  flache  Erhabenheit  mit  besser 
markirter  Umrandung  und  von  etwa  1 i/2  Millimeter  Durchmesser,  al- 
lein auch  sie  ist  sehr  fraglicher  Natur.  Wir  können  also  vom  Kopf- 
schilde mit  Sicherheit  nichts  weiter  behaupten,  als  dass  es  einen  halb- 
elliptischen  Umfang,  einen  aufgeworfenen  Rand,  eine  breite  Rinne  vor 
dem  Hinterrande  — jedenfalls  eine  vorspringende  Leiste  an  der  In- 
nenseite des  Kopfschildes  — und  vor  dieser  jederseits  zwei  kürzere 
divergirende  Rinnen  hat. 

Der  Körper  besteht  aus  sechs  scharf  geschiedenen  Ringen,  zu 
denen  noch  mindestens  zwei  wenn  nicht  drei  für  das  hintere  im  Ab- 
druck zerstörte  Ende  hinzugefügt  werden  müssen.  Die  scharf  abge- 
grenzte Spindel  misst  am  ersten  Ringe  fünf  Millimeter  Rreite  und  ver- 
schmälert sich  ganz  allmählig  nach  hinten.  Auf  ihr  nehmen  die  Ringe 
nach  hinten  an  Breite  zu,  so  dass  der  sechste  etwas  über  einen  Mil- 
limeter misst,  während  der  erste  weniger  als  einen  beträgt.  Ihre 
queren  Ränder  stehen  in  einer  erhabenen  scharfen  Linie  hervor.  Ein 
seichter  mittler  Eindruck  zieht  sich  vom  hinlern  Kopfrande  verschmä-  * 
lernd  und  verflachend  nach  hinten,  bis  auf  den  fünften  Ring,  der 
sechste  ist  flach  convex.  Die  Pleuren  zeigen  auf  der  rechten  und 


268 


linken  Seite  eine  verschiedene  Erhaltung.  Sie  sind  rectangulär  und 
ihre  quer  erhabenen  geradlinigen  Nähte  alterniren  mit  denen  der  Spin- 
delringe auf  einer  Seite,  während  sie  auf  der  andern  mehr  denselben 
entsprechen.  Diese  auffallende  Eigenthümlichkeit  scheint  nur  in  dem 
Erhaltungszustände  des  Exemplares  begründet  zu  sein.  Jede  Pleura 
hat  ein  scharf  begränztes,  in  dem  Abdruck  erhabenes  Randsli'ick,  ganz 
ähnlich  denen  an  den  Thoraxringen  der  lebenden  Cymodocea  und  Aega. 

Aus  dem  so  beschaffenen  liest  auf  die  nähere  Verwandtschaft 
des  Thieres,  von  dem  derselbe  herrührt,  zu  schliessen,  die  Familie, 
Gattung  und  Art  systematisch  zu  bestimmen,  dürfte  ein  fruchtloses  Un- 
ternehmen sein.  Mehr  als  eine  allgemeine  Aehnlichkeit  mit  den  Gat- 
tungen Griffithides  und  Phillipsia  lässt  sich  nicht  erkennen , die  un- 
vollkommene und  undeutliche  Erhaltung  des  Kopfes  sowie  die  völ- 
lige Zerstörung  des  Abdomens  treten  jeder  nähern  Bestimmung  ent- 
gegen. Wir  beabsichtigten  hier  nur  auf  die  Wichtigkeit  des  Fundes 
aufmerksam  zu  machen , damit  es  bald  gelinge  vollständigere  Exem- 
plare aufzufinden , welche  einen  befriedigenden  Aufschluss  über  die 
Organisation  des  jüngsten  Trilobiten  gewähren.  Auf  Tafel  8 gibt  die 
obere  Figur  den  Abdruck  in  natürlicher  Grösse,  die  untere  den  ver- 
grösserten  ideellen  Umriss.  Giebel. 

lieber  Krystalle  in  Kryslallen . 

Bezugnehmend  auf  den  frühem  Bericht  über  Seifferts  und  seine 
von  der  Haarlemer  Societät  gekrönte  Arbeit  über  die  in  andern  Kry- 
stallen  eingeschlossenen  Krystalle  (Bd.  11.  S.  6 — 27.)  berichtet  Hr. 
Söchting  zunächst  über  zwei  gleichfalls  gekrönte  Arbeiten  desselben 
Thema’s  und  fügt  dann  einige  neuere  Beobachtungen  über  diesen  Ge- 
genstand hinzu.  Wir  theilen  diesen  Bericht  nachfolgend  mit. 

R.  Blum,  die  Einschlüsse  von  Mineralien  in  kryslaliisirten  Mi- 
neralien , deren  chemische  Zusammenstellung  und  die  Art  ihrer  Ent- 
stehung. (Preisfrage  der  Gesellsch.  d.  Wissensch.  zu  Haarlem.)  — 
Nachdem  der  Verf.  auf  die  Wichtigkeit  der  Beachtung  des  Zusammen- 
vorkommens verschiedener  Mineralien  in  geologischer  Beziehung  auf- 
merksam gemacht  und  die  verschiedenen  Arten  der  Bildung  der  in 
dieser  Weise  in  Betracht  zu  ziehenden  unorganischen  Körper  berührt; 
gibt  er  zunächst  eine  Tabelle  von  solchen  Einschlüssen,  zumeist  nach 
eignen  Beobachtungen.  Die  Zahl  der  aufgeführten  Beispiele  beläuft 
sich  nach  den  fortlaufenden  Nummern  auf  334.  Zu  einer  nähern 
Uebersicht  stellt  Verf.  daraus  eine  zweite  Tabelle  zusammen,  in  wel- 
cher als  eintheilendes  Moment  der  Einschluss  eines  Minerals  in  andern 
hervorgehoben  ist.  Aehnliches  , wie  Kohlen  und  Wasser  mit  einge- 
rechnet, gibt  für  diese  eingehüllten  Körper  die  Zahl  107.  Am  häu- 
figsten erscheinen  in  diesem  Zustande:  Apatit,  Kalkspalh,  Quarz,  Tur- 
malin, Granat,  Glimmer,  Chlorit,  Talk,  Augit,  Hornblende,  Zinkblende, 
Bleiglanz,  Magneteisen,  Eisenoxyd,  die  Schwefelmetalle  des  Eisens  und 
Kupfers.  Die  Mehrzahl  der  einschliessenden  Körper  gehört  zu  den 
leichten  metallischen  Substanzen,  bei  welchen  Beobachtungen  die  im 


269 


Allgemeinen  grössere  Leichtigkeit,  das  Licht  durchzulassen,  wesentlich 
unterstützt.  Die  meisten  eingeschlossenen  Mineralien  dagegen  beste- 
hen aus  schweren  Metallen  und  deren  Verbindungen,  ln  zwei  andern 
Tabellen  werden  die  Mineralien,  sowohl  die  einschliessenden,  als  die 
eingeschlossenen  nach  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  geordnet  in 
wasserhaltige,  Schwefel-  und  arsenhaltige,  Oxyde,  gesäuerte  Oxyde, 
wasserfreie  Silicate . Metalle  und  fossile  organische  Verbindungen. 
Von  unzweifelhafter  Entstehung,  nämlich  wässeriger  Entstehung  sind 
die  wasserhaltigen  Mineralien,  zumal  die  Zeolithe,  welche  gewiss  mei- 
stens durch  die  Einwirkung  des  Wassers  auf  die  Gemenglheile  der 
mit  Blasenräumen  erfüllten  Gesteine  entstanden.  Zuweilen  lässt  sich 
indessen  auch  ein  metamorphischer  Prozess,  durch  den  Einfluss  von 
Gasen  und  Wasserdämpfen  als  Ursache  ihrer  Bildung  ansehen.  Nach 
den  aufgeführten  Beispielen  finden  sich  nun  in  II  von  29  Zeolithen 
die  in  Mandelsteinen  Vorkommen  Einschlüsse  , während  also  18  auf 
Gängen  oder  Klüften  auftralen , demnach  wohl  nicht  Infiltrationspro- 
ducte.  Von  den  elfen  gehören  nur  3 Island  und  liessen  sich  vielleicht 
nach  Bunsens  Theorie  als  durch  Gase  und  Wasserdämpfe  erzeugt  an- 
nehmen, wogegen  die  andern  nur  durch  Einwirkung  tropfbaren  Was- 
sers entstanden.  Die  in  den  Zeolithen  enthaltenen  Einschlüsse  gehö- 
ren zu  nicht  geringem  Theile  den  schweren  Metallen  an.  Man  muss 
für  sie  wohl  dieselbe  Bildungsart  supponiren,  wie  für  jene  selbst. 
Für  den  Augit  wäre  möglicher  Weise  die  von  Bunsen  für  die  Zeo- 
lithe aufgestellle  Ansicht  anwendbar.  Andre  wasserhaltige  Mineralien, 
Gyps,  Chlor,  llydrathe  des  Eisen-  und  Manganoxyds,  des  Kupfers  etc.  bil- 
den sich  noch  gegenwärtig.  Eine  ähnliche  Entstehung  wird  den  Car- 
bonaten  zugesprochen,  sowie  ihren  Einschlüssen  (43  Mineralien,  allein 
33  in  Ivalkspath),  namentlich  die  Schwefelmetalle,  welche  einen  ho- 
hem Ilitzgrad  zu  ertragen  unfähig  sind.  Als  Bestätigung  dienen  die 
vielfach  aufgefundenen  Pseudomorphosen,  und  die  Petrificationen  or- 
ganischer Körper.  Für  die  reinen  und  gesäuerten  Oxyde  scheint  keine 
andere  Entstehungsweise  denkbar,  als  in  gleicher  Weise  auf  wässeri- 
gem Wege,  da  sie  Mineralien  als  Einschluss  und  Umhüllung  zeigen, 
denen  dasselbe  zusteht.  Von  den  wasserfreien  Silicaten  erscheint  zu- 
nächst der  Quarz  fast  überall  da , wo  er  vom  vorliegenden  Stand- 
puncte  aus  in  Betracht  zu  ziehen  ist,  als  Absatz  aus  wässeriger  Lö- 
sung, namentlich  auch  in  Pseudomorphosen.  Hiernach  geht  der  Verf. 
auf  einzelne  specielle  Vorkommnisse  ein , wie  auf  das  des  Zirkon  in 
Apatit,  wobei  er  gleichfalls  wässerige  Bildung  annimmt,  wenngleich 
der  Zirkon  in  andern  Fällen  z.  B.  in  Basalten  auch  auf  feurigem  Wege 
gebildet  sein  kann.  Der  Einschlus  des  Staurolith  in  Disthen  ist, 
gleichwie  der  Glimmerschiefer,  ihre  Matrix,  ein  durch  Wasser  meta- 
morphosirtes  Gestein  ist , ein  Product  des  Wassers.  Auch  für  die 
Feldspathe  bleibt  dieselbe  Erklärungsweise  offen,  sowie  für  Wernerit, 
Idocras,  Chrysoberyll,  Smaragd  u.  a.  m.  Die  Resultate,  an  denen 
der  Verf.  am  Schlüsse  gelangt,  sind : dass  die  meisten  der  in  Betracht 
gezogenen  Mineralien  mit  ihren  Einschlüssen  auf  wässerigem  Wege 


270 


gebildet  seien;  einige  hätten  unter  Umständen  auch  auf  feurigem  Wege 
entstehen  können. 

G.  Leonhard,  über  dasselbe  Thema,  - — Zuerst  berichtet 

Yerf.  etwas  Geschichtliches  über  die  Beobachtung  und  Sammlung  sol- 
cher Vorkommnisse,  wie  namentlich  um  den  Anfang  dieses  Jahrhun- 
derts , wo  man  dafür  leidenschaftlich  interessirt  war.  Hierauf  stellt 
er  in  einer  ersten  Abtheilung  eine  Menge  von  Beispielen  zusammen, 
theils  nach  eignen  Beobachtungen,  theils  aus  fremden  Schriften.  Die 
meisten  (43  Species)  Einschlüsse  zeigt  der  Quarz,  nächsldem  der  Kalk* 
spath  (13),  Flussspalh  und  Barylspalh. 

ln  einer  zweiten  Abtheilung  entwickelt  Verf.  seine  Ansichten 
über  die  Entstehung  dieser  Umhüllungen  und  der  Mineralien  seihst. 
Die  Ilauptfundorle  derselben  sind  die  Blasenräume,  Drusen,  Gänge  und 
Spalten  der  Gesteine , in  denen  Wasser  seine  Kraft  äussern  konnte. 
Verf.  vertheidigt  gleichfalls  die  Ansicht  einer  Bildung  auf  wässerigem 
Wege,  zumal  für  den  Quarz,  und  tritt  namentlich  dem  von  Fournet 
als  etat  de  surfusion  bezeiehneten  Weichheitszustand  dieser  Substanz 
entgegen.  Nicht  minder  ist  ihm  der  Ivalkspalh  im  Gebilde  aus  wäs- 
seriger Lösung , sowie  Fluss-  und  Barytspath.  Auch  für  die  übrigen 
Beispiele  gelangt  er  zu  dem  Schlüsse,  dass  sie  durch  successive  Ab* 
sätze  in  ähnlicher  Weise  hervorgingen.  Nur  der  Leucit  mit  Einschluss 
von  Augit  und  Lava  in  Lava  ist  ihm  nicht  ein  bereits  fertiges  Gebilde, 
sondern  wie  L.  v.  Buch  lässt  auch  er  ihn  erst  bei  der  Erkaltung  der 
Lava  kryslallisireu. 

Die  nicht  seltenen  Einschlüsse  in  Quarz  übergehend  erörtert 
Hr.  Söchting  nun  noch  folgende  Vorkommnisse: 

Die  vorliegenden  Flussspathkrystalle  aus  der  Gegend  von  Stol- 
berg  am  Harze  zeigen  recht  schön  dieselben  Verhältnisse  der  Ueber- 
lagerung,  wie  bekannte  Harzer  Quarzkrystalle.  Der  grosse  grüne 
Würfel  ist  es,  dessen  ich  in  der  Abhandlung  selbst  Erwähnung  ge- 
than.  Die  zweite  Druse  zeigt  dabei  noch  eine  verschiedene  Färbung 
der  einzelnen  Schichten.  Endlich  auch  an  dem  dritten  Exemplare 

ist  der  theilweise  Einschluss  von  Eisenpath  zu  bemerken.  Ich  trage 
kein  Bedenken,  den  Flussspath  hier  für  wässerige  Entstehung  zu  er- 
klären, da  nach  Wilson  (im  Edinb.  Journ.  by  Jameson  1846,  XLI, 
205  f.)  sich  CaFl  im  Wasser  nicht  unlöslich  zeigt. 

Vorliegende  Stufe  von  S.  Pietro  di  Campo  auf  Elba  zeigt  einen 
wohlgebildeten  Feldspathkrystall,  aus  welchem  ein  Turmalinkrystall 
herausragt,  dessen  Fortsetzung  durch  einen  Quarzkryslall  geht  und  in 
einem  andern  Feldspalhe  verschwindet.  Es  erscheinen  überhaupt 
noch  mehrere  Verwachsungen  ähnlicher  Art  an  diesem  Stücke. 

Die  Druse  von  Quarz  mit  Einschluss  grüner,  nadelförmiger  Tur- 
malins aus  den  Goldgängen  von  Beresowsk  in  Sibirien  ist  von  dem 
Vorkommen,  welches  G.  Bose  (Beise  I,  190.)  beschreibt.  Ausserdem 
findet  man  daselbst  Talk,  Pyrophyllit,  Eisenkies,  Nadelerz,  Fahlerz, 
Kupferkies,  Gold,  Bitterspath,  Bleiglanz  mit  seinen  Zersetzungsproduc. 


271 


ten,  als  Vilriolbleierz,  Weiss-,  Grün-,  Rothbleierz,  Vanadinbleierz,  Me- 
lanochroit,  Vauquelinit.  Das  Eisenkies  ist  dem  Quarze  theils  auf-, 
Iheils  eingewacbsen,  in  lelzterm  Falle  ebenso  scharf  ausgebildet  als  im 
erstem.  Ausser  diesem  und  dem  Turmalin  sind  auch  Talk,  Pyrophyl- 
lit,  ßilterkalk,  Fahlcrz,  Kupferkies,  Nadelerz,  Gold  als  Einschlüsse  des 
Quarzes  zu  finden.  Der  Turmalin  ist  meist  an  den  Gangwänden  an- 
geschossen und  vom  Quarze  überdeckt.  Wäre  bei  dieser  Ueberklei- 
kleidung  der  Quarz  im  feurigen  Flusse  gewesen,  so  hätte  er  den  viel 
leichter  schmelzenden  Turmalin  zum  Schmelzen  bringen  müssen,  einen 
Theil  des  im  Eisenkies  enthaltnen  Schwefels  verflüchtigt  und  mit  dem 
Bitterspalh  und  Talk  unzweifelhaft  sich  zu  Silicaten  andrer  Art  ver- 
bunden. Und  nun  der  wasserhaltige  Pyrophyllit  (AlSi3,H)?  Hat  er 
doch  seinen  Namen  davon , dass  er  beim  Erhitzen  in  der  Zange  sich 
aufblättert  und  unter  vielen  Windungen  zu  einer  schneeweissen  un- 
schmelzbaren Masse  aufschwillt.  Was  würde  bei  einer  Temperatur 
aus  ihm  geworden  sein,  die  ihm  die  geschmolzene  Kieselsäure  in  ih- 
rer Umhüllung  miltheilte?  Es  bleibt  sonach  nur  eine  Art  übrig,  die 
Entstehung  der  erwähnten  Erscheinungen  zu  erklären,  indem  man  das 
Wasser  als  Agens  annimmt. 

Bischof  ist  geneigt  alle  Turmaline  als  nicht  feurigen  Ursprungs 
anzunehmen.  „Wenn  sie  auf  feuerflüssigem  Wege  gebildet  werden 
können,  warum  finden  sie  sich  nicht  in  vulkanischen  Gesteinen ?“ 
fragt  er  (Lehrb.  d.  Cliem.  u.  Pharm.  H.  II,  428.). 

Lässt  man  diesen  Grund  gelten , so  muss  man  auch  eine  Bil- 
dung auf  hydrogenetischem  Wege  für  das  Vorkommen  von  Granat  in 
Turmalin  annehmen. 

Nachrichten  hierüber  haben  wir  schon  aus  dem  vorigen  Jahr- 
hunderte, wie  namentlich  von  Müller  in  seinen  Nachrichten  von  dem 
in  Tyrol  entdeckten  Turmalin  (Wien  1778).  Auch  Ferber  (1773) 
und  Borne  de  l’lsle  gedenken  desselben.  Neueres  darüber  stammt 
von  Senger,  Oryclogr.  von  Tyrol  (1805)  und  von  Liebener  und  Vor- 
hauser: die  Mineralien  T-yrols  (1852,  116  und  besonders  281). 
Leonhard  in  seiner  Abhandlung  bezeichnet  diese  Erscheinung  als  eine 
räthselhafle  (p.  164.).  Liebener  und  Vorhauser  geben  folgende  Be- 
schreibung (p.  281):  „Zu  Valtigels  vorzüglich  schön,  im  Hornblende- 
gestein mit  braunem  Glimmer,  die  Ivrystalle  in  Nestern  und  in  der 
Hornblende  sowohl,  als  im  mit  demselben  vorkommenden  Glimmer, 
einzeln  eingebettet  oder  in  Partien  zusammengehäuft.“  Und  ferner : 
„Krystallisirte  Granaten  von  blassrother,  ins  Weisse  ziehender  Farbe, 
von  der  kleinsten,  bis  zu  2 Linien  Grösse  im  Innern  der  Turmalin- 
krystalle  so  häufig  eingewachsen,  dass  sie  manchmal  die  Hälfte  der 
Masse  betragen,  zuweilen  aber  auch  darin  zerstreut  oder  ganz  fehlend. 
Die  grossem  Turmalinkrystalle  erscheinen  manchmal  gebogen,  oft  ab- 
gebrochen, und  die  Brüche  wieder  entweder  mit  Glimmer,  Hornblende 
oder  Quarz  zusammengekiltet.“  Bischof  führt  weitläufig  aus  (II,  870  fl*.), 
wie  sich  Glimmer  aus  Hornblende  bilden  könne.  Das  nöthige  Alkali 


werde  durch  Zersetzung  der  in  den  Gebirgsarlen  zugleich  mit  enthal- 
tenen Feldspäthe  geliefert,  woher  auch  der  Quarz  stammen  dürfte. 

Ferner  sagt  Bischof:  „Wenn  sich  Augit  in  Glimmer  umwandeln 
kann,  so  muss  man  eine  solche  Umwandlung  auch  von  der  Hornblende 
erwarten,  da  beide  Mineralien  in  ihrer  Zusammensetzung  sich  so  ähn- 
lich sind.“  Nach  ihm  (II,  568)  kann  sich  Augit  in  Granat  und  Horn- 
blende umwandeln,  sowie  auch  in  Hornblende  und  Magneteisen.  Sollte 
man  auch  hierher  vielleicht  das  Vorkommen  rechnen  dürfen,  welches 
Liebener  und  Vorhauser  vom  gelben  Granaten  vom  südlichen  Abhange 
des  Monzonigebirgskammes  im  Fassalhal  angeben,  indem  sie  sagen, 
dass  er  daselbst  erscheine  aufgewachsen  in  Drusenräumen  und  auf 
Gängen  des  Syenits  in  Begleitung  von  slänglichem  Skapolith,  Eisen- 
glimmer, Epidot,  Ivalkspath  und  krystallisirtem  Quarze,  seltener  von  in 
Hornblende  und  Asbest  umgewandeltem  Fassait  und  octaedrischem 
Magneteisen.  Nach  Bischofs  Art  zu  schliessen,  dürfte  man,  gleichwie 
Glimmer,  auch  Granat  aus  Hornblende  hervorgehend  denken  können. 
Sollte  nun  der  Turmalin,  wenn  er  einmal  als  ein  Absatz  aus  wässri- 
ger Lösung  betrachtet  wird,  nicht  vielleicht  auch  aus  Hornblende  ent- 
stehen können?  Der  Glimmer  in  dem  in  Rede  stehenden  Vorkommen 
von  Valtigels  findet  sich  auch  im  Innern  der  Turmalinkrystalle , wie 
der  vorliegende  zeigt,  auch  auf  den  Flächen  des  Granats,  so  dass 
man  ihn  und  diesen  höchstens  noch  für  Umwandlungen  des  Turma- 
lins ansehen  könnte.  Eine  Bestätigung  dieser  Ansicht  für  den  Gra- 
nat habe  ich  noch  nicht  finden  können , während  Bischof  Beweise 
für  eine  Veränderung  des  Turmalins  in  Glimmer  gibt. 

Was  das  Zerbrochensein  der  Krystalle  des  Turmalins  und  die 
darauf  folgende  Verkittung  durch  Quarzmasse  anbelangt,  so  nimmt 
Bischof  diesen  Umstand  als  ein  entschiedenes  Zeichen,  dass  hier  eine 
Bildung  aus  wässriger  Lösung,  wenigstens  für  den  Quarz  stattgehabt 
habe.  Nach  ihm  (II,  430)  war  der  Turmalin  fertig  gebildet  und 
wurde  vom  Quarze  in  wässriger  Lösung  umhüllt,  dessen  Biegungen 
beim  Erhärten  erfolgen  musste,  wobei  er  zersprang.  Später  ankom- 
mende  Kieselflüssigkeit  füllte  die  Risse  bis  in  ihre  feinsten  Enden, 
was  einer  geschmolzenen  Kieselsäure  unmöglich  gewesen  sein  würde. 
Ausser  durch  Quarz  sollen  die  zerbrochenen  Turmalinkrystalle  von 
Sterzing  auch  bisweilen  durch  Glimmer  und  Hornblende  verkittet  wer- 
den. Das  Auftreten  des  Glimmers  in  dieser  Weise  hat  nichts  Befrem- 
dendes, wenn  man  ihn  eben  als  ein  Zersetzungsproduct  der  Horn- 
blende im  Allgemeinen  ansieht.  Schwieriger  wird  es,  für  diese  eine 
passende  Erklärung  zu  geben,  zumal  ohne  durch  eigne  Anschauung 
einen  Blick  in  den  Zusammenhang  gethan  zu  haben.  Doch  glaube 
ich,  keine  allzugewagte  Hypothese  auszusprechen,  wenn  ich  diese 
Erscheinung  so  erkläre , dass  die  Hornblende  dadurch  zum  Theil  als 
in  die  Risse  eindringend  auflritt,*  dass  der  zerbrochene  Krystall  ihr 
nahe  lag  oder  durch  die  biegende  Kraft  des  Quarzes  an  sie  herange- 
drängt wurde. 


273 


Durch  Einwirkung  der  Krystallisation  des  Quarzes  erscheinen 
ähnliche  Biegungen  hei  einem  vorliegenden  Stücke  Antimonglanz  von 
Wolfsberg  am  Harz  verursacht  zu  sein,  wo  er  auf  Gängen  vorkommt. 
Als  Einschluss  in  Bergkrystall  nennt  man  nadelförmigen  Antimonglanz 
aus  dem  Porphyr  von  Felsöbanya,  auf  den  Erzgängen  von  Schemnitz, 
von  Villa  Bica  in  Brasilien.  ln  der  Schweiz,  im  Medelser  Thal  in 
Graubündten  soll  er  sich  in  kurzen,  nadelförmigen  Krystallen  von 
Bergkrystall  umschlossen  finden,  und  zwar  zeigen  diese  Nadeln  mit- 
unter gleichfalls  ein  Gebogensein. 

Noch  deutlicher  scheint  mir  das  Gehogenwerden  durch  Krystal- 
lisationskraft  eines  sich  anlegenden  Körpers,  ein  Gypskrystall  von 
Reinhardsbrunn  zu  zeigen.  Diese  Krystalle  sind  Produote  neuerer 
Zeit,  welche  sich  aus  gesättigten  Lösungen  abscheiden,  also  in  einem 
relativ  freien  Raume,  bei  dem  nicht  eine  spätere  Senkung  durch  den 
Druck  darüber  liegender  Massen  slatlhat , welche  Bischof  als  unter 
Umständen  mögliche  Erklärnng  des  Zerbrochenseins  zunächst  von 
Turmalinkrystallen  angibt.  Dieser  Gypskrystall  nun  besteht  aus  einer 
Unzahl  von  blättrigen  Krystallen,  welche  nach  der  Richtung  der  voll- 
kommensten Spaltbarkeit  aneinder  gelagert  sind.  Wenn  man  also 
das  zulässt,  dass  Quarz,  der  sich  an  Turmalin  anlegte,  beim  Krystal- 
lisiren  sich  zusammenzog  und  jenen  bis  zum  Zerspringen  bog,  so  darf 
man  wohl  auch  eine  Biegung  solcher  dünner  Gypskrystalle  durch  neuen 
einseitlichen  Anschuss,  wie  er  sich  hier  zeigt,  als  .Grund  einer  so 
starken  Krümmung  ansehen. 

An  einem  andern  Exemplare  derselben  Mineralspecies  von  glei- 
chem Fundorte  ist  ein  dünnerer  Krystall  dadurch  gekrümmt,  dass  er 
von  einem  starkem  theilweise  umschlossen  wurde. 

Gleichwie  kohlensaurer  Kalk  als  Zersetzungsprodukt  des  Granats 
erscheint,  so  auch  in  gleichem  Verhältnisse  zu  Idocras,  wie  ich  an 
einem  Krystalle  von  der  Mündung  des  Achtaragda-ßaches  in  den  Fluss 
Wilui  in  Sibirien  zu  beobachten  Gelegenheit  fand,  den  ich  mit  meh- 
rern  andern  durch  die  Güte  meines  Freundes,  v.  Semenow  aus  Peters- 
burg erhielt.  Er  ist  zollgross,  ringsum  wohl  ausgebildet,  zeigt  aber 
an  einzelnen  Stellen  eine  Substitution  der  eignen  Masse  durch  Kalkspalh. 

Nicht  von  dieser  Art  der  Entstehung  scheint  mir  der  Kalkstein 
zu  sein,  welcher  in  abwechselnden  Lagen  mit  Vesuvianmasse  Krystalle 
bildet,  die  in  der  Bergmannsgrüner  Lagergruppe  (Magdeburger  Glück) 
in  der  Nähe  von  Schwarzenberg  in  kalkigem  Gesteine  mit  Wollastonit 
eingewachsen  sind.  Etwa  analog  ist  abwechselnde  Schichtung  von 
Kalkspath  mit  Quarz,  wie  solche  als  an  Krystallen  von  Black  Rock  in 
der  irischen  Grafschaft  Cork  vorkommend  beschrieben  wird. 

Als  Muttergestein  des  Idocras  vom  Wilui  wird  ein  serpentinar- 
tiges Gestein  beschrieben,  in  welchem  er  mit  Magneteisen,  Kalkspath 
und  Chlorit  vorkommt.  Kalkspath  haben  wir  soeben  als  Zersetzungs- 
product  des  Idocras  von  genanntem  Fundorte  kennen  gelernt.  Freies- 
ieben erwähnt  einer  Veränderung  des  Granats  von  Breitenbrunn  und 
Bergmannsgrün  in  der  Nähe  von  Schwarzenberg  in  Chlorit,  welcher 

18 


274 


aber  von  Iversten  als  Serpentin  erkannt  wurde.  Bemerkenswert!!  ist 
dabei,  dass  der  Serpentin  erst  da,  wo  er  von  Kalkspath  umgeben  ist, 
mit  Magneteisen  gemengt  ist.  G.  Rose  beschreibt  in  seiner  Reise 
nach  dem  Ural  aus  der  Gegend  von  Miask  flache  Hügel,  welche  Kerne 
granatartigen  Gesteins  enthielten,  während  die  Oberfläche  in  Serpentin 
umgewandelt  ist.  Man  kennt  aber  auch  Zersetzungen  des  Granats  in 
Chlorit  und  Serpentin , so  namentlich  aus  der  Gegend  von  Zöblitz, 
wo  die  im  Serpentin  vorkommenden  Granaten  zum  Theil  zu  Chlorit 
geworden,  zum  Theil  mit  Rinden  eines  graugrünen  Minerals  umgeben 
ist , das  bisweilen  in  edeln  Serpentin  übergeht.  Die  Reihe  der  Um- 
Wandlungen  ist  demnach  zunächst : Pyknotrop  Breilh. , jenes  grau- 
grüne Mineral,  Serpentin,  Chlorit  und  Talk. 

Ich  glaube  ohne  grosse  Bedenken  eine  ähnliche  Zersetzungsreihe 
des  Idocras  in  jenem  sibirischen  Gesteine  annehmen  zu  dürfen,  da 
der  Idocras  dem  Granat  so  analog  zusammengesetzt  ist,  in  dessen 
Gesellschaft  und  mit  dem  verwachsenen  so  häufig  vorkommt,  ersteres 
z.  B.  am  Felsen  Testa  Chiarva  hei  der  Alpe  della  Mussa  in  Piemont 
in  Drusenräumen  von  Serpentin  (!),  an  der  Somma;  letzteres  unter 
andern  an  dem  Beresowaja  Gora  in  weissem  Granat,  bei  Christian- 
sand mit  braunem  Granat  verwachsen,  auch  wein-  und  honiggelber 
Granat  in  gelblichbraunem  Idocras  von  Pittigliano  unfern  Riccoa. 


Gelbbleierz  als  Versteinerungsmaterial  einer  Iso- 
cardia  von  Bleiberg  hatte  ich  Gelegenheit,  in  der  Sammlung  des  Herrn 
v.  Waltershausen  in  Götlingen  zu  beobachten.  Söchting . 


lieber  die  Zusammensetzung  des  Stearins. 

Die  Frage  über  die  Zusammensetzung  des  Stearins  kann  man 
auf  verschiedene  Weise  zu  beantworten  suchen.  Einmal  kann  es 
darauf  ankommen,  den  procentischen  Gehalt  desselben  an  Kohlenstoff, 
Wasserstoff  uud  Sauerstoff  auszumitteln , das  andere  Mal,  die  Menge 
Glycerin  und  Stearinsäure  zu  bestimmen,  welche  daraus  gewonnen 
werden  kann.  Der  erstem  Untersuchung  hat  bisher  der  Umstand  ent- 
gegen gestanden , dass  man  aus  den  Felten  in  keiner  Weise  reines 
Stearin  zu  gewinnen  vermochte.  Die  daraus  durch  Verseifung  ent- 
stehende fette  Säure  ist  stets  noch  ein  Gemisch  von  Stearinsäure  mit 
Palmitinsäure,  oder  überhaupt  mit  einer  oder  mehreren  fetten  Säuren. 

Seitdem  es  Berthelot*)  gelungen  ist,  das  Stearin  künstlich 
im  reinen  Zustande  darzustellen , fällt  zwar  diese  Schwierigkeit  fort, 
indessen  bei  dem  grossen  Kohlenstoflgehalt  und  der  hohen  Kohlen- 
stoffatomanzahl in  einem  Atom  Stearin  kann  dennoch  durch  die  blosse 


')  Diese  Zeitschrift  Bd.  II.  S.  328.’ 


275 


Eiemenlaranalyse  die  Zusammensetzung  des  Stearins  nicht  mit  Sicher- 
heit ermittelt  werden.  Deshalb  muss  man  zu  jener  zweiten  Art,  die 
Frage  zu  behandeln  seine  Zuflucht  nehmen,  wenn  man  dieselbe  ge- 
nügend beantworten  will. 

Berthelot  schreibt  in  dem  oben  erwähnten  Aufsatze  dem  Stea- 
rin, welches  in  den  Fellen  enthalten  ist,  eine  Zusammensetzung  zu, 
die  sehr  wahrscheinlich  erscheint,  für  die  er  jedoch  bis  jetzt  keine 
experimentellen  Beweise  beigebracht  hat.  Es  soll  bestehen  aus  4 
Atomen  Stearinsäure  (C36H3604)  und  1 Atom  Glycerin  (C6H806  ). 
Allein  aus  der  Verbindung  sollen  6 Atome  Wasser  ausgetreten  sein. 
Wegen  dieser  Zusammensetzung  nennt  Berthelot  diesen  Körper  Tetra- 
stearin. In  einer  neuesten  Arbeit,  welche  im  Auszuge  in  diesem  Heft 
unter  dem  Literaturberichte  zu  finden  ist,  ertheilt  er  jedoch  dem  Stea- 
rin, wie  es  scheint  nur  auf  Analogieen  nicht  auf  Versuche  gestützt, 
eine  andere  Zusammensetzung.  Hiernach  soll  es  nur  drei  Atome  Stea- 
rinsäure auf  einen  Atom  Glycerin  enthalten.  Bei  der  Verbindung  nimmt 
er  ebenfalls  die  Abscheidung  von  sechs  Atomen  Wasser  an.  Neuer- 
dings nennt  daher  Berthelot  das  in  den  Felten  vorkommende  Stearin 
Tristearin. 

Diese  Ansicht  von  der  Zusammensetzung  des  Stearins  steht  je- 
doch im  Widerspruch  mit  den  directen  Bestimmungen  der  Menge  des 
Glycerins,  welche  bei  Verseifung  des  freilich  noch  unreinen  Stearins 
erhallen  worden  sind.  Wäre  nämlich  das  natürliche  Stearin  ein  Tri- 
stearin, so  müsste  es  bei  der  Verseifung  10,34  pCt.  Glycerin  liefern. 
Chevreul*)  erhielt  aber  aus  dem  Stearin  des  Menschenfetts  nur 
8,6  pCt.,  aus  dem  des  Schweinefetts  nur  9,0  pCt.,  aus  dem  des  Gän- 
sefetts 8,2  pCt.,  aus  dem  des  Hammelfetts  8,0  pCt.,  aus  dem  Stearin 
des  Rindsfetts  9,8  pCt.  Glycerin,  im  Mittel  8,7  pCt.  Pa  tri  k Duf- 
fy**)  gewann  aus  dem  möglichst  gereinigten  Stearin  aus  Hammeltalg 
8,9  pCt.  Glycerin.  Zwei  ähnliche  Versuche  mit  Hammeltalgstearin, 
welches  ich  selbst  dargestellt  und  analysirt  hatter  habe  ich  schon  vor 
mehr  als  zwei  Jahren  ausgeführt,  aber  bis  jetzt  nicht  publicirt.  Sie 
haben  8,85  und  8,67  pCt.  Glycerin  ergeben.  Nimmt  man  an,  das 
Stearin  sei  Telrastearin,  d.  h.  es  bestehe  aus  4(C3CH3604)-f-C6H806 — 
6HbO  so  würde  man  7,84  pCt.  Glycerin  bei  seiner  Verseifung  erhal- 
ten müssen.  Man  hat  daher  im  Mittel  der  verschiedenen  Versuche 
etwas  zu  viel  Glycerin  gefunden,  was  ohne  Zweifel  dadurch  erklärlich 
ist,  dass  das  noch  so  gut  gereinigte  natürliche  Stearin  immer  noch 
Palmitin,  welches  bei  analoger  Zusammensetzung  8,66  pCt.  Glycerin 
liefern  muss,  enthält  und  dass  das  Glycerin  nur  äusserst  schwer  von 
den  letzten  Spuren  Wasser  befreit  werden  kann  Die  empirische 
Formel  für  das  Stearin  würde  demnach  sein  C150H146016.  Die  Re- 
sultate meiner  Analyse  des  Stearins  aus  Hammeltalg  stimmen  mit  den 


*)  Rech.  s.  1.  corps  gras  Paris  1823  p.  262.* 

**)  Quarterly  J.  of  the  chem.  soc.  of  London  Vol.  5 p.  305.* 

18  * 


276 


Zahlen,  welche  diese  Formel  verlangen  würde,  sehr  gut  überein. 
Ich*)  fand 


CTpf 

ber. 

Kohlenstoff 

7G,74 

76,66 

150 

C 

Wasserstoff 

12,42 

12,44 

146  » 

Sauerstoff 

10,84 

10,90 

16 

O 

100 

100 

Ich  halte  es  daher  für  höchst  unwahrscheinlich,  dass  die  zuletzt  von 
Berthelot  aufgestellte  Ansicht  über  die  Zusammensetzung  des  Stearins 
die  richtige  ist.  Ich  glaube  nicht,  dass  man  es  als  ein  Tristearin  be- 
trachten darf,  halle  vielmehr  seine  zuerst  ausgesprochene  Vorstellung 
für  viel  wahrscheinlicher,  wonach  es  Tetrastearin  ist. 

Schliesslich  kann  ich  nicht  unterlassen  zu  bemerken,  dass  Ber- 
thelot nicht  darauf  Rücksicht  nimmt,  dass  nach  meinen  entscheiden- 
den Versuchen  die  Margarinsäure  nicht  als  chemisch  reine  Substanz 
existirt , dass  daher  von  der  Existenz  eines  Margarins  nicht  die  Rede 
sein  kann.  Man  darf  sich  darüber  nicht  wundern.  Die  ausländische 
Literatur  nicht  zu  berücksichtigen  ist  ja  Sitte  bei  unsern  westlichen 
Nachbarn.  W.  Heintz. 


L i t e r a t u r. 

Astronomie  und  Meteorologie.  — Denzler,  über 
das  Funkeln  der  Sterne.  — Schon  früher  hatte  D.  als  ein  Kennzeichen 
des  hereingebrochenen  Föhns  unter  Anderem  angeführt:  „bei  Nacht  starkes  Gli- 
tzern der  Sterne  von  S gegen  N.“  Arago’s  Abhandlung  : „sur  la  scintillalion“ 
im  Annuaire  für  1852  brachte  ihn  auf  den  Gedanken  , dass  die  Richtung  des 
Funkeins  der  Sterne  die  vorherrschende  Luftströmung  der  Gesammtatmosphäre 
bei  heller  Witterung,  wo  der  gänzliche  Mangel  an  Wolken  uns  über  die  in  den 
hohem  Luftregionen  herrschenden  Winde  im  Ungewissen  lässt,  angebe  und  dass 
diese  Kenntniss  zur  Vorherbestimmnng  der  Witterung  auf  längere  oder  kürzere 
Zeit  dienlich  sein  könnte.  Beobachtungen  bestärkten  diese  Vermuthungen.  D. 
theilt  daher  die  Art  und  Weise  mit,  wie  er  diese  angestellt.  Hat  ein  Fernrohr 
die  Stellung,  dass  die  Sterne  als  scharfbegränzte  Punkte  erscheinen,  so  wird  es 
entweder  mehr  ausgezogen  oder  aber  eingeschoben,  wodurch  die  Sterne  zu  con- 
cenli  ischen  , abwechselnd  hellen  oder  dunkeln  Ringen  werden.  Bei  helleren 
Sternchen  sind  grössere  Scheibchen  mit  der  nöthigen  Lichtstärke  erhältlich  als 
bei  lichtschwachen.  Man  beobachtet , das  zeitweise  schattenähnliche  Wellen  in 
rascher  Aufeinanderfolge  das  Scheibchen  durchzucken  und  zwar  in  bestimmter, 
sich  merklich  gleichbleibender  Richtung.  Diese  Bewegung  ist  das  Endergebniss 
sämmilicher  im  durchsetzten  Luflkreise  stattfmdenden  Strömungen.  Es  gehört 
die  gespannteste  Aufmerksamkeit  dazu  , theils  die  richtige  Lage  der  Richtungs- 
linie, theils  die  Richtung  der  Bewegung  selbst  genau  zu  bestimmen.  Die  sicht- 
bare Bewegung  ist  jedoch  nur  eine  Projection  der  wirklichen.  Bei  Südströmun- 
gen z.  ß.  scheinen  alle  Bewegungen  gegen  Süd  senkrecht  aufwärts  , gegen  Nord 


')  Poggend.  Ann.  Bd,  84.  S.  230*. 


277 


senkrecht  abwärts  zu  gehen,  während  man  bei  den  östlichen  Sternen  horizonta- 
les Vorschreilen  von  Rechts  nach  Links  , bei  den  westlichen  von  Links  nach 
Rechts  wahrnehmen  wird.  Am  Besten  wäre  es  also  Sterne  im  Zenith  zu  beob- 
achten; allein  die  Bewegungen  sind  daselbst  selten  wahrnehmbar.  — Ein  an- 
deres Mittel  besteht  darin,  dass  man  Sterne  im  ganzen  Umkreise  beobachtet  und 
die  beiden,  einander  entgegengesetzten  Richtungen  ermittelt,  wo  die  Bewegungen 
in  senkrechtem  Sinne  vor  sich  gehen.  Dies  ist  aber  wegen  theilweiser  Bewöl- 
kung oft  nicht  ausführbar.  — Das  drille  Mittel  zur  Erkennung  der  wahren  Lage 
der  Bewegungslinie  lässt  auch  aus  dem  einzelnen  Sterne  das  Gesuchte  finden. 
Denkt  man  sich  nämlich  durch  die  beobachtete  Bewegungslinie  und  das  Auge  des 
Beobachters  , welche  drei  Punkte  oder  die  Lage  einer  Ebene  bestimmen  , eine 
Ebene  gelegt  und  beiderseits  bis  an  den  wahren  Horizont  hinunter  verlängert, 
so  werden  die  beiden  Schnittpunkte  dieser  Ebene  und  des  Horizontes  die  ge- 
suchte Lage  der  Richtungslinie,  d.  h.  der  vorherrschenden  Luftströmung  angeben, 
Dafür  eignen  sich  die  Sterne  in  Höhen  von  10  — 40°  am  besten.  ( Mitth . d. 

naturf.  Gesellsch.  in  Zürich . Bd.  II.  p.  620.)  B. 

Derselbe,  Ergebnisse  31jähriger  Gewitlerbeobachlun- 
gen  von  Hundwyl  bei  Herisau,  1821  — 51.  — Die  mittlere  absolute 
Hohe  der  Gegend  (800m),  die  ansehnliche  Zahl  der  Beobachtungsjahre  und  der 
glückliche  Umstand  , dass  sämmtliche  Aufzeichnungen  vom  gleichen  Beobachter 
herrühren  und  endlich  die  ziemlich  grosse  Zahl  der  Gewitter  (=457,  nebst  13 
Hagelfällen)  verleihen  diesen  Ergebnissen  hohen  Werth.  Mit  den  90jährigen  Ge- 
witteraufzeichnungen von  Zürich  verglichen,  fällt  vorerst  der  gänzliche  Mangel  an 
Wintergewiltern  in  Hundwyl  auf.  Vom  4.  October  bis  letzten  Februar,  d.h.  wäh- 
rend beinahe  5 Monaten  fand  nur  eins  (am  31.  Januar  1844)  statt,  während 
welcher  Zeit  die  Züricher  Aufzeichnungen  41  ergeben  , wonach  für  Hundwyl  14 
zu  erwarten  gewesen  wären.  Dieser  auffallende  Unterschied  , der  in  geringerm 
Maasse  auch  in  den  Herbstmonaten  auftritt,  muss  wahrscheinlich  der  um  400m 
höheren  Lage  Hundwyls  oder  seiner  niedrigem  Temperatur  , dem  Vorherrschen 
anderer  Winde  und  andern  ßevölkerungsverhältnissen  zugeschrieben  werden. 
Hierdurch  wird  aber  nicht  das  spärliche  Auftreten  der  Gewitter  im  Herbste  ge- 
genüber dem  häufigen  im  Frühling  erklärt.  Durchschnittlich  fielen  auf  ein  Jahr 
Gewitter:  in  Hundwyl  (790m)  14,7  in  Zürich  (410m)  19,3  und  in  ßevers 
(171 0m)  3,8  Gewitter.  Die  Zahl  steht  also  gerade  im  umgekehrten  Verhältniss 
der  Höhenlage.  Hiernach  wäre  zu  erwarten  , dass  über  2000  Meter  absoluter 
Höhe  keine  Gewitter  mehr  Vorkommen.  Dieser  Schluss  wäre  jedoch  unrichtig. 
Buchwalder  erlebte  ein  sehr  verderbliches  Gewitter  auf  dem  Säntis  in  2504  Me- 
ter Höhe,  D.  ein  sehr  heftiges  auf  dem  Heideispitz  (2430m)  in  Kalfeusen  ; der 
vielen  Verglasungen  auf  den  höchsten  Punkten  der  Alpen  nicht  zu  gedenken.  — 
Die  Zusammenstellung  nach  Jahreszeiten  gewährt  folgende  Vergleichung: 

Winter  in  Hundwyl  1.  in  Zürich  16  Verhältniss  62  : 1000 


Frühling 

118, 

400 

295  : 1000 

Sommer 

318, 

1170 

272 : 1000 

Herbst 

20, 

149 

134:1000 

Die  in  Zürich  auftretenden 

Maxima 

im  April  , Juni , 

August  und  October 

sich  in  Hundwyl  ebenso  entschieden.  Sie  treten  jedoch  im  Juni  und  August  ei- 
nige Tage  früher  ein  , was  mit  dem  Vorherrschen  der  Frühlingsgewitter  im  Zu- 
sammenhänge stehen  möchte.  Auch  die  gleichen  extremen  Tage  von  Zürich  be- 
halten in  Hundwyl  in  jedem  Monat  ihren  Character  noch  sehr  entschieden  bei. 
{Ebd.  p.  551.)  B. 

Nach  Casaseca  beträgt  die  Regenmenge  in  der  Havanna  annä- 
hernd das  Fünf-  bis  Sechsfache  der  von  Paris.  Diese  bedeutende  Quantität  Was- 
ser sieht  er  als  die  Hanptursache  der  Fruchtbarkeit  der  Insel  Cuba  und  als  den 
Grund  an,  warum  man  hier  den  animalischen  Dünger  entbehren  könne,  denn 
einmal  empfängt  der  Boden  in  der  grösseren  Regenmenge  eine  grössere  Quan- 
tität von  kohlensaurem  und  salpetersaurem  Ammoniak  aus  der  Atmosphäre  und 
dann  ist  die  tropische  Atmosphäre,  weil  sie  reicher  an  Electricitäl,  auch  bedeu- 


278 


tend  reicher  an  Ammoniak  nnd  Salpetersäure.  Vom  4.  September  bis  31.  De- 
cember  1853  beobachtete  C.  die  Regenmengen.  Sie  betrugen  im  September 
226mm,  October  86mm,  November  48mm,  im  Ganzen  während  119  Tagen  325mm 
oder  12'  5'",  115.  Die  Regenmenge  des  Septembers  allein  beläuft  sich  auf  den 
vierten  Theil  der  mittleren  jährlichen  Regenmenge  von  Paris  und  doch  ist  dies 
nicht  der  Monat,  in  welchem  es  auf  Cuba  am  meisten  regnet.  Die  regenreich- 
sten Monate  sind  hier  Mai,  Juni,  Juli  und  August.  ( L’ Inst . Nr.  1055. 
p.  101.)  B. 

Luther  kündet  in  einem  Briefe  (LTnstit.  Nr.  1055.  pag.  98)  an,  dass 
der  von  ihm  entdeckte  kleine  Planet  (vergl.  S.  199.)  durch  Encke  den 
Namen  Bellona  erhallen  hat.  Am  7.  April  betrug  die  Declination  dieses  Pla- 
neten, nach  einer  zu  Bilk  angestellten  Beobachtung  -j-  5°ö0'  und  einige  Sekun- 
den. Bis  jetzt  sind  über  die  Bahn  des  Planeten  folgende  Beobachtungen 
bekannt  : 

Rectasc.  Declinal.  Beobachlungsort. 

1854.  März  2.  Ilh28mi8s,4  181°14'12",3+ 7°10'58",2  Bonn. 

3.  12  6 23,2  181  5 20  ,8+7  20  5 ,2  Hamburg. 

4.  10  21  23  ,9  180  55  52  ,9+7  28  41  ,6 

4.  12  3 37  ,9  +7  29  48  Bonn. 

7.  9 30  19  ,7  180  25  42  ,9+7  59  4 ,5  Wien 

( Ibid . Nr.  1056.  p.  105.) 


Yvon  Villarceau  gibt  die  Elemente  der  Bahn  des  neuen  Pia 
neten  Amphitrite  folgendermassen  an: 

Mittlere  Anomalie  114°  36'  54", 58 

Länge  des  Periheliums  64  50  22  ,81 

Länge  des  Knotens  356  20  34  ,94 

Inclination  6 6 19  ,69 

Winkel  der  Excentricität  4 34  47  ,04 

Mittlere  tägliche  Bewegung 
Dauer  des  sideralen  Umlaufs 
Halbe  grosse  Axe 
Excentricität 


864", 3666 
4 Jahre,  104962 
2 ,563731 
0 ,07984633 


Berechnet  aus  den  Beobachtungen  vom  1.  bis  27.  März.  (Ibid.  p.  1 16.)  B. 


Physik«  ■ — De  schwanden,  Seitenschwingung  des  Fou- 
cault’ sehen  Pendels.  — Wenn  man  das  Foncault’sche  Pendel  in  schie- 
fer Stellung  festhält,  und  dann  schwingen  lässt,  so  befindet  es  sich  in  dem  Au- 
genblicke, da  es  seine  Schwingungen  beginnt,  zu  der  Vertikallinie,  welche  man 
durch  seinen  Aufhängepunkt  ziehen  kann,  nicht  in  Ruhe,  sondern  dreht  sich  um 
dieselbe  gleichzeitig  mit  der  Erde,  und  daher  mit  derselben  Winkelgeschwindig- 
keit herum,  die  man  durch  die  Schwingungen  des  Pendels  wahrnehmbar  machen 
will.  Das  Pendel  kann  daher  seine  Schwingungen  nicht  genau  in  einer , von 
der  drehenden  Bewegung  der  Erde  unabhängigen,  Ebene  machen,  wie  man  ge- 
wöhnlich annimmt,  sondern  muss  eine  zusammengesetztere  Bewegung  haben.  — 
Die  von  der  Drehung  der  Erde  unabhängige  Ebene,  in  welcher  ohne  diese  Stö- 
rungen das  Pendel  schwingen  würde , geht  durch  die  vom  Aufhängepunkt  des 
Pendels  ans  gezogene  Vertikallinie  nnd  den  Anfangspunkt  der  Pendelschwingun- 
gen. Bezeichnet  man  nun  mit  v = 0,000072728  die  Winkelgeschwindigkeit  der 
Drehung  der  Erde  um  ihre  Axe;  mit  (p  die  geographische  Breite  des  Ortes,  an 
welchem  sich  das  Pendel  befindet ; und  mit  s die  Sehne  des  Bogens  , den  das 
Pendelgewicht  beschriebe,  wenn  es  in  seinen  Schwingungen  nicht  gestört  würde, 

so  ist : — s V sin  <p  die  Geschwindigkeit  der  Bewegung,  welche  das  Pendel 

in  dem  Augenblicke,  da  es  freigelassen  wird  , wegen  der  Drehung  der  Erde  be- 
sitzt. Mil  dieser  Geschwindigkeit  bewegt  es  sich  in  diesem  Augenblicke  senk- 


279 


recht  zu  jener  Vertikalebene,  in  welcher  seine  Schwingungen,  wenn  sie  keine 
Störung  erlitten,  staltfindcn  würden.  Denkt  man  sich  ferner,  das  Pendel  erhalte 
dieselbe  Bewegung,  uach  derselben  Richtung,  während  es  ruhig,  senkrecht  d3- 
hängt,  so  wird  es,  in  Folge  dieser  Bewegung,  Schwingungen  machen,  welche  in 
einer,  senkrecht  zu  jener  Vertikalebene  der  Hauptschwingungen  stehenden,  Ebene 
slatlfinden,  und,  bei  kleinen  Schwingungswinkeln,  die  gleiche  Schwingungsdaner, 
wie  die  Hauptschwingungen  haben.  Bezeichnet  man  mit  s , die  Sehne  des  Bo- 
gens , den  das  Pendel  bei  diesen  Seitenschwingungen  beschreibt,  und  mit  1 die 
Lange  des  Pendels,  so  ist 


Sind  aber  die  Hauptschwingungen  klein,  so  wird  die  Schwere  während  derselben 
das  Pendel  in  jedem  Augenblicke  nahezu  mit  der  gleichen  Kraft  nach  der  Rich- 
tung der  Pendellinie  ziehen  , wie  wenn  es  im  Zustande  der  Ruhe  wäre.  Jene 
Seitenschwingungen  des  Pendels  finden  daher  auch  während  der  Hauptschwingun- 
gen gerade  so  statt , wie  wenn  es  keine  Hauptschwingungen  machen  würde.  — 
Die  Gesammtbewegung  des  Pendels  besteht  also  in  der  Resullirenden  aus  den 
Hauptschwingungen  und  den  , senkrecht  zu  diesen  gerichteten  , von  der  Drehung 
der  Erde  berkommenden,  Seilenschwingungen.  Nun  befindet  sich  ferner  das  Pen- 
del in  dem  Augenblicke,  da  es  freigelassen  wird,  und  mithin  am  Anfangspunkte 
des  den  Hauptschwingungen  zugehörigen  Bogens  steht,  zugleich  in  der  Mitte  des 
den  Seilenschwingungen  zugehörenden  Bogens.  Alle  äussersten  Stellungen  des 
Pendels  in  seinen  Hauptschwingungen  werden  daher,  der  Zeit  nach,  mit  seinen 
mittlein  Stellungen  in  den  Seilenschwingungen,  und  die  mittleren  Stellungen  in 
jenen  mit  den  äussersten  in  diesen  zusammenfallen.  Da  ausserdem  das  Pendel 
in  je  zwei  unmittelbar  aufeinanderfolgenden  äussersten  Stellungen  der  Seiten- 
tenschwingungen von  der  Ebene  der  Hauptschwingungen  nach  entgegengesetzten 
Seiten  abweicht,  so  ist  die  von  dem  Pendel  beschriebene  Linie  am  genauesten 
einer  Ellipse  zu  vergleichen,  deren  Achsen  : s und  s,  oder  s und  0,00002322  s 
sin  <j  V'f  niet.  sind.  — Der  Sinn  der  Bewegung  des  Pendels  auf  dieser  el- 
lipsenähnlichen Bahn  ist  auf  der  nördlichen  Hälfte  der  Erde  so,  dass  es,  indem 
es  sich  vom  Beobachter  vermöge  seiner  Hauptschwingungen  entfernt , nach  der 
rechten  , und  indem  es  sich  ihm  wieder  nähert , nach  der  linken  Seile  von  der 
Ebene  dei  Hauptschwingungen  abweicht  , also  die  dem  Zeiger  einer  Uhr  entge- 
gengesetzte Bewegung  hat.  Auf  der  südlichen  Erdhälfte  findet  die  Bewegung  im 
entgegengesetzten  Sinne  statt.  Man  sieht,  dass  die  von  der  Drehung  der  Erde 
herkommenden  Seitenschwingungen  nur  bei  ausserordentlich  langen  Pendeln  be 
merkbar  werden  könnten.  ( Mitth . d naturf.  Ges  in  Zürich.  Bd.  III. 

pay.  157.)  B. 

Marbach,  die  circulare  Polarisation  des  Lichtes  durch 
chlorsaures  Natron.  — Nach  Rammeisberg  (Pogg.  Ann.  Bd.  XC.  p.  15.) 
zeigt  das  chlorsaure  Natron  die  Combination  parallelfluchiger  und  geneigldächi- 
ger  hemiedrischer  Formen,  nämlich  des  Pyriloeders  und  Tetraeders.  M.  hat  nun 
gefunden,  dass  diese  Krystalle  die  Polarisationsebene  des  Lichtes  drehen,  bald 
wie  Terpenlhinol  oder  links  drehende  Bergkryslalle  , — bald  wie  Zucker  oder 
rechts  drehende  Bergkrystalle  und  dieser  optische  Gegensatz  wird  auch  durch 
die  Krystallisation  ausgednickt.  — Der  Gegensatz  von  Rechts  nach  Links  ist 
im  tesseralen  Krystallsystem  bei  den  vorkommenden  einfachen  Kryslallformen 
nicht  dargestellt.  Je  zwei  heiniedrische  aus  derselben  holoedrischen  Form  ent- 
standene Formen  sind  congruenl;  sie  werden  als  rechte  und  linke  Form  nur 
der  Stellung  nach  unterschieden.  Eine  Combination  von  zwei  geneigtllächigen 
hemiedrischen  Formen,  welche  gleichgestellt  sind,  ist  ganz  verschieden  von  der 
Combination  derselben  Formen,  wenn  diese  entgegengesetzt  gestellt  sind  ; ebenso 
bei  der  Combination  zweier  paralielfiächigen  hemiedrischen  Formen.  Dagegen 
zeigen  Combinationen  einer  geneigtllächigen  mit  einer  parallelflächigen  hemiedri- 
schen Form  den  Gegensatz  von  Rechts  nach  Links  oder  den  Gegensatz  der  sym- 


oder : 


280 


metrischen  Gleichheit.  Ein  Pyritoeder  mit  einem  linken  Tetraeder  combinirt, 
ist  einem  parallelgeslellten  Pyritoeder  , mit  einem  rechten  Tetraeder  combinirt, 
gleiche  Dimensionen  vorausgesetzt  , symmetrisch  gleich.  Die  eine  Combinalion 
ist  dem  Spiegelbilde  der  anderen  congruent ; die  Combinationskanlen  sind  bei 
beiden  gleich.  — Betrachtet  man  bei  einem  (zweikantigen)  Pentagondodecae- 
der  je  drei  Flächen,  welche  an  derselben  rhomboedrischen  (gleichkantigen)  Ecke 
liegen  , so  findet  man  in  denselben  einen  Gegensatz  der  Wendung  nach  Links 
und  Rechts.  Fallt  man  auf  die  Grnndkanten  der  Fünfecke  eines  Pentagondode- 
caeders  von  «len  gegenüberliegenden  Winkelpunkten  aus  Perpendikel,  und  be- 
zeichnet deren  Richtung  gegen  die  Grundkanten  hin  durch  Pfeile,  so  liegen  je 
drei  der  letzteren  um  eine  jede  der  rhomboedrischen  Ecken  gleich  gewendet ; 
dieselbe  Wendung  ergiebt  sich  an  denjenigen  vier  rhomboedrischen  Ecken,  wel- 
che durch  das  Auftreten  eines  Tetraeders  zugleich  abgestumpft  würden;  — bei 
den  andern  vier  rhomboedrischen  Ecken  sind  die  entsprechenden  drei  Geraden 
entgegengesetzt  gewendet.  Denkt  man  sich  mit  dem  Kopfe  iri  eine  solche  Ecke, 
mit  den  Füssen  in  den  Mittelpunkt  der  Krystallform  gestellt,  so  bezeichnen  und 
unterscheiden  die  erwähnten  Geraden  die  Drehung  nach  Links  oder  Rechts.  M. 
nennt  nun  ,,eine  linke  Combinalion  von  Pentagondodecaeder  und  Tetraeder“  eine 
solche  , bei  welcher  durch  Tetraederflächen  diejenigen  Pentagondodecaederecken 
weggeschnitten  sind,  in  denen  die  Perpendikel,  auf  die  Grundkanten  gefällt,  eine 
Drehung  nach  Links  darbieten  ; und  dem  entsprechend  spricht  er  auch  von  ei- 
ner ,, rechten  Combinalion.“  Die  Bezeichnung  ,,  Rechts“  und  „Links“  ist  be- 
dingt durch  die  Wahl  der  Richtungen  der  erwähnten  Perpendikel  , indem  eine 
Umkehrung  dieser  auch  eine  Vertauschung  jener  erfordern  würde;  diese  Wahl 
ist  aber  durch  das  optische  Verhallen  der  Kivstalle  bedingt.  — Bei  dem  drei- 
kantigen Trapezoid-Ikosiletraeder  ist  im  BetrelF  der  rhomboedrischen  Ecken  der- 
selbe Gegensatz  bemerkbar.  — Die  untersuchten  Krystalle  des  Chlorsäuren  Na- 
trons halten  fast  alle  Würfeltlächen  vorherrschend  ; einige  zeigten  weiter  keine 
Flächen,  andere  hatten  Granatoeder-  und  Tetraederflächen  untergeordnet;  spätere 
Krystalle  zeigten  ausser  den  genannten  auch  das  Pyritoeder;  die  zuletzt  anschies- 
senden  hatten  das  Tetraeder  vorherrschend.  An  den  Krvstallen,  welche  alle  die 
genannten  Flächen  combinirt  enthalten , ist  der  Umfang  einer  jeden  einzelnen 
Würfelfläche  gebildet  von  sechs  Combinationskanlen , von  denen  je  zwei  dem 
Granatoeder,  dem  Tetraeder  und  Pyritoeder  zugehören.  Diese  Combinationskan- 
ten  des  Würfels  bezüglich  mit  G,  T,  P bezeichnet,  ergeben  zweierlei  Folgen. 
Die  Fusse  des  Beobachters  innerhalb,  den  Kopf  ausserhalb  des  Krystalls  gedacht, 
so  bezeichnet  die  Folge  GTP  den  Krystall  als  eine  rechte  Combination  ; GPT 
bezeichnet  ebenso  eine  linke  Combinalion  von  Pyritoeder  und  Tetraeder.  — Zu 
dieser  Auflassung  der  hemiedrischen  tesseralen  Krystallformen  führte  die  Circu- 
larpolarisalion  des  Lichts  durch  chlorsaures  Natron.  Die  Krystalle  der  linken 
Combination  drehten  die  Polarisationsebene  links  , und  die  der  rechten  rechts. 
Bei  40  Exemplaren  von  jeder  Art  wurde  keine  Ausnahme  bemerkt.  Alle  Krystalle, 
welche  nur  Würfelflächen  zeigten,  drehten  links;  die  meisten  mit  Tetraeder  und 
Granatoeder  versehenen  rechts.  Zusarnmengewachsene  Krystalle  waren  bald  von 
gleichem  , bald  von  entgegengesetztem  Drehungsvermögeu.  — Linke  und  rechte 
Krystalle  drehen,  wie  vorauszusehen  war,  für  gleiche  Dicken  gleich  stark.  Die 
Drehung  ist  der  Dicke  der  angewendeten  Schicht  oder  vielmehr  der  Länge  des 
Lichtweges  im  Krystall  proportional  und  nach  allen  Richtungen  in  dem  Krystall 
ist  sie  gleich  , wenn  die  Wege  des  Lichtes  gleich  lang  sind.  Bei  einigen  Kry- 
stallen jedoch  zeigte  sich  eine  merklich  geringere  Drehung  als  bei  der  Mehrzahl 
der  anderen.  — Bei  gleichen  Dicken  ist  die  Drehung  des  chlorsauren  Natrons 
66/ii  Mal  kleiner’  als  die  durch  Quarz  ; dagegen  etwa  IOV2  Mal  so  gross  als 
durch  Terpenthinöl  und  etwa  5 Mal  so  gross  als  durch  concenlrirten  Syrup.  — 
Eine  Auflösung  von  chlorsaurem  Natron  brachte  keine  Drehung  der  Polarisations- 
ebene hervor,  selbst  wenn  nur  solche  Krystalle  aufgelöst  wurden,  die  nach  der- 
selben Richtung  drehten.  Die  aus  solchen  Lösungen  anschiessendeu  Krystalle 
waren  aus  beiden  Arten  gemischt.  — Poggendorf  bemerkt  hierzu  , dass  Mit- 
scherlich schon  vor  mehreren  Jahren  eine  Wirkung  des  chlorsauren  Natrons  auf 


281 


das  polarisirte  Licht  bemerkt  habe  , die  von  ßiot  den  Erscheinungen  der  soge- 
nannten „Polarisation  lamellaire“  beigezählt  wurde  (Compt.  rend*  T.  XXIII.  p. 
909.)  d.  h.  denjenigen  Erscheinungen  , welche  nach  seinen  und  den  viel  älteren 
Beobachtungen  von  ßrewster  beim  Alaun  auflreten  und  am  Ausgezeichnetsten  beim 
Analciin  Vorkommen.  Diese  beiden  Körper  krystallisiren  in  Form  des  regulären 
Systems  und  dennoch  verhält  sich  jede  der  acht  Pyramiden,  in  welche  inan  sich 
das  Octoeder  von  seinen  Flächen  aus  nach  dem  Mittelpunkt  hin  zerlegt  denken 
kann,  als  ein  besonderer  mit  Doppelbrechung  begabter  Krystall.  ßiot  sieht  diese 
Erscheinungen,  die  nach  ihm  nur  beim  Ammoniakhaltigen  Alaun  auflreten,  als  Folge 
einer  secundären  Wirkung,  als  Folge  des  blättrigen  Gefüges  an  und  daher  belegt  er 
sie  (Compt.  rend.  T.  XII.  pag.  741,  803,  87,  967.)  mit  dem  sonst  eben  nicht 
zweckmässig  gewählten  oben  angeführten  Namen.  ( Poyy.  Ann.  Bd.  XCl. 
pay.  462.)  B. 

Riess,  Oberflächenänderung  der  Guttapercha.  — Die  Ober- 
fläche einer  sorgfältig  gesäuberten  Platte  überzieht  sich  nach  einigen  Monaten 
mit  einem  bläulichen  Hauch,  der,  durch  Abreiben  entfernt,  immer  wieder  er- 
scheint, so  lange  die  Platte  noch  biegsam  ist.  Bleibt  die  Platte  Jahre  lang  un- 
berührt, so  erscheint  ihre  ganze  Oberfläche  malt  graublau;  die  Färbung  rührt 
von  einer  ausserordentlich  dünnen  Schicht  her,  die  bei  103facher  Vergrösserung 
aus  sehr  feinen  weissen  Pünktchen  zusammengesetzt  erscheint.  Diese  Aenderung 
hat  R.  bei  allen  Fabrikaten  beobachtet,  die  nicht  mit  Firniss  überzogen  sind 
und  zwar  bei  der  dunkelbraunen  Gutta  früher,  als  bei  der  hellbraunen,  weil  er- 
stere  bei  der  Bereitung  einer  grossem  Hitze  ausgesetzl  worden  ist,  wie  letztere. 
Chemisch  lässt  sich  der  Ueberzug  vollständig  durch  momentanes  Eintauchen  in 
Schwefeläther  oder  Terpentinöl  entfernen  ; Alkohol  verändert  ihn  nicht.  — Die 
so  veränderte  Guttapercha  hat  eine  merkwürdige  physikalische  Eigenschaft.  Sonst 
ist  die  Gutta  ein  guter  Isolator  der  Electricität  und  steht  so  tief  in  der  electri- 
schen  Erregungsreihe  durch  Reibung,  dass  sie  fast  immer  nur  negativ  electrisch 
wird;  Schiessbaumwollc , Collodium  und  electrisches  Papier  allein  electrisiren 
sie  positiv.  Das  lsolalionsvermögen  wird  durch  den  Ueberzug  nicht  geändert, 
aber  sie  steht  nun  so  hoch  in  der  Erregungsreihe,  dass  sie  mit  fast  allen  Kör- 
pern gerieben  stark  positiv  electrisch  wird;  durch  Glimmer,  Diamant  und  Pelz- 
werk wird  sie  negativ  electrisch.  Diese  Eigenthümlichkeiten  treten  besonders 
hervor,  wenn  man  den  Ueberzug  nur  auf  einer  Seile  entfernt;  die  eine  Seite 
wird  nun  stark  positiv,  die  andere  stark  negativ  electrisch.  — Diese  Verände- 
rung hat  ohne  Zweifel  ihren  Gmnd  in  einer  durch  Einfluss  der  Luft  und  Wärme 
bewirkten  Ausscheidung  eines  Beslandtheiles.  Ein  grauweisses  leichtes  Pulver, 
das  durch  Kochen  mit  absolutem  Alkohol  aus  der  Guttapercha  ausgezogen  wer- 
den, sich  beim  Erkalten  ausgeschieden  hatte  und  geschmolzen  beim  Erkalten  eine 
schwärzliche,  vielfach  zerklüftete  Masse  bildete,  wurde  durch  Reiben  mit  Flanell 
entschieden  positiv  electrisch.  — Die  Untersuchung  der  von  Payen  aus  der  Gut- 
tapercha dargestellten  Harze  in  Bezug  auf  ihre  electriscbe  Erregbarkeit  dürfte  in 
zwiefacher  Hinsicht  inleresant  sein,  da  wir  bisher  keinen  vegetabilischen  Stoff 
von  so  eminent  positiver  Erregbarkeit  kennen,  wie  sie  diese  veränderte  Ober- 
fläche zeigt  und  ferner  die  Bildung  der  blauen  Schicht  mit  der  unglücklichen 
Aenderung  der  Guttapercha  in  eine  spröde  zerreibliche  Masse  zusammenzuhangen 
scheint.  ( Ebd . p.  489.)  B. 

V erdet  hat  zwischen  der  Drehung  der  Polar  isationsebena 
bei  durchsichtigen  Körpern  und  der  Intensität  der  magnetischen  Kräfte,  durch 
welche  sie  bewirkt  wird , einfache  Beziehungen  aufgefunden.  Erstere  ist  den 
letzteren  proportional.  Bei  dem  bekannten  Faradayschen  und  dem  gewöhnlichen 
Glase,  sowie  beim  Schwefelkohlenstoff  stellte  sich  dies  heraus,  wenn  man  die 
Intensität  des  electrischen  Stromes  und  somit  auch  die  des  Electromagneten  oder 
wenn  man  die  Abstände  der  Armaturen  änderte.  Die  magnetische  Drehung  der 
Polarisaliosebene  ändert  sich  bei  einfach  brechenden  Substanzen  mit  der  Entfer- 
nung und  Intensität  der  magnetischen  Mittelpunkte,  die  auf  die  Substanz  wirken, 
genau  nach  demselben  Gesetz , welches  bei  magnetischen  Flüssigkeiten  staltfin- 
det,  die  in  derselben  Lage  als  der  Lichtstrahl  dem  Einfluss  des  Magneten  aus- 


282 


gesetzt  sind.  Aehnliches  ist  schon  von  Wiedemann  bei  der  Drehung  nachgewie 
sen,  die  allein  durch  Electricität  ohne  Anwendung  eines  Magneten  erlangt  wird. 
Beide  Resultate  stimmen  überein  , stehen  aber  im  Widerspruch  mit  dem  von 
Bertin  aufgestellten  Gesetze,  wonach  die  Drehung,  welche  durch  einen  einzigen 
Magnetpol  hervorgebracht  wird,  in  geometrischer  Progression  abnimmt,  während 
die  Entfernung  der  durchsichtigen  Substanz  vom  Pol  in  arithmetischer  wächst. 
( L'Inst . Nr.  1057.  p.  115.)  B. 

d’Almeida,  Zersetzung  der  Salzlösungen  durch  den  gal- 
vanischen Strom.  — 1)  Die  Zersetzung  der  Metallsalze  kann 

man  auf  zwei  Alten  erklären.  Entweder  ist  die  Abscheidung,  des  Motalles  eine 
direcle  Wirkung  der  Electrolyse  oder  aber  es  wird  nur  das  Wasser  zersetzt  und 
der  hierbei  sich  entwickelnde  Wasserstoff  reducirt  das  Metall.  Welche  Ansicht 
den  Vorzug  verdient  suchte  nun  d’A.  zu  entscheiden.  Die  Resultate  , zu  denen 
er  gelangte,  sind  folgende.  Operirt  man  mit  einer  neutralen  Lösung  und  erhält 
man  sie  so  während  der  ganzen  Dauer  des  Versuches,  so  rührt  das  sich  am  ne- 
gativen Pol  abscheidende  Metall  fast  ganz  von  der  directen  Zersetzung  des  Sal- 
zes her.  Ist  dagegen  die  Lösung  angesäuert,  so  ist  der  Wasserstoff  die  Haupt- 
ursache der  Metallreduction.  d’A.  führt  folgende  Versuche  an:  a.  Bekannte 

Quantitäten  einer  neutralen  Auflösung  von  salpelersaurem  Silberoxyd  wurden  in 
zwei  besondere  Gefässe  gethan  , die  durch  eine  Oeffnung  von  0,mm25  Durch- 
messer mit  einander  communicirten.  ln  das  eine  Gefäss  tauchte  ein  Platinblech 
— der  negative  Pol  — und  in  das  andere  ein  Silberblech  — als  positiver  Pol. 
Der  galvanische  Strom  ging  48  Stunden  durch.  Dann  fand  er  140  mgrm.  Sil- 
ber am  negativen  Pol  abgelagert.  Die  Analyse  zeigte,  dass  davon  73  auf  die 
Umgebung  des  Poles,  67  aber  auf  das  andere  Gefäss  fielen.  Die  letzteren  wei- 
sen darauf  hin,  dass  die  Zersetzung  eine  directe  war,  denn  der  freiwerdende 
Wasserstoff  kann  nur  da  wirken,  wo  er  entsteht,  aber  nicht  in  dem  andern  Ge- 
fäss. b.  Unter  gleichen  Umständen  fanden  sich  in  der  schwachsauren  Auflösung 
zwar  auch  140  mgrm.  Silber  abgelagert , aber  die  Analyse  zeigte,  dass  sie  der 
Auflösung  des  Gefässes  angehürlen,  in  dem  sich  der  negative  Pol  befand.  Hier 
war  also  der  Wasserstoff  die  Ursache  der  Reduclion.  Dieselben  Versuche  wur- 
den mit  salpelersaurem  Kupferoxyd,  schwefelsaurem  Silberoxyd,  Zinkoxyd  mit 
analogen  Resultaten  wiederholt.  Oft  ist  die  Schwierigkeit,  die  Lösungen  neutral 
zu  erhalten,  sehr  gross,  mitunter  sogar  unmöglich;  dadurch  wird  zwar  die 
Reinheit  der  Erscheinungen  getrübt,  aber  diese  doch  nicht  ganz  entstellt.  Die 
Auflösungen  waren  nur  wenig  concentrirt.  Nach  diesen  Versuchen  schein! 
die  Zersetzung  mit  der  Leitungsfahigkeit  zusammen  zu  hängen  ; in  den  neutra- 
len Lösungen  ist  das  Salz  ein  besserer  Leiter  , als  das  Wasser  , in  den  ange- 
säuerten aber  findet  der  umgekehrte  Fall  statt.  — 2)  Salze  der  Alkalien 

und  Erden.  Bei  einem  Alkalisalz  gehl  der  Strom  bald  durch  ein  complicirtes 

Gemisch.  Dieses  enthält  Wasser  und  das  ursprüngliche  Salz,  ausserdem  aber 
noch  freie  Säure  und  freies  Alkali , beides  sehr  gute  Leiter.  Um  die  Rolle, 
welche  die  Säure  hier  spielt,  zu  studiren,  stellte  d’Almeida  die  obigen  Versuche  auch 
hier  an.  Der  Theil  der  Lösung,  in  welche  der  positive  Pol  taucht,  wurde  an- 

gesäuerl.  Die  Analyse  zeigte  , dass  hier  eine  geringe  Menge  Salz  zersetzt  war. 

Beim  negativen  Pol  wurde  die  Lösung  stark  alkalisch  gemacht  und  er  fand,  dass 
diese  Lösung  eine  geringe  Menge  Salz  verlor.  Dieselben  Resultate  lieferten  sal- 
petersaures Natron,  schwefelsaures  Kali  und  Natron.  Die  Natur  der  Säuren  und 
Basen  gewisser  Salze  erlauben  Versuche,  ohne  von  vorne  herein  die  eine  der 
Lösungen  zu  verändern.  So  bei  der  Schwefelsäuren  Magnesia  wird  kein  neues 
Element  eingefuhrt,  da  wo  die  Base  sich  abscheidet,  denn  diese  ist  unlöslich, 
während  sich  beim  positiven  Pol  die  Säure  entwickelt.  Man  findet,  dass  diese 
Lösung  sich  eben  so  verhält  , wie  die  eines  Alkalisalzes  , dessen  Lösung  beim 
positiven  Pol  vorher,  angesäuert  wird.  Das  kohlensaure  Kali  liefert  ein  umge- 
kehites  Beispiel.  Man  findet,  dass  das  Salz  besonders  in  der  Nähe  des  positi- 
ven Poles  verschwindet.  Beim  salpetersauren  Natron,  in  welchem  die  Säure  ein 
besserer  Leiter  ist  (272  Mal)  als  die  Base,  wurde  der  eine  Theil  sogleich  sauer 
und  der  andere  basisch.  Man  fand,  dass  da,  wo  die  Säure  als  guter  Leiter  auf- 


283 


trat,  das  Salz  eine  weniger  bedeutende  Zersetzung  erlitten  hatte,  als  da,  wo  sich 
die  Base  bildete.  Salpetersaures  und  schwefelsaures  Kali  gaben  dieselben  Re- 
sultate. Endlich  wurde  auch  versucht  , was  eintreten  wurde  , wenn  die  Lösung 
während  des  ganzen  Versuches  neutral  blich.  Aber  hier  war  es  unmöglich  die 
Neutralität  zu  erhallen.  d’A.  uberwand  diese  Schwierigkeit  durch  einen  einfa- 
chen Kunstgriff.  In  die  positive  Lösung  goss  er  Kali  und  in  die  negative  Säure 
in  äquivalenten  Mengen.  Er  verfolgte  die  Zersetzung  bis  dahin,  wo  dieselben 
Mengen  sich  wieder  im  Ueberschuss  auf  der  entgegengesetzten  Seite  vorfinden. 
Jeder  Theil  ist  so  während  der  einen  Hälfte  des  Versuchs  alkalisch  und  während 
der  anderen  sauer , der  Einfluss  der  Säure  und  der  Base  ist  demnach  auf  jeder 
Seite  derselbe.  Die  Analyse  zeigt,  dass  dann  auf  beiden  Seiten  gleiche  Gewichte 
des  Salzes  Zurückbleiben.  — Aus  diesen  Versuchen  folgt:  dass  sobald  noth- 
wendig  eine  directe  Zersetzung  gefordert  wird  , man  niemals  eine  saure  Salzlö- 
sung anvvenden  darf.  Diese  Bemerkung  hat  speciell  Bezug  auf  die  Bestimmung 
der  eleclrochemischen  Aequivalenle.  b.  Wenn  man  eine  Salzlösung  in  einem 
U förmig  gebogenen  Bohre  zersetzt,  so  findet  man,  dass  in  dem  einen  Schenkel 
das  Salz  viel  rascher  verschwindet  als  in  dem  andern.  Diese  Erscheinung  ist 
von  Daniels,  I'ouillet,  Srnee  und  Hitlorf  sludirt.  — Die  Versuche  zeigen,  dass 
die  Nichterhaltung  der  Neutralität  zu  identischen  Resultaten  führen  kann.  Auch 
scheint  es,  dass  hierin  die  Hauptursache  dieser  eigenlhümlichen  Thatsachen  zu 
suchen  sei.  ( Ibid , p.  119.)  B. 

Ueber  die  Zersetzung  des  Wassers  durch  den  galva- 
nischen Strom  bringen  die  Compt.  rend.  T.  XXXVIII.  pag.  443 — 48.  drei 
verschiedene  Abhandlungen  von  Ja  min,  L e b I a n c und  S o r e t.  Jamin  hat 
gefunden,  dass  der  durch  Electrolyse  entwickelte  Wasserstoff  andere  Eigenschaf- 
ten hat  , als  der  durch  Zink  (vergl.  Bd.  I.  374.).  Er  sammelte  den  Wasser- 
stoff in  einer  graduirteri  Glocke  und  brachte  diese  in  ein  anderes  Gefäss , das 
mit  reinem  oder  mit  einigen  Tropfen  Salpetersäure  angesäuerten  Wasser  gefüllt 
ist,  neben  eine  andere,  welche  dieselbe  Menge  durch  Zink  entwickelten  Wasser- 
stoff enthält.  Dann  schnitt  er  zwei  ganz  gleiche  Stücke  Platindraht,  erhitzte  sie 
in  der  Spirituslampe  und  tauchte  sie  so  unter  die  Glocke  , dass  dadurch  eine 
metallische  Verbindung  zwischen  Gas  und  Flüssigkeit  hergestellt  wurde.  Der 
durch  Zink  entwickelte  Wasserstoff  verlor  nichts  an  Volum  , der  durch  den  gal- 
vanischen Strom  entwickelte  aber  nahm  schnell  ab  wie  folgt: 

Zeit  4 St.  20  M.  4 St.  25  M.  4 St.  40'.  M.  5 St.  5 M.  5 St.  55  M.  12  St. 
Volum  84  80  77  70  66  60. 

Dann  trat  keine  Verringerung  mehr  ein.  Mitunter  stieg  der  absorbirbare  Theil 
bis  zu  3/*,  meistens  machte  er  nicht  die  Hälfte  aus.  Um  den  Zusammenhang  zwi- 
schen Bildung  des  absorbirbaren  Wasserstoffs  und  Stromstärke  zu  bestimmen,  hat 
J.  die  Stromstärke  mittels  der  Sinusboussole  gemessen.  Er  führte  die  Resultate 
auf  die  Zeiteinheit  und  Intensitätseinheit  zurück  und  fand  dann  , dass  die  pro- 
ducirte  Wasserstoffmenge  ein  Maximum  hat.  In  diesem  Falle  war  das  Gas  nicht 
absorbirbar;  waren  die  entwickelten  Gasmengen  unter  dem  Maximum,  so  waren 
sie  absorbirbar.  Demnach  ist  zur  Entwicklung  des  absorbirbaren  Gases  eine 
grössere  Menge  Electricität  nöthig  , als  zu  der  eines  gleichen  Volums  des  ge- 
wöhnlichen Gases.  Zur  Erklärung  giebt  J.  zwei  Wege:  einmal  eine  besondere 
Modification  von  Wasserstoff  (dieser  könne  eben  so  gut  electrisirl  werden  wie 
der  Sauerstoff)  oder  man  müsse  annehmen  , dass  sich  am  negativen  Pol  mehr 
oder  weniger  Knallgas  neben  dem  Wasserstoff  entwickele.  — Leblanc  erhielt 
beim  Zersetzen  des  mit  J/io  conc.  Schwefelsäure  versetzten  Wassers  in  einem 
abgekühlten  Voltameter  viel  weniger  Sauerstoff  am  positiven  Pol,  als  die  Hälfte 
des  Wasserstoffs  am  negativen.  Erslerer  war  stark  ozonisirt  und  auch  das  Was- 
ser im  Voltameter  hatte  stark  oxydirende  Eigenschaften.  Als  L.  nun  noch  Pla- 
tinschwamm zum  positiven  Pol  machte  , oxydirte  das  Wasser  essigsaures  Kali 
rasch  zu  ameisensaurem.  — Soret  fand,  dass  das  Gas,  welches  sich  in  einem 
mit  einer  Kältemischung  abgekiihllen  Voltameter  entwickelte , Kautschuk  heftig 
angriff , was  nicht  der  Fall  war , wenn  keine  Abkühlung  statt  fand.  Er  liess 
durch  das  Ozon  arsenige  Säure  oxydiren  und  bestimmte  so  die  Mengen  von 


284 


Ozon,  die  sich  bei  verschiedenen  Temperaturen  bildeten.  Bei  diesen  Versuchen 
war  bei  1 — 10  die  Flüssigkeit  im  Voltameter  Schwefelsäure  mit  5 Tbl.  Wasser 
verdünnt  und  in  11  u.  12  Chromsäure  und  Wasser.  Bei  1 und  2 war  das 
Voltameter  nicht  abgekühlt,  in  3 und  4 nur  sehr  wenig,  bei  5 und  6 aber  mit- 
telst Kochsalz  und  Eis.  In  7 war  die  Temperatur  am  Ende  des  Versuches  noch 
unter  0°,  in  8 noch  — 7°,  in  9 zu  Anfänge  6°,  in  10  — 13°, 3 zu  Anfänge  und 
— 6°  zu  Ende,  in  11  war  das  Voltameter  abgekühlt,  in  12  aber  nicht. 

Volum  des  Proporl.  Ozon 
Dauer  der  Ent-  entwick.  Gases  zum  enlwick. 


Wickelung. 

Cub.  Cent. 

Sauerstoff. 

1. 

Kleines  Voltameter 

1 St. 

52  M. 

666 

unmerklich 

2. 

91 

99 

2 „ 

45  „ 

1500 

99 

3. 

91 

99 

1 „ 

731,64 

0,00032 

4. 

99 

11 

3 „ 

55  „ 

1461,16 

0,00092 

5. 

Grösseres 

99 

■ — 

— 

1263,16 

0,00236 

6. 

99 

„ 

— 

— 

1166,89 

0,00351 

7. 

Kleines 

99 

2 „ 

5 „ 

1488,471 

0,00293 

8. 

Grosses 

99 

— 

5 „ 

737,47 

0,00489 

9. 

91 

2 „ 

15  „ 

1445,5 

0,00129 

10. 

99 

91 

2 „ 

55  „ 

1451,48 

0,00383 

11. 

Kleines 

91 

4 „ 

15  „ 

1462,37 

0,00758 

12. 

Grosses 

99 

3 „ 

35  „ 

1444,43 

0,000306 

B 

Chemie,  Ramme!  sb  e rg,  über  das  Verhältnis,  in  wel- 
chem isomorphe  Körper  zusammenkrvstallisiren  und  denEin- 
fluss  desselben  auf  die  Form  der  Krystalle.  — Leblanc,  Beudant, 
Gay-Lussac  und  Mitscherlich  haben  nachgewiesen , dass  die  Krystallformen  der 
isomorphen  Mischungen  , wenn  zwei  oder  mehrere  isomorphe  Körper  aus  einer 
gemeinschaftlichen  Auflösung  krysfallisiren  oder  wenn  man  einen  Krystail  des 
einen  in  der  Auflösung  des  andern  sich  vergrössern  lässt,  übereinslimmen  mit 
denen  ihrer  nächsten  Beslandlheile,  wenn  diese  selbst  gleiche  Form  besitzen.  Bei 
verschiedener  Kryslallform,  die  durch  eine  Verschiedenheit  im  Wassergehalt  be- 
dingt wird,  erhält  man  Krystalle  von  beiden  Formen,  in  denen  dann  die  Anzahl 
der  Atome  gleich  ist  der  in  dem  betreffenden  isomorphen  Mischungstheil  des 
Ganzen  ; so  z.  B.  aus  einer  Auflösung  von  Kupfer-  und  Eisenvitriol  sowohl  Kry- 
stalle von  der  Form  des  ersteren  als  des  letzteren,  in  welchen  sich  beide  Salze 
entweder  mit  5 oder  7 Atomen  Wasser  verbunden  haben.  R.  hat  nun  versucht 
zu  zeigen,  worin  die  Ursache  dieser  Erscheinung  liegt.  Man  nimmt  wohl  an, 
dass  die  Form  der  isomorphen  Mischung  sich  nach  dem  vorwaltend  vorhande- 
nen Mischungstheil  richte,  aber  es  sind  noch  keine  Versuche  angestellt,  um  die 
Glänze  zu  bestimmen , bei  welcher  das  Verhältnis  der  isomorphen  Substanzen 
Anlass  zur  Entstehung  der  zweiten  Form  gibt.  Dann  fragt  sich  weiter,  ob  das 
Verhältniss  zweier  oder  mehrerer  isomorpher  Körper  in  ihren  Mischungen  ein 
stöchiometrisch  einfaches  oder  innerhalb  weiter  Grenzen  unendlich  difl'erii endes 
ist.  Eine  andere  Aufgabe  ist  noch  die  Beziehungen  zu  erforschen,  in  welchen 
die  Modificatiou  der  äusseren  Form  isomorpher  Körper  zu  ihrer  chemischen 
Natur  steht.  — R.  betrachtet  seine  Versnche  nur  als  ein  Bruchstück , das  erst 
dann  zu  einem  Ganzen  werden  könnte,  wenn  die  Kräfte  mehrerer  sich  dazu  ver- 
einigten. Sie  betreffen  die  isomorphen  Mischungen,  welche  schwefelsaure  Talk- 
erde , Eisenoxydul , Manganoxydul , Zinkoxyd  , Kupferoxyd  , salpetersaurer  Baryt, 
Bleioxyd , gewöhnlicher  Alaun  und  Chromalaun , schwefelsaures  und  chrom- 
saures Kali  bilden.  Der  Einfachheit  wegen  sind  stets  nur  zwei  Salze  ge- 
mischt worden.  Diese  wurden  in  dem  Gewichlsverhältniss  bestimmter  Atom- 
gewichte aufgelöst  und  die  Auflösung  in  fast  allen  Fällen  durch  freiwilliges  Ver- 
dunsten zum  Kryslallisiren  gebracht.  Niemals  wurde  eine  grössere  Quantität 
solcher  Anschüsse  erzeugt;  die  Krystalle  wurden,  sobald  sie  irgend  eine  Ver- 


285 


schiedenheit  in  Form,  Farbe,  selbst  eine  auffallende  in  der  Grösse  zeigten  ge- 
sondert und  die  Mutterlauge  in  gleicher  Art  zur  Gewinnung  mehrfacher  Krystal- 
lisalionen  benutzt.  Wo  es  die  Grösse  der  Kryslalle  erlaubte  wurden  nur  einige 
wenige  von  gleicher  äusserer  Beschaffenheit  der  Analyse  unterworfen.  Das  Re- 
sultat ist  als  ein  Ausdruck  der  mittleren  Zusammensetzung  eines  Krystallan- 
schusses  zu  betrachten , denn  die  nach  und  nach  sich  bildenden  Kryslalle  sind 
in  den  meisten  Fällen  wirklich  in  der  Zusammensetzung  verschieden,  ohne  dass 
sich  dies  nach  aussen  hin  verräth.  Resultate  der  Versuche:  1.  Mg0S03-|-7H0 
und  Zn0S03-i-7H0.  In  allen  isomorphen  Mischungen  der  Sulphate  von  Zink- 
oxyd und  Talkerde  ist  das  Verhältniss  beider  Salze  jederzeit  das  ursprünglich 
gewählte.  Dieser  Fall  tritt  bei  den  übrigen  sehr  selten  ein,  er  scheint  abzuhän- 
gen von  dem  Löslichkei tsverhäl I niss.  Hier  ist  die  Löslichkeit  beider  Salze  ziem- 
lich dieselbe.  2.  Fe0S03-{-7H0  und  Mg0S03-}-7H0  krystallisiren  in  der  Form 
des  Eisensalzes,  sobald  entweder  gegen  10  Atome  Eisensalz  1 Atom  Talkerde- 
salz oder  gegen  1 Atom  Eisensalz  höchstens  2 bis  3 Atome  Talkerdesalz  vor- 
handen sind.  Wenn  sie  in  der  Bittersalzform  anschiessen,  so  enthalten  sie  min- 
destens 4 Atome  dieses  Salzes  gegen  1 Atom  Eisenvitriol.  3.  Fe0S03-}-7H0 
und  Zn0S03+7H0  verhalten  sich  ganz  wie  2.  4.  MnOSU3-j-5HO  und  FeOSO3-}- 

7HO  zeigen  die  Form  des  Eisensalzes  mit  7 Atomen  HO,  wenn  sie  1 Atom 
Eisensalz  gegen  höchstens  3 Atome  Mangansalz  enthalten,  oder  die  Form  des 
letzteren  mit  4 Atomen  HO,  dann  aber  kommen  wenigstens  20  Atome  desselben 
auf  1 Atom  Eisenvitriol.  5.  Mn0S03-{-5H0  und  Mg0S03-f~7H0  : Form  des  letz- 
teren bei  n Atom  Talkerdesalz  gegen  1 Atom  Mangansalz;  findet  aber  das  Um- 
gekehrte statt  so  zeigen  die  Krystalle  die  Form  des  Eisenvitriols.  5.  Mn0S03-f- 
5HO  und  Zn0S03-J-7H0 : Verhalten  wie  4.  6.  Cu0S03-f-5H0  und  Mn0S03-j- 

5HO.  Die  isomorphen  Mischungen  enthalten  die  Salze  nicht  in  dem  ursprüng- 
lich gewählten  Verhältniss,  sondern  anfangs  das  Kupfersalz,  zuletzt  das  Mangan- 
salz in  grösserer  Menge.  8.  Cu0S03-|-5H0  und  Mg0S03-|-7H0.  Entweder  die 
Form  des  Kupfervitriols  mit  5HO  oder  des  Eisenvitriols  mit  7HO.  Im  ersteren 
Falle  sind  mindestens  7 Atome  Kupfersalz  gegen  1 Atom  Talkerdesalz  in  der 
Mischung;  im  letzteren  ist  die  Anzahl  der  Atome  gleich  oder  das  Talkerdesalz 
überwiegt.  9.  Cu0S03-j-5H0  und  Zri0S03-f-7H0  ; Verhalten  ganz  ähnlich  wie 
8.  Die  Kupfervitriolform  bedingt  mindestens  5 Atome  Kupfersalz  gegen  1 Atom 
Zinksalz.  10.  Cu0S03-f-5H0  und  Fe0S03-f-7H0  : im  Allgemeinen  die  Formen 
des  letzteren  mit  7 Atomen  HO  und  erst  bei  grossem  Ueberschuss  des  Kupfer- 
salzes die  des  letzteren  mit  5 Atomen  HO.  11.  (K0S03-}-Al203,3S03)4-24H0 
und  (K0S03-j-Cr203,3S03)  -f-  24HO.  Der  Chromalaun  löst  sich  in  6 Theilen, 
der  Thonerdealaun  in  12  Theilen'  HO.  Dem  entsprechend  sind  die  ersten  An- 
schüsse reicher  an  letzterem.  Die  erhaltenen  Mischungen  zeigen  beide  Salze  in 
dem  Verhältniss  5:1,  2:1,  1:1,  1:2,  1:8  und  1 : 22.  12.  BaONO5  und 
PbONO5.  Kein  Anschuss  gab  das  ursprüngliche  Verhältniss  wieder.  Die  Mi- 
schungsverhältnisse sind  im  Allgemeinen  5:1,  3 : 1,  1 : 2,  1:4,  1:8  und  1:11. 
Auch  hier  entspricht  der  Wechsel  der  Mischung  der  ungleichen  Löslichkeit.  Denn 
1 Theil  BaONO5  erfordert  12  Theile  und  1 Theil  PbONO5  7,5  Th  HO  zur  Auf- 
lösung. Deshalb  findet  sich  das  Barytsalz  in  den  ersten  Anschüssen  in  über- 
wiegender Menge.  13.  KOSO3  und  KOCrO3.  Die  Mischungsverhältnisse  beider 
Salze  sind,  bei  gleichen  Aequivalenten  in  der  Lösung,  20  : 1,  7 : 1,  1 : 2.  Da 
das  KOSO3  ungefähr  9 Theile  und  das  KOCrO3  nur  2 Theile  HO  zur  Auflösung 
bedarf,  so  steht  das  Resultat  auch  hier  mit  der  Löslichkeit  im  Verhältniss.  — 
Monheims  Versuche  (Verh.  d.  naturh.  Ver.  d.  prenss.  Rheinl.  IX.)  zeigen  ebenso 
deutlich,  dass  die  Löslichkeit  zweier  isomorpher  Salze  die  Zusammensetzung  ih- 
rer Mischungen  im  Allgemeinen  bestimmt.  ( Poyy . Ann.  Bd.  XCI.  <p.  321.) 

W.  B. 

Auf  Veranlassung  von  Liebig  hat  Schönbein,  ähnlich  wie  vor  7 Jah- 
ren in  Pogg.  Ann.  Bd.  LXXI.  p.  517.,  alles  zusammengestellt,  was  über  die 
verschiedenen  Zustände  des  Sauerstoffs  bekannt  geworden  und 
festgestellt  ist.  Den  ersten  umfangreichen  Abschnitt  hat  er  bereits  in  den  Ann. 
d.  Chem.  u.  Pharm.  Bd.  LXXXIX.  p.  257  veröffentlicht. 


286 


H.  Rose,  über  die  Verbindungen  der  Borsäure  und  des 
Wassers  mit  der  Thonerde.  — Die  Borsäure  zeigt  zwar  in  ihren  Ver- 
bindungen manche  Analogie  mit  der  Kohlensäure,  gegen  schwache  Basen  verhall 
sie  sich  jedoch  etwas  anders.  Die  Thonerde  zeigt  gegen  die  Borsäure  ein  dem 
Eisenoxyd  ähnliches  Verhalten.  Der  hier  verwendete  Kali-Alaun  war  vollkommen 
frei  von  Ammoniak.  1)  Fällungen  vermittelst  des  neutralen  Bo- 
rax. Fällung  bei  Ueberschuss  des  borsauren  Natrons;  4 Atome  gegen  1 Atom 
Kali-Alaun.  Niederschlag  sehr  voluminös.  Der  eine  Theil  wurde,  ohne  ausge- 
waschen zu  werden,  zwischen  Fliesspapier  gepresst  und  bei  100°  getrocknet. 
Die  abfiltrirte  Flüssigkeit  enthielt  keine  Thonerde.  Zusammensetzung: 


Sauerstoff 

Thonerdc 

38,37 

17,94 

Borsäure 

37,56 

25,83 

Schwefelsäure 

2,64 

1,58 

Wasser 

12,09 

10,75 

Natron 

6,13 

1,57 

Kali 

3,21 

100,00 

0,54. 

Hiernach  berechnet  sich  die  Zusammensetzung  14A1203B03  mit  4Na0-f-6B03; 
die  dem  borsauren  Eisenoxyd  analoge  Verbindung  enthielt  also  eine  Mengung 
von  ein-  und  zweifachem  borsauren  Natron.  Dies  ist  aber,  nach  der  Fällung 
des  borsauren  Eisenoxydes  zu  urtheilen,  wenig  wahrscheinlich;  daher  ist  folgende 
berechnete  Zusammensetzung,  obgleich  sie  nicht  so  gut  mit  den  gefundenen  Re- 
sultaten übereinstimmt,  die  richtigere:  3(AI203B034-H0)-t-(Na0ß03-f-5H0)  ge- 
mengt mit  V*  Atom  KOSO3.  Beim  Eisenoxyd  sind  4 Atome  des  borsauren  Ei- 
senoxydes mit  1 Atom  neutralen  Borax  verbunden.  Das  neutrale  borsaure  Na- 
tron bildet  mit  der  borsauren  Thonerde  eine  chemische  Verbindung,  da  es  keine 
Kohlensäure  anzieht.  Die  Verwandtschaft  ist  aber  so  schwach,  dass  die  Verbin- 
dung durch  blosses  Auswaschen  mit  Wasser  zersetzt  wird,  wie  sich  dies  beim 
zweiten  Theil  des  Niederschlages  zeigte.  Das  Waschwasser  war  frei  von  Thon 
erde  und  der  Niederschlag  frei  von  Schwefelsäure  und  Alkali.  Bei  100°  getrock- 
net ergab  sich  folgende  Zusammensetzung: 

Sauerstoff  At.  berechnet 
Thonerde  56,36  26,34  2 56,24 

Borsäure  18,79  12,92  1 19,11 

Wasser  24,85  22,19  5 24,65 


100,00  100,00 
Formel  (Al203B03-^-2H0)-j-3H0,Al203.  Die  Thonerde  hat  noch  die  Hälfte  der 
Borsäure  verloren,  also  weniger  als  das  borsaure  Eisenoxyd,  und  ist  mit  einem 
Hydrate  der  Thonerde  verbunden,  das  künstlich  dargestellt  werden  kann  und  in 
der  Natur  als  Gibbsit  vorkommt.  — 2)  Fällungen  vermittelst  des  ge- 
wöhnlichen Borax.  Verhällniss  wie  bei  1.  Die  abfiltrirte  Flüssigkeit  ent- 
hielt auch  hier  keine  Thonerde.  Der  nicht  ausgewaschene  Theil  des  Nieder- 
schlages zeigte  nach  dem  Trocknen  eine  bernsteinähnliche  Farbe,  die  beim  Glü- 
hen verschwand.  Das  geglühte  Salz  enthielt  keine  Schwefelsäure.  Bei  100°  ge- 
trocknet zeigte  die  Verbindung  folgende  Zusammensetzung:  4(AI203,2B03-f-3H0)-|- 
3H0,Al203-f-(Na0,2B03-}-5H0)  gemengt  mit  1 Atom  NaOSO3  oder  statt  dessen 
zum  Theil  mit  KOSO3;  also  zweifach  borsanre  Thonerde,  die  mit  Thonerdehy- 
drat und  schwefelsaurem  Alkali  gemengt  niedergefallen  ist.  Verschiedenes  Ver- 
halten gegen  Eisenoxyd.  Nach  dem  Auswaschen  zeigte  der  Niederschlag  folgende 
Zusammensetzung:  2(Al203,B03-f-2H0)-f-3H0,Al203  ; dje  Formel  enthält  indess 
1 Atom  HO  weniger,  als  gefunden  wurde.  Dieser  Niederschlag  enthält  also  ge- 
rade noch  einmal  so  viel  von  der  Verbindung  A1203B03  -|-  2HO  gegen  dieselbe 
Menge  von  Thonerdehydrat,  wie  der  unter  gleichen  Umständen  bei  1.  erhaltene. 
Die  Thonerde  hat  also  eine  weit  grössere  Verwandtschaft  zur  Borsäure  wie  zur 
Kohlensäure.  Die  Verwandtschaft  der  Borsäure  zur  Thonerde  ist  grösser,  als 
die  zum  Eisenoxyd  und  selbst  als  die  zu  vielen  stärkern  Basen.  — Da  die  An- 
sichten über  die  Verbindung  der  Thonerde  mit  Kohlensäure  von  einander  ab 


287 


weichen,  so  wurden  auch  hierüber  Versuche  angestellt.  Eine  bedeutende  Menge 
eines  käuflichen  Alauns,  Kali  und  Ammoniak  enthaltend,  in  vielem  HO  gelöst, 
wurde  durch  einen  Ueberschuss  von  kohlensaurem  Ammoniak  gefällt  und  der 
Niederschlag  mit  reinem  Flusswasser  ausgewaschen,  bis  keine  Reaction  auf  Schwe- 
felsäure eintrat.  Der  Niederschlag  enthielt  aber  noch  viel  SO3,  deshalb  wurde 
er  in  CIH  gelöst,  abermals  gefällt,  die  Flüssigkeit  abgegossen  und  der  Nieder- 
schlag mit  deslillirtem  Wasser  gekocht.  Dies  wurde  so  oft  wiederholt  bis  das 
Wasser  nur  noch  höchst  geringe  Spuren  von  SO3  anzeigle.  Aehnlich  wie  das 
Eisenoxydhydral  verlor  auch  dieser  Niederschlag  seine  voluminöse  Beschaffenheit 
unler  Wasser.  Zuletzt  wurde  er  vollständig  ausgewaschen.  Zusammensetzung 
im  lufttrocknen  Zustande  : 


Sauerstoff 

At. 

Berechnet 

Thonerde 

34,48 

16,12 

1 

32,63 

Ammoniumoxydhydrat 

15,33 

4,7  L 

1 

16,53 

Kohlensäure 

26,77 

19,47 

2 

27,96 

Wasser 

23,42 

20,82 

4 

22,88 

100,00 

100,00 

Die  einfachste  Ansicht  lässt  sich  durch  die  Formel  3H0,AI203-f-(£fH040,2C02-f- 
HO)  ausdrücken.  Das  Vorhandensein  von  kohlensaurer  Thonerde  hält  R.  nicht 
für  wahrscheinlich,  selbst  wenn  man  einwenden  wollte,  das  doppelt  kohlensaure 
Ammoniak  würde  beim  Erhitzen  zerlegt.  — Muspratt  gibt  nicht  an,  ob  er  seine 
kohlensaure  Thonerde  auf  Ammoniak  geprüft  habe.  ( Pogg . Ann.  Bd.  XCl. 
p.  452.)  W.  B. 

Vogel  hat  die  Angabe  von  Wurtz  (Journ.  f.  pract.  Chem.  ßd.  LVII. 
pag.  119.)  , dass  in  dem  kohlensauren  Kali  ans  Weinstein  ebenfalls 
Kieselsäure  vorkommt,  bestätigt.  Er  untersuchte,  ob  diese  Verunreinigung 
aus  den  Gefässen  oder  dem  Weinstein  selbst  herrühre.  Aus  den  mitgetheilten 
Versuchen  ergiebt  sich  , dass  aus  dem  gereinigten  Weinstein  vollkommen  kiesel- 
säurefreies kohlensaures  Kali  gewonnen  werden  kann  bei  Anwendung  von  Pla- 
tingefässen  und  dass  diese  Verunreinigung  vorzugsweise  bedingt  wird  durch  An- 
wendung von  eisernen,  Glas-  oder  Porcellangefässen.  Selbst  wenn  eine  Lösung 
vou  kohlensaurem  Kali  nur  kurze  Zeit  in  Glassgefässen  aufbewahrt  wird  zeigt 
sie  sich  schon  Kieselsäure  haltig.  {N.  Rept.  f.  Pharm.  Bd.  lll.  p.  99.) 

W.  B. 

Pusey,  über  das  Vorkommen  und  die  Gewinnung  des 
Chilisalpeters  (salpeter sauren  Natrons). — Leber  die  ausgedehn- 
ten , oft  mehrere  Fuss  dicken  Lager  des  salpetersauren  Natrons  in  Peru  haben 
wir  kürzlich  durch  einen  Augenzeugen  , firn,  ßollaert , der  mehrere  Jahre  lang 
an  Ort  und  Stelle  war,  völlig  sichere  Nachrichten  erhallen.  Peru  bildet  bekannt- 
lich einen  schmalen  Landstrich,  der  westlich  vom  stillen  Meere,  östlich  von  der 
Andesketle  begrenzt  wird.  Der  Süden  dieses  Landstriches  ist  mehrere  hundert 
(englische)  Meilen  lang,  völlig,  dürr  und  bildet  die  Provinz  Taragala  deren  wich- 
tigster flafen  Iquique  heisst.  In  diesem  Landstrich  findet  man  weder  Holz, 
noch  Wasser,  noch  irgend  eine  Pflanze,  und  es  herrscht  hier  eine  erstaunliche 
Dürre.  Wenn  man  von  Iquique  landeinwärts  geht,  so  muss  man  zunächst  einen 
sanft  abfallenden,  aus  losem  Sande  bestehenden,  1000  Fuss  hohen  Hügel  hin- 
aufsteigen. Oben  findet  man  viel  Salz  von  derjenigen  Beschaffenheit , welches 
man  klingend  nennt.  Es  herrscht  hier  eine  gänzliche  Oede  und  die  umherlie- 
genden Salzstücke  geben  der  Gegend  das  Ansehen  eines  Schneegefildes  , bevor 
die  letzten  schmutzigen  Stellen  desselben  wegthauen.  — Hat  man  diesen  Kamm, 
der  etwa  10  (englische)  Meilen  breit  ist,  zurückgelegt,  so  gelangt  man  zu  einer 
ausgedehnten,  3000  Fuss  über  der  Meeresfläche  liegenden  Ebene,  der  von  Ta- 
marugal*j,  die  am  Fusse  der  Anden  80  Meilen  lang  vou  Norden  nach  Süden 


*)  Die  Ebene  von  Tamarugal  liegt  zwischen  dem  18.  und  22.°  südlicher 
Breite  und  307 — 309.°  westlich  von  Ferro. 


288 


streicht.  Diese  Ebene  wird  an  ihrer  westlichen  Seile  , also  an  der  nach  der 
Seekiiste  hin,  von  den  in  Rede  stehenden  Salzlagern  begrenzt.  Da,  wo  die  Ebene 
in  das  Kiistengebirge  übergeht,  sowie  an  den  Seiten  einiger  hohen  Bachufer  und 
endlich  auch  in  einigen  Gebirgshöhlen  findet  man  die  Ablagerungen  des  Würfel- 
salpeters; mindestens  jedoch  18  (englische)  Meilen  weil  von  der  Küste  entfernt. 
Gereinigt  wird  dieses  Salz  in  etwa  100  Werkstätten , welche  in  Alt-  und  in 
Neu  - La  Noria  liegen,  von  welchen  jenes  nördlich,  dies  südlich  liegt.  Durch- 
schnittlich sind  die  Salzlager  500  Yards  (Ellen)  breit,  am  manchen  Stellen  7 
— 8 Fuss  mächtig  und  mitunter  völlig  rein.  Die  Höhlen  gleichen  ausgetrockne- 
ten Teichen  und  sind  2 — 3 Fuss  stark  mit  Salz  bedeckt.  Es  zeigen  sich  sehr 
verschiedene  Arten  des  Salzes  von  20 — 85  Procent  Gehalt  an  Würfelsalpeter, 
zum  Theil  mit  Eisen  und  Jod,  auch  wohl  mit  Glaubersalz,  kohlensaurem  Natron, 
salzsaurem  Kalk,  gelegentlich  auch  mit  borsaurem  Kalk  verbunden.  Die  Ebene 
von  Tamarugal  enthält  eine  solche  Menge  von  Würfelsalpeter,  dass  dadurch  des- 
sen Verbrauch  von  ganz  Europa  für  eine  lange  Reihe  von  Jahren  gesichert  ist; 
auch  findet  sich  dieses  Salz  in  der  Wüste  von  Atacama,  sowie  auch  in  den  An- 
den. — Das  Vorhandensein  des  Wütfelsalpeters  in  Tamarugal  ist  etwa  seit  100 
Jahren  in  Europa  bekannt,  aber  der  erste  wurde  1820  von  dort  her  nach  Eng- 
land gesendet.  Ebenso  wusste  man  seit  200  Jahren  , dass  der  Guano  ganz  in 
der  Nähe  jener  verbrannten  Gegend  aufgehänft  liege,  und  dennoch  kam  er  erst 
einige  Jahre  später  nach  Europa.  11  r.  Bollaert  erzählt  uns,  dass,  als  1820  ei- 
niger Würfelsalpeter  nach  England  geschickt  wurde,  er  daselbst  über  Bord  in’s 
Meer  geworfen  wurde,  weil  er  einen  zu  hohen  Eingangszoll  zahlen  sollte.  Zehn 
Jahre  später,  also  1830,  wurde  eine  Ladung  nach  den  nordamerikanischen  Frei- 
staaten gesendet ; da  er  aber  dort  unverkäuflich  war,  so  sandte  man  einen  Theil 
der  Ladung  nach  Liverpool  , wo  er  indess  gleichfalls  unverkäuflich  blieb.  In 
den  nächsten  Jahren  wurde  indess  eine  spätere  Ladung  in  England,  die  Tonne 
(=20Centner)  zu  35  Pfund  Sterling,  verkauft,  und  bis  zum  Jahre  1850  wur- 
den allein  ans  dem  Hafen  von  Iqnique  239,860  Tonnen  ausgefuhrt  und  dafür 
gegen  5 Millionen  Pfund  Sterling  vereinnahmt.  Seitdem  hat  sich  der  Marktpreis 
auf  16 — 17  Pfund  Sterling  für  die  Tonne  festgestellt,  aber  dieser  Preis  ist  noch 
viel  zu  hoch.  Denn  nach  Hi  n.  Darwin  werden  die  Hauptkosten  durch  den  Trans- 
port des  Würfelsalpeters  aus  den  Salinen  bis  zur  Seeküste  verursacht.  Diese 
Strecke  beträgt  aber  in  gerader  Linie  nicht  mehr  als  10  (englische)  Meilen,  die 
man  bei  den  vielen  Windungen  und  Krümmungen,  welche  man,  da  ein  Weg 
nicht  vorhanden  ist,  zurücklegen  muss,  auf  einem  Maulesel  vom  Hafen  aus  in 
einem  Tage  macht.  Ebenso  wird  auch  der  Würfelsalpeter  aus  den  Salinen  auf 
Mauleseln  bis  zur  See  gebracht.  — Wenn  aber  der  Würfelsalpeler , der  bisher 
nur  von  den  chemischen  Fabriken,  nicht  aber  von  den  Landwirlhen  gekauft  wurde, 
als  Düngnngsmillel  in  den  Handel  kommt,  so  wird  sich  sein  Preis  sehr  ermäs- 
sigen.  Denn  bisher  kam  nur  gereinigter  Würfelsalpeter  nach  England;  die 
Reinigung  an  Ort  und  Stelle  ist  aber  sehr  umständlich  und  kostbar,  da  es  dort 
an  Wasser  und  Feuermaterial  fehlt  und  letzteres  in  englischen  Steinkohlen  be- 
steht, die  von  England  aus  um  das  Cap  Horn  herum  in  den  Hafen  von  Iqnique 
gesendet  werden  und  von  da  aus  auf  Mauleseln  nach  La  Norio  gehen.  Für  den 
landwirtschaftlichen  Verbrauch  ist  aber  eine  Reinigung  des  Würfelsalpeters  nicht 
nöthig.  Oben  wurde  angegeben , dass  im  ungereinigten  Salze  der  Gehalt  an 
Würfelsalpeter  bis  85  Procent  beträgt  und  nur  andere  Salze  denselben  verunrei- 
nigen. Eine  solche  Verunreinigung  ist  aber  für  landwirlhschaftliche  Zwecke  so- 
gar nützlich , .mindestens  unschädlich.  Das  Rohmaterial  liegt  an  der  Oberfläche, 
wenige  Meilen  von  der  Seeküste,  nicht  bloss  nahe  bei  Iquique,  sondern  auf  ei- 
ner weiten  Strecke  des  Küstenstriches.  Es  lässt  sich  wie  Kies  graben,  und  es 
lässt  sich  daher  nicht  absehen,  warum  man  es  in  England  nicht  mit  6 statt  mit 
16  Pfund  Sterling  die  Tonne  sollte  kaufen  können,  da  die  Diingungskrafl  die- 
ses Salpetersäuren  Salzes  auch  in  seinem  ungereinigten  Zustande  vorhanden  ist. 
Denn  dazu  fehlt  nichts  als  wenige  Meilen  Chaussee,  und  wäre  dieser  Landstrich 
im  Besitze  einiger  Männer  aus  den  nordamerikanischen  Freistaaten , so  würde 
bereits  eine  Eisenbahn  zwischen  Iquique  und  La  Noria  bestehen.  Wir  wollen 


289 


hollen,  dass  einige  Kautleule  oder  eine  Acliengesellschaft  ein  solches  Unterneh- 
men ansführen  werden,  das,  wenn  es  glückt,  zugleich  den  Preis  des  Guano 
sehr  herabstellen  wird ; denn  glücklicherweise  lässt  sich  der  grosse  Landstrich, 
auf  welchem  man  den  Wurfelsalpeter  findet,  nicht  durch  ein  Monopol  ausbeu- 
ten , wie  es  mit  den  Guanoinseln  durch  die  peruanische  Regierung  geschieht. 
Denn  wenn  diese  Regierung  sich  bewogen  fühlen  sollte  , den  Handel  mit  Wür- 
felsalpeter zu  monopolisiren  , so  würde  man  dieses  Salz  aus  der  angrenzenden 
Wüste  von  Atacama  beziehen  , welche  zu  Rolivien  gehört.  ( Journ . of  the 

agric.  soc.  of  England  1853.)  W.  B. 

Während  Wühler  an  der  auf  S.  207  erwähnten  Reclamation  keinen  An- 
theil  hatte,  ist  eine  solche  doch  nachträglich  von  ihm  erfolgt,  wodurch  D e v i 1 1 e 
noch  einmal  Gelegenheit  erhielt,  seine  grosse  Entdeckung  in  helles  Licht  zu  stel- 
len. Wenn  wir  wiederum  hierauf  zurückkommen,  so  geschieht  es  nur  aus  dem 
Grunde,  um  auch  dem  Scherz  neben  dem  Ernst  sein  Recht  zu  wahren  und  in 
die  einförmige  Arbeit  beim  Referiren  einige  Abwechslung  zu  bringen.  D.  be- 
harrt  darauf,  dass  sein  A I n m i n i u m wesentlich  verschieden  sei  von  dem  Wüh- 
lers und  zwar  seinen  eigenen  Worten  nach,  „par  la  nettete  de  ses  reactions.“ 
Dieser  Unterschied  kommt  auf  Rechnung  von  Verunreinigungen , die  unmöglich 
vermieden  werden  können , wenn  man  mit  Platin  arbeitet.  Mit  der  grössten 
Sorgfalt  hat  D.  die  Versuche  Wühlers  wiederholt  und  dann  durch  „minutiöse  Un- 
tersuchungen“ , die  nur  von  der  illustrirten  Zeitung  gewürdigt  werden  können, 
gefunden  , dass  das  Aluminium  Platin  und  Natrium  enthalte.  Von  dem  Platin 
rührt  die  schwere  Schmelzbarkeit  her  und  das  Natrium  raubt  dem  Aluminium 
die  meisten  chaiacteristiscben  Eigenschaften.  Bei  niedriger  Temperatur  wirkt 
das  Aluminium  auf  das  Platin,  wie  Quecksilber  auf  Silber.  Die  Gegenwart  des 
Natriums  bewirkt , dass  das  Aluminium  bei  100°  das  Wasser  zersetzt  und  sich 
in  verdünnten  Säuren  auflöst.  Selbst  in  kochender  Salpetersäure  erfolgt  die  Auf- 
lösung nur  so  äuserst  langsam  , dass  D.  selbst  bei  der  Analyse  darauf  verzich- 
ten musste.  Auch  soll  das  Aluminium  selbst  nicht  vom  geschmolzenen  Aetzna- 
tron  angegriffen  werden.  Diese  Eigenschaften  und  die  Unveränderlichkeit  des 
Aluminium  an  der  Luft  haben  den  Grund  abgegeben  zu  den  grossen  Hoffnungen 
D.’s  Seine  Methode  soll  es  gestatten  Barren  zu  erhalten,  deren  Grösse  allein  von 
der  in  Arbiit  genommenen  Menge  abhängt  und  die  — freilich  immer  nur  erst 
auf  dem  Papier  cxisliren.  Jetzt  will  1).  das  Aluminium  auf  neue  Art  darstellen, 
ohne  Alkali  als  Reductionsmiltel  anzuwenden.  Die  Reinheit  des  Metalls  soll 
dieselbe  sein.  Zum  Schlüsse  stimmt  D.  noch  einen  sein-  hohen  Ton  an.  Er 
sagt:  ,,  Uebrigens  sind  noch  andere,  viel  gemeinere  Metalle  als  das  Aluminium 
viel  weniger  bekannt,  als  man  es  gemeinhin  glaubt  und  in  einer  schon  lange 
vorbereiteten  Arbeit  über  reine  Metalle,  die  durch  besondere  Verfah- 
ren dar  gestellt  und  geschmolzen  worden  sind,  hoffe  ich  unerwar- 
tete Resultate  darzulegen.  Ich  will  hier  nur  an  Kobalt  und  Nickel  erin- 
nern, die  sehr  nützliche  physikalische  Eigenschaften  besitzen,  wie  z.  B.  Hämmer- 
barkeit und  Streckbarkeit  und  zwar  bis  zu  einem  ausserordentlichen  Grade.  Da- 
mit vereinige  man  eine  ausserordentliche  Zähigkeit,  die  der  des  Eisens  — bis 
jetzt  als  die  höchste  dastehend  — weil  überlegen  ist;  denn  nach  denVersuchen 
von  Wertheim  mit  Drähten  von  demselben  Durchmesser  aus  Eisen,  Nickel  und 
Kobalt  verhalten  sich  die  Lasten,  welche  ein  Zerreissen  bewirken,  wie  folgt:  60 
für  Eisen,  90  für  Nickel  nnd  115  für  Kobalt.  Dann  lassen  sich  Kobalt  und  Nickel 
eben  so  leicht  verarbeiten,  wie  Eisen,  oxydiren  sich  viel  weniger  und  können 
dieselbe  Verwendung  erleiden.“  Das  französische  Journal,  dem  wir  dieses  ent- 
nehmen (L’Inst.  Nr.  1056.  p.  105.  106.),  kann  nicht  unterlassen,  auf  die  Wich- 
tigkeit dieser  letzten  grossen  Entdeckungen  hinzuweisen.  Bei  uns  heisst  es  ab- 
warten.  Eine  Sache,  die  mit  so  vielem  Pomp  das  leichte  Geschütz  der  hoch- 
trabenden Worte  spielen  lässt,  erfüllt  mit  Misstrauen.  Will  D.  Anerkennung 
finden,  so  muss  er  seine  geheimnissvolle  Sprache  aufgeben  und  offen  reden. 

W.  B. 

Nach  Wohl  er  kann  man  Ni  ekel  und  Zink  auf  folgende  Weise  quan- 
titativ trennen:  Die  durch  Abdampfen  concentrirte  Auflösung  beider  ver- 

19 


290 


mischt  man  mit  überschüssigem  Kalihydral  und  dann  mit  so  viel  Blausäure,  dass 
sich  der  Niederschlag  wieder  aiiOöst.  Hieraus  wird  Zink  durch  einfach  Schwe- 
felkalium (nicht  Schwefelammonium)  allein  gefällt.  Man  digerirt , bis  sich  die 
Flüssigkeit  geklärt,  bringt  den  Niederschlag  aufs  Filler  und  wäscht  ihn  mit  ver- 
dünnter Schwefelknliumiüsung  aus.  Das  Filtrat  wird  , zur  Zerstörung  des  Cya- 
nürs , mit  rauchender  Salzsäure  und  Salpetersäure,  oder  chlorsaurem  Kali,  län- 
gere Zeit  im  Sieden  erhallen,  so  gleichzeitig  concenlrirt  und  dann  durch  Kali 
gefällt.  Die  hier  verwendeten  Alkalien  müssen  natürlich  frei  von  Kieselsäure 
sein.  ( Ann , d.  Chem.  u.  Pharm.  Bd.  LXXXIX . p.  376.)  W.  B. 

Schräder,  über  den  Werth  von  Eiweiss  und  Magnesia- 
hydrat  als  Antidota  bei  Sublimatvergiftungen.  — Nach  der  Er- 
fahrung ist  das  Eiweiss  nicht  zuverlässig;  ein  sicherer  wirkendes  Mittel  will 
man  in  dem  Magnesiahydrat  gefunden  haben.  Sch.  hat  nun  die  Wirksamkeit  bei- 
der geprüft  und  gelangte  zu  folgenden  Resultaten:  1.  Das  Eiweiss  ist  nicht  zu- 
verlässig. Die  Verbindung,  welche  es  mit  dem  Sublimat  eingeht,  ist  nicht  bloss 
in  einem  Ueberschuss  des  angewendelen  Eiweisses  selbst,  sondern  auch  in  dem 
im  Magen  und  Darminhalte  vorhandenen  eiweissartigen  Körpern  wieder  löslich 
und  wird  vor  Allem  von  den  darin  vorkommenden  Säuren  leicht  aufgenommen.  — 
2.  Dasselbe  kann  nur  dann  etwas  nützen,  wenn  es,  in  der  Form  von  Eierwas- 
ser, in  so  reichlicher  Menge  getrunken  w'ird,  dass  es  Erbrechen  veranlasst  oder 
wenn  man  dies  auf  andere  Art  hervorruft. — 3.  Das  Magnesiahydrat  kann  durch- 
aus nicht  als  Antidotum  betrachtet  werden,  weil  es  keine  unschädliche  Verbindung 
mit  dem  Sublimat  eingeht,  vielmehr  Quecksilberoxyd  gefallt  wird,  welches  selbst 
eine  sehr  giftige  Substanz  ist.  ( Deutsche  Klinik  1854:.)  W.  B. 

Landolt  hat  eine  ausführliche  Arbeit  über  die  Arsenäthyle  (Ann. 
d.  Chem.  u.  Pharm.  Bd.  LXXXIY.  p.  301.)  und  Dünnhaupt  eins  über  Wis- 
mut h-  und  Q u e ck  s i Ib  e r ä t hy  l bekannt  gemacht.  (Journ.  f.  pract.  Chem. 
Bd.  LXI.  p.  399.) 

Berthclot,  Verbindungen  des  Glycerins  mit  den  Säu- 
ren. — Bei  der  Fortsetzung  seiner  Versuche  (vergl.  Bd.  I.  p.  135  und  Bd.  11. 
p.  327)  hat  B.  folgende  Verbindungen  dargestellt:  1)  Triolein  C,14H,040,a= 
3C36H3404-|-C6H806 — 6110,  wird  erhallen  durch  Erhitzen  von  Glycerin  mit  sei- 
nem gleichen  Gewicht  Oelsäure  bis  auf  200°,  Abheben  der  feiten  Masse  nach 
der  Einwirkung,  Mischen  mit  dem  15 — 20fachen  an  Oelsäure  und  Erwärmen  bis 
auf  240°  während  4 Stunden.  Man  zieht  die  neutrale  Verbindung  nach  Zusatz 
von  Kalk  durch  Aether  aus;  die  Lösung  behandelt  man  mit  thierischer  Kohle 
und  fällt  durch  das  8 bis  lOfache  Volum  gewöhnlichen  Alkohols  das  Triolein. 
Es  ist  flüssig  und  neutral.  Mit  Bleioxyd  bei  100°  behandelt  zersetzt  es  sich 
langsam  und  schwer  wieder  in  Glycerin  und  Oelsäure.  Es  ist  identisch  mit  dem 
natürlichen  Olein  ; es  hat  die  Zusammensetzung  und  alle  Eigenschaften  des  von 
Chevreul  analysirten.  — 2)  Trivalerm  C36H320,2=r3C10fl1004-hC6H806— 6HO 
durch  8slündiges  Erwärmen  des  Divalerin  mit  dem  8 — lOfachen  Valeriansäure 
bis  auf  220°  C.  erhallen.  Neutrale,  ölige  Flüssigkeit  von  unangenehmem  Geruch, 
unlöslich  in  Wasser,  löslich  in  Alkohol  und  Aether.  — 3)  Tributyrin 

C30I1260'* 2  — 3C8H804-{-C6H806 — 6HO.  Bereitung  wie  2.  Neutrale,  ölige,  wohl- 
riechende Flüssigkeit,  specifisches  Gewicht  1,056.  — 4)  Tribenzoycin 
C48H20012=3C14H604-j-C6H806 — 6HO.  Neutral,  gereinigt  krystallisirt  es  in  schö- 
nen weissen  Nadeln,  die  grösser  sind,  als  die  irgend  einer  andern  Glycerin- 
verbindung. — Triacetin  C18I1140,2  = 3C4H404 -f-  C6H806 — 6HO.  Neutrale, 
wohlriechende  Flüssigkeit,  specifisches  Gewicht  1,1.74,  unlöslich  in  Wasser,  leicht 
löslich  in  verdünntem  Alkohol.  Beim  Verseifen  zerfällt  es  in  Essigsäure  und 
Glycerin.  — Die  bei  diesen  Versuchen  gefundenen  analytischen  Resultate,  beson- 
ders die  Zerlegung  und  Verseifung  des  Triacetin,  haben  B.  veranlasst  die  allge- 
mein für  das  natürliche  Stearin  angenommene  Formel  *) , die  er  früher  glaubte 


*)  Die  von  Lecanu  und  Berzelius , berechnet  nach  dem  jetzigen  Aequiva- 
lent  der  Stearinsäure.  Die  Formel  von  Pelouze  und  Liebig  ist  davon  nur  durch 

2 Aequivalente  HO  verschieden. 


291 


beibehalten  zn  müssen  , zu  verändern.  Er  betrachtet  daher  das  natürliche  Stea- 
rin, sowie  die  künstliche  Verbindung,  die  diesem  identisch  ist,  als  Tristea- 
rin C'HI'Jooiz^scaeHaeoi-l-CensO6 -6HO.  Dasselbe  gilt  auch  vom  Margarin 
und  Palmitin.  — 6)  Diehlo  rhydrin  C6tl6CI2Ü2=2HCI+C6H806 — 4HO  er- 

halt man  durch  Auflösen  von  Glycerin  in  dem  12  — löfachen  rauchender  Salz- 
säure und  Erhitzen  der  Lösung  während  81  Stunden  auf  100°.  Dann  neutrali- 
sirt  man  und  schüttelt  mit  Aether;  beim  Verdampfen  desselben  bleibt  eine  Flüs- 
sigkeit, die  fast  ganz  bei  178°  überdesli lli rt.  Ein  neutrales  und  flüssiges  Oel, 
unlöslich  in  Wasser,  mit  einem  deutlich  wahrnehmbaren  Aethergeruch.  Speciti- 
sches  Gewicht  1,37.  Kali  zersetzt  es  langsam  wieder  in  Glycerin  und  Salz- 
säure. Durch  diese  Verbindung  wurde  B.  veranlasst  das  Acetidin  und  liu- 
tyridin  abermals  zu  untersuchen  und  jetzt  sieht  er  diese  Verbindungen  als 
Diacetin  Cl4H,2Ü'o  = 2C4H404-f C61J806— 4H0  und  Dibutyrin  an.  — 7) 

Epichlorhydrin  erhielt  B.  durch  Behandeln  der  vorigen  Verbindung  mit 
rauchender  Salzsäure  bei  100°.  Es  ist  neutral  , zeigt  einen  dem  des  Chlonvas- 
serstofl'ather  ganz  ähnlichen  Geruch,  verflüchtigt  sich  zwischen  120  bis  130° 
und  wird  bei  100°  durch  Kali  zersetzt.  — 8)  Die  Verbindungen  , welche  zwi- 
schen dern  Glycerin  und  den  Säuren  unter  Bei  hülfe  der  Salzsäure  gebildet  wer- 
den, scheinen  zufolge  der  Analyse,  der  Eigenschaften  und  der  beziehungsweise 
niedrigen  Temperatur,  bei  der  sie  destilliren,  nicht  Gemische  einfacher  Verbin- 
dungen, sonde/n  bestimmte  complicirte  Zusammensetzungen  zu  sein,  in  welche 
die  Chlorwasserstoffsäure  mit  der  andern  das  Glycerin  neutralisirenden  Säure 
zusammen  ei  nt  ritt.  So  würde  denn  eine  Glycerinverbindung  eben  so  gut  mehrere 
verschiedene  Säuren  als  mehrere  Aecjuivalente  ein  und  derselben  Säure  einschlies- 
sen  können.  Eine  dieser  Verbindungen,  das  Benzochlo  rhydrin  entspricht 
der  Formel  C^Hi'ClO6  = C14H604  + HCI  + C6H806-  4HO.  — 9)  Die  Oxalsäure 

mit  Glycerin  auf  100°  erwärmt,  zerfällt  in  Kohlensäure , die  fortgeht  und  in 
Ameisensäure,  die  sich  mit  dem  Glycerin  verbindet,  jedoch  nicht  zu  einem  neu- 
tralen Körper.  Bei  Ueberschuss  von  Glycerin  ist  die  Zersetzung  in  27  Stunden 
vollendet.  Die  Bildung  dei  Ameisensäure  aus  Oxalsäure  ist  schon  oft  beobach- 
tet, aber  B.  glaubt,  dass  sich  eine  reine  und  einfache  Trennung  nie  so  deutlich 
ausgesprochen  habe:  C4H208=C204-^C2H204. — 10)  B.  erhielt  auch  eine  Verbin- 
dung des  Glycerins  mit  Alkohol,  die  den  von  Williamson  entdeckten  gepaarten 
Aelhern  analog  ist.  Es  ist  dies  das  Diäthylin:  C,4Hl606— 2C4H5Br-{-C6H806 
— 2HBr.  Er  stellte  sie  dar  durch  Erhitzen  von  Glycerin , Bromwasserstoffäther 
und  Kali  bei  100°  während  60  Stunden  in  einem  verschlossenen  Gefäss.  Die 
obere  Schicht  scheidet  man  ab  und  destillirt;  bei  101°  geht  das  Diäthylin  über. 
Ein  klares,  farbloses,  ziemlich  bewegliches  Oel,  wenig  oder  nicht  löslich  in  Was- 
ser, mit  einem  leichten,  ätherartigen  Geruch.  Spec.  Gewicht  0,92.  Lässt  man 
einige  Tropfen  auf  glühenden  Kalk  fallen  , so  scheint  sich  Acrolein  zu  bilden. 
Mit  einer  Mischung  von  Schwefelsäure  und  Buttersäure  destillirt,  bildete  sich 
Buttersäureäther.  — Auf  gleiche  Weise  hat  B.  auch  den  Aethylmelhyläther  dar- 
gestellt. — Alle  diese  Verbindungen  zeigen  die  Eigenschaften  der  natürlichen 
Fette.  Werden  sie  mit  Kali  behandelt,  so  bildet  sich  ein  neutrales  Salz  und 
Glycerin  scheidet  sich  aus.  Dann  stellen  sie  eine  Beziehung  zwischen  den  Fet- 
ten und  dem  Aelher  fest.  Beide  bilden  sich  durch  directe  oder  mittelbare  Verei- 
nigung einer  Säure  und  eines  Alkohols,  wobei  Wasser  ausgeschieden  wird  und 
die  Eigenschaften  der  Säure  verschwinden.  Die  neutralen  Verbindungen  zerfal- 
len wieder  in  Säuren  und  Alkohol,  wobei  Wasser  aufgenommen  wird.  Mit  bei- 
den bildet  das  Ammoniak  Amide.  Die  Gleichwerthigkeit  von  Glycerin  und  Al- 
kohol den  Säuren  gegenüber  zeigt  sich  noch  dadurch  bestimmter,  dass  man  ge- 
wisse Aether  durch  Glycerin  oder  ein  Fett  durch  Alkohol  zersetzen  und  so  eine 
Glycerinverbindung  oder  einen  Aether  bilden  kann.  Durch  die  Formeln  der  Ver- 
bindungen des  Glycerins  mit  Säuren  und  durch  den  Umstand,  dass  es  mit  einer 
und  derselben  Säure  verschiedene  neutrale  Verbindungen  eingehl,  stellt  sich  je- 
doch eine  bemerkenswerthe  Verschiedenheit  zwischen  dem  Glycerin  und  Alkohol 
heraus.  Die  neutralen  Glycerinverbindnngen  bilden  drei  bestimmt  unterschiedene 
Reihen:  die  erste  ist  selbst  in  der  Formel  dem  Aelher  analog;  sie  wird  gebil- 


292 


det  durch  Vereinigung  von  einem  Aequivalent  einer  Säure  und  einem  Aequiva- 
lent  Glycerin  unter  Abscheidung  von  2 Aequivalenten  Wasser. 

Monostearin  C42H4208=C36H3«04-K6H8ü6— 2HO 

Monochlorhydrin  C6H7CI04=  C1H-|-C6H806— 2HO. 

Die  zweite  Reihe  wird  gebildet  durch  Vereinigung  zweier  Aequivalcnle  einer  Säure 
mit  einem  Aequivalente  Glycerin  unter  Abscheidung  von  2 oder  4 Aequivalenten 
Wasser  *). 

Distearin  C78H780i2==2C3fiH3604-f-C«H806— 2H^ 

Di  bu  tyrin  c22H22012==2C8H804-K6H806— 2HO 

Diacelin  C14H1201o=2C4H4Ü4-K6H8Oe— 4HO 

Renzochlorhvdrin  C^H^GIO^C^H^^+CIH+C6!!8!)6— 4HO 
Diäthylin  * Cl4H606=2C4H602-}-C«H806— 4HO 

Dichlorhvdrin  C6H6C1202  = 2CIH  + C6H80«— 4HO. 

Die  dritte  Reihe  entsteht  durch  Vereinigung  von  3 Aequivalenten  einer  Säure 
mit  einem  Aequivalent  Glycerin  unter  Abscheidung  von  6 Aequivalenten  Wasser. 
Tristearin  CI,4IP  ,0012— 3C36H  360  4+ C«H806— 6HO 

Triolein  CI14HI»40I2=3C36H3404+C6H806— 6HO 
Triacetin  C»8I1  l40,2=3C4H404-KeH806— 6HO. 

Diesen  Tbatsachen  nach  steht  also  das  Glycerin  dem  Alkohol  gegenüber  genau 
in  derselben  Beziehung,  wie  die  Phosphorsäure  zur  Salpetersäure.  Während  die 
letztere  nur  eine  Reihe  von  neutralen  Salzen  bildet,  liefert  die  erslere  deren 
drei,  die  wiederum,  wenn  sie  durch  eine  stärkere  Säure  bei  Gegenwart  von  Was- 
ser zersetzt  werden,  nur  ein  und  dieselbe  Phosphorsäure  geben.  — Das  Glyce- 
rin ist  übrigens  nicht  der  einzige  Körper,  der  mit  dem  Alkohol  die  Eigenschaft 
theilt  durch  Vereinigung  mit  Säuren  neutrale  Verbindungen  zu  bilden.  'Beinahe 
in  demselben  Grade  thut  dies  auch  der  Mannit.  B.  hat  mit  diesem  schon  fol- 
gende Verbindungen  erhalten:  Stearit,  Palmilit,  Butyrit,  Acetit  und  Chlorhydril. 
Mehrere  dieser  Körper,  bei  hoher  Temperatur  mit  Wasser  zersetzt,  zerfielen  in 
die  Säure  und  krystallisirten  Mannit.  ( L’Inst . Nr.  1057.  p.  116.)  W.  B. 

Pettenkofer,  über  das  Vorkommen  der  Gerbsäuren  in 
den  Holzpflanzen  und  deren  Zusammenhang  mit  der  Holzbil- 
dung. — Wird  der  Destillationsrückstand  vom  Holzessig,  worin  sich  die  auf 
Eisensalze  reagirende  Pyrogallussäure  nebst  harzartigen  Stolfen  befindet,  mit  con- 
centrirter  Kochsalz-  oder  anderer  Salzlösung  behandelt,  so  löst  sich  darin  die 
Pyrosäure  auf,  während  die  harzigen  Beimengungen  Zurückbleiben.  Durch  Schüt- 
teln mit  Aether  wird  die  Säure  aus  der  Lösung  entfernt,  beim  Verdampfen  des- 
selben bleibt  sie  fast  rein  zurück  und  durch  Sublimation  wird  sie  völlig  rein 
erhalten.  Die  Elementaranalyse  hat  jedoch  gezeigt  , dass  diese  Säure  nicht  völ- 
lig identisch  ist  mit  der  gewöhnlichen  Pyrogallussäure,  sondern  dass  sie  etwas 
weniger  Sauerstoff  enthält  und  dieselbe  Zusammensetzung  hat,  wie  die  Brenzca- 
techusäure  oder  Brenzmorinsäure. — Man  erhält  diese  Säure  nicht  bloss  aus  der 
Rinde,  sondern  auch  durch  trockene  Destillation  des  Holzes  selbst  und  sogar 
auch  dann  in  unveränderter  Menge,  wenn  das  sehr  fein  zerkleinerte  Holz  mit 
den  gewöhnlichen  Lösungsmitteln  und  zuletzt  selbst  mit  Kalilauge  bis  zur  hin- 
reichenden Erschöpfung  ausgezogen  worden  war.  Daraus  muss  gefolgert  werden, 
dass  die  fragliche  Pyrosäure  nicht  bloss  direct  aus  einer  der  Gerbsäuren,  son- 
dern auch  aus  einem  in  Wasser,  Alkohol  und  Alkalien  unlöslichen,  im  Holze 
befindlichen  Stoffe  entstehen  kann,  der  aber  ohne  Zweifel  zu  den  Gerbsäuren  in 
inniger  Beziehung  steht,  vielleicht  während  der  Vegetation  daraus  entstanden  ist 
oder  umgekehrt  zu  ihrer  Bildung  verwendet  wird.  Stroh,  Papier  und  Stärkemehl 
liefern  keine  Spur  dieser  Säure;  daher  können  weder  Stärkmehl  noch  Zellenstoff 
die  Substanz  sein  aus  der  die  Säure  entsteht.  Diese  muss  vielmehr  in  den  so- 
genannten incrustirenden  Holzsubstanzen  gesucht  werden.  Diese  Beobachtungen 
stehen  in  einem  innigen  Zusammenhänge  mit  bereits  früher  von  P.  begonnenen, 
aber  noch  nicht  vollendeten  Forschungen  über  die  Verbreitung  der  Gerbsäuren 
im  Pflanzenreiche.  Diese  haben  nämlich  gezeigt , dass  das  Auftreten  der  Gerb- 
säure in  den  Pflanzen  in  enger  Beziehung  steht  zur  Holzbildung,  indem  bisher 


293 


der  Gerbstoff  bloss  in  perennirenden , holzbildenden  Gewächsen  nachgewiesen 
werden  konnte.  (JV.  Rept.  f.  Pharm.  Bd.  III.  p.  74.)  VF.  B. 

Cynen  nennt  Völckel  einen  Kohlenwasserstoff,  der  durch  wieder- 
holte Destillation  von  Wurmsameriöl  (Oleum  Cynae)  über  wasserfreie  Phosphor- 
säure  erhalten  wird.  Hierbei  verharzt  ein  grosser  Theil  des  Oeles,  llieils  wird 
es  dickflüssig  und  schwer  flüchtig.  Concentrirle  Schwefelsäure  verändert  letz- 
teres und  lost  es  auf,  während  das  Cynen  unverändert  auf  der  Oberfläche  schwimmt. 
Es  wurde  abgenommen,  mit  Wasser  gewaschen,  deslillirt,  über  Chlorcalcium  ent- 
wässert und  dann  für  sich  deslillirt.  Es  beginnt  hei  160°  C.  zu  kochen,  das 
Thermometer  steigt  aber  rasch  auf  173°  C.  und  nun  deslillirt  es  vollständig 
über.  Formel  : C12H9. 

berechnet 

12  Aeq.  C 900d30  88,89 

9 .,  H 112,50  11,11 

1012,50  100,00 

Das  Cynen  C,2H9  ist  demnach  aus  dem  Wurmsameriöl  C,2HloO  durch  Ausschei- 
den von  1 Aequivalenl  H und  1 Aequivalent  O als  HO  entstanden.  Es  ist  farb- 
los, dünnflüssig,  an  der  Luft  unveränderlich,  ölarlig ; Geruch  eigentümlich,  dem 
Wurmsamenöl  ähnlich.  Unlöslich  in  Wasser,  leicht  löslich  in  Alkohol  und  Ae- 
ther,  brennt  mit  stark  leuchtender  und  rossender  Flamme.  Specifisches  Gewicht 
0,825  bei  11°  C.  In  stark  rauchender  Schwefelsäure  löst  es  sich  unter  Bildung 
einer  gepaarten  Schwefelsäure  auf.  Von  verdünnter  Salpetersäure  wird  es  selbst 
beim  Kochen  nicht  angegriffen;  concentrirle  bewirkt  bei  gewöhnlicher  Tempe- 
ratur nur  eine  gelbbraune  Färbung;  beim  Kochen  erfolgt  eine  sehr  heftige  Ein- 
wirkung, Wasser  scheidet  alsdann  ein  schweres  gelbes  Oel  ab.  (Ann.  d.  Chem. 
u.  Pharm.  Bd.  LXXXIX.  p.  358  ) VF.  B. 

Lilienfeld,  Bereitung  und  Anwendung  desUpasgiftes 
in  Ostindien.  — Hierüber  ist  so  viel  gefabelt,  dass  einige  sichere,  an  Ort 
und  Stelle  gesammelte  Nachrichten  sehr  erwünscht  kommen.  Upas  heisst  Gift 
im  Allgemeinen;  das  von  dem  Upasbaum  bereitete  heisst  Raljun.  Der  Upas- 
oder  Antjarbaum , Anliaris  toxicaria  von  Lechenault  ( Pohon-Upas  von  den  Ein- 
gebornen)  genannt,  ist  einer  der  grössten  Bäume  Ostindiens  und  hat  oft  einen 
Durchmesser  von  6 bis  8 Fuss  und  eine  Höhe  von  60  bis  70  Fuss.  Beim  Ein- 
schneiVIen  der  Binde  fliesst  ein  Saft  aus,  der  an  der  Luft  schnell  hart  und 
braun  wird.  Dieser  Saft  für  sich  allein  ist  durchaus  nicht  giftig,  sondern  wird 
es  erst  durch  die  Vermischung  mit  andern  Pflanzensäften.  8 Unzen  des  Upas- 
saftes  mischt  man  mit  dem  Saft  von  Rumpheria  Galanga,  Zerumbet , Zwiebeln 
und  Knoblauch  von  jedem  1 Drachme  und  dann  noch  mit  2 Drachmen  Pfeffer. 
Das  Gemisch  fängt  augenblicklich  an  zu  gähren  und  je  stärker  das  Aufbrausen, 
desto  wirksamer  ist  das  Gift.  Dass  der  Aufenthalt  unter  dem  Upasbaum  tödt- 
lich  oder  seihst  nur  schädlich  sein  soll  , ist  eine  Fabel.  Die  Japaner  und  Ma- 
laven  gebrauchen  gegenwärtig  nur  noch  höchst  seilen  das  Upasgift  zum  Vergif- 
ten ihrer  Waffen,  während  das  Vergiften  der  Pfeile  bei  den  Dajakkern  in  Borneo 
noch  allgemein  im  Gebrauch  ist.  {Caspers  Vierteljahr  sch.  f.  gerichtl.  u. 
öffentl.  Medicin  UI.  157.)  W.  B. 

Vogel,  Einwirkung  des  Cyankaliums  auf  metallisches 
Platin.  — Schmilzt  man  Cyankalium  in  Berührung  mit  Platin,  so  löst  es 
rasch  von  letzterem  etwas  auf,  wenn  auch  nur  geringe  Mengen,  die  doch  eine 
wesentliche  Veränderung  in  den  Eigenschaften  des  Cyankaliurns  hervorbringen. 
Beim  Erstarren  folgen  prächtige  Farbenerscheinungen  aufeinander:  durch  weiss, 
mattgrün  und  gelb  in  Mennigroth  , welches  bei  fernerer  Abkühlung  vollkommen 
zinnoberrolh  wird.  V.  empfiehlt  dieses  Experiment  als  Vorlesungsversuch  , da 
die  Farbennuancen  ausserordentlich  rein  und  feurig  sind,  sobald  nicht  durch  zu 
grosse  Hitze  bereits  Zersetzung  eingelreten.  Beim  Erwärmen  der  Masse  tre- 
ten die  Farben  in  umgekehrter  Ordnung  auf  und  das  Experiment  lässt  sich  be- 


gründen 

i.  \\T 

88,70  88,79 
11,14  11,13 


294 


liebig  oft  wiederholen.  Ara  bequemsten  dient  zu  dem  Versuch  ein  dünnes  Platin- 
blech. Das  gefärbte  Salz,  das  nach  kurzer  Zeit  nicht  mehr  an  Platin  aufzuneh- 
men scheint,  zieht  wie  das  reine  Cyankalium  Wasser  an  und  entfärbt  sich  da- 
bei. Im  Moment  der  Lösung  zeigt  sich  eine  eigenthümliche  blaue  Färbung, 
Die  wasserhelle  Lösung  lässt  sich  nicht  ohne  Zerselzung  eindampfen  und  dabei 
scheidet  sich  Platin  ab.  Auf  Gold  geschmolzen  verschwindet  die  Farbe , indem 
sich  das  Gold  mit  Platin  überzieht.  Durch  P.eagentien  lässt  sich  das  Platin 
in  dem  Salz  nachweisen.  V schlägt  das  Cyankalium  als  Reagens  auf  Platin  und 
umgekehrt  vor.  — Weiter  zeigt  sich  beim  Schmelzen  noch  eine  glänzende 
Phosphorescenz.  Erhitzt  man  ein  mit  Cyankalium  überzogenes  Platinblech  rasch 
durch  eine  spitze  Löthrohrflamme , so  bemerkt  man  um  dieselbe  herum  eine 
metallischglänzende  grüne  Phosphorescenz.  Wahrscheinlich  ist,  dass  diese  Licht- 
erscheinung eine  Beziehung  zu  den  Krystallisalionsverhältnissen  hat.  — Die  zu- 
erst besprochenen  Farbenerscheinungen  rühren  wohl  von  Bildung  des  Kaliuro- 
Platinsesquicyanürs  her.  Nimmt  man  den  Cyankaliumbildungsprocess  — Zusam- 
menschmelzen  von  Blullaugensalz  und  kohlensaurern  Kali  — auf  Platinblech  vor, 
so  bekleidet  sich  dasselbe  mit  einer  festanheftenden  Kruste  von  metallischem 
Eisen  , das  man  nach  gehörigem  Reinigen  durch  Erhitzen  ausgezeichnet  schön 
irisirend  anlaufen  lassen  kann.  Das  Malte  dieses  Ueberzuges  verleiht  den  damit 
überzogenen  Gegenständen  ein  besonders  elegantes  Ansehen  und  es  könnte  der- 
selbe daher  vielleicht  bei  der  sonst  unansehnlichen  Farbe  des  Platins,  wenn  es 
in  der  Bijouterie  angewendet  wird,  mit  Vortheil  benutzt  werden.  ( N . Rept.  f. 
Pharm.  Bd  III.  p.  97.)  W.  B. 

Boussingault  hat  auf  Versuche  gestützt,  den  Ausspruch  gethan,  dass 
die  Pflanzen  den  Stickstoff  der  Luft  nicht  in  sich  aufneh- 
m e n.  Diese  Frage  hat  ein  grosses  wissenschaftliches  und  praktisches  Interesse. 
Ist  der  Stickstoff  der  Luft  nicht  assimilirbar,  beschränkt  er  sich  nur  darauf,  die 
Thätigkeit  des  Sauerstoffs  zu  mässigen  , so  begreift  man  in  dem  Dünger  die 
Nützlichkeit  der  organischen  Materien  , die  in  Folge  ihrer  allmäligen  Zersetzung 
den  Pflanzen  die  Elemente  zu  den  stickstoffhaltigen  Verbindungen  liefern  , die 
sie  erzeugen.  Wurde  im  Gegenthei!  während  des  Wachsthums  der  Stickstoff  der 
Luft  von  den  Pflanzen  aufgenommen,  so  beschränkte  sich  der  grösste  Theil  der 
fruchtbringenden  Eigenschaften  des  Düngers  lediglich  auf  die  mineralischen  Sub- 
stanzen , — die  phosphorsauren  und  kohlensauren  Erden  und  Alkalien,  — die 
darin  immer  in  beträchtlicher  Menge  Vorkommen  , während  der  Stickstoff  dann 
überaus  reichlich  aus  der  Atmosphäre  in  die  Pflanze  gelangte.  Um  dies  durch 
Thatsachen  festzustellen  , schlug  B.  bei  seinen  Untersuchungen  einen  neuen  Weg 
ein  ; er  verglich  die  Zusammensetzung  der  Saat  mit  der  der  Erndle  , die  nur 
unter  Mitwirkung  von  Luft  und  Wasser  erhalten  worden  war.  Die  Pflanze  ent- 
wickelte sich  in  einem  Boden,  der  vorher  geglüht  worden , um  alle  organischen 
Substanzen  darin  zu  zerstören  und  begossen  wurde  sie  nur  mit  destillirtem  Was- 
ser. Dann  untersuchte  B.  wie  viel  Kohlenstoff,  Wasserstoff,  Sauerstoff  und  Stick- 
stoff die  Pflanze  während  ihrer  Entwickelung  in  sich  aufgenommen  hatte,  Schon 
1836  und  37  hatte  ß.  Versnche  angestellt  mit  Klee,  Weizen  und  Erbsen.  Beim 
Klee  und  Erbsen,  die  unter  den  angegebenen  Bedingungen  gezogen  worden,  liess 
sich  eine  wägbare  Menge  Stickstoff  durch  die  Analyse  nachweisen;  nicht  so  beim 
W'eizen.  Woher  aber  der  unter  diesen  Umständen  assimilirte  Stickstoff  stammte, 
war  nicht  gut  zu  entscheiden  ; er  konnte  direct  aufgenommen  sein  oder  vom 
Ammoniak  , das  niemals  ganz  in  der  atmosphärischen  Luft  fehlt  , herrühren. 
Daher  nahm  B.  in  den  Jahren  1 851 — 53  seine  Versuche  mit  verschiedenen  Pflan- 
zen — Bohnen,  weisse  Lupinen,  Hafer,  Kresse  — wieder  auf;  er  zog  sie  in 
einer  abgeschlossenen  vom  Ammoniak  befreiten  Atmosphäre,  die  aber  hinreichend 
Kohlensäure  enthielt  , um  der  Pflanze  den  zu  ihrem  Wachsthum  nöthigen  Koh- 
lenstoff zu  liefern,  ohne  dass  die  Luft  erneuert  werden  musste.  Um  genauere 
Resultate  zu  erzielen  wurde  hier  der  Stickstoffgehalt  der  ganzen  Pflanze  bestimmt 
und  nicht  bloss  in  einzelnen  Theilen.  Bei  keinem  dieser  Versuche,  die  durch 
3 Jahre  hindurch  fortgezetzt  wurden,  fand  ß.,  dass  der  Stickstoff  der  Luft  durch 
die  Pflanzen  während  ihrer  Entwickelung  absorbirt  worden  wäre  ; im  Gegentheil 


295 


slellte  sich  fast  immer  ein  kleiner  Verlust  von  Stickstoff  heraus.  Wir  heben 
hier  z.ß.  einen  Versuch  (den  6.)  mit  Zwergbohnen  heraus,  deren  Vegetation 
zwei  Monate  dauerte.  Die  Resultate  sind  folgende : 

Stickstoff  in  der  geerndtelen  Pflanze  0,0344  grm. 

im  Boden  0,0016  ,, 

0,0360  „ 

in  der  Saat  0,0376  ,, 

Verlust  während  der  Entwickelung  0,0016  ,, 

(L’Inst.  Nr.  1057.  p.  114)  W.  B 

H e r t h , Verhalten  der  Wurzeln  verschiedener  Pflanzen- 
species  zu  Salzlösungen.  — Die  von  Schlossberger  (Ann.  d.  Chem.  u. 
Pharm.  Bd.  LXXXI.  pag.  172.)  angeregte  Frage:  „welchen  Einfluss  hat  der  Ar- 
tenunterschied der  Pflanzen  auf  das  Resorplionsvermögen  ihrer  Wurzeln?“  ver- 
anlasst diese  Versuche  mit  Veronica  ßeccabunga  und  Veronica  Anagallis.  Die 
Salzlösungen  bestanden  aus  chemisch  reinem  neutralen  Schwefelsäuren  Kali 
und  Chlorkalinm.  Die  Gläser  mit  annähernd  gleichen  Mündungen  enthielten  je- 
des 0,318  Grm.  neutrales  schwefelsaures  Kali  und  0,318  Grm.  Chlorkalium  in 
794  CC.  reinem  deslill irten  Wasser  gelöst.  In  jedes  wurden  nun  je  nach  der 
Blätlerzahl  3 bis  4 Exemplare  der  Pflanzenspecies  gebracht , um  wo  möglich 
eine  gleiche  Verdunstungsoberfläche  und  eine  annähernd  gleiche  Absorplionszeil 
herzustellen.  Zum  Messen  des  freiwillig  verdunsteten  Wassers  wurde  ein  Glas 
ohne  Pflanzen  daneben  gestellt.  Durch  das  gesunde  Ansehen  der  Pflanzen  wäh- 
rend der  Versuchszeit  verleitet,  liess  man  150  CC  der  Lösung  absorbiren,  wo- 
zu 6 bis  7 Tage  erforderlich  waren.  Die  Lösungen  waren  nach  dem  Versuch 
neutral  geblieben  , nur  hatten  sie  eine  etwas  gelbe  Färbung  angenommen.  Aus 
den  Rückständen  wurden  die  Absorptionsgrössen  bestimmt.  Aus  diesen  Resul- 
taten geht  hervor:  1)  Beide  Pflanzenspecies  haben  mit  den  150  CC  Wasser 

auch  bestimmte  Salzmengen  anfgenommen.  Die  von  Saussure  (Rech.  chim.  sur 
la  veg.  Ch.  48.)  und  Schlossberger  (a.  a.  O.  pag.  172.)  beobachtete  Erscheinung, 
dass  die  von  ihnen  untersuchten  Pflanzen  , trotz  der  ihnen  schon  sehr  verdünnt 
dargebotenen  Salzlösungen , noch  salzärmere  aufgenommen  , bestätigte  sich  auch 
an  Wasserpflanzen.  2)  In  allen  Versuchen  sind  gewisse  Mengen  von  beiden 
Salzen  aufgenommen  worden.  Das  Anfsangungsvermögen  beider  Veronicaarten. 
ist  für  schwefelsaures  Kali  ein  sehr  geringes,  ein  entschieden  grösseres  für  Chlor- 
kalium. Es  haben  wahrscheinlich  beide  Al  len  gleiche  Mengen  schwefelsaures  Kali 
aufgenommen,  indem  die  Differenzen  bei  beiden  Arten  ziemlich  gleich  sind. 
Es  trifft  daher  das  grössere  Aufsaugungsvermögen  der  Veronica  ßeccabunga  nur 
das  Chlorkalium.  (Ann.  d.  Chem.  a.  Pharm.  Bd.  LXXXIX.  pag.  334.) 

W.  B. 

ß a r r e s w i 1 und  D a v a n n e , über  die  Lithophotographie.  — 
Um  auf  Stein  eine  Photographie  zu  erzeugen,  die  einer  lithographischen  Zeich- 
nung gleich  kommt , bedarf  man  einer  Substanz  , die  folgende  Bedingungen  in 
sich  vereinigt : sie  muss  auf  dem  Stein  eine  regelmässige  , gleichförmige  Lage 
bilden,  gegen  das  Licht  empfindlich  sein,  so  dass  eine  Waschung  alle  weissen  Stel- 
len des  Hildes  bloss  legen  und  die  Halbtöne  entwickeln  kann,  auf  dem  Stein 
ziemlich  fest  haften,  um  diesen  vor  dem  Aetzmittel  zu  schützen  und  endlich  fä- 
hig sein  die  gewöhnliche  lithographische  Tinte  anzunehmen.  Das  Judenpech,  zu 
allererst  von  Niepce  angewendet  und  dann  ganz  ohne  Anwendung  geblieben  in 
der  Photographie , vereinigt  diese  Bedingungen.  Im  Verein  mit  Lemercier  und 
Lerebours  haben  B.  und  D.  Bilder  von  grosser  Feinheit  und  bemerkenswerther 
Schärfe  erlangt.  Man  operirt  auf  folgende  Weise:  durch  Probiren  sucht  man 
das  gegen  Licht  empfindlichste  Judenpech  aus.  Zu  dem  Ende  löst  man  es  in 
Aether  auf,  bringt  eine  dünne  Lage  auf  eine  Glasplatte  und  setzt  diese  dem 
Lichte  ans.  Das  beste  ist  nun  das,  welches  nach  dem  Aussetzen,  beim  Wa- 
schen dem  Aether  am  meisten  widersteht  Der  Ueberzug  des  Steines  muss  äus- 
serst  zart  und  gleichföroiig  sein.  Bei  einiger  Uebung  gelang  man  dahin;  das 
Gelingen  hängt  mit  ab  von  der  Trockenheit  des  Steines  , der  Temperatur,  die 


296 


ziemlich  bedeutend  seiu  muss,  um  eine  schnelle  Verflüchtigung  einlreten  zu  las- 
sen und  endlich  von  der  Concentration  der  Lösung.  Man  muss  hierbei  jede  Be- 
wegung der  Luft  vermeiden,  denn  dadurch  würden  Wellen  in  der  Flüssigkeit  ent- 
stehen und  die  Dicke  der  Schicht  ungleich  werden,  so  dass  die  Operation  wie- 
der von  Neuem  anfangen  müsste.  Dann  legt  man  ein  negatives  Bild  auf  und 
setzt  das  Ganze  mehr  oder  weniger  lange  dem  hellen  Lichte  aus.  Zu  Ende 
dieser  Operation  tritt  das  Waschen  mit  Aelher  ein;  überall  wohin  das  Licht  ge- 
langen konnte,  ist  das  Bitumen  verändert  und  löst  sich  nicht,  nicht  aber  da, 
wo  es  durch  die  schwarzen  Stellen  des  negativen  Bildes  vor  der  Einwirkung 
des  Lichtes  geschützt  war.  Hatte  das  Licht  zu  kurze  Zeit  eingewirkt,  so  ist  das 
Bild  auf  dem  Stein  zu  leicht,  und  bietet  nur  Halbtöne;  dauerte  das  Aussetzen 
zu  lange,  so  ist  das  Bild  grob  und  entbehrt  der  Zartheit.  Beim  Waschen  darf 
der  Aelher  nicht  gespart  werden,  denn  sonst  bilden  sich  Flecke,  die  dann  nicht 
mehr  zu  entfernen  sind.  Die  weiteren  Operationen  sind  dieselben,  wie  sie  mit 
einer  Zeichnung  vorgenommen  werden.  Abzüge  liefert  ein  solcher  Stein  eben 
so  viele  wie  der  gewöhnliche;  diese  werden  sogar  mit  der  Zahl  besser.  B. 
und  D.  , die  viel  in  diesem  Zweige  gearbeitet,  haben  bis  jetzt  nur  einen  Stein 
gefunden,  der  erschöpft  wurde.  ( Journ  de  Pharm,  et  de  Chim.  T.  XXV. 
p.  301.)  W.  B. 

N i e p c e , Firniss  zur  heliograp  bischen  G r a v i r u n g auf 
Stall  lplatten.  — Er  ist  flüssig  wie  Firniss,  breitet  sich  ebenso  leicht  als 
Collodium  aus  und  trocknet  ebenso  schnell,  so  dass  man  nach  10  Minuten  schon 
operiren  kann.  Zusammensetzung:  Benzin  100,  Judenpech  5,  gelbes  Wachs  1 . 

Lösungsmittel:  Naphthaöl  5,  Benzin  1.  Empfindlich  wird  er  gemacht,  indem 
man  auf  die  Platte  wasserfreien  Aelher  giesst,  der  einige  Tropfen  Lavendelöl 
enthält.  Ist  die  Platte  trocken,  so  setzt  man  sie  dem  Lichte  aus.  In  10  Mi- 
nuten oder  höchstens  i/i  Stunde  kann  man  die  Operation  in  der  Camera  ob- 
scura  ausführen  ; bei  Einwirkung  des  directen  Sonnenlichtes  genügen  einige  Mi- 
nuten. — Feuchtigkeit  muss  man  auf  alle  Weise  vermeiden  , da  sie  dem  Fir- 
niss nachteilig  ist.  Die  Platte  mit  dem  Kupferstich  muss  2 — 3 Stunden  dem 
Lichte  ausgesetzt  werden  , wenn  mittelst  Conlacts  (ohne  Aether)  operirt  werden 
soll;  übrigens  hängt  dies  von  der  Intensität  des  Lichtes  und  der  Dicke  der  Fir- 
nissschicht ab  , die  jedoch  nicht  zu  dick  aufzutragen  ist.  Die  Operation  bei 
Contact  scheint  nur  vor  der  in  der  Camera  obsenra  hinsichtlich  der  Schärfe  der 
Zeichnung  den  Vorzug  zu  haben.  Damit  die  heliographische  Gravirung  besser 
von  Statten  geht,  darf  das  Metall  nur  an  den  Theilen,  die  den  starken  Schatten- 
parthieen  entsprechen,  bloss  sein;  daun  wird  man  natürlich  die  Halbtöne  erhal- 
ten. Nachdem  das  Lösungsmittel  entfernt  ist,  setzt  man  die  Platte  dem  Lichte 
aus,  um  den  Firniss  zu  trocknen  und  fest  zu  machen.  Die  Einwirkung  des  Lö- 
sungsmittels muss  schnell  nuterbrochen  werden  und  wenn  Wasser  den  Firniss 
wegnimml,  so  ist  dies  ein  Beweis,  dass  das  Licht  nicht  genug  eingewirkt  hatte 
oder  dass  Feuchtigkeit  da  war.  Man  kann  die  direkten  oder  positiven  photo- 
graphischen Bilder  auf  dünnem  Papier  herslellen  und  zwar  sehr  schön , ohne 
dass  es  nöthig  ist,  sie  mit  Wachs  zu  bestreichen.  Der  Firniss  lässt  sich  sehr 
gut  auf  den  lithographischenStein  auftragen. — Obgleich  das  Lavendelöl  gegen  das 
Licht  empfindlicher  ist , so  kann  es  doch  nicht  gut  das  Benzin  ersetzen  , weil 
das  letztere  schneller  verdunstet  und  eine  gleichmässigere  Schicht  giebt.  Später 
vielleicht  wird  man  das  Lavendelöl  mit  Aether  anwenden,  um  in  der  Camera  ob- 
scura  zu  operiren.  (Compt.  rend.  T.  XXXVII.  pag.  667.)  Delessert  hat  (Ibid. 
pag.  880.)  die  Anwendung  dieses  Firnisses  als  höchst  vorlheilhaft  empfohlen. 
Er  legte  der  pariser  Akademie  eine  Stahlplalte  vor,  die  damit  erhalten  worden 
war.  IT.  B. 

Länderer,  über  den  aus  dem  todten  Meere  gewonnenen 
Asphalt.  — Er  findet  sich  auf  der  Oberfläche  schwimmend  und  wird  in  be- 
deutenden Massen  an  die  Ufer  geworfen.  Die  Quantität  ist  jedoch  nicht  immer 
dieselbe  und  in  manchen  Jahren  soll  sie  so  unbedeutend  sein , dass  der  Preis 
bedeutend  steigt , denn  die  in  der  Nähe  wohnenden  Araber  sammeln  denselbn 
mit  Sorgfalt  auf  und  bringen  ihn  auf  die  Handelsplätze  Aegyptens  und  Arabiens. 


297 


ln  den  slein-  und  holzarmen  Wüsten  Syriens  und  Arabiens  dient  der  Asphalt 
vorzugsweise  als  Baumaterial.  Mit  Sand,  Salz,  Thon  und  Muschelkalk  gemengt 
werden  daraus  Steine  geformt,  die  in  der  glühenden  Sonnenhitze  fest  austrock- 
nen. Ferner  brauchen  ihn  die  Syrer  zum  Kalfatern  der  Schiffe,  zum  Beschmie- 
ren der  Bäume,  um  selbe  gegen  die  Insecten  zu  schützen  und  zum  Verstreichen 
der  Risse  in  den  Wänden.  In  der  Nähe  des  lodlen  Meeres  kommt  an  verschie- 
denen Orten  ein  Erdpech  vor,  das  einer  Lösung  des  Asphaltes  in  Steinöl  gleicht. 
Ans  diesem  werden  durch  Zusatz  einer  Art  Stinksteines  — Mosesstein  genannt, 
— eine  Menge  von  Gefässen  theils  auf  der  Drehscheibe,  theils  auf  der  Dreh- 
bank verfertigt.  Ferner  werden  aus  dem  Asphalt  eine  Menge  von  Heilmitteln  be- 
reitet und  gegen  die  verschiedensten  Krankheiten  angerühmt  und  angewendet.  — 
Der  Salzgehalt  des  Wassers  im  todten  Meer  ist  so  bedeutend,  dass  es  auch  dem 
des  Schwimmens  ganz  Unkundigen  leicht  ist,  sich  auf  der  Oberfläche  des  Was- 
sers zu  halten.  Die  Haut  des  Badenden  wird  oft  rosenartig  , schmerzhaft  ge- 
röthet  und  bedeckt  sich  mit  einer  Salzkruste.  Diese  Eigenschaft  dürfte  viel- 
leicht einen  Gehalt  an  freier  Salzsäure  zuzuschreiben  sein.  Die  Araber  trinken 
das  Wasser  auch  wegen  seiner  heilkräftigen  Eigenschaft  bei  Krankheiten  des  Un- 
terleibes ; ebenso  findet  der  an  den  seichten  Ufern  sich  ansammelnde  Schlamm 
eine  Anwendung  zur  Bereitung  von  Umschlägen  bei  scrophulösen  Geschwüren. 
(N.  Rept.  f.  Pharm.  Bd.  IIL  p.  2 ) W.  B . 

©ryctognosie.  — Kokscharow,  über  den  k r y s talli  sir- 
len  S k o r o d i t von  einem  neuen  Fundort.  — Früher  war  dieses  Mi- 
neral in  Russland  nur  im  amorphen  Zustande  , erdige  Massen  bildend  bekannt 
und  man  sah  es  als  Zersetzungsprodukt  des  Arsenikkieses  an.  Jetzt  findet  man 
es  , namentlich  bei  der  ßeresowsker  Hütte  bei  Katharinenburg  im  Ural  , auch 
in  schönen  zu  Drusen  vereinigten  Krystallen  , welche  die  Wände  der  Höhlungen 
des  Fahlerzes  auskleiden,  das  mit  ßleiglanz,  Kupferkies,  Schwefelkies,  Rolbblei- 
erz,  Bleivitriol  und  anderen  Mineralien  , in  Gängen  von  goldhaltigem  Quarz  zu- 
sammen vorkommt.  Durchmesser  der  Krystalle  gewöhnlich  bis  zu  6mm.  Durch- 
scheinend, lauchgrün,  Kryslallformen  und  Combinationen  dieselben,  wie  bei  den 
Krystallen  des  Skorodits  aus  Sachsen.  — Eine  dieser  Combinationen  bietet 
folgende  Formen  dar:  P=P , s=2P2,  d — ooP2,  m— 2Poo,  r=ooPoo.  Die 

Flächen  P sind  meistens  drüsig,  r verlical  gestreift,  s etwas  gebogen,  aber  d 
und  m ziemlich  glatt  und  glänzend.  Vor  dem  Lölhrohr  und  gegen  Flüssigkeiten 
verhält  sich  dieser  Skorodit  eben  so  wie  der  von  anderen  Fundorten.  ( Poyg . 
Ann.  Bd.  XCl  p.  488.) 

Sandmann,  Untersuchungen  einiger  F a h I e r z e und  eines 
roangan  halligen  B I e i g l a n z e s.  — 1)  F a h 1 e r z von  Mornshausen. 

Derb  , mit  wenig  eingewachsenen  Krystallen  , in  einem  einige  Zoll  bis  über  1 
Fuss  mächtigen  Quarz  - und  Schwerspathgange  im  Grünstein  des  rheinischen 
Uebergangsgebirges , nebst  Bleiglanz,  Malachit,  Kupferlasur,  Rothkupfererz,  Ku- 

0 

pferkies  und  Blende  vorkommend.  Beobachtete  Kryslallformen : I.  -y.  oo  0 ; 

0 + 202  + 202  — 202  0 

2.  — . 00  0.  oo0a>.  ; 3.  J-y—  .oo  Q ec.  oo  0.  ■ ()  ' ; 4.  -y.ooO 

-I-  202  — 202  0 202  30oo 

oo  . oo 0 . — ^ — . T) — ; 5.  -y.  oo  0.  -y.  ~ y-.  Bei  1,  2,  4,  5 das  Te- 

traeder, bei  3 das  Trigondodekaeder  vorherrschend.  Bruch  uneben,  körnig; 
spröd  ; Härte  = 4.  Farbe  lichtstahlgrau,  Strich  dunkel  kirschroth.  Zusammen- 
setzung: Mittel  aus  2 Analysen:  24,61  S,  25,65  Sb,  1,65  As,  38,17  Cu, 

l,59Fe,  6,28  Zn,  0,62  Ag,  Spur  Ni=r98,57. — 2)  Fahlerz  aus  dem  Stahl- 
berg bei  Müsen.  — ln  Drusenräumen  des  Eisenspaths  als  körnig  - krystalli- 
nisches  Aggregat  von  meist  sehr  deutlich  ausgebildelen  Krystallen  , mit  wenig 
Quarz  und  Kupferkies  gemengt,  sowie  auch  eingesprengt  vorkommend.  Krystall- 

stallform:  -y.  — ^ — . ooO.  ooOoo.  Die  Flächen  des  Trigondodekaeders  sind 


19 1 ** 


298 


durch  oscillatorische  Comhination  einfach  gestreift.  Bruch  uneben,  feinkörnig; 
spröde;  Härte  = 4;  spec.  Gew.  ==  4,58;  Farbe  stahlgrau  ins  Bleigraue;  Strich 
schwarz,  etwas  ins  Braune  gehend.  Zusammensetzung:  Mittel  aus  2 Analysen: 
25,52  S,  19,71  Sb,  4,98  As,  38,41  Cu,  2,29  Fe,  6,50  Zn,  0,69  Ag,  Spur  Ni- 
ckel , 0,36  Quarz  = 98,46.  Die  aus  den  Analysen  für  beide  Fahlerze  berech- 
nete Formel  ergab  die  von  H.  Bose  für  die  Fahlerze  im  Allgemeinen  angenom- 
mene Formel : 4RS,  RS3-j-8R2S,  2RS3.  Die  Schwefelmengen  der  einzelnen  Me- 
talle in  beiden  Erzen  sind,  wenn  alles  Cu  als  Cu2S  angenommen  wird: 


I. 


Sb 

As 

9,58  1 

1,06  i 

• 10,04 

7,36  j 
3,20  1 

| 10,56 

Cu 

9,67) 

9,75  / 

Fe 

0,91  S 

13,68 

1,31 

14,26 

Zn 

3,10) 

3,20 ' 

24,32 

24,82 

gefunden 

24,61 

25,52 

bleibt  übrig  0,29  0,70 

Der  Ueberschuss  an  S scheint  dafür  zu  sprechen  , dass  ein  Theil  des  Cu  als 
CuS  vorhanden  ist,  wie  dies  auch  von  H.  Rose  angenommen  wird-  Hiernach 


(2  7 1 \ / 9 j 

7ö” Fe’  lö  Zn’  TcT  Cu’ ) S’  vicT  TcT  As) 

/ 9 1\  / 2 6 1n/7  3 

+8Cu>S,  2(^81,,^  As);  2)  4 (—  Fe,  TZ„,jC»)  S,  Sb, 

As)  -j-  8Cu2S,  Sb,  — Asj.  — 3)  M an  g a n h a 1 1 i ge  r Bleiglanz. 

Aggregat  von  sehr  kleinen,  bis  zu  einer  Linie  grossen  Wiirfelchen,  Härte  =2,5, 

spec.  Gew.  7,11.  Farbe  bleigrau  , stark  metallglänzend ; Strich  schwarzgrau. 
Zusammensetzung:  Mittel  aus  2 Analysen:  13,80  S,  83,52  Pb,  0,83  Fe,  1,20 
Mn,  0,14  Ag.  — 99,49.  ( Ann . d.  Chem.  u.  Pharm.  Bd.  LXXXIX. 

pay.  364.) 


Meneghini  hat  folgende  borsaure  Salze  untersucht,  die  als  Inkru- 
stationen an  den  Bädern  der  Lagunen  von  Toscana  Vorkommen.  1)  Lagonit. 
Zusammensetzung:  47,95  BO3,  36,26  Fe203,  14,02  HO,  1,77  SiO3,  MgO,  CaO. 
Formel:  Fe203,  3B03-j-3H0.  2)  Hayesin.  Zusammensetzung:  51,14,  BO3, 

20,85  CaO,  26,25  HO,  1,75  SiO3,  A1203  und  MgO.  Formel  CaO,  2B03-f-4H0. 
3)  Borax.  Zusammensetzung:  43,56  BO3,  19,25  NaO  , 37,19  HO.  Formel: 
NaO,  2B03+6H0.  — 4)  Larderellit  eine  neue  Species,  weiss  und  sehr 

leicht,  geschmacklos,  aus  mikroskopischen  schiefen,  rechtwinkligen  Tafeln  be- 
stehend, (nach  Amicis  Messung  M:T  = 110°).  Zusammensetzung:  68,57  BO3, 
12,73  M40,  18,33  HO.  Formel:  -^H40 , 4B03-}-4H0.  Bei  der  Lösung  in 
HO  zersetzt  es  sieb  zu  einem  neuen  krystallinischen  Salz:  ^lll40 , 6B03-|-9H0. 
( Sillim . Journ . Vol.  XV 11.  p.  129.)  W.  B. 


Kenngott,  mineralogische  Notizen.  IX.  und  X.  Folge.  — 
1)  Covellin  von  Leogang  in  Salzburg  erscheint  in  dicht  verwachsenen  Kry- 
stallen  auf  Calcit.  Die  erst  unter  der  Loupe  deutlichen  Krystalle  zeigen  die 
horizontal  gestreiften  Flächen  stumpfer  hexagonaler  Pyramiden  und  sind  Combi 
nationen  einer  stumpfen  und  einer  spitzen  hexagonalen  Pyramide  , die  Flächen 
der  letztem  glatt  und  glänzend,  ihr  Seitenkantenvvinkel  155°24<  und  der  Nei- 
gungswinkel ihrer  Flächen  zur  darüber  liegenden  stumpfen  Pyramide  150°54'. 
F’arbe  indigblau  , unvollkommener  Metallglanz  in  Wachsglanz  sich  neigend  , auf 
den  vollkommenen  Spaltungsflächen  mehr  perlmutterartig , undurchsichtig , Strich 
schwarz.  Härte  1,5  bis  2,0,  milde,  spec.  Gew.  4,636  bis  4,590.  Die  Analyse 
ergab  64,56  Kupfer,  1,14  Eisen,  34,30  Schwefel.  — 2)  Eisenkobaltkies 

von  Modum  in  Norwegen  gehört  nicht  in  das  tessularische  sondern  in  das  or- 


299 


thorhombische  Krystallsystem.  Das  orthorhombische  Prisma  mit  155°  ist  vor- 
herrschend , damit  comhinirt  sind  zwei  Längs-  und  ein  Qnerdoma.  Dieses  und 
das  untere  Längsdoma  haben  scharfe  Endkanten , das  obere  Längsdoma  bildet 
einen  sehr  stumpfen  Endkantenwinkel.  Die  Spaltbarkeit  parallel  den  Flächen 
des  orthorhombisehen  Prismas.  Farbe  zinnweiss  , Strich  schwarz  , Härte  6,0. 
Das  Mineral  steht  zwischen  Saffloril  und  Sätersbergit  und  enthält  Fe,  Co,  As. — 
6)  E h I i t von  Ehl  bei  Linz  bildet  knglige  auf  Quarz  aufgewachsene  Partien, 
die  unter  der  Loupe  erkennbaren  Krystalle  sind  Combinationen  eines  ziemlich 
stumpfen  orthorhombisehen  Prismas  mit  den  Flächen  eines  scharfen  Querdomas 
und  den  Flächen  einer  orthorhombisehen  Pyramide.  Die  kegligen  Partien  sind 
im  Innern  strahl ig  faserig  und  die  kleinern  blättrig.  Die  Farbe  lichtspangrün 
in  Apfelgrün  und  Smaragdgrün,  der  Strich  lichfgrün  , die  Krysta  11  kanten  durch- 
scheinend. — 4)  Jeffersonit  von  Sterling  in  New  Jersey  zeigt  in  einem 

P 

deutlichen  Kryslall  oo  P.  ocPoo.  (ooPoo).  —p  mit  dem  Augit  übereinstimmend. 

— 5)  Sassolin  wurde  in  künstlich  dargeslellten  Krystallen  gemessen,  die 
durch  Verdunstung  von  in  Wasser  gelöster  Borsäure  gewonnen  waren.  Es  sind 
sechsseitige  Tafeln,  mehr  weniger  regelmässig,  seltener  wirkliche  Prismen.  Ein 
solches  Prisma  zeigte  sich  als  Zwilling.  Das  Krystallsystem  ist  klinorhombisch, 
das  klinorhombischc  Prisma  hat  118°4'. — 6)  Turmalin.  Die  verschieden- 

artige Zusammensetzung  des  Turmalins  veranlasste  Hermann  denselben  in  drei 

Species  anfzulösen  , nämlich  Schörl  = RO  j Al2Ö32Si02 , Achroit  = 2RO 

j S + 3 ( 2AI2033Si02  und  Rubellit  = 2R02  j -f-  2Al2033Si02.  Ram- 

melsberg  wies  indess  nach,  dass  die  Turmaline  keine  Kohlensäure  enthalten, 
wohl  aber  stets  etwas  Fluor  und  gab  folgende  chemische  Classification:  A.  Brau- 
ner und  schwarzer  I ithionfreier  Turmalin : 1)  Magnesia-Turmalin  3R02Si03-}-3R203 
SiO3  2)  Magnesia-Eisen-Turmalin  3R02Si03-f-4R203Si03  3)  Eisen-Turmalin  3RO 
2Si034-6R203Si03.  B.  Blauer,  grüner  und  rother  lilh ionhalt iger  Turmalin:  4) 

Eisen-Mangan-Turmalin  R0Si03-j-3R203Si03  5)  Mangan-Turmalin  R0Si03-|-iR303 
SiO3  und  aus  Analogie  der  aufgcslellten  Formeln  stellte  er  eine  6.  Gruppe  auf: 
R0Si03-f-6R203Si03.  Die  Borsäure  sah  er  analog  zusammengesetzt  mit  der  Kie- 
selsäure und  als  mit  dieser  vicarirend  an.  In  den  aufgestellten  5 Gruppen  trat 
eine  merkwürdige  Isomorphie  hervor,  welche  Rammeisberg  dadurch  erklärt,  dass 
sie  durch  die  Gleichheit  oder  Proportionalität  der  Atomvolume  verursacht  werde. 
Auch  Dana  sprach  sich  für  diese  abnorme  Uebereinstimmung  der  Gestalten  bei 
verschiedener  chemischer  Constitution  der  verschiedenen  Turmalinarten  als  be- 
dingt durch  die  Uebereinstimmung  der  Atomvolumina  aus.  Diese  Resultate  be- 
friedigten aber  nicht,  da  sie  eben  ungewöhnliche  waren.  Hermann  und  Nau- 
mann führten  auf  einen  Weg  , der  die  zur  Aufklärung  nöthigen  Mittel  an  die 
Hand  gab.  Ohne  aber  die  Gründe  dafür  anzugeben  sieht  Hermann  die  Borsäure 
als  gleichzusammengeselzt  mit  der  Thonerde  und  wie  diese  heteromer  mit  der 
Kieselsäure  an.  Die  Borsäure  könne  daher  sowohl  die  Thonerde,  wie  die  Kie- 
selsäure vertreten  , und  ihre  Verbindungen  würden  die  Formen  sowohl  der  Alu- 
minate  als  der  Silicate  annehmen  können.  Naumann  schreibt,  weil  in  fast  al- 
len Analysen  von  Rammeisberg  die  Sauerstoffmenge  der  Kieselsäure  zu  der  der 
Basen  RO , R203  und  der  Borsäure  wie  3:4  verhält,  die  Borsäure  auch  B203. 
Als  Extreme  der  Formeln  für  die  Turmaline  stellt  er  auf: 

10(R2O3.  Si02)+5(2R0.  SiO2)  und 
10(  R203.  Si02j+2(R0.  SiO2). 

Alle  andern  Turmaline  betrachtet  er  als  Mittelglieder,  zusammengesetzt  aus  Mul- 
tiplen dieser  beiden  Extreme,  wobei  immer  das  constante  Sauerstoffverhältniss 
obwalte.  Diese  Deutung  seiner  Analysen  erkennt  Rammeisberg  jedoch  nicht  an, 
weil  die  Formeln  unwahrscheinliche  seien.  Durch  alle  diese  Formeln  ist  Kenn- 
gott nicht  zufrieden  gestellt ; die  Trennung  in  verschiedene  Gruppen  ist  ihm 
unwahrscheinlich  und  die  Erklärung  der  Isomorphie  nicht  genügend.  Da  die 
beiden  Glieder  in  der  dreifach  - binären  Verbindung  im  Turmalin  sich  nicht  als 


300 


Base  und  Säure  gegenüber  stehen  , sondern  als  vicarirende  anzusehen  sind  , so 
muss  die  Formel  für  alle  Turmaline  zwei  gleichgestallele  doppelt-binäre  Verbin- 
dungen enthalten  , die  eben  als  isomorph  und  vicarirend  anzusehen  sind.  Die 
Aufstellung  der  Glieder  bei  Rammelsberg  und  Naumann  hätte  willkii hrlich  noch 
viel  weiter  getrieben  weiden  können.  — Auf  Grund  der  Analysen  von  Ram- 
melsberg  und  bei  der  Annahme  der  Formel  ß203  für  die  Borsäure,  — als  vi- 
carirend mit  den  Basen  R203  — stellt  Kenngott  folgende  allgemeine  Formel  des 
Turmalins  auf:  m(3RO  . Si03)-j-n(3R203 . 2Si03).  Diese  soll  allen  Anforderun- 
gen am  genauesten  entsprechen.  Die  11  verschiedenen  Abänderungen  bezüglich 
des  gegenseitigen  Verhältnisses  der  beiden  vicarirenden  llauptbestanrllheile  , des 
Monosilikales  einatomiger  Rasen  und  des  Zweidriltelsilikales  anderlhalbatomiger, 
gruppiren  sich  nach  den  Fundorten  wie  folgt:  1)  3RO  . S1O3  -f-  8R2O3 . 2Si03. 

Brauner  Turmalin  von  Gouverneur,  St.  Lawrence  County,  New-York  in  den  ver- 
einigten Staaten,  vorkommend  in  körnigem  Kalksteine,  begleitet  von  Apatit  und 
Skapolith.  — 2)  2(3RO  . Si03)-f-3(3R203 . 2Si03).  Brauner  Turmalin  von  Win- 
disch-Kappel  in  Kärnten,  im  Innern  vveisse  Glimmerblätlchen  enthaltend  ; brau- 
ner Turmalin  von  Oxford,  New-llampshirc  in  den  Vereinigten  Staaten,  vorkom- 
mend  in  grünlichgrauem  Talkschiefer,  Blättchen  von  Talk  und  Glimmer  in  seiner 
Masse  zerstreut  enthaltend,  brauner  Turmalin  von  Monroe  in  Connecticut  in  den 
Vereinigten  Staaten,  vorkommend  in  Glimmer  und  Talkschiefer,  auf  den  Ablö- 
sungsflächen einzelne  Glimmerblättchen  enthaltend  : schwarzer  Turmalin  von  Zil- 
lerthal  in  Tyrol,  in  weissem  hartem  Talk  liegend,  von  grünem  Aktinolith  beglei- 
tet; schwarzer  Turmalin  von  Godhaab  in  Grönland,  in  Höhlungen  Glimmerblätl- 
chen , im  Innern  schwarze  Glimmerlainellcn  und  kleine  Partien  eines  weisseu 
blätterigen  Minerales  enthaltend.  — 3)  3(3R0.Si03}-J-l:(3R203.2Si03).  Grü- 
ner Turmalin  von  Eibenstock  in  Sachsen,  wahrscheinlich  aus  Granit.  — 4) 

3 (3RO  . SiOs)  -{-  5 (3R2O3 . 2SiÜ3).  Schwarzer  Turmalin  von  Texas,  Lancaster 
County  in  Pennsylvanien , vorkommend  in  grauweissem,  hartem,  talkartigem  Ge- 
stein; schwarzer  Turmalin  von  Havredal  bei  Krageroe  im  südlichen  Norwegen, 
vorkommend  in  einem  Gemenge  von  Quarz  , Albil  und  Tilaneisen,  Glimmerblätl- 
chen an  der  Oberfläche  und  auf  den  Ablösungsflächen  enthaltend;  schwarzer  Tur- 
malin von  Haddatn  in  Connecticut,  in  den  vereinigten  Staaten,  eingevvachsen  in 
Quarz,  bekleidet  mit  Quarz  und  Orthoklas  ; schwarzer  Turmalin,  ebendaher,  vor- 
kommend in  Granit,  begleitet  von  Chrysoberyll,  verwachsen  mit  körnigem  gel- 
bem Quarz  , zwischen  beiden  liegt  Talk  oder  Chlorit,  Höhlungen  an  der  Ober- 
fläche enthaltend,  in  denen  wie  im  Innern,  gelber  Eisenocher  und  Glimmer  sich 
befindet.  — 5)  3RO  . Si03-{-2(3R203 . 2Si03)  , Braunschwarzer  Turmalin  von 

St.  Gotthard:  schwarzer  Turmalin  von  Rarnfossen  bei  Snarnm  , Kirchspiel  Mo- 
dum  in  Norwegen  ; im  Innern  ein  weisses  blättriges  Mineral  enthaltend  ; schwar- 
zer Turmalin  von  Ünily  in  New  - Hampshire  in  den  Vereinigten  Staaten  , einge- 
wachsen in  weissem,  fast  durchsichtigen  Quarz.  — G)  3RO  . Si03-}-3(8R203  . 
2Si03).  Schwarzer  Turmalin  von  Bovey-Tracy  in  Devonshire  in  England,  einge- 
wachsen in  Granit,  mit  anhängendem  gelbbraunem  verwittertem  Orthoklas,  der 
sich  auf  Absonderungsklüflen  in  das  Innere  zieht;  schwa. zer  Turmalin  von  der 
Herrschaft  Saar  in  Mähren  , mit  röthlicher  thoniger  Masse  und  etwas  Glimmer 
im  Innern;  schwarzer  Turmalin  von  Langenbielau  in  Schlesien,  im  Granit  vor- 
kommend, auf  den  Bruchflächen  mit  Glimmer  bedeckt;  schwarzer  Turmalin  von 
Krummau  in  Böhmen,  im  Granit  vorkommend;  schwarzer  Turmalin  von  Elba; 
grüner  Turmalin,  ebendaher;  grüner  Turmalin  von  Paris  in  Maine  in  den  Ver- 
einigten Staaten;  grüner  Turmalin  ans  Brasilien.  — 7)  2(3RO  . Si03-f-5(3R203 
. 2Si03).  Schwarzer  Turmalin  von  Alabaschka  bei  Mursinsk  am  Ural,  im  Granit 
vorkommend,  in  den  Vertiefungen  verwitterten  Orthoklas,  im  Innern  weisse  Glim- 
merblättchen enthaltend;  schwarzer  Turmalin  von  Sonnenberg  bei  Andreasberg 
am  Harz  , in  drusenreichera  Granit  vorkommend  , dessen  Orthoklas  zersetzt  ist. 
— 8)  3RO  . Si03-}-5(3R203 . 2Si03).  ßlauschwarzer,  stellenweise  rother  Turma- 
lin von  Sarapulsk  bei  Mursinsk  am  Ural;  rother  Turmalin  von  Elba,  mit  Glim- 
mer zum  Theil  bekleidet  und  denselben  eingewachsen  enthaltend;  rother  Tur- 
malin von  Paris  in  Maine  in  den 'Vereinigten  Staaten.  — 0)  3R0.Si03-[- 


301 


4(3R203 . 2SiOs).  Grüner  Turmalin  von  Chesterfield  in  Massachusetts  in  den 
Vereinigten  Staaten,  in  Granit  vorkommend,  welcher  Albit  als  Gemengtheil  ent- 
hält. — 10)  3RO  . Si03  -f-  6(3R203 . 2Si  O3).  Rother  Turmalin  von  Schaitansk 

am  Ural,  auf  Drusenränmen  im  Granit  vorkommend.  — 11)  3R0.Si03-{- 

7i3R2Ü3 . 2Si03).  Rother  Turmalin  von  Rozena  in  Mähren,  im  Granit  vorkom- 
mend, dessen  Orthoklas  zersetzt  ist,  bekleidet  mit  Lepidolilh.  Die  von  andern 
ausgeführten  Turmalinanalysen  werden  als  ungenau  angesehen  und  daher  hier 
nicht  in  Betracht  gezogen.  — 7)  A xinit,  neue  Formel.  Die  neue  Ansicht 
über  die  Constitution  der  Borsäure  macht  solche  nöthig;  hierzu  sind  nur  die 
Analysen  von  Rammeisberg  zu  benutzen.  Aus  den  Analysen  des  Axinils  von 
Oisans  im  Dauphine,  von  der  Fresefiurg  am  Harz  und  von  Miask  am  Ural  be- 
rechnet sich  die  Formel  3(3RÜ  . 2Si03)-f-2(  3R203.  2Si03).  Diese  drei  Analysen, 
von  sehr  entfeinten  Fundorten  und  doch  so  gut  übereinstimmend , reichen  voll- 
kommen zur  Aufstellung  der  neuen  Formel  aus.  Die  früher  von  Rammeisberg 
aufgeslelltc  Formel  3CaO,  MgO.  2Si03,  B03-j-2(Al203,  Fe203,  Mn203;  SiO3,  BO3) 
entsprach  weit  weniger  den  Resultaten  der  Analyse  , als  die  obige  jetzt  aufge- 
slellte  Formel.  — 8)  Unghwarit.  Früher  oft  als  eine  Abänderung  des  Opal 

betrachtet  und  daher  Chloropal  genannt,  ist  eine  selbständige  Species.  Amorph, 
muschlig  bis  splillrig  im  Bruch  , gras-  bis  zeisiggrün,  schwach  wachsartig  glän- 
zend bis  schimmernd  , an  den  Kanten  schwach  durchscheinend ; Strich  lichter, 
grünlich  weiss.  Härte  = 2,5  bis  3;  spec  Gewicht  2,10  — 2,16.  Nur  wenig 
spröde,  aber  leicht  zerbrechlich,  hängt  schwach  an  der  feuchten  Lippe.  Durch 
die  Oxydation  des  Eisenoxydulhydrates  geht  die  Farbe  in  Braun  über , daher 
kommt  das  Mineral  auch  braungefleckt  oder  ganz  braun,  selten  schwarz  gefleckt 
vor.  Vor  dem  Löthrohr  unschmelzbar;  beim  Glühen  im  Glasröhrchen  wird  das 
Mineral  braun  bis  schwarz  und  giebt  reichlich  HO  aus.  Durch  Salzsäure  wird 
nur  das  Eisenoxydulhydrat  ausgezogen.  Nach  einer  neuen  Analyse  von  v.  Hauer 
besteht  das  lufttrockene  Mineral  im  Mittel  aus:  57,76  SiO3,  20,86  FeO,  1,77 
CaO  und  19,78  HO  =100,17.  Daraus  berechnet  sich  die  Formel:  FeO,  HO 
-j-2(HO,  SiO3).  Nach  den  früheren  Analysen  von  Brandes  und  ßiewend  ist  die 
Formel:  FeO  . HO-J-HO . SiO3 ; so  dass  als  allgemeiner  Ausdruck:  FeO  . HO  -f- 
m(HO.Si03)  gesetzt  w.erden  kann.  Die  beiden  von  v.  Kobell  analysirten  Mine- 
rale lieferten  folgende  Formeln:  der  von  Saar  bei  Passau  in  Böhmen:  FeO  . HO 
+4(HO . SiO3)  und  der  ungarische  Fe0.H0-j-l,/2(D0.Si03).  Es  ist  sehr  wahr- 
scheinlich, dass  äussere  Einwirkungen  nach  und  nach  den  Unghwarit  sehr  um- 
ändern , indem  nicht  allein  das  FeO  sich  in  Fe203  verwandelt  , sondern  auch 
das  FeO.  HO  theihveise  fortgeführl  werden  kann,  wodurch  sowohl  überschüs- 
sige S1O3  als  Beimengung  erscheinen  wird  , als  auch  nach  Verlust  des  gesamm- 
len  Eisengehaltes  opalartige  oder  quarzige  Massen  erzeugt  werden  können.  — 

9)  Funkit,  eine  Abänderung  des  Augit.  Die  äussere  Aehnlichkeit  die- 
ses bei  ßocksaeter  in  Ost  - Golhland  vorkommenden  Minerals  mit  dem  Kok- 
kolith,  einer  Abänderung  des  Augit  veranlassten  Kenngott  zu  einer  neuen 
Untersuchung.  Es  bildet  wie  der  Kokkolith  abgerundete  körnige  Krystalloide, 
in  einem  weissen  körnigen  Calcit  eingewachsen  und  bisweilen  deutliche  Spal- 
tungsflächen zeigend,  deren  Lage  jedoch  nicht  näher  fest  zu  stellen  war.  Trotz 
der  Abrundung  war  bei  einzelnen  die  äussere  Krystailgestait  auf  die  des  Augit 
zurückführbar.  Farbe  Jauch-  oder  pislaziengrün , licht  bis  dunkel,  durchsichtig 
bis  an  den  Kanten  durchscheinend  , aussen  und  auf  den  muschligeu  Bruchflä- 
chen  glasartig  glänzend  , auf  den  Spaltungsflächen  ein  perlmutlerartiger  Glas- 
glanz. Strich  weiss.  Härte  = 5,5  ;* spröde.  Spec.  Gew.  =3,325.  Die  Körner 
werden  von  CI H kaum  angegriffen,  das  Pulver  aber  merklich  löslich.  Vor  dem  Löth- 
rohr zu  einem  dunklen  Glase  schmelzbar,  mit  Borax  und  Phosphorsalz  starke  Reac- 
tion  auf  Eisen,  v.  Hauer  fand  in  1 00  Thei len  : 53,81Si03,  10,01  FeO,  27,5CaO, 
8,0  MgO,  0,29  Glühverlust  = 99,61.  Formel  3Ca , Mg,  FeO  . 2 SiO3.  — 

10)  Hetero  m er  i t , eine  Abänderung  des  Vesuvian.  Zusammen- 
setzung der  Vesuvian,  als  einer  e i n z i g e n S p e c i e s.  — Hermann 
sah  sich  wegen  abweichender  Zusammensetzung  veranlasst  die  unter  dem  Namen 
Vesuvian  oder  Idocras  begriffenen  Mineralien  (3Ca,  FeO,  Si03-}-AI2,  Fe203,  SiO3) 


302 


in  zwei  Species  Heteromerit  und  Vesuvian  zu  trennen.  Kenngotts  Untersuchun- 
gen eines  Heteromerit  von  der  Schiscbimskaja  Gora  im  District  von  Slatoust 
am  Ural  ergaben,  dass  eine  solche  Trennung  nicht  nolhwendig  sei  und  dem  Ve- 
suvian  eine  andere,  als  die  obige  Formel  zukomme.  Die  Analyse  v.  Hauers  er- 
gab folgende  Resultate:  36,59  SiO3,  22,25  AI203,  34,81  CaO,  4,56  FeO  und 
0,55  Gluhverlusl=98,76  und  hieraus  die  Formel  2(  5Ca,Fe0,2Si03)-f  3Al2Ü3,2Si03. 
v.  Hauer  untersuchte  auch  das  den  Vesuvian  einschliessende  Mineral,  ein  soge- 
nannter Kalkthongranat  (Grossular)  dicht  mit  splittrigem  Bruch  , röthl ich  grau, 
schimmernd,  an  den  Kanten  durchscheinend,  Strich  weiss,  Härte  — der  des  Ve- 
suvian, specifisches  Gewicht  = 3,543.  Vor  dem  Löthrohr  massig  schwer  schmelz- 
bar zu  einem  dunkeln  braunen  Glase,  v.  Hauer  fand  in  100  Theilen  bei  zwei 
Proben  : 

a b 


SiO3 

38,39 

38,36 

Al203 

Fe203 

17,00 

8,86 

j 26,60 

CaO 

33,75 

33,67 

MnO 

Spur 

Spur 

Glühverlust 

0,94 

0,61 

98,94 

99,24 

Die  Formel  berechnet  sich  hiernach  auf  3CaO  SiO3— J— Al2Fe203.Si03.  Beide  Mi- 
nerale sind  also  bestimmt  unterschieden.  — Kenngott  hat  26  bekannt  gewor- 
dene Analysen  des  Vesuvian  von  den  verschiedensten  Fundorten  berechnet,  wobei 
aus  der  Zusammenstellung  der  Aequivalenlzahlen  und  der  Sauerstoffverhältnisse 
deutlich  genug  hervorgeht,  dass  weder  die  frühere  Formel  des  Vesuvians  die 
entsprechende,  noch  dass  die  von  Hermann  ausgeführte  Trennung  gerechtfer- 
tigt ist,  denn  die  Schwankungen  der  Aequivalenlzahlen  für  RO  und  R203  sind  zu 
bedeutend,  um  sie  für  zufällige  zu  halten,  ln  zusammengesetzten  Verbindungen, 
wie  z.  B.  dem  Vesuvian,  stehen  die  beiden  Theile,  welche  auf  zweierlei  Basen 
begründet  sind,  nicht  in  dem  Verhältniss  wie  Basis  zur  Säure  und  müssen  da- 
her auch  nicht  als  unveränderlich  angesehen  werden.  Wollte  man  nun  bei  den 
Mineralien  auf  das  mehr  oder  minder  stark  hervortretende  Schwanken  der  bei- 
den Hauplheile  einer  Verbindung  begründete  Formeln  anfstellen  , so  würde  man 
die  Zahl  der  Species  ohne  Grund  vermehren.  Daher  ist  die  obige  Formel  für 
den  Vesuvian  von  einem  bestimmten  Fundorte  auch  nicht  die  allgemeine  For- 
mel ; in  dieser  müssen  jedoch  stets  jene  beiden  Silikate  Vorkommen.  Die  all- 
gemeine Formel  für  den  Vesuvian  ist  daher  rn(5Ca,Fe0,2Si03)-|-3Al2Fe203,2Si03. 
Die  bis  jetzt  bekannten  Analysen  haben  gezeigt,  dass  der  Werth  m sich  auf  die 
Nähe  der  Zahl  2 beschränkte  und  noch  nicht  so  auffallende  Ausdehnung  er- 
reichte, wie  sie  andere  Species  aufweisen.  Hiermit  fallt  nun  auch  selbstver- 
ständlich die  Geltung  des  Vesuvians  als  einer  dimorphen  Species  weg.  T4r.  B. 

Hausmann,  Pseudomorphose  des  Brauneisensteins  vom 
Silber  berge  bei  Bodenmais.  — Der  Brauneisenstein  ist  in  den  meisten 
Fallen  durch  Zersetzung  des  weit  verbreiteten  Schwefeleisens  und  kohleusauren 
Eisenoxyduls  entstanden,  daher  auch  deren  Krystalle  häufig  als  Brauneisenstein 
erscheinen.  Unter  den  ausserdem  sehr  zahlreichen  Pseudomorphosen  des  Braun- 
eisensteins, die  von  Blum  bereits  beschrieben  worden,  findet  sich  ein  seltenes 
Vorkommen  von  Bodenmais  noch  nicht.  Die  betreffende  Stufe  besteht  aus  der- 
bem gemeinem  und  ochrigen  Brauneisenstein  mit  eingesprengten  Resten  von 
Schwefelkies.  Bedeckt  wird  die  derbe  Massö  von  einem  lockern  Aggregate  zahl- 
reicher vollständiger  Afterkrystalle  von  Brauneisenstein  , die  dem  Krystallsystem 
der  Pyroxensubstanz  angehören.  Die  grössten  Krystalle  messen  3/$  Zoll  bei  3 
bis  4 Linien  Stärke.  Alle  sind  irregulär  sechsseitige  Prismen,  welche  Hauy  Th. 
67  Fig.  101  mit  den  seltenen  Flächen  u abbildet  und  mit  3G3  bezeichnet.  Die 
Enden  der  meisten  Prismen  sind  dreiflächig  mit  zwei  Flächen  P(u)  und  einer 
Fläche  A(l).  Bisweilen  bilden  die  Flächen  A(l)  und  D(P)  eine  Zuschärfung 
und  ausserdem  erscheinen  noch  die  Flächen  BA2(z)  und  EA'^o).  Ueberhaupt 
kommen  folgende  Combinationen  vor: 


303 


1.  4P.  2A.  2B.  4B'B2 

u t r ,u 

2.  2Ä.  2D.  2B.  4B'B2.  4B'A2.  4EAy2 

t P r ja  z 0 

welche  besonders  dem  Diopsid  und  Malakolilh  eigen  sind.  Die  Farbe  der  Kry- 
slalle  ist  bald  dunkel  bald  licht  nelkenbraun  ins  Bostbraune  ziehend,  die  Ober- 
fläche glatt  und  wenig  glänzend,  unvollkommen  metallisch  glänzend  oder  rauh 
und  nackt.  Meist  ist  ein  deckender  Ueberzug  vorhanden , der  unter  der  Loupe 
klein  getropft  oder  geflossen  erscheint.  Die  Rrystalle  selbst  bestehen  aus  einer 
dünnen  festen  Rinde,  welche  eine  ockeiige  lockere  Masse  umschliessl.  In  letz- 
ter erscheint  bisweilen  Schwefelkies,  der  auch  aussen  daran  haftet.  Das  Pulver 
ist  licht  rostbraun.  Das  specifische  Gewicht  ist  3,225.  Durch  Glühen  verlor 
ein  Kryslall  J 8,48,  ein  andrer  21,16  pCt. , während  der  Wassergehalt  des  reinen 
Brauneisensteins  nur  14,71  pCt.  beträgt.  Das  Pulver  löst  sich  in  Salzsäure 
leicht  und  vollständig.  Die  Entstehung  scheinen  diese  Krystalle  der  Zersetzung 
des  Schwefelkieses  zu  verdanken  , den  Pyroxenkryslalle  eingesprengt  enthielten. 
Der  an  Eisenoxydul  reiche  Malakolilh  möchte  die  Pyroxensubstanz  gewesen  sein. 
Die  Erzlagerstätte  am  S ilbei berge  ist  ein  hauptsächlich  aus  Schwefel-  und  Mag- 
netkies gebildetes  Lager  im  Gneiss.  Es  finden  sich  in  demselben  Feldspalh, 
Dichroit,  Strahlstein,  Granat,  aber  keine  Pyroxene.  Der  Dichroit  erscheint  in 
vollkommenen  Krvstallen  in  die  Kiese  eingewachsen  und  so  möchten  auch  die 
Malakolithkrystalle  sich  verhalten  haben.  ( Gotting . Nachr.  1853.  33—40.) 

D e r s e 1 b e , Quecksilber  in  dem  Lüneburger  Diluvium.  — 
Die  bereits  durch  die  Tageblätter  bekannt  gewordene  diluviale  Quecksilberlager- 
stälte  liegt  bei  Sülbeck,  zwei  Stunden  östlich  von  Lüneburg  und  wurde  bei  Auf- 
werfung einer  neuen  Einfahrt  in  eine  Mergelgrube  entdeckt.  Bei  Durchgrabung 
einer  sandigen  Lehmschicht  fanden  die  Arbeiter  plötzlich  die  Quecksilbertropfen, 
bei  genauerer  Untersuchung  wurde  auch  Hornquecksilber  in  zarten  krystallinischen 
Massen  erkannt.  Die  Schicht  liegt  5 bis  6 Fnss  tief  unter  einer  gelblichen 
Sandschicht.  Sie  besieht  aus  stark  sandigem  Lehm  ohne  wesentlichen  Kalkge- 
halt und  ist  2 bis  3 Fuss  mächtig.  Nach  der  Tiefe  gehl  sie  mit  Yeilust  des 
Quecksilbergehalles  in  plastischen  Thon  über.  Ihre  Breite  ist  5 bis  6 Fuss, 
ihre  Länge  noch  nicht  ermittelt.  Das  Quecksilber  erscheint  in  Tropfen  bis  Erb- 
sengrösse und  perlt  bei  Durchstechung  der  Schicht  mit  dem  Spaten  hervor. 
Das  Hornquecksilber  bildet  ganze  Verästelungen.  Ausser  Granilgeröllen  enthält 
die  Schicht  queksilberreiche  mürbe  Sandmassen,  mit  60  pCt.  Quecksilber.  Ver- 
steinerungen kommen  ausser  etwas  verkieseltem  Holze  nicht  vor,  aber  Kieide- 
feuersteine , ockriger  Rotheisenslein  11.  s.  w.  Die  Schicht  ist  entschieden  dilu- 
vial oder  Jungtertiär.  Unter  der  Loupe  erkennt  man  in  dem  Lehme  auch  Feld- 
spalh- und  Glimmerlheilchen.  Die  quecksilberhaltige  Sandsteinmasse  könnte  nur 
verhärteter  sandiger  Lehm  sein.  Ueber  die  Entstehung  dieser  rätselhaften  La- 
gerstätte lässt  sich  zur  Zeit  noch  keine  Vermutung  äussern.  Die  praclische 
Wichtigkeit  des  Vorkommens  zu  ermitteln,  hat  die  k.  hannoversche  Regierung 
die  weitere  Untersuchung  angeordnet.  ( Besondere v Bericht .)  G. 

CJeolofijie.  Blofeld,  Notiz  über  St.  Helena.  — Bl.  hat 
ein  Relief  dieser  IOV2  Meilen  langen  und  63/*  Meilen  breiten  Insel  angefertigt 
und  betrachtet  dieselbe  als  einefi  tertiären  Vulkan.  Das  Alter  der  Hebung  ist 
noch  nicht  ermittelt,  doch  muss  die  vulkanische  Thätigkeit  schon  seit  sehr  ge- 
raumer Zeit  erloschen  sein.  Die  interessanteste  Erscheinung  auf  der  Insel  ist 
eine  dunkel  gefärbte  Lava,  dessen  Ströme  besonders  im  mitllern  Theile  sehr 
scharf  begränzt  sind.  Mehrere  Gesteinsarten  sind  in  völliger  Zersetzung  begrif- 
fen nnd  liefern  einen  thonigen  Boden.  Der  höchste  Gipfel  der  Insel,  der  Diana- 
Pic,  misst  2697  engl.  Fuss  Höhe.  Von  Erdbeben  wurde  die  Insel  heimgesucht 
in  den  Jahren  1756,  J780  und  1817.  Alljährlich  gegen  Weihnachten  stellt  sich 
ein  gewaltiger  Andrang  der  Meereswogen  ein,  welchen  Einige  dem  Einflüsse  des 
Mondes,  Andere  Ausbrüchen  untermeerischer  Vulkane,  noch  Andere  andern  Ursa- 
chen zuschreiben.  Die  Erscheinung  ist  periodisch  und  jedenfalls  höchst  merk- 


304 


würdig.  Von  den  dort  vorkommenden  Versteinerungen  leben  6 Bulinusarten  nicht 
mehr  auf  der  Insel.  Sie  liegen  in  1700  Fass  Meereshöhe  in  einer  graulich 
braunen  zerreiblichen  3 bis  4 Fuss  mächtigen  Schicht  unter  einem  schwarzen 
Lehme  zugleich  mit  zahllosen  Knochen  von  Vögeln  und  andern  Ueherresten  die- 
ser Thierklasse.  Die  Entstehung  dieser  Schicht  ist  sehr  schwierig  zu  erklären. 
( Bullet . soc.  geol.  X.  434.) 

Hausmann,  der  Dolomit  am  Hainberge  bei  Göttingen.  — 
Im  nordwestlichen  Deutschland  erscheinen  ira  untern  und  miltlern  Muschelkalk 
häufig  dolomitische  Gesteine,  bald  als  eigentlicher  Dolomit,  bald  als  Eisenbilter- 
kalk  und  sehr  häufig  als  Bilterkalkmergel.  Erstere  beide  meist  als  untergeord- 
nete und  stellvertretende  Massen.  in  dem  mittlern  Muschelkalk  tritt  bisweilen 
ein  poröser  Eisendolomit  mit  rhomboedrischen  Krvs lallen  auf.  Auf  den  Textur- 
flächen ist  das  Gestein  beinah  perlmutlerglänzend,  gelblich  grau,  chamois-  oder 
schmutzig  isabellgelb  , zersetzt  ockergelb  , mit  kleinen  grünen  Körnern  erdigen 
Chlorits  , mit  Stielgliedern  von  Encrinus  aus  Kalkspath  bestehend.  Durch  Zer- 
setzung lockert  sich  das  Gestein  auf,  der  Bruch  wird  groberdig,  die  Masse  zer- 
1 eiblich  und  zerlällt.  Die  Encrinitenglieder  bleiben  dabei  unverändert.  Dieses 
Vorkommen  des  Eisendolomites  beobachtete  H.  am  Hainberge  bei  Göttingen,  am 
Bühnenberge  bei  Düderode  unweit  Nordheim,  zwischen  Kreuzburg  und  Eisenach, 
bei  Wiesloch  u.  a.  0.  Eigentlicher  Dolomit  wurde  am  westlichen  Fusse  des 
Hainberges  bei  Göttingen  in  150  Fuss  Länge  aufgeschlossen,  in  etwa  12  Fuss 
Mächtigkeit,  die  Schichten  von  Zoll  Dicke  mit  1 bis  3 Fuss  mächtigen  wech- 
selnd , die  dünneren  knaurig  wellenförmig  wie  ähnlich  bei  schwachen  Schichten 
des  Trochitenkalkes.  Die  mächtigen  Bänke  sind  von  starken  Nebenabsonderun- 
gen durchsetzt,  die  Schichten  unbestimmt  gebogen,  zerrüttet.  Bedeckt  wird  der 
Dolomit  von  dünnen  durch  Thon  abgelöste  Schichten  ziemlich  reinen  Kalkstei- 
nes. Der  Dolomit  selbst  ist  feinschuppig  körnig,  theils  fest-  theils  loskörnig 
bis  zerreiblich,  bisweilen  das  krystalinische  Ansehen  verlierend,  erdig,  porös, 
aus  Bilterspathrhomboedern  bestehend,  von  Farbe  graulich  weiss,  aschgrau,  gelb- 
lichweiss  oder  gelblichgrau.  Ausser  den  Poren  finden  sich  grössere  cylindrische 
Höhlen,  die  von  zerstörten  Encrinitengliedern  herrühren,  bisweilen  noch  mit 
Kalkspath  erfüllt.  Die  Poren  mit  Rhomboedern  ausgekleidet.  Die  obere  drei 
Fuss  mächtige  Bank  ziemlich  reinen  und  festen  Dolomites  enthält  keine  Trochi- 
tenhöhlen,  aber  Spuren  von  Muscheln,  besonders  von  Terebratnla  vulgaris,  aber 
nicht  die  Schalen  , sondern  nur  die  Hohlräume  mit  Beschlag  von  Eisenoxydhy- 
drat ausgekleidet  sow'ie  mit  kleinen  Bitlerspalhrhomboedern.  Als  fremdartiger 
Einschluss  im  Dolomit  wurde  nur  Bleiglanz  beobachtet.  Die  Analyse,  von  Wee- 
ren  ausgefuhrt , ergab  bei  einer  von  den  Krystallen  befreiten  Masse  für  den  in 
Salzsäure  unlöslichen  Rückstand  an  Kieselerde  9,28,  an  Thonerde  7,25,  an  Kalk- 
erde 0,12  und  Verlust  2,06,  insgesammt  18,71,  ferner  40,85  kohlensaure  Kalk- 
erde, 30,02  kohlensaure  Talkerde,  1,63  kohlensaures  Eisenoxydul,  1,47  Thon- 
erde, 0,01  Chlornatrium,  0,47  Wasser,  organische  Substanz  und  Verlust  0,44. 
Der  reine  Dolomit  würde  hienach  enthalten  59,68  kohlensaure  Kalkcrde,  38,24 
kohlensaure  Talkerde  und  2,08  kohlensaures  Eisenoxzdul.  Nördlich  von  diesem 
Dolomitvorkommen  in  etwa  1000  Schritt  Entfernung  findet  sich  ein  zweites 
ähnliches.  Ursprüngliches  Gebilde  kann  dieser  Dolomit  nicht  sein,  sondern  er 
ist  durch  Umwandlung  des  Muschelkalkes  entstanden  und  zwar  des  Trochitenkal- 
kes, der  hier  tiefer  als  bei  Braunschw'eig  liegt.  Die  Metamorphose  konnte  aber 
nicht  durch  von  unten  aufsleigende  Magnesiadämpfe  herbeigeführt  sein,  sondern 
auf  nassem  Wege  und  zwar  durch  Schwängerung  kohlensaure  Magnesia  haltiger 
Gewässer,  welche  als  Thermen  von  unten  her  den  Trochitenkalk  durchdrangen, 
(i Gotting . Nadir . 1853.  177—192.) 

Tchihatchef,  die  paläozoischen  Gebilde  Kleinasiens.  — 
Die  altern  Formationen  treten  am  Bosporus , am  nördlichen  Gestade  des  Golfs 
von  Nicomedien,  an  der  Südküste  Ciliciens  und  am  Antitaurus  auf.  Die  untere 
und  obere  Abtheilung  des  devonischen  Systemes  ist  vollständig  entwickelt,  die 
mittlere  dagegen  fehlt.  Ueberall  folgen  die  silurischen,  devonischen  und  Kohlen- 
kalkschichlen  regelmässig  von  VV.  nach  O.  oder  SO. , nur  selten  von  jüngern 


305 


Formationen  überlagert.  Die  devonischen  Gebilde  herrschen  vor,  zumal  deren 
obere  Abtheilung.  ( L'Inst , Avril  126.) 

Czjzek,  Geognosie  der  Gebirge  zwischen  Stadt  Steyer 
und  Weyer  in  Oberöstreich  und  Altenmarkt  in  Steiermark.  — 
Dieses  Tecrain  ist  im  Osten  durch  die  Landesgränzen  zwischen  Ober-  und  Nie- 
deröstreich,  im  Westen  durch  den  Ennsfluss  begränzt  und  nimmt  einen  Flächen- 
raum von  8 Quadratmeilen  ein.  Stadt  Steyer  liegt  im  niederen  tertiären  Hü- 
gellande; südlich  und  östlich  beginnen  die  Gebirge  sich  zu  erheben,  es  sind 
die  dem  Neocomien  zugezähllen  Wiener  Sandsteine,  welche  den  nördlichen  Gür- 
tel der  Kalkalpen  bilden,  ihre  Breite  beträgt  hier  1 bis  l1/^  Meilen  und  sie  un- 
terscheiden sich  sowohl  in  der  äusseren  Gestaltung  wie  in  der  inneren  Zusam- 
mensetzung nicht  von  jenen  die  weiter  östlich  bis  gegen  Wien  streichen.  Sie 
sind  auch  hier  von  weissen  Aptychenkalken  durchzogen  , von  denen  bei  Behara- 
berg  östlich  von  Steyer  bedeutende  Partien  anstehen.  Sie  umsäumen  am  Süd- 
rande die  Alpenkalke  in  grösseren  aber  nicht  zusammenhängenden  Partien  und 
führen  hier  auch  graue  und  rothe  Mergelschiefer  mit  Aptychen.  Im  Ganzen 
streicht  der  Sandstein  von  0.  nach  W.  mit  südlichem  veränderlichem  Einfallen 
und  macht  gegen  den  Pechgraben  nördlich  von  Gr.  Raming  eine  tiefe  Einbuch- 
tung. — Die  Alpenkalke , welche  im  Süden  zunächst  an  die  vorbeschriebenen 
Gebilde  stossen , bestehen  zwischen  Ternberg,  Losenstein  und  dem  Pechgraben 
aus  Liaskalken  mit  langen  Zügen  von  Gervillienschichten  und  einigen  Mergelein- 
lagerungen. Der  grösste  Theil  hiervon  ist  in  Dolomit  und  viele  Partien,  vor- 
züglich aber  die  Nordgränze  in  Rauchwacke  verwandelt,  die  oft  in  grotesken 
Felsen  ansteht.  Bei  Leonslein  erscheinen  nebst  einigen  Gosauparlien  auch  Neo- 
comienmergel  und  Sandsteine,  mitunter  sehr  grobkörnige,  die  sich  östlich  in  den 
Höllengraben  ziehen.  Millen  aus  ihnen  ragen  mehrere  Felsen  von  alpinem  Ox- 
fordkalk. Eine  viel  grössere  Partie  solcher  Kalke  bildet  der  3738  Fuss  hohe 
Schieferstein  , fast  ringsum  von  weissen  Neocomienkalken  umgeben.  Sein  süd- 
licher Abfall  gegen  die  Enns  bei  Arztberg  und  Gross  Raming  besteht  jedoch  aus 
Liaskalken  mit  Gervillienschichten  und  schmalen  Sandsteinzügen.  Am  Pechgra- 
benbache hat  eine  bedeutende  Verdrückung  und  Verschiebung  der  Schichten  statt- 
gefunden, der  Zusammenhang  ist  unterbrochen,  es  folgt  östlich  eine  andere  Schich- 
tenfolge und  eine  andere  Streichungsrichtung.  Im  Pechgrabenthale  selbst  ragt 
unter  den  Schichten  des  Neocomien  und  Oxford  Liassandstein  mit  seiner  reichen 
Pelrefaktenführung  und  mit  Kohlenlagern  hervor , auf  dessen  östlicher  Gränze 
eine  kleine  Partie  von  Eocen  aufgelagert  ist.  Vom  Pechgraben  läuft  die  nördli- 
che Kalkgränze  nach  NO.  gegen  Neustift  und  auf  den  Prifberg.  Es  ist  hier  ein 
ausgedehnter  Zug  von  Neocomienkalken  mit  eingeschlossenen  Oxfordpartien,  theil- 
weise  voll  Petrefakten.  Südlich  hiervon  ragt  im  Neustiftgraben  wieder  Lias- 
sandstein hervor,  der  sich  in  einem  ununterbrochenen  Zuge  nordöstlich  bis  in 
die  Grossau  verfolgen  lässt  und  südlich  von  Liaskalken  mit  Gervillienschichten 
bedeckt  ist.  Oestlich  von  Gross-Raming  münden  drei  Thäler  in  die  Enns,  ein 
Thal  führt  einen  Sandsteinzug,  die  sich  weit  nordöstlich  bis  über  die  Landes- 
gränzen verfolgen  lassen  und  mehre  Ausweitungen  zeigen , während  die  dazwi- 
schen liegenden  Gebirgskämme  aus  hornsteinreichen  Oxfordkalken  mit  anliegen- 
den weissen  Neocomienkalken  bestehen.  Der  erste  und  dritte  Sandsteinzug  ge- 
hört dem  Neocomien,  der  mittlere  im  Hornagraben  dem  Lias  an.  Dieser  letz- 
tere geht  über  die  Plaltenhöble  , in  den  Gschneidbach , wo  darin  Kohle  erbaut 
wurde.  Der  Stubauberg  bei  Weyer  besteht  ebenfalls  aus  Oxford-  und  Neoco- 
mienkalken, nur  sein  östliches  Gehänge  ist  Liaskalk,  der  sich  in  nordöstlicher 
Richtung  an  dem  Gaflenzer  Thale  meistens  als  Dolomit  bis  über  die  Gränze 
zieht.  Das  Thal  von  Weyer  und  Gaflenz  steigt  sehr  sanft  an  und  ist  bis  an 
die  Wasserscheide  mit  Diluvium  ausgeebnet,  die  gegen  Weyer  immer  tiefer  ein- 
geschnilten  sind.  Eben  solche  Diluvien  ziehen  sich  auch  in  den  Dürrenbach- 
graben. Westlich  von  Gaflenz  liegen  im  Thale  tertiäre  Conglomerate,  auch  von 
Weyer  ziehen  sich  solche  der  Strasse  gegen  Höllenstein  nach  über  die  Wasser- 
scheide bis  an  den  Ipsfluss.  Die  Gebirge  östlich  von  Weyer  und  Gaflenz  be- 
stehen aus  Liaskalken  mit  einem  schmalen  Sandsteinzuge,  den  Gebirgskamm  bil- 

20 


306 


den  jedoch  braune  Oxfordkalke,  die  in  ihrem  südwestlichen  Verlaufe  sich  immer 
mehr  ausbreiten,  die  Höhen  um  den  Dürrenbachgraben  und  den  Högerberg  ein- 
nehmen und  bis  an  die  Enns  verlaufen,  während  im  Westen  dieses  Zuges  süd- 
lich von  Weyer  der  Liaskalk  fortsetzt,  bei  Kasten  aber  wieder  von  Oxford  be- 
gränzt  wird.  In  den  Thälern  des  Frenzbaches  bis  gegen  Altenmarkt  steht  durch- 
gehends  Dolomit  des  Liaskalkes  an.  In  einem  Seitenthale  Rieses  Baches  bei 
Giill  findet  sich  eine  kleine  Mulde  von  tertiären  Gerollen.  Die  Höhen  der  Ess- 
ling-Alpe  bestehen  aus  Liaskalken  mit  reichen  Gervillienschichten  und  schwachen 
Mergeleinlagerungen,  ihr  westlicher  Ausläufer  führt  auf  der  Höhe  hornsleinreiche 
Oxfordkalke  mit  Begleitung  von  Aptvchenschiefern  ; solche  Kalke  umsäumen  auch 
den  Fuss  der  Essling-Alpe.  Den  Gamsstein  setzt  Dachsteinkalk  zusammen,  er 
bildet  auch  den  Wiesberg  östlich  von  Altenmarkt.  An  letzteren  Berg  lehnt  sich 
östlich  eine  bedeutende  Partie  von  Gosan  an , die  aus  petrefactenreichen  Mer- 
geln, Gonglomeraten  und  Hippuritenkalken  besteht.  Das  erweiterte  Thal  von  Al- 
tenmarkt ist  ausgefüllt  mit  hohen  Diluvialterrassen,  die  sich  an  dtr  weiter  ab- 
wärts meistens  eingeengten  Enns  in  vielfach  unterbrochenen  Partien  bis  über 
Stadt  Steyer  hinabziehen.  ( Jahrb . k.  k.  geol.  Reichsanst.  IV.  421.) 

Lipoid,  zur  Geologie  von  Idria.  — Tertiäre  Ablagerungen  ge- 
ben sich  durch  tertiäre  Pflanzenresle  kund  , welche  im  Mergel  am  Vogelberge 
nächst  Idria  gefunden  werden.  Ebendaselbst  ist  auch  die  Kreideformation  re- 
präsentirt  in  Conglomeraten  und  in  Mergeln  mit  Gosau-Versteinerungen.  Mäch- 
tig entwickelt  treten  die  Alpenkalke  auf,  welche  eine  auffallende  Uebereinstim- 
mung  mit  der  nördlichen  Alpenkalkzone  zeigen.  Die  lichten  jüngeren  Jurakalke, 
sowie  die  tieferen  Liasbildungen  — Schichten  mit  Isocardien  , die  petrefacten- 
reichen Hirlatzschichten  , die  characteristischen  Kössener-  oder  Gervillienschich- 
ten — mit  Dolomiten  finden  sich,  wie  in  den  nördlichen  Kalkalpen,  vor,  und 
werden,  wie  daselbst,  von  den  blutrothgefärbten  bunten  Sandsteinen  unterlagert. 
Letzere  ruhen  auf  Grauw'acke  und  Grauwackenschiefern , wohl  auch  unmittelbar 
unter  den  bunten  Sandsteinen  befindet  sich  die  Lagerstätte  der  Quecksilbererze 
von  Idria.  Diese  Lagerstätte  besteht  von  oben  nach  unten  aus  dunkelgrauem 
bis  schwarzem  Schiefer,  dem  sogenannten  Silberschiefer,  der  metallisches  Queck- 
silber führt,  aus  einer  Kalkbreccie  (Kalk-Conglomerat  genannt),  aus  dem  eigent- 
lichen Lagerschiefer,  schwarz,  glänzend,  bituminös,  und  aus  einem,  theils  in 
lichten  Sandstein  , theils  in  dunkeln  Mergel  übergehenden  Kalk.  Das  Liegende 
der  Erzlagerstätte  bildet  ein  dunkler,  grauer  und  braungrauer  Kalkstein.  Nebst 
dem  Lagerschiefer,  dem  Träger  der  reichen  Stahl-,  Ziegel-  und  Leberze,  ent  hal- 
ten auch  der  Silberschiefer,  die  Kalkbreccie  und  der  Sandstein  stellenweise  Zin- 
nober eingesprengt.  Die  Kalkbreccie  und  der  Sandstein  setzen  nicht  die  ganze 
Lagerstätte  durch,  sondern  treten  nur  local  auf,  so  wie  auch  der  Lagerschiefer 
gegen  Tag  zu  sich  auskeilt,  so  dass  zu  Tage  der  Silberschiefer  unmittelbar  über 
dem  Liegendkalke  ausbeisst.  Das  Erzlager  besitzt  ein  rechtsinniges  Vei flächen, 
dem  Gebirgsgehänge  und  auch  der  Thalmulde , in  welcher  Idria  liegt , entspre- 
chend, weshalb  das  Streichen  verschieden  ist;  überdiess  macht  dasselbe  in  der 
Teufe  eine  wellenförmige  Biegung.  Ueber  die  Formation,  zu  welcher  die  Idria- 
ner  Lagerstätte  gehört,  sind  die  Ansichten  der  Geologen  verschieden,  indem  bis- 
her weder  in  dem  Erzlager  noch  in  dessen  unmittelbarem  Hangend-  und  Liegend- 
gestein maassgebende  Versteinerungen  vorgefunden  wurden.  Der  Lagerschiefer 
enthält  zwar  in  den  sogenannten  Korallenerzen  Ueberreste  von  Schalen , wahr- 
scheinlich einer  Gasteropoden-Art,  nach  Haidinger  von  Hipponyx,  die  aber  keine 
genauere  Bestimmung  zulassen.  Der  nicht  unbedeutende  Kohlenstoffgehalt,  der 
sich  in  der  Erzlagerstätte  vorfindet,  veranlasste  die  Annahme,  dass  dieselbe  der 
Sleinkohlenformation  angehöre;  L.  dagegen  wie  auch  Andere  glauben,  vermöge 
der  Lagerungsverhältnisse,  dieselbe  der  Grauwackenformation  einreihen  zu  müs- 
sen. Der  Kohlenstoffgehalt  ist  um  so  weniger  entscheidend,  da  die  schwarzen 
Schiefer  von  Dienten , in  welchen  unbestrittene  Grauwackenversteinerungen  ge- 
funden werden,  ebenfalls  reich  an  Kohlenstoff  sind.  — Von  abnormen  Gesteinen 
sind  Lipoid  Porphyr  und  Serpentin  von  Veharsche,  östlich  von  Idria,  bekannt 
geworden.  ( Ebenda  422.)  * Gl. 


307 


Paläontologie.  Pomel,  über  fossile  Säu  ge  l h i e r - Fa u- 
nen.  — Mil  einem  Verzeichnis  der  fossilen  Wirbclthiere  des  minieren  Frank- 
reichs beschäftigt  hat  P.  weitere  Vergleichungen  mit  andern  Localitäten  angestellt 
und  theilt  einige  Resultate  darüber  mit.  Als  vormolassische  Faunen  betrachtet 
er  1)  die  der  Braunkohlen  von  Pereal  bei  Apt  und  in  der  Gegend  von  Alais; 
2)  die  des  Kalkes  und  Gypses  von  Velay  und  der  Limagne  ; als  molassische  oder 
postmolassische  3)  die  der  Falunen  der  Touraine  und  der  Lagerstätte  bei  Gers; 
4)  die  von  Eppelsheim  und  Cucuron.  Der  obern  Tertiärbildung  gehört  die  Fauna 
der  vulkanischen  Alluvionen  in  der  Auvergne  an,  deren  wichtigste  Arten  sich  im 
Crag,  im  Sande  von  Montpellier  und  in  den  subapenninischen  Gebilden  Italiens 
sich  wiederfinden,  so  Mastodon  arvernensis  (=  M.  angnstidens  Nesti,  M.  brevi- 
rostris  Gervais),  Rhinoceros  elatus,  Felis  megantereon,  Hyaena  arvernensis  [ist 
bestimmt  H.  spelaea  ] u.  a.  Die  Arten  der  alten  Fauna  finden  sich  in  den 
schwarzen  Alluvionen  oder  denen,  welche  jünger  sind  als  die  der  pliocenen 
Fauna,  in  den  basaltischen  Alluvionen  der  Auvergne.  Ihre  wichtigen  Arten  sind 
Elephas  meridionalis , Rhinoceros  leptorhinus , Hyaena  breviroslris  u.  a.  Merk- 
würdig darunter  ist  Hippopotamns  major,  ein  Tapir,  ein  grosser  Steinbock,  einige 
Hirsche,  ein  Megantereon,  ein  Bär  u.  a.  Die  meisten  Knochenablagerungen  im 
Departement  der  obern  Loire  scheinen  dieser  Epoche  anzugehören.  Für  die  Di- 
luvialfauna behält  P.  die  bekannten  Arten  als  characteristisch  bei.  In  der  Au- 
vergne sind  solche  Lagerstätten  selten  und  finden  sich  am  Fusse  der  Kalk-  und 
Basalthügel,  in  Alluvionen  fast  im  Niveau  der  gegenwärtigen  Flüsse,  im  Lehm 
einiger  Höhlen  und  Spalten.  Auch  spricht  die  frische  Erhaltung  hier  für  die 
späte  Ablagerung.  Bei  Neschers  und  Aubiere  ist  anch  das  Verhältniss  der  La- 
gerstätten zur  Lava  sehr  klar.  Diese  jüngere  Fauna  der  Auvergne  lässt  sich 
schwer  gegen  die  heutige  abgränzen.  (L'Instit.  Avril  128.) 

A.  Wagner,  fossile  Säugethiere  Griechenlands.  — Die  La- 
gerstätte am  Penlelikon  bei  Athen  hat  neuerdings  wieder  eine  Anzahl  von  Kno- 
chen geliefert,  welche  zu  den  früher  schon  bekannten  Arten  mehre  neue  hinzu- 
fugen. Der  Penlelikon  zum  Achäischen  System  gehörig  besteht  zuunterst  aus 
talkigen  Gesteinen,  darüber  lagert  der  im  Alterthum  berühmte  Marmor.  In  etwa 
500  Fuss  Höhe  befindet  sich  eine  Schlucht,  in  welcher  zuunterst  eine  thonig- 
sandige  Schicht  mit  den  fossilen  Knochen  lagert,  dann  folgt  eine  Geröllschicht 
und  zuoberst  wieder  eine  thonigsandige  Schicht  ohne  Knochen.  Die  Hebung  des 
Pentelikon  fällt  in  das  Ende  der  Kreideepoche  Die  von  W.  untersuchten  Kno- 
chen gehören  dem  Pithecus  penlelicus  und  einer  neuen  Art  P.  major  nach  Ober- 
und Unterkiefer;  ferner  fünf  Raubthieren,  nämlich  dem  Iclilherium  viverrinum, 
dem  Gulo  primigenius  n.  sp.,  Hyaena  eximia  n.  sp.,  Canis  lupus  primigenius  [?], 
eine  der  Felis  cullridens  ähnliche  Art  als  Machairodus  leoninus  n.  sp.  Von  Na- 
gern die  fragliche  Gattung  Lamprodon  und  Castor  atticus  n.  sp.,  ferner  Knochen 
von  Mastodon,  von  einem  grossen  Schweine  Sus  erymanthus,  Schädelfragment 
eines  jungen  Rhinoceros  Schleiermacheri , drei  neue  Antilopen  nämlich  A.  Lyn- 
desmeyeri,  A.  capricornis,  A.  speciosa  , ferner  Capra  amallhea  n.  sp.,  Bos  ma- 
rathonius  und  zwei  dritte  grosse  Phalangen  eines  grossen  Faulthieres.  Vergl. 
hiemit  den  kurzen  Bericht  von  Duvernoy  p.  155.  ( Ibid . 127.) 

Gervais,  über  Hyaenarctos.  — Cautley  und  Falconer  beschrie- 
ben einen  Ursus  sivalensis , den  sie  später  zur  Gattung  Hyaenarctos  machten. 
Das  Zahnsyslem  besteht  wie  bei  allen  Bären  aus  sechs  Backzähnen  in  jeder 
Reihe.  Die  drei  vordem  sind  einwurzlige  aber  nicht  hinfällige  Backzähne,  de- 
nen der  U.  ornatus  sehr  ähnlich,  nur  dicker.  Der  Fleischzahn  ist  gross,  aussen 
dreilappig,  mit  starkem  innern  Höcker  auf  eigenem  Wurzelaste  an  der  Glänze 
des  ersten  und  zweiten  Lappens  und  in  diesem  Zahn  liegt  der  generische  Cha- 
racler  des  Thieres.  Die  beiden  Mahlzähne  sind  sehr  gross,  unregelmässig  vier- 
seitig, vierhöckerig,  die  Höcker  mit  Leisten.  Blainville  führt  den  Ursus  siva- 
lensis als  Amphiarctos  und  als  Sivalarctos  auf,  A.  Wagner  als  Agriotherium. 
Bis  dahin  waren  nnr  die  indischen  Reste  bekannt.  Gervais  erkannte  dieselben 
auch  bei  Sansan,  bei  Alcoi  in  Valencia  und  bei  Montpellier,  die  beiden  ersten 

20* 


308 


Lagerstätten  miocen , die  letztem  pliocen.  Eine  Art  Hyaenarctos  hemicyon  von 
Sansans  beschrieb  G.  “schon  früher  (cf.  Bd.  II.  63.).  Das  Oberkieferfragment 
von  Alcoi  scheint  einer  eigentümlichen  Art  anzugehören.  Bei  Montpellier  fan- 
den sich  Fragmente  eines  Schädels,  darunter  das  ganze  Zahnsystem  und  auf 
diese  gründet  G.  die  dritte  Art  H.  insignis,  so  dass  nunmehr  mit  der  indischen 
Art  überhaupt  deren  vier  bekannt  sind.  ( Ann . sc.  nat.  XX.  229 — 237. 
Tb.  12.) 

Derselbe,  über  einige  Robben  und  Cetaceen.  — Seit  Voll- 
endung seiner  Zool.  et  Palaeont.  franc.  hat  Gervais  neue  Beobachtungen  über 
die  Robben  und  Cetaceen  gesammelt , welche  weitern  Aufschluss  gewähren. 
1)  Phoca  occitana  steht  nach  einem  Unterkieferfragment  von  Montpellier  in  der 
Grösse  zwischen  Ph.  monachus  und  Ph.  vitulina , in  der  Form  des  Kieferastes 
und  der  Zahl  der  Zähne  aber  gleicht  sie  dem  Stenorhynchus  leptonyx,  nur  dass 
bei  ihr  der  erste  Zahn  einwurzlig  ist.  Die  Zahnkronen  sind  rauh  gestreift  und 
an  der  Basis  stark  gewulstet.  G.  begründet  daher  auf  diese  Art  ein  neues  Sub- 
genus unter  dem  Namen  Pristiphoca.  — 2)  Ein  Robbenzahn  von  Anvers  scheint 
der  obere  äussere  Schneidezahn  einer  Otarienart  zu  sein.  G.  hat  denselben  in 
Mem.  Acad.  Montpellier  II.  Tb.  6 abgebildet.  Es  ist  derselbe  den  auch  v.  Be- 
neden  zugleich  mit  einem  Schwanzwirbel  erwähnt.  — 3)  In  den  Falunen  von 
Sort,  Departement  des  Landes  fand  sich  ein  Zahnfragment  von  Monodon , wel- 
ches einer  von  der  lebenden  verschiedenen  Art  angehört,  doch  lässt  das  Frag- 
ment noch  keine  ausreichende  Vergleichung  zu.  — 4)  Der  Delphinus  pseudo- 

delphis  muss,  da  dieser  Name  schon  früher  von  Wiegmann  vergeben  (vergl.  Gie- 
bel, Allgem.  Zool.  Säugeth.  S.  102),  in  Delphinorhynchus  sulcatus  umgeändert 
werden.  Der  Schädel  gleicht  mehr  dem  J.  plumbeus  und  D.  rostratus  als  dem 
D delphis.  Die  Reste  von  Romans  im  Dröme-Departement  begründen  die  neue 
Art  D.  planus,  die  aus  dem  Departement  der  Orne  den  D.  Renovi.  D.  dationum 
ist  jetzt  auch  in  den  Falunen  von  Salles  im  Departement  der  Gironde  in  einem 
Unterkieferfragment  mit  5 Zähnen  entdeckt  worden  und  ähnelt  hienach  dem 
Champsodelphis.  Delphinus  tethyos  Gerv.,  Bull.  soc.  agric.  Herault.  1853.  140. 
Tb.  1.  Fig.  1 — 4 ist  lebend  im  Mittelmeere.  ( Ibid . 281 — 292.) 

Duvernoy  berichtet  über  das  neuerdings  bei  Boll  entdeckte  grösste  und 
vollständigste  Skelett  eines  Mystriosauren.  Dasselbe  misst  3,3  Metres  Länge. 
Die  Biconcavität  der  Wirbel  gleicht  völlig  den  Teleosauren,  von  welchen  D.  die 
Mystriosauren  nicht  trennen  möchte,  wie  er  denn  überhaupt  mit  den  bisher  un- 
terschiedenen Gattungen  und  Arten  der  fossilen  Crocodile  sich  nicht  einverstan- 
den erklären  kann.  ( L'Instit . Avril  106.) 

Davidson  entdeckte  in  den  obersilurischen  (Wenlock)  Schichten  von 
Walsak  urd  Parkers  Hall  bei  Dudley  zwei  Arten  der  bisher  nur  aus  den  unter- 
silurischen  Schichten  in  zwei  Arten  bekannten  Gattung  Obolus.  Der  0.  trans- 
versa und  0.  Davidsoni  sind  vier-  und  selbst  achtmal  grösser  als  die  russischen. 
Sie  waren  als  Steinkerne  in  den  englischen  Sammlungen  schon  längst  bekannt 
und  als  Tremalis  bestimmt,  sind  aber  ächte  Obolus,  welche  Gattung  D.  als  kreis- 
runde Lingula  betrachtet  und  zur  Familie  der  Lingulidae  stellte.  ( Bullet . soc. 
geol.  X.  389.) 

Terquem,  über  Hettangia  n o v.  gen.  — In  dem  unterliasini- 
schen  Sande  von  Ilettange  finden  sich  Muscheln,  die  für  Corbula,  Nucula,  Area, 
Donax,  selbst  für  Mactra  gehalten  worden,  aber  vielmehr  einen  neuen  Gattungs- 
typus bilden,  nämlich  Hettangia.  Die  Diagnose  stellt  T.  also  : Testa  transversa, 
aequivalvis , inaequilateralis , postice  sublruncata , hians  vel  clausa;  hiatu  ovato- 
lanceolato , in  margine  carinato ; cardo  inaequaliter  bidentatus  in  utraque  valva, 
dens  lateralis  posticus  aliquando  callo  permutatus  ; impressio  pallis  integra ; 
ligamentum  externum,  breve.  Es  werden  der  Gattung  12  Arten  zugewiesen,  de- 
ren Diagnosen  wir  mittheilen  : 1)  II.  Deshayesana  aus  dem  untern  Lias  von 

Hettange  : testa  ovato-elongata , donaciformi , laevigata  transversa , subaequalis 


309 


antice  rostrata  , postice  oblique  truncata  hiante,  carina  utrinque  ab  umbonibus 
decurrenle  ; apertura  postica  clongata  ovata,  marginata  ; margine  cardinall  antice 
elongato,  declivi,  postica  recto  brevi ; cardine  inaequaliter  bidentato  in  utraque 
valva  sinislro  dente  postico  calloso , dexlra  fovea , canalicnlata  elongata;  umbo- 
nibus parvis , post  medianis , antice  recurvis.  — 2)  U.  angusta  von  ebenda: 

testa  crassa,  laevigata,  ovato  oblonga,  transversa,  aequivalvi,  aequilaterali , dona- 
ciformi , antice  rostrata,  postice  truncata,  carinata,  clausa;  cardine  inaequaliter 
bidentato,  postico  dente  calloso,  umbonibus  vix  prominulis.  — 3)  H.  tenera 

mit  vorigen  gemeinschaftlich,  aber  seltener:  testa  fragili,  ovata,  laevigata,  trans- 
versa, aequilaterali,  donaciformi,  antice  rostrata,  postice  truncata,  carinata,  clausa; 
margine  cardinaii  antice  declivi  postico  recto  brevi;  lunula  vix  perspicua , um- 
bone  parvulo  antice  recurvo.  — 4)  H.  securiformis  (=  Donax  securiformis 

Dunker,  Palaeontogr.  f.  36.)  aus  dem  untern  Lias  von  Halberstadt.  — 5)  H. 

ovata  im  mildern  Lias  von  Orval : testa  crassa,  ovata,  transversa,  subaequilate- 
rali,  donacifoimi,  antice  rostrata,  atlenuata,  postice  oblique  truncata,  carinata, 
hiante , laevigata  idque  tenerrima , obsolete  et  stricte  radiatim  striata ; apertura 
postica  elongato  ovata,  inferne  acuta,  marginata ; margine  cardinaii  antice  elon- 
galo  declivi,  postico  recto  brevi;  cardine  inaequaliter  bidentato  in  utraque  valva ; 
sinistro  dente  postico  calloso,  dexlra  Jovea  canalicnlata  elongata;  umbonibus 
postmedianis , antice  recurvis.  — 6^  H.  broliensis  im  sandigen  Liaskalk  der 

Meuse : testa  ovatolrigona  transversa,  inaequilalera,  crassa ; antice  producta,  ro- 
tundata ; postice  oblique  truncata,  hiante,  marginata;  margine  cardinaii  postice 
brevissimo , callosa.  — 7)  H.  Raulina  : testa  ovali,  transversa,  laevigata,  inae- 

quilaterali ; antice  angustiori , rotundata  ; postice  subcarinata , producta,  oblique 
truncata,  clausa  vel  vix  hiantula?  umbonibus  contiguis,  prominulis  subanticis. 
— 8)  H.  Terquema  aus  dem  eisenschüssigen  Liaskalk  der  Meuse : testa  laevi- 
gata, tenui,  ovali  elongata,  transversa,  inaequilalerali,  antice  elongata,  rotundata; 
postice  oblique  truncata,  hiante,  marginata.  — 9)  H.  longiscata  von  ebenda: 

testa  elongata,  transversa,  subaequilaterali,  depressa  ; antice  rostrata,  postice  ca- 
rinata, truncata,  vix  hiantula,  tenuiler  coricentrice  striata;  striis  ad  carinain  an- 
gulatis,  postice  majoribus ; margine  cardinaii  postice  recto;  a dextro  latere  den- 
tato.  — 10)  fl.  lucida  im  obern  Lias  an  der  belgischen  Gränze  : testa  laevi- 

gata, lucida , fragili,  transversa,  ovata  subaequilaterali,  subtrigona,  antice  atte- 
nuata , rostrata,  postice  explanata,  oblique  truncata,  laeviter  carinata,  clausa; 
cardine  inaequaliter  bidentato,  dente  postico  calloso  in  sinistra  ; valva  basi  in 
medio  recta,  antice  arcuata.  — 11)  H.  Dionvillensis  im  obern  Lias  bei  Thion- 

ville  : testa  laevigata,  ovata,  subtrigona,  subaequilaterali,  antice  producta,  rostrata, 
postice  oblique  truncata,  carinata  non  hiante ; lunula  lanceolata  non  autem  pro- 
ducta ; carina  ab  umbonibus  decurrenli  laeve  et  angusta  ; umbonibus  parvis,  an- 
tice recurvis;  cardine  inaequaliter  bidentato,  uno  producta  recurvo;  dente  po- 
stico calloso,  basi  aequaliter  arcuato.  — 12)  H. ’compressa  von  ebenda:  testa 

laevigata,  tenere  concentrice  striata,  complanata,  subaequilaterali,  antice  rostrata, 
postice  depressa,  subcarinata,  clausa,  cardine  crasse  et  inaequaliter  bidentato; 
valva  sinistra  dente  lalerali  calloso  cum  fovea  postica;  umbonibus  minimis,  in- 
tus recurvis;  lunula  vix  perspicua.  {Bullet,  soc.  geol.  X.  364 — 377. 
Tb.  7.  8.) 

Pictet  und  Roux,  Beschreibung  der  Mollusken  des  Grün- 
sandes um  Genf.  IV.  Liefrg.  — Mit  dieser  vierten  Liefrung  ist  die  schöne 
Monographie  über  die  Genfer  Grünsand  Mollusken  geschlossen.  Es  enthält  die- 
selbe den  Rest  der  Muscheln  und  die  ßrachiopoden  , nämlich  folgende  Arten, 
von  denen  die  neuen  ohne  Autornamen  aufgeführt  werden : Üiceras  gaultina, 

Avicula  Rhodani  , Gervillia  alpina , Perna  Raulina  d’Orb.  , Inoceramus  sulcatus 
Park.,  I.  concentricus  Park.,  I.  Salomoni  d’Orb.,  Hinnites  Favreinus,  H.  Studeri, 
Janira  Faucignyana , J.  quinquecostata  d’Orb.,  J.  albensis  d’Orb.,  Pecten  Rhoda- 
ni, P.  Raulinanus  d’Orb.,  P.  aptiensis  d’Orb.,  P.  Dutemplei  d’Orb.,  P.  Saxoneti, 
Spondylus  Brunneri,  Sp.  gibbosus  d’Orb.,  Plicatula  radiola  Lamk,  , PI.  gurgitis, 
PI  placunea  Lk. , Ostraea  aquila  d’Orb.,  0.  Raulinana  d’Orb.,  0.  canaliculata 
d’Orb.  0.  arduennensis  d’Orb.,  0.  allobrogensis , 0.  Milietana  d’Orb.,  0.  harpa 


310 


Goldf.  — Rhynchonella  lata  d’Orb. , Rh.  sulcata  d’Orb.  , Rh.  Emerici  d’Orb., 
Rh.  polygona  d’Orb.,  Rh.  antidichotoma  d’Orb.,  Terebralula  Dutempleana  d'Orb., 
T.  lemaniensis , Terebratella  Rhodani,  T.  Saxoneti  , Terebrirostra  arduennensis 
d’Orb.  — In  einem  Anhänge  spricht  Pictet  über  die  Verbreitung  der  Arten  und 
das  geologische  Alter  der  Lagerstätte.  Dieselbe  scheidet  sich  paläontologisch 
ziemlich  scharf  in  eine  untere  und  obere  Abtheilung  , welche  beide  nur  eine 
sehr  geringe  Anzahl  von  Arten  gemein  haben  Der  eigentliche  Gault  tritt  an 
der  Perle  du  Rhone  nur  in  sehr  geringer  Mächtigkeit  auf.  Renevier  gibt  fol- 
gendes Profil  der  ganzen  Ablagerung.  1)  Gault:  Sandsteine  und  Sand  von  gelb- 
licher, grünlicher,  röthlicher  Farbe,  sehr  petrefaktenreich,  6,60  Metres  mächtig. 
2)  Aptien  : a.  untrer  Grünsand  , grüner  Sand  ohne  Pelrefakten  und  grünlicher 
Sandstein  als  oberes  Aptien,  5,50  Metres  mächtig,  b.  Mcrgelsandslein , grünli- 
cher Sandstein,  arm  an  Petrefaklen,  7,95  Metres  mächtig,  c.  Orbitolitenschicht, 
0,50  Metres  mächtig,  d.  gelbliche,  röthliche,  vveisse  Thone,  3,30  Metres  mäch- 
tig. e.  gelber,  blauer,  pelrefaktenreicher  Mergel,  1,95  M.  mächtig.  Die  Schich- 
ten b c d e bilden  das  untere  Aptien.  3)  Urgonien  oder  oberes  JNeocomien: 
a.  Kalk  mit  Pterocera  pelagi;  b.  Kalk  mit  Caprotina  ammonia.  Für  das  Aptien 
der  Perle  du  Rhone  werden  folgende  Arten  anfgefiihrt : Nautilus  Neckeranus, 

Ammonites  Cornuelanus , Panopaea  Rhodani , P.  plicata  , Pholadomya  Favrina, 
Anatina  Rhodani,  Cardium  sphaeroidum , C.  Dupinanum  , Astarte  Brunneri,  A. 
gurgitis,  Cyprina  Ervyensis,  C.  Rhodani,  Trigonia  aliformis,  Tr.  Archiacana,  Tr. 
nodosa,  Mylilus  simplex,  Avicula  Rhodani,  Hinnites  Favrinus,  Pecten  aptiensis, 
Ostraea  aquila,  O.  Raulinana,  0.  allobrogensis,  0.  harpa,  Rhynchonella  lala,  Te- 
rebratella Rhodani.  In  einem  zweiten  Anhänge  geben  die  Vif.  kritische  Bemer- 
kungen zu  einigen  von  ihnen  beschriebenen  Arten.  (Ment,  soc  Genev.  XILlb 
279—342.  Tb.  41—51.) 

W right,  liasinische  und  oolithische  Echiniden.  (Fort- 
setzung von  S.  227.)  — Die  beschriebenen  und  abgebildeten  Arten  sind : Pe- 

dina  Bakeri  von  Criktey  Hill  und  Leckhampton,  P.  Elheridgei  aus  dem  jüngsten 
Lias  von  Ilminster,  Polycyphus  nodulosus  Ag.  ( = Echinus  nodulosus  Goldf.) 
im  Cornbrasch  von  Wilts , P.  Deslongchampsi  von  Crickley  Hill,  Nucleolites 
Woodwardi  aus  dem  Grossoolith  von  Cirencesler  u.  a.  0.  , N.  Michelini  aus 
dem  Unteroolith  von  Wallsquarry  und  Nailsworlh  , N.  scutatus  Lamk.  ist  von 
Phillips  als  N.  dimidiatus  aus  Yorkschire  abgebildel.  ( Ann . mag.  nat.  hist. 

April  318—324.  Tb.  11.  12.>  Gl. 

Botanik.  — B erkeley,  neue  Art  von  Closterium  aus 
Sumpfwassern,  CI.  Griffilhi  mit  der  Diagnose:  minutnrn  rectum  fusiforme  me- 
dio turgidulnm,  utrinque  fortiler  attennalura  apicibus  acutissimis  setaceis  hyali- 
nis.  Die  Länge  beträgt  0,033  bis  0,025  Zoll , die  Breite  in  der  Milte  0,0002 
bis  0,0016  Zoll.  Am  nächsten  steht  die  Art  dem  CI.  setosum.  (Ann.  mag. 
nat.  hist.  April  256.  Tb.  14.) 

Leighton,  Monographie  der  britischen  Graphideen. 
Fortsetzung  von  S.  231.  — Der  Verf.  beschreibt  fünf  Arten  der  Gattung  Gra- 
phis , nämlich  1)  Gr.  scripta  Ach.  ( = Lichen  scriplus  L. , Opegrapha  scripta 
Ach.,  Graphis  scripta  « Ach.,  Gr.  pulverulenta  « phloeodes  VVallr.)  mit  den 
Varietäten:  «diffusa,  ß flexuosa  (=  Lichen  scriplus  Hoffm.,  Opegrapha  pulveru- 
lenla  Pers.,  Gr.  scripta  ß varia  Ach.),  y radiata,  d divaricata  (=  Lichen  scrip- 
tus  HofLn.,  Gr.  scripta  J hebraica  Ach.).  — 2)  Gr.  pulverulenta  Ach.  (=  Gr. 
scripta  ß pulverulenta  Ach.,  Gr.  scripta  Spr.,  Gr.  scr.  a Fries,  Gr.  scripta  Hook.). 
— 3)  Gr.  serpentina  Ach.  (=  Opegrapha  scripta  Schaer.,  Gr.  scripta  c serpen- 
tina  Fries.,  Gr.  scripta  Spr.,  Gr.  pulverulenta  b periblastetica  Wallr.)  mit  den 
Varietäten  : « minuta,  ß diffusa,  y varia,  ö flexuosa,  e horizontalis,  C,  divaricata, 
radiata,  # stellata,  i spalhea  (=Gr.  scripta  Moug.  et  Nestl.),  x tremulans, 
4 eutypa  ( = Gr.  pulverulenta  Moug.  et  Nestl),  p recta  (=  Verrucaria  typo- 
graphica  Willd. , Opegrapha  cerasi  Pers. , DC.  , Gr.  cerasi  Ach,  , Gr.  scripta 
Meyer,  Gr.  pulverulenta  e orlhograpta  Wallr.).  — 4)  Gr.  dilfracta  Turn.,  mit 


311 


den  Varietäten:  « minor,  ß major , y radiala , d flexuosa.  — 5)  Gr.  Sraithi 

n.  sp  ( = Opegrapha  scripta  Smith.  , 0.  Lyelli  Hook. ) mit  den  Varietäten  : 
« vera,  ß elongata , y divaricata,  d'  simpliciuscula , 6 macnlaris.  ( Ibid . 264 
—280.  Tb.  6.) 

Ruprecht,  Bericht  über  eine  botanische  Reise  im  Gouvt. 
Petersburg.  — Behufs  einer  neuen  Bearbeitung  der  Flora  ingrica  bereiste 
R.  wiederholt  und  nach  verschiedenen  Richtungen  das  Gouvt.  Petersburg.  Er 
fand  im  Allgemeinen  den  Kalkboden  des  sibirischen  Gebirges,  wo  dasselbe  zu 
Terrassen  , Höhenzügen  und  Bergen  sich  erhebt  oder  von  Flüssen  durchfurcht 
wird , am  reichsten  an  seltenen  Pflanzen  , das  devonische  Gebiet  bis  auf  wenige 
Ausnahmen  weit  einförmiger  und  ärmer.  Reich  an  Eigenlhümlichkeiten  ist  das 
Meeresufer,  enlfernt  von  den  Mundungen  grosser  Flüsse,  am  dürftigsten  erscheint 
das  alle  und  neue  angeschwemmte  Land.  Petersburg  selbst  hat  durch  seine 
geognostische  Lage  die  reichste  Flora  des  ganzen  Gouvls.  Krascheninnikow , der 
Ingrien  zuerst  botanisch  untersucht  , hat  die  südliche  Hälfte  des  Gouvts.  nicht 
bereist,  führt  aber  einige  ferner  gelegene  Lokalitäten  an,  die  sich  durch  Selten- 
heiten auszeichnen.  R.  hat  sie  berücksichtigt , manche  Arten  nicht  wieder  ge- 
funden, andere  berichtigt,  und  mehre  neue  daselbst  gesammelt.  Die  von  Bober 
bestimmten  Pflanzen  aus  Narwa  und  Zamburg  bei  Georgi  (1790)  und  Sobolewski 
(1799)  sind  oft  unrichtig.  Weinmann  führt  in  der  Flora  von  Petersburg  einige 
seltene  Pflanzen  von  Narwa  auf.  Ausserdem  haben  sich  Köhlewein  und  Seidlitz, 
Karpinski,  ßorszczow  u.  A.  um  die  Kenntniss  dieser  Flora  mehr  weniger  Ver- 
dienste erworben.  Narwa  war  für  R.  die  ergiebigste  Gegend.  Die  Narwa  bil- 
det eine  natürliche  Glänze  zwischen  der  Flora  Ingriens  und  Esthlands.  Hier 
in  der  Nähe  des  Wasserfalls  und  weiter  abwärts  hat  Berberis  vulgaris  im  wil- 
den Zustande  seine  östliche  Gränze  auch  Hdianthemum  Cordi  (vulgare)  kömmt 
hier  allein  vor,  ebenso  Thymus  chamaedrys  häufig  an  beiden  Uferhöhen,  wäh- 
rend sonst  im  Gouvt.  nur  Th.  serpyllum  auflritt.  Prunus  spinosa  (coetanea,  bil- 
det Dorngebüsch  und  ist  vollkommen  wild,  Pr.  cerasus  nur  verwildert.  Cratae- 
gus monogyna  ist  ziemlich  häufig  auf  dem  linken  Ufer,  häufiger  noch  ist  Rham- 
nus catharticus  und  Cotoneaster  vulgaris.  Ausserdem  finden  sich  an  der  Narwa 
unterhalb  des  Wasserfalles  noch  Saxifraga  tridactylites , Carex  praecox,  Anemone 
sylvestris  stets  nur  einblühtig,  Daucus  carota,  Geranium  Robertanum,  Avena  pra- 
tensis, Fragaria  collina,  Anlhyllis  vulneraria.  Phleum  Boehmeri  wächst  nur  auf 
dem  esthnischen  Ufer.  Arabis  arenosa  ist  sehr  gemein  , geht  aber  nicht  weiter 
nach  Osten  , sehr  selten  dagegen  Eupatorium  cannabinum.  Endlich  sind  noch 
zu  erwähnen  : Asperngo  procumbens,  Sisymbrium  Loeselli,  Maruta  cotula,  Astra- 
galus glycyphyllos  , Portulaca  oleracea , Ribes  grossularia  stark  verwildert,  Echi- 
nospermum  patulum.  Die  in  Ingrien  und  im  südlichen  Karelien  vorkommende 
Pulsalilla  pratensis  ist  von  der  deutschen  specifisch  verschieden,  durch  die  con- 
slant  andere  Farbe  der  Blume,  welche  während  und  etwas  vor  dem  Oeffnen  der 
Aniheren  aussen  purpurröthlich  , durch  zahlreiche  aschgraue  Haare  unrein,  spä- 
ter reiner  , innen  stets  ungefärbt  sind.  Schon  Breyn  hat  dieselbe  erkannt  und 
characterisirt , deshalb  nennt  sie  R.  auch  P.  Breyni.  Die  von  Krascheninnikow 
aufgeführte  Anemone  pulsalilla  ist  keine  andere  als  P.  Breyni.  An  der  Mündung 
der  Narwa,  wo  P.  Breyni  und  P.  latifolia  beisammen  stehen,  fehlt  es  nicht  an 
Zwischen-  oder  Baslardformen,  welche  in  Livland  als  P.  Hackeli  aufgeführt  wer- 
den, obwohl  die  ächte  Art  dieses  Namens  wirklich  verschieden  ist.  P.  Bauhini 
Tausch  ist  nicht  mit  P.  latifolia  synonym  wie  Koch  will , sondern  ist  die  Zwi- 
schenform  von  P.  latifolia  und  P.  vernalis.  Die  häufigste  Art  im  Gouvt.  ist  P. 
latifolia.  Die  nicht  seltene  weisse  Seerose  ist  bisher  stets  als  Nymphaea  bira- 
diata  Somm.  aufgefuhrt,  in  der  Luga  wächst  aber  auch  die  Sommerauersche  N. 
alba,  bei  Sapolje  vielleicht  eine  dritte  (N.  alba  exumbonata),  mit  grösserer  Blume, 
ihr  Nectarium  in  die  centrale  trichterförmige  stärkere  Vertiefung  der  Blume  ganz 
eingesenkt,  dick,  sehr  stumpf,  fast  abgerundet,  die  Aniheren  oft  an  der  Spitze 
schwärzlich.  In  sandigen  Nadelwäldern  fand  sich  Viola  sylvatica  vom  Ansehen 
der  V.  rupestris  Schm,  (arenaria  autor.)  Senecio  paludosus  der  Petersburger  Ge- 
gend ist  die  ächte  Linneische  Pflanze,  R.  beobachtete  an  andern  Orten  Spielar- 


312 


ten  derselben.  Nur  in  einem  Exemplare  wurde  Senecio  campestris  ß glabratus 
DG.  gesammelt,  genau  auf  de  Candolle’s  Diagnose  passend.  Auch  Salix  aculifo- 
lia  war  bisher  aus  Ingrien  nicht  bekannt,  sie  wächst  wild  bei  Kexholm  am  La- 
dogasee und  schmückt  den  Meeresstrand  nördlich  von  der  Mündung  der  Narowa 
und  die  Dünne  des  Peipussee’s.  Neu  für  das  Gebiet  ist  ferner  Rosa  tomen- 
tosa,  Torilis  anthriscus  und  Lithospermum  officinale  mit  bläulich  grauen  Samen, 
Cerastium  viscosum  (glomeratum)  an  Wegrändern  gemein  mit  C.  vnlgalum , Po- 
lygonum  aviculare  u.  a.  Cynoglossum  officinale  wächst  ebenfalls  an  der  Mün- 
dung der  Narowa  auf  sandigen  Stellen  , Peucedanum  oreoselinnm  nur  im  Walde 
zwischen  Pskow  und  Gdow,  die  Angabe  für  Petersburg  beruht  auf  Verwechslung 
mit  Peucedanum  paluslre ; Carex  tenuiflora  in  Sümpfen  bis  Lissino  hinab  , C. 
remota  mit  Epilobium  parviflorum  nur  auf  einem  Quellsumpfe  an  der  Pljussa  ; 
Potentilla  reptans  an  mehren  Orten  häufig;  Tussilago  petasites  Krasch.  ist  genau 
Petasites  spurius  Reiz  und  wächst  an  mehren  Orten  ; Sempervivum  tectorum 
Krasch.  ist  höcht  wahrscheinlich  S.  soboliferum,  bei  Luga  auf  sandigen  und  son- 
nigen Hügeln.  Für  die  mildern  devonischen  Rildnngen  des  Gouvts.  sind  ausser 
einigen  schon  erwähnten  noch  eigenthümlich  : Scleranlhus  perennis,  Herniaria 

glabra,  Gysosophila  fastigiata,  Jasione  monlana  , Dianthus  arenarius  (D.  superbus 
Krasch.),  Kocleria  glauca,  Festuca  glanca , Silene  nulans , Veronica  spicata,  Hie- 
racium  echioides,  Silene  chlorantha,  Helichrysum  arenarium,  Triodia  decumbens, 
von  allen  diesen  ist  über  die  Hälfte  neu  für  das  Gebiet.  Der  wilde  Apfelbaum 
kömmt  hie  und  da  zerstreut  vor,  selten  baumartig,  die  Linde  häufiger,  der  Kal- 
mus in  grossen  Massen  am  Peipussee , Rubus  snbinermis  zwischen  Pskow  und 
Gdow,  Rubus  caesius  an  den  Ufern  der  Pljussa  u.  a.  0.,  Betula  fruticosa  stel- 
lenweise häufig,  B.  nana  sehr  gemein,  Senecio  jacobaea  bei  Polja , Sholtscha, 
Soltza  , hier  mit  Betonica  officinalis,  Dianthus  superbus  häufig  auf  obersiluri- 
schen  Schichten,  Nasturtium  sylvestre  am  Ufer  des  Wolchow,  Ranunculus  reptans 
und  Potamogeton  marinus  fast  nur  um  Petersburg,  hier  und  bei  Kolodosi  auch 
Lathyrus  pisiformis.  ( Bullet . acad.  Petersbg.  XI II.  Nr.  14.) 

Curtis ’ botanical  magazine.  March,  nro  111:  Tb.  47.  69.  Allo- 
soms calomellanus  Presl.  Tb.  47.  70.  Pitcairnia  muscosa  Mart.  Tb.  47.  71. 
Exacum  macranthum  Arn.  Tb.  4772.  Saccolabium  denliculatum  Paxt.  Tb.  4773. 
Astrocaryum  rostratum  nov.  gen.  et  spec. 

V Institut  Mars:  Moor,  über  Mais  p.  85.  — Avril : Gay,  über  Po- 
tamogeton p.  125. 

Annals  a.  mag.  nat.  hist.  April:  Greville,  Notiz  über  Desmarestia 

Dresnayi  p.  292.  Tb.  14.  — Dickie,  Vorkommen  von  Anacharis  alsinastrum 
in  Irland  340.  — Tate,  über  Standorte  seltener  Pflanzen  bei  Edinburg  340. 
Fairbairn,  über  Solenaceen  341.  — Balfour,  über  den  Pollen  von  Zamia  hor- 
rida  342.  — Th.  Brown  , Notiz  über  die  Moose  der  Ostküste  von  Fife  342. 
Sanderson,  über  Antheridien  der  Rhamneen  342.  — Moore,  über  Ophioglossum 
lusitanicum  L.  344.  — TchihatchelT,  Notiz  über  die  Flora  des  Argäus  in  Cap- 
padocien  344.  — e 

Zoologie.  — Gegenbau  r und  H.  Müller,  über  Phylli- 
rhoe  bucephalum.  — Dieses  bei  Messina  vorkommende  Thier  ist  stark 
comprimirt,  mit  fast  kegelförmigen  Kopf  versehen,  darüber  jederseits  mit  einem 
Fühler  , an  dessen  Basis  ein  lappenartiger  Vorsprung  , wtlche  bei  Verlängerung 
der  Fühler  als  deren  Basalscheide  erscheint.  Das  hintere  Leibesende  bildet  ei- 
nen flossenartigen  Theil  ohne  Eingeweide  , bald  convex  bald  concav  gerandet. 
Am  untern  Rande  des  Thieres  findet  sich  sehr  häufig  ein  glockenförmiger  An- 
hang, häutig,  weisslich  durchscheinend,  von  abgerundet  vierkantiger  Glockenge- 
stalt, mit  kurzem  Stiele  an  das  Thier  geheftet,  an  seinen  vier  Ecken  bisweilen 
mit  contraclilen  Fortsätzen,  und  von  jeder  je  eine  Rippe  zum  Gipfel  aufsteigend, 
im  Innern  aus  bänderartigen  Fasern  bestehend  , aussen  mit  deutlichem  Platten- 
epithel , der  Rand  und  die  Rippen  runde,  staik  lichtbrecheude  Körperchen  ent- 
haltend. Was  dieser  Anhang  bedeute,  welche  Function  er  habe,  ist  noch  völlig 
räthselhaft.  Die  Farbe  der  Phyllirhoe  ist  grauröthlich  oder  gelblich,  völlig  durch- 


313 


scheinend,  am  Rande  oben  und  unten  mit  goldgelben  Punkten.  Die  är.sserste 
Körperoberfläche  bildet  ein  sehr  dünnes  Epithelium  , darunter  liegen  intensiv 
gelbe  Puncte,  Zellen  mit  deutlichen  Kernen  und  zwar  grosse,  sehr  platte,  spitz- 
zackige und  kleine  , dunkle  mit  strahligen  Fortsätzen.  Sie  gleichen  den  Chro- 
matophoren der  Cephalopoden.  Die  Muskeln  bestehen  aus  Bündeln  , die  unter 
einander  anastomosiren,  die  Seitenbündel  sind  stärker  als  die  obern  und  untern, 
alle  werden  von  schwächeren  Bündeln  gekreuzt , die  ebenfalls  anastomosiren. 
Drüsige  Gebilde  erscheinen  in  der  Gegend  des  obern  und  untern  hintern  Leber- 
blindsacks als  weisse  Punkte,  deren  jeder  eine  Gruppe  granulirter  Zellen  bildet, 
welche  an  einem  gemeinschaftlichen  dünnen  Stiele  von  der  Leibeswand  in  die 
Leibeshöhle  hineinragen  Sie  sind  eigentliche  Hautdrüsen.  Das  centrale  Ner- 
vensystem besteht  ans  drei  paarigen  und  einem  unpaaren  Ganglion,  nämlich  je- 
derseits  auf  dem  Schlunde  ein  grösserer  oberer  und  kleiner  unterer  Knoten. 
Der  obere  sendet  jederseits  ein  Slämmchen  auf-  und  vorwärts,  um  an  der  Ba- 
sis jedes  Fühlers  ein  Ganglion  zu  bilden,  von  welchen  zwei  Fäden  in  den  Füh- 
ler gehen.  Ein  schwächerer  Ast  von  jedem  obern  Ganglion  geht  um  den  Schlund 
unten  an  das  nnpaare  Ganglion.  Vom  peripherischen  System  entspringt  ein 
Paar  Stämme  vom  grossem  obern  Ganglionpaare  für  die  Hautgebilde,  das  zweite 
vom  untern  Ganglionpaare  ist  für  den  Darm  bestimmt,  das  dritte  desselben  Ur- 
sprungs für  die  Haut  und  die  Bauchmuskulatur.  — Von  dem  untern  unpaaren 
Schlundganglion  gehen  die  Fäden  für  die  Speicheldrüsen  ab.  Das  Gehörorgan 
besteht  aus  einem  Bläschen  von  etwa  0,020  bis  0,025"'  Durchmesser  und  ist 
mit  einem  Stiel  am  paarigen  Ganglion  befestigt.  Der  brombeerartige  Otolith 
wird  durch  innere  Cilien  im  Bläschen  bewegt.  Das  Auge  erscheint  als  feiner 
rothbrauner  Punkt  auf  demselben  Ganglion  , es  ist  oval , 0,020  bis  0,025"' 
Durchmesser,  enthält  in  seinen  Pigmentmolecülen  einen  das  Licht  stark  brechen- 
den Körper,  der  als  Linse  gedeutet  werden  kann.  Der  Mund  ist  eine  am  vor- 
dem Körperende  befindliche  senkrechte  Spalte,  welche  in  einen  ziemlich  weilen 
Pharynx  führt.  Seitlich  an  diesem  finden  sich  zwei  hornige  Platten  mit  starker 
Muskulatur.  Der  Boden  der  Pharyngealhöhte  ist  von  der  Reibplatte  bedeckt. 
8 bis  15  dichte  hinter  einander  liegende  Querreihen  feiner  Häckchen  bilden  den 
Ueberzug  derselben.  Zwei  Speicheldrüsen  münden  in  den  Grund  des  Pharynx. 
Der  Oesophagus  geht  vor  der  Milte  der  Leibeslänge  in  einen  länglichen  ovalen 
Magen  über,  der  hinten  in  den  Darm  sich  fortsetzt.  In  das  hintere  Ende  des 
Magens  münden  vier  schlauchförmige  Organe.  Magen  und  Darm  bestehen  aus 
einer  äussern  Muskelschicht  mit  einfachen  Fasern  , darunter  liegt  eine  dünne 
Schicht  kleiner  rundlicher  Zellen  und  das  Innere  kleidet  ein  flimmerndes  Cylin- 
derepithel  aus.  Von  jenen  vier  Blindschläuchen  gehen  zwei  nach  vom  , zwei 
nach  hinten  , sie  bestehen  ebenfalls  aus  einer  Muskellage  und  einer  Zellschicht 
mii  Cylinderepithelium  und  sind  Leberschläuche.  Die  Speicheldrüsen  sind  zwei 
einfache  Blindschläuche,  aus  einer  äussern  homogenen  Membran  und  innen  gelb- 
lichen Zellen  gebildet.  Das  Herz  liegt  zwischen  den  beiden  obern  Leberschläu- 
chen. Die  Spitze  des  bimförmigen  Ventrikels,  aus  welchem  die  Aorta  entspringt 
ist  abwärts  gegen  den  Winkel  der  beiden  Leberschläuche  gerichtet.  Gerade  dar- 
über liegt  der  Vorhof.  Die  Atrioventrikularmündung  ist  mit  einer  zweilappigen 
Klappe  versehen.  Die  Wand  des  Ventrikels  besteht  aus  netzartig  gekreuzten 
Muskelbündeln,  von  welchen  muskulöse  Bälkchen  trichterförmig  ausstrahlen.  Den 
Herzbeutel  bildet  eine  Verdichtung  der  Leibessubstanz.  Am  untern  Ende  des 
Ventrikels  entspringt  eine  weite’ Aorta,  welche  neben  dem  Darme  abwärts  geht, 
dann  sich  theilt  , der  eine  Ast  bald  abermals  sich  spaltet  für  die  Geschlechts- 
drüse. Die  Arterienwände  sind  sehr  dünn,  -durchsichtig,  stellenweis  dunkelgra- 
nulirt.  Venen  fehlen,  das  aus  den  Arterien  ausgetretene  Blut  geht  durch  Lücken 
in  die  Leibessnbstanz  zurück.  Das  Blut  ist  farblos  und  enthält  Zellen  von  0,003 
bis  0,006'"  Grösse  mit  blassem  Kern.  Vom  Herzbeutel  bis  an  den  niedrigen 
Hinterlheile  des  Leibes  erstreckt  sich  ein  farbloser  buchliger  Schlauch,  bestehend 
aus  einer  homogenen  Membran  und  innen  von  blassen  fein  granulirten  Zellen. 
Vorn  steht  er  blos  mit  der  Höhle  des  Herzbeutels  in  Verbindung.  Das  hintere 
Ende  ist  blind,  nur  ein  kleiner  Fortsatz  desselben  mündet  oberhalb  des  Afters 


314 


nach  aussen.  Er  scheint  ein  Excretionsorgan  zu  sein  und  auch  Wasser  von  Aus- 
sen her  dem  Blute  zuzuführen.  Besondere  Respirationsorgane  fehlen  gänzlich. 
Die  Genitalien  bestehen  in  einer  paarigen  Zwitterdrüse,  seltner  in  drei  Drüsen; 
jede  bildet  eine  rundliche  frei  in  der  Leibeshöhle  liegende  Masse  von  zahlrei- 
chen radialen  Läppchen.  Das  Gerüst  dieser  Drüse  ist  eine  feine  leicht  faserige 
Haut,  innen  an  derselben  liegen  die  Eikeime,  in  der  Mitte  die  Spermatozoen, 
beide  Abschnitte  durch  eine  feine  structurlosc  Membran  von  einander  geschie- 
den. Gegen  den  Mitlelpunct  der  Drüse  vereinigen  sich  sämmtliche  Hodenschläu- 
che in  einen  mit  Cilien  ausgekleideien  Sinus,  aus  welchem  das  Vas  deferens 
hervortritt.  Der  eibildende  Theil  vereinigt  sich  mit  dem  Sinus.  Der  gemein- 
schaftliche Ausführungsgang  gellt  in  eine  blasige  Erweiterung  über,  deren  Gang 
sich  wieder  theilt.  Einer  dieser  Kanäle  tritt  in  einen  langen  Blindschlauch,  den 
Benis,  er  ist  das  eigentliche  Vas  deferens;  der  vordere  innen  gefaltete  Kanal 
dagegen  der  Oviduct , der  in  einen  weiten  Uterus  übergeht,  und  dessen  Scheide 
in  die  Kloake  mündet.  Hie  blasige  Erweiterung  hat  eine  beträchtliche  Muskula 
tur,  nach  innen  braune  Piginenlzellen  und  farblose  Zellen  mit  Cilien.  Sie  muss 
als  Samenblase  gedeutet  werden.  Auch  der  Eileiter  und  Uterus  siud  muskulös. 
Die  Spermatozoen  sind  liaai förmig,  am  dickem  Ende  in  3 bis  5 Spiralwindun- 
gen gedreht,  0,7  bis  0,8'"  lang.  Die  Gattung  Phyllirhoe  stellten  Peron  und 
Lesueur  zu  den  Pleropoden,  Lamarck  zu  den  Heteropoden,  Rang  zu  den  Salpen. 
Eydoux  und  Souleyer  haben  sie  zuerst  richtig  unter  die  Nudibranchiaten  verwie- 
sen, denn  mit  diesen  stimmt  ihre  innere  Organisation  überein.  Sie  würde  neben 
Lissosoma,  Limapontia  , Aclaeon  eine  besondere  Abtheilung  bilden  , wegen  ihres 
comprimirlen , fusslosen  Körpers.  ( Zeitschr . f.  wissenschaftl.  'Zoologie 
V.  355—371.  Tf . 19.)  . 

Gegenbaur,  über  die  Genitalien  von  Actaeon.  — Zur  Un- 
tersuchung bot  sich  Aclaeon  timidus  bei  Messina  dar.  Man  sieht  bei  demselben 
ein  weissliches  vielfach  verästeltes  Organ  auf  der  Rückseite  des  Körpers  durch- 
schimmern , welches  aus  einem  einfachen  Drusenapparale  besteht.  Der  eine 
derselben  wird  aus  runden  oder  ovalen  weisslicheu  Kapseln  gebildet,  die  mit 
langen  Stielen  an  einem  dünnen  Kanäle  haften.  Sie  enthalten  Eier  und  Eikeime, 
bilden  also  eine  stark  verzweigte  Ovarialdrüse,  ihre  Kanäle  die  Oviducte.  Jedes 
Bläschen  umschliesst  10  bis  20  und  mehr  Dotier.  Der  gemeinschaftliche  Aus- 
führungsgang erweitert  sich  vorn  plötzlich  und  belegt  sich  hier  mit  Ringmus- 
keln. Diese  Erweiterung  verläuft  wieder  in  einen  Schlauch,  den  Uterus,  der 
durch  eine  dünnwandige  Scheide  rechts  am  Halse  des  Thieres  nach  aussen  mun- 
det. In  der  Nähe  des  Uterus  findet  sich  noch  eine  gestielte  Blase  mit  stark 
muskulösen  Wänden,  wahrscheinlich  ein  Receptaculum  seminis.  Die  zweite 
gleichfalls  aus  Läppchen  gebildete  Drüse  verläuft  gemeinschaftlich  mit  dem  Ova- 
riurn.  Jedes  Läppchen  von  0,3  bis  0,6'"  Länge  hat  einen  centralen  Kanal  und 
an  dessen  Umfange  zahlreiche  Bläschen,  deren  Inhalt  rundliche  und  geschwänzte 
Zellen  mit  deutlichem  Kern,  die  spätem  Spermatozoen  bilden.  Die  einzelnen 
Kanäle  dieses  Hodens  vereinigen  sich  und  der  gemeinschaftliche  Gang  tritt  io 
eine  runde  Blase  ein.  Aus  dieser  Samenblase  geht  das  Vas  deferens  erweitert 
hervor,  windet  sich  vielfach  und  endet  in  dem  konischen  Penis  an  der  rechten 
Kopfseite  des  Thieres,  der  in  einer  besondern  Tasche  versteckt  liegt.  Die  drille 
Drüse  hat  fast  dieselbe  Form  und  Grösse  als  die  männliche.  Ihre  Bläschen 
stehen  meist  zweireihig,  sind  kurz  gestielt  und  zweifelhafter  Bedeutung.  Ihr 
gemeinschaftlicher  Gang  führt  in  das  Vas  deferens  nach  seinem  Austritt  aus  der 
Samenblase,  daher  sie  als  Prostata  gedeutet  werden  kann.  ( Ebd . 436 — 441.) 

Reeve  diagnosirt  eine  neue  Helix  von  Vandiemensland  als  H.  launce- 
stonensis,  durch  die  abweichende  Form  der  jüngern  von  den  spätem  Windungen 
characterisirt.  f Ann . mag.  nat.  hist.  Avril  349.) 

Pfeiffer  verbreitet  sich  über  Helix  haemastoma  L und  H.  melanotra- 
gus  Born,  wobei  er  die  von  Chemnitz  abgebildete  Form  als  neue  Art  H.  Phoe- 
nix (— H.  haemastoma  var.  Chemnitz  Tf.  130.  Fig.  1154,  H.  Senegalensis  Lamk., 
H.  melanotragus  Beck)  von  Ceylon  diagnosirt  und  für  H.  haemastoma  L.  drei 


315 


Varietäten  auffühlt.  Ferner  diagnosirt  er  H.  pi lens  Müll,  schärfer  als  in  seiner 
Monogr.  helic.  und  trennt  davon  ausser  H.  lenta  noch  H.  euchroes  n.  sp.  aus 
dem  indischen  Archipel. 

Dann  theilt  derselbe  seine  Ansicht  über  die  zur  Gruppe  Sagda  Beck  ge- 
hörigen westindischen  Helixarten  zur  Berichtigung  seiner  frühem  Angaben  mit 
und  characterisirt  alsdann  eine  Amphipeplea  Slrangei  n.  sp.  von  der  Moreton 
Bay  in  Australien. 

An  neuen  Heliceen  diagnosirt  derselbe  Helix  sulcosa  aus  dem  indischen 
Archipel,  Bulimus  Schmidti  unbekannter  Ileimath  , B.  miles  ohne  Heimath , B. 
Redtieldi  aus  Indien , ß.  Kotschyi  aus  Asien  und  Pupa  amicla  aus  Sicilien. 
( Malakoz . Blatt.  49 — 67.) 

Gray  bringt  die  Arten  von  Volutella  nach  der  Ausdehnung  der  Mantel- 
lappen in  folgende  drei  Gruppen  : 1)  V.  angulata.  2)  V.  scapha,  V.  imperialis, 
V.  cymbiola,  V.  Sophia,  V.  volvacea,  V.  luberculata.  3)  V.  papillosa,  V.  fulge- 
trum,  V.  ancilla,  V.  fusiformis.  (Ann.  mag.  nat.  hist.  April  346.) 

Meissner,  zur  Entwicklungsgeschichte  und  Anatomie 
der  Bandwürmer.  — Zur  Untersuchung  über  noch  einiges  Dunkel  in  der 
Entwicklung  der  Tänien  wählte  M.  die  Cysten  aus  der  Lungenhöhle  von  Arion 
empiricorum  und  gelangte  zu  folgenden  ßesultatcn : 1)  Der  junge  Bandwurm 

entwickelt  sich  in  der  Lunge  des  Arion  innerhalb  derselben  Cyste,  welche  ihn 
umschliesst,  aus  dem  Embryo  durch  Metamorphose,  indem  der  ganze  Leib  des 
letzten  in  die  Ammenform  verwandelt  wird.  2)  Da  die  embryonalen  Ueberreste 
am  Hinterleibe  der  Amme  gelegen  sind  , so  muss  die  Verwandlung  des  Embryo- 
leibes im  Allgemeinen  in  der  Weise  stallfindcn , dass  dessen  vorderer  Umfang, 
welcher  mit  den  Häkchen  versehen  ist,  zum  Hinterleibe  der  Tänie  wird.  3)  Die 
Gestalt,  welche  der  junge  Bandwurm  innerhalb  der  Cyste  hat,  ist  die  ursprüng- 
liche, mit  welcher  er  sich  ans  dem  Embryonalkörper  entwickelt.  Von  Anfang 
an  entsteht  der  Kopf  in  den  Leib  eingestülpt.  4)  Die  Cyste  in  welcher  sich 
der  Embryo  im  Arion  zur  Tänie  entwickelt,  gehört  dieser  selbst  an,  ist  nicht 
ein  Product  der  Schnecke.  5)  Wenn  die  Tänien  im  Mehlwurm  und  im  Arion 
den  Schluss  erlauben  , dass  wahrscheinlich  alle  Bandwürmer  in  analoger  Weise 
aus  dem  Embryo  sich  entwickeln  , so  müssen  ursprünglich  am  Flinterleibsende 
jeder  Tänie  die  sechs  embryonalen  Häkchen  sich  linden,  und  es  ist  daher  auch 
die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  dass  man  sie  an  dem  wirklich  letzten 
Gliede  eines  geschlechtlich  entwickelten  Bandwurmes  und  auf  der  Schwanzblase 
des  Cysticercus  antreffen  kann.  — Das  schon  von  Siebold  nachgewiesene  Was- 
sergefässsystem  der  Tänien  erkannte  M.  bis  in  das  zarte  vielfach  verästelte  Ca- 
pillargefässsyslem  und  dessen  flimmernde  Läppchen.  Die  Saugnäpfe  der  unter- 
suchten Tänie  sind  mit  einem  pelzartigen  Ueberzuge  feiner  Härchen  oder  Spitzen 
bekleidet,  in  regelmässig  concehlrischen  Reihen,  nur  locker  befestigt.  Ein  ähn- 
licher Haarbesatz  findet  sich  am  Kopf  des  Tetrarhynehus  und  des  Triaenopho- 
rus  nodulosus.  Von  den  Haken  des  Rüssels  haben  die  der  vordem  Reihe  nicht 
genau  die  Form  der  hintern,  ihre  Zahl  ist  variabel,  20  bis  32.  ( Zeitschr . f . 
wissenschaftl.  Zoologie  V.  380 — 391.  Tf.  20.) 

M i 1 n e Edwards,  über  die  Familie  der  0 c y p o d i d a e.  — 
Den  allgemeinen  Theil  dieser  umfangsreichen  Abhandlung  haben  wir  bereits  Bd. 
I.  p.  169  angezcigt.  In  dem  speciellen  Theile  werden  die  einzelnen  Gruppen, 
Gattungen  und  Arten  characterisirt,  soweit  dies  in  der  Hist.  nat.  des  Crustac. 
noch  nicht  geschehen,  z.  Th.  auch  Berichtigungen  zu  derselben  gegeben.  Wir 
müssen  uns  hier  auf  eine  Uebersicht  der  Gruppen  und  Gattungen  beschränken 
und  fuhren  von  den  Arten  nur  die  in  der  Hist.  nat.  fehlenden  an.  Die  Fami- 
lie theilt  sich  in  I.  Ocypodinae.  A.  Ocypodiaceae.  a)  Ocypodiaceae  lypicae. 
Hierzu  gehören:  1)  Ocypode  mit  11  Arten,  darunter  0.  Gaudichaudi.  2)  Gela- 
simus  mit  23  Arten:  G.  slyliferus,  G.  vocans , G.  Marionis  , G.  coarctatus,  G. 
brevipes,  G.  arcualus.  G.  Urvillei , G.  Dussumieri,  G.  pugilator,  G.  macrodacty- 
lus,  G.  stenodactylus  , G.  lacteus,  G.  Gaimafdi,  G.  Latrei llei,  G.  Tangeri.  3) 
Acanlhoplax  mit  A.  insignis.  — b)  Ocypodiaceae  globulares.  4)  Doto  mit  zwei 


316 


Arten:  D.  myctiroides.  5)  Scopimera  mit  Sc.  globosa.  Zu  den  Ocvpodiaceen 
gehören  dann  noch  die  Helociacaea  mit  6)  Helocius  mit  zwei  Arten  und  die 
Myctiroidaea  mit  7)  Myctiris  in  einer  Art.  — B.  Gonoplacaea.  a)  Zwei  Sec- 
tionen  und  zwar:  «)  die  Gattungen:  8)  Macrophthalme  mit  17  Arten:  M.  Ver- 
reauxi,  M.  sulcatns , M.  laeviraanus , M.  dilatatus,  M.  crassipes,  M.  Guerini,  M. 
setosus.  9)  Euplax  ni  r mit  Eu.  Bosci.  10)  Cleistosoma  mit  CI.  pusilla  und 
CI.  dilatata.  11)  Brachynotns  mit  Br.  sexdentatus.  12)  Metaplax  mit  M.  indi- 
cus  und  M.  distinctus.  b)  Die  Gattungen  13)  Gonoplax  mit  2 Arten.  14)  Om- 
matocarcinns  mit  0.  Macgilliveri.  15)  Prionoplax  mit  Pr.  spinicarpus.  Ferner 
die  Gruppe  der  Carcinoplacinae  mit  16)  Psendorhombila  in  einer  und  17)  Car- 
cinoplax  in  2 Arten.  — II.  Grapsinae  wohin  A.  Grapsacaea  mit  18)  Goniop- 
sis  in  einer  Art.  19)  Metopograpsus  mit  7 Arten:  M.  Eydouxi,  M.  intermedius, 
M.  maculatus,  M.  Thukuhar,  M.  oceanicus.  20)  Grapsus  mit  16  Arten:  Gr. 
Webbi,  Gr.  ornalus,  Gr.  Pharaonis,  Gr.  gracilipes,  Gr.  granulosus,  Gr.  Pcroni, 
Gr.  pelagicus,  Gr.  lividus,  Gr.  Grayi,  Gr.  brevipes,  Gr.  Eydouxi,  Gr.  Kraussi. 
27)  Leptograpsns  mit  9 Arten : L.  Bertheloti,  L.  Verreauxi,  L.  Ansoni,  L.  Gayi, 
L.  rugulosus,  L.  gonagrus,  L.  maurus.  28)  Nautilograpsus  mit  einer  Art.  29) 
Euchirograpsus  mit  einer  Art.  An  die  Grapsaceen  schliessen  sich  an  die  Varu- 
nacea  mit  30)  Varuna  in  einer  Art,  31)  Eriochirus  in  2 und  32)  Utica  in  1 
Art.  — B.  Plagusiacaea  mit  33)  Plagusia  in  8 Arten  : PI.  Gaymardi,  PI.  den- 
tipes,  PI.  speeiosa,  PI.  glabra.  34)  Acanthopus  mit  4 Arten:  A.  Gibbesi,  A.  af- 
finis,  A.  tenuifrons.  — C.  Sesarmacaea.  35)  Sesarma  mit  23  Arten  : S.  Ro- 
berli,  S.  gracilipes,  S.  Ricordi , S.  Guerini,  S affinis,  S.  ungulata,  S.  picta,  S. 
Dehaani,  S.  Eydouxi,  S.  Dussumieri,  S.  bidens,  S.  Lafondi , S.  Mederi,  S.  si- 
nensis, S.  intermedia.  36)  Aratus  in  einer  Art.  27)  Holometopus  mit  H.  hae- 
matocheir.  38)  Metasesarma  mit  M.  Rousseauxi.  39)  Metagrapsus  mit  zwei 
Arten : M.  pectinatus.  40)  Helice  mit  5 Arten : II.  tridens , II.  Gaudichaudi, 
H.  Lucasi,  H.  spinicarpa.  — D.  Cyclograpsacea : 41)  Pseudograpsus  mit  1 Art. 
42)  Heterograpsus  mit  9 Arten:  H.  marmoratus,  H.  maculatus,  H.  sanguineus, 
H.  spinosus.  43)  Paragrapsus  mit  C.  qnadridentatus,  P.  Verreauxi,  P.  Urvillei. 
44)  Cyclograpsus  mit  9 Arten:  C.  Lavauxi,  C.  Withei,  C.  granulosus,  C.  Reg- 
nauldi,  C.  Eydouxi,  C.  minutus.  45)  Platynotus  mit  PI.  depressus.  36)  Chas- 
magnathus  mit  Ch.  convexus.  — E.  Gecarcinacaea.  a)  Gecarcinacea  typica  : 
47)  Gecarcinus  mit  4 Arten.  48)  Pelocarcinus  mit  1 Art.  49)  Cardisoma  mit 
4 Arten:  G.  Urvillei,  G.  frontalis.  50)  Gecarcinucus  mit  G.  Jacquemonti.  — 
b)  Gecarcinacea  ocypodoida:  51)  Uca  in  2 Arten.  An  diese  Gruppe  reiht  sich 
noch  ßosciacea  mit  52)  Boscia  in  4 Arten:  ß.  denticulata.  53)  Potamocarci- 
nus  mit  P.  armatus  und  54)  Telphusacaea  mit  55)  Telphusa  in  15  Arten:  Th. 
Guerini,  Th.  inflala,  Th.  Aubryi,  Th.  denticulata,  Th.  sinuatifrons,  Th.  grapsoi- 
des,  Th.  Goudoti,  Th.  Dehaani  , Th.  difformis.  56)  Paralhelphusa  mit  P.  tri- 
dentata  und  P.  sinensis,  die  Trichodactylacea  mit  57)  Trichodactylus  in  2 Arten. 
58)  Valdivia  mit  V.  serrata.  58)  Sylviocarcinus  mit  S.  Devillei.  60)  Dilocar- 
cinus  mit  4 Arten.  — c)  Pinnotherinae.  61)  Pinnotheres  mit  8 Arten.  62) 
Ostracotheres  mit  3 Arten.  63)  Pinnixia  mit  3 Arten.  64)  Xenophthalmus  mit 
X.  pinnotheroides.  65)  Xanthacia  mit  X.  muigera.  66)  Pinnotherella  mit  P. 
Iaevigata.  — d)  Hvmenosminae : 67)  Hymenosoma  mit  2 Arten.  68)  Haiicar- 
cinus  in  2 Arten.  (39)  Elamene  in  3 Arten : E.  Quoyi,  E.  mexicana.  69)  Tri- 
gonoplax  mit  Tr.  unguiformis.  ( Ann . sc.  nat.  XX.  163 — 225.  Tb.  6 — 11.) 

Dahlbom,  Hymenoptera  europaea,  praecipue  borealia 
(tom.  II.  c.  12  Tbb.  Berolini  1854.  8.)  — Der  Verf.  behandelt  die  Charac- 

tere  der  Familien,  Gattungen  und  Arten  der  Hemenoptera  chrysidiformia,  insge- 
sammt  213  Arten  12  Gattungen  und  6 Familien.  Um  die  Anordnung  des  Ma- 
teriales darzulegen,  geben  wir  den  Clavis  der  Gattungen  hier  wieder.  1.  Farn. 
Cleplidae : a)  abdominis  segmenta  invicem  magnitudine  subaequalia  seil,  unum 
altcro  parumper  majus,  segmenti  dorsalis  Ultimi  margo  apicalis  muticus  : Clep- 
tes  aulor.  b)  abdominis  segmentum  secundum  maximum , primum  mediocre, 
reliqua  abbreviala,  segmenti  dorsalis  Ultimi  margo  apicalis  dentatus : Heterocoe- 
]ia  Dhlb. — 2.  Farn.  Elampidae:  a)  abdominis  segmentum  dorsale  tertium  in 


317 


centro  marginis  apicalis  excisum,  excisura  libera  nec  unquam  marginata:  Oma- 
lus Pz.  b)  abdominis  segmentum  dorsale  tertium  in  cenlro  marginis  apicalis 
truncato-emarginatum ; emarginatura  triangularis  aut  semicircularis  , libera  aut 
maiginata  et  plus  minus  replela  margine  continuato  depresso  plano;  segmenti 
margo  lateralis  ante  emarginaturam  utrinque  uni  aut  bisinuatus:  Elampus  Spin, 
c)  abdominis  segmentum  dorsale  tertium  margine  apicali  integerrimum : Holo- 
pyga  Dhlb.  — 3.  Farn.  Hedychridae  mit  der  Gattung  Hedychrum.  — 4.  Fa- 

milie. Chrysididae:  A.  postocutellum  liberum  h.  e.  subscntello  nonulla  parte 
abconditum.  a)  abdominis  segmenti  dorsalis  terlii  margo  apicalis  normalis  h. 
e.  leviter  s.  mediocriter  prominulus  et  saepissime  non  aliter  compositus  quam 
ipsum  segmentum:  Chrysis  L.  Fbr.  b)  abdominis  segmenti  dorsalis  tertii  margo 
apicalis  eximie  prominens,  pellucidus,  submembranaceus  aut  subcoriaceus,  non 
crustaceus  adeoque  aliter  compositus  quam  ipsum  segmentum:  Spinlharis  Kl.  B. 
Postscutelli  tota  pars  basalis  sub  scutelli  abscondita  et  solum  pars  apicalis  in- 
star mucronis  validi  exarati  procedens : Stilbum  Fabr.  Latr.  — 5.  Farn.  Eu- 

chroeidae : a)  abdominis  segmenti  dorsalis  terlii  margo  analis  denticulis  minutis 
submicroscopicis  aequalibus  concinne  serrulatus  et  spinulosissimus,  mesopleurae 
apice  inermes : Spinolia  Dhlb.  b)  abdominis  segmenti  dorsalis  tertii  margo 
analis  dentibus  conspicuis  inaequalis  et  majoribus  et  minoribus  laceroserralus  • 
mesopleurae  utroque  apice  bispinosae:  Euchroea  Latr.  — 6.  Farn.  Parnopi- 

dae  Dhlb.  mit  der  einzigen  Gattung  Parnopes.  Ausserdem  gibt  der  Verf.  noch 
analytische  Tabellen  über  die  Arten  jeder  Gattung,  welche  sowohl  die  Uebersicht 
wesentlich  erleichtern  als  auch  bei  dem  Bestimmen  für  Sammlungen  vortreffliche 
Dienste  leisten , die  142  Arten  von  Chrysis  z.  B.  werden  in  8 Gruppen  geord- 
net und  zwar  1)  Chrysides  ano  integerrimae  2)  ano  inaequalis  3)  ano  uniden- 
tatae  4)  ano  tridentalae  5)  ano  tridentatae  6)  ano  quatridentatae  7)  ano  quin- 
quedenlatae  8)  ano  sexdentatae.  Jede  dieser  Gruppen  wird  dann  bis  auf  die 
Arten  analysirt.  Die  beigefügten  Tafeln  geben  theils  das  ganze  Thier,  theils  nur 
den  charakteristischen  Körpertheil. 

Joh.  Müller,  zahlreiche  Porenkanäle  in  der  Eikapsel 
der  Fische.  — Das  Ei  unsrer  Flussfische  erhält  in  den  Follikeln  des  Eier- 
stocks eine  äussere  Hülle  oder  Kapsel  , welche  mit  dem  Ei  abgeht.  Bei  dem 
Barsch  ist  diese  weiche  dehnbare  Hülle  sehr  dick,  zeigt  im  Eierstock  zahlreiche, 
zierliche  häutige  senkrechte  auf  der  äussern  und  innern  Fläche  geöffnete  Böh- 
ren. Ihre  Dicke  beträgt  V20  Linie,  die  Oberfläche  ist  faceltirt,  jede  meist  sechs- 
eckige Masche  des  Netzes  misst  durchschnittlich  V20  bis  l/8 0 Linie  und  enthält 
in  der  Mitte  einen  offnen  Trichter,  welcher  sich  in  ein  Böhrchen  von  1/i80  bis 
V1000  Linie  Durchmesser  fortselzt.  Die  Oeffnung  an  der  Innenfläche  ist  wieder 
trichterförmig.  Im  frischen  Zustande  erscheinen  die  Böhrchen  völlig  klar,  mit 
einer  dicklichen  Masse  erfüllt,  die  beim  Kochen  gerinnt.  Bei  starkem  Druck 
treten  bisweilen  die  öligen  Theile  des  Dotters  durch  die  Röhren  hervor.  Fei- 
nere Aeste  scheinen  die  Röhren  in  der  Kapselsubstanz  mit  einander  zu  verbin- 
den. Die  Zahl  der  Röhren  eines  ßarscheies  lässt  sich  auf  über  1 1000  berech- 
nen. Ueber  ihre  Entstehung  liess  sich  wegen  der  vorgeschrittenen  Entwicklung 
der  untersuchten  Eier  nichts  ermitteln.  Bei  dem  Kaulbarsch,  Acerina  vulgaris, 
ist  die  Structur  dieselbe  , nur  die  Hülle  viel  dünner.  Die  im  Eileiter  erzeugte 
Schale  der  Eier  der  Vögel , beschuppten  Amphibien  und  Selachier  ist  ein  ganz 
anderes  Gebilde  , besitzt  nicht  jenes  Röhrensystem  und  ist  faserig.  Diese  Ei- 
hülle muss  die  Befruchtung  gestatten,  die  Eischale  bildet  sich  erst  nach  der  Be- 
fruchtung. Durch  jenes  Röhrensystem  finden  die  Spermatozoen  den  Weg  ins  In- 
nere des  Eies  bis  zur  Dotterhaut.  Diese  ist  bei  Cyprinus  erythrophthalmus, 
Perca  fluviatilis,  Acerina  vulgaris  sammetarlig,  auf  der  Oberfläche  wie  mit  äus- 
serst  feinen  Zotten  bekleidet  , welche  unmittelbare  Fortsätze  der  Haut  zu  sein 
scheinen.  ( Monatsber . Berl.  Akad.  März  164 — 168.) 

v.  Beneden,  über  die  Symmetrie  der  jungen  Schollen.  — 
Die  Schollen  sind  bekanntlich  die  einzigen  Wirbelthiere  mit  auffallender  Asym- 
metrie ihres  Kopfes  und  aus  theoretischen  Gründen  muss  man  annehmen , dass 
diese  Asymmetrie  im  embryonalen  Zustande  nicht  vorhanden  ist*  Beispiele  von 


318 


minder  auffallender  Asymmetrie  gewährt  der  Schädel  einiger  Cetaceen  , die  Ent- 
wicklung nur  eines  Stosszahnes  bei  dem  Narwal,  die  verschiedene  Richtung  des 
rechten  und  linken  Gehörganges  bei  den  Eulen.  [Je  weiter  man  die  Verglei- 
chung der  rechten  und  linken  Hälfte  der  Wirbellbiere  fortsetzt,  desto  mehr  sieht 
man  die  Symmetrie  schwinden  in  dem  Giade  als  die  Formen  für  das  Ganze 
bedeutungsloser  werden.  Referent  sah  noch  nie  einen  Sängelhierschädel  , an 
welchem  die  hintern  Enden  beider  Nasenbeine  vollkommen  symmetrisch  waren 
und  ebenso  verhält  es  sich  mit  den  Zähnen  der  Nähte  der  einzelnen  Schädel- 
knochen. Die  Asymmetrie  der  Lungen,  Nieren,  Eierstöcke  und  andrer  paariger 
Organe  verdient  gleichfalls  hier  erwähnt  zu  werden.  Auffallend  verschieden  pfle- 
gen die  Muskelanheftungsstellen  an  den  Knochen  der  rechten  und  linken  Körper- 
hälfte zu  sein.]  ß.  beslältigt  nun  für  die  Pleuronecten  durch  Beschreibung  ei- 
nes ganz  jungen  Thieres  die  Vermulhung  der  ursprünglichen  Symmetrie.  Die 
Wirbelsäule  des  Thieres  war  noch  nicht  gegliedert , die  Schädelknochen  noch 
nicht  abgetheilt,  der  Magen  noch  nicht  von  Oesophagus  abgesetzl,  das  Blut  noch 
weiss  u.  s.  vv.  Der  Mund  war  vollkommen  symmetrisch,  Kiefer  und  Zwischen- 
kiefer auf  beiden  Seiten  einander  gleich,  die  Nasenlöcher  symmetrisch,  die  Au- 
gen auf  beiden  Kopfseiten  gleich  gestellt.  Das  eine  Auge  rückt  allmählig  hin- 
über auf  die  andere  Seite,  denn  bei  einem  etwas  ältern  Individuum  fand  es 
v.  B.  in  der  Mittellinie  des  Kopfes  gelegen.  ( L’Institut  Mars  86.) 

Harless,  die  Chromatophoren  des  Frosches.  — Die  Farbe 
der  Frösche  wechselt , wenn  auch  in  minder  auffallendem  Grade  als  bei  dem 
Chamäleon,  am  auffallendsten  noch  bei  dem  Laubfrosch,  wo  sie  vom  hellsten 
Grassgrün  bis  zum  tiefsten  Saftgrün , ins  Braune , selbst  schwärzlich  Braune 
spielt.  H.  untersuchte  diese  Erscheinung  sorgfältig  , verglich  sie  in  allen  Ein- 
zelheiten mit  den  von  Brücke  über  das  Chamäleon  (cf.  ßd.  1.  20.)  dargelegten 
Untersuchungen  und  gelangte  zu  folgenden  Resultaten:  ])  Die  Interferenzzellen 

gehören  bei  dem  Chamäleon  der  Epidermis  an  , bei  dem  Frosch  der  unter  der 
Oberhaut  gelegenen  Schicht  von  Pigmentzellen.  2)  Die  Interferenzzellen  des 
Chamäleons  spielen  eine  sehr  untergeordnete  Rolle  in  Beziehung  auf  die  Erzeu- 
gung einer  respecliven  Färbung  der  Haut,  die  des  Frosches  dagegen  eine  sehr 
wesentliche.  3)  Ein  bestimmt  farbiges  Pigment  fehlt  bei  dem  Chamäleon  , die 
zwei  vorkommenden  sind  weiss  und  schwarz,  bei  dem  Frosch  ist  ein  sehr  leb- 
haft gefärbtes,  nämlich  gelbes  vorhanden.  4)  Die  Interferenzfarben  sind  bei  dem 
Chamäleon  je  in  einer  Zelle  constant , bei  dem  Frosch  verschieden  oder  gar 
nicht  vorhanden , je  nach  den  Zuständen  des  Thieres  und  äusseren  Veranlassun- 
gen. 5)  Das  brechende  Medium  in  den  Interferenzzellen  des  Chamäleons  ist 
Luft,  in  denen  des  Frosches  eine  Flüssigkeit.  6)  Der  Falbenwechsel  des  Cha- 
mäleons beruht  auf  einer  Ueber-  und  Nebeneinanderlagerung  eines  vveissen  und 
schwarzen  Pigmentes,  wobei  jenes  als  trübes  Mittel  wirkt;  der  Farbenwechsel 
des  Frosches  auf  einer  veränderbaren  Vcrlbeilung  der  braunen  Molecüle  in  der 
horizontalen  Pigmentebene  , von  welcher  einerseits  das  grössere  oder  geringere 
Durchscheinen  des  darunter  gelegenen  gelben  Pigmentes,  andrerseits  die  Mäch- 
tigkeit der  die  Interferenzerscheinung  an  den  schwarzen  Pigmentzellen  bedingen- 
den Flüssigkeitsschicht  in  letztem  selbst  abhängt.  Diese  drei  Umstände  zusam- 
men bewirken  die  jeweilige  Färbung  der  Haut.  7)  Die  in  senkrechter  Richtung 
wechselnde  Vertheilung  der  meisten  Pigmenlmolecüle  des  Chamäleons  soll  von 
Contractionszuständen  der  Cutisfasern  abhängen,  während  bei  dem  Frosch  vor- 
läufig dieselben  als  unbelheiligt , die  Zellenwandungen  dagegen  selbst  als  con- 
tractil  erscheinen.  8)  Erregung  der  motorischen  Hautnerven  erzeugt  bei  beiden 
die  helleren  Farben.  9)  Das  Chamäleon  wird  nach  dem  Tode  dunkel,  der 

Frosch  heller.  10)  Das  Licht  scheint  ein  stärkeres  Erregungsmittel  für  das 
Chamäleon,  auch  unter  sonst  ungünstigeren  Umständen  als  für  den  Frosch.  11) 
Bei  beiden  sind  es  zuletzt  die  aus  der  Summe  aller  Einflüsse  resultirenden 
Stimmungen  der  Nerven,  welche  die  Farbe  der  Haut  so  oder  so  erscheinen  las- 
sen. (Zeitschr.  f.  wiss.  Zoolog.  V.  372—379.) 

Peters  theilt  die  Diagnosen  dreier  neuen  Vogelarten  aus  Mossambique 
mit , nämlich  Francolinus  Humboldti  zwischen  Fr.  Swainsoni  und  Fr.  Clapper- 


319 


toni  stehend,  durch  die  Färbung  der  langen  Federn  der  Weichen  ausgezeichnet; 
ferner  Pogonias  melanoplerus  in  Grösse  und  Gestalt  dem  P.  nigilborax  Cuv. 
gleich,  aber  ohne  alle  gelbe  Färbung  am  Körper  und  Flügeln  ; und  Ortygometra 
egregia.  ( Berl . Monatsber.  März  134.) 

Brehm,  zur  Sippe  der  Blaukehlchen  (Cyanecula)  und 
deren  Mauser. — B.  vereinigt  in  diese  Gruppe  vier  Arten:  das  weiss- 
slernige  Blaukehlchen  Cyanecula  leucocyana  ßhm.,  das  wölfische  C.  Wolfi  Bhm., 
das  schwedische  C.  suecica  und  das  östliche  C.  orientalis  Bhm.  ( = C.  dichro- 
sterna  Cab  ).  Sie  können  weder  mit  den  Nachtigallen  , noch  mit  den  Roth- 
schwänzen,  noch  mit  den  Bolhkehlchen  vereinigt  werden,  denn  1)  ist  ihre  Farbe 
und  Zeichnung  ganz  eigenthiimlich  (die  prächtig  blaue  Kehle  des  Männchen), 

2)  haben  sie  ganz  bestimmte  Aufenthaltsorte  (Schlammläufer,  in  Gebüsch,  Bohr, 
Schilf,  von  Wasserinsecten  und  deren  Larven  lebend).  3)  zeigen  sie  viel  Ei- 
gentümliches in  ihrem  Betragen  (Laufen,  nicht  Hüpfen,  steigen  beim  Singen  in 
die  Luft,  schnurrender  Gesang).  4)  legen  sie  schmutzige  grau  bläulich  grüne, 
lehmroth  gepunktete  und  gewässerte  Eier.  5)  Endlich  ist  ihre  Mauser  eigen- 
thümlich,  das  Jugendkleid  weicht  von  dem  der  Alten  ab,  ebenso  das  erste  Herbst- 
kleid , im  Frühjahr  mausern  sie  am  Vorderhalse  , die  Alten  mausern  nach  dem 
Brutgeschäfft , im  Winter  nicht.  ( Ornithol . Journ.  II.  33 — 36.) 

Ornithologische  Notizen:  1)  Gätke  beobachtete  auf  Helgoland 

einige  daselbst  änsserst  seltene  Vögel  so  Lestris  crepidata  am  31.  Juli;  im  Au- 
gust Merula  rosea  , im  October  Muscicapa  parva  , Procellaria  pelagica  , Sylvia 
aquatica,  Begulus  modestus. 

2)  In  der  Sammlung  des  Herzog  Ernst  zu  Coburg  - Gotha  befindet  sich 

ein  Exemplar  des  ägyptischen  Regenvogels,  Pluvianus  aegyptius,  aus  Südspanien, 
dessen  Vorkommen  im  südlichen  Europa  bis  jetzt  noch  nicht  mit  Sicherheit 
nachgewiesen  war.  Als  besserer  Gattungsname  für  Pluvianus  wird  Hyas  vor- 

geschlagen. 

3)  Bei  Plock  in  Russisch- Polen  nistet  im  dichten  Rohrwalde  in  der  Nahe 
des  Wassers  ein  Uhu  - Paar , Strix  bnbo.  Das  Nest  gross  und  flach  auf  umge- 
knicktem Schilfe  liegend,  ist  ungeflochten,  ein  grosser  Klumpen  von  verschiede- 
nem Materiale,  darum  ein  wahres  Magazin  von  Federn,  Knochen,  Häuten,  Gewölle 
und  ein  kaum  erträglicher  Gestank.  Auch  Häute  von  Stacheligeln  waren  unter 
den  Nahrungsresten.  Die  alten  Uhus  tragen  ihren  Jungen  so  viel  Hasen,  Enten, 
Rohr-  und  ßlässhühner,  Balten,  Mäuse  und  Igel  zu,  dass  ein  Bauer  jeden  Mor- 
gen das  Geniessbare  vom  Neste  wegholt  und  daran  mit  seiner  ganzen  Familie 
ausreichende  tägliche  Kost  hat. 

4)  Der  sonst  ganz  harmlose  Wachtelkönig,  Crex  pratensis,  wurde  in  ei- 
nem Vogelhause  in  Gesellschaft  vieler  andrer  Vögel  ein  gefährlicher  Raubvogel. 
Man  fand  seitdem  der  Wachtelkönig  in  das  Haus  gesetzt  war  täglich  todte  und 
theilweise  verzehrte  Vögel,  kleinere  und  grössere,  ohne  dass  man  wusste,  wer 
der,  Mörder  sei.  Als  einst  das  Wasser  vorzusetzen  vergessen  war  und  dann  die 
durstigen  Vögel  über  das  endlich  gereichte  herfielen,  war  der  Wachtelkönig  der 
erste  der  sich  stärkte.  Lief  dann  munter  und  fröhlich  herum  und  schlich  sich 
darauf  vorsichtig  an  eine  Sylvia  rnbecula  heran,  hieb  sie  tüchtig  mit  dem  Schna- 
bel und  verzehrte  sie  zuletzt.  Wahrscheinlich  möchte  also  wohl  der  Wachtel- 
könig in  der  freien  Natur  ein  Räuber  der  vielen  jungen  Brut  und  der  Eier  auf 
seinem  Gebiet  sein. 

5)  Von  dem  höchst  merkwürdigen  Spälbriiten  der  Vögel  gibt  die  Schleier- 
eule, Strix  flammea  ein  Beispiel.  Man  fand  dieselbe  am  8.. November  1851  auf 
dem  Thurme  einer  Fabrik  in  Trebnitz  auf  vier  Eiern  brütend  und  dieselbe  Eule 
auf  eben  der  Stelle  am  10.  Novbr.  1852  auf  fünf  Eiern.  In  beiden  Jahren 
wurde  in  Schlesien  eine  übermässige  Vermehrung  der  Mäuse  beobachtet  nnd 
vielleicht  steht  diese  reichliche  Nahrung  mit  der  späten  Brütelust  in  einem  in- 
nigeren Zusammenhänge.  Ob  die  Eule  ihre  Jungen  aufgebracht  hat , ist  nicht 
erzählt. 


320 


6)  Die  mäusevertilgenden  Eulen  bewähren  sich  im  Frühjahr  besonders 
als  ausgezeichnete  Verfolger  schädlicher  Insekten,  deren  Raupen  sie  in  ungeheu- 
ren Mengen  vertilgen.  Martin  öffnete  den  Magen  eines  alten  Waldkauzes  , Strix 
aluco  , und  fand  denselben  fast  ganz  mit  Insecten  erfüllt,  er  zählte  allein  75 
Raupen  des  Kiefernschwärmers , Sphinx  pinastri.  Und  dennoch  stehen  Schiess- 
prämien auf  diesen  den  Forsten  und  Feldern  so  überaus  nützlichen  Vögeln! 

7)  Martin  warf  einst  den  Cadaver  eines  von  ihm  ausgeslopften  Wolfes 
auf  dem  Hof,  wo  er  da  es  Winter  war,  längere  Zeit  liegen  blieb.  Die  auf  dem 
Hofe  herumlaufenden  Gänse  knabberten  alsbald  an  dem  steifgefrorenen  Isegrimm 
herum  und  fanden  das  Fleisch  wohlschmeckend  , so  dass  sie  alles  bis  auf  die 
Knochen  verzehrten.  Von  nun  an  fielen  sie  über  jeden  ihnen  vorgeworfenen 
Cadaver  begierig  her  und  gebärdeten  sich  als  die  wüthendsten  Fleischfresser. 
Der  Besitzer  der  Gänse,  besorgt  um  den  Wohlgeschmack  seiner  Braten,  entzog 
denselben  endlich  den  schon  gewohnten  Genuss.  ( Ebda  Heft  1.  2.) 

Gervais,  Osteologie  der  Gattung  Anomalurus  und  über 
die  natürliche  Classification  der  Nager.  — Nachdem  sich  G. 
über  die  längst  anerkannte  Wichtigkeit  der  innern  Organisation  für  die  natür- 
liche Systematik  veibreitet  hat,  wendet  er  sich  zur  Gattung  Anomalurus,  welche 
Waterhouse  1842  für  eine  Art  von  Fernando  Po  aufgestellt  hat.  Das  Thier  äh- 
nelt in  seiner  äussern  Erscheinung  Pteromvs , hat  auch  die  Flughaut  zwischen 
den  Gliedmassen,  aber  an  der  untern  Seite  des  ersten  Drittels  des  Schwanzes 
dicke  Schuppen.  Der  Schädel  dagegen  ist  merklich  von  dem  der  Eichkätzchen 
verschieden,  denn  er  hat  keinen  vorspringenden  Postorbitalfortsatz,  an  Stelle  des 
kleinen  Unleraugenhöhlenkanales  findet  sich  eine  grosse  Perforation , durch  wel- 
che ein  Theil  des  Masseters  hindurchgeht.  Waterhouse  verbindet  die  Gattung 
mit  den  Myoxincn.  Gray  hatte  unabhängig  von  Waterhouse  das  Thier  als  Pte- 
romys  derbianus  characlerisirt , aber  bald  darauf  Waterhouse’s  Gattung  erkannt. 
Neuerdings  haben  Temmink  und  Schlegel  eine  zweite  Art , A.  Pelei , von  der 
Westküste  Afrikas  aufgestellt  und  von  dieser  Art  konnte  G.  ein  Skelet  untersu- 
chen. Er  findet  keine  grössere  Aehnlichkeit  am  Schädel  mit  den  Myoxinen  als 
mit  den  Sciurinen.  Das  Unteraugenhöhlenloch  stimmt  vielmehr  mit  Sphinggurus, 
Acantliion  u.  a.  Hystricinen  überein,  ebenso  der  übrige  Schädel  und  das  Gebiss, 
daher  die  Gattung  in  diese  Familie  zu  verweisen.  Die  Wirbelsäule  hat  dreizehn 
rippentragende  Wirbel,  9 rippenlose,  4 Kreuz-  und  31  Schwanzwirbel.  Das 
Schulterblatt  zeichnet  sich  durch  die  kielarlige  Erhöhung  des  Hinterrandes  aus 
und  durch  den  sehr  starken  coracoideus.  Das  Schlüsselbein  ist  vollkommen. 
Der  Humerus  hat  eine  starke  Deltaleiste  und  ist  in  der  Olecranongrube  perforirt. 
Radius  und  Cubitus  sind  ihrer  ganzen  Länge  nach  getrennt,  das  Olecranon  sehr 
ansehnlich,  fünf  Finger,  der  Daumen  kurz,  mit  Galeopilhekenähnlicher  Nagelpha- 
lanx, das  Becken  schlank,  der  kleine  Trochanter  des  Femur  sehr  entwickelt,  der 
dritte  Trochanter  in  Form  einer  Leiste,  Fibula  ganz  von  der  Tibia  getrennt, 
fünf  Zehen.  Das  Männchen  hat  einen  grossen  Ruthenknochen.  Die  vier  Mahl- 
zähne in  jedem  Kiefer  sind  von  gleicher  Grösse  ynd  Form , ihre  Kaufläche  mit 
freien  Schmelzinseln,  der  Schmelzrand  der  obern  aussen,  der  untern  innen  mit 
einer  Falte,  die  Nagzähne  vorn  gelb.  In  der  am  Schlüsse  milgelheilten  Ueber- 
sicht  der  Familien  und  Gattungen  der  Nager  nimmt  G.  für  dieselben  2 Unter- 
ordnungen an,  wovon  die  erste  die  Duplicidentata  mit  der  einzigen  Familie  der 
Lepusidae  (!!)  begreift,  die  zweite  8 Familien  nämlich  1)  Caviadae  mit  Hydro- 
choerina  und  Kerodonlina.  2)  Hystricidae  mit  Coelogenyna,  Chloromyina,  Syne- 
therina , Hystricina,  Echimyina,  Capromyina , Anomalurina.  3)  Lagostomidae. 
4)  Ctenomydae.  5)  Dipodidae  mit  Ctenodactylina , Pedetina,  Dipodina.  6)  Mu- 
ridae  mit  Gerbillina,  Arvicolina,  Murina,  Myoxina.  7)  Pseudostomidae  mit  Di- 
podomyina  , Pseudostomina.  8)  Sciuridae  mit  Castorina , Arctomyina , Sciurina. 
(Ann.  sc.  nat.  XX.  238—246.  Tb.  13.)  Gl. 


— HMOWIf— 


Correspondenzblatt 

des 

Naturwissenschaftlichen  Vereines 

für 

Sachsen  und  Thüringen 

in 

Halle. 


1854.  April.  JWIV, 


Sitzung  am  5.  April. 

Eingegangene  Schriften  : 

1)  Wiirtemberger  natnrwissenschafll.  Jahreshefte.  2.  Heft  1854  nebst  Alias. 

2)  Gerding,  Einführung  in  das  Studium  der  Chemie  oder  die  Grundlehren 

der  allgemeinen  Chemie.  Mit  77  Holzschn.  Leipzig  1852.  8o. 

Geschenk  des  Hrn.  Verfassers. 

Als  neues  Mitglied  wird  vorgeschlagen : 

Herr  Dr.  R.  Puls,  Lehrer  der  Mathematik  und  Physik  am  Gymna- 
sium in  Torgau, 

durch  die  Herren  Giebel,  Schwarz  und  Baer. 

Nach  Uebergabe  des  Februarheftes  der  Zeitschrift  verbreitete 
sich  Herr  Giebel  über  eine  neue  paläontologische  Entdeckung  des 
Herrn  Bergeleve  Knibbe  — Auffindung  eines  Trilobiten  in  den  Stein- 
kohlen führenden  Schichten  bei  Weltin  (S.  269). 

Vorgelegt  wurde  darauf  ein  prächtiges  in  Thüringen  geschos- 
senes Exemplar  vom  Auerhahn , ferner  ein  etwa  5 Zoll  Durchmesser 
haltender,  völlig  kugelrunder,  aus  fasrig  coneentrischen  Schichten  mit 
spiegelglatter  Oberfläche  bestehender  Darmstein  vom  Pferde,  ein  mit 
Pflanzenabdrücken  erfülltes  Stück  Braunkohle  von  Bruckdorf;  sodann 
durch  Herrn  Andrap,  eine  ihm  von  Herrn  Ritter  v.  Pittoni  in 
Gralz  mitgetheille  Sammlung  steirischer  Pflanzen , welche  besonders 
die  seltnem  und  interessantem  Arten  subalpiner  und  alpiner  Höhen 
enthielt  und  deren  Exemplare  eine  vorzügliche  Conservation  auszeich- 
nete. Derselbe  knüpfte  daran  einige  Bemerkungen  über  die  Art  ihres 
Vorkommens  und  ihrer  Verbreitung. 

Mit  dieser  Sitzung  schliesst  das  Wintersemester;  das  Sommer- 
semester beginnt  am  26.  d.  M. 

Sitzung  am  26.  April. 

Eingegangene  Schriften : 

1)  Mittheilungen  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Zürich.  Heft  VI.  VII. 

Zürich  1852.  53.  8o. 


21 


322 


i 


2)  Abhandlungen  des  zoologisch- mineralogischen  Vereines  in  Regensburg. 

Heft  IV.  Regensburg  1854.  8o. 

3)  Nachrichten  von  der  Georg-Augusts  Universität  und  der  Königl.  Gesell- 
schaft der  Wissenschaften  zu  Göttingen  1853.  Göttingen.  8o. 

4)  A.  Schreiber,  über  die  geognostische  Beschaffenheit  der  Umgegend  Mag- 
deburgs. Mit  geogn.  Karte.  (Urogramm  der  Gewerbe-  und  Handelsschule 
in  Magdeburg  1854.)  — Geschenk  des  Hin.  Verf. 

5)  C.  Tr.  Sachse,  Beobachtungen  über  die  Witterungs-  und  Vegelationsver- 

hältnisse  des  Dresdner  Elbthaies  während  der  Jahre  1847 — 1852.  Dres- 
den 1853.  8o.  — Geschenk  des  Hm.  Verf. 

6)  J.  Elsner,  über  die  ungewöhnlichen  gegenwärtigen  Naturerscheinungen 

nebst  darauf  gegründeten  meteorologischen  Folgerungen  und  Schlüssen. 
Breslau  1837.  8o. 

7)  Baumgarlen  - Crusius  , Fragmenla  Physiognomices  medicae.  Diss.  inaug. 

Halae  1853.  8o. 

8)  The  Chemist.  Montly  Journal,  new  serie.  March.  London  1854.  8o. 

9)  Daguerre,  description  pratique  des  procedes  du  Daguerreotype  et  du  Dio- 
rama avec  6 pl.  Berlin  1840.  8o. 

10)  Van  Claerbergcn,  Vertoog  over  de  veengravergen.  Leenwarden  1766.  8o. 

11)  C.  Beckert,  das  Bad  Hohenstein  mit  seinen  allseitigen  Heilbranchen.  Mit 
3 Stahlstichen  und  1 Plan.  Leipzig  1843.  8o. 

12)  J.  Metzger,  über  den  menschlichen  Kopf  in  anthropologischer  Hinsicht. 

Königsberg  1803.  8o. 

13)  Charmeton,  Traite  des  Ecrouelles.  nouv.  edit.  Paris  1755.  8o. 

14)  D.  Kyber,  Lexicon  rei  herbariae  trilingue.  Argenlorati  1553.  8o. 

15)  G.  E.  Rosenthal,  Beiträge  zur  Verfertigung,  der  wissenschaftlichen  Kennt- 
niss  und  dem  Gebrauche  meteorologischer  Werkzeuge.  Gottia  1781.  8o. 

16)  A.  de  Haen , difficultates  circa  modernorum  systema  de  sensibilitate  et 

irri labil i late  humani  corporis.  Lugd.  Bat.  1761.  8o. 

17)  Le  Cat,  Cours  abrege  d’Osteologie.  Rouen  1768.  8o. 

18)  Dissertation  physique  ä Poccasion  du  Negre  blanc.  Leyde.  1744.  8o. 

19)  Okens  Isis  1830.  Heft  V — VII.  Enthält  den  Bericht  über  die  Versamm- 
lung der  Naturforscher  und  Aerzte  zu  Heidelberg  1829. 

20)  Rabaut  de  St.  Etienne,  lettre  sur  lavie  et  les  ecrits  de  Court  de  Gebelin. 
Paris  1784.  4o. 

21)  E.  F.  Glocker,  Versuch  einer  Characteristik  der  schlesisch  - mineralogi- 
schen Literatur  bis  zu  Ende  des  XVIII.  Jahrhunderts.  4o. 

22)  H.  F.  Borghoff,  das  Wilhelminen-Seebad  auf  der  Insel  Föhr  in  der  Nord- 
see. Altona  1837.  8. 

23)  Eckhoff,  das  Seebaden,  oder  das  Meerwasser  und  seine  Heilkräfte.  Kiel 

1853.  8o. 

24)  German  hospital,  Dalston.  opened  15th  October  1845.  London  1848.  8o. 

25)  R.  v.  Welz , die  Einathmung  der  Aelherdämpfe  in  ihrer  verschiedenen 

Wirkungsweise.  Würzburg  1847.  8o. 

26)  C.  Grandidier,  Bad  Nenndorf  physicalisch-chemisch  und  medicinisch  dar- 
gestellt. Berlin  1851.  8o. 

27)  W.  Scheibner,  über  die  Berechnung  einer  Gattung  von  Functionen,  wel- 

che bei  der  Entwicklung  der  Störungsfunction  erscheinen.  Habilitations- 
dissertation. Leipzig  1853.  4o. 

Nr.  6 — 27  Geschenk  des  Hrn.  Zuchold. 

Als  neues  Mitglied  wird  aufgenommen  : 

Herr  Dr.  R.  Puls,  Lehrer  der  Mathematik  und  Physik  am  Gymna- 
sium in  Torgau. 

Als  neue  Mitglieder  werden  angemeldet: 

Herr  Lohse  aus  Giessin  hei  Schkeuditz 

durch  die  Herren  Giebel,  Schaal  und  Möller. 


323 


Herr  Dr.  Eichel 
„ Dr.  Grundier 
„ Dr.  Grosse  II. 

„ Oberlehrer  F o c k e 
„ Lehrer  Voigt 


aus  Aschersleben 


und  als  auswärtiges  Mitglied 

Herr  Otto  Goldfuss  in  Bonn 

durch  die  Herren  A.  Schmidt,  Giebel  u.  Söchting. 

Herr  Giebel  tlieilte  Haismann’s  interessanten  Bericht  über  die 
Auffindung  von  Quecksilber  im  Diluvium  der  Lüneburger  Haide  mit. 

Herr  Söchting  gab  unter  Vorlegung  des  9.  Bandes  der  Ver- 
handlungen der  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Harlem , einen 
kurzen  Abriss  von  sämmtlichen  Abhandlungen,  die  bei  der  Gesellschaft 
auf  die  von  ihr  gestellte  Preisfrage:  „über  das  Vorkommen  und  die 
Entstehung  der  Einschlüsse  von  Mineralien  in  andern“  eingegangen 
waren  und  sämmtlich  mit  der  goldenen  Medaille  gekrönt  wurden. 
Der  Vortrag  wurde  durch  Vorzeigen  der  betreffenden  Handstücke  er- 
läutert und  am  Schlüsse  noch  auf  das  Vorkommen  des  Gelbbleierzes 
als  Versteinerungsmaterial  aufmerksam  gemacht. 


April -Bericht  der  meteorologischen  Station  in  Halle. 

Zu  Anfang  des  Monats  zeigte  das  Barometer  bei  W und  be- 
decktem Himmel  einen  Luftdruck  von  28"1,'"77  und  stieg,  während 
der  Himmel  sich  allmählig  aufhellte,  bis  zum  folgenden  Nachmittag 
2 Uhr  auf  28//3,/</48.  An  den  folgenden  Tagen  beobachteten  wir 
bei  sehr  veränderlicher,  aber  vorherrschend  westlicher  Windrichtung 
und  bei  eben  so  veränderlichem  durchschnittlich  ziemlich  heiterem 
Wetter  ein  Sinken  des  Barometers  unter  mehrfachem  Schwanken  bis 
zum  9.  Nachm.  2 Uhr  (27"  10, '"32)1,  worauf  sich  der  Wind  nach 
NO  herumdrehete  und  das  Barometer  anfangs  langsam,  vom  12.  an 
aber  sehr  schnell  stieg  und  am  13.  Morgens  G Uhr  die  Höhe  von 
2S"5,"'G7  erreichte.  Vom  13.  an  sank  der  Luftdruck  im  Allgemei- 
nen langsam  aber  unter  sehr  bedeutenden  Schwankungen  bei  vorherr- 
schendem 0 und  meistens  völlig  heiterem  Himmel  bis  zum  22.  Nach- 
mittags 2 Uhr  ( 27"3,'"01  ),  Schon  am  21.  hatte  sich  jedoch  der 
Himmel  mit  Wolken  überzogen,  am  22.  drehete  sich  der  Wind  bei 
bedecktem  Himmel  nach  NW  und  nun  stieg  das  Barometer  ziemlich 
schnell,  so  dass  es  schon  am  25.  wieder  die  Höhe  von  28"1,'"45 
erreichte.  Obgleich  nun  an  den  folgenden  Tagen  der  NW  vorherr- 
schend blieb,  fiel  doch  das  Barometer  bis  zum  28.  Nachmittags  2 
Uhr  ziemlich  schnell  (27"3,'"24)  worauf  es  bei  SW  — W bis  zum 
Schluss  des  Monats  wieder  um  einige  Linien  stieg. 


324 


Der  mittlere  Barometerstand  war  auch  in  diesem  Monat  wieder 
ziemlich  hoch  = 27"  1 1 ,/y/63 ; der  höchste  Stand  am  13.  Morgens 
6 Uhr  war  28"5,"/67;  — der  niedrigste  Stand  am  22.  Nachmittags 
2 Uhr  = 27"3,'"01.  Demnach  betrug  die  grösste  Schwankung  im 
Monat  14, "'66.  Die  grösste  Schwankung  binnen  24  Stunden  wurde 
am  26.  bis  27.  Abends  10  Uhr  beobachtet,  wo  das  Barometer  von 
28"0,'"23  auf  27"4,"'80,  also  um  7, "'43  gesunken  war. 

Die  Wärme  der  Luft  war  zu  Anfang  des  Monats  der  Jahreszeit 
angemessen,  sank  aber  gegen  die  Mitte  des  Monats  so  bedeutend,  dass 
dadurch  das  monatliche  Mittel  weit  unter  die  gewöhnliche  Wärme 
des  Monats  (c.  8°)  herabgedrückt  wurde.  Merkwürdiger  Weise  wurde 
wieder  die  höchste  Wärme  zugleich  mit  dem  niedrigsten  Barometer- 
stände beobachtet.  Es  war  die  mittlere  Wärme  der  Luft  im  Monat 
= 5,°9.  Die  höchste  Wärme  wurde  am  22.  Nachmittags  2 Uhr 
= 17, 30 ; die  niedrigste  Wärme  am  25.  Morgens  6 Uhr  = 2,°0 
beobachtet. 

Die  im  Monat  beobachteten  Winde  sind : 


N = 9 

NO  = 5 

NNO  = 2 

ONO  = 0 

0 = 17 

SO  = 3 

NNW  = 1 

OSO  = 0 

S = 1 

NW  =19 

SSO  = 1 

WNW  = 3 

W=  9 

SW  = 9 

SSW  = 1 

WSW  = 4 

woraus  die  mittlere  Windrichtung  im  Monat  berechnet  ist  auf:  W — 
50°51'8,"18-N. 

Im  Allgemeinen  zeigte  das  Psychrometer  eine  seltene  Trocken- 
heit der  Luft  an.  Im  monatlichen  Mittel  beobachteten  wjr  eine  re- 
lative Feuchtigkeit  der  Luft  von  62  pCl.  bei  dem  miltlern  Dunstdruck 
von  nur  2,'"öl.  Am  trockensten  war  die  Luft  am  15.  Nachmittags 
2 Uhr,  wo  das  Psychrometer  18  pCt.  relative  Feuchtigkeit  der  Luft 
bei  nur  l,'"27  Dunstdruck  angab.  Dem  entsprechend  hatten  wir 
auch  durchschnittlich  ziemlich  heiterem  Himmel.  Wir  zählten 
6 Tage  mit  bedecktem,  3 Tage  mit  trübem,  4 Tage  mit  wolkigem, 
5 Tage  mit  ziemlich  heilerem,  6 Tage  mit  heilerem,  6 Tage  mit  völ- 
lig heiterem  Himmel.  An  10  Tagen  wurde  Regen  , meistens  jedoch 
nur  wenig  beobachtet,  so  dass  auch  die  Summe  der  im  Regenmesser 
aufgefangenen  Wassermengen  verhällnissmässig  gering  ist.  Dieselbe 
beträgt  110, "45  Pariser  Kubikmaass,  oder  durchschnittlich  täglich 
3, "68  auf  den  Quadratfuss  Land. 

Am  16.  Nachmittags  gegen  4 Uhr  wurde  ein  schwaches  Gewit- 
ter mit  wenig  Regen  beobachtet.  Weber. 

— — 


(Druck  von  W.  Plötz  in  Halle.) 


Zeitschrift 


für  die* 

Ges a in  in t e n N a turwissenschaften. 


1854.  Mai.  JV?  V. 


Die  neusten  Untersuchungen  über  die  ßraclriopoden  von 
Owen,  Carpcnter  und  Davidson  mit  einigen  ZiiScätzen 

(Taf.  11.  12.) 

von 

Oscar  Schmidt 

in  Jena. 

So  eben  ist  in  den  Schriften  der  Palaeontographical 
Society  der  1.  Band  einer  Monographie  über  die  fossilen 
britischen  Brachiopoden  erschienen*),  der  als  Einleitung  zum 
ganzen  auf  4 Bände  berechneten  Werke  die  Anatomie  die- 
ser Thiere  von  R.  Owen  enthält , ferner  microscopische 
Untersuchungen  über  die  Structur  ihrer  Schalen  von  Car- 
p enter  und  die  systematische  Uebersicht  von  Davidson. 
Alle  drei  Theile  dieser  Einleitung  sind  von  ganz  vorzügli- 
chen Kupfern  begleitet;  die  Namen  der  Bearbeiter  bürgen 
aber  überhaupt  für  die  Vortrefflichkeit  ihrer  Leistungen. 

Owen,  dessen  Untersuchungen  sich  auf  Terebr.  chilensis, 
Ter.  Sowerbyi,  Ter . psittacea,  Waldheimia  flavescens  und  Lin- 
gula  anatina  beziehen,  ist  der  Ansicht,  dass  die  Brachiopo- 
den und  Lamellibranchiaten  zwei  gleichberechtigte  Gruppen 
sind , erstere  besonders  characterisirt  durch  das  geringere 


*)  British  fossil  Brachiopoda.  By  Thomas  Davidson.  Vol.  I.  With  a 
general  introduction  : 1.  On  the  anatomy  of  Terebratnla , by  Prof.  Owen.  2. 
On  the  intimate  structure  of  the  Shells  of  the  Brachiopoda , by  Prof.  Ca rp en- 
ter. 3.  On  the  Classification  of  the  Brachiopoda,  by  Th.  Davidson.  London, 
printed  for  the  Palaeontographical  Society,  1851 — 1854. 

III.  1854. 


22 


326 


Locomotionsvermögen  und  den  Mangel  besonderer  Kiemen. 
Ihre  beiden,  als  Kiemen  fungirenden  Mantelhälften  besitzen 
kleine,  blindsackartige  Fortsätze,  welche  in  die  eigenthüm- 
lichen  Schalenporen  sich  erstrecken  und  entweder  mit  der 
Respiration  zu  thun  haben  oder  zugleich  Excretionsorgane 
sein  mögen. 

Bekanntlich  haben  die  Terebrateln  im  Verhältniss  zu 
den  Lamellibranchiaten  einen  complicirteren  Muskelap- 
parat, den  Owen  schon  vor  längerer  Zeit  ausführlich  be- 
schrieben, hier  aber  nochmals  durch  höchst  gelungene  Ab- 
bildungen erläutert.  Es  sind : 

1.  Adductores  longi,  jeder  besteht  aus  zwei  Theilen  und 
ihre  Wirkung  ist  um  so  kräftiger,  als  ihre  Anheftungsflä- 
chen ziemlich  weit  vom  Schlosse  entfernt  liegen ; sie  ziehen 
die  Schalen  gegen  einander. 

2.  Adductores  breves,  ebenfalls  ein  symmetrisches  Paar ; 
ihre  Anheftungsstelle  in  der  Bauchschale  (der  durchbohrten) 
liegt  etwas  vor  der  der  vorigen,  von  wo  sie  sich  nach  dem 
Schlossfortsatz  der  Rückenschale  erstrecken. 

3.  Musculi  cardinales  (Angelmuskel),  ein  drittes,  zwi- 
schen beiden  Schalen  verlaufendes  Paar , unmittelbar  am 
Schlosse;  sie  dienen  vielleicht  mit  dazu,  den  innerhalb  der 
Schalen  liegenden  Theil  des  Stieles  herauszuziehen. 

4.  Retractores  inferiores , Muskelpaar  von  der  Bauch- 
schale zum  Stiel. 

5.  Retractores  superiores , von  der  Rückenschale  zum 

Stiel. 

6.  Capsularis,  zum  Theil  fleischige,  meist  aber  sehnige 
Fasern,  welche  die  Basis  des  Stiels  umgeben. 

7.  Armmuskeln.  — 8.  Mantelmuskeln , im  Mantel- 
rande, aber  nur  schwach  entwickelt,  so  dass  sie  keine  Ein- 
drücke auf  den  Schalen  erzeugen. 

Wozu  die  sogenannten  Arme  eigentlich  dienen , lässt 
sich  noch  immer  nicht  mit  Bestimmtheit  angeben. 

Das  Centrum  des  Nervensystems  ist  ein  Schlund- 
ring. Von  hier  aus  gehen  ein  Paar  zarte  Nerven  in  die 
Arme ; eine  zweite , sehr  bedeutende  Nervenpartie  breitet 
sich  im  Mantel  aus,  und  eine  dritte  versieht  die  Eingeweide. 
Spuren  von  Sinnesorganen  haben  sich  nirgends  gefunden. 


327 


Der  nach  unten  gekehrte,  an  der  Basis  der  Arme  ge- 
legene Mund  besitzt  eine  dickere  Ober-  oder  Vorderlippe 
und  eine  dünnere,  aber  breitere  Unterlippe;  in  ihn  gelangt 
die  Nahrung  durch  Wimperbewegung ; Schlund  kurz;  der 
Magen  eine  einfach  längliche  Höhlung;  der  Darm  kurz, 
öffnet  sich  in  die  Mantelhöhle  und  ist  bis  fast  ganz  zu  Ende 
von  einem  äusserst  zarten  venösen  Sinus  umgeben.  Die 
aus  zahlreichen,  verzweigten  Blindsäcken  bestehende  Le- 
ber ist  ungefähr  dreimal  so  gross,  als  der  Magen;  ihre, 
gewöhnlich  2 Ausführungsgänge  münden  in  den  Cardialtheil 
des  Magens. 

Das  Gefässsystem  anlangend,  so  bestreitet  Owen 
wenigstens  hinsichtlich  der  Brachiopoden  die  ziemlich  all- 
gemein verbreitete  Ansicht,  dass  die  Venenwandungen  ver- 
schwinden , und  das  Blut  sich  in  einem  sogenannten  Lacu- 
nensystem  bewegen  sollte,  eine  Ansicht,  wogegen  sich  auch 
Keber  in  seiner  Abhandlung  über  die  Teichmuschel  erhoben. 
Die  Kammern  der  beiden  Herzen  treiben  das  Blut  in  meh- 
rere Mantel-  und  Visceralarterien.  Nachdem  sich  die  Man- 
telarterien verzweigt , bilden  sich  in  den  Mantelhälften 
grössere  venöse  Sinusse,  von  wo  aus  das  Blut  in  Vereini- 
gung mit  dem  in  ähnlichen,  die  Eingeweide  begleitenden 
Erweiterungen  enthaltenen  Blute  zu  den  Ilerzvorkammern 
zurückkehrt.  Es  geht  daraus  hervor,  dass  das  Blut,  im  Ver- 
gleich zu  den  höheren  Mollusken,  nie  rein  arteriell  in  das 
Herz  gelangt,  sofern  nämlich  wirklich  die  Mantellappen  das 
alleinige  Athemorgan  sind.  Das  zu  den  Eingeweiden  ge- 
geführte  Blut  kommt  venös,  das  aus  dem  Mantel  arteriell 
in  die  Vorkammern;  die  Körperarterien  empfangen  nur  ge- 
mischtes Blut;  ein  arterielles  Blut  findet  sich  also,  ähnlich 
wie  bei  den  Amphibien  nur  auf  dem  Wege  zwischen  Athem- 
organ und  Herz.  So,  glaube  ich,  sind,  nach  den  bisherigen 
Untersuchungen,  diese  in  den  Lehrbüchern  unklar  ausge- 
drückten Verhältnisse  aufzufassen.  Owen  stellt,  wie  schon 
erwähnt,  das  Verschwinden  der  Venenwandungen  in  den 
Erweiterungen  in  Abrede.  Bei  der  sorgfältigsten  Aufmerk- 
samkeit konnte  er  sowohl  in  den  Mantellakunen  als  in  den 
die  Eingeweide  gleich  einem  Peritonäum  umgebenden  Aus- 


328 


Weitungen  immer  die  eigenthümliehe  Venenwandung  ver- 
folgen. 

Durch  die  Untersuchung  von  Spiritus-Exemplaren  kam 
Owen  zu  der  Ueberzeugung,  dass  die  Geschlechter  ge- 
trennt seien.  Neuerlich  hat  auch  Joh.  Müller  (nach  einer 
Zeitungsmittheilung  über  eine  Sitzung  der  naturforschen- 
den Freunde  in  Berlin)  dieselbe  Vermuthung  ausgesprochen. 
Ich  habe  aber  von  diesem  Umstande  schon  im  Sommer  1850 
während  meiner  norwegischen  Reise  durch  Zergliederung 
lebender  Terebrateln  am  Oexfjord  die  Gewissheit  gehabt,  und 
dies  in  der  zweiten  Auflage  meiner  vergl.  Anatomie  S.  314. 
(1852)  und  in  meinem  Lehrbuch  der  Zoologie  S.  295.  (1854) 
wiederholt  ausgesprochen.  Die  Geschlechtsdrüsen  liegen 
im  Mantel,  ihre  Gestalt  zeigt  hei  der  von  mir  untersuchten 
Terebratula  sp.?*)  häufig  individuelle  Abweichungen  (confr. 
Fig.  ITaf.  XI.) ; Hoden  und  Eierstöcke  ähneln  sich;  die  Zoo- 
spermien sind  fadenförmig  mit  einem  feinen  Köpfchen  (Fig. 
2.).  Auch  die  ersten  Anfänge  der  Entwicklung  konnte 
Owen  an  den  Eiern  von  Lingula  beobachten;  der  im  frühe- 
sten Stadium  elliptische  Embryo  versah  sich  später  an  dem 
einen  Ende  mit  einem  Stiel,  ohne  dass  über  seine  Organi- 
sation oder  weitere  Verwandlung  sich  etwas  ergeben.  Da- 
von weichen  die  von  mir  beobachteten  Embryonen  der  nor- 
wegischen Terebr.  bedeutend  ab  (Fig.  3).  Sie  sind  einem  aus 
2 ungleichen  Hälften  bestehenden  Euastrum,  etwa  gemmatum 
oder  ansatum  Focke  ähnlich;  das  abgerundete  Ende  scheint 
das  vordere  zu  sein.  Die  etwas  weniger  breite  Hinterhälfte 
läuft  in  zwei  ausgezogene  Ecken  aus.  Wie  ist  die  weitere 
Entwicklung?  In  keinem  der  von  mir  untersuchten  Eier- 
stöcke , denn  in  diesem  befanden  sich  die  Embryonen, 
war  die  Entwicklung  weiter  vorgeschritten.  Bei  der  völ- 
ligen Unwissenheit,  in  der  wir  uns  zur  Zeit  noch  über  die 

*)  Diese  von  mir  in  Oexfjord  häufig  gefundene  Terebratel  stimmt  mit 
keiner  der  von  Loven  in  seinem  Index  der  Scandinavischen  Mollusken  angeführ- 
ten überein.  Nach  der  Slructur  der  Schale  ist  sie  kaum  von  Waldheimia  (Te- 
rebratula) australis  zu  trennen.  Die  ächten  Terebrateln  der  norwegischen  Nord- 
küste sind  nach  Loven  T.  psittacea  , T.  caput  serpentis,  T.  cranium  und  septi- 
gera.  Die  meinige  gleicht  der  Beschreibung  nach  am  meisten  der  septigera,  be- 
sitzt aber  das  characteristische  Septum  der  Unterschale  nicht. 


329 


Evolution  der  Terebrateln  befinden,  ist  jeder  kleine  Beitrag 
zur  Aufhellung  der  Frage  willkommen. 

Wir  wenden  uns  zum  zweiten,  von  Carp enter  be- 
arbeiteten Abschnitt , die  Structur  der  Schale  betreffend. 
Er  ist  ein  nothwendiges  Supplement  zur  vorausgegangenen 
Anatomie  und  für  die  Bestimmung  und  Classificirung  der 
lebenden  und  fossilen  Arten  von  höchster  Wichtigkeit. 

Bei  den  gewöhnlichen  Bivalven  unterscheidet  man  be- 
kanntlich eine  äussere  und  eine  innere  Lage ; die  Schale  der 
Brachiopoden  scheint  ihrer  ganzen  Dicke  nach  nur  der  äus- 
seren Lage  jener  zu  entsprechen,  ist  also  als  eine  verkalkte 
Epidermis  zu  betrachten  und  wächst  durch  Apposition  am 
Rande.  Stellenweise  geschieht  die  Apposition  auch  an  an- 
deren Orten  unter  der  alten  Schale,  jedoch  immer  von  der- 
selben Structur.  Bei  den  Lamellibranchiaten  bildet  sich  im- 
mer zwischen  der  ganzen  inneren  Schalenfläche  und  dem 
Mantel  eine  neue  Schicht. 

Die  Schalen  aller  Brachiopoden  sind  kalkig,  mit  Aus- 
nahme der  Discinidae  und  Lingulidae,  bei  denen  sie  hornartig 
sind.  Bei  allen  lebenden  Terebratulidae  und  Rhynchonellidae , 
bei  allen  fossilen  Arten  dieser  Gruppen  und  der  Spiriferidae , 
Strophomenidae  und  Productidae , bei  welchen  die  Schale  nicht 
in  der  Substanz  metamorphosirt  ist,  besteht  sie  aus  flachen 
Prismen  von  beträchtlicher  Länge,  welche  mehr  oder  weni- 
ger regelmässig  parallel  laufen  und  mit  der  Oberfläche  ei- 
nen sehr  spitzen  Winkel,  10 — 12°,  bilden.  Die  innere  Ober- 
fläche ist  zierlich  dachziegelförmig  , indem  jeder  rundliche 
oder  zugespitzte  Ziegel  ein  Prismaende  ist ; die  äussere 
Oberfläche  bietet  in  der  Regel  diesen  Anblick  nicht  dar,  in- 
dem die  Enden  der  Prismen  hier  mehr  mit  einander  zu 
verschmelzen  scheinen.  Die  parallel  laufenden  Prismen 
bringt  man  sich  sehr  leicht  in  abgesplitterten  Stückchen 
zur  Anschauung.  Carp  enter  ist  zu  der  Annahme  geneigt, 
dass  jedes  Prisma,  ähnlich  den  Schalenprismen  von  Pinna 
u.  a.  aus  einer  verlängerten  Zelle  entsteht,  obgleich  der  di- 
recte  Nachweis  nicht  geliefert  ist.  Bei  sehr  vielen  Brachio- 
poden werden  die  Schalen  von  zahlreichen  Kanälen  durch- 
bohrt, die  nach  der  Art  ihrer  Anordnung  und  der  Weite  der 
Oeffnung  nach  der  Species  differiren ; häufig  ist  die  Ober- 


330 


flächenöffnung  weiter,  der  Kanal  gewunden.  Sie  finden  sich 
ohne  Ausnahme  bei  den  lebenden  und  fossilen  Terebratuli - 
dae , sie  fehlen  ohne  Ausnahme  bei  den  Rhynchonellidae. 
Unter  den  Spiriferidae  und  Strophomenidae  besitzen  sie  einige 
Arten,  andre  nicht. 

Ich  füge  aus  meinem  Vorrath  einige  bei  Carpenter 
sich  nicht  findende  Abbildungen  bei,  als  eine  schwache  Er- 
gänzung und  zur  besserer  Instruirung  für  den  Leser  unse- 
rer Zeitschrift,  und  nehme  zugleich  Gelegenheit,  auf  Kalk- 
gebilde hinzuweisen,  deren  Vorhandensein  den  englischen 
Bearbeitern  gänzlich  entgangen  zu  sein  scheint.  Sowohl 
der  Mantel  als  die  Arme  und  Armcirren  von  Terebratulina 
caput  serpentis  enthalten  dicht  gedrängt  eine  unzählige  Menge 
meist  flächenhaft  ausgebreiteter,  unregelmässig  ausgezackter 
und  durchlöcherter  Kalkgebilde,  wie  die  Figuren  1 — 6 Taf.  12 
davon  einige  Muster  zeigen.  Es  ist  klar,  dass  diese  Kalk- 
massen die  Tb  eile,  in  denen  sie  Vorkommen,  steif  machen, 
und  namentlich  möchten  sie  in  den  hohlen  Cirren  diesen 
Zweck  erfüllen  , indem  sie  das  Zusammenfallen  der  Wände 
verhindern.  Bei  der  andern  von  mir  in  Norwegen  unter- 
suchten Terebratel  fanden  sie  sich  nicht ; eben  so  wenig 
habe  ich  sie  in  Terebratella  dorsata  nachweisen  können. 
Erneute , auf  möglichst  viele  Arten  ausgedehnte  Untersu- 
chungen werden  zeigen , ob  sie  nur  auf  Terebratulina  caput 
serpentis  beschränkt  sind. 

In  dem  dritten  Abschnitt  characterisirt  D a v i d s o n die 
Familien  und  Gattungen.  Die  Familien  sind  folgende. 

T er  ebr  atulidae. 

Das  Thier  ist  unter  der  Meeresoberfläche  an  verschie- 
denen Körpern  durch  einen  musculösen  , aus  einem  Loch 
im  Schnabel  der  grösseren  Schale  hervortretenden  Stiel  be- 
festigt ; die  Oeffnung  dieser  Schale  ist  zum  Theil  einge- 
schlossen von  einem  ein  - oder  zweitheiligen  Deltidium. 
Die  Mundanhänge  (Arme)  ganz  oder  zum  Theil  gestützt 
durch  Kalkfortsätze,  gewöhnlich  von  Gestalt  einer  Schlinge, 
verschieden  in  Form  und  Ausdehnung,  aber  immer  an  der 
kleineren  oder  Rücken-Schale  befestigt.  Die  Schalen  immer 
durchlöchert.  Gen.  Terebratula ; Subg.  Terebratulina ; Sg.  Wald- 


331 


heimia ; G.  Terebratella  ; Sg.  P Trigonosemus ; G.  Magas ; G.  Bou- 
chardia ; G.  Morrisia;  G.  Agriope. 

Unterfamilie  — String  ocephalidae. 

Thier  unbekannt;  während  des  grössten  Theils  des  Le- 
bens durch  einen  Muskelstiel  festgeheftet ; die  Arme  gestützt 
durch  ein  sehr  entwickeltes  Gerüst ; in  der  Mittellinie  der 
Rückenschale  ein  kleineres , in  der  Bauchschale  ein  breite- 
res Septum ; der  Schlossfortsatz  erstreckt  sich  bis  zum 
Bauchseptum  ; Schale  weitläufig  durchlöchert.  G.  Stringo - 
cephalus. 

T h e c i d e i d a e. 

Schale  gewöhnlich  dick  , mit  der  Spitze  der  Bauch- 
schale angeheftet;  Mantel  der  inneren  Schalenfläche  an- 
hängend ; Mundfortsätze  brückenförmig  über  der  Eingewei- 
dehöhle vereinigt ; die  gefranzten  Arme  auf  sich  zurückge- 
faltet und  gestützt  von  einem  mehr  oder  weniger  zusam- 
mengesetzten Gerüst;  Schale  durchlöchert.  G.  Thecidium. 

Spiriferidae. 

Thier  frei , selten  vermittelst  eines  Muskelstiels  fest- 
sitzend ; Mundanhänge  sehr  entwickelt  und  vollständig  ge- 
stützt von  einem  spiraligen  Kalkblatte  ; Schale  durchlöchert 
oder  nicht.  G.  Spirifer;  Sg.  Spirifera;  Sg.  Cyrtia ; G.  Athyris ; 
G.  Spirigera ; G.  Uncites;  G.  Atrypa. 

Koninckinida  e. 

Thier  unbekannt ; Muschel  frei ; Schalen  nicht  ineinan- 
der eingelenkt?  Arme  durch  fcwei  spiralige  Lamellen  ge- 
stützt. G.  Koninckina. 

Rhynchonellidae. 

Thier  frei  oder  mit  einem  Muskelstiel  angeheftet,  der 
aus  einer  vor  dem  Ende  der  Spitze  der  Bauchschale  gele- 
genen Oeffnung  tritt;  Arme  spiralig  gewunden  und  nur  an 
der  Basis  von  einem  Paar  kurzer,  gekrümmter  Schalenfort- 
sätze gestützt ; Schale  undurchlöchert.  G.  Rhynchonella ; G. 
Chamarophoria ; G.  Pentamerus. 


332 


Unterfamilie ? Por a mb  o nitida  e. 

Thier  unbekannt,  aber  sicher  wenigstens  eine  Zeit 
lang  durch  einen  Stiel  festgeheftet ; kein  Gerüst  für  die 
wahrscheinlich  fleischigen  und  spiraligen  Arme ; inwendig 
in  jeder  Schale  zwei  von  den  Spitzen  ausgehende  Kämme; 
Schalen  undurchlöchert.  G.  Porambonües. 

Strop  h o m e n i d a e. 

Thier  unbekannt ; einige  scheinen  frei  gelebt  zu  ha- 
ben; andre  sassen  zeitlebens  oder  eine  Zeit  lang  fest;  kein 
Gerüst  für  die  unzweifelhaft  fleischigen  und  spiraligen  Arme ; 
Muschel  mit  einem  geraden  Schlossrande  und  einer  niedri- 
gen dreiseitigen  Area  in  jeder  Schale ; beide  Schalen  con- 
vex , oder  die  eine  convex  die  andre  flach  oder  concav ; 
Schalen  mit  oder  ohne  Löcher.  G . Orthis;  G.  Orthisina;  G . 
Strophomena;  G ? Leplaena. 

Unterfamilie ? D avidsonidae. 

Thier  unbekannt ; Muschel  durch  einen  Theil  der 
Bauchschale  festsitzend ; Schlossrand  gerade , mit  einer 
mehr  oder  weniger  entwickelten  falschen  Area  und  einem 
Deltidium  an  der  festsitzenden  Schale  ; kein  Kalkgerüst  für 
die  Arme , welche  augenscheinlich  fleischig  und  spiralig 
waren.  G.  Davidsonia. 

Pr  o duc  tida  e. 

Thier  unbekannt;  Muschel  frei  oder  mit  der  Spitze 
festsitzend;  Schalen  entweder  regelmässig  eingelenkt,  oder 
statt  dessen  durch  Muskeln  zusammengehalten ; kein  Arm- 
gerüst ; Arme  unzweifelhaft  fleischig  und  spiralig.  G.  Chone- 
tes;  G.  Strophalosia;  Sg.  Aulosteges ; G.  Productus. 

Calceolidae. 

Thier  unbekannt ; Muschel  wahrscheinlich  frei,  Schalen 
nicht  eingelenkt ; Bauchschale  pyramidal , mit  breiter,  fla- 
cher, dreiseitiger  Area;  Rückenschale  flach,  halbrund,  mit 
gradem  Schlossran(je , einem  schmalen  Angelfortsatz  und 
zwei  seitlichen  Gruppen  von  Kerben;  weder  ein  Loch  noch 
Muskel-  oder  Gefässeindrücke.  G . Calceola. 


333 


Craniadae. 

Thier  mit  der  Bauchschale  festsitzend ; Arme  fleischig, 
spiralig ; weder  Schloss-  noch  Einlenkungsfortsätze  ; Rücken- 
schale schüsselförmig.  G.  Crania. 

D i sein  i d a e. 

Thier  vermittelst  eines  Muskelstiels  befestigt , der 
durch  einen  in  der  Bauchschale  selbst  befindlichen  Schlitz 
oder  rundes  Loch  tritt ; Arme  fleischig ; Schalen  nicht  in 
einander  gelenkt.  G.  Discina;  Sg.  Orbiculoidea ; Sg.  Trema- 
tis;  G.  Siphonotreta ; Sg.  ? Acrotreta. 

Lin  g u li  da  e. 

Thier  durch  einen  zwischen  den  Spitzen  der  Schalen 
hervortretenden  Stiel  befestigt;  Arme  fleischig,  ohne  Gerüst; 
Muschel  nicht  gelenkig  verbunden  und  mit  fast  gleichen 
Schalen,  von  horniger  Beschaffenheit.  G.  Lingula ; G.  Obolus. 


Erklärung  der  Abbildungen.  Tafel  XL  u.  XII. 

Taf.  XI.  Fig.  1.  Die  männlichen  Geschlechtsorgane  von  Terebratula  sp.? 

Fig.  2.  Samenthierchen  daraus. 

Fig.  3.  Embryo  derselben  Terebratel. 

Fig.  4.  Schalenbruchstück  derselben  Terebratel,  200  M.  vergr. 

Fig.  5.  Schalenbruchstück  von  Terebratella  dorsata;  vonoben;  11a  von  unten. 
Fig.  6.  Schalenbruchstuck  von  Terebratula  nigrescens  ; von  oben;  12a  von 
unten. 

Taf.  XII.  Fig.  1 — 6.  Kalkgebilde  aus  dem  Mantel  und  den  Armcirren  von 
Terebralulina  caput  serpenlis. 


334 


Krystallograpliische  Notiz  (Taf.  13) 

von 

Fr.  W.  Wimmer 

in  Clauslhal. 

Unter  den  mannigfaltigen  Krystallgestalten  des  auf  den 
St.  Andreasberger  Gängen  einbrechenden  Kalkspathes  ist 
mir  vor  einiger  Zeit  eine  Form  aufgefallen  die  äusserst  sel- 
ten sich  zeigt  und  die  ich  unter  der  grossen  Masse  der 
Krystallcombinationen  dieses  Minerals  noch  nicht  aufgezählt 
gefunden. 

Aus  diesem  Grunde  erlaube  ich  mir  auf  der  angehef- 
teten Taf.  13.  Fig.  3.  den  Krystallographen  ein  Bild  die- 
ser Krystallgestalt  vorzuführen  und  im  Folgenden  kurz  die 
Resultate  meiner  Bestimmung  mitzutheilen. 

Die  Hauptform  des  Krystalles  ist  die  rhomboedrische ; 
die  N-Flächen  sind  etwas  uneben  aus  lauter  kleinen  Rhom- 
boederflächen zusammengesetzt  und  zeigen  ganz  das  Cha- 

5 

racteristische  der  Flächen  von 7-  R. ; die  R-Flächen  sind 

4 

längsgestreift ; die  S - Flächen  undeutlich  schwach  parallel 
mit  den  Kanten  zwischen  N und  R gestreift.  Die  Kanten 
zwischen  R und  N sind  abgestumpft,  diese  Abstumpfungs- 
flächen aber  abgerundet  und  deshalb  der  Unzuverlässigkeit 
wegen  nicht  bestimmt. 

Die  Messung  der  Kantenwinkel  ist  mit  dem  Anlege- 
goniometer vorgenommen,  da  das  Reflectionsgoniometer  der 
Oberflächenbeschaffenheit  des  Krystalles  wegen  nicht  ange- 
wendet werden  konnte. 

Es  ist  gemessen  : 

N:  N = 95°30' 

R:  N =168° 

R:  R = 79° 

S : S = 164°45'  (Mittel  aus  12  Messungen) 

S:  S1  = 97°50/  desgl. 

S:Sn  = 103°50/  desgl. 

Daraus  ist  berechnet: 


% 


335 


1)  die  N-Fläche,  als  zu j-R  gehörig 

2)  „ R-Fläche  „ „ — 2R  „ * 

3)  „ S-Fläche  „ „ ~R3/2  „ 

4)  Zur  Bestimmung  der  p-Fläche  ist  der  Winkel  gemes- 
sen, welchen  die  Kante  des  Rhomboeders  N mit  der 
Fläche  p bildet,  dieser  gleich  121°45'  gefunden  und 
daraus  p als  Fläche  von  oo  R bestimmt. 


Nach  der  Weiss’schen  Bezeichnung  wäre  demnach  die 
Combination  von 


N — a'  : a' 
R = a'  : a' 

s ~ T 


oo  a 

oo  a 

7 

12  a 


5 

Tc 

2 c 
1 

' 10 


a'  : c und 


p = a : a : ooa  : c 

gebildet. 

Die  Messung  der  angegebenen  Winkel  ist  durch  Pro- 
jection  des  Krystalles  und  darauf  gegründete  verschiedene 
Proberechnungen  und  Vergleichungen  bestätigt  gefunden. 


Es  fand  sich 


N : N = 95°27' 
R : N = 167°50' 


R : R ==  78°51' 

S : S = 164°54/ 

S : S1  = 98°  2' 

S : Sn  = 103°50/ 

Die  sich  hierbei  herausstellenden  geringen  Differenzen 
möchten  in  einer  ungenauen  Messung  mit  dem  Anlegego- 
niometer begründet  sein. 


336 


Leber  die  (lokimastisclie  Ermittelung  des  Kaligehalts  in 
löslichen  Salzen  *) 

von 

E r n h t Met/igc  r# 

Wenngleich  in  vielen  Fällen  die  Bestimmung  eines 
Kaligehaltes  in  löslichen  Salzen  nur  insoweit  in  Betracht 
kommt,  als  das  Kali  derselben  an  Kohlensäure  gebunden 
ist,  so  giebt  es  doch  auch  manche  sehr  beachtungswerthe 
Zweige  der  Technik,  bei  welchen  es  vorzugsweise  von  Wich- 
tigkeit ist  den  gesammten  Kaligehalt  eines  Salzes  zu  er- 
fahren, so  namentlich  bei  der  Fabrikation  des  Alauns  und 
des  Glases.  Für  diese  beiden  Anwendungen  fehlte  es  bis 
jetzt  noch  an  einer  geeigneten  Kaliprobe.  Ich  erlaube  mir 
deshalb  Folgendes  darüber  mitzutheilen. 

Wird  eine  concentrirte  Lösung  von  schwefelsaurer 
Thonerde,  welche  etwas  freie  Schwefelsäure  enthält,  mit  ei- 
ner angemessenen  Quantität  eines  löslichen  kalihaltigen  Sal- 
zes versetzt  und  letzteres  unter  Erwärmen  in  der  Flüs- 
sigkeit aufgelöst,  so  hat  sich  nach  einiger  Zeit  fast  der 
sä  mm  t liehe  Kaligehalt  des  qu.  Salzes  aus  der  erkalteten 
Flüssigkeit  in  dem  präcipitirten  Alaun  abgeschieden : wenn 
die  resultirende  Mutterlauge  noch  eine  Concentration  besitzt, 
welche  gleich  derjenigen  der  erst  angewandten  Thonerde- 
lösung ist.  Die  Ausscheidung  des  Alauns  aus  einer  Auflö- 
sung ist  bekanntlich  um  so  grösser,  je  mehr  fremde  Salze 
in  der  erfolgenden  Mutterlauge  in  Lösung  bleiben.  Ist  der 
Kaligehalt  eines  angewandten  Präcipitationsmittels  nicht  be- 
deutend, so  erhöht  nicht  allein  der  grösste  Theil  der  über- 
schüssigen schwefelsauren  Thonerde,  sondern  auch  der  in 
Lösung  bleibende  Theil  des  entkalisirten  Fällungsmittels  die 
Concentration  der  Mutterlauge  wählend  dieses  bei  kalirei- 
chen Substanzen  nahezu  umgekehrt  der  Fall  ist.  Die  Pro- 
portionalität des  Kaligehaltes  eines  löslichen  Salzes  mit  sei- 
ner alaunbildenden  Kraft  gibt  aber  ein  Mittel  ab,  den  Ka- 
ligehalt desselben  zu  bestimmen,  und  sobald  man  erreichen 


*)  Hier  ist  unter  der  Auflöslichkeit  eines  Salzes  nur  diejenige  in  Was- 
ser verstanden. 


337 


kann,  dass  die  bei  obigem  Versuche  fallende  Mutterlauge 
stets  ein  angemessenes  constantes  specifisches  Gewicht  hat, 
muss  die  andernfalls  vorkommende  Variabilität  im  Gewichte 
des  gefällten  Alauns,  welche  durch  Einwirkungen  einer  mehr 
oder  minder  concentrirten  Mutterlauge  auf  denselben  her- 
vorgerufen wird,  verschwinden.  Hierfür  giebt  aber  ein  Zu- 
satz von  Kochsalz  zur  Alaunmutterlauge  ein  Mittel  ab,  weil 
dieses  Salz  durch  seine  eigenthümlichen  Löslichkeitsver- 
hältnisse verhindert  ist,  sich  aus  seinen  Lösungen  durch 
Abkühlung  auszuscheiden,  also  auch  das  Gewicht  des 
gefällten  Alauns  durch  Absetzung  in  Krystallen  nicht  ver- 
mehren kann.  Das  durch  chemische  Zersetzung  etwa  ent- 
standene schwefelsaure  Natron  ist  bekanntlich  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  bei  Weitem  leichter  löslich  als  Alaun  und 
kann  folglich  die  präcipitirte  Masse  durch  Selbstausschei- 
dung nicht  vermehren.  Die  Menge  des  zuzusetzenden  Koch- 
salzes richtet  sich  nach  der  Quantität  der  übrig  bleibenden 
Mutterlauge  und  nach  deren  specifischer  Schwere. 

Wenn  der  oben  angeführte  Versuch  mit  4 Loth  Chlor- 
kalium und  48  bis  50  Loth  einer  angesäuerten  Thonerde- 
lauge von  1,25  specifischem  Gewicht  angestellt  wird,  so  be- 
sitzt die  erfolgende  Mutterlauge  ein  specifisches  Gewicht 
von  1,10  und  da  Chlorkalium  in  Folge  seiner  atomistischen 
Zusammensetzung  von  allen  zu  probirenden  Kalisalzen  die 
grösste  alaunbildende  Kraft  hat,  so  ist  für  diesen  Fall  die 
Concentration  der  davon  erfolgenden  Mutterlauge  ein  Mini- 
mum. Uebrigens  gilt  für  den  Kochsalzzusatz  nachfolgende 
Tabelle. 


Spec.  Gewicht 
der  Alaun-Mut- 
terlauge 

Zusatz  von  Na 
CI  pro  Cubik- 
zoll  Mutterlauge 
Loth 

Spec.  Gewicht 
der  Alaun-Mut- 
terlauge 

Zusatz  von  Na 
CI  pro  Cubik- 
zoll  Mutterlauge 
Loth 

1,10 

0,28 

1,19 

0,11 

1,11 

0,26 

1,20 

0,09 

U2 

0,24 

1,21 

0,07 

1,13 

0,22 

1,22 

0,05 

1,14 

0,20 

1,23 

0,04 

1,15 

0,18 

1,24 

0,02 

1,16 

0,16 

1,25 

0,00 

1,17 

0,14 

1,18 

0,13 

338 


Unter  Bezugnahme  auf  die  in  Obigem  vorgetragenen 
Principien  und  Versuche,  wären  also  etwa  folgende  Vor- 
schriften behufs  Ausführung  einer  Kaliprobe  zu  beobachten : 

Man  wägt  4 Loth  der  zu  probirenden  kalihaltigen  Sub 
stanz  ab  und  bereitet  sich  eine  Lauge  von  käuflicher  schwe- 
felsaurer Thonerde,  welche  etwas  freie  Schwefelsäure  ent- 
hält und  ein  specifisches  Gewicht  von  1,25  hei  15°  R.  hat. 
(Gutlauge  der  Alaunwerke.) 

In  48  bis  50  Loth  dieser  Lauge  löst  man  die  abge- 
wogenen 4 Loth  Kalisalz  unter  Erhitzen  auf,  bedient  sich 
dazu  zweckmässig  eines  emaillirten  eisernen  Topfes  und 
giesst  nach  Beendigung  der  Operation  die  Auflösung  in  eine 
mit  einer  Glasscheibe  überdeckte  Porcellanschale.  Die 
Abkühlung  der  Auflösung  muss  nun  in  einer  Temperatur 
von  15°  R.  erfolgen.  Nach  6 Stunden  giesst  man  die  Mut- 
terlauge von  dem  gefällten  Alaun  in  ein  cubicirtes  Cylin- 
dergefäss  ab,  welches  die  Ermittelung  des  specifischen  Ge- 
wichts der  Lauge  durch  ein  Skalenaräometer  gestattet.  Je 
nach  der  sich  ergebenden  Menge  und  Concentration  der 
Mutterlauge  wird  laut  Maassgabe  obiger  Tabelle  eine  ent 
sprechende  Quantität  reines  Kochsalz  in  der  Lauge  aufge- 
löst und  diese  wiederum  bei  15°  R.  Temperatur  behufs  Aus- 
scheidung des  noch  in  der  Lösung  befindlichen  Alauns  ste- 
hen gelassen.  Die  aus  der  Flüssigkeit  abermals  gefällten 
Kry stalle  werden  den  ersterhaltenen  zugesetzt  und  gleich 
diesen  zerdrückt,  auf  Fliesspapier  gebracht  und  bei  15°  R. 
so  lange  getrocknet,  bis  kein  Gewichtsverlust  mehr  statt- 
findet. Der  Alaun  wird  dann  gewogen  und  der  Kaligehalt 
der  probirten  Substanz  nach  stöchiometrischen  Grundsätzen 
hieraus  berechnet. 

Ist  die  zu  einer  solchen  Probe  angewandte  Thonerde- 
lauge eisenhaltig,  so  beseitigt  man  den  hierdurch  hervor- 
gebrachten Fehler  einfach  dadurch,  dass  man  die  Probe 
gleichzeitig  mit  Substanzen  angestellt,  deren  Kaligehalt  ge- 
nau bekannt  ist,  demgemäss  die  Abweichung  des  Resultats 
von  dem  Soll  berücksichtigt,  dann  aber  am  betreffenden 
Orte  corrigirt.  Unter  diesen  Verhältnissen  genügt  die  be- 
sprochene Kaliprobe  vollkommen  allen  Anforderungen,  wel- 
che der  Techniker  billig  machen  darf. 


i 


339 


Analyse  eines  Arsenikalkieses  und  Magnesiagliinmers 


von 

18.  Illing 

in  Zellerfeld. 


1)  Arsenikalkies  von  St.  Andreasberg. 

Der  Arsenikalkies  kommt  nicht  krystallisirt , sondern 
nur  in  derben  blättrigen  Massen  vor,  von  silberweisser  bis 
stahlgrauer  Farbe,  mit  einem  Schein  ins  Violette. 

Das  specifische  Gewicht  fand  sich  bei  einer  Tempera- 
tur des  Wassers  von  11°  R.  = 6,8.  Die  Härte  liegt  zwi- 
schen der  des  Apatits  und  des  Orthoklases. 

Die  quantitative  Analyse  wurde  nach  dem  gewöhnli- 
chen Gange  der  Analyse  von  Arsenikverbindungen  ausge- 
führt; das  Arsen  wurde  als  arsensaure  Ammoniak-Magnesia 
bestimmt.  Die  Analyse  ergab  folgende  Zusammensetzung: 


I. 

II.  III. 

IV. 

Fe 

28,03 

27,85  28,00 

28,8 

As 

— 

— 70,63 

70,55 

S 

1,65 

1,65  — 

— 

also  im  Mittel 

Fe  28,67 
As  70,59 
S 1,65 

Bringt  man  die  geringe  Menge  Schwefel,  als  zu  bei- 

gemengtem  Arsenikkies  gehörig,  in  Abrechnung,  so  ergibt 
sich  für  den  Arssenikalkies  die  Zusammensetzung  in  100 
Theilen 

Fe  = 29,06 
As  = 70,94 

Diese  Zusammensetzung  entspricht  der  Formel  FeAs2. 

Mit  dieser  Zusammensetzung  stimmt  die  eines  vom 
Hrn.  Prof.  Scheerer  untersuchten  Arsenikalkieses  vom 
Sätersberge  vollkommen  überein ; für  den  Herr  Professor 
Scheerer  den  Namen  „Arsenikeisen  in  maximo  “ vorge- 
schlagen hat. 

Neuere  Untersuchungen  haben  für  den  Arsenikalkies 


340 


von  Reichenstein  und  Schladming  die  Formeln  FeAs  und 
Fe3As4  ergeben  und  es  scheint  demnach,  als  ob  der  Arse- 
nikalkies  noch  in  mehrere  Species  zerfalle , zu  deren  Cha- 
racterisirung  aber  noch  die  Bestimmung  der  Krystallgestalt 
der  einzelnen  Varietäten  abgewartet  werden  muss. 


2)  Magnesia  - Glimmer  von  Haindorf  in  Schlesien. 

Dieser  Glimmer  ist  von  dunkel  lauchgrüner  Farbe;  er 
findet  sich  in  einem  Granitit,  der  ausserdem  aus  rothem 
Feldspath,  rauchgrauem  Quarz  und  Oligoklas  besteht. 

Er  hat  ein  specifisches  Gewicht  von  3,96  und  Härte 

= ?,5. 

Vor  dem  Löthrohre  schmilzt  er  leicht  zu  einem  mag- 
netischen Glase. 

Die  quantitative  Analyse  ergab  folgende  Zusammen- 
setzung : 

Si03  = 36,98 
A1203  = 20,25 
FeO  = 20,83 
CaO  = 2,96 

MgO  = 6,16 

KO  = 8,52 

NaO  = 5,44 

Summa  = 101,14 

Dieser  Zusammensetzung  entsprechen  folgende  Ver- 
hältnisse des  Sauerstoffs 

RO  : R203  : Si03  = 11.99  : 9,45  : 19,99 
= 1 : 1:2 

dies  entspricht  der  Formel: 

(Ka0,Na0,Ca0,Mg0,Fe0)3Si03+AI203Si03. 

Es  stimmt  also  dieser  Glimmer  mit  dem  einaxigen 
Glimmer  überein. 


341 


Heber  das  Vorkommen  des  Rothgiltigcrzes  auf  der  Grube 
Bergwerks  - Wohlfahrt  bei  Zellerfeld 

von 

Carl  Greifenhagen» 

Bisher  war  Rothgiltigerz  am  Harze  nur  von  Andreas- 
berg bekannt*),  allein  im  vorigen  Sommer  hat  sich  solches 
auch  auf  der,  zwischen  Zellerfeld  und  Grund,  im  Thale  der 
Innerste,  belegenen,  gewerkschaftlichen,  reichen  Ausbeute- 
Grube  Bergwerks-Wohlfahrt  gefunden. 

In  der  Aufbereitungswerkstätte  daselbst  wurde  beim 
Verwaschen  der  Erze  an  einem,  von  feinkörnigem  Bleiglanz 
durchdrungenen  und  mit  Thonschiefer  verbundenen  Stück 
Spatheisenstein,  ein  rother  Anflug  bemerkbar,  den  man  er- 
wähnten Orts  für  Zinnober  ansprach , zumal  ein  Vorkom- 
men von  diesem  schon  von  früherer  Zeit  her  bekannt  war; 
ein  Versuch  vor  dem  Löthrohre  sollte  auch  ein  gänzliches 
Verflüchtigen  der  Probe  ergeben  haben.  — Demohngeach- 
tet  wurde  das  Mineral  vom  Herrn  Berg-Amts-Assessor  Rö- 
mer zu  Clausthal  als  Rothgiltig  bestimmt  und  Krystalle 
desselben,  welche  ich  zu  finden  das  Vergnügen  hatte,  las- 
sen über  die  Richtigkeit  der  Bestimmung  keinen  Zweifel ; 
sie  sind  winzig  klein  aber  ziemlich  vollkommen  ausgebildet, 
halb  durchsichtig,  karmesinroth , zeigen  cochenill- rothen 
Strich  und  reinen  Demantglanz  und  schmelzen  vor  dem 
Löthrohre  mit  starkem  Arsendampf  zu  einem  spröden  Me- 
tallkorn; sie  sind  vorherrschend  säulenförmig,  oft  nur  i/3iii 
bis  V 2'"  lang  und  i/loni  bis  i/s,n  dick;  Krystalle  welche  1"' 
lang  und  il5in  bis  1/4/"  dick  sind,  gehören  zu  den  grössten. 
— Bei  zehnfacher  Vergrösserung  liessen  sich  an  ihnen  die 
erste  hexagonale  Säule  (a:a:aa:c)  mit  dem  Hauptrhomboe- 


*)  In  der  Mineraliensammlung  der  Königl.  Bergschule  zu  Clausthal  befin- 
det sich  ein  auf  Bleiglanz  aufsitzender  Krystall  dieses  Minerals,  als  dessen  Fund- 
ort die  Grube  Dorothea  bei  Clausthal  angegeben  ist.  — 


23 


342 


der  (c : a : a : a a)  und  dem  ersten  stumpferen  (4/2  c : a':  a':  a a) 
sowie  auch  Skalenoeder  mit  Streifung  deutlich  erkennen. 
Das  Mineral  ist  demnach  lichtes  Rothgiltigerz,  Ru- 
binblende, Arsensilberblende. 

An  Ort  und  Stelle  findet  es  sich  im  silbernaaler  Gange 
vor  dem  Fürstenstosse  der  Ilaus  Braunscher  7ter  Feldort- 
strecke krystallisirt  und  angeflogen  auf  den  Absonderungs- 
flächen eines  dichten  Bleischweifs,  der  bisweilen  mit  einem 
höchst  feinen  Ueberzuge  von  Schwefelkies  zwischen  den 
Krystallen  bekleidet  ist.  Ganz  kürzlich  ist  es  auch  auf  der 
lOten  Haus  Braunscher  Feldortstrecke  gefunden  worden. 
Drusenräume  finden  sich  in  diesem  Bleischweif  nicht  und 
möchte  die  Winzigkeit  der  Kryställclien  sich  daraus  erklä- 
ren , dass  ihre  Ausdehnung  durch  den  geringen  Abstand 
der  einzelnen  Absonderungsflächen  oder  dadurch  bedingt 
wurde,  dass  die  betreffende  silberhaltige  Substanz  in  zu  ge- 
ringer Quantität  vorhanden  war,  als  dass  grössere  Krystalle 
sich  daraus  absetzen  konnten. 

Dass  ausser  diesem  erkennbaren  Vorkommen  von  Roth- 
giltigerz, auch  noch  eine  unerkennbare  Vertheilung  dessel- 
ben am  Bleischweif  stattfindet , ist  wohl  anzunehmen , weil 
sich  daraus  wenigstens  der  im  vorigen  Jahre  auffallend 
hohe  Silbergehalt  erklären  lässt.  — Möglich  auch . dass 
letzterer  selbst  von  einer  feinen  mechanischen  Vertheilung 
gediegenen  Silbers  im  Erze  oder  Ganggestein  (?)  herrührt. 

Zum  Schluss  sei  es  mir  noch  erlaubt,  die  Mineralien 
aufzuzählen,  deren  mehr  oder  minder  häufiges  Vorkommen 
auf  Bergwerks-Wohlfahrt  uns  bis  jetzt  bekannt  geworden. 

Eisenspat h.  Auf  Grauwacke  fast  halb  metallisch 
glänzend,  tombackbraun  angelaufen. 

Kalkspath.  Selten;  meist  derb. 

Quarz.  Selten;  derb  und  stänglich. 

Strontianit.  In  Klüften  des  Schwerspaths ; Kry- 
stalle bisweilen  schön  ausgebildet , oft  aber  auch  spiessig 
und  büschelig;  durchsichtig  bis  durchscheinend;  mitunter 
wasserhell,  meistens  wachs-  oder  honiggelb. 

Schwerspath.  Oft  in  sehr  schönen  wasserhellen 
Krystallen,  oft  büschelig;  auch  dicht,  derb,  schalig  und  in 


343 


diesem  Zustande  das,  den  silbernaaler  Gangzug  charakteri- 
sirende  Gestein ; schneeweiss,  fleischroth,  bräunlich. 

St  ein  mark.  Zwischen  Klüften  der  Grauwacke  mit 
Braunspath;  zerreiblich,  auch  verhärtet;  im  Dunkeln  phos- 
phorescirend. 

Quecksilber.  In  kleinen  Höhlungen  des  Leber- 
und Kammkieses  auf  der  Haus  Braunschweiger  2.  Feldort- 
strecke einige  Mal  gefunden. 

Silber.  In  dünnen  tombackbraunen  Blättchen  auf 
Thonschiefer;  einmal  beobachtet. 

Antimon.  Vorkommen  nur  einmal  beobachtet. 

Bl  ei  glanz.  Meist  derb  und  eingesprengt ; Krystalle 
selten. 

Kup  ferfaliler  z.  Krystalle  selten,  mit  Bleiglanz  ein- 
gewachsen in  Schwerspath  und  durch  den  dreieckigen  Quer- 
schnitt erkennbar;  selten  frei  aufgewachsen;  auch  derb  und 
eingesprengt ; ein  sehr  reichhaltiges  Silbererz , mit  6 — 14 
Mark  Silber  im  Centner;  in  einem  besonderen  Trümmchen 
auf  der  6.  Haus  Braunschweiger  Feldortstrecke  im  Liegen- 
den des  silbernaaler  Ganges;  auch  auf  der  8.  Haus  Braun- 
schweiger Feldortstrecke,  jedoch  selten. 

Wasserkies.  Besonders  schöne  Zwillinge  des  Speer- 
kieses; Kammkies,  Strahlkies,  Leberkies  ebenfalls  schön. 

Schwefelkies.  Hauptsächlich  in  kleinen  Würfeln; 
kleine  schöne  Pentagondodekaeder  im  Thonschiefer. 

Blende.  Selten;  fast  nur  derb. 

Rothgiltig  wie  vorstehend  beschrieben. 

Auch  habe  ich  im  vorigen  Sommer  vor  dem  9.  Stre- 
cken-Umbrüche in  der,  das  Nebengestein  bildenden  Grau- 
wacke Rubin  glimm  er  und  Göthit  gefunden,  welche 
röthlichbraunem  Schwerspath  eingesprengt  und  aufgewach- 
sen waren. 


23* 


344 


Die  Gänge  im  Felde  der  Gruben  Ring  & Silbersclntiir 
zu  Zellerfeld  (Taf.  13  ) 

von 

Fr.  W.  W i in  in  e r 

in  Clausthal. 

Die  Grube  Ring  und  Silberschnur  im  vorderen 
Zellerfelder  oder  Hauptzüger  Grubenreviere , am  Eingänge 
in  das  Zellerfelder  Thal,  zwischen  dem  Einersberge  und  der 
Winterhalbe  belegen,  ist  gegenwärtig  der  östlichste  Betriebs- 
punct  auf  dem  Zellerfelder  Hauptzuge. 

Ihr  Feld  wird  gegen  Morgen  durch  das  der  clausthaler 
Grube  Charlotte  gegen  Abend  durch  das  der  Grube  Re- 
genbogen begrenzt.  In  diesem  Grubenfelde  sind  es  fol- 
gende Gänge,  die  gegenwärtig  bebaut  werden: 

1.  Der  Hauptgang, 

2.  ein  liegendes  Bogentrumm, 

3.  der  Schwanenzugsglücker  Gang  und 

4.  der  Kroncalenberger  Gang. 

1.  Der  Haupt-  oder  vordere  Hauptzüger  Gang 
die  Fortsetzung  des  clausthaler  Burgstädter  Gangzuges  und 
dieserhalb  die  mittlere  mächtigere  Gangparallele  des  Claus- 
thal - Zellerfelder  Gebirgsplateaus  mitbildend , setzt  in  der 
zum  Kohlengebirge  gehörigen  Formation  des  Posidono- 
myenschiefers  und  der  Kulm-  oder  jüngern  Grauwacke  auf, 
hat  eine  Mächtigkeit  von  5 bis  15  Lachtern,  ist  mit  Thon- 
schiefer, Grauwacke  und  Kalkspath  mit  vorwaltendem  Quarz 
ausgefüllt  und  führt  in  besonderen  Abtheilungen,  (von  20 — 
100  Ltr.  Länge  und  darüber)  die  in  der  Tiefe  sich  immer 
mehr  und  mehr  nach  Abend  hin  verschieben  (Erzfälle),  oft 
durch  die  ganze  mächtige  Gang-Masse  schnürig  vertheilten 
Bleiglanz  mit  wenig  Kupfer  und  Schwefelkies. 

Die  am  Harze  oft  zu  beobachtende  Thatsache,  dass 
die  edeln  erzführenden  Gangpartien  mehr  oder  weniger  an 
die  Schaarungslinie  zweier  Gänge  gebunden  sind,  consta- 
tirt  sich  auch  hier,  indem  eine  Edelkeit  des  Ganges  vor- 
zugsweise da  sich  zeigt,  wo  das  hangende  Trumm  (Schwa- 


345 


nenzugsglücker  oder  Ringer  Gang)  sich  anschaart  und  wei- 
ter östlich  aus  dem  Liegenden  her  der  Kroncalenberger 
Gang  dem  Hauptgange  zusetzt. 

Nicht  nur  die  Durchschnitte  der  genannten  Gänge  zei- 
gen sich  erzführend,  sondern  auch  die  heransetzenden  Gänge 
sind  in  ihrer  Selbständigkeit  bis  auf  längere  Distance  vom 
Schaarungspuncte  ab  vom  freundlicher  Beschaffenheit. 

Das  Streichen  des  Ilauptganges  AB  Taf.  13.  ist  zwi- 
schen den  Rheinischweiner  und  H aus-C  eller-S  chach- 
te  hör.  9,  34/2  Or.  Vom  letzteren  Schachte  ab  wendet  er 
sich  unter  hör.  10,  7 1/2  gegen  Morgen  ins  Clausthaler  Re- 
vier setzend , von  ersterem  läuft  er  in  der  sich  zu  hör.  8, 
73/4  umändernden  Streichungsrichtung  der  Grube  Regen- 
bogen zu.  Sein  Einfallen  beträgt  durchschnittlich  68  Grad 
gegen  Südwest. 

2.  Das  liegende  Bogentrumm.  — Die  Spitze 
des  stumpfen  Winkels , welchen  der  Hauptgang  zwischen 
dem  Schreibfeder  und  Ilaus-Celler  Schachte  bildet  und  auf 
welcher  der  Rheinischweiner  Schacht  (der  Hauptschacht 
der  Grube  Ring  und  Silberschnur)  liegt,  umschliessend,  setzt 
bei  etwa  40  Ltr.  mittlerer  abendlicher  Entfernung  vom  Schach- 
te ein  Bogentrumm  ins  Liegende  ab,  läuft  bei  etwa  8 — 
12  Ltr.  hinter  dem  Schachte  durch  und  schaart  sich  bei  30 
Ltr.  morgenwärts  vom  Schachte  dem  Hauptgange  wieder  an. 
Es  ist  2/8  — 6/8  Ltr.  mächtig  und  fällt  bis  zur  Dreizehnlach- 
ter-Stollensohle (61  Ltr.  Teufe)  unter  75  — 76  Grad  gegen 
Südwest.  Von  hier  ab  nähert  es  sich  wieder , flacher  — 
unter  60  Grad  — • einfallend,  dem  Hauptgange  und  schaart 
sich  im  Fallen,  zwischen  der  Obern  Wasserstrecke  und  dem 
Tiefen  Georg  Stollen,  demselben  wieder  an. 

So  schliesst  es  dutenförmig  einen  Kegel  zwischenlie- 
genden Nebengesteins  ein  und  gibt  wieder  den  Beweis  von 
mehrfacher  Spaltung  des  Gebirges  und  stattfindender  Edel- 
keit an  solchen  Punkten,  wo  die  Hauptgangspalten  in  eine 
andere  Richtung  einwendeten,  indem  es  in  letzterer  Bezie- 
hung vorzugsweise  am  liegenden  Saalbande  Bleiglanz  mit 
Spatheisenstein,  Kupfer-  und  Schwefelkies  führt. 

Die  Saalbänder  sind  an  den  meisten  Punkten  durch 
Lettenbestege  angedeutet ; zuweilen  zeigt  sich  aber  auch 


346 


eine  innige  Verwachsung  der  Gangmasse  mit  dem  Neben- 
gestein, besonders  am  Liegenden. 

Die  Hauptausfüllung  dieses  liegenden  Bogentrumms 
besteht  aus  Thonschiefer  von  schwarzer  bis  aschgrauer  Farbe. 
Beibrechende  Gangarten  sind : Quarz,  Schwer-  und  Kalkspath. 

3.  Der  Schwanenzugsglücker  Gang.  — Etwa 
180  Ltr.  abendwärts  vom  Rheinischweiner  Schachte  setzt 
derselbe  unter  hör.  7,  7 Occ.  herankommend  dem  Haupt- 
gange  im  Hangenden  zu.  Es  hat  auf  diesem  Schaarungs- 
punkte  in  früherer  Zeit  der  Set.  Salvatoris schacht  ge- 
legen. Gegen  Abend  nähert  er  sich  wieder  in  hör.  9.  1 — 
9.  7 dem  Hauptgange  und  müsste , falls  er  sich  nicht  in 
weiterem  Streichen  auskeilt  und  ganz  im  Nebengesteine 
verliert,  mit  diesem  sich  wieder  in  der  Nähe  des  Schrei- 
feder  Schachtes  vereinigen.  Die  Annahme  eines  Aus- 
keilens  nach  dem  Streichen  gewinnt  sehr  an  Wahrschein- 
lichkeit , da  der  beregte  Gang  nach  Abend  hin  mit  Quer- 
schlägen in  der  Neunzehn-  und  Dreizehnlachter-Stollensohle, 
von  76  und  resp.  33  Ltr.  Länge  ins  Hangende , nicht  ge- 
troffen zu  sein  scheint. 

Er  fällt  in  steilerer  Richtung  unter  circa  80  Grad  ge- 
gen Südwest  ein,  scheint  aber  in  der  Sohle  des  Tiefen  Ge- 
org Stollen  sein  Fallen  zu  ändern  und  bei  76  Grad  Einfal- 
len mit  dem  in  der  3.  Streckenfirste  dem  Hauptgange  im 
Hangenden  zufallenden  sogenannten  ablaufenden  Trumme 
zusammen  zu  hängen.  Die  in  dieser  Sohle  statthabende 
bedeutende  Gangesmächtigkeit,  sowie  das  Aufsetzen  zwi 
schenliegender  Gangtrümmer  in  den  Oberen  Wasserstrecken 
und  T.  G.  Stollensohle  ist  in  einer  Zertrümmerung  des  Ne- 
bengesteins bei  mehr  und  mehrer  Annäherung  des  Schwa- 
nenzugsglücker Ganges  und  den  endlichem  Zusammenfallen 
desselben  mit  dem  Hauptgange  begründet. 

Sowohl  als  selbstständiger  Gang,  als  auch  in  Verbin- 
dung mit  dem  Hauptgange  hat  sich  dieses  hangende  Trumm 
edel  gezeigt  und  wird  von  der  Tiefen  Georg- Stollensohle 
ab  noch  jetzt  darauf  gebaut,  nachdem  schon  vor  längerer 
Zeit  die  vom  alten  Ringen-Schachte  aus  geführten  nicht 
unbedeutenden  alten  Baue  von  der  Obern  Wasserstrecke 
aus  gelöst  worden  sind.  Der  sogenannte  Ringen  Gang 


347 


ist  die  Fortsetzung  des  Schwanenzugsglücker  Ganges  ; ob 
aber  der  Freudensteiner  Gang  auch  damit  zu  identi- 
ficiren,  vermag  ich  jetzt  nicht  zu  entscheiden. 

Die  Mächtigkeit  des  in  Rede  stehenden  Ganges  be- 
trägt li/2  bis  2 Ltr.  In  seiner  Ausfüllungsmasse,  die  zum 
grössten  Theile  aus  grauwackenschieferartigem  Thonschie- 
fer und  — da,  wo  er  sich  tiefer  an  den  Hauptgang  legt  — 
aus  mildem  lettigen  Thonschiefer  mit  zerriebenem  Kalk- 
spath  besteht,  führt  er  Bleiglanz  mit  vorwaltendem  Quarz 
und  Kalkspath. 

4.  Der  Krön  Calenberger  Gang  setzt  aus  dem 
Liegenden  unter  hör.  7,  5 aus  dem  Clausthaler  Bezirk  her- 
ankommend, in  der  Nähe  des  Haus-Celler  Schachtes, 
dem  Zellerfelder  Hauptgange  zu,  fällt  aber  steiler  ein,  so 
dass  die  Kreuzungslinie  in  der  Tiefe  immer  mehr  und  mehr 
gegen  Abend  vorrückt  und  in  der  3.  Streckensohle  schon 
nahe  am  Treuer  Schachte  liegt.  Beim  Betriebe  des  Tiefen 
Wasserstreckenortes  vom  Zellerfelder  IlauptzUge  her  wurde 
er  hier  edel  getroffen. 

Er  schleppt  sich  nach  seinem  Apschaaren  auf  längere 
Distance  mit  dem  Hauptgange  und  zeichnet  sich  hier  durch 
die,  aus  milder,  grünlich  gelber,  sich  leicht  zersetzender 
Grauwacke  mit  mächtigen  Quarzpartien  und  Kalkspath  be- 
stehende Ausfüllung  aus.  Gegenwärtig  bricht  auf  der  Ver- 
einigungsebene beider  Gänge  ein  mehre  Zolle  mächtiger 
feinkörniger  graphitartig  ausseherider  Bleiglanz. 

Die  Mächtigkeit  des  beregten  Ganges  beträgt  2 bis  5 
Ltr.  Die  darin  netzförmig  auftretenden  Bleiglanztrümmchen 
sind  oft  von  Kiesen  begleitet. 

Für  die  Grube  Ring  und  Silberschnur  wird  dieser  Gang 
vielleicht  noch  dadurch  wichtig,  dass  er  unter  der  4.  Feld- 
ortstreckensohle (circa  200  Ltr.  unter  Tage)  durch  sein  An- 
schaaren  und  Zufallen  zum  Hauptgange,  nach  der  Vereini- 
gung des  letztem  mit  dem  Schwanenzugsglücker  Gange, 
eine  Concentration  der  Erze  veranlasst  und  dadurch  einen 
lohnendem  Abbau  als  über  der  4.  und  3.  Streckensohle  in 
Aussicht  stellt.  Ob  das  schon  jetzt  durch  den  Betrieb  des 
5.  Feldortes  (245  Ltr.  unter  Tage)  und  der  4.  Strecke  ab- 
sinken aufgeschlossene  Erzmittel  Veranlassung  zu  solcher 


348 


Annahme  giebt,  muss  noch  so  lange  unentschieden  bleiben, 
bis  ein  weiteres  Aufschliessen  des  Ganges  in  dieser  Sohle 
speciellere  Beobachtungen  ermöglicht. 

Die  auf  den  eben  beschriebenen  Gängen  einbrechen- 
den Gebirgsarten  und  Mineralien  sind  theilweise  schon  an- 
geführt. Es  sind  als  Gangarten : Grauwacke,  Thonschiefer, 
Quarz,  Kalkspath,  Schwerspatli  etc.,  als  nutzbare  Fossilien : 
Bleiglanz,  Kupferkies,  Schwefelkies  und  Spatheisenstein. 

Der  Bl  ei  glanz  ist  vorwaltend  und  darauf  nur  die 
bergmännische  Gewinnung  gerichtet.  Er  enthält  in  100 
Pfund  durchschnittlich  4 Loth  Silber  und  60  Pfund  Blei. 
Im  Hauptgange  tritt  er  von  Quarz  begleitet  in  grösseren 
und  derben  Partien  auf,  legt  sich  in  keilförmig  derben  Mas- 
sen da  an,  wo  der  Schwanenzugsglücker  und  Kroncalenber- 
ger  Gang  mit  dem  Hauptgange  zusammenfallen  (4.  Strek- 
kenfirste)  und  durchschwärmt  in  netzförmig  zusammenhän- 
genden Schnüren  die  milde  Grauwacke  des  Kroncalenberger 
Ganges.  Er  ist  vorzugsweise  feinspeisiger  Natur  und  zeigt 
nur  da  kleinblätteriges  krystallinisches  Gefüge,  wo  er  mit 
reinem  Kalkspath  einbricht.  Auf  dem  liegenden  Bogen- 
trumm kommt  er  in  oberer  Teufe  — über  dem  Franken- 
schaarener  Stollen  — in  grösseren  und  kleineren  Nieren 
grobglanzig  vor. 

Eine  interessante  Erscheinung  bietet  das  sogenannte 
Ringelerz,  welches  sich  hauptsächlich  am  Liegenden  des 
Hauptganges  — gegenwärtig  in  der  4.  Streckenfirste  und 
vor  dem  5.  Feldorte  — zeigt,  dar.  In  einer  derben  Quarz- 
masse liegen  in  fast  regelmässiger  Vertheilung  grössere 
und  kleinere,  bald  eckige,  bald  runde  Bruchstücke  von 
Thonschiefer  und  Grauwacke  und  sind  mit  einer  dünnen 
Lage  krystallinischen  Quarzes  umgeben,  um  welche  sich 
dann  wieder  Bleiglanz  gesetzt  hat,  der  häufig  mit  Kalkspath 
sämmtliche  Zwischenräume  ausfüllt.  Nicht  selten  zeigen 
sich  die  umschlossenen  Bruchstücke  von  Schwefelkiess- 
chnürchen durchsetzt,  und  oft  liegt  unter  der  Quarzhülle 
noch  eine  dünne  Lage  Spatheisenstein. 

Letzterer  bildet , als  Grundmasse  Bruchstücke  von 
Thonschiefer  einsehliessend , in  der  auf  dem  liegenden 


349 


Trumme  belegenen  Firste  über  dem  19.  Lachter-Stollen  ein 
ähnliches  Eingelerz. 

Der  Anblick  dieser  Gangausfüllung  lässt  wohl  die  Idee 
von  einem  Niederschlage  aus  wässrigen  Lösungsmitteln 
durch  chemische  Reactionen  und  Umbildungen  verursacht, 
und  begünstigt  durch  verschiedenartige  Gesteine  in  unzäh- 
lig kleinen  Stücken,  aufkommen,  jedoch  wollen  wir  hier 
nicht  weiter  auf  hypothetische  Erklärungen  von  Gangbil- 
dungen eingehen.  Der  Umstand , dass  das  besprochene 
Vorkommen  immer  am  Liegenden  des  Ganges  sich  zeigt, 
dürfte  wohl  nicht  unbeachtet  bleiben , insofern  sich  daraus 
eines  Theils  vielleicht  Folgerungen  auf  seine  Bildung  zie- 
hen lassen,  anderen  Theils  es  zur  Characteristik  desselben 
gehört. 

Kupfer-  und  Schwefelkies  kommen  höchst  un- 
tergeordnet, eingesprengt  in  Bleiglanz,  kurzschnürig  und 
bandförmig  vor.  Sie  zeigen  sich  namentlich  im  Gebiete  des 
Kroncalenberger  Ganges  und  des  liegenden  Bogentrummes. 
Das  Vorkommen  des  Kupferkieses  in  manchen  Erzen  der 
Grube  Ring  und  Silber  schnür  lässt  sich  erst  dadurch 
nachweisen,  dass  sich  bei  der  Verhüttung  die  Rückstände 
der  Bleiarbeit  kupferhaltig  zeigen  und  zu  einer  jährlichen 
Gewinnung  von  nur  10 — 12  Ctnr.  Kupfer  Veranlassung  ge- 
ben, während  dem  circa  2400  Ctnr.  Blei  und  1400  Mark 
Silber  gewonnen  werden. 

Der  Spat hei's enstein  tritt  an  und  für  sich  in  klei- 
nen netzförmig  sich  durchkreuzenden  Schnürchen  im  Thon- 
schiefer des  Ganges  auf,  bildet  an  einem  vorhin  schon  be- 
zeichnetem  Punkte  die  Grundmasse  des  sogenannten  Rin- 
gelerzes , umgibt  krystallisirt  die  Bleiglanzknollen  des  lie- 
genden Trummes  in  oberen  Teufen  und  bildet  oft  nach  bei- 
den Seiten  hin  die  Begrenzungsebene  der,  den  Hauptgang 
durchschwärmenden  Bleiglanztrümmchen. 

Zinkblende  scheint  den  Gängen  im  Zellerfelder  vor- 
dem Reviere  fast  fremd  zu  bleiben , wenn  nicht  später  in 
grösserer  Tiefe  sie  sich  als  unangenehmer  Begleiter  des 
Bleiglanzes  einstellt. 

Was  nun  noch  die  beibrechenden  Gangarten  und  de- 
ren Zusammenvorkommen  mit  den  nutzbaren  Fossilien  an- 


350 


betrifft,  so  verdient  bemerkt  zu  werden,  dass  auf  den  jetzi- 
gen Abbauen  über  der  dritten  und  vierten  Strecke  im  Haupt- 
gange es  vorzugsweise  Ivalkspath  und  Quarz  sind,  die 
den  Bleiglanz  in  der  beschriebenen  Weise  beigesellt  führen. 

Als  seltene  Gangart  ist  des  Schwer spathes  zu  er- 
wähnen, welcher  mit  grossblättrigem  Gefüge  in  sehr  milder 
Beschaffenheit  auf  dem  liegenden  Bogentrumme  über  dem 
Frankensparrener  Stollen  in  grossem  Partien  zwischen  ei- 
senschüssiger rothgefärbter  Grauwacke  einbricht.  Ausser 
diesem  Punkte  ist  mir  auf  dem  Zellerfelder  Hauptzuge  kein 
anderer  bekannt,  wo  Schwerspath  einbräche. 

Thonschiefer  bildet  die  Hauptausfüllungsmasse  der 
liegenden  und  hangenden  Trümmer  und  Grauwacke,  von 
Kalkspathadern  nach  allen  Richtungen  hin  durchsetzt,  zeigt 
der  Hauptgang  in  oberer  Teufe. 

Der  aufTaf.  13.  beigefügte  Grundriss  und  das  daselbst 
verzeichnete  Querprofil  werden  das  Verhalten  der  beschrie- 
benen Gänge  anschaulich  machen  und  bedürfen  dieselben 
wohl  weiter  keiner  Erläuterung. 


Das  Nebengestein  der  ßockswieser  Bleiglanz  - Gänge 
(Taf.  14.) 

von 

Carl  öreifesriiageiu 

Wie  über  Tage  oftmals  Schichtenzüge  von  grosser 
Mannigfaltigkeit  sich  auf  weite  Erstreckung  beobachten  las- 
sen, so  liefert  das  Bockswieser  Grubenrevier  ein  Beispiel, 
dass  solche  Schichtenzüge  nicht  gerade  eine  Auflagerung 
auf  dem  älteren  Gebirge  bilden,  sondern  auch  in  grössere 
Tiefe  der  Erde  hineinsetzen  können,  und  dass  horizontale 
Durchschnitte  dann  auch  ähnliche  Bilder  geben  müssen  wie 
die  grundrissliche  Darstellung  der  Gebirgsschichten  auf  der 
Erdoberfläche.  Gebirgsschichten  über  Tage  lassen  sich  je- 
doch viel  leichter  in  richtigen  geognostischen  Bildern  dar- 
stellen als  solche  im  Innern  von  Grubenräumen , wo  durch 
Gänge  arge  Verwirrung  im  Nebengestein  hervorgerufen  und 


351 


dann  namentlich  letzteres  selten  durch  Querschläge  etc.  in 
genügender  Weise  erschlossen,  vielmehr  oft  die  beste  Grenze 
durch  milden  Gangthonschiefer,  durch  Zimmerung  oder  al- 
ten Mann  versteckt  wird.  Interessant  bleibt  es  dabei  im- 
mer, wenn  man,  auf  derselben  Sohle  fortschreitend,  sich 
beziehungsweise  bald  einmal  tiefer  in  die  Schichten,  d.  h. 
in  ihre  altern  Glieder  eingeführt,  bald  zu  den  höher  gele- 
genen, resp.  jüngeren  Schichten  sich  erhoben  sieht,  somit 
auch  in  der  Vorzeit  bald  tausende  von  Jahren  abwärts,  bald 
wieder  so  viel  aufwärts  steigt. 

Im  Allgemeinen  unterscheidet  man  im  Bockswieser 
Grubenreviere  3 Hauptgänge : 

I.  Den  schneidigen  Herzog  Auguster  oder 
liegenden  Gang.  Str.  hör.  7,2 — 7,6  F.  SW.  80  — 90°. 
Er  ist  abgebaut  bis  auf  den  tiefen  Georgsstollen  und  auf 
der  5.  und  6.  Strecke  liegt  auf  ihm  der  Schacht. 

II.  Den  hangenden  Herzog  Auguster  oder 
hangenden  Gang.  Str.  hör.  8,6 — 9 F.  SW.  82°.  Gebaut 
hat  man  auf  ihm  auf  dem  Rasendammer  und  tiefen  Lauten- 
thaler  Hoffnungsstollen. 

III.  Der  Pisthaler  Gang.  Str.  hör.  9 — 9,2  F.  SW. 
70 — 75°.  Es  ist  gebaut  auf  ihm  auf  dem  Grumbache, 
den  tiefen  Lautenthaler  Hoffnungsstollen,  der  Johann  Frie- 
dricher 2.,  3.,  4.,  5.,  6.,  7.  und  8.  Feldortstrecke. 

In  Bezug  auf  diesen  Gang  ist  noch  eines  Bogen- 
trummes zu  erwähnen,  welches  auf  der  4.  Feldortstrecke 
am  Johann  Friedricher  Schachte  von  ihm  ab  und  in  der 
Nähe  des  Herzog  Auguster  Schachtes  ihm  wieder  zusetzt, 
auf  der  5. , 6.  und  7.  Feldortstrecke  querschlägig  angefah- 
ren und  besonders  auf  der  5.  und  6.  edel  ausgerichtet  ist. 

Es  treten  daneben  noch  mehrere  andere  selbständige 
Gänge  von  geringerer  Wichtigkeit  auf  und  wird  überdies 
das  Nebengestein  noch  von  einer  grossen  Anzahl  von  Trüm- 
mern und  Triimmchen  durchschwärmt,  welche  gleichfalls 
mehr  oder  weniger  zur  Verwickelung  der  Schichtungsver- 
hältnisse beitragen. 

Eine  ausführliche  Beschreibung  von  ihnen  allen  zu  ge- 
ben liegt  diesmal  nicht  in  meiner  Absicht  und  beschränke 
ich  mich  deshalb  darauf,  ihrer  nur  da  zu  erwähnen,  wo 


352 


sie  vielleicht  ein  auffallendes  Verhalten  zum  Nebengestein 
zeigen. 

Mulden-  und  Sattelbildungen  und  deshalb  in  oft  gar 
nicht  bedeutenden  Zwischenräumen  alle  möglichen  Grade 
des  Einfallens,  ein  Durchgang  durch  alle  Streichungsrich- 
tungen verbunden  mit  falscher  Schieferung  sind  im  Bocks- 
wieser  Ganggebiete  fast  gewöhnliche  Erscheinungen.  Eine 
wesentliche  Schwierigkeit  zur  Grenzbestimmung  der  ver- 
schiedenen Schichten  liegt  aber  noch  darin,  dass  das  Ge- 
stein fast  überall  nur  mit  grosser  Mühe  und  auch  dann  im- 
mer nur  in  geringer  Quantität  erhalten  werden  kann , wes- 
halb das  Aufsuchen  von  Versteinerungen  eben  keinen  be- 
sondern  Erfolg  hat. 

Aus  diesem  einzigen  Grunde  hat  es  mir  nicht  gelin- 
gen wollen,  eine  scharfe  Grenze  zu  ziehen  zwischen  Ortho- 
ceras-  und  Caleeolaschiefern  — zwei  Gesteinsschichten,  wel- 
che im  festen  unverwitterten  Zustande  eine  fast  gleiche  mi- 
neralogische Beschaffenheit  haben.  — Am  leichtesten  er- 
kennbar sind  die  Orthocerasschiefer , doch  habe  ich  häufig 
beide  Schichten  neben  einander  erkannt  und  auch  aus  den 
Caleeolaschiefern  Versteinerungen  z.  B.  auf  der  Rasendam- 
mer Strecke,  dem  Grumbacher,  dem  tiefen  Lautenthaler 
Hoffnungsstollen,  wie  selbst  auf  der  Johann  Friedricher  3. 
Feldortstrecke  gefunden ; auch  bin  ich  überzeugt  dass  Cal- 
ceolaschiefer  fast  überall  im  Hangenden  des  Grauwacken- 
sandsteins, oder  was  dasselbe  ist  im  Liegenden  der  Ortho- 
cerasschiefer Vorkommen.  Eine  Grenze  für  sie  zu  ziehen 
scheint  mir  jedoch  bedenklich  und  möchte  auch  einem  An- 
dern wohl  schwerlich  gelingen. 

Im  Folgenden  will  ich  nun  eine  Beschreibung  von  den 
Gesteinsschichten  der  einzelnen  Strecken  und  Stollen  in  der 
Aufeinanderfolge  geben  in  welcher  letztere  tiefer  und  tiefer 
liegen.  Ich  habe  daneben  die  Gebirgsschichten  des  Grum- 
bacher, des  tiefen  Lautenthaler  Hoffnungsstollens,  der  Her- 
zog Auguster  3.  und  Johann  Friedricher  2.  Feldortstrecke 
bildlich  darzustellen  und  zugleich  zwei  senkrechte  Durch- 
schnitte vom  Johann  Friedricher  Schachte  und  Zellerfelder 
Hoffnungsrichtschachte  so  genau  zu  geben  versucht  als  es 
nach  den  vorhandenen  Aufschlüssen  möglich  war.  Die 


353 


Schichtenverhältnisse  der  übrigen  Strecken  sind  einfach  ge- 
nug um  mit  einer  blossen  Beschreibung  verständlich  zu  sein. 

Die  Gänge  auf  den  Horizontal-Durchschnitten  in  ihrer 
Continuität  darzustellen  habe  ich  unterlassen,  da  einestheils 
auf  den  vorhandenen  guten  Grubenrissen  die  Gänge  schon 
mit  aufgetragen  sind , anderntheils  es  mir  an  Zeit  gebrach 
selber  genügende  Beobachtungen  zu  diesem  Zweck  zu  sam- 
meln. Da  aber  die  Zeichnungen  an  sich  einigermassen  ge- 
nau sind,  so  werden  sich  auch  leicht  die  Grenzen  der  ver- 
schiedenen Gesteinsschichten  auf  jede  beliebige  Gangkarte 
des  Bockswieser  Grubenreviers  übertragen  lassen. 

Aufschlag  rösche  oder  Au  guster  Wasser  lauf 
— im  Liegenden  des  Herzog  Auguster  und  Johann  Frie- 
dricher Schachtes.  — Vom  Mundloch  ab  ist  diese  Rösche 
auf  etwa  65  Ltr.  in  Mauerung  gesetzt  und  steht  von  da  ab 
bis  zum  Herzog  Auguster  Schachte  in  Ortherasschiefern, 
welche  häufig  Kalkeinlagerungen  und  von  Versteinerungen 
besonders  Tentakuliten  führen.  Wo  die  Mauerung  aufhört 
und  das  feste  Gestein  beginnt  ist  das  Streichen  des  letzte- 
ren hör.  8J/4;  das  Einfallen  nach  SW  = 25°;  6 Ltr.  von 
der  Mauerung  entfernt  ist  das  Streichen  = hör.  772,  das 
Einfallen  nach  SW  = 35°;  noch  etwa  Qi/2  Ltr.  vom  Augu- 
ster Schachte  streichen  die  Schichten  in  hör.  2l/2,  fallen 
nach  NW  unter  75°  ein. 

Die  neue  Bleuelstrecke  — ein  Querschlag  in’s 
Hangende  des  Auguster  Schachtes  — ist  ihrer  ganzen  Er- 
streckung nach  inPosidonomyenschiefern  ausgehauen,  deren 
Streichen  = hör.  5 und  deren  Einfallen  nach  SW  = 50°  ist. 
Die  Schiefer  sind  oft  arg  zerklüftet  und  führen  ausser  Po- 
sidonomya  Becheri  und  Goniatites  falcatus  auch  verkieste  Go- 
niatiten  mit  zusammengesetzten  Loben  unter  denen  Gonia- 
tites crenistria  zu  nennen  ist. 

Grumbacher  Stollen  Fig.  1.  Der  Grumbacher 
Stollen  vom  Johann  Friedricher  bis  zum  Zellerfelder  Hoff- 
nungsschachte b.ietet  neben  einer  schönen  Mannigfaltigkeit 
in  den  Gesteinsschichten  zugleich  eine  grosse  Regelmässig- 
keit derselben  dar.  Vom  Johann  Friedriche^  Schachte  ab 
folgen  nach  einander : Posidonomyenschiefer,  Kieselschiefer, 


354 


i 

Goniatitenkalk*)  und  Orthocerasscliiefer  und  nach  letzteren  in 
umgekehrter  Ordnung  wieder  Goniatitenkalk,  Kiesel-  und 
Posidonomyenschiefer  bis  in  die  Nähe  des  Herzog  Anton 
Ulricher  Schachtes.  Am  Schachte  selbst  finden  hier  sich 
Orthocerasscliiefer,  gefolgt  von  Goniatitenkalk,  Kiesel-  und 
Posidonomyenschiefern.  Die  Posidonomyenschiefer  lassen 
sich  verfolgen  bis  zum  Zellerfelder  Hoffnungsschachte  und 
bietet  auch  der  von  da  ab  ins  Hängende  getriebene  circa 
ISO  Ltr.  lange  Querschlag  nichts  als  solche  Schiefer  dar. 
In  dem,  vom  Haus  Wolfenbüttler  Schachte  aus  ins  Liegende, 
am  Zellerfelder  Hoffnungsrichtschachte  vorbeiführenden  Quer- 
schlage von  etwa  235  Ltr.  Länge  folgen  noch  Posidonomyen- 
schiefer, Kieselschiefer,  Goniatitenkalk,  Orthoceras-  und  Cal- 
ceolaschiefer,  danach  aufsteigend  Goniatitenkalk,  Kiesel-  und 
Posidonomyenschiefer  und  nach  diesen  in  absteigender  Ord- 
nung wieder  Goniatitenkalk,  Orthoceras-  und  Calceolascliie- 
fer,  Grauwackensandstein.  Es  bilden  diese  Schichten  eine 
Mulde  und  ihr  theilweiser,  wahrscheinlicher  Zusammenhang 
mit  den  Schichten  vom  Johann  Friedricher  und  Herzog  Au- 
guster  Schachte  ist  in  Fig.  1.,  ihre  übrige  relative  Stellung 
zu  einander  in  Fig.  6.  dargestellt. 

In  dem  etwa  14  Ltr.  nordwestlich  vom  Herzog  Augu- 
ster  Schachte  ab  in’s  Hangende  getriebenem  Querschlage 
finden  sich  zunächst  10  Ltr.  Orthocerässchiefer ; in  ihrem 
Hangenden  liegt  der  Pisthaler  Gang,  hier  als  Contactgang 
erscheinend,  da  6 Ltr.  mächtige  Kieselschiefer  ihn  über- 
decken. Letztere  sind  stellenweise  hell  gefärbt  und  kalkhal- 
tig und  führen  Posidonomya  Beclieri.  Es  folgen  nach  ihnen 
Posidonomyenschiefer  so  weit  der  Querschlag  offen  ist  und 
wird  auch  der  noch  übrige  gefüllte  Theil  in  solchen  Schie- 
fern liegen. 

Wie  aus  der  Zeichnung  ersichtlich  stehen  die  Schich- 
ten am  Herzog  Auguster  Schachte  nicht  im  Zusammenhänge 


*)  Ueber  die  relative  Stellung  dieser  Gebirgsschicht  zu  den  übrigen  Glie- 
dern unserer  devonischen  Formation,  insbesondere  zu  deu  Clymenienkalken  und 
Cypridinenschiefern , sowie  über  die  Verbreitung  in  welcher  wir  die  genannten 
drei  Gebirgsglieder  seit  einem  Jahre  am  Harze  kennen  gelernt  haben,  behalte 
ich  den  Bericht  mir  für  die  nächste  Zeit  vor. 


355 


mit  denen,  welche  sich  vom  Herzog  Anton  Ulricher  Schachte 
nach  dem  Zellerfelder  Hoffnungsschachte  hinziehen,  es  wer- 
den vielmehr  die  Schichten  am  Herzog  Auguster  Schachte 
demjenigen  über  Tage  erkennbaren  Schichtenzuge  angehö- 
ren, welche  von  Bockswiese  aus  dem  Grumbach  entlang 
sich  hinzieht,  nördlich  vom  Auerhahn  durch  den  Herren- 
tisch ins  Gosathal  setzt  und  daselbst  bis  eine  Stunde  von 
Goslar  entfernt  noch  zu  beobachten  ist.  Zu  bedauern  ist, 
dass  der  vom  Herzog  Auguster  Schachte  ab  ins  Liegende 
nach  dem  alten  Gesellschafter  Schachte  hingetriebene  etwa 
80  Ltr  lange  Querschlag  wegen  der  vor  ihm  liegenden  Rad- 
stube und  wegen  Wasserstandes  (seine  Sohle  soll  tiefer  lie- 
gen als  die  des  Grumbacher  Stollens)  nicht  zugänglich  ist, 
weil  man  in  ihm  jedenfalls  die  Grenze  zwischen  Orthoce- 
rasschiefern  und  dem  Grauwacken-  oder  Spiriferen-Sandstein 
finden  würde. 

Der  andere  Schichtenzug  vom  Herzog  Anton  Ulricher 
Schachte  nach  dem  Zellerfelder  Hoffnungsrichtschachte  wird 
sich  am  Kahlenberge  hinziehen  und  mit  jenem  Zuge  bei 
Festenburg  in  Verbindung  stehen,  welcher  im  vorigjährigem 
Berichte  der  Maja  verzeichnet  und  beschrieben  ist.  Es 
lässt  sich  dies  um  so  sicherer  annehmen , als  in  dem 
Tagestollen  der  Eisensteinsgrube  Kahlenbergs  - Glück  am 
Kahlenberge  — also  in  der  Mitte  zwischen  dem  genannten 
Richtschachte  und  Festenburg  — sich  ebenfalls  im  Hangen- 
den des  Grauwackensandsteins  Orthocerasschiefer,  kohlige, 
Alaunschiefern  ähnliche  Kieselschiefer  und  Posidonomyen- 
schiefer  nachweisen  lassen.  Die  Orthocerasschiefer  liegen 
hier  entweder  unmittelbar  auf  dem  Grauwackensandsteine 
oder  sie  befinden  sich  im  Hangenden  des  ocherigen  Roth- 
eisenstein führenden  Ganges  und  bildet  der  Gang  (hier  Con- 
tactgang)  alsdann  das  unmittelbare  Hangende  des  Grau- 
wachensandsteins. 

Rasendammer  Strecke.  Obwohl  diese  Strecke 
in  ganz  günstiger  Höhe  liegt,  so  ist  sie  doch  zu  wenig  aus- 
gedehnt, um  ein  nur  einigermassen  vollständiges  Bild  ihrer 
Gebirgsschichten  geben  zu  können.  In  der  Nähe  des  Her- 
zog Auguster  Schachtes  finden  sich  Calceolaschiefer  und  ist 
auch  die  Rastube  im  Liegenden  dieses  Schachtes  ganz  in 


356 


Calceolaschiefern  ausgehauen  welche  ihrer  Zeit  ausseror- 
dentlich viele  und  schöne  Versteinerungen  hergegeben  ha- 
ben. Der  Querschlag,  welcher  vom  Johann  Friedricher 
Schachte  ab  ins  Liegende  getrieben  ist  und  die  Aufschlag- 
wasser vom  Grumbacher  Stollen  durch  ein  Bohrloch , resp. 
Luttenschacht,  empfängt,  steht  vorn  in  Orthoceras-,  hinten  in 
Calceolaschiefern . 

In  dem  etwa  10  Ltr.  südöstlich  vom  Johann  Friedri- 
cher Schachte  ins  Hangende  getriebenen  Querschlage,  fin- 
det sich  nach  den  Orthocerasschiefern  ein  mächtiges  Lager 
von  Goniatitenkalk,  gefolgt  von  einem  etwa  2 Ltr.  mächti- 
gem Lager  von  Kieselschiefern , in  deren  Hangenden  der 
hangende  Herzog  Auguster  Gang  als  Contactgang  liegt,  da 
Kulmgrauwacke  ihn  bedeckt. 

Der  tiefe  Lautenthaler  Hoffnungsstollen 
Fig.  2.  Im  Bockswieser  Grubenreviere  die  grösste  Man- 
nigfaltigkeit der  Gesteinsschichten  zeigend,  ist  der  tiefe  Lau- 
tenthaler Hoffnungsstollen  zugleich  am  reichsten  an  Com- 
plicationen.  Am  verwickeltsten  ist  das  Schichtenverhältniss 
vom  Herzog  Auguster  bis  zum  Herzog  Anton  Ulricher 
Schachte,  was  besonders  darin  seinen  Grund  hat,  dass  die 
beiden  Schichtenzüge,  welche  auf  dem  Grumbacher  Stollen 
noch  durch  eine  mächtige  Schicht  Posidonomyenschiefer  ge- 
trennt sind,  hier  unmittelbar  Zusammenkommen,  aber  gleich- 
wohl discontinuirlich  bleiben.  Dass  beide  Schichtenzüge 
hier  im  Hangenden  durch  Grauwackensandstein,  dort  durch 
Posidonomyenschiefer  getrennt  sind,  erklärt  sich,  wenn  man 
annimmt,  dass  der  Grauwackensandstein  erst  gehoben  wurde, 
nachdem  Calceola-  und  Orthocerasschiefer  sowie  Goniatiten- 
kalk und  Kieselschiefer  sich  nach  einander  abgelagert  hat- 
ten, und  dass  nach  dieser  Hebung  erst  sich  Posidonomyen- 
schiefer ablagern  konnten.  Auch  sie  mussten  jedoch  noch 
mindestens  eine  bedeutende  Hebung  erfahren,  welcher 
die  gesammten  sedimentären  Gebilde  ihre  gegenwärtige 
Stellung , der  Kahlenberg , der  Bocksberg  etc.  ihre  Höhe 
verdanken ; das  ganze  Gebirge  überhaupt  verdankt  ihr 
seine  Form. 

Wäre  die  Rasendammer- Strecke  noch  in  südöstlicher 
Richtung  über  den  Herzog  Auguster  Schacht  hinausgetrie- 


ben,  so  würde  man  vielleicht  auch  die  beiden  Schichten- 
züge durch  Kieselschiefer,  durch  Goniatitenkalk,  durch  Or- 
thoceras-  oder  Calceolaschiefer  getrennt  finden.  Der  Johann 
Friedricher  Schacht  liegt  in  Orthocerasschiefern , es  folgen 
diesen  bis  zum  braunen  Hirscher  - Schachte  Goniatitenkalk 
und  Kieselschiefer  und  liegt  von  da  ab  der  Hoffnungs stotten 
in  jüngeren  Kulmthonschiefern  bis  zu  seinem  Mundloche 
bei  Lautenthal. 

. Mit  dem  hangenden  Querschlage  vom  Johann  Friedri- 
cher Schachte  aus  ist  nach  den  Orthoceras  - Schiefern  ein 
circa  8 Ltr.  mächtiges  Kalklager  durchbrochen , in  dessen 
Hangendem  der  hangende  Augustei* - Gang  als  Contactgang 
liegt,  da  Posidonomyenschiefer  ihn  überdecken.  Es  finden 
sich  in  diesen  ausser  Posidonomya  Bechevi  auch  Nadelknopf- 
grosse verkiestc  Goniatiten,  welche  vortrefflich  erhalten  sind ; 
am  Endo  des  Querschlags  findet  sich  Kulmgrauwacke.  Das 
ganze  Feldort  auf  dem  genannten  Gange,  sowie  auch  der 
vom  Herzog  Anton  Ulricher  Schachte  an  denselben  getrie- 
bene Querschlag  liegen  in  Kulmthonschiefern.  Der  südöst- 
lich vom  Herzog  Auguster  Schachte  ins  Liegende  getrie- 
bene Querschlag  (Wasserort),  von  circa  235  Ltr.  Länge, 
liegt  80  Ltr.  vom  Stollen  entfernt  noch  im  Grauwacken- 
sandstein, doch  ist  des  letzteren  Grenze  nicht  zu  erreichen, 
da  schon  bei  der  genannten  Entfernung  ein  weiteres  Vor- 
dringen durch  Erlöschen  des  Oelliclits  erschwert,  ausserdem 
aber  etwas  weiter  zurück  der  Quersehlag  auch  schon  zu 
Bruch  gegangen  ist. 

Der  Querschlag  ins  Liegende , vom  Zellerfelder  Hoff- 
nurigs  - Richtschachte  aus  liegt  vorn  in  Orthoceras  -,  hinten 
in  Calceolaschiefern.  In  dem , im  Betriebe  stehenden  han- 
gendem Querschlage  daselbst  ist  man  vom  Schachte  aus 
etwa  70  Ltr.  lang  in  Orthocerasschiefern  und  von  da  ab 
bis  jetzt  im  Goniatitenkalk  aufgefahren ; man  wird  densel- 
ben noch  längere  Zeit  behalten,  da  die  Richtung  des  Quer- 
schlags fast  genau  mit  der  Streichungsrichtung  des  flach 
nach  SO  einfallenden  Kalkes  zusammenfällt. 

Herzog  Auguster  III.  Fel  dort  strecke,  Fig.  III. 
Nur  über  %das  Hangende  giebt  diese  Strecke  noch  einigen 
Aufschluss.  Mit  dem  dahin  getriebenen  Querschlage  hat 

24 


358 


man  nach  den  Calceola-  und  Orthocerasschiefern  ein  4 Ltr. 
mächtiges  Goniatitenkalklager  überfahren,  dessen  unmittel- 
bar Hangendes  der  hangende  Auguster  - Gang  — als  Con- 
tactgang  — bildet,  da  Posidonomyenschiefer  ihn  überlagert. 
Auch  der  Feldort  auf  diesem  Gange  wird  in  Kulmthonschie- 
fern liegen,  obwohl  wegen  vorhandener  Zimmerung  ein  Auf- 
schluss darüber  nicht  zu  erlangen  ist. 

Johann  Friedricher  II.  Feldort  st  recke  oder 
Tiefer  Gangs-Stollen,  Fig.  IV.  Das  Schichtenverhält- 
niss  dieser  Strecke  ist  einfach , abweichend  jedoch  von  al- 
len übrigen  Strecken,  indem  sich  z.  B.  in  ihrem  liegenden 
Querschlage  (tiefer  Wasserort)  nach  dem  Grauwackensand- 
steine noch  Calceola-  und  Orthocerasschiefer  finden,  wäh- 
rend doch  der  Grauwackensandstein  das  am  weitesten  im 
Liegenden  befindliche  Glied  sein  müsste.  Erklärt  wird  die- 
ses scheinbar  abnorme  Verhältniss  durch  das  Vorhanden- 
sein der  beiden  Schichtenzüge.  In  dem  nach  der  Grube 
„Spiegelthals  Hoffnung“  führenden  und  bis  dahin  an  1000 
Ltr.  langen  tiefen  Georgsstollen  Flügelorte  finden  sich  nach 
den  Orthocerasschiefern  nur  Posidonomyenschiefer. 

Johann  Fried  rieh  er  III.  Feldortstrecke.  Am 
Herzog  Auguster  Gange  findet  sich  Goniatitenkalk ; im  Han- 
genden des  Schachtes  liegen  glimmerreiche  Orthocerasschie- 
fer. Je  näher  dem  Johann  Friedricher  Schachte  zu,  desto 
mehr  lassen  sich  Calceolaschiefer  erkennen  und  in  einem 
kurzen  Querschlage  ins  Hangende  fanden  sich  deutliche  Cal- 
ceolaschiefer mit  Calamoporen , Crmoideenstielen  und  Cyatlio- 
phyllen.  Am  Johann  Friedricher  Schachte  findet  sich  Grau- 
wackensandstein. 

Johann  Friedricher  IV.  Fel  dort  strecke.  Der 
südwestlich  vom  Johann  Friedricher  Schachte  ins  Liegende 
getriebene  Querschlag  liegt  ganz  im  Grauwackensandstein. 
In  dem  ins  Hangende  getriebenen  Querschlage  findet  sich 
vorn  Grauwackensandstein,  während  hinten  Calceolaschiefer 
sind.  Die  ganze  Feldortstrecke  liegt  bis  an  den  zum  Her- 
zog Auguster  Schachte  führenden  Querschlage  im  Grau- 
wackensandsteine. Auch  in  diesem  Querschlage  wie  im  lie- 
genden Stosse  des  genannten  Schachtes  findet  sich  solcher, 


359 


während  sich  im  Hangenden  desselben  Schachtes,  auf  der 
IV.  Strecke  selbst,  deutlich  Calceolaschiefer  erkennen  lassen. 

Johann  Friedricher  V.  Feldortstrecke.  Die 
ganze  Feldorstrecke  und  ebenso  der  ins  Liegende,  an  den 
Herzog  Auguster  Schacht  getriebene  Querschlag,  liegen  im 
Grauwackensandsteine. 

Johann  Friedricher  VI.  Feldortstrecke.  So- 
wohl im  Hangenden  des  Johann  Friedricher  Schachtes  als 
auf  der  ganzen  Feldortstrecke  und  im  liegenden  Querschlage 
findet  sich  Spiriferensandstein  von  heller  Farbe  und  ausser, 
ordentlicher  Härte. 

Johann  Friedricher  VII.  Feld  ortstrecke.  Der 
einzige  hangende  Querschlag  liegt  mit  der  ganzen  Feldort- 
strecke im  Spiriferensandsteine , welcher  in  Härte  und  An- 
sehn ächtem  Quarzfels  durchaus  ähnlich  ist. 

Johann  Friedricher  VIII.  Feldort  strecke.  In 
südöstlicher  wie  in  nordwestlicher  Richtung  ist  diese  Strecke 
auf  dem  Pisthaler  Gange  getrieben,  welcher  als  Nebenge- 
stein Grauwackensandstein  führt.  Er  sieht  theils  kalkhaltig 
aus  und  ist  dünn  geschichtet,  zeigt  milchigen  Schlamm,  wo 
ihn  Wasser  lange  umspült  hat;  theils  wird  er  fest  und  mas- 
sig, ist  ungewöhnlich  hart  und  zeigt  die  Structur  des  ge- 
wöhnlichen Quarzfelses.  Nordwestlich  vom  Schachte  macht 
der  Gang  mit  seiner  früheren  Richtung  einen  Winkel  von 
etwa  126°,  indem  er  sich  südlicher  wendet  ; man  hat  ihn 
deshalb  an  dieser  Stelle  überfahren  und  ins  Nebengestein 
eingeschlagen , das  sich  wider  Erwarten  hier  als  Orthoce- 
ras-  oder  als  Calceolaschiefer  erkennen  lässt.  Ein  erfreuli- 
cher Aufschluss  für  die  Darstellung  des  Profils  vom  Johann 
Friedricher  Schachte. 

Die  Schachtprofile,  Fig.  V.u.  VI.  Zur  Verzeich- 
nung der  beiden  Schachtprofile  ist  der  Aufschluss  in  den 
Schachten  und  Querschlägen  benutzt  und  stellen  die  hori- 
zontalen punktirten  Linien  die  Sohlen  der  resp.  Querschläge 
dar,  mit  denen  man  unweit  des  Schachtes  aufgefahren  ist 
und  welche  südöstlich  oder  nordwestlich  desselben  liegen. 

Das  Verhalten  der  Posidonomyenscliiefer  zu  den  übri- 
gen Schichten  im  Johann  Friedricher  Schachtprofile,  Fig.  V., 
erklärt  die  beim  tiefen  Lautenthaler  Iloffhungsstollen  be- 

24* 


360 


sprochene  Hebung.  Aus  der  Tiefe  der  Schichten  unter  Tage 
und  dem  Einfallen  im  Schachte,  aus  ihrer  Entfernung  vom 
Schachte  und  dem  Einfallen  in  den  beiden  Querschlägen 
ergab  sich  die  wellenförmige  Biegung  der  Schichten  im  Zel- 
lerfelder Hoffhungsrichtschachte  (Fig.  VI).  Die  gezeichnete 
Mulde  ist  dem  liegenden  Querschlage  des  Grumbacher  Stol- 
lens entnommen. 

Dass  die  Gänge  des  Bockwieser  Grubenreviers  abso- 
lute Contactgänge  sind,  ist  nicht  wohl  anzunehmen,  an 
einigen  Punkten  erscheinen  sie  als  solche,  an  vielen  andern 
zeigen  sie  diese  Eigenschaften  nicht.  Der  Pisthaler 
Gang  erscheint  als  Contactgang  im  hangenden  Querschlage 
des  Grumbacher  Stollens,  nordwestlich  vom  Herzog  Augu- 
ster  Schachte  zwischen  Orthoceras-  und  Kieselschiefern ; auf 
dem  tiefen  Lautenthaler  Hoffnungsstollen  liegt  er  zwischen 
dem  Herzog  Anton  Ulricher  Schachte  und  dem  Zellerfelder 
Hoffnungs-Richtscliachte  als  Contactgang  im  Hangenden  der 
Kieselschiefer,  bedeckt  von  Posidonomyenschiefern , sonst 
aber  durchsetzt  er  die  Gesteinsschichten  geradezu  im  Strei- 
chen und  Fallen  ohne  sich  an  die  Contactflächen  derselben 
zu  kehren.  Letzteres  ist  deutlich  zu  sehen  im  Profile  des 
Johann  Friedricher  Schachtes,  welches  bis  zur  4.  Feldort- 
strecke auf  diesem  Gange  niedergebracht  ist.  Der  lie- 
gende Herzog  August  er  Gang  ist  als  Contactgang 
nirgend  nachzuweisen.  Der  Georg  Wilhelmer  Gang 
tritt  als  Contactgang  in  dem  liegenden  Querschlage  auf,  wel- 
cher auf  dem  Grumbacher  Stollen  am  Haus  Wolfenbüttler 
Schachte  angesetzt  ist.  Der  hangende  Herzog  A u - 
guster  Gang  ist  es,  der  am  meisten  als  Contactgang,  doch 
nicht  als  solcher  im  gewöhnlichen  Sinne  auftritt,  da  er,  im 
hangenden  Querschlage  des  Rasendammes  zwischen  Kiesel- 
schiefer und  Kulmgrauwacke , im  hangenden  Querschlage 
des  tiefen  Lautenthaler  Hoffnungsstollens  und  der  Herzog 
Auguster  3.  Feldortstrecke  zwischen  Goniatitenkalk  und  Po- 
sidonomyenschiefern liegend  nicht  auf  längere  Erstreckung 
die  Richtung  seines  Nebengesteins  theilt  sondern  diese  lo- 
calgebogene Richtung  gleichsam  nur  tangirt.  Beachtens- 
werth  ist  dass  der  Gang  nur  da  als  Contactgang  auftritt,  wo 
die  Gesteinsschichten  eine  starke  Biegung  zeigen,  wie  z.  B. 


361 


im  hangenden  Querschlage  des  Rasendammes,  des  Grum- 
hacner  und  tiefen  Lautenthaler  Hoffnungsstollens  und  der 
Herzog  Auguster  3.  Feldortstrecke.  Es  lässt  sich  dies  da- 
durch erklären,  dass  die  Gangspalte  am  leichtesten  sich  da 
bilden  musste,  wo  das  Gestein  den  geringsten  Zusammen- 
hang zeigte,  d.  i.  auf  den  Contactflächen  zweier  ungleich- 
artiger Gebirgsschichten,  zumal  diese  gegen  einander  meist 
abweichende  Lagerung  zeigen , wie  z.  B.  der  Kulm  gegen 
die  devonischen  Schichten.  Hass  ferner  an  diesem  Punkte 
gerade  die  devonischen  Schichten  am  ersten  geneigt  sein 
mussten  sich  vom  Kulm  trennen  zu  lassen  und  dass  zu 
Gunsten  dieser  Trennung  der  Kulm  zur  Zeit  der  Spaltenbil- 
dung vielleicht  noch  weniger  erhärtet  war  wie  die  ihn  un- 
terteufenden devonischen  Gebirgsschichten.  Dem  Fallen 
nach  wurde  die  vormalige  Spalte  des  Herzog  Auguster  Gan- 
ges bestimmt  durch  das  Einfallen  des  Goniatitenkalkes  vom 
hangenden  Querschlage  der  Rasendammer  Strecke  (mit  Hin- 
zurechnung von  2 Ltr.  Kieselschiefer)  bis  zu  dem  der  Her- 
zog Auguster  dritten  Feldortstrecke,  doch  musste  die  Strei- 
chungsrichtung der  Spalte  durch  die  spaltende  Kraft  zu  sehr 
bestimmt  sein,  als  dass  sie  den  localen  Biegungen  der  Con- 
tactfläche  hätte  folgen  können.  Hinsichtlich  der  Wasser- 
zuführung durch  die  verschiedenen  Gesteinschichten  hat 
sich  wegen  Mannigfaltigkeit  und  gedrängten  Zusammenle- 
gens der  letzteren  ein  bestimmtes  Resultat  nicht  herausstel- 
len  wollen.  Der  vielfach  angefochtene  Kieselschiefer  scheint 
nicht  Schuld  daran  zu  sein  und  ebenso  werden  weder  Con- 
tactflächen ungleichalteriger  Gebirgsschichten  noch  der  Grau- 
wackensandstein das  Mittel  abgegeben  haben,  durch  welches 
im  Bockswieser  Grubenreviere  die  Tagewasser  in  die  Tiefe  ge- 
drungen sind.  Auf  dem  tiefen  Lautenthaler  Hoffnungsstollen 
ist  es  Goniatitenkalk  am  hangenden  Querschlage  am  Zeller- 
felder Hoffnungs  - Richtschachte,  Calceolaschiefer  im  liegen- 
den Querschlage  daselbst,  Grauwackensandstein  in  dem  lie- 
genden Querschlage,  welcher  nordwestlich  vom  Herzog  Au- 
guster Schachte  angesetzt  ist,  Orthocerasschiefer  ist  es  im 
tiefen  Wasserorte  der  Johann  Friedricher  zweiten  Feldort- 
strecke, welche  ansehnliche  Wassermengen  mit  sich  führen. 
Die  stärksten  Wasserzugänge  scheinen  von  den  Gängen 


362 


selbst  und  von  dem  in  ihrer  Nähe  liegenden  Theile  des 
Nebengesteins  herbeigeführt  zu  werden.  Es  ist  dieses  auch 
ganz  erklärlich,  denn  wenn  von  der  Bildung  der  Gangspalte 
bis  zu  ihrer  Ausfüllung  eine  geraume  Zeit  verstrich,  so 
musste  der  hangende  Theil,  der  Unterstützung  und  Span- 
nung beraubt,  das  Bestreben  zeigen  hereinzufallen  ; es  muss- 
ten Lasten  sich  abziehen,  theilweise  hereinfallen,  was  aber 
die  Hauptsache  ist,  es  mussten  in  der  Nähe  der  Hauptspalte 
wieder  Spalten  und  Risse  entstehen,  welche  durch  in  die- 
selben hineingefallenen  Gesteinsstücke  am  Zusammengehen 
(in  Folge  des  auf  ihnen  lastenden  Druckes)  behindert,  ge- 
rade jetzt  die  Ursache  der  enormen  Wasserzugänge  sein 
mögen.  Hierdurch  erklären  sich  Wasserzugänge  im  Lie- 
genden des  Ganges  zwar  nicht,  doch  könnten  diese  leicht 
durch  eine  Zerklüftung  des  letzteren  vom  hangenden  Theile 
dahin  geführt  werden.  Der  liegende  Herzog  Augu- 
ster  Gang  zeigt  im  Feuerorte  im  Liegenden  der  Johann 
Friedlicher  zweiten  Feldortstrecke  eine  Spalte,  welcher  be- 
deutende Wassermengen  entströmen.  Der  hangende 
Herzog  Auguster  Gang  führt  Wasser  mit  sich  im 
hangenden  Querschlage  der  Rasendammer  Strecke  des  tie- 
fen Lautenthaler  Hoffnungsstollens.  Der  PisthalerGang 
führt  die  bedeutendsten  Wassermengen  der  Tiefe  zu.  Er 
führt  Wasser  mit  sich  im  hangenden  Querschlage  des  Grum- 
bacher  Stollens  unweit  des  Herzog  Auguster  Schachtes,  an 
mehreren  Punkten  dieses  und  auch  des  tiefen  Lautenthaler 
Hoffnungsstollens,  ebenso  auf  der  Johann  Friedricher  2., 
4. , 6. , 7. , 8.  Feldortstrecke.  Die  bedeutendsten  Zuflüsse 
zeigt  er  auf  der  vierten,  überhaupt  scheinen  diese  Zuflüsse 
stärker  zu  werden,  sobald  man  mit  den  Strecken  über  den 
Herzog  Auguster  Gang  hinaus  auffährt.  Die  Johann  Frie- 
dricher dritte  Feldortstrecke  ist  trocken  gelegt  durch  die, 
weiter  nach  SO  über  den  genannten  Schacht  hinausgetrie- 
bene vierte  und  durch  das  Abteufen  des  Herzog  Auguster 
Schachtes  von  der  dritten  zur  vierten;  auch  ist  man  mit 
der  5 , 6.  7.,  8.  Feldortstrecke  noch  nicht  so  weit  in  dieser 
Richtung  aufgefahren , als  mit  der  vierten.  Die  Johann 
Friedricher  zweite  Feldortstrecke  (tiefer  Georgsstollen)  ist 
am  weitesten  über  den  Herzog  Auguster  Schacht  hinaus- 


363 


getrieben  und  mussten  dadurch  alle  tiefer  liegenden  Strecken, 
z.  B.  die  vierte  trocken  gelegt  sein ; dass  dieses  nicht  der 
Fall  ist  kann  von  der  besprochenen  Zergängung  des  Ne- 
bengesteins in  der  Nähe  des  Harzes  herrühren. 

Ueber  die  Festigkeit  der  verschiedenen  Gesteins- 
schichten des  Bockswieser  Grubenrevieres  lässt  sich  wenig 
sagen;  sie  halten  auf  Strecken  wie  auf  Querschlägen  sich 
sämmtlich  gut.  Die  Kulmthonschiefer  werden  zwar  am 
leichtesten  von  den  Wettern  und  vom  Wasser  angegriffen, 
wodurch  Gesteinsstücke  sich  abzulösen  pflegen,  doch  bedür- 
fen auch  sie  einer  Unterstützung  noch  nicht. 

Auch  ein  Einfluss  der  verschiedenen  Gebirgs- 
schichten  auf  die  Erzführung  der  Gänge  scheint 
im  Bockswieser  Grubenreviere  vorhanden  zu  sein  und  ist, 
beiläufig  erwähnt,  der  Grauwackensandstein  in  dieser  Hin- 
sicht — entgegen  allen  früheren  Behauptungen  — ein  gar 
nicht  ungünstiges  Gebirgsglied,  da  zur  Bockswiese  die  Hang- 
mittel der  Tiefbaue,  aus  denen  gegenwärtig  die  meisten  Erz- 
forderung beschafft  wird,  ihn  fast  ausschliesslich  zum  Ne- 
bengestein haben.  Reich  an  Erzen  zeigt  sich  auch  der  Gang 
in  Calceola-  und  Orthocerasschiefern.  Die  von  mir  dieser- 
halb  gesammelten  Erfahrungen  sind  jedoch  noch  zu  be- 
schränkt, um  bestimmte  Schlüsse  daraus  ziehen  zu  können 
und  wäre  es  deshalb  wünschenswerth  wenn  auch  anderer- 
seits ausführliche  Beobachtungen  zu  diesem  Zwecke  ange- 
stellt würden. 

Das  Vorkommen  von  erzführenden  Gängen  im  Grau- 
wackensandstein ist  ausser  am  Rammeisberger  Erzlager  hier 
zum  ersten  Male  beobachtet,  so  wie  auch  das  Vorkommen 
von  solchen  in  Calceola-  und  Orthocerasschiefern  bisher 
noch  unbekannt  gewesen  ist. 


364 


Heogiiostisclio  Bpoliadstiiiigni  am  südlichen  Harze 

(Taf.  15.) 

von 

Carl  Prediger. 

Mein  Aufenthalt  am  südlichen  Ilarze  während  der 
Sommermonate  des  verflossenen  Jahres  gab  mir  Gelegen- 
heit die  Umgehungen  der  Ortschaften  Herzberg,  Sieber,  l^o- 
nau,  Lauterberg  und  Sachsa  in  Beziehung  auf  ihre  geogno- 
stischen  Verhältnisse  zu  durchforschen*).  Gewiss  war  eine 
nochmalige  genaue  Durchmusterung  der  mächtigen  Grau- 
wacken- und  Schieferbildungen  dieser  Gegenden  der  Mühe 
wrerth,  da  die  in  neuester  Zeit  so  ausgezeichnet  gelungene 
Feststellung  und  relative  Altersbestimmung  der  Schichten 
am  nordwestlichen  Theile  unsers  Gebirges  die  Möglichkeit 
in  Aussicht  stellte,  auch  hier  engere  Grenzen  aufzufinden. 
Obgleich  nun  das  Letztere  nicht  erreicht  worden  ist,  so  sind 
doch  wenigstens  die  Grenzen  zwischen  den  sedimentären 
Ablagerungen  und  den  plutonischen  Massen  etwas  berich- 
tigt. was  auf  der  beigefügten  Karte  zu  ersehen  ist ; mit  vie- 
ler Mühe  nur  ist  es  gelungen  in  dem  sehr  versteinerungs- 
leeren Terrain  einige  neue  Fundorte  bestimmbarer  Pflan- 
zenüberreste zu  entdecken,  wozu  die  Herren  Rott  und 
Jüngst  wesentlich  beigetragen  haben. 


*)  Von  den  Schriften  und  Abhandlungen  , welche  diesen  Theil  des  Harz- 
gebirges speciel!  berühren,  sind  zu  nennen : 

H offmann,  Fr.,  Professor,  Uebersicht  der  orographi sehen  und  geognosti- 
schen  Verhältnisse  vom  nordwestlichen  Deutschland.  Leipzig  1830. 
Zimmer  mann,  Ch.,  Oberbergralh,  Das  Harzgebirge,  in  besonderer  Bezie- 
hung auf  Natur-  und  Gewerbskunde  geschildert.  Darmstadt  1834. 
Hausmann,  F.  L. , Geh.  Hofrath , Ueber  die  Bildung  des  llarzgebirges. 
Güttingen  1842. 

Römer,  F.  A. , Bergamts- Assessor , Die  Versteinerungen  des  Harzgebirges. 
Hannover  1843. 

Derselbe,  Beiträge  zur  geologischen  Kenntniss  des  Harzes.  Kassel  1850 
und  1852.  (Besonderer  Abdruck  aus  den  Palaeontographicis  von  W.  Dun- 
ker  und  II.  v.  Meyer.) 

Derselbe,  in  seiner  Geognosie  und  Mineralogie.  Hannover  1853. 


365 


Schicht-  und  Massengesteine  constituiren  das  ziemlich 
einförmige  Gebiet ; von  den  ersteren  sind  Grauwacke,  Grau- 
wackenschiefer und  Thonschiefer  in  steter  Abwechslung, 
von  den  letztem  treten  die  Porphyre  am  häufigsten  auf. 

Es  kann  nicht  die  Absicht  sein  eine  vollständige  Cha- 
racteristik  dieser  Gesteine  zu  geben , wohl  aber  möchte  es 
nicht  ganz  unpassend  erscheinen  die  wichtigsten  petrogra- 
phischen  Eigenschaften  hier  folgen  zu  lassen. 

1.  Die  Grauwacke. 

Sie  ist  unter  allen  am  mächtigsten  entwickelt,  zeigt 
sich  gross-  bis  feinkörnig,  und  schliesst  eckige,  meist  aber 
abgerundete  Bruchstücke  von  Quarz,  Kieselschiefer,  Thon- 
und  Chloritschiefer  in  einem  thonigen  Bindemittel  ein.  Die 
Imprägnation  des  Cäments  mit  Kieselerde  gibt  dem  Gesteine 
eine  bedeutende  Festigkeit  und  Härte.  Feldspath  und  Glim- 
merfragmente werden  häufig  in  dem  Gemenge  bemerkt. 
Die  Grösse  der  Körner  variirt  sehr,  namentlich  die  des 
Quarzes.  Die  bläulich  grauen , rauchgrauen  und  gelblich- 
grauen Farben  sind  die  bei  Weitem  häufigsten,  doch  er- 
scheint sie  auch  nicht  selten  durch  Eisenoxyd  roth  und  röth- 
lichbraun  gefärbt.  Eine  Schichtung  ist  mehr  oder  weniger 
deutlich  ausgebildet,  erreicht  aber  oft  eine  Mächtigkeit  von 
mehreren  Fussen , zuweilen  bemerkt  man  auch  nur  eine 
polyedrische  Zerklüftung.  Die  Kluftflächen  sind  nicht  sel- 
ten mit  weissem  Steinmark,  oder  auch  mit  einem  bläulich 
schwarzen  oft  glänzenden  Hauche  von  Manganoxyd  über- 
zogen. 

2.  Der  Grauwackenschiefer. 

Derselbe  ist  bald  dick-,  bald  dünnschiefrig,  in  welchem 
letztem  Falle  er  besonders  viel  Glimmer  aufgenommen  hat, 
von  geringerem  Quarz-  und  grösserem  Thongehalte,  und 
hat  gewöhnlich  eine  graue,  im  Zustande  der  Verwitterung 
eine  licht  aschgraue  Farbe.  Bei  der  dünnschiefrigen  Va- 
rietät sind  vorzüglich  auf  den  Spaltungsflächen  zahlreiche 
weisse  Glimmerschüppchen  zu  erkennen,  welche  eine  deut- 
liche Parallelstructur  hervorbringen.  Auch  besitzt  er  zu- 
weilen  eine  ausgezeichnete  Sphäroidstructur,  und  es  treten 


366 


darin,  wie  z.  B.  unweit  Lonau,  viele  eigentümliche  Con- 
cretionsformen  auf.  Herr  Professor  Naumann  glaubt*), 
dass  die  Concretionsbildungen  mit  der  Spbäroidstructur  der 
klastischen  Gesteine  in  einem  naben  Zusammenhänge  ste- 
hen, in  dem  sie  bei  ihnen  wesentlich  in  der  Concentration 
einer,  die  Gesteinsmasse  imprägnirenden  Substanz  begrün- 
det seien.  Eine  transversale  oder  falsche  Schieferung  ge- 
hört hei  ihm  zu  den  nicht  seltenen  Erscheinungen. 

3.  Der  Thon schi efer. 

Er  wird  aus  einer  schwärzlich  grauen,  seltener  schwar- 
zen, häufig  aber  grünlich  grauen  Thonmasse  mit  sehr  klei- 
nen kaum  bemerkbaren  Glimmerschuppen  und  eben  solchen 
Quarzkörnchen  gebildet.  Bei  den  schwarzen  Varietäten  sind 
die  Spaltungsflächen  mehr  oder  weniger  glänzend  bis  schim- 
mernd, und  man  bemerkt  auf  denselben  zahlreiche  Glimmer- 
schüppchen. Bei  den  grünlich  grauen  Varietäten  hinge- 
gegen,  sind  die  Spaltungsflächen  matt,  und  nur  höchst  we- 
nige oder  gar  keine  Glimmerschuppen  vorhanden.  Diese 
letztere  Spielart  hat  eine  geringere  Härte  als  die  vorige, 
ist  leicht  schneidbar,  fühlt  sich  fettig  an  und  scheint  besonr 
ders  reich  an  Talkerde  zu  sein. 

Der  Thonschiefer  besitzt  plane  Parallelstructur , doch 
kommen  auch  Varietäten  mit  vielen  Nebenabsonderungen 
vor,  wTelche  sich  unter  sehr  verschiedenen  Winkeln  schnei- 
den, so  dass  vier-,  fünf-  und  mehrseitige  schief  prismatische 
Stücke  zum  Vorschein  kommen.  Eigentlich  gestreckte 
oder  gefältelte  Schiefer  treten  in  diesem  Gebiete  nicht  auf. 
Schwarze,  alaun-  und  kohlenstoffhaltige  Schiefer,  Alaun- 
und  Zeichen  schi  efer  kommen  bei  Lonau  vor.  Von  ac- 
cessorischen  Bestandmassen  sind  Nester  und  Trümmer  von 
Quarz  und  Kalkstein  zu  nennen,  wrelche  die  Schieferung  des 
Gesteins  oft  so  zahlreich  durchsetzen,  dass  dasselbe  von 
einem  Netze  solcher  Quarzadern  förmlich  durchzogen  er- 
scheint. 

4.  Der  Quarzfels. 

Ein  Aggregat  feinkörniger  bis  dichter  kleiner  Quarzin- 

*)  Lehrbuch  der  Geognosie,  Leipzig  bei  Engelmann  1849.  Bd.  I.  S.  475. 


367 


dividuen,  welche  durch  ein  vorwaltend  kieseliges  Cäment 
mit  einander  verbunden  sind.  Nur  an  einzelnen  Stellen 
kommen  in  der  festkörnigen  Hauptmasse  kleine  Quarzge- 
schiebe vor,  wodurch  er  conglomeratartig  erscheint.  Er 
umschliesst  bald  grössere,  bald  kleinere  eckige  oder  gerun- 
dete ausgesonderte  Partien  von  Rotheisenstein.  Durch  Auf- 
nahme von  Glimmer  (gewöhnlich  Kaliglimmer)  wird  er 
schiefrig.  An  accessorischen  Bestandtheilen  ist  Turmalin 
und  vorzüglich  Feldspath  zu  erwähnen,  welcher  in  den 
meisten  Fällen  zu  Kaolin  zersetzt  ist.  Die  weissen  Farben 
sind  herrschend,  doch  bemerkt  man  auch  schwarze,  graue, 
rothe  und  gelbe  Varietäten.  Seine  deutlich  geschichteten 
Bänke  werden  zuweilen  von  Nebenabsonderungen  rechtwink- 
lig durchsetzt,  doch  findet  auch  eine  unregelmässige  polye- 
drische  Zerklüftung  statt. 

Als  metamorphisirte  Gesteine  muss  der  Hornfels  und 
der  Kiesel  schiefer  genannt  werden. 

Von  den  Massengesteinen  sind  es  vorzüglich  die  Por- 
phyre, welche  am  südlichen  Harze  in  grösserer  Ausbreitung 
Vorkommen. 

Man  kann  sämmtliche  Varietäten  dieses  Gesteins  un- 
ter die  Benennung  Felsitporphyr  vereinigen. 

Der  eigentliche  Felsitporphyr  hat  eine  dichte  mehr  oder 
weniger  an  Kieselerde  reiche,  im  Bruche  theils  flachmusch- 
lige , theils  splittrige  in  das  Unebene  verlaufende  Grund- 
masse , welche  im  unverwitterten  Zustande  eine  braune  bis 
bräunlich  rothe  Farbe  zeigt,  die  aber  auch  in  das  schmutzig 
Fleischrothe  bis  in  das  Röthlichgraue,  zuweilen  auch  in  das 
Violette  nüancirt.  Darin  liegen,  mehr  oder  weniger  häufig, 
Krystalle  des  gewöhnlichen  Feldspathes , welche  in  der 
Grösse  von  1 — 4 Linien  und  darüber  variiren,  auch  häufig 
Zwillingsbildung  wahrnehmen  lassen.  Der  Feldspath  hat 
eine  röthlich  weisse  bis  fleischrothe  Farbe,  zum  Theil  auch 
ein  zerfressenes  Ansehen , und  ist  nicht  selten  zu  Kaolin 
zersetzt.  Quarz  in  krystallinischen  Körnern  sieht  man  häu- 
fig in  dem  Gemenge,  ebenso  Glimmer  und  Pinit,  seltener 
Chlorit  und  Pistazit.  Von  accessorischen  Bestandmassen 
sind  Trümmer  und  Adern  von  Quarz , sowie  Steinmark  zu 
erwähnen ; hier  und  da  erscheinen  die  Gesteinsklüfte  durch 


Eisenoxyd  roth,  durch  Eisenoxydhydrat  braun  oder  gelb 
gefärbt. 

Es  findet  sich  dieses  Gestein  anstehend  an  der  Pa- 
gelsburg  im  Sieberthale,  am  grossen  und  kleinen  Knollen, 
am  Mittelberge  und  im  Bärenthale  bei  Leuterberg.  Am 
Scholben  geht  die  Grauwacke  durch  Aufnahme  eckiger  Feld- 
spathkörner  allmählig  in  Porphyr  über,  so  dass  ein  Mittel- 
gestein entsteht,  welches  schon  eine  porphyrähnliche  Natur, 
aber  doch  noch  schiefrige  Structur  besitzt,  ganz  ähnlich  wie 
es  C oqueb ert-Monbr et  und  Omalius  d'IIalloy  in 
Frankreich,  und  Credner  an  den  Thonschiefern  des  Schwar- 
zathaies in  Thüringen  beobachtet  hat*). 

Eine  besondere  Modalität  in  der  Ausbildung  der  Grund- 
masse ist  bei  einer  Varietät  zu  bemerken,  welche  am  Pfaf- 
fenthal skopf  in  der  Kupferhutter  Forst  vorkommt.  Eine  ei- 
genthümliche  Vertheilung  eines  seiner  vorwaltenden  Be- 
standteile, wahrscheinlich  des  Quarzes,  bewirkt  bei  dem 
Gestein  eine  plane  Parallelstructur . welche  sehr  häufig  in 
eine  vollkommen  schiefrige  Structur  übergeht.  Die  Dicke 
der  einzelnen  Platten  ist  ziemlich  constant,  und  schwankt 
nur  zwischen  1 — 3 Linien.  In  Sachsen  sind  dergleichen 
Porphyre  von  Naumann  und  Cotta  in  der  Gegend  von 
Meissen  und  Dobritz  beobachtet**). 

Der  Thonporphyr,  welcher  am  Heidenschnabel  bei 
Scheyfeid  auftritt,  hat  zur  Grundmasse  einen  Thonstein  von 
röthlichbrauner , chocoladbrauner , bis  in  das  Violette  über- 
gehender Farbe,  von  unebenem  grösstentheils  aber  erdigem 
Bruche.  In  derselben  liegen  in  grosser  Anzahl  Krystalle 
eines  grösstentheils  zerfressenen  und  zersetzten  röthlich- 
weissen  Feldspathee.  Quarzkörner  kommen  sparsam  dar- 
in vor. 

Ein  ganz  eigentümliches  Gestein,  dessen  Grundmasse 
ein  von  Eisenoxyd  mehr  oder  weniger  durchdrungener  Thon- 
stein von  bräunlich  violetter  Farbe  ist,  in  welchem  weissli- 

*)  Jahrbuch  für  Mineralogie  elc.  1849.  S.  13  f.  Journal  des  mines  Nr. 
94.  p.  3J0  und  Nr.  169.  p.  55.  Omalius,  Elements  de  geol.,  2 ed.  p.  463. 

**)  Naumann,  Lehrbuch  der  Gcognosic  ßd.  I.  S.  617.  Naumann 
und  Cotta,  Geognostische  Beschreibung  des  Königreichs  Sachsen  Heft  1.  1836. 
Dresden  bei  Arnold. 


3G9 


eher  Feldspath  in  aufgelöstem  Zustande  liegt,  constituirt 
den  scharfen  Rücken  des  Eichelnkopfes  und  der  Mittelecke 
in  der  Herzberger  Grafenforst.  Es  ist  ein  Porphyr  mit  ca- 
vernoser  Structur,  denn  die  Grundmasse  zeigt  viele,  klei- 
nere und  grössere , eckige  und  ganz  unregelmässig  gestal- 
tete Höhlungen,  welche  derselben  ein  blasiges  rauhes  und 
zerfressenes  Ansehen  ertheilen.  Diese  Varietät  ist  von 
Hausmann  unter  dem  Namen  Thonp  o rphyroid  be- 
schrieben * **)). 

Eine  fünfte  Spielart  des  Felsitporphyrs  bildet  den  Ra- 
renskopf  bei  Steine.  Die  Grundmasse  desselben  hat  einen 
muschligen  ins  Splittrige  übergehenden  Bruch,  und  ist  höchst 
wahrscheinlich  ein  mit  viel  Kieselerde  innig  gemengter 
Feldspath.  Quarz-  und  Feldspathkrystalle  sind  in  ihr  höchst 
sparsam  vertheilt  und  treten  oft  gänzlich  zurück,  so  dass 
man  es  mit  eigentlichem  Felsitfels  zu  thun  hat.  Mit 
diesen  Eigenschaften  ist  eine  sehr  unregelmässige  polye- 
drische  Zerklüftung  verbunden.  Der  Geh.  Hofrath  Haus- 
mann führt  dieses  Gestein  in  seinem  oben  citirten  Werke: 
„ Ueber  die  Bildung  des  Harzgebirges  “ unter  dem  Namen 
Hornsteinporphyr  auf. 

Es  muss  noch  bemerkt  werden,  dass  die  hier  bezeich- 
neten  Varietäten  des  Felsitporphyrs  in  ihrem  Habitus  oft 
sehr  verschieden  sind,  welches  grossentheils  von  dem  Quan- 
titätsverhältniss  der  Grundmasse  zu  den  Einsprenglingen 
abhängig  ist.  Auch  würde  eine  genaue  Analyse  darüber 
entscheiden  müssen,  ob  nicht  in  der  einen  oder  andern  Art 
der  Orthoklas  durch  Albit  oder  Oligoklas  vertreten  wird, 
welches  sehr  wahrscheinlich  ist,  da  Gustav  Rose  neuer- 
lich in  seiner  Abhandlung  über  die  zur  Granitgruppe  gehö- 
rigen Gesteine  gezeigt  hat,  dass  der  triklinoedrische  Feld- 
spath, sowohl  in  den  quarzführenden  wie  in  den  quarzfreien 
Porphyren  wirklich  Oligoklas  ist.  *) 

Als  zweites  Massengestein  muss  der  Diabas  erwähnt 
werden.  Dieser  Hager  Grünstein  ist  jedoch  von  mehreren 


*)  Heber  die  Bildung  des  Harzgebiiges  S.  119. 

**)  Zeitschrift  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft  Bd.  I.  Heft  III. 
S.  352  ff. 


370 


Autoren  so  ausführlich  beschrieben,  dass  ich  seine  petro- 
graphischen  Eigenschaften  hier  ganz  unberücksichtigt  lasse. 

Ich  wende  mich  jetzt  zu  den  geotektonischen  Verhält- 
nissen unseres  Terrains  und  beginne  am  Westende,  wo- 
selbst der  Quarzfels  den  mächtigen  Rücken  des  Bruchber- 
ges und  dessen  südwestliche  Fortsetzung  den  Acker  con- 
stituirt  und  sich  in  dem  ganzen  Gebiete  zur  höchsten  Höhe, 
gegen  2835  Pariser  Fuss  über  dem  Spiegel  der  Nordsee 
erhebt.  Man  sieht  im  Allgemeinen  steil  aufgerichtete,  zum 
Theil  übergestürzte  Schichten,  besonders  an  dem  obern 
höheren  Theile  des  breit  gewölbten  Berges.  Das  Streichen 
ist  gewöhnlich  h,  2,  und  nur  gegen  das  Ende  des  Rückens, 
wo  dieser  sich  bei  abnehmender  Höhe  südwestlich  wendet, 
bei  bedeutend  flacherem  Fallen  h.  4 — 5.  Er  ist  im  äusser- 
sten  Hangenden  von  der  angrenzenden  Grauwacke  nicht 
scharf  geschieden,  sondern  Grauwacke,  Schiefer  und  Quarz- 
fels wechseln  häufig  mit  einander.  Zuweilen  nimmt  der 
Thonschiefer  in  seiner  Nähe  den  Habitus  des  Kieselschie- 
fers an.  Dass  der  Quarzfels  entschieden  ein  neptunisches 
Gebilde  ist  (welches  schon  vor  geraumer  Zeit  in  Zimmer- 
manns Harzgebirge  p.  116.  117  geltend  gemacht  wurde), 
lässt  sich  jetzt  recht  schön  in  einem  Steinbruche  beobach- 
ten , welcher  in  dem  Thale  der  kleinen  Steinau , etwa  eine 
Viertelstunde  von  dem  Gasthause  Papenhöhe  entfernt  liegt. 
Die  Schichten  desselben  mit  ihrem  gewöhnlichem  Streichen 
haben  ein  schwaches  Einfällen  von  etwa  20°  gegen  Süden. 
Zwischen  den  Schichtungsflächen  befindet  sich  ein  sehr  mil- 
der, durch  Eisenoxyd  und  Eisenoxydhydrat  roth  und  gelb 
gefärbter  Thonschiefer,  von  einigen  Zollen  Mächtigkeit 
Die  Auffindung  von  Abdrücken  einer  Krinoideenart , deren 
Stielglieder  radiale  Streifung  beobachten  lassen  spricht  eben- 
falls für  seine  hydrogene  Natur.  Seine  Verhältnisse  zum 
Diabas  haben  in  neuester  Zeit  ebenfalls  ihre  Feststellung 
erhalten  und  sind  recht  deutlich  auf  der  Römer'schen  Harz- 
karte zu  ersehen*). 


*)  Karte  vom  Uarzgebirge  von  Friedrich  Julius  und  Heinrich 
Berg  ha  us,  geognosiisch  illuminirt  von  F.  A.  Römer,  Bergamts- Assessor. 
Braunschweig,  Ramdohr’s  Kunsthandlung. 


371 


An  den  Quarzit  lehnen  sich  mit  südlichem  Einfallen 
die  mächtigen  Grauwacken-  und  Schieferbildungen,  häufig 
durch  Porphyrmassen  unterbrochen  bis  in  die  Gegend  von 
Wieda.  Das  Streichen  wechselt  zwischen  h.  4 — 5,  das  Ein- 
fallen zwischen  50  — 80°  von  Nordwest  nach  Südost,  wel- 
ches bisweilen  verkehrt  beobachtet  werden  kann,  sowie 
auch  vertikale  Stellung  und  horizontale  Lage  nicht  ganz 
seltene  Erscheinungen  sind.  Hin  und  wieder  kommen  Ein- 
lagerungen von  Kalkstein  und  Gangthonschiefer  vor  und 
häufig  wird  die  eigentliche  Schichtung  von  einer  transver- 
salen Schieferung  maskirt. 

Die  Profile  der  verschiedenen  Thäler  bieten  ein  sehr 
einförmiges  Bild  dar.  Grauwacke,  Grauwackenschiefer  und 
Thonschiefer  wechseln  grösstentheils  miteinander  ab,  bald 
das  eine,  bald  das  andere  vorwaltend.  Im  Lonauthale  lie- 
gen auf  den  obersten  Schichten  des  Quarzits  harte,  feste, 
graue  Schiefer,  worauf  blaugraue  feste  oft  faustgrosse  Quarz- 
knollen umschliessende  Grauwacken  folgen.  Dann  kom- 
men Grauwackenschiefer  und  Thonschiefer  mit  Asterophyl - 
lites  Hausmannanus  Goepp.  und  einigen  andern  nicht  be- 
stimmbaren Pflanzenüberresten  und  darnach  wieder  feinkör- 
nige rothe  Grauwackenbildungen.  Dabei  zeigen  sich  neben 
der  ursprünglich  horizontalen  Lage  in  geringer  Entfernung 
gewaltsame  Dislocationen,  sowie  auch  durch  Verwerfungs- 
spalten auseinander  gezogene  Schichtensysteme.  Die  Sie- 
bereinhänge bestehen , sobald  man  aus  dem  Bereiche  des 
Granites  heraustritt,  aus  schroffen  Hornfelspartien,  welche 
dem  Thale  einen  wild  romantischen  Character  verleihen. 
Von  Steinrenne  thalabwärts  ist  der  Thonschiefer  fast  ganz 
zurückgedrängt,  es  zeigen  sich  nur  feinkörnige  Grauwacken, 
welche  bei  Königshof  von  einer  kleinen  Diabasmasse  durch- 
brochen worden,  ohne  in  ihren  petrographischen  wie  stra- 
tographischen Verhältnissen  die  geringste  Störung  zu  er- 
leiden, und  in  der  Gegend  der  Herzberger  Sägemühle  durch- 
aus eine  rothe  Färbung  annehmen.  In  der  geraden  und 
krummen  Lutter  wechsellagern  die  Thonschiefer  mit  Grau- 
wacke und  man  bemerkt  an  einigen  Stellen  auffallende 
Windungen  und  Faltungen , sowie  Uebergänge  in  Kiesel- 
schiefer. In  der  Sperrlutter  herrscht  der  Thonschiefer,  im 


372 


Oderthaie  eine  harte  feinkörnige  Grauwacke  vor,  beide  Thä- 
ler  bieten  dem  Geognosten  wenig  Interessantes  dar.  F.  A. 
Römer  hat  in  seiner  neuesten  Arbeit  über  das  Harzge- 
birge alle  diese  mächtigen  Sedimentbildungen  einschliess- 
lich des  Quarzits  zum  Kohlengebirge  gerechnet,  er  paralle- 
lisirt  dieselben  den  Culm-measures  des  südwestlichen  Eng- 
lands und  macht  folgende  Unterabtheilungen : 

1)  Aeltere  Kulm-Grauwacken,  nordwestlich  vom  Bruch- 
berge, mit  untergeordneten,  oft  auch  vorwaltenden  Thon- 
schiefern , Posidonomya  Bechert  Br.,  Goniatites  crenistria  Phill., 
Calamites  cannaeformis  Schl.,  transitionis  und  distans,  Knorria 
Jugleri,  attenuata,  imbricata  und  polyphylla  enthaltend. 

2)  Der  Kulmsandstein  (Quarzfels)  des  Bruchbeiges  mit 
Krinitenstielen. 

3)  Die  obere  Kulmgrauwacke  wechsellagert  mit  Thon- 
schiefern, in  denen  sich  die  Posidonomya  nicht  mehr  findet, 
die  auftretenden  Pllanzenformen  sind  von  der  altern  Kulm- 
grauwacke gänzlich  verschieden. 

Häufig  wird  die  Grauwacke  und  der  Schiefer  von  Gän 
gen  durchsetzt,  welche  in  der  Gegend  von  Herzberg  und 
Sieber  fast  nur  Schwerspath  führen , und  bisweilen  eine 
Mächtigkeit  von  1 i/2  — 2 Lachter  erreichen.  In  der  Nähe 
von  Lauterberg  treten  neben  diesen  Schwerspathgängen  vor- 
züglich Rotheisenstein-  und  Kupfererzgänge  auf,  welche 
letztere  auch  Bleiglanz,  Flussspath,  Gyps,  Quarz  und  Schwer- 
spath führen.  Das  Kupfer  kommt  in  mannichfachen  Ver- 
bindungen, als  Kupferlasur,  Kupfermalachit  vor.  Die  Gang- 
masse scheint  in  den  meisten  Fällen  ein  chloritiscli  talkiger 
Schiefer  zu  sein.  Höchst  wahrscheinlich  verdanken  sie  den 
Porphyreruptionen  in  dieser  Gegend  ihre  Entstehung. 

Oberhalb  des  Dorfes  Wieda,  der  Eisenhütte  gegenüber, 
findet  man  einen  festen  Kalk  anstehend,  welcher  sich  von 
dem  devonischen  durch  seine  krystallinisch  blättrige  Textur 
unterscheidet.  Die  daraus  erhaltenen  Versteinerungen  sind : 
Terebratula  Princeps  Barr.,  Spirifer  cultrijugatus  Boem.,  Tere- 
bratula  bidentata  His.,  Pentamerus  oblongus  Soio.,  Cardium  Stria- 
tum Sow.  Römer  hat  sie  in  den  oben  citirten  Abhandlun- 
gen abgebildet  und  beschrieben,  nach  ihm  sind  diese  Kalke 
sibirisch.  Unterhalb  Wieda  findet  sich  ein  feinkörniger  dich- 


373 


ter  Grünstein  zum  Theil  Aphanit,  mit  kugliger  und  concen- 
trisch  schaaliger  Absonderung.  Hierauf  folgt  ein  schwar- 
zer, fester,  auf  den  Spaltungsflächen  seidenglänzender  Thon- 
schiefer ohne  Versteinerungen ; weiter  hinab  wird  derselbe 
etwas  milder  und  führt  kohlige  Pflanzenstengel. 

Ich  gehe  nun  zur  Betrachtung  der  Verhältnisse  über, 
welche  zwischen  dem  Schiefergebirge  und  den  Porphyrmas- 
sen obwalten , und  bemerke  zuvörderst  das  öftere  Vorkom- 
men verschlackter  Thonschiefer-  und  Grauwackenbrocken  in 
derselben,  zum  Beweis  ihres  plutonischen  Ursprungs.  Sie 
bilden  meistens  scharfe  Rücken  und  kegelförmige  Berge, 
seltener  Massivs,  wie  z.  B.  der  Eichelnkopf,  die  Mittelecke, 
der  grosse  und  kleine  Knollen  zwischen  Herzberg  und  Lau- 
terberg. Der  Boden  ist  steinig,  dessenungeachtet  aber 
fruchtbar.  Das  gangförmige  Auftreten  möchte  wohl  am 
südlichen  Harze  am  häufigsten  zu  beobachten  sein , man 
sieht  es  unter  andern  an  der  Kuppe  des  grossen  Knollen, 
welche  durch  einen  Porphyrkamm  gebildet  wird,  der  die 
Thonschieferschichten  in  der  Richtung  von  WWN  nach  OOS 
durchschneidet.  Der  lange  scharfe  aus  Porphyr  bestehende 
Rücken,  welcher  sich  vom  Revenskopf  bis  in  die  Nähe  von 
Sachsa  erstreckt,  hat  ebenfalls  ein  gangförmiges  Verhalten. 
Ganz  ausgezeichnet  aber  ist  die  gangförmige  Natur  in  der 
Nähe  des  Scharzfelder  Zelles  zu  sehen. 

Hausmann  hat  schon  vor  längerer  Zeit  auf  diesen 
Punkt  aufmerksam  gemacht,  und  er  sagt  darüber  in  seinem 
Werke  über  die  Bildung  des  Harzgebirges  folgendes : „ Da- 
selbst ist  ein  Porphyrgang  aufgeschlossen , welcher  die 
Schichten  der  Grauwacke  des  Berges,  auf  welchem  die  Rui- 
nen des  Schlosses  Scharzfels  liegen , mit  einem  Streichen 
von  h.  9 und  einem  nordöstlichen  Fallungswinkel  von  75° 
durchsetzt,  wogegen  die  daneben  anstehende  Grauwacke 
h.  4 streicht  und  50°  gegen  Südost  fällt.“  Als  Zersetzungs- 
produkt findet  sich  an  den  Contactflächen  weisses  zerreib- 
liches  Steinmark.  Die  allgemeinste  Absonderungsform  ist 
die  unregelmässig  polyedrische,  daher  auch  die  grossen  Trüm- 
merhaufen, womit  die  Abhänge  des  Knollen  und  Ravens- 
kopfes bedeckt  sind,  es  lässt  sich  jedoch  auch  eine  regel- 
mässig rechtwinklig  einseitige  prismatische  Absonderung 

25 


374 


bemerken.  Dabei  ist  häufig  die  Lage  der  Absonderungs- 
ebenen von  der  Lage  der  Ebenen  abhängig,  welche  die 
Räume  begrenzen,  durch  welche  sich  die  Masse  den  Weg 
gebahnt  hat.  Dies  Verhältniss  tritt  bei  den  lager-  und  gang- 
förmigen Bildungen  recht  deutlich  hervor,  indem  die  eine 
Absonderung  jener  Ebene  parallel , die  zweite  rechtwinklig 
dagegen  gesetzt  ist  (Scharzfelder  Zell). 

Was  die  Metamorphosen  betrifft,  welche  die  Porphyre 
auf  die  sie  umgebenden  Sedimentbildungen  hervorgebracht 
haben,  so  lässt  sich  darüber  wenig  sagen.  Im  Allgemeinen 
ist  das  Nebengestein  entweder  gar  nicht  oder  doch  nur 
wenig  verändert,  weshalb  wohl  auf  eine  niedrige  Tempera- 
tur wie  auch  auf  einen  gering  flüssigen  Zustand  bei  der 
Erhebung  geschlossen  werden  darf.  Bei  dem  oben  bespro- 
chenen Porphyrgange  scheint  die  Grauwacke  keine  Verän- 
derung erlitten  zu  haben,  der  Thonschiefer  jedoch  ist  weich 
und  milde  geworden  und  hat  auf  den  Spaltungsflächen  ein 
mattes  specksteinartiges  Ansehen.  Die  Schieferfragmente, 
welche  die  Grundmasse  des  Porphyrs  umschliessen , lassen 
sich  leicht  mit  dem  Messer  herausschneiden.  In  etwa  10 
Schritten  Entfernung  von  dem  Gange  gewinnt  der  Schiefer 
seinen  normalen  Habitus  wieder.  Ich  muss  noch  hinzufü- 
gen dass  die  benachbarte  Grauwacke  in  reichlichem  Maasse 
Feldspath  enthält,  und  damit  also  das  gesammte  Material 
zur  Ausfüllung  des  Spaltenraums  vorhanden  war. 

Obgleich  sich  keine  Knickungen  und  Schichtenwindun- 
gen vorgefunden  haben , welche  dem  Eruptivgestein  zuge- 
schrieben werden  mussten,  so  ist  doch  eine  stärkere  Auf- 
richtung der  neptunischen  Massen  durch  dasselbe  ausser 
allem  Zweifel.  Beispiele  Hessen  sich  mehrere  anführen,  hier 
nur  das  eine.  Wenn  man  im  Steinthale  hinaufgeht,  wel- 
ches am  grossen  Knollen  seinen  Anfang  nimmt,  woselbst 
der  Felsitporphyr  in  grösster  Masse  sowohl  wie  auch  mit 
der  grössten  Gewalt  emporgedrungen  ist,  so  findet  man  die 
anfangs  mit  dem  gewöhnlichen  Einfallen  anstehenden  Schie- 
ferpartien weiter  hinauf  immer  stärker  emporgerichtet,  bis 
dieselben  in  der  Nähe  des  Eruptivgesteins  auf  dem  Kopfe 
stehen,  ja  zum  Theil  übergekippt  sind.  Es  ist  sehr  wahr- 


375 


scheinlich,  und  auch  Hausmann  spricht  sich  dahin  aus*), 
dass  die  Porphyre  die  Ursache  sind  weshalb  der  südliche 
Fuss  des  Gebirges  durchschnittlich  um  100  Pariser  Fusse 
höher  liegt  als  der  nördliche.  Dass  die  von  Eisenoxyd  in 
dieser  Gegend  ganzen  Bergmassen  ertheilte  rothbraune  Fär- 
bung, hauptsächlich  da  auftritt,  wo  die  Porphyre  zu  begin- 
nen anfangen,  und  überhaupt  dasselbe  an  den  Porphyrerup- 
tionen gebunden  zu  sein  scheint,  welches  namentlich  in  den 
Lauterberger  Rotheisensteingängen  seine  Bestätigung  finden 
möchte,  darf  hier  nicht  unerwähnt  bleiben.  In  Bezug  auf 
ihr  relatives  Alter  muss  ich  bemerken,  dass  dieselben  die 
Sandsteine  und  Conglomerate  des  Roth-  und  Weissliegen- 
den bei  Sachsa  aufgerichtet  und  durchbrochen  haben , wo- 
raus sich  auch  das  bedeutende  Niveau  von  1400  Pariser 
Fussen  erklärt,  welches  diese  Formationen  daselbst  ein- 
nehmen. 

Zum  Schluss  dieses  Aufsatzes  will  ich  noch  einige 
Worte  über  die  jüngern  paläozoischen  Gebilde  hinzufügen, 
welche  sich  an  dem  Fusse  der  vorhin  besprochenen  Ge- 
birgsglieder  abgelagert  haben,  nämlich  über  das  Zechstein- 
gebirge. Die  beigefügte  geognostische  Karte  wird  das  Fol- 
gende noch  mehr  veranschaulichen. 

Das  Rothliegende  als  unterstes  Glied  tritt  in  der 
Nahe  von  Sachsa  als  ein  feinkörniger,  rother,  bisweilen  grün- 
gefleckter Sandstein  zu  Tage.  Das  Conglomerat  lagert  sich 
etwa  15  Fuss  mächtig  bei  der  Herzberger  Papiermühle  auf 
die  Grauwacke.  Deutliche  Spuren  von  Weissliegenden 
finden  sich  schon  bei  Sachsa;  eine  feinkörnige  weisslich 
graue  sandige  Schicht  etwa  40  Fuss  mächtig,  wahrschein- 
lich dieselbe  Bildung  findet  sich  oberhalb  Walkenried.  Der 
Kupferschiefer  kommt  an  mehreren  Stellen,  an  dem  Forst- 
ort Schieferecke  im  Lüderholzer  Forstrevier , am  Wahrberge 
bei  Herzberg  und  in  dem  Fahrwege,  welcher  von  Steina 
nach  Sachsa  führt,  zu  Tage,  auch  sieht  man  Spuren  davon 
am  Butterberg  bei  Königshütte.  Das  Dachflötz  scheint 
zu  fehlen.  Den  Zechstein  gewahrt  man  an  der  Kol- 


*)  Hausmann,  a.  a.  0.  S.  127. 

25* 


376 


düng  oberhalb  der  Königshütte,  sowie  zwischen  Steina  und 
Sachsa. 

Der  S t ü c k k al  k überlagert  an  der  Schieferecke  den 
bituminösen  Mergelschiefer.  Bei  der  Herzberger  Papier- 
mühle befindet  sich  derselbe  mit  dem  Conglomerate  des 
Rothliegenden  in  nicht  übereinstimmender  Schichtung,  bil- 
det den  Felsen,  auf  welchen  das  Schloss  Herzberg  erbaut 
ist  und  hat  eine  Mächtigkeit  von  etwa  80  Fuss.  Er  be- 
steht grösstentheils  aus  der  bräunlich  schwarzen,  dicht 
schiefrigen  Varietät,  und  hat  nur  selten  eine  oolithische 
Structur.  Die  Asche,  als  eine  feine  magere  bituminöse 
Mergelerde , überlagert  eine  kleine  Stückkalkpartie  in  der 
Nähe  des  Dorfes  Scharzfeld.  Etwa  eine  Viertelstunde  öst- 
lich von  Herzberg,  legt  sich  an  den  Kupferschiefer  der 
Rauchkalk  an.  Derselbe  erreicht  von  allen  Gliedern  des 
Zechsteins  die  grösste  Mächtigkeit,  und  eine  bedeutende 
Höhe,  beim  Schlosse  Scharzfels  etwa  1234  Fuss.  Diese  ei- 
gentliche Rauchwacke  wird  von  kleinern  und  grossem  bald 
rundlichen,  bald  eckigen,  auch  spaltenförmigen  und  ganz 
unregelmässig  gestalteten  Höhlungen  durchzogen,  welche 
zum  Theil  mit  lockerem  sandartigem  Dolomit  erfüllt,  mei- 
stens aber  leer  und  auf  ihren  Wandungen  mit  kleinen  Rhom- 
boedern von  Kalktalkspath  überdrust  sind.  Das  Gestein 
erhält  dadurch  eine  blasige,  zellige,  zerfressene  und  caver- 
nose  Structur  und  erscheint  besonders  an  solchen  Felswän- 
den, aus  denen  durch  die  Atmosphärilien  der  Dolomitsand 
ausgewaschen  werden  ist,  mit  sehr  rauhen  und  zerrissenen, 
höhlenreichen  und  grotesken  Formen.  Dieses  eigentümli- 
che Aussehen  wird  noch  dadurch  gesteigert,  dass  eine 
Schichtung  selten  bemerkbar  ist,  während  senkrechte  oder 
regellose,  oft  weit  klaffende  Spalten  die  Felswände  durch- 
schneiden.  Die  gelblich  graue  Farbe  ist  vorherrschend, 
auch  ist  das  Gestein  oft  bituminös  und  stinkend.  So  stellt 
sich  diese  Bildung  den  Blicken  des  Reisenden  dar,  an  der 
Steinkirche,  am  Herbstberg,  am  Oderberg,  am  Steinberg 
bei  Scharzfeld,  am  Römerstein  an  der  Ruine  Scharzfels  und 
am  Eulenstein.  Die  Neigung  zur  Höhlenbildung  ist  dem 
Rauchkalke  ganz  vorzüglich  eigen,  was  die  zahlreichen  trich- 
terförmigen, oft  mit  Wasser  angefüllten  Vertiefungen  und 


377 


Kessel  in  der  Gegend  von  Brebis  und  Scharzfeld  beweisen. 
Auch  die  Einhornhöhle  liegt  im  Rauchkalke.  Ob  derselbe 
vom  Stückkalk  unterteuft  wird  oder  mit  ihm  wechsellagert, 
hat  sich  nicht  mit  völliger  Gewissheit  ermitteln  lassen. 

Der  Gyps  folgt  in  der  Nähe  des  Gasthauses  Pagen- 
höhe auf  den  Stückkalk,  tritt  aber  in  der  Gegend  des  Forst- 
hauses zurück  und  legt  sich  an  den  Rauchkalk  an.  Zwi- 
schen Nüpri  und  Sachsa,  woselbst  die  Zechsteinformationen 
ziemlich  vollständig  entwickelt  sich  finden , kommt  er  wie- 
der zu  Tage  und  scheint  daselbst  den  Rauchkalk  zu  un- 
terteufen. 

Sämmtliche  Etagen  dieser  paläozoischen  Bildungen  sind 
sehr  arm  an  Versteinerungen. 

Aus  der  Grauwacke  und  dem  Schiefer  kann  ausser  den 
bereits  genannten  noch  angeführt  werden:  Dechenia  lioeme - 
rana  Goepp. , Knorria  acutifolia  Goepp. , Knorria  confluens 
Goepp.  und  Stigmaria  , sämmtlich  bei  Lauterberg  gefunden. 
Herr  Bergamts- Assessor  F.  A.  Römer  hat  sie  in  der  Pa- 
laeontographica  abgebildet  und  beschrieben.  Zuweilen  stösst 
man  auf  Schichten,  welche  fast  ganz  aus  halbverkohlten 
Pflanzenmassen  zu  bestehen  scheinen.  Merkwürdig  ist  es, 
dass  sich  in  den  mächtigen  Schieferbildungen  keine  Mu- 
schelüberreste vorgefunden  haben.  Das  Rothliegende  und 
der  eigentliche  Zechstein  haben  auch  hier  wenig  Ausbeute 
an  Versteinerungen  geliefert.  Im  Kupferschiefer  findet  sich 
eine  ungeheure  Menge  eckschuppiger  Fische,  unter  denen 
Palaeoniscus  Freieslebeni  die  gewöhnlichste  Art  ist.  Aus  dem 
Scharzfelder  Dolomit  ist  zu  nennen : Terebralula  subelon- 

gata,  Gervillia  keratophaga  v.  Schl Axinus  obscurus  So w.,  Gor- 
gonia  anceps  v.  Schl.,  Mytilus  Ilausmanni  Goldf. 


378 


M it  t h c i I u n g c n. 

Protocoll  der  drillen  allgemeinen  Versammlung  des  Claus - 
thaler  naturwissenschaftlichen  Vereins  Maja . 

Abgeballen  am  18.  September  1852  in  Clausthal. 

Der  Vorsitzende  des  Vereins  Fr.  Wimmer  erölTnele  die  Ver- 
sammlung, welche  als  eine  sehr  besuchte  bezeichnet  Werden  darf, 
mit  der  Darlegung  der  Verhältnisse  des  Vereins,  worauf  die  angemel- 
deten Vorlräge  gehalten  wurden. 

Zunächst  sprach  Herr  A.  Metzger  über  die  klimatologische 
Botanik  des  Harzes  und  suchte  die  Eigen thümlichkeiten , welche  das 
Klima  des  Harzes  in  dessen  Vegetation  hervorbringt  in  Beziehung  auf 
derartige  in  andern  Gebirgen  beobachtete  Erscheinungen  darzulhun. 
Unter  Anderem  wurde  erwähnt,  dass,  obgleich  die  geographische  Breite, 
unter  welcher  der  Harz  liegt  und  die  Höhe  einzelner  Bunde  zu  der 
Annahme  berechtigt,  dort  eine  reine  Alpenflora  zu  finden,  diese  doch 
in  typischer  Weise  am  Harze  nicht  zu  beobachten  sei. 

Dann  sprach  Herr  Volkmann  aus  Königsberg  über  Datolith 
und  Haytorit.  Es  wurde  zunächst  die  bisher  allgemeine  Ansicht  über 
beide  Mineralien , dass  nämlich  der  Haytorit  von  Ilaytor  in  England, 
aus  Kieselerdehydrat  bestehend , eine  Pseudomorphose  nach  Datolith 
sei,  angeführt,  dann  aber  wies  der  Vortragende,  sich  auf  eigne  Un- 
tersuchungen stützend,  nach,  dass  die  Krystalle  des  llaytorits  zwar 
eine  grosse  Aehnlichkeit  mit  Datolithkrystallen  besitzen,  indessen  doch 
zu  grosse  Verschiedenheiten  zeigten,  als  dass  man  obige  Ansicht  bei- 
behalten dürfe.  Herrn  Volkmanns  krystallographische  Arbeiten 
bewiesen  vielmehr  ganz  genügend,  dass  der  Haytorit  ein  selbständiges 
Mineral  oder  doch  wenigstens  keine  Pseudomorphose  nach  Datolith 
sei.  Zwei  in  grossem  Maassstahe  angefertigte  Horizontal-Projectionen 
der  Krystalle  zeigten  die  erwähnten  Verschiedenheiten  aufs  deutlichste. 

Hierauf  trug  Herr  Jüngst  die  Resultate  seiner  geognostischen 
Untersuchung  der  Umgegend  von  Lautenthal  vor  und  legte  eine  Karte 
aus,  auf  der  diese  Beobachtungen  verzeichnet  waren.  Da  diese  Arbeit 
dem  geognostischen  Publikum  indessen  dadurch  zugänglich  geworden 
i$t,  dass  dieselbe  bei  Bearbeitung  einer  geognostischen  Karte  des  nord- 
westlichen Harzes  benutzt  ist,  so  erscheint  es  überflüssig  hier  wei- 
ter darüber  zu  berichten. 

Dann  hielt  der  Vorsitzende  des  Vereins  Fr.  Wimmer  einen 
umfassenden  Vortrag  über  die  Anwendung  der  Electricität  in  der 
Technik , in  welchem  vorzugsweise  die  in  neuerer  Zeit  so  viel- 
fach versuchte  und  eingeführte  Galvanoplastik  und  die  nach  ver- 
schiedenen Principien  construirten  electrischen  Telegraphen  eine 
weitere  Berücksichtigung  fanden.  Es  dürfte  zu  weit  führen,  wenn 
man  auf  Specialia  dieses  Vortrags  eingehen  wollte.  In  einer  darauf 


379 


angeordneten  halbstündigen  Pause  wurden  die  vorgetragenen  Lehren 
durch  interessante  Versuche  erläutert  und  die  Construction  mehrerer 
der  erwähnten  electrischen  Apparate,  namentlich  die  der  zu  galvano- 
plastischen Arbeiten  gebräuchlichen,  der  electro-magnetischen  Telegra- 
phen und  Induclionsapparate  durch  Zergliederung  und  Zusammenfü- 
gung aufgestellter  Apparate  erläutert. 

Nachdem  die  Pause  mit  den  oben  erwähnten  Versuchen  und 
der  Besichtigung  ausgestellter  Mineralien  und  Petrefakten  verbracht 
war,  hielt  Herr  Fr.  Ulrich  aus  Oker  einen  Vortrag  über  die  Bezie- 
hungen zwischen  den  physicalischen  Eigenthiimlichkeilen  und  der  che- 
mischen Gonslitution  der  Schlacken.  Die  vorgetragenen  Beobachtun- 
gen waren  vorzüglich  in  der  Absicht  angestellt,  um  für  den  practischen 
Hüttenmann  einfache  Gesetze  abzuleiten,  mit  deren  Hülfe  es  möglich 
ist,  rasch  aus  den  äussern  Eigenschaften  der  Schlacken  richtige  Schlüsse 
auf  deren  chemische  Constitution  machen  zu  können.  Einige  solcher 
Begeln,  die  sich  besonders  auf  Krystallform , Härte,  specifisches  Ge- 
wicht, Glanz  etc.  bezogen,  wurden  abgeleitet,  jedoch  wollte  der  Vor- 
tragende denselben  noch  nicht  allgemeine  Gültigkeit  zugestehen,  da 
das  Untersuchungsmaterial  nur  von  wenigen  Hüttenwerken  entnommen 
war.  Ferner  sprach  Herr  U 1 r i ch  über  einen  anscheinend  rhombisch 
krystallisirten  Schwefel  aus  den  Bosthaufen  der  unterharzischen  Hüt- 
ten und  über  Voltait  aus  dem  Rammeisberge.  Die  Objecte  des  Vor- 
trages wurden  vorgezeigt. 

Hierauf  sprach  Herr  C.  Prediger  über  die  geognostische  Be- 
schaffenheit des  südwestlichen  Harzes  und  legte  eine  von  ihm  ange- 
fertigte geognostische  Karte  dieser  Gegend  vor.  Da  dieser  Aufsatz 
in  diesen  Blättern  vollständig  abgedruckt  ist,  so  dürfte  es  überflüssig 
sein  hier  weitere  Aeusserungen  darüber  zu  machen. 

Zum  Beschlüsse  der  Sitzung  sprach  Herr  Jüngst  über  die 
von  ihm  bei  der  Analyse  des  Selenquecksilbers  von  der  Grube  Char- 
lotte hei  Clausthal  angewandte  Methode  und  theilte  die  Resultate  sei- 
ner Arbeiten  mit. 


Wöchentliche  Versammlungen. 

Die  in  diesen  Versammlungen  gehaltenen  Vorträge  und  kleinern 
Mittheilungen,  deren  Aufzählung  — da  sie  den  beschränkten  Raum 
dieses  Berichts  um  ein  Bedeutendes  überfüllen  würde  — hier  unter- 
bleibt, bezogen  sich  zu  einem  grossen  Theile  auf  bergbauliche  Ge- 
genstände, auf  die  Entdeckungen  im  Gebiete  der  Naturwissenschaften, 
namentlich  der  Mathematik,  Physik,  Geologie  und  Mineralogie  und  auf 
die  Erfindungen  im  Felde  der  Technik,  insoweit  sie  den  Bergbau  mehr 
oder  weniger  betrafen. 

Ausserdem  verdient  hier  noch  bemerkt  zu  werden,  dass  die 
Thätigkeit  der  Gesellschaft  in  den  kleineren  Versammlungen  in  erfreu- 
licher Weise  sich  vergrösserte,  indem  im  Winterhalbjahr  extraordinäre 


380 


Vorträge  über  berechnende  Kryslallographie  und  Differential-  und  Inte- 
gralrechnung, sowie  practische  Uebungen  im  Kryslallbestinunen  (Kry- 
stallzeichnen)  eifrige  Zuhörer  und  Mitarbeiter  fanden. 

Das  Leuchtgas  als  Brennmaterial. 

Die  künstliche  Erzeugung  der  Wärme  können  wir  als  die  Grund- 
lage der  Industrie  betrachten.  Von  nicht  geringerer  Wichtigkeit  ist 
sie  für  unsere  Haushaltung.  Deshalb  haben  auch  die  hierbei  aultre- 
tenden  Erscheinungen  zu  allen  Zeiten  die  Aufmerksamkeit  in  Anspruch 
genommen.  Aber  die  scheinbare  Zerstörung , die  wir  bei  der  Ver- 
brennung beobachten,  war  Veranlassung,  dass  man  zu  ganz  unrichti- 
gen Begriffen  über  diesen  so  wichtigen  Vorgang  geleitet  wurde.  Erst 
gegen  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  war  es  Lavoisier , der  diesen 
Process  , der  seit  vielen  Jahrtausenden  tagtäglich  vor  den  Augen  vie- 
ler Millionen  stattgefunden  hat,  richtig  erkannte  und  seit  dieser  Zeit 
erst  war  es  möglich  Verbesserungen  herbeizuführen.  Was  nun  von 
da  ab  an  auch  in  dieser  Hinsicht  geschehen  ist , so  bleibt  dennoch 
noch  viel  zu  thun  übrig.  Dies  lehrt  uns  ein  Blick  in  die  Feuerstät- 
ten der  Industrie,  bei  denen  man  aus  leicht  begreiflichen  Gründen 
am  sorgsamsten  darauf  hingearbeitet  hat,  die  Uebelstände  zu  beseiti- 
gen, und  in  die  Küchen  unserer  Haushaltungen.  Weder  in  den  er- 
steren  , noch  in  den  letzteren  führt  man  eine  vollständige  Verbren- 
nung herbei;  diese  Ueberzeugung  geben  uns  die  dichten,  schwarzen 
Rauchwolken,  die  aus  den  hohen  Essen  der  Fabrikanlagen  aufsteigen, 
der  unerträgliche  Rauch,  den  wir  oft  in  unseren  Küchen  linden  und 
die  Russablagerungen  in  den  Schornsteinen. 

Der  Hauptgrund  der  Verluste  an  Wärme,  die  wir  bei  der  Ver- 
brennung erleiden , liegt  in  der  Natur  der  Materialien  selbst , deren 
wir  uns  bedienen  und  in  der  Form,  in  der  wir  sie  verwenden.  Zu- 
erst verursacht  der  bedeutende  Gehalt  an  Wasser  in  unseren  ge- 
bräuchlichen Brennmaterialien,  der  im  Holz  bis  zu  einem  Drittel,  im 
Torf,  den  Braun-  und  Steinkohlen,  nach  eigenen  Beobachtungen,  resp. 
bis  21,  51  und  8 pCt.  beträgt,  einen  bedeutenden  Verlust,  indem 
ein  grosser  Theil  der  Wärme  verbraucht  wird,  um  dieses  Wasser  in 
Dampf  zu  verwandeln  und  dadurch  geht  er  für  unsere  Benutzung  ver- 
loren. Noch  bedeutendere  Quellen  für  Verluste  haben  wir  in  der  An- 
lage der  Feuerstätten  selbst  zu  suchen.  Um  die  Verbrennung  zu  un- 
terhalten bedürfen  wir  eines  fortwährenden  Zuströmens  der  atmos- 
phärischen Luft.  In  dieser  ist  aber  nur  ein  Fünftel  des  Raumes  an 
Sauerstoff,  der  allein  fähig  ist,  die  Verbrennung  zu  fördern,  enthal- 
ten; die  übrigen  vier  Fünftel  Stickstoff  entweichen  mit  hoher  Wärme 
aus  dem  Schornstein  und  entführen  uns  wieder  einen  bedeutenden 
Theil  der  Wärme,  der  unbenutzt  entweicht.  Führen  wir  auch  mehr  v 
Sauerstoff  hinzu  als  zur  Verbrennung  erforderlich  ist,  so  erzielen  wir 
doch  nicht  eine  vollständige  Verbrennung  des  Materials,  wir  können 
nicht  alle  die  einzelnen,  brennbaren  Bestandtheile  desselben  in  die  höchsten 


381 


Oxydationsstufen  überführen  und  somit  haben  wir  wieder  eine  neue 
Quelle  von  Verlusten.  Mit  den  nicht  vollständig  oxydirten  Verbren- 
nungsproducten  wird  gleichzeitig  ein  Theil  noch  unverbrannter  Kohle 
— der  Kuss,  der  schwarze  hauch  — entführt  und  dann  bleibt  auch 
ein  bedeutender  Theil  der  Kohle  unverbrannt  in  der  Asche  zurück. 
Wollte  man  den  Verlust  der  durch  den  Rauchfang  unbenutzt  abzie- 
henden Wärme  dadurch  verringern,  dass  man  weniger,  d.  h.  genau 
so  viel  Luft  zuführte,  als  zur  Verbrennung  des  Materials  erforderlich 
ist,  so  würde  man  wegen  der  Form,  in  der  wir  die  Brennmaterialien 
anwenden,  weil  diese  wenig  geeignet  ist,  die  Verbindung  der  einzel- 
nen Bestandteile  mit  dem  Sauerstoff  zu  erleichtern,  eine  noch  un- 
vollständigere Verbrennung  erzielen , so  dass  die  Vortheile  auf  der 
einen  Seite  wieder  durch  den  Nachtheil  auf  der  anderen  vernichtet 
werden.  Dasselbe  findet  bei  dem  umgekehrten  Fall  statt.  Wollen 
wir  durch  reiche  Zufuhr  an  Luft  eine  vollständige  Verbrennung  her- 
beiführen , so  entweicht  mit  der  grösseren  Luftmenge  auch  eine  be- 
deutendere Wärmemenge  aus  dem  Schornstein.  Dieser  Verlust  ist 
übrigens  um  so  bedeutender,  je  höher  die  Temperatur  ist,  die  wir 
zu  unseren  Zwecken  gebrauchen,  denn  mit  derselben  Temperatur  geht 
auch  die  unverbrannte  Luft  aus  dem  Schornstein  fort.  Dazu  kommen 
noch  als  weitere  Verlustquellen  die  Abkühlung  von  aussen  und  die 
Mittheilung  der  Wärme  an  die  Umgebung  der  Feuerung. 

Aus  allen  diesen  Gründen  bleibt  nun  auch  die  Praxis  in  den 
erzielten  Erfolgen  weit  hinter  der  Theorie  zurück  und  daher  geben 
auch  die  theoretischen  Berechnungen  für  den  Werth  der  Brennmate- 
rialien unseren  gebräuchlichen  Feueranlagen  gegenüber  keine  Sicher- 
heit. Die  Untersuchungen,  welche  von  dem  Dr.  Brix*)  im  Aufträge 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gewerbefleisses  in  Preussen  und 
mit  Unterstützung  des  Königlichen  Ministeriums  für  Handel  und  Ge- 
werbe über  die  Heizkraft  der  wichtigeren  Brennstoffe  des  preussischen 
Staates  mehr  in  practischer  Hinsicht  ausgeführt  worden  sind,  — eine 
Arbeit,  die  einzig  in  ihrer  Art  dasteht,  — belehren  uns,  dass  hier 
mit  Anwendung  aller  Vorsichtsmaassregeln  meistens  nur  65  bis  70 
pCl.  des  theoretischen  Heizwerthes  wirklich  nutzbar  gemacht  werden 
konnten.  Die  mit  den  Verbrennungsproducten  entweichende  Wärme 
betrug  beim  Holz  etwa  15  , beim  Torf  etwa  12  , bei  den  Kohks- 
Braun-  und  Steinkohlen  etwa  7 bis  10  pCt.  der  theoretischen  Ileiz- 
kraft.  In  der  Wirklichkeit , beim  practischen  Gebrauch  in  unseren 
Feuerwerkstätten , fällt  dieser  Verlust  jedoch  bedeutender  aus. 

Wie  bedeutend  hier  die  Verluste  sind,  das  lehren  uns  die  Un- 
tersuchungen von  Ebelmen  und  Bunsen  und  Playfair  über  die  aus 
der  Gicht  — der  Esse  — der  Hohöfen  entweichenden  brennbaren 
Gase.  Nach  dem  ersteren  **)  geht  mit  diesen  eine  solche  Menge 
von  Brennmaterial  verloren  , dass  die  Hitze , welche  sie  produciren 


*)  Berlin  1853.  Verlag  von  Ernst  & Korn. 

**)  Journ.  f.  pract.  Chem.  ßd.  XXVI.  p.  236. 


382 


können,  in  dem  Hohofen  von  Clerval  durch  62  und  in  dem  von  Au- 
dincourt  durch  67  ausgedrückt  werden  kann , wenn  wir  das  ver- 
brauchte Brennmaterial  mit  100  bezeichnen.  Der  liier  erzielte  Nutz- 
effect  beläuft  sich  also  nur  auf  il3.  Nach  den  Letzteren*)  beträgt 
dieser  in  den  Eisenhohöfen  gar  nur  16,30  und  18,46  pCt. ; so  dass 
also  83,70  and  81,54  pCt.  als  noch  völlig  brauchbar,  jedoch  nutz- 
los durch  die  Gicht  abziehen.  In  dem  einen  der  zum  Versuch  die- 
nenden Hohofen  wurden  innerhalb  24  Stunden  14  Tonnen  Steinkoh- 
len verbraucht;  nach  dem  oben  angegebenen  Verhältnis  also  täglich 
mindestens  11,4  Tonnen  ohne  Nutzen. 

Auf  diesen  Umstand  war  schon  lange  aufmerksam  gemacht,  ohne 
dass  die  von  der  Theorie  ausgehenden  Vorschläge  eine  Berücksichti- 
gung fanden.  Jedoch  schon  1812  nahm  ein  Franzose  Aubertöt  ein 
Patent  auf  die  Benutzung  der  aus  der  Gicht  der  Hohofen  entweichen- 
den Gase , aber  auch  seine  Bestrebungen  hatten  keinen  Erfolg  und 
das  Ganze  gerieth  in  Vergessen  bis  1830  Lampadius  durch  prakti- 
sche Versuche  auf  der  Halsbrücker  Hütte  zu  Freiberg  beim  Abtrei- 
ben des  Bleies  durch  Sleinkohlengas  die  Benutzung  der  brennbaren 
Gase  wieder  in  Erinnerung  brachte.  Auch  diese  Versuche  blieben 
vereinzelt  stehen.  Jedoch  bald  darauf  gelang  es  den  eifrigen  Bemü- 
hungen des  würtembergischen  Bergrathes  Faber  du  Four  durch  seine 
mühevollen  Versuche,  die  er  auf  dem  Eisenhüttenwerke  Wasseralfin- 
gen über  die  Benutzung  der  aus  der  Gicht  der  Ilohöfen  entweichen- 
den brennbaren  Gase  anstellte,  Aufmerksamkeit  und  Nacheiferung  zu 
erregen.  Diesem  einsichtsvollen  Hüttenmanne  gebührt  der  Buhm,  durch 
seine  Beharrlichkeit  die  Hindernisse  besiegt  zu  haben  , die  sich  der 
theoretischen  Ansicht  entgegenstellten  und  durch  die  Verwendung  die- 
ser sonst  unbenutzt  entweichenden  werthvollen  Gase,  die  mit  einer 
so  hohen  Temperatur  an  die  Gichtölfnung  gelangen , dass  sie  beim 
Ausströmen  aus  derselben  durch  den  Zutritt  der  atmosphärischen  Luft 
sich  entzünden,  und  die  beträchtliche  Hitze  der  gleichzeitig  mit  fort- 
gehenden nicht  brennbaren  — bis  dahin  nur  vereinzelt  zur  Heitzung 
von  Dampfkesseln,  Röstöfen,  zur  Verkohlung  von  Holz,  zum  Kalkbren- 
nen und  zum  Erwärmen  von  Räumen  in  Gebrauch  genommen,  — 
bei  den  weiteren  Operationen  der  Eisendarstellung,  besonders  beim 
Betriebe  der  Weiss  - und  Puddlingsöfen , eine  neue  Aera  für  das  Ei- 
senhüttenwesen herbeigeführt  zu  haben,  so  dass  Delesse,  der  im  Auf- 
träge der  französischen  Regierung  Faber  du  Fours  Einrichtungen  stu* 
dirte,  wohl  Recht  hat,  wenn  er  diesen  mit  Jacquard  und  Watt,  den 
Schöpfern  unser  heutigen  Industrie,  zusammenstellt. 

Obgleich  die  Einrichtungen  der  Natur  der  Sache  nach  anfangs 
an  mancher  Unvollkommenheit  litten,  die  erst  durch  die  Erlahrungen 
im  Laufe  der  Zeit  beseitigt  werden  konnten,  so  fanden  doch  Faber 
du  Fours  Versuche  bald  zahlreiche  Nachahmungen  auf  deutschen  Hüt- 


*)  Poggend.  Ann.  Bd.  XLVI.  p.  193. 


383 


tenwerken  und  diese  Anerkennung  war  es,  welche  das  Ausland  dar- 
auf aufmerksam  machte,  da  man  annahm,  dass  hei  der  Anhänglichkeit 
der  Deutschen  an  das  Alte , ihrer  Abneigung  gegen  Neuerungen  und 
namentlich  ihrer  Gewohnheit,  dem  Genie  der  eigenen  Landsleute  die 
Anerkennung  zu  versagen,  die  Erfolge  unerwartete  seien  und  somit 
die  Sache  eine  wohl  begründete.  hinnen  kurzer  Zeit  fand  die  neue 
Methode  nicht  allein  eine  weite  Verbreitung,  sondern  auch  eine  solche 
Anerkennung,  dass  man  alle  theoretischen  Hoffnungen  und  Verspre- 
chungen für  vollkommen  realisirbar  hielt.  Frankreich  war  es  zuerst, 
welches  die  Benutzung  der  Gichtgase  nachahmte , England  erst  weit 
später;  auch  am  Ural  ist  die  neue  Methode  eingebürgert  und  seit 
Jahren  auch  in  Nordamerika,  vornehmlich  in  Pennsylvanien,  wohin  sie 
wohl  durch  deutsche  Hüttenleute  gelangte. 

Um  zu  sicheren  Resultaten  zu  gelangen , musste  man  vielfach 
die  Hilfe  der  als  unpraclisch  verschrienen  Gelehrten  in  Anspruch  neh- 
men; sie  mussten  eine  Einsicht  in  die  Vorgänge  innerhalb  des  Hoh- 
ofens  gewähren,  genaue  Analysen  der  entweichenden  Gase  ausführen, 
deren  Zusammensetzung  natürlich  eine  sehr  verschiedene  sein  kann. 
Einem  deutschen  Gelehrten,  Bunsen,  gebührt  das  Verdienst,  den  be- 
reits vielseitig  in  die  Praxis  übergegangenen  Thatsachen  durch  genaue 
Untersuchungen  eine  sichere  Begründung  gegeben  zu  haben.  Nach 
ihm  trug  besonders  ein  junger  französischer  Chemiker,  Ebelmen,  Pro- 
fessor der  Chemie  an  der  Ecole  des  Mines  zu  Paris  durch  sorgfältige 
Untersuchungen  mit  dazu  bei  jede  Ungewissheit , die  in  Betreff  der 
Richtigkeit  der  Voraussetzungen  sich  noch  geltend  machte,  zu  ver- 
bannen. 

Nach  dem  Satze  „Zahlen  frappiren“  wollen  wir  einige  practische 
Belege  über  das  Vortheilhafte  des  eben  Besprochenen  beibringen.  Zu 
Wasseralfingen  waren  1841  drei  Oefen  durch  llohofengase  in  Be- 
trieb. Die  Production  eines  Weissofens  betrug  für  die  Woche  350 
Ctr.  Im  dritten,  einem  Gasschweissofen  konnten  wöchentlich  300 
Ctr.  Luppen  abgeschweisst  werden  und  alles  dies  ohne  neuen  Auf- 
wand von  Brennmaterial.  Auf  den  grossen  Eisenwerken  der  Ebbu 
Vale  - Victoria  - Compagnie  in  Wales,  auf  denen  11  Hohöfen  im  Be- 
triebe sind,  werden  19  Dampfkessel  für  die  Gebläsemaschinen  durch 
Hohofengase  gefeuert;  ebenfalls  wurde  dadurch  die  Heilzung  im  Win- 
ter besorgt,  so  dass  man  1849  bereits  wöchentlich  1000  Tonnen 
Steinkohlen  ersparte  und  darauf  dachte,  die  Hohofengase  auch  zum 
Rösten  des  Eisensteins  und  zum  Ileilzen  der  Trockenkammer  für  die 
Formerei  zu  verwenden.  Zu  Selesin  hei  Lüttich  werden  die  Gase  von 
vier  Hohöfen  zum  Erhitzen  der  Dampfkessel  von  acht  Gebläsemaschi- 
nen verwandt.  Auf  den  Eisenwerken  zu  Ystalyfera  in  Südwales  er- 
zielt man  bei  der  Verwendung  des  Gases  von  nur  einem  Hohofen 
eine  Ersparniss  von  350  Pfd.  St.  Dies  war  überhaupt  der  erste  Ver- 
such, welcher  in  England  angeslellt  wurde. 

Von  gleich  grosser  Wichtigkeit,  namentlich  für  den  Eisenhüt- 
tenbelrieb,  ist  die  Benutzung  der  aus  den  Verkohkungsöfen  entwei- 


384 


ebenden  Gase.  Auf  fast  allen  Eisenwerken  Belgiens  verwendet  man 
sie  zur  Dampferzeugung  und  erlangt  so  eine  wohlfeile  Triebkraft  nicht 
allein  für  die  Hüttenwerke,  sondern  auch  für  die  Steinkohlengruben. 
Anders  wo  ist  diese  Art  der  Feuerung  noch  wenig  eingeführt.  In 
Seraing,  der  bekannten  grossartigen  Fabrikanlage,  benutzt  man  sogar 
auch  die  strahlende  Wärme  der  Kohksöfen , um  die  Heitzkraft  noch 
zu  steigern.  Die  Wirkungen  des  Dampfes , der  hier  durch  die  ent- 
weichenden Gase  erzeugt  wird,  rechnet  man  gleich  117  Pferdekräf- 
ten, die  Brennmalerialersparung  beträgt  täglich  187  Ctr.  Steinkohlen. 
Mit  anderen  Wegfällen  von  Ausgaben  beläuft  sich  die  Gesammterspar- 
niss  jährlich  auf  über  13,000  Thlr.  Die  hier  angeführten  Zahlen 
geben  uns  einen  deutlichen  Begriff  von  den  Ungeheuern  Verlusten, 
die  mit  unseren  Feueranlagen  verknüpft  sind,  von  der  grenzenlosen 
Verschwendung,  die  wir  mit  dem  Brennmaterial  treiben.  Und  doch 
haben  wir  Ursache  hiermit  sparsam  umzugehen,  denn  ebenso  wie  wir 
in  sehr  kurzer  Zeit  mit  unseren  bedeutenden  Waldungen  zum  gros- 
sen Nachtheil  unserer  selbst  fertig  geworden  sind , will  man  auch 
schon  das  Ende  der  reichen  Steinkohlenahlagerungen  berechnet  haben. 
So  führt  man  an,  dass  Englands  Schätze  nur  noch  auf  500  Jahre 
bei  dem  jetzigen  Verbrauch  ausreichen  werden.  Doch  solche  Betrach- 
tungen gehen  unserem  Thun  keine  andere  Pachtung ; wir  haben  voll- 
auf und  die  nach  uns  Kommenden  mögen  für  Aushilfe  sorgen. 

In  neuerer  Zeit  hat  man  sogar  eigends  brennbare  Gase  in  be- 
sonderen Oefen,  — oben  verschlossenen  Schachtöfen , den  sogenann- 
ten Generatoren  , — in  der  Nähe  des  Verbrauchsortes  erzeugt , so 
dass  man  die  heissen  Gase  ohne  grossen  Wärmeverlust  zu  diesen 
führen  kann.  In  den  Generatoren  häuft  man  das  Brennmaterial  hoch 
auf  und  leitet  nun  eine  unvollständige  Verbrennung  ein , so  dass  die 
hierbei  entstehende  Kohlensäure  hei  ihrem  Durchgänge  durch  die 
obere  glühende  Kohlenschicht  zu  Kohlenoxydgas  reducirt  wird;  gleich- 
zeitig entstehen  durch  trockne  Destillation  noch  andere  brennbare 
Gase.  Man  hat  den  Vortheil  hier  Materialien  mit  Nutzen  verwenden 
zu  können , die  sonst  zu  den  beabsichtigten  Zwecken  in  unseren  ge- 
wöhnlichen Feueranlagen  nicht  verwerthet  werden  können,  wie  z.  B. 
Sägespäne,  Reisig,  Tannenzapfen,  Torfgrus,  Kohlenklein  etc.  So  pa- 
radox es  nun  auf  den  ersten  Blick  auch  scheinen  mag,  dass  man  auf 
diese  Art  gegen  gewöhnliche  Feuerungen  Vortheile  erzielen  will,  so 
hat  die  Praxis  auch  hier  bereits  alle  Zweifel  gelöst  und  die  Erwar- 
tungen, zu  denen  die  Theorie  verleitete,  gerechtfertigt. 

Thoma  führte  die  Gasfeuerung  auf  den  bedeutenden  Eisenwer- 
ken von  Liswen  - Stoi  - Sawad  am  Ural  ein.  Bei  einer  Erzeugung  von 
50000  Ctr.  Gaseisen  von  guter  Beschaffenheit , während  das  sonstige 
Stabeisen  nur  mittelmässig  war,  stellte  sich  eine  solche  Ersparniss 
von  Brennmaterial  heraus,  dass  der  frühere  jährliche  Bedarf  von 
46,000  Klaftern  Holz  auf  18,000  herabsank.  Auf  den  Hüttenwer- 
ken der  Compagnie  von  Adincourt  wurden  1844  drei  Gaserzeuger, 
in  denen  lediglich  sonst  werthloses  Kohlenklein  verwendet  wurde, 


385 


bereits  seit  5 Monaten  in  regelmässigem  und  ununterbrochenem  Gange 
erhalten.  Der  eine  versorgte  einen  Blechofen,  in  welchem  monatlich 
583  Ctr.  feines  Blech  hergestellt  wurden;  mittelst  der  beiden  ande- 
ren fabricirte  man  täglich  155  Ctr.  dickes  Blech.  In  neuerer  Zeit 
kommt  auch  die  Anwendung  der  Generatorgase  bei  der  Eisenindustrie 
in  Deutschland  immer  mehr  in  Anwendung.  Sie  werden  auch  schon 
in  manchen  anderen  Industriezweigen  benutzt.  So  bediente  sich  ih- 
rer Michiels  vier  Jahre  hindurch  bei  der  Darstellung  des  Zuckers  in 
tropischen  Ländern  mit  Vortheil. 

Die  angegebenen  Verlustquellen  ganz  zu  beseitigen  steht  bei  der 
Form,  in  der  wir  jetzt  die  Brennmaterialien  verwenden,  nicht  in  un- 
serer Macht.  Man  hat  zwar  versucht  durch  sogenannte  Rauch  ver- 
zehrende Einrichtungen  auf  verschiedene  Weise  die  unvollständig  oxy- 
dirten  Producte  der  Verbrennung  zu  gute  zu  machen,  sie  so  zu  sagen 
noch  einmal  zu  verbrennen , aber  alle  diese  Vorrichtungen  haben  bis 
auf  die  neueste  Zeit  meistens  viel  weniger  dem  Zwecke  entsprochen, 
als  zu  erwarten  gewesen  wäre.  Durch  sorgsame  Einrichtung  der 
Feueranlagen  können  wir  jedoch  nicht  unbedeutenden  Verlusten  Vor- 
beugen. Dahin  gehören  besonders  namentlich  die,  wo  es  darauf  an- 
kommt Gefässe  zu  erhitzen,  ein  Innehalten  eines  bestimmten  Verhältnis- 
ses der  Feuerfläche  und  der  zu  erhitzenden  Fläche  und  des  Abstan- 
des der  letzteren  von  dem  Feuer.  Ist  dieser  zu  gross,  so  wird  durch 
die  dadurch  bedingten  höheren  Seitenwände  mehr  Wärme  abgeleitet. 
Von  ganz  besonderer  Wichtigkeit  ist  eine  zweckmässige  Regierung 
des  Feuers , weil  ohne  diese  Vorsicht  auch  die  besten  Einrichtungen 
nur  ungünstige  Erfolge  liefern  können.  Dadurch  wird  der  Heizer,  so 
untergeordnet  seine  Stellung  im  bürgerlichen  Leben  auch  sein  mag, 
doch  eine  sehr  wichtige  Person,  denn  von  seiner  Achtsamkeit  hängt 
der  Erfolg  bedeutend  ab.  In  diesem  Betracht  ist  der  Vorschlag  Meiss- 
ners, den  Heizer  durch  Procentanthede  des  erzielten  Gewinnes  zu  be- 
solden, gerade  nicht  ungereimt. 

Alles  das , was  wir  über  die  Mängel  der  Feueranlagen  zu  ge- 
werblichen Zwecken  gesagt  haben , findet  im  vollsten  Maasse  Anwen- 
dung bei  unseren  häuslichen  Einrichtungen.  Obgleich  sie  zu  den  un- 
entbehrlichsten gehören,  haben  doch  gerade  hier  die  geringsten  Ver- 
besserungen stattgefunden.  Besonders  die  Küche  hat  sich  am  hart- 
näckigsten gegen  Neuerungen  gesperrt,  so  dass  man  mit  Recht  sagen 
kann , die  Verschwendung  übersteige  hier  alle  Grenzen.  Auf  den  er- 
sten Blick  erscheinen  zwar  die  Verluste  klein,  aber  im  Hinblick  auf 
die  geringfügigen  Erfolge,  die  man  erzielen  will,  sind  sie  verhältniss- 
mässig  weit  bedeutender  als  bei  gewerblichen  Processen.  Man  muss 
billig  erstaunen  über  den  ausserordentlichen  Aufwand  von  Mitteln, 
die  man  anwenden  sieht,  um  einen  höchst  armseeligen  Effect  zu  er- 
reichen, denn  in  den  meisten  Fällen  handelt  es  sich  um  weiter  nichts 
als  um  ein  Paar  Quart  Wasser  auf  80°  R. , d.  h.  zum  Kochen  zu 
bringen  und  eine  Zeit  lang  darin  zu  erhalten.  Es  fehlt  freilich  auch 
hier  nicht  an  verbesserten  Kocheinrichtungen , den  sogenannten  Spaar- 


386 


Heer  den , aber  gerade  in  diesen  erhitzt  man  alles  mögliche  andere 
und  am  wenigsten  die  Gebisse,  die  zum  Kochen  dienen.  Seihst  in 
den  besteingerichteten  erzielt  man  nur  eine  Nutzung  von  20  — 25 
pCt. , d.  h.  man  verbrennt  drei  - auch  viermal  mehr  des  theueren 
Materials  ganz  unnölhig.  Und  dabei  bilden  diese  verbesserten  Ein- 
richtungen doch  noch  die  Ausnahme  von  der  Regel,  d.h.  man  findet 
sie  nur  hei  Wohlhabenden  und  Reichen,  die  nur  die  Minderzahl  bil- 
den. Da , wo  man  das  Feuer  auf  einer  Steinplatte  anmacht  und  die 
Töpfe  dagegen  schiebt,  kann  man  mit  Recht  sagen,  dass  man  um  kei- 
nen Schritt  weiter  ist,  wie  die  Wilden.  Es  fehlt  nur,  zur  Erzeugung 
des  Rrandes,  wie  Robinson  zwei  trockene  Aesle  gegeneinander  zu 
reihen,  bis  sie  in  Flammen  ausbrechen.  Die  hier  erzielte  Nutzung 
beträgt  wirklich  5 pCt.  , von  20  Theilen  Holz  werden  also  19  un- 
nöthig  verbrannt.  Ein  grosser  Theil  der  Hitze  geht  in  den  durch 
unvollständige  Verbrennung  entstehenden  Deslillalionsprodueten  fort, 
die  den  so  lästigen  Rauch  bilden.  Durch  ihn  werden  die  Geschirre 
mit  einer  Kruste  von  Kohle  überzogen,  die  nicht  allein  unsern  Rein- 
lichkeitssinn verletzt,  sondern  auch  noch  den  Nachtheil  mit  sich  führt, 
dass  wir  hei  solchen  schmutzigen  Gefässen,  wegen  der  schlechten  Lei- 
tungsfähigkeit der  Kohle  für  die  Wärme,  einen  grösseren  Aufwand 
von  Brennmaterial  nöthig  haben  , um  die  erforderliche  Temperaturer- 
höhung hervorzubringen. 

Eine  der  Hauptquellen  des  Uebels  liegt  mit  darin  begründet, 
dass  man  von  den  physikalischen  Vorgängen  hei  den  Operationen  in 
der  Küche  durchaus  keine  Kenntniss  hat.  Ueherall  wo  man  in  der 
Haushaltung  des  Feuers  bedarf,  glaubt  man  stets  „viel  helfe  auch 
viel.“  Diese  Ansicht  ist  ein  grosser  Irrthum , der  sich  durch  unzäh- 
lige Generationen  bis  zu  uns  fortgeschleppt  hat.  Freilich  kann  man 
durch  ein  starkes  Feuer  eine  bestimmte  Flüssigkeismenge  schneller 
auf  80°  R.  erhitzen,  d.h.  zum  Kochen  bringen,  — und  dies  ist  der 
einzige  Vorlheil,  eine  geringe  Zeitersparniss,  der  mit  dem  Aufwande 
an  Mitteln,  wodurch  er  erreicht,  durchaus  in  keinem  Verhältnis  steht. 
Er  wird  sogar  durch  die  später  daraus  folgenden  Nachtheile  wieder 
ganz  vernichtet.  Ist  einmal  die  Flüssigkeit  ins  Kochen  gekommen, 
so  kann  man  das  Feuer  bedeutend  verringern,  ohne  dass  das  Kochen 
aufhört.  Diese  Vorsichtsmaassregel  gebraucht  man  aber  nicht;  man 
lässt  das  Feuer  in  voller  Intensität  fortwirken , wodurch  man  freilich 
ein  schnelleres  Verdunsten  der  Flüssigkeit  erzielt , keineswegs  aber 
das  Garwerden  der  Speisen  auch  nur  um  das  Geringste  beschleunigt, 
denn  wie  stark  auch  das  Feuer  sein  möge,  das  Wasser  nimmt  ein- 
mal keine  höhere  Temperatur  als  80°  R.  ,an.  Im  Gegentheil  werden 
die  Speisen  dadurch  verschlechtert,  denn  mit  den  Wasserdämpfen  ent- 
weicht ein  grosser  Theil  oft  der  besten  und  kräftigsten  Bestandteile, 
wie  dies  durch  den  Geruch  in  einer  jeden  Küche  angezeigt  wird. 
Ausserdem  wird  durch  die  übermässige  Hitze , die  in  einem  guten 
Spaarheerde  so  gross  ist,  dass  man  ganz  gut  Metalle  darin  schmel. 
zen  kann,  der  Heerd  vor  der  Zeit  zerstört. 


387 


Noch  auffallender  ist  die  Verschwendung  bei  einzelnen  Verrich- 
tungen im  Haushalte,  hei  denen  man  einer  stärkeren  Hitze  bedarf, 
um  Gegenstände  glühend  zu  machen ; so  z.  B.  beim  Plätten.  Zuerst 
wird  wenigstens  zehn  Mal  mehr  Brennmaterial  verwendet  als  durch- 
aus nöthig,  um  das  Bolzen  ins  Glühen  zu  bringen  und  dann  wird 
von  der  Hitze  desselben  auch  nur  der  zehnte  Theil  benutzt,  so  dass 
man  hier,  so  unglaublich  es  auch  scheinen  möge,  nur  1 pCt.  der 
Brennmaterialien  verwerthet  und  von  100  Theilen  also  99  vergeudet 
werden.  Aehnliche  Verhältnisse  stellen  sich  heraus,  wenn  man  über- 
haupt nur  einen  kleinen  Effect  erzielen  will,  aber  doch  ein  grosses 
Feuer  anmachen  muss,  um  nachher  nutzlos  zu  verbrennen.  Aus  die- 
sem Grunde  hat  die  Benutzung  der  Spiritusflamme  bereits  eine  ver- 
breitete Anwendung  gefunden.  Ins  Ungemessene  steigert  sich  der 
Verlust  dadurch,  das  nie  mit  der  Erreichung  des  Zweckes  auch  gleich- 
zeitig das  Feuer  zu  Ende  gellt.  Freilich  für  den  einzelnen  Fall  sind 
die  Ausfälle  klein,  aber  das  Leben  lang  und  die  Operationen  kehren 
unausgesetzt  täglich  wieder,  so  dass  viele  unbedeutende  Posten  auch 
endlich  für  den  Einzelnen  eine  grosse  Summe  gehen.  Und  nun  gar 
von  den  anderen  Unbequemlichkeiten  und  Gefahren  unseres  jetzigen 
Verfahrens  nicht  zu  reden  ; von  dem  langweiligen  Anmachen  des 
Feuers,  von  der  lästigen  Asche,  dem  unerträglichen  Rauch,  den 
Schornsteinbränden,  den  Feuershrünsten , veranlasst  durch  einen  Fun- 
ken oder  durch  unachtsam  fortgeworfene  Asche,  den  dichten  Rauch- 
wolken, die  über  unseren  bevölkerten  Städten  lagern  und  gewiss  nicht 
mit  zur  Beförderung  der  Gesundheit  beitragen. 

Um  Abhilfe  der  besprochenen  Uebelslände  zu  schäften  gibt  uns  der 
Verbrennungsprocess  selbst  die  Mittel  an  die  Hand.  Alle  Missstände 
unserer  jetzigen  Feueranlagen  beruhen  mehr  oder  weniger  darauf,  dass 
wir  nicht  im  Stande  sind  hei  der  Form,  in  der  wir  die  Brennmate- 
rialien anwenden,  eine  durchaus  vollständige  Verbrennung  derselben 
herbeizuführen.  Betrachten  wir  den  Vorgang,  so  bemerken  wir  gleich, 
welche  wichtige  Rolle  die  brennbaren  Gase  hierbei  spielen,  die  sich 
aus  den  verschiedenen  Brennmaterialien  in  der  Hitze  entwickeln,  na- 
mentlich bei  denen,  welche  mit  Flamme  brennen.  Je  mehr  dies  der 
Fall,  um  so  leichter  findet  die  Verbrennung  überhaupt  und  dann  auch 
eine  um  so  vollständigere  statt.  Die  vorherige  Entwicklung  der 
brennbarer!  Gase  aus  den  verschiedenen  Brennmaterialien  durch  de- 
ren Zersetzung  vermittelst  der  Hitze  allein  ist  es,  welche  Abhilfe  al- 
ler besprochenen  Uebelstände  herbeiführt.  Bei  der  Benutzung  der 
brennbaren  Gase  können  wir  eine  vollkommene  Verbrennung  herbei- 
führen, eine  Wärme  produciren,  die  der  theorisch  berechneten  mög- 
lichst nahe  kommt,  und  hierbei  die  Verluste  auf  ein  unvermeidliches 
Minimum  reduciren. 

Diese  Art  der  Verwendung  der  Brennmaterialien  mag  auf  den 
ersten  Blick  ungereimt  erscheinen.  Die  Zersetzung  der  Materialien 
vor  der  Benutzung  verursacht  nicht  unbedeutende  Kosten  und  die  Na- 
tur der  Gase  fordert  weiter  bei  der  Benutzung  andere  kostspielige 


398 


Einrichtungen.  Dasselbe  tritt  uns  bei  der  Gasbeleuchtung  entgegen-, 
auch  sie  erscheint  uns  auf  den  ersten  Blick  nicht  als  ein  Fortschritt, 
sondern  als  ein  Rückschritt.  Wäre  sie  die  ursprüngliche  Beleuchtung 
gewesen  und  wäre  dann  erst  die  durch  Kerzen  und  Lampen  aufge- 
kommen, so  würde  Jeder  dieser  Entdeckung  ihrer  Einfachheit  wegen 
Beitall  gespendet  haben,  denn  die  ausgedehnten  und  kostspieligen  Ope- 
rationen der  Gasbereitung,  und  die  besonders  theuere  Röhrenleilung 
fallen  hier  fort , während  beides  selbstthätig  und  sich  selbst  re- 
gulirend  mit  Eleganz  und  Präcision  hei  den  Kefzen  und  Lampen 
auftrilt ; der  Docht  versieht  hier  die  Stelle  der  Retorten,  in  denen  die 
Gaserzeugung  in  den  Gasbereitungsanstaiten  stattfindet,  und  der  Röh- 
renleilung. Und  doch  hat  die  Erfahrung  längst  unzweifelhaft  festge- 
stellt, dass  die  Gasbeleuchtung  nicht  allein  das  schönste,  sondern  auch 
das  billigste  Licht  liefert  und  so  den  Beweis  gegeben,  dass  die  Theo- 
rie doch  nicht  immer  grau  ist.  Dasselbe  ist  der  Fall  bei  der  Ver- 
wendung der  brennbaren  Gase  zur  Feuerung , die  bereits  in  einem 
beschränkten  Maassstabe,  wie  wir  gesehen  haben,  in  der  Industrie  Platz 
gegriffen  hat. 

So  stände  denn  unseren  jetzt  gebräuchlichen  Feueranlagen  eine 
totale  Umgestaltung  bevor,  deren  Tragweite  bei  allgemeiner  Durch- 
führung, deren  Einfluss  auf  alle  übrigen  Verhältnisse  wir  heute  im 
mindesten  noch  nicht  bemessen  können , bei  deren  Ausmalung  sogar 
unsere  Phantasie  erlahmt,  ebenso  wie  unsere  Nachkommen  dermal- 
einst grosse  Mühe  haben  werden,  das  Unnatürliche  unserer  jetzigen 
Verhältnisse  zu  begreifen.  Der  hartnäckige  Widerstand,  den  das  Ver- 
altete leistet,  die  Gleichgültigkeit,  mit  der  die  Älenschen  Neuerungen 
aufnehmen,  seihst  da,  wo  die  Vortheile  auf  der  Hand  liegen,  werden 
die  Durchführung  des  Angedeuteten  aufhalten , aber  ganz  verhindern 
lässt  sie  sich  nicht.  Um  einen  bedeutenden  Schritt  sind  wir  der  Aus- 
führung durch  die  bereits  bestehenden  Gasanstalten  behufs  der  Be- 
leuchtung näher  gekommen ; dadurch  sind  viele  Hindernisse  gehoben, 
indem  sie  uns  gelehrt  haben,  mit  Gasen  im  Grossen  umzugehen. 
Durch  sie  werden  viele  Einwürfe  beseitigt,  die  Möglichkeit  der  Durch- 
führung vielen  verständlich.  Dass  das  Bild,  welches  wir  eben  jetzt 
aufgerollt  haben,  kein  Phantasiegebilde,  kein  Traum  oder  Märchen  ist, 
davon  liefert  die  Gegenwart  in  den  beschränkten  Anfängen  bereits  die 
Beweise. 

Schon  bei  der  ersten  Einführung  der  Gasbeleuchtung  brachten 
sowohl  Winsor,  wie  Lebon  die  gleichzeitige  Verwendung  des  Leucht- 
gases als  Brennmaterial  zur  Sprache.  Auch  in  Deutschland  wurde  in 
den  ersten  Jahren  unseres  Jahrhunderts  von  verschiedenen  Seilen  da- 
rauf aufmerksam  gemacht.  So  nahe  diese  Beziehung  auch  lag,  so 
hat  man  sie  doch  auf  eine  kaum  glaubliche  Weise  vernachlässigt  und 
alle  diese  Vorschläge  predigte  man  tauben  Ohren.  Von  Zeit  zu  Zeit 
tauchten  zwar  wieder  Mahnungen  auf,  ohne  aber  die  geringste  Aen- 
derung  hervorzubringen.  Nur  in  England  wurde  man,  wie  hier  nach 
einem  mehr  als  10jährigen  hartnäckigen  Kampfe  gegen  die  kleinli- 


389 


dien  Sonderinteressen  sich  die  Gasbeleuchtung  Bahn  gebrochen  hatte, 
wie  nirgends  anderswo,  nicht  müde,  immer  wieder  darauf  zurückzu- 
kommen. So  sagt  bereits  1827  London  in  seinem  Garden-Magazine : 
„Kein  Haus  in  London,  das  viele  Gasflammen  hat,  bedarf  eines  Ofens 
oder  eines  Heerdes,  ausser  zum  Kochen,  und  wenn  Kohlengas  nur 
noch  etwas  wohlfeiler  zu  haben  wäre,  würde  man  in  grossen  Städten 
auch  keinen  Ileerd  mehr  nölhig  haben.“ 

Nicht  allein  die  grosse  Menge,  sondern  auch  Leute,  denen  man 
mehr  Einsicht  hätte  Zutrauen  können,  da  sie  die  Vermittelung  der  Wissen- 
schaft mit  den  Gewerben  übernommen  hatten,  hielten  die  Verwendung 
des  Leuchtgases  zu  diesem  Zwecke  für  absurd  und  lächerlich.  Das 
lehren  uns  der  Spott  und  Hohn , mit  welchen  vor  einigen  zwanzig 
Jahren  die  ersten  Versuche  zur  ernstlichen  Durchführung  dieser  Idee, 
die  in  England  geschahen,  aufgenommen  wurden.  Doch  das  ist  der 
gewöhnliche  Lauf  der  Dinge  auf  der  Eide;  was  der  grosse  Haufe 
heute  verspottet  und  geisselt,  das  vergöttert  er  morgen.  Und  hierin 
findet  die  grosse  Verachtung,  mit  der  man  der  ötTenllichen  Meinung 
begegnet,  ihre  völlige  Berechtigung, 

Bei  der  Millheilung  der  Beschreibung  eines  Kochapparates  mit- 
telst Leuchtgas,  welchen  sich  1831  ein  Chirurgus  in  England  hatte 
patenliren  lassen,  in  Dinglers  polytechnischem  Journal  Bd.  XLV.  pag. 
85.,  konnte  sich  der  Uebersetzer  nicht  enthalten , dem  Herrn  Chirur- 
gus den  Rath  zu  erlheilen,  seine  Zeit  zu  etwas  Besserem  zu  verwen- 
den, als  zu  solchen  Bratvorrichtungen.  Mailet,  der  bald  darauf  auch 
mit  einem  ähnlichen  Apparat  auftrat,  sagt  selbst,  dass  er  schon  lange 
Zeit  mit  der  Idee  umgegangen  sei,  mittelst  der  Gasflammen  zu  ko- 
chen, aber  die  Furcht  von  seinen  lieben  Landsleuten  für  einen  Nar- 
ren gehalten  zu  werden,  habe  ihn  abgehalten,  früher  darüber  etwas 
verlauten  zu  lassen.  Der  Uebersetzer  kann  auch  hier  seine  hämische 
Freude  über  den  Streit  zwischen  Mailet  und  dem  Chirurgen,  welcher 
Apparat  der  bessere  sei,  nicht  unterdrücken  und  erklärt  beide  für 
Unsinn.  Er  seinerseits  halte  noch  immer  kein  grosses  Vertrauen  auf 
die  Dampfkochkunst  gewinnen  können.  Und  Millionen , die  es  an- 
nehmlicher finden,  andere  für  sich  denken  zu  lassen,  sprachen  gläu- 
big diesem  Orakel  nach. 

Zum  Glück  waren  nicht  alle  so  beschränkt,  wie  dieser  Ueber- 
setzer.  Schon  zu  dieser  Zeit  sprach  ein  Gelbgiesser  in  Edinburg 
aus,  dass  man  in  den  Häusern  der  bemittelteren  Klasse  nicht  nur  in 
kurzer  Zeit  mit  Gas  kochen , sondern  selbst  heizen  werde.  Und  in 
der  Thal  kamen  von  jetzt  an,  hier  und  da,  freilich  nur  vereinzelt, 
Apparate  dieser  Art  in  Anwendung.  Die  erste  Anwendung  des  Gases 
zur  Feuerung  in  * einem  ausgedehnteren  Maassslahe  machte  man  je- 
doch in  den  Fabriken,  welche  bei  dem  bedeutenden  Steinkohlenver- 
brauch in  England  das  Gas  meistens  selbst  bereiten  und  als  Neben- 
product  gewinnen  und  zwar  mehr  als  sie  zur  Beleuchtung  gebrauch- 
ten. Die  Vortheile  der  Gasfeuerung  fielen  sofort  in  die  Augen:  eine 
Menge  von  Arbeiten  fielen  fort,  — eine  doppelte  Ersparnis  an  Zeit 

26 


390 


und  Geld,  — die  Feuersgefahr  wurde  verringert,  die  Gefässe  weni- 
ger abgenutzt,  da  sie  gleichförmiger  erhitzt  werden,  und  nicht  wie 
hei  anderen  Feuerungen  an  einzelnen  Punkten  sehr  heftig , — vor 
allem  aber  die  Reinlichkeit  und  die  vollständigste  Sicherheit  in  der 
Leitung  der  Operation,  die  beide  bei  unsern  jetzt  noch  üblichen  An- 
lagen nie  in  diesem  Grade  zu  erreichen  sind.  Wie  sehr  es  der  Ar- 
beiter in  seiner  Gewalt  hat,  mit  der  grössten  Genauigkeit  die  Tem- 
peratur zu  reguliren,  — davon  nur  ein  Beispiel.  In  dem  Laborato- 
rium des  Professor  Gregory  zu  Edinburg  wurden  50  Pfund  Flüssig- 
keit mit  grosser  Leichtigkeit  durch  sechs  Wochen  hindurch  einer  Tem- 
peratur von  30°  R.  ausgesetzt,  ohne  dass  während  dieser  langen  Zeit 
die  Temperatur  auch  nur  um  einen  Grad  schwankte. 

Doch  dauerte  es  geraume  Zeit,  bevor  sich  die  Gasfeuerung  aus- 
serhalb dieses  Kreises  weitere  Bahn  brach.  Zunächst  waren  es  die 
Badeanstalten , welche  die  sichere  und  schnell  beizende  Flamme  zur 
Herstellung  von  warmen  Bädern  verwendeten.  Dann  ging  die  neue 
Methode  in  die  Gasthöfe  über.  Einmal  in  weiteren  Kreisen  bekannt 
geworden,  konnte  es  nicht  fehlen,  dass  die  Reinlichkeit  und  Bequem- 
lichkeit sich  Beifall  erwarb  und  zu  einer  allgemeineren  Verbreitung 
mit  beitrug.  Die  Gasfeuerung  ging  endlich  in  die  Hauswirthschaft 
über  und  bricht  sich  Tag  für  Tag  mehr  Bahn , hier  sowohl , wie  in 
der  Industrie,  wo  ihre  Anwendung  bereits  eine  grosse  Mannigfaltigkeit 
zeigt.  Die  Royal-lnstitution  zu  London  Hess  sich  die  Verbreitung  sehr 
angelegen  sein ; in  ihren  Räumen  sind  fortdauernd  Musterheerde  aus- 
gestellt,  — nicht  allein  zur  Ansicht,  sondern  auch  zur  Einsicht,  da 
täglich  mit  ihnen  experimentirt  wurde,  zu  welchen  Versuchen  Jedem 
der  Eintritt  frei  stand,  um  die  Vortrefflichkeit  dieser  Apparate  einleuch- 
tend zu  machen.  Ebenso  fand  man  in  dem  Erfrischungssaale  des  Glas- 
pallastes während  der  Ausstellung  einen  der  zierlichsten  Apparate  in 
fortwährender  Thätigkeit,  der  gleichzeitig  eine  überaus  grosse  Anzie- 
hung auf  die  weiblichen  Besucher  der  Ausstellung  ausübte.  Diese 
Schaustellung  erwarb  der  neuen  Einrichtung  nicht  wenige  Freundin- 
nen und  somit  eine  immer  weitere  Verbreitung. 

Die  englischen  Apparate  nehmen  schon  durch  ihre  äusseren  ge- 
fälligen Formen  für  sich  ein;  die  Einrichtung,  aus  Eisenplalten  be- 
stehend, ist  äusserst  einfach  und  leicht  verständlich.  Das  Kochen  fin- 
det oben  auf  der  Platte  statt,  wobei  die  Gasflammen  direct  den  Bo- 
den der  Gefässe  bespülen.  Die  Brenner  sind  vor  der  Zugluft  ge- 
schützt, durch  welche  Einrichtung  gleichzeitig  die  Hitze  zusammen- 
gehalten wird ; eine  Annehmlichkeit  für  die  Hausfrau , welche  hier 
nicht  so  sehr  durch  die  strahlende  Wärme  belästigt  wird.  Im  In- 
nern des  Heerdes  findet  sich  ein  Raum  zum  WarAstellen  von  Spei- 
sen und  Geschirren  und  ein  anderer  zum  Backen,  Braten  und  Rösten. 
Alles  dies  nimmt  jedoch  nur  einen  kleinen  Raum  ein  und  lässt  sich 
daher  leicht  an  jedem  Orte  des  Hauses  aufstellen.  Man  rühmt  na- 
mentlich, dass  die  Braten  ein  bedeutend  schöneres  Aussehen  und  auch 
eine  grössere  Schmackhaftigkeit  gewonnen  haben.  Früher  war  man 


391 


in  England  der  Ansicht , dass  man  die  Bequemlichkeit  und  Reinlich- 
keit werde  theuer  bezahlen  müssen ; die  Praxis  hat  aber  diese  Furcht 
beseitigt.  So  beliefen  sich  hei  einem  Mittagsmaid  für  40  Personen, 
welches  in  Glasgow  auf  einem  von  Graham  construirten  Heerde  an- 
gefertigt wurde,  die  Kosten  des  dazu  verbrauchten  Gases  auf  sechs 
Silbergroschen.  (Fortsetzung  im  nächsten  Heft.) 


Literatur. 

Astronomie  und  Meteorologie.  — Ueber  den  Meteor 
steinfall  vom  4.  September  1852  unweit  Mezö-Madaras,  in 
dem  bergigen  Haidlande  (Mezöseg),  welches  die  Milte  von  Siebenbürgen  ein- 
nimmt, giebt  Partsch  in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener  Akademie  (Bd. 
XI.  pag.  674.)  ausführliche  und  authentische  Nachrichten.  Es  herrschte  ganz 
heileres  Wetter,  wolkenloser  Himmel  und  Windstille,  als  plötzlich  zwischen  4 
und  5 Uhr  N.  M.  des  genannten  Tages  in  dem  ganzen  Umkreise  ein  eigen- 
thiimliches  Geräusch  , an  einigen  Orten  wie  entfernter  Donner,  an  anderen  wie 
das  Krachen  entfernter  Geschütze  vernommen  wurde,  ln  den  offenen  weiten  Thälern 
sah  man  theils  einen  hellen  blitzartigen  Streifen  am  Himmel,  theils  deutlich  eine 
fallende  Feuerkugel  von  SW  nach  NO  sich  bogenförmig  fortbewegen.  Das  Me- 
teor platzte  noch  entfernt  von  der  Überdache  mit  starkem  Getöse,  das  dem  Ein- 
sturze von  Minen  oder  der  Explosion  eines  Pulverlhurmes  glich.  Dabei  fiel  eine 
grosse  Zahl  von  Steinen  herab  , einige  von  Faustgrösse , einer  sogar  18  Pfund 
schwer,  der  an  die  Kaiserl.  Mineraliensammlung  in  Wien  abgeliefert  ist.  Die 
Fläche,  auf  welcher  die  Meteoriten  gefunden  wurden  , bildet  eine  von  SW  nach 
NO  gezogene  Ellipse,  von  Meile  Länge  und  '/*  Meile  Breite.  Die  Steine 
gaben  am  Stahl  Funken  , waren  stark  magnetisch  , hatten  durchgängig  ein  spec. 
Gew.  = 3,5.  Eine  genaue  chemische  Untersuchung  haben  wir  von  Wühler  zu 
erwarten.  B. 

Dove,  die  klimatischen  Verhältnisse  der  preussischen 
Staaten.  — 2)  Regenmenge.  Die  aus  den  zahlreich  milgetheilten,  meist 

einen  sechsjährigen  Zeitraum  umfassenden  Beobachtungen  resultirenden  Ergeb- 
nisse fasst  D.  in  folgenden  allgemeinen  Bemerkungen  zusammen.  Es  ist  bekannt, 
dass  die  Menge  Wasser,  welche  ein  Kubikfuss  Luft  als  Dampf  enthalten  kann, 
bei  jedem  Wärmegrade  eine  bestimmte  ist,  aber  desto  grösser,  je  wärmer  die 
Luft  ist.  Die  Luft  erhält  dieses  Wasser  durch  Verdunstung  des  tropfbaren  oder 
festen  Wassers  an  ihrer  Grundfläche  , es  mag  nun  von  einer  freien  Wasser- 
fläche sich  erheben,  oder  von  einem  mehr  oder  minder  benetzten  Boden.  Ent- 
hält die  Luft  bereits  die  Wassermenge,  welche  sie  bei  einem  bestimmten  Wär- 
megrade enthalten  kann  , so  hört  jede  Verdunstung  an  der  Grundfläche  dieser 
vollkommen  feuchten  Luft  auf,  die  bei  gleichem  Feuc^ligkeitszustand  desto  ener- 
gischer ist,  je  höher  die  Temperatur.  Nun  zeigen  die  psychrometrischen  Beob- 
achtungen unserer  Stationen , dass  die  relative  Feuchtigkeit  im  Sommer  gerin- 
ger ist,  als  im  Winter,  obgleich  die  absolute  Menge  des  in  der  Luft  enthalte- 
nen Wassers  im  Sommer  grösser,  als  im  Winter,  und  es  ist  daher  klar,  dass 
die  Verdunstung  des  Wassers  aus  einem  doppelten  Grunde  vom  Winter  zum 
Sommer  hin  zunimmt , weil  nämlich  die  Wärme  sich  steigert  und  zu  gleicher 
Zeit  mit  dieser  die  Fähigkeit  der  Luft  , Wasser  aufzunehmen  oder  ihre  relative 
Trockenheit.  Da  nun  die  Menge  des  herabfallenden  Wassers , wie  unsre  Beob- 

26  * 


392 


achtungen  zeigen,  vom  Winter  zum  Sommer  hin  zunimmt,  so  könnte  man  der 
Vermulhung  Raum  geben,  dass  das  bei  uns  verdunstende  Wasser  auch  die  Quelle 
des  Regens  ist.  — Da  der  Luftkreis  aber  in  ununterbrochener  Bewegung  be- 
griffen ist,  so  sieht  man  leicht  ein,  dass  das  Wasser  nicht  da  herabfällt,  wo 
es  verdunstet , dass  im  Gegenlheil  die  Verdunstung  an  einer  bestimmten  Stelle 
die  Veranlassung  zum  Regen  an  einer  andern  wird.  Im  Allgemeinen  also  ist 
das  bei  uns  herabkommende  Wasser  fremden  Verdunstungsquellen  entlehnt , und 
man  braucht  nur  einen  Globus  zu  betrachten,  um  sich  zu  überzeugen,  dass  ge- 
gen das  grosse  Wasserreservoir  , welches  wir  das  Meer  nennen , alle  übrigen 
Wasserbehälter  verschwinden,  es  ist  also  hauptsächlich  Meerwasser,  welches 
durch  die  Destillation,  für  welche  die  Sonne  die  Wärme  entwickelt,  sich  in  Re- 
genwasser verwandelt.  Da  aber  mit  Abnahme  der  Wärme  die  Fähigkeit  der  Luft, 
Wasser  zu  enthalten  , abnimmt,  so  wird  die  günstigste  Gelegenheit  für  den  Re- 
gen geboten  sein,  wenn  Luft,  welche  über  dem  Meere  der  heissen  Gegend  ge- 
standen, über  kälteren  Boden  strömt.  Wir  haben  also  nach  dem  Aequator,  und 
zwar  wo  sich  Meer  befindet,  hinzublicken,  wenn  wir  die  Quelle  suchen,  aus  welcher 
der  Luftkreis  seinen  Wassergehalt  schöpft.  Da  aber  wegen  der  Drehung  der 
Erde,  die  Winde,  welche  von  der  heissen  Zone  wehen,  immer  westlicher  wer- 
den , je  weiter  sie  fortschreiten  , oder  da  mit  andern  Worten  ein  Südwestwind 
ein  Südwind  ist,  welcher  weiter  von  Süden  herkommt,  als  der  Südwind  selbst, 
so  wird  die  Südwestseite  unsre  Wetterseite  sein  , die  Regenmenge  wird  daher 
von  den  südwestlichen  Gegenden  des  Staates  nach  den  nordöstlichen  abnehmen, 
wie  es  auch  die  Beobachtungen  zeigen,  da  nämlich  je  weiter  die  Luft  strömt, 
sie  desto  mehr  von  dem  Wasserdampf  verliert,  den  sie  in  den  wärmeren  Ge- 
genden aufnahm.  Wir  werden  uns  daher  nicht  wundern,  dass  die  Ostsee  einen 
verhältnissmässig  unbedeutenden  Einfluss  auf  die  Regenmenge  äussert,  denn  sie 
liegt  im  Norden  unsers  Beobachlungsgebieles.  Erhebt  sich  ein  Gebirge  aus  der 
Ebene,  so  wird  es  an  seinem  Siidabhange  zu  starkem  Niederschlägen  Veranlas- 
sung geben,  hingegen  auf  seiner  Nordseite  die  Regen  vermindern.  Daher  sind 
in  Schlesien  die  Niederschläge  unbedeutend,  während  auf  der  Südseite  des  Rie- 
sengebirges die  in  Prag  14  Zoll  betragende  Menge  am  Fuss  des  Gebirges  so 
schnell  zunimmt,  dass  sie  in  Hohenelb  33  Zoll  wird.  Hingegen  verdichtet  der 
frei  aufsteigende  Brocken  den  Wasserdampf  zu  der  grössten  im  Staate  gemes- 
senen Regenmenge  von  48  Zoll  , und  überhaupt  ist  der  Einfluss  des  Harzes 
überall  als  ein  die  Menge  steigernder  sichtbar,  wenn  auch  die  in  Ballenstedt  ge- 
sammelte Menge  sich  in  einem  mehrjährigen  Mittel  wohl  erheblich  erniedrigen 
würde.  Die  Brockenbeobachlungen  haben  uns  gezeigt,  dass  über  der  norddeut- 
schen Ebene,  wie  überall  im  Sommer  die  Wolkenbildung  in  grösserer  Hohe  er- 
folgt, als  im  Winter,  dass  also  die  Luftschicht,  welche  zu  dem  Regen  ihren 
Beitrag  liefert,  im  Sommer  mächtiger  ist  als  im  Winter.  Bei  gleicher  Anzahl 
der  Niederschläge  werden  also  die  Regen  im  Sommer  mächtiger  sein,  als  im 
Winter,  und  so  ist  es  in  der  That.  Aber  woher  kommt  es,  dass  die  Anzahl 
der  Niederschläge  im  ganzen  Jahr  ziemlich  gleichmässig  vertheilt  ist?  — Wä- 
ren es  die  Winde  allein,  welche  die  Regen  veranlassen,  so  könnte  dies  nicht 
der  Fall  sein  , denn  bei  uns  überwiegen  im  Winter  die  südlichen  Winde  mehr 
die  nördlichen,  als  im  Sommer,  ausserdem  nimmt  die  Wärme  im  Winter 
schneller  nach  Norden  ab.  Der  Gründe  , dass  horizontal  forlströmende  Luft 
über  einen  kälter  werdenden  Boden  ihren  Wasserdampf  als  Regen  absetzt,  sind 
also  im  Sommer  weniger  als  im  Winter,  es  müsste  also,  entständen  die  Regen 
allein  durch  diese  Ursache  , zu  jener  Zeit  weniger  regnen  , als  in  dieser.  Da 
die  Erfahrung  das  Gegentheil  zeigt,  so  muss  es  noch  andere  Ursachen  des  Nie- 
derschlags geben  , als  die  Veränderung  der  Windesrichlung.  Diese  andere  Ab- 
kühlungsursache liegt  in  den  höhern  Regionen  der  Atmosphäre.  Die  Luft,  wel- 
che am  Boden  sich  erwärmt,  erhebt  sich,  während  dieses  Aufsteigens  kühlt  sie 
sich  aber  durch  Auflockerung  immer  mehr  ab  , welches  den  mit  ihr  sich  erhe- 
benden Wasserdampf  bestimmt,  die  flüssige  Form  anzunehmen.  Diese  Nieder- 
schläge werden  daher  vorzugsweise  am  Tage  sich  geltend  machen  , weil  dann 
das  Aufsteigen  am  lebhaftesten  erfolgt.  Sind  sie  auch  bei  uns  von  Bedeutung, 


393 


so  wird  die  am  Abend  gesammelte  Regenmenge  die  am  Morgen  anfgefangene 
übertreffen.  Die  Beobachtungen  von  Crefeld  und  Arys  haben  uns  gezeigt  , dass 
jener  Ueberschuss  sehr  erheblich  ist.  Bei  unsern  Niederschlägen  spielt  also  die 
Beschaffenheit  des  Bodens  eine  wesentliche  Bolle  mit,  es  sind  dies  die  localen 
Ursachen,  deren  Einfluss  wir  in  den  sogenannten  Wetterscheiden  erkennen,  die 
zwar  keinen  Landregen  aufzuhalten  vermögen , aber  für  den  Zug  der  Gewitter 
und  für  Hagelwetter  von  Bedeutung  sind.  Diese  Wirkung  des  Bodens  auf  den 
über  ihm  befindlichen  Luftkreis  verändert  sich  mit  der  veränderten  Beschaffen- 
heit desselben,  und  nach  dieser  Seite  hin  hat  der  Bewohner  des  Landes  einen 
Einfluss  auf  das  Klima  desselben.  — An  den  Küsten  zeigt  sich  eine  Tendenz, 
die  Herbstregen  zu  vermehren , so  dass  an  einigen  Stationen  diese  sogar  die 
Sommerregen  überwiegen.  Der  Grund  mag  der  sein,  dass  die  benachbarte  See 
pich  im  Herbst  noch  längere  Zeit  warm  erhält , während  das  Land  sich  schon 
erheblich  abkühlt,  und  der  Seewind  daher  sein  Wasser  unmittelbar  an  der  Küste 
condensirt.  — Die  geringe  Menge  des  im  Frühling  gesammelten  Wassers  hat 
ihren  Grund  in  den  zu  dieser  Zeit  oft  mit  grosser  Beständigkeit  einsetzenden 
nördlichen  und  östlichen  Winden  , die  aus  kältern  Gegenden  wehend  dem  sich 
bereits  erwärmenden  Boden  seine  Feuchtigkeit  entziehen  und  daher  austrocknend 
bei  hohem  Barometerstände  wirken.  — Es  sind  mir  keine  Beobachtungen  be- 
kannt, welche  entscheiden  Hessen,  wie  viel  von  der  herabfallenden  Wassermenge 
zur  Bewässerung  nach  Abzug  des  Verlustes  durch  unmittelbare  Verdunstung  ver- 
wendet werden  kann.  Solche  Beobachtungen  sind  aber  in  einem  benachbarten 
Lande,  in  Freiberg  im  Königreich  Sachsen,  angestellt.  Dort  hat  Herr  Reich  die 
in  den  Jahren  1830 — 1851  gesammelte  herabfallende  Wassermenge  mit  der  Menge 
verglichen,  welche  im  Freiberger  Bergamtsrevier  an  Aufschlagewasser  in  Teichen, 
Gräben  und  andern  Anlagen  gesammelt  wird.  Aus  dieser  Untersuchung  ergiebt 
sich,  dass  von  der  vom  Himmel  herabfallenden  Wassermenge  etwa  2/s  s*ch  auf- 
sammeln lässt.  Ein  ähnliches  Verhältniss  müssen  wir  als  auch  für  unsre  Ge- 
genden gültig  in  Ermangelung  directer  Messungen  annehmen.  — Die  erhaltenen 
Ergebnisse  der  Beobachtungen  des  meteorologischen  Instituts  schliessen  sich  an 
die  Verhältnisse  an  , welche  aus  dem  übrigen  Deutschland  bekannt  sind.  Aber 
bei  den  practischen  Fragen  des  Landbaues  kommt  es  nicht  auf  diese  allgemei- 
nen Züge  an  , sondern  auf  die  quantitative  Bestimmung  der  Besonderheiten  je- 
der bestimmten  Oertlichkeit.  Solche  Beobachtungen  lassen  sich  aber  viel  besser 
auf  dem  Lande  anstellen  , als  in  den  Städten.  Es  wäre  daher  zu  wünschen, 
dass , da  die  Anschaffung  eines  Regenmessers  keine  erhebliche  Ausgabe , die 
Beobachtung  selbst  aber  wenig  Zeit  raubend  ist,  unsere  Landwirlhe  selbst  Hand 
anlegten,  diese  sie  vorzugsweise  interessirende  Frage  zu  beantworten.  B. 

Physik.  Emsmann,  Dauer  des  Lichteindrucks.  — Wäh- 
rend Newton  die  Dauer  dieses  Eindrucks  auf  1 Secunde  schätzt,  gibt  d’Arcy  da- 
für 8 Terzien  oder  0,133  Secunden  an  und  Thomas  Young  0,01  bis  0,5  Secun- 
den.  Plateau  hat  hierüber  am  sorgfältigsten  experimenlirt , aber  dennoch  sagt 
er,  dass  seine  Resultate  nur  als  Annäherungen  zu  betrachten  seien.  Als  Resul- 
tat aus  sechs  Versuchsreihen  erhielt  Plateau  für  die  Dauer  eines  Eindrucks  fol- 
gende Bestimmungen  nach  Sexagesimalsecunden 

Wciss  Gelb  Roth  Blau 

0,35  0,35  0,34  0,32, 

also  hei  Weiss  und  Gelb  die  dauerndsten  Eindrücke,  dann  folgt  Roth  und  end- 
lich Blau.  E hat  nach  einer  Methode  experimentirt  und  Resultate  erhalten,  die 
zwar  von  denen  Plateau’s  etwas  abweichen,  indessen  andererseits  wieder  zur  Be- 
stätigung derselben  dienen.  Als  Apparat  diente  ein  Räderwerk,  das  zu  andern 
Zwecken  construirt  war  und  in  seinen  physikalischen  Aufgaben  1852  p.  55  Aufg. 
20  beschrieben  ist.  Der  Apparat  lässt  sich  durch  eine  Kurbel  sehr  leicht  dre- 
hen und  das  letzte  Rad  macht  dann  bei  einer  Kurbeldrehung  30  oder  60  Um- 
drehungen, je  nach  der  Axe,  an  welcher  man  die  Kurbel  ansetzt.  Auf  der 
verticalen  Axe  des  letzten  Rades  befestigte  er  durch  eine  Röhre  mittelst  einer 
durch  einen  Schlitz  derselben  gehenden  Schraube  eine  kreisförmige,  messingene 


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Scheibe,  die  in  ihrem  Cenlrum , welches  mit  dem  der  Radaxe  zusammenfällt, 
einen  etwa  einen  Zoll  langen  Stift  trägt,  auf  welchen  eine  kleine  Schraubenmut- 
ter befestigt  werden  kann.  Unter  der  Scheibe  und  zwar  an  der  Röhre  wurde 
ein  Sternrad  von  100  Zähnen  angebracht  und  seitwärts  an  dem  Gestelle  ein  Trä- 
ger zur  Aufnahme  eines  Streifens  von  einem  Kartenblatte.  Rad  und  Karlenblalt 
wirken  als  Sirene  und  aus  dem  Ton  kann  man  sehr  leicht  erkennen,  ob  die  Be- 
wegung der  Scheibe  gleichförmig  ist  oder  nicht.  Die  Zeit,  welche  zu  einer  Um- 
drehung erforderlich  war,  wurde  mittelst  einer  Uhr  bestimmt,  welche  74  Pen- 
delschläge in  einer  Secunde  macht.  Auf  den  Stift  wurde  ein  mit  schwarzem 
Sammet  überzogenes  quadratisches  Stuck  Pappe  von  9 Zoll  Seite  im  Durch- 
schnittspuncte  seiner  Diagonalen  gesetzt  und  nun  war  der  Apparat  zu  den  Ver- 
suchen fertig.  Auf  den  Sammet  wurden  Rechtecke  aus  verschiedenen,  gleichmäs- 
sig  gefärbten  Papieren  mittelst  der  Schraube  befestigt.  Setzte  man  die  Maschine 
in  Rewegung,  so  zeigte  sich  bei  einer  gewissen  Geschwindigkeit  eine  Kreisfläche 
von  der  Farbe  des  Papieies,  im  Durchmesser  gleich  der  Entfernung  der  beiden 
längsten  Rechtecksseiten,  und  ausserdem  umgab  jene  Kreisfläche  ein  durchschei- 
nender, zackiger  Schleier,  der  noch  über  die  bezeichnele  Kreislinie  hinausging, 
so  dass  die  Spitzen  der  Zacken  auf  der  Peripherie  eines  Kreises  lagen  , dessen 
Halbmesser  gleich  der  halben  Diagonale  des  Rechtecks  war.  Die  Zwischenräume 
der  Zacken  erscheinen  bogenförmig  begrenzt.  Nahm  die  Geschwindigkeit  ab,  so 
verlor  sich  die  Form  des  Kreises.  — Der  30ste  Theil  der  Zeit  einer  Kurbel- 
umdrehung war  die  Zeit  zu  einmaliger  Umdrehung  der  Scheibe  und  des  Blattes; 
die  Hälfte  dieser  Zeit  ist  das  Maass  für  die  Dauer  des  Lichteindrucks.  Denn 
es  sind  die  beiden  Punkte,  welche  in  der  Milte  der  kurzen  Rechtecksseiten  lie- 
gen , die  Erzeuger  der  die  Kreisfläche  umgebenden  Kreislinie  und  die  beiden 
vom  Centrum  auf  die  langen  Seiten  gefällten  Perpendikel  die  Erzeuger  der  Kreis- 
fläche. — Die  Versuche  wurden  angestellt  bei  Tage,  sowohl  bei  bewölktem,  als 
ganz  heiterem  Himmel,  und  dann  sowohl  im  direct  auffallenden,  als  nicht  auf- 
fallenden Sonnenlichte,  und  des  Abends  bei  Beleuchtung  durch  eine  Schiebelampe. 
Die  Resultate  waren  folgende  , wobei  die  Dauer  des  Lichteindrucks  in  Secundeu 
angegeben  ist : 


Dunkelblau. 

0,29 


Bei  Tage: 

Gelb.  Mittelgrün.  Dunkelgrün.  Weiss.  Roth. 
0,27  0,26  0,26  0,25  » 0,24 


Miltelblau. 

0,22 


Bei  Lampenlicht: 

Dunkelblau.  Dunkelgrün.  Gelb.  Weiss.  Roth.  Mittelgrün.  Mittelblau. 

0,35  0,35  0,31  0,30  0,29  0,26  0,26. 

Die  Zeitbestimmungen  sind  also  kleiner  als  die  Plateaus.  Die  benutzten  Farben 
waren  glänzende;  daher  wurden  andere  Papiere  mit  Gummigutl,  Carmin  und 
Berlinerblau  angetuscht.  Im  Tageslicht  wurden  damit  folgende  Resultate  erhallen  : 
Gelb  Weiss  Roth  Blau 

0,25  0,25  0,22  0,21 

Der  Lichteindruck  wird  mithin  durch  den  Glanz  verstärkt.  — Plateau  knüpfte 
an  seine  Untersuchungen  noch  Beobachtungen  an  Scheiben  mit  12  schwarzen 
und  12  gefärbten  Feldern.  Für  die  Dauer  eines  Umlaufes,  sobald  ein  gleichför- 
miger Farbenton  hervorgebracht  war,  erhielt  er  folgende  Resultate  in  Secunden : 
Weiss  Gelb  Roth  Blau 

0,191  0,199  0,232  0,295, 

also  die  umgekehrte  Ordnung,  wie  bei  den  vorhergehenden  Versuchen.  Daraus 
schloss  er,  dass  der  Eindruck  des  Blauen  langsamer  abnehme  als  der  des  Ro- 
then, dieser  langsamer  als  der  des  Gelben  und  dieser  wieder  langsamer  als  der 
des  Weissen.  E.  erhielt  dagegen  folgende  Resultate  in  Secunden: 

Weiss  Gelb  Roth  Mittelblau  # 

0,55  0,58  0,62  0,72. 

Die  Zeitbestimmungen  weichen  zwar  sehr  von  denen  Plaleau’s  ab,  das  Ergebniss 
aber  ist  dasselbe.  ( Pogg . Ann.  Bd.  XCI.  p.  611.)  B. 


Böttger,  über  das  Freiwerden  von  Electricität  bei  che- 
mischer Zersetzung. — Bei  der  Zersetzung  einiger  Krystallfragmcnte  sau- 


395 


ren  chromsauren  Ammoniaks  durch  Erhitzen  derselben  in  einem  kleinen  mit 
dem  Teller  des  Bohnenberger-Bennetschen  Electroscops  in  Verbindung  gesetzten 
Platinlöffelchen  entwickelt  sich  starke  Electricitäl  und  zwar  wird  der  Teller  je- 
desmal stark  positiv  geladen,  so  lange  die  mit  Feuererscheinung  begleitete  Zer- 
setzung des  Salzes,  unter  Ausscheidung  von  Chromoxyd  dauert.  Nimmt  man 
das  Lotleichen  in  die  Hand  und  leitet  die  Zersetzung  des  Salzes  so,  dass  die 
gleichzeitig  aus  demselben  aufsleigenden  Wasserdämppfe  und  das  Stickgas  den 
Teller  treffen,  während  die  positive  Electricität  des  Löffelchens  mittelst  einer 
angehängten  Metallkelte  dem  Erdboden  zugeführt  wird , so  zeigt  sich  das  Elec- 
troscop  stark  negativ  geladen.  Ganz  ebenso  verhält  sich  das  fumarsaure  Silber- 
oxyd; beim  cilronensauren  Silberoxyd  findet  jedoch  das  Gegentbeil  statt;  geht 
hier  die  Zersetzung  auf  dem  Teller  vor  sich  , so  wird  er  negativ  , treffen  ihn 
die  gasförmigen  Zersetzungsproducle  so  wird  er  positiv  geladen.  Bringt  man 
in  dem  mit  dem  Electroscopteller  communicirenden  LöfTel  salpetersaures  Ammo- 
niak in  Fluss  und  wirft,  während  sich  Stickoxydulgasbläschen  daraus  entwickeln, 
eine  Messerspitze  voll  fein  geschabter  Zink-  oder  Cadmiumspäne  dazu,  so  ladet 
sich  der  Teller  stark  positiv,  dagegen  durch  die  sich  entwickelnden  Gasblasen 
negativ.  Mit  allen,  beim  Erwärmen  momentan  oder  doch  sehr  schnell  verpuf- 
fenden Stoffen  konnten  keine  bemerkbaren  Spuren  freier  Electricität  nachgewie- 
sen werden.  ( Jaliresbev.  d.  phys.  Ver.  zu  Frankfurt  a.  M.  1852.  53. 
p.  12.)  B, 

Derselbe,  über  die  Lichterscheinungen  eines  mit  einer 
Buhmkorffschcn  Spirale  erzeugten  Inducti  ons  Stromes  im 
luftverdünnten  Raume.  — Im  sogenannten  electrischen  Ei  bringt  die  be- 
kannte Ruhmkorffsche  Inductionsspirale,  unter  Milanwendung  zweier  Bunsenscher 
Elemente,  Wirkungen  hervor,  welche  wahrhaft  slannenerregend  sind  und  die  der 
gewöhnlichen  Electrisirmaschine  in  Beziehung  auf  die  Schnelligkeit,  mit  der  die 
electrischen  Entladungen  auf  einander  folgen  , bedeutend  übertreffen.  Die  elec- 
trischen Funken  folgen  so  rasch  auf  einander,  dass  das  Auge  den  Eindruck  ei- 
nes ununterbrochenen  Lichtstromes  hat,  den  man  willkührlich  Stun- 
den lang  andauern  lassen  kann.  Geschieht  dieses  Funkenüberspringen  in  dem 
sogenannten  electrischen  Eie,  und  zwar  innerhalb  einer  Benzol-  oder  Nitroben- 
zol-Atmosphäre, indem  man  das  eleclrische  Ei  zuvor  möglichst  luftleer  gemacht, 
dann  dasselbe  über  einem  mit  Benzol  oder  Nitrobenzol  gefüllten  Gläschen  mo- 
mentan geöffnet  und  von  Neuem  die  Luft  daraus  möglichst  exanllirt  hatte,  so 
gewahrt  man  ein  höchst  überraschendes  Lichtphänomen,  ähnlich  dem,  auf  wel- 
ches Prof.  Nee  ff  zuerst  die  Aufmerksamkeit  der  Physiker  gelenkt  (Pogg.  Ann. 
Bd.  LXVI.  p.  414.  und  Bd.  LX1X.  p.  141.)  , jedoch  in  einer  weit  eklatanteren 
Weise.  Die  schön  violett  gefärbte  — oder  bei  Anwendung  von  Schwefelkohlen- 
stoffdämpfen  intensiv  gelb  gefärbte  — Lichlmasse  strömt  fortwährend  , in  Ge- 
stalt einer  starken  Licblsäule  von  dem  positiven  nach  dem  negativen  Pole  im 
electrischen  Ei  , letztere  nimbusarlig  umstrahlend , während  man  gleichzeitig  in 
senkrechter  Richtung  gegen  die  Achse  der  Lichtsäule  eine  Anzahl  paralleler  Schich- 
ten bemerkt,  die  abwechselnd  durch  dunkle  Lagen  von  einander  getrennt  sind. 
( Ebenda  p.  23.)  B. 

Lorey,  Längenbestimmung  zwischen  Berlin  und  Frank- 
furt mittelst  des  galvanischen  Telegraphen. — Im  Sommer  1852 
wurden  von  L.  behufs  der  Längenbestimmung  von  Frankfurt  Zeitvergleichungen  zwi- 
schen dieser  Stadt  und  Berlin  mittelst  des  galvanischen  Telegraphen  angestellt, 
welche  ein  sehr  befriedigendes  Resultat  ergeben  haben.  Unterstützt  wurde  L. 
hierbei  vom  Prof.  Encke  und  dessen  Assistenten  Dr.  Brünnow.  An  zwei  ver- 
schiedenen Tagen  des  August  wurde  die  Morgenstunde  von  0 — 7 Uhr  dazu  be- 
nutzt, um  gegenseitig  Signale  zu  geben,  wobei  die  Zeit  des  Gebens  und  Em- 
pfangens  in  Berlin  von  beiden  Beobachtern  an  einem  besonderen  Chronometer, 
in  Frankfurt  aber  von  L.  allein  nach  dem  Chronometer  Kessels  1724  bestimmt 
wurde.  Das  Signal  selbst  bestand  in  einem  einfachen  Drucke  auf  der  Klinke 
des  Telegraphen,  welcher  an  dem  entgegengesetzten  Ende  der  Linie  an  dem  Ap- 
parat ein  Knacken  von  nicht  messbarer  Dauer  bewirkte.  An  jedem  der  beiden 


396 


Versuchtage  wurden  zuerst  von  Frankfurt  11  Signale  nach  Berlin  gegeben  und 
zwar  von  Minute  zu  Minute;  dann  in  gleicher  Weise  11  andere  von  Berlin. 
Das  erste  Signal  jeder  Keihe  diente  nur  zum  Aufmerksammachen.  — Im  Mittel 
aus  den  Frankfurter  und  Berliner  Signalen  stellen  sich  nun  die  Längenunter- 
schiede so : 


Aug.  13. 
Aug.  29. 


18'51",68  Encke 
18'51",82  Brünnow 
18'51",81  Encke 
18'51",99  Brünnow 


im  Mittel  18'51",82  -= 


Längenunterschied  zwischen  der  Berliner  Sternwarte  und  dem  Frankfurter  Pauls- 
thurm. — Nach  Encke  kann  aus  diesen  Versuchen  auch  noch  ausserdem  gefol- 
gert werden,  dass  für  eine  Entfernung,  wie  die  von  Berlin  und  Frankfurt,  die 
Zeitdauer  des  galvanischen  Stroms  so  gering  ausfällt,  dass  sie  als  nicht  vorhan- 
den angesehen  werden  kann.  Ordnet  man  nämlich  die  Signale  so , dass  man 
einerseits  die  Berliner  und  andererseits  die  Frankfurter  zusammenslcllt,  um  die 
Mittel  daraus  zu  suchen,  so  ergibt  sich  als  Mittel  des  Zeitunterschiedes  aus  den 
Signalen  von  Berlin  18'51",89  und  als  Mittel  aus  den  Signalen  von  Frankfurt 
18'51",77.  Aus  den  Berliner  Signalen  hat  sich  also  ein  etwas  grösserer  Zeit- 
unterschied ergeben,  als  aus  den  Frankfurter.  Hätte  nun  diese  Verschiedenheit 
beider  Resultate  darin  ihren  Grund,  dass  die  Ueberlragnng  von  einem  Endpunkt 
des  Telegraphen  zum  andern  nicht  augenblicklich  geschehen  ist,  so  hätte,  weil 
im  Falle  einer  Zeitdauer,  welche  bei  dem  Durchlaufen  des  Telegraphendrahtes 
verfliesst , die  Frankfurter  Signale  zu  spät  in  Berlin  ankommen,  der  Längenun- 
terschied nach  ihnen  grösser  ansfallen  müssen  , nach  den  Berliner  Signalen  da- 
gegen kleiner,  weil  bei  diesen  in  Frankfurt  die  Zeit  zu  spät  angegeben  worden 
wäre.  ( Ebenda  p.  45.)  B. 


Die  Grundidee  bei  dem  System  des  sardinischen  Telegraphendirectors 
Bon  eil  i,  den  J a c q ua  rd  s t n h 1 durch  den  electrischen  Strom  func- 
tioniren  zu  lassen  (vgl.  pag.  202.)  besteht  in  dem  Ersetzen  der  ge- 
wöhnlichen Muslerpappen  durch  eine  dünne  Metallplatte,  deren  Oberfläche  mit- 
telst des  Grabstichels  in  kleine  Quadrate  von  lmm  Seite  getlieilt  ist;  auf  die- 
selbe ist  das  Muster,  welches  auf  dem  Zeug  hervorgebracht  werden  soll,  mit  ei- 
nem die  Electricität  nicht  leitenden  Firniss  gezeichnet.  Diese  Metallplatte  ist 
über  einer  Querreihe  von  Nadeln  angebracht,  welche  die  Fäden  oder  Litzen  hal- 
ten, und  denen  sie  bei  ihrer  allmäligen  drehenden  Bewegung  alle  Theile  der  auf 
ihrer  Oberfläche  befindlichen  Zeichnung  darbietet.  Indem  die  mit  einer  Bunscn- 
schen  Batterie  verbundenen  Eleclromagnete  auf  diese  Platte  wirken,  heben  sie 
dieselbe  und  mit  ihr  die  Nadeln,  welche  den  nicht  mit  Firniss  überzogenen  klei- 
nen Quadraten  der  Oberfläche  entsprechen  , wogegen  diejenigen  Nadeln  , welche 
der  isolirende  Firniss  berührte,  in  Ruhe  bleiben  und  dann  durch  das  Pedal  ge- 
hoben werden.  Die  Electricität  wirkt  ununterbrochen.  Bei  jedem  Stoss  des 
Pedals,  welchen  der  Arbeiter  giebt,  rückt  die  Metallplalle,  worauf  sich  die  Zeich- 
nung befindet,  um  einen  Grad  vorwärts;  ihre  Bewegung  ist  immer  dieselbe, 
nur  diejenige  der  Nadeln  wechselt  nach  dem  Wcbmusler.  Dieses  System  erfor- 
dert jedoch  einen  ziemlich  grossen  Aufwand  von  Electricität.  Dieser  Nachlheil 
w’ird  durch  den  Apparat  von  Pascal  und  Mathieu  vermieden,  der  in  einer 
der  Sitzungen  der  Agricultur- Gesellschaft  zu  Lyon  zur  Sprache  gekommen  ist. 
Bei  letzterem  befindet  sich  die  Kupferplatte  mit  der  Zeichnung  in  vertikaler  Lage 
und  zur  Seile  der  Häkchen,  welche  die  Faden  hallen.  Sie  dreht  sich  um  einem 
Cylinder,  ohne  sich  gänzlich  zu  verrücken.  Das  Abheben  der  Faden  geschieht 
unter  dem  Einfluss  des  electrischen  Stromes  mittelst  einer  geringen  drehenden 
Bewegung  der  Häkchen  um  ihre  Achse  ; da  diese  Bewegung  nur  in  einem  schwa- 
chen Schaukeln  besteht,  so  erfordert  sie  eine  sehr  unbedeutende  Kraft,  wogegen 
die  den  isolirlen  Stellen  der  Platten  entsprechenden  Häkchen  durch  das  Pendel 
gehoben  werden.  Es  wird  so  Einfachheit  und  Regelmässigkeit  mit  Kraflerspar- 
niss  verbunden.  Die  Erfinder  hoffen,  Alles  auf  ihrem  Webstuble  leisten  zu  kön- 


397 


neu,  was  jetzt  der  Jacquardstuhl  verrichtet.  Die  genannte  Gesellschaft  hat  zur 
genauen  Prüfung  der  Erfindung  eine  aus  Fabrikanten  und  wissenschaftlich  ge- 
bildeten Technikern  bestehende  Commission  gewählt.  ( Dinglers  polyt-  Journ. 
Bd.  LXXXl.  pag.  73.)  B. 

Chemie.  — ßöttger,  über  das  Ozon.  — Dasselbe  erzeugt 
sich  nicht  bloss  bei  der  Zerlegung  des  Wassers,  sondern  auch  bei  des- 
sen Bildung.  Verpufft  man  nämlich  ein  Gemisch  von  2 R.  Th.  völlig  rei- 
nen Wassersloffgases  und  1 R.  Th.  reinen  Sauerstoffgases,  so  tritt  auf  der  Stelle 
Ozon  auf.  Desgleichen  wurde  Ozon  nachgewiesen  beim  Verbrennen  einer  Stahl- 
feder, von  Graphit  , Diamant  und  Holzkohle  in  einer  Atmosphäre  völlig  reinen 
Sauerstoffgases ; eine  besonders  starke  Reaction  trat  auf  bei  der  Verbrennung 
der  letzteren.  Wendet  man  bei  der  Darstellung  des  Ozons  mittelst  Phosphor, 
stall  Wasser,  chemisch  reine  völlig  chlorfreie  Salzsäure  von  1,12  spec.  Gew. 
an  , so  bildet  sich  das  Ozon  weit  schneller  und  mit  weit  intensiverem  Geruch. 
Der  Phosphor  leuchtet  in  der  salzsauren  Atmosphäre  stark.  Bringt  man  ihn  da- 
gegen in  eine  mit  reinem  Sauerstotfgase  gefüllte  Flasche,  deren  Boden  mit  Salz- 
saure bedeckt  ist,  so  findet  nicht  das  mindeste  Leuchten  statt.  Senkt  man  nach 
Verpuffung  reinen  Knallgases  ein  Platinblech  in  das  Glas,  worin  die  Verpuffung 
geschah,  lässt  dasselbe  etwa  5 Minuten  darin,  so  erscheint  es  negativ  polarisirt. 
Ein  mit  absolutem  oder  80  procentigem  Alkohol  gefülltes  Davysches  Glühlämp- 
chen erzeugt  weder  Ozon,  noch  irgend  eine  auf  das  angefeuchtete  Lackmuspapier 
im  mindesten  reagirende  Säure  (Journ.  f.  prakt.  Chem.  Bd.  X pag.  61.).  Bei 
der  unvollkommenen  Verbrennung  des  alkohol  - und  säuerfreien  Essigäthers  in 
dem  Glühlämpchen  entwickelt  sich  eine  Säure  , die  Lackmuspapier  röthet  aber 
nicht  bleicht,  Jodkaliumkleisler  nicht  bläut,  Jodkaliumlösung  nicht  zersetzt,  ei- 
nen mit  Indigsolulion  getränkten  feuchten  Papierslreifen  nicht  im  mindesten  bläut, 
überhaupt  nicht  reducircnd  oder  zersetzend  wirkt.  Aether  erzeugt  dagegen  eine 
ganz  eigentümliche  , höchst  penetrant  riechende  , die  Augen  stark  angreifende 
fluchtige  Säure,  deren  aufsleigende  Dampfe  ein  befeuchtetes  Lackmuspapier  stark 
röthen,  aber  niemals  bleichen,  dagegen  Jodkaliumkleister  sehr  stark  bläuen  und 
ein  mit  Jodkaliumlösung  bestrichenes  Papier,  in  Folge  des  sich  ausscheidenden 
Jods,  fast  augenblicklich  braunschwarz  färben,  die  Farbe  eines  mit  Indiglösung 
getränkten  feuchten  Papierstreifen  schnell  redlichen  , gegen  ein  mit  Mangansul- 
fat  benetztes  Papier  sich  völlig  indifferent  verhalten  und  das  durch  Ozon  auf 
einem  Papierstreifen  erzeugte  Mangansnperoxydhydral  schnell  wieder  reduciren; 
der  alle  diese  Reaclionen  hervorbringende  flüchtige  Stoff  ist  also  weder  Ozon, 
noch  Essigsäure  , noch  Ameisensäure.  — Aus  der  älteren  Literatur  bringt  ß. 
sodann  noch  einige  bisher  nicht  beachtete  Thatsachen  bei,  aus  denen  man  er- 
sieht , dass  das  Ozon  den  alleren  Physikern  keineswegs  unbekannt  war.  So 
fand  Cruikshank  (Giib.  Ann.  Bd.  VII.  pag.  107.),  dass  bei  der  Zersetzung 
der  Schwefelsäure  an  der  Anode  sich  Sauersloffgas  entwickelte,  welches  einen 
besonderen  Geruch  halte,  der,  wie  er  sich  ausdrückt,  dem  der  sehr  verdünnten 
oxydirten  Salzsäure  (dem  Chlor)  gleiche.  Gardini  beobachtete  schon  1793 
(Gehler’s  Journ.  Bd.  Vll.  pag.  381.),  dass  ein  Phosphorgeruch  entstehe,  wenn 
Electricität  aus  Spitzen  ausströmt  und  dass  dieser  Geruch  durch  Ammoniak  ge- 
bunden werde.  Priestley  fuhrt  ferner  an  ( Gren’s  Journ.  Bd.  1.  pag.  98.  u. 
101.  Crell’s  chem.  Ann.  Jahrg.  1801.  Bd.  I.  pag.  156. ),  dass  bei  jeder  Bildung 
von  Wasser  durch  den  electrischen  Funken  das  Gefäss  von  einem  dicken  weis- 
sen  Dampf  erfüllt  werde,  der  einen  besonderen  Geruch  habe,  ja  dass  sogar  ein 
Lackmuspapier  dadurch  geröthel  werde  und  schliesst,  es  müsse  bei  der  Wasser- 
bildung eine  Säure  entstehen.  — Nach  ßöttger  erzeugen  sich  solche  undurch- 
sichtige ozonhaltige  Nebel  allemal  bei  der  electrolylischen  Zerlegung  des  ange- 
säuerten  Wassers  mittelst  einer  sehr  kräftig  wirkenden  Groveschen  Bat- 
terie ; ebenso  bei  der  Entwickelung  des  Sauersloffgases  aus  einem  Gemisch  von 
chlorsaurem  Kali  und  feinem  Quarzsand;  diese  letzteren  sind  weder  Wasser- 
dämpfe, noch  auch  mechanisch  mit  fort  gerissene  Salzpartikelchen  ; sie  reagiren 
stark  auf  Ozon.  — Als  van  Marum  nnd  Paets  von  Trostwyk  den 


398 


durch  die  grosse  Teylersche  Eleclrisirmaschine  entbundenen  electrischen  Strahl 
durch  über  Wasser  gesperrte  dephlogislisirte  Luft  (Sauerstoffgas)  15  Minuten  hin- 
durch gehen  liessen  , wurde  dieselbe  um  V20  vermindert.  Als  sie  diese  Luft 
aus  einem  Gefässe  in  ein  anderes  brachten,  bemerkten  sie  einen  starken  Geruch, 
der  ihnen  sehr  deutlich  der  der  electrischen  Materie  eigene  zu  sein  schien,  der 
indess  viel  starker  gewesen,  als  sie  ihn  je  empfunden  hatten.  [van  Marum : 
Beschreibung  der  Eleclrisirmaschine  im  Teylerschen  Museum.  Leipzig  1786  p. 
25.]  ( Jahresber . d.  phys ■ Ver.  zu  Frankfurt  a.  31.  1852.53.  pag. 18.) 

W.  B. 

Mohr,  älteste  Nachricht  über  Ozon  und  seine  Benennung. 

— Diese  soll  sich  nach  M.  im  Homer  linden  und  zwar  an  vier  verschiedenen 
Stellen.  So  in  der  Odyssee  (12.  Gesang  Vers  417  und  14.  Gesang  Vers  307). 
Odysseus  erzählt,  wie  Zeus  ihn  auf  der  Irrfahrt  mit  einem  Gewitter  heimsuchte 
und  der  Blitz  in  das  Schi  ff  einschlug 

,,Dass  es  getroffen  vom  Strahle  des  Zeus  rings  wirbelnd  sich  drehte, 

Ganz  voll  Schwefelgeruch.“ 

Auch  noch  heute  bezeichnen  gewöhnliche  Leute  den  durch  die  Electrisirmaschine 
und  den  Blitz  entstehenden  Geruch  als  Schwefelgeruch.  — Noch  bezeichnender 
ist  die  dritte  Stelle,  Ilias  VI1L,  135.  Zeus  will  verhindern,  dass  der  die  Troer 
drängende  Diomedes  „schreckliche  Thalen“  verübe  und  entsendet 
„den  leuchtenden  Blitzstrahl: 

Vor  Diomedes  Gespann  dicht  schleudert  er  ihn  in  den  Boden: 

Graunvoll  stürzte  die  Flamme  hervor  von  dem  brennenden  Schwefel.“ 

Die  vierte  Stelle  findet  sich  Ilias  XIV,  415.  Ilector  hatte  Ajas  mit  der  Lanze 
auf  den  Schild  getroffen,  aber  nicht  verwundet:  Er  entweicht,  der  Telamonier 
stürzt  ihm  nach  und  trifft  mit  einem  Felsstück  seine  Brust  an  dem  Halse,  dicht 
über  dem  Schildrand.  Hector  stürzt  nieder: 

„Wie  von  des  Vaters  Cronion  Geschoss  der  entwurzelte  Eichbaum 
Hinstürzt:  schrecklich  erhebt  der  Geruch  sich  vom  dampfenden  Schwefel.“ 

An  dieser  Stelle  findet  sich  sogar  schon  der  Name.  Das  Wort  oJur\  Geruch 
kömmt  abei  von  ö£w,  riechen.  \Pogg.  Ann.  Bd.  XCl.  pag.  625.)  W.B. 

Nach  Boettger  (Jahresber.  d.  phys.  Ver.  zu  Frankf.  a.  M.  1852-  53.) 
enthalten  mehrere  im  Handel  vorkommende  Sorten  rauchender  Schwefel- 
säure nicht  unbedeutende  Mengen  von  salpetriger  Säure,  die  man  oft 
schon  dadurch  erkennen  kann  , dass  man  die  erstere  mit  einem  gleichen  Volu- 
men Wasser  mischt,  wobei  röthlich  gelbe  Dämpfe  entweichen.  Eine  solche  ver- 
dünnte Säure  desoxydirt  oder  entfärbt  augenblicklich  eine  Lösung  von  überman- 
gansaurem Kali  oder  Indigo. 

Löwe,  Reinigung  der  Schwefelsäure  von  der  Salpeter- 
säure, Untersalpetersäure  und  der  arsenigen  Säure.  — Han- 
delt es  sich  um  Reinigung  von  kleinen  Mengen  , so  ist  die  reine  entwässerte 
Oxalsäure  zu  empfehlen.  — Beim  mässigen  Erwärmen  mit  conccnlrirler 
Schwefelsäure  zerfällt  sie  mit  Verlust  ihres  Hydratwassers  ohne  Schwärzung  ge- 
rade auf  in  Kohlensäure  und  Kohlenoxydgas  und  letzteres  redrcirt  die  einzel- 
nen Verbindungen  des  Stickstoffs,  welche  durch  ihre  leichte  Abgabe  des  Sauer- 
stoffs characlerisirt  sind,  es  oxydirt  sich  ebenfalls  zu  Kohlensäure  unter  gleich- 
zeitigem Entweichen  von  Slickstoffoxvdgas.  Man  setzt  die  Oxalsäure  so  lange 
in  kleinen  Anlheilen  hinzu  , als  ein  kaltes  Pröbchen  mit  einer  concentrirten  Ei- 
senvitriollösung sich  nicht  mehr  rosenrolh  färbt.  Eine  auf  diese  Weise  behan- 
delte Säure  ist  frei  von  schwefliger  Säure  und  ein  geringer  Ueberschuss  des 
Zersetzungsmittels  bewirkt  keine  Verunreinigung , indem  es  gleichfalls  zerfällt. 

— Die  Menge  der  arsenigen  Säure  ist  nicht  so  beträchtlich  , wie  man  gemein- 
hin glaubt.  Sie  wird  von  eoncentrirler  Säure  noch  viel  träger  aufgenommen, 
als  von  verdünnter  und  schon  hier  ist  das  Lösnngsverhältniss  ein  geringes. 
Frei  von  dieser  Verunreinigung  erhält  man  die  Schwefelsäure,  wenn  man  sie  in 
einer  flachen  Schale  an  einem  Orte  erhitzt,  woselbst  für  Luftzug  gesorgt  ist  und 
unter  stetem  Umrühren  geringe  Mengen  feingeriebenen , trockenen  Kochsalzes 


399 


einträgt.  Die  sich  hier  entwickelnde  Salzsäure  setzt  sich  theilweise  mit  der  ar- 
senigen  Säure  zu  Wasser  und  Arsensuperchlorür  um  (As03-j-3CIH=AsCl3-f-3HO), 
welche  letztere  Verbindung  sehr  fluchtig  ist.  Das  Austreiben  derselben  gelingt 
aber  nur  bei  einer  concentrirten  Säure  , denn  in  Berührung  mit  Wasser  bildet 
sich  wieder  Salzsäure  und  arsenige  Säure.  Die  Mengen  des  Arsens  in  der 
Säure  sind  verschieden  , daher  muss  durch  einen  besonderen  Versuch  das  Ge- 
wicht des  zuzusetzenden  Kochsalzes  besonders  ermittelt  werden.  Auf  der  an- 
deren Seite  zeigt  ein  Versuch  mit  dem  Marshschen  Apparat , ob  die  Säure  frei 
von  dieser  Verunreinigung  ist.  (Ebd.  pag.  41.)  W.B. 

Fremy,  über  die  Fluorverbindungen.  — Ein  belgischer  Che- 
miker , Louyet  , hatte  vor  einigen  Jahren  verschiedene  Angaben  über  das  Fluor 
und  seine  Verbindungen  gemacht , die  aber  bald  als  ungenau  erkannt  wurden. 
So  wollte  er  aus  dem  Fluorquecksilber,  das  in  einem  Gefäss  von  Fluorcalcium 
erhitzt  worden,  durch  Zersetzen  mittelst  trocknem  Chlorglas  Fluor  erhalten;  fer- 
ner sollte  die  auf  gewisse  Art  dargestellle  wasserfreie  Fluorwasserstoffsäure  das 
Glas  nicht  angreifen  und  dann  halte  er  an  die  Stelle  des  von  Berzelius  ange- 
gebenen Atomgewichtes  eine  neue  Zahl  gesetzt.  Hierdurch  wurde  F.  veranlasst 
diese  Verbindungen  einem  genauen  Studium  zu  unterwerfen.  — Um  die  Fluor- 
wasserstoffsäure rein  und  wasserfrei  zu  erhalten  bereitete  er  sie  auf  eine  neue 
Art,  indem  er  Fluorwasserstoff- Fluorkalium  in  Platin  der  Destillation  unterwarf. 
Die  bei  gewöhnlicher  Temperatur  gasförmige  Säure  bildete  durch  Abkühlen  in 
Schnee  und  Salz  eine  dünnflüssige  Flüssigkeit,  die  sich  sogleich  wieder  verflüch- 
tete,  sobald  man  sie  ans  der  Kältemischung  heraushob.  Sie  griff  Glas  mit  Hef- 
tigkeit an.  Dann  stellte  er  die  wasserfreie  Säure  auch  dar,  indem  er  Fluorblei 
durch  trocknes  Chlorwasserstoffgas  zersetzte  ; um  die  Einwirkung  des  Bleis  auf 
das  Platin  zu  verhindern  , diente  ein  Schiffchen  von  Kohle  zur  Aufnahme  des 
Fluorbleis.  F.  stellte  verschiedene  Versuche  an,  ob  in  der  Säure  Sauerstoff  ent- 
halten sei,  er  fand  jedoch,  dass  ihre  Zusammensetzung  die  sei,  welche  allge- 
mein angenommen  wird.  Alle  Verbindungen  , die  er  analysirte,  erhielt  er  durch 
directe  Einwirkung  der  Fluorwasserstoffsäure  auf  die  wasserfreien  Metalloxyde 
oder  die  Hydrate.  Er  glaubt  die  Verbindungen  in  drei  Klassen  eintheilen  zu 
müssen,  deren  jede  durch  gemeinschaftliche  wichtige  Eigenschaften  characterisirt 
wird.  — Die  erste  Klasse  bilden  die  sauren  Verbindungen  oder  die  Fluorhy- 
drate der  Fluorüre  : sie  bilden  sich  sehr  leicht , zersetzen  sich  in  der  Wärme 
und  geben,  wenn  sie  wasserfrei  sind,  neutrale  Verbindungen  und  reine  Fluor- 
wasserstoffsäure. F.  stellte  den  Fluorw'asserstoffäther  dar,  indem  er  ein  schwe- 
felweinsaures Salz  mit  Fluorwassersloft'- Fluorkalium  in  Platin  destillirte;  der 
Aether  ist  gasförmig  und  stimmt  in  seinen  allgemeinen  Eigenschaften  mit  der 
gleichen  Verbindung  des  Holzgeistes  — von  Dumas  und  Peligot  entdeckt  — 
überein.  — Die  zweite  Klasse  enthält  die  neutralen,  wasserhaltigen  Verbindun- 
gen , die  sich  durch  die  Leichtigkeit  auszeichnen  , mit  der  sie  sich  in  Oxyde 
und  Fluorwasserstoffsäure  zersetzen  , wenn  man  versucht  ihnen  das  Wasser  zu 
entziehen  ; sie  verhallen  sich  wie  wahre  Fluorhydrate.  Das  krystallisirte  Fluor- 
silber erleidet  diese  Zersetzung  schon  beim  Trocknen  im  luftleeren  Raum  , in 
der  Wärme  verliert  es  auch  den  Sauerstoff  und  es  bleibt  reines  Silber  zurück. 
Hierher  gehört  auch  das  Fluorquecksilber,  das  in  der  Wärme  gleichfalls  Sauer- 
stoff entwickelt.  — Die  dritte  Klasse  fasst  die  wasserfreien  Verbindungen  in 
sich;  diese  sind  in  der  Wärme  unzersetzbar;  je  nach  der  Natur  des  Metalles 
aber,  werden  sie  durch  Sauerstoff,  Wasserstoff,  Chlor,  Schwefelkohlenstoff  und 
Wasserdampf  zersetzt.  — Auf  diese  Eintheilung  legt  F.  grossen  Werth  und 
in  ihrer  Nichtbeachtung  sieht  er  den  Grund,  warum  frühere  Forscher  hier  ernste 
Irrthümer  begangen  haben.  Das  von  Louyet  vermeintlich  erhaltene  Fluor  'war 
z.  B.  eine  Mischung  von  Sauerstoff  und  Fluorwasserstoffsäure.  — F.  hat  viel- 
fach Analysen  angestellt,  um  das  Aequivalent  vom  Fluor  festzustellen.  Seine  Be- 
stimmung weicht  von  der  Louyets  ab  und  stimmt  im  Allgemeinen  mit  der  von 
Berzelius  überein.  Alle  Versuche  das  Fluor  zu  isoliren  waren  vergeblich. 
(. Vlnstit . Nr.  1056.  pag.  109.)  VT.  B. 

ßoettger,  Einwirkung  des  Jods  auf  chlor  sau  res  Kali.  — - 


400 


Setzt  man  zu  einer  gesättigten  Lösung  des  letzteren,  die  man  in  einem  langhal- 
sigen  Kolben  im  Sieden  erhält,  nach  und  nach  kleine  Mengen  Jod,  so  färbt  sich 
die  Flüssigkeit  stark  gelb,  aber  in  kurzer  Zeit,  besonders  bei  Zusatz  von  weni- 
gen Tropfen  Salpetersäure  verschwindet  die  Farbe.  Trägt  man  nun  so  lange 
Jod  ein,  als  dieser  Farbenwechsel  statt  hat,  so  zeigt  sich  endlich  das  chlorsaure 
Kali  ganz  zersetzt  und  an  dessen  Stelle  findet  man  jodsaures  Kali.  Durch  Zu' 
salz  von  Chlorbaryum  scheidet  sich  jodsanrer  Baryt  ab  und  durch  dessen  Zer- 
legung mit  Schwefelsäure  kann  man  leicht  und  schnell  Jodsäure  in  bedeutenden 
Quantitäten  darstellen.  (Jahresber.  d.  phys.  Ver.  zu  Frankfurt  a.  M. 
1852.  53.  paif.  17.) 

Derselbe,  Verhalten  einer  Chloikalklösung  zu  ver- 
schiedenen Me  lall  oxyden  und  Salzen.  — Erhitzt  man  Kupferoxyd- 
hydrat oder  das  im  Handel  vorkommende  „Bremerblau“  mit  einer  Chlorkalklö- 
sung auf  etwa  60 — 70°  B.,  so  entwickelt  sich  eine  grosse  Menge  reinsten  Sauer- 
stoffgases ; jedoch  nicht  aus  wasserfreiem  Kupferoxyd.  Behandelt  man  ebenso 
Basen  mit  3 Atomen  Sauerstoff,  so  entweicht  lediglich  Chlor.  Erhitzt  man  gleiche 
R.  Th.  einer  Lösung  von  essigsaurem  Kupferoxyd  und  Chlorkalklösung,  zu  wel- 
chem Gemisch  man  circa  den  achten  Theil,  dem  Raume  nach,  Aetznatronlösung 
(aus  1 G.  Th.  Aelznatron  mit  8 G.  Th.  Wasser)  schüttet,  einige  Minuten  hin- 
durch, so  erhält  man  einen  schönen  dunkel  purpurrolhen  pulverförmigen  Kör- 
per, der  sich  sehr  leicht  zersetzt  und  wahrscheinlich  aus  einer  höheren  Oxyda- 
tionsstufe des  Kupfers  besteht.  Kocht  man  basisch  chromsaures  Bleioxyd  (so- 
genanntes Chromroth)  mit  einer  Chlorkalklösung,  so  resultirt  Bleisuperoxyd,  un- 
ter gleichzeitiger  Bildung  von  chromsaurem  Kalk  und  Chlorcalcium.  ( Jahresb . 
d.  phys.  Ver.  zu  Frankf.  a.  M.  1852.53.  p.  22.)  W.  B. 

Braun,  Vorkommen  von  Zink  im  Pflanzenreich.  — Es  ist 
bekannt,  dass  die  Galmeihügel  Rheinpreussens  und  Belgiens  eine  eigenthiimliche 
Flora  besitzen  ; namentlich  tritt  ein  der  Viola  tricolor  verwandtes  Veilchen  her- 
vor , dass  seine  zahlreichen  , schön  gelben  Blühten  in  ununterbrochener  Folge 
vom  Frühling  bis  zum  späten  Herbste  entfaltet  und  in  der  Gegend  von  Aachen 
allgemein  unter  dem  Namen  des  Galmeiveilchens  , in  der  dortigen  Volkssprache 
Keimesveilchen  , bekannt  ist.  Ausserdem  finden  sich  noch  mehrere  andere  für 
diese  Galmeihügel  eharacteristische  Pflanzen,  so  Alsine  verna.  Armeria  vulgaris 
und  Thlaspi  alpestre  (Till,  calaminare  Lejeune),  die  jedoch  in  vielen  anderen 
Gegenden  auf  galmeifreiem  Boden  wachsen.  Die  Bergbeamten  versicherten,  dass 
das  Galmeiveilchen  nicht  in  den  Gärten  cultivirt  werden  könne,  ohne  auszuarten 
und  dem  gemeinen  dreifarbigen  Veilchen  ähnlich  zu  werden.  Das  Vorkommen 
dieser  Pflanze  auf  galmeihaltigem  Boden  ist  so  constant , dass  selbst  bergmän- 
nische Versuche  auf  die  blosse  Anzeige  dieses  Veilchens  mit  Erfolg  unternom- 
men worden  sind.  B.  veranlasste  den  Chemiker  Monheim  in  Aachen  zu  einer 
chemischen  Untersuchung  dieser  Pflanze  , die  von  ßellmgwot  ausgefuhrt  worden 
ist.  Ein  Gehalt  an  Zink  wurde  unzweifelhaft  dargelhan.  ( Berichte  d.  Bert. 
Akad  1854.  p.  12.) 

Patera,  fabrikmässige  Darstellung  von  Urangelb.  — 
Die  Erze  stammten  von  Joachimsthal  und  waren  mit  vielen  anderen  Mineralien 
verunreinigt.  Sie  enthielten  durchschnittlich  45  pCl.  Uranoxyd  - Oxydul , ausser- 
dem As,  Sb,  S,  Pb,  Bi,  Fe,  Mn,  Zn,  Ni,  Co  in  wechselnden  Mengen.  Das  fein- 
gepulverte Erz  wurde  mit  gleichfalls  gepulvertem  Kalkstein  im  Flammofen  gerö- 
stet bis  das  Uranoxyd-Oxydul  vollkommen  in  Uranoxyd-Kalk  verwandelt  war,  der 
leicht  in  verdünnter  Schwefelsäure  löslich  ist.  Die  Lösung  gelang  so  vollkom- 
men, dass  der  Rückstand  nur  Vz  pCt.  Uranoxyd-Oxydul  enthielt.  Die  Auflösung 
wmrde  mit  einer  Sodalosung  versetzt,  durch  die  das  Uran  zuerst  mit  gefällt  aber 
bei  einem  Ueberschuss  von  kohlensaurem  Natron  wieder  aufgelost  wird,  und 
zwar  ziemlich  rein  von  Beimengungen.  Der  Niederschlag  von  Fe,  Mn,  Ca  wird 
nochmals  mit  Soda  ausgekocht  und  enthält  dann  nur  noch  Spuren  von  Uranoxyd. 
Die  Lösung  des  letzteren  in  kohlensaurem  Natron  wird  mit  Schwefelsäure  ver- 
setzt, so  lange  noch  ein  Aufbrausen  staltfindct.  Es  scheidet  sich  hierbei  w’as- 


401 


serhaltiges  zweifach  uransaures  Nation  ab.  Das  gewonnene  Salz  ist  vorzüglich 
rein;  es  ist  nach  der  Formel  NaO  , 2U03-{-6H0  zusammengesetzt,  ln  einem 
Jahre  wurden  so  über  15  Centner  Urangelb  dargestellt.  Dasselbe  ist  bedeutend 
reiner  als  das  gewöhnlich  im  Handel  vorkommende  und  zur  Anfertigung  der  gel- 
ben Glaser  besonders  geeignet.  Es  ist  wohl  das  erste  Mal,  dass  dieser  seltene 
Stoff  in  so  grosser  Menge  wirklich  fabrikmassig  dargestellt  worden  ist.  ( Sitzgsber . 
d.  Wien.  Akad.  Math,  naturw  Kl.  Bd.  XI.  p.  842.)  W.B. 

Boettger,  leichte  Bed  Heilbarkeit  des  Silberoxyd-Am- 
moniaks (Knallsilbers).  — Wendet  man  bei  der  Zersetzung  des  Silber- 
superoxyds durch  Ammoniak  einen  kleinen  Uebersclmss  des  letzteren  an,  so  er- 
hält man  eine  wasserhelle  Flüssigkeit,  so  zu  sagen  flüssiges  Knallsilber.  Erhitzt 
man  sie  in  einem  flachen  Eisenschälchen  allmählig  , bis  sie  gänzlich  verdampft 
ist,  so  erfolgt  eine  bei  Anwendung  von  circa  4 bis  6 Gran  Superoxyd  völlig  ge- 
fahrlose Explosion.  Versetzt  man  die  Lösung  des  Silberoxyd  - Ammoniaks , die 
jedoch  kein  freies  Ammoniak  enthalten  darf,  mit  etwas  destillirtem  Wasser  und 
mischt  dieselbe  in  einem  Beagirglaschen  mit  einem  gleichen  Volumen  einer  zuk- 
kerhalligen  Kalilösung  (1  Th.  Traubenzucker,  J Th.  Kalihydrat  und  96  Th.  Was- 
ser) , so  belegen  sich  die  Wände  des  Glases  beim  allinähligen  Erwärmen  mit 
einer  spiegelglänzenden  Schicht  Silbers.  ( Jahre  ab . d.  phys.  Ver.  zu  Frank- 
furt a.  M.  1852.  53.  p.  14.)  W.  B. 

J.  Percy  und  B.  Smith,  Ön  the  detection  of  gold  in  Lead 
and  its  compounds.  — Die  Verfasser  dieses  Aufsatzes  haben  in  einer 
Reihe  von  Bleipräparaten  freilich  nur  äusserst  geringe  Mengen  Gold  gefunden. 
Die  Methode  der  Untersuchung,  welcher  sie  sich  bedienten,  war  folgende.  Zu- 
erst wurde  das  Blei  ans  den  verschiedenen  Präparaten  auf  geeignete  Weise  me- 
tallisch dargeslellt , welches  in  der  gewöhnlichen  Weise  knpellirt  wurde.  Die 
zurückbleibende  Silberkugel  wurde  unter  dem  Hammer  ausgeplatlet,  von  den  an- 
hängenden  fremdartigen  Substanzen  gesondert,  in  ein  Uhrglas  gelhan,  nnd  zuerst 
bei  gelinder  Hitze  mit  sehr  verdünnter  Salpetersäure,  dann  mit  starker  Salpeter- 
säure behandelt.  Die  zuriickbleidende  schwarze  Masse  wurde  sorgfältig  mit  de- 
stillirtem  Wasser  durch  Dekantation  gewaschen  , auf  ein  kleines  Stück  Papier 
übertragen,  getrocknet  und  mit  Hülfe  des  Polierstahls  gerieben,  auf  das  Papier 
geklebt , und  in  einem  Glase  aufbewahrt.  — Mil  Hülfe  dieser  Methode  fanden 
Percy  und  Smith  Gold  im  metallischen  Blei,  in  der  Mennige,  in  der  Glätte,  im 
ßleiweiss,  im  Casseler  Gelb,  im  Bleizucker.  Im  letzteren  beobachteten  sie  frei- 
lich nur  eine  kaum  merkliche  Menge  des  edeln  Metalls.  (Phil.  mag.Vol.  VII. 
p.  126*.)  H....Z 

A.  W.  Ilofmann,  On  the  use  of  gas  as  fuel  in  organic 
analysis.  — Hofmann  giebl  in  diesem  Aufsatz  eine  Beschreibung  des  Appa- 
rates, den  er  anwendet , um  mit  Benutzung  gewöhnlichen  Leuchtgases  als  Heiz- 
materials organische  Analysen  auszuführen.  Diesen  Apparat  ohne  Zeichnung  zu 
beschreiben  , ist  unmöglich.  Es  muss  daher  hier  genügen  auf  die  wesentlich- 
sten Schwierigkeiten  hinznweisen , welche  der  Anwendung  des  Leuchtgases  zu 
dem  angedeuteten  Zwecke  entgegenslehen , und  die  Methoden  anzudeuten,  mit 
Hülfe  welcher  sie  vermieden  werden  können.  — • Zuerst  musste  die  vollständige 
Verbrennung  des  Gases  erzielt  werden  , damit  die  Flamme  das  Glasrohr  nicht 
mit  Russ  überziehen  könne.  Dies  wird  dadurch  erreicht,  dass  man  das  Gas 
nicht  unmittelbar  da  , wo  es  aus  dem  Rohr  ansströmt  anzündet,  sondern,  dass 
man  es  sich  erst  mit  etwas  Luft  mischen  lässt,  worauf  es  durch  ein  Drahtnetz 
zu  dringen  genölhigt  wird , oberhalb  dessen  es  angezündet  wird.  So  brennt  es 
ohne  leuchtende  Flamme.  Das  Drahtnetz  verhindert  die  Entzündung  des  Gas- 
gemischs, welches  sich  unter  demselben  befindet.  — Ferner  hat  es  sich  heraus- 
gestellt, dass  die  Hitze,  welche  däs  Leuchtgas  bei  seiner  Verbrennung  hervor- 
bringt , nicht  hoch  genug  ist  , um  die  Verbrennung  der  organischen  Substanz 
ohne  Sauerstoff  durch  blosses  Kupferoxyd  vollkommen  zu  erreichen.  Man  muss 
sich  also  des  complicirteren  Apparates,  der  auch  nothwendig  ist,  wenn  man  Spi- 
ritus als  Heizmiltel  anwendet , bei  Benutzung  des  Leuchtgases  als  solches  be- 


402 


dienen.  — Endlich  die  grösste  Schwierigkeit  besteht  in  der  Regulirung  der 
Flamme.  Bei  der  organischen  Analyse  kommt  es  darauf  an  , die  beiden  Enden 
eines  Glasrohrs  stark  zu  erhitzen,  während  man  die  mittleren  Theile  desselben 
nicht  erhitzt.  Während  die  Verbrennung  fortschreitet,  muss  dieser  nicht  erhitzte 
Theil  des  Rohrs  allmälig  immer  mehr  schwinden,  oder  was  dasselbe  sagen  will, 
die  beiden  Flammen  müssen  sich  langsam  immer  mehr  willkürlich  annähern 
lassen  , bis  sie  endlich  einander  berühren.  Dies  erreicht  Hofrnann  durch  zwei 
horizontale  übereinander  liegende  , gleichlange  Gasrohren  , die  nach  oben  hin 
durch  Löcher  durchbohrt  und  in  denen  luftdicht  schliessende  Stempel  beweglich 
sind.  Die  Röhren  nehmen  das  ihnen  zuströmende  Gas  von  den  verschiedenen 
Enden  her  auf.  Es  ist  klar  , dass  man  durch  die  Stellung  der  Stempel  die 
Flamme  vollkommen  reguliren  kann,  welche  das  ausströmende  Gas  oberhalb  des 
Drahtnetzes  bildet.  Befinden  sich  die  Stempel  beide  an  den  Stellen  , wo  das 
Gas  den  beiden  Röhren  zustroml,  also  an  entgegengesetzten  Enden  derselben, 
so  kann  keine  Flamme  entstehen.  Nähert  man  die  beiden  Stempel,  so  wird  die 
Flamme  an  beiden  Enden  der  Gasröhren  allmälig  vergrössert  werden  können, 
bis  sie  den  ganzen  Raum  erfüllt.  (Quart,  journ.  of  tlie  ehern,  soc.  Vol. 
VI.  p.  209*.)  H....Z 

Frankland  und  Ward,  verbesserter  Apparat  zu  Gasana- 
lysen. — Die  ausgezeichneten  Verbesserungen,  welche  Bimsen  an  den  Appa- 
raten zu  Gasanalysen  angebracht  hat,  haben  ihnen  einen  Mangel  doch  nicht  neh- 
men können,  nämlich  den,  dass  sie  einen  Raum  von  nahe  gleicher  Temperatur 
nicht  entbehrlich  machen,  und  dass  zur  Ausgleichung  der  Temperatur  des  Appa- 
rats und  der  umgebenden  Luft  mindestens  eine  halbe  Stunde  erforderlich  ist. 
Der  verbesserte  Apparat  von  Frankland  und  Ward  soll  diesem  Mangel  abhelfen, 
wie  dies  durch  die  Methode  von  Regnault  geschieht,  ohne,  wie  es  bei  dieser 
der  Fall  ist,  der  Genauigkeit  der  Bestimmung  der  Gasvolume  Abbruch  zu  thun. 
Es  würde  zu  weit  führen,  den  Apparat  selbst  hier  zu  beschreiben,  namentlich, 
da  ohne  Zeichnung  es  nicht  möglich  ist  ein  Bild  davon  zu  geben.  Diejenigen, 
welche  sich  mit  der  Construction  desselben  genauer  bekannt  machen  wollen, 
müssen  daher  auf  den  Originalaufsatz  verwiesen  werden,  welcher  von  einer  klei- 
nen Zeichnung  begleitet  ist.  Hier  sei  nur  bemerkt,  dass  Frankland  und  Ward 
die  Correclion  wegen  der  Temperatur  dadurch  vermeiden,  dass  sie  die  Maass- 
röhre mit  einem  Cylinder  umgeben,  durch  welchen  sie  einen  fortdauernden  Strom 
von  Quellwasser  leiten,  dessen  Temperatur  als  constant  betrachtet  werden  kann. 
Dadurch  werden  gleichzeitig  die  Versuche  bedeutend  abgekürzt,  weil  das  flies- 
sende Wasser  den  Temperaturunterschied  der  Maassröhre  sehr  bald  ausgleicht. 
Die  Correclion,  die  der  Luftdruck  nölhig  macht,  wird  dadurch  entbehrlich  gemacht, 
dass  das  Gas  stets  auf  dasselbe  Volum  gebracht  wird  und  das  Rohr,  in  welchem 
sich  das  Gas  befindet  mit  einem  Barometer  communicirt,  an  welchem  die  Höhe 
des  Quecksilberstandes  über  dem  in  jenem  Rohr  abgelesen  werden  kann.  Die 
Länge  dieser  Quecksilbersäule  ist  proportional  dem  wahren  Volum  des  Gases ; 
sie  drückt  direct  den  Druck  aus  , welcher  auf  das  Gas  ausgeübt  wird.  ( Ibid . 
p.  197*.)  H....Z 

Nach  Boettger  (Jahresb.  d.  phys.  Ver.  zu  Frankfurt  a.  M.  1852.  53. 
p.  17.)  gewinnt  man  den  Cocinäther,  der  sich  im  Gerüche  kaum  von  dem 
önanlhsauren  Aelhyloxyd  unterscheidet,  auf  folgende  Art.  Die  aus  Cocusnussöl- 
sodaseife  abgeschiedene  feste  Fettsäure  kryslallisirt  man  einige  Male  aus  Alko- 
hol um,  wäscht  mit  siedendem  Wasser  aus,  löst  in  Alkohol  und  erhält  die  Lö- 
sung etwa  >/*  Stunde  lang  unter  Zusatz  von  etwas  concentrirter  Schwefelsäure 
im  Sieden.  Den  mehrmals  mit  heissera  Wasser  geschüttelten  rohen  Cocinäther, 
der  gewöhnlich  hartnäckig  freie  unzerselzte  Fettsäure  zurückhält , reinigt  man 
durch  öftere  und  zwar  fractionirte  Destillation,  Schütteln  mit  Alkohol,  Waschen 
mit  Wasser  und  Rectiliciren  über  Chlorcalcium,  bis  er  einen  constanlen  Siede' 
punct  zeigt.  W.  V. 

F.  C.  Cal  ver  t,  on  the  ad  u Iteration  of  o i I s.  — C.  hat  die 
Wirkung  mehrerer  Säuren  und  Alkalien  auf  verschiedene  Oele  untersucht , um 


403 


dadurch  Mittel  zu  finden,  die  Verunreinigung  der  einen  fetten  Substanz  mit  an- 
deren zu  entdecken.  Die  Farbenänderungen,  welche  er  hierbei  beobachtet  hat, 
leitet  er  zum  grössten  Theil  nicht  von  dem  Einfluss  der  Agentien  auf  die  fette 
Substanz  selbst  her,  sondern  auf  Beimengungen,  die  aus  dem  Material  stammen, 
woraus  dieselben  dargestellt  worden  sind.  — Die  Resultate  seiner  Versuche 
stellt  C.  in  folgender  Tabelle  zusammen. 


Um  nun  die  Resultate,  die  diese  Tabelle  kurz  andeutet,  zu  Untersuchung  von  Oelen  zu  benutzen,  versetzt  man  zuerst  eine  Probe  mit  der 
Kalihydratlösung  von  1,34  spec.  Gew.  Ist  die  Masse  vveiss , so  ist  kein  Fischöl  beigemischt.  Werden  keine  deutlichen  Reactionen  durch  die 
drei  Schwefel-  und  Salpetersäuren  hervorgebracht,  so  ist  weder  Mohn-  noch  Sesamöl  zugegen.  Die  mit  Salpetersäure  vom  spec.  Gew.  1,330 
gemischte  Probe  wird  mit  der  Kalilösung  versetzt.  Entsteht  eine  fadige  weisse  Masse,  so  ist  Gallipoliöl,  Indischnussöl,  Ricinussöl  oder  Klauen- 


404 


405 


fett  zugegen.  Die  Abwesenheit  des  Hanfsamen-  und  Olivenöls  lässt  sich  durch 
Phosphorsäure  nachweisen , die  das  Oel  in  diesem  Fall  nicht  grün  färben  darf. 
(Phil.  mag.  Vol.  VII.  p.  101.)  H....z 

R.  Railson,  on  the  use  of  hydrogen  in  determining  v a - 
pour-densilies  and  on  the  acidification  of  alcohols  by  oxy- 
gen  gas  or  atmospheric  a i r.  — Bei  der  Bestimmung  der  Dampfdichte 
des  Oenanthylalkohols  (CnHl602)  beobachtete  Bailson,  dass  dieselbe  bedeutend 
die  überlraf,  welche  die  Rechnung  verlangt,  und  dass  die  Dämpfe,  welche  sich 
entwickeln,  stark  sauer  waren.  Es  fand  sich,  dass  der  Körper  der  sich  gebil- 
det hat,  Oenanthylsäure  (CI4H1404)  war.  Offenbar  hatte  sich  diese  Säure  aus 
dem  Oenanlhylalkohol  durch  den  oxydirendcn  Einfluss  des  Sauerstoffs,  der  in 
dem  Ballon  enthalten  war,  bei  der  hohen  Temperatur,  die  zur  Verflüchtigung 
des  Alkohols  nölhig  war , gebildet.  Denn  vor  dem  Versuch  war  der  Alkohol 
vollkommen  neutral.  Railson  schlägt,  um  den  oxydirenden  Einfluss  des  Sauer- 
stoffs der  Luft  bei  den  Bestimmungen  des  specifischen  Gewichts  des  Dampfes 
oxydirbarer  Körper  zu  vermeiden,  vor,  den  Ballon  vor  dem  Versuch  mit  Was- 
serstoff zu  füllen.  Als  er  diese  Methode  auf  die  Bestimmung  der  Dampfdichte 
des  Oenanthylalkohols  anwendete,  fand  er  eine  Zahl  (4,019)  welche  der  berech- 
neten (4,018)  fast  vollkommen  entspricht.  — Dass  in  der  That  der  Sauerstoff 
der  Luft  den  Oenanlhylalkohol  in  die  entsprechende  Säure  überführen  kann  un- 
ter Bildung  von  2 Atomen  Wasser  und  Aufnehmen  von  noch  2 Atomen  Sauer- 
stoff, hat  Railson  direct  bewiesen.  Als  er  durch  erhitzten  Oenanlhylalkohol  Luft 
oder  Sauerstoff  leitete  , bildete  sich  daraus  eine  bedeutende  Menge  Oenanthyl- 
säure.  Auf  dieselbe  Weise  lässt  sich  auch  Fuselöl  in  Valeriansäure  umwandeln. 
Reilson  hofft  auch  umgekehrt  aus  den  Säuren  der  Fettsäurereihe  durch  Wasser- 
stoff' die  entsprechenden  Alkohole  darzustellen.  ( Ibid . p.  205*.)  H....Z 

Böttger  bemerkt  (Jahresb.  d.  phys.  Ver.  zu  Frankfurt  a.  M.  1852.53. 
p.  16.),  dass  man  sich  bei  Anwendung  der  von  Oberdörffer  (Arch.  d.  Pharm. 
Bd.  Bd.  LXX.  pag.  1.)  angegebenen  Methode  ätherische  Oele  auf  einen 
Alkoholgehalt  zu  prüfen,  zuvor  erst  überzeugen  müsse,  ob  das  reine 
Oel  nicht  schon  für  sich  die  Eigenschaft  besitze,  durch  den  Sauerstoff  der  Luft, 
unter  Mitwirkung  des  Platinschwarz  verändert  oder  gesäuert  zu  werden  , eine 
Eigenschaft,  die  manchen  ätherischen  Oelen  zukommt.  W.  B. 

Derselbe,  ne  ueBereitungs weise  von  sogenanntem  künst- 
lichen Bittermandelöl  (Nitrobenzol).  — Lässt  man  gewöhnliches 
Leuchtgas  anhaltend  durch  Untersalpetcrsäure  streichen  , so  erhitzt  sich  diese 
stark,  während  das  durch  die  Säure  gegangene  und  dann  angezündete  Gas  nicht 
mehr  mit  derselben  Helligkeit  brennt,  als  zuvor.  Das  Gas  wird  nämlich  hierbei 
seines  Benzolgehaltes  , der  besonders  in  dem  Harzgase  sehr  bedeutend  ist  und 
wesentlich  zur  Erhöhung  der  Lichlintensität  der  Flamme  mit  beiträgt,  gänzlich 
beraubt.  Versetzt  man  nach  halbstündiger  Einwirkung  des  Gases  auf  die  Unter- 
salpelersäure,  letztere  mit  vielem  Wasser,  so  sieht  man  am  Boden  des  Gefässes 
eine  bedeutende  Menge  von  Nitrobenzol  sich  abscheiden.  — Leitet  man  das 
Harzgas  anhaltend  durch  absoluten  Alkohol  und  versetzt  diesen  nachgehends  mit 
einem  Ueberschuss  von  W7asser  , so  sondert  sich  auf  der  Oberfläche  unreines 
Benzol  ab.  Leitet  man  ein  von  Kohlensäure  nicht  befreites  Leuchtgas  durch 
eine  filtrirte  Chlorkalklösung,  so  bildet  sich  in  kurzer  Zeit,  unter  Abscheidung 
von  kohlensaurem  Kalk,  eine  beträchtliche  Menge  von  dem  sogenannten  Oel  des 
ölbildenden  Gases.  — Eine  Chlorpalladiumlösung  wird  vom  Leuchtgas  fast  au- 
genblicklich zersetzt,  indem  sich  darin  ein  sehr  feiner  sammetschwarzer  Nieder- 
schlag bildet,  dessen  chemische  Constitution  zwar  noch  nicht  ermittelt  ist,  der 
jedoch  nicht  aus  metallischem  Platin  besteht.  (Ebd.  p.  21.)  W.  B. 

Derselbe,  berichtet  (Ebd.  pag.  14.),  dass  der  nach  Du  mo  ul  ins 
Vorschrift  bereitete  flüssige  Leim  nach  einem  Jahre  weder  schim- 
melte, noch  an  Bindekraft  verloren  hatte.  Er  empfiehlt  ihn  als  Lutum  und  Kleb- 
mittel und  selbst  zur  Befestigung  farbiger  Papiere , Tapeten  u.  s.  w.  Man  über- 
schüttet 10  Th.  guten  Leim  mit  einem  gleichen  Gewicht  kalten  W'assers  und 

27 


406 


lässt  das  Ganze  etwa  12  Stunden  stehen  bis  sich  der  Leim  in  eine  Gallerte 
verwandelt  hat.  Dann  erwärmt  man  ihn  in  einem  Wasserbade  und  setzt  nach  und 
nach  2 G.  Th.  Salpetersäure  von  36°  Baume  unter  Umrühren  hinzu.  W.B. 

On  the  action  of  alkalies  on  rocks  by  M.  Delesse.  — Die 
Versuche,  welche  Delesse  mit  verschiedenen  Gesteinen,  wie  Trachyt,  Palagonit, 
Melaphyr,  Basalt,  Lava,  Porphyr,  Obsidian  etc.  angestellt  hat,  um  die  Einwirkung 
von  kaustischen  Alkalien  auf  dieselben  zu  prüfen  , haben  folgende  Resultate  er- 
geben. Nicht  allein  Kieselsäure  und  Thonerde,  sondern  auch  Kali,  Natron,  selbst 
etwas  Kalkerde,  Talkerde  und  Spuren  von  Eisenoxyd  werden  dadurch  aus  den 
Gesteinen  ausgezogen.  Am  leichtesten  und  in  grösster  Masse  löst  sich  aber 
Kieselsäure  auf.  Granit  wird  durch  alkalische  Lösungen  gar  nicht  angegriffen. 
Wasserhaltige  Gesteine  werden  stärker  davon  angegriffen,  wenn  man  sie  im  was- 
serhaltigen Zustande  damit  behandelt,  als  wenn  man  sie  vor  dem  Versuch  durch 
Glühen  vom  Wasser  befreit  hat.  Ist  eine  Felsart  in  Zersetzung  begriffen,  so 
gibt  sie  viel  mehr  an  das  Lösungsmittel  ab,  als  wenn  sie  keine  Spur  von  Ver- 
witterung zeigt.  Je  grösser  der  Kieselsäuregehalt  je  geringer  die  kristallinische 
Structur  und  die  Menge  des  durchsichtigen  Quarz  in  den  Gesteinen  ist,  um  so 
mehr  wird  davon  durch  alkalische  Lösungen  aufgenommen.  Kohlensäure  Alkalien 
wirken  auch  auf  Gesteine  ein,  aber  viel  schwächer  als  die  kaustischen.  Die 
Leichtigkeit , mit  welcher  diese  und  selbst  kohlensaure  Alkalien  Felsarlen  lösen, 
zeigt,  wie  vorsichtig  man  sie  zur  Abscheidung  von  löslicher  Kieselsäure,  welche 
einem  Gestein  beigemischt  ist,  anwenden  muss.  — Darauf,  dass  hiernach  auch 
kohlensaure  Alkalien  einen  Einfluss  auf  Felsarten  haben  , der  ohne  Zweifel  mit 
der  Temperatur  steigt,  und  dass  das  Wasser,  welches  über  sich  zersetzende  Fel- 
sen fliesst  kohlensaures  Alkali  aufnehmen  muss,  stützt  Delesse  die  Ansicht,  dass 
auch  das  kohlensaure  Alkali  mitwirkt  bei  der  ferneren  Zersetzung  der  Felsarten 
und  bei  der  Zersetzung  von  Pseudomorphosen.  Namentlich  in  grösseren  Tiefen, 
wo  das  Wasser  reicher  an  alkalischen  Salzen  ist , wo  es  eine  höhere  Tempera- 
tur besitzt,  möchte  der  Einfluss  derselben  nicht  unbedeutend  sein.  (Phil.  mag. 
Vol.  7.  p.  100.*) 

Oryctognosie.  Haidinger,  Bemerkungen  über  die  An- 
ordnung der  kleinsten  Th  ei  Ich  en  in  Krystallen.  — lm  Fassa- 
thale  in  Tyrol  wurde  eine  Pseudomorphose  von  Magneteisenstein  nach  einachsi- 
gem Glimmer  oder  Biotit  gefunden.  Glimmer  in  sechsseitigen  niedrigen  tafel- 
artigen Prismen  öfter  in  Begleitung  von  Pleonast  kommt  daselbst  oft  vor  und 
dieselbe  Gestalt  hat  auch  die  Pseudomorphose,  statt  der  Parallelstructur  erscheint 
jedoch  die  Magneteisensteinsubstanz  in  kleinen  Granatoiden  parallel  so  in  der 
Fläche  der  Tafeln  gruppirt,  dass  die  eine  rhomboedrische  Achse  derselben  der 
rhomboedrischen  Hauptachse  der  Glimmerkrystalle  parallel  ist,  die  derselben  pa- 
rallelen drei  Flächenpaare  aber  dieselbe  Lagen  wie  die  Seitenflächen  der  sechssei- 
tigen Pyramide  haben.  Welches  sind  die  Ursachen  dieser  merkwürdigen  Ueberein- 
slimmung.  Der  Magnetit  ist  tessularisch,  seine  Zusammensetzung  Fe0  4-Fe203, 
die  des  Biotit  (Mg0,Fe0,K0)3,Si03-|-(Al203,Fe203)Si03.  Snbstituirt  man  in  der 
Glimmerformel  Eisenoxydul  statt  der  sämmtlichen  einatomigen  und  zweiatomigen 
Basen,  aber  letzteres  auch  statt  der  Kieselerde,  so  kommt  gerade  die  Formel 
der  Kieselerde  heraus.  Die  eigentümliche  Farbenerscheinung  deutet  an , dass 
auch  der  geringe  Eisengehalt  im  Glimmer  in  beiden  Oxydationsstufen  vorhanden 
ist.  Durch  die  dichroscopische  Loupe  bei  senkrechter  Hauptachse  untersucht 
zeigt  der  Glimmer  ein  oberes  ordinäres  Bild  von  dunkelgrüner,  ein  unteres  ex- 
traordinäres von  hellerer  gelber  Farbe.  Weisses  gewöhnliches  Licht  wird  bei 
dem  Durchgänge  durch  den  Glimmer  zertheilt,  ein  Theil  desselben  grün  gefärbt 
ist  in  der  Richtung  der  Achse  polarisirt,  der  andere  gelb  ist  senkrecht  auf  die 
Achse  polarisirt.  Zwei  Farben  sind  es,  zweierlei  Oyydationsstufen,  jede  der  letz- 
tem wird  einer  der  erstem  angehören,  wie  sie  auch  in  der  Löthrohrflamme  sich 
verhalten.  Wie  beim  Magnesiaglimmer  ist  dieses  auch  beim  Pennin  und  allen 
Arten  von  Chloriten  der  Fall.  Die  Form  des  Eisenoxydes  ist  bekanntlich  das 
Rhomboeder  des  Eisenglanzes  von  85°58'.  In  der  Form  des  Glimmers  möglichst 


407 


parallel  gestellt  würde  die  eine  der  Achsen  wirklich  parallel  vorhanden  sein,  die 
Theilchen  des  Eisenoxyduls  müssen  aber  senkrecht  auf  die  Achse  und  zwar  in 
eine  solche  Lage  gebracht  werden  , dass  die  Gesammtwirkung  senkrecht  auf  die 
Achse  doch  nach  allen  Richtungen  gleich  sei.  Dies  wird  erreicht,  wenn  man 
je  drei  Theilchen  sich  in  Winkeln  von  60  und  120°  schneiden  lässt,  es  ent- 
steht dadurch  ein  gleichförmig  vertheiltes  Netzwerk.  Die  Glimmertafeln  waren 
fertig,  der  Magneteisenstein  entstand  später,  die  Lage  der  kleinsten  Theilchen 
nahm  bei  dem  allmähligen  Absatz  die  Lage  der  schon  gebildeten  Theilchen  an. 
Was  an  Eisenoxydul  und  Eisenoxyd  in  die  Mischung  des  Magneteisensteins  ein- 
gehen  konnte,  blieb  übrig,  die  andern  ßestandtheile  des  Biotits  wurden  hinweg- 
geführt. — Zu  erwähnen  sind  hier  die  bekannten  Magneteisensleinoclaeder  von 
Fahlun,  die  auf  jeder  Fläche  ein  Chloritblatt  tragen,  also  eine  völlig  in  paralle- 
ler Stellung  stattfindende  Grnppirung,  zu  jeder  der  vier  rhomboedrischen  Achsen 
gehören  zwei  an  den  Endpuncten  derselben  angefügte  Chloritkrystalle.  Magnet- 
eisensteinoctaeder  vom  Vesuv  trugen  auf  jeder  Fläche  eine  Tafel  von  Eisenglanz 
und  waren  dann  durch  und  durch  in  Eisenglanz  verwandelt.  Hier  ist  die  Lage 
der  regelmässig  geordneten  Eisenoxydthcilchen  beibehalten,  während  im  Martit 
und  andern  Vorkommnissen  die  neue  Bildung  dergestalt  stattfand  , dass  nur  die 
äussere  Form  die  frühere  krystallinische  Bildung  verfällt.  Scacchi  erklärt  die 
Krystalle  vom  Vesuv  nicht  durch  Pseudomorphie , sondern  durch  unmittelbare 
Bildung.  Ein  Bild  der  Grnppirung  wie  im  Glimmer  für  die  Eisenoxyd  und  Ei- 
senoxydultheilchen  vorausgesetzt  wurde  zeigen  im  grossen  Massstabe  die  Verbin- 
dungen der  Hämatilkrystalle  mit  den  Rulilkrystallen  am  Gotthardt.  „Schon  Mu- 
schenbroek,  sagt  Moigno  in  seinem  Bericht  über  Seguin  aine  Ansichten  über  die 
Cohäsion  und  die  Entfernung  der  materiellen  Theilchen,  hatte  als  selbst  durch 
Versuche  erwiesen  zwei  Sätze  aufgestellt:  ])  wie  gross  immer  das  Volumen 
eines  Körpers  ist,  so  haben  die  leeren  Räume  zwischen  seinen  Theilchen  eine 
so  grosse  Ausdehnung,  dass  man  begreifen  kann,  wie  dieser  Körper  ohne  ir- 
gend welchen  Verlust  seiner  Substanz  auf  ein  unendlich  kleines  Volumen 
gebracht  werden  könnte,  wie  ein  Sandkorn  oder  bis  zu  kaum  sichtbarer 
Grösse;  2)  in  dem  kleinsten  Sandkorn,  in  dem  kleinsten  sichtbaren  Stäubchen 
gibt  es  doch  noch  so  viele  wirklich  getrennte  Theilchen,  dass  man  daraus  eine 
Kugel  von  beliebiger  Grösse  bilden  könnte,  in  welcher  doch  zwei  zunächst  an 
einander  liegende  Theilchen  eine  geringere  Entfernung  von  einander  haben  als 
jede  angebbare  Länge.  Seguin  fasst  den  Satz  so:  wie  dicht  auch  immer  ein 
Körper  sei,  seine  letzten  Atome  sind  doch  im  Vergleich  zu  ihrem  Volum  so  ent- 
fernt von  einander  als  die  Himmelskörper  im  Weltenraume.“  Aber  so  weit  ent- 
fernt von  dem  Ausgangspunkt  als  man  nur  immer  will,  ein  Schritt  bleibt  noch, 
die  Auflösung  gleichartiger  Theilchen  in  ungleichartige,  der  Quarz  zerfällt  in  Si- 
licium und  Oxygen,  der  Pyrit  in  Schwefel  und  Eisen.  Während  für  die  geome- 
trische Construclion  eine  gewisse  Form  der  letzten  Theilchen  angenommen  wer- 
den muss  , zeigen  doch  die  Zahlenformen  der  Chemiker  so  manche  einladende 
Vergleichungspuncte , dass  man  gern  die  Ergebnisse  krystallographischer  und 
chemischer  Forschungen  in  ihren  Beziehungen  untersuchte.  Ampere  nahm  an, 
dass  der  Mittelpunct  der  Molecüle  leer  sei.  Delafosse  möchte  ein  einfaches  oder 
zusammengesetztes  Atom  in  den  Mittelpunkt  des  mehr  zusammengesetzten  Mole- 
cules  stellen  — ein  einfaches  Atom  macht  den  Kern,  eine  Hülle  anderer  Atome 
bezeichnet  die  Spitzen  und  bestimmt  durch  die  Anzahl  dieser  Atome  das  Krystall- 
system  der  Species.  So  ist  im  Kalialaun  ein  einfaches  Atom  von  Kalibisulphat 
im  Mittelpunkte  des  Alaunatomes  von  24  Atomen  Wasser  umgeben,  welche  die 
Lage  der  Kantenmiltelpunkte  eines  Granatoides  einnehmen  u.  s.  w.  Dieses  für 
den  Aufbau  eines  Biotitatomes  angewandt  kann  das  Minimum  von  Fe203  sym- 
metrisch in  rhomboedrischer  Form  nur  aus  4 Theilchen  Eisen  in  gleicher  Ent- 
fernung die  Spitzen  und  die  Mittelpunkte  der  Schnitte  durch  die  Ecken  des 
Rhomboeders  vorstellend  und  aus  6 Theilchen  Oxygen  an  der  Stelle  dieser  Rhom- 
boederecken selbst  bestehen.  Gewiss  ist  hier  die  Milte  leer,  selbst  wenn  das 
ganze  Theilchen  die  Mitte  eines  Biotilkrystallchens  einnimmt.  Zum  Octaeder  von 
Magnetit  übergehend  müssen  analoge  Gruppen  von  Atomen  die  Lage  der  sämmt- 

27* 


408 


liehen  4 Achsen  des  Octaeders  einnehmen.  Acht  Würfel  können  dergestalt  an- 
einander geschlossen  werden , dass  sie  den  Raum  vollständig  erfüllen  und  sich 
in  einer  Ecke  eines  jeden  derselben  berühren,  um  so  leichter*  wird  dies  also 
bei  8 spitzen  Rhomboedern  wie  die  des  Eisenglanzes  sind  gelingen  , es  bleiben 
bei  vollkommen  den  rhomboedrischen  Achsen  entsprechender  Stellung  gegen  aus- 
wärts divergirende  nicht  erfüllte  Räume  übrig.  Aber  in  dem  Punkte,  wo  sie  an 
einander  schliessen  ist  wieder  ein  nicht  erfüllter  Raum  kein  Mittelpunkt  der 
Schwere  irgend  eines  einzelnen  Grundatomes.  Die  Form  des  Eisenoxyduls  ist 
unbekannt.  Ist  sie  lessularisch,  isomorph  mit  Magnesia  und  im  Periklas  (MgO, 
FeO)  oder  rhomboedrisch , isomorph  mit  Zinnoxyd  (ZnO)  oder  pyramidal , iso- 
morph mit  Manganoxydul  im  Rraunit  (Mn202)?  Jedenfalls  wird  sie  von  der  des 
Eisenoxydes  verschieden  sein ; wie  man  aber  auch  die  gleichen  Theile  von  Eisen 
und  Oxygen  gruppiren  mag,  stets  werden  sie  neben  den  der  Achse  parallelen 
Theilchen  von  Eisenoxyd  im  Biotit  erscheinen  können  , in  der  Ebene  senkrecht 
auf  die  Achse.  Die  Symmetrie  erfordert  aber  dann  dass  in  jeder  Ebene  zu- 
nächst dem  obern  und  dem  untern  Endpunkt  der  Achse  des  Eisenoxydlheilchens 
mindestens  drei  Eisenoxydullheilchen  liegen , die  von  diesen  Endpunkten  aus- 
gehend eine  der  rhomboedrischen  Gestalt  entsprechende  Richtung  haben  und 
daher  Winkel  von  120°  oder  in  der  Verlängerung  von  60°  mit  einander  ein- 
schliessen.  Die  Richtungen  auf  den  zwei  parallelen  Flächen  senkrecht  auf  die 
Achse  sind  einander  parallel  ; auf  das  Octaeder  bezogen  entsprechen  sie  der  von 
jeder  Spitze  auf  die  gegenüberstehende  Kante  gezogenen  Linie.  An  dem  ganzen 
Octaeder  des  Magnetits  sind  also  für  jedes  Flächenpaar  drei  Paare,  daher  für  4 
Flächenpaare  12  Paar  solcher  Linien  oder  halb  so  viele  Achsenrichtungen  der 
Eisenoxydullheilchen  vorhanden.  Durch  je  4 Linien  kann  man  eine  Granatoid- 
fläche  durch  den  Mittelpunkt  des  Octaeders  legen,  im  Ganzen  6,  die  sich  unter 
GO  und  120°  schneiden.  — Noch  zu  erwähnende  Beispiele  bilden  die  Glimmer- 
tafeln an  den  Cordierit-Pseudomorphosen , der  Bleiglanz  pseudomorph  nach  Py- 
romorphit, der  Absatz  von  Kupferkies  an  der  Oberfläche  von  Fahlerz-  und  Blen- 
dekryslallen , der  Amphibol  in  Augitformen  (Uralit),  der  häufig  nach  Kalkspath 
pseudomorphe  Dolomit.  Im  letzten  zugleich  der  Isomorphie  angehörige  Bei- 
spiele hat  man  es  mit  zweierlei  Grundtheilchen  zu  thun,  die  aus  C02  und  CaO 
und  MgO  aufgebauet.  Die  Kohlensäure  ist  beiden  gemein,  der  Anlheil  der  Base 
an  Oxygen  ebenfalls.  Wie  immer  nun  auch  die  Gesammtatome  conslruirt  wer- 
den, so  hängt  gewiss  an  ihrer  körpernetzförmigen  Verbindung  das  Allermeiste 
von  den  Theilchen  ab,  welche  den  beiden  verschiedenen  Individuen  gemein  sind, 
die  abweichenden  Beslandtheile  werden  nur  von  dem  einen  gegen  das  andere 
ersetzt.  — Stein  hatte  Paramorphosen  die  Unterablheilung  von  Pseudomorpho- 
sen  genannt,  bei  welchen  von  einer  dimorphen  Substanz  die  der  einen  Er- 
scheinung angehörigen  Formen  den  Umschluss  machen  , in  dem  sich  die  Indivi- 
duen zeigen,  welche  die  andere  Form  der  Substanz  besitzen,  wie  wenn  Kalkspath 
den  Raum  früherer  Arragonkrystalle  erfüllt.  Scheerer  hat  nun  den  Dimorphis- 
mus von  mancherlei  Substanzen  zusammengesetzter  Natur  naebgewiesen,  nament- 
lich zwischen  einer  grossen  Anzahl  von  eigentlich  augilischen  und  anorthischen 
Feldspalhen  und  pyramidalen  Skapolithen.  So  findet  er  gleiche  Formeln  bei 
den  folgenden : 

Feldspathen:  Skapolithen:  die  Formeln: 

| (Mejonit  von  Monte! 

>und  Somma  = (3RO+  Si03)-f-2(R203+  Si03) 

I / Skapolilh  von  Ersby  ) 

^ ^ Skapolith  von  Tu-  ) 

imd  < naberg  } =(3RO+  Si03)-j-3(R203-f  Si03) 

I ( Wernerit  von  Ersby  ) 

I \ Wernerit  von  Ersby  f 

und  < (andere  Art)  / = (3RO+  Si03)-j-3(R203-}-  Si03) 


Lepidolith 

Linseyit 

Anorthit 

Thiorsavit 

Barsowit 

Bytownit 


409 


| und  | Wernerit  v.  Petleby  j = (3R0-f-2Si03)-[-4(R203-{-  SiOs) 

Skolezit , wasscr-  ] 

u"d  =< «°+  w <b**+  sio’> 

[ (drille  Art)  j 

| und  | Skapolilh von  Sjösa  | =*(  RO-j-  Si03)-{-  (R203+2Si03) 

i ""d  {StagRrteh  V0"Kra'!  =(  «°*  SiO,)+  (R203+3Si0,) 

I "nd  {SkaSmUh  VOnS"a'i  =(  R0+  Si0^)+  (RA+3SiO,) 

Auf  diesen  Dimorphien  beruht  nun  die  Ansicht,  dass  man  es  hier  mit  keiner 
Pseudomorphose  sondern  mit  einer  Paramorphose  zu  thun  habe.  Diese  stehen 
aber  jenen  nicht  entgegen,  sondern  müssen  damit  vereinigt  bleiben.  Die  beiden 
Falle  der  Erscheinung  sind:  J)  der  der  Dimorphie,  der  Krystallisation  einer 
und  derselben  chemischen  Materie  in  zwei  von  einander  nicht  ableitbaren  For- 
men mit  Eigenschaften  der  Masse  , welche  keinen  Uebergang  aus  dem  einen  Zu- 
stande in  den  andern  gestatten  oder  mit  einem  Worte  als  Individuen  von  zwei 
verwandten  Species ; 2)  die  der  Pseudomorphose,  der  Bildung  von  Individuen  Ei- 
ner Species  innerhalb  des  Raumes,  den  früher  ein  anderes  Individuum  einnahm. 
Form,  Masse  und  Materie  bilden  das  Individuum.  Wenn  daher  ein  Körper  die 
Form  vom  Arragon  besitzt,  im  Innern  aber  die  körnige  Zusammensetzung  von 
Kalkspathindividuen  zeigt,  so  ist  das  gewiss  eine  Pseudomorphose.  Der  von 
Scheeler  vorgeschlagene  Ausdruck  Paramorphose  ist  demnach  ganz  synonym  mit 
dimorph,  allomorph  , heteromorph  u.  s.  w.  Das  Verhältniss  der  Dimorphie  ist 
wesentlich  verschieden  von  dem  der  Pseudomorphose,  während  Paramorphose 
auch  im  Sinne  von  Pseudomorphose  gebraucht  wird  und  deshalb  vermieden  wer- 
den sollte.  Scheerer  beschreibt  noch  eine  andere  Art  von  Pseudomorphosen 
(Kernkryslalle) , die  nur  wirkliche  Krystalle  sind.  Krystalle  von  Bleiglanz  vom 
Harze  in  Kalkspath  eingewachsen  und  wieder  einen  Kern  von  demselben  Kalk- 
spath  umschliessend,  Granatkrystalle  von  Arendal,  von  Vesuvian,  von  Christian- 
sand u.  a.  in  marmorartigen  Kalkspath  eingewachsen  und  mit  eben  solchem 
Kern;  die  K rystall flächen  gegen  aussen  hin  frisch  und  glänzend.  Was  könnten 
sie  anders  als  ursprüngliche  Bildungen  sein!  Scheerer  hat  jedoch  seinen  Para- 
morphosen  gegen  Haidinger  bereits  die  Selbständigkeit  genommen  und  sie  bloss 
als  eine  besondere  Gruppe  von  Pseudomorphosen  bestehen  lassen.  ( Wiener 
Sitzungsber.  X.  88— 103.)  G. 

CÄeoIöftie.  — V iq  u csn  el,  zurGeologie  der  europäischen 
Türkei.  — Die  krystallinischen  Schiefer  des  untersuchten  Terrains  bilden 
zwei  durch  tertiäre  und  jüngere  Gebilde  getrennte  Ablagerungen  , von  welchen 
die  eine  einen  Theil  der  Küslenketle  des  schwarzen  Meeres,  die  andere  sehr  be- 
trächtliche fast  den  ganzen  Hauptstock  des  Rhodope  constituirt.  Der  Gneiss  bil- 
det die  tiefem  Partien  und  ist  meist  von  granitischem  Ansehen  , doch  deutlich 
geschichtet,  von  Granitgängen  und  Stöcken  durchsetzt,  grosse  öde  felsige  Pla- 
teaus darstellend  , so  wenigstens  westlich  von  Neurokup  , an  den  Quellen  des 
Nestus,  u.  a.  0.  In  den  Bergketten  des  Rilodagh  und  Dozpat  Jailassi  ist  er 
völlig  unverändert  in  der  unmittelbaren  Verbindung  mit  dem  Granit.  Bisweilen 
verliert  er  jedoch  die  Quarzkörner  , seltener  den  Glimmergehalt  und  diese  bei- 
den Varietäten  wechsellagern  hie  und  da  mit  weissem  dünnschiefrigem  Glimmer- 
schiefer. Die  schwärzlich  graue  gewöhnlich  granatenfuhrende  Varietät  scheint  in 
den  tieferen  Regionen  zu  fehlen  und  tritt  erst  in  den  höchsten  auf  in  mehr  we- 
niger mächtigen  Bänken  und  mit  untergeordnetem  krystallinischen  Kalk.  Die 
allmählige  Verdrängung  des  Glimmers  durch  Amphibol  wird  in  beiden  Ketten 
häufig  beobachtet  und  solcher  Gneiss  geht  in  Amphibolil  über,  besonders  in  den 
mitllern  und  obern  Regionen.  Lelztre  wechselt  in  dünnen  Schichten  und  mäch- 


Labrador  v.  Ve- 
suv. 

Labrador 

Oligoklas 

Havnefjordit 

Albit 

Orthoklas 


410 


tigen  Bänken  über  weite  Strecken  mit  dem  Gneiss.  Der  eingeschlossene  Kalk 
pflegt  eine  grossblättrige  seltener  zuckerkörnige  Textur  zu  besitzen,  ist  von  herr- 
schend weisser  Farbe , mit  Neigung  zum  Grauen , ausnahmsweise  Schwarzen, 
wird  bisweilen  dolomitisch  und  enthält  hie  und  da  eingesprengte  grüne  Talk- 
blättchen. An  der  Gränze  gegen  den  Granit  führt  er  Epidot,  Idokras,  Granat, 
Schwefelkies  u.  a.  Mineralien.  Stets  erscheint  er  nur  in  höheren  Niveaus,  an- 
fangs in  dünnen  Schichten  mit  den  quarz-  oder  glimmerfreien  Gneiss  wechsella- 
gernd , dann  auch  mit  dem  schwärzlichen  granatenreichen  Glimmerschiefer  und 
dem  Amphibolit.  Mit  letzterem  constiluirt  er  die  obere  Abtheilung  der  Forma- 
tion in  den  südlichen  Theilen  des  Perindagh.  Quarzit  findet  sich  ziemlich  sel- 
ten und  dann  in  dünnen  Schichten,  nur  eine  mächtige  Bank  ward  in  der  Nach- 
barschaft des  Amphibolits  am  Rhodope  beobachtet.  Chloritische  und  kalkige 
Gesteine  erscheinen  untergeordnet  auf  den  Gränzen  des  Kalkes  gegen  den  Am- 
phibolit.  Auch  geht  bisweilen  der  Gneiss  in  Talkschiefer  über.  Die  untere  Ab- 
theilung der  crystallinischen  Schiefer  bildet  ziemlich  den  centralen  Theil  des 
Rhodope  in  einem  Plateau  von  1000  bis  1100  Metres  Höhe,  die  mittlere  und 
obere  zwei  breite  von  Osten  nach  Westen  streichende  Zonen,  eine  südlich,  die 
andere  nördlich  von  der  Centralmasse  , erstere  bis  an  das  ägeische  Meer  rei- 
chend und  Kalkgipfel  bis  zu  2000  Metres  tragend , die  zweite  im  Süden  von 
Samakov , Tartar  Bazari  , Philippopel  vorbeiziehend,  dann  unter  Tertiärschichten 
der  Marrtza  sich  verbergend  und  in  der  Küstenkette  des  schwarzen  Meeres  wie- 
der hervortretend.  Die  obere  Abtheilung  bildet  die  höchsten  Gipfel  des  Rhodo- 
pe von  2500  bis  3000  Metres.  Das  Uebergangsgebirge  besteht  aus  Thonschie- 
fer und  verschiedenen  Sand-  und  Kalksteinen,  in  der  Umgebung  von  Constantino- 
pel  ein  kleines  Territorium  einnehmend  und  nur  wenig  über  den  Meeresspiegel 
erhoben.  Das  in  der  Türkei  weit  verbreitete  Kreidegebirge  fand  V.  an  drei  Lo- 
calitäten,  eine  um  Kostendil  an  die  grosse  Kreidebildung  Bulgariens  sich  anle- 
gend, die  andern  um  Kila  und  Inada  am  schwarzen  Meere.  Das  Nummulitenge- 
birge  umgürtet  mit  einigen  Unterbrechungen  den  Rhodope  in  Süden , Osten  und 
Norden  und  tritt  an  zwei  Orten  der  Küstenkette  auf  sowie  im  hügeligen  Lande 
am  Marmarameer,  welches  zur  Zeit  seiner  Ablagerung  mit  dem  Aegeischen  Meere 
nur  ein  Becken  bildete,  ln  petrographischer  Hinsicht  zeigt  es  sich  sehr  verän- 
derlich. Die  vorkommenden  miocenen  Schichten  bestehen  aus  Sandsteinen,  Ma- 
cigno,  Molasse,  Mergel,  Thon,  Kalkstein  und  trachytischen  Conglomerate  und  be- 
decken einen  grossen  Theil  der  Gegend  zwischen  dem  Marmorameere  in  dem 
Thale  der  Maritza  und  sie  erheben  sich  im  Achiklar  auf  900  Metres  Höhe.  Im 
Thal  der  Maritza  , Erghene  bis  gegen  Constanlinopel  finden  sich  auch  pliocene 
Schichten  zu  unterst  aus  Sandstein  und  Molasse,  nach  oben  aus  mergligem  uncl 
und  dichtem  Kalk  bestehend.  Aeltere  Alluvionen  lagern  im  südlichen  Theil  der 
Rhodope  bis  zu  200  Metres  über  die  Thalsohlen  aufsteigend,  auch  auf  den  Hü- 
geln um  Constantinopel , am  Marmara-  und  ägeischen  Meere.  Granit  erscheint 
nur  in  kleinen  Partien  um  Rhodope  und  der  Küstenkelte,  ebenso  der  Syenit,  sel- 
tener noch  quarzführender  Porphyr,  Serpentin  im  Amphibolit  und  krystallinischen 
Kalk,  Trachyte  dagegen  spielen  in  Rhodope  eine  grosse  Rolle,  in  der  Küsten- 
kette fehlen  sie,  auch  Melaphyre  und  Basalte  kommen  vor.  ( Bullet . soc.  geol. 
X.  464—475.) 

Hebert,  über  das  Alter  der  weissen  Sande  und  Mergel 
mit  Physa  gigantea  von  Rill  y.  — H.  hat  schon  früher  seine  Ansichten 
über  dies  Gebilde  bekannt  gemacht,  "denen  Prestwich  entgegentrat,  so  dass  er 
die  Gegend  einer  neuen  Untersuchung  für  werth  gehalten  und  deren  Resultat 
hier  mittheilt.  Er  beging  einen  Durchschnitt  von  Monlchenol  nach  Reims,  prüfte 
andere  Localitäten  wo  der  Sand  von  Rilly  mit  dem  Meeressande  in  Berührung 
kömmt,  so  bei  Toussicourt,  Herraonville,  beschreibt  eine  neue  Lagerstätte  die- 
ser Gebilde  bei  Dormans  im  Aisne  Dept.  und  stellt  schliesslich  folgende  Ansich- 
ten auf:  1)  ln  einem  ansehnlichen  Theile  des  Pariser  Beckens  wird  die  weisse 
Kreide  unmittelbar  von  einer  4 — 7 Metres  mächtigen  Schicht  sehr  reiner  Quarz- 
körner ohne  organische  Reste , Kieselgerölle  u.  s.  w.  bedeckt.  2)  Die  diese 
Sandschicht  überlagernde  Mergelschicht  hat  keine  nähere  Beziehung  zur  Braun- 


411 


kohlenformation.  3)  Beide  Schichten  nehmen  über  der  Kreide  eine  entschieden 
andere  Stelle  ein  , als  die  welche  allmahlig  den  Meeressande  von  Bracheux  und 
Chalons  snr  Vesle  und  den  Braunkohlen  folgen.  4)  Der  See,  welcher  die  Mer- 
gel mit  Physa  gigantea  absetzte,  war  zum  Theil  zu  einem  nach  Norden  geöff- 
neten Meeresbusen  umgeslaltet , der  die  Physamergel , die  weissen  Sande  und 
selbst  die  Kreide  aufwühlte  und  in  den  ausgespülten  Stellen  petrefaklenfiihrende 
Sande  ablagerle,  welche  dem  Liegenden  der  unlern  Glauconie  Archiac’s  entspre- 
chen. 5)  Gegen  das  Ende  der  Ablagerung  dieser  untern  Meeressande  ergossen 
sich  allmahlig  mehr  und  mehr  süsse  Wasser  in  den  Busen  und  verwandelte  den- 
selben in  eine  Lagune,  in  welcher  zahlreiche  Brak-  und  Süsswassermollusken 
sich  ansiedelten,  von  denen  nicht  eine  einzige  Art  sich  in  den  Süsswassermer- 
geln mit  Physa  gigantea  findet.  Man  wird  diesen  plötzlichen  Abstand  zweier 
Süsswasserbildungen  von  einander  erkennen  , sobald  man  alle  möglichen  Ueber- 
gänge  hinsichtlich  der  Petrefakten  und  der  Beschaffenheit  der  Gesteinsschichten 
zwischen  dem  Meeressande  und  den  Braunkohlen  gefunden  hat.  ( Ebda  436 
— 454.) 

Stiehler,  Vorkommen  der  Zechsteinformalion  bei  Wer- 
nigerode. — Südlich  von  der  von  Wernigerode  nach  Ilalberstadt  führenden 
Chaussee  erhebt  sich  der  Schlossberg.  Die  Pläne  selbst  besteht  aus  der  vom 
Diluvium  bedeckten  Kreideformation,  welche  auf  buntem  Sandsteine  ruht;  der 
Schlossberg  gehört  der  Grauwacke-Thonschiefer-Formation  an,  welche  hier,  eine 
Folge  des  hier  i nd  da  hervortretenden  Werneritfelses , in  ihren  Straten  wider- 
sinnig einschliesst.  Am  nördlichen  Fusse  des  Wernigeröder  Schlossberges  ist 
nun  eine  Rösche  zu  dem  dort  anzulegenden  Felsenkeller  jetzt  getrieben.  Nach 
der  Mittheilung  des  Markscheider  Krahmer  zu  Wernigerode  hat  man  mit  dieser 
Rösche,  welche  kürzlich  begonnen  ist,  die  Zechsteinformation  angefahren,  deren 
Auftreten  zwischen  Benzingerode  und  Wernigerode,  sowie  jenseits  Wernigerode 
Kefeistein  meines  Wissens  zuerst  erwähnte,  jedoch  bestritten  worden  ist.  Im 
Jahre  1850  habe  ich  jedoch  Beyrich  bei  einer  Excursion  mit  demselben  und 
Jasche  aus  Ilsenburg  in  der  Nähe  von  Wernigerode  sowohl  auf  der  s.  g.  Fluth- 
renne  , wie  bei  Hasserode  auf  dem  Wege  nach  Darlingerode  und  bei  Darlinge- 
rode  selbst  das  Auftreten  des  Zcchstein-Dolomits  nachgewiesen.  Die  Formation 
tritt  von  Benzingerode  an  über  Wernigerode  bis  Ilsenburg  längs  des  nördlichen 
Randes  der  Grauwacke  - Thonschiefer- Formation  auf;  auch  bei  Blankenburg  ist 
ihr  Vorkommen  erwiesen.  Bei  jener  Rösche  wurde  nun  1)  der  Zechstein-Dolo- 
mit (Rauhkalk),  2)  ein  rother  Thon  mit  Anthrakonit  (?),  3)  blauer  Thon , 4) 
Eisenocker,  5)  blauer  Thon,  6)  eben  solcher  mit  Einlagerungen  von  Anthrako- 
nit (?)  nach  Krahmer  durchfahren,  die  Mächtigkeit  der  einzelnen  Vorkommen 
ist  nicht  angegeben  , und  konnte  ich  leider  wegen  Zeitmangels  sie  nicht  mehr 
erforschen,  da  ich  erst  am  Tage  vor  meiner  Abreise  von  Wernigerode,  am  14. 
d.,  Zeichnung  und  Belegstücke  erhielt.  (Harzer  Bericht  für  1852.  S.  9.) 

Weichsel,  Schichtenstellung  des  dem  nördlichen  Harz- 
rande sich  anschliessenden  Flötzgebirges.  — Indem,  dem 
nördlichen  Marzrande  sich  anschliessenden  Flötzgebirge  fallen  die  Schichten  oft 
sehr  steil,  bis  nahe  senkrecht,  und  dann  nicht  selten,  wie  man  bei  ihrer  Ver- 
folgung im  Streichen  wahrnimmt,  bald  nördlich,  bald  südlich,  oder  überhaupt 
bald  nach  der  einen,  bald  nach  der  andern  von  zwei  entgegengesetzten  Weltge- 
genden. Wie  ich  mir  diese  auffallende  Erscheinung  erkläre,  erlaube  ich  mir  vor- 
zutragen. Es  ist  wohl  gewiss  , dass  das  fragliche  Gebirge  sich  nicht  so  gebil- 
det haben  kann  , sondern  erst  nach  seiner  Bildung  in  die  so  steile  Schichten- 
stellung versetzt  sein  muss.  Wenn  ich  auch  die  Meinung  nicht  theile,  dass  bei 
Hebungen  des  Harzgebirges  an  seinem  nördlichen  Rande  das  Flötzgebirge  auf- 
gerichtet, selbst  übergestürzt  sei,  so  wird  doch  das  letztere  nach  seinem  Nie- 
derschlage aus  dem  Wasser  schon  durch  Verdichtungen  unter  diesem,  dann  durch 
Austrocknen  auf  dem  steil  nach  der  grössten  Tiefe  abfallenden  Untergründe  sich 
gesenkt,  bei  Spaltungen  und  Abreissungen  theihveise  sich  gestürzt  haben,  und 
kann  es  hierdurch  in  die  fragliche  Schichtenstellung  versetzt  sein.  Bei  mehre- 
ren Flötzbildungen,  namentlich  bei  dem  Keuper,  Muschelkalke  und  bunten  Sand- 


412 


steine,  ist  es  oft  Charakter,  dass  die  Schichten  wellenförmig  gebogen  sind. 
Denken  wir  uns  nun  , dass  im  Allgemeinen  horizontal  gelagert,  aber  wellenför- 
mig zu  kleinen  Mulden  und  Sätteln  gebogen  gewesene  Schichten,  nach  ihrer 
Bildung  in  eine,  wieder  im  Allgemeinen  senkrechte  Stellung  versetzt  seien;  so 
mussten  von  diesen  Schichten  die  jüngeren  den  älteren  bald,  ihrer  ursprüngli- 
chen Bildung  entsprechend , im  Hangenden , bald  umgekehrt  im  Liegenden  sich 
befinden.  ( Ebenda  S.  8.)  Gl. 

Palaeoiitologie*  — Miquel,  fossile  P flanzen  in  der 
Kreide  von  H e r z'o  g c n b usc  h in  Limburg.  — Die  Lagerstätte  von 
Kunraad  gehört  zu  Dumonts  System  Mastriehien,  ebenso  der  Petersberg  bei  Ma- 
stricht. Auch  in  Senonien  finden  sich  Pflanzenreste.  M.  beschreibt  folgende 
Arten  nebst  drei  neuen  Gattungen:  Debeya  n.  g. : Folia  palmata,  Foliolis  petio- 
lulatis,  costatim  pinninerviis,  serratis  , mit  der  einzigen  Art  D.  serrata  von  Kun- 
raad; Phyllites  laevigatus,  Piniles  patens , Cycadopsis  cryptomerioides  alle  drei 
neu  und  von  Kunraad  ; Cupressinoxylum  ucranicum  Goepp.  vom  Petersberg : 
Halocharis  n.  g.  Najadearum : Folia  derisa , lata  hasi  spiraliter  imbricatoinserta, 
arrectopalentia , lanccolatolinearia,  sursum  valde  atlenuata,  tri-  vel  subletragona, 
acutata,  integerrima,  enervia,  mit  der  Art  11.  longifolia,  Thalassocharis  Bosqueti 
Deb. ; Palmocarpon  n.  gen.:  fructus  ellipsoideus  trigonus,  utrinque  acutus,  cen- 
tro  tumidus,  pericarpio  crasso  ? extus  longitrorse  tenuiler  striolato,  angulis  ver- 
sus basin  et  apicem  acutatis  sulcatisque  mit  der  Art  P.  cretaceum  von  Mastricht, 
ferner  Culmites  cretaceus  von  Kunraad,  Gaulis  monocotyles,  Phyllitae  monocoly- 
les,  Delessertiles  Thierensi  Deb.,  Chondrites  Bosqueti,  Ch.  Biemensdyki , Cjlin- 
driles  cretaceus.  ( Geol . verhdl.  Nederl.  1858.  /.  33 — 56.  Tb.  1 — 7.) 

Alex.  Braun,  Beiträge  zur  Flora  des  Bernsteines.  — 
Die  hier  beschriebenen  Arten  sind  Widdringtonia  Goepperti , ein  dicht  beblätter- 
tes Zweiglein  mit  gekielten  schuppenförmigen  Blättern  in  5/i3  Stellung.  — 2) 

Celastrus  Fromherzi  ein  fast  kreisrundes  lederartiges  Blatt.  — 3)  Phyllites 

paleola  ein  Blättchen  zweifelhafter  Abstammung.  — 4)  Acacia  succini  ein  ge- 

fiedertes Blättchen,  dem  einiger  africanischen  Arten  ähnlich.  (Bronns  neues 
Jahrb . 138—147.  Tf.  3.) 

Th.  W right,  neue  Echinodermen  aus  dem  Lias  und  Oo- 
lith  von  Gloucestershir  e (S.  310.).  — Diese  Fortsetzung  enthält: 
Ophioderma  Graveyi , dem  0.  Milleri  ähnlich , aus  dem  untern  Lias  ; 0.  Gric- 
sebachi  aus  dem  Forest  marble ; Pentacrinus  Goldfussi,  dem  P.  Milleri  ähnlich, 
aus  dem  untern  Lias.  {Ann.  mag.  nat.  hist.  May  376 — 383.  Tb.  13.) 

Deshayes,  über  einige  Petrefacten  von  Yucatan.  — More- 
let  sammelte  in  einem  Kalk  und  Mergel  der  Gegend  um  Merida  eine  kleine  An- 
zahl Petrefakten  , welche  meist  Steinkerne  doch  ihre  tertiäre  Natur  erkennen 
lassen,  ob  mittlere  oder  obere  ist  schwer  zu  entscheiden.  Bis  auf  ein  oder 
zwei  Arten  dürften  sämmtliche  von  den  dort  lebenden  Mollusken  verschieden 
sein,  und  danach  möchte  man  die  Lagerstätten  für  miocen  halten.  Als  neu 
diagnosirt  D.  folgende  Arten:  Peclen  Moreleti,  P.  yucatanensis , P.  meridanensis, 
Ostraea  Moreleti , ausserdem  werden  4 Tellina  , der  T.  spectabilis  , T.  panicea 
ii.  a.  ähnlich,  3 Lucina,  der  L.  turnida  und  L.  divaricala  ähnlich,  1 Periploma 
der  P.  inaequivalvis  ähnlich,  2 Venus  aus  der  Verwandtschaft  der  V.  peruviana 
und  V.  Peroni,  1 Tapes,  2 Dosinia,  2 Cardinm  dern  C.  medium  und  C.  bulla- 
tum  ähnlich,  1 Peclunculus  , 1 Area,  ähnlich  A.  umbonala , 1 Scalaria  der  Sc. 
varicosa  sehr  ähnlich,  2 Natica,  1 Cvpraea , Clypeaster  meridanensis  n.  sp.,  ein 
zweiter  kleiner  Clypeaster,  1 Echinocyamus  dem  E.  altavillensis  ähnlich  und  ein 
sehr  grosser  Brissopsis  aufgeführt.  ( Bullet . soc.  geol.  X.  506 — 511.) 

Troschel,  fossile  Fische  aus  der  Braunkohle  des  Sie- 
bengebirges.  — Die  beschriebenen  Arten  sind:  1)  Esox  papyraceus  von 

Rott,  hat  44  Wirbel,  15  oder  16  Brustflossenstrahlen,  17  Strahlen  in  der  Riik- 
kenflosse,  6.  I.  9.  9.  I.  7 Strahlen  in  der  Schwanzflosse.  2)  Leuciscus  (Tar- 


413 


sichthys)  tharsiger  von  Holt : corpus  elongatum , pinnae  ventrales  prope  pecto- 
rales  insertae,  radius  eorum  exlernus  crassisimus  et  latissimus,  Simplex,  basi 
ossibus  tribns  validis  brevibus  instruclus  pinna  dorsalis  brevis  paullulum  ante 
ventrales  incipiens  , analis  ventrali  propiör  quam  caudali  , caudalis  furcata.  3) 
L.  macrurus  Ag.  4)  L.  papyraeeus  Bronn.  5)  L.  brevicauda  wahrscheinlich 
von  Slösschen  bei  Linz,  voriger  sehr  ähnlich,  Rückenflosse  8-  oder  9strahlig. 

6)  L.  puellaris  mit  8strahliger  Rückenflosse  und  ITstrahliger  Schwanzflosse. 

7)  Rhodeus  exoptatus  von  Stösschcn  bei  Linz  mit  der  Strahlenformel : D.  9 ; 
P.  15;  V.  7;  A.  8;  C.  3.  I.  11.  8.  I.  4.  und  mit  etwa  40  Wirbeln.  8)  Leu- 
ciscus  (Chondrostoma?)  bubalus  von  ebenda,  mit  39  Wirbeln  und  der  Strah- 
lenformel: D.  9 ; P.  ? ; V.  8 ; A.  9 ; C.  4.  1.  10.  9.  1.  4.  {Rhein.  Verhdl. 
XL  1—28.  Tb.  1.  2.) 

F.  J.  Pictel,  Materiaux  pour  la  Paleontologie  suisse  ou 
recueil  de  Monographie  snr  les  fossiles  du  Jura  et  des  Al- 
pes I.  Livr.  (Geneve  1854.  4.).  — Ein  höchst  verdienstvolles  Unternehmen, 
welches  mit  der  von  0.  Heer  über  die  Schweizer  Tertiärflora  (S.  74.)  ange- 
kündigten Monographie  gewiss  allgemeinen  Reifall  linden  wird.  Der  Verf.  hat 
sich  mit  einigen  Schweizer  Geologen  und  Paläontologen  verbunden  und  beab- 
sichtigt zunächst  folgende  Monographien  zu  bearbeiten:  die  eocencn  Wirbelthiere 
des  Kanton  Waadt  in  Gemeinschaft  mit  Gaudin  und  de  la  Harpe  ; die  Schild- 
kröten der  Molasse  und  Braunkohlen;  die  Fauna  des  Aptien  der  Perle  du  Rhone 
in  Gemeinschaft  mit  Renevier;  die  Mollusken  des  Neocomien  der  Berner  Alpen 
in  Gemeinschaft  mit  Oosler ; die  Gault-Mollusken  des  Jura  und  der  Alpen  in  Ge- 
meinschaft mit  Roux.  Die  einzelnen  Monographien  erscheinen  neben  einander  in 
2 bis  3 jährlichen  Lieferungen  zu  je  6 Rogen  Text  und  5 Tafeln.  Der  Umfang 
des  Ganzen  lässt  sich  im  Voraus  nicht  bestimmen,  ln  der  vorliegenden  ersten 
Lieferung  ist  die  Fauna  des  Aptien  der  Perte  du  Rhone  und  die  Wirbelthierfauna 
des  Waadt  begonnen.  Erstere  ist  sehr  arm  an  Amphibien  und  Fischen.  Sie 
lieferte  einen  Plesiosaurus  gurgitis  n.  sp.  ein  einziger  Wirbelkörper,  ferner  Pyc- 
nodns  Miinsteri  Ag.,  P.  complanatus  Ag.  und  einen  Lamnazahn.  Der  einzige 
Krebs  ist  Homarus  Latreillei  Rob.  ein  Scheerenglied.  Würmer  werden  beschrie- 
ben: Serpula  cincta  Goldf. , S.  antiquata  Sowb. , S.  filiformis  Sowb.  und  von 

Cephalopoden : Belemnites  semicanaliculatus  Bl.,  Nautilus  plicatus  Sowb.,  N. 

Neckeranus  Pict.,  Ammonites  Cornuelanus  d’Orb.,  A.  Martini  d’Orb.,  A.  Mille- 
tanus  d’Orb.,  A.  Dufrenoyi  d’Orb.,  A.  mamillatus  Schl,  damit  bricht  der  Text 
ab,  auf  den  dazu  gehörigen  Tafeln  beginnen  schon  die  Gasleropoden.  Von  der 
Wirbelthierfauna  des  Waadt  ist  die  geologische  Einleitung  mitgetheilt  und  2 Ta- 
feln den  Paläotherien  gewidmet.  GL 

Botanik*  — Hutstein,  die  Erziehung  der  Farren  aus 
Sporen.  — Die  im  September  oder  October  eingesammelten  Sporenblätter 
werden  sorgfältig  mit  der  Loupe  untersucht,  ob  sie  noch  Sporen  enthalten  und 
ob  dieselben  auch  wirklich  reif  sind.  Dann  schabe  man  die  zur  Aussaat  nöllii- 
gen  Früchte  mit  einem  spitzen  Messer  ab  und  beschränke  sich  nicht  auf  ein 
blosses  Zerreiben  der  Blättchen.  Die  Aussaat  geschieht  am  besten  im  März  und 
zwar  so  dünn  und  gleichmässig  als  möglich  auf  Torfmoorerde  mit  gleichen  Thei- 
len  Sand  vermischt.  Die  Samentöpfe  werden  in  einen  Kasten  gebracht,  auf  des- 
sen Boden  zwei  Zoll  hoch  nasser  Sand  liegt  und  dessen  Decke  mit  Papier  ver- 
klebte Glasfenster  bilden.  Für  Licht  und  Temperatur  von  15°  R.  muss  gesorgt 
werden.  Die  Entwicklung  der  Keime  ist  eine  sehr  verschiedene,  die  frühzeitige 
jedoch  meist  unzuverlässig.  Es  zeigen  sich  die  entwickelten  Sporen  auf  der 

Oberfläche  der  Töpfe,  an  einzelnen  Stellen  grüne  Blättchen,  die  sich  allmählich 
zu  Lappen  ausbilden -und  dann  lange  Zeit  unverändert  bleiben.  Endlich  kommt 
ein  kleines  spiralförmig  zusammengerolltes  Blatt  zum  Vorschein,  mit  welchem 
gleichzeitig  die  Bildung  der  Wurzel  verknüpft  ist.  Rasch  folgen  von  nun  an  in 
üppigem  Wüchse  neue  Blätter  und  es  ist  die  Verpflanzung  nöthig.  Sollte  indess 
der  Spätherbst  schon  herangerückt  sein,  so  verschiebe  man  die  Verpflanzung  bis 
zum  nächsten  Frühjahr.  (. Hegels  Gartenflora.  Febr.  45  — 47.) 


414 


A.  Braun,  neue  oder  wenig  bekannte,  durch  Pilze  er- 
zeugte Pflanzenkrankheiten.  — Ueber  die  Pilzbildung  kranker  Pflan- 
zen entstand  bald  die  Frage,  ob  die  Pilze  die  Ursache  oder  ob  sie  die  Folge 
der  Krankheit^seien  und  gegenwärtig  hat  letztere  Ansicht  nur  noch  wenige  Ver- 
treter. Ihr  stehen  die  directen  Beobachtungen  über  die  Lebenszähigkeit  und  die 
leichte  Fortführung  der  Pilzsporen  entgegen , ebenso  die  Beobachtung  über  An- 
steckung durch  Pilze.  Allerdings  muss  für  das  Gedeihen  der  parasitischen  Pilze 
immerhin  eine  krankhafte  Ergriffenheit  der  Pflanze  vorausgesetzt  werden.  So  nahm 
man  an  dass  dem  Auftreten  der  Erysiphe  (Mehllhaupilz)  ein  von  einer  krank- 
haften Ausscheidung  der  Blätter  begleitetes  Leiden  vorausgeht;  man  glaubte, 
dass  bei  der  Kartoflelkrankheit  die  Erkrankung  des  Krautes  und  in  Folge  der- 
selben die  Entstehung  der  braunschwarzen  Flecken  an  demselben  der  Bildung 
des  Pilzes  (Botrylis)  vorausgehe,  letztere  sich  auch  nicht  immer  auf  den  ab- 
sterbenden Stellen  fände.  Allerdings  gibt  es  viele  Pilze,  die  auf  völlig  abge- 
storbenen und  auf  erkrankten  Pflanzentheilen  ganz  wie  auf  thierischen  sich  an- 
siedeln, also  nur  Folge  der  Krankheit  und  des  Todes  sind.  Ihrer  Nahrung  nach 
sind  diese  Schmarotzer  auf  jene  verwesenden  Substanzen  angewiesen.  Gewiss 
ist  aber  auch  der  gesunde  Pflanzenorganismus  w'ie  der  thierische  den  Schma- 
rotzern ausgesetzt.  Läuse,  Milben,  Krätzmilben,  Band-  und  Blasenwürmer  stel- 
len sich  bei  völlig  gesunden  Thieren  ein , veranlassen  locale  Krankheiten  und 
führen  sogar  zum  Tode.  Die  Blattläuse,  Gallwespen  und  Gallmücken  sind  für 
die  Pflanzen  ganz  dieselben  Schmarotzer.  Zahlreiche , dem  blossen  Auge  un- 
sichtbare Milben  veranlassen  gleichfalls  krankhafte  Bildungen,  welche  meist  von 
einer  reichlichen  abnormen  Haarbildung  begleitet  sind.  Solche  Haare  wurden 
als  Pilze  (Erineum)  z.  ß.  auf  Weinblättern  beschrieben.  Die  meisten  Schma- 
rotzerpflanzen gehören  den  Pilzen  wirklich  an  ; so  die  ganze  Schaar  der  Rosl- 
und Brandpilze,  welche  als  Entophyten  im  Innern  des  Gewebes  sich  entwickeln, 
dazu  auch  das  auf  dem  Fruchtknoten  der  Gräser  sich  entwickelnde  und  durch 
seine  giftigen  und  medicinischen  Eigenschaften  so  sehr  bekannte  Mutterkorn, 
das  nach  Tulasne  nur  die  vegetative  Grundlage  eines  erst  nach  dem  Abfallen  auf 
der  Erde  sich  entwickelnden  keulenförmigen  Pilzes  ist.  Ferner  gehören  hieher 
die  blos  auf  der  Oberfläche  der  Pflanze  vegetirenden  Pilze,  die  als  Mehlthau  und 
Russthau  bekannt  sind,  der  verderbliche  Pilz  der  Traubenkrankheit  (Oidium  Tuc- 
keri),  der  auf  völlig  gesunden  Theilen  der  Weinrebe  beginnt.  Die  durch  Pilze 
veranlassten  Krankheiten  sind  entweder  blos  localer  Natur,  oder  sie  ergreifen 
die  ganze  Pflanze.  Ersteres  ist  bei  dem  Rost  der  Fall,  auch  bei  den  xylons- 
artigen  Pilzen  (Rhytisma  acerinum  auf  den  Blättern  der  Ahorne,  Polystigma  ru- 
brum auf  den  Blättern  des  Pflaumenbaumes).  Sie  zerstören  nur  das  eine  oder 
andere  Organ  und  werden  erst  verderblich  wenn  sie  sich  übermässig  vermehren, 
wo  dann  der  Tod  erfolgen  kann  oder  die  befallene  Pflanze  ein  ganz  anderes  An- 
sehen erhält.  Es  scheint  fast,  dass  die  Pilzkrankheiten  der  Pflanzen  je  nach 
den  Zeiten  einen  herrschenden  Character  annehmen,  wie  die  Epidemien  unter 
Menschen  und  Tbieren.  So  hat  in  neuester  Zeit  die  Kartoflelkrankheit  um  sich 
gegriffen,  die  Traubenkrankheit  steigert  sich  bedenklich  von  Jahr  zu  Jahr,  auch 
die  Maulbeerbäume  und  Orangebäume  erliegen  den  Pilzen,  Runkelrüben  und  Mohr- 
rüben beginnen  zu  kränkeln.  Die  Ursachen  dieser  Seuchen  unter  Thieren  und 
Pflanzen  sind  bis  jetzt  noch  nicht  ermittelt  worden. 

B.  beschreibt  nun  4 Pilze  in  neuen  Arten , deren  Characteristik  wir  in 
der  Kürze  mittheilen.  1)  Septosporium  curvatnm  auf  den  Blättern  der  Robinia 
pseudacacia.  Die  Blätter  zeigen  einen  oder  mehre  anfangs  gelbliche,  bald  aber 
hellbraune  Flecken,  rundlich,  länglich,  unregelmässig  bis  zu  ]/2  Zoll  Grösse.  Mit 
dem  Aller  werden  die  Flecken  dunkler  braun.  Unter  den  Flecken  auf  der  Un- 
terseite des  Blattes  bemerkt  man  unter  der  Loupe  zahlreiche  Wärzchen  die  an- 
fangs geschlossen  sind,  später  sich  öffnen  und  ein  sehr  unscheinbares  kleines 
weisses  Büschelchen  hervortreten  lassen,  das  später  wieder  verschwindet.  Im 
Innern  der  Höckerchen  zeigt  das  Microscop  eine  Pilzbildung,  deren  Sporen  in 
aufrechter  und  paralleler  Richtung  dicht  zusammengedrängt  die  kleine  Höhle  aus- 
füllen. Die  Sporen  sind  farblos,  walzenförmig,  an  den  Enden  abgerundet  und 


415 


meist  durch  ein  oder  zwei  Querwände  abgetheilt,  Vis mm  lang,  Vi5omm  dick. 
Der  Thallus  lässt  sich  schwer  erkennen  und  scheint  aus  gegliederten,  sich  ver- 
zweigenden Fäden  zu  bestehen.  — 2)  Acrosporium  cerasi  an  Kirschen  der 

Weichselkirschbäumchen,  in  rundlichen  Flecken  von  1 Linie  Durchmesser,  unter 
der  Loupe  von  sammetartigem,  feinbestäubtem  Ansehen,  unter  dem  Microscop 
dicht  beisammenstehende  aufrechte  Stielchen  mit  und  ohne  längliche  Sporen. 
Letztere  sind  langgezogen  elliptisch,  stumpfendig,  Vso  bis  V75 mm  lang,  V300 
bis  V20omm  dick,  die  Stiele  meist  mit  einer  deutlichen  Querwand,  die  obere 
Zelle  mit  einigen  Höckerchcn,  an  denselben  die  Sporen  mit  verengter  Basis  an- 
sitzend. — 3)  Stemphylium  ericoclonnm  erscheint  als  braune  Färbung  der 

Blätter  der  Eriken  im  Winter.  Die  Blätter  der  jungen  Triebe  von  Eriken  wer- 
den gelb,  vertrocknen,  nehmen  eine  schmutzig  braune  Farbe  an  und  fallen  ab, 
womit  die  Pflanze  theilweis  oder  ganz  stirbt.  Diese  Krankheit  vvüthet  besonders 
in  lauen  und  feuchten  Wintern.  Der  sie  bedingende  Pilz  ist  ein  Hyphomycet 
von  ausserordentlicher  Feinheit.  Bei  20maliger  Vergrösserung  erst  erscheint  er 
in  der  Form  äusserst  zarter,  spinnwebeartiger  Flocken,  bei  stärkerer  Vergrösse- 
rung als  sehr  verästelte  V900  bis  V1200  Linie  dicke  Fäden  , kriechend  auf  der 
Blatlfläche,  das  ganze  Blatt  umspinnend,  vielfach  in  einander  verschlungen  und 
um  einander  gedreht,  farblos,  zart,  mit  wasserhellem  Inhalt,  ungegliedert,  mit 
zunehmendem  Alter  braungelb,  mit  Scheidewänden.  Die  senkrecht  aufsteigenden 
Fäden  treiben  an  der  Spitze  einen  doldenförmigen  Büschel  von  Knospen,  in  de- 
ren jeder  eine  kleinere  dichtere  bald  ringsum  scharf  abgegrenzte  Inhaltsparlie 
entsteht,  die  sich  durch  Wachsthum  zu  einer  länglichen  Zelle  ausbildet  und  später 
abschnürt  oder  in  zwei  Zellen  der  Quere  nach  theilt.  Die  senkrecht  abstehenden 
Aeste  bleiben  auch  wohl  ganz  kurz  und  entwickeln  in  ihrer  Spitze  jene  kleinen 
länglichen  sich  abschnürenden  Zellen.  Einige  endlich  schwellen  zu  kugligen 
oder  ovalen  Blasen  an,  welche  kurz  gestielt,  einzeln  oder  reihenweise  geordnet 
sind.  Sie  theilen  sich  in  zwei  Tochterzellen  und  diese  später  wiederum,  doch 
nicht  immer  gleichmässig,  so  dass  ein  vollkommen  ausgebildeter  Körper  aus  16 
bis  24  Zellen  besteht.  Sie  sind  Sporenkörper,  denn  jede  einzelne  Zelle  kann 
einen  Keimschlauch  treiben.  - — 4)  Steirochaete  Malvarum  an  Blättern  und  Sten- 
geln der  Malven  in  grünschwarzen  vertieften  Flecken  erscheinend.  Die  Epider- 
mis ist  ganz  zerstört,  das  chlorophyllhaltige  Colienchym  gebräunt,  zusammenge- 
sunken, das  grosszeilige  Parenchym  braun  und  structurlos,  auch  der  Bast  und 
die  jüngern  Holztheile  bräunlich  und  zum  Theil  structurlos.  Im  Gewebe  liessen 
sich  Pilzfäden  nicht  auffinden.  Die  Blätter,  an  deren  Basis  der  Stengel  solche 
Flecken  trägt,  sind  in  Stiel-  und  Blatlfläche  verwelkt.  Auf  ganz  abgestorbenen 
Stämmen  werden  die  Flecken  bräunlich  bleigrau  mit  schwärzlicher  Säumung. 
Auf  ihnen  zeigen  sich  zahlreiche  erhabene  Pünktchen,  die  unter  dem  Microscop 
Pilzrasen  darstellen.  Aus  dem  Thallus  erheben  sich  unverästelle,  einzellige  Fä- 
den, zwischen  ihnen  liegen  elliptische  einzellige  Sporen.  Die  Diagnose  des  neuen 
Pilzes  ist : Paraphyses  simplices,  non  septatae,  ex  hypothallo  subcuticulare  erum- 
pentes  ; sporae  nnicellulares,  ellipticae,  non  coloralae,  acrogenae,  laxissime  uni- 
seriatim  concatenatae,  inter  bases  paraphysiae  obviae.  ( Verhdl . Berlin.  Gar- 
tenbauges.  I.  165 — 191.  Tf.  1.  2.) 

Leighton,  Monographie  der  britischen  Graphideen  (cf. 
S.  310.).  — Hymenodecton  mit  der  Art:  H.  dendriticum  (=  Opegrapha  den- 
dritica  Ach.,  Graphis  dendritica  Ach.,  Arthonia  dendritica  Duf.,  Opegrapha  scri- 
pta £ Schaer. , Graphis  pulverulenta  ß syngrapta  Wallr. ) in  drei  Varietäten:  cc 
Smithi,  ß acuta,  y obtusa.  — Chiographa  mit  der  Art  Ch.  Lyelli  (=  Opegra- 
pha Lyelli  Smith,  Graphis  Lyelli  Ach.,  Arthonia  marginata  Duf.,  Platygramina 
Lyelli  Meyer).  — Aulacographa  mit  der  Art  Au.  elegans  (=  Opegrapha  elegans 
Sm.,  0.  scripta  tj  Ach.,  Graphis  elegans  Ach.,  Gr.  pulverulenta  d'  gemmata  Wallr., 
Opegrapha  sulcata  Moug.).  — Lecanactis  mit  der  Art  L.  lyncea  Eichw.  (=  Li- 
chen lynceus  Sm.,  Lecidea  lyncea  Ach.,  Opegrapha  caesia  DC.,  Opegr.  notha  Ach., 
Graphis  caesia  Meyer).  — Plalygramma  mit  2 Arten  : 1)  PI.  Hutchinsiae  n. 
sp.  und  2)  PI.  elaborata  (=  Opegrapha  venosa  Sm.,  0.  atrae  var.  Schaer.). — 
Die  provisorische  Art  Chiodecton  graphidioides  aus  Shropshire.  ( Ann.  mag. 
nat.  hist.  May  387—395.) 


416 


Berkeley,  Bemerkungen  über  britische  Pilze.  — Unter 
den  in  dieser  Uebersicht  aufgeführten  67  britischen  Pilzen  werden  folgende  als 
neu  beschlieben:  Agaricus  Caeciliae , A.  (Lepiota)  Badhami,  A.  (Volvaria)  Tav- 
lori,  A.  (Entoloma)  Bloxami,  A.  (Crepidotus)  cheimonophilus,  Gomphidius  gra- 
cilis,  Hygrophorus  mesotephrus , Maraspius  Stephensi , Polyporus  (Anodermei) 
adiposus,  Tremella  versicolor,  Hymenula  punctiformis.  ( Ibid . 396 — 407.) 

K.  Koch,  die  Weissdorn-  und  Mi  spei  arten  (Crataegus  und 
Mespiles),  insbesondere  die  des  kgl.  botanischen  Gartens  in  Berlin  und  der  kgl. 
Landes  Baumschule  bei  Potsdam.  — Es  ist  allgemein  bekannt,  in  welche  man- 
nichfaltige  Formenreihe  viele  Pllanzen  durch  die  Kunst  des  Gärtners  auseinan- 
derlaufen und  wie  schwierig  es  ist  für  den  Systematiker  in  solchen  die  ursprüng- 
lichen und  wirklichen  Arten  wieder  nachzuweisen.  Unter  vielen  andern  wählte 
K.  die  Weissdorn-  und  Mispelarten  zu  einer  genauen  Prüfung,  da  von  diesen 
eine  sehr  reiche  Artenzahl  in  Berlin  und  Potsdam  gezogen  werden.  Wir  tliei- 
len  das  Besultat  dieser  Prüfung  in  folgender  synoptischen  Uebersicht  mit. 

I.  Mespilus  Mispelstrauch.  Apfelfrucht,  kreiselförmig,  offen.  Blüh- 
ten einzeln  oder  gepaart;  5 Griffel:  M.  germanica  L.  — Die  Abarten  in  den 
Gärten  sind  folgende: 

a.  hinsichtlich  der  Form  der  Blätter:  er.  eine  schmalblättrige:  angusti- 
folia  Borchm.  Deutschi.  Baumz.  295.  ß . eine  breitblältrige  : laurifolia  Poir.  in 
ena.  meth.  IV,  434.  — b.  hinsichtlich  der  Farbe  der  Blätter:  a.  eine  gelb- 
scheckige: aureovariegata  Hort.  ß.  eine  weissscheckige:  argenteo  - variegala 
Hort.  — c.  hinsichtlich  des  Habitus:  « eine  mit  steif  aufrechten  Aesten:  stri- 
cta  Ait.  hört.  Kew.  II,  J72.  ed.  2.  III , 205  ß.  eine  mehr  sparrige  Abart: 
diffusa  Ait.  hört.  Kew.  II,  172.  ed.  2.  III,  205.,  laurina  Dum.  Cours.  bot.  cult. 
2.  edit.  V,  446.  — d.  hinsichtlich  der  Verhärtung  der  Zweigspitzen:  a.  eine 
dornenlose:  inermis  Poir.  in  enc.  meth.  IV,  443.,  domestica  Borkli.  Handb.  d. 
Forslb.  II,  1369.  ß . eine  dornige:  spinosa  Hort.,  sylvestris  Mill.  dict.  Bechst. 
Handb.  d.  Forslb.  II,  1379.  — e.  hinsichtlich  der  Früchte:  «.  eine  grossfrüch- 
lige:  macrocarpa  Duh.  arbr.  fruit,  cd.  8vo.  II,  154.  t.  3.  ß.  eine  birnfrüchtige : 
pyriformis  Dierb.  syst.  Uebers.  d.  um  Heidelb.  vvildw.  Cult.  Gew.  147.  — y • 
eine  mit  steinlosen  Früchten  : apyrena  Duh.  arbr.  fruit,  ed.  8vo.  II,  154.  t.  4. 
asperma  Hort.,  abortiva  Dum.  Cours.  bot.  cult.  ed.  2.  V,  446. 

II.  Crataegus  Weissdorn.  Apfelfrucht,  an  der  Spitze  mehr  weniger 
zusammengezogen.  Hieher  folgende  Formen: 

A.  1.  Mexikaner.  Blätter  länglich,  die  der  jüngern  Triebe  meist  drei- 
lappig; Blühten  und  Früchte  gross.  1.  Blühten  einzeln  oder  bis  zu  3 ; 3 Grif- 
fel: 3.  C.  grandiflora  Smith.  2.  Blühten  zu  3 — 9.  a.  Nebenblätter  bleibend; 
3 — 5 Griffel:  8.  C.  stipulacea  Laundy  (Nr.  8.).  b.  Nebenblätter  bleibend;  3 
Griffel:  4.  C.  Loddigesiana  C.  Koch.  c.  Blühten  bald  abfallend,  kopfförmig: 
9.  C.  quitensis  Benlh.  d.  Nebenblätter  bald  abfallend,  Blühten  eine  arme  Dol- 
dentraube bildend:  «.  Meist  5 Griffel;  Blätter  unten  wenig  heller:  5.  C.  mexi- 
cana  Moc.  ß.  Lindleyana.  ß.  2 — 4 Griffel : Blätter  unten  graugrün : 6.  C.  mc- 
xicanaL.  «.  bypolasia  C.  Koch.  y.  3 Griffel;  Blätter  unten  weichhaarig,  wenig 
heller:  7.  C.  pubescens  Steud.  — A.  2.  Peruaner.  Blätter  lederartig,  im- 
mergrün; mehr  klein,  20  Staubgefässe.  1.  Blätter  und  Kelchabschnitte  unbe- 
haart: 9b.  C.  subspinosa  DC.  2.  Blätter  auf  beiden  Flächen  unbehaart;  Kelch 
behaart,  a.  Blätter  ungleich  gezähnt:  9a.  C.  peruviana  C.  Koch.  b.  Blätter 
gekerbt  und  oft  auch  drüsig:  9c.  C.  myrtifolia  Presl.  3.  Blätter  auf  der  Un- 
terfläche  behaart:  9d.  C.  depressa  Presl. 

B.  N o rd  am  erikaner  (einschliesslich  einiger  Ostasialen).  Blätter  ver- 

schieden, die  der  jüngeren  Triebe  meist  nicht  anders  gestaltet;  am  häutigsten 
10  Staubgefässe.  A.  Blätter  rnejst  lederartig,  ganz  oder  nur  gesägt  und  gezähnt; 
Doldentraube  mebrblühtig;  10  Staubgefässe.  1.  Blätter  lederartig  und  zum  gros- 
sen Theil  gesägt:  a.  Blätter  und  Doldentraube  unbehaart:  10.  C.  Crus  galli  L. 

b.  Blätter  unbehaart,  Doldenlraube  behaart:  11.  C.  prunifolia  Per.  c.  Blätter 
wenigstens  unten  weichhaarig:  13.  C.  ovalifolia  Horn.  2.  Blätter  pergamentar- 
tig: 14.  C.  salicifolia  Medik.  — B.  Blätter  eingeschnilten-gesägt ; Doldentraube 


417 


viclblühtig;  10  Staubgefässe.  1.  Frucht  schwarz  : 20.  C.  rivularis  Nutt.  2.  Frucht 
roth  oder  mehr  orangefarbig,  a.  Blätter  mehr  oder  weniger  glänzend,  perga- 
mentarlig,  oft  gelappt.  «.  Frucht  härtl ich  ; 15.  C.  rotundifolia  Moencli.  ß.  Frucht 
weich:  IG.  C.  Douglasii  Lindl.  b.  Blätter  haularlig  eingeschnitten  und  scharf^ 
gesägt:  17.  C.  flahellata  Hort.  c.  Blätter  hautartig,  grob  gesägt  und  oft  gelappt. 
«.  Doldentraube  behaart  oder  unbehaart:  18.  C.  coccinea  L.  ß.  Doldentraube 
wollig  und  weiss:  19.  C.  liliaefolia  C.  Koch.  — C.  Blätter  haularlig,  in  der 
Jugend  wenigstens  gefaltet;  Doldentraube  vjelblühtig;  20  Staubgefässe.  a.  Blät- 
ter elliptisch,  gross;  meist  3 Griffel;  Früchte  klein:  21.  C.  pyrifolia  Moench. 
b.  Blätter  umgekehrt-eirund  ; 2 — 4 Griffel  , Früchte  gross  : C.  punctata  Ait.  c. 
Blätter  länglich-lanzettförmig  ; 5 Griffel : 23.  C.  arborescens  Eil.  — D.  Blätter 
pergament-,  seltner  hautartig,  kurz  gestielt,  an  der  Spitze  oft  gelappt;  Dolden- 
traube  1 — Gbliihtig;  meist  nur  10  Staubgefasse.  1.  Strauch  ziemlich  gross  oder 
Baum  ; Früchte  rundlich , roth.  «.  Blätter  mit  kurzen  Haaren  besetzt : 30.  C. 
cuneata  S.  et  Z.  ß.  Blätter  nur  in  der  Jugend  behaart,  rundlich  und  gesägt: 
26.  C.  elliptica  Ait.  y.  Blätter  völlig  unbehaart,  länglich  und  an  der  Spitze 
gezähnt:  30b.  C.  oblongifolia  C.  Koch.  2.  Strauch  ziemlich  gross  oder  Baum  ; 
Früchte  bimförmig,  gelb;  Kelch  gezähnt.  «.  Früchte  oben  zusammengezogen: 
24.  C.  caroliniana  Pers.  ß.  Früchte  oben  mehr  oder  weniger  offen:  25.  C.  tur- 
binata  Pursh.  3.  Strauch  niedrig;  Früchte  bimförmig,  grünlich  gelb.  «.Kelch 
gezähnt : 27.  C.  virginica  Lodd.  ß.  Kelch  eingeschnitten  : C.  uniflora  Dur.  — 
E.  Blätter  oft  glänzend,  mehr  oder  weniger  gelappt,  seltner  ganz ; Doldentraube 
vielblühtig  ; meist  20  Staubgefässe.  1.  Blätter  pergamentartig , spathelförmig : 
32.  C.  spalhulata  Mich.  2.  Blätter  pergamentartig,  länglich  oder  rundlich:  31. 
C.  aestivalis  Walt.  3.  mehr  hautartig,  sämmtlich  mehr  rundlich  und  mehr  oder 
weniger  gelappt,  a.  Fruchtknoten  wollig;  Kelchabschnitte  bleibend  : 33.  C.  apii- 
folia  Mich.  b.  Fruchtknoten  unbehaart,  Kelchabschnitte  abfallend:  34.  C.  po- 
pulifolia  Walt. 

A 1 1 we  1 tl  i c he.  Blätter  mehr  oder  weniger  gelappt  und  selbst  fieder- 
spaltig,  die  der  jungem  Triebe  in  der  Regel  grösser  und  oft  anders  gestaltet; 
wenigstens  20  Staubgefässe.  — A.  Blätter  gelappt,  rundlich;  Früchte  ziemlich 
weich  : 35.  C.  sanguinea  Pall.  — B.  Blätter  meist  flcderspaltig  oder  an  der 
Spitze  dreitheilig,  oft  wie  die  jiingern  Zweige  weichhaarig;  Früchte  gelb  oder 
roth.  1)  Blätter  an  der  Spitze  meist  dreitheilig,  Früchte  roth.  a)  Früchte  klein 
mit  1 und  2 Steinen  : 43.  C.  triloba  Pers.  b)  Früchte  gross  mit  meist  3 Stei- 
nen: 36.  C.  Azarolus  E.  2)  Blätter  fiederspaltig,  Früchte  dunkelrolh.  a)  Früchte 
ellipsoidisch : 38.  C.  laciniata  Ucr.  b)  Früchte  rundlich:  40.  C.  Tournefortii 
Gris.  3)  Blätter  fiederspaltig,  Früchte  ziegelfarbig:  41.  C.  orientalis  Pall.  4) 
Blätter  fiederspaltig,  Früchte  gelb  oder  orangenfarbig,  a)  Kelchabschnitte  zu- 
rückgeschlagen; Früchte  meist  mit  2 Steinen.  «)  Früchte  sehr  gross;  Blattab- 
schnitte meist  ganz;  37.  C.  Aronia  Bose,  ß)  Früchte  mittelmässig;  Bauab- 
schnitte an  der  Spitze  grob  gezähnt  : 42.  C.  ponlica  C.  Koch,  b)  Kelchab- 
schnilte  eirund-lanzettförmig,  abstehend;  Früchte  mit  5 Steinen:  39.  C.  tanace- 
tifolia  Pers.  — C.  Blätter  häufiger  gelappt  und  wie  die  jungen  Zweige  wenig 
oder  gar  nicht  behaart;  Früchte  roth,  seltner  gelb.  J)  5 Griffel;  Blätter  und 
Doldentraube  oft  behaart:  55.  C.  penlagyna  Kit.  2)  2,  seltner  3 und  1 Grif- 
fel; Kelchabschnilte  kurz:  52.  C.  Oxyacantha  L.  3)  1,  seltner  2 Griffel,  a) 
Blätter,  Blühten  und  längliche  Frucht  sehr  klein  : 46.  C.  Insegnae  Berlh.  b) 
Blätter  sehr  klein;  rundliche  Frucht,  durch  aufrechle  Kelchabschnilte  gekrönt: 
53.  C.  microphylla  C.  Koch,  c)  Blätter  mehr  klein,  härtlich,  nur  an  der  Spitze 
gelappt  oder  auch  nur  gezähnt : 45.  C.  rnaura  L.  fil.  d)  Blätter  meist  an  der 

Spitze  dreilappig;  Nebenblätter  bandförmig  getheilt:  44.  C.  maroccana  Pers. 
je)  Blätter  mehr  klein  , härtlich  und  glänzend , meistens  keilförmig ; Frucht  ku- 
gelrund: 48.  C.  brevispina  Kze.  f)  Blätter  mittelmässig,  mehr  keilförmig; 
Frucht  klein,  länglich : 47.  C.  granatensis  ßoiss.  g)  Blätter  weniger  keilförmig, 
mehr  fiederspaltig  , mit  wenig  gezähnten  Abschnitten.  «)  Kelchlappen  länglich- 
stumpf ; Frucht  behaart:  49.  C.  Azarella  Gris.  ß)  Kelchlappen  lanzettförmig; 
Frucht  unbehaart:  51.  C.  jnonogyna  Jacq.  h)  Blätter  gelappt,  mit  eingeschnit- 


418 


ten  - gesägten  Abschnitten : 54.  C.  dissecta  DC.  i)  Blätter  an  der  Basis  breit, 
nicht  keilförmig,  5 — 7 spallig : 50.  C.  pinnalifida  Bge.  — D.  Blätter  mehr 
gelappt,  als  eingeschnitten;  Früchte  schwarz  i)  1 Griffel : 56.  C.  Pallasii 
Gris.  2)  2 und  3 Griffel:  57.  C.  plalyphy  11a  Lindl.  3)  5 Griffel;  Blätter 
kaum  länger  als  breit:  58.  C.  melanocarpa  Bieh.  4)  5 Griffel;  Blätter  gross, 
länger  als  breit:  59.  C.  nigra  W.  et  K. 

Curtis's  botanical  magazine  nro  JJ2  u.  113.  Tabb.  4774— 4784. 
Heintzia  tigrina  Kardt.  , Pitcairnia  longifolia  n.  sp.  , Gentiana  Fortuni  n.  sp., 
Wellingtons  gigantea  Lindl.,  Ceratostorna  lorigiflorum  Lindl.,  Toneya  myristica 
n.  gen.  et  sp.  Farn.  Coniferarum,  Desfonlainea  spinosa  Rniz  , Angraecum  pertu- 
snm  Lindl.,  Imanthophyllnm  miniatum  Lindl.',  Barkeria  elegans  Knowl. 

Annctli  a.  mag.  nat.  hist.  Mai : J.  Yates,  Beobachtungen  über  die 

Inflorescenz  der  Cycas  revoluta  und  Mäcrozamia  spiralis  421.  — ß.  Seemann, 
Bemerkungen  über  Sarsaparilla  427 — 

JJ Institut,  Mag:  Chatin,  über  Limnantheen  und  Coriarieen  160. 


Zoologie. — Stein,  eigenthümliche  Entvvicklungsvorgänge 
bei  Colpoda  cucullus. — St.  erhielt  dieses  Infusorium,  indem  ergänz  trocke- 
nes Heu  in  einem  Glase  mit  Wasser  übergoss.  Schon  nach  drei  Tagen  wim- 
melte die  Oberfläche  von  Monaden  und  Vibrionen.  Nach  mehreren  Wochen  wa- 
ren diese  verschwunden  und  ungeheure  Schaoren  von  Colpoda  cucullus  vorhan- 
den. Diese  Thierchen  sind  höchstens  724  Linie  lang  , eiförmig , im  vordem 
Dritllheil  stark  nach  einer  Seite  eingebogen  , so  dass  das  vordere  Ende  eine 
Lippe  bildet.  Im  Grunde  des  busenartigen  Ausschnittes  liegt  der  Mund,  hinter 
welchem  sich  bei  jüngern  Thieren  bisweilen  ein  pfriemenähnlicher  Fortsatz  vor- 
schiebt (Ehrenberg  deutet  denselben  als  Zunge),  der  nichts  weiter  ist  als  zu- 
sammengekleble  Wimpern,  wie  sich  St.  bei  Behandlung  des  Fortsatzes  mit  Al- 
kohol überzeugte.  Die  von  Ehrenberg  angegebene  Afteröffnung  hinter  dem 
Munde  fand  St.  nicht,  wie  er  denn  überhaupt  bei  keinem  Infusorium  eine  vor- 
gebildete Afteröffnung  jemals  sah.  Vorn  auf  der  Lippe  stehen  sehr  deutliche 
kräftige  Wimpern  ringsum,  nicht  bloss  an  der  Bauchseite,  kleinere  besetzen  die 
Bauchkanlen  bis  nach  hinten.  Grössere  Individuen  sind  fast  ganz  undurchsich- 
tig, trüb  perlgrau,  nur  einzelne  Höhlen  schimmern  durch.  Jüngere  mehr  durch- 
sichtige Individuen  zeigen  aber  auch  keine  besondern  Organe.  Alle  haben  je- 
doch am  hinlern  Körperende  einen  mit  einer  wasserhellen  Flüssigkeit  erfüllten 
Hohlraum,  der  bisweilen  verschwindet  und  dann  wiederkehrt.  Der  Nucleus  zeigt 
sich  erst  nach  der  Behandlung  mit  Alkohol  und  Essigsäure  hinter  der  Körper- 
mitte als  Scheibe  mit  ansehnlichem  Nucleolus  (bei  Ehrenberg  Samenblase).  Eine 
Theilung  wurde  niemals  beobachtet.  Ehrenberg  sah  grössere  Individuen  zer- 
platzen, die  als  Eier  gedeuteten  Körner  in  netzförmig  verbundenen  schnurförmi- 
gen  Massen  hervorquellen  und  aus  den  Körnern  die  jungen  Colpoden  hervorkrie- 
chen. St.  sah  sie  nur  in  verdampfenden  Wassertropfen  zerplatzen , also  aus 
physischer  Veranlassung  und  die  Körner  nur  in  regellosen  Haufen  ausfliessen. 
Die  angeblichen  Jungen  sind  im  Tropfen  befindliche  Monaden  , die  eine  Zeit 
lang  still  liegen  und  dann  plötzlich  wieder  munter  umherlummeln.  Die  Colpo- 
den encystiren  sich  vielmehr  und  vermehren  sich  innerhalb  der  Cysten  durch 
Theilung.  Die  Fähigkeit  zum  Encystiren  besitzen  die  Colpoden  in  allen  Lebens- 
stadien , indem  sie  sich  knglig  zusammenziehen  und  ihre  Wimpern  unsichtbar 
werden.  Bei  einigen  Eingekapselten  bildet  sich  alsbald  eine  lichte  Aequatorial- 
zone , die  zur  ringförmigen  Furche  wird,  aber  nicht  immer  zur  Theilung  fort- 
schreitet. Dann  sind  jedoch  beide  Hälften  individuell  belebt,  jede  mit  ihrer 
hellen  contractilen  Stelle.  Beide  Hälften  scheiden  eine  gemeinsame  krystallhelle 
kuglige  Cyste  aus  oder  es  bildet  sich  eine  zweite  jene  erste  kreuzende  Ring- 
furche, wodurch  vier  Sprösslinge  entstehen,  die  sich  ebenfalls  mit  einer  Cyste 
umkleiden.  Bisweilen  kömmt  es  nicht  zur  Cystenbildung,  sondern  die  Theilung 
wird  vollständig,  die  Sprösslinge  werden  vollkommene  Colpoden,  umgekehrt  be- 
ginnen andere  die  Theilung  nicht  sondern  cysten  sich  gleich  ein  und  zerfallen 


419 


erst  dann  in  zwei  Hälften,  die  sich  munter  in  der  Cyste  drängen,  dann  ruhen 
und  sich  darauf  in  je  zwei  neue  Individuen  theilen  und  alle  vier  bewegen  sich 
in  der  Cyste  und  treten  bei  gewaltsamer  Sprengung  munter  aus  derselben  her- 
vor. Auch  die  vier  Sprösslinge  kommen  in  der  Cyste  wieder  zur  Ruhe  und 
zerfallen  darauf  in  acht.  Jeder  Sprössling  hat  seinen  eigenen  Nucleus  und  um- 
giebt  sich  mit  einer  besonderen  Cyste  innerhalb  der  gemeinsamen  , wobei  bis- 
weilen die  letztere  spaltet  und  die  Specialcysten  frei  werden.  Der  Durchmesser 
der  Cysten  beträgt  V40 — Viso  Linie , der  der  Specialeysten  Vss — Vi9o  Linie. 
Später  fand  St.  in  seiner  Fusion  viel  leere  Cvsen  und  zahllose  junge  Colpoden, 
so  dass  es  scheint,  als  verwandle  sich  der  Inhalt  der  Specialcysten  in  junge 
Thierchen.  Wie  kommen  die  Colpoden  an  das  Heu  ? Entweder  mochte  Was- 
ser über  die  Wiesen  gegangen  sein , das  bei  seinem  Verlauf  die  Cysten  an  den 
Halmen  zurückliess  oder  die  Cysten  wurden  von  der  Luft  auf  dasselbe  getrie- 
ben , wie  denn  Stein  dergleichen  nebst  andern  Infusorien  an  Baumzweigen  fern 
vom  Wasser  und  vor  jeder  Ueberschwemmung  geschützt,  auffand.  (Fr.  Stein , 
die  Infusionsthier e 16—25.  Tf.  3.  Fiy . 1 — 31.) 

Edw.  Gray,  Revision  der  Conchiferenfamilien.  — Die  Un- 
tersuchung einer  Anzahl  Muschelthiere  und  die  Prüfung  Anderer  Beobachtungen 
veranlassten  Gray  zu  einer  Revision  das  von  ihm  1840  in  der  Synopsis  to  the 
britisch  Museum  gegebenen  Einlheilung  der  Conchiferen.  Er  stellt  nunmehr  fol- 
gende Classification  auf. 

Classis  Conchifera.  Subclassis  I.  Siphonophora,  die  Man- 
telhälften verbunden,  hinten  mit  zwei  Siphonalöffnnngen.  — Ordo  I.  Venera- 
cea,  Mantel  mit  zwei  mehr  weniger  verlängerten  Siphonalöffnnngen,  die  Sipho- 
nen  oft  mehr  weniger  getrennt,  unter  dem  hinlern  Musculus  adductor,  die  Kie- 
men kurz,  nicht  im  untern  Sipho  verlängert.  A.  Der  Fuss  comprimirt,  das 
Band  äusserlich,  randlich : Ilieher  gehören  1)  Veneridae,  2)  Cyprinidae,  3)  Glau- 
conomidae  (Siphonen  an  der  Basis  vereinigt,  die  Fussöffnung  klein),  4)  Petri- 
colidae,  5)  Corbiculadae,  6)  Cyrenelladae  , 7)  Mysiadae  (Mysia  = Diplodonta), 
8)  Astartidae  (Astarte,  Cypricardia).  — 2)  Die  Siphonen  getrennt,  verlängert, 

schlank:  9)  Tellinidae  — b)  Schlosszähne  divergirend  , der  mittlere  lamellen- 
artig, gefaltet,  Band  innerlich  in  einer  dreiseitigen  Grube:  JO)  Maclradae,  1J) 

Paphiadae  (— Mesodesmidae,  Mandellappen  vereinigt,  Fussöffnung  klein,  vorn, 
Kiemen  hinten  abgestulzt , Analsipho  vergrössert,  beide  Siphonen  kurz),  12) 
Anatellidae  (Thier  unbekannt)  — c)  Schlosszähne  sehr  schief,  der  hintere  fast 
dem  Schlossrande  parallel,  Band  äusserlich,  randlich,  Wirbel  gewunden:  13) 
Glossidae  (=  Isiocardiadae) , 14)  Chamadae.  — d)  Schloss  zahnlos,  Band  in- 
nerlich in  einer  Grube,  mit  einem  Schalenstückchen:  15)  Anatinidae,  deren  Gat- 
tungen sich  in  4 Gruppen  theilen:  «.  Siphonen  vereinigt,  die  Klappen  gleich, 
das  Schlossknöchelchen  linear,  Laternula  ; ß.  die  Siphonen  getrennt,  Klappen 
ungleich,  das  Schlossknöchelchen  flach,  Lyonsia,  Byssonia;  y.  Siphonen  und 
Klappen  ebenso,  Schlossknöchelchen  klein,  fast  cylindrisch,  Thracia,  Periploma, 
Cochleodesma,  Myodora,  ? Poromya , Neaera  ; ff.  Siphonen  getrennt , eine  Schale 
angeheftet,  Schlossknöchelchen  gross,  Chamoslraea,  Myochama.  — e)  Schloss 
mit  Zähnen  oder  zahnlos,  Band  äusserlich,  randlich,  Schale  perlmutterartig,  mit 
harter  glatter  Epidermis,  16)  Muteladae  (=  Iridinidae). — ß.  Der  Fuss  kegel- 
förmig, spitz,  nach  hinten  winklig:  16)  Cardiadae.  — C.  Der  Fuss  stumpf 
und  am  Ende  erweitert:  17)  Ledadae,  wohin  «.  Leda  und  Yoldia  mit  innerli- 
chem dreiseitigem  Bande  und  /?.  Solcnella  mit  äusserlichem  randlichem  Bande 
gehören.  J8)  Modiolarcadae  (Kiemen  vier,  dick,  fast  dreiseitig,  vorn  stumpf, 
schmal,  verlängert  und  vereinigt,  vier  massige  Mundlappen,  der  Fuss  oblong, 
stumpf,  vorn  spitz,  Schale  gleichklappig,  Schlosszähne  fehlend  oder  rudimentär, 
Band  linear,  äusserlich,  Epidermis  glatt,  hart ; Gattungen  Modiolarca  auf  Modiola 
trapezium  Lamk  begründet  und  ? Mytilimera).  — • D.  Fuss  verlängert,  schlank, 
mit  Byssus  : 19)  Dreissenidae , 20)  Galeommidae.  — E.  Fuss  sehr  klein,  ru- 
dimentär, mit  Byssus,  hinterer  musc.  adductor  gross,  nach  vorn  gerückt,  Fuss- 
öffnung klein,  dem  Wirbel  genähert,  Afteröffnung  hinter  und  über  dem  Adductor: 
21)  Tridacnidae. 


420 


Ordo  H.  Pholadacea.  Mantel  fast  ganz  geschlossen,  Siphonalöff- 
nungen  mehr  weniger  verlängert,  unter  dem  hintern  Adductor  2 Kiemenpaare, 
in  der  untern  Siphonairöhre  verlängert,  FussöfTnung  meist  klein,  Siphonen  ver- 
wachsen. Subordo  I.  0»  thoconchae.  Körper  symmetrisch , Klappen  gleich,  an 
beiden  Enden  Mailend,  Band  äusserlich  oder  fehlend.  A.  Ohne  Band:  1)  Pho- 

ladidae.  — ß.  Band  äusserlich,  randtich  : 2)  Gastrochaenadae,  3)  Saxicavidae 
(Saxicava,  Cypricardia)  , 4)  Pholadomyadae,  5)  Solenidae. — Snhordo  II.  He- 
teroconchae.  Körper  nicht  symmetrisch , Klappen  ungleich , Band  innerlich , in 
eine  Grube,  Schloss  einfach,  Fussölfnung  nach  unten  gerückt:  6)  Myadae  , 7) 
Corbulidae,  8)  Pandoridae. 

Subclassis  II.  Asiphonophora.  Manlellappcn  meist  frei,  hinten  oder 
am  ganzen  Ende  gefranzt , manchmal  mit  getrennter  Atheraöffnung.  Ordo  III. 
Lasiacea.  Mantellappen  vereinigt,  mit  Afterölfnung  unter  dem  hintern  Adduc- 
tor und  mit  Fussölfnung:  1)  Solenomyadae,  2)  Uasiadae. 

Ordo  IV.  Union  acea.  Mantellappen  frei,  nur  hinten  etwas  vereinigt, 
mit  getrenntem  Analsipho  unter  dem  hintern  Adductor.  Subordo  1.  Lucinacea. 
Fuss  cyl  indrisch  , schlank,  nach  unten  gerückt,  vorderer  Adductor  gewöhnlich 
verlängert:  1)  Lucinidae,  deren  Gattungen  3 Gruppen  bilden:  a.  I.ucina,  Thya- 
sira,  Fimbria ; ß.  Codakia,  Loripes ; y.  ? Ungnlina.  — Subordo  2.  Submyti- 
lacea.  Fuss  gross  , comprimirt , vorderer  Adductor  fast  ebenso  gross  als  der 
hintere.  A.  Schale  frei,  Epidermis  braun,  haarig,  Meeresbewohner:  2)  Carditi- 
dae  , 3)  Crassatellidae.  — ß.  Schale  frei,  Epidermis  hart,  glatt,  Süsswasser- 
bewohner : 4)  Unionidae  mit  massigem  Fusse  Unionina  und  mit  verlängertem, 
am  Ende  erweiterten  Fusse  Mycetopedina.  — C.  Schale  fixirt  mit  einer  Klappe : 
5)  Etheriadae.  — Subordo  3.  Mytilacea.  Fuss  klein  , ligulaarlig,  mit  ßyssus, 
vorderer  Adductor  klein  : 6)  Mytiladae  wohin  a.  Mytilina  hinterer  Theil  der  Man- 
tels allein  etwas  verlängert,  vorderer  Muskel  klein;  ß.  Crenellina  hinterer  Man- 
teltheil  verlängert  in  falsche  Siphonen  ; y.  Uithodomina  hinterer  Manteltheil  mehr 
weniger  verlängert  , vorderer  Muskel  von  massiger  Grösse.  7)  Pinnadae. 

Ordo  V.  Pect  in  acea.  Mantellappen  frei,  ohne  getrennte  Oeffnungen. 
Subordo  1.  Arcacea  Schalen  ohlong  oder  gerundet,  vorderer  und  hinterer  Ad- 
ductor ziemlich  gleich,  Mantel  hinten  gefranzt,  Schlosszähne  liefgrubig  oder  ker- 
big.  a)  Fuss  lanzetllich,  winklig.  1)  Trigoniadae.  b)  Fuss  abgeslutzt  oder 
am  Ende  erweitert,  oft  mit  Byssus.  2)  Arcadae,  wohin  a.  Arcaina,  ß.  Pectun- 
culina  , y.  Nucnlina.  — Subordo  2.  Maßeacea.  Schalen  ziemlich  dreiseitig, 
vorderer  Adductor  klein,  verkümmert,  hinterer  gross,  ziemlich  mitlelständig,  Kie- 
men blattförmig.  3)  Pteriadae  ( = Aviculidae),  wohin  Pteriacna  und  Crenalulina. 
— Subordo  3.  Oslracea.  Schale  rundlich,  vorderer  Muskel  verkümmert,  hin- 
terer gross,  mittelständig,  Band  innerlich,  Mantel  oft  gefranzt.  a)  Pectinina: 
4)  Spondylidae,  5)  Pectenidae,  6)  Limadae.  — b)  Ostreina : 7)  Oslreidae,  8) 
Placentadae  (==Placunidae).  — C.  Anomiaina:  9)  Anomiadae.  ( Ann . mag . 
nat.  hist.  Mag  408 — 418  ) Gl. 

Owen,  zur  Osteologie  der  Troglodyten.  — Eine  neue  Ver- 
gleichung der  Skelete  der  menschenähnlichen  Affen  führte  zu  dem  Besultate,  dass 
1)  der  Gorilla  und  Chimpansen  keineswegs  zur  Gattung  Orang  gehören.  2)  Ihre 
osteologischen  Charactere  entschiedener  menschenähnlich  sind.  3)  Beide  die  Ar- 
ten der  Gattung  Troglodytes  bilden.  4)  Durch  mehre  specifische  Charactere,  so 
das  Zurücktreten  des  Vorderkiefer  , die  Gegenwart  des  processus  vaginalis  , die 
Breite  des  Schulterblattes  und  Darmbeines,  die  Breite  der  Hand,  die  stärkere 
Entwicklung  des  Fersenbeines  und  Daumens  sich  Tr.  gorilla  mehr  den  Menschen 
nähert  als  Tr.  niger.  5)  Die  Verschiedenheiten,  welche  an  den  bisher  unter- 
suchten Skeleten  von  Gorilla  beobachtet  wurden,  nur  Varietäten,  nicht  Arten  an- 
zeigen,  wie  es  sich  gleichfalls  mit  den  Chimpansen  verhält.  {Ann.  sc.  nat. 
XX.  120.)  " Gl. 


— — 


Correspondenzblatt 

des 

Naturwissenschaftlichen  Vereines 

für 

Sachsen  und  Thüringen 

in 

Halle. 


1854.  Mai.  JW  V. 


Sitzung  am  3.  Mai. 

Eingegangene  Schriften : 

1)  Der  drontheimischen  Gesellschaft  Schriften  aus  dem  Dänischen  übersetzt. 
3 Thle.  Kopenhagen  1765 — 1767.  8vo.  — Geschenk  des  Hin.  Hof- 
rath Menke  in  Pyrmont. 

2)  G.  Fischer,  über  die  verschiedene  Form  des  Intermaxillarknochens  in  ver- 
schiedenen Thieren.  Mit  3 Tfln.  Leipzig  1800.  8vo. 

3)  Die  Derggeister.  — Glück  auf!  der  königlich  preussischen  edlen  Berg- 
knappschaft zum  neuen  Jahr  1832.  s.  1.  et  a.  4o. 

4)  J.  G.  Heine  , Copie  eines  Briefes  an  einen  berühmten  Philosophen  und 
Naturforscher  vom  16.  December  1834  über  die  Grundverhältnisse  des 
intellectuellen  und  organischen,  vegetativen  Lebens  des  Menschen  etc. 
Bonn  1836.  4o. 

5)  Index  librorum  quibus  bibliothecae  universitatis  literariae  halensis  anno 

1843.  auctae  sunt.  Halae  1844.  4o. 

6)  Verhandeling  over  den  Stengel.  (Sauber  geschriebene  Erläuterungen  von 
M.  Dassen  mit  39  Quarttafeln  Handzeichnungen.) 

Nr.  2 — 5.  Geschenk  des  Hrn.  Zuchold. 

Als  neue  Mitglieder  werden  aufgenoimnen  : 

Herr  Lohse  aus  Giessin  hei  Schkeuditz, 

„ Dr.  Eichel  ] 

„ Dr.  G r ü n d I e r I 

,,  Dr.  Grosse  in  Ascherslehen 

„ Oberlehrer  Focke  j 
„ Lehrer  Voigt 
und  als  auswärtiges  Mitglied: 

Herr  Otto  Goldfuss  in  Bonn. 

Als  neue  Mitglieder  werden  angemeldet: 

Herr  Hermann  Schwarz,  Lehrer  der  Physik  und  Mathematik 
am  Pädagogium, 

durch  die  Herren  Schwarz,  Imhof  und  Giebel, 

Herr  Falk,  stud.  pbil.  in  Göttingen, 

durch  die  Herren  Seiffert,  Giebel  und  Baer. 

Herr  Baer  gab  einen  Bericht  über  die  Verbreitung,  welche  die 
Verwendung  des  Leuchtgases  als  Brennmaterial  bereits  in  Deutschland 
gefunden  hat. 


28 


422 


Herr  Giebel  llieilte  die  neuesten  Resultate  über  die  Ausgra- 
bungen fossiler  Säugethierknochen  am  Pentelikon  bei  Athen  mit. 

Sitzung  am  17.  Mai. 

Eingegangene  Schriften : 

1)  Schabus,  Monographie  des  Euklases.  Wien  1854.  — Vom  Verfasser. 

2)  Programm  der  Realschule  zu  Saalfeld.  (Enthält : Dr.  Reimann , über  die 
physische  Beschaffenheit  der  Sonne.)  Saalfeld  1854.  — Geschenk  des 
Hrn.  Richter. 

3)  Programm  der  höheren  Bürgerschule  zu  Ascherslebcn.  (Enthält : G.  Heyse, 

Streifzüge  durch  die  Literatur  des  Harzes.)  Aschersleben  ] 854.  4o. — 

Geschenk  des  Herrn  Heyse. 

Als  neue  Mitglieder  werden  aufgenommen : 

Herr  Hermann  Schwarz,  Lehrer  der  Physik  und  Mathematik 
am  Pädagogium, 

Herr  Falk,  stud.  phil.  in  Göttingen. 

Der  Vorsitzende  übergibt  das  Märzheft  der  Vereinszeitschrift. 
Darauf  legt  derselbe  ein  von  Herrn  Hoffman  n in  Törpla  bei 
Eisenberg  im  Altenburgischen  eingegangenes  Schreiben  — geognosli- 
sehe  Bemerkungen  über  die  dortige  Gegend  enthaltend,  — sowie  die 
dasselbe  begleitenden  Versteinerungen  und  ßelegstufen  vor. 

Herr  Kohlmann  erläutert  den  von  Magnus  (Pogg.  Ann.  Bd. 
XCI.  p.  295)  angegebenen  Rotalionsapparat. 

Herr  Giebel  theilt  unter  Vorlegung  von  Stein’s  neuestem  Werk : 
„Entwicklungsgeschichte  der  Infusorien“  die  in  demselben  niederge- 
legten Beobachtungen  über  die  Heuthierchen  mit. 

Sitzunng  am  24.  Mai. 

Als  neues  Mitglied  wird  angemeldet : 

Herr  Bergexspeetant  Müller,  hier 

durch  die  Herren  Klöber,  ßaer,  Giebel. 

Herr  B a e r theilte  Emsmann’s  Untersuchungen  über  die  Dauer 
des  Lichteindrucks  im  Auge  mit. 

Herr  Kohlmann  erörterte  die  Construclion  der  Spiegel-  und 
Linsenslereoscope,  wodurch  Herr  B a e r Veranlassung  fand,  einige  ge- 
schichtliche Bemerkungen  über  diesen  in  neuester  Zeit  sehr  verbrei- 
teten optischen  Apparat  beizubringen. 

Sitzung  am  31.  Mai. 

Eingegangene  Schriften : 

Verhandlungen  des  naturhistorischen  Vereines  der  preussischen  Rheinlande 
und  Westphalens.  XI.  Jahrg.  1.  2.  Heft.  Bonn  1854.  8vo. 

Als  neues  Mitglied  wird  aufgenommen  : 

Herr  Bergexspeetant  Müller  hier. 

Der  Vorsitzende  übergab  das  Aprilheft  der  Vereinszeitschrift. 
Von  Herrn  Dr.  Creplin  in  Greifswald  war  ein  Brief  des  Ca- 
pitain  Hollböll  aus  Grönland  zur  Kenntnissnähme  des  Vereins  ein- 
gegangen. 


423 


Herr  ßaer  hielt  in  Folge  einer  Besprechung  der  Versuche 
Schlumbergers , das  Muroxyd  in  der  Wollenfärberei  zur  Erzeugung 
einer  prachtvollen  rotlien  Farbe  zu  verwenden , einen  ausführlichen 
Vortrag  über  den  Harn,  die  Bestandteile  desselben  und  die  Zer- 
setzungsproduclc  der  Harnsäure.  Zur  Erläuterung  des  Gesagten  legte 
der  Bedner  eine  Reihe  von  Präparaten  vor  und  führte  er  einige  Ex- 
perimente aus. 

Herr  Giebel  theilte  die  neuesten  Untersuchungen  in  Betreff 
der  systematischen  Stellung  der  Stigmaria  ßcoides  mit. 


Mai-Bericht  der  meteorologischen  Station  in  Halle. 

Das  Barometer  zeigte  zu  Anfang  des  Monats  den  Luftdruck  von 
27"4,"'34  und  stieg  bei  ziemlich  starkem  S und  anfangs  bedecktem 
und  regnigtem , an  den  folgenden  Tagen  sich  aufheiterndem  Himmel 
bis  zum  3.  Morgens  6 Uhr  auf  27"7,'"74,  fiel  jedoch,  als  an  den 
folgenden  Tagen  der  Wind  sich  nach  W.  herumdrehete , bis  zum  5. 
bei  durchschnittlich  ziemlich  heiterem  Himmel  wieder  bis  27"4,'"19. 
An  den  folgenden  Tagen  drehete  sich  der  Wind  von  SW  durch  NW 
nach  NO.  Während  dieser  Zeit  stieg  das  Barometer  bei  sehr  verän- 
derlichem, meistens  trübem  und  selbst  regnigtem  Wetter  bis  zum  12. 
Morgens,  wo  es  die  Höhe  von  28"0,'"25  erreicht  hatte,  und  fiel 
dann  wieder  langsam  und  unter  unbedeutenden  Schwankungen  bei  vor- 
herrschend nördlicher  Windrichtung  und  durchschnittlich  trübem  Wet- 
ter bis  zum  18.  Nachmittags  2 Uhr  (27"9,'"65).  Hier  heiterte  sich 
das  Wetter  bei  nördlicher  Windrichtung  etwas  auf  und  das  Barome- 
ter stieg  ziemlich  schnell  bis  zum  20.  Morgens  6 Uhr  (28"0/"56), 
worauf  es  aber  trotz  der  eingetretenen  nordöstlichen  Windrichtung 
und  des  heileren  Wetters  wieder  ziemlich  schnell  fiel  und  am  23. 
Nachmittags  2 Uhr  bei  N nur  noch  den  Luftdruck  von  27"8,'"17 
anzeigte.  An  den  folgenden  Tagen  drehete  sich  der  Wind  von  N 
durch  0 bis  SW.  Dennoch  stieg  das  Barometer  langsam  bei  sehr 
veränderlichem,  durchschnittlich  aber  ziemlich  heiterem  wenn  auch 
bisweilen  regnigtem  Wetter  bis  zum  26  Morgens  6 Uhr  (27"  10, "'09) 
sank  dann  aber  unter  mehreren  Schwankungen  bei  SW  — SO  und 
anfangs  heiterem,  später  trübem  und  regnigtem  Weiter  bis  zum  29. 
Abends  10  Uhr  auf  27"8,'"74 , worauf  es  bis  zum  31.  Morgens  6 
Uhr  bei  vorherrschendem  SW  und  trübem  und  regnigtem  Himmel 
wieder  eine  Höhe  von  27"11,'"48  erreichte.  Bis  zum  Abend  des 
Tages  war  es  alsdann  im  Sinken  begriffen.  Im  Allgemeinen  war  der 
Gang  des  Barometers  ziemlich  ruhig,  die  Schwankungen  desselben 
waren  unbedeutend,  der  mittlere  Barometerstand  im  Monat  aber  ziem- 
lich niedrig,  nämlich  nur  27"9,'"03.  Der  höchste  Barometerstand 


424 


am  20.  Morgens  6 Uhr  — 28"0,'"56;  der  niedrigste  Stand  am  5. 
Morgens  6 Uhr  = 7"4a"/ 19;  demnach  betrug  die  grösste  Schwan- 
kung im  Monat  8,' '"37.  Die  grösste  Schwankung  hinnen  24  Stun- 
den wurde  am  5.  bis  0.  Morgens  6 Uhr  beobachtet,  wo  das  Baro- 
meter von  27"4,'"19  auf  27"8,'"61,  also  um  4, '"42  stieg. 

Die  Wärme  der  Luft  war  im  Anfang  des  Monats  durchschnitt- 
lich ziemlich  angemessen,  sank  jedoch  gegen  die  Mitte  des  Monats 
so  bedeutend,  dass  dadurch  die  mittlere  Monatswärme  bedeutend  her- 
untergedriickt  wurde.  Es  war  dieselbe  im  Mai  — 10,°9;  die  höchste 
Wärme  am  24.  Nachmittags  2 Uhr  war  = 19°,7;  die  niedrigste 
Wärme  am  21.  aber  war  4°, 2 R. 

Die  im  Monat  Mai  beobachteten  Winde  waren 


N = 10 

NO  = 9 

NNO  = 3 

ONO 

= 7 

0=6 

SO  = 5 

NNW  = 3 

OSO 

= 0 

S = 9 

NW  = 9 

SSO  = 3 

WNW  = 0 

W=  6 

SW  = J 5 

SSW  = 4 

WSW  = 1 

woraus  die  mittlere  Windrichtung  des  Monats  berechnet  wurde  auf 
S — 68°3'32",5l  — W. 

Die  Luft  war  im  Mai  im  Allgemeinen  nicht  sehr  feucht.  Wir 
hatten  nur  eine  relative  Feuchtigkeit  der  Luft  von  durchschnittlich  69 
pCt.  bei  dem  Dunstdruck  von  3, '"47.  Wir  hatten  durchschnittlich 
auch  wolkigem  Himmel.  Wir  zählten  im  Mai  6 Tage  mit  be- 
decktem, 4 Tage  mit  trübem,  8 Tage  mit  wolkigem,  10  Tage 
mit  ziemlich  heiterem,  3 Tage  mit  heiterem  und  keinen  Tag 
mit  völlig  heiterem  Himmel.  An  11  Tagen  wurde  Regen  beob- 
achtet und  die  Summe  des  an  diesen  Tagen  im  Regenmesser  gemes- 
senen Regenwassers  beträgt  257,"40  oder  durchschnittlich  8, "'30 
Pariser  Linien  auf  den  Quadratfuss  Land. 

An  3 Tagen  des  Monats  wurden  Gewitter  und  an  1 Tage  auch 
Wetterleuchten  beobachtet.  Weier. 


— 4 — 


(Druck  von  W.  P 1 ö t z in  Halle.) 


Zeitschrift 


für  die 

i 

Gesammten  Naturwissenschaften. 


1854*  Juni.  J\?  VI, 


Ornitkologisclie  & klimatologisclie  Notizen  über  Grönland* 

Aus  brieflichen  Mittheilungen  an  Prof.  Es  ehr  ich  t in  Kopenhagen 

vom 

Capitain  Uolböll 

in  Grönland. 

Godthaab,  October  1852. 

A.  Der  Schwan,  Cygnus  melanogaster,  hat  früher  allem 
Anscheine  nach  in  Menge  in  Grönland  gebrütet.  Zwei  hie- 
sige Districte,  die  durch  ihre  Situation  sich  dazu  besonders 
zu  eignen  scheinen,  werden  sogar  mit  demselben  grönlän- 
dischen Namen  bezeichnet  wie  der  Vogel  selbst.  Viele 
Jahre  sind  jedoch  verstrichen,  ohne  dass  sich  Schwäne  ge- 
zeigt haben,  bis  endlich  erst  der  Capt.  Graah,  darauf  ich 
von  ihrem  Vorhandensein  in  dem  Julianehaab-Districte  Ge- 
wissheit erhielten.  So  namentlich  in  den  Jahren  1849  und 
1850.  Im  Frühjahr  1852  kam  der  Schwan  aber  schaaren- 
weis  zu  allen  Colonien , die  südlicher  als  65°  liegen , und 
da  mehrere  Junge  im  Herbste  bei  64°30'  geschossen  sind, 
so  muss  er  wieder  seine  alten  Brüteplätze  benutzt  haben. 

B.  Ich  weiss  nicht,  inwiefern  Du  darauf  Acht  gegeben 
hast,  dass  die  Ornithologen  uneinig  sind,  ob  die  Polarlän- 
der eine  oder  zwei  Arten  von  Falco  besitzen,  die  mit  dem 
Alter  mehr  oder  weniger  weiss  werden.  Dr.  Schlegel, 
der  sich  besonders  mit  der  Untersuchung  der  sogenannten 
Edelfalken  beschäftigt  hat,  ist  zu  dem  Resultat  gekommen, 
dass  es  nur  eine  solche  Art  gebe,  und  dieser  Meinung  bin 

III.  1854,  29 


426 


auch  ich  geneigt  gewesen,  indem  die  beiden  in  der  That 
bestehenden  Arten  in  allen  mir  zu  Diensten  stehenden  Hand- 
büchern und  auch  von  Fabricius  in  der  Beschreibung 
vermischt  worden.  Da  nun  aber  meine  Bekanntschaften  in 
England  mich  in  den  Stand  gesetzt  haben,  Vögel  in  einem 
grossartigen  Maassstabe  einzusammeln,  so  habe  ich  in  diesem 
Jahre  eine  Menge  Falken  in  die  Hände  bekommen,  wodurch 
ich  die  Ueberzeugung  gewonnen  habe,  dass  Grönland  zwei 
solche  Arten  besitzt.  Die  Artkennzeichen,  die  ich  keines 
wegs  nur  in  der  Farbe  suche,  sind  folgende: 

1)  Falco  islandicus  candicans  Schlegel. 

Artkennzeichen:  Der  Tarsus  gleicher  Länge  oder 
unbedeutend  länger  als  die  Mittelzehe  ohne  den  Nagel ; die 
Schwanzfedern  gerade  abgeschnitten;  nur  die  äussersten 
Schwanzfedern  um  einige  Linien  kürzer  als  die  mittleren. 
Der  Vogel  wird  mit  dem  Alter  mehr  oder  weniger  weiss, 
hat  aber  stets  Längsstreifen  auf  dem  Rücken,  und  wenn 
sich  auf  dem  Bauche  und  an  den  Seiten  Flecken  vorfinden, 
so  sind  sie  tropfenförmig.  Die  Füsse  und  die  Wachshaut 
stets  hell  bleifarbig;  der  Schnabel  hell  bleifarbig  an  der 
Spitze,  dunkel  an  der  Basis. 

2 ) Falco  arcticus  Holböll. 

Artkennzeichen:  Der  Tarsus  etwa  i/2  Zoll  länger 
als  die  Mittelzehe  ohne  den  Nagel;  der  Schwanz  stark  ab- 
gerundet, so  dass  alle  Schwanzfedern  kürzer  als  die  mitt- 
leren sind,  die  mittelsten  1 Zoll  kürzer.  Der  Vogel  wird 
mit  dem  Alter  mehr  oder  weniger  weiss.  Die  Zeichnung 
besteht  entweder  in  Querstreifen  auf  dem  Rücken  und  har- 
punenförmigen Flecken  am  Bauche,  oder  in  dergleichen 
Flecken  auf  dem  Rücken,  während  die  Unterseite  rein  weiss, 
die  Flügelspitzen  dunkel  oder  schwarz  sind.  Wenn  der  Vo- 
gel geschlechtsreif  ist,  so  hat  er  gewöhnlich  gelbe  Beine 
und  eine  gelbe  Wachshaut.  Der  Schnabel  ist  bleifarbig  an 
der  Spitze,  dunkel  an  der  Wurzel. 

NB.  Im  jungen  Alter  sehen  diese  beiden  Arten  sich 
so  ähnlich  in  der  Färbung  ihrer  Federn,  dass  sie  nur  durch 
die  angegebenen  Artkennzeichen  am  Tarsus  und  am  Schwanz 
zu  unterscheiden  sind. 


427 


Die  beiden  Arten  lassen  sich,  dem  Obigen  zufolge, 
eben  so  leicht  am  Skelette  als  am  Balge  unterscheiden, 
weshalb  ich  dich  bitte , die  Skelette  beider  in  Deinem  Mu- 
seum mit  meinem  Namen  aufzustellen. 


Godthaah,  am  4.  Mai  1853. 

C.  Auch  Notizen  über  die  Witterung  gehören  ja  zum 
Bereiche  der  Naturwissenschaften.  Dieser  Winter  (1852 — 
53)  ist  der  sonderbarste,  den  ich,  ja  den  die  ältesten  Ein- 
gebornen  hierselbst  erlebt  haben.  Der  Sommer  1852  war 
sehr  unbeständig.  Einzelne  warme,  sogar  heisse  Tage  wech- 
selten mit  durchdringend  kalten  ab,  und  die  Kälte  wurde 
dadurch  um  so  mehr  fühlbar.  Früh  im  August  wurden  die 
Felsengipfel  mit  Schnee  bedeckt;  der  Schnee  verschwand, 
kam  aber  wieder.  Nächtlichen  Frost  hatten  wir  früh,  doch 
war  der  September  fast  durchgängig  am  Tage  frostfrei,  wel- 
ches einen  milden  Winter  anzuzeigen  pflegt.  Das  Wetter 
war  im  September,  October  und  November  abscheulich, 
wurde  aber  Ende  dieses  Monats  schön  und  hielt  sich  so 
mit  geringer  Kälte  (4  ä 8°  R.)  bis  zum  Ausgange  des  Jah- 
res. Im  December  gab  es  an  einzelnen  Tagen  noch  Thau- 
wetter,  im  Januar  aber  anhaltenden  Frost,  bis  14°  R. , was 
jedoch  weniger  als  das  Normale  ist.  Am  dritten  Februar 
erhielten  wir  Thauwetter  und  einen  förmlichen  Sommer.  An 
manchen  Tagen  stand  das  Thermometer  Tag  und  Nacht  4 
bis  8°  über  0.  Das  Gras  fing  an  zu  wachsen,  an  der  Weide 
standen  die  Knospen  zum  Aufsprunge  bereit;  — denn  in 
den  Polarländern  muss  die  Vegetation  sich  sputen,  wenn 
sie  mit  will.  Nicht  nur  die  Thäler,  auch  die  Felsen  wurden 
so  schneearm,  dass  ich  sie  selten  im  Juni  so  schwarz  ge- 
sehen habe.  In  den  letzten  Tagen  des  Februars  und  den 
ersten  8 Tagen  des  Märzes  hatten  wir  herben  Winter,  al- 
lein am  9.  März,  gerade  am  Tage  der  40  Ritter,  sprang  der 
Wind  Nachmittags  auf  SO  um,  und  das  Clima  ward  völlig 
verändert.  Des  Morgens  — 8°,  des  Abends  +4°,  und  von 
der  Zeit  an  bis  jetzt  (4.  Mai)  haben  wir  nicht  nur  Sommer- 
wärme, sondern  auch  Sommerwetter  gehabt.  Denke  dir! 
auf  65°30'  nördlicher  Breite  die  Weide  in  Blühte  und  mit 

29  * 


428 


ganz  entfalteten  Blättern  zu  sehen!  Solches  ist  hier  ge- 
wöhnlich am  24.  Juni ; dies  Jahr  sah  ich  es  am  28.  Apiil!'. '. 
Azalia  procumbens,  Vaccinium  uliginosum,  C ochlearia  und  Em- 
petrum  nigrum  blühten  auch  schon  am  28.  April. 


Verzeichnis  einiger  dem  nordwestlichen  Harzgebirge 
angehörigen  Höhen  mit  dem  Barometer  gemessen 

von 

Carl  Prediger. 

Folgende  absolute  Höhenangaben  verdanken  ihr  Ent- 
stehen einer  im  Frühjahre  1849  erlassenen  Verfügung  des 
Königlichen  Berg-  und  Forstamtes  hierselbst,  wonach  unter 
Direction  des  Herrn  Bergamts-Assessors  F.  A.  Römer  eine 
Karte  vom  königlich  hannoverschen  Harze , und  zwar  von 
dem  bis  dahin  vermessenen  Territorium,  dem  nordwestli- 
chen Harzgebirge  angefertigt  werden  sollte*).  Zum  Anhal- 
ten dienten  die,  aus  der  seit  1842  ausgeführten  topographi- 
schen und  Forst- Vermessung  hervorgegangenen  Original- 
karten, welche  an  Genauigkeit  und  Schärfe  nichts  zu  wün- 
schen übrig  lassen.  Um  der  Deutlichkeit  nicht  den  gering- 
sten Eintrag  zu  thun , und  sie  namentlich  für  die  geogno- 
stische  Illumination  recht  brauchbar  zu  machen,  so  unter- 
blieb die  Schraffirung  und  es  wurden  nur  die  Niveaucurven 
darauf  angegeben,  deren  näherungsweise  richtige  Lage  in 
dem  Herzoglich  Braunschweigischen  Gebiete  durch  die  un- 
ten aufgeführten  mit  dem  Barometer  gemessenen  Meeres- 
höhen, und  durch  die  Beobachtungen  der  Böschungen  des 
Terrains  erreicht  wurde. 

Herr  Capitain  Seweloh  bestimmte  in  dem  Jahre  1842 
durch  sorgfältige  trigonometrische  Messung  die  Hausflur 


*)  Man  sehe:  Karte  vom  nordwestlichen  Harzgebirge  etc.  entworfen  von 
C,  Prediger.  Clausthal  hei  Schweizer  1851. 

i 


429 


des  Königlichen  Amthauses  zu  Clausthal  zu  1941,1  hanno- 
versche = 1745,4  pariser  Fuss  über  dem  Spiegel  der  Nord- 
see, und  Herr  Markscheider  Borchers  die  Höhendifferenz 
zwischen  dieser  und  dem  Fussboden  im  Observatorium  mit 
dem  Reichenbach’schen  Niveau  zu  — 40  hannoversche  Fuss, 
hieraus  ergibt  sich  die  Höhe  desselben  über  der  Nordsee 
==  1901.1  hannoversche  = 1709.5  pariser  Fuss. 

Hie  Rechnung  ist  stets  doppelt,  ein  Mal  nach  den  Gaus- 
sischen,  ein  anderes  Mal  nach  den  Oltmanns’schen  Tafeln 
geführt,  und  nur  da,  wo  es  nöthig  schien,  nach  den  Bessel- 
schen  mit  Berücksichtigung  der  correspondirenden  Psychro- 
meterwerthe.  Hie  oft  so  auffallende  Uebereinstimmung  mit 
der  trigonometrisch  gemessenen  Höhe  muss  ich  theils  dem 
Spiele  des  Zufalls,  sowie  der  geringen  nicht  über  2 Meilen 
betragenden  Entfernung  von  der  Hauptstation,  ganz  beson- 
ders aber  der  Pünktlichkeit  und  dem  grossen  Fleisse  zu- 
schreiben, mit  welchem  die  Herren  W.  Lehmann  und  H. 
Reck  die  correspondirenden  Beobachtungen  im  hiesigen 
magnetischen  Observatorium  besorgten. 

Hie  Zahlen  sind  pariser  Fuss , wovon  6 auf  die  Toise 
von  Peru  gehen. 

Hass  vor  und  nach  den  Beobachtungen  sämmtliche 
Instrumente  durch  hinlänglich  ausgedehnte  Versuchsreihen 
aufs  sorgfältigste  mit  einander  verglichen,  und  die  nöthigen 
Correctionen  in  Rechnung  gebracht  wurden,  bedarf  wohl 
kaum  der  Erwähnung. 

Höhe  über 


No.  Gemessene  Punkte,  d Nordsee. 

Paris.  Fuss 

1.  Adenberg,  bei  Ocker,  Kuppe  1645 

2.  Ahrensberg,  grosser,  oben  auf  der  Klippe  (Hannov.  Ter- 
ritorium) 1815 

3.  Altarkopf,  in  der  Nähe  von  Wolfshagen,  Kuppe  1672 

4.  Astfeld,  Zollamt  634 

5.  Bärenlhalsberg,  grosser,  auf  der  Höhe  am  Fusswege 

(Goslarsche  Stadtforsl)  2268 

6.  Bärenthalsberg,  kleiner,  auf  dem  Graben  da  wo  das 

grosse  Bärenthal  heraufschiesst  2271 

7.  Bakenberg,  kleiner,  Hahäuser  Forstrevier,  Kuppe  926 

8.  Barenberg,  höchste  Stelle  des  Rückens  (Hahäuser  Revier)  994 


430 


9.  Bocksberg,  ziemlich  auf  der  Höhe  neben  einer  Schneisse 

(Hannov.  Territorium)  2211 

10.  Daselbst  höchste  Stelle  der  Kuppe  (Hannov.  Territorium)  2239 
Die  trigonometrische  Messung  ergab  für  diesen  Punkt  2232 

11.  Bohrberg,  unweit  Wolfsbagen,  Kuppe  1S42 

12.  Bornumhausen , Kirche  432 

13.  ßraulslein  ( Linnthalsberg? ) 130  Schritte  vom  Fahr- 
wege (Goslarsehe  Stadtforst)  1992 

14.  Bremsenberg,  auf  dem  untern  Kopfe  (Forstrevier  Lan- 
gelsheim) 1477 

15.  Bremsenthal,  am  Fusse  des  Eichenherges  828 

16.  Buchberg,  auf  dem  Rücken  nach  Westen  zu  (Forstre- 
vier Gittelde)  1292 

17.  Daselbst,  auf  dem  höchsten  Kopfe  (Hannov.  Territorium)  1599 

18.  Büchenberg,  auf  dem  Kopfe  (Hahäuser  Revier)  788 

19.  Daselbst,  unten  auf  dem  Rücken  im  Buchenbestand  687 

20.  Bullars,  Kuppe,  hei  einem  Ahtheilungspfahl  mit  der  Be- 
zeichnung o.  B.  1492 

21.  Daselbst,  weiter  unten  auf  Ilern  Rücken  hei  einemPfahl 

mit  der  Bezeichnung  1.  942 

22.  Chaussee,  die  von  Goslar  nach  Clausthal  führt,  da  wo 

die  alte  die  neue  trifft  1589 

23.  Chausseehaus,  hei  Goslor  (Clausthor)  904 

24.  Chaussee  zwischen  Langelsheim  und  N.  Krug  etwa  3/4 

Stunde  vom  letztem  entfernt  636 

25.  Daselbst  in  der  Nähe  von  Langelsheim  40  Schritte  vom 

Stein  Nr.  62  679 

26.  Curtsberg,  auf  der  Höhe  neben  dem  Fusswege  1548 

27.  Dickekopf,  höchste  Stelle  des  Plateaus  2055 

28.  Dittmarsberg,  Kuppe  (Fortsrevier  Wolfshagen)  1223 

29.  Dorn,  kurzer,  höchste  Stelle  des  Rückens  (Forstrevier 

Gittelde)  1040 

30.  Drachenberg,  Kuppe,  Seeser  Revier  1398 

31.  Dreckthalskopf,  auf  der  Höhe  neben  dem  Grenzwege 

(Goslarsche  Stadtforst)  1988 

32.  Dröhneberg,  oben  auf  dem  Rücken  (Forstrevier  Wolfs- 
hagen) 1224 

33.  Ebene  unter  dem  Heinrichsberge  hei  einer  Kohlslelle 

(Forstrevier  Gittelde)  706 

34.  Eichenrodt,  hintere,  auf  dem  Rücken  hei  einem  Pfahl 

mit  der  Bezeichnung  h,  E.  1259 

35.  Eichengehren,  Kuppe  (Langelsheimer  Revier)  1485 

36.  Eichenberg,  auf  dem  untern  Kopfe  nach  dem  Innerst- 

thale  zu  1224 

37.  Daselbst,  Kuppe  (Langelsheimer  Revier)  1444 

38.  Eichenberg,  auf  der  Höhe,  12  Schritte  vom  Grenzwege 

(Forstrevier  Ocker)  1997 


431 


39.  Eikmuhl,  oben  auf  dem  Rücken  (Seeser  Revier)  1298 

40.  Frankenberg,  auf  der  Höhe  (Forstrevier  YVolfshagen)  1229 

41.  Gelmkeberg,  auf  der  Höhe,  20  Schritte  vom  Elben- 

stösser  Wege  1850 

42.  Gelmkethal,  am  Fusse  des  Celmkeberges,  in  der  Nähe 

des  Eselssticges  939 

43.  Gingelsberg,  am  Windeweg  über  dem  Dreckthal  1966 

44.  Gipsrücken,  oberhalb  Petershütte  873 

45.  Glockenberg,  Plateau  (Goslarsche  Sladlforsl)  1668 

46.  Gosethal,  am  Fusse  der  Hohekehle  1069 

47.  Daselbst,  am  Fusse  des  kl.  Schleifsteinthalsberg  1232 

48.  Daselbst,  am  Fusse  der  Eichhalbe,  etwa  200  Schritte 

nördlich  von  dem  Punkt  wo  die  Chaussee  die  Biegung 
macht  1372 

49.  Goslar,  Clauslhor  847 

50.  Daselbst,  Rosenthor  776 

51.  Daselbst,  südwestliche  Ecke  des  Lindenplans  754 

52.  Grane,  am  Fusse  des  untern  Schmalenberges,  bei  einem 

Pfahl  mit  der  Bezeichnung  u.  S.  859 

53.  Granhalbe  auf  dem  Rücken  1258 

54.  Daselbst,  höchste  Stelle  des  Rückens*  bei  einem  Pfahl 

mit  der  Bezeichnung  G.  1279 

55.  Daselbst,  oben  an  der  Grenze,  beim  Grenzstein  Nr.  201  1604 

56.  Grane,  am  Fusse  der  Granhalbe  und  des  obern  Miltei- 
berges 128S 

57.  Grefeke,  vordere,  unten  auf  dem  Rücken  (Seeser  Revier)  947 

58.  Grefeke,  hintere,  beinahe  auf  dem  Rücken  dicht  neben 

dem  Seeser  Fahrwege  1129 

59.  Daselbst,  am  Fusse  1064 

60.  Grimmberg,  bei  einem  Pfahl  mit  der  Bezeichnung  G. 

(Langelsheimer  Revier)  154S 

61.  Grotenberg,  am  Fusse  des  Berges  (Birkenborn)  1009 

62.  Hahausen,  beim  Gasthof  651 

63.  Heimbergskopf,  oben  auf  dem  Plateau  (Forstrevier  Wolfs- 
hagen) 1874 

64.  Heiligenberg,  auf  der  Höhe  1143 

65.  Heiligenthal,  auf  dem  Rücken  an  der  Grenze  zwischen 

dem  Heiligenlhals - und  Piepenthalsberg,  80  Schritte 
südlich  vom  Grenzstein  Nr.  64  1980 

66.  Heimberg,  auf  der  Höbe  1089 

67.  Herzberg,  bei  Goslar,  Kuppe  1965 

68.  Daselbst,  am  Fusse  desselben  1171 

69.  Hohestieg,  oben  auf  der  Höhe,  84  Schritte  vom  Grenz- 
wege (Goslarsche  Stadtforst)  2088 

70.  Ilohestein,  fast  auf  dem  Kopfe  (Seeser  Revier)  1748 

71.  Jerstedt,  Kirche  655 

72.  Innerste,  Bette,  bei  Langelsheim  572 


432 


73.  Juliushütte  718 

74.  Junkernberg,  am  Fusse,  150  Schrille  von  der  Chaussee  693 

75.  Kahleberg  hei  Zellerfeld,  heim  Standsignal  Nr.  50  un- 
terer Kopf  2233 

76.  Kinderthalskopf  (Goslarsche  Stadtforst)  1923 

77.  Königsberg,  südlicher  Kopf  (daseihst)  1396 

78.  Kohlstelle,  grosse,  über  dem  Pendelbach  hei  einem  Ab- 
theilungspfahl 1539 

79.  Krautlieth,  gr.  oben  auf  dem  Rücken  (Fortrevier  Ha- 
hausen) 1602 

80.  Daselbst,  nordwestliche  Kuppe  1489 

81.  Krautlieth,  kl.  Kuppe  1292 

82.  Kuhthalsberg,  Kuppe  (Goslarsche  Stadlforsl)  2014 

83.  Lageswarle,  höchste  Stelle  des  Rückens  beim  Signal 

Nr.  12  1754 

Die  trigonometrische  Messung  ergab  1755 

84.  Lahrnühlenthal,  am  Fusse  des  Ollersberges  in  der  Nähe 

der  Chaussee  695 

85.  Langelsheim,  Kirche  610 

86.  .Langethalskopf,  auf  der  Höhe  (Goslarsche  Stadtforst)  1854 

87.  Daselbst,  am  Fusse  10  Schritte  von  der  Grane  1502 

88.  Langenberg,  oben  auf  dem  Rücken  (llahäuser  Revier)  1003 

89.  Lasfelde,  Kirche  606 

90.  Lauseberg,  bei  Seesen,  Kuppe  968 

91.  Lütjenberg,  Kuppe  (Neuwerker  Forst)  1253 

92.  Daselbst,  am  Fusse,  etwa  50  Schritte  von  der  Stelle 

wo  Grane  und  Varley  sich  vereinigen  837 

93.  Mauserücken,  Plateau  (Wolfshäger  Revier)  1287 

94.  Mittelberg,  oberer,  oben  auf  dem  Rücken  1629 

95.  Daselbst,  bei  einem  Abtheilungspfahl  1302 

96.  Mölmeke,  vorderer  Rücken  (Forstrevier  Wolfshagen)  1043 

97.  Münchehof,  Kirche  652 

98.  Neckeinberg,  Kuppe,  etwa  50  Schritte  von  einem  Stand- 
signal 1805 

Der  Erdaufwurf  des  Signals  liegt  etwa  5 Fuss  höher, 

die  Messung  ergab  1813 

99.  Neuekrug,  zwischen  Langelsheim  und  Seesen  682 

100.  Neile,  am  Fusse  des  grossen  Backenberges  796 

101.  Nönnekenberg,  vorderer,  Kuppe  (Seeser  Revier)  1481 

102.  Daselbst,  bei  einem  Pfahl  mit  der  Bezeichnung  v.  N.  1371 

103.  Nordberg,  bei  ßornumhausen  auf  dem  Rücken  534 

104.  Nordberg,  bei  Juliushütle,  höchste  Stelle  des  Rückens  1425 

105.  Daselbst,  am  Fusse,  auf  dem  Teichdamm  des  Ilütttei- 

ches  bei  Juliushütte  829 

106.  Ocker,  Kirche  617 

107.  Daselbst,  Gasthaus  687 

108.  Ockerthal,  am  Wege  bei  der  Studentenklippe  1028 

\ 


433 


109.  Osterode,  Marktplatz  656 

110.  Ottersberg,  auf  dem  Rücken  832 

111.  Daselbst,  nördlichster  Theil  des  Rückens  816 

112.  Daselbst  am  Fusse,  300  Schritte  westlich  von  d.  Chaussee  699 

113.  Pandelbaclishölie,  hintere,  hei  dem  Standsignal  Nr.  8 1785 

Herr  Capitain  Harlmann  fand  für  diesen  Dreieckspunct  1788 

114.  Daselbst,  auf  der  Höhe,  heim  Grenzstein  Nr.  458  1874 

115.  Piepenlhalsberg  auf  der  Höhe  hei  einem  Signal  2035 

Die  trigonometrische  Messung  ergab  2939 

116.  Punct , wo  die  Bohrbergskuppe  sich  mit  dem  Bären« 

Ihal  vereinigt  908 

117.  Rabenlhalstrift,  auf  der  Höhe  (Forstrevier  Gittelde)  1003 

118.  Rammelsherg,  Plateau  1959 

Die  trigonometrische  Messung  ergab  1948 

119.  Riesenbachskopf,  am  Grenzwege  beim  Staudsignal  Nr.  15  2141 

Durch  trigonometrische  Messung  wurde  gefunden  2145 

120.  Rösteberg,  höchste  Stelle  des  westlichen  Rückens  1097 

121.  Daselbst,  östliche  Kuppe  1082 

122.  Rücken,  zwischen  dem  Rammelsherg  und  dem  Kinder- 
thalskopfe, niedrigste  Stelle  1856 

123.  Daselbst,  zwischen  dem  Kinderlhalskopfe  und  dem  Kuh- 

thalsberg,  über  dem  Multerlhal  1851 

124.  Sägemühlenberg,  oben  auf  dem  Rücken,  bei  einem  Pfahl 

mit  der  Bezeichnung  S 1287 

125.  Daselbst,  Milte  des  Rückens  1251 

126.  Daselbst,  unten  auf  dem  Rücken,  bei  einem  Pfahl  mit 

der  Bezeichnung  S 1111 

127.  Sangenberg,  Langelsheimer  Revier,  Kuppe  1736 

128.  Sandberg,  fast  auf  der  Höhe,  neben  dem  Fusswege 

(Seeser  Revier)  1357 

129.  Daselbst,  Kuppe  1398 

130.  Sauthalsköpfe,  neben  dem  Fusswege  (Seeser  Revier)  1510 

131.  Schäder,  höchste  Stelle  des  nordwestlichen  Rückens 

(Forstrevier  Wolfshagen)  1358 

132.  Daselbst,  auf  dem  östlichen  Plateau  1405 

133.  Daselbst,  am  Fusse,  30  Schritte  vom  Riesebach  941 

134.  Schalke,  oben  auf  der  Höhe  bei  einem  Signal  2341 

Herr  Cpt.  Hartmann  fand  aus  den  gemessenen  Zenith- 
distanzen 2343 

135.  Schiefergrube,  Terrain  der  Chaussee  1227 

136.  Schleifsteinthalsbcrg , gr. , dicht  neben  dem  Fusswege 

und  dem  Fahrwege  welcher  in  das  Steinthai  führt 
(Goslarsche  Sladtforst)  2065 

137.  Daselbst,  auf  dem  untern  Kopfe  1927 

138.  Schleifsleinthalsberg,  kl.  oberer  Kopf,  sogenannter  Kel- 
lerkopf 2015 


434 


139.  Schmalenberg,  oberer,  auf  dem  Rücken  beim  Grenz- 
stein Nr.  151  1624 

140.  Schmalenberg,  unterer,  bei  einem  Pfahl  mit  der  Be- 
zeichnung u.  S.  1328 

141.  Seesen,  Kirche  610 

142.  Sammerbcrg,  Kuppe,  Forstrevier  Wolfshagen  1918 

143.  Sollieshay,  in  der  Nähe  von  Gittelde  900 

144.  Sophienhülte,  beim  Schreibhause  600 

145.  Staufenburg,  bei  Gittelde  599 

146.  Sleigerthalskopf,  beim  Grenzstein  Nr.  157  1656 

147.  Steinberg,  bei  Goslar  1436 

148.  Steilelieth,  Kuppe  (Langelsheimer  Revier)  1270 

149.  Steinthalsberg,  gr.  auf  der  Höhe  (Kransfcld)  2316 

150.  Steinlhalsberg,  kl.  fast  auf  der  Höhe  2254 

151.  Sülteberg,  gr.  Kuppe  (Forstrevier  Wolfshagen)  1173 

1^2.  Sülteberg,  kl.  Kuppe  994 

153.  Sultmerberg,  Fuss  der  alten  Warte  1077 

154.  Taternberg,  Kuppe  (Seeser  Revier)  1515 

155.  Thomas- Martinsberg,  auf  der  Höhe  dicht  neben  jder 

Goslarschen  Chaussee  2075 

156.  Töberschekopf,  oben  hei  einem  Signal  1961 

Herr  Capt.  Seweloh  fand  durch  trigonometr.  Messung  1966 

157.  Daselbst,  am  Fusse  des  Berges  1534 

158.  Todberg,  neben  einem  Kalksteinfelsen  1191 

159.  Töllethal,  am  Fusse  des  gr.  Sülteberges  753 

160.  Varley,  da  wo  das  kleine  Spukethal  hinzukommt  1110 

161.  Vosslhalerberg,  auf  der  Höhe  (Forstrevier  Langelsheim)  1436 

162.  Daselbst,  bei  einem  Pfahl  mit  der  Bezeichnung  V.  1524 

163.  Vossthal,  gr.  am  Fusse  des  Vossthaler  Berges  746 

164.  Weidenthal,  am  Fusse  des  Wethberges  980 

165.  Westerberg  (Forstrevier  Wolfshagen)  1164 

166.  Wethberg,  oben  auf  dem  Plateau  1505 

167.  Winlerthal,  da,  wo  an  der  entgegengesetzten  Seite  das 

kleine  Steinthal  heraufschiesst  2197 

168.  Winterthal,  am  Fusse  des  Rammeisherges  in  der  Nähe 

des  Teiches  1029 

169.  Wolfsbusch,  auf  der  Höhe  (Forstrevier  Gittelde)  855 

170.  Wolfshagen,  Kirche  S04 

171.  Daselbst,  Gasthaus  am  Töllebach  796 

172.  Ziegenberg  bei  Gittelde,  Kuppe  838 

173.  Ziegenrücken,  höchster  Punkt  (Forstrevier  Ocker)  1913 


435 


Die  verwilderten  Pflanzen  in  der  Mark  Brandenburg. 

Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Tflanzen 

von 

r.  Asclierson 

in  Berlin. 

Wenn  es  uns  auch  im  Ganzen  noch  nicht  möglich  ist, 
uns  über  die  Ursachen,  welche  die  Erdoberfläche  mit  Pflan- 
zen bedeckt  haben,  Rechenschaft  zu  geben,  so  können  wir 
doch  die  Veränderungen  verfolgen  , welche  die  Vegetation 
eines  beschränkten  Bezirks  in  einem  kleinen  Zeitraum  er- 
fahren hat.  Da  dies  bis  jetzt  noch  sehr  wenig  geschehn 
ist,  hoffe  ich  dass  der  nachfolgende  Beitrag,  so  geringfü- 
gig derselbe  auch  sein  mag,  nicht  ganz  überflüssig  gefun- 
den werden  möchte.  Die  Unvollkommenheit  meiner  Arbeit 
kenne  ich  sehr  wohl,  glaubte  sie  aber  doch  nicht  länger 
zurückhalten  zu  müssen,  da  einerseits  absolute  Vollständig- 
keit und  Sicherheit  der  Angaben  bei  solchen  Untersuchun- 
gen unmöglich  zu  erreichen  ist,  und  ich  andrerseits  wünschte, 
recht  zahlreiche  Berichtigungen  und  Erweiterungen  zu  ver- 
anlassen, welche  mir  öffentlich  oder  privatim  zukommen  zu 
lassen,  jedem  Leser  dieser  Blätter  ich  inständig  ersuche. 

Die  Beschränkung  auf  meine  heimathliche  Provinz  war 
durch  die  Unmöglichkeit,  aus  andern  Gegenden  hinreichende 
Nachrichten  zu  erhalten,  geboten:  dennoch  hoffe  ich  dass 
meine  Untersuchung  eine  allgemeinere  Geltung  haben  möchte, 
da  sicherlich  der  grössere  Theil  der  in  Deutschland  verwil- 
derten Pflanzen  auch  bei  uns  vorkommt.  Ich  habe  das  Ge- 
biet im  Ganzen  wie  Dietrich  in  seiner  Flora  marchica  ver- 
standen , doch  der  bessern  Abrundung  wegen  das  rechte 
Elbufer  von  Wittenberg  bis  Havelberg  als  Grenze  angenom- 
men: die  Altmark  ist  also  ausgeschlossen. 

Ueber  die  benutzten  Hülfsmittel  werde  ich  am  Schluss 
der  Arbeit  ausführliche  Rechenschaft  geben  , woselbst  sich 
auch  die  gebrauchten  Abkürzungen  erklärt  finden.  Hier  sei 
nur  so  viel  bemerkt,  dass  da  das  älteste  von  mir  verglichene 


436 


Werk  Elsholz's  Flora  marchica  im  Jahre  1663  erschien,  die 
Untersuchung-  ziemlich  einen  Zeitraum  von  200  Jahren  um- 
fasst, obwohl  genauere  Nachrichten  etwa  nur  über  die  letz- 
ten 90  Jahre  vorliegen. 

Was  die  Auswahl  der  zu  erwähnenden  Pflanzen  betrifft, 
so  wird  mir  jeder  Kundige  zugeben , dass  Inconsequenzen 
hier  äusserst  schwierig  zu  vermeiden  sind.  Denn  während 
Einige  alle  Pflanzen , welche  in  der  Nähe  der  menschlichen 
Wohnungen  Vorkommen  und  auf  den  Aeckern  als  Unkräu- 
ter gefunden  werden,  für  ausländisch  ansehn,  dehnen  An- 
dere das  Bürgerrecht  unserer  Flora  unbedenklich  über  ganz 
fremde  Pflanzen  aus  , welche  kaum  jemals  verwildert  Vor- 
kommen. Weil  es  mir  unmöglich  schien,  die  Grade  der 
Verwilderung  und  Einbürgerung  zu  unterscheiden,  habe  ich 
auf  numerische  Angaben  und  statistische  Berechnungen  ver- 
zichten müssen , und  habe  promiscue  alle  Pflanzen  aufge- 
zählt von  denen  ich  weiss,  dass  sie  bei  uns  überhaupt  ver- 
wildert Vorkommen  oder  vorgekommen  sind , und  !nur  die- 
jenigen ausgeschlossen,  welche  innerhalb  der  botanischen 
Gärten  sich  selbst  aussäen.  Auch  alle  einheimischen  und 
diejenigen  ausländischen  Bäume  und  Sträucher,  welche  häu- 
fig angepflanzt  werden,  habe  ich  mit  aufgezählt,  da  sie  von 
der  ordnenden  und  schaffenden  sowohl,  als  von  der  zer- 
störenden Thätigkeit  des  Menschen  am  meisten  betroffen 
werden , und  es  daher  oft  sehr  schwer  zu  entscheiden  ist 
ob  sie  wild,  verwildert,  oder  nur  cultivirt  sind.  Ausserdem 
habe  ich  noch  besonders  die  Dorf-  und  Schuttpflanzen  so- 
wie die  Ackerpflanzen  aufgezählt.  Ich  bin  dabei  Koch ’s 
Synopsis  florae  german.  et  helv.  gefolgt. 

Dorf-  und  Schuttpflanzen. 

Chelidonium  majus  L.,  Sisymbrium  officinale  Scop. , Lepidium 
ruderale  L.,  Cororiopus  Ruelli  All.,  Reseda  luleola  L.,  Malva  silvestris 
L,  neglecta  Wallr. , rolundifolia  L.  (borealis  Wallm.),  Polenlilla  su- 
pina  L.  *) , ßryonia  alba  L.,  dioica  Jcq. , Aetbusa  Cynapium  L.,  An- 
thriscus  vulgaris  Pers.,  Coniura  inaculatum  L.,  Pulicaria  vulgaris  Gärtn., 


*)  Findet  sich  auch  auf  feuchtem  Sandboden  an  Teichen  z.  B.  unweit 
Weissensee  bei  Berlin. 


437 


Artemisia  Absinthium  L.,  Onopordon  Acanthium  L.,  Lappa  major  Gärtn., 
minor  DC. , tomentosa  Lmk.,  Sonchus'  oleraceus  L.,  Xanthium  stru- 
marium  L.,  Asperugo  procumbens  L.,  Solanum  nigrum  L.,  villosum 
Lmk.,  miniatum  ßernh.,  humile  Bernh.,  Hyoscyamus  niger  L.,  Linaria 
minor  L.,  Nepeta  Cataria  L.,  Galeopsis  Tetrahit  L.  *)  bifida  v.  Boenn., 
pubeseens  Bess.  **),  Marrubium  vulgare  L. , Leonurus  Cardiaca  L. 
Chacturus  Marrubiastrum  Rcbb. , Ballota  nigra  L.,  Amarantus  retro- 
flexus  L .***),  Chenopodium  hybridum  L.,  urbicum  L.,  murale  L.f), 
opulifolium  Schrad.,  ficifolium  Sm.,  Vulvaria  L , polyspermum  L.,  Bli- 
tum  bonus  llenricus  Meyer,  rubrum  Reichb.ff),  glaucum  Koch  , Atri- 
plex  nitens  Rebent.,  rosea  L.,  Polygonum  aviculare  L.,  Euphorbia  he- 
lioscopia  L.,  Peplus  L.,  Mercurialis  annuafff),  Urtica  urens  L , Gly- 
ceria  disians  Whlbg.§) 


Ackerpflan  z en. 

Adonis  aestivalis  L.,  Ranunculus  arvensis  L.,  Nigella  arvensis  L., 
Delphinium  Consolida  L.,  Papaver  Argemone  L.,  hybridum  L.,  dubium 
L.,  Rhoeas  L.,  Sinapis  arvensis  L. , Camelina  sativa  Crtz.  §§),  dentata 
Pers.,  Raphanistrum  Lampsana  Gärtn.,  Viola  tricolor  L.,  var.  arvensis 
Murr.,  Arenaria  serpyllifolia  L.,  Silene  noctiflora  L.,  Saponaria  Vacca- 
ria  L.,  Agrostemma  Githago  L.,  Ervum  hirsutum  L.,  tetraspermum  L., 
Sherardia  arvensis  L.,  Valerianella  olitoria  Mnch.§§§),  carinata  Loisl., 


*)  Findet  sich  auch  ira  Thiergarten,  welcher  aber  theilweise  durch  Kul- 
tur so  verändert  ist,  dass  er  mehr  eine  Schutt-  als  eine  Waldflora  zeigt. 

**)  Diese  Pflanze  ist  sicher  eine  Ruderalpflanze,  wie  ich  mich  in  Karls- 
bad überzeugt  habe.  Man  findet  sie  stets  nur  wenige  Schritte  ausserhalb  der 
Städte  und  Dörfer , G.  versicolor  dagegen  mitten  im  Walde.  Unsere  märki- 
schen Standorte  sind  alle  Städte  oder  Dörfer:  auch  beim  Heidekrug  unweit 

Müncheberg  möchte  sie  sich  nicht  allzuweit  von  menschlichen  Wohnungen  ent- 
fernen. Ueber  die  Beschaffenheit  des  Thiergartens  bei  Berlin,  wo  sie  ebenfalls 
vorkommt,  habe  ich  mich  soeben  ausgesprochen. 

***)  Soll  aus  Amerika  stammen  was  mir  sehr  unwahrscheinlich  ist.  Er 
ist  in  der  Mark  stellenweise  sehr  häufig,  noch  häufiger  aber  in  Böhmen,  wo  ich 
denselben  weit  entfernt  von  grösseren  Orlen  z.  B.  in  dem  Dorfe  Krusovice  an 
der  Karlsbad-Prager  Strasse  gefunden  habe.  Da  seine  Samen  nicht  mit  Flug- 
vorrichtungen versehn  sind,  wie  die  von  etwa  Erigeron  canadensis,  so  wäre  eine 
so  grosse  Verbreitung  eines  fremden  Ankömmlings  sehr  wunderbar. 

•p)  Findet  sich  auch  im  Thiergarten. 

*H*)  Diese  Pflanze  fand  ich  am  Strande  der  Ostsee , weit  von  dem  Ba- 
deorte Misdroy  entfernt. 

■p*p*p ) Diese  Pilanze  , von  der  Dietrich  gar  keine  Standorte  angiebt , ist 
nach  den  übrigen  Schriftstellern  selten.  Ich  selbst  und  meine  Bekannten  haben 
sie  nie  gefunden. 

§)  Findet  sich  bekanntlich  auch  auf  Salzwiesen  , in  der  Mark  bei  Uetz 
nördlich  von  Potsdam  (Radicke,  v.  sp.)  hei  Selbelang  (Dietr.). 

§§)  Die  var.  microcarpa  Andrz.  ist  häufiger  , doch  die  Hauptform  nicht 
so  selten  als  Dietrich  angiebt. 

§§§)  Diese  Pflanze  sah  ich  iu  Mauerritzen  in  den  Festungswerken  von 
Magdeburg. 


438 


Morisonii  D.  C.,  Auricula  D.  C. , Matricaria  Chamomilla  L.,  Chrysanthe- 
mum segetum  L.  *) , Cirsium  arvense  Seop. , Centaurea  Cyanus  L., 
Arnoseris  minima  Koch.,  Convolvulus  arvensis  L. , Cuscula  Epilinum 
Weihe.,  Linaria  Elatine  Mill. , arvensis  Desf. , Veroniea  triphyllos  L., 
arvensis  L. , agrestis  L.,  Anagallis  phoenicea  Lmk.,  coerulea  Schreb., 
Apera  spica  venti  P.  B.,  Avena  fatua  L. , strigosa  Schreb.,  Lolium  li- 
nicola  Sonder. , temulentum  L. , ßromus  secalinus  L. , commutatus 
Schrad. 

Einige  von  diesen  sind  bestimmten  Kullurpllanzen  eigenlhümlich 
z.  B.  Camelina  dentata,  Cuscuta  Epilinum  und  Lolium  linicola  dem 
Flachs. 


Verwilderte  Pflanzen, 

einheimische  und  häufig  cullivirte  Bäume  und  Sträucher. 

Adonis  autumnalis  L.  In  Südeuropa  einheimische  Zierpflanze. 
In  Gärten  hie  und  da  verwildert:  Schöneherg  hei  Berlin,  Bl.  Pots- 
dam, Rüdersdorf,  Freienwalde,  Treuenbrielzen,  Rnh. 

Helleborus  viridis  L.  In  den  mitteldeutschen  Gebirgen  stel- 
lenweise häufig  : bei  uns  wie  der  folgende  in  Bauergärten  als  Arznei- 
pflanze cultivirt  und  verwildert:  Tornow  bei  Neustadt  Eberswalde,  Mol- 
chow  bei  Neuruppin.  I). 

— — foelidus  L . Im  südlichen  Deutschland,  bis  zum  Nie- 
derrhein. Verwildert  in  Weinbergen  bei  Frankfurt  a.  0.  ß.  bei  Tre- 
bätsch  unweit  Beeskow  D.  (Ruthe  führt  ihn  beim  Schwielochsee  auf, 
wahrscheinlich  ist  dies  derselbe  Standort.) 

Nigella  damascena  L.  Südeuropa.  Häufige  Zierpflanze  (Braut 
in  Haaren,  Jungfer  im  Grünen)  bei  Landsberg  a.  d.  Warthe  ver- 
wildert. R. 

Berberis  vulgaris  L.  In  Gebirgswäldern  Deutschlands  sehr 
zerstreut.  Häufiger  Zierstrauch,  seltener  verwildert.  Weissensee,  Jo- 
hannisthal bei  Berlin,  Baumgartenbrück  bei  Potsdam  D. , Chaussee  am 
Wannsee  (zwischen  Berlin  und  Potsdam) , Schenkendorf  bei  Mitten- 
walde, S.  Der  verstorbene  Prof.  Link  äusserte  gegen  Hrn.  Dr.  Bolle, 
dass  dieser  Strauch  bei  Rüdersdorf  wild  vorkomme,  was  ich  aber 
bei  keinem  Floristen  angeführt  finde. 

Papaver  somniferum  L.  Orient.  Wird  bei  uns  in  Gärten  als 
Zierpflanze,  seltner  der  Samen  wegen  auf  Aeckern  cultivirt.  Verwil- 
dert nicht  selten  z.  B.  innerhalb  der  Stadtmauer  von  Berlin  zwischen 


*)  Diese  Pflanze,  welche  in  vielen  Gegenden  eine  Landplage  ist,  findet 
sich  in  der  Mark  nicht  sehr  häufig,  nur  im  nördlichen  Theile:  Havelberg  v.  sp., 
Perleberg,  Buppin,  Neustadt  Eberswalde  D. , Prenzlau  Rnh.  In  der  Nähe  von 
Berlin  gewiss  nur  verschleppt , von  Willdenow  beim  Grunewald  gefunden , von 
meinem  Vater , Dr.  Ascherson  1829  dicht  vor  Charlottenburg  , von  Kunth  bei 
Pichelsberg,  von  Bouche  bei  Mariendorf  und  zwischen  Schöneberg  und  Steg- 
litz (Hb.). 


439 


dem  Potsdamer  und  Brandenburger  Tliore!  bei  Woltersdorf,  bei  Lands- 
berg a.  d.  Warthe.  R. 

Hesperts  malronalis  L.  Gebirgswälder  in  Siiddeutscbland,  an- 
geblich auch  in  Böhmen.  Sehr  gemeine  Zierpflanze,  in  vielen  Gegen- 
den Deutschlands  verwildert;  bei  uns  nur  sparsam:  Thiergarten,  bei 
Charlottenburg  hinter  dem  Witzlebenschen  Garten.  Bl. 

Fumaria  parviflora  Link.  Süddeulschland,  Rheingegend.  Diese 
höchst  unansehnliche  Pflanze  findet  sich  bei  Schöneberg  (Rnh.)  und 
Frankfurt  (B.  v.  sp.)  verwildert,  wahrscheinlich  als  Flüchtling  aus 
botanischen  Gärten. 

Sisymbrium  Irio  L.  Diese  seltene,  wegen  der  Structur,  wel- 
che Dr.  Caspary  an  ihren  Samen  entdeckte,  höchst  interessante  Pflanze 
findet  sich  bei  Berlin  an  3 Stellen  in  ziemlicher  Menge,  nämlich  an 
der  R.  Bibliothek,  am  Exercicrplalze  (Stud.  Hackel)  und  an  der  Mauer 
des  Königl.  bot.  Gartens  bei  Schöneberg.  Sie  ist  wenigstens  an  dem 
ersten  Orte  schon  seit  vielen  Jahren  vorhanden,  denn  schon  1844 
Iheilte  der  verstorbene  Apotheker  Lucae  Herrn  Inlendanturrath  Wink- 
ler mit,  dass  er  sie  dort  schon  lange  Zeit  beobachtet  habe.  Die  Art 
und  Weise  ihrer  Herkunft ' ist  noch  sehr  räthselhaft,  namentlich  da 
sie  noch  in  andern  Theilen  Deutschlands,  Belgiens  etc.  auf  ganz  ähn- 
liche Weise  vorkömmt.  z.B.  im  Hannoverschen,  bei  Suhl  in  Thürin- 
gen. Wirklich  wild  scheint  sie  nur  in  Südeuropa,  Frankreich  und 
auch  im  Gebiete  der  deutschen  Flora  in  Üestreich  und  Canton  Wal- 
lis zu  sein , wo  sie  Dr.  Bolle  iin  Dorfe  Fischbach  (Visp)  sammelte. 
Sehr  interessant  ist  es,  dass  sie  1786  in  Lüders  nomenelalor  stir- 
pium  marchiae  Brandenburgicae  als  wild  aufgeführt  wird. 

Erysimum  strictum  Fl.  W.  In  den  Thälern  der  grossen  deut- 
schen Ströme,  auch  im  märkischen  Oderlhale  bei  Frankfurt  v.  Sp- 
und im  Elbthal  bei  Magdeburg!  wild.  In  der  Berliner  Flora  möchte 
sie  wohl  schwerlich  wild  sein : sie  findet  sich  in  Menge  in  einem  Gar- 
ten am  Kreuzberge ! spärlich  beim  zoologischen  Garten  BI.  und  an 
Zäunen  beim  Wedding  Körnicke  v.  sp.  Da  diese  Standorte  denen 
der  Frankfurter  und  Magdeburger  Pflanze  wenig  entsprechen , und 
diese  Species  auch  anderwärts  als  Gartenunkraut  vorkömmt,  so  möchte 
sie  wohl  bei  Berlin  als  eingeschleppt  anzunehmen  sein. 

Brassica  oleracea  L.  An  Felsenküsten  des  westlichen  und 
südlichen  Europas  wild,  in  Deutschland  nur  auf  Helgoland  (Bl.)  beo- 
bachtet. Diese  allgemein  bekannte  Culturpflanze  hat  wenig  Neigung 
zum  Verwildern , doch  haben  sie  Willdenow  und  Hr.  Reinhard  ver- 
wildert gefunden. 

— Rapa  L.  Häufig  sowohl  wegen  der  Samen  (Rübsen)  als  der 
Wurzeln  (weisse  Rübe)  gebaut.  Findet  sich  auf  Schutt  und  unter 
der  Saat  ungemein  häufig  verwildert.  Soll  in  Südeuropa  wild  sein. 

— Napus  L.  Auch  der  Raps  wird  in  den  fruchtbareren  Gegenden 
der  Mark  z.  B.  im  Oderbruch  in  grosser  Menge  cultivirt  und  findet 
sich,  doch  nicht  so  häufig  als  die  vorige  Pflanze,  verwildert. 


440 


Brassica  nigra  Koch . An  den  grossen  Strömen  Deutschlands  : 

in  der  Mark  nur  gebaut  und  verwildert,  z.  B.  Kunersdorf  S. , Metz- 
dorf, Hb.,  An  der  Chaussee  zwischen  Freienwalde  und  Neustadt 
Eberswalde  Rnh.,  also  besonders  im  Odergebiete. 

Erucastrum  Pollichii  Sch.  8c  Spenn.  Rheingegend : ist  seit 
Anfang  dieses  Jahrhunderts  hie  und  da  in  Deutschland  aufgetreten 
und  hat  sich  bleibend  angesiedelt:  z.  B.  bei  Halle,  bei  Posen.  Im 
Lustgarten  in  Berlin,  seil  1844  von  Hrn.  Winkler  beobachtet,  hinter 
der  Universität  Wr. , am  Exercierplatze,  Stud.  Hackel.  Bei  Frankfurt 
hat  es  Hi\  Buek  ebenfalls  schon  seit  Jahren  beobachtet,  doch  wandert 
es  dort  von  einer  Stelle  zur  andern. 

Diplotaxis  tenuifolia  D.  C.  Von  dieser  Pflanze  gilt  dasselbe 
wie  von  der  vorigen : bis  jetzt  ist  sie  nur  bei  Frankfurt  a.  0.  (B.  v. 
sp.)  beobachtet  worden. 

Cochlearia  Armoracia  L.  Diese  in  Osteuropa  einheimische 
Pflanze  möchte  wohl  schwerlich  irgendwo  in  Deutschland  wild  Vor- 
kommen. Bei  uns  selten  cultivirt:  in  Menge  verwildert  bei  Freien- 
walde und  Nieder. Finow  D.  Rlh.  Rnh.  Landsberg  R.  Frankfurt  Wr. 
v.  sp.  Prenzlau  D.  Schermeisel  Rnh.  Oranienburg  Rnh.  Bei  Berlin 
selten : Stralau,  W.  ms.  Schöneberg,  in  ßauergärten  an  Teichrändern 
Bl.  Merkwürdigerweise  ist,  wie  mir  Dr.  Caspary  versicherte,  die 
Frucht  dieser  bekannten  Culturpflanze  noch  nie  beobachtet  worden: 
dieser  Umstand  macht  ihre  Heimalhsbereehtigung  in  Westeuropa  sehr 
zweifelhaft,  obwohl  er  allein  kein  hinreichender  Beweis  wäre.  Von 
Eisholz  als  nicht  wild  angeführt. 

Iberis  amara  L.  Süddeutschland , am  Rhein.  Zierpflanze, 
hie  und  da  verwildert.  Bei  Berlin : Schöneberg,  Charloltenburg,  Rix- 
dorf,  Britz.  Rnh. 

Lepidium  sativum  L.  Orient?  In  Gemüsegärten  hie  und  da 
verwildert , auch  an  Zäunen , doch  stets  in  geringer  Menge : Charlot- 
tenburg.  Bl.  Tempelhof,  Rnh.  Landsberg  R.  Schon  von  Willdenow 
erwähnt. 

Raphanus  sativus  L.  Asien.  Als  Gemüse  häufig  cultivirt, 
(Rettig  und  Radieschen)  und  verwildert  z.  B.  in  Berlin  auf  dem  Köp- 
nickerfelde! 

Viola  odorata  L.  In  der  Mark  an  schattigen  Abhängen,  an 
Zäunen  nicht  häufig  wild:  hei  Berlin  im  duslern  Keller!  (schon  von 
W,  ms.  erwähnt).  Brieselang  D. , Frankfurt  B.  v.  sp.  An  Zäunen 
des  Alaunwerks  bei  Freienwalde , im  Hammerlhal  daselbst  Rnh.  bei 
Buckow ! Bei  Schermeisel  Rnh. , Landsberg  R. , Burgwall  bei  Wild- 
berg unweit  Neustadl  an  der  Dosse  Stud.  Hartmann.  Ob  sie  in  den 
grossen  Parks  wie  bei  Nieder-Schönhausen ! Friedrichsfelde!  im  Thier- 
garten! Birkenwäldchen  Wr. , im  Oranienburger  Schlossgarlen  Rnh. 
wild  ist,  steht  sehr  dahin.  Man  findet  sie  sehr  häufig  in  und  an 
Gärten  verwildert:  z. B.  in  sehr  vielen  schönen  Varietäten,  im  herr- 
schaftlichen Garten  zu  Klessin  bei  Frankfurt  a.  0. ! Eisholz  erwähnt 
sie  als  wild. 


441 


Reseda  lutea  L.  In  Mitteldeutschland,  z.  B.  unweit  Magdeburg ! 
unmittelbar  an  der  Grenze  des  Gebiets.  Als  Gartenunkraut  bei  Ra- 
thenow ( Stud.  Paalzow)  hinter  dem  botanischen  Garten  bei  Ber- 
lin Rnh. 

— — alba  L.  Zierpflanze  aus  Südeuropa.  Verwildert 
bei  Berlin  hinter  dem  botanischen  Garten  Rnh.  innerhalb  des  Potsda- 
mer Thors  an  der  Communication  BI. 

Dianlhus  barbalus  L.  Häufige,  in  Südeuropa  einheimische 
Zierpflanze.  Im  Thiergarten  W.  ms.  Auch  ich  fand  dort  vor  meh- 
reren Jahren  1 Exemplar.  Auf  dem  Kirchhof  zu  Schermeisel.  Rnh. 

Saponaria  ofßcinalis  L . Findet  sich  am  häufigsten  an  kiesi- 

gen Ufern  grösserer  Flüsse  z.  B.  der  Eger  bei  Karlsbad ! der  Elbe 
bei  Leitmeritz ! In  der  Mark  sicher  wild , bei  Treuenbrietzen  Wr. 
und  am  Marienberge  bei  Brandenburg  Bl.  Sehr  häufig  als  Zierpflanze 
cultivirt  und  verwildert  z.  B.  Tempelhof!  Neustadt  Eberswalde!  Schö- 
neberg! Pankow  W.  ms.,  Oranienburg,  Freienwalde,  Schermeisel  Rnh., 
Landsberg  R.  stets  an  Gartenzäunen.  Ob  sie  an  den  übrigen  von 
Diettich  angeführten  zahlreichen  Standorten  wild  ist,  bleibt  noch  zu 
ermitteln.  Eisholz  bezeichnet  sie  als  nicht  wild. 

Silene  Armeria  L.  Süddeutsche  Gebirge,  Rheinthal.  Häufige 
Zierpflanze,  in  einzelnen  Exemplaren  nicht  selten  verwildert : bei  Ber- 
lin : Moabit ! Cöpnick ! Vor  dem  Hall.  Thor  Reinh. 

— — gallica  L.  In  verschiedenen  Gegenden  Deutschlands 
nicht  selten : in  der  Mark  nur  als  Gartenunkraut  bei  Freienwalde  Rnh. 
und  bei  Frankfurt  a.  0.  mit  Getreide  oft  in  grosser  Anzahl  eingeschleppt, 
doch  nie  beständig:  bei  Lichtenberg,  den  Nuhnen  B.  bei  Aurith,  Dr. 
Philippi  (Hb.). 

— — - procumbens  Murr.  Sibirien.  Bei  der  königl.  Landes- 
baumschule unweit  Potsdam  in  Menge  verwildert , muthmasslich  mit 
Cralaegus-Sträuchern  eingeführt,  Stud.  Filly. 

Lychnis  diurna  Siblh.  In  den  meisten  Theilen  Deutschlands 
häufig,  in  der  Mark  seilen:  Perleberg,  Frankfurt,  Fehrbellin,  Priesen 
D.  Im  Thiergarten  bei  Berlin  als  Zierpflanze  cultivirt  und  mehrere 
Jahre  hindurch  an  einer  Stelle  verwildert  gefunden  Bl.  Ich  fand  da- 
selbst vor  mehreren  Jahren,  sowie  1853  stud.  Sickenberger  ein  ver- 
einzeltes Exemplar.  Auch  Bouchc  fand  diese  Pflanze  vor  dem  Ilalli- 
schen  Thore  (Hb.)  ohne  Zweifel  nur  verwildert. 

Linum  usitalissimum  L.  Südeuropa.  Cultivirt,  bei  Berlin  nicht 
häufig.  Verwildert  z.  B.  bei  Reinickendorf!  Landsberg.  R. 

Malva  crispa  L.  Orient.  Als  Arzneipflanze  cultivirt.  Verwil- 
dert bei  Berlin  in  Gärten  an  der  Tempelhofer  Strasse  BI.  Bei  Freien- 
walde auf  dem  Ruinen-  und  Weinberge  Rnh.,  schon  von  Rth.  er- 
wähnt, Im  Dorfe  Reetz  bei  Wrietzen,  Br. 

— — mauritiana  L.  Südeuropa.  Als  Zierpflanze  in  Bauern- 
gärten häufig.  Als  verwildert  schon  von  W.  erwähnt:  Wilmersdorf, 
S.  Ruhleben  bei  Spandau  Br,,  Tempelhof,  Rüdersdorf,  Freienwalde, 
Oranienburg  Rnh. 


30 


442 


Tilia  grandifolia  Ehrh.  und  parvifolia  Ehrh.  nebst  der  Ab- 
art intermedia  (T.  vulgaris  HayneJ.  Finden  sich  überall  an  Stras- 
sen etc.  angepflanzt,  nach  der  Angabe  sämmtlicher  Floristen  auch  in 
Wäldern,  was  ich  freilich  nicht  speciell  nachweisen  kann.  Doch  sind 
sie  höchst  wahrscheinlich  einheimisch. 

Acer  campeslre  L . und  Pseudoplalanus  L.  sind  schon  von 
Eisholz  als  wild  angeführt  und  kommen  nach  W.  R.  S.  und  D.  in 
Wäldern  vor.  Ich  habe  nur  den  letzteren  im  Brieselang  gefunden : 
er  findet  sich  auch  imZahrt  bei  Treuenbrietzen.  Wr.  v.  sp.  Beide  sind 
häufig  in  Alleen  etc.  gepflanzt,  noch  häufiger  A.  platanoides  L.  wel- 
cher in  der  Provinz  Posen  wild  ist,  bei  uns  aber  soviel  mir  bekannt 
noch  nicht  einheimisch  gefunden  ist. 

Aesculus  Hippocastanum  L.  Schon  seit  Eisholz  in  Parks,  Al- 
leen und  Strassen  häufig  gepflanzt,  nach  Rth.  und  R.  auch  in  Wäl- 
dern. Im  Thiergarten  hie  und  da  sich  aussäend. 

Geranium  macrorrhizum  L . In  den  Alpen  wild.  Bei  uns 
seltnere  Zierpflanze,  im  Schlossgarten  zu  Oranienburg  verwildert,  Rnh. 

— — pyrenaicum  L.  Mitteldeutsche  Gebirge.  Bei  uns  wohl 
nur  als  Gartenunkraut : im  Schlossgarten  zu  Charlottenburg,  stets 
weissblühtig,  Bl.  Rnh.,  an  der  Kirche  daselbst!  im  Thiergarten  beim  Hofjä- 
ger, Bl.  in  Weinbergen  bei  Frankfurt,  wo  es  Hr.  Buek  für  wild  hält. 

— — siMricum\  L.  Nach  Link  in  China  wild.  Seltenere  Zier- 
pflanze, verwildert  bei  Bruchsal  in  Baden  (Prof.  Braun),  bei  Reichen- 
bach in  Schlesien  (Buek,  v.  sp.),  auch  in  der  Mark  unweit  Wrietzen,  B. 

Impatiens  parviflora  D.  C.  Stammt  aus  der  Mongolei,  in  vie- 
len Gegenden  Deutschlands  schon  häufiges  Gartenunkraut.  Z.  B.  bei 
Genf,  Heidelberg  Bl.,  bei  Blankenburg  am  Harz  (Dr.  Garcke).  Ver- 
wildert bei  Berlin  in  Gärten , besonders  in  der  Nähe  des  K.  botani- 
schen Gartens ! in  Rixdorf  fand  sie  Stud.  Sickenberger.  Im  Univer- 
sitätsgarlen ! Frankfurt,  B. 

Oxalis  stricta  L.  Stammt  nach  der  allgemeinen  Ansicht  aus 
Nordamerika,  findet  sich  bei  uns  nur  als  Gartenunkraut,  in  Parks  z.  B. 
Thiergarten ! Frz.  Buchholz ! Landsberg  R.  Aus  dem  Park  zu  Frz. 
Buchholz  hat  sie  sich,  doch  nur  in  sehr  geringer  Ausdehnung,  auf  an- 
stossende  Aecker  verbreitet. 

Rula  graveolens  L.  In  Süddeutschland  an  Felsen  wild,  in 
Mitteldeutschland  an  Burgruinen,  in  Weinbergen  eingebürgert  z.  B.  am 
Badenstein  in  Hessen  v.sp.,  Freiburg  an  der  Unstrut,  Jenav.  sp.  Bei  uns 
nur  als  Zierpflanze  und  an  Gartenzäunen  verwildert : Tempelhof,  Char- 
lotlenburg,  Freienwalde,  Rnh. 

Evonymus  europaeus  L.  An  Gräben,  auf  Wiesen  nicht  selten 
wild,  wird  auch  nicht  selten  der  schönen  Früchte  wegen  angepflanzt. 

Rhamnus  cathartica  L.  Häufig  wild,  seltner  angepflanzt. 

Rh.  Frangula  L . Findet  sich  überall  wild  und  wird  soviel 
mir  bekannt,  nicht  cultivirt.  Wegen  seiner  Anwendung  zur  Pulver- 
fabrikation ist  er  auch  unter  dem  Namen  Pulverholz  bekannt. 


443 


Cylisus  capilatus  Jcq . Im  südöstlichen  Europa,  bis  Schlesien, 
in  Bergwäldern.  Häufiger  Zierstrauch,  verwildert  hei  Rathenow  (stud. 
Paalzow)  Lebus  Wr. 

Medicago  sativa  L.  Asien?  In  der  Nähe  Berlins  nicht  allzu- 
häufig gepflanzt,  daher  auch  die  Luzerneunkräuter  selten  Vorkommen 
und  einige  westlich  von  der  Elbe  nicht  ungewöhnliche,  wie  Cuscutina 
suaveolens  Pfr.  und  Melilolus  parviflora  Desf.,  ganz  fehlen.  Die  Lu- 
zerne findet  sich  übrigens  überall  verwildert,  und  bildet  mit  M.  falcata 
L.  den  Bastard  M.  media  Pers, , den  ß.  bei  Frankfurt,  ich  selbst  bei 
Rüdersdorf  und  Freienwalde  sammelte. 

Melilolus  coerulea  Lmlt.  In  den  südlichsten  Theilen  Deutsch- 
lands wild.  Selten  in  Dorfgärten : verwildert  bei  Rixdorf  (Stud.  v.  Cha- 
misso),  in  Gärten  bei  Schermeisel  Rnh. 

Galega  ofßcinalis  L.  In  Süddeutschland  wild ; früher  sehr 
häufige  Zierpflanze  und  daher  hie  und  da  in  oder  bei  Gärten  verwil- 
dert: bei  Berlin:  Schöneberg  Rnh.,  Tempelhof,  Tegel  K.,  Sans-Souci- 
garten  Rth.,  Oranienburg,  Neuruppin  D.  In  Koch’s  Synopsis  bei  Frank- 
furt a.  0.  als  wild  angegeben,  was  nach  B.  jeder  Begründung  entbehrt. 
Sie  muss  schon  vor  200  Jahren  bei  uns  verwildert  gewesen  sein,  da 
sie  Eisholz  als  wild  bezeichnet. 

Glycyrrhiza  glabra  L.  Südeuropa.  Kam  nach  B.  bei  Frank- 
furt als  ein  kaum  auszurottendes  Gartenunkraut  vor,  wo  man  sie 
wahrscheinlich  versuchsweise  der  Wurzel  wegen  angebaul  hatte. 

Colutea  arhorescens  L.  Dieser  das  südlichste  Deutschland  be- 
wohnende, bei  uns  sehr  häufige  Zierstrauch  findet  sich  an  den  Rii- 
dersdorfer  Kalkbergen  in  Menge  verwildert. 

Robinia  Pseudacacia  L.  Sehr  häufig  zu  Alleen  und  Hecken 
angepflanzt,  wo  sie  sich  nicht  selten  selbst  aussät.  Bei  Potsdam  fin- 
det sie  sich  sogar  nach  Stud.  Filly  in  Wäldern  völlig  verwildert. 
Dieser  schöne  nordamerikanische  Baum  ist  bei  uns  noch  nicht  seit  200 
Jahren  eingeführt,  da  er  von  Eisholz  nicht  erwähnt  wird. 

Onobrychis  saliva  Lmk.  Auf  Kalkbergen  im  mittleren  Deutsch- 
land wild:  daher  bei  Rüdersdorf!  und  Pritzhagen  (Hb.)  vielleicht 
wirklich  einheimisch.  Sehr  häufig  angepflanzt  und  verwildert.  Z.  B. 
bei  Schöneberg,  an  der  Potsdamer  und  Anhalt.  Eisenbahn ! bei  Lands- 
berg R.,  zwischen  Neustadt-Eberswalde  und  Nieder-Finow,  Rnh. 

Vicia  sativa  L.  Häufig  gebaut  und  unter  der  Saat  zahlreich : 
schwerlich  einheimisch  wenn  sie  nicht  etwa  eine  durch  Kultur  ent- 
standene  Abart  der  V.  angustifolia  Roth,  ist,  was  ich  nicht  glaube. 

Ervum  monanthos  L . In  einigen  Gegenden  Deutschlands,  z.B. 
am  Rhein  häufig.  Zuweilen  als  Futterkraut  gebaut  z.  B.  bei  Lübeck 
(Haecker,  Lübeckische  Flora),  bei  Halle  (Dr.  Garcke).  Bei  uns  nur 
mit  Getreide  eingeschleppt.  Beim  Wedding  unweit  Berlin  C.,  Tres- 
kow  unweit  Fehrbellin,  Gross-Mantel  in  der  Neumark,  D. 

Pisum  arvense  L.  Als  Unkraut  unter  P.  sativum  L.  häufig. 
Vaterland  unbekannt,  wie  von  den  gemeinen  Erbsen;  in  Ost*  und 
Westpreussen , Polen  cultivirt  man  diese  Art  oder  Abart,  welche  da- 

30* 


444 


her  hei  uns  preussische  Erbse  genannt  wird:  auch  in  Holland  wird 
sie  angebaut  und  heisst  dort  Schiller-  oder  Alte-Weiber-Erbse. 

Lathyrus  Lens  Peterm.  Die  Linse  wird  bei  uns  nicht  sehr 
häufig  cultivirt,  findet  sich  bei  Landsberg  verwildert  R. 

Prunus  spinosa  L.  Auf  kahlen  und  bewaldeten  Hügeln,  doch 
nicht  häufig,  wild : z.  R.  bei  Treuenbrietzen  Wr.,  auf  dem  Pichelswer- 
der!  bei  Rüdersdorf!  Lebus!  häufig  zu  Hecken  angepflanzt. 

domestica  L,  Sehr  häufig  in  Obstgärten  , bei  Freien- 
walde verwildert.  Rnh. 

— — insitilia  L.  und  serolina  Roth,  werden  ebenfalls  cul- 
tivirt, finden  sich  nicht  verwildert. 

— — avium  L.  Häufig  angepflanzt;  bei  Falkenhagen,  Frank- 
furt nach  D.,  Landsberg  nach  R.  wild;  ob  wirklich  einheimisch? 

— — Cerasus  L.  Aus  Asien  stammend , häufig  gebaut. 
Beide  Arten  der  Kirsche,  säen  sich  häufig  selbst  aus,  z.  R.  im  Thier- 
garten. 

— — Padus  L.  In  Wäldern  einheimisch:  Zotzen,  Lindholz, 
Schorfheide  (bei  Joachimslhal)  Frankfurt  , Driesen  D. , Landsberg  R., 
auch  nicht  selten  angepflanzt  und  verwildert,  z.  ß.  im  Thiergarten  bei 
Berlin. 

Spiraea  salicifolia  L.  Südosteuropa.  Sehr  häufig  in  Hecken 
gepflanzt  und  halbwild.  Völlig  verwildert  im  Grunewald ! Zwischen 
Charlotlenburg  und  Spandau  an  der  laulen  Spree  Bl. 

Potenlilla  recia  L.  Ob  diese  Pflanze  bei  uns  wild  ist  oder 
nicht  ist  äusserst  schwierig  zu  entscheiden.  Eisholz  führt  sie  als 
wild  an.  Man  zog  sie  früher  in  Gärten,  was  zu  ihrer  Verminderung 
beigetragen  hat.  Bei  Willdenow  findet  sich  die  schriftliche  Bemer- 
kung prope:  Moabiterland  rara.  R.  giebt  sie  bei  Landsberg  an.  Bl. 
fand  im  Charlottenburger  Schlossgarten  ein  Exemplar,  Ilr.  Rach  hinter 
dem  botanischen  Garten  mehrere  vereinzelte  Pflanzen.  Da  die  übri- 
gen Schriftsteller  sie  nicht  erwähnen,  so  ist  es  am  wahrscheinlichsten, 
dass  sie  verwildert  vorkommt : doch  findet  man  auch  mitten  in  Wäl- 
dern oft  nur  ein  Exemplar  derselben , was  ich  bei  Karlsbad  beob- 
achtete. 

Rosa  lutea  Mül . Vaterland  unbekannt.  Häufige  Zierpflanze, 

in  den  Hecken  am  Alaunwerk  bei  Freienwalde  verwildert.  Rnh. 

— — cinnamomea  L.  Wild  an  Hügeln,  auch  in  der  Mark 
an  den  Wrietzener  Bergen  Br.  und  beim  Unterkruge  unweit  Frank- 
furt B.  Zu  Hecken  nicht  selten  angepflanzt : verwildert  bei  Berlin 
zwischen  dem  Gesundbrunnen  und  Schönhausen  Bl. 

Crataegus  monogyna  Jcq . in  der  Mark  hie  und  da  wild : z.  B. 
Picheiswerder!  bei  Potsdam  unweit  Netlitz  BL,  Tegel  Rnh.,  Lindholz 
C.,  Freienwalde  Rnh.  Auch  nicht  selten  zu  Hecken  gepflanzt. 

C.  Oxyacantha  L . ist  viel  seltner  und  seine  Standorte  noch  ge- 
nauer auszumitteln. 

Mespilus  germanica  L.  In  Gebirgswäldern  Deutschlands:  bei 
uns  selten  gepflanzt  und  verwildert:  Schönw'alde  bei  Spandau  W. 


445 


Tzschelzschnow  bei  Frankfurt  Rth.,  Alaunwerk  und  llarnnierthal  bei 
Freienwalde  Rnh.,  Landsberg,  R. 

Cotoneaster  vulgaris  Lindl.  In  gebirgigen  Gegenden  Mittel- 
deutschlands, In  Schonungen  hei  Wilhelminenhof  unweit  Köpnick 
vor  mehr  als  20  Jahren  angepllanzt  (Hb.)  von  llrn.  Rach  noch  vor 
Kurzem  dort  gefunden. 

Pyrus  communis  L.  Die  Birnbäume  werden  hei  uns  in  vie- 
len Varietäten  gezogen : auf  Feldern  findet  man  hie  und  da  sehr  alte 
Stämme,  welche  nur  kleine  ungeniessbare  Früchte  (Knödelhirnen)  tra- 
gen: z.  R.  bei  Hekelberg  vor  Neusladt-Eberswalde  BI.  Zwischen  Zie- 
lenzig  und  Schermeisel  Rnh.  Diese  möchten  wohl  wirklich  wild  als 
Ueberresle  ehemaliger  Wälder  vorhanden  sein.  Selten  findet  man 
ihn  noch  in  Waldungen:  Frankfurt  D.,  Lindholz  C.  Von  Eisholz  als 
wild  aufgeführt:  zu  seiner  Zeit  mochten  die  Holzbirnen  auch  wohl 
noch  häufiger  sein  als  jetzt. 

Pyrus  Malus  L.  Ebenfalls  sehr  häufig  cultivirt : wild  nach  D. 
bei  Frankfurt,  Ruch,  im  Zotzen  bei  Friesack,  im  Lindholz  bei  Nauen. 

< Sorbus  Aucuparia  L.  ln  Wäldern  hie  und  da,  häufiger  an- 
gepllanzt. 

— — torminalis  Crlz.  Nach  von  Burgsdorf  bei  Schlechten- 
dal  im  Falkenhagener  Forste:  seitdem  nie  wieder  gefunden.  Da  diese 
Dllanze  zuweilen  in  ganz  vereinzelten  Stämmen  vorkommt , so  mag 
sie  wohl  ausgerottet  sein.  Angepflanzt  z,  B.  im  Thiergarten,  Rnh. 

Oenothera  biennis  L.  Stammt  bekanntlich  aus  Nordamerika, 
und  ist  seit  dem  17.  Jahrhundert  in  Europa  eingeführt.  Ihre  Ver- 
breitung in  Deutschland  ist  jedoch  keineswegs  allgemein  : bei  Karls- 
bad z.  B.  fand  ich  sie  nur  als  Zierpflanze  in  Gärten.  in  der  Mark 
ist  sie  fast  überall  sehr  verbreitet,  so  dass  man  durchaus  nicht  an 
ihre  fremde  Abstammung  erinnert  wird.  Von  Eisholz  noch  nicht  er- 
wähnt. Nach  Rebenlisch  schiene  es,  als  ob  sie  bei  Landsberg  nur 
als  Gartenflüchtling  vorkäme:  man  kultivirt  sie  zuweilen  als  Wurzel- 
gemüse (Rhapontika  wurzel). 

Portulaca  oleracea  L.  Südeuropa.  Bekannte  Gemüsepflanze: 
in  Gärten  häufig  verwildert , seilen  ausserhalb  derselben : z.  B.  am 
Wege  nach  der  Fasanerie  (Hb.).  Bei  Frankfurt  häufig.  B. 

Claytonia  perfoliata  Don.  Nordamerika.  Kommt  schon  hie 
und  da  als  Gartenunkraut  in  Deutschland  vor  : bei  Berlin  ausser  im 
botanischen  Garten!  im  Bellevue-Garten  (Slud.  Arndt.) 

Sicyos  angulata  L.  Häufige  Zierpflanze  aus  Nordamerika.  In 
Gärten  hie  und  da  verwildert:  z.  B.  bei  Frankfurt  ß. 

Sedum  hispanicum  L.  In  den  deutschen  Alpen  einheimisch. 
Von  llrn.  Rach  vor  mehreren  Jahren  auf  Aeckern  bei  Tempelhof  ge- 
funden : wahrscheinlich  irgendwo  als  Zierpflanze  cultivirt. 

— — album  L.  In  mitteldeutschen  Gebirgen  einheimisch : auf 
Lehm . Mauern  zuweilen  angepflanzt  z.  B.  bei  Lübeck  ( Haecker ). 
Nach  W.  wurde  es  als  Gemüse  gebaut  (Tripmadam):  zu  letzterem 
Zwecke  cultivirt  man,  soviel  ich  weiss  nur  S.  reflexum  L.  Ob  diese 


446 


Pflanze  an  den  drei  von  Rtli.  nach  D.’s  Berliner  Flora  zweifelnd  ange- 
führten Standorten:  Pichelsdorf,  Schloss  Grunewahl  mul  Rüdersdorf, 
vorgekommen  ist,  ist  zweifelhaft:  doch  möchte  sie  vielleicht  in  an- 
dern Gegenden  des  Gebiets  anzutreffen  sein. 

Sempervivum  soboliferum  Sims.  An  Felsen  der  Alpen  und 

schlesischen  Gebirge  wild.  Angepllanzt  auf  Mauern  in  Drossen  bei 
Frankfurt  a.  0.  (Stud.  Baeyer  v.  sp.)  und  von  dort  aus  verwildert. 

S.  tectorum  L , ist  häufig  auf  Dächern  gepllanzt,  doch  nirgends 
verwildert. 

Ribes  Grossularia  L.  und  alpinum  L.  scheinen  bei  uns  nicht 
einheimisch  , sind  aber  häufig  verwildert.  Ribes  rubrum  L.  und  ni- 
grum  L.  sind  häufig  cullivirt , und  namentlich  das  letztere  nicht  sel- 
ten wild. 

Apium  graveolens  L.  Am  Meeresufer  und  an  Salzquellen  wild : 
in  der  Mark  bei  Salzbrunn  unweit  Beelitz : Wr.  Rnh.  Häufig  auf 
Gemüseäckern  (Sellerie)  cultivirt,  wo  sie  wenig  Neigung  zum  Verwil- 
dern zeigt.  Von  R.  an  Quellen  bei  Landsberg  angegeben  und  viel- 
leicht wirklich  wild,  da  sie  Dr.  Bolle  auf  den  canarisehen  Inseln  an 
Quellen  fand,  die  durchaus  keinen  Salzgehalt  besassen. 

Foeniculum  officinale  Hoffm.  Südeuropa : selten  cultivirt. 

Nach  Rth.  verwildert. 

Levisticum  officinale  Koch . Die  Liebstöckelwurzel,  in  Südeu- 
ropa einheimisch,  wird  hie  und  da  in  Dorfgärten  gezogen.  Verwil- 
dert: Oranienburg,  Neu-Ruppin,  Predöhl  und  Pritzwalk  in  der  Pring- 
nitz  D, 

Anethum  graveolens  L.  In  Gärten  sehr  häufig  gebaut,  stammt 
aus  Südeuropa:  in  Gärten  sehr  oft  verwildert,  seltner  auf  Aeckern; 
bei  Berlin  vor  dem  Haifischen  Thor ! Wilmersdorf,  11b. 

Anthriscus  Cerefolium  Hoffm.  Auch  der  Kerbel  ist  aus  Süd- 
europa eingeführt.  Sehr  häufig  verwildert:  z. B.  am  Kreuzberge  bei 
Berlin ! Landsberg  R. 

Coriandrum  sativum  L.  Südeuropa.  Früher  wahrscheinlich 
mehr  als  jetzt  cultivirt,  von  W.  und  R.  (Landsberg)  als  verwildert 
angegeben. 

Hedera  Helix  L . In  Laubwäldern  der  Mark  z.  B.  Brieselang ! 

Freienwalde,  Schermeisel  Rnh.,  meist  nur  am  Boden  kriechend,  selt- 
ner sich  an  Bäume  rankend  und  blühend:  so  Lindholz  Rth.,  Zolzen, 
Oranienburg  D.  Ueberall  angepllanzt  und  zuweilen  verwildernd  z.  B. 
im  Park  bei  Friedrichsfelde! 

Cornus  mascula  L . Wird  zwar  von  allen  Floristen  erwähnt, 

ist  aber  gewiss  überall  angepllanzt  und  soviel  ich  weiss,  sogar  nir- 
gends verwildert. 

— — sanguinea  L . Nicht  selten  wild,  auch,  doch  seltner,  an- 
gepllanzt. 

— — alba  L.  Aus  Nordamerika  stammender,  sehr  häufiger 
Zierstrauch.  Verwildert  in  einem  Eisbruch  zwischen  Steglitz  und 
Lankwitz  Hb.,  bei  Stralau  und  Charloltenburg  Rnh. 


447 


Viburnum  Opulus  L.  Sehr  häufig  wild.  Die  sterile  Form  ein 
gemeiner  Zierstrauch,  der  natürlich  nirgends  verwildert  ist. 

— — Lanlana  L.  In  der  Mark  nur  als  nicht  häutiger  Zier- 
strauch, bei  Wildberg  unweit  Neustadt  a.  D.  verwildert.  Stud.  Hartmann. 

Scimbucm  Ebulus  L.  In  der  Mark  ziemlich  selten  wild , ob- 
wohl schon  von  Eisholz  erwähnt.  Findet  sich  bei  Oranienburg,  Neu- 
ruppin, Frankfurt  D. , Reetz  bei  VVrietzen  Br.,  Arnswalde  D.  Wird 
von  W.  im  Thiergarten  angegeben,  wo  er  später  nicht  gefunden 
wurde.  Findet  sich  hie  und  da  in  Gärten  verwildert  z.  B.  in  Berlin 
im  Logengarten ! 

— • — nigra  L.  In  Wäldern  hie  und  da  z.  B.  bei  Schönwalde 
hinter  Spandau!  häufiger  an  Dörfern  und  Wegen  angepllanzt. 

Lonicera  Periclymenum  L.  Wild  nicht  selten : Jungfernheide 
bei  Berlin ! Thiergarten ! Brieselang  D.,  Linüholz  Rnh.,  Oranienburg, 
Neuruppin,  Perleberg  D,  Angepllanzt  und  verwildert  bei  Lands- 
berg R. 

Caprifolium  L.  In  Süddeutschland  wild,  bei  uns  nicht 

seltener  Zierstrauch.  Verwildert  nach  R.  bei  Landsberg. 

— — Xylosteum  L.  Wild  bei  Oranienburg  D.,  Lindholz  Rnh., 
Perleberg,  Neustadt-Eberswalde  D. , Schermeisel  Rnh.  Wohl  nirgends 
angepllanzt, 

Lonicera  tartarica  L , Sehr  häufiger  Zierstrauch  aus  Sibirien, 
findet  sich  nicht  verwildert. 

Rubia  linctorum  L.  Der  Krapp  stammt  aus  dem  Orient  und 
wird  nicht  häufig  bei  uns  cultivirt.  Nur  nach  Rth.  verwildert. 

Dipsacus  fullonum  L.  Südeuropa.  Bei  uns  seltner  gebaut: 
verwildert  bei  Treuenbrietzen  Rnh. 

Petasiles  ofßcinalis  Much.  In  der  Mark  auf  Wiesen  hie  und 
da:  bei  Berlin  selten,  nur  bei  Giesendorf!  In  Bauergärten  cultivirt 
und  daraus  verwildert  bei  Mahlsdorf,  nach  Dietrich.  In  Parks  wird 
er  häufig  der  grossen  Blätter  wegen  gepllanzt  und  erhält  sich  ohne 
Cultur:  bei  Berlin  im  Thiergarten!  bei  Friedrichsfelde!  bei  Schönhau- 
sen ! Horst  im  Kreise  Ostpriegnilz  (Stud.  Paalzow,  v.  sp.). 

Von  den  Arten  der  schwierigen  Gattung  Aster  finden  sich  meh- 
rere bei  uns  verwildert,  welche  ausser  A.  chinensis  L.  sämmtlich  aus 
Nordamerika  stammen.  Leider  befinden  sich  unter  diesen  mehrere 
zweifelhafte  Arten,  so  dass  über  den  wahren  Sachverhalt  noch  weitere 
Untersuchungen  angestellt  werden  müssen.  Vorläufig  sind  folgende  Ar- 
ten anzunehmen : 

A.  salignus  Willd.  An  verschiedenen  deutschen  Flüssen  ein- 
gebürgert, z.  B.  an  beiden  Ufern  der  Elbe : bei  Magdeburg,  Hartmann, 
bei  Tangermünde,  Hämerten,  Sandau  D.  Bei  Berlin  an  Gräben  im 
Thiergarten  findet  sich  einePllanze,  welche  zwischen  A.  salignus  Willd. 
und  abbreviatus  Nees  steht,  aber  nach  Prof.  Braun  zu  ersterer  ge- 
hört. Sie  ist  dort  wohl  angepflanzt,  aber  schon  lange  ohne  Cultur 
ausdauernd.  Die  folgenden  Arten  sind  indessen  völlig  verwildert,  ohne 
Spuren  früherer  Cultur, 


448 


Aster  Lamarckianus  Nees.  Im  Jahre  1847  von  Dr.  Bolle  an 
der  Spree  in  Weidengebüschen  bei  Bellevue  entdeckt , und  von  Hrn. 
C.  H.  Schultz  bip.  für  eine  neue  Art  erklärt,  welche  er  A.  Bollei  nannte. 
Die  obige  Bestimmung  rührt  von  Ilrn.  Prof.  Nees  selbst  her.  Ich 
sammelte  diese  Staude  an  demselben  Orte  im  Sept.  1853. 

— — luxurians  Nees.  Ebenfalls  an  der  Spree  bei  Bellevue 
von  Hrn.  Koernicke  gesammelt. 

— — leucanthemus  Desf.  Findet  sich  auch  in  andern  Ge- 
genden Deutschlands  eingebürgert.  Von  Kunth  an  der  Spree  bei  Moa- 
bit angegeben , wo  ich  sie  nicht  fand ; dagegen  in  Menge  im  Thier- 
garten am  Landwehrgraben , wo  ich  sie  seit  3 Jahren  kenne.  Da 
diese  Stelle  ziemlich  wenig  verändert  ist,  so  kann  sie  schon  lange 
Zeit  dort  Vorkommen. 

— — chinensis  L.  Häufige  Zierpflanze  im  östlichen  Asien 
einheimisch.  Wurde  auf  dem  Felde  unweit  Schmargendorf  vereinzelt, 
wie  bei  uns,  gefunden.  Bl. 

Stenactis  annua  Nees.  Aus  Nordamerika  eingewandert,  in 
Deutschland  stellenweise  häufig.  Bei  uns  selten.  Nach  Ruthe  am 
Schafgraben  bei  Berlin,  wo  ich  sie  niemals  gefunden  habe;  im 
Schlossgarten  zu  Oranienburg  Rnh.,  Fehrbellin,  Kirchfelde,  Rheinsberg, 
Hohenfinow  (bei  Neustadt-Eberswalde),  Frankfurt.  D. 

Erigeron  canadensis  L.  Bekanntlich  erst  im  17.  Jahrhundert 
aus  Nordamerika  eingewandert;  in  der  Mark  überall  gemein:  von 
Eisholz  nicht  erwähnt. 

Solidago  serotina  Ait.  Wie  mehrere  verwandte  Arten,  (cana- 
densis L. , procera  Ait.)  häufige  Zierpflanze  aus  Nord- Amerika.  In 
Menge  verwildert  bei  Berlin  an  der  Moabiter  Brücke ! 

Inula  Helenium  L.  Wild  in  Westphalen,  Holstein,  Mecklen- 
burg, Pommern  und  Schlesien;  häufig  als  Arzneipflanze  gebaut  und 
verwildert.  Auf  dem  Kirchhofe  zu  Tegel  W.  ms.  und  bei  Landsberg 
R.  gewiss  nur  verwildert:  bei  Predöhl  in  der  Priegnitz,  Driesen  und 
Arnswalde  D.  ob  wirklich  wild? 

Galinsogea  parviflora  Cav.  Die  bekannteste  aller  bei  uns  ein- 
gewanderten Pflanzen,  hat  sich  erst  seit  Anfang  dieses  Jahrhunderts 
verbreitet.  Diese  Bewohnerin  Feru’s  hat  sich , wie  deutlich  zu  ver- 
folgen, vom  botanischen  Garten  bei  Schöneberg  aus,  strahlenförmig 
ausgedehnt:  in  der  Nähe  desselben  ist  sie  ein  ungemein  schädliches 
Unkraut,  welches  mächtig  alle  Culturpflanzen  überwuchert.  Auf  eini- 
gen Kartoffeläckern  sieht  man  Anfang  August  ausser  einigen  Stengeln 
von  Amarantus  retroflexus  L.  nichts  als  die  dichtgedrängten  Blühten- 
köpfchen  der  Peruanerin.  Die  Verbreitung  reicht  bis  nach  dem  Wirlhs- 
haus  im  Grunewald  westlich  (Caspary)  nördlich  bis  zur  Tichyschen 
Badeanstalt  (Rach.).  Sie  ist  durchaus  noch  nicht  durch  die  ganze  Mark 
geschehn , wie  Dietrich  angiebt.  Nordöstlich  von  Berlin  findet  man 
sie  nahe  der  Stadt  gar  nicht:  erst  bei  Pankowr  C.  und  bei  Franz. 
Buchholz!  in  der  Nähe  des  Gartens.  Ausserdem  kenne  ich  an  mär- 
kischen Standorten:  Freienwalde!  Frankfurt  B.  v.  sp.,  Oranienburg 


449 


Rnh.  bei  Genthin  sammelte  sie  mein  Vater  im  Jahre  1826.  Die  Be- 
trachtung mehrerer  einheimischen  und  auswärtigen  Standorte  macht 
es  mir  wahrscheinlich,  dass  ihre  weitere  Verbreitung  nicht  durch 
contin uirliche  Wanderung,  sondern  verschleppte  Gartenerde  geschieht. 

Calliopsis  tincloria  Rb.  Häufige  Zierpflanze  aus  Nordamerika. 
Verwildert  beim  Wirthshaus  im  Grunewald ! 

Madia  saliva  Molina.  Chile.  Als  Oelpflanze  hie  und  da  ge- 
baut, doch  in  der  Mark,  soviel  ich  weiss , nicht  in  grösseren  Mass- 
slabe. Findet  sich  in  Menge  im  Dorfe  Geltow  in  der  Nähe  der  K. 
Landesbaumschule  bei  Potsdam.  (Stud.  Filly.) 

Tanacelum  Balsamita  L.  Zierpflanze  aus  Südeuropa.  Ver- 
wildert in  Gärten  bei  Charlottenburg,  Potsdam,  Schermeisel.  Ruh. 

Matricaria  discoidea  D.  C.  Diese  aus  dem  östlichen  Asien 
stammende  Pflanze  findet  sich  schon  in  verschiedenen  Gegenden  Eu- 
ropa’s.  So  bei  St.  Petersburg,  Upsala:  ohne  Zweifel  überall  aus  bo- 
tanischen Gärten  verwildert.  In  Deutschland  zuerst  1852  von  Prof. 
Braun  im  Dorfe  Schöneberg  bei  Berlin  aufgefunden , wo  sie  in  unge- 
heurer Menge  zu  finden  ist  und  sich  ohne  Zweifel  weiter  verbreiten 
wird.  Leider  ist  der  Zeitpunkt  ihrer  Ankunft  nicht  sicher  festzustel- 
len : doch  kann  sie  noch  nicht  10  Jahre  daselbst  sein.  Vgl.  den 
lehrreichen  Aufsatz  von  Prof.  Braun  in  der  Berl.  bol.  Zeitung  1852. 
Ausserdem  findet  sie  sich  bei  Frankfurt  a.  0.  B.  und  bei  Prag. 

Chrysanthemum  Parlhenium  L.  Südeuropa , früher  oflicinell 
und  häufig  cultivirt.  In  einigen  Gärten  Berlins  ein  unvertilgbares  Un- 
kraut. Auch  in  Dörfern:  Tegel  I).,  Malchow!  Spandau,  Oranienburg, 
Rhinluch,  Neuruppin,  Frankfurt  D.,  Landsberg  R , Arnswalde  D. 

Doronicum  Pardalianches  L.  In  Gebirgswäldern  Süddeulsch- 
lands,  bis  zum  Moselgebirge.  1 1 le  und  da  angepflanzt,  (seltner  als 
D.  orientale  Willd.)  und  verwildert.  So  bei  Hamburg,  Sondershau- 
sen (Tli.  lrmisch,  brieflich),  bei  uns  im  Thiergarten  bei  Bellevue ! von 
Dr,  Bolle  seit  1845  dort  beobachtet,  im  Charlottenburger  Schlossgar- 
ten, bei  Bukow  im  Elysium  oder  der  sogenannten  märkischen  Schweiz! 

Calendula  arvensis  L.  Südeuropa.  In  Deutschland  hie  und 
da  in  Menge  eingebürgert,  z B,  bei  Koblenz,  Halle:  in  der  Mark  äus- 
serst  seilen:  von  Willdenow  schon  angeführt,  docli  ohne  Standort: 
bis  jetzt  hat  sich  nur  einer  ermitteln  lassen,  bei  Neustadt-Eberswalde 
am  Pfingstberge  D. 

officinalis  L.  Die  Ringel-  oder  Todtenblume,  ebenfalls 

aus  Südeuropa  eingeführt,  ist  eine  gemeine  Zierpflanze.  Verwildert 
bei  Landsberg,  R. 

Echinops  sphaerocephalus  L.  Angeblich  in  ganz  Deutschland, 
was  ich  sehr  bezweifeln  möchte.  Man  findet  diese  schöne  Pflanze 
gewöhnlich  nur  an  alten  Burgruinen,  wo  sie  wie  Hyssopus  officinalis, 
Buta  graveolens,  Gnaphalium  margarilaceum  als  Rest  mittelalterlicher 
Cultur  erscheint.  Aeclite  Standorte  kenne  ich  nur  wenige  z.  ß.  am 
Berge  Radobil  bei  Leitmeritz  in  Böhmen.  Nach  D.  findet  sie  sich  zu 
Tempelhof  am  Kirchhofe  seit  etwa  1820  verwildert:  Rnh.  und  Dr. 


450 


Bolle  fanden  sie  vor  wenigen  Jahren  dort,  und  sie  mag  wohl  auch 
noch  vorhanden  sein.  Die  Standorte  in  der  Elbgegend,  welche  D. 
angiebt,  sind  noch  näher  aufzusuchen,  ln  Magdeburg  findet  sie  sich 
auf  den  Wällen  am  Ulrichsthor,  jedenfalls  angepflanzt. 

Silybum  marianum  Gaertn.  Zierpflanze  aus  Südeuropa,  hie 
und  da  in  Menge  verwildert.  Bei  Berlin  an  der  Lielzowerwegstrasse  ! 
Schöneberg,  Tempelhof  D.,  Jungfernheide  W.,  VVoltersdorfer  Schleuse 
D. , Potsdam,  Wittbrietzen  bei  Beelitz  Ruh.,  Fehrbellin,  Hackenberg, 
Neuruppin,  Zerpenschleuse,  Prenzlau,  Frankfurt  D. , Landsberg  R., 
Schermeisel  Rnh.,  Driesen  D. 

Centaurea  solstilialis  L.  Südeuropa.  In  Deutschland  ziemlich 
allgemein  mit  der  Luzerne  verbreitet,  aber  selten  beständig:  oft  nur 
einzelne  Exemplare.  In  der  Mark  aus  dem  schon  oben  erwähnten 
Grunde  nur  selten  beobachtet:  bei  Berlin:  Tempelhof,  mehrere  Jahre 
zahlreich,  jetzt  verschwunden:  Wr.,  v. sp.  Rnh.,  bei  Weissensee  1853 
von  Stud.  Sickenberger  gefunden  {und  mir  lebend  mitgetheilt,  bald 
darauf  schon  ausgerottet.  Beelitz  Rnh.,  Prenzlau,  Frankfurt  D. 

Thrincia  hirta  Roth.  In  der  Mark  wild  nicht  sehr  verbreitet. 
Hasenheide  bei  Berlin  W. , Friedrichsfelde  W.  ms.,  an  beiden  Orten 
später  nicht  gefunden,  Wannsee Rlh.,  Selbelang  sehr  häufig!  D.  führt 
noch  mehrere  Standorte  an,  an  welchen  allen  wohl  die  Pflanze  wild 
ist.  Findet  sich  mit  Rasen  hie  und  da  in  Gärten  eingeführt : im  Sans- 
Souci-Garten  Radicke  v.  sp.,  bei  Berlin  im  Lustgarten!  von  Anderson 
1852  bemerkt,  aber  gewiss  schon  seit  1841,  wo  dieser  Platz  neu 
bepflanzt  wurde,  vorhanden:  am  Schifffahrtscanal  vor  dem  Haifischen 
und  Anhaitischen  Thore ! 

Helminlhia  echioicles  Gaertn.  Ein  Unkraut  der  Luzerne,  aus 
Südeuropa  eingeschleppt,  fand  sich  bis  jetzt  nur  an  der  Grenze  des 
Gebiets  bei  Rothensee  unweit  Magdeburg. 

Tragopogon  porrifolius  L.  Gemüsepflanze  aus  Südeuropa,  bei 
Frankfurt  von  Rlh.  verwildert  gefunden : jetzt  kommt  sie  nicht  mehr 
vor.  ß. 

Podospermum  lacinialum  D.  C.  Auf  sonnigen  Hügeln  in  Mit- 
teldeutschland nicht  selten,  bis  an  die  Grenze  des  Gebiets,  z.  B.  bei 
Langenweddingen  unweit  Magdeburg ! Bei  Spandau  von  Dr.  Philippi 
gesammelt  K.  Da  sie  dort  weder  früher  noch  später  jemals  gefunden 
worden  ist , ist  .sie  wahrscheinlich  durch  irgend  einen  Zufall  einge- 
schleppt. 

Lactuca  saliva  L.  Vaterland  unbekannt.  Häufig  gebaute  Ge- 
müsepflanze, welche  nur  selten  verwildert.  Am  Schifffahrtscanal  bei 
Berlin  ! bei  Landsberg  R. 

— — virosa  L.  Süddeutschland.  Zuweilen  als  Arzneipflanze 
gebaut  und  verwildert : an  der  Panke  beim  Gesundbrunnen  unweit 
Berlin  BL,  Rathenow  (Paalzow),  Zantoch  bei  Landsberg  R. 

Xanthium  spinosa  L.  Südeuropa,  schon  in  Oestreich.  Im 
übrigen  Deutschland  hie  und  da  verschleppt,  besonders  öfters  an  Ei- 
senbahndämmen bald  nach  ihrer  Vollendung  gefunden,  z.  B.  bei  Bres- 


451 


lau,  Bodenbacli  (Tetschen)  in  Böhmen  Wr.  Bei  uns  wohl  mit  frem- 
der Wolle  eingeführt,  findet  sich  bis  jetzt  nur  in  der  Neumark,  wo 
viele  Tuchfabriken  bestehn.  Frankfurt  a.  0.,  am  Ende  der  Oderstrasse 
B.,  Stud.  Sickenberger,  v.  sp. , Neudamm  (Dr.  Itzigsohn,  bot.  Zeit. 
1854),  Auch  nahe  an  der  Grenze  des  Gebiets  bei  Grüneberg  in 
Schlesien , Wimmer, 

Lobelia  Erinus  L.  Am  Cap.  Wie  viele  verwandte  Arten  hau- 
fige  Zierpllanze.  Fand  sich  im  Sept.  1853  in  vereinzelten  Exempla- 
ren auf  Feldern  am  Schiffahrtscanal  bei  Berlin ! 

Campanula  speciosa  Horn . Sibirien.  Findet  sich  bei  Frank- 
furt a.  0.  auf  einem  Wiesenwege  am  sogenannten  Poetensteige  bei 
Frankfurt  a.  0.!  als  Flüchtling  aus  Hrn.  Buek’s  Garten,  welcher  sie 
dort  schon  viele  Jahre  beobachtet. 

Specularia  Speculum  Alph.  Z).  C.  In  Mitteldeutschland , oft 
mit  der  Saat  verschleppt  und  unbeständig:  bei  uns  jedenfalls  nicht 
einheimisch.  Bei  Britz  Rlh.  und  Charloltenburg  Ruh.  Auch  Zier- 
pflanze, zuweilen  an  Gartenzäunen  verwildert,  z.  B.  an  der  Tempelho- 
fer Strasse!  1851  gefunden. 

Ilex  Aquifolium  L , In  der  Mark  nur  in  der  Priegnilz  wild, 
angeblich  auch  in  der  Neumark  bei  Sternberg  (Rlh.).  Häufig  ange- 
pflanzt, z.  B.  bei  Berlin  im  Thiergarten,  weshalb  sie  W.  sonderbarer 
Weise  im  Prodromus  erwähnt. 

Ligustnm  vulgare  L.  In  Wäldern  Mitteldeutschlands:  ich  kenne 
keinen  ächten  Standort  in  der  Mark : sie  findet  sich  nur  in  Hecken 
angepflanzl  und  kaum  halb  verwildert. 

Syringa  vulgaris  L.  Orient.  Sehr  häufiger  Zierstrauch , bei 
uns  nur  selten  verwildert:  in  Eisbrüchen  bei  Schöneberg  Hb.  bei 
Spandau ! 

Fraxinus  excelsior  L.  Von  Eisholz  als  wild  angegeben : doch 
kenne  ich  keinen  Ort,  wo  sie  wild  vorkömmt.  Bei  Berlin  ist  die 
Esche  jedenfalls  nur  angepllanzt:  bei  Landsberg  nach  R,  wild. 

Vinca  minor  L.  Von  Eisbolz  wohl  mit  Recht  als  wild  ange- 
geben. Findetsich  bei  Tegel,  Freienwalde  D.,  Rüdersdorf,  Bukow  Rth., 
Frankfurt  D.  Trägt  niemals  Frucht,  weshalb  man  an  ihrer  Heimaths- 
berechtigung  gezweifelt  bat.  Allein  dieser  Umstand  wird  auch  an  si- 
cherlich einheimischen  Pflanzen,  wie  z.B.  Linnaea  borealis  beobachtet, 
und  hängt  bei  Vinca  nur  von  der  Schwierigkeit  der  Befruchtung  ab. 
Dr.  Caspary  erzog  in  Bonn  durch  künstliche  Bestäubung  reife  Früchte. 
Dieses  schöne  Sträuchlein  findet  sich  sehr  häufig  in  Gärten  und  kann 
dann  auch  verwildern:  im  Thiergarten  W.,  später  nicht  gefunden:  bei 
Charlottenburg,  Stud.  Schmidt:  bei  Landsberg,  R.  wohl  schwerlich 
wild. 

Polemonium  coeruleum  L.  Wild  im  Harz,  auch  in  Ostpreus- 
sen:  bei  uns  nur  Zierpflanze,  welche  leicht  verwildert:  so  fand  sie 
Stud.  Filly  an  der  Chaussee  nach  Weissensee. 

Borago  officinalis  L.  Orient.  Als  Gemüse,  doch  nicht  häu- 
fig gezogen,  und  nach  der  Angabe  aller  Floristen  verwildert.  Vor 


452 


dem  Haitischen  Thor , Tempelhof  bei  Berlin  Rnh.  Bei  Freienwalde 
Hb.  auch  von  Rnh.  dort  gefunden. 

Nonnea  pulla  D.  C.  In  Mitteldeutschland  nicht  selten : auch  in 
der  Mark  hei  Havelberg,  Rathenow  und  Driesen.  Einmal  von  W.  im 
Thiergarten  gefunden , ohne  Zweifel  mit  Gartenerde  eingeschleppt. 
Aus  dieser  Notiz  hat  Koch  und  nach  ihm  mehrere  andere  Werke  das 
Vorkommen  dieser  Pflanze  hei  Berlin  hergeleilet. 

Lycium  barbarum,  L.  Nordafrica.  ln  der  Mark  sehr  häufig 
zu  Hecken  angepflanzt  und  oft  halb  wild. 

Physalis  Alkekengi  L . In  mitteldeutschen  Gebirgswäldern  wild  : 
hei  uns  wohl  nur  verwildert.  Im  Wäldchen  hei  Wilmersdorf  W.  ms. 
Potsdam,  Nauen  Rth.,  Neustadt-Eberswalde  R.,  Lehus  Wr. 

Nicandra  physaloides  Adans.  Zierpflanze  aus  Peru,  in  Deutsch- 
land schon  an  vielen  Orten  verwildert : ich  fand  sie  z.  B.  hei  Karlsbad. 
Bei  uns  nicht  selten  in  Gärten  verwildert:  z.  B.  in  Charlottenburg ! hei 
Frankfurt  ß.  Auch  ausserhalb  derselben,  an  Zäunen,  auf  Schutt  an 
Aeckern.  Bei  Berlin:  Schöneberg,  vor  dem  Hallischen  Thor  Rnh.,  am 
zoologischen  Garten  C.  v.  sp. , Wittbrietzen  bei  Beelitz,  Rnh. 

Datura  Stramonium  L.  Nach  der  allgemeinen  Tradition  von 
den  Zigeunern  eingeführt.  Von  Eisholz  nur  als  cultivirt  erwähnt. 
Jetzt  überall  in  Dörfern,  Gärten  etc.  oft  in  sehr  bedeutender  Menge, 
besonders  im  Odergebiet. 

Scrofularia  vernalis  L.  In  Deutschland  hie  und  da,  meist  unbestän- 
dig. Bei  uns  als  Gartenunkraut  im  bot.  Garten!  von  da  aus  verbreitet  an 
Wiesengräben  von  Schöneberg  Rnh,  im  Park  bei  Frz.  Buchholz ! Prenz- 
lau  D. , Landsberg  R. 

Mimulus  luleus  Pursh.  Zierpflanze  aus  Nordamerika.  Verwil- 
dert in  mehren  Gegenden  Deutschlands,  z.  B.  in  Schlesien.  Bei  uns 
bisher  nur  im  Thiergarten.  Bl.  Stud.  Sickenberger. 

Linaria  Cymbalaria  Mül.  Häufig  an  feuchten  schattigen  Mau- 
ern, in  Norddeutschland  wohl  nur  verwildert,  in  Süddeutschland  hei- 
misch. Sehr  häufig  z.  B.  bei  Dresden : von  dort  durch  die  Elbe  her- 
abgespült, an  Festungsmauern  bei  Wittenberg  (Stud.  Liebe)  und  Mag- 
deburg! an  letzterem  Standorte  schon  von  Kützing  vor  20  Jahren 
beobachtet.  An  Mauern  hei  Frankfurt,  Freienwalde,  Karlswerk  Rnh. 
Soll  auch  an  den  Ufermauern  der  Spree  beim  Königl.  Schlosse  in 
Berlin,  an  einer  dem  Publicum  unzugänglichen  Stelle,  Vorkommen. 
Letzteres  ist  um  so  mehr  zu  bedauern,  als  es  vielleicht  möglich  wäre, 
die  Ursache  dieses  Vorkommens  aufzufinden.  Ein  älterer  Freund  der 
Botanik  theilte  mir  beiläufig  mit,  dass  er  diese  hübsche  Zierpflanze 
vor  20  Jahren  auf  der  wenige  Schritte  oberhalb  gelegenen  Langen 
Brücke  ausgesät  habe:  von  dort  können  leicht  Samen  nach  dem  Schlosse 
geschwemmt  sein. 

Linaria  bipartita  Willd.  Südeuropa.  Häufige  Zierpflanze,  ver- 
wildert auf  Kirchhöfen  zu  Charlottenburg  und  Oranienburg,  Rnh. 


453 


Veronica  peregrina  L.  Südeuropa,  in  Deutschland  hie  und  da 
mit  Gartenerde  verbreitet,  z.  B.  hei  Hamburg,  Kassel.  Bei  uns  bis 
jetzt  nur  in  der  K.  Landesbaumschule  hei  Potsdam  Radicke,  v.  sp. 

V.  Buxbaumii  Tenore.  Südeuropa.  Als  Gartenunkraut  in  Ber- 
lin und  Frankfurt. 

Salvia  silvestris  L.  In  Mitteldeutschland  hie  und  da  häufig. 
Wahrscheinlich  mit  Getreide  verschleppt  unweit  Berlin  bei  Tempelhof 
Bl.,  bei  llavelberg  v.  sp.  wohl  schwerlich  wild. 

S.  verticillata  L.  im  südöstlichen  Europa , schon  in  Sachsen, 
Böhmen  und  Schlesien  stellenweise  sehr  häufig : in  den  übrigen  Ge- 
genden Deutschlands  oft  als  Luzerneunkraut,  doch  meist  unbeständig. 
Bei  Berlin : Tempelhof  Rnh. , Friedrichsfelde  Körnicke.  Im  Chaussee- 
graben heim  Dorfe  Barleben  unweit  Magdeburg,  1853  zahlreich  ge- 
funden, Hartmann. 

Salureja  hortensis  L.  Südeuropa,  schon  in  Krain.  Häufig 
cultivir tes  Küchenkraut,  nicht  selten  in  Gärten  verwildert. 

Hyssopus  officinalis  L.  Südeuropa.  In  Deutschland  hie  und 
da  an  Burgruinen  eingebürgert:  bei  uns  nur  in  Gärten,  nicht  häufig 
gebaute  und  verwilderte  Zierpflanze.  Ausserhalb  derselben  heim  Dorfe 
Ferchesar  unweit  Rathenow,  Paalzow. 

Dracocephalum  Moldavica  L.  Südosteuropa.  Nicht  häufig 
gebautes  Küchenkraut.  Verwildert  auf  dem  Kirchhof  zu  Treuenbriet- 
zen  Wr.,  bei  Landsberg,  R. 

Androsace  elongala  L.  In  Mitteldeutschland,  z.B.  bei  Dresden 
häufig.  Von  dort  herabgespült  nach  Magdeburg  (Hartmann),  bei  Frank- 
furt mit  Getreide  mehreremal  eingeschleppt  und  Jahre  lang  beobach- 
tet, dann  wieder  verschwunden. 

Amarantus  hypochondriacus  Z.  und  andere  ähnliche  Nordame- 
ricanische Arten  z.  B.  caudatus  L.  sind  häufig  schon  seit  W.  in  Gär 
ten  verwildert.  Seltner  ausserhalb  derselben:  z.B.  in  Schöneberg! 

Chenopodiwn  Botrys  L.  Südeuropa,  auch  schon  in  Oestreich, 
Als  Arzneipflanze  selten  gebaut.  Verwildert  hinter  dem  botanischen 
Garten  Rnh. , hei  Spandau  am  Gewehrplan  W.  ms. 

Blitum  virgatum  L.  Südeuropa ; jetzt  nur  selten  als  Gemüse 
gebaut,  aber  hie  und  da  verwildert.  Hinter  der  Universität  Wr., 
bei  Spandau  hinter  dem  Gewehrplan  W.  ms. 

Beta  vulgaris  L.  An  den  Küsten  des  Meeres,  auch  in  Deutsch- 
land, wild.  Jetzt  in  vielen  Varietäten,  besonders  in  grossem  Mass- 
stabe  im  Oderbruch,  cullivirt.  Verwildert  bei  Landsberg,  R. 

Spinacia  oleracea  Z.  Häufige  Gemüsepflanze,  im  Orient  ein- 
heimisch: verwildert  bei  Landsberg,  R. 

Alriplex  hortensis  L.  Früher  viel  mehr  als  jetzt  als  Gemüse 
gebaut,  nach  allen  Floristen  verwildert.  Ich  habe  sie  bis  jetzt  noch 
nicht  gefunden. 

A.  haslata  L . Im  Pommern  wahrscheinlich  wild.  Aus  dem 

botanischen  Garten  verwildert  in  Schöneberg  Radicke  v.  sp.,  ebenso 
verwildert  bei  Landsberg  R.  Wird  von  D.  auch  bei  Reitwein  unweit 


454 


Kiistrin  und  bei  Driesen  angegeben:  ob  wild?  Früher  wurde  diese 
Pflanze  ganz  allgemein  mit  A.  latifolia  Whlbg.  verwechselt. 

Rumex  sculalus  L.  Süddeutschland.  Zuweilen  als  Gemüse 
gepflanzt  und  verwildert.  Aeusserst  selten,  nur  bei  Prenzlau,  D. 

Polygonum  Fagopyrum  L.  Diese  bekannte  aus  Sibirien  stam- 
mende Pflanze  wird  nicht  selten  gebaut,  und  ist  häufig  verwildert: 
z.  B.  in  der  Erknerseben  Forst!  Am  Kalksee!  Landsberg,  R. 

P.  tataricum  L.  Südrussland.  Als  Unkraut  unter  dem  vori- 
gen, in  der  Mark  selten:  z.  B.  Charlottenburg,  Rnli. 

Daphne  Mezereum  L.  Nach  Jorehn’s  Vademecum  botanicum 
einem  seltnen  Buche,  das  ich  leider  nicht  vergleichen  konnte,  kam 
dieser  schöne  Strauch  im  17.  Jahrhundert  in  einem  Walde  bei  Frank- 
furt vor,  der  jetzt  nicht  mehr  existirl.  B.  Als  Zierstrauch  nicht  sel- 
ten angepflanzt. 

Elaeagnus  anguslifolia  L.  Südeuropa.  Nicht  seltner  Zier- 
strauch. Verwildert  in  Menge  bei  Magdeburg  oberhalb  des  Herren- 
kruges ! 

Arislolochia  Clematüis  L.  Süddeutschland:  früher  als  Arznei- 
pflanze viel  gebaut  und  häufig  verwildert.  In  Berlin  auf  dem  ehe- 
maligen jüdischen  Begräbnissplatz  in  der  Oranienburger  Strasse  , W. 
ms.,  Woltersdorfer  Schleuse,  Spandau  (seit  W.  beobachtet),  Neurup- 
pin, D.  Bei  Potsdam  hinter  Glienicke  und  bei  Eiche,  Hb.,  Teltow 
Bl.,  Münchehofe  (bei  Rüdersdorf,  nach  Hrn.  Ruthe’s  mündlicher  Mit- 
theilung), Prenzlau,  Frankfurt  D.,  Landsberg  R. 

Euphorbia  dulcis  Jcq.  In  Bergwäldern.  Bei  Treuenbrietzen 
VVr, , bei  Neustadl-Eberswalde  D.  Im  Garten  von  Sans-Souci  seit  W. 
ms.  beobachtet.  S.  und  Rth.  zweifeln  zwar,  dass  sie  dort  wild  sei, 
doch  wie  mir  scheint,  ohne  Grund. 

Eu.  Lathyris  L.  Diese  höchst  giftige  aus  Süddeutschland  ein- 
geführte Pflanze  war  früher  officinell  und  wurde  viel  in  Gärten  culti- 
virt , worin  sie  auch  verwildert  nach  W.  und  Rth.  vorkam.  Sie 
wächst  auf  Schutt  bei  Oranienburg  Rnh. , ausserdem  bei  Neuruppin, 
Neustadt-Eberswalde,  Prenzlau  D.,  Landsberg  R. 

Parietaria  erecla  M.  el  K.  Hie  und  da  im  Gebiet  als  Dorf- 
pflanze: Perleberg,  Neuruppin  D.,  Frankfurt  B.  v.  sp.,  Driesen,  Neu- 
stadt-Eberswalde, Falkenberg  D.  Findet  sich  häufig  an  der  Mauer 
des  königl.  botanischen  Gartens  bei  Schöneberg ! und  an  der  nicht 
weit  entfernten  Hopfenkavel  Bl, , welcher  Standort  von  W.  nicht  er- 
wähnt wird.  Sie  möchte  daher  dort  wohl  aus  dem  Garten  verwil- 
dert sein : ist  aber  seit  S.  dort  beobachtet. 

Cannabis  sativa  L.  Aus  dem  Orient  stammend , überall  in 
Deutschland  gebaut  und  verwildert.  In  der  Mark  seilen  cultivirt,  aber 
überall  an  Wegen  etc.  eingebürgert : schon  von  Eisholz  unter  den 
wilden  Pflanzen  aufgeführt. 


455 


Morus  alba  L.  China.  In  der  Mark  ziemlich  häufig  zum  Be- 
huf des  Seidenhaus  angepflanzt,  nach  Rth.  auch  verwildert.  Als  Wald- 
baum bei  der  Teufclsbrücke  unweit  Freienwalde  Rnh. 

M.  nigra  L.  Ebenfalls  aus  dem  Orient  stammend,  viel  seltner 
als  voriger  angepflanzt. 

Ulmus  campeslris  L.  In  Laubwäldern  der  Mark  häufig  z.  B. 
Brieselang!  Lindholz!  Ebenso  häufig  angepflanzt  in  Dörfern,  Parks, 
an  Strassen.  Die  Abart  U.  suberosa  Ehrh.  findet  sich  wild  und  cul- 
tivirt  nicht  selten. 

U.  ejfusa  Willd.  Wild  z.  B.  in  Eisbrüchen  hei  Schöneberg  Hb. 
häufiger  angepflanzt. 

Juglans  regia  L.  Aus  Persien  stammend,  nur  in  Gärten,  doch 
häufig  angepflanzt. 

Fagus  silvatica  L.  Bildet  in  den  Laubwäldern  der  Mark  den 
grössten  Theil  der  Bestände. 

Quercus  sessilißora  Sm.,  ebenfalls  nicht  selten. 

Qu.  Robur  L.  ( pedunculala  Ehrh.).  Noch  häufiger  als  die 

vorige. 

Corylus  Avellana  L.  Sowohl  in  Laub  • als  in  Nadelwäldern 
stellenweise  sehr  häufig,  seltner  in  Gärten. 

Carpinus  Belulus  L.  Nicht  selten  wild,  sehr  häufig  zu  Hek- 
ken  angepflanzt. 

Was  die  Arten  der  in  jeder  Hinsicht  so  schwierigen  Gattung 
Salix  belrifl't  so  ist  es  besonders  schwer  anzugeben  , welche  Arten 
einheimisch  sind  oder  nicht.  Man  pflanzt  Weiden  selten  an- 
ders als  an  Stellen , wo  sich  auch  wildwachsende  finden  oder  finden 
könnten.  Die  meisten  akldimatisiren  sich  auch  so  vollständig  und 
pflanzen  sich  so  reichlich  mit  ausgedehnter  Bastardbildung  fort,  dass 
die  Ermittelung  ihrer  Abstammung  ganz  unmöglich  wird.  Die  nach- 
folgenden Angaben  beanspruchen  daher  auch  nur  einen  gewissen  Grad 
von  Wahrscheinlichkeit. 

Salix  pentandra  L.  Häufig  wild,  seltner  angepflanzt. 

S.  cuspidata  Schultz.  Diese  Art  ist  aus  zwei  Formen  zusam- 
mengesetzt : S.  Meyeriana  Willd.  nach  Br.  nur  eine  magere  Form  von 
pentandra,  findet  sich  nur  angepflanzt  bei  Treptow!  im  Thiergarten, 
vor  der  Jungfernheide  Wr.  Br.  Die  andere  Form  ist  wahrscheinlich 
eine  pentandra  fragilis  und  findet  sich  wild  hei  Pichelsberg  Br.  Was 
bei  Driesen,  wo  D.  S. cuspidata  angiebt,  Vorkommen  mag,  ist  noch 
zu  untersuchen, 

S.  fragilis  L.  Wild  und  angepflanzt  sehr  gemein. 

S.  alba  L.  Hie  und  da  in  Wäldern  schöne  Exemplare  z.  B. 
beim  Schloss  Grunewald.  An  Wegen  überall  mit  S.  fragilis  ange- 
pflanzt. 

S.  amygdalina  L,  Sowohl  die  var.  discolor  als  concolor  häu- 
fig wild  und  angepflanzt. 


456 


Salix  undulata  Ehrh,  Wohl  überall  nur  angepflanzt:  bei  Trep- 
tow! bei  Moabit,  Fasanerie  K.,  Spandau,  Driesen  D.  Bei  uns  nur 
die  weibliche  Pflanze  gefunden. 

S.  hippophae f olia  Thuill.  An  der  Moabiter  Brücke  angepflanzt! 
bei  der  Scharfrichterei  an  einem  Graben  wild.  Br. 

S . acutifolia  Willd.  Nur  angepflanzt.  Hinter  dem  zoologi- 
schen Garten  ! Kreuzberg  K.,  an  einem  Gehöft  vor  der  Jungfernheide 
Br.  C.  Im  Charlottenburger  Schlossgarten  Br. 

S.  purpurea  L.  Häufig  gepflanzt  und  jedenfalls  einheimisch. 

S.  rubra  Huäs . Angepflanzt  bei  Schöneberg ! Moabit  Br.  Bei 
Frankfurt  D.  und  Driesen  Ilb.  wohl  wild. 

S.  viminalis  L.  Angepflanzt  und  wild  sehr  häufig. 

S.  mollissima  Ehrh.  Angepflanzt  beim  zoolog.  Garten  C.,  bei 
Moabit!  bei  Treptow  Wr.  Bei  Driesen  wild? 

S . Smilhiana  Willd.  Angepflanzt  an  den  Chausseen  nach  Stra- 
lau! und  nach  Treptow  C.  Vor  dem  Oranienburger  Thor  Br.,  zool. 
Garten  C. 

S.  acuminata  Sm.  Angepflanzt  hei  Schöneberg ! bei  der  Fa- 
sanerie K.  jetzt  nicht  zu  finden.  Bei  Driesen  D.  wild? 

S.  cinerea  L.  Wild  überall,  nicht  selten  angepflanzt. 

S.  holosericea  Willd.  Bei  Treptow!  wenige  Exemplare  ange- 
pflanzt. Die  Angabe  bei  D.,  dass  sie  hei  Frankfurt  vorkomme,  ist  irr- 
thümlich. 

S.  nigricans  Fries.  Sehr  häufig  angepflanzt,  sicher  wild  z.  B. 
bei  Wilmersdorf!  Jungfernheide  C. 

S.  caprea  L.  Angepflanzt  und  wild  häufig. 

S,  phylicifolia  L.  (bicolor  Ehrh  J.  Bei  Frankfurt  wild?  D. 
Die  var.  laurina  gepflanzt  bei  Treptow ! bei  der  Fasanerie  K.  noch 
nicht  wieder  aufgefunden. 

S.  ambigua  Ehrh.  Wild  hie  und  da,  auch  angepflanzt. 

S.  repens  L.  Die  Var.  fusca  L.  und  argenlea  Sm.  häufig  wild, 
erstere  auch  angepflanzt. 

S.  rosmarmifolia  L.  In  Torfsümpfen  häufig  wild,  nicht  ange- 
pflanzt. 

Populus  alba  L.  Sehr  häufig  in  Parks  angepflanzt , nach  Eis- 
holz wild : doch  ist  mir  kein  Standort  bekannt. 

j P.  canescens  Sm.  Seltener  angepflanzt. 

P.  Iremula  L.  Häufig  wild,  auch  oft  angepflanzt. 

P.  nigra  L.  Von  Eisholz  als  wild  bezeichnet : nach  D.  in  Wäl- 
dern: ich  habe  sie  bisher  nur  an  Wegen  gepflanzt  gefunden. 

P.  monilifera  Ait . Aus  Nordamerika.  An  Chausseen  und  Land- 
strassen sehr  häufig. 

P.  pyramidalis  Rozier.  Aus  dem  Orient,  die  sogenannte  lom- 
bardische Pappel , überall  an  Chausseen  ; fast  nur  (f  Exemplare.  $ 
befinden  sich  in  Berlin  im  Brunnengarten,  in  dem  Garten  des  Hrn.  Bou- 
che,  bei  Frankfurt  im  Dorfe  Cliestow. 


457 


Belula  alba  L.  mit  der  Abart  pubescens  Ehrh.  in  sumpfigen 
Brüchen  , findet  sich  sowohl  in  Laub  - als  Nadelwäldern  häufig : die 
Abart  gewiss  nie  angepflanzt. 

B.  humilis  Schrk.  Nur  bei  Grünberg  unweit  Zehdenick.  Wild. 

Ainus  glulinosa  Gaertn.  Sehr  häufig  wild  an  sumpfigen  Stel- 
len, bildet  auch  ganze  Forslbeslände, 

A.  incana  D.  C.  Bewohnerin  des  Nordens  und  der  Alpen,  soll 
nach  B.  im  Odertliale  bei  Frankfurt  wild  sein.  An  Wegen  bei  Ber- 
lin sehr  häufig  gepflanzt,  auch  an  sumpfigen  Stellen  der  Jungfernheide! 
Im  Schlossgarlen  bei  Oranienburg,  Rnh. 

Taxus  baccala  L.  Von  Eisholz  als  wild  und  zwar  im  Walde 
bei  Linum  angegeben,  welcher  jetzt  nicht  mehr  existirt.  Ausserdem 
führt  S.  nach  Gleditzsch  noch  an,  dass  dieser  ihn  ebenfalls  hei  Linum 
und  hei  Görne  gefunden  habe;  ferner  soll  er  nach  v.  ßurgsdorf  in 
der  Oranienburger  Forst  vorgekommen  sein.  Die  beiden  letzteren 
Standorte  sind  seitdem  nicht  bestätigt  worden,  daher  sein  Vorkommen 
in  der  Mark  sehr  zweifelhaft  ist.  Doch  ist  er  häufig  als  Zierstrauch 
angepflanzt , z.  B,  im  Thiergarten ! im  Schlossgarten  hei  Oranien- 
burg, Rnh. 

Juniperus  communis  L.  In  Nadelwäldern  fast  überall  häufig, 
nur  hei  Berlin  fast  ganz  fehlend.  Seltener  angepflanzt. 

Pinus  silveslris  L.  Unser  einziges  einheimisches  baumartiges 
Nadelholz,  bildet  den  überwiegendsten  Theil  unserer  Forslbestände. 

P.  Larix  in  den  Alpen  einheimisch:  hie  und  da  als  W'aldbaum: 
bei  Berlin  in  der  Jungfernheide,  seit  W.  hei  Charloltenburg  Rnh.,  Kö- 
nigswusterhausen ! 

P.  Abies  L,  Von  Eisholz  merkwürdiger  Weise  als  wild  und 
nicht  selten  angegeben  : ist  aber  neuerdings  nirgends  gefunden.  Bei 
ChaiJoltenburg  als  Waldbaum  Rnh.,  sonst  nur  vereinzelter  Zierbaum. 

P.  Picea  L.  Soll  ebenfalls  nach  Eisholz  doch  seltener  als  die 
Rothtanne , wild  sein : ist  ebenfalls  bei  Charloltenburg  nach  Rnh.  als 
Waldbaum  gezogen  : sonst  nur  vereinzelt. 

Acorus  Calamus  L. , soll  angeblich  aus  dem  Orient  stammen, 
welche  Ansicht  wohl  nur  auf  dem  Umstande  beruht,  dass  er  nie  reife 
Früchte  bringt.  Ich  habe  mich  darüber  schon  bei  Vinca  minor  L. 
ausgesprochen.  In  der  Mark  ist  er  überall  verbreitet,  auch  schon 
von  Eisholz  erwähnt. 

Iris  germanica  L.  An  Felsen  Süddeulschlands  wild:  hier  nur 
als  Zierpflanze  und  hie  und  da  verwildert.  Von  Eisholz  als  wild  an- 
gegeben. Auf  dem  Kirchhofe  zu  Tasdorf  W.  ms. , bei  Frankfurt  B. 
noch  jetzt  vorhanden.  Bei  Oderberg  D.  Letzterer  Standort  möchte 
noch  zu  untersuchen  sein,  da  D.  die  Pflanze  in  waldigen,  bergigen 
Gegenden  angiebt. 

Narcissus  Pseudonarcissus  L.  Süddeutschland,  Schlesien.  Häu- 
fige Zierpflanze,  in  Gärten  und  ausserhalb  derselben  völlig  verwildert: 
In  der  Priegnitz  bei  Burghagen  unweit  Perleberg , Saatzke  bei  Witt- 

31 


458 


stock,  Beweringen  bei  Pritzwalk,  Havelberg.  Ausserdem  bei  Lands- 
berg, B. 

N.  poelicus  L.  Südeuropa.  Häufige  Zierblume , nach  R.  in 
Gärten  bei  Landsberg  vervvilderl. 

Galanthus  nivalis  L.  Sehr  häufige  Zierpflanze,  nicht  seilen 
verwildert  z.  B.  bei  Landsberg  R.  Bei  ßurghagen  in  der  Priegnitz 
und  Beelitz  R. , vielleicht  wild,  da  diese  schöne  Pflanze  häufig  in 
Schlesien  und  Preussen  vorkommt. 

Tulipa  silveslris  L.  ln  gebirgigen  Gegenden  Deutschlands  hie 
und  da.  Häufig  in  Weinbergen  angepflanzt  und  in  Menge  verwildert: 
Bei  der  Karthaus  in  Frankfurt  a.  0.,  B. 

Lilium  bulbiferum  L.  In  Gebirgswäldern  Mitteldeutschlands 
wild:  gemeine  Zierblume,  verwildert  an  sonnigen  Abhängen  des  Kreuz- 
berges bei  Berlin  ! bei  Himrnelstädt  unweit  Landsberg,  R. 

Ornilhogalum  umbellalum  L . Nicht  seltene  Zierpflanze,  und 
hie  und  da  in  der  Nähe  von  Gärten  wohl  nur  verwildert:  bei  Berlin: 
am  zoologischen  Garten!  Kreuzberg,  Moabit  D.  Neue  Krug,  Koer- 
nicke.  Vor  dem  Oranienburger  Thor  W.  ms.,  bei  Schönbausen,  Stud. 
Arndt.,  Charlottenburg,  Rnh.  Ausserdem  bei  Neuruppin  D. , Freien- 
walde Rnh.,  Boitzenburg,  Driesen  D.,  Landsberg  R.,  Frankfurt  D.  An 
einigen  dieser  Standorte  ist  die  Pflanze  wohl  wild,  doch  noch  näher 
zu  untersuchen,  besonders  an  den  neumärkischen  Standorten,  da  nach 
Ritschl  (Flora  von  Posen  p.  236.)  eine  ganz  abweichende  Form  bei 
Posen  vorkommt. 

O.  nulans  L Soll  aus  dem  Orient  gekommen  sein;  als  Zier- 
pflanze in  Gärten  gebaut,  jelzt  schon  seit  W.’s  Zeiten  ein  unvertilg- 
bares  Unkraut,  ln  Berlin:  Monbijougarlen ! Friedrichsfelde!  bei  Blum- 
berg, Neuruppin,  Frankfurt,  ßoizenburg  D. 

Luzula  albida  D.C . ln  schattigen  Wäldern:  z.  B.  im  Herrn- 

krug bei  Magdeburg  ! bei  Frankfurt  1).  Sonst  kommt  diese  Pflanze 
in  der  Mark  nur  noch  bei  Berlin  in  drei  Parks  vor:  im  Thiergarten 
Bl.  Rnh.,  bei  Treptow  (Gartengehülfe  Tillelbach),  bei  Franz,  ßuchholz 
Körnicke.  Da  sie  in  ersterem  erst  seit  wenigen  Jahren  und  immer 
nur  spärlich  gefunden  ist,  und  es  sich  mit  den  beiden  andern  Stand- 
orten ähnlich  verhält,  so  ist  sie  als  eingeschleppt  anzusehn. 

Panicum  miliaceum  L.  Asien?  Seltner  gebaut,  hie  und  da 
auf  Schutt  verwildert  bei  Berlin  z.  B.  vor  dem  Unterbaum  ! an  der 
Schlächterwiese ! 

Phalaris  canariensis  L.  Südeuropa ; früher  weit  häufiger  in 
der  Mark  cultivirt  und  verwildert  W.  Bei  Berlin:  am  Kreuzberg  Br., 
an  den  Rudower  Wiesen  Rnh.  Zwischen  Beelitz  und  Treuenbrietzen 
Rnh.,  bei  Prenzlau  Rnh.,  Landsberg  R. 

Psamma  arenaria  R.  et  Sch.  An  den  Seeküsten  wild.  In 
der  Mark  wohl  nur  zur  Befestigung  des  Flugsandes  gebaut  und  ver- 
wildert. Spandau,  seit  K.  von  S.,  Rnh.,  Wr.  und  C.  gefunden.  Zwi- 
schen Reinickendorf  und  Hermsdorf  K. , später  nicht  gefunden.  Rib- 
beck,  Dreetz,  Cremmen  D.,  Oranienburg  am  Canal  Rnh, 


459 


Briza  maxima  L.  Südeuropa.  Zur  Zierde  in  Gärten  gepflanzt.: 
verwildert  bei  Oranienburg  Rnh. 

Elymus  arenarius  L.  Seeküsten;  wahrscheinlich  auch  in  der 
Mark  wild,  z.  B.  bei  Friesack  C.  Häufiger  als  Psamma  gepflanzt  und 
verwildert:  bei  Berlin  sehr  häufig!  Dreetz,  Cremmen  0,,  Cunersdorf 
bei  Wrietzen  S.  In  Willdenow’s  Prodromus  findet  sich  E,  europaeus 
L.  in  der  Jungfernheide  angegeben,  welchen  I(.  für  E.  arenarius  er- 
klärt. Obwohl  S.  den  Standort  wirklich  für  jene  in  der  Mark  zwei- 
felhafte Art  in  Anspruch  nimmt,  indem  er  voraus  setzt,  W.  habe 
diese  Spec.  nicht  verwechseln  können,  so  ist  dies  dennoch  der  Fall 
gewesen , da  sich  am  Rande  des  Handexemplars  vom  Prodromus  von 
YV.’s  Hand  die  Notiz  findet:  „est  E. arenarius  L.“  wonach  Kunth  also 
ganz  recht  halle  E.  europaeus  Willd,  als  Synonym  zum  arenarius 
zu  ziehn. 

Schliesslich  dürfte  es  nicht  unpassend  erscheinen,  diese 
Pflanzen  noch  einmal  in  Hinsicht  auf  die  muthmassliche  Ur- 
sache der  Verwilderung  und  auf  ihr  Vaterland  zusammen- 
zustellen, wobei  ich  aber  die  Bäume  und  Sträucher,  von  de- 
nen ich  nicht  weiss  dass  sie  verwildert  Vorkommen,  sowie 
die  irrthümlich  als  verwildert  bezeichneten  Pflanzen  , weg- 
lassen werde.  In  ersterer  Hinsicht  kann  man  unter- 
scheiden : 

A.  Absichtlich  cultivirte. 

1.  Nutzpflanzen. 

Helleborus  viridis,  foetidus,  Papaver  somniferum,  Brassica  ole- 
racea , Rapa,  Napus,  nigra,  Sinapis  alba,  Cochlearia  Armoracia,  Lepi- 
dium  sativum,  Raphanüs  sativus,  Linum  usitatissimum,  Malva  crispa, 
Medicago  sativa,  Melilotus  coerulea,  Glycyrrhiza  glabra,  Onobrychis 
sativa,  Vicia  sativa,  Latliyrus  Lens,  Mespilus  germanica,  Portulaca  ole- 
racea,  Ribes  Grossularia,  Foeniculum  officinale,  Levisticum  oflicinale, 
Anethum  graveolens,  Anlliriscus  Gerefolium,  Coriandrum  sativum,  Ru- 
bia  tinctorum,  Dipsacus  fullonum,  Inula  Helenium,  Madia  sativa,  Chry- 
santhemum Parthenium,  Tragopogon  porrifolius,  Lactuca  sativa,  virosa, 
Borago  officinalis,  Datura  Strammonium  (von  den  Zigeunern  für  ihre, 
freilich  unerlaubten  Zwecke  angewandt),  Salureja  hortensis,  Ilyssopus 
officinalis,  Dracocephalum  Moldavica,  Clienopodium  Botrys,  Blitum  vir- 
gatum,  Beta  vulgaris,  Spinacia  oleracea,  Atriplex  bortensis,  Rumex 
scutatus,  Polygonum  Fagopyrum,  Aristolochia  Clematitis,  Eupborbia 
Lathyris,  Cannabis  sativa,  Panicum  miliaceum,  Phalaris  canariensis, 
Psamma  arenaria,  Elymus  arenarius. 


31* 


460 


2.  Zierpflanzen. 

Adonis  autumnalis,  Nigella  damascena,  Berberis  vulgaris,  Ilespe- 
ris  matronalis,  Iberis  amara,  Viola  odorala,  Reseda  alba,  Dianthus  bar- 
batus,  Saponaria  offieinalis,  Silene  Armeria,  Lychnis  diurna,  Malva 
mauritiana,  Geranium  macrorrhizum , sibiricum,  Ruta  graveolens,  Cy 
tisus  capitalus,  Galega  offieinalis,  Colutea  arborescens,  Robinia  Pseu- 
dacacia,  Spiraea  salicifolia,  Potenlilla  recta,  Rosa  lutea,  cinnamomea, 
Cotoneasler  vulgaris,  Sicyos  angulata,  Sedum  hispanicum,  album,  Sem- 
pervivum  soboliferum,  Ribes  alpinum,  Iledera  Helix,  Cornus  alba,  Sam- 
bucus  Ebulus,  Lonicera  Perielymenum , Caprifolium , Petasites  officina- 
lis,  Aster  salignus,  Lamarckianus,  luxurians,  leucantbemus,  chinensis, 
Stenaetis  annua,  Solidago  serotina,  Calliopsis  linctoria,  Tanacelum  Ral- 
samita,  Doronicum  Pardalianclies,  Calendula  offieinalis,  Echinops  sphae. 
rocepbalus,  Silybum  marianum,  Lobelia  Erinus,  Syringa  vulgaris,  Vinea 
minor,  Polemonium  coeruleum,  Lycium  barbarum,  Pbysalis  Alkekengi, 
Nieandra  physaloides,  Mimulus  luteus,  Linaria  Cymbularia,  bipartita, 
Amarantus  bypoebondriacus , Elaeagnus  angustifolia , Iris  germanica, 
Narcissus  Pseudonarcissus,  poelieus,  Galanlbus  nivalis,  Tulipa  silve- 
stris,  Liliuin  bulbiferum,  Ornithogalum  umbellatum,  nutans,  Briza 
maxima. 

3.  Flüchtlinge  aus  botanischen  Gärten. 

Fumaria  parviflora,  Impatiens  parviflora  , Galinsogea  parviflora, 
Matriearia  discoidea,  Campanula  speciosa,  Alriplex  bastata,  Parielaria 
erecta? 


B.  Zufällig  durch  menschliche  Thätigkeit 
verbreitete. 

1.  Gartenunkräuter. 

Erysimum  strictum,  Erucastrum  Pollicbii,  Reseda  lutea,  Silene 
procumbens,  Geranium  pyrenaicum,  Oxalis  stricta,  Claytonia  perfoliata, 
Tbrincia  birta,  Scrofularia  vernalis,  Nonnea  pulla  ? Veronica  peregrina, 
Ruxbaumii,  Luzula  albida. 

2.  Unkräuter  bestimmter  Culturpflanzen. 

Pisum  arvense  (Erbsen),  Centaurea  solstitialis,  Helminlbia  echioi- 
des,  Salvia  verticillata  (Luzerne),  Polygonum  tataricum  (Buchweizen). 

3.  Anderweitig. 

Silene  gallica,  Ervum  monantbos,  Specularia  Speculum,  Salvia 
silvestris?  Androsace  elongata  (Getreide).  Xantbium  spinosum  (Wolle). 


461 


C.  Auf  nicht  näher  zu  ermittelnde  Weise  ver- 
breitet. 

Sisymbrium  Irio,  Diplotaxis  tenuifolia,  Oenothera  biennis,  Eri- 
geron  canadensis,  Calendula  arvensis,  Podospermuni  laciniatum. 

Vaterland. 

1.  Aus  der  Mark. 

Berberis  vulgaris?  Erysimum  strictum,  Viola  odorala,  Saponaria 
officinalis,  Lychnis  diurna,  Onobrycbis  sativa?  Rosa  cinnamomea,  He- 
dera  Helix,  Sambucus  Ebulus,  Lonicera  Periclymenum,  Petasites  offi- 
cinalis , Inula  Ilelenium  ? Thrincia  birta,  Vinca  minor,  Nonnea  pulla, 
Alriplex  bastata  ? Parietaria  erecta,  Galanthus  nivalis?  Ornithogalum 
umbellatuin,  Luzula  albida,  Elyrnus  arenarius. 

2.  Aus  dem  übrigen  Deutschland  incl.  der  Alpen. 

ilelleborus  viridis,  foelidus,  Fumaria  parvillora,  Hesperis  matro- 
naüs,  Sisymbrium  Irio,  Brassica  oleracea,  nigra,  Sinapis  alba?  Eruca- 
strum  Pollichii,  Diplolaxis  tenuifolia,  Cochlearia  Armoracia,  Iberis  ama- 
ra,  Reseda  lutea,  Silene  gallica,  Armeria,  Geranium  macrorrhizum, 
pyrenaicum,  Ruta  graveolens,  Cylisus  capitatus,  Melilotus  coerulea,  Ga- 
lega  officinalis,  Colulea  arborescens,  Viccia  sativa?  Ervum  monantlios, 
Potentilla  recta,  Mespilus  germanica,  Cotoneaster  vulgaris,  Sedum  hi- 
spanicum , album  , Sempervivum  soboliferum,  Ribes  Grossularia,  alpi- 
num,  Lonicera  Caprifolium,  Doronicum  Pardalianches,  Ecbinops  spliae- 
rocephalus,  Podospermuni  laciniatum,  Lacluca  virosa,  Xanthium  spino- 
sum,  Specularia  Speculum,  Polemonium  coeruleum,  Physalis  Alkekengi, 
Serofularia  vernalis,  Linaria  Cymbalaria . Salvia  silvestris,  verlicillata, 
Androsace  elongata,  Chenopodium  Bolrys,  Beta  vulgaris,  Rumex  scu- 
tatus,  Aristolochia  Clematitis,  Eupliorbia  Lathvris,  Iris  germanica,  Nar- 
cissus  Pseudo  narcissus,  Tulipa  silvestris,  Lilium  bulbiferum,  Psamma 
arenaria. 

3.  Südeuropa. 

Adonis  autumnalis,  Nigella  damascena,  Brassica  Rapa,  Reseda 
alba,  Dianlhus  barbatus,  Linum  usitatissimum , Malva  mauriliana,  Gly- 
cyrrhiza  glabra,  Lathyrus  Lens,  Portalaca  oleracea,  Foeniculum  offici- 
nale,  Levisticum  officinale , Anethum  graveolens,  Anthriscus  Cerefo- 
lium,  Coriandrum  sativum , Dipsacus  fullonum , Tanacelum  Balsamita, 
Chrysanthemum  Parlhenium,  Calendula  officinalis,  arvensis,  Silybum 
marianum , Centaurea  solstitialis , Helminthia  echioides,  Tragopogon 
porrifolius,  Linaria  bipartita,  Veronica  peregrina,  Buxbaumii,  Satureja 
liortensis,  Hyssopus  officinalis,  Blilum  virgatum,  Elaeagnus  angustifolia, 
Narcissus  poeticus,  Phalaris  canariensis,  Briza  maxima. 


462 


4.  Südosteuropa. 

Spiraea  salicifolia,  Dracocephalum  Moldavica,  Polvgonum  tata- 

ricum. 

5.  Nord-  und  Ostasien. 

Raphanus  salivus,  Silene  procumbens,  Geranium  sibiricum,  Im- 
patiens  parviflora,  Aster  chinensis,  Malricaria  discoidea , Ganipanula 
speciosa,  Atripiex  horlensis,  Polygonum  Fagopyrum , Panicum  milia- 
eeum  ? 

6.  Orient.  (Türkei,  Persien,  Arabien.) 

Papaver  somniferum,  Lepidium  sativum,  Malva  crispa,  Medieago 
sativa,  Rubia  tinctorum,  Syringa  vulgaris,  Rorago  officinalis,  Spinaeia 
oleracea , Cannabis  sativa,  Ornithogalum  nutans. 

7.  Indien. 

Datura  Slrammonium. 

8.  Afrika. 

a)  Nordafrika : Lvcium  barbarum. 

b)  Südafrika:  Lobelia  Erinus. 

9.  Amerika. 

a)  Nordamerika:  Oxalis  stricta,  Robinia  Pseudacacia,  Oenolhera 

biennis,  Claytonia  perfoliata , Sicyos  angulata,  Cornus  alba,  Aster  sa- 
lignus,  Lamarekianus , luxurians,  leucanthemus , Stenactis  annua,  Eri- 
geron  canadensis  , Solidago  serotina,  Calliopsis  tinctoria,  Mimulus  lu- 
teus,  Amarantus  hypochondriacus. 

b)  Südamerika:  Galinsogea  parviflora,  Madia  sativa,  Nicandra 

physaloides. 

10.  Unbekannt. 

Pisum  arvense , Rosa  lutea , Lactuca  sativa. 

Hieraus  ergeben  sich  schon  einige  interessante  Resultate : die 
meisten  Pflanzen  stammen  zwar  aus  Ländern  , die  mit  uns  gleiches 
oder  ähnliches  Klima  haben:  Deutschland,  Nordasien,  Nordamerika; 
keine  aus  einem  kälteren,  dagegen  viele  aus  einem  wärmeren  Klima. 
Ob  dies  eine  lokale  Anomalie  oder  ein  feststehendes  Naturgesetz  ist, 
müssen  fernere  Forschungen  lehren.  Die  südliche  gemässigte  Zone 
ist  sehr  schwach , nur  durch  4 Pflanzen  vertreten : Australien  gar 
nicht.  Ein  Vorwiegen  einer  bestimmten  Familie  ist  nur  bei  Nord- 
amerika sichtbar,  von  dessen  16  bei  uns  eingebürgerten  Pflanzen  die 
Hälfte  Corymbiferen  sind. 


463 


Ueber sicht  der  gebrauchten  Hülfs mittel. 

Elsholzii  flora  marchica,  s.  catalogus  plantarum  elc.  ßerlinl663. 
Ein  alphabetisches  Verzeichniss  der  cultivirten  und  wilden  Bilanzen, 
letztere  besonders  bezeichnet,  nach  der  Bauhin’schen  Nomenklatur. 
Nur  bei  sehr  wenigen  sind  theils  in  der  Aufzählung,  theils  in  dem 
dazu  gehörigen  Herbarium , wovon  etwa  noch  der  dritte  Theil  erhal- 
ten ist,  die  Standorte  bezeichnet. 

F.  W.  Ant.  Lüders,  nomenclalor  stirpium  Marchiae  Brandenbur- 
gicae.  Berlin  1786.  Ebenfalls  eine  blosse  Aufzählung,  nach  den 
Linneischen  Namen.  Die  cultivirten  und  wilden  sind  nur  durch  Cur- 
siv-  und  Antiquaschrift  unterschieden,  wobei  aber  erhebliche  Irrthiimer 
vorgekommen  sind , weshalb  ich  glaubte  nur  die  Notiz  über  Sisym- 
brium  Irio  benutzen  zu  dürfen. 

C.  L.  Willdenow,  llorae  berolincnsis  prodromus.  Berlin  1787. 
Von  diesem  Werke  benutzte  ich  das  auf  der  K.  Bibliothek  befindliche 
Exemplar  des  Verfassers , mit  zahlreichen  schriftlichen  Bemerkungen : 
das  Buch  ist  durch  W.,  die  Notizen  durch  W.  ms.  bezeichnet. 

Prodromus  llorae  neomarchicae  auct.  J.  F.  Rebenlisch.  Berlin 
1804.  R. 

Flora  berolinensis  auclore  D.  F,  L.  de  Schlechlendal.  Berlin 
1823.  S. 

Flora  der  Mark  Brandenburg  und  der  Niederlausitz  von  S.  F. 
Ruthe.  Berlin  1827.  Rth. 

Flora  Berolinensis,  auctore  C.  S.  Kunlh.  Berlin  1838.  K. 

Flora  Marchica,  oder  Beschreibung  der  in  der  Mark  wildwach- 
senden Pllanzen  von  Dr.  A.  Dietrich.  Berlin  1841.  I). 

Directe  Miltheilungen  verdanke  ich  folgenden  Herren : 

Dr.  Caspary,  welcher  so  gütig  war,  mich  bei  dieser  Arbeit  so  viel- 
fach mit  Rath  und  Tliat  zu  unterstützen , dass  ich  dieselbe  ohne  ihn 
nicht  hätte  vollenden  können.  C. 

Dr.  Bolle  zu  Berlin.  Bl. 

Chemiker  Bauer  zu  Berlin.  Br. 

Intendantur rath  Winkler  zn  Berlin.  Wr. 

Apotheker  ßuek  zu  Frankfurt,  mündliche  und  schriftliche  Mil- 
theilungen. B. 

Chemiker  Reinhard  zu  Alaunwerk  Freienwalde,  zahlreiche  und 
schätzbare  schriftliche  Notizen.  Rnh. 

Kleinere  Mittheilungen  erhielt  ich  von  Ilrn.  Apotheker  Hartmann 
zu  Magdeburg,  den  Gärtnern  Hrn.  Rach  und  Radicke,  Hrn.  hoernicke, 
Assistenten  beim  K.  Herbarium,  und  verschiedenen  meiner  Commilitonen. 

Ausserdem  hatte  llr.  Dr.  Klotzsch  die  Güte,  mir  die  Benutzung 
des  K.  Herbariums  der  märkischen  Flora  zu  gestatten.  Die  demsel- 
ben entnommenen  Standorte  sind  mit  11h.  bezeichnet. 

Allen  den  Herren,  welche  so  freundlich  waren,  die  von  ihnen 
gemachten  Beobachtungen  mir  mitzutheilen,  spreche  ich  hierdurch  mei- 
nen ergebensten  Dank  aus. 


464 


Zur  Osteologie  der  Nagergattuiigeii  Habrocoma  und 
Spalacopus 

von 

C.  Cr  i c l>  c 1. 

Die  beiden  von  Wagler  (Isis  1832.  1219)  und  Water- 
house  (Proceed.  zool.  soc.  1837.  30)  aufgestellten  Gattun- 
gen sind  von  letzterem  (Mammalia  II  245)  und  von  A.  Wag- 
ner (Abhandl.  der  Miinchn.  Akad.  1850.  V.  320)  bereits  auf 
ihren  Skeletbau  untersucht  worden,  jedoch  nur  so  weit  als 
derselbe  für  die  systematische  Zoologie  von  Wichtigkeit 
schien.  Eine  detaillirte  Vergleichung  der  einzelnen  Skelet- 
theile liegt  von  keiner  dieser  beiden  Gattungen  vor,  ob- 
wohl dieselbe  bei  der  schwierigen  Classificirung  der  Nager 
mehr  als  ein  rein  osteologisches  Interesse  hat.  Das  hie- 
sige Meckel'sche  Museum  besitzt  zwei  Skelete  von  Spala- 
copus  und  eines  von  Habrocoma,  alle  drei  von  Valparaiso. 
Bei  einer  Prüfung  der  Angaben  A.  Wagner’s  und  Water- 
house's  bemerkte  ich  Differenzen , die  mir  eine  speciellere 
Vergleichung  der  Skelete  wünschenswerth  erscheinen  Hes- 
sen. Das  Resultat  dieser  Vergleichung  ist  folgendes. 

Der  Schädel  zunächst  ist  bei  Habrocoma  zumal  in  dem 
Schnauzentheil  relativ  länger  als  bei  Spalacopus , auch  die 
Seiten  concav,  bei  letzterem  convex.  Die  Foramina  inci- 
siva  bei  Habrocoma  sehr  lang  und  schmal,  bei  dem  Cucur- 
rito  sehr  kurz  und  rund.  Die  Brücke  über  der  Oeffnung  in 
der  Basis  des  Oberkieferjochfortsatzes  ist  dünn  und  faden- 
förmig bei  beiden  Gattungen,  während  sie  in  A.  Wagner’s 
Zeichnungen  Taf.  6.  Fig.  2.  5.  auffallend  breit  dargestellt 
worden.  Die  Gegend  zwischen  den  Augenhöhlen  erscheint 
bei  Spalacopus  ansehnlich  breiter  als  bei  Habrocoma,  wel- 
ches Verhältniss  in  Wagners  Abbildungen  nicht  auffallend 
genug  hervortritt.  Die  kurze  Sagittalleiste  und  die  schar- 
fen Kanten  des  Hinterhaupts  bei  Spalacopus,  das  völlig  fla- 
che Schädeldach  mit  seiner  kantenlosen  Umbiegung  zur 
Hinterhauptsfläche  bei  Habrocoma  finde  ich  ganz  mit  Wag- 
ner's  Abbildungen  übereinstimmend.  Die  knöchernen  Ge- 
hörblasen treten  bei  Habrocoma  in  der  Mittellinie  derSchä- 


465 


delbasis  sehr  nah  zusammen,  haben  eine  sehr  umfangsrei- 
che Gehöröffnung  und  eine  auffallende  Grösse.  Ich  finde 
sie  in  Waterhouse’s  Abbildung  Mammalia  II.  Tb.  8.  Fig.  1. 
breiter  und  kürzer  als  an  dem  vorliegenden  Schädel.  Bei 
Spalacopus  sind  sie  viel  weniger  aufgetrieben,  schmäler, 
daher  durch  einen  viel  breiteren  Zwischenraum  in  der  Mit- 
tellinie getrennt,  die  Oeffnung  viel  kleiner.  Der  Jochbogen 
ist  bei  dieser  Gattung  in  seiner  ganzen  Länge  höher  und 
mit  deutlichem  hinteren  Augenhöhlenfortsatz  versehen,  der 
bei  Habrocoma  ein  ganz  unbedeutendes,  bei  Wagner  viel 
zu  gross  gezeichnetes  Höckerchen  ist.  Die  platte  Gaumen- 
fläche verschmälert  sich  bei  Spalacopus  zwischen  den  Back- 
zahnreihen stark  nach  vorn,  bei  Habrocoma  ist  sie  tief  con- 
c^v  und  fast  gleich  breit  in  ihrer  ganzen  Länge,  wonach  in 
Waterhouse’s  Abbildung  die  Backzahnreihen  zu  stark  con- 
vergiren.  Die  Unterkieferäste  divergiren  nach  hinten  bei 
Spalacopus  stärker  als  bei  Habrocoma,  bei  welchem  sie 
schlank,  gestreckt,  dünn,  bei  ersterem  dagegen  kurz  und 
dick  sind.  Der  hintere  Winkelfortsatz  erscheint  bei  Habro- 
coma als  ein  sehr  langer  horizontaler  Stachel,  in  Wagner’s 
Figur  6 etwas  abwärts  geneigt,  bei  Spalacopus  sehr  kurz 
und  stumpf,  doch  nicht  ganz  in  dem  Grade  als  Wagner’s 
Figur  3,  der  durch  das  Präparirmesser  verkürzt  zu  sein 
scheint.  Der  Kronfortsatz  bildet  bei  Habrocoma  nur  einen 
schwachen  Vorsprung  am  aufsteigenden  Ast,  in  Wagner’s 
Figur  hinten  viel  zu  tief  ausgerandet;  bei  Spalacopus  ist 
der  Kronfortsatz  spitz , deutlich  abgelöst  vom  horizontalen 
Ast  und  bis  zum  Niveau  des  Condylus  hinaufreichend , in 
Wagners  Figur  viel,  viel  breiter  und  tiefer  hinabgerückt. 
Habrocoma  trägt  vor  den  Backzahnreihen  einen  warzenför- 
migen Höcker,  minder  plump  als  in  Wagner’s  Zeichnung, 
bei  Spalacopus  fehlt  ein  solcher  gänzlich.  In  Waterhou- 
se’s Abbildung  von  Habrocoma  finde  ich  ihn  gar  nicht  an- 
gedeutet. 

In  der  Wirbelsäule  zeichnen  sich  die  7 Halswirbel  bei- 
der Gattungen  durch  ansehnliche  Kürze  und  ringförmige 
Gestalt  aus.  Der  Atlas  trägt  bei  Habrocoma  einen  kleinen 
höckerartigen  obern  und  sehr  langen  untern  Dorn,  bei  Spa- 
lacopus gar  keine  Spur  eines  obern  und  einen  höckerarti- 


466 


gen  untern.  Weder  Waterhouse  noch  Wagner  gedenken  die- 
ser eigenthümlichen  Bildung.  Die  Flügelfortsätze  sind  bei 
beiden  gleich  gross,  am  Grunde  oben  und  unten  mit  weiter 
Perforation.  Der  ringförmige  Epistropheus  ist  etwas  kürzer 
als  der  Atlas  und  trägt  einen  sehr  hohen  Dorn,  der  sich  ganz 
über  den  dritten  Wirbel  hinwegneigt,  daher  dieser  auch  völlig 
dornlos  ist.  Seine  Querfortsätze  sind  klein , an  der  Basis 
perforirt,  bei  Spalacopus  horizontal  und  spitz,  bei  Habrocoma 
breit  und  ganz  abwärts  geneigt.  Der  dritte  bis  siebente 
Halswirbel  ist  ganz  dornenlos,  dagegen  die  Querfortsätze 
ziemlich  lang,  der  zweite  bis  fünfte  mit  grösser  werdendem 
Beilfortsatz,  alle  bei  Spalacopus  horizontal,  bei  Habrocoma 
abwärts  geneigt.  Der  Körper  der  Halswirbel  unten  am  hin- 
tern Gelenkrande  knotig  verdickt. 

In  der  Dorsolumbal- Wirbelreihe  zähle  ich  bei  Habro- 
coma 10  ~j — 1 — j — 11 , bei  Spalacopus  9+1+9  Wirbel  an  beiden 
Skeleten,  dort  die  ersten  16  Rippen  tragend,  hier  die  ersten 
12.  Wagner  gibt  dagegen  16  Rücken-  und  7 Lendenwir- 
bel für  Habrocoma  und  12  Rücken  und  7 Lendenwirbel  für 
Spalacopus  an.  Waterhouse  zählte  bei  ersterem  17  Rücken- 
und  5 Lendenwirbel,  von  letzterem  scheint  er  das  Skelet 
nicht  zu  kennen,  da  die  Zahl  an  unserem  Skelet  mit  Wa- 
terhouse übereinstimmt:  so  möchte  man  in  Wagner’ s Zäh- 
lung einen  Irrthum  vermuthen.  Dass  Waterhouse  eine 
Rippe  mehr  angibt  als  Wagner  und  ich,  könnte  in  dem  auch 
sonst  wohl  beobachteten  Vorkommen  einer  überzähligen  fal- 
schen Rippe  begründet  sein,  daher  denn  auch  die  Wirbel- 
zahl viel  schärferer  und  sicherer  nach  dem  diaphragmati- 
schen Wirbel  (vergl.  diese  Zeitschr.  Bd.  I.  S.  260)  bestimmt 
wird.  Die  Antiklinie  der  Dornfortsätze  ist  bei  beiden  Gat- 
tungen vollkommen  entwickelt.  Der  diaphragmatische  Wir- 
bel ist  bei  Spalacopus  der  zehnte,  während  in  Wagners  Ab- 
bildung der  achte  als  der  antiklinische  erscheint,  was  je- 
denfalls ein  grober  Irrthum  des  Zeichners  ist.  Bei  Habro- 
coma ist  der  elfte  der  diaphragmatische  Wirbel.  Dem  er- 
sten Rückenwirbel  fehlt  der  Dorn  wie  den  Halswirbeln,  denn 
die  ganz  unbedeutende  Erhöhung  in  der  Mittellinie  darf 
wohl  kaum  als  Andeutung  eines  Domes  genommen  wer- 
den, der  zweite  Wirbel  dagegen  trägt  einen  sehr  hohen  und 


467 


starken  Dorn,  der  sich  an  der  Spitze  verdickt,  schwach  theilt 
und  auf  dem  so  erweiterten  gefurchten  Gipfel  einen  be- 
weglichen kegelförmigen  Fortsatz  hält,  der  an  Wagner’s 
Skelet  bei  der  Präparation  verloren  gegangen  sein  wird,  wo- 
gegen dessen  erster  Rückenwirbel  schon  einen  deutlichen 
Dorn  besitzt.  Einen  Unterschied  finde  ich  hierin  bei  bei- 
den Gattungen  nicht.  Der  Dorn  des  dritten  Rückenwirbels 
ist  bei  Spalacopus  nur  i/3,  bei  Habrocoma  halb  so  hoch  als 
der  des  zweiten.  Bei  ersterer  Gattung  nehmen  die  folgen- 
den Dornen  kaum  wieder  an  Länge  zu  und  neigen  sich 
stark  nach  hinten , bei  Habrocoma  werden  sie  schnell  wie- 
der länger.  Der  diaphragmatische  Wirbel  hat  bei  letzterem 
einen  sehr  breiten  senkrechten  Dorn,  bei  Spalacopus  nur 
einen  ganz  unscheinbaren  Höcker,  in  Wagner’s  Abbildung 
jedoch  einen  deutlichen  Dorn  und  einen  solchen  auch  an 
unserem  zweiten  Skelet.  Am  diaphragmatischen  Wirbel  be- 
ginnen bei  beiden  Gattungen  die  kleinen  hintern  Seitenfort- 
sätze. Die  Lendenwirbel  nehmen  ansehnlich  an  Länge  zu 
bei  Habrocoma  mehr  als  bei  Spalacopus.  Ihre  Dornen  sind 
anfangs  sehr  kurz  und  stumpf,  ganz  nach  vorn  geneigt,  nur 
an  den  hintern  heben  sie  sich  etwas  mit  zunehmender  Länge. 
Breite  absteigende  Querfortsätze  entwickeln  sich  ebenfalls 
erst  an  den  vier  letzten  Lendenwirbeln,  obwohl  Wagners 
Abbildung  keine  Spur  derselben  zeigt.  Die  Wirbelkörper 
sind  vor  dem  diaphragmatischen  comprimirt,  hinter  dem- 
selben rund  cylindrisch. 

Habrocoma  besitzt  drei  völlig  mit  einander  verwach- 
sene Kreuzwirbel,  Spalacopus  vier,  Wagner  gibt  jedem  einen 
weniger  nur  2 und  3 , Waterhouse  für  Habrocoma  vier  an. 
Also  drei  verschiedene  Zählungen,  deren  jede  sich  wohl 
für  die  richtige  halten  kann.  Spalacopus  trägt  breitere 
Dornen  auf  dem  Kreuzbein  als  Habrocoma. 

Schwanzwirbel  zähle  ich  bei  Scalacopus  19 , bei  Ha- 
brocoma 26  und  beide  Skelete  sind  ganz  vollständig , der 
letzte  Wirbel  läuft  spitz  aus.  Wagner  stellt  die  Zahl  bei 
Habrocoma  auf  28,  die  Gesammtzahl  aller  Wirbel  auf  60, 
in  unserem  Skelet  58,  bei  Spalacopus  auf  18  Schwanzwirbel, 
die  Gesammtzahl  auf  47,  in  unserem  Skelet  49.  Waterhouse 
konnte  die  Zahl  der  Schwanzwirbel  bei  Habrocoma  nur  ver- 


468 


muthungsweise  auf  23  schätzen.  Sollte  bei  Wagners  Zählung 
kein  Irrthum  untergelaufen  sein , so  hätten  wir  in  beiden 
Gattungen  wenigstens  für  die  Schwanzwirbel  Schwankun- 
gen wie  sie  vom  Hasen  und  Biber  schon  längst  bekannt 
sind.  Für  die  übrigen  Gegenden  der  Wirbelsäule  könnten 
freilich  nur  neue  zahlreiche  Skelete  über  den  Werth  der 
Differenzen  entscheiden. 

Bei  Habrocoma  sind  die  fünf  ersten  Schwanzwirbel 
kurz,  mit  sehr  breiten  langen  Querfortsätzen,  kleinen  unbe- 
deutenden Dornen  und  sehr  entwickelten  Gelenkfortsätzen 
versehen.  Zwischen  dem  zweiten  und  dritten  tritt  die  erste 
untere  flache  Dornenplatte  auf,  die  Veranlassung  geben 
könnte  den  ersten  Schwanzwirbel  noch  zum  Kreuzbein  zu 
zählen,  dann  fände  jedoch  zwischen  den  letzten  Kreuzwir- 
beln eine  ungewöhnlich  grosse  Beweglichkeit  statt.  Von 
dem  sechsten  an  verlängern  sich  die  Schwanzwirbel  um  das 
doppelte,  ihre  Quer-  und  Dornfortsätze  verkürzen  sich  auf- 
fallend, bis  zum  neunten  bilden  erstere  noch  eine  Seiten- 
leiste, dann  nur  noch  einen  vordem  und  hintern  Vorsprung. 
Untere  Dornstücke  zählt  man  überhaupt  16,  von  denen  die 
letzten  jedoch  blosse  Knochenkerne  sind.  Erst  die  drei 
letzten  Wirbel  verkürzen  sich  wieder  merklich.  Bei  Spala- 
copus  sind  die  Schwanzwirbel  durchweg  kürzer  und  dicker, 
die  Querfortsätze  anfangs  schmäler,  und  bis  auf  die  letzten 
sechs  untere  Dornstücke  vorhanden  , von  denen  Wagners 
Abbildung  jedoch  keine  Spur  zeigt. 

Die  16  Rippen  bei  Habrocoma  sind  8 wahre  und  8 
falsche,  die  ersten  beiden  stark,  die  folgenden  flach  und 
kantig,  die  sechs  letzten  ganz  an  der  untern  Seitenkante 
der  Wirbel  eingelenkt,  die  Knorpel  der  wahren  Rippen  mit 
Neigung  zum  Verknöchern  in  der  untern  Hälfte.  Auch  bei 
Spalacopus  ist  die  Zahl  der  wahren  und  falschen  Rippen 
gleich,  Form  und  Krümmung  wie  bei  Habrocoma. 

Das  Brustbein  ist  bei  Habrocoma  sechs-,  bei  Spalaco- 
pus fünfwirblig,  dort  das  Manubrium  eine  quadratische  Platte, 
die  Wirbel  allmählig  an  Länge  ab  und  an  Breite  zuneh- 
mend, der  Schwertfortsatz  mit  auffallend  breiter  Knorpel- 
platte endend,  bei  Spalacopus  das  Manubrium  doppelt  so 
breit  als  lang,  der  zweite  und  die  folgenden  Wirbel  nur  halb 


469 


so  lang  als  der  erste,  der  Schwertfortsatz  viel  länger  mit 
langer  sehr  schmaler  Knorpelplatte  endend. 

Das  Schulterblatt  erscheint  bei  Ilabrocoma  an  der  vor- 
dem obern  Ecke  viel  weiter  abgeschnitten  als  bei  Spalaco- 
pus, bei  diesem  daher  auch  der  gerade  obere  Rand  relativ 
länger,  die  Gräte  mehr  nach  vorn  gerückt  und  am  Anfänge 
des  Skapulahalses  in  den  Rand  auslaufend,  bei  Habrocoma 
in  der  Mitte  des  Halses  verschwindend.  Die  Gräte  löst 
sich  bei  beiden  etwas  hinter  der  Mitte  des  Blattes  ab  und 
bildet  eine  lange,  am  äussersten  Ende  stark  erweiterte  Grä- 
tenecke. In  Wagner’s  Abbildung  ist  der  Hals  des  Schulter- 
blattes viel  zu  kurz  und  breit,  der  Vorderrand  desselben  zu 
tief  gebuchtet.  Das  vollkommene  Schlüsselbein  ist  sehr  we- 
nig gekrümmt,  fast  gerade , doch  bei  Habrocoma  an  beiden 
Enden  etwas  mehr  gebogen  als  bei  Spalacopus. 

Der  gerade  Oberarm  zeichnet  sich  durch  die  Dicke 
seines  obern  Gelenkes  und  die  von  diesem  bis  zur  Mitte 
herabsteigende,  hier  flügelartig  erweiterte  Deltaleiste  aus. 
Die  untere  Hälfte  des  Knochens  ist  platt,  der  innere  Knor- 
ren stark.  Ein  Unterschied  beider  Gattungen  scheint  darin 
zu  liegen , dass  bei  Spalacopus  die  Deltaleiste  etwas  tiefer 
hinabsteigt.  Die  Unterarmknochen  liegen  bei  Habrocoma 
der  ganzen  Länge  nach  innig  an  einander,  bei  Spalacopus 
sind  sie  in  der  Mitte  getrennt,  ihre  Form  bietet  keinen  er- 
heblichen Unterschied.  Die  Länge  der  Finger  ist  bei  bei- 
den Gattungen  gleich,  nur  hat  Spalacopus  mehr  als  noch 
einmal  so  lange  und  dünne  Krallen  als  Ilabrocoma. 

Das  Becken  ist  sehr  gestreckt  und  schmal,  bei  Spala- 
copus etwas  breiter  als  bei  Habrocoma.  Bei  letzterem  das 
Hüftbein  am  vordem  Ende  stärker,  mit  kantig  vorspringen- 
den  Rändern  und  etwas  nach  aussen  gebogen.  Bei  Spala- 
copus ist  dieser  Theil  gar  nicht  erweitert,  dagegen  die  Sitz- 
beinhöcker stark  nach  aussen  gebogen.  Nur  der  erste  Kreuz- 
wirbel trägt  bei  Habrocoma  das  Becken,  bei  Spalacopus  die 
beiden  ersten.  Das  eiförmige  Loch  ist  dreiseitig,  bei  wei- 
tem nicht  so  abgerundet  als  in  Wagner’s  Abbildung,  bei 
Spalacopus  eben  so  hoch  als  lang,  bei  Habrocoma  fast  dop- 
pelt hoch  lang  als  hoch. 

Der  Oberschenkel  hat  einen  kugligen  Gelenkkopf  auf 


470 


kurzem  Halse,  einen  sehr  hohen  und  dicken  äussern  Tro- 
chanter und  einen  leistenartig  bis  zur  Mitte  herab  ziehenden 
dritten  Trochanter.  Der  Knochen  selbst  ist  hinten  platt 
und  vorn  convex,  bei  Habrocoma  relativ  stärker  als  bei  Spa- 
lacopus.  Die  Kniescheibe  bei  beiden  sehr  dick.  Die  Tibia 
gebogen  und  unregelmässig  kantig,  die  sehr  dünne  faden- 
förmige Fibula  bei  Habrocoma  in  der  untern  Hälfte  lose  an 
der  Tibia  liegend,  bei  Spalacopus  innig  angelegt,  doch  leicht 
ablösbar,  während  sie  Wagner’s  Abbildung  gewiss  falsch  als 
völlig  verschmolzen  darstellt.  Die  äusseren  Zehen  sind  bei 
Spalacopus  relativ  kürzer  als  bei  Habrocoma,  die  übrigen 
von  gleicher  Länge  bei  beiden.  Die  hintern  Krallen  des 
Spalacopus  sind  etwas  kürzer  als  die  vordem,  bei  Habro- 
coma dagegen  stärker  und  länger  als  die  vordem. 

Mögen  wir  nun  auch  einige  der  Differenzen  unserer 
Skelete  von  denen  A.  Wagner’s  und  Waterhouse’s  als  auf 
flüchtiger  Beboachtung  dieser  beruhend  betrachten,  andere 
für  individuelle  Eigentümlichkeiten  gelten  lassen : so  bleiben 
uns  immer  noch  einige  übrig,  die  eine  specifische  Bedeutung 
haben.  Wie  es  aber  immer  gewagt  ist  — was  leider  je- 
doch nur  zu  oft  geschieht  — auf  ein  oder  zwei  Eigentüm- 
lichkeiten eines  gut  oder  schlecht  präparirten  Balges  beson- 
dere Arten  zu  begründen,  so  scheint  es  uns  auch  bedenk- 
lich die  dargelegten  Differenzen  sogleich  durch  einen  sy- 
stematischen Namen  zu  verherrlichen,  um  so  bedenklicher, 
da  die  verglichenen  Angaben  nicht  so  weit  ins  Detail  ein- 
gehen , als  wir  es  zu  einer  gründlichen  osteologischen  Un- 
tersuchung für  ausreichend  erachten. 

Schliesslich  geben  wir  noch  einige  Grössenverhältnisse 
beider  Skelete  in  Pariser  Linien  an  : 


Habrocoma  Spalacopus 


Totallänge  des  Schädels 
Länge  der  Backzahnreihen 
Grösste  Breite  zwischen  den  Jochbögen 
Grösste  Verschmälerung  zwischen  den  Or- 


24  16 

4%  3*/a 

10  10 


bitairändern 

Breite  des  foramen  occipitale 
Rücken-  und  Lendengegend 
Grösste  Breite  der  Skapula 


374  4 

27a  27, 

53  26 

10  6 


471 


Deren  Hinterrand 

Habrocoma 

11 

Spalacopus 

8 

Länge  des  Oberarmes 

1172 

9 

Dieselbe  der  Speiche 

11 

8 

Dieselbe  des  Oberschenkels 

16 

10 

Dieselbe  der  Tibia 

17 

11 

Grösste  Länge  des  Beckens 

19 

12 

Länge  des  Mittelfingers  mit  dem  Metacarpus 

7 

7 

„ der  Kralle  desselben 

1 

3 

„ der  Mittelzehe 

9 

8 

„ deren  Kralle 

2 

2 

M i 1 1 h c i 1 u n g e n. 

Das  Leuchtgas  als  Brennmaterial. 

(Schluss  aus  vorigem  Heft.) 

Unser  Vaterland  wird  nicht  anstehen,  sich  diese  Vortheile  und 
Annehmlichkeiten  zu  eigen  zu  machen,  der  Anfang  ist  wenigstens  ge- 
macht. Elsner,  Ingenieur  der  städtischen  Gasanstalt  in  Berlin,  hat 
sich  seit  längerer  Zeit  mit  der  Lösung  dieses  Problems  beschäftigt. 
Mit  seinen  Einrichtungen  aber  ist  er  erst  in  der  neuesten  Zeit  her- 
vorgetreten, wahrscheinlich  weil  er  früher  wenig  auf  Erfolg  hoffte 
und  erst  der  freudige  Aufschwung  in  England  ihn  dazu  veranlasst 
hat.  Er  hat  eine  Menge  von  Apparaten  construirt,  die  uns  die  Man- 
nigfaltigkeit der  Anwendung  anschaulich  machen. 

Seit  geraumer  Zeit  wurden  die  zur  Beleuchtung  dienenden  Gas- 
flammen in  Berlin , freilich  nur  heimlich  und  zum  Nachtheil  der  An- 
stalt, zum  Kochen  benutzt.  Bei  Aermeren  dienten  sie  sogar  stets 
statt  des  Heerdes  und  wurde  auf  ihnen  das  ganze  Mittagsessen  be- 
reitet. Die  Bekleidung  der  Gefässe  mit  starken  Russablagerungen  zeigt 
jedoch,  dass  auch  hier  keine  vollständige  Verbrennung  erzielt  wird 
und  mithin  auch  nicht  der  ganze  Effect,  denn  dieser  Russ  ist  ja  eben 
nichts  anderes  als  unverbrannle  Kohle.  Um  eine  vollständige  Ver- 
brennung herbeizuführen,  muss  man  das  Gas  vor  dem  Anzünden  mög- 
lichst innig  mit  atmosphärischer  Luft  mischen.  Zudem  setzt  man 
über  den  Glasbrenner  eine  konische  Vorrichtung,  bei  der  der  obere 
engere  Theil  mit  einem  feinen  Metallgewebe  überzogen  ist.  Oberhalb 
desselben  zündet  man  das  Gemisch  von  Leuchtgas  und  Luft  an ; das 
Metallgewebe  verhindert  bekanntlich  das  Hindurchschlagen  der  Flamme 
zu  dem  Raum,  in  dem  die  Mischung  stattfindet.  Der  Boden  der  Ge- 


fasse  bewirkt  eine  Ausbreitung  der  Flamme;  je  flacher  und  ausge- 
dehnter diese  ist  um  so  mehr  kann  die  atmosphärische  Luft  hinzu- 
treten und  am  so  vollständiger  findet  die  Verbrennung  des  Gases  zu 
Wasser  und  Kohlensäure  statt.  Die  Gefässe  bleiben  in  Folge  dessen 
vollständig  rein  und  frei  von  Russ. 

Unter  seinen  Apparaten,  die  in  Frankreich,  Oestreich,  Preussen, 
Baiern  und  Hannover  patentirt  sind,  empfiehlt  Elsner  besonders  ei- 
nen kleineren , leicht  transportablen  Gas-Koch-Apparat,  den  sogenann- 
ten Schnellsieder,  im  Preise  von  3 1/2  bis  10  Thlr.  Im  Wesentlichen 
bestehen  sie  in  einer  Art  Dreifuss,  der  mit  einem  unten  offenen  Trich- 
ter als  Luftzugrohr  versehen , oben  aber  durch  mehrere  fein  durch- 
brochene, übereinander  liegende  Melallplalten  verschlossen  ist.  In 
diesen  mündet  das  Gasleilungsrohr  oder  der  Hrenner,  der  durch  feine 
Seilenöffnungen  das  Gas  gegen  die  Wände  des  Trichters  ausströmen 
lässt.  Auf  einem  solchen  Apparat  werden  2 Quart  Wasser  in  74/2 
Minute  zum  Sieden  gebracht  hei  einem  Verbrauch  von  2 Kubikfuss 
Gas,  die  in  Berlin  1,2  Pfennige  kosten.  Eierspeisen,  Beafsteaks  und 
andere  Speisen  aber  sind  fertig,  ehe  nur  ein  anderes  Feuer  ange- 
machl  ist.  Diese  Apparate  eignen  sich  besonders  für  Restaurateurs, 
Gast-  und  Kaffeehäuser  etc.,  wo  es  auf  Schnelligkeit  hei  der  Berei- 
tung der  Speisen  ankommt  und  haben  sie  in  diesen  Kreisen  bereits 
eine  grosse  Verbreitung  gefunden,  ln  kleineren  Haushaltungen  ersetzt 
er  vollkommen  den  Heerd;  er  dient  zu  allen  Zwecken  in  der  Küche. 
Man  kann  darauf  Speisen  bereiten,  die  lange  und  andauernd  gekocht 
werden  müssen,  wie  z.  ß.  Bouillon,  Gemüse,  Fleisch,  Fische,  aber  auch 
solche,  die  eine  schnelle  und  heftige  Hitze  verlangen;  man  kann  dar- 
auf rösten,  hacken  und  braten.  Der  wichtigste  Theil  des  Apparates 
sind  die  Siebplatlen,  die  sorgsam  vor  Beschädigung  oder  Verstopfung 
zu  hüten  sind,  und  daher  ist  jedes  Ueberkochen  zu  vermeiden.  Sind 
die  Oeflnungen  beschädigt,  zu  gross,  so  entzündet  sich  das  Gasge- 
misch in  dem  Trichter,  sind  sie  verstopft,  so  hat  der  Gasstrom  kei- 
nen Ausweg  und  steigt  bald  an  den  Seiten  des  Trichters  auf. 

Kleinere  Apparate  zum  Braten  und  Rösten  kosten  25  Thaler, 
grössere,  in  denen  man  zugleich  hacken  kann,  75  und  96  Thaler. 
Diese  Apparate  verdienen  besondere  Beachtung,  weil  in  dem  Braten 
das  Fleisch  am  schmackhaftesten,  nahrhaftesten  und  am  verdaulichsten 
ist.  Die  grosse  Hitze,  der  hier  das  Fleisch  ausgeselzt  wird,  macht 
das  Eiweiss  in  der  äussersten  Schicht  des  Fleisches  gerinnen,  welches 
nun  eine  schützende  Kruste  bildet  und  den  Fleischsaft  im  Innern  zu- 
rückhält. Hier  ist  die  älteste  und  beliebteste  Methode  der  Bralenbe- 
reitung,  die  wir  den  wilden  Völkern  abgelernt  haben,  wieder  zu  Eh- 
ren gekommen.  Es  ist  dies  das  Braten  am  Spiess,  wo  das  Fleisch 
der  strahlenden  Hitze  eines  seitlichen,  sehr  heftigen  Feuers  ausge- 
setzt wird  und  durch  fortwährendes  Drehen  dem  Feuer  immer  neue 
Seiten  zugekehrt  werden.  Der  Aufwand  an  Brennmaterial,  die  sie  er- 
forderten, war  der  Grund,  warum  man  mehr  und  mehr  diese  Me- 
thode verliess  und  seine  Zuflucht  zum  Pfannenbraten  nahm,  der  sich 


473 


jedoch  wesentlich  in  Geschmack  und  Güte  von  jenem  unterscheidet 
und  eigentlich  nur,  da  er  zum  Theil  mit  der  Sauce  in  Berührung 
kommt,  die  das  Fleisch  theihveise  auslaugl,  ein  Mittelding  zwischen 
gebraten  und  gekocht  darbietet. 

Für  grössere  Wirtschaften  hat  Elsner  Ileerd-Aufsätze,  im  Preise 
von  GO  und  90  Thlr.  und  Kochheerde  zu  120  bis  220  Thlr.  con- 
struirl,  auf  denen  alle  Verrichtungen  der  Küche  — Kochen,  Rösten, 
Braten  und  Backen  — vorgenommen  werden  können.  Sie  bieten  aus- 
serdem noch  viele  Bequemlichkeiten:  Bäume  zum  Warmstellen,  Trock- 
nen, Warm-Wasser-Behäller,  Vorrichtung  zum  Kafleebrennen,  Erhitzen 
der  Plälleisen  etc.  Sie  finden  namentlich  Beifall  wegen  des  gerin- 
gen Baumes,  den  sie  einnehmen.  Auf  der  Oberfläche  befinden  sich 
bei  den  kleineren  drei,  hei  den  grösseren  fünf  Kochräume  für  runde 
Gefässe,  bestehend  in  abnehmbaren  Schüsseln,  in  deren  Mille  etwas 
verlieft  der  messingene  Gasbrenner  sicli  befindet.  Um  diesen,  der 
mittelst  Oeffnen  eines  Habnes  mit  Gas  versehen  wird,  läuft  ein  in  der 
Schüssel  befindlicher  Bing , der  beim  Ueberkochen  den  Brenner  vor 
Verunreinigung  schützt  und  gleichzeitig  durch  Theilung  des  Luftstro- 
mes wesentlich  zur  vollständigen  Verbrennung  der  Gase  und  zur  Ent- 
wicklung der  grössten  llitze  beiträgt  und  die  Flamme  von  der  Schüs- 
sel ab  und  dem  darauf  stehenden  Gefässe  zuwendet.  Alle  Brenner, 
sowie  der  dazu  gehörige  Sperrhahn,  sind  durch  gleichlautende  Zah- 
len bezeichnet.  An  der  Vorderseite  sind  messingene  Knöpfe  befind- 
lich, durch  deren  Umdrehung,  von  rechts  nach  links,  die  Hähne  der 
verschiedenen  Brenner  geöffnet  und  von  links  nach  rechts  geschlos- 
sen werden.  Die  Spitze  des  in  die  Messingplatte  gravirten  Pfeiles 
deutet  auf  „zu“  (geschlossen).  An  der  Seite  oberhalb  befindet  sich 
der  Hauptsperrhahn  mit  Schlüssel  zum  Verschluss.  Auf  demselben 
ist  eine  Linie  eingefeilt,  welche  mit  dem  Bohre  gleichlaufend,  an- 
zeigt: „dass  der  Hahn  ollen“,  wenn  dieselbe  quer  steht,  „dass  der 
Hahn  geschlossen“  ist.  Will  man  das  Gas  anzünden,  so  muss  man 
den  Anzünder  schon  an  den  Brenner  halten , bevor  man  den  Hahn 
öffnet,  da  sonst  eine,  wenn  auch  gefahrlose  Explosion  stalthaben  könnte. 

Ausserdem  hat  Elsner  eine  Menge  von  kleineren  Vorrichtun- 
gen zu  bestimmten  Zwecken,  wie  zum  Rösten  von  Kaffee,  zum  Er- 
hitzen von  Plätt-  und  Bügeleisen,  der  Brenneisen  für  den  Friseur,  für 
Buchbinder,  Vergolder,  Galanterie-,  Lederarbeiter,  Blumenmacher,  zum 
Erhitzen  der  verschiedensten  Gerälhschaften  und  des  unentbehrlichen 
Leimliegels  bestimmt,  die  alle  in  unmittelbarer  Nähe  des  Arbeitenden 
aufgestellt  und  leicht  durch  ein  vulkanisirtes  Kautschukrohr  mit  der 
Gasleitung  in  Verbindung  gebracht  werden  können.  Ferner  auch  für 
den  Fabrikbetrieb;  so  zum  Sengen  und  Trocknen  von  Zeugen  jeder 
# Art,  zum  Erwärmen  der  Pressplatten,  Kalander  etc. 

Wegen  der  ausserordentlichen  Leichtigkeit,  mit  der  die  Reguli- 
rung der  Flamme  gehandhabt  werden  kann,  eignet  sich  die  Gas- 
feuerung ganz  besonders  für  chemische  Operationen , bei  denen  oft 
dringend  eine  bestimmte,  genau  innezuhaltende  Temperatur  gefordert 

32 


474 


wird.  In  den  chemischen  Laboratorien  Englands  ist  sie  bereits  seit 
längerer  Zeit  eingebürgert,  und  in  den  deutschen  seit  kurzem  auch 
nicht  mehr  fremd.  Wir  finden  sie  in  den  Laboratorien  von  Berlin, 
Leipzig,  Wien,  sowie  auch  in  dem  neueingericlueten  grossartigen  Uni- 
versitätslaboratorinm  zu  Breslau  und  auch  schon  häufig  in  den  Labo- 
ratorien der  Apotheker.  Die  Praxis  hat  in  Berlin  gelehrt,  dass  hei 
dem  jetzigen  Preise  des  Spiritus,  des  vornehmsten  Brennmaterials  in 
chemischen  Laboratorien , die  Kosten  sich  bedeutend  zu  Gunsten  des 
Leuchtgases  herausstellen,  in  dem  Verhällniss  von  5 : 2, 

Auch  in  Betreff  der  Heizung  leisten  die  gasförmigen  Brennma- 
terialien alles,  was  man  nur  fordert;  ja  diese  Methode  übertrifft  in 
der  Sauberkeit  und  Bequemlichkeit  der  Bedienung  der  Heizapparate, 
sowie  in  der  Schnelligkeit,  mit  welcher  die  Erhöhung  der  Tempe- 
ratur bewirkt  wird,  in  der  Leichtigkeit  uud  Sicherheit,  mit  welcher 
die  Wärme  regulirl  und  hei  einem  bestimmten  Temperaturgrade  un- 
terhalten werden  kann , alle  anderen,  die  bis  jetzt  zur  Benutzung  ge- 
kommen sind.  Diese  Einrichtung  eignet  sich  besonders  für  grosse 
öffentliche  Locale,  hei  denen  eine  schnelle,  aber  nur  für  kurze  Zeit 
dauernde  Erwärmung  gefordert  wird.  Wie  nun  die  Räume,  welche 
geheizt  werden  sollen,  je  nach  ihrem  Zweck  und  ihrer  Bestimmung 
verschieden,  so  sind  es  auch  die  Gas-Heiz-Apparate ; sie  zerfallen  in 
Oefen  und  Kamine.  Bei  ihnen  findet  die  Mischung  des  Gases  mit 
der  Luft  nicht  vor  der  Verbrennung  statt,  sondern  oberhalb  der 
Flamme  wird  eine  ausreichende  Luftmenge  durch  besondere  Zngvor- 
richtungen  zugeführt.  Für  mässig  grosse  Wohnzimmer,  Läden,  Com- 
toire  etc.  bis  zu  6000  Kubikfuss  Inhalt  dient  ein  in  seiner  äussern 
Form  eleganter,  eiserner  Cylinder- Ofen  (Preis  15  bis  zu  60  Thlr.), 
der  in  den  doppelten  Wänden  mit  Chamoltesand  gefüllt  ist,  um 
die  Wärme  längere  Zeit  zu  halten.  Durch  Verbrennen  von  10 — 15 
Kubikfuss  Gas,  die  6 bis  9 Pfennige  kosten,  wird  der  Ofen  bis  zur 
Senghitze  und  das  Zimmer  angenehm  erwärmt.  Und  diese  Tempe- 
ratur hält  2 bis  3 Stunden  an.  Andere  Oefen  bestehen  aus  getheil- 
ten  Thoncylindei n.  Man  hat  hier  wohl  zu  beachten,  dass  man  die 
Flamme  nicht  zu  klein  brennen  lasst,  indem  dann  wegen  des  über- 
grossen Luftzutrittes  und  der  daraus  folgenden  zu  starken  Abkühlung 
der  Flamme  keine  vollständige  Verbrennung  erfolgt  und  das  unver- 
brannt entweichende  Gas  einen  Übeln  Geruch  verbreitet.  Andererseits 
darf  aber  die  Flamme  auch  nicht  hellleuchtend  brennen,  weil  dann 
mehr  Gas  ausslrömt,  als  die  zutretende  Luft  verbrennen  kann,  — 
die  Flamme  blakt  dann,  sie  setzt  Russ  ab. 

Fassen  die  Räume  mehr  als  6000  Kubikfuss,  so  bedient  man 
sich  viereckiger  Oefen  (Preis  75  Thlr.),  die  aus  einem  elegant  ver* 
zierten,  durchbrochenen  Gehäuse  bestehen,  in  welchem  sich  je  nach 
der  Grösse  des  zu  heizenden  Raumes  drei  bis  acht  schmale,  lange 
Brenner  befinden , von  denen  alle  oder  der  grösste  Theil  angezündet 
werden,  um  die  Temperatur  in  kurzer  Zeit  um  so  viel  zu  erhöhen, 
als  gewünscht  wird,  während  später  eine  oder  zwei  hinreichen,  um 


475 


liese  Wärme  zu  unterhalten.  Die  durch  Verbrennen  des  Gases  er- 
zeugte Wärme  ist  keine  trockene,  da  unter  den  Verbrennungsproduk- 
len  sich  ja  Wasser  befindet.  Oie  einen  grossen  Theil  der  Wärme 

entführenden  Schornsteine  fallen  bei  dieser  Heizung  fort  und  deshalb 
sind  andere  Vorrichtungen  erforderlich,  um  die  bei  der  Verbrennung 
entstehende  Kohlensäure  zu  entfernen;  für  Wohnzimmer  wird  daher 
eine  Ventilation  nothwendig.  Oder  man  bringt  oben  auf  dem  Ofen 
ein  Rohr  an,  das  so  lange  hin-  und  hergeführt  wird,  bis  die  Ver- 
brennungsprodukte alle  Wärme  abgegeben  haben  und  vollständig  ab- 
gekühlt sind.  Man  leitet  so  die  Kohlensäure  nach  aussen  oder  in 
den  Schornstein.  In  Geschäfts-,  überhaupt  öffentlichen  Localen  ist 
dies  weniger  nölhig,  da  das  häufige  Oeflnen  der  Thüren  die  Beschaf- 
fenheit der  Luft  seihst  regelt.  In  Zimmern  kann  man  die  zur  Ver- 
brennung nöthige  Luft  von  aussen  durch  ein  Rohr  von  mindestens 
einem  Zoll  innerer  Weite,  das  unter  dem  Ofen  ausmündet,  herbeiführen. 

Für  Räume,  die  einer  seltenen,  kurz  andauernden  Erwärmung 
bedürfen,  als  Schlaf-  Rade-,  Ankleidezimmer,  Rail-  und  Concertsäle 
etc.,  bedient  mau  sich  der  Kamine,  in  denen  eine  entsprechend  grosse 
Feuerfläche  in  Zeit  von  wenigen  Minuten  jede  gewünschte  Tempera- 
tur hervorbringt,  die  nun  beliebig  unterhalten  werden  kann.  Solche 
Apparate  (Preis  30,  50  bis  zu  130  Thlr.)  werden  in  den  verschie- 
densten Grössen  bis  für  Räume  von  50,000  Kubikfuss  construirt. 
Sind  die  zu  heizenden  Räume  grösser,  so  müssen  mehrere  Kamine 
angewendet  werden.  Bereits  vorhandene  Kamine  lassen  sich  sehr 
leicht  und  ohne  erhebliche  Unkosten  zur  Gas-Heizung  einrichten.  Mit 
grossem  Nutzen  kann  man  für  grosse  Räume  die  schnell  erwärmt 
werden  und  andauernd  warm  bleiben  sollen,  beide  Apparate  — Ka- 
min und  Ofen  — mit  einander  verbinden,  um  so  die  Vortheile  bei- 
der Heizmelhoden  zu  erlangen. 

Man  kann  sagen , dass  in  Betreff  des  Heizens  bei  Anwendung 
des  Leuchtgases  das  Unmögliche  möglich  gemacht  worden  ist.  Dies 
bezeugen  die  Heizung  der  Kirchen , besonders  die  des  Domes  in  Ber- 
lin. Zuerst  wurde  im  Winter  IS52  die  Philippskirche  mit  einem 
Rauminhalt  von  92,000  Kubikfuss  geheizt  und  zwar  durch  zwei  Ka- 
mine (Preis  130  Thlr.)  von  4'G"  Höhe,  3'8"  Breite  und  2'6"  Tiefe. 
Diese  standen  auf  Rollen,  waren  daher  leicht  beweglich;  die  Verbin- 
dung wurde  durch  vulkanisirte  Kautschukschläuche  hergestellt.  Jeder 
enthielt  7 lange  Brenner,  welche  zusammen  eine  Feuerfläche  von  15 
Quadratfuss  bilden.  Durch  diese  wird  die  zu  erhitzende  Luft  mit 
einer  Geschwindigkeit  von  55'  per  Sekunde  geführt.  Die  Luft  ver- 
lässt den  Apparat  unter  der  Temperatur  der  dunkeln  Rothgluth.  In 
25  Minuten  wurde  die  Kirche  bei  einem  Aufwatöde  von  240  Kubik- 
fuss Gas  von  0°  bis  10°  R.  (bei  einer  äusseren  Kälte  von  — 4°R.) 
so  regelmässig  erwärmt,  dass  die  Temperatur  in  den  höchsten  Theilen 
nur  l1^0  mehr  betrug.  120  Kubikfuss  Gas  reichten  für  die  Stunde 
aus,  um  diese  Temperatur  zu  unterhalten;  hierbei  waren  nur  zwei 
Brenner  thätig.  100  Kubikfuss  Leuchtgas  kosten  in  Berlin  5 Sgr., 

32  * 


476 


hiernach  kostet  die  Erwärmung  der  Kirche  auf  zwei  Stunden  24  Sgr. 
Die  Versuche  haben  gezeigt,  dass  äussere  sehr  niedrige  Temperaturen 
keinen  bedeutend  ungünstigen  Einfluss  ausüben,  denn  bei  — 10°  wurde 
nur  Vs  mehr  Gas  verbraucht,  um  dieselbe  Temperatur  hervorzubrin- 
gen und  zu  unterhalten  als  bei  0°  R.  Einen  wesentlichen  Einfluss 
auf  die  zu  verbrauchende  Gasmenge  üben  jedoch  die  Form  und  Höhe 
des  zu  heizenden  Raumes  und  besonders  der  mehr  oder  weniger 
mangelhafte  Verschluss  nach  aussen. 

Im  vorigen  Winter  wurde  auch  die  Domkirche  mit  einer  sol- 
chen Heizeinrichtung  versehen  und  dieser  Versuch  entscheidet  über 
den  Werth  der  neuen  Methode.  Die  Schwierigkeiten  waren  hier  aus- 
serordentliche; sowohl  der  grosse  Rauminhalt  (560,000  Kubikfuss), 
die  bedeutende  Höhe,  der  höchst  mangelhafte  Verschluss  und  die 
üble  Sitte  eines  fortwährenden  Zu-  und  Abströmens  des  Publikums 
während  der  Anheizung  bis  zum  Reginn  der  Predigt.  Aber  dennoch 
ist  der  Erfolg  ein  glänzender  zu  nennen.  Die  Heizung  wurde  he- 
werkstelligt  durch  acht  doppelt  wirkende  Kamine  von  4'  Länge,  3' 
Breite  und  4,6'<  Höhe,  welche  direct  durch  Verschraubungen  mit  der 
Gasleitung  verbunden  wurden.  Ein  jeder  Kamin  zählte  8 Brenner 
und  die  wirkende  Fläche  aller,  die  Luftzüge  mit  eingerechnet,  bildet 
eine  Feuerfläche  von  72  Quadratfuss. 

Bei  verschlossenen  Thiiren  und  leerer  Kirche,  in  welcher  die 
Temperatur  — 1°  R.  betrug,  bei  einer  äusseren  von  — 4°,  gebrauchte 
man  40  Minuten  Zeit  und  1500  Kubikfuss  Gas,  um  die  Temperatur 
auf  — J—  10°  R.  zu  erhöhen  und  750  Kubikfuss  per  Stunde,  um  sie  in 
gleicher  Höhe  zu  erhalten.  Bei  den  gewöhnlichen  Gottesdiensten  wird 
eine  Stunde  Zeit  und  2000  Kubikfuss  Gas  zum  Anheizen  und  1000 
Kubikfuss  per  Stunde  gebraucht,  um  die  Wärme  zu  erhalten.  Für 
den  ganzen  Winter  belaufen  sich  die  Kosten  der  Heizung  noch  nicht 
auf  259  Thlr..  Sollte  eine  solche  auf  andere  Art  herbeigeführt  wer- 
den, so  würden  die  Einrichtungen  ungleich  umfangreicher  und  kost- 
spieliger sein  müssen.  Man  würde  hierbei  eine  enorme  Wärmemenge 
verschwenden  und  die  leere  Kirche  noch  lange  warm  sein , nach- 
dem der  Gottesdienst  beendet.  Die  hier  erzielten  Resultate  ha- 
ben so  befriedigt,  dass  man  vor  hat  für  den  nächsten  Winter  noch 
fünf  andere  Kirchen  in  Berlin  zu  heizen. 

Eis n er  hat  schon  Tausende  seiner  verschiedenen  Apparate  ver- 
kauft und  die  neue  Feuerungsmelhode  hat  sich  bereits  überall  da 
Bahn  gebrochen,  wo  Gasbeleuchtungsanstalten  existiren.  Aber  auch 
an  anderen  Orlen  kommt  sie  bereits  in  Anwendung.  Elsner  hat  zu 
diesem  Zweck  einen  einfachen  Apparat  zur  Gaserzeugung  construirt, 
der  bei  einem  mässigen  Preise  wenig  Raum  einnimmt  und  so  einfach 
in  seiner  Bedienung  ist,  dass  jeder  aufmerksame  Dienstbote  im  Stande 
ist  mittelst  desselben  das  Gas  für  den  Bedarf  der  Beleuchtung,  des 
Heizens  und  Kochens  eines  selbst  bedeutenden  Haushaltes  zu  erzeu- 
gen. Für  solche  ist  diese  besonders  zu  empfehlen,  denn  oft  liefert 


477 


hier  die  Küche  hinreichend  Abfälle  — Fell,  Seifenwasser  elc.  — für 
den  ganzen  Gasbedarf. 

Wir  bemerken  hier,  dass  der  Zutritt  zn  Elsners  Werkstatt  in 
Berlin  — Zimmerstrasse  78  — einem  Jeden  frei  steht.  Fast  alle 
Gattungen  von  Apparaten  sind  fortwährend  zur  Ansicht  ausgestellt 
und  es  ist  die  Einrichtung  getrolfen,  dass  sich  Jedermann  sogleich 
durch  den  Augenschein  von  der  Billigkeit  und  Zweckmässigkeit  der- 
selben im  Gebrauche  überzeugen  kann.  Möge  daher  Jeder,  dem  sich 
die  Gelegenheit  bietet,  nicht  versäumen,  diese  interessante  Werkstatt 
zu  besuchen ; er  kann  einer  freundlichen  Begegnung  versichert  sein. 

In  Berlin  wird  bereits  mehr  Gas  zu  diesen  Zwecken , sowohl 
in  der  Haushaltung  als  in  der  Technik  — zum  Trocknen  und  Ah- 
sengen der  Gewebe,  zum  Erwärmen  der  Kalander,  Pressplatten  etc. — 
verbraucht  als  8000  Flammen  zur  Beleuchtung  erfordern.  Jetzt  ist 
Elsner  unter  anderem  beschäftigt  die  Heizeinrichtungen  für  die  Bör- 
senhalle in  Königsberg  und  für  die  Loge  in  Stettin  herzurichten.  Seine 
Bestrebungen  linden  von  vielen  Seiten  Theilnahme  und  Aufmunterung. 

Ueber  den  Werth  der  neuen  Methode  hat  die  Praxis  bereits 
entschieden;  überall,  wo  dergleichen  Apparate  in  Gebrauch  sind,  er- 
kennt man  ihren  grossen  Nutzen  und  ist  mit  ihnen  allgemein  sehr 
zufrieden.  Vergegenwärtigen  wir  uns  nun  die  Vortheile,  welche  die 
gasförmigen  Brennmaterialien  bei  ihrer  Verwendung  im  Vergleich 
zu  den  noch  allgemein  gebräuchlichen  gewähren.  Sehen  wir  zuerst 
von  den  pekuniären  Vorlheilen  ab,  so  tritt  uns  eine  Bequemlichkeit 
und  Sauberkeit  entgegen,  die  alles  bis  jetzt  Vorhandene  übertrifft; 
wir  bedürfen  keiner  Schornsteine  und  keiner  Bäume  mehr,  um  die 
Brennmaterialien  aufzubewahren , wir  gewinnen  also  bedeutend  an 
Raum,  und  eine  jede  Versuchung  zu  Veruntreuungen  ist.  abgeschnitten. 
Wir  können  die  Apparate  hinslellen  wo  es  uns  beliebt,  namentlich 
die  Oefen,  sobald  wir  ihrer  nicht  mehr  bedürfen,  ganz  aus  dem  Zim- 
mer entfernen,  insofern  sie  diesem  nicht  zur  Zierde  gereichen.  Der 
lästige  Rauch  und  der  unangenehme  Geruch  sind  fortan  aus  der  Küche 
Aerbannt.  ln  demselben  Augenblick,  wo  wir  Feuer  gebrauchen,  steht 
es  uns  mit  seiner  ganzen  Kraft  und  in  jeder  Stärke,  deren  wir  be- 
dürfen, zu  Gebote.  Die  Gefässe  werden  nicht  beschmutzt  und  berusst 
und  die  Wirkung  der  Wärme  nicht  durch  eine  schlecht  leitende 
Russschicht  beeinträchtigt. 

Der  pekuniäre  Vortheil  liegt  gleichfalls  klar  vor  Augen.  Die 
Verluste  werden  hier  auf  ein  unvermeidliches  Minimum  reducirt , da 
wir  der  Schornsteine  nicht  weiter  bedürfen,  die  sonst  einen  grossen 
Theil  der  Wärme  entführten  und  durch  die  bei  einem  zu  heftigen 
Luftstrome  das  Feuer  bedeutend  abgekühlt  wurde.  Eine  unvollstän- 
dige Verbrennung  ist  hier  leicht  zu  vermeiden  und  da  unmittelbar 
nach  dem  Gebrauch  durch  eine  einfache  Bewegung  der  Hand  die 
Flamme  ausgelöscht  werden  kann,  so  fallen  hier  die  bei  der  gewöhn- 
lichen Feuerung  unvermeidlichen  Verluste  fort.  Ein  weiterer,  nicht 
unbedeutender  Vortheil  ist  der,  dass  wir  hier  nicht  eine  grosse  Menge 


478 


unnützen  Ballastes  mit  zu  erwärmen  haben , der  bei  dem  gewöhnli- 
chen Verfahren  bedeutende  Wärmemengen  forlnimmt.  Und  vor  allen 
Dingen  haben  wir  es  vollkommen  in  der  Gewalt  der  Flamme  stets 
genau  nur  die  Stärke  zu  geben,  die  erforderlich  ist,  während  dies 
hei  der  gewöhnlichen  Feuerung  rein  unmöglich  ist.  Und  auf  diesen 
Umstand  ist  in  der  Praxis  besonders  zu  achten;  man  muss  stets  vor 
Augen  haben,  dass  sobald  das  Sieden  eingetreten,  eine  bedeutend  ge- 
ringere Wärmemenge  nöthig  ist,  um  diese  Temperatur  zu  erhalten 
und  demgemäss  sogleich  zu  dieser  Zeit  die  Flamme  durch  Stellen 
des  Hahnes  bedeutend  ermässigen.  Die  Erfolge,  welche  in  Hinsicht 
auf  den  Geldpunkt  erzielt  worden , sind  wahrhaft  überraschend.  So 
z.  B.  erwärmt  man  ein  12  Pfund  schweres  Bügeleisen  in  Zeit  von 
7l/2  Minuten  mit  ll/2  Kubikfuss  Gas  (Kosten  0,9  also  noch  nicht 
1 Pfennig)  bis  zum  Sengen.  Ein  Beafsteak  ist  in  2 Minuten  mit  1 
Kubikfuss  Gas,  Kalfee  für  6 bis  S Personen  in  4 Minuten  durch  2 
Kubikfuss  Gas  und  ein  12plündiger  Kalbsbraten  in  20  bis  25  Minu- 
ten durch  12  Kubikfuss  Gas  hergestellt;  die  Kosten  belaufen  sich 
auf  respective  0,6,  1,2  und  7,2  Pfennige.  Ein  Quart  Wasser  wird 
in  5 V2  Minuten  mit  1 Kubikfuss  Gas  (0,6  Pfennige)  zum  Kochen  ge- 
bracht. Mit  1 V2  Kubikfuss  Gas  röstet  man  1 Pfund  Kalfee  vollstän- 
dig und  gleichmüssig;  bei  10  Pfund  dauert  diese  Operation  20  Mi- 
nuten und  die  Kosten  belaufen  sich  auf  9 Pfennige.  Ein  Ofen , 2 
Ctr.  schwer,  wird  durch  6 Pfennige  Gas  bis  zum  Sengen  erhitzt  und 
bei  einem  Zimmer  von  20'  Länge,  15'  Tiefe  und  10'  Höhe  kostet 
das  Gas,  welches  erforderlich  ist,  um  diesen  Baum  durch  12  Stun- 
den hindurch  bei  einer  äusseren  Temperatur  von  — 4°  R.  bei  —(—  1 4° 
R.  zu  erhalten,  2 bis  2 1/2  Sgr.  Hierbei  ist  zu  bemerken,  dass  in 
Berlin  gerade,  die  Preise  des  Gases  ungemein  billige  sind  — 1000 
Kubikfuss  kosten  l2/3  Thlr.  und  die  englische  Compagnie  liefert  sie 
noch  um  2i/2  Sgr.  billiger,  — und  hiernach  sind  die  Angaben  nor- 
mirt.  Die  niedrigen  Preise  beruhen  aber  auf  Umständen,  die  man 
überall  hätte  herbeiführen  können.  Hier  sind  die  Anlagen  nicht  von 
einer  Privatgesellschaft  gemacht,  die  übermässig  verdienen  will,  son- 
dern die  Werke  gehören  der  Commune.  So  kommen  die  Vortheile 
nicht  einigen  Wenigen,  sondern  im  vollsten  Sinne  des  Wortes  Allen 
zu.  Dieser  Vorgang  hat  bereits  Nachahmung  gefunden  und  eine  wei 
ler  ausgedehnte  ist  dringend  zu  wünschen. 

Die  Bedienung  der  neuen  Apparate  mag  auf  den  ersten  Blick 
sehr  umständlich  erscheinen,  doch  in  der  That  ist  sie  es  durchaus 
nicht,  sondern  im  Gegentheil  viel  einfacher  als  die  Unterhaltung  eines 
Feuers  in  einem  schlecht  ziehenden  Ofen  oder  Sparheerd.  Von  je- 
dem aufmerksamen  Dienstboten  kann  sie  in  einem  Tage  begriffen  und 
gelernt  werden. 

Die  pekuniären  Vortheile  werden  jetzt  noch  dadurch  sehr  be- 
schränkt, dass  wir  uns  des  Leuchtgases  bedienen  müssen,  während 
hier  ein  viel  billiger  herzuslellendes  Gas  dieselben  Dienste  leisten 
würde.  Grössere  Städte  werden  diese  Vortheile  eher  erlangen,  denn 


479 


sobald  die  Gasfeuerung  eine  mehr  allgemeine  Anwendung  erlangt  bat, 
werden  hier  neben  den  Gasbeleuchtungsanstalten  sehr  gut  andere 
Werke  für  die  Bereitung  eines  billigeren  Gases  aus  einer  grossen 
Menge  von  Materialien,  eines  Gemenges  von  Kohlenoxyd-  und  Was- 
serstoffgas durch  Zersetzung  von  Torf,  Braun-,  jeder  Art  von  Stein- 
kohlen etc.  unter  Beihülfe  des  Wasserdampfes,  sehr  gut  existiren  kön- 
nen. Obgleich  an  die  Gase,  welche  zur  Beleuchtung  und  zur  Feue- 
rung dienen  sollen,  verschiedene  Anforderungen  gestellt  werden,  so 
dass  ersteres  wohl  zum  letzteren  Zwecke  dienen  kann,  freilich  seines 
theueren  Preises  wegen  mit  geringerem  Vortheil,  letzteres  aber  nicht 
zum  ersteren,  so  hat  die  Wissenschaft  dennoch  hinreichend  Mittel  an 
die  Hand  gegeben,  beide  Anforderungen  auszugleichen  und  ihnen  zu 
genügen.  Ernste  Aufforderungen  und  Mahnungen  diese  das  Gemein- 
wohl fördernde  Einrichtungen  zu  ermöglichen,  sind  hinreichend  vor- 
handen, aber  leider  sind  Wissen  und  Vollbringen  zwei  ganz  verschie- 
dene Dinge  und  daher  wird  noch  manches  Jahr  vorübergehen,  bis  es 
dahin  gelangt.  Das  Ziel  kann  und  wird  erreicht  werden,  dies  liegt 
in  der  Natur  der  Sache  selbst.  Macht  sich  auf  der  einen  Seite  auch 
eine  allgemeine  Indifferenz,  eine  stumpfe  Gleichgültigkeit  geltend,  so 
steht  auf  der  andern  Seite  auch  wieder  ein  mächtiger  Eintluss,  der 
den  Menschen  zur  Vereinigung  treibt,  ihn  das  Hülflose  seiner  Verein- 
zelung, die  Nachtheile  seiner  Absonderung  erkennen  lässt.  Und  aus 
diesem  Gesichtspunkte  haben  wir  diese  neuen  Bestrebungen  gleichfalls 
freudig  zu  begrüssen,  denn  sie  lehren  mit  beredter  Stimme,  dass  eben 
nur  die  Vereinigung  Grosses  schalTt  und  Vortheile  gewährt,  die  dem 
Einzelnen  zu  erlangen  unmöglich  sind , weil  dazu  seine  Kraft  allein 
nicht  ausreicht. 

Dies  ist  der  Hauptpunkt,  der  einer  allgemeinen  Verbreitung  noch 
für  einige  Zeit  im  Wege  stehen  wird.  Ihn  zu  beseitigen,  dazu  ge- 
hört nur  ein  fester  Wille,  denn  die  Herstellung  von  bedeutend  billi- 
geren brennbaren  Gasen  ist  durchaus  nicht  schwierig;  Vorschläge 
dazu  sind  schon  oft,  jedoch  vergeblich  gemacht.  Sonst  unterliegt  es 
keinem  Zweifel  mehr,  dass,  wenn  alle  Umstände  in  Betracht  gezogen 
werden,  die  brennbaren  Gase  das  bequemste  und  billigste  Brennma- 
terial für  Feueranlagen  jeder  Art  in  sämmtlichen  Zweigen  der  Indu- 
strie darbieten.  Sowohl  diejenigen  Arbeiter,  die  sich  eines  festste- 
henden Gebläsefeuers,  als  auch  die,  welche  sich  eines  beweglichen 
oder  des  Lölhrohrs  bedienen,  erhalten  hierdurch  augenblicklich  eine 
sehr  intensive  Wärmequelle.  Alle  Industrielle,  die  Schmelzoperationen 
in  Tiegeln  vornehmen,  erleichtern  sich  die  Arbeit  bei  Anwendung  der 
neuen  Heizmethode  sehr  und  sparen  bedeutend  an  Brennmaterial  und 
Gefässen.  Bei  der  Heizung  einer  jeden  Art  von  Oefen,  sei  es  der  des 
Bäckers  oder  der  Glas-,  Porzellan-  oder  Kalköfen,  bei  allen  metallur- 
gischen Operationen  leistet  die  intensive  Flamme  der  brennbaren  Gase 
vortreffliche  Dienste.  Eine  gleich  bequeme  und  vorlheilhafle  Anwen- 
dung lässt  sich  von  den  brennbaren  Gasen  bei  jeder  Erwärmung, 
Abdampfung  und  Concentration  von  Flüssigkeiten  machen.  Kurz  es 


480 


exislirl  keine  Verrichtung  auf  dem  grossen  Gebiete  der  Industrie, 
bei  der  nicht  eine  vorteilhafte  Verwendung  der  brennbaren  Gase  zu 
machen  wäre.  \V , Baer. 


Lite  r a l u r. 


Pltygifi.  Brunner  von  Wallen  wyl,  über  das  Taschenba- 
rometer.  — Die  Uebelstande  des  Kopp’sehen  Barometers  (Pogg.  Ann.  Bd.  LYI. 
p.  513.)  bestehen  1)  in  der  Erschütterung  des  Quecksilbers  in  dem  Luflbehälter 
beim  Transport,  wodurch  nicht  allein  das  erstere  sich  leicht  oxvdirt  und  die 
Gefässwände  beschmutzt,  sondern  auch  das  ganze  Inslrumeut  zerbrechlich  wird; 
2)  m der  Schwierigkeit  des  genauen  Einstellens  des  Quecksilbers  auf  die  Spitze 
mit  Hülfe  des  Kolbens,  welcher  nur  mit  der  Hand  niedergedrückt  wird;  3)  in 
der  Unmöglichkeit  eines  genauen  Ahlesens,  indem  die  Steigrohre  des  Quecksil- 
bers in  dem  Luflbehälter  eingeschlossen  ist.  Dadurch  verliert  das  Instrument 
bedeutend  an  practischem  Werth.  B.  hat  diese  Uebelstande  aufgehoben.  Bevor 
er  aber  die  neue  Einrichtung  beschreibt,  giehl  er  für  die  Leser,  welche  mit  den 
früheren  Arbeiten  über  diesen  Gegenstand  nicht  vertraut  sind,  folgende  einfache 
Erläuterung  des  Augusl’scheri  PriUcips  (Pogg.  Ann.  Bd.  III.  p.  329  und  Gehler’s 
phys.  Wörterb.  Bd.  11.  p.  526).  — Wenn  ein  bestimmtes  Volumen  Luft  abge- 
sperrt und  um  einen  gewissen  Volumlheil  comprimirl  wird  , so  ist  der  Druck, 
den  die  comprimirte  Luft  ausübt,  um  so  grösser,  je  dichter  die  abgesperrte  Luft 
vor  der  Compression  war.  Wenn  man  z.  B.  am  Ufer  des  Meeres  ein  gewisses 
Volumen  Luft  absperrt  und  durch  Druck  um  l/i0  verdichtet,  so  wird  diese  com- 
primirle  Luft  einer  Quecksilbersäule  von  bestimmter  Länge  das  Gleichgewicht 
halten.  Comprimirl  man  nun  auf  einem  Berge  ein  gleich  grosses  Volumen  Luft 
ebenfalls  um  */io , so  wird  die  Quecksilbersäule,  welche  hier  die  comprimirte 
Luft  äquilibrirt,  niedriger  sein  als  am  Ufer  des  Meeres  und  zwar  wird  der  Un- 
terschied in  einer  bestimmten  Beziehung  zu  dem  Dicht igkeitsverhällniss  der  Luft 
auf  der  untern  und  obern  Station  stehen,  v sei  das  Volumen  der  Luft,  welche 
bei  dem  eben  slalllindeuden  Barometerstände  B abgesperrt  wird,  v'  sei  das  Vo- 
lumen der  gleichen  Luft,  nachdem  sie  comprimirl  wurde.  Diese  Luft  drücke  auf 
Quecksilber,  welches  in  einer  gegen  die  äussere  Luft  offenen  Steigrohre  sich 
erheben  kann,  und  h sei  die  Höhe  der  auf  diese  Weise  gehobenen  Quecksilber- 
säule. Die  comprimirte  Luft  befindet  sich  dann  offenbar  unter  dem  Druck  B-f-h 
und  wir  haben  nach  dom  Mariolle’schen  Gesetz  folgeude  Gleichung : 
v' : v = B : B -f  h 

und  leiten  daraus  ab 


v.  B 

B-f-h  = ^7  und 


d.  h.  der  jeweilige  Barometerstand  ist  gleich  der  durch  den  Druck  der  compri- 
mirten  Luft  gehobenen  Quecksilbersäule,  multiplicirt  mit  einem  conslanten  Coef- 
ficienten , welcher  immer  der  gleiche  ist,  wenn  das  abgesperrte  Luflvolumen  v 
und  die  nachherige  Compression  ( resp.  v' ) stets  gleich  bleiben.  Dieser  Coef- 
ficienl  kann  ein  für  allemal  für  ein  gegebenes  Instrument  empirisch  durch  Ver- 
gleichung mit  einem  guten  Barometer  bestimmt  werden  , indem  man  die  beob- 
achtete Erhebung  des  Quecksilbers  in  der  Steigrohre  in  die  gleichzeitig  beobach- 


481 


lete  Baromelerhöhe  dividirt.  — Dieses  Princip  wild  nun  aut  folgende  Weise 
practisch  ausgeführt.  Das  Instrument  besteht  aus  zwei  Theilen,  welche  geson- 
dert transportirt  und  erst  beim  Gebrauch  zusammengesetzt  werden.  Der  Queck- 
silberbehäller  ist  ein  Cvlinder  aus  abgedrehtem  Eisen,  in  welchem  sich  ein  Kol- 
ben quecksilberdicht  auf  und  niederbewegen  lässt  durch  eine  Schraube,  wodurch 
das  im  Gefäss  enthaltene  Quecksilber  beliebig  in  die  Höhe  gedrängt  oder  ge- 
senkt werden  kann.  Beim  Transport  wird  die  Schraube  heruntergelassen  und 
das  Gefäss  mit  einem  eisernen  Deckel  durch  Aufschrauben  verschlossen.  — ln 
diese  Schraubenwindung  passt  die  Fassung  der  weiten  Glasröhre,  welche  beim 
Gebrauche  aufgeschraubt  wird.  Alsdann  drängt  man  das  Quecksilber  in  die 
Höhe,  bis  die  untere  Oeffnung  der  inneren  Röhre,  welche  oben  und  unten  offen 
ist,  durch  das  aufsteigende  Quecksilber  verschlossen  und  dadurch  in  der  weiten 
Röhre,  welche  oben  in  eine  Messingfassung  luftdicht  eingekitlet  ist,  ein  bestimm- 
tes und  offenbar  bei  jeder  Wiederholung  des  Versuches  gleiches  Volumen  Luft 
abgesperrt  wird.  Diese  Luft  steht  bis  zum  Moment  des  Absperrens  mit  der  äus- 
seren Luft  in  Verbindung  und  hat  daher  genau  gleiche  Spannkraft.  Durch  wei- 
teres Zuschrauben  wird  die  Luft  comprimirt  und  dieses  wird  fortgesetzt,  bis 
das  Quecksilber  genau  auf  die  eiserne  Spitze  eingestellt  ist.  Damit  ein  kleiner 
Fehler  hier  bei  den  verschiedenen  Versuchen  eine  möglichst  geringe  Differenz 
in  dem  abgesperrlen  Luflvolumen  ausmache,  ist  an  der  Stelle  der  Eisenspitze 
die  weite  Röhre  durch  einen  eingekitteten  Ring  verengt.  — Diese  Compres- 
sion  der  Luft  bewirkt  ein  Steigen  des  Quecksilbers  in  der  oben  offenen  und 
unten  in  das  Quecksilber  tauchenden  Röhre  und  der  Abstand  der  Quecksilber- 
kuppe in  dieser  Röhre  von  der  Spitze,  auf  welche  das  äussere  Niveau  einge- 
stellt worden,  ist  offenbar  das  Maass  des  Druckes  der  eingeschlossenen  Luft.  — 
Die  geringste  Tempcralurveränderung  wirkt  hier  schädlich ; daher  ist  ein  Be- 
rühren des  Apparates  zu  vermeiden.  Um  die  gehobene  Quecksilbersäule  genau 
abzulesen,  die  zur  Berechnung  des  Barometerstandes  mit  dem  Coefficienten 
multiplicirt  werden  muss,  dient  die  Spitzeneinstellung  mittelst  eines  Zahnrades. 
Hiermit  ist  eine  Einlheilung  bis  auf  zehntel  Millimeter  verbunden,  so  dass  die 
abgelesene  Zahl  unmittelbar  den  Abstand  der  beiden  Spitzen  angiebt.  — Seit- 
lich ist  an  dem  Apparat  ein  Thermometer  angebracht  und  beim  Gebrauch  wird 
er  an  seidenen  Schnuren  aufgehängt.  — Der  einzige  Fehler,  der  nicht  vermie- 
den werden  kann  , ist  die  Temperaturerhöhung  bei  der  Compression  der  Luft, 
wodurch  ihre  Spannkraft  sich  um  etwas  vermehrt.  Da  jedoch  diese  Vermehrung 
des  Druckes  bei  jeder  gleichförmig  angestellten  Beobachtung  im  Verhältnis  der 
ursprünglichen  Dichtigkeit  der  abgesperrten  Luft  bleibt,  so  thut  sie  der  Richtig- 
keit der  Beobachtung  keinen  Abbruch.  — Das  Instrument  gewinnt  bedeutend 
an  Zuverlässigkeit,  wenn  zu  jeder  Beobachtung  die  gleiche  Zeit  verwendet  wird 
und  je  kürzer  diese  ist , desto  richtiger  wird  die  erstere.  Zwei  Beobachtungen 
müssen  stets  wenigstens  eine  Viertelstunde  von  einander  abstehen , wenn  die 
zweite  irgend  einen  Werth  haben  soll.  — Die  Reduction  des  Barometerstandes 
auf  0°  wird  nach  Angabe  des  Thermometers  mit  Benutzung  der  gewöhnlichen  Ta- 
bellen gemacht , nachdem  der  Barometerstand  durch  Mulliplicatiun  des  beobach- 
teten h mit  dem  Coefficienten  berechnet  worden.  Bei  einer  mitgetheilten  Beo- 
bachtungsreihe schwanken  die  Unterschiede  zu  den  Angaben  eines  gewöhnlichen 
Barometers  zwischen  — 0,9  bis  2,1.  Die  Genauigkeit  lässt  also  noch  etwas  zu 
wünschen  übrig.  Der  Fehler  hat  wesentlich  seinen  Grund  in  der  Temperatur- 
Veränderung  der  abgesperrten  Luft  während  der  wenn  auch  noch  so  kurzen  Dauer 
des  Versuches.  Dem  kann  dadurch  abgeholfen  werden,  dass  mau  die  weite 
Glasröhre  noch  mit  einer  zweiten  uragiebt,  deren  Durchmesser  um  einen  Centi- 
meter  weiter  ist.  Sie  wird  wasserdicht  eingekittet,  wobei  jedoch  die  Schnüre 
ausserhalb  bleiben  müssen  , und  der  ganze  Zwischenraum  mit  Wasser  angefüllt, 
welches  dauernd  hierin  bleibt  und  dazu  dient,  die  Luftzüge  etc.  zu  moderiren 
und  die  Temperatur  im  Innern  gleichmässig  zu  erhallen.  Schon  eine  Lufthülle 
leistet  gute  Dienste.  — B.  hat  dieses  Instrument  schon  seit  4 Jahren  beobach- 
tet und  mitunter  auf  ßergreisen  mitgenommen,  wo  es  wegen  der  leichten  Ver- 
packung und  der  Unveränderlichkeit  grosse  Dienste  leistet.  Wegen  der  Zuver- 


482 


lässigkeit  der  Angaben  ist  das  Reisebaromeler  jedoch  vorzuziehen.  Dies  gilt 
auch  in  Betreff  des  Barometer  aneroide  , des  Regnaultschen  Hypsometers  und 
aller  der  übrigen  sinnreichen  Vorrichtungen,  welche  zu  verschiedenen  Zeiten  als 
Ersatz  des  Beisebarometers  vorgeschlagen  worden  sind.  ( Mitth . d.  Berner 

naturf.  Ges.  Nr.  299.  p.  273.)  B. 

Q u e t beobachtete  bei  der  Zersetzung  eines  du  ich  Schwefel- 
säure oder  Kali  gut  leidend  gemachten  Wassers  durch  den 
galvanischen  Strom  ein  Leuchten  der  Platinelect  roden  und 
zwar  so  lebhaft,  dass  man  es  selbst  am  hellen  Tage  sehen  kann.  Der  Platin- 
draht glüht  hierbei  nicht,  sondern  wird  von  einer  Lichlhiille  umgeben  , die  ihn 
von  dem  Wasser  zu  trennen  scheint.  Die  Farbe  des  Lichtes  ist  nicht  an  bei- 
den Polen  dieselbe.  Bei  dem  angesäuerten  Wasser  ist  sie  an  der  negativen 
Electrode  violett  und  zeigt  zuweilen  grüne  Stellen  , an  der  positiven  roth.  Hat 
man  dem  Wasser  Kali  zugesetzt  , so  nmgiebt  die  negative  Electrode  ein  schön 
rosenrothes  Licht.  Das  Leuchten  der  beiden  Electroden  erfolgt  nicht  mit  glei- 
cher Leichtigkeit;  gewöhnlich  ist  es  die  negative,  welche  sich  mit  einer  Licht- 
hülle nmgiebt.  Tritt  diese  ein,  so  hört  die  ungestüme  Bewegung  des  Wassers 
plötzlich  auf  und  die  Zersetzung  desselben  ist  gewissermassen  unterbrochen. 
Hört  das  Leuchten  auf,  so  wird  die  Bewegung  des  Wassers  wieder  heftig  und 
die  Zersetzung  findet  wieder  lebhaft  statt.  Um  diese  Erscheinung  hervorzurufen, 
bedarf  man  40  grosser  Bunsenscher  Elemente.  Stülpt  man  über  die  Platindrähte 
kleine  Glocken,  so  erreicht  man  den  Zweck  leichter,  aber  die  Drähte  leuchten 
nicht  mehr  in  ihrer  ganzen  Länge.  — • In  einem  kleineren  Maassstabe  erhält 

man  die  Erscheinung  sogleich  , wenn  man  die  positive  Electrode  in  gesäuertes 
Wasser  taucht  und  der  Oberfläche  desselben  vorsichtig  einen  Platinstab  nähert, 
der  als  negative  Electrode  dient.  Sowie  dieser  Stab  das  Wasser  berührt  oder 
etwa  lmm  lief  eingetaucht  wird  , erblickt  man  rings  um  den  eingetauchten  Stab 
ein  violettes  Licht  und  hört  ein  schwaches  Knistern.  Taucht  mau  den  Stab  tie- 
fer ein,  so  erlöscht  das  Licht  und  das  Wasser  wird  wieder  kräftig  zersetzt.  — 
Bei  allen  Zersetzungen,  selbst  bei  sehr  schwachen  Säulen,  war  das  Sauerstoffgas 
stets  von  einem  weissen  Nebel  begleitet,  der  mit  der  Stärke  der  Batterie  zunahm. 
— Als  Q.  die  Inlucdionsslröme  mittelst  Wollastonscher  Röhren  (Gilberts  Ann. 
Bd.  XXIII.  S.  424.)  in  die  Flüssigkeit  leitete,  gelang  es  ihm  diese  auch  durch 
den  von  Ruhmkorff  construirten  Inductionsapparat  zu  zersetzen.  Er  zersetzte 
nicht  allein  Wasser,  sondern  auch  schlechlleitende  Flüssigkeiten,  wie  Naphtha, 
Terpentinöl,  Aetber,  Alkohol  etc.  Mit  zwei  Bunsenschen  Elementen  erhielt  er 
bei  der  Zersetzung  des  Letzteren  stündlich  40  Cubikcenlimeler  Gas.  — Beim 
angesäuerlen  Wasser  waren  die  Resultate  folgende:  1)  Das  Wasser  wurde  un- 

ter einem  sehr  lebhaften  Knistern  zersetzt.  2)  Am  Ende  eines  jeden  Platindrahls 
sieht  man  eine  Reihe  kurzer  electrischer  Funken,  ähnlich  einem  stetigen  Feuer, 
wie  wenn  zwei  brennende  Lämpchen  mitten  im  Wasser  befindlich  wären.  Diese 
beiden  Lichter  haben  im  Allgemeinen  ungleiche  Farben,  das  eine  ist  violett,  das 
andere  ins  Rothe  fallend.  Das  erste  zeigt  sich  an  der  Electrode  , die  für  die 
beim  Oeffnen  entstehenden  Inductionsslröme  die  negative  ist.  Beide  Lichter  las- 
sen sich  übrigens  beliebig  von  einander  entfernen.  3)  Sind  die  Wollastonschen 
Röhren  gut  bereitet,  so  werden  die  Gasblasen  an  jeder  Electrode  mit  einer  gros- 
sen Kraft  fortgeschleudert.  Macht  man  die  Drahtenden  horizontal , so  erhält 
man  von  jedem  derselben  einen  Strom  von  Bläschen  , der  sich  mehrere  Ceuti- 
meter  weit  horizontal  erstreckt,  ehe  er  merklich  in  die  Höhe  steigt.  Bringt 
man  eine  der  Electroden  bis  nahe  an  die  freie  Oberfläche  der  Flüssigkeit,  so 
werden  zahlreiche  Wassertröpfchen  3 — 4 Decimeter  hoch  in  die  Luft  geschleu- 
dert. 4)  Die  an  jeder  Electrode  aufgefangenen  Gase  enthalten  zugleich  Sauer- 
stoff und  Wasserstoff.  Zum  Theil  rührt  dies  davon  her,  dass  die  Inductions- 
ströme  abwechselnd  entgegengesetzte  Richtungen  haben  ; zum  Theil  zersetzt  das 
starkerhitzte  Platin  das  Wasser.  Freilich  konnte  nicht  das  geringste  Anzeichen 
von  Glühen  an  den  Enden  der  Drähte  wahrgenommen  werden ; ausserhalb  des 
Wassers  glückte  es  jedoch  die  Platindräbte  mit  Hilfe  der  Wollastonschen  Röh- 
ren ins  Glühen  , ja  selbst  bis  zum  Schmelzen  zu  bringen.  Der  Draht  umgiebt 


483 


sich  hierbei  mit  einer  violetten  Aureole,  sobald  er,  bei  Unterbrechung  des  Vol- 
taschen Stromes  des  Apparates  , negativ  ist.  Noch  leichter  bewirkt  man  das 
Glühen  und  Schmelzen  des  Platins  durch  Verknüpfung  zweier  RuhmkorfFschen 
Maschinen.  Auf  diese  Weise  erhielt  Q.  in  der  Luft  viel  längere  Funken  als  ge- 
wöhnlich ; auch  machte  er  die  merkwürdigen  Eigenthümlichen  derselben  sehr 
sichtlich.  5)  Wenn  die  Wallastonschen  Röhren  eine  Zeit  lang  zur  Wasserzer- 
setzung gebraucht  werden,  verändern  sie  sich.  Das  an  den  Draht  angeschmolzene 
Glas  nutzt  sich  ab  und  verschwindet , wie  wenn  es  forlgerissen  wäre , wodurch 
dann  rings  um  den  Draht  ein  kleiner  Ring  bloss  gelegt  wird.  Auch  der  Platin- 
draht nutzt  sich  ab.  - — Rei  der  Zersetzung  mehrerer  schlecht  leitender  Flüs- 
sigkeiten erhielt  Q.  nicht  ganz  dieselben  Gase,  welche  andere  Physiker  mittelst 
der  gewöhnlichen  electrischen  Funken  bekamen.  ( Compt . rend.  T.  XXXVI. 

p.  1012.)  B. 

V e r d u und  S auv  a r e , über  das  Entzünden  von  Minen  durch 
den  electrischen  Strom.  — In  Frankreich  sprach  zuerst  Gilbert  in 
seinem  unterirdischen  Kriege  1805  davon , die  Minerj  durch  den  electrischen 
Funken  zu  entzünden.  1832  wurden  darüber  in  den  Genieschulen  Versuche  an- 
gestellt, die  jedoch  nicht  weiter  verfolgt  wurden,  da  die  Electrisirmaschine  zu 
einem  Gebrauch  im  Kriege  nicht  geeignet  war.  Sie  wurden  erst  wieder  aufge- 
nommen, nachdem  die  ßunsensche  ßatterie  bekannt  geworden  war  und  nun  ver- 
schallte sich  die  neue  Sprengungsmethode  überall  bald  Geltung.  Bis  auf  eine 
Entfernung  von  1000  Fuss  werden  Sprengungen  sehr  leicht  ausgeführt.  Als  man 
jedoch,  nachdem  der  unterseeische  Telegraph  bereits  gelegt  worden  war,  von 
Frankreich  aus  eine  auf  dem  jenseitigen  Ufer  des  Kanales  stehende  Kanone  durch 
den  electrischen  Funken  abfeuern  wollte , waren  dazu  240  Elemente  nölhig. 
Hierdurch  wurde  der  spanische  Oberstlieutenant  Verdu  , der  diesem  Experiment 
in  England  beiwohnte,  auf  den  Gedanken  gebracht,  die  gewöhnliche  Batterie  mit 
dem  Ruhmkorflschen  Induclionsapparat  zu  verbinden.  Bei  Anwendung  von  2 Bun- 
senschen  Elementen  flogeu  die  Minen  auf  in  Entfernungen  von  600,  1000,  4800, 
7000  und  endlich  26,000  Meter,  ln  dem  letzten  Falle  halte  man  die  Erde  mit 
als  Leiter  eingeschaltet.  Es  war  schon  ein  Resultat  von  Wichtigkeit  die  Zahl 
der  Elemente  bis  auf  2 eingeschränkt  zu  haben,  da  deren  Transport  und  Hand- 
habung bei  Kriegsfällen  doch  ernste  Schwierigkeiten  darbieten.  Verdu  ging  aber 
noch  weiter,  indem  er  die  Elemente  ganz  entbehrlich  machte  und  an  deren 
Stelle  den  Clarkeschen  Apparat  setzte,  mit  dessen  Hilfe  er  Minen  auf  5600  Me- 
ter Entfernung  unter  Wasser  entzündete.  — Zu  gleicher  Zeit  beschäftigte  sich 
auch  der  franz.  Capt.  Savare  mit  ähnlichen  Versuchen.  Er  richtete  sein  Haupt- 
augenmerk auf  eine  Verbesserung  der  ßunsenschen  Batterie.  Sobald  aber  Ver- 
du’s  Versuche  bekannt  wurden,  schlug  auch  er  einen  andern  Weg  ein.  Er  be- 
schäftigte sich  nun  ausschliesslich  damit  die  Induclionsströme  zur  Anwendung 
zu  bringen,  die  grosse  Vorlheile  vor  der  ßatterie  gewähren.  Er  hat  den  Zünd- 
büchsen eine  solche  Construction  gegeben,  dass  sie  selbst  durch  die  schwächsten 
Ströme  in  Brand  gerathen.  Ferner  sprengt  er  eine  fast  unbegrenzte  Zahl  von 
Minen  genau  gleichzeitig.  Bei  Anwendung  des  Clarkeschen  Apparates  fielen  die 
Resultate  so  befriedigend  aus,  dass  Ruhmkortl'  jetzt  damit  beschäftigt  ist,  diesen 
mit  der  Inductionsmaschine  zu  vereinigen  und  zwar  der  Art , dass  das  Ganze 
nur  einen  kleinen  Raum  einnimmt.  ( L’ Inst . Nr.  1062.  p.  158.)  B. 

Chemie.  — Baum  hau  er  empfiehlt  (Ann.  d.  Chem.  u.  Pharm.  Bd. 
XC.  pag.  15.)  an  satt  der  Korke  zum  Verbinden  von  Glasröhren  und  Fla- 
schen Kapseln  von  vulkanisirtem  Caoutschouc,  die  der  Einwirkung 
der  meisten  Agentien  widerstehen.  Eine  Flasche  mit  einer  weiten  OefFnung  und 
einer  solchen  Kapsel  ersetzt  vollkommen  die  Wonlfiscbe  Flasche.  Mit  einem  gu- 
ten Korkbohrer  bringt  man  in  den  Boden  der  Kapsel  eine  beliebige  Zahl  von 
Löchern  an,  deren  Durchmesser  bedeutend  geringer  ist,  als  der  der  Glasröhren, 
zu  deren  Aufnahme  sie  dienen  sollen.  Dann  ist  man  eines  luftdichten  Verschlus- 
ses sicher.  Bei  sorgfältiger  Behandlung  können  diese  Kapseln  jahrelang  gebraucht 
werden.  Auch  in  der  Haushaltung  sind  sie  anstatt  der  schmutzigen  und  lästigen 


484 


Thierblasen  zum  luftdichten  Verschluss  anzuempfehlen.  — Neue  Röhren  von 
vulkanisiriem  Caoutschouc  scbliessen  manchmal  nicht  luftdicht  wegen  des  anhän- 
genden pulverförmigen  Schwefels,  den  man  leicht  durch  Waschen  mit  Schwefel- 
kohlenstoff entfernen  kann.  W.  ß. 

Die  häufige  Anwendung  des  Schwefelwasscrsloffgases  in  den  Laboratorien 
ist  mit  grossen  Uebelständen  verknüpft,  die  selbst  nicht  alle  durch  die  in  neue- 
rer Zeit  von  Kipp  und  Fresenius  angegebenen  Apparate  beseitigt  werden.  Zudem 
sind  diese  complicirt  und  theuer.  Bau  in  hau  er  hat  (a.  a.  0.  pag.  17.)  einen 
sehr  einfachen  Apparat  zur  Entwickelung  von  Schwefelwas- 
serstoffgas angegeben,  der  selbst  von  ungeübten  Händen  hergestellt  werden 
kann  und  sehr  brauchbar  zu  sein  verspricht.  Es  ist  ein  gewöhnliches  Hafen- 
glas, in  welchem  oben  zur  Seite  eine  Oeffnung  angebracht  ist.  In  diese  wird 
eine  Glasröhre  fest  eingekittet , die  durch  einen  Mohrschen  Quetschhahn  ver- 
schlossen werden  kann.  In  das  Glas  wird  ein  Trichter  von  Blei  oder  Thon 
ohne  Stiel  gestellt,  dessen  oberer  Rand  von  gleicher  Grösse  mit  dem  Hafen  ist, 
während  der  untere  Theil  des  ersteren  beinahe  bis  auf  den  Boden  des  Hafens 
reicht.  Mit  dem  Trichter  ist  unten,  wenige  Zolle  von  seinem  Ende,  eine  bleierne 
oder  thöncrne  Platte  verbunden.  Sie  dient  zur  Aufnahme  des  Schwefeleisens 
und  ist  daher  mit  einer  Menge  kleiner  Oetfnungen  versehen.  Der  Trichter  dient 
zur  Aufnahme  der  verdünnten  Schwefelsäure,  bei  deren  Einfüllung  er  umgekehrt 
und  oben  mit  einer  lmm  dicken  Caoutschouckapsel  verschlossen  wird.  Beim 
Einsetzen  in  den  Hafen,  der  auch  etwas  verdünnte  Schwefelsäure  enthält,  ver- 
schliesst  man  die  untere  Oeffnung  des  Trichters  mit  dem  Finger.  Mit  der  zum 
Verschluss  des  Trichters  dienenden  Kapsel  verschliesst  man  gleichzeitig  den  gan- 
zen Apparat.  — Beim  Gebrauch  öffnet  man  den  Hahn  und  drückt  mit  der  Hand 
auf  die  Caoutschoucplatte.  Die  Schwefelsäure  tritt  nun  an  das  Schwefeleisen 
und  entbindet  Schwefelwasserstoffgas.  Wird  der  Hahn  geschlossen,  so  wird  die 
Schwefelsäure  in  den  Trichter  zurückgedrängl , wenn  der  Druck  auf  die  Caout- 
schoucplalte  aufhört,  die  jetzt  eine  convexe  Form  annimmt,  da  das  feuchte  Schwe- 
feleisen noch  mehr  Schwefelwasserstoffgas  entwickelt  und  noch  mehr  Schwefel- 
säure in  den  Trichter  drängt.  — Zur  Erzeugung  eines  anhaltenden  starken 
Stroms  von  Schwefelwasserstoffgas  bringt  man  auf  die  Caoutschoucplatte  eine 
schwere  Kugel.  W.  B. 

M.  Simpson,  on  two  new  melhods  forthe  determinatiou 
of  nit  logen  in  organic  and  inorganic  compounds.  — Im  Begriff 
eine  Reihe  von  Untersuchungen  von  Nitroverbindungen  auszuführen,  fand  Simp- 
son die  grössten  Schwierigkeiten  bei  Bestimmung  des  Stickstoffs  derselben. 
Keine  der  ihm  bekannten  Methoden  gab  so  genaue  Resultate,  als  nöthig  *).  Des- 
halb hat  derselbe  zwei  Methoden  geprüft , welche  namentlich  darauf  ausgehen 
die  Verbrennung  der  Substanz  vollständig  zu  erzielen.  Beide  haben  zum  Zweck, 
den  Stickstoff  dem  Volum  nach  zu  bestimmen.  Durch  die  eine  jedoch  wird 
nur  die  relative  Menge  Stickstoff’  und  Kohlensäure , die  erzeugt  werden  , durch 
die  andere  aber  direct  das  Volum  des  Stickstoffs  gefunden.  — Will  man  sich 
der  ersterwähnten  Methode  bedienen , so  füllt  man  ein  an  einem  Ende  zuge- 
schmolzenes und  an  diesem  Ende  in  einen  stumpfen  Winkel  gebogenes  Rohr  in 
folgender  Weise.  In  dieses  herabgebogene  Ende  bringt  man  8 bis  9 Grm.  ge- 
schmolzenen und  gepulverten  chlorsauren  Kali’s.  Darauf  bringt  man  einen  lo- 
sen Asbestpfropf  in  die  Nähe  dieses  Winkels , darauf  etwa  2 Grm.  Quecksilber- 
oxyd, und  dann  einen  zweiten  Asbestpfropf.  Auf  diesen  wird  die  Mischung  von 
0,1  Grm.  der  zu  untersuchenden  Substanz  mit  IV2  Grm.  Kupferoxyd  und  4 ■}/* 
Grm.  Quecksilberoxyd  geschüttet,  die  eine  Strecke  von  6 — 7 Zollen  im  Rohr 


*)  Simpson  hat  offenbar  die  von  mir  angegebene  Methode  den  Stickstoff 
zu  bestimmen  nicht  gekannt , welche  im  Jahresber.  d.  naturw.  Vereins  zu  Halle 
1852  S.  50*  und  Poggend.  Ann.  Bd.  85.  S.  263  * beschrieben  ist.  Sie  würde 
noch  vollkommener  seinen  Ansprüchen  genügt  haben,  als  die  von  ihm  angewen- 
deten. W.  Heintz. 


485 


einnimmt.  Hierauf  werden  zwei  Asbestpfropfen  eingebracht,  die  einen  2 Zoll 
langen  leeren  Raum  zwischen  sich  lassen,  worauf  ein  Gemisch  von  3 Grm.  Queck- 
silberoxyd mit  1 Grm.  Kupferoxyd  und  0,07  Grm.  der  Substanz  eingefüllt  wird. 
Auf  einen  darauf  geschobenen  Asbestpfropf  folgt  endlich  eine  6 — 7 Zoll  lange 
Schicht  sehr  fein  vertheilten  metallischen  Kupfers,  die  mindestens  8 — 10  Grm. 
betragen  muss.  An  dem  vorderen  Ende  wird  das  Rohr  nun  in  ein  dünnes  Rohr 
ausgezogen  , das  durch  einen  Kautschukverband  mit  einem  Gasenlwicklungsrohr 
verbunden  ist,  das  unter  Quecksilber  mündet.  - — Die  Verbrennung  geschieht  in  der 
Weise,  dass  zuerst  das  Ende  des  Rohrs,  das  das  chlorsaure  Kali  enthält,  erhitzt 
wird,  bis  die  SanerstofTentwicklung  im  Gange  ist,  worauf  man  das  reine  Queck- 
silberoxyd bis  zur  beginnenden  Zersetzung  erhitzt.  Ist  das  chlorsaure  Kali  in 
Chlorkalium  verwandelt,  so  erhält  man  hier  die  Glühhitze  fortdauernd  und  er- 
hitzt nun  den  leer  gebliebenen  Raum  und  darauf  das  metallische  Kupfer  bis 
zum  Glühen,  beginnt  das  Quecksilber  in  dem  Gasentwicklungsrohr  zu  steigen, 
so  erhitzt  man  einen  kleinen  Theil  des  dem  chlorsauren  Kali  entfernt  liegenden 
Gemisches  der  Substanz  und  verbrennt  es  allmälig  vollständig.  Ist  dies  ge- 
schehen, so  wird  die  mit  Quecksilber  und  einem  Tropfen  Wasser  gefüllte  Maass- 
glocke für  den  Stickstoff  über  die  Mündung  des  Gasentwicklungsrohrs  gestülpt 
und  uun  die  Verbrennung  der  hinteren  Mischung  langsam  eingeleitet.  Ist  sie 
vollendet  so  wird  endlich  das  zwischen  dieser  Schicht  und  dem  chlorsauren  Kali 
befindliche  Quecksilberoxyd  durch  Glühhitze  zersetzt.  Nun  wird  das  Volum  des 
Gases  in  der  gewöhnlichen  Weise  gemessen  und  die  Kohlensäure  durch  Kali 
absorbirt,  worauf  das  rückständige  Stickgas  ebenfalls  gemessen  wird.  Aus  dem 
Verhältnis  der  Volumina  dieser  beiden  Gase  schliesst  man  auf  das  Atomverhält- 
niss.  Die  Versuche,  die  der  Verfasser  mit  Hülfe  dieser  Methode  ausgeführt  hat, 
beweisen,  dass  sie  zu  richtigen  Resultaten  führt.  Die  Vortheile  derselben  be- 
stehen daiin,  dass  der  Sauerstoff,  der  sich  im  Rohr  im  Überschuss  entwickelt, 
die  Substanz  vollständig  verbrennt , ohne  dass  doch  die  aufzufangenden  Gase 
durch  Oxydationsstufen  des  Stickstoffs  verunreinigt  sein  können,  die  durch  das 
glühende  Kupfer  vollständig  zu  Stickstoff  reducirt  werden*),  und  dass  fast  die 
ganze  Menge  des  erzeugten  Gases  aufgefangen  werden  kann.  Die  Nachtheile  der- 
selben bestehen  darin,  dass  die  atmosphärische  Luft  nicht  ganz  vollkommen  aus 
dem  Rohr  entfernt  werden  kann,  und  dass  die  Genauigkeit  der  Resultate  von 
der  Kohlenstoffbestimmung  abhängig  ist.  — Die  andere,  directe  Methode,  den 
Stickstoff  als  Gas  zu  bestimmen,  ist  folgende.  Ein  gerades  Verbrennungsrohr 
wird  an  einem  Ende  zugeschmolzen,  und  das  zugeschmolzene  Ende  mit  einer 
Mischung  von  zwölf  Grammen  kohlensauren  Manganoxyduls  und  2 Grm.  Queck- 
silberoxyd gefüllt.  Hierauf  wird  ein  Pfropf  von  Asbest  eingebracht,  der  einen 
Zoll  langen,  leeren  Raum  lässt.  Die  getrocknete  und  gewogene  Substanz  (0,5 
bis  0,6  Grm.)  wird  mit  dem  40  bis  50fachen  Gewicht  einer  Mischung  von  2 
Theilen  Kupferoxyd  mit  272  Theilen  Quecksilberoxyd  genau  gemengt  und  nach- 
dem 1 Grm.  unvermischten  Quecksilberoxyds  in  das  Rohr  eingebracht  ist,' gleich- 
falls eingeschüttet.  Der  Mörser  wird  mit  elwras  Kupferoxyd  und  Quecksilberoxyd 
ausgerieben , die  ebenfalls  in  das  Rohr  gefüllt  werden.  Jetzt  wird  ein  neuer 
Asbestpfropf  eingeschoben,  worauf  2 — 3 Zoll  des  Rohrs  mit  Kupferoxyd  und 
endlich  7 bis  8 Zoll  mit  metallischem  Kupfer,  12  — 15  Grm.  an  Gewicht,  ge- 
füllt werden.  Jetzt  wird  das  Rohr  in  ein  dünnes  Rohr  ausgezogen,  an  welches 
das  unter  Quecksilber  mündende  Gasleitungsrohr  durch  einen  Kautschukverband 
befestigt  wird.  — Soll  die  Verbrennung  nun  beginnen,  so  erhitzt  man  das  Ende 
des  Rohrs,  wo  sich  das  kohlensaure  Manganoxydul  befindet,  doch  so,  dass  es 
nur  am  äussersten  Ende  in  einer  Länge  von  IY2  bis  2 Zollen  zersetzt  werden 
kann.  Nachdem  die  Gasenlwickelung  nur  einige  Minuten  gedauert  hat,  entfernt 


*)  Die  Vorstellung,  dass  hierzu  namentlich  der  in  dem  Rohr  befindliche 
Quecksilberdampf  mitwirkt,  welche  Simpson  ausspricht,  scheint  nicht  gerechtfer- 
tigt, da  die  Zersetzung  des  Stickstoffoxyds  durch  Quecksilber  nur  unter  Bildung 
von  Quecksilberoxyd  vor  sich  gehen  kann,  das  bei  der  Temperatur,  die  im  Rohr 
stattfindet,  selbst  zersetzt  wird. 


486 


man  die  Kohlen  von  diesem  Ende  und  erhitzt  dagegen  den  mittleren  Tlieil  des 
kohlensanren  Manganoxydnls  so,  dass  ein  schneller  Gasstrom  zu  Stande  kommt. 
Wenn  der  Gassirom  schwacher  zu  werden  beginnt,  entfernt  man  auch  hiervon 
die  Kohlen  und  erhitzt  das  vordere  Drittel  dieses  Salzes,  und  gleichzeitig  wird 
in  dem  vordem  Theil  des  Rohrs  das  Kupfer  und  nicht  gemischte  Kupferoxyd 
erhitzt.  Hat  die  Gasentwickelung  aufgehört,  so  wird  das  Ende  des  Gasenlwicke- 
lungsrohrs  unter  die  Glocke  gebracht , welche  zum  Anhängen  des  Gases  dienen 
soll,  und  die  mit  etwa  1(3  — 17  Kubikcentimetern  einer  concentrirlen  Kalilauge 
und  übrigens  mit  Quecksilber  vollständig  gefüllt  ist.  Nun  beginnt  die  Verbren- 
nung der  organischen  Substanz,  die  wie  gewöhnlich  ansgeführt  wird.  Zuletzt 
wird  das  Ende  des  Rohrs,  welches  das  kohlensaure  Manganoxydul  enthält,  er- 
hitzt, um  mit  Hülfe  der  sich  hier  entwickelnden  Kohlensäure  den  Stickstoff,  der 
im  Rohr  enthalten  ist,  auszutreiben.  Das  Volum  aufgefangenen  Gases,  das  durch 
das  kaustische  Kali  von  Kohlensäure  befreit  ist,  kann  nun  gemessen  werden. — 
Auch  bei  dieser  Methode  der  Slickstoffbestimmung  ist  die  vollkommene  Ver- 
brennung der  Substanz  gesichert.  Dieselbe  ist  anwendbar  für  jede  beliebige 
stickstoffhaltige  Substanz  und  bedarf  nur  weniger  Stunden  zur  Beendigung  einer 
Analyse.  Sie  macht  jedoch  keine  Correction  für  den  Fehler  möglich,  welcher 
dadurch  entsteht,  dass  weder  beim  Beginn  der  Verbrennung  alle  atmosphärische 
Luft,  noch  nach  Beendigung  derselben  aller  Stickstoff  aus  dem  Rohr  ausgelrie- 
ben  werden  kann,  eine  Correction,  welche  nach  der  von  mir  beschriebenen  Me- 
thode leicht  auszuführen  ist.  ( Quart . Journ.  of‘  t he  ehern,  soc.  Vol.  VI. 
p.  289.*)  W.  Heintz. 

Osann,  über  active  Modificalionen  des  Sauerstoffs  und 
des  Wasserstoffs.  — • ßd.  I.  pag.  874.  haben  wir  mitgelheilt,  dass  nach 
0.  der  bei  der  galvanischen  Zersetzung  gewonnene  Wasserstoff  unter  Umständen 
Silbersalze  reducirt.  Er  nennt  diesen  Zustand  des  Gases  den  acliven  und  den 
gewöhnlichen  den  passiven.  Jetzt  war  es  ihm  darum  zu  thun , den  Sauerstoff 
in  einen  gleichen  Zustand  zu  versetzen.  — Zwei  länglich  viereckige  Stücke  aus 
Bunsenschen  Kohlenelementen  geschnitten,  3'/2"  lang  und  V 2"  breit,  wurden 
sorgsam  von  Eisen  und  Schwefel  befreit.  Dann  wurden  an  ihren  schmäleren 
Endflächen  2 Löcher  eingebohrt,  welche  dazu  dienen  sollten,  die  Leilungsdrälile 
des  Eleclromotors  aufzunehmen.  Als  solcher  diente  eine  kleine  Grovesche  Säule. 
Als  electrolylische  Flüssigkeit  wurde  eine  Mischung  von  200  R.  Th.  Wasser 
und  5 R.  Th.  Schwefelsäure  angewendet.  Bei  der  Schliessung  der  Säule  beob- 
achtete er  die  bemerkeuswerlhe  Erscheinung,  dass  der  Sauerstoff  am  positiven 
Pol  sich  eher  entwickelt,  als  der  Wasserstoff  am  negativen,  während  man  mei- 
nen sollte  , dass  gerade  das  umgekehrte  Verhältniss  eintreten  müsse.  Denn  da 
die  Kohle  ein  beträchtliches  Absorptionsvermögen  für  den  Sauerstoff  bat,  aber 
nur  ein  ganz  geringes  für  den  Wasserstoff  und  zu  jeder  Wirkung  eine  gewisse 
Zeit  erforderlich  ist,  so  sollte  angenommen  werden  können,  dass  die  Absorption 
des  Wasserstoffs  langst  beendet  sei,  während  die  des  Sauerstoffs  noch  im  Gange 
sich  befände.  Es  muss  hier  aber  noch  ein  anderes  Vermögen  in  Betracht  ge- 
zogen werden.  Bekanntlich  hat  das  Wassei  stoffgas  ein  dreimal  so  grosses  Dif- 
fusionsvermögen als  das  Sauerstolfgas.  Ersteres  dringt  daher  in  viel  feinere  Po- 
ren ein  als  letzteres.  Und  da  hierzu  ebenfalls  Zeit  erforderlich  ist,  so  wird 
das  Eindringen  des  Wasserstoffgases  in  die  Poren  der  Kohle  noch  nicht  beendet 
sein,  während  das  des  Sauersloffgases  bereits  seine  Grenze  erreicht  hat.  — Nach 
Verlauf  von  5 Minuten  wurde  die  hydrogenirte  Kohle  in  eine  Auflösung  von  schwe- 
felsaurem Silberoxyd  gebracht  und  die  oxygenirte  in  eine  Lösung  von  Slai keklei - 
ster,  versetzt  mit  Jodkalium,  Nach  einer  Minute  begann  die  Reaction  des  Sil- 
bersalzes und  auch  die  Jodkaliumflüssigkeit  wurde  violett,  zuletzt  ganz  schwarz. 
Die  Menge  des  ausgeschiedenen  Silbers  betrug  0,1122  Grm.,  wobei  das  Silber 
nicht  gerechnet  ist,  was  sich  in  die  Poren  gezogen  hatte.  — Man  könnte  ge- 
gen die  aufgestellte  Ansicht:  die  Gase  seien  hier  in  dem  Zustande  eigener  Mo- 
dificationen , einwenden,  dass  sie  mit  den  Kohlenstücken  und  den  leitenden 
Flüssigkeiten  galvanische  Ketten  bildeten,  deren  Wirkung  eben  die  Reduclion  zur 
Folge  hätte.  Um  hierüber  ins  Reine  zu  kommen,  diente  folgender  Versuch,  ln 


487 


eine  an  einem  Ende  geschlossene  Glasrühre  wurde  ein  Kohlenstück  gethan  und 
der  freie  Raum  mit  einer  Auflösung  von  schwefelsaurem  Silberoxyd  gefüllt.  Hier- 
auf wurde  die  Röhre  mit  ihrem  offenen  Ende  unter  derselben  Flüssigkeit  um- 
gekehrt und  jetzt  die  Röhre  halb  mit  Wasser  gefüllt,  ohne  dass  hier,  selbst  nach 
mehreren  Tagen  , eine  Ausscheidung  von  Silber  wahrgenommen  werden  konnte. 
Bei  dem  ähnlichen  Versuch  mit  der  Jodkaliumflüssigkeit  zeigten  sich  zwar  gleicii 
anfänglich  einige  kleine  Streifen  an  der  Oberfläche  der  Kohle,  die  jedoch  stets 
nach  mehreren  Tagen  nicht  zugenommen  hatten.  Sie  lassen  sich  aus  der  gros- 
sen Absorptionsfähigkeit  der  Kohle  für  das  Sauerstoffgas  erklären,  in  Folge  des- 
sen das  in  die  Foren  eingedrungene  Gas  die  besagte  Moditication  erlangen  musste. 
(Journ.  f.  pract.  Chem.  Bd.  LXl.  p.  500.)  W.  B. 

G.  Gore,  Electro-  dcposition  of  aluminium  and  siliciurn. 
— G.  hat  auf  folgende  Weise  metallisches  Aluminium  erhalten.  Thonerdehydrat 
wird  mit  einer  zu  seiner  Lösung  unzureichenden  Menge  Salzsäure  eine  Stunde 
gekocht,  worauf  die  klare  Flüssigkeit  abgegossen  und  etwa  mit  dem  sechsten 
Theil  ihres  Volums  Wasser  vermischt  wird.  In  diese  Mischung  stellt  G.  einen 
porösen  irdenen  Kessel , der  eine  Mischung  von  einem  Maass  Schwefelsäure  mit 
zwölf  Maass  Wasser  und  eine  amalgamirte  Zinkplatte  enthält.  In  die  Lösung 
des  Chloraluminiums  bringt  er  ein  Stück  Kupfer,  dessen  untergetauchte  Ober- 
fläche der  jenes  Stücks  Zink  gleich  kommt.  Beide  Metalle  werden  durch  einen 
Kupferdraht  verbunden.  Nach  einigen  Stunden  hat  sich  das  Kupfer  mit  metal- 
lischem Aluminium  überzogen,  das  durch  Poliren  die  weissgraue  Farbe  des  Pla- 
tins annimmt,  sich  an  der  Luft  und  im  Wasser  nicht  oxydirt,  wohl  aber  durch 
Schwefelsäure  und  Salpetersäure  (concentrirt  oder  verdünnt)  aufgelöst  wird.  G. 
fand,  dass  wenn  man  die  Flüssigkeiten  warm  macht,  und  eine  Kupferplatte  an- 
wendet die  etwas  kleiner  ist,  als  die  Zinkplatle,  die  Abscheidung  des  Alumi- 
niums in  weniger  als  einer  halben  Minute  vor  sich  gebt.  Beschleunigen  konnte 
G.  diesen  Process  durch  Einschaltung  von  einer,  zwei  oder  drei  kleinen  Smee- 
schen  Batterien.  Auch  essigsaure  Thonerde  und  Alaun  kann  zur  Gewinnung 
des  Aluminiums  auf  diesem  Wege  benutzt  werden.  — Um  Silicium  zu  gewin- 
nen löst  G.  einen  Theil  Wasserglas  in  12  Theilen  Wasser  auf  und  leitet  ganz 
wie  oben  beschrieben  den  Prozess  der  electrischen  Zersetzung  ein  , der  durch 
einige  kleine  Smeesche  Batterien  befördert  werden  muss.  Das  so  gewonnene 
Silicium  beschreibt  G.  als  ein  weisses  Metall  (?),  das  dem  Silber  sehr  nahe 
kommt.  Die  übrigen  Eigenschaften  desselben  hat  er  noch  nicht  untersucht. 
( Phil . mag.  Vol.  VII.  p.  227*.)  fl....* 

ßrush,  über  eine  neue  Probe  für  Zirkonerde. — Eine 
einfache  und  characterislische  Probe  für  Zirkonerde  bietet  die  orangerolhe  Fär- 
bung, welche  dem  Cürcumapapier  durch  salzsaure  Lösungen  dieser  Erde  ertheilt 
wird.  Diese  Färbung  war  bei  einer  3000fachen  Verdünnung  noch  sehr  tief  und 
bei  einer  weiteren  2000fachen  konnte  die  Reaction  noch  wahrgenommen  wer- 
den. Die  einzige  zu  beachtende  Vorsichlsmaassregel  ist  die  , dass  die  Lösung 
nicht  so  sauer  sein  darf,  dass  das  Papier  durch  die  Säure  selbst  eine  Farben- 
veränderung erleidet.  Enthält  die  Lösung  einen  Ueberschuss  von  Eisen,  so  wird 
dieses  erst  in  Chlorür  verwandelt;  die  Reaction  muss  dann  so  fort  beobachtet 
werden  , da  sich  das  Eisen  beim  Ausselzen  an  die  Luft  und  beim  Trocknen 
oxydirt  und  das  Papier  färbt.  Ist  der  Gehalt  der  Lösung  an  Zirkonerde  sehr 
gering,  so  lässt  man  das  Papier  1/i  bis  1 Minute  in  der  Lösung.  Die  Reaction 
tritt  deutlicher  hervor,  wenn  die  Lösung  warm  ist.  ( Journ  f.  pract.  Chem. 
Bd.  LXIl.  p.l.)  W.B. 

Kobell,  über  die  Bestimmung  von  Thonerde  und  Eisen- 
oxyd. — Um  das  sehr  langwierige  Auswaschen  des  gallertartigen  Thonerdehy- 
drates zu  beschleunigen,  trocknete  K.,  nachdem  einige  Male  Wasser  aufgegossen 
wmrden , den  Niederschlag  und  erhitzte  ihn  dann  mit  dem  Filter  im  Platintiegel 
bis  zum  anfangenden  Glühen.  Bei  der  nun  zerriebenen  Masse  ging  das  Auswa- 
schen sehr  schnell  von  Statten.  Ebenso  kann  man  mit  dem  Eisenoxyd  verfah- 
ren, welches  zur  Trennung  der  Thonerde  mit  Kalilauge  behandelt  wurde.  Man 


488 


erhitzt  es  unmittelbar  mit  dem  Filtrum  zum  Glühen  und  kann  es  nun  von  der 
kleinen  Menge  Kali  durch  Auswaschen  leicht  und  schnell  befreien.  Beim  Wie- 
derauflösen in  Salzsäure  und  Fällen  durch  Ammmoniak  zeigte  sich  in  Gewichte 
nicht  die  geringste  Differenz.  (Ebd.  pag.  97.)  W.B. 

Edmund  Davy,  on  so  me  new  and  simple  methods  of  d e - 
tecting  Manganese  in  natural  and  artificial  compounds  and 
obtaining  its  combinations  for  oeconomical  or  other  uscs. 
— D.  rälh  nicht  kohlensaures  Natron,  sondern  kaustisches  Kali  nicht  auf  einem 
Platin-,  sondern  auf  einem  Silberblech  mit  der  auf  Mangan  zu  prüfenden  Sub- 
stanz in  der  äusseren  Löthrohrflamme  zu  schmelzen,  um  das  grüne  mangansaure 
Kali  zu  erzeugen,  weil  die  Färbung  dadurch  viel  intensiver  wird,  namentlich  wenn 
man  das  Kalihydrat  nicht  in  fester  Form  sondern  in  concentrirter  Lösung  mit 
der  gepulverten  Substanz  mischt  und  das  Wasser  auf  dem  Silberblech  durch  Hitze 
allmälig  austreibt,  welche  dann  erst  bis  zum  Glühen  gesteigert  wird.  — Ein 
zweites  Mittel  Mangan  zu  entdecken,  welches  I).  vorschlägt,  ist  folgendes.  Die 
zu  prüfende  Substanz  wird  mit  dem  gleichen  Gewicht  Schwefel  gemischt  und 
auf  dem  Platinblech  der  Rothglühhitze  zuletzt  in  der  äussern  Flamme  ausgesetzt, 
wodurch  das  Mangan  in  schwefelsaures  Manganoxydul  umgewandelt  wird.  Man 
löst  in  Wasser,  fillrirt  und  setzt  zu  dem  Filtrat  Kaliumeisencvanür,  wodurch  bei 
Gegenwart  von  Mangan  ein  weisser  Niederschlag  entsteht.  Gegenwart  von  Eisen 
stört  die  Reaclion  nicht,  weil  alles  Eisen  als  Eisenoxyd  ungelöst  bleibt,  wenn 
man  die  geglühte  Masse  mit  Wasser  auszieht.  — D.  giebl  ausserdem  Metho- 
den an,  um  leicht  und  schnell  schwefelsaures  Manganoxydul  und  Manganchlorür 
von  einem  etwanigen  Eisengehalt  zu  befreien.  Zu  dem  Ende  braucht  man  ihre 
Lösungen  nur  anhaltend  mit  braunem  Manganoxyd  in  Pulverform  zu  kochen. 
Das  Eisen  fällt  als  Eisenoxyd  nieder  und  Mangan  tritt  an  die  Stelle  des  Eisens. 
Das  hierzu  dienende  Manganoxyd  kann  man  gewinnen  , wenn  man  das  Mangan- 
superoxyd , den  Braunstein,  mit  dem  dritten  Theil  seines  Gewichts  Braunkohle, 
Sägespäne  oder  Stärke  mischt  und  die  Mischung  in  einem  offenen  Tiegel  unter 
Umrühren  etwa  eine  Viertelstunde  der  Rothglühhitze  aussetzt,  oder  so  lange,  bis 
das  Oxyd  gleichförmig  braun  geworden  ist.  (Phil.  mag.  Vol.  Vll.  pag. 
221*.)  H....Z 

Ueber  die  Wirkung  des  Braunsteins  als  Entfärbungsmit- 
tel des  Glases  hat  man  keine  bestimmte  Vorstellung.  Man  nimmt  gewöhn- 
lich an  (Gmelin  Bd.  II.  p.  363.),  dass  dadurch  das  Eisenoxydul  in  Oxyd  ver- 
wandelt wird,  welches  dem  Glase  eine  viel  schwächere  blassgelbe  Farbe  ertheile, 
die  in  dünnen  Lagen  weniger  oder  kaum  sichtbar  ist,  Liebig  hält  es  für 
höchst  wahrscheinlich  , dass  hier  das  Manganoxydul  durch  die  Farbe  wirkt,  die 
es  dem  Glase  für  sich  ertheilt,  so  zwar,  dass  die  grüne  Färbung  des  Eisenoxy- 
duls aufgehoben  wird,  indem  es  seine  eigene  Farbe  damit  gleichzeitig  einbiisst. 
Von  dieser  Wirkung  kann  man  sich  sehr  gut  überzeugen,  wenn  man  die  Lösun- 
gen beider  Salze  mit  einander  mischt ; bei  einem  richtig  getroffenen  Verhältniss 
ist  die  Mischung  ganz  farblos.  Die  beiden  Farben  sind  complementäre  und  he- 
ben sich  auf.  Um  den  Beweis  vollständig  zu  führen  , müsste  man  je  für  sich 
durch  Eisen-  und  Manganoxydul  gefärbte  Gläser  zusammenschmelzen.  ( Ann . d. 
Chem.  u.  Pharm.  Bd.  XC.  p.  i 12.)  W.  B. 

Wicke  hat  (Ebda  pag.  100.)  fossiles  Elfenbein  analysirt,  bei 
welchem  durch  die  Verwitterung  die  innere  Masse  von  der  Zahnrinde  aufs  Voll- 
ständigste getrennt  war,  so  dass  beide  Theile  sehr  gut  für  sieh  untersucht  wer- 
den konnten.  Analyse  des  Za  link  noch  ens.  Phosphorsaure  Kalkerde 
67,94,  phosphorsaure  Magnesia  1,93,  kohlensaure  Kalkerde  18,45,  Eisenoxyd 
Spuren,  Wasser  6,26,  Organische  Substanz  6,38  = 100,96.  Analyse  der 
Zahnrinde.  Phosphorsaure  Kalkerde  47,51,  phosphorsaure  Magnesia  0,53, 
kohlensaure  Kalkerde  10,83,  Eisenoxyd  1,63,  Thonerde  0,72,  Kieselerde 
0,24,  Fluorcalium  1,24,  Wasser  9,63 , Organische  Substanz  8,37  =100,90. 

IV.  B. 


489 


Os'yctognosie.  F.  A.  Genth,  On  a new  meteorite  from 
new  Mexico.  — Dieses  Meteoreisen  ist  sehr  krystallinisch  und  besitzt  deut- 
lich octaedrische  ßlällerdurchgänge.  Die  Farbe  ist  eisengrati , der  Glanz  me- 
tallisch, die  Dehnbarkeit  vollkommen.  Spec.  Gew.  8,130.  — Verdünnte  Sal- 
petersäure löst  es  leicht,  wobei  ein  geringer  unlöslicher  Rückstand  bleibt,  der 
jedoch  durch  starke  Salpetersäure  oder  Königswasser,  noch  leichter  durch  Schmel- 
zen mit  zweifach  schwefelsaurem  Kali  gelöst  wird.  — Dieses  Metoreisen  enthält 
Eisen,  INickel , Kobalt,  vielleicht  auch  etwas  Titan,  das  in  dem  in  verdünnter 
Salpetersäure  Unlöslichen  enthalten  zu  sein  scheint.  Kohle,  Schwefel,  Phosphor, 
Zinn  konnten  nicht  darin  gefunden  werden.  Die  Resultate  der  quantitativen  Ana- 
lyse sind  folgende. 


I. 

II. 

Eisen 

96,17 

95,92 

Nickel 

3,07  i 

3,57 

Kobalt 

0,42  t 

Unlösliches 

0,57 

99,66 

100,06 

Der  in  verdünnter  Salpetersäure  unlösliche  Theil  besieht  aus  Eisen  55,07,  Nickel 
28,78,  Titan  (?)  16,15  — 100.  Genth  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die 
Elemente  in  diesem  unlöslichen  Theile  im  Verhältniss  6 : 3 : 2 = Fe  : Ne  : Ti  (?) 
stehen.  (Phil.  mag.  Vol.  VII.  p.  378.*)  H....Z. 

T.  S.  Hunt,  On  the  composition  and  metamorphosis  of 
some  sedimentär y rocks.  — Hunt  hat  einen  Schiefer  von  St.  Nicolas, 
an  der  Südseite  des  Lorenzstromes  in  der  Nähe  von  Quebeck , der  nach  der 
Beobachtung  von  Logan  bei  St.  Nicolas  in  eine  dem  Serpentin  ähnliche  Sub- 
stanz übergeht,  sowie  letzteres  Mineral  untersucht,  in  der  Hoffnung  durch  diese 
Untersuchung  die  Entstehung  des  Serpentins  aufzuklären.  Es  fand  sich  jedoch, 
dass  letzleies  nicht  Serpentin  ist,  sondern  ein  Silikat  von  Thonerde,  Eisenoxy- 
dul und  Kali.  Seine  Harle  ist  2,5 — 3,0.  Sein  specifisches  Gewicht  2,68—2,78. 
Die  Analysen  I.  II.  III.  sind  mit  diesem  grünen  Mineral,  die  Analyse  IV.  mit 
dem  noch  nicht  in  das  serpentinähnliche  übergegangenen  angeslelll. 


1. 

II. 

111. 

IV. 

Kieselsäure 

48,60 

48,42 

49,13 

48,10 

Thonerde 

27,90 

27,60 

27,80 

28,70 

Eisenoxydul 

5,67 

4,50 

5,90 

4,80 

Kalkerde 

1,51 

2,80 

3,80 

2,10 

Magnesia 

2,20 

1,80 

1,40 

1,41 

Kali 

Natron 

5,30 

1,91 

5,02  ) 
2,78  i 

5,67 

4,49 

1,53 

Wasser 

7,40 

6,88 

6,30 

8,40 

100,49 

99,80 

100 

99,53 

Mangan  fand  sich  in  allen  Proben  nur  spurweise.  Die  Veränderung , die  bei 
der  Umwandlung  des  Schiefers  in  das  serpentinartige  Gestein  stalttindet,  ist 
durch  die  Analyse  nicht  ermittelt  worden  Es  scheint,  dass  sie  nur  in  einer 
inneren  Umsetzung  der  Bestandteile  besteht,  ohne  dass  dabei  die  Quantität 
derselben  wesentlich  verändert  wird.  Dieses  grüne  Mineral  nennt  Hunt  Para- 
phit,  ohne  dadurch  andeuten  zu  wollen , dass  er  es  für  eine  eigene  Mineralspe- 
cies  hielte.  — Eine  ähnliche  Substanz  hat  Shepard  untersucht,  die  in  dem 
Lorenzdistrict  (New-York)  gefunden  worden  ist,  deren  Härte  3,5 — 4,0,  und  de- 
ren specifisches  Gewicht  2,76 — 2,81  war.  Er  fand  darin 


Kieselsäure  47,68 

Thonerde  41,50 

Eisenoxydul  5,48 

Wasser  4,83 


Kalk-  u.  Talkerde  Spuren 

"99,49 

Dieses  Mineral  unterscheidet  sich  daher,  obwohl  es  auch  mit  Serpentin  verwech- 

33 


490 


seit  worden  ist,  von  dem  Paraphit.  Shepard  nennt  es  Dysyntribit.  Dieses  Mi 
neral  ist  neuerlich  von  Smith  und  Drusch  analysirt  worden,  nach  deren  Un- 
tersuchungen reichliche  Mengen  Alkali  darin  enthalten  sind.  Einen  andern  ro- 
then  Schiefer  vom  Etschminfluss  fand  Hunt  wie  folgt  zusammengesetzt. 


Kieselsäure 

66,00 

Thonerde  und  Eisenoxydnl 

24,60 

Kali 

3,67 

Natron 

2,22 

Kalk-  und  Talkerde 

Spuren 

Wasser 

3,00 

99,49 

Dachschiefer,  von  denen  Nr.  I.  von  Kingsey  (Dichtigkeit  2,884),  Nr.  II.  von 
Westbury  (spec.  Gew.  2,711),  Nr.  III.  aus  dem  Wallis  (spec.  Gew.  2,824),  Nr. 
IV.  von  Angers  in  Frankreich  (spec.  Gew.  2,882)  fand  Hunt  wie  folgt  zusam- 
mengesetzt. 


I. 

II. 

III. 

IV. 

Kieselsäure  54,80 

65,85 

60,50 

57,00 

Thonerde  23,15 

16,65 

19,70 

20,10 

Eisenoyydul  9,58 

5,31 

7,83 

10,98 

Kalkerde  1,96 

0,59 

1,12 

1,23 

Talkerde  2,16 

2,95 

2,20 

3,39 

Kali  3,37 

3,74 

3,18 

1,73 

Natron  2,22 

1,31 

2,20 

1,30 

Wasser  3,90 

3,10 

3,30 

4,40 

100,24 

99,50 

100,03 

100,13 

Spuren  von  Mangan  wurden  in  jeder  dieser  Proben  anfgefnnden. — Diese  Schie- 

fer  geben  an  Wasser  so  viel  Alkali 

ab,  dass 

es  deutlich 

alkalisch  reagirt.  Da- 

jenigen derselben,  die  ärmer  an  Alkali  sind. 

, haben  es 

durch  einen  Waschpro- 

zess  verloren.  In  der  Gegend  dieser  Schiefer 

sind  deshalb  auch  alkalische  Quel- 

len  so  häufig,  die  neben  Chlorverbindungen 

der  Alkalimetalle  kohlensaure,  bor- 

saure  und  kieselsaure  Salze  enthalten.  — Die  Letten  des 

Lorenzthaies  enthalten 

auch  immer  noch  viel  Alkali.  Zwei 

solcher 

Letten,  I. 

von  dem  Riviere  ä la 

Graisse,  Rigaud,  II.  von  der  Nachbarschaft  von  Montreal 

, ergaben  bei  der  Ana- 

lyse  folgende  Zahlen: 

I. 

II. 

Kieselsäure 

50,81 

65,58 

Thonerde 

21,70 

13,15 

Eisenoxyd 

5,60 

8,5U 

Kalkerde 

5,32 

1,73 

Talkerde 

2,62 

1,14 

Kali 

2,85 

1,76 

Natron 

2,61 

2,35 

Phosphorsäure  0,74 

0,54 

Kohlensäure 

3,25 

— 

Wasser 

4,50 

5,30 

100,00 

100,00 

( Ibid . p.  234.)  U....Z. 

Weltzien,  über  die  Bohne  rze  von  Rändern.  — W.  fand  die 
Angaben  Walchners  ])  dass  diese  Bohnerze  mit  Königswasser  gelatiniren  und 
aus  einem  Eisenoxydulsilicale  beständen,  nicht  bestätigt,  selbst  nicht  bei  Pro- 
ben, die  ihm  in  Folge  dessen  von  Walchner  selbst  übergeben  worden  waren. 
Das  in  vielen  Chemien  und  Technologien  als  eigenthümliches  Mineral  aufgeführte 
Bohnerz  der  Juraformation  ist  demnach  zu  streichen.  Die  neuerdings  von 
Schenck  ausgeführten  Analysen  ergaben  folgende  Resultate: 


491 


Erzrevier 

Erzrevier 

Altinger  Stollen 

Kandern 

Anggen 

Heuberg 

bei  Schliengen 

Fe203 

71,71 

75,51 

68,70 

70,46 

Al203 

6,71 

6,86 

7,47 

5,88 

SiO3 

13,00 

5,80 

11,80 

13,04 

HO 

8,24 

12,99 

11,53 

11,13 

CaO 

0.60 

Spur 

Spur 

Spur 

100,26 

101,16 

99,50 

100,51 

Somit  sind  diese  Bohnerze  ebenfalls  Thoneisensteine  wie  die  von  anderen  Fund- 
orten. (Arm.  d.  Chem.  u.  Pharm.  Bd.  XC.  p.  123.)  W.  B. 

Nach  v.  Kob  eil  zeigt  der  Chioritoid  von  Bregialten  in  Tyrol  grosse 
Aehnlichkeit  mit  dem  vom  Ural.  Farbe  schwärzlich  grünlich.  Er  kommt  mit 
Quarz  vor,  welcher  ihn  oft  in  ganz  feinen  Spalten  durchsetzt.  K.  hat  diese  Va- 
rietät mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Gehalles  an  Eisenoxyd  und  Eisen- 
oxydul analvsirt.  Die  Resultate  der  Analyse  waren  folgende  : 


Sauerstoff 

SiO3 

26,19 

13,59 

A1203 

38,30 

Fe203 

6,00 

FeO 

21,11 

U2  ! G’00 

MgO 

3,30 

HO 

5,50 

4,88 

100,40 

Da  im  Vergleich  mit  den  andern  Analysen  des  Chloritoids  der  Gehall  an  Kie- 
selerde etwas  zu  gross  ist  und  wahrscheinlich  von  fein  eingemengtem  Quarz 
herrührt,  so  ist  die  Formel  nicht  ganz  genau  feslzustellen.  Sie  nähert  sich 
dern  Ausdruck : 

3MgO  | Al2°3+2Al203Si03+3H0  oder 
Fe2G3,Al2034“?A!203Si03-{-2Mg0,3HO. 

( Journ . f.  pract.  Chem . Bd.  LXl.  p.  92.)  W.  B. 

Mailet,  Analyse  des  Zinnkieses.  — Vom  Michaelsberg  (Corn- 
wall), reiner  als  sonst  gewöhnlich.  In  Quarz  vorkommend,  augenscheinlich  einer 
Ader  in  Granit  entnommen.  Gefüge  scheinbar  krystallinisch ; Farbe  eisenschwarz, 
auf  der  Oberfläche  hie  und  da  schwach  blau  und  roth  angelaufen.  Strich  schwarz, 
Glanz  halbmetallisch.  Bruch  uneben.  Härle  = 4.  Spec.  Gew.  = 4,522.  Vor 
dem  Lölhrohr  gibt  das  Mineral  schweflige  Säure,  Zinnoxyd  und  eine  schwarze 
Kugel,  die  Kupfer  und  Zinn  enthält.  Zusammensetzung:  S 29,46,  Sn  26,85, 
Cu  29,18,  Fe  6,73,  Zn  7,26.  Gangart  0,16 — 99,64.  Stimmt  also  mit  Kuder- 

natsch’s  Formel  ^nS  j SnS2-|-2CuS,SnS2.  Bemerkenswerth  erscheint  M.  die  Re- 
lation des  Zinnkieses  zum  Fahlerz  (4RS,SbS3);  letzteres  enthält  1 Atom  der 
Snlphobasen,  die  freilich  im  Fahlerz  SbS3  ist;  beide  kommen  in  demselben 
Krystallsystem  vor  und  ähneln  sich  sehr  in  Härle,  spec.  Gew.  und  allgemeinen 
physikalischen  Eigenschaften.  (Ibid.  p.  33.)  W.  B. 

Geologie.  — Greppin,  Gliederung  der  Tertiärgebilde 
im  Thal  vonDelemont.  — Diese  Ablagerungen  sondern  sich  in  5 Grup- 
pen: 1)  Die  obere  Fluss-  und  Landbildung  bestehend  aus  Sand,  Kalk,  Mergel 
und  Sandsteinen  von  nahe  70  Fuss  Mächtigkeit.  Die  Kalke  fuhren  Helix  rugulosa, 
Planorbis  lorquatus , Limneus  socialis  , wodurch  die  Ablagerung  schon  durch 
das  sie  bedeckende  Diluvium  unterschieden  ist.  2)  Die  Brakwasserbildung , in 
welcher  sich  die  Löcher  von  ßohrmuscheln  befinden,  Meeres-  und  Flussgerölle 
mit  einander  gemengt  sind,  a)  Die  Flussbildung  characterisirt  durch  Ablagerun- 
gen vogesischer  und  hercynischer  Geschiebe  mit  Neritina  fluvialilis,  Clausilia  an- 
tiqua,  Melanopsis  praerosa,  Ulex  insignis,  ferner  Dinotherium  giganteum,  Rhino 

33* 


492 


ceros  incisivus  , offenbar  dem  Eppelsheimer  Sande  entsprechend,  b)  Die  Mee- 
resbildung wird  von  Studers  Muschelsandstein  gebildet,  welcher  hier  Halianassa, 
Crocodilus,  Lamna  cuspidata,  L.  dubia,  Carcharias  megalodon,  Hemipristis  serra, 
JNotidanus  primigenius  führt.  3)  Die  mittlere  Süsswasserlandbildung  besteht 
von  oben  nach  unten  aus  oft  porösen  Kalksteinen,  verschiedenen  Mergeln,  Mo- 
lassesandsteinen und  schwarzen  bituminösen  Schiefern.  Darin  findet  sich  Lago- 
mys  Meyeri,  Anchilherium  aurelianense , Neritina  fluvialilis,  Paludina  circinnala, 
Limneus  socialis,  Helix  rugulosa , H.  sylvestrina  u.  a.  Die  Bildung  nährt  sich 
also  den  Lagerstätten  von  Günsburg , Georgensgmiind  und  dem  obern  Travertin. 
Ihre  Flora  gleicht  der  der  Schweizer  Süsswassermolasse  am  hohen  Rhonen,  von 
St.  Gallen  und  Lausanne.  4)  Die  untere  Meeresbildung  bilden  Gypsmergel  und 
gelbe  Grobkalke  und  zwar  a)  bei  Deleraont  und  unterhalb  Develier  treten  schwärz- 
liche und  graue  Mergel  mit  kleinen  Gypskrystallen  und  Ostraea  crispata,  Cyprinen, 
Lucinen  u.a.  in  ganzen  Bänken  auf.  b)  Bei  Develier,  Rossemaison,  Recollaine 
und  am  Mellemberg  erscheint  ein  gelber  sandiger  oder  compacter  Kalk  z.  Th. 
ganz  aus  Conchylientriimmern  bestehend.  Ostraea  cariosa  trägt  Baianus  miser 
und  ist  von  Pholaden  durchbohrt.  Beide  Facies  entsprechen  dem  Meeresgebilde 
von  Alzey  und  Mainz,  dem  Tongrien  d’ürbignys.  5)  Die  untere  Süsswasserland- 
bildnng  wird  gleichfalls  aus  zwei  Facies  gebildet:  a)  Juragerölle  mit  Krokodil- 
und  Säugelhierzähnen  und  b)  gelbe  Fleckenmergel  mit  eocencn  Sängethierresten. 
{Act.  soc.  lielv.  ä Porrentruy  1853.  p.  261 — 264.) 

Thurmann,  über  Grünsand  im  Berner  Jura.  — Das  mäch- 
tige Neocomien  des  Dauphine  und  Savoyens  verliert  seine  Bedeutung  je  mehr 
man  sich  dem  Jura,  also  in  nordöstlicher  Richtung  nähert.  Das  Albien  verhält 
sich  ebenso  , doch  ist  dies  schon  an  verschiedenen  Punkten  des  Jura  nachge- 
wiesen. Ein  neuer  Punct  seines  Auftretens  ist  Renan  im  Thal  St.  Imier.  Der 
untere  The il  dieses  Thaies  zeigt  nirgends  Kreideschichten  , nur  tertiäre  Bildun- 
gen. Zwischen  Sonvillier  und  Renan  am  Fusse  der  Gebirgsketten  treten  die  er- 
sten Kreideschichten  hervor,  die  Sohle  des  Thaies  besteht  aus  Molassemergeln. 
Südlich  vom  Flusse  zeigt  sich  ein  Streifen  Neocomien  auf  jurassischer  Nagel- 
fluhe. Am  nördlichen  Ufer  der  Suze  am  Fusse  des  Gebirges  zieht  ein  zweiter 
Kreidestreifen  hin,  Mergel  mit  Neocomienpetrefaklen  und  lockern  Sande  mit  Al- 
bienarten.  Weiterhin  folgt  gelber  Kalkstein  , dann  bei  Sonvilier  Kalksteine  und 
Sande  mit  Neocomicnarten.  Die  Lagerung  der  Gebilde  ist  von  oben  nach  un- 
ten 1)  Tertiärschichten  2)  Quarzsande  mit  Albienfossilien  3)  blaue  Mergel  und 
gelbe  oder  bräunliche  Kalke  mit  Rhynchonella  depressa , Terebratnla  praelonga, 
Ostraea  Couloni,  Toxaster  complanatus,  Pterocera  pelagi  etc.  4)  Jurassische  Na- 
gelfluh. 5)  Portlandkalk  mit  Exogyra  virgula.  Die  von  Th.  untersuchten  Arten 
dieser  interessanten  Localität  sind:  Ostraea  arduennensis,  Plicatula  radiola,  Tri- 
gonia  aliformis,  Nucula  pectinata,  Area  fibrosa,  A.  campichiana,  A.  subnana,  Pa- 
nopaea  acutisulcata , Thetis  genevensis , Isocardia  crassicornis , Cardita  Conslan- 
tii,  Venus  vibrayeana,  Terebratnla  Dutempleana,  Ammoniles  Milletanus,  Roslella- 
ria  Orbignyana,  Natica  excavata,  Turrilella  Faucignyana,  Scalaria  Dnpinana.  Die 
meisten  sind  jedoch  Steinkerne.  Sie  gleichen  also  der  Fauna  der  Perle  du  Rhone 
und  noch  mehr  der  von  St.  Croix.  Auch  der  Inoceramns  concentricus , Area 
carinala,  Natica  clemenlina  u.a.  sind  von  Nicolet  daselbst  noch  gesammelt  wor- 
den. ( Mitth . Bern.  Gesellsch.  1853.  p . 41—46.) 

Lockart,  neue  Lagerstätte  fossiler  Knochen  im  Dept. 
Loiret. — Den  13  verschiedenen  Knochenlagern,  welche  L.  im  Oileannais  ent- 
deckte, fügt  er  jetzt  wieder  eine  neue  Stätte  mit  viel  besser  erhaltenen  und  voll- 
ständigeren Knochen  als  in  den  früher  entdeckten  hinzu.  Es  ist  ein  Sandlager,  das 
durch  die  Eisenbahn  von  Tours  in  der  Nähe  von  Beaugency  auf  dem  Gemeinde- 
boden von  Tavers  aufgeschlossen  worden.  Der  Sand  zieht  sich  beckenartig  un- 
ter dem  Alluvium  hin  in  etwa  10  Melres  Tiefe  und  ist  quarzig,  in  weissen  Bän- 
ken mit  grünlich  braunem  Thon  in  Adern  oder  Gängen,  auf  jungterliärem  Süss- 
wasserkalk ruhend.  Die  bis  jetzt  gesammelten  Knochen  sind:  ein  vollständiger 
Unterkiefer  von  Mastodon  angustidens,  der  dazu  gehörige  Oberkiefer,  mehre  ein- 
zelne Backzähne  derselben  Art ; ein  Unterkieferast  und  einzelne  Backzähne  des 


493 


kleinen  europäischen  Mastodon  , mehre  dreihöckerige  Mahlzähne  denen  des  M. 
Cordillarum  ähnlich,  andere  von  vielleicht  M.  Humholdti , M.  tapiroides,  mehre 
Fragmente  von  Stosszähnen,  ferner  von  Dinotherium  ein  Unterkieferfragment  mit 
zwei  Zähnen,  ein  gleiches  mit  einem  Zahn,  einzelne  untere  und  obere  Backzähne, 
von  Rhinoceros  mehre  Unterkieferstücke,  einzelne  untere  und  obere  Backzähne 
und  Schneidezähne,  von  Hippopolamus  ein  Kieferfragment,  zwei  Schneidezähne 
und  mehre  Mahlzähne,  von  zwei  kleinen  Hirschen  die  Kiefer,  mehre  grosse  Ex- 
tremitätenknochen von  Pachydermen,  ein  Kiefer  von  Canis  oder  Amphicyon,  und 
Gehäuse  von  Helix.  ( Bullet . soc.  geol.  XI.  51 — 53.) 

Koch,  Tertiärgebilde  in  Lauenburg  und  dem  angränzen- 
den  Holstein.  — Ausser  an  dem  Elbufer  treten  nur  an  zwei  Puncten,  bei 
Müssen  , am  östlichen  Abfall  des  Höhenzuges  gegen  das  Stecknitzthal  und  bei 
Rheinbeck  am  südwestlichen  Abfall  gegen  das  Billethal  Tertiärgebilde  auf.  Letz- 
tere ist  die  interessantere.  Vom  Rheinbecker  Eisenbahnhofe  an  beginnt  ein  Ei- 
senbahndurchschnilt  durch  einen  sehr  bituminösen  Alaunthon,  der  die  wellenför- 
mige Oberfläche  des  Terrains  bestimmt  Am  Abfall  der  Höhe  nach  0.  und  W. 
keilt  sich  dieser  Thon  aus.  Er  wird  bedeckt  von  einem  sehr  fetten  gelben 
Ockerthon,  über  welchem  ein  scharfer  eisenschüssiger  nordischer  Geschiebesand 
lagert.  Das  Alaungebirge  von  feinen  Adern  eines  weissen  Quarzsandes  durch- 
setzt, zerfällt  an  der  Luft  in  eckige  Stückchen,  ist  sehr  reich  an  Schwefelkies, 
aber  petrefaktenleer.  Ein  niedergestossenes  Bohrloch  führte  durch  schwarzen 
Thon,  glimmerreichen  Formsand,  scharfen  Quarzsand  mit  Muscheln  und  Fisch- 
zähnen, aschgrauen  glimmerreichen  Formsand,  sandigen  bituminösen  Thon,  Spu- 
ren von  Braunkohle,  reinen  scharfen  Quarzsand  , schwarzen  sehr  festen  und  bi- 
tuminösen Thon,  glimmerreichen  Formsand.  Der  Muschelsand  gebt  weiterhin  zu 
Tage  aus.  Am  Fusse  des  Abhanges  lagern  Torfschichlen  , darunter  blauer  wei- 
cher Thon  und  festgepackter  Steingrand.  Jenseits  der  Bille , wo  das  Terrain 
wieder  aufsteigt,  zeigt  sich  nochmals  das  Alaungebirge  von  andrer  Natur.  Der 
Thon  ist  mehr  grau,  sandig,  glimmerreich  und  68  Fuss  mächtig.  Er  führt 
Septarien  von  bituminösen  Kalkstein,  Schwefelkiesnieren,  Knochenresle , Fisch- 
zähne und  Muscheln,  unter  letztem  Astarte  anus,  A.  vetula,  Dentalium  Striatum. 
Der  petrefaktenreiche  Sandstein  am  rechten  Billeufer  ist  sehr  wenig  bituminös, 
zäh,  doch  nicht  sehr  fest,  gelbbraun,  von  feinem  ziemlich  gleichmässigem  Korn 
und  mit  kleinen  Glimmerblätlchen,  thonigkalkigem  Bindemittel.  Ausser  den  schon 
von  Boll  und  Zimmermann  aufgefuhrten  Petrefakten  sind  noch  zu  erwähnen : 
Pleurotoma  Zimmermanni , Füsus  sölitarius,  Conus  Dujardini,  Bulla  utriculus, 
Crassalella  minuta.  ( Geolog . Zeitschr.  VI.  92 — 98.) 

E.  Leo,  die  Braunkohlenformation  am  Fusse  des  Kyff- 
häusergebirges.  — Von  Steinthalleben  beginnend  verbreitet  sich  die 
Kohlenablagerung  über  Berdeleben,  Rottleben,  Frankenhausen,  Esperstädt,  lchstedt 
nach  ßoixleben,  um  den  Fuss  des  Gebirges  von  Westen  durch  Süden  nach  Osten 
laufend  und  füllt  eine  zwischen  dem  Kyffhäuser  und  diesem  gegenüberstehenden 
Höhenzuge  liegende  Schlucht  aus.  Die  Schichten  liegen  meist  horizontal,  nur 
östlich  und  an  beiden  Ausgehenden  aufgerichtet.  Das  Liegende  der  Formation 
ist  eruptiver  Gyps,  der  in  gleicher  Verbreitung  das  Gebirge  umzieht.  Die  Koh- 
lenschichlen  sind  durch  einzelne  Rücken  in  mehre  Mulden  getrennt.  Die  grösste 
dieser  Mulden  liegt  zwischen  Frankenhansen  und  Esperstädt.  Ihre  Kohle  fällt 
vom  nördlichen  Ausgehenden  gegen  40  Lachter  weit  stark  südlich  ein  und  nimmt 
bis  auf  10  Lachter  Mächtigkeit  an,  dann  legt  sie  sich  horizontal,  um  endlich 
mit  abnehmender  Mächtigkeit  sich  wieder  herauszuheben,  ihr  Streichen  ist  von 
W.  nach  0.  Ueberall  wird  sie  von  Diluvialgebilden  und  Alluvium  bedeckt.  Ihre 
Schichten  selbst  bestehen  aus  Formsand,  Thonen  und  Kohlen.  Der  Thon  lagert 
zuoberst  und  führt  Versteinerungen,  unter  ihm  folgt  Sand,  dann  beide  in  Wech- 
sellagerung , darauf  die  Kohle  und  unter  dieser  wieder  Sand  und  endlich  der 
Gyps  als  Grundgebirge.  Im  Schacht  Nr.  I.  in  der  Nähe  des  nördlichen  Ausge- 
henden wurden  folgende  Schichten  durchfahren;  20  Fuss  reiner  iveisser  plasti- 
scher Thon  nach  unten  mit  Kohlenschmitzen,  9 Fuss  weisser  feiner  glimmeriger 
Formsand,  2 Fuss  Schwimmsand,  3 Fuss  Braunkohlen,  4 Fuss  dunkelbrauner 


494 


schiefriger  Thon  , 1 Fnss  desgleichen  mit  Kohle  gemischt , 2 Fuss  grauer  pla- 
stischer Thon,  6 Fnss  schiefriger  fester  dunkelgrüner  Thon  mit  Kohlenstückchen, 
3 Fuss  hellbrauner  Thon,  4 Fnss  Braunkohle,  2 Fuss  dunkelbrauner  Thon  mit 
Koble  , 73  Fuss  reine  Braunkohle,  14  Fnss  thoniger  brauner  und  rother  Sand, 
endlich  Gyps.  Die  Braunkohlenflölze  ändern  sehr  in  ihrer  Mächtigkeit  und  Aus- 
dehnung. Im  Thone,  Sande  und  der  Kohle  finden  sich  weisse  Glimmerblällchen, 
Schwefelkies  Gypserde  und  Gyps,  Honigstein,  Honigsteinerde,  eine  fettglänzende, 
gelbe,  traubenförmige,  harzähnliche  Masse,  Meeresconchylien  in  dem  Thone.  Alu- 
minit  und  Alaunerde,  gediegener  krystall isirter  Schwefel.  Sand  bildet  in  ver- 
schiedener Mächtigkeit  überall  das  unmittelbar  Liegende  der  Kohlenflütze.  Ge- 
rolle fehlen  gänzlich  und  dadurch  wird  hier  die  Kohlenformation  scharf  vom 
Diluvium  geschieden.  Der  hangende  pelrefaklenfuhrende  Thon  ist  ein  Septarien- 
thon  und  besteht  aus  30  Thonerde,  60  Kieselerde,  10  Wasser;  wo  Muscheln 
liegen  braust  er  mit  Säuren  und  wo  Eisenkiese  eingeschlossen  waren  , ist  er 
alaunhallig.  Er  wird  von  Porcellanfabriken , Farbenfabriken  und  Ziegelhütten 
verwendet.  Der  darunter  folgende  dunkelbraune  Thon  bedeckt  mit  vollkommen 
glatter  feltglänzender  Flache  die  Braunkohle,  an  den  Rucken  linden  sich  zwischen 
beiden  die  vollkommensten  Rutschflächen.  Unmittelbar  auf  der  Kohle  liegt  eine 
dunkelgraue  bis  schwarze  Schicht  von  Gypserde  und  klarer  Kohle  durch  das 
ganze  Becken  bin  verbreitet.  Die  Kohlenllötzc  bestehen  aus  Pechkohle,  Moor- 
kohle, erdige  Kohle,  Blätter-  oder  Papierkohle,  bituminösen  Holz.  Im  hohen 
Felde  bei  Frankenhausen  kommt  eine  weisse  wohlriechende  ßlälterkohle  bis  ,/2 
Lachter  Mächtigkeit  vor,  welche  leichter  als  Wasser  ist,  wie  Harz  brennt,  von 
Gypserde  durchzogen  ist  und  eine  Menge  Schilfabdrücke  enthält.  Das  Holz  fin- 
del  sich  in  ganzen  Stämmen  und  in  Stücken,  z.  Th.  noch  zu  Tischlerarbeiten 
brauchbar,  z Th.  mehr  verkohlt.  Die  Analysen  der  Kohle  ergeben  24,5  sauer 
reagirendes  Wasser  , 9.7  empyreumatisches  Gel , 14,2  Schwefelwasserstoff  und 
Kohlenwasserstoff  und  Kohlensäure,  51,6  Kohlenstoff  und  17  Asche.  Eine  an- 
dere Analyse:  19,5  sauer  reagirendes  Wasser,  8,4  braunes  empyreumatisches 
Oel,  7,3  Schwefel-,  Kohlenwasserstoffgas  und  Kohlensäure,  64,8  Kohlenstoff  und 
nur  8 Asche.  Die  Versuche  die  Kohle  zu  veikoaken  gelangen  bei  der  Pechkohle 
und  die  erhaltenen  Koaks  wurden  statt  Steinkohlenkoaks  zur  Calcinirung  von 
Soda  verwendet,  in  Schmiedefeuer  waren  sie  nur  bei  schwachen  Arbeiten  biauch- 
bar.  Sie  zeigten  auch  eine  nicht  unbedeutende  Wirkung  zur  Entfärbung  schwe- 
felsaurer Indigoauflösung  und  dürften  dieselben  gleiche  Wirkung  wie  die  Kno- 
chenkohlen zur  Entfärbung  des  Rübensyrnps  äussern.  ( Berg - u.  Hüttenm. 
Zeitg.  XIII.  Nr.  7.  8.  9 ) 

v.  Schau  rot h , Uebersicht  der  geognostischen  Verhält- 
nisse des  Herzogthums  Coburg  und  der  angränzenden  Län- 
dert heile.  — Nach  einer  Betrachtung  der  morphologischen  Verhältnisse  des 
Gebietes  und  der  allgemeinen  geognostischen  wendet  sich  Verf.  zur  speciellen 
Untersuchung  der  einzelnen  Formationen.  1)  Die  Grauwacke  erscheint  nur  in  ei- 
nem kleinen  Streifen  als  grüne  und  graue  nach  Richter,  jene  untersilurisch  und 
zieht  von  Theuern  nach  Raunslein  bis  gegen  Steinack , diese  obersilurisch  und 
von  Raunstein  bis  Sonneberg  verbreitet.  2)  Steinkohlengebirge  findet  sich  bei 
Crok  und  Stockheim  , beide  getrennt  von  einander,  von  verschiedener  Mächtig- 
keit, dort  mulden-,  hier  mantelförmig.  Bei  Crok  besteht  es  von  unten  nach 
oben  aus  einem  grobkörnigem  Conglomerat,  röthlichem  und  weissem  Sandstein, 
nach  oben  thonig  und  schiefrig  werdend,  dann  Schieferthon  , Ka  kmergel,  Thon- 
schieferconglomerat,  mergliger  Kalkstein,  Schieferthon,  Kohlenflötz  Schieferthon, 
Sandstein.  Bei  Slockheim  fehlen  die  Kalkmergel  und  das  Thonschieferconglo- 
merat.  Das  Rolhliegende  erscheint  als  eine  polygene  Sandsteinbildung  mit  vor- 
waltend rothem  Pigment,  welche  ihr  Material  aus  dem  Thüringerwalde  entnom- 
men hat.  Am  besten  lässt  sich  der  Bau  dieses  bis  20  Metres  mächtigen  Schich- 
tensystemes  auf  dem  Wege  von  Slockheim  bis  Burggrub  studieren.  3)  Der  Zech- 
stein erstreckt  sich  von  Merk  bis  Haig  und  tritt  isolirt  bei  Slockheim  auf.  Der 
untere  Zechstein  ist  ein  Wechsel  von  gelblichgrauem  wenig  bituminösen  , glim- 
merreichen Mergelschiefer  mit  etwas  dunkler  gefärbtem  Zechstein,  in  dem  Pro- 


495 


ductus  horridus  vorkömmt.  Der  obere  Zechstein  besteht  ans  einem  hellgelblich- 
grauen,  festen,  fein-  bis  kleinkörnigen  Dolomit  mit  Sti nkslein  ohne  Petrefakten. 
Gypse  fehlen  und  die  Mächtigkeit  des  Schichtensystemes  steigt  auf  40  Meter. 
4)  Runter  Sandstein  ist  vorherrschend  Sandstein  mit  untergeordnetem  rothen 
Thon  und  grünlichgrauen  Letten.  Selten  sind  in  tiefem  Regionen  conglomera- 
tische  Sandsteine  wie  bei  Mönchröden,  YVallersdorf  und  Tremersdorf.  Mvopho- 
ria  Goldfussi  aus  den  obern  Schichten  ist  bis  jetzt  das  einzige  Petrefakl.  Die 
Mächtigkeit  beträgt  höchstens  200  Meter.  5)  Der  Muschelkalk  erscheint  als  Wel- 
lenkalk und  Friedrichshaller  Kalk.  Ueber  den  jüngsten  Thonen  des  Bunten  Sand- 
steines folgt  eine  gelbe  Kalklage,  darüber  eine  schwache  Thonschicht  und  dann 
Credners  Trigonienbank.  Ueber  letztrer  lagert  der  untere  Wellenkalk,  dann  die 
untere  Terebralelbank,  der  obere  W’ellenkalk,  der  Schaumkalk.  Die  beste  Beob- 
achtung dieser  Schichtenfolge  liefert  die  Gegend  von  Tiefenlauter.  Die  von  E. 
Schmidt  dem  obern  Muschelkalk  gegebene  Gliederung  bestältigt  auch  Coburg. 
Die  Gesammlmächligkeit  des  Muschelkalkes  beträgt  80  Metres.  6)  Keuper.  Die 
Lettenkohle  besteht  aus  Thon,  Dolomit,  Sandstein  und  einem  Kohlenflolz.  Schon 
im  Muschelkalk  nimmt  der  Thongehalt  nach  oben  merklich  zu  bis  die  Kalkschich- 
ten verschwinden.  Die  Thone  werden  sandig,  es  bilden  sich  Sandschieier  und 
Sandsteine.  Dolomit  mit  Lingula  tenuissima  erscheint,  über  demselben  schief- 
rige Thone,  dann  sandige  mit  Posidonomya  minuta,  darauf  Sandsteine  mit  dem 
Kohlentlötz.  Die  Mächtigkeit  wird  auf  30  Metres  geschätzt.  Ueber  der  Letten- 
kohle folgt  eine  Thongypsbildung  von  30  Metres.  bestehend  aus  bunten  Mergeln 
mit  schwachen  Sandsleinschichten  und  dünnen  Lagen  oder  ellipsoidischen  Mas- 
sen von  Gvps.  Bedeckt  wird  diese  Bildung  von  einem  feinkörnigem  gelbgrauen 
Sandsteine  mit  Calamites  arenaceus  , dem  Stuttgarter  Scbilfsandsleine  entspre- 
chend. Ihn  überlagern  bläuliche  und  rolhe  Mergel  bis  25  Metres  Mächtigkeit, 
bei  Niederfullbach  von  einer  Dolomitschicht  durchsetzt  und  höher  hinauf  von 
zwei  Kalkschichten.  Dann  folgen  15  Metres  rother  Keuper  und  nun  stellen  sich 
Sandsteine  ein  mit  buntfarbigen  Mergeln.  Diese  Sandsteine  sind  sehr  feinkör- 
nig , grünlich  weiss,  seltner  röthlich  weiss,  und  neigen  zur  Thonquarzbildung. 
Sie  bilden  den  Bausandstein  von  Coburg  und  entsprechen  Quenstedts  weissem 
Keupersandstein,  ln  die  grünen  und  rothen  Mergel  über  diesen  Sandsteinen 
schieben  sich  weisse,  sehr  lockere  und  weiche  Sandsteine  (der  Stnbensandstein 
der  Wurlemberger)  ein  , Kalkerde  und  ßitlererde  stellen  sich  wieder  ein.  Die 
höchsten  Schichten  endlich  bestehen  aus  Stubensandslein  , kieseligem  Sandstein, 
Kalkstein , Dolomit  in  minder  regelvoller  Schichtenfolge.  Die  Mächtigkeit  des 
ganzen  Keupers  erreicht  3UÜ  Metres.  7)  Lias  beginnt  mit  gelbem  Sandstein, 
grobkörnig,  bindemittelarm,  mit  eingesprengter  Kohle  und  Eisenkiesconcretionen, 
nach  oben  feinkörniger,  dichter,  mit  Thonflötzen,  Es  is  Quenstedts  gelber  Sand- 
stein, v.  Strombeck’s  oberster  Keupersandslein.  Aber  er  führt  Ammonites  rari- 
coslatus,  der  ihn  zum  Lias  bringt.  Bedeckt  wird  er  von  einem  dünnschichtigen 
schiefrigen  glimmerreichen  Sandsteine  in  Wechsel  mit  Thonschichten , in  denen 
sogar  schon  Pentacrinus  basaltiformis  vorkömmt.  Grjphäenmergel  und  Kalke  er- 
höhen die  Mächtigkeit  des  Lias  auf  80  Metres.  8)  Das  Diluvium.  9)  Alluvium 
mit  Kalktutf  und  Torf.  10)  Basalt  in  Gängen  aus  einem  Quell  und  doch  etwas 
verschiedener  Natur.  11)  Phonolit  nur  bei  Heldburg.  ( Geol.  Zeitschr.  V. 
698-742.) 

Fötterle,  zur  Geognosie  der  kleinen  Karpathen.  — Dieser 
Gebirgszug  erhebt  sich  unmittelbar  an  der  Donau  zu  1621  Fnss  Meereshöhe 
und  zieht  mit  6000  Wiener  Klafter  Breite  in  nordöstlicher  Richtung.  Sein  höch- 
ster Gipfel,  der  Burianberg  bei  Birard  ist  2257  Fuss  hoch.  Die  Hauptmasse 
des  Gebirges  besteht  aus  Granit,  der  zwischen  Bösing,  Perneck  und  Küchel  von 
krystallinischem  Schiefer  bedeckt  wird,  ln  Osten  begränzt  den  riesigen  Granit- 
stock die  grosse  Donauebene,  in  Westen  lehnen  sich  krystoll inische  Schiefer 
an,  nämlich  Gneiss,  Hornblendeschiefer,  Chlorit-  und  Thonglimmerschiefer.  Hie- 
ran schliessen  sich  Grauwackengebilde  von  der  Mündung  der  March  in  die  Donau 
angefangen  bis  Obernussdorf  und  Losoncz  mit  nordwestlichem  Einfallen  fortziehend. 
Es  sind  Quarzschiefer,  darüber  Thonschiefer  mit  zwischengelagertem  Kalk.  Weiter 


496 


nördlich  bei  Küchel  treten  die  Werfener  Schiefer  und  Guttensleiner  und  Dach- 
steinkalke auf.  Der  Wiener  Sandstein  beginnt  erst  bei  Jablonilz,  von  wo  er  bis 
an  die  mährische  Gränze  reicht,  meist  von  Löss  bedeckt.  Am  westlichen  Ab- 
hange des  Gebirgszuges  bei  Theben,  Stampfen,  Rohrbach  und  Holitsch  legt  sich 
Leithakalk  an.  Bei  Pressburg  ist  eine  kleine  Dioritpartie , östlich  von  Breiten- 
brunn  eine  grössere  von  Melaphyr.  ( Geol . Reichsanst.  IV,  850.) 

Hochstetter,  zur  Geognosie  des  Böhmerwaldes.  — Der 
Granulit  mit  rothen  Granaten  und  himmelblauem  Cyanit  in  einer  weissen  fein- 
körnigen Grnndmasse  aus  Quarz  und  Feldspath  tritt  bei  Krumau , Christianberg 
und  Prachalitz  auf.  Bei  ersterem  Orte  bildet  er  das  Planaskergebirge , in  wel- 
chem er  3400  Fuss  Meereshöhe  erreicht.  Er  erscheint  in  verschiedenen  schief- 
rigen, körnigen  und  dichten  Varietäten  , rhomboidal  zerklüftet  im  Kleinen,  plat- 
tenförmig abgesondert  im  Grossen.  Häufig  ist  er  mit  Granit  innig  verbunden 

so  am  Biskoitz-Kamrn  bei  Jaronin.  Gegen  den  Gneiss  hin  treten  auch  Serpen- 
tin, Hornblendegestein  und  körniger  Kalk  auf.  Der  Granulit  scheint  in  con- 
centrisch  gebauten  ellipsoidischen  Stöcken  dem  Gneisse  eingelagert  zu  sein  , die 
erst  in  Folge  späterer  Zerstörung  und  Wegspülung  blosgelegt  sind.  (Ebda8h8.) 

Peters,  die  Kalkalpen  des  Saalegebietes.  — Während  die 
Hochalpen  der  Birnhorn-  und  Steinberggruppe  sowie  die  den  Kessel  von  Berch- 
tesgaden umgebenden  theils  der  viel  ausgedehnteren  Dolomitbildung  theils  des 
schwierigen  Terrains  wegen  weniger  instructiv  siad,  ist  die  Alpenpartie  zwischen 
Waidring,  Lofer,  Unken  in  jeder  Beziehung  klarer  und  interessanter.  Die  Kös- 
sener  Schichten  lieferten  hier  characterislische  Versteinerungen,  die  petrefakten- 
reichen  rothen  Liaskalke  erweisen  sich  als  eine  fortlaufende  den  Dachsteinkal- 
ken aufgelagerte  Zone.  Die  Aptychenkalke  liegen  den  rothen  Kalken  unmittelbar 
aber  discordant  auf.  Das  Neocomien  ruht  z.  Th.  in  abgeschlossenen  Buchten 
auf  sehr  verschiedenen  Formationen  auf.  Während  die  Trias-  und  Liasglieder 
westlich  der  Saale  eine  einfache  Mulde  hilden  , zeigt  das  Neocomien  mit  den 
Juraschichten  eine  mehrfache  Faltung  im  Grossen  und  viele  sehr  auffallende  Fal- 
ten und  Krümmungen  im  Kleinen.  Von  jüngsten  Bildungen  zeigen  sich  Schotter 
und  Conglomerate,  die  einen  mit  Sand  w'echsellagernd  im  Saalelhal  und  in  Sei- 
tengräben ein  hohes  Niveau  einnehmend,  die  andern  nur  im  Hauptthale  niedrige 
Terrassen  bildend.  In  der  Erweiterung  des  Saalelhales  zwischen  St.  Marlin  und 
Lofer  befindet  sich  ein  ausgebreileles  Torflager.  Im  Kessel  von  Unken  bricht 
eine  Soolquelle  hervor,  die  in  alter  Zeit  versoffen  wurde.  Die  Neocomienmer- 
gel  geben  durch  die  sanften  Formen  ihrer  bei  4000  Fuss  hochliegenden  Paitien 
vortreffliche  Alpen  ; die  leicht  verwitlerbaren  jüngern  Kalke  tragen  schöne  For- 
sten. ( Ebda  862.) 

Bulletin  de  la  societe  geologique  de  France  X . enthält : Dur  o- 
cher,  Auszug  aus  einer  Abhandlung  über  die  Geologie  Schwedens,  Norwegens 
und  Finnlands  529 — 532.  — Del  esse,  über  metamorphische  Grauwacke  552. 
— Ders.,  über  den  Pegmatit  Irlands  568.  — Schlagint  weit,  über  die 
Orographie  und  Geologie  des  Mont  Rosa  588.  — Gaudry,  Bemerkungen  über 
Stonesfield  597.  — Tom.  XL:  Gaudry,  die  Umgegend  des  thracischen  Bos- 
porus 13.  — Thurman,  allgemeine  orographische  Gesetze  des  gesammten 
Juras  41.  — Delanoue,  über  die  unter  dem  Namen  Tun  bekannte  Felsart 
53.  — Delesse,  über  das  Verhältnis  des  Sandes  im  Kalke  von  Fontainebleau 
55.  — Coli  o mb,  Geologische  Reise  durch  Corsica,  Sardinien,  Italien  und  Si- 
cilien  63.  — Vilanova,  zur  Geologie  Siciliens  und  Mittelitaliens  80.  — 
Marcou,  die  Pässe  des  Felsengebirges  87.  — Schlumberger,  die  meta- 
morphische Grauwacke  von  Thann  89.  — Rene  vier,  über  die  Gebilde  an  der 
Perle  du  Rhone  114.  — Delesse,  die  Grüneide  von  Framont  155. — Mar- 
cou, zur  Geologie  des  Felsengebirges  zwischen  Fort  Smith  und  Albuberque  156. 

Quarterly  Journal  of  the  geological  Society  X. : Dawson,  über 
die  Kohlenforraation  in  Neu- Schottland  1 — 51.  — Trimmer,  über  die  jün- 
gern Gebilde  auf  Wight  51  — 55.  — Sankey,  zur  Geologie  einiger  Theile 
Centraliudiens  55 — 56.  — Saite r u.  Aveline,  über  den  Caradocsandstein  in 


497 


Shropshire  62 — 75.  — Prestwicb,  über  die  Schichten  zwischen  London- 
thon und  Kreide  im  Londoner  und  Hampshirer  Becken  75.  — Sharpe,  über 
das  Aller  der  petrefaktenführenden  Sande  von  Farringdon  176.  — Cumming, 
über  die  obere  Gränze  der  Gletscherablagerungen  auf  Man  211.  — Bigsby, 
über  die  Geologie  des  Rainy  Sees  im  Süden  der  Hudsonsbay  220. 

Zeitschrift  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft  V . : R am- 
meisberg, Bericht  über  Deville's  Ai  beiten  die  Vulcane  der  Canarischcn  und 
Capverdischen  Inseln  und  der  Antillen  betreffend  678.  — Zimmermann,  der 
Grasbook  bei  Hamburg  743.  — Bd.  V.  : F.  Römer,  die  Kreidebildungen 
Weslphalens  90. 

Jahrbuch  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt  IV.:  No  egg e- 
rath,  die  Gerolle  oder  Geschiebe  mit  Eindrücken  von  solchen  in  Conglomera- 
ten  667.  — v.  Ferst  1,  Untersuchung  der  Luhalschowitzer  Mineralquellen  683. 
— Ragsky,  chemische  Untersuchung  des  Ivandaer  Mineralwassers  701. 

Silliman's  american  Journal  of  Science  YVII.  Jan.:  F oster 
und  Whitney,  Bericht  über  die  Geologie  des  Lake  Superior  Landdistrictes 
11 — 32.  — Ueber  das  Erdbeben  auf  Manilla  135. 

E.  Hitchcock,  Outline  of  the  Geologv  of  the  Globe  and  of  the  Uni- 
ted States  in  particnlar  (Boston  1853.  8vo.).  — Norwood,  Report  of  Pro- 
gress of  the  geological  society  of  Illinois  (1853.  8vo.)  Gl. 

Paläontologie.  Hook  er  beschreibt  eine  neue  Volkmannia, 
Volkmannia  Morrisi,  aus  dem  Kohlengebirge  von  Carluke.  Dieselbe  grün- 
det sich  auf  einen  9 Zoll  langen  wahrscheinlich  cylindrischen  17gliedrigen  Sten- 
gel mit  10  bis  15  Längsrippen  auf  der  Oberfläche  und  eben  so  vielen  Naiben 
an  den  Gliederenden.  Am  Gipfel  befindet  sich  der  2!/2  Zoll  lange  eiförmige 
Fruchtstand  mit  undeutlichen  hexagonalen  Feldchen  auf  der  Oberfläche.  Möglich 
dass  diese  Art  mit  V.  gracilis  identisch  ist.  Unter  den  lebenden  scheinen  die 
nächste  Aehnl i chkeit  die  Casuarineen  und  Gnetaceen  zu  haben,  doch  sind  auch 
die  Lvcopodociaceen  und  Equisetaceen  nicht  ausser  Acht  zu  lassen  hei  der  Ver- 
gleichung. {Quart,  journ.  geol.  X.  199.  Tb.  7.) 

Hooker  untersuchte  auch  die  von  Prestvvich  gesammelten  Tertiär- 
pflanzen von  Woolvvich  und  Reading,  unter  denen  er  keine  tropi- 
schen Formen,  sondern  nur  solche  der  gemässigten  Zone  erkannte.  Er  bildet 
die  monocolylen  und  dicotylen  Blätter  ab,  ohne  sie  zu  beschreiben,  systematisch 
zu  bestimmen  und  mit  den  zahlreichen  in  Deutschland  aufgestelllen  Arten  zu 
vergleichen.  ( Ibid . 163  — 166.  Tb.  4.) 

Sharpe  gibt  ein  Verzeichniss  der  in  verschiedenen  Gliedern  des  Krei- 
degebirges von  Farringdon  gefundenen  Versteinern  gen,  wel- 
ches 17  Schwämme,  43  Bryozoen,  19  Brachiopoden,  18  Muscheln,  4 Serpulen, 
1 Natica , 2 Nautilen  , 6 Echiniten  mit  vergleichender  Angabe  des  Vorkommens 
aufzählt.  Die  Diagnosen  der  neuen  Arten  sind:  1)  Verticillopora  anastomosans 
Mant.:  sessilis , ramosa  , e fibris  dense  reticulatis  composita;  ramis  tubulosis, 
cylindricis,  liberis  vel  coalescentibus,  subaequalibus ; intus  tubo  cenlrali  septis- 
que  horizontalibus  numerosis  munitis;  tubo  superne  aperto  , intus  poris  con- 
centricis  perforato.  — 2)  Manon  macropora  Sh.:  sessile,  expansum  vel  cyathi- 
forme  ; extus  fibrosum , inter  membranaceum;  oculis  majusculis  , inaeqnalibus, 
concentricis  , substellatis  , canalibus  sex  vel  octo  ab  osculis  divergentibus.  — 
3)  M.  porcatum  Sh.:  sessile,  cyathiforme  vel  expansum,  fibris  laxis,  reticulatis; 
extus  nudum,  rugosissimum  ; intus  membranaceum,  osculis  parvis,  numerosis, 
irregularibus.  — 4)  M.  farringdonense  Sh. : sessile,  cyathiforme,  extus  nudum, 
tuberosum;  intus  superne  porosum,  infra  membranaceum.  — Lopholepis  Hage- 
nowi  Sh. : expansa,  parasitica,  cristis  elongatis,  subramosis,  disjunctis,  utrinque 
3 vel  4 seriatim  porosis ; poris  lineas  obliquas  describenlibus.  — 6)  Plica- 

tula  inaequidens  Sh. : testa  oblonga  ; valva  inferiore  omnino  affixa;  cardinis  den- 
tibus  valde  inaeqnalibus,  transverse  rugosis.  — 7)  Dianchora  guttata  Sh. : testa 


498 


obloDga;  valva  inferiore  affixa ; superiore  tenuissiraa,  longitudinal  iter  striata; 
slriis  inaequalibus , guttatim  nodosis.  — 8)  Lima  farringdonensis  Sh.:  testa 

ovata,  compressa,  undique  radiatira  costata  ; costis  inaeqoalis,  angnlatis,  longi- 
tudinaliter  striatis;  anterioribus  subobsoletis.  — 9)  Nautilus  farringdonensis 

Sh.:  testa  inflata , lateral  iter  Compressa,  late  umbilicata;  juniore  laevi,  adulta 
undalo  subcostata;  apertura  trunealo-ovata,  profunde  sinuata;  septorum  margini- 
bus  paullulum  sinuatis.  ( Ibid . 189 — 198.  Tb.  56.) 

P lest  wich,  Tertiärpelrefakten  von  Woolwich  und  R e a - 
d i n g.  — Ausser  einigen  schon  beschriebenen  und  nicht  näher  bestimmbaren, 
aber  doch  abgebildeten  Resten  beschreibt  P.  folgende  Arten  als  neu  : 1)  Cardium 
Laytom:  testa  trigonali , inaequilalerali  , poslice  subarigulala,  obliquata,  costata; 
costis  numerosis  planulalis  ; margine  dentato,  umbonibus  incurvis.  approximalis. 
— 2)  Cyreua  cordala : testa  subtrigonali , crassa  , gibbosa,  rugosa , umbonibus 
prominentibus  antico  rotundato,  poslico  subrostrato , depresso , altenualo.  — 
4)  Modiola  Mitchelli : testa  teuii,  laevi,  sublrigona,  antice  obtusa,  postice  dila- 
tata , cardine  marginali  recto.  — 5)  M.  dorsata  mehr  comprimirt  als  vorige, 

die  Wirbel  nicht  endständig.  — 6)  Psammobia  Cardamini : testa  ovalotransversa, 
inaequilaterali,  depressa,  submacquivalvi,  concentrice  et  irregulariter  striata ; mar- 
gine antico  rotundato,  postico  rostrato,  atlenuato,  sinualo  ; margine  postico  sub- 
incnrvato , declivi.  — 7)  Auricula  pygmaea : kegelförmig  mit '4  bis  5 depri- 

mirten  Umgängen,  ovaler  Mündung,  einer  Spindelfalle.  — 8)  Ceritbium  Bower- 
banki : testa  turrita,  brevi  ; anfraclibus  subplanis,  longitudinaliter  nodosocostatis ; 
costis  obliquis,  transversim  3 — 4plicatis,  sutura  profunda. — 9)  C.  gracile  (längst 
verbrauchter  Name):  testa  elongala,  gracili ; anfraclibus  depressis  costalis ; co- 
stis parvis  subobliquis ; sutura  linea  ornata.  — 10)  C.  Lunni  : testa  turrita, 

brevi ; anfraclibus  septem , transversim  bicarinatis  ; interstitiis  longitudinaliter 
striatis. — 11)  Hydrobia  Parkinsoni:  testa  ovatoconica,  laevi;  anfraclibus  quin- 
que  rotundati,  ultimo  ventricoso  ; apertura  obliqua  ovato  ; sutura  subprofunda.  — 
12)  H.  Websteri:  etwas  grösser  als  vorige,  mit  weiterer  Mündung. — 13)  Pa- 
ludina  lenta  Sowb. : testa  ovatoconica,  laevi;  anfraclibus  5 — 6 subrotundatis, 
apice  obtuso,  apertura  subovata.  — Die  Eulomostraceen  sind  von  Jones  auf  fol- 
gende Arten  bestimmt:  Cylheridea  Muelleri  Mstr.  sp. , Cvthere  Wetherelli  Jon., 
C.  Kostelensis  Reuss,  C.  plicata  Mstr.,  C.  angulatopora  Reuss  sp.,  Candona  Ri 
chardsoni  n.  sp.  (Ibid.  155 — 162.  Tb.  2.  3.) 

Casseday,  neues  Crinoideengeschlecht  Batocrinus  aus 
dem  Kohlenkalkstein  von  New- Albany  in  Indiana.  Die  kleine  Säule  wird  von 
einem  fünfseitigen  Nahrungskanal  durchbohrt  und  besteht  aus  gleich  hoben  und 
dicken  Gliedern.  Der  untere  Theil  des  Kelches  ist  von  deprimirt  kegelförmiger 
Gestalt  und  an  der  Ansatzstelle  mit  ringförmiger  Grenze  scharf  von  der  obern 
Decke  abgesetzt.  Zwei  grössere  und  ein  kleineres  Basale  tragen  einen  Kreis 
von  5 regelmässigen  Radialien  mit  einem  unregelmässigen  Interradiale  und  an 
den  obern  concaven  Rand  dieser  legen  sich  die  fast  vierseitigen  Radialia  der 
zweiten  Ordnung  , denen  die  quer  funfseitigen  Axillaria  folgen.  Jedes  der  letz- 
tem trägt  zwei  Distichalien  und  diese  je  ein  distichale  axillare.  Auf  letztere 
folgen  an  den  schrägen  Seiten  des  Kelches  noch  zwei  Längsreiben  von  gewöhn- 
lich drei,  seltener  zwei  schmalen  Distichalsliicken,  welche  zu  den  20  Armen  fuh- 
ren. Zwischen  den  Radialien  der  ersten  und  zweiten  Ordnung  und  in  dem  er- 
sten Distichaikreise  stehen  Interradialien , die  Stücke  der  obern  Distichalradial- 
reihen  aber  stossen  unmittelbar  aneinander,  so  dass  5 abgeschlossene  Interra- 
dialfelder entstehen.  Die  obere  Decke  des  Kelches  ist  hoch  kegelförmig  mit 
zahlreichen  starken  Stacheln  besetzt  und  verlängert  sich  in  einen  stacheligen 
Schlauch  von  der  doppelten  Länge  des  Kelches.  Die  Oberfläche  der  Täfelchen 
ist  mit  äusserst  feinen  granulirten  Radialstreifen  geziert,  die  der  Stacheln  kreis- 
förmig liniirt.  Die  Art  nennt  C,  Batocrinus  icosadaclylus  und  unterscheidet  da- 
von B.  irregularis  mit  nur  18  Armen,  mit  einem  nur  aus  einer  einfachen  Dop- 
pelreihe von  Distichalradialstücken  bestehenden  Radialfelde,  mit  5 hexagonalen 
Interradialien  über  dem  untern  Interradiale  und  mit  gekrümmten  unsymmetri- 
schen Schlussdistichalien  für  die  Arme.  Die  nächste  Verwandtschaft  hat  die  neue 


499 


Gattung  mit  Actinocrinus,  ganz  eigentümlich  ist  ihr  der  Abschluss  der  Interra- 
dialfelder vor  Beginn  der  Arme.  (Geol.  Zeitschr  VI.  237.  Tf.  2.) 

Thurmann,  über  drei  neue  Diceras  im  Berner  Portland- 
und  Korallenkalk.  — Nach  einigen  Bemerkungen  über  die  oberjurassi- 
schen Dicerasarlen  und  deren  specifische  Charactere  , welche  nicht  in  der  Be- 
schaffenheit des  Schlosses,  der  Muskeleindrücke  und  der  Schalenslrnctur  liegen, 
diagnosirt  Th.  seine  neue  Arten.  1)  D.  Sanctae  Verenae  : testa  concentrice  striata, 
sublamellosa ; valva  minore  operculiformi,  umbone  involulo  subimmerso;  majore 
fornicata , lamellarum  accrementis  obscure  subangulosa ; sulco  antico  evanido, 
aus  dem  weissen  kreidigen  Korallenkalk  von  Solothurn,  der  D.  Münsteri  Goldf. 
zunächst  verwandt.  2)  D.  ursicina  : testa  unisesqtiiunciali , crassiuscula , inor- 
nata , vel  plicis  parum  conspicuis  natata,  lamellis  accremenlorum  hinc  inde  sca- 
latim subangulosa;  valva  majore  sinislra ; sulcis  posticis  nucleorura  validiusculis 
mit  der  D.  arielina  zunächst  verwandt,  von  St.  Uisanne.  3)  D.  suprajurensis : 
testa  nnisesquiunciali,  crassiuscula,  inornata  , laevigata  , lamellis  accremenlorum 
vix  hinc  inde  evanido  subangulosa  ; valva  majore  dextra  ; sulcis  posticis  nucleo- 
rum  pervalidis  , ebenfalls  der  D.  arielina  zunächst  verwandt  , im  Portland  und 
zwar  im  oberen  Astarlien  von  Porrentruy  , im  oberen  Pterocerien  und  unteren 
Virgulien  daselbst.  ( Mitth  Bern.  Gesellsch.  Nr.  258.  .S.  273 — 281.) 

K.  Mayer  gibt  ein  Verzeichniss  sämmtlicher  in  der  mariner  Molasse 
der  schweizerisch  - schwäbischen  Hochfläche  enthaltenen  Mollusken  welches  380 
Arten  aufgezählt,  darunter  43  neue  und  einige  noch  unbestimmte,  die  demnächst 
ausführlich  beschrieben  werden  sollen  , daher  wir  hier  die  noch  inhaltsleeren 
Namen  nicht  millheilen.  Hinsichtlich  des  Parallelismus  der  einzelnen  Terliärlo- 
calitäten  stellt  M.  folgende  Gruppirung  auf:  1)  Oberpliocen : Asti,  Piacenza, 

Masstirano,  Villaverina  bei  Tortona  und  fast  alle  Sicilianischen  Localitälen.  2) 
Unterpliocen : die  blauen  Thone  von  Piacenza,  Caslelnuovo,  Genua,  Perpignan 
etc.  3)  Obermiocen:  die  blauen  Thone  Tortona’s,  Bacedasco’s,  Baden  bei  Wien, 
Saubrigues,  Soustons  etc.  bei  Bavonne.  4)  Mittelmiocen : Sailer,  Mont  de  Mar- 
san,  Provence  z.  Th.,  Mallone,  Wien,  Ungarn,  Volbynien,  Goris  bei  Tiflis,  Lis- 
sabon, Sortino?  und  5)  Untermiocen:  Touraine,  Bordeaux,  Dax,  Montpellier, 
Turin  etc.  ( Ebda  Nr.  274  1.  73 — 106.) 

Desor,  über  die  num  mulitischen  Echiuiden  der  Alpen. 
— Seit  Agassiz’s  Catalogue  raisonne  des  Echinodermes  (1847),  in  welchem  nur 
8 nnmmulilische  Echiniden  aufgezäblt  werden,  ist  die  Zahl  derselben  bedeutend 
angevvachsen.  D.  kennt  jetzt  2 Cidariden  , 2 Clypeastroiden , 14  Cassiduliden 
und  10  Spalomgiden,  also  28,  darunter  12  neue,  welche  unter  folgenden  Namen 
beschrieben  werden  : Diadema  Lusseri  von  Iberg  in  Schwvtz,  D.  Blangganum  von 
Blangg  bei  Iberg,  Cassidulus  amygdala  von  ebenda,  Echinolampas  subcylindricus 
von  ebenda  und  aus  dem  Sihlthal.  E.  pulvinatns  von  der  Ebenalp,  E.  subacutus 
von  Iberg,  Hemiaster  nux  von  Sauerbrunnen  bei  Iberg,  Linthia  nov.  gen.  mit  L. 
insignis  von  Iberg,  L.  spatangoides  von  ebenda,  Prenaster  nov.  gen.  mit  Pr.  al- 
pinus  von  Blangg  und  Pr.  perplexus  von  Iberg.  {Act.  Helv.  Porrentruy 
1853.  270—279.) 

v.  Thiolliere,  Description  des  poissons  fossiles  prove- 
nant  des  Gisements  coralliens  du  Jura  dans  le  Bugey.  1.  livr. 
avec  10  pl.  (Paris  chez  Balliere  1854.  Fol.  26  pp.  20  fres.).  — Der  Verf. 
erkannte  gleich  bei  der  ersten  Auffindung  des  lithographischen  Kalkes  und  des 
bituminösen  Schiefers  mit  ihren  Fischresten  bei  Cirin  (auch  Serin)  die  grosse 
Aebnlichkeit  mit  dem  lithographischen  Kalk  von  Solenhofen  und  sah  sich  da- 
durch veranlasst  diese  Localität  mit  ihren  Fossilien  sorgfältiger  zu  studieren. 
Er  gelangte  zu  dem  Besultat , dass  Cirin  und  Solenhofen  gleichaltrige  Gebilde 
sind  , dass  dieselben  zum  untern  Corallien  gehören.  Das  Corallien  bildet  in 
diesen  Gegenden  nämlich  drei  Gruppen : die  untere  beginnt  unmittelbar  über 
den  Mergeln  des  Spongitenkalkes  und  endet  nach  oben  in  den  Pisolilhenkalken 
und  den  sandigen  Bänken  ; die  mittlere  begreift  die  compacten  lithographischen 
Kalke  und  bituminösen  Fischschiefer,  die  obere  die  Schichten  mit  Corallen,  Di- 


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ceraten  und  Nerineen.  Seit  4 Jahren  sammelte  Th.  am  Bugey  mehr  als  50  Spe- 
cies  Fische,  einige  Reptilien  und  Krebse.  Unter  letzteren  ist  ein  Pterodactylus- 
Oberarm  beachtenswert!!.  Diese  säramllichen  Fossilien  sollen  in  drei  Heften  be- 
schrieben und  abgebildet  werden,  wovon  das  vorliegende  und  das  nächstens  er- 
scheinende zweite  den  Fischen  gewidmet  ist , das  dritte  den  übrigen  Resten. 
Der  Verf.  beginnt  mit  allgemeinen  Bemerkungen  über  die  Fischfauna  im  Jura 
des  Bugey.  Er  kennt  davon  29  Gattungen  mit  50  Arten.  16  Gattungen  sind 
auch  in  Deutschland  beobachtet  worden  und  davon  12  im  lithographischen  Schie- 
fer. Die  in  vorliegendem  Hefte  beschriebenen  neuen  Arten  sind  folgende  : 1) 

Spathobatis  bugesiacns  Tb.  1.  2.  p.  7.  hat  etwas  über  150  Wirbelkörper,  de- 
ren Bögen  sich  wie  bei  Rhinobates  verhalten,  indem  nämlich  auf  18  Körper  nur 
11  obere  und  8 untere  Bögen  kommen.  Die  Gelenknng  des  Schädels  am  ersten 
Wirbel  ist  deutlich  durch  einen  doppelten  Condylusartigen  Höcker  bewerkstelligt. 
Der  Rachen  ist  mit  kleinen  bürstenförmigen  Zähnen  in  schiefen  Reihen  dicht 
besetzt,  die  Brustflossen  abgerundet,  ihre  Strahlen  breit  und  platt,  die  Haut  mit 
kleinen  runden  Kalkkörnern  bekleidet.  2)  Belemnobatis  Sismondae  Tb.  3.  Fig. 
1.  p.  8.  Der  Kopf  ist  breit,  kurz,  stumpfwinklig  zngespitzt , die  Strahlen  der 
Brustflossen  nur  bis  zur  Nasengegend  reichend,  diese  Flossen  sehr  abgerundet, 
die  Bauchflossen  verhältnissmässig  gross  , abgerundet,  die  Flossenstrahlen  wie 
bei  Spathobatis,  der  Schwanz  .etwas  kürzer  als  der  Körper,  die  Haut  mit  sehr 
feinen  Knochenkernen  dicht  erfüllt,  die  Wirbelkörper  verknöchert,  von  den  Bö- 
gen keine  Spur  vorhanden,  der  nächste  Verwandle  ist  Asterodermus  3)  Pnor- 
cynis  catulina  Fig.  2.  p.  9.  nur  in  einem  Exemplar,  der  Kopf  zerstört,  undeut- 
lich, Brustflosse  breit  und  abgerundet,  die  ßauchflosse  unmittelbar  dahinter,  breit 
und  niedrig,  Rückenflosse  darüber  nur  weiter  zurückreichend,  die  zweite  Rücken- 
flosse von  derselben  Grösse  , die  Wirbelsäule  mit  120  bis  122  Wirbelkörpern 
ohne  Bögen.  Der  nächste  Verwandle  möchte  Chiloscyllium  griseum  MH  der  in- 
dischen Meere  sein,  unter  den  fossilen  Tbyellina  angusla  der  Kreide  [die  aber 
nichts  weiter  als  Scyllium  ist,  vgl.  meine  Fauna  d.  vorvv.  Fische  373  und  von 
dieser  Gattung  bleibt  Phorcynis  durch  die  abweichende  Stellung  der  Flossen  ver- 
schieden]. 4)  Undina  cirinensis  p.  10.  beruht  auf  einer  Schwanzflosse  und  zwei 
besseren  Exemplaren  , die  Zahnplatten  sind  granulirt  und  mit  spitzen  kleinern 
und  kräftigeren  Zahnen  bewaffnet;  über  den  Brustflossen  stehen  ganz  eigenthüm- 
liche  Schulterflossen  in  dem  Winkel  welchen  der  Schultergürtel  mit  der  Wirbel- 
säule bildet;  sie  haben  18  bis  20  zerschlissene  Strahlen;  der  obere  Lappen 
der  Schwanzflosse  ist  15-,  der  untere  13slrahlig ; die  Schuppen  sind  kleine  spitze 
erst  unter  der  Lonpe  sichtbare  Stacheln ; in  der  Grösse  etwas  geringer  als  beide 
Arten  Bayerns.  5)  Pycnodus  Sauvanausi  15.  Tb.  4.  Die  grösste  der  Gattung, 
der  Körper  mehr  rund  als  oval,  der  Kopf  stark  2/5  der  Körperlänge  einnehmend, 
die  Schwanzflosse  gross  und  zwei  lappig,  das  Profil  des  Kopfes  schwach  convex, 
vier  Schneidezähne  in  jedem  Kiefer,  die  beiden  mittlern  die  grössten,  die  bei- 
den äussern  den  menschlichen  ähnlich  , im  Unterkiefer  10  bis  12  Pflasterzähne 
in  der  äussern  Reihe,  die  Gaumenzähne  theilweise  zerstört;  die  Wirbelkörper 
nicht  verknöchert,  die  Schwanzflosse  sehr  gross,  mit  6.  I.  9.  10.  I.  7 Strahlen. 
6)  P.  Bernardi  17.  Tb.  5.  scheint  auf  dem  ersten  Blick  nur  Jugendzustand  der 
vorigen  Art  zu  sein,  hat  jedoch  relativ  kleinere  Schneidezähne,  abweichendes 
Keil-  und  Siebbein,  einen  viel  spitzeren  Vordcrlappen  in  der  Rücken-  und  Af- 
terflosse, 2.  I 9.  9.  I 5 Strahlen  in  der  Schwanzflosse  u.  s.  w.  7)  P.  Itier'i 
22.  Tb.  6.  Die  schlankeste  Art  der  Gattung,  mit  2.  I.  9.  10.  1.  4 Strahlen  in 
der  Schwanzflosse,  in  der  Mittellinie  eine  Reihe  quer  bohnenförmiger  Gaumen- 
zähne, jederseits  daneben  eine  Reihe  halb  so  grosser  schiefgestelller,  im  Kiefer 
je  eine  Reihe  ebenso  grosser  unregelmässig  vierseitiger  Zähne  , in  jeder  Unter- 
kieferhälfte dieselben  Reihen  , zwischen  den  beiden  grössten  jedoch  noch  zwei 
Reihen  sehr  kleiner  runder  Zähne.  8)  P.  Wagneri  23.  Tb.  7.  nähert  sich  zu- 
meist dem  P.  elegans,  ist  nur  gedrungener  und  hat  abweichende  Formen  in  der 
Wirbelsäule.  9)  P.  Egertoni  24.  Tb.  7.  gleicht  in  der  Zahnbildung  am  meisten 
dem  P.  Bernardi,  die  Schwanzflosse  mit  2.  I.  8.  9.  f.  3,  die  Rückenflosse  mit 
4.  1.  J5.  20  und  die  Afterflosse  mit  4.  1.  9.  20  Strahlen,  in  der  Wirbelsäule 


501 


8 Nacken-,  20  Rücken-  und  9 Schwanz  Wirbel.  10)  Gyrodus  macrophthalmus 

Ag.  26.  Der  Verf.  bildet  noch  Disticholepis  oligopluerus  und  Trissops  auf  3 
Tafeln  ab,  deren  Beschreibung  in  der  zweiten  Lieferung  folgen  soll.  Die  Aus- 
stattung des  Werkes  ist  äusserst  elegant.  Gl. 

Botanik*  Müller  gibt  ein  Verzeichniss  der  in  der  Umgegend 
von  Nidda  wildwachsenden  Pflanzen  nach  Schnitlspahns  Flora  mit 
Angabe  der  speciellen  Standorte.  Er  zählt  139  Thalamifloren,  235  Calicifloren, 
119  Corallifloren , 66  Monochlamydeen,  131  Monocolylen,  10  Acotylen  und  17 
Waldbäume  namentlich  auf  und  ordnet  alsdann  die  wichtigeren  noch  nach  den 
Standorten  und  schliesst  mit  einem  ßluhtenkalender  für  diese  Flora.  (Giess. 
Ber.  IV.  46—72.) 

Mehrere  Botaniker  des  Jura  theilen  ein  Verzeichniss  neuer  im 
Jahre  1850  beobachteter  Standorte  für  die  Gefässpflanzen  in  diesem 
Gebirge  mit.  Es  gestattet  uns  leider  der  Raum  nicht,  die  Namen  der  Pflanzen 
und  ihre  Standorte  aufzuzählen,  und  empfehlen  wir  die  Abhandlung  denen,  wel- 
che den  Jura  zu  botanischen  Zwecken  bereisen.  Es  sind  233  Arten , deren 
meiste  an  mehreren  Orten  beobachtet  wurden.  (Act.  Soc.  Helvet.  Porren- 
truy  1853.  202—213.) 

Contejean  verbreitet  sich  über  die  Gefässpflanzen  in  der  Umgegend 
von  Montbeliard  in  Bezug  auf  die  Gebirgsarten,  auf  welchen  dieselben  wachsen 
und  gelangt  zu  dem  Schluss  , dass  die  chemische  Beschaffenheit  der  Felsarten 
keinen  Einfluss  auf  die  Verbreitung  der  Pflanzen  hat.  ( Ibid . 189  — 201.)  — 
Thurmann  theilt  seine  Ansicht  über  die  Verbreitung  der  Pflanzen  nach  den 
Gebirgsarten  im  Allgemeinen  mit.  (Ibid.  169 — 189.) 

Hook  er,  iiberHodgsonia  n.  gen.  — Diese  neue  Gattung  grün- 
det sich  auf  Trichosanthes  heteroclila  Roxb.  fl.  Ind.  III.  705  (—  Tr.  grandiflora 
Wallr.  Catal.  Nr.  6685. ) in  den  dichten  Gebirgswäldern  des  Sikkim  Himalaya 
bis  zu  5500  Fuss  Meereshöhe  aufsteigend.  Die  Diagnose  ist:  Fl.  Mas.:  calycis 
tubus  elongatus  post  anthesin  deciduus , 5gonis , angulis  dentibusve  incrassatis 
recurvis;  petala  5,  flavida , gamopetala , calycis  limbo  adnata , obovatocuneata, 
patentia , apice  truncata , fimhriatolobata  ; lobis  longissimis  tortis , pendulis; 
stamina  5 , triadelpha  ; antherae  monodelpha,  extrorsae,  loculis  linearibus  con- 
tortis.  — Fl.  foem. : calyx  basi  ovario  sphaerico  adhaerens,  superne  longe  tu- 
bulosus,  mari  omnino  similis,  intus  disco  spongioso;  corolla  maris  ; ovarium 
uniloculari,  placentae  3,  parietales,  basin  versus  ulrinque  2 ovulata ; ovulis  ascen- 
dentibus  anatropis;  Stylus  elongatus,  tubum  calycis  aequans;  Stigma  trilobum, 
lobis  superne  emarginalis;  bacca  depressoglobosa , magna,  obscure  quinquesul- 
cata , pulpa  indurata  demum  sicca  replela  ; semina  perparia  in  nuces  6 arcle 
acreta,  altero  minore  plerumque  effecto  ; testa  lignosa,  basi  fissa  (rima  elongata), 
profunde  longitudinaliter  reticulalim  sulcala  ; epidermide  vasculari  in  sulcos  pe- 
netrante tecta  ; endopleurum  crassissimum,  suberosum ; embryo  exalbuminosus ; 
cotylae  magnae,  planae  ; plumula  lobala.  — Frulex  altescandens ; caulis  ramo- 
sus,  sulcalus,  succo  aqueo  copioso  scatens , vasis  magnis,  aere  repletis  percur- 
sus;  folia  allerna,  semper  virentia,  coriacea,  3 — 5 palmatiloba  ; flores  magni, 
extus  rufobrunnei  puberuli , intus  pallide  stramines  villosi ; masculi  spicati  basi 
bracteati  ; femines  axillares  solitarii  in  racemum  brevem  dispositi ; petioli  elon- 
gati , basi  versus  axillam  gemma  ? cornea  conica  slipulaeformi  suffulti ; cirrhi 
laterales  2— Sfidi.  ( Ann . mag.  nat.  hist.  May  424.) 

Irmisch,  Bemerkungen  über  Hippuris  vulgaris.  — Die 
Achse  dieser  Pflanze  ist  von  einem  grossen  Theile  der  Botaniker  völlig  unbe- 
rücksichtigt gelassen,  nur  unter  Andern  von  Bischoff  und  Döll  der  Erwähnung 
und  Untersuchung  werlh  befunden.  Doch  sind  auch  deren  Miltheilungen  nichts 
weniger  als  ausreichend,  und  eine  ausführlichere  Beschreibung  nothwendig.  Die 
beblätterten  über  dem  Wasser  oder  Boden  erhobenen  Stengel  sind  die  termina- 
len Abschlüsse  der  einzelnen  Glieder,  aus  denen  die  horizontale  Grundachse  zu- 
sammengesetzt ist.  Zu  einem  jeden  horizontalen  Internodium  der  letztem  tritt 
als  directe  Fortsetzung  eine  Reihe  aufrechter  lntcrnodien,  die  eben  Stengel  heis- 


502 


sen.  Am  Grunde  sind  dieselben  abwechselnd  nach  rechts  und  links  gebogen 
und  diese  Richtung  herrscht  auch  in  den  Internodien.  An  einem  jungen  hori- 
zontalen Blatttriebe  ist  der  erste  über  dem  Internodium  befindliche  Blattwirbel 
normal  aus  drei  Schuppenblättern  gebildet.  Eines  derselben  ist  das  äusseie, 
das  zweite  von  diesem  zum  Theil  bedeckt,  legt  sich  mit  dem  Rande  über  das 
dritte  oder  innere.  Da  sich  nun  ein  solcher  Trieb  deutlich  als  das  Achselpro- 
duct  eines  Schuppenblattes  der  nächst  vorhergehenden  meistens  gleichfalls  noch 
ganz  horizontalen  Achse  erkennen  lässt,  so  kann  die  Knospenlage  leicht  gedeu- 
tet werden.  Das  erste  oder  äussere  Blatt  steht  seitwärts  von  dem  Multerblatle 
des  Triebes,  das  zweite  wegwärts  von  dem  Mutlerblatle  und  der  Mullerachse 
zugekehrt,  das  innere  dem  äussern  entgegengesetzt  und  wieder  dem  Multerblatle 
zugekehrt,  in  der  Achsel  des  ersten  Blattes  findet  sich  eine  kleine  Knospe,  in 
der  des  zweiten  keine,  in  der  des  dritten  eine  grössere.  Der  zweite  Blattwir- 
bel, welcher  der  später  verlical  sich  aufrichtenden  Achse  angehört,  besteht  gleich- 
falls meist  ans  drei  Blättern,  sämmllich  ohne  Knospen  und  deren  Wendung  häu- 
fig der  des  ersten  Wirbels  entgegenläuft.  Das  kleine  Knöspchen  des  ersten 
Blattes  hat  in  seinem  ersten  Blattwirbel  regelmässig  nur  zwei  Schuppenblätter. 
Die  grössere,  geförderte  Knospe  in  der  Achsel  des  dritten  Blattes  besitzt  drei 
Schuppenblälter  im  ersten  Wirbel.  Durchweg  verfolgt  die  kleine  Knospe  in  ih- 
rem ersten  Blattwirbel  mit  dem  ersten  ßlaltwirbel  des  Triebes,  dem  sie  ent- 
stammt, ein  und  dieselbe  Wendung,  während  die  grössere  Knospe  sich  antidrom 
verhält.  So  lässt  sich  nun  auch  das  Verhalten  mehrerer  Sprossenfolgen  zu  ein- 
ander ermitteln.  Der  Anlage  nach  hat  man  in  der  Grundachse  des  Hippuris 
eine  Verzweigungsweise,  welche  bei  den  Blühlensländen  dichotom  genannt  wird ; 
da  aber  die  kleine  Knospe,  welche  mit  ihier  Abslammungsachse  homodrom  ist, 
meist  nicht  oder  erst  später,  dagegen  die  geförderte  zur  Abslammungsachse  sich 
antidrom  verhaltende  Knospe  regelmässig  auswächst:  so  bekommt  die  Verknü- 
pfung der  verschiedenen  Sprossfolgen  ganz  den  Characler  des  Wickels,  in  wel- 
chem ausschliesslich  die  antidromen  Achsen  zur  Entwicklung  kommen.  Biswei- 
len, besonders  wenn  die  Pflanze  in  liefern  Wasser  steht,  brechen  auch  aus  den 
Blattwirbeln  der  aufrechten  Stengel  einzelne  Triebe  hervor,  die  sich  zu  horizon- 
talen Syrnpodien  von  der  beschriebenen  Beschaffenheit  entwickeln.  In  der  Re- 
gel nur  in  den  untern  ßlatlwirbeln,  während  in  den  obern  noch  im  Wasser  be- 
findlichen sich  nicht  selten  Zweige  finden,  die  ganz  den  ßlühtenslengeln  gleich 
gebildet  sind.  Die  Nebenwurzeln  stehen  am  Grunde  der  einzelnen  Glieder  dei> 
Grundacbse,  also  dicht  über  einem  Blattwirbel.  Zuerst  pflegen  drei  nach  ein- 
ander auf  jeder  Seite  des  neuen  Triebes  hervorzutreten,  später  aber  mehrt  sich 
ihre  Anzahl.  Auch  aus  den  untern  lnternodien  der  senkrechten  Stengel,  zumal 
wenn  die  Pflanze  nur  im  Schlamm  oder  feuchten  Boden  wächst,  treiben  häufig 
Nebenwurzeln.  ( Botan . Zeitg  April  281 — 287.  Tf.  8 b.) 

H.  Hoffmann,  Spermatien  bei  einem  Fadenpilze.  — Bei 
dem  Keimen  des  verschieden  beschriebenen  Trichothecium  roseum  sieht  man  ei- 
ner oder  mehren  unbestimmten  Stellen  der  Doppelspore  Fäden  hervordringen, 
auf  welche  sich  das  Episporium  fortsetzt;  dasselbe  gilt  von  der  weit  stärkeren 
Innenhaut,  dem  Endosporium,  welches  aber  nichts  zur  Bildung  des  Keimfadens 
beiträgt.  In  das  Lumen  dieses  Fadens  setzt  sich  der  Kein  der  betreffenden 
Halbspore  fort,  indem  er  an  der  A ustri tlsstelle  sich  etwas  zusammenzieht,  dann 
aber  die  Höhle  des  Keimfadens  ziemlich  ausfüllt.  Dieser  ist  in  Abständen  von 
2/ioo'"  seplirt,  seine  Wand  weiterhin  so  dünn,  dass  die  beiden  consliluirenden 
Membranen  nicht  mehr  zu  erkennen  sind.  Der  Fadeninhalt  ist  stark  lichlbre 
chend,  Jod  färbt  ihn  dunkelgelb  bis  braun.  Der  Kern  hat  die  Eigenschaften  der 
Eiweisssubstanzen.  Bei  dem  Keimen  anaslomosiren  oft  die  Fäden  mehrerer  be- 
nachbarter Sporen,  wodurch  dieselben  mit  neuem  Nabrungsstoffe  sich  gegensei- 
tig verstärken , ohne  jedoch  dicker  zu  werden.  Licht  und  Feuchtigkeit  üben 
grossen  Einfluss  auf  das  Keimen.  Aus  den  horizontal  liegenden  Keimfäden, 
welche  sich  peripherisch  in  ziemlich  spitzen  Winkeln  verästeln,  erheben  sich 
hie  und  da  kürzer  gegliederte  Fäden , schief  oder  senkrecht  aufsteigend.  Die 
längeren  schnüren  unter  ihrem  Ende  erst  eine,  dann  mehrere  Sporen  ab,  die 


503 


zweiten  und  folgenden  Sporen  bilden  sich  durch  seitliche  Ausstülpungen  unter 
der  ersten.  Die  einzelne  Spore  ist  anfangs  homogen,  dann  zieht  sich  ihr  Kern 
in  zwei  Plasmamassen  zusammen  , jede  bekleidet  sich  mit  einem  Specialendo- 
sporium,  welche  zwei  stumpfe  Pyramiden  dann  mit  der  Basis  verschmelzen. 
Nun  wächst  die  fertige  Spore  nur  noch  auf  ihre  doppelte  Grösse  heran.  Die 
kurzem  Stiele  bestehen  fast  immer  nur  aus  drei  Zellen  und  kommen  senkrecht 
aus  baumartig  verästelten  Fäden  hervor  und  enden  stumpf  oder  knopfformig. 
Die  Knöpfe  werden  bei  Wasserzusatz  kuglig,  bewegen  sicti  dann  allein  oder  mit 
den  Stielen.  Die  Länge  beträgt  V200'",  die  Dicke  ist  um  dreimal  geringer.  Sie 
bilden  sich  an  der  Spitze  der  dreizeiligen  Zweige  durch  Abschnürung,  indem 
die  abgeschnürlen  in  Haufen  bis  zu  14  Stück  durch  eine  gummiartige  Substanz 
verbunden  an  der  Spitze  des  Zweiges  sich  zusammenballen.  Jod  färbt  die  Köpfe 
gelb.  Die  Bewegung  dauert  mehrere  Tage  fort,  wird  aber  durch  Weingeist  so- 
fort zur  Ruhe  gebracht.  Diese  Körperchen  haben  nicht  nur  vollständig  die  Form 
und  ungefähre  Grösse  der  bei  Flechten,  Tubercularien  etc.  vorkommenden  und 
als  männliche  Befruchlungsorgane  angesehene  Gebilde,  sondern  sie  unterscheiden 
sich  von  den  blossen  Keimkörnern  der  Flechten  und  vieler  Pilze  dadurch  we- 
sentlich, dass  sie  eben  nicht  keimen,  vielmehr  nur  eine  unvollkommene  Andeu- 
tung dieses  Processes,  den  Pollenschlänchen  ähnlich  zeigen,  wie  auch  die  Sper- 
malien der  Hagenia  cilioris  und  Tubercularia  vulgaris,  analog  den  Microgoniden 
der  Siisswrasseralgen,  welche  entweder  gar  nicht  oder  nur  vorübergehend  keimen. 
Ihr  Inneres  ist  fast  homogen,  doch  weniger  dicht  als  die  Peripherie;  eine  be- 
sondere Wand  ist  aber  ebensowenig  durch  alle  angewandte  Beagentien  aufgefun- 
den als  Wimpern  u.  dgl.  Directe  Befruchtungsversuche  sind  nicht  gelungen. 
( Ebenda  249  u.  265.  Tf.  8 a.) 

Nägeli,  systematische  Ueber  sicht  der  Erscheinungen  im 
Pflanzenreich.  Akademischer  Vortrag  gehalten  den  14.  Marz  1853,  mit  er- 
läuternden Anmerkungen.  (Freiburg  i.  Br.  1853.  4o.)  — Nach  einigen  einlei- 
tenden Bemerkungen  stellt  der  Yerf.  6 Hauptslufen  der  Zusammensetzung  für  die 
Pflanzen,  6 Disciplinen  auf,  und  zwar  in  absteigender  Ordnung:  die  Lehre  vom 
Pflanzenreich,  von  der  Art,  von  dem  Individuum,  vom  Organ,  von  der  Zelle, 
von  den  organisch  vegetabilischen  Substanzen.  Er  verbreitet  sich  alsdann  über 
die  Aufgabe  jeder  dieser  sechs  Disciplinen  und  erörtert  schliesslich  noch  die 
Frage,  in  welchem  Verhältniss  der  Qualität  die  Ei sclieir ungen  verschiedener  In- 
dividualitätsgrade  stehen.  Indem  wir  diese  Schrift  unsern  Lesern  empfehlen, 
bemerken  wir  nur  noch  , dass  die  Darstellung  dieses  wichtigen  und  allgemein 
inleressirenden  Gegenstandes  klar  und  verständlich  ist  und  viele  specielle  Belege 
und  Erläuterungen  in  Anmerkungen  beigefügt  sind,  die  noch  eine  ganz  besondere 
Beachtung  verdienen.  — e 

Zoologie*  — Shuttleworth,  über  den  Bau  der  Chito- 
niden  mit  Aufzählung  der  die  Antillen  und  canarischen  In- 
seln bewohnenden  Arten.  — Die  Anatomie  dieser  Mollusken  bearbeitete 
zuerst  Poli,  dann  Cüvier  und  Blainville,  neuerdings  Middendorf,  doch  ist  damit 
die  Untersuchung  keineswegs  erschöpft.  Die  Systematik  betreffend  erwähnt  Pe- 
tiver  1702  eine  Art  als  Oscabrion,  Linne  kannte  9 Arten  und  gab  ihnen  den  ge- 
nerischen Namen  Chiton.  Später  beschrieb  Chemnitz  24  Arten.  In  diesem  Jahr- 
hundert brachte  Wood  1815  die  Arienzahl  auf  37  und  Sowerbv  in  seinen  Con- 
chological  Illuslralions  bis  1841  auf  102,  Beeve  1847  in  der  Conchologia  ico- 
nica  auf  201.  In  gleichem  Jahre  zerlegte  Gray  die  Gattung  in  20  Gattungen. 
Schon  Lamarck  halle  den  Chitooellus  ausgeschieden,  auch  Leach , Guilding  u.  A. 
einige  Formen  generisch  getrennt.  Zur  ClassiGcalion  übergehend  beschreibt  Sh. 
zunächst  die  Schale  von  Chiton  marmoratus.  Dieselbe  besteht  aus  8 bewegli- 
chen Schildern  (valvae) , dachziegelförmig  hinter  einander  liegend  und  mit  den 
äusseren  Rändern  (Lamina  insertionis)  einen  schmalen  Reif  (limbus)  bilden. 
Die  valva  antica  ist  der  Kopfschild,  die  valva  postica  das  Afterschild,  die  valvae 
mediae  einander  im  wesentlichen  gleich.  Jeder  Schild  besteht  aus  zwei  auf 
einander  liegenden  Schichten,  aus  der  obern  oder  äusseren,  mit  der  Epidermis 


472 


bedeckten  (leguraentum)  und  der  innern  (arliculamenlum).  Erslere  lässt  sich  in 
zwei  verlängerte  dreieckige  Seilenfelder  (areae  laterales)  und  ein  breiteres  Mit- 
telfeld (a.  centralis)  zerlegen  , in  der  Mitte  dieses  kann  man  noch  ein  kleines 
Feld  (mncro)  unterscheiden.  Das  Articulamentum  besteht  aus  zwei  Doppelpaa- 
ren keilförmiger  Platten  (arliculi  laterales)  , den  Area  laterales  und  den  Seilen- 
theilen  der  Area  centralis  entsprechend,  wovon  das  vordere  Paar  (articoli  antici) 
nach  vorn  in  flügelartig  vorspringend  dünnen  Platten  (Apophyses)  entwickelt  ist, 
die  selbst  wieder  durch  einen  gezackten  Sinus  anterior  getrennt  sind.  Die  Ar- 
ticuli  laterales  sind  durch  kleine  stabarlige  Fortsätze  mit  einander  verbunden, 
welche  zwischen  ihnen  ovale  Vertiefungen  (sutura)  bilden.  Am  hinteren  Rande 
des  Articulamentum  liegt  ein  enges  eigenthümliches  Feld.  Der  seitliche  Rand 
eines  jeden  Lateralarticulns  bildet  einen  breiten  gezähnten  Fortsatz  (Lamina  in- 
sertionis).  Der  Kopfschild  ist  halbrund  ohne  laterale  und  centrale  Area.  Das 
Articulamentum  besteht  aus  12  keilförmigen  Articulis.  Der  Afteischild  ist  gleich 
gebildet,  jedoch  mit  einem  Buckel  (umbo).  Im  Articulamentum  sind  die  beiden 
vorderen  Arliculi  die  breitesten,  die  andern  wie  im  Kopfschilde.  Das  Tegumen- 
tum  besteht  aus  mehreren  Schichten  kleiner  Canäle,  die  der  Oberfläche  parallel 
laufen  und  an  dem  röhrenlosen  Articulamentum  plötzlich  aufhören.  Sie  öffnen 
sich  rings  um  das  Tegumenlum.  Entweder  werden  die  Schilde  blos  am  Rande 
vom  Mantel  eingehüllt,  oder  zur  Hälfte,  oder  bis  auf  eine  ganz  kleine  freie  Stelle, 
oder  endlich  völlig.  In  dem  Grade  dieser  Einhüllung  verkleinert  sich  das  Tc- 
gumentum  bis  zum  Verschwinden.  Der  Mantelrand  (limbus)  ist  entweder  mit 
zahlreichen  rundlichen  dicken  Schuppen  dachziegelarlig  gepflastert  oder  mit  Schüpp- 
chen bekleidet.  Bei  andern  Arten  trägt  er  hornige  Borsten  oder  Haare,  zuwei- 
len auch  spreuartige,  oder  auch  kalkige  Stacheln,  feine  nadelförmige,  oder  der 
Mantel  ist  ganz  glatt,  hornartig.  Um  und  nah  an  den  Valven  besitzt  der  Mantel 
eine  Reihe  Poren  mit  Büscheln  glasartiger  feiner  Nadeln  (spiculae).  Von  die- 
sen meist  18  Poren  alterniren  7 Paare  mit  den  Schildern,  die  vier  übrigen  ge- 
hören dem  Kopfschild.  Die  Spiculä  scheinen  willkürlich  beweglich.  Einige  Ar- 
ten besitzen  eine  doppelte  Reihe  gabliger  Borsten,  welche  gleichfalls  aus  Poren 
zu  entstehen  scheinen.  Am  Rande  des  Mantels  tragen  die  meisten  Arten  noch 
eine  Reihe  zarter  Spiculä  oder  Fasern.  Hinsichtlich  der  übrigen  Organe  fand 
Sh.  nichts  Neues.  Tentakeln  und  Augen  fehlen,  der  Mund  halbmondförmig  von 
einer  schleierartigen  Membran  umgeben,  die  Reibplatte  oder  Zunge  wie  bei  Pa- 
tella; das  Herz  symmetrisch  aus  einer  Kammer  mit  2 Ohren  bestehend  in  der 
Mittellinie  vor  dem  After  gelegen;  die  Kiemen  ähnlich  Patella;  ein  gelapptes  Ova- 
rium  mit  2 Eileitern,  u.  s.  w.  Diese  Eigenlhiimlichkeiten  der  Organisation  ver- 
anlasslen  zu  abweichenden  Ansichten  in  Betreff  der  systematischen  Stellung,  die 
am  richtigsten  noch  neben  den  Mollusken  zu  suchen  ist,  bis  die  Entwicklungs- 
geschichte weitern  Aufschluss  gibt.  Sh.  theill  nun  sämratliche  Arten  in  3 Gat- 
tungen mit  folgenden  Gruppen.  1 ) Chiton  , Mantel  ohne  Poren,  a.  Lophurus 
Gray:  valvae  transversae  externae,  lamina  inserlionis  valvarnm  terminalium  pluri 
(12 — 24)  lobata  , mediarum  ulrinque  bilobata,  limbus  squamis  subrolnndis  gla- 
bris  tessellatis  conspicuis  obtectus.  b.  Radsia  Gray : valvae  transversae  exter- 
nae, lamina  insertionis  valvarum  terminalium  plurilobata,  mediarum  2 — 4 lobata, 
limbus  squamis  subrolnndis  glabris  tessellatis  conspicuis  obtectus.  c.  Callochi- 
ton  Gray:  valvae  transversae  externae;  lamina  insertionis  valvarum  terminalium 
plurilobata,  mediarum  quadrilobata , limbus  squamnlis  minulissimus  rhombifor- 
mis  reticulatus.  d.  Jchnoradia  Shutll. : valvae  transversae  externae,  lamina  in- 
sertionis valvarum  terminalium  plurilobata,  mediarum  4 — ölobata,  limbus  squa- 
mulis  parvis  applanatis  sulculatis  obtectus;  hieher  Chiton  australis  und  Ch.  mag- 
dalenensis.  e.  Ischnochiton  Gray:  valvae  transversae  externae,  lamina  insertio- 
nis valvarum  terminalium  plurilobata,  mediarum  bilobata,  limbus  squamnlis  mi- 
nutis  applanatis  sulculatis,  interdum  elongatis  obtectus.  f.  Leptochiton  Gray: 
valvae  transversae  externae,  lamina  insertionis  valvarnm  omnium  integra,  obso- 
leta,  limbus  granis  arenaceis  vel  squamnlis  minutissimis  dense  obsitus.  g.  To- 
nicia  Gray:  valvae  transversae  externae,  lamina  insertionis  valvarum  terminalium 
plurilobata,  mediarum  bilobata,  limbus  corneus,  laevis  vel  glaber.  h.  Chalto- 


505 


plenra  Shuttl. : valvae  transversae  externae,  lamina  inserlionis  valv.  lermin.  plu- 
rilobala,  poslicae  interdum  subobsoletae , mediarum  bilobata  , limbus  setis  cor- 
neis  obsitus,  hieher  Cb.  rngosiis,  Ch.  gigas.  i.  Eudoxochilon  Shuttl. : valvae 

transversae  externae  lamina  inserlionis  valv.  termin.  fimbrialim  plurilobata,  me- 
diarum  fimbriatum  circa  sexlobala  , limbus  setis  corneis  brevibus  obsitus , hie- 
her Ch.  nobilis.  J<.  Craspedochilon  Shuttl.  : valvae  transversae  externae,  lamina 
inserlionis  valvae  anlicae  paucilobala  , poslicae  medio  fimbriata  , mediarum  pro- 
funde bilobata  , limbus  corneus  miHiitissime  asperulus.  Hieher  Ch.  laqueatus. 
I.  Acanlhopleura  Gray:  valvae  transversae  externae;  lamina  inserlionis  valv.  ter- 
min.  plurilobata,  poslicae  interdum  subobsoleta,  mediarum  bilobata,  limbus  acu- 
leis  corneocalcareis  inaequalibus  interdum  longissimis  vel  parvis  subarenaceis 
hinc  inde  vel  dense  obsitus.  m.  Ornilhochilon  Gray:  valvae  transversae  exter- 
nae, lamina  insertionis  valvae  anlicae  paucilobala,  poslicae  snbemarginata , in- 
tegra,  mediarum  bilobata,  limbus  corneus  setis  brevibus  dense  obsitus.  n.  Eno- 
plochiton  Gray:  valvae  transversae  subcordiformes  externae,  lamina  insertionis 
valvae  anlicae  paucilobata,  posticae  subobsoleta,  integra  et  recedens,  mediarum 
bilobata,  limbus  corneus  sqnamis  oblongis  calcareis  inaequalibns  prostratis  sparse 
onustus.  o.  Anlacochiton  Shuttl.:  valvae  transversae  externae,  lamina  insertio- 
nis valvae  anlicae  paucilobala  , posticae  profunde  emarginatae  obsolete  lobata, 
mediarum  bilobata,  limbus  poslice  fissus,  sqnamis  parvis  ovatis  inordinalis  den- 
sissime  obsitus,  hieher  Ch.  volvox.  p.  Schizochiton  Gray:  valvae  subcordifor- 
mes, elongatae,  externae,  lamina  inserlionis  valv.  term.  paucilobata,  posticae  pro- 
funde fissa , mediarum  subtrilobata , limbus  latus  corneus  postice  fissus,  sqna- 
mulis  minutis  arenaceis  et  aliis  cylindraceis  curvatis  sparce  obsitus.  q.  Mopa- 
lia  Gray:  valvae  transversae  externae,  lamina  insertionis  modia,  valvae  anticae 
— ? posticae  lobo  rotundo,  praedita,  limbus  modice  latus,  postice  angustior  se- 
tosus.  r.  Katharina  Gray:  valvae  cordiformes  pallio  profunde  immersae,  parte 
externa  mediocri , lamina  inserlionis  valde  producta,  valvae  anlicae  globata,  po- 
sticae globata,  mediarum  bilobata,  limbus  corneus  laevis.  w.  Cryptochiton  Gray: 
valvae  pallio  omnino  immersae  et  oblectae  (valvae  mediae  ulrinque  bialatae,  la- 
mina inserlionis  valvae  anticae  7lobata,  posticae  late  emarginatae,  3 — 4 lobata, 
mediarum  obsolete  bilobata)  , pallium  spiculii  fasciculalis  subimmersis  , ubique 
sparse  obtectum.  — 2)  Plaxiphora : der  Mantel  mit  einer  doppelten  Reihe  von 

zahlreichen  borstentragenden  Foren.  a Euplaxiphora  Gray  : valvae  transversae 
externae,  lamina  insertionis  valvae  anticae  circa  sexlobala,  poslicae  emarginatae 
integra,  crassa , mediarum  bilobata,  limbus  corneus  laevis  vel  retosus  vel  squa- 
mulis  corneopalaceis  plus  minusve  dense  obsitus.  — 3)  Phakellopleura  : Mantel 

mit  einer  einfachen  Seihe  von  18  nadeltragenden  Poren,  a.  Cryptoconchus  Gray  : 
valvae  subcordatae,  nisi  ad  lineam  dorsalem  pallio  omnino  immersae  et  obtectae, 
lamina  inserlionis  valvae  anticae  circa  scxlobata,  posticae  quinquelobata,  media- 
rum bilobata,  pallium  crassum  laeve,  ad  pores,  a margine  valde  remolos,  in  tu- 
berculis  conicis  elevatum,  b.  Acanthochiton  Leach. : valvae  cordiformes,  profunde 
immersae,  externe  conliguae,  subaequales,  lamina  insertionis  valvae  anlicae  sexloba- 
ta,  posticae  quinquelobata,  mediarum  bilobata,  limbus  dense  spinulosus,  poris  spi- 
culigeris  conspicuis.  c.  Chi lonellus  Lamk. : corpus  vermiforme  crassum,  valvae  pro- 
funde immersae,  4 anteriores  contiguae,  posteriores  discretae,  sensim  angustatae  et 
diminulae,  triangulari  lanceolalae  lamina  insertionis  valvae  anticae  quadrilobata,  po- 
sticae et  mediarum  integra  crassa,  pallium  crassum  dense  et  minute  spinulosum,  po- 
ris minutis  inconspicue  spiculigeris.  — Die  von  Th.  aufgezählten  mit  Diagnosen 
und  Synonymie  versehenen  anti llischen  Allen  sind:  Ch.  squamosus  L. , Ch.  as- 
similis  Reeve , Ch.  excavalus  Gray,  Ch.  faseialus  Wood,  Ch.  marmoratus  Ch., 
Ch.  gemmulatus  n.  sp.,  Ch.  purpurascens  Ad.,  Ch.  laterilius  n.  sp.,  Ch.  erythro- 
notus  Ad.,  Ch.  luluLatus  n.  sp.,  Ch.  squamulosus  Ad.,  Ch.  papillosus  Ad.,  Ch. 
reliculatus  Reeve,  Ch.  pectinatus  Sowb.,  Ch.  rugosus  Sowb.,  Ch.  piceus  Chemn., 
Ch.  mucronulatus  n.  sp. ; Phakellopleura  aslrigera  Reeve,  Ph.  spiculosa  Reeve, 
Ph.  strigata  Sowb.  — Die  Arten  der  canarischen  Inseln  sind : Ch.  canariensis 
d’Orb.,  Ch.  mediterraneus  Reeve,  Ch.  Cajelanus  Poli,  Ch.  piceolus  n.  sp.,  Pha- 
kellopleura discrepans  Rrown , Ph,  Garnottii  Blainv.  (Berner  Mittheil.  1853. 
Nr.  286.  p.  169 — 207.) 


34 


506 


K r a a l z , Bemerkungen  über  Staphylinen.  — Kr.  prüfte  die 
22  von  Mulsant  in  den  Opuscules  entomologiques  (Paris  1852)  beschriebenen 
Arten  Homalota  und  fand,  dass  die  Hälfte  derselben  schon  früher  bekannt  war. 
1)  II.  micans  ist  nämlich  H.  hypnorum  Ksw.  2)  H.  subalpina  derselben  sehr 
nah  verwandt.  3)  H.  longicollis  = H.  langnida  Er.  4)  H.  brunnipes  = H. 
palustris  Ksw.  5)  H.  atricapi lla  eine  neue  auch  in  Deutschland  vorkommende 
Art.  6')  H.  producta  = H.  luridipennis  Mannh.  7)  H.  incisa  — H.  sodalis  Er. 
8)  H.  livida  neu,  auch  in  Thüringen  und  Schlesien.  9)  H.  impressicollis  = H. 
divisa  Mark.  10)  H.  brevicornis  = H.  incrassata.  li)  H.  albopila  eine  gute 
Art.  12)  H.  picipennis  = H.  nivalis  Ksw.  13)  11.  incrassata,  gute  Art.  14)  H. 
foveola  = II.  aulumnalis  Er.  15)  II.  pallens  = 11.  macella  Er.  16)  H.  pu- 
silla , gute  Art.  17)  H.  montana  = H.  celala  Er.  18)  H.  laevana , gute  Art, 
auch  bei  Bonn.  19)  H.  sericea , gute  Art,  auch  in  ganz  Deutschland.  20)  H. 
basicornis  auch  bei  Berlin.  21)  H.  parens  auch  am  Rhein  — Kr.  untersuchte 
auch  einige  Thomsonsche  Arten  : H.  hrachyptera  = H.  caesnla  Er.,  H.  puncti- 
ceps  gute  Art,  ebenso  H.  tenuicornis,  H.  latiuscula,  H.  arvicola,  dagegen  H.  fu- 
cicola  = H.  umbonala  Er.,  H.  alidula  — H.  divisa  Mark.,  H.  planicollis  = H. 
immersa  Er.,  H.  succicola  = H.  validicornis  Märk. , H.  merdaria  = H.  sericans 
Grav.,  H.  fimetaria  = H subsinuata  Er.  Auch  über  einige  deutsche  Arten  von 
Gyrophaena  verbreitet  sich  Kr.  und  fügt  eine  neue  G.  laevicollis  von  Heidelberg 
hinzu.  ( Entomol . Zeitg.  176 — 186.) 

G.  Zaddach,  Untersuchungen  über  die  Entwicklung  und 
den  Bau  der  Gliederthier e.  I.Heft.  Die  Entwicklung  des  Phry- 
ganiden-Eies.  Mit  5 Tflo.  (Berlin  1854.  4o.)  — Wir  machen  auf  diese 
an  schönen  Beobachtungen  reichhaltige,  für  die  Entwicklungsgeschichte  der  Glie- 
derthiere  sehr  wichtige  Abhandlung  durch  eine  Miltheilung  der  Schlussresultate 
aufmerksam,  welche  der  Verf.  in  folgende  Sätze  fasst:  1)  Die  erste  Anlage  des 
Arthropoden-Embryo  besteht  aus  dem  Keimstreifen  allein,  bei  den  Wirbelthieren 
aus  diesem  und  dem  Drüsenblatte.  2)  Die  beiden  durch  die  Primitivrinne  ge- 
trennten strangförmigen  Hälften  des  Primitivtheiles  der  Wirbelthiere  entsprechen 
den  beiden  Keimwülsten  in  dem  Muskelblalte  der  Gliederthiere  und  zwar  die 
innere  Seile  der  Keimwülste  der  letztem  der  äussern  Seite  der  Keimwülste  der 
Wirbelthiere  und  ist  die  Kückenseite,  die  äussere  Seile  der  Keimwülste  der  Ar— 
thropodeu  aber  der  innern  der  Wirbelthiere  und  ist  die  Bauchseite.  3)  Ein  dem 
Hirn  und  Rückenmark  der  Wirbelthiere  vergleichbarer  Theil  fehlt  den  Glieder- 
thieren  ganz.  4)  Ebenso  fehlt  jede  unpaare  einer  Achse  ähnliche  Bildung  in 
allen  Theilen , die  von  dem  Keimstreifen  ihren  Ursprung  nehmen.  5)  Die  Ur- 
segmente  in  den  Arthropoden  entsprechen  den  Urvvirbeln  der  Vertebraten.  6)  Die 
Seilenfalten  und  Seilenfortsätze  der  Arthropoden  sind  als  Rudimente  der  Bauch- 
wände der  Wirbelthiere  zu  betrachten.  7)  Die  von  den  Ursegraenten  der  Ar- 
thropoden ausgehenden  Rückenforlsätze , welche  bei  diesen  die  Seiten-  und 
Bauchwandung  bilden  helfen,  entsprechen  ihrem  Ursprünge  nach  ganz  den  Mus- 
kelfortsätzen, welche  bei  den  Wirbelthieren  von  den  Urwirbeln  in  die  Bauch- 
wand hineinwachsen.  8)  Die  Rückenwand  und  die  Seitenwände  im  Körper  der 
Arthropoden  sind  ihrer  Lage  und  Enlstehungsweise  nach  dem  Ammion  der  Wir- 
belthiere zu  vergleichen,  indem  sie  sich  aus  einer  vordem,  einer  hinlern  und 
zweien  seitlichen  Faltungen  des  Muskelblattes  und  des  Hautblaltes  zusammen- 
setzen, die  der  Kopfkappe,  der  Schwanzkappe  und  der  Seitenkappen  der  Wirbel- 
thierembryonen  analog  sind.  9)  Eine  der  Bauchhöhle  der  Vertebraten  entspre- 
chende Höhle  fehl  den  Gliederthieren.  Ihre  Eingeweidehöhle  entspricht  der  Am- 
nionshöhle der  Wirbelthiere.  10)  Bei  diesen  differenzirt  sich  die  Substanz  der 
Urwirbel  in  Nerven-,  Muskel-  und  Knochensubstanz,  bei  den  Arthropoden  nur  in 
Nerven-  und  Muskelsubstanz.  11)  Das  Nervensystem  der  Arthropoden  entspricht 
den  Spinalganglien  und  Spinalnerven  der  Wirbelthiere.  12)  Die  Gliedmassen 
der  Arthropoden  als  Entwicklungsproducte  aus  der  Bauchfläcbe  der  Ursegmente 
finden  in  dem  Körper  der  Vertebraten  keine  entsprechenden  Theile,  sondern  sind 
Gebilde,  welche  den  Arthropoden  durchaus  eigenthümlich  sind. 


C orrespon  denz  bla  tt 

des 

Natur  wissenschaftlichen  Vereines 

für 

Sachsen  und  Thüringen 

in 

Mall  e. 

1854.  Juni.  JW  VI. 


Zweite  Generalversammlung. 

Jena  am  9.  und  10.  Juni. 

Auf  die  Einladung  des  Geschäftsführers  der  zweiten  Generalver- 
sammlung Herrn  0.  Schmidt  fanden  sich  folgende  Herren  zur  Theil- 
nahme  an  den  Sitzungen  im  Saale  des  deutschen  Hauses  in  Jena  ein : 


Dr.  K.  F.  Schimper,  aus  Schwetzin- 
gen bei  Mannheim. 

Dr.  Victor  Carus,  Prof,  in  Leipzig. 
Dr.  J.  Ried,  Professor  in  Jena. 

Dr.  J.  Lolh,  Lehrer  in  Erfurt. 

Dr.  0.  Schmidt,  Professor  in  Jena. 
Dr.  L.  Schillbach,  Privatdocent  in  Jena. 
R.  J.  Lerre,  stud.  jur.  aus  Dessau. 
Dr.  G.  Suckow , Professor  in  Jena. 
L.  Brehm,  Pfarrer  in  Rcnlhendoif. 
Dr.  E.  Schmid,  Professor  in  Jena. 

E.  Söchting,  Candidat  aus  Schulpforla. 
Dr.  C.  Giebel,  Privatdocent  in  Halle. 
R.  Brehm,  stud.  med.  aus  Renthendorf. 
Schreiner,  Registrator  in  Weimar. 
Dr.  Apelt,  Professor  in  Jena. 

Aug.  Rose,  Lehrer  in  Schnepfenthal. 
Dr.  H.  Schaffer,  Privatdocent  in  Jena. 
Dr.  Bachmann,  geh.  Hofrath  und  Prof, 
in  Jena. 

Dr.  H.  Klopfleiscb,  Archidiaconus  in 
Jena. 

Dr.  F.  Siebert  in  Jena. 

Barlholomai  in  Jena. 

Dr.  Becker  in  Jena. 

0.  Rupfer,  stud.  med.  in  Jena. 

Dr.  Besser  in  Kahla. 

Th.  Pfingsten,  stud.  phil.  in  Jena. 
Dr.  A.  Danz,  Professor  in  Jena. 

Dr.  W.  Heintz,  Professor  in  Halle. 
Dr.  Dorarich,  Professor  in  Jena. 


Dr.  Dalmer  in  Jena. 

A.  Hensche,  sind.  med.  in  Halle. 

Dr.  Geiding,  Lehrer  in  Jena. 
Reinwarlh,  Salinist  in  Halle. 

W.  Baer , Assistent  am  ehern.  Labo- 
ratorium in  Halle. 

M.  Anton,  Buchhändler  in  Halle. 

Th.  Leiter,  stud.  med.  aus  Weimar. 
G.  Compter,  stud.  malh.  in  Jena. 

C.  Hausmann,  stud.  phil.  in  Jena. 

E.  Kuntz  , stud.  med.  in  Jena. 

Dr.  Vogel,  geh.  Hofrath  und  Leibarzt 
in  Weimar. 

Dr.  Seebeck , Staatsralh  und  Curator 
der  Universität  in  Jena. 

Dr.  Kieser,  geh.  Hofrath  und  Profes- 
sor in  Jena. 

Bräunlich,  Lehrer  in  Jena. 

Schilling,  Lehrer  in  Jena. 

Dr.  L.  Schrön,  Professor  in  Jena. 
Dr.  Snell,  Professor  in- Jena. 
Schilling,  Lehrer  in  Jena. 

Walther,  Collaboralor  in  Jena. 
Failloubaz,  Lehrer  in  Jena. 

E.  Reichard , stud.  pharm,  in  Jena. 
Hoch,  Ministerialsecretär  in  Weimar. 
Dr.  A.  W.  Volkmann,  Prof,  in  Halle. 
Fr.  Klopfleisch,  stud.  phil.  in  Jena. 
E.  Kessler,  stud.  med.  in  Jena. 

Dr.  W.  Artus,  Professor  in  Jena, 

Dr.  H.  Pousch  in  Jena. 

34* 


5U8 


0.  v.  Gohren,  stud.  jur.  in  Jena. 

R.  Schmidt,  Candidat  aus  Gera. 

Dr.  E.  Schiele  aus  Petersburg. 

A.  E.  Brehm  , stud.  phil.  aus  Ren- 


Albrecln  aus  Gotha. 

Dr.  F.  Martin,  Professor  in  Jena, 
A.  Plehn  , sind.  phil.  in  Jena. 

H.  Göpel,  sind.  med.  in  Jena. 

Dr.  Malhes  in  Jena. 

Dr.  E.  HofTmann  in  Jena. 

Dr.  Th.  Fricke  in  Jena. 

H.  Hagemeister,  Appell. -Ger.-Referen 


thendorf. 

F.  G.  Gressler,  Buchhändler  in  Lan- 


gensalza. 

Freiherr  v.  Gross,  Geh.  Finanzralh 


in  Weimar. 

Dr.  E.  Falk , Professor  in  Jena. 

Dr.  H.  Ludwig,  Privaldocent  in  Jena. 
E.  Gressler,  Fabrikant  in  Erfurt. 

E.  Credner,  Regierungsralh  in  Gotha. 
Dr.  B.  Brehm  in  Jena. 

Dr.  Mauer  in  Jena. 

F.  A.  Gressler  aus  Frfurt. 

J.  Gressler  aus  Erfurt. 

Fr.  Börner,  Ober  - Bürgermeister  in 


Jena. 

0.  Keyssner,  stud.  med.  in  Meiningen. 
Hassenslein,  Professor  in  Gotha. 


dar  in  Naumburg. 

B.  Eisei , Kaufmann  in  Gera. 

K.  Beyer,  stud.  med.  in  Jena. 

H.  Neuninger,  stud.  med.  in  Jena. 
Dr.  Aug.  Siebert,  Professor  in  Jena. 
D.  G.  Zenker,  Professor  in  Jena. 

Dr.  C.  Hase,  Professor  in  Jena. 

Dr.  Bürgemeister,  Veterinärarzt  in  Jena. 
Dr.  Hotzel  in  Jena. 

Dr.  Boische  in  Jena. 

Gillsch,  Candidat  in  Jena. 

Velty,  Lehrer  in  Jena. 

Dr.  Wild  in  Jena. 


Erste  Sitzung  am  9.  Juni  früh  9 Uhr. 

Herr  0.  Schmidt  eröffnete  die  Versammlung,  nachdem  er  die 
Herren  G erdin  g und  Söchting  um  Uebernahme  des  Secretariats 
ersucht  halle,  mit  folgender  Ansprache: 

„Die  Freude  an  den  Werken  der  Natur,  wie  sie  aus  einer  ein- 
gehenden Kenntnissnahme  derselben , nicht  aus  einer  oberflächlichen, 
im  schlechlen  Sinne  ästhetischen  Betrachtung  entspringt  und  genährt 
wird,  hat  uns  hier  zusammengeführt. 

Unseren  Verein  bilden  bei  Weitem  nicht  nur  solche  Zunftgenos- 
sen, die  ihr  Leben  vorzugsweise  der  Naturforschung  gewidmet  — die 
verschiedensten  Kreise  des  Lehens  haben  dazu  ihr  Contingent  gelie- 
fert, und  wir  können,  sofern  wir  uns  überhaupt  unserer  Thätigkeit 
rühmen  dürfen,  darin  einen  Ruhm  setzen,  dass  wir  als  wahre  Dilet- 
tanten, als  wahre  Liebhaber  dieses  oder  jenes  Zweiges  der  Naturwis- 
senschaft uns  um  das  gemeinsame  Banner  geschaart  haben. 

Viele  Mitglieder,  die  einzeln  und  zerstreut  in  dem  von  dem 
Vereine  umfassten  Gebiete  wohnen,  sind  freilich  fast  nur  auf  schrift- 
liche Mittheilung  und  Gedankenaustausch  angewiesen : auch  sie  in  den 
anregenden  Verkehr  des  lebendigen  Wortes  hereinzuziehen,  von  ihnen 
unmittelbare  Belehrung  zu  nehmen  und  sie  und  alle  übrigen  mit  neuen 
Gedanken  befruchtet,  zu  neuem  Suchen  und  Forschen  begeistert,  durch- 
aus erfrischt  wieder  heimgehen  zu  lassen,  sind  die  allgemeinen  Zu- 
sammenkünfte angeordnet,  deren  eine,  die  erste  diesjährige  General- 
versammlung des  naturwissenschaftlichen  Vereins  für  Sachsen  und 
Thüringen  ich  hiermit  zu  eröffnen  die  Ehre  habe. 

Mit  der  Geschäftsführung  unserer  Generalversammlung  von  dem 
Vorstande  beauftragt,  heisse  ich  Sie,  meine  Herren,  in  Jena  herzlich 
willkommen,  in  Jena,  das  nicht  nur  für  diejenigen , welche  Profession 


509 


aus  der  Naturforschung  machen,  wie  ich  denke,  einen  guten  Klang 
hat,  sondern  auch  für  diejenigen,  welche  mit  der  Naturkunde  nur  eine 
Nehenliehschaft  angeknüpft  haben,  denn  einer  der  grössten,  wenn  nicht 
der  grösste  naturwissenschaftliche  Dilettant,  der  durch  seine  Leistun- 
gen sich  auch  in  der  Geschichte  der  Naturwissenschaften  einen  un- 
vergänglichen Namen  gemacht,  Göthe,  hielt  Jena  für  vorzugsweise 
geeignet,  hier  mit  seiner  Freundin,  der  Natur  und  Naturkunde,  Um- 
gang zu  pflegen. 

Und  mit  diesem  guten  Omen  nochmals  willkommen  in  unse- 
rem Thale.  “ 

Darauf  gah  Herr  Giehel  den  Rechenschaftsbericht  des  Vorstan- 
des über  das  abgelaufene  Verwaltungsjahr: 

„Es  ist  stets  eine  angenehme  Pflicht  über  Erfreuliches  Bericht 
zu  erstatten  und  eine  um  so  angenehmere,  wenn  die  günstigen  Er- 
folge, welche  den  Gegenstand  des  Berichtes  bilden,  unter  nicht  uner- 
heblichen Schwierigkeiten  und  durch  ein  inniges  Zusammenwirken 
sehr  verschiedenartiger  Kräfte  errungen  wurden.  Unser  Verein  halte 
in  engem  Kreise  sich  bewegend  und  mit  sehr  dürftigen  Mitteln  aus- 
gerüstet durch  eine  ununterbrochene  Thätigkeit  während  sechs  der 
Wissenschaft  eben  nicht  günstigen  Jahren  seine  schwachen  Kräfte  ge- 
prüft und  durfte  vertrauensvoll  einer  bessern  Zukunft  entgegensehen. 
Die  Umgestaltung  zu  einem  sächsisch- thüringischen  Vereine  wTar  in 
Folge  zahlreicher  Beitritts-Erklärungen  binnen  wenigen  Wochen  ver- 
wirklicht und  der  theilnehmende  Besuch  der  ersten  Generalversamm- 
lung, welche  durch  Feststellung  der  Statuten  die  Existenz  des  neuen 
Vereines  sicherte,  die  Richtung  und  Gränzen  seiner  Thätigkeit  be- 
stimmte, bezeugte  das  lebhafte  Interesse  für  das  vorgesteckte  Ziel. 
Die  Erfahrung,  die  wir  bis  heute  gewonnen  haben,  ist  freilich  erst 
eine  sehr  kurze,  aber  sie  gibt  uns  die  Hoffnung,  dass  wir  alle  Hin- 
dernisse, die  unserem  gemeinschaftlichem  Streben  entgegenstehen,  all- 
mählig  beseitigen  werden,  dass  der  Verein  immer  mehr  an  Umfang 
gewinnen  und  mit  der  Steigerung  seiner  Kräfte  und  Mittel  auch  seine 
Aufgabe  glücklich  lösen  wird. 

Der  Rechenschaftsbericht,  den  ich  heute  der  hochverehrten  Ver- 
sammlung im  Namen  des  Vorstandes  vorzulegen  die  Ehre  habe,  be- 
trifft das  erste  Verwaltungsjahr  (1S53)  des  Vereines  im  Anschluss 
an  das  sechste  des  frühem  hallischen  Vereines. 

Die  Einnahme  während  des  Jahres  1853  betrug: 

1)  Beiträge  der  Mitglieder 335  Thlr.  28  Sgr. 

2)  Eintrittsgelder 50  „ — „ 

3)  Eingegangene  Reste 5 „ 15  „ 

4)  Besondere  Einnahmen  .......  67  „ 5 „ 

5)  Ausstände  an  Beiträgen  und  Eintrittsgeldern  95  „ 15  „ 

554  Thlr.  3 Sgr. 

6)  Dazu  das  Vermögen  an  Druckschriften  381  „ 15  „ 

Summa  935  Thlr.  18  Sgr. 


510 


Die  Ausgabe  belief  sich 


1)  für  Druckarbeiten  auf  ....  . 

194  Thlr. 

27  Sgr.  - 

Pf. 

2)  Lithographien  und  Holzschnitte 

. 93 

9 „ — 

»» 

3)  Buchhinderlohn 

. 20 

>5 

27  „ 3 

4)  Büreaukosten,  Miethe,  Botehlohn  etc. 

34 

55 

2 

» 

5)  Generalversammlung  in  Halle  . 

9 

55 

18  „ 9 

6)  Forderungen  aus  dem  Jahre  1852 

. 47 

4 „ 6 

7)  Ausserordentliche  Ausgaben 

73 

55 

23  „ 1 

473  Thlr. 

21  Sgr.  7 

Pf. 

Da  die  Baar- Einnahme  jedoch  nur  auf 

458  Thli 

r.  18  Sgr.  sich 

be- 

läuft,  so  ergibt  der  Abschluss  ein  Minus 

von  1 5 

Thlr.  3 Sgr.  7 

Pf-, 

welches  vorläufig  von  den  diesjährigen  Beiträgen  gedeckt  ist.  Hin- 
sichtlich der  fast  ein  Fünftheil  der  Gesammteinnahrae  betragenden 
Rückstände  werde  ich  nachher  einen  Antrag  stellen. 

Von  den  vorhandenen  Druckschriften  des  Vereins  stehen  den 
neu  eintretenden  Mitgliedern,  soweit  der  z.  Th.  geringe  Vorrath  reicht, 
zu  folgenden  Preisen  zu  Gebote : 


Auszug  aus  den  Sitzungsprotokollen  36  S.  1 TU 

II.  Jahresbericht  161  S.  1 Tfl 

III.  Jahresbericht  189  S.  3 Tfln 

IV.  Jahresbericht  306  S.  4 Tfln 

V.  Jahresbericht  576  S.  7 Tfln 

Zeitschrift  Bd.  I.  und  II 


— Thlr.  5 Sgr. 

— „ io  „ 

— jj  15  „ 

1 5 ) 5) 


Ueber  den  Stand  der  Bibliothek  des  Vereins  gibt  das  nach  der 
vorjährigen  Generalversammlung  ausgegebene  Verzeichniss  Aufschluss. 
Es  zählt  dasselbe  561  Nummern.  Seitdem  hat  sich  die  Bibliothek 
durch  Tausch  der  Vereinszeitschrift  mit  40  auswärtigen  Vereinen  und 
Akademien,  durch  Einsendung  von  Recensions-Exemplaren  für  die  Zeit- 
schrift und  ganz  besonders  durch  reiche  Geschenke  einzelner  Mitglie- 
der fast  um  das  Doppelte  vermehrt.  Das  monatliche  Correspondenz- 
blatt  berichtet  über  die  einzelnen  Bereicherungen,  daher  ich  in  die- 
sem Bericht  einer  speciellen  Aufzählung  der  Namen  überhoben  bin. 
Die  vielseitige  Benutzung  der  Bibliothek  sowohl  von  Seiten  der  in 
Halle  ansässigen  als  der  ausserhalb  wohnenden  Mitglieder  seit  Aus- 
gabe des  Kataloges  zeugt  am  besten  von  dem  Werthe  dieses  Besitz- 
thumes  und  lässt  einen  zweiten  Katalog  sehr  wünschenswerlh  erschei- 
nen. Der  Bibliotheks -Vorstand  hofft  einen  solchen  baldigst  den  Mit- 
gliedern übergeben  zu  können.  In  der  vielfachen  Benutzung  werden 
zugleich  die  Geschenkgeber  die  dankbarste  Aufnahme  ihrer  Gaben 
erkennen. 

Von  der  Thätigkeit  des  meteorologischen  Observatoriums  in 
Halle,  welches  die  Herren  Weber  und  Kleemann  mit  zeitweiliger 
Unterstützung  anderer  Mitglieder  leiten,  gibt  der  monatliche  Bericht 
im  Correspondenzblatt  Zeugniss.  Es  würde  ein  mehrseitig  geäusser- 
ler  Wunsch  befriedigt  werden,  wenn  diese  Beobachtungen  nicht  blos 
nach  verschiedenen  Richtungen  hin  erweitert,  sondern  auch  aus  an- 


511 


deren  Gegenden  des  Vereins-Gebietes  regelmässige  und  gewissenhafte 
meteorologische  Beobachtungen  zusanimengestellt  werden  könnten,  um 
eine  bessere  Einsicht  in  die  climatischen  Verhältnisse  Sachsens  und 
Thüringens  zu  gewinnen  als  es  bis  jetzt  möglich  war.  Leider  besitzt 
der  Verein  noch  keine  Mittel  zur  Einrichtung  besonderer  Ohservato. 
rien  und  kann  eben  nur  den  Wunsch  äussern,  dass  die  für  Meteoro- 
logie sich  interessirenden  Mitglieder  regelmässige  Beobachtungen  an- 
stellen und  dem  Vereine  zur  weitern  Bearbeitung  einsenden  möchten. 

Die  Sammlungen  des  Vereines  haben,  wie  Sie  aus  dem  Corre- 
spondenzblatle  gesehen  haben  werden,  manche  ganz  schätzbare  Be- 
reicherung erhalten.  Die  begonnene  systematische  Bestimmung,  Ord- 
nung und  Katalogisirung  kann  freilich  nur  langsam  fortschreilen , da 
die  hiermit  beschäftigten  Mitglieder  von  anderweitigen  dringenden 
Vereinsarbeiten  vielfach  in  Anspruch  genommen  werden.  Auch  diese 
Sammlungen  werden , wenn  ihnen  erst  die  Geschenke  so  reichlich 
zulliessen  als  der  Bibliothek , in  gleicher  Weise  die  Thätigkeit  und 
die  Zwecke  des  Vereins  fördern. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  belief  sich  bei  der  Umgestaltung  des 
Vereines  auf  112.  Es  traten  seit  Januar  1853  bis  zur  heutigen  Ver- 
sammlung 145  Mitglieder  bei,  zu  gleicher  Zeit  schieden  aber  29  aus 
tlieils  durch  Abmeldung  theils  durch  Abbruch  des  Verkehrs.  Es  be- 
steht somit  der  Verein  gegenwärtig  aus  228  Mitgliedern,  und  zwar 
194  wirklichen 
18  auswärtigen 
10  correspondirenden 
228. 

Diese  Zahl  ist  allerdings,  wenn  wir  die  uns  zunächst  liegenden  Ver- 
eine vergleichen , noch  eine  sehr  geringe  und  wenn  auch  jene  ein 
viel  höheres  Alter  besitzen  als  der  un^rige:  so  haben  wir  vor  ihnen 
doch  ein  viel  umfangsreicheres  Gebiet  voraus  und  ein  Gebiet,  auf 
welchem  von  jeher  die  Naturwissenschaften  eine  besondere  Pflege  und 
viel  Freunde  fanden.  Lassen  Sie  uns  die  vielen  Vorurtheile,  welche 
eine  wiederholte  Erfahrung  von  auftauchenden  und  untergehenden, 
trägen  und  ganz  unthätigen  Vereinen  der  verschiedensten  Richtungen, 
das  gesteigerte  Vereinsleben  in  den  letzten  Jahren  überhaupt  gerade  auf 
unserem  Gebiete  hervorgerufen  hat,  u.  a.  bekämpfen,  und  unser  Verein 
wird  schneller  als  andere  wachsen,  nicht  blos  an  Zahl  der  Mitglie- 
der, sondern  auch  an  Kräften,  Mitteln  und  einflussreicher  Thätigkeit. 
Wie  lückenhaft  unser  Vereinsgebiet  noch  durch  Mitglieder  repräsentirt 
ist,  mag  eine  kurze  Verbreitungstabelle  zeigen : 

Halle  zählt  76,  Aschersleben  und  Eisleben  je  12,  Bernburg  8, 
Quedlinburg  5,  Jena  und  Magdeburg  je  4,  Merseburg,  Torgau,  Hal- 
berstadt, Sondershausen  je  3,  einige  andere  Städte  2,  viele  1 und 
sehr  viele  Städte  und  Orte  von  sehr  angesehener  Bedeutung  noch 
kein  einziges  Mitglied. 

Ueber  die  wissenschaftliche  Thätigkeit  des  Vereines  steht  dem 
blos  mit  der  Leitung  der  Geschäfte  betrautem  Vorstande  kein  Urtheil 


512 


zu.  Die  monatlichen  Hefte  der  Zeitschrift  sind  regelmässig  erschie- 
nen und  Ihnen  Allen  zugegangen.  Ihr  Inhalt  spricht  deutlich  genug 
für  das  was  der  Verein  leistet.  Die  Sitzungen  betreffend  sind  deren 
im  Jahr  1853  insgesammt  44  gehalten  worden,  deren  jede  im  Durch- 
schnitt nach  der  Summe  des  ganzen  Jahres  von  22  Theilnehmern  be- 
sucht war.  Mehr  denn  160  Vorträge  und  Mittheilungen  von  wissen- 
schaftlichem Interesse  wurden  von  47  Mitgliedern  geliefert. 

Der  Vorstand  besorgt  die  Redaction  der  Zeitschrift,  gestalten  Sie 
mir  hierüber  noch  einige  Worte. 

Die  Redaction  der  Gesellschaflsschriften  ist  gemeinlieh  ein  sehr 
einfaches  Geschäft.  Die  Mitglieder  senden  ihre  Abhandlungen  ein  und 
der  Redacleur,  meist  der  Secretür,  befördert  dieselben  zum  Druck. 
Unsere  Zeitschrift  dient  aber  zugleich  dem  Publicum,  sie  nimmt  Ar- 
beiten von  Nichtmitgliedern  auf  und  erstattet  jeden  Monat  regelmäs- 
sig Bericht  über  alle  ihr  zugängliche  neuerschienene  Literatur  der 
sämmtlichen  naturwissenschaftlichen  Disciplinen.  Die  Redaction  ist 
deshalb  ein  ungleich  schwierigeres,  ein  viel  Zeit-  und  Kraftaufwand 
erforderndes  Geschäft,  die  Verantwortlichkeit  den  Mitgliedern,  dem 
Publikum  und  dem  Verleger  gegenüber  eine  grössere.  Letzteren  be- 
treffend fand  mit  Ablauf  des  Jahres  ein  Wechsel  statt.  Nach  gemein- 
schaftlicher Uebereinkunft  mit  dem  bisherigen  Verleger  Hrn.  Pfef- 
fer in  Halle  wandten  wir  uns  an  den  Verleger  der  frühem  Jahres- 
berichte. Herr  Karl  W i e g a n d t in  Berlin  übernahm  wieder  den 
Verlag  trotz  der  sehr  gesteigerten  Forderungen  unter  den  frühem 
Bedingungen,  verlangte  aber  zugleich  eine  persönliche  Redaction.  In- 
dem die  beiden  zeitigen  Vorsitzenden  diese  öffentlich  übernahmen, 
genügten  sie  nur  dem  Verlangen  des  Verlegers  um  jede  Störung  des 
einmal  begonnenen  Unternehmens  zu  vermeiden. 

Der  neu  abgeschlossene  Conlract  liegt  zur  speciellen  Kenntnis- 
nahme vor. 

Hinsichtlich  der  Literaturberichte  der  Zeitschrift  sind  uns  man. 
cherlei  Wünsche  zugegangen,  deren  Erfüllung  leider  nicht  in  unseren 
Kräften  lag.  Wir  bedürfen  dazu  den  doppelt  so  grossen  Raum,  an- 
statt der  66  Druckbogen  mindestens  120  und  viel  grössere  Arbeits- 
kräfte. Diese  sowie  die  Mittel  zur  Beschaffung  jener  werden  uns 
zur  Disposition  stehen,  sobald  der  Verein  den  Umfang  gewonnen  hat, 
den  die  Verhältnisse  unseres  Vereinsgebietes  erwarten  lassen  und  auf 
den  wir  schon  bei  Beginn  der  Zeitschrift  das  Ziel  derselben  gerichtet 
haben.  Bis  dahin  müssen  w ir  die  Nachsicht  der  verehrten  Mitglieder 
beanspruchen. 

Zur  Prüfung  des  Kassenberichtes  und  die  demselben  beigefüg- 
ten Originalbelege  ersucht  der  Vorstand  um  Wahl  einiger  Mitglieder, 
auf  deren  Bericht  in  der  morgenden  Sitzung  Decharge  ertheilt  wer- 
den könnte. 

Die  Herren  Ger  ding  und  Söchting  werden  mit  dieser  Prü- 
fung beauftragt. 

Bei  der  bedeutenden  Höhe  der  rückständigen  Beiträge  und  Ein- 


513 


trittsgelder  kann  die  Vereinskasse  den  Anforderungen,  welche  die  Her- 
ausgabe der  Zeitschrift  stellt , nicht  genügen.  Abgesehen  von  den 
Schwierigkeiten,  mit  welchen  die  Nichtbeachtung  der  statutenmässigen 
Praenumerationszahlungen  der  Beiträge  die  Geschaffte  belastet,  möchte 
eine  solche  unter  den  obwaltenden  Verhältnissen  bald  zu  empfindlichen 
Stockungen  in  den  Publikationen  des  Vereines  führen.  Da  nun  die 
versäumte  Einzahlung  der  Beiträge  keineswegs  eine  absichtliche  zu 
sein  scheint,  indem  die  betreffenden  Mitglieder  sämmtlich  die  Hefte 
der  Zeitschrift  annehmen , sondern  dieselbe  meist  wohl  nur  auf  Be- 
quemlichkeit und  Unachtsamkeit  beruhen  möchte:  so  ersucht  der  Vor- 
stand die  Generalversammlung  um  die  Ermächtigung : 

alle  rückständigen  Zahlungen  der  Mitglieder  vom  Juli  des 
nächstfolgenden  Jahres  ab  durch  Postvorschuss  einziehen  zu 
dürfen. 

Da  sich  kein  Widerspruch  gegen  diesen  Antrag  erhebt:  so  gibt 
die  Versammlung  die  Ermächtigung  denselben  in  Ausführung  zu 
bringen. 

Hr.  Breli  in  hielt  alsdann  einen  Vortrag  über  die  durch  die 
neuern  gründlichen  Untersuchungen  vielfach  nölhig  gewordene  Auflö- 
sung der  Linneischen  Gattungen  und  Arten  in  der  Zoologie.  Nach- 
dem er  einzelne  Beispiele  solcher  Auflösungen  aus  den  verschiedenen 
Klassen  des  Thierreiches  beigebracht  hatte , verbreitete  er  sich  spe- 
cieller  über  einige  Arten  aus  der  Klasse  der  Vögel  und  erläuterte 
einige  Falken-  und  Eulenarlen  an  vorgelegten  und  ausgestopflen  Exem- 
plaren seiner  schätzbaren  Sammlung. 

Hr.  Heintz  theilte  die  Resultate  seiner  Untersuchung  über  die 
Zusammensetzung  der  aus  dem  Wallrath  durch  Verseifung  entstehen- 
den fetten  Säuren  mit,  und  sprach  über  die  Gesetze,  welche  er  bei 
Gelegenheit  dieser  Untersuchung  in  Bezug  auf  die  Schmelzpunkte  und 
die  Art  des  Erstarrens  der  Gemische  der  verschiedenen  fetten  Säuren 
ermittelt  hat.  Die  Resultate  dieser  Untersuchung  werden  später  aus- 
führlich mitgetheilt  werden. 

Endlich  berichtete  Hr.  So  echtin  g über  die  Fortsetzung  seiner 
Untersuchung  der  Krystalle  die  in  andern  Krystallen  eingeschlossen 
sind.  Bezugnehmend  auf  die  von  ihm  in  Gemeinschaft  mit  Hrn.  Sey- 
fert  ausgearbeitete  und  von  der  holländischen  Gesellschaft  der  Wis- 
senschaften zu  Haarlem  gekrönte,  im  Auszuge  der  vorjährigen  General- 
versammlung des  Vereins  zu  Halle  mitgetheilte  (Zeitschr.  Juli  1853 
p.  6 — 27.)  Abhandlung  sowie  auf  spätere  Mittheilungen,  welche  er 
(Aprilheft  1854  p.  268 — 274.)  über  denselben  Gegenstand  gegeben 
hatte,  besonders  über  Turmaline  von  S.  Pietro  di  Campo  auf  der  In- 
sel Elba  , von  Sterzing  in  Tyrol  und  aus  den  Goldgängen  von  Bere- 
sowsk  in  Sibirien  , deutete  er  einleitend  eine  neue  Reihe  von  Beob- 
achtungen in  der  Kürze  den  Zweck  an,  welchen  diese  Art,  die  Mine- 
ralkörper zu  betrachten,  verfolge,  nämlich  aus  dem  Auftreten  der  Fos- 
silien in  bestimmter  Vergesellschaftung  auf  die  Entstehungsweise  der- 


514 


selben  zu  schliessen,  wodurch  dergleichen  Studien  für  die  Geologie 
von  Wichtigkeit  werden.  Während  er  die  Betheiligung  namhafter  Män- 
ner an  ihnen  freudig  begrüsst,  sieht  er  sich  anderer  Seits  veranlasst, 
dem  von  einem  der  ausgezeichnetsten  Mineralogen  erhobenen  Vorwurf 
entgegenzutreten,  als  sei  eine  derartige  Arbeit  nur  für  Dilettanten  in- 
teressant und  für  die  Wissenschaft  ohne  Nutzen.  Unter  Verweisung 
auf  ausführlichere  Besprechung  im  Druck,  hebt  er  aus  der  Menge  des 
Neuen  einiges  heraus  und  giebt  Erläuterungen  an  ausgelegten  Exem- 
plaren aus  seiner  Sammlung. 

Nach  der  Sitzung  vertheillen  sich  die  Anwesenden,  zur  Besich- 
tigung der  Universitäts  - Sammlungen.  Wenn  diese  auch  an  Umfang 
und  Reichthum  nicht  mit  denen  grösserer  Universitäten  wetteifern  kön- 
nen, so  erfreut  doch  allgemein  die  die  grösste  Sorgfalt  und  das  hohe 
Interesse  der  Vorsteher  bezeugende  Ordnung  und  Einrichtung  und 
selbst  der  speciellste  Sachkenner  findet  überall  einzelne  Präparate,  die 
seine  Aufmerksamkeit  fesseln  und  die  den  berühmtesten  Sammlungen 
zur  Zierde  gereichen  würden. 

Mittags  vereinigte  eine  von  Heiterkeit  und  Frohsinn  gewürzte 
Tafel  im  deutschen  Hause  die  Gesellschaft  und  nach  derselben  wurde 
eine  gemeinschaftliche  Excursion  nach  der  reizend  gelegenen  Lobeda- 
burg  ausgeführt.  Abends  fand  gesellige  Unterhaltung  im  Gasthause 
zum  Bären  Statt. 

Zweite  Sitzung  am  10.  Juni  früh  8 Uhr. 

Der  Vorsitzende  meldete  folgende  Herrn  zur  Aufnahme  in  den 
Verein  an : 

Hrn.  Professoi  Sn  eil  in  Jena, 

„ Professor  Martin  daselbst , 

„ Dr.  Ludwig  daselbst, 

„ Dr.  Schiele  daselbst, 

„ Lehrer  R ö s e aus  Schnepfenthal , 
vorgeschlagen  durch  die  Hrn.  V o 1 k m a n n , Schmidt  und  Giebel. 

Alsdann  wird  dem  Vorstande  für  die  von  den  Hrn.  Ger  ding 
und  Soechting  geprüfte  und  richtig  befundene  Kassenrechnung  von 
1853  Decharge  erlheilt. 

Dem  §.  9.  der  Statuten  gemäss  wird  darauf  für  die  nächstjäh- 
rige zweitägige  Pfingstgeneralversammlung  Eisleben  und  für  die 
eintägige  Septemberversammlung  Kosen  als  Versammlungsort  ein- 
stimmig gewählt.  Die  diesjährige  Septemberversammlung  findet  dem 
frühem  Beschlüsse  gemäss  in  Aschersleben  Statt  und  wird  das 
Programm  derselben  demnächst  ausgegeben  werden. 

Zu  den  wissenschaftlichen  Verhandlungen  übergehend  hielt  zu- 
erst Hr.  Gerd  ing  einen  Vortrag  über  die  chemische  Constitution  der 
Flechten.  Zunächst  verbreitete  sich  der  Redner  über  die  Aufgaben, 
welche  der  Chemiker  sich  zu  stellen  habe,  um  über  die  chemische 


515 


Constitution  dieser  Cryptogamen  näheren  Aufschluss  zu  erhalten.  Der- 
selbe wies  hierbei  (ausser  auf  das  Studium  des  Skeletts  und  der  in 
den  Flechten,  sowie  in  den  Rinden  der  Bäume,  auf  denen  sie  Vor- 
kommen , enthaltenen  mineralischen  Bestandlheile)  zunächst  auf  das 
Verhältniss  der  Chromogene  zu  den  wirklichen  Farbenpigmenten  hin, 
und  war  der  Ansicht,  dass  wir  durch  das  Studium  desselben  bei  den 
Flechten,  als  ein  einfaches  organisirtes  Individuum  des  Pflanzenreichs, 
wahrscheinlich  auch  auf  die  Bildung  und  Veränderung  der  Farben  bei 
den  Phanerogamen  schliessen  können  würden.  Alsdann  erwähnte  der- 
selbe einige  Resultate  seiner  mit  verschiedenen  (in  der  Umgegend  von 
Jena  vorkommenden)  Flechtenspecies  (vgl.  Cladonia  coccifera,  Parme- 
lia  phycodes,  Parm.  saxatilis  etc.)  vorgenommenen  Untersuchungen  und 
legte  als  die  interessantesten  die  aus  derParmelia  phycodes  er- 
zielten vor.  Aus  dieser  Flechte  wurden  vom  Redner  durch  wieder- 
holte Auszüge  mittelst  Aether  zwei  Körper  erhalten  , von  denen  der 
eine  nach  der  Reindarstellung  als  eine  weisse  locker  zusammhängende 
Masse  erscheint,  die  unter  dem  Mikroskop  bei  lQOfacher  Vergrösse- 
rung  betrachtet,  aus  einem  Aggregat  deutlicher  nadelförmiger  Prismen 
besteht,  welche  in  Aether  unlöslich  sind,  sich  aber  in  siedendem  ab- 
solutem Alkohol  leicht  aullösen,  und  hiermit  neutrale  Lösungen  liefern. 
Wird  dieser  Körper  bis  zu  seinem  Schmelzpuncte  erhitzt,  so  giebt  er 
eine  höchst  merkwürdige  und  interessante  Eigenschaft  zu  erkennen, 
indem  er  eine  schön  dunkel  rosenrothe  Farbe  annimmt , während  er 
auf  der  andern  Seite,  durch  Ammoniackdämpfe  in  einen  an  Farbe  dem 
neutralen  chromsauren  Bleioxyd  gleichenden  Körper  verwandelt  wird, 
der  jedoch  beim  Zutritt  der  Luft  schon  nach  kurzer  Zeit  ins  Gelb- 
rothe  niiancirt.  — 

Der  andere  durch  Aether  erhaltene  Körper’,  dessen  Reindarstel- 
lung nur  schwierig  gelingt , ist  mehr  fettartiger  Natur  und  löst  sich 
sowohl  in  Aether , als  auch  in  90  pCt.  Alkohol  von  gewöhnlicher 
Temperatur,  sehr  leicht  auf.  Werden  diese  Lösungen  der  Einwirkung 
von  Ammoniak  ausgesetzt,  so  erhalten  sie  eine  schön  weinrolhe  Fär- 
bung und  liefern  nach  der  Verdunstung  eine  braunrothe  gesprungene 
Masse.  — Der  erste  Körper  unterscheidet  sich  ferner  namentlich  noch 
hinsichtlich  seiner  Zusammensetzung  von  dem  letzteren,  wie  die  aus- 
geführten Elementaranalysen  bereits  gelehrt  haben,  und  versprochener- 
massen  in  der  Kürze  in  einer  ausführlichen  Abhandlung  über  diesen 
Gegenstand  mitgetheilt  werden  soll. 

Hr.  Baer  brachte  die  auch  für  das  Vereinsgebiet  ein  allge- 
meines Interesse  gewährende  naturgemässe  Verbesserung  der  Weine 
aus  unreifen  Trauben  durch  Zusatz  von  Zucker  und  Wasser  vor  der 
Gährung  zur  Sprache.  Seit  mehr  denn  dreissig  Jahren-  hat  die  Wis- 
senschaft auf  dieses  Verfahren,  durch  welches  der  Weinbau,  jetzt  die 
Sorgfalt  und  Mühe,  die  zu  seinem  Gedeihen  erforderlich  ist,  überaus 
schlechllohnend , alljährlich  einen  sicheren  Ertrag  liefern  würde,  — 
wie  uns  dies  Frankreich  hinreichend  zeigt , vergebens  hingewiesen. 
Erst  in  jüngster  Zeit  ist  es  dem  Dr.  Galt  in  Trier  gelungen,  dadurch 


516 


dass  er  nicht  müde  in  Wort  und  That  den  Nutzen  dieses  Zusatzes  vor 
Augen  zu  legen,  diesem  neuen  Gährungsverfahren  endlich  Eingang  zu 
verschaffen  und  die  Vorurtheile  zu  überwinden.  Durch  Eingehen  auf 
die  näheren  Bestandtheile  des  Weines  wurde  gezeigt,  dass  hier  von 
einer  Verfälschung,  wie  man  allgemein  annimmt,  durchaus  nicht  die 
Rede  sein  kann. 

Hr.  Giebel  legte  bezugnehmend  auf  seine  kurze  Mittheilung 
in  der  Zeitschrift  Märzheft  S.  192 — 196.  einige  Versteinerungen  aus 
dem  Muschelkalk  von  Lieskau  bei  Halle  vor  und  wies  auf  deren 
prächtige  Erhaltung  hin,  welche  sicheren  Aufschluss  über  die  syste- 
matische Stellung  einiger  bisher  noch  zweifelhaften  Arten  gibt:  so 
zeigte  sich  z.  B.  die  Schlossbildung  der  Trigonia  curvirostris  und  Tr. 
laevigata  ganz  abweichend  von  Trigonia.  Auch  hinsichtlich  der  von 
v.  Strombeck  aufgestellten  Verbreitung  der  einzelnen  Arten  durch  die 
verschiedenen  Glieder  des  Muschelkalkes  gibt  die  Lagerstätte  hei  Lies- 
kau abweichende  Resultate.  Die  ausführliche  Untersuchung  dieser  Pe- 
trefakten  wird  später  mitgetheilt. 

Ilr.  Soechting  zeigt  einen  schönen  und  grossen  Nolhosau- 
ruszahn  aus  dem  Muschelkalk  des  Jägerberges  bei  Jena  vor. 

Hr.  Brehm  theilt  seine  Ansicht  über  die  Ehe  bei  den  Vögeln 
mit,  deren  Wahrheit  er  auf  seine  langjährigen  Beobachtungen  an  Tau- 
ben, Raben,  Störchen,  Schwalben  u.  v,  a.  stützt. 

Endlich  hielt  Hr.  Schi  mp  er  einen  Vortrag  über  Rhoologie 
mit  besonderer  Beziehung  auf  die  geometrischen  Formen  der  Geschiebe 
in  der  Saale  bei  Jena.  Er  verbreitete  sich  zunächst  über  die  rhoolo- 
gischen  Erscheinungen  im  Allgemeinen,  über  die  Strömungen  des  Was- 
sers und  der  Luft  u.  s.w.  und  erläuterte  dann  an  einer  grossen  Suite 
Geschiebe  aus  der  Saale  die  rhoologischen  Gestalten  dieser  im  Be- 
sondern. 

0 effentliche  Sitzung  am  10.  Juni  Vormittags 

11  Uhr. 

Hr.  Vo lkm mann  hielt  einen  Vortrag  über  die  Hypothese  ei- 
nes Weltschöpfers  aus  dem  Gesichtspunkte  der  Naturwissenschaften. 

Nach  demselben  schloss  der  Vorsitzende  Hr.  0.  Schmidt  die 
Verhandlungen  der  Generalversammlung  mit  folgenden  Worten: 

„Ich  habe  nunmehr  die  Pflicht,  die  regelmässigen  Sitzungen  un- 
serer Versammlung  zu  schliessen.  Man  hört  derartigen  Zusammen- 
künften oft  wohl  den  Vorwurf  machen,  es  komme  nichts  dabei  her- 
aus , und  die  dabei  gehaltenen  wissenschaftlichen  Vorträge  würden, 
in  den  Specialzeitschriflen  gedruckt,  von  grösserer  Wirkung  sein,  als 
an  einen  bunt  zusammengesetzten  Zuhörerkreis  gerichtet. 

Dagegen  ist  zu  erinnern , dass  gar  nicht  viel  damit  heraus- 
kommen soll ; dass  der  Zweck  unserer  Generalversammlung  erreicht 
ist,  indem  der  Verein  gezeigt  hat,  dass  er  nicht  ein  mühsam  aufge- 
putztes und  durch  allerlei  Kunstmittel  erhaltenes  Kind  ist,  sondern, 


517 


wie  er,  schnell  zu  einer  gewissen  Blühte  gekommen,  einem  lebens- 
vollen Organismus  gleich  sich  erhält. 

Ich  bin  in  diesen  Tagen  an  ein  schönes  Wort  erinnert,  was 
II.  Oldenburg,  der  Secretär  der  königl.  Societät  der  Wissenschaften 
in  London,  an  seinen  Freund,  den  berühmten  Microscopiker  Malpighi, 
schrieb  (anno  1675):  „Wenn  die  hervorragenden  Geister  aller  ge- 

bildeten Nationen  einstimmig  so  edlem  Streben  sich  hingeben  wollten 
und  Scharfsinn,  Kraft  und  Arbeit  zur  Erforschung  der  Natur  und  ih- 
rer verborgenen  Geheimnisse  vereinigen:  die  Masse  wichtiger  Entdek- 
kungen  würde  fast  unglaublich  erscheinen , durch  welche  die  Welt 
sich  selbst  begriffe  und  einsähe,  welchen  Vorrallr  und  Nutzbarkeit  der 
alhveise  Schöpfer  in  den  geschaffenen  Wesen  angehäuft,  und  wie  voll 
das  All  von  Dingen  ist , deren  Kenntniss  nicht  nur  die  Würde  des 
Menschengeistes  erhöbe,  sondern  auch  zum  Wohlstand  des  äusseren 
Lebens  überaus  viel  beiträge.“ 

So  sprach  Heinrich  Oldenburg  vor  fast  200  Jahren,  ein  Mann, 
der  nicht  selbst  Naturforscher  war,  sondern  sich  hauptsächlich  durch 
seine  Theilnahme  an  den  Gedankenschöpfungen  des  grössten  Philoso- 
phen seiner  Zeit,  des  Spinoza,  einen  Namen  gemacht.  Und  angeregt 
durch  unsre  Versammlung,  stieg  in  mir  die  Erinnerung  an  jene  Worte 
auf,  weil  sie  in  unserer  Zeit  in  Erfüllung  gehn,  und  weil  unser  Ver- 
ein an  dieser  Erfüllung  mit  arbeitet.  Auch  er  arbeitet  an  jener  Ver- 
schmelzung der  verschiedenen  Neigungen  und  Interessen  nach  einem 
gemeinsamen  höheren  Ziele  hin  , wie  es  den  gelehrten  und  philoso- 
phisch gebildeten  Oldenburg  an  den  die  Gewebelehre  gründenden  Mal- 
pighi band.  Unsre  Versammlung,  so  hoch  oder  gering  man  sie  an- 
schlagen mag,  ist  ein  Beweis  dafür  gewesen,  wie  die  verschiedenen 
Wissenschaften  sich  gegenseitig  achten  und  durchdringen,  und  ich  hoffe 
auch,  dass  unsre  Gäste  den  Eindruck  mit  hinwegnehmen,  dass  Jena 
im  wahren  Sinne  eine  Universitas  ist,  dass  jeder  aber  für  sich  soweit 
nach  Universalität  streben  müsse,  um  den  anderen  gerecht  zu  werden.“ 
Auch  diesen  Mittag  vereinigte  sich  eine  grosse  Zahl  der  Theil- 
nehmer  wieder  zu  einem  gemeinschaftlichen  Mittagsessen  und  nach 
demselben  wurde  für  den  Nachmittag  eine  Excursion  nach  Kunitz  und 
der  Kunitzburg  ausgeführt.  Abends  versammelten  sich  die  Theilneh- 
mer  wiederum  zur  geselligen  Unterhaltung  im  Gasthause  zum  Bären. 

So  verlief  die  zweite  Generalversammlung  ganz  ihrem  Zweck 
entsprechend  und  die  Theilnehmer  schieden  nach  zwei  genussreich 
verlebten  Tagen  vollkommen  befriedigt  von  einander. 

Sitzung  am  14.  Juni. 

Eingegangene  Schriften  : 

1.  Dana  on  an  isolhermal  oceanic  chart  illustrating  the  geographical  distri- 
bution  of  marine  animals.  — On  the  homoeomorphism  of  mineral 
species  of  the  trimetris  System.  — Mineralogical  contributions.  — 
Contributions  to  Chemical  mineralogy.  — Vom  Verfasser. 


518 


2.  Naegeli , systematische  Uebersicht  der  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche. 
Freiburg  i.  Br.  bei  Friedr.  Wagner.  1853.  — Vom  Verleger. 

3.  Schuhes,  mantissa  in  volumen  primum  systematis  vegetabilium  Caroli 
a Linne.  Stuttgardtiae , sumtibus  J.  G.  Coltae.  1822.  — Geschenk 
des  Hrn.  Zuchold. 

4.  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  k.  sächs.  Wissenschaften  zu  Leipzig. 
Math.  phys.  Klasse.  1853.  II.  und  III. 

5.  Würlembergische  naturwissenschaftliche  Jahreshefle.  VI.  Jahrg.  3.  Hft. 

In  Ermangelung  der  Protokolle  gab  der  Vorsitzende  einen  kur- 
zen Ueberblick  über  die  in  jeder  Hinsicht  befriedigenden  Resultate 
der  am  9.  und  lü.  d.  M.  in  Jena  abgehaltenen  Generalversammlung. 
Darauf  wurde  beschlossen,  den  auf  nächsten  Mittwoch  fallenden  Stif- 
tungstag des  Vereines  in  der  herkömmlichen  Weise  durch  einen  öf- 
fentlichen Vortrag  und  ein  gemeinschaftliches  Essen  im  Saale  der  Wein- 
traube bei  Giebichenstein  zu  feiern. 

Hr.  Kohlmann  sprach  sodann  über  die  Verbesserungen,  wel- 
che in  neuerer  Zeit  bei  den  für  die  Technik  so  wichtigen  Maassana- 
lysen sowohl  in  Betreff  der  Verallgemeinerung  der  Methoden  als  auch 
der  Apparate  eingeführt  worden  sind. 

Hr.  Giebel  zeigte  fossile  Knochen  aus  dem  Diluvium  bei 
Aachen  vor  und  machte  auf  die  grosse  Uebereinslimmung  derselben 
mit  denen  der  lebenden  Murmelthiere  aufmerksam. 

Hr.  Heinlz  berichtet  über  einen  einfachen  und  wenig  kost- 
spieligen Apparat  zur  Entwickelung  von  Schwefelwasserstoffgas. 
Darauf  legte  derselbe  natürliches  und  künstlich  bereitetes  Stearin  vor 
und  hob  die  auffallende  Thalsache  hervor , dass  beide  übereinstim- 
mend zwei  verschiedene  Schmelzpunkte  zeigen. 

Schliesslich  stellte  Hr.  K o h lm a n n ein  Stereoskop  mit  den  dazu 
gehörigen  Zeichnungen  zur  Ansicht  auf. 

Oeffentliche  Sitzung  am  21.  Juni. 

Hr.  Giebel  hielt  einen  Vortrag  über  die  Grössenverschieden- 
heiten der  Thiere  und  Hr.  Volk  mann  knüpfte  daran  weitere  Bemer- 
kungen über  einige  physiologische  Bedingnisse  derselben. 

Nach  dein  Vortrage  begab  sich  die  Gesellschaft  zur  Tafel. 

Sitzung  am  28.  Juni. 

Eingegangene  Schriften : 

1.  Jahrbuch  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  1853.  IV.  Jahrgang.  4. 

2.  Abhandlungen  der  naturforschenden  Gesellschaft  zu  Halle.  1854.  Band 
II.  Hft.  1. 

3.  Zeitschrift  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft,  ßd.  V.  Heft  4.  und 
Bd.  VI.  Heft  1. 

4.  Verhandlungen  der  schweizerischen  naturforschenden  Gesellschaft.  1852 
und  1853. 

5.  Mitlheilungen  der  bernerischen  naturforschenden  Gesellschaft.  Nr.  258 
bis  313. 

6.  Brefeld,  die  endliche  Austilgung  der  asiatischen  Cholera.  Breslau  1854. 
Grass,  Barth  und  Comp.  Geschenk  des  Verfasser. 


519 


7.  Giimbel,  die  Wirbelbewegung  an  Stoffen  im  gestaltlosen  Zustande.  Lan- 
dau 1852.  Geschenk  des  Hin.  Verf. 

Als  neues  Mitglied  wird  angemeldet: 

Hr.  Schmidt,  Lehrer  an  der  hiesigen  Realschule, 
durch  die  Hrn,  Gebrüder  Schwarz  uud  I m h o f f. 

Der  Vorsitzende  übergiebt  das  Maiheft  der  Vereinszeitschrift  und 
macht  die  betrübende  Anzeige,  dass  der  Verein  durch  den  Tod  des 
Hrn.  Postsecretär  Meyer,  den  Verlust  eines  sehr  eifrigen  Mitgliedes 
zu  beklagen  habe. 

Hr,  Giebel  spricht  unter  Vorlegung  eines  Schädels  und  eini- 
ger Kiefer  aus  dem  Torfe  von  Hassleben  über  das  Verhüllniss  des 
Torfbibers  zu  dem  lebenden  Biber. 

Hr.  Di  eck  zeigt  ein  mehr  denn  3 Fuss  im  Durchmesser  hal- 
tendes Blatt  der  Victoria  regina,  welche  Hr.  Gärtner  Boeder  hier  zieht. 

Hr.  Schaller  verbreitet  sich  über  das  Accomodationsvermögen 
der  Augen. 

Hr.  H e i n t z sprach  über  die  Zusammensetzung  des  Aethals, 
welcher  Körper  bei  Verseifung  des  Wallraths  entsteht , und  den  man 
als  eine  ungemischte  Substanz  zu  betrachten  pflegt.  Derselbe  hat 
nachgewiesen,  dass  es  ein  Gemisch  von  vier  dem  Alkohol  analog  zu- 
sammengesetzten Körpern  ist.  Die  Resultate  dieser  Untersuchung  wer- 
den später  ausführlicher  mitgetheilt  werden. 


Juni-Bericht  der  meteorologischen  Station  in  Halle. 

Zu  Anfang  des  Monats  zeigte  das  Barometer  bei  SSO  und  hei- 
terem Himmel  einen  Luftdruck  von  27"  10'", 84  und  fiel,  während  der 
Wind  sich  allmählig  durch  W nach  NW  herum  drehete,  bei  anfangs 
ziemlich  heiterem,  dann  aber  trübem  und  regnigtem  Himmel  bis  zum 
3.  Nachm.  2 Uhr  auf  27"4"',52,  worauf  es  bis  zum  4.  Nachm.  2 
Uhr  bei  fortdauerndem  NW  und  meistens  bedecktem  und  regnigtem 
Himmel  wieder  eine  Höhe  von  27"10'",29  erreichte.  — Darauf  sank 
das  Barometer  unter  geringen  Schwankungen  bei  sehr  veränderlicher, 
vorherrschend  nördlicher  Windrichtung  und  meistens  trübem  und  reg- 
nigtem Wetter  bis  zum  7.  Morg.  6 Uhr  auf  27"6"62  und  stieg  dann 
wieder  ebenfalls  unter  mehreren  Schwankungen  bei  sehr  veränderli- 
cher, anfangs  vorherrschend  nördlicher,  dann  mehr  südlicher  Wind- 
richtung und  bei  eben  so  veränderlichem,  jedoch  meistens  trübem  und 
regnitein  Wetter  bis  zum  12.  Morg.  6 Uhr  (27"  10"', 33).  An  den 
folgenden  Tagen  sank  das  Barometer  bei  sehr  veränderlicher  Wind- 
richtung und  durchschnittlich  trübem  und  regnigtem  Wetter  langsam 
und  unter  vielen  kleinen  Schwankungen  bis  zum  17.  Nächm.  2 Uhr 
(*27"7'",64),  stieg  dann  wieder  bei  fortwährend  veränderlicher  Wind- 
richtung und  meistens  trübem  und  regnigtem  Wetter  bis  zum  22. 


520 


Morg.  6 Uhr  (28"0'",5l) , worauf  es  bis  zum  Schluss  des  Monats 
hei  fortwährend  sehr  veränderlicher  Windrichtung  und  alltäglichem 
regnigtem  Wetter  im  Sinken  begriffen  war.  Die  letzte  Beobachtung 
zeigte  noch  einen  Luftdruck  von  27"7'",2G.  Im  Allgemeinen  war 
der  Barometerstand  im  Verhältnis  zur  Jahreszeit  niedrig;  der  mittlere 
Barometerstand  war  =3  27"9"',72.  Der  höchste  Barometerstand  am 
22.  Morg.  6 Uhr  = 28"0'",51,  der  niedrigste  Stand  am  3.  Nachm. 
2 Uhr  = 27"3'",52  ; demnach  betrug  die  grösste  Schwankung  im 
Monat  7'", 99.  Die  grösste  Schwankung  hinnen  24  Stunden  wurde 

am  3, — 4.  Nachm.  2 Uhr  beobachtet,  wo  das  Barometer  von  27"4'",52 
auf  27"10'",29  also  um  5'"77  gestiegen  war. 

Die  Wärme  der  Luft  war,  namentlich  gegen  die  Mille  des  Mo- 
nats  sehr  gering,  und  wurde  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  Monats 
sommerlich.  Die  mittlere  Wärme  des  Monats  war  nur  12°,8.  Dabei 
halten  wir  am  wärmsten  Tage  (18.  Nachm.  2 Uhr)  allerdings  21°, 3, 
dagegen  aber  am  kältesten  Tage  (den  4.  Morg.  6 Uhr)  nur  5°, 7. 

Die  im  Monat  beobachteten  Winde  sind 


N = G 

NO  = 4 

NNO  = 3 

ONO 

= 1 

0 =14 

SO  = 5 

NNW  = 3 

OSO 

= 0 

S = 7 

NW  =J5 

SSO  = 3 

WNW 

= 0 

w=  10 

SW  = 16 

SSW  ==  4 

WSW  = 0 

woraus  die  mittlere  Windrichtung  berechnet  worden  ist  auf 
S — 82°29'56",14  — W. 

Die  Feuchtigkeit  der  Luft  war  nicht  sehr  auffallend : wir  beob- 
achteten im  Durchschnitt  nur  77  pCt.  relat.  Feuchtigkeit  bei  dem  mitt- 
ler» Dunstdruck  von  4"', GO.  Dabei  hatten  wir  aber  durchschnittlich 
trüben  Himmel.  Wir  zählten  1 Tag  mit  wolkigem,  und  2 Tage  mit 
ziemlich  heiterem  Himmel.  An  21  Tagen  wurde  Regen  beobachtet, 
zum  Theil  in  ausserordentlich  starken  Güssen  (am  21.  Nachm.  4!/2 
Uhr  fielen  binnen  einer  Stunde  123", 55  auf  den  Quadralfuss),  so  dass 
die  Summe  der  im  Regenmesser  gemessenen  Wassermenge  nicht  we- 
niger als  764", 35  (oder  durchschnittlich  täglich  25", 48)  paris.  Ku- 
bikmass  auf  den  Quadralfuss  Land  beträgt. 

Ausserdem  beobachteten  wir  an  5 Abenden  Wetterleuchten  und 
9 zum  Theil  sehr  heftige  und  von  starken  Regengüssen  begleitete  Ge- 
witter. Endlich  wurde  am  16.  Mittags  12 1/2  Uhr  eine  Wasserhose 
beobachtet,  welche  in  der  Richtung  von  W nach  0 über  Halle  zie- 
hend , ohne  alle  electrischen  Erscheinungen  und  ohne  Schaden  anzu- 
richten, in  östlicher  Richtung  sich  dem  Blicke  entzog.  Weber. 


(Druck  von  W.  Plölz  in  Halle.) 


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TafXT. 


-L'ith  v.  (ZU?.  Uleyer  in*  JELcdU. 


Zttä'cTtr.  fett,  flatw/v.  /SjV.  ///. 


Li&v  v (Üb.  Mgrtrm.HoM/’. 


'/.äjschr.  f ga.  f/atum.  /SJb. 


ry./. 

Pucrprofil 


-Fia.Ä 


0BI0B 


Zcäsdir.  fyes.  TUäum>.  lSJrt.  1JJ. 


TabM 


Erklärung  der  J'hrbrn . 

l£S£d  Granit. 

®aJ  GrünsteUi. 

j-^  il  OuarzporpTiyr. 

GO  Tfldaplvyr. 

ÖD  (Juarzfels. 

U£J  Grautvadcs  u.  Thonschicfcr. 
•LZ2  lOfikstäm 
ULJ  Hofius  Todter. 

1-fJ  Jfässlüymdes. 

□B  Mdfj/ers/iic/tr. 


Zcfiistän/. 

SimkJaiT/c. 

fisch*. 

RanhlcaJJc. 

Gjps. 


jET^  Honcfds. 
JÜS.=Jfiesc7sJiz*fer. 


Sandhfujd 


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Thals  des  siisllicha 


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Osterhase 


Date  Due