Fıbrarn of tbe Museum
or
COMPARATIVE ZOÖLOGY,
AT HARVARD COLLEGE, CANIBRIDGR, MASS,
Founded bp private subscription, in 1861.
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From the Library of LOUIS AGASSIZ.
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Zeitschrift
Gesammien Naturwissenschaften.
Herausgegeben
dem Naturwissenschaftlichen Vereine
für
Sachsen und Thüringen
Halle.
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Zweiter Band.
Mit 4 Tafeln.
Halle,
©. E. M. Pfeffer.
Sm 8538.
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Inhalt
Original- Aufsätze,
Seite
Ascherson, nachträgliche Bemerkungen zur Flora von Magdeburg....... 227
Beeck, einigeiWorte über: Blitzableiter ... ade. eu en salaa san. 229
Cornelius, zur Theorie der electromagnetischen Erscheinungen......... 83
Creplin, de Crustaceis ex ordinibus tribus, Cladocera, Ostracoda et Co-
pepoda in Suecia oceurrentibus a W. Liljeborg ..... 2.20.2222 20000. sl
Giebel, das Zahnsystem der Beutelthiere (Taf. 3,4)......-.scer.0.0. 289
Hontz,„uher;die Bulten.s:e sostssiss sungen. sam aa@tenisnime ee lelstetch 201
Schmidt, O., zoologische Mittheilungen (Ancylus lacustris, Peltogaster)... 99
Schrader , die Axiome der theoretischen Mechanik. .............. Sl!
Söchting und Seiffert, Vorkommen und Bildung der in andern Krystal-
lenneingesehlessenen; Krystalles. sammeln „arikneneeera. Hr 6
Spiecker , Sellanle Sternbergi Münst. des hunten Sandsteins zu Bern- :
burg Mate 2952. seeinemssehen Audi ab ee 1
, Beitrag zur Flora der Alpen..... DL. n.0000000 90 2 373
Sitzungsberichte.
Juli. Baer, Vorkommen von Jod in der Natur 36. — Giebel, zum Andenken
des verstorbenen Prof E.F. Germar 31; Bemerkungen zu Spieckers Abhandlung
über die Sigillaria Sternbergi Münst. 34; Kebers Untersuchungen über den
Eintritt der Samenzellen in das Ei 34; systematische Bedeutung des Nasen-
beins bei den carnivoren Raubthieren 35. — Schliephacke, abnorm gebildete
Blühten von Hyoscyamus niger: L.- 29; Einfluss des Standortes auf die Ent-
wicklung der Pflanzen 33. — Schrader, Schöpfers Schrift: ‚die Erde steht
fest‘“ 27. — sSöchting, die Basalte und Tertiärschichtungen in Göttingens
Umgegend, eigenthümliche Metamorphose 29. — Thamhayn , Weg des Chy-
lus 28. — Thümler, Wasserdurchbruch in der Steinkohlengrube ‚‚Humboldt‘“
bei Dölau 38.
August und September. Baer, Ersatzmittel für Kartoffeln 105; über Irr-
lichter 111. — Giebel, Nachträgliches zur Gliederung der Wirbelsäule 106.
Kohlmann, Barometer se Dee und Glas; Leslie’s Stereometer 104;
Wilson’s Methode hohe Temperaturen zu messen wu Schlecnluee legt
Drosera rotundifolia vor 104; kaukasisches Insectenpulver 110. Tham-
hayn, Schwellgewebe und Infarcte 108; Ursprung des von Pübnsen ausge-
schiedenen Stickstoffgases 115. — Tschetschorke, Instrumente zur Beobach-
tung der Lufteleetrieität 106; über einige optische Erscheinungen 110. —
Wesche, äussere Zeichen der Milchergiebigkeit bei Kühen 102.
October. Baer, Drevermann’s Nachbildung der auf nassem Wege entstande-
nen kıystallisirbaren Mineralien 235 ; Thränenfläschchen der alten Römer 251,
IV
— Giebel, Filippi’s Entdeckung eigenthümlicher Organe in der Mundschleim-
haut des Elephanten 235. — Heidenhayn, über die nervi sinu- vertebrales
Luschka’s 232; über die Nerven des electrischen Organes des Zitterwelses
233; Virchow’s Entdeckung von Cellulose in höheren Thieren 234; Vierordis
Methode die Pulsbewegungen graphisch darzustellen 240; Vierordt’s Untersu-
chungen über den Einfluss der Chloroform- und Aetherinhalationen auf den
Blutdruck 242; Vogels Methode den Inhalt des Blutes an rothen Blutkörper-
chen zu bestimmen 242. — Heintz, Bemerkungen zu vorstehender Methode
243; Rowney's Feststellung der Zusammensetzung des bei der Destillation
von Stearinsäure mit Kalk entstehenden festen Körpers 236 ; Wrightsov, über
das Atomgewicht und die Constitution des Alkohols 237. — Heppe, Verhal-
ten des Nitroprussidnatriums zu verschiedenen Reagenlien 243. — Tausch,
Lehmann’s Untersuchungen über die im Blute enthaltene krystallisirbare Pro-
teinsubstanz 244. — Tschetschorke, über eine leicht transportable Electri-
sirmaschine 258.
November. Andrae, über Höhlen- und Spaltenbildung in Steiermark 338;
fossile Früchte aus dem Steinsalz von Wieliczka 341. — Baer, über die
Nitroprussidverbindungen 316; über die in Paris neuerdings wieder aufgefun-
dene Goldmacherkunst 331; geschichtliche Skizze der Alchemie in den lejzten
150 Jahren 334. — DBeeck, über ein Meteor 339. — Faltin, Schrötters
Versuche über das Gefrieren des Wassers im luftverdünnten Raum und die
durch Verdunstung des Eises dabei erzeugte Kälte 311; über die von Berthe-
thelot synthetisch dargestellten Fette 327. — Giebel, über die Synonymie
seines Colobodus varius 825; Zahnsystem des Klippdachses (Hyrax) 339. —
Heintz, über die Constitulion der zweibasischen Säuren und Amide nach den
Ansichten von Gerhardt und Chiozza 320; über die Zusammensetzung der
Amide nach der Ansicht von Wurtz 323. — Körner, Auffindung der Nord-
westdurchfahrt 337. — Kohlmann, über Papinius Dampfapparat 325; über
Savary’s Dampfmaschine, die Verbesserungen derselben und über Clegg’s Gas-
uhr 336; über das Zodiakallicht 340. — Schliephacke, über eine neue Dro-
gue und Bereicherung der Halleschen Kryptogamenflora 330; über das 1750
in der Waisenhausapotheke zu Halle gemachte Gold 336. — Schrader, Ver-
besserung in der Füllung der Bunsen’schen Batterie 340.
December. Baer, vermeintliche Verfälchungen der Biere 386. — Kohlmann,
Werthbestimmung der Butter 382. — Wesche, verwirrter Geschmackssinn
des Rindes 381.
Literatur.
Astronomie und Meteorologie.
Airy, Finsternisse des Agathokles, Thales und Xerxes 40. — Coulvier Gravier
und Boguslawsky, Sternschnuppen-Phänomen vom 9. und 10. August 259. —
Luthers neuer Planet 39. — Planet Thetis, elliptische Elemente desselben
39. — Sykes, Regenmengen in Bengalen 258. — Thermometer - und Baro-
meterstand zu Paris im Mai und Juni 257. — Wolff, Periode des Maxi-
mums und Minimums der Sonnenflecken 39.
Physik.
Angström , latente und specifische Wärme des Eises 391. — Beer, Katoptrik
und Dioptrik krystallinischer Mittel mit einer optischen Axe 42. — Blasein-
strumente, Theorie 44. — Bravais, über Gaugains electrodynamische Ex-
perimente 120. — Crookes, Anwendung der Photographie zum Studium ge-
wisser Polarisationserscheinungen 391. — Gaugain, die Empfindlichkeit des
electroskopischen Condensators zu erhöhen 43. — Haedenkamp, Verän-
derung in der Lage der Hauptaxe der Erde 260, — Humboldt, Euler’s Auf-
V
deckung des Irrthums in Betreff der Geschichte der Lichtgeschwindigkeit 43.
— Lavart, Schallwellen 123. — Magnetismus, Diamagnetismus und Rota-
tionsmagnetismus 118. — Magnus, Verdichtung der Gase an der Oberfläche
glatter Körper 256. — Montiyny. die Schwingungen eines elastischen Stabes
sichtlich und zählbar zu machen 41. — Nickles, passiver Zustand des Eisens
und Nickels 257. — Plücker und Poygendorff, Fessels Rotationsmaschine
964. — Regnault, specifische Wärme des rothen Phosphors 43. — Stadion,
Construction der Skalen-Aräometer und Alkoholometer 46. — Waterson,
allgemeines Gesetz der Dichtigkeit bei gesätligien Dämpfen 342. — Wolff,
das Alpenglühen 342,
Chemie.
Anderson, Nahrungswerth verschiedener Viehfutter 397. — Arppe, brenzwein-
saures Ammoniak 268. — Ashley, Verbrennung von Ammoniak mit Chrom-
oxyd 266. — Beissenhirtz, Reaction auf Anilin 393. — Bolley, Analyse
der schwer zerlegbaren Cyauverbindungen 268. — Boussingault, quantitative
Bestimmung des Ammoniaks 58. — Brodie, Wirkung von Jod auf Phosphor
263. — Buchner, Walther Crum’s Manganprobe 51; Bildung der spirigen
Säure in den Blühten der Spiraea Ulmaria 54. — Bunsen, volumetrische
Methode von sehr allgemeiner Anwendbarkeit 347. — Chantard, Campher-
säure 15l. — Chevalier, Reinigung des Glycerins und seine Verwendung
125. — Clarke und Medlock, Analyse einiger Wasser Londons 261. —
Desprez, über den Kohlenstoff 260. — Dollfuss , sehr empfindliches Rea-
gens auf Eisen 5l. — Fresenius, scheinbare Flüchtigkeit der Phosphorsäure
48. — Girardin, über Guano 131. — Gladstone, Verbindung von schwe-
felsaurem Kali und schwefelsaurem Natron 264. — Hansen, Wirkung des
Tellurs auf den lebenden Organismus 52. — Herapath, kleine Mengen Jod
schnell quantitativ zu bestimmen 262, — How, Zersetzungsproducte vegeta-
bilischer Salzbasen 268. — Krieger, volumetrische Bestimmungsmethode der
Manganverbindungen 265. — Kühn, Auflöslichkeit der Kieselsäure ın Wasser
49. — Lassaigne, Pikrinsäure im Bier 130. — Liebig, Entstehung von
Ferrocyanwasserstoffsäure 125; Scheidung des Nickels vom Kobalt 265. —
Lieshing, Werthbestimmung des käuflichen rothen Blutlaugensalzes 262. —
Limburger, amorphes Eisenoxyd in krystallinisches übergehend 123. —
Moschnin, Caprylalkohol 267. — Northoote und Church, Verhalten verschie-
dener Oxyde gegen kaustisches Kali bei Gegenwart von Chromoxyd 264; Wir-
kung des kaustischen Kali's auf phosphorsaures Eisenoxyd 265. — Pasteur,
Umwandlung der Weinsteinsäure in Traubensäure 54. — Penny, Werthbe-
stimmung des Indigs 395. — Pettenkofer, Probe auf Jod 47. — v. Plant«
und Kekule, Einwirkung des Jodäthyls auf Nicotin 393. — Poggiale, Stick-
stoffgehalt des Brodes 129. — Pohl, Revision der bisherigen Analysen der
Bestandtheile der Fette 353. — Reinsch, dynamische Theorie 46. — Kief-
fel, Verbindungen von Kupfer und Zinn 265. — Rochleder und Schwarz,
über Bitterstoffe 126. — KRöthe, Analyse der Asche von Erica und Calluna
133. — H. Rose, Verbindungen des Wassers und der Borsäure mit dem Ei-
senoxyde 352; über Niob-, Pelop- und Tantalsäure 396. — Schaffgotsch,
specifisches Gewicht des Selens 352. — Schunck, Constitution der färbenden
Substanzen des Krapp 394. — Schroff, Arsensäure und arsenige Säure in
toxikologischer Hinsicht 47. — Schwerdtfeger, Darstellung reiner Kobaltprä-
parate aus Erzen 52. — Smith, Aufschliessen der Mineralien und Bestimmung
der Alkalien darin 49. — sStädeler,, Doppelsalze des salpetersauren Queck-
silberoxyduls 265; fette Säuren 267; Aufbewahrung von Flusssäure 268. —
Torf, künstliche Verbesserung 134. — Ventzke, neue Art Fäulniss der Run-
kelrüben 53. — Völcker, Zusammensetzung und Nahrungswerth verschiedenen
grünen Futters 400. — Walz, Scrophularineen 54, 392. — Wandersle-
ben, Mineralquelle zu Langenbrücken 45. — Way, Nahrungswerth verschie-
dener Futterstoffe 400. — Wicke, Fumarsäure in Corydalis bulbosa 268, —
- Wildenstein, Aequivalent des Chroms 52. — Williams, Apparat zum Auf-
VI
fangen von Gasen 266. — Winckler, über den Geruch der Blume des Wei-
nes 129. — Wittstein, irrthümliche Chromalaunbildung bei Darstellung des
Sauerstoffs 125; Schwefelreaction des Eigelb 123; über Geheimmittel 130;
Prüfung der fetten Oele mittelst Schwefelsäure 130. — Wolff, Nahrungs-
werth der Rapskuchen 402.
Oryetognosie
Amelung analysirt Sphaerosiderit 141. — Bischof, Mägdesprunger Hohofen-
producte 405. — Chapman, Scheelit 272. — Dick, Analyse des Haye-
sins 270. — Fehling, Kupfer- und Zink-Sulfantimoniat 272. — Genth,
neues Mineral Owerit 141. — Gerhard vom Rath, Zusammensetzung und
Verwitterungsproducte des Wernerits 270.— locker, Eisensinter von Ober-
grund 56. — Hauer, Uranpecherz 59 ; Schwefelarsen in Braunkohle 59;
Baltimorit 59; Chalitit 59; Heteromerit 60. — Jensch, neues Mineral Weis-
sigit 135. — Kenngott, gemeinschaftiiches Vorkommen zweierlei Kıystall-
iypen des Goldes 58; Diamant in Diamant 58; Pyromorphitkrystalle vor dem
Löthrohr gebildet 59; Arseniksilber ein Gemenge 59; mineralogische Noti-
zen 135, 403; Uebersicht mineralogischer Forschungen 142; 70 Kıystallfor-
mennetze zum Anfertigen von Krystallmodellen 405. — Kjerulf, Zusam-
ınenselzung des Cerits 270. — Pfaff, Grundriss der mathematischen Ver-
hältnisse der Krystalle 141. — Schneider, Kupferwismuthglanz, eine neue
Mineralspecies 271. — Schoenbein, Analyse des Blättertellurs 55.— Smith
und Brush, Analysen amerikanischer Mineralien 56, 354. — Sonnenschein,
analysirt Carolathin 135. —
Geologie
Amelung analysirt Thonschiefer und Grauwacke 142. — Braunkohlen in Istrien
274. — Californien 356. — Carnall, Galmeilagerstätte bei Wiesloch 143 ;
Bleierz bei Comern 273. — Casiano de Prado, Geologie um Madrid 60.
— Castendyck, der Rochusherg 149. — Doenging, Steiubrüche bei Ki-
schenev 407. — Ewald, Posidonien des obern Braunen Jura 149. —
Glocker , Braunkohlenlager bei Lettowitz 60, — Gümbel , Gebirgsdurch-
schnitt bei Landau 273. — Hagenow, Jura in Pommern 149. — Has-
senkamp, Geognosie des Rhöngebirges 153. — Hebert, Alter des Pisolit-
kalkes 155. — Heiden, Braunkohlen in Istrien 274. — Kerl, der Com-
munion - Unterharz 405. — Koch, zur Geognosie Mecklenburgs 150. —
Lorenz, Toribildung 407. — Ludwig, das rheinische Schiefergebirge bei
Butzbach 357; das Wachsen der Steine 408. — Merian, aargauischer Jura
358; St. Cassianformation in den Alpen 358. — Morlot, geologische Ver-
hältnisse von Untersteier 406. — Palmieri, vulkanische Gegend des Vultur
145. — Pander, Zechstein in Curland 149. — Rolle, alter Sandstein
der Wetterau 148. — Sartorius, über Palagonit 142. — Schafhaeutl,
baierische Voralpen 15l. — Schmidt, basaltische Gesteine der Rhön 61.
— Steininger, Geognosie der Eifel 154. — Tasche, Tertiärschichten am
Vogelsberge 153. — Viquesnel, Geognosie der Türkei 62. — Literatur
155. 274.
Palacontologie.
Baudon , Conchylien bei St. Felix 156. — Beyrich, Conchylien des nord-
deutschen Tertiärgebirges 157. — Boll, Versteinerungen im Mecklenburger
Geschiebe 159. — Bouve, neue Echinodermen in Georgia 156. — v. Buch,
Zähnelung der Skaphiten 159. — Conrad, Conchylien von St. Domingo 156.
— Duvernoy, fossile Rhinocerosarten 63. — ®. Ettinghausen, tertiäre
Flora von Häring 275. 353. — Foster, neue Silurversteinerungen 160. —
Frantzius, Anthracotherium und Antilope aus Dalmatien 157. — Frisch-
mann, Zusammenstellung der Versteinerungen des lithographischen Kalkes
vu
408. — Gervais, fossile Sängethiere in Spanien 63. — Goeppert, Ter-
tiärflor Java’s 157; dieselbe um Breslau 158; Bernsteinflora 158. — He-
ckel, fossile Fische von Chiavon 460. — Heer, Insectenfauna von Oenin-
gen und Radohboj 361. — Hensel, fossile Säugelhiere Schlesiens 63. —
Hörnes, fossile Mollusken des Wiener Tertiärbeckens 157. — Jackson,
neue Paläonisken 160. — Kiprijanoff „ Fischreste im Kurskschen Sand-
steine 410. — Klein, Süsswasserconchylien Würtembergs 160. — More,
Versteinerungen auf St. Domingo 156. — Pacht, Dimerocriaus oligoptilus
163. — Quenstedt, über Lepidotus 162. — Beuss, neue Euomphalus
und Polypen 160. — Saemann, Nautiliden 162. — sSandberger, Cly-
menien 162. — Schauer, Brachiopoden in der Eifel 68. — v. Schau-
roth, Beitrag zur Fauna des deutschen Zechsteingebirges 408. — Silurische
und Kohlenpetrefakten in Portugal 160. — sSteininger und Schaur, Eil-
ler Petrefakten 161. — Stimpson, postpliocene Conchylien in Chelsea 156.
— Tuomey, Conchylien von Wilmington 156. — Unger, fossile Flora
von Gleichenberg 409. — Warren, über Mastodon 157. — Literatur 362.
Botanik.
Asa Gray, Trichomanes Petersi 169; Plantae Wrightlianae texanoneomexicanae
171 ; Tetraclea 277. — Berkeley, nordamerikanische Pilze 411. — Boll,
Flora von Grabow 165. — Brockmüller, zur Flora der Haidebene 166. —
Burckhardt, Fremdlinge der Görlitzer Flora 169. — Cienkowskij, zur
Befruchtung des Juniperus communis 410. — Clarke, Phanerogamen 64.
Cohn, Keimung der Zygnemeen 165. — KHaust, Sechswochenkartoffel 864.
— Goeppert, ungewöhnliche Wurzelbildung des Rapses 364. — Grewille,
Caulerpa asplenioides 64. — Hartig, freiwilliges Bluten der Hainbuche 363.
— Harvey, Nereis boreali-americana 168. — Hempel, Ananaskultur 278.
— Hooker , Flora of New Zealand 68. — Kippist, Acredenia 64.
Klotzsch, neue Galtungen der Rubiaceen 170. — Koch, neuholländische
Kastanien 278. — Krüger, neue Gemüse 166. — Kunzi index filicum
64. — Leidy, Flora in lebenden Thieren 168. — Mayer, zur Kultur
der Körbeirübe 167. — Milde, Cryptogamen-Flora um Breslau; Morpho-
logisches 154, — v. Mohl, Zusammensetzung der Zellenmemhbran 411. —
D. Müller, Reizbarkeit der Genitalien bei Compositen 413. — Nuttal,
Rhododendron Kendricki 64. — Pohl, Kardenbau 278. — Preuss, Wir-
kung des Arseniks auf die Vegetation 413. — RBReinecke, über Palmensaa-
ten 167. — Stschegleew, neue Pflanzen des Kaukasus 363. — Trevi-
ranus, Ursprung des Waizens 167. — Turczaninow, neue Papilionaceen
aus Australasıen 363. — Wendschuch, immertragende Gurke 362. —
Wimmer, zwei neue Carex; über Salix 169; wildwachsende Bastardpflan-
zen 413. — Literatur 176. 369. 414.
Zoologie.
Adams, Molluskengattungen 279. — Agassiz, vereinigt Poecilia und Mollie-
nesis 189. — Albers, die auf Madera lebenden Vitrinen 366 ; über Testa-
cellus 366. — Ayres, über Holothurien 178. — Baird und Gerard,
Catalog der nordamerikanischen Reptilien 189. — ®v. Beneden, Tetrarhyn-
chus, Linguatula, Anthobothrium, Pagodina, Eudactylina 67. — Benson,
neue Landeonchylien 66. — Bonaparte, Sagmallarrhina 280. — Brandt,
wilde Katze in Russland 194. — Conchyliologisches 178. 366. 417. —
Cornelius, Monographie der Küchenschabe 280. — Üzernay, neue Gat-
tung der Flusswasserwürmer 365. — Dumeril, über ungeschwänzte Batra-
chier 193. — Entomologisöhes 182. 366. 422. — Fischer, Orthoptera
europaea 423. — Gegenbauer , über Röhrenquallen 176. 414 über
Phyllosoma 422. — Gerstacker , neue Gatlung und wenig bekannte
Gattungen der Siphonostomen 420. — Girard, neue Nemertinen 181. —
Gosse, neue Meeresthiere 176. — Gervais , Süsswasserlische Algeriens
189. — Gray, Zähne der Pneumonobranchiaten 417. — Hallowel, neue
VII
amerikanische Reptilien 191. — Hayme, Trichoda Iynceus 65. — Hee-
‘ger, Beiträge zur Naturgeschichte der Insecten 280. — Hellmann, Zunge
des Auerhahnes 194. — Higginbottom, brittische Tritonen 424, — Ho-
meyer, Larus Heinei 68. — Hooker, neue bengalische Reptilien 424. —
Hyrtl, Labyrinth bei Ophiocephalus 188; Quertheilung der Saurierwirbell91. —
Imhoff, Oligoneura rhenana 2380.— Kawall, Damhirsch in Kurland 423. —
Kner, über Hippostomiden 188.— Koch, Aphiden 422.— Koren und Da-
nielsen, Entwicklung der Pectinibranchier 65. — Köllicker, Sıphonopho-
ren von Messina 365. — Kraatz, Orchesia undulata; Phytosus spinifer
und Ph. nigriventris 67. — Küchenmeister, Cestoden 279. — Langer,
capillares Gefässsystem der Teichmuschel 418. — Layard, zur Ornitholo-
gie von Ceylon 193. — Leuckart, Siphonophoren 366. — Leydig, über
Polypterus bichir 189. — Lubbock, neue Entomostraceen 182. — Meiss-
ner, über Mermis albicans 418. — Moren, Wanderzug der Libellula de-
pressa 67. — Ornithologisches 195. — Peters, Seeigel von Mossambique
176. — Philippi, neue chilesische Vögel 68. — Pontallie, zwei nene
Distomen 66; Eier der Acari 68; über Lumbricus 182. — Rathke, Brust-
bein der Saurier 423. — Saussure, Gu£pes solitaires 423. — Schmidt,
Ornithologisches aus Wismar 193. — Sclater, neue Taenioptera 193. —
Siebold, Auswüchse und Anhänge der Insecten 68. — Siegismund, In-
sectenbüchlein 280. — Thompson, neue Crustaceen 182. — Woodhouse
und Cassin, neue Säugethiere 195. —Literatur 195.
Erklärung der Tafeln.
Taf. I. Fig. 1. Ideeller Durchschnitt des Stammes der Sigillaria Sternbergi bei
Bernburg. — Fig. 2a—f. Blätter derselben S. 1.
Taf. I. Fig. 3. Früchte der Sigillaria Sternbergi S. 5. — Fig. A. Berg-
kıystall S. 831. — Fig. B. Taschen-Electrisirmaschine S. 253.
Taf. IHM. Fig. 1. 3. Zahnsystem von Dasyurus macrurus. — Fig. 2. Das-
selbe von Myrmecobius. — Fig. 4. von Phascogale penicillata. — Fig.
5. 7. von Amphitherium, — Fig. 6. von Dasyurus ursinus. — Fig. 8.
von Dasyurus Maugei. — Fig. 10. von Didelphis Azarae. — Fig. 11.
von Phascolotherium. — Fig. 12. von Didelphis virginiana.
Taf. IV. Fig. 1. Zahnsystem von Phalangista cavilrons. — Fig. 2, von Phalan-
gista Cooki. — Fig. 3. Petaurus taguanoides. — Fig. 4. Petaurus flavi-
venter. — Fig. 5. Petaurus pygmaeus. — Fig. 6. 8. Perameles lagotis.
— Fig. 7. Perameles obesula. — Fig. 9. 11. Phalangista vulpina, —
Fig. 10. Thylacinus eynocephalus S. 290 fl.
Zeitschrift
für die
Gesammien Naturwissenschaften.
1853. Juli. N? VII.
Zur Sigillaria Sternberei Münst. des bunten Sandsteins
zu Bernburg (Taf. 1. 2.)
von
Th. Spieker
in Bernburg.
I:
Die dem Aprilheft dieser Zeitschrift von Hrn. Bischoff
beigegebenen Abbildungen einiger Sigillarien (Taf. VII.),
veranlassen mich, meine an Ort und Stelle gemachten Beo-
bachtungen und daraus gewonnenen Ansichten über diese
noch sehr dunkeln organischen Reste mitzutheilen, da jene
ausnahmsweise gut erhaltenen Exemplare mich nur in mei-
nen Muthmassungen bestärken konnten.
Dass die Pflanze wirklich in dem Medium ihres jetzi-
gen Fundortes wurzelte, dafür spricht das Stammende auf
jener Tafel Fig. 1., dem die Wurzelfasern noch anhängen;
deutlicher liegt aber der Beweis jetzt in einer thonigen Zwi-
schenlage des Sandsteins vor mir, auf der man eine förm-
liche Niederlage von jungen Pflanzen erblickt, die offenbar
hier gestanden haben, und durch äussere Kraft zu Boden
gestreckt wurden, wobei die dickern, bekanntlich so eigen-
thümlich gestalteten Wurzelenden aus dem lockern Thon-
schlamm mit ihren Wurzeln herausgezogen wurden. Letz-
tere sieht man bei mehreren noch in schiefer Richtung zum
Boden führen, während sie bei der Mehrzahl auch nur die
runden sehr deutlichen Narben zurückgelassen haben. Diese
thonige Platte ist ganz bedeckt mit den plattgedrückten
Stämmen, welche wie Schilfbänder, ablösbar, darauf liegen,
jedes jedoch durch das vierwulstige Ende als Sigillarie cha-
vu. 1853, 1
2
racterisirt. Da sich auf einer Fläche von 2 Quadratfuss bis
60 verschiedener solcher Wurzelenden zählen liessen, so
muss der Boden einst sehr dicht von ihnen bestanden ge-
wesen sein. Die von reinem Sandstein eingehüllten sind
viel zerstreuter, liegen auch nicht in einer Ebene, und wur-
den wahrscheinlich vor ihrer Ablagerung entwurzelt und
umhergeworfen. In Thonschichten dagegen habe ich aus-
ser auf dem erwähnten Lager auch sonst dicht geschichtete
gefunden. Die Pflanze scheint daher auf thonigen, schlam-
migen Boden, heerdenartig, etwa wie unser heutiges Equi-
setum limosum, gewachsen zu Sein.
Das Umhüllungsmedium äussert noch einen andern
Einfluss aus, nämlich auf die Gestalt. Die im reinen Sand-
steine vorgefundenen Stücke haben ihren ursprünglich kreis-
förmigen Durchschnitt weit besser und um so mehr bewahrt,
je kleiner sie sind; die im Thon gefundenen zeigen sich
dagegen alle mehr oder weniger platt gedrückt, aber um so
weniger, je dicker sie sind. Der Grund hiervon kann wohl
nur in der Art der Petrifikation gesucht werden. Es lässt
sich nämlich nicht bezweifeln, dass die Stämme einst hohl
waren, und von aussen mit dem Material, das wir jetzt da-
rin finden, theils Sand theils Thon gefüllt sind. Dadurch
entstanden diese, von kohliger Rinde umgebene Steinkerne,
in denen statt organischer Structur vielmehr oft eine rein
mechanische Schieferung wahrzunehmen ist. Die hohlen
abgebrochenen Stämme haben, so scheint es, auf dem Grunde
eines Sand oder Thon zuführenden und bewegenden Was-
sers gelegen, und sich mit diesen Materialien mehr oder
weniger angefüllt, ehe sie durch Gesteinesbedeckung petri-
fizirt sind. Die Zusammendrückbarkeit der erfüllenden Masse,
wie ihre Dichtigkeit bestimmten bei dem darauf folgenden
Drucke die heut bemerkte Gestalt des Querschnitts. Ein
mit Sand gefüllter Stengel konnte um so weniger an Run-
dung verlieren je kleiner sein Durchmesser war; die oben
beschriebenen jüngern Stengel dagegen, welche plötzlich
niedergestreckt und bedeckt wurden, konnten nur wenig
von dem Thonschlamm aufnehmen und wurden deshalb plat-
ter gedrückt als andere in den Wellen vorher herumgetrie-
bene. Einmal gefüllt, und dadurch stabiler geworden, ha-
3
ben sie dann in dem feuchten Schlamm längere Zeit still
gelegen, wobei die untere Fläche in einen gewissen Grad
der Fäulniss und Zerstörung übergegangen ist, was sich
fast an allen Stücken durch verringerte Deutlichkeit der
Blattnarben zu erkennen gibt.
Eine wesentliche Stelle in der innern Structur unserer
Sigillarie nahm ein centrales Gebilde ein, das man mit Un-
recht eine Markröhre genannt hat, dem vielmehr die Be-
deutung eines centralen Gefässbündels zukommt. Inden
meisten Stücken ist es noch deutlich als federspuhldicke
Röhre kenntlich, die mit kohliger Materie dicht erfüllt ist.
Die Lage derselben ist zwar nicht immer mehr central, und
ihr Durchschnitt nicht mehr rund, sondern erstere sehr oft
nach der untern Fläche hin verschoben und letzterer etwas
platt gedrückt. Zuweilen fällt die Röhre in die untere Flä
che selbst und zeigt sich dann als eine tiefe Rinne. Nichts-
destoweniger kann man ihre ursprüngliche Stelle nur in der
Mitte des Stammes annehmen, da sie in längern Stücken
im Verlauf von der untern Fläche zur Mitte zurückkehrt.
Ihre abnorme Lage an der Seite scheint vielmehr nur das
Resultat der Zerstörung der übrigen innern Organisation
gewesen zu sein, wobei es der Schwere folgend die tiefste
Stelle in der Höhlung des liegenden Stammes annahm.
Denn zu diesem centralen Gefässbündel gehören wesentlich
mehrere strahlenförmige Lamellen, welche von ihm zu den
peripherischen Gebilden führten, die aber wahrscheinlich aus
lockern Zellensystemen bestehend, der Zerstörung weit eher
und mehr erlegen sind, als der consistentere Körper des
Gefässbündels. Die Spuren solcher radialen Verbindungs-
flächen mit der Rinde finden sich in den meisten Stücken,
nur ist es schwer, sie weit zu verfolgen, auch ist die koh-
lige Lamelle derselben sehr dünn, und sie erscheinen zer-
rissen und gebogen. Der Anschaulichkeit halber gebe ich
eine schematische Darstellung eines Durchschnitts der leben-
den Pflanze, wie er somit etwa zu denken ist Taf. I. Fig. 1.
Ein grosser Theil des Stengels ist daher von grossen Luft-
gängen erfüllt gewesen, die nur durch die radialen Schei-
‚dewände getrennt waren. Die Ueberbleibsel der letztern
blieben theils am Gefässbündel theils an dem Rindencylin-
a
4
der sitzen und verloren ihre ursprüngliche Lage. Die Zahl
der Strahlen ist daher sehr schwierig zu bestimmen ; aber
aus der Vergleichung aller mir vorgekommenen Stücke
scheint hervorzugehen, dass es vier waren, was mit der
Form des Wurzelendes in Uebereinstimmung steht. Da mir
jedoch kein Beispiel bis jetzt vorgekommen, in welchem die
ursprüngliche Lage dieser Theile bewahrt ist, so kann ich
diese Zahl nur als wahrscheinlich hinstellen. Durch den
innern Bau würde also unsere Sigillarie eine gewisse Ver-
wandtschaft mit den Rhizocarpeen verrathen, denen eben-
falls ein centrales Gefässbündel umgeben von regelmässi-
gen Luftgängen zukommt. Misst man indessen, wie billig,
diesen Luftcanälen eine geringere Bedeutung bei als der
Stellung des Gefässbündels, so nähert sie sich nicht minder
den Lycopodiaceen, denen die äussere Organisation, soweit
wir dieselbe kennen, auch mehr zu entsprechen scheint.
Die Reste äusserer Organe beschränken sich nämlich
auf die Blattnarben an den Stengeln, auf Blattabdrücke und
gewisse Ueberbleibsel, die als Fruchtkapseln zu deuten sind.
Die Blattnarben zeigen sich in ihrer Gestalt und Lage
am Stengel bei den verschiedenen Fundstücken durchaus
nicht übereinstimmend, und gewähren sogar hinreichende
Unterscheidungsmerkmale, um die bisher unter dem Namen
Sigillaria Sternbergi zusammengefasste Gruppe in mehrere For-
men aufzulösen, worauf ich später zurückzukommen gedenke.
Fassen wir daher für den vorliegenden Zweck nur das in
allen Stücken Uebereinstimmende zusammen, so finden wir,
dass die Blattnarben von einander entfernt, in deutlichen
Spiralen von hoher Divergenz zwischen "/,,—"!/,, stehen.
Die Stämme wie wir sie jetzt finden, sind blattlos, mit nur
sehr seltener Ausnahme von Gipfeltrieben, denen ansitzende
Blätter erhalten sind, wie solche Bischoff auf der oben
angezeigten Tafel Fig.2. und Germar in der Zeitschrift der
deutschen geologischen Gesellschaft Jahrgang 1852. Tafel
VIH. Fig. 6. abbildet. Wahrcheinlich hatten daher die aus-
gewachsenen Pflanzen die Blätter bereits bis auf die der
Gipfeltriebe abgeworfen, oder verloren sie auch erst bei dem
gewaltsamen oder natürlichen Tode, dem sie unterlagen.
Reste solcher abgefallenen Blätter finden sich in gewissen
3
thonigen Zwischenlagern des Sandsteins sehr viele. Die
Form derselben ist theils lanzettlich mit breiter fast gerad-
liniger Basis, theils lang dreieckig, theils kommen auch li-
neale Blattreste vor; alle scheinen aber mit der breiten Ba-
sis sitzend gewesen zu sein, da kein Abdruck einen Blatt-
stiel zeigt, was auch durch die oben erwähnten Abbildun-
gen bestätigt wird. Die Grösse der Blätter ist verschieden,
gewöhnlich sind sie 1-2” lang und an der Basis !/,‘ breit.
Wo der Thon feiner ist, liegen zwar die Abdrücke in aller
nur möglichen Schärfe mit glänzend schwarzer Oberfläche
auf der frischen Spaltung; dennoch ist es nicht möglich,
etwas von der Structur, nicht einmal von Nerven zu erken-
nen. Nach der Bischoff’schen Zeichnung haben sie mit ho-
rizontaler Blattfläche also als ächte Blätter am Stamme ge-
sessen. Die beifolgende Tafel I. Fig. 2. zeigt einige dieser
Abdrücke in natürlicher Grösse.
Mit ihnen vermischt liegen in denselben Thonschich-
ten Abdrücke von Organen, die man für nichts Anderes als
Fruchtkapseln erklären kann. Dass man es hier nämlich
wirklich mit dem Abdruck eines dickern Körpers zu thun
hat, zeigt sich an der stärkern Kohlenschicht, welche nach
ihrer Entfernung eine muschelartige Vertiefung oder Erhö-
hung zurücklässt Fig. 3. Diese Fruchtkapseln sind von
rundlichem Umriss, mit vorwiegenden Durchmesser der
Breite. Eigenthümlich ist ihnen ein flügelartiger Rand an
ihrer obern Hälfte, vielleicht erzeugt durch das weitere Vor-
ragen der einen Klappe der Kapsel. Obgleich diese Körper
sich in den Lagen mit Blätterabdrücken sehr häufig finden,
so ist es mir doch noch nicht geglückt, dieselben in deut-
licher Verbindung mit ihren Stammtheilen zu beobachten;
um so mehr war ich daher durch Bischoff’s Abbildung auf
Taf. VIH. Fig. 3. überrascht, welche offenbar dies Verhältniss
sehr bestimmt auseinandersetzt. Die dicken rundlichen Kör-
per am Gipfel des Stammes Fig. 3. sind nämlich nichts als
solche Früchte in natürlichem Fruchtstande; auch an ihnen
scheinen die flügelartigen Ränder nicht zu fehlen, wie die
Zeichnung bei den meisten zu erkennen giebt. Die Frucht-
kapseln hatten ferner eine äussere. convexe und eine innere
concave Oberfläche, was sich bei jedem Abdruck recht wohl
6
erkennen lässt, hier aber auch seinen Grund, nämlich das
äusserst dichte Zusammenstehen in der Fruchtähre vor Au-
gen führt. Höchst wahrscheinlich ist dieser ährenförmige
Fruchtstand zugleich endständig gewesen, was jedoch aus
der Bischoff’schen Zeichnung nicht deutlich hervorgeht, und
für die natürliche Verwandtschaft auch in der That gerin-
gen Werth hat.
Fassen wir nun schliesslich die Structur des Stammes,
die Stellung und Form der Blätter, die Gestalt und Anord-
nung der Früchte zu einem Gesammtbilde der Pflanze zu-
sammen; so glaube ich, können wir nicht zweifelhaft sein,
im Allgemeinen ein Gewächs aus der Klasse der kryptoga-
mischen Gefässpflanzen vor uns zu haben, im Besondern
aber ihm gemäss seiner natürlichen Verwandtschaft seinen
Platz zunächst den Lycopodiaceen anzuweisen.
Vorkommen und Bildung der in andern Krystallen ein-
geschlossenen Krystalle
von
E. Söchting u. A. Seyffert.
(Auszug aus einer von der königlich holländischen Gesellschaft der Wis-
senschaften zu Harlem gestellten und mit der goldenen Medaille gekrönten
Preisschrift mitgetheilt von E. Söchting.)
Von der königlich holländischen Gesellschaft der Wis-
senschaften zu Harlem war die Frage gestellt:
On sait que des mingraux & l’etat' eristallin se trou-
vent souvent renfermes dans d’autres mineraux, &galement
eristallises, mais dont la composition chimique et la forme
sont differentes. Quels sont ces mineraux et comment peut
on expliquer leur origine?
Diese Frage bezieht sich also auf das gemeinsame
Vorkommen der Mineralien und steht in nahem Zusammen-
hange mit der ganzen Theorie über Bildung der Lager und
Gänge, ist basirt auf die ganze Krystallogenese, ein noch
7
nicht völlig zum Abschluss gebrachtes Kapitel der Geologie
und Mineralogie.
Sammelt man die Beispiele, welche mehrere Krystalle
in einer solchen Verbindung zeigen, dass einer einen Theil
des dem andern zügehörigen Raumes erfüllt, oder dass
Verwachsungen stattfinden, so hat man dabei Unterschiede
zu machen. Die Substanz der in einander dringenden Kry-
stalle kann dieselbe sein, oder sie ist für die einzelnen ver-
schieden. In Rücksicht auf die gestellte Frage sind meh-
rere Gattungen der hierher zählenden Verbindungen auszu-
schliessen, namentlich von denen, welche Krystalle dersel-
ben Species zeigen. Vornehmlich ist dies der Fall bei den-
jJenigen, welche als Zwillinge im anorganischen Reiche den
organischen gegenüber eine häufig gesetzmässig wiederkeh-
rende Verwachsung darstellen. Die Stellung der Frage ver-
langt ebenso Aussonderung der Krystalle, welche mit amor-
phen Mineralien (auch mit derben Massen krystallisirbaren
zum grössten Theil) verwachsen sind. Diejenigen Krystalle,
welche zum Theil mit einer Schicht fremder überkleidet
sind, ohne dass letztere in sie eindringen, müssen gleich-
falls ausgeschieden werden, mindestens hat man sie nur
mit Auswahl aufzunehmen, wie es denn im Allgemeinen
unmöglich ist, bestimmte Gränzen zu ziehen, welche die
Masse der in Betracht zu ziehenden Verwachsungen und
Einwachsungen von derjenigen der abzuweisenden trennen.
Die nun in der That zur Behandlung zu bringenden
Verwachsungen und Einschlüsse bieten in Ansehung ihrer
Zusammensetzung einige Unterschiede dar, insofern die auf-
tretenden Krystalle gleiche oder verschiedene chemische
Constitution besitzen. Denn wie erstere durchaus nicht un-
berücksichtigt bleiben durften, dafür sprechen unter andern
die Quarzkrystalle, in denen man eine Verwachsung eines
rechten und eines linken Krystalls erkennt. Um einfache
Bezeichnungen zu gewinnen, wurde diesen der Name „mo-
nosomatische“ gegeben, den andern der „disomatische.“
Als Beispiel disomatischer Einschlüsse diene unter andern
der des Rutil-in Bergkrystall. Zu den monosomatischen
Krystallen zählen auch solche, welche in einzelnen Theilen
verschiedene Färbungen zeigen, so Turmaline, in. denen
8
nicht selten ein Kern von einer ganz anders farbigen Hülle
umschlossen ist. Zu den disomatischen Krystallen kommt
auch ein Theil der grossen Klasse der Pseudomorphosen.
Im Gegensatze zu ihnen ist für die Vorkommnisse, bei wel-
chen keine derartige Veränderungen stattgefunden, der Aus-
druck „idiomorphe“ angenommen.
Bei den disomatischen Krystallen sinkt die Grösse der
Einschlüsse oft so, dass ihr Vorhandensein nur durch che-
mische Hülfsmittel zu finden ist, wie unter andern das von
Wöhler entdeckte Auftreten des Kryptolith im Apatit von
Arendal und des Quarzes im Kobaltarsenkiese von Shut-
terud in Norwegen. Gewöhnlich verschwinden diese Kör-
per bei Mineralanalysen der Beobachtung, indem dazu die
Mineralien in gepulvertem Zustand angewendet zu werden
pflegen, wobei auch diese feinen Krystalle zerstört werden.
Manche „Spuren “ in den Resultaten der Untersuchungen
und sogenannte Verunreinigungen mögen in solchen unbe-
merkten Einschlüssen ihren Ursprung haben, welchen der
Name „kryptomere“ beigelegt wurde, im Gegensatze zu den
übrigen „phaneromeren.“
Was den zweiten Theil der Frage anbelangt, welcher
sich auf die Bildung der in Rede stehenden Krystalle be-
zieht, so ist darüber Folgendes zu bemerken.
Gegenüber den neptunistischen Theorien, welche in
neuerer Zeit wieder! allgemeiner Platz zu greifen beginnen,
herrschen noch plutonistische mit nicht geringerKraft. Ein
Theil der letztern lehrt, ausser Abscheidung der Mineral-
körper aus feurigflüssigen Massen, eine Entstehung aus oder
durch Gasarten bei erhöhter Temperatur. So hat nament-
lich Daubree durch experimentelle Darstellung künstlichen
Apatits und anderer Körper die Möglichkeit derselben im
Laboratorium dargethan. Man könnte daher wohl glauben,
dass sich in einzelnen Fällen etwas Ähnliches in der Natur
realisirt habe, wie man bei noch thätigen Vulcanen Bildun-
gen und Umbildungen durch die ausgestossenen Gase be-
merken kann. Es handelt sich aber darum, ob man, mit
Daubree, nicht zu weit geht, wennn man viele grossartigere
Erscheinungen durch pneumatische Action entstanden an-
spricht. Zuvor müsste es wohl erst berichtigt werden, ob
9
wirklich solche Gasströme und zwar bei einer hinreichend
hohen Temperatur und in hinreichender Stärke zur Erzeu-
gung solcher Massen entwickelt worden seien. Diese Theo-
rie ist daher im Folgenden wenig berücksichtigt.
Obgleich wir in der Hauptsache bei der Bildung der
Mineralkörper den Einfluss des Wassers zu erkennen glau-
ben, so dass wir auch zumeist die gewöhnlichen Hülfsmit-
tel eines ausserordentlichen Druckes und dergleichen zurück-
weisen, und obgleich wir daher die Entstehung der meisten
fraglichen Gruppirungen auch als auf hydrochemischem und
hydromechanischem Wege erfolgt annehmen: so haben wir
doch nicht minder thermische Kraftäusserungen berücksich-
tigt, indem in manchen Fällen eine Erklärung der Erzeu-
gung auf beiderlei Weise gegeben werden kann, wie z. B.
bei Eisenglanz und Rutil. Eisen und Titan konnten in Ver-
bindung mit Chlor sublimirt sein und erst in Berührung mit
einer stärkern Base, mit Wasser zu Oxyden werden (wie
solcher beim Eisen noch an thätigen Vulcanen vorkommen
soll); sie konnten sich möglichen Falls aus geschmolzenen
Massen ausscheiden, oder aus wässerigen Lösungen durch
verschiedene Verwandtschaften. Der Umstand, dass der
Eisenglanz nicht selten Titangehalt zeigt, entscheidet für
keine Weise. Später wird auch in Eisenglanz eingewach-
sener Rutilkrystalle erwähnt werden.
Bei der Sichtung des Materials scheint es nach allem
Diesem am geeignetsten, die einschliessenden Mineralien
als Constituenten der Hauptgruppen anzunehmen, diesen
die mannichfaltigen Einschlüsse (deren wir mehrere Hundert
zusammengetragen) einzureihen und dann die Erklärung
der Entstehung der Vorkommnisse nach allgemeinen Ge-
sichtspunkten zu geben, sei es eine gleichzeitige oder suc-
cedane Bildung.
Am reichsten an krystallisirten Einschlüssen und von
der verschiedensten Bildung zeigten sich Quarz, Turmalin,
Kalkspath, Glimmer, Granat, Flussspath, Feldspath. Ihnen
wurden daher je besondere Kapitel gewidmet, während die
Masse des übrigen Stoffes gleichfalls je nach den einschlies-
senden Körpern nach dem Hausmann’schen System geord-
net wurden, als |
10
1) Kiese und Antimoniate,
2) Oxyde und Aluminate,
3) Silicate,
4) Kieselfreie Salze.
Ausser dem aus einer bedeutenden Literatur zusam-
mengetragenen Materiale erhielten wir noch Unterstützung
durch die Herren Geh. Hofrath Hausmann und Professor
Sartorius von Waltershausen, welche uns mit der
grössten Liberalität aus ihren ausgezeichneten Sammlungen
mittheilten. Auch Herr Hofrath Wöhler unterstützte uns
mehrfach. Diesen Herren haben wir daher sehr viel beim
Gelingen unseres Unternehmens zu danken.
Quarz.
Vorzüglich in seiner reinsten Formation, als Bergkry-
stall, schliesst er nicht nur die verschiedenartigsten Mine-
ralien und deren Krystalle ein, sondern zeigt auch häufig
in seinem Innern Krystalle seiner eigenen Species, welche
gemeiniglich durch einen dünnen Anhang einer fremden,
meist als chloritisch bezeichneten Substanz von der äussern
getrennt sind.
Beispiele solcher Einschlüsse von einem Quarzkrystall
in einem andern, aber ohne Zwischenlagerungen, kennt
man unter andern von Schemnitz in Ungarn, von Steinberg
in Schlesien. Hierher gehören auch die sogenannten Scep-
terkrystalle, wie solche G. Rose von Sisskowa unfern Mur-
sinsk beschreibt, indem man in den Drusenräumen des dor-
tigen Granits nicht selten Amethyst- und Quarzkrystalle zu-
gleich trifft, welche letztere dann öfter an ihrem freien Ende
von einem gefärbtem Krystalle umgeben sind. Aehnliche
Bildungen kommen auch bei Cornouailles und an der Alpe
Schwarzenstein vor.
Chloritische Zwischenlagerungen finden sich in Kry-
stallen aus dem Departement der Isere, bei Cornouailles.
Manche Krystalle von Oberstein zeigen braune bandartige
Zwischenschichten von Eisenoxydhydrat.
Levy beschreibt ein angeschliffenes Stück aus Brasi-
lien, an welchem man den silberglänzenden Reflex von den
Flächen mehrerer prismatischer Einschlüsse, sowie ein ähn-
11
liches, gleichfalls mit einer ganzen Gruppe im Innern, de-
ren Flächen leicht mit Eisenoxydhydrat bedeckt sind.
Hierher gehören nun auch die sogenannten rechten
und linken Quarzkrystalle, wie sich solche namentlich bei
Jerischau in Schlesien gefunden haben.
Auch sind Quarzkrystalle bekannt unter dem Na-
men Kappenquarz (quarz capuchonne), an denen sich
die äussere Krystallschale von dem innern Kerne ablösen
lässt, so von Schlackenwald in Böhmen, Beeralstone in De-
vonshire. Andere zeigen als Mittelpunkt einen kleinen
Quarzkrystall, um den sich abwechselnde Lagen von Kalk-
spath und Quarz angesetzt haben, zu Black Rock (Grafschaft
Cork in Irland), am Monte Pulciano in Toskana.
Gehen wir zu den disomatischen Bildungen über, so
sind nach Hausmann’s System zuerst die Einschlüsse gedie-
gener Metalle zu erwähnen.
Silber erscheint meist in Fäden und Drähten (z. B.
bei Veta Madre unweit Guanaxuato in Mexiko) oder in
Schuppenform; ebenso Gold und Kupfer. Einen Einschluss
von Electrum zeigt ein Stück aus Kolywan, in der Samm-
lung des Herrn v. Waltershausen.
Von Schwefelverbindungen kennt man Bleiglanz (Ra-
tiborziz in Böhmen, Neudorf am Harze), Silberglanz (Schem-
nitz), Schwefelkies (Viziles im Dauphine), Kupferkies (Meil-
lans, im Isere-Departement), Antimonglanz (Felsöbanya),
Spiessglaserz (Schemnitz), Rothgiltigerz (Zacatecas). Noch
nicht beschrieben haben wir gefunden Einschlüsse von Mo-
lybdänglanz, wie solcher in Gestalt gekräuselter Fädchen in
einem Bergkrystall vom Glacier de Miage am Montblanc
sichtbar ist (Sammlung des Herrn v. Waltershausen).
Unter den Metalloxyden zeigen sich am häufigsten Ru-
tilnadeln eingeschlossen, bald von rother, bald von schwar-
zer Farbe oder von beiden in einem Bergkrystalle (Berg
Badus in Graubündten), Anatase (Sta Briglütta im Tavetsch-
Thale) und Brookite (St. Gotthardt) finden sich gleichfalls.
Sonst sind noch zu nennen Zinnstein (Zinnwald, Ehrenfrie-
dersdorf), Eisenglanz (Meillans, Tavetsch-Thal) Pyrrhoside-
derit (Oberstein im sogenannten Stachelschweinsteine, Wolfs-
insel im Onega-See), Magneteisen,
12
Aus der Abtheilung der Silicate ist nicht ungewöhn-
lich das Vorkommen von Amianth. Ferner findet man Ach-
mit (Rundemyr bei Kongsberg), Tremolith (St. Gotthardt),
Epidot (Meillans), Granat (China), Beryll (Mourne Monntains
in Irland), Feldspath (Jefferson County in New-York), Glim-
mer (Schlackenwalde), Stilbit, Desmin, Chabasit (Binnen-Thal
im Canton Wallis), Chlorit, Topas (Capaö del Lane und Boa
Vista in Brasilien). Häufig sind auch Turmalinkrystalle im
Innern von Bergkrystallen (Hartmannsdorf bei Chemnitz und
Mühlau in Sachsen, Gavaradi am St. Gotthardt), aus denen
sie bisweilen noch herausragen. Rome de !’Isle beschreibt
ein Stück von Madagaskar. Hier und da setzt ein Turma-
linkrystall durch mehre neben einander liegende Quarzkry-
stalle fort.
Von kieselfreien Salzen findet sich Baryt (Departement
der Isere), auch Kalkspath (s. oben; Schemnitz).
Wenn auch Bitumen und Anthracit wenigstens, ausser
Graphit, nichtkrystallinische Einschlüsse sind, so sind sie
doch bei der Frage über die Bildung der disomatischen
Quarzkrystalle nicht ausser Acht zu lassen. Ebenso die
nicht selten bemerkten Flüssigkeitströpfchen.
Für die Erklärung der Bildung der fraglichen Verwach-
sungen auf hydrodynamischem Wege ist anzunehmen, dass
Wasser, welches vielleicht noch Kohlensäure oder durch
Zersetzung von Schwefelverbindungen gebildete Schwefel-
säure enthielt, Silicate angriff und die Kieselsäure daraus
aufnahm und mitführte.. Kam das Wasser mit schon ferti-
gen Krystallen in Berührung, deren Entstehungsart hier
nicht in Betracht zu ziehen ist, so lagerte sich die Kiesel-
säure nach krystallogenischen Gesetzen an diesen festen
Körpern ab. Dass dies in ziemlich langen Zeiträumen er-
folgt, ist ersichtlich aus dem geringen Kieselsäuregehalte
solcher Wasser, welche noch am Meisten davon führen,
wie, nach Damour, in den Geysirn Islands (Geysir 0,519,
Sangar 0,135). Der veränderliche Lauf der Gewässer be-
dingt die Gränzen des Wachsthums.
Vor dieser Ueberlagerung durch Kieselsäure konnten
indess in gleicher Weise die spätern Zwischenlager auf die
„rimitiven Krystalle niedergeschlagen werden, wie es na-
13
mentlich für Eisenoxydhydrat, Schwefelkies auf wässrigem
Wege leicht möglich wer. Welche Zeiträume zwischen den
einzelnen Phasen der ganzen Bildung verfliessen konnten,
ist gar nicht zu sagen.
Diese Erklärungsweise genügt aber nur für solche Vor
kommnisse, an denen der eingehüllte Krystall schon irgend-
wo aufsass, nicht jedoch z.B. für die frei im Quarze schwim-
menden Rutilnadeln. Für diese ist dann eine gleichzeitige
Entstehung anzunehmen aus Gewässern, welche die Stoffe
für beide gestört enthalten, natürlich in nicht bedeutendern
Mengen, als oben von der Kieselsäure gesagt worden. Hier-
bei konnte sich dann Gleiches an Gleiches zu Krystallen
langsam anlagern. Luftbläschen, welche das Wasser mit
sich führte, setzten sich bisweilen mit an, blieben bei dem
sicher nicht raschen Strome haften und überwuchsen zuletzt
auch mit Kieselsäure.. In den meisten Fällen indessen be-
finden sich die Krystalle in unmittelbarer Berührung, so dass
farblose Einschlüsse, wie bei den monosomatischen Gebil-
den, den rechten und linken Krystallen nur durch die, durch
ungleiche Achsenstellung hervorgerufenen ungleichen Licht-
reflexe bemerkbar werden.
Verwerflich erscheint die von Sillem gegebene Ansicht
der Entstehung solcher Krystalle, dass der Quarzkrystall
sich erst in Kanten und Ecken ausbildete, hierauf die ein-
zuschliessende Masse, gleichsam in ein noch unfertiges
Haus einzog, und dann ringsum eingemauert wurde. Die
Kantenbildung ist allerdings beobachtet, wie am Kochsalze,
oder, um ein Beispiel aus der rhomboedrischen Krystallreihe
anzuführen, beim Wismuth aber nur da, wo der ganze Bil-
dungsprocess ein sehr beschleunigter ist, was bei den Quar-
zen durchaus nicht stattgehabt haben kann.
Das Vorkommen von Flüssigkeiten (deren Natur noch
durchaus nicht ganz erforscht ist, vielleicht steht sie zum
Theil im Zusammenhang mit kohligen Substanzen) lässt
sich auch auf dem Wege einer Krystallbildung aus flüssi-
gen Lösungen leichter erklären, als auf pyrodynamische
Weise. Mitunter zeigen dabei die einschliessenden Flächen
noch Gestalten und Richtungen, welche darauf schliessen
lassen möchten, dass eine Auswaschung eines früher dage-
14
wesenen Krystalls stattgefunden habe, die vielleicht erst
später durch ein Eindringen wirksamer Flüssigkeiten (Chlor-
gehalt vieler Bergkrystalle) erfolgte, wobei in der jetzt na-
mentlich zu Oberstein und Isar geübten Kunst des Fär-
bens verschiedener, hyaliner Kieselfossilien ein Analogon
zu suchen.
Will man die endophytischen Bildungen nach plutoni-
stischen Theorien erklären, so muss man mindestens bei
schwebenden Einschlüssen annehmen, dass die Quarzmasse
im geschmolzenen Zustande gewesen sei, zugleich mit den
andern Substanzen, deren Schmelzpunkt im Ganzen nicht
viel geringer steht als der des Quarzes. Während einer
langsamen Abkühlung konnten diese dann vor dem Quarze
auskrystallisiren. Auch die in einander steckenden Quarze
würde man so gebildet ansehen können, wenn man an-
nimmt, dass der innere Krystall sich früher ausgeschieden
hätte, die Masse dann weiter erkaltet und fest geworden
wäre, wie nach Mitscherlich sich allerdings in geschlosse-
nen Massen Krystalle erzeugen können.
Einschlüsse von Kiesen und andern dergleichen Mine-
ralien möchten nun wohl auf feurigem Wege zu erklären
schwieriger sein, da sie, als viel leichter schmelzbar als
Quarz, nicht ihre eigenthümliche Krystallform annehmen
konnten, sondern von jenem bei seinem jedenfalls früher
erfolgenden Festwerden, in beliebige Formen gedrückt wer-
den mussten.
Im Allgemeinen erscheint es daher leichter, die frag-
lichen Bildungen als auf wässrigem Wege vor sich gegan-
gen anzusehen, denn auf feurigem, wogegen zum Theil
auch die bituminösen und kohligen Einschlüsse sprechen.
Als Anhang zu den umfangreichen Kapitel des Quar-
zes wurden auch noch die Vorkommnisse gegeben, in de-
nen er selbst als Einschluss auftritt. Solche sind, um nur
einige hier anzuführen, ausser dem bereits erwähnten kryp-
tomeren Erscheinen im Kobaltarsenkies von Shutterud, die
in den sogenannten Box-Crystals von der Grube Virtuous
Lady bei Tavstok, hohlen Eisenspathkrystallen, in deren In-
nerem neben lebhaft irisirenden Kupferkieskrystallen oft
lange Quarze stecken. In der Sammlung des Bergcorps zu
15
Petersburg befindet sich ein, 31 Pfd. 74 Zolotnik schwerer,
weingelber Topas, der einen Rauchtopas eingeschlossen hält
und im Gebirge zwischen dem Onaga und Oumilga gefun-
den wurde. Bei Mursinsk trifft man Granaten in Leueitoe-
derform, die nicht nur einzelne Quarzkörner umschlies-
sen, sondern oft so viele, dass deren Masse die granatische
überwiegt.
Viele dieser Fälle, wie die in Kiesen, sind so zu er-
klären, dass sich die umgebenden Massen aus wässrigen
Flüssigkeiten abgeschieden haben, wohingegen bei solchen
Stücken, wie den letztgenannten Granaten, man sich dahin
entscheiden kann, dass aus einer feurig flüssigen Lösung
der Quarz als Körper von grösserer Wärmecapacität vor Je-
nem erstarrt und nun durch ihn eingeschlossen sei, wenn
man nicht nach Bischof eine Zersetzung von Augit oder
Hornblende zu Kieselsäure und Granat annehmen will, und
dann natürlich auf wässrigem Wege.
Merkwürdig sind die von Beck erwähnten Durchkreu-
zungen von Quarz und Kalkspath, beide in Gestalt sechs-
Seitiger, mit Endpyramiden versehener Prismen, aus Jeffer-
son-County in New-York. Dabei sieht man an der Durch-
kreuzungsstelle den Quarz vom Kalkspath umgeben, so dass
eine succedane Bildung, und sicher aus wässrigen Lösun-
gen vorliegt, ingleichen wie in den nicht seltenen Pseudo-
morphosen von Quarz nach Kalkspath im Innern oft noch
ein Kalkspathkern geblieben ist, indem das Kiesel- und Koh-
lensäure führende Wasser durch letztere von dem Kalke auf-
löste, während erstere sich anlegte.
Zur Stütze für die hydrodynamische Bildungstheorie
wurden auch noch die zerbrochenen Quarzkrystalle angezo-
gen, welche zu Hlassowa und Rzemissow in Böhmen ähn-
lich den zerbrochenen Turmalinkrystallen vorkommen und
durch Kieselsäure wieder verbunden sind. Dafür ist wohl
kaum eine andere Entstehungsweise anzunehmen, als die,
welche Bischof für die analogen Turmaline gegeben, dass
nämlich als die Quarzkrystalle aus einer wässrigen Lösung
weitere Kieselsäure ansetzte, die beim Krystallisiren sich
ausdehnte, wobei sich auch die Quarze mit ausdehnen muss-
16
ten, bis bei noch stärkerer Ausdehnung endlich kleine Risse
entstanden, welche durch die nachdringende Kieselmasse
immer mehr erweitert wurden.
Nachdem ich für den Quarz den Auszug in einem ziem-
lich ausgedehnten Maasse gegeben, will ich im Fernern mit
möglichst grösster Beschränkung verfahren.
« Kalkspath.
Die Erklärung seines Auftretens als einschliessender
Körper ist sehr leicht auf die neptunistische Weise zu ge-
ben, dass man ihn aus einer Lösuug in kohlensäurehalti-
gem Wasser krystallisirt anspricht, eine jedenfalls minder
gezwungene, als die auf Halls Versuche gegründete pluto-
nistische. Hiernach müssten sich Kalkspath und seine re-
lativen Einschlüsse zusammen in feuriger Lösung befunden
und beim Erkalten getrennt haben. Sollten sich aber nicht
unter Einwirkung eines solchen Hitzegrades und bei sol-
chem Hall’schem Drucke die vorhandenen stärkeren Säuren,
namentlich die Kieselsäure, der starken Base, des Kalkes,
bemächtigt haben?
Beispiele von Einschlüssen krystallisirter Mineralien in
Kalkspathkrystallen sind unter andern: Apatit und Augit
(Arendal), Desmin (Helgastadir am Eskesjond auf Island),
Franklinit (New-Jersey), Schwefelkies (Freiberg), Kupferkies
(Clausthal). Mesotyp in langen Nadeln zwischen den Blät-
terlagen des Kalkspathes (Puy de Piquette im Departement
de Puy de Döme). In Kongsberg und Freiberg hat man
gediegenes Silber in Kalkspathkrystallen gefunden, sowie
Silberglanz zu Andreasberg. Ein Beispiel eines Quarzein-
schlusses ist bereits beim Quarze aus Jefferson-County an-
geführt, andere stammen von Schemnitz, Kapnick, wo die
innere Wand hohler Kalkspathkrystalle von Quarz überklei-
det ist. Auf den Krystallabsonderungen und Blätterdurch-
gängen erkennt man bisweilen ähnliche Zwischenlagerun-
gen, wie beim Quarze.
Nicht minder gibt es Exemplare, welche einen Kalk-
spathkrystall im Innern eines andern zeigen, der dann häu-
fig auch durch seine Lichtbrechungsverhältnisse von jenem
sich unterscheidet. In dieser Art beschreibt unter andern
17
Levy schwarze Krystalle aus Derbyshire, an denen jedoch
die Farbe nur bis zu einer gewissen Tiefe eindringt, oder
grauliche, an Kanten und Ecken violette. Eine Reihe von
Kalkspathkrystalleinschlüssen in andern hat Sillem beschrie-
ben. In der ausgezeichneten Sammlung des Hrn. Geheimen
Hofrath Hausmann befindet sich neben mehreren Exempla-
ren eines, an dem man einen Krystall mit einer dünnen,
braunen Rinde bedeckt und in einem Kalkspathzwillinge ein-
geschlossen sieht. Wir würden diese Erscheinungen nicht
anders als durch verschiedenzeitige Ablagerungen aus kalk-
haltigen Wassern erklären.
Auch selbst als Einschluss erscheint der Kalkspath,
wie in Arsenkies. In Arragonitstalaktiten in den Höhlen
von Antiparos ist er ebenfalls gefunden, sowie in ähnlicher
Weise in einem Steinkohlenschachte zu Zwickau als Aus-
scheidung von kalkkaltigen Grubenwassern. In Pseudomor-
phosen von Bitterspath nach Kalkspath ist von letzterm mit-
unter noch etwas als Kern vorhanden. Bei diesem Processe
der Ausscheidung der Kalkerde und Eintritts der Talkerde
entstehen. bisweilen Ausblühungen von Bitterspath; dies
zeigte sehr schön ein Stück der Hausmann’schen Samm-
lung. Im Innern von Hornblende kennt man ihn von Aren-
dal (vielleicht liegt indess hier eine pseudomorphe Bildung
vor, indem ein Theil der in diesem Minerale enthaltenen
Kalkerde durch kohlensaures Wasser unter Abscheidung von
Kieselsäure in kohlensuure verwandelt wurde). In Zirkon
ist er zu Hammond (St. Lawrence-County, New-York) beo-
bachtet.
| Arragonit.
Sowie eben vom Kalkspathe gesagt war, dass er Kry-
stalle seiner eigenen Species einschliesse, ebenso der Arra-
gonit, wie Exemplare von Dax (Departement des Landes)
und Molina (Arragonien) gelehrt haben. Aehnlich dem Tur-
maline zeigt er auch an verschiedenen Stellen seiner Kry-
stalle verschiedene Farben (Sandberg bei Neusohl in Un-
gar).
Bitterkalk.
Monosomatische Bildungen, wie bei Kalkspath und Ar-
2
=
18
ragonit, finden sich hier ebenfalls, wie solche unter andern
zu Cornouailles vorgekommen sein sollen, die im Innern
Rhomboeder zeigen, deren Axe mit der des einschliessen-
den gleiche Richtung hat, und deren Flächen rothe Farben
tragen, während die der äussern farblos sind. Solche Stücke
können wir nur als auf wässrigem Wege gebildet ansehen.
Von den Pseudomorphosen des Bitterkalks nach Kalk-
spath ist schon die Rede gewesen, wo der letztere bald noch
als Kern, bald gar nicht mehr vorhanden ist, also eine
Höhlung gebildet wurde.
Turmalin.
Von seinen Einschlüssen sind bemerkenswerth Glim-
mer, auch Lepidolith und Chlorit, wofür namentlich Blum
Beispiele bringt, welche er als Pseudomorphosen ansieht,
Granat soll sich im Innern von Turmalin bei Faltigl in Ty-
rol in Hornblendegestein gefunden haben. Bedeutender ist
das Vorkommen von Turmalinkrystallen in Turmalinkry-
stallen, oft in den schönsten Farbenverhältnissen, sowie
sich an einzelnen Theilen der Krystalle gegen die an den
andern abstechende Tinten zeigen.
Wenngleich diese Verschiedenheiten unwesentlich er-
scheinen, indem sie zumeist auch der chemischen Untersu-
chung entgehen, so leiten sie doch bei den Versuchen, die
Bildung dieser Vorkommnisse zu erklären. Oft stellen sich
die Pigmente als organischen Ursprungs dar, indem sie
durch Glühen zerstört werden, so dass daraus ein Argument
für die Annalıme einer wässrigen Entstehungsweise des Tur-
malins erwächst, wie Bischoff solche annimmt. Es müss-
ten sich danach diese Krystalle zu verschiedenen Zeiten aus
etwas verschiedenen Lösungen abgesetzt haben; während
die Glimmer- und Chloritblättchen, welche man im Innern
sowie auf der Oberfläche und als Fortsetzung der Turma-
line findet, aus der Masse dieser selbst hervorgingen. Eine
Krystallisation aus combinirter feuriger Lösung würde am
ehesten noch für die monosomatischen Bildungen annehmbar
sein, wogegen für die chloritischen und Glimmereinschlüsse
die Entstehung auf dem Wege der Pseudomorphose die na-
türlichste scheint.
19
Dass Turmalinkrystalle bisweilen in andern Mineralien
vorkommen, zeigen bereits beim Quarz angeführte Bei-
spiele. Mitunter findeter sich in Glimmer eingebettet, bald
nach der Richtung der Blätterdurchgänge, bald in unbe-
stimmter; auch in Topas (Argagasck in Sibirien). Hier frei-
lich scheint sich mehr die Erklärung einer pyrodynamischen
Bildung geltend zu machen.
Des Vorkommens zerbrochener Turmalinkrystalle, wel-
che durch Quarz verbunden sind, ist bereits gedacht als
von den analogen Quarzgebilden die Rede war, an welcher
Stelle bereits über die Entstehung gehandelt wurde.
Glimmer.
Er findet sich nicht selten auf der Oberfläche anderer
krystallisirter Mineralien, so auf Turmalin, Augit, Horn-
blende, Granat, Andalusit, Feldspath. Sehr häufig erschei-
nen diese Flächen wie zerfressen, so dass dadurch die An-
nahme einer pseudomorphischen Bildung nicht wenig un-
terstützt wird, selbst auch wenn er in das Innere eindringt,
wie beim Andalusit. Es läge darin ein Zurückgehen auf
neptunistische Theorien, während die plutonistischen dahin
weisen, dass er gleichzeitig mit den andern Mineralien ent-
standen sei.
Auch Verwachsungen verschiedener Glimmerarten un-
ter einander kommen vor. So sind braune Glimmer von
Schaitansk rings mit Lepidolith umwachsen, so dass seine
Spaltungsflächen regelmässig in den des letztern fortsetzen,
und in manchen weissen Glimmern sind braune Tafeln ein-
gestreut. Hier scheinen nun gleichzeitige Bildungen vor-
zuliegen, indem die Masse, aus welcher die Krystallisation
erfolgte, mehr von den Bestandtheilen der einen als der an-
dern Varietät enthielt.
Des Vorkommens von Glimmer in andern Mineralien
ist zum Theil bereits gedacht und wird noch bei andern
erwähnt, indem er meist als ein pseudomorphes angesehen
wird.
Granat.
Nach Bischoff ist er ein aus wässrigen Lösungen er-
2*
20
zeugtes Mineral, und namentlich ein Zersetzungsproduct der
Hornblende, zugleich mit mehreren andern Körpern, beson-
ders Glimmer, Magneteisen, Eisenoxydhydrat. An manchen
Stücken ist freilich der Schein gegen diese Theorie. So
war es z. B. in einem amerikanischen Granaten, welcher
keine Spur einer Zersetzung oder Verletzung zeigte und
doch in seinem Innern mehrere Glimmerblättchen barg, so
dass eine idiomorphe Bildung vorzuliegen schien, für wel-
che möglicher Weise ein feuriger Ursprung in Anspruch ge-
nommen werden kann.
Bischoffs Theorie stützen besonders solche Einschlüsse,
wie Hornblende selbst, oder eine andere Formation der Am-
phibolsubstanz, Strahlstein.
Ausserdem kennt man Einschlüsse von Flussspath,
Gyps, Vesuvian, Cyanit, Kupferkies. Hierbei ist meist eine
spätere Umwachsung durch Granatmasse anzunehmen, wel-
che, wie am Flussspath, Gyps, Kupferkies aus wässriger
Lösung abgeschieden scheint. Für die Verbindung mit Ve-
suvian (auch Granat in diesem) ist zu beachten, dass beide
Mineralien eine höchst ähnliche Zusammensetzung haben,
also wohl eine Gleichzeitigkeit der Entstehung stattfinden
konnte. Des Quarzes im Innern von Granat ist schon frü-
her gedacht.
In ähnlicher Weise, wie Turmalin in Turmalin, und
zwar je von verschiedener Farbe vorkommen, so auch Gra-
naten (Mittagshorn in Wallis, Geyer in Sachsen), und wird
der Bildungsweg derselbe gewesen sein, wie bei jenen.
Flussspath.
Er enthält häufige Einschlüsse von Kiesen, welche bald
in unbestimmter Lage in ihm schwimmen, bald auf den Flä-
chen eines innern Flussspathkrystalls sitzen, wie Aehnliches
beim Quarz angeführt ist. Auch Bleiglanzkrystalle finden sich
in den des Flussspaths, ebenso Eisenglanz, Axinit (Urseren-
Thal), Euklas (Trumbull in Connecticut), Herderit (Sauberg
bei Oberfriedersdorf). Die verschiedenartigen, unbestimm-
ten, fleckigen, verästelten etc. Einschlüsse, welche der Fluss-
spath nicht selten zeigt, gehören nicht hierher.
21
" Ausgezeichnet sind die Einwachsungen von Flussspath
in Flussspath durch ihre Mannichfaltigkeit in Form und
Farbe.
Eine Erklärung dieser Bildungen auf wässrigem Wege
ist wohl gerechtfertigt, da Wilson nachgewiesen, dass Fluor-
Calcium nicht nur in kohlensäure-haltigen, sondern auch in
reinem Wasser löslich sei, namentlich bei einer höhern
Temperatur. Ueber die Versuche Daubree’s, welche na-
mentlich die Einwirkung von Fluorkieselgas auf Mineralien
betreffen, ist schon früher geredet.
Anhangsweise sei auch noch der Flüssigkeitstropfen
gedacht, welche, wie in Quarz, Topas, so auch in Fluss-
spath wahrgenommen sind, und mag für sie dasselbe gel-
ten, was für jene gilt.
Selbst eingewachsen erscheint der Flussspath in Stil-
bit, Kalkspath, Braunspath, theils wohl von diesen später
umlagert, oder theils vielleicht in Pseudomorphosen.
Orthoklas.
Zu seinen Einschlüssen gehören die in geologischer
Hinsicht höchst bedeutungsvollen Schwefelkiese, oft freilich
nur kryptomer, durch deren Zersetzung auch die des Feld-
spathes bedingt wird, woraus die Kaolinhildung und manche
andere Erscheinungen erfolgen.
Sonst findet man Malakolith, Glimmer (auch mit Quarz
im sogenannten Schriftgranite), Chlorit, Albit, Titanit, Ura-
notantalit. Die meisten Verbindungen dürften wohl als idio-
morphe anzusehen sein, die mit Chlorit und Glimmer in-
dessen als pseudomorphose.
Des Einschlusses von Feldspath in einem andern Mi-
neral habe ich nur ein Mal von Beck erwähnt gefunden,
nämlich in Schwefelkies, welcher höchst wahrscheinlich in
einer spätern Zeit aus einer wässrigen Lösung ausgeschie-
den wurde.
Kiese und Antimonverbindungen.
Die Bildung der Kiese scheint in einer grossen Zahl
ihrer Vorkommnisse auf wässrigem Wege erfolgt zu sein,
wonach sich dasselbe wohl auch auf ihre disomatischen
22
Combinationen mit andern Krystallen schliessen lässt, wenn-
gleich in einzelnen Fällen eine pyrogene Bildung möglich ist,
Den eigentlich hierher gehörigen Mineralien voran mögen
noch Arsenik und Antimon gehen, wegen ihrer Einschlüsse,
nämlich des erstern an Antimonsilber, des letztern an An-
timonglanz und Rothgiltigerz oft in ausgezeichneten Kry-
stallen.
Von dem zu dieser Ordnung zählenden Verbindungen,
seien besonders hervorgehoben: Arsenkies, welches oft auf
den Trennungsflächen zweier aneinander liegender Kalk-
spathkrystalle vorkommt.
Bleiglanz enthaltend Quarz, Flussspath, Granat.
Eisenkies mit Rutil, Glimmer, Zircon, Flussspath, Gold.
Rothgiltigerz, dunkles, welches Krystalle von lichtem
einschliesst, auch von Feuerblende (von Andreasberg, in der
Sammlung des Hrn. Prof. v. Waltershausen).
Oxyde und Alluminate.
Die Lagerung und die Gangverhältnisse der, unter die-
ser Abtheilung zu betrachtenden Mineralkörper lassen keine
ganz allgemeine Schlüsse auf ihre Bildung zu, so dass sich
für verschiedene Vorkommnisse derselben Species verschie-
dene Entstehungsweisen angeben lassen. Bereits im Ein-
gange ist als Beispiel der Eisenglanz aufgeführt.
Hauptsächlich zu nennen sind:
Rutil wegen eines Einschlusses in Eisenglanz, sowie
er solchen umschliesst.
Magneteisen, erscheint oft mit Glimmer in Hornblende
(nach Bischoff ein Zersetzungsproduct derselben), mit Anal-
cim verwachsen und ihn enthaltend.
Spätheisen: die sogenannten Box-Crystals sind schon
beim Quarz genannt.
Korund: eingeschlossen von krystallinischem Diaspor,
welcher höchst wahrscheinlich durch Wasseraufnahme aus
jenem hervorging.
Gahnit: mit Einschluss von Bleiglanz oder Zinkblende,
aus welcher er sich gebildet haben wird, wobei wohl der
Talkschiefer mit ins Spiel kam, in dem er vorkommt.
23
Silicate.
Die grosse Zahl der mit diesem allgemeinen Namen
belegten Verbindungen und ihre so höchst verschiedenen
Vorkommnisse machen eine für alle geltende Erklärung ihrer
Bildung unmöglich, wenn auch für einzelne Gruppen die
Entstehung nach ein und derselben Weise erfolgte, wie z.B.
die der Zeolithe auf wässrigem Wege.
Mit Hinweglassung vieler vereinzelten Fälle seien be-
rührt:
Zircon: in Aschynit bei Miask, in Pyrit bei Warwick
(Orange-County, New-York).
Andalusit: mit pseudomorphischem Glimmer.
Chiastolith, wegen seiner eigenthümlichen, zwillingsar-
tigen Krystallisation unter Einschluss des schwarzen Thon-
schiefers, in dem er vorzukommen pflegt.
Cyanit: als Kern in weissen Rhäticitkrystallen; mit
Einschluss von Glimmer und Korund (Aspirantia auf Naxos);
als Verlängerung von Staurolithkrystallen. Mit Korund als
reiner Thonerde und mit Staurolith als Thonerdesilicate ist
er sehr nahe verwandt, so dass die Bildung (neptunisch
oder plutonisch) gleichzeitig erfolgen konnte, während er
da, wo er Andalusit einschliesst, durch Pseudomorphose,
also auf wässrigem Wege aus ihm hervorging.
Diopsid und Malakolith wegen ihres nicht seltenen
Inhaltes an Pseudomorphosen aus der Reihe der Reihe der
Amphibolsubstanzen, besonders Grammatit, Strahlstein und
Amianth. Auch die Hornblende findet sich nicht nur auf
Augitkrystalle aufgewachsen, sondern in diese eindringend.
Bischoff erklärt die Hornblende hierbei durch Ausscheidung
von Kalkerde und Aufnahme von Talkerde aus dem Augit
entstanden. Erwähnenswerth sind noch die Krystalle des
Uralits von der Gestalt des Augit, aber von der Spaltbar-
keit der Hornblende. Sie enthalten oft Augitkerne von be-
deutender Grösse. Nach Blum sind die Uralite Pseudomor-
phosen von Hornblende nach Ausgit.
Strahlstein zeigt mitunter Einschlüsse von Granat oder
von Lievrit.
Hornblende ist nicht selten z. Th. in Asbest verwan-
delt, welcher bisweilen sich aus den Krystallen herausbohrt,
24
indem er bei seiner Bildung aus Hornblende eine Volum-
vergrösserung erfahren zu haben scheint. Man hat auch
Hornblende als Kern von Granat gefunden, welcher nach
Bischoff erst aus jener entstand. Des Vorkommens von
Glimmer ist bereits Erwähnung geschehen, als eines Um-
wandlungsproducts, wie ein solcher auch Chabasit ist, der
hin und wieder die Hornblende umschichtet.
Aspasiolith (von Krayerö in Norwegen) schliesst Di-
chroitkrystalle ein, mit denen er nach Scheerer polymer iso-
morph ist.
Vesuvian enthält bisweilen Grossulare, sowie er selbst
in Granat vorkommt, worüber schon früher Bemerkungen
gegeben wurden. Als Einschluss in Hornblende möchte er
vielleicht auch in ähnlicher Weise aus dieser gebildet sein,
wie der Granat.
Beryll ist ebenfalls ein Mineral, von dem man Um-
wandlungen in Glimmer und Quarz kennt, sowie vom Sma-
ragd. Letzterer enthält zuweilen Turmaline, denen er in
soweit verwandt ist, dass auch er in pleochromatischen Kry-
stallen gefunden wird.
Leueit: durch seine Einschlüsse an Lava und Augit-
krystallen zeigt er, dass er erst in der Lava gebildet, nicht
schon fertig von ihr mitgeführt sei.
Wernerit ist da, wo er Zircon oder Hornblende ent-
hält, mit diesen wohl gleichzeitiger Entstehung, während
Glimmer und Kalkspath, die in ihm vorkommen, durch Auf-
nahme von Kali und dadurch bewirkte Ausscheidung von
Kalkerde hervorgingen.
Albit: mitunter von Quarzkrystallen durchwachsen;
auch umgiebt er solche, indem seine Krystalle zu röhren-
förmigen Aggregaten zusammengehäuft sind. Wie der Or-
thoklas führt er nicht selten Glimmer. Ausgezeichnet ist
er durch den Einschluss von Mikrolith.
Analeim, der ziemlich häufigin Pseudomorphosen vor-
kommt, ist am Berge Split in Tyrol mit Einschluss von
Apophyllit gefunden. Man dürfte hier vielleicht auch eine
hydrochemische Umbildung annehmen.
Chabasit wird mitunter von Bergkrystall umkleidet ge-
troffen, welcher wahrscheinlich zugleich mit aus Feldspath-
25
masse entstand. Bisweilen umgiebt einen wasserhellen
Chabasitkern ein anderer, aber trüberer. Sein Vorkommen,
mit Kalkspath verwachsen, in Basalten leitet Bischoff aus
einer Zersetzung von Hornblende ab.
Topas: Beispiele, welche ihn um und in Quarz zeigen,
sind schon bei diesem Körper beigebracht. Sonst findet
man in ihm hier und da Titaneisen, Rutil, Turmalin, Lepi-
dolith, Wolfram. Vielleicht ist der Topas auf eine, der von
Daubree angegebene, ähnliche Weise entstanden. Auch
von ihm nennt man pleochromatische Krystalle.
Datolith ist verbreitet in den Kupferlagerstätten am
Obern See in Nordamerika, wo er, oft Kupferblättchen im
Innern führend, in Trapp-Mandelstein auftritt. Hier ist er
wohl feuriger Entstehung, und ist z. Th. vielleicht der Bor-
säuregehalt desselben das Mittel gewesen, dass sich das Ku-
pfer krystallinisch ausschied, wie nach Ebelmann’s Versu-
chen glaublich wäre.
Kieselfreie Salze.
Auch hier ist allgemein über die Bildung der betref-
fenden Vorkommnisse keine Erklärung zu geben. Bei nicht
wenigen ist eine Entstehung nach Daubree’s Denkweise
eher möglich, als bei manchen, zu andern Ordnungen ge-
hörigen Mineralien, namentlich bei Tantal-haltigen und Ti-
tan-haltigen. Ausser andern mögen hier wiedergegeben
werden:
Titanit: der vom Rothenboden bei Guttannen in der
Schweiz ist ausgezeichnet durch sein Vorkommen in Zwil-
lingsform und die verschiedene Färbung seiner Krystallflä-
chen, sowie durch die dunkeln Linien (von Chlorit?), welche
man darin bemerkt.
Aschynit findet sich bei Miask in Feldspath und Glim-
mer eingewachsen, aber auch mit Kernen von Feldspath
und Zircon. Seine Entstehung wird eine pyrogene sein.
Pyrochlor ist meist in Feldspath eingewachsen, wie
der Tantalit von’ Bodenmais mit Cordierit, Beryll, Uran-
glimmer. \
Wolfram: zuweilen zeigt er monosomatische Einwach-
sungen.
26
Ilmenit ist gewöhnlich in Feldspath, Eläolith und Glim-
mer eingewachsen, umschliesst aber auch Blättchen des letz-
tern und Apatitkörnchen.
Schwerspath: enthält häufig Schwefelverbindungen in
krystallisirtem Zustande, als Schwefelkies, Kupferkies, Bour-
nonit, Silberglanz, Zinnober, Antimonglanz. Diese Bildun-
gen sind, wenigstens die meisten, auf wässrigem Wege ent-
standen.
Gyps: zeigt bisweilen Einschlüsse von Schwefelkies,
seltener von Grauspiessglanz. Auch Beispiele monosomati-
scher Bildungen liegen vor, sowohl farbloser, als verschie-
den farbiger Krystalle. Sie sind sämmtlich hydrogen.
Boracit: enthält mitunter Einschlüsse von Bergkrystall,
wie solcher zugleich mit in der Gypsmasse des Mutterge-
steins oft vorkommt; auch Schwefelkies. Ein Stück in der
Sammlung des Hrn. v. Waltershausen zeigt im Innern eine
dunkle, trübe Masse, vielleicht etwas Anhydrit oder Gyps.
Steinsalz: mit Einschluss von Brongniartin, selten mit
Flüssigkeitströpfehen, wie Quarz.
Kryptomere Bildungen.
Schon in der Einleitung bei Angabe der Eintheilung
und Nomenclatur wurde als Beispiel des Kryptoliths erwähnt,
den Wöhler durch Auflösen des Apatit von Arendal in ver-
dünnter Salpetersäure entdeckte.
Hierher gehört auch das Vorkommen mikroskopischer
Anataskrystalle in Laumontit, welcher als dünner Ueberzug
manche Apatitkrystalle aus der Nähe des St. Gotthardtsho-
spizes bedeckt.
Der Quarzkrystalle im Kobaltarsenkiese von Shutterud
ist schon früher gedacht. Ausser ihnen enthielt dieser noch
kleine schwarze, glänzende Flitterchen, welche sich als Gra-
phit ergaben, und noch ganz feine bräunlich gelbe Krystall-
chen eines unbestimmten Körpers.
Reich an kryptomeren Einschlüssen sind die verschie-
denen Feldspatharten. So fand Scheerer, dass die Ursache
der glänzenden Lichtreflexe im Sonnensteine von ganz klei-
nen Eisenglanzlamellen ausgehen, welche bald den Blätter-
durchgängen des Oligoklases parallel liegen, bald in verschie-
27
denen Richtungen eingestreut sind. Die Bildung dieser
Eisenglanze war nach Scheerer mit der des Feldspaths gleich-
zeitig. Aehnlicher Weise zeigen Avanturine zwischen den
kleinen, zusammengewachsenen Quarzindividuen Partieen
von Eisenoxyd, das wahrscheinlich durch spätere Infiltration
an seine jetzige Stelle gelangte. In andern Feldspathen fand
Scheerer verschiedene opake Pulver. Das Lichtspiel des
Labradors von Hitteroe rührt ausser von spiegelnden Eisen-
glanze auch von andern, wie es scheint, Titaneisenkrystall-
chen her. Aehnliches Verhalten zeigen Hypersthen, Bron-
zit, Diallag, und dürfte sonach bei denjenigen Mineralien
am Allgemeinsten sein, welche ausgezeichnet deutliche Blät-
terdurchgänge besitzen.
In der That findet man häufig beim Glimmer Einlage-
rungen, namentlich verschiedener Varietäten, wie davon
schon die Rede gewesen, Eisenoxyd, Eisenoxydhydrat u.a. m.
Monatsbericht
a. Sitzungsbericht.
Juli 6. Herr Schrader zeigt, dass die durch Dr. Schö-
pfer in einer kleinen Schrift „die Erde steht fest“ versuchte Bekäm-
pfung des Copernicanischen Sonnensystems eine Folge falscher Auf-
fassung der hierher gehörenden Thatsachen ist und ihren Urheber zu
den wunderlichsten Folgerungen geführt hat. Dass das Foucaultsche
Pendel auch noch bei Schwingungen von Ost nach West «die bekann-
ten Ausweichungen zeigt, war die erste Veranlassung, die Erdumdre-
hung zu bezweifeln; die Centrifugalität wird als eine Newton’sche
Hypothese dargestellt und verworfen, und da die Abplattung der Erde
nicht bezweifelt werden konnte, so wird die Anschwellung der Erde
am Aequator dargestellt als eine Folge der Ausdehnung durch die
Wärme oder der gesteigerten Humusbildung der gewaltigen Tropen-
vegelation. Rücksichtlich der Bewegung der Erde um die Sonne
kann sich Dr. Schöpfer nicht von der Vorstellung einer rollenden
Billardkugel und eines an einem Faden schwingenden Balls losmachen
und befand sich also in der Unmöglichkeit, die Gleichzeitigkeit einer
freien Rotation und Revolution der Erde zu begreifen. So kommt er
zu dem Schluss, dass die Erde, falls sie durch die Attraktion der
Sonne zu einer Bewegung um dieselbe gezwungen würde, dem Cen-
28
tralkörper stets dieselbe Seite zukehren müsse, auch keine Atmos-
phäre haben könne. Alle Beobachtungen und Berechnungen, die
dieser neuen Lehre entgegenstehen, werden als verdächtig oder gar
falsch abgelehnt, und so der Weg zu folgenden Behauptungen ge-
bahnt, denen die Neuheit nicht wohl abgesprochen werden wird.
Die Gesetze über Verkleinerung des Sehwinkels bei zunehmender Ent-
fernung gelten für leuchtende Körper nicht und gelten für den Wel-
tenraum sehr zweifelhaft, deshalb ist die Sonne wahrscheinlich nicht
viel grösser als sie aussieht; die Anhäufung von Land auf der nörd-
lichen Erdhälfte ist eine Folge einer Anziehung des Nordpols und
einer Abstossung des Südpols, sowie diese Landanhäufung wieder die
Ursache davon ist, dass am nördlichen Himmelsgewölbe mehr Fix-
sterne sich finden als an dem südlichen, denn die Erde ist der von
den Astronomen so lange angeblich gesuchte Centralkörper für die
Fixsternbahnen!!
Herr Thamhayn theilt hierauf die Forschungen von Brücke
über den Weg des Chylus mit. Nachdem Brücke am 9. Februar
1852 der Wiener Akademie seine Untersuchungen über den Darm-
zoltenbau und die Uranfänge der Clylusresorption vorgelegt hatte,
veröffentlichte er am 13, Januar 1853 seine weiteren Forschungen
über den Weg des Chylus, dessen Endresultat war, dass die Chylus-
gefässe ein dendritisch verzweigtes Röhrensystem bilden, dessen Aeste
die Längs- und Ringmuskelfaserschicht durchbohren und dann, ihre
Wände verlierend, mit den interstitiellen Gewebsräumen der darüber
liegenden Schleimhautschicht eommuniciren. Zu seinen Untersuchun-
gen bediente er sich natürlich gefüllter Präparate von dem Darnı ei-
nes plötzlich verstorbenen Kindes, ferner vom Darm eines Wiesels und
eines Kaninchen. Beim Wiesel und Kind zeigten sich ziemlich glei-
che Verhältnisse. Beim letzteren zeigten sich die Anfänge der Chy-
lusgefässe in der Tiefe der Schleimhaut als Aeste von 1 Cmm. Dicke
und mehr, die sich bald zu stärkeren Gränzen zusammenselzten, dann
wieder grössere Internodien machten und namentlich zwischen Mus-
kel und Peritonäum sehr klappenreich wurden. Zu grösseren Släm-
men vereinigt Ireten sie dann aus dem Darm und zwar so, dass
zwischen je zwei Chylusgefässen 1 Arterie und 1 Vene lag. —
Trotz der ziemlichen Menge von Anostomosen namentlich im submu-
cosen Bindegewebe trat der dendritische Character der Verbindung
der einzelnen Stämmehen entschieden hervor. Beim Wiesel waren die
Anfangsäste 2 Cmm. stark, entsprangen zwischen Zotte und den diese
umgebenden Lieberkühn’schen Krypten an der Basis, und zeigten nur
erst Klappen zwischen Muskelschicht und Peritonäum. —- Als tunica
propria liess sich nur bis zu den Zweigen von 2 Cmm. Dicke ein
kernhaltiges Epitelium erkennen, das in den klappenlosen Aesten gänz-
lich schwand, so dass die umliegenden Bindegewebslasern hart an
dem Gontour der gefüllten Gefässe hinliefen und das ganze submucose
Zellgewebe somit, die Nervenscheiden ausgenommen, aus Faserzügen
zu bestehen schien, von denen die einen die Adventitie der Blut- und
29
Lymphgefässe bildeten, die andern, sich abtrennend, die Zwischen-
räume füllten. — Der Chylus ferner war nicht allein in den Zotten
abgelagert sondern auch zwischen denselben besonders den Lieber-
kühn’schen Krypten, enthalten. — Aus diesem Allen schliesst Brücke
auf Analogien mit den Lymphgefässen des Magens und Darms sowie
der andern Organe, und glaubt hierin eine Erklärung dafur gefunden
zu haben, dass nach Arterieninjeclionen die eingespritzte Masse sehr
oft durch die Lymphgefässe wieder heraustritt und dass bei Gefäss-
überfüllung, bedingt durch Blutinjeetion in die Venen, die Lymphge-
fässe nicht allein vom eingetretenen Blutplasma strotzen; sondern auch
Blutkügelchen enthalten. — Bei den Kaninchen verhält es sieh mit
den Chylusgefässen anders, indem hier der Chylus in die Blutgefäss-
scheiden gelangt und erst aus ihnen in die Chylusgefässe des Mesen-
teriums und dies wird dadurch bedingt, dass sich das Bindegewebe
der Chylusgefässwandungen mit dem der Blutgefässe gleich nach dem
Eintritt in den Darm zu einer gemeinsamen Scheide für die Blutge-
fässe verbindet; Arterie und Vene liegen in einer Scheide. — Wäh-
rend also beim Kind und Wiesel nur an der Darmschleimhaut Chy-
lus und Blut durch die Gefässwandungen getrennt sind, findet dies
beim Kaninchen im ganzen Verlaufe durch die Darmwindungen statt,
Herr Schliephake legt abnorm gebildete Blühten von Hyo-
scyamus niger L. vor. Hellgrüne eilanzettliche Blätter, röhrige
Krone, deren Einschnitte bis auf die Mitte gehen. Die feinen Zeich-
nungen der Krone sind vorhanden, aber es fehlt ihnen die violette
Farbe, sowie auch die Krone selbst nicht schmutzig gelb, sondern
grünlich ist, und durch ihre röhrenförmige Gestalt, an die Blühte der
Atropa Belladonna erinnert. — Fruchtknoten lang gestreckt,
allmählig in den Griffel verlaufend, Deckel fehlend, we-
nigstens nicht deutlich abgesetzt. Die hellgrüne Farbe der Pflanze
scheint einen krankhaften Zustand anzudeuten. Die Exemplare sind
einzeln bei Halle gesammelt.
Juli 13. Hr. Giebel theilt folgende Notizen aus einem von
Herrn Söchting in Göttingen eingegangenen Schreiben mit. — „Ich
besuche jetzt die Basalte und Tertiärschichten in unserer Umgebung.
Das Hauptlager von letztern zwischen den Dörfern Güntersen und
Imbsen unweit Dransfeld, subapenninischer Formation, soll sehr reich-
haltig an Schalthierresten sein. Ich selbst habe leider wenig daraus
gewinnen können, da bei dem hier herrschenden feuchten Wetter
die Muschelschalen, welche bisweilen ganze Schichten in dem gelben
Sande bilden, beim Herausnehmen zwischen den Fingern zergehen.
Nur den mit eingelagerten sandigen Thoneisensteinen konnte ich eini-
ges von besserer Erhaltung abgewinnen. Von Tertiärsachen habe ich
sonst durch den Hofrath Wöhler „Gehörknochen “* von Fischen aus
den Lagern von Weissenau bei Mainz erhalten. — Der Keuper ist
sehr arm hier, obgleich er ziemlich verbreitet ist. Erst weiter nörd-
lich in der Nordheimer und Eimbecker Mulde (welche wieder die
für das nordwestliche Deutschland normale Richtung Südost bis Nord-
30
west haben, während die Göttinger Mulde Süd bis Nord verläuft) soll
er reicher werden. Ich bin noch nicht dahin gekommen. Der Keu-
per füllt die Sohle des von der Leine hier gebildeten Längenthals,
durch dessen Mitte, am linken westlichen Leineufer eine Erhebungs-
achse streicht, in welcher sich der sogenannte kleine Hagen (der
hohe Hagen, im Volksmunde „hage Hegen“ ist einer der bedeutend-
sten Basaltberge bei Dransfeld) erstreckt. Die Schichten sind Mer-
gellhone, Mergelschiefer, Schieferthone mit Einlagerungen von Thon-
quarz und Quarzfels. Von organischen Resten habe ich nur Ab-
drücke einer ganz kleinen, flachen Muschel gefunden und ein Stamm-
stück einer Casuarinee (?). Die Schicht mit Posidonomya minuta,
welche von genanntem Orte aufgeführt wird, habe ich noch nicht ent-
deckt. Dafür giebt es hin und wieder von den bekannten Pseudo-
morphosen von Kalk nach Steinsalz. — Diese Notizen sind eigentlich
nur Präliminarien zur Mittheilung über meinen neuesten Fund aus dem
Muschelkalke. Obgleich dieser hier ziemlich hervortritt, so zeigt er
doch bei Weitem nicht die schöne Gliederung und den Reichthum des
Jenaischen. Von Petrefakten habe ich nichts Ausgezeichnetes ent-
deckt, bis ich vor nun vierzehn Tagen in einem, bis dahin von mir
und wie es scheint, von wenig andern besuchten Steinbruche in der
Gegend des sogenannten Kelır oder der Lutzenburg, auf einem zu
sammengelegten Haufen von Bruchsteinen (mittlere Muschelkalkschich-
ten) erst ein neltes Exemplar von Conchorhynchus avirostris fand
und dicht dabei beifolgendes andere Petrefakt. Der Conchorhynchus
ist hier sehr selten. Geh. Hofrath Hausmann sagte mir, dass er in
der langen Zeit seines Aufenhalts in Göllingen nur einen einzigen an
einem viel weiter entfernten Platze gefunden habe. Das andere Ding
halte ich für einen Cidaritenstachel, habe indessen von den bisher
beschriebenen noch keinen finden können, der ihm ähnlıch wäre.
Auch ein Stück Arm einer Aspidura bekam ich gleich nach den er-
sten beiden Funden in die Hand, aber ich weiss jetzt noch nicht,
war es das Vergnügen über jene, das mich aufregte, oder sonst et-
was; kurz ich legte es wieder weg. Erst beim Versuche, den Sta-
chel zu bestimmen, kam mir in den Palaeontographieis die Abbildung
von Aspidura Ludeni zu Gesicht, und jetzt löste sich das Rätlı-
sel. Leider aber habe ich trotz wiederholten Nachsuchens das Stück
nicht wieder gewinnen können. Möglich, dass es bei den nun häu-
fisern Besuchen jenes Orts ein Andrer an sich genommen hat. Es
ärgert mich nicht wenig, — In der Sammlung des Hrn. Professor
Sartorius von Waltershausen, welche er bei obigem Unternehmen, so-
wie sonst mit seiner gewohnten grossen Liberalität zur Benutzung
gegeben, findet sich eine ganz eigenthümliche Pseudomorphose. Ein
Krystall von gediegenem Kupfer, aus den Gegenden des Lake supe-
rior stammend, zeigt ein sechsseitiges Prisma, in welches fünf klei-
nere ähnliche hineingewachsen sind. Die Winkel stimmen ziemlich
genau zu denen des Arragonits. Die Messungen konnten nur mit dem
Anlagegoniomeler gemacht werden, weil nur die Kanten, wenn auch
31
nicht ganz glatt, am geradesten ausgebildet sind, während die Flächen
malt, grau und etwas eingelieft sind, so dass eine Anwendung des
Reflexionsgoniometers unthunlich war. Der Lake superior zeigt in
seiner Umgebung überhaupt ein ausgezeichnetes Vorkommen des ge-
diegenen Kupfers, wie z. B. das in Verbindung mit gediegenem Sil-
ber. Ich selbst besitze ein Stück aus der Gegend von Eagle llarbon,
an welchem das Kupfer baumförmig zwischen fleischroihen Laumon-
titkrystallen liegt und solche selbst zu durchwachsen scheint (ich habe
es augenblicklich zu Hause liegen). Das meiste Kupfer soll sich in
den Höhlungen eines Trappmandelsteins finden, welcher in mächtigen
Massen die Sandsteinschichten durchsetzt, der ausserdem namentlich
viel Prehnit enthält, Auf der Gränze zwischen Trapp und Sandstein
soll ausser Laumontit und Analcim auch Kalkspath (Aragonit?) vor-
kommen. Die Entstehung der in Rede stehenden Pseudomorphose
dürfte wohl nur einer Verdrängung der Kalkmasse zuzuschreiben sein.
Ein ähnliches Vorkommen kann ich mich nicht erinnern je von einem
Schriftsteller eitirt gefunden zu haben. Ob indessen bloss eine Um-
hüllung oder eine völlige Ersetzung Platz gegriffen, konnte ich nicht
entscheiden, da ein weiterer Eingriff mir nicht gestattet war. — Fig.
A, Taf. Il. stellt einen Bergkrystall aus dem Tavetscher Thale Jar,
welcher sich - durch eine auffallende Ausdehnung zweier gegenüber
liegender Pyramidenflächen auszeichnet. Er befindet sich gleichfalls
in der Walterhausischen Sammlung, welche überhaupt einen Schatz
an seltenen und ausgezeichneten Stücken enthält“.
Herr Giebel sprach einige Worte zum Andenken des am 8.
d. verstorbenen Professors der Mineralogie an hiesiger Universität,
Ernst Friedrich Germar. Derselbe war am 3. Novbr. 1786
zu Glauchau in Sachsen, wo sein Valer als wohlhabender Fabrikant
lebte, geboren. Von vier Brüdern widmete er sich allein den Wis-
senschaften. Nachdem er auf dem Gymnasium zu Meiningen seine
‘Schulbildung vollendet hatte, wandte er sich 1804 nach Freiberg, um
auf der dortigen Bergakademie seine höhern Studien zu beginnen,
Werner’s Vorträge über Mineralogie und Geologie fesselten seine Auf-
merksamkeit in so hohem Grade, dass er noch in den letzten Jah-
ren seines Lebens mit Begeisterung von dem gewaltigen Kindrucke
sprach, den die Vorträge des grossen Lehrers auf ihn gemacht hat-
ten. Er arbeitete die Hefte über dieselben mit der grössten Sorg
falt aus und aus diesen schöpfte sein späterer Schwager, der um die
Geologie, besonders Deutschlands, hochverdiente Hofrath -Keferstein,
welchen er von der Jurisprudenz abzulenken und für die Geologie
zu fesseln wusste, die ersten und nachhaltigsten Kenntnisse dieser
Wissenschaft. Nach dreijähriger ernster Studienzeit verliess G. Frei-
berg und ging 1807 nach Leipzig, um die zur höhern Bergkarriere
nölhigen juristischen Vorlesungen an der dorligen Universität zu hö-
ren. Es waren aber nicht bloss diese, sondern auch die naturwis-
‚senschaftlichen, die er fleissig besuchte und unter denen er den zoo-
logischen ein specielleres Interesse widmete. Im Jahre 1808 be-
32
suchte er zum ersten Male Halle und machte hier die für sein spä-
teres Leben sehr einflussreiche Bekanntschaft Keferstein’s, Sprengels
u. A. Letzterer veranlasste ihn, als er 1310 die Universitätsstudien
in Leipzig vollendet, seinen dauernden Wohnsitz in Halle zu nehmen.
Schon von Leipzig aus war er 1809 Mitglied der hiesigen naturfor-
schenden Gesellschaft geworden und in deren Schriften (Neue Schrif-
ten der naturf. Gesellsch. in Halle 3. Heft 1810) veröffentlichte er
seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten, nämlich eine Monographie
der Rohrkäfer und über Classification der Insecten. In demselben
Jahre am 20. October promovirte er hier auf Vertheidigung der Ab-
handlung: Bombyceum species secundum oris parlium diversilatem in
nova genera distributas. sectio I. (Halae 1510. 40.) Darauf un
ternahm er im Jahre 1S11 eine entomologisch - mineralogische Reise
nach Dalmatien und Ragusa, die er schon 1812 wissenschaftlich be-
arbeitete, aber erst 1318 in einem Octavbande herausgab. Während
dieser Arbeit schrieb er zugleich den zweiten Theil seiner Doctor-
dissertation über die Bombyces (Halis 1812. 40.), mit deren öf-
fentlicher Vertheidigung er sich am 6. November 1812 als Privatdo-
docent hei hiesiger Universität habilitirte. Die Leitung des noch im
ersten Entstehen begriffenen Mineralienkabinets wurde ihm sofort über-
tragen und er las neben Raumer, dessen Vorlesungen in stillschwei-
gender Betrachtung der Mineralien bestanden, mit grossem Beifall
über Mineralogie und Geologie. Daneben setzte er seine enlomologi-
schen Arbeiten mit grossem Eifer ununterbrochen fort. Schon im
Jahre 1815 wurde er zum Professor extraordinarius befördert, im
Jahre 1817 zum Ordinarius, 1835 erhielt er das Doctordiplom der
medieinischen Faeultät und 1844 den Titel eines Oberbergrathes. Im
Jahre 13815 verheirathete er sich mit der ihn überlebenden Schwe-
ster des Hofraths Keferstein, mit der er in glücklicher, aber kinder-
loser Ehe lebte. Er hat weder eine neue Epoche in der Wissen-
schaft begründet, noch eine neue Schule gebildet, aber während der
vierzig Jahre, die er an unserer Universität wirkte, hat er eine grosse
Anzahl von jungen Männern in die Wissenschaft eingeführt, zu ern-
sten Studien angeregt und sich dadurch die allgemeine Verehrung er-
worben. Er förderte und unterstützte mit der grössten Liberalität
jedes wissenschaftliche Streben, das er unter seinen Zuhörern ent-
deckte. Das akademische mineralogische Museum verdankt seinem
lebhaften Interesse und regen Eifer den gegenwärtigen bedeutenden
Umfang, der in einzelnen Theilen Achtung gebietend ist. Er betrachı-
tete dasselbe als ein wichtiges Hülfsmittel des Unterrichts und ge-
staltete jedem seiner Zuhörer die freieste Benutzung, aber auch zu
ernsten wissenschaftlichen Arbeiten öffnete er freudig die Schränke
und theilte die Schätze bereitwillig mit. Seine Privatbıbliothek war
für die wissenschaftlichen Freunde und Zuhörer stets disponibel.
Seine literarischen Arbeiten sind auf dem Gebiete der Entomologie
viel umfangsreicher als auf dem der mineralogischen Wissenschalten.
Eine vollständige Aufzählung derselben wird uns die entomologische
33
Zeitung in’ dem nächsten August- oder Septemberhefte bringen, daher
hier eine allgemeine Uebersicht derselben genügt. Im Jahre 1813
begann er die Herausgabe des Magazin’s der Entomologie, von wel-
chem bis 1821 vier Bände erschienen. Die Fauna insect. europ,
übernahm er 1817 mit dem dritten Hefte und führte sie bis zum
24. Hefte fort, welches 1947 erschien. Die Zeitschrift für Entomo-
logie redigirte er von 1839 bis 1844 in 5 Bänden. Einzelne ento-
mologische Abhandlungen lieferte er in Thon’s Archiv, in Silbermann’s
Revue entomologique, in der Linnäa, der entomologischen Zeitung
und in der allgemeinen Encyelopädie von Ersch und Gruber. Die
schätzbaren Arbeiten ‚über fossile Insecten stehen in der Fauna In-
sectorum, in. den Abhandlungen der Leopoldiner Akademie, Gr. Mün-
sters Beiträgen und den Wettiner Versteinerungen. Die Untersuchun-
gen der Bernstein-Insecten sind nicht veröffentlicht worden. Als Leit-
faden für die Vorlesungen gab er ein Lehrbuch der gesammten Mine-
ralogie (Oryctognosie, Geognosie und Petrefaktenkunde. 2. Auft. Halle
1837. 80.) und einen Grundriss der Krystallkunde (Halle 1830. 80.)
heraus. : Noch in den spätern Jahren seines Lebens begann er die
srosse Monographie der Versteinerungen in dem Steinkohlengebirge
von Wettin und Löbejün, von welchem acht Hefte (Halle 1344—53.
40 Tfin Fol.) erschienen. Mit noch zwei Heften sollte dieses wich-
tige Werk vollendet sein. Die Abhandlungen in periodischen Schrif-
ten sind: 1) Geognostische Bemerkungen auf einer Reise über den
Harz und das Thüringerwaldgebirge in Leonhardt’s Taschenb. 1821.
S. 3—48. 2) Ueber die Krystallverbindung des Staurolith und Cya-
nit, ebd. 1817. S. 461 — 470. 3) Briefliche Mittheilung über Ana-
tas aus Brasilien, ebd. 1821. S. 916. 4) Die Fischabdrücke im
bituminösen Mergelschiefer von Mansfeld, ebd. 1824. S. 61 — 735.
5) Notiz über ein neues Mineral von Dogeröe, ebd. S. 945. 6) Ver-
steinerungen von Osterweddingen in Schweigger’s Journ. f. Chemie
VII. 176. 6) Die fossilen Knochen von Westeregeln in Keferstein’s
geogn. Deutsch. III. 601. 7) Ueber einige Versteinerungen von Soh-
lenhofen ebd. IV. 105. 8) Pflanzen der Steinkohlen in Bronn’s
Jahrb. 1832. 482. 9) Ueber einige Pflanzen aus dem Kohlenge-
birge von Wettin und Löbejün in Oken’s Isis 1837. S, 425— 431.
10) Bemerkungen über Kalamiten, ebd. 18383. S. 273— 277. 11)
Briefliche Notiz über die hallische Braunkoble in Bronn’s Jahrb. 1846,
S. 211. 12) Notiz über ein neues Harz in Geolog. Zeitschr. 1849.
S. 41. 13) Tertiäre Insecten, ebd. S. 52— 66. 14) Ueber Sigil-
laria Sternbergi im bunten Sandstein, ebd. 1852. S. 183 — 189.
15) Ueber die Versteinerungen des Kupferschiefers schrieb G. ein
kleines Octavheft und einen Aufsatz in Gr. Münster’s Beiträgen, end-
lich 16) über Omphalomela scabra aus dem Keuper in Dunkers Pa-
läontographicis.
. Als einen Beleg für den Einfluss des Standortes auf die Ent-
wickelung der Pflanzen legte Herr Schliephacke Exemplare von
Echium vulgare L, vor, die auf den Kupferschieferhalden bei Mans-
3
34
feld zwischen Alsine verna gefunden wurden und so bedeutende
Verschiedenheiten zeigen, dass Herr Sch. sie als eine neue Varietät
ramosum C. Schlph. ansieht. Wurzelblätter lanzettlich in den Blatt-
stiel verschmälert, rosettförmig. Stengel einfach, wenig beblättert,
aber wie die Wurzelblätter von feinen Härchen grau, und mit lan-
gen weissen Borsten besetzt, von der Mitte ab verästelt, Blüh-
tenstand daher rispig. Aeste dicht mit kleinen, kurzgestielten, ge-
knäuelten, von kurzen lineal-lanzettlichen Deckblättern gestützten,
Blühten besetzt, Die ganze Rispe dicht borstig, Blühten klein, blau,
Staubfäden und Griffel weit herausragend. Höhe nur bis I’.
Juli 23. Hr. Giebel theilt unter Vorlegung verschiedener
Abbildungen und natürlicher Exemplare den Inhalt einer von Herrn
Spiecker in Bernburg eingesandten Abhandlung über die im dortigen
bunten Sandstein vorkommende Sigillaria Sternbergi Mnst. mit (S.
1.) und knüpft daran seine eigene Ansicht über diese Pflanzenreste.
Ohne Herrn Spieckers weiterer Untersuchung und Deutung vorgreifen
zu wollen, weist er darauf hin, wie es nach dieser Darlegung gar
keinem Zweifel mehr unterliege, dass die Bernburger Sigillarie mehr
als generisch von den Sigillarien des Steinkohlengebirges unterschie-
den sei. Der Mangel eines centralen Markkörpers, die radialen Ge-
fässbündel, der ganz abweichend gestaltete peripherische Gefässring,
die wesentlich andern Blattnarben und Polster, die eigenthümlich ge-
stalteten Blätter selbst, die merkwürdigen Früchte und die völlig an-
dere Wurzelbildung erheischen die Anwendung eines eigenen Namens,
für welchen Corda bei seinem Aufenthalte in Halle, wo er nur sehr
ungenügende Exemplare sehen konnte, Pleuromeya vorschlug. So
mag fortan die Gattung genannt werden und es wird Hrn. Spieckers
fortgesetzien sorgfältigen Beobachtungen wohl bald gelingen die Zahl
der Arten und deren characteristische Eigenthümlichkeiten festzustel-
len. Die sandig-merglige Schicht, welche die schönen und zahlreich-
sten Pleuromeyen -Reste enthält, dürfte einen sehr geeigneten Anhalt
geben, den Bernburger bunten Sandstein in eine obere und untere
Abtheilung scharf von einander zu scheiden.
Herr Giebel referirt F. Keber’s Untersuehungen über den
Eintritt der Samenzellen in das Ei (Königsberg 1853. 40.) Den
zahllosen Hypothesen gegenüber, welche den Einfluss und die Bedeu-
tung des männlichen Samens bei der Befruchtung des weiblichen
Eies in der verschiedensten Weise zu erläutern aufgestellt sind, ver-
dient die von Keber soeben dargestellte direete Beobachtung, die ei-
niges Licht auf dieses noch in undurchdringliches Dunkel gehüllte Ge-
biet wirft, eine besondere Beachtung sowohl der Männer von Fach
zur Prüfung und resp. weitern Verfolgung als der Freunde der Ent-
wieklungsgeschichte, weil die Beobachtung, im Fall sie sich bestätigt,
gewiss noch eine ganze Reihe anderer nicht minder wichtiger, den
räthselhaften Befruchtungsaet endlich lösender im Gefolge haben wird.
Nachdem uns Hr. Keber die Entwickelung der Spermatozoen und
Eier, an denen er die Existenz einer Eiweisshaut nachweist, bei Teich-
35
und Flussmuscheln geschildert, spricht er von der Anwesenheit eines
kleinen Fortsatzes an den mit Keimbläschen und Keimfleck versehenen
Eiern jener Thiere. Dieser Fortsatz geht von der Eiweisshaut aus und
durchbricht die Schalenhaut. Er öffnet sich, lässt etwas Eiweis her-
austrelen und nimmt ein, seines Fadens beraubtes Spermatozoon, sel-
tener zwei auf und wird daher mit dem bei den Pflanzen eingeführ-
ten Terminus, mit der Micropyle verglichen. Wenn dieser Eintritt
der Samenzelle erfolgt, ist der Keimfleck bereits getheilt und das
Keimbläschen aus der Mitte des Dotters herausgetreten. Die Samen-
zelle legt sich quer im Grunde der Micropyle auf die noch geschlos-
sene Doiterhaut. Aussen schrumpft alsbald der Fortsatz zusammen
und in seinem Grunde öffnet sich die Dotterhaut und nimmt das Sper-
matozoon auf. Von der Micropyle ist nun nichts mehr zu sehen.
Die Samenzelle verdickt sich im Dotter allmählig bis sie eine völlige
Kugelgestalt erreicht. Gleichzeitig theilen sich die Zellen des Keim-
fleekes weiter. Endlich beginnt auch die kuglige Samenzelle den
Theilungsprocess und löst sich in mehre Zellen auf. Die weitere
Beobachtung dieser Zellen ist Keber noch nicht gelungen, da sich ihr
in der opaken Beschaffenheit des Dotters und in dem Mangel speci-
fischer Eigenthümlichkeiten der neu gebildeten Zellen unüberwindli-
che Schwierigkeiten entgegenstellen. Doch auch diese werden noch
beseitigt werden, nachdem einmal der Weg der Untersuchung eröff-
net ist.
Juli 27. Hr. Giebel spricht über die systematische Bedeu-
tung des Nasenbeins bei den carnivoren Raubihieren. Bei allen car-
nivoren Raubthieren bilden die Nasenbeine zwei dünne Knochenplat-
ten, welche nach vorn sich mehr weniger schnell verbreitern und
hier vom Zwischenkiefer begränzt werden, nach hinten sich verschmä-
lern und abgerundet oder zweispitzig enden. Seitlich werden sie
vom Oberkiefer eingefasst und nach hinten dringen sie in das Stirn-
bein vor, Die relative Länge und Breite ist durch die Länge und
Breite des Schnauzen- oder Antlitztheiles selbst bedingt. So erscheint
es also kurz und breit bei den Felinen, etwas schmäler bei den Hyä-
nen und Mustelinen, am schmälsten und längsten bei den Viverrinen
und Caninen. Der vordere mehr weniger bognig ausgeschnittene
Rand scheint ebensowenig als das hintere in das Stirnbein eingrei-
fende und fast stets asymmetrische. Ende eine systematische Bedeu-
tung zu haben. Indem sich nun das letztere verschmälert wird es
durch die vordern Fortsätze des Stirnbeins von dem Oberkiefer ge-
trennt, der ebenfalls mit einem mehr weniger stumpfen Fortsatze am
Stirnbein endet. Der Oberkiefer begränzt stets den vordern Rand
der Augenhöhlen, dagegen reichen die Nasenbeine nicht immer zwi-
schen die Augenhöhlen hinauf, sondern enden bisweilen vor dersel-
ben. Verbindet man die äussersten Spitzen der Oberkieferäste über
die Stirn durch eine gerade Linie, so enden die Nasenheine vor, auf
oder über derselben und dieses Verhältniss benutzte Owen zuerst als
einen unterscheidenden Character zwischen Löwen- und Tigerschädel.
gr
6
Bei dem Löwen ist nämlich das Nasenbein kürzer, höchstens fast
gleich lang mit dem Fortsatze des Oberkiefers, bei dem Tiger dage-
gen die Nasenbeine merklich länger. ‘Nach Cuvier’s Abbildungen ist
dieses Verhältniss viel weniger auffallend, als ich es an mehreren
Schädeln fand. In den Rech. oss. foss. 4. edit. Tb. 195. Fig. 6.
sind die Nasenbeine des Tigers kaum länger als die Oberkieferfort-
sätze und bei dem weiblichen auf Tab. 196. Fig. 2. sind beide so-
gar gleich lang. So auflallende Differenzen habe ich bei keinem Car-
nivoren beobachtet, obwohl ich von mehrern Arten zahlreiche Schä-
del und Abbildungen verglichen habe und ich möchte hier deshalb
die Genauigkeit der Cuvier’schen Figuren bezweifeln, Im Allgemei-
nen reicht bei den Felinen das Nasenbein meist nicht hinter den
Oberkiefer zurück, bei den Hyänen niemals, bei den Caninen dage-
gen ist es meist gleich lang mit dem Oberkiefer oder länger, bei den
Mustelinen und Viverrinen ist es bei den meisten Arten wieder kür-
zer als der Oberkiefer. Zur Untersuchung der Gattungen lässt sich
dieses Verhältniss nicht benutzen, wohl aber mit Sicherheit zur Un-
terscheidung der Arten, für die ich die Unterschiede in nachfolgen-
der Tabelle übersichtlich zusammenstellte, so weit meine Vergleichung
reicht.
I. II. II.
Nasenb. länger als Oberkfr. Nasenb. gleich Oberkf. Nasenb.. kürzer als Oberkfr,
Felis pardus Felis catus domest. Felis planiceps.
tigris ferus Leo.
spelaea concolor maniculala.
Geoffroyi. Cynailurus jubatus.
Hyaena striata Hyaena. crocuta.
spelaea.
Canis brachyolus Canis familiaris Canis aureus.
cancrivorus campestris corsac.
latrans lupus vulpes
lagopus Proteles Lalandi.
megalotis
cinereoargenteus
Azarae.
Galictis striata Galietis vittata Cynictis penicillata.
Lutra marina Heırpestes javanicus Cryptoprocta ferox
vulgaris Gulo borealis. Galidia elegans
leptonyx Mangusta vitticollis
Rhyzaena suricata ü Parädoxurus Hamiltoni
Procyon cancrivorus. Cynogale Benetti
Paradoxurus auralus
typus
Viverra zibetha
eivella
genetta
Eupleures Goudoti
Herr Baer berichtet, dass verschiedene französische Chemiker,
wie ‚Chatin, Bussy, Marchand, Personne, Fourcault, Lembert, Grange,
denen sich auch deutsche Chemiker anschlossen, in neuester Zeit
ihre Aufmerksamkeit auf das Vorkommen des Jods in der Natur ge-
richtet haben. Sie fanden diesen Körper, ähnlich dem Arsenik, in
37
derselben allgemein verbreitet; sie entdeckten ihn, freilich in sehr
geringen Mengen, als steten Begleiter des Chlor, in dem Quellwasser,
Gesteinen, in den verschiedensten Süsswasser- und Landpflanzen, den
Nahrungsmitteln, den künstlich bereiteten Getränken, als Wein, Bier
ete., in der atmosphärischen Luft, Unter diesen Umständen musste
das Jod auch in den menschlichen und thierischen Körper gelangen;
Chatin hielt es sogar für einen wesentlichen Bestandtheil der Organe,
für die es von der grössten Wichtigkeit se. Man wollte nämlich
gefunden haben, dass namentlich in den Gebirgen die luft sehr arm
an Jod sei und dass der Mangel hier sich auch auf das Wasser und
den Boden beziehe und so auch eine bei weitem geringere Menge
Jod in den Nahrungsmitteln bedinge. Fourcault und Chatin glaubten
sieh durch diese Resultate berechtigt, zu folgern, dass der Kropf und
Cretinismus, wo er allgemein auftritt, nicht durch die Anwesenheit
grosser Mengen von Kalk- und Talkerdesalzen in dem Trinkwasser,
sondern durch den Mangel an Jod in der Luft, dem Trinkwasser
oder überhaupt in den Nahrungsmitteln bedingt werde, welche Haupt-
ursache durch andere accessorische, der Gesundheit allgemein schäd-
liche Bedingungen, wie feuchte Luft, schlechte Nahrung, Wohnung ete.
unterstützt werde. In dem Maasse der Gehalt an Jod zurücktritt,
steigere sich das Uebel. — Die grosse Bedeutung, welche hiernach
das Jod für die Entwickelung und die normale Fortbildung des thie-
rischen Organismus zu haben scheint, gaben Loiunaver Veranlassung
die Luft von Göttingen auf Jod zu untersuchen *) Hier kommt näm-
lich der Kropf nicht vor, während er sich in einigen benachbarten
Dörfern, z. B. in Lengden sehr häufig findet. L. liess mehr als
4000 Liter Luft in kleinen Blasen durch eine 18° hohe Schicht
von kaustischer Natronlauge streichen. Die Durchleitung der Luft
nahm fast eine ganze Woche in Anspruch und es konnte hierbei
kein Jod verloren gehen. Das Resultat war Null. Mit gleich un-
günstigem Erfolge hat L. das Jod in Eiern und in Kuhmilch gesucht,
und er folgert daraus, dass die Angaben von Chatin als durchaus
irrig zu betrachten sind und dass die Abwesenheit von Jod in der
Atmosphäre nicht die Ursache von Kropf und Cretinismus sein kann,
wobei er jedoch nicht in Abrede stellt, dass die Nachweisung von
Jod bei Anwendung ‘grösserer Quantitäten von Eiern und Milch, als
er zur Untersuchung genommen, möglich sei und dass unter gewis-
sen Umständen auch Jod in der Luft, namentlich in der Nähe von
Fabriken und chemischen Laboratorien vorkommen könne. L.’s Un-
tersuchungen sind jedoch nicht der Art, dass sie bei dem Leser die
Ueberzeugung erwecken, der von jenem gefolgerte Schluss sei unbe-
dingt richtig, während auf der andern Seite nicht verhehlt werden
darf, dass die Richtigkeit der Resultate der Untersuchungen der fran-
zösischen Chemiker, von so vielen sie auch unternommen, in Zwei
fel gezogen sind, da es sich hier um ausserordentlich geringe Men-
*) Nachrichten v. d. Gesellsch. d. Wissensch. z. Göttingen 1853. p. 131.
33
gen handelt, — so sollennach Chatin in 4000 Liter (= 3493,45 preuss.
Quart oder 129,33 Kubikfuss) Luft nur Ysoo Milligrm. = z0000
Gran Jod enthalten sein, — und man keine Garantie dafür hat, dass
die zur Nachweisung des Jods gebrauchten Reagentien durchaus frei
davon gewesen sind. Ja Böttger hat sogar auf der vorjährigen Ver-
sammlung der deutschen Naturforscher zu Wiesbaden darauf aufmerk-
sam gemacht, dass die Salpetersäure, die zur Erkennung von Jod
verwendet wird und die man in neuerer Zeit sehr häufig aus dem
salpetersaurem Natron darstellt, jodhaltig sei.
Herr Thümler theilt folgende eigenthümliche Erscheinung,
einen in physikalischer Beziehung interessanten Fall, verbunden mit
Gefahr für 3 Menschenleben, der sich kürzlich auf der Steinkohlen-
grube „Humboldt“ bei Dölau ereignet hat, mit. Bekanntlich ist das
alte Dölauer Steinkohlenwerk im Jahre 1806 zum Erliegen gekom-
men, wobei die damals gangbaren Schächte nicht gänzlich, sondern
nur theilweise, nachdem sie über dem Wasserspiegel verbühnt, ge-
füllt worden sind. Bei der zu Anfang dieses Jahres stallfindenden
Wiederaufnahme des Werkes setzte man sich unmittelbar auf einer
der alten Schächte und stellte hier eine 26 pferdekräftige Dampfma-
schine auf, um die alten Baue zu entwässern. In 53 Fuss unter
Tage fand sich die alte Verbühnung des Schachtes,; unter demselben
ist der Schacht offen und die Zimmerung desselben ganz gut erhal-
ten. Die Wassergewältigung war bis zu 80 Fuss Schachtteufe gut
von statten gegangen, aber mit einem Male, während die Arbeiter
mit dem Tieferlegen der Arbeitsbühne beschäftigt sind, wird die
Wassermasse im Schachte unruhig, und im Nu sehen sich die Ar-
beiter ohngelähr 32 Fuss im Schachte emporgeworfen. Um sich
vor dem Ertrinken zu retten, klammern sie sich so gut es gehen
will an Zimmerung und Fahrten .an und suchen den Ausgang nach
oben. Wenige Minuten darauf fährt der herbeigerufene Steiger in
den Schacht und findet die Wasser auf den ursprünglichen Stand zu-
rückgegangen. Der Grund dieser auffallenden Erscheinung wird nun
auch bald aufgefunden. Die 200 Fuss unter dem damaligen Wasser-
spiegel liegende Strecke unterhält eine Verbindung mit einem zwei-
ten Schachte, welcher ebenfalls über dem frühern Wasserspiegel, also
in gleichem Niveau mit dem ersten Schachte verbühnt worden ist.
Durch das Niederziehen des Wassers ist nun ein luflleerer Raum un»
ter der Bühne entstanden, welche mit der vorschreitenden Gewälti-
gung grösser werden und endlich Veranlassung zum gewaltsamen
Durchbruch der Bühne geben musste. Dieser luftleere Raum berech-
net sich bei 45T) Fuss Querschnitt des Schachtes und 27 Fuss Teufe
auf 1,215 Kubikfuss Inhalt; die Wassermasse aber, welche in Be-
wegung gesetzt worden ist, bei 45D)-Fuss und 36T]-Fuss Querschnitt
und 200 Fuss Teufe der beiden Schächte, 24T7-Fuss Querschnitt der
Strecke und 666 Fuss Länge derselben zu 45.200-+36.200-+24.666
—= 32.184 Kubikfuss Inhalt und 32184.68 = 2,188,512 Pfd. Gew.
39
b, Literatur.
Astronomie. — Der neue Planet, welchen kürzlich Luther auf
dem Observatorium zu Bilk entdeckt hat, wurde von ihm zuerst am 5. Mai ge-
sehen ; dann hat er ihn bis zum 14. aus dem Gesicht verloren. Am 15. Mai
hat ihn Argelander auf’ dem Observatorium zu Bonn beobachtet. Endlich ist
auch die Stellung des Planeten am 16. auf dem Observatorium zu Hamburg
durch C. Rumker und auf dem zu Berlin durch C. Bruhns und G. Rumker beo-
bachtet worden. Wir geben alle diese Beobachtungen vereinigt im Folgenden
wieder.
Beobachtungen des am 5. Mai von Luther entdeckten Planeten.
Dat. Rectasc. Declinat. DBeobacht. Zahld.
Beobacht.
1853. Mai 5 13h0m05, m. Z. Bilk. 207°40°0° —10°15'0‘ LutherzuBilk —
By ‚14 11552 m in 20603‘ — 9057‘ "
WR 15 12n0m41,56 m. Z.Bonn 20505341 — 9055465 Argel. inBonn 4
». » 16 10620m52,°5 m. Z. ©. Runcker zu
Hamburg 205044'36°'8— 9°54'21‘3 Hamburg 15
» » „ 11628 m14,s6 m. Z. C. Branhns und G.
Berlin 205°44‘°11'2— 9°54‘14'4 Ruuker in Berlin.
'sch.
Die elliptischen Elemente des am 6.April zu Neapel von Herrn von Gas-
paris entdeckten Planeten, welcher den Namen Themis erhalten hat, sind von
Forster und Krüger berechnet worden, sie sind folgende:
Ep. 1853, Mai 10,43140 m. Z. Berlin.
Mittlere Anomalie 341°52'26,'8
Länge des Periheliums 213232'44,''2 : yalh:
Lange des Knotens 3226'35,''3 mit, Aegin, 1853,0
Inclination 0953°’46,‘‘8
Winkel der Excentricität 14’21'14. '2
Logarithmus der halben grossen Axe 0,561038
Logarithmus d. mitt. tägl. Bewegung 2,705450
Diese Elemente sind berechnet nach zwei zu Neapel am 6. und 13. April und
nach zwei anderen zu Bonn am 27. April und 10. Mai gemachten Beobachtun-
gen. (LInstitut Nr. 1013.) TV'sch.
Rudolph Wolff, über die Periode des Maximums und Mi-
nimums der Sonnenflecken. W. wırd nächstens ein Werk unter dem
Titel: ,‚,Neue Untersuchungen über die Periodicität der Sonnenflecken und ihre
Erklarung‘‘ veröffentlichen, aus dem er bereits die Hauptresultate in einem Schrei-
ben an Humboldt diesem mittheilt. Sie sind folgende. Alle Beobachtungen an
Sonnenflecken seit Fabrieius bis auf Schwabe, oder besser, seit 1660 bis 1953
können durch 23 Perioden von 11,)1l + 0,038 Jahren dargestellt werden. In
jedem Jahrhundert stellen die Jahre 0,00; 11,11; 22,22; 33,33; 44,44; 55,96;
66,67; 77,78; 88,89 die Minima dar. Der Zwischenraum zwischen einem Mi-
nimum und dem nächsten Maximum ist veränderlich und beträgt im Mittel 5
Jahre. Man muss jedenfalls erstaunen über die Auffindung (gemacht durch 16
Bestimmungen mit Hülfe der Methode der kleinsten Quadrate) von 11,111 Jah-
ren oder den 9. Theil eines Jahrhunderts für die bestimmte Länge einer Pe-
riode und ebenso über die der Existenz eines Minimums im Jahre 1900. Ob-
gleich die mittlern Perioden während der Jahrhunderte constant zu bleiben schei-
nen, so sind indessen nicht alle wirklich von vollkommen gleicher Länge und
ihre Dauer ist ‘nicht unveränderlich dieselbe; mit einem Worte, die Sonnen-
flecken zeigen eine der der veränderlichen Sterne analoge Beschaffenheit. Die
magnetischen Veränderungen sind auf gleiche Weise einer Periode von 11,111
Jahren unterworfen; W. hat gezeigt, dass ihr Verlauf so viel genauer darge-
stellt wird, als durch eine Periode von 101 Jahren, welche von Lemont ange-
geben wurde. W. hat die Bemerkung gemacht, dass dieselben kleinen Verän-
derungen und Unregelmässigkeiten, welche man an den Sonnenflecken beobach-
40
tet, auch genau bei den magnetischen Veränderungen sich zeigen und er denkt
so den letzten Zweifel gehoben zu haben, welcher noch über die wechselseitige
Abhängigkeit dieser beiden Phänomene von einander obwaltet. (Ibid.) Tsch.
Phocea. Die elliptischen Elemente dieses Planeten, berechnet von Valz,
sind folgende:
Ep. 1853, Mai } 1,486
Mittlere Anomalie 305017‘
Länge des Perihels 303014
Länge des aufsteig. Knotens 2140
Inclination 21024
Excentricität 0,24441 ‘
Halbe grosse Axe 2,3762
Mittlere tägliche Bewegung 968,70.
(Ibid. Nr. 1015.) Tsch.
Airy, über die Finsternisse des Agathokles, des Thales
und des Xerxes. Nach Vorausschiekung der Bemerkung, dass im vorigen
Jahrhundert angestellte Berechnungen alter Finsternisse keinen Werth mehr ha-
ben, giebt A. die successiven Fortschritte an, welche in der Vervollkommnung
der Theorie des Mondes gemacht worden siud und welche für die Berechnung
der Finsternisse und überhaupt für die Bewegung der Knoten dieses Trabanten
von Bedeutung sein können. Die erste dieser Vervollkommnungen war dıe von
Laplace eingeführte Anwendung von Termen, welche eine fortschreitende Aende-
rung in den mittleren, secularen Bewegungen ausdrücken. Mit den Tafeln von
Bäry, in welchen diese Aenderungen eingeführt worden sind, oder mıt densel-
ben Elementen haben F. Baily und Ottmans eine grosse Anzahl von Finsternis-
sen berechnet, um die zu suchen, welche man gewöhnlich Finsterniss des Tha-
les nennt, und diese zwei Astronomen halten die Finsterniss am 30. September
610 v. Chr. Geburt für die einzige, welche mit der Beschreibung Herodots in
Einklang gebracht werden kann. Baily jedoch fügte die Berechnung der Finster-
niss des Agathokles hinzu und fand, dass es unmöglich sei die berechnete Fin-
sterniss mit den historischen Angaben in Uebereinstimmung zu bringen ; er zog
daraus den Schluss, dass es noihwendig sei, eine beträchtliche Aenderung in
der Theorie einzuführen, und dass, wenn diese Aenderung eingeführt würde,
wiederum die Finsterniss von 610 v. Chr. Geb. nicht mit der Geschichte sich
vereinbaren lasse; indessen er glaubte, dass unmöglich eine andere Finsterniss
dafür genommen werden können. Airy erklart darauf die Art der Rechnung,
welche er angenommen hat. Er gibt den Vorzug den mittleren Bewegungen von
Greenwich und den Coeffieienten von Damoiseau für die fortschreitende. Aende-
rung der mittleren secularen Aenderung. Er wiederholt die Rechnungen mit
einer willkürlichen Aenderung der Länge des Knotens, indem er meint, dass,
wegen der geschmeidigen Natur der ersten Beobachtungen von Greenwich, dies
Element sehr wahrscheinlich falsch ist, und dass das falsche desselben die
grössten Wirkungen hervorbringt. A. bespricht darauf die Beschreibungen der
Finsterniss des Agathokles am 10. August 310 v. Chr. Geb. Indem er Alhowa-
reah (unter dem Cap Bon) für den Ort seiner Landung in Afrika annimmt,
giebt er die Gründe an, welche man hat, zu glauben, dass Agathokles im Nor-
den von Syrakus unter Segel ging (eine Vermuthung, welche er J. W. Bosan-
guet verdankt) wenig entfernt von der Meerenge von Messina, In der gewöhn-
lichen Annahme über seine Abfahrt nach dem Süden würde ‚diese in den Um-
gebungen des Cap Passaro erfolgt sein. Wenn man die unveränderten Elemente
von Greenwich zur Rechnung verwendet, so findet man, dass die Finsterniss
günstigen Falles total sein musste im Süden von Agathokles, aber nicht im Nor-
den. Nachdem die Rechnung mit einer willkürlichen Aenderung in der Stel-
lung des Knotens wiederholt worden war, diente eine graphische Construktion
dazu, die numerische Ausdehnung der Aenderungen zu finden, welche man ma-
chen muss, um die vier folgenden Bedingungen zu erfüllen: 1) der Nordrand
des Schattens berührt die Südstation ; 2) der Nordrand berührt die Nordstation;
3) der Sudrand berührt die Südstation; 4) der Südrand berührt die Nordsta-
4
tion. Wenn man die Südstation annimmt, so muss sich die Aenderung finden
zwischen Jen Bedingungen 1 und 3, wenn aber die Nordstation, so muss sie
sich finden zwischen denen von 3 und 4. Die numerischen Werthe müssen
leicht zunehmen für die Anwendungen auf eine ältere Finsterniss, wie die des
Thales. A. prüft darauf die Finsterniss des Thales. Es scheint kein Grund zu
der Annahme vorhanden zu sein, dass der Ort, so wie Baily meint, in der Nähe
des Flusses Halys war. Die historischen Details geben mit grosser Wahrschein-
lichkeit an, dass zwei grosse Armeen auf einander stiessen und es entsteht die
Frage, in welchem Punkte Kleinasiens die Truppenkörper haben zusammengezo-
gen werden können. Indem sich A. auf die Gestalt und Pässe der Gebirge be-
zieht, erkennt er für wahr, dass die Armee der Meder sehr wahrscheinlich durch
den Pass des Issus oder vielleicht durch den von Mitilene einmarschirt ist und
dass das Schlachtfeld sich in einem von Mitilene, den Issus, Iconium, Sardes
-und Ankyra hegränzten Punkte sich befunden haben muss. Indem er die Fin-
siernisse, welche sich wenige Jahre vor und nach dem Jahre 600 v. Chr. Geb.
gezeigt haben, berechnete, schien die Finsterniss des 28. Mai 585 allein den
angegebenen Bedingungen auf die genügende Art zu entsprechen. Der Weg des
Schattens, welcher am besten mit den militärischen und geographischen Bezie-
hungen harmonirt, verlangt eine Correction in den Elementen von Greenwieh,
entsprechend derjenigen, welche die für die Nordstation beinahe centrale Fin-
sterniss des Agathokles ebenfalls verlangt und alle Möglichkeit ihres Durchgan-
ges durch die Südstalion ausschliesst. A. erzählt ferner, dass man in der poli-
tischen Geschichte der Perser eine unter ähnlichen Verhältnissen in der Provinz
Mazanderan beobachtete Lotale Finsterniss angibt. Aher die Rechnung zeigt, dass
keine totale Finsterniss wenige Jahre vor oder nach der fraglichen Zeit über
Mazanderan gegangen ist. A. macht ferner auf die Aussage Herodots aufmerk-
sam, dass elwas einer totalen Sonnenfinsterniss Aehnliches sich dem Xerxes ge-
zeigi habe, als er von Sardes ging, um in Griechenland einzufallen. - Durch
Rechnung findet man indess, dass _es unmöglich ist, dieses Factum durch eine
Sonnenfinsterniss zu erklären und ausserdem die eigenthümliche Art der Antwort
der Magier auf die Fragen des Xerxes nicht mit einer Sonnenfiosterniss in Ein-
klang gebracht werden kann. A. meint, dass es wohl wahrscheinlicher ist, dass
dieses Phänomen in der That eine totale Mondfinsterniss, welche am 14. März
479 v. Chr. Geb. statthatte, gewesen ist. Wenn man diese Erklärung als rich-
tig annimmt, so muss die Invasion in Griechenland auf ein Jahr später, als
durch die Chronologie angenommen ist, verlegt werden. (Ibid. Nr. 1016 )
Tsch.
Physik. — Montigny, Verfahren, die Schwingungen
eines elastischen Stabes sichtlich und zählbar zu machen. —
Nach dem Plateauschen Satze, dass es zur vollständigen Ausbildung eines Ein-
druckes auf der Netzhaut einer sehr merklichen Zeit bedarf, ist es leicht erklär-
lich, dass, wenn man einen langen , dünnen, elastischen Stock an einem Ende
befestigt und darauf in rasche Schwingungen versetzt, man zwischen den Schwin-
gungsenden oder Gränzen denselben nur spurweise wahrnimmt, während man
ihn an beiden Gränzen ziemlich deutlich erblickt, weil dort seine Geschwindig-
keit Null ist. Man wird ihn aber dort noch deutlicher erblicken, wenn man
ihm wiederholt Stösse beibringt und ihn dadurch in Querschwingungen versetzt.
Die Beobachtung dieses Phönomens führte M. auf die Idee eines sehr einfachen
Verfahrens zur Zählung der Schwingungen eines elastischen Stabes in gegebener
Zeit. Befestigt man das Ende des Stabes, um welches die Schwingungen ge-
schehen müssen, senkrecht auf einer Rotationsachse und versetzt man während
der Rotation dem [reien Ende des Stabes einen Stoss, so machen die auf diese
Weise in seiner Rotalionsebene erregten Querschwingungen des Stabes, diesen
auf seiner ganzen Länge in vom Centrum auslaufenden und gleich absländigen
Lagen sichtbar. _ Mit Hülfe der Rotationsbewegung kann man also die Schwin-
gungsgesetze elastischer Stäbe und auch das Gesetz zwischen der Schwingungs-
menge und der, Länge nachweisen. Das Gesetz der Querschwingungen eines
elastischen Stabes ergiebt sich aus der Formel
42
m?e sr
© Piy one
wobei e die Dicke des Stabes, 1 die Länge desselben, r und d die Steıfheit
und Dichtigkeit seiner Substanz, g die Schwerkraft und m eine ganze Zahl, die
für eıne selbe Schwingungsweise constant ist, deren absoluter Werth aber von
einer Weise zur andern sich ändert, je nach der Zahl der Knoten, endlıch N
die Anzahl der Schwingungen in einer Sekunde bezeichnet. Lässt man bloss |
variiren, so it N: N =!‘?: I’. ,,Die hauptsächlichsten Vorrichtungen zur
Ausführung solcher Versuche sind folgende: eine Holzscheibe von 0,m24 Durch-
messer und 0,m06 Dicke auf einer senkrechten Axe, die durch einen hinreichend
starken Mechanismus in Umdrehung versetzt werden kann. In der Verlängernng
der linearen Rotationsaxe sind zwei Kupferstücke von 4mm Dicke und 25 mm
Seite mittelst Schrauben wohl auf der Platte befesigt. In kleinem Abstande
von einander parallel angebracht, dienen diese Stücke dazu, das feste Ende des
schwingenden Stabes miltelst 4 Druckschrauben stark einzuspannen. Der Stab
befindet sich sonach parallel der Scheibe, ın geringem Abstande von derselben.
Die Stellung der beiden Kupferstücke erfüllt die Bedingung, dass der Durch-
schnitt der Einzwängung des Stabes, um welchen die Querschwingungen gesche-
hen, sich in der Verlängerung der linearen Rotationsaxe befinden. So laufen
die Lagen, in welchen der Stab sichtbar ist radialiter von der Axe aus, die zu-
gleich das Centrum der Schwingungsbewegung des Stabes und das der Rotation
in seiner Ebene ist. Um bei jeder Umdrehung den Stab in Schwingungen zu
verselzen, schlägt das freie Ende desselben gegen ein festes Kupferstück , wel-
ches sich durch eine Schraube dem vom Ende des Stabes beschriebenen Kreise
nach Belieben mehr oder weniger nähern lässt, so dass sein Stoss Schwingun-
gen von verschiedener Anglitnde zn erregen vermag.“ Mit einem solchen Ap-
parate sind Beobachtungen angestellt und ihr Erfolg in der folgenden Tabelle
zusammengestellt worden; aus dieser ist zugleich ersichtlich wie genau diese
Beobachtungen mit der Berechnung übereinstimmen und wie klein also bei die-
sem Verfahren die Beohachtungsfehler gemacht werden können.
Dimensionen der Stäbe. Schwingungen in 1”
Nr. Dicke. Länge. Beobachtet. Berechnet.
1. 1, mm84 0, mm]0 298,0
dito 0, »2m15 133,6 130,6
dito 0, mnm20 70,6 74,5
2. 1, mm63 0, am] 272,2
dito 0, 2m]5 100,0 100,8
dito 0, mm20 56,2 56,8
3% 1, mm40 0, mm]0 193,6
dito 0, am]5 84,6 86,0
dito 0, um2( 50,0 49,0
4. 1,217: 0, mm]0 154,4
dito 0, mm]5 71,0 69,0
dito 0, mm20 40,8 38,8
Es lassen sich, wie hieraus ersichtlich, die wichtigsten Gesetze in Be-
zug auf die Schwingungen eines elastischen Stabes mit Hülfe dieses Stabes ex-
perimentell nachweisen. Wir haben hier nur das Hauptsächlichste angeführt und
verweisen daher auf den betreffenden Aufsatz in Pogyend. Ann. Bd. LXXXIX.
S. 102., sowie Bullet. de l’acad. de Bruwelles T. XIX. pt. I. p. 227.
Tsch.
Beer in Bonn liefert in Pogg Ann. Bd. LXXXIX. 56. einen zwei-
ten Beitrag zur Katoptrik und Dioptrik krystallinischer Mittel
mit’einer oplischen Axe. Er besprieht darin Folgendes: 1) Spiegelbil-
der eines leuchtenden Punktes, der sich im Innern einer einaxigen Krystallplatte
befindet. 2) Diakaustika für homocentrisches Licht beim Uebergange aus einem
isotrögen Mittel in eine senkrechte zur einzigen optischen Axe geschnittene Kıry-
45
stallplatte. - 3) Diakaustika für homocentrisches Licht beim Uebergange aus ei-
nem einaxigen Mittel in ein isotropes durch eine ‚zur optischen Axe senkrechte
Ebene. 4) Diakaustika eines homocentrischen Strahlencomplexes keinen Ueber-
gang aus einer zur einzigen optischen Axe senkrechten Krystallplatie in eine
zweite eben solche an der ersten anliegende Platte. 9) Gränzfläche der totalen
Reflexion im Innern eirer einzigen Krystallplatte.. Die Abhandlung ist keines
gedrängten Auszugs fähig, ‚weshalb wir auf das Original verweisen, (Poyyend.
Ann. 1853. Nr. 5.) Tsch.
A. v. Humboldt hält (Pogg. Ann. Bd. LXXXIX. p. 352.) Eulers
Aufdeckung des Irrthums in Betreff der Geschichte der Be-
stimmung der Lichtgeschwindigkeit (S. 371.) für um so erfreuli-
cher, als der Irrthum in einer weit verbreiteten Schrift enthalten ist. Er ver-
spricht die betreffenden Stellen in der nächsten Ausgabe des astronomischen drit-
ten Theiles seines Kosmos zu berichtigen. B.
Regnault, specifische Wärme des rothen Phosphors. —
Der rothe, von Schrötter dargestellte Phosphor ist in seinen physikalischen Ei-
genschaften wesentlich von dem gewöhnlichen Phosphor verschieden. Desshalb
wurde von dem Eısteren dıe specifische Wärme durch Regnault gesucht und mit
der des letzteren verglichen. Folgendes sind die Elemente zweier Bestimmun-
gen: Gewicht des Korbes, worin der Phosphor 23Grm. ‚890, Wasserwerth Grm. ‚24,
M 66Grm. „34 66Grm. ‚27
T 999,39 98,16
L 445Grm. ‚85 4456Grm. ‚85
u 149,83 15°,57
AH 20,5398 - 2,4909
Spec. Wärme 0°,17051 0,1691
Mittelwerth 0°,16981.
Die specifische Wärme des gemeinen, starren Phosphors ist:
Nach Regnault zwischen — 77°,75 und + 10’ 0,1740
Nach Person „21° » 7° 0,1788
Nach Regnault „+10 „+ 30° 0,1897.
‘Die des flüssigen gemeinen Phosphors ist: »
Nach Desams zwischen + 45° und + 90° 0,2006
» Person 7 + 44°2,, + 51° 0,2045.
Der rothe Phosphor besitzt also eine beträchtlich schwächere Wärmeca-
pacität, als der gemeine Phosphor im starren-oder Nüssigen Zustande. Die Dich-
ligkeiten des Phosphors in den verschiedenen Zuständen sind wenig verschie-
den, Schrötter fand die Dichtigkeit
des gemeinen Phosphors, starr, bei + 10° 1,83
35 re se flüssig, „ 4 45° 1,88
„ rothen Phosphors, gepulvert, „ + 10° 1,96
(Poyg. Ann. Bd. LXXXIX. p. 495. und Ann. de chim. et phys. Ser. III,
T. XXXPVIN. p. 129.) Tsch.
Gaugain giebt als einfaches tund bequemes Mittel, die Empfind-
lichkeit des electroscopischen Condensators von Voltazu er-
höhen folgendes Verfahren an. Man wendet nach und nach zwei Condensato-
ren an; der eine ist ohne Verbindung mit dem Elektroscope und bietet eine
grosse Oberfläche, während der andere, welcher auf die gewöhnliche Art an dem
Electroscope helestigt ist, nur von geringer Dimension ist. Man ladet alsdann
den grossen Condensator mit Hülfe einer Electricitätsquelle, welche man gerade
beobachten will, darauf bedient man sıch, indem man die beiden Platten dieses
Instrumentes irennt, des Einen von ihnen, um wiederum damit den kleinen Con-
densator des Electroscopes zu laden. Wenige Worte werden hinreichen, um
den Vortheil dieser Methode darzuthun. Wenn der grosse Condensator mit der
Electricitätsquelle, z. B. einem Volta’schen Elemente in Verbindung gesetzt wird,
wırd er geladen mit einer Electricitätsschicht, welche gemau dieselbe Spannung
44
hat, als wenn die Oberfläche der Platten kleiner wäre; und folglich wird, weun
die Goldblättchen auf der einen dieser Platten befestigt wären, die hervorge-
brachte Repulsion, welche nur von der Spannung ahhängt, nicht viel merklicher
als bei kleineren Platten sein. Aber wenn man, anstatt direkt die auf einer der
grossen Platten ausgebreitete Electrieität zu schätzen zu suchen, sich :dieser
Platte bedient, um einen kleineren Condensator damit zu laden, so ist begreif-
lich, dass der grössere Theil der auf der grossen Platte verbreiteten Eleectriei-
tät, auf der kleineren Platte condensirt wird und also dadurch eine grössere
Spannung erhalten muss, als man erreicht hätte, wenn man direkt die Electri-
citätsquelle mit der kleineren Platte in Verbindung gebracht hätte. Diesen 1heo-
retischen Betrachtungen entsprechen in der Wirklichkeit auch die Experimente.
(L’Instit. Nr. 1017.) Tsch.
Akustik. Theorie der Blasinstrumente, — Masson hat ex-
perimentelle Untersuchungen über die Bewegung der elastisch - Nüssigen Körper
und die Theorie der Blasinstrumente angestellt. Bei Versuchen mit Orgelpfei-
fen fand er, dass die Gestalt des Mundloches nur einen secundären Einfluss auf
die Blasinstrumente ausübe; er-fand ferner alle Theorien, die bis jetzt über
Pfeifen u. s. w. aufgestellt wurden, ganz unzureichend und fand folgende An-
sichten über diesen Gegenstand als die richtigen: 1) Die Geschwindigkeit des
Tones ist dieselbe in der freien Luft oder in einer Röhre; sie ist gleich 333
Meter in einer Secunde bei einer Temperatur von 0°. — Die Töne der Röhren
werden hervorgebracht durch die longitudinalen Schwingungen der Gassäule. —
3) In gleichartigen Röhren sind die Schwingungszahlen proportional den Län-
gendimensionen der Röhre. — 4) In Röhren, deren auf der Längsaxe senkrech-
ten Durchschnitte rechtwinklig sind, ist der Ton unabbängig von der dem Mund-
loch parallelen Dimension und variirt nur mit der auf dem Luftloche perpendi-
kulären Tiefe der Röhre. — 5) Der Abstand zwischen zweı Knoten oder zwei
Wellenbergen ist immer gleich der Länge der Tonwelle und dies passt zu den
Berechnungen Poissons und den gemachten Experimenten. — 6) Eine Pfeife
enthält eine genaue Zahl von halben Wellen-Längen, vermehrt um einen noch
an dem Mundloche befindlichen Theil , welche zwischen zwei Wellenbergen ohne
Dazwischensein eines Knotens, oder zwischen einem Berge und einem Knoten
enthalten sein kann. — 7) Eine Pfeife kann mehrere Fundamentallöne erzeu-
gen, welche tiefer sind, als durch die Theorie Bernoulli’s angegeben wird. —
8) Ein und dieselbe offene Röhre kann die Töne der Bernoulli’schen Reihe,
oder auch die, welche der Reihe für die geschlossenen Rühren entsprechen, hör-
bar machen, aber in dem letzteren Falle ist die an dem Mundloche befindliche
Halbwelle immer von zwei Wellenbergen eingeschlossen. Poisson stellt in fol-
genden Formeln alle Töne einer offenen Röhre dar:
a L—x = (a4,
1 Ve
l
5
|
>D
(3) gr) ba Zn,
wobei IL die Länge der Röhre, x die Länge des dem Mundloche nahe liegenden
Theiles, n die Zahl der in der Röhre enthaltenen halben Toulängen, A die Wel-
lenlänge bezeichnet. Die Formel (1) passt für den Fall, wo der das Mundloch
umgebende Theil zwischen einem Knoten und dem Mundloche sich befindet.
Die Formel (2) findet Anwendung, wenn der betreffende Theil der Röhre zwi-
schen der Oeffnung und einem Berge liegt; ‘die Formel 3 ist allgemein, wenn
man der Zahl n für den ersten Fall den Werth einer ungeraden, für den zwei-
ten Fall aber den einer geraden Zahl giebt. Diese Resultate der Untersuchung
Poissons lassen den das Mundloch umgebenden Theil ganz unbestimmt, so dass
man, wenn man die Unmöglichkeit der Ilervorbringung gewisser Töne für die
Röhren anerkennt, genöthigt ist, eine unbegränzte Anzahl anderer Töne anzu-
45
nehmen. Unter den unmöglichen Tönen finden wir die Bernoulli'sche Reihe für
die geschlossenen Röhren. Diese besonderen Folgerungen aus der Theorie Pois
sons stimmen nicht mehr mit den Beobachtungen Massons überein. Derselbe
führt ein neues Prineip ein und glaubt dadurch alle Phänomene der Röhren
erklären zu können. Seine Entdeckungen sind in folgendem enthalten: 1) Ein
von seiner Röhre getrenntes Mundloch giebt Stets einen mit dieser Röhre har-
monirenden Ton, wenn der Luftdruck constant bleibt; 2) die Länge des das
Mundloch umgebenden Theiles steht immer in einem einfachen und im Allge-
meinen harmonischen Verbältnisse mit der ‘Wellenlänge; 3) die 3 Elemente zu-
sammen, das Mundloch, die Welle der Röhre und der dem Mundloch benach-
barte Theil stehen immer in Einklang mit einander. Diese Uebereinstimmung
oder dieser Einklang tritt immer durch ihren gegenseitigen Einfluss zwischen
den Schwingungen der Theile der Röbre eın, welche isolirt verschiedene Töne
hervorbringen würden, Dieses, bei den Röhren bemerkenswerthe Beispiel des
gegenseitigen Einflusses der kleinen Bewegungen auf einander, ist nicht ohne
Bedeutung für die Wissenschaft und muss bei einer grossen Anzahl anderer
Phänomene berücksichtigt werden. Wenn wir in der Formel a —p
x
setzen, wobei p grösser als die Einheit ist, aber ein einfaches und fast immer
harmonısches Verhältniss ausdrücken, so erhalten wir
(4) .. 2.0.0 2p.ıL =: (pn--2),
als allgemeinen Ausdruck für alle Töne, welche eine offene Röhre hervorbringen
kann. Wenn p = 2 ist, so erhält man
2L
Om
welche Ehe die Bernoulli’sche Reihe für offene Röhren, wenn n eine un-
gerade Zahl ist und die Reihe für geschlossene Röhren, wenn n eine gerade
Zahl ist, angiebt. In diesem Falle befindet sich die dem Mundloch zunächst
liegende Halbwelle zwischen zwei Wellenbergen. Wenn n = o ist, d. h. wenn
es keine anderen Wellenberge als die offene Mündung der Röhre giebt, so wird
diese verschiedene Fundamentaltöne geben, bestimmt durch den Werth von p,
welcher von der Oeffnung, dem Luftdrucke und dem Volumen der Röhre ab-
pr
hängt. Wird durch R eıne solche Länge bezeichnet dass 5 = x-HER ist, so
wird die Formel (3) folgende Form erhalten:
L+H+R= — (n+1).
Wenn n ungerade ist, erhält man die Bernoulli’sche Reihe für offene Röhren.
Manche Physiker haben geglaubt, dass dieser Werth von R für ein und dieselbe
Röhre constant wäre und mıt den Durchmessern der verschiedenen Röhren va-
riire, und hahen die Ursache dieser Varıationen in der Oeffnung gesucht. An-
dere haben geglaubt, dass die Schnelligkeit des Tones in den Röhren mit dem
Durchmesser sich ändere. Keine von diesen Hypothesen ist wahr, denn die-
ser Werth von R ändert zwar bisweilen sich mit dem Durchmesser oder der
Dicke der Röhre; allein diese Aenderungen sind keinem Gesetze unterworfen und
oft bedingen die harmonischen Töne ein und derselben Röhre sehr verschie-
dene Werthe von R. Es ist gewiss, dass der Durchmesser der eylindrischen
Röhren oder die Dicke rechtwinkliger Röhren sehr hänfig auf den Ton der
Röhren von Einfluss sind und der Autor verspricht später die Natur des Ein-
flusses zu studiren. Wenn wir R= mc setzen, wobei m eine Constante und
ce der Durchmesser einer Röhre ist, so haben wir:
me
> (rl) =I+me=L A+T
wenn n ungerade und gleich 2k-+-1 ist, so erhält dieser Ausdruck die Form
2k+1) = L-+me,
welches das Bernoulli’sche Gesetz für die ‚‚virtuelle‘‘ Röhre von der Länge
L-+me. Diese Formel enihält das Gesetz gleicher Röhren, wenn man m als
46
\ p—1
Constante nimmt. Wird R== me gleich he so ist gewiss, dass, wenn
p für Röhren von verschiedenen Durchmessern constant ist, sie denselben Ton
hervorbringen können, was mit dem Experimente übereinstimmt. Schliesslich
theilt uns M. mit, dass er nächstens in einer Abhandlung das Resultat seiner
Untersuchungen über die verschiedenen Arten von Röhren, die in der Musik an-
gewendet werden, sowie über die verschiedenen Mundöffnungen bekannt maehen
werde. (L’Instit. Nr. 1015.) Tsch.
Construction der Scalen-Aräometer und Alkoholome-
ter von Julius Stadion, Privatlehrer der Mathematik. Erstes
Heft. 15 Sgr. — In dieser wohl hauptsächlich für Praktiker geschriebenen
Schrift beantwortet der Verfasser zuerst folgende vier Fragen: 1) Wie beurtheilt
man, ob die äussere Oberfläche einer gegebenen, gläsernen Röhre innerhalb
zweier gegebenen Grenzpunkte genau eylindrisch ist? 2) Wie bestimmt man
gewisse, einzelne, sogenannte Fundamentalpunkte der Scale, bis zu welchen das
Aräometer in Flüssigkeiten von gegebenen, specifischen "Gewichten einsinkt ?
3) Wie bestimmt man die einem gegebenen Aräometer entsprechende Quecksil-
berbelastung ? 4) Wie werden die Aräometer-Scalen geometrisch construirt ?
Mit der Bere dieser vier Fragen beschäftigt sich das mit einer sorgläl-
tig gearbeileten, zur Construction der Scalen dienenden Figurentafel versehene,
24 Seiten starke erste Heftchen dieses Werkes. Da das Buch hauptsächlich. für
Praktiker bestimmt ist, so wäre es wünschenswerlh gewesen, dass der Verf. die
Anwendung der angeführten Formeln durch recht viele Beispiele klar gemacht
hätte, was nur einmal geschehen ist. Tsch.
Chemie. — Reinsch versucht (Jahrb, f pract. Pharm. Bd,
XXV1. 9.273.) in einem längeren Aufsatz eine von der atomistischen
Ansicht abweichende Erklärungsweise der chemischen Verbindungen,
die dynamische Theorie von Seiten der Chemie aus zu begründen. Er schliesst
diese Abhandlung mit dem Ausspruch, dass er seinerseits vollkommen überzeugt
sei, dass die chemische Verbindung in keiner Nebeneinan-
derlagerung von getrennten Atomen, sondern dass sie aus
einem vollkommenen Aufgehen der Stoffe in einander be-
stehe, in welcher keiner der bildenden Stoffe als solcher mehr vorhanden
ist, sondern dass die chemische Verbindung vielmehr, ähnlich wie wir dieses
im organischen Reiche sehen, das Product aus dem männlichen und weiblichen
Princip (der Säure und der Basis) der Samen oder das Kind ist, in welchem
nicht die Atome des Vaters und der Mutter sich neben einander gelagert finden,
sondern welches ein durch und durch gleicharliges neues Wesen ist, Diese An-
sichten hofft H. später in einer grössern Schrift und mit umfassenderen Bele-
gen zu begründen, auf welche wir denn unsere Leser auch vertrösten. W. B.
Nach Wandersleben enthält die Mineralquelle zu Langen-
brücken im Grossherzogihum -Baden ın 100 Th, an fixen Bestandtheilen :
Chlornatsium ‘0,0109, schwefelsaures Kali 0,0201, schwefelsaures Natron 0,0317,
schwefelsauren Kalk 0,0783, kohlensauren Kalk 0.2774, kohlensaure Magnesia
0,0355, kohlensaures Eisenoxydul 0,0098, Thonerde 0,0012, Kieselsäure 0,0131,
Manganoxydul Spuren; an flüchtigen: Schwefelwasserstoff 0,0068, freie Kohlen-
säure 1,3741, oder im gasförmigen Zustande 3,598 und 724,299 C,C. Jod und
Brom wurden nicht gefunden, wohl aber Arsen und Lithion. — Zwischen Bruch-
sal und Wiesloch kommen an verschiedenen Stellen aus dem reichlich Schwefel-
kies und Bitumen enthaltenden Liasschiefer kalte Schwefelquellen zu Tage, un-
ter denen sich die südöstlich von Langenbrücken auftretenden wegen ihres Was-
serreichthums und ihrer Heilkräftigkeit auszeichnen, weshalb sie auch hänfig
besucht werden. Unter den 14 Quellen, welche hier auf einem Raume von 100
Schritten entspringen, sind die wichtigsten: der Kurbrunnen, dessen Wasser
getrunken wird und auch zur vorstehenden Analyse diente; die Gasquelle, deren
Wasser zum Einathmen des Schwefelwasserstoffgases dient und die Springquelle,
der erste artesische Brunnen in Baden, 120’ tief, die das Wasser zu den Bä-
dern liefert. — Temperatur des Kurbrunnens am 10. und 11. April 1853 con-
stant + 8,5% C. bei + 5—10° C. der Luft. Speeciflsches Gewicht des Wassers
1,00152 bei + 14° C. (Jahrb. f. pract. Pharm. Bd. XXVI. pag. 323.)
W.
Pettenkofer hat bei der Prüfung der von Moride (S. 67.) angegebe-
nen Probe auf Jod gefunden, dass das Benzol, welches ührigens jetzt — aus
Steinkohlentheer dargestellt — im Handel vorkommt, vollkommen durch reines
Steinöl ersetzt werden kann, Von allen in neuerer Zeit zur Entdeckung des
Jods angegebenen Reagentien soll jedoch neben dem Stärkmehl der Sehwefel-
kohlenstoff sein. Durch Herlbrunner Wasser, worin nicht ganz */, 00. Jod
enthalten, wurde Schwefelkohlenstoff sehr schön blass purpurroth gefärbt, wäh-
rend Benzol und Steinöl keine Färbung erlitten. Beim Freimachen des Jods ist
die Untersalpetersäure dem Chlorwasser und der Salpetersäure vorzuziehen, weil
durch erstere das gleichzeitig mit vorkommende Brom nicht frei gemacht wird
und so nicht hinderlich sein kann. (Neues Rep. f. Pharm. Bd. II. p. 222.)
W. B.
Fresenius, über die scheinbare Flüchtigkeit der Phos-
phorsäure beim Verdampfen in saurerLösung und die Einwir-
kung der Chlorwasserstoffsäure auf phosphorsaures Natron.
— Bunce behauptet (Sillim. Journ XI. 405) dass sich die PO° beim Abdam-
pfen in sauren Lösungen verflüchtige. Er will bei Versuchen eihen Verlust von
98,6 pCt. PO° erhalten haben. Die Wichtigkeit, welche diese Behauptung für
die Analysen hat, besonders auch für die der Pflanzenaschen , veranlasste Fr.
genaue Versuehe hierüber anzustellen, aus denen hervorgeht, dass Bunce’s Ver-
lust keineswegs in einer Verflüchugung der PO° begründet ist. Das Eindam-
pfen einer Lösung von phosphorsaurem Natron mit EIH: oder NO° bei 100° C.
ist ohne allen Einfluss auf die Ausbeute an PO°. Als man aber den Rückstand
von mit &GIH und NO° versetzien, im Wasserhade singedampften Lösungen
des phosphorsauren Natrons 6 Stunden lang beı 150° C. erhitzte, erhielt man
aus der Lösung desselben auf die bekannte Art keinen krystallinischen Nieder-
schlagvon phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia, sondern einen flockigen, der sich
heim Auswaschen beträchjlich -in stark mit Ammoniak verselzteın Wasser auflöste.
Aus dem bleibenden Niederschlage resultirten nur 77 pCt. PO’, der Rest fand
sich in dem Filtrat, nachdem man den Rückstand desselben mit CO?NaO ge-
schmolzen hatte. Bruce’s Verlust lässt sich daher nur so erklären, dass er bei
seinen Versuchen die Phosphorsäure nicht vollständig in die gewöhnliche um-
gewandelt hatte. Dass sich beim Erhitzen auf 150° C. pyrophosphorsaures
Salz gebildet hatte, ging aus dem weissen Niederschlage durch NO’AgO hervor,
während die bei 100° abgedampften Rückstände rein gelbe Fällungen lieferten.
Als Fr. nun krystallinisches phosphorsaures Natron mit überschüssiger GIH im
Wasserbade abdampfie, und den Rückstand bei 150° C. trockneie, bis keine
Gewichtsabnahme mehr stattfand, zeigte sich dieser bei der Analyse bestehend aus
PO°, Na0, HO-+&€INa. Auch bei dem Glühen dieses Rückstandes geht keine
PO° verloren. Nun ist er aber nach der Formel PO°,Na0--EINa zusammen-
gesetzt. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd, LXXXV1. p. 216.) W,B.
Schroff, über das Verhältniss der Arsensäure zur ar-
senigen Säure in toxicologischer Hinsicht. — Bis vor Kurzem
hielt man die Arsensäure für giftiger als die arsenige Sänre, einfach aus, dem
Grunde, weil jene viel leichter löslich ist, als diese. Den thatsächlichen Beweis
aber blieb man schuldig. Wöhler und Frerichs folgern aus angestellten Versu-
chen (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXV. p. 345.), dass sich die Analo-
gie zwischen P und As auch in ihren Wirkungen auf lebende Geschöpfe aus-
spreche; die niedrigeren Oxydationsstufen, die arsenige und phosphorige Säure,
wirken am nachtheiligsten, während von den höheren die Arseniksäure wenig-
stens relativ gelinde, die Phosphorsäure aber unschädlich sich erweise, _ Ein
halb erwachsenes Kaninchen und einen jungen Hund fand man jedoch bei Ga-
ben von 2 und 3 Grm. einer verdünnten Lösung von Arseniksäure am andern
Morgen tod. Die Wirkungen treten hier langsamer ein und beruhen z. Th.
wahrscheinlich auf der im Darmkanale vor sich gehenden Reduction der Arse-
48
nıksäure zu arseniger Säure. Nach Sch. rechtfertigen die) beiden von W.' und
Fr. mit Arseniksäure angestellten Versuche die daraus gezogene Schlussfolgerung
durchaus nicht; es fehlen die wesentlichen Bedingungen, um eine auf Thatsa-
chen gestützte Vergleichung anstellen zu können. Auch bei der arsenigen Säure
kommen Fälle bei Menschen und Thieren vor, wo weder der Magen noch der
Darmkanal eine Spur von Anomalie zeigen und die Untersuchung der Einge-
weide, des Harns ete. den Uebergang des Arsens in das Innere des Organismus
unwiderleglich nachweist. Meistens ist hier der Tod ungewöhnlich rasch erfolgt,
jedoch fehlt es auch nicht an Fallen, wo derselbe erst nach längerer Zeit ein-
gelreten war. — Schr. stellte vergleichende Versuche mit Arseniksäure und ar-
seniger Säure an. Drei ausgewachsene Kaninchen erhielten 0,342 Grm. — todt
nach 12 Stunden, — 0,2 Grm. — todt binnen 14 Stunden, — und 0,15 Grm.
wasserfreie Arseniksäure in dem 20fachen dest. Wassers gelöst, — lodt nach
9 Stunden. — Ein 5 Monat altes Kaninchen erhielt nun 0,070 Grm. Arsenik-
säure, die bereits elwas feucht geworden, aber doch noch fest war. Eingabe:
11 Uhr Vormittags, todt in der Nacht des folgenden Tages. Der blutrothe
Harn zeigle unter dem Mikroskop sehr zahlreiche Blutkörperchen, keine Fa-
serstoffeylinder ; im Marsch’schen Apparat einen deutlichen Arsenikring. — Da
Schr. aus früheren Versuchen wusste, dass l Gran arseniger Säure (also wenig
mehr als 0,07 Grm.) mir 100 Th. destillirten Wassers abgerieben ein Thier
binnen 2—3 Tagen tödtet, so stellte er nur Versuche mit der Säure im gepul-
veriem und vollkommen gelösten Zustande an. Ein 5 Monate altes Kaninchen
erhielt 0,06 Grm. fein gepulverte arsenige Säure mil einem Tropfen destillirtem
Wasser und einem Minimum Pulv. g. arab. Durch 14 Tage zeigte sich keine
besondere Befindensänderung ; der Urin war reichlich, normal gefärbt, zeigte
keine Blutkörperchen und keine Faserstoffeylinder. Nun erhielt es 0,07 Grm.
in derselben Weise und endete nach drei Tagen. Zwei Kaninchen von demselben
Wurf erhielten 0,07 Grm. in der 100fachen Menge dest. Wassers durch ein vier-
telstündiges Kochen gelöst. Tod binnen 7 und 8 Stunden. Zum Schluss noch
ein Versuch mit 0,07 Grm. wasserfreier Arsensäure in der 20fachen Menge
Wasser gelöst. Tod innerhalb 74 Stunde. — Aus diesen Versuchen gehl her-
vor, dass die Arsensäure keineswegs milder wirkt als die arsenige Säure, wenn
sie gleich in der Mehrzahl der Falle geringere örtliche Erscheinungen hervor-
zuft, als dies bei der arsenigen Säure der Fall ist. Die arsenige Säure wirkt
um so intensiver, je mehr sie gelöst ist und sie wirkt um so schwächer, je
weniger gelöst sie in den Organismus gebracht wird. In diesen Fällen erfolgt der
Tod weit später als bei einer gleichen Dosis Arsensäure. Im vollkommen ge-
lösten Zustande rief die arsenige Säure eine weiter verbreitete, aber nicht um-
schriebene, und bei weitem weniger intensive Entzündung des Magens hervor,
als in den Fällen, wo sie mit der 100fachen Menge dest. Wassers abgerieben,
einverleibt worden war. Der Tod erfolgte ungefähr in derselben Zeil wie da,
wo gleich viel Arsensäure gereicht worden war. Gegen die von W. und Fr.
angenommene Reduction der Arsensäure äussert sich Schr. in folgenden Grün-
den: 1) fand er die lokale Reizung im untersten Theile des Intestinaltraktes
nicht bestätigt. Ueberhaupt waren die örtlichen Erscheinungen bei allen mit
Arsensäure behandelten Kaninchen viel geringer, als 'bei den mit arseniger Säure
vergifteten Thieren. An dem erfolgten Tode konnten sie nur einen geringen
Antheil haben; derselbe war vielmehr durch Aufnahme des Arsens in die Blut-
masse herbeigeführt. 2) Bei Kaninchen, die mit metallischem Arsen und Scher-
benkobalt vergiftet, lassen die örtlichen Erscheinungen und der Uebergang des
Arsens in das Blut und den Harn kaum eine andere Deutung zu, als eine Um-
wandlung in arsenige Säure, und zwar meistens im Blinddarm, wo sie die in-
tensivsten Erscheinungen zu Tage förderte. 3) War der Schluss richtig, dass
das metallische Arsen durch die oben angegebene Umwandlung auf den thieri-
schen Organısmus wirke, so muss dasselbe Gegengift, welches der arsenigen
Säure entspricht, — Magnesiumoxydhydrat, — auch bei metallischem Arsen an-
wendbar sein. Die Versuche rechtfertigen diesen Schluss. (Neues Rep. für
Pharm, Bd. II. p. 20.) W.B,.
49
H. Kühn, Auflöslichkeit der Kieselsäure in Wasser. —
Die Ansichten über die Zustände, welche diese bedingen, sowie über den Grad
der Löslichkeit waren bis jetzt noch sehr getheill. Mannichfaltige Wahrneh-
mungen machten K. einen weit höhern Grad der Löslichkeit wahrscheinlich und
dies bestätigten auch die Versuche, wobei es gelang, vollkommen beständige Lö-
sungen von 5 pCt. Gehalt und mehr herzustellen. Hierzu ist eine Gallerte von
grosser Lockerheit nöthig, dıe K. anf folgende Weise bereitet: eine verdünnte
Auflösung von Wasserglas, mit einem Kieselgehalt von höchstens 3 pCt. wird
möglichst rasch mit IH übersättigt und der Ueberschuss an ‘Säure mit Was-
serglaslösnng fortgenommen, bis die Lösung schwach milchigt gefärbt und gelb-
roth opalisirend wird. Man darf jedoch die ersten Anfänge. dieses Anzeichens
nicht überschreiten, weil sich dann eine viel dichtere Gallerte ausscheidet. Man
erwärmt nun langsam bis auf 25° R. unter fortwährendem Umrühren, wo dann
die Gerinnung bald eintritt. Die anfangs ungemein lockere Gallerte nimmt aber
bald eine grössere Dichtigkeit an und wird dadurch unlöslicher. Um daher mit
Sicherheit eine löslichere Kieselgallerte zu erhalten, giesst man die Lösung bei
dem eısten Moment der Gallerte-Ausscheidung in das halbe Gewicht kalten Was-
sers und bringt das Ganze auf ein Verdrängungsfilter. Man giesst das Filtrat
so lange zurück bis es klar abläuft, und wäscht mit kaltem HO aus, wobei aber
die Gallerie stets mit HO ganz bedeckt sein muss, damit sie sich nicht ver-
dichte. Durch 12 bis 16stündiges Kochen in einem Kolben mit HO ist eine
solche, sorgfältig bereitete Gallerte fast ganz auflöslich; die Lösung kann man
dann bis auf einen Gehalt von 6 pCt. und mehr eindampfen. In gut verschlos-
senen Gefässen verändert sich die Lösung nicht. Sie ist vollkommen flüssig
und filtrivbar, mehr oder weniger milchweiss gefärbt, gelbroth opalisirend, je-
doch vollkommen klar. Unter einer Glocke mit SO’ oder im luftlleeren Raum
kann man sie bis auf 10 pCt. und mehr concentriren, sie hat jetzt eine dicklicht
ölige Beschaffenheit, kann jedoch, gegen Wasserentziehung geschützt, anhaltend
ohne Gerinnung gekocht und auch wieder mit HO verdünnt werden. In Lösun-
gen mit 5 pCt. Gehalt fällt Alkohol die Kieselsäure theilweise als ein sehr zartes,
lange in der Flüssigkeit schwebendes Pulver. Reichlicher Zusatz von SO? be-
wirkt Coagulation. Frost scheidet die Kieselsäure als amorphes Pulver aus.
Alle diese Ausscheidungen haben ihre Löslichkeit verloren. Geschmack etwas
adstringirend, jedoch nicht sauer. Auf Lackmustinctur ohne alle Einwirkung.
Langsam verdunstet liefert die Lösung zuletzt festes Kieselsäurehydrat von opal-
arligem Ansehen, jedoch von einem ungemein geringen specifischen Gewicht und
grosser Porosität. Es nähert sich darin dem Hydrophan, der aber noch immer
ansehnlich schwerer ist. Es schwimmt auf dem HO, saugt sich aber bald voll,
gewinnt dann ein krystallhelles Ansehen und sinkt unter. Grössere Stücke sprin-
gen dabei gewöhnlich. Schwach geglüht wird es dichter und dem Opal unge-
mein ähnlich; verliert aber den Wassergehalt, welcher den Opal characterısirt.
In starker Glühhitze geht, wie beim Opal, der Zusammenhang verloren; es wird
weiss und undurchsichtig. Durch eine ungemein geringe, mitlelst eines einfa-
chen Kupfer - und Zinkstreifen gebildete electrische Strömung wird die Kiesel-
säure aus der Lösung gefällt. Einmal getrocknet bat die Kieselsäure ihre Löslich-
keit für Wasser verloren. — Durch Ammoniak wird die Gallerte leichter aufge-
löst als durch HO. Durch Kochen ist ersteres wieder zu entfernen. Die Lö-
sung verhält sich übrıgens wie die wässrige. — Mengt man die Lösung mit in
Wasser fein getheilter Gallerte und trocknet sie ein, so verlieren die Rück-
stände je nach dem Betrage des Zusatzes auch mehr oder weniger die Durch-
sichtigkeit und den ziemlich starken Bruchglanz, welchen die reine Kieselsäure
vorzüglich dann zeigt, wenn sie durch Glühen mehr verdichtet worden ist. Durch
allmälige Steigerung des Zusatzes bis zum endlichen Verschwinden der Lösung
lassen sich eine Reihe von Uebergängen darstellen, welche eine sehr auffallende
Analogie mit den natürlichen Uebergängen des Opals durch den Feuerstein und
Hornstein bis zu manchen Jaspısarten herab, zeigen. (Journ. f. pract. Chemie
Bd, LIX. p. 1.) W.B.
Smith, Aufschliessen der Mineralien und Bestimmung
4
50
der Alkalien darin. — Als Aufschliessungsmittel dient ein gleiches Ge-
wicht Flussspath und 4—5 Mal so viel reiner, selbst dargestellter kohlensaurer
Kalk. Die Vortheile dieser Methode sind, ‚dass keine sehr feine Vertheilung des
Minerals, also kein Schlämmen, keine innige Mengung mit dem Aufschliessungs-
miltel, keine sehr hohe Temperatur und eine. nicht sehr lange Zeit der Erhitzung
erforderlich ist. 1 Grm. Zirkon, nach der Zerkleinerung im Stahlmörser % St.
im Achatmörser zerrieben war in #+—1 Stunde vollkommen zersetzt. Eben so
leicht geschah es beim Cyanit, Berill, Topas, Spodumen, Margarit , Margarodit
und verschiedenen Arten Feldspath. — Aus der geschmolzenen Masse scheidet
man wie gewöhnlich die Kieselsäure ab, und versetzt die Lösnng mit kohlen-
saurem Ammoniak so lange eın Niederschlag entsteht. Das Filtrat enthält die
Alkalien nebst geringen Mengen von alkalischen Erden. Durch Kochen der con-
centrirten. Lösung mit NO° entfernt man den Salmiak; dıe Magnesia aus der
zur Trockne abgedampften, wieder gelösten Salzmasse durch Kalkwasser und
die alkalischen Erden durch genauen Zusatz von kohlensaurem Ammoniak. Nun
enthält das Filtrat nur die Alkalien an 0° oder EIH gebunden. Man ver-
wandelt sie in neutrale schwefelsaure Salze und bestimmt das Gewicht dersel-
ben. (Sillim. americ. Journ. Vol. XV. p. 234.) W. B.
Boussingault, quantitative Bestimmung des Ammo-
niak. — Bei der Wichtigkeit, welche das Ammoniak für die Vegetation hat,
ist es erforderlich nicht allein dasselbe in dem Regenwecsser zu bestimmen, son-
dern auch in den verschiedenen Gewässern der Erde, zumal namentlich in süd-
licheren Gegenden künstliche Bewässerung den lange Zeit fehlenden Regen er-
setzen muss. Nichts ist leichter als Spuren von Ammoniak zu entdecken; bei
der quanlitaliven Bestimmung von sehr kleinen Mengen desselben treten uns je-
doch sehr ernste Schwierigkeiten entgegen. Ausserdem erfordern diese Bestim-
mungen eiue so beträchtliche Zeit, dass jeder ihnen gern aus dem Wege geht,
Und doch sind sie von grosser Wichtigkeit; nur aus einer grossen Zahl dersel-
ben, in verschiedenen Gegenden ausgeführt , wird man einst schliessen können,
ob das Klima, die Jahreszeit, der Zustand der Atmosphäre, die Richtung der
Winde, die geologische Beschaffenheit des Bodens einen Einfluss ausüben auf
die Menge des in den Gewässern enthaltenden Ammoniaks. Das hohe Interesse,
welches das Studium dieser Frage für die Landwirthschaft und die Physik der
Erde gewährt, hat B. veranlasst, eine Methode zu suchen, die hinreichende Ga-
rantie für Genanıgkeit darbietet, zugleich aber schnell auszuführen ist. B. hat
die Eigenschaft des Ammonijaks benutzt mit den Wasserdämpfen sich zu ver-
flüchtigen. Destillirt man das HO, welches geringe Mengen von Ammoniak ent-
hält, so findet man dasselbe in den ersten Quantiläten des übergegangenen De-
stillats. Bei der Untersuchung wendet man, je nach Erforderniss bis zu 10
Litre Wasser an; destillirt hiervon zuerst }, dann noch eine gleiche Menge ab.
Es ist gut dem HO bei der Destillation etwas kaustisches Kali zuzusetzen, ein-
mal. um die fixen Ammoniaksalze zu zersetzen, dann aber, um die CO? zu bin-
den, die stets darin enthalten ist und oft in so grosser Menge, dass das De-
stillat saner reagirt, wodurch dann die Gewichtsbestimmung des Ammoniaks
falsch wırd. Diese folgt nach dem bekannten Titrirverfahren durch sehr
verdünnte SO’, von der man weiss, wie viel Ammoniak nölhig ist, um eine
bestimmte Menge derselben zu nentralisiren. Der Fehler bei der Bestim-
mung überschritt nach B. im aller ungünstigsten Fall '/,, Millgrm. nicht. Bous-
singault hat nun verschiedene Wasser untersucht und in ihnen nur Spuren
von Ammoniak gefunden, die mitunter so schwach waren, dass man sie kaum
bestimmen konnte. Der Kubikmeter HO lieferte ihm von 0,03 bis 0,32 Grm.
Ammoniak; das Wasser aus der Fontaine des Conservatoriums 0,73 Grm, und
das der Biövre, an deren Ufer zahlreiche Fabriken existiren, 0,61 Grm.*) Eine
Quelle aus dem Departement Seine et Marne enthielt durchaus keine Spur da-
von. Im Allgemeinen fand B. hier also bedeutend weniger Ammoniak als im
*) Wenn nicht ein Druckfehler obwaltet, scheint die Menge hier 2,61
Grm. zu betragen. W.B,
51
Regenwasser, in welchem Barral den Gehalt zu 4 Grm. angibt. Boussingault
hat sich selbst von der Richtigkeit dieser Angabe überzeugt, die um so mehr
auffallen muss, da die Gewässer der Erde ihren Ursprung doch von den at-
mosphärischen Niederschlägen ableiten. Er fand in einem Regenwasser, wel-
ches in der ersten Hälfte des April zu Paris gesammelt wurde in einem Litre
4,34 Millgsım. Ammoniak (4,34 Grm. im Kubikmeter), mithin 27 mal mehr als
in dem Wasser der Seine zu derselben Zeil. — In dem Meerwasser, zu Dieppe
geschöpft, fand B. 12 Stunden darauf nachdem es dem Ocean entnommen wor-
den war, in einem Liter 0,0002 Grm (im Kubikmeter also 0,2 Grm.). Die Menge
ist sehr geringe ; bedenken wir aber, dass der Ocean 2 der Oberfläche unserer
Erde bedeckt, so ist es doch wahrscheinlich, dass wır das Meer als ein grosses
Reservoir für das Ammoniakgas anzusehen hahen, welches dazu dient die in der
Atmosphäre durch die Niederschlägge beständig bewirkten Verluste wieder zu
erselzen. — Von vornherein ist wahrscheinlich, dass da, wo auf einem beschränk-
ten Raume eine grosse Anzahl von Menschen lebt, der Erdboden reichlich mit
ammoniakalischen Produkten versehen wird. Dies führte Boussingault dahin, die
Brunnenwässer in Paris zu untersuchen. Die Besultate waren sehr verschieden.
Er fand in einem Kubikmeter an Ammoniak 0,21; 0,32; 1,32; 30,33; 33,86
und 34,39 Grm. Das Pariser Brunnenwasser ist nicht trinkbar, es zersetzt die
Seife und ist zum Kochen der Gemüse nicht anwendbar. Im Allgemeinen besitzt
es keinen Geruch; jedoch ist es nicht zweifelhaft, dass die grosse Menge von
Ammoniak, die man darin findet, von Excrementen und faulenden Stoffen her-
rührt, welche den Erdboden durchdringen. Man versichert allgemein, dass es
von den Bäckern bei der Bereitung des Teiges dem Wasser der Seine vorgezogen
wird. — Dem Ackerbauer ist hinreichend bekannt, dass der auf dem Acker la-
gernde Schnee bemerkenswerthe Wirkungen hervorbringt. Die Schneedecke ver-
hindert die Abkühlung der Erde, indem sie dieselbe gegen die oft sehr bedeu-
tende nächtliche Strahlung schützt. Sie verhält sich hier wie ein Ofenschirm.
B. selbst beobachtete in einem sehr strengen Winter, dass ein auf dem Schnee
lıegendes Thermometer in einer sternhellen Nacht bei ruhiger Luft bis auf 12°
fiel, während ein anderes, welches auf dem Erdboden ruhte,, 3,5° zeigte und
doch waren beide nur durch eine 3%‘ dichte Schneeschicht von einander ge-
trennt. B. hat auch den Schnee aul seinen Ammoniakgehalt untersucht und zwar
unmittelbar nach dem Fall auf einer Terrasse und 36 Stunden später von dem
Erdboden des Gartens gesammelt. Im erstern Fall enthielt ein Kubikmeter 0,78
und im letzteren 10,34 Grm Ammoniak. Der Schnee dient also gleichfalls da-
zu noch eine andere nützliche Wirkung auszuüben, die nämlich, gewisse flüchlige
Substanzen, bier also das Ammoniak, welche der Erdboden aussendeti, zu con-
densiren und festzuhalten vermöge der Abkühlung. — Die von B. angegebene
Methode der Ammoniakbestimmung kann auch dazu dienen die Menge des Am-
moniakgases in der Almosphäre zu bestimmen. Er zieht sie der gewöhnlichen
Bestimmung durch Platinchlorid vor. (Journ. de Chim. med. 1853. Nr. VI.
p: 337.) W.B.
In Betreff der Walter Crumschen Probe auf Mangan (Bd. 1.
S. 462.) führt Buchner an, dass die Angahen von H. Rose und Hirzel über das
Ausbleiben der Reactien, sohald die X9° £IEE enthält, nur bedingt richtig seien;
nur dann nämlich, wenn nicht genng PbO? genommen wird. (Neues Rep. d.
Pharm. Bd. U. p. 270.) W.B.
Dollfuss hat gefunden, dass die salieylige und Salicylsäure ein weıt
empfindlicheres Reagens auf Eisen sind, als das Schwefeleyankalium.
Die Reaction, eine schöne intensiv veilchenblaue Färbung ohne Niederschlag,
tritt jedoch nur in neutralen Lösungen hervor; durch Säuren, selbst durch Es-
sigsäure wird sie aufgehohen. Aber sie tritt auch bei neutralen Lösungen nicht
ein, wenn die Säure eine fixe — organische oder unorganische — ist. Nach
ihm soll auch Schwefeleyankalium bei nicht flüchtigen Säuren keine Wirkung
äusern. — In Betreff der Empfindlichkeit führt Dollfuss an, dass bei
!/caaoo Fe’O°, wo die Färbung durch Schwefeleyankalium kaum mehr
sichtbar, noch eine sehr deutliche blassviolelte; ebenso bei "/\28000:
32
Schwefeleyankalium nicht mehr die geringste Färbung; bei "/,; 2000 noch ein
schwacher Stich ins Violette, von allen andern Reagentien nur noch Schwefel-
ammonium: schwach grünliche Färbung. (Ebd. p. 269.) W.B.
Zur Darstellung reiner Kobaltpräparate aus Erzen, die
von der Technik in grosser Menge verbraucht und in vol!ständiger Reinheit ver-
langt werden, empfiehlt Schwertfeger die Methode von Wöhler: Schmelzen
des gepulverten Erzes mit dem gleichen Gewicht Schwefel und dem dreifachen
Gewicht caleinirter Pottasche. Die Masse wird mit Wasser vollständig ausge-
laugt und der Rückstand in Schwefelsäure unter Zusatz von Salpetersäure gelöst.
In die saure Lösung leitet man Schwefelwasserstoffgas, entfernt aus dem Filtrat
den Ueberschuss des Gases durch Kochen, setzt nach dem Erkalten kohlensaures
Kali im Ueberschuss zu und leitet abermals bis zur vollständigen Sättigung
Schwefelwasserstoffgas hindurch. Den ausgewaschenen Niederschlag übergiesst
man mit kalter, verdünnter Salzsäure, wodurch alles Eisen und Mangan entfernt
wird, ohne dass ein merkliches Angreifen des Schwefelkobalts stattfindet. (Jahrb.
f- pret. Pharm. Bd. XXVlI. p. 346.) W.B.
Wildenstein, Aequivalent des Ühroms. — Nach Berzelius
heträgt dasselbe 351,8, nach Berlin 329,3 und 328,4, nach Moberg 339,1 und
nach Lefort 333,5. Im chem. pharm. Centralblatt von 1851 nimmt mnn es zu
328,87 und in Liebigs Jahresbericht von 1852 zu 333,75 an. W. bestimmte
das Aequivalent des Cr dadurch, dass er gewogene Mengen von reinem, durch
Glühen vom HO befreitem Chlorbaryum durch reines neutrales chromsaures Kali
zerlegte, dann den chromsauren Baryt mit heissem HO vollständig auswusch,
glühte und wog. Aus 32 Versuchen erhielt er gut übereinstimmende Resultate.
Die Menge des Chlorbaryums, welche nach diesen 100 Th. chroms. Baryt ent-
spricht, beträgt zwischen 81,52 bis 81,87. Im Mittel entsprechen 100 Theile
chroms. Baryt 81,70 Th. Chlorbaryum oder 60,127 Baryt.. Hieraus berechnet
W. das Aeq. des Cr, das des BaO zu 956,77 angenommen, auf 334,48. (Journ.
f- pract. Chem. Bd. LIX. p. 27.) W.B.
Hansen, Wirkung des Tellurs auf den lebenden Orga-
nismus. — Durch Verordnung der östreichiıschen Regierung ist das in Sie-
benbürgen mit Golderzen reichlich vorkommerde Tellur dem Studium zugängli-
cher geworden. In der Erwartung demselben vielleicht eine Verwendung als
Medikament verschaffen zu können, bat H., auf Wöhlers Veranlassung, Versuche
über die “physiologische Wirkung des Tellurs auf den lebenden Organismus an-
gestellt. Darüber war bis jetzt wenig bekannt. Versuche liegen aus neuerer
Zeit von Chr. Gmelin vor; Kohlreuter bemerkt, dass die Telluroxydsalze stark
brechenerregend wirken. Christison und Orfila bringen in ihren toxikologischen
Werken keine Versuche über T. bei. NH. wendete theils tellurige Säure, theils,
weil löslicher, daber auch wirksamer, tellurigsaures Kali an. — Ein Hund, dem
eine Auflösung von 0,3 Grm. (fast 5 Gran) des sauren tellurigsauren Kali in
den Magen eingespritzt worden war, wurde wie beläubt und legte sich nieder,
Nach einer Minute roch sein Athem knoblauchartig, dem Telluräthyl ähnlich.
Nach 20 Minuten Erbrechen, während einer Stunde sich öfter wiederholend. Der
Appetit war verloren. Am folgenden Tage hatte sich das Thier erholt, der knob-
lauchartige Geruch war aber noch bemerkbar. Aehnliches zeigte sich bei zwei
weiteren Gaben, so dass also das Thier im Ganzen 0,9 Grm. (über 14 Gran)
erhalten halte. Nach drei Tagen halte es sich vollkommen erholt, roch aber
immer noch sehr stark. Ein anderer Hund erhielt, nachdem ihm an zwei
Tagen je eine Gabe von 0,5 Grm. (8 Gran) reine tellurige Säure beigebracht
worden, am 3. Tage eine Auflösung von 0,7 Grm. (11 Gran) des sauren tellu-
rigsauren Kali. Der Geruch imachear sich nach einer Minute viel stärker bemerk-
bar; Erbrechen und schwarz gefärbte Excremente. Am 4. Tage eıfolgte eine
gleiche Gabe, so dass das Thier im Ganzen 1,0 Grm. tellurige Säure und 1,4
Grin. saures tellurigseures Salz bekommen hatte. Am 7. Tage wurden ihm 0,9
Grm. des Salzes in Lösung in die Vena jugularis eingespritzt. Es erfolgten
einige Zuckungen, exoneratio alvi und nach 4 Minuten der Tod. Beim Oeffnen
der Bauchhöhle war der knoblauchartige Geruch stark bemerkbar. Zeichen einer
53
Hyperämie oder Inflammation fanden sich nicht. Magen, Gedärme enthielten et-
was Galle, waren übrigens leer; Structurveränderungen nicht sichtbar. Die
Wände derselben durch und durch blauschwarz gefärbt, so dass die Färbung von
Mucosa bis Serosa allmälig abnahm ; ebenso die Nieren durch ihre ganze Sub-
stanz, so wie alle Drüsen, selbst die Parotis. Unter dem Mikroskop zeigte sich,
dass diese Färbung wie bei den Exerementen von schwarzen Punkten herrührte,
“ die durch Alkalien , Schwefelammonium oder Salzsäure keine Veränderung erlit-
ten, sich aber beim Erwärmen in NO° schnell auflösten. Die Wände der Harn-
blase waren bläulich, die rechte Herzkammer nnd die Hohlvenen von Blut strot-
zend; Lungen, Gehirn, Rückenmark und Milz normal; die Leber etwas dunkler,
mit einem Stich ins Graue, aber ohne inflammatorische Pünktchen, wie Gmelin
es sah. Das Blutserum nicht violett. Der Harn reagirte sauer und roch ent-
schieden nach Tellur. Der in den letzten 48 Stunden gelassene Harn, die Le-
ber, der Magen und die Gedärme enthielten Tellur. Auf beiden Augen waren
Cataracte; bei Oeffnung der Bulbi zeigte sich der Tellurgehalt deutlich. Schra-
der fand bei genauerer Untersuchung auf der vorderen Fläche der Linse des
linken Auges, in deren Centrum nnd den Scheiteln der Curven eine kreideweisse
Masse abgelagert, die aus vereinzellen, meistens jedoch in dichten Häufchen
abgelagerten Körnchen von verschiedener Grösse bestand, welche bei durchfal-
lendem Lichte schwarz erschienen. Durch kaustlisches Kali, Ammoniak und
Schwefelammonium wurden sie nicht verändert, von concentrirler Essigsäure aber
langsam aufgelöst. Das Centrum der Linse war durch diese Ablagerung gleich-
mässig, aber ungleich schwächer getrübt und noch etwas durchsichlig. Auf dem
rechten Auge war die Ablagerung viel geringer. — Bei einem kleinen Hunde,
der in 4 Tagen 1,2 Grm. saures tellurigsaures Kali erhalten hatte und am 9.
Tage getödtet wurde, konnten die von Gmelin beobachteten inflammatorischen
Punkte der Leber nicht wahrgenommen werden. Das Blutserum war normal ge-
färbt. — H. prüfte auch an sich selbst die Wirkung des Tellurs. 7 Tage hin-
durch nahm er in den ersten 4 Tagen je 0,04 Grm. (über 4 Gran), in den
beiden folgenden 0,05 Grm. (fast 1 Gran) und am letzten 0,08 saures tellu-
rigsaures Kali eine Stunde vor dem Mittagsessen. Gleich in den ersten Minu-
ien roch der Athem nach Knoblauch, welcher Geruch selbst nach 7 Wochen noch
zu-bemerken war. Er war so stark und Anderen so widrig, dass H. sich zu-
rückziehen nıusste. Unzweifelhaft rührt es von einer flüchtigen, dem Tellur-
äthyl ahnlichen, organischen Tellurverbindung her. An den ersten beiden Tagen
stellte sich Schläfrigkeit ein; in den ersten drei Tagen ein verstärkter Appetit,
der sich aber dann mehr und mehr verminderte. Nach der verstärkten Gabe
am 7. Tage regten sich Opressionen in der Cardialgegend, Neigung zum Erbre-
chen, welches jedoch nicht erfolgte und ungewöhnlich reichliche Speichelabson-
derung. Die Zunge war weisslich belegt und etwas angeschwollen ; der Appelit
verloren, Diese Phänomene hörten erst nach 14 Tagen völlig auf. In dem
Harn, der 24 Stunden nach Beendigung der Versuche gelassen wurde, konnte
Tellur nicht aufgefunden werden. — Bei Gelegenheit dieser Versuche theilte
Wöhler mit, dass in Folge seiner Untersuchungen über das Telluräthyl sein Athem
mehrere Wochen lang den Knoblauchgeruch zeigte, eben so auch der Schweiss,
der sich zweimal als Folge von Erkältung im Laufe der Untersuchung einstellte.
— Die schwarze Färbung der Contenta des Magens und Darmkanals muss in
Folge des Verhaltens zu Reagentien von metallischem Tellur herrühren. Es
muss also schon in den ersten Wegen ein Rednclionsprocess stallgefunden ha-
ben. Die Färbung der Gedarme deutet auf directe Absorplion des in den Con-
tentis ausgeschiedenen Tellurs hin. (Ann. d. Chem, u. Pharm. Bd, LXXXVI,
». 203.) W.B.
Ventzke beobachtete bei Friedrichssau eine neue Art Fäulniss
der Runkelrüben. Während sonst die Pflanze von den Blättern und den
Spongiolen der Saugwurzeln aus befallen wird, wobei der Rohrzucker sich in
Traubenzucker umwandelt, begann das Uebel hier in der Wurzelspitze der noch
unreifen Rübe; es schritt von hier allmälig nach oben zu fort, konnte aber
nicht eher erkannt werden, als bis es bis an das Herz der Blätter vorgedrungen
54
war. Erst jetzt ging dıe Blätterkrone in Fäulniss über, während vorher, selbst
wenn 2 der Rübe bereits verfauli waren, die Blattstiele und Blätter noch in
der üppigsten Entwickelung standen. Der Zucker verschwindet gänzlich, in dem
nicht angegriffenen Theile jedoch zeigte sich ein grösserer Zuckergehalt, als in
ganz sn Rüben. Wie bei der Kartoffeln folgt auch hier der ns
eine Menge von Infusorien. (Polyt. Centralblatt p. 256.) W.
Pasteur theilt mit (Z’Instit. Nr. 1015. p. 108), dass es ihm A
gen sei Weinsteinsäure in Traubensäure umzuwandeln. Die
künstliche Säure besitzt in chemischer und physikalischer Hinsicht alle Eigen-
schaften der natürlichen. P. hat sich stets vorher davon überzeugt, dass die
Weinsteinsäure keine Spur von Traubensäure enthielt. Nähere Auskunft über
diesen interessanten Vorgang müssen wir abwarten. W. B.
Buchner, Bildung der spirigen (salicyligen) Säure in
den Blühten der Spiraea Ulmaria. — Je nach ihrer Entwickelung
riechen die Blühtenknospen dieser Pflauze kaum oder gar nicht, enthalten also
nur Spuren oder gar keine spirige Säure. Der Geschmack der Blühtenknospen
erinnert unwillkührlich an Weidenrinde. Der Destillation mit HÖO unterworfen
erhält man aus ihnen nur sehr wenig spirige Säure; durch doppelt chromsau-
res Kali und Schwefelsäure bekommt man aus dem Rückstande, der für sich
keine spirige Säure mehr liefert, bei fortgesetzter Destillation jedoch ein HO,
welches sehr stark nach spiriger Säure riecht. Die Blühtenknospen enthalten
demnach einen Stoff, aus dem durch den oxydirenden Einfluss der Chromsäure
die spirige Säure ebenso wie aus dem Salicin gebildet werden kann. Hiernach
liegt die Vermuthung nahe, dass dieser Stoff kein anderer als Salicin selbst sei
und dass aus diesem durch einen Zersetzungs - und Oxydalionsprocess während
des Blühens die spirige Säure entstehe. Um hierüber zur Entscheidung zu kom
men hat B. den wässrigen Auszug von getrockneten Blühtenknospen der Spiraea
Ulmaria untersucht. In dem durch essigsaures Bleioxyd erhaltenen Niederschlage
fand er hauptsächlich eine Säure, die sich wie Cilronensäure zu verhalten schien,
dann Gerbstoff, einen gelben Farbstoff, einen harzartigen Körper und eine gum-
miartige Materie. Das nach dem Entfernen des Bleiüberschusses farblose Filtrat
bräunte sich während des Eindampfens und hinterliess einen stark süss und zu-
gleich bitter schmeckenden syruparligen Rückstand. Alkohol löste diesen theil-
weise auf und in dieser Lösung musste das Saliein, wenn es überhaupt zuge-
gen, enthalten sein. In der That zeigte sie auch alle characteristischen Reac-
tionen des Salicins, jedoch wollte daraus selbst nach jahrelangem Stehen durch-
aus keın Salicin herauskrystallisiren, ohne Zweilel wegen der vorherrschenden
Menge amorphen Zuckers. Der Bitterstoff war wie das Saliein in Aether un-
löslich, konnte dadurch, sowie durch ein Gemisch von gleichen Theilen Alkohol
und Aether nicht vom Zucker getrennt werden. — Nach dem Verblühen ist so-
wohl die spirige Säure als auch der Stoff, aus dem diese entstehl,, grössten-
(heils verschwunden; schon die völlig entwickelten Blühten schmecken nur noch
sehr wenig bitter und die schon in Samen übergegangenen haben nur einen ad-
stringirenden Geschmack, fast ohne alles Biltere. Selbst bei der Destillation
mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure werden keine sehr merklichen Mengen
von spiriger Säure erzeugt. Auch die Blätter der Spiraea Ulmaria enthalten ne-
ben viel Gerbstoff eine geringe Menge des Stolles, aus dem durch chromsaures
Kali und Schwefelsäure spirige Säure gebildet wird, während sie bei der Destil-
lation für sich keine Spur dieser Säure geben. — Nach einer Mittheilung von
Liebig (Jahresber. 1850. p. 983.) rührt der bekannte starke Geruch der auf
Weiden und Pappeln lebenden Larven von Chrysomela Populi von spiriger Säure
her, die ollenbar während des Lebensprocesses dieser Thiere aus Salicin gebil-
det wird. Längs des Körpers findet man bei diesen Larven Wärzchen, aus wel-
chen, wenn die, Thiere gedrückt werden, Oeltröpfchen austreten, denen der Ge-
ruch nach spirtger Säure angehört. (Journ, f. pract. Chem. Bd. LIX. p. 51.)
W.B.
Walz, Beitrag zur Kenntniss der Scrophularineen. — In
der Serophularia nodosa L, (der ganzen Pflanze) fand W,:; Melacetonsäure, Es-
35
®
sıgsäure, Weinsteinsäure, Cilronensäure, Aepfelsäure, eisengrünende Gerbsänre,
Phosphorsäure , Schwefelsäure, Chlorwasserstoffsäure, Kieselsäure, Scerophularin,
Serophnlarosmin, Chlorophyll, gelbes, in Aether unlösliches Harz, gelbes kryst.,
in Aether lösliches Harz, hraunen Farbstoff, humusartige Saure, Gummi, Stärk-
mehl, Zucker, Kali, Natron, Kalk, Magnesia, Eisenoxyd. — Aschengehalt der
frisch getrockneten Pflanze nebst Wurzel 7,5 pCt. Bei frisch getrockneten Pflan-
zen reagirt das Destillat nur schwach sauer und enthält vorzugsweise Propion-
säure und nur wenig Essigsäure ,;, nach einem Jahre der Aufbewährung erhält
man ein slark sauer reagirendes Destillat und in diesem mehr als die Hälfte
Essigsäure. Dass sich die flüchtigen Säuren bei Aufbewahrung der Pflanzen erst
allmälig bilden, darüber liegen mehrere Erfahrungen vor, z. B. bei der Baldrian-
wurzel. — Scerophularin nennt W. einen Stoff, den er in kıyst. Schuppen
aus dem Infusum erhielt, nachdem die durch Bleizucker und Bleiessig entstan-
denen Niederschläge abfiltvirt worden waren. Die Krystalle lösen sich in Was-
ser nur langsam auf und ertheilen diesem den hiltern Geschmack der frischen
Pflanze. Die Lösung wird durch Tannin in weissen Flocken gefällt, die sich
sehr bald zu einer Harzmasse zusammenziehen, bald austrocknen und sich dann
in ein Pulver zerreiben lassen. — Scrophularosmin erhielt W, aus dem
Destillat der ein Jahr lang aufbewahrten Pflanze. Dasselbe war mit einer stea-
roptenarligen Haut überzogen, die sich in Aether leicht löste. Bei der freiwil-
lıgen Verdunstung bildete sich am Rande des Schälchens eine schöne gelblich
weisse Efflorescenz und allmälıg zogen sich die blumenarligen Gebilde in eine
durchsichtige gelbe Fellmasse zusammen von dem eigenthümlichen Geruch der
Scrophularia.. (Jahrb. f. pract. Pharm.„Bd. XXV1. ». 296.) W.B,.
Oryetsznosie. — Schönlein, Analyse des Blättertel-
lurs. — Aus den früheren Analysen dieses unter den seltenen Tellurerzen häu-
figsten Minerals von Klaproth (Beiträge Ill, 32), Brandes (Schweigyer’s Journ.
XXXV, 409), und Berthier (Ann. de Chim. et de Phys. LI, 105,) lässt sich
für die Zusammenselzung des Blättertellurs keine wahrscheinliche Formel ablei-
ten. Für eine bestimmte Verbindung spricht jedoch das, wıewohl sehr seltene
Vorkommen in ausgebildeten Krystallen oder ‚das gewöhnliche deutlich blältrig-
krystallinische von vollkommen homogener Beschaffenheit. — Ein Antimongehalt,
wie ihn Berthier angibt, konnte bei besonderen Versuchen nicht gefunden wer-
den, weshalb unzweifelhaft ist, dass Berthier unreiues Material vor sich. hatte,
zumal man an manchen Stufen das beigemengte Schwefelantimon (Fahlerz) schon
mit blossen Augen wahrnehmen kann. Sch. Analysen, mit denen wir die älte-
ren zusammenstellen, geben für das Blättertellur -folgende procentische Zusam-
menselzung:
I N. IM. IV Vera DRK Br. B
Pb 50,78 51,06 51,06 54,00 55,49 63,10
Au 911 837 9,06 986 9,00 844 6,70
As 0,53 0,5 Spur
Cu 0,99 1,30 1L1& 1,00
Fe 30,52 29,67 32,20 31,96 13,00
S 8,07 9,62 10,59 10,54 3,00 3,07 11,70
Se Spur
Sb 4,50
Im Mittel ergibt sich nach Seh. Analysen folgende Zusammensetzung: Pb 51,
Au 9, Cu und Ag 1, Te 30, S 9, Wöhler glaubt, dass den gefundenen Re-
sultaten am besten die Formel
5PhS
6PhbTe | + 4TeS?
AuTe
entspreche, wobei er freilich vorausselzt, was man [aclisch noch nicht weiss,
dass PbS, PhTe und AuTe isomorph seien und sich in variirenden Mengen ver-
Wreten können. Als den einfachsten Ausdruck gibt W. die Formel 3PbS-+TeS”,
wobei im ersten Gliede ein Theil des Schwefelbleis durch Tellurblei, Teliurgold
56
und eine kleine Menge Tellursilber und Tellurkupfer vertreten wäre. (Ann. d.
Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVI. p. 201.) W. B.
Glocker, über einen neuen Eisensinter von Obergrund
bei Zuckmantel. — Hier befindet sich bekanntlich ein uralter Gold- und
Silberbergbau, welchen man in nenerer Zeit wieder in Aufnahme zu bringen
versucht hat: Ein Theil des unterirdischen Baues hat mit vieler Mühe 1846
dem Zutritt wieder geöffnet werden können. Durch den ganzen Stollen hin-
durch fliesst ein Wasser, welches innerhalb desselben nicht allein überall einen
gelben feinerdigen Ocher — wasserhalliges basisches schwefelsaures Eisenoxyd
— absetzt, sondern auch Veranlassung zur Bildung eines ausgezeichneten Eisen-
sinters gibt. Je tiefer man im Innern des Stollens vordringt, desto mehr be-
gegnet man dem Absatze von Eisensinter. ‚Der erste Absatz geschieht in Form
eines krustenartigen Ueberzuges auf dem anstehenden Thon- und Quarzschiefer,
ebenso wie auch auf dem angebrochenen Erz, welches hauptsächlich aus fein-
körnigem silberhaltigem Bleiglanz und brauner Zinkblende besteht, häufig unter-
mengt mit Schwefel- und Kupferkies. Bei stärkerer Absetzung zeigen sich nach
und nach an einzelnen Punkten der Oberfläche, auf welche das herabtröpfelnde
Wasser unmittelbar trifft, kleine convexe Erhöhungen und diese gehen weiterhin
in kurze kegelförmige Zapfen über, welcher mit zunehmender Tiefe des Stollens
immer grösser werden. Diese Zapfen hängen theils stalaktitisch von der Firste
oder von den hervorragenden Felswänden herab, theils sitzen sie auf dem ge-
neigten Boden als sogenannte Stalagmiten in senkrechter Form auf. Letztere
erreichen eine Höhe von über 1— 2’ und sind an der Basis 3— 4! breit.
Man staunt, wenn man in diesen Wal-»von Stalagmiten eintritt, worin Exemplare
von allen Grössen mit einander abwechseln, und Riesenexemplare über eine Menge
kleiner hervorragen. Eben so viele Stalakliten der verschiedensten Grösse hän-
gen auch von oben herab und so glaubt man sich in eine Tropfsteinhöhle ver-
setzt, nur mit dem Unterschiede, dass statt des Kalksinters diese wunderlichen
Gebilde, von den Bergleuten ‚‚Mannel‘‘ genannt, hier ans Eisensinter bestehen.
— Beide Gebilde bestehen aus krummen und dünnschaligen , über einander ab-
gesetzten Lagen und zeigen an der Oberfläche diesen schaligen Absonderungen
entsprechende wellenformige Erhabenheiten und Vertiefungen. Das schwefelsaure
Eisenoxyd entsteht durch die Zersetzung des in der Grube vorhandenen Schwe-
felkieses, welche Zersetzung durch die herrschende Feuchtigkeit ungemein begün-
stigt und beschlennigt wird. Die Bildung der sonderbaren Formen geht immer
noch fort. — Der Eisensinter kommt noch in einer zweiten Form vor, als mehr
oder weniger lange — 1° — 2° — meistens dünne und hohle gerade cytindri-
sche Röhren. Sie bilden sich an der Firste und hervorragenden Schieferfelsen,
von wo sie oft in grosser Menge senkrecht herabbängen. Ihre Entstehung ist
eben so zu erklären, wie die der ihnen ganz ähnlichen Kalksinterröhren in man-
chen Tropfsteinhöhlen. Häufig sind diese Röhren Fortsetzungen der nach un-
ten zugespitzten Stalaktiten und reichen oft bis zur Spitze eines Stalagmiten
herab, so dass beide mit einander verbunden sind. Wo viele solche durch Röh-
ren mit einander verbundene Gebilde in einem kleinen Raume neben einander
stehen, gewähren sie einen Anblick wie Orgelpfeifen. — So wünschenswerth es
auch wäre, so lassen sich diese Formen doch nicht gut aufbewahren. Beim Aus-
trocknen werden sie mit der Zeit so mürbe und locker, dass sie oft von selbst,
besonders in der Sonnenwärme, aus einander fallen. — In concentrirter EIH
löste sich der Eisensinter auf; er gibt im Glaskolben HO und beim Glühen
wird er roth unter Entwickelung von SO’. Hochstetter ia Brünn fand bei der
Analyse eines der festeren stalagmitischen Exemplare : 63,34 Fe’O°, 15,19 SO?®,
20,70 HO, 0,61 PLO, Spuren von Cu und As = 100,84. Diese Verhältnisse
sind jedoch nicht constant. (Poggend. Ann. Bd. LXXXIX. p. 482.) W.B.
Lawrance Smith und Brush haben verschiedene amerikani-
sche Mıneralien analysirt, deren Zusammensetzung zweifelhaft war. — 1)
Emerylitidentisch mit Margarit. Zuerst von Smith in dem Smirgel
Kleinasiens gefunden und dann auch in dem von Sibirien, China und vom grie-
chischen Archipel. Die von verschiedenen Chemikern ausgeführten Analysen die-
57
ses Minerals von den verschiedensten Gegenden zeigt eine bei einem glimmer-
artigen Mineral höchst merkwürdige Uebereinstimmung. Von Anfang an vermu-
ıhete man die Identität dieses Minerals mit dem Margarit, doch waren die da-
mals bekannten Analysen von Dumeril und die von Hausmann veranlasste aus
ılem Göttinger Laboratorium abweichend. Später hat Hausmann (Journ. f. pret.
Chemie Bd. L117, 12.) den Margarit analysirt und fast dieselben Resultate er-
halten wie S. und B. bei einem von Sterzing in Tyrol.
SiO? Al?03 Fe’O? CaO Ng0O NaO KO HO
1. 28,47 50,24 1,65 11,5 0,70 1,87 Spur 5,00 = 99,26.
x u ET en
2. 28,64 51,66 12,25 0,68 2,01 4,76 — 100,00.
Formel: 3RO,Si0?+3(2A1?0°,Si0°)+3H40. Beı der Identität beider Minera-
lien hat der ältere Name des Margarit den Vorzug. — 2. Silliman’s Eu-
phyllit. Erni’s Analyse führte zu der Formel: 3RO,SiO'’+3H0, ebenso auch
die von Garrett mit Ausnahme des H0. S. und B. dagegen fanden ganz andere
Resultate. Im Mittel aus 4 Analysen: 40,28 SiO?, 42,08 Al?O°, 1,42 Fe°O?,
1,25 CaO, 0,70 MgO, 3,60 NaO, 4,70 KO, 5,55 HO. Speeifisches Gewicht
2,83. Formel: ROSiIO?+3R°’0°, 2Si0°’+2H0. — 3. Glimmer von
Litcehfield, Conn. Begleitet den Kyanit und ähnelt im Allgemeinen dem
Margarodit. Härte 3,35. Speeifisches Gewicht 2,76. Meistens farblos mit
schwachem Stich ins Grüne, durchsichtig perlmutterglänzend. Resultat der Analysen :
SiOo® AI?03 Fe?03 MgO Ca0O MuO Na0 KO Fl H0
1. 44,60 36,23 1,34 0,37 0,50 Spur 4,10 6,20 Spur 5,26
2. 44,50 37,10 4,00 3,90 5,16.
Zeigt also eine Uehereinstimmung nach nachstehender Vergleichung mit dem
Liebnerit, Damourit und einigen Analysen des Margarodits.
SiO® AI’O? Fe?O°? MnO MO KO NaO HO
Liebnerit 44,66 36,51 1,79 1,40 9,90 0,92 4,49 Marignac
Damourit 45,22 37,87 Spur 11,20 5,25 Delesse
Margarodit 46,23 33,08 3,48 Spur 2,10 8,87 1,45 4,12 Delesse.
Wegen der Abweichungen in dem Gehalt der Basen RO lässt sich jedoch eiue
gemeinschaftliche Formel nicht aufstellen. In allen physikalischen Eigenschaften,
jedoch mit Ausnahme der Stractur, findet man völlige Uebereinstimmung. Die
Entschetdung der Identitälsfrage muss späteren Analyseu vorbehalten bleiben. —
4. Unionitidentisch mit Oligoklas. Von Sillimnn beschrieben. (Amer.
Journ. [2] VI, 384. Jowrn. f. pret. Chem. Bd. XLIX, 201.) — Im All-
meinen dem Natron-Spodumen ähnlich. Deutlich spaltbar nach einer Richtung.
Glasglanz. Weiss. Härte = 6. Specifisches Gewicht = 2,6l. Kommt mit
Euphyllit bei Unionville vor, Resultat zweier Analysen:
SiO® Al’O3 Fe’O3 Ca0O MsO NaO KO Glühverlust.
1. 64,09 21,45 Spur 0,86 0,69 10,94 1,36 1,02
23. 64,45 20,97 Spur 0,77 0,46 10.94 1,36 1,14.
Sauerstoffverhältniss: RO:R2O':SiO° sehr nahe = 1:3:9. Formel daher:
ROSiO>S+R?03,2Si0°? ; also die des Oligoklas, mit dem es auch iu den phys.
Eigenschaften übereinstimmt. — 5. Kerolit von Unionville, ein was-
serhaltiges Thonerdesilicat. Mit 2. und 4. findet man ein amorphes
Mineral, das in seinen phys. Eigenschaften dem K. gleicht. Härte = 2,35.
Spec. Gewicht = 2,22. Gelblich weiss, brüchig, zerfällt im HO. Zusammen-
setzung in 100: 44,5 SiO®, 25,00 Al’O°?, 7,75 MgO, Spuren von MnO, KO
und Na0, 21,39 HO, von welchem 1,04 über SO’, 8,81 bei 4 100° C. und
der Rest beim Gluhen entweichen. In seiner Zusammensetzung dem Halloysit
ähnlich, jedoch nicht homogen, sondern geht in Euphyllit und Feldspath über.
— 6. Bowenit identisch mit Serpentin. Bei Smithfield vorkom-
mend, von Bowen als Varietät des Nephrits beschrieben, die Analyse jedoch da-
von abweichend, so dass Dana ihm den Namen Bowenit und die Formel
2 | rg SiO?®-F3H0 gab. Härte =5; es ritzt nach dem Glühen Glas. Spec.
Gewicht = 2,57. Hell apfelgrün, sehr durchscheinend. Körnig und äusserst
zäh, Zusammensetzung im Mittel aus 3 Analysen: 42,29 SiO®, 42,29 MgO,
4,*
58
1.21 FeO, Spuren von Al?O? und CaO, 12,96 #0. Sanerstoffverhältniss von
H0: Mg0: SiIO® = 2: 3: 4. Formel: 2(3Mg0,25i0°)+-3(Mg0,2H0); also
die des Serpentins. — 7. Williamsit identisch mit Serpentin. Zu-
sammenselzung im Mittel aus zwei Analysen: 42,10 SiO®, 41,50 MgO, 2,43
FeO, 0,45 NiO, 12,70 HO. — 8. Lancastlerit, ein Gemenge von
Brucit und Hydromagnesit. Kommt blättrig vor, wie Brueit, aber auch
in Krystallen, einigermassen Süilbit oder Gyps ähnlich, daher konnte Erni bei
seinen Analysen schwierig übereinstimmende Resultate erhalten, weil er Gemenge
von blättrigen und kıyst. Substanzen analysirte. S. und B. sonderlen beide;
in dem blättrigen Mineral fanden sie eine Spur CO?, sonsi dieselben Mengen
von HO und MgO, wie im Brueit. Die Kıystalle gaben die Zusammensetzung
von Kobell’s Hydromagnesit. Resultate der Analyse:
Blattriges Mineral. Strahlige Krystalle.
1, 2. IE "2. 3
Mg0 66,30 66,25 42,30 44,00
FeO 0,50 ; $ ;
MnO-% Spur 1,00 N Spuren
c0° 1,27 Spur 36,74 36,60
H0 31,93 32,75 20,96 19,40 20,10.
9. Krystallisirter Hydromagnesit. Sehr schün und äusserlich dem
Thomsonit von Kilpatrick in Schottland sehr ähnlich. Aeusserst krystallinisch
und manchmal deutlich krystallisirt — nach Dana monoklin. — deutlich spalt-
bar nach der Diagonale. Härte = 3— 3,5; ritzt Caleit leicht. Spec. Gewicht
— 2,145 — 2,18. Vorkommen: in Woods Grube, Texas, Grafschaft Lancaster
in Rlüften von 4° Dicke und in Low’s Gruhe in '/,0—*/;“ breiten Adern. Zu-
sammenselzung:
1. 2. 3.
Mg0O 43,20 42,51
60°: 36,69 35,70
H0 20,11 21,79 19,38
FeMn Spuren
Sauerstoffverhältuiss: von MgO: C0?:H0O =2: 3:2. Formel: 3(Mg0CO°’+
HO)-+Mg0H0. Zusammensetzung also dieselbe, welche Kobell und Trolle
Wachtmeister für Hydromagnesit von Negroponte und Hoboken fanden. — 10.
Angeblicher Magnesit von Hoboken, ist nach S. und B. nichts als
Arragonit, der kaum Spuren von MgO enthält. Findet sich auf Klüften und in
hohlen Räumen des Serpentins von Hoboken als fasrige Masse, nicht selten als feine
Krystallnadeln. Aehnlıche Krystalle von Staaten-Island und Westchester halten
dieselbe Zusammenselzung, letztere, oft durchsichtig, gehören zu den schönsten
Arragonitkrystallen der Gegend. (Sillim. Journ. [2] F. XV. p. 207.) W.B.
Kenngott, gemeinschaftliches Vorkommen zweierlei
Krystalltypen des Goldes. Eine reiche Goldstufe auf kıystallisirtem
Quarz von Voröspalak in Siebenbürgen zeigt scharf aus Goldkrystalle verschie-
dener Art neben und unter einander, so dass eine gleichzeilige Entstehung aus-
ser allem Zweilel ist. Es sind Hepaeder ohne oder mit untergeordneten Te-
trakishepaederflächen, die letzteren hepaedrisch gestreift, oder Deltoidikositetrae-
der z0z ohne oder mit untergeordneten Hexaederflächen. Immilten der Gold-
krystalle bemerkt man auch einzelne fest damit verwachsene Markasitkrystalle,
grünlich gelbe rhombische Prismen zu Zwillingen verbunden.
Derselbe, Diamant in Diamant. Ein wasserheller Zwilling zweier
nach dem Spinellgesetz verbundener Octaeder zeigt einen gerade in der Mitte
der herrschenden Octaederflächen eingewachsenen Krystall von weingelber Farbe,
ebenfalls ein Octaeder und so eingewachsen, dass eine seiner prismatischen Ach-
sen mit der rhomboedrischen Zwillingsachse zusammenfällt und die entspre-
chende nach aussen zu liegende Octaederkante in die Rıchtung einer der Hö-
henlinien fallt, welche man in der herrschenden Octaederfläche des Zwillings
zieht, Diese Kante ist abgestumpft durch eine der Kantenlinie parallel gestreifte
59
Fläche, die nır eine Folge unvollständiger Ausbildung ist. Das Stück rührt van
Bahia in Brasilien her.
Derselbe, Pyromorphitkrystalle bei der Prüfung vor
dem Löthrohre gebildet. Kıystalle dieses Minerales von der Grube
Kautenbach bei Bernkastel die Combination des hexagonalen Prisma mit der Ba-
sis darstellend, lassen die von aussen nach Innen fortschreitende Umbildung in
Bleiglanz sehen. Von aussen bleigrau schimmernd, mit sehr feinkörniger Ober-
fläche, innen blass gelblich weiss, durchscheinend, wenig glänzend, mit wachs-
arligem Demantglanz auf dem wnebenen Bruche. Als die vor dem Löthrohre
gewonnene Kugel beim Erkalten krystallinisch erstarrte, entstand ein deutlicher
Krystall in der Gestalt eines dem tessularischen Systeme angehörenden Penta-
zoedodekaeders von milchweisser Farbe, durchscheinend und stark glänzend mit
Glasglanz, mit scharfen Kanten und wenig gekrümmten Flächen.
Derselbe, dasArseniksilber ein Gemenge. Das Arseniksil-
ber von Andreasberg bildete in einer Stufe mit Kalkspath stenglig blättrige kry-
stallinische Partien z. Th. in krummflächigen aus vielen Individuen zusammen-
gesetzten Gestalten, die Oberfläche mit Kryställchen bedeckt, welche meist die
Enden der stenglig hlättrig verwachsenen Krystalloide darstellen. Auf dem Bru-
che derselben sieht man unter der Loupe deutlich ein silberweisses wenig gelb-
lich oder graulich angelaufenes Mineral und ein zweiles graues damit verwach-
sen. Letzieres ist nur angelaufen, ursprünglich vielmehr jene weiss und von
geringerer Härte, Die qualitative Bestimmung ergab Eisen, Arsenik, Antimonsil-
ber und Schwefel. Offenbar ist hier ein Gemenge vorhanden und nicht eine
einfache Species. (Wien. Akad. X, 180 — 182.) Gl.
C. v. Hauer, die Analyse des Uranpecherzes von Pri-
bram ergab im Mittel aus zwei Bestimmungen:
Uranoxydul 80,42 Kieselsäure 1,79
Blei 6,07 Kalkerde 2,94
Eisenoxydul 2,86 Talkerde 0,64
Antimon 2,09 Wasser 0,48
Schwefel 1,18 Kohlensäure 0,89
(Jahrb. kk. geol. Reichsanst. 1853. I. 107.) G1.
Derselbe, Schwefelarsen in der Braunkohle von Fohns-
dorfin Steiermark. In dem Rudolphiflötz genannten Ortes fand sich eine
ziemlich beträchtliche Menge einer gelben amorphen Substanz in dünnen Adern
und kleinen Nestern. Die Untersuchung derselben ergab
In Säuren unlöslich 22.03
Schwefel 26,47
Arsen 49,75
Eisen 0,73
Wasser 1,00
Im frischen Zustande ist das Mineral weich und lässt sich zusammenballen. Un-
ter der Loupe lassen sich kleine krystallinische Körner von Realgar darin er-
kennen, (Ebd. 109.) Gl.
Derselbe, Analyse des Baltimorit von Baltimore. Es
wurden gefunden:
Kieselerde 27,15
Thonerde 18,54
Kalkerde 15,08
Talkerde 26,00
Wasser 13,23
Derselbe, Analyse des Chalitit aus Irland. Die Zusammen-
selzung ist
Kieselerde 38,56
Thonerde 27,71
Eisenoxyd Spur
60
Kalkerde 12,01
Talkerde 6,85
Wasser 14,32.
Derselbe, Analyse des Heteromerit von Slatoust am
Ural. Die durchsichtigen lichtgrünen Krystalle enthielten
Kieselerde 43,29
Thonerde 23,17
Eisenoxyd 6,10
Kalkerde 23,78
Talkerde 3,03
(Ebd. S. 155.) 61.
Geologie. — Casiano de Prado, über die Geologie der
Provinz Madrid. Dieselbe breitet sich südöstlich der Guadarramakette aus
und ihre Formationen bılden drei fast parallele und gleiche Züge, nämlich den
Zng der erystallinischen Gebirgsmassen, nur im Nordosten vom Uebergangs- und
Kreidegebirge unterbrochen, das Diluvium und terliäre Süsswasserbildungen. Die
erystallinischen Massen bestehen aus Granit verschiedenen Alters, Gneis, Glim-
merschiefer, krystallinischen Kalk und Amphibolgesteinen. Der Gneis bildet die
höchsten Gipfel bis zu 2390 Metres. Der Kalk trıtt nur in Verbindung mit
diesem und den Glimmerschiefer auf, im Uebergangsgebirge fehlt. Das letztere
besteht aus schwarzen und braunen Schiefern und Qaarziten silurischen Alters,
Ihre Schichten streichen von Nord nach Süd. Das Kreidegebirge führt wenig
und schlecht erhaltene Petrefakten in einem Kalk von der Beschaffenheit der
Tuffkreıde Frankreichs und in einem Grünsande, der stellenweise roth und weiss
wird. Beide gehören demselben Gliede der Formation an, denn sie führen ge-
meinschaftlich Ostraea columba, Pecten quinquecostatus, Cardium montonanum
und einige andere. Die Schichtung ist fast horizontal bei Bozoya, Somosierra,
an andern Orten fächerförmig. Die tertiären Gebilde bestehen zuoberst aus
Kalk, dann Thone und Mergel, Sand, Gyps, Quarz, zuunterst aus Conglomera-
ten. Die Schichten, besonders des Kalkes sind reich an Petrefakten, zumal
Lymnäen, Planorben, Paludınen und Helıx, ferner sparsame Pflanzenreste und
Säugethiere: Anoplotherium, Antilope, Cervus, Sus, Rhinoceros, Hippopotamus,
Mastodon, Kainolherium u. a. Ob die Arten miocen oder pliocen sind lässt
sich noch nieht mit Bestimmtheit angehen. Die Schichtung ist horizontal. Das
Diluvium bilden Gerölle der Gebirgskette, Sand und sandige Thone mit Knochen
vom Stier, Elephant und Pferd. In erratischen Blöcken kommt der Granit vor
zumal im Südwesten. Aus ihnen ist das riesige Gebäude des Eseurialklosters
aufgeführt. (Bullet. soc. geol. X, 168—176.) Gl.
Glocker,neue Braunkohlenlager bei Leltowıtz. Die frü-
her in dieser Gegend bei Zbau ausgeführten Versuche auf Steinkohlen im Roth-
liegenden mussten als erfolglos aufgegeben werden. Dagegen ist neuerdings ein
Bau auf Braunkohlen im Schieferthon des Quadersandsteines begonnen, der loh-
nend zu werden verspricht. Die Gruben finden sich im Nordost, Ost und Süd-
ost bei Lettowitz. Bei den Dörfern Trawnickj, Kradrus, Kochow und Michow.
Der graue oder schwarze Schieferthon liegt auf Rothsandstein oder rothem Thon
von Quadersandstein oder Lehm bedeckt. Die Elötze fallen östlich ein unter
abweichenden Winkeln. Die Kohle selbst ist Moorkohle oder gemeine Braun-
kohle. Bei Trawnick wurden durchsunken Letten, Kohle von 2” Mächtigkeit,
gelber Leiten, grauer Schieferthon mıt Sphärosiderit, eine Schicht Sphäroside-
rit, schwärzlich grauer Schieferthon mit Glimmerblätichen, gelber Quadersand-
stein, dünnschiefriger schwarzer Schieferthon , Brandschiefer, dann ein 3 bis 4
mächtiges Moorkohlenflötz und darunter wieder Brandschiefer 5 Fuss mächtig
und Schieferthon. Die Gesammtmächtigkeit der durchsunkenen Schichten beträgt
12 Klafter. Bei Kochow sind zwei Gruben eröffnet, in der ersten liegt zuoberst
feinkörniger Quadersandstein, darunter Schieferthon und Rothliegendes. Die
hierin vorkommende Moorkohle führt Stämme und Bernstein, Die übrigen Gru-
61
ben bieten im Wesentlichen dieselben Verhältnisse und machen es unzweifelhaft,
dass die Ablagerung eine zusammenhängende ist, welche in den grossen Braun-
kohlenzug fällt, der im Norden bei Landskron in Böhmen seinen Anfang nimmt
und bis Blansko sich verfolgen lässt. (Jahrb. kk. geol. Reichsanst. 1851. 1.
62—68.) Gl.
E.E, Schmid, über die basaltischen Gesteine derRhoen.
— Trotz seiner Ausdehnung, Höhe und sonstigen Bedeutung, namentlich als
Wasserscheide zwischen Nord - und West-Deutschland, hat dieses Gebirge noch
wenig die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich gezogen. — Bei diesen
Untersuchungen ist der Mangan- und Titanoxydgehalt unberücksichtigt geblieben,
Alle Analysen geben einen Ueberschnss; es rührt dies daher, dass einmal das
Fe ganz als Fe’O% berechnet worden ist, während es im Gesteine selbst wenig-
stens theilweise als FeO enthalten war und dann ist der Abzug für den Aschen-
gehalt der Filter ein zu geringer, — 1) Phonolith. Tritt bekanntlich am
nordwestlichen Rande in den grossarligsten und eigenthümlichsten Formen her-
vor. Der dachförmige, steilahfallende Rücken der Milzeburg erhebt sich, eine
weithin sichtbare Warte, mehr als 1000° über das angrenzende Sandsteinplateau,
Au der Seitenwand streben die Säulen des parallelipedisch abgesonderten Ge-
steins senkrecht auf, bis zu einer Höhe von 90‘, Die meisten rhönischen Pho-
nolilhe zeigen eine schiefrige Absonderung, weshalb sie von dem ersten Beob-
achter J. W, Voigt*) als Hornsteinschiefer bezeichnet werden. Sehr
vollkommen schiefrig ist der vom Ebersberg und zugleich sehr homogen. Nur
der obere Theil des 1993‘ über dem Meeresspiegel hohen Ebersberges ist Ph.,
am untern Abhaug streicht bunter Sandstein in regelmässiger Schichtung aus.
Das zur Untersuchung verwendete Material vom Ebersberg war frei von allen
krystallinischen Einschlüssen ; selbst unter der Loupe waren keine Feldspathe
darin zu erkennen , die den. übrigen rhönischen Basalten so gewöhnlich einge-
sprengt sind , namentlich dem der Milzeburg, der Steinwand und des Teufels-
steins ein porphyrartiges Aussehen geben. Dichte = 2,504. Bruch: uneben
splittrig. Frische Bruchflächen sind lichtbläulich grau, schimmernd; das Pulver
graulich-weiss, nach dem Glühen hat es einen röthlichen Schein. Zusammen-
setzung 60,02 SiO’, 21,46 41?03, 4,73 Fe?O?, 1,58 CaO, 0,61 MgO, 1,88
KO, 8,86 NaO, 1,49 HO. Nimmt man das Fe zum Theil als Fe?O°, z. Th.
als FeO an, so erhält man mit vollkommener Schärfe das Sauerstoflverhältniss :
SiO?: R?0°: RO = 9: 3: 1. Lässt man den HOgehalt ausser Acht, so er-
hält man die Formel des Oligoklas: ROSiO '-+-R?0',2Si0°. — Die scheinbare
Homogenität des untersuchten Gesteins veranlassten Sch. eine vergleichende Un-
tersuchung mit Oligoklas von Viterhy vorzunehmen. Grobe Splitter von Ph. blät-
terten sich in conc. EIH schiefrig auf und bekleideten sich bald mit Kiesel-
gallerte, während sich die Flüssigkeit gelb färbte ; der ©. blieb unverändert, nur
schien er etwas durchsichtiger zu werden. Nach 3 Wochen war der Ph. so
erweicht, dass man ihn leicht zwischen den Fingern zerdrücken konnte, während
der ©. keine merkliche Auflockerung zeigte. Aus feinem Pulver hatten sich
nach 3 Wochen die Basen in beträchtlicher Menge zugleich mit wenig SiO° auf-
gelöst. Der Rückstand enthielt SiO?, die durch Digestion in CO:NaO aufgelöst
wurde. Zusammenselzung des durch EIE: zersetzten Theiles
SiO® Al?O® Fe?03 CaO MgO KO NaQ HO
v. Phonolith 11,03 3,86 ‚1,92 0,61 0,27 026 0,12 1,49= 19,07 ptıt.
v. Oligoklas 3,29 1,08 0,42 0,29 0,37 — 93,16 pCt.
Der durch -EIEE zersetzte Theil des Ph. steht jedenfalls dem Hornstein sehr
nahe, nur ist sein HOgehalt geringer. Die Zusammensetzung entspricht der
Formel ROSiIO®+R?O°, 25i0°+2H0. Am einfachsten ist die Annahme, die-
ser Antheil bestehe aus zersetztem NaQ-CaO-Harmaton ROSIO’—-R?0?, 25i0’+
3H0 und angegriffenem Oligoklas. Denn der durch EIHE nicht zersetzte Theil
*) Mineralogische Beschreibung des Hochstifts Fulda. 1783.
62
hat ebenfalls die Zusammensetzung des Oligoklases und es liegt kein Grund vor
ihn für ein Gemenge zu halten. C. Gmelin hat früher (Poygend. Ann. Rd.
XIV, 357.) der Ph. vom Pferdekopf und der Abtsroder Kuppe untersucht.
Beide Punkte hängen mit dem Plateau der eigentlichen oder hohen Rhön un-
mittelbar zusammen; sie sind Erhebungen am Rande. Der Fuss des Pferdeko-
pfes berährt Poppenhausen, erhebt sich aber darüber noch mehr als 1600‘; die
Abtsroder Kuppe liegt östlich nicht weit davon und hat beinahe dieselbe Höhe.
Als Ganzes genommen zeigen Gm.s Analysen gegen die von Sch. keine erhebliche
Differenz. Allein die Zusammensetzung der durch GIH getrennten Gemengtheile
ist wesentlich verschieden. Durch EIH zersetzter Theil des Ph.:
SiOo® AI’O? Fe?O? Mn’O? CaAQO NaO KO HO
vom Pferdekopf 44,54 22,14 675 0,53 2,83 11,38 3,06 7,22
Abtsrode 38,57 24,32 11,35 2,19 1,30 12,66 3,08 4,21
durch EIH: nicht zersetzter Theil des Ph.:
vom Pferdekopf 65,84 1787 3,16 0,51 0,35 5,66 3,82
Actsrode 66,29 16,51 2,39 0,90 Spur 4,96 9,25
Der Ph. vom Pferdekopf: durch £IH zerlegbar 18,59, unzerlegbar 81,41.
Abtsrode 15,84, 84,16.
Gm. zieht daraus den Schluss, dass der durch EIFEL zersetzbare Antheil Meso-
typ, der nicht zersetzbare Feldspath sei. Im M. aber ist das Sauerstoff-
verhältniss: SiO?: R’O°: RO: HO = 6: 3: 1: 2. Davon entfernen sich
abeı die Verhältnisse des Zeoliths im Ph. schon insofern als der Ogehalt von
RO und HO einander sehr nahe gleich sind. Bei dem vom Pferdekopf ergibt
sich das Verhältniss: 12: 6: 3: 3 oder die Formel 3R0,2Si0° -+2(R?O?
SiO?)--3H0, die zwischen der des Glottaliths 3R0,25i0 ’+R?0 'Si0’+9H0
und der des Breviecits 3R0,2S10?-+3(R?0?SiO°)--6H0 steht. Der zer-
setzbare Antheıl des Ph. von Abtsrode führt auf einen dem Thomsonit nahe
verwandten Typus. Sauerstoffverhältniss ziemlich genau: 4: 3: 1: 1, Formel:
3R0,Si0°-+3(R°’0?,Sı0’)+3H0, welche sich von der des Th. nur durch einen
um 4 Aeq. geringeren H-Ogehalt unterscheidet. Der durch €IH nicht zersetzte
Antheil beider Ph. zeigt sehr bestimmt das Sauerstoffverhältniss 12: 3: 1 oder
die Formel desAlbits ROSIO’+-R°0?,3Si0?, (Poggend. Ann, Bd. LXXXIX.
p. 291.) ww. B.
Viquesnel, Beiträge zur Geognosie der Türkei. Das Land
vom Gebirge Rhodope bis zur Küste des schwarzen Meeres wird von krystalli-
nischen Schiefern, Uebergangsgebirge, Kreide, Nummulitengebilde und verschie-
denen tertiären Ablagerungen gebildet. Die krystallinischen Schiefer bedecken
im Rhodope und der Küstenkette mehr als drei Viertheile der Oberfläche. Zu-
unterst lagert der Gneiss mit Granit, nach oben stellt sich Glimmerschiefer,
talk- und hornblendehaltiger Gneiss ein, der in Hornblendgestein übergeht und
einzelnen Quarziten und Kalklagern Raum gibt. Weiter nach oben gewinnt das
Hornblendgestein und der krystallinische Kalk das Uebergewicht, welche in der
ganken Gegend innig verbimden sind. Die untern Schichten treten hauptsächlich
im centralen Theile des Rhodope hervor, die mittlern und obern bilden zwei
breite von Westen nach Osten streichende Zonen. Die südliche derselben con-
stituirt Höhen bis zu 2000 Metres, die nördliche erhebt sich in dem gezackten
Kamme des Rilo-Derph zu 3000 Metres Höhe. Das Uebergangsgebirge besteht
aus verschiedenen sandigen Gesteinen, Thonschiefer und dichten Kalk. Es bil»
det in der Gegend von Constantinopel ein kleines, wenig über dem Meeresspie-
gel erhobenes Terrain. Das Kreidegebirge dagegen dehnt sich über ein ansehn-
liches Gebiet in drei Abtheilungen aus, deren eine sich nordöstlich von Kosten-
dil ausbreitet, während die beiden andern hei Kila und Inada auftreten. Das
Nummnlitengebilde umgürtet den südlichen, östlichen und nördlichen Theil des
Rhodope und bildet einen Theil der Küstenhügel des Marmormeeres. In seinem
Gebiete erscheinen Trachyte und Porphyre. Die jüngern Gebilde sind Sand,
Molasse und Kalk. Die ältern Alluvionen endlich steigen im südlichen Theile des
Rhodope bis zu 200 Metres über die Thalsohle empor, Von pyrogenen Felsar-
63
ten wurden Granit, Syenit, quarzführender Porphyr, Serpentin, Trachyt, Melaphyr
und Basalt beobachtet. (L’Instit. April p. 133.) Gl.
Paläontologie. — Duvernoy, über [ossile Rhinoce-
rosarten. Die Prüfung der im Museum der Naturgeschichte in Paris aulbe-
wahrten Rhinerosreste ergab folgende Resultate. 1) Rh. pleuroceros n. sp. eine
kleine Art mit zwei seillichen Hörnern auf der Nase. 2) Aceratlherıum Ganna-
tense n. sp. hat wie Aolypus vierzehige Vorderfüsse, kein Horn, aber eine kurze
Kinnsymphyse, eine äussere Schmelzwulst an den uulern Backzähnen, ein brei-
tes Schulterblatt u. s. {. 3) Rh, minutus Cuv. 4) Aceratherium typus für das
Kaup’sche A. ineisivum. 5) Rh. ineisivus Cuv., mit welchem Rh Schleierma-
cheri Kaup und Rh. sansansensis Lart. idenlifieirt werden müssen. 6) Rh. bra-
chypus Lart. von Simorre mit kurzen plumpen Gliedmassen und einer Schmelz-
wulst an der Innenseite aller obern Backzähne. Rh. simorrensis Lart. ist D.
geneigt mit Rh. ineisivus zu identificiren, Zu diesen sechs miocenen Arten kom-
men nun folgende pliocene: 7) Rh. leptorhinus Cuv. in Italien und bei Mont-
pellier. 8) Rh. protichorhinus n. sp. begreift das aus England aufgeführte Rh.
leptorhinus, von vorigem durch den Besitz einer Nasenscheidewand verschieden.
Endlich 9) Rh. tichorhinus Cuv. als diluvianische Art und 10) eine fragliche
Art aus den Höhlen des südlichen Frankreichs, von der nur einige obere Back-
zahne bekannt sind. Den irrthümlich deın Elasmotheriums zugeschriebenen Schä-
del nennt D. als neue Gattung und Art Stereoceros Galli. (4bid. Mars p. 107.)
Franzius bestimmt auf weiten Umwegen zwei Unterkieferfragmente
vom Monte Promina in Dalmatien als Anthracolherium minimum und einen Un-
terkiefer aus Knoehenbreccie Dalmatiens als einer Anlilope angehörig. (Geol.
Zeitschr. V. 78.) @l.
Hensel findet unter den fossilen Säugethiere Schlesiens die Raubthiere
am sparsamsien vertreten. Von Felis spelaea ist nur ein Backzahn,, von Ursus
spelaeus nur Fragmente von Oberarm und Schienbein bekannt. Stier ist sehr
häufig, ferner Geweihe vom Elenn, Zähne von Pferd, am häufigsten Reste von
Mammut, Rhinoceros nur einmal bei Glatz. Der reichste Fundort liegt bei Wit-
gendorf unweit Sproltau. (Schles. Gesellschh XXX. 37.) Gl.
Gervais untersuchte die von Verneuil, Collomb und Lorriere in Spa-
nien gesammelten Fossilreste von Säugelhieren. Bekannt waren bis jetzt Masto-
don anguslidens, Anchitherium, Hipparion, Cainotherium, Sus palaeochaerus und
Palaeomeryx. Die Lagerstätlten sind miocene Braunkohlen, Gypse und Kalke
verschiedener Localiläten. Gervais erkannte Hyaenarctos hemicyon n. sp., Ma-
stodon longidens, Rhinoceros, Hipparion, Antilope boodon n. sp., Cervus, Sus
palaeochoerus. (Bullet, soc. yeol. X. 162. 7b. 4—6.) Gl,
Schnur, die im Uebergangsgebirge der Eifel vorkom-
menden Brahiopoden. Der Anfang dieser Abhandlung enthält die Be-
schreibung von 37 Arten der Gallung Terehratula nebst deren Abbildungen. Als
neu werden aufgeführt: T. formosa, T. subreniformis, T. Wirtgeni, T. elliptica,
T. fornicata, T. hexatoma. T. tetratoma, T. subtragona, T. pugnoides, T. bra-
chyptyca, T. bijugata, T. dividua, T. venusta, T. squamıfera, T. insquamosa,
T. zonata, T. latilinguis, T. angulosa, T. subcoriformis, T. pila, T. Goldfussi,
T. aptycta, T. prunulum, (Pataeoxtogr. 111. 172, Tb. 22 ff.) Gl.
Botanik. — J. D. Hooker, the Botany of the antartie
voyage. I. Flora of New-Zealand. Part. Il. a. IH. London 1853.
4. — Die Fortsetzung dieses ausgezeichneten Werkes schreitet rüstig vorwärts.
Die vorliegenden beiden Lieferungen beginnen S. 81. mit der Ordnung der Bre-
xiaceen und gehen bis zu den Orchideen S. 239, die Tafeln von 21-60. Die
neuen Arten, welche neben den zahlreichen bekannten beschrieben und abgehil-
det werden, sind folgende: Hydrocotyle dissecta, Pozoa trifoliata, Apium fili-
forme, Anisotona (n, g.) Lyali, A. intermedia, A, gingidum, A. aromalica, Oreo-
64
myrchis Colensoi, Panax linearis, P. Edgerlegi, P. Colonsoı, Bötryodendrum Sin-
elairi, Loranbyus Colensoi, L. flavidus, L. mıcranthus, L. tenuiflorus, Coprosma
grandifolia, C. tennicanlis, C. parviflera, CE. myrtıllifolia, C. mierocarpa, €. cu-
neata, C. repens, C. pumila, Nectera Cnunninghami, N. dichondraefolia, N. setn-
losa, Asperula perpusilla, Olearia operina, ©. angustifolia, ©. Colensoi, O.Lyalli,
Eurybia nitida, Eu. Cunninghami , Eu. edentata, En. albida, Eu. nummularifolia,
Eu. Solandri, Eu. virgata, Eu. Forsteri, En. avicenniaefolia, Celmisia verbasci-
folia, C. coriacea, C. spectabilis, C. incana, €. discolor, C. hieraciifolia, €. glan
dulosa, Lagenophora petiolata, L. pinnatifida, Brachycome radicala, Leptinella
squalida, L. minar, L. dioica, L. pusilla, Trinacron (n. g.) pusillum, Ozotham-
nus glomeratus, ©. microphyllus, O. depressus, Raculia (n. g.) tennifolia, R.
glabra, R. subsericea, R. grandiflora, Gnaphalium prostratum, Helichrysum leon-
topodium , Senecio bellidioides , S. saxifragoides, S. bifistulosus, S. Lyalli, S.
scorzenoroides, S. Colensoi, S. Greyi, S. perdieioides, S. elaeagnifolius, S. Bid-
willi, Forstera tenella, F. Bidwilli, F. clavigera , Lobelia perpusilla, Ganltheria
Colensoi, G. fagifolia, G. oppositifolia, Epacris alpina, E. racemosa, Decaphyllum
strietum, D. affine, D. Lyalli, D. spuarrosum, D. filifolium, Dracopbyllum sco-
parium, Dr. subulatum, Dr. recuryum, Suttonia salicina, S. nummularia, Olea
lanceolata, ©. montana, Logania depressa, Cuscuta deusiflora, Calceolaria repens,
Mimulus radicans, Veronica Lyalli, Euphrasia revoluta, Myosotis capitata, M. an-
tarclica, M. peliolata, M. saxosa, M. Lyalli, Theuceridium (n. g.) parvifolium, Utri-
eularia novae Zelandiae, U. Colensoi, Plantago uniflora, Pl. spathulata, Polygo-
num ephedroides, Nesodaphne (n.g.) Taravii, N. Tawa, Pimelea Lyalli, Exocar-
pus Bidwilli, Urtica australis, U. lJucifuga, Ascarina lucida, Fagus- fusca, Earina
autumnalis. —e.
Gustavi Kunzi index filieum (sensu latissimo) in horlis euro-
paeis cultarum synonymis interpositis auclus cura Augusti Baumanni. Aı-
gentorali 1853. 80.— Ein alphabetisches Verzeichniss der Gattungen von Far-
ren, welche in den europäischen Gärten ceullivirt werden. Unter jeden Gallungs-
namen folgen die Artnamen ebenfalls in alphabetischer Reihenfolge und zwar
steis mit Angabe des Autors und Vaterlandes. Die guten Arten sind herausge-
rückt und mit Corpusleltern gedruckt, die Synonyme dagegen eingerückt mit cur-
siver Schrift und Hinweis auf die richtige Art. Die Gattungssynonyme sind mit
Capitälchen gedruckt, Dadurch ist die Uebersicht ungemein erleichtert und zu-
gleich in Hinsicht auf die Vollständigkeit wird dieser Index Allen, die sich mit
der Cultur und dem Studium der Farren beschäftigen eine höchst willkommene
Erseheinung sein. —E.
Grewille untersucht Caulerpa asplenieides ( = taxifolia Ag., Fucus
pinnatus L.), C. laza n. sp. aus Ostindien, €. fissidentoides n. sp. von ebenda,
(Ann. a mag. nat. hist. July 1. Tb. 1. 2.)
Nuttall beschreibt Rhododendron Kendricki n. sp. auf dem Bootange-
birge Indiens in 7000 Fuss Hohe wachsend. (Ibid. p. 10.)
Clarke setzt seine Untersuchungen über das System der Phanerogamen
fort. (Ibid. p. 11.)
Kippist diagnosirt eine neue Gattung der Diosmeen von Vandiemens-
land, Aeradenia: calyx quingquepartitus, petala quinque, calyce multo lon-
giora, aeslivalione imbricala, ovaloellipliea, undique velutina; stamina decem,
hypogyra, pelalis sublongiora, alterna paullo breviora; filamenta libera, subulata,
glabra ; antherae introrsae, glabrae, biloculbres, rima longitudinali debiscentes,
apice inappendiculatae; ovaria quingque gynophoro disciformi margine sinualo
insidentia, unilocularia, villosissima, singula apice glandula majuseula sessili
instruela; ovula in lonalis gemina , sulurae ventrali collateraliter inserta, pen-
dula ; styli in unienm glabrum coeliti; stigma subcapitellatum; capsula quinque
vel unicocca, cocei basi subcohaerentes, sepalis persistentibus pluries longiores,
subquadrati, paullo compressi, basi rolundati, apice abrupte truncati et angulo
externo breve cornuli, coriacei vel subliguosi, dorso carinati, Iransversim rugosi,
extus glabrinsenli, intus suleati, glabri, endacarpio haud secedente; frutey Tas-
65
manicus, ramosissimus, foliis oppositis, exstipulatis, petiolatis, trifoliatis, folio-
lis coriaceis, lanceolatis, serratis supra tuberenlatis, peduneulis terminalibus,
trichotome eymosis, multifloris ; floribus albis. Die einzige Art heisst A, Frank-
liniae. (Ibid. p. 32.) —e.
Wirtgen bestimmte ein neues Sedum, S. aureum, der rheinischen Flora
und beschreibt dasselbe also: Stämmchen niedrig, aufstrebend, abgestumpft um-
gekehrt kegelförmig, mit oben anliegenden, unten abstehenden, fünfreihigen Blät-
tern, Blätter lineal-lanzettförmig, oberseits flach, unterseits ein wenig convex,
spitz begrannt, am blühtentragenden Stengel dicht anliegend,, meist purpurroth,
sonst dunkelgrün, mit stark gelöstem zugespitzten Sporn an. der Basis, Blühten
in Trugdolden, ohne Deckblätler, höchst selten das Rudiment eines Deckblattes
an der untersten Blühte; Kelchzipfel eiförmig, ziemlich stumpf, goldgelb, schwach,
wohlriechend (vanillearlig); Aeste der Trugdolde nach der Blühte knänelförmig
zusammengezogen. — Die Pflanze steht auf den Escherfelder Wiesen zu Horch-
heim, auf den Lahnbergen bei Ems und auf dem Fachbacher Berge am Wege
nach Ehrenbreitenstein. (Rhein. Verhandl. X. 117.) —e.
G. v. Martens, über Iris germanica undl. florentina —
Das Ausbleichen der Blühten südlicher Pflanzen, wenn sie nach mehr nördlich
gelegenen Standorten versetzt werden, ist besonders bei denen häufig, deren
Farbe zwischen roth und blau liegt. Schon längst hielt von M. daher die ].
florenlina nur für eine verblasste I. germanica und obwohl Fresenius dies auch
längst nachgewiesen, so wird dennoch erstere stets als gute Art aufgeführt. Eine
abermalige Prüfung einer grossen Anzahl von schönen Exemplaren im Stutigar-
ter Schlossgarten liess von allen Unterschieden, welche Koch der I. floren-
tina zuschreibt, nur die milchweisse Farbe der Blume erkennen. Einige Exem-
plare hatlen sogar dunkelviolette und milchweisse Blumen zugleich. Damit muss
nun jede Trennung beider Arten als völlig unhaltbar erscheinen, (Würtemberg.
Jahresh. IX. 366.) —e.
Curtis’s botanical magazine enthält in Nr. 103 und 104 auf Tb. 4722
bis 4733 folgende Arten: Xanthorrhoea hastile Br., Littonia modesta n. sp.,
Lopezia macrophylla Benth., Lilium roseum Wall., Azalea crispiflora n. sp., Se-
meiandra grandiflora Hook., Azalea amoena Paxt., Cantua bicolor Lindl., Rhododen-
drum niveum Hook, Fritillaria oxypetala Royle, Vacecinium ovatum Pursh., Di-
ehorisandra leucophthalmos n. sp.
Zoologie. — Jules Hayme (über die Melamorphose und den
Bau der Trichoda Iynceus) kat gefunden, dass Trich. gibba Müll., Oxytricha
gibba Ehrenb., Trich. peltionella Müll., Oxytr. peltionella Duj. nur Formen des
genannten Infusoriums und alle Larvenzustände der Coceudina coslata Duj. oder
Aspidisca Iynceus Ehrenb. sind. (Annales des sciences natur. Tome XIX.
p. 109.) Kr.
Koren et Danielsen, Untersuchungen über Entwick-
lung der Pectinibranchier (Buccinum undatum und Purpura lapieus),
deren Resume folgendes: 1. Bucceinum undatum. Die Kapsel welche die Eier
einschliesst, ist mit einer durchscheinenden, ungefärhten, klebrigen und eiweiss-
ähnlichen Flüssigkeit angefüllt. Jede Kapsel enthält eine Menge Eier. Das Ei be-
steht aus einem Chorion, Eiweiss, Dotterbaut und aus dem Dotter, der aus
mehr oder weniger grossen Kügelchen gebildet wird. Grösse variirt von 0,257
bis 0,264 Millim. An dem schon gelegten Ei haben Verf. weder einen Keim-
fleck noch ein Keimbläschen beobachtet. Die Furchung, wie bei den andern
Mollusken, findet bei diesen Thieren nicht statt [?|. Gegen den 18. Tag fangen
die Eier an sich zu nähern, das Chorion sich abzulösen, der mehr oder weni-
ger enlblösste oder nur durch seine Membran bedeckte Dolter ist von der
klebrigen eiweissähnlichen Flüssigkeit umgehen. Einige Tage später haben sich
die Eier zu verschiedenen grossen Gruppen aus 6— 16 Eiern bestehend, verei-
nigt. Am 23. Tage ist das noch deutlicher und die einzelnen ovalen nieren-
förmigen Gruppen sind von einer äusserst feinen Membran umhüllt. Die Flüs-
sigkeit, die die Eier umspült, hat ihre Zähigkeit verloren. Am 24. Tage noch
deutlichere Conturen der einzelnen Gruppen, Mehrere isolirt gebliebene Eier
d
66
zeigen sich unter der Form der Embryonen, während die andern zusammen ver-
einigt bleiben. Der Embryo, der sich auf diese Weise bildet, ist zusammenge-
setzt aus einer feinen Membran, die mehrere Eier einschliesst.e Die Zahl der-
selben, die sich zu einem Embryo gruppiren, ist sehr verschieden (manchmal
100 und mehr). Auch variirt die Zahl der Embryen in den verschiedenen Kap-
seln, gewöhnlich von 6—10. Die ersten Organe, die sich nach der erwähnten
Membran bilden, sind die mit Cilien besetzten, abgerundeten Lappen. Der Em-
bryo fängt an sich zu bewegen. Später entsteht der Fuss, der Mantel, die
Schale, die Gehörorgane, die Augen, die Speicheldrüse, das Herz und die con-
tractile Blase. Dann die Verdauungsorgane, das Nervensystem, die Branchien
u. s. w. Nach etwa 8 Wochen sieht man die jungen Thiere die Kapsel verlas-
sen; die Schale ist etwas länger, hart, zerbrechlich, halbdurchsichtig. Die Lap-
pen sind verschwunden, das jungeThier kriecht wıe das erwachsene. — 2. Pur-
pura lapillus. Die 0,194 Millim. grossen, zerstreuten und von einer viskösen
Flüssigkeit umgebenen Eier finden sich in flaschenförmigen Kapseln. Jedes Ei
besteht aus dem Chorion, Eiweiss, Dotterhaut und Dotter. Dieser erfährt eine
sehr unregelmässige Furchung. Ist dieselbe etwas vorgeschritten gruppiren sich
die Eier. Am 12. und 13. Tage sind die Eier so zu sagen eine feste Masse
geworden, die in mehrere traubenförmige Haufen zerfällt. Am 16. Tag die
Gruppen deutlicher, über die andere Masse einen Vorsprung bildend und miltelst
eines Stieles daran befestigt. Durch das Mikroskop sah man, dass sie von einer
feinen mit Cilien besetzten Haut gebildet waren und eine Menge Eier enthielten.
An den beiden Seiten des Stieles exsudirte eine durchsichtige Masse, auf wel-
chen sich feine Wimpern zeigten (der Fuss) und an der Basis des Stieles sah
man die ersten Spuren der Lappen. Endlich lösten sich mehrere dieser birn-
förmigen Körper los und fingen sich an zu drehen: Embryonen. Wie viel Eier
sich zu einem Embryo gruppirten, liess sich nicht bestimmen. Es fand sich in
jeder Kapsel einer der sich in einem Ei entwickelte aber niemals zur vollstän-
digen Ausbildung gelangte. Die Zahl der Embryen variirt zwischen 20 — 4.
Ihre Grösse Y3>—1/ı Millim. Die ersten Organe welche sich nach der einhül-
lenden Membran bilden, sind der Fuss, die beiden Lappen, dann der Mantel,
die Schale, die Gehörorgane , die Speicheldrüse, das Herz (am 23. Tage), die
Augen und dıe Tentakeln. Der Verdauungsapparat, das Nervensystem, dıe Bran-
chien, der Sipho und die Retractionsniuskeln des Fusses erschienen viel später.
In einer spätern Epoche theılte sich das Herz in zwei Kammern; die Schale
hat 1—2 Windungen, wonach erst die contractile Blase erscheint. Nach 8 Wo-
chen haben die Jungen die Hülle noch nicht verlassen und zieht man sie her-
aus, so kriechen sie zwar wie die erwachsenen Thiere, aber die Lappen sind
noch nicht ganz verschwunden. Das geschieht erst gegen 9., 10. Woche , wo
die Jungen herauskommen. Die Schale ist dann undurchsichtig und zerbrech-
lich. (Ibid. Tome XVIIE. XIX.) Kr.
Benson beschreibt folgende neue auf Ceylon gesammelte Landceonchy-
lien: Streptaxis Leyardana, Str. cingalensis, Helix ceraria, H. putelus, H. mo-
nonema, H. marcida, H. vilipensa, H. perfucata, H. edgarana, Vitrina membra-
nacea, Achatina vernina, A. pachycheila, Bulimus panos, Pupa muscerda, P. mi-
mula, Cataulus austenanus, (. decorus, €. parapsis. (Ann. mag. nat. hist.
August 96.) al.
Pontallie, Professor zu Rennes, hat zwei neue Distomen entdeckt. Das
eine in der Leber des Colymbus. Der Darmkanal dieses ist von seinem Ursprung
bis zum Ende mit Blinddärmen versehen und besteht aus einem vorderen Theile
in der Mittellinie gelegeuen (Oesophagus) und den beiden Zweigen, die diver-
giren, parallel an beiden Seiten des Körpers entlang laufen und sich nahe
dem Hinterende in einem Blindsack enden. Die Blinddärme werden von vorn
nach hinten immer kleiner, dass am Ende nur noch eine Spur derselben ver-
handen ist. Die Hoden sind sehr lang, liegen quer, was noch bei keinen Di-
stomen beobachtet, sind matliweiss und bilden an der äussern Haut kleine Er-
habenheiten. Länge des Thieres l5wm, Breite 4mm, Ein vorderer Saugnapf
und ein Bulbus des Oesophagus war nicht zu sehen, aber Imm yom Kopfende
67
an der Bauchseite 'eine kleine Oeffnung, in deren Gegend der Darmkanal zu en-
digen scheint. Der Bauchsaugnapf Hmm vom Kopfende, hat eine grosse Oefl-
nung und fast dreieckige Form. lmm oberhalb derselben eine kleine Erhebung
mit zwei Oeflnungen, die Genilalaufgänge. Die Testikel liegen hinter einander,
unterhalb des vorderen grösseren der Eileiter. Die Ovarien finden sich als
weisse Körner vom Kopfende an bis zum vordern Hoden, liegen an den Seiten
und haben die Genitalöffnung, den Bauchsaugnapf und den Eileiter zwischen sich.
Den Penis hat Verf. noch nicht gefunden. Dieser Wurm würde eine besondere
Abtheilung des Subgenus Cladocoelinm Dnj. bilden, deren Hauptcharactere ein
mit Blinddärmen versehener Darmkanal und quer gestellte Testikel sind.
Das andere Distomum fand Verf. in der Gallenblase der Spitzmaus; es
ist I1/gmm Jang, 0,880 mm breit, sein Hals 0,60 mm lang, 0,32 mm hreit; Breite
des vorderen Saugnapf 0,28—0,29 mm, des ventralen 0,22—0,25mm, Die Ge-
nitalöffnung ist 0,28mm breit, 0,05mm yom vordern Saügnapf, 0,08 — 0,09 mn
vom hintern entfernt. Die Eier sind 0,03 mm Jang und 0,02 mm breit. Der
Darmkanal besteht aus einem, langen Oesophagus mit zwei einfachen Zweigen,
die sich sehr weit nach hinten verlängern. Die Testikel liegen hinter dem ven-
tralen Saugnapf. Danach gehört das Distomum in das Subgenus Dicrocoelium
Duj. (Annales des Sciences natur. Tom. XIX. p. 103.) Kr.
Zwei neue Arten Helminthen hat van Beneden im Sciaenus glacialis
gefunden und als Tetrarhynchus C., linguatula und als Anthobothrium perfectum
beschrieben. (Bullet. de Vacad. roy. de Brux. Tom. XX. p. 202.) Kr.
van Beneden hat folgende neue Gattungen von Schmarotzerkrebsen
gefunden und aufgestellt: Pagodina robusta van Ben. Körper des Weib-
chen oval, aus deutlich getrennten, die wie ein Panzer die obere Seite bedecken
und wie grosse Schuppen aussehen zusammengesetzt. Kopf, Thorax, Leib und
Schwanz deutlich geschieden; ein Paar horstenförmige, vielgliedrige Antennen
inseriren unten am Kopfsegment; 3 Paar mit Haken endende Kieferfüsse, von
denen das hintere Paar am längsten und bis zum zweiten Thoraxsegment reicht,
Der Thorax hat 4 Paar Füsse, von denen die drei letzten am äussersten Gliede
gespallen sind; der Hinterleib hat am Ende drei kleine Anhänge; der Schwanz-
iheil besteht aus 3 Ringen. Die Bedeckungen sind gelblich und sehr fest , be-
sonders auf der Oberseite. Das Weib ist 5mm Jang. Der Mann ist kleiner,
sein Körper länglicher und schmaler. Der Schmarotzer wohnt auf den Kiemen
des Galeus eanis und Carcharias glaneus. — Eudactylina acuta van Ben,
Körper deutlich gegliedert, in der Milte etwas breiter. Kopf distinct, schildför-
mig nach hinten abgerundet, vorn mit einem Paar grosser, mit Haken hesetzter
Antennen. 3 Paar Kieferfüsse, deren letzteres in eine kräftige Zange endet.
4 Paar Brustfüsse die gespalten sind und Borsten tragen. Ein Hinterleibsring
mit einem Paar gegliederter Anhänge und 3 Schwanzringe von viereckiger Form,
am letzten ein Paar kleine Anhänge. Der ganze Panzer hat eine gewisse Fe-
stigkeit und wird beim Trocknen citronengelb. Länge des Thieres, Kopf und
Eiröhren mit einbegriffen 6wmm, Es findet sich zwischen den Kiemenblättern
von Squalina angelus und Spina acanthias. (Zbid. Bd. XX. p.235. 482.) Kr.
Kraatz diagnosirt als nov. sp. Orchesia undulata: Fusio picea, pube-
scens, subtilissime punetulata, antennis pedibusque fusco - ferrugineis, elytris pi-
ceis, fasca media undulata testacea pone medium regulari ante apicem. Long.
21/2. Sie ist gefunden in Oesterreich, Steiermark, bei Berlin. Sie ist
schon früher bekannt gewesen und mit Orch. fasciala vereinigt. Curtis’s
Britt. Ent. V. p. 197. hat sie als Orch. fasciata abgebildet, (Stettin. entom.
Zeit. 14. Jahrg. Nr. 8. p. 259.) Kr.
Derselbe Verfasser zeigt, dass Phytosus spinifer Curtis und nigriventris
Chevrolath zwei verschiedene Species sind. Die schwarze Form ist Spinifer,
die gelbe nigroventris. (Ibid. p. 257.) Kr.
Morren berichtet über einen Wanderzug der Libellula depressaL. Der
am 16. Juni 1853 gegen 4 Uhr Nachmittag zu Hasseignies nahe bei Bel - Oeil
(Provinz Hainaut) von Hrn. Chopinetl, Notar, während 3/s Stunden und in
einer Ausdehnung von 3/s Meilen in der Richtung von Südost nach Nordwest
ns
68
beobachtet wurde. Die Thiere zogen in ungeheurer Anzahl, die niedrigsten etwa
2,50 Metres vom Boden. Der Zug ging ohne jedes Geräusch vor sich und mag
seine Ursache wohl in Wassermangel gehabt haben. (Bull. de Vacad. roy. des
Sc. Tom XX. p. 322.) Kr.
Siebold, über die Auswüchse und äusseren Anhänge auf
verschiedenen Insecten. — Dieselben sind entweder 1) fremde Körper
namentlich Pollenmassen von Orchideen und Asclepiadeen und andern Pflanzen,
die leicht festkleben und herumgetragen werden. An Bienen bemerkt man der-
gleichen häufig (die von Dzierzon beschriebene Hörnerkrankheit der Bienen be-
steht ın nichts andern als solchen Pollenmassen), oder es sind 2) weisse wol-
lenartige wachsartige Secrete, die in der Insectenwelt sehr verbreitet und als
staubartige Bedeckung, Höcker, Federn, Fädenbüschel u. s. w. vorkommen. Nıcht
blos die Bienen auch andere Insecten können diesen Stoff in so grosser Menge
produciren, dass ihn der Mensch benutzen kann. So kommt aus China eiue
Wachsart Pela in Brotform, die dort zu Lichtern benutzt wird. v. Siebold
meint, dass dieses Secret nicht von Flata limbata Doven (eine Cicade) sondern
wahrscheinlich von Coceus cerifer Fabr. herrühre. Die Kolonien des Pomphigus
Xylostei Hart. (Wolllaus) überziehen auch in unsern Gärten zuweilen alle Zweige
mit diesem Secrete. Oder 3) sind es parasitische Pilze, Formen von Isaria,
Clavaria und Sphaeria, die in Keulenform aus Puppen, Larven, auch vollkom-
menen Insecten hervorwachsen und wahrscheinlich während des Lebens der In-
secten als Sporen in dieselben hineingerathen. Sıe werden den Thieren durch
ihren Wachsthum gefährlich, wie die Seidenraupen durch den berüchtigten
(Botrytis Bassania, Muscardine) ihren Untergang finden. Einer dieser Keulen-
pilze hat noch in neuerer Zeit Aufsehen gemacht, der als merkwürdiges chine-
sisches Naturproduct, von den Chinesen „Sommerpflanze, Wınterraupe‘‘ genannt,
nach London kam, aber schon von Reaumur richtig als Keulenpilz auf einer
Raupe (clavaria entomorrhiza) gedeutet war. (Jahresber. d. schles. Gesellsch.
f. vaterl. Kultur i. J. 1852.) Kr.
v. Homeyer gibt die Diagnose einer neuen noch nicht beschriebenen
Möve unter den Namen Larus Heinei Sie ähnelt Lar. canus, ihre ganze Ge-
stalt ist aber schlanker gestreckter. Färbung der Füsse gelblich oder ganz gelb,
Schnabel schlanker und länger als bei Lar. canus. Die Färbung des Gefieders
am Flügelrande, die Haudfedern und grössera Deckfedern der Flügel schiefer
schwärzlich. Der graue Rücken ist dunkler als bei der Sturmmöve. Die zwei-
ten bıs vierten Schwingen zweiter Ordnung haben in der Mitte schwarze Schäfte,
die 6.— 11. an der Aussenfahne schieferschwarz. Die zweite Primärschwinge
vor der Spitze nur an der Innenfahne einen weissen Fleck. Auf zwei Tertiär-
schwingen ein rundlicher schieferschwarzer Fleck. (Naumannia Jahrg. 1853
3. Quartal p. 129.) Kr.
Unter den von Dr. Philippi um Valdivia im südlichsten Chile ge-
sammelten Vögel fand Dr, Hartlaub iu Bremen folgende neue Arten: Och-
ihoeca chilensis, Crithagra flavospecularis, Scolopax speclabilis. Am Schlusse
gibt Verf. ein Verzeichniss sämmtlicher bis jetzt mit Sıcherheit als chilesisch
bekannter Arten, deren Zahl sich auf 200 beläuft. (4bid. p. 207.) Kr.
Pontalli& theilt interessante Beobachtungen mit über die Orte, wo die
Acari der Sperlingsvögel und der Helix aspersa ihre Eier hinlegen. Bei den er-
stern und namentlich den Gattungen Parus, Emberiza und Fringilla, ganz beson-
ders aber bei den Meisen und Sperlingen legen die Acari ihre Eier zuweilen an
die Basis der Schenkel, meist an den vordern Theil des Körpers, unter ein
weissliches, seidenartiges Gewebe , unter welchem man, wenn man es vorsichtig
aufhebt, sie sowie die jungen Acari leicht findet. Bei Helix aspera bringen die
Acari die Eier im Augenblicke, wo sich das Orifictum pulmonare öffnet, in die
Respirationshöhle hinein. Die Jungen gehen in derselben Weise wieder nach
aussen, um ihr Leben auf der äussern Oberfläche fortzusetzen. (Annales des
Sc. nat, tom. XIX. p. 106.) Kr.
—_—
CGorrespondenzblatt
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
für
Sachsen und Thüringen
Eialle.
1853. Juli. Ne \ll
Sitzung am 6. Juli.
Eingegangene Schriften:
1. 2. Zweiter Jahresbericht über die Wirksamkeit des Werner- Vereins zur
geologischen Durchforschung von Mähren und Schlesien im Vereinsjahre
1852 und erster Jahresbericht der Direction des genannten Vereins für
das Vereinsjahr 1851—52.
3. Allgemeine Zoologie. Systematische Darstellung des gesammten Thier-
reichs nach seinen Classen von (.G. Giebel. 1. Liefrg. Säugethiere,
Leipzig 1853. 80.
4. Odontographie. _ Vergleichende Darstellung des Zahnsystems der leben-
den und fossilen Wirbelthiere von C. G. Giebel. 2. Lieferung. Leip-
zig 1853. 40.
5. Lehrbuch der Zoochemie von H. W. Heintz. Mit 2 Kpfrtfin. und 19
in den Text.gedruckten Holzschn. Berlin 1853. 8.
Nr. 3—9. Geschenk der Herren Verfasser.
Als neue Mitglieder werden angemeldet:
Herr Stanislaw Schylla, Pharmaceut in Könnern,
„» Reetor Völcker in Aschersleben,
» Gerichtsassessor Kosegarten, ebenda,
» Pastor Dr. Nagel in Gatersleben,
» Stud. med. Otto hier.
Herr Baer berichtet über das in neuester Zeit nach dem Ge-
brauch von Ziltwersaamen oder Santonin beobachtete Gelb- und Grün-
sehen und über die dadurch veranlassten Versuche, die Marlin in
München an sich selbst vorgenommen hat. (Bd. 1. S. 470.)
Herr Schrader bespricht die von Dr. Schöpffer in Folge fal-
scher Auffassung der hierher gehörenden Thatsachen in einer eige-
nen, unter dem Titel: ‚die Erde steht fest“ erschienenen Brochüre
versuchten Bekämpfung des Copernicanischen Sonnensystems (S. 27.).
Herr Thamhayn theilt hierauf die Forschungen von Brücke
über den Weg des Chylus mit (S. 28.) und Herr Schliephacke
legt abnorm gebildete Blühten von Hyoscyamus niger vor,
Sk zum an. 19. Jul
Eingegangene Schriften :
l. Crüger, die Schule der Physik auf einfache Experimente gegründet,
3. Lieferung. Erfurt 1853.
70
2. A. Kenngott, Mineralogische Notizen. 1. und 2. Folge. Wien 1853.
Nr. 2. Geschenk des Hrn. Verfassers.
Als neues Mitglied wurde angemeldet
Herr Schliephake, Pharmaceut hier.
Nach einigen Mittheilungen in Betreff der Generalversammlung
trägt der Vorsitzende, Herr Giebel, einige geologische, paläontolo-
gische und oryctognostische Notizen aus einem Briefe des Herrn
Söchting in Göttingen vor (S. 29.). Von diesem waren auch
einige Geschenke für die Sammlung eingegangen; ebenso von Hrn.
Leo in Esperstädt bei Frankenhausen einige in der dortigen Braun-
kohlenablagerung vorkommende Mineralien, als Schwefel, Honigstein,
Oxalith und eine Art schwarzer Holzkohle.
Herr Giebel gedachte sodann des am 8, d. M. verstorbenen
Oberbergraths und Professor Germar, der mit lebhaftem Interesse
stets die Thätigkeit unseres Vereines unterstützte und zur Bethätigung
desselben noch ein werthvolles Geschenk aus seinem Nachlasse für
die Vereinsbibliothek übermacht hat (S. 31.).
Als einen Beleg für den Einfluss des Standortes auf die Ent.
wicklung der Pflanzen legte Herr Schliephacke Exemplare von
Echium vulgare von den Kupferschieferhalden bei Mansfeld vor, die
so bedeutende Verschiedenheiten zeigten, dass sie wohl als eine neue
Varietät betrachtet werden können (S. 33.).
Schliesslich sprach Hr. Giebel über die Structur und Form
der Zähne bei den Säugelhieren, um die systematische Bedeutung
der einzelnen Zahnarten nachzuweisen, Nachdem er alsdann noch
die geeignetste Formel für das Zahnsystem erörtert halte, verbreitele
er sich über die wesentlichen Charactere des Carnivoren-Raubthierge-
hisses, zumal über das gegenseitige Verhältniss des Fleischzahnes und
der Kauzähne zu dem Naturell und der Lebensweise der einzelnen
Gattungen und Arten.
Die nächste Sitzung am 20. d. M. fällt der Generalversamm-
lung wegen aus.
Erste Generalversammlung in Halle am 22. u. 23. Juli.
Erste Sitzung.
In dem festlich geschmückten Saale der Weintraube bei Gie-
bicdenstein versammelten sich auf die vom Vorstande erlassene Ein-
ladung früh 10 Uhr folgende Herren:
W. Gerhard, Legationsrath aus Leipzig.
v. Schreeb, Reg.-Rath aus Magdeburg.
Berger, Oberst a. D. in Halle,
Zincken sen., Oberbergrath aus Bernburg.
Dr. Bergener aus Gerbstedt.
Krause, Studiosus in Halle.
Dr. Giebel in Halle.
E. A. Zuchold, Buchhändler aus Leipzig.
Zschorn, Lehrer in Halle.
W. Schönichen, Particulier aus Bernburg.
71
W. Heintz, Dr., Professor in Halle.
Ed. Beeck, jun., Zimmermeister in Halle.
W. Baer, Assistent im chem. Laborat. in Halle.
St. Schylla, Pharmaceut aus Cönnern.
Thümler , Bergwerks-Inspeclor in Halle.
H. Stippius, Apotheker in Halle.
H Kayser, Dr. med. in Halle.
Francke, Dr. u. Apotheker in Halle.
Dr. Kohlmann , Lehrer in Halle.
H. Bekel, Studiosus in Halle.
4. Tausch, Studiosus in Halle, _
Rust, Vorm. Revisor aus Bitterfeld.
Gustav Tschetschorke , Lehrer in Halle.
Friedrich Körner, Lehrer in Halle.
Dr. W. Schrader, Director der Prov.-Gewerbeschule in Halle,
v. Rohr aus Berlin.
J. Wislicenus, Studiosus in Halle,
W. Hetzer, Studiosus in Halle.
Dr. Schadeberg in Halle.
Hasemann, Diakonus in Halle.
Fr. Elzemann.
v. Schreiner, Ministerial-Registrator aus Weimar.
Witte, Dr. Professor in Halle.
Graf Seckendorff in Halle.
Schaller, Dr. Professor in Halle.
Erdmann, Dr. Professor in Halle.
v. Gross, Grossherzogl. Sächs. Weim. Kammerherr und Finanzrath aus Weımar.,
Martins, Dr., Berghauptmann a. D. in Halle.
Volckmann, Dr. Professor in Halle.
Brodkorb, Apotheker in Halle.
Lüben, Rektor aus Merseburg.
Pabst, Apotheker in Halle.
Weber, Lehrer in Halle.
Krause, Rath aus Cöthen.
RBomeycke.
Jacobson, Dr. med. in Halle,
Lehmann, Kunstgärtner aus Cröllwitz.
Besser, Studiosus in Halle.
Anton sen., Buchhändler in Halle.
v, Minnigerode, Bergmeister aus Dürrenberg.
4A. L. Sack, Mineralog in Halle.
Schumann, Pastor ın Crössuln bei Weissenfels.
Heyne, Lehrer aus Calbe a./S.
Friedrich Heun, Fabrikant aus Dürrenberg.
Rudel, Dr. phil. in Halle.
Kühl, Baumeister in Halle.
Gerding, Dr. phil. aus Jena.
Lindig, Salinenfaktor aus Dürrenberg.
G. Kleemann, Mechaniker in Halle.
F. Krause, Kunstgärtner in Halle.
A. Schmidt, Archidiaconus aus Aschersleben.
Koschry aus Sans-Souci.
Fr. Hofmeister sen., Buchhändler aus Leipzig.
Ambr. Abel, Buchhändler aus Leipzig.
Hofmeister jun., Dr. phil. aus Leipzig.
Delbrück, Dr. med. in Halle.
Pochhammer aus Brandenburg.
Schreiber, Lehrer aus Magdeburg.
©. Schliephacke, Pharmaceut in Halle,
72
Seyfert, Schichtmeister aus Sangerhausen.
Zitzling in Halle.
Buchbinder, Lehrer aus Merseburg.
v. Landwüst, Kreisrichter in Halle,
V. Weber, Studiosus in Halle.
Reinwarth, Salinenrendant in Halle.
Fr. Dies aus Magdeburg.
Rosenbaum , Dr. med. in Halle. i
Als Vorsitzende fungiren die Herren Giebel und Heintz,
als Schriftführer die Herren Baer und Kohlmann.
Der Vorsitzende Hr. Giebel eröffnete die Versammlung mit
einem Grusse und staltet derselben den Dank ab für die lebhafte
Betheiligung an der Bildung des naturwissenschaftlichen Vereins für
Sachsen und Thüringen. Da die Constituirung schon im Januar (vergl.
Bd. I. S. 82) unter Vorbehalt der Genehmigung der Generalversamm-
lung erfolgt war, so ersuchte der Vorsitzende um «ie Bestätigung,
welche die Versammlung durch Aufstehen ertheilte, Hierauf gab Hr.
Giebel eine kurze Uebersicht über die allmälige Ausbildung des
Vereins von seinem ersten Entstehen an bis zu dem heuligen Tage.
Es mag daraus nur hervorgehoben werden, dass der Verein augen-
blicklich 200 Mitglieder nebst 2 Zweigvereinen zählt, eine Jahres-
einnahme von circa 400 Thaler, eine Bibliothek von 560 zum Theil
sehr werthvollen naturwissenschaftlichen Schriften besitzt und einen
sichern Grund zu naturwissenschaftlichen Sammlungen gelegt hat und
als Organ seiner Thätigkeit eine Zeitschrift für die gesammten Na-
turwissenschaften in monatlichen Heften herausgibt.
Bevor die Berathung des Statutenentwurfs veranlasst wurde,
beseitigte der Vorsitzende noch die laufenden Geschäfte, indem er
folgende neue Mitglieder anmeldete:
Herr Apotheker Hässler in Eisleben.
„» Apotheker Hoffmann ebenda.
; Apotheker Haacke ebenda.
‚ Hütteneleve Francke ebenda.
„, Bergexspectant Gerlach ebenda.
„ Lehrer Struwe in Aschersleben,
» Dr. Bergener in Gerbstädt.
und an neuen Schriften übergab :
J. J. Hausmann, neue Beiträge zur metallurgischen Kıystallkunde, Göt-
lingen 1852. 40.
‚ Bemerkungen über den Zirkonsyenit. Göllingen 1852. 4o.
Nr, 1. 2 nebst Begleitungsschreiben des Hrn. Verf. dd. Göttingen.
3. Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den
k. preuss. Staaten. 44. Liefrg. Berlin 1853. 40.
4. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. I. Bds. 1. Heft.
Halle 1853. 40.
5. Heffner, älteste Medieinalordnung des Bisthums Würzburg vom Jahre
1502. Würzburg 1853. 80.
Nr. 5. Geschenk des Hın. Verfassers.
6. Würtembergische naturwissenschaftl. Jahreshefte IX, 3. Stuttgart 1853. 8
2.
73
Eingegangen waren ferner ein Schreiben des Mühlhäuser Ver-
eines in Bezug auf die statuarischen Bestimmungen über die Zweig-
vereine; von Hrn. Eisel in Gera eine Sendung Zechstein-Petrefakten
Thüringens, von Hrn. Yxem in Quedlinburg eine Suite Hilsverstei-
nerungen von Schöppenstädt, von Hrn. Lüben in Merseburg einige
Pflanzenreste aus dem Braunkohlensandstein bei Skopau und von Hrn.
Spieeker in Bernburg eine Abhandlung über Sigillaria Sternbergi
aus dem bunten Sandstein von Bernburg.
Alsdann wurde die Verhandlung über die Statuten eröffnet.
Nach mehr denn zweistündiger Debatte, an der sich besonders die
Herren Zincken sen., v. Schreeb, Graf v. Seckendorff,
Schadeberg, Schmidt, Schrader, Hasemann, Schrei-
ner, Schreiber und Andere betheiligten, wurde der vom Vor-
stande allen Mitgliedern eingehändigte Entwurf im Wesentlichen an-
genommen, Die abweichenden Beschlüsse betreffen $. 17, in wel-
chem die auf 50 beschränkte Zahl der correspondirenden Mitglieder
gänzlich beseitigt wurde; eine Bestimmung im $. 18, dass die aus-
scheidenden Mitglieder keine Rechtsansprüche haben; eingeschoben
wurde als $. 19. der Ausschluss von Mitgliedern durch den Vorstand;
ferner auf die Zulässigkeit der Zweigvereine, auf die Prüfung des
Rechenschaftsberichtes durch die Generalversammlung und endlich auf
die Wahl des Vorstandes für die Generalversammlung durch den je-
desmaligen Vereins-Vorstand. Der Vorsitzende versprach die nunmehr
revidirten Statuten, sowie das Bibliotheks- und Mitglieder-Verzeichniss
mit dem bald erscheinenden Junihefte der Zeitschrift allen Mitgliedern
zugehen zu lassen.
Herr Giebel referirte den Inhalt der von Herrn Spiecker
übersandten oben aufgeführten Abhandlung unter Vorlegung geeigne-
ter Abbildungen und natürlicher Exemplare, Schliesslich theilt er
seine eigene Ansicht darüber mit:
Während der nach dem Programm festgestellten Pause wand-
ten sich die Anwesenden zur Betrachtung der ausgestellten Petrefak-
ten und der zahlreichen ausliegenden naturwissenschaftlichen Literatur,
worunter besonders Gould’s Prachtwerk über die Rhamphastiden und
Trochiliden, dessen australische Säugethiere, Rousseau’s und Dev£ria’s
Photographie zoologique, Peters Reise nach Mozambique (1. Band
Säugethiere), die in Madras erchienenen Icones plantarum Indiae
orientalis von Wight, Hooker’s Monographie der Rhododendren vom
Sikkim-Himalaya, desselben Flora-von Neu-Seeland vor allen die Aul-
merksamkeit auf sich zogen.
Nach der Pause hielt Herr Volekmann einen Vortrag über
Reflexbewegung der Muskeln, wobei er besonders auf Pflüger’s
Versuche Rücksicht nahm und durch seine eigenen Untersuchungen
zu der Ansicht geleitet wurde, dass die frühere Deutung der Re-
flexionsbewegung durch jene Versuche nicht alterirt werde. Herr
Bergener fühlte sich veranlasst, hieran einige philosophische Be-
trachtungen anzuknüpfen.
74
Nach der Sitzung vereinigte sich der grösste Theil der Anwe-
senden zu einem gemeinschaftlichen Mittagsmahle, während des-
sen ernste und heitere Unterhaltungen manichfach mit einander ab-
wechselten.
Am Nachmittage vertheilte sich die Gesellschaft zur Besichti-
gung der Foucault’schen Pendelversuche, die in der Marktkirche aus-
geführt wurden, und einiger hiesiger Sammlungen, und am Abende
fand eine gesellige Unterhaltung im Bade Wittekind statt.
Zweite Sitzung.
Nachdem die Statuten nach der gestrigen Fassung vorgelesen
und einstimmig genehmigt waren, wurde als Ort für die nächstjährige
Generalversammlung in der Pfingstwoche Jena und für die Septem-
berversammlung Aschersleben gewählt,
Als neue Mitglieder wurden angemeldet:
Herr Kreisrichter vv Landwüst in Halle
durch die Herren Stippius, Heintz u. Giebel;
Herr Professor Dr. Volkmann in Halle
durch die Herren Heintz, Schaller u. Giebel.
Darauf theilte der Vorsitzende den Contract des Vorstandes
mit dem Buchhändler Pfeffer über den Verlag der Zeitschrift mit,
welchem die Versammlung nach kurzer Debatte ihre Zustimmung
ertheilte.
Der Vorstand beantragte zur Bestreitung der durch die Redak-
tion etwa erwachsenden Auslagen eine jährliche Summe bis zu 100
Thaler und mit Rücksicht auf die Kassenverhältnisse zu bewilligen.
Von mehreren hierzu aufgestellten Verbesserungsvorschlägen wurde
nach längerer Debatte folgender des Hrn. Zincken sen.:
„die Versammlung bewilligt der Redaktion der Zeitschrift für
die gesammten Naturwissenschaften vorläufig eine jährliche Summe
von hundert Thalern mit Rücksicht auf den Stand der Kasse
und ohne Rechnungslage“
mit sehr grosser Majorität angenommen.
Die jetzt im Drucke vollendeten früheren fünf Jahresberichte des
Vereines erklärte der Vorsitzende seien nur noch in einer geringen An-
zahl von Exemplaren vorhanden und würden den seit Januar d. J,
eingetretenen Mitgliedern zu dem Preise von 3 Thaler statt des La-
denpreises von 9 Thaler überlassen werden.
Herr Heintz sprach über seine Untersuchung der Butter, be-
sonders in Rücksicht der von ihm darin aufgefundenen felten Säuren,
die er in Präparaten vorlegte. Die Resultate dieser Untersuchung
werden später ausführlich mitgetheilt werden.
Ir. Giebel berichtet Kebers Untersuchungen über den Antheil
der Spermatozoen an der Befruchtung des Eies.
Herr Volkmann machte einige Bedenken gegen diese Unter-
suchungen geltend, wodurch auch die Herren Schmidt und Zin-
75
cken sen. sich zu einigen Bemerkungen über denselben Gegenstand
veranlasst sahen.
Eine von den Herren Söchting und Seyffert in Göltingen
eingesandte Abhandlung über Krystalle in andern Krystallen einge-
schlossen, welche soeben von der Harlemer Akademie der Wissen-
schaften mit der goldenen Medaille gekrönt worden, theilte der Vor-
sitzende, Herr Giebel mit (S. 8.) und Hr. Zincken sen. knüpfte
daran einige lehrreiche Bemerkungen aus dem reichen Schatze seiner
umfangsreichen mineralogischen Kenntnisse, die er in der Zeitschrift
mitzutheilen versprach,
Hr. Brodkorb erläuterte den von Hrn. Gressler in Erfurt
in drei Exemplaren aufgestellten Apparat zur Bereitung kohlensaurer
Getränke, deren Vortrefflichkeit durch das frischpräparirte und her-
umgereichte kohlensaure Wasser und moussirenden Wein sich be-
wahrheitete, Die Einrichtung des Hahnes ist es besonders, welche
diesem Apparate vor anderen einen bedeutenden Vorzug verleiht; er
kann Jedem, der sich der Annehmlichkeit dieser Getränke erfreuen
will, bestens empfohlen werden.
„ Hr A. Schmidt legte seine Untersuchungen der Schnecken-
zungen in Rücksicht auf deren Bedeutung für die Systematik, beson-
ders der Land- und Süsswasser-Mollusken vor, und zeigte unter drei
aufgestellten Mikroskopen die betreffenden Präparate, welche sowohl
wegen der Mannichfaltigkeit, als der Sauberkeit und Sorgfalt allge-
meine Anerkennung fanden,
Nach der Pause hielt Hr. Baer einen Vortrag über die ge-
schichtliche Entwickelung der Gasbeleuchtung von deren erstem Ent-
stehen bis zu ihrer gegenwärtigen Verbreitung und Bedeutung. Frü-
her bereits hatte der Vortragende an der Geschichte der Photogra-
phie und der Galvanoplastik dargethan, wie einerseits zwischen dem
ersten oft unscheinbaren Anfange und dem glänzenden Endziele, das
plötzlich und vor Augen tretend uns durch seinen Glanz blendet, in
vollem Maasse unsere Bewunderung erregt und uns mit Ehrfurcht
und heiliger Scheu erfüllt, eine lange Reihe von Jahren mühevoller
Arbeit, getäuschter Hoffnung, unsäglicher Mühe und Entbehrung liegt,
dıe man sich willig auferlegt hat, da nur sie zum gewünschten Ziele
führen, — und welch grosse Rolle der Zufall hier spielt, indem die
wichtigsten Entdeckungen sehr oft nicht die Frucht des Nachdenkens
oder sorgfältiger Untersuchung, sondern lediglich Kinder des Zufalls
sind, wodurch wir dennoch aber nicht berechtigt sind Entdeckungen
dieser Art für weniger ehrenvoll zu halten, denn sie erfordern den-
noch eine durchdringende Beobachtungsgabe und einen seltenen Scharf-
sinn, um eine zufällige Erscheinung in ihrer ganzen Wichtigkeit klar
zu erfassen und zu erkennen und nur zu oft sehen wir, wie Vielen
schon in weit früherer Zeit dieselben Thatsachen, die später glänzende
Erfolge veranlassten, ebenso vorlagen und wie dennoch diese Offen-
barungen, den Keim neuer Prineipien enthaltend, unbeachtet, weil
nicht begriffen, blieben, bis sich der Rechte fand, der das Flüchlige
76
zu haschen wusste. Heute nun kam es dem Redner darauf an, eine
neue, dritte, freilich weniger erfreuliche Seite vorzuführen. Er ver-
suchte zu zeigen, wie wenig oft das Neue, trotz seiner Vortrefflich-
keit, sich Geltung zu verschaffen vermag, wie schwer es hält, das
Alte, aber Langhergebrachte und Gewohnte, selbst wenn dessen Män-
gel offen zu Tage liegen, zu beseitigen ist, wie gewaltig sich bei
solchen Gelegenheiten die kleinlichen Interessen des Eigennutzes und
der Selbstsucht geltend zu machen suchen und wie man dadurch, le-
diglich als Folge der Selbsterhaltung, der Nethwehr, auf der andern
Seite dahin getrieben wird, seinerseits ebenfalls nicht zu billigende
Mittel zu ergreifen. Dies Alles lehrt uns die Geschichte der Einfüh-
rung der Gasbeleuchtung, in mehr als einer Hinsicht eine Aufforde-
rung zur Busse in Sack und Asche. Selbst heute noch, 37 Jahre
nach dem entscheidenden Siege, der Frucht eines 13jährigen beson-
ders hartnäckigen Kampfes, welchen die Gasbeleuchtung, freilich mit
Hülfe der verwerflichsten Bundesgenossen in England davon trug,
müssen wir uns gestehen, dass die Wissenschaft, auf welche man in
Jüngster Zeit nicht müde wurde, Schmähungen zu häufen, doch dem
Leben weit voraus ist, und besonders betrübend ist eine Umschau in
unserem grösseren Vaterlande. Ungünstige äussere Verhältnisse, die
man so gern als Deckmantel der Schwachheit vorschützt, sind oft
gerade da gehoben, wo man geneigt wäre ihre Macht gelten zu las-
sen. Während uns manche grössere deutsche Stadt, ja sogar man-
che Residenz eine öffentliche Beleuchtung zeigt, die gerade hinreicht,
um die Finsterniss sichtbar zu machen, so dass man versucht sein
kann zu glauben, hier sei der durch Einführung des Gaslichtes zur
Auswanderung aus der Heimath, in welche die Gasbeleuchtung bald
nachdem sie in Deutschland Verwendung erhielt, einen Weg fand, ge-
triebenen, sprüchwörtlich gewordenen ägyptischen Finsterniss eine
neue Stätte geworden, — prangt die spanische Stadt Bilboa, mit
nicht mehr denn 20,000 Einwohnern, im hellsten Gaslicht und in
geringer Enifernung von dort, in den Hochebenen der Pyrenäen, be-
gegnen wir noch allgemein dem ältesten und einfachsten Beleuchtungs-
mittel, dessen sich der Mensch in seiner Kindheit bediente, einem
einfachen brennenden Holzspan. Wahrlich Vergleiche, die uns etwas
spanisch vorkommen können. Mit demselben Rechte nun, mit wel-
chem wir aus dem Verbrauch an Seife die Kultur eines Landstrichs
bemessen, und aus dem an Schwefelsäure den Zustand der Fahrik-
thätigkeit erkennen, dient auch die Beleuchtrng als signatura homi-
num, so dass auch noch heute der Wunsch: „es werde Licht!“ wie
nur irgend je gerechtfertigt ist.
Der Vorsitzende schloss die Versammlung mit einem Danke für
die zahlreiche Theilnahme an der ersten Generalversammlung des Ver-
eines und einem Glück auf! zum frohen Wiedersehn in Jena.
Ein kleinerer Kreis als am gestrigen Tage vereinigte sich auch
heute zu einem gemeinschaftlichen Mittagsmahle. Nach demselben
wurde eine Excursion durch das in geognostischer Hinsicht interes-
77
sante Saalthal unternommen und dann die Gärten und Fabrikanlagen
des Herrn Keferstein in Kröllwitz besucht. Den Abend verlebten die
noch anwesenden fremden und hiesigen Mitglieder in geselligem Bei-
sammensein im Bade Wittekind.
Dibz Uns am 2,1...
Als neue Mitglieder werden aufgenommen:
Herr Kreisrichter vv. Landwüst in Halle,
Herr Professor Dr. Volekmann in Halle.
Zur Aufnahme werden angemeldet:
Herr Buchhändler Anton sen. hier
durch die Herren Anton jun., Kohlmann u. Giebel.
Herr Bergmeister v. Minnigerode in Halberstadt
durch die Ilerren Sack, Thümler u. Giebel,
Herr Lehrer Witte in Aschersleben
durch die Herren A. Schmidt, Heyse und v. Loch ow.
Herr Mechanikus Yxem in Quedlinburg
durch die Herren Giebel, Kohlmann u. Baer.
Der Vorsitzende macht darauf aufmerksam, dass nach Revision
der Statuten durch die Generalversammlung die Neuwahl des Vor-
standes nothwendig sei. Herr Stippius beantragt, dass die Gesell-
schaft dem unter dem 29. v. M. gewählten Vorstande einfach ihre
Bestäligung ertheilen möge, welcher Vorschlag nach kurzer Debatte
von den Anwesenden angenommen wurde.
Herr Thümler berichtet über ein in den Steinkohlengruben
bei Dölau vorgekommenes Ereigniss, welches drei Menschenleben durch
plötzlichen Andrang gewaltiger Wassermassen in Gefahr brachte (S. 38.).
Herr Giebel spricht über die verschiedenen Verhältnisse des
Nasenbeins bei den Carnivoren - Raubthieren, vorzüglich um deren
Wichtigkeit für die Systematik nachzuweisen ($. 33.).
Herr Schliephacke legt die Schwierigkeiten dar, welche
sich in neuerer Zeit durch die sich fortwährend steigernde Zahl der
entdeckten neuen Arten bei der systematischen Bestimmung der Pflan-
zenspecies herausgestellt haben. Linne fiel es nicht schwer, da das
ihm vorliegende Material keinen bedeutenden Umfang hatte, kleinere
und doch sehr einfache Diagnosen für die Artencharactere nur auf
äussere Merkmale hin zu begründen, während der Systematiker un-
serer Tage sich genöthigt sieht die Linne’sche Einfachheit der Dia-
gnose aufzugeben, da das an Umfang bedeutend vermehrte Material
ihn zwingt zur Unterscheidung nah verwandter Arten kleine, unbe-
deutende und weniger in die Augen fallende Unterschiede aufzusu-
chen, die nur äussere sein sollen, denn auf den innern Bau der Ge-
wächse geht man hierbei nicht ein. Dies veranlasste aber bei einzel-
nen Gattungen eine solche Unklarheit, dass man selbst heute noch
darüber streilet was gule Art, Varielät etc. ist. Durch das in neue-
rer Zeit bei dem Studium der gefässlosen Cryptogamen in Gebrauch
gezogene Mikroskop werden die grossen Schwierigkeiten leicht geho-
78
ben, denn mit Hülfe desselben werden die characteristischen Eigen-
thümlichkeiten bei Arten, die äusserlich fast in Nichts zu unterschei-
den sind, wie z. B. die des Genus Vittaria, die lange Zeit mit einan-
der verwechselten beiden Farren Aspidura Brauni und Asp. acu-
latum ete., durch den feinern anatomischen Bau der einfachsten Or-
gane, wie der Graublättchen etc., sogleich erkannt. — Herr Schl.
veranschaulichte das Gesagte durch mikroskopische Demonstrationen,
Herr Kohlmann theilt als Ergebniss einer Excursion in den
Harz mit, dass der gegenwärlig im Betriebe stehende Steinbruch bei
Suderode die deutliche Schichtung des Gypses darthue. Hr. Krause
und Hr. Giebel, auf eigene mehrjährige Beobachtungen derselben
Localität gestützt, deuteten diese Schichtung als eine regelmässige Ab-
sonderung, wenn nicht jener angeblich geschichtete Gyps dem un-
mittelbar daneben anstehenden Lettengyps der Keuperformation ange-
hören sollte.
Herr Baer meldet Lohmeyer’s Untersuchungen der atmosphäri-
schen Luft von Göltingen auf einen etwaigen Jodgehalt-
Stand der Luftelectrieität in Halle während des Juli.
Der Stand der atmosphärischen Electrieität im verflossenen Mo-
nat Juli ist im Allgemeinen als ein mittel starker zu bezeichnen, und
wurde derselbe noch meistentheils durch stalthabende Niederschläge
zu 6 verschiedenen Zeitpunkten erheblich verstärkt, als: 1) am 3.
früh S Uhr 45 Min. bei starkem Regen, wobei das Henly’sche Klec-
troscop 12 Grad negativ electrisirt anzeigte, 2) am 8. Nachm. 4 Uhr
27 Min. bei Platzregen, wobei sich die Weiss’schen Electrometerblätt-
chen 10 Linien positiv electrisirt öffneten, 3) am 10. Nachm. 1 Uhr
30 Min. bei vorüberziehendem Gewitter und schwachem Regen, wo-
bei das Henly’sche Electrometer 11 Grad positiv electrisirt anzeigte;;
4) denselben Tag Nachm. 4 Uhr 40 Min, und Abends 6 Uhr 30
Min. im ersteren Falle bei schwachem Regen, wobei sich die Weiss-
schen Electrometerblättchen 10 Linien positiv electrisirt öffneten, im
letzteren Falle bei Platzregen wobei sich die Bennel’schen Eleetrome-
terblättchen 14 Linien negaliv electrisirt öffneten; 5) am 19. Vorm.
11 Uhr 30 Min. bei Tropfenregen, wobei sich die Weiss’schen Elec-
trometerblättchen 3 Linien positiv electrisirt öffneten, 6) am 25. Abends
7 Uhr 55 Min. bei starkem Gewilterregen, wobei das Henly’sche
Electrometer 25 Grad negativ electrisirt anzeigte. Im übrigen war
die Luft den Monat über abwechselnd ziemlich stark positiv electrisch.
Ed. Beeck.
79
Julibericht der meteorologischen Station in Halle.
Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei NW und reg-
nistem Wetter den Luftdruck von 277,98 und stieg bei vorherr-
schendem W und sehr veränderlichem und regnigtem Wetter bis zum
4. Morgens 6 Uhr auf 280,89. Darauf fiel das Barometer unter
mehreren Schwankungen bei vorherrschendem W und durchschnitt-
lich wolkigem Himmel bis zum 14. Abends 10 Uhr, wo es nur noch
einen Luftdruck von 276,96 zeigte, erreichte jedoch bei vorherr-
schend südlicher Windrichtung und regnigtem Wetter ziemlich schnell
steigend, schon am 17. wieder eine Höhe von 28''0,''19, worauf es
bei sehr veränderlicher Windrichtung und meistens wolkigem Himmel
bis zum 25. Abends 10 Uhr auf 27''9,'14 herabsank. Nach dem
ziemlich starken Gewitter, welches an diesem Abende beobachtet
wurde, stieg das Barometer bei NO und heiterem Himmel bis zum
27. Morgens 6 Uhr auf 2711,79 und sank dann wieder unter
langsam und unter mehreren Schwankungen bei S und wolkigem,
zuletzt auch regnigtem Himmel bis zum 30. Abends 10 Uhr auf
27'8,''87, worauf es bei SW und trübem Himmel steigend bis zur
letzten Beobachtung im Monat die Höhe von 27''10,'78 erreichte.
Es war
der mittlere Barometerstand des Monats = 2710,21
der höchste Stand am 4. Morg. 6 Uhr = 28’ 0,'89
der niedrigste Stand am 14, Abds. 10 Uhr = 27'' 6,96
Demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat nur 5,''92; die
grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 13.— 14. Morg.
6 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 2710,44 auf 27''7,'30,
also um 3,45 herabsank.
Die Veränderungen der Luftwärme standen im Juli mit weni-
gen Ausnahmen wieder im umgekehrten Verhältniss zu den Schwan-
kungen des Baromelers, so dass sogar die geringste Wärme mit dem
höchsten Barometerstande im Monat zusammen beobachtet wurden.
Im Allgemeinen war der Monat verhältnissmässig kühl. Es war nämlich
die mittlere Wärme des Monats = 15,"74 R.
die höchste Wärme am 8. Nachm. 2 Uhr —= 24,09 R.
die niedrigste Wärme am 4. Morg. 6 Uhr = 9,03 R.
Die während des Monats beobachteten Winde sind
N 25 NO = 6 |NNO =1T /0N0
Wr 39 SO = 9 |NNW=1 |080
Ss =n8 NW=11l |SSO =2 |WNW
Nele SW=18 |SSW =1 |WSW= 4
IM ı
wo
woraus die mittlere Windrichtung des Monats berechnet wurde auf
S — 63014'40,'53 — W,
Das Psychrometer zeigte im Allgemeinen einen nicht sehr ho-
hen Grad von Feuchtigkeit der Luft an, nämlich 73 pCt, mitlere re-
80
lative Feuchtigkeit bei dem mittleren Dunstdruck von 5,29. Dabei
hatten wir jedoch durchschnittlich bewölkten Himmel. Wir zählten
im Monat 2 Tage mit bedecktem, 2 Tage mit trübem, 18 Tage
mit wolkigem, 7 Tage mit ziemlich heiterem, 2 Tage mit
heiterem, aber keinen Tag mit völlig heiterem Himmel. An
13 Tagen wurde Regen beobachtet, wenn auch meistens nur in nicht
sehr anhaltenden Schauern, weshalb auch die Summe der gefallenen
Regenmenge nicht bedeutend. Es beträgt nämlich die Summe des im
Regenmesser gemessenen Wassers 250,25 paris. Kubikmaass, wo-
nach also im Juli durchschnittlich täglich 8,''07 Wasser auf den Qua-
dratfuss Land gefallen wären. Noch ist zu erwähnen, dass wir im
vergangenen Monat ausser an 3 Abenden Wetterleuchten S Gewitter
zu beobachten Gelegenheit hatlen. Weber.
ANZ e Bag ce
Von meinen in dem ‚, Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen
Vereines in Halle Bd. V.“ enthaltenen:
Additamenta ad G. A. Pritzelii thesaurum literatu-
rae botanicae. gr. 8. (59 $.)
circa 500, vor 1847 erschienene Schriften enthaltend, besitze ich eine
Anzahl Separat-Abdrücke, von denen Exemplare auf dem Wege des
Buchhandels durch Herrn T. 0. Weigel in Leipzig zum Preise von
20 gr zu beziehen sind.
Ernst A. Zuchold in Leipzig.
— Ha Er —
(Druck von W. Plötz in Halle.)
Zeitschrift
für die
Gesammten Naturwissenschaften.
1853. August. Ne Vll.
De Crustaceis ex Ordinibus tribus, Cladocera, Ostracoda
et Copepoda in Scania occurrentibus. — Om de
inom Skane förekommende Crustaceer af ordnin-
sarne Cladocera, Ostracoda och Copepoda. AfWilh.
Liljeborg. Med 27 Plancher. Lex.-Form. Lund
1853. XV. und 222 S. und 3 Tab.
Von
Dr. Creplin
in Greifswald.
Seitdem de Geer in seinen berühmten M&moires ei-
nige wenige (7) Entomostraken beschrieben hat, ist über
die in der schwedischen Fauna vorkommenden Arten der-
selben, ausser der Beschreibung einer einzigen (der Evadne
Nordmanni Loven), in Schweden selbst Nichts veröffentlicht
worden. Durch das uns vorliegende Werk füllt der Herr
Verfasser somit eine Lücke in der übrigens so reichhaltigen,
naturgeschichtlichen Litteratur seines Vaterlandes aus, in
welchem er seine, längere Zeit hindurch fortgesetzten, Beo-
bachtungen über die schonischen Entomostraca mit-
theilt, durch deren Veröffentlichung er zu vermehrter und
besserer Kenntniss dieser Thierchen selbst und ihrer geo-
graphischen Verbreitung wesentlich beiträgt.
Herr L. theilt die Arten, um ihre Verschiedenheiten
je nach ihrem Vorkommen im süssen und im See- Wasser
deutlicher vor Augen zu legen, in 2 Sectionen, von denen
die erstere die Crustacea (entomostraca) lacustria et stagna-
tilia, die andere die marina umfasst, giebt aber in der Ein-
‚leitung, nach geschichtlichen Bemerkungen über die Natur-
geschichte der Entomostraken, Angabe der zahlreichen von
VII. 1853. 6
ihm benutzten Werke früherer Schriftsteller über solche und
eine Kritik ihrer verschiedenen Systematisirungen, das fol-
gende systematische Verzeichniss der in seinem Werke be-
schriebenen Arten.
Ordo: Cladocera.
Gen. I. Sida.
Sp. 1. S. cerystallina.
» 2. — brachyura.
Gen. U. Daphnia.
3. .D. magna.
» 4 — _Pulex.
9. — quadrangula.
6. — brachiata.
» 7. — _ sermulata.
8. — sima.
9. — mucronata.
Gen. I, Macrothrix.
Sp. 10. M. rosea,
„ 11. — Caticornis.
Gen. IV. Acantholeberis.
Sp. 12. A. curvirostris.
Gen.V. Lathonura.
Sp. 13. L. reclirostris.
Gen. VI. Polyphemus,
Sp. 14. P. Pediculus.
Gen. VI. Podon.
Sp. 15. P. intermedius.
Gen. VII. Evadne.
Sp. 16. E. Nordmanni.
Gen. IX. Lynceus.
Sp. 17. L. lamellatus.
„ 18. — quadrangulafis.
19, — rostratus.
» 20. — exiguus,
„» 21. — trigonellus.
„ 22. — lruncatus.
23. — reticulatus.
„ 24. — globosus.
„» 25. — sphaeriens.
„» 26. — sirialus.
» 27.. — macrurus.
Orlo: Ostracoda.
Gen. X. Notodromus.
Sp. 28. N. Monachus.
Gen. Xl. Cypris.
Sp. 29. C. pubera.
„» 30. — ornata,
„ 3l. — Vidua.
» 32. — compressa.
» 33. — Ovum,
„ 34. — fuscata.
„» 359. — alfinis,
„36. — aculeata.
» 37. — virens.
» 39. —- incongruens.
» 39. — clavala.
„ 40. — bistrigata.
„ 41. — lucida.
„ 42. — reptans.
„ 43. — Jurinii (?).
Gen. Xll. Candona.
Sp. 44. €. candida.
„ 45. — compressa,
Gen. XIII. Cythere
Sp. 46. €. gibbera.
„ 47. — viridis.
„ 48. — nitida.
Gen. XIV. Cypridina.
Sp. 49. C. globosa.
Gen. XV. Philomedes.
Sp. 50. Ph. longicornis.
Ordo: Copepoda.
Gen. XVl. Diaptomus,
Sp. 5l. D. Castor.
Gen. XVll. Temora.
Sp. 52. T. velox.
Gen. XVII. Dias.
Sp. 53. D. longiremis.
Gen, XIX. Ichthyophorba.
Sp. 54. I, hamata.
Gen, XX. Thisbe.
Sp. 55. Th. furcata,
Gen. XXI. Tachidius.
Sp, 56. T. brevicornis.
83
Gen. XXH,. Harpacticus. Gen. XXIV. Cyelops
Sp. 57. H. chelifer; Sp. 60. C,. quadricornis.
Gen. XXI. Canthocamptus. „ 61. — serrulatus,
Sp. 58. €. minutus. „» 62. — magniceps.
„ 59. — Stroemii.
Diesem Verzeichnisse folgen in der Einleitung noch
Angaben über Fang- und Aufbewahrungsweise der Entomo-
straten und über die vom Verfasser angewandten Vergrös-
serungen, zu denen er sich eines Mikroskopes von Nachet
in Paris mit 3 Objectiven und 3 Ocularen bediente, welche
Vergrösserungen von ungefähr 25—600 mal lieferten, von
denen er am meisten eine von 50 und eine von 200 mal
benutzte.
Die Beschreibungen sind sehr genau und ausführlich,
nach den äusseren, vielfältig auch nach den inneren Thei-
len, und werden durch die .auf 27 Tafeln enthaltenen, sau-
ber skizzirten Zeichnungen trefflich erläutert. Bei den
schon bekannten Arten finden sich die Synonymien und die
frühere Litteratur sorgfältig angezeichnet. Die den Beschrei-
bungen vorangeschickten Ordnungs-, Gattungs- und Art-
charactere sind in lateinischer Sprache abgefasst.
Zur Theorie der eleciromagnelischen Erscheinungen
von
€. S. Cornelius.
In einem für Marbach’s physikalisches Lexicon (in: zwei-
ter Auflage) von mir bearbeiteten Artikel über Electromag-
netismus habe ich eine Theorie der electromagnetischen
Erscheinungen zur Darstellung gebracht, die zwar im All-
‚gemeinen zurückführt zur Theorie des sogenannten Trans-
‚versalmagnetismus, sich aber von. diesem durch ein neues,
bisher unbeachtet gebliebenes Moment wesentlich unter-
scheidet. Ich lege dieselbe nachstehend den sich für die-
sen Gegenstand interessirenden Mitgliedern des naturwissen-
schaftlichen Vereines, vor, werde aber eine kurze. Characte-
6 *
2 84
ristik der andern Theorien des Electromagnetismus, um der
leichteren Orientirung und Ver SESDWEEL SUN willen, vor-
ausschicken.
Nachdem Oersted die Ablenkung der Magnetnadel
durch den Schliessungsdraht einer galvanischen Säule ent-
deckt hatte, stellte er auch eine Theorie dieser Erscheinung
auf, indem er, von der Identität der Electrieität und des
Magnetismus ausgehend, eine Wirbel- oder vielmehr eine
schraubenförmige Bewegung der beiden entgegengesetzten
electrischen Fluida um den Schliessungsdraht annahm. Doch
fühlte man auch bald die Willkür in dieser Annahme, die
durch keine Thatsache begründet ist, und überdies nicht
einmal die hauptsächlichsten hierher gehörigen Erscheinun-
gen erklärt. *)
Die vollständigste Theorie, welche auf der Voradsset
zung einer Identität der Electrieität und des Magnetismus
beruht, und von Oersted als eine Erweiterung der seini-
‘gen betrachtet wurde, hat Ampere aufgestellt. Gestützt
auf die Thatsache, dass ein von der Electricität durchström-
ter cylindrischer Schraubendraht sich auf ähnliche Weise wie
ein zweipoliger (bipolarer) Magnet verhält, nahm Ampere
und mitihm Demonferrandan, dass auch die Polarität der
gewöhnlichen Magnete in electrischen Strömen begründet
sei, welche die einzelnen Massentheilchen umkreisen und
so insich selbst zurückkehren. Eine unendlich dünne Mag-
netnadel ist hiernach als ein System geschlossener, unter
sich paralleler Ströme zu betrachten, durch deren Bahnebe-
nen die Axe der Nadel senkrecht hindurchgeht; und ein
Magnetstab ist ein Inbegriff solcher gleich langer, paralleler
Nadeln. Die Gesammtwirkung dieser elementaren Ströme
ist aber gleich der Wirkung eines einzigen Stromes, der
den Querschnitt in einer bestimmten Richtung umfliesst.
Hiernach würde auf Grund eines bekannten Gesetzes, wel-
ches für die Einwirkung eines linearen Magneten auf einen
kreisförmigen Stromleiter gilt, der Südpol des ersteren sich
*) Siehe Pfaff: der Electromagnetismus, eine historisch kritische Dar-
stellung der bisherigen Entdeckungen auf dem Gebiete desselben, nebst eigen-
thümlichen Versuchen, Hamburg. S.216. Muncke in Gehler’s Phys. Wör-
terb. Bd. II. S, 603. Schweigg. Journ. Bd, III. S. 123.
85
an demjenigen Ende befinden, wo die electrischen Ströme,
wenn dasselbe von vorne betrachtet wird, wie die Zeiger
einer Uhr fliessen, so dass dann der Nordpol natürlich am
entgegengesetzten Ende liegt. Demgemäss müssten nun
auch die Pole eines gewöhnlichen Magneten an den äusser-
sten Enden liegen, während sie thatsächlich mehr oder we-
niger davon, nach der Mitte hin, abstehen. Ampere nahm
deshalb an, dass die Ebenen der kleinen kreisförmigen
Ströme nicht ganz senkrecht auf der Magnetaxe ständen,
sondern vermöge ihrer gegenseitigen Einwirkung eine schiefe
Stellung erlangten, welche namentlich an den Enden des
Stabes von Bedeutung sei. Auch der Erdmagnetismus hat
nach dieser Hypothese seinen Grund in electrischen Strö-
men, welche die ganze Erde dem scheinbaren Laufe der
Sonne gemäss von Ost nach West, parallel mit dem mag-
netischen Aequator, umkreisen, und deren resultirende Kraft
durch einen einzigen Strom im magnetischen Aequator vor-
gestellt werden kann Um das Magnetisiren des weichen
Eisens zu erklären, werden in diesem ebenfalls electrische
Ströme angenommen, die im gewöhnlichen Zustande alle
möglichen Richtungen verfolgen und sich deshalb aufheben
sollen, während sie durch die Einwirkung eines Magnets
parallel oder gleich gerichtet werden, und dann .die Erschei-
nung des Magnetismus bedingen *).
Die Wechselwirkung zweier Magnete, wie auch die
zwischen einem Magneten und einem Stromleiter ergiebt sich
nun nach dieser Theorie leicht, wenn man die bekannten
*) Man kann hierüber vergleichen: Ampere, recueil d’observations elec-
trodynamiques. contenant divers memoires, notices, extraits de lettres ou d’ou-
vrages periodiques sur les sciences, relalifs. A l’action mutuelle de deux courants
electriques, ä celle qui existe entre un courant dlectriqgue et un aimant ou le
globe terrestre et a celle de deux aimans l’un sur l’autre. Paris 1822. 8. 360.
Ampere, expose methodique des phenomenes &lectrodynamiques et des lois de
ces phenomenes. Paris 1924. Ampere, theorie de phenomenes electrodyna-
miques uniquement deduite de Pexperience. Paris 1826. Demonferrand,
manuel de T’electricite dynamique. Paris 1823 , deutsch von Fechner, Leip-
zig 1824. 8. Darstellung der neuesten Entdeckungen über die Electricıtät und
den Magnetismus etc, durch Ampere und Babinet, aus dem Französischen.
Leipzig 1822. 8. Memoire sur l’application du calcul aux phenomenes elect.
par Savary. Paris 1823; Ann. de chim. et phys. T, XXI p. 91.
86
eleetrodynamischen Gesetze über die gegenseitige Einwir-
kung zweier Stromleiter in Anwendung bringt. Denn man
hat es nunmehr blos mit der Wechselwirkung zweier Strom-
elemente zu thun, die sich längs der sie verbindenden Ge-
raden, je nach ihrer Richtung anziehen oder abstossen, so
dass nur in dem einen Falle, wo diese Elemente senkrecht
auf einander und .auf ihrer Verbindungslinie stehen, keine
Wirkung erfolgt. Aus diesen von Ampere entdeckten und
berechneten, und überdies in neuerer Zeit von Weber auf
dem Wege des Versuchs bestätigten Gesetzen folgt jedoch
nicht das Mindeste für die Richtigkeit der Ampere’schen
Grundansicht. Wir dürfen nämlich nicht ausser Acht las-
sen, dass diese Gesetze zunächst nicht für die Wechselwir-
kung der electrischen Stromelemente selbst, sondern aner-
kanntermassen nur für die Massentheilchen der Leiter gel-
ten, welche von einem electrischen Strome in dem einen
oder anderen Sinne durchlaufen werden. Wenn man nun
hierbei schlechthin von electrischen Strömen spricht, so ge-
schieht das blos der Kürze wegen, so dass man also streng
genommen z.B. sagen müsste: zwei parallele Leiter ziehen
sich an oder stossen einander ab, je nachdem die electrischen
Ströme in denselben gleiche oder entgegengesetzte Rich-
tung haben. Thatsache ist es aber, dass.ein von der Elec-
trieität durchströmter Leitungsdraht magnetische Eigenschaf-
ten verräth, und zwar so, dass wir ihn gewissermassen als
einen Transversalmagneten betrachten können. Nun kann
allerdings die Frage erhoben werden, ob die Electricität
selbst im Acte des Strömens sich als Magnetismus äussert,
oder ob der letztere, als etwas für sich Bestehendes, durch
den electrischen Strom blos hervorgerufen wird. Das er-
stere behauptet die Ampere’sche Hypothese, die somit
auch Electrieicität und Magnetismus im Wesentlichen für
dasselbe ausgiebt.
Ist es die Electrieität, welche die gegenseitige Anzie-
hung und Abstossung zweier Stromleiter bewirkt, so sollten
die betreffenden Erscheinungen nach dem, was man sonst
von dem Verhalten electrischer Zustände weiss, gerade bei
der umgekehrten Stromesrichtung eintreten. Stellt man sich
nämlich zwei geradlinige Leiter vor, in denen der electrische
87
Strom dieselbe Richtung hat, so können wir jeden, da sich
die elecetrischen Zustände von entgegengesetzten Seiten her
ausgleichen, in der einen Hälfte als positiv, in der andern
aber als negativ electrisch betrachten. Hier ist wohl nach
bekannter Weise Abstossung, aber nicht Anziehung zu er-
warten, was natürlich auch dann noch gilt, wenn die Aus-
gleichung der entgegengesetzten electrischen Zustände in
jedem Massentheilchen des Leiters vor sich geht. Ausser-
dem hat man gegen die Ampere’sche Ansicht vom Mag-
netismus mit Recht eingewendet, dass sie ein selbstständi-
ges Fortbestehen electrischer Ströme auf eine Weise ver-
langt, welche mit dem gewöhnlichen Verhalten der Electri-
eitätsleiter, wozu die des Magnetismus fähigen Körper ge-
hören, nicht wohl zu vereinbaren sei. Wie leicht auch das
electrische Gleichgewicht in Leitern gestört werden kann,
so muss doch eine constante Ursache vorhanden sein, wel-
che die Bewegung unterhält. Ueberdies zeigen schon die
gewöhnlichen Erscheinungen der Electricität und des Mag-
netismus solche Unterschiede, welche die Annahme einer
Identität beider Potenzen keineswegs unterstützen. Wenn
ein electrisirter Körper einem andern seinen Zustand mit-
theilt, so erleidet er einen Verlust, der bis zur völligen Er-
schöpfung gehen kann, während ein Magnet nicht das ge-
ringste an Kraft verliert, wenn er andere Körper in densel-
ben Zustand versetzt. Die electrische Anziehung hat, falls
eine Berührung der betreffenden Körper stattfindet, Abstos-
sung zur Folge, die magnetische nicht, und wenn zwei mit
entgegengesetzten electrischen Zuständen behaftete Körper
sich bis zur Berührung anziehen, so erfolgt eine völlige
Ausgleichung oder eine Wiederherstellung des natürlichen
Zustandes dieser Körper, insofern die electrischen Zustände
in beiden mit gleicher Intensität hervortraten. Beim Elec-
trisiren durch Vertheilung zeigtsich zwar ein ähnlicher Ge-
gensatz wie beim Magnetisiren eines Stückes Eisen, indem
das dem electrischen Körper zugekehrte Ende eines benach-
barten Leiters den ungleichartigen, das andere den gleich-
namigen electrischen Zustand erhält. Verbindet man aber
den durch Vertheilung electrisirten Leiter durch einen an-
deren mit der Erde, so geräth er auf seiner ganzen Ober-
88
fläche in einen gleichartigen electrischen Zustand, der dem
des vertheilend wirkenden Körpers stets entgegengesetzt
ist. So etwas zeigen die magnetischen Erscheinungen nicht,
da ein Magnet, so lange er als solcher existirt, immer we-
nigstens zwei Pole zeigt. Die Electricität lässt sich also
isoliren, der Magnetismus nicht, und diese Thatsache setzte
schon Davy*) der Annahme einer Identität dieser beiden
Potenzen entgegen. Nun könnte man freilich noch einwen-
den, dass es den electrischen Strömen, welche die Massen-
theilchen umkreisen und den Magnetismus bedingen, eben
unmöglich sei, auf einen sich darbietenden Leiter überzu-
gehen, wonach dann die magnetische Eigenschaft noch we-
sentlich von der Natur der betreffenden Körper abhängig
sein würde.
Wenn man die Nichtidentität der Electricität und des
Magnetismus anerkennt, so kann der letztere, der gewöhn-
lichen Ansicht gemäss, seinen Grund in zwei entgegenge-
setzten magnetischen Flüssigkeiten haben, oder derselbe
ist eine inhärirende Eigenschaft der Materie, so dass er
dieser als solcher zukommt. Im ersten Falle müsste dann
die Electricität, wenn sie einen Leiter durchströmt, das über-
all im neutralen Zustand vorhandene magnetische Fluidum
in seine beiden entgegengesetzten Bestandtheile zerlegen,
dergestalt, dass der nordpolare (positive) nach der einen,
der südpolare (negative) nach der andern Seite hin zu lie-
gen käme. Diese Ansicht ist bekannt unter dem Namen
des Transversalmagnetismus, der je nach der Anzahl
und Lage der Pole, die man in jedem Querschnitte des
Stromleiters als vorhanden annimmt, wieder verschiedene
Benennungen erhalten hat. So betrachtet G. G. Schmidt")
den electrischen Leitungsdraht als einen einfachen Trans-
versalmagneten, der an seinen beiden Seiten seiner ganzen
Länge nach an der einen Seite nordpolar, an der anderen
südpolar sei. Ein derartiger Transversalmagnet zeigt zwar
ähnlich, wie ein Stromleiter, Ablenkungen der Magnetna-
*) Phil, Transacy, 1821. T. I. p. 7. Gilb. Ann. Bd, LXIX,. S, 77. Bd.
LXXI S. 240.
**) Gilb. Ann. Bd, LXXI. S. 1. Bd. LXXIV. S. 265.
89
del; dieselben geschehen aber stets nach derselben Rich-
tung, mag man die Längenaxe desselben über oder unter
die Magnetnadel. bringen. Auch erklärt dieser bipolare
Transversalmagnetismus weder die Rotation eines Magnet-
poles um einen verticalen Leitungsdraht, noch die Wirkung
zweier Stromleiter auf einander. W. Althaus*) stellte
deshalb die Theorie des sogenannten tetrapolaren Trans-
versalmagnetismus auf, nach welchem in jedem Quer-
schnittsumfange des electrischen Leiters vier Pole existi-
ren, von denen die beiden positiven, wie auch die beiden
negativen einander diametral gegenüberliegen. Diese An-
sicht erklärt nun mit Leichtigkeit die wechselseitigen Ein-
wirkungen zweier Leiter, je nachdem der Strom in densel-
ben gleiche oder entgegengesetzte Richtung hat, wie aus
L nebenstehender Figur I. sogleich erhellet,
welche die Querschnitte zweier Leiter für
den Fall gleicher Stromesrichtung darstellt.
Dagegen ist sie unveimögend, die Rotation
eines Magnetpoles um den ganzen Umfang
eines Leiters zu erklären, indem sie keinen
Grund dafür angiebt, warum diese Rotation
stets nach einer bestimmten Richtung statt-
findet. Auch dies erkennt man ohne Wei-
teres aus der Ansicht der Figur U., wenn
man sich über dem Querschnitt des Lei-
ters etwa den positiven Pol einer Mag-
netnadel denkt und nun die Einwirkun-
sen der Pole im Umfange des Leiters
auf denselben in Betracht zieht. Sobald
„nämlich jener Pol in die Richtung der
ZR beiden gleichnamigen Pole (— oder +
des Leiters) gekommen ist, ist gleich viel Grund für die
Bewegung nach der einen und anderen Seite hin vorhan-
den, so dass also der tetrapolare Transversalmagnetismus
die vollständige Rotation des Magnetpoles um den Leiter
durchaus nicht zu erklären vermag. Und an der Erklärung
dieser Fundamentalerscheinung scheitern auch sämmtliche
*) Versuche über den Electromagnelismus etc. Heidelberg 1821. 8.
90
Modificationen dieser Theorie, wie sie von Precht]*),
Seebeck*) und Pohl***) ausgeführt worden sind.
Ich erlaube mir nun im Nachstehenden eine Theorie
der electromagnetischen Erscheinungen vorzutragen, wel-
che die Identität der Electrieität und des Magnetismus gleich-
falls verneint, sonst aber den letzteren als eine inhärirende
Eigenschaft der Materie betrachtet, insofern diese als eine
aus ungleichartigen Elementen bestehende chemische Ver-
bindung angesehen werden kann. Während die electrischen
Erscheinungen ohne Zweifel auf ein selbstständiges Etwas
hindeuten, das von einem Körper auf den andern übergeht,
wobei der erstere einen Verlust an Kraft erleidet, tritt uns
als characteristisches Kennzeichen der magnetischen Körper
ein polarer Zustand ihrer kleinsten Massentheilchen oder
Molecüle entgegen. Immer zeigt uns ein Magnet zwei Pole,
und in seiner gewöhnlichen Erscheinung noch eine Indiffe-
renzlinie, in welcher die magnetische Kraft verschwindet
oder doch am schwächsten ist. Die magnetischen Erschei-
nungen weisen So wenig auf ein besonderes Fluidum hin,
das von einem Magnet auf das Eisen oder überhaupt aut
einen des Magnetismus fähigen Körper übergeht, dass man
selbst dann, wenn zur Erklärung dieser Erscheinungen zwei
entgegengesetzte Fluida vorausgesetzt werden, zu der An-
nahme genöthigt ist, dass die letzteren weder vom Magne-
ten auf das Eisen, noch auch von einem Massentheilchen
dieser Körper zu dem nächsten übergehen können, sondern’
eben an die Atome derselben gebunden seien. Wir halten
uns daher für berechtigt, den Grund des Magnetismus in
der Constitution der betreffenden Körper selber zu suchen.
Denkt man sich nämlich einen Körper, welcher Zwei ent-
gegengesetzte Bestandtheile a und b enthält, die eine An-
ordnung zulassen, wie die beistehende Figur zeigt, so ha-
*) Gilb. Ann. Bd. LXVIL S. 259. Bd. LXVII. S. 187.203; Schweigg.
Journ. Bd. XXXVI. S. 399,
”*) Berl. Denkschriften 1820 — 21. S. 335 If.
*#) Gilb. Ann, Bd. LXIX. S, 191. Bd. LXXI. °S. 47. Bd. LXXII
Ss, 259,
9
ben wir einen vollständigen Magneten mit seiner Polarität,
und es ist also hier gerade die Form oder vielmehr die An-
ordnung der Theilchen die Ursache von neuen in die Ferne
wirkenden Kräften. Ob indessen dieser polare Zustand eine
unmittelbare Wirkung in die Ferne äussert, lassen wir
hier ganz dahin gestellt sein, und erinnern nur, dass man
dieselbe füglich den Elementen des Aethers zuschreiben
kann, den man aus anderweitigen Gründen in den Räumen
zwischen den Körpern annimmt. Befindet sich aber in der
Nähe des Magneten ein Stück Eisen, so werden die Be-
standtheile b des ersten die entgegengesetzten Bestandtheile
a des letzteren anziehen, die gleichartigen dagegen zurück-
stossen, so dass also vom Magneten ein Bestreben ausgeht,
eine ihm entsprechende Anordnung der Theilchen im Eisen
herzustellen. Hierbei müssen wir nun eine, wenn auch noch
so geringe Richtungsänderung der Massentheilchen des Ei-
sens annehmen, wenn ein Magnet darauf einwirkt, und dem-
gemäss eine Spannung: zwischen den Bestandtheilen, wel-
ehe in ihrer Verbindung mit einander jene Massentheilchen
darstellen. Diese anomale Spannung erleiden die Bestand-
theile der Massentheilchen gemäss der Richtung, in welcher
ein Magnet auf sie wirkt; sie verliert sich sobald der mag-
netische Einfluss entfernt oder der Magnetstab umgekehrt
wird, in welchem letzteren Falle die Veränderung in der
Richtung der Bestandtheile die entgegengesetzte wird, wo-
durch denn auch die Pole einen Wechsel erfahren.
In dem Widerstande, welchen die Bestandtheile der
Massentheilchen jener Spannung entgegensetzen, hat auch
dasjenige seinen Grund, was man Co&@rcitivkraft nennt.
Es erklärt sich hieraus, warum auf den Unterschied der
Härte oder Weichheit des Eisens hinsichtlich der Empfäng-
lichkeit für den Magnetismus so viel ankommt. Weiches
92
ches Eisen lässt sich jede Spannung gefallen, ohne bedeu-
tenden Widerstand zu leisten, und aus demselben Grunde
kehren seine Molecüle wieder leicht in ihre vorige Stellung
zurück. Das Gegentheil findet beim Stahl statt; hier dauert
es länger, ehe seine Massentheilchen die dem Magnetismus
entsprechende Stellung erlangen, aber einmal gewonnen be-
halten sie dieselbe auch länger bei. Es ist bekannt, dass }
Schlagen, Bohren, Hämmern etc. das Entstehen des Magne-
tismus begünstigen, den schon vorhandenen aber auch schwä-
chen können. Dies Alles nun sind Gelegenheiten für die
Bestandtheile der Molecule, eine besondere Stellung entwe-
der anzunehmen oder zu verlieren. ° Wenn nämlich ein Stab
dem magnetischen Einflusse ausgesetzt ist, so sucht der
letztere, wie oben gezeigt, den Massentheilchen des erste-
ren die den Magnetismus bedingende Richtung zu ertheilen,
was ohne Zweifel durch eine Erschütterung der Massen-
theilchen begünstigt werden kann. Da aber die Elemente
der polaren Molecüle stets in die gewöhnliche Gleichge-
wichtslage zurückstreben, so erkennt man leicht, wie die-
sem Bestreben gleichfalls eine Erschütterung zu Hülfe kom-
men kann, sofern nicht die erregende Ursache mit hinrei-
chender Stärke fortwirkt. Man hat ferner die Erfahrung
gemacht, dass die magnetischen Körper nur unterhalb einer
gewissen Temperatur magnetisch bleiben, so dass sie ihren
Magnetismus verlieren, wenn sie über dieselbe hinaus er-
hitzt werden. Andererseits hat man aber beobachtet, dass
ein Eisenstab einen mehr als gewöhnlich starken Magnetis-
mus annimmt, wenn man ihn während des Magnetisirens
rothglühend erhält, und dann schnell abkühlt. Es scheint
daher, als ob durch die Wärme die Empfänglichkeit des
Eisens für den Magnetismus erhöht würde, während die
schon vorhandene magnetische Kraft darunter leidet, so dass
sie also ähnlich, wie jene mechanischen Ursachen, je nach
den Umständen, entgegengesetzte Wirkungen hervorbringt.
Wenn nämlich die Temperatur des Eisens bis zu einem ge-
wissen Grade erhöht wird, so werden die Massentheilchen
beweglicher und damit gegen äussere Einflüsse nachgiebi-
ger; und ihre Elemente sind dann eher fähig, diejenige
Stellung anzunehmen, bei welcher der Magnetismus zu Tage
93
tritt. ‘ Durch plötzliche Abkühlung wird diese Lage fixirt,
namentlich wenn der magnetische Einfluss während der Ab-
löschung des Eisens noch fortdauert. Umgekehrt verhält
es sich, wenn ein Magnet allmälig erwärmt wird; die Span-
nung zwischen den Elementen der polaren Molecüle wird
vermöge ihrer zunehmenden Beweglichkeit geringer, so dass
sie dann in die gewöhnliche Lage, wo sie ohne Magnetis-
mus sind, theilweise zurückkehren. Ebenso möchte hierher
noch die Erfahrung gehören, dass ein Magnet an Kraft ver-
liert, wenn er ungebraucht liegt; dies setzt gleichfalls eine
Abweichung von der gewöhnlichen Lage der Molecüle vor-
aus, welche nun allmälig, sofern nicht ein neuer magneti-
scher Einfluss stattfindet, verschwindet. Dagegen gewinnt
ein Magnet an Kraft, wenn er durch ein Gewicht vermit-
telst eines Ankers belastet und dieses nach und nach ver-
mehrt wird. Denn das Gewicht, indem es beständig herab-
zufallen strebt, zieht an den Atomen der polaren Molecüle,
durch welche es vermöge ihrer Einwirkung auf die Theil-
chen des Ankers gehalten wird. Hierdurch wächst die ano-
male Spannung zwischen den Atomen und mit ihr der Magne-
tismus selbst. Reisst aber das Gewicht los, so lässt die Span-
nung nach, die Molecüle dehnen sich zum Theil in die ge-
wöhnliche Lage zurück, und der Magnetismus nimmt ab. Das
Abfallen des Gewichtes wirkt hier bezüglich der Molecüle auf
eine ähnliche Weise wie dasLoslassen einer gespannten Feder.
An Thatsachen, welche bezeugen, dass das Magnetisch-
werden des Eisens von einer Bewegung der Molecüle be-
gleitet ist, fehlt es nicht. So fand Page, dass ein Eisen-
stab, der von einer Drahtspirale umgeben ist, in dem Au-
genblick tönt, wo der electrische Strom in die Windungen
eintritt oder daraus verschwindet, also dann, wenn der Eisen-
stab magnetische Polarität annimmt und verliert; undBreda
und Grove haben dargethan, dass das Eisen erwärmt wird
wenn es inrascher Abwechselung magnetisirt oder entmag-
netisirt wird, was gleichfalls ganz entschieden auf eine Be-
wegung der Atome hinweist.
Kehren wir nun nach diesen einleitenden Betrachtun-
gen zu den electromagnetischen Erscheinungen zurück.
Wenn der electrische Strom einer einfachen oder zusam-
94
mengesetzten galvanischen Kette durch den feuchten Zwi-
schenleiter geht, so giebt er der chemischen Thätigkeit in
der Flüssigkeit eine andere Richtung, indem er die ungleich-
artigen Bestandtheile aus dem Zustande der chemischen
Neutralisation herausversetzt, und den einen Bestandtheil
dem positiven, den anderen dem negativen Pol der Kette
zuwendet. Die Electricität, indem sie weiter durch die Me-
talle und den dieselbe verbindenden Leitungsdraht dringt,
bringt zwar in diesem keine chemische Zerlegung, wie in
der eingeschalteten Flüssigkeit, wohl aber eine Richtungs-
änderung oder eine Drehung in den Massentheilchen des
Metalls hervor, so dass diese Theilchen, wenn sie zwei un-
gleichartige Elemente oder Atome enthalten, gleichfalls
durch die Einwirkung der Electrieität aus dem Zustande
chemischer Neutralisation theilweise heraustreten und so-
mit freie Wirksamkeit nach Aussen erlangen können. Ist
nun die durch den electrischen Strom bewirkte Anordnung
der Massentheilchen in jedem Querschnitte des Leiters ähn-
lich der in beistehender Figur, welche einen soichen Quer-
schnitt bezeichnen soll, so stellt der Leiter seiner ganzen
ua Länge nach einen Transversalmagneten dar,
.. N M und wenn zwischen je zwei Massentheilchen
(I): ein gewisser Abstand sich befindet, so wer-
& nn den die Wirkungssphären derselben nicht
oe 2 sanz in einander fallen.
Es ist jetzt zu zeigen, wie die electro-
magnetischen Fundamentalerscheinungen, namentlich also
das Umlaufen eines Magnetpols um. den ganzen Umfang des
Schliessungsdrahtes sich erklären lassen. Zunächst versteht
sich wohl von selbst, dass ein Atom als solches die Fähig-
keit besitzt, nach jeder Richtung gegen ein anderes zu rea-
giren. In jedem bestimmten Falle wird die Richtung der
Reaction diejenige sein, in welcher es mit einem andern
zusammetutrifft. Sind aber einmal zwei ungleichartige Ele-
mente oder Atome zu einem Massentheilchen mit einander
verbunden, so können und müssen wir verschiedene Rich-
tungen, wenn man will Kraftlinien, unterscheiden, nach
welchen die freie Wirkung dieser Elemente gegen ein an-
deres gleichartiges oder ungleichartiges Element nicht von
95
gleicher Stärke sein wird. Wir wollen die beiden un-
gleichartigen Elemente Eines Massentheilchens zu grös-
serer Deutlichkeit in der figürlichen Darstellung etwas
auseinanderrücken, uns dieselben aber durch eine feste
gerade Linie unter einander verbunden denken, um da-
mit ihre chemische Vereinigung symbolisch anzudeuten.
Nun folgt aus dem Begriff der gegenseitigen Reaction,
dass die freie Wirksamkeit dieser Elemente nach aus-
sen in derjenigen Richtung am schwächsten sein wird, in
welcher sie selbst am stärksten gegen einander reagiren,
also hierin der Rich-
tung von n nach S
und in der umge-
kehrten von s nach
n. Dagegen wird
ihre freie Wirkung
nach Aussen am
stärksten hervortre-
ten in den Rich-
tungen, welche den vorher bezeichneten gerade entgegen-
gesetzt sind, d. h. von n nach a und von s nach b. Denkt
man sich ferner durch den Mittelpunkt eines jeden Elements
ein. Loth durch die Axe ab gezogen, so nimmt die freie
Wirksamkeit unserer Elemente, von diesen Lothen an gerech-
net, nach den Linien na und sb hin allmälig zu, dagegen
nach ne und sc hin allmälig ab. Stellen wir uns nun ein Ele-
ment oder Atom s’ in der folgenden Figur, in einem gewissen
Abstande von! dem Massentheilchen vor, so ergiebt sich das
Resultat der gegenseitigen Einwirkung
leicht mit Hülfe des Parallelogrammes
der Kräfte. Die Abstossung zwischen
den beiden gleichartigen Elementen sei
der Grösse und Richtung nach darge-
stellt durch die Linie si, die Anzie-
hung zwischen n und s’ durch s’e;
dann ist so die Richtung, in welcher
das Element fortschreitet. Diese Rich-
tung ändert sich aber beständig, da
in Folge der Bewegung die von dem
96
gleichartigen Element des Massentheilchens ausgeübte Ab-
stossung stetig ab-, die Anziehung von n dagegen fortwäh-
rend zunimmt, so dass das Element s’ dem Massentheilchen
immer näher kommt und sich endlich an das ungleichartige
Element desselben anlegt. Mit Rücksicht auf diese einfa-
chen Demonstrationen erklären sich nun leicht die electro-
magnetischen Fundamentalerscheinungen.
Es befinde sich in der Nähe des Querschnitts eines
Stromleiters der Nord- oder Südpol einer Magnetnadel, wel-
cher dem einen oder anderen Element der im Querschnitte
zur freien Wirksamkeit gelangten Massentheilchen mehr
oder weniger gleichartig ist. Wo sich nun auch der Pol
befinden mag, immer wird eine Rotation desselben nach
einer bestimmten Richtung erfolgen müssen. Wir wollen hier
zwei Lagen (s. umstehende Fig. S. 95.) besonders fixiren. Ein-
mal nämlich mag sich der Pol gerade über einem Massen-
theilchen m, das andere Mal in der zweiten Figur in glei-
cher Entfernung von je zwei solchen Theilchen befinden.
Im ersten Falle werden die Elemente des Massentheilchens
m, nach dem unmittelbar Vorhergehenden wirken und den
Pol für sich allein nach rechts treiben. Nun kommen aber
noch hinzu die Wirkungen der Massentheilchen p und n,
und zwar vorzugsweise die der Elemente a und b, deren
Einfluss nach den obigen Bemerkungen grösser sein wird
als derjenige des Massentheilchens m. Bilden wir also nach
dem Parallelogramm der Kräfte die Resultirende dieser Ein-
wirkungen, so erhellet, dass eine Bewegung des Pols nach
der Linken erfolgen wird. Während dies geschieht, nimmt
die Abstossung zwischen ihm und dem gleichartigen Ele-
ment des Molecüls m. beständig zu, was ebenso bis zu einer
gewissen Grenze von der Anziehung des ungleichartigen
97
Element a von p gilt, und indem nun die Massentheilchen
m, p, k dieselben Einwirkungen ausüben, wie vorher n, m,
p, ist der Pol genöthigt, seine Kreisbewegung um den
Stromleiter in der einmal angenommenen Richtung fortzu-
setzen. Man sieht jetzt sehr leicht ein, dass das nämliche
geschehen wird, wenn der Pol anfänglich die Lage Fig. II.
hat. Zunächst ist die Richtung der Bewegung dieselbe wie
vorher, und wenn nun der Pol nach links fortschreitet, so
nimmt nach dem Obigen die Abstossung von b bis zu einer
bestimmten Grenze hin zu, dagegen die Anziehung von
Seiten des a ab, während er zugleich in die Anziehungs-
sphäre des dem Massentheilchen p zugehörigen Elements a
hineingeräth. Die volle Abstossungskraft des Elements b
in m kann sich aber erst dann geltend machen, wenn der
‚ Pol an dem Massentheilchen m eben vorübergeschritten ist,
wo dann die Abstossung desselben Elements auf die Fort-
bewegung in dem anfänglichen Sinne wirkt. Dass die Ro-
tation des Südpols in der entgegengesetzten Richtung ge-
schehen muss, ist nunmehr ohne Weiteres klar, wenn man
sich an die Stelle des weissen Kügelchens, das unseren
Nordpol vorstellte, ein schwarzes denkt.
Nach denselben Principien erklären sich auch leicht
die gegenseitigen Anziehungen und Abstossungen zweier
Leiter, je nachdem der electrische Strom dieselben in glei-
1
98
chen oder entgegengesetzten Richtungen durchfliesst. Sind
die electrischen Ströme in zwei zu einander parallelen Lei-
tern gleich gerichtet, so wird auch in den Querschnitt bei-
der Leiter die Anordnung der Massentheilchen ringsum die-
selbe sein. Vergleicht man aber die einander zugewandten
Seiten mit einander, so sieht man, dass eben bei gleicher
Stromesrichtung die beiden ungleichartigen Elemente einan-
der gerade gegenüberliegen, was dann, wie gewöhnlich, An-
ziehung zu Folge hat. Wenn dagegen die Ströme in beiden
Leitern entgegengesetzte Richtungen haben, so ist die Anord-
nung der Massen-
theilchen die entge-
gegengesetzte, So
dass dann gerade die
gleichartigen Ele-
mente der beiden
Leiter einander zu-
gekehrt sind, woraus Abstossung hervorgeht. Um nun auch
hier noch einen der beiden Hauptfälle besonders hervorzu-
heben, wollen wir uns zwei Massentheilchen des einen
Stromleiters in einiger Entfernung gegenüber denken zweien
Theilchen des anderen Leiters. Bei gleicher Stromrichtung,
also im Falle der Anziehung, gilt Fig. 1., wobei nicht aus-
ser Acht zu lassen ist, dass man sich die Massentheilchen
eines und desselben Leiters hier durch feste gerade Linien
verbunden denken muss. Je zwei einander gerade gegen-
überliegende Elemente wirken nun nach geraden Linien, die
einander parallel sind, so dass die Resultirende der Anzie-
hungen gleich der Summe derselben ist, was ebenso Fig.
IV. für die Resultirende der Abstossungen gilt, wenn die
gleichartigen Elemente einander
zugekehrt sind. Die Resultirende
der Anziehungen ist aber hier ge-
wiss grösser als die seitlichen Ab-
stossungen zwischen den gleich-
artigen Elementen (Fig. IIL.) und
die Resultirende der Abstossungen
(Fig. IV.) grösser als die seitlichen
99
Anziehungen zwischen den ungleichartigen Elementen der
gegenüberliegenden Massentheilchen.
In dieser hier nach ihren Hauptmomenten entwickel-
ten Theorie werden also die chemische und magnetische
Action im Wesentlichen als identisch, die Electrieität im
Acte des Strömens aber als die Ursache betrachtet, welche
die ungleichartigen Elemente der Körper, falls sie letztere
nicht zerlegen kann, wenigstens aus dem Zustande chemi-
scher Neutralisation in den freier Wirksamkeit nach Aussen
versetzt. Dass die Electrieität sehr wohl im Stande ist, in
allen Körpern, welche sie durchströmt, Molecularverände-
rungen hervorzubringen, unterliegt wohl begründeten That-
sachen zufolge, keinem Zweifel. Was aber die hier gege-
bene Erklärung der eleetromagnetischen Erscheinungen ins-
besondere betrifft, sokann man von derselben gewissermas-
sen auch dann noch Gebrauch machen, wenn man den un-
gleichartigen Bestandtheilen der Materie entgegengesetzte
magnetische Fluida substituirt.
Zoologische Mittheilungen
von
Oscar Schmidt
in Jena.
1. Ueber die Entwicklung von Ancylus lacustris.
Die Stellung, welche dieser kleine Gasteropode unserer
stehenden Gewässer, Ancylus lacustris, im System einzu-
nehmen hat, ist nichts weniger als sicher, indem man we-
gen der Schwierigkeit der Untersuchung die Lage und Be-
schaffenheit des Athemorgans noch nicht mit der gehörigen
Genauigkeit kennt. Ich hoffte, indem ich die Entwicklung
dieses Thieres im vergangenen Sommer verfolgte, hierüber
Aufschluss zu erhalten, wurde aber darin getäuscht, indem
zu der Periode, wo man die Jungen eben noch als micros-
eopische Objecte behandeln kann, vom Athemorgan noch
7*
100
keine Spur angelegt ist oder wenigstens von dem schon be-
deutend entwickelten Gehäus verdeckt wird. Dagegen kenne
ich nun die bisher noch nicht beobachtete Entwicklung von
der Furchung an bis zu dem Moment, wo der unverkenn-
bare Ancylus ‚gebildet ist.
Die Entwicklung ist, mit der vieler anderer Schnecken
verglichen, sehr einfach und geht ohne jede Verwandlung
vor sich. Man bemerkt nach der Furchung eine das Ei all-
seitis umschliessende Leimschicht; das Ei streckt sich und
zeigt schon jetzt eine sehr characteristische Umbiegung des
Vorderrandes nach rechts, während zugleich die Dotterkör-
ner sich vom Vorderrande zurückziehen und die Dottermasse
sich zuerst nach hinten, später in der Nackengegend des
Embryo sich concentrirt. Eine dunklere, gegen das Vorder-
ende zu gelegene und aus der klaren Umgebung ziemlich
deutlich hervortretende Stelle differenzirt sich später zur
Zunge sowie zum Schlundringe.
Auf der folgenden Stufe ist die Biegung des Vorder-
theiles nach rechts so stark, dass der Körper einen rechten,
oft einen spitzen Winkel bildet, dessen Ecke die Dottermasse
einnimmt, und dies ist der Moment, wo der Ancylusembryo
sich mit dem von Limax (cf. meine Abbildungen in Müll.
Arch. 1851) am besten vergleichen lässt, bei welchen ein
besonderer Dottersack aus der Nackengegend hervorragt.
Schon wird auch der Rücken von einer napfförmigen Schale
bedeckt und durch zwei Hervorragungen sind die Fühler
angedeutet. _Von unten gesehen zeigt das Vorderende eine
trichterförmige Vertiefung, die spätere Mundhöhle.
Die Dottermasse, welche nach vorn über die Schale
hervorragte, zieht sich nun ganz unter die Schale zurück,
und die Augen bilden sich, zuerst als zwei Pigmenthäuf-
chen. Weiterhin, wo der Embryo zum Auskriechen bereit
ist und nach dem Auskriechen hat das Gehäus eine bedeu-
tende Wölbung erhalten und von äussern Organen treten
die Fühler mit den nunmehr mit Linsen versehenen Augen,
Lippen, Mantel und Fuss sehr bestimmt hervor, von inne-
ren die Zunge, welche schon mehrere Reihen von Häkchen
bekommen hat, die zwei oberen, durch eine Commissur ver-
bundenen Schlundganglien, endlich, hinter der Dottermasse
101
und nach der Rückenwölbung des Gehäuses zu gelegen, das
Herz. Ich habe es immer erst dann bemerkt, wenn Kam-
mer und Vorkammer schon getrennt waren. Von allen
übrigen Organen, die ich also nicht aufzuzählen brauche,
habe ich nichts gefunden; ein bedeutender Theil der Ent-
wicklung ist demnach im Rückstande, wenn der Embryo das
Ei verlässt und von da an erschwert die Undurchsichtigkeit
der Lungen ungemein die Untersuchung.
Die auf das eben Gesagte bezüglichen Abbildungen
werden demnächst in der 3. Lieferung meines Atlas der
vergleichenden Anatomie veröffentlicht werden.
2. Peltogaster.
Keine Trematode, sondern ein Krebs. In keinem
Theile der Zoologie ist in jüngster Zeit so ausgefest und
aufgeräumt worden, als unter den Eingeweidewürmern. Der
von H. Rathke entdeckte, höchst sonderbare Schmarotzer,
der sich unter dem Hinterleibe der Krabben und Einsied-
lerkrebse findet und mit seinem Wohnthier so verwächst,
dass die Grenze der Körperbedeckungen des einen und des
andern kaum anzugeben sind, ist in seine zwei Arten Pel-
fogasier paguri und carcini bisher als Saugwurm betrachtet
worden und als solcher auch in Diesing’s Systema hel-
minthum übergegangen. Ich habe das Glück gehabt, kürz-
lich in Wangerooge die Entwicklung dieses Eindringlings
in die Helminthenklasse zu verfolgen, obgleich nur so weit,
dass ich die Jungen als vollständige und unzweifelhafte
Krebse habe kennen lernen, analog den Embryonen der
Parasiten und Lophyropoden. Die ganze Verwandlung des
Jungen, welches ungefähr birnförmig ist, ein Stirnauge, drei
Paar Borsten tragende Ruderfüsse besitzt, auch eine Art
Gabelschwanz hat, wie die Ruderthiere, von da an aus dem
Zustande der höchsten Beweglichkeit in den Zustand eines
scheinbar unbelebten Klumpens ist mir leider noch nicht
erschlosen. Es ist aber durch meine Entdeckung doch die
Hauptsache gewonnen. Peltogaster ist und bleibt
von nun an eine parasitische Crustacee.
102
Monatsbericht.
a. Sitzungsbericht.
August 3. Herr Wesche sprach über die äussern Zeichen
der Milchergiebigkeit an Kühen. Die Milchergiebigkeit der Kühe ist
sehr verschieden. Zwei Kühe von gleicher Grösse, gleichem Alter,
gleicher Kalbezeit und gleicher Pflege können in ihrem Milchertrage
so verschieden sein, dass jährlich die eine Kuh 700 Quart Milch
und darunter, dagegen die andere 1400 Quart und darüber gibt.
Die Ursachen dieser verschiedenen Milchergiebigkeit wurden früher in
einem grossen oder kleinen Euter allein gesucht. Der Franzose Gue-
non machte 1838 in einer kleinen Schrift (übersetzt von F. S. Kurtz,
Reutlingen bei J. C. Mäcken, Sohn 1345) mit Abbildungen, die äus-
sern Zeichen der Milchergiebigkeit bei den Kühen bekannt. Er hatte
diese 25 Jahr seiner speciellen Beobachtung unterworfen und diesel-
ben systematisch geordnet. Nach seiner Ansicht bestehen die Zeichen
in der grössern oder kleinern, regelmässigen oder unregelmässigen
Ausbildung des Euters, in den längern oder kürzern Haaren, welche
das Euter von vorn nach hinten überziehen, und sich in verschiede-
ner Länge und Breite, das einzelne Haar von unten nach oben ge-
richtet, vom Euter bis zur Schwanzwurzel, entweder theilweise oder
vollständig fortsetzen. Die Zeichen an einer Kuh nennt Guenon den
Milchspiegel. Sämmtliche Milchspiegel hat er in 8 Klassen, jede
Klasse wieder in 8 Ordnungen eingetheilt und alle Ordnungen sämmt-
licher Klassen haben Bastarde, bei welchen der Milchspiegel entweder
undeutlich oder unregelmässig mit schlechten und guten Zeichen zu-
gleich ausgebildet ist. In der I. Klasse mit bogenförmigen Spiegel,
welcher sich bis zur Schwanzwurzel hinaufzieht, gibt eine Kuh aus
der ersten Ordnung täglich 18 Quart Milch und ist 9 Monate lang
milchend. In der II. Klasse mit sahlbandförmigem Spiegel, welcher
sich bis an den Wurf hinaufzieht, gibt eine Kuh aus der ersten Ord«»
nung täglich 16 Quart Milch und ist 9 Monate lang milchend. In
der III. Klasse mit verkehrt herzförmigem Spiegel, der über dem
Euter mit einer Rundung endet, gibt eine Kuh aus der I. Ordnung
täglich 16 Quart Milch und ist 8 Monate lang milchend. In der IV.
Klasse mit gabelförmigem Spiegel, welcher über dem Ruter mit zwei
nach aussen gebogenen Spitzen endet, gibt eine Kuh aus der I. Ord-
nung täglich 14 Quart Milch und ist 8 Monate lang milchend. In
der V, Klasse mit kolbenförmigem Spiegel, der über dem Euter
hervorragend mit zwei Ecken endet, gibt eine Kuh aus der I. Ord-
nung täglich 14 Quart Milch und ist 8 Monate lang milchend. In
der VI. Klasse mit winkelmaassförmigem Spiegel, der sich an der
linken Seite des Wurfes hinaufzieht, gibt eine Kuh aus der I. Ord-
nung täglich 14 Quart Milch und ist 8 Monate lang milchend. In
der VII. Klasse mit keilförmigem Spiegel, welcher über dem Euter
in einer Spitze endet, gibt eine Kuh aus der I, Ordnung täglich 12
105
Quart Milch und ist 8 Monate lang milchend. - In der VII. Klasse
mit schildförmigem Spiegel, welcher an der hintern Grenze des Euters
endet, gibt eine Kuh aus der I. Ordnung täglich 10 Quart Milch und
ist 8 Monate lang milchend. Die Kühe aus den andern Ordnungen
aller Klassen geben täglich 11/, bis 2 Quart Milch weniger und sind
1 Monat weniger milchend, als die der vorhergehenden Ordnung.
Die Bastarde geben immer weniger Milch, als sie nach ihrem Spiegel
geben müssten. Acht bis vierzehn Tage nach dem Kalben gibt eine
Kuh die grösste Menge Milch; nach dieser Zeit nimmt dieselbe all-
mälig bis zur Hälfte ab. Den Kühen von grossem Schlage ist der
angegebene Milchertrag eigen; Kühe von mittlerem Schlage geben in
allen Klassen und Ordnungen täglich 2 bis 3 Quart, und Kühe von
kleinem Schlage geben täglich 4 bis 6 Quart Milch weniger. Der
Zeitraum, während welchem die Rühe milchend sind, bezieht sich auf
ihre neue Trächtigkeit. Bei saftigem und reichlichem Futter so wie
bei guter Pflege geben alle Kühe täglich 1 oder mehrere Quart Milch
mehr; dagegen bei wenigem und trockenem Futter, sowie bei schlech-
ter Pflege eben so viel weniger. Nach Guenon’s System gibt eine
Kuh von grossem Schlage aus der I. Klasse I. Ordnung jährlich 3000
Quart Milch, während eine Kuh von gleicher Grösse u. s. w. aus der
VIII. Klasse VIN. Ordnung nur 100 Quart Milch im Jahre gibt. Eine
gute Milchkuh hat hiernach ein grosses Euter mit 4 gleichmässig aus-
gebildeten Vierteln und Zitzen, auf der hintern Seite der beiden hin-
tern Viertel ein Oval, in welchem die Haare von oben nach unten
geriehtet sind; einen grossen Milchspiegel und wenn die Milch sah-
nereich ist, kurzes seidenarliges Haar im Milchspiegel. Eine schlechte
Milchkuh hat ein mehr oder weniger kleines, ungleichmässig ausge-
bildetes, auch wohl mit einer 5. oder 6. Zitze versehenes Euler,
einen kleinen Milchspiegel, neben und unter dem Wurfe ein oder
mehrere Haarwirbel, welche Guenon Platter nennt, und langes, dickes
Haar im Milchspiegel, wenn die Milch wässrig ist. — Bei den Stie-
ren sind die Milchspiegel schmaler und die Ovale sitzen auf dem Ho-
densack. An dem 3 Monat alten Kalbe ist der Milchspiegel vollstän-
dig ausgebildet da. — Die Entdeckung Guenon’s giebt nun auch dar-
über Aufschluss, warum die Kuhkälber milchreicher Kühe nicht im-
mer wieder milchreiche Kühe werden, da man Stier und Kuh aus
verschiedenen Klassen und Ordnungen zusammen paarte. Wenn man
Stier und Kuh von gleicher Klasse und Ordnung zusammengieht, so
wird auch das dadurch entstehende Kuhkalb künftig als Milchkuh ih-
rer Mutter gleich sein. — Viele Oekonomen und Thierärzte haben er-
klärt, dass in Guenon’s System viel Wahres liege, dass es aber zu
eomplieirt sei. Es würde aber der Mühe lohnen, wenn Besitzer von
Rindviehständen Stiere und Kühe aus den ersten Ordnungen der bei-
den ersten Klassen theils ankauften, theils züchteten, und die übri-
gen Klassen und Ordnungen nicht weiter berücksichtigten. Gewiss
ist aber Guenon’s mühevolle Forschung ein anerkennungswerther Forl-
schritt auf dem Gebiete der rationellen Viehzucht.
104
Herr Kohlmann beschrieb ein neues Barometer ohne Queck-
silber und Glas, Dieses besteht aus zwei dünnen gewölbten Messing-
streifen, die an den beiden hervorragenden Kanten zusammengelöthet
und nach ihrer Längsdimension zu einem Kreise zusammengekrümmt
sind. Das Ganze erhält dadurch die Gestalt eines nicht ganz geschlos-
senen, einen Zoll breiten und 4 Zoll im Durchmesser fassenden Ringes
mit schwach convexer innerer und äusserer Seite, An der durchbro-
chenen Stelle sind die beiden Enden des Ringes ebenfalls luftdicht zu-
gelöthet und die Luft ist aus demselben theilweise ausgezogen, Der
Mittelpunkt der äussern Platte ist an der Seitenwand eines umschlies-
senden Dosengehäuses dicht unter dem Haken zum Aufhängen des
Apparates befestigt. Die beiden frei herabhängenden Enden des Rin-
ges stehen mit einer Hebelvorrichtung, ähnlich derjenigen am Metall-
thermometer, in Verbindung, welche jede Bewegung der Arme auf
einen Zeiger überträgt und dieselbe auf einer kreisförmigen Scala am
Rande des Dosengehäuses in bedeutender Vergrösserung angiebt. Die
Bewegung ist eine Folge der ungleichen Spannung der äussern und
innern Ringfläche. Bei schwächerem Luftdruck entfernen sich die
beiden Arme von einander, bei stärkerem gehen sie zusammen. Der
Zeiger bewegl sich im ersten Falle nach links, im zweiten nach rechts.
Der Gang stimmt nach den bisherigen Beobachtungen sehr gut mit
einem genauen Heberbarometer ; letzteres wird jedoch bei weitem an
Empfindlichkeit übertroffen. Dieser Umstand und die grosse Bequem.
lichkeit auf Reisen machen das neue Instrument sehr empfehlenswerth
und insbesondere geeignet zu lHöhenmessungen, sobald erst die Ta-
bellen zur Correctur wegen der Temperatur vorliegen. Herr Mecha-
nikus Schmidt hierselbst liefert dasselbe in trefllicher Ausführung.
August 10. Herr Schliephacke zeigte eine einheimische
Sinnpflanze, die Drosera rotundifolia, ein zierliches Pflänzchen aus
den Sümpfen von Lieskau, vor. Die Blätter derselben sind mit röth-
lichen Drüsenhaaren geziert; setzt sich ein kleines Insect auf diese
Blätter, so legen sich die Haare übereinander und halten das Thier
bis zu seinem Tode umschlungen. Auf dem vorgelegten Exemplare
fand man noch verschiedene der anf diese Art getödteten Thierchen.
Herr Kohlmann beschrieb Leslie’s verbesserles Stereome-
ter zur Bestimmung des Raumes poröser oder pulverförmiger Körper.
Derselbe besteht aus einer unten offenen und oben mit einem Hahne
versehenen, calibrirten Glasröhre. Wird diese bis an einen Punkt,
der vom obern Ende um 4’ entfernt sei, in Quecksilber getaucht,
und verschliesst man den Hahn, so hat die Luft darin die Dichte der
äusseren. Zieht man die Röhre nun so weit heraus, bis das Queck-
silber in ihr halb so hoch steht als im Barometer, so nimmt die
Luft den doppelten Raum, also 8 ein. Befindet sich aber in der
Röhre ein gepulverter Körper, welcher von dem Raume 4 den Theil
x ausfüllt, so nimmt die Luft nur noch den Raum 4—.x ein, Ver-
schliesst man nun die Röhre abermals, so braucht das Quecksilber
nur um 4—x Zoll in der Röhre zu sinken, damit es innen über dem
105
äussern halb so hoch steht, als das Barometer. Ist also im letzten
Falle der Abstand des Quecksilbers in der Röhre von dem oberen
Ende gleich 7°, so ist +2 (4—x)=[17, also x=]1; d. h, der ge-
pulverte Körper nimmt denselben Raum ein, welcher durch einen
Zoll der Röhre angegeben wird. Aus dieser Bestimmung findet man
leicht das specifische Gewicht des Körpers, wenn man in das abso-
lute ‘Gewicht desselben mit dem Gewicht eines gleich grossen Volu-
mens Wasser dividirt.
Herr Baer theilt mit, dass bei der in Folge der Krankheit
seil mehreren Jahren eingetretenen Unsicherheit in dem Ernteertrag
der Kartoffeln häufig die Frage erörtert worden ist, wie diese zu er-
selzen seien. In Bezug auf die Viehfülterung hat man ein guins Er-
satzmitlel in der Zuckerrübe gefunden, und benutzt man diese
Pflanze in neuerer Zeit auch, um aus ihr, anstatt der Kartoffeln,
Branntwein darzustellen. Man hört jedoch in der Praxis viel-
fache Klagen über missglückte Versuche, so dass man sogar die Mög-
liehkeit eines sichern Betriebes und die Rentabilität eines solchen be-
zweifelt. Dies hat Schwertfeger Veranlassung gegeben, sich mit
der Sache zu beschäftigen, um die Schwierigkeiten aus dem Wege
zu räumen. — Das Pectin, der Eiweissstoff und die alkalischen Salze,
welche Stoffe neben dem Zucker, der Basis der Weingeisterzeugung,
in der Rübe vorkommen, können unter Umständen mehr oder weni-
ser nachtheilig auf die geistige Gährung einwirken. Die Eigenschaft
des Peetins gleich einem Schwamm ungemein viel Flüssigkeit in sich
aufzunehmen und eine gallertartige Masse zu bilden, welcher Umstand
dureh die Einwirkung der Hefe nicht geändert wird, macht es nöthig,
dasselbe mit dem Faserstoff durch Auspressen von dem Saft der
Rüben zu trennen, denn sonst würde er, freilich nicht chemisch, wohl
aber mechanisch auf die Gährung einwirken, namentlich den regel-
mässigen und raschen Verlauf derselben stören und die allseitige Be-
rührung der Zuckertheilchen und des Ferments verhindern. Bei sei-
ner Gegenwart würde auch die Destillation vielfach behindert werden.
Bei der Trennung des Pectlins nach der Gährung würde ein Verlust
an Alkohol durch Verdampfen stattfinden. Hier würde dann auch
die ausgeschiedene Hefe nicht weiter zu benutzen sein, sondern mit
verfultert werden müssen. — Wegen der raschen Einwirkung der in
dem Safte enthaltenen stickstoffhaltigen Materien könnte man versucht
sein, die Rüben vor dem Auspressen zu kochen oder zu dämpfen,
um einen bedeutenden Theil jener schädlichen Stoffe unslöslich zu
machen. Dadurch aber nimmt der Brei, wahrscheinlich wegen der
gebildeten Pectinsäure, eine so gallertartige Beschaffenheit an, dass er
sich nur schwierig auspressen lässt und dennoch eine unverhältniss-
mässig grosse Menge Zucker zurückhält, die mithin für die Brannt-
weingewinnung verloren geht. Der aus frischen, rohen Rüben erhal-
tene Saft, wenn man ihn sogleich mit Hefe versetzt, geht alsbald, bei
geeigneter Temperatur, in Gährung über, die regelmässig verläuft und
jenen schädlichen Stoffen keine Einwirkung mehr erlaubt. Jedoch
106
darf man die geriebenen oder zerquetschten Rüben nicht erst einmi-
schen vor dem Zusatz der Hefe, was vielfältig geschieht, indem man
meint, dadurch eine grössere Menge von Branntwein zu erzielen.
Hierin sind zumeist die ungünstigen Resultate zu suchen. In der
Rübe sind keine Stoffe enthalten, die wie das Stärkmehl in den Kar-
toffeln durch die Maische in jährungsfähige, also Branntwein liefernde
Producte umgewandelt werden können. Im Gegentheil tritt hier auf
Kosten der Weingeisterzeugung sehr leicht eine Milch- oder Butter-
säuregährung ein. —- Sollte der Saft des Gehaltes an Salz wegen al-
kalisch werden, wodurch eine Störung der Gährung eintritt, so ist er
mit verdünnter Schwefelsäure zu neutralisiren. Ein kleiner Ueber-
schuss schadet dem Destillationsproducte in keiner Weise. — Der
ausgepresste Saft, mit 5 pCt. frischer, guter Hefe versetzt, geräth bei
16 — 15° sehr schnell in Gährung, die sehr regelmässig verläuft.
Das Ende derselben erkennt man sehr leicht an der Verminderung
des Schaumes und an dem Aufhören der Kohlensäure - Entwickelung.
Man lässt nun den Saft ab, trennt das Letzte durch ein nicht sehr
dichtes Seihetuch von der Hefe und destillirt das Ganze bis auf ein
Viertel ab. Der Rübenbranntwein ist vollkommmen klar, von einem
entfernt rübenähnlichen Geruch, angenehmem Geschmack und zeigt
nahezu 10° Branntwein. 100 Pfd. frische Rüben lieferten 5%/, Li-
ter eines solchen Branntweins, der durch !igestion mit grobgekörn-
ter Holzkohle bei nochmaliger Destillation ein sehr reines Produkt
von 78 pCt. giebt. Rechnet man den Rübenertrag von einem Mor-
gen Land zu 200 Ctr, so beträgt die Ausbeute an Branntwein unge-
fähr 1000 Liter oder 873,36 preuss. Quart. Der Pressrückstand,
ein gules Viehfutter, beträgt 20 pCt. Die gewonnene Hefe liefert ge-
presst und getrocknet eine gute Presshefe und der Destillationsrück-
stand, wegen seines Kaligehaltes, einen vortrefllichen Pressrückstand.
Ganz besonders ist diese Verwendungsart für den bei der Runkelrü-
benzuckerfabrikation abfallenden Syrup zu empfehlen, dessen Verkauf
als Versüssungsmittel sehr oft geradezu eine Beleidigung und Verhöh-
nung des Armen ist, der nicht im Stande ist sich für sein sauer er-
worbenes Geld einen bessern Genuss zu verschaffen.
August 17. Herr Giebel gab behufs der Erledigung der
Prioritätsfrage hinsichtlich seines Vortrages über die Gränze zwischen
Brust- und Lendengegend (Bd. I. S. 261) einige historische Belege
und wies darauf hin, dass er nur eine neue Deutung einer be-
reits bekannten Thatsache zu geben beabsichtigt habe. Zur Unter-
stützung des in jenem Vortrage dargelegten Ansicht diene auch noch
die Entwicklungsgeschichte der Wirbelsäule, welche in dem diaphrag-
malischen Wirbel selbst beginnt.
Herr Tschetschorke spricht über die in der vorvorigen
Versammlung gemachten Beschreibung der Instrumente, deren man zur
Beobachtung der Lufteleetrieität sich bedient, wurde auch des soge-
nannten Goldblatteleetrometers gedacht und dabei bemerkt, dass man,
um über die Stärke der Electrieität Vergleichungen anstellen zu kön-
107
nen, die Entfernung der untersten Enden der beiden sich abstossen-
den Goldblättchen messe, während man bei dem Stroheleetrometer
den Winkel, welchen die beiden Strohhälmchen mit einander bilden
misst. Es entstand dabei die Frage, warum man bei der Beobach-
tung des Goldblatteleetrometers nicht ebenso wie bei der des Stroh-
halmelecetrometers den Winkel der Abweichung messe und wurde die
Frage so erledigt, dass man das Goldblattelectrometer nur zur Mes-
sung einer sehr geringen Electrieilätsmenge anwende und dass man
dabei sehr kleine Winkel zu messen habe, was leichter sei, wenn
man die Sinusse als die Winkel selbst messe; beim Strohhalmelectro-
meter dagegen könne man nur sichere Beobachtungen bei Winkeln
von 15° bis 35° anstellen, also habe man da weniger kleinere Win-
kel zu messen, Selbstverständlich muss man bei dieser Erklärungs-
weise von der Voraussetzung ausgehen, dass die &oldblättchen, weın
sie sich abstossen, fortwährend (wenn man von ihrer Dicke absielıt)
Ebenen bildet, oder wenn man auch von ihrer Breite absieht und sie
nur als leitende, elastische Linien betrachtet, dass sie bei ihrer Ab-
weichung von einander stets eine gerade Linie bilden. Dass diese
Voraussetzung aber nicht richtig ist, lässt sich durch das einfachste
Experiment beweisen. Da ich in den mir gerade zu Gebote stehen-
den Quellen Nichts Näheres über die Gestalt der Goldblättchen bei
ihrer Abweichung von einander fand, so suchte ich zuerst durch Ex-
perimentiren darüber in’s Klare zu kommen. Ich schnitt mir zu
dem Ende zwei gleich breite, etwa 3—4 Zoll lange Goldblättchen,
die ich stalt zweier kürzeren in das Electrometer brachte. Die ein-
fachsten Versuche zeigten dass die Goldblättchen (abgesehen von ih-
rer Breite und also als elastische Linien betrachtet) bei ihrer Abweı-
chung von einander, nicht als gerade Linien, sondern als krumme
Curven, welche sich immer mehr und mehr nach unten zu einer ge-
raden, der Scheitellinie parallelen Linie näherten, erschienen. Die
beiden Goldblättchen oder besser die Curven kehrten sich die con-
caven Seiten zu. Ferner war es deutlicher zu sehen, dass die Cur-
ven in eine gerade Linie übergehen, je länger die Goldblättchen sind,
oder bei gleicher Länge der Goldblättchen, je geringer die Electrici-
tät war. So lange die Electricilätsquelle gleichmässig wirkt, bleibt
die Gestslt der Curve dieselbe bei denselben Blättchen; nimmt die Elec-
trieität zu, so wird die Krümmung bedeutender, nimmt sie aber ab,
so wird die letztere geringer und die Curve gleicht immer mehr und
mehr einer geraden Linie, je schwächer die Electricität ist. Es ist
diese Erscheinung eine mittelbare Folge des Satzes, dass die Kraft
der electrischen Anziehung und Abstossung umgekehrt wie die Qua-
drate der Entfernungen ab-, resp. zunimmt. Denken wir uns die
Goldblättchen als zwei vollkommen elastische, gleichmässig. schwere
Linien, so muss in jedem Punkte die abstossende Kraft der Eleetri-
eität der auf den Punkt wirkenden Kraft der Schwere das Gleichge-
wicht halten; da nun die Schwere der einzelnen Punkte dieselbe sein
soll, die Entfernung je zweier entsprechenden Punkte von einander
108
von oben nach unten wächst, wenn sie sich in geraden Linien ab-
stossen sollten, also müsste auch die Electrieitätsmenge in den Gold-
blättchen von oben nach unten zunehmen und zwar zugleich mit dem
Quadraten der doppelten Sinusse des Winkels, den Beide dann mit
einander bilden. Da aber kein Grund vorhanden ist, eine solche Art
der Eleetricitätsvertheilung als richtig anzunelımen, so ist also auch
unmöglich, dass die Goldblättchen als Ebenen oder resp. gerade Li-
nien von einander abweichen können und es kann also aus einer
einfachen Betrachtung der Wirkung beider Kräfte, nämlich der Schwer-
kraft und der auf die einzelnen Theilchen wirkenden abstossenden
Kraft der Eleetrieität jene beschriebene Erscheinung abgeleitet wer-
den, Von der Entwickelung der Gleichung der Curve, deren Gestalt
die als elastische Linien gedachten Goldblättchen beim Abstossen an-
nehmen, stehen wir vorläufig ab.
Herr Thamhayn spricht über Schwellgewebe und In-
farete. Dr. Kohlrausch in Hannover hat im letzten Müller’schen
Archiv zwei Arbeiten veröffentlicht, die eine über Schwellgewebe der
Nasenschleimhaut, die andere über Infarete. Meines Wissens nach
ist Kohlrausch der erste, der diese Beobachtungen angestellt hat, da
Hyrtl, dem er diese zu vindieiren scheint, am angeführten Orte viel
von einer 1“ dicken Drüsenschicht spricht, die namentlich am Sep-
tum und den Muscheln sich findet, nicht aber von einem eigenthüm-
lichen Schwellgewebe. Die Schwellgewebe anderer Organe z.B. der
Brustwarzen, des Olitors, des Penis, des Hahnenkammes sowie der
Halskarunkeln des Truthahns sind schon früher bekannt gewesen.
Sie haben das Eigenthümliche, dass die leizten Arterienverzweigungen
nicht etwa in Capillaren, sondern gleich in weite Venenanfänge über-
gehen und dass diese Gefässverzweigungen in Lücken und Räumen
liegen die durch Kreuzung der fibrösen Fasern des Grundgewebes
gebildet werden. Aehnlich verhält sich auch die Milz. Wird nun
ein solches Organ verwundet, so muss valürlich die Blutung bedeu-
tender sein als im andern, weil die feste Stütze jener Balken das
Zusammenfallen der durchschnittenen Gefässe hindert. — Frühere
Forscher, wie Graaf, Reysch, Haller nehmen an, dass das Blut sich
frei in jene Lücken und Räume ergiesse, bis die Arbeiten von Guvier
und Tiedemann das wahre Verhalten zeigten und eine Auskleidung
jener mit der innern Venenhaut darthaten. In den Schwellkörpern
des Penis tritt noch ein eigenthümliches Verhalten der Arterien hin-
zu, indem Müllers Untersuchungen Anhängsel, vasa helicina, zeigten,
die korkzieherartig rechtwinklig von den Arterienstämmchen abgehen
um sich knopfartig erweitert zu endigen, nicht aber wie Valentin
will, trichterförmig ausgezogen in die Schwellkörperzellen einzumünden.
Am hintern Theile der Nasenmuscheln ist es in jüngster Zeit von
Kohlrausch genauer untersucht worden. Gute Präparate erhielt er
dadurch, dass er diese Netze von einer vena jugularis aus aufbliess,
es denn in Weingeist erhärtete und so zu Durchschnitten geeignet
machte. — Diese Venennetze liegen zwischen Periosteum und Schleim-
109
haut und haben je nach ihrer Ausdehnung einen Durchmesser von
11 — 2". Die Hauptrichtung der Schlingen geht senkrecht gegen
den Knochen; sie haben ziemlich feste und dieke Wendungen und
einen Durchmesser von 1/;—!/,"'. Das feste Bindegewebe macht die
Präparation schwierig und verlangt grosse Sorgfalt. Die Drüsen, die
sonst mehr weniger oberflächlich liegen, finden sich hier erst in ei-
ner grösseren Tiefe und zeigen zuweilen dünne Ausführungsgänge von
2/3" Länge. — Aus ‚diesem Verhalten der Gefässe leitet der Verfas-
ser die Anschwellung der Schleimhaut bei chronischem Schnupfen her
und findet in der Senkung des Blutes nach der tiefsten Stelle den
Grund, weshalb bei solchen chronischen Zuständen das Nasenloch der
Seite, auf der man liegt, verstopft ist. Profuses Nasenhluten sowie
reichliche Seeretionen bei fliessenden Schnupfen werden aus dieser
Anordnung der Gefässe und Drüsen ebenfalls erklärlich, — Ein zwei-
ter Aufsatz handelt über die sogenannten Infarcle, unter dem Kohl-
rausch namentlich jene weisslichen Zähne, perlschnurförmig zusam-
menhängenden Massen versteht, die mit dem Stuhl ganz, selten allein
abgehen und sich besonders bei Personen zeigen, die an Unterleibs-
beschwerden leiden, vorzüglichen an den Erscheinungen der plethora
abdominalis. Kohlrausch hat eine grosse Uebereinstimmung dersel-
ben beobachtet und warnt nur vor der Verwechslung mit jenen pla-
stischen Exsudaten, die namentlich in der Reconvalescenz noch Ty-
phus und Ruhr als weissliche zähe flockige Massen abgehen. Eine
eisne Organisation lässt sich nicht nachweisen; man findet eine amor-
phe gegen "A durchaus nicht reagirenle Masse, sehr selten mit Epi-
telialzellen vermischt, die in grosser Menge Pflanzenzellen, thierischen
Zellstoff, halbverdaute Muskelbündel etc. einhüllt. Fett in kleinen
Tröpfchen oder krystallisirt findet sich immer dazwischen, und be-
stelıt namentlich aus Margarinsäure oder vielmehr nach den neuesten
Untersuchungen aus Palmitin und Stearinsäure. — Aufmerksamkeit
verdienen noch besondere feine Fasern, die Kohlrausch als Schimmel-
fasern deutet obwohl er die dichotome Theilung und die entsprechen-
den Sporen vermisst; sie erscheinen unregelmässig verfilzt, haben
feste dunkle Contouren und einen Durchmesser von !/soo — Yıooo -
Da sie fast in jedem Zungenbelege vorkommen ünd Dipthoritis na-
mentlich ihre Bildung zu begünstigen scheint, so würde ihr Vorkom-
men im Darmkanal nichts ungewöhnliches darbieten. Die chemische
Zusammensetzung der Infarete lässt namentlich einen starken Feltge-
halt hervortreten, weniger beträchtlich ist der Wassergehalt. Letzte-
rer ungefähr unter 6,05 Grm. = 3,268 Grm, — Davon zogen noch
Aether und Alkohol 1,172 Grm. aus, so dass der feste unter Horn-
geruch verbrennende Rückstand — 1,025 Grm, betrug. Eine andere
Analyse ergab aus getrockneten Infareten nach pt.
Fett in Alkohol und Aether löslich = 34,73 ptt.
Verdünnte Aetzkalilauge löste = 20,02 püt.
Unlöslicher Rückstand = 45,247 püt,
110
Kohlrausch hält diese Infarete für eine die Schleimhaut zäh bedeckende
Absonderung des Darmkanals, die gelöst von den Darmwänden und
mit Speiseresten vermischt im weitern Verlaufe des Darms ihr gewun-
denes Ansehen erhält. Entzündungsproducte können sie nicht sein,
da von Eiter- oder Schleimkörperchen nicht die geringste Spur vor-
handen ist, und es wird demnach die Annahme nicht ungerechtfertigt
sein, dass sich Darmschleim, Fell, Speisereste zu einer solchen zähen
Ablagerung mischen und mehr weniger lange im Darm verweilen.
Dieses längere Verweilen giebt dann vielleicht Anlass zur Bildung je-
ner Schimmelfasern. An diese Untersuchung schliesst Kohlrausch
eine Beobachtung, die er an der feltgefüllten Cyste eines kranken Ova-
rium gemacht hat, in der er Pilzläden in grosser Menge fand, indem
der ganze nach Aetherextraclion bleibende Rückstand nur aus Epider-
miszellen und jenen bestand; sie waren u Mt dick und
zeigten im Innern feine Körnchen. Fruetificaionstheile als endstän-
dige 6— Sarmige Quirle, sowie die Y/ygo0 grossen Sporen waren
selten. Das Ganze hat Aehnlichkeit mit dem Penicillum erustaceum.
Kohlrausch bezeichnet diesen Pilz als P. pygmaeum so: „Fila exigua
(Uooo— Yısoo“ ) hyalina septata aul intus granulosa, remote ramosa ;
sterilia eonleeta, apice acuminata, fertilia apıce penicillata. sporifera ;
sporis globosis decoloribus (4/1200 — "ıooo ). Passim fila verticilla
sporifero non terminalı.
Herr Schliephacke legte das kaukasische Inseetenpulver —
von Pyrethrum caucasicum herstammend — vor, das im Handel viel-
fach verfälscht angetroffen wird. Mehrere Fliegen, die sich mit einer
geringen Menge dieses Pulvers in einem Glase befanden, wurden sehr
bald ausserordentlich unruhig und nach wenigen Minuten trat der
Tod ein. Die Wirkung ist um so auffallender, als der Geruch des
Pulvers durchaus nur unbedeutend ist. Dasselbe eignet sich, der
schnellen und sichern Wirkung wegen, ganz besonders zum Schutz
wissenschaftlicher Sammlungen, — Herbarien, Insectensammlungen elc.
— die man bisher auf mancherlei Art vergeblich gegen die Verhee-
rungen der Insecten zu schützen gesucht hat.
August 24. Herr Tschetschorke sprach über die Erklä-
rung einiger optischer Erscheinungen. So wie viele optische Erschei-
nungen, so haben besonders diejenigen Erscheinungen, welche eine
totale Sonnenfinsterniss begleiten, bis jetzt noch keine genügende Er-
klärung gefunden, obwohl sich namhafte Physiker und Astronomen
mit ihrer Beobachtung und Erklärung beschäftigt haben. Als solche
Erscheinungen sind besonders zu erwähnen: die auf. der Oberfläche
des Mondes erscheinenden Lichtpunkte, die Löcher des Ulloa genannt,
weil der Seefahrer Don Antonio Ulloa, der sie zuerst beobachtete,
durch Spalten des Mondes zu sehen glaubte; ferner der Lichtkranz
welcher den Mond umgiebt, die rolhen Fackeln welche aus ihm her-
vorschiessen; endlich die Lichtwellen, welche einige Minuten vor und
nach der totalen Sonnenfinsterniss sichtbar erscheinen und deren Wir-
kung Arago mit der vergleicht, welche man beobachten kann, wenn
111
die Sonnenstrahlen, von der Oberfläche eines Wassers reflectirt, auf
eine weisse Wand fallen. Alle diese Erscheinungen suchte zuerst
der französische Astronom Faye dadurch zu erklären, dass sie weiter
Nichts als Phänomeue der sogenannten Kiemung seien und hat diese
seine Behauptung auch durch Zeichnungen und Berechnungen nach-
zuweisen gesucht. Zur Hervorrufung einer Kiemung ist nothwendig,
dass gewisse Luftschichten abgekühlt werden, dies findet wirklich auch
bei einer Sonnenfinsterniss stalt, indem zwischen Mond und Erde ein
Schattenkegel entsteht, worin die Luft kälter ist als in den benach-
‚barten Gegenden. Neuerdings (im März 1851) hat Ilerr Dufour, wie
uns in Pogg. Ann, Bd. 89, St. 3. p. 420 mitgetheilt wird, Erschei-
nungen beobachtet, welche jene Erkiärungsweise Fayes zu bestätigen
scheinen. Er beobachtete nämlich kurz vor Sonnenaufgang durch das
Fernrohr die Himmelsgegend (dıe Berner Alpen), wo die Sonne auf-
gehen musste und sah neben dem Berggipfel, hinter welchem die
Sonne verborgen war ein schwaches, aber dennoch recht deutliches
Bild von den Rändern dieser Gipfel. Das Bild war dem wirklichen
Umriss des Gebirges ganz ähnlich und auch ähnlich gelagert und war
offenbar ein Phänomen der Kiemung; am 19. Januar 1852 sahe er
dieselbe Erscheinung, aber ausserdem noch, als der erste Strahl der
Sonne erschien, dies Gestirn funkeln wie ein Stern erster Grösse und
bemerkte zugleich, dass sich auf dem Boden seines Zimmers eine Art
abwechselnd dunkler und heller Wellen (vagues) bewegten, wie dies
auch, wie oben bemerkt, bei totalen Sonnenfinsternissen stattfindet.
Es wäre also wünschenswerth, dass diese Beobachtungen, wie sie
Herr Dufour gemacht hat, recht zahlreich angestellt würden, weil da-
durch jedenfalls für die Erklärung jener genannten Phänomene Man-
ches gewonnen werden möchte.
Herr Baer sprach über die Irrlichter, eine Erscheinung,
welche im Munde des Volkes als etwas ganz Gewöhnliches gilt, sich
aber vorurtheilsfreien Augen so selten dargeboten hat, dass nicht al-
ein die Ursachen derselben völlig unbekannt sind, sondern auch die
Existenz des Phänomens überhaupt von vielen Seiten durchaus bestrit-
ten wird. Unter den wenigen zuverlässigen Beobachtungen, welche
vorliegen, verdient am meisten die älteste ihres Gewährsmannes we-
gen, des berühmten Astronomen Bessel Beachtung. Am 2. Decem-
ber 1307, in einer völlig trüben und windstillen Nacht, in welcher
von Zeit zu Zeit ein schwacher Regen fiel, auf dem Flüsschen Wörpe
in einem Kahne fahrend, beobachtete er auf dem grossen Moore des
Herzogihums Bremen, 2 Meilen nordöstlich von dem Amte und der
ehemaligen Siernwarte Lilienthal hunderte von Flämmchen von bläu-
licher Farbe, ähnlich der des unreinen Wasserstoffgases. Die Licht-
stärke war unbeträchtlich, da nicht bemerkt werden konnte, dass der
Grund, über welchem eine Flamme brannte, merklich erleuchtet wor-
den wäre, oder dass ihre oft grosse Zahl eine merkliche Helligkeit
verbreitet hätte, Oft blieben die Flämmchen in unveränderter Stellung,
oft nahmen sie eine Stellung in horizontaler Richtung an, und zwar
112
in zahlreichen Gruppen, so dass man die leicht beweglichen mit schaa-
renweise ziehenden Wasservögeln vergleichen konnte. Auf der Stelle,
auf der die Irrlichter erschienen, hatten die Moor-Colonisten vielen
Torf gegraben, wodurch der Boden uneben und der Ansammlung des
Wassers günstig geworden. Das hohe Moor schienen diese Irrlichter
nie zu ersteigen. Die Ruderer im Kahne, die diesen Weg oft in der
Nacht machen, damit sie an Markttagen mit ihrem Torfe zu gehöriger
Zeit in Bremen eintreffen, betrachteten die Erscheinung als etwas Ge-
wöhnliches. — Auffallender schon klingen die Beobachtungen des Dr.
Quirico Barilli Filopanti zu Bologna, welche er 1841 in den Annali di
fieiea T. III. p. 36. mittheilte. Durch den Maler Onofrio Zanatti ver-
nahm er, dass vor ihm eines Abends zwischen den Steinen der Strasse
wie. zwischen seinen Füssen ein feuriger Ball in Gestalt einer Flamme
hervorgekommen sei, die sich schnell erhob und gleich darauf ver-
schwand. Er wollte die Hitze im Gesicht, an welchem sie nahe vor-
beiging, gefühlt haben. Hierdurch wurde der Dr. F. veranlasst, Er-
kundigungen über die Orte einzuziehen, an welchen die Irrlichter am
häufigsten auftreten. Er begab sich jeden Abend an den einen oder
den andern dieser Orte, brachte dort viele Nächte, sowohl bei heite-
rem als regnerischem Himmel, zu, ohne dass seine Neugierde befrie-
digt wurde. Besonders waren ihm die Eingänge der Kirchhöfe em-
pfohlen und hier zeigte sich erst recht nichts. Bei seiner grossen
Beharrlichkeit sah er denn doch in drei verschiedenen Nächten je ein
Licht. Das erste war eins von jenen, welche aus der Erde kommen,
sich bis zu einer gewissen Höhe — 9 bis 12’ — erheben und dann
plötzlich mit einem kleinen Knall verlöschen. Das zweite bewegte
sich horizontal, wurde lange von dem Beobachter verfolgt und vom
Winde über einen Fluss getrieben. Das dritte beobachtete er bei
einem nahe belegenen Dorfe, in der Nähe einer Hanfröste, einem
Orte der der Sage nach sehr reich an Irrlichtern sein soll, auf wel-
chem der Dr. F, jedoch schon oft vergebens gestanden halte. Dem
Abende, an welchem es regnete, war eine Nordlichtnacht vorherge-
gangen. Der Lichtschwäche wegen waren die Flammen nur für phos-
phoreseirende Gase gehalten; um diese Frage zur Entscheidung zu
bringen, halte der Dr. F. das Ende eines langen Stockes mit Werg
bewickelt. Mit diesem lief er eilig auf das Licht zu, das bei einer
Dicke von 33/,” die Gestalt und Farbe einer gewöhnlichen Flamme
hatte und langsam von Süd nach Nord vorwärts schritt. Als der
Beobachter in die Nähe desselben kam, änderte es die Richtung, ent-
fernte sich von ihm, wobei es sich erhob. Mit dem Stocke jedoch
konnte er es erreichen, wobei das Werg schnell vom Feuer ergriffen
wurde. Kurz darauf erlosch das Irrlicht in einer Höhe von 2 bis
3 Mann. Auf einer weiter hin gelegenen Stelle ein kleineres, das
nach wenigen Secunden erlosch, Dr. F. sah weder in dieser Nacht,
noch nachher etwas dieser Art. — In neuerer Zeit — 1851 —
theilte der Dr. Galle einige Beobachtungen mit, die er jedoch nur
vom Hörensagen hatte. Ein Stud. Vogel aus Leipzig, der sich zu
113
Berlin mit Astronomie beschäftigte, erzählte ihm gelegentlich, dass er
zweimal Irrlichter gesehen habe. Zuerst in der sächsischen Lausitz,
an einem dunkeln, regnigten, mondlosen Abend in der Gegend von
Kamenz. Auf den sumpfigen Ufern von Teichen zeigten sich eine
Menge jener kleinen Flämmchen. Die Bewohner von Kamenz, darum
befragt, erklärten die Erscheinung für sehr gewöhnlich und wollten
sie häufig gesehen haben Später erfuhr er, dass auf einer kleinen
feuchten Wiese vor dem Tauchaer Thore bei Leipzig sich die Irrlich-
ter in Menge finden sollten. An einem ziemlich hellen, kalten Abend
begab er sich dorthin und bemerkte bald in dem angrenzenden Gra-
ben der Leipzig-Dresdener Eisenbahn ein schwaches Leuchten, ein
kleines Flämmchen, etwa so hell wie das Leuchten, wenn ein Streich-
hölzchen im Dunkeln schwach gerieben wird. Aufflimmern und Ver-
schwinden war das Werk eines Augenblicks. Nach 3 Secunden kam
das Licht an derselben Stelle wieder zum Vorschein, um eben so
rasch wieder zu verlöschen. Es leuchtete etwa 3° über dem schlam-
migen Boden und war etwa 1‘ hoch. Ein Forthüpfen wurde nicht
bemerkt, indess durch das Erlöschen und Wiedererscheinen der Flämm-
chen an einer andern Stelle hatte es das Ansehen, als ob sie sich
bewegten. Der in der Nähe stationirte Eisenbahnwärter erzählte von
der Menge Johannıswürmchen, welche so spät noch die Wiese be-
deckten. Vogel bemerkt ausdrücklich, dass die Irrlichtfammen denen
des sich selbst entzändenden Phosphorwasserstoffgases, welche als die
Ursache der Erscheinung angesehen wird, so wie auch der angezün-
deten Sumpfluft, dem leichten Kohlenwassergase, nicht ähnlich waren,
Vogels Aussagen haben den Dr. Knorr, Professor der Physik an der
russischen Universität Kiew, in diesen Tagen zu weileren Mittheilun-
gen über diese räthselhafte Erscheinung veranlasst. Ihm kam sie
drei Mal vor Augen, Zwei Fälle rühren aus früher Kindheit her und
legt er darauf wenig Gewicht, nur ist-zu bemerken, dass auch er
ein Hüpfen nicht beobachtet hat. Dem damals, als er die Erschei-
nung zuerst sah, 7 Jahr alten Knaben fiel dieser Umstand auf, da er
das Irrlicht durch die Erzählung in der Kinderstube kannte, wo dann
das Hüpfen stets eine grosse Rolle spielte und fühlte er sich veran-
lasst, an seinen Vater die Frage zu richten, warum die Irrlichter
nicht hüpften. Dieser entgegnetle ihm, dass er dies selbst nie gese-
lien habe. Als Student spät Abends auf einer kleinen Wanderung
begriffen, trat ihm das Irrlicht zum dritten Male entgegen und zwar
auf dem Wege von Schlieben nach Herzberg in einer sumpfigen Nie-
derung. Eben aus der tiefen Dunkelheit, mit welcher ein Wald die
Strasse bedeckte, herausgetreten, bemerkte er an dem Waldsaume auf
der Hutung einige Lichter, Anfangs glaubte er, dass Bauern mit
Laternen im Sumpfe seien, um dort etwa weidende Pferde einzufan-
gen. Jedoch war die Dämmerung noch licht genug, um auf der freien
Fläche sich bewegende Menschen zu erkennen, besonders wenn sie
Laternen trugen. Es war aber weder von Menschen noch von Vieh
etwas zu sehen oder zu hören. Weiter hin auf dem Wege bot sich
8
114
ihm ein unerwartetes Schauspiel dar. Kaum einige Schritte von dem
Wege leuchtete das schönste Irrlicht. Zwischen den Blättern von
einigen hohen Schilfstauden schimmerte das falbe Licht durch; den
Hintergrund bildete ein Erlenbusch fast im Halbkreise gewachsen, so
dass das Lichtehen wie in einer grünen Nische stand. Busch, Schilf
und Gras waren so schön von dem Lichtehen beleuchtet, dass K.
längere Zeit das liebliche Bildchen mit wahrem Entzücken' betrachtete,
Der Sumpf verbot die Annäherung an das Licht; K. konnte nur so
weit vorrücken, um das Schilf gerade mit den Fingerspilzen zu be-
rühren. Mit Hülfe des Stockes gelang es ihm, das Schill so weit
herunterzuschlagen, dass der obere Theil des Flämmchens ganz sicht-
bar wurde. So weit er es frei betrachten konnte, schätzt er die
Länge auf 5“, die Breite auf 14/,“; die Form gibt er als Cylinder
an. Das Licht war in der Mitte matt ohne Glanz mit einem schwach
gelben Schein, gegen die Ränder wurde es erst leieht, daun dunkler
violett und verlor sich in dem dunkeln Raum ohne scharfe Begrän-
zung. Die Luft war ganz ruhig und auch das Lichtchen zeigte durch-
aus keine Bewegung. Selbst wenn man einen starken Luftzug her-
vorzubringen suchte, so zeigte das Licht bei weitem nicht die Beweg-
lichkeit einer gewöhnlichen Flamme. K. hielt die Spitze seines mit
einer dünnen Hülse von Messingblech beschlagenen Stockes wohl über
eine Viertelstunde lang in die Flamme, konnte jedoch nicht die ge-
ringste Spur von Erwärmung daran fühlen. Als er versuchte den
Sumpf mit dem Stocke aufzurühren, äusserte dies keine Wirkung auf
das Irrlicht. 27 Jahre sind seitdem verflossen, viele Nächte ist K.
seit jener Zeit in den verschiedensten Gegenden auf der Landstrasse
oder sonst im Freien gewesen und hat nie wieder eın Irrlicht gese-
hen. Keiner seiner Bekannten, die er darum befragte, kennt diese
Erscheinung anders als nur durch Hörensagen. — Finden wir in
diesen Berichten schon Widersprüche, so ist dies doch in dem fol-
genden noch weit mehr der Fall. Man will nämlich am 22. Decem-
ber 1839 zu Fontainebleau Abends bei gelindem und regnigtem Wet-
ter in mehreren Strassen gesehen haben, dass phosphorisehe Flam-
men aus schlammigen Pfützen aufstiegen. Je mehr man das Wasser
umrührte, desto häufiger zeigte sich der phosphorische Schimmer.
Weiter heisst es hier: „Ueberall, wo man diese Erscheinung beobach-
tete, war die Luft mit einem starken Phosphorgeruch erfüllt, selbst
bis zu einem ziemlichen Abstande von den Pfützen, aus denen die
Flammen entwichen.“ Und doch wird gerade dieser Geruch, der die
ganze Sache schr leicht erklärlich machen würde, von allen übrigen
Beobachtern einstimmig geleugnet. — Eine reichliche Gasentwickelung,
selbst von Phosphorwasserstollgas, ist an den Orten, an denen die
Irrliehter gewöhnlich angetroffen werden sollen, sehr leicht erklärlich,
da hier eine Vermoderung der aufgehäuften Thier- und Pflanzenreste
vor sich geht und man braucht nicht gerade zu einem electrischen
Funken seine Zuflucht zu nehmen, der, wie man früher glaubte, diese
Gase entzünden sollte, In heutiger Zeit unterlässt es die ernste und
115
nüchterne Wissenschaft, da, wo die Beobachtung zugänglich ist, sich
in luftige Hypothesen zu verlieren; sorgfältige Beobachtungen werden
auch hier zu einer Erklärung der Erscheinung führen.
Herr Thamhayn theilte mit, dass die Frage, „welchen Ursprung
das von den grünen Theilen der Pflanzen ausgeschiedene Stickstoffgas
habe“, vom Professor Unger in Wien behandelt worden ist, nachdem
er durch eine längere Reihe von Versuchen festgestellt halte, dass
1) alle Luftentwicklung der Pflanzen unter Wasser nur im Son-
nenlicht stattfindet,
2) dass diese Luft O und N enthalte; letzteres mehr weniger, je
nach Umständen,
3) dass die bei Verletzung von Landpflanzen aus deren Luftgängen
und Lücken dringende Luft stets ärmer sei an O als die at-
mosphärische Luft.
CO? ist zufällig und immer nur gering vorhanden. Der Ursprung
des O ist, als wenn der die Pflanzen umgebenden CO? herkommend,
eonstatirt; über den Ursprung des N war man zweilelhaft, da er ent-
weder aus der atmosphärischen Luft, die stets mehr weniger dem
Wasser beigemischt ist oder sich in den Pflanzen selbst anhäuft, her-
rühren oder durch Zersetzung Nhaltiger Stoffe entstehen kann. Die
Untersuchungen von Cloöz und Gradiolet wiesen nach, dass dieser N
nicht aus dem Wasser aber auch nicht aus den Luftgängen herkomme,
sondern sich auf Kosten der eignen Pflanzensubstanz entwickle. Un-
ger pflichtet dem nicht bei sondern ist der Ansicht, dass das N in
allen Fällen einzig aus der atmosphärischen Luft stamme. Zu seinen
Untersuchungen nahm er ungefähr 12 Cent. Cub. von der Cladophora
fracta, die noch nicht ganz 4 Monat, von der Luft abgesperrt, im
Wasser sich gut erhalten hatte. Der Apparat war so eingerichtet,
dass auch die kleinste Menge des sich entwickelnden Gases leicht
gemessen und zur Analyse entfernt werden konnte. So fand er denn
während einer 40tägigen Beobachtung unter dem Einfluss verschiede-
nen Wetters 73,1 Cent. Met. Cub. Luft entwickelt, nämlich 55,06 0,
und 18,04 N. Da nun das hierzu gebrauchte Wasser in 1%/, Lit.
24,76 0. C. Stickstoff und 104,69 C. C. Sauerstoff enthielt, so braucht
demnach das N der von der Pflanze ausgeschiedenen Luft nicht aus
der Zersetzung Nhaltiger Pflanzentheile hergeleitet zu werden da die
Luft des Wassers die Absonderung des N deckt. — Wenn bei die-
sen Versuchen das Chlorophyll allerdings bleichte, so findet dies sei-
nen Grund, dass der ihm genommene N für die im Wachsthum be-
grifienen Zellen verwandt wurde. —
Herr Kohlmann erläuterte Wilsous Verfahren hohe Tem-
peraturen zu messen, Hier wird ein Stück Platina von be-
stimmtem Gewicht einige Minuten lang dem Feuer ausgesetzt, dessen
Temperatur gemessen werden soll und dann in ein Geläss mit Was-
ser von hekanntem Gewicht und bestimmter Temperatur eingetaucht.
Nachdem die Hitze des Platins dem Wasser mitgetheilt worden, wird
die Temperaturzunahme desselben gemessen und daraus berechnet,
8 *+
116
wie hoch das Platin erwärmt worden war, Wenn das angewendete
Platinstück 1000 Gran wiegt und das angewendete Wasser 2000
Gran, wenn das letztere eine Temperatur von 15° €. hat und das
hineingetauchte Platin seine Wärme bis auf 33% C. erhöht, so würde
also die eigentliche Temperaturrechnung des Wassers 330 — 15° —
15° sein. Da nun aber das Gewicht des Wassers doppelt so
gross als das des Platins ist, so muss diese Gradzahl mit 2 mul-
tplieirt werden, um zu finden, wie viele Grade ein gleiches Gewicht
Wasser (100 Gr.) an Temperatur zugenommen hat. Die Steigerung
beträgt also 18° C, Oder hatte die Wärme des Wassers in ‘einem
anderen Falle 4° C. zugenommen, so würde demnach 4x 2= 8° C.
die durch den Pyrometer gemessene Temperatur sein. Will man die
Grade dieses Instruments in Grade des Celsius’schen Thermometers
verwandeln, so hat man sie mit 31,25 zu multiplieiren, d. h. mit
der Zahl, welche die speeifische Wärme des Wassers anzeigt, wenn
man die des Platins = 1 setzt. Im ersten Falle würden also 31,25
x 18 = 562,5° C., im anderen Falle 8x 31,25 = 250° C. heraus-
komme. Um sehr genaue Resultate durch diese Methode zu erzielen,
müssen Vorsichtsmassregeln gebraucht werden, ähnlich denen, die bei
der Bestimmung der specifischen Wärme der Körper nöthig sind; d.
h. die Zerstreuung der Wärme durch Strahlung und Leitung muss
vermieden werden, Der von dem Verfasser gebrauchte Apparat be-
steht in einem polirten, verzinnten Bisengefäss von eylindrischer Form,
3 Zoll tief 2 Zoll im Durchmesser, Dieses wird in ein anderes cy-
lindrisches concentrisches Gefäss gestellt, welches etwa 1/, Zoll wei-
ter ist, als das erstere. Durch diese Massregel wird bewirkt, dass
nur wenig Wärme durch Strahlung oder Leitung während des Expe-
riments verloren geht. Anfangs glauhte der Verfasser es würde nö-
thig sein beträchtliche Mengen von Wasser anzuwenden, und nahm
deshalb das 25fache des Platingewichts; er fand jedoch, dass die
Temperaturzunahme des Wassers, selbst bei sehr hohen Temperatu-
ren 4—5° nicht überstieg und dass ein Fehlen von 1° sich bei der
Reduction auf Celsius’sche Grade einen Irrthum von 25 X 31,259
ausmachte. Um also die Gränzen des Irrthums zu beschränken, wurde
es nolhwendig geringere Wassermengen anzuwenden und schliesslich
wurde gefunden, dass das doppelte Gewicht des Platins für alle Fälle
ausreichend sei. Durch die Dampfentwicklung beim Eintauchen des
heissen Platins entsteht kein merklicher Verlust, da wahrscheinlich
bis zur vollständigen Eintauchung desselben keine wirkliche Berüh-
rung stattfindet, ähnlich wie beim Leidenfrostschen Versuch. Erst
wenn das Metall sich schon abgekühlt hat, findet eine schnelle Dampf-
entwicklung stall. So viel steht fest, dass man die Tiefe des Was-
ser-Gefässes nicht zu vergrössern braucht, um einen Wärmeverlust
durch Verdunstung zu vermeiden. Um die Temperatur durch diesen
Pyrometer genau zu bestimmen, ist eine Correction nölhig, da ein
Theil der ganzen Hitze absorbirt wird durch 1) das Quecksilber des
Thermometers, 2) die Glaskugel und die Röhre desselben, 3) das ei-
117
serne Gefäss, welches das Wasser enthält, 4) die von dem Platin
zurückgehaltene Hitze. Der Theil der Wärme, welcher durch diese
verschiedenen Körper absorbirt wird, verglichen mit dem durch das
Wasser aufgenommenen Theil wird proportional sein den verschiede-
nen Gewichten, und der specifischen Wärme eines jeden, verglichen
mit Wasser ;
Gleichbedeutende Wasser-
menge in Granen.
Quecksilber 200 Gran X t/,, spec. Wärme = 7
Glas 35 „ x — - 5
Eisen 6585 „ x A m _- 7
Platin 1000 „ x Ya —— — 31
In Summa 117
Es ist demnach die Wirkung dieser Körper gleichbedeutend mit der
Hinzufügung von 117 Gr. zu den 2000 Gr. Wasser, oder 1/,; muss
als Correetion zu allen durch das Instrument erhaltenen Temperatu-
ren hinzugefügt werden, oder mit anderen Worten, der Multiplicator
muss bei diesen Instrument von 31,25 auf 33 erhöht werden. Na-
türlich verändert sich dieselbe je nach den verschiedenen Gewichten
des Thermomelters und des eisernen Gefässes. -— W. hat mit diesem
neuen Pyromelter einige Schmelzbestimmungen auf folgende Art aus-
geführt. Er brachte 2 Unzen des Metalls in eine Kapelle, die neben
einer andern stand, welche das Platinstück enthiel. In dem Augen-
blick, wo das Metall flüssig wurde, zog man das Platinstück fort und
bestimmte die Temperatur, wie angegeben, Das Platin und das zu
schmelzende Metall müssen einander möglichst nahe stehen, dürfen
sich aber nicht berühren, weil sonst entweder eine Legirung eniste-
hen oder ein Theil des Geschmolzenen an dem Platinblech hängen
bleiben würde. Temperaturen von Schmelzpunkten: Silber 10329,
Kupfer 1215,5°, graues Gusseisen 1271°, Kupferschmelzofen 1720°,
Mondglas 1229°, Krystallglas 11740 und Kupferschlacke 1190° C. —
Da das Platin der theuerste Theil des Apparates ist, so ist von W.
vorgeschlagen worden ein Stück geglühten Thons statt des letzteren
anzuwenden. Die Temperatur aller Arten von Oelen und Feuerzüge
von Dampfmaschinen ete. lässt sich leicht mit einem Stück Thon er-
mitteln; man braucht nur dasselbe in eine kleine Kugel oder Hohlung
am Ende eines Eisenstabes zu bringen, welcher sich leicht in den
Feuerkanal durch ein kleines Loch in der Seite desselben stecken
lässt; nachdem man ihn lange genug darin gelassen hat, um sicher
zu sein, dass er die Temperatur desselben ganz erreicht hat, zieht
man den Risenstab heraus und lässt das Thonstück augenblicklich in
das Wassergefäss fallen, ohne dass es von einem andern Körper be-
rührt wurde. W. hat dasselbe Thonstück acht Mal angewendet, ohne
irgend eine Veränderung zu finden, und es ist zu erwarten, dass man
es hundertmal wird benutzen können. Man braucht sich nur ge-
wöhnlichen reinen Thon zu verschaffen und die Stücke gut zu bren-
nen. Dieselben müssen nicht über 1/,' diek sein, damit der Thon
118
ein schlechter Wärmeleiter durch und durch erhitzt wird. — Die
mit diesem Pyrometer erhaltenen Resultate sind nicht als absolut rich-
tig zu betrachten, weil dabei die spec. Wärme des Platins als bei
allen Temperaturen constant angenommen wird, was nicht streng
wahr ist. Demungeachtet kamen die Resultate der vollkommenen Ge-
nauigkeit eben so nahe, wie diejenigen, welche die Quecksilberther-
mometer und alle anderen auf dem Prineipe der Ausdehnung beru-
henden Instrumente geben. — Uebrigens ist zu bemerken, dass die
Idee W. nicht eigenthümlich zugehört; schon viel früher ist dieses
Verfahren von vielen andern Physikern — Schwarz, Lame, Coudomb,
Laroche, Pouillet — vorgeschlagen und angewendet worden. Nähe-
res hierüber findet man in der neuern Ausgabe von Gehler's physi-
kalischem Wörterbuch IX. p. 1017.
b. Literatur.
Physik. — Magnetismus, Diamagn’etismus, Rotations-
magnetismus. 1. Wirkung der Wärme auf den Wismuth und
das Risen in Gegenwart eines Magneten... Plücker hat gegen Fara-
day’s Ansicht behanpltet, dass der Diamagnetismus des Wısmutbs mit der Zu-
nahme der Temperatur abnimmt. Faraday hat später gefunden, dass die Kraft,
mit welcher unter gewissen Bedingungen das kıystallisirte Wismuth durch den
Einfluss des Magneten gerichtet wird, in dem Schmelzpunkte verschwinde. Ein
Experiment, welches man in der That „elegant“ nennen darf, beweist die sehr
bedeutende und schnelle Abnahme der diamagnelischen Kraft des Wismuths im
Schmelzpunkte: uämlich eın kleiner Löffel von Aetzkalk, welcher eine diamagne-
tische Substanz ist, ist befestigt an dem einen Ende eines leichten Holztabchens,
welches wiederum horizonlal an einem Coconfaden gegenüber einem Electromag-
neten aufgehangen ist. Der Diamagnetismus des Kalkes nımmt zu, wenn er
von der gewöhnlichen Temperatur bis zur Temperatur des Rothglühens erhitzt
wird, sowie dies im Allgemeinen hei allen diamagnetischen Körpern geschieht,
welche Spuren eines eisenhalligen Körpers enthalten, dessen Kraft durch die
Hitze beträchtlich geschwächt wird. Es reicht hin, auf der Oberfläche des klei-
nen Löffelchens von Kalk ein mit caput mortuum gefärbtes Papier anzubringen,
um zu bewirken dass dasselbe nachher durch den Electromagneten angezogen
wird. Die Quantität des Oxydes, welches der Kalk enthält, ist sehr gering und
es würde unmöglich sein das Gewicht davon zu bestimmen. Man füllt nun den
Löffel mit reinem Wismulh und die Repulsion wird von Neuem vorherrschend.
Indem man mit einer Spirituslampe erhitzt und indem man die Umgebung ein-
schliesst, sobald das Wismuth geschmolzen ist, sieht man, wie sich das Löffel-
chen dem Pole des Magneten näbert und daselbst sich anhängt. In demselben
Momente, als die feste Kruste auf der Oberfläche des Wismuths mit dem flüssi-
gen, sie zerreissenden Tropfen erscheint, sieht man, wie das Löffelehen mit
Kalk lebhaft von dem Magnetpole abgestossen wird. Indem man das in einem
Kalknäpfchen in Form einer Nadel geschmolzene Wismuth und dabei die Me-
ihode der Schwingungen passend anwendete, wurde die diamagnelische Kraft
dieses Metalles in geschmolzenem Zustande gemessen. Das Kalknäpfchen war
mit einem Haken von Glas versehen und an 7 his 8 zusammengebundenen Co-
confäden aufgehangen. Man kann dann leicht das Näpfchen in die Flamme einer
Spirituslampe mit doppeltem Luftzuge bringen, indem man den Stiel des Hakens
mit der Hand hält und kann so die Temperatur erhöhen bis zur Glühbitze.
119
Man zähle nun die Schwingungen, welche das ohne Wismuth erhitzte Näpfchen
macht und daun ebenso dieselben , nachdem man das geschmolzene Wismuth in
das Näpfehen gebracht hat; in beiden Fällen muss aber der Faden auf gleiche
Weise gespannt sein. Aus einer grossen Anzahl übereinstimmender Beobachtun-
gen hat M. gefunden, dass die Dauer der Schwingung der Kalknadel mit ge-
schmolzenem Wısmuth eben so gross ist, als die der eben so erhitzten Nadel
ohne Wismuth , was zu dem. Schlusse berechtigt, dass die diamagnelische Kraft
des Wismuths aufhört wahrnehmbar zu sein, wenn dieses Metall schmilzt, sogar
wenn man es dem Einfluss eines äusserst kräftigen Magneten aussetzt. Ferner
findet man durch ähnliche Experimente, dass die diamagnetische Kraft des Wis-
muths von 00 bis 2120 ©. beinahe proportional mit der Wärmezunahme ab -
nahm. Bei der Beobachtung der Einwirkung der Temperatur auf nichtmetallische
und nichtkrystallisirte Körper z. B. Schwefel und Phosphor findet man, dass die
Verringerung des Magnetismus durch das Schmelzen sehr bedeutend ist. Auf
ähnlıche Weise hat M. die Zweifel gehoben, welche seit langer Zeit in der Wis-
senschaft über die magnelische Kraft des auf eine sehr hohe Temperatur ge-
brachten Eisens herrschten. Mit Hülfe der Flamme des Knallgasgebläses liess
er ein Stück Eisendraht schmelzen, welches 25 Mgr. wog und welche in einer
kleinen Vertiefung am Ende einer Nadel von Kalk, welche an einem Coconfaden
aufgehängt war, sich befand. Indem er so auf das bis zum Schmelz-
punkte erhitzte Eisen einen kräftigen-Electromagneten ein-
wirken liess, fand er, dass dasselbe noch angezogen wurde,
Es wurde jedoch nur noch angezogen, als man einen durch 30 Grove’sche Ele-
mente erzeugten Magneten wirken lies. Es ist ziemlich sicher anzunehmen,
dass die magnetische Kraft des geschmolzenen Eisens (wahrscheinlich emer Mi-
schung von Kisen und Eisenoxyd) !/ıs0ooooo oder den 15 millionten Theil von
der Kraft beträgt, welche sie bei der gewöhnlichen Temperatur hat. Das ge-
wöhnlıche im Handel vorkommende Kupfer, das Gold, das Zink, gewisse Arten
von Kohle und das Porcellan fand er bei der gewöhnlichen Temperatur sehr
magnetisch, sie wurden aber, bis zu einer mehr oder weniger hohen Tempera-
tur erhitzt zeitweise ahgestossen. Das Platina bleibt selbst im geschmolzenen
Zustande magnelisch und zeigt nur eine schwache Verringerung seiner Kräfte.
2. Compression des Wismuths. Es ist bereits seit geraumer Zeit der
Einfluss der Durchbobrung oder mechanischer Wirkungen im Allgemeinen auf
die magnetischen Eigenschaften des weichen Eisens und des Stahles bekannt.
Indessen sind erst von Wertheim genügende Experimente über die durch Torsion
hervorgebrachten Aenderungen in dem Magnetismus eines Eisenstabes mit Hülfe
von Induclionsströmen angestellt worden. Es-ist aber jedenfalls eben so inter-
essant ähnliche Untersuchungen über die diamagnetischen Körper anzustellen.
Tyndall und Knoblauch, und später Tyndall allein haben gefunden , dass eine:
comprimirte Wismuthmasse stets zwischen den Polen eines Eleetromagneten sich
so stellt, dass die Compressionslinie senkrecht auf der Verbindungslinie der
Pole ist und zwar ganz unabhängig von der Grösse jener Masse. M. hat diese
Angabe zu Folge vielfacher Experimente vollkommen bestätigt gefunden. —
3. Magneto-krystallinische Phänomene des Wismuths. M.
theilt uns darüber Folgendes mit: ‚In meinen Untersucken über die diamagne-
tische Polarität, welche ich baldigst veröffentlichen werde, habe ich den Einfluss‘
der Masse auf die diamagnetische Kraft des Wismuth studirt. Ich liess zu dem
Ende zwischen den Polen eines Electro - Magneten und in gleichen Abständen 4
Wismutheylinder, welche 30mm Länge und resp. 186r-,600, 4Gr.,601, 16r.,596,
06r.,576 Gewicht halten, oscilliren. Ich fand, dass diese Cylinder in
derselben Zeit dieselbe Anzahl Schwingungen machten. Bei
grösseren Cylindern und besonders bei prismatischen in kristallisirten Massen
geformten Nadeln fand ich Abweichungen ven diesem Gesetze, die ich nicht an-
ers erklären konnte, als wenn ich zu der von Plücker und Faraday erfundenen
magneto-krystallinischen Wirkung Zuflucht nahm. Wenn ein Cubus
von krystallisirttem Wismuth mit den vertikalen Durchschnittsflächen in den zwei
Lagen welche mit einander 90° machen, aufgehangen ist, so sieht man, wie der
120
Cubus im Augenblicke, wo der Electromagnet in Thätigkeit tritt, eine kleine
Zahl Schwingungen macht und dann in der Pollioie mit der Axe, welche Fara-
day die magneto-krystallinische genannt hat, so verharrt, dass die Durchschnilts-
ebenen perpendikular auf der Pollinie sind. Die Anzahl dieser kleinen Schwin-
gungen ist für beide Aufhängungsarten dieselbe. Wenn der Cubus so aufgehan-
gen ist, dass die Durchschnittsfläche horizontal ist, so hört er auf sich zu dre-
hen und verharrt in jeder beliebigen Stellung. M, hat dies durch zahlreiche
sorgfältige Experimente nachgewiesen. — 4. Chemische Verbindung.
Reines Silber und Kupfer sind dıamagnelische Metalle, und wenn man sie der
Einwirkung eines Eleclromagnelen ausselzt, werden sie von Jedem Pole abgestos-
sen und machen eine gewisse Anzahl Schwingungen, indem sie- stets vom Pole
entfernt bleiben, wie es ebenso Wismuth und Phosphor thun. Die beste Art
diese Experimente auszuführen ist die, dass man ein Kügelchen von dıesen pul-
verisirten Metallen mit einem einfachen Coconfaden verbindet und sie so vor
einen konischen Pol hängt. Cylinder von Strohhalm oder von den Stielen der
Gänseblümehen mit diesen pulverisirten Metallen gefüllt werden abgestossen und
oseilliren um die Aequatoriallinie. Das Kupferoxydul, Wismuthoxyd, Silberoxyd,
Chlorsilber und salpetersaures Silber sind diamagnetisch. Das Kupferoxyd ist
magnelisch, ebenso das Silbersuperoxyd. Die antimonige Säure ist diamagne-
tisch, die Antimonsäure ist magnelisch, Obgleich die magnetische Kraft des
Sauerstofs in Verhältniss mit den diamagnetischen Kräften der verschiedenen
Metalle gebracht einen Einfluss auszuüben und in manchen Fällen, die magne-
tischen oder diamagnetischen Eigenschalten der Verbindungen des Sauerstoffs
mit diesen Metallen zu bestimmen scheiut, so muss man doch sich hüten, aus
diesen-Experimenten etwa einen allgemeinen Schluss ziehen wollen. Wenn man
fein zertheiltes Kupfer in trockenem Chlor erhitzt, so wird es magnelisch. Fer-
ner ist das schlagendste Beispiel dafür, dass die magnetische oder diamagneli-
sche Kraft. einer Verbindung unabhängig von der ihrer Elemente ist, sowohl in
kristallisirtem Zustande, als auch in fein zertheilten und vom Kıystallwasser be-
freiten Zustande. (L’Instit. Nr. 1016.) W'sch.
Bravais, Bemerkung über die eleetro-dynamischen Ex-
perimente von Gaugain. — Nachdem Herr Gaugain seine merkwürdigen
Beobachtungen, welche er über die Tangentenbussole gemacht hat, mitgelheilt
hat, möchten folgende Bemerkungen am Platze sein: I) dass der Abstand des
Mittelpunkts der Nadel von dem Mittelpunkte des Stromes , welche die Intensitä-
ten den Tangenten proportional macht, in einem bestimmten Verhältnisse zu
dem Durchmesser des Umfanges zu stehen scheint; 2) dass dıes Verhältniss
wenig von dem 1:4 differiren darf. Es bleibt aber noch zu zeigen übrig, ob
dieses Resultat mit der Ampere’schen Theorie in Einklang zu bringen ist. Wenn
gegeben ist ein electrischer , kreisförmiger Strom mit dem Radins R und der
Intensität i, welcher in der Ebene des magnetischen Meridians sich befindet,
ferner ein Nordpol eines Magneten mit der Intensität w. und wenn dieses letz-
tere, N Einheiten mehr nach Norden und OÖ Einheiten mehr nach Osten, als der
Mittelpunkt des Stromes sich befindet, wenn man ferner mit Rp den Bogen ge-
zählt auf dem Strome vom Nordpunkte bis zu dem gedachten Elemente und
wenn endlich X, Y, Z die 3 Composanten der totalen auf den Pol ausgeübten
electrodynamischen Kraft bezeichnen, indem die X nach dem magnetischen Ost-
punkt, die Y nach dem magnetischen Nordpunkt und die Z nach dem Zenith zu
gezählt werden, so findet man
JE
= 2uiR R—Neosp) dp
i (E2+ R2 + N2— 2NR. cos) ’/2
n14
Y= ZuiRE cos p. dp
(E? + R2+N2—2NReosy) Aa
121
Wenn man ferner annimmt, dass die Nadel 2 im Verhältniss zu ihrem Mittel-
punkte symmetrisch gestelje Pole hat wovon jeder den Abstand | von diesem
Mittelpunkte hat, und wenn dieser Mittelpunkt die Spitze eines geraden Kegels
ist, der die Höhe D und den Strom zur Grundfläche hat, wenn mau endlich A
den Bogen der Abweichung der Nadel von dem magnetiächen Meridian nennt, so
hat man
N=1.c0os A, E=D+l.sin A
und wenn man ferner schreibt
o2—R? +D2+12
so ist das Moment der Rotation, welche durch die Resultirende von X und Y
um die Vertikale erfolgt:
® 7
2 wiRl Reos A—(DsinA+llcosp
(e>-F2ID. sin A 2IRcosAcusgy) a IF
o
Um den Ausdruck des Momentes der Kraft, welche auf den zweiten oder Süd-
pol der Nadel wirkt, zu haben, muss man | in —-| verwandeln, und dann das
allgemeine Zeichen des vorigen Ausdrucks ändern. Die Summe dieser zwei
Ausdrücke giebt das electrodynamische Kräftepaar (couple) und es bleibt nur
übrig, denselben dem terrestrischen Kräftepaar, dessen Werth 2M«lsin& ist, wenn
M die horizontale, absolute Intensität des Erdmagnetismus bedeutet, gleich zu
machen. Wenn man dies (hut und zugleich der Kürze wegen R.cosA = a,
IsinA =h setzt, so erhält man
TE
a—bceosp—leosp Ei
21 3/2 F
5 +0 cos 2]
$ 2 wuiRl .
2 MunlsinA = ia‘
Q 7E
a— beosp-+leosp dyp
2 Er (b—acos 21
Man entwickelt nun die beiden Wurzeln nach den aufsteigenden Potenzen von |
und berücksichlige, dass man hat
7
g a kn: 2n—1
lee onen TEE
ee 7E
2 9n:2 ach
Ir Sy N Sen _— alb— ‚)2n ;
(a—beosy) (b-acosy)an dpg= 3u+1 cos y(b—acosyp)?n+l dp,
“ 0
7
— cos y(b—acos yJautl =
0
123... 2n--1 n 2n +2 o(o—1), (20+n)2n !
a ae ehe
alsdann dividire man beiden Seiten der letzten Gleichung durch Zulcos./ und
= R ist; so erhält man;
a
berücksichtige zugleich, dass me
122
12 7ı2
IHR: | (1- m) +2 age (-) (a? + 4b2, +
Mean; A" 5 70 MR
; we ee
Vertauschen wir ferner in dieser Gleichung
5
| N
o mie (+03 (4m) >
a2x4h? mit R2-F(4D®—R2?) sin2A,
a*+-12a2b2+86* mit Rt-+2R2(6D?—R2)sin2A+(R2—12R2D2+8D%)sintA.....
so erhalten wir eine Reise geordnet nach den Potenzen von | und von sin A.
Wenn man sich beschränkt auf die Gränzen innerhalb 12, indem man 1#, 16....... 5
vernachlässigt, so erhält man:
} M(R2 D2)3/g 3l2(k2 —- 4D2) m R2 152: R2—4D?) ri
(ee ur : —" 4R2+D2,2 Fa + ARerp22 Sina [lan A,
oder einfacher:
1 D? D2 \—2
(1.) = 14 (ge) (+) sin®4 Jtans a,
wobei K und G stets positive Grässen sind, indem K allein von M, R, D, I
und G von R und von | abhängen. Diese Formel zeigt, ns die Intensität i
D2
im Allgemeinen proportional mit tangA ist. Für 7 Sg ; wächst die Inten-
D? bs Sig
sität schneller, als die Tangente; für 15 = wird die Intensität ihr propor-
tional, mit Ausnahme der Gränzen zwischen |*, die wir vernachlässigt haben ;
D? l
endlich für > R2 BE 1 wächst dıe Intensität weniger schnell als dte Tangente.
Man kann sich eine genaue Vorstellung dieser Varialionen machen, wenn man
Re=alesett
1
[4 8 ») (14+D23)—
und D als eine Abseisse und z als eine correspondirende Coordinate betrachtet.
Man findet einen geometrischen Ort, welcher die Abscissenaxen ın den Punkten
1 5 - at; i 1
D’— Sr schneidet, 3 Maxima oder Minima zeigt, ein posilives Maxinnm vg
3
9 und
Zar
endlich 4 Krümmungspunkte gegeben durch die GleichungD=+F 3 Bi, va; al;
die Curve wird zuletzt eine Asymptote zu den 2 Aesten der Abscissenaxe. Je
naehdeım D zunimmt nähert sich der durch den Coelfiecienten z gemessene Feh-
1
entsprechend D=+, und die zwei Minima — —z entsprechend ee
l l
ler von zn der Null, er wird Null für D = > R und erreicht , negativ ge-
HER f
worden fürD= ar R sein negatives Maximum — “Er und nähert sich
dann allmählich 0. Diese Resultate stimmten genan mil den Experimenten Gau-
gains überein. Im Falle dass die Tangentenbussole so gestellt wird, dass sie
der Bedingung R?—4D2—» genügt, entsteht die Frage, welcher Fehler, herrüh-
rend von den Gränzen in l@, besteht noch bei der Proportionalität der Intensi-
123
täten der Tangenten der Abweichungen. Wenn man |$ vernachlässigt und aus
9
serdem D? = Fr; R2, 2 = m R2-+-12 setzt, findet man
.__Mo3tang A 312 15 12R2 f 7; 2
IS 2nR2 Br Ta ni) Fi
en st
Dee )
was unter folgende Form gebracht werden kann
f 3.2.7.9 IR _ ® Ban
ı = Ktang A aaa, oe, A l—- 7 sin? A ]
3.37.92 ER 3 :
(2.) i=K&K lang NEE 1133 Fr) .. sin2 A reg sin? )|
3
So lange man A 64 hat, hat der Factor sin?2A = sin? A) einen nu-
merischen Werth unter 75; wenn also die Grösse
1.33.7.9.2% 1% 126 1#
6.1.1.2.2.5° Re 7 125° Rt
ein zu vernachlässigender Bruch ist, so gibt die Methode von Gaugain die der
Tangente der Abweichungen proportionale Intensität mit einem Grade vollkom-
mener Genauigkeit an. Z, B. für eine Nadel, deren magnetische Länge 21
1
ein Fünftel des Durchmessers 2R ist, würde der Fehler 600 nicht übersteigen
1 1
und IT— NER würde er unler 1350 sein; diese Gränzen für die Grösse
der Fehler sind für die Praxis vollkommen ausreichend. (Compt. rend. 1853.
Nr. 4. p. 193—197.) Tsch.
Schallwellen. Lavart theilt seine experimentellen Untersuchungen
über die Constitution der Schallwellen mit und spricht zunächst von der Natur
der Molecularbewegungen in den prismatischen Körpern ım Zustande der Vihra-
tion. Die durch ıhn gefundenen Thatsachen sind folgende : Bernoulli nimmt an,
die Luft, welche eine Röhre enthält, sei zusammengesetzt aus materiellen Schich-
ten getrennt durch Kräfte, welche an Intensität zunehmen , sobald der Abstand
zwischen zwei benachbarten Schichten abnimmt uud umgekehrt, welche an In-
tensität abnehmen, sobald diese Distanz zunimmt. Von dieser Annahme ausge-
hend, kommt er zu dem Satze, dass in irgend einer der hellen Schwingungen,
welche in der Luftsäule bei der Vibration sich bilden, die Schichten verschieden-
arlig comprimirt werden, je nach: ihrem Abstande von der zwei halben Wellen
gemeinschaftlichen Schwingungsebene , und zwar so, dass die Compression der
Sehichten, welche in der Mitte der Welle gleich Null ist, von diesem Punkte an
zunimmt bis zu jener Ebene, wo sie ihr Maximum erreicht und dass das Ge-
geniheil während der Ausdehnung derselben halben Welle sieh zeigt, d. h. dass
die Compression der Schichten von der Ebene bıs zur Mitte der Welle wächst.
Es warf sich natürlich sogleich die Frage auf, welchen Weg die Luft- Moleeüle
nehmen, während die Schichten comprimirt werden oder sich diesem Ge-
setze gemäss ausdehnen. Bernoulli nahm ohne Weiteres an, dass sie sich der
Axe der Lufisäule parallel bewegen; aber dennoch möchte gerade diese Frage
einer besondern Beachtung werth sein. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass, wenn
eine dünne Luftschicht nach ihrer Dicke comprimirt wird, sie in allen Theilen
sich nach den ihrer Oberfläche parallelen Richtungen ansbreitet; demnach ent-
fernen die Molecüle, welche sie bilden, sich von dem Mittelpunkte der Schicht
und zwar um so mehr je grösser die Compression ist. Also müssen in dersel-
124
ben Zeit, in welcher die Schichten oscilliren, die Molecüle, welche sie bilden,
abwechselnd sich von der Axe entfernen und ihr nähern. Hieraus folgt, dass
ihre Vibrationen nach den Richtungen hın erfolgen, welche, zuerst der Achse
parallel für die Molecüle, welche zu der mittelsten Schicht der Welle gehören,
sich immer mehr und mehr von dieser Axe für die folgenden Schichten trennen
und endlich auf ihr perpendikular werden in der Schicht, welche mit der Kno-
tenebene zusammenlällt Also exıstiren reine longitudinale Schwingungen nur
auf der Axe der Säule und rein transversale Schwingungen nur auf den Kno-
tenebenen; alle anderen geschehen in mehr oder weniger schrägen Richtungen
in Vergleich zur Axe. Nach demselben Satze dass die der Axe parallelen Vi-
brationen auf ihrer Richtung perpendikulare Knotenebenen erzeugen, werden die
lateralen Vibrationen andere der Axe parallele erzeugen Hieraus folgt, dass
die Wände der Röhren, die die Luft enthalten keineswegs verhindern werden,
dass sich laterale Bewegungen erzeugen, selbst in dem Falle nicht, wenn man
sie als wnerschütterlich annehmen wollte, und dass sie höchstens die Stellungen
der vibrirenden Theile etwas ändern können, indem sich daselbst Knotenfächen
bilden, welche, ohne ihren Einfluss, natürlich an anderen Punkten entstehen
würden. Dies sind die Consequenzen, zu denen man nothgedrungen geführt
wird, wenn man nolhgedrungen auf die Ausdehnung der Schichten Rücksicht
nimmt, welche durch die verschiedenen Compressionen, die sie während des
Vibrationszustandes der Säule erleiden, hervorgebracht werden. Jetzt liegt die
Frage nahe, ob auch die Erfahrung die Wahrheit dieser Deductionen bestätigt ?
Ist es also wahr, dass ursprünglich longitudinale Schwingungen nach und nach
schräge in Bezug auf die Richtung der beigebrachten Bewegung und endlich so-
gar perpendikular darauf werden können? Wir haben gesehen, dass diese all-
mählichen Aenderungen der Richtung in der Fortpflanzung der Bewegung nicht
unmöglich sind, indess fragt es sich, oh daraus, dass diese Aenderungen mög-
lich sind, folgt, dass sie wirklich statt haben. Um diese letztere Frage zu be-
antworten war es nicht nölbig nene Experimente anzustellen, da die bereits ge-
machten genügen. F. Sayart hat bemerkt, dass sıch an dem Orte, wo man eine
Stange berührt und welcher bekanntlich iınmer der eines Knotens ist, eine Aen-
derung der Dicke, eine heträchtliche Ausdehnung sich erzeugt und dass diese
Thatsache allen Stäben gemeinschaftlich ist, von welcher Gestall und Substanz
dieselben auch sein mögen. Diese Beobachtung beweist, dass die Bewegungen,
obwohl longitudinal erregt, nichtsdestoweniger Iransversal an der Stelle der Kno-
ten sind und zwar ist dieses hei allen festen Körpern der Fall. Fine ganz
ähnliche Erscheinung bieten auch, wie bereits durch Experimente dargethan,
Luftsäulen dar. Es wird nämlich die Wand der Röhre in Vibration versetzt
dusch die lateralen Schwingungen der Luftsänle, welche je nach dem Wider-
stande, dem sie begegnen, erzeugi werden. Fresnel sah, um die Phänomene,
welche das Licht darbietet, zu erklären, sıch genöthigt, anzunebmen, dass die
Vibrationen der Molecüle des Lichtäthers in den Knotenflächen selbst, perpendi-
eular auf die Strahlen, erregt werden. Nach Annahme dieser Hypothese 'frägt
es sich, was dann aus den longitudinalen Schwingungen wird. Diese Schwie-
rigkeit wird dadurch aufgehoben, dass die longılndinalen Bewegungen unumgäng-
lich nothwendig für die Erregung derjenigen sind, welche auf den Knotenflächen
statihaben müssen. Man könnte hier eine Menge anderer Belege zur Unter-
slützung dieser Annahme beibringen, allein die eben erwähnten sind die schla-
gendsten und scheinen auch am hesten darzuthun, dass dieselbe allgemeine Gul-
tigkeit hat, (L’Institut Nr. 1017.) T'sch.
Chemie. — Ebenso wie nach längerer Zeit der Aufbewahrung unter
HO das Eisenoxydbydrat aus dem amorphen Zustande in den
krystallınischen übergeht, trıtt die nach Limberger selbst bei ganz
frisch bereitetem durch die Kälte Gefrieren ein. Das Ansehen ist viel heller.
Es löst sieh nicht in concentr. Essig von 1,030, wohl aber in Essigsäure von
1,0759 spec. Gewicht, bei der Verdünnung mit "/s R. st. HO setzt sich daraus
ein Theil als basisch essigsaures Eisenoxyd ab. Nach Wittistein enthielt das
der Kälte ausgesetzte Eisenoxydhydrat dieselbe Menge HO wie das frisch bereı-
125
tete Fe203+3H0, während das durch Jahre langes Stehen krystallinisch gewor-
dene nur halb so viel enthielt als 2Fe203+3H0. Letzteres löst sich in orga-
nischen Säuren fast gar nicht mehr auf. Das gefrorne Hydrat löst sich zwar
schwieriger in organischen Säuren auf, als das amorphe, zeigt sich aber doch,
des unveränderten HOgehaltes wegen, löslicher als durch langes Stehen krystal-
linisch gewordene, (V. J. Schrift f. pract. Pharm. Bd. 1. p. 372.) W.B.
Bei der Darstellung des Sauerstoffgases, wie diese von Bailmain vorge-
schlagen, aus 3 Theilen zweifach chromsaurem Kali uud 4 Th. SO3 bildet sich
nach Wittstein nicht Chromalaun (KO-++2Cr03 und 4503 — KO--S03, Cr203
+3S03 und 30), sondern eın Doppelsalz von schwefelsanrem KÖ
und 2/3 schwefelsanrem Cr?2V®, selbst wenn man 5 Th. SO® nimmt.
(Ebd. p. 379.) WB.
Chautard will gefunden haben, dass die Camphorsäure ähnlich
wie die Traubensänure aus zwei verschiedenen Sänren bestehe, von denen die
eine die Polarisalionsebene nach links, die andere nach rechts drehe, welche
beide vereint eine die Polarisationsebene nicht drehende, also eine Racem-Cam-
phorsäunre bilden. (L’Instit. Nr. 1022. p. 258.) W.B.
Chevallier, Bericht über die Reinigung des Glycerins
und dessen Verwendung. — Obgleich das Glycerin bei dem grossen
Aufsehwunge, welchen dıe Entwicklung der Industrie genommen hat, seit langer
Zeit in sehr grosser‘ Menge dargestelll wurde, so wusste man davon doch kei-
nen Gebrauch zu machen. In jüngster Zeit hat es einige Verwendung in der
Mediein gefunden, bei Ohrenkrankheiten auf Vorschlag eines englischen Arztes.
Bald darauf machte Dr. Startin am: Hospital für Haulkranke in London auf die
Wirksamkeit des Glycerins bei Hautaffectionen aufmerksam. Weitere Versuche
führten bald dahin, das Glycerin für eins der besten cosmetischen Miltel zu er-
klären. Das Glycerin auf die Haut gebracht, durchdringt dieselbe, macht sie
geschmeidig und führt Vernarbung bei Verletzungen herbei. — Das Glycerin
mischt sich mit wässrigen Flüssigkeiten, mit Alkohol und Essig; es hefeuchtet
die Körper ohne sie zu fetten; es ist, wie das Oel, fettig und verdampft nicht
an der Luft; es löst die aromatischen, flüchtigen Oele leicht auf; es wird nicht
ranzig. Alle diese Eigenschaften machen das. Glycerin sehr geschickt zur Ver-
wendung in der Parfümerie; eine solche hat es in jüngster Zeit auch durch
Bruere Perrin erhalten. Dieser benutzt das Glycerin zu Toiletteseifen, zu
einem gosmetischen Essig, zu aromatischen Alcoholen und verschiedenen ande-
ren Gegenständen. — Barreswil theilte ferner mit, däss man das Glycerin mit
Erfolg beim Modelliren anwende, damit der Thon seine Feuchtigkeit und Ge-
schmeidigkeit behalte. Chevallier ist der Ansicht, dass das Glycerin auch bei
der Leinwandfabrikation werde benutzt werden können, um den Leinen- und
Hanffäden die zur Verarbeitung nöthige Geschmeidigkeit zu erhalten. — In Folge
der Darstellung ist das Glycerin oft von Kalk zu befreien. Diese Reinigung. be-
wirkt Bruere Perrin auf folgende Weise: zuerst bestimmt er in einer Probe die
Menge des derin enthaltenen Kalkes durch Oxalsänre, dann setzt er die daraus
berechnete Menge Schwefelsäure hinzu, um den Kalk in schwelfelsauren zu ver-
wandeln. Nun eoneentrirt er das Ganze unter fortwährendem Umrühren bis
auf 10% des Aeromelers, lässt dann erkalten und filtrirt durch Leinwand, um den
schwefelsauren Kalk davon zu trennen. Den Ueberschuss der Säure nimmt er
dureh, Pottasche fort und dampfi von neuem bis anf 240 ab, lässt erkalten,
trennt das schwefelsaure Kali durch Filtriren und spült den Rückstand mit ver-
dünntem Alkohol ab. Dann dampft man die Flüssigkeit weiter bis auf 280 ab
und trennt das noch abgeschiedene schwefelsaure Kati. Nun filtrirt man: durch
Kohle und erhält so ein farb- und geruchloses Glycerin von Syzupdickes (Journ.
de Chem. med. 1853. Nr. V1lI. p. 465.) W.B.
Nach Liebig entsteht, wenn man zu einer gesälligten Lösung von
Blutlaugensalz das gleiche Volum ganz eisenfreier, rauchender Salzsäure in klei-
nen Portionen Mzneetz ein schneeweisser, kalifreier Niederschlag von reiner
Ferrocyanwasserstoflfsäure, die beinahe ohne allen Verlust mit Salz-
“
126
säure ausgewaschen werden kann, Man trocknet sie auf einem Ziegelstein; sie
löst sich leicht und vollständig in Alkohol, aus welcher Lösung sie durch Ue-
berschichtung mit Aether in der Ruhe in schönen salzsäurefreien Krystallen er-
halten werden kann. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVI. p. 127.) W.B.
Rochleder und R. Schwarz, über einige Bitterstoffe. —
1. Aesculin. Diesen Stoff erhält man am einfachsten auf die von Minor an-
gegebene Weise. Trommsdorfis Angaben in Betreff der Eigenschaften des Aes-
culins fanden R. und Sch. bestätigt, nur erhielten sie mit drei basisch essigsau-
rem Bleioxyd einen blassgeiblichen Niederschlag, der sich beim Answaschen theil-
weise zerseizte. Tr. giebt ihm die Formel C1649010%: Br.’s Resultate der Ana-
Iysen stimmen mit denen von Tr. sehr nahe überein. Da das Aesculın keine
Verbindungen eingeht, so suchte Br. das Alomgewicht aus den Zersetzungspro-
ducten abzuleiten; namentlich schien die Einwirkung von Mineralsäuren hier An-
haltspuncte zu geben. Setzt man zu einer Lösung den achten Thail (dem Vo-
lumen nach) Schwefelsäurehydrat und erwärmt im Wasserbade, so erhält man
eine Menge nadelförmiger Krystalle, die man trennt sobald die SO$ kräftiger ein-
wirkt. Man entfernt aus der Flüssigkeit die SO3 durch CO20bO, entfärbt sich
durch Thierkohle, dampft sie ein und erhält nun einen sehr süss schmeckenden
Syrup, der nach I4 Tagen Krystalle abseizt. Eine gleiche Zersetzung bewirkt
E€IH. Die aus der sauren Flüssigkeit erhaltenen Krystalle, welche Br. Aescu-
letin nennt, sind schwer, selbst in kochendem HO löslich; beim Erkalten
sie sich in der Benzoesäure ähnlichen Nadeln nnd Blättchen aus. Wenig in
kaltem, leicht in siedendem Alkohol löslich, beim Erkalten sich grossentheils
wieder abscheidend. Besitzt den Character einer schwachen Säure; leicht in
alkalischem Wasser löslich mit goldgelber Farbe, die auf Zusatz einer Säure
verschwindet, wobei das Aesculetin in seidenglänzenden, dünnen Nadeln nieder-
schlägt. Das Ammoniaksalz scheidet sich beim Erkalten in glänzenden, cilro-
nengelben Blättchen aus, die an der Luft bald weiss werden, wobei das Am-
moniak fortgeht, Die geringsten Mengen eines Alkali oder einer alkalischen
Erde reichen hin die Färbung zu bewirken, selbst eine Spur Kalk im Alkohol.
Jede Spur des hartnäckig anhängenden Farbstoffs entfernt man durch Befeuchten
mit Ammoniak und Auswaschen mit HO bis der dritte Theil sich gelöst hat.
Den Rückstand löst man in HO und fällt es, nun rein, durch ElH. In der
Hitze schmilzt das Aesculetin, wird braun und zersetzt sich grösstentheils. Es
bleibt viel C zurück, dann ein gelbes brenzliches Oel und ein wenig unzersetz-
tes Aesculetin als Sublimat. Eıne wässrige Lösung wird durch Eisenchlorid
dunkelgrün gefärbt, welche das Aescnlin ebenfalls erleidet, indem es hierbei
Aesculetin bildet. Aus den Resultaten der Analyse berechnet Br. für das Aesceu-
letin die Formel C)sH608, Mit Metalloxyden, ausser mit PbO, verbindet es
sich nicht. Aus der siedenden wässrigen Lösung fällt mit Bleizucker ein volu-
minöser Niederschlag, wie Thonerdebydrat, von citronengelber Farbe; nach dem
Trocknen dem Gummigutt tänschend ähnlich; zerrieben dem chromsauren Blei-
oxyd. Formel: 6(C13H38010) + 11PbO. Höchst wahrscheinlich ursprünglich
C35H8010+2PbO, hat aher durch das Auswaschen eine Zersetzung erlitten, da-
her ein Gemenge zweier Bleisalze: 5 018480 10-PbO)+(C!SH8010-PhO). Das
Aesculetin hat hier also QHO aufgenommen, die bei + 100% C. nicht fortge-
hen. — Aus der alkoholischen Lösung mit alkoholıscher Bleizuckerlösung erhält
man in der Wärme einen schön eitronengelben, pulverigen Niederschlag. For-
mel: 10(C'8H4406) -+19PhO. Auch hier ursprünglich wohl C'8H#06+-2Pb0 ;
beim Auswaschen aber PbO verloren. Hier sind aus dem Aesculetin 2HO aus-
getreten ; die Formel des freien Aesenletin C!3H608 muss also geschrieben wer-
den C15H4+06-+2H0. — Die Krystalle der süss schmeckenden Substanzen zeig-
ten sich bei der Analyse als ein Kohlehydrat, das bei + 100% C. getrocknet 1
Aeq. H und I Aeq. O mehr enthalt als der bei + 100° C. getrocknete Trau-
benzucker. Der Geschmack ist viel intensiver süss als der des Traubenzuckers.
Mit CuO und KOHO erwärmt wird augenblicklich EuO reducirt. — Die Ana-
Iyse des reinen Aesculin ergab die Formel C#22#026, Sie unterscheidet sich
von der des Phloridzin nur im Ogehalte,
127
C42H24020- Ob — CH 24026,
Phloridzin. Aesculin.
Vergleichen wir die Zusammensetzung des Aesculin mit der des Aesculetin und
der süssen Substanz, so erhalten wir
C42 21026 — (.18406-2(C12F10010),
Aeseulin. Aesculelin.
Durch Aufnahme von 8 Aeq. HO entsteht: C13H+06°+2H0O und 2(C12713013),
Das Aesculetin im HOfreien Zustande = C18FF406 Jässt sich als HOfreie Zimmt-
säure betrachten, in der 3H durch 30 vertreten sind.
C13H703 — 30° — CI18H06
HOlreie Zimmts. HOfreies Aesculelin.
Das Aesculelin ım PhOsalz aus der wässrigen Lösung hat die Zusammensetzung
der Moringerbsäure
C18F608--2H 0 — (15H 8010
Aesculetin Moringerbsäure,
mit der es die Eigenschaft gemein hat, durch Eisenchlorid grün gefärbt zu wer-
den und mit PbO und mehreren audern Basen gelbe Salze zu bilden. — Das
aus dem Phloridzin neben Zucker entstehende Phloreiin = C3H1010 ist Bit-
termandelöl, das die Elemente von CO2 und HO gebunden hat, ohne O ab-
zugeben.
C302140 10 — 2(C144602,+2C02+2H0.
Phloretin. Bittermandelöl.
Das Amygdalin, in Pflanzen vorkommend, die im System denen zunächst stehen,
welche Phloridzın erzeugen, zerfällt in Zucker, Blausäure und Bittermandelöl.
Die Spiraeaceen, den beiden vorigen Pfianzenarten. wieder sehr nahe stehend,
liefert durch Destillation mit HO salicylige Säure und diese ist Bittermandelöl
+20.
C1+41602+20 = (1! 60%,
Bittermandelöl. Salicylige Säure.
Das Aescnletin nun ist Bittermandelöl, welches CO2 aufgenommen hat aber un-
ter Ausscheidung des vierten Theiles des O desselben, oder Bittermandelol und
Oxalsäure.
E1SF7608 — C14H602-+ 2(C2X3)
Aeseulelin. Bittermandelöl. Oxalsäure.
Das Salıcyn enthält Salizerin und ein Kohlehydrat = C!?H1001, Das Salicerin
ist Bittermandelöl -—+ 2HO. ?
CI+H80? — C14H602+2H0.
Salizerin. Biltermandelöl.
Das Populin enthält Salizenin, Benzoesäure, die der salieyligen Säure gleich 2u-
sammengeselzt ist, mit einem Kohlehydrat gepaart.
2422016 — Claf604 4 C12602 -- C12 10910,
Populin. Benzoesäure. Salizenin. Koblehydrat.
Unter Aufnahme von 4H: zerfällt es nach Piria in Zucker, Salizenin und Ben-
zoesäure. — So slehen also Salicin, Populi, Amygdalin, Phloridzin und Aescu-
lin in einem äusserst innigen Zusammenhange. — Die procentische Zusammen-
selzung der von Trommsdorlf für das Aesculin aufgestellten Formel C!6&H9010
oder C32H:18020 ist nahezu dieselbe, wie bei der von Br. aufgestellten. Lässt
man erstere gellen, so würde die Spaltung auf folgende Art vor sich gehen.
C32H18020 — C2HYUIQL + (209709,
Aesculin. Kohlehydrat. Aesculetin.
So stände also das Aesculin in naher Uebereinstimmung mit dem von Kawalier
untersuchten Arbulin aus Arctostaphylos uva ursi. Dies, bei 4 100° C. getrock-
net = (2H%019, zerfällt durch Emulsin unter Aufnahme von 2HO in
(20H 107 und CRHUO1,
Arcluvin. Traubenzucker.
Das Arctuvin hätte also 2HE mehr und 20 weniger als das Aesculetin nach die-
128
ser Formel. Letzteres könnte man ansehen als einen dem Terpentinöl analogen
Körper, in dem 9H durch 90 erselzt wären.
C20.709 — 02H 16 _9H-+90.
Aesculelin.
Diese Formel aber verlangt einen C- und H-Gehalt, der mit den Analysen des
Aesculetın nicht mehr übereinstimmt. — In einem Anhange hierzu stellt Br.
diejenigen Körper zusammen, die sich durch Einwirkung von Emulsin oder ver-
dünnten Mineralsäuren in eine Kohlehydrat und andere Produkte spalten. In. die
erste Gruppe, deren Glieder sich meistens mit Basen nicht verbinden, gehören
ausser den bereits oben aufgefuhrten, noch die schwachen Säuren. Rhodeorelin-
und Buberythrinsäure, in die zweite dte Cainca-, Chinovagerb- und Galläpfel-
gerbsäure. Während sich also für die erste Gruppe im Allgemeinen das Alom-
gewicht durch Verbindungen nicht bestimmen lässt oder wenn es geschieht, das-
selbe doch so hoch ausfällt, dass es den angenommenen Formeln nicht ent-
spricht, — erreicht man dies sehr leicht bei der zweiten. Die Glieder der er-
steren enthalten ein Kohlehydrat, das 12C. und H und O zu gleichen Aequiva-
lenten enthält; unter Aufnahme von HO tritt es als Zucker auf und wir können
diese Körper mit Laurent Glucosamide nennen ; nicht so bei denen der letzte-
ren, denn sonst müsste das Atomgewicht doppelt oder dreifach so hoch sein.
Warum sie aber dennoch Zucker bei der Zersetzung liefern ist unbekannt und
wird durch Willkähr in der Aenderung der Formel, wie dies von Strecker bei
der Gerbsäure geschehen nicht erklärt. So erhält man für jede solche Säure
zwei Formeln, eine von ihren Salzen, die andere von den Zersetzungsproduclen
abgeleitet, die sich nicht auf einander zurückführen lassen. Ob damit etwas ge-
wonnen, lässt sich sehr bezweifeln. — Dann lenkt Br. noch die Aufmerksamkeit
auf eine Zusammenstellung der Glucosamide und mehrerer Gerbsäure, deren Zu-
sammensetzung mit den Ansichten L.’s nicht harmonirte; von Seiten des leizte-
ren, der deshalb verschiedene neue Formeln berechnet, indem er behauptet, dass
alle der Gallussäure ähnlichen Säuren wie diese 50 enthalten mussten und alle
der Galläpfelgerbsäure entsprechenden wie diese nach seiner Formel 260, wo-
gegen schon Wagner in Belreff seiner Moringerbsäure (S. 149) protestirle.
Br. glaubt, dass die Aehnlıchkeit dieser Säuren in dem gleicb grossen Cgehalt
und dem nahezu gleich grossen Hgehalt begründet sei, während Laurent sie in
dem gleich grossen Ogehaıt sucht, wodurch er es jedoch ganz unbegreillich
macht, warum Indigo, Alkohol, Bleisuperoxsyd und Bittermandelöl,, die alle 20
enthalten, so durchaus unähnliche Körper sind. Wenn Br. auch zugesteht, dass
die von Liebig, Pelouze, ihm und Andern aufgestellten Formeln unrichtig sein
können, da Niemand unfehlbar ist und diese Körper gerade sehr schwierig zu
untersuchen sind, so waltet jedoch bei ihm kein Zweifel darüber ob, dass nach
Laurent’s Art mit dem blossen Ein mal Eins, ohne jede experimentelle Grund-
lage in der Wissenschalt und für dieselbe nicht gethan sei. — 2. Fıaxinin,
Keller erhielt aus dem durch Fällen mit Bleiessig aus der Abkochung der Rinde
von Fraxius excelsior dargestellten Niederschlage eine in Prismen krystallinische,
bittone Substanz, die er für ein Alkaloid hielt, welchen Buchner den Namen Fra-
xinin belegte. Br. schlug die Abkochung zuerst mit Rleizucker und nach Ent-
fernung des Nıederschlages mit Bleiessig nieder. Durch Zersetzung des letzte-
ren erhielt er ein bilteres, brauneelbes Extract und in diesem nadelförmige Kıy-
stalle, die er durch kochenden Alkohoi trennte und durch Thierkohle reinigte.
Sie stimmlien in Geschmack, in allen Eigenschaften und den Resultaten der Ana-
Iyse mit dem Mannit überein. Kellers Fraxinin kommt also nicht jederzeit vor
oder es wird auf diese Weise überhaupt nicht krystallinisch erhalten. Ein Bit-
terstofl ist jedoch in der Rinde enthalten. (Sitzungsber. der Wien. Akad,
Bd. X. p. 70.) W.B.
Wittstein nahm aus den Angaben Gobley’s (Journ. de Pharm. et de
Chim. T. XVUI. p. 347), dass die bekannte Schwefelreaction des Eiweisses
bei dem Eigelb nicht staltfinde, Veranlassung zu eigenen Versuchen mil
Eiweiss und Eigelb, die allmählig weiter ausgedehnt wurden. Er gelangt
hierbei zu folgenden Schlüssen : 1. Eiweiss sowie Eigelb enthalten, so lange sie
‘
129
noch nicht in Fäulniss übergegangen sind, keine das, Silber schwärzende Schwe-
felverbindung; 2. auch wirken sie im Anfange des Faulens noch nicht schwär-
zend auf Silber. — 3. Beim Kochen der Eier wird das Albumin des Eiweiss
und Eigelb nicht bloss coagnlirt, sondern anch zersetzt, nämlich eines Theils
seines S beraubt und zwar durch Einwirkung des vorhandenen NaO, welches
sich dabei in Schwefelnatrium verwandelt. Mit Wahrscheinlichkeit ıst anzuneh-
men, dass die Coagulation. des Albumin hier kein primärer, sondern ein secun-
därer Akt ist", — eine Folge der durch die Reaction des NaO auf das Albumin
in der Hitze staltgefundenen Zersetzung des letzteren. — 4. Der beim Oeffnen
gekochter Bier auftretende Geruch rührt von einer geringen Menge SH her. —
9. Solches hauchen beide, Eiweiss und Eigelb, aus; beide schwingen daher eine
hineingesteckte Silberplatte und ein darüber gehaltenes mit Bleilösung getränktes
Papier, verlieren jedoch beim Liegen an der Luft diese Eigenschaft bald. —
6. Während ungekochtes Eiweiss oder Eigelb Wochen lang an der Luft stehen
kann, ehe es verdirbt, fängt das gekochte Wasser nach eiuigen Tagen an zu
faulen. — 7. Das Eiweiss hart gekochter Eier behält im HO seine compacte
Beschaffenheit bei. — 8. Eiweiss, in der zehnfachen Menge H:O gelöst, wird
beim Kochen milchig trübe , coagulirt aber nicht, entbindet dabei auch keinen
SH. Die Ursache der Nichteoagulation ist der Gehalt an freiem Alkali; ande-
rerseits ist der zu geringe Alkaligehalt die Ursache der Nichtzersetzung des Al-
bumins, folglich auch der Nichtentwickelung von SH. — 9. Eine solche Lösung
kommt aber zur vollständıgen Gerinnung, wenn das Alkali vorher durch eine
Säure abgestumpft worden ist. SI-Entwickelung kann hier natürlich nicht statt-
finden. — 10. Auch ohne Neutralisation kann Eiweisslösung beim Kochen ge-
Tinnen, wenn sie zuvor mit vielem H.O verdünnt, d. h. wenn die Wirkung des
Alkalis auf ein Minimum reducirt ist. — 11. Eıweisslösung, welche dureh Ko-
chen coagulirt worden ist, enthält stets noch eine sehr geringe Menge Eiweiss
aufgelöst, welche ‚sich durch Quecksilberchlorid leicht nachweissen lässt. (Viert.
Jahresschrift f. pract. Pharm. Bd. II. p. 356.) W.B.
Poggiale hat das Brod, welches in den verschiedenen Staaten Euro-
pas an die Soldaten ausgetheilt wird, auf den Gehalt an Stickstoff ge-
prüft. In Frankreich enthält es 14.67, in London 14,56, in Oestreich 10,28,
in Preussen 10,27 und in Spanien 10,20 pCt. — Gleichfalls hat P. Versuche
angestellt, um zu erforschen, welchen Antheil die Kleie an der Ernährung habe.
Ans diesen scheint aber hervorzugehen, dass die Kleie nicht assimilirt werde.
Bei Hühnern und Hunden fand er in den Excerementen die Hälfte des Stickstoff-
gehaltes der Kleie, die zur Ernährung gedient hatte. (Z’Institut Nr. 1022. p.
258.) Senn W.B.
Winekler giebt an (Jahrb. f. pract. Pharm. Bd. XXV. np. 7.),
dass es ihm gelungen sei, denjenigen Stoff darzustellen, der die Ursache des
eigenthümlichen Geruches von dem Weinkenner mit dem Ausdruck Blume oder
Bouquet belegt, — des in verschiedenen Gegenden producirten Weines ist.
Bei der Destillation des mit AO verdünuter, aller Aüchtigen Theile beraubten,
möglichst vom Weinstein befreiten Weinextractes mit frisch gebranulem Kalk will
er nämlich ein angenehm und stark riechendes Destillat erhalten haben, welches,
wie das Ammoniak eine starke Base sein und sich mit Säuren zu neutralen Sal-
zen verbinden soll, die den dem sogenannten ‚‚Bougqnet‘‘ der Weinsorte entspre--
chenden Geruch in hohem Grade besitzen. Aus dem mil kalten #20 erschöpf-
ten Destillalionsrückstande will W. ferner durch Destillation mit einer geringen
Menge mässig starker SO? eine neue, höchst specifisch, gewissermassen balsa-
misch riechende flüchlige Säure erhalten, die mit der flüchtigen Base neulrali-
lisirt, ein neutrales flüchtiges Salz giebt, welches den eıgenthümlichen Geruch des
Bouquets in einem hohen Grade besitzt. W. erklärt diese Verbindung für die
Ursache des Bouquets; aus anderweitigen Resullaten willer gefunden haben, dass
gerade diese stickstoffhaltige Verbindung die chemische Constitution der Weine
bedingt, die Haltbarkeit vorzugsweise bewirkt und alle diejenigen Veränderun-
gen einleitet und unterhält, welchen der Wein auf dem Lager mit der Zeit un-
terworfen ist, Hierbei musste jedoch auffallen, dass diese flüchtige Verbindung
9
130
nicht beim Eindampfen des Weines mit anderen gleichfalls fortgegangen sei.
Wittstein wiederbolte den Versuch mıt Neckarwein (Piert. Jahresschrift f.
pract. Pharm. Bd. II. p. 362) und erhielt nur Ammoniak, — ein wenig aro-
matisch riechend und erzeugt durch die Einwirkung des Kalkes auf dıe stick-
stoffhaltigen Stoffe im Wein — und Essigsäure. Das Problem ist also noch
weit von der Lösung entfernt; um «dahin zu gelangen müssen überhanpt wohl
andere Wege eingeschlagen werden. W.B.
Lassaigne, Entdeckung der Pikrinsäure im Bier. — Man
bedient sich dieses Stoffes, um einen Theil des Hopfens zu sparen Durch den
Geschmack allein kann die Verfalschung nicht entdeckt werden; bei Anwendung
von einigen, ziemlich leichten chemischen Reactionen kann man jedoch die An-
wesenlieit der Pikrinsäure bald feststellen. — Die in dem Bier aufgelöste Pi-
krinsänre wird durch basisch essigsaures Bleioxyd nicht gefällt, während der bit-
tere und färbende Stoff des Hopfens dadurch niedergeschlagen wird. Nach der
Ausführung dieser Reaction bleibt daher bei Gegenwart der Pikrinsäure die Flüs-
sigkeit bitter und gefärbt. Kohle entfernt wohl den Farbstoff des Bieres , aber
nicht die Pikrinsäure. Auf diese Art hat L. Zusätze von 1/2000, ja von Y/ısooo
Pikrinsänre erkannt. Bei geringerem Gehalt ist das Bier erst durch Abdampfen
zu concentriren. (Journ. de Chim. med. 1853. Nr. VIII. p.495.) W.B.
In seiner Vierteljahresschrift für praclische Pharmacie lässt es sich Wilt-
stein sehr angelegen sein die Geheimmittel, mit denen wir überschwemmt
sind, zu entschleiern und die Unverschämtseit, mit der sie angepıiiesen werden,
öffentlich wie sie es verdient, an den Pranger zu stellen. Es ist nur zu be-
dauern, dass diese Schrift nicht in die Hände des grossen Publikums kommt,
um so mehr ist es unsere Pflicht für weitere Verbreitung zu sorgen. —
Im 3. Heft des Il. Bandes der genannten Schrift finden wir die Untersuchungen
folgender Geheimmittel: 1. eines gegen Epilepsie, 2. Hilton’s Nervenpillen, 3.
Pinter’s Ohrenpillen. — I. wird von J. H. Hösch in Köln fabrieirt und kosten
anderthalb Weinflaschen davon an Ort und Stelle 10'/2 Gulden, viel Geld für
reines Baumöl und ein wenig Zucker. In der Gehrauchsanweisung heisst es:
„das Mittel ist für jedermann in jeder Hinsicht unschädlich‘; bald darauf aber:
„Es darf nicht willkührlich, sondern nur nach der Vorschrift genommen werden,
indem durch unzeitige Anwendung desselben das Uebel verschlimmert werden
kann. ‘“ Eines weiteren Commenlars glauben wir uns überhoben. — 2. wird
mit einer pomphaften Empfehlung eines Dr. med. Th. Fleischer in Wien, Mit-
glied der Facullät, praclischer Arzt, Inhaber des goldenen Verdienstkreuzes des
Franz-Josephs-Ordens etc. etc. in die Welt geschickt. Ein Sanitätsrath Dr. W.
Cravus hat zum Heile der Menschheit sich veranlasst gefühlt über die wunder-
gleichen Kuren dieser Pillen eine eigene Brochüre zu schreiben, die bereits die
10. Auflage erlebt hat, ein trauriges Zeichen für die Charlatanerie in unseren
Tagen. 100 Stück dieser Wunder bewirkenden Pillen kosten nur 1 Thaler. Es
giebt deren zwei Sorten, eine schwächer und eine stärker wirkende. Die eine
besteht nach Buchner: aus Lakrilzen, wahrscheinlich Aloe, Myrtbe, Safran, einem
nicht erkannten weissen und gelben Pülver; das andere nach Wiltstein aus La-
kritzen, Baldrianwurzel, Stärkmehl und Sand. — 3. Ist Bleipflaster mit Campher
Zu gleichen Resultaten gelangte Leonhardi (Arch. d. Pharm. Bd. LXXI. p.
29.). 60 Stück kosten 1 Thaler. Wie 2, wird auch 3. vom Buchhändler Ö.
Spamer in Leipzig vertrieben. Ueber ihre Wirksamkeit hat ein Dr. Felsberg
unter dem Titel: ,‚Die Taubhbeit heilbar! Hilfe für Ohrenleidende jeder Art!“
geschrieben. Mit weichen Ehrentiteln Buchhändler und Aerzte, die auf so un-
verschämte Weise auf die Dummheit der Menge speculiren, zu belegen sind, das
überlassen wir jedem Leser selbst, W.B,
Wittstein hat die von Maumen& (Bd.I. p. 71) angegebene Prüfung
der fetten Oele mittelst Schwefelsäure geprobt, aber gefunden, dass
allerdings die trocknenden Oele sich mit SO3 stärker erwärmen, als die nicht
trocknenden, dass jedoch dieses Verfahren keinen Anspruch auf grosse Empfind-
lichkeit machen kann, wenn es sich um Ermittelung von Verfälschungen eines
Veles mit einem andern handelt. W, beobachtete nicht so bedeutende Tempe-
151
raturerhöhungen wie Maumene, weil dessen SO3 wohl stärker war, Die Bezeich-
nung Manumenes für die verwendete SO%: gekochte von 660 B, ist sehr ungenau.
(Ebd. p. 415.) W.B.
Girardin, über den Guano. (Vergl. Jahresber. d. naturw. Vereins
in Halle V. p. 227.) — Vor 1845 wurde nach Frankreich kein Gnano einge-
führt; 1845 100,633 Cır., 1846 60,844 Cır., 1847 29,261 Ctr., 1848 103,546
Ctr., 1849 76,282 Cır., 1850 52,496 Cır. und 1851 74,520, im Ganzen also
innerhalb 7 Jahren 527,595 Ctr, im Werth von 1,546,465 Thlr. Die Einfüh-
tungsorle waren: Westküste von Afrika, die Insel Mauritius, die vereinigten
Staaten, Brasilien, Peru, Chili, Rio de la Plata und andere. In England wird
jetzt an peruanischem Guano nıcht weniger als 1,579,244—1,974,054 Cr. jähr-
lich eingeführt. Aus Coneurrenz gegen die peruanische Gesellschaft, die seit
1841 das Monopol zur Ausbeute des Guano’s besitzt, suchte man andere Fund-
orte auf und entdeckte Ablagerungen auf der Südwestküste von Afrika, in der
Nähe des Cap der guten Hoffnung, auf den Inseln Isabo&, Angra-Prquena, Ma-
laga ete., und als diese bald erschöpft waren auf dem Kap Tenez, auf einigen
kleinen Inseln in der Nähe von Algier, auf den Küsten vou Labrador , auf den
Eierinseln, auf der Küste von Patagonien. Von allen diesen Punkten und noch
vou vielen andern weniger bekannten kommt heute Guano nach Europa; jedoch
sind alle diese Sorten viel weniger werthvoll als der peruanische, der sich im
wesentlichen immer gleich bleibt, sobald er nicht durch eine zu lange Einwir-
kung der Luft verändert oder absichtlich verfälscht ist. Ungeachtet des gerin-
geren Werthes scheut man sich nicht diese andern Sorten als peruanischen Guano
erster Qualität zu verkaufen, da dieser einmal das Vertrauen der Landwirthe sich .
erworben hat. Die charasteristischen Eigenschaften des peruanischen Guano
sind folgende: Es ist ein trockenes Pulver von blassgelber Farbe oder der von
Milchkaffe; bei grösserem Alter oder wenn er der Luft ausgesetzt wird verän-
dert sich diese ins Chocoladenbraune ; dann absorbirt er viel Feuchtigkeit, backt
zusammen und bleibt an den Fingern hängen. Er giebt einen starken, fauligen
oder ammoniakalischen Geruch aus, der Niesen hervorruft Er hat einen schar-
fen, stark salzigen Geschmack Er schliesst zahlreiche weissliche, halb harte
Conerelionen ein, die sich zwischen den Finger zerreiben lassen und die an
der Luft sehr bald zu Pulver zerfallen, wobei sıe einen sehr starken Ammoniak-
geruch aushauchen. In Wasser geworfen siukt der Guano sehr bald zu Boden;
es bleibt nichts schwimmen. Wenn man ihn erwärmt, schwärzt er sich, brennt
mit schwacher Flamme, wobei sich ein starker Ammoniakdampf zu erkennen
giebt. Der Rückstand hat die Form poröser Schlacke, von bläulich weisser Farbe.
Er beträgt 271/,— 39 pCt. Mit gebrauntem Kalk zusammengerieben entwickelt
sich ein lebhafter Ammoniakgeruch Wirft man ihn in concentrirte Chlorkalk-
lösung, so findet sogleich eine Entwickelung von Blasen statt, die lange Zeit
andauert; mit Salzsäure ein leichtes Aufbrausen. Mit Salpetersäure befenchtet
und dann nimmt er eine schöne rothe Farbe an. Sehr selten enthält er kleine
Kieselsteine, meistens nur 1— 1!/3 höchstens 21/3, — 3 pCt. Sand. Durch den
Mangel einiger dieser Characlere kann man die anderen Sorten leicht unterschei-
den. Auf Veranlassung der ökonomischen Gesellschaft der unlteın Seine hat Gi-
rardin 13 Proben von Guano untersucht, die auf eben so vielen verschiedenen
Schiflen zum Verkauf nach Hawre gebracht worden waren. Eine mechanische
Sonderung ergab folgende Resultate:
1
i 2. 9. 4. Di 6.
Feines Pulver 62,8 64,4 682 570 6476 89,75
Zerreibliche Concretionen 30,2 21,6 25,8 274 22,39 5,78
Rieselsieinchen 7,0 14,0 6,0 15,6 12,85 4,50
: 100,0 100,0 100,0 100,0 100,00 100,00
23 8. & 10. 11. 2203:
100,0 35,4 410 83,6 341 80,0 60,00
7a 338, 943331419735
174 2352 70 326 59 123,65
100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,00.
1352
Untersuchungsmethode. Damit beim Trocknen neben dem Wasser kein
Ammoniak fortgeht befeuchtet man die Probe mit einigen Tropfen Salzsäure.
Durch den Verlust beim Einäschern minus Wasser erhält man die Gesammt-
menge der organischen Substanz und die Ammoniaksalze. Die Asche zieht man
mit heissem Wasser aus und erfährt so die Menge der löslichen Salze. Den
Rückstand zieht man mit Salzsäure aus und fällt den phosphorsauren Kalk durch
Ammoniak. Der hier bleibende Rückstand ist Sand und Steine. Um den Rali-
gehalt zu bestimmen zieht man die Probe mit kochendem Wasser aus, neulrali-
sirt die Lösung mit Salzsäure, setzt Alkohol hinzu, um den schwefelsauren Kalk,
der in manchen Proben in ziemlich grosser Menge vorkommt, abzuscheiden,
filtrırt und setzt nun Platinchlorid hinzu. Der Gesammtstickstofl', also der der
organischen Substanz und der Ammoniaksalze wurde durch Natronkalk bestimmt.
Um die den letztern zukommende Menge, und mithin auch die der ersteren zu
erfahren, trägt man bei guten-Sorten 1 Grm., bei schlechteren 5—10 Grm.
schnell in eine Retorie, die eine concentrirte Lösung von Chlorcaleium enthält,
ein und fängt das Gas in einer gelheilten Röhre auf. — Resultate der
Analysen:
1. 2. 3. 4. 5 6. 7.
Wasser 8.990 20,054 17,16 203 11,1 1752 188
Sand und Steine 1,2 1,250 1,0 1,19 10,4 15,4 4,3
Phosphorsaurer Kalk 24,0 24,0 24,5 230 255 37,0 40,0
Andere unlösl. Salze 2,6 3,0 0,5 2,70 Ola] 238 358
Kali 0,965 2,319 2,894 1,061 2,13 2,162 2,026
Andere lösliche Salze 5,035 2,981 4306 0,239 0,92 1,38 10,974
Organische Materie und
Ammoniaksalze 57,21 46,396 49,64 46,51 292 15,3 18,1
100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000
Stickstoff in 100 11,30 12,18 1347 14,538 11,30 2,66 4,48
Ammoniak in 100 4,90 8,23 7,04 4,90 2,19 2,30 1,416
8. 9, 10. Ina lh 13.
12,74 15,025 19,74 21,5 15,3 18,0
3,71 2,245 2.28 17,72 20,0 16,0
18,0 31,8 34,8 35,6 11,5 33,8
38,2 25,2 23,2 1,1 1835 12.3
0,771 0,578 1824 29 0,676 0,4824
14,329 13,622 8,576 0,3 2,874 8,8176
12,25 11,53 9,58 213 31,3 10,6
100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 100,1000
1,82 1,82 1,09 4,82 4,12 1,25
0,183 0,183 0,176 0,76 Spuren Spuren
Hieraus ersehen wir die grosse Verschiedenheit unter dem Guano und wir er-
halten hierdurch Licht über die verschiedenen Resultate, die bei der Verwen-
dung des Guanos erzielt worden sind, indem man hierbei auf diese Verschie-
denheit nicht Rücksicht nahm. Betrachten wir namentlich die letzteren Analy-
sen, so sehen wir leicht, dass mit diesen Sorten wenig gewonnen ist, denn vor
allem sind es die Ammoniaksalze und das Kali, die dem Guano Werth verleihen ;
der phosphorsaure Kalk, die nicht stickstoffhaltige organische Materie, die lösli-
chen und unlöslichen Salze stehen erst in zweiter Linie ; das Wasser, der Sand
und die Steine sind so zu sagen fast ganz werthlos. — Bei ächtem peruani-
schen Guano rechnet man auf 3,5—3 Kali, 24 phosphorsaurem Kalk und 12
pCt. Stickstoff, von welchem beinahe die Hälfte den Ammoniaksalzen zukommt.
Man ist hier sicher gute Resultate zu erzielen, wenn man auf den preusischen
Morgen 218 Pfund anwendet. Freilich werden die anderen Sorten zu einem
bedeutend niedrigeren Preise verkauft, doch steht dieser in keinem Verhältniss
zu dem untergeordneten Werthe als Dünger, denn da die chemische Zusammen-
selzung hier eine so ausserordentlich verschiedene ist und sehr oft nur un-
133
bedeutende Spuren von Stickstof' und Ammoniaksalzen darin enthalten sind, so
ist es immer vergebliche Mühe solchen Guano zu kaufen, denn da er nur sehr
schwach auf den Boden und die Pflanzen wirkt, so verliert man nicht allein
einen grossen Theil der Kaufsumme, sondern auch, was wichtiger ist, die Zeit,
in der man sonst eine gnte Erndte hätte haben können. Und dabei ist zu be-
denken, dass bei dem Landwirth die Zeit auch Geld ist. — Einfache Rechnun-
gen zeigen sehr leicht, welch’ bedeutenden Nachtheil der Landwirth sich selbst
zufügt, sobald er anderen Guano kauft, wie den peruanischen. Der Stickstoff-
gehalt desselben bestimmt seinen Hauptwerth und dieser beträgt in Frankreich
für die Menge, welche für einen preussischen Morgen erforderlich ist, 6 Thlr.
24 Sgr. Dies ist der Ausgangspunkt bei der Vergleichung der andern Sorten,
Menge für Wirklicher Werth Verkaufspreis Preis der Dün-
1 preuss. Morg. die 100 Pfd. die 100 Pfd. gung ein. Morg.
Guter peruanischer Guano 213% 396 Ad 396.19 Id 79823 IH
Weisser G. a. Bolivien (Nr.4.)180 „ :3„,„ 4A, 3, 19, 6 „16,
Mischung aus weiss. Boliv.- u.
Chili-G.' (Nr. 5.) Dal DR EIS TE TIEREN MON,
Genannt Chili Dag, Fundort
unbekannt (Nr. 6.) EHEN NDR DE, VA, VAN
Geier en Guano’ (Nr. 2.) 989... 14,75%, 2,19 See,
G. aus Patagonien (Nr.8.9.) 1433 „ — „l4, 2, 15, 39 „25,
BinerArtanilis&: (Nr 10.) 2383 9° = MS, EEE DR ED
Bundort unbekannt (NL IH)Praaa,, el, 8,2, 7, 12, 4,
„ (Nr. 12.) 636 „ 1 ” 2 „ 2 N ae) 13 „ 4 „
Guano aus Patagonien, Insel
Matehrann! (Nr. 13.0 102086 ‚, - 4,210, 2, 184,'92. „127,
Die vorstehenden Zahlen sprechen hinreichend für sich allein. Und doch wer-
den diese schlechteren Sorten vielfältig gekauft. Ein trauriges Beispiel von der
Macht des materiellen Interesses , die sich nicht, wie wir hier deutlich sehen,
in den unteren Schichten allein geltend macht. Weil man die schlechte Waare
billiger kauft ist man blind, während doch sehr wenig Ueberlegung dazu gehört,
um einzusehen, dass der billigere Preis seinen natürlichen Grund hat und dass
man die gute Waare für den theueren Preis dennoch billiger kauft, wie die bil-
lige und schlechte. Anstalt zu belehren hält Girardin auch wieder die Polizei
für das beste Mittel — was der armen doch nicht alles aufgebürdet wird, die
namentlich in Frankreich so schon alle Hände voll zu ihun hat, — diesem Un-
wesen zu steuern. Das Decret hat Girardin schon fertig in der Tasche, anstatt
auf England als ehrenwerthes Beispiel hinzuweisen. Hier kauft man nur die
beste Sorte und in unendlich grösserer Menge als irgendwo, man hat durchaus
gar kein Verlangen hılliger kaufen zu wollen. Und trotz der aufgehobenen Korn-
zölle macht der englische Landwirth diese bedeutendsten Ausgaben für die Ver-
besserung seiner Aecker; freilich hat er auch die Einsicht zu hegreilen , dass
das Geld nicht umsonst ausgegeben worden ist. Auch unsere deutschen Land-
wirthe können sich hieran ein Beispiel nehmen. Sie sehen hier wieder einmal,
wie dringend nolhwendig ihnen chemische Kenntnisse sind. Hätten sie diese
oder wären sie auch nur von dem Nutzen chemischer Untersuchungen überzeugt,
zu deren Ausführung Kräfte genug vorhanden sind, so würde der schlechte Guano
wohl unverkauft bleiben und passirte das nur einigen Kaufleuten, se wäre das
Uebel bald gehoben, auch ohne Polizei. (Journ. de Pharm. et de Chem. T.
XXIV. p. 118.) W. B.
Röthe, Analyse der Asche von Erica carneaL. und Cal-
luna vulgaris Salisb., sowie der entsprechenden Bodenar-
ten. — Während die Erica in den Auen des Lechthales wächst, findet sich die
Caluna, auch eine Ericee, nur in den Wäldern der Hügelreihen, welche die
Thäler des Lech und der Wertach hegleiten. Die Höhendifferenz beider Stand-
orte ist nur unbedeutend, deshalb war anzunehmen, dass die Ursache der Ver-
schiedenheit im Vorkommen beider Pflanzen in der chemischen und- physikali-
war eisenhalliger Sand.
Er röthete schwach Lackmuspapier.
mit eingemengten Quarzkörnchen und Glirmmerbhlättern.
schen Beschaffenheit des Bodens liege. —
E. vorkommt, war feucht schwarz, getrocknet graulich.
Der Boden (B.), in welchem die C. wuchs, war gelb-
Das in EIH Unlösliche bestand aus
Der Boden A,
4
Der Boden (A.), auf welchem die
Das in EIH unlösliche
Der Boden B.
Eisenoxyd 0,553 Eisenoxyd 2,853
Thonerde 0,113 Manganoxyd 0,023
Kohlensaurer Kalk 37,160 Thonerde 4,710
„» . Magnesia 16,666 Kalk 0,140
Humusart. Theile 2,190 Magnesia 0,086
Wasser 7,650 Humus 3,070
In EIH: unlöslich 35,668 Wasser 13,200
700,000 In EIE unlöslich 75,918
100,000
Die im Juni gesammelte E. verlor bei 1000 C. 48,753 HO; bei 100° C. ge-
trocknet lieferte sie 2,66 pCt. Asche. — Die C., Ende August gesammelt verlor
bei 1000 C. 55,55 HO ; bei 1009C. getrocknet gab sie 6,351 pCt. Asche. Zu-
sammensetzung der Asche, nach Abzug der CO?, Kohle und des Sandes (in der
Asche der E. 12,094 C02, 5,6 Kohle und Sand):
A. Erica carnea. B. Calluna vulg.
Kali 21,945 10,653
Natron 1,457 0,855
Kalk 32,069 12,019
Magnesia 14,247 6,701
Eisenoxyd 3,441 4,953
Manganoxydoxydul Spur 4,079
Phosphorsäure 5,433 10,890
Schwefelsäure 5,442 1,730
Chlornatrium 3,569
Kieselsäure 12,379 48,079
100,012 99,959
Die Calluna gehört also zu den Kieselpflanzen und die Erica muss zu den Kalk-
pflanzen gezälıll werden. Erstere vegelirt in einem Thonboden, in welchem
keine kohlensauren Verbindungen vorkommen und dadurch Verwillerung des Gra-
nits entstanden ist. (Ann. der Chem. u. Pharm. Bd. LXXXFIM. p. 118.)
W. B.
Eine von der Societ& d’encouragement pour l’industrie
nalionale zu Paris in Bezug aul eine künstliche Verbesserung des
Torfes gestellte Preisschrift giebt uns Gelegenheit auf vortheilhäftere
Verwendung dieses auch bei uns in vielen Gegenden hauptsächlichsten Brennma-
terials aufmerksam zu machen. Die grossen Torfablagerungen bilden sich so zu
sagen noch fortwährend unter unseren Augen durch Aufhäafung und Zersetzung
der auf dem moorigen Grunde wachsenden Pflanzen. Deluc sah Torfmoore sich
in 30 Jahren erneuern, van Morum in 25, an einem nassen Orte, wo Confer-
ven in Ueberfluss wuchsen. Obgleich der Torf an vielen Orten sehr billig ist,
so ist seine Verwendung als Brennmaterial doch mit vielen Unbequemlichkeiten
verknüpft. Bei seiner Verbrennung liefert er theerarlige und ammoniakalische
Produkte, unangenehm riechende und schädliche Gase, die einen dieken Rauch
bilden, dessen übler Geruch die Nachbarschaft weithin verpestet; nach der Ver-
brennung bleibt meistens eine sehr grosse Menge Asche zurück. Bei der gros-
sen Wichtigkeit, welche der Torf für einige Gegenden hat — so werden in ei-
nigen Provinzen Preussens allein 5,400, 832 Kubikfuss Holz dadurch erspart
und einige Landstriche in Holland würden ohne den Torf ganz unbewohn-
bar sein, — und bei dem jetzigen Stande der Wissenschaften kann man
135
sich der Aufgabe nicht entziehen, Abhülfe für die angegebenen Uebelstände zu
suchen und den Torf durch Kunst zu verbessern. Auf den grossen Torf-
nıooren in Irland ist dies bereits praktisch zur Ausführung gekommen und
zwar in einem sehr grossen Maassstabe, indem man in dieser neuen Industrie
ein Heilmittel für das Unglück des tief heruntergekommenen Landes gefunden
zu haben glaubt. Der trockene Torf wird hier in verschlossenen Gefässen ver-
kohlt und dieses Produkt brennt ohne Rauch, Geruch und giebt keine schwellige
Säure aus; dıe dadurch erzielte Hitze ist ähnlıch wie bei den Holzkohlen und
den Koaks eine bei weitem intensivere, so dass die Torfkohle nicht allein mit
Vortheil in unseren gewöhnlichen Feueranlagen beim Abdampfen, Destilliren, Sie-
den, Brauen ete., sondern auch beim Kalk-, Ziegel-, Geschirrbrennen, sogar in
der Glasfabrikation gebraucht werden kann. Die Brocken sind gut um den Dün-
ger den Geruch zu benehmen und der pulverige Abfail kann in Giessereien als
Formsand gebraucht werden. Die bei der Verkohlung des Torfes abfallenden
Produkte, wie das Paraffin, eine dem Wachs ähnliche Substanz, — ein gutes
Material für Kerzen —, die Ammoniaksalze, flüssigen Kohlewasserstoffe und den
Holzgeist lässt man in Irland nicht ausser Acht und deckt dadurch einen Theil
der Kosten. — Versuche, die von Blavier, einem französischen Bergwerks-
ingenieur angestellt worden sind, ergeben: 1) dass die Torfkohle dem Stahl
nicht nachtheilig ist; 2) dass beim Schmelzen von Gold und Silber in einem
Gebläseofen in gleicher Zeit !/; dem Volumen nach weniger Torfkohle als Holz-
kohle gebraucht werde; 3) dass ein und dieselbe Menge Wasser, welche durch
das gleiche Gewicht Holz- oder Torfkohlen ins. Sieden gebracht wird, bei Gleich-
heit des Gefässes und der Feueranlage durch Holzkohlen in 43 und durch Torf-
kohlen in 32 Minuten; 4) dass die Hitze, welche durch gleiche Gewichte Torf,
Torfkohle und Steinkohle hervorgebracht wird, sich verhält wie 1,5: 6,5: 9,2
und die Brennzeit derselben wie 1:1,23:1,35. — Auf alle diese Vortheile,
sowie auf die Darstellung der brennbaren Gase aus dem Torf und der diesem
in vielen Stücken gleichenden Braunkohle ist auch bei uns schon oft, sehr olt
aufmerksam gemacht worden, ohne dass eine Beherzigung des Gesagien zu be-
merken wäre. Freilich der alte Schlendrian ist so süss und bequem; er erfor-
dert wenig Kopfzerbrechen. W. B.
Oryetognmosie. — Das von Carolath in den "Steigkehfen bei Glei-
witz (ef, I. 474) entdeckte Harz ist von Sonnenschein untersucht und CGa-
rolathın getauft worden. Das specifische Gewicht wurde auf 1,515 bestimmt
und die Analyse ergab M203 48,00, Si203 28,87 nach der Berechnung wäh-
rend gefunden ne AO? 47. 25 und Si203. 29,6B. Als flüchlige es
theile erschienen H 2,41, O 19, 39 und € 1,33. (Geoloy. Zeitschr. V. 223.)
G.
Jenzsch, über ein neues Mineral Weissigit, Die Diagnose
desselben gibt folgende Charactere: Glasglanz auf der deutlichsten Spaltungs-
fläche, ıhombisch,, tetartoedrisch, Krystalle sehr klein und undentlich, meist
gruppirt, mit Prismenflächen und Tetartopyramiden. Spaltbar hemidomatisch
nach der kurzen Diagonale und hemiprismatisch unter 118 Grad, macrodiago-
nale. Weisse bis Hess rosen- und fleischrothe Farbe mit weissem Strich. Die
Härte 6,3; specifisches Gewicht — 2,538 bis 2,546. Verliert in der Wärme
die rolhe Farbe, erhält sie beim Abkaklen ae: Vor dem Löthrohre schmilzt
es leicht an den Kanten und färbt die äussere Flamme schwach roth, an der
Spitze gelb. In Borax zum farblosen Glase auföslich, im Phosphorsalz hinter-
lässt es ein Kieselskelet. Es enthält Kieselsäure, Thonerde, Natron, Lithion.
Sein Name Weissigit ist nach dem Fundorte Weissig gebildet. In chemischer
und geologischer Hinsicht ist dieses neue Mineral als Feldspath zu betrachten
und deshalb ist sein Auftreten in Blasenräumen des Amygdalophyrs höchst in-
teressant. (Bronn’s Jahrb. 396.) G
Kenngoitt, Mineralogische Notizen. — 1) Kıystallisation des
Bamlits. Dieses bei Bamle im südlichen Norwegen vorkommende Mineral
136
bildet grünlich weisse oder hlassgraulich grüne, dünnstenglige bis faserige, sei-
denglänzende, durchscheinende Partien im Quarz, welche unter der Lonpe dünne
lange vierseitige Prismen mit schiefen Winkeln und zweierlei Seiten zeigen, die
als stumpfe rhombische Prismen erscheinen. Sie sind jedoch rhomboidische
Prismen, dessen scharfe Kanten schwach abgestumpft sind. Die Flächen sind
vertical und schief gestreift. Letztere Streifuug rührt vielleicht von einem die
Hauptachse schief schneidenden Blätterdurchgange her. Derselbe ist selbst noch
nicht erkannt, dagegen eine andere sehr deutlich und vollkommen sichtbar, par-
allel der breitern Prismenfläche und die glatten Spaltungsflächen zeigten starken
Perlmutterglanz. Die Härte ist 5 bis 7. — 2) Ueber den Baralit von Bara-
lon in Frankreich. Das Mineral ist grünlich schwarz, schimmernd, undurchsich-
tig, von Flussspathhärte, mit graulich grünen Strichpulver. Jm Glaskolben ge-
glüht gibt es reichlich neutrales Wasser und wird bräunlich, vor dem Löth-
rohre ist es für sich unschmelzbar, mit Borax gibt es ein stark auf Eisen rea-
girendes Glas, mit Soda schmilzt es nır theilweise, in Salzsäure unvollständig
löslich. Seine Bestandtheile sind Kieselsäure, Thonerde, Eisenosyd, Kalkerde,
Talkerde und Wasser. Die Masse des Baralıls ist porös, die Poren platt man-
delförmig oder sphäroidisch, mit erdigem Magneteisenerz gefüllt. — 3) Rothe
Färbung des Cancrinits von Miask. Dieselbe rührt von interponirten micro-
scopischen lamellaren Hämatiterystallchen her, welche oft hexagonale Tafeln in
regelmässiger Ausbildung oder elwas verzogen darstellen und meist karmin- oder
blutroth, seltner schwärzlich sind. Ausserdem bemerkt man noch zahlreiche li-
neare Krystalloide von weisser Farbe, fast durchweg parallel gestelll.— 4) Ueber
den Chalitit von Benevene in Irland. Derselbe umfasst zwei Species. Die
eine ist in dem untersuchten Exemplar in einem mandelsteinarligen grauen Ge-
stein eingewachsen, amorph, muschlig und splittrig im Bruch, isabellgelb in’s
Bräunliche übergehend, wenig wachsartig, glänzend bis matt, an den Kanten
durchscheinend bis undurchsichtig, im Striche wenig glänzend, mit gelblich weis-
sem Strichpulver, wenig fetlig anzufühlen, mässig ätark an der feuchten Lippe
hängend, von Gypshärte. Im Glasrohre erhitzt anfangs schwarz, gibt reichlich
Wasser und brennt sich allmählıg wieder grau. Vor dem Löthrohre in der Pla-
linzange wird er weiss und schmilzt sich aufblähend und stark leuchtend leicht
zu einem weissen blasigen Glase. Im Wasser zerfallen grössere Stückchen un-
ter schwachem Knistern in kleine. Wesentliche Bestandtheile sind Kieselsäure,
Thonerde, wenig Kalkerde, Wasser und sehr wenig Eisen. Die andere Art ist
der ächte Chalitit, scheinbar amorph, mit splittrigem Bruch, blassblutroth in’s
fleischrothe fallend, schimmernd bis matt, undurchsichtig bis an den Kanten
durchscheinend, Strich gelblich weiss, Härte 5, specifisches Gewicht 2,24, spröde,
aber fest. Im Glasrohr erhitzt wird er blass oder röthlichweiss und gibt Was-
ser, vor dem Löthrohre wird er weiss und schmilzt etwas schwerer als der
vorige zu weissem weniger blasigem Glase sich wenig aufblähend und leuchtend,
mit Borax ist er zu klarem wasserhellen Glase schmelzbar, im Wasser unver-
ändert. Die Bestandtheile wie vorhin nur mehr Kalkerde und weniger Wasser.
-5) Der Reckit von Paynton in Devonshire ist nur in Kieselsubstanz verslei-
nerte Koralle, deren organischer Ursprung nicht zu verkennen ist. — 6) Kie-
selwismuth von Schneeberg ın Sachsen bildet kleine aufgewachsene Krystalle,
wasserhell, weingelb bis braun, durchsichtig bis halbdurchsichtig, stark glasartig
glänzend, vollständig ausgebilde Deltoidikositetraeder 202 neben andern, welche
den Uebergang in das Hemieder darstellen. 7) Der Bronit von Plasteros in
Mexiko erscheint in kleinen aufgewachsenen Krystallen, grasgrün, wenig demanl-
arlig glänzend, halbdurchsichtig, im Striche gleichartig und wachsarlig glänzend,
Härte 2, sehr milde, die Combinalion des Ilexaeders und die Rhombendodekae-
ders darstellend. — 8) Pyrit- und Markasitkrystalle gleichzeitiger ge-
meinschaftlicher Bildung. In einem Handstück von Tavistak in Devonshire zei-
gen Krystalle des Pyrits, Pentagondodekaeder darstellend mit wenig gekrümmten
und der Höheniinie parellel und unterbrochen gestreiften oder gefurchten Flä-
chen auf Quarz aufgewachsen, aus ihrer Masse herausragende Krystalle des Mar-
kasits oder Speerkieses , so zahlreich, dass die Pyritkrystalle wie gespickt er-
scheinen. Kleine Krystalle des letzteren sind wie durch einen lamellaren Kry-
137
stall des Markasits durchgeschnitten, ohne dass die dazwischen liegende Platte
die individuelle Ausbildung der beiden zusammengehörigen Theile hinderte. Die
Oberfläche einzelner Pyritkrystalle ist fast verdeckt durch die vielen herausra-
genden Schneiden der Markasitkrystalle und auf den grossen Exemplaren dieser
sieht man noch sehr kleine Parasitkıyställchen aufgestreut oder herausragend.
Zuletzt bildete sich ein Ueberzug von Childranit über den Kiesen auf der einen
Seite des Stückes. — 9) Felsöhbanyt identish mit Hydrargilit. Die
Stnfen des erstern Minerals im kk. Cabinet in Wien stellen ein Aggregat krystal-
linischer Kugeln im. Durchmesser bis 2mm dar. Die Oberfläche ist rauh und
malt, im Innern zeigen sich excentrisch geordnete lineare Krystalloide mit blätt-
riger Absonderung. Schneeweiss, perlmutlerartig glänzend, an den Kanten durch-
scheinend, undurchsichlig. Härte sehr gering, specifisches Gewicht 2,33. Im
Kolben erhitzt gibt es reichlich Wasser. wird etwas gelblich; vor dem Löthrohre
eiwas anschwellend, leuchtend, unschmelzbar. Die Formel ist 3H0,Aly03 also
mit Aydrargillit identisch. — 10) Berthierin ist ein mechanisches
Gemenge. Der Berthierin von Hayanges bei Melz stellt ein oolithisches Ge-
stein von leberbrauner oder graulich grüner Farbe dar, die kleinen rundlichen
plattgedrückten Körner in einem graulich grünen Cement. Die braunen Körner
aussen glatt und glänzend mit halbmetallischem Wachsglanze, sind erfüllt mit
gelbem Eisenocker, der von einer zarten Schale umgeben ist. Im Kolben ge-
glüht gibt das Gemenge viel Wasser, wird schwarz, dann braun oder rölhlich
und der eingeschlossene Eisenocker rolh. In Wasser unveränderlich, in Salz-
säure nicht oder wenig löslich, in Schwelelsaure das Cement löslich und die
Kieselerde in Flocken ausscheidbar. — 11) Specifisches Gewicht des
Flwssspathes. Es wurden hierauf 60 verschiedene Stücke geprüft und zeig-
ten dieselben ein Schwanken des Gewichtes von 3,1547 bis 3,1988. Bei 43
Stücken wurde das Gewicht von 3,1800 bis 3,1889 gefunden und aus diesen
3,183 als das wahre miltlere specifische Gewicht des Flussspalhes berechnet. —
12) Neues Mineral aus Italien. Dasselbe war bisher dem Apalit bei-
geordnet obwohl das von Maidinger ermittelte Gewicht von 2,955 und 2,979
diese Stellung schon zweifelhaft machte. Es ist kıystallinisch, der Bruch uneben
und splittrig, Farbe licht grünlich weingelb, durchscheinend, glänzend, auf den Kry-
stallflachen weniger, auf den Bruchllächen mehr, mit wachsarligem Glanze; Strich
weiss; spröde, Härte 5,5; specifisches Gewicht 2,969. In Glasrohre unverän-
derlich, nur ein wenig an Durchscheinendheit verlierend; das Pulver gibt bei
starkem Glühen etwas Wasser. Vor dem Löthrohre auf Kohle schwillt es etwas
an, wird weiss, berslet und schmilzt leicht zu einem farblosen durchsichligen
blasenfreien Glase, phosphoreseirend, während des Schmelzens leuchtet die Glas-
kngel bei der Entfernung aus der Flamme stark und bleibt bei der Abkühlung
klar. Mit Borax leicht löslich zu.farbloseın Glase. In Schwefelsäure vollkom-
men löslich, wobei sich ein weisses Pulver von Gyps und Kieselsäure ausschei-
det. Von Salzsäure wenig angegriffen. Die Analyse ergab
38,42 Kieselsäure 8,316 9
5,30 Thonerde 1,031 1,116
34,23 Kalkerde 12,225
7.72 Natron So | 14715 15,921
6,72 Phosphorsäure 0,923 1,008
6,00 Wasser 6,667 7,218
Die Menge des Fluor konnte wegen Mangels ausreichenden Materiales nicht ge-
nau bestimmt werden. Die Formel lässt sich versuchsweise so stellen = 9
(CaONa0.Si03)+7(Ca0.H0)-+-41203.P205. — 13) Oligoklas. Scheerers Beoh-
achtung, dass der Schiller des Sonnensleines von Tvedestrand von eingelagerten
Kıyställchen herrührt, fand K. bestätigt und ist geneigt die interponirten Kry-
tällcken dem Pyrrhosiderit, nicht aber dem Hämatit zuzuschreiben. Die vor
herrschende Ausdehnung zweier parallelen Seiten der Lamellen spricht dafür,
ebenso die Farbe, ein Gemisch aus Roth und Braun mehr dem Braun und Gelb
sich :hinneigend. Der metallische bunte Schiller und die verschiedenen gelben,
braunen, rothen, blauen, grünen Farben werden durch den Contact mit der Oli-
g*
138
goklasmasse, ähnlich wie bei den Einschlässen in Quarz durch Anlauffarben des
eingeschlossenen Minerals während der Bildung, durch den Reflex des Lichtes
u. dergl. hervorgebracht. — 14) Childrenit. Das speecifische Gewicht reiner
durchsichtiger Krystalle, welche unter der Loupe keine fremdarligen eingemeng-
ten Thbeilchen erkennen liessen, wurde auf 3,184 bestimmt, also etwas niedriger
als Rammelsberg angibt. Die qualitative Analyse wies Phosphorsäure,, Wasser,
Thonerde, Eisen und Mangan nach, — 15) Mellit. Gekrümmte Flächen an
Krystallen sind da von besonderer Wichtigkeit wo sie im Gegensatz zu dem Be-
griff der Krystallgestalten als ursprüngliche auftreten. Auffallend dabei ist es,
wenn sie neben ebenen sichlhar sind wie an zwei Mellitkrystallen von Artern.
Dieselhen stellen die gewöhnliche Combination der stumpfen quadratischen Pyra-
mide mit den Flächen des quadratischen Prismas in diagonaler Stellung und
den Basisfiächen dar. Diese letzitern sind regelmässig, convex gekrümmt, glatt
und glänzender als alle andern. Die Combhinationskanten zwischen oP und P
sind dadurch gekrümmt und die Fläche oP stellt kein Quadrat, sondern ein
gleichwinkliges sphärisches Teiragon dar. Das speeifische Gewicht der Krystalle
beträgt 1,636 und 1,642. — 16) Der Enargit hat ein speeifisches Gewicht
von 4,362. — Das speeifische Gewicht zweier Anlimonkrystalle wurde
auf 6,65 und 6,62 bestimmt. — 17) Pyrrhotin von Joachımsihal in Boh-
men, begleitet vou Pyrargyrit. In einem Handstücke erscheinen beide Mi-
neralien als ein gleichzeitig gebildetes Gemenge. Die Masse des Pyrrholins über-
wiegt, ıst derb und an der Oberfläche stellenweise mit herausragenden Krystal-
len besetzt, hexagonalen Prismen mit stumpfer Pyramide. In Drusenräumen ra-
gen aus diesen Pyrargyrilkrystalle heraus und anf ihnen sind kleine lange gut
ausgebtldete speissgelbe Pyrrothinkrystalle aufgewachsen, manche derselben ganz
davon bedeckt. Die Prismenflächen sind verlikal gestreift. ( Sitzungsber. Wien.
Akad. X, 179, uw. 288.) G.
Reuss, über einige noch nicht beschriebene Pseudo-
morphosen. Dieselben sind a) aus den Erzgängen von Pribram. 1) Sil-
berglanz nach gediegen Silber. Die 5 Zoll grosse Stufe besteht aus einem Ge-
menge von Quarz, Schwelelkies und Spatheisenstein, auf der Oberfläche mit
traubigen Gestalten von prismalischem Eisenkies, undentlich krystallisirtem und
zerfressenem Sprodglaserz, kleinen Kryslallen von Silberglanz und weingelben
nellen Baryikrystallen. In den Drusenraumen befinden sich vielfach gebogene,
mit einander verflochtene lange Drähte und haarformige Gestalten, denen des
gediegenen Silbers gleich. Sie bestehen aus deutlich feinkörnig zusammenge-
setziem Silberglanz. — 2) Braneisenstein nach Kalkspath. In einer kleinen
Kalkspathdruse sind stumpfe linsenformig zugerundete und den Achsenkanten von
R parallel gestreifte Rhomboeder so gruppirt, dass jede Gruppe zuoberst von einem
grösseren Rhomboeder dachformig bedeckt wird. Die Krystalle sind nicht nur
von einer dünnen Hant dichten Branneisensleins ringsum überzogen, sondern der-
selbe dringt auch überall zwischen. die Theilungsflachen ein. Entfernt man diese
Rinde, so erscheint der rauhe Kalkspath. Die Untenseite der Druse ist theil-
weise mit zellig durchwachsenen, sehr dünnen rhomboedrischen Krystallen he-
deckt, welche aber in ihrer ganzen Masse durch Brauneisenslein ersetzt worden
sind. — 3) Nadeleisenerz nach Schwerspath. Eine Bleiglanzdruse , deren Kry-
stalle theils mit braunen Blendekrystallen bedeckt, theils mit einer dünnen fein-
drusigen Rinde von Schwefelkies und Braunspath überzogen sind, trägt grosse
dünne und hohle Pseudomorphosen von der gewöhnlichen rhombischen Tafelform
des Schwerspathes. Dieselben sind Nadeleisenerz, die Fasern senkrecht auf den
Krystalllächen stehend. — 4) Kalkspath nach Schwerspath. Die Afterkıystalle
sind 1 bis 3° gross und sind im Innnern aus feinkörnigem compacten weissen
Kalkcarbonat mit Schwefelkies zusammengeseizt. Aussen Iragen sie eine sehr
unebene, löcherige , zellige Schwefelkıiesrinde, die mit Würfeln und Pentagonal-
dodekaedern beseizt ist, sowie auch mit Nadeleisenerz. Darüber lagern noch
kleine Kalkspathrhomboeder in Menge. — 5) Schwefelkies und Sprödglaserz
nach Polybasit, Die Afterkrystalle sitzen in Gemeinschaft mit weissen eiwas
gebogenen drusigen Braunspathrhomhoedern auf einer Druse kleiner Quarzkrystalle
139
üher grosskörnigem Bleiglanz. Sie bilden dünne. sechsseitige Tafeln (R— wo.
R-+-oo), mit den schmalen Seitenflächen aufgewachsen und fächerförmig grup-
pirt, auf der Oberfläche sehr uneben und drusig mit äusserst kleinen Pyritkry-
stallen im Innern und einem sehr porösen feinkörnigen Gemenge von Pyrit und
Sprödglaserz mit Partikelchen von Bleiglanz bestehend. Ueber und zwischen den
Pseudomorphosen sitzen glatte glänzende Kıystalle und traubige Massen von
Sprödglaserz. — 6) Schwelfelkies nach Bleiglanz. Eine Druse stark mit einan-
der verwachsener Bleiglanzkrystalle von bedeutender Grösse, dereu Oberfläche
mit einer sehr dünnen äusserst feindrusigen matten Rinde von Schwefelkies
überzogen ist. Der'Eisenkies setzt sich in das Innere der Bleiglanzkrystalle
fort. Auf einer andern Stufe trägt zenfressener Quarz eine Druse von slark ver-
wachsenen nierenfürmig gehäuften 1 bis 3°‘ grossen Bleiglanzkrystallen von der
Combination B. H, O und mit vollkommen platfer glänzender Oberfläche. Der
Bleiglanz bildet jedoch nur eine dünne Rinde, denn das Innere besteht aus einer
körnigen porösen zelligen Schwefelkiesmasse. — b) Aus den Bleierzgärgen von
Mies: 1) Weisshleierz nach Bleiglanz. Auf einem aus Bleiglanz bestehenden
und mit kleinen Quarzkrystallen überzogenen Handstücke sitzt neben einzelnen
kleinen undeutlichen,, halb zu Mulm aufgelösten Bleiglanzkrystallen und gelblich
weissen glänzenden säulenförmigen Weissbleierzkrystallen ein etwa 1/2‘ grosser
Würfel, der aus beinah farblosen, halbdurchsichtigen grosskörnigen Weissbleierz
mit unebenen Flächen besteht. — 2) Pyromorphit nach Bleiglanz. Die Krystalle
in einer Druse von Bleiglanuz sind theils nur mit einer kleintraubigen Rinde von
bräunlich grauem Pyromorphyt überzogen, theils auch ganz in eine poröse Py-
romorphılmasse von gelblich grauer Farbe umgewandelt. Einzelne kleine un-
veränderte Bleiglanzpartien liegen noch darin. — 3) Braunspath nach Weiss-
bleierzz. Auf einer Druse von auf Bleiglanz aufsitzenden Quarzkrystallen
bemerkt man neben einzelnen Bleiglanzwürfeln bis 3/s’‘ grosse Kıystalle von
der Form des Weissbleierzes , aber mit unebenen feindrusigen Flächen und ge-
rundelen Kanten. Es ist jedoch nur eine dünne sehr feinkörnige Schale und
mit dieser hängt nur an einzelnen Stellen ein ganz unregelmässiger aus der-
selben Substanz bestehender Kern mit- feinköinigem porösen Querbruch,. Bei
starker Vergrösserung erkennt man deutlich die rhomboedrische Form einzelner
Individuen. Die chemische Untersuchung bestimmte sie als Braunspath. —
c) Aus den Erzgängen von Joachimsthal, 1) Silberglaserz nach gediegen Silber
kommt auch hier vor wie bei Pribram. — 2) In ganz ähnlichen drahtförmigen
Gestalten findet sich auch lichtes Rotbgiltigerz auf Hornstein aufgewachsen und
im Innern mit feinkörniger Zusammensetzung, äusserlich theils mit einer grauen
erdigen Substanz überzogen, theils mit sehr kleinen glänzenden Skalenoedern
von Rotbgillig besetzt. — 3) Eigenthümliche sehr interessante Pseudomorpho-
sen vom Geistergange sind in einer sehr wechselnden Grundmasse eingewachsen.
Dieselbe ist mitunter sehr dicht, fest und feinkörnig, aus einem Gemenge von
Speisskobalt und Quarz gebildet, in welchem kleine Partıkelchen von Kupferkies
und Bleiglanz eingewachsen sind. Die darin liegendeu Pseudomorphosen sind
4.his 5‘ gross, stalılgrau ins Zinnweisse geneigt, stellenweise bunt angelaufen,
gfauflächig, glänzend und theilweise leicht auslösbar. Sıe stellen Combinatio-
nen von H O0 D C dar und zeigen oftmals die Krümmung und das blältrige
Aussehen der Flächen wie der weisse Speiskobalt. Im Querbruch sieht man die
feinkörnige Masse, in welcher die Krystalle eingewachsen sind. in einem an-
dern Handstück ist die feinkörnige Grandmasse weniger compact, poröser und
besteht aus dünnstengligen Markasit, der sich in den etwas grössern Höhlungen
zu schwarz beschlagenen kleinen traubigen Gestalten ausgebildet hat, und aus
beinah dichtem Speiskobalt mit zahireichen Partikeln rölhlich angelaufenen ge-
diegenen Wismulhs. Die zahlreich eingewachsenen Pseudomorphosen sind elwas
kleiner als vorhin, aber von gleicher Form und äusserer Beschaffenheit. Im
Innern bestehen sie aus nickelhalligem Speiskobalt von verschiedener Siructur.
Au der Oberfläche bildet derselbe eine sehr compacte stark glanzende Schale,
unter der nicht selten dünne Blattchen gediegenen Wismuths eingeschoben sind.
Der Kern besteht zuäusserst aus einer compaclen sehr feinkörnigen Masse, ist
140
Innen sehr porös, zellig, zerfressen oder ganz hohl. Ein drittes Exemplar ist
dichter mit sehr feinkörnigem Speiskobalt innig gemengler und deshalb schwarz-
grauer Hornstein mil vielen eingemenglen Bleiglanz- und Markasitpartikeln. Da-
rin liegen bis 21/4‘ grosse Würfei stark glanzend, zinnweiss ins Stahlgrane.
Aber nur wenige sind ganz mit feinkörnigem Speiskobalt erfüllt, viele porös
oder zellig, die weisten nur aus einer papierdünnen Schale gebildet. Nach wel-
chem Minerale diese Pseudomorphosen gebildet sind ist sehr schwer zu ermil-
teln , am wahrscheinlichsten nach Speiskobalt. — d) Auf der Hieronymuszeche
zu Trinkseifen liegen in dichtem Rotheisevstein bis Zollgrosse Leucilaeder von
rolhhraunem Granat meist glall und ebenflaächig, theils frisch und woblerhallen,
theils mannigfach verandert. Die Umwandlung geht von der Oberfläche aus, wo
sie glanzlos werden, geriugere Iarte und roihen Strich annehmen. Allmählig
dringt die Umwandlung nach Innen vor, bis endlich die ganzen Krystalle aus
dichtem thonigem weichen Rotheiseustein besteht. Zuweilen erscheinen im Roth-
eisenstein noch Stückehen unveränderten Granates Hier muss durch den pseu-
domorphosen Process die Kieselerde des Eısenthongranates verloren gegangen
sein, das Eisenoxydul in Eisenoxyd sich umgewandelt haben. — e) ım Grana-
tensande von Triblie und Podsedlie finden sich kuglige Zusammenhäufungen klei-
ner sehr deutlicher Hexaeder, die einst dem Pyrit angehörten, nun aher in Hä-
matit verwandelt sind. Ehen solche in dichten Rotheisenstein verwandelte Wür-
fel finden sich am Marienberge bei Aussig. — fj) In einem aufgelösten Granite
bei Neudeck sind häufge bis Zoll grosse Leueiloeder rolhbraunen Thoneisen-
granates eingewachsen. Statt des Granates sieht man hier bei vollkommener Er-
haltung der äussern regelmassigen Gestalt eine sehr feinkörnige, glanzlose, we-
nig feste, stellenweise fast erdige, hie und da von kleinen Höhlungen durchzo-
gene Substanz mit gelbbraunem Strich, also wohl Eisenoxydhydrat. Einzelne
Krystalle zeigen diese Umbildung in ihrer ganzen Masse, bei andern liegen in
dem Brauneisenstein noch unregelmäsigere grössere und kleinere Parlien unver-
änderten Granales. — g) Ein Koollenstück von feinkörnigem, durchscheinenden
chalcedonartigem Quarz mit lraubig nierenförmiger, von einer sehr feinen Kry-
stalldrusenhaut überzogener Oberfläche von Mühlhausen bei Tabor trägt aufge-
wachsene zollgrosse scharfkantige Skalenveder, die auf der Aussenseite sehr fein-
drusig, mit sehr kleineu Quarzkrystallen beselzt sind und aus einer sehr dün-
nen Schale feinkörnigen Quarzes mit innerer Höhle bestehen. Sie sind zwei-
felsohne durch pseudomorphe Verdrängung eines andern Minerals entstanden.
— bh) In dem schwarzgranen blasigen Basalte von Waltsch fanden sich einige
mehr als zollgrosse gelbliche kugliche Massen mit krummschaliger Zusammen-
setzung , die aus dünnen ausstrahlenden Fasern bestehen, ähnlich dem Mesotyp,
der in der That auch an einzelnen Stellen noch zu erkennen ist. Wo dessen
Veränderung eingetreten ist, liegen die Fasern nicht mehr dicht an einander und
sind hohl, gleichsam Scheiden,, die aus Hyalith bestehen. Zuweilen ist auch
das Innere mit wasserklarem Hyalith erfülll. Das Ganze ist mit einer his 4
dicken nierenförmigen Schicht theils wasserhellen,, theils nur durchscheinenden
weissen Hyaliths mit sehr kleintraubiger OberDäche überzogen. Hier drang wohl
die Kieselerdelösung zuerst zwischen die einzelnen Fasern des Mesotyps ein und
verdrängte denselben von aussen nach innen, wodurch um jede Faser eine hohle
Hyalithscheide entstand, indem zugleich der eingeschlossene Mesotyp verschwand.
— ij) Eine ganz eigenthümliche Erscheinung bieten endlich bis zollgrosse Kalk-
spalhkrystalle auf grossen Natrolithdrusen aufgewachsen, an welchen ein dünn-
plattiger theilweis sehr zersetzter Basalt beı Satesl im Elbihale so reich ist.
Die grössern stellen die Combination eines spitzigen Rhomboeders (R+1?) mit
einem andern sehr spitzigen in paralleler Stellung und dem Prisma P-Hoo dar.
Der ganze Krystall scheint aus lauter etwa liniengrossen Individuen zusammen-
gesetzt, deren Achsen sich nicht nur unter einander sondern auch mit der Achse
des grossen Krystalls in paralleler Stellung befinden. Die Spitze des letztern
wird von einem einzigen grössern Rhomboeder eingenommen. Die quer durch-
gebrochenen Krystalle zeigen einen centralen Kern, der von einer oder zwei ihn
rings umhüllenden, aber nicht dieht anliegeuden, sondern durch einen bald en-
gern bald weitern leeren Zwischenraum davon geschiedenen Schalen umgeben
141
wird. Der Kern ist eın Rhomboeder mit stets sehr rauher glanzloser Ober-
fläche , meist durch Zerstörung sehr angegriffen , zerfressen. Im Abstande von
!/3 bis 1°‘ wird er von einer bald nur papierdünnen, bald auch bis 1’ dicken
Schale umgeben, die ringsum durch einen leeren Zwischenraum gesondert wird.
Die innere Fläche der Schale ist eben, die äussere zeigt die schon oben bei
der Beschreibung der Krystalle angegebene drusige Beschaffenheit. Von ihr gleich-
falls durch einen leeren Zwischenraum gelrennt zeigt sich bisweilen noch eine
zweite Schale. lu den Zwischenräumen erkennt man sehr deutlich die Natro-
lithnadeln, auf welche die Kalkspathkrystalle aufgewechsen sind und die auch in
die Kalkspathsubstanz selbst eindringen. (Ebd. 44—57.) G.
Amelung, Analyse eines zwischen Berlinshausen und
Willebadessen aufgeflundenen Sphärosiderits. Am östlichen
Abhange des Eggegebirges sin! in dem Wasserbecken 25 bis 30 Flötze von
Spharosiderit im Liasthone aulgeschlossen. Die Nieren sind von Zoll bis an-
derthalb Fuss Grösse. Zwei Analysen wurden veranslaltel, A von einer Varielät
von licht aschgrauer Farbe mit einem Stich ins Gelbe, specifisches Gewicht 3,341
und B von einer dunkleren Varielät, specilisches Gewicht 3,343.
A. B.
Kohlensaures Eisenoxydul 72,94 74,66
Kohlensaure Kalkerde 8,56 6,56
h Magnesia 8,75 10,08
\% Manganoxyd Spur Spur
Ungelöster Rückstand u. Thonerde 9,55 8,97
Schwelel 0,02 0.02
99,70 100,54
(Rhein. Verhandl. X. 231.) G.
F. A. Genth, OennD, ein neues Mineral hat ein specifisches
Gewicht von 3,197, Härte = 2,5, perlmutterglänzend, olivengrün, Bruch fast
muschlig, die Formel ist 2(3R0,Si03)++(3R203,8i03)-H6HO. Die Analyse ergab:
T, II.
Kieselerde 23,301 23,317
Eisenoxydul 13,895 13,887
Thonerde 15,932 15,642
Eisenoxyd 34,578
Manganoxyd Spur
Magnesia 1,159 1,371
Kalkerde 0,286 0,431
Natron 0,410
Kali 0,076
Wasser 10,835 10,354
Das Mineral findet sich in Virginien in metamorphischen Felsarten in Gemein-
schaft mit Aphrosiderit und Thuringit, mit denen es in chemischer Hinsicht
nah verwandt ist. (Proceed. acad. nat. sc. Philadelphia 1853. VI. 297.)
G.
Fr. Pfaff, Grundriss der mathematischen Verhältnisse
der Krystalle. Mit 16 Tfln. Nördlingen 1853. 8n. — Der Verfasser
beabsichtigt mit vorliegender Schrift ein näheres Verständniss der Krystalle zu
eröffnen, so weit die Vorkenntnisse, die man auf unsern Gymnasien erwirbt,
dies erlauben, so weit es mit elementaren Kenntnissen aus der Lehre von den
Proportionen und der ebenen Geometrie sich erreichen lässt. Gewiss ein dan-
kend anzuerkennendes Unternehmen, da unsere Lehrbücher der Kıystallographie
meist gründlichere mathematische Kenntnisse voraussetzen, als sie sei unsern
Stndirenden zu finden sind, wenn dieselben Mineralogie hören. Nachdem in der
Einleitung die wichtigsten Vorbegriffe der Krystallographie erörtert, zählt der
Verfasser die Sätze aus der Proportiouslehre, aus der Geometrie und Trigono-
metrie auf, die er bei der nachfolgenden Darstellung ın Anwendung bringt. In
dieser werden die Systeme nach ihren einzelnen holoedrischen und hemiedri-
schen Gestalten und deren Combinationen ausführlich erörtert. Das Buch em-
142
pfiehlt sich allen denen, welche als Nicht-Mathematiker die Mineralogie ernstlich
studiren wollen. -
G. A. Kenngott, Uebersicht der Resultate mineralogi-
scher Forschungen in den Jahreu 1850 und 1852. Wien 1853.
4o. — Nachdem der Verfasser schou früher auf Veranlassung des um die Mi-
neralogie hochverdienten Directors der kk. geol. Reichsanstalt, Hın. W. Haidin-
ger eine Uebersicht der mineralogischen Forschungen während der Jahre 1844
bis 1849 (Wien 1852) herausgegeben hat, lässt er nun in ansführlicherer Be-
richterstattung die Fortsetzung dieser Uebersicht für den zweijährigen Zeitraum
1850 und 1851 in dem vorliegenden Hefte folgen. Die Anordnung des Mate-
rials schliesst sich hier der frühera innig an, zuerst werden nämlich die Ar-
beiten über die einfachen Mineralien in streng systematischer Folge (S. 1—163)
berichtet, dann die über das Vorkommen der Mineralien in der Natur, worunter
die Gebirgsarten, die Meteorsteine und Pseudomorphosen behandelt werden, er.d-
lıch die über die physicalischen und chemischen Eigeuschaften der Mineralien.
Die Berücksichtigung der gesammten Literatur, die übersichtliche Anordnung des
Stoffes, die Präcisıon in der Darstellung zeichnen diese Arbeit, die an sich
schon die Aufmerksamkeit eines jeden Oryclognosten und Geognosten verdient,
ebenso vortheilhaft aus als Scharfsinn und gltickliche Beobachtungsgahe die zahl-
reichen mineralogischen Untersuchungen, durch welche der Verfasser direct den
Fortschritt der Wissenschaft unterstützt,
Geologie. — Amelung, Analyse des Thonschiefers und
der Grauwacke in der Nähe der Erzlagerstätte zu Ramsbeck.
Der Thouschiefer (A) aus dem Liegenden der Lagerstälte ist dunkelgrau , blau,
schiefrig, führt höchst feine eingesprengle Schwefelkieskrystalle und sein fein
geriebenes Pulver ist aschgraun und entwickelt beim Befeuchten einen starken
Thongeruch. Salzsäure bewirkt Koblensäuregas-Entwicklung. Die Grauwacke (B)
aus dem Hangenden hat eine lichtgraue Farbe und einen unebenen, etwas splilt-
rigen Bruch, ist in dünnen Stückchen etwas durchscheinend, führt sehr kleine
Glimmerpünktchen.
A. B.
Kohlensaures Eisenoxydul 7,97 7,01
> Kalkerde 8,98 1,02
55 Magnesia 2,12 0,65
Kieselsäure 94,32 84,05
Thonerde 21,81 5,68
Magnesia 0,50 0,26
Kalı 3,75 1.29
Natron 0,34 0,26
Kohle 0,79
® 100,18 100,22
(Rhein. Verhandl, X. 228.) G.
Sartorius von Waltershausen, der Palagonitvon Island
und Sibirien. Schon im Jahre 1835 fielen dem Verfasser die zeolithartli-
gen Mineralkörper in Catanıa auf, die in Verbindung mit Kalkspath, seltner Gyps
in den Höhlungen eines braunen Tufls am Felsen von Aci Castello unweit der
Cyelopeniuseln gefunden werden. Die Tuffmasse selbst, ın Verbindung mit Man-
delstein den Felsen bildend schien ein eigenthümliches homogen zusammenge-
seiztes Mineral zu enthalten, welches bernsteingelb bis dunkelcolophoniumbraun
ist, sehr geringe (kaum 3) Härte und eine amorphe Structur bat. Am reinsten
fand sich diese Substanz in der Nähe von Palagonia im Val di Noto und erhielt
deshalb den Namen Palagonit. Auf Island bildet der Palagonittuff eine Zone
von einem Dritiheil der Inselbreite von Südwest nach Nordost vom Cap von
Reikjanes bis Thiornes und bezeichnet zugleich den Lauf der vulkanischen Erup-
tionskegel und deren jüngste Ausbrüche. Bunsen hat bereits (Poyyend. Annal.
LXXXIN. 2. S. 22)) eine Reihe von Analysen des Palagonit veröffentlicht,
die wir aufnehmen, nämlich unter I. und Il. isländisch® Varieläten, unter II.
Varieläten von den Galopagos ;
T.
Si0O®? AO? Fe20% CaO MsO NaO Ka HO Rückst.
37,95 13,61 13,28 6,48 783 1,72 0,42 1268 7,29
28,53 929 9,40 6,02 5,60 0,84 0,96 7,61 31.05
32,86 7,31 16,81 6,80 6.13 1,98 0,79 11,38 16,36
39,98 8,26 17,65 848 445 0,61 0,43 18,25 1,89
35.09 10,60 13,65 4,83 7,07 0,50 0,25 17,25 11,13
40,35 10,79 13,52 8,56 6,35 0.61 0,64 16,98 2,32
37,42 11,17 14,18 8,76 6,04 0,65 0,69 17,15 4,11
37,11 9,78 14,67 4,99 5,61 0,00 1,57 14,04 12,24
a N
9. 37,83 12,95 9,93 749 6,54 0.70 0,94 23,00 0,96
10. 36,15 11,31 10,47 7,78 6,14 0,54 0,76 24,69 2,19
Wird der unlösliche Rückstand zunächst nicht berücksichtigt und die Analysen
auf 100 redueirt, so erhält man als beobachtete und berechnete Sauerstoffmen-
gen von SiO?, 320%, RO und HO folgende:
os
sovoauanpwprp-
er le
-BDDBBRRDBRRRDOS
SSES-S- Sr -%
ge wanna - To
sen = BB On wa
NG—O KOOnS
DREBRyDBDRBDBDPRMD
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EIN AUSOnNDOH
QDBRBSTMSsSwor
teste
SS, -,. Om oo |
22T 2 0 u un
144
Die grossen Beobachtungsfehler, welche diese Tabelle angibt, sind nur fremdar-
tigen Umständen zuzuschreiben. Besonders auffallend ist die Vertheilung der
Zeichen. Unter &203 sind mit Ausnahme von Nr. 1 die beobachteten Sauerstoff-
mengen von Thonerde und Eisenoxyd verhältnissmässig zu klein. Unter SiO3
und RO wechseln die Zeichen zwar ziemlich regelmässig, aber fast überall ist
der Sauerstoff der Kieselerde beträchtlich über doppelt so gross als der von
22093, Unter HO ist der Wassergehalt meist zu gross. Wahrscheinlich sind
dem Palagonit fremde Mineralkörper beigemengt, welche die Analysen verunrei-
nigen. Da die Palagonite zweifelsohne aus vulkanischen Gesteinen hervorgegan-
gen sind: so müssen sie sich auf die in ihnen vorkommenden Mineralien, näm-
lich auf Feldspath, Augit, Olivin oder Magneteisenstein zurückführen lassen. Verf.
glaubt besonders in dem heigemenglen ÖOlivin und kohlensauren Kalk den Fehler
der Analysen zu erkennen und berechnet daher deren Mengen um sie in Abzag
zu bringen. Dann erhält er für die drei Gruppen folgende stöchiometrische
Formeln: 1) 2(#&2035i0%)-+3R0,25i0°?+6H0. 2) 2(&203310°%)+3R0,23103+
9H0. 3) 2(B2035i0%)+3R0%,Si03+12H0. — Im Allgemeinen sind wie erwähnt
die Palagonitiuffe conglomeralische Gebilde, die aus gewissen durch Säure zerleg-
baren Mineralen und einem unzerselzten Rückstande bestehen. Letzterer ist Augit
und ein schwer anfschliessbarer Feldspath z.B. Orthoklas, oder eine Verschmel-
zung beider, ein der Metamorphose enlgangener Trapp oder Basalt. Die mei-
sten Tuffe führen Basaltfragmente von Fuss Durchmesser bis zu microscopischer
Grösse. Neben denselben erscheinen in den sicilianischen kleine ausgezeichnete
Feldspatlh- und grüne oder schwarze Augitkryställe. Der durch Salzsänre leicht
zersetzbare Theil enthält ausser Olivin und kohlensauren Kalk den eigentlichen
palagonitischen Theil und ein wasserfreies Mineral, den Sideromelan. Dieser
gleicht an Farbe, Glanz und Bruch dem Obsidian, ist aber von geringerer Härte
und sein specifisches Gewicht = 2,531. Von concentrirter Salzsäure wird er
in der Wärme vollkommen zersetzt, von sehr verdunnter, welche den Palagonit
aufschliesst, erst spat angegriffen. Der Tuff von Sudafell besteht etwa aus 3/4
Palagonit und !/4 Sideromelan. Das Mittel aus zweı Analysen des Sideromelan
ist nach Abzug von 0,349 Wasser und 6,922 Rückstand:
Kieselerde 48,760
Thonerde 14.936
Eisenoxyd 20,143
Kalkerde 9,515
Magnesia 2,923
Natron 2.454
Kali 1,101
Die stöchiometrische Formel des Sideromelans fasst S. v. W. in ROSiO® +
B2035i0°, also mit der des labradorischen Feldspalhes vollkommen überein-
stimmend, und der Sideromelan ist demnach nur als ein sehr eisenoxydreicher
amorpher Labrador zu betrachten. Der durch Salzsäure gelöste palagonitische
Theil des Tuffs besteht aus
Kieselerde 41,464
Thonerde 10,905
Eısenoxyd 18,124
Kalkerde 8,545
Magnesia 4,797
Natron 0,638
Kali 0,403
Wasser + C02 14,494
Der Palagonit scheint daher ans Sideromelan unter Hinzufügung von 3 Atomen
Wasser entstanden zu seın. In Sieilien durchbrechen die vulkanischen Gebilde
des Val di Noto die terliären Kalkstein - und Mergelablagerungen der sogenann-
ten syracusaner Formation und fallen im Wesentlichen an das Ende ihrer sub-
marinen Ablagerung, nachdem bereits der grössere Theil jener fertig unter dem
Meeresspiegel dalag. Die weite Ebene von Palagonia wird durch die Palagonit-
formation begränzt. Nach Mineo emporsteigend erblickt man zuerst horizontal
145
liegende weit ausgedehnte Palagonitschichten die von Basaltgängen durchsetzt
werden. Die Grundmasse desselben besitzt im Allgemeinen eine etwas hellere
braunrölbliche Farbe als an andern Localitäten und ist mit unzähligen micros-
eopischen Pünetehen, hin nnd wieder mit grössern Einschlüssen eines weissen
Zeoliths innig durchweht. Kleine Olivinkrystalle, theilweise zersetzte sehr glän-
zende Augile liegen ebenfalls darin. Die Analysen der Palagonite des Val di
Noto ergaben folgende Zusammensetzung:
. It. im. IV.
Rieselerde 36,129 36,219 35,517 35,747
Thonerde 12,714 7,549 7,970 9,2429
Eisenoxyd 13,549 22,230 19,801 21,689
Kalkerde 7.825 4909 4306 4,813
Magnesia 5.721 4252 6,567 5,950
Natron 0,998 0,933 3,319 2,124
- Kali 1.261 0,468 1,637 0,706
Wasser 15,189 11,225 18,126 14,910
Rückstand 6,502 10,988 2,457 5,027
Die zweite Analyse ist von einem tief dunkelbraunen Palagonit, der in dem hell-
braunen eingeschlossen ist, genommen und ist derselbe nach Abzug des Rück-
standes mit dem oben bezeichneten Sideromelan identisch. S v.W. nennt ıhn
Korit. Andere Analysen, wegen der wir auf die Abhandlung selbst verweisen
müssen, führten zur Anfstellung eines Ayblit mit der Formel ROSIO’+-R203Si0° +
4110, des Notit mit der Formel 2{RKOSi03)+-R2035i03+5H0 In näherer Be-
ziehung zu den Palagonitlen des Val di Noto steht der schwarze Basalttuff von
Militello mit grossem Reichthnm terliärer Conchylien. Im frischen Bruche ist
derselhe schwach feltglanzend, schwarz bis schwarzbraun mit dunkleren Sidero-
melanpünktchen. Es ist ein verunreinigter Palagonit der mit dem Tuff von Sel-
jadalr und Foss Vogr die grösste Aehnlichkeit hat Seine Analyse ergab
Kieselerde 37,533 Magnesıa 6,535
Thonerde 10,346 Rali 1.003
Eisenoxyd 14.209 Wasser 10,690
Kalkerde 9,708 Kohlensäure 1,130
Natron 0,926 Rückstand 7,064
Eisenoxyılul 1,640 Spur von Chlor, Phosphors., Mangan.
Dıe Tuffe an der Südspitze Siciliens veranlassten die Aufstellung zweier nenen
Mineralien des Siderosilicit mit der Formel 2(32038i0%)+3H0 und des Trina-
erit 3:%2035i03)+5(ROSi203)+-9H0, deren Analysen ebenfalls ausführlich mitge-
theilt werden. (Sartorius v. Waltershausen, über die vulkanischen Gesteine
in Sicilien und Island. 1853.) —e.
Palmieriund Scacechi, über die vulkanische Gegend des
Vultur und das dortige Erdheben vom 14. August 1851. — Die
Furcht, dass der längst erloschene Vulkan Vultnr, anf dessen einen Krater Melfi
steht, mit jenem Erdbeben wieder in Thätigkeit kommen würde, fanden P. und
Se. unbegründet, indem sie weder an den Quellen noch an der Erdoberfläche
ırgend eine Veränderung wahrnahmen. Der Appenninenkalk (Kalk mit Nummu-
liten, Rudisten, Nerineen) ist in dieser Gegend compact, von muschligem Bruch,
weiss oder hellgrau und variirt mehrfach. Am hänfigsten führt er Rudisten,
ferner Myriaden von grossen Nummnliten und Nerineen. Am Monte Gargano
finden sıch auch Coniferenreste, Bulla, Pyrula und Ammonites rothomagensis,
in den Bergen von Pietraroia, von Giffuni und Castellamare Fische. Alles deu-
tet auf Kreide. Die Ablagerung bildet spitze Gipfel mit scharfen ahlänfenden
Rücken und steilen Wänden. Die Formation des Macigno oder das Fucoidenge-
stein dagegen bildet kleine Berge und Hügel mit rundem Gipfel, ist- deutlich
und dünn geschichtet, die Schichten von 25 bis 90 Grad geneigt, auf den Apen-
ninenkalk gelagert. Petrographisch bestehen sie aus Kalk, Mergel, Sandstein,
Limonit und Gyps in Wechsellagernng. Sie führen fast aur Pfanzenreste. Die
Subapenninenformation bildet merglige Thone, Sandstein, Kalk und ein Conglo-
merat, Die Schichten liegen horizontal oder nur wenig geneigt und bilden
10
146
höchstens flache Hügel. Der Kalk ist meist inffähnlich, zerreiblich, aus Koral-
len und Schalenfragmenten gebildet; auch der Sandstein ist zerreiblich, die Ge-
schiehe des Conglomerates bestehen meist aus mergligem Ralk,, Feuerstein und
sehr festem Sandstein, seltner aus Granit und andern krystallinischen Gesteinen.
Die Sandsteine sind überall ‚zerstreut, das: grobe CGonglomerat findet sich nur in
der Bergregion, der Kalkinff in der Ebene. An den Fuss des Vultur legen sich
in Norden und Osten weit hinlaufende Hügelreihen, in Westen nur ‚wenige nie-
drige vulkanische Erhöhungen , in Süden treten neptunische Hügel heran. Der
Vultur selbst und die ihn umgebenden Hugel hestehen aus vulkanischen Gestei-
nen. Von Osten gesehen steigt der Vultur sanft an und endet in sieben un-
gleiche Spitzen, deren erste kahle sich 1328 Meier über den Meeresspiegel er-
bebt. Langs der Nordseite folgen niedrigere sanft abfüllende Höhen bis an die
Ufer des Olanto. Die Nordseite der Vultnrabhänge sind viel höher und steiler,
enge wasserreiche Thäler einschliessend Den Krater umgeben Berge Tief in
seinem Grunde liegt von Höhen umgehen ein See nnd eın zweiler hinter dem
östlichen Hohenzuge. Der grösste Durchmesser des Kralers beträgt elwas über
3 Miglien, der kleinste 12/3. Die beiden Seen und das dabei befindliche Klo-
ster werden von einem fast kreisrunden Kraler eingeschlossen, einem steil anl-
steigenden Hügelkreise. Die Tiefe des kleinen See’s beträgt 37, die des gros-
sen 16 Meter. Der Vultur hatte also zwei Eruplionscentren, das ältere den ei-
gentlichen Vultur, den Pizzuto di Melfi bis zum Pizzuto di San Michele umfas-
send, und den kleinen beide Seen tragenden Krater. Gerade an den offe-
nen Seiten des grossen Kraters nach Westen uud Süden sind die vnlkanischen
Conglomerate wenig verbreitet, wohl aber nach Norden und Osten. Stets la-
gern Jie Lapılli und andere Auswürflinge über den jüngsten Gebilden, bilden die
Rücken der Hügel. Der Vultur bildet ein Dreieck, dessen Hypotenuse von NW.
nach SO. gerichtet 6 Miglien lang ist, während die andern Seiten je 3 und 4
Miglien messen. Die Laven bedecken etwa 12 Quadratmiglien Das Gebiet ist
sehr quellenreich, aber ohne Thermen. Mineralgnellen mit rolhem Bodensatz
und Gasentwickelung treten in den Krateren und der ganzen mit Lava bedeck-
ten Gegend zahlreich hervor, mehr an den nördlichen als an den östlichen Ge
hängen. Die Theorie der Eruptionskrater findet anf die Krater des Vultar voll-
kommene Anwendung und schon die vielen Quellen an den innern Gehängen
sprechen gegen die Erhebnngstheorie. Chemisch sind die Mineralquellen einan-
der sehr ähnlich, ibr Geschmack ist stechend, elwas styplisch wie der aller
Eisenwasser, sie und die aufsteigenden Gasblasen reagiren schwach auf Lack-
mus und enthalten schwelfelsaure, salzsaure und kohlensaure Salze von Magnesia,
Kalk und Natron und kleine Mengen von Eisenoxyd. Die bedeutendsten Quellen
liegen am äussern westlichen Abhang des Montiechio, drei andere am östlichen
Abfall des Vultur. Sie haben z. Th. grosse Travertinabsätze gebildet, anch
schwache Kieselabsätze. Der Vultur liegt noch in der Bergiıegion der neptuni-
schen Gebilde und diese Lage scheint anf eine Verbindung zwischen den pluto-
nischen Hebungen des Apennins und seinen Ansbrüchen zu deuten. Im Um-
kreise von etwa 10 Miglien ist kein Apenninenkalk vorhanden, er erhebt sich
milten aus weit ausgedehnten Hügeln von Fucoidengesteinen und die vulkanischen
Gebilde liegen stets über diesen. Ausser den Laven finden sich noch Sand-
massen, Lapilli und grosse aufgeworfene Blöcke. In der Augitophyrlava findet
sich neben hänfigen schwarzen Augitkrystallen Hanuyn bis zu einem Fünftel der
Masse, Die Hauynkrystalle sind sehr klein, durch Verwitterung in weisse erdige
Massen umgewandelt, Olivin und Glimmer, seltener Leneit kommen ebenfalis
vor. Die Laven sind dunkelgrauschwarz, bisweilen compact, meist zellig. Als
Ströme finden sich I) dichte schwärzliche zähe körnig krystallinische Laven
ohne deutliche Krystalle, selten mit undentlichen Augitkrystallen. 2) Braune zel-
lige Lava mit. haufigem Angit und Hauyn, sowie mit glänzenden Sismondinkry-
stallen. 3) Graue zellige halberdige Lava mit vielen Augitkrystallen und wenig
glasigem Feldspath, 4) Schwärzliche zellige steinartige Lava mit schlechteu Au-
gitkrystallen und Leueit. 5) Rötkliche körnig krystallinische Lava mit vielen
Augitkrystallen und weissen Flecken, 6) Dichte sehr zähe schwärzliche Lava
147
mit vielen Augit-, grossen Olivinkryställen und Glimmer, 7) Dichte zähe schwärz-
liche Lava mit sehr vielen Angitkrystallen und glasiger Substanz in den Zellen.
8) Porose erdige zerbrechliche Lava mit wenig Augit, vielem Hanyn und gros-
sen zersetzten Lencitkrystallen. 9; Dichte wenig zähe zellige schwärzliche Lava
mit vielen grossen Augiten und weisser erdiger Masse nebst sehr kleinen sechs-
seiligen Prismen in den Zellen. Diese verschiedenen Laven beweisen viele und
verschiedene Ausbrüche. Rings um den Vultur sind grosse Conglomeralmassen
vorhanden, einige mil grossen losen Krystallen von glasigem Feldspath und Me-
lanit. Es ist wahrer Trachyttuff. Vier Hanptvarietäten lassen sich hier unter-
scheiden. Die erste besteht aus kleinen gelblichen bimssteinartigen Schlacken
mit kleinen Augitophyrstücken und enthält lose mittelgrosse Angitkrystalle. Die
zweile führt viele Fragmente krystallinischer Gesteine von granitischer Structur
und sehr grosse Augite. Die dritte enthält grosse z. Th. abgernudete Augito-
phyrblöcke. Die vierte endlich besteht aus sehr kleinen schwarzen nicht zusam-
menhängendeu sandartigen Lapilli mit Olivin, die drei ersten Varietäten schei-
nen in wiederholten Ansbrüchen sich gebildet zu haben. In den Tulfmassen
findet sich reichlich Linionit, bänfig an der Nordseite, um den Hügel von Melfi,
theils in Graden theils in dünnen Zwischenlagen. Erratische Blöcke von grani-
tischer Structur sind in einer Tuffart sehr häufig und bestehen meist aus Angit,
Glimmer und Olivin, oft aus aschgrauen oder blanen Hauyan, Augit und titan-
halligem Eisenoxydul. Kalkblöcke fehlen ganz, Apatitkrystalle dagegen häufig im
Augit und Glimmer, glasiger Feldspalh selten. Ausserhalb der Basıs des Vultur
finden sich kleinere secundäre Krater mit mineralogisch verschiedenen Laven und
Lapilli. Ein solcher ist der Hügel, auf dem Melfi steht. Am Fusse desselben
liegen Tuffschichten ganz wie die des Vultur, dann fulgt die sehr hauynreiche
Lava. Zwischen beiden treten stellenweise Schlacken und bimssteinartige Lapilli
mit Hauyn auf. Jene Lava bildet nur einen höchstens 3 Metres mächligen Strom,
auf dem die Stadt steht. Oestlich von diesem Krater finden sich zunächst den
vulkanischen Gesteinen Kalke und Thone, dann Vultnrconglomerate, weiler sehr
mächtige Tuffe mit glasigem Felispath, endlich ein Lavasırom von hellaschgraner
Farbe mit ebenfalls glasigem Feidspath und Hanyn, den Hügel le Braidi bildend.
An der Nord- und Ostseite des Vultur liegen noch vıele Trachyltuffe unbekann-
ten Ursprungs. Sie enthalten lose Krystalle glasigen Feldspathes, von Melanit,
ferner Stücke krystallinischer Gesteine mit zersetziem Hauyn. In oryctognost-
scher Hinsicht ist das Fehlen von Schwefel, Gyps und Eisenglanz am Vultur
beachtenswerth. Es finden sich Augit, Hornblende, Peridot, Glimmer, Hauyn,
Leueit, glasiger Feldspatb, Melanit, Idokras, Sphen, Phillipsit, Haloysit, Nephe-
lin, Quarz, tilanhaltiges Eisenoxydul, Limonit, Apatit, Kalkspath, Arragonit. —
Den Yultur mit den Vulkonen ın Campanien zu vergleichen ist zunächst zu
beachten dass in letztrer Gegend drei Regionen zu unterscheiden sind, die Roc-
camonfiva, der Vesuv und die Somma, und die phlegräischen Felder mit Ischia
und Proeida. Der Vultur gleicht am meisten der Roccamonfina, beide seit un-
denklicher Zeit unthätig, beide mit Hauptkrater und kleinen Eruptionskratern mit
abweichender Lava, mit denselben losen Blöcken, die Lapilli einander höchst
ähnlich. Aufbruch durch Macigno und Subapenninenformation, nach Absatz der
letztern Trachytausbrüche,, eine lange Reihe von Augitophyrausbrüchen , bei Er-
löschen des Vultur die Bildung der Nebenkrater von Melfi und le Braidi, das ist
die Geschichte des Vultur. Nach dem Erlöschen bildeten sich die nie von vul-
kanischen Gesteinen bedeckten Travertine. Das Erdreich um Melfi war dürr
durch den lang ausgebliebenen Regen, die Jahreszeit heiss, die Sonne schien
bleich wie mit Nebel bedeckt, der Himmel war wolkenlos, als um 2 Uhr 20
Minuten Nachmittags am 14. August 1851 plötzlich die Erde erbebte. Auf dem
Felde erhob sich ein Windstoss und üher Melfi bewegte sich eine kleine Wolke-
die mit fürchterlichem Geprassel und dumpfem unterirdischem Getöse nieder,
fiel. Der erste Stoss war nach oben gerichtet, wellenförmig. Die einstürzen-
den Gebäude erschlugen in Melfi über 700 Menschen. Eine halbe Stunde spä-
ter erfolgte neuer unterirdischer Donner, nene Erdstösse mil verbeerender Kraft.
Abends kam der dritte und Nachts noch 11 andere Stösse. An den folgenden
148
Tagen traten noch je zwei bis drei Stösse ein, dann wurden sie seltener, schwä-
cher und endlich ganz gefahrlos. Die Thiere waren meist sehr unruhig, an
einigen Orten die Brunnen ohne Wasser, das Wasser trube. Am 16, August
kam ein Wetter mit häufigen Blitzen, grossem Hagel und hefligem Regen, Mali,
Barile und Rapolla sınd fast ganz, Rionero zu einem Drittel zerstört, Atella,
Venosa, Lavello, Ascoli, Canosa, Candela haben weniger gelitten. Melfi war das
Centrum des Erdbebens, doch nicht ‘der Mittelpunkt der betroffenen Gegend,
denn das vulkanisehe Tarrain war heftiger berührt, als das übrige. Sobald die
Stösse die Berge des Apenninenkalkes erreichten, nahmen sie schnell an Stärke
ab. Merkwürdigerweise litt Canosa vom 6. zum 7. September durch ein helti-
ges Erdbeben, das in Melfi, Barile u. a. O. nicht bemerkt wurde. Das Erdhe-
ben, welches am Morgen des 12, October Valona und audere Städte zerstörte
und 2000 Menschen tödtete, wurde stark in der Terra d’Otranto gefühlt und
verbreitete sich in die Terra di Barri. (Geol. Zeitschr. V, 21—74.) Gl.
Rolle, über den alten Sandstein der Wetterau — Die
Sandsteinbildungen der Wetlerau sondern sich in zwei grosse Abtheilungen.
Der obern ist grosse Gleichförmigkeit des Aussehens und Reinheit des Kornes
eigen. Es sind rolhe Sandsteine und Thone ohne Versteinerungen, dem bunten
Sandstein angehörig. Der untere Sandstein unterscheidet sich sogleich durch
die Unbeständigkeit der Charactere. v. Klipstein nennt ihn alter Sandstein. Es
ist Rothliegendes und besteht aus mehr minder grobkörnigem Sandstein von
rauhen grobkörnigen Conglomeraten und feinen Sandsleinschiefern begleitet. Un-
tergeordnet erscheinen darin Lagen von biluminösem merglıgem Kalkstein und
von hornsteinarliger Kieselmasse. Obwohl das Gebilde dem Uebergangsgebirge
des Tannus sich anlagert, so ist doch die wirkliche Auflagerung noch nirgends
aufgeschlossen. Es frägt sich auch, ob dieselbe unmiltelbar oder durch Stein-
kohlen vermittelt ist. Bei Lindheim am Fusse des Vogelsherges fanden Bohr-
versuche darauf statt. Dieselben schlossen folgende Schiehten auf: Sandstein
und Conglomerat mit Schieferthon 121 Fuss, grauer Kalk 16 Fuss, weissgrauer
Schieferthon 37 Fuss, grauer Kalk 3 Fuss, thoniger 58 Fuss, Kalkstein 1 Fuss,
weissgrauer Schieferthon Il Fuss, Kalkstein 6 Fuss, Kalkstein mit Schieferthon
und Sandstein wechselnd 154 Fuss, Sandstein mit Schieferthon wechselnd. An
andern Orten fanden Bohrversuche statt. An der Naumburg kommen Pilanzen-
reste vor. In dem Steinbruche wechseln Sandsteine und derbe Conglomerate
mit schwachen Lagen von Schieferihon. In leiztern sınd am häufigsten lange
feine mit Nadeln besetzte Zweige. zweireihig und dichtgedrängt an grössern Aester.
ansitzend. Sıe stimmen mit einem Theile der Walchien vollkommen überein,
und denten au[ zwei von Gutbier aus Sachsen abgebildete Arten. Gemeinschaft-
lich damit finden sich drei verschiedene Früchte und Coniferenreste. Calamiten
sind sehr häufig, aber zerdrückt und schlecht erhalten, auch Farren z.B. Odon-
topteris Fischeri. Die ganze Bildung tritt südlich von Frankfurt wieder her-
vor und breitet sich bis Darmstadt hin, weiter im Hangenden der Steinkohlen
am Hundsrück. Porphyre und Trappgesteine durchbrechen sie gangarlig in der
Pfalz. Auch die Trapptrünmergesteine kommen in der Welterau vor, wogegen
der Porpliyr hier fehlt. Deshalb und wegen der verhältnissmässig geringen
Entwicklung der Trappgebilde könnte vielleicht der Sandstein der Wetterau älter
als das Rothliegende sein. Doch möchten diese Abänderungen nur local sein
und die Formation muss zunächst noch dem Rothliegenden gleich gestellt wer-
den, (Rhein. Verhandl. X. 131—139.) Gl.
v. Carnall beschreibt die Galmeilagerstätte bei Wiesloch, welche auf
buntem Sandstein ruht und einen Zug Nlacher Höhen bildet. Auf diesen steht
das Gestein fast überall unter der Dammerde an. Eine grosse Anzahl von Pin-
gen und Halden eines sehr alten Bergbaues auf silberhaltigen Bleiglanz oder
schon auf Galmei finden sich hier. Die gegenwärtigen Aufschlüsse sind am
vollständigsten auf einem 80 Fuss tiefen Schachte erfolgt, ans welchem man in
verschiedenen Sohlen und nach allen Richtungen hin durch Strecken und Ge-
senke den Galmei verfolgt. Von senkrechten Klüften aus verbreitet sich der
Galmei seitlich ın den horizontalen Schichten des Gesteins, Besonders sind es
149
gewisse Bänke des Kalksteines, welche vermöge leichterer Angreifbarkeit durch
säurehaltige Quellen in der Nähe der senkrechten Spalten in Galmei umgewan-
delt wurden, namentlich sind es versteinerungsfuhrende Schichten und es kom-
men sehr häufig Steinkerne in Galmei vor, [Vergl. 1. 385. 386.] (Geol, Zeitschr.
V. 5.) Gl.
Nach Ewald kommen die Posidonien des obern braunen Jura, zumal
des Oxford hinsichtlich ihrer Verbreitung zwar denen des Lias nicht gleich, fin-
den sich aber doch in weit von einander entfernten Districten wieder und an
manchen Orten so häulig, dass sie förmliche Posidoniengesteine zusammensetzen.
Im Di:öme Departement kommen sie mit den Schichten des Ammonites Lamberti
eng verbunden vor, im Ardeche-Departement über den Eisenerzen von la Voulte
und Privas, welche den dem braunen Jura angehörenden Macrocephalenschichten
Deutschlands entsprechen. Auch in Würtemberg finden sich solche Posidonien-
sehichten und an der Porta Westphalica über den daselbst in’ Steinbrüchen ge-
wonnenen eisenreichen Sandsteinen. (Geol. Zeitschr. V. 8.) a.
In Curland erkannte Pander eine Zechsteinablagerung, die sich von der
Windau nach Osten in das Wilna’sche Gouvernement erstreckt. Sie besteht aus
den alten rolhen Sandsteinen aufgelagertem Kalksteine mit Myophoria obscura,
Pleurophorus costalus, Avıcula antiqua, Mytilus Hausmanni. (Zbd. V. 14.) GI.
v. Hagenow fand in 60 bis 70 Fuss über dem Wasser am Lebbiner
Ufer den braunen und untern Jura mil vielen Petrefakten anstehend. Derselbe
lieferte Ammonites tumidus, A. radians, A. solaris, A communis, Cardinia elon-
gala. Eine neue Monolis anomala steht der M. decussata schr nah. Auch auf
Gristow lagert brauner Jura in einer altern Schicht. In der Mergelgrube bei
Nemilz gehen grosse Massen des braunen Jura theils als festes Gestein theils als
schwarzer Thon mit gleichen Petrefakten zu Tage, von Kreide überlagert. Die
Stadt Camin selbst steht auf braunem Jurasandstein. (Ebd. F. 15.) Gl.
Castendyck, der Rochusberg oder Röchelsknapp bei Ibh-
benbühren. — Der Rochusberg bildet eine Kuppe des am nordwestlichen
Ende des Teutohurgerwaldes gelegenen Hochplateaus Schafberg, welches aus Stein-
koblengebirge und sehr quarzreichem conglomeralarligem Sandstein besteht, und
von jüngern Gebilden mantelförmig umlagert wird. In dem Sandsteine von Ib-
benbühren selzen mehre bis 40 Zoll mächtige Kohlenflötze mit Schiefertheon auf.
Die machligern Sandsteinschichten sind grobkörnig, conglomeratisch, die schwä-
cheren von feinkörnigerem gleichmassigern Gefüge, daher jene als Mühlsteine
diese als Flursteine gewonnen werden. Das Liegende ist nicht bekannt, im Han-
genden tritt Zechstein, Trias, Lıas, Jura aufs Den-Rochusberg bildet Zechstein-
dolomit, darunter folgt ein Kupferschieferflötz , hellgraue Sandsteinconglomerale,
Weissliegendes, Der Hebungspunkt scheint am südwestlichen Gehänge des Pla-
teau’s zu liegen, da auch hier die grössten Störungen vorkommen. Nordwest-
lıch vom Rochusberge streichen die Sandsteinschichten, deren normales Streichen
in N. 9 lieg; schon in N. 1—2, bald nachher in N. 3—5 mit entsprechenden
westlichen und nordwestlichen Einfallen. Von hier schwenkt das Gebirge voll-
ends herum und fallt an der nördlichen und nordöstlichen Seite von Steinbeck
bis Mettingen regelmässig flach gegen N, und NO. ein und an den Stellen wo
jüngere Gebilde bekannt sind, wird es conform überlagert. Die Dolomitmasse
des Rochusberges ist am südlichen und östlichen Abhange des Berges in 300
Lachter Länge und 100 Lachter Breite anfgeschlossen. Gegen SW. liegt sie
im Normalstreichen des Sandsteines, wendet sich aber im’ östlichen Fortselzen
bis N 4 gegen NO. mit 12—40°9 südlichen Einfallen. Das Verhalten zum Ku-
pferschiefer und Weissliegenden ist noch nicht ermittelt. Der Dolomit ist ein
umgeänderter Zechsteinkalk. In der Tiefe herrschen ungeschichtete oder undeul-
liche mächtige Bänke, nach oben die den Zechstein characterisirende wellenför-
mige Sehichtnng. Der kohlensaure Kalk des Zechsteins findel sich nur noch als
Ueberzug auf den obern Schicht- und KRluftllächen, als Ueberzug von Quarzkry-
stallen, welche die Drusen des Dolomites erfullen. Jemehr letzterer verändert,
desto kieseliger und quarzreicher ist er, stellenweis geht er in wirkliches Kie-
selgestein über, daher bei seiner Bildung auch Kieselsäure eine bedeutende
v
150
Rolle gespielt haben muss. Als zufällige Vorkommnisse finden sich Schwerspath,
Kupfer, Blei, Schwefeleisen, Eisen, Zink , theils rein ausgeschieden, theils als
innige Imprägnation im Dolomit: der Schwerspath als Ueberzug von Quarzkry-
stallen; Kupfererze als kleine traubige Anhäufungen von Kıystallen oder Mala-
chit; Bleiglanz in Körnern oder Plättchen. Der Eisengehalt ist Gegenstand berg-
männischer Gewinnung. Der Eisenstein ist ein Brauneisenslein von hell- und
dunkelbrauner bis stahlgrauer Farbe, in Lagern , Nestern , Trümmern, und an
den Saalbändern der Klüfte. Auf der Hohe des Berges findet sich zwischen einer
losen sehr verworrenen kieseligen Masse ein leıchterer Eisenstein. Bei der Ver-
härtung trat ein nicht geringer Ziukgehalt hervor, der als Zinkschwamm im Ge-
stell das Eisen verschlechterte. Es ist daher mehr ein eisenhalliger Galmei,
wie denn auch wirklicher Galmei vorkommt. Die Analyse wies 35 bis 40 püt.
Zink nach. Der nachher aufgefundene Galmei liegt in einzelnen netzarlig zu-
sammenhängenden Trümmern und unförmlichen Massen Das KupferschieferNötz
ist erzleer und sehr mergelartig und durch den Einfluss des auf dem unterlie-
genden Sandstein niedergehenden Wassers stark verändert. Das Weissliegende
ist nieht näher untersucht. Das Erzvorkommen ist gauz eigenthümlich, weder
in Gängen noch Flötzen oder Stöcken und Nestern, sondern in unregelmässigen
Massen mit allseitigem Uebergange in das umgebende Gestein. Die Bildung
fällt gleichzeitig mit der Umwandlung in Dolomit. (Ebd. 140—151.) Gl.
Koch, Beiträge zur Geognosie Mecklenburgs. — Ein
mächtiger Strom vermittelte einst dıe Verbindung zwischen dem Schweriner See
und der Elbe. Die deutlich einfallenden Thalgehänge an der Westseite der Stör
über Muess, Consrade, Plate, Banskow, Mirow, Goldenstedt, auf der Ostseite
über Zieflitz, Göhren, Tram , Klinken und Garwitz sind die Ufer dieses frühern
Stromes. Von der Elde durcbbrochen zeigen sie sich südlich wieder in den
Höhenzügen von Dütschow, Brentz, Blieverstorf, Kolbow, Prinslich, Beckentin.
Das Elbbeit lief ın Mecklenburg über Raddenfortk, Schlesin, Fabel, Loenz, Volz-
rade und Lübthen, bier durch die Sude unterbrochen erkennt man die allen
Ufer wieder bei Beizenburg bis gegen Bergedorf. Dieser Larf bildete sich zur
Diluvialzeit. In dem Bette und dessen Umgebung sind tertiäre Sande, Braun-
kohle und Bernstein aufgeschlossen und deuten für diese Epoche auf ein tertiä-
res Meer, dessen Ufer durch die Kreideinseln gebildet wurden. Als solche darf
man bezeichnen die Gränzen von Boizenburg über Hagenow, die Südspitze des
Schweriner See’s, Crivitz, Parchim und die Ruhner Berge. Oberflächenbeschal-
fenbeit und Bodenbildung sprechen für diesen Umfang. Nordische Geschiebe
fehlen auf dieser ganzen Terrain völlig. Auf der angegebenen Linie erhebt sich
in ziemlich steil anfsteigendem Abhange aus dieser lHaideebene das Geestland,
ein lehmiger fruchtbarer Boden mit zahlreichen nordischen Geschieben und Krei-
detrümmern,, mit wellenförmiger Oberfläche, mit Erdfällen und grössern Land-
seen. Die Oberfläche der Haideebene spricht für locale Störungen, während der
terliären und diluvialen Zeit. So ist die Hochebene zwischen Hagenow , Lud-
wigslust und Schwerin gehoben, der Sonnenberg hei Parchim. Der Lübtheener
Gypsstock scheint (?) selbst Diluvialschichten gehoben zu haben. Für die Haı-
deebene selbst lassen sich drei verschiedene geologische Gebiete aufstellen.
Das jüngste derselben ist das der Flussalluvionen, characterisırt durch schlam-
mige fette marschartige Bodenmischnngen, durch Torfmoore und Bruche, durch
stete Abwesenheit der Tertiärgebilde. Das andere oder Haidegebiet hat einen
schwarzen humusreichen, eisenoxydhaltenden Sandboden, unter dem sehr weisser
Quarzsand mit Glimmerblättchen und Feldspathkörnchen auftreten. Auch das
schon erwähnte Fehlen aller Gerölle ist höchst beachtenswerth; ferner das Vor-
kommen von dünenartigen Sandhügeln. Das Gebiet der nordischen Geschiebe
endlich bildet hüglige oft wilde Partien mit steilen Gehaängen, mil, Landseen
und Erdfällen. — Der Lübtheener Gypsstock wurde 1825 in einem Hügel von
Flugsand entdeckt. Er ragt nur 7 Fuss über den Wasserstand hervor. Ein
Dolomitgestein liegt schieferartig in grössern und kleinern Partien zertrümmert
um den Gyps herum. Zwischen den zackig emporstehenden Gypsköpfen finden
sich aufgerichtete Schollen eines dolomitischen Kalkes mit Poren und Blasen-
151
räumen. Der umgebende Sand enthält Thongallen, Gerölle, ist völlig reinge-
waschener Seesand. Das Centrum der Gypsmasse bildet ein anhydritartige.«
fester Gyps von grosser llärle, in steil aufgerichlete Bänke zerklüftet, die Klüfte
mit Sand erfüllt, <. Th. auch mit Franeneis und Alabaster. Weisser fester Gyps
umgibt dieses Centrum manlelförmig und geht nach Aussen in andere Varieläten
über. Das ganze Vorkommen gleicht in geognostischer Hinsicht dem Linebur-
ger Gypse. Zu erwähnen sind noch die im Gyps hervorbrechenden- Quellen,
unter denen eine Salzgnelle mit 170 R., eine Schwefelqnelte mit 14% R., eine
Stahlgquelle wit 10% R. und eine Süsswasserquelle mit Li® R. zu beachten sind.
Sämmiliche Quellen liefern während der Sommermonate etwa 90 Cubikfuss Was-
ser in der Minute. (Mecklenburger Archiv VI. 17--57.) Gl.
Schafhäutl, über die geognostischen Horizontein den
baierischen Voralpen, — Die räthselhafte Natur der baierischen Alpen
fällt sogleich in die Augen, wenn man ein Profil durch dieselben mit den Ge-
birgsdurchschnilten andrer Länder vergleicht. Sch. hat seit einer Reihe von
Jahren mit grossem Rifer uud nach allen Richtungen hin dieses räthselhafte
Schichtensyslewn untersucht und bereits vieles Dunkel darin aufgehellt. Eın be-
sonderes Interesse erregt hier die irrthümlich mit Solenhofen identifieirte Wetz-:
steinformalion, von der zunächst wieder eine Ueber- und eine Auflagerung spe-
ceieller beschrieben wırd. Zu der einen Lagerstätte führt die Schlucht des Halb-
loch zwischen Steingaden und Füssen ins Thal des Trauchgebirges. Dieselbe
entstand durch einen Riss, welcher den Mühlschartenkopf an der nordöstlichen
Seite von einem Ahhange des Buchherges an der südwestlichen Seite trennt.
Die Schichten beider Seiten sind verworfen, im Streichen und Fallen verändert.
Schon Eingangs besteht das rechte steile Ufer aus aufgerichtelen anf dem Kopfe
stehenden Schichten , welche am linken Flussufer unter 35 bis 400 südlich ein-
fallen. Am linken Ufer nach Süden gewandt Lreten Kalksandsteine auf, anfangs
hellsran, später dunkler bis schwarzgrau, dort sehr feinspliltrig, hier grobsplitt-
rig. Das lichte Gestein beim Bruckschmied gibt siellenweis Funken am Stahl
und hinterlässt mit Salzsäure eine sanıdige leicht zerdrückbare Masse. Der Kalk
herrscht also über den Quarzgehalt. Die Schichten wechseln von 1‘ bis über
12°. Mächtige Bänke grobkörnig und mit gelben unregelmässigen Flecken auf
dem Bruche folgen, dann kommen Schichten mit sehr vorherrschender Kiesel-
erde. Darauf lagert eine widersinnig einschiessende Schicht gelbgrünen musch-
lig brechenden Kalkes mit Spuren von Thon. Nun treten wieder mächtige
Bänke von Kalksandstein auf. Feingeschieferte. Schieferthone trennen die fol-
genden Schichten, die bald grob- bald feinkörnig sind und auf den Schichtflä-
chen häufig schwarze und weisse Glimmerblättehen zeigen. In den weiten Schich-
ten spielen kohieusaures Eisen- und Manganoxydul eine bedeutende Rolle, indem
durch Verwillerung die Kalksandsteine in eisenhaltige Sandsteine verwandelt
werden. Diese sandigen Schichten bilden immer mächligere Lager an der Ober-
fläche mit einer gelben Verwilterungskruste: bedeckt und nach und nach ganz
zersetzt. Auf diese zersetzien Sandschiefer folgen jene Mergellager mit herr-
schender Thonerde und Chondrites. Das erste Lager besitzt eine schollige oder
schaalige Absonderung, auf den Absonderungsflächen schwarzbraun glänzend wie
polirt, auf den Sprungllächen mit Chondriles intricalus. Es folgt wieder regel-
mässig geschieferter Sandstein mit grünen Körnern und vielen Glimmerblattchen
auf den Schichtflächen. Ueher 15° mächtige grünlich gelbe Mergellager bedecken
diesen Kalksandstein. Sie führen Chondrites aequalis. Kalksandstein tritt wie-
der auf. Nıun sind die sanften Thalgehänge mit Vegetation bedeckt und die
Gesteinsschichten nicht mehr zugänglich. Auf dem rechten Ufer des Halbloches
liegen die Schichten beinah höhlig , rechtsinnig einschiessend (150). _Merglige
Bildungen herrschen vor, die Schichtung wird regelmässiger, die Schichten mäch-
iger. Die unterste 5° mächtige Bank besteht ans diehtem grauem grohkörnigen
Mergelschiefer mit welliger Bruchfläche und weisser Verwitterungsfläche. Dann
folgt Kalksandstein mit untergeordneter Kieselsänre, grasgrünen Puncten auf der
Bruchfläche und mit brauner Verwitterungsfläche. Auf ihm lıegt ein mächtiger
Kalkmergel, der zu hydraulischem Kalk benutzt wird. Dichte schwarzgraue grob-
152 A
körnige Schiefer von 1‘ Mächtigkeit folgen. Der Thon herrscht darin. Mer-
gelschiefer in welliger Schichtung mit eingewachsenen Knollen, schwarzgrau und
Chondrites intrieatus führend lagern darüber. Dann folgen hellgelblich graue
Kalkmergelbänke, zwei Fuss mächlige sammtschwarze. Schieferthone, lichtgelblich
gvane Kalkmergelbänke, schwarzgrauer, leinkörnig splittrig spaltender Mergel
geadert und punelirt auf der Bruchfläche, wiederum hellgelblich graue Kalkmer-
gel mit schwarzen Linienflecken auf der Bruchfläche, endlich grauer feinkörniger
Kalksandstein mit Spuren von Chondrites linearis. Nun stehen die Schichten
wieder auf dew linken Flussufer zu Tage. Berggrüne Schieferthone treunen die
Kalksandsteine, darüber dichte Kalkmergelbänke, dichte muschlig brechende Kalk-
mergel mit Chondrites furcalus, zulelzt dunkelgrüner dichter, splitwig brechen:
der Kalksandstein mit streifiger BruchNäche. Die steilen Ufer des Flusses ge-
statten keine weitere Verfolgung. Indess wirderholen sich die letzten Schichten
mehrfach: die Ralkmergel enthalten Münsteria annulata, Helminthoida crassa und
zuletzt Chondriles furcatus. In den Rohrecken angelangt, wo der Lobenthalbach
in den Halbloch einmündet, finden wir eine eigenihumliche Sandsteinbildung,
grau, mil viel Glimmer auf den Absonderungsflachen, „ie Bänke durch weıche
schwarzgrane sehr glimmerreiche Schieferihone geschieden. Dann beginnen die
schiefrigen Gesteine eine andere Physiognomie anzunehmen, sie werden dunk-
ler, dichter, schwer von Säuren angreilbar, ins Grünliche ziehend, mit dunn-
schiefrigen brannrolben Mergeln wechselnd. Auf sie folgen plaltenformige
schwarze Schiefer mit dichtem sammtarligem Brüche, von weissen Kalkspath-
adern durchzogen, von Sauren gar nicht angreılbar, kohlensaures Eisen und
Manganoxydul enthaltend, mit papierdannen Schiefern wechselnd und von mach-
tigen Ihonigen Schielern eingeschlossen. Im Bachbelte finden sich von nun an
grosse Trümmer von Wetzsteingebilden und braunrothem Marmor. Hoch oben
zur Linken am Rosskopf sieht man den Weizstein vom braunrothen Marmor
überlagert. Im Bache aufwärts erscheint noch einmal der grobkörnige Reisels-
berger Sandstein auch der schwarze Schiefer mit grunen Schiefermergeln wech-
selnd steil von N nach S einschiessend. Es folgen knollige schwarze grau-
lich- braune dichte Kalkmergel, conglomeralarig und dann sammtschwarze
Hornsteinplatten. Diese sind beieckt von schwarzgrünlichen, sehr zahen,
auf dem Bruche schillernden Kalkhornsteinschichlen die nur gepuivert mit
Säuren brausen und am Stahle Funken geben. Darauf kommen die schwarz-
grauen Mergelschiefer der Klanne und auf sie die Weizsteingebilde. Diese
sind bequemer am rechten Bachufer zu untersuchen und zwar im Ho-
hengraben. Ihre Schichten schiessen steile in von Nord nach Süd und slrei-
chen von Ost nach West. Ihre Farbe ist gelblich weiss, ihr Bruch beinah
muschlig. Neben Tausenden Aptychen fuhren sie Ammoniles raricoslalus. Wei-
ter aufwärts liegen auf dem röthlichen Mergelgebilde wieder gelblich weisse
Weizsteine, diese ändern noch höher hinanf ihr Streichen und Fallen. Der
überlagernde schwärzliche Schieferthon mit den schwarzgrauen Fleckenmergeln
ist voll von Amaliheen. Daruber folgen Amalıheekalkmergelschiefer und Punkt-
fleckenmergel, letzterer mit Ammonites Bucklandi etc. Demnach gehören die
den Wetzsteingebilden eingelagerten Schichten entschieden zum Lias. Aber es
finden sich darin auch Hallstädter Globiten. Im Hohengraben aufwärts steigend
findet sich braunrolber Marmor mit rothen Hornsteinen und dem ächlen Ammo-
nites fimbriatus. Daran sehliesst sich ein etwas grunlicher Kieselmergel, dann
hellrother Hornsteinmarmor, zuletzt wieder zwei Schichten des Wetzsteingehil-
des. Aus dieser Darlegung folgt, dass alle hier auftretende Liaspetrefakten fuh-
rende Schichten von den Wetzsteingebilden eingeschlossen sind. Die unmiltel-
bare Auflagerung der Wetzsteingebilde anf die schwarzen Schiefer bieten die
Bachsohlen am rechten Ufer des Kochelsee’s, jenes Thal in welchen der Laim-
bach herabkommt. Hier folgt: grobkorniger Sandstein, feinkörniger schr dun-
kelgrauer grobsplitiriger Kalksandstein,, Kalkmergellager, am sogenannten Holz-
fang dann 6° mächlige lichtgraue Kalksandsteinbanke steil von Nord nach Süd
einschiessend. Weiter aufwärts wird der Kalksandstein auf frischem Bruche
schwarz feinkörnig, zulelzt dicht und eben, dann mit Mergeln wechseilagernd,
155
endlich die schwarzen sammelartigen Schiefer, hierüber schwarze Schieferthone
und Lager von Hornsieinen mit grünlich grauer Farbe. Nach weiterm Wechsel
der Gesteine folgen dann die Wetzsteingebildee Hier in diesem Gebiete finden
sich in den schwarzen nnd Fleckmergeln Ammonites amaltheus, A. Murchisonae,
A. costatus, A. fimbrıatus, A. Bucklandi, die über das Alter nicht den gering-
sten Zweifel lassen. Emmerich liess sich durch eine dem Aptychus lamellosus
ähnliche Art verleiten diese Schichten mit den Sohlenhofer zu identificiren.
Das Schlussglied dieser Bildung macht der graue bituminöse Kalk am Katzen-
berge, der die höchsten Kuppen in den östlichen Alpen zusammensetzt und Te-
rehratula lacunosa, Lilhodendron dichotomum, Apiocrinus rotundus, Melania
striala u. a. führt, die anf jurassischen Korallenkalk deutlich genug hinweisen.
(Bronn’s Jahrb. 399—432.) al.
Hassenkamp, Beiträge zur geognostischen Kenntniss
der jüngern Gebirgsglieder des Rhöngebirges. — An den Ab-
hängen der Muschelkalkhöhen des Rhöngehirges treten Kalktuffllager auf, deren
Bildung unter Vermittlung von Gräsern und Moosen noch fortdauert und die bei
Weisbach und Öberelsbach technisch benutzt werden. Ausser Pflanzenahdrücken
finden sich darin Schalen von Helix, Bulimus, Clausilia u. a. Landconchylien,
die sämmtlich lebenden Arten angehören, doch in tiefern Punkten in andern
Zahlenverhältnissen als jetzt, daher der Anfang der Tuffbildung in die Quartär-
periode zu verlegen ist. Das scheint auch mit der Flora der Fall zu sein.
Alle Gesteine der tertiären Zeit bestehen aus Geröllen, Thon, Braunkohlen, Süss-
wasserkalk, Süsswasserquarz. Von Kaltennordheim sind ausser Pflanzenresten
Schalen von Planorbis und Helix, ferner Rhinoceros incisivus, Cervus bekannt,
von Bischofsheim nur Pflanzen, von Sieblos Paludina, Melania, Pflanzen und
Fische. Alle diese Petrefakten deuten aaf ein miltelterliäres Alter der Braun-
kohlenformation. Bei Burkards im Fuldatbale ist folgendes Schichtenprofil auf-
geschlossen: 1) Lehm mit Basaltstücken, 2) Braunkohlen mit völlig unregel-
mässig gelagerten Holzstämmen. 3) Thon. 4) Gerölle aus buntem Sandstein
und Phonolith ohne Basait. Die Basallkuppen an der Fulda sind daher später
entstanden als die Gerölle abgelagert. Die Lagerung der Holzstämme lässt die
Braunkohle als eine Strombildung erscheinen. (Zbd. 437 — 441.) @l.
Tasche, die Tertiärformation am Rande des Vogelsber-
ges. — Nachdem Genth bereits die Bildungen des Mainzer Beckens am Nord-
rande des Vogelsberges von Treisa bis Neustadt nachgewiesen , verfolgt T. die
Forisetzung derselben. Oestlich von Giessen in der Rabenan begegnet man hin-
ter dem Basalie des Hangensteines Sand- und Quarzbildungen der Tertiärzeit,
Der Sand von Wieseck, in den obern Lagen Sphärosideritknollen führend ist von
denselben nur durch einen Basaltrücken getrennt. Zevstreut liegen auf ihm
weisse kanlige Blöcke eines in dichten "Quarz übergehenden Sandsteines. Das
ganze Gebilde lagert auf bunten Sandstein. Bei Homberg an der Olın tritt: zwi-
schen bunten Sandstein und Basalt dieselbe Ablagerung wieder auf, theils auf
ersteren ruhend, theils auf Kalk- und Mergelbänken, die vielleicht den Litorinel-
lenkalken des Mainzer Beckens entsprechen. Weiter nach Osten bei Alsfeld er-
scheinen Braunkohlenthone und Braunkohlen, doch ist hier der Sand noch nicht
anfgefunden. Sande und Sandsteinguader aber dehnen sich zwischen Angers-
bach, Rudlos und Schadges ans. Die Schlucht von Allendorf bis Climbach ent-
blösst einen geschichteten vulkanischen Tuff, .der viel Basalt, Dolerit und andere
vulkanische Gesteinsstücke aufschliesst und von blauem Basalt bedeckt ist. Um
Climbach selbst findet man auf kanm !/a Quadratstunde folgende Gesteine bei-
sammen: Basalt, conglomeratischen Basalttuff, grauen dichten Basalttuff mit Pflan-
zenresten, Dysodil, grünlichen Mergel mit Süsswasserkalk und Süsswasserquarz.
Der Dysodil ist ein Product microscopischer Algen und Schlamminfusorien. Die
chemische Analyse ergab 20,00 Wasser , 100,00 Asphalt, 7,60 Gase und 62,40
Rückstand. Der Süsswasserkalk führt Planorbis declivis, andere Schnecken und
Früchte. Ihm entspricht auch dıe Kalkablagerung im neuen Wald bei Allendorf
und bei Flinschhausen, In der nächsten Umgebung von Homberg sind an zwei
Punkten Kalkschichten gefunden, auf dem Wege nach ‘Appenrode wo er Litori-
10 rr
154
nella acuta führt, und bei Dannerod mit Lirmnaeus acuminatus und Cerithium
punctulatum. Demnach scheint nun das Meer des Mainzer Tertiärbeckens über
den grössten Tbeil von Rheinhessen, einen Theil der baierischen Pfalz überdeckt
und zwischen den Erhöhungen des Rheinischen Schiefergebirges und der pluto-
nischen Gebilde des Odenwaldes und Spessarts, sowie des bunten Sandsteines
andererseits sich ausgebreitet zu haben. (Ebd. 141—149.) @l.
J.Steininger, geognostische Beschreibung derEifel (Trier
1853. 40.) — Diese Schrift zerfällt in drei Abschnitte, zwei kürzere geogno-
stischen Inhalts und ein sehr umfangsreicher über die Versteinerungen, dem sich
dann die allgemeinen Resultate anreihen. Hier heben wir zunächst das Geo-
gnostische heraus. 1. Thonschiefer und Quarzfels. Bekanntlich setzt der Thon-
schiefer mıt mächtigen Quarzfelslagero und Grauwackenschiefer das Schieferge-
birge zwischen dem Rheine, der Mosel bis von Bingen nach Metlach zusammen.
Der Thonschiefer tritt noch auf der linken Moselseite auf und geht westlich bis
zu folgenden Punkten: Niederkaib und Landscheid mit südlichem Fallen, Nie-
derscheidweller mit nördlichem Fallen, Cettenfeld und Manderscheid, Uesshach-
thal bei Lützerath mit steilem südlichem Fallen, Gillenfeld (Llandiloflags),, in
der Tiefe des Marterthales, bei Müllenbach, Düngenheim, Mayen, Andernach,
Nickenich, welche Localitäten Murchison dem cambrischen System unlerordnete,
obwohl sie entschieden silurische Petrefakten führen. Der Thonschiefer und
Quarzfels des Hundrücks muss vielmehr mit der Eifel vereint bleiben. Jene
fallen zwar im Allgemeinen viel steiler ein und sind petrographisch abweichend,
allein diese Gründe genügen zur Trennung nicht. Nach der Eifel hin findet
man nur schiefrige thonige und sandige Grauwacke mit Grauwackensandstlein
wechselnd, bis man bei Pelm und Gerolstein in den Kalk gelangt. Bei Coblenz
greift die schiefrige Grauwacke weiter nach Osten bis Brodenbach und Boppard.
Aehnlich herrschen in den Ardennen Thonschiefer und Grauwackenschiefer von
Schöneseifen und Dreiborn bis Monljoie, wo Dachschiefergruben sind, aber die
Quarzlager sind selten. Wir verfolgen die Gesteine in den Ardennen nicht wei-
ter und wenden uns Il. zum Grauwacken- und Kalkgebirge der Eifel. Die
schiefrige Grauwacke dieses Gebietes scheint beslimmt jünger zu sein als die
Moselgebirge und Ardennen. Die Schiefer zu Wiesbaden senken sich mit nord-
westlichen Fallen unter den Thonschiefer und Quarzfels des Rheinthales, unter-
teufen also die Eifel. Die Kalklager dieser mit der zwischenliegenden Grau-
wacke füllen grosse Mulden, deren Längsachsen von Süd nach Nord gerichtet
sind und deren Ausdehnnng mehrfach gestört ist. Von Prüm nach Osten gehend
erkennt man die Lagerungsverhältnisse am ehesten. Das lınke Ufer des Prüm-
baches wird zu Prüm durch einen etwa 200 Fuss hohen Abhang gebildet. Am
Bache steht thonige Grauwacke, gegen die Mitte des Abhanges geht sie in einen
graubraunen Sandstein über, der dieselben Versteinerungen führt, auf der Höhe
des Abhanges sind Schichten von linsenförmig körnigem Rotheisensteine gleich-
förmig eingelagert. In einiger Entfernung folgt ein Kalklager, deren später noch
mehre auftreten. An der Chaussee von Prüm nach Büdesheim südöstlich von
Weinsheim erscheint der Kalk dunkelblau, wıe sonst nirgends in der Eifel.
Oestlich von Rommersheim werden die Wiesen durch Dolomitfels begränzt, der
dem grossen Dolomitzuge von Schönecken nach Büdesheim angehört. Unter ihm
tritt bei Schöneken Kalk aus der Ihonigen Grauwacke hervor. Der Dolomit löst
sich ohne Rückstand in Salzsäure auf, enthält weder Thonerde noch Eisenoxyd.
Eine andere Probe lieferte 11,6 Quarzsand, 6,9 Eisenoxydhydrat mit Thon, 18,8
kohlensaurer Kalk, 41,3 kohlensaure Magnesia, 20,4 Verlust, Zu Büdesheim ist
der Dolomit eine aus krystallinischen Körnern lose verbundene leicht zerreibli-
che Masse. Das Streichen ist hier h 4 mit 460 südöstlichem Fallen. Der
körnige Rotheisenstein tritt ebenfalls wieder auf und über demselben ein Kalk-
flötz. Die andere grosse Kalkablagerung der Eifel wird begränzt von Lissingen,
Gerolstein, Gees, Berlingen, Hohenfels, Betteldorf, Oberehe, Nohe, Ardorf, Dor-
sel, Leudersdorf, Hillesheim, Bolsdorf und Bewingen. Die Verhältnisse sind hıer
ähnliche wie vorhin. An der Kill ist der Rotheisenstein der sandsteinartigen
Grauwacke eingelagert. Gegen Gerolstein hin wechseln schwache Kalkschichten
155
mit meist thonıger Grauwacke. Darüber liegt Dolomit von Gerolstein bıs Pelm
felsbildend. Eine dritte bedeutende Kalkmasse zieht sich von.Lissendorf über
Gönnersdorf, Feusdorf, Ahrdorf, Hinzersdorf, Oberfreilingen, Lommersdorf, Udel-
hofen, Dollendorf, Wisbaum. Die Schichtenfolge bietet hier nichts Eigenthümli-
ches und ist im Ahrthale am besten zu studiren. Ein anderer Kalkdistriet bil-
det einen schmalen Streifen von der Hammerhütte nach Basem , Schmidtheim
bis Blankenheimdorf u.s. w. Endlich ist der Distriet zwischen Marmayen, Kra-
kel, Sistig, Rinnen, Sötenich , Kalkmuth u. s. w. noch zu erwähnen. Dem Alter
nach sind alle diese Kalke devonisch, während das Uebergangsgebirge unter
demselben silurisch ist, die Gränze zwischen beiden bleibt unbestimmt. Der
bunte Sandstein lagert sich der ältern Eifel auf und zieht in schmalem Streif
von Oos und Müllenhorn über Scheuern, Lissendorf, Wisbaum nach Bewingen.
Auf dem Dolomitgebirge und dessen Vertiefungen ist durch die ganze Eifel eine
Niederlage von dichtem Brauneisenstein verbreitet, der verhüttet wird. Gl.
Hebert, über das Alter des Pisolithkalkes. — Wir haben
schon Bd. I. S. 243. H.’s Ausicht hierüber mitgetheilt, gehen aber auf dessen
neue Mittheilung nochmals ein, da sich dieselbe auf die geltend gemachten er-
heblichen Widersprüche bezieht. Das bereits erwähnte Vorkommen des Pecten
quadricostatus bei Montereau ist ein schlagendes Zeugniss für kreidiges Alter.
H. fand nun an der Seite des Petersberges beı Mastricht am äussersten Hügel
in einem Hohlwege zahlreiche graue sehr harte Kalkblöcke, welche Steinkerne
von Lucinen, Cardien, Tellinen u. a. führen, auch Dentalium Mosae. Diese
Blöcke sind von den höhern Schichten herabgekommen , wo sie in festen Bän-
ken anstehen und von einer gelblichen sandigen Kreide bedeckt werden. Ueber
dieser lagert noch eine Bank gelblichen dichten Kalkes mit Polypen und zahl-
reichen Conchylien. Unter letziern fand sich Corbis sublamellosa, die im Piso-
lithkalk so überaus häufig ist. Von Gasteropoden waren es Trochus, Turbo
u.a. aber auch Nautilus simplex, der im Pisolithkalk von Montainville vorkommt.
Demnach existirt zu Mastricht eine oder mehre in die gelbe sandige Kreide
eingelagerie Bänke eines dichten festen Kalkes, welcher paläontologisch und pe-
trographisch mit dem ächten Pisolithkalk vollkommen übereinstimmen. Aus die-
sen und andern Untersuchungen gelaugt H. zu folgenden Resultaten: 1) Die
graue Kreide mit Fissurirostra pecliniformis, der untere Theil der obern Kreide
von Mastricht bedeckt bei Ciply die weisse Kreide mit Feuersteinlagern, wäh-
rend der obere Theil der weissen Kreide fehlt. 2) Wenn die feste Kreide exi-
stirt, gehört die sie bedeckende gelbliche zu den obern Assisen der Mastrichter
Kreide. 3) Die weisse Kreide ist also vor der obern Kreide abgelagert wor-
den. (L’Instit. 300 ) Gl.
Literatur. @Quarterl. jowrn. geol. soc. enthält im Augustheft: Daw-
son, über die Albertgrube im Kohblengebirge von Neu-Braunschweig 107— 114.
— Heneken, tertiäre Ablagerungen auf St. Domingo 115—129. — Ribeiro,
über die silurischen uud Kohlengebilde von Bussaco in Portugal 1395—143. —
Ramsay, über die untern paläozoischen Gebilde von Nord Wales und Schrop-
shire 161— 176. — Jukes, Caradocsandstein in Südstaffordshire 179-181.
— Harkness, das silurısche System in Kirkudbrightshire 181 — 186. —
Fleming, zur Geologie des Punjaub 189 — 200. — Nelson, zur Geologie
der Bachamas 200214. — Sedgwick, über die Theilung des Caradocsand-
steines 215— 230. — Austen, die obern paläozoischen Schichten in Boulon-
nais 231— 245.
Sillimann’s americ. journ. of sc. a. arts. Maiheft: Hopkins, über
die Veränderung des Klimas auf der Erdoberfläche 34— 341. — Mather,
über das angeblich grosse Kohlenlager der Perry County 450.
Proceed. acad. nat. sc. of Philadelphia VI. Nr. VI. Novbr. 1852
bis Febr. 1853: D. Owen, zur Geologie von Wisconsin, Jowa und Minne-
sota 189—191. — Conrad, über die Tertiärschichten von St. Domingo und
Wicksburg 198—199. —
156
Paläontologie. — Tuomey, fossile Conchylien aus
den Tertiärschichten von Wilmington. — Die nachfolgenden Con-
chylien liegen in einem groben Kalkeonglomerate in der Nähe von Kreidegebil-
den und sind von Lyell für eocen erklärt worden. Die Arten sind sämmtlich
neu und von T. diagnosirt, einige jedoch so kurz, dass sie schwerlich wieder
erkannt werden, auch die Verwandtschaftsverhältnisse nıcht angegeben , was wir
unbedingt von der Begründung neuer Arten fordern müssen. Es sind: Trochus
nixus, Pyrula ampla, Fusus abruptus, Conus mutilatus, Voluta conoides, Trigo-
nia divaricata, Tr, lunata (beide von der Tr. septaria aus dem Septarienthon von
Biere verschieden schon in Zahl und Beschaffenheit der Rippen), Cardila tra-
pezium, Cucullaea laevis, Arca cancellata. (Proceed. acad. mat. sc. Philad. VI.
6. p. 193.) @l.
Conrad, tertiäre Mollusken von St.Domingound Vicks-
burg. Die Lagerstätte dieser Gonchylıen ist ebenfalls eocen, da sich keine
einzige lebende Art darunter findet, wohl aber drei entschieden eocene gemein
sind und nur 2 oder 3 analoge Formen unter miocenen haben. Seine auf Mya
cancellata begründete Gattung Cryptodon ändert Conrad bei dieser Gelegenheit in
Schizothaerus um, da Turton jenen Namen schon früher vergeben hat und fuhrt
hier Sch. Nuttalli (Cryptodon) auf, ferner Unio Mortoni Conr. (= U. turgidus
Lea), Ostraea titan. Aus der Kreide erkannte er Ph. pectorosa , Inoceramus
Senseni, I. perovalis. (Zbid. 199.) Gi.
Bouve, neue Echinodermen aus den untern Tertiär-
schichten in Georgia. — Die hier kurz characlerisirten Arten sind: Ca-
topygus palelliformis, Hemiaster Conradi, Cidaris und Arbacia sp. ind., Pygo-
rbynehus Gouldi (= Nucleolites Mortoni Conr. also doch richtiger Pygor. Mor-
toni). Den drei Arten sind Abbildungen beigefügt. (Boston soc. nat. hist. 1851
p. 3.) Gl.
Stimpson führt aus den postpliocenen Ablagerungen ın Chelsea auf:
Balanus rugosus, Mya arenaria, Solen ensis, Mactra solidissima, Venus mercena-
via, Astarte sulcata, A. castanea, Cardita borealis, Mylilus edulis, Modiola ımo-
dioles, Ostraea borealis, Fusus decemeostalus, Buceinum plicosum, B. trivitta-
tum. Die Lagerstätte ist ein blauer Kalk und KRieselgerolle und sämmtliche
Arten kommen in der Nähe noch lebend vor, (Zbid. 9.) Gl.
More a. Lonsdale, fossile Mollusken und Corallen von
St. Domingo. — Die Lagerställe bilden Sandstein, grüne oder blaue Schiefer
und Tufkalk. In ersterem fanden sich nur Columbella mercatoria, Lucina pen-
sylvanica, L. tigerin.. im Kalktuff kommt Pleurotoma virgo die lebende Art
vor, ausserdem eigenthümliche Arten von Cassis, Venus, Spondylus, Arca, Ostraea,
Chama. Der Schiefer ist ungemein reich und lieferte 4 Fische, einen Krebs,
163 Mollusken, 1 Eehinoderm und 10 Polypen. Die Fische gehören der eoce-
nen und miocenen Zeit an. Unter den Mollusken sind 14, die an den verschie-
densten Orten jetzt leben, von den übrıgen haben die meisten ihre Analogie
auf Malta, Bordeaux und in Süd-Carolina. Von 6 Foraminiferen sind die mei-
sten noch lebend. Die Corallen kommen im Kalktuff vor und sind die 10 Spe-
cies von Lonsdale noch nicht bestimmt worden. (Quart. journ. geot. August
p. 132.) @l.
Baudon, fossile Conchylien bei St. Felix im Oise-Depart.
— St. Felix ist eine sehr petrefaktenreiche, auf glimmerführenden, glaueonili-
schen Sande gelegene Localität. Die Petrefakten sind theils fest verkittet, theils
frei im Sande. Weiter nach Fay sous bois hin wird der Sand weisser, zerreib-
licher, die grünen Körner sparsamer. Hier ist er mittlerer Grobkalk, in dessen
Nähe sehr compacte Nummulitenbänke auftreten. B. hat bis jetzt 400 Species
beı St. Felix gesammelt. Die Lagerstätte gliedert sich in 3 Abtheilungen: 1) die
grobkörnige Glauconie enthält die zahlreichsten Arten. Sie führt Nautilus, Se-
pia, Beloptera ee. 2) Die Peirefakten des mittlern Grobkalkes sind blendend
weiss und prächtig erhalten. Melania marginata, M. coslellata erreichen riesige
Dimensionen, 3) Die höhere Schicht des Grobkalkes im Hetzwalde zeichnet
157
sich durch die Foraminiferen aus, ihre Petrefakten sind frei und klein. Die
Arten aller Schichten vertheilen sich auf 95 Gattungen; die neuen von B. dia-
gnosirten und abgebildeten sind folgende : Achatina acuminata, Delphinula crassa,
D. eristata, Turbo eostellifer, Rissoa pulchella, Rissoa abbreviata, Melania te-
nuicostala, Fusus truncatus, Cerithium semicristatum, Pleurotoma grata, Pl. fu-
siformis, Pl. Danjouxi, Mitra olivula, Triton Dumortieri, Buceinum dilatalum, B.
Rottaei. (Journ. Oonchyl. Nr. 3. p. 321.) Gl.
Hörnes, die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von
Wien. Nr. 6. Pyrula, Fusus (Wien 1853. Fol.) (ef! I. 485.) — Von Pyrula
werden 7 bereits bekannte und fossile Arten beschrieben. Fusus zählt 19 Ar-
ten, von denen F. bilinealus, F. Schwartzi, F. Prevosti zum ersten Male be-
schrieben werden, die übrigen kommen als bekannte Arten in weiterer Verbrei-
tung vor. 3 Gl.
Beyrich, die Conchylien des norddeutschen Tertiärge-
birges (I. Liefr. Berlin 1853. 8o.). Der Verfasser beabsichligt die sämmt-
lichen norddeutschen Tertiärconchylien zu beschreiben und abzubilden. Der
Umfang ist auf 2 Bände mıt einem Atlas von 60 bis 80 Tafeln, deren jährlich
in zwei Lieferungen je 8 bis 12 ausgegeben werden sollen, so dass also die
Vollendung vor 7 Jahren nicht erwartet werden darf, eine für den Umfang und
die Wichtigkeit des Werkes allerdings empfind!ich lange Zeit. Hinsichtlich der
Darstellung schliesst sich die Arbeit an Hörnes Mollusken an, jedoch mit Weg-
lassung der Galtnngsgeschichten und der langen Citatenreihen unter den Artna-
men. Hier werden nur die auf norddeutsehe Localitäten bezügliche Quellen ei-
tirt und von diesen nur solche, die Beschreibung und Abbildungen geben, also
auch die Angaben der zuverlässigsten Beobachter über blosses Vorkommen un-
berücksichtigt gelassen. Daher fehlt deun auch bei Conus antediluvianus der
Fundort Reinubeck, Terebellum fusiforme von Westeregeln wird nicht als gültig
aufgeführt, Marginella hordeola und M. miliacea , Ringicula simulata ebensowe-
nig, obwohl dieselben auf sorgfältiger Prüfung beruhen. Als neu werden be-
schrieben Voluta decora, V. eximia, V. devexa und Conus procerus. Die Ab-
bildungen sind vortrefflich und die Beschreibungen ausführlich mit genügender
Vergleichung der nächst verwandten Formen. @l.
v. Franzius, über Anthracotherium minimum und eine
Antilope aus Dalmatien. Nachdem v. F. auf umständlichen Wegen er-
mittelt hat, dass die zur Bestimmung gegebenen beiden Unterkieferäsie vom
Monte Promina wirklich Unterkieferäste sind und der Gattung Anthracotherium
angehören, findet er auch alsbald die täuschende Aehnlichkeit derselben mit Cu-
viers Abbildung des Anthrac. minimum, über welches er sich noch weiler er-
geht ohne Neues beizubringen. Ein anderer Unterkiefer stammt aus der dal-
malischen Knochenbreccie und wird wegen der Grüsse einer Anlilope zugeschrie-
ben, deren Artbestimmung nicht ermittelt werden konnte. (Geol. Zeitschr. V. 73.)
Gl.
Warren gibt in seiner Description of a Skeleton of the Mastodon gi-
ganteus of North- America (219 pp. 40. wit 27 plates. Boston 1852) die
Zahl der Halswirbel auf 7, der Rückenwirbel auf 20, der Lendenwirhel auf 3,
der Kreuzwirbel auf 5 an. Rippen sind 13 wahre und 7 falsche vorhanden, die
sechste bis ellte je 52 bis 55° lang, die erste 28° lang und clavisculaäahnlich,
die beiden leizien der rechten Seile auf 8° Länge mit einander verwachsen und
daher rührt die Annahme von 19 Rippenpaaren überhaupt. Die Stosszahne des
Unterkiefers erreichen 11‘ Länge und 2° Durchmesser an der Basis. Das Te-
tracaulodon erklärt W. für das junge Männchen von M. giganleus. @l.
Göppert, die Tertiärflora Java’s. — Die von Junghuhn auf
Java en!deckte Kohle ties hei der mikroskopischen Untersuchung keine Conife-
ren, sondern nur Dicotylen und Scitaminen oder Palmen erkennen, wie denn
auch das reichlich in ihr vorkommende Harz keine Bernsteinsäure enthält, Die
gesammelten Blattabdrücke befinden sich in einem gelblicheu eisenhalligen Thon
und in einer gräuen tuffartigen Masse. Einschliesslich dreier Hölzer konnte G,
158
folgende Arten bestimmen : Xilomites stigmariaeformis, Flabellaria licualaefolia,
Amesoneuron calyptrocalyx, A. sagilolıum, A. dracophyllum , A. anceps, Canno-
pbyllites Vriesceanus, Musophyllum truncatum, Piperites Hasskarlanus, P. Mique-
lanus, P. bullatus, Quercus Blumeana, Qu. laurophylla, Qu. castaneoides, Ficus
flexuosa, F. dubia, Daphnogene javanica, D. intermedia, Laurophyllum Beilschmie-
dioides, L. viburnifolium, L. Haasioides, Diospyros dubia, Apocynophyllum Rein-
wardtanum, A. ramosissimum, Cornus benthamioides, Magnoliastrum Miıchelioi-
des, M. arcinerve, M. taulamioides, Malpighiastram lunghuhnanum, Ceanolhus
javanicus, Rhamnus dilatatus, Celastrophylium altenualum, C. andromedaefolium,
C. oleaefolium, C. myricoides, Junghuhniles javanicus, Bredaea moroıdes, Mi-
quelites elegans. (Bronn’s Jahrb. 433.) @l.
Derselbe, die Tertiärflora der Gegend um Breslau. —
Bisher waren aus den schlesischen Braunkohlen in Blättern, Blühten, Früchten
und Hölzero nur 43 Arten bekannt. Diese Zahl ist durch das tertiäre Thonla-
ger zu Schossnilz bei Kanth, welches in neuester Zeit aufgeschlossen wurde,
beträchlich vermehrt worden, denn dasselbe lieferte allein 130 Arten. Darunter
sind 25 Arten Eichen meist mit buchtigen Blättern, 17 Ulmen, Platanen, Ahorne.
Die characteristischen Daphnogene, Ceanothus, Dombeyopsis, Texodium fehlen nicht.
Der allgemeine Character der Flor erinnert an das nordliche Mexico und den Sü-
den der vereinigten Staaten. (Schles. Gesellsch. XXX. 40.) Gl.
Derselbe, über die Bernsteinflora. — Die Frage über die
Identität terliärer Pflanzenarten mit lebenden ist von den Botanikern erst in
neuester Zeit mit grösserer Beslimmtheit beantwortet. G. fand bei Schosnitz
den Taxodites duhius so vollständig, dass er dessen Identität mit dem mexica-
nischen Taxodium distichum gar nicht mehr bezweifelt. Für andere Pflanzen
derselbelben Localität, namentlich Platanen wird sich dasselbe Verhältniss nach-
weisen lassen. Durch eine von Menge veranstaltete Sammlung von Pflanzenresten
im Bernstein ist G. im Stande gewesen die Bernsteinflora von 44 auf 163 Ar
ten zu erweileın. Dieselben vertheilen sich auf folgende Familien: Pilze 16
Arten, Flechten 12, Jungermannien ll, Moose 19, Farren I, Cyperaceen 1, Gra-
mineen 1, Alismaceen 1, Cupressineen 22, Abielineen 34, Gnetaceen 1, Betu
laceen 2, Cupuliferen 9, Salicineen 3, Ericineen 22, Vaccinien 1, Primuleen 2,
Verbaseineen 2, Lorantheen I, Solaneen 1, Scrophularineen 1, Lonicereen 1,
Crassulaceen 1. Von allen diesen sind nicht weniger als 30 Arten mit leben-
den identisch, nämlich: 4 Pilze, 1 Alge, 6 Flechten, 11 Jungermannien, 2 Cu-
pressineen, 3 Ericineen, l Verbascee, 1 Crassulacee. Demnach steht nun fest,
dass eine nicht geringe Anzahl von Tertiärpflanzen in die Gegenwart übergegan-
gen ist. G. gelangt ferner durch die Untersuchung dieses reichen Materiales zu
der Ansicht, dass dıe Bernsteinflora wegen des völligen Mangels tropischer und
subtropischer Formen zu den jüngsten, den pliocenen Tertiargebilden (?!) ge-
bört. Die Zellenkryptogamen deuten auf eine grosse Aehnlichkeit mit unserer
gegenwärtigen Flor, die noch grösser wäre, wenn nicht die uns fehlenden Cu-
pressinen, die äusserst zahlreichen Abielineen und Ericineen ihr ein fremdarti-
ges Gepräge verliehen. Dies erinnert ganz und gar wie die Thuya oceidentalis,
Sedum ternatum,, Andromeda hypnoides, A. ericoides an die heutige Flora des
nördlichen Theiles der vereinigten Staaten, die letzten beiden Arten sind sogar
hochnordisch, andrerseils aber ist der vorkommende Libocedrites salicornioides,
dern heutigen L. chilensis identisch gegenwärtig auf den Anden im südlıchen
Chili heimisch. Diese und der Taxodites europaeus sind die beiden einzigen
mit andern Localitäten identischen Arten der Flor. Hinsichtlich des Harzreich-
(hums lassen sich die Bernsteinbäume nur mit der neuseeländischen Dammara
australis vergleichen. Die weite Verbreitung der Abietinen gegenwärtig lässt bei
dem ebenfalls sehr umfangreichen Vorkommen des Bernsteines schliessen, dass
auch die Bernsteinflora viel weiter verbreitet war als man bisher angenommen.
Am Riesengebirge findet sich der Bernstein in 1250 Fuss Meereshöhe, bei Taun-
hausen je 1350 Fuss, doch liegt er hier wie höchst wahrscheinlich überall auf
secundärer Lagerstätte, im Diluvium [?]. Er stammt nicht blos von Pinites suecci-
nifer, sondern auch von 8 andern Arten gewiss und vielleicht von allen übrigen
159
Abielinen und Cupressinen. Dafür sprechen die Versuche Bernstein auf nassem
Wege darzustellen. G. digerirte nämlich das Harz von Pinus abies drei Mo-
nate lang in warmen Wasser von 60 bis 80 Grad, dann verlor das Harz den
terpentinartigen Geruch und roch angenehm balsamisch, aber war noch in Wein-
stein löslich. Venelianischer Terpenlin von Lerchenbäumen ein Jahr lang ge-
kocht wurde ganz bernsleinartig. Fichtenharz ohne Zusatz von Holztheilen dige-
rirt blieb nach 2 Jahren nöch vollkommen löslich. Alle Formen, in welchen
der Bernstein vorkommt, Lragen das Gepräge geflossenen Harzes und lassen sich
aus dieser Entstehung leicht erklären, (Bericht Berl. Akad. Juli 449 — 176.)
Gl.
v. Buch weist an einem Scaphites Nicolleii von den Black Hills am
oheren Missouri nach, dass die innern Windungeu bis zur Wohnkammer fast
ungezähnt sind, dass dagegen starke Zähne auf dem geraden Theil der Wohn-
kammer eintreten, die gegen die Mündung hin mehr oder weniger verschwin-
den. [Vergl. Giebel Fauna Cephalop. S. 329.] (Geol. Zeitschr. V.14.) d@l.
Boll, die im Mecklenburger Diluvium vorkommenden
Kreideversteinerungen und anstehenden Kreidelager. Weil
die deutschen Bezeichnungen der Glieder der Kreideformation zu eng und da-
her unpassend sind, behauplei B., müsse man die neuerdings von d’Orbigny
eingeführten französischen gar nichts bedeutenden Namen aufnehmen. Unsere
deutsche Kreideformation gliedert sich anders als die französische und engli-
sche, unsere Abtheiluug Quadersandstein ist eigenthümlich und ihr Name pas-
sender wie jeder andere. Warum sollen wir unsern Gebirgen ausländische Be-
zeichnungen und nun gar dıe unpassenden und erst recht Verwirrungen veran-
lassenden d’Orbigny’schen Kreidenamen aufdrücken ? Gegen eine solche Nach-
äffung müssen wir uns ganz entschieden erklären. Wir sollen einen Gault in
der deutschen Kreide aufnehmen, den wir doch nicht haben, und unser vortreff-
licher Quadersandstein soll dem ganz unpassenden Cenomanien weichen! Die
diluvialen Kreideversleinerungen Mecklenburgs theilen sich nun in folgender
Weise in d’Orbigny’s Kreidesystem. Dem Danien gehören die Geschiebe des
Faxöekalkes an, aus welchem Moltkia isis, Cerivpora prolifera, Terebratula ineisa
und Nautilus fricator stammen. Das Senonien ist in Mecklenburg mit drei Ab-
theilungen vertreten. Die oberste derselben wird durch Belemnitella subventri-
cosa bezeichnet. Diese Art ist häufig im Diluvium. Ferner finden sich Cara-
tomus gehrdensis, Mieraster prunella, Pecten septemplicatus, Ostraea flabellifor-
mis, Exogyra auricularis, Cyprina orbicularis, Theeidea papillata, Crania num-
mulus, Cr. spinulosa , Vincularia Hagenowi, Eschara oblita, das zweite Nıveau
des Senonien bezeichnet Ananchytes ovalus und entspricht der weissen Kreide
Rügens, die hiermit für älter als der Salzberg bei Quedlinburg erklärt, woge-
gen alle hisherigen Beobachtungen und Vergleichungen bestimmt sprechen. Di-
luviale Petrefakten dieser Region sınd selten, an wenigen Localiläten, hier aber
in grosser Anzahl, so bei Swrahe und Krakow. Zu erwähnen sind Galerites
abbreviatus, Bourguelocrinus ellipticus, Terebratula Grasana. Das dritte Niveau
characterisirt Terebratula lens, zu welcher sich gesellen: Ananchytes hemisphae-
ricus, A. corenlum, Micraster, Cidaris, Pentacrinus Bronni, P. Agassizi, Belem-
nitella mucronala, Dentalium glabrum , Terebratula carnea, Crania tuberculata,
Lima semisulcata, L. granulata, Peeten undulatus, Inoceramus impressus, Re-
quieria Muensteri, Gryphaea vesicularis, Flabellina elliplica, Cristellaria cristella,
Dentalina sulcata, Vagulina costala. Für das Turonien liefert das Mecklenburger
Diluvium nur wenig Spuren, so Discoidea cylindrica und einen Holaster und
doch gehören mehre anstehende Lager diesem Gliede an. Das Lager bei Malt-
zow führt ausser den genannten noch Terehratula Bollana, T. Grasana, T. or-
nata, Ostraea Hippopodium, Plicatula spinosa, Inoceramus planus, Oxyrrhina
Mantelli , Otodus appendiculatus und einige Bryozoen. Von andern Petrefakten
des Diluviums erwähnt B. noch Avicula gryphaeoides und Fungia coronula, die
allerdings auf dem Salzberge bei Quedlinburg und bei Gehrden den Essenschen
Exemplaren gleich vorkommt, (Mecklenb. Arch. VII. 88 — 91.) Gl,
160
Klein, Conchylien der Süsswasserkalkformation Wür-
tembergs. — Der Süsswasserkalk von Zwiefaltendorf bei. der Birk bis zum
Andelfinger Berg 200° über die Donau hinaufsteigend gleicht dem von Ulm und
Ehingen. Ausser vielen andern Conchylien wurden hier folgende neue Arten
von Ki. bestimmt: Testacella Zelli, Suceinea minima, Helix silvana, H. coarctata,
(schon von Ferussae und dann von Pfeiffer an zwei verschiedene Arten verge-
ben), H. pachystoma (schon von Hombron und Jacqninot verbraucht) , H. ehin-
genensis, H. carinulata. H. incrassata, H. subnitens, H. gyrorbis. Bulimus mi-
nutus, Glandina eburnea, Achatina elegans (von Adams verbraucht) , A. loxo-
stoma, Clausilia grandis, Pupa quadridentata, Cyclostoma conicum, Planorbis pla-
iystoma, Limnaeus turritus,, Neritina crenulata, Melania grossecostata. (Würtb.
Juhresh. IX. 203 ff.) Gl.
Reuss, zwei neue Euomphalus des alpinen Lias. — Die-
selben wurden bei Hallstadt gefunden und sind Euomphalus orbis und Eu. ex-
cavatus. Dunker vermuthet dass erstere Art mit seinem Discohelix identisch
ist. — Drei neue Polypen erkannte R. im Kreidemergel von Lemberg,
nämlich Coelosmilia galeriformis, C. Sacheri, C. capuliformis. (Palaeontogr.
11. 113—120.) Gl.
Jackson, neue Paläonisken und Pflanzen aus dem Koh-
lengebirge von Hillsboro. — Die beschriebenen Paläonisken sind P.
Alberti (nach der Grube Albert und nicht nach v. Alberti genannt), P. Browni,
P. Cairnsi, und 4 fragliche Arten; die Pflanzen: ein Stamm von Lepidodendron
und dessen Frucht Lepidostrobus und Sphaeredra. (Boston soc. nat. hist.
1852. 141.) EB:
In dem von Foster und Withney erstalleten Bericht über die Geo-
logie am Lake superior (Report on the Geology of the Lake superior land di-
striet. Part. I. Washington 1851, 80.) werden eine Anzahl von Versteine-
rungen beschrieben, auf die wir hier aufmerksam machen, Ja die Arbeit in
Deutschland noch wenig bekannt und uns auch jetzt erst zugegangen ist. 1) Aus
dem Potsdam- und kalkigen Sandsteinen (p. 204 ff. Tb. 23.) Lingula prima
Conr., L. antiqua Hall, Dikellacephalus D. Owen; 2) Aus der Chazy bis Hud-
sonrivergruppe (p. 206. Tb. 24.) Clathropora flabellata n. sp., Phenopora mul-
tipora Conr., Chaeleles Iycoperdon Say, Schizocrinus nodosus Say, Echınosphae-
riles sp. ina., Murchisonia major n. sp., Asaphus Barrandi n. sp., Harpes es
canabiae n. sp., Phacops callıcephalus Say, Catenipora gracilis n. sp., Sareinula
obsoleta n. sp., Modiolopsis pholadiformis n sp., M. modiolaris Conr., Ambo-
nychia coronala Conr. 3) Ans der Clitongrnppe : Trilobiten unbestimmt Th 33;
4) Aus der Niagaragruppe: Huronia vertebralis Stok, H. annulata n. sp., Disco-
sorus conoidens n. sp. 5) Aus dem obern Helderbergkalk: Dictyonema lene-
strala Emm., Proetus sp. ind., Phacops anchiops n. sp. @l.
Silurische und Kohlenpetrefakten von Bussaco in Por-
tugal. — Die Pflanzen des Kohlengebirges dieser Localität bestimmte Bunbury
und wurden folgende Arten erkannt: Neuropteris cordata, Odontopteris Brandi,
die auch in den alpinen Anthracillagen vorkommt, aber nicht in England, ©, ob-
{usa vielleicht mit voriger identisch, Pecopteris eyathea, P. arborescens, P. ar-
guta, P. longifolia, P. oreopteridis, P. leptophylla n. sp. der P. denticulata und
P. insignis des englischen Jura zunächst verwandt, Sphenophyllum Schlotheimi,
Annularia longıfolia, Walchia. — Die Polypen wurden von Sharpe untersucht.
Eine neue Gattung Disteichia diagnosirt derselbe: Polyparium frondosum , vreti-
enlatum, bilaminosum , laminae celluliferae , tubulis elausis, lransversis conjun-
elae, cellulae Iubulosae, externe dehisceentes, Die einzige Art ist Disteichia reli-
eulata. Ferner als neu Synocladia lusitanica, S. hypnoides. Die Mollusken be-
stimmte derselbe als Redonia Deshayesana, R. Duvalana, Nucula Costae n. Sp.,
N. Ciae n. sp., N. ribeiro n. sp., N. Ezquerrae n. sp., N. Eschwegei, N. Mae-
stri, N. Beirensis, N. bussacensis, Leda escosurae, Dolabra Insitanica , Cypri-
cardia beirensis, Modiolopsis elegantulus, Orthis Ribeiro, ©. exornala, O0. bussa-
censis, O. mundae alle nen, ferner ©. Berthoisi Ronault, Porambonites Ribeiro,
161
P. Lima, Leptaena beirensis, L. ignava, Pleurotomaria bussacensis alle neu. Die
neue Gattung Ribeiria wird durch folgende Diagnose eingeführt: Testa unival-
vis, elongata , lateraliter compressa, apertura elongata, angusta, intus lamina
transversali anteriore et ımpressione musculari elevata elongataque munita. Sie
hat nur eine Art B. pholadiformis ; endlich noch Theca beirensis und Dithyro-
caris longicauda n. sp. — Die von Salter untersuchten Trilobiten sind: Illae-
nus giganlteus ( = I. lusitanicus Harpe), Placoparia Zippei, Phacops proaevus,
Calymene Tristani, C. Arago, Trinucleus Pongerandi, Ogygıa glabrala n. sp. —
Die Entomostraceen bestimmte Jones als Beyrichia bussacensis und B. simplex,
beide neu, (Ouart. journ. geol. IX. 143-161.) Gl.
Steininger und Schnur, Eifeler Petrefakten. — Die so
lange, so oft und von den eifrigsten und tüchligsten Paläontologen untersuchle
Eifeler Fauna gebiert plötzlich ein fast erdrückendes Heer neuer Arten. Stei-
ninger beschreibt in seiner schon oben (S. 154.) berücksichligten Schrift: Geo-
gnoslische Beschreibung der Eifel, mehr als 150 neue Arten und mit der nai-
ven Vorbemerkung, dass er die specıfischen Benennungen bekannter Arten geän-
dert habe, wenn dieselben ihm unpassend schienen oder sprachwidrig gebildet
waren. Was ist unpassend ? Konnte Hr. Steininger sich nicht selbst sagen,
dass Viele das für unpassend halten was er als passend einführt und seine Neue-
rungen zu jener undurchdringlichen Verwirrung der Synonymie führen, mit wel-
cher jetzt alle Paläontologen kämpfen. Hat sich Hr. St. so wenig um die neuern
Bestrebungen in unserer Wissenschaft gekümmert, dass er noch nicht weiss,
welche strenge Regeln der Namengebung die Wissenschaft gegenwärtig beobach-
tet. Dieser antediluvianische Standpunkt des Verfassers zeigt sich auch in der
ganzen Darstellung des Werkes. Hinter dem neuen Namen mit dem mihi folgt
eine kurze Beschreibung. Die Verwandischaftsverhältuisse, die Vergleichung mit
den nächstähnlichen Formen ist dem Leser überlassen, damit auch die eigentli-
che Begründung der vielen mihi. Die Gattungs-mihi sind noch oberflächlicher
behandelt als die specifischen. Es gefiel dem Verfasser hie und da eine neue
Galtung zu machen und deshalb geschieht dasselbe, die Nothwendigkeit dazu
wird nicht weiter nachgewiesen. Das ganze Heer von Namen, welche diagno-
sirt werden, hier anfzuzählen, fehlt uns der Raum, wir wollen nur die Gatlun-
gen mit der (ersten) Zahl ihrer neuen und der (zweiten) ihrer bekannten Arten
anführen: Flustra 3, Discopora 1, Cellepora 4 und I bekannte, Eschara 1, Re-
tepora 2 und 1, Fenestella 5 und 1, Hemilrypa 2, Sycidium (ist schon 4 Jahr
alt, also nicht neu) 1 bekannte, Favosites 1 und 2, Dictyopora n. gen. 2, Re-
ceptaculites 1 bekannte, Alveolites 5 und 2, Limaria n. gen. 4, Thamnopora n.
gen. 2 bekannte, Millepora 1 bekannte, Aulopora 3 bekannte , Cyathophyllum 6
und 10, Cystiphyllum 1 und 3, Strombodes 1 bekannte, Poriles 1 bekannte,
Monticularia 2 bekannte, Stylina 2, Caryophyllia 1 und 2, Cylicopora n. gen. 1,
Sareinula 1, Spongia 2 und 10 Die gründlichen Arbeiten Milne Edwards und
Jules Haime’s sind bei dieser grossen Zahl von Polypen nirgends berücksich-
tigt! Ferner Pentetremites 1 bekannte, Melocrinites 1, Cypressocrinites I und
3, Haplocrinites (mit einer eigenen hier umgelauften Art des Verf), Rhodocri-
nites je 1, Gasterocoma und Sphaerocriniles je 1, Echinus 2, die Mollusken
sind Orthoceras 3 und 9, Gomphoceras 2, Cyrtoceras 5 und 6, Lituiles 2 und
2, Phasianella 2 und 2, Conchula 1, Enomphalus 1 und Il, Pleurotomaria 5
und 2, Porcellia 1, Buccınnm 1 und 2, Solen 2 und I, Lucina 2 und 5, Nu-
eula 12 und 3, Megalodon 2 und 1, Pecten 1 und 1, Pterinea 2 und 4, Avi-
eula 2 und 1, Modıola 3, Mytilus I, Producta, Chonetes in wenigen bekannten
Arten‘, Orbicula 2, Serpula 1, Dentalium 1, Tentaculites 1 und 1, Phacops 6
bekannte, Proelus 2 bekannte, Archegonus, Bronteus. Cyphaspis, Asaphus, Ho-
malonotus, Cypridina alle in bekannten Arten, Asterolepis und Aratrodus endlich
1 Art.- Dass unter der Menge neuer Namen und bei der Unbekannischaft des
Verfassers mit der Literatur viele bereits anderweitig verbraucht sind, war nicht
anders zu erwarten. — Die zweite Arbeit über die Eifel liefert J. Schnur in
den Paläontographieis Ill. 169. in einer „Zusammenstellung und Beschreibung
sömmtlicher ın der Eifel vorkommenden Brachiopoden.“ Ein Clavis der Gat-
41
162
tungen geht voran. Dann folgt sogleich die Aufzählung und Beschreibung der
Arten, die Zahl der neuen ist nicht gering und sind dieselben schon von Stei-
ninger beschrieben, der die Sammlung bei voriger Arbeit benutzen durfte. Es
werden beschrieben: von Terebratula 24 nene und 17 bekannle Arten, von Strin-
gocephalus nur die alte Art, von Pentamerus 2 und 3, von Spirifer 12 und 11,
mit 2 und 9 Arten von Orthis bricht die Arbeit ab. Der Standpunkt und die
Darstellung ist ım Wesentlichen dieselbe als bei Steininger. Gl.
Saemann, über die Nautiliden. — Nachdem sich der Verfasser
eines Weiten und Breiten über den Sipho ausgesprochen hat, gelangt er zu fol-
gender natürlicher Classificalion der Nautiliden: 1. Actinosiphitae: siphone
moniliformi, rudimentis internis subleslaceis apparalus radiati. A. Aclinocera-
tidae: siphone radiis internis verticillatis inbulatis. 1) Testa recta rotundata —
(= Conotubularia). 2) Testa depressa angulata — Gonioceras (= Conoceras).
3) Testa arcuala, exogastrica — gen. nov. — B. Ormoceralidae: radius lamelli-
formıbus, perpendıculatis. 1) Testa recta — Ormoceras (— Huronia). 2) Testa
arcuala exogastrica — Cyrtoceras 3) Testa arcuata endogastrica — Campulites.
— DJ. Coelosiphitae: siphone, apparalu interno omnino membranaceo,
aclioni petrificanli eedens. A, Coelos. inflati: testa superne inllata, venlrosa,
siphone plerumque laterali: 1) testa recia — Apioceras (= Gomphoceras, Pote-
rioceras). 2) Tesia arcuata exogastrica — Oncoceras. 3) Testa arcuala eudo-
gastrica — Phragmoceras. B. Coclos. normales: 1) testa conoidea regulari:
«) rectii — Orthoceras (spp. vaginatae siphone laterali = Cameroceras, spp. va-
ginalae duplices —= Endoceras, spp. annulatae — Cyeloceras, spp. siphone imper-
fecto = Trematoceras, spp. siphone laterali minore — Melia, spp. ovales siphone
laterali septarum margine undato — Loxoceras). £) arcuali. 2) Testa arcuata
exogasirica — Haploceras (spp. siphone laterali testa rotundata — Campyloceras,
spp. siphone subcentrali testa triangulari —= Trigonoceras). 3) Testa arcnala
endogastrica — gen. nov. y) spirales: 4) testa spirali exogastrica, anfractibus
disjunclis, umbilico perforato — Gyroceras (= Amblyceras ; spp. spira disjun-
cta siphone subcentrali = Nautiloceras). 5) Testa spirali endogastrica, anfra-
cetibus disjunelis umbılico perforato — Lituites (spp. anfraclibus conliguis —
Lituites ; spp. anfractibus disjunetis =Hortolus). 6) Testa spirali exogastrica,
anfraclibus spira regulari involventis — Nautilus (spp. siphone cucullato, subin-
terno septis lateraliter lobatis — Aluria s. Megasiphonia. Schliesslich beschreibt
S. unter Abbildungen: Apioceras olla, Ap. inflatum, Orthoceras typus , 0, cre-
brum, O. pusillum, O. demissum, Lituites angulatus, Gyroceras expansum. (Pa-
laeontogr. II. 121—167.) al.
Sandberger, Beobachtungen über Clymenien. Dieselben
beziehen sich auf Clymenia compressa Mstr., Cl. binodosa Mstr., Cl]. arielina
n, sp., Cl. laevigata Mstr., Cl. undulata Mstr., Cl. striata Mstr., Cl. pseudogo-
nialites n. sp. Daran schliessen sich allgemeine Ergebnisse, nämlich dass Cly-
menia wie Gonialiles eine selbstständige Gattung bildet wegen der Lage des
Sipho, worüber der Verfasser sich sehon anderweitig ausgesprochen und auch
hier wieder die Bedeutung dieses Characters für die Organisalion des Thieres
völlig unberücksichligt lässt. Die Kritik der herbeigezogenen Arten anlangend
haben wir nicht entdecken können , worin der grosse Scharfsion liegt, mıt dem
der Verfasser sich bier brüstet und anf den er sich stützend Anderer Arbeilen
als urkritisch bezeichnet. Es ist eine auch auf andern Gebieten gewöhnliche
Erscheinung, dass der Dilettantismus je beschränkter das Gebiet seiner Thalıg-
keit, je einseitiger seine Bildung überhaupt ist, auch um so anmassender und
plumper in seinen Leistungen und Urtheilen hervortritt. Von den Fachmännern
nach Verdienst gewürdigt und nicht mit Lobhudeleien überschüttet vereinigen
sich diese Dileltanten mit den für die Wissenschaft viel gefahrlichern Elemen-
tarlehrern, deren Aussprüche für sie massgebend sind. Beschränkt und ober-
Nächlich in ihrem Wissen, unfähig mehr zu leisten als die Elemente zu unter-
richten suchen diese Sehwächlinge Anderer Leistungen zu verdächtigen und her-
abzuwürdigen, um sich wenigstens bei den kurzsichtigen Dilettanten das Anse-
hen eines grossen Fachgelehrten zu erwerben, Die Wissenschaft nimmt jeden
163
Beitrag zu ihrer Erweiterung dankbar auf, von welcher Seite derselbe auch kom-
men mag, aber für kleine persönliche Interessen ist sie taub. Wer sich nicht
über ihre Elemente erhebt, gehört ihr nicht an. (Rhein. Verhandl. X. 171—216.)
Gl.
Quenstedt, übereinen Schnaitheimer Lepidotuskiefer.
Schon J. Müller hat früher nachgewiesen, dass ein Theil der Sphärodusarten zu
Lepidotus gehört und dieses bestätigt ein Kiefergaumenfragment mit 53 Zähnen
von Schnailheim. Zieht man die vermuthliche Mittellinie so fallen auf den Vo-
mer 16 Zähne dieses Fragmentes, die in 9 Reihen von hinten nach vorn zu
2-+2-+3-+445 stehen. Die letzten beiden Vomeralzähne sind am glattesten,
grössesten, ohne Spitze; nach vorn werden sie kleiner. Die Randzähne stehen
zweireihig und sind sehr spitzig, hier zu 29 vorhanden. Zwischen Vomer und
Kiefer liegen die Gaumenbeinzähne, 10 in zwei Reihen, und an jedem Ende ein
unpaarer, der Grösse nach zwischen den vorigen die Mitte haltend. Die Evsatz-
zahne stecken als offene Halbkugeln im Knochen, verkehrt, beim Hervortreten sich
drehend. Sie liegen nicht genau unter den alten, sondern greifen deren Wur-
zeln seitlich an. Ibre Farbe ist schneeweiss. Das Fragment gehört dem Lepi-
dotus gıganleus und stammt aus dem obern weissen Jura. (Würtemb. Jahresh.
IX. 360. Tb. 7.) Gl.
Pacht, Dimerocrinus oligoptilus (Petersburg 1852. 80. Mit
3 Tfln.). — Die Säulenglieder dieses Haarsternes sind rund, mit fünflappigem
Nahrungskanal, dessen Lappen sinmpf abgerundet sind; mit radial gestreiften
Gelenkflächen. Die Oberfläche ist dicht von kleinen Körnchen besetzt. Der
Kelch umfasst mit seinen Basalgliedern das zweite Glied der Säule so, dass das
erste knopfförmig in die Abdominalhöhle hineinragt. Die fünf Basalia wenden
sich nach unten und in ihrer halben Länge biegen sie sich spitzwinklig nach
oben und aussen. Vier derselben sind völlig gleich und enden spitz, das fünfte
ist oben gradlinig abgestunipft, ragt doppelt so hoch nach aussen vor und trennt
dadurch die beiden Radialia. Der Kreis dieser alternirt mit den Basalia und
zwar sind in erster Ordnung die Platten ungleich siebenseitig, die Seiten sym=-
melrisch geordnet, die obere die längste, die seitliche kaum halb so lang, die
Ecken abgeschnitten. Die Schilder des zweiten Kreises bilden ein regelmässi-
ges, doppelt so breites als hohes Rechteck. Die nun folgenden Axillaria sind
symmetrisch fünfeckig, mit der breiten Basis auf den Radialien.ruhend, die Sei-
ten senkrecht auf dere Basis stehend. Die Interradialia sind fast doppelt so
hoch als breit und Irennen so alle Platten von den Radialien bis zu den Di-
stichalien, je vier übereinanderliegende und sind deshalb achtseitig nur eines
siebenseilig und niedrig, eine Reihe kleinerer tragend. Jedes Axillare trägt ei-
nen rechten und linken dreigliediigen Arm. Das erste Distichale ist regelmäs-
sig vierseilig, das zweite rechteckig, das dritte ist wieder axillare mit freien
Seitenrändern. Jedes derselben trägt zwei lange vielgliedrige Hände. Diese 20
Hände bilden den Basalien entsprechend fünf Gruppen: die beiden äussern Hände
haben aussen keine Finger, die innere Seite trägt Finger. An den innern Hän-
den folgen die ersten sechs bis sieben Finger in Abständen von drei Glieder
auf einander, also sind sie am 3., 6., 9., 12., 15., 18., 21. Gliede eingelenkt;
an den äussern Händen ist der erste Finger um ein Glied höher eingelenkt.
Die Hände liessen sich bis zum 33. Gliede aus dem Gestein befreien, ohne
mit diesem natürlich zu enden. Die Glieder sind nieht symmetrisch und än-
dern von unten nach der Spitze hin ihre Form, die grösste Höhe erreichen sie
in der Mitte der Handlänge.. An dem vollständigsten Finger liessen sich 24
Glieder zählen. Wahrscheinlich waren die Finger noch weiter gegliedert. Die
Berührungsflächen der auf einander folgenden Platten und Glieder sind kantig,
schon in den Radialien. Die ganze Oberfläche ist dicht von zahlreichen kleinen
Höckerchen besetzt, die erst an den Spitzen der Finger undeutlich werden.
Diese Beschreibung ist von drei Exemplaren aus devonischen Schichten vom
Ufer des Schelon, und bei Isborsk entlehnt. Phillips hatte die Gattung Dime-
rocrinus nur höchst ungenügend characterisirt, dessen Art D. detradactylus sich
164
von dieser leicht durch ‘die einmalige Theilung der Kreise, also nur. 10 Arme
und die doppelreihigen Pinnulä. 3 al.
Botanik. — Wimmer, zweineue Formen vonCarex. Zur
Gruppe der Carex caespitosa gehören zwei in den sonst sehr Carexreichen Moo-
ren über der Schlingelbaude und bei den Dreisteinen vorkommende Formen,
die nur mit C. vulgaris zu vergleichen sind. Die erste ist C. cornua von 3‘
bis 1‘ Höhe, die Aehre ist übergeneigt, die Aehrchen nah an einander, bei grös-
sern die unterste entfernt und kurz gestielt, die Blumen gedrängt, das unterste
Deckblatt die Aehre überragend, die Schuppen halb so lang als die Frucht, die
Frucht breit oval, fast sitzend, feinnervig, mit einer vom Schnabel herabziehen-
den erhabenen Leiste, innen fast platt, aussen schwach erhaben, die Blätter
schmal, kaum über 1‘ breit, mehr gras- als seegrün. Die andere Form ist C.
Krokeri: Blätter ziemlich breit, seegrün, Halm schwachem Bogen geneigt, Aehre
gedrängt, Aehrchen länglich, dick, mit sehr gedrängten Blumen, unterstes Deck-
blatt kaum so lang als die Aehre, Schuppen breit, fast so lang als die Frucht,
Frucht eiförmig rundlich, oben fast eingedrückt mit aufgesetztem Schnabel, innen
flach, aussen schwach erhaben und schwach nervig. (Schles. Gesellsch. XXX. 63.)
—e.
Derselbe, seltene und neue Formen von Salix. — Die von
W. diagnosirten Formen sind: S. aurita livida, S. austriaca, S. arbuscula, S.
Wimmer, S. triandra, S. aurita silesiaca, S. glaucomyrsinites, S. stipnlaris, S,
daphnoides repens, S. arbuscula, S. speciosa, S. lividapurpurea, S. nigricano-
purpurea, S. ambigua, S. glabra, S. grandifolia. Zugleich berichtet W. über
Hartigs Bearbeitung der deutschen Weiden. Derselbe unterscheidet glattstielige
und stieldrüsige; zu letztern gehören nur die Mandelweiden und Baumweiden.
Die glattstieligen zerfallen in solche, die gestielle gipfelständige Kätzchen haben
nämlich die Gletscherweiden und in solche die seitenständige Kätzchen haben
Letztere wieder in solche mit bereiften Trieben also die Reifweiden, und in
solche die nicht bereifte Triebe haben. Diese theilen sich in Arten mit ver-
wachsenen Staubgefässen und purpurrothen Staubbeuteln wie Purpurweiden und
in Arten mit nach dem Verblühen gelben Staubbeuteln. Darunter haben die
Sohlweiden langgestreckte Fruchtknoten,, die übrigen kurzgestielte oder sitzende.
Diese zerfallen in Alpenweıden mit elliptischen breiteren Blättern, in Lorbeer-
weiden und in solche mit schmälern lanzeullich verlängerten Blättern, wohın die
Spitzweiden und Schlankweiden gehören. Gegen diese Eintheilung lässt sich
Manches einwenden. Die S. purpurea z. B. hat nicht immer purpurrothe, son-
dern häufig reingelbe Antheren ; bei S. capra ist der Fruchtknoten nicht immer
langgestielt. Die rostrothfilzigen Blätter der Laurinä sind nur als Abnormilät zu
betrachten. Die Spitzweiden sind nur von einer Bastardform entlehnt. (Ebd. 66.)
_e,
Milde, über die Kryptogamenflora der Umgegend von
Breslau. — Besonders lohnend siud die Exceursionen in die Lissaer Gegend,
nach Trebnitz, dem Zobten und Deutschhammer. Die hier beobachteten wichti-
gern Formen der Algen, Moose, Charen, Pilze etc. werden übersichtlich nach
den Standorten aufgeführt. (Ebd. 69.) ' —e,
Derselbe, Morphologische Bemerkungen über einige
Phanerogamen. — 1) Die Gattung Senecio ist durch die strenge Geselz-
mässigkeit in der Zahl ihrer Hüllblätter und Strahlblühten ausgezeichnet. Die-
selben sind für die einheimischen Arten folgende: 1) Hüllblättchen und Strahl-
blühten von gleicher Anzahl: S’ paludosus 21, S. aquaticus, S. jacobaea, S. cru-
eifolia, S. sylvaticus 13. 2) Hüllblättchen und Strahlblühten von ungleicher
Zahl: S. nemorensis Hüllbl. 8 seltner 13, Strahlbl. 5, seltner 8, S. saraceni-
cus Hüllbl. 13, Strahlbl. 8, S. vernalis 21 und 13, S. viscosus 21 und 13,
seitner 13 und 8 oder 8 und 5, S. vulgaris mit 21 Hüllblättern. — 2) Vale-
riana sambucifolia, V. officimalis, Scabiosa. Glieder aus derselben Zahlenreihe
begegnen uns im Pappus der Gattung Valeriana und in der Kelch- und Frucht-
bildung der Scabiosen, Val. sambucifolia, V. offieinalis, V. dioica haben sehr
165
regelmässig einen 13strahligen Pappus. Bei Scabiosa ist der sogenannte innere
stets fünfstrahlig, der äussere zeigt ein doppeltes Zahlenverhältniss. Die Röhre
desselben ist von 8 Furchen durchzogen, der häutige Rand dagegen zeigt 21
oder 20 Nerven, welche den Pappusstrahlen der Valerianen entsprechen. Der
Hautrand des Kelches gehört nicht wohl einem andern Blattkreise als die Kelch-
röhre an und so lassen sich die Zahlen 8 und 21 nicht auf die Gesetze der
Blattstellung zurückführen. — 3) Centaurea scabiosa. Die seidenartig glanzen-
den sehr schmalen und langen Spreublättchen drehen sich bei dem Trocken-
werden 4 bis & mal schraubenförmig um sich selbst. Aehnliches zeigen die
Spreublättehen von €. jacea, C. phrygea, C. paniculata, doch mit weniger Schrau-
bengängen. Alle winden nach rechts. Vielleicht kommt dıese Eigenthümlich-
keit allen Arten von Centaurea zu. (Ebd. 80.) 2
Cohn, Keimung der Zygnemeen. — Das Zygnema stellioum be-
steht aus ein- bis dreimal so langen als breiten Zellen in deren Innern das
Chlorophyli zwei Kugeln bilde. Von diesen laufen zahlreiche Strahlen stern-
förmig nach den Wänden der Zellen. Bei der Copulation bilden die Zellen
Querfortsätze, von denen wie bei Spirogyra je zwei verschiedenen Fäden ange-
hörige zu einer beide Zellen verbindenden Röhre verschmelzen, Bei einzelnen
Fäden war der Inhalt der einen Zelle im Begriff sich mit der andern zu verei-
nigen; in Folge der Drehung lagen aber die beiden copulirten Fäden nicht ne-
ben-, sondern übereinander, so dass der Verbindungsgang von der einen ab-
wärts zur andern sich hinzog. Daher flossen wahrscheinlich nicht die beiden
Zelleninhalte in einander und brachten in dem einen Gliede eine kuglige Spore
zu Stande, sondern ehe noch beide Inhalte völlig zur Kugel sich vereinigt hat-
ten war bereits eine Membran ausgeschieden worden, welche den Inhait in sei-
ner ganzen Unregelmässigkeit unıgab. Diese ahnormen Sporen hatten also die
Gestalt zweier unregelmässigen Massen, die durch einen Kanal in Verbindung
getrelen waren; eine ununlerbrochene Membran bekleidete die seltsame Form.
Die Zellenmembran ist hiernach ein reines Secret des Zellinhalts und muss
dessen Conturen überall folgen. Die Keimung normal gebildeler Sporen ist der
bei Spyrogyra fast gleich. Die Sporen sind hier kurz walzenförmig mit abge-
gerundeten Enden, !/ss‘‘ lang und !/go‘ Durchmesser in der Quere. Ihre äus-
sere Haut ist farblos und glashell, die mittlere derb und bräunlich , von zahl-
reichen Tüpfelkanälen durchbrochen, die innere ıst wieder farblos und schliesst
sich dicht an den öligen Sporeninhalt an. Dieser theilt sich in zwei kuglige
Gruppen. Indem sich die Innenzelle zu sprengen begiont, sprengt sie zuerst
die äusserste glashelle Membran, dann auch die miltllere durch einen kreisför-
migen Riss. Die Innenzelle verharrl eine Zeit lang in ihrer einfachen cylindri-
schen Gestalt, bis das eine Ende sich zur Wurzel mit verjüngter ungefärbter
Spitze verlängert, das andere dagegen sich ununterbrochen Iheılt, bis es zu ei-
nem vielzelligen Faden ausgewachsen ist. (Ebd. 82. —e,
Boll theilt im Mecklenb. Archiv VII. 202—254 aus Schreibers Nachlasse
eine Uebersicht der Flora von Grabow und Ludwigslust mit. Dieselbe zählt
auf: 25 Ranunculaceen, 2 Berberideen, 2 Nympbäaceen, 4 Papaveraceen, 2 Fu-
narieen, 35 Crueiferen, 1 Cistinee, 9 Violarieen, 1 Reseda, 3 Droseraceen, 1
Polygalee, 16 Sileneen, 21 Alsineen, 2 Elatineen, 3 Lineen, 4 Malvaceen, 2 Ti-
liaceen, 5 Hypericinen, 3 Acerinen, 1 Hippocastanee, 8 Geranien, 1 Balsamine,
2 Opalide, 1 Celastrine, 2 Rhamneen, 46 Papilonaceen, 2 Amygdaleen, 26 Ro-
saceen, 3 Sangnisorbeen, 4 Pomaceen, 13 Onagrarien, 2 Halorageen, 3 Callitri-
cheen, 2 Ceratophyllen, 2-Lytrarieen, 1 Cucurbitacee, 1 Portulacee, 3 Parony-
chieen, 2 Sklerantheen, 5 Crassulaceen, 2 Grossularien, 3 Saxifrageen, 32 Um-
belliferen, 1 Hedera, 1 Cornus, 1 Viscum, 4 Caprifrinaceen, 9 Rubıiaceen, 9
Valerianeen, 6 Dipsaceen, 95 Compositen, 9 Campanulaceen, 4 Vaccinium, 5
Erieineen, 6 Pyrulaceen, 1 Monotropa, 1 Ilex, 2 Oleaceen, 1 Vinca, 6 Gentia-
neen, 1 Polemonium, 5 Convolvulaceen, 13 Boragineen, 7 Solaneen, 45 Scro-
phularineen, 34 Labiaten, 1 Verbena, 5 Lentibularieen, 11 Primulaceen, I Sta-
tice, 5 Plantagineen, 2 Amarantaceen, 15 Chenopodeen, 18 Polygoneen, I Daphne,
l Thesium, 1 Hippophae, 1 Aristolochia, 9 Euphorbia, 6 Urliceen, 5. Gupulife-
166
ren, 21 Salieineen, 3 Betulineen, 9 Coniferen, 209 Monocotylen, 25 acotylische
Gefässpflanzen, ie
Brockmüller gibt einen Nachtrag von 32 Arten zu seiner Flora der
Haideebene. (Mecklenb. Archiv VII. 255.) Me
Treviranus, über den Ursprung unseres Waizens aus
einer andern Grasgatlung. — Dem Gärtner Esprit Fabre ın Agde bei
Montpellier ist es gelungen einigen Aufschluss zu geben über den Urspruug un-
seres Waizens. Als Mutterplanzen desselben betrachtet er Aegilops ovata und
Ae. triaristala, deren erste besonders in allen Küstenländern des Mitlel- und
adrialischen Meeres häufig vorkommt. Aegilops sowohl als Triticum sind, wäh-
rend sie im ährenförmigen Stande und in der Vielhlühtigkeit, sowie ın der all-
gemeinen Form und Textur der Blühttheile übereinkommen , darin verschieden,
dass die Balgklappen bei Aegilops mehr bauchig, dass die obern Aehrchen, weil
sie keine Ovarien sondern nur Stauhbfäden enthalten, taub sind, die Früchte
aber statt beiderseits erhaben zu sein wie beim Waizen eine plaltverliefte Bil-
dung haben. Aber die Anwesenheit und Zahl der Grannen ist in beiden Gat-
tungen etwas unbeständiges und bei einer Art Aegilops werden die Balgklappen
nach und nach flächer, so dass ıhre Form, indem zugleich statt mehrer nur
eine Granne da ist, sich ganz der von Triticum nähert. Fabre unternahm nun
eine Reihe von Versuchen mil Ae. ovala, indem er dieselbe I2 Jahre lang cul-
tivirte. Die Pflanzen bekommen längere Fruchtähren, deren Spindel bei der
Reife nicht zeıbrechlich war, und woran immer weniger Blühten aborlirten, dass
die Klappen minder breit und plalter wurden, dass statt der Mehrzahl von Gran-
nen deren gemeiniglich nur eine blieb, dass die reilen Körner wegen vermehr-
ter Dicke aus den Balgen hervortraten. Kurz Ae. ovata war ein Trilicum ge-
worden und fiel nicht wieder in die frühere Form zurück. Ae. triaristala ging
dieselbe Metamorphose ein. Der Waizen ist demnach nichts als eine Race von
Aegilops. Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes wäre eine Wiederholung der
Versuche und eine Erweiterung auch auf andere Grasarten von höchstem Inter-
esse und da dieseiben keine andere Schwierigkeit bieten als eine langjährige
Geduld, so steht wohl zu erwarten, dass mehrseilige neue Versuche wirklich
ausgeführt werden. (Ahein. Verhandl. X. 152.) —.e.
Krüger, mehre neue Gemüse. — Unter den spinatartigen Pflan-
zen steht oben an Phylolacca esculenta. Ihre Blätter schmecken angenehm nach
Blumenkohl. Schneidet man die Stengel wenn sie entblättert sind bis gegen die
Erde ab, so treiben junge Schosse aus, deren Blätter wieder benutzt werden
können; die spätern sind nicht gut, sondern nur jene geben das schöne Ge-
müse, Es ist dies die einzige Art Spinat, die sich in warmen Zimmern und
und im Warmhause treiben lässt und deren Knollen gegen Weihnachten gepflanzt
ein herrliches Wintergemüse liefera. Die Fortpflanzung durch Samen isl die
leıchteste, doch keimt derselbe schwer. Um schon im ersten Jahre zu ärnten,
pfanzt man die Samen im März in einen Blumentopf oder warmes Mistbeet
und versetzt die Pfänzchen im Mai ins Beet. Säet ınan gleich ins freie Land,
so keimen die Samen erst im Mai und die Blätter sind im ersten Jahre nicht
zu benutzen. Im schwarzen kräftigen Boden wachsen die Pflanzen üppig, sie
verlangen viel Feuchtigkeit. Im Herbste wenn der Frost die Blätter getödtet
hat, werden die Stengel kurz abgeschnitten und die Knollen herausgenommen,
um trocken im Keller oder in einem frostfreien Zimmer zu überwintern, im
April aber wieder in die Erde gelegt. — Die Rube von Bassano stammt aus
Italien und ist zum Einmachen zu benutzen. Die von mitller Grösse und nicht
sehr alten schmecken am besten. Sie haben eine rundliche Gestalt, äusserlich
eine hochrotbe Farbe, im Innern weiss mit einem dunkelrothen Ringe. In gu-
tem Boden werden sie sehr gross. — Neue amerikanische Melone, die sehr
wohlschmeekend ist und ohne Misiheet gezogen werden kann. Man legt die
Körner, ähnlich der Gurken, Mitte Mai ins freie Land an eine etwas geschützte
Stelle. Haben die Pflanzen 6 bis 8 Blätter getrieben, so kneipt man die Spitzen
der Ranken aus um ınehr Früchte zu erzielen. Anfang oder Mitte August erhält
man die ersten reifen Früchte und besitzt solche, so lange das Welter es er-
167
laubt. Unter Glas gedeihen sie nicht, wohl aber in jedem Boden, der für Gur-
ken geeignet ist. — Unter den vielen neuen Erbsen empfehlen sich durch den
ausgezeichneten Geschmack und hohen Ertrag vorzüglich der Mamuth, eine Mark-
erhse. Die sehr grossen grünen Hülsen sind vom feinsten und sehr süssen
Geschmack und halten sich sehr lange zart. Die Pfanzen bedürfen aber hoher
Reiser, weil sıe stark wuchern — Der Kürbis von Riece aus Frankreich besitzt
gekocht einen zarten, nicht widerlichen und bluinenkoblartigen Geschmack. Die
Früchte sind länglich, äusserlich schwarzgrün, das Fleisch blassgelb oder mehr
weiss, Der Mamuth, eine Art Ceninerkürbis hat auch guten Geschmack und
trägt reichlich. Als Speisekürbis guter Qualität sind noch zu nennen der aus
Patagonieu,, der. brasilianische Zuckerkürbis, vegelable Marow,. der neue thee-
grüne, der chamoisrothe, der Orangekürbis von Cypern und der grosse Mantel-
sack. — Von Kohlarten sind zu empfeblen zuerst der Bergrheinfelder aus der
Schweiz, eine mittelfrühe Art Kopfkohl, der in gutem gedünglen Boden Köpfe
von 13 bis 16 Pfund liefert. Diese sınd so zart, dass sie leicht in Fäulniss
übergehen und daher gleich verbraucht werden müssen. Am besten verwendet
man sie daher zum Sauerkohl. Auch das weisse Angelberger Kraut ist sehr zu
empfehlen. Der Kopf desselben ist mehr platt gebaut und dauert länger, daher
er besser überwintert werden kann. (Berl. Gartenb. Verhandl. XXI. 257.)
— Pe,
Mayer, zur Kultur der Körbelrübe. Chaerophyllum bul-
bosum L. — Diese Rübe verdient wegen ihres Wohlgeschmackes und ihrer
leichten Kultur alle Beachtung. Sie gedeiht in jeder Bodenart, unler Bäumen
und Sträuchern, in jedem unbenutzten Winkel. Ihr Ertrag mindert sich viele
Jahre hindurch auf demselben Lande gebaut nicht. Sie ist zweijährig, blüht und
trägt Samen also erst im zweiten oder dritten Jahre nach der Aussaat. Im Oc-
tober wird auf die rauhe Oberfläche frisch umgegrabenen und gedüngten Bodens
der Samen ziemlich dick ausgestreul, auf eine Quadratrulbe 4 Loth. Dann
wird das Land durchgeharkt und mit unter die Füsse gebundenen Tritibreltchen
festgetreien. Im März nächsten Jahres geht die Saat auf. Die schmalen Coty-
len erscheinen über dem Boden und sterben ab, sobald das feine Würzelchen
eine kleine Knolle gebildet hat. Diese Knolle entwickelt noch einige kleine Blät-
ter, welche um Johannis gelb werden. Damit hört die Vegelalion über dem Bo-
den auf. Vom August bis in den September werden die Rüben aus der Erde
genommen, Bei 3° Tiefe kommen sie zum Vorschein. Ihre Grösse ist sehr
verschieden. Die kleinsten lässt man im Boden liegen. Nach der Ernte streut
man frischen Samen über, durchharkt den Boden scharf und bedeckt ihn !/a‘
hoch mit Dünger. Im Spätheıbste muss das Unkraut ausgejätet werden. Im
nächsten Frühjahr erscheinen schon im März die Blätter der liegen gebliebenen
Rübchen. Dazwischen geht dıe neue Saat auf und Ende März ist das Land ein
grüner Teppich. Die Blühtenstengel werden 6 bis 7° hoch und Anfangs August
ist der Samen reif. Man nimmt denselben ab und ärntet daun die Ruben, de-
ren grösste die Grüsse einer Kartoffel haben. Die kleinsten bleiben wieder im
Boden. Die Ernte wird auf einen Inftigen Boden nicht zu dick geschültet und
dort zum Verbrauche aufbewahrt. Sie leidet nie von Frost. Im Keller oder
Gruben verlieren die Ruben den angenehmen Geschmack. Zum Essen werden
sie gewaschen und mil kaltem Wasser ans Feuer gesetzt wie Kartoffeln. Nach-
dem sie einige Minuten gekocht häben, sind sie weich. Dann wird das Was-
ser abgegossen und wenn sie elwas abgekühlt schält man sie. So sind sie zum
Genusse angerichtet, (Ebd. 302.) —e.
Reinicke, über Palmensaaten. — R, erhielt aus den verschie-
densten Gegenden Samen von 47 Palmenarten, und es gelang ihm weit über
1500 Pflanzen daraus zu ziehen. Von den Reisenden mit den Boden- und kli-
matischen Verhältnisse für das Gedeihen der einzelnen Arten bekannt gemacht,
versuchte er diese künstlich -berzustellen. Am schwierigsten sind die Arten
aus den dichten und feuchten Urwaldern zu ziehen. Am ehesten keimten deren
Samen in einem warmen Treibhause unter einer Stellage auf feuchter Erde.
So die Bactrys selosa, Altalea selosa wurde in noch grösserem Schallen zum
168
Keimen gebracht. Das Verfahren bei der Aussaat ist sehr einfach. Je nachdem
die Palmen in dichten Urwäldern oder an mehr sonnigen und freistehenden Or-
len wachsen, werden die Früchte in eine Unterlage von frischen Sägespänen aus
Kiefern- und Tannenholz gebracht. Sonst ist auch sehr lockere Laubwalderde
anzuwenden. Hier keimte z. B. Corypha tectorum schon in drei Tagen. Eıst
wenn die Radieula 1/s oder 1‘ Länge hat, wird sie senkrecht in die Erde ge-
steckt, so dass die Fruchtschale gerade auf dieser aufliegt. Zum Einpflanzen
nimmt man tiefe Hyacinthenlöpfe, damit die Radicula nicht in ihrer natürlichen
Entwicklung gestört wird. Bei den Arten, wo die Radicula eine bedeutende
Länge erhält, bevor die Plumula aus ihrer Spalte heraustritt, besonders bei Hy-
phaena ist es nothwendig die Keimpflanzen in noch tiefere Töpfe zu bringen.
Aus der Radicnla geht die wahre Wurzel hervor, die aber nur eine sehr kurze
Dauer hat. Schon mit dem ersten Blatte bilden sick unterhalb der Insertion
derselben eine Reihe von Anschwellungen,, die sich bald zu Adventivwurzeln ge-
stalten und später die Stelle der alten nun absterbenden Wurzeln vertreten. Aber
auch diese haben keine lange Dauer, denn bei jedem neuen Blatitrieb entwickeln
sich dicht unter dem Ringe des absterbenden Blattes neue Anschwellungen und
damit neue Adventivwurzeln. Diese sind ein Zeichen, dass die junge Palme
verpflanzt werden muss. Die Wurzelgebilde gedeihen nur im tiefsten Schalten
und in der nöthigen Feuchtigkeit, also in der Erde, daher das öftere Umpflan-
zen nöthig. Die Neubildung der Adventivwurzeln währt indess nur eine be-
stimmte Zeit. Hat sich einmal der Stengel gebildet, so verästeln sich auch die
Adventivwurzeln. Dann ist das Umpflanzen weniger nöthig. (Ebd. 304.) —e.
Leidy, die Flora in lebenden Thieren. — In dieser Abhand-
lung beschreibt L. folgende Gattungen und Arten: 1) Enterobryus n. gen. mit
3 Arten: E. elegans in Julus marginatus, Ascaris infecta, Streptostomum agile
und Thalastomum attenuatum beobachtet; E. spiralis in Julus pusillus und E.
attenuatus in Passalus cornutus. 2) Eccrina n. gen. mit E. longa in Polydes-
mus virginiensis und E. moniliformis in Polydesmus granulatus. 3) Arthromi-
tus n. gen. mit A. crislatus in Julus u. a. 4) Cladophytum n. gen. mit Cl.
comalum wie vorige. 9) Corynocladus n. gen. mit C. radiatus in Passalus cor-
nutus. (Smithson. Instit. Contrib. 1853. V. 19—3$.) —e.
W. H. Harvey, Nereis boreali-americana. pl. II. Rhodo-
spermeae. — Diese umfangsreiche Monographie bringt ausführliche Beschrei-
bungen der Arten, Galtungen und Familien mit vortrefflichen Abbildungen auf
24 Taleln in 40. Wir konnen hier nur die Gattungen und neuen Arten auf-
zählen: I. Ord. Rkodomelaceae: Amansia Lam., Odonthalia Lyngb., Alsidium Ag,,
(A. Blodgetti) Acanthophora Lam., Chondria Ag., Rhodomela Ag., Ryliphlaea Ag.,
Digenia Ag., Polysiphonia Grev. (P. Olneyi, P. ramentacea, P. peeten veneris,
P. exilis, P. californica, P. Woodi), Bostrychia Mont (B. Muntagnei, B. rivula-
ris, B. Tuomeyi), Dasya Ag. (D. Gibbesi, D. ramosissima, D. mollis, D. mu-
eronata). II. Ord. Laurenciaceae: Laurencia Lam. (L. cervicornis, L. gemmi-
fera), Champia Desv. , Lomentaria Endl. III. Ord. Corallinaceae: Corallina L.,
Jania Lamk. (J. capillacea), Amphiroa Lam , Meloberia Lam. IV. Ord. Sphaero-
eoccoideae: Grinellia n. gen., Delesseria Lam. (D. tenuifolia, D. involvens), Bo-
tryoglossum Kütz., Hymenena Grev., Nitophyjlum Grev., Calliblepharis Kütz.,
Gracilaria Grev. (Gr. divaricata, Gr. Blodgetti), Corallopsis Giev. V. Ordn.
Gelidiaceae: Gelidium Lam. (G, Coulteri), Eucheuma Ag., Solieria Ag., Hypnea
Lam. (H. erinalis). VI. Ord. Spongiocarpeae : Polyides Ag. VII. Ord.: Squa-
marieae: Peyssoniella Dne. VIll. Ord. Helminthocladeae: Helminthora Ag, Ne-
malion Dub., Scınaia Biv., Liagora Lam. (L. valida, L. pınnata). IX. Ord.
Wrangeliaceae: Wrangelia Ag. X. Ord. Rhodymeniaceae: Rhodymenia Grev.,
Euthora Ag., Rhodophyllis Kütz., Plocemium Lam., Rhabdonia Harv., Cordyle-
cladia Ag. XI. Ord. Cryptoremiaceae: Stenogramma Harv., Phyllophora Grev.,
Gymnogrongus Mart., Ahnfeltia Ag., Cystoelonium Kütz., Callophyllis Kütz., Kal-
Jymenia Ag. (K. Pennyi), Constantinea Post., Gigartina Lam., Iridaea Bor , Chon-
drus Stacr., Endocladia Ag., Gloiopeltis Ag., Cryptonemia Ag., Chylocladia Grev.
(Ch, Baileyana, Ch, rosea), Chrysymenia Ag. (Ch, enteromorpha, Ch. halyme-
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nioides, Ch. Agardhi, Ch. ramosissima, Ch. anthoclada), Halymenia Ag., Holo-
saceion Kütz., Furcellaria Lam., Acrotylus Ag. (A, elavatus), Prionitis Ag., Gra-
teloupia Ag. (Gr. Gibbesi), Cantenella Grey. (C. pinnata), Gloiosiphonia Carın.
XI. Ord. Spyridiaceae: Spyridia Haryv. XII. Ord. Ceramiaceae: Microcladia
Grev. (M. Coulteri), Centroceras Kütz., Ceramium Lyngb. (C. Hooperi, C. bys-
soideum), Ptilota Grev., Crouania Ag. , Halurus Kütz., Griffithia Ag., Callitham-
nion Lyngb. (€. Pykeanum, C. squarrulosum, C. americanum). Der Anhang
enthält noch neue Genera incertae sedıs, nämlich Wurdemannia und Pikea.
(Smiths. Instit. Contrib. vol. V. art. V.) Kite,
Asa Gray diagnosirt Trichomanes Pelersi n, sp. aus Alabama. (Sillim,
journ. May. 326.) un
Burekhart, eingewanderte undheimischgewordene Pflan-
zen der Görlitzer Flora. — Durch Kultur, Gewässer, Winde und Thiere
werden Pflanzen aus einer Gegend in die andere übergeführt. In "genannter
Flor sind auf Aeckern und Brachen eingeführt oder durch Anbau verwildert :
Brassica napus, Br. rapa, Br. nigra, Sinapis alba, S. arvensis, Neslia panieu-
luta, Delphinium consolida, Silene gallica, Agrostemma githago, Geranium dis-
sectum, Ervum lens, Vicia sativa, V. angustifolia, V. villosa, Trifolium incarna-
tum, Pisum arvense, Valerianella carinata, V. auricula, Erigeron canadense, Chry-
santhemum inodorum, Centaurea cyanus, Lycopsis arvensis, Linaria arvensis,
Rumex crispus, R. obtusifolius, Euphorbia helioscopia, Allium vineale, Ornitho-
galum umbellatum, Panicum crus galli, Agrostis spica venti, Bromus secalinus,
Lolium temulentum, Avena strigosa. In Flachsfeldern stehen Cammelina sativa,
C. dentata, Lolium linicola , Cuscata epilinum, Spergula maxima; in Kartoffel-
äckern Helianthus annuus, H. iuberosus, Nicandra physaloides; unter Buchwei-
zen Polygonum tataricum ; auf Wiesen, Grasplätzen, Dämmen : Avena flavescens,
A. pubescens, Arrhenatum elatius, Bromus sterilis, Br. tectorum, Phleum pra-
tense, Medicago sativa, Onobıychis sativa; im Gartenlande: Fumaria offieinalis,
Viola tricolor hortensis, Adonis autumnalis , Reseda alba, Oxalis cornieulata, O.
striela, Malva crispa, M. mauritiana, Hibiscus trionum, Geranium pyrenaicum,
Raphanus sativus, Portulaca oleracea, Anethum graveolens, Anthriscus cerefo-
lium, Pastinaca sativa, Melilotus coerulea, Fragaria virginiana, Valerianella oli-
toria, V carinata, Matricaria chamomilla, Tragopon porrifolius, Silybum maria-
num, Borago officinalis, Solanum nigrum , Satureia capitatum, Panicum sangni-
nale, P. ciliare ; in Gras- und Obstgarten ; Helleborus viridis, Myrrhis odorata,
Primula elatıor, Pr. officinalis, Pr. acaulis,, Nareissus poeticus, N. pseudonar-
eissus, Galenthus nivalis, Leucojum nervum,-Tulipa silvestris, Ornithogalum nu-
tans, Seilla amoena; an Gartenmauern Linaria cymbalaria; in Hecken und An-
pflanzungen : Aquileja vulgaris, Hesperis matronalis, Berberis vulgaris, Rhus ty-
phinum, Cornus alba, Sacus ebulus, Lonicera caprifolium, L.tatarica, Ligustrum
vulgare, Syringa vulgaris, S. persica, Lycium barbarum, Cylisus laburnum, Ro-
binia pseudacacia, Colutea arborescens, C. orientalis, Caragana arborescens, Pru-
nus insitilia, Pr. domestica, Pr. cerasus, Pyrus communis, P. malus, Philadel-
phus coronarius , Spiraea opulifolia, Sp. salicifolia, Rubus odoralus, Rosa cin-
namomea, R. pomilfera, R. alba, Ribes grossularia, M. alba, M. nigra, Alnus
incana, Pinus laria, P. strobus, Populus alba, P. canescens, P. monilifera, P.
balsamifera, P. pyramidalis, Salix babylonica, Bryonia alba, Aristolochia clema-
titis; auf wüsten Stellen, Kirchhöfen, in Dörfern: Nigella damascena, Lepidium
salivum, Viola tricolor, Oenothera biennis, Stenactis bellidiflora, Chrysanthemum
parthenium, Anthemis cotula. Artemisia absinthium, A. pontica, Dianthus pluma-
rius, Polemonium coeruleum , Sempervivum tectorum, S. soboliferum, Dutura
stramonium, Xanthium strumarium, Chenopodium ambrosioides, Botryx, Ama-
ranthus retroflexus, Blıtum, Nepeta cataria, Marrubium vulgare, Leonurus car-
diaca, Silene armeria, Ribes alpinum, Sambucus nigra, Verbascum blattaria, Aspa-
ragus olfieinalis, Archangelica offieinalis, Levisticum officinale, Petasites offici-
nalis, Artemisia abrotanum, Inula helenium; an Bächen, Flüssen, Teichen: Spi-
raea salieifolia, Ribes rubrum, R. nigrum, Cochlearia, Rudheckia laciniata, Aster
salignus. (Görlitz. Abhandl. VI. 55.) az
11 +
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- Klotzsch;'newe Gattungen der Rubiaceen. — 1) Coffeaceae
Psychotrieae: Dirichletia: Calyx tnbo cum ovario connato, limbo supero
maximo oblique scutellaeformi aut auriformi ovalo acuto integerrimo subinde
bilobo viridi deinde dealbato. Corolla supera tubulosa, apice tunida, basi alle-
nuala, intus pubescente, limbi quingqueparliui lobis late lanceolalis aculis reflexis
apice brevi hamalis, aeslivalione valvalis. Stamina 9 corollae fauci villosae in-
serla, inclusa aul exserla, antherae voblongae biloculares bıevi filamenlosae. Ova-
rium inferum, biloculare, oblongum, incuryvum, in pedicellum attenuatum, disco
epigyno carnoso. Ovula in loculis completis solilaria e basi erecta analropa.
Siylus glaber filiformis; stigma bifidum, exsertum. Bacca drupacea , exsucca,
oblonga, incurva, costata, basi allennala, calycıs limbo coronata, dieocca. Se-
mina erecla, obovata. Embryo in axi albuminis cornei orthotropus; colyledoni-
bus foliaceis, radicula‘ eylindrica infera. Fructices Mossambicenses glabri aut
pubescentes, ramulis terelibus divaricatis; foliis opposilis ovato-oblongis penni-
nerviis, utringue allenuatis; stipalis vaginatis,, utrinque tridenlatis, intus mem-
brana integerrima productis; pedunculis corymbosis terminalibus ; floribus vio-
laceis, mit den neuen Arten D. glabra und D. pnubescens an der Ostküste Afri-
kas. 2) Cinchoneae Rondeletieae: Calycophyllum DC. mit folgender neuer
Characteristik : Calyvx tubo obovato-oblongo cum ovario connato, liımbo supero
iruncato , uno exteriorum interdum producto in folio petiolatum amplum relicu-
lato-venosum obovatum obtusum ineiso-crenatum coloratum. Corolla supera in-
fundibuliformis, tubo brevi, limbo quinqnepartito. Stamina quinque corolla fauci
villoso-hirtae inserta; filamenta subulata limbo corollae breviora; antherae obo-
vatae biloculares deflexae. Ovarium inferum biloculare. Ovula in placenlis
elongalis dissepimento utrinque adnalis sessilibus plurima anatropa. Stylus ey-
lindrieus, basi attenuatus; stigma bilobum exsertum. Capsula bilocularis apice
seplicido dehiscens. Semina plurima oblonga exalata. Embryo in axi albumi-
nis carnosi minimus; radicula cylindrica umbilico proxima centripeda. Arbu-
seula Cubensis et Americae tropicae; ramıs terelibus glabris; ramulis compres-
siuseulis; foliis oppositis membranaceis obovatis aculis petiolatis; stipulis bre-
vibus aculis; floribus corymbosis axillaribus et terminalibus ; pedunculis tricho-
tomis compressis. — Warszewiczia: Calyx tubo oblongo eum ovario con-
nato, limbo supero quinquedentalo , denlibus obtusis, uno exlimo interdum pro-
ducto in folium petiolatum oblongum reliculato - venosum amoene coceineum.
Corolla parva supera infundibuliformis, fauce nuda, limbo quinqueparlito. Sta-
mina quinque imo basi tubo corollae inserla, exserta, filamenta filiformia, basi
connata; anlherae ovales, supra basin alfixae. Ovarium inferum, biloculare.
Ovula in placentis elongatis dissepimento utringue adnatis sessilibus plurima.
Stylus eylindrieus laevis, scaber aut sparsim adpresse hirsutus ; stigma bilobum
exserlum. Capsula calyeis limbo persistente coronata seplicıdo dehiscens. Se-
mina plurima subgloboso-Irigona exalata. Embryo in axi albuminis carnosi mi-
nimus; radienla eylindrica umbilico proxima centripeta. Arbores Americae 1ro-
picae; ramis terelibus pubescentibus; foliis magnis opposilis; stipulis interpe-
tiolaribus solilariis; racemis terminalibus pedunculatis pedalibus e corymbis
parvis opposilis composilis. Die Arten sind W. coccinea auf Trinidad, W. pul-
cherrima in Veragna, W. Schomburgkana in Guiana, W. Poeppigana am Ama-
zonenstrom. — Pallasia: (Nec Scopoli nec Hottuyn, nee Linne fil.) Calyx
wıbo oblongo urceolato cum ovario connato, limbo supero capuliformi quinque-
sexdentato, uno exteriorum interdum producto in folium petiolatum amplum re-
ticulatum venosum coloratum. Corolla supera tubulosa incurva, apice inflata,
Jimbo-quinquepartito ; laciniae latae obtusae. Stamina quinque inaequilonga, su-
pra medium tubo corollae inserta, inclusa; filamenta brevia subulata ; antherae
vvalae compressae, supra basin aflixae. Stylus fililformis exsertus; stigma bre-
viter bilobum. Ovarium inferum biloeulare. Ovula in placentis elongatis disse-
pimento ulringue adnalis sessilibus plurima anatropa. Capsula bilocularis po-
Iysperma calyce persistente coronala seplicido-dehiscens. Semina oblonga - tri-
gona exalata. Embryo in axi albuminis carnosi minimus: radicula cylindrica
umbilico-proxima centripeta. Arbor Guianensis; ramis cinereis dichotomis gla-
171
bris; foliis oppositis membranaceis petiolatis; stipulis interpetiolaribus utrinque
solitariis subconnatis ; floribus interrupte spicalis, bracteis squamaeformibus
suffultis ; spicis in apice ramorum axillaribus et terminalibus longe pedunculatis
eompressis, simpliecibus aut ramosıs. Die einzige Art ist P. Stanleyana von
Schomburgk unter Calycophyllum versetzt (Skopoli’s Pallasia ist Crypsis Aiton,
des jungen Linne’s Pallasia — Calligonium und Houttuyn’s Pallasia = Calo-
dendron). 3) Gardenieae Bertiereae: Mussaenda Lin. neu characterisirt:
Calyx tubo oblongo-turbinato cum ovario connato, limbi superi quinquepartiti
demum decidui lobis ereclis aculis, uno exteriorum interdum producto in fo-
lium peliolatum amplum reticulato -venosum coloratum. Corolla supera’ hypo-
eraterimorpha, tubo longo, basi attenualo,, superne paullulum tumido, inlus a
medio usque ad faucem Iutescenti-villoso, limbo quinquepartito patente. Anthe-
rae in medıo tubi corolla insertae subinclusae apiculatae sessiles. Ovarium in-
ferum biloculare. Ovula in placentis e medio dissepimento utrinque stipitatis
revoluto-bilobis plurima, horizontalia, anatropa. Stylus cylindrieus inclusus.
Stigma bilobum. Bacca subglobosa exsucca, apice denudata, biloceularis. Se-
mina plurima parva lentieularia compressa. Embryo in basi 'albuminis dense
earnosi minimus; radicula crassa umbilico proxima centripeta. Die Arten sind
M. setulosa in Ostindien, M. Zollingerana auf Java. — Pogonopus: Calyx
tubo oblongo-turbinato cum ovario connalo,, limbi superi quinquefidi lobis ere-
etis persistentibus acutis, uno exteriorum interdum producto ın folium petiola-
tum amplum reliculato- venosum coloratum. Corolla supera tubulosa, limbo
aperto quinqueparlito. Stamina quinque subexserta. Antherae oblongae acutae
incumbentes. Filamenta complanata, supra annulum latum cartilagineum nitıdum
basilarem apice barba hirsuta instructum inserta. Ovariam inferum biloculare.
Ovula in placentis e medio dissepimento utrinque stıpitatis revoluto-bilobis plu-
rima horizontalia anatropa. Stylus eylindricus. Stigma incrassatum exsertum
bilobum, lobis reflexis. Fructus. ... Arbusculae americanae; foliis oppositis
peliolatis ; stipulis utrinque solitarıis, basi latis im acumen subulatum attenua-
us; foribus terminalibus ceorymbosis; corymbis ter trichotomis. Die einzige
Art ist P. Ottonis in Venezuela. Randieae: Rosea: Calyx tubo urceolato cum
ovario connata, limbi superi truncati bi- tri- quadrifidi lobis striclis persisten-
bus, bracteis sex imbricatis stipulaeformibus per paria connatis suffultus. Co-
rolla supera hypocraterimorpha, tubo aequali intus villosulo, limbo patente 6—
7—85 partito. Stamina 6—8 exserta corollae fauci inserta. Antherae lineares
introrsae brevissime filamentosae, infra medium affixae. Ovarium inferum bilo-
eulare. Ovula in placentis e medio dissepimento utrinque sessilibus pauca bi-
seriata pendula anatropa. Stylus eylindricus deinde versus apıcem spiraliter
torlus; stigma bilidum exsertum. Bacca globosa exsucca gabra calyci persistente
eoronata oligosperma. Semina obovata. Embryo in axi albuminis recius; coty-
ledonibus subfoliaceis ; radicula tereti magna. Frutices Mossambicenses ramo-
sissimi; foliis oppositis oblongis brevi petiolalis; stipulis interpetiolaribus
ulrinque solitariis in acumen subulatum attenuatis, intus per membranam inte-
gram vaginalim connalis; floribus axillaribus aggregatis subsessilibus, Die bei-
den an der Osküste Afrikas heimischen Arten sind R. jasminiflora und R. cras-
sifolia. Die gleichnamige von Martius aufgestellte Gattung fällt mit Iresine Wild.
zusammen. (Berl. Akad. August. 494.) —e:
Asa Gray, PlantaeWrightianae Texano-Neo-Mexicanae.
— Diese mit einem schönen Atlas begleitete und in zwei Theilen in den Contrib.
des Smiths. Instit. Ill. u. V. erschienene Abhandlung enthält ausser zahlreichen
bekannten Arten folgende neue und zugleich neue Gattungen, deren Diagnosen
wir wiedergeben: Telypodium Wrigbti, Sisymbrium auriculatum , S. diffusum ;
Greggian. g.: calyx basi aequalis, sepalis lineari-oblongis palentiusculis, pe-
tala obovata rotundata, ungue anguste, discus hypogynus inter pelala et stamina
annularis, eontorlwlobatus, lobis aule stamina, filamenta edentula, filiformia,
ovarıum oblungum a latere compressum, siylo aequilongum, sligma cordatum,
bilobum, lobis ad placentas respondentihus, siliqua breviter linearis, septo an-
susto subenervi conlrarie planocompressa, ulrinque relusa, siylo conspicuo su-
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perata, valvis naviculari-conduplicatis, dorso tenuissime uninerviis, semina in lo-
culis plurima (20 — 40) uniserialia, e funiculo libero pendula, ovalia, frigida,
immarginata, cotylae lineari-oblongae, planae, septo, parallelae, radiculae ad-
scendenti incumbentes ; suffrutex humilis, pube molli stellata canescens, cauli-
bus a basi ramosis diffusis, foliis spathulatis saepius repandis vel sinuato-den-
talis in petiolum angustatis, racemis laxis, floribus majusculis albis, siligqnis
canopuberilis pedicello aequalibus vel sublongioribus. Die‘ einzige Art ist Gr.
camporum. Ferner Hymenolobus pubens, Talinum spathulatum. — Talinopsis
n, g.: calyx ebractealus diphyllus, sepalis aequalibus ovatis mulicis membrana-
ceis persistentibus, pelalus hypogyna libera ovalia exunguiculata aestivatione im-
bricata cito gelatlinosomascescentia, stamina eirc. 20 in phalanges 5 petalis op-
positas iisque adhaerentes disposita, filamenta subulata, antherae biloculares, lo-
eulis oblongis discrelis, ovarium fusiforme uniloculare, stylus columnaris brevis
apice trifidus, locis oblongis intus stigmatosis, ovula numerosissima subamphi-
tropa, columellae gracili centrali funiculis gracillimis inserta, capsula fusiformis
subtrigona, calyce semiinelusa ab apice trivalvis, epicarpio coriaceo valvarum ab
endocarpio carlaceo sexvalvi dissilente, semina indefinita uncinata in appendicu-
lata, lesta laxa granulata, tegmine membranacea embryoni hamosiarcuato con-
formi, albumen fere nullum ; fruticulus glaber , ramis gracilibus nodosis, foliis
earnosis linearibus plerisque opposilis, axillis obsolete barbatis, inflorescentia
termiuali cymosa, internodiis artieulatis, floribus in dichotomiis sessilibus, co-
rolla purpurea. Die einzige Art ist T. frutescens. Ferner Malvastrum lepto-
phyllum, Sphaeralcea hastulata, Sida lepidota, S. cuneifolia, S. longipes, Abuti-
lon parvulum, Hibiscus cardiophyllus, Agenia microphylla, Linopsis Greggi, Oxa-
lis dichondraefolia, ©. Wrighti; — Sericodes n.g.: calyx quinquepartitus
persistens, laciniis ovatolanceolatis , pelala quinque rhombeoovata subacula vix
unguiculata subperigyna, nempe imo calyce inserla, laciniis ejusdem aequilonga,
tarde decidua, stamina decem aequalia cum petalis inserta, filamenta filiformia
quinque petalis opposila nuda, quinque sepalis opposila basi intus squamata bi-
fida pilosa persistente appendiculata, antherae oblongolineares introrsae medio
affıxae, discus nullus, ovarium sericeovillosissimum, arcte sessile quinqueloculare
quinquelobum, loculis sepalis oppositis, stylus superne quinqueangulatis clavatis,
angulis deorsim longiuscule stigmatosis, ovula in loculis solitaria pendula, fru-
clus quinque cocens, siecus, coceis Scriceovillosissimis coriaceis indehiscentibus
ab axi centrali gracili secedentibus, semen exalbuminosum loculi conforme apice
ultra hilum rostellatum , embryo rectum, cotylae ovales axi contrariae, radieula
conica supera; frutex humilis ramosissimus, foliis simplicibus parvis oblongo-
spathulatis integerrimis sericeis sessilibus faseiculatis, fasciculis alternis, stipu-
lis minutis spinescentibus, foribus 1—3 ex eodem faseiculo foliorum brevıler
pedunculatis, corolla flava. Die Art ist S. Greggi. — Ferner Amoreuxia mal-
vaefolia, Condalia spathulata— Microrhamnusn. g.: calyx coloratus quin-
quefidus, 1ubo expanso subplano, lobis patentissimis ovalis trinervalis nervo
medio intus carinalis, discus carnosus pateriformis calyeis tubo adnatus margine
subundulatus ovarium superum cingens, pelala quinque obcordata unguieulata
calyce breviora, stamına quinque petalis aequalia iisdem libera, antherae didy-
mae biloculares bivalves, ovarium liberum ovoideum biloculare in stylum colum-
narem angustatum, sligma emarginatum, ovula solitaria, fructus subdrupaceus
siceus ovoideus osseus calycis cupula parva suffultus abortu subunilocularis mo-
nospermus, cotylae foliaceae oblongae planae, fruticulis ericoideus ramosissımus
glaber, ramis rigidis spinescentibus foliis alternis et in axillis vel in ramulos
brevissimos fascieulatis persistentibus parvis linearibus vel spathulata linearibus,
marginibus arelissime revolutis, subtus bisulcatis enervibus, stipulis squamae-
formibns subulatis deciduis, peduneulis foliis brevioribus, Noribus minimis fla-
vis. Die Art ist M. ericoides. — Mortonian. g.: calyx quinquelobus, tubo
obeonico decemeostato, lobis margine scarioso albidis, petala quinque obovata
erosocrenulata sub margine disci perigyni, carnosi quinquelobi inserto, stamina
que sinubus disci inserta petalis breviora, antherae cordatodidymae mucronula-
tae, ovarium ovoideum liberum vel basi calyce aceretum quinqueloculare, loculis
173
biovulatis, ovulis collateralibus erectis, stylus columnaris apice quinquedentatus,
lobis intus stigmatosis, fructus siccus ovoideus vel oblongus stylo apiculatus
calyce persistente stipatus coriaceus abortu unilocularis monospermus indehi-
scens, semen oblongum pericarpio conforme, arillo nullo, testa tenui membra-
nacea, embryo intra albumen carnosum parcum reclus longitudine seminis, co-
iylis oblongis carnosis, radicula brevissima infera ; frulices ramosissimi conferte
foliosi semperviventes, foliis plerisque alternis parvulis coriaceis enervibus vix
petiolatis integerrimis marginibus erassis pl. m. revolutis, stipulis glandulaefor-
mibus minimis cadueis, floribus albıs ad apicem ramorum thyrsoideopanieula-
tis, bracleis saepius oppositis persistentibus. Die Arten sind M. sempervirens
und M. Greggi. — Aspicarpa longipes, Janusia gracilis, Polygala macradenia, P.
ovatifolia, P. puberula, Krameria canescens, Phaseolus Wrighti. — Pateria
n. g.: calyx ebracteolatus tubulosus quinquelobus, lobis subulatis duobus supe-
rioribus altius coalitis, vexillum obovatum emarginatum recurvum alis oblongis
obtusis longe ungniceulatis aequilongum, carina eueulliformis obtusissima alis
brevior, stamina decem filamento vexillari libero diadelpha, ovarium lineari sti-
pitatam multiovulatum, stylus filiformis ascendens apice dense aspergillobarba-
tus, sigma terminale barbatum, legumen lineare planocompressum breviter sti-
pitatum immargınatum continuum saepius abortu oligospermum valvis corıaceis,
semina ovalia compressa, herba glahrata, caulibus e basi suffrutescente ramo-
sissimis, ramiscopariis teretibus gracillimis , stipulis spinosis, petiolis fillformi-
bus persistenlibus, aliis foliolis plurimis parvis oblongis gerentibus,, racemis
virgatis dissitilloris ereclis ramulos terminantibus, florıhus pendulis flavidis.
Die einzige Art ist P. scoparia. — Desmodium neomexicanum,, Hoffmannseggia
brachycarpa, H. oxycarpa, H. densiflora, H. stricta, H. drepanocarpa, Cereidium
texanum, Mimosa flexuosa, M. disocarpa, Calliandra conferta, Leucaena relusa,
Acacia malacophylla, A. Wrighti, A. Greggi, A. tephroloba, A. Coulteri, A. con-
strieta, Pithecolobium breviıfolium, Nesaea longipes, Oenolhera brachycarpa, Oe.
tubicula, Echeveria strictilora, Sedum Wrighti, Philadelphus serpyllifolius, —
Fendleran. g8.: calyx tubo turbinato octocostato, cum ovarii basi connato,
limbo quadripartito , lobis triangulatis aestivatione valvatis; petala quatuor ova-
todeltoidea unguiculata erosa decıdua; slamina oclo cum petalis inserta, fila-
menta lınearia plana apice bifurcata lobis lineari-attenuatis ultra antheram longe
productis, anlherae introrsae mucronalae biloculares longitudinaliter dehisenntes ;
ovarium semisuperum quadriloculare, styli pilosuli conuiventes, pl. m. coaliti,
stigmata terminalia simplicia; ovula in loculis plurima e placentis centralibus
imbricatopendula anatropa; capsula crustacea- ovoideoconica stylis persistentibus
acuminala basi calyce acrela quadriloeularis ex apice septicida; semina in locu-
lis pauca pendula imbricata oblonga testa membranacea laxa reliculata deorsum
alala; embryo in albumine parco rectus ejnsdem fere longitudine, colylis oblon-
gis radicula supera duplo longioribus ; frutex 2—4 pedalis, foliis oppositis lan-
ceolalis subsessilibus trinervalis integerrimis; floribus ramulos breves terminan-
tibus solitariis vel ternis breviter pedunculatis, petalis albis. Hieher F. rupi-
cola — Eryngium Wrighti, Galium microphyllum, G. Wrighti, Hedyotis acerosa.
— Dolanosan.g.: capitulum multilorum homogamum aequalillorum ? invo-
lucrum hemisphaericum extus laxe lanatum sqnamis oblongo lanceolatis mem-
branaceis adpressis apice subcoloratis inappendieulatis intımis disco subaequa-
libus ; receptaculum Iplaniusculum paieaceum, paleis invol. squam. referentibus
conduplicatis singulis florem involventibus; corollae purpureae marginales re-
flexae ; styli etc. Veroniacearum; achenia turbinata sericeo hirsuta; pappus du-
plex rigidus exterior e paleolis squamellatis plurimis linearilanceolalis ovario
aequilongis, interior e selis aristaeformibus complanatis sursum incrassatis plu-
riserialibus corolla paullo brevioribus, utrisque erebre denticulatis; herba floc-
cosolanala; caule erecio apice capitula plura corymbosocongesla gerente; foliis
alternis ovatooblongis utrinque aculis subsessilibus penninerviis integris supra
mox glabratis? subtus dense canolanatis, Hieher B. Coulteri — Brickellia par-
vula, Br. Galeoltii, Br. tomentella, Br. reniformis, Br. baccharidea,, Br. laci-
niata, Eupatorium Wrighti, Eu. solidaginifolium, Conoclinium dissectum, Ma-
174
chaeranthera parviflora, Gymnosperma eryocarpa, Linosyris heterophylla, L.
Wrighti, L. birtella, L. pulchella, L. coronopifolia, Aplopappus blephariphyllus
— Laphemian. g.: capitulum plurimultiillorum nune homogamum discoi-
deum nunc radiatum homochromum, ligulis paneis ovalibus oblongisve 2—3
dentatis discum haud superanlibus, Involucrum uni-biseriale, squamis aequali-
bus oblongis vel lanceolatus membranaceis universiis carinalis apice ciliatisz
receplaculum planum scrobieulatum nudum; flores disci hermaphroditi; corollae
tubulosae, fauce pl. m. ampliata dentibus quinque ovatis patentibus; antherae
basi sagillalae vel bidenlatae; styli rami ff. disci. angusti complanati in appen-
dicem subulatam hispidam producti; achenia conformia linearioblonga compressa
praeserlim ad nervos marginales hirtella; pappus aut plane nullus aut uniseto-
sus aut plurisetosus, setis hirtellis; herbae vel polius suffrutices rupicolae hu-
miles vel nanae puberulae ;' caudice crasso lignoso caules plures foliosos profe-
rente, foliis alternis et oppositis ovatis cordatis oblongisve saepius dentalis pe-
tiolatis, capitulis solitariis vel corymbosis terminalibns, floribus flavis. Hierher
L. rupestris, L. balimifolia, L. angustifolia, L. Lindheimeri, L. Standburyi. —
Baccharis Wrighti, Euphrosyne ambrosiaefolia, Iva dealbata, Zinnia anomala,
Viguieria cordilolia, Thelesperma longipes, Heterospermum dicranocarpum, Zea-
menia brevifolia, Disodyopsis polychaetum, Porophyllum Greggi. — Sartwel-
lia.n. g.: capitula pluriflora, conferta fastigiato corymbosa heterogama; fl. ra-
dii ligulatis femineis 3—5, disci 9—12 tubulosis hermaphroditis; involuerum
disco brevius, 9— Öphyllum , squamis ovalibus membranaceis aequalibus; rece-
placulum subplanum nudum; ligulae ovales corollas dısci haud superantes; styli
rami fl. disci breves complanalı revoluti apice truncati; achenia terelia, decem-
costala, pappo calyculaio integro margine multidenticulato, tubum properium
corollae disci adaequanti-coronata ; herba erecta mullicaulis pedalis glabra, ra-
dice annua ? foliis oppositis filiformis lınearibus integerrimis impunctatis capı-
tulis paryulis breviter pedicellatis, floribus aureis. Die einzige Art ist S. Fla-
veriae. — Bahia pedala, Varilla texana, Perezia Wirighti.
Thalictrum Wrighti, Delphinium scopulorum, Streptanthus platycarpus, Str. ca-
rinatus. — Dryopetalonn.g,: calyx basi inaequalis, sepalis oblongis, 2 majori-
bus basi subsacealis; pelala ovatospathulata, ineciso — 5—7-lobata, in unguem
brevem attenuata; filamenta Subulata edentula ; antherae oblongae sagitialae; sti-
gma sessile, subglobosum emarginatum ; siliqua filiformis teres haud stipilala po-
lysperma, septo enervi, valvis trinerviis nervo medio carinatis; semina. in loculis
uniserialia e funiculo lihero pendula subcompressa immarginata ; cotylae ovales
planae radiculae adscendenti subobliquae aceumbentes ; herba annua vel biennis;
foliis runeinato pinnatifides radicalibus praesertim pube simpliei molliter villosıs
subpetiolatis, racemis multifloris pedicellis eliam fructiferis confertis, floribus
albis. Die Art ist Dr. runcınatum. — Vesicarea purpurea, Lepidium Wrighti,
L. intermedium, Cleome sonorae , Silene Greggi, S. Wrighti, Arenaria saxosa,
Drymaria eflusa, Sphaeralcea Wrighti, Anoda pentachista, A. Wrighti, A. Sono-
rae, Agenia micropbylla, Waltheria detonsa, Ceanothus Greggi, Mortonia sca-
brella. — Glossopetalon n.g.: flores hermaphroditi; calyx profunde quin-
quefidus persistens, lobis ovalis ohtusis aestivalione imbricatis; petala 9 lineari
ligulata, calyce multo longiora, sub margine undulato-l0-crenulato glanduloso
disci tenuis perigyni inserta marcescenlia; stamina 10 sinubus disei inserta ca-
Iyce breviora, filamenta subnlata; antherae didymae muticae filamento aequilon-
gae loculis longitudinaliter dehiscentibus ; ovarium liberum ovoidenm obliquum
apice aculum sligmate sessile orbieulato depresso simplieissimo coronaltum uni-
loculare; ovula 2, e basi fere loculi erecta subeollateralia analropa; fructus
oblique ovoideus vel oblongus apienlatus coriaceus multistriatus, I—2 spermus,
tandem bivalvis? Semen obovoideum compressiusculum hilo exciso arillo parvo
caruneulaeformi bilobo munitum, testa laevi erustaceo ; [rutex 2—4 pedalis ra-
mosissimus glaber, ramis viridibus striatis spinescentibus, foliis alternis oblongo
linearibus spathulatisve integerrimis parvis vel ramulorum Nlorif. ad squamula
subulatas minimas redunetis, stipulis nullis, Norıbus albis seeus ramulos sparsis
axillaribus breviter peduneulatis. Hierher Gl, spinescens, — Polygula hemiptero
175
carpa, Monnia Wrighti, Phaseolus acutifolius, Ph. Wrighti, Ph, macropoides, Ph.
rotundifolius, Galactea tephrodes, Cologania longifolia, Cracca Edwardsi, Tephro-
sia leiocarpa, T. tenella, Indigophera sphaerocarpa, Dalea albiflora, D. laevigata,
D. brachystachys, D. polygonoides, D. He D. calycosa, Petalostemon exile,
Hosackea Wrighli, Astragallus Bigelovi, A . vaccarum, A. humistratus, A, cobren-
sis, A. Fendleri, A. Seunzke, A. tephrodes, Desmodum gramineum, D. exiguum,
D. Bigelovi, D. batocaulon, D. Sonorae, D. Grahami, D. psilocarpum, D. cine-
rascens, Cassia Wrighti, Mimosa Wrighti, M. Grahami, Calliandra reliculala, Ce-
rasus breviflorus, Rubus neomexicanus, Ammannia Wrighti, A. dentifera, Cuphea
Wrighti, Oenothera Wrighti, Oe. primiveris, Oe. chamaenerioides, Passiflora in-
amoena, Cucurbıla digitata, Apodanthera undulata, Elatherium Wrighti, E. Coul-
teri. — Sicyosperma n. g.: Flores monoici; mase. calyx late campanula-
tus subulato quinquedentatus ; corolla calyei adnalim inserta, limbo quinguepar-
tito, lobis apice bicuspidatis ; stamina 9, in columnam apice capitato antherife-
ram connata imo calyce inserta; antherae ovales uniloculares parallelae adnatae ;
fem. calycis tubo supra ovarium constrielo, limbo planiusculo quinquedentato;
corolla maris nisi lobis inlegris mulieis; ovarium uniloculare ovula unico pen-
dulo ; stylus brevis, stigma peltatum trilobum ; fructus utrieuliformis ovatus len-
ticularis pericarpeo membranaceo laevi semini arcte conformi; testa eruslacea
laevis ; colylae carnosae orbieulares planoconvexae; herba annua scandens seir-
rhosa; folius cordato rotundis angnlatis vel subiohalis; floribus minımis albi-
dis, masculis in racemo breyi saepe trifildo, femineis in eadem axilla solitariis,
primariis breviter pedunculatis nudis, secundariis subsessilibus bractea foliacea
tripartita inclusis. Hierher nur S. gracile.. — Symphoricarpus rotundifolius,
Lonicera dumosa, Galium imberbis, Stevia macella, Brickellia betonicaefolia, Br.
Wrigbti, Br. tenera, Br. floribunda, Br. simplex, Eupatonium sonorae, Asler
Wrighti, -A. sonorae, A. blepharophyllus,, Erigeron eryophyllum, Gutierezzia
Wrighti, G. gymnospermoides, Linosyris carnosa, Aplopappus larifolius. — Pe-
ricomen.g.: capitulum multiflorum homugamum ; involucrum disco brevius
campanulatum, uniseriale, squamis circiter 20 nm per margines anguslis-
simos hyalinos inter se coalilis, receptaculum planiusculum nudum, flores om-
nes hermaphroditi; corollae tubulosae, tubo gracili viscoso glanduloso, fauce
eylindracea , dentibus 4 ovalis patenlibus; antherae exsertae basi subsagillatae 5
ramı filiformes, leviter complanati obtusiusculi extus superne et apice minute hir-
tellı; achenia lineari oblonga compressa faciebus glaberrime marginibus nervi-
formibus undique barbato ciliata; pappus squamellato coroniformis fimbriatola-
cerus, fimbriis pilos validos achenii simulantibus; herba glabella ramosa pro-
cera; folıis oppositis summisve subalternis triangulalis vel hastalis longissime
acuminalis laevissime resinoso punctalis haud glandulosis, capitulis cymosis, flo-
ribus flavis. Hieher P. caudata und P. coronopifolia — Baccharis brachyphylla,
Stylocline mieropoides. — Parthenice n.g.: capitulum 'bemisphaericum mo-
noicum, floribus femineis 6—8 in ambitu, mascülis 40—50 in disco, involu-
erum bıseriale, squamis herbaceo membranaceis exterioribus ovalibus, interio-
ribus 6—8 paullo majoribus orbiculari obovalis; receptaculum convexum, am-
bitu serie simpliei palearum instructam, paleıs lineari navicularibus carnosoco-
riaceis per paria ima basi ovariorum fertilium utrimgue acerelis, in disco paleis
minimis setaceis vel obsolelis inter ovaria aborliva; corollae radii subtubulosae,
obliquae intus fissae, extus 2— 3 dentalae, discum demum subaequantes, styli
ramıs latolınearibus dimidio breviores decidnae; flores disci steriles Ivae; Ache-
nia obovato oblonga obcompressa glabra faciebus tuberculis minimis parvis sca-
bra via marginala vertice ineurva apieulata obliqua , intus dente minimo squa-
maceo instrucla, ab involueri squamis discreta cum paleis vacuis receptaculi
utrimque quası bracleolala secedentia; herba annua orgyalis pube brevissima
molli undique einerea, foliis cmnibus alternis ovalis majoribus subcordatis acu-
minalis duplicatodentais, panieulis foliosis laxis, capitulis longiuscule pedicella-
us parvulis. Die einzige Art ist P. mollis. — Heliopsis parvifolia, Simsia exa-
ristata, S. scaposa, Actinomeris longifolia, Bidens heterosperma, Guardiola pla-
iyphylla, Verbesina podocephala, Adenophyllum Wrighti, Schkubria Wrigkti, Bahia
176
biternata, Hymenothria Wrighti, Gnaphalium leucocephalum, Cacalia decomposita,
Psatyrhotes scaposa, Cirsium Wrighti, C. neomexicanum, €. Grahami, Rafines-
quia neomexicana. — Calycoseris.n.g.: capitulum liguliflorum multıflorum,
involuerum campanulatum duplex interins e squamis totidembrevibus laxis, recep-
taculum planum, paleis tenuissimis pilformibus inter flores onustum; achenia
eonformia fusiformia crassa d9— 6 costala muricaloscabra apice allenuato ro--
strata; pappus duplex, exterior coroniformis persistens , interior pilosus copio-
sus selis mollibus niveis vix scabris basi in annulum coneretis cadueis ; herba
monocarpia humilis glabra, caule a basi ramoso, foliis pinnalipartitis, lobis rha-
chique linearibus, peduneulis breviusculis monocephalis ante anthesin nulantibus
enum involueri basi hispido glandulosis, floribus roseis. Hieher C. Wrighti. —
Prenanthes exigua, Perityle Parryi, P. aglossa. —&,
Curtis’s botanical magazine Septbr. Nr. 105 enthält auf Tab. 4734
—4739:; Brassavola lineata, Gilia lutea, Pandanus pygmaeus, Rhynchospermum
jasminioides, Philesia buxifolia, Impatiens Jerdoniae, —.e,
Zoologie. — Gosse, neue oder wenig bekannte Mee-
resihiere. — In diesem Aufsatze werden folgende Thiere beschrieben : Sco-
lanthus, eine-neue Gatlung aus der Familie der Actinien, der Körper ist ceylin-
drisch, verlängert, wurmförmig, das hintere Ende abgerundet, perforirt, das vor-
dere scheibenformig, mit einer randlichen Reihe zierlicher Tentakeln. Die ein-
zige Art ist Sc. callimorphus. Ferner Mysis productus n. sp., Crangon sculp-
tus Bell., Hippolyte Thompsoni Bell, H. Cranchii Leach und Hipp. fascıgera n.
sp. Ferner Iluanthos Mitchelli n. sp., Actinia clavata Thomps., Act. miniata u.
sp., Sipunculus punctalissimus n. sp. (Ann. a. mag. nat, hist. Aug. 125;
Septbr. 153.) al.
Peters, über die Seeigelan der Küste von Mossambique,
Die Gattungen Diadema und Astropyga sind weder von Gray noch von Agassiz
scharf genug bestimmt worden, weil beiden nur Exemplare ohne Stacheln zu
Gebote standen. Die wahren Astropyga, deren Pelers zwei Exemplare untersu-
chen konnte, tragen auf den Ambnlacralplatten Stacheln von derselben Form wie
auf den Interambnlacralplatten und unterscheiden sich von Diadema dadurch,
dass diese Stacheln nicht sehr lang und hohl, sondern von mässiger Länge und
solide sind. Echinus calamaris Pall. mit seinen Verwandten gehört weder zu
Diadema noch zu Astropyga sondern muss eine neue Gattung Echinothrix bilden.
Diese Gattungen characterisiren die eıgenthümliche Gruppe der Diadematiden und
gehören nicht zu Cidaris oder Echinus., Zur Gattung Diadema gehören nun:
D. setosa, D. Savignyi, D. Lamarcki; zu Asteropyga: A. radiata, A. dubia n,
sp., A. mossambica n. sp.; zu Echinothrix: E. calamaris, Echinometra turca-
rum Rumph, Cidaris subularis Lamk. , Asteropyga Desori, Echinothrix annellata
n. sp. (Monatsber. Berl. Akad. Auyust 484.) Gl.
Gegenbauer,Beobachtungenüber Schwimmpolypen oder
Röhrenquallen. — Eine eigenthümliche Art der Eschholtz’schen Gattung
Endoxia ist die neue Eu. messanensis bei Messina und nur 1,4‘ lang. Das
Thier besteht aus einem dreiseiig pyramidalen Deckstücke, dessen eine
Seitenfläche sich schuppenartig über die Basis verlängert, In das Deckstück
hinein erstreckt sich eine Schwimmglocke als locomotorischer Apparat. Aus-
serdem ist darin noch ein grosszelliger hohler Körper, von dem der kurze
Stamm des Thieres entspringt. Um die Mündung der Schwimmglocke läuft ein
Ringkanal, der die vier Gefässe der Schwimmglocke aufnimmt. Die knorplige
durebsiehtige Hülle dieser bildet äusserlich sechs Längskanten , deren vordere
zwei in stumpfe Zacken auslaufen, deren hintere beide in ein rundes Blatt sich
vereinigen. Am Stiel der Schwımmglocke, keulenförmig iu deren Höhle hinein-
ragend liegen die Genitäalien. An der concaven Basalfläche des Deckstückes ent-
springt ein einziger Polypenleib (Magen, Saugröhre etc.), an dessen Ursprunge
einige Büschel langer Fangfäden sitzen. Diese tragen wieder feinere Fäden
mit Nesselzellen am Ende, Die Knospe einer jungen Schwimmglocke, die nach
177
Verlust der alten fungirt, ist vorhanden. Eine andere ähnliche Form bildet die
neue Gattung Diplophysa mıt der Art D. inermis. Dieses Thier ist glashell,
bis 1,3° lang, mit kalbkugligem Deckstück, in welchem aber die Schwimmhöhle
nnr einen kleinen Raum einnimmt. - Ob nun diese beiden Thiere von einer
Diphyidencolonie wirklich abstammen ist noch fraglich. Eine dritte Form hat
ein kubisches oder vierseitig pyramidales Deckstück, dessen zwei Kanten in
spitze Zacken auslaufen. .Zur Aufnahme der Schwimmglocke ist die Basis trich-
terförmig vertieft. Der zellige Körper aus zwei oder mehr rundlichen Lappen
gebildet begrenzt eıne kleine flimmernde Höhle mit zwei Fortsätzen. Die Schwimnı-
glocke ist länglich, vierkantig, ihre Ränder fein sägezähnig. Die so beschaffe-
nen Thiere sind die Einzelthiere von Abyla' pentägona, die sich wenn sie reif
geworden sind vom Stamme ablösen. — Von Diphyes beobachtete G. schon eine
von Rölliker bezeichnete Art, ferner D. gracılis n. sp. und Salculcolarja quadri-
valvis Less. Ihr Bau wird im Allgemeinen beschrieben. Ein anderes Thier
Praya maxima n. sp. bildet Colonien von zwei Fuss Länge mit zwei ungleich
langen Schwimmstöcken, eines von 2°‘ und das andere von einigen Linien Länge,
jenes dieses umfassend. Die Gefässe für die weit unten liegenden Schwimm-
säcke gehen vom Stamme die Hühle zwischen den Schwimmstücken quer durch-
setzend zur Rückenwand jeden Stückes treten dann nach abwärts und theilen
sich auf den Säcken in vier Aeste, die von einem Ringkanal aufgenommen wer-
den. Die am Rabenkiel starken Stamme sitzenden Einzelthiere stimmen mit
Diphyides überein. Das Deckstück ist bohnenförmig und solid. — Bei alien
Diphyiden wurden Genitalien beobachtet bald in Form eines ovalen keiner acti-
ven Bewegung fähigen Körpers bald zur vollständig ausgebildeten Schwimmglocke
potenzirt, welche sıch Tage lang frei und isolirt bewegt. Ersteres ist bei Di-
phyes der Fall. Das ovale neben dem Magen hervorgesprosste Organ hat eine
äussere sich vorn öffnende Hülle mit 4 Gefassen und Ringkanal, Die Hülle
umsehliesst dicht das keimbereitende Organ, dessen centrale Höhle mit dem
runden Stiele in Verbindung steht und an deren Wänden sich Eier und Samen-
fäden entwickeln. Bei Praya bildet jene äussere Hülle die Schwimmglocke, in
deren Möhle das keimbereitende Organ frei hineinragt. Dieses Geschlechtsorgan
kann sich vom Stamme ablösen und umherschwimmen. Mit Ausnahme von Di-
phyes quadrivalvis sind sämmtliche Diphyen hermaphroditischh. — Die Colonie
der bisher wenig bekannten Rhizophysa filiformis besteht aus einem geraden 2‘
langen Stamme, vorn knopflörmig angeschwollen mit birnförmiger Luftblase,
dicht an dieser beginnen die Einzelthiere in gerader Linie übereinander, jedes
aus einem bräunlichen Po:ypenleib mit langem sehr dehnbaren Fangfaden beste-
hend. Letzterer besitzt eine Reihe secundärer- Fäden mit Nessel- und Greifor-
ganen. Die.Genitalien sind unregelmässig am Stamme zwischen den Polypen-
leibern vertheilt. — Apolemia uvaria in Colonien von 6° Länge, hat einen aus
zwei Reihen Schwimmstücken bestehenden locomotorischen Apparat. Die Stücke
sind glashell und weiss punktirt. Vorn zwischen den jüngsten Stücken sitzt
eine eiförmige Luftblase, weiter nach unten sehr bewegliche fühlerartige Organe.
Der Stamm ist drehrund , glashell und dreht sich spiral, sobald die Colonie
sich zusammenzieht und die Organe dann zu Büscheln oder Klümpchen verei-
nigt sind. Geschlechtsorgane wurden nicht gefunden.
Fast beı allen um Messina vorkommenden Arten gelang die künstliche
Befruchtung und es liess sich der Verlauf der Dottertheilung und die Bildung
eines wimpernden Embryo verfolgen. Die Furchung geschieht in 24 bis 36
Stunden, ist total und alle Kugeln theilen sich gleichzeitig. Am dritten Tage
überzieht sich der aus grossen Zellen bestehende Embryo mit feinen Flimmer -
haaren und schwimmt frei umher, ist oval oder rundlich. Bei Diphyes ent-
steht alsdann eine Verdickung des Ueberzugs an der Peripherie die sich erwei-
tert, darauf bildet sich eine zweischichtige Hervorragung, die auch nach innen
in das grobmaschige Gewebe sich kegelförmig fortsetzt. In ihrem äusseren
Theile weitet sich eine centrale Höhle aus. Am siebenten Tage ist die Her-
vorragung als runde Knospe vom Embryo abgeselzt. Darauf erstreckt sich von
der innern Wand eine gleichartige solide Zellenmasse in die der Knospe zunächst
12
178
liegende Wand des Embryo als wulstartiger Vorsprung. Im Innern des Embryo
erscheinen Züge faserigen Gewebes den Leib der Quere nach durchsetzend. Am
folgenden Tage ist die Knospe weiter abgeschnürt, spitzwinklig gegen den Enı-
bryo gerichtet, die äussere Wand von der innern völlig abgehoben, nur an Spitze
und Stiel noch mit einander verbunden. Die innere Partie scheidet sich wie-
der in zwei, wovon eine die Centralhöhle umschliesst. In der Knospe ist nun
die Anlage einer Schwiminglocke klar zu erkennen. Der Leib des Embryo bleibt
in der Grösse zurück, je mehr die Glocke wächst. Bis zum 14 Tage war noch
keine zweite Glocke oder der Stamm gebildet. Wesentlich davon verschieden
ist die Entwicklung der Physophoriden. Hier bildet sich zuerst die cylindrische
Achse der Colonie mit der Luftblase an dem einen und einem sehr entwickelten
Polypenleıbe an dem andern Ende. An der Basis des Polypenleibes sprossen
nun die appendiculären Organe hervor, die Fangfäden, Fühler und Deckstücke.
Bei Agalmopsis und Forskalia treten später die übrigen Einzelthiere hervor, de-
nen oben am Stamme die Knospen der Schwimmglocken folgen. (Zeitschr. für
wissenschaftl. Zool. V. 103—113.) il.
Ayres veröffentlicht eine Reihe von Beobachtungen über Holothurien,
die sich beziehen auf Sclerodactyla briareus n. gen. (= Holothuria briareus),
Synapla tennis n. sp., Psolus laevigatus n. sp. (== Ps. phantopus), Holothuria
squamata Gould, Stereoderma n. gen., Botryodaciyla n. gen. (Cucumaria ver-
wandt), Thyonidinm elongatum n. sp., Psolus granulatus n. sp., Thyonidium
glabrum n. sp., Th. musculosum n. sp., Stephanaster elegans n. g. sp., Ophio-
lepis lenuis n. sp., Chirodota arenata Gould, Pentamera pulcherrima n, 8. Sp.,
Synapta pellueida n. sp. (Proceed. Boston. Soc. 1851/52.) Gl.
Conchyliologıe. — Gray beschreibt eine neue Gattung aus der Fa-
milie der Anomiaden Tedinia. (Ann. a. may. nat. hist. Aug. 150.) al.
Conrad gibt eine Synopsis der Familie der Najaden Nord-
amerikas. Die Gattungen und Arten, mit ihrer Synonymie werden nament-
lich aufgezählt und zwar: Unio mit 301 Arten Metaptera mit 3, Plectomerus
mit 9, Complanaria mit 3, Margaritana mit 3, Alasmodonta mit 4, Leptodea mit
2, Strophitus mit 18, Anodonta mit 44 Arten. Dann folgen kritische Bemer-
kungen über einzelne und eine Uebersicht der geographischen Verbreitung der
Gattungen. Zu den schon zahlreichen Untergaltungen von Unio werden endlich
als neue hinzugefügt Cucumaria für Unio cucumoides Lea, Hyriopsis für U. del-
phinus Grun., Monodontina für Margaritana Vondenbuschana. (Proceed. acad'
mat. sc. Philad. VI. Nr. 7. p. 243 — 269.)
Stimpson stellte Spirialis Gouldi n. sp. und Thracia Couthouyi n. sp.
nebst der Holothurie Anaperus unisemita n. sp. aus der Bai von Massachusels
auf (Proceed. Boston soc. 1851. 7.) und beschreibt feiner Thracia truncata
Migh., Cardium groenlandicum Chemn., Nucula delphinodonta Migh., Adeorbis
cosinlata n. sp., Rissoa eburnea n. sp., R. multilineata n. sp., R. Mighelsi n.
sp., R. exarala n. sp., R. pelagica n. sp. , Turritella avicula n. sp., T. areolata
n. sp., Chemnitzia modesta n. sp., Ch. interrupta n. sp., Ch. seminuda n. sp.
(Ibid. 13.) — Nucula navicularis = N. thraciaelormis p. 26., Pisidium ven-
twieosum n. sp. 68. — Coccum nitidum, C. Noridanum, C. pulchellum, L. obesa,
Teredo dilatata, Dentalium striolatum, Chemnitzia dealbata, Ch. nivea, Colum-
bella dissimilis, Rissoa pupoidea, Chemnitzia spirata, Eulima conoidea, Eu. olea-
cea, Mangelia rubella, Pleurotoma cerinum sämmtlich neu p. 112. —
Charbonnier theilt Beobachtungen über Pecten orbicularis Sowb. mit.
(Journ. Conchyl. 1853. Nr. 3. p. 261—265.)
de Sauley gibt ein Verzeichniss der Land- und Süsswasserconchylien
im Thal von Barege der Hautes Pyröndes (Ihid. 266—273.). — Morelet das-
selbe von Algerien. (Ibid. 280.) r
Gould beschreibt Pholas ovoidea, Petricola bulbosa, Mactra nasula, Lu-
traria undulata, L. ventricosa, Amphidesma flavescens, Donax obesus, Tellina
miniata, Lucina orbella, Tellina fucata, Arthemis saccata, Cardium luteolabrum,
179
Anodon ciconia, Lithodomus falcatus, Mytilus glomeratus,, Lima tetrica, Avicula
sterna als neue Arten aus Californien. (Proceed. Boston. nat. soc. 1851. 87.)
Prime diagnosirt neue Cyeladen: Cyelas albula, C. acuminata, €.
rosacea, C. detruncata, C. flava, C. emarginata, €, gracilis, C. tenuistriata, C.
mirabilis, C. Jagensis, C. gigantea, C. ponderosa, C. solidula, C. distorta, C.
aurea, €. inornata, C. modesta, C. fabalis, C. castanea, C. securis, C. cardissa,
C. coerulea, €. tenuis, Pisidium obscurum, P. ferrugineum, P. Kurtzi, P. zona-
tum, P, rubellum, P. variabile, P. rotundatum. (Ibid. 1852. p. 155.)
Dunker führt folgende neue Mytilaceen ein: M. Gruneranus, M. Gray-
anus, Seplifer Herrmannseni, S. crassus, S. Troscheli, Tichogonia Pfeifferi, T.
Rossmaessleri, T. carinata, T. Riisei. (Malak. Zeitung 1853. p. 68.)
Petit de la Saussaye beschreibt als neu Fusus Conei aus dem Golf
von Mexico und Bulimus Fayssanus vom La Plata. (Journ. Conchyl. 1853. Nr.
3. p-. 249. Tb. 8.). — Derselbe untersuchte ferner einige interessante Arten
von Melania: M. Herklotzi n. sp., M. Themminkana n. sp, M. glans Busch p.
253. 70. 8.
Recluz über Cyrena cordiformis n sp. (Ibid. 251. Tb. 7.) und über
Neritina Lecontei, N. Delestenei, N. Delesserti gleichfalls neu p. 257. — Nerita
anliquata, N. adspersa, Natica crenata p. 317.
Gaskoin beobachtete das Thier von Helix lactea. (Ibid. 273—277.)
Bernardi beschreibt als neu Pyrula Eugeniae aus dem chinesischen
Meere. (Ibid. 305. Tb. 7.)
Pfeiffer handelt über die Bedeutung des Bulimus terebraster Lamk.,
dessen Gehäuse er genau auf Lamarcks Angaben passend von Portorico erhalten
hat, Ferussac’s Helix terebraster auf eine Figur Lister’s begründet gehört zu
Achatina. (Malak. Zeity. 1853. S. 65.)
Menke beschreibt Conchylien von St. Vincent: Siphonaria Mouret Sow.,
S. placentula n. sp., S. umbonata n. sp., Planaxis lineata Jay, Trochus calvus
Asp., Tr. senegalensis n.sp., Buceinum lineatum Gm., Purpura neritoides Lamk,,
P. dentata n. sp., Columbella Adansoni n. sp., C. rufa n. sp,, C. cribraria n.
sp., Cassis erumena Lamk. und einıge andere bekannte Arten. (Ebd. S. 67—82.)
Dunker führt eine neue Ampullarıa eximia aus Venezuela und Buceci-
num Darwini, B. sculpium, Terebra eburnea ein (Ebd. 94.) und ferner Ceri-
Ihium scabricosta, Terehra nodoplicata, Crepidula strigellata, Diplodonta granu-
losa, Lutaria inflala. (Ebd. 40.)
Albers und Pfeiffer untersuchen Helix rivoli Desh. und H. erronea
n, sp. (Ebd. 109.)
Gray stellte auf die bisherigen Angaben, dass nämlich das Thier von
Conus einen verlängerten nicht retractiilen Rüssel habe, sich stützend, die Fa-
mılie der Conidae in die Abiheilung der Rostrifera. Bei einer neuerdings an-
gestellten Untersuchung einiger Conusarten fand er jedoch, dass jener vermeint-
liche Rüssel our die vereinigte Basis der Fühler ist und dass das Thier wirk-
lich einen retraclilen Rüssel besitzt. Im eingezogenen Zustande ist derselbe
kurz, breit, kegelförmig mit rundlicher centraler Schnauze. (Ann. mag. nat.
hist. Septbr. 176— 178.) — Gray untersuchte auch das Thier von Rotella
(Ibid. 179—180), die Zähne von Mitra. (Ibid. 129.)
Adams diagnosirt folgende neue Arten verschiedener Localitäten aus der
Familie der Trochidae: Trochus Cumingi, Tr. fastigiatus, Pyramus architectoni-
eus, P, leucogaster, Infundibulum chloromphalus, 1. californicum, Polydonta gib-
berula, P. pallidula, P. corrugata, P. squamigera, Phorcus nodicintus, Ph. gra-
nifer, Ph. liratus, Ph. semigranosus, Ph. californicus, Clanculus ormophorus,
Cl. variegatus, Cl. cingulifer , Cl. maculosus,, Cl. sulcarius, Cl. acumınatus, Cl.
albinus,, Cl. iurbinoides , Cl. stigmatarius, Cl. textilosus, Cl. minor, Cl. brun-
neus, Cl. unedo, Cl. zebrides , Cl. edentulus, Cl. nigricans, Cl. corinatus, Cl.
mierodon, Cl, omalomphalus, Cl. gibbosus, Cl. conspersus, Cl. nodiliratus, Zi-
12%
180
ziphinus zonamestus, Z. ticaonieus, Z. japonieus, Z. elegantulus, Z. decussatus,
Z. rubropunctatus, Z. unieinctus, Z. nebulosus, Z. pictoratus, Z asperulalus, Z.
polychroma, Z. duplicatus, Z. californieus, Canthiridus eingulifer , C. punctulo-
sus, €. zealandiens, C. moniliger, C. articularis, C. artizona, G. rufozona, C.
tenebrosus,, C. nigricans, C. pallidulus, Elenchus vulgaris, E. rutilus, Bankivia
major, B. nitida, Thalotia zebuensis, Th. strigata, Th. zebrides, Th. suturalis,
Th. trieingulata, Th. crenellifera, Monodonta rugulosa, M. circumeineta, M. tu-
bereulata, M. suleifera, M. elathrata, M. trieingulata, M. philippina, M. eden-
tula, M. foveolata, M. exigua, M. rubra, M. alveolata, M. angulifera, M. Strangei,
M. punctigera, M. exasperata, M. spilota, M. lirostoma, Labio porcata, L. por-
cifera, L. nedis,. L. fuliginea, L. corrosa, L. concolor, Chlorostoma castaneum,
Chl. vendulosum, Chl. turbinatum, Ch. rugosum, Ch. corrugatum, Ch. tropido-
phorum, Chl. maenlosum, Chl. seminodosum, Ch, arlieulatum, Ch. xanthostigma,
Ch. turbinatum; Gibbula sulcosa, G. mindorensis, G. undosa, G. porcellana, G.
pulchra , G. kalinota, G. venusta, G. punctocostata, G. leucosticta, G. nivosa,
Monılea lentiginosa, M. calisoma, M. plumbea, M. lirata, M. pusilla, M. Swaın-
soni, Margarita carinata, M. angulata, M. calostoma, M. Cumingi, M. variabilis,
M. balteata, M. tesselata, Photina nigra, Ph. fusca, Ph. Sandwichana. (Ibid.
Auy. 142. Sepibr. 199.) Gl.
Pfeiffer diagnosirt neue Landschnecken aus Cuming’s Sammlung: He-
lix Audebardi, H. Albersana, H. pubescens, H. leucorhaphe, Succinea domini-
censıs, Bulimus Moussoni, Achalina Dunkeri, A. impressa, Balea dominicensis,
Cylindrella monilifera, C. Adamsana, C. Salleana, C. Gouldana, Cyelostoma Or-
bignyı, Helicina versicolor, H. dominicensis. (Jbid. 142.)
L. Reeve diagnosirt Bulimus Maconelli n. sp. von der Moreton Bay in
Australien. (Ibid. 149.)
Moquin Tandon beobachtet drei Landgasteropoden: 1) Pupa umbili-
cata Drap. enthält in der Geschlechlistasche Eier von sehr verschiedener Grösse.
Die grössten derselben halten im Verhältniss zum Thiere ungeheuren Umfang,
schlossen Embryonen ein und lagen an der Mündung. Der zum Auskriechen
reife Embryo hatte noch sehr schwach entwickelte, gleichsam rudimenläre Ten-
takeln. 2) Pupa marginata Drap., halte gleichfalls im Juli Eier mit reifen. Em-
bryonen. Die Eier waren vollkommen kuglig und mit 'einer äusserst dünnen
häutigen Hülle umgeben und bisweilen weisslıch, fein grau punctirt. Die grüss-
ten massen */; Millimeter. Sie lagen zu 3 bis 7 in den einzelnen Thieren.
3) Helix rupestris Drap. hatte im August während der Sendung seine Eier ge-
legt und dıe Embryonen waren ausgekrochen. (Journ. Conchyl. Nr.3. p. 225.)
St. Simon gibt Mittheilungen über dıe Anatomie des Helix lych-
nuchus. — Der Hals des Thieres ist fast glatt, schiefergrau. Die Tentakeln
fein granulirt, dunkel braunroth, die Augen klein, oval, schwarz, die untern
Fühler weniger dunkel und ziemlich lang. Der gebogene Kiefer ist an beiden
Enden stumpf, convex, ziemlich dunkel orangefarben , mit deutlichen welligen
Wachsthumslinien und sehr feinen vertikalen Streifen. Der freie Rand trägt
keine randlichen Zähne, aber einen ziemlich starken breiten schnabelarligen Vor-
sprung. Hinter dem Kiefer liegt eine mit Höckerchen besetzte Platte. Der Ma-
gen ist sehr gross und häutig, der Darmkanal sehr lang und gewunden, die Le-
ber gross, bräunlich grün mit schwarzen Puncten, der Lungensack dünn, grau-
lich, nicht gefleckt, durchscheinend und fein gestreift, der Schlundring sehr
gross, zumal die Cerebralganglien, das untere Ganglion dagegen sehr klein, läng-
lich. Wegen der detaillirten Beschreibung der Genitalien verweisen wir auf das
Original. Nach dieser Untersuchung versetzt St. Simon H. Iychnuchus unter
Zonites in die Nähe des Z. Jeannotanus. (Jbid, 227—235.)
Die von MonLfort auf Murex senticosus Lin. begründete Gattung Phos
ist nach Adams, der von dreien Arten das Thier untersuchen konnte vollkom-
men gerechtfertigt und Petit de la Saussaye zählt 28 Arten auf, welche
derselben angehören. Als neue fügt er dazu noch Phos Antillarum, Ph. Grate-
Jupanus und Ph. Billeheusti, welche er beschreibt. (Ibid, 236—245.) Gl.
181
Recluz, neue Arten von Turbonen: T. Correensis, Triton Can-
trainei, Mitra Grelloisi, M. caledonica. (Ibid. 245—249. Tb. 8.)
Gegenbauer, über ein nierenartiges Excretionsorgan der
Pteropoden und Heteropoden.— Bei den Pteropoden ist dieses Organ nach
zweierlei Typen gebildet, wovon sıch der eine bei den Hyaleen und Cymbulien,
der andere bei Pnenmodermon vorfindet. Bei Hyalea und Cleodora ist das Or-
gan in den Mantel dicht an der hintern Wand der Kiemenhöhle gebetlet und ist
halbmondförmig gestaltet, die convexe Fläche nach unten, die Hörner nach den
Seiten des Thieres. Es ist grobmaschig, schwammig. Gegen die von den bei-
den Mantellamellen gebildete Höhle, die von Muskelgewebe durchzogen einen
weiten venösen Sinus darstellt ist das Organ abgegränzt. An seinem linken
Horne liegt eine von einem Schliessmuskel umgebene Oeffnung, welche in den
Pericardialsinus einführt, denn der Rand der Oeffnung geht in die innere Wand
dieses Sinus über, dessen Rand mit langen Eilien bekleidet ist. Eine zweite
Oeflnung liegt am rechten Horne und führt direet in die Kiemenhöhle. Von
dieser Beschaffenheit weicht das Organ der Cleodora und Creseis nur wenig
ab. Bei jener ist es platt-eiförmig , am spitzen Ende ausgezogen oder in der
Mitte eingeschnürt, bei dieser gestreckt schlauchförmig. Bei Cymbulia und Tie-
Aemannia hat es einen einfachern Bau. Es stellt hier einen einfachen oder ova-
ıen Sack dar ohne spongiöses Gewebe. Bei Pneumodermon findet es sich als
dicht über dem Herzen liegender Schlauch von ungleicher Weite. Bei Creseis
zeigle das Organ sehr lebhafte Contractionen, denen das Auf- und Zuklappen
der Oefinung in die Kiemenhöhle entspricht. Bei Atlanta liegt das Organ zwi-
schen Riemen und Herzkammer, im Bau dem bei Hyalea gleich, auch mit Con-
traelionen. Bei Pterotrachea und Firoloidea findet es sich anf der rechten Seite
des Thieres am Eingeweidesacke rückwärts vom Rectum. Es hesteht aus grob-
maschigem Gewebe und 1rägt unregelmässige Zacken mit verästelten Faserzellen.
Bei Carinaria liegt das schmutziggelbe Organ in dem von der Schale eingeschlos-
senen. Eingeweidesacke vorn zwischen Herz, Kiemen, Leber und Rectum. Das
Organ scheidet nicht blos einen Stoff aus, sondern dient auch zur Wasserauf-
nahme, wie-bei Atlanta am leichtesten zu beobachten ist.
Hinsichtlich der Circulationsverhältnisse bei den Pteropo-
den bemerkt G., dass die Vorkammer unterhalb der Herzkammer liegt und das
Blut aus einem weiten, an der Kiemenbasis liegenden Sinus erhält. Die Herz-
kammer wendet sich mit ihrem ostium artr. gegen den Eingeweidesack , wo sie
eine weite Aorte abgibt. An beiden Ostien des Ventrikels spielt ein Klappen-
apparat, nämlich zwei tascherförmige Klappen am venösen Oslium und eine ein-
zige am Ostium arleriosum, letztere mit deutlichen Faserzellen am freien Rande.
Die Aorte selbst theilt sich bald in zwei das Rectum gabelartlig umfassende
Aeste. Der siärkere Ast, wendet sich nach oben an der Leber vorüber, gibt
dann einen kurzen Ast an die obere Hälfte des Eingeweidesackes und steigt
längs des Magens und Oesophagus zu den Schlundganglien empor, wo er sich
für die Flossenlappen spaltet. Der schwächere Ast der Aorte beschreibt einen
nach oben convexen Bogen und sendet hier einen starken Zweig nach unten,
der sich in der Spitze des Gehäuses trichterförmig öffnet. Nur in den Flossen
findet eine feine Verästelung Statt, sonst enden alle Arterien plötzlich in venöse
Räume. — Bei Hyalea wird der längliche REingeweidesack am Beginn des un-
tern Dritiheils der Speiseröhre durch ein dünnes Septum in zwei Räume ge-
schieden, von denen der hintere den Verdauungsapparat und die Genitalien, der
vordre das Nervensystem mit den Sinnesorganen und dem grössern Theile der
Speiseröhre enthält An der Seitenwand der vordern Abtheiluug findet sich eine
Oeffnung, welche direct in die Hohlräume des Mantels führt und durch zwei
fast kugelförmige Klappen verschlossen werden kann. Sie ist ein Circulalions-
regulator und verhütet, dass das bei der Contraction der Flossen von diesen in
den Kopfsinus zurückgekehrte Blut daselbst in Massen sich anstaue. (Zeitschr.
f. wiss. Zool. V. 114.) Gl.
Girard diagnosirt zwei neue Gatlungen und Species Nemertinen, näm-
lich Hecate elegans und Poseidon Colei (Proceed. Bost. soc. 1852. p. 185.)
182
W.Thomson beschreibt folgende neue brittische Krustaceen:
Hippolyte Withei, H. Yarrelli, H. Grayana, H. Mitchelli. (Ann. mag. n. h. Au-
gust 110 Tb. 6.)
Lubbock diagnosirt folgende neue Entomostraceen. des atlanti-
schen Oceans: Pontella Bairdi: antenna antica maris dextra duabus dentatis
lamellis instructa, apicali long. !/g& unc.; spina prehensili parva, rigido crini
simili; ramo interno pedis postici maris sinistri papilloso ; pede poslico femi-
nae long. Y/ao. — Laäbidocera Darwini: antenna antica maris dextra duabus
dentatis lamellis instructa, apicali long. Y/ıoo; Spina prehensili parva, rigido
erini simili; ramo interno pedis postici maris sinistri annuloso; pede postico
feminae long. Y/yı. — Labidocera patagonensis: antenna antica maris (extra
tribus dentatis lamellis instructa; spina prehensili magna; pede postico maris
sinistro , forti ad apicem acuto et corneo, ramum inleraum non gerente; pede
postico feminae parvo ramum internum non gerente. — NL. magna: antenna
antica maris dextra quatuor dentatis lamellis instructa: spina prehensili maxima
annulosa; pede postico maris sinistro magno ad apicem tumido, papilloso; ramo
interno nullo.. — Monops nov. gen.: rostrum furcatum; antenna anlica maris
dextra geniculans tumida; oculı superiores nulli; vculus inferior unicus; pes
posticus maris dexter crassus prehensilis, mit der Art M, grandis: antenna an-
lica maris dexira duabus magnis dentatis lamellis instrucla; spina prehensili
magna; pede poslico maris sinistro parvo, non ad apicem tumido , non papil-
loso, ramo interno nullo. (Ibid. 115. Tb. 5.)
Pontallie, Beobachtungen über Lumbricus terrestris.—
Gewöhnlich wird dem Regenwurme eine obere rüsselartig verlängerte und eine
untere sehr kurze Lippe zugeschrieben. P. sucht nun zu beweisen, dass das
erste und zweite als Lippen gedeutete Segment keineswegs als Greiforgan dient,
dass die angebliche Mundhöhle nicht dem entsprechend Funclionen hat, dass
der Regenwurm zu jeder Jahreszeit sich begatten kann, dass der Humus nicht
seine einzige Nahrung ist, dass er endlich einen Rüssel, einen Tentakel und
wenn nicht Penis, doch wenigstens Wollustorgane besitzt. Der Rüssel des Re-
genwurmes ist der Theil des Verdanungskanales , welcher zwischen dem dritten
bis siebenten Ringe liegt. Schneidet man nämlich den auf dem Rücken liegenden
am ersten und zwanzigsten Ringe mit Nadeln befestigten todten Wurm vorsich-
tig auf: so trifft man am sechzehnten Ringe den Kropf als deutliche Anschwel-
lung und davor einen andern muskulösen Sack, der sich contrahiren und aus-
dehnen kann und der wahre, mit einer Schleimhaut ausgekleidete Rüssel ist.
Derselbe ist ganz geeignet die Nahrung aufzunehmen, wobei ihm als Tastorgan
das erste Segment oder die sogenannte Oberlippe wesentlich unterstützt. Diese
ist sehr retractil, äusserst empfindlich, empfängt zwei starke sich vielfach ver-
ästelnde Nerven von den Cerebralganglien. Dass dieses Organ wirklich als Tast-
organ fungirt, hat P. beobachtet und dahei zugleich erfahren, dass der Regen-
wurm von vegetabilischen Resten das Parenchym verzehrte und die Fasern zu-
rückliess. Die im Darm gefundene Erde verschluckt das Thier nicht um den
darin enthaltenden Nahrungstoff auszuziehen, sondern um die Erde aus seinen
Gängen fortzuschaflen, wie ja auch andere Würmer nur aus diesem Grunde Sand
verschlingen. Als Wollustorgane dienen zwei Fortsätze, die bald in der Mitte
bald am Rande, bald an beiden Stellen zugleich liegen und zwar je nach den
verschiedenen Arten am 26. oder 27. Ringe, am 29. oder 30. (Ann. sc. nat.
XIX. 18—24.)
Leydig, zur Anatomie von Coecus hesperidum. — Die
nachfolgenden Untersuchungen wurden an Weibchen der Oleanderlaus während
der Monate November, December und Januar angestellt. In zoologischer Hin-
sicht wird nur bemerkt, dass vom Ende des Tarsus vier feine Spitzen, 2 kür-
zere und 2 längere ausgehen, welche sämmtlich in eine Art Saugnapf ausgehen
und zur Anhaftung an die Blätter dienen. Die anatomischen Untersuchungen
sind folgende. 1. Verdauungsorgan. Die Mundhöhle beginnt mit einem langen
dünnen aus mehren schmalen Leisten bestehenden Schnabel mit einigen Horn-
gräten im Innern, Der Oesophagus ist kurz und erweitert sich zu einem läng-
183
lichen Magen, der sich zum. Darm verengt. Dieser krümmt sich mehrfach bis
zum After hin. Im letzten Drittheil gibt er zwei Blindsäcke ab, von denen ei-
ner ein einfach gekrümmter frei in die Leibeshöhle ragender Schlauch ist, der
andere aber knäuelförmig zusammengerollt in einer Blase steckt, die sich an
das Hautskelet anzuheften scheint. Hinter diesen Blindsäcken münden zwei
Malpighische Gefässe in den Darm. Der ganze Darmkanal von Mund bis Darm
besteht nur aus einer homogenen Haut und einer innern Zellenlage, keine Spur
von Muskeln. An der Blase des zweiten Blindsackes erkennt man zwei differente
Häute; die innere scharl contourirte legt sich in stark markirte Fallen und be-
sitzt zahlreiche Kerne wie die Haut selber, die äussere ist eine zarte Hülle
locker um erste gelegt und mit zahlreichen blassen rundlichen Kernen versehen.
Die dem Coceus alni fehlenden Harnschläuche sind bei durchfallendem Lichte
bräunlich bis dunkelbraun und bestehen aus einer homogenen Haut und den Se-
cretionszellen, die blasenförmig und in einfacher Reihe hinter einander liegen.
Speichelgefässe fehlen wie bei Aphiden und Phylliden. 2. Respirationsorgan.
Das Thier besitzt jederseits nur zwei Stigmata, die röhrenförmig hervortireten.
Die Röhre besteht aus einer äussern hellen quergestrichelten Haut und einer
innern horngelben. Jede führt unmittelbar in eine Tracheenblase, von der weg
die Tracheen sich verzweigen. Die meisten und feinsten Zweige erhält das Ge-
birn. 3. Muskeln sind wenig entwickelt, besonders bei Alten, bei jüngern et-
was mehr. 4. Nervensystem und Sinne. Bauchmark und unteres Schlundgan-
glion hilden eine grössere Masse, die Iranbig gelappt erscheint und von der
mehre starke Stämme nach hinten ausstrahlen. Das obere Schlundganglion ist
ein Querband mit mittlerer seichter Vertiefung und seitlichen Anschwellungen.
In den Puppen besteht das untere Ganglion blos aus einigen grössern Lappen
mit Einkerbungen. Jeder der grossen Lappen besitzt seinen Einbuchtungen ent-
sprechend einen 0.012‘ grossen Kern, der vollkommen wasserklar ist und ei-
nen scharf begränzten Nucleus einschliesst. Um jeden Kern zieht sich eine
Zone fein pulvriger hlasser Substanz, die sich abwärts in Streifen, in Bündel
von Nervenfibrillen ordnet. Die Augen sind einfach, aus einem ovalen oder
birnförmigen Haufen von rothbraugsem Pigment bestehend, in dessen vordern
Abschnitt ein rundlicher lichtbrechender Körper eingebettet ist. 9. Genitalien,
Die untersuchten Weibchen enthielten zahlreiche Embryonen verschiedener Sta=
dien, Von der Scheide aus gelangt man jederseits in einen kurzen weiten Ei-
leiter, der sich verästelt. An. den Aesten sitzen zahlreiche ‘grössere und klei-
nere Bläschen, den Eierstock bildend. An der Vereinigung beider Eileiter mün-
det die unpaare Samentasche. Das Gestell des Ganzen ist eine homogene Haut,
die innen von einem zarten Epithelium ausgekleidet ist. In der Samentasche
fand sich eine schmutzig grüne krümliche Masse, Die kleinsten Eierstockheeren
von 0,008‘ sind von drei grössern zellenartigen Abschnitten ausgefüllt. Diese
bestehen aus einer weichen homogenen Substanz, in der ein heller Kern mit
Nucleolus liegt. Nehmen sie an Grösse zu, so mehren sich die Kerne. Dann
verschwinden endlich die Grenzen jener drei Abschnilte und an ihrer Stelle er-
scheint ein Haufen kleiner Kerne mit zugehörigem Hofe einer klaren Grundsub-
stanz. Während dieses Fortschritts trılt auch im Stiel der Beere eine neue
Substanz auf, in ihm erscheint Fett und grünes Pigment, jenes in grössern farh-
losen Tropfen dieses in kleinen Körnchen. Dabei wird endlich der Stiel so
dick als die Beere selbst, und beide bilden ein einfaches Oval. Das ganze Ei
umschliesst jetzt eine einfache homogene Haut, das Chorion. Der Zellenhaufe
an dem einen Pol des Eies gleicht der Keimscheibe andrer Thiere. Von ihr
aus wächst ein handartiger Streifen gegen den entgegengesetzten Pol hin, der aus
kleinen wasserklaren Zellen besteht. Er bezeichnet die Bauchseite des Embryo
und aus ihm entstehen nach Umwachsung des Dotters Mundiheile, Antennen,
Beine, Muskeln, Nerven und Haut. Der reife Embryo ist braun und seine Chi-
tinhülle fein gestricheli. (Zeitschr. f. wissensch. Zool. V’.I—11. Tf.1.)
Peters und Hagen, Neuropteren aus Mossambique. —
P. sammelte daselbst 16 Arten, wovon Libellula basilaris, L. albipuncta, L. fla-
visiyla, Agrion glabrum und Termes bereits vorher bekannt waren und Palpares
A 184
eitrinus, Myrmeleon leucospilos neu sind. Hagen theilt die Termiten überhaupt
in 5 Gattungen: I. Zwischen den Fussklauen, ein Haftlappen, Randfeld geadert:
Kalotermes n. gen.: Ocelli klein, dicht neben den Augen, Prothorax breit, mehr
viereckig, zwischen der snbcostalis und der genäherten einfachen medıana kurze
grade Queradern, die weit gelrennte submediana versorgt das ganze Hinterfeld,
Beine kurz und kräftig, die Schienen bedornt, die drei ersten Tarsusglieder
kurz, gleich lang, Larven und Soldaten blind, in losen Erdreich ohne Bau le-
bend. Die andre hiehergehörige Gattung ist die fossile Termopsis Heer. II. Fuss-
klauen ohne Haftlappen. a. Randfeld geadert: Hodotermes n. gen.: Ocelli als
gelbe neben den Augen liegende Flecken angedeutet, Prothorax mehr herzförmig,
subcostalis nach beiden Seiten verzweigt, mediana und submediana lanfen einan-
der . genähert und von der suhcostalis weit getrennt schräg zum Ilinterrande,
Beine lang und dünn, das erste Tarsusglied länger als die beiden folgenden,
Fühler mit zahlreichen kleinen kugligen Gliedern, Jmago, Larven und Soldaten
mit zwei langen ceylindrischen Mittelspitzen am letzten Banchschilde, Larven und
Soldaten mit zusammıengesetzten Augen, ihr Bau besteht in Erdgängen und
überragt nicht die Oberfläche. b. Randfeld ohne Adern: Termes sens. strict.
Ocelli gross, von den Augen entfernt, Prothorax mehr weniger herzförmig, me-
diana der submediana genähert, bogig, die Spitze des Hinterrandes vorragend,
Beine lang, dünn, Tarsus mit drei kurzen gleich langen Grundgliedern, Appen-
dices annales kurz und zweigliedrig, Larven und Soldaten blind, Thurm - und
Hügeltermiten. Hieher noch Eutermes Heer. — Neue Arten sind: Hodotermes
mossambicus, Termes incertus, Chrysopa venusta, Mieromus timidus, Ascalaplus
laceratus, Palpares citrinus, P. moestus, P. tristiis, Myrmeleon leucospilos,
M. quinquemaculatus. (Berl. Monatsber. August 479—482.)
Schneider spricht über die in Schlesien beobachteten Phryganeen
und zählt die zu Agrypnia, Anabolia und Phryganea gehörigen Arten auf. (Schles.
Verhandl. XZX. 101.)
Heegers fortgesetzte Beiträge zur Insectenkunde (cf. Bd. I. 403) ver-
breiten sich über folgende Formen: Lagria hirta Fabr., Gelechia hermanella
Fabr., Elachista testacella, Phora rufipes Fall., Micetockaris linearis Ill., Pachy-
gaster ater Fahr. (Wiener Akad. X. 161—178. Tb. 1—6.)
Schneider behandelte die schlesischen Dipteren und zählt die
von ihm beobachteten Arten der Gattungen: Leptogaster, Dioctria, Dasypogon,
Lapuria, in allem 31 Arten auf. (Schles. Verhandl. XXX. 95,)
Tischbein beschreibt eine neue auf Lärchen (Pinus larix) [ressende
Blattwespe und deren Schmarotzer. Die Larve ist 20füssig (6-12 + 2),
ihr 4. und 11. Segment fusslos, ihre Farbe hellgrün, der Kopf sparsam mit
Borsten besetzt, jeder Hinterleibsring mit 2 Querreihen hellerer erhabener
Punkte. Sie frisst im Juni und Juli, und geht zur Verwandlung in die
Erde. Das vollkommene Insekt ist oben schwarz, unten gelb und schwarz,
der Halskragen citronengelb, Flügelmal und Randader gelb, die Säge des Weib-
chens schwarz, die Beine gelb» Das Männchen hat helleres Gelb und keinen
schwarzen Brusifleck. Das Thier soil Nematus Wesmaeli heissen. Zwei Schma-
rotzer, Tryphon utilis n. sp. und Campoplex convexus n. sp, wurden aus dem
Coecon gezogen. (Entom. Zeity. Octob. 347.)
Ueber die Geschlechtsverschiedenheit der Schmetterlinge gibt Kefer-
stein Beobachtungen. Bei einıgen Lreten dieselben schon an der Raupe un-
verkennbar hervor, so bei Liparis dispar und Orgyia selenelica. Bei dem
Schmetterlinge 'pflegl das Weib einen dickern Hinterleib zu haben und andere
durch die Bestimmung zur Fortpflanzung bedingte Eıgenthümlichkeiten. Ausser-
dem finden sich Unterschiede in den Flügeln (bei Weibchen oft verkümmert
oder fehlend , auch in Farbe und sonst ausgezeichnet) , in Fühlern, Füssen und
Palpen. (Ebd 349.) r
Ueber die schlesischen Lepidopteren handeln Wocke und Neustädt
in den Schles. Verhandl. XXX. 97—101.
Suffrian gibt einige Bemerkungen über Synonymie: Cassida plana
185
Charp. stammt nicht aus den Pyrenäen, ist vielleicht javavischen Ursprungs
und wird mit C. generosa Boh. identisch sein. Cliythra unipunctata Oliv. wird
mit Cl. Mennetriesi Fald. vereinigt werden müssen. Unter Nemognatha chryso-
melina Fabr. wird eine ganze Reihe von Arten begriffen und sind bei deren
Kritik zu berücksichtigen N. rostrata Fabr., N. quinquemacnlata Erichs., N. Chry-
somelina Fabr., N. genuina Erichs. N. rigripes Suffr. (Entomolog. Zeitung
Juli 232. @l.
Derselbe, Berichtigtes Verzeichniss der europäischen
Cryptocephalen. — Der Verf. hat hier alle die Bereicherungen mitgelheilt,
welche die Kenntniss der europäischen Cryptocephalen seit der Herausgabe sei-
ner Monographie im 2. und 3. Bande ‘der Linnaea entomologica erfahren hat.
Es sind daher nicht allein zahlreiche Erganzungen und synonymische Zusätze
zu den früher schon beschriebenen Arten in der Abhandlung niedergelegt, son-
deru auch die Beschreibungen von 14 neuen Species veröffentlicht, so dass ge-
genwärlig aus dieser Gruppe 124 Cryptocephalus, 17 Pachybrachys und 4 Sıy-
losomus als europäische Arten nachgewiesen sind. Da zwei Species, Cr. Pru-
sıas n. sp. von Brussa und Cr. cicatricosus Cucas aus Algier einen durchaus
europäischen Habitus besitzen und höchst wahrscheinlich auch in den europäi-
schen Kistenläudern des Mittelmeeres aufzufinden sein werden, so sind diesel-
ben ebenfalls mit beschrieben; die Gesammisumme der Arten steigt daher auf
147. Die eigentlichen Cryptocephali sind in 16 durch habituelle Kennzeichen,
namentlich durch die Sculptur der Flügeldecken charakterisirter Gruppen ver-
theilt, wodurch eine bessere Uebersicht gewonnen und das Bestimmen etwas
erleichtert wird. Die Synonymie ist fast durchweg auf Autopsie der Original-
exemplare begründet. (Linnaea entomol. 88—153.) Sch—ım.
J. Sturm’s Deutschlands Fauna in Abbildungen nach der Natur
mit Beschreibungen, fortgesetzt von Fr. Sturm. V. Abtheilung: die Insekten.
22. Bändehen. Käfer. Mit 16 illuminirten Kupfertafeln. Nürnberg 1853.
Das gegenwärtig ausgegebene Heft erläutert in meisterhaften Abbildungen die
Gattungen Rhizophagıs, Nemosoma, Georyssus, Parnus, Pomatinus, Potamophi-
Ins und Limnius mıt den dazu gehörigen Arten. Neue Arten sind nicht aufge-
stellt, die bekannten dagegen, mit einziger Ausnahme des Parnus pilosellus Er.
abgebildet; die Abbildungen gehören zu den vollendetsten Leistungen im Gebiet
der entomologischen Iconographie. Die Gattung Pomalinus Burm. entspricht
der früher schon aufgestellten Dryops Leach, Er., der letztere Name konnte
aber der Collision mit Dryops Olıv (einer Gattung der Oedemeriden) wegen
nicht beibehalten werden. Die Gattungsanalysen von Georyssus, Pomatinus und
Potamophilus sind vom Verfasser nach Burmeister'schen Zeichnungen gestochen.
Anhangsweise liefert der Verf. die Abbildungen von Leptodirus angustatus Schmidt
und sericeus Schmidt und von Anophthalmus Hacquelii und hirtus, vier augenlo-
sen Käfern, welche in den unterirdischen Krainer Höhlen, von H. Ferd. Schmidt
in Laybach entdeckt worden sind, und die ohne Frage die interessantesten Be-
reicherungen sind, welche die europäische Fauna in den letzten Jahren erhalten
hat. Die neuen Arten von Leptodirus machen es unzweifelhaft, dass die Gat-
tung richtiger in der Familie der Scydmaenides neben Mastigus als bei den
Silphiden, wohin sie von Schiödte gestelli wurde, unterzubringen ist. —
Anophthalmus Hacquelii und hirtus sind hier zum ersten Male beschrieben.
Sch—m.
Leconte, zwanzig neue Käferarten aus den Vereinigten
Staaten. — Einige derselben gehören neuen Gattungen und vielleicht selbst
neuen Familien an. L. dıagnosirt und beschreibt sie sämmtlich: Anisomera
Brull, mit der Art A. cordata von Santa Fe. — Amphizoa nov. gen. (übel ge-
'wählter Name) : Pedes ambulatorii, tarsi pentamerı articulo ultimo valde elon-
gato, antennae 11 articulatae filiformes glabrae, palpi breves eylindrici, maxillae
lobo interiore arcnato acuto, exteriore biarliculato palpiformi, prosternum po-
slice produclum obtnsum, coxae anlicae el intermeliae parvae globosae, posti-
cae lransversae ad marginem corporis extensae ; ablomen sexarliculatum, articu-
lis 3 primis connatis. Diese Gattung mit der einzigen Art A. insolens aus Ca-
186
lifornien soll den Typus einer neuen neben Haliplidae und Dytiscidae stehenden
Familie bilden. — Stenocolus n. gen. aus der Familie der Atopidae: tarsi.
elongati tenues unguibus simplieibus, paranychio biseloso, caput clypeo distin-
cto antice membranaceo, mandibulae apice integrae, antennae elongatae serrata-
arliculo secundo minuto, palpi maxillares breviusculi cylindriei. Stebt dem Ane
chytarsus Guer. zunächst. Die Art St. scutellaris lebt in Californien. Chau-
liognathus discus aus Mexico, Ch. scutellaris ebda., Collops balteatus von Tam-
pico, Clerus Spinolae aus Mexico, Tostegoptera cribrosa ebda., Cremastochılus
Schaumi aus Californien, Cr. Knochi vom Missouri, Cr. nitens ebda., — Alloeoc-
nemis n. gen. Familie der Peltiden: oculi duo laterales prominelli, antennae
11 articulatae, artieulis tribus ullimis majoribus distantibus, frons concava apice
emarginata, tibiae posteriores muticae, anlicae extus serratae, spina apicali un-
cala. Die Art A. Stouti lebt bei S. Francisco. — Derobrachus geminalus aus
Neumexico, Callichroma plicatum aus Californien. Monilema armatum aus Me-
xico, M. crassum ebda., Nosoderma porcatum von Sacramento, Mycterus conco-
lor Santa Fe, M. scaber aus Pennsylvanien. (Proceed. Philad, acad, 1853.
226 — 235.)
Derselbe, Synopsis der nordamerikanischen Silphalen.
— Dieselben werden nach folgenden Characteren geordnet: I. Silphales
genuini: trochanteres postici fulcrantes, coxae poslicae approximatae. 1. Ne-
crophorus Fabr. a. thorace convexo tenuiter marginato anlice non impresso :
N. mediatus. b. ikorace anlice transversim impresso margine laterali anguste
depresso: N. marginatus, N. Melsheimeri, N. gutiula, c. thorace subcanalıculato
antice Iransversim impresso margine laterali latius depresso. «. thorace gla-
bro: N. americanus, N. pustulatus, N.nigrita, N. pygmaeus, N. lunatus, N. or-
bicollis; 8. thorace villosa: N. velutinus, N. obscurus, N. hebes, N. maritimus,
N. defodiens. 2. Silpha Lin. a. antennae articulis tribus ullimus longioribus.
«. antennae laxe arliculatae, oculi prominuli; S. surinamensis ; $. antennae mi-
nus laxe arliculatae. ««. thorace subinaequali piloso, antennae articulo tertio
longiore : S. lapponica. £ß. thorace glabro, antennae arliculis secund. et tert.
subaequalibus. aa. thorace aequali, elytris truncatis: S. truncata. bb. thorace
inaequalis, elytris integris: S. marginalis, inaequalis. b. antennae articulo ul-
timo solo longiore, tribus praecedentibus aequalibus, articulo secundo et tertio
longiore. «. antennae hreves crassiusculae: S. peltata, #. antennae elongatae
tenues sensim paulo incrassatae: S. ramosa. 3. Necrophilus Latr. nur mit
N. hydrophiloides. 4. Catops Fabr. a. thorax angulis posticis obtusis : C. opa-
cus, C. simplex, C. claviformis. _ b. thorax angulis posticis reclis vel aculis;:
C. ealifornicus, C. strigosus, C. consohrinus, C. terminans, C. oblitus, C. pa-
rasitus. 5. Colon Herbst nur mit C. dentatus. — Il. Anisotomini: Iro-
chanteres postici simplices, coxae poslicae approximatae. 6. Anisotoma lllig.
mit A. alternata, A. assimilis, A. indislineta, A. collaris, A. strigata, A, obsoleta.
7. Cyrtus Erichs. nur mit C. egena. 8.‘Colenis Erichs. mit C. impunctata,
C. laevis. 9. Liodes Latr. mıt L. globosa, L. polita, L discolor, L. basalis,
L. dichroa. 10. Agathidium Illig. a. corpus globatile, humeri rotundati: A.
oniscoides, A. exiguum, A. revolvens. bh. corpus subglobatile, humeri obtusi:
A. pulchrum, A. difforme (die Gattung Sternuchus Lec. ist zu unterdrücken).
11. Psilopyga Lee. nur mit Ps. histrina. (Ibid. 274—297.)
Derselbe gibt eine Synopsis der Arten von Abraeus
Leach. — Hienach ordnen sich die Arten in folgende Reihe : I. Corpus
globosum, pygidio inflexo: Abraeus: 1. rufus, elytris valde aciculatis, linea
basali humata insculptis; A. punctiformis n. sp. — IH. Pygidium perpendicu-
larıter deflesum: Acritus n. gen. a. Thorax basi marginalus. «. pygidium
laeve, aa. eorpore rotundato: 1. minus convexus, niger, elytris sublilius punetu-
latis et acieulatis: A. discus n. sp. 2. valde convexus, niger, elytris punctatis,
postice subtiliter aciculatis: A. fimetaris Lec. 3. valde convexus, piceus, ely-
tris subtilius punctatis, postice densius aciculatis: A. strigosus n. sp. 4. ru-
fopiceus, elytris punctatis et aciculatis, lateribus laevibus, postpectore punctato :
A. sonformis n, sp. bb, corpore subovali; 9. rufopiceus, elytris subtilius pun-
187
etalis et aciculatis, lateribus laevibus, posipectore laevi: A. simplex Lec. #. py-
gidium punetulatum, corpore subovali: 6. piceus pareius punctulatus, elytris la-
teribus laevibus, stria laterali subtili: A. basalis Lee. 7. nigropiceus, stria la-
terali profunda: A. analis Lee. b. thorax basi nonmarginatus: 8. ovalis rufopı-
ceus impunclatus: A. politus n. sp. 9. oblongus. subdepressus niger punctatus
pygidio laevı: A. maritimus Lec. 10. oblongus subdepressus niger, grossius
punetatus,, pygidio punetulato: A. exiguus Erichs. 11. rufus aciculatus pygidio
vix punctulato: A.atomus Lec. — Ausser über Abraeus verbreitet sich L. noch
über Bacanius n. gen, von dem er B. tantillus, B. misellus und B. marginatus
diagnosirt. (Ibid. 237—292.)
Clasen veröffentlicht die erste Hälfte einer Uebersicht der Käfer
Mecklenburgs. — Daer sich ausser sehr wenigen Beiträgen von Freunden
nur auf seine eigne noch keinesweges vollständige Sammlung beschränken musste:
so macht das Verzeichniss keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die 997 beo-
bachteten Arten werden in systematischer Anordnung der Familien und Gattun-
gen aufgezählt und bei den einzelnen Bemerkungen über das Vorkommen, Varie
taten u. s. w. hinzugefügt. (Mecklöy. Archiv. VII. 100—188.)
Letzner identificirt Chrysomela fuscoaenea Schum. mit Chr. speciosis-
sima Scop. und bemerkt dass Chr. decora Richt zu Chr. speciosa Pz. gehört,
ferner dass Chlaenius tibialis Dej. und Chl. Schranki Duft. nur eine Art bilden
und theilt dann nach Beobachtungen der Larve und Puppe von Chrysomela ar-
moracia Lin. und Chr. varians Fabr. mit. (Schles. Verhandlungen XXX.
87 — 94.)
Krynicky hat bereils im Jahre 1832 und 1834 über 1400 Käferarten
aus dem Charkowschen und den angränzenden Gouvts. bekannt gemacht und zu
diesen fügt Czernay jetzt noch 73 namentlich aufgezählte Arten hinzu. (Bul-
let. nat. Mosc. 1852. II. 561.)
Im Junihefte der entomologischen Zeitung (S. 215) veröffentlicht
H.Schaum „einige Worte gegen die Bekanntmachung einzel-
ner Arten,‘ welche zum Zweck haben, dass die Redaction dem Unfuge der
leichtfertigen Speciesmacherei durch Verweigerung der Aufnahme ihrer Produkte
entgegentreien sollte. Wir finden Sch.’s Gründe dafür vollkommen gerechtfer-
tigt und können die gleich dahinter folgende Entgegnung der Redaciion keines-
wegs in allen Punkten billigen. Der wissenschaftliche Werth der Zeitschrift
steht allerdings sehr ın Frage, wie Sch. hervorhebt und die Redaction nicht zu
beachten scheint, wenn dieselbe jeder leichtfertigen flüchtigen Arbeit geöffnet ist.
Ob die Beschreibung einer neuen Aıt gründlich, ob sie mit Sachkenntniss und
den nöthigen literarischen Hülfsmitteln entworfen ist, muss die Redaction wohl
beurtheilen können, wenn nicht stehen ihr doch tüchtige Rathgeber zur Seite.
Eine kahle Diagnose , ohne Angabe des verwandtschaftlichen Verhältnisses, ohne
Vergleichung mit den ähnlichen Formen begründet heut zu Tage unsrer Ansicht
nach keine neue Art und deren Einführung sollte eine Gesellschaft, welche die
ersten Männer der Wissenschaft zu ihren Mitgliedern zählt, nicht befördern.
Die deutschen Entomologen sind Gottlob in der Speciesmacherei noch lange
nicht so weit gekommen als die Conchyliologen und Paläontologen. Jene ha-
ben sogar ein eigenes Organ, durch das sie gleich Centurien kahler lateinischer
Phrasen für blose Schalen oft ohne Vaterland in die Welt schicken! Für die
Paläontologie zu wirken hält sich jeder Geognost, wenn er auch nicht die ge-
Tingste Kenntniss von Zoologie, Botanik und Anatomie versteht, für berufen.
Die Diagnosen neuer Gattungen enthalten hier oft nur einen Familien- oder gar
Ordnungscharacter, die neuer Arten nur einen Gatiungs- oder Familiencharacter.
Ja nicht selten soll die blosse Autorität des Verfassers den neuen Namen be-
gründen oder der Fundort genügen, zur Einführung systematischer Namen !
Wir könnten diese Behauptungen mit zahlreichen Beispielen belegen, grosse
herrlich ausgestaltete und kosispielige Monographien anführen, die auf dem ge-
rügten Standpunkte bearbeitet sind. Da fehlt es natürlich nicht an Arten mit
30, ja mit 60 Synonymen, nicht an Arten die weder aus Beschreibung noch
aus Abbildung jemals wieder erkannt werden können und deren Zahl ist in
188
stetem lebhaften Steigen begriffen. Auf diesem Gebiete ist leider ein überwie-
gendes Gegengewicht sobald nicht zu erwarten, da zu wenige Fachzoologen mit
der Conchyliologie und Paläontologie sich beschäftigen und jene Schalenhelden
sowohl als die geognostischen Paläontologen von der Verkehrtheit und dem
höchst nachtheiligen Einflusse ihrer Thätigkeit sich nicht überzeugen lassen,
da ihnen die nöthigste Vorbildung fehlt, die Aufgabe der Wissenschaft zu be-
greifen. @l.
Kner, über die Hippostomiden. — Diese zweite Gruppe der
Panzerfische (cf. Bd. I. 493) begreift die Galtungen mit zwei Rückenflossen.
Hinsichtlich des Skeleltes, der Hautschilder, des Zahnsystems, der Bildung des
Mundes etc. stimmen sie im Wesentlichen mit der 1. Gruppe überein, dagegen
unterscheiden sie sich ausser durch die zweite Rückenflosse durch die stärkere
Entwicklung der Wirbelkörper, in deren den Knorpelfischen mehr ähnlichen
Structur, durch die einfachen Stülzgerüste der ersten Rücken- und der Alter-
flosse, durch den Mangel der schiefen Fortsätze an den hintern Darmplatten.
Die Zähne tragenden Kieferstücke sind durchweg breiter, mit zahlreichern Zäh-
nen besetzt. Von den heiden Mundsegeln ist gewöhnlich nur das hintere ziem-
lich entwickelt, beide Mundsegel sind ganzrandig, die Eckbarteln durchschnittlich
kurz. Der Ausschnitt am hintern Augenrande fehlt allen Hippostomiden, ebenso
das seitliche Loch über den Brusiflossen , die Analgrube ist weit nach hinten
gerückt, die Afterflosse kurz, in der Schwanzflosse der untere Lappen verlän-
gert, der Körper meist kürzer gedrungener. Die Verbreitung der Schilder än-
dert mehrfach ab. Die ganze Gruppe zählt mit den neuen von Kn. hinzuge-
brachten nun 21 Arten, die sıch in folgende Abtheilungen ordnen lassen: I. Ar-
ten ohne Hackenbüschel an der Innenseite des aulhebbaren Zwischendeckels,
inermes s. clypeati. Sie sind a) theilweise nackt, oder b) ganz beschildert.
ll. Arten mit Hackenbündeln, welche gleichfalls in ganz beschilderte und, in
theilweis nackte zerfallen. (Sitzysber. Wien. Akad. X. 279—282.) Gl.
Hyril, über das Labyrinth und die Aortenbogen der Gat-
tung Ophiocephalus. — Die von J. Taylor gegebene Beschreibung des
eigenthümlichen Organes bei Ophioc. Gachua ist so ungenügend, dass H. das-
selbe bei einem sehr grossen Ophioc. micropeltes aus Calculta speciell unter-
suchte. Die mit dem vordern Kiemenbogen verbundene Knochenplatte ist das
obere Gelenkstück dieses Bogens selbst, welches seine spangenförmige Gestalt
in eine blattförmig breite verwandelt hat. Von seinem obern Rande erhebt sich
ein langer schräger gıiffelförmiger Fortsatz, der eine dicke Schleimplatte trägt
welche mit ihrer Wölbung zum bezahnten obern Schlundkiefer hinzieht und einen
an der Schädelbasis anliegenden, bis zum Dach der Kiemenhöhle hinaufragenden
Blindsack bildet. Die untere Wand desselben bilden die obern Stücke der drei
hintern Kiemenbogen sammt den obern Schlundknochen. In diesen Blindsack
ragt die vom Kielersuspensorium entspringende zweite Knochenplatte und hinter
dieser noch ein derber tief gelappter Wulst hinein. Hierdurch wird der Blind-
sack in mehre Buchten getheill. Obwohl nun die Höhle als ein Divertikulum
der Kiemenhöhle erscheint, so ist sie doch kein Analogon des Kiemenlabyrinths,
da ihr keine Athmungsfunktion zukommt. Die microscopische Injection der
Kiemengefässe lehrt, dass keine der vier Kiemenarterien eine dorsale Verlänge-
rung zur Höhle sendet. Der von Taylor erwähnte Canal dient nicht zum Durch-
gang einer Verlängerung der Arteria branchialis, sondern zum Verlauf eines Va-
gusastes, der hier zur ersten Kieme gelangt. Bei der Injection der Kiemenar-
terie wurde das ganze Capillarsystem sämmtlicher Kiemen glücklich erfüllt, und
die Höhle nicht. Wohl aber erhielten die Jugularvenen das Blut aus den Wan-
dungen der Höhle. Die Injection führte zur Ermittlung wahrer Aortenbögen am
vierten Kiemenbogen. Die dritte und vierte Kiemenarterie entspringen beider-
seits aus einem kurzen gemeinschaftlichen Stamme. Die Arterie des vierten
Kiemenbogens übertrifft die übrigen um das dreifache ihres Volumens , versorgt
die spärlich gestellten Blättchen mit dicken Aesten und geht ohne merkbare Ab-
nahme ihrer Stärke zur Aortenwurzel. Diese liegt links von der Schädelbasis,
daher ist der rechte Aortenbogen auch ansehnlich länger und gibt bevor er die
189
Mittellinie der Wirbelsäule überschreitet, die mächtige Arteria coeliaca ab und
nach dieser die rechte Carotis. Demnach steht es nun fest, dass das Labyrinth
des Ophiocephalus kein respıratorisches Organ ist, sondern viel wahrscheinlicher
ein Wasserreservoir , dessen der Fisch bei seinen Wanderungen aufs Land be-
nöthigt ist, denn er soll meılenweite Wanderungen machen. Auch bei andern
Arten von Ophiocephalus fand H. seine Untersuchung bestätigt. (Ebd, 148—153.)
Gl.
Agassiz erkannte, dass Poecilia multilineata Lev. nur das Weibchen
von Mollienesia latipinna Les. ist. Er salı' beide sich begätten und verfolgte
ihre ganze Entwicklungsgeschichte. Das Weibchen ıst lebendig gehährend. Die
Männchen sind viel seltener und lebhafter, daher auch erst eine Art von Mol-
lienesie bekannt ist, wozu Holbrook neuerdings noch eine zweite aus Carolina
hinzugefügt hat. Zugleich meldet A. die Entdeckung einer neuen, dem blinden
Fische der Mammuthhöhle Amblyopsis nahverwandten Gattung, welche keine Bauch-
flossen, aber wohl Augen und den After unter der Kehle hat wie Aphredroderus.
(L’Instit. Aout. 287.) Gl,
Gervais gibt die Beschreibung der sämmtlichen Süsswasserfische Al-
geriens deren Zahl sıch nur auf neun beläuft. Die beiden neuen Gattungen
darunter Coptodon Zilli und Tellia apoda haben wir schon früher Bd. J. p. 253
erwähnt, die übrigen sind Cyprinus auratus Bloch, Barhus Callensıs Val., B. se-
plivimensis Val., B. longıceps Val., Leuciscus callensis Guich., Esox lucius Lin.,
Anguilla callensis Guich. Bei dieser grossen Armulh an Fischen schlagt G. vor,
aus dem südlichen Frankreich Flussfische nach Algerien zu verpflanzen, was
nu en unüberwindlichen Hindernissen verknüpft sei. (Ann. sc. nat. XIX,
—17.) @l.
Leydig, histologische Bemerkungen über Polypterus bi-
chir. Wir heben aus diesen schätzbaren Untersuchungen für jetzt nur einige
aus und berichten über die andern das nächste Mal. 1) Schwimmblase. Die
aus zwei ungleich langen Stücken gebildete, durch einen langen Schlitz in die
ventrale Wand des Schlundes mündende Schwimmblase besteht aus einer leicht
zu isolirenden Muskel- und Schleimhaut. Die Muskelbündel sind ausgezeichnet
quergestreift, haben eine mittlere Breite und lanfen in zwei sich kreuzenden
Lagen schräg um die Schwimmblase. Die aus gewöhnlicher Bindesubstanz be-
stehende Schleimhaut hat innen dicht stehende meist der Länge nach verlaufende
schmale Falten oder Wülste. Das Epitel gehört einem geschichteten Cylinder-
epitel an. An den langen Cylinderzellen erkannte L. die gewöhnliche scharf
conturirte Verdickung am freien Ende und darüber einen Büschel von zarten
0,004‘ langen Cilien. Es scheint fast als wäre diese Eigenthümlichkeit ein
ausschliesslicher Character der Ganvidengruppe. 2) Sinnesorgane. Der Ge-
ruchsnerv ist aussen und innen schwärzlich colorirt und hat keine eigenthümli-
che Structur. Das Gerüst des Nasenlabyrinthes besteht aus ziemlich stark pig-
mentirter Bindesubstanz, in der die Nerven und Gefässe verlaufen, die freie In-
nenfläche deckt ein Flimmerepitel, dessen Cilien ansehnlich lang sind und auf
kurzen Cylinderzellen sitzen. Die Sklerotika des Auges besteht aus Hyalinknor-
pel und ist ohne Ossificationen. Die Choroidea besitzt eine stark silberne aus
länglichen Kıystallen bestehende Lage. Die Bindesubstanz des Ohrlakyrinthes
erinnert durch ihr hyalines Ansehen sehr an Knorpel. Jedes Ohr enthält ausser
zwei grössern porcellanartigen Steinchen noch Häufchen mieroscopischer Stein-
chen von rundlich ovaler Gestalt. 3) Hinsichtlich der Schleimkanäle verhält
sich Polypterus vollkommen wie andere Knochenfische. (Zeitschr. f. wissensch.
Zool. V. 64.) @l.
Baird a. Girard, Catalogue of north american reptiles
inthe museum ofthe Smithsonian Institution, Part I. Serpents.
Washington 1853. 80. pp. 172. — Kein trocknes Namensverzeichniss mit
Synonymen und Citatenreihen, sonderu Diagnosen sämmtlicher aufgeführten Gat-
tungen und Beschreibungen aller Arten mit Synonymie, Verbreitung u. s. w. also
eine sehr schätzenswerte Arbeit, die zugleich ein ungemein reiches neues Mate-
190
rial enthält. Von den 35 aufgeführten Gattungen sind nämlich 22 neu und von
den 119 Arten 54, also fast die Hälfte. Die Diagnosen aller neuen Namen bier
mitzutheilen, wäre überflüssig, da dıe Schrift für jeden Herpetologen von höch-
stem Interesse ist und von keinem derselben unbeachlet bleiben kann. Wir
führen nur die neuen Namen auf und geben von andern nur die Zahl der be-
kannten Arten. Die Verfasser beginnen mit einem Clavis der Gattungen und
Familien. 1. Fam. Crotalidae: Crotalus mit 4 bekannten Arten und Cr. alrox,
Cr. lucifer, Cr. molossus. Crotalophorus mit 3 und Cr. consors und Cr. Ed-
warsi, Agkistrodon contortia. Toxicophis piseivorus, T. pugnax. 2. Fam.: Co-
lubridae: Elaps mit 1 und E. tenere, E. tristis. Eutaenian. gen. hat ge-
kielte Schuppen, sehr dehnbare Haut, normale Kopfschilder, 1 vorderes und 3
hintere Orbitalschilder, Abdominalschilder ganz, die subcaudalen geyheilt, 19 bis
21 dorsale Schuppenreihen, 140 bis 170 Bauchschilder. Hierher gehören mehre
schon bekannte Arten: Eu. saurita (Holbr.), Eu. Faireyi, Eu. proxima (Say),
Eu. infernalıs (Blainv.), Eu. Pickeringi, Eu. parietalis (Say), Eu. leptocephala,
Eu. sirtalis (Lin.), Eu. dorsalis, Eu. ordinata (Lin.), Eu. ordinoides, Eu. radix,
Eu. elegans , Eu. vagans, Eu. Marcıana. Nerodia n.gen. Der Schwanz nimmt
den vierten bis fünften Theil der Körperlänge ein, Schuppen gekielt, Kopfplat-
ten normal, vordere Orbitalplatten 1 seltner 2, hintere 3 seltner 2, lelztes auch
wohl das vorletzte Bauchschild gespalten, die caudalen alle gespalten, 23 bis 29
dorsale Schuppenreihen, 133—154 Bauch-, 66 bis 80 Schwanzschilder. Arten:
N. sipedon (Lin.), N. fasciata (Lin.), N. erythrogaster (Shaw), N. Agassizi, N.
Woodhousi, N. taxispilota (Holbr.), N. Holbrooki. Regina n. gen. Der
Schwanz nur den dritten, höchstens vierten Theil der Körperlänge einnehmend,
Kopf kegelförmig und klein, Augen gross, Maul weit klaffend, Schuppen gekielt,
Kopfplatten normal, 2 vordere und 2 seltner 3 hintere Orbitalschilder , letzte
Bauchschilder getheilt, Schwanzschilder sämmtlich getheilt, 19 bis 21 dorsale
Schuppenreihen, 132 sis 162 Bauch-, 52 bis 86 Schwanzschilder. Arten: R,
leberis (Lin.), R. rigida (Say), R. Grahami, R. Clarki. Ninia n. gen. Kopf
verlängert, eiförmig, vom Körper abgesetzt, Kopfschilder normal, Schuppen ge-
kielt, 2 hintere Orbitalschilder etc. Arten: N. diademata. Ferner Heterodon
mit 3 und H. cognatus, H. admodes, H. nasieus. Pituophis mit 1 und P. bel-
lona, P. M’Clellandi, P. catenifer, P. Wilkesi, P. annectens. Scetophis n.
gen. Körper cylindrisch, sehr lang, Kopf verlängert, schmal, Scheitelschild sehr
breit, hinteres Stirnschild sehr gross, 2 hintere, J vorderes Orbitalschild, 23
bis 29 dorsale Schuppenreihen, die seitlichen allein glatt, 200 bis 335 Bauch-
schilder. Arten: Sc. alleghanensis (Hollbr.), Se. Lindheimeri, Sc. vulpinus, Sc.
confinis, Sc. laetus, Sc. guttatus (Lin.), Sc. quadrivittatus (Hollbr.) Ophi-
bolus n. gen. Körper dick, Schwanz kurz, 21 dorsale Schuppenreihen, Schup-
pen hexagonal und glatt, 180 bis 220 Abdominalschilder, die letzten ganz,
Schwanzschilder gespalten. Arten: O. Boyli, O. splendidus, ©. Sayi (Hollbr.),
0. getulus (Lin), ©. rhombomaculatus (Hollbr.), O. eximius (Dek.), ©. elericus
(Holb.), 0. doliatus (Lin.), ©. gentilis. Georgia n.gen. auf Holbrock’s Co-
luber Couperi begründet. Bascanion n.gen. Körper schlank, Schwanz sehr
lang, Kopf schmal, Augen sehr gross, 2 vordere und 2 hintere Orbitalschilder,
viertes Labialschild nach hinten verlängert, Scheitelschild lang und schmal, 17
dorsale Schuppenreihen, Schuppen glatt, ziemlich hexagonal, 170 bis 200 Bauch-
schilder, 90 bis 110 gespaltene Schwanzschilder. Arten: B. constrictor (Lin.),
B. Fremonti, B. Foxi, B. flaviventris (Say), B. vetustuss. Masticorus n. gen.
Körper schlank, Schwanz sehr lang, Scheitelplatten sehr schmal und lang, Augen
sehr gross, 2 vordere und 2 hintere Orbitalplatten, Schnppen glatt, 17 oder 15
Dorsalreihen, 200 bıs 210 Abdominal- und 95 bis 150 getheilte Schwanzschil-
der. Arten: M. flagelliformis (Catsb.), M. flavigularis (Hall.), M. mormon, M.
ornatus, M, taeniatus (Hall). Salvadoran. gen. Kopf elliptisch, scharf
vom Körper abgesetzt, Kopfplatten normal, 2 seltner 3 vordere und 2 hintere
Orbitalplatten, Schuppen glatt, die hintern Bauchschilder und alle Schwanzschil-
der zweispaltig. Einzige Art S. Grahamiae. Ferner Leptophis majalis, Chloro-
soma vernalis (Dek.). Contia n, gen. mil der einzigeu Art C. milis am Ore-
191
gon und in Californien. Diadophis n.gen. Kopf fast elliptisch, verlängert,
deprimirt, abgesetzt, Kopfplatten normal, 2 vordere und 2 hintere Orbitalplatten,
Augen gross, Körper schlank, fast eylindrisch, Schuppen glatt in 15 oder 17
Reihen, hintere Bauchschilder zweispaltig, Schwanzschilder alle getheilt. Hieher:
Diadophis punctatus (Lin.), D. amabilis, D. docilis, D. pulchellis, D. regalis.
Lodia n. gen. Kopf eilörmig, abgesetzt, zwei Scheitelplatten, ein Paar Kinn-
schilder, 1 vordere 2 hintere Orbitalplatten, Schuppen glatt. Einzige Art ist L.
tennis. Sonoran. gen. Kopf nicht vom Körper abgesetzt, Scheilelplatten
nach vorn verschmälert, 1 vordere und 3 hintere Orbitalplatten, Schuppen glatt,
hintere Bauchschilder zweispallig, Schwanzschilder getheilt. Einzige Art S. se-
miannulata. Ferner Rhinostoma coceinea Holb. Rhinocheilusn.gen. Kopf
fast ellıptisch, abgesetzt, 2 Paar Stirnplatten, Scheitelplatten hexagonal, 1 vor-
dere 2 hintere Orbitalplatien, Schuppen glatt in 23 Reihen, hintere Bauehschil-
der ganz, Schwanzschilder ungetheilt. Hierher nur Rh. Lecontei. Haldean.
gen. begründet auf H. striatula (Lin.). Farancia abbacurus (Holb.). Abastar
eryihrogrammus (Daud.).. Virginia n. gen. mit der einzigen Art V. Valeriae.
Celuta n. gen. auf der einzigen Art, C. amoena (Say) beruhend. Tantilla
nov. gen. Kopf schlank , nicht abgesetzt, 1 vordere und 1 oder 2 hintere Or-
bitalplatten, Körper schlank, Schuppen glatt in 15 Reiben, hintere Bauchschilder
zweispaltig, Schwanzschilder getheiltl. Arten: T. coronata, T. gracilis. Osceola
n. gen. auf die einzige O. elapsoidea (Holb.) begründet. Storerian. gen.
Kopf fast elliptisch, abgesetzt, 2 hintere und eben so viele vordere Orbitalplat-
ten, Schuppen gekielt in 15 bis 17 Reihen, 120 bis 140 Bauch-, 41 bis 51
getheilte Schwanzschilder. Hieher: St. Dekayi (Holb.), St. oceipitomaculata
(Stor.), — Ill. Fam.: Boidae: Wenonan. gen. Kopf kegelförmig, nicht
abgesetzt, Augen sehr klein, Scheitelplatte breit und kurz, eine sehr grosse
vordere und zwei oder mehr hintere Orbitalplatten, Schuppen sehr klein, glatt,
in 45 Reihen. Hieher: W. plumbea, W. isabella.. — IV. Fam. Typhlopidae:
Rena n. gen. Kopf schwach deprimirt, nicht abgesetzt, mittlere Schuppenreihe
über den Kopf fortisetzend. Arten: R. dulcıs, R. humilis. — In einem ersten
Anhange prüfen die Verfasser diejenigen nordamerikanischen Arten, welche nicht
in der Sammlung des Instituts vorhanden sind , in einem zweiten die von wel-
chem sie keine Exemplare zu Gesicht bekommen konnten, in einem drilten die
von Clark und Schott gesammelten Arten, worunter folgende neu : Scotophis
Emoryi, Georgia obsoleta und Maslicephis Scholli sind. @l.
Hallowell beschreibt zwei neue Arten afrikanischer Schlangengattun-
gen. Die neue Gattung Dinophis hat unbewegliche perforirte Fangzähne im
vordern Theile des Oberkiefers , von den Vorderzähnen des Unterkiefers sind
einige verlängert, nur 2 Reihen Zähne im Ober- und Unterkiefer, 4 hintere und
3 vordere Orbitalplatten, der Schwanz ist lang, die Schwanzschuppen zweispal-
lg. Die Art ist D. Hammondi. Die andere Aıt heisst Dendrophis flavicularis.
Derselbe characterisirt auch 4 neue nordamerikanische Reptilien. Ei-
nes derseiben bildet den Typus der Gattung Lamprosaurus, deren Kopf kegelför-
mig, zugespitzt ist, deren Körper und Extremitäten schlank, Füsse fünfzehig,
Schuppen glatt und glänzend, hinten abgerundet, am Rücken und Bauch gleich ;
keine Schenkelporen; keine Gaumenzähne. Die Art ist L. gutlulatus aus Neu-
mexiko. Die andern Arten sind Crotaphytus fasciatus ebendaher, Tropidonotus
Woodhousi vom Arkansas und Ambystoma nebulosum aus Neumexiko. (Proceed.
acad. Philad. 1852. Decbr. 203—209.)
Auch neue californische Reptilien beschreibt Hallowell: Pityophis Heer-
manni, Coronella Laurenti, Tropidonotus trivittatus, Leptophis lateralis. (Idid.
Januar 1853. p. 236.) Gl.
Hyrtl, normale Quertheilung der Saurierwirbel. — Die
Schwanzwirbel einiger Saurierfamilien besitzen eine bisher nicht beachtete, sehr
eonstante Eigenthümlichkeit. Nach Duges sollen bei Rana cultripes die ersten
Ossificationen der Wirbelkörper als paarige Knochenscheiben auftreten; die spä-
ier zu einer zweilappigen Platte verschmelzen, Bei den Sauriern dagegen ent-
stehen die Wirbel wenigstens einer gewissen Stelle der Säule aus vordern und
192
bintern Ossificationsherden, deren Trennung sich auch .durch das ganze Leben
erhält. Jeder Wirbel erscheint von einer queren Fuge durchschnitten, welche
durch eine sehr dünne knorplige Zwischenschicht als Syncehondrose gebildet wird
und eine so leichte Verbindung darstellt, dass sie bei gewaltsamer Trennung viel
eher als das Gelenk zweier Wirbelkörper gelöst wird. Diese Eigenthümlichkeit beo-
bachtete H. bei allen langschwänzigen Scinkoiden und Chalcididen, bei den Gecko-
nen und Lacertiden an allen Schwanzwirbeln mit Ausnahme der ersten, bei den Igua-
nen der neuen Welt nur an den mittlern, bei denen der alten Welt, den Chamäleon-
ten, Varaniden, Drachen, Krokodillen und Annulaten aber gar nicht. Die Quertheı-
lung geht nicht blos durch den Wirbelkörper, sondern auch durch den Bogen. Sie
liegt in der Mitte des Wirbels oder zwischen dem ersten and zweiten Drittheil der
Länge, wo die Querfortsätze abtreten. Hinter der Mitte findet sie sich niemals. Sind
Querfortsätze vorhanden, so nehmen beide Segmenle an deren Bıldurg Theil und
bei vielen Eidechsen zeigt eine Furche die Verbindungsstelle beider Antheile. Die
bei Podinema teguixin und Crocodilurus amazonicus vorkommende Spaltung der
Querlortsätze findet hierin ihre Erklärung. Die vordersien Schwanzwirbel sind
nie getheilt weil sie wahrscheinlich wegen der zu ihren Functionen erforderli-
chen Festigkeit sehr frühzeitig verknöchern, während an den hintern das leichte
Abspringen und Zerbrechen des Schwanzes in der Quertheilung seinen Grund
hat. Bei jungen Pseudopus Pallasi, Ophiodes striatus , Anguis fragilis ist der
beide Wirbelstücke verbindende Knorpel selbst dicker und mächtiger als der
Chordarest zwischen je zwei Wirbeln. An 52 Skeleten von Schlangen, Schild-
kröten, Batrachiern selbst bei deren Embryonen fand sich keine Spur dieser
Quertheilung. Dagegen trilt sie in den Schwanzwirbeln der Amia calva deutlich
auf, jedoch nur am Wirbelkörper und nicht den obern und untern Bogen. Hin-
sichtlich der betreffenden Familien werden noch folgende Einzelnheiten hinzuge-
fügt: 1) Seincoideen der neuholländische Cyelodus scincojdes hat 29 Schwanz-
wirbel, von denen nur die 5 ersten nicht gelheilt sind. Der sechste bis elfte
Querfortsatz wird aus beiden Theilen gehildet, die 4 folgenden gehen vom vor-
dern Wirbeltheile aus, die Höcker der ührigen haben wieder die Synchondrose.
Bei Seineus offieinalis sind die 7 ersten ungetheilt, die folgenden dentlich ge-
(heilt. Bei Gongylus ocellatus mit 29 Wirbein erscheinen nur die vier ersten
ungetheilt, bei Sphenops capistratus mit 98 Wirbeln ganz ebenso, hei Eutropis
multifasciata die fünf ersten nicht, bei Trachysaurus rugosus mit 19 Schwanz:
wirbeln sind ausnahmsweise nur die acht letzten getheilt, bei Seps chalcides mit
öl nur die vier ersten nicht, bei Ophiodes striatus mit 89 ebenfalls nur die
vier ersten nicht, ebenso Acontias meleagris. Sehr deutliche Spaltung der Wir-
bel und Querfortsätze zeigt Anguis fragilis. Ein sehr junger Pygopus lepidopus
war mit 26 völlig getheilten Schwanzwirbeln versehen. 2) Chalcididen. Ger-
rhonotus taeniatus mit 64 Schwanzwirbeln hat vom 5. an Spaltung, Chirocolus
imbricatus gleicht in der Jugend Pygopus. Opbiosaurus ventralis und Chamae-
saura anguinea haben sehr kleine vordere Segmente und die beiden Dornfort-
sälze sowie die (Querfortsätze eines jeden Wirbels gehören dem hintern Segment
an. Bei Bipes Pallasi scheinen sämmtliche Schwanzwirbel getheilt zu sein.
3) Die Geckone haben vom 4. oder 5. Schwanzwirbel an vollständige Theılung
das ganze Leben hindurch, beide gleich grosse Stücke durch Synchondrose ver-
bunden und an der Bildung der Fortsätze Theil nehmend. 4) Iguanen der
neuen Welt, Am deutlichsten zeıgen Proctolerus peclinatus und Ophryoessa su-
perciliosa die Theilung. Bei Hypsilophus tubereulatus mit 76 Schwanzwirbeln
spalten sich die Querfortsätze am 12. und 13. Cyclura pectinafa hat nur am
13. 14. 15. Wirbel vollständige Theilung, an der folgenden seichte Kerben und
an den letzten keine Andeutung mehr. Aehnlich verhält sich auch Tropidolepis
undulatus und Urostrophus Vaulieri, sehr scharfe Theilung vom 7. bis 14, Wir-
bel hat dagegen Cienoceieus carolinensis. 59) Lacertiden der alten sowohl als
neuen Welt haben die Theilung. Am deutlichsten bei Crocodilurus amazonıcus,
wo der 9. gespaltene Qnerfortsätze trägt, der 10. bis 56. in der Mitte quer ge-
trennt ist, Bei Podinema teguixin beginnt die Theilung am 12. und läuft bis
zum 65, fort. Chrysolamprus ocellatus und Lacerta chloronotus verhalten sich
193
wie die Geckonen. Bei dem javanischen Tachydromus sexlineatus mit 79 Wir-
bein sind nur die fünf ersten nicht 'getheilt, bei Ctenodon nigropunctatus die
12 ersten nicht. Bei Cnemidophorus lemniscatns ist die Theilung durch Quer-
wulste angedeutet, (Sitzysber. Wien. Akad. X. 185—192.) Gl.
Dumeril, über ungeschwänzte Batrachier. — Diese um-
fangsreiche Abhandlung bringt das seit Erscheinen des VIII. Bandes der grossen
Herpetologie in den Pariser Museen neu erworbene Material besonders für die
Familie der Hyläformen. Der erste Abschnitt enthält die anatomischen und phy-
siologischen Untersuchungen. Dieselben erstrecken sich über den Werth der
erweiterten Zehenspitzen für die Systematik, der Hauptdräsen am Bauche, über
die Veränderlichkeit des Colorites und über die Zunge. Nach letzirer lassen
sich die Mitglieder der betreffenden Familie in 3 Gruppen ordnen: 1) Gattun-
gen mit ganzer oder kaum ausgeschnittner Zunge : Litoria, Trachycephalus, Hyla,
Mierohyla, Cornufer, Hylodes, Phyllomedusa, Elosia, Crassidactyla. 2) Gattungen
mit etwas ausgeschniltener , herzförmiger Zunge: Acris, Eucnemis , Hylambates,
Phyllobates, 3) Gattungen mit tief ausgeschnittner gespaltener Zunge: Limno-
dyles, Polypedates , Ixale, Rhacophorus. Ferner betrachtet D. die Zähne am
Gaumen , die Querfortsätze des Kreuzbeines, die Schwimmhäute. Im zoologi-
schen Theile werden folgende Arten beschrieben : Litoria punctata, L. marmo-
rata; Acris erhält nur einen Clavis für seine 4 Arten; Limnodytes madagasca-
riensis ; Polypedates lugubris, P. tephraemystax; Hylambates n. gen. mit H.luo-
enlatus; Hyla Moreleti, H. Verreanxi, A. marsupiata; Cornufer dorsalis; Hylo-
des corrugatns, H.Vitianus, H. laticeps. (Ann. se. nat. XIX. 135—179. Tb.7.)
Gl,
Layard, zur Ornilhologie von Ceylon. — L. zählt unter Be-
merkungen verschiedenen Inhalts bei den einzelnen Arten von den Raubvögeln
beginnend die Namen der auf Ceylon beobachteten Vögel mit. Es sind: Aquila
Bonellii, A. pennala, Spizaetus nipalensis, Sp. Jimnaetus, Iclinaätus malaiensis,
Haematornis chula, H. spilogaster, Pontoaelus leucogaster, P. ichthyaätus, Ha-
liastur indus, Falco peregrinus, F. peregrinator, Tinnnnculus alaudarius, Hypo-
triorchis chiequera, Baza lophotes, Milvus govinda, Elanus melanopterus, Astur
trivirgatus, Aceipiter badius, Circns Swainsoni, C. cinerascens, C. melanoleucus,
Athene castanolus, A. sculelata, Ephialtes Lempiji, Ketupa ceylonensis, Syrnium
Indrani, Sirix javanica, Batrachostomus moniliger, Caprimulgus asiaticus, C. ma-
harattensis, Cypselus balasiensis, C. melba, C. affinis, Macropteryx coronata
Collocalia brevirostris, Acanthylis candacuta, Hirundo gutturalis, A. byperythra,
H. domicula, H. daurica, Harpacles fasciatus, Coracias indica, Eurystomus
orientalis, Haleyon capensis, H. atricapillus, H. smyrnensis, Crex tridaetyla, Al-
cedo bengalensis, Cervle rudis, Merops pbilippinus, M. viridis, M. quinticolor,
Upupa senegalensis, Nectarinea ceylonica, N. lotenia, N. asiatica, Dicaeum Tik-
kelli, Phyliornis malabarica, Ph. Jerdoni, Dendrophila frontalis. (Ann. mag. nat.
hist. Aug. 103; Septbr. 165.) al.
Sclater diagnosirt zwei neue Arten von Taeniopltera, nämlich T. ery-
ihropygia und T. striaticollis. (Abid. Septbr. 213).
Fr. Schmidt, ornothologische Mitheilungen aus Wis-
mar. — Der kalte schneereiche Nachwinter dieses Jahres führte plötzlich eine
noch nicht beobachtete ungeheure Menge nordischer Enten in die Gegend von
Wismar. Tausende derselben gingen durch die Strenge des Winters zu Grunde
und andere wurden zahlreich geschossen, dennoch bemerkte man keine erheb-
liche Verminderung. Es waren Anas ferina, bald darauf A. boschas, Mergus al-
bellus, M. merganser, M.serrator, Anas fuligula, A. marilla, A glacialis, A. clan-
gula, A. nigra, A. fusca, A. torquatus, Colymbus cristätus, C, suberistatus, alle
in ziemlich abgemagerten Zustande und ohne Scheu vor Menschen. Einige ka-
men sogar in die Gärten und Höfe unter das zahme Gefieder, so auch Fulica
atra, Rallus aquatieus. Auch andere Vögel wurden in grosser Zahl erlegt. Nach
dem Schmelzen des Schnee’s entfernten sich alle, die in der Gegend nicht stän-
dig sind, (Mecklendg. Archiv VII. 188—199.) Gl.
13
194
Bemerkungen über den Frühlingszug der Vögel bei Görlitz im
Jahre 1851 enthalten die Abhandlungen der Görlitz. Naturf. Gesellsch. VI. 69.
Es ist ein Verzeichniss der beobachteten Arten ‘mit Angabe des Datums ihres
Erscheinens.
Hellmann, über die Zunge der Vögel, insbesondere des
Auerhahns. Beim Sterben zieht der Auerhahn seine Zunge soweit in den
Schlund zurück, dass man sie kaum noch mıt der Spitze sieht und daher ent-
stand die irrthümliche Ansicht, der Auerhahn habe keine Zunge. Die nichts
Neues enthaltenden Mittheilungen über die Zunge der Vögel im Allgemeinen über-
gehend heben wir aus des Verfassers Aufsatze nur die Bemerkungen über den
Auerhahn hervor. Der stark erhabene Gaumen desselben ist in der Mitte ge-
spalten und die Ränder sind mit zahnarligen Franchen besetzt. Der hintere
Theil ist gegen den Schlund mit ähnlichen minder grossen Auswüchsen versehen.
In der Gegend der Stimmritze bildet der Gaumen einen kreisförmigen mit fei-
nen dichten Franchen besetzten Ausschnitt, in welchen sich beim Schliessen des
Schnabels der Stimmknoten legt. Die Seitenmuskeln am untern Schnabel sind
stark erhaben, der Zungenbeinmuskel sehr stark. Die äussere Form der Zunge
erscheint sanft gebogen und stumpf zugespitzt, der herzförmige Stimmknolen ist
an den Rändern glatt, und hinten mit. dichtstehenden kurzen Fransen besetzt.
Die pergamentähnliche obere und untere Zungenhaut erstreckt sich bıs zu ein
Drittheil der Zungenlänge, wird bis am feingefranzten Zungenabsatz, sich gleich-
sam an den herzförmig gestallelen Zungenenden in zwei Flügel ausbreitend,
weicher und endet in eine breite Seitenspitze. Diese weiche Haut bildet einen
Zirkelausschnitt um die Stimmritze,, unter der sich fallenartig eine zweite Haut
vorschiebt, welche die Oeffnung derselben nach Bedürfniss theilweise oder ganz
überziehen kann, wodurch alle hühnerarligen Vögel ihre besondern Laute hervor-
zubringen im Stande sind, denn nirgends finden sich so grosse und auffallende
Abweichungen in der Stimme als bei den hühnerartigen Vögeln. Wer bewun-
dert nicht die Töne beim Klatschen und Schleifen des Auerhahns, das Gurgeln
und die gleichsam in Terzen steigenden Lante des Birkhuhnes, die lachende
Stimme des Schneehuhnes, das zischelnde feinklingende ti, ti, tı, tai des Hasel-
hubnes in den wilden Gebirgswaldungen, während das Rebhuhn auf unsern Flu-
ren sein Girruh und die Wachtel ihr lautes Peckwerwick erschallen lässt. Wie
verschieden ist der knackernde Laut des Fasanes gegen das kreischende Kickriki
unseres Haushahnes, das den Morgen verkündet, und wie traurig klingt das Knur-
ren des scheuen Trappen, wenn er seine Zärtlichkeit den Hennen zu erkennen
gibt. Endlıch hat der Auerhahn wie die Spechte und Schnepfen ein verlänger-
tes Zungenband, welches ihm gestattet seine Zunge weil zurückziehen zu kön-
nen, welche Zurückziehung nach dem Schlunde während des Sterbens durch die
Zusammenziehung und Verkürzung des Brustzungenmuskels in einem solchen
Grade geschieht, dass man die Zunge kaum mehr bemerkt. Die besondern wet-
zend klingenden Töne zur Balzzeit entstehen durch die Vorschiebung der Zun-
genhaut, zugleich wird durch die Vorstreckung des Halses der Stimmritzenkno-
ten mehr in den Hals zurückgezogen, der klaschende Laut geschieht aber da-
durch, dass dieser Vogel durch den starken Brusizungenmuskel schnell und kraft-
voll an den Gaumen schlägt [?!], und im Moment des Schlages den Schnabel
öffnet. (Naumannia 1853. 139 — 146.) Gl.
Brandt, über das Vorkommen der wilden Katze in Russ-
land. — Während Georgi (geogr. Beschr. russ. Reiches. III. 6. 1800. p.
1520) die polnisch -russischen Gouvernements, Neurussland, den Dnester und
den baschkirischen Ural als Wohort der wilden Katze anführı, sagt Pallas (Zoogr.
1. 26.) man würde fast in ganz Russland ächte wilde Katzen vergeblich suchen,
denn nur in den Wäldern der Vorberge des Caucasus bis zur Cuma käme sie
vor. Doch traf man sie damals noch, wenn auch selten, in Curland und Po-
len, wie Derschau und Kayserling 1805 berichteten. Nach Brinken existirten
noch im Jahre 1828 wilde Katzen im Biolowie’zawalde, aber schon zwei Jahre
später war sie dort nach Eichwald vertilgl, Früher scheint sie in den Lithauen
benachbarten Wäldern gelebt zu haben, was um so mehr anzunehmen, da sie
195
jetzt noch in dem nahen Siebenbürgen ziemlich häufig ist und 1843 noch an
der Weichsel vorkam. Dem Ural hat sie Eversmann posiliv abgesprochen, ob-
wohl sie Rytschkow im Orenburgschen angibt. In den caucasischen Wäldern
fanden sie neuerdings Menetries, Hohenacker, Eichwald, Kolonati u. A., die so-
gar Exemplare mitbrachten. Nordmann nennt überdies die Küsten des schwar-
zen Meeres und Archasien, Wagner auch Colchis als Fundorte. Wahrscheinlich
meint Br. verbreitete sie sich früher von den Pyrenäen bis Grossbritlanien (in
Schottland und Irland noch jetzt), durch Frankreich, Norditalien, die Schweiz,
Deutschland mindestens bis Polen und Curland, Ungarn, Siebenbürgen, das milt-
lere und südliche Russland bis zum schwarzen Meere und Caucasus, ja vielleicht
bis Nordpersien. (Bullet. acad., Petersb. XI. Nr. 21. p. 334.) @l.
Woodhouse beschreibt Numineus occidentalis n. sp. vom Rio grande
als dem N. longirostris und N. hudsonicus zunächst verwandt. (Proceed. acad.
Philad. 1852. Decbr. 194.
Derselbe führt als neue Arten ein Perognathus penicillatus, Geomys
fulvus und Struthus caniceps aus Meumexico und Hesperomys texana. (Ibid.
201. w. 242.)
Cassin beschreibt Scalops aeneus n, sp. vom Oregon. (Ibid. 299.)
Literatur: Duvernoy, üher Orycteropus (vgl. Bd. I. 259.) Ann.
sc.nat. XIX. 181. — Leconte, über die Gattung Talpa und deren -Verhält-
niss zu Scalops. Proceed. acad. Philad. VI. 328. — Cassin, neue
Schwalben und Papageien. Ibid. 369. — Hog, Bemerkungen über die Oraith.
von Wisconsin. * Ibid. 304. — Girard, neue Art von Salmo. Proceed.
Bost. soc. p. 262. — Breewer, über Hirundo lunifrons. JIbid. 270. —
D. H. Storer, a history of the Fishes of Massachuseits in Transact. Ame-
ric. Acad. 1853. V. w. 16. Pl. 4. — v. Hessling, Seitendrüsen der
Spitzmäuse. Zeitschr. f. wiss. Zool. V.29. — Leydig, über die Vater-
Pacinischen Körperchen der Taube. Ebda. 75. Tf. 4 — Corti, Histolo-
gische Untersuchungen an einem Elephanten. Ebda. 87. Tf. 5. — Aubert,
zur Entwıcklungsgeschichte der Fische. Ebda. 94. Tf. 6.
HE
Correspondenzblatt
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
für
Sachsen und Thüringen
in
Halle.
1853. August und September. N? Vill IX.
Sitzung am 3. August.
Eingegangene Schriften:
Bulletin de la societe des sciences naturelles de Neuchatel. 1844—52. 2 Bde,
Als neue Mitglieder werden aufgenommen:
Herr Buchhändler Anton sen. hier,
» Bergmeister v. Minnigerode in Halberstadt.
» Lehrer Witte in Aschersleben.
» Mechanikus Yxem in Quedlinburg.
Als neue Mitglieder werden angemeldet:
Herr Apotheker Mareschal in Magdeburg
durch die Hrn. Schreiber, Rosenthal u. Giebel.
Herr Zuckerfabrikant Beuchel in Sudenburg
durch die Hrn. Schreiber, Giebel u. Baer.
Die Gesellschaft schreitet sodann zur Wahl eines wissenschaft-
lichen Ausschusses (nach $. 22 und 27 der Statuten) und fällt diese
auf die folgenden Herren: Volkmann, Graf Seckendorff, Schaller, Sack,
Kegel, Cornelius, Reil und Franke.
Herr Kohlmann beschrieb ein neues Barometer ohne Queck-
silber und Glas, von welchem ein Heberbarometer bei weitem an
Empfindlichkeit übertroffen wird. (S. 104.)
Die Mittheilung des von Herrn Beeck eingesandten Berichtes
über den Stand der atmosphärischen Electrieität während des Juli
veranlasste Hrn. Kohlmann das hei der Beobachtung derselben in
Anwendung kommende Verfahren näher zu erörtern.
Herr Wesche sprach über die ungleiche Milchergiebigkeit bei
den Kühen selbst bei gleicher Grösse, Race, Nahrung und Pflege der
Individuen und theilte derselbe die Erfahrungen Guenon’s mit, wel-
chem es nach sorgfältigem Studium gelang ein äusseres Kennzeichen
für diese Verschiedenheit aufzufinden (S. 102.).
Herr Kohlmann erläuterte hierauf noch Ampe&re’s Theorie
der electrischen Ströme,
197
Sitzung am 10. August.
Eingegangene Schriften:
l. Germar, die Versteinerungen des Mansfelder Kupferschiefers. Halle bei
Anton. 1840.
2. Kurtze, Commentalio de petrefaclis, quae in schisto bituminoso Mans-
feldensi reperiuntur. Halle bei Anton. 1839.
Nr. 1. und 2. Geschenk des Hrn. Verlegers.
3. Baumann, Kunzii index filieum in horlis europ. cullarum synonymis
interposilis auctus. Argentorat. 1853.
Eingesandt durch den Verleger.
4. Preisfrage der k. k. Leopold.-Car.-Acad. , ausgesetzt von Fürst Demidofl.
Bek. gem. 21. Juni 1853.
Als neue Mitglieder werden aufgenommen:
Herr Apotheker Mareschal in Magdeburg.
» Zuckerfahrikant Beuchler in Sudenburg.
Als neue Mitglieder werden angemeldet:
Herr Pfarrer Baldamus in Diebzig,
» Bergrath Gredner in Gotha
durch die Hrn. Giebel, Zuchold und Baer.
Herr Chemiker Niebuhr hier
durch die Hrn, Kohlmann, Giebel und Baer.
Herr Weber trug den Witterungsbericht für den verflossenen
Mönat vor.
Herr Kohlmann legte das in voriger Sitzung beschriebene
Metall- Barometer vor und erläuterte derselbe noch einige neuere
Construktionen dieses Instruments.
Herr Wesche brachte noch einige Brrichtigungen und Nach-
träge zu seinen Mittheilungen in der vorigen Sitzung vor.
Herr Schliephacke zeigte eine in den Sümpfen bei Dieskau
aufgefundene, also einheimische Sumpfpflanze, die Drosera rotundi-
folia vor.
Herr Baer theilte mit, dass in Folge der Kartoffelkrankheit
und der dadurch bedingten Unsicherheit im Ernteertrage häufig die
Zuckerrübe angebaut und zum Viehfutter und zur Branntweinerzeu-
gung im Grossen benutzt werde. Er machte ferner aufmerksam auf
die Ursachen der ungüns.igen Resultate, die sich in der Praxis bei
dieser Art der Branntwein gewinnung herausgestellt haben, weil man
die chemische Versehiedenheit der Runkelrüben von den Kartoffeln
ausser Acht liess; er erläuterte die Eigenschaften der in den Rüben
enthaltenen Stoffe, welche einen nachtheiligen Einfluss auf den Gang
der Operation ausüben können und gab die Mittel an diesem Schran-
ken zu setzen.
Herr Kohlmann sprach schliesslich über die Bestimmung des
specifischen Gewichts von pulverförmigen Körpern und Flüssigkeiten.
Sitzung am 17. August.
Eingegangene Schriften : |
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1853. 1. Quartal, und
Von Hrn. Zuchold in Leipzig verschiedene ältere naturwissenschaftl. Schriften.
198
Als neue Mitglieder werden aufgenommen:
Herr Pfarrer Baldamus in Diebzig,
» Bergrath Gredner in Gotha und
„ Chemiker Niebuhr hier.
Als neue Mitglieder werden angemeldet:
Herr Fabrikant W. Ruprecht in Halberstadt
durch die Herren Schmidt in Aschersleben, Kohlmann und Giehel.
Herr Geh. Hofrath Prof. Dr. Bachmann, Director des mineralog.
Museums in Jena
durch die Herren Schmidt in Jena, Giebel und Baer,
In Veranlassung des Berichtes von Hrn. Burmeister in der na-
turforschenden Gesellschaft (vergl. Hallesche Zeitung Nr. 191) über
Herrn Giebels Vortrag die Gliederung der Wirbelsäule in Brust-
und Lendengegend betreffend (vergl. Bd. I. p. 261), erklärte dieser,
dass er darin keine neue Entdeckung habe beanspruchen wollen, son-
dern dass es sich nur um eine neue Deutung schon bekannter That-
sachen handelt.
Herr Tschetschorke hellte einen bei der Beschreibung der
znm Messen der Luftelectricität dienenden Instrumente in der Sitzung
am 3. d. M. zur Sprache gekommenen Punkt auf. — Sodann sprach
er über einige der optischen Erscheinungen, weiche den Aufgang der
Sonne begleiten und von Dufour beobachtet worden sind.
Herr Thamhayn berichtete über die Untersuchungen, welche
von Kohlrausch in Betrefl!' der Schwellgewebe und Infarcte angestellt
worden sind,
Herr Schliephacke legte ächtes persisches Insectenpulver
vor und zeigte die schnelle und sichere Wirkung desselben an Fliegen.
Sitzung am 24. August.
Eingegangene Schriften:
1. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. XX.
Jahrgang. 1852.
2. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. V. Heft 1.
3. Sitzungsberichte der Wiener Akademie. Math. naturw. Klasse. Bd. IX,
Heft 3—9 und Bd. X. Heft 1—3.
Als neue Mitglieder werden aufgenommen:
Herr Fabrikant W. Ruprecht in Halberstadt.
» Geh. Hofrath Dr. Bachmann in Jena.
Als neues Mitglied wird angemeldet:
Herr Richter, Direktor der Realschule in Saalfeld,
durch die Herren Giebel, Weber und Baer.
Herr Rebling, Apotheker in Langensalza, zeigt seinen Aus-
tritt an.
Herr Tschetschorke legte ein neues leicht transportabeles
und billiges Instrument vor mit dessen Hülfe man sich viel beque-
mer als auf sonst gebräuchlichem Wege Electricität verschaffen
kann. Stalt des von der Form abgeleiteten, aber unpassenden Na-
199
mens „Electrisirspritze‘“ schlägt derselbe den Namen ‚, Taschenelec-
trisirmaschine‘“ vor, da hier die wesentlichen Theile der Electrisirma-
schine gleichsam vorhanden sind. Dies gab Veranlassung zu einer
Debatte über die Bedeutung des Wortes „Maschine“,
Herr Kohlmann erläuterte Wilson’s Methode hohe Tempera-
turen zu bestimmen, wobei uns die gewöhnlichen Instrumente im
Stich lassen, Von verschiedenen Anwesenden wurden Bedenken ge-
gen dieses Verfahren erhoben, namentlich wurde auf den beim Expe-
rimentiren unvermeidlichen Verlust an Wärme und Wasser durch Ver-
dampfen aufmerksam gemacht, wogegen man sich möglichst schützen
kann. Zudem erfordert ein jedes Experiment und mithin auch dieses
eine gewisse nicht unbedeutende Geschicklichkeit. Durch die gemach-
ten Ausstellungen sah sich Herr Kohlmann veranlasst, auf die sonst
gebräuchlichen Methoden näher einzugehen, wo dann ein Fortschritt,
eine grössere Genauigkeit meistens nicht zu verkennen war.
Herr Baer sprach über die Irrlichter, eine Erscheinung, wel-
che im Munde des Volkes als etwas ganz Gewöhnliches gilt, sich aber
vorurtheilsfreien Augen so selten dargeboten hat, dass nicht allein
die Ursachen völlig unbekannt sind, sondern auch die Existenz des
Phänomens von vielen Seiten durchaus_bestritten wird. Die wenigen
zuverlässigen Beobachtungen, welche vorliegen, enthalten, ganz abge-
sehen von den fabelhaften Erzählungen im Munde des Volkes, so viele
Widersprüche in sich, dass selbst jetzt noch diese Erscheinung, wenn
auch die Existenz festzustehen scheint, eine völlig räthselhafte und
ihrem Wesen nach unbekannte ist.
Herr Thamhayn theilte mit, dass Unger in Wien, auf Versu-
che gestützt, im Gegensatz zu Cloöz und Gratiolet, die Ansicht geltend
zu machen sucht, dass die Ursache des sich aus dem Sauerstoff aus
den Pflanzen entwickelnden Stickstoffs nicht, wie diese behaupten, in
der Zersetzung der eignen Pflanzensubstanz, sondern einzig in der
von den Pflanzen aufgenommenen atmosphärischen Luft zu suchen sei.
Stand der Luftelectrieität in Halle während des August
und September.
August.
Iu Laufe des verflossenen Monat August erlitt die atmosphäri-
sche Electrieität nur sehr wenige Veränderungen und muss in Betreff
ihres Stärkegrades als sehr schwach bezeichnet werden. Das Auftre-
ten stärkerer Eleetricitätsgrade mit negativer Beschaffenheit fand nur
zweimal und zwar am 8. Nachmittags 3 Uhr 30 Minuten bei star-
kem Regen und entfernten Gewitter, sowie unter denselben Umstän-
den am 22. Vormittags 8 Uhr 45 Minuten statt, wo in beiden Fällen
sich die Blättchen des Bennet’schen Eleetrometer 12 Linien öffneten.
200
Die übrigen Tage war die Luft stets sehr schwach positiv electrisirt,
Es stellen sich demnach auf 93 Beobachtungen 91 bei positiv und
2 bei negativ electrischer Beschaffenheit der Luft, mit in Summa 2
Zoll Oeffnung der Electrometerblättchen. Das Verhältniss zu dem
Stande im Monat August vorigen Jahres stellt sich daher, da in je-
nem in Summa 28 Grad, 14 Zoll 4 Linien und 6 Linien Oeflnung
der 3 Electrometerzeiger und Blättchen, von mir beobachtet wurden,
wie 1:12 heraus.
September.
Im Verlauf der ersten 9 Tage des Monats war die Atmosphäre
ziemlich stark, von hier bis zum 24., wenig, und vom 24. bis zu
Ende des Monats wieder stärker electristrt. Ueberhaupt wurde den
Monat über der electrische Zustand der Atmosphäre zu 10 Zeitpunk-
ten erheblich verstärkt, und zwar in 5 Fällen bei positiver, in den
übrigen 5 Fällen bei negativer electrischer Beschaffenheit. Die er-
steren fanden am 19. Nachmiltags, am 24, Nachmittags und Abends,
den 26. Abends und den 30. Vormittags, drei Mal bei Regen und
zwei Mal bei trüber Witterung stalt. Die letzteren am 3. Vormittags
9 Uhr 40 Minuten bei starkem Regen, wobei das Henly’sche Elek-
troscop 10 Grad zeigte; 2) denselben Nachmittags 12 Uhr 23 Mi-
nuten bei vorüberziehendem Gewitter und starkem Regen, wobei das-
selbe Electroscop 25 Grad zeigte; 3) am 5. Nachmittags 12 Uhr 45
Minuten bei grossem Regentropfenfall, wobei sich die Bennel’schen
Elektroblättehen 9 Linien öffneten; 4) am 26. von früh 10 Uhr bis
Nachmittags 5 Uhr bei heftigem Sturm und zweimaligen kurzen schwa-
chen Regen, während welcher Zeit sich die Weiss’schen Elektroblätt-
chen eontinuirlich 3—10 Linien weit öflneten, und 5) am 27. Nach-
mittags 1 Uhr bei Regen, wobei sich dieselben Elektroblättchen eine
Linie weit öffneten.
Demnach ist der eleetrische Atmosphären - Zustand im verflosse-
nen Monat, welcher in Summa ein Oeffnen der Elektro -Zeiger und
Blättchen von 35 Grad des Henly’schen, 9 und 6 Linien des Bennet-
und Weiss’schen Electrometer hervorrief, als ein miltelstarker zu be-
zeichnen, und tritt zu dem desselben Monats im Jahre 1852 in das
Verhältniss wie 8:9. Ed. Beeck.
—HRROF TER —
NB. Der Witterungsbericht für Augnst und September folgt im näch-
sten Heft.
Auf dem Titelkopfe dieses Doppelheftes ist aus Versehen die Bezeichnung
„‚september“ und „Nr. IX.“ weggelassen worden. Die Redaction.
(Druck von W. Plötz in Halle.)
Zeitschrift
für die
Gesammten Naturwissenschaften.
1853. Oktober. NEN,
NB, Auf dem vorigen August - Septemberhefte ist aus Versehen in dem Titelkopfe
der Monat „September“ und die Heftzahl „IX“ weggelassen worden.
Veber die Butter
von
w. Heintz.
Mitgetheilt aus Poggendorf’s Annalen Bd. 90 S. 137 von dem Verfasser,
Die erste gründliche Untersuchung der Butter rührt
bekanntlich von Chevreul*) her. Dieser fand darin eine
ziemlich grosse Reihe verschiedener, Glycerin enthaltender
Fette, von denen einige neben Glycerin bei der Verseifung
mit den Wasserdämpfen flüchtige, einige damit nicht flüch-
tige Säuren liefern. Er fand nämlich in den Verseifungs-
producten der Butter drei verschiedene flüchtige Säuren,
die er acide butirigque, acide caproique und acide caprique
nannte. Erstere nennen wir jetzt noch Buttersäure, die
zweite Capronsäure und die dritte Caprinsäure.. Die nicht
mit den Wasserdämpfen flüchtigen Säuren, welche er in
jenen Verseifungsprodukten entdeckte, waren bei gewöhn-
licher Temperatur theils flüssig, theils fest. Die flüssige
Säure hielt Chevreul für Oelsäure, die feste für ein Gemenge
von Margarinsäure und Stearinsäure *). Aus Chevreul’s Un-
tersuchung durfte man schliessen, dass die Butter aus sechs
verschiedenen Fetten bestehen müsse, dem Butyrin, Ca-
pronin, Caprin, Margarin, Stearin und Olein, welche bei der
Verseifung in jene sechs Säuren einerseits und in Glycerin
andererseits zerfallen müssen. Ausserdem beobachtete er
*) Recherches chimiques sur les corps gras d’origine animale Paris 1823
p. 115—149, 192—194, 215—235 und 270—282*.
**) p. 279*,
X. 1853, 14
202
darin Spuren eines gelben, färbenden und eines aromati-
schen Prinzips *).
Die Arbeiten über die Natur der Butter, welche später
ausgeführt worden sind, haben die Ansichten, welche man
darüber durch Chevreul erhalten hatte, etwas modificirt.
Die Untersuchung von Lerch**), welche sich nur auf die
daraus entstehenden flüchtigen Säuren beschränkt, lehrte
uns noch eine vierte flüchtige Säure kennen, die Capryl-
säure, welche Chevreul’s Aufmerksamkeit entgangen war,
so dass wir also jetzt die Existenz von vier Glycerinfetten
in der Butter annehmen müssen, welche bei ihrer Verseifung
zur Bildung flüchtiger Säuren Anlass geben. Zu den von
Chevreul schon bekannten kommt noch das Caprylin hinzu.
Wichtig ist, und ich mache hier schon vorläufig darauf auf-
merksam, mir vorbehaltend, später auf diesen Gegenstand
wieder zurückzukommen, dass die Zusammensetzung der
Hydrate aller dieser Säuren durch die Formel C?H#0? aus-
gedrückt werden kann. Wenn man für n in diese allge-
meine Formel die Zahlen 2, 3, 4, 5 einsetzt, so erhält man
nach einander die Formel der Buttersäure, Capronsäure,
Caprylsäure und Caprinsäure.
So wie Lerch die flüchtigen Säuren aus der Butter,
so hat Bromeis**) schon etwas früher die durch Versei-
fung derselben erhaltenen nicht flüchtigen Säuren einer er-
neuten Untersuchung unterworfen, und von den von Che-
vreul gefundenen etwas abweichende Resultate erhalten.
Zwar gelang es ihm, wie diesem, sie in eine bei gewöhnli-
cher Temperatur flüssige und in eine feste Säure zu schei-
den, aber letztere hielt er für reine Margarinsäure, indem
er ausdrücklich sagt, die Butter enthalte keine Stearinsäure F).
Die flüssige Säure ist nach ihm eine besondere, von der ge-
wöhnlichen Oelsäure verschiedene Säure, die er Butterölsäure
nennt. Diese Ansicht wird in dem weitern Verfolg die-
ser Arbeit ihre Widerlegung finden. Erstere Meinung stützt
*) Recherches s. 1. c. gras d’orig. anim. p. 278*.
**) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd, 49 S. 212*,
”*+) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 42 S. 46*,
7) Ebda, S, 49 unten u, S. 50 oben*.
203
‚er namentlich darauf, dass es ihm nicht gelungen ist, trotz,
des vielfältigsten Umkrystallisirens der festen Säure einen bei
70° C. schmelzenden Körper abzuscheiden.
Wenn man jedoch überlegt, dass nach meinen Unter-
suchungen *) die Margarinsäure, deren Existenz in der But-
ter Bromeis annimmt, nichts anderes ist, als ein Gemenge
von Stearinsäure und Palmitinsäure, so folgt schon eben
daraus, dass dieser die Gegenwart der Margarinsäure darin
annimmt, dass dennoch in den Verseifungsprodukten der
Butter Stearinsäure enthalten sein müsse, neben dieser aber
nicht Margarinsäure, sondern Palmitinsäure.
Dies wirklich mit Hülfe der Methoden, welche mir jetzt
zu Gebote stehen, nachzuweisen, dazu hat mir mein Freund
Bromeis mit freundlichster Bereitwilligkeit Gelegenheit
gegeben. Derselbe übersendete mir 36 Grammen der Mar-
garinsäure, welche er aus der Kuhbutter dargestellt hatte,
und welche nach seiner Ansicht zwar keineswegs ganz rein
namentlich von Alkohol und Spuren der flüchtigen Säuren
der Butter war, aber welche, wie er glaubte, keine Stearin-
säure enthalten sollte.
Diese vermeintliche Margarinsäure bildete nicht eine
gleichmässige zusammengeflossene Masse, sondern bestand
aus den blättrigen Krystallen, in welchen, nach meinen Beo-
bachtungen Stearinsäure enthaltende Palmitinsäure aus der
Alkohollösung anzuschiessen pflegt. Wurde sie geschmelzt,
so erstarrte sie beim Erkalten nicht nadelig krystallinisch,
wie die vermeintliche Margarinsäure, sondern gänzlich ohne
Krystallisation. Die Masse wurde vollständig opak. Ihr
Schmelzpunkt lag bei 54°1/, C. Sie verhielt sich, wie das-
Jenige Gemisch von Stearinsäure und Palmitinsäure, wel-
ches den möglichst niedrigen Schmelzpunkt besitzt, der, wie
ich in meinen frübern Arbeiten über die Fette nachgewiesen
habe, etwas über 54° C. liegt. Die fernere Untersuchung
dieser Säure bestätigte diese Ansicht vollkommen.
Die 36 Grammen der fetten Säure wurden in vielem
heissen Alkohol gelöst und mit einer ebenfalls heissen Lö-
sung von zwei Grammen essigsaurer Magnesia in Alkohol
*) Poggend. Ann, Bd. 87 S. 573* und folgende.
204
gemischt der Erkaltung überlassen. Es setzte sich nach
einiger Zeit ein Niederschlag ab, der abfiltrirt und abge-
presst wurde. Durch Kochen mit sehr verdünnter Salz-
säure schied sich daraus die fette Säure aus, welche nun
bei 56°1/,C. schmolz. Durch Umkrystallisiren dieser Säure
aus der alkoholischen Lösung erhöhte sich ihr Schmelzpunkt
zuerst auf 590%, C., dann'auf 65°%4/, C., dann auf 67%, :C.,
68%, C. endlich auf 69° C. Jetzt blieb er constant, er
konnte ferner höchstens noch um 1/ı, Grad erhöht werden.
Diese Säure war entschieden reine Stearinsäure.
Die von dem zuerst gefällten Magnesiasalze abfiltrirte
Flüssigkeit wurde noch dreimal erhitzt und heiss mit 1
Grm. essigsaurer Magnesia, die in heissem Alkohol gelöst
worden war, vermischt. Die nach dem Erkalten sich ab-
scheidenden, abgepressten Niederschläge lieferten bei ihrer
Zersetzung durch Kochen mit sehr verdünnter Salzsäure
Säuren, deren Schmelzpunkt bei 55°1/,, 55°C. und 55°%1/, C. lag.
Diese Säuren mussten noch zu viel Stearinsäure enthalten,
als dass ich hoffen durfte aus ihnen durch Umkrystallisiren
reine Palmitinsäure zu gewinnen. Eine derselben lieferte
bei einmaligem Umkrystallisiren aus der Alkohollösung eine
bei etwas über 56° C. schmelzende und in der blättrigen
Form der vermeintlichen Anthropinsäure*) erstarrende Säure,
welche, wie ich in meiner Arbeit über das Hammelfett”*) nach-
gewiesen habe, nichts anderes als ein Gemisch von Palmi-
tinsäure und Stearinsäure ist.
Die alkoholische Lösung endlich, welche von dem letz-
ten dieser Niederschläge abfiltrirt worden war, wurde noch-
mals mit einem Grm. essigsaurer Magnesia auf, dieselbe
Weise gefällt. Der erhaltene abgepresste Niederschlag lie-
ferte, als er durch erhaltendes Kochen mit sehr verdünnter
Salzsäure zersetzt wurde, eine bei 57%1/, C. schmelzende
Säure, die also schon mehr Palmitinsäure enthalten musste.
Deshalb wurde die von diesem Magnesiasalze abgepresste
alkoholische Flüssigkeit durch einen Ueberschuss von essig-
saurer Magnesia gefällt, der Niederschlag ausgepresst und
*) Diese Annalen Bd. 84 S. 247*,
**) Diese Annalen Bd. 87 S. 569* und folgende,
205
durch verdünnte Salzsäure wie früher zersetzt. Diese zu-
letzt erhaltene Säure schmolz bei 58°1/, C.
Diese beiden Portionen der Säure wurden darauf in
Alkohol gelöst und umkrystallisir. Die stark abgepresste
Säure schmolz bei 60%), ©. Als diese Operation wieder-
holt wurde stieg der Schmelzpunkt zuerst auf 61° C., dann
auf 61°), C. endlich auf 62° C., über welchen hinaus er
nicht zu erhöhen war. Als die Säure bei 60°%1/, C. schmolz,
besass sie noch alle Eigenschaften der vermeintlichen Mar-
garinsäure. Die nadelförmige Krystallisation machte jedoch
endlich bei fortgesetztem Umkrystallisiren der schuppigen
Platz. Die bei 62°C. schmelzende Säure konnte nichts an-
deres als Palmitinsäure sein.
Durch die Elementaranalyse dieser so gewonnenen
Säuren, der Stearinsäure und der Palmitinsäure, hätte ich
zwar den Beweis liefern können, dass sie eben nichts ande-
res seien, als diese Säuren, dass daher Stearin und Palmi-
tin ebenfalls Bestandtheile der Butter sind. Allein da es
mir wahrscheinlich schien, dass eine Substanz, welche bei
der Verseifung flüchtige Säuren der Fettsäurereihe in Menge
liefert, und sich dadurch wesentlich von allen anderen thie-
rischen Fetten unterscheidet, auch noch andere nicht flüch-
tige fette Säuren enthalten möchte, als die andern thieri-
rischen Fette, so schien mir eine gründliche Untersuchung
der Butter von der grössten Wichtigkeit zu sein. Ich un-
terliess deshalb vorläufig noch die Analyse der aus der ver-
meintlichen Margarinsäure erhaltenen Stearinsäure und Pal-
mitinsäure, erwartend eine grössere Menge dieser Säuren
aus einer grossen Quantität Butter zu erhalten.
Zur Untersuchung wurden vier Pfund ganz vollkom-
men frischer, ungesalzener Kuhbutter verwendet. Der Gang
derselben war der gewöhnliche. Die Butter wurde mit Hülfe
von etwa dem vierten Theil ihres Gewichts kaustischen Ka-
lis verseift, die Seife in vielem kochenden Wasser gelöst
und in einem Destillationsapparate mit verdünnter Schwe-
felsäure zersetzt. Die Mischung wurde so lange der De-
stillation unterworfen, bis die in der Blase zurückgebliebene
Masse nicht mehr nach flüchtigen Säuren roch.
. Die bei dieser Operation gewonnenen flüchtigen Säu-
206
ren habe ich nicht einer genaueren Untersuchung unterwor-
fen, da seit Lerch’s Arbeit die Natur derselben be-
kannt ist.
Der Rückstand in der Blase bestand nach dem Erkal-
ten aus einer dicklichen, beinahe ganz festen fetten Sub-
stanz und aus einer wässrigen Flüssigkeit, aus welcher
durch Neutralisation mit kohlensaurem Kali, . Eindampfen
und Ausziehen des Rückstandes mit starkem Alkohol, ein
bräunlich gefärbtes Glycerin erhalten wurde.
Die fette Säure selbst endlich wurde in wenig Alkohol
gelöst und nach dem vollkommenen Erkalten der Lösung
der in fester Form abgeschiedene Theil ausgepresst, welche
Operation mit diesem Theil mehrfach wiederholt wurde.
Die hiebei erhaltenen alkoholischen Flüssigkeiten wurden
mit Ammoniak gesättigt und in der Wärme mit essigsau-
rem Bleioxyd gefällt. Der zusammengeflossene Niederschlag
wurde mehrfach mit Wasser ausgekocht, getrocknet und
endlich in eine grosse Masse Aether gebracht. Hiedurch
zertheilte sich das Bleisalz in der Weise, dass der in Aether
lösliche Bestandtheil von diesem aufgenommen wurde, der
unlösliche aber sich in Form eines höchst fein vertheilten
Niederschlages absonderte. Die ätherische Lösung wurde
abfiltrirt und der Niederschlag schnell unter einer kräftigen
Presse in Leinwand eingeschlossen ausgepresst.
Die gepresste Masse wurde darauf aufs feinste zerrie-
ben, nochmals mit vielem Aether übergossen und nachdem
die Mischung sehr lange gestanden hatte, endlich wiederum
das Feste von dem Flüssigen mit Hülfe der Presse getrennt.
Dies wurde so oft wiederholt als der Aether aus dem Blei-
salz noch wesentliche Mengen darin löslicher Substanzen
auszog. Das so gewonnene feste Bleisalz wurde mit einer
grossen Menge sehr verdünnter Salzsäure wiederholentlich
anhaltend gekocht, bis die abgeschiedene fette Säure von
Bleioxyd gänzlich befreit war. Diese Säure, welche mög-
lichst von Oelsäure befreit sein musste, wurde der aus der
alkoholischen Lösung mehrfach abgepressten festen Säure
beigegeben. ’
Die ätherischen Auszüge, welche auf die eben be-
schriebene Weise erhalten worden waren, wurden mit einer
207
genügenden Menge Salzsäure geschüttelt, um die Bleioxyd-
verkindung der im Aether gelösten fetten Säure zu zer-
setzen. Letztere blieb im Aether gelöst, aus demselben
schied sich aber Chlorblei ab, welches mit dem Wasser der
Salzsäure eine dickliche weisse Masse bildete. Von dieser
wurde der Aether abgegossen, filtrirt und sofort der Destil-
lation unterworfen. Im Rückstande blieb die noch unreine
ÖOelsäure,, welche mit überschüssigem Ammoniak versetzt
und darauf mit Chlorbaryum gefällt wurde. Den Nieder-
Schlag wusch ich zuerst mit Wasser, dann mit Alkohol voll-
ständig aus, und liess ihn nun trocken werden. Darauf
wurde er in Aether gebracht, um die in diesem Lösungsmit-
tel auflöslichen Substanzen von dem ölsauren Baryt zu tren-
nen. Der Aether zog daraus ein Barytsalz aus, das jedoch
nur in so geringer Menge gewonnen wurde, dass ich zu-
folge der Erfahrungen, welche ich bei Gelegenheit der Un-
tersuchung des analogen Barytsalzes aus andern Fetten ge-
macht hatte, seine ausführlichere Untersuchung unterlassen
konnte.
Die durch Aether hinreichend ausgewaschene ölsaure
Baryterde wurde nun mit vielem Alkohol gekocht, und die
kochend heisse Flüssigkeit filtrirt. Beim Erkalten derselben
schied sich ein blendend weisses Salz ab, welches jedoch,
wie die Analyse lehrte, noch nicht reine ölsaure Baryt-
erde war. >=
Deshalb brachte ich die aus der Alkohollösung abge-
schiedene Verbindung in eine grosse Quantität Aether, fil-
trirte die ätherische Lösung nach einigen Tagen ab, wusch
den Niederschlag mit Aether aus, presste den Rest dessel-
ben ab, und krystallisirte die so gewonnene ölsaure Ba-
ryterde nochmals aus der alkoholischen Lösung um. So
erhielt ich jedoch ein Barytsalz, dessen Zusammensetzung
nicht von der zuerst gefundenen abwich. Es war noch nicht
rein. |
Die ganze Menge des mir zu Gebote stehenden ölsau-
ren Baryts, der schon mit Aether ausgezogen war, wurde
deshalb im gepulverten Zustande mit Aether und etwas
Salzsäure geschüttelt. Die ätherische Lösung, welche die
Oelsäure enthalten musste, wurde von der wässrigen Schicht
208
getrennt, mit Ammoniak schwach übersättigt und mit einer
wassrigen Lösung von essigsaurem Bleioxyd sehr anhaltend
geschüttelt. Die Mischung trennte sich beim Stehen in zwei
Schichten. Die obere ätherische, welche nur noch das selbst
in wasserhaltigem Aether lösliche ölsaure Bleioxyd enthal-
ten konnte, wurde abgenommen, filtrirt und mit Salzsäure
geschüttelt. Von der nun wieder erhaltenen ätherischen
Lösung wurde der Aether abdestillirt, worauf der Rückstand
in der Retorte mit Ammoniak übersättigt und mit Chlorba-
ryum gefällt wurde. Der Niederschlag wurde mit Wasser
und endlich mit Alkohol ausgewaschen, worauf er durch
wiederholtes Auskochen mit Alkohol und Erkalten der Ail-
trirten alkoholischen Lösung in ein blendend weisses kry-
stallinisches Pulver umgewandelt wurde. Diese so gewon-
nene ölsaure Baryterde war reiner. Sie lieferte bei der Ana-
lyse folgende Zahlen:
I II II berechnet
Kohlenstoff — —_ 61,53 61,82 36 C
Wasserstoff — — 9,45 9,44 33H
Sauerstoff > — 1:05 6,88 30
Baryterde 21,93% 29,09 2197 21,86 1 Ba
100 100
Die Verseifungsproducte der Butter enthalten also ge-
wöhnliche Oelsäure, und dem zufolge ist in der Butter selbst
Olein enthalten.
Bei seiner Untersuchung der Butter glaubte Bro-
meis’) gefunden zu haben, dass die mit den Wasserdäm-
pfen nicht flüchtige, flüssige fette Säure, welche aus dersel-
ben durch Einwirkung kaustischer Alkalien entsteht, eine
von der Oelsäure verschiedene Säure sei, die er Butteröl-
säure nannte. Wenn man jedoch die von ihm bei der
quantitativen Untersuchung dieser Säure und ihrer Verbin-
dungen gefundenen Zahlen genauer betrachtet, so wird man
finden, dass sie der Ansicht nicht entgegen stehen, sie viel
mehr stützen, dass die in den von Bromeis analysirten
Präparate enthaltene fette Säure hauptsächlich: Oelsäure
*) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 42 S. 55*,
209
war, welche aber noch eine kohlenstoffärmere aber sauer-
stoffreichere Verbindung von geringerem Atomgewicht bei-
gemischt enthielt und die abzuscheiden ihm nicht gelun-
gen ist. Namentlich muss darauf aufmerksam gemacht
werden , dass die Barytmenge in dem von ihm dargestell-
ten butterölsauren Baryt ganz mit der übereinstimmt, wel-
che ich in dem noch nicht ganz gereinigten ölsauren Baryt
aus Butter fand. Da nun durch Gottlieb’) nachgewiesen
worden ist, dass alles, was man vor ihm mit dem Namen
Oelsäure bezeichnete, noch ein Gemenge verschiedener
Säuren gewesen ist, und dass namentlich die Atomge-
wichtsbestimmungen dieser Säure, welche Varrentrapp”)
ausgeführt hat, zu unrichtigen Schlüssen geleitet haben,
so durfte man eigentlich schon durch diese Untersuchung
veranlasst sein, anzunehmen, dass die flüchtige Säure der
Butter nichts anderes als gewöhnliche Oelsäure sei. Meine
Untersuchung hebt über diesen Punkt die letzten Zweifel.
Die Methode, nach welcher ich den festen nicht flüch-
tigen Theil der aus der Butter dargestellten fetten Säuren
in seine Bestandtheile zu zerlegen suchte, war genau die-
selbe, welche ich bei meinen früheren Untersuchungen über
die thierischen Fette angewendet habe. Im Ganzen stan-
den mir 44 Loth dieses festen Theils zu Gebote.
Die ganze Masse dieser Säure wurde in Alkohol ge-
löst und mit einer heissen alkoholischen Lösung von 32Grm.
essigsaurer Magnesia gemischt. Das beim Erkalten abge-
schiedene Magnesiasalz wurde abgepresst und durch Ko-
chen mit sehr verdünnter Salzsäure zersetzt. Die erhaltene
Säure schmolz bei 54°1/, C. Sie wurde noch einmal in heis-
sem Alkohol gelöst und mit einer heissen alkoholischen Lö-
sung von 16 Grm. essigsaurem Magnesia versetzt. Die aus
dem nun beim Erkalten entstehenden Niederschlage gewon-
nene Säure schmolz bei 60°%1/, C. Durch einmaliges Um-
krystallisiren stieg zwar der Schmelzpunkt auf 63°1/, C.,
aber durch öftere Wiederholung dieser Operation konnte
dieser Schmelzpunkt nicht weiter erhöht werden.
*) Ann. d. Chem. u. Pharm. Cd. 57 5. 38*.
**) Ebendas. Bd. 35 S. 196*.
210
Da ich vermuthete, es könne der Stearinsäure, welche
ich in dieser Säure annehmen zu dürfen glaubte, noch et-
was eines nicht verseiften Fetts der Butter beigemischt
sein, so verwandelte ich die ganze Masse dieser Säure durch
Kochen mit einer alkoholischen Kalilösung in Seife, dampfte
den Alkohol ab, indem ich nach und nach immer mehr
Wasser hinzusetzte, und zersetzte endlich, nachdem der Al-
kohol vollständig verjagt war, die ganz klare Seifenlösung
durch Kochen mit verdünnter Salzsäure. Die nun abge-
schiedene Säure schmolz bei 62°4/, C., ihr Schmelzpunkt
stieg aber bei einmaligem Umkrystallisiren auf 64%4/, C.,
der jedoch bei der zweiten Umkrystallisation auf 64° C.
sank, bei welcher Temperatur er constant blieb.
Dieses eigenthümliche Verhalten dieser Säure veran-
lasste mich, zu vermuthen, dass dieselbe aus einem Gemisch
von Stearinsäure mit einer in Alkohol noch schwerer lösli-
chen Säure, die dann wahrscheinlich auch einen höheren
Kohlenstoffgehalt als diese besitzen musste, bestehen möchte.
In dieser Vermuthung bestärkte mich der Umstand, dass
weder die Art, wie dieselbe sich aus der heissen Alkohol-
lösung beim Erkalten ausschied, noch die Art des Erstar-
rens, wenn die geschmolzene Säure der Abkühlung über-
lassen wurde, irgend etwas gemein hatte mit der, welche
unter den angegebenen Umständen ein bei 64°C. schmel-
zendes Gemisch von Stearinsäure und Palmitinsäure zeigt.
Dieses krystallisirt aus Alkohol blättrig krystallinisch, und
erstarrt schuppig krystallinisch, während die vorliegende
Säure in beiden Fällen sich ganz unkrystallinisch ab-
schied.
Um mich zu überzeugen, ob meine Vermuthung der
Wahrheit entspräche, löste ich die Säure welche bei 64° C.
schmolz, nochmals in den alkoholischen Flüssigkeiten, aus
welchen sie herauskrystallisirt war, in der Wärme auf,
mischte die Lösung noch mit mehr heissem Alkohol und
fällte die Lösung wie früher partiell durch eine Lösung von
essigsaurer Magnesia (21/,Grm.), Die Säure, welche aus
dem Niederschlage erhalten wurde, als derselbe mit sehr
verdünnter Säure gekocht wurde, schmolz bei 63°C. und
veränderte ihren Schmelzpunkt durch mehrmaliges Umkry-
.
211
stallisiren aus der alkoholischen Lösung gar nicht. Ich
hielt sie deshalb für rein, wollte mich aber durch einen
Versuch noch besonders davon überzeugen. Darum löste
ich sie nochmals in Alkohol und fällte sie wiederum partiell
durch essigsaure Talkerde. Die nun aus dem Niederschlag
erhaltene Säure schmolz bei 59°C., während die aus der
Lösung abgeschiedene erst bei 65°/, C. flüssig wurde.
Dieser Versuch lehrt zwar, dass die in der obigen
Weise erhaltene Säure noch nicht rein war, aber im Gan-
zen kann man doch entschieden schliessen, dass noch eine
andere nicht flüchtige Säure, als die Stearinsäure und Pal-
mitinsäure sich in den Verseifungsprodukten der Butter fin-
det und zwar eine Säure, die in Alkohol schwerer löslich
ist als beide, und die bei der partiellen Fällung mit essig-
saurer Talkerde noch mehr Neigung sich abzuscheiden hat,
als selbst die Stearinsäure. N
Ob der Schmelzpunkt dieser neuen Säure höher oder
niedriger ist, als der der Stearinsäure, kann ich nicht ent-
scheiden, denn obgleich die endlich abgeschiedene Säure
einen niedrigeren Schmelzpunkt (59° C.) als selbst die Pal-
mitinsäure besitzt, so war sie doch noch nicht ganz rein,
sie musste entschieden noch etwas Stearinsäure enthalten,
und da ein Gemisch von Stearinsäure und Palmitinsäure
weit leichter schmilzt, als selbst letztere, so könnte die
Mischung der Stearinsäure und dieser neuen Säure eben-
falls einen niedrigeren Schmelzpunkt als die Stearinsäure
besitzen, ohne dass daraus der Schluss gezogen werden
dürfte, auch im reinen Zustande müsse diese neue Säure
leichter schmelzen als die Stearinsäure.. Bei einmaligem
Umkrystallisiren der bei 59° C. sehmelzenden Säure stieg
übrigens der Schmelzpunkt auf 60°%/, C., so dass auch hier-
aus auf die Gemischtheit dieser Säure gesehlossen werden
darf.
Nach allen diesen Operationen war die Masse der
Säure So gering geworden, dass ich nicht wagen durfte,
sie noch ferneren Scheidungsversuchen zu unterwerfen.
Ich beschloss daher diese noch unreine Säure der Elemen-
taranalyse zu unterwerfen, in der Hoffnung, dass ihr Koh-
lenstoffgehalt höher sein würde , als der der Stearinsäure,
212
wodurch denn allerdings jeder Einwurf gegen die Gegen-
wart einer besonderen Säure in der Butter beseitigt wer-
den müsste. Es liess sich dies deshalb erwarten, weil in der
Reihe der Fettsäuren immer diejenige, welche einen höhe-
ren Kohlenstoffgehalt besitzt, in Alkohol schwer löslich ist,
und grössere Neigung hat bei der partiellen Fällung in den
Niederschlag überzugehen. Der Versuch hat diese Voraus-
setzung vollkommen bestätigt.
I II berechnet
Kohlenstoff 76,51 76,58 76,92 40 C
Wasserstoff 12,83 19577. 12,82 40#
Sauerstoff 10,66 10,65 10,26 40
100 100 100
Dass diese Säure eine andere Säure in wesentlicher
Menge enthalten muss, als Stearinsäure und Palmitinsäure
geht aus ihrer Zusammensetzung mit Entschiedenheit her-
vor. Welche Formel ihr aber zukommt, lässt sich nicht
mit derselben Zuverlässigkeit feststellen, da es nicht mög-
lich ist, zu entscheiden, wie gross die Menge der beige-
mischten Stearinsäure ist. Indessen soviel ist gemäss, dass
die Zusammensetzung der neuen Säure, welche ich von
nun an Butinsäure nennen werde, nicht etwa durch die
Formel C?®H3®0* ausgedrückt werden kann. Denn während
ich bei der Elementaranalyse der noch mit der kohlenstoff-
ärmeren Stearinsäure gemischten Butinsäure bis 76,58 Proc.
Kohlenstoff fand, entspricht dieser Formel folgende Zusam-
mensetzung:
Kohlenstoff 1oSL 38 C
Wasserstoff 1275 35H
Sauerstoff 10,74 40
100
Da man nun ausserdem bei allen Analysen organi-
scher Substanzen, namentlich so kohlenstoffreicher, zu we-
nig Kohlenstoff erhält, so ist die Formel für die Butinsäure,
welche bei dem geringsten Kohlenstoffgehalt die grösste
Wahrscheinlichkeit für sich hat, C?°H#°0*. Hiefür spricht
noch, einmal dass die Hydrate derjenigen fetten Säuren,
welche im thierischen Organismus vorkommen, oder viel-
213
mehr aus den thierischen Fetten durch Verseifung entste-
hen, und deren Natur mit Sicherheit ermittelt ist, eine durch
4 theilbare Anzahl Kohlenstoffatome enthalten, dann aber
dass von der Reihe der fetten Säuren, die diesem Zahlen-
gesetz untergeordnet sind, fast die ganze Reihe von der
Buttersäure an, die 8 Atome Kohlenstoff enthält, bis zu der
Butinsäure mit 40 Atomen Kohlenstoff nur mit Ausschluss
der 24 Atome Kohlenstoff enthaltenden, in den Versei-
fungsprodukten der Butter enthalten ist, wie dies aus dem
weitern Verfolg dieser Untersuchung hervorgehen wird.
Endlich aber giebt eine Atomgewichtsbestimmung, die
einzige, welche ich wegen Mangel an Material auszuführen
vermochte, den letzten Beweis dafür. Ich habe nämlich
von dem Rest der Butinsäure, welcher mir noch übrig war,
die Barytverbindung dargestellt, und den Barytgehalt der-
selben bestimmt. Das Resultat der Analyse war:
gefunden berechnet
Butinsäure (wasserfrei) 13,79 . 19,36 1 At. Butins.
Baryterde 20,27 20,14 1 At. Baryt.
100 100
Aus dem Vorhergehenden geht mit Gewissheit her-
vor, dass in den Verseifungsprodukten der Butter eine
mehr als 38 Atome Kohlenstoff enthaltende Säure enthal-
ten ist, die ich Butinsäure nenne. Mit grosser Wahrschein-
lichkeit darf man annehmen, dass ihre Zusammensetzung
durch die Formel C?°H??O°HO auszudrücken ist. Dieser
Butinsäure muss in der Butter ein glycerinhaltiges Fett ent-
sprechen, welches man Butin nennen kann.
Um nun die Stearinsäure zu gewinnen , deren Rein-
darstellung aus der Butter theils durch das gleichzeitige
Vorkommen der in Alkohol schwerer löslichen Butinsäure,
theils dadurch erschwert wird, dass die Menge des in der
Butter enthaltenen Stearins nicht bedeutend ist, habe ich
eine grosse Zahl vergeblicher Versuche gemacht. Endlich
gelang es auf folgende Weise.
Alle die alkoholischen Flüssigkeiten, aus welchen die
Butinsäure abgeschieden war, und die neben dieser noch
eine grosse Menge Stearinsäure, vielleicht auch etwas Pal-
214
mitinsäure enthalten mussten, wurden gemischt und in den
Keller gestellt, um sie einer möglichst niedrigen Tempera-
tur auszusetzen und dadurch die möglichst vollkommene
Abscheidung der Butinsäure zu veranlassen. Nach mehre-
ren Tagen wurde die alkoholische Flüssigkeit abgepresst
und filtrirt.
Unterdessen wurde die ursprüngliche alkoholische Lö-
sung der aus der Butter erhaltenen fetten Säuren, aus der
durch 32 Grm. essigsaurer Magnesia die Butinsäure haltige
Säureportion abgeschieden war, und welche noch die Haupt-
masse jener Säuren enthalten musste, zweimal hinter ein-
ander in der oft erwähnten Weise durch eine alkoholische
Lösung von 12 Grm. essigsaurer Magnesia gefällt. Die aus
der ersten Portion des Magnesiasalzes erhaltene Säure
schmolz bei 541/,°C. Die aus der zweiten gewonnenen bei
55°C. Dieser Umstand schien darauf hinzudeuten, dass
hier die Menge der Palmitinsäure gegen die der Stearin-
säure schon so vorwaltete, dass durch allmälige Vermeh-
rung des Stearinsäuregehalts der Schmelzpunkt zuerst sin-
ken musste. In der That als diese Portion umkrystallisirt
wurde, wobei mehr Palmitinsäure in der Lösung bleiben
musste als Stearinsäure, sank ihr Schmelzpunkt auf 54°1/, C.
Diese beiden bei 54%, C. schmelzenden Säureportio-
nen wurden darauf in jener alkoholischen Lösung, aus wel-
cher die Butinsäure möglichst abgeschieden war, aufgelöst
und nach Zusatz von noch etwas Alkohol zur Krystallisa-
tion hingestellt. Die hier sich abscheidende Säure wurde
abgepresst, sie schmolz bei 55°, C. und erstarrte gänzlich
unkrystallinisch. Beim zweiten Umkrystallisiren stieg der
Schmelzpunkt auf .56%/, C. und beim Erstarren wnrde die
Oberfläche der Säure wellenförmig erhöht. Das dritte Um-
krystallisiren hob den Schmelzpunkt auf 61°, C. Die
Säure erstarrte nun in concentrisch gruppirten kleinen Na-
deln. Beim vierten Umkrystallisiren stieg der Schmelzpunkt
auf 64°/, C., beim fünften auf 650%, C., beim sechsten auf
66°%%/, C. Indem der Schmelzpunkt hiebei stieg, minderte
sich die Deutlichkeit der Nädelchen, in denen die Säure er-
starrte,. Beim siebenten Umkrystallisiren änderte sich‘ der
Schmelzpunkt nicht merklich , aber die nadelförmige Kry-
215
stallisation wurde noch viel undeutlicher. Nochmals um-
krystallisirt schmolz die Säure bei 66°, C., indem die Nä-
delchen auf der erstarıten Masse fast ganz verschwanden
und endlich bei dem neunten Umkrystallisiren verschwan-
den die Nädelchen‘ ganz. Gleichzeitig ging der Schmelz-
punkt statt höher zu werden auf 65° C. zurück. Diese
Säure musste nothwendig viel Butinsäure enthalten.
Da auch bei diesen Operationen die Stearinsäure nicht
rein erhalten worden war, so mischte ich alle die alkoholi-
schen Lösungen zusammen, welche bei diesem vielfachen
Umkrystallisiren erhalten waren und setzte sie in den Kel-
ler. Die hiebei nach 43 Stunden abgeschiedene Säure
wurde ebenfalls entfernt, und die nun erhaltene alkoholi-
sche Lösung mit etwa dem fünften Theil ihres Volums ko-
chenden Wassers gemischt. Es schied sich, als die Mi-
schung im Keller erkaltete, eine ziemliche Menge der fet-
ten Säure aus, deren Schmelzpunkt aber bei 54°), C. lag.
Beim ersten Umkrystallisiren stieg er jedoch auf 56° C.,
beim zweiten auf 56°°/, C., beim dritten auf 62%%/, C., beim
vierten auf 66°, C., beim fünften auf 68°%1/, C., beim sech-
sten auf 69° C., beim siebenten auf 69°,1 bis 69%2C. Als
die Säure bei 56° C. schmolz, hatte sie nach dem Erstar-
ren das Ansehen des Gemischs von Stearinsäure und Pal-
mitinsäure, welchem ich früher den Namen. Anthropinsäure
gegeben hatte. Sie erschien grossblättrig krystallinisch.
Beim ferneren Umkrystallisiren aber verschwand zwar bald
diese Form, die Säure wurde unkrystallinisch (beim Schmelz-
punkt 56°°/, C.), aber nach dem folgenden Umkrystallisiren
zeigte die geschmolzene und wieder erstarrte Säure auf
der Oberfläche nadelförmige Krystallisation. Diese nahm
bei steigendem Schmelzpunkt allmälig ab, so dass die bei
68%/, C. schmelzende Säure nur noch Spuren davon an
sich trug. Die bei 69°%,1 bis 69%,2 C. schmelzende Säure
endlich verhielt sich ganz wie reine Stearinsäure. Jene
nadelförmige Krystallisation einer Säure, die einen höhern
Schmelzpunkt besitzt als die Palmitinsäure, hatte ich bis
dahin noch nicht beobachtet. Es liegt die Vermuthung
nahe, dass sie durch Beimengung einer kleinen Menge Bu-
tinsäure, die in den anderen thierischen Fetten nicht hat
216
gefunden werden können, zu der Stearinsäure veranlasst
wird.
Dass die, wie eben ausführlich beschrieben, gewon-
nene bei 69,1 — 69°,2 C. schmelzende Säure reine Stearin-
säure ist, bestätigen die Elementaranalysen derselben, de-
ren Resultate folgende sind:
I I berechnet
Kohlenstoff 75,88 19,11 76,06 36 C
Wasserstoff 12,68 1202 12,68 36H
Sauerstoff 11,44 11.01 11,26 40
100 100 100
Die ursprüngliche alkoholische Flüssigkeit, aus wel-
cher durch essigsaure Magnesia die drei Portionen gefällt
worden waren, welche wesentlich die Butinsäure und Stea-
rinsäure enthielten, wurde allmälig weiter durch Lösungen
von 12 Grm. essigsaurer Magnesia in Alkohol in der oft
beschriebenen Weise gefällt. Hiebei wurden nach und
nach Magnesiaverbindungen erhalten , die bei ihrer Zer-
setzung durch Kochen mit verdünnter Säure fette Säuren
lieferten, die bei 55° C., 54%), C., 53°4/, C., 53%], C., end-
lich bei 43° C. flüssig wurden. Nach Fällung dieser letz-
ten Portion gab essigsaure Magnesia keinen weiteren Nie-
derschlag mehr. Alle diese Säureportionen wurden mit ein-
ander vereinigt, und aus der alkoholischen Lösung umkry-
stallisirt. Dabei stieg ihr Schmelzpunkt allmälig auf 56°1/, C.,
6003, C., 61°4%,.C., 61%), C. endlich auf 62° C. Zugleich
nahm die Säure, die anfänglich unkrystallinisch erstarrte,
immer mehr die nadelförmige Krystallisation der vermeint-
lichen Margarinsäure an, die zuletzt jedoch der schuppig-
krystallinischen Form der Palmitinsäure Platz machte. Die
Butter enthält von den bisher von mir untersuchten thieri-
schen Fetten die grösste Menge Palmitin, liefert daher auch
am leichtesten reine Palmitinsäure.
Dass diese Säure, die in ihren physikalischen Eigen-
schaften vollkommen mit der Palmitinsäure übereinstimmte,
wirklich nichts anderes war, als diese Säure, dafür spre-
chen namentlich die Resultate, welche ich bei ihrer Analyse
erhielt. Sie sind folgende:
217
I I berechnet
Kohlenstoff 74,69 74,74 75,00 32C
Wasserstoff 12,48 12,50 12,50 32H
Sauerstoff 12,83 12,76 12,50 40
100 100 100
Nachdem durch die bisher beschriebenen Operationen
die grösste Menge der Butinsäure, Stearinsäure und auch
ein grosser Theil der Palmitinsäure abgeschieden war, konn-
ten nun noch leichter in Alkohol lösliche, und ‘schwerer
durch essigsaure Magnesia aus der alkoholischen Lösung
fällbare Säuren mit anderem Schmelzpunkt, als die drei ge-
nannten theils in der ursprünglichen Flüssigkeit enthalten
sein, welche nicht mehr durch essigsaure Talkerde gefällt
werden konnte, theils in den alkoholischen Lösungen, aus
denen endlich die Palmitinsäure durch Umkrystallisation
abgeschieden worden war.
Um dies zu untersuchen, wurde letztere Lösung mit
etwa dem vierten Theil ihres Volums kochenden Wassers
vermischt und im Keller längere Zeit stehen gelassen.
Die herauskrystallisirende Säure schmolz erst bei 53° C.,
konnte daher nur sehr wenig der leichter schmelzenden
Säuren enthalten. Die davon abgepresste und filtrirte Flüs-
sigkeit wurde darauf mit der einen Ueberschuss an Magne-
sia enthaltenden gemischt, aus der also kein Magnesiasalz
mehr niederfallen konnte und nach Zusatz von überschüs-
sigem Kalihydrat (um die Bildung von Aetherarten unter
dem Einfluss der in der Flüssigkeit enthaltenen freien Es-
sigsäure zu vermeiden) der Destillation unterworfen.
Da der hiebei bleibende Rückstand möglicher Weise
auch noch etwas ölsaures Kali enthalten, und die Gegen-
wart grade der Oelsäure die Untersuchung sehr erschweren
konnte, so löste ich die von dem überschüssigen Kali ab-
geschiedene Seife in Alkohol, filtrirte die Lösung und schlug
sie mit einer Lösung von neutralem essigsauren Bleioxyd
nieder. Der Niederschlag wurde gewaschen , getrocknet,
und in Form eines sehr feinen Pulvers in Aether gebracht,
der in der That noch eine geringe Menge eines Bleisalzes
aufnahm.
15
218
Die aus dem mit Aether ausgewaschenen Bleisalze
durch anhaltendes Kochen mit sehr verdünnter Salzsäure
abgeschiedene fette Säure schmolz bei 41°), C. Dieser
niedrige Schmelzpunkt liess mich vermuthen, dass nicht
bloss Myristinsäure, sondern vielleicht auch die Säure, de-
ren Magnesiasalz selbst in etwas verdünntem Alkohol leicht
löslich ist, und welche ich in den Verseifungsprodukten
des Wallraths gefunden hatte, die Cocinsäure, auch in de-
nen der Butter vorkommen möchte. Um zunächst über
letzteres gewiss zu werden, löste ich diese Säure in wenig
Alkohol und versetzte die Mischung mit überschüssigem Am-
moniak und mit Wasser. Zu der Mischung setzte ich nun
noch etwas Salmiaklösung und endlich eine Lösung von schwe-
felsaurer Talkerde. Der entstandene Niederschlag wurde
abfiltrirt und mit Wasser gewaschen. Darauf liess ich das
Wasser durch Alkohol verdrängen, fand aber dass derselbe
nur sehr geringe Mengen des Magnesiasalzes gelöst hatte.
Darauf kochte ich dasselbe mit vielem Alkohol, liess die
Lösung wieder erkalten, und presste den erhaltenen Nie-
derschlag von dem Alkohol ab. Die filtrirte alkoholische
Lösung wurde darauf mit überschüssigem essigsauren Blei-
oxyd versetzt und der erhaltene Niederschlag durch Salz-
säure zersetzt. Die Menge der so erhaltenen fetten Säure
war nur gering und ihr Schmelzpunkt lag bei 40° C. Aus
ihr durfte ich nicht hoffen noch Cocinsäure zu gewinnen,
deren Schmelzpunkt bei einigen und dreissig Graden liegt.
Die von dem Barytniederschlag getrennte Flüssigkeit ent-
hielt nur noch Spuren einer flüssigen fetten Säure, wahr-
scheinlich Oelsäure.
Aus diesen Versuchen folgt, dass Cocinsäure in den
Verseifungsprodukten der Butter nicht aufgefunden werden
kann. Ob nicht Spuren davon dennoch darin enthalten sind,
lässt sich jedoch nicht entscheiden.
Um nun zu untersuchen, welche Säure neben Palmi-
tinsäure und vielleicht auch neben Spuren von Stearinsäure
und Butinsäure in dem in kaltem Alkohol nicht gelöst ge-
bliebenen Theil des Magnesiasalzes enthalten war, kochte
ich dasselbe mit einer etwas kleineren Menge Alkohol.
Hiebei blieb ein Theil desselben ungelöst, ein anderer
219
schied sich beim Erkalten der davon getrennten Alkohollö-
sung aus, -ein dritter blieb auch beim Erkalten in dem Al-
kohol gelöst. Als jedoch aus diesen drei Portionen des
Magnesiasalzes die fetten Säuren wieder abgeschieden wur-
den, fand sich, dass dieselben nahe denselben Schmelz-
punkt und im übrigen ganz gleiches Aussehen hatten.
Die aus dem ersten gewonnene Säure schmolz nämlich bei
4400C., die aus dem zweiten bei 43%/, C., die aus dem drit-
ten bei 43%1/, C.
Deshalb löste ich diese Säuren wieder in Alkohol und
stellte die Lösung 48 Stunden in den Keller. Die abge-
schiedene und abgepresste Säure schmolz bei 46°1/, C.
Als sie aber nochmals auf dieselbe Weise umkrystallisirt
wurde, stieg ihr Schmelzpunkt auf 57°1/, C. Diese so ab-
geschiedene Säure musste wesentlich Palmitinsäure enthal-
ten. Die beiden hievon abgepressten Flüssigkeiten ver-
dünnte ich mit einer kleinen Menge heissen Wassers und
setzte die Mischung wieder in den Keller.
Da jedoch der Schmelzpunkt der abgeschiedenen Säure
nur unbedeutend höher war (er stieg auf 45° C.), als der,
welcher das Gemisch der fetten Säuren vor dieser Opera-
tion besass, so löste ich dieselbe wieder in der abgepress-
ten alkoholischen Lösung kochend auf, und versetzte die
Lösung mit einer kleinen Menge einer kochenden Lösung
von essigsaurer Baryterde’). Der beim Erkalten entstan-
dene Niederschlag wurde abältrirt, ausgepresst und durch
Kochen mit Salzsäure zersetzt. Die erhaltene Säure schmolz
bei 45° C. Sie wurde als wesentlich noch Palmitinsäure
enthaltend, nicht weiter untersucht.
Die von diesem Barytsalz getrennte Flüssigkeit wurde
noch zweimal durch kleine Portionen essigsaurer Baryterde
gerällt. Durch Zersetzung des zuerst erhaltenen Nieder-
schlags wurde eine bei 43°1/, C. schmelzende Säure gewon-
nen. Die aus dem letzten abgeschiedene schmolz bei
45%, C. Endlich blieb in der Lösung eine kleine Menge
*) Essigsaure Magnesia war nicht mehr zur Fällung anzuwenden, weil
das Magnesiasalz der zu untersuchenden fetten Säure in Alkohol nicht unlös-
lich war.
15*
220
einer fetten Säure, deren Schmelzpunkt noch etwas niedri-
ger war. Er lag bei 36° C.
Jene bei 43°1/, C. und bei 45°%4/, C. schmelzende Säure-
portionen mussten im Wesentlichen aus der bei niedrige-
rer Temperatur als die Palmitinsäure schmelzenden Säure
bestehen. Allerdings konnte ihr noch Palmitinsäure und
Oelsäure beigemengt sein. Um diese noch vollständiger
zu entfernen, wurden beide Säureportionen in wenig Alko-
hol aufgelöst und die Lösung im Keller der Erkaltung über-
lassen. Die bei 43%1/, C. schmelzende Säure setzte hiebei
eine Säure ab, die, nachdem sie abgepresst und vom an
hängenden Alkohel befreit war, bei 46°1/, C. schmolz.
Aus der anderen Lösung dagegen schied sich nur eine
geringe Menge Substanz aus, und der Schmelzpunkt die-
ser Portion war höher, er betrug 49%, C. In diesen bei-
den Säureportionen befand sich ohne Zweifel noch viel
Palmitinsäure. Die davon abgepressten und filtrirten al-
koholischen Lösungen wurden mit wenig Wasser gemiseht
und nochmals stark erkaltet. Jene schied dabei eine bei
45° C., diese eine bei 48° C. schmelzende Säure ab. In
den alkoholischen Lösungen mussten hiebei die geringen
Spuren von Oelsäure, die etwa noch vorhanden sein moch-
ten, gelöst bleiben.
Obgleich diese beiden Säureportionen unmöglich rein
sein konnten, so musste ich doch von weiterer Reinigung
abstehen, da die Menge der noch übrigen Substanz zu ge-
ring geworden war. Die Eigenschaften derselben stimm-
ten jedoch sehr gut mit denen überein, welche die aus
dem Wallrath abgeschiedene Myristinsäure besessen hatte.
Ich glaubte daher die Hauptmasse dieser beiden Säurepor-
tionen für Myristinsäure halten zu dürfen und hoffte, dass
die Elementaranalyse darüber entscheiden würde. Ich habe
daher zwei solcher Analysen sowohl von der bei 45°C., als
von der bei 48° ©. schmelzenden Säureportion ausgeführt.
Die Resultate derselben bestätigen die Richtigkeit meiner
Vermuthung.
221
Schmelzpunkt 4500. Schmelzpunkt 48°C.
I. Mm I. IV. berechnet
Kohlenstoff "73.59 7343 : TalTl: 73,64 73:69 28°C:
Wasserstoff 19,28 12,25 12,28 12,24 12,28 23H
Sauerstoff 14,17 14,32 14,01 14,12 14,04 40
‚100 \.. 100.100 100. 100
Da hiernach nicht bloss die Eigenschaften, sondern
auch die Zusammensetzung dieser Säure mit denen der
Myristinsäure übereinstimmen, so halte ich mich für berech-
tigt den Hauptbestandtheil der analysirten Säure damit für
identisch zu erklären, obgleich es mir nicht möglich gewe-
sen ist, diese Säure ganz rein aus der Butter darzustellen,
oder den Grad ihrer Verunreinigung zu prüfen.
Wenn nun in den Verseifungsproducten der Butter My-
ristinsäure enthalten ist, so muss die Butter selbst ein gly-
cerinhaltiges Fett enthalten, welches man Myristin nennen
kann.
Die Resultate dieser Untersuchung sind in Kürze fol-
gende:
1) Die von Bromeis aus der Butter dargestellte Mar-
garinsäure, welche, wenn auch nicht ganz rein, doch von
Stearinsäure frei sein sollte, ist ein Gemisch von Stearin-
säure und Palmitinsäure.
2) Die flüssige, nicht flüchtige Säure, welche in den
Verseifungsproducten der Butter enthalten ist, besteht haupt-
sächlich aus gewöhnlicher Oelsäure, und nicht, wie dies
Bromeis glaubte, aus einer von dieser verschiedenen Säure.
Eine besondere Butterölsäure existirt nicht. Es ist also in
der Butter gewöhnliches Olein enthalten.
3) In den Verseifungsproducten der Butter ist eine
fette Säure enthalten, welche in ihrem Hydrate mehr als
38 Atome Kohlenstoff auf vier Atome Sauerstoff enthält.
Diese Säure, die Butinsäure, ist höcht wahrscheinlich der
Formel C?°H?00? gemäss zusammengesetzt. Sie ist sehr
schwer in kaltem Alkohol auflöslich und fällt bei der par-
tiellen Fällung mit essigsaurer Talkerde in den sich zuerst
abscheidenden Säureportionen nieder. Ihr entspricht ein
in der Butter enthaltenes Glycerin enthaltendes Fett, das
Butin, |
222
4) Neben Butinsäure ist aber in den Verseifungspro-
ducten der Butter auch Stearinsäure enthalten, wenn auch
nicht in vorwaltender Menge. Die Butter selbst enthält
daher auch Stearin.
5) Die grösste Masse der festen fetten Säuren aus der
Butter besteht aus Palmitinsäure. Der grösste Theil des
festen Fetts der Butter ist also Palmitin.
6) Cocinsäure, d.h. eine bei etwas über 30°C. schmel-
zende, sehr leicht in Alkohol lösliche, mit Magnesia eine
in diesem Lösungsmittel ebenfalls leicht lösliche Verbindung
bildende Säure kann in den Verseifungsproducten der But-
ter nicht aufgefunden werden.
7) Der am leichtesten in Alkohol lösliche Theil der
festen fetten Säuren, welche durch Verseifung aus der But-
ter entstehen, ist Myristinsäure. In der Butter ist daher
das Vorkommen von Myristin anzunehmen.
Wenn man die Resultate, welche Lerch bei seiner
Untersuchung der aus der Butter entstehenden, mit den
Wasserdämpfen flüchtigen Säuren erhalten hat, mit den obi-
gen combinirt, so wird man zu dem interessanten Resultate
geführt, dass die Butter die Glycerinfette einer ganzen Reihe
von Säuren enthält, welche der Fettsäurereihe angehören.
Lerch fand in den Verseifungsproducten derselben vier
Säuren:
1) Buttersäure C°H30O%,
2) Capronsäure C1?H120*
3) Caprylsäure C16H160%
4) Caprinsäure C?°H?°0%.,
Die Atomanzahl des Kohlenstoffs und Wasserstoffs ist
in diesen Formeln durch 4 theilbar, Von den Säuren, wel-
che derselben Reihe angehören, deren Kohlenstoffatoman-
zahl nicht durch 4 sondern nur durch 2 theilbar ist, kommt
keine in der Butter vor. Weder ist darin Valeriansäure,
noch Oenanthylsäure noch Pelargonsäure enthalten. Das-
selbe gilt von den festen, fetten Säuren der Butter. Diese
sind:
1) Myristinsäure C?°H?80%.
2) Palmitinsäure C?2H320%.
223
3) Stearinsäure (C?6H360%,
4) Butinsäure G40H4004,
Die in ihrer Zusammensetzung zwischen diesen ste-
henden Säuren sind in der Butter nicht zu entdecken. Wenn
nicht die Säure von der Formel C?*H?*O? ausfiele, so wür-
den alle in der Zusammensetzung zwischen der Buttersäure
(C3H80?) und Butinsäure (C?%H00°) [diese selbst mit ein-
geschlossen] stehenden Säuren, deren Zusammensetzung
durch die Formel CH?" O0? ausgedrückt werden kann, in
den Verseifungsproducten der Butter enthalten sein.
Die Butter ist nicht das einzige Fett, in dem dieses
Gesetz nachgewiesen ist. Schon Görgey*) hat gezeigt,
dass aus dem Cocosnussöl, welches wie die Butter ein sal-
benartiges Fett ist, durch Verseifung nur solche Säuren
entstehen, deren Kohlenstoffatomanzahl durch 4 theilbar
ist. Er und Fehling fanden darin:
1) Capronsäure 720%;
9) Caprylsäure C16H160%,
3) Caprinsäure C?°H200%.
4) Pichurimtalgsäure C?*H?*0O%.
Ausserdem hat Görgey das Vorkommen der beiden
folgenden Säuren in dieser fetten Substanz wahrscheinlich
gemacht. Diese sind:
Myristinsäure 0?3H280%.
Palmitinsäure C??H?20%.
Diese Umstände machen es wahrscheinlich, dass in
den Verseifungsproducten der Fette überhaupt nur solche
Säuren vorkommen, deren Kohlenstoffatomanzahl durch 4
theilbar ist. Aus meinen Untersuchungen der Fette geht
nicht nur hervor, dass die wichtigste der Säuren, der man
eine Formel zuschrieb, welche diesem Gesetze nicht unter-
worfen ist, ich meine die Margarinsäure, ein Gemenge zweier
Säuren ist, die nicht von diesem Gesetze abweichen, son-
dern man darf aus denselben auch schliessen, dass die Me-
thoden, welche man bis zu meinen Arbeiten über die Fette
zur Scheidung der fetten Säuren anwendete, nicht gestat-
teten, sich von der Reinheit derselben zu überzeugen. Es
*) Annalen d. Chemie und Pharm, Bd. 66. S. 313.*
224
wird daher höchst wehrscheinlich, dass wo irgend aus den
Fetten scheinbar Zwischenglieder der Säurereihe, deren
Kohlenstoffgehalt durch 4 theilbar ist, gefunden worden sind,
von diesen Substanzen dasselbe gilt, was ich bei der Mar-
garinsäure nachgewiesen habe, dass sie nämlich aus einem
Gemisch zweier jenem Gesetz entsprechender Säuren be-
stehen.
Deshalb wage ich auch die Vermuthung schon jetzt
auszusprechen, dass die aus dem Wallrath von mir darge-
stellten Säuren, welche ich Cetinsäure und Cocinsäure ge-
nannt habe und von denen die erstere aus C?°H?00*, die
letztere aus C?6H?60* zu bestehen schien, noch Gemenge
gewesen sind. Die geringen Quantitäten dieser Säuren,
welche ich aus dem Wallrath erhielt, hinderten mich alle
die Versuche damit anzustellen, welche ihre vollkommene
Reinheit hätten erweisen können. Auch hatte ich, als ich
die Untersuchung des Wallraths ausführte, noch nicht den
Werth dieser Prüfung kennen gelernt; ich hatte die Gemengt-
heit der Margarinsäure noch nicht entdeckt.
Diese Umstände haben mich veranlasst, aus einer gros-
sen Menge Wallrath (10 Pfund) die fette Säure darzustellen
und soll diese dazu dienen, die Natur der in Alkohol lösli-
cheren Bestandtheile derselben genauer auszumitteln, eine
Arbeit, welcher ich mich demnächst unterziehen will.
In seinem Lehrbuch der physiologischen Chemie (2te
Aufl. 1853. S. 71) hat Lehmann einige Zweifel ausgespro-
chen gegen meine Angabe, dass die Margarinsäure ein Ge-
menge von Stearinsäure und Palmitinsäure ist, welche zum
Theil in dem eben Angeführten ihre Erledigung finden.
Lehmann meint nämlich, dass, obgleich er die von mir
für meine Ansicht beigebrachten Gründe als gewichtig an-
erkennt, es doch auffallend sei, dass in der Reihe der thie-
rischen Fette, welche von der Cocinsäure bis zur Stearin-
säure vollständig sei, gerade das Fett ausfallen sollte, wel-
ches der Margarinsäure entspräche. Dieser Einwurf fällt
fort, wenn nicht nur das der Margarinsäure, sondern auch
die der Cocinsäure und Cetinsäure entsprechenden Fette aus-
fallen, wie das durch meine letzten Untersuchungen wahr-
scheinlich wird.
225
Lehmann's zweiter Einwand aber stützt sich auf die
Untersuchungen von Patrick Duffy’) über das Stearin,
welcher gefunden hat, dass demselben Stearin unter gewis-
sen Umständen verschiedene Schmelzpunkte gegeben wer-
den können. Er meint offenbar, dass wenn es mir gelang,
aus der vermeintlichen Margarinsäure zwei Säuren von ver-
schiedenem Schmelzpunkt, und von einem andern Schmelz
punkt, als die Margarinsäure besitzt, darzustellen, diese drei
Säuren dennoch identisch sein könnten. Er übersieht jedoch
gänzlich, dass ich nicht nur durch den Schmelzpunkt, son-
dern auch durch alle übrigen Eigenschaften und namentlich
auch durch die Analyse ihre Verschiedenheit ausser Zweifel
gesetzt habe.
Ebenso zweifelt Lehmann*) an der Richtigkeit mei-
ner Angabe, dass auch die Aethalsäure ein Gemenge meh-
rerer Säuren, darunter namentlich Stearinsäure und Palmi-
tinsäure, sei, obgleich meine elementar-analytischen Unter-
suchungen der aus der vormeintlichen Aethalsäure gewon-
nenen Säuren ihre Verschiedenheit aufs Evidenteste nach-
weisen. Die Behauptung, dass eine Menge von den gewis-
senhaftesten Forschern ermittelter Thatsachen namentlich
die von Fridau aufgefundenen für die Existenz einer Ae-
thalsäure sprechen, ist so unbestimmt und so wenig motivirt,
dass man nicht weiss worauf sich Lehmann eigentlich stützt.
Wenn ich zwar zugeben muss, dass die Versuche der
früheren Forscher, vor meinen Arbeiten zur Annahme der
Existenz einer Aethalsäure führen mussten, so darf ich doch
behaupten, dass eben die Resultate meiner Versuche sich
in schneidenden Widerspruch mit denen der früheren Un-
tersuchungen stellen, dass sie aber auch sogar Aufklärung
darüber geben, wie es kommen konnte, dass die ausge-
zeichneten Männer, welche sich früher mit der Untersuchung
der Fette beschäftigt haben, zu unrichtigen Resultaten ge-
langten. Es liegt dies allein darin, dass diesen die Mittel
unbekannt waren, mit deren Hülfe ich Scheidungen von
Stoffen möglich machte, die man bis dahin nicht zu schei-
den vermochte.
*) Quarterly journ. of the chemie, soc. T. 5. p. 197* u. 303,*
**) Lehrbuch der physiolog. Chem. (1853) Bd. 1 S. 69.*
226
Auch der Ansicht, dass die Arbeiten von Fridau den
meinen widersprächen, muss ich entschieden entgegentre-
ten. Dieser hat nämlich nur das Aethal und Verbindungen
die er daraus dargestellt, nicht aber die vermeintliche Ae-
thalsäure selbst untersucht. Da nun das Aethal nach mei-
nen Versuchen ein Gemenge von viel Aethal (C32H3402)
"mit wenig Stethal (C°6H380?) ist, welche beide Körper als
Alkoholarten betrachtet werden müssen, so muss die Zer-
setzungsweise beider unter analogen Umständen analog sein.
Fridau hat daher bei seinen Versuchen stets Gemenge
analoger Producte "von Aethal und Stethal untersucht. Da
aber die Menge des letzteren im Verhältniss zu der des
Aethals nur gering ist, |beide Körper aber in ihrer procen-
tischen Zusammensetzung nicht sehr verschieden sind (er-
steres enthält 79,34 pCt., letzteres 80,00 pCt. Kohlenstoff),
so musste Fridau bei der Elementaranalyse Zahlen erhalten,
welche der Annahme des Radikals C°?H?® in diesen Verbin-
dungen nicht entgegenstanden. Dochist es auffallend, und
das spricht gerade für die Richtigkeit meiner Untersuchun-
gen, dass derselbe oft mehr Kohlenstoff in jenen Körpern
fand, als die Formel verlangt, obgleich man sonst stets eine
zu geringe Menge Kohlenstoff zu erhalten pflegt. So fand
er beim Cetyljodür 54,58 pCt. statt 54,57 pCt.; beim Cetyl-
sulfhydrat 74,55 pCt. statt 74,42 pCt.; beim Cetylophenyl-
amin 83,47 pCt, statt 83,28 pCt.; beim Bicetylophenylamin-
platinchlorid 61,78 pCt. statt 61,03 pCt. Kohlentoff.
Zu dieser Besprechung des von Lehmann über die
Resultate meiner Arbeiten ausgesprochenen Urtheils hat
mich namentlich die Betrachtung veranlasst, dass durch
nichts der Fortschritt der Wissenschaft und die Verbreitung
neuer Entdeckungen mehr gehemmt wird, als durch in weit
verbreiteten Lehrbüchern veröffentlichte absprechende Ur-
theile ohne gründliche Würdigung aller bekannten That-
sachen. Sollte aber auch wirklich dadurch der allgemeine-
ren Annahme meiner Entdeckungen ein Hemmschuh ange-
legt sein, so bleibt mir doch die Ueberzeugung, dass die
Wahrheit endlich durchdringen wird und muss.
227
Nachträgliche Bemerkungen zur Flora von Magdeburg
von
P, Ascherson
in Berlin.
Wenngleich Herr €. Bertram*) schon ein ziemlich
vollständiges Verzeichniss der magdeburgischen Flora ver-
öffentlicht hat, halte ich es doch nicht für überflüssig eini-
ges Nachträgliche, was ich bei einem freilich nur 5tägigen
Aufenthalte daselbst zu beobachten Gelegenheit hatte, mit-
zutheilen, theils weil noch von keinem in Magdeburg sam-
melnden Botaniker etwas darüber erschienen ist, theils die
Kenntniss einiger derselben für die geographische Verbrei-
tung der Pflanzen, ein noch viel zu wenig bearbeitetes Ge-
biet, nicht ganz unerheblich sein dürfte. 'Einige dahin ge-
hörige Bemerkungen wird man daher nicht als überflüssig
ansehen.
Ranunculus illyrieus L. Derselbe findet sich noch an dem
von Hrn. Bertram angeführten Standort, aber in so geringer
Anzahl, dass der gänzliche Verlust zu befürchten steht.
Barbaraea striecta. Häufig in Elbgebüschen.
Erysimum sirictum Pl. W. ebenso. Wird bekanntlich
schon in Koch’s Synopsis angegeben.
Sinapis alba häufig verwildert.
Peesdalia nudicaulis.
Senebiera Coronopus. Neustadt, Sülldorf.
Stellaria glauca.
Vieia angustifolia.
Lathyrus montanus Bernh. (Orob. tuberosus L.). Häufig
bei Rammstädt.
Potentilla cinerea Chaix. Bei Richters Gasthof.
Sedum reflexum v. rupestre. Frohsesche Berge.
Laserpilium prutenicum. Bammstädt.
Galium boreale ebenda.
Petasites spurius. Elbgebüsche beim Herrnkrug. Scheint
viel häufiger als angegeben wird, die grossen Ebnenflüsse
Elbe, Havel, Oder ete. zu begleiten.
*) Jahresbericht des natuıw. Vereines zu Halle 1851. IV. p. 167,
228
Senecio aquaticns Huds.
Centaurea maculosa.
Podospermum laciniatum bei Langenweddingen, scheint
hier die nordöstliche Grenze der sächsisch-thüringischen Flor
zu erreichen.
Crepis paludosa Rammstädt.
Hieracium bifurcum M. B. Diese interessante Pflanze
wurde in einem Exemplare gefunden in Gesellschaft von
Hieracium praealtum v. hirsutum Koch. Der Standort, ein
sogenanntes coupirtes Glacis der Sternschanze, verhinderte
weitere Nachsuchung, ob etwa H. Pilosella in der Nähe war.
Dies Exemplar stimmte übrigens ziemlich mit solchen, wel-
che mir Hr. Ritschl aus Posen als H. praealtum und Pilo-
sella geschickt hatte.
Linaria Cymbalaria.. An Ufermauern bei der Citadelle.
Kommt bei Dresden und Wittenberg an ganz ähnlichen Stel-
len vor, so dass eine Verbreitung dieser eigentlich der Ge-
birgsflora angehörigen Pflanzen durch den Elbstrom nicht
unmöglich wäre.
Veronica praecox. Festungsmauern.
Melampyrum nemorosum Rammstädt.
Stachys recta ebenda.
Orchis incarnata Rammstädt. An der Berliner Chaussee
unweit der Friedrich-Wilhelms-Brücke fand ich zwei Exem-
plare die eine meines Wissens noch nicht beschriebene Ab-
weichung, ob Monstrosität oder Varietät bleibe dahinge-
stellt, zeigten. Die Knollen sind cylindrisch, unten abge-
rundet und mit einer nicht in die Augen fallenden ganz
seichten Einkerbung versehen.
Neottia nidus avis. Rammstädt.
Anthericum Liliago ebenda.
Allium Schoenoprasum. Begleitet den ganzen Rhein,
ist neuerdings auch an der Weser gefunden, daher sein Vor-
kommen im ganzen Elbgebiete an sich nicht unwahrschein-
lich war. Bekanntlich wird es bei Dresden und Wittenberg,
von Dietrich auch bei Tangermünde angegeben. Bei Mag-
deburg habe ich es unweit des Herrnkrugs und am rothen
Horn in grosser Menge gesammelt.
229
Luzula albida Herrnkrug.
Nardus sricta bei Richters Gasthof.
Polypodium Dryopteris. An derselben Mauer mit Hier.
bifurcum. An dieser Stelle kann ich nicht umhin, meinem
väterlichen Freunde Hrn. Hofapotheker Hartmann, mei-
nen innigsten Dank auszusprechen. Ohne seinen gütigen
Beistand würde es mir unmöglich gewesen sein, in so kur-
zer Zeit alle die Seltenheiten, welche die Magdeburger Flora
darbietet, aufzufinden, ihm verdanke ich auch die Standorte
der meisten oben angeführten. Möchte dieser gründliche
Pflanzenkenner aus dem Schatze seiner Erfahrungen uns
bald wenigstens ein vollständiges Verzeichniss des Floren-
gebietes mittheilen, das immer noch als eine terra haud sa-
tis nota zwischen längst bekannten und alterforschten eine
unangenehme Lücke bildet.
Einige Worte über Blitzableiter
von
Ed. Beeck.
Obwohl schon vor 101 Jahre von dem berühmten Ben-
Jamin Franklin zu Philadelphia der Blitzableiter einge-
führt wurde, so ist der Werth desselben doch leider noch.
viel zu wenig gewürdigt worden. Ein Hauptgrund dieser
Vernachlässigung dürfte wohl in dem pecuniären Theile der
Sache liegen, obwohl bemittelte Hauseigenthümer darin
keinen Anstoss finden können, da sie ja mit der geringen
Ausgabe für einen Blitzableiter ihr Haus und Hof, ihr eig-
nes Leben sichern. Aber es ist auch nicht blos die grosse
Rücksichtslosigkeit gegen diesen wichtigen Apparat zu rü-
gen, andererseits auch die oberflächliche Behandlung in den
Fällen, wo er seine Anwendung bisher gefunden. Eine ge-
nauere Beschreibung dürfte daher an diesem Orte nicht
überflüssig sein.
Nachdem Franklin den 19. October 1752 seine Hypo-
these, dass die Materie des Blitzes mit der der künstlich
erzeugten Electricität einerlei sei, zur Gewissheit erhoben
230
hatte, und ihm der praktische Theil der Lehre von der
Electrieität zeigte, dass Metallspitzen das electrische Flui-
dum geräuschlos, im Dunkeln sichtbar nach und nach ein-
saugten, dagegen Kugeln und andere derartige Gegenstände,
dasselbe mittelst eines mehr oder minder starken Schlages
übernahmen, so wandte er diese Erfahrung nun auch auf
die Luftelectrieität an, indem er zur Sicherung der Gebäude
vor dem Einschlagen des Blitzes eiserne oben zugespitzte
auf dem Gebäude errichtete Stangen mit metallischer Ver-
längerung bis zum Erdboden empfahl. Das war der Blitz-
ableiter.
Man überzeugte sich zwar sehr bald, dass die neue
Entdeckung von grossem Nutzen sei, aber dessenungeach-
tet erlosch das für sie angefachte Feuer schnell und will
der zurückgebliebene Funke selbst bis heute noch nicht
wieder zur Flamme emporschlagen.
Suchen wir zuvörderst worauf es überhaupt bei Con-
struction eines Blitzableiters ankommt, so schreiben uns
hierin die Gesetze von der Lehre der Electricität vor: 1) dass
Körper, welche durch Isolatoren gehalten oder getragen wer-
den, die ihnen mitgetheilte Electrieität so lange binden, bis
sie dieselbe entweder nach und nach der Atmosphäre oder
bei ihrer Berührung mit einem anderen Körper wieder ab-
geben; 2) dass Metallspitzen das electrische Fluidum ge-
räuschlos aufnehmen; 3) dass zur Leitung desselben sich
keines der Metalle besser eigne als das Kupfer und 4) dass
die Electricität in stärkern Graden Metalle schmilzt.
Auf diese vier Gesetze muss sich im Wesentlichen die
Construction des Ableiters gründen.
In Betracht des ersten Punktes ist es also unumgäng-
lich nothwendig, die im Forst des Gebäudes errichtete
Stange, sowie die zum Erdboden führende Metallleitung völ-
lie zu isoliren, um das Eindringen des electrischen Flui-
dums in die Gebäudetheile selbst zu verhindern. Die Iso-
lation der Stange kann durch ein im Dachboden befestigtes
Glasgefäss geschehen, welches mit einer Mischung von be-
liebigem Harz, mit Glas- und Tuchstücken vermengt aus-
gegossen ist und die Stange trägt. Im First ist alsdann ein
Stück starker Glasröhre zu befestigen durch welche die
231
Stange nicht zu streng hindurchgeht. Ein an die Stange
befestigter trichterförmiger nach oben geschlossener Deckel
schützt gegen das Eindringen des Regens. Die Metalllei-
tung von dieser Stange bis zum Erdboden ist am besten
aus einem Stück anzufertigen, und an mehreren Stellen
durch eingeschlagene Ringeisen zu befestigen, welche selbst
aber durch je einen Glascylinder von etwa 6 Zoll Länge
isolirt sind und mittelst eines Harzüberzuges vor dem Ein-
fluss des Regens gesichert sind. Das Ende der Meialllei-
tung wird sodann einige Fuss tief in den Erdboden gelei-
tet, und hier wiederum in paralleler Richtung mit dem Erd-
boden einige Fuss weit verzweigt. Rücksichtlich des zwei-
ten und dritten Gesetzes ist es ferner nothwendig die so
aufgerichtete Stange mit stumpf zugehender kupferner Spitze
zu versehen und dieselbe entweder durch Platiniren oder
Vergolden vor dem Rosten zu bewahren. Ebenso ist zu
der übrigen Metallleitung ein 1—2 Zoll breiter starker Ku-
pferstreifen zu nehmen, welcher wegen des vierten Gesetzes
keine Löthstellen enthalten darf, sondern vermittelst Nieten
an den Stossstellen zusammengehalten wird, und an und
für sich etwas hart gehämmert sein muss.
Es bleibt uns jetzt noch ein Punkt übrig, welcher als
der wichtigste bei Construction eines Blitzableiters zu be-
zeichnen, nämlich der, wie weit die errichteten Stangen den
First des Gebäudes zu überragen haben, um das Gebäude
völlig zu sichern.
Wir erhalten hierüber Aufschluss durch Charles,
welcher auf experimentellem Wege ermittelte, dass der elec-
trische Wirkungskreis eines zugespitzten Metallstabes das
vierfache seiner eigenen Länge zum Durchmesser und dem-
nach das Doppelte zum Radius habe. Beispielsweise will
ich dieses Gesetz, welches bei keinem bis jetzt von mir ge-
sehenen Blitzableiter angewandt war, auf einen bestehenden
anwenden.
Das Gebäude ist 60 Fuss lang und 40 Fuss tief, auf
demselben sind 3 Stäbe von je 3 Fuss Höhe errichtet. Nach
dem Gesetz sichert jede Spitze hier 12 Fuss im Umkreise
also nach jeder Seite 6 Fuss. Demzufolge 3x12—=36 Fuss
in der Länge und 2X6=12 Fuss nach der Tiefe, es blei-
232
ben also der Länge nach noch 14 Fuss, der Tiefe nach auf
jeder Seite noch 14 Fuss ungesichert. Richtig wären in
diesem Falle 2 Stangen im Forst von je 10 Fuss Höhe,
da hier alsdann nach jeder Seite 20 Fuss gesichert würden,
der Länge nach also der Wirkungskreis noch 10 Fuss auf
jeder Seite das Gebäude überschritte, der Tiefe nach 2X 20=40
Fuss mit der Grenze des Hauses zusammenfiel.
Man könnte hier einwenden, dass diese Stangen ge-
rade keine Zierde für das Gebäude seien [?], allein ich ziehe
vor im Sack zu leben als mich im feinen Tuchrock erschla-
gen zu lassen. Indess würden in jenem Falle auch wohl
die Stangen auf 8 Fuss Höhe beschränkt werden können,
da alsdann der Länge nach der Wirkungskreis noch 2 Fuss
auf jeder Seite das Gebäude überschritte, der Tiefe nach
allerdings auf jeder Seite 4 Fuss verlöre.
Dieses Wenige wird genügen die Einfachheit eines Ap-
parates darzuthun, dessen Wichtigkeit Niemand verkennen
wird. Möchte in unserem Zeitalter Franklin’s grosse Ent-
deckung die verdiente Beachtung finden!
Monatsbericht
a. Sitzungsbericht.
October 5. HerrHeidenhain machte einige Mittheilungen
aus den Verhandlungen der anatomisch - physiologischen Section der
dreissigsten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Tü-
bingen. Die Entdeckung neuer Nerven im menschlichen Körper hat
dann ein besonderes Interesse, wenn sie Theile des Organismus mit
dem Nervensystem in Beziehung setzt, die man früherhin der nervö-
sen Elemente baar und ledig glaubte. Von dieser Seite her ist die
Entdeckung der nervi sinu-verlebrales Luschkas wichtig und der
Beachtung werth, Der genannte höchst genaue und gründliche Ana-
tom fand, dass von jedem einzelnen Spinalnerven nach der Vereini-
gung seiner beiden Wurzeln und nach dem Austritte aus dem Inter-
vertebralloche ein Fädchen nach hinten hinabgeht, welches sich als-
bald in zwei Aeste spaltet. Der eine Ast geht durch die Zwischen-
räume zwischen den Wirbelbogen hindurch an die im Wirbelkanale
verlaufenden Gefässe; der zweite senkt sich in den processus spino-
sus des benachbarten Wirbels und lässt sich in diesem fast bis zur
233
Spitze verfolgen, wenn man das Microscop und feine Durchschnitte
des Knochens zu Hülfe nimmt. Die Mediceiner werden in dieser Ent-
deckung eine Erklärung der Empfindlichkeit der processus spinosi in
solchen Krankheiten finden, in welchen das Nervensystem vorzugs-
weise afficirt ist (z. B. in den intermitlirenden und vielen remitti-
renden Fiebern, in der Epilepsie u. s. f). Wegen ihrer peripheri-
schen Ausbreitung theils an den Gefässen des Wirbelkanales, theils in
den Dornfortsätzen hat der Entdecker diese Nerven als nervi sinu-
veriebrales bezeichnet. Einen ähnlichen Verlauf, wie diese Nerven
der Wirbelsäule, nimmt der nervus spinosus, ein Zweig des drilten
Astes des Trigeminus, weichen Luschka in einer frühern Abhand-
lung (die Nerven der harten Hirnhaut, Tübingen 1850) beschrieb.
Derselbe folgt der arteria meringea media, durchsetzt an einzelnen
Stellen das ganglion oticum Arnoldi und verliert sich später in den
Zellen des processus mastoideus und dem grossen Keilbeinflügel, ent-
sprechend dem Vertebralaste der oben beschriebenen Rückenwirbel-
nerven, während der schon früher als nervus tentorii cerebelli be-
kannte Gefässast einen gesonderten Ursprung aus dem Quintus nimmt,
um an den Sinus reclus, petrosus superior, occipitalis und trans-
versus zu gehen. Er durchbohrt mit seinen Zweigen die äussere,
von der harten Hirnhaut gebildete Hülle dieser Blutleiter und lässt
sich in seinen Endausbreitungen in die innere Gefässhaut derselben
verfolgen. Wer Gefallen an dem Aufstellen an sich wenig fruchtba-
rer Analogien findet, dürfte den oft gemachten Vergleich des Trige-
minus, welcher zwisehen zwei Schädelwirbeln heraustritt, mit den
zwischen je zwei Rückenwirbeln hervortretenden Spinalnerven durch
Zusammenstellung der nervi sinu-vertebrales mit dem spinosus und
n. tentorii cerebelli stützen können, nur dass hier der Gefäss- und
Knochennerv getrennt entspringen, welche an den Spinalnerven einen
gemeinsamen Ursprung haben. —
Eine andere, in Bezug auf die Anatomie und Physiologie des
Nervensystems interessante Mittheilung machte Ecker aus Freiburg.
Sie betraf die von Dr. Bilharz in Cairo beschriebenen Nerven des
elecetrischen Organes des Zitterwelses (Malapterus electricus). Dies
erstreckt sich nämlich unter der Haut des Thieres von der Kiemen.-
gegend an beiderseits bis gegen die Schwanzspitze und besteht aus
einer Menge länglich ovaler, allseitig abgeschlossener Zellen, deren
Wände aus fibrösem Gewebe gebildet werden. Von einer säulenar-
tigen Anordnung des eleetrischen Organes, wie sie beim Zitterrochen
vorkommt, ist beim Zitterwelse nicht die Rede. Der Nerv nun, wel-
cher jederseits das electrische Organ versorgt, entspringt aus dem
Rückenmarke und enthält merkwürdigerweise nur eine einzige Primi-
üivfaser von colossaler,, bis jetzt nirgends weiter bekannter Grösse.
Sie liegt im Centrum des Nervenstammes und wird unmittelbar von
Bindegewebe umgeben, in welches zahlreiche längliche Kerne, der
Längsachse der Nervenfaser parallel, .eingestreut sind. Das Bindege-
webslager wird von einer Reihe concentrisch verlaufender Lamellen
16
234
aus derberem fibrösem Gewebe eingeschlossen, ähnlich denen, welche
an den Pacini’schen Körperchen schon längst Gegenstand der Auf-
merksamkeit und genauerer Untersuchungen gewesen sind. Da jede
Zelle des electrischen Organes eine eigene Nervenfaser hat, so folgt
daraus von selbst, dass sich jene colossale Primitivfaser des Haupt-
stammes schliesslich in eben so viele Zweige spaltet, als das Organ
Zellen hat — ein Beweis für die Theilung der Nervenprimitivfasern,
ebenso unumstlösslich als der Reichert’sche Hautmuskel des Frosches.
Ferner kann dieser eiectrische Nerv als Beweis gegen die Schlingen-
bildung unter den Endzweigen der Nerven dienen. Denn wenn der
in einen Schenkel der Schlinge eintretende centrifugale Reiz durch
den andern Schenkel centripetal geleitet werden soll, so müsste in
unsern Falle die Hauptfaser des Nerven, von der ja alle jene End-
zweige ausgehen, eine Leitungsfähigkeit in doppelter Richtung besit-
zen, was den bisher bekannten Gesetzen über die Nervenleitung nicht
entspricht. Ob und auf welche Weise die Primitivfaser des Haupt-
stammes. im Rückenmarke endet, ist noch nicht bekannt, doch ver-
muthet der Entdecker, dass ihr eine entsprechend grosse Ganglien-
zelle im Rückenmarke als Ursprung dienen werde. Präparation des
Markes mit Chromsäure, die Ecker an Bilharz nach Cairo sandte,
wird hoffentlich bald die interessante Ursprungsweise des Nerven nä-
her kennen lehren. —
Auch in Bezug auf die Anatomie des centralen Nervensystems
brachte die Tübinger Versammlung interessante Neuigkeiten. Sie be-
ziehen sich nicht sowohl auf die eigentlich nervösen, als auf acciden-
telle Elemente von noch unbekannter physiologischer Bedeutung. Prof.
Virchow aus Würzburg lehrte, dass ein jeder Mensch in der
Axe seines Rückenmarkes einen hölzernen Stamm trage, freilich nicht
fest genug, um gebrechlichen Constitutionen als Stütze zu dienen.
Die Sache ist folgende: Schon Purkinje konnte in dem Bindegewebe,
welches in dickerer oder dünnerer Lage unter dem Ependyma ven-
triculorum sich befindet, kleine Körperchen von rundlicher Form und
eoncentrisch-lamellöser Structur, ähnlich den Amylonkörnchen. Köl-
liker (microscop. Anat. II, 1. S. 501.) fand diese corpuscula amy-
lacea am fornix, dem septum pellucidum, der Marksubstanz des Mar-
kes und dem filum terminale; von ihrer chemischen Natur gibt er
nur an, dass sie von Säuren kaum angegriffen, von Alkalien sehr all-
mählig gelöst werden, Virchow entdeckte nun, dass sie durch Schwe-
felsäure und Jod blau gefärbt werden, wodurch sie sich als aus Cel-
Julose bestehend characterisiren. Ihr Verbreitungsbezirk erstreckt sich
nach V, auf das Ependyma aller Hirnventrikel, auf das aus dem Foe-
talleben restirende Ependyma der Rückenmarkshöhle (welches Kölli-
ker als substantia grisea centralis beschreibt) bis zum filum termi-
nale hin, und auf die weiche Bindesubstanz der Sinnesnerven, na-
mentlich des olfactorius. — Das Vorkommen von Cellulose in nie-
dern, wirbellosen Thieren (z. B. in dem Sacke der Cephalopoden, in
den Ascidien) ist schon längere Zeit bekannt. In den höheren Thie-
235
ren ahnte nran dieselbe nicht und ihre Entdeckung sogar in den
edelsten Organen derselben ist gewiss von grossem Interesse.
Herr Giebel theilte Filippi’s Beobachtung eigenthümlicher
Organe in der Mundschleimhaut des Elephanten mit. An den Alveo-
larrändern findet sich nämlich eine Reihe kleiner Grübchen von
0,006 — 0,008 Tiefe, vier auf jeder Seite. Die Oberfläche derselben
ist roth und körnig, die Körner erscheinen unter der Loupe als Pu-
pillen. Unter dem Epithelium zunächst liegt ein derber Filz von
Bindgewebe und elastischen Fasern; die Wände der Grube bildet eine
röthliche weiche Substanz. Jede Papille enthält eine zierliche Schlinge
eines Capillargefässes und in der röthlichen Substanz befinden sich
viele geslielte Bläschen, welche wie aus concentrischen zum Theil
durch eine klare Flüssigkeit geschiedenen Lamellen zu bestehen schei-
nen und mit der innersten Lage in den Stiel sich fortsetzen. Eine
Vereinigung der Stiele konnte nicht aufgefunden werden, ja es gelang
auch nie einen Stiel seiner ganzen Länge bloszulegen. Vielleicht öffnen
sie sich in die Grube. Der Durchmesser der Bläschen beträgt meist
1/, Millimeter. Ob nun dieses Organ eine den Pacini’schen Körper
ähnliche Bedeutung habe, ob sie mit den Schleimkanälen der Fische
zu vergleichen oder was sonst ihre Bestimmung sein mag, wagt Fi-
lippi nicht zu entscheiden.
Herr Baer erstattete Bericht über die Versuche, welche Dre-
vermann (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVIL p. 120.) behufs
der Nachbildung der auf nassem Wege entstandenen
krystallisirten Mineralien angestellt hat. Leitender Gedanke
war hierbei, dass die in Drusenräumen vorkommenden Krystalle (vergl.
S. 6.) weder durch allmählige Verdunstung, noch durch Erkalten
gesätligter Auflösungen entstanden sein können. Auf folgende Art
gelang es D. die schwer- und leichtlöslichsten Körper auf leichte und
einfache Weise zum Krystallisiren zu bringen und ähnlich denkt er
sich auch die natürlichen Krystalle entstanden. Die Methode lässt
eine unendliche Mannichfaltigkeit in der Aenderung der bei der Kry-
stallisation thätigen Kräfte zu. Princip ist, dass man allmählig die
Verwandtschaft des Lösungsmittels zum aufgelösten Körper ändert, der
Art, dass letzterer nach und nach ausgeschieden wird. Die Aende-
rung in der chemischen Anziehung wird bewirkt durch die Diflusion
zweier Flüssigkeiten zu einander, die so zu wählen sind, dass bei ihrer
Mischung ein fester Körper abgeschieden wird. Die Anordnung der
Apparate ist folgende. Auf den Boden zweier ziemlich langer Glascey-
linder bringt man je ein pulverförmiges Salz, z. B. neutrales chrom-
saures Kali und salpelersaures Bleioxyd, füllt diese sorgfältig mit rei-
nem Wasser, stellt sie neben einander in ein grösseres Gefäss und
füllt dieses gleichfalls mit Wasser, so dass beide Cylinder davon über-
deckt werden. Nach einigen Monaten hatte sich im Innern des mit
chromsauren Kali gefüllten Cylinders neben einander prachtvoll mor-
genrolbe, diamantglänzende Nadeln von Rothbleierz (Pb0,CrO?)
und kleine dunkelrothe rhombische Tafeln von Melanochroit
236
(3Pb0,2Cr0®) angesetzt. Die Nadeln erreichten eine Länge von 3—4
Millim., brachen aber dann durch zufällige, jedoch unvermeidliche Er-
schütterungen ab und gelangten so ausserhalb des Bereiches der Be-
dingungen ihrer Bildung. Gleichfalls bildeten sich hier offenbar ver-
anlasst durch eine Verunreinigung des chromsauren KO mit kohlen-
saurem Krystalle von Weissbleierz (Pb0,0C0?). Aehnlich wur-
den gebildet: Krystalle von Kalkspath, rhombische Tafeln von
2Ca0.H0,PO°+4H0 und fettglänzende Nadeln, vielleicht 3Ca0,PO>.
Die Schwerlöslichkeit ist hier durchaus kein Hinderniss, da Unterschiede
sich auch hier finden; z, B. schwefelsaurer BaO in 43,000 Th. HO
löslich, amorphes kohlensaures PhbO in 50,000 und Chromgelb noch
unlöslicher. Die Entstehung der Krystalle erst nach Monaten hat da-
rin seinen Grund, dass die Flüssigkeiten nicht eher zusammenkom-
men. Aendert man den Versuch ab, bringt man ein mit trocknem
Salz gefülltes Gefäss in ein anderes mit Salzlösung, so dass ersteres
nur wenig überragt wird, so kann man nach mehreren Tagen schon
kleine Krystalle wahrnehmen, die hier, da die Bedingungen fortdauern,
stets wachsen müssen. Bei leicht löslichen Körpern ändert man das
Verfahren dahin ab, dass man die Lösung des Salzes mit einer dün-
nen Decke von HO vorsichtig übergiesst und nun das Gefäss mit Al-
kohol füllt. Die Krystallisation tritt schon nach einigen Stunden ein
und schreitel rasch fort. D. glaubt, dass man die in der organischen
Chemie so häufig vorkommende Scheidung zweier Körper durch Ver-
änderung des Lösungsmittels hierdurch mit der Trennung durch Kry-
stallisation wird verbinden können. — Sobald D., wie er verspro-
chen, seine weitern Versuche ausführlich wird beschrieben haben,
werden wir auf diese interessanten Ergebnisse zurückkommen.
October 12. Herr Heintz sprach über eine Untersuchung
von H. Rowney (the Quarterly Journal of the Chemical Society
Vol. VI. p. 97°), welche die Feststellung der Zusammensetzung des
festen Körpers zum Gegenstande hat, der bei der Destillation von
Stearinsäure mit Kalk entsteht. Dieser Stoff ist zuerst von Bussy*)
dargestellt, und von Redtenbacher**) näher untersucht worden.
Allein die Resultate der Untersuchungen dieser Forscher stimmen nicht
mit einander überein. Bussy gibt dem aus der Stearinsäure erhalte-
nen Körper die Formel (68670, Redtenbacher C45H450. Dieser
hält es daher für identisch mit dem Margaron, welches durch Destil-
lation der vermeintlichen Margarinsäure mit Kalkerde entsteht, und
dem Bussy die Formel (6341340 beilegt. Nachdem von dem Vortra-
genden die Nichtexistenz der Margarinsäure ‘als chemisch reine Sub-
stanz nachgewiesen worden ist, wird auch die Zusammenselzung des
Margarons höchst zweifelhaft, Die Untersuchung dieser Substanz ist
theils deswegen äusserst schwierig, weil sie bei der Elementaranalyse
nur bei der äussersten Vorsicht ganz vollkommen verbrannt werden
*) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 9. S. 270.*
**) Ann, d, Chem, u. Pharm, Bd. 35. S, 46.*
237
kann, theils deswegen weil gerade ihre Formel wegen ihres so ge-
ringen Sauerstoffgehalts nur durch sehr genaue Analysen festgestellt
werden kann. Ein Körper von der Formel C?H??0 enthält näm-
lich 82,23 pCt. Kohlenstoff, 13,70 pCt. Wasserstoff und 4,07 püt.
Sauerstoff und die Formel C3°H?50 verlangt folgende Zusammenset-
zung: 83,00 pCt. Kohlenstoff, 13,83 pCt. Wasserstoff und 3,17 p£t.
Sauerstoff. Eine Differenz in der Formel von 8 Atomen Kohlenstoff
und eben so viel Atomen Wasserstoff veranlasst daher nur eine Dif-
ferenz von 0,77 pCt. Kohlenstoff und 0,13 pCt. Wasserstoff in der
procentischen Zusammenselzung. Rowney hat nun nicht nur den durch
Destillation der Stearinsäure mit Kalkerde erhaltenen festen Körper
analysirt, sondern auch das Brom haltende Product, welches aus dem-
selben entsteht, wenn er mit Brom behandelt wird. Beide Untersu-
chungen seheinen darzuthun, dass das Stearen, wie Rowney diesen
Körper nennt, eine ganz andere Zusammensetzung besitzt, als man
bisher glaubte. Es scheint demnach ans 023H?80 zu bestehen. Das
Brom zersetzt das geschmolzene Stearen unter Entwicklung von Brom-
wasserstoffsäure. Es wandelt sich in ein rothes, ölähnliches Liqui-
dum um, das unter Wasser zu einer festen krystallinischen Masse er-
starrt, aus der durch verdünntes Ammoniak und kalten Alkohol das
überschüssige Brom entfernt werden kann. Durch Umkrystallisiren
der ätherischen Lösung erhält man federige Krystalle des neuen Kör-
pers, die bei 43° —45° C. schmelzen. Die Zusammensetzung dersel-
c23HY 27
ben kann durch die Formel Br ausgedrückt werden. Nimmt
man für das Stearen die Formel 622H?80 an, so entsteht daraus das
bromhaltige Product nach folgender Gleichung:
727
028230 4 2:Br — 02° - O-HB:H.
Eine weitere Mittheilung des Herrn Heintz bezog sich auf
eine Arbeit von Wrightson über das Atomgewicht und die Constitution
des Alkohols, welche sich an einen frühern Aufsatz des Vortragen-
den*) über diesen Gegenstand eng anschliesst. Auch Wrightson fin-
det Gründe, welche gegen die Ansicht sprechen, die Willıamson über
die Zusammensetzung des Alkohols, Aethers und der organischen Säu-
ren aulgesiellt hat. Ein Theil derselben ist schon in der genannten
Arbeit des Vortragenden auseinandergesetzt worden. Zu denselben
fügt aber Wrightson noch einen hinzu, den jedoch Hr. Heintz für
weniger schlagend erachten zu müssen glaubt, theils weil er sich
nicht allein auf die Resultate von Versuchen, sondern gleichzeitig auf
eine andere Theorie stützt, deren Richtigkeit durchaus nicht zur Evi.
denz gebracht ist, theils weil in der Beweisführung selbst ein we-
sentlicher Fehler erkannt werden kann. Nachdem nämlich Kolbe
und Frankland**) gefunden hatten, dass die Cyanverbindungen der
*) Diese Zeitschrift Bd. I. S. 101.*
**, Ann. d. Chem, u, Pharm, Bd. 65. S. 288,*
238
Alkoholradikale (C2N-HErHn+1) durch Kochen mit einer, wässrigen
Lösung von Kalihydrat in Ammoniak, und in Säuren der Reihe der
felten Säuren zerlegt werden, so zwar, dass der ganze Kohlenstoff-
gehalt der Cyanverbindung, auch der des Cyans in diese Säure über-
geht, dass ferner*) eine wässrige Lösung von essigsaurem und va-
leriansaurem Kali durch den electrischen Strom in kohlensaures Kali,
Kohlensäure und das Radikal Methyl und Butyl zerfällt, und nachdem
endlich Dumas, Malaguti und Leblanc**) gezeigt haben, dass
essigsaures Ammoniak in Cyanmethyl zurückgeführt werden kann,
durfte Kolbe die Hypothese festhalten, dass die Säuren der Fettsäure-
reihe sämmtlich Radikale der Alkoholreihe enthalten, in denen aber
zwei Atome Kohlenstoff weniger vorhanden sind, als in einem Atom
der Säure. Diese zwei Atome Kohlenstoff, welche letztere mehr ent-
hält als das entsprechende Alkoholradikal glaubte daher Kolbe anfangs
darin als mit den drei Atomen Sauerstoff der Säure zu Oxalsäure
verbunden annehmen zu dürfen. Die Säuren der Fettsäurereihe, oder
vielmehr alle drei Atome Sauerstoff enthaltende organische Säuren
sollten daher nach ihm als mit verschiedenen organischen Radikalen
gepaarte Oxalsäure zu betrachten sein. Diese Ansicht aber verallge-
meinerie er bald durch die Annahme, dass nicht Oxalsäure in diesen
Säuren präexistirt, sondern ein aus zwei Atomgruppen bestehendes
Radikal, von denen die eine ein Alkoholradikal ist, die andere aber
aus zwei Atomen Kohlenstoff besteht. Nimmt man nun die Richtig.
keit dieser Ansicht von der Constitution der organischen Säuren als
erwiesen an, die jedoch keineswegs feststeht, wie dies schon oben
angedeutet ist, so werden, wie Wrightson meint, die Formeln für
diese Körper bei gleichzeitiger Annahme der Richtigkeit der Hypothese
von Williamson höchst complieirt. Er hält es nämlich für nothwen-
dig, in der Formel der Essigsäure, welche nach Kolbes Hypothese
N
= (C?H?)C%,03 ist, zwei Atome Methyl, wie es Williamson schreibt,
(Ch?) anzunehmen. Dann würde die Formel der Essigsäure bei Com-
N
Ch? !
ca) 030° werden, die des
u 5 N
ınall —
bination beider Hypothesen h o+(
D ES
en C?H> CHaNE _ 4
ssigäthers ooyg5(0 + 12) 30 . Dann dürfte Wrightson ferner
schliessen, dass man Verbindungen müsste darstellen können, in de-
nen die beiden in jenen Säuren enthaltenen Atome der Alkoholradi-
kale von einander in der Zusammensetzung abweichen. Es müssten
also Verbindungen existiren, deren Zusammensetzung durch die Formeln
IN VEN
ZEN
h AR 12, 28h Een Dach GN
N 0+(c21)0308; h | 0+(cmı)0303 h | 0 +(caı)030°
ausgedrückt werden könnte, welche in die gewöhnliche Schreibweise
*) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 69. S, 257.*
**) Compt, rend. Tom. 25. p. 383,
239
umgesetzt = C5H20°3+H0; C°H70°+H0; C°H80°-+-HO wären,
Daraus, dass es Wrightson nicht gelungen ist, solche Verbindungen
darzustellen, schliesst er, dass die Hypothese von Williamson unrich-
lg sei.
Die Resultate dieser Versuche sollen jedoch im Auszuge erst
mitgetheilt werden, nachdem der Irrthum, in welchen Wrightson ohne
Zweifel verfallen, aufgedeckt worden ist. Dieser Irrthum besteht ein-
zig und allein darin, dass Wrightson der Meinung ist, die Combina-
tion der Hypothesen von Kolbe und Williamson bedinge nothwendig
die Annahme, dass in einem Aequivalent einer organischen Säure,
zwei Aequivalente der Alkoholradikale, wie letzterer sie annimmt, ent-
halten seien. Dies ist jedoch nicht der Fall. Denn wenn man die
Formel der Essigsäure, wie sie Kolbe schreibt, in die Form überfüh-
ren will, die ihr Williamson gegeben haben möchte, wenn er Kolbe’s
Hypothese mit angenommen hätte, so muss man die Anzahl der Koh-
lenstofl- und Sauerstoflatome halbiren, während die der Wasserstofl-
—
atome ungeändert bleiben. Aus HO-+-(C?H3)C?,03 erhält man also
EN
h0%/a+(Ch3)C,01/2 oder besser um diese Formel Williamson’s Schreib-
VEN
A Ä Ana
weise vollkommen zu nähern (Ch eK, aeg" ee
erselzen durch Metalle und irgend welche organische Radikale. Wird
es durch C?h® erselzt, so hat man die Zusammensetzung des Essig-
äthers, wird-es durch C5h?! ersetzt, so entsteht essigsaures Amyl-
oxyd. Andererseits lässt man an Stelle von Ch?, C?h?, C3h?, C*h° ete.
trelen, so erhält man Propionsäure-, Butiersäure-, Valeriansäurehy-
drat etc, Tritt an Sallandgs (Ch?) h, so hat man die Ameisensäure,
u ernatl et sein muss, Wird endlich h durch
nn
(Ch3)CO ersetzt, so entsteht nach Williamson’s Vorstellungsweise die
wasserfreie Essigsäure, deren Formel dann wäre
Bi
(Ch3)CO
[EN
(Ch3)CO
In ähnlicher Weise, wie in dem Vorhergehenden, widerlegt Wil-
liamson *) selbst den Einwurf, welchen Wrightson gegen seine Theo-
rie vorgebracht hat. Damit soll aber hier dieser Theorie nicht das
Wort geredet sein, denn in dem frühern Aufsatze des Vortragenden
sind genügende Gründe gegen ihre Brauchbarkeit aufgeführt worden.
Hieraus folgt zwar, dass der Zweck, welchen Wrightson er-
reichen wollte, nämlich nachzuweisen, dass Williamson’s Hypothese von
der Zusammensetzung des Alkohols und seiner Derivate unrichtig sei,
durch die von ihm angestellten Versuche nicht erreicht werden konnte,
*) Philos, magaz. Vol. 6. p, 204.*
240
allein dessenungeachtet möchten die Versuche selbst und ihre Resul-
tate, obgleich sie negativer Natur waren, nicht ohne Interesse sein. —
Zuerst versuchte Wrightson durch gleichzeilige Zersetzung von Cyan-
äthyl und Cyanamyl mittelst Kalihydrat eine Doppelsäure zu erzeugen,
in der nach Kolbe’s Hypothese Aethyl und Amyl enthalten angenom-
men werden musste. Aus ersterem musste durch jene Basis Propion-
säure, aus letzterem Capronsäure entstehen. Es war möglich, dass
beide im Entstehungsmoment jene Doppelsäure bilden könnten. Es
entstand jedoch nur ein Gemisch von beiden Säuren. — Darauf hoffte
Wrightson eine dem Kyanäthin (CPHA53C?N. oder (30C?H>-H302N)
analoge Verbindung zu erhalten, in der aber ein Aequivalent 03H
durch C10H1! ersetzt ist, wenn er Cyanäthyl und Cyanamyl gleich-
zeilig erzeugte, und sie im Entstehungsmomente auf einander einwir-
ken liesse, indem er hoffte, dass ein solches Product durch Einwir-
kung von Kalihydrat in die gesuchte Doppelsäure verwandelt werden
möchte. Er mischte deshalb gleiche Aequivalente schwefelsauren Ae-
ihyloxyd-Kalis und schwefelsauren Amyloxyd-Kalis innig mit 2 Aequi-
valenten Cyankalium zusammen und erhitzte die Mischung. Aber auch
in diesem Falle bildete sich nur eine Mischung von Cyanäthyl und
Cyanamyl, aus der durch Einwirkung von Kali wiederum eine Mi-
schung von Propion- und Capronsäure erhalten werden konnte, —
Schliesslich sollen noch die Resultate der Untersuchung einiger propion-
saurer und einiger capronsaurer Salze, welche Wrightson ausgeführt hat,
kurz erwähnt werden. — Propionsaure Kalkerde krystalilisrt
in schönen, langen, zusammengruppirten Prismen, die nicht verwiltern,
über Schwefelsäure getrocknet 1 Atom Wasser zurückhalten, das
erst bei 100°C. entweicht. Dieses Salz besteht aus CSH>0°Ca0+H0.
— Propionsaures Kupferoxyd C6HE50°Cu0-+H0 bildet oclaö-
drische dunkelgrüne, leicht lösliche Krystalle. — Propionsaure
Baryterde C6H50°Ba0 -+-HO bildet breite tafelarlige Prismen, —
Propionsaures Amyloxyd C6H5034-C10H1!0 wird durch De-
stillation von propionsaurem Kali mit schwefelsaurem Amyloxyd - Kali
als eine farblose, nach Ananas riechende, wenig in Wasser, dagegen
in jedem Verhältniss in Aether und Alkohol lösliche Flüssigkeit ge-
wonnen, — Gapronsaure Talkerde krystallisirt in sternförmig
gruppirten Nadeln und besteht aus C12H110°MgO -+HO. (Philosoph.
magaz. Vol. VI. p. 86.*)
Herr Heidenhayn gab die Fortsetzung seines Berichtes aus
den Verhandlungen der anatomisch-physiologischen Section der Natur-
forscherversammlung zu Tübingen. — Exactere Untersuchungen über
den Puls konnten bisher nur an Thieren angestellt werden, weil die
bisherige Untersuchungsmethode eine Eröffnung der Arterien nolhwen-
dig machte. Es wird daher besonders den Aerzten, welche häufig
genug Klage über die Unanwendbarkeit der neuern physiologischen
Forschungen auf die Praxis führen, eine neue Methode Vierordts aus
Tübingen willkommen sein, die es möglich macht, den Puls wenigstens
241
in Bezug auf einige Qualitäten ohne Eröffnung der Ader einer ge-
nauern Untersuchung zu unterwerfen. Vierordt lässt die art. radia-
lis eines Menschen, dessen Arm in einer hölzernen Hohlrinne durch
anschraubbare Lederkissen fixirt ist, auf einen einarmigen Hebel aus
Stahl oder Holz wirken., Bei jeder Arteriendiastole wird der Punkt
des Hebels, welcher auf der Arterie liegt, gehoben, um bei der Systole
wieder zu sinken. Das freie Ende des Hebels macht dabei natürlich
um so grössere Bewegungen,- je entferuter es dem Angriffspunkte der
auf den Hebel wirkenden Kraft liest. Durch willkürliche Verlänge-
rung des Hebels und durch möglichstes Naherücken des Drehpunktes
des Hebels an die. Arterie können mithin die Bewegungen des freien
Hebelendes beliebig vergrössert werden. Sie zeichnen sich mittelst
eines Pinsels, welcher an der Spitze des Hebels sitzt, an einem Ky-
mographion ab. Die Pulsbewegungen, bisher dem immerhin unsichern
Urtheile des tastenden Fingers des Arztes unterworfen, werden so
auf leichte Art fixirt; man erhält eine Curve des menschlichen Pulses,
welche die feineren Nuancen desselben bildlich darstellt, die früher
an den Gefühlswärzchen ohne Eindruck spurlos vorübergingen. Vier-
ordt zeichnete z. B. vor einer grössern Zahl von Aerzten den Puls
des Tübinger Anatomiewärters, an welchem Niemand auch bei der
srössten Aufmerksamkeit etwas Aussergewöhnliches entdecken konnte.
Die Curve wies deutliche Dierotie nach, denn der absteigende Ast
jeder einzelnen Welle machte auf der Hälfte seines Weges eine In-
flexion und stieg ein wenig, um erst dann zur Abscisse zurückzukeh-
ren. Aus der Höhe der einzelnen Wellen der Curve kann auf die
Grösse des Pulses, aus der Anzahl von Wellen auf einem bestimm-
ten Abseissenstücke, dessen Zeitwerih aus der Drehungsgeschwindig-
keit des Kymographions bekannt ist, auf die Frequenz, aus der Ab-
seissenlänge jeder einzelnen Welle auf die Geschwindigkeit geschlos-
sen werden, und zwar mit ziemlicher Sicherheit, da ja alle diese
Qualitäten des Pulses graphisch dargestellt sind. Mit ziemlicher Sicher-
heit, denn es ist freilich nicht zu läugnen, dass diese Methode der
graphischen Darstellung mancherlei Fehlerquellen in sich schliesst.
Vor Allem würde eine Vergleichung der Pulse verschiedener Indivi-
duen nur unsichere Resultate geben können, da die art. radialis nicht
immer in gleicher Tiefe unter der Oberhaut liegt. Sie ist bald durch
dickere bald durch dünnere Lagen von Zellgewebe und Fett bedeckt.
So kann es geschehen, dass die Höhe der Pulswellen und somit auch
ihre Länge bei gleicher Diastole der Arterien ungleich ausfällt. Selbst
bei einem Individuen werden Pulswellen, welche unter verschiedenen
körperlichen Zuständen, mit denen ja besonders die Fettmenge des
subeutanen Zellgewebes so ausserordentlich wechselt, aufgezeichnet
wurden, einen Vergleich bis zur letzten Genauigkeit nicht zulassen.
Immerhin wird uns die graphische Darstellung des Pulses genauere
Aufschlüsse über denselben geben, als es das blosse Anfühlen des-
selben zu thun vermag, und wenn die Mediein einst die Kenntniss
des Pulses gehörig allseitig zu verwerthen gelernt hat, wird sie dem
16 **
242
Erfinder des neuen Instrumentes gewiss Dank dafür wissen. — Ueber
den Einfluss von Chloroform- und Aetherinhalationen auf den Blut-
druck hat Prof. Vierordt Untersuchungen an Hunden angestellt. Aus
den Curven, welche er miltelst des Volkmann’schen Hämodynamome-
ters zeichnete, ergab sich, dass nach der Einathmung grösserer Quan-
titäten der mittlere Blutdruck zuerst um beträchtliches (4/g, !/z, selbst
um das Doppelte) steigt, wahrscheinlich in Folge der bei eintreten-
der Betaubung mit grosser Energie stattfindenden Respirationsbewe-
gungeu. Die einzelnen Pulswellen sind dabei anfangs beträchtlich
hoch, nehmen aber bald ab und werden unregelmässig. Mit ihnen
sinkt auch der mittlere Blutdruck bis auf 2/3, selbst auf die Hälfte
der normalen Höhe. Im Maximum der Betäubung werden die einzel-
nen Pulscurven sehr niedrig und bewahren dabei eine auflallende
Gleichmässigkeit, weil der Einfluss der Respiralion fast ganz zu schwin-
den scheint. Wird die Narkotisirung bis zum Tode fortgesetzt, so
erfolgen im Momente des Todeskampfes noch einige heftige Respira-
tionsbewegungen; sie bewirken eine momentane Steigerung des mitt.
lern Blutdrucks über die Norm hinaus, dem bald ein Sinken auf 5
oder 1/, folgt. Anf dieser Höhe erhält sich dann der Druck bis zum
Erlöschen des Lebens. — Von practischem Interesse ist, dass bei
Chloroformirung der Blutdruck weit schneller sank und der Einfluss
der Respiration auf dıe Cirenlation weit eher aufhörte, als bei Aelhe-
sisirung; ein bedeutsamer Wink für die Aerzte, dem Aether vor dem
gefährlicheren Chloroform bei Anästhisirungen den Vorzug zu geben.
Eine neue Methode, den Gehalt des Blutes an rothen Blutkör-
perchen mit annähernder Genauigkeit in kürzester Zeit zu bestimmen,
theilte Prof. Vogel aus Giessen mit, Sie beruht auf Vergleichung
der Farbe des aus der Ader gelassenen Blutes mit einer Farbenscale,
welche hergestellt wird durch Verdünnung eines Blutes von ander-
weilig bekanntem Gehalte an Körperchen mit verschiedenen Mengen
Wasser. Jede dieser Mischungen, deren Körperchengehalt durch den
bekannten Wasserzusatz zu einem auf die Menge seiner Körperchen
untersuchten Blute ebenfalls bekannt ist, hat eine bestimmte, hellere
oder dunklere Farbe. Man reiht nun das zu untersuchende Blut in
diese Farbenscala ein und giebt ihm den Körperchengehalt der Mi-
schung, mit welcher seine Farbe übereinstimmt. Man wird freilich
dadurch nur zu höchst oberflächlichen Bestimmungen kommen kön-
nen, einmal, weil es mit der Vergleiehung der Farben bis zu einer
gewissen Genauigkeit ein übel Ding ist, vorzüglich aber, weil es durch-
aus nicht erwiesen ist, dass zwei Blutsorten von gleicher Farbe auch
eine gleiche Zahl von Blutkörperchen enthalten. Was der einen Sorte
an Menge der Körperchen abgeht, kann ihr durch intensivere Färbung
jedes einzelnen ersetzt werden, so dass bei ungleichem Blutkörper-
ehengehalte dennoch zwei Blutsorten leicht dieselbe Farbe haben kön-
nen, Doch braucht der Pracliker am Ende auch nur annähernde Be-
stimmungen; es handelt sich für ihn nur darum, ob der Blutkörper-
chengehalt beträchtlich über die Norm gestiegen oder unter die Norm
243
gesunken ist, und soviel leistet jene leicht anwendbare Methode ge-
wiss. Für den Practiker aber allein hat sie der Erfinder bestimmt,
Ueber diesen Gegenstand erhob sich eine Diskussion. Unter
Andern bemerkte Hr. Heintz, dass diese Methode der Blutuntersu-
chung aus dem von Hrn. Heidenhayn schon angeführten Grunde
nicht nur nicht die relative Menge der in verschiedenen Blularten
enthaltenen Körperchen zu bestimmen erlaubt, sondern dass sie aus
einem andern Grunde nicht einmal ein Maass abgiebt für die Menge
des Blutfarbstoffs in demselben. Die Farbe des Blutes ist nämlich
nicht allein abhängig von der Menge des Blutfarbstoffs sondern auch
von der Art, wie derselbe in dem Blut enthalten ist. Tritt er durch
irgend einen Umstand aus den Körperchen heraus, so dass er sich
in dem Serum auflöst, so ist die Färbung, die er dem Blute ertheilt,
eine ganz andere als so lauge er sich innerhalb der Körperchen be-
findet. Der Zusatz von Wasser zum Blute ist ein solches Mittel den
Farbstoff aus den Blutkörperchen austreten zn machen. Ein und die-
selbe Quantität Wasser kann aber auf verschiedene Blutarten in die-
sem Punkte ganz verschieden einwirken. Dazu kommt noch, dass
selbst die Form der Blutkörperchen, die durch den Zusatz von Was-
ser je nach der Zusammensetzung des Serums oder der Blutkörper-
chen verschiedenartig modifieirt werden kann, auf die Farbe des Bluts
den wesentlichsten Einfluss hat. Die biconvexen Blutkörperchen fär-
hen dasselbe ganz anders als die biconcaven,. Herr Heintz spricht
daher seine Meinung dahin aus, dass die Farbe des Bluts namentlich
des mit Wasser verdünnten von zu vielen Umständen abhängig ist,
als dass man aus derselben allein auf die Menge der Blutkörperchen
im Blut schliessen dürfte.
October 19. Herr Heppe in Potschappel hat das Verhal-
ten des Nitroprussidnatriums zu verschiedenen Reagentien zu ermitteln
gesucht, Das zu diesen Versuchen verwendete Salz war sowohl nach
der von Playfair*), als auch nach der von Overbeck**) ange-
gebenen Methode dargestellt, und durch Umkrystallisiren aus heissem
Weingeist gereinigt. So gereinigt stellt das Nitroprussidnatrium schöne,
glänzende, rubinrotbe Krystalle dar, die sich leicht in Wasser und
heissem Alkohol, schwerer in kaltem lösen. In Holzgeist (Methylalko-
hol) und Aether lösen sie sich auch etwas. — Durch concentrirte
Chlorwasserstoffsäure wird das Salz zersetzt, ebenso durch concen-
trirte Scawefelsäure unter starker Gasentwickelung. — Die wässrige
Lösung des Nitroprussidnatrium wird weder durch Aetzammoniakflüs-
sigkeit, noch durch Chlorammoniumlösung, noch durch kohlensaure
Ammoniaklösung getrübt. — Durch eine Auflösung von Chlorbaryum
oder salpetersaurer Baryterde entsteht in der Playfair’schen Salzlösung
keine sichtbare Veränderung. — Ebenso verhält sich die Lösung der
salpetersauren Strontianerde. — Auch durch Chlorcaleiumlösung wird
*) Phil. Mag. 3. Ser. Vol. XXXVI. p. 197. 271. u. 348,
**) Archiv d. Pharm. Bd. LXAIL. p. 270.
244
die wässrige Nitroprussidnatriumlösung nicht getrübt, durch Kalkwas-
ser tritt jedoch eine dunklere, weingelbe Färbung ein. — Die Lösun-
gen von schwefelsaurer Magnesia, von Alaun, von essigsaurem Man-
ganoxydul und schwefelsaurem Zinkoxyd werden ebenfalls durch obige
Salzlösung nicht getrübt; auch nicht durch Kochen. — Durch salpe-
tersaures Kobaltoxyd entsteht sofort eine starke, rösafarbige Trübung,
der Niederschlag setzt sich erst nach längerer Zeit ab, und löst sich
leicht in Aetzammoniak mit schön grüner Färbung. — Durch salpe-
petersaure Nickeloxydlösung entsteht in der Lösung des Nitroprussid-
natriums sofort eine weisse, opalisirende Trübung. Der gelalinöse
Niederschlag setzt sich erst nach sehr langer Zeit ab. Er ist in
Aetzammoniak löslich. — Eine Lösung von schwefelsaurem Cadmium-
oxyd bewirkt in einer Lösung des Nitroprussidnatrium sofort einen
blassrosafarbigen Niederschlag, der wach dem Trocknen noch heller
erscheint. — Mit der Lösung des essigsauren Bleioxyds erhält man in
der Nitroprussidnatriumlösung keinen Niederschlag; durch basisch es-
sigsaures Bleioxyd entsteht nur eine theilweise Fällung, indem ein
schmutzig gelber, nur geringer Niederschlag zu Boden fällt, und die
überstehende Flüssigkeit noch röthlichgelb gefärbt erscheint. — Mit
saurer salpetersaurer Wismuthoxydlösung keine Trübung in der Salz-
lösung. Dagegen bewirkt eine Lösung von schwefelsaurem Kupfer-
oxyd sofort einen graublauen Niederschlag von Nitroprussidkupfer. —
Auch salpetersaure Silberoxydlösung bewirkt sogleich einen starken
weissen Niederschlag. — Die Nitroprussidnatriumlösung wird durch
Quecksilberchloridlösung nicht verändert, wohl aber durch salpeter-
saure Quecksilberoxydlösung röthlichweiss gefällt; durch salpetersaure
Quecksilberoxydullösung entsteht ein fast weisser Niederschlag. Beide
Niederschläge lösen sich vollkommen in Aetzammoniakflüssigkeit ; die
Lösung zersetzt sich aber sehr bald. — Nitroprussidnatrium in Al-
kohol gelöst, und mit einer alkoholischen Lösung von Platinchlorid
versetzt, verändert sich nicht. — Die wässrige Lösung des Nitroprus-
sidsalzes gibt mit Goldchloridlösung keinen Niederschlag, kocht man
jedoch das Gemisch, so trübı es sich und wird weiss opalisirend, ge-
gen das Licht gehalten, röthlich durchscheinend, und nach wenigen
Stunden setzt sich ein schmutzig weisser Niederschlag ab. — Mit
Brechweinsteinlösung entsteht kein Niederschlag. — Mit Lösung von
wolframsaurem Natron ebenfalls nich. — Eine durch Chlorwasser-
stolfsäure geklärte Lösung von Zinnchlorür bewirkte in der Nitro-
prussidnatriumlösung keine Trübung, übersättigt man jedoch die Mi-
schung mit Ammoniak so entsteht nicht, wie gewöhnlich, ein weisser,
sondern ein isabellgelber Niederschlag. — Mit Eisensesquichlorid ent-
steht kein Niederschlag, wohl aber mit schwefelsanrer Eisenoxydullö-
sung ein hellbrauner. — Mit wässrigem anderthalb Chlorchrom bil-
det sich sofort ein graugrüner gelatinöser Niederschlag.
Herr Tausch theilte die Resultate mit zu denen Lehmann bei
seinen neuesten Untersuchungen über die im Blute enthaltene krystal-
lisirbare Proteinsubstanz, von der bereits in einer früheren Sitzung
245
die Rede war (Bd. I. p. 280.), gekommen ist. Die zahlreich ange-
stellten Versuche lehrten, dass nicht die Verdunstung der Flüssigkeit,
wie man dies nach der ersten Entstehungsweise der Krystalle unter
den Deckplättchen bei der mikroskopischen Beohachtung hätte erwar-
ten sollen, sondern die Einwirkung des Sauerstoffs und der Kohlen-
säure der Atmosphäre. und die des Lichtes als wesentliches Beförde-
rungsmittel die Krystallbildung bedinge. Die grosse Schwerlöslichkeit
der Krystalle deutete an, dass sie nicht völlig identisch mit der ur-
sprünglich in den Blutkörperchen gelösten Substanz sein dürften, denn
während das Meerschweinchenblut wenigstens 7 pCt. dieser Substanz
liefert, vermag das Wasser, selbst wenn es Salz und Eiweiss enthält,
doch nur 0,17 pCt. aufzulösen. Durch künstliche Anwendung der
oben genannten Agentien gelang es eine sichere Methode zur Darstel-
lung der Krystalle im Grossen aus dem mit Wasser verdünnten Blut
zu finden. Die Einwirkung des Sauerstoffs muss stets der der Koh-
lensäure vorausgehen und zwar muss das Blut vollständig mit Sauer-
stoff gesättigt sein, bevor man die Kohlensäure hineinleitet, sonst schei-
det sich nicht alle krystallisirbare Substanz aus. Ozonisirter Sauer-
stoff war ohne bemerklichen Einfluss auf die Krystallbildung; ebenso
Wasserstoff, wenn es allein angewendet wurde. Die Stelle der Koh-
lensäure vermag letzteres Gas nicht zu vertreten, wohl aber die des
Sauerstoffs, eine auffallende Thatsache, da die Wichtigkeit des Sauer-
stoffs bei der Krystallbildung so entschieden erwiesen schien. Leh-
mann ist jedoch nicht geneigt anzunehmen, dass der Wasserstoff bei
der Bildung der Krystalle die Rolle des Sauerstoffs spiele, sondern
er meint vielmehr, dass der in der Flüssigkeit vorhandene oder der
aus der Atmosphäre hinzutretende Sauerstoff die stets geringere Menge
der Krystalle erzeugt habe. Substituirt man den Sauerstoff durch *
Stickstoffoxydul, so fällt die Ausbeute ebenfalls stets geringer aus.
Kohlenoxydgas vernichtet in jedem Falle die Krystallisationsfähigkeit
des Blutes, ja es wirkt sogar zersetzend auf die bereits gebildeten
Krystalle ein; ebenso wie auch durch Kohlenoxyd geschwärztes Blut
durch Sauerstoff nicht wieder seine lichte Farbe erlangt. Weder die
Abwesenheit von Fibrin, noch die Anwesenheit von Serum ist zur
Bildung der Krystalle nothwendig. Selbst die letzten Auswaschflüs-
sigkeiten der Blutkuchen, die gewiss nur Spuren von Serumbestand-
theilen enthalten, liefern die schönsten und reinsten Krystalle. Aus
dem Serum selbst aber sind diese auf keine Weise zu erhalten, Die
Gegenwart von Fihrin ist der Krystallbildung sogar förderlich.
Die specielle Methode zur Darstellung der Blutkrystalle ist nun fol-
gende: Das aufgefangene Blut wird, wo möglich vor vollständiger Ge-
rinnung, mit ungefähr dem gleichen Gewicht oder Volum destillirten
Wassers gemischt; ehe der Blutkuchen sich zu contrahiren anfängt,
wird er mit einer Cooperschen Scheere in mässig kleine Stücke zer-
schnitten. Um nun den Faserstoff weiter zu zerkleinern und von
Blutkörperchen möglichst zu befreien, bedient sich L. einer Spritze
mit gläsernem Cylinder und gut schliessendem Stempel; an Stelle der
246
gewöhnlichen Canüle ist auf die Messingumfassung des Cylinders eine
siebförmig durchlöcherte Platte von Messing aufzuschrauben. Durch
die Löcher — von 0,25 Millim. Durchmesser — wird das Coagulum
hindurchgepresst und unmittelbar auf ein Leinwandfilter gegeben, aus
welchem durch Auspressen die cruorreiche Flüssigkeit gesammelt wird.
Bei grösseren Blutmengen, wie man von Menschen, Hunden und grös-
seren Säugethieren überhaupt erhält, ist es voriheilhafter, das unge-
wässerte Blut erst vollständig gerinnnen, den Blutkuchen sich contra-
hiren zu lassen und das ansgepresste Serum abzugiessen, ehe man
denselben zerschneidet und in die Spritze bringt; der Faserstoff auf
dem Filter wird dann mit so viel Wasser ausgewaschen, dass die
durchgelaufene Cruorflüssigkeit etwa mit dem gleichen oder 14/,fachen
Volum Wasser verdünnt ist. Durch diese wird nun eine halbe Stunde
lang Sauerstoff geleitet, so dass sich fortwährend auf deren Oberflä-
che grossblasiger Schaum befindet. Leitet man dann Kohlensäure
durch die Flüssigkeit, so beginnt die Krystallbildung gewöhnlich schon
nach 5 Minuten; nach 12 bis 15 Minuten wird die Trübung sehr
bedeutend und beim blossen Stehen hat sich die Krystallsubstanz nach
2 Stunden vollständig abgeschieden. — Diese Methode ist jedoch nur
dann anwendbar, wenn das Blut, wie hei Meerschweinchen, Ratten,
Mäusen etc., tetraedrische Krystalle liefert. Beim Blut anderer Thiere,
deren Krystalle in Prismen — wie bei den meisten Thieren, beson-
ders beim’ Pferde, Hunde, Igel — sechsseitigen Tafeln — bis jetzt
nur beim Eichhörnchen gefunden, — oder in reinen Rhomboedern
— wie beim Hamster — anschiessen, erleidet die Darstellungsme-
thode wegen der leichteren Auflöslichkeit der Krystalle insofern eine
Modifikation, als durch Zusatz von Alkohol die Lösungsfähigkeit des
Wassers vermindert werden muss. Wird der Alkohol vor Anwendung
der Gase der (ruorflüssigkeit zugesetzt, so hat dies noch den Vor-
theil, dass er das Austreten des Hämatokrystallins, wie L. diese kry-
stallisirende Proteinsubstanz nennt, aus den Blutkörperchen beschleu-
nist, An die Stelle des Alkohols kann auch oft mit gleich gutem
Erfolge Aeiher gesetzt werden, der noch schneller als Alkohol die en-
dosmotische Strömung zwischen Zellen und Intercellularflüssigkeit um»
kehrt. Diese Umkehrung der endosmotischen Strömungen ist zur Er-
zielung der Krystalle wesentlich nothwendig und daher die Verdün-
nung der Cruorflüssigkeit mit Wasser unvermeidlich. Bei den leicht-
löslichen prismatischen Krystallen reicht aber die Anwendung von
Aether allein nicht aus; ein geringer Zusatz von Alkohol ist hier
nothwendig. Bei den hexagonalen und rhombischen Krystallen genügt
es, nach Einleiten der Gase, ln Volum Aether zu zuseizen, um fast
augenblicklich eine vollständige Ausscheidung der Krystalle zu erzie-
len. — Alle diese verschiedenen Krystalle schliessen noch viele mor-
photische Elemente des Blutes ein. Eine reine Lösung erhält man,
wenn man die Krystalle so lange mil reinem oder spiritnshalligem
Wasser schlämmt, bis die filtrirte Flüssigheit weder durch salpelersau-
res Silberoxyd, noch durch Quecksilberchlorid und Zinnchlorür gefällt
247
wird. Bis jetzt wenigstens ist die Erwartung getäuscht worden, aus
jener reinen Lösung die Substanz wieder krystallisirt zu erhalten.
Ein Umkrystallisiren gelang bis jetzt nur sehr unvollständig, wiewohl
die Krystallisationsfähigkeit nicht verloren ist. Unter dem Deckplätt-
chen krystallisirt die Substanz wie gewöhnlich, ja sie bildet dann
meisst grössere und ausgebildetere Krystalle. Bringt man eine dünne
Schicht der Lösung in eine sehr flache Schale und überlässt sie an
der Luft der Verdunstung, so krystallisirt die Substanz wie ein ge-
wöhnliches Mineralsalz; an den Rändern bilden sich zahlreiche Efflo-
rescenzen, in der Mitte der Flüssigkeit die schönsten und grössten,
mit blossem Auge sehr gut sichtbaren Krystallformen. Indessen er.
hält man hier nicht genügende Mengen, wie sie die genauere Unter-
suchung fordert. Versucht man diese zu erlangen, so zersetzt sich
selbst bei niederen Temperaturen das Ganze unfehlbar. Selbst im
Vacuo entstehen keine Krystalle, ja eine Lösung, welche unter der
Luftpumpe gewesen war, hatte ihre Krystallisationsfähigkeit vollständig
verloren. L. hält dies durch den Verlust an Kohlensäure, die sich
unter der Lultipumpe entwickelt, bedingt. Somit scheint es, dass der
krystallisirte Körper eine Verbindung von Kohlensäure mit einer Pro-
teinsubstanz sei. Durch neues Einleiten der Gase konnte die Krystal-
lisationsfähigkeit nicht wieder hergestellt werden. Eine approximative
Analyse ‚der Krystalle aus Hundeblut gibt wenigstens eine Idee von
der Zusammensetzung der merkwürdigen Substanz. — Resultate der
Analysen:
I. 1. II.
C 55,41 55,24 55,18
H 2308. .7,12% 7,14
N 17,27 17,31 17,40
O mit etwas S 20,24 20,33 20,28
Die coagulirte, mit Wasser, Alkohol und Aether ausgelaugte Substanz
enthielt nur wenig S: für Hundeblut 0,206 bis 0,253 pCt; für
Meerschweinchenblut 0,405 bis 0,526 pCt. — In dem ausgelaugten
Hamätokrystallin des ersteren fand man 0,718 bis 0,938 pCt. Asche,
im Vacuo getrocknet, aber nicht ausgelaugt, 1,323 bis 1,392 pCt.
Die Metaphosphorsäure der Asche ist in dem löslichen, unveränderten
Hämatokrystallin als gewöhnliche Phosphorsäure, phosphorsaures Salz
oder gepaarte Phosphorsäure enthalten. — Resultate der Analysen
der Asche der Krystalle von Meerschweinchen- (l.) und Hundeblut (II.) :
l: 1.
Eisenoxyd 48,65 63,54
Phosphorsäure 18,75 19,81
Kalk 5,51 5,96
Talkerde 141 0,97
Ehlorkalium 22,93: 5,21
Schwefels. Kalk 2,33 3,46
99,48 99,25
248
Die Asche der coagulirten und ausgewaschenen Krystallsubstanz ent-
hält 91—95,8 pCt. Fe?0° und neben diesem nur Phosphate. — Die
unlöslichen, morphotischen Elemente sind in der auskrystallisirten Sub-
stanz in verschiedener Menge enthalten. Directe Versuche ergaben
9,41 — 16,86 pCt. Daher rühren auch die Schwankungen in den
analytischen Resultaten. Ebenso lässt sich auch nicht bestimmen, in
wie weit der gefundene Schwefel- und Salzgehalt dem Hämatokrystal-
lin selbst oder der eingemengten Hüllen- und Kernsubstanz der far-
bigen und farblosen Körperchen ucs Blutes angehört. — Lufttrocke-
nes Hämatokrystallin aus Hundeblut verlor im Vacuo 9,79 pCt. Die
so getrocknete Substanz zog bei 4 15° C. in 14 Tagen, wo dann
keine Gewichtszunahme mehr stattfand, wieder 9,79 pCt. Feuchtigkeit
an. Im Luftbade bei 120° C. verlor die lufttrockene Substanz
nicht mehr als 9,10 pCt. H0. — Durch Aether, Alkohol und nach-
mals auch durch Wasser werden aus dem Hämatokrystallin noch ver-
schiedene extraclive Materien ausgezogen; allein in diesen Extracten
sind meist schon Zersetzungsproducte des Hämatokrystallins enthalten.
Durch die genannten Agenlien geht dasselbe in den unlöslichen Zu-
stand über, wobei es mehrere organische Materien und saure Mine-
ralsalze abscheidet. Das in dem ätherisch alkoholischen Auszuge ent-
haltene Fett ist jedoch nicht als Zersetzungsproduct anzusehen; es
rührt theils von dem im Blute suspendirten Fett, das bei der Kry-
stallisation eingeschlossen wird, theils von den Hüllen und der Kern-
substanz des Blutes her. Das spirituose Extract enthält saure phos-
phorsaure Salze und organische Materie — vielleicht eine gepaarte
PO®° —; zugleich findet man in der Asche stets Eisen. Die Menge
des Wasserextractes fällt verschieden aus, je nachdem die Substanz
längere oder kürzere Zeit ausgekocht wird. Es scheint sich hier, wie
bei anderen Proteinkörpern, eine dem Mulderschen Proleintritoxyde
analoge Substanz zu bilden. Wie oft man auch die Substanz mit
neuen Mengen von HO kocht, immer nehmen diese noch etwas auf.
— Die Löslichkeit des Hämatokrystallins vom Hunde ist sehr ver-
schieden. Sie variirte von 0,5—3,15 pCt. Dies rührt von der leich-
ten Wandelbarkeit der Substanz her. L. hält für wahrscheinlich, dass
1 Th. der Substanz in 190 Th. HO löslich sei. — L. bestimmte
auch die Mengen von festen Stoffen, welche sich beim Gerin-
nen des Hämatokrystallins von demselben trennen und in der Flüs-
sigkeit gelöst bieiben. Aus dem Mittel zweier Versuche ergiebt sich,
dass das Coagulum 2,05 pt. fester Bestandtheile weniger als das lös-
liche Hämatokrystallin enthält. Hiermit slimmen die Resultate der
Untersuchungen auf die extraclartigen Bestandtheile ‘des Hämatokry-
stallin ziemlich gut überein, denn 100 Th. trockener Krystallsubstanz
verloren durch Aether, Alkohol und Wasser 2,81 Th. festen Stolles,
Hierin liegt zugleich der Beweis, dass die extrahirten Stofle den Kry-
stallen nicht mechanisch beigemengt, sondern erst durch den Ueber-
gang der ursprünglichen Substanz in die coagulirte von dieser ge.
trennt worden sind, — Während Eiweisslösung nach der Coagulation
249
des Albumins deutlich alkalisch oder alkalischer als vorher reagirt,
zeigt die vom Coagulum des Hämatokrystallins abgelaufene Flüssigkeit
eine saure Reaction, die hauptsächlich von sauren phosphorsauren Sal-
zen herrührt. Ausserdem aber enthält die Flüssigkeit noch eine or-
ganische Säure, die mit den meisten Basen lösliche, syrupartige, nicht
krystallisirbare Salze bildet. In dem stark verkohlten Rückstand der
Flüssigkeit findet man viel saure phosphorsaure Salze, in der weiss-
gebrannten Asche aber nur metaphosphorsaure mit elwas schwefel-
saurem Kali. Hiernach ist vorläufig die lösliche Krystallsubstanz als
eine Verbindung einer gepaarten Säure zu betrachten, die beim Er-
hitzen, wie die Holzschwefelsäure in Dextrin und Schwefelsäure, in die
coagulirte Materie und [freie Phosphorsäure oder saure Phosphate zerfällt.
Aehnliches findet, wie bereits Berzelius angegeben, beim Globulin der
Krystalllinse statt. Hier rührt jedoch nach L. die Reaction nur von
einer organischen Säure her. Das Globulin hat zwar auch darin
Aehnlichkeit mit dem Hämatokrystallin, - dass es aus seiner wässrigen
Lösung durch Kohlensäure vollständig ausgeschieden wird, aber den-
noch ist es hinlänglich von jener Materie verschieden. Das Globulin
wird durch Kohlensäure vollständig ausgeschieden; der Niederschlag
löst sich nicht in kohlensaurem Wasser, Sauerstoff und almosphäri-
sche Luft aber lösen ihn wieder vollständig, das Hämatokrystallin da-
gegen nur in sehr geringer Menge. Zudem ist der Globulin - Nieder-
schlag weiss, flockig, gallertartig und zeigt unter dem Mikroskope
nicht die geringsten Spuren von Krystallisation. Caseinlösung wird
durch Kohlensäure nur wenig getrübt und scheidet nicht eine Spur
von Krystallen ab. Lösungen des gewöhnlichen Eiweisses werden
durch Kohlensäure nicht im Mindesten getrübt. — Für den Paarungs-
charaeter des Hämatokrystallins sprechen gleichfalls noch die so ver-
schiedenen Krystallformen der aus den Blutzellen verschiedener Thiere
erhaltenen Substanz. Wie schon angegeben hat L. bereits vier der
Hämatokrystallingruppe angehörige Verbindungen gefunden: 1) Das
prismatische. Die mikrokrystallimetrischen Messungen der mannigfa-
ehen Formen haben nicht zu genauen Resultaten geführt. Es ist aber
wahrscheinlich, dass man hier zwei verschiedene Körper derselben
Gruppe zusammenfasst. Es ist auch an sich nicht unwahrscheinlich,
dass die Krystallsubstanz des Blutes der Fische eine andere sein wird,
als die des Menschen und der grösseren Säugelhiere, während doch
schon das Blut der kleineren Säugethiere ein Hämatokrystallin von so
ganz differenten Formen liefert. 2) Das tetraedrische kommt auch in
mehreren vom Octaeder abgeleitelen Formen vor und ist das schwer-
löslichste. 3) Das hexagonale bildet entweder grosse sechsseitige Ta-
feln oder sechsseitige, rosettenförmig gruppirte Prismen, ist viel schwe-
rer löslich als das prismalische. 4) Das rhomboedrische krystallisirt
bei allmähliger Verdunstung in flachen Schalen und unter dem Deck-
plättehen in Rhomboedern, deren Winkelverhältnisse ungefähr = 60°
1209 sind oder im Grossen in äusserst feinen sechsseiligen Tafeln,
in denen hier und da Blutkörperchenrudimente sichtbar sind. Seiner
#1
250
Löslichkeit nach steht es zwischen dem hexagonalen und prismatischen.
— Funke ist nicht abgeneigt zu glauben, dass die Krystallisation
schon innerhalb der Blutkörperchen - beginnen könne. Unter beson-
dern Verhältnissen ist dies wohl beim Blut von Fischen und Amphi-
bien möglich. Für das der Säugethiere aber stellt L. mit Kunde
die Möglichkeit in Abrede. Die Krystallisation beginnt nicht immer
zu einer und derselben, etwa der Form der Blutkörperchen entspre-
chenden Zeit, wahrscheinlich weil sie eben nicht abhängig ist vom
Grade der Verdunstung. Gar nicht selten erschienen, selbst wenn die
Verdunstung sehr langsam von statten ging, gar keine Krystalle; be-
sonders wenn der Tropfen aus der Tiefe einer Blutmasse geholt und
sogleich mit dem Deckplättchen bedeckt wurde, also nicht hinreichend
mit der Luft in Berührung war. Daher mag es kommen, dass so
Vielen bis heute die Versuche, Blut unter dem Mikroskope zur Kry-
stallisation zu bringen, misslungen sind. Man braucht nur den Bluts-
tropfen einige Male anzuhauchen, um der Krystallisation sicher zu sein.
Frisches, nicht mit Wasser verdünntes Blut bildet niemals Krystalle,
— Das prismalische Hämatokrystallin zeigt keine wesentlichen Unter
schiede in seinen Reactionen vom tetraedrischen; die scheinbaren sind
durch die verschiedene Löslichkeit bedingt. Die granatrothe Lösung
des ersteren fängt zwischen 64 und 65°, die pfirsichblüthfarbene des
letzteren bei 63° an zu gerinnen. Salzsäure und Schwefelsäure be-
wirken in der Lösung der tetraedrischen Krystalle keine Fällung, wohl
aber in der der prismalischen, wenn diese nicht mit dem 4fachen
Volum Wasser verdünnt worden ist. Umgekehrt bewirken beide Säu-
ren auch in jener Lösung Niederschläge, wenn man das mehrfache
Volum der eoncentrirten Säuren zusetzt. — Die in neuerer Zeit von
Panum und Melsens fast gleichzeitig dem Albumin als eigenthümlich
zugeschriebene Eigenschaft aus einer essigsauren Flüssigkeit durch
neutrale Alkalisalze und aus einer mit solchen Salzen gesättigten Auf-
lösung durch Essigsäure gefällt zu werden, kommt jedoch allen: Pro-
teinkörpern zu und folglich auch dem lämatokrystallin. Diese dem
Panumschen Acidalbumin analoge Substanz zeigt nach L., sobaid das-
selbe frisch bereitet war, stets folgende Eigenschaften: blassbräunli-
cher Niederschlag, in reinem Wasser erst etwas aufquellend, dann
aber sich sehr leicht lösend; unter dem Mikroskop vollkommen amorph;
beim Liegen an der Luft oder durch Eintrocknen fast völlig unlöslich
in Wasser. Eine gesättigte Lösung wird selbst mit dem achtfachen
Volum Spiritus versetzt nicht getrübt, auch nicht durch Kochen oder
Säuren. Wird die noch etwas saure Lösung vorsichtig mit Kali oder
Ammoniak neutralisirt, so entsteht ein voluminöser Niederschlag, der
sich in verdünntem Aetzammoniak leicht auflöst, aus dieser Lösung
aber schon durch gelindes Erwärmen niedergeschlagen wird. Salpe-
tersäure und Schwefelsäure bewirken aus der Lösung des metamor-
phen Hämatokrystallins reichliche Niederschläge, Salzsäure jedoch nicht;
Kaliumeiseneyanür ohne Säurezusatz eine bedeutende Fällung ; schwe-
felsaure Talkerde, Alaun, schwefelsaures Kupferoxyd, Eisenchlorid,
251
Zinnchlorür und neutrales essigsaures Bleioxyd selbst beim Kochen
keine Niederschläge, wohl aber basisch essigsaures Bleioxyd, salpeter
saures Silberoxyd, Quecksilberchlorid und salpetersaures Quecksilber-
oxydul. Durch diese Reaclionen unterscheidet sich also der fragliche
Körper genügend von dem ursprünglichen Hämatokrystallin. — Pa-
num ist der Ansicht, ‘dass bei der Bildung des Acidalbumins aus dem
Albumin letzteres in zwei Bestandtheile gespalten werde, deren einer
gelöst bleibt. Bei der Bildung des metamorphen Hämatokrystallins
ist dies durchaus nicht der Fall und somit scheint die fragliche Sub-
stanz als Umwandlungsproduct und nicht als Spaltungsproduct be-
trachtet werden zu müssen. Schon durch geringe Mittel wird aber
auch diese Substanz weiter melamorphosirt und tritt dann mit ganz
veränderten Eigenschaften auf. So z. B. der Niederschlag, den man
bei vorsichtiger Neutralisation der schwachsauren Lösung des Krystall-
acids mit verdünnter Kalilauge erhält. Dieser verhält sich gegen Sauer-
stoff und Kohlensäure gerade umgekehrt, wie das Globulin der Kry-
stalllinse. Dies metamorphe Hämatokrystallin geht mit Kohlensäure
eine lösliche Verbindung ein, welche schon durch Einwirkug von
Sauerstoff, Wasserstoff und anderen indifferenten Gasen wieder zer-
lest wird. (Ber. d. k. sächs. Gesellsch. d. Wissenschaften 1853.)
October 26. Herr Baer sprach über die sogenannten Thrä-
nengefässe der alten Römer. Dergleichen, aus Glas oder Thon in den
verschiedensten Formen gefertigt, hat man zahlreich in alten römischen
Gräbern in verschiedenen Gegenden gefunden, über die Bestimmung
dieser Fläschehen aber herrscht noch heute unter den Alterthumsfor-
schern eine ahweichende Meinung. Im 15. Jahrhundert machte sich
die Ansicht geltend, dass die Römer in dıesen Gefässen Thräuen dem
Todten mit ins Grab gegeben hälten. Dagegen aber erhob sich Wi-
derspruch; man nahm an, dass diese Fläschchen zur Aufbewahrung
von Balsamen, ätherischen Oelen etc. bestimmt gewesen seien, welche
man über die auf dem Scheiterhaufen liegenden Leichname oder über
die Asche ausgoss, bevor man diese in die Urnen schültete. Die
letztere Ansicht ist jetzt die verbreitetste, zumal mehrere aufgefundene
Fläschchen in der That ölige Flüssigkeiten enthielten. So besonders
die, welche man 1850 auf einem gallo-römischen Begräbnissplatze
aus dem 4. Jahrhundert in der Gegend von Steinfurth im Grossher-
zoglhum Luxemburg fand. Einige davon enthielten auch geweihtes
Wasser. Bei den ersten Christen herrschte die Gewohnheit solches
den Ahgeschiedenen mit ins Grab zu geben. Die letztere Ansicht
über die Bestimmung dieser kleinen Gefässe wird noch dadurch unter-
stützt, dass man für dieselben in der lateinischen Sprache kein eige-
nes Wort, sowie überhaupt diesen Gebrauch bei keinem alten Schrift-
steller beschrieben findet. Die Gegner wollen zwar einige Stellen zu
ihren: Gunsten deuten, doch ist der Sinn, den sie in die Worte hin-
einlegen, ein gezwungener. 1838 fand man in einem Grabe in der
Nähe der 'porta maggiore zu Rom ein hermetisch verschlossenes
Fläschchen, welches eine Flüssigkeit enthielt, die dem Anschein nach
17°
252
wie Wasser aussah, Man glaubte es seien Thränen, da man keinen
weitern Grund für den so sorgfältigen Verschluss auffinden konnte.
Einen Ausweg aus diesen philologischen Streitigkeiten konnte nur die
chemische Analyse bieten, eine Frage an die Zeugen, die Merkmale
welche im Schoosse der Erde von den verschiedenen Generationen,
die einander auf unserem Planeten folgten, verborgen liegen. Diese
sind im Stande ein helles Licht auf das häusliche und öffentliche Le-
ben längst entschwundener Generationen zu werfen. Hierzu bot ein
Fund, der 1852 zwischen Bigonville und Wolvelange im Grossher-
zogsihum Luxemburg gemacht wurde, die Gelegenheit. Man grub hier
zwei römische Urnen aus, und in diesen fand man Asche, Knochen-
reste und in jeder eins der erwähnten Fläschchen in der Form einer
Kugel aus blauem Glase, hermetisch verschlossen. Auf der Aussen-
seite bemerkte man einen Faden von weissem Glase, der die ganze Ku-
gel in einer unregelmässigeu Spirale umlief. Das eine dieser Fläschchen
zerbrach, das andere ging an das Museum der archäologischen Ge-
sellschaft zu Luxemburg. Der Inhalt glich dem Wasser. Mit diesem
stellte Professor Reuter eine chemische Untersuchung an, deren inter-
essantes Resultat in der That eine überraschende Aehnlichkeit mit dem
zeigte, welches Fourcroy und Vauquelin in der Untersuchung der
Thränenflüssigkeit gefunden hatten. Die von Reuter untersuchte Flüs-
sigkeit hatte den salzigen Geschmack der Thränen, sie enthielt Chlor
natrium und eine organische Substanz, die in der Hilze nicht gerann,
aber durch Quecksilberchlorid gefällt wurde. Verschieden von den
Thränen zeigte sie sich darin, dass der Gehalt an festen Bestandthei-
len grösser war — 1,4 pCt. während F. und V. nur 1,2 pCt. an-
geben — und dass sie eine stark alkalische Reaction zeigte. Beides
aber hat seinen Grund darin, dass das Glas durch die Länge der Zeit
da, wo es mit der Flüssigkeit in Berührung stand, etwas angegriffen
und hierdurch etwas Alkali in Lösung gegangen war, Mit absoluter
Gewissheit jedoch will Reuter die Identität dieser Flüssigkeit mit den
Thränen nicht aussprechen; einmal war die Menge, die ihm bei der
Untersuchung zu Gebote stand, eine sehr geringe — 11/, Grm., also
ungefähr 3/3 Quentchen — und dann sind unsere Kenntnisse über die
chemische Natur der Thränen selbst heute noch sehr dürftig. Reuter
folgert daher aus den Resultaten seiner Analyse nur, dass die frag-
liche Flüssigkeit Analogien mit den Thränen zeige und hierzu hält ihn
Stass — bekannt durch seine Untersuchungen im Process Bocarme —,
dem diese Untersuchung zur Begutachtung vorgelegt wurde, für voll-
kommen berechtigt. Das Alter dieser interessanten Blüssigkeit konnte
leider nicht bestimmt werden, da eine gleichzeitig in den Urnen ge-
fundene Münze verloren gegangen ist. — Dieser Fund hat in der
Brüsseler Akademie noch Veranlassung zu Fragen gegeben, die sich
auf das Wissen Jder alten Römer beziehen. Die Form, die Zartheit
des Fläschehens und vor allem die Art des Verschlusses lassen auf
den Gebrauch des Löthrohrs schliessen, dessen wir uns erst seit we- _
nig über 100 Jahre bedienen. Eine weitere Frage war die, wie ist
253
die Flüssigkeit in die Flasche hineingebracht. Stass hielt dafür, dass
hiernach die Römer bereits die Ausdehnung der Luft durch die Wärme
und die Wiederverdichtung derselben durch die Abkühlung gekannt
hätten. Sonach wäre das Fläschchen auf die Art gefüllt, dass das er-
wärmte Fläschehen mit einer daran befindlichen ausgezogenen Röhre
in die Flüssigkeit getaucht und letztere dann beim Erkalten aufgeso-
gen worden wäre. Roulez dagegen führt an, dass man die Kenntniss
dieses physikalischen Satzes bei keinem älteren Schriftsteller finde.
Nach ihm kann einfach die Flüssigkeit durch einen feinen Trichter
eingegossen sein. Von der Möglichkeit seiner Behauptung hat er sich
durch Versuche mit Fläschchen von gleicher Form im chemischen La-
boratorium der Universität Gent überzeugt. (Bullet. de l’acad. Bru-
zelles. T. XX p. 418 u. 425.)
Nachträglich theilen wir noch den in der Sitzung vom 24. Au-
gust (S. 198.) von Hrn. Tschetschorke gehaltenen Vortrag über
eine transportable Eleetrisirmaschine mit. Um kleine Mengen Eleetri-
eität schnell ohne Anwendung grösserer Electrisirmaschinen zu er-
zeugen, bleiben in der Regel zwei Mittel übrig. Man reibt entwe-
der eine Glas- oder Siegellackstange mit einem seidenen Lappen und
kann natürlich hierdurch nur ganz geringe Mengen Electricität erzeu-
gen, selten soviel um nur einen äusserst schwachen Funken wahr-
nehmen zu können; oder man bedient sich auch wohl des Electro-
phors; indess ist Jedem, der nur damit experimentirt hat, bekannt,
wie unbequem es ist, mit demselben Electrieität zu erzeugen, so dass
man sich in den meisten Fällen doch lieber der gewöhnlichen Elec-
trisirmaschine bedient. In dem physikalischen Cabinet der hiesigen
Realschule fand ich einen Apparat vor, welcher im Cataloge mit dem
Namen Bleetrisirspritze belegt war, wahrscheinlich wohl wegen seiner
Gestalt, der aber wohl besser „ Taschenelectrisirmaschine “ genannt
werden möchte. Ist auch dieser Apparat nicht neu, so fand ich ihn
doch in den mir gerade zu Gebote stehenden Quellen nicht beschrieben.
Zum Experimentiren in Schulen oder für Privatleute (welchen diese Elec-
trisirmaschine schon wegen der Billigkeit und Transportabilität zu em-
pfehlen wäre) finde ich diesen kleinen Apparat äusserst bequem, indem
man z. B. ganz schnell eine Leidener Flasche laden kann. Es ver-
dient dieser Apparat (Fig. B. Taf. II.) den Namen Electrisirmaschine,
denn er besteht aus den 3 Haupttheilen einer solchen: dem Reiber,
dem Reibzeuge und dem Conductor. Eine etwa 8° lange und 1"
dicke Glasröhre (B, B, B, B) bildet den Reiber; dieselbe ist nach
der einen Seite durch eine messingene Kugel A von 2‘ Durchmesser
verschlossen, diese Kugel A stellt den Conductor dar; an der andern
Seite ist die Glasröhre BBBB durch eine abschraubbare. messingene
Kapsel ECG verschlossen; durch eine Durchbohrung der Kapsel CC
geht der 2‘ dicke eiserne Stab dd der an seinem einen Ende mit
einem Handgriffe von Messing ff versehen ist; an der andern Seite
des beweglichen Stabes dd, in der gläsernen Röhre ist ein Stempel
g von Leder befestigt, welcher ziemlich eng an der Wand der Röhre
254
schliesst, mit dem gewöhnlichen Amalgam überzogen ist und das
Reibzeug vorstellt. An dem Stempel oder dem Reibzeug g ist zu-
nächst die 1’ lange, 11/,‘ dicke Glasröhre h und an dieser wiede-
rum ein Stern von Messingblech, dessen Spitzen sämmtlich beinahe
die Glasröhre berühren, befestigt. Dieser Stern k,k,k stellt die Saug-
spitzen des Conductors dar, er steht zunächst mit einem metallenen
Stäbchen h und dieses wieder durch eine messingene Kette 1,1 mit
dem Conductor A in Verbindung, an welchen dieselbe durch die
Schraube m befestigt ist. Der Gebrauch dieses Apparates ist einfach
der, dass man mit Hülfe des Griffes ff das Reibzeug in dem Reiher
auf und nieder zieht. Die bei dieser Bewegung erzeugte Electrieität
wird durch die Spitzen k,k,k von der inneren Glaswand gleichsam
aufgesaugt und durch: h und Il dem CGonducetor A zugeführt. Noch
ist eine an der Stange d befestigte Hülse e zu erwähnen, welche ver-
hindert, dass der Stempel etwa zu weit hineingestossen werden könnte,
indem die Durchbohrung in C,C durch welche d geht so eng ist,
dass e nicht hindurchgeht.
b. Literatur.
Physik. — Plücker, über die Fesselsche Rotations-
Maschine. — In einem besondern Abschnilte seiner Mechanik hat Poisson
die Bewegung bestimmt, die ein der Kraft der Schwere unterworfener Rotations-
körper, der um seine Axe rotirt, in dem Falle annimmt, dass diese Axe um ei-
nen ihrer Punkte frei beweglich ist. Ferner hat Poinsot, der in neuerer Zeit‘
die Erscheinungen der Rotalionsbewegung so entwickelt, dass man die einzelnen
Schritte der Entwickelung gewissermassen mit dem Auge verfolgen kann, auch
allgemeine Resultate mitgetheilt, die sich leicht auf den eben bezeichneten Fall
übertragen lassen. Nichtsdestoweniger liegen die fraglichen Erscheinungen bis-
her sehr wenig in unserer Anschauung. Fessel hat nun einen Apparat construirt,
welcher, indem er diese Erscheinung dem Auge vorführt, jeden überrascht und
geeignet ist, auch den Eingeweihten auf einen Augenblick stutzig zu machen.
Die ursprängliche Construction des Apparates besteht aus einer runden messin-
genen Scheibe, deren Hauptmasse auf den äusseren aufgeworfenen Rand kommt,
durch deren Mitte eine stählerne Axe geht, welche von einem messingenen Ringe
getragen wird. Dieser Ring ist durch ein Charnier mil einem umgebogenen
Eisenstift verbunden, der in eine vertical stehende Hülse von Messing passt
und in dieser sich frei drehen kann. Das Ganze steht auf einem hölzernen
Fuss. — Die innere Scheibe kann durch einen Faden, den man auf dıe stäh-
lerne Axe wickelt und dann abzieht,, in starke rolirende Bewegung gesetzt wer-
den. Dann scheint diese Scheibe mit ıhrem Ringe nicht mehr der Schwere zu
gehorchen und dreht sich, anfangs nur kaum merklich herabsinkend, um den
verticalen Stift in einer Richtung, welche der der Rotation der Scheibe in ih-
rem Ringe entgegengesetzt ist. — Fessel gelangte durch folgende Beobachtung
zur Construction des Apparates. Vor zwei Jahren liess er das 24” im Durch-
messer haltende Rad eines Dampfmaschinen - Modells zwischen beiden Händen
rolıren, um zu sehen, ob das Rad rıchtig gearbeitet. Er fühlte bierbei, dass
die Ebene des Rades während der Rotation fest war und dass man eıne Hand
wegnelimen konnte, ohne dass das nun bloss mit einem Zapfen aufliegende Rad
herunterfel. Die hierbei sich zeigende Rotation in einer Horizontal - Ebene
schrieb er dem Heraufsteigen der hölzernen Axe an der Handfläche zu. Um
das Heraufsteigen zu verhülen, liess er bei einem genaner construirten Apparate
das Ellipsoid in einem Ringe roliren und wollte er zwei vorstehende Stifte, wel-
. 259
che die Verlängerung der Axe bildeten, also selhst nicht rotirten, abwechselnd
unterstützen. Es zeigte sich aber bald, dass die Rotation in einer Horizontal-
ebene keine zufällige, sondern eine wesentliche war. — Nachdem P.
die Wirkung des beschriebenen Apparates gesehen, gab er den Vorschlag zu fol-
gender Verbesserung. Der Ring mit der Scheibe wurde vermittelst des Charniers
an dem einen Ende einer .messingenen Stange befestigt, so dass diese die feste
Verlängerung der Axe bildete. Die Stange konnte in eine messingene Hülse ein-
geklemmt und beliebig darin verschoben werden. Die Hülse war um eine hori-
zonlale Axe beweglich, die ihrerseits an einer verlicalen Axe befestigt war. Die
messingene Stange mit dem Ringe konnte hiernach jede beliebige Steigung an-
nehmen und um die verlicale Axe beliebig sich drehen. So hergerichtet zeigte
der Apparat neben den früheren Erscheinungen auch andere. Drehte sich die
Scheibe in einer Verlical- Ebene, so bewegte sich die Axe nach entgegengesetz-
ter Richtung in der Horizontal- Ebene herum. Nahm die erste Rotations- Bewe-
gung allmälig ah, so steigerte sich die letztere. Wurde diese durch eine. äus-
sere Kraft beschleunigt, so schien der Ring mit der Scheibe leichter zu werden,
indem er in die Höhe ging. Bei einer Verzögerung der horizontalen Drehung
dagegen, schien er schwerer zu werden, indem er sich senkte. Bleibt die Ro-
tatıonsgeschwindigkeit der Scheibe dieselbe, so nimmt die horizontale Rotatıon
ihrer Axe zu oder ab, je nachdem dıe Kraft der Schwere vermehrt oder vermin-
dert wırd. — Nimmt man z.B. die rotirende Scheibe von weıchem Eisen, so
hebt oder senkt sie sich während der Drehung, wenn man mit eınem Magnet-
pole ihı vorangeht oder ihr folgt und dadurch die horizontale Drehung der Axe
beschleunigt oder verzögert. Die Rolalion nimmt ab oder zu, je nachdem man
den Magnelpol unterhalb oder oberhalb der Scheibe hält. — Fessel ist gegen-
wärtig beschäftigt dem Apparat noch andere Modificationen zu geben. — Wäh-
rend in der Bohnenbergerschen Maschine sich Alles um den Mittelpunkt der Fi-
gur dreht nnd die Achse durch ein Uebergewicht auf einer Seite beschwert wer-
den muss, -bildet in der Fesselschen der Rotationskörper, der nicht in seiner
Mitte unterstützt ist, selbst das Uehergewicht, zu welchem das Gewicht des ihn
haltenden Riuges noch hinzukommt. Hiernach bietet sich sogleich eine Verall-
gemeinerung der Construction der Bohnenbergerschen Maschine dar, wobei man
den Rotations-Körper auf seiner Achse aus der Mitte des innern Ringes heraus-
rücken lässt. (Poygend. Ann. Bd. XC. pag. 174.) — Poggendorff bestätigt
— ebenda pag. 348. — aus eigener Anschauung das günstige Urtheil Plückers
über den beschriebenen Apparat, der im verstärkten Maasse die auffallende und
lehrreiche Erscheinung zeigt, die sich bei-dem- bekannten Bohnenbergerschen
einstellt, wenn man die Achse der rotirenden Kugel an einem Ende mit einem
Gewichte beschwert. Ferner zeigt Poggendorff, wie sich die Erscheinung, we-
nigstens in ihren Hauptzügen, ohne Calecül erklären lasse. Obgleich diese Er-
kläarung nur eine unvollkommene Darstellung der wahren Theorie genannt wer
den kann, so macht sie doch, trotz ihrer Mangelhaftigkeit, begreiflich, weshalb
rotirende Körper, die nur nach zwei rechtwinklichen Richtungen hin frei beweg-
lich sind „ nicht jene Stabilität der Rotalionsebene zeigen können, welche man
von jeher an der Bohnenbergerschen Kugel bewundert hat und weshalb also
rotirende Systeme, denen eine allseitige Beweglichkeit abgeht, was man wohl
übersehen hat, nicht zum Erweise der Rotation der Erde anwendbar sind.
Durch eine kleine Vorrichtung, die Fessel an seiner Maschine angebracht hat,
kann man sich experimentell davon überzeugen. Durch einen kleinen Schieber
kann das Siuken der Scheibe verhindert werden. Ist dieser vorgeschoben ,, so
nimmt die Scheibe, wie schnell sie auch um die alsdann horizontale Axe roli-
ren mag, keine Drehung um die verticale an und ebenso leistet sie gegen eine
ihr absichtlich um die letztere Axe mitgetheilte Drehung keine andere Reaction
als die,- welche aus Trägheit der Materie, Reibung und Luftwiderstand erfolgt.
Hängt man aber den Ring an einen Faden auf, oder lässt ihn auf einer Spitze
schweben, so hat man gleich Gelegenheit sich von jener Stabilität fühlbar zu
überzeugen. — Person hat (Compt. rend. T. NXXV. pay. 417. u. 549.)
die richtige Bemerkung gemacht, dass zum Beweise für die Rotation der Erde
vermittelst der Bohnenbergerschen Maschine , auf welche Anwendung Poggendorff
256 2
wohl zuerst (Ann. Bd. LXXXIII. pag. 308.) hingewiesen hat, der Apparat,
um ihn dem Einfluss der Rotation der Erde vollständig zu entziehen, mit seiner
Hauptaxe parallel der Erdaxe gestellt werden müsse. Jede Drehung des Appa-
rates um eine Axe, die nicht mit einer der drei schon vorhandenen Axen zu-
sammenfällt, die Rotation der Kugel abändern muss. Um diese Abänderung ex-
perimentell nachzuweisen, schlägt Poggendorff vor, den Apparat noch mit einer
vierten und zwar verticalen Axe zu versehen, die ihn trüge und wie die innerste
durch das Abziehen eines aufgewickelten Fadens in schnelle Rotation versetzt
werden könne. Diese Axe müsste zwischen das Fussgestell und die den äussern
Ring tragende Hülse eingeschaltet werden und der Ring in der Hülse verschieb-
bar und an jeden beliebigen Punkt festzuschrauben sein. Dann ist es möglich,
der Rotationsaxe der Kugel jede verlangte Stellung gegen die neue Axe zu
geben. B.
Magnus, über die Verdichtung der Gase an der Ober-
fläche glatter Körper. — Die verschiedenen Luftarten dehnen sich ver-
schieden aus. Hierüber waltet kein Zweifel mehr ob, ebenso über die Richtig-
keit der verschiedenen Ausdehnungscoelficienten. |lndess ist doch von Interesse
zu untersuchen, ob vielleicht die Gase an der inneren Fläche der Glasgefässe,
welche für die Versuche henutzt wurden , verdichtet waren und ob eine solche
Verdichtung einen Einfiuss auf die Bestimmung des Ausdehnungscoefficienten ge-
habt haben könnte. Es wurde nun der Ausdehnungscoefficient bestimmt, indem
das angewandte Gas einmal mit einer kleineren, das andere Mal mit einer grös-
seren Fläche des Glase, im Verhältniss zu seinem Volumen, in Berührung war.
Es wurde zuerst eine Glasröhre von 20mm Durchmesser und 250mm Länge, und
dann eine ähnliche benutzt, in der sich aber 250 Glasstäbe befanden, von gl,
Länge und von Jmm. Die Glasoberflächen in beiden Röhren verhielten sich wie
1: 13,5. Das Volumen der Luft war natürlich in der letzteren geringer, so
dass im Verhältniss zu der angewandten Luft sich die Oberflächen nahe wie
1 : 36 verhiellen, die Rechnung ergab zu folge sorgfältiger Versuche mit der-
artigen Apparaten für den Ausdehnungscoefficienten der Schweflichtensäure von
0°—1000 C.
in der Röhre
ohne Glasstäbe mit. Glasstäben
0,3322 0,3596
Hieraus ist ersichtlich, dass eine Verdichtung an der Oberfläche stattgefunden.
Um daraus zu berechnen, wie gross die Verdichtung gewesen, so hbezeichue
in das Volumen des an der Oberfläche der Stäbe bei 0% verdichteten Gases
n
und das Volumen des übrigen entweder. nicht, oder nur an den Rohrenwänden
verdichlelen, bei derselben Temperatur, sei = 1; alsdann ist:
f 14 an } 1,3822 = 1,3896
n
also ul = 0,00535.
n
Die Röhre ohne Stäbe hatte 78525 Cub. Millimeter , das Volumen sämmtlicher
Stäbe war 49079 Cub. Mm. Also das Luftvolumen in der mit Stäben. gefullter
Röhre 29447 Cub. Mm. Folglich war das an der Oberfläche der Stäbe ver-
dichtete Gas
0,00535. 29447—=157,5 Cub. Mm.
Die Oberfläche der Stäbe beirug 196704 Quadrat Mm,, also die Verdichtung für
jedes Quadrat Mm.
157,5 R
196704 = 0,000800
Für die Einheit der glatten Oberfläche von Glas ist also die Verdichtung der
Schweflichtensäure hei 00 —= 0,0008 der kubischen Einheit. — Es blieb noch
zu untersuchen übrig, ob die Verdichtung an einer rauhen Oberfläche grösser
257
sei, als an der glatten des Glases. Zu dem Ende wurde statt der Glasstäbe
Platinschwamm angewendet. Die Bestimmung des Ausdehnungscoeffieienten
ergab
in der Röhre
ohne Platinschwamm mit Platinschwamm
0,3832 0,3922
daraus erhält man
1
— = 0,0065.
)
Das vom Platinschwamm condensirte Gas war gleich 910,4 Cub. Mm. Da sich
die Grösse des Platinschwammes nicht bestimmen lässt, so ist auch nicht anzu-
geben möglich, wie gross die Verdichtung für die Flächeneinheit bei demselbeu
gewesen. Die Versuche zeigen nur, dass in 7 Grammen Platinschwamm eine
stärkere Verdichtung stattfindet als an der Oberfläche der 250 Glasstäbe , die
zusammen 196704 Quadrat Mm. betrug. — Es wurde ferner gefunden, dass
‘der Platinschwamm 0,29 oder nahe !/3 seines Volumens von Schwefelichtersäure
bei 00 verdichtet. — Zugleich verspricht der Autor die Verdichtung der ande-
ren Gase in ähnlicher Weise zu bestimmen, sowie den Beweis des Satzes, „‚dass
die Absorption, wenigstens zum Theil, auf einer Anziehung zwischen den Thei-
len des anziehenden festen oder flüssigen Körpers und denen des Gases beruht
und zwar auf einer der chemischen Anziehung analogen, die verschieden ist für
die verschiedenen Substanzen,‘ in einiger Zeit zu liefern. (Monatsber, d.K. Akad.
d. Wissensch. zu Berlin. Juni 1853. p. 378. T'sch.
In Paris war im Mai am 25. das Maximum des Thermometer-
standes (250) das Minimum am 9. (2,8) der höchste Barometer-
stand war im genannten Monate daselbst am 19. Mittags 759, mm03, der nie-
drigste am 6. Abends 743,49. — Im Juni war das Maximum des Ther-
momelers daselbst anı 28., (30%,1) das Minimum am-25. (3,09). Der
höchste Baromelerstand aın 8. Abends 760,mım38, der niedrigste
am 21. N. M. 746,mm82, — Tsch.
Niekles, über den passiven Zustand des Nickels und
Kobalts. — Die von Keir gemachte Wahrnehmung, dass Eisen, sobald es
mit rauchender Salpetersaure in Beruhrnng gekommen , weniger leicht oxydirt
wird, hat beı den Physikern grosse Aufmerksamkeit erregt und Veranlassung zu
zahlreichen Versuchen gegeben, die von Herschel, Faraılay, Schoenbein,
Buff, de la Rive, Audrews, Mousson, Millon, Beetz und Roll-
mann und zwar aus verschiedenen Gesichtspunkten angestellt worden sind.
Man fand, dass dieser passive Zustand auch eintritt, wenn man das Eisen er-
bilzt, so dass es blau anläuft, oder wenn ınan es in nicht rauchende Salpeters.
taucht und innerhalb derselben mit Platin beruhrt, oder wenn man es mil dem
positiven Pol einer galvanısıhen Kelle in Verbindung bringt. Ein solches Ei-
sen, wenn es als Anode dient, schlägt das Kupfer aus seinen Lösungen nicht
nieder; der Sauerstoff entwickelt sich daran, ohne es anzugreifen; durch Salpe-
ters. erleidet es keine Veranderung, aber es wird sogleich wıeder activ, sobald
man es beim Herausziehen ans der Säure in Wasser taucht. — Gleiches fin-
det man beim Nickel und Kobalt. Beide Metalle, die N. zu seinen Versuchen
anwendele, waren von Deville chemisch rein dargestellt und zu Draht ausgezo-
gen. Durch rauchende Salpeters. nehmen beide eine Passivilät von nur kurzer
Dauer an; diese wurde jeduch stabil, wenn man sie, nachdem sie im Feuer ge-
bläut, noch warm in die Säure getaucht wurden. In Salpelers. sind sie Jedoch
weniger negativ als das Eisen. Sie sind jedoch im Stande den passiven Zu-
stand anf das in nicht rauchende Salpeters. getauchte aclive Eisen zu übertra-
gen. Platın ist stets negativ gegen alle drei Metalle im passiven Zustande
und in diesem verhält sich jedes der letzteren negaliv gegen sich im acliven
Zustande. — N. hat das electrochemische Verhalten der drei Metalle in beiden
Zuständen gegen verschiedene Flüssigkeiten untersucht und giebt darüber fal-
gende Tabelle;
258
TEE TETwEEGG T w — —
Im activen | Im passiven
Flüssigkeit.
Zustand.
Salpeters., rauchende Co, Ni, Fe.
ih von 1,34 spec. Gew. Fe, Co, Ni.| Co, Ni, Fe.
S03+H0 Co, Fe, Ni.| Ni, Co, Fe.
S03 - H0 mit9 Th. HO verdünnt | Fe, Ni, Co. | Fe, Co, Ni.
Kalilauge Fe, Ni, Co.| Fe, Ni, Co.
Camp. rend. T. XXXVIl. pay. 234. B,
Der Oberst Sykes hat im neuesten Bande des Report of the British
Associalıon for the advancement of Science eine Zusammenstellung der Regen-
mengen, welche im Jahre 1851 an 127 Stationen der Präsidentschaft
Bengalen von den damit beauftragten Medicinal - Beamten beobachtet worden
sind, gegeben, woraus hervorgeht, dass hier die grössten Regenmengen auf Er-
den nieıerfallen. Wir lassen hier folgende Data (nach Pogg. Ann. Bd. XC. pag.
90) folgen.
ö R Regenmenge
Meereshöhe| „.: Länge \
engl. Fuss, | Breite. |) Greenw. |; 1mJ- 1851
engl. Zoll.
EpemEeeEeep mehr mpeg m oe or Eee Pan era Een VPE TODE SEHR SET er Eeeaeggen SARESESRTSSSETE eg Tee een
Caleutta 13 220 33°) 830 20° 64,16
Benares 25 18| 83 3 37,06
Agra 27 10| 78 5 27.81
Delhi Sa 25,08
Cachar 24 48| 92 47 102,34
Debroghur 27 31! 9 l 106,95
Mymensing 24 45 90 24 109,90
Gwalparah 26 11/90 40 116,10
Darjeeling 2100057 2,277, 33887218 125,20
Akyab 20 8/92 56 | 155,07
Sylhet 2 a3 A 209,83
Cherraponjie 4500 |25 16| 91 54 610,35
Von dem letzteren Ort, der in dem Kossiyah-Gebirge, nordöstlich von dem Tief-
lande am Ausfluss des Bramaputra, liegt, wussten wir bereits früher durch Cra-
coft’s Beobachtungen während der Monate Juni bis September 1825 , während
welcher Zeit 225 engl. Zoll Regen niedergefallen, dass er zu den regenreichsten
gehöre. Sind auch die einzelnen Jahre an Nässe nicht einander gleich, so bie-
tet die Angabe in obiger Tabelle offenbar das Maximum dar, welches bisher beo-
bachtel worden ist. Denn seine jährliche Regenmenge — 47,71‘ par. ist mehr
als das Doppelte von der zu Mahabuleshwar am Westabhange der Ghauti —
23,61‘ par. — und zu Matonba auf Guadaloupe — 22,85‘ par. —, Orten, die
im Vergleich mit denen unter mittleren Breiten, anch schon wahren Sündfluthen
ausgeselzt sind. In Keswiek, dem regenreichsten Orte Englands, beträgt nach
W. Smith die jährliche Regenmenge nur 67 engl. Zoll, während sie in South
Lambeth, dem trockensten Orte desselben Landes, nur 22,7‘ beträgt. Trotz der
grossen Regenmasse hat Cherraponjie dennoch ein sehr gesundes Klima, so dass
die Regierung kraukes Militair dorthin schafft. Die ungeheure Regenmenge ver-
theilte sich im J, 1851 nach den Monaten wie folgt:
259
Engl. Zoll. Engl. Zoll. Engl. Zoll.
Januar 0,75 Mai 115,15 | September | 71,70
Februar 3,05 | Juni 147,20 | October 40,30
Marz 1,30 ° | Juli 99,40
April 27,60 |August | 103,90
Die Angaben für die beiden letzten Monate des Jahres fehlen. Nach den Beo-
bachtungen des Prof. Oldham, die Sykes auch anführt, soll in dieser Zeit wirk-
lich nieht ein einziges Schaner gelallen sein. — Cherraponjie liegt am Südab-
harıge des oben genannten Gebirges. Hier brechen sich bei den Süd West-Mon-
soons die fenchten Luftströme aus den Deltas des Ganges und Brahmaputra.
In der angegebenen Höhe scheinen die meisten Wasserdampfe zu schweben,
denn auch Mahabuleshwar an den Ghauts liegt in gleicher Erhebung, während
höher liegende Orte, wie das nur 134 enyl. M. nördlichere und 31/40 westli-
chere Darjeeling, so wie das ferne Simla und Dodabelta (in den Neilgherries),
wiewohl auch noch regenreich, doch viel trockner sind. B.
Coulvier Gravier, der das periodisch vom 9. zum 10. August er-
scheinende Sternschnuppen-Phanom seit 1945 zu Paris beobachtet hat,
sprieht (Compt. rend. T. XXXVII, pag. 288) die Ansicht aus, dass dasselbe
1548 das Maximum erreicht und seitdem fortwährend abgenommen habe. Nach
seinen und andern Beobachtungen betrug nämlich die stündliche Maximumzahl
der Meleore:
1837 59 1843 78 1849 98
1838 62 1844 80 1850 83
1839 65 1845 85 1851 71
1840 68 1846 92 1852 60
1841 72 1847 102 1853 52
1842 74 1848 118
Aus der jährlichen Abnahme seit 1848 schliesst C. G. nun weiter, dass
die periodische Wiederkehr der Erscheinung mit 1860 aufhören werde, indem
von da ab an die Zahl der Sternschnnppen im Augnst sich nicht über die ge-
wöhnliehe Durchschnittszahl erheben werde. - Boguslawskı dagegen, der sich
seit einer Reihe von Jahren mit der Untersuchung der Sternschnuppen beschäf-
tigte, theilt (Pogg. Ann. Bd. XC. pag. 338) diese Befürchtung nicht. Einmal
ist es durchaus nicht ausgemacht, dass gerade zur Mitternacht, in welcher C. G.
seine Beobachtungen anstellt, der stärkste Sternschnuppenfall stattfinde; wie es
überhaupt unthunlich ist aus den Resultaten einer Beohachtungsstunde auf die
Gesamtzahl des ganzen Phänomens zu schliessen. Die ganze Erscheinung hängt
von zu veilen zufälligen Einflussen ab, als dass man irgend eine Stunde als die
des häufigsten Falles anfuhren könnte. Die von Heis in Münster für das August-
Phänomen aufgefundenen drei Raditionspunkte, von denen aus die über-
wiegende Anzahl aller Sternschnuppen auszugehen scheinen, geben uns durch
ihre Vielheit und Existenz, die jedes Jahr durch zahlreiche Beobachtungen erhär-
tet werden, das sicherste Kennzeichen für eine aussergewöhnliche Erscheinung,
die sich nicht blos durch eine grössere Zahl der einzelnen Sternschnuppen aus-
zeichnet. Coulvier Gravier hat’ früher schon die Behauptung ausgesprochen, dass
das November - Phänomen einige Jahre nach seinem Maximum im J. 1833 erlo-
schen sei. Dies ist jedoch von A. v. Humboldt, der sich anf Breslauer Beobach-
lungen stützte, bereits glänzend widerlegt. Für die Fortdauer des August-Phä-
nomens birgt ferner der Umstand, dass wir über aussergewöhnliche Sternschnup-
penfälle in diesem Monat sichere Nachrichten haben, die bis in die ältesten
Zeiten hinaufreichen. In der neuesten Zeit hat sich diese Erscheinung oft in
he solchen Glanze gezeigt, wie ihm nur immer die älteren Nachrichten ver-
eihen, — :
®
260
Haedenkamp versucht (Pogg. Ann. Bd. XC. pag. 342) dıe Frage zu
lösen, eb die mamnigfachen Ortsveränderungen, die alle Theile der Erd-
oberfläche in den verschiedenen geologischen Epochen erlitten haben und
noch täglich erleiden, solche Veränderungen in der Lage der Haupt-
axe und somit auch in der Rotationsaxe der Erde hervorbringen,, dass
wir diese Oseillationen der Erdaxe noch mit unseren astronomischen Hilfsmit-
teln im Verlaufe der Zeit an den Polhöhen werden währnehmen können. Haupt-
sächlich in Betracht kommen die Veränderungen, welche die unaufhörlich thä-
tige mechanische Kralt der Flüsse bewirkt, indem diese grosse Massen von ei-
nem Punkt der Erde zu einem weit entlegenen führen ; ferner die Massen,
welche durch eine unterirdische Kraft zu Gebirgen emporgehoben werden. Wie
viel feste Bestandtheile die Flüsse dem Meere zuführen und aus welchen Ent-
fernungen , darüber haben wir nur sehr unvollkommene Angaben. Der Rhein
z.B. führt nach gemachten Beobachtungen alle 59 Jahre ungefähr eine Cubikmeile
Wasser in das Meer, so dass er in 5000 Jahren 1 Kubikmeile fester Masse da-
hinschaffen würde. Durch diese Masse verändert sich dıe freie Axe der Erde
in dieser Zeit höchstens um 2/ıo0o0 einer Bogensecunde. Obi, Jenesei und Leni,
die drei wichligsten Ströme Asiens, sind nach Berghaus zusammen 37 Mal grös-
ser als der Rhein und führen jährlich 7,4 Cubikmeile Wasser in das Eismeer.
Seizen wir das Verhältniss des Festen zu dem Flüssigen hier anf !/so00, So wür-
den diese Flüsse in 500 Jahren 7,4 Cubikmeile feser Masse dem Meere zufüh-
ren und hierdurch eine Verrückung der freien Axe um ®/ıoo Bogensekunden iu
dieser Zeit bewirken; der Mississippi würde in derselben Zeit eine solche von
0,01‘ hervorbringen. Der grösste Fluss der Erde bringt wegen seiner Lage
über dem Aequator gar keinen Effekt hervor, Die grössten Ströme der Erde
verändern also die Lage der freien Axe der Erde nur sehr wenig; bedenken
wir nun gar, dass die Effekte aller Flüsse sich vielfach gegenseitig aufheben,
so ist leicht einzusehen, dass die Gesammtwirkung zu kiein ausfallt, um von un-
seren Astronomen bis jetzt beobachlet werden zu können. — Betrachten wir
nun die Wirkungen, welche die andere angeführte Kraft hervorzubringen im
Stande ist. A. v. Humboldt hat die in den verschiedenen geologischen Perioden
gehobenen Gebirgsmassen über dem jetzigen Meeresspiegel für die einzelnen Theile
der Erdoberfläche berechnet. Für Asien z. B. hal er gefunden, dass diese auf
die ganze Fläche des Erdiheiles gleich vertheilt, eine Erböhung des Bodens von
ungefahr 1000‘ bewirken. Die gehobenen Massen betragen also für Asien nicht
über 44,000 Cubikmeilen. Denken wir uns diese Massen auf das Hochland
Asiens vertheill, so würden sie doch nur, so gewaltig sie auch sind, die Lage
der freien Erdaxe um den zehnten Theil einer Bogensekunde verrückt haben.
Wenn nun die grössten Massenerhebungen auf der Erdoberfläche, wie dıe des
Himalaya, der Alpen, Andes etc. noch nicht Veränderungen von einer Bogen-Se-
kunde hervorgerufen haben, so können die noch jetzt stattfindenden allmäligen
Hebungen ganzer Länder keinen sichtbaren Effect der hier besprochenen Art be-
werkstelligen. B.
Chemie. — Desprez, über den Koblenstofi. — Des Ver-
fassers Versuche in den leizten Jahren hahen gezeigt, dass wenig Hoffuung vor=
handen ist, krystallisirten Kohlenstoff durch Schmelzen oder plotzliches Verflüch-
tigen der Kohle zu erhalten. Es hat sich gezeigt, dass geschmolzene Kohle, so-
wie geschmolzener Diamant nichts als amorpher Graphit, und dass die bei der
plötzlichen Verflüchtigung sich niederschlagende Kohle nur ein amorphes Pulver
ist. Am wirksamsten zeigte sich ein langsamer Inductionsstrom. Zu dem Ver-
such diente ein Ballon mit 2 Tubulaturen , die ähnlich wie beim elektrischen
Ei gestellt waren. Durch die untere wurde ein Kohlencylinder, durch die obere
ein Bündel von etwa ein Dutzend feiner Platındrahte so eingeführt, dass sie un-
gefahr 5— 6 Centimeter von dem Kohlencylinder entfernt waren. Darauf wurde
der Ballon luftleer gemacht und man liess den inducirten Strom eines Ruhm-
kooPschen Apparats einen Monat lang hindurch gehen. Auf den Platindräthen
setzte sich eine dünne Schicht eines schwarzen Pulvers ab, welches unter dem
Mikroskop verschiedenartige Octaedersegmente zeigte. Gaudin fand, dass das
261
Pulver ebenso wie das sonst zu diesem Zwecke gebrauchte Diamantpulver zum
Schleifen von Rubinen brauchbar sei. Die unvollständig ausgebildeten Octaeder
waren theils weiss und opak, theils durchsichtig und halten denselben Reflex
wie die Diamanten. Bis jetzt ist es dem Verfasser indess nicht gelungen, wäg-
bare Diamanten herzustellen , obgleich sein Pulver die Härte dieses Edelsteins
besass und sich ohne Rückstand verbrennen liess. — Bei einem Versuche
wurden die Dräthe durch Platinblech ersetzt, es zeigte sich aber dabei kein
Pulver.
Bei einem anderen Versuche brachte der Verf. an den positiven Pol ei-
ner Daniel’schen Kette einen Kohlencylinder, an den negativen eınen Platindrath
und tauchte beide in schwach gesäuertes Wasser und liess den Apparat 2 Mo-
nate hindurch wirken. Es schlug sich auf dem Plalindıath ein unkrystallinisches
Pulver nıeder, welches zwar auch Rubin polirte, jedoch nicht so schnell wie
Diamantpulver. Nach dieser Eigenschaft ordnet der Verfasser die Kohle so:
1) Kohlenabsatz auf trocknem elektrischen Wege,
2) Kohlenabsatz auf nassem elektrischen Wege,
3) Graphit aus den Gasbereilungsrelorlen ,
4) Plötzlich verflüchtete Kohle,
5) Holzkohlenpulver,
und schliesst, da Nr. I die Härte des Diamanten zeigt, und aus den andern
oben angegehenen Umständen, dass der Absatz, welcher sich bei Anwendung des
trocknen elektrischen Weges gezeigt hat, wirklich aus kleinen Diamanten besteht.
Compt. rend. XXXVUl. p. 369. F.
C. H. Clarke und H. Medlock, Analyse einiger Was-
ser. — Die Resultate der Untersuchung des Brunnenwassers von West-
bourne Park und Russell Square und des Wassers des artesischen Brun-
nens der Hanwell Irrenanslalt, welche von Clarke und Medlock ausgeführt
worden sind, haben folgende Zahlen ergeben. Von ersterem Wasser sind zwei
Analysen angeführt, wovon das eine aus einem Sand- das andere aus einem
Kalklager herstammt.
Westbourne Wasser Ne Hanwell
Sand. Kalk. u Wasser.
asser
Eine Gallone (imperial gallon) enthielt in Granen
Kalk ’ 1,9588 1,8972 1,2611 2,8813
Magnesia 1,0159 0,8341 0,3307 2,2376
Kalium 8,7918 9,3909 5,2096 8,9919
Natrium 11,6670 | 10,8271 | 12,3342 6,0665
Eisen, Thonerde u. Phosphate 0,3430 0,6247 0,2663 0,3217
Schwefelsäure 13,4195 | 12,9514 | 10,6491 | 10,6861
Chlor 10,7461 | 10,3237 7,1746 6,0121
Kohlensäure 17,2004 | 17,0816 | 16,3941 | 20,4824
Kieselsäure 0,6529 0,4712 0,3037 0,1817
Organische Substanz 0,7191 1,0502 0,7690 1,8033
Berechnet man hier nach den Gehalt der einzelnen Wasser an den ver-
schiedenen Salzen, ‘so erhält man folgende Tabelle:
262
E == ‚e<S naar ee ee Tr
Westbourne Wasser vn Hanwell
Sand. Kalk. AS Wasser.
Wasser.
Eine Gallone (imperial gallon) enthielt in Granen
pn I amppprrzrammmmm—
Kohlensaure Kalkerde 8,4978 3,3878 2,2519 5,1451
53 Talkerde 2,1223 1,7425 0,6908 4,6746
Chlornatrium 10083 1 1712.09, 010,516 9,9072
Schwefelsaures Natron 8,2148 5,7133 9,4181 2,5980
Kohlensaures Natron 4,7100 5,2200 9,7261 3,0642
Schwefelsaures Kali 19,1220 | 21,0949 | 11,6213 | 20,0590
Kieselsäure 0,6529 0,4712 0,8037 0,1817
Eisen, Thonerde und Phosphat 0,3450 0,6247 0,2663 0,3217
Organische Substanz 0,7191 1,0502 0,7690 1,8033
Summe 57,0895 | 56,3851 | 48,3588 | 47,7548
Fester bei der Verdunstung er-
haltener Rückstand 57,1927 56,6812 | 47,7511. | 47,9600
Freie Kohlensäure (Gran in ei-
ner Gallone) 12,5830 | 12,5185 ı 11,0060 | 12,7174
Freie Kohlens. (in Kubikzollen) | 25,1660 | 25,0370 | 22,0120 | 25,4348
(Quart, Journ. of the Chem. Soc. Vol. VI. p. 115.*) H...2
F. Lieshing, Methode, den Werth des käuflichen rothen
Blutlaugensalzes zu bestimmen. — Diese Meihode gehört zu den
maasanalylischen. Als reagirenle Substanz wendet Lieshing arsenschwefles
Schwefelnatrium (35Na-+-S5As+15H0) an, welches man erhält, wenn man fünf-
fach Schwefelarsen in Schwelelnatrium auflöst, oder wenn arsenige Säure in
kaustischer Natronlauge kochend gelost und von Zeit zu Zeit eine concentrirte
Lösung von Schwefel in kaustischer Natronlauge so lange hinzugefügt wird, bis
dadurch kein fernerer Niederschlag entsteht. Die beim Erkalten der filtrirten
Lösung sich absetzenden Krystalle müssen noch mehrmals umkrystallisirt wer-
den. — Der Versuch geschieht auf folgende Weise: 100 Gran des zu prülfen-
den roihen Blutlaugensalzes werden in 2 Unzen Wasser und 20 Gran der Schwe-
fel - Arsenikverbindung zugleich mit 40— 60 Gran reinen kohlensauren Natrons
oder Kali's in so viel Wasser gelöst, dass die Lösung, die im Alkalimeler ge-
schieht, 400, Maasseinheiten beträgt. Diese Lösung Ltropft man allmälig in
jene ein. Dabei scheidet sich Schwefel aus und die Färbung der Flüssigkeit
mindert sich, bis endlich der aufgeschlämmte Schwefel rein weiss erscheint.
Ist dies erreicht, so kann man dadurch mit Leichligkeit erkennen, ob noch eine
geringe Menge des rothen Blutlaugensalzes unverändert ist, dass man zu der
Flüssigkeit wenige Tropfen einer Cochenille-Abkochung hinzuselzt, die durch
dieses Salz entfarbt wird, dagegen die Flussigkeit rolh färben muss, wenn sie
davon nichts mehr enthält. Aus der Zahl der Maasseinheiten der verbrauchten
Probeflüssigkeit lasst sich unmittelbar auf den procenlischen Gehalt des zu prü-
fenden Salzes an Kaliumeiseneyanid schliessen. Jede derselben entspricht /4 pCt.
desselben in dem käuflichen Salze. Die Zerselzung, welche bei dieser Probe
staltfindet, kann durch die folgende Gleichung ausgedrückt werden.
6BEYK-+Ey?Fe2)+(3SNa+S5As)+5C02Na 0 —=IH2EyK+EyFe)+3(2EyNa+&y
Fe)-H8S--5C02-FAs03,2Na0.
(Ibid. p. 31*.) H....2
Thornton J. Herapath, schnelle Methode kleine Mengen
Jod quantitativ zu bestimmen. — Diese Methode ist einerseils basirt
auf Gay Lussac’s Silberprobe und andrerseils auf Horsford’s Methode, Biei in
263
Trinkwasser seiner Menge nach zu bestimmen. Als Reagens dient ein Palladium-
salz, welches in Lösungen von Jodsalzen, wie bekannt, einen braunen oder
braunschwarzen Niederschlag erzeugt. Ist indessen Jie Menge der gelösten Jod-
verbindung nur sehr gering, so entsteht nicht sogleich ein Niederschlag, sondern
das Jodpalladium bleibt in der Flüssigkeit aufgeschlämmt und färbt dieselbe
mehr oder weniger dunkelbraun, je nachdem mehr oder weniger Jod in der
Flüssigkeit enthalten war. Vergleicht man die Intensität dieser Farbe mit den
Nüancen verschiedener Mischungen von Jodverbindungen und Palladiumsalz, de-
ren Jodgehalt bekannt ist, so lässt sich unmittelbar auf die in der untersuchten
Substanz enthaltene Jodmenge schliessen. — Um auf diese Weise die Jodmenge
in einer Substanz zu bestimmen, muss man zuerst jene Probemischungen dar-
stellen. Zu dem Ende löst man 1,309 Gran reinen Jodkaliums (1 Gran Jod
enthaltend) in 10000 Gran Wasser auf, und verdünnt einzelne Portionen dieser
Lösung mit bekannten Mengen Wasser, Alle diese Mischungen werden in Glä-
ser von gleichem Durchmesser gegossen, und mit salpetersaurem Palladıumoxy-
dul versetzt. Darauf bringt man die Substanz , deren Jodgehalt ‚bestimmt wer-
den soll, in ein Glas, dessen Durchmesser denen der Gläser gleich ist, in wel-
chen sich die Probeflüssigkeiten hefinden, und welches so getheilt ist, dass man
genau 100, 500, 1000, 10000 oder mehr Gran Wasser in demselben abmessen
kann. Man verdünnt die Suhstanz mit Wasser in dem nölhig erscheinenden
Maasse, und Selzt nun tropfenweise die Palladiumlösung hinzu, damit man die
Flüssigkeit, wenn sie zu reich an Jod sein sollte, also die Bildung eines Nie-
derschlages zu befürchten wäre, auch ehe dieser sich bildet , weiter verdünnen
könne. Dann vergleicht man die Farbe der Flüssigkeiten mit den Färbungen
der Probeflüssigkeiten, und kann nun schliessen, dass in einem Volum der er-
steren ebensoviel Jod enthalten ist, als in derjenigen der letzteren, deren Farbe
am nächsten mit jener übereinstimmt. (Fhil. may. Vol. VI. p. 185*.)
Bann 9%
B. €. Brodie, WirkungvonJodaufPhospbor — Es ist
bekannt, dass wenn Jod mit Phosphor in Berührung kommt, beide sich sofort
unter Wärmeentwickelung verbinden, welche, wenn Sauerstoff hinzutritt, die Ent-
zündung des Phosphors nach sich ziehen kann. Hiebei bildet sich oft ein ro-
ther Körper, der dem rothben (amorphen) Phosphor ähnlich ist, dessen Natur
aber nicht näher bekannt ist. Dieser Körper bildet sich selbst dann, wenn Jod
und überschüssiger Phosphor mit einander in Schwefelkohlenstoff aufgelöst wer-
den, und die Lösung abgedampft wird, wie dies Corenwinder *) nachgewiesen
hat. Allein diese gewonnene Substanz ist nach Brodie nicht amorpher Phos-
phor,, sondern ein Gemenge desselben mit einem eigenthümlichen in Schwefel-
kohlenstoff unlöslichen Jodphosphor , aus welchem es ihm nicht gelang, diesen
im reinen Zustande abzuscheiden. Bei der Destillation dieser Mischung änderte
sich letzterer so um, dass wenigstens ein Theil desselben in Schwefelkohlenstoff
löslich wurde. Der Jodgehalt verminderte sich in dem darin unlöslichen Theil
‘des Destillats wesentlich, so dass nach der zweiten Destillation nur noch 4,5
Proc. Jod in der in Schwefelkoblenstoff unlöslichen Masse enthälten waren.
Hieraus schliesst nun Brodie, dass, da der gewöhnliche Phosphor in Schwefel-
kohlenstoff auflöslich ist, und der amorphe rolhe Phosphor bei der Destillation
in gewöhnlichen Phosphor umgewandelt wird , die Gegenwart selbst einer gerin-
gen Menge Jod die Rückbildung jener Modification des Phosphors in diese ver-
hindert. — Brodie hat aber auch nachgewiesen, dass durch Erhitzen einer Mi-
schung von 1 Aequivalent Jod mit 100, 200, 500, 1000 Aequivalenten Phos-
phor der grösste Theil des letzteren in amorphen Phosphor übergeführt wird.
Erhitzte er eine solche Mischung allmälig, so färbte sich die Masse hei 1000 C.
tief roth. Bei 1200 — 1309 C. setzte sich an den Seiten des Gefässes ein tief
rothes Pulver ab. Gegen 1400 C. wurde die Mischuug fest und ‘um 2009 C.
explodirte dieselbe mit Knall, es bildete sich Dampf, der sich an der Mündung
*) Ann, de Chim. et de Phys. (3 ser.) T. XXX, p. 242.
264
des Gefässes entzündete. Die Masse war grössten Theils in amorphen Phos-
phor umgeändert. Brodie erklärt dıese Erscheinungen, wie folgt. Zuerst bildet
sich der bekannte, in Schwefelkoblenstoff lösliche Jodphosphor (I12P). Dieser
ändert sich später in den allotropischen, in diesem Lösnngsmittel unlöslichen
Jodphosphor um, und diese Substanz zerlegt sich endlich bei steigender Tempe-
ratur in allotropischen Phosphor und eine fluchtige Jodverbindung des Phosphors.
Dieser flüchtige Jodphosphor ist es, nach Brodie, der die Umwandlung des Rests
des gewöhnlichen Phosphors in amorphen bedingt, indem er zuerst allotropi-
schen Phosphor daraus erzeugt, der sofort von Neuem dieselbe Zerselzung er-
leidet. — Der so dargestellte amorphe Phosphor besitzt einige Eigenschaften,
welche ihn von dem durch blosse Hitze erzeugten unterscheiden. Indessen
diese Unterschiede rühren nach Brodie’s Meinung nur davon her, dass ihm harl-
näckig etwas Jod, und vielleicht auch, wenn er mit Wasser gekocht sein sollte,
Sauerstoff anhängt, (Quart. Journ. of the Chem. Soc. Vol. V. p. 289*.)
H....2
J. H. Gladstone, Verbindung von schwefelsaurem Kali
und schwefelsaurem Natron. — Der Umstand, dass von einer Reihe
organischer Säuren, die man früher für einbasisch hielt, nachgewiesen ist, dass
sie zwei Alome Basis zu sälligen vermögen, und dass gewisse unorganische
Säuren Eigenschaften besitzen, welche darauf hinzudeuten scheinen, dass auch
sie der bisherigen Ansicht entgegen als zweibasisch belrachtet werden müssen,
veranlassten Gladstone mit einer dieser Sauren, der Schwefelsäure, Versuche an-
zustellen, durch dıe er hoffen durfte, ihre zweibasische Nalur ausser Zweifel
zu seizen. Er versuchte zu dem Ende ein Doppelsalz der Schwefelsäure mit
Kali und Natron zu erzeugen. Wäre die Schwefelsäure eine zweibasische Säure,
so müste dieses Doppelsalz aus 5206 | Ron bestehen. Die Versuche, so man-
nichfach sie auch abgeändert wurden, haben jedoch ein anderes Resultat gege-
ben. Es gelang zwar, ein Doppelsalz darzustellen, welches aus Schwefelsäure,
Kali und Natron besteht, allein die Zusammensetzung desselben wird nicht durch
die obige Formel, sondern durch 3(S20$) | nn oder nach der gewöhnlichen
Schreibweise durch 5S03K0O + SO3NaO ausgedrückt. Es enthält kein Wasser.
Dieses Salz ist dasselbe, welches H Rose”) durch Zusammenschmelzen von
schwefeisaurem Kali und schwefelsaurem Natron und Kryslallisaliion der concen-
irirten wässrigen Lösung der geschmolzenen Masse erhielt und von dem derselbe
nachwies, dass seine Bildung die Ursache der schon viel fruher und häufig bei
der Krystallbildung in Lösungen von schwefelsaurem Rali beobachteten Leuchtens
sei. Die Resnltate dieser Untersuchung sind der Ansicht, dass die Schwefelsanre
als eine zweibasische Säure betrachtet werden müsse nicht eben gunstig. Bei
dieser Annahme müsste die Zusammensetzung des untersuchten Doppelsalzes
durch die Formel 25208,2K0-+-S20$ | no ausgedrückt werden, welche offenbar
zu complieirt ist. (Ibid. p. 106.) HN.
A. B. Northoote und A. H. Church, Verhalten verschie-
denerOxyde gegen kaustischesKali beiGegenwart vonChrom-
oxyd.— Es ist hekannt, dass die sonst in kaustischem Kali unloslichen Oxyde
zuweilen darin löslich werden, wenn Chromoxyd zugegen ist und dass sie oft
umgekehrt das fur sich losliche Chromoxyd veranlassen sich ebenfalls nicht in
kaustischem Kali zu losen. Northoote nnd Church fanden, dass, Wenn das
Chrom, als Oxyd, mit 40 pCt. Eisen als Oxyd, oder 12.5 pCt. Mangan, 20 pCt.
Kobalt, 25 pCt. Nickel als Oxydule gemischt ist, diese leizieren sich mil dem
Chromoxyd vollständig in kaustischem Kali losen, dass dagegen, wenn die Menge
des Eisens auf 80 pCt., die des Maugans auf 60 pCt., die des Kobalts oder
m
*) Poggendorffs Annalen Bd. 52, S. 443.*
265
Nickels auf 50 pCt. steigt, diese Oxyde Chromoxyd mit niederreissen, sie selbst
aber vollständig gefällt werden. (Ibid. p. 54.) mn:
Dieselben, Wirkung des kaustischen Kalis auf phos-
phorsaures Eisenoxyd. — Dieses Salz hiell man bisher für nur unvoll-
kommen zersetzbar durch kaustisches Kali. _ Northoote und Church haben jedoch
nachgewiesen, dass, wenn es im frisch gefällten Zustande mit hinreichend über-
flüssigem kaustischem Kali anhaltend gekocht wird, die Phosphorsäure vollstän-
dig zu dem Kali übergeht, während das Eisenoxyd rein abgeschieden wird, und
nur) geringe Mengen Kali zurückhält, wenn man es mit Wasser auswäscht. Diese
Thatsache erlaubt auf ‚eine leichtere und sicherere Weise als- bisher die Phos-
phorsäure da quantitativ. zu bestimmen, wo sie, um sie von anderen Stoffen zu
scheiden, zuerst in Form von phosphorsaurem Eisenoxyd gefällt worden: ist.
Man braucht nur die alkalische vom Eisenoxyd abfiltrirte Flüssigkeit mit Salz-
sänre sauer und, dann mit Ammoniak wieder alkalisch zu machen, um sofort die
Phosphorsäure durch schwefelsaure Talkerde niederzuschlagen. (Ibid. p. 53,*)
; Hin.
G. Krieger gibt in den Ann. d. Chem u. Pharm. Bd. LXXXVIl.
p. 257. eine ausführliche Methode die Manganverbindungen volu-
metrisch zu bestimmen. W. B.
Zur Scheidung des Nickels vom Kobalt schlägt Liebig vor
die kalte Lösung der ‚beiden gemischten Cyanverbindnngen mit Cl zu übersätti-
gen:und den sich bildenden Niederschlag von Nickeleyanür durch Zusatz. von
Aetznalron oder Kali stets wieder in Auflösung zu bringen. Auf die Kobaltver-
bindung wirkt das Cl nicht ein, die des Nickels aber wird zersetzt, so dass al-
les Nickel zuletzt als schwarzes Hyperoxyd gefällt wird. Eine Lösung von Ko-
baltoxyd in Cyankalium bleibt bei Zusatz von Aetzkali und Uebersältigung mit
Cl ganz klar, die kleinste Menge Nickel jedoch farbt die Flüssigkeit schwarz.
Die Operation darf nicht in der Wärme vorgenommen werden, indem sonst Ko-
baltoxyd mit dem Nickel gefallt wird. Beim Einleiten des Cl muss die Flüssig-
keit zuletzt stark alkalisch sein. Das gefällte Niekelhyperoxyd ist ganz frei von
Kobalt. (Ann. d. Chem. uw. Pharm. Bd. LXXXVM. p. 128.) mW. B.
Städeler hat durch Vermischen mässig concentrirter Lösungen von
salpetersaurem Quecksilberoxydul mit salpetersauren Sal-
zen (Bleioxyd, Baryt, Strontian) Doppelsalze dargestell. Aus
Lösungen, die etwas NO3 enthalten, krystallisiren sie farblos heraus, wenn das
Licht sorgfältig abgehalten wird. Am Licht Tfärben”sie.sich, wenn sie von der
Lösung, bedeckt sind, schwach gelblich. Die trocknen Blei- und Barytsalze fär-
ben sich im Lichte bald citronengelb, später bräunlich grün. Das .Strontiansalz
ist gegen das Licht, fast ebenso empfindlich wie Chlorsilber. Durch Umkrystal-
lisiren aus ‚heissem Salpetersäure halligem HO werden wieder weisse Krystalle
erhalten. Kali, Silberoxyd, Quecksilberoxyd und Kupferoxyd geben keine Doppelsalze.
(Ebd. Bd. LXXXV1. p. 129.) W. B.
Rieffel, über Verbindungen des Kupfers mit dem Zinn.
— Der Verfasser gibt Verbindungen von Kupfer und Zinn an, nach dem Gesetz
aber was sich bei diesen Verbindungen zeigt muss die Zahl noch viel grös-
ser sein.
In 100 Theilen
1) Cu Sn, 1,11 Kupfer 98,89 Zinn )
Dur AI AT [ast zinnweiss
3) Cu Sn 34,98 — 65,02 — eisengrau
4) Sn Cu 92,831 — 7,19 — goldgelb
9). Sn. Cu 96,277 — 3,13 — morgenroth
6) Sn Cu? 97,48, — 2,92 — rosenfarben gelblich
7) 'Sn Cu96 98,10 — 1,90 — rosenroth
Merkwürdig ist, dass in der Verbindung CuSn die Eigenschaften beider Metalle
fast vollkommen neutralisirt scheinen, es bleibt nur die Farbe des Zinns und
18
266
die Eigenschaft des Kupfers im flüssigen Zustande specifisch schwerer zu sein
als im festen. Die Legirung ist hart und zäh, krystallisirt in grossen Blättern
und schmilzt bei 100%. Die erste Gruppe Cu!Sn* steht dem Zinn näher, 1 und
2 krystallisiren in Nadeln, die von verschiedenen Mittelpunkten ausgehen; die von
2 sind grösser als die von 1.— Die zweite Gruppe Sn!CuX nähern sich mehr
dem Kupfer, 4 schmilzt bei 900—10000, alle sind im flüssigen Zustande dich-
ter wie im festen, oft zäher wie Kupfer, die Dehnbarkeit geht umgekehrt der
Härte proportional und scheint bei 7 grösser zu seın als beim Kupfer. — Bei
all diesen Verbindungen ist das specifische Gewicht grösser als die Summe der
specifischen Cewichte der Bestandtheile.. Um die Verbindungen rein zu erhalten,
darf man die Hitze nicht höher steigern, als zu ihrer Bildung nöthig ist, sonst
entstehen andere die den Gewichtsverhältnissen heider Metalle nicht entsprechen.
Durch Uebersetzung wird immer der Kupfergehalt grösser, besonders gilt dies
von den Verbindungen die zwischen SnCu und SnCu? liegen, wozu fast alle
technisch anwendbaren Legirungen gehören. Einige von diesen zeigen die fol-
genden unerklärlichen Eigenschaften: 1) siesind nach dem Ausglühen härter und
weniger schmiedbar als nach dem Abkühlen in Wasser, also umgekehrt wie beim
Stahl; im festen Zustande haben sie eine grössere Dichtigkeit als dem arith-
metischen Miltel aus den Dichtigkeiten der Bestandtheile entspricht. 3) Das
Maximum der Zunahme an Dichte im festen Zustande findet bei der Zusam-
mensetzung von 39—36 Th. Zinn in 100 Th. der Legirung statt und das Ma-
ximum der Dichte selbst ein wenig vor dieser Zusammensetzung, welches Maxi-
mum dann der Dichte des Kupfers selbst, sowie aller Verbindungen Sn Cux in
oben bezeichneter Weise übersteigt. (Ebd. p. 450.) F.
J. E. Ashby, Verbrennung von Ammoniak und anderer
Körper mit Hülfe von Chromoxyd. — Aus Chromsäure durch gelindes
Glühen bereiteles Chromoxyd besitzt nach Ashby ganz ähnliche Eigenschaften,
wie Platinschwarz. Wird es warm in die Nähe von Alkohol oder von ähnlichen
Nlüchtigen brennbaren Flüssigkeiten gebracht, so erglüht das Chromoxyd und ver-
anlasst langsame Verbrennung derselben. Selbst Ammoniakgas macht heisses
Chromoxyd erglühen und das Ammoniak verbrennt. Welche Producte hierbei
entstehen ist jedoch nicht wäher untersucht. Sogar dann ist diese Erscheinung
deutlich zu beobachten, wenn man jenes Oxyd sofort nach dem Durchglühen in
die Nähe der Oberfläche von höchst concentrirter Ammoniakflüssigkeit bringt.
Ashby ist der Meinung, dass das gut bereitete Chromoxyd dem Platinschwamm
in seiner Wirkung, die Verbrennung verschiedener Korper einzuleiten, ın den
meisten Fällen vorzuziehen is. Um Wasserstoffgas zu entzünden muss das
Chromoxyd jedoch sehr warm gemacht werden. Folgende Substanzen aber las-
sen sich leicht mit Hülfe von Chromoxyd verbrennen: Alkohol, Aether, Chloro-
form, Holzgeist, Essigsäure, Steinkohlentheeröl, Terpenthinöl, Kreosot (heiss),
Ammoniak, Pomeranzenschalenöl (warm), Citronenöl (warm), Bergamottöl (warm),
Rosmarienöl (warm), Campferdampf, Indigodampf, Naphthalindampf. (Phil. mag.
Vol, VI. p. 77.) u
W. M. Williams, Apparat um Gase über Wasser oder
Quecksilber aufzufangen. — Dieser Apparat besteht aus einer dreihal-
sigen Flasche. Die eine der Mündungen derselben trägt miltelst eines durch-
bohrten Korks ein Gasleitungsrohr, dessen Mündung innerhalb der Flasche sich
ganz in der Nähe des Korks befindet. In der andern ist auf dieselbe Weise ein
bis auf den Boden der Flasche reichendes Rohr befestigt. Jenes dient dazu das
abzusperrende Gas in die Flasche zu leiten, dieses das dadurch verdrängte Was-
ser abfliessen zu lassen. Die dritte Oeffnung endlich kann durch einen Pfropf
Iuftdicht verschlossen werden. Sie dient nur dazu, die atmosphärische Luft,
welche in dem Gasentwickelungsapparate enthalten ist und die durch das aufzu-
Sfangende Gas verdrängt wird, entweichen zu lassen. Sie wird durch den Pfropf
verschlossen, sobald dieselbe entfernt ist. Diese dritte Oeffuung ist unnöthig,
wenn man unmittelbar reines Gas in die Flasche eintreten lässt. Anstatt der
dreihalsigen Flasche kann man auch eine Flasche mit einer einzigen aber wei-
ten Oeffnung benutzen, welche durch einen zwei- oder dreimal durchbohrten
267
Kork verschlossen wird. Zwei dieser Oeffnungen tragen das Gaszuleitungsrohr
und das zum Abfluss der Sperrflüssigkeit dienende Rohr, die dritte ist durch
einen Glasstab verschliessbar. Dieser einfache Apparat macht die pneumatische
Wanne bei Versuchen mit Gasen entbehrlich. (Quart. Journ. of the Chemic.
Soc. Vol. VI. p. 44.*) H....2.
Städeler macht (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVII. p. 133.)
darauf aufmerksam, dass die Eigenschaften der von Wehbsky (Journ. f. pract.
Chem. Bd. LV1ll. p. 449.) im Rapsöl entdeckten festen fetten Säure — Bras-
sinsäure genannt — ganz mit denen der Erucasäure übereinstimmen,
welche Darby — Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXIX. p. 1. — aus dem
felten Senföl dargestellt hat. Auch die flüssige felte Säure des ersteren Oeles
scheint von der des letzieren ebenfalls nicht verschieden zu sein; beide unter-
scheiden sich aber wesentlich von der Oelsäure. Darby gibt dem Barytsalz der
Senfölsäure die Formel Ba0,C38H360%, Nimmt man HO darin an, so würde die
Zusammensetzung der nicht an Basen gebundenen Säure mit der von Schar-
ling entdeckten Döglingsäure übereinstimmen. Beide Säuren sind jedoch nicht
identisch. St. hält daher für die Senfölsäure folgende Formel für möglich:
04013802 Schon früher hat St. darauf hingewiesen , dass eine Reihe von ho-
mologen Sänren zu existiren scheine, deren Zusammensetzung durch die gene-
relle Formel CnHAn— 20% ausgedrückt werden müsse, die sich also von den Säu-
ren aus der Reihe CoHnO* nur durch einen Mindergehalt von 2 Aegq. HO unter-
scheiden. Bis jetzt sind folgende 6 dahin gehörende Säuren bekannt:
C#+420% Erucasäure (304280 Moringasäure
C38H360* Döglingsäure C149120% Damalursäure
(36340% Oelsäure C$ H* O% Acrylsäure.
Von der Erucas. (Brassins.), der Rüböls. und der Döglings. ist nachgewiesen,
dass sie mit der Oels. die Eigenschaft gemein haben, durch Einwirkung von
salpetriger Säure in isomere kıystallinische Säuren überzugehen. Diese Eigen-
schaft kommt vielleicht sämmtlichen Gliedern der Relhe CnHn—20# zu und es
ist dann nicht unwahrscheinlich , dass einige andere kıyst. Säuren, deren Zu-
sammensetzung mit der Formel CafHln—20% übereinstimmt, die aber nicht mit
der Oels. in eine Reihe gestellt werden können , namentlich die Campholsäure
@20H.180* und die Angelicasäure CI’HSEO? der Elaidinsäure angereiht werden müs-
sen. W. 8.
Moschnin, über den Caprylalkohol. — Nach Bouis liefert das
Rieinölamid, ebenso wie die Ricinölsäure oder Ricinusöl hei der Behandlung
mit Kalihydrat unter Entwickelung von H neben Fettsäure (C20H1808) den Capryl-
alkohol (C16H1802). (Compt. rend. T. XXX. pag. 141.) In der Mittheilung
des Institut (1851, 257 ) erhielt dieser flüchtige Körper jedoch die Formel des
Oenanthylalkohols (C14H!602). Diese Ungewissheit suchte M. zu entscheiden.
Seine ölartige, wasserhelle Flüssigkeit zeigte alle Eigenschaften, welche Bouis
dem Caprylalkohol zuschreibt. Die durch die Analyse gefundenen Zahlen ent-
sprechen der Zusammensetzung des Caprylalkohols und nicht der des Oenan-
Ihylalkohols. Es müssen jedoch die Analysen gleich nach der Destillation des
Alkohols ausgeführt werden, denn die Flüssigkeit nimmt bald eine gelbe Farbe
an und hinterlässt nun bei der Destillation einen gelben nicht flüchtigen Rück-
stand, der bei der Verbrennung leicht einen Verlust an C verursachen kann.
Zur Feststellung des Aeqnivalents hat M. auch das Barytsalz der gepaar-
ten Schwefelsäure dieses Alkohols untersucht. Beim Vermischen des letz-
teren mit SO3 entsteht eine rubinrothe Färbung, die wahrscheinlich von einer
ähnlichen Verbindung herrührt, als die ist, welche Gaulthier de Claubry
und Rieckher beim Vermischen von Faselöl und SO3 beobachtet haben. Die
Salzlösung zersetzt sich leicht beim Kochen. Biegsame Krystalle beim starken
Erkalten der heissen concentrirten Lösung — auch durch längeres Stehen über
SO?, im luftleeren Raum jedoch nur warzenförmige Massen — Perlmutterglän-
zend, Geschmack stark bitter, Bei 1000 zersetzen sie sich unter Schwär-
18"
268
zung. Angezündet verbrennen sie 'mıt heller blauer Flamme. Formel: 2803
Ente + 2H0. Das Kalksalz kıystallisirt meistens in Tafeln: ‚schmeckt
bitter und fühlt sich seifenartig an. — Das Bleioxyd giebt zwei: Verbindungen.
Die eine, durch Sättigen mit CO2PhO kıystallisirt über SO3 leicht; die Lösung
röthet Lackmuspapier. Digerirt man diese mit PbO, so erhält man beim Ver-
dampfen eine durchsichtige Masse. Die Lösung derselben zieht aus der Luft
C02 an und geht nach und nach in die erste Verbindung über. (Ann. d. Chem.
u. Pharm. Bd. LXXXPIl. p. 111.) W.B.
Arppe hat durch Einleiten von Ammoniakgas in eine alkoholische, Auf-
PP I gas 1 \
lösung von Brenzweinsäure neulrales brenzweinsaures Ammoniak
dargestellt, dessen Eigenschaften und Zersetzungsproduki — mit dem des sau-
ren Salzes übereinsiimmend — wir in den Ann.d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVI.
p. 228. beschrieben finden. W.B.
Nach Staedeler (Ebd. p. 137) eignen sich Gefässe von Gulta Percha
und vülkanisirtem Kautschuck ganz gut zur Aufbewahrung der Fluss-
säure. W.B.
Wicke hat die Fumarsäure in Corydalis bulbosa gefunden
und zwar in so grosser Menge, dass die Bildung dieser Säure ein Hauptmoment
in der Vegetationsthäligkeit der Pflanze zu sein scheint. Die Gattung Corydalis
gehört ebenfalls zu der Familie der Fumariaceen und deshalb. ist anzunehmen,
dass der Fumarsäure auch eine‘ bolanisch- physiologische Bedeütung beizulegen
sei, zumal sie gewiss auch in anderen Arten dieser beiden Gattungen sich fin-
den wird. Das Vorkommen dieser Säure in Glaueium luteum ( Chelidonium
glaueium), die ebenfalls mit Famaria und Corydalis demselben Verwandtschafts-
kreise angehört, bestätigt also Liebigs Behanptung, dass die einzelnen Pflanzen-
gruppen zumeist durch die in ihnen gebildeten Säuren characterisirt werden.
(Ebd. pag. 225.) W.B.
Bolley, über die Analyse der schwerzerlegbaren Cyan-
verbindungen. — Das Zersetzungsverfahren , welches B. angiebt, um die
Doppelverbinduug des Cyans mit Zink, Eisen, Mangan, Nickel und Kobalt schnell
und sicher zu zerlegen, beruht auf dem Verhalten der Cyanmetalle zu Ammo-
niumoxydverbindungen -in der Hitze. Das Cyan verbindet sich hier mit dem
Ammonium , welche Verbindung sich verflüchtigt und zum Theil dabei zersetzt,
während die Basen der Cyanverbindung mit der Säure der Ammoniumverbindung
vereinigt zurückbleiben.. Salmiak jedoch isi nicht ganz zweckmässig, weil sich
hier Chloride bilden, die bei der zur Zersetzung erforderlichen Temperatur selbst
wieder zerfallen, wenn auch nur zum kleineren Theil. Zu dem ist die reduci-
rende Wirkung des Salmiaks hier nicht günstig. Besser ist ein Gemenge von
3 Th. schwefels. mit 1 Th, salpeters. Ammoniumoxyd. (Ebd. pay. 254.)
w. B.
Henry How, einige basische Zersetzungsproducte. ve-
geiabilischer Salzbasen — Wie Hoffmann durch Einwirkung von
Haloidverbindungen der Alkoholradikale auf Ammoniak oder andere flüchlige Ba-
sen neue basische Verbindungen erzeugt hat, so hat How versucht jene Radikale
auch in nicht flüchlige organische Basen einzuführen. Der Umstand, dass Mor-
phin und Codein sich nur durch C2H?, welche dieses mehr enthält als jenes,
unterscheiden , führte ihn. auf die Idee, dass wenn man im Morphin 1 Atom
Wasserstoff durch 1 Atom Methyl (CH?) ersetzen könnte, Codein entstehen
möchte.
Morphin = C3#H!9N0®
CH
—. H
Codein C3°H21N.06
Gepulvertes Morphin wird mit absolutem Alkohol und etwas Jodmethyl in. ein
Verbrennungsrohr eingeschmelzt , worauf dieses Rohr in kochendes Wasser ge-
269
legt wird, welches man bei dieser Temperatur erhält. Nach einer halben Stunde
lässt man das Rohr erkalten. Es hat sich ein weisses,, krystallinisches Pulver
gebildet, das sich in heissem Wasser leicht löst.. Beim Erkalten der Lösung
setzen sich zarte, glänzende, rechtwinklige,, prismatische,, farblose Nadeln von
starker lichtbrechender Kraft ab, die aus C3EH2N06I-+2HO bestehen. Bei
100° C. verlieren sie zwei. Atome Wasser. Sie besilzen die Zusammensetzung
des Jodwasserstoffsauren Codein’s, Allein. die. darin enthaltene Basis weicht von
dem Codein in ihren Eigenschaften wesentlich ab. Sie ist daher mit diesem
nur isomer. Bei der Einwirkung von Jodäthyl auf Morphin sind die Resultate
ganz dieselben. Die erhaltene Jodverbindung besteht aber aus C38H4N.OSL
und bindet nur 1 Alom Wasser, welches bei 1000 C. entweicht. Sie ist in ah-
solutem Alkohol schwer löslich, leichter in gewöhnlichem Alkohol. Heisses
Wasser dagegen löst sie leicht und setzt sie beim Erkalten in glänzenden, farb-
losen, flach-prismatischen, mikroskopischen Krystallchen ab, die an der Luft sich
nickt verändern. Diese beiden Körper nennt How Jodwasserstoffsaures Melhy-
lomorphin und Aethylomorphin. ‘Die darin enthaltenen Basen , des Methylomor-
phin und Aethylomorphin sind als Morphin zu betrachten, in den 1 Atom Was-
serstoff durch 1 Atom Methyl oder Aethyl ersetzt ist,
1 At. Morphin + 1 At. Methyl — ‚1 At. Wasserstoff —= ] At. Methylomorphin
CHHINO6 + 33 it, H C3SHZIN. OS,
I
1 At. Morphin + 1 At. Aethyl — 1 At, Wasserstoff = 1 At. Aethylomorphin
C3HINV08 + Ce nie H = 0234233.06.
Diese Basen durch Kali oder Ammoniak aus der Jodverbindung niederzuschlagen
gelingt nicht, weil dieselben in Wasser löslich sind. Sie können jedoch durch
Silberoxyd abgeschieden werden. Indessen muss jeder Ueberschuss von Silber-
oxyd - vermieden werden , weil sich sonst die Lösung der Basen dunkel färbt,
indem sich ein Theil derselben zersetzt. Die Lösung derselben ist stark kau-
stisch. Sie sind nicht in Krystallen zu erhalten. Selbst aus einer Lösung in
heissem Alkohol setzen sie sich nur in Form von selbst unter dem Mikroskop
nur krystallinisch erscheinenden Körnchen ab. Versuche um in diesen Basen durch
Einwirkung von Jodäthyl und Jodmethyl noch mehr Wasserstoffatome durch Al-
koholradikale zu ersetzen, führten nicht zu entscheidenden Resultaten. Auch
durch Einwirkung von -Chloramyl anf Morpkin konnte keine neue Amylhaltende
Basis erzeugt werden. Dagegen. gelang 'es How Aethyl in die Zusammensetzung
des Codeins einzuführen , als er die Jodverbindung- des Alkoholradikals in der
oben beschriebenen Weise auf Codein einwirken liess. Er erhielt dadurch eine
weisse, kıystallinische Masse, die sich in kaltem Wasser leicht löste. Beim
allmäligen Verdunsten im Vacuum selzte sich das Salz in Form von Büscheln
feiner, weisser, seidenarliger Nadeln ab, die aus (C10926NO6I> bestehen. Diese
Verbindung ist das Jodwasserstoffsaure Salz des Aethylocodein’s.
1 At, Codein + 1 At. Aethyl — 1 At. Wasserstof = 1 At. Aethylocodein
C36H21.N.06--U4H 5 er H — GOHBSNOS,
Das Aethylocodein selbst ist in Wasser löslich, kann daher nicht aus der wäss-
rigen Lösung der Jodwasserstoffverbindung durch Alkalien abgeschieden werden.
Kocht man aber die Mischung beider Flüssigkeiten , so scheidet sich eine ölige
Substanz daraus ab, die wahrscheinlich ein Zersetzungsproduet ist. Durch Sil-
beroxyd lıess sich dagegen aus der Jodverhindung die Basis ausscheiden. Die
vom Jodsilber abfiltrirte Flüssigkeit ist stark alkalisch. Auch die Versuche, um
in der Zusammensetzung des Aethylocodein’s noch mehr Wasserstoff durch Aethyl
zu ersetzen, führten nicht zu entscheidenden Resultaten. Die drei neuen Basen,
welche z.B. auch noch die Eigenschaften theilen, Kohlensäure aus der Luft an-
zu2iehen, scheinen sich an die Oxyde der Tetrabasen anzureihen, d. h. an die
Substanzen, welche als Oxyde eines Ammoniums anzusehen sind, in dem alle
vier Atome Wasserstoff durch organische Radikale ersetzt sind. Ist das richtig,
so müssen die Basen, woraus die neuen Producte entstanden sind, den Nitril-
270
basen angehören, d. h. als Ammoniak betrachtet werden dürfen, in dem alle
drei Atome Wasserstoff durch organische Radikale ersetzt sind. (Quart. Journ.
of the Chem. Soc. V. VI..p. 125.) H....2
Oryetognosie. — Allan Dick, Analyse des Hayesin’s.
— Dieses in den Salpeterlagern von Peru in Form abgerundeter, wallnussgros-
ser Massen vorkommende Mineral ist früher schon von Ulex*) uutersucht wor-
den, der ihm die Formel Na0,2B03+2Ca0,3B0°?--10HO gab. Allan Dick fand es
folgendermaassen zusammengesetzt: Kalk 14,32, Natron 8,22, Kali 0,51,
Schwefelsäure 1,10, Chlornatrınm 2,65, Sand 0,32, Wasser 27,22, Jod und
Phosphorsäure Spuren , Borsäure 45,46 — 100. Offenbar enthielt diese Probe
des Minerals etwas schwefelsaures Natron. Bringt man dieses, sowie das Chlor-
natrium in Abzug, so führen obige Zahlen ebenfalls zu der von Ulex gegebenen
Formel. (Phil. mag. Vol. VI. p. 50*.) H....2
Kjerulf, über die Zusammensetzung des Cerits. —
Eine ältere Analyse von Hisinger gibt die des Cerits von Riddarhyttan in Schwe-
den wie folgt an: Kieselsäure 18, Cerytoxyd**) 68,6, Eisenoxyd 2, Kalkerde
1,25, Wasser 9,6 — 99,45. Hier bleibt aber der Oxydationsgrad des Cer-
oxyds zweifelhaft, und dann konnte das Verhältniss dieses Oxyds zum Lanthan-
oxyd damals noch nicht bestimmt werden. Aus diesen Gründen lässt sich
hier keine Formel für den Cerit mit Sicherheit aufstellen. — Das von K. zur
Analyse benutzte Mineral war nicht ganz frei von fremden Einmengungen. Der
Gehalt an Molybdänglanz zeigte sich sogar beträchtlich (bis 3 pCt.); in dem
zur Analyse verwendeten Stück waren jedoch nur einzelne stahlgraue glänzende
Fleckchen zu entdecken. Die Prüfung auf Yitererde gab eine nur unbedeutende
zweifelhafte Reaction. Alkalien wurden nicht in wägbarer Menge gefunden.
Durch Salzsäure oder Königswasser liess sich der Cerit nicht vollständig zer-
setzen. Es bliebeu hier 32 pCt. einer Kieselsäure, die noch fast die Hälfte
an Cer- und Lanthanverbindungen enthielt. Das Cer war in dem Fossil als
Oxydul vorhanden. — Die Zusammensetzung des Cerits ist nach Kjerulf
folgende :
Sauerstoff
Kieselsäure 20,41. 10,80 2
Ceroxydul 96,03 6,78
Didymhaltiges Lanthanoxyd 8,12 1,52 10.23 5)
Eisenoxydul 4,77 1,59 ?
+ Kalkerde 1,18 0,34
Wasser 5,29 4,70***) 1
Schwefelmolybdän 3,27
Schwefelwismuth 0,18
Dies entspricht der Formel: 2(Si03, 3RO)+3H0. (Ann. d. Chem. uw. Pharm.
Bd. LXXXVI. p. 12.) Ww.B.
Gerhard vom Rath hat (Poggd. Ann. Bd. XC. pag. 82 und 288)
ausführliche Untersuchungen angestellt, um die noch immer über die wahre che-
mische Zusammensetzung des Wernerits gehegten Zweifel zu be-
seiligen und um die Veränderungen zu ermitteln, welche dieses Minera‘
*) Ann, d. Chem. u. Pharm. Bd, 70 S. 49*,
”*) Hierunter ist das Oxydgemenge von Cer, Lanthan und Didym ver-
standen.
***) Die Sanerstoffmenge des HO fällt etwas zu geringe aus, weil der
HO Gehalt aus dem Glühverluste bestimmt ist. Beim Glühen oxydiren sich
jedoch das Cer- und Eisenoxydul, wodurch der Verlust verringert wird, mit-
hin fällt auch die Wasserbestimmung zu niedrig aus.
271
durch die Verwitterung erleidet. Wir begnügen uns hier die Resultate der
Arbeit folgen zu lassen, Die Gattung Wernerit zerfällt in mehrere heteromere
Species:
1. Mejonit 3Ca0, Si03+2(Al203Si03), O von RO: R203: SiO? = 1:2:3.
2. Skapolith 3(Ca0, Na0), 2Si0°+-2(Al203Si03), O von RO: R?03 ; Si0O? =1:2:4.
3. Wernerit von Gouverneur, 3(CaO, DE Rt ALNSI0N O0 vonRO: R?0?:
SIR:
Diese Species kann man auch betrachten als Verbindungen desselben Aluminats
mit steigenden Mengen von Kieselsäure
Spec. Gew.
Mejonit 3Ca0, 24120°+3Si0? 2,736
Skapolith 4 ». +4, 2,724
Wernerit von Gouverneur ‚, ». +9 » 2,653
Die Existenz dieser 3 Species erscheint unzweifelhaft; die der beiden folgenden
nur wahrscheinlich.
4. Wernerit von Pargas 3(Ca0, a 203503, OvonRO: R203: SiO3!
— 1.2458
5. Nuttalit Rammelsb. ROSiO3-LAL2O3SIO3, n vonRO: R203: SiO3=1:3:6.
Der Wernerit Rammelsb. 3RO, SiO?+3A12035i03, O von RO: R203: SiO3—
1:3:4 ist wohl noch nicht begründet. Folgende Bestandtheile scheinen den.
verschiedenen Species ursprünglich zuzukommen: NaO, CaO, A203, SiO}, —
Bei der Verwitterung des Wernerits:
tritt hinzu tritt aus
1. Kali (3)*) 5. Natron (6)
2. Magnesia (3) 6. Kalk (5)
3. Kalk (1) 7. Thonerde (4)
4. Eisenoxyd (9)
Die SiO? sinkt oder steigt relativ, ob sie in absoluter Menge zu- oder ab-
nimmt, ist schwer zu entscheiden. — Diese Processe combiniren sich in fol-
gender Weise:
1, 4, 5, 6 — Umwandlung in Glimmer,
‚2, 4, 5, 6, 7 — Umwandlung in den rothen und gelben Wernerit,
4,5,6,7 — Umwandlung in den schwarzen Wernerit,
4, 5 — Umwandlung in Epidot,
6, 7 — Umwandlung in die von Wolff untersuchten Wernerit- Bıystalle mit
inem Gehalte an SiO3 von 92,7 pCt.
er
er
1
2
3
9,
ei
Schneider, über den Kupferwismnthglanz, eine neue
Mineralspecies. — Die Varietäten des Wismuthglanzes, dessen Zusammen-
setzung durch zuverlässige Analysen festgestellt wordeao, sind folgende: 1. v.Rid-
darhyttan in Schweden durch H. Rose (Gilberts Ann. Bd. LXXIl. pag. 190.),
2. von Retzbanya im Banat durch Wehrle (Baumgartner’s Zeitschrift, Bd.X.
pag. 385.) [fast genau übereinstimmend mit 1.]; 3. von Redruth in Corn-
wall durch Warrington (Phil. Mag. Vol. IX. pag. 29.) und 4. von Gjelle-
bäck in Norwegen durch Scheerer (Pogg. Ann. Bd. LXV. pag. 299.). Das
Verhältniss des Cu- und Fe- Gehalts der heiden letzteren Varietäten (in 3. 3,7
Fe und 3,81 Cu; in 4, 0,14 Cu und 0,15 Fe) scheint, worauf schon Rammels-
berg (Handwörterbuch, II. Abth. pag. 273.) aufmerksam gemacht hat, anzudeu-
ten, dass dieselben etwas Kupferkies beigemengt enthalten. — Das an verschie-
*) Die in Klammern stehenden Zahlen bezeichnen die relative Häufigkeit
jedes einzelnen Verwitterungs - Processes. Der häufigste ist 5; er findet in
allen Fällen statt. Der seltenste 3, er ist nur in einem Falle beobachtet,
Zwischen diesen beiden Extremen liegen die andern Verwitterungs-Processe.
272
denen Orten (Schneeberg, Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt) ‚des sächsischen
Erzgebirges unter dem Namen Wismuthglanz vorkommende Mineral ist bis-
her nicht untersucht, sondern nur nach seinem äussern Ansehen und nach der
Art seines Vorkommens ohne Weiteres für identisch mit Wismuthglanz genom-
men. Sch. hat nun nachgewiesen, dass das fragliche Mineral nicht Wismuth-
glanz ist, sondern vielmehr eine besondere, bis jetzt unbekannte Mineralspecies
darstellt, der er den Namen Kupferwismuthglanz beilegt. — Das Mi-
neral, welches 'zur Untersuchung diente, trug die Bezeichnung: Wismuthglanz
vom Tannenbaum im Johanngeorgenstaedter, resp. im Schwarzenberger Reviere.
Dünne, säulenformige längsgestreifte Krystalle von hellgrauer, in zinnweiss ge-
neigter Farbe und lebhaftem Metallglanz, die in ein meist loses, bisweilen auch
dichteres Aggregat von krystallinisch - körnigem Quarz maschenartig eingelagert
sind. Eine vollständige Trennung von Erz und Gangart konnte wegen der in-
nigen Verwachsung beider nicht bewerkstelligt und deshalb auch das specifi-
sche Gewicht nicht mit Bestimmtheit ermittelt werden. In seinem äussern
Ansehn vom Wismuthglanze wenig verschieden , zeıgt das. [ragliche Mineral. in
seinem chemischen Verhalten nicht unbedeutende Abweichungen von jenem. In
einer Glasröhre erhitzt gibt es leicht etwas S, später entweicht SO?, Vor dem
Löthrohr auf Kohle für sich behandelt, schmilzt es unter Aufschäumen und
Spritzen ziemlich leicht; mit Soda gibt es nach längerem Blasen, wobei die
Kohle dunkelgelb beschlägt, ein im Verhältniss zur angewandten Erzmenge nicht
unbedeutendes Kupferkorn. — ° Durch kochende NO5 wird. es unter Ausschei-
dung von S zerseizt; von .heisser concenlrirter ElEsäure unter Entwickelung
von SH. Gas und Hinterlassung. einer geringen Menge von Schwefelkupfer. Der
geringe Gehalt an Fe scheint mehr der Gangart, als dem Erze selbst anzugehö-
ren. Möglich ist jedoch auch, dass das Erz geringe Mengen von Kupferkies bei-
gemengt enthält. Ag, ein nicht seltener Begleiter des Bi, konnte nicht gefunden
werden. — Aus dem Mittel zweier Analysen ergibt sich folgende Zusammen-
setzung für den Kupferwismuthglanz: Bi 62,16, Cu 18,72, S 18,83 = 99,73.
Der S-Gehalt reicht nahe zu hin, um mit dem Cu Halbschwefelkupfer und mit
dem Bi Dreifachschwefelwismuth zu bilden. Der an Cu gebundene S ist fast
genau ein Driltel von dem mit dem.Bi verbundenen. Demnach erhält das Mi-
neral folgende Formel: Cu?S, BiS3. — Der Kupferwismutbglanz ist die dem
Kupferantimonglanz von Wolfsberg am Harz — nach H. Rose Cu2S, SbS? (Pogg.
Ann. Bd. XXXV. pag. 361.) — entsprechende Wismuthverbindung. Es verdient
untersucht zu werden, ob er mit diesem isomorph ist, was mit einiger Wahr-
scheinlichkeit vorhergesehen werden kann. Zwischen beiden Mineralien findet
eine ähnliche Beziehung statt, wie zwischen dem Nadelerz von Beresowsk
in Sibirien und dem Bournonit; auch diese haben eine ganz analoge Zusam-
mensetzung , nur dass in dem einen der electronegative Bestandtheil dreifach
Schwefelwismuth, in dem andern dreifach Schwefelantimon ist. Formel für er-
steres 20u2S, BiS?+4PbS, BiS?, für letzteres 2Cu2S, SbS?--4PhbS , SbS?.
(Pogg. Ann. Bd. XC. p. 166.) W. B.
Scheelit von Chapmann unter tafelförmigen Krystallen von molyhdän-
saurem Bleioxyd von Coquimbo (?) gefunden. Lange, gekrümmte Krystalle.
Resultate der Analyse: Wolframsäure 59,5, Bleioxyd 33,26, Kalkerde 6,37 =
PbO ; 1
99,13. Formel: no | wor (Phil. Mag. Vol. VI. p. 120.) W.B,
Fehling, über Kupfer- und Zink-Sulfantimoniat. — Im
Quart. Journ. Vol. IV. pag. 332. veröffentlichte Field eine Analyse eines neuen
Minerals, welches sich nach Domeyko nahe bei Coquimbo reichlich findet, be-
gleitet von Zinkblende, Eisenkies und Fahlerz um sich von letzterm durch seine
grünlichere Farbe, hellrotheren Strich und Weichheit unterscheidet. Aber hier
finden sich nicht, wie im Fahlerz, das Antimon und Arsenik als Sulfüre, sondern
als Sulfide, wie im Enargit und Xanthocon. Resultate der Analyse: Sb 20,28,
As 3,91, S 30,35, Cu 36,72, Zn 7,26, Fe 1,23, Ag 0,07 = 99,22. Hieraus
berechnet sich die Formel:
273
\cıs shs5 N niet PRIENN,
EN pe Ass; oder 2(GuS, SbS5)t+ VA AsS5
AgS n
(Quart. Journ. Vol. VI. p. 140.) W.B.
Geologie. — Gümbel, Gebirgsdurchschnilt auf der
linken Rheinthalseite bei Landau. — Der.genommene Durchschnitt
dehnt sich winkelkreutzweise zur Richtung des Rheinihales gelegen von den Hö-
hen des Trifels bei Annweiler bis zur Ebene unterhalb Landau aus und entblösst
in nicht zwei Stunden Länge: Gmneiss, Granit, Urthonschiefer, Rothliegendes,
Melaphyr, Vogesen - und Bunten Sandstein, Trias, Keuper, Lias, lertiäre und di-
luviale Gebilde. ‘Das Urgebirge, Gneiss, Granit und Urthonschiefer treten in den
Vogesen nur 'in den tiefsten Thaleinschnitten hervor, in der Pfalz im Lauterthal,
im Queichthal' bei: Albersweiler und öfters am Rande der Rheinthalspalte. Im
Queichthal sind es feinkörnige röthlichgefärbte Gneisspartien, welche in den herr-
schenden Granit eingekeilt sind, und mit dem Urthonschiefer in innigster Ver-
bindung stehen. Hierauf lagert ein grober cong:omeratischer Sandstein mit Trüm-
_ mern seiner Unterlage, der mit intensiv rothen grünstreifigen und fleckigen Let-
tenschiefern wechsellagert. Er gehört dem Rothliegenden an und wird begleitet
von Melaphyr, .Melaphyrmandelstein und aphanitischen dunkeln Schiefern. Diese
befinden sich besonders im Neustädter Thal, 'bei Hambach hinter der Maxburg,
beı Albersweiler, Waldhambach, Silz und Weiler. Von dem Gebirgsflusse und
ans Thalschnilten steigt das Terrain meist steil und häufig mit Felsbildungen zu
hohen (bis 2000 Fuss) Bergrücken empor. Gehänge und Höhen sind mit pit-
toresken Felsgestalten geschmückt, deren einzelne Züge in deutliche Reihen ge-
ordnet erscheinen. _Das Gestein ist ein meist grobkörniger, im Ganzen nicht
stark durch Thon oder Eisenoxyd gebundener blassrolher weisslicher Sandstein
mit Manganputzen und rothen Thongallen. Dieser Vogesensandstein lagert hori-
zontal und bildet die höchsten Höhen des Haardigebirges. In seinen beckenför-
migen Einbuchtnungen tritt der bunte Sandstein auf als ein feinkörniger Sandstein
mit Ihonigem und mergligem Bindemittel, mit Zwischenlagen von buntem Thon
und zahlreichen Thier- und Pflanzenresten. Er steigt nicht über 800 Fuss Höhe
empor und seine Schichten fallen mehr weniger steil ein, wahrscheinlich durch
Niedersinken in Folge der Wegwaschung eines Theiles der Unterlage. Ebenso
verhält sich der überlagerude Muschelkalk, der von Weissenburg bis Klingenmün-
ster läuft und von da nördlich noch einzelne Partien bildet. Der Keuper ist
unfern Landau nur auf eine kurze Strecke entwickelt mit feinkörnigen graugrü-
nen und gelben Sandsteinen, Arkose, Steinmergeln und bunten Thonen. In einer
Vertiefung bei Siebeldingen zwischen dem Keuperhügel und Muschelkalk liegt ein
dunkelaschgrauer oft lichtgelblich gefärbter Kalk mit entschiedenen Liaspetrefak-
ten, die aber in der 20 Fuss mächtigen Bildung Arten der untern, miltlern und
obern Glieder dieser Formation sind. Tertiärbildungen nehmen die letzte Stufe
ein. ‘Sie bestehen ans Kalk im kleinen Kalmit bei llbesheim, aus Meeressand
und Sandstein bei Leinweiler und Rauschbach , aus Braunkohlenschichten bei
Dürkbeim. Die Rheinebene ist mit diluvialen Geröllen und Löss bedeckt. (Neues
Jahrb. f.. Mineral. 524—534.) @l.
v. Carnall, Bleierz am Bleiberge bei Komern. — Die das
Erz führende Formation ist der bunte Sandstein, der unmittelbar auf Grauwacke
ruht und hier aus grobem Conglomerat besteht. Die vollkommen abgerundeten
Trümmer desselben sind nur Grauwacke, durch ein dunkelgrünes kieseliges Bin-
demiltel verkitiet. Der obere Theil der Formation besteht vorherrschend aus
feınkörnigem Sandstein von weisser oder gelblichweisser Farbe und in wenig
geneigten Schichten. Auch in ihm kommen noch Einlagerüngen von grobkörni-
gem Conglomerat in wechselnder Stärke vor. Diese heissen innerhalb der Erz-
führung Wackendeckel. ‘Die Erzführung erstreckt sich über eine Stunde weit,
gegen die Enden hin mit abnehmendem Reichtihum. Sie beginnt nahe unter
Tage und geht in noch unbekannte Tiefen hinab. Der Sandstein ist in seiner
274
ganzen Masse mit Linsen- bis erbsengrossen Körnern von Bleiglanz in überra-
schender Gleichmässigkeit vertbeilt. Ausgewaschen heissen die Körner Knotten,
Knottenerz , das Gestein Knottensandstein. In den Wackendeckeln kommt das
Erz in schwachen Trümchen, Schnüren und eingesprengt vor. Merkwürdig sind
die Rutschflächen und blanken Harnische des Knoltensandsteins. (Geol. Zeitschr.
V. b. S. 242—244.) Gl.
v. Heiden, Braunkohlen bei Carpano in Istrien. — Die
daselbst auftretenden Schichten gehören z. Th. zur Kreide wie der Hippuriten-
oder Rudistenkalk. Eine rudistenleere Schicht ganz aus Foraminiferen bestehend
tritt hie und da zwischen dem Rudistenkalke und dem kohlenführenden an Ceri-
thien und Planorben reichen Kalke auf, der die Kohlenflötze von Carpano und
Paradese führt. Die Kohle selbst durfte animalen Ursprungs sein, führt keine
Spur von Pflanzenresten, vielmehr häufen sich in ihrer Nähe die zerbrochenen
Schalenstüeke in ungeheurer Menge an. Der Siickstoff- und Sauerstoffgehalt be-
trägt 14,46— 13,69. Ueber den Kohlenkalkschichten lagern zuweilen Schichten
mit zollgrossen Orbituliten. Erst über einer sehr constanten Bank von Pernen
und Gervillien treten Nummuliten auf, N. laevigatus, N. conplanatus, N. planu-
latus mit der schon tiefer vorkommenden Alveolina longa und A. melo. Ein
grüner Kalk mit Pentakrinitenstielen führt in den Tassello oder Mergelschiefer.
Dieser ist grün eisenreich, führt Bänke von kleinera Nummuliten mit zahlreichen
andern Petrefakten, unter denen einige kreideartige Gestalten sind.. Hierauf wol-
len die Mailänder Geognosten ihr terreno epicreticeo gründen. (Ebd. S. 269 —
272.) @l.
Literatur. — (Quarterly journal geological, Novybhr.
nro. 36: E. Forbes, über die fluviomarinen Tertiärgebilde auf der Insel
Wight S. 259—270. — dela Condamine, Süsswassergebilde von Hunting-
donshire S. 271— 274. — Trimmer, über die südliche Begränzung der
erralischen Tertliärgebilde in Sommersetschire S. 282—286. — Ders., über
den Ursprung der den Kreidekalk in Kent bedeckenden lockeren Gebilde S. 286
— 296. — Sutherland, geologische und Gletscherscheinungen an den Küsten
der Davisstrasse und Baffinsbay S. 296 — 313. — Morris, einige Durch-
schnitte im Oolithdistriet in Licolnshire S. 317 —344. — Sorby, über die
microscopische Structur einiger brittischen terliären und jüngeren Süsswasser-
mergel und Kalke S. 344—346. — Flemming, Geologie eines Theiles der
Soolimans Kette S. 346 — 348. — Frere, Geologie eines Theiles von Sind
S. 349—351. — Herzog von Argyll, über den Granitdistriet von Inverary
in der Grafschaft Argyli S. 360—366. a
Neue Jahrbücher für Mineral. etc, Heft5: Zimmermann,
gibt Tacitus einen historischen Beweis von vulkanischen Eruptionen am Nieder-
rhein S. 837. — Cotta, Glimmertrapp ganz im Gneiss im Thale der rohen
Weisseritz S. 561.
Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft
V. 2: Roth, Beiträge zur geognostischen Kenntniss von Lüneburg S. 359—
— 372. — Websky, geognostische Verhältnisse der Erzlagerstätten von Ku-
pferberg und Rudelstadt in Schlesien S. 373—438. — Mieleczki, Zusätze
zu Plettners Abhandlung über die Braunkohlenformation der Mark Brandenburg
(ef. I. S. 125) S. 467—478. — Nöygerath, das Erdbeben in der Rhein-
gegend am 18. Febr. 1853. S. 479.
Leonhard's Beitr. z, Kenntniss des Grossherzgth. Ba-
den Ill: Koch, die Trias am badischen Neckar S. 1. — Schill, das Kai-
serstublgebirge S. 21. — Arnsperger, Gebirgsseen des Schwarzwaldes S.
43. — Ders., römischer Bergbau im Hagenschiesswalde bei Pforzheim S. 49.
— G. Leonhard, die badische Bergstrasse S. 54—88.
Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshelte
X. 1: Schuler, Durchschnitt des Würtembergischen Flötzgebirges S. 30. —
Oppel, der mitlle Lias Schwabens S. 39,
275
Sillimann’s americ. journ. of Se. July a. Septhr. nro. 46. 47:
D. Owens, Geologischer Bericht über Wisconsin, Jowa und Minnesota p. 86.
— Agassiz, Lileraturbericht p. 279. {
Journal ofthe asiat. soc, of Bengal 1853 nro. 3: Fleming,
Geologie des Puntjaub p. 229—278.
Palaeontologie. — C. v. Ettingshausen, die tertiäre
Flora von Häring in Tyro) (Wien 1853. fol. Mit 31 Tfin.). —
Den vortrefflichsten Arbeiten, mit welchen die kk. geologische Reichsanstalt in
der kurzen Zeit seit ihrer Begründung die Wissenschaft bereits bereichert hat,
reiht sich die vorliegende des rühmlichst bekannten Vfs. würdig an. Die Dar-
stellung ist dieselbe wie in den frühern Arheiten des Vfs. und theilen wir daher
unsern Lesern nur die analytische Uebersicht aller hier beschriebenen Arten mit,
wobei wir hinter den neuen den Aultornamen weglassen.
A. ÜUeberreste der Inflorescenz oder der Fructification von Dikolylen und
Coniferen: 1) einzelne Blühten oder deren Theile 2. Blühtenkätzchen oder
Aehrehen 3. Samen, Früchte oder Fruchtstände 4. — 2) kleiner fünfspalti-
ger Kelch mit spitzen abstehenden eilanzettlichen Zipfeln Celastrus protogaeus,
mit lineallanzettlichen C. pseudoilex, glockenförmiger Kelch mit breiteiformigen,
abgerundet-stumpfen Zipfeln Getonia antholithus Ung. — 3) kleine fast lineale
Aehrehen mit dünnhäutigen eiförmigen Bracteen, männliche von Casuarina Hai-
dingeri, weibliche Kätzchen von Myrica anliqua, schmallineale bracteenlose Aehr-
chen mit sitzenden Blühten Leptomeria gracilis. — &#) Fruchtzapfen oder Sam-
melfrüchte 9. einzelne Früchte oder Samen 6. — 5) Zapfen kuglig eiförmig,
tief vierklappig, Klappen gleich lang spitz Callitrites Brongniarli Endl., Klappe
klein höckerig nicht genabelt Cupressites freneloides, Zapfen fast kegelförmig,
Klappen glatt, genabelt Chamaecyparites Sternbergi Goepp., zahlreiche Früchtchen
auf flachem kurz gestielten Blühtenboden dicht gehäuft Artocarpidium integrifo-
lium Ung. — 6) geflügelte Samen 7. ungeflügelte 11. — 7) zu beiden Sei-
ten oder-ringsum geflügelt 8. nur einseitig geflügelt 9. — 8) Same schmal
spitz, Flügel breit rundlich Callitrites Brongniarti Endl., elliptisch bespitzt, Flü-
gel’ schmal elliptisch Chamaecyparites Hardti Endl., rundlich fast herzförmig,
Flügel sehr zart länglich Jacaranda horealis, trockne längliche Pflaumenfrucht,
Flügel mit breiter Basis fast spitz Terminalia Ung, Frucht klein rundlich, Flü-
gel netzig geadert, ringsum Hiraea borealis, Kapsel oval, ringsum geflügelt Do-
donaea salicites. — 9) Same sehr klein, Flügel verlängert, an Basis und Spitze
verschmälert Pinites palaeostrobus, Flügel kürzer 10. — 10) Same rundlich,
Flügel rundlich elliptisch, stumpf mit 9 bis 8 Nerven Embothrites leptosper-
mos, Same eilörmig rundlich, Flügel mit breiter Basıs Hakea plurinervia, Same
länglich Flügel länglich an der Basis verschmälert an der Spitze fast abgerundet
H. myrsinites, Frucht klein rundlich, Flügel breit mit zahlreichen feinen Nerven
Banisteria haeringana.. — 11) Ovarium oder Achenium schmal , lineal-keulen-
förmig glatt lang gestielt Pisonıa eocenica, rundlich 12. — 12) Ovarien kleın
rundlich, Inflorescenz ährenförmig Leptomeria graeilis, u. L. flexuosa, Ovarien
ohne Perigon 13. — 13) Ovarium wie vorhin, mit verdicktem Griffel Personia
Daphnes , mit haarfeinem Griffel P. myrtillus, ohne Griffel 14. — 14) Kapsel
fast kuglig zweiklappig, Klappen dıck lederartig Pittosporum Fentzli, kurzgestielte
mit den Resten des Kelches umgebene Kapseln Phyllanthus haeringana, verkehrt
kegel - oder birnförmige Kapseln mit wulstig verdicktem Rande Eucalyptus hae-
vingana, kurz gestielte ellıptische Pflaumenfrucht Elaeodendron haeriganum, strah-
lig fächerıg Hülsen Palaelobium haeringanum Ung.
B. Dikotyle Blätter und Zweige: a) Netzläufer; Secundärnerven fein,
meist genähert und geschlängelt, nach kurzem Verlauf in ein zartes Blattnetz
übergehend.
1) Blätter ganzrandig 2, mit gesägtem oder gezähntem Rand oder fie-
derspallig 14. — 2) lineal oder lineallanzeltlich, mehr weniger zugespitzt 3.
breit lanzeitlich, länglich oder eiföormig 4. keılförmig, verkehrt ei- oder lanzett-
276
förmig 11. — 3) schmal lineal in den Stiel verschmälert, Mittelnery sehr fein,
Secundärnerven sogleich in ein zartes klein maschiges Netz aufgelöst Salieites
stenophyllus,; lineal-lanzettlich zugespitzt, Mittelnerv ziemlich stark, Seceundärner-
ven in ein feinmaschiges Netz übergehend Andromeda reticulata, lineal oder li-
neal-lanzettlich, spitz, Secundärnerven spärlich, sehr fein Grevillea haeringana,
Mittelnerv stark, Secundärnerven zahlreich Callistemophylium melaleucaeforme,
Secundärnerven sehr fein, zahlreich, parallel, Mitteloerv schwach C. speciosum,
Blätter .lineal sitzend, Mittelnerv fein, Secundärnerven spärlich 'C. verum, Secun-
därnerven: kaum bemerkbar, in ein feines Netz aufgelöst €. diosmoides, Blalt
an der Basis meist spitz, Secuudärnerven fein, ziemlich genährt Eucalyptus hae-
ringaua,, noch feiner Eu. oceanica , Blätter lederartig langgestielt, Mittelnerv
schwach, Secundärnerv fein gabelästig Acacia Dianae, kurzgestielt, Mittelnerv deut-
lich, Secundärnerven einfach A. Proserpinae. — 4) Blätter lanzettlich 5. brei-
ter, eiförmig oder rundlich-eiförmig 8. — 5) Blatt in emen dicken Stiel ver-
schmälert, Mittelnerv stark, Secundärnerven rechtwinklig Apocynophyllum parvi-
folium, Secundärnerven spitzwinklig 6. — 6) Secundärnerven unter 40 — 50°
an der Spitze äslig in deutliches Netz auflösend Pittosporum tenerrimum, Blät-
ter länger, Blattnetz undeutlich 7. — 7) Secundärnerven sehr fein, zahlreich,
genähert, wenig spitzwinklig gegen den zarten Mittelnerv Apocynophyllum alyxiae-
folium, Secundärnerven fein, nıcht genähert, unter 60 — 80% gegen den starken
Mittelnerv Diophyros haeringana, Secundärnerven ziemlich spärlich, unter 450
Myoporum ambiguum, Secundärnerven sehr fein. kaum sichtbar, Mittelnery schwach
Euphorbiophylium lanceolatum, Secundärnerven fein, entfernt unter 69— 750 ge-
gen den starken Mittelnerv Terminalia Ungeri, Blatt eiförmig lanzettlich mit un-
deutlichen Secundärnerven Getonia anlholıthus Ung., Secundärnerven sehr fein,
zahlreich, genähert Eugenia Apollinis Ung. — 8) Blatt eiförmig oder eilörmig-
lanzeltlich, gestielt, an der Basis und Spitze spitz, Secundärnerven haarfein,
sehr zahlreich, genähert, spitzwinklig Metrosideros calophyllum, sehr kurz ge-
stielt Myrlus oceanica, Secundärnerven nicht zahlreich 9. — 9) Secündärner-
ven unter 60—750 gegen den schwachen Mittelnerv, Monimia haeringana, unter
45 — 60% und wechselständig M. anceps, Blätter derb, mehr lederartig 10. —
10) Blätter eiliptisch langgestielt, an Basis und Spitze stumpf, Secundärverven
spärlich sehr fein, die untere unter 20—30°, die obere unter 50—60° Phyllan-
ihus haeringana, Secundärnerven zahlreicher, anastomosirend Rhamnus pomader-
roides , unter 65 — 700 und an der Spitze ästig Hiraea borealis, sehr wenige.
Mittelnerv fein Persoonia Daphnes, und Santalum Acherontienm. — 11) Blatt
länglich verkehrt eiförmig, kurz geslielt, Secundärnerven fein spärlich unter 45
—50° gegen den dicken Mittelnerv Rhizophora thinophila, Blätter kürzer 12. —
12) Blätter länglich-keilförmig, Seceundärnerven sehr fein unter 30-450 gegen
den schwachen Mittelnerv Celastrus deperditus, verkehrt lanzettlich, Basis ver-
schmälert , Spitze stumpf, Secundärnerven fast rechtwinklig Dodonaea salicites,
Blätter breiter eiförmig 13, — 13) mit verschmälerter Basis und stumpfer
Spitze, Secundärnerven sehr fein, ästig, unter 40—50° Pittosporum Fenzli, ge-
sehlangelt, spitzwinklig, Mittelnerv stark Ardisia oceanica, fast bognig, unter. 60
— 70% gegen den starken Miltelnerv Myrica antiqua, spärlich, undeutlich, wenig
spitzwinklig Pisonia eocenica, Blälter an der Spitze oft ausgerandet, Secundär-
nerven fein spärlich, spitzwinklig Sapolacites minor, Blätter sitzend, Secundär-
nerven zahlreich, Mittelnerv fein S. -parvilolius, — 14) Blatt lineal, lineal-lan-
zeitlich, gestielt, fieder-spaltig, Lappen fast rhombisch oder dreieckig Dryandra
Brongniarti, Blätter ungetheilt 15. — 15) lineal oder lanzetiförmig 16, rund-
lich eiförmig oder verkehrt keilfürmig, stumpf 20. — 16) schmal lineal ge-
stielt am Rande gezähnelt Banksia longifolia, breiter 17. — 17) meist verlän-
gert lanzeltllich, Secundärnerven fein, rechtwinklig 18, kürzer breiter, Secundär-
nerven spitzwinklig 19. — 18) fein gesägt, Secundärnerven sehr feın, genä-
hert Banksia haeringana, stumpf gesägt oder gekerbt B. Ungeri, entfernt gesägt
gekerbt, Secundärnerven weniger genähert B.dillenioides, unregelmässig und ent-
fernt gezähnt oder gezähnelt Dryandroides lignitum , eilanzettförmig zugespitzt,
an der Basis etwas schief, Seeundärnerven sehr fein, zahlreich Dr, brevifolius,
277
— 19) am Ranıle entfernt gezähnt , Secnndärnerven ästig und gabelspaltig Lo-
matia retieulata, an der Spitze und Basis verschmälert, gekerbt gesägt, Secun-
därnerven meist etwas geschlängelt Ceratopetalum haeringanum, gezähnelt , Se-
cundärnerven verschieden spitzwinklig Elaeodendron dubinm, fast dornig gezähnt,
Secundärnerven einfach und ästig unter 45 — 60% Evonymus Aegypanus. —
20) Blätter sehr klein, rundlicheiförmig, verkehrt eiförmig, an der Basis ver-
schmälert 21. meist eiförmig oder elliptisch, an der Basis abgerundet 22. —
21) klein gezähnt, stumpflich, Secundärnerven spärlich, fast rechtwinklig Wein-
mannia paradisiaca,, entfernt gezähnt W. microphylla, an der Spitze gezähnelt,
an der Basis ganzrandig Myrsine europaea, sehr seicht gekerbt, Secundärnerven
sehr fein, Mittelnerv ziemlich stark Arbutus eocenica , entfernt klein gekerbt,
Secundärnerven unter 40—45° Celestrus Acherontis, klein gesägt, Secundärner-
ven zahlreich, geschlängelt, ästig C. Aeoli, klein gekerbt, €. Persei Ung. —
22) Blatt eiformig elliptiisch oder rhombisch eiförmig, gestiell, an der Basis
spitz, an der Spitze abgerundet stumpf, am Rande feindornig gezähnt, Secun-
därnerven unter 40 — 45° gegen den starken Mittelnerv Elaeodendron haeringa-
num, gesägt Ilex parschlugana Ung., oval an Basis und Spitze abgerundet, sitzend,
entfernt dornig gezähnt I. aizoon, breit eiförmig, kurz gestielt, gezähnelt, Se-
eundärnerven rechtwinklig Euphorbiophyllum- stilingioides, rundlich elliplisch,
gezähnelt Eu. subrotundum, Secundärnefven unter 55—650 En. omalanthoides,
gegen die Spitze zu entfernt gezähnt, Secundärnerven fast rechtwinklig Quercus
deformis.
b. Bogenläufer: Secundärnetven stark, vom Mittelnerv in meist grös-
sern Abständen entspringend und in einem Bogen dem Rande zulaufend, um
erst da mit dem zunächstliegenden oben zu anastomosiren. 1) Biäller ganz-
randig oder am Rande wellig 2. mit deutlich gezäbntem Rande 6. — 2) lan-
zeitlich oder lanzettlich - länglich 3. eiförmig oder elliptisch 4. — 3) lanzelt-
lich Secundärnerven unter 5 — 65° Laurus phoeboides, fast rechtwinklig Apo-
eynophyllum haeringanum. — 4) eiförmig spitz am Rande wellig, Secundär-
nerven einfach unter 60— 650 Maesa protogaea, länglich eiförmig oder lanzett-
förmig, am Rande meist nicht wellig 5. — 5) lang gestielt, Secundärnerven
unter 70 — 809% gegen den starken Mittelnerv Ficns Jynx Ung., kurz gestielt F.
insignis, breit eiförmig lanzetllich, Secundärnerven wenig spitzwinklig Artocarpi-
dium integrifolium Ung. und Laurus Lalages Ung., länglich eiförmig, Secundär-
nerven unter 45—60° Laurus tetrantheroides, verlangert eiförmig, lang zugespitzt,
Secundärnerven unter 40 — 45° Banisteria haeringana. — 6) eiförmig lanzelt-
lich, etwas zugespitzt, an der Basis verschmälert, ‘am Rande buchtig gezähnt
Quercus Goepperti Web., lanzeltlich, an beiden Enden zugespitzt, lang gestielt,
gezäahnt Panax longissimnm Ung.
c. Randläufer: , Seeundärnerven. einfach, meist genähert, gradlinig oder
nur in sehr seichten Bogen dem Rande zulaufend, wo sie sogleich enden.
1) Blatt ganzrandig, eiförmig oder länglich elliplisch, Secundärnerven stark un-
ter 40—500 Alnites Reussi. — 2) am Rande scharf gezähnt oder gekerbt Pla-
nera Ungeri, grob und ungleich gezähnt Domheyopsis dentata. — (Schluss im
Novemberheft.) }
Botanik. — Asa Gray diagnosirt eine nene Galtung aus der
Familie der Verbenaceen, Tetraclea wie folgt: Calyx profunde quinquefidus, tubo
turbinato, lobis subaequalibus ; corolla hypocraterimorpha, tubo calyce longiore,
limbo quinque partilo, lobis obovalis fere aequalibus; stamina 4, fauci corollae
inserta, filamenta filiformia,, aequilonga, exserla, in alabastro involuta, antherae
ovales, loculis parallelis, ovarium profunde quadrilobum, stylus filiformis apice
bifidus, stigmata subulata; ovula in loculis solitaria, amphitropa, pendula, mi-
eropyle infera; fructus quadrinuculatus calyce persistente immutalo aucius, nu-
culis siecis obovatis reliculatis crustaceis; semen loculo conforme, subcurvatum,
supra medium adpensum, exalbuminosum; embryo leyiter incurvum ; cotylis
oyalibus crassiusculis, radieula brevi infera. Herba erecta, humilis, e basi suffru-
tescente, foliis opposilis petiolatis ovates subdentatis, floribus in axillis eymulo-
278
sis saepius lernis majuseulis; corolla alba post anthesin flavescente.. Die ein-
zige Art ist T. Coulteri von San Felipe u. a. 0. (Sillim. americ. journ. XVI.
98.) e
Hempel, über Ananas-Cultur. — Von der Vermehrung der Ana-
nas durch Keimpflanzen und durch Kronen verdient, letztere Methode den Vor-
zug, denn sie lieferte Früchte mit Kronen von mehr denn Pfundschwere. Die
so erzielten Kronen können nun wieder verkleinert werden, wenn ihr Wachs-
ihım während der Fruchtausbildung ganz und gar zerstört wird. Sobald die
Frucht ihrem Verblühen nahe war, nahm H. zu diesem Zwecke einen nicht scharf
zugespitzten, aber scharfkantigen, etwa 8 Zoll langen Blumenstock, setzte densel-
ben in die Mitte der Krone und drehte ihn ın das Herz derselben hinein und
nahm die dadurch abgelösten jungen Blättchen heraus. Das Wachsthum der
Krone hörte auf und es wurden die schönsten Früchte erzielt. (Ferhandl. Berl.
Gartenbaues. 1853. I. 3.) e
Koch, Neuholländische Kastanien, — Auf seiner botanischen
Exkursion im Osten Neuhollands im Jahre 1828 entdeckte A. Cunningham einen
Baum aus der Familie der Schmetterlingsblühtler ‚ und zwar aus der Abtheilung
der Sophoreen , mıt einsamigen Früchten von der Grösse eines Hühnereies.
Die Eingebornen bedienen sich derseßen hauptsächlich geröstet als Nahrungs-
mittel. Da sie im Geschmack den Kaslanien ähnellen, so nannte sie ihr Ent-
decker: neuholiändische Kastanien und den Baum: neuholländischen Kastanien-
baum, Castanospermum australe. Der Geschmack der Samen soll jedoch nach
andern Berichten, wenigstens von Europäern , keineswegs vorzüglich sein, und
mehr dem der Eicheln gleichen. Im frischen Zustande genossen, sollen sie so-
gar manche Unannehmlichkeiten hervorrufen. Der Baum erreicht eine Höhe von
30 — 40 Fuss und hat einfach gefiederte Blätter von einer dunkeln grünen Fär-
bung. Die Blühten kommen ähnlıch wie bei dem Johannisbrodstrauch (Cerato-
nia Siliqua L.) aus 3- und 4jährigem Holz, haben eine ins Zinnoberrothe spie-
lende Farbe und bilden einfache oder zusanımengesetzte Trauben. Die Pflanze
wurde 1828 in Kew eingeführt und in dem ersten Bande der botanical miscel-
lany beschrieben und abgebildet. Seitdem hat man nichts wieder von ihr .ge-
hört und es scheint, als wenn sie in Kew eingegangen wäre. Einige Jahre dar-
auf erhielt Neumann in Paris frische Samen und brachte sie in die Erde. Hier
blieben sie mehre Jahre liegen, bis sie endlich keimten und darauf (1844) in
das freie Land eines mässig erwärmten Pavillons verpflanzt wurden. Hier wuch-
sen die Pflanzen so rasch , dass sie im Jahr 1851 bereits eine Höhe von 12
Metres (36 Fuss) erreicht hatten und 1852 sich über und über mit Blühten be-
deckten. Da Stecklinge von. frischen Trieben unter der Glasglocke an einem
feuchten und warmen Orte gut gewachsen , so lässt sich die Pflanze sehr leicht
vervielfältigen. Vor einigen Jahren hat man auch bereits einige Pflanzen nach
Algerien gebracht, um dort ihren Anbau zu versuchen, bis jetzt allerdings ohne
weitern Erfolg. (Ebd. S. 28.) e
Pohl, über Kardenbau. — Die eingebrachten Raukarden sind im
Jahre 1851 von mir direct aus Avignon bezogenen Samen, von dem ich mir 100
Pfund Zollgewicht auf Handelswegen verschrieben halte, gebant worden. Der
Preis dafür betrug circa 33 Thaler. Die Fläche, worauf ich die Karden gebauet
habe, betrug 33 Morgen, wovon die Hälfte der Fläche besäet und die andere
Hälfte bepflanzt wurde. Die gesäeten Karden nehmen den Vorzug ein und über-
stehen auch den Winter besser als die Pflanzkarden. Siebzehn Morgen wurden
im Jahre 1850 im März mit circa 70 Pfund Samen besäet, worauf die Karden
als Standkarden stehen blieben, und worauf ich den übrigen Theil der Fläche
mit Pflanzen versorgle. Grosse Sorgfalt muss den Pflanzen gewidmet werden
wegen des überhand nebmenden Unkrautes ; ich kann wohl sagen, dass hierauf
die grösste Ausgabe für Kultur gemacht werden muss. Auch dafür lassen sich
von dem erfahrenen Anbauer Kunstgriffe anwenden, um theilweise das Unkraut
im Keime zu tödten. Im Monat Juli wurde der übrige Theil Fläche, auf wel-
chem als Vorfrucht Raps gestanden, lief umgepflügt und auf seichten Furchen
279
mit Karden bepflanzt, die ich von jener Fläche ausgezogen hatte. Der Himmel
hatte dieselbe vor lange anhaltendem offenem Froste beschützt und ich kam glück-
lich damit aus dem Winter. Im nächsten Frühjahre wurden sie mehrmals be-
hackt und befahren, die Haupikarden sowie alle verkümmerten Nebenkarden weg-
gebrochen, fleissig geschlitzt, zur Zeit der Reife auf dem Halme getrocknet und
in Iuftligen Feldschuppen getrocknet, wodurch ich die beigegebene Qualität erzielt
habe. Nach dem Urtheile. der Fabriken, von dem sich der schlesische Central-
Verein selbst überzeugt hat, befriedigt dieses Prodnet hinlänglich die inländische
Apprelur; es dürfte wenig verschieden sein von dem beigelegten ächt französi-
schen. Hierbei kann ich aber nicht umhin bemerken zu müssen, dass die blosse
Ausgabe von französischen Samen im Lande, ohne Anieitung zum verständlichen
Bau, der guten Sache mehr schaden als nützen würde. Wollte man den Bau des
französischen Productes dem Anbau des schlesischen unterlegen, so würde man
im zweiten Jahre keine Aernie haben, oder wenigstens doch eine sehr spärliche,
und die Anbauer leicht zu der Ueberzeugung*führen, dieses Gewächs passte nicht
in unser Klima. Man würde es bald wieder fallen lassen. Dem ist aber nicht
so, wenn man auf starke Pflanzen zum Verpflanzen hinarbeitet, auf eine ange-
messene Vorfrucht sieht und so zeitig wie möglich die Karden einpflanzt. Da-
durch sind die Uebelstände behoben, die das Gewächs verhindern, bei dem kür-
zern Verlaufe des Sommers in unserm Klima, im zweiten Jahre zu stauden, oder
gar keine Aeınle zu geben. — Der veıedelte Anbau von Rauhkarden bedingt
guten Samen , daher der Samenproduction alle Aufmerksamkeit zu schenken ist.
Wollte man jedes Jahr frischen Samen aus dem Auslande beziehen, so würde
dies dem Inlande viel Geld kosten. Der nöthigen Masse wegen könnte auch für
eine Provinz, viel weniger für ein Land, gar nicht genug zu verschaffen und aus
politischen Rücksichten wohl auch nicht zu beziehen sein. Ich glaube von die-
sem Zweige der Kultur fest überzeugt zu sein, dass man den Samen, nur ohne
Rücksicht auf die Karden, zur gehörigen Reife bringen kann. So schwächt er
sich nicht in dem Grade ab, als man bisher meinte. Wenigstens glaube ich
fest behaupten zu können, dass ein einziges Jahr Un:eife mehr schwächt ‚- als
20 Jahre bei regelrechtem Anbau. Meine Erfahrung daruber reicht so weit, dass
ich beweisen kann, in der zweiten und dritten Tracht meines eigenen gepflegten
Samens besser geformte Karden geärntet zu haben, als von ungepflegten Origi-
nal-Samen des Auslandes. Das Ausland wird uns in der Regel weniger gepfleg-
ten Samen als vielmehr den Ausfall von ihren geärnteten Karden zum Anbau
überschicken. — Die Rentabilität dieses Gewächses dürfte so lange andauern,
als es nicht durch ein anderes und besseres Mittel ersetzt wird. Wenn man
auch annehmen kann, dass bei einem erweiterten-Bau der Preis sich für das
bessere Product etwas niedriger stellt als zeither, so dürfte derselbe wohl schwer-
lich unter Einem Thaler das Tausend herabsinken und bei diesem Preise den
Anbauern immer noch einen lohnenden Ertrag gewähren. Die Preise für die
beigegebenen Karden stellen sich nach den verschiedenen Sorten: verschieden.
Sämmtliche Karden sind streng sortirt und zerfallen in drei Sorten, nämlich
grosse Mittelsorte, mittel Mittelsorte und Spitzkarden. Die letzten beiden Sorten
siod die gangbarsten und nehmen auch im Preise der grösseren Sorte den Rang,
daher diese durch Ausbrechen ganz beseitigt werden muss. Der Durchschnitis-
preis der letzten 2 Jahre stellt sich fauf 1!/a Thlr. das Tausend, während das
gewöhnliche schlesische Product sich nur auf !/s Thlr. das Tausend stellte. Die
schlesischen Karden haben niemals den Preis für mein Product gedrückt, son-
dern nur die ausländischen. (Ebenda S. 40.) | e
Zoologie. — A.Adams hearbeitele folgende Mollusken-Galtun-
gen: Scutus Montf. mit 7 Arten, Monoptygma Lea mit 11 Artei, welche sämmt-
lich diagnosirt und z. Th. neu, ausserdem diagnosirt er noch: Pyramidella me-
iula, P. aclis, Lacuna carinifera, Velulina sitkeusis, Olina fusca und handelt über
Nematura Adm., Rimula Defr. und Puncturella Low. (Ann. a. may. nat. hist,
October. 284.)
Fr. Küchenmeister, über die Cestoden im Allgemeinen
und die des Menschen insbesondere hauptsächlich mit Berücksichti-
280
gung ihrer Entwicklungsgeschichte, geographischen Verbreitung, Prophylaxe und
Abtreibung. Mit 3 Tfln. (Zittau 1853.). — Der Verf. gibt eine genaue Be-
sehreibung der im Menschen lebenden Bandwärmer, deren Entwicklungsgeschichte
im: Allgemeinen, der Blasenwürmer im Besonderen, der ersten Lebensweise, An-
steckungswege und Abtreibungsmethode, um den practischen Aerzten,, Sammlern
nnd :Naturforschern zur Bestimmung dieser Thiere etwas Brauchhares in (lie
Hände zu geben. Die Schrift enthält viel schätzbare Untersuchungen über Band-
und Blasenwürmer und wir behalten uns vor über einzelne Abschnitte ausführ-
licher zu berichten um so mehr ,, da der Verf. gegen die auch in diesen Blät-
tern milgelheilten Untersuchungen: v. Siebold’s zu Felde zieht. Die auf 3 Ta-
feln beigefügten Zeichnungen verdienen eine besondere Beachtung.
Imhoff, über Oligoneura rheuana n. sp. — In Basel zeigt
sich alljährlich , meist im August auf einige Tage diese Eintagsfliege und zwar
am Rhein. Die Exemplare sind gegen Abend sämmtlich mannliche so gedrängt
ihre Schaaren auch sind, späler mit Anbruch der Nacht gesellen sich ihnen auch
dia Weibchen zu und die Haufen werden dichter. Des Morgens findet man an
den Häusern des Rheinufers zahllose Leichnahme dieser Thierchen. Diese mas-
senhafte Erscheinung dieser Eintagsfliegen ist auch an andern Orten beobachtet,
von Swammerdam,, Reanmur, Latreille, Pietet u.A. wird darüber berichtet, aber
in den verschiedenen Distrieten sind es je eigenthümliche Arten. Die des Rhei-
nes bei Basel ist eine neue Art. Ihre Flügel sind durchscheinend, ' reın weiss,
die Adern gelblich , der Körper des Weibehens bräungelblich, des Mannchens
rein braun, die Borsten des Weibchens eiwa halb so lang als der Hinterleib,
die des Männchens von Körperlänge, die Augen jenes viel kleiner als dieses.
(Baseler Berichte X. 177.)
Eine sehr beachtenswerthe Monographie über die Küchenschabe (Blatta
orientalis Lin.) hat C. Cornelius unter dem Titel: Beiträge zur nähern
Kenntniss der Periplanela (Blatla) orientalis. Mit 2 TAn. Elberfeld 1853.
herausgegeben. Dieselbe verbreitet sich über die allmählige Ausbreitung des
Thieres über Europa und Nordamerika, über den äussern Korperbau des Männ-
chens und Weibchens, über einige inuere. Organe besonders über die Genilalien,
über Fortpflanzung und Entwicklung, über Nahrung uud Lebensweise und end-
lich über Vertilgung des schädlichen Thieres. Die Darstellung ist so gehalten,
dass auch der Laie die Schrift mit Vergnügen lesen wird.
Heeger's fortgesetzteBeiträge zur Naturgeschichte der In-
secten (cf. S. 184) behandeln Gyrophaena manca Erichs., Tinea quereicolella
Fisch, Seymnus ater Kugl. Elachista Stadimüllerella Müll., Hypulus bifasciatus
Fabr., Coleophora nigrostigmatella Koll. (Sitzysber. Wien. Akad. X. 461 —
480. Tb. 1—6.)
K. Siegismund, das Inseetenbüchlein. Erste Liefrg. (Zeitz
1853.). Eine Schrift für Nicht-Entomologen, in welcher das Wissenswürdigste
aus der gesammten Insectenkunde zusammengefasst ist. Der Schüler sowohl,
der anfängt Insecten zu sammeln und zu bestimmen, als der Landmann, Gärt-
ner, Förstmann und Alle, die den Einfluss und die Bedeutung der Insecten für
die natürliche und menschliche Oeconomie kennen lernen wollen, werden in die-
sem ohne allen gelehrten Aufwand, klar und verständlich geschriebenen Büchlein
Belehrung und Unterhaltung finden. Ausser dem allgemeinen Theile enthält diese
erste Lieferung die Beschreibung der Käfer, alle übrigen Insecten sollen in der
zweiten und letzten Liefrung behandelt werden.
Ch. Lucian Bonaparte diagnosirt die neue zur Familie der Phaleri-
dinen gehörige Gallung Sagmatorrhina: rostrum duplo longius quam altum, ma-
xilla ad basin recta cera maxima indula, apice incurya, mandibula ultra medium
stalim adscendens , angulum obtusum constituens,, nares lineares, marginales.
Die einzige Art S. Lathami: maxima, nigricans, sublus, albido fuliginosa, ro-
stro pedibusque rubris, cera palmisque nigris. Sie ist 16 Zoll lang, also die
grösste der ganzen Familie und bewohnt Labrador, Gl.
—
CGorrespondenzblatt
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
für
Sachsen und Thüringen
Eialle.
1853. October. Ne X
Sitzung am 5. October.
Eingegangene Schriften:
1) XVII. u. XIX. Jahresbericht des Mannheimer Vereines für Naturkunde.
Erstattet von H. Schröder. Mannheim 1853. 80.
2) Monatsbericht der k. preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
November, December 1852 ; Januar bis Mai 1853. Berlin. 80.
3) Sitzungsberichte der kk. Akademie der Wissenschaften. Mathem.-naturw.
Kl. Bd. X. 4. 5. Wien 1853. 80.
4) Boston Journal of natural History. Vol. Vf. 1—3. Boston 1850—52. 8.
5) Vom Smithsonian Institution in Washington:
Smithsonian Contributions to Knowledge. Vol. 1M—V. Washington
1852. 53. 40.
Ch. Morris, W. Graham a. M. Maury, Explanation and Sailing Dire-
clions to accompany the wind and current charts. 4 edit. Washington
1852. 40.
Memoir and Maps of California by Cadwalader Ringgold. 4 edit.
Washington 1852. 40. ?
Report on the Geology of the Lake superior Land district by J. W.
Forster and Withney. Part. II. the iron region together with the gene-
ral geology. Washington 1851. 8o.
Portraits of north american Indians with sketches of scenery etc. by
3J. M. Stanley. Washington 1852. 8o.
Catalogue of north American Reptiles in the Museum of {he Smithso-
nian Institution. Part. I. Serpents by Baird a. Girard. Washington
1853. 80.
Sixth annual report of the board of regents of the Smithsonian Insti-
tution for the year 1851. Washington 1852. 8o.
6) Proceedings of the Academy of natural science of Philadelphia. Vol. VI.
6. 7. Philadelphia 1852. 53. 80.
7) Archiv des Vereines der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg.
Heft VII. Herausgeg. von E. Boll. Neubrandenburg 1893. 8o.
8) Berichte über die Verhandlungen der königl. sächs. Gesellschaft der Wis-
senschaften zu Leipzig. Math.-physic. Klasse. 1852. II. 1853. I. Leip-
zig 1853. 8o.
9) Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preuss. Rheinlande und
pn Herausgeg. von Prof. Budge. X. Jahrg. 2. Heft. Bonn
. 80,
10) Das Insectenbüchlein. Eine kurzgefasste Zusammenstellung des Wissens-
19
282
würdigsten aus der gesammten Insectenkunde in praktischer Auffassung
von K. Sigismund. Zeitz 1853. (Geschenk des Verlegers Herrn IL.
Garcke in Zeitz.)
11) Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz. VI. 2. Heft.
Görlitz 1853. 8o.
Von Hrn. Ehrlich, Custos am vaterländischen Museum zu Linz.
12) Geologische Geschichten. Linz 1852.
13) Ueber die nordöstlichen Alpen. Linz 1850,
14) Bericht über die Arbeiten der Ill. Section der k. k. geol. Reichsanstalt.
Als neues Mitglied wird aufgenommen:
Hr. Richter, Director der Realschule in Saalfeld.
Als neue Mitglieder werden angemeldet:
Hr. Nitzsch, Berggeschworener zu Aschersleben.
durch die Herren Giebel, Kohlmann u. Baer.
Hr. Wendenburg, Amtmann zu Beesenstedt
durch die Herren Meyer, Giebel und Kohlmann.
Der Vorsitzende, Herr Giebel, theilt mit, das durch den Fort-
gang des Hrn. Tschetschorke die Stelle des Bibliothekars erle-
digt sei, zu dessen neuer Besetzung eine Wahl in der nächsten Sitzung
stattzufinden habe.
Herr Schrader machte darauf aufmerksam, dass das Theorem
über das Paralleloegramm der Kräfte sich als eine unmittelbare Folge
des Axioms erweisen lasse, wonach die gleichzeitige Wirkung
mehrerer Kräfte auf einen Punkt gleich ist der Wirkung derselben
nach einander.
Herr Heidenhayn brachte einige interessante Mittheilungen
aus den Verhandlungen der anatomisch - physiologischen Section der
dreissigsten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Tü-
hingen, der er beigewohnt hatte (S. 232.).
Herr Baer führte an, dass die Versuche die in der Natur vor-
kommenden krystallisirten Mineralien künstlich nachzubilden, womit
man sich in neuester Zeit vielfach beschäftigt hat, durch eine neue
Darstellungsmethode, die Drevermann aufgefunden hat und nach der
man die leicht und schwerlöslichsten Körper auf sehr leichte und ein-
fache Weise zum Krystallisiren bringen kann, bereichert worden sind.
(S. 235).
Herr Giebel theilte Filippi’s Entdeckung eigenthümlicher Or-
gane im Rachen des Elephanten mit, deren Bedeulung aber noch nicht
ermittelt sind. (S. 235.)
Sitzung am 12. October.
Eingegangene Schriften :
1) Kenngott, Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in
den Jahren 1850, u. 5l. — Vom Verfasser,
2) Aus der Natur. Bd, 3. Leipzig 1853. 8o.
Als neue Mitglieder werden aufgenommen :
Hr. Nitzsch, Berggeschworener zu Aschersleben,
» Wendenburg, Amtmann zu Beesenstedt.
283
Als neue Mitglieder werden vorgeschlagen:
Herr Keller, Assistent im mineralogischen Museum
durch die Hrn. Giebel, Kohlmann und Wesche.
Herr Glückselig, Dr. med., in Ellnbogen (Böhmen)
durch die Herren Zincken sen., Giebel und Heintz.
Auf den Vorschlag des Vorsitzenden, Hrn. Giebel, wird Herr
Schwarz von den Anwesenden zum Bibliothekar erwählt.
Herr Heintz sprach über Rowney’s Versuche die Zusam-
mensetzung des bei der Destillation der Stearinsäure mit Kalk entste-
henden festen Körpers zu erforschen (S. 236.) und über Wrightson’s
Gründe gegen die Hypothese, welche Williamson über die Zusammen-
setzung des Alkohols aufgestellt hat (S. 237.). '
Herr Heidenhayn fuhr fort in seinen Referaten über die Re-
sultate, welche uns die anatomisch - physiologische Section der dies-
jährigen Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Tübin-
gebracht hat (S. 240.).
Herr Giebel theilt Jie überraschenden Resultate mit, zu wel-
chen Göppert bei seinen neuesten Untersuchungen der organischen
Einschlüsse im Bernstein gelangt ist (S. 158.).
Sitzung am 19. October.
Eingegangene Schriften :
I) August Thieme, Gedichte. Berlin 1849. 8o.
2) —— -——, Neue Gedichte. Merseburg, Louis Garcke 1850. 80.
3) Heinrich Steffen und sein Leben in der Natur. Ein Volkshuch v. Karl
Sigismund. Zeitz u. Leipzig, Lonis Garcke 1853.
Nr. 1—3 von Herrn Garcke in Zeitz.
4) C. G. Giebel, allgemeine Zoologie. Säugethiere. 2. Lieferung. Leip-
zıg, Ambr. Abel. 1853. (Vom Verfasser.)
Als neue Mitglieder werden aufgenommen:
Herr Keller, Assistent im mineralogischen Museum,
„»„ Glückselig, Dr. med. in Ellnbogen.
Als neue Mitglieder werden vorgeschlagen:
Herr Pastor Weber in Huy-Neinstedt
durch die Herren Weber, Giebel und Baer,
Herr Postsekretair Meyer hier
durch die Herren Kohlmann, Kühl und Körner:
Der Vorsitzende, Herr Giebel, trägt das Schreiben vor, wel-
ches die in der ersten Sitzung d. M. aufgeführte werthvolle Sendung
der Smithsonian Institution zu Washington begleitete. Er macht die
Anwesenden besonders auf die in demselben ausgesprochene Bitte
aufmerksam und fordert zur Abgabe geeigneter Schriften auf, um für
die mit grosser Liberalität versendeten kostbaren Werke wenigstens
einige Gegenleistungen gewähren zu können. Eine solche Aufforde-
rung ergeht hiermit auch an alle Mitglieder des Vereines, welche die-
ser Sitzung nicht beigewohnt haben. Die Smithsonian Institution nimmt
wissenschaftliche Schriften jeder Art — besonders akademische, Dis-
sertationen, Bücher-Cataloge, Jahresberichte gelehrter Gesellschaften
284
etc. etc. an, und verlangt keineswegs ein volles Aequivalent für ihre
Sendung. Um so mehr ist es die Pflicht eines Jeden, dieser Bitte,
soviei in seinen Kräften steht, nachzukommen, als die Institution ihre
ferneren Zusendungen hiervon abhängig macht. — In dem nächsten
Hefte werden wir die Mitglieder mit der Einrichtung und dem Wir-
ken dieser Institution näher bekannt machen.
Von Herrn Crause in Cöthen ist das in der Zeitschrift (Bd.
1. 474. und Il. 135.) besprochene Carolathin und dessen chemische
Analyse eingegangen.
Herr Heppe in Potschappel hatte einen Aufsatz eingesendet,
der Mittheilungen über das Verhalten des Nitroprussidnatriums zu
verschiedenen Reagentien enthielt (S. 243.). Herr Baer bemerkte
hierzu, dass die dem genannten Salze eigenthümliche Reaction gegen
Schwefel hier nicht angegeben und dass das Verhalten des Salzes ge-
gegen mehrere der von Hrn. Heppe angewendeten Reagentien bereits
von Playfair bei der ersten Darstellung der Nitroprussidverbindungen
erforscht worden sei. Ferner versprach derselbe, das Salz in einer
der nächsten Sitzungen vorzuzeigen und das Verhalten desselben zu
Schwefel anschaulich zu machen.
Herr Giebel sprach über die lebenden und fossilen Limulus-
Arten, wobei er ein Exemplar des L. brevicauda aus dem lithogra-
phischen Schiefer, sowie die schöne Monographie von van der Höven
vorlegte.
Herr Tausch theilte die Resultate mit, zu denen Lehmann bei
seinen neuesten Untersuchungen über die im Blute enthaltenen kry-
stallisirbare Proteinsubstanz, von der bereits in früheren Sitzungen
(Bd. I 328.) die Rede war, gekommen ist, (S. 245.)
Sitzung am 26. October.
Eingegangene Schriften:
1) E. Zuchold, Bibliotheca historico-naturalis physico-chemica et mathe-
malica. 3. Jahrg. 1. Heft. Göttingen, Vandenhock et Ruprecht. 1853.
2) —, Bibliotheca historico-geographica. 1. Jahrg. 1. Heft. Göttin-
gen, Vandenhock et Ruprecht 1853.
Beide vom Verfasser.
Als neue Mitglieder werden aufgenommen:
Herr Pastor Weber in Huy-Neinstedt und
» Postsecretair Meyer hier.
Als neues Mitglied wurde vorgeschlagen :
Herr Gressler, Buchhändler in Langensalza
durch die Hrn. Gressler in Erfurt, Anton u, Giebel.
Herr Giebel theilte Leydigs anatomische Untersuchung der
auf dem Oleander lebenden Schildlaus (Coccus hesperidum) mit.
(S, 186.)
Herr Heidenhayn machte auf den gegenwärtigen Stand der
Nervenphysiologie aufmerksam, wobei er besonders die Gründe für
und gegen die specifischen Eigenthümlichkeiten zumal der sensiblen
und motorischen Nerven darlegt,
285
Herr Tausch setzte seinen Vortrag über das Hämatokrystallin
fort. (8. 245.)
Herr Baer sprach über die sogenannten Thränenfläschchen der
alten Römer. (S. 251,)
Stand der Luftelectrieität in Halle während des October.
Der. electrische Zustand der Atmosphäre im verflossenen Monat
erlitt mehrfache Veränderungen, ist jedoch in Folge der mehrtägigen
feuchten Witterung als ein sehr schwacher zu bezeichnen. Ich beob-
achtete im Verlauf des ganzen Monats, bei in Summa 94 Beobach-
tungen eine l0malige negative, und eine S4malige positive electrische
Beschaffenheit der Luft, wovon nur der am 2. d. M. Nachm. 3 Uhr
20 Min, statthabende starke Regen Electrometer ın Thätigkeit setzte,
indem sich bei demselben die Bennet’schen Electroblättchen 9 Linien
weit negativ electrisirt öffneten. Alle übrigen Fälle dahingegen wa-
ren nur vermitlelst der Condensaloren bemerkbar, und sind von den-
selben wiederum der am 7., continuirliche, und am 16. Abends, beide
bei Regen, statthabende negative, sowie der am 1.Abends bei schwa-
chem Regen und der am 3. und 18. Nachm. bei ziemlich heiterer
Witterung, positiv electrische Zustand der Luft, mit stärker als die ver-
bleibenden zu bezeichnen. Sonach steht der electrische Zustand der
Luft in diesem Monat zu dem desselben Monats im Jahre 1852 in
dem Verhältniss wie 2: 5. Beechk.
Bericht der meteorologischen Station in Halle für die
Monate August, September und October.
August.
Zu Anfang des Monals zeigte das Barometer bei SSW und Lrü-
bem Himmel einen Luftdruck von 27'10,'59 und war im Sinken
begriffen bis zum Nachmittag des folgenden Tages, worauf es unter
mehren Schwankungen hei vorherrschend nördlicher Windrichtung und
sehr veränderlichem, bisweilen auch regnerischem Wetter bis zum 10.
Morgens 6 Uhr auf 28'1,'''52 stieg, Alsdann nahm der Luftdruck
wieder allmählig und unter mehreren Schwankungen anfangs bei NW
und heiterem Himmel, dann aber bei SW nach SO herumgehender
Windrichtung und meistens trübem und regnigtem Wetter ab, so dass
das Barometer am 17. Nachm. 2 Uhr nur eine Höhe von 27''5,''97
zeigte. An den nächstfolgenden Tagen stieg das Barometer bei WSW
und sehr veränderlichem aber durchschnittlich ziemlich heiterem Wet-
ter etwas schnell (bis zum 21. auf 2711,14), fiel dann wieder,
während der Wind sich nach SO herumdrehete, bei durchschnittlich
wolkigem Himmel bis zum 26. Abends 10 Uhr auf 27''6,'50 und
286
war dann bei vorherrschendem SSO und durchschnittlich wolkigem
Himmel bis gegen den Schluss des Monats im Steigen begriffen, —
Der mittlere Barometerstand im Monat war 27‘'10,'11, den höchsten
‘ Stand beobachteten wir am 10. Morg. 6 Uhr: 28'1,''52, den nie-
drigsten beobachteten wir am 17. Nachm, 2 Uhr; 27''5,''97. Dem-
nach betrug die grösste Schwankung im Monat nur 7,''55; die grösste
Schwankung binnen 24 Stunden beobachteten wir am 13. bis 19. Morg.
6 Uhr, wo das Barometer von 27''6,'''37 auf 27'10,''83, also um
4,'''46 stieg. — Die Veränderungen der mittlern täglichen Luftwärme
waren in diesem Monate im Allgemeinen unbedeutend, auffälliger da»
gegen war die Hitze an ein Paar Tagen im zweiten Drittel des Monats.
Die mittlere Wärme im Monat war 149,0; die höchste Wärme am 23.
Nachm. 2 Uhr betrug 26°,0 ; die geringste am 31. Morg. 6 Uhr 79,5. —
Die im Monat beobachteten Winde waren so vertheilt, dass N=5,
02213, 18, IWN—IEHND 6, NONE FHNW ZB ISIN IS
NNO = 0, NNW= 8, SS0 = 2, SSW = 2, 000 = 2, 050 =,
WNW= 1, WSW == 1 kommen, woraus die mittlere Windrichtung
im Monat berechnet wurde auf S — 68° 2'45,''20 — W. — Die psy-
chrometrischen Beobachtungen liessen im Allgemeinen keinen hohen
Grad von Luftfeuchtigkeit erkennen und des Nachmittags war die Luft
häufig sogar sehr trocken. Im Mittel hatten wir eine relative Luft-
feuchtigkeit von 73 pCt. bei dem mittlern Dunstdruck von 4,73. —
Diesem Verhältniss entsprechend hatten wir auch durchschnittlich kaum
wolkigen Himmel. Wir zählten 8 Tage mit trübem, 11 Tage mit
wolkigem, 7 Tage mit ziemlich heiterem, 4 Tage mit heiterem und
1 Tag (23.) mit völlig heiterem Himmel. — Auch die Zahl der Re-
gentage (9) ist nicht bedeutend, dagegen ist die Summe der im Regen
gefallenen Wassermengen ziemlich gross. Es beträgt dieselbe 316,‘5
Pariser Kubikmaass oder pro Tag durchschnittlich 10,21 auf den
Quadratfuss Land. — Es sind in diesem Monate noch zwei Mal Ge-
witter (am 9. und 22.) und ein Mal Wetterleuchten beobachtet. Am
25. Abends 9 Uhr wurde auch der Komet in der Gegend des Son-
nenuntergangs beobachtet.
September
Bei der ersten Beobachtung im Monat zeigte das Barometer einen
Luftdruck 27''10,‘59 und sank bei SSW und durchschnittlich trübem
und regnigtem Wetter bis zum Abend des folgenden Tages um etwas
mehr als 3°, worauf es bis zum 5. bei von W durch N nach NO
herumgehender Windrichtung und durchschnittlich trübem und regne-
rischem Himmel steigend, am Abend 10 Uhr die Höhe von 282,12
erreichte. Während an den folgenden Tagen der Wind sich durch N
wieder nach NW zurückdrehete, sank das Barometer bei meistens sehr
trübem und regnigtem Wetter bis zum 8. Morg. 6 Uhr auf 27'7,''29,
stieg jedoch wieder, als der Wind an den folgenden Tagen wieder
eine durchschnittlich nordöstliche Richtung nahm und der Himmel sich
schnell aufheiterte, so dass es am 12. Morg. 6 Uhr einen Luftdruck
287
von 28''0,''43 zeigte. Nun fiel das Barometer wieder zu Anfang
langsam und unter vielen kleinen Schwankungen bis zum 18. bei NO
und heiterem Wetter, dann bis zum 25. bei vorherrschendem SW und
durchschnitllich ziemlich heiterem Himmel, zuletzt aber bis zum 26.
bei stürmischem SW und trübem und regnerischem Wetter sehr schnell,
und zeigte am 26. Morgens 6 Uhr den geringen Luftdruck von nur
272,08, worauf es wieder bis gegen das Ende des Monats bei SW
und durchschnittlich trübem und regnerischem Wetter im Steigen be-
griffen war. Am Ende des Monats zeigte das Barometer den Luftdruck
von 27''10,''45. — Der mittlere Barometerstand im Monat war
279,94; der höchste Baromelerstand am 5. Abends 10: Uhr war
28''4,'12; der niedrigste am 26. Morg. 6 Uhr: 27''2,"'08. Dem-
nach betrug die grösste Schwankung im Monat 12,04; die grösste
Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 26. bis 27. Nachm. 2
Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27''3,'05 auf 27'10,''27,
also um 7,22 stieg. — Die Luftwärme war, wenige Tage abgerech-
net, von Anfang bis zu Ende des Monats sehr gleichmässig sich ver-
mindernd, aber in Vergleich mit andern Jahren elwas niedrig, Es. war
die mittlere Wärme der Luft im Monat nur 10°,8. Die höchste Wärme
am 22. Nachm. 2 Uhr war 179,8; die geringste am 17. Morg. 6 Uhr
30,7, — Die im Monat beobachteten Winde sind so vertheilt, dass
ua 6,10,.— ll; S—,4,,W = 5, NO, 14,,50=5,.NW= 7
SUN 27,.NN0,—= 5, NNW = 1,850. = 0,,SSW = 3,.0N0 —= 23,
0S0 =(0, WNW=0, WSW — 0 kommen, worauf die mittlere Wind-
richtung im Monat berechnet worden ist auf S— 54044'38,''83 —W.
Die Beobachtungen des Psychrometers ergeben, dass die Luft im Sep-
tember durchschnittlich feuchter war als im August; denn es war die
mittlere relative Feuchtigkeit der Luft = 79 pCt. bei dem mittleren
Dunstdruck von 3,'‘99. Dennoch war der durchschnittliche Character
der Himmelsansicht nur eben wolkig und -die-Regenmenge bedeutend
kleiner als im August. lm ganzen Monat zählten. wir 4 Tage. mit be-
decktem, 5 Tage mit trübem, 7 Tage mit wolkigem, 7 Tage mit ziem-
lich heiterem, 6 Tage mit, heiterem und 2 Tage (den 13. und 16.) mit
völlig heiterem Himmel. — An 13 Tagen wurde Regen beobachtet und
zwar beträgt die Summe des im Regenmesser gemessenen Regenwassers
190‘''60 Paris. Kubikmaass Wasser auf. den Quadratfuss Land, so dass
also. durchschnittlich nur 6,''35 auf den Tag kommen, Am 3. wurde
noch ein ziemlich, starkes Gewitter in südlicher Richtung beobachtet.
®ctober.
Zu Anfang des October zeigte das Barometer beiSW und ziemlich
heiterem Himmel den Luftdruck von 237''9,''53. und fiel dann bei fort-
dauerndem SW, aber trübem und regnigtem Wetter bis zum folgenden
Morgen- auf 27''6,54, worauf es bis zum 4, Nachm. 2 Uhr bei vor-
herrschend südlicher Windrichtung und durchschnittlich ziemlich hei-
terem Ilimmel die Höhe von 28''0,'‘94 erreichte. An den folgenden
Tagen fiel das Barometer wieder bei vorherrschendem SO und heite-
288
rem Wetter bis zum 7. Morg. 6 Uhr (auf 27'5,''75). An dem ge-
nannten Tage wurde das Weiter, nachdem der Wind sich schnell nach
W herumgedreht hatte, trübe und regnigt, aber trotz des folgenden
SW und damit verbundenen wolkigen Himmels stieg doch das Barometer
unter häufigen Schwankungen bis zum 14. Morg. 6 Uhr (auf 2710,10)
und fiel dann erst unter fortdauerndem Schwanken bei vorherrschen-
dem S und wolkigem, bisweilen auch regnigtem Himmel bis zum 18,
auf 27'3,''78. Während nun an den folgenden Tagen der Himmel
bei südlicher Windrichtung sich allmählig freundlicher gestaltete, stieg
das Barometer bald schneller bald langsamer bis zum 24. Morg. 6
Uhr auf 28'2,'44 worauf es langsam bei SO und sehr heiterem Wet-
ter his zum 29. Morg. 6 Uhr auf 27''9,'99 herabsank, dann aber
bis zum Schluss des Monats bei trübem und regnigtem Wetter wie-
der steigend die Höhe von 28‘'0,'‘67 erreichte. — Der mittlere Ba-
rometerstand im Monat war 27''9,''28, der höchste Stand im Monat
am 24. Morg. 6 Uhr war 28'2,''44; der niedrigste am 18. Morg.
6 Uhr = 27'3,''78. Demnach betrug die grösste Schwankung im
Monat 10,66. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde
am 20.—21. Nachm. 2 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27'479
auf 27'11,''76, also um 6,97 stieg. — In den Veränderungen der
Luftwärme zeigte sich im Allgemeinen wenig Bemerkenswerthes. Nur
zu Anfang des Monats vom 3.—5. halten wir auffallend kalte Tage,
die kältesten im Monat. Die mittlere Wärme des Monats war 79,6;
die höchste Wärme wurde am 8. Nachm, 2 Uhr= 140,4, die nie-
drigste Wärme am 5. Morgens 6 Uhr = 0,5 beobachtet. — Der
Wind war den ganzen Monat hindurch sehr veränderlich und dabei
doch auffallend still, so dass nie ein stärkerer als der zweite Grad
und auch dieser nur selten beobachtet wurde. Die im Monat beob-
achteten Winde waren so vertheilt, dass uf N=2, 0=5, S=]15,
W067 NOS O0 N INV=ETFSW 3, NINO INW
BISSOIT5FSSW TIONEN OSO2, WIW=U,WSW MT
kommen, woraus die mittlere Windrichtung im Monat berechnet wurde
auf S— 7,25'11,”’06—W. Die Luft war dabei durchschnittlich ziem-
lich feucht, ohne dass jedoch dem entsprechend viel Regen beobachtet
wäre. Das Psychrometer zeigte im Durchschnitt 84 pCt. relative Feuch-
tigkeit an bei dem mittlern Dunstdruck von 3,30, Dabei hatten wir
durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten im Monat 4 Tage
mit bedecktem, 4 Tage mit trübem, 6 Tage mit wolkigem, 7 Tage
mit ziemlich heiterem, 7 Tage mit heiterem, 3 Tage mit völlig heite-
rem Himmel, Nur an 8 Tagen wurde Regen beobachtet nnd zwar
meistens nur wenig, so dass auch die Summe des im Regenmesser
gemessenen Regenwassers nur 154,10 Pariser Kubikmaass beträgt,
wonach also durchschnittlich täglich 4,97 Kubikzoll Regenwasser auf
den Quadratfuss Land kommen würden. Weber.
OR —
(Druck von W. Plötz in Halle.)
Zeitschrift
für die
Gesammten Naturwissenschaften.
1853. November. Ne X.
Das Zahnsystem der Beutelthiere. Tf. 3. 4.
von
€. &. Giebel.
Die höchst eigenthümliche Gruppe der Beutelthiere
bietet hinsichtlich des Zahnsystemes nach den einzelnen in
ihr vorkommenden Typen eben keine erheblichen Unter-
schiede von den nächstverwandten Säugethiergruppen, wohl
aber liegt in der Vereinigung der verschiedenartigsten Ty-
pen eine Auszeichnung, welche in gleicher Weise keiner
andern Ordnung der ganzen Klasse zukömmt. Sie ist be-
gründet in der mannichfaltigen Lebensweise der einzelnen
Familien und Gattungen. Raubthiere, theils nur von Warm-
blütern sich nährend, theils insectivore, Pflanzenfresser, die
wiederum als Fruchtfresser, Gras- und Krautfresser, als Rhi-
zophagen sich unterscheiden, und Omnivoren stehen hier
vereinigt. Diese universelle Lebensweise, als eine ‚Wieder-
holung der Lebensweise aller übrigen Säugethierordnungen
betrachtet, unterstützt die Ansicht derer, welche die Beutel-
thiere als eine eigenthümliche Unterklasse und nicht als
Ordnung deuten. Allein die Prüfung des von der Lebens-
weise völlig abhängigen Zahnsystemes lässt die Mannichfal-
tigkeit minder reich erscheinen, indem nur zwei wesentlich
verschiedene Typen, der insectivore und der herbivore, auf-
treten. Beide gehen durch mehrfache Modificationen in ein-
ander über und vermitteln dadurch die Verbindung der ei-
gentlichen Raubthiere mit den Nagern , denen beiden sich
die Beutelthiere in ihren extremen Formen innig anschlies-
sen. Da mit dem Zahnsystem auch die übrige Organisation
xl. 1853. 20
290
die Charactere jener beiden Gruppen theilt : so dürfte die
Stellung der Beutelthiere zwischen den Raubthieren und
Nagern die natürlichere sein, indem der ganz eigenthüm-
liche Character der Frühgeburt die Dignität der Ordnung
nicht ausreichend bestimmt.
Das Zahnsystem der Beutelthiere ist also nach einem
zwiefachen Typus gebildet: der insectivore characterisirt
sich durch die veränderliche Zahl der kleinen Schneidezähne,
durch kräftige spitze Eckzähne, durch einfache spitzzackige
Lück- und mehrzackige Mahlzähne; der herbivore durch
grosse meissel- oder schaufelförmige Schneide-, fehlende
Eck- und übereinstimmende stumpfhöckerige Backzähne.
Die Vermittlung beider wird erreicht durch eine verschie-
dene Entwicklung der Schneidezähne in beiden Kiefern und
leichte Modificationen derer Formen, durch Verkümmerung
der Eckzähne, durch allmählige Beschränkung der Lückzähne
auf einen ersten eigenthümlich gestalteten Backzahn und
durch Abstumpfung der spitzen Höcker der übrigen Back-
zähne. |
Die nähere Betrachtung der einzelnen Familien, die
speciellere Vergleichung der einzelnen Gattungen und selbst
Arten wird nachweisen , wie die Natur die von ihr selbst
festgestellten Gegensätze, die entferntesten Extreme mit
einander zu vermitteln und aufzuheben weiss; sie wird uns
zugleich überzeugen, dass auch in der Mannichfaltigkeit der
scheinbaren Kleinigkeiten, in den Formen der für den flüch-
tigen Beobachter unwesentlichen Theile gewisser Organe
eonstante Gesetze herrschen, deren Erkenntniss allerdings
nur dem sorgfältig und unbefangen Prüfenden möglich ist.
Zum bessern Verständniss der nachfolgenden Darstellung
beziehe ich mich auf die unter Taf. 3. und 4. beigegebenen
Tafeln 17. u. 18. meiner Odontographie (Leipz.1853. 4°),
deren Abbildungen grösstentheils nach den ausgezeichneten
Schädeln im hiesigen zoologischen Museum ausgeführt sind.
Ich verdanke deren Benutzung der Liberalität des Hrn. Prof.
Burmeister, der mit der grössten Uneigennützigkeit und dem
lebhaftesten Interesse wissenschaftliches Streben fördert.
Die erste grosse Familie der Beutelthiere ist die der
Fleischfressenden oder der Creatophagen, welche sich in
291
Sarkophagen, die von Warmblütern leben, und in Entomo-
phagen oder Insectenfresser theilen. Beide haben ohne
Ausnahme alle drei Zahnarten, Schneide- und Backzähne
fast stets in grösserer Anzahl als die Pflanzenfresser.- Er-
stere, die Schneidezähne, sind in der obern Reihe stets zahl-
reicher als in der untern, dort 8 bis 10, hier 6 bis 8. Ihre
kleinen Kronen haben scharfe Schneiden und pflegen in bei-
den Kiefern von verschiedener Grösse zu sein. Die Eck-
zähne sind lang, comprimirt und kantig. Die spitzzackigen
Backzähne zerfallen in vordere oder Lück- und in hintere
oder Mahlzähne,, jene meist zu 3, seltener zu 2 oder 6,
diese zu 4, ausnahmsweise zu 6 vorhanden. Alle sind
spitzzackig. Hinsichtlich des Zahlenverhältnisses zeichnen
sich die Entomophagen durch grössere Veränderlichkeit von
den Sarkophagen aus. Die letztere Gruppe wird repräsen-
tirt durch Thylacinus, Dasyurus, Phascogale, Phascolotherium,
die Entomophagen durch Ampkiterium, Myrmecobius, Pera-
meles, Choeropus und Didelphys.
Thylacinus (Taf. 4. Fig. 10. ab die untere, cd die obere
Zahnreihe des Beutelhundes auf Vandiemensland, Th. cyno-
cephalus) hat Feen ie
i 3143-4
eine Lücke in der Mitte getrennt, stehen in Halbkreis geord-
net, sind ceylindrisch, mit schiefer Schneidefläche und oben
grösser als unten, der obere äussere der grösste von allen.
Die Eckzähne beider Kiefer sind sehr stark und kräftig, spitz
und gekantet. Die drei Lückzähne, oben und unten, haben
stark comprimirte kegelförmige Kronen mit nach hinten er-
weiterter Basis auf zwei Wurzelästen. Die obern Mahl-
zähne nehmen an Grösse zu bis zum letzten plötzlich ver-
kleinerten, haben aussen einen starken Mittelhöcker, davor
und dahinter einen kleinern und innen einen dicken stumpfen
Höcker. Die untern nehmen bis zum letzten an Grösse zu
und unterscheiden sich durch den rudimentären Innenhöcker,
daher sie viel länger als dick erscheinen. Diese Form der
ächten Mahlzähne erinnert lebhaft an den Fleischzahn eini-
ger bärenartigen Raubthiere. Die von uns abgebildete Art*)
Zähne, die Schneidezähne, durch
*) In unserer Figur 10 Taf, 4. zeigt der Oberkiefer cd hinter dem er-
20*
292
ist die einzige bekannte lebende der Gattung, eine zweite
vorweltliche aus den Knochenhöhlen des Wellingtonthales
Th. spelaeus ist durch einen kleinen spitzen Zacken an der
Innenseite des vorletzten untern Mahlzahnes characterisirt *).
Das Zahnsystem des Schweifbeutlers, Dasyurus (Taf.
441-4244
3142-44’
einen Lückzahn weniger als der Beutelhund, im Uebrigen
dasselbe Zahlenverhältniss.. Die spitzzackigere Form der
Zähne deutet aber auf ein entschieden raubgierigeres Na-
turell. Die Lücke in der Mitte der Schneidezähne verschwin-
det hier, die obern sind von gleicher Grösse und kleiner
als die unteren. Die Eckzähne zeichnen sich sogleich durch
ihre beträchtliche Länge aus. Die beiden einwurzligen,
meist isolirten Lückzähne haben einen schwach angedeute-
ten vordern und hintern Basalhöcker. Die Mahlzähne des
Oberkiefers unterscheiden sich von Thylacinus durch schär-
fere Zacken und durch den letzten quer dreihöckerigen, die
untern durch deutlich entwickelte innere Zacken und Ver-
kleinerung des letzten. Von den Arten zeigt unsere Figur
1. und 3. das Zahnsystem des D. macrurus Fig. 6. D. ursi-
nus, Figur 8. D. Mauge. Die Unterschiede ergeben sich
alsbald aus der Vergleichung dieser Figuren. Der fossile
D. laniarius aus dem Wellingtonthale schliesst sich D. ur-
sinus an und von den übrigen Arten ist das Gebiss noch
nicht bekannt.
Die Beutelmaus, Phascogale (Taf. 3. Fig. 4.), hat das-
selbe Zahlenverhältniss als Thylacinus, aber schon ihre Schnei-
dezähne weichen auffallend ab, indem die beiden mittlern
der obern Reihe sehr beträchtlich vergrössert sind, dick
rund, zugespitzt, gegen einander geneigt. Die spitzkegel-
förmigen Lückzähne tragen vorn und hinten einen kleinen
Basalhöcker, ausserdem ist der dritte des Unterkiefers auf-
fallend verkleinert. Die Eck- und Mahlzähne ähneln sehr
denen der vorigen Gattung, doch fehlt den untern Mahl-
3..Eie. 1. 88 6.0.) hatıdiesklormel also nur
sten Lückzahne zwei einfache Zähne, welche zusammen als abnorme Bildung
des zweiten Lückzahnes zu betrachten sind, Der Zahn ist in der andern Seite
des Schädels normal.
*) Owen, Catal, of the foss. rem. Mus. coll, Surg. p. 336,
293
zähnen der kleine innere Höcker am Hauptzacken und von
den obern trägt nur der zweite deutlich entwickelte mitt-
lere Höcker. Bei Figur dab ist die obere, cd die untere
Zahnreihe der Ph. penicillata dargestellt. Davon unterschei-
det sich Ph. Swainsoni durch Isolirung des ersten obern Lück-
zahnes, durch fast gleiche Grösse des zweiten nnd dritten
Lückzahnes, durch Verkleinerung des dritten untern. Die
zahlreichen andern Arten der Gattung gewähren keine beach-
tenswerthen Unterschiede, schliessen sich aber der letzten
Art inniger an als der von uns abgebildeten.
Das älteste Säugethier auf der Erdoberfläche, Phasco-
lotherium (Taf. 3. Fig. 11.) aus dem Stonesfielder Jura be-
sitzt in der allein bekannten untern Zahnreihe 3 isolirte
Schneide-, kleinen Eck-, 3 Lück- und 4 Mahlzähne, letztere
beide allmählig in einander übergehend und die Kronen der
Mahlzähne fünfzackig.
Zur Reihe der Entomophagen übergehend fällt am
meisten das mit voriger Gattung gleichaltrige fossile Am-
phitherium (Taf. 3. Fig. 5. u. 7.) durch den Besitz von 6
Lück- und 6 Mahlzähnen auf, der grössten Zahl, die unter
den Beutelthieren überhaupt vorkommt. Erstere sind ein-
fach und spitzkegelförmig, letztere mehrzackig, alle zwei-
wurzlig.
Der Ameisenbeutler, Myrmecobius (Taf. 3. Fig. 2.) hat
die demnächst grösste Zahl der Backzähne, nämlich 3 Lück-
und 5—6 Mahlzähne. Die Zahl der Eck- und Schneide-
zähne gleicht Phascogale. Alle Zähne sind durch Lücken
von einander getrennt, die Schneidezähne stumpf eckzahn-
artig gestaltet, unten die beiden mittlern sehr ansehnlich
vergrössert, die Eckzähne kurz und sehr stark comprimirt,
die Lückzähne mit scharfspitzigen Kronen auf zwei Wurzel-
ästen. Die ersten Mahlzähne ähneln noch sehr den Lück-
zähnen, die letzten verkleinern sich nach hinten, die obern
haben drei äussere, die untern vier paarige innere Höcker,
jene innen, diese aussen einen stumpfen Ansatz. Sonach
unterscheidet sich diese Gattung sehr auffallend von allen
vorigen. Wir haben in Figur 2ab die obere, cd die untere
Zahnreihe des M. fasciatus vom Schwanenflusse abgebildet.
294
Die Gattung Perameles (Taf. 4. Fig. 6. 7. 8.) zeichnet
sich durch den Besitz von 10 Schneidezähnen oben aus,
von denen die beiden mittlern die kleinsten und der äus-
serste eckzahnartig gestaltet ist. Die 3 untern Schneide-
zähne jederseits nehmen vom mittlern zum äussern an
Grösse zu und letztrer besitzt noch einen besondern Neben-
zacken. Der isolirt stehende Eckzahn ist verhältnissmässig
klein und scharf spitzig. Die drei Lückzähne jeder Reihe
haben sehr stark comprimirte scharfspitzige Kronen mit
mehr weniger entwickelten Nebenzacken. Die vier obern
Mahlzähne sind von fast quadratischen Umfang, aussen mit
zwei tief getrennten Haupthöckern, die sich nach innen zu
einem neuen Höcker mit kantig vorspringender Basis ver-
einigen. Der letzte Mahlzahn ist ansehnlich verkleinert.
Im Unterkiefer besteht jeder Mahlzahn aus vier scharfkan-
tigen und spitzen Höckern, die zu je zweien in ein Quer-
joch vereinigt sind. Unsere Figur zeigt beide Zahnreihen
des P. obesula von oben und von der Seite. Davon unter-
scheidet sich P. nasuta durch grössere Eckzähne, P, Gunni
durch den nicht isolirt gestellten äussersten Schneidezahn
der obern Reihe. Figur 6. und 8. stellen die Zahnreihen
von P. lagotis dar. Hier fehlt dem äussern Schneidezahne
der Nebenzacken, der dritte Lückzahn ist verkleinert, die
ächten Mahlzähne beträchtlich breiter, im abgebildeten Exem-
plar mit völlig abgeschliffenen Kronen. Mit Recht ist da-
her auch diese Art als Typus einer eigenen Untergattung
betrachtet worden.
Der Stutzbeutler, Choeropus, nur in einer südaustrali-
schen Art bekannt, hat wieder die normale Zahl wie Pha-
scogale, aber die obern Schneidezähne sind kegelförmig, die
untern stumpf und der letzte gekerbt, die Eckzähne compri-
mirt kegelförmig, der erste obere Lückzahn eckzahnartig,
die übrigen dreizackig und isolirt, die Mahlzähne aus je
zwei dreiseitigen Prismen bestehend.
Die an Arten ungemein reiche Beutelratte, Didelphis
4 }
(Tafel 3. Fig. LO und 12.) hat ee ee Zähne, also die
höchste Zahl der Schneidezähne, welche überhaupt in der
ganzen Ordnung der Beutelthiere vorkommen. Dieselben
295
sind zugleich klein und stumpf, die beiden mittlern der obern
Reihe isolirt und verlängert. Die Eckzähne sind sehr lang
und comprimirt, die untern kürzer als die obern. Die Lück-
zähne tragen einfach kegelförmige Kronen auf zwei Wur-
zelästen. Die Mahlzähne repräsentiren den Typus der Da-
syuren. Die obern sind dreiseitig, aussen mit zwei Haupt-
höckern und kleinem hintern Nebenhöcker, innen daneben
je zwei Höcker, von denen nur der hintere deutlich ausge-
bildet, der vordere undeutlich ist, beide durch einen innern
kantigen Ansatz verbunden. Der erste und vierte Mahlzahn
sind übrigens kleiner als die zwischen ihnen liegenden. Im
Unterkiefer bestehen die Kronen aus je drei vordern Zacken
und zwei niedrigen hintern Höckern. In Figur 10. sind
beide Zahnreihen von D. Azarae, in Figur 12. von D. virgi-
giniana dargestellt. Beide unterscheiden sich nicht wesent-
lich von einander und ebenso verhalten sich die übrigen Ar-
ten. Die Gattung Chironectes weicht nur durch die Zahl
der Backzähne, 2-3 ab.
Sowohl von allen vorigen wie von den folgenden, die-
sen jedoch weniger, weicht Tarsipes mit der Formel Ach
140+3
erheblich ab. Alle Zähne sind von einander getrennt, klein,
einfach, hinfällig, so dass nicht selten nur noch die obern
Eckzähne und die untern Schneidezähne angetroffen werden,
Das Zahnsystem der phytophagen Beutelthiere ist von
einem mehr übereinstimmenden Typus als in voriger Fami-
milie und schliesst sich eben so innig an die Ordnung der
Nagethiere wie dort an die Raubthiere. Am auffallendsten
zeigen diese Annäherung die mittlern, im Unterkiefer meist
einzigen Schneidezähne in ihrer beträchtlichen Vergrösse-
rung und meisselförmigen Gestalt. In der obern Reihe sind
meist mehr als zwei Schneidezähne vorhanden, aber alle
haben breite scharfe Schneiden. Eckzähne haben nur we-
nige Gattungen in beiden Kiefern, vielen fehlen die untern
und einigen zugleich auch die obern. Weder in Grösse noch
in Gestalt zeichnen sich diese Zähne besonders aus. Die
Backzähne haben gewöhnlich eine übereinstimmende Gestalt
und lassen sich dann nicht mehr in Lück- und Mahlzähne
scheiden. Bisweilen treten jedoch in der Lücke zwischen
296
Eck- und der geschlossenen Backzahnreihe isolirte einfache
Lückzähne auf. Die Kronen der Backzähne sind vierseitig
und pflegen aus zwei scharfen, der Abreibung unterworfe-
nen Querjochen zu bestehen. Auch die pflanzenfressenden
Beutelthiere lassen sich wieder in kleinere Gruppen auflö-
sen, nämlich in Carpophagen, Poephagen und Rhizophagen
die wir hier bei der ausschliesslichen Betrachtung des Zahn-
systemes jedoch nicht zu berücksichtigen brauchen.
Phalangista (Tafel 4. Figur 1. 2. 9. 11.) mit der Formel
Fan Von den obern Schneidezähnen sind die
beiden mittlern verlängert und mit spitzer oder breiter schar-
fer Schneide versehen, der zweite pflegt der dickste zu sein
und der dritte der kleinste. Die beiden untern sind be-
trächtlich vergrössert, lang, aussen convex, innen flach, vorn
scharf meisselförmig. Der obere Eckzahn hat eine stumpf
oder spitzkegelförmige, mehr weniger comprimirte Gestalt
und ragt nur selten aus der Zahnreihe hervor, der untere
ist ein verkümmerter einfacher Stummel. Die Zahl der
Lückzähne ändert ab. Unsere Schädel besitzen in der obe-
ren Reihe deren zwei und drei. Der erste isolirt stehende
ist eckzahnartig, der zweite kleiner oder stumpf und ver-
diekt, der letzte ist ebenfalls vierseitig, den Mahlzähnen
ähnlich oder comprimirt und mit scharfer Längsschneide ver-
sehen. Die ersten des Unterkiefers sind kleine Stummel
und der letzte gross, zweiwurzlig, comprimirt, mit Haupt-
und Nebenhöcker. Die vier Mahlzähne sind vierseitig, oben
quadratisch, unten comprimirt, der letzte verkleinert. Jeder
besteht aus zwei scharfen Querjochen und zackig hervor-
stehenden Ecken, die sich aber durch Abnutzung abstum-
pfen. In Figur 9. und 11. geben wir bei a die untere, bei
b die obere Zahnreihe von Ph. vulpina, in Figur 2. bei ab
die untere, bei cd die obere Reihe von Ph. Cooki, in Figur
1. ab und cd beide Reihen von Ph. cavifrons, alle nach Schä-
deln des zoologischen Museums. Die specifischen Differen-
zen sind aus der Vergleichung leicht zu ermitteln. Von den
3+1+2-+4
1+1+1+5
nogr. Mammal. Tab. 1.2. Der äussere obere Schneidezahn
andern Arten hat Ph. ursina nach Temmink, Mo-
297
ist gegen den zweiten ansehnlich vergrössert. Der erste
obere Lückzahn entschieden eckzahnartig, der zweite com-
primirt stumpfhöckerig, die folgenden Backzähne in Folge
der Abnutzung mit feingekerbtem innern Rande; der erste
untere Lückzahn ein unscheinbarer Stummel, der folgende
dick mit gekerbter Kegelkrone, die Mahlzähne verlängert,
sonst nicht eigenthümlich. Dieser Art schliesst sich Ph.
maculata Temminck 1. c. Tb. 3. Fig. 1—6 innig an, doch neh-
men hier die obern Schneidezähne von der Mitte nach aus-
sen gleichmässig an Grösse ab, oben ist nur der eckzahn-
artige Lückzahn vorhanden und die folgenden Mahlzähne
haben eine winklige Aussenseite, unten steht nur ein sehr
kleiner Lückzahn. Von den zur Gruppe der Ph. vulpina
gehörigen Ph. canica und Ph. xanthopus ist das Zahnsystem
3414343 \.
—— — — bilden die
1-+0-+4-53
Untergattung Dromicia. Die mittlern beiden Schneidezähne
der obern Reihe sind relativ grösser als bei den vorigen,
die äusseren sehr klein, der Eckzahn mässig entwickelt, hin-
ter der Intermaxillarnaht gelegen, die zwei ersten Lückzähne
sehr klein, isolirt, der dritte comprimirt, spitz, zweiwurzlig,
von den ächten Mahlzähnen der erste am grössten, der
letzte am kleinsten mit drei spitzen Höckern, die vorherge-
henden mit vier, von denen die beiden äussern grösser als
die innern sind, die untern Schneidezähne sehr lang, schmal
und spitz. Zu dieser Gruppe gehören Ph. nana, Ph. concinna
und Ph. Neilti.
Petaurus (Tf.4. Fg. 3—5.) besitzt
noch nicht bekannt. Die Arten mit
un nn ae
O0 DELL Fe 2)
Zähne. Die obern Schneidezähne stehen seitlich hinter ein-
ander, die mittlern wiederum von überwiegender Grösse
und durch eine Lücke von einander getrennt, die andern
beiden sind kurz und breit. Der Eckzahn ist meist kleiner
als der vordere Schneidezahn, der erste isolirte Lückzahn
klein, kegelförmig, einwurzlig, die beiden folgenden zwei-
wurzlig, comprimirt auf breiter Basis mit je zwei und drei
Höckern. Die ächten Mahlzähne tragen drei (zwei vorn
und einen hinten) oder vier scharfe Höcker. Im Unterkiefer
sind die Schneidezähne an der Basis eylindrisch, der Eck-
298
zahn ganz fehlend oder hinfällig, die Lückzähne comprimirt,
einfach, die Mahlzähne den obern gleich, nur schmäler.
Unsere Figur 3 zeigt die Seitenansicht von P. taguanoides
mit einem untern Lückzahn und Phalangista Cooki zunächst
sich anschliessend, Figur 4. dieselbe von P. flaviventer mit
vier untern Lückzähnen und mehr der Phalangista vulpina
genähert und Figur 5. von P. pygmaeus mit ebenfalls 4
Lück-, aber nur 3 Mahlzähnen, zugleich erreicht hier der
Eckzahn und die Höcker der Lückzähne eine ansehnliche
Grösse. Owen deutet übrigens den ersten Lückzahn hier
als Eckzahn.
Phascolarctos. Die einzige Art dieser Gattung hat die
s+1+1-+4
1404144
bei Phalangista, oben die beiden mittlern dicker als die un-
tern. Der Eckzahn ist mässig entwickelt, der einzige Lück-
zahn comprimirt, scharf, an der Innenseite parallel gestreift.
Die Mahlzähne tragen je dreikantige scharfe Höcker. Die
Seitenansicht des Zahnsystemes von Ph. fuscus gibt Owen,
Odontogr. Tb. 100. Fig. 6. '
Hypsiprymnus (Odontographie Taf. 19. Fig. 10. 13.) be-
ginnt die zweite Abtheilung der pflanzenfressenden Beutel-
thiere, in deren Zahnsystem der Typus der Phalangisten
jedoch noch unverkennbar hervortritt. Ihre Formel ist
Formel Die Schneidezähne erhalten sich wie
ee Die obern Schneidezähne stehen wiederum
140144
hinter einander, die mittlern nicht durch eine Lücke ge-
trennt sind stärker, länger und scharf zugespitzt, als die
beiden hintern. Durch eine kleine Lücke von ihnen ge-
trennt folgt der comprimirte, gerade und kurze, auf der In-
termaxillarnaht stehende Eckzahn. Hinter einer viel grös-
sern Lücke folgt der erste Backzahn, der sich durch seine
Länge, starke Compression, fein gekerbte scharfe Kante
und durch die dichten seitlichen Verticalfalten characteri-
stisch auszeichnet. Die vier hintern Mahlzähne tragen je
vier, zu zwei Querjochen vereinigte scharfe Höckerpaare,
der letzte sehr verkleinerte jedoch nur zwei vordere und
einen hintern Höcker. Im Unterkiefer sind die Schneide-
299
zähne scharf dreikantig zugespitzt, die Backzähne entspre-
chen sämmtlich den obern, nur dass hier die schärfern Hö-
cker an der Innenseite, oben an der äussern Seite stehen.
Die uns vorliegenden drei Schädel des zoologischen
Museums, H. euniculus Odontogr. Fig. 13. a untere, b obere
Zahnreihe, H. @ilberisi Fig. 10. ab und HA. minor zeigen nur
höchst geringe specifische Differenzen. In den Schneide-
und Eckzähnen finde ich keinen beachtenswerthen Unter-
schied. Der vordere Backzahn ist bei H.cumiculus am läng-
sten, mit zehn Falten jederseits und ebenso vielen Kerben
auf der Schneide, bei 7. minor am kürzesten und dicksten
mit nur sechs Falten, bei H. Grlbertsi mit acht Falten: Bei
H. minor ist der vordere innere Höcker des zweiten obern
und untern Backzahnes verkümmert, während bei H. cuniculus
dieser Zahn dem folgenden ganz gleich ist. Die Schädel
von H. Gilbertsi und H. minor gehören übrigens sehr jun-
gen Thieren, bei ersterem fehlen die beiden letzten Back-
zähne noch. Die zahlreichen andern Arten scheinen eben
nicht erheblichere Unterschiede unter einander zu bieten,
wenigstens gibt Waterhouse, der die Schädel der: meisten
verglich, keine beachtenswerthen Eigenthümlichkeiten an.
Die grösste Entwicklung erreicht der comprimirte erste
Backzahn bei #. ursinus und H. dorcocephalus in Neu Gui-
nea, wo derselbe die Länge fast der drei folgenden Zähne
besitzt. =
Macropus (Odontographie Taf. 19. Fig. 1. 2. 5. 8: 9. 11.
12. 14. 15. 16.). Die typische Gattung der grasfressenden
Beutelthiere zeichnet sich sogleich durch den völligen Man-
gel der Eckzähne und die sehr lange Lücke zwischen den
Schneide- und Backzähnen aus. Die obern Schneidezähne
sind häufig an der Aussenseite mit ein oder zwei scharfen
Rinnen versehen und von unveränderlicher Grösse, doch
ist der vordere meist der diekere und längere, der zweite
der kleinste, der dritte der breitere. Der vordere Backzahn
ähnelt entweder dem der vorigen Gattung, nur durch einen
hintern innern Höcker sich unterscheidend, oder er ist ver-
kleinert, comprimirt, dreihöckerig. Die übrigen Backzähne
bestehen aus je zwei scharfen Querjochen. Unsere Figuren
in der Odontographie stellen bei 8. das ganze Gebiss von
300
M. lunulatus, bei 9. dasselbe von M. lateralis, beide nach
Schädeln junger Thiere dar, bei denen der letzte Backzahn
noch nicht über den Alveolarrand hervorgetreten ist. Die
Vergleichung des ersten Backzahnes gibt den auffallendsten
Unterschied an. Die andern Figuren sind Seitenansichten
der Schneidezähne und zwar Fig. la von M. leporoides, 1b
M. brachyurus, Fig. 2a M. fasciatus, 2b M. hirsutus, 2c M.
Houtmanni, Fig. 11a die Seiten-, b. die obere Ansicht von
M. thetidis, 11c M. parma, 11d M. dama, 11e M. ualabatus,
Fig. 12a M. agilis, 12b M. dorsalis, 12c M. antilopinus,: Fig.
14ab M. giganteus, 14c M. rufus, Fig. 16a M. Bennetti, 16b
M. penicillatus, 16c M. Billardieri. Ausserdem zeigt Fig. 2.
einen obern, Fig. 15. einen untern Backzahn des M. gigan-
teus von der Kaufläche betrachtet. — Die Untergattung La-
gorchestes ist in Figur 3. nach dem Schädel eines nicht völ-
lig ausgewachsenen Z. albipilus dargestellt. Die Backzähne
stimmen im Wesentlichen mit M. lateralis Fig. 9. überein,
aber von den obern Schneidezähnen ist der vordere der
schwächste, der zweite sehr breit und dick, der dritte et-
was schmäler und ebenso dick. Die Knochenlager Austra-
liens enthalten die Reste untergegangener Känguruh’s von
riesenhafter Grösse, den Dimensionen unsrer heutigen Rhi-
noceroten nicht nachstehend. Der Schneidezahn des Dipro-
todon Owen in Mitchell's Exped. in Austral. 1838. II. 362.
Tb. 31. misst anderthalb Zoll im verticalen und einen Zoll
im queren Durchmesser. Jeder der fünf Backzähne ist
zweiwurzlig, die Krone mit je zwei starken und sehr sanft
gebogenen Querjochen und vordrer und hintrer Basalwulst,
Sie nehmen von vorn nach hinten an Grösse zu. Eine
zweite Gattung Nototherium hat keine Schneidezähne im Un-
terkiefer und nur vier Backzähne jederseits. Die Dimensio-
nen sind dieselben wie bei Diprotodon.
Phascolomys (Tafel 19. Figur 4. 6. 7.). Mit dem Wom-
bat schliessen sich die Beutelthiere an die folgende Ordnung,
die Nager wenigstens in Betreff ihres Zahnsystemes innig
an. Die einzige Art dieser Gattung hat nämlich zwei ächte
Nagzähne im ÖOber- und Unterkiefer, keine Eck-, einen vor-
dern und vier eigentliche Mahlzähne in jeder Reihe. Alle
sind wurzellos, lang, etwas gekrümmt. Die Nagzähne sind
301
leicht comprimirt, fast dreiseitig und nicht so stark ge-
krümmt als die der eigentlichen Nager. Der erste Back-
zahn hat einen ovalen Querschnitt. Die eigentlichen Mahl-
zähne bestehen aus je zwei dreiseitigen Prismen, die bei
den untern an der Innen-, bei den obern an der Aussen-
seite verschmolzen sind. Figur 6. der Odontogr. zeigt bei
a die untere, bei b die obere Zahnreihe des Wombat, Fig.
4a die innere, 4b die hintere Seite und Fig. 7 die Kaufläche
eines untern Backzahnes. Die fossile Art aus dem Welling-
tonthale, Ph. Mitchelli unterscheidet sich nur durch abwei-
chende Grössenverhältnisse der Zähne vom Wombat.
Die Axiome der theoretischen Mechanik
von
W. Schrader.
Die Fortschritte, welche die praktische Mechanik in
dem letzten Jahrhundert gemacht hat, sind nicht ohne merk-
lichen Einfluss auf die Grundlegung der theoretischen Me-
chanik gewesen. Eine einfache Vergleichung theoretischer
Lehrbücher der Mechanik aus dem vorigen Jahrhundert mit
solchen aus der Gegenwart bestätigt diese Behauptung, zeigt
aber zugleich die Gefahr, die aus der einseitigen Verfol-
sung der praktischen Anwendung dieser Wissenschaft für
die strengere Begründung derselben hervorgeht. Nicht im-
mer befolgt man bei der Einführung in die theoretische Me-
chanik den Weg, der sich bei der Mathematik so sehr be-
währt hat, durch deutliche Feststellung der Definitionen und
Axiome den Grund für einen consequenten Wissenschafts-
bau zu legen, obwohl das Bedürfniss dazu in der Mechanik
noch grösser als in der Mathematik ist; sondern man macht
die Einleitung gewöhnlich in beschreibender Weise, die we-
nig geeignet ist, ein bestimmtes Bild von dem Verhältniss
der hier neu auftretenden Begriffe zu geben.
Die Mechanik hat es nicht mit dem metaphysischen
Begriffe der Bewegung zu thun, noch mit dem Wunderba-
302
ren, das in der Verknüpfung des Raumes mit der Zeit, der
Materie mit der Kraft liegt, sondern sie nimmt diese Ver-
knüpfung als gegeben und beginnt damit, sie in ihre Ele-
mente aufzulösen, diese Elemente gegen einander festzustel-
len und ihr Verhältniss zu einander zu bestimmen. Das
Erstere , die Abgrenzung der Bewegungselemente gegen
einander, geschieht durch die Definition, das Letztere, die
Angabe ihres Verhältnisses zu einander, durch das Axiom.
Es ist keine Pedanterie, wenn man. darauf dringt, für die
Grundlegung einer Wissenschaft alle Sorgfalt auf Feststel-
lung der Definitionen und Axiome zu verwenden, sondern
es ist nothwendig der wissenschaftlichen Klarheit wegen,
wie aus dem Verlauf dieser Zeilen noch weiter hervorgehen
wird.
Gewöhnlich glaubt man, die Zahl der Axiome sei so
viel als möglich zu beschränken , und es sei ein Gewinn
für die Wissenschaft, einen als Axiom bisher angenomme-
nen Satz zu beweisen. Allein das Wesen eines Axiom be-
ruht nicht in dem Umstande, dass ein Satz bisher nicht hat
bewiesen werden können, sondern darin, dass er gar nicht
bewiesen werden kann. Die erste Behauptung über dies
Verhältniss zweier Grundbegriffe kann nie bewiesen werden,
da das Beweisen nichts Anderes ist als ein Zurückführen
einer Behauptung auf eine andere, bereits angenommene.
Soviel einfache Grundbeziehungen zwischen den Grund-
begriffen einer Wissenschaft sich vorfinden, soviel Axiome
sind unumgänglich nothwendig, und man hat nur nöthig
nachzuweisen, dass eine Behauptung sich auf ein solches
Grundverhältniss bezieht, um jede Bemühung nach einem
Beweise solcher Behauptung als überflüssig und vergeblich
darzuthun.
Der Gegenstand der Mechanik ist nicht die Bewegung.
überhaupt sondern die Bewegung materieller Körper; diese
Bewegung erscheint in dreifacher — und zwar nur in drei-
facher Beziehung: a) als Bewegung an sich d.h. wie sie
erscheint, b) als Bewegung in Verhältniss zu ihrer Ursach,
c) als Bewegung in Verhältniss zu ihrer Wirkung. Jede
dieser drei Beziehungen muss ihre eigenen Axiome haben,
303
a) Die mechanischen Axiome für die Bewegung
an sich,
Die Elemente der Bewegung an sich sind: ein räum-
licher Körper der sich bewegt, der räumliche Weg, die Zeit.
Das, was den räumlichen Körper ausfüllt, die Materie, ver-
hält sich gegen die Bewegung an sich gleichgültig, und
tritt in diesem Abschnitt nicht in die Betrachtung ein. Die
Bewegung des räumlichen Körpers selbst erscheint aber als
die neben einander erfolgende Bewegung aller seiner
punktuellen Bestandtheile, so dass als Element der erschei-
nenden Bewegung die Bewegung eines Punktes im Raume
übrig bleibt. Bleiben wir bei der herkömmlichen ‚und aus-
reichenden Definition der Bewegung als der Ortsveränderung
eines räumlichen Gegenstandes stehen, aus welcher sich die
weitere Definition der Bewegungsrichtung ergiebt, so ist
in ihr nur die eine Seite der Bewegung — nämlich die
räumliche — ausgesprochen und es ist nothwendig die Er-
gänzung dieser Definition als Axiome auszudrücken.
I. Axiom. Kein räumlicher Gegenstand kann zu gleicher
Zeit an zwei verschiedenen Orten sein. Oder: zur
Ausführung jeder Bewegung gehört Zeit.
Aus der Verknüpfung des Zeit- und Raumbegriffs er-
folgt dann der Begriff der gleichförmigen und ungleichför-
migen Bewegung und dann der der Geschwindigkeit. —
Sowie sich die Bewegung eines räumlichen Gegenstandes
in die Bewegung der einzelnen Raumpunkte auflöste, so
löst sich zuerst die Bewegung eines Raumpunktes auf in
die Bewegung während der einzelnen Zeitpunkte; und als
letztes Element einer gegebenen Bewegung ergiebt sich
der Bewegungszustand eines bestimmten Punktes in einem
bestimmten Augenblicke. Darüber, dass dieses letzte Ele-
ment der Bewegung mir eine Beziehung auf den Raum und
eine auf die Zeit übrig lässt, gilt das zweite Axiom.
304
II. Axiom. Die Bewegung eines Punktes in einem ge-
gebenen Augenblick und an einem gegebenen Ort ist
vollständig bestimmt, wenn die Richtung und die Ge-
schwindigkeit seiner Bewegung bekannt sind.
b)., Die mechanischen Axiome der Bewegung ın
Beziehung auf ihre Ursache.
Das, was bei einer gegebenen Bewegung eines Kör-
pers nicht bloss räumlich oder zeitlich, aber doch noch
sinnlich ist, ist die Materie des Körpers. Da die Materie
sich gleichgültig gegen die erscheinende Bewegung verhält,
so fragt es sich, wie sie sich zu der Ursach der Bewegung
verhalten wird. Zunächst aber ist hervorzuheben, dass der
Begriff der Materie kein einfacher Begriff ist, wie Raum
und Zeit, sondern an ihm ist zu unterscheiden die Quan-
tität als Volumen, die Qualität als Dichte und daher
drittens das Maass als Masse. Die Beziehung dieser Be-
griffe zu einander liefert das dritte Axiom.
III. Axiom. Die Masse eines Körpers verhält sich wie
das Produkt aus den Maasszahlen des Volums und
der Dichte.
Jedes Bedenken gegen die Zulässigkeit dieses Axioms
erledigt sich durch die Betrachtung, dass es ja in unserer
Hand liegt, für die Massung der Dichte und der Masse
eines Körpers nur solche Verfahrungsarten zuzulassen, wel-
che nicht mit diesem Axiom streiten. Auf die Frage, ob
die Materie Ursach der Bewegung oder einer Bewegungs-
änderung sei, antwortet das vierte Axiom, das sogenannte
Trägheitsgesetz.
IV, Axiom. Die Materie verhält sich gegen die Er-
zeugung und Abänderung einer Bewegung
gleichgültig.
Dass die Materie, als das sich Bewegende nicht zu-
gleich Ursach seiner Bewegung sein kann, ist wohl nie vom
Standpunkte der Mechanik bestritten; anders jedoch verhält
305
es sich mit dem zweiten Theile der Behauptung, dass sie
auch nie Ursach einer Bewegungsänderung sein könne.
Da diese Behauptung der gewöhnlichen unwissenschattli-
chen Vorstellung widerstrebt, so hat man auch wissenschaft-
lich den Versuch gemacht, der Materie die Eigenschaft bei-
zulegen, nach welcher sie eine ihr mitgetheilte Bewegung
selbstständig allmählig erreichte. Mit Jemandem, der sol-
che Behauptung aufstellt, lässt sich über die Zulässigkeit
seines Axioms nicht streiten, gelänge es ihm, auf seinem
Grunde ein mit den Erscheinungen der natürlichen Bewe-
gung nicht im Widerspruch stehendes System aufzustellen,
so wäre er und sein Axiom gerechfertigt, denn zuletzt kann
nur die Haltbarkeit eines in sich folgerichtigen Lehrgebäu-
des die Wahrheit der Grundlegung rechtfertigen. Liegt die
Ursach der Bewegung und der Bewegungsänderung nicht
in der Materie, so liegt sie überhaupt ausserhalb des sinn-
lichen Gebietes, sie bildet für die mechanische Betrachtung
einen neuen Begriff, den der Kraft. Mit diesem Begriff
treten wir in das transscendentale Gebiet ein, wo die grösste
Vorsicht nöthig ist, um so mehr, da hier bis in die neueste
Zeit die mechanische Wissenschaft noch gestrauchelt hat.
Die Kraft gehört der mechanischen Wissenschaft an nur
insofern sie Ursach der Bewegung oder der Bewegungs-
änderung ist, was sie sonst noch ihrer Natur nach ist, ge-
hört nicht hierher. Nach der Definition ist zu unterschei-
den''«) die Kraft als Ursach der Bewegung, Pf) die Kraft
als Ursach der Bewegungsänderung. Ferner kann die Be-
wegung immer nur eine einfache sein, die Ursach kann
mehrfach sein, es entsteht also weiter die Frage: wie kön-
nen mehrere Kräfte eine Bewegung hervorbringen.
Gehen wir von dem einfachsten Falle aus. Eine Kraft
Setzt einen materiellen Punkt aus der Ruhe in Bewegung.
Hier kommen die drei möglichen Beziehungen der Kraft
zur Materie, zum Raum und zur Zeit in Betracht. Die
Beziehung zur Materie liefert den Begriff des Angriffspunk-
tes, die zur Räumlichkeit der Bewegung liefert den Begriff
der Kraftrichtung, und die zur Zeit liefert den der Inten-
sität der Bewegung. Bevor aber die Intensität der Kraft
bestimmt wird, muss die Frage beantwortet werden: Wirkt
21
306
die Kraft in der Zeit oder nicht? Früher theilte man die
Kräfte ein in momentan wirkende und stetig wirkende d.h.
in solche, deren Wirkungsweise nicht an die Zeit gebunden
ist, und solche, deren Wirkungsweise an die Zeit gebunden
ist. Bestände eine solche Unterscheidung wirklich, so wäre
sie wesentlich, d.h. die stetig wirkenden Kräfte hätten
mit den momentan wirkenden kaum etwas Anderes als den
Namen gemein, ein gemeinsames Maass derselben wäre nicht
möglich, denn die kleinste momentan wirkende Kraft wäre
immer noch unendlich Mal grösser als die grösste stetig
wirkende. Hergenommen war jene missliche Unterscheidung
von der Wahrnehmung, dass einige Bewegung allmählig ent-
steht, andere plötzlich, (d.h. scheinbar plötzlich) wie beim
Stoss. Der Stoss war auch das einzige Beispiel für die mo-
mentan wirkende Kraft, im Stoss aber erscheint nicht zu-
nächst die Ursach der Bewegung, als vielmehr die Wirkung
einer Bewegung, seine Betrachtung gehört also nicht in
diesen Abschnitt. Andrerseits sind alle bekannten eigentli-
chen Kräfte wie Schwere, Elasticität, Wärme, Magnetismus
u. s. f. in ihrer Wirkungsweise an die Zeit gebunden, So
dass die oben aufgestellte Frage daher zu beantworten ist:
V. Axiom. Jede Kraft braucht zu ihrer Wirkung Zeit.
— Jede Kraft bringt nur in messbarer Zeit eine mess-
bare Geschwindigkeit hervor. — Ein plötzlicher Ueber-
sang aus der Ruhe in eine Bewegung von endlicher
Geschwindigkeit ist nicht möglich.
Was die Intensität der Kräfte betrifft, so lässt sich
dieselbe nur aus ihren Wirkungen bestimmen und da diese
Wirkungen in den während gewisser Zeit in bestimmten
Massen hervorgebrachten Geschwindigkeiten besteht, so
lässt sich die relative Grösse der Kräfte durch folgendes
Axiom feststellen.
VI. Axiom. Zwei Kräfte verhalten sich wie die beweg-
ten Massen und wie die in gleichen Zeiten in ihnen
hervorgebrachten Geschwindigkeiten.
Dieses Axiom hat schon Newton aufgestellt und aus
dem allgemeinen Grundsatze, dass sich die Wirkungen wie
307
ihre Ursachen verhalten, abgeleitet. Es steht auch nirgends
mit der Erfahrung im Widerspruche, sobald man nur alle
Begriffe in den von uns aufgestellten Grenzen nimmt. Ei-
nen Widerspruch mit der Erfahrung würde dieses Axiom
enthalten, wenn sich nachweisen liesse, dass ein- und die-
selbe Kraft, welche der Masse M. in einer gewissen Zeit
die Geschwindigkeit C. ertheilt, in gleich langer Zeit der
Masse 2 M. nicht die Geschwindigkeit 1/, C. ertheilen wird.
Daniel Bernoulli hat zuerst den Satz in formaler Hinsicht
angegriffen und die Zulässigkeit der Ableitung bestritten,
und Euler, D’Alembert, Küstner und Karsten sind bemüht
gewesen, ihn noch weiter zu stützen. Allein ein Axiom
kann seiner Natur nach nicht weiter gestützt werden, seine
Rechtfertigung liegt nicht hinter ihm, sondern vor ihm in
der Stichhaltigkeit der aus ihm gezogenen Folgerungen,
und wer ein Axiom nicht annehmen will, der mag ein an-
deres aufstellen und zusehen, wie weit er mit ihm kommt.
Wirken zwei Kräfte auf einen Körper, so kann doch
— den Körper als fest vorausgesetzt — nur einerlei Be-
wegung entstehen, über die Richtung und Geschwindiekeit
der Bewegung lässt sich aus den vorhandenen Axiomen
nichts ableiten, weil hier ein neues Verhältniss auftritt.
Das hier nöthige Axiom wird gefunden indem man die Er-
scheinung des einfachsten Falles zum Gesetz erhebt. Wir-
ken zwei Kräfte auf einen materiellen Punkt, so entspricht
jeder einzelnen Kraft eine beabsichtigte Bewegung, beide
Bewegungen sollen auf einen materiellen Gegenstand über-
tragen werden. Derselbe Fall liegt auch vor, wenn, wie
oben unter f angegeben wurde, eine Kraft auf eine schon
vorhandene Bewegung wirkt, zugleich mit der schon vor-
handenen Bewegung auf den materiellen Gegenstand über-
tragen werden soll. Eine solche Uebertragung liegt auch
drittens da vor, wo ein materieller Gegenstand sich in oder
auf einem Körper bewegt, der selbst wieder in Bewegung
begriffen ist. Die bloss geometrische Betrachtung dieses
letzten Falles liefert die Fassung des hierhergehörenden
Axioms.
21*
308
VII. Axiom. Werden zwei Bewegungen auf denselben
materiellen Gegenstand überlragen, so ist die nach einer
gegebenen Zeit eingetretene Orisveränderung gleich der
Ortsveränderung, die eintreten würde, wenn die dieser
Zeit entsprechenden einzelnen Bewegungen
hintereinander stattfänden.
Dieser Satz ist für den einen Fall mathematisch ge-
wiss, dass er auch auf die verwandten Fälle übertragen
wird, ohne etwas Anderes für sich in dieser Allgemeinheit
anführen zu können, als seine Wahrscheinlichkeit, macht
ihn zum Axiom. Es wird aber aus oben angeführten Grün-
den klar sein, warum hier ein Axiom nothwendig ist, und
warum jeder Versuch die hierher gehörenden Thatsachen
aus früheren Axiomen zu beweisen, vergeblich sein muss.
Diese Fassung des Axioms liegt auch den meisten Bewei-
sen für das Paralleloegramm der Geschwindigkeiten zum
Grunde, kann auch in der Theorie der Wurfbewegung gar
nicht entbehrt werden, nur dass man es bisher verschmäht
hat, diesen Gedanken als Axiom bestimmt hinzustellen und
es gewöhnlich vorgezogen hat, ihn im Lauf der Deduction
als eine selbst verständliche Reflexion zu berühren.
Dieses Axiom lässt noch eine weitere Anwendung zu
und führt zugleich dazu, den Satz am mechanischen Paral-
lelogramm ,, der bisher zweimal bewiesen oder abgeleitet
werden musste, einmal für die Geschwindigkeit in der Dy-
namik, und dann für Kräfte in der Statik, auf einmal in sei-
ner Allgemeinheit zu beweisen, sowie dazu, den Begriff des
Gleichgewichts in einer streng wissenschaftlichen Weise ab-
zuleiten.
Was unser Axiom von zwei Bewegungen aussagt, gilt
selbstredend von jeder beliebigen Anzahl dieser Bewegungen;
denke ich mir diese Bewegungen , die einer gewissen Zeit
entsprechen, als gerade Linien von bestimmter Länge und
Richtung aneinander gesetzt, so entsteht eine gebrochene
Linie, deren Endpunkt vom Anfangspunkt um so viel ab-
steht, als die Ortsveränderung beträgt, die durch die ge-
meinsame Uebertragung sämmtlicher Bewegungen auf den
309
materiellen Gegenstand in der gegebenen Zeit eintreten soll.
Wird nun durch Aneinandersetzen jener einzelnen Linien
eine solche gebrochene Linie gebildet, deren Endpunkt mit
dem Anfangspunkt zusammenfällt, so folgt, dass durch
Uebertragung aller einzelnen Bewegungen auf den beweg-
lichen materiellen Gegenstand dieser gar keine Ortsverän-
derung erleidet, sondern in Ruhe bleibt, jene Bewegungen
also untereinander im Gleichgewicht stehen. Wären diese
Bewegungen, die übertragen werden sollten, keine wirkli-
chen Bewegungan, sondern nur solche, wie sie durch ein-
zelne Kräfte beabsichtigt waren, so lässt sich bald zeigen,
dass, weil die Kräfte sich verhalten wie die in gleichen Zei-
ten hervorgebrachten Geschwindigkeiten, die an verschie-
denen Geschwindigkeiten aber in gleichen Zeiten zurückge-
legten Wege sich verhalten wie diese Geschwindigkeiten,
sich auch jene Kräfte verhalten werden wie jene gerade
Linien , welche die den Kräften entsprechenden Bewegun-
gen bezeichnen sollten, und da die gebrochene Linie, de-
ren Endpunkt in ihren Anfangspunkt fällt, nichts weiter ist
als ein Polygon, dessen Seiten nach Länge und Richtung
den einzelnen Kräften entsprechend sein müssen, sn folgt
aus unserem Axiom VII folgendes allgemeine Gleichge-
wichtsgesetz:
Wenn eine beliebige Anzahl von Kräften einen Punkt
angreifen, so halten sie sich ein Gleichgewicht, wenn
sie sich ihrer Stärke nach verhalten wie die Seiten ei-
nes Polygons und wenn ihre Richtungen bezüglich über-
einsliimmen mit den aufeinanderfolgenden Richtungen
der Polygonseiten.
Wie fruchtbar dieser Satz ist, um sogleich auch die
Aufgabe zu lösen, wie man zu mehreren gegebenen Kräf-
ten die Mittelkraft finde, wird jedem in die Augen sprin-
gen, hier sollte nur hervorgehoben werden, dass durch ihn
die Ableitung des Satzes vom Parallelogramm der Kräfte
— der nur als ein besonderer Fall in unserem obigen Satz
vom Polygon der Kräfte enthalten ist — wie es gewünscht
werden musste, erleichtert ist, und dass die Umwege weg-
fallen können, die bisher zu dessen Ableitung gemacht sind.
310
c) Die mechanischen Axiome der Bewegung in
Beziehung auf ihre Wirkung.
Die Wirkung einer Bewegung ist einzig die Erregung
von Bewegung in anderen Körpern, d. h. Mittheilung von
Bewegung und Abgabe von Bewegung. Wenn hier ein be-
wester Körper gleichsam wie eine bewegende Kraft wirkt,
so darf doch Beides nicht verwechselt werden, um nicht
Unklarheit zu bewirken. Die Gesetze über die Wirkungs-
weise der bewegenden Kräfte gelten deshalb noch nicht
ohne Weiteres über die Wirkung eines bewegten Körpers,
sondern es muss hier zunächst ein besonderes Axiom die
Auffassung des besonderen Falles regeln.
VII. Axiom. Wirken materielle Körper in der Bewe-
gung aufeinander, so sind Wirkung und Gegenwirkung
einander gleich, und die Richtung der Wirkung und Ge-
senwirkung steht senkrecht auf der Berührungsebene.
Wie gross die Wirkungsfähigkeit eines bewegten Kör-
pers sei, ob sie proportionel mit der Geschwindigkeit sei,
wie Descartes lehrte, oder proportionel mit dem Quadrat
der Geschwindigkeit, wie Leibnitz behauptete, ist nicht nö-
thig durch Axiome zu bestimmen, da es sich aus der wis-
senschaftlichen Consequenz ergiebt. —
Diese acht Axiome umfassen alle allgemeinen Verhält-
nisse der Bewegung und genügen somit für die Einleitung
in die Mechanik, sowie aus ihnen auch die Haupteintheilung
dieser Wissenschaft in Statik und Dynamik begründet ist.
Die weitere Eintheilung dieser Wissenschaften hängt be-
kanntlich von der besonderen Beschaffenheit des bewegten
Körpers ab. Von dieser Beschaffenheit gehen denn auch
in den besonderen Fällen wieder einzelne Voraussetzungen
aus, die in der Form der Axiomen gemacht werden müssen,
um die wissenschaftliche Behandlung möglich zu machen.
Mit ihnen können wir uns hier nicht beschäftigen, weil das
uns zu sehr in die einzelnen Abtheilungen dieser Wissen-
schaft führen würde, von deren allgemeinen Einleitung nur
die Rede sein sollte, —
311
Monatsbericht,
a. Sitzungsbericht.
November 2. Herr Faltin berichtet die interessanten Ver-
suche, welche der Professor Schrötler in Wien über das Gefrie-
ren des Wassers im luftverdünnten Raume und die durch Verdunstung
des Eises dabei erzeugte Kälte angestellt hat. Zu diesen Versuchen
ist eine eigends construirle Luftipumpe angewendet, bei der alle Hähne
vermieden sind. Statt derselben dienten zwei concentrisch drehbare
zweckmässig durchbohrte und zusammengeschliffene Platten. Schon
1811 hat Leslie bewiesen, dass es möglich sei, die Temperatur durch
Verdunsten von Wasser und Eis, namentlich wenn der Verdunstungs-
process beschleunigt wurde, bis unter den Gefrierpunkt zu erniedri-
gen und bald nachher machte auch Confiliachi seine Untersuchungen
über denselben Gegenstand bekannt. Schrötter hat nun den Beobach-
tungen dieser beiden Männer nicht nur manches Neue hinzugefügt,
sondern ein sehr wichtiges Resultat erzielt, dass män nämlich, bei
Befolgung seines Verfahrens, im Stande ist, mit einer verhältnissmäs-
sig sehr geringen Menge von Eis (etwa 3 Grm. — also ungefähr
3, Quentehen — für die Stunde) beliebige Körper eine längere Zeit
einer Temperatur von 33 — 40° Grad auszusetzen. Die Wichtigkeit
dieses Umstandes leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass man nun im
Stande ist, das Verhalten verschiedener Körper bei so niedriger Tem-
peralur zu untersuchen, und hier Resultate zu erwarten hat, an deren
Erlangung man bis jetzt gar nicht denken konnte. Die Versuche wurden
so angestellt, dass das Wasser bei der Verdunstung eine grosse Ober-
fläche hatte. Es befand sich in einem Uhrglase, welches 13 — 14
Grm. fasste, dieses stand mittelst eines Dreifusses von Platindraht in
einem zweiten Uhrglase, von etwa doppelter Oberfläche. Das Ganze
ruhte nun endlich auf einem der gewöhnlichen Schwefelsäuregefässe.
Das zweite grössere Uhrglas hat einen doppelten Zweck: Einmal hält
es die während der Absorption der Wasserdämpfe durch die Schwefel-
säure entstehende Wärme ab, anderentheils verhindert es, dass Etwas
von dem Wasser durch die, während des Pumpens heftig aufsteigen-
den Blasen, in die Schwefelsäure falle. Die Temperatur wurde bei
diesen Versuchen durch kleine Thermometer bestimmt, die mit Jod
gefärbtes Kohlensulphid enthielten. Es wurde nun rasch ausgepumpt,
so dass die Baromelerprobe auf 4 Mm. stand. Nach 3 Minuten, die
Zeit des Auspumpens mitgerechnet, waren 13 Grm. Wasser von 14°
gefroren, die Temperatur sank dabei auf — 1°, stieg aber beim Er-
starren wieder bis auf 0%. Bei den folgenden Versuchen wurde, um
eine langsamere Abkühlung zu bewirken, ein etwas grösserer Luft-
druck angewendet. Als der Barometerstand 6 Mm. betrug trat das
Gefrieren nach 20 Minuten ein, bei 12 Mm. erst nach 35 Minuten.
Es geht hieraus hervor, dass die allgemein — und zwar durch Con-
312
fillachi — verbreitete Meinung, es könne unter den gegebenen Um-
ständen nur bei der möglichst grössten Verminderung des Druckes das
Wasser zum Gefrieren gebracht werden, nicht gegründet ist, da dies
auch bei weit höherem Drucke eintritt, nnr später. Es handelte sich
nun darum die Gränze des Druckes zu bestimmen, bei welcher unter
den gegebenen Umständen das Wasser nicht mehr gefriert. Es wur-
den die Versuche bei 36 Mm. Barometerstand begonnen, mit 11 Grm.
Wasser von 17° bei einer Temperatur der äusseren Luft von 18°,
Nach 80 Minuten war die Temperatur auf 4 4° gesunken, fiel aber
nach Verlauf von einer Stunde nicht mehr. Der Druck wurde nun
um 10 Mm. vermindert und nach einer Stunde betrug die Tempera-
iur 4+1,5°, sie blieb hier stationär. Es wurde bis auf 18 Mm.
ausgepumpt, worauf nach 35 Minuten die Temperatur auf — 1° ge-
sunken war. Natürlich wurde nun gleich mit einem Drucke von 18
Mm. begonnen. Das Wasser hatte 17°.
Nach 30 Minuten sank die Temperatur auf 0°,
$2) 30 » „ » „» „» —1},
wo sie nach weiteren 30 Minuten noch stand. Es ist eine bemer-
kenswerthe Thatsache, dass bei allen Versuchen das Wasser erst zu
gefrieren anfing, nachdem es mehrere Grade unter 0° abgekühlt wor-
den war. Bei dem Versuche (4) wurde, nachdem die Temperatur
auf —1° gesunken war, der Druck bis auf 15 Mm. vermindert,
das Thermometer sank auf — 30% Bei Verminderung des Druckes
auf 10 Mm. sank das Thermometer auf — 5°, olıne dass jedoch das
Wasser gefror, was selbst dann nicht eintrat, als das Gefäss geschüt-
telt und Luft zugelassen wurde. Bei einem andern Versuche, wo der
Druck 12 Mm. betrug, gefror das Wasser nach 35 Minuten bei — 5°
(anfängliche Temperatur +15°). Bei 9 Mm. sank die Temperatur in
25 Minuten von 4-17° bis auf — 5%, Dann erstarrle das Wasser,
Bei 6 Mm. Druck trat nach 22 Minuten bei — 5° Gefrieren ein. —
Es zeigte sich bei allen Versuchen, dass die Temperatur um so Liefer
sinken kann, ohne dass Gefrieren eintritt, je langsamer und gleichför-
miger die Abkühlung vor sich geht. Es treten hierbei aber einige
Uebelstände ein, die für die Beobachtung störeud werden können.
Da das Wasser nämlich von 44° an bis zum Gefrieren an Dichtig-
keit abnimmt, so wird natürlich auch die obere Schicht, weil die we-
niger dichte, die kälteste sein. Man darf deshalb das Thermometer
nicht tief in die Flüssigkeit senken, überhaupt auch nur mit dünnen
Wasserschichten operiren, da der Unterschied der Temperaturen der
Oberfläche und des Bodens bei einer Schicht von nur 10 Mm. Dicke
mehrere Grade betragen kann. Bringt man nun aber das Thermo-
meler nur in die oberste Schicht, so wird ‚die Kugel, schon lange
bevor die niedrigste Temperatur eintritt, in Folge der Verdunstung
nicht mehr ganz vom Wasser bedeckt sein. Man hilft sich dabei so,
dass man nicht gar zu flache Wasserschichten anwendet, sondern das
zu benutzende Wasser in halbkugelförmige Schalen bringt und das
Thermometer so tief einsinkt, dass es in der Hälfte der Höhe des
313
Wassers steht. Bei dieser Anordnung verdunstet, bis die Temperatur
ihren niedrigsten Stand erreicht, gerade so viel Wasser, dass die Ku-
gel des Thermometers sich in der kältesten Schicht befindet. Bei
einem Versuche (9), bei dem die anfängliche Temperatur des Wassers
—- 6° betrug und bei dem bis auf 10 Mm. Druck ausgepumpt wurde,
zeigten sich folgende Resultate:
nach 2 Stunden war die Temperatur — 10°,
nach noch 1 Stunde war die Temperatur — 10%
» e}) 2 BR) » „ » Fr 12°,
Bei dieser Temperatur war das Wasser noch nicht gefroren, fror auch
durch Schütteln nicht. Der Versuch musste unterbrochen werden, da
die Thermometer-Kugel nicht mehr ganz im Wasser war. Uebrigens
war hier die Gränze noch nicht erreicht bis zu welcher die Abküh-
lung fortgesetzt werden kann, ohne dass das Wasser erstarrt. Dalton
hat es bis — 14,70 abgekühlt, ehe dies eintrat, Es zeigte sich dass
bei diesem Versuche die Baromelerprobe bis auf 7 Mm., also um 3
Mm. sank, was von der grossen Abkühlung der in dem Recipienten
enthaltenen Luft herrührte.
2. Aehnliche Versuche wurden nun in eylindrischen Gefässen
angestellt, deren Durchmesser nicht über 35 Mm. betrug, und die
bis zu einer Höhe von 20 Mm. mit Wasser gefüllt waren. In die-
sen Gefässen trat das Gefrieren gewöhnlich schon ein, wenn das
Thermometer noch nicht 0° zeigte, was aber seinen natürlichen Grund
darin hat, dass das Thermometer sich in einer zu tiefen Schicht des
Wassers befand, als dass es von der an der Oberfläche wirkenden
Abkühlung berührt werden sollte. Die das Gefrieren begleitenden Ei-
genschaften sind hier bemerkenswerth. Zuerst entsteht an der Ober-
fläche eine 2—3 Mm. dicke Schicht, die aus verworrenen Krystallen
besteht und daher trübe ist. Unter dieser setzt sich eine zweite, oft,
wenn nicht Luftbläschen sie trübe erscheinen lassen, vollkommen klare
Eisschicht an, die immer dicker wird bis sie endlich den Boden er-
reicht, Die untere Rinde dieser Eisschicht ist von einer spiegelnden
Fläche scharf begränzt, Auf dieser bilden sich zuweilen hohle, mit
der Spitze abwärts gekehrte gleichkantige, sechsseilige Pyramiden, die
sich sämmtlich in paralleler Richtung befinden. Dieser Vorgang ist
mit den Beobachtungen Brewster’s, Leydolts und Anderer so vollkom-
men im Einklange, dass Niemand mehr über die Anordnung der Eis-
krystalle Zweifel hegen kann. Zuweilen schiessen aus der spiegeln-
den Ebene einzelne nadelförmige Krystalle hervor, anscheinend unre-
gelmässig, bei genauerer Beobachtung zeigt sich aber, dass diese Na-
deln ergänzende Theile der oben erwähnten Pyramiden sind, Eine
ruhig erstarrte Eismasse besteht also aus einzelnen Krystallindividuen,
die alle eine parallele Lage haben, verhalten sich daher optisch wie
ein Individuum. Dies scheint von allen Körpern zu gelten, die unter
ähnlichen Umständen entstanden sind. — Oben wurde schon erwähnt,
dass die Temperatur beim Gefrieren des Wassers schnell bis 0° fällt,
314
hier bleibt sie einige Zeit stehen und fällt dann weiter, anfangs rasch,
dann langsamer. Bei dem vorhin erwähnten Versuche, wo die Luft
bis auf 9 Mm. ausgepumpt wurde, und das Wasser sich in einer fla-
chen Schale befand, sank die Temperatur in 7 Stunden bis auf — 15°,
Hier blieb sie stehen, aber das Volum des Eises verminderte sich sehr
bedeutend, da es direct aus dem festen in den gasförmigen Zustand
überging und dadurch so viel Wärme band, dass daraus die dauernde
Temperaturerniedrigung ihre vollständige Erklärung finde. — In Be-
zug auf das Verhalten des Eises in einer sehr verdünnten Luft hat
schon Confiliachi nachgewiesen, dass durch die dabei stattfindende Ver-
dunstung Quecksilber zum Gefrieren gebracht werden könne, also eine
Kälte von mindestens — 39,44° erzeugt werden müsse. Diese Beob-
achtung scheint ganz vergessen worden zu sein, da man in den Lehr-
büchern für die Verdunstung des Eises stets weit weniger schlagende
Beweise angeführt findet. — Fernere Versuche wurden angestellt, in-
dem man, wie Confiliachi es gelhan, die Kugel des Thermometers mit
Schwamm umhüllte und diesen mit Wasser von + 16° tränkte.
Während der Dauer des Versuchs hielt sich die Temperatur des Zim-
mers etwa auf 17°, Die Luft wurde bis auf 3 Mm. ausgepumpt.
Nach 1 Stunde war die Temperatur bis auf 20°, nach
[4
nach. I; 7, N. ee a 2a und, nach
» 381.42.M. » » » Bons 34°
sesunken, wo sie bis fast nach völliger Verdunstung des Eises (meh-
rere Stunden) ruhig stehen blieb. Es waren 5t/, Stunde nöthig um
die Temperatur um 50° herunterzubringen. Dabei strömte von Aus.
sen aber fortwährend Wärme zu, da eine Abkühlung des Reecipienten
nicht vorgenommen wurde. — Bei einem folgenden Versuche, wo die
Temperatur des Zimmers 416°, der Barometerstand 4 Mm. betrug,
war die Temperatur in S Stunden von 416° auf — 34, also um
50° heruntergegangen. — Bisher war ein Recipient von 3 Liter In-
halt angewendet worden, es zeigle sich aber, dass bei dem zu den
folgenden Versuchen gebrauchten, von 7 Liter, die Abkühlung regel-
mässiger vor sich ging. — Bei dem nun folgenden Versuche war die
Lufttemperatur + 16°, das mit Schwamm umgebene Thermometer
zeigte 414°. Bei einem Baromelerstand von 3 Mm. sank die Tem-
peratur nach 3 Stunden auf — 29°, nach fernern 3 Stunden auf
— 35°, Sechs Stunden später war die Temperatur noch —34°, Es
war nur noch wenig Eis am Thermometer. Um seine Menge zu ver-
mehren, wurde noch ein Stück Schwamm um die Kugel gewickelt.
Nun sank bei einem Druck von 4 Mm. die Temperatur
in 1 Stunde 15 Min. von 13° bis auf — 20°
9 Stunden später betrug sie — 250
12 „ ” ” » ayz 280
3 ER) „ „ » — 309
5 „ „ » „ u 36°
Nun erst stieg die Temperatur und betrug nach 1 Stunde — 29°, so
315
dass sich also das Eis während eines Zeitraumes von 30 Stunden in
einer Temperatur von —20 bis —29° erhalten hatte. In einem anderen
Falle erhielt sich unter ähnlichen Umständen die Temperatur des Eises,
während 35 Stunden zwischen — 20° und — 31° und stieg erst 3
Stunden nachher auf — 30°, da die Menge des Eises sich schon be-
deutend vermindert hatte. Da die Umhüllung mit Schwamm die Beob-
achtung stört, so wurde in den folgenden Versuchen das Thermome-
ter direet wit Eis umgeben. Dies geschah indem man dasselbe in
ein eylindrisches Gefäss mit Wasser stellte, so dass es in der Mitte
schwebte. Dann. wurde dieses Gefäss mit einer Kältemischung —
deren Temperatur — 12° betrug — umgeben, so dass das Thermo-
meter nach 40 Minuten. vollständig eingefroren war. Durch Eintau-
chen in warmes Wasser oder Erwärmen über der Lampe wurde Jas
Gefäss entfernt und man halte nun das mit Eis umhüllte Thermome-
ter frei. — In den wenigen Minuten, die erforderlich waren, um das
Thermometer unter den Recipienten zu bringen, stieg die Temperatur
meist bis 0%, doch kam es nicht zur Bildung von Wassertropfen,
Schon der erste Versuch in dieser Weise zeigle, dass so die Abküh-
lung rascher und regelmässiger vor sich ging. Bei 4 Mm. Barome-
terstand war nach 15 Minuten die Temperatur von 4 14° auf — 26°
und in den folgenden 10 Stunden bis auf — 32° gesunken. — Bei
einem anderen Versuche, bei 3Mm, Druck und + 17° Lufttemperatur
im Zimmer, sank die Temperatur in 15 Minuten von 0% auf — 29°,
16 Stunden später auf — 34°. Die Menge des Eises war dabei so
vermindert, dass ein Theil der Kugel frei davon war, dennoch stieg
die Temperatur erst nach 45 Minuten un 1°. —- Bei den bisherigen
Versuchen war der Recipient nicht abgekühlt worden, nun wurde er
von Aussen mil Schnee umgeben. Neben dem eingefrorenen Ther-
momeler wurde ein anderes aufgehängt. Die äussere Temperatur be-
trug 419°, das Barometer stand zu Anfang des Versuchs auf 3
Mm., die Temperatur des Eises war — 06°.
Nach 7 Min, sank sie auf — 24°, das freie Therm. zeigte + 14°.
» 10 „» » DENN ART 309, 3930 1929 » » + 10,5.
„ 8 » » Bi N Ba 9 ». » —+ 8,5.
E$) 30 ” »» EARTH — 320, SEO) » » wa 8,3.
Nun erst wurde der Reeipient mit Schnee umgeben. Nach einer Stunde
betrug die ,
Temperatur des Eises — 36°, das freie Therm. zeigte — 4°,
0 r
nach 1 Stunde —379, 5,05% 4 ie — 45,
Er 1 St. 30 Min. — 389, „u, 55 % ng!
> 1 „ 7; 389, » „ „ „ Aa 5°,
Die Temperatur war also in 41/, Stunden nur um 2° gesunken. Die
Temperatur des Zimmers betrug nun +4 7°. Von 9 Uhr Abends an
wurde der Schnee nicht mehr erneuer. Am andern Morgen, nach
13 Stunden 30 Min., war der Schnee weggeschmolzen, die Tempe-
ratur des Eises war — 36,7, das freie Thermometer zeigte 0%, Der
316
Schnee wurde erneuert, die Temperatur des Eises sank in Folge des-
sen sogleich.
Nach 1 St. 30 M. betrug sie — 39°, das freie Therm. — 2,8.
” 3 So Mae 35 [2 Een TR 39,59, » ” „ Ta 2,5.
a Tr u 1 RT EA FU » 22.
Aa Ir: ENTE 23120 BILLIG In 27. 51 KIT HEBRR 3224 » 18.
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In 12 Stnnden 30 Minuten war also die Temperatur um 3° gesun-
ken. Dass die umgebende Luft mit der fallenden Temperatur des
Eises wärmer wird kann nicht befremden, wenn man in Erwägung
zieht, dass das Volum des Cylinders sich mehr und mehr verringert,
also immer weniger Einfluss auf die Abkühlung der umgebenden Luft
ausüben muss. Bei diesen Versuchen war also die Temperatur in-
nerhalb 34 Stunden um 36° gesunken und blieb beinahe eben so
lange unter einer Temperatur von — 27° stehen. Die Eismenge,
welche bei diesem Versuch verdunstete, betrug 22 Grm. — 42° ist
die niedrigste Temperatur, die bei dieser Versuchsreihe hervorzubringen
war, wahrscheinlich aber werden noch tiefere Grade zu erreichen sein.
— Eine grössere Menge von Eis würde schon, vereint mit vollkom-
mener Verdünnung der Luft und besserer Abkühlung von Aussen, eine
niedrigere Temperatur bervorbringen. Der Verfasser hat zur schnel-
leren Absorption wasserfreie Phosphorsäure benutzt, die Versuche da-
rüber siud aber noch nicht beendet. (Sitzungsber. der Wien. Akad.
Math.-naturw. Kl. Ba. X, p. 527.)
Herr Baer hielt einen Vortrag über die von Playfair 1849
(Phil. Mag. [3] Bd. XXXVI p. 197. 271. 348.) entdeckten Nitroprus-
sidverbindungen. P. gelangte zu dieser neuen Klasse von Salzen als
er die bereits von Gmelin (Handb. d. Chem. 4. Aufl. Bd. IV. p. 370)
und Döbereiner angegebene Thatsache, dass die durch Zersetzung des
Ferrocyankalium mittelst NO® erhaltene kaffeebraune Flüssigkeit durch
Zusatz eines alkalischen Schwefelmetalls prachtvoll blau oder purpur-
roth gefärbt werde, weiter verfolgte- Aus P. Vorversuchen heben wir
Einiges hervor, da ihre Ergebnisse für die Beurtheilung der Constitu-
tion der Nitroprussidverbindungen von Wichtigkeit sind. Bei der Ein-
wirkung von NO° auf Ferrocyankalium stellt sich anfangs eine reich-
liche Entwicklung von Stiekstoffoxydgas ein, die aber bald aufhört,
wenn man die Masse abkühlt. Es treten nun Cyangas, Blausäure,
Stickgas, Kohlensäure und, nach dem stechenden Geruch zu urtheilen,
auch Cyansäure auf. Beim Erkalten setzt sich aus der dunkelrothen
Lösung zuerst Salpeter und dann, wenn nicht zu viel NO? angewen-
det, Oxamid ab. Diese fällt nach dem Erwärmen oder längeren Ste-
hen Eisenoxydulsalze nicht mehr blau, sondern dunkelgrün oder schie-
ferfarbig. P. sälligte nun Cyankalium mit Stickstoffoxydgas, um zu
erfahren, in welchem Zusammenhange dieses Gas mit der Bildung der
neuen Verbindung stehe. Es wurde rasch absorbirt, die Flüssigkeit
roth und diese setzte einen paraeyanähnlichen Körper ab, Lösliche
317
Schwefelmetalle färbten die Lösung nicht, wohl aber wenn durch Zu-
satz eines Eisenoxydulsalzes eine Ferrocyanverbindung erzeugt worden
war. Von einer neutralen Auflösung von Ferrocyankalium wird Stick-
stolfoxydgas nicht absorbirt, leicht aber beim Erhitzen nach Zusatz
von Säure. Es bildet sich hier ebenfalls eine Nitroprussidverbindung,
Die Ferroeyanwasserstoffsäure wird durch das Stickoxyd zuerst in Fer-
rideyanwasserstoflsäure und diese dann in Nitroprussidwasserstoff um-
gewandelt, indem die Flüssigkeit unter forıwährender Gasentwicklung
roth wird. Hierbei erzeugte sich stets NO°. — In ihren Eigeuschaften
sind diese Verbindungen so deutlich characterisirt, dass sie mit ande-
ren Cyanverbindungen nicht verwechselt werden können. Die mei-
sten sind rubinroth gefärbt, welche Farbe auch die Lösung in HO
zeigt; durch Alkohol wird diese nicht gefällt; die löslichen Verbindun-
gen krystallisiren leicht; die Cu, Ni, Co, Fe, Zn und Ag-Verbindungen
sind fast unlöslich. Als Ausdruck der Constitution der Nitroprussidme-
talle stellt P, die complicirte Formel FedG?*N 1503,5M=Fe’Cy!?N303,5M
auf; die einfache Formel Ee?Cy?’N0,2M, welche P. selbst nicht für
unwahrscheinlich hält, verlangt einen um ?/,, grösseren Cgehalt. Nach
beiden wäre 1/, des Cyans durch Stickoxydul vertreten; das Stickoxyd
wäre also reducirt. Der analytischen Entscheidung für die richtige
Formel stehen in der Natur der Verbindungen grosse Schwierigkeiten
enlgegen. — Die Nitroprussidwasserstoflsäure erhält man im Juftlee-
ren Raum in zerfliesslichen, jedoch nie reinen Krystallen ; dunkelroth,
leicht löslich in H0, Alkohol und Aether. Die wässrige Lösung zer-
setzt sich in der Siedhitze. — Nitroprussidnatrium. Man übergiesst
2 Aequivalente gepulvertes gelbes Blutlaugensalz auf einmal mit 5
Aequivalenten käuflicher NO°, die vorher mit dem gleichen Volum
HO vermischt ist. Man digerirt im Wasserbade bis Eisenoxydulsalze
nicht mehr blau, sondern schieferfarbig gefällt werden. Nach dem Er-
kalten wird die Mutterlauge mit kohlensaurem Natron neutralisirt, zum
Sieden erhitzt, der entstandene grüne oder braune Niederschlag ab-
filtrirt und die rubinrothe Flüssigkeit zur Krystallisation abgedampft.
Zuerst schiessen salpetersaures Kali und Natron an, dann setzen sich
aus der heissen Lösung prismatische Krystalle ab, die man umkrystal-
lisirt. Ein reineres Salz erhält man, wenn man die rothe Lösung
mit Kupfervitriol fällt, den ausgewaschenen Niederschlag mit nicht
überschüssigem Aetznatron digerirt und das Filtrat zur Krystallisation
eindampft. Es ist luftbeständig, in 21/, Th. HO von 16° löslich, in
heissem noch löslicher, verliert bei 100° nichts an Gewicht; es ent-
hält 1040. — Nitroprussidkalium ist sehr leicht löslich und deshalb
schwieriger krystallisirbar. Die Krystalle gehören dem monoklinometri-
schen System an. Am Licht wird es grünlich, die Auflösung zersetzt
sich nach längerer Zeit theilweise. Bei 100° getrocknet enthielt es
340. Im Wasserbade verloren die Krystalle 11,7 pCt. #0. — Das
Nitroprussidammonium — aus Nitroprussideisen und Ammoniak —
ist sehr leicht zersetzbar, krystallisirt unter der Luftpumpe nur schwie-
rig. Erhitzt man die Flüssigkeit, so setzt sich Berlinerblau ab und
318
dann dunkelrothe prismatische Krystalle. Es enthält 2H0. — Nitro-
prussidbaryum — aus der Kupferverbindung und Barytwasser. Unter der
Luftpumpe dunkelrothe quadratische Krystalle, Bei 100° GC, verloren
diese 14,9 bis 15,2 pCt H0. Bei 100% C, getrocknet stimmt die
Formel Fe?Cy°N0,2Ba-+6H0 hesser als Fe’Cy!?(NO)%,5Ba+15H0. —
Nitroprussidealeium zersetzt sich sehr leicht unter Abscheidung von
Berlinerblau. Krystalle monoklinometrisch. Sehr leicht in H0 löslich;
bei 100° 17,85 pCt Gewichtsverlust. Das Salz enthält dann noch
5H0; das krystallisirte noch weitere 15 Aequivalente. — Nitroprus-
sidsilber. Ein röthlich- weisser Niederschlag, der durch CIE und
ätzende Alkalien leicht zersetzt wird. Bei 100° C. getrocknet enthält
er noch 240. Die Auflösung in Ammoniak setzt glänzende Krystalle
einer leicht zersetzbaren Verbindung des Silbersalzes mit Ammoniak
ab. — Nitroprussidkupfer. Ein blassgrüner, im Lichte schiefergrau
werdender Niederschlag auf dessen Zersetzung durch ätzende Alkalien
eine der besten Darstellungsmethoden der löslichen Salze im reinen
Zustande beruht. Bei 100° getrocknet enthält es ein Aequivalent HO,
— Nitroprussideisen. Lachsfarbener Niederschlag, bei 4 1000 ge-
trocknet SHO enthaltend. Eisenoxydsalze geben mit Lösungen von
Nitroprussidsalzen keine Fällung. — Nitroprussidzink. Blassröthlicher
Niederschlag, bei 41009 getrocknet 2HO enthaltend. — Aetzende
Alkalien verändern die rothe Farbe der Nitroprussidmetalle in Orange;
beim Kochen damit zerfallen diese in Stickgas, Eisenoxyd, Ferrocyan-
metall und salpetrigsaure Salze, nach folgender Gleichung: 2[FedCy12
(NO)3,5Na]-H9Na0 = 8(Fely3,2Na) -+ 3(Na0,NO3)-+Fe20? 4 3N. —
Ueberschüssiges Ammoniak entwickelt, selbst in der Kälte, Stlickgas,
während eine schwarze unkrystallisirbare Substanz bleibt. — Die cha-
racleristischen Veränderungen erleiden diese Verbindungen durch lös-
liche Schwefelmetalle. Bringt man eine Auflösung derselben mit einer
auch nur sehr geringen Menge eines Schwefelalkalimetalles zusammen,
so entsteht sogleich eine prachtvolle purpurrothe oder blaue Farbe,
die so intensiv ist, dass P, sie für das empfindlichste Entdeckungs-
mittel löslicher Schwefelmetalle hält. In wässriger Lösung ist die
Farbe nur sehr vorübergehend. Bei alkoholischen Lösungen fällt die
purpurfarbige Verbindung in öligen Tropfen nieder, die im leeren
Raum zu einem grünen Pulver eintrocknen, das mit Zersetzungspro-
dueten gemengt ist. P. fand für diese Verbindung annähernd. die
Formel Feöcy!?N30%,5Na+3NaS-+H6H0. Noch unverändert wird die
blaue Verbindung von Eisenoxydulsalzen mit derselben Farbe, von
Bleisalzen gelblich braun, von Kupfersalzen braun gefällt. In: Wasser
gelöst geht die purpurblaue Farbe bald in roth über und Bleisalze ge-
ben dann einen rothen Niederschlag. Die rothe Lösung zersetzt sich
ebenfalls bald, indem Eisenoxyd und Schwefel niederfallen. Die Flüs-
sigkeit enthält Ferroeyanmetall, ein Schwefeleyanmetall und ein salpe-
trigsaures Salz, während gleichzeitig Stickgas, Blausäure und in der
Siedhilze auch Ammoniak als Produete der Umsetzung auftreten, nach
folgender Gleichung ; 2(FedC12N303,5Na-H3NaS) +2H0=7(Fety?,2Na)
319
-4+(CyS2,Na)—+(Na0,NO3)-HFe?0?-+45S+2HCy—+2N. Das Auftreten
von Ammoniak hält P. für secundär, hervorgehend aus der Umwand-
lung von Eisenoxydul in Eisenoxyd auf Kosten der Elemente des Was-
sers, dessen H mit dem N zu Ammoniak zusammentrete. Von Gre-
gory’s Beobachtung ausgehend, dass Schwefelstickstoff mit ätzenden
Alkalien eine vorübergehende Amethystfarbe erzeugt, bei deren Ver-
schwinden Ammoniak entwickelt wird, hält es P. auch für möglich,
dass die blaue Verbindung = Fe?Cy!2N3S3,5Na+3Na0-+6H0 sei.
Leitet man Schwefelwasserstoff durch eine alkohelische Lösung von
Nitroprussidnatrium, so erzeugt sich nach und nach ein Niederschlag,
der aus Schwefel, Berlinerblau und Ferrocyannatrium besteht; die über-
stehende braune Flüssigkeit enthält eine eigenthümliche Schwefelver-
bindung, deren Natur nicht ermittelt ist. — El oder SO? keine Zer-
setzung. — Beim Erhitzen mit concentrirter SO? tritt dieselbe Pur-
purfarbe auf, wie bei den Schwefelmetallen. Berlinerblau löst sich in
überschüssigem Nitroprussidnatrium zu einer schön blauen Flüssigkeit
auf; bei mehr Berlinerblau entsteht eine unlösliche Doppelverbindung,
die an kochendes HO Nitroprussidnatrium abgiebt. — Gerhard hält
(Liebigs Jahresbericht 1849 p. 300) von der Bildung der Nitro-
prussidwasserstofisäure aus Ferrideyanwasserstoflsäure durch Stickoxyd-
gas ausgehend (Fe?Cy6,H34-N0? — Fe?Cy’N0?H?—-CyH) die For-
mel Fe?Cy?N0%,2M für den wahren Ausdruck der Zusammensetzung
der Nitroprussidmetalle. G. stellt die von P, bei den Analysen er-
haltenen Zahlen mit den nach P. und seinen Formeln berechneten
zusammen und hier zeigt sich in der That eine genauere Ueberein-
stimmung. zu Gunsten der letzteren. Sind diese daher richlig, so
müssen die von P., ausser Blausäure beobachteten andern Zersetzungs-
producte durch secundäre Einwirkung der NO° gebildet worden sein.
— Für die einfachere Formel P,’s sprechen ebenfalls die Zahlen, wel-
che Kyd (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd.-LXXIV. p. 340.) bei der Ana-
Iyse des Nitroprussidnatriums erhalten hat. — Overbeck (Pogg. Ann,
Bd. LXXXVIL p. 110.) dagegen hat beobachtet, dass eine Auflösung von
Nitroprussidnatrium im Sonnenlicht Stiekstofloxydgas entwickelt, woraus
er schliesst, dass das Salz nicht NO, sondern NO? enthalte, wofür auch
das Verhalten der Verbindungen gegen Quecksilberoxyd spricht. —
Von ihm (Arch. d. Pharm. Bd, LXXi. p. 270.) und Roussin (Journ.
de Chim. med. [3] T. VII. p. 321.) sind weitere Bereitungsmetho-
den des Nitroprussidnatriums angegeben. — Barreswil (Journ. de
Pharm. T. XVII. p, 441.) schreibt die Bildung der Nitroprussidwas-
serstoffsäure der Einwirkung von Untersalpetersäure, die aus dem
Stickstoffoxyd durch Luftzutritt entstanden, zu, da nach seinen Versu-
chen Ferrocyankalium durch Stickoxyd nicht zersetzt wurde, — Davy
gibt (Phil, mag. Vol.VI. p.11.) eine neue Bildungsweise dieser merk-
würdigen Verbindungen an. Er hat nämlich gefunden, dass die Ni-
troprussidverbindungen, durch deren Bildung D. auf die Gegenwart
der Salpetersäure in einer zu untersuchenden Substanz schloss (cf.
Bd. I, p. 461.) auch entstehen: können , selbst wenn keine Spur von
320
Salpetersäure zugegen ist. Diese Bildungsweisen sind folgende: 1) Mischt
man Kaliumeiseneyanür, chlorsaures Kali und verdünnte Salzsäure bei
gewöhnlicher Temperatur zusammen, so bildet sich nach einigen Ta-
gen neben andern Producten mehr oder weniger Nitroprussidkalium.
2) Wird eine wässrige Lösung von unterchloriger Säure gelinde mit
Kaliumeiseneyanür erwärmt, so bildet sich dieses Salz ebenfalls. An-
dere Ferrocyanverbindungen geben unter ähnlichen Umständen ähnli-
che Nitroprussidverbindungen. 3) Setzt man eine Mischung von Lö-
sungen von chlorsaurem Kali und Kaliumeiseneyanür längere Zeit den
Sonnenstrahlen aus, so färbt sich die Flüssigkeit allmählig dunkler
gelb, endlich braun. Sie reagirt dann schwach alkalisch, riecht schwach
nach Ammoniak und setzt etwas Eisenoxyd ab. Neben viel Kalium-
eiseneyanid hat sich freilich nur eine kleine Menge Nitroprussidkalium
gebildet. -— Hiernach können sich Nitroprussidnatriumverbindungen bei
vollkommener Abwesenheit von Salpetersäure aus Cyanverbindungen
erzeugen, Mögen sich jene merkwürdigen Körper daher auch aus
einer Substanz bilden lassen, wenn man dieselbe mit Salzsäure und
Kaliumeiseneyanür behandelt, so folgt daraus doch immer noch nicht,
dass Salpetersäure darin enthalten sei. Zu den bereits Bd. I. p.462
angeführten Gründen gegen die Anwendbarkeit der von Davy zur Er-
kennung der NO° vorgeschlagenen Methode fügt er selbst somit jetzt
einen neuen hinzu, ohne ihn jedoch als einen Beweis für die Un-
brauchbarkeit seiner Methode anzuerkennen.
Herr Heintz sprach über Gerhardt’s und Chiozza’s Ansichten
über die Constitution der zweibasischen Säuren und der Amide. Die
ersteren sind bekanntlich solche Säuren, von denen 1 Atom nicht 1
sondern 2 Atome einer Basis zur Sättigung bedürfen. Während Ger-
hard und Chiozza die Hydrate der einbasischen Säuren als 1 Atom
Wasser betrachtet, in welchem die Hälfte des Wasserstofls durch ein
Element oder durch eine Atomgruppe (ein zusammengesetztes Radi-
kal) ersetzt ist, fassen sie die der zweihasischen Säuren als zwei
Atome Wasser auf, in welchen ebenfalls die Hälfte des Wasserstoflge-
halts durch eine solche Atomengruppe ersetzt Ist.
h) C2h?0 C?h?0 C?h?0 ] so? | UratEbeye | 0
ne
1 Atom Essigäure- Wasserfreie Essigbenzoö- Wasserfreie Wasserfreie
Wasser hydrat Essigsäure säure Schwefel- Bernstein-
säure säure
h! S0?) (*n40?
hf h) h!
n| ng n(
2 Atome Schwefelsäure. Bernsteinsäure-
Wasser hydrat hydrat
Aus der durch diese Formeln ausgedrückten Betrachtungsweise der
Zusammensetzung der ein- und zweibasischen Säuren erklärt sich sehr
321
einfach, woher es kommt, dass aus den zweibasischen Säuren das Hy-
dratwasser durch Wasser entziehende Mittel abgeschieden werden kann,
so dass die wasserfreie Säure entsteht, während die einbasischen Säu-
ren unter dem Einfluss solcher Stoffe andere Zerselzungsproducte lie-
fern. Denn die Hydrate der einbasischen Säuren enthalten nach Ger-
hardts Vorstellungsweise nicht so viel Wasserstoff, der ohne Zerstö-
rung des darin enthaltenen organischen Radikals entfernt werden
könnte, als in einem Atom Wasser enthalten ist. — Gerhard und
Chiozza finden demnach in dem Umstande ein characteristisches Unter-
scheidungsmerkmal für die zwei Gruppen der ein- und zweibasischen
Säuren, dass nur die Hydrate letzterer durch Wasser entziehende
Mittel vom Wasser befreit werden können, Sie fanden ferner, dass
die Salze der zweibasischen Säuren, wenn sie mit den den einbasi-
schen Säuren entsprechenden Chlorverbindungen erhitzt werden, keine
Doppelsäuren liefern, sondern dass sich stets nur ein Gemisch der
ein- und der zweibasischen wasserfreien Säure bilde. Wird z. B.
bernsteinsaures ‚Natron mil Chlorbenzoyl behandelt, so entsteht nicht
Bernsteinsäure-Benzo@säure, sondern eine Mischung von wasserfreier
Bernsteinsäure und wasserfreier Benzoösäure. Ganz dasselbe geschieht,
wenn man statt des bernsteinsauren Salzes oxalsaure, kohlensaure,
korksaure, feltsaure und andere Salze zu dem Versuche benutzt. —
Die wasserfreien Säuren, welche der Gruppe der einbasischen Säuren
angehören, unterscheiden sich demnach von den wasserfreien Säuren,
die aus den zweibasischen Säuren entstehen, nach Gerhardt und
Chiozza dadurch, dass erstere als Wasser zu betrachten sind, in dem
die beiden Atome Wasserstoff durch zwei gleich zusammengesetzte
oder auch durch zwei ungleiche Atomcomplexe (organische Radikale)
ersetzt sind, während bei letzteren, wenn ihre Formel der eines Atoms
Wasser angereilıt wird, beide Atome Wasserstoff! durch eine einzige,
unltheilbare Alomgruppe erselzt sind —- Ein anderes Mittel ein-
und zweibasische Säuren von einander zu unterscheiden, besteht fer-
ner nach Gerhardt und Chiozza darin, dass man Phosphorsuperchlorid
auf die Hydrate derselben einwirken lässt, Aus der einbasischen
Säure wird dadurch sofort die Chlorverbindung erzeugt, während die
Hydrate der zweibasischen Säuren durch dasselbe zuerst in die was-
serfreie Säure und dann erst in die Ghlorverbindung umgewandelt
werden. — Mit Hülfe des Phosphorsuperchlorid haben dieselben aus
zweibasischen Säuren folgende Chlorverbindungen dargestellt. —
Chlorsuceinyl ist eine das Licht stark brechende, an feuchter
Luft rauchende, durchdringend, feuchtem Stroh ähnlich riechende Flüs-
sigkeit von dem specifischen Gewicht 1,39. Sie kocht bei 190° C,
und besteht aus C#h?0?el?, — Chlorpyrocitryl (die entsprechende
Verbindung der Pyroeitrin- [Citracon-] säure) ist ein rauchendes, das
Licht stark brechendes, dem Chlorsuceinyl ähnlich riechendes Oel von
dem specifischen Gewicht 1,4 (bei 150 C.). Es kocht bei 175° C.
und besteht aus C5h?0?el?, — Aehnliche Verbindungen aus Campher-
säure, Weinsäure, Feitsäure im reinen Zustande zu erhalten gelang
22
322
nicht, da sie sich unter ihrem Kochpunkt schon zersetzen. — Auch
auf unorganische Säuren wirkt das Phosphorsuperchlorid ähnlich ein.
Es bildet sich dabei eine Mischung von wasserfreier Schwefelsäure
0?
und Phosphoroxychlorid ( iR Pr) — In Betreff der Amide he-
gen Gerhardt und Chiozza die Ansicht, dass dieselben sich dem Am-
moniak so anreıhen, wie die organischen Säuren und die Aetherarten
dem Wasser. Bisher hat man mit Entschiedenheit nur solche Verbin-
dungen mit dem Ammoniak in eine Reihe gestellt, welche wie dieses
stark alkalische Reaction besitzen, indem man stillschweigend annahn,
dass in dieser Reihe von Stoffen die Basieität characteristisch sei.
Gerhardt und Chiozza aber huldigen der Ansicht, dass jede der Rei
hen, welche einen bestimmten Typus (dem Wasser, Ammoniak, dem
Wasserstoff, dem Chlorwasserstoff ete.) angehören, ihr positives und
ihr negatives Ende habe, d. h. dass in jeder Reihe Basen und Säu-
ren und natürlich auch dazwischen liegende indifferente Glieder vor-
kommen können. Zu diesen indifferenten Gliedern der Ammoniak-
reihe, deren basische Glieder die von Wurtz und lloffmann entdeck-
ten flüchtigen Basen sind, gehören nach Gerhardt und Chiozza die
Amide, die nicht immer und nur schwer sich mit einigen star-
ken Basen, wie (uecksilber und Silberoxyd verbinden lassen. Ist
dies aber der Fall, so müssen sie betrachtet werden als Ammo-
niak in denen ein Atom Wasserstoff durch eine aus Kohlenstoff,
Wasserstoff und Sauerstoff besteherde Atomgruppe ersetzt ist, Ben-
| 214502
zamid z. B. besteht danach aus DcH oder nach Gerhardt’s
(H
( C?h50
Betrachtungsweise aus n s . Wenn diese Ansicht richtig ist, so
h
muss es möglich sein, auch die beiden andern Atome Wasserstoff des
in den Amiden enthalten gedachten Ammoniaks durch solche Kohlen-
stoff, Wasserstoff und Sauerstoff enthaltende Atomgruppen zu ersetzen.
Dies ist in der That der Fall. Wird nämlich Benzamid mit einer
äquivalenten Menge Chlorbenzoyl schwach erhitzt, so entwickelt sich
Chlorwasserstoffgas und im Rückstande bleibt ein Körper den Ger-
hardt und Chiozza Bibenzoylamid nennen. Derselbe Körper nochmals
mit einem Aequivalent Chlorbenzoyl erhitzt liefert endlich das Triben
zoylamid.. Nimmt man ein anderes Amid oder wendet man andere
Chlorverbindungen an, so bilden sich Amide, in denen die verschie-
denen Wasserstoflatome durch verschieden zusammengesetzte Atom-
gruppen ersetzt sind. Die Zersetzung geschieht nach den Formeln:
C’n50-HC’h50] _h C’n30
n!h duNzT dl acnro, und
h el
323
C’h30 Cn50
1
n!C7n50+ © = A „Jarnso
h el h c1y11Q,
Die durch diese Zersetzungsweise erhaltenen neuen Verbindungen sind:
C’n30?
Das Benzoylsalieylamid n$C’h°0. Es krystallisirt in feinen
h
Nadeln, ist in Wasser nicht, in Alkohol wenig, in Alkalien leicht lös-
lich. Die Alkohollösung röthet Lackmus. Dieser Stoff verbindet sich mit
eh a
Basen. Das Cumylsalieylamid n/C?0n110 ist dem vorigen ähn-
h
|
C’n30 krystallisirt
h
in platten Nadeln, schmeckt sauer, ist in Wasser wenig, in Alkalien
leicht löslich und bildet mit Basen Salze. Das Silbersalz (Silberben-
lich. — Das Benzoylsulpfophenylamidn
C5n5S0?
zoylsulphophenylamyd) n *C’h?0 bildet farblose in heissem Was-
Ag
ser lösliche Nadeln. — Das Dibenzoylsulfophenylamid
u.
n‘C’h°0 krystallisirt aus der ätherischen Lösung in kurzen, glän-
E’n30
zenden Prismen. — Das Cumylbenzoylsulphophenylamid
c6H5SO?
n$C’h?0 krystallisirt in verfilzten Prismen. — Das Dibenzoyl-
610,119
ne
C’h30- ist in kaltem Alkohol wenig
C’h30
löslich und bildet schöne glänzende Nadeln. (Ann. d. Chem, vw. Pharm.
Bd. LXXXVII. S. 290* u. 296*.
An diesen Bericht schloss Herr Heintz einen zweiten an, über
die Vorstellung, welche Wurtz sich von der Zusammen-
setzung der Amide macht. Dieser hält die Amide, wie früher
Gerhardt für Derivate des Wassertypus, weil er es für unpassend
hält, in den Ammoniaktypus Stoffe einzureihen, welche entschieden
saure Eigenschaften besitzen. Er übersieht, dass von dem Wassertypus
die stärkst sauren und die stärkst basischen Stoffe (Kali und Natron)
abgeleitet werden können. Allerdings können aber die Amide auch
dem Wassertypus angereiht werden, wenn man annimmt, dass der
Sauerstoff des Wassers durch nh oder durch nC2h®, nCh? etc. er-
setzt werden können. Die Formel des Acelamids würde hiernach
C2h30 ‘ .
h \ah sein. Wurtz nimmt zugleich an, dass nicht bloss das
phenylamid (Dibenzanilid) n
324
zweite Atom Wasserstoff des Wassers durch ein organisches Radıkal
Are. 62n°0
ersetzt werden kann, wie im Diacetamid G2h30 nh, sondern auch der
zugleich mit dem Stickstoff den Sauerstoff in der Formel des Wassers
C2n20
ersetzende Wasserstoff, wie im Aethyldiacetamid Ei n(C?hP), Der
Unterschied dieser beiden Ansichten ist unbedeutend. Wenn man Wurtz’s
Ansicht folgt, so könnte man selbst das Ammoniak dem Wassertypus un-
Bl ;
terordnen. Seine Formel würde dann sein pnyuh. Dem Ammoniumoxyd-
ih
!nh
hydrat würde dann die Formel h) ( den Ammoniumoxydsalzen z.B. dem
h)
h
h |
oxalsauren Ammoniumoxyde die Formel , angehören, Ersteres
0
co,
würde den Aminsäuren entsprechen. Die Oxaminsäure z.B. würde ge-
nh
schrieben werden können co) [R- So liessen sich denn wohl
h\ 0
schliesslich fast alle organischen Substanzen auf den Wassertypus zu-
rückführen, — Der Vortragende entwickelte endlich die ihm eigenthüm-
liche Ansicht, dass, wenn man die Formeln für dieselben dem Principe
gemäss bilden will, dass die enger an einander geschlossenen Ele-
mente zusammengestellt werden, vielleicht die folgende Schreibweise,
die sich gleichzeitig an Gerhardt’s Ansicht anschliesst, wonach das
MR; in Gasform stets einem Atom entspricht, die vorzüglichste sein
möchte.
Wasser Essigsäure Essigsaures Kali
h) h! l
0
hi c2n30 | ® c2130 | 0
Ammo- Dibenzoylphenylamid Ammoniumoxyd- Essigsaures Am-
niak hydrat ninmoxyd
h) C6h® h h
hn C’n’O)n h h
h) C7H50 h(" hf"
| 0 0
1 h
325
Essigsaures Aethyl- Essigsaures Teträthyl- Oxaminsäure
ammoniumoxyd ammoniumoxyd
c2h® c2h5 co
# n can] n eo n
h C?h° 1
h 0 02H) h \
62h30 G?h30 h
In diesen Formeln tritt der Wassertypus deutlich hervor, allein zu-
gleich weit ist in denselben auf die den Ammoniumverbindungen an-
gehörenden Rigenthümlichkeiten Rücksicht genommen. (Compt. rend.
T. XXAXVII. p. 240. u. 357.)
November 9. Herr Kohlmann erörterte Papinius Dampf-
apparat nach einer Abbildung aus dessen Schrift: ars nova ad aquam
ignis adminiculo efficacissime elevandam 1707. Der Dampf wird
hierbei in einem kugelförmigen Kessel entwickelt und drückt auf ei-
nen hölzernen Kolben, der sich in einem Cylinder befindet. Das un-
ter dem Kolben befindliche Wasser wird durch den Kolben beim Her-
abbewegen mittelst einer Röhre in einen zweiten Cylinder getrieben,
in-welchem es durch die Expansion einer darüber befindlichen Luft-
schicht nach Belieben durch Oeflnung eines Hahnes bis zu bedeuten-
den Höhen emporgehoben werden kann. Bei dieser Maschine wurde
das Sicherheitsventil für Dampf zum ersten Male angewandt. Ebenso
wurde auch hier schon. das Vacuum über dem Kolben und somit das
Aufsteigen desselben durch Condensation des Dampfes vermittelst eines
kalten Wasserstromes hervorgebracht.
Hr. Giebel erläuterte unter Vorlegung des betreffenden Exem-
plares die Synonymie seines Colobodus varius. In seinen Recherches
sur les poissons fossiles IIb. 237. 303. characterisirt Agassiz die
eigenthümliche Gattung Colobodus aus--dem-Muschelkalk durch die
unregelimässig gedrängten Reihen keulenförmig gestalteter, auf der
Oberfläche fein vertical gestreifter, auf dem Gipfel der Krone mit ei-
ner kleinen Warze gezierter Zähne. Diese Angaben schienen mir aus-
reichend, um jener Gattung ein schönes mit Zähnen besetztes Gau-
menfragment aus dem Muschelkalk von Esperstädt, welches mir Herr
Ed. Anton aus seiner Sammlung zur Untersuchung freundlichst über-
liess, zuzuschreiben. Da Agassiz die einzige ihm bekannte Art als
0. Hogardi ohne irgend welche weitere Bezeichnung auflührt: so war
nicht zu ermitteln wie sich das Thüringer Exemplar dazu verhielt.
Die gleichzeitige Auffindung der Schuppen, die bisher Gyrolepisarten
zugeschrieben waren, liess es sehr wünschenswerth erscheinen, das
sorgfältig untersuchte Gaumenstück mit den Schuppen ausführlich zu
beschreiben um die so flüchtig behandelte Gattung fester zu begrün-
den und die irrthümlichen Arten als Synonyme ihr unterzuordnen.
Ich legte das Resultat dieser Untersuchung im October 1847 der
verehrten Gesellschaft vor und veröffentlichte dieselbe mit beigefügter
Zeichnung in Bronn’s Jahrbüchern 1848 S. 150, Taf. 2. Fig. 1—6.
326
Die Art erhielt den Namen C. varius. Sie war unter Erörterung der
generischen Eigenthümlichkeiten hinlänglieh characterisirt und begrün-
det, während die Agassiz’sche Art ein leerer werthloser Name war.
Darauf beschrieb nun von Meyer in den Paläontographieis Bd. I. S.
243. einzelne Zähne aus dem Muschelkalk Schlesiens ohne Agassiz’s
kurze Diagnose und meine ausführliche Beschreibung zu berücksiehti-
gen unter dem neuen Namen Omphalodus chorzoviensis. Eine Ver-
gleichung dieser Zähnchen mit den zahlreichen und mannichfaltigen
am Gaumen des thüringischen Colobodus varius stellt alsbald die
Identität beider unzweifelhaft heraus, v, Meyer halte seinen Ompha-
lodus allerdings schon 1847 in Bronn’s Jahrb. S.574 mit den Wor-
ten angekündigt: „es liegt eine Reihe von 7 auf der Knochenplatte
befestigten Zähnen vor; der Scheitel der etwas gedrückt bohnenförmi-
gen Zahnkrone stellt eine kurze nabelförmige aufsitzende Spitze dar,“
aa diese Nlüchtige briefliche Notiz keineswegs ausreichte eine eigen-
thümliche Gattung und Art zu begründen, so begnügte ich mich zu
meinem der Redaction bereits eingesandten Aufsatze gleich nach dem
Erscheinen des v. Meyer’schen Briefes nachträglich die Vermuthung
über die Identität beider Arten und die Unhaltbarkeit des Omphalo-
dus hinzuzufügen. Aus der ausführlichen Abhandlung in den Paläon-
tographicis ergab sich nun weiter, dass v. Meyer nicht blos den Co-
lobodus ganz und gar nicht berücksichtigt hatte, sondern dass er
auch seine eigene neue Gattung Omphalodus völlig verkannte, indem
er zwei damit identische Arten Pyenodus triasicus und P. splendens,
ja noch eine zweite Gattung Conchrodus mit zwei Arten €. Ottoi
und C. @oepperti davon trennte. Für meinen Colobodus varius wa-
ren also sogleich drei verschiedene Gattungen und fünf Arten geschaf-
fen! In der eben erschienenen Schlusslieferung seiner Zoologie und
Paleontologie franc. Tb. 47. Fig. 15.16. explie. p. 13 gibt nun Gervais
eine Abbildung des Originalexemplares, auf welchem der Agassiz’sche
Name C. Hogardi beruht, und die Abbildung einer zweiten Art ©.
scufatus. Hienach ist nun der ©. scutatus vollkommen mit meinem
C. varius identisch und den ursprünglichen C. Hogardi kann ich
ebenfalls nicht davon trennen, denn der einzige in zwei grössere
mittlere Zahnreihen gelegte Unterschied ist nach dem von mir unter-
suchten Exemplar für die Systematik werthlos. Gervais berücksich-
tigt weder meine noch v. Meyer’s Angaben und doch konnten ihm
beide nicht unbekannt geblieben sein. Sie stehen in den allbekaun-
ten Bronn’s Jahrbüchern,, ferner in meiner Fauna, die aber Gervais
fortwährend nur nach der neuen Auflage des Pictel’schen Grundrisses
(von dem die Fische noch nicht erschienen, daher auch von Gervais
dieser Theil meiner Fauna nicht berücksichtigt worden) ceitirt, in mei-
nem paläontologischen Jahresbericht, in dem Verzeichniss der Petre-
fakten Deutschlands und in Bronn’s neuer Lethäa. Doch die Franzo-
sen lesen keine deutsche Literatur, sie begnügen sich dieselbe hie und
da als gelehrtes Beiwerk von Andern zu entlehnen.
Ich habe diese Prioritäts- und Synonymenangelegenheit ausführ-
327
licher dargelegt, als Mancher für nöthig halten möchte, Es geschah
um das Recht der einzelnen Namen und die Ansprüche auf die rich-
tige Art für den nunmehr entstehenden Prioritätsstreit klar vorzule-
gen. Agassiz’s Anhänger werden den C. Hogardi beibehalten, obwohl
er ein inhaltsleerer Name war und auch jetzt erst durch eine unzu-
reichende, das Detail gar nicht berücksichtigende Abbildung erläu-
tert ist, v. Meyer wird seine fünf Namen beihehalten, obwohl sie vor
dem C. varius ebenfalls nur als leere Namen existlirten, wie er es
mit seinem Microtherium und vielen anderen todtgeborenen Namen
hält, und auf einer offenbaren Verkennung des Colobodus beruhen,
Gervais erfährt von unsern deutschen Untersuchungen nichts und wird
seinen ©. Hogardi und C. scutatus fortführen, ich bleibe bei mei-
nem C. varius, weil ich denselben vor allen Andern durch hinläng-
lich ausführliche Beschreibung und Abbildung fest begründet habe,
Die allgemein herrschende Ansicht in Prioritätsfragen mag hier ent-
scheiden.
November 16. Herr Faltin theilte die neuesten Arbeiten
Berthelots, über die Verbindungen des Glycerins mit den Säuren und
synthetisch dargestellten Fette (cf. Bd. I. p. 135.) mit. Dadurch,
dass es B. dreissig Jahre nach der Zerlegung der Fette durch seinen
Landsmann Chevreul, gelungen ist, aus dem Glycerin und den ent-
sprechenden Säuren, die Fette wieder herzustellen, hat er endlich den
Beweis geliefert für die Richtigkeit der Ansicht, die man, ohne den
Beweis thatsächlich führen zu können, jetzt so allgemein über die
Natur dieser Körper hegte, dass die entgegenstehende ganz in den
Hintergrund treten musste. - Diese künstlichen Fette entstehen 1) durch
direete Vereinigung der beiden Bestandiheile, indem man Glycerin mit
einer Fettsäure in verschlossenen Gefässen längere Zeit einer höhe-
ren Temperatur aussetzt. Auch bei gewöhnlicher Temperatur bilden
sie sich schon, man erhält dann aber nur geringe Mengen, 2) Durch
Wechselzersetzung von Aethern der Säuren und Glycerin. 3) Durch
Einwirkung von trocknem Salzsäuregas auf syrupdickes Glycerin und
die Fettsäure. — Die auf diesem synthetischen Wege erhaltenen Kör-
per sind neutral, verbinden sich vor eingeleiteter Verseifung nicht mit
einem Alkali, sind theils flüssig, theils krystallinisch und lassen sich
in ihren Formeln alle als Säure und Glycerin— Wasser darstellen. Sie
bilden zwei Reihen von denen eine den natürlichen Fetten, die zweite
den Aethern analog ist. — 1) Verbindungen des Glycerins
mit den Fettsäuren im engeren Sinne. 1. Stearin. Der
Verf. hat Monostearin, Distearin und Tetrastearin dargestellt; letzteres
ist dem natürlichen Stearin identisch.
.. .C°H#20° — 0364360? +- CH 30° — 2HO
Das Monostearin ! 0821163015 — (70p 13997 4- 2C6p 1606 -— 4h20
Man erhält es, indem man gleiche Theile Stearinsäure und Glycerin
24 Stunden lang auf 200° erhitzt. Beide Bestandtheile bleiben da-
bei über einander liegen, als hätte gar keine Einwirkung stattgefun-
den. Die entstehende Verbindung ist in überschüssigem Glycerin un-
328
/
löslich. Nach dem Erkalten nimmt man die feste Fettschicht ab,
schmilzt sie, setzt etwas Aether und gelöschten Kalk zu und erhitzt
eine Viertelstunde bis auf 100%. Das erzeugte Fett lässt sich nun
mit siedendem Aether ausziehen, denn die entstandene Verbindung der
Fettsäure mit dem Kalk ist in Aether unlöslich. Das Fett ist weiss,
neutral, wenig löslich in kaltem Aether und krystallisirt in feinen,
doppelt strahlenbrechenden Nadeln. Mit Bleioxyd bei 100° behandelt
zerfällt es wieder in Glycerin und Stearinsäure, die bei 70° schmilzt.
Das Monostearin giebt, wenn es 106 Stunden lang bei einer Tempe-
ratur von 100° mit Salzsäure zusammengebracht wird, Glycerin und
Stearinsäure, Essigsäure mit Alkohol gemischt zersetzen es nicht in
gleicher Weise, es zeigt demnach genau die Reactionen, wie das na-
türliche Stehen) — Durch Behandlung mit trocknem Salzsäuregas
erhält man ein unreines Produkt, welches bei 47° schmilzt und CH
enthält. Ueberlässt man Glycerin- und Stearinsäure drei Monate lang
der gewöhnlichen Temperatur, so erhält man Spuren eines krystalli-
sirbaren neutralen Fettes. —
6787780 2— 203673602106 806 — 2H0
Distearin | C76 151g 1 6701139071061 1606 2)
wird erhalten , wenn man während 114 Stunden gleiche Theile von
Stearinsäure und Glycerin bis 100° erwärmt. Es bildet eine kör-
nige, weisse Masse, die unter dem Mikroskope schiefe abgeplattete
doppelt brechende Lamellen zeigt. Schmilzt bei 58°, erstarrt bei 55°.
Giebt beim Erhitzen Akrolein. Durch. Bleioxyd erhält man wieder
Stearinsäure und Glycerin. Man erhält diesen Körper auch durch 7stün-
diges Erhitzen eines Gemisches von Stearinsäure und Glycerin bis auf
275°, oder wenn man 1 Th. Monostearin mit 3 Th. Stearinsäure auf
270°, oder das natürliche Stearin 22 Stunden bis auf 200° erhitzt.
615074460 16 — 4036973692-1.06H806 — 6HO
Tetrastearin t @1461282()14 9,0701 13907.06n 160626120.
erhält man durch Erhitzen eines Gemisches von Monostearin mit
15 bis 20 Mal so viel Stearinsäure bis auf 270%. Es tritt Wasser
aus, welches sich am obern Theile des Glases verdichtet, Es ist
neutral und hat die Zusammensetzung des nalürlichen Stearins. —
2, Margarin. Mit Margarinsäure aus Menschenfett wurden Mono-
margarin und Tetramargarin erhalten. — Monomargarin:
c2°H4008— 0°?H320%4.C6H80° — 2H0. Es bildet sich bei 100 bis
200°, in geringer Menge auch bei gewöhnlicher Temperatur und im
allgemeinen leichter als die übrigen Fette. Es schmilzt bei 56°, er
starrt bei 49°. Mit Bleioxyd verseift giebt es bei 60° schmelzbare
Margarinsäure. Mit Alkohol versetzte Essigsäure zersetzt es in 106
Stunden theilweise und es bildet sich Margarinsäureäther und Glyce-
rin. — Tetramargarin scheint sich bei Einwirkung eines Ueber-
schusses von Margarinsäure auf Monomargarın zu bilden. Nach der
Verseifung bildet es eine bei 60° schmelzende Margarinsäure und
Glycerin. Der Verfasser schliesst nun, da die Stearine, die mit einer
329
bei 70° schmelzenden Säure bereitet wurden, beim Verseifen wiede-
rum eine Säure von demselben Schmelzpunkt geben, und die Marga-
rinsäure sich ebenso verhält, dass beide bestimmte und perma-
nente Körper sind. Der Verf. tritt hier in Widerspruch mit den
Angaben von Heintz, der aufs bestimmteste die Theilbarkeit der Mar-
sarinsäure in Stearin- und Palmitinsäure gezeigt hat. — 3. Palmi-
tin. Der Verf. fand drei Verbindungen des Glycerins mit der Palmi-
tinsäure, die alle, mit Bleioxyd verseift, wieder eine bei 61° schmel-
zende, bei 46° erstarrende Palmitinsäure geben. — Monopalmitin.
03843808 —032H320°4-0°H30°— 2H0 schmilzt bei 53°, erstarrt bei
45%. — Dipalmitin C7%4#70012 — 2032H3?0* + 0°H°06 — 2HO
schmilzt bei 59°, erstarıt bei 51%. — Tetrapalmitin 013441309 16_
40%2B3202+-06H806 — 6H0 schmilzt bei 60°, erstarrt bei 51° und
ist mit dem natürlichen Palmitin identisch, — 4. Olein. Bei 200°
wurde ein neutrales, klares Monolein (24008 — 036H320?.
66#305--2H0. Es ist schwer durch Bleioxyd, nicht durch Essig-
säure und Alkohol zu’ verseifen und bildet sich auch ohne Mitwirkung
von EIH, wenn man Oleinsäureäther und Glycerin zusammenbringt.
— Diolein 07341201? — 2036H340%-4-C5H30° — 2H0 wird erhal-
ten, indem man das natürliche Glycerin 22 Stunden einer Tempera-
ratur von 200° ausseizt. Es hat bei 21° ein specifisches Gewicht
von 0,921 und krystallisirt bei 150; es entsteht auch durch Erhitzen
von Monolein mit Oelsäure. (Compt. rend. T. XXXYVII. p. 398.)
Weiter hat nun der Verf. auch Verbindungen des Glycerins mit
den flüchtigen Fettsäuren dargestellt, die auf dieselbe Weise entstehen,
wie die schon aufgeführten. Die unverbundene Säure sättigt man mit
kohlensaurem Kali, schüttelt mit Aether, dampft im Wasserbade ein
und trocknet in der Leere bei Anwendung von Wärme. Die Verbin-
dung der Buttersäure bildet sich auch bei gewöhnlicher Temperatur
in der Zeit von drei Monaten. Diese-Verbindungen sind neutrale,
wohlriechende Flüssigkeiten, welche durch Einwirkung von Alkalien,
Wasser, Essigsäure, wässriger GIH in Säure und Glycerin sich spal-
ten. Ein Gemisch von Alkohol und GIH verwandelt sie in Aether
und Glycerin. Alkohol allein, in grosser Menge, bedingt diese Zer-
setzung bei 100° in 88 Stunden, bei gewöhnlicher Temperatur und
unter Zutritt der Luft. — Monovalerin, C16H.1508°— 010H100?2-+-
c5H806—2H0; bildet sich bei 200°, spec. Gew. 1,00. Ammoniak
wandelt es in Valeramid um. — Divalerin, C?6H26012— 201010
0*4-.0°H306 — 2H0. Unangenehm riechend, bitter und gewürzhaft
schmeckend, spec, Gewicht 1,059. Bildung bei 275° aus wasserhal-
tiger Säure und Glycerin. — Monobutyrin, C1#H#126°— C>H°0°--
C6H806 — 2H0, Schmeckt gewürzhaft bitter, spec. Gewicht 1,088.
Bildung bei 200° und überschüssigem Glycerin. Verseifung durch Ba-
ryt scheidet die Hälfte ihres Gewichts Glycerin ab. — Dibutyrin,
027722012 — 205H80*-+-06H 806 — 2H0. Spec. Gewicht 1,081, bei
200° ohne wesentliche Zersetzung flüchtig, mit Alkohol und Aether
mischbar, in HO leicht löslich, bildet sich bei 275° oder bei 200°
29 +
330
mit HOhaltiger Säure. Wird durch BaO zerseift und giebt dabei ?/,
des Gewichts Bultersäure. — Butyridin, C1#4.1307 =: (S480°4+-
c6H8306 — 3H0. Geruch unangenehm, spee. Gewicht 1,084, nicht
unbeträchtlich in kohlensaurem Natron löslich, bildet sich bei 200°
aus 1 Th. Glycerin und 4 Th. Buttersäure. Mit Ammoniak liefert es
in 5 Tagen Butyramid. — Acetin, C1°H.100°= 0?4?0?4C54205—
2H0. Geruch schwach ätherartig, spec. Gewicht 1,20, bildet sich
bei 100% — Acetidin, €1°%990’—0*H?0?+C5H306—3H0. Ge-
schmack stechend, mischt sich mit HO, bei 280° flüchtig, spec. Ge-
wicht 1,184. Bildet sich bei 275°, bei 200°, bei Ueberschuss von
Glycerin wie auch von Säure. Bei der Verseifung mit Ba0O bekommt
man Glycerin und die Hälfte seines Gewichts Essigsäure. — Ferner
verbindet sich das Glycerin mit organischen Säuren — Benzoäsäure,
Fettsäure, Camphorsäure — mit der Zeit, bloss durch Wirkung der
Wärme — Benzoicin, 02°H1208 — C1#H°0? + C6H308 — 2H0.
Gelbliches Oel, dick-klebrig, fast unoxydabel, spec. Gewicht 1,228.
Bildet sich bei 200 und 275°, auch bei gewöhnlicher Temperatur und
durch Einwirkung von EIH auf ein Gemisch von Benzoösäureäther uni
Glycerin, ebenso bei 100°, wenn eine grosse Menge Glycerin auf den
Aether der Benzoösäure einwirkt. Alkalien verwandeln es in Benzo&-
säure und Glycerin, Alkohol und EIH in Benzoösäureäther und Gly-
cerin, ebenso eine grosse Menge Alkohol bei gewöhnlicher Tempera-
tur unter Zutritt der Luft. Ammoniak giebt Benzamid. — Sebiin,
C3230016— 0204180354 2C0°H306 — 4H0, entsteht bei 200%. Kıy-
stallisirbar, wird durch Bleioxyd in Fettsäure und Glycerin zerlegt. —
Camphorin, klebrig wie dicker Terpentin, löslich in Aether, durch
Bleioxyd in seine Bestandtheile zerlegbar. — Gleichfalls hat B, eine
Verbindung des Glycerins mit Salzsäure, das Chlorhydrin CHTEI0?
—=(5#30°+HEI—2HO dargestellt. Man erhitzt eine gesättigte Lö-
sung von EIH-Gas in erwärmtem Glycerin 36 Stunden lang bei 100°,
neutralisirt mit kohlensaurem Natron, zieht mit Aether aus und ver-
dunstet diesen. Der Rückstand wird destillirt, er siedet constant bei
270° Das Product wird nochmals mit Kalk und Aether behandelt.
Neutrales Oel, Geschmack frisch, süss, zuletzt stechend ätherartig,
mischt sich mit HO und Aether, spec. Gewicht 1,31, schlägt salpe-
tersaures Silber nicht sogleich nieder, verbrennt mit weisser, grün-
gesäumter Flamme und ElHdampf. TPbO verseilt sich damit schwie-
rig und liefert so ziemlich gleiche Aequivalente EIH und Glycerin. —
Alle mittelst-GIH: dargestellte Glycerinverbindungen anderer Säuren ent-
halten Chlorhydrin beigemengt. (Ibid. p. 403.)
Herr Schliephacke legte eine neue Drogue vor, die seit
kurzem in den Handel gekommen ist und ausgezeichnete adstringi-
rende Eigenschaften besitzt. Es sind die Stammspitzen eines baumar-
tigen Farrenkrautes, die dicht mit langen rothbraunen Haaren besetzt
sind, so dass das Ganze Aehnlichkeit mit einem Eichhörnchenschweife
bekommt, Bei innerlichen Blutungen wird das Decoct empfohlen, und
bringt man einige dieser Haare auf eine Schnittwunde, so wird dadurch
331
das Blut ebenfalls sehr schnell gestillt, Die Haare selbst besitzen in
gewissen wiederkehrenden Entfernungen eine Stelle die golden flim-
mert, wodurch das Ganze einen schönen Anblick gewährt, Die mi-
kroskopische Untersuchung thut dar, dass diese Haare aus flachen langen
schlauchartigen Zellen gebildet sind, und allemal an den Stellen, wo
das Haar den Goldflimmer zeigt, findet eine Umbiegung desselben statt.
Als Mutterpflanze dieser Drogue giebt man Cibotium glaucescens an.
Durch eine gütige Mittheilung des Herrn Kegel im botanischen Garten
bierselbst, ist der Redner in den Stand gesetzt obige Annahme zu
widerlegen. Ilerr Kegel hat öfter das Cibotium glaucescens im le-
benden Zustande beobachtet, aber nie eine derartige Haarbildung des
Stammes vorgefunden. Die Mutterpflanze ist also jedenfalls eine an-
dere. Dass es aber eine Baumfarre sei, geht augenscheinlich und un-
widerleglich aus dem Wachsthum der Stämme hervor, und wird auch
unter dem Mikroskope durch den Zellenbau des Holzes bestätigt. —
Sodann berichtet derselbe, dass die Kryptogamenflor von Halle in
diesem Jahre um 2 Pflanzen bereichert worden sei. In der Dölauer
Haide wurde diesen Sommer durch Zufall von den Arbeitern aus dem
hotanischen Garten ein Rasen von Blechnum Spicant Roth, einem sehr
schönen Farrenkraute gefunden, und der Redner selbst fand am Him-
melfahrtstage ebenfalls in der Dölauer Haide einen Bärlapp, das Ly-
copodium clavalum L. auf. Beide waren in diesem Jahre noch ste-
ril, bei weiterer Ausbreitung steht aber zu erwarten, «(dass sie auch
Früchte bringen werden-
Herr Baer theilte mit, dass das Kleeblatt der grossen Ent-
deckungen, auf die das Jahr, in dem wir leben, gerade nicht sehr
Ursache hat stolz zu sein, jetzt voll sei. Zu den tanzenden Tischen
und der feststehenden Erde ist denn endlich als würdiges Seitenstück
die Goldmacherkunst, ein Spuk vergangener Jahrhunderte, wieder auf-
gefunden. Bereits im Juni wurde an die-Pariser Akademie eine Schrift
eingereicht, die folgenden Titel führte: „Die Metalle sind keine ein-
fachen Körper, sondern zusammengesetzte. Die künstliche Darstellung
der edeln Metalle ist möglich, ist eine Thatsache.‘“ Das Original die-
ses neuesten Wunderwerkes eines Berge versetzenden Glaubens her-
beizuschaffen, war bis jetzt noch nicht gelungen, dafür aber fiel dem
Redner in diesen Tagen eine wortgetreue Uebersetzung dieser Schrifi*)
die auf dem kürzesten Wege von Frankreich — über Bukarest —
zu uns gelangt war, in diellände. Obgleich wir die Würdigung die-
ses Machwerkes, uas uns mit einer Entdeckung bekannt macht, wel-
che „die kühnsten Geister durch ihre Wichtigkeit erschrecken wird,“
Andern überlassen müssen, können wir einige Randzeichnungen je-
doch nicht unterdrücken. Der Verfasser rühmt die Logik, mit der er
bei seinen Versuchen zur Darstellung des Goldes zu Werke gegangen
ist. Von einer solchen aber ist in der Schrift selbst durchaus keine
Rede, denn im Eingange führt er an, dass es ihm gelungen sei, durch
*) Arch. d. Pharm. Bd. LXXVI. p. 76.
332
Umwandlung einige Grammen Gold, wohlverstanden mit geringfügigen
Kosten, darzustellen und am Ende fordert er — und dies ist des Pu-
dels Kern — von der Oeffentlichkeit Geld, um Gold machen zu kön-
nen. Wir können nicht umhin an die Worte von Hans Sachs in sei-
nem Gedichte: „Geschicht Keyser Maximiliani mit dem Alchimisten“ zu
erinnern: |
O Keyser Maximilian !
Wellicher diese Künste kan,
Sieht dıch uoch römisch Reich nit an,
Dass er dir solt zu Gnaden gan.
Wer diese Kunst recht weiss und kann,
Der beut um Geld sie Niemand an.
Eine Erörterung der Frage, ob überhaupt die künstliche Dar-
stellung des Goldes für die Menschheit von Nutzen wäre, ist hier nicht
am Orte. Wir wollen den Ausspruch: „Frankreich besitzt das meiste
haare Geld in Europa“ ohne Anfechtung gelten lassen so weit er die
Gesammtheit der Franzosen betrifft; in Hinsicht auf den Staat, d. h.
die Regierung und das Oberhaupt, ist wohl Jeder anderer Meinung.
Daher sind wir der Ansicht, dass der glückliche Entdecker hier eine
bessere Aufnahme gefunden hätte, als bei seinen Mitbürgern, an die
er sich wendet. Wir glauben nicht, dass ihm dort, wo man über-
haupt nicht wählerisch in seinen Mitteln ist, nach sicheren Beweisen
seiner Kunst, die von sich, wie Archimedes sagen kann: ‚ich werde
die Welt bewegen“, die Antwort zu Theil geworden wäre, welche der
Pabst Leo X., der allerdings das Gold schr liebte, sich dasselbe aber
auf einem sicheren Wege, durch den Ablasshandel zu verschaffen
wusste, dem Alchemisten Augurelli zukommen liess, als dieser ihm die
geheimnissvolle Kunst zur Verfügung stellte. Statt der gehofften Be-
lohnung liess der schlaue Pabst dem Adepten einen leeren Beutel zu-
stellen mit den Worten: „wer solehe Kunst besässe, dem fehle nur
noch der Beutel, um das Gold hinein zu thun.“— Es genügt vollstän-
dig von den zahlreichen Beweisen für die Möglichkeit der neuen Ent-
deckung, die übrigens denen, welche der Dr, Schöpffer als die Stütze
seiner Weisheit ansieht, so ähnlich sind, wie ein Ei dem andern, nur
einen einzigen hervorzuheben. Stahls Lehre vom Phlogiston, die
längst in die historische Rumpelkammer geworfen ist, wird hier von
Neuem als Evangelium gepredigt. Nach ihr waren die Metalle zusam-
mengeselzte Körper, gehildet aus kalkartigen Stoffen und einem räth-
selhaften Körper, dem Phlogiston. Letzteres konnte man den Metal-
len nehmen, wodurch diese in Metallkalke verwandelt wurden und
diesen konnte man es wieder zuführen, d. h. wieder Metalle aus ih-
nen machen. Aber für sich darstellen konnte man diesen Stoff nicht,
er war unfassbar, Ausser andern merkwürdigen Eigenschaften war
ihm auch die eigen, die Körper, mit welchen er sich verbunden hatte,
leichter zu machen, als sie vor dem Hinzutreten des neuen Körpers
gewesen waren. In dieser Widersinnigkeit sah Stahl auffallenderweise
eine Stütze seiner Ansicht, indem er sagte: „da das Phlogiston leich-
333
ter ist als Luft, so sucht es den Körper, mit dem es sich verbunden
hat, zu heben, wodurch dieser einen Theil seines Gewichtes verliert.“
Dem Phlogiston wurde also hier gleichsam die Function eines Luft-
ballons zugewiesen. — An der gewohnten Unverschämtheit fehlt es
dieser kleinen Schrift auch nicht. Lavoisier wird hier als Irrlehrer
hingestellt, der den Forschern einen falschen Weg gebahnt habe,
Nun, wenn alle falschen Wege zu einem solchen Ziele führen, wie
der von Lavoisier eingeschlagene, so würden bestimmt die richtigen
sehr bald verödet sein. Ihm hat die Chemie in einem Zeitraum von
lange nicht hundert Jahren Erfolge zu verdanken, wie sie keine an-
dere Wissenschaft aufzuweisen hat. Seit dem letzten Viertel des vo-
rigen Jahrhunderts hat unsere Wissenschaft, in Folge des Aufschwun-
ges, den sie durcl® Lavoisier erhielt, Fortschritte gemacht, gegen die
alle Errungenschaften der Zeit vorher verschwinden. Und diese ist
nicht klein, wenn wir bedenken, dass wir der Kultur Aegyptens nach
Lepsius ein Alter von 25,000 Jahren zuschreiben können und wenn
auch erst in historischer Zeit der Name jenes Landes auf die Wis-
senschaft übertragen wurde, so bieten uns die Mumien doch selbst
vollwichtige Beweise dafür, dass sogar in der ältesten Zeit der ägyp-
tischen Kultur chemische Operationen wohl bekannt waren. Seit La-
voisier und in Folge seiner Entdeckungen ist die Chemie eine Macht
geworden, — Es thut uns leid demjenigen der Leser, der eine Er-
leichterung seines Geldheutels für wünschenswerth erachtet und so-
mit dazu beitragen wollte, dass das wichtige Werk — ohne Wider-
rede die folgenschwerste Entdeckung aller Zeiten, vollendet werde,
sagen zu müssen, dass seine Hülfe würde abgewiesen werden, denn
der Entdecker wendet sich als Ehrenmann nur an seine Mitbürger, Von
patriotischem Gefühl begeistert will er nicht dadurch dass er die Frucht
seiner Entdeckung in das Ausland trage den Rivalen der Industrie Frank-
reichs nützen. Wir sind daher weit-entfernt den Ehrenmann als ei-
nen Betrüger hinzustellen; der Arme ist vielmehr selbst der Betro-
gene. Es ist allen Ernstes sehr leicht denkbar, dass das, was er für
Gold ausgiebt, wirklich solches ist. Ein Anderes aber ist es mit der
Frage, ob das Gold gemacht worden ist. Diese ist eben so entschie-
den zu verneinen. Wohl aber ist es nicht unmöglich, dass in dem
bearbeiteten Stoff von Anfang an Gold enthalten gewesen und dieses
der Aufmerksamkeit des Armen entgangen ist. Um so leichter ist
dies denkbar, da das Experiment in Mexico oder Californien ausge-
führt ist, wo bekanntlich das Gold auf der Strasse gefunden werden
soll. Ueberhaupt ist das Gold verbreiteter in der Natur, als man ge-
wöhnlich denkt, Versuche, die jüngst in der Bergschule zu London
angestellt worden sind, haben ergeben, dass das Gold als merkliches
Quantum in jeder britischen und ausländischen Bleisorte, Mennige,
Bleiweiss und Bleizucker, sowie endlich in allen im Handel vorkom-
menden Sorten Wismuth enthalten sei*). Die Untersuchungen wer-
*) Phil, Mag, Vol. V. p. 310,
334
den mit den verschiedenartigsten Mineralien fortgesetzt, so dass also
noch weitere Erfolge bevorstehen. — Der Redner knüpfte hieran eine
Skizze der Geschichte der Alchemie in den letzten 150 Jahren. Das
vergangene Jahrhundert zeigt uns die Eigenthümlichkeit, dass höchste
Blühte und Verfall der hermetischen Kunst ihm angehören. Wohl
hatten die Fürsten, nachdem sie durch Jahrhunderte hindurch selbst
eifrig mit Retorten und Tiegeln operirt hatten, um die köstliche Tink-
tur zu bereiten, von der ein Tropfen unendliche Mengen von Blei oder
Quecksilber in Gold und Silber verwandeln sollte, endlich erkannt, dass
sie Spielbälle in den Händen schlauer Betrüger gewesen, die man sich
nun auf nicht sehr glimpfliche Weise vom Halse schaffte. So wurde
der berüchtigte Vagant Caötano, Graf von Ruggiero, der nach vielen
Irrfahrten endlich nach Berlin verschlagen war und hier versprochen
halte, den Schatz um beliebige Summen zu bereichern, 1709 in ei-
nem mil Flittergold beklebten Kleide an einen vergoldeten Galgen auf-
gehängt. Ein gleiches Schicksal theilte ein deutscher Industrieritter
Hector von Plettenberg, der dem italienischen in nichts nachstand.
Aufl’ Befehl August II. von Sachsen und Polen wurde “er 1720 auf
dem Königstein enthauptetl., Solche Mittel brachten zwar die fahren-
den Adepten zum Verschwinden, aber die grosse Kunst blühte mehr
denn je; von den Höfen dem Scheine nach verscheucht, wurde sie
jelzt zum ersten Male Gemeingut des Volkes. Wie sehr die Epidemie
grassirte, ersehen wir aus den poetischen Klagen einiger Adepten, die
ihrem Zorn darüber, dass die heilige Kunst in den Koth gelreten
wurde, in Versen Luft machten. So schrieb einer:
Wer im gemeinen Dienst dem Staat nichjs nützen kann,
Wer jung als Passagıer sein Hab und Gut verthan,
Will nun in Müssiggang, aus Gläsern, Rauch und Kohlen
(Schaut doch dies Wunderwerk) des Schadens sich erholen.
Und ein Anderer:
Es will fast Jedermann ein Alchemiste heissen,
Ein grober Idiot, der Junge mit dem Greisen;
Bartscheerer, altes Weib, ein kurzweiliger Rath,
Der kahlgeschorne Münch, der Priester und Soldat.
Doch Einzelne sind leichter zu betrügen als Viele, und so musste sich
denn die geheime Kunst bald wieder ihre Anhänger unter den Gebil-
Jdeten suchen. Wir staunen jelzt, wenn wir unter den Vereinzelten,
die jetzt noch diesem Wahne folgten, die ersten Geister unseres Vol-
kes finden, Selbst Friedrich II. war nicht frei davon. 1751 erschien
eine Frau v. Pfuel mit zwei schönen Töchtern in Potsdam und machte
so, indem sie den Reigen der fahreuden Adepten schloss, das alte Wort
derselben wahr, dass die Goldmacherei eine wahre Frauenarbeit sei.
Die Operationen dieser schönen Damen, die vielleicht noch andere Ab-
sichten hatten, als dem Golde die Seele auszuziehen, kosteten dem
grossen König 10,000 Thlr., ohne dass er dafür die Seele des Gol-
des erlangte. Der Spott, mit dem er später die Alchemie reichlich
geisselte, war also iheuer erkauft. Auch Göthe finden wir vertieft in
335
dem Studium der Koryphäen der Alchemie und ging er mit nichts ge-
ringerem um, als den Stein der Weisen — die Universalmedizin —
zu finden. Die schönste Frucht, welche uns die durch viele Jahrhun-
derte getriebene geheimnissvolle Kunst geliefert hat, ist Göthe’s Faust,
hervorgegangen aus seinem mystisch-alchemistischen Treiben, Das 18.
Jahrhundert ist reich an gelungenen Experimenten, Wir führen hier
uur die an, welche in unserer Stadt ausgeführt sind. Grosses Aulse-
hen erregte eine gelungene Umwandlung, die 1750 in der hiesigen
Waisenhausapotheke vorgenommen worden war. Von der Richtigkeit
dieser Thatsache war selbst ein seiner Zeit sehr geschätzter Gelehr-
ter, der Kriegs- und Domänenrath, sowie Berg- und Salinen-Director
von Leysser (1774) überzeugt. Ein anderer Hallischer Gelehrter, der
berühmte Theologe Semler, beschäftigte sich direet mit der hermeti-
schen Kunst, Er suchte eifrig nach der Universalmedizin, um den
sterblichen Menschen das verlorene Paradies wenigstens lheilweise wie-
der zu verschaffen. Bei diesen Versuchen sah er nun leibhaft vor
seinen Augen das reinste Gold hervorwachsen. Der berühmte Chemiker
Klaproth sollte die Zweifel gegen dieses Wunder entwaflnen, weshalb
Semler vor dessen Augen und in Gegenwart einer glänzenden Gesell-
schaft in Berlin operirte, wobei er aber nichts als Spott und Hohn
erndtete, denn es ergab sich, dass der Goldmacher von einem Solda-
ten, dem er Gutes gethan, in der wohlgemeinten Absicht seinem Wohl:
ihäter Vergnügen zu machen, betrogen worden war. Der Glaube an
die hermetische Kunst ist bis in die neueste Zeit hinein nicht unter-
gegangen; Einzelne halten stels noch hartnäckig daran fest. 1796
stiftete der bekannte Verfasser der Jobsiade, Dr. Kortüm in Bochum,
mit dem Dr. Behrens zu Schwerte bei Dortmund die hermelische Ge-
sellschaft, deren Wirken wir bis 1819 verfolgen können, 1832 er-
schien hier in der Buchhandlung des Waisenhauses eine Geschichte
der Alchemie vom .Professor Dr. Schmieder,- der vollkommen davon
überzeugt war, dass die Verwandlung der Metalle möglich sei und
dass der Stein der Weisen zu verschiedenen Zeiten wirklich existirt
habe, Einzelne Familien glauben noch hier und da im Besitz dieses
Geheimnisses zu sein. So wurde 1837 dem Gewerbeverein in Wei-
mar eine Tinetur übergeben, die aber bereits Gold enthielt, damit sich
jeder von der, freilich sehr schwachen Kraft derselben überzeugen
könne. In Paris ist die Sache sogar bis in die neueste Zeit wissen-
schaftlich betrieben worden, wie wir dies aus dem 1844 erschiene-
nen Lehrbuch der Chemie von Baudrimont ersehen. Nach ihm hat
sich ein gewisser Javary vielfach mit Versuchen beschäftigt, deren Re-
sultate mit der Zeit ein Gelingen in Aussicht stellten, Seiner Ansicht
nach ist der Sauerstoff das mächtige, die Verwandlung bewirkende
Prinzip. Zu diesem Glauben waren bereits auch die alten Alchemi-
sten gekommen. Sie sahen die Luft, das flüchtigste aller Wesen, als
die Materia prima an und scheuten sie sich nicht mit Kröten, Schlan-
gen und Eidechsen, namentlich den goldgefleckten zu operiren. Hier
glaubten sie mit Zuversicht den Stein der Weisen zu finden, denn
336
ihrer Ansicht nach mussten diese Thiere, da sie lange ohne Nahrung
ausdauern können und sich folglich, wie jene argumentirten, von der
Luft nähren, das flüchtige Prinzip dieser in sich verdichten.
Herr Kohlmann erörterte Savary’s Dampfmaschine nach einer
Beschreibung vom Jahre 1696. Versuche mit einem Modelle dersel-
ben wurden in Gegenwart des Königs William zu Hampton-Court und
vor der königl. Societät 1699 ausgeführt. Der Dampf drückt bei
dieser Maschine unmittelbar auf das in einem metallenen Oylinder be-
findliche Wasser und treibt es in ein seitliches Rohr empor; darauf
wird der Dampf durch Abkühlung verdichtet und der leere Cylinder-
raum füllt sich von Neuem durch ein besonderes Saugrohr mit Was-
ser an. Der Maschine fehlt demnach der für die practische Anwen-
dung wesentlichste Theil — der Kolben. Papinius hat ihn zuerst
angewandt und somit den Weg angehahnt, auf welchem Newkomen
und Watt so Grosses geleistet haben. Im Gegensatze zu diesen glän-
zenden Resultaten wurden einige der vielen, aber stets verunglückten
Versuche erwähnt, Rotationsmaschinen ohne Kolben mit gleichem Ef-
fect zu construiren. Die meisten scheiterten an der Schwierigkeit,
alle Verbindungen gehörig luftdicht zu verschliessen,; auch sind sie
durch die Watt’sche Auffindung des Mechanismus zur Verwandlung
der gradlinigen Bewegung in eine rotirende entbehrlich. Bemerkens-
werih ist indess, dass Clesg, Mechaniker und Inspector der ersten
öffentlichen Gasanstalt in London, bei diesen Versuchen 1814 auf die
Entdeckung der Gasuhr kam, bei welcher das Leuchtgas auf seinem
Röhrenwege ein von einem cylinderförmigen Mantel umgebenes Schau-
felrad dreht und durch ein damit verbundenes Zeigerwerk die Menge
des in einer gewissen Zeit verbrauchten Gases angiebt — eine Erfin-
dung, die für dıe allgemeine Einführung der Gasbeleuchtung von gröss-
ter Bedeutung geworden ist.
November 23. Herr Schliephacke brachte nähere De-
tails in Betreff der oben erwähnten Verwandlung in Gold, die 1750
in der hiesigen Waisenhausapothehe stattgefunden hat, bei. Der Adept,
welcher einem Apothekergehilfen, der sich sehr eifrig mit den Wissen-
schaften beschäftigte, einige Stäubchen des wunderbaren Mittels gegeben
hatte, war ohne Abschied verschwunden, als dieser in seiner Freude
zu ihm gerannt war, um ihm den unerwarteten Erfolg zu verkünden.
Nie hat man den Verschwundenen in Halle wiedergesehen. An dem
blutrothen Schäumen beim Schmelzen des Silbers, welches in Gold
verwandelt wurde und an der ängstlichen Vorsicht, mit der er in der
Nacht aus Halle floh, ‚da noch der Tiegel rauchte“, will man jedoch
in diesem Adepten einen gewissen Sehfeld erkennen, der bereits frü-
her in Wien seine Kunst geübt hatte, dort aber, „weil die grosse
Menge Goldes, welche er sowohl an die Münze als an die Juden
verkaufte, grosses Aufsehen erregte“, festgesetzt wurde, eines Ta-
ges jedoch mit den beiden ihn bewachenden Officieren verschwunden
war. Der Goldarbeiter Lemmerich, in der Ulrichsstrasse damals wohn-
haft, erklärte das Gold für das beste, welches er jemals gesehen, aber
337
es sei kein natürliches. Drei Loth kaufte er für 36 Thlr. und er-
suchte er den Verkäufer bald mit neuem Golde wiederzukommen.
Schmieder sieht diese Transmutation als den wichtigsten Beweis für die
Wahrheit der Alchemie an; dagegen seien keine Zweifel zu erheben.
Herr Körner berichtete über die endliche Auffindung der
Nordwest-Durchfahrt zwischen dem Atlantischen und Stillen
Ocean, über welche die Zeitungen so widersprechende Nachrichten
segeben haben , nach einem Briefe von A. v. Humboldt an C. Ritter,
M’Clure, ein Irländer, mit dem Commando des Investigator bekleidet,
folgte 1849 dem Capt. Collinson nach der Behringsstrasse. Letzterer
kehrte des Eises wegen zur Ueberwinterung nach Hong-Kong zurück ;
ersterer folgte jedoch dem vom Capt. Kellet, Befehlshaber des Herald,
gegebenen Signal zur Rückkehr nicht und beharrte kühn auf seinem
Entschluss nach N.-O zu schiffen. Sein Ungehorsam wurde mit Er-
folg gekrönt. Vom Juli bis September 1850 folgte er der Küste
Nord-Amerika’s vom Cap Barrow (156° w. L. v. Gr.) an bis Cap
Bathurst (127°). Hierauf segelte er in: nordwestlicher Richtung nach
dem sogenannten Bankslande und fand dasselbe aus 2 grossen Inseln,
von denen er die westliche Barrings-, die östliche Prinz Alberts-Insel
nannte, bestehend. Die Meerenge, welche diese beiden Inseln trennt,
ist die nordwestliche Durchfahrt. Sie zeigte sich höchst günstig, um
die See im Süden der Melville-Inseln zu erreichen. Am 8. October
jedoch fror das Schiff nahe am N.-O.-Ausgange des Canals ein und
mehrere während des Winters ausgeführte Expeditionen führten zu
der Erkenntniss, dass die Strasse in die Barrow-Strasse einlaufe und
dass die N.-W. Passage bestimmt ermittelt sei. Wäre das Wasser
nur wenige Tage länger offen geblieben, so hätte die Fahrt in einem
Sommer und in nicht längerer Zeit, als 21/, Monat, zurückgelegt wer-
den können. Am 14, Juli 1851 wurde endlich das Schiff wieder
flott, doch war es unmöglich vorzudringen. Am 16. August wurde
M’Clure zur Rückkehr gezwungen. Mit unsäglicher Mühe gelangte er
an die N.-O.-Seite der Baring-Iusel, wo das Schiff in der Nacht zum
24. September wieder einfror und am 10. April 1853 noch fest lag.
Von hier aus hatte man im April 1852 auf der Melville- Insel einen
Bericht über die Fahrt niedergelegt, der glücklicherweise von Capt.
Kellets Offizieren entdeckt wurde. Lieutenant Pim erhielt von: ihm
den Auftrag, die Unglücklichen aufzusuchen. Dies gelang und zwar
zu einer Zeit, wo die im Eise Eingeschlossenen sich schon mit dem
verzweifelten Entschluss vertraut gemacht hatten, auf irgend eine Weise
dem eisigen Gefängniss zu entfliehen, denn dazu, dass der Investiga-
tor vom Eise befreit wurde, war der zahllosen Eismassen wegen,
welche die Barrow-Strasse und die S.- W.-Küste der Melville- Inseln
sperrten, keine Aussicht. Die Beschiffung der N.-W.-Passage ist nach
M’Clure von ©, her nicht möglich, wohl aber von W. her durch die
Prince of Wales-Strasse und entlang der amerikanischen Küste. Treib-
holz und Wildpret — Rennthiere und Hasen — giebt es hier in Ue-
berfluss, Die kühnen Seefahrer verschafften sich von letzterem über
23
338
4000 Pfund. So ist denn endlich ein Problem gelöst, das drei Jahr-
hunderte hindurch den Unternehmungsgeist der seefahrenden Nationen
beschäftigte. Englands bewährter Flagge bleibt die Ehre durchgeführt
zu haben, was unmöglich schien. Die endliche Auffindung dieser Durch-
fahrt ist aber nur ein Triumph der Wissenschaft, denn die von ihr
erwarteten Handelsvortheile haben bereits längst alles Interesse verlo-
ren. Das glänzende Resultat eines kühnen Muthes wird aber sehr
getrübt durch die gleichzeitige Trauerbotschaft, dass. von Franklin’s
Expedition keine Spur aufzufinden sei. Sir E. Belchers neueste De-
peschen geben diese Hoffnung jedoch immer noch nicht auf.
Herr Andrae sprach über Höhlen- und Spaltenbildun-
gen in Steiermark, welche nordöstlich von Gratz im Uebergangs-
kalkgebirge erscheinen und deren mehrere sich insbesondere in der
nördlichen Umgebung von Weiz befinden. Die Weitungen im Innern
des Gebirges werden hier ziemlich allgemein mit dem Namen „Loch“
bezeichnet und. Felsenengen, durch welche Gewässer ihren Lauf neh-
men, gewöhnlich mit dem Namen ‚Klamm“ belegt.- Die Höhlen, wel-
che in der Nähe von Weiz liegen, sind die Graselhöhle, das Kater-
loch, Patschaloch und Rabelloch. Unter diesen ist allein die erstere
eine Tropfsteinhöhle, die andern bieten mehr oder weniger ausge-
dehnte Räume dar, in denen zerrissene und zerklüftete meist scharf-
kantige Kalkmassen die Wandungen bilden und nur ausnahmsweise
einzelne Tropfsteine enthalten sind. Der Redner hob die wichtigen
Eigenthümlichkeiten erwähnter Höhlen hervor und bemerkte, dass die
Graselhöhle eine unscheinbare Oeffnung nach Aussen habe und zwei
ungleich grosse Abtheilungen enthielte, die durch eine niedrige und
mehrere Schritt lange Verengung verbunden seien. Die Ausdehnung
der grössern Abtheilung wurde auf 15 Klafter Länge und 20 Klafter
Breite bei durchschnittlich 6 Klafter Höhe geschätzt, In das Katerloch
führt eine weite Oeffnung auf 80 bis 90 Schritt hinab ; seitwärts ver-
engt es sich dann in einen noch unergründeten tief in das Innere
des Gebirges reichenden Schlund. Beim Patschaloch waren die steil
aufgerichteten Kalkschichten erwähnenswerth, welche den Eingang in
Form einer Spalte von 30 Fuss Höhe und nur wenige Schritt Breite
formiren. Das Rabelloch besitzt‘ auf einem ziemlich ebenen Boden
einige kegelförmige und eylindrische Tropfsteinblöcke deren Wachs-
thum durch das aus der Wölbung darauf tropfende Kalkwasser un-
terhalten wird, Diluviallehm wurde nur in der Graselhöhle beobach-
tet. — Zwei bekanntere und häufiger besuchte Höhlen befinden sich
noch an der Eisenbahnlinie zwischen Gratz und Bruck an der Mur:
nämlich die Badelhöhle bei Peggau und die Drachenhöhle bei Min-
nitz. Erstere hat eine doppelte Oeffnung, die beide in der Weise
mit einander communiciren, dass man durch die eine im tiefern Ni-
veau hinein, dann ziemlich dem Ansteigen der Schichten auf eine halbe
Stunde folgend im höhern Niveau wieder herauskommen kann. Die
Drachenhöhle befindet sich bei etwa 3000 W; Fuss Höhe in dem
steil nach dem Murthale abfallenden Röthelstein, und enthält mehrere
339
Etagen, deren Zugänge aber zur Zeit des Besuches verfallen waren.
Genannte Höhlen führen keine Stalaktiten, wohl aber oft mehre Fuss
mächtige Lehmansammlungen, die schon reiche Ausbeute an fossilen
Knochen geliefert haben. — Schliesslich wurde noch der Wetterlö-
cher — tief ins Kalkgebirge hinabgehender Schlünde am 4770 Fuss
hohen Schökel — gedacht. Ferner der bei Semriach versinkenden
und bei Peggau wieder hervortretenden Quellen des Uebergangskal-
kes, sowie der Felsenengen, durch welche Raab und Weiz fliessen.
Herr Giebel sprach über das Zahnsystem des Klippdachses,
Hyrax, im Allgemeinen und über die specifischen Differenzen des ka-
pischen und syrischen, im Besondern, indem er die andern Arten als
ungenügend characterisirt zurückwies. Die Backzahnreihen sind wie
bekannt ganz nach dem Typus der Rhinoceroten gebildet und so auch
die Schneidezähne mehr als man bisher glaubte. Daran erinnert in
gewisser Hinsicht schon, dass die beiden mittlern des Unterkiefers
kleiner sind als die äussern, noch mehr aber die beiden rudimentä-
ren äussern im Oberkiefer, die bisher*) ganz übersehen worden sind,
wenn man nicht Cuvier’s Angabe von obern Eckzähnen auf sie deu-
ten will: eine Deutung die wohl viel näher liegt und natürlicher ist,
als wenn A. Wagner Cuvier zumuthet den nicht entfernt ähnlichen
ersten Milchbackzahn für einen Eckzahn gehalten zu haben. Der
Schädel des H. capensis im hiesigen Meckel’schen Museum hat jeder-
seits im Zwischenkiefer weit vor der Naht und unmittelbar hinter
dem grossen bleibenden Schneidezahn einen zweiten verkümmerten,
der nach dem Zahnwechsel spurlos zu verschwinden scheint. Auch
H. syriacus wird diese äussern Schneidezähne besessen haben, denn
dessen Schädel im hiesigen zoologischen Museum, in welchem eben
der letzte Backzahn hervorgebrochen ist, hat an Stelle dieser hinfäl-
ligen Zähne noch deutliche kleine Vertiefungen als die unverkennba-
ren Spuren der frühern Alveolen. Owen gedenkt des Zahnsystemes
von Hyrax in seiner Odontographie nicht. Die Differenzen beider Ar-
ten betreffend mag hier nur angeführt werden, dass der Schädel der
kapischen einen kürzern Schnauzentheil, eine grade quere Verbin-
dungsnaht der Stirn- und Scheitelbeine (bei der syrischen springt
diese Naht stark winklig nach hinten), einen flachen Scheitel statt
der Scheitelleiste der syrischen und ein wohl drei Mal so grosses
quadratisches Zwickelbein statt des sehr kleinen schmalen der syri-
schen Art u. s. w. hat,
Von Herrn Beeck war eine briefliche Mittheilung über folgende
von ihm unweit Halle auf dem Wege von der Haide nach den Wein-
bergen gemachte Beobachtung eingegangen. Am 20. d. M. Abends
7% 20° stieg plötzlich in der Nähe des Zeniths, von N.-W nach S.-O
*) Schon im Auszuge aus den Silzungsprotokollen des Vereins (Halle
1849. S. 22.) vom Jahre 1848 ist auf dıe Existenz dieser Schneidezähne hin-
gewiesen, wovon aber unter Andern die Jahresberichte im Wiegman’schen Archiv
ebensowenig Notiz genommen als von allen übrigen in den fünf Jabrgängen un-
seres Berichtes milgetheilten Aufsätzen, ’
23*
340
einen grossen Bogen beschreibend, ein schmaler Lichtstreif am Him-
melsgewölbe empor. Derselbe war ziemlich intensiv rothgelb, zeigte
keine Aehnlichkeit mit einer Sternschnuppe und war von keinem be-
merkbaren Geräusche begleitet. Einige Personen, welche dieselbe Er-
scheinung gleichzeitig von den Weinbergen aus beobachteten, schätzten
die Länge des Lichtbogens auf 20— 24 Ellen bei einer Breite von
!/, Elle. Es schien ihnen, als erhöbe sich derselbe von dem dorti-
gen Teiche aus bis zu einer Zenithalhöhe von 12 Ellen. Der starke
Nebel verhinderte indess ein näheres Erkennen.
Diese räthselhafte Erscheinung veranlasste Hrn. Kohlmann zu
einigen Mittheilungen über das Zodiakallicht (Thierkreislicht), des-
sen wahre Natur wegen Mangel an vielseitigen Beobachtungen ebenfalls
noch nieht genau erkannt ist. Es zeigt sich besonders nach Untergang
der Sonne am westlichen, seltener des Morgens vor ihrem Aufgange
am östlichen Himmel als ein weisslicher Lichtschimmer in Gestalt einer
schräg gegen den Horizont längs dem Thierkreise sich erstreckenden
Pyramide. Zur Veranschaulichung wurde v. Horners Zeichnung nach
einer von demselben am 13.Dechr. 1703 auf dem atlantischen Ocean
gemachten Beobachtung vorgelegt. „Schon in der Dämmerung‘, sagt
dieser so genau beobachtende und so gewissenhaft erzählende Gelehrte,
„als keine röthliche Farbe mehr am Himmel war, im Halbschatten der
Nacht, zeigte sich über der blass-grünlichen, unbestimmten Helligkeit
im Westen ein röthlicher Schimmer, der ungefähr bei 15° Höhe anfing.
Späterhin nahm er selbst vom Horizonte Besitz und reichte verwaschen
und nicht über 4 Grade breit in das Zenith hinauf. Um 8% 30° war
das Zodiakallicht sehr hell und ging, unter & und ß Capricorni süd-
lich anfangend, bis an den Widder hinauf, Unten bildete es ein Dreieck
von ungefähr 12° Höhe und 8 bis 10° Basis am Horizont.“ Schon
früher am 23. Nov. sah v. Horner das Zodiakallicht unter 4° N. B.
auch in Osten, indem es gerade auf den Regulus zuging. Es liegt
etwas Auffallendes in dem Umstande, dass das Phänomen gleich nach
der ersten Wahrnehmung desselben durch Cassini 1693 mehrmals beob-
achtet wurde, die Astronomen der neuesten Zeit aber, obgleich ihre
Zahl gross ist und sie den Himmel sehr fleissig beobachten, fast gänz-
lich darüber schweigen. La aille’s Aussage, dass sich dasselbe in der
äquatorischen Zone häufig zeige, wird durch einen der gewichtigsten
Gewährsmänner, A, v. Humboldt, bestätigt. Am schönsten sah er es
auf dem Rücken der mexikanischen Cordilleren an den Ufern des Toc-
zuco-Sees im Januar 1804. Der helle Lichtschein stieg mehr als 60°
über den Horizont hinauf; die Milchstrasse schien vor dieser Hellig-
keit zu erblassen und wenn zerstreute, bläuliche Wolken sich im We-
sten gesammelt hatten, so verbreitete sich ein Schein als vom aufge-
henden Monde. In der ganzen Pyramide, hauptsächlich im Inneren
fanden oft deutliche Lichtwechsel statt, die von zwei zu zwei Minu-
ten dauerten. Die Sterne strahlten mit unverändertem Glanze, und
keine Spur eines vorhandenen Nebels war zu bemerken.
November 30. Herr Schrader sprach über eine Verbes-
E
341
serung, die neulich in Frankreich in der Füllung der Bunsen’-
schen Batterie gemacht worden ist. Nach der gegenwärtigen Theo.
rie hält man die Erzeugung des electromagnetischen Stromes abhängig
von dem doppelten chemischen Processe, der in den Flüssigkeiten der
Bunsen’schen Batterie vor sich geht. Durch den Einfluss der Schwe.
felsäure auf das Zink wird das Wasser zersetzt und Wasserstoff frei;
dieser dringt durch die Poren des Thoneylinders und zersetzt die Salpe-
tersäure, indem er ihr Sauerstoff entzieht, bei welchem Process Wasser,
salpetrige Säure und salpetersaures Ammoniak gebildet werden. Wegen
der Kostspieligkeit der rauchenden Salpetersäure und einigen andern Ue-
belständen, die bei ihrer Anwendung eintreten, hat man schon lange
einen andern Stoff an ihre Stelle zu setzen gesucht. Nach der Theorie
musste es ein sauerstoffhaltiger Körper sein, der zugleich diesen Stoff
sehr leicht hergiebt, Der französische Physiker Guignet nahm ein Ge-
menge von Schwefelsäure und Braunstein und erhielt einen Strom, der
dem der gewöhnlichen Bunsen’schen Batterie vollständig gleichkam.
Der Physiker Leroux prüfte diese Angaben und fand, dass bei Anwen-
dung eines frischen, noch ungebrauchten, also mit Salpetersäure noch
nicht in Berührung gewesenen Kohleneylinders nur dann bei gewöhn-
licher Temperatur ein starker Strom erreicht wird, wenn das Gemisch
der Schwefelsäure und des Braunsteins einige Stunden vor dem Gebrauch
angerichtet wird, dass aber dieser Strom schon nach einer Viertelstunde
merklich nachliess, und dass nur dann ein dauernder und starker Strom
gewonnen werden kann, wenn die Batterie in heisses Wasser von 60— 75°
C. geselzt wird, was er auch für Versuche im Kleinen als practisch vor-
schlägt, Dabei vermuthete er, dass die günstigeren Versuche Guignet’s
von dem Ueberrest an Salpetersäure herrühren könnten, die von frühern
Versuchen noch in seinem Kohlenceylinder zurückgeblieben sein konnten
und er wandte deshalb an Stelle der rauchenden Salpetersäure eine Flüs-
sigkeit an, die aus Schwefelsäure mit einem Zusatz von 1/,o— "/ao Salpe-
tersäure bestand. Das Resultat war sehr günstig und stand an Stärke
den Wirkungen der Bunsen’schen Batterie nichtnach, so dass Leroux diese
Mischung, für Anwendung im Grossen empfiehlt. Zugleich wird durch
diese Versuche die bisherige Theorie bestätigt. Die Schwefelsäure entzieht
nämlich der Salpetersäure das Wasser und erhält dadurch ihre Zersetzbar-
keit, so lange noch ein Atom derselben sich in der Flüssigkeit befindet.
Herr Andrä hatte genauere Einsicht von den in der vorigen
Sitzung vorgezeigten fossilen Früchten aus dem Steinsalz von Wieliezka
genommen, und bemerkte dazu, dass der vorhandene Coniferenzapfen
seiner völlig abgeriebenen Apophysen wegen nicht mit Sicherheit zu be-
stimmen sei, dass aber die Gestalt desselben nicht dagegen spreche, ihn
für die bereits durch Göppert aus, jener Lokalität bekannt gewordene Pi-
nusfrucht, nämlich Pinites ovoideus zu halten, die Unger später als Pinites
salinarum Partsch beschreibt. Von einer zweiten Frucht war nur zu er-
mitteln gewesen, dass sie vielleicht einer Juglans angehöre, zumal nach
den erwähnten Autoren diese Gattung in Wieliezka durch "mehrere Ar-
ten vertreten ist.
342
b. Literatur.
Physik. — Waterson, über das allgemeine Gesetz der
Dichtigkeit bei gesättigten Dämpfen. — W. giebt für die Dichtig-
au 6
p= ME}
t Temperatur in-Fahrenheil’schen Gr. gezählt vom absoluten Nullpunkt, — 4610F.
oder — 273,89 C., g und h Constanten abgeleitet aus zwei zusammengehörigen
Werthen A’ und A’ der Dichte und t’ und t”“ der in angegebener Weise ge-
nommenen Temperatur mittels der Formeln:
s-vyi—ı Ya
A Ci |
War ya
Als numerische Werthe derselben nach den von verschiedenen Beobachtern ge-
messenen Dampfspannungen gieht W. folgende an:
h=
Dampf. Beobachter. | ng | h
Quecksilber Avogadro 22,606 | 20.00
Wasser franz. Akad. u. Southern | 19,492 | 10,830
Alkohol, sp.G. 0,813 Ure 19,287 9,500
Schwefelkohlenstoff Marx 16,254 | 12,76
Schwefeläther Dalton 16,560 | 10,990
- Schweflige Säure ° Faradey 14,667 | 11,194
Cyan Sas. 13,846 | 11,542
Ammoniak ds. 13,317 | 11,050
Arsenwasserstoff ds. 12,929 | 10,264
Schwefelwasserstoff ds. 12,957 9,878
Chlorwasserstoff ds. 12,060 9,413
Kohlensäure ds. 11,997 8,857
Salpetergas ds. 8,936 | 11,604
Oelbildendes Gas ds. 10,352 | 10,152
Für die Volume des flüssigen Wassers bei verschiedenen Temperaturen gıebt W.
folgende Formel:
a(v—93)= (vi g)
Das Volum v bei irgend einer in angegebener Weise gezählten Temperatur t be-
zieht sich auf das bei 40C. als Einheit genommene. Die anderen Grössen sind
constant, nämlich:
a = 352,38; 4 = 0,9972; y = 21,977.
(Pogg. Ann. Erg. Bd. IV. pag. 175.) Tsch.
Wolf, über das Alpenglühen. — W. hat in den Jahren 1850
und 1851 eine Reihe von Beobachtungen angestellt, um mehr Licht über den
mannigfachen Farbenwechsel, der das Auge des Beobachters vor, während
und nach dem interessanten Phänomen des Alpenglühens erfreut, zu verbreiten.
Wir lassen hierbei Beobachtungsreihen aus seinem Journal folgen, denen er
noch die Declinationen der Sonne und die für die angegebenen Zeitmornente
berechneten Zenithdistanzen derselben beigefügt hat.
Declination| .
der
Sonne.
Datum.
Stern-
zeit.
343
Zenilh-
distanz.
Erscheinung.
nn nn SS dl nn cn [le lu. „Sn Sun 3
1850.
Nov. 15
— 180 47'|19b 48‘/880 43° Leichte Färbung der Alpen.
19 5890 13-| Die Sonne verschwindet ; die Alpen schön
20
20
20
Nov. 24 |— 20 35
23
23
23
23
23
1190 40
491 7
12 |92 21
15 |92 49
4,86 58
17 88
20 189
22 89
23 89
44 192
44 188
50 189
290 27
8/91
11 91
18
44
27 94
33 |94 57
gefärbt.
Der reine Abendhimmel ist orange.
Gegen Morgen zeigt sich die Gegendäm-
merung deutlich. Das Wetterhorn er-
lischt.
Die Jungfrau erlischt, — die Gegendäm-
merung hat. sich ungefähr zu ihr er-
hoben.
Unter dem Erdschatten und über den Al-
pen röthet sich der Himmel wieder
ein wenig, — gegen Osten nicht.
Leichte Färbung der Alpen; die Sonne
scheint durch Schichtwolken.
Die Berge erlöschen ; wahrscheinlich we-
gen zunehmender Bewölkung.
Dumpfes Glühen der höchsten Alpen.
Wahrscheinlich verschwindet die Sonne.
Nur das Finsteraarhorn glüht noch ein
wenig.
Prächtiges Erröthen der Schichtwolken
am Abendhimmel.
Der Himmel über den Alpen ist orange,
die Alpen röthlich, die Vorberge blau.
Die Sonne verschwindet; der Abendhim-
mel zeigt nur wenige Wölkchen und
Dünste.
Das Wetterhorn erlischt.
Das Schreckhorn erlischt; der Erdschat- :
ten hat die Höhe des Wetterhorns.
Eiger, Mönch und Jungfrau erlöschen.
Das Finsteraarhorn erlischt.
Ueber den Alpen ist der Himmel etwas
grünlich, die Alpen selbst schwach
röthlich.
Die Alpen glühen, nachdem sie schon
einmal ganz erloschen , neuerdings
schön. Dieses zweite Glühen zeigt
sich zuerst bei den tiefern Partien,
und treibt den auf den Alpen liegen-
den Schatten nach oben. Der Abend-
himmel ist bedeutend bewölkt.
Die Jungfrau erlischt.
Die Berge sind wıeder etwas röthlich ;
gegen Abend zeigen sich am Himmel
abwechselnd orange und dunkelgrüne
Stellen.
Die grünen Flecken werden blasser, die
orangen röthen sich mehr.
Die grünen Flecken erlöschen,, und die
Färbung nimmt überhaupt ah.
Declination
Datum. der
Sonne. Dal
344
Zenith-
distanz.
Erscheinung.
ee EEEEEEEREREREIRERREERSIREREREIRTEH TEE TEE ET
Jan. 11 |— 210 49| On 13’) 930 27‘| Die Alpen haben verglüht und sind ganz
0
0
Jan. 12 |— 21 40/23
23
23
SOSOOSO%X
So
Febr. 15 |— 12 42] 2
DI www ww
weiss.
23/94 57|Die Alpen sind im Maximum wieder ganz
42
49
SOIHW
Ey
[7
90
90
41
48
fleischfarben geworden, und zwar nicht
nur die Spitzen, sondern die ganzen
Massen ; der westliche Himmel, der
etwas Schichtwolken und Nebel zeigt,
ist bis gegen das Zenith hinauf leicht
geröthet.
Die Alpen sind kaum mehr sichtbar.
Die Alpen zeigen erste Spuren der Fär-
bung.
Die Alpen fangen an zu glühen.
Die Sonne geht ganz rein unter; aber
im Westen stehen einige Schichtwölk-
chen und Nebel; das Schreckhorn ist
ganz dunkel, wie im Schatten.
Der Hobgant erlischt.
Das Wetterhorn erlischt.
Die Altels erlischt.
Eiger und Mönch erlöschen.
Jungfrau und Finsteraarhorn erlöschen,
und es erscheinen alle Alpen in
grauem Kleide.
Die Alpen sind weiss,
Der westliche Himmel ıst orange, das
sich gegen das Zenith hinauf in Roth
verwandelt.
Die Alpen sind im Maximum fleisch-
farben.
Das Thal ist blau- violet, die Berge
Nleischfarben, der Himmel über ihnen
gelblich.
Die Farben heben sich, und die tiefern
Vorberge treten in Schatten.
Der westliche Himmel, wo etwas Nebel
zu Stehen scheint, fängt an sich zu
röthen, — auch die Sonne ist röth-
lich. Die meisten Vorberge stehen
im Schatten.
Die Sonne verschwindet; gegen Osten
zeigt sich das schmutzige Gelbroth.
Der Hohgant erlischt; gegen Westen ist
der Himmel bräunlichroth; das Schrek-
horn hat nur einige rothe Punkte in
verschiedenen Höhen.
Der Niesen erlischt.
Das Wetierhorn erlischt.
Das Finsteraarhorn erlischt.
Eiger und Mönch erlöschen.
Die Jungfrau erlischt, — alle Alpen sınd
grau.
Das dem schmutzigen Gelbroth nach un-
345
Declination
| Stern- | Zenith Fr&chei
: rscheinung,
Datum. Be zeit. | distanz. E 5
(FERENEEEE een Eee Ee eEESER ELSE. SCHEN SOReESEHAEEESETPEPEEIETEREER SIEBERT BEE SEEREETEESIEEE PEEREERETeTEErSETmer LEE
ten folgende Blaugrau fängt an sich
am Hohgant abzulösen , und dieser
fängt an weiss zu werden.
3h 15‘ 930 1‘) Dasselbe tritt bei den Hochalpen nach
und nach ein. Im Westen zeigt sich
nichts Besonderes.
3 19/93 40 | Die Berge haben wieder eine leichte
Fleischfarbe, — etwa wie 3/4 Stunden
vor Sonnenuntergang,
3 28/95 10|Die Alpen verschwinden; dagegen be-
ginut der Abendhimmel in orange zu
spielen.
3 39/97 0| Gegen Westen zeigt sich nur noch eine
niedrige rolhgelbe Bande.
3 49/989 40 | Das Abendroth ıst bis auf eine missfar-
farbige Spur verschwunden.
März 1 | 70 38) 4 7188 40| Hohgant und alle Vorberge bis Niesen
schön roth; Alpen bedeckt; im We-
sten Wolkenstreifen; die Sonne un-
gewöhnlich roth,
4 15/90 10| Sonnenuntergang. Die Wolken in den
Alpen, die scheinbar in der Höhe des
Gurten nach oben scharf abgeschnit-
ten sind, sind roth und nach oben
violet. Die Alpen glühen stark, und
scheinen durch die Wolken, von de
nen sie sich nach und nach befreien.
Der Abendhimmel ist vergoldet, —
nur tief am Horizonte braunrothe
Dünste.
20 90 50 | Der Vordergrund ist blangrau.
211931 0|Der Hohgant erlischt.
31 | Niesen und Altels erlöschen.
25191 41 |Hohgant und Niesen grauweiss. Die
Wolken über den Alpen hlau - violet
und über ihnen der Himmel roth-
i | braun. Die Alpen scheinen nicht mehr
|
|
eePr%
D
>
Ne)
=
durch.
Blümlisalp erlischt. Der Abendhimmel
m
4 2892 1
| ; l fängt an sich zu färben.
April 6 +6 241 — —|— — |Die Alpen glühen nach Sonnenuntergang
ziemlich schön, und erbleichen dann
allmälig nach ihrer ganzen Ausdeh-
| nung gleichzeitig, bis auf ein röthlı-
| | ches Weiss. Ein Erlöschen nach oben
| hat nicht eigentlich statt, — die gan-
zen Massen bleiben nahe gleich ge-
w | färbt. Der Abendhimmel ist ziemlich
| | bewölkt,
Juni 28 + 23 18/14 10|88 54 | Sonnenuntergang. Nach Westen einige
’ Dünste.
| 14 20/90 18|Gleichmässig von oben bis unten fast er-
loschen, — kein eigentliches Verglühen,
346
Declination
Datum. der
Sonne.
A nz nn nn ed a cs ee ses EEE
Aug. 4 |+ 17 16°) 161 11‘| 890 26‘) Prächtiges Glühen. Der westliche Hori-
zont und der ganze Himmel rein.
16 -22|91 7 |Stockborn erloschen.
16 25/91 34|Das Glühen schwächer, — aber noch
bis in einige Tiefe.
16 27|91 52|Alles weiss geworden, — aber nicht durch
allmäliges Zurückziehen gegen die Spi-
tze, sondern massenhaft ; es war keine
Möglichkeit, das Erlöschen einzelner
Spitzen anzugeben.
16 30/92 19|Das Rothbraune steht gerade über den
Hochalpen, — sie selbst schon im
Stern- | Zenith-
zeit. |distanz. Erscheinung.
Grauen,
16 36193 13|Die Berge haben wieder ihre natürliche
Farbe.
Oct. 11 I— 6 59|— —|— — |Prächtiges Glühen. Im Westen leichte
Dünste, — wohl eine Bedingung für
ein normales Verglühen. Die Berge
erlöschen in folgender Reihe: Niesen,
Wetterhorn, Schreckhorn, Doldenhorn,
Eiger, Mönck, Finsteraarhorn, Altels,
Blümlisalp, Jungfrau,
Nach diesen Beobachtungen lassen sich bei jedem normalen Verlaufe die-
ses Phänomens folgende Momente unterscheiden: 1) Die Berge beginnen sich
leicht zu röthen, wenn die Zenithdistanz der Sonne etwa 850 geworden. Der
Weg der Sonnenstrahlen durch die Luft ist num hinlänglich angewachsen, um
dem freien Auge den Ueberschuss des durchgelassenen rothen Lichtes wahrnehm-
bar zu machen. 2) Die tieferen Gründe werden blau-violet, — bei etwa 880
Z.-D. — die Alpen beginnen nun zu glühen und dieses Glühen nimmt zu bis
die Z.-D. etwa 91% geworden. 3) Das Glühen zieht sich rasch auf die höch-
sten Spitzen der Alpen zurück und erlischt bei 920 Z.-D., während sich die
Gegendämmerung bereits von den niedrigeren Alpen abgelöst hat. 4) Sobald
sich diese auch von den Hochalpen abgelöst hat — etwa bis 93Y/ı Z.-D. — ist
das anfängliche Grauweiss der Schneefelder und Gletscher wieder in reines
Weiss übergegangen. 5) Bei 940 Z.-D. röthen sich jedesmal die Alpen wieder
ganz leicht; mitunter jedoch auch, wenn der Abendhimmel gehörig nachhilft,
noch recht kräftig, so dass man gewissermassen ein Nachglühen sieht, das
durch von der Sonne reflectirte rothe Strahlen zu erklären ist. 6) Wird nun
die Färbung des Abendhimmel intensiver, so nimmt gleichzeilig die zweite Fär-
bung der Alpen wieder ab, so dass bei 9502.-D., wo die erstere ihr Maximum
erreicht, die Alpen schon nahe in der eigentlichen Dämmerung verschwinden. —
Tritt die Sonne zwischen 880 und 90° Z.-D. für einige Minuten hinter eine
dichte Wolkenschicht, so wird das Glühen unterbrochen und man beobachtet
dann ein scheinbares zweites Glühen, das von 5. wohl zu unterscheiden ist
und schon oft einen Beobachter, dem die Aussicht nach Westen fehlt, irre ge-
führt hat. — Nicht nur der Zustand der Atmosphäre am westlichen Horizont,
sondern namentlich auch die Gestaltung des den Horizont begränzenden Ter-
rains scheint von grossem Einflusse auf das Phänomen zu sein. (Mitth.d.na-
turf. Gesellsch. in Bern. 1852. p.49.) B.
347
Chemie. — R. Bunsen, über eine volumetrische Me-
thode von sehr allgemeiner Anwendbarkeit. — Diese besonders
in Frankreich ausgebildete neue analytische Methode hat bis jetzt noch nicht die
Fortschritte gemacht, wie man sie erwartete. Der Grund liegt darin, dass die
meisten hier angegebenen Verfahren nicht die Genauigkeit ergeben, die man for-
dert und dann sind so viele Vorarbeiten nöthig, dass man diese Methode nur da
mit Vortheil anwenden kann, wo ein und dieselbe Analyse sehr oft wiederholt
werden muss. B.hat nun ein allgemeines Prineip angegeben, nach welchem eine
grosse Zahl der verschiedensten Analysen auszuführen ist. Hierdurch ist ein be-
deutender Schritt zu einer allgemeineren Verwendung dieser Methode gelhan.
Die allgemeine Grundlage ist hier eine dem zu bestimmenden Stoffe äquivalente
Menge Jod aus Jodkalium auszuscheiden und diese nach Dupasquiers Methode
zu bestimmen. Es ist jedoch zu erinnern, dass die schweflige Säure nur dann
bei Gegenwart von Jod durch das Wasser vollständig in Schwefelsäure verwan-
delt wird, wenn der Gehalt an wasserfreier Säure höchstens 0,04 — 0,05 Ge-
wichtsprocente ausmacht. Bei Gegenwart von mehr schwefliger Säure giebt diese
Methode nicht mehr untereinander übereinstimmende Resultate, weil die Schwe-
fels. und die Jodwasserstoffs. sich wiederum in Jod, schweflige Säure und Was-
ser zersetzen, Bei einem Gehalt von 0,04— 0,02 pCt. wasserfreier schwefliger
Säure erhält man eine bis auf !/ıooo genaue Uebereinstimmung, besonders wenn
man ein grösseres Volumen der Säureflüssigkeit zu den Versuchen benutzt. Eine
zu grosse Verdünnung führt jedoch andere Unbequemlichkeiten herbei. — Zu
dieser Methode sind drei Probeflüssigkeiten erforderlich: 1) von Jod, 2) von
schwefliger Säure und 3) von Jodkalium. 1. Die Jodlösung. Man löst möglichst
gereinigtes, über Chlorcaleium getrocknetes Jod in conc. Jodkaliumlösung auf.
Das Gewicht des Jods sei=g in Grm. Man verdünnt dann so weit mıt HO,
dass, wenn wie gewöhnlich ein Grad der Burette 0,5 Cub. Cent. fasst, das Volum
Emz Cub. Cent. beträgt. Jeder Grad der Burette enthält also 0,0025 Grm,
’
Jod. Da das käufliche Jod fast immer Cl enthält, so muss der Einfluss dessel-
ben bestimmt werden. Man löst daher eine bestimmte Menge J=A in kalter
SO? auf, fällt mit Silberlösung und digerirt den Niederschlag, um das mit nie-
dergefallene schwefligs. Silberoxyd zu entfernen, vor dem Abfiltriren mit NO3,
Ist die in A vorhandene Menge von J und Cl x und y und das erhaltene Ge-
menge von Jod- und Chlorsilber B, so ist t+y=A und ASt st — en
B—cA
oder wenn man Ben =e und ——— =ß setzt, „= 5 Aus diesem
—ß&
y lässt sich nun leicht die Menge reinen Jods berechnen, welche einem Ge-
wichtstheile des C] halligen äquivalent ist. Die-Cl Menge y muss nämlich die-
selbe oxydirende Wirkung äussern, wie die J-Menge = y- Das Clhaltige J A
übt daher genau dieselbe oxydirende Wirkung aus, wie die Menge reines
A Ay y. Daraus ergiebt sich das Gewicht des reinen J a’, welches
dem in einem Bureltengrade enthaltenen unreinen J a entspricht: aa
A
© a ): — Wendet man diese Lösung bei einer anderen Tem-
peratur an, als bei welcher sie bereitet wurde, so begeht man, wegen der Vo-
lumenyeränderung einen Fehler, der bei einer Differenz von 10% C. jedoch noch
nicht 2/1000 der zu bestimmenden, höchstens 0,2—0,3 Grm. betragenden J-Menge
ausmacht. Ueberdies ist das Atomgewicht des J gegen dasjenige der zu bestim-
menden Stoffe meistens unverhältnissmässig gross. — 2. Die Lösung der
SO? bereitet man am zweckmässigsien zu 20 —30 Liter, damit die durch den
Luftzutritt bewirkte Aenderung im Säuregehalt während der Dauer eines Versuchs
348
verschwindend klein bleibt. Um der Säure die richtige Verdünnung zu 'geben,
versetzt man 20—30 Liter HO mit einer kleinen Maassflasche voll conc. SO2,
misst von der durchgeschüttelten Flüssigkeit 100 Burettengrade ab und prüft
diese nach Zusatz von etwas Stärkelösung mit der Jhaltigen Probeflüssigkeit.
Sind von dieser 7 Grade zur Zerstörung der Säure nöthig, so darf man nur noch
0,03. I. oder wenn a ungefähr 0,0025 Grm. ist, noch wi! der kleinen Maass-
aSsü?r T
flasche der conc. SO? der Gesammtiflüssigkeit hinzufügen, um den gewünschten
Concentralionsgrad, nämlich ungefähr 0,03 SO2 auf 100 HO zu erhalten. —
3. Die Jodkalinmlösung. 1 Grm. reines Jodkalinna wird in 10 Cub. Cent. HO
gelöst. — 1) Jodbestimmung. Man löst die gewogene Jodprobe in einem ge-
räumigen Becherglase in der Jodkalinmflüssigkeit (0,1 Grm. Jod auf 4—5 Cub.
Cent. der Jodkaliumflüssigkeit). Man fügt nun so viel Maasse der schwefligsau-
ren Normalflüssigkeit dazu, bis die braune Farbe vollständig verschwindet. Diese
wird in einem Stöpseleylinder abgemessen , die an dessen Wänden adhärirende
Säure wird mit Wasser ausgepült und der Cylinder vor jedem neuen Füllen mit
der schwefligsauren Normalflüssigkeit ausgeschwenkt Es muss nun die Jod-
menge x bestimmt werden, welche zur theilweisen Zerstörung der im Ueber-
schusse zugesetzten schwelligen Säure gedient hat. Zu diesem Zwecke ist zu-
nächst die Jodmenge zu ermitteln, welche zur Zerstörung der noch überschüssig
vorhandenen schwefligen Säure nölhig ist. Dies geschieht nach Zusatz von 3
bis 4 Cub. Cent. sehr verdünnter klarer Stärkelösung durch Zutropfen der jod-
haltigen Normalflüssigkeit. Sind bis zum Eintrilte der Bläuung t, Bureltengrade
hinzugesetzt, und sind in einem Bureltengrade a Jod enthalten, so beträgt die
zur Zerstörung der zugesetzten n Maass schwelliger Säure nöthige Jodmenge
x + at, Ermittelt man ferner mit der Burette die Joamenge a t, welche zur
Zerstörung von 1 Maass schwefliger Säure nölhig ist, so ergiebt sich die Glei-
chungx tat, = nat und daraus x =a (nt — 1t,). Wog mithin die
angewandte Jodprobe A, so ist der Jodgehalt derselben in Procenten ausgedrückt:
a tn (nt — t,). Setzt man willen
= 1, .4.h, wiegt man zur
Probe genau das Gewicht 100 a ab, so giebt ganz einfach die Differenz der
beiden Titrirungen n t — I, den Jodgehalt der Probe in Procenten an, —
2) Chlorbestimmung. Das Chlor zersetzt die Jodkaliumflüssigkeit in der Kälte
augenblicklich und vollständig, und macht 1 Aeq. Jod frei. Bestimmt man die-
ses nach der Methode, so erhält man, wenn x die gesuchte Menge Chlor ist:
Mes"
a (un t — 1t,), oder in Procenten, wenn man zum Versuche die Menge
A abgewogen halle: x = = ” a (n t—t). Wenn man hier wieder für
RL100 CH - . an mann h ?
A das Gewicht ————- nimmt, so giebt die Differenz der Titrirang unmittelbar
J
den Chlorgehalt in Procenten. Man erhält die Chlormengen ausserordentlich
genau. — 3) Brombestimmung. Eine Bromlösung kann in derselben
Weise wie eine Chlorlösung behandelt werden. Die Berechnung des Broms x
10D BEN (n t—t,). — 4) Chlor- und
A.J
Jodbestimmung. Wenn man ein Gemenge von Chlor und Jod, oder eine
Verbindung derselben beiden Stoffe zu analysiren hal, so misst man zwei gleich
grosse Mengen von der Flüssigkeit, worin sie enthalten sind, ab. Das eine
Maas wird bis zur Entfärbung mit schwefl, Sänre verseizt und mittelst Silberlö-
sung gefällt. Es sei nun eine Menge — A Chlor- und Jodsilber gefällt. Man
bestimmt nun, ähnlich wie es oben beim Jod angegeben wurde, die Jodmenge
a (n t— t,), welche dem in diesem Maasse enthaltenen Chlor und Jod zusam-
mengenommen äquivalent ist. Aus diesen Versuchen ergeben sich folgende Be-
dingungsgleichungen :
geschielit nach der Formel: x
}
als ttt,- notre
A EEELS mu)
und mithin Ku ———
"AgtÄl sn u.) Ag d
Cl el
Da diese Methode, wenn Salzsäure zugegen ist, nicht angewandt und somit nur
selten gebraucht werden kann, so ist es besser, das Jod durch Jodpalladium in
der einen Flüssigkeit zu fällen. Nennt man das durch Glühen des Jodpalla-
diamniederschlages erhaltene Palladium 7, so nimmt die ersie der beiden Be-
dingungsgleichungen folgende Gestalt an: er za = y, woraus sich ergiebt:
) mil
Zus ne alnt —t) — — a. — 5) Chlor- und Brombe-
stimmung. Hat man Brom auf einen Gehalt an Chlor zu prüfen , so löst
man eine scharf getrocknete Menge desselben —= A in Jodkaliumflüssigkeit, und
ermittelt das dadurch abgeschiedene Jod = a (n t— t,). Die der Berechnung
zu Grunde liegenden Bedingungsgleichungen, in denen Chlor mit y und Brom
mit x bezeichnet ist‘, sind:
J J
X Werden SINE —IER OP N
= A ee ( .)
woraus sich ergieht:
| J
a(nt—L)— —-A
( 5
=
I.
Cl Br
6) Bestimmung der chlorigsauren nnd unterchlorigsauren
Salze. Die Lösung des Salzes wird mit Jodkaliumlösung versetzt, dann Salz-
säure bis zur schwach sauren Reaction hinzugefügt. Aus der volumetrisch be-
stimmten Jodmenge a (nt — t,) ergiebt sich dann das Gewicht an chloriger
Säure x oder an unterchloriger Säure x, aus folgenden beiden Gleichungen, wo-
rin A das Gewicht des angewandten Salzgemenges ausdrückt:
„ — 100 (c10,)
.alnt —1t)]
AR ( A
x, ER LIRELO di)
2J A
Chlorkalkprobe. Die vorstehende Methode eignet sich besonders zur Unter-
suchung des Chlorkalks.. Wenn man von einer Lösung des Chlorkalks so viel
100 €1
J
giebt die Differenz der beiden Titrirungen n t — t, die Bleichkraft des Chlor-
kalks unmittelbar in Chlorprocenten an. — 7) Bestimmung von schwef-
liger Säure und Schwefelwasserstoff. Man verdünnt die Lösung
des einen oder anderen Körpers mit so viel ausgekochtem und bei Luftabschluss
erkaltetem Wasser, dass er nicht mehr 0,04 pCt. der Flüssigkeit beträgt. Das
Volum, das man erhalten hat, sei = P. Man misst davon p Volumtheile ab,
versetzt mit Stärkelösung und bestimmt die zur Zersetzung nöthige Menge Jod
= at volumetrisch. Es ist dann für schwellige Säure die gesuchte Menge x,
_ P (S02)
J
anwendet, als dem Gewichte von a trockenem Chlorkalk entspricht, so
die im Volum P enthalten ist: x at und wenn x, unter densel-
: D ;
ben übrigen Werthen eine gesuchte Menge Schwefelwasserstoff bezeichnet :
350
== nn at. — 8) Chromsaure Salze. Man zersetzt die chrom-
pP 5
sauren Salze durch Kochen mit einem Ueberschusse von rauchender Salzsäure.
Je 2 At. Chromsäure geben dabei 3 At. Chlor, das, in die Jodkaliumlösung ge-
leitet, 3 At. Jod frei macht. Ist nun A die gewogene Menge chromsauren Kali’s
und bestimmt man die frei gemachte Jodmenge a(nt—t,) so ist, wenn x die in
=
der Salzmenge A enthaltene Chromsäure ausdrückt: x= 2/3 . a(nt—1t,)
und in Procenten: x = 200 »(nt — 1). Prüfung der wichtigsten
chromsauren Salze: Wägt man gleich zu Anfange von dem zu prüfenden Salze
die Menge A = —— a ab, so giebt die Differenz der beiden Titrirungen
(nt — t,) unmittelbar den Procentgehalt an Chromsäure in der untersuchten
e ; h 5 KO-+2CrO3
Probe an. Ebenso würde diese Differenz für A = 100 —_ a den
Procentgehalt an reinem chromsauren Kali, für N — 200 3) a den
Procentgehalt an reinem chroms. Bleioxyd in diesen respectiven Salzen ergeben,
— 9) Bestimmung der chlorsauren Salze. Wenn man chlorsaure
Salze mit Salzsäure erhitzt, so wird die Chlorsäure reducirt. Da hierbei kein
Sauerstoff frei wird, so können nur folgende Verbindungen entstehen:
CIO; nn C10, } 3010 aelacı c1O; er
RcI \cK 2ncı ) 210 3HCl {30 aHcl (100
C105 } 6CI
5ACI ) 5HO.
Da diese alle darin mit einander übereinstimmen, dass sie, mit Jodkaliumlösung
in Berührung, auf 1 At. Chlorsäure im chlorsauren Salze 6 Atome Jod in Frei-
heit selzen, so müssen x Gewichtstheile eines chlorsauren Salzes RO, C1O;, mit
6J
}) | 6)
Wird diese Jodmenge volumetrisch als a (n t — t,) bestimmt, so hat man:
1 20,00 a(nt — t,). Ebenso erhält man die in A angewandtem
6J
100 C10;
A6J
a die Differenz der
conc. Salzsäure und Jodkaliumlösung_ destillirt, x Jod frei machen.
chlorsauren Salze enthaltene Chlorsäure x, in Procenten: x, =
100 CIO;
6]
beiden Titrirungen (n t — t,) unmittelbar den Procentgehalt an Chlorsäure in
der Probe angiebt.— 10) Die Superoxyde von Blei, Mangan, Nickel,
Kobalt. Der Procentgehalt an Sauerstoff im braunen Bleisuperoxyde findet sich
(nt — t,), in welchem Ausdrucke für A =
aus der Gleichung x = — a(nt —1t,). Zur Bestimmung des Mangansu-
peroxydes x in einer Braunsteinprobe A dient die Formel: en a(nt—1,).
— 11) Jodsäure, Vanadinsäure, Selensäure, Mangansäure, Ei-
sensäure, Ozon. Die Bestimmung aller dieser Körper wird mit Berücksich-
tigung des Vorhergehenden aus folgendem Beispiele klar, wozu die Jodsäure ge-
wählt wurde: Wenn man Jodsäure, sei sie frei oder an eine Basis gebunden,
mit rauchender Salzsäure destillirt, so gehen für jedes Atom Jodsäure 4 At.
Chlor über und es bleibt 1 At. Jodchlorür in der rückständigen Flüssigkeit,
351
Der Procentgehalt an Jodsäure in einem Salzgemenge vom Gewichte A ergiebt
sich daher nach dem bei der Chrombestimmung angegehenen Verfahren mit Hülfe
der Formel: x = in a(nt —t,). — 12) Trennung von
Ceroxyd und Lanthanoxyd. Man fällt die beiden Oxyde zusammen als
oxalsaure Salze, löst diese in Schwefelsäure und fällt mit Kalıhydrat. Die Hy-
drate der Metalle vertheill man in Kalilauge und leitet durch diese Chlorgas.
Man wäscht hierauf den Niederschlag aus. Man hat nämlich durch diese Be-
handlung das Cer in Oxyduloxyd CeO, C303 verwandelt. Den ausgewaschenen
Niederschlag übergiesst man in einem Kölbehen mit rauchender Salzsäure, worin
er sich in der Kälte mit brauner Farbe löst. Erst bei dem Erhitzen entweicht
auf 1 At. Ceroxyduloxyd I At. Chlor, das, in die Jodkaliumlösung der Retorte
geleitet, 1 At. Jod ausscheidet. Beträgt diese volumetrisch bestimmte Jodmenge
a(nt — t,), so ist die Menge des im Niederschlage enthaltenen Ceroxydul-
x —_ (3Ce+40) : So 2, Er Re N ER EC
oxyds: x = cr a (nt — t,), oder in Ceroxydul x, ausgedrückt:
u — a(nt— t,),. — 13) Bestimmung der Substanzen,
welche sich durch Chlor höher oxydiren lassen. Solche Sub-
stanzen werden mit rauchender Salzsäure und einer gewogenen Menge reinen
zweifachchroms. Kali’s p erhitzt und das entweichende Chlor in Jodkaliumlösung
geleilet, worin man das dadurch abgeschiedene Jod wie gewöhnlich bestimmt.
Die gefundene Menge desselben a (nt — t,) ist gleich der dem angewandten
chromsauren Kali äquivalenten Jodmenge NEUER weniger der dem angewand-
KO (CrO3)
p3J
(KO)F(CO)
(nt — t,). Aus dem 'so erhaltenen Jodäquivalente der gesuchten Substanz
lässt sich dann das Gewicht der Substanz selbst durch eine einfache stöchio-
metrische Betrachtung leicht finden. — Bestimmung des Eisenoxyduls für sich
und neben Eisenoxyd nach vorstehender Methode. Der Eisenoxydulgehalt in ei-
ner Eisenprobe sei = e; i bezeichne die Menge Jod, deren das der volumeiri-
schen Prüfung unterworfene Eisenoxydul bedarf, um zu Eisenoxyd oxydirt zu
werden. Diese Jodmenge verhält sich zu dem gebildeten Eisenoxydul wie
J:2FeO. Das in der angewandten Eisenprobe enthaltene Eisenoxydul ist daher,
wenn für i dessen oben gefundener Werth gesetzt wird:
ten Oxydul äquivalen Jodmenge i. Diese letztere ist daher i=
6FeO 2FeO
1 ee Le en Zr u a t—1t
| u) (K0-4.2010,) " I e 2)
das darin enthaltene Eisen e,:
’ 6Fe 2 Fe
2) ER N rer > a _— i—t
(2) ®, Koraco, ? gr )
oder endlich das darin befindliche Eisenoxyd:
3Fe20 Fea0
Sen Ne en en t —t,).
DH Ro 2cı0) ra ‚)
Die Formel (1) bleibt nur so lange richtig, als der Bedingungsgleichung
. e< ONE genügt wird. Dies ist der Fall, wenn auf ei-
nen Gewichtstheil der Eisenprobe ein oder mehr Gewichtstheile chromsaures
Kali angewandt werden. Eine ähnliche Beschränkung gilt dann auch für die
Gleichungen (2) und (3). Um Eisenoxydul für sich oder neben Eisenoxyd zu
bestimmen, füllt man zunächst das Destillirkölbchen zu zwei Dritteln mit rau-
chender Salzsäure an und verdrängt die Luft über dieser durch Kohlensäure,
indem man einige Körnchen kohlensaures Natron in die Säure wirft, Dann
392
fügl man die in einem offenen kurzen weilen Glasröhrchen abgewogenen Pro-
ben von chromsaurem Kali p nebst der zu untersuchenden Substanz A in die
Säure, steckt das Entwicklungsrohr auf, und verfährt im Uebrigen wie bei der
Bestimmung des chromsauren Kali’s. — Metallisches Eisen und Eisenoxyd werden
folgendermaassen bestimmt. Man löst in Salzsäure, reducirt die Lösung duıch
Kochen mit schwefl. Säure oder durch eine an einen Platindrath angegossene
Zinkkugel hei Luftabschluss, wozu sich der Verf. einer besonderen Vorrichtung
bediente, die im Originale abgebildet ist, und verfährt dann mit einer abgewo-
genen Menge chromsauren Kali’s übrigens ebenso wie vorhin. — 14) Be-
stimmung der arsenigen Säure und ihrerSalze. Das Gewicht der Probe,
die auf einen Gehalt an arseniger Sänre untersucht werden soll, sei = A, die
Menge des chroms. Kali’s — p, so ergiebt sich der Procentgehalt der Probe an
arseniger Säure aus der Gleichung:
NL ee an P— all an 10]
A 2(KO-+ 2Cr03) 2]
Die Menge Jod, welche die in A enthaltene arsenige Säure x bindet, ist ar 83
AsO3
; 3J
ebenso beträgt das von p freigemachte Jod — ——— p. Das Gewichts-
3 Pat (KO-F2Cr0,) |
verhältniss der Arsenikprobe zum chromsauren Kali muss daher so "gewählt
E ; J 3J
werden, dass der Bedingungsgleichun x era ren muleriale
Ss a AED = (KO+2Cr0;) z
len Verhältnissen genügt wird, d.h. dass auf 1 Gewichtstheil Arsenikprobe stets
mehr als 0,998 Gewichtstheile chromsaures Kali angewandt werden. (Ann. d.
Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVl. p. 265.) W. B.
Schaffgotsch, über das spec. Gewicht des Selens. —
Bei Versuchen das Selen aus der Lösung in schwefligs. Natron durch Säuren
schwefelfrei niederzuschlagen, fand Sch. das spec. Gewicht desselben wiederho-
lentlich zu 3,9— 4,7, während der Entdecker es zu 4,30—4,32 angibt. Um
den Grund dieser auffallenden Abweichung aufzuklären , hat derselbe nnn eine
grosse Zahl (32) von Versuchen angestellt und zwar 1. mit glasigem, 2, mit
körnigem, 3. mit aus 1. und 2. gemischtem und 4. mit blutrothem , Nlockigem
Selen, wie es aus der erwähnten Lösung durch E1EH in der Kälte gefällt wird.
Es ist nicht verschieden von dem aus SeO? durch SO? reducirten. Er nennt
dieses Selenblut. — Ein sicheres Mitlel den glasigen Zustand hervorzurufen,
ist eine beschleunigte Abkühlung des geschmolzenen Selens durch Eintauchen in
Quecksilber von gewöhnlicher Temperatur. — Aus den Versuchen ergibt sich:
1. Das Selen hat zwei verschiedene spec. Gew. 4,232 und 4,801 (bei 16° R.).
Das kleinere gehört einem amorphen , glasigen, das grössere einem krystalli-
nisch - körnigen Zustande an und beide Zustände lassen sich naeh Willkühr in
einander umwandeln, 2. Das hlutrothe, flockige, kaltgefällte Selen hat dıe Dich-
tigkeit des amorphen, mag es nun durch Wärme sein scheinbares Volumen und
seine Farke geändert haben oder nicht. (Poygend. Ann. Bd. XC. pag. 66.)
W.
H.Rose, Ueber die Verbindungen des Wassers und der
Borsäure mit dem Eisenoxyde. — Wenn man die kalt bereiteten Lö-
sungen von reinem krystallirten Eisenoxyd - Ammoniakalaun, NHz0, SO3-+-Fe203,
3503 + 24HO , und von neutralem Borax, NaOBO;, letztere in einem Ueber-
schusse, mit einander mengt, so erhält män einen voluminösen hellbraunen Nie-
derschlag, der sich langsam und schwer senkt und durch Trocknen dunkelbraun
wird. Ist er nicht mit Wasser ausgewaschen worden, so besteht er wesentlich
aus einer Verbindung von borsaurem Eisenoxyd mit neutralem Borax , und bei
1009 getrocknet kann seine Zusammensetzung durch 4 (Fe303BO;, HO) + Na0,
BO3-+2HO ausgedrückt werden. Dass er wirklich eine chemische Verbindung
von borsaurem Eisenoxyd mit neutralem Borax und keine blosse Mengung ist,
353
geht daraus hervor, dass er beim Trocknen nicht Kohlensäure aus der Luft an-
gezogen hat, was beim neutralen Borax bekanntlich so leicht der Fall ist, dass
er nıcht getrocknet und von seinem Krystallwasser befreit werden kann, ohne
sich zum Theil in kohlensaures Natron und in gewöhnlichen Borax verwandelt
zu haben. Dessenungeachtet aber ist diese Verbindung von so schwacher Art,
dass sie durch blosses Auswaschen mittels kalten Wassers aufgehoben werden
kann. Nach dem Auswaschen des voluminösen Niederschlages mit kaltem Was-
ser wurde seine Farbe dunkler; er enthielt dann kein Natron, hatte aber auch
bedeutend an Borsäure verloren. Nach dem Trocknen bei 1000 konnte seine
Zusammenselzung durch Fe203, BO3HO-+-5(Fez0;, HO) ausgedrückt werden.
Das Wasser hatte also nicht nur das neutrale borsaure Natron weggenommen,
sondern auch ®/s der Borsäure vom borsauren Eisenoxyd , und dieselbe durch
Wasser ersetzt. Wendet man zur Fällung einer Lösung des Eisenoxyd - Ammo-
niakalauns statt des neutralen einen Ueberschuss von zweifach borsaurem Natron
an, so erhält man durch Vermischung von kalten Lösungen ebenfalls eine hell-
braune voluminöse Fällung, die aus borsaurem Eisenoxyd und gewöhnlichem
Borax besteht. Bis 1000 getrocknet kann ihre Zusammensetzung wesentlich durch
4(Fe203, BO3 + HO)-+ NaO, 2BO3-+ 5HO ausgedrückt werden. Auch dieser
Niederschlag verliert durch Auswaschen mittels kalten Wassers das borsaure
Natron und den grössten Theil der Borsäure des borsauren Eisenoxydes. Bei
1009 getrocknet hatte die ausgewaschene Fällung die Zusammensetzung Fe303BOz
—+H0O-+8H0Fe203. Sie hatte also durch Auswaschen mit kaltem Wasser ausser
dem zweifach borsauren Natron noch mehr Borsäure aus dem borsauren Eisen-
oxyde und zwar 8/9 durch den Einfluss des Wassers verloren, als der durch
neutralen Borax erzeugte Niederschlag. (Ebd. Band LXXXIX. pag. 473.)
W.
Durch die überraschenden Resultate, welche uns die neuesten Arbeiten
von Heintz über die Zusammensetzung verschiedener Fette gegeben haben, sowie
durch die Arbeiten verschiedener anderer Chemiker, die eine Reduction der bekann-
ten felten Säuren, von denen uns fast jede Untersuchung neue lieferte, herbeiführten,
wurde Pohl in Wien veranlasst eine Revision der bisherigen Ana-
Iysen der Bestandtheile der Fette vorzunehmen. Zuerst wurde er
dadurch auf den Gedanken gebracht, ob nicht vielleicht auch dem Glycerin, der
Basis der gewöhnlichen fetten Körper, eine andere chemische Formel entspräche
als man bisher, aus dem älteren Aequivalente des Kohlenstoffs abgeleitet, dafür
annahm. Um für die Richtigkeit seiner Betrachtungen weiter eine Controlle zu
haben, sah er sich genöthigt auch die wichtigsten der bis jetzt bekannten fetten
Säuren und ihre Verbindungen einer Discussion und abermaligen Berechnung ih-
rer Formeln mit Zugrundelegung des neuen Aequivalents für den C, zu unter-
ziehen. Neue Analysen hat er zu diesem Zweck jedoch nicht angestellt, da diese
doch nur wieder Zahlen innerhalb der Fehlergrenzen der bereits ermittelten ge-
liefert hätten. Auf die Einzelnheiten dieser fast 3 Bogen starken Abhandlung
können wir hier nicht eingehen, wir begnügen uns die Resultate folgen zu
lassen. 1. Für das Glycerin braucht nicht die Formel C6H806 geschrie-
ben zu werden, da C3H203 eben so gut entspricht , sogar noch etwas mehr
Wahrscheinlichkeit für sich hat, wenn man von der blossen Hypothese abstra-
hirt, dass der C nur nach graden Zahlen in den organischen Körpern mit an-
dern Grundstoffen verbunden vorkömmt. 2. Das Stearin ist selbst nach den
neuesten Arbeiten Duffy’s, als blosses Gemenge mit andern feltsauren Salzen
untersucht ; Liebig und Pelouze’s Analysen entsprechen jedoch der Formel C3H302,
C3°H3503. 3. Der Palmitinsäure entspricht, aus den bisherigen Analysen
gefolgert nicht die Formel C32H310* sondern C?0H300%. 4. Das japanische
Wachs ist palmitinsaures Glycyloxyd: C3H302, C30%H290°%. 5. Die von Schwarz
angenommene Palmitonsäure stellt sich nach den bisherigen Analysen als
ein Gemenge von Palmitinsäure mit einem oder mehreren Zerlegungsproducten
derselben heraus. 6. Der Myristinsäure kommt keineswegs die Formel
C25H280* sondern C2’H270% oder C2$H260? zu, nur dem Myristin entsprächl
nach Playfairs Analysen mit nicht vollkommen reiner Substanz die Formee
24
394
C3H302, 2023H%703. 7. Die Laurostearinsäure entspricht nach der Zu-
sammensetzung ihrer Salze wirklich der bisher angenommenen Formel C2+H 10%
unddas Laurostearin wird durch C3H302, 2C?+E03 repräsenlirt. Geltannosl
d. Wien. Akad. d. Wissensch. Bd. X. p. 485. W.
©Orycetognosie. — L. Smith und Brush geben im md
Journ. [2] V. XVI. pag. 4). eine zweite Reihe von Analysen amerikani-
scher Mineralien, deren Zusammensetzung zweifelhaft war (ef. pag. 56.)-
— 1. Chesterilit isı Orihoclas. Kommt bei East Bradford, Chester
County, Pa., im Dolomit vor; wurde für triklinisch gehalten. _ Nach Erni soll
das Alkali darin NaO, sein. Häufig Zwillingskryst., T: T‘ von 121 bis 1279.
Der Winkel der Spaltungsstücke 900, also ein monoklinischer Feldspath. Re-
sultate der Analyse: Mittel ans zweien: 64,97 SiO®, 17,65 AI20®, 0,50 Fe20>,
0,61 CaO, 0,28 MgO, 14,02 KO, 1,70 Na0, 0,63 Glühverlust — 100,38. —
2. Loxoclas ist gleichfalls Orthoclas, freilich mit einem hohen Na0-
gehalt, der jedoch in derartigen Mineralien nicht selten ist. Analysen I und II
von einem mit Kalkpyroxen vielleicht etwas verunreinigten, III und IV von einem
sehr reinen Krystalle: 1 n Ill IV
Kieselsäure 65,40 65,69 66,09 66,31
Thonerde 19,48 20,72 19,15 18,23
Eisenoxyd 125. 2,36. 0,94 0,67
Kalk 2,26. „0,36,,..0,21, „1,09
Talkerde 0,20 0,25 su 0,30
Kali 2.76. :.2.36,.. 4,393 433
Natron ° 1.23, 1,98.,9 1,81 28
Glühverlust 0,76 0,76 0,20: 0,2)
99.34 100,00 98,75 98,96
3. Danbury-Feldspäthe. a) Oligoclas. Der Feldspatlı in dem der
Danhurit vorkommt, hat die grösste Aehnlichkert mit dem schwedischen Oligoclas.
Resultate der Analysen: Mittel aus zweien: 63,77 SiO?, 22,56 AI?0%, Spur
Fe20°, 3,10 CaO, Spur MgO, 9,72 NaO, 0,55 KO, 0,26 Glühverlust — 99,96.
Sauerstoffverhältniss 1:3:9, Formel: RO, SiO3--Al203, 2Si0%. b) Ortho-
elas. Mit dem Danburit vorkommend; a. sehr ähnlich und oft sehr innig da-
mit vermengt. a kommt in Massen vor, die eine breite Spaltungsfläche und
eine andere weniger glatte zeigen, welche 93—940 Neigung haben. Bei bh. ist
dieser Winkel 900 und hier meist kleine Spaltungsflächen und oftmals eine kör-
nige Structur. Die Probe zur Analyse enthielt gewiss elwas von a eingesprengt.
Resultate: Mittel aus zweien: 63,38 SiO?, 18,98 Al203, 0,71 CaO, 0,20 Mg0,
11,19 KO, 3,78 Na0O, 0,40 Glühverlust = 99,14. — 4. Haddam Albit
ist Oligoclas. Ein glasiger Feldspath mit dem Jolith von Haddam Conn.
vorkommend. Resultate der Analyse: Mittel aus zweien: 64,26 SiO®?, 21,90
Al203,, 2,16 CaO, Spur MgO, 9,90 Na0, 0,50 KO, 0,29 Glühverlust = 99,10.
— 5, Auch der Mondstein-Feldspath von Mineral Hall, Delaware Co.,
Pa. ist Oligoclas. — 6. Greenwood-Glimmer. — Biotit, Einer
von Monroe ist von v. Kobell analysirt. Er kommt hier aber an mehreren Or-
ten vor, so dass der Fundort des analysirten unbekannt ist. Der von dem Verf.
untersuchte stammt von Greenwood-Furnace, Monroe, N.Y. Grosse olivengrüne
Krystalle von dunkelgrüner Farbe. Den Resultaten nach wahrscheinlich der von
v. Kobell untersuchte. I II v. Kobell.
Kieselsäure 39,88 39,51 40,00
Thonerde 14,99 15,11 16,16
Eisenoxyd 7,68: 7,99 7,50
Talkerde 23,69 23,40 21,54
BaNN, 12} 10,20 Ko 10,80
Wasser 1,30 1,35 3,00
Fluor 0,95 0,95 0,53
Chlor 0,44 0,44 Ti 0,20.
99,16 98,95 99,76
395
OÖ in RO: R203%: SiO3 I. = 11,31: 9,31: 20,72
il. = 11,20: 9,45: 20,53. Formel demnach
(RO)3, SiO3-H-R203, SiO3. — Biotit von Putnam Co., N. Y. Sieht dem
Talk ähnlich , hat eine wellig blättrige Structur und fühlt sich seifenartig an.
Farbe braun, in Masse grün, im durchfallenden Lichte blassgelblich-grün. Härte
2— 2,5. Spec. Gew. 2,80. Die Blätter ohne alle Elasticilät. Er geht unter
dem Namen Pyrophyllit; der Name ist unpassend, da er sich im Feuer. nicht
aufblättert. Formel wie voriger. O-Verhältniss: RO: R203: SiO3=11,22: 9,73:
20,58 oder 1:1:2. — 7. Margarodit von Lane’s Mine, Monroe, Conn,
Brewer’s Analyse gibt eingesprengter Verunreinigungen wegen zu viel SiO3,
Hier das Material sorgfältig ausgesucht. Resultate der Analyse: Mittel aus
zweien: 46,10 SiO?, 33,34 AI20%, 2,90 Fe?203, 1,03 MgO, 7,81 KO, 2,78 Na0,
4,77 H0, 0,82 £, 0,31 €! = 100,36. Stimmt mit der Analyse von Delesse
überein. Wegen geringer Differenzen in der Menge der Protoxyde ist es schwer
zu einer Formel zu gelangen. Die meisten Analysen geben den O in Si03:
RO=3: 2. — 8. Chesterilit-Talk ist ein Glimmer. Mit dem Che-
sterilit im Dolomit eingewachsen vorkommend. Büschelförmige Anhäufungen auf
dem Muttergestein, häufig mit einem Eisenfleck umgeben, herrührend von der
Zersetzung eines begleitenden Minerals. Die Kryst. haben selten einen Durch-
messer von mehr als einer Linie, Die Zusammenselzung ist die eines Glim-
mers, vielleicht eines Muscovits; CaO und MgO wohl grösstentheils dem anhän-
genden Dolomit angehörend. Resultate der Analyse: 45,9 SiO®, 34,55 A1203,
Spur Fe203, 2,31 CaO, 1,08 MsO, 8,10 KO, 2,35 Na0, 5,40 HO und C0?—=
99,29. — 9. Rhodophyllit identisch mit Rhodochrom; von Texas,
Pa., früher unter dem Namen violetter Talk bekannt, von Genth analysirt und
mit dem ersteren Namen belegt; hat die physikalischen Eigenschaften vom Rho-
dochrom und Kaemmererit. Die Resultate der Verf. stimmen mit den von Hermann
beim Rhodochrom erhaltenen überein. Resultate der Analyse: Mittel aus zweien :
33,28 SiO?, 10,60 Al203, 4,73. Cı20?, 1,78 Fe203, 36,01:-MgO, 0,35 KO und
Na0, 12,95 HO = 99,70. Formel: 4] (RO)?, SiO3+-(R20%)2Si03]-+10H0.
Genth hat dieselbe — 1 At.H0. Cı?03 Gehalt wechselt der Färbung entspre-
chend; auch von Genth beobachtet; daher auch Hermanns Chrom-Chlorit ohne
Zweifel eine helle Varıetät desselben Minerals. Oft durch Schwefelnickel und
Kalk verunreinigt. Wahrscheinlich ist aus ersterem das kohlens. und. kiesels.
Nickeloxyd, das auf dem Chromeisensteine von Texas gefunden, durch Zersetzung
entstanden. — 10. Cummingtonit ist eine Hornblende. Von Dewey
beschrieben und von Muir analysirt. Structur fasrig, ähnlich der des Antophyl-
lits, Seidenglanz, aschgran. Im Glimmerschiefer von Cummington, Mass. For-
mel: (FeO, Mg0)* (Si03)3 = (RO)? (SiO®)?-F- RO, SiO?. Resultate der Analyse :
Mittel aus zweien : 50,92 SiO3, 0,92 A203, 32,61 Fe202, 10,21 MgO, 1,64
MnO, Spur CaO, 0,65 NaO, Spur KO, 3,04 HO = 99,99. — 11. Wasser-
haltiger Antophyllit, ein Asbest. Mit Chlorit zusammen auf New-York-
Island vorkommend ; ersterer Name von Thomson. Formel der Verf. (RO)*(SiO3)3
oder (RO)S(SiIOY)2+RO, SiO?. Resultate der Analysen: Mittel aus zweien:
58,34 SiO?, Spur Al20?, 29,34 MgO, 8,76 Fe20?, 0,88 Na0, Spur KO, 2,26
Glühverlust = 99,58. — 12. Monrolit ist Kyanit. Von Silliman als
wasserhaltiges Thonerdesilicat beschrieben , dem Woerthit ähnlich: Z#Ogehalt
variirt von 3,09—1,84 pCt. S’.s Material wahrscheinlich unrein , daher der SiO®
Gehalt zu hoch. Man sieht nämlıch mit der Lupe fast in jedem Specimen
Quarzplatten im Mineral liegen. Formel der Verf. (Al203)3 (SiO3)2. Resultate
der Analysen: Mittel aus zweien: 37,12 SiO3, 59,02 Al203, 2,08 Fe20?, 1,03
Glühverlust = 99,25. — 13: Ozarkit, amorpher Thomsonit. Von
Shepard zuerst beschrieben; in unregelmässigeu Adern und Massen ım Eläolith
auf Magnet Cove, Arkansas vorkommend. Farbe‘ weiss, Structur körnig bis’ com-
paet. Härte=5: Spec: Gew. 2,24. Giebt’Kieselgallert. Formel: RO, SiO’+
3412035i03-F7H0. Resultate der Analysen: Mittel aus zweien: 36,97 SiO®,
29,42 A203, 1,55 Fe203, 1395 Ca0', 3,91 NaO, 13,80 H0=99,60. Whitney
hat dieses’ Mineral’ den 'Zeolithen zugezählt; es hält’ oft Apatit und Zeolith ein-
24°
356
gemengt. — 14. Dysyntribit ist eine Gebirgsart unbestimmter Mischung.
Shepard hat diesen Namen einem Mineral gegeben , das in grossen Massen im
nördlichen Theile von New-York vorkommt. Grün, zuweilen roth gesprengt.
Dem Serpentin ähnlich, doch hat es im angefeuchteten Zustande einen starken
Geruch nach Al20®. Beim Trocknen 2 pCt. HO Verlust. Einige Proben des
Minerals haben die Zusammensetzung vom Pinit. Es steht dem Agalmatolith
auch sehr nahe.
1 u II IV
SiO?_ 44,80 44,77 44,94 46,70 46,60 44,74 44,10
Al20° 34,90 35,88 25,05 31,01 N 35.15 20,98 20,60
Fe203 3,01 2,52 3,33 3,69 ? 422 4,03
MnO 0,30 0,30 Spur Spur Spur Spur Spur
Ca 0,6 " 0,52 844 Spur Spur 12,90 12,34
M0 042 053 6,86 0,50 0,50 8,90 12,34
KO 6,87 » . 980 11,68 11,68 3,73 3,92
NaO 3,60 „ : Spur ‚Spur en Spur Spür
#0 5,33 4,72 6,11 5,30 530 486 6,30
In einigen Proben war eine Spur PO® vorhanden. — 15. Gibhsit, Al2034-
3H0. Den nach Herman darin vorkommenden Gehalt an PO5 konnten Silliman
und Crossley nicht finden. Herman gab diesen später als schwankend an (37,62
—11,90 pCt.). Die Verf. fanden davon nur eine Spur, die sie auf Rechnung von
Einmengungen setzen. Nach ihnen hat H. wohl nie reines Material unter Hän-
den gehab.
I I
A203 64,24 63,48
Fe20? Spur Spur
H0 33,76 34,68
Si03 1,353 1,09
PO> 0,57 Spur
MsO 0,10 0,05
100,00 99,30.
16. Nickelsmaragd (Emeraldnickel). (NiVO)3C0O?+6HO oder wohl
richtiger NiO, C0?+2(Ni0, 3H0). Miller und Brooke stellen dies Mineral un-
ter die zweifelhaften. Nach den Verf. sind Silliman’s Analysen ganz richtig.
Analyse der Verf.:
Sauerstoff Sauerstoff
Nickeloxydul 96,82 12,10 3=1408 59,72 3
Talkerde 168 0867 0= 0
Kohlensäure 11,63 846 I1= 275 11,66 2
Wasser 29,837 26,56 6= 675 28,62 6
Garrelt's Analyse kommt hier nicht
in Betracht, da sie von einem unreinen Mi-
neral herrührt. 2
W.B.
Geologie. — Mittheilungen über Californien. — Um
den Chagres-Fluss hinauf bis Cruces zu gelangen, muss man einen Nachen mie-
then, und so kann man in zwei bis drei Tagen diesen Weg zurücklegen. Wo
das Ufer nicht von der wirklich fabelhaft üppigen Vegetation ganz und gar ver-
deckt war, sah man fast ausschliesslich Dammerde; nur zuweilen sah man äl-
teres Gestein anstehen, dessen Bestimmung unter den obwaltenden Verhältnissen
nicht möglich war. Wo der unbekannte Reisende anlegte, fand er in dem Ge-
rölle vorwaltend Syenit- und Gneiss-Geschiebe, auch Opal und Chalcedon, ‚und
bei Cruces sogar einzelne Spuren von Versteinerungen, die in einer Sandstein-
arligen Grund-Masse liegen, in Kalkspath umgewandelt sind und den Mollusken
angehören, deren unverhältnissmässige Grösse den Geschieben gegenüber keine
Bestimmung zulässt. Von Cruces bis Panama reist man über das Gebirge auf
Maulthieren, Der Weg war unter spanischer Herrschaft in gutem Zustande, die
357
Revolution hat aber denselben zerstört und nicht wieder in Ordnung gebracht,
Die Steine, die früher die Passage leicht gemacht, trageu jetzt dazu bei, der-
selben einen halsbrechenden Charakter zu geben. Wo das Gebirge entblösst
war, erkannte man Grauwacke. Ungefähr fünf Englische Meilen von Panama
war der Boden so röthlich, als wenn hier Rothliegendes herrschte oder bunter
Sandstein. “Die Gold-führenden Quarz-Gänge — der Zweck der Expedition —
sind nicht, was man erwarlete und was davon gesagt worden ist: die Veins
sind sehr mächtig, aber taub; eine Expedition wird also ganz erfolglos sein ;
die geringe Gold- Führung des Quarzes steht mit dem noch immer hohen Tag-
lohne (5Dollars) nicht im Verhältniss. So lange die Diggins noch immer das
Ausreichende zum Leben und etwas mehr machen lassen, kann man nicht an
ein Bearbeiten der Gänge denkeu. Einzelne Gesellschaften haben zwar schon
begonnen, vermittelst der Amalgamation das Gold aus dem gepochten Quarz zu
gewinnen, es ist Diess aber bloss eine hier noch mehr als bei uns gebräuch-
liche Spekulation, wobei man weniger auf das Gold aus dem (Quarz, als auf das
aus den Taschen Anderer reflektir. In den südlichen Minen tritt silurischer
Grauwacken-Schiefer, Dolerit- und Chlorit-Schiefer auf, ausserdem noch, südlich
von Mariposa, Glimmer- führender Syenit, den man zuweilen Hornblende- ein-
schliessenden Granit nennen möchte. Weil die Flussbetten so sehr reich an
Gold gewesen, muss man annehmen, dass die Gold-führenden Quarz-Gänge in
ihrer oberen, jetzt durch Wasserfluthen zerstörten Teufe sehr reich gewesen sein
müssen: eine Annahme, die bei anderen Gängen vielfach bestätigt wird. Das
Seifengebirge besteht aus grösseren oder kleineren Fragmenten des anstehenden
Gesteines; das Gold kommt theils in einzelnen Schichten des Gerölles,, theils
auf dem festen Gesleine vor; manchmal dringt es noch in die Spalten dessel-
ben hinein, so dass man noch das Sohlen-Gestein ungefähr einen Fuss stark
mitgewinnen muss. Ausserdem findel sich das Gold auch noch an den Abhän-
gen der Berge , was jedoch in den südlichen Minen weniger als in den nördli-
chen der Fall ist. Das Gold kommt in allen möglichen Gestalten vor, in Kry-
stall- Form von sehr schwacher Deutlichkeit, in dünnen Platten, Schrot - Form
u. s. w. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass ein grosser Theil des Goldes
früher an Schwefelkies gebunden war. An den Stücken, wo Gold in Quarz vor-
kommt, liegt erstes in Drusen des letzten, und das Ganze ist von Eisenoxyd-
Hydrat dunkelbraun gefärbt. Die Drusen-Räume haben in einzelnen Fällen eine
Form, die der Begrenzung der Schwefelkies-Krystallisation nahe kommt. Platin
kommt hier auch vor, aber nur sehr selten. Quecksilber wird weit häufiger hier
angelroffen, einmal als Zinnober südlich von San Francisco und dann als ge-
diegenes Quecksilber ın den Minen. Zuweilen bildet es dann auch ein Amalgam
mit Gold. Von Diamanten sah der Berichterstatter keine Spur und betrachtet
Alles, was darüber gesagt worden, als unwahr. (Bronns neues Jahrb. 1853.
723 — 725.)
R. Ludwig, das rheinische Schiefergebirge zwischen
Butzbach und Homburg vor der Höhe. — Die ältesten Schichten
dieser Formatıon treien am Hausberge bei Butzbach, dann nordwestlich zusam-
menhängend bei Fauerbach I., Langenhain, Kransberg, Westerfeld und isolirt
bei Oppershofen auf. Dieser sogenannte Spiriferensandstein besteht aus wech-
selnden dünn- und dickgeschichteten Conglomeraten. Der gelblich graue fein-
körnige Sandstein ist reich an Glimmer und thonigem Bündemittel, der schief-
rige ist in der Regel in knotigschiefrige Platten abgetheilt, die Knoten aus Kie-
selerde gebildet. Einzelne Bänke bestehen fast ganz aus Muscheln, deren Scha-
len aber zerstört und verschwunden sind, so bei Oppershofen und bei Ober-
mörlen. Es finden sich Pleurodietum problematicum, Terbratula livonica, Spiri-
fer macropierus u. a. Die Schichten streichen h. 4!/, und fallen unter 30 bis
70 Grad südöstlich ein. Ueber denselben lagert ein Thonschiefer in gleichför-
miger Lagerung. Zwischen Hausen und Oes führt er Orthoceras regulare, Pleu-
rodietum problematicum, Spirifer macropterus, Phacops latifrons. Sie treten an
mehren Orten auf. Jünger sind dann Kalksteine, die grosse ellipsoidische La-
gerstöcke bilden, in mächtige Bänke seltner plattenförmig abgesondert sind, reich
398
an Crinoideenstielen und mit Stromatopora polymorpha , Calamopora spongites
u. a. Es ist. der Stringocephalenkalk und auch er tritt an mehren Orten auf.
Die zunächst jüngern bei Giessen auftretenden Cypriden- “und Posidonomyen-
schiefer ziehen über Langgöns nach Butzbach fort als sehr quarzige Grauwacke,
die nach oben in Quarzfels übergeht. Versteinerungen fehlen darin. Die bun-
ten Sericitschiefer beobachtet man an einem Hügel in der Nähe von Homburg,
als grünlich-graues, dunkel-grün geflecktes Gestein, welches das jüngste Gebilde
der Formation ist. (Jahrb. Nass. Ver. IX. 1—20.) Gl.
Merian, über den aargauischen Jura. — Der Muschelkalk
erscheint im Aargau in zwei von W. nach 0. fortsetzenden Hauptzügen, näm-
lich in ziemlich horizontalen Schichten längs des Rheines , als Unterlage und
nördliche Begränzung der Jurakette, und dann im Innern dieser in mannichfach
gestörten Schichten von Oltingen und Kienberg über Densbüren, Schloss Habsburg
bis Birmensdorf ım Westen von Baden. Der Keuper zeigt fast dieselbe Beschaf-
Tenheit als im Kanton Basel. Er trennt den nördlichen Muschelkalkzug vom
eigentlichen Jura und zieht sich südlich in dessen Thäler hinein, auch begleitet
er den südlichen Muschelkalkzug und setzt über diesen hinaus fort bis an den
Lägerberg. Der Lias im Aargau slimmt mit dem in Basel überein. Er bedeckt
den Keuper und nimmt an dessen orographischen Verhalten Theil. Die festen
Kalkbänke in ihm treten gegen die leicht zerstörbaren Mergel zurück, und des-
halb nimmt die Formation gewöhnlich den Grund der Thäler ein, an deren Wän-
den der untere Oolith aufragt. Der Lias des südlichen Keuperzuges theilt auch
dessen Schichtenstörungen wie z. B. zwischen der Staffeleggstrasse und Densbü-
ren deutlich zu sehen ist. Der untere Oolith nimmt von Basel aus gegen Osten
an Mächtigkeit zu. Der Gebirgskessel um Mandach besteht fast ganz aus ihm
einem braunrothen roggensteinförmigen Thoneisenstein, worauf auch die Namen
der Berge Auf der Röthi, Rothberg, hindeuten. Weiter gegen Osten auf dem
Rücken zwischen Klingnau und Zurzach wird das Gestein brauugelb. Die grösste
Eigenthümlichkeit des Aargauer Jura liegt im Hauptroggeustein. Im westlichen
Jura, in Bern und Solothurn ist derselbe sehr mächtig, im Kanton Basel setzt er
den grössten Theil der Berge zusammen , gegen O. im Aargau dagegen verliert
er sehr schnell seine Mächtigkeit.e. Am Durchschnitt der Staffelegg nördlich von
Kütligen ist er mit südlich eiufallenden Bänken noch ansehnlich. Im Durchschnitt
der Strasse von Gansingen nach dem Geissberge erscheint er nur noch in ein-
zelnen Bänken über dem Unteroolith, bei Mandach ist er verschwunden und Dis-
coideenmergel lagert auf dem untern Eisenoolith mit wenig scharfer Gränze.
Weiter gegen O. bei Klingnau und Zurzach und im Schaffhäuser Jura findet sich
keine Spur mehr von ihm. Der Discoideenmergel nach Discoidea depressa be-
nannt (Bradfordthon) bedeckt in geringer Mächtigkeit den Hauptroggenstein im
Kanton Basel und des westlichen Jura und lässt sich durch den ganzen Aargau
verfolgen, so am Durchschnitt der Staffelegg, bei Hornussen, am Kaisacker.
Der Oxfordihon ist im Kanton Basel und westlichen Jura ein feiner bläulicher
Thon in einzelnen Bänken mit verkiesten Petrefakten. Südlich nimmt er Kalk
auf und in diesem sind dann auch die Petrefakten verwandelt. In den untern
Bänken tritt zuweilen ein roggensteinartiger Thoneisenstein auf, der mit dem
englischen Kellowayrock parallelisirt werden könnte, sehr schön entwickelt z. B.
bei Wölfiswyl im Erikthal. Ueber ihm folgt das Terrain a Chailles mit zahl-
reichen Korallen und Echiniden, stellenweise ersetzt durch hellgefärhten Spongi-
tenkalk, der im Aargau allein herrscht. Der Corallenkalk tritt auf an der Gis-
liluh und an dem Kestenberg, ferner in der Umgebung von Brugg. Das jüngste
Glied des Aargauer Jura bildet der Portlandkalk. Man findet ihn bei Aarau und
auf dem Rücken des Geistberges. Auf der Zerrüttingslinie des südlichen Mu-
schelkalkzuges im Innern der Jurakette liegen die warmen Quellen von Baden
und Schinznach. Die Epoche der Zerrüttung fällt in oder nach der Tertiärzeit,
denn sie hat die hier auftretenden miocenen Schichten noch mit ergriffen.
(Baseler Verhandl. X. 137—144.) Gl.
Derselbe, die St. Cassianformation in den Bergamasker
Alpen und in der Kette des Rhätikon. — Die von M. hier mitge-
359
theilten Untersuchungen beziehen sich auf Petrefakten, welche Linth Escher an Ort
und Stelle sammelt. Eine schöne Suite Muschelkalkpetrefakten aus dem Val Se-
riana bei Bergamo und von Val Corno, einem Seitenthal unterhalb Clusone ent-
hielt die Myophoria- Raibelana, eine der Avicula socialis sehr ähnliche A. bipar-
titan, sp., Chemnitzia scalata, Myophoria Wathelyae. Bei Gagzangia im Val
Seriana führt ein schwärzlicher schiefriger Mergel die Cassianer Cardita erenala,
Plicatula obliqua, Avicula Escheri u. a. Im östlich gelegnen Val Trompia tritt
ein keuperähnlicher Mergelschiefer mit Pfanzenresten auf, darunter Halobia Lom-
meli. Schwarze Mergel mit kleinen Muscheln liegen fast horizontal im Val Ima-
gna östlich von Resegone di Lecco, unmittelbar unter schwarzem Kalk mit Arie-
ten u, a. Liaspetrefakten. Auf dem Gipfel der Scesa plana, der höchsten Spitze
der das Prättigau von Vorarlberg trennenden Bergkeite des Rhätikon, die nur in
günstigen Sommern schneefrei ist, wurden gesammelt Avicula Escheri, Plicatula
obligua, Oliva alpina und andere Cassianer Formen. Bei S. Giovanni di Bella-
gio am Comersee liefert ein schwarzer Mergelschiefer ebenfalls Plicatula obliqua,
Cardita cerenata, Cardium rhaelicum. Der Gebirgsstock, welcher den Comer vom
Luganer See trennt, führt rings am Fusse Cassianer Ablagerungen und in den
Alpen fand Escher dieselben bei Camogark im Oberengadin, unterhalb l’Epine
am Ufer der Dranse, an der Stockhorukelte unter Lias. (Ebd. 147 u. 156.)
Palaceontologie. — C. v. Ettingshausen, die Tertiär-
flora von Häring in Tyrol. Fortsetzung zu p. 277.: d. Spitzläufer :
zwei oder mehre untere Nerven laufen im Bogen zwischen den Mittelnerven und
dem Rande und suchen die Spitze des Blattes zu erreichen. 1) Blätter dreiner-
vig 2; mehrnervig 6. — 2) Blatt lanzettförmig oder eilanzettlich, Basis oft
schief, Rand entfernt gezähnt oder gezähnelt , Seitennerven fast grundständig
Ceanothus ziziphoides Ung., ganzrandig 3. — 3) Seitennerven grundständig 4,
oberhalb der Basis entspringend 5. — 4) lanzeltlineal, in kurzen dicken Stiel
verschmälert Eugenia haeringana Ung., eiförmig, ziemlich lang gestielt Myrtus
allantica. — 5). lanzettlich, länglich oder eiförmig, Tertiärnerven wenig deutlich
spitzwinklig abgehend Daphnogene polymorpha, breitoyal, länglieh, Tertiärnerven
deutlicher, gekrümmt, genähert, rechtwinklig, querläufig D. cinnamonaefolia Ung.,
ansehnlich breit länglich oder eiförmig, von lederartiger Beschaffenheit, Tertiär-
nerven ziemlich stark gerade entfernt rechtwinklig querläufig D. grandifolia,
schmal-lanzettlich, zugespitzt, an der Basis oft zusammengezogen, Tertiärnerven
undentlich D. lanceolata Ung., länglich lanzeltlich, an der Basis verschmälert,
Seitennerv feiner als der Mittelnerv D. haeringana. — 6) eilanzeitlich, ganz-
randig, an der Basis schief, sitzend, fünf- oder mehrnervig Hakea plurinervia,
elliptisch oder rundlich-elliptisch, ganzrandig, fünf Seitennerven oberhalb der Ba-
sis entspringend Rhamnus colubrinoides.
e. Gewebläufer: Secundärnerven gänzlich fehlend. 1) Blätter ganzran-
dig 2, mit gesägtem oder gezähntem Rande 12. — 2) schmal, lineal oder lan-
zeillich, meist spitz, wenigstens viermal so lang als breit 3, eiförmig oder läng-
lich-eiförmig, an der Spitze stumpf, minder lang als vorhin 6, verkehrt eiför-
mig oder länglich verkehrt keilig, an der Spitze stumpf, abgerundet oder aus-
gerandet 8, eiförmig rhombisch, nach beiden Enden gleichmässig verschmälert,
lederartig, Mittelnerv mächtig Celastrus pachyphyllus. —- 3) lineal oder lanzett-
lineal klein, sitzend C. psendoilex, viel länger 4. — 4) mehr denn fünfmal
länger als breit, breiter, lanzettförmig, selten lineal lanzeitlich 5. — 5) lan-
zeitlich, lederartig, Mittelnerv stark, über viermal länger als breit Sapotacites
lanceolatus, lanzettförmig oder länglich, gestielt, dreimal so lang als breit S.am-
biguus, länglich lanzettförmig, an der Spitze abgerundet oder stumpflich, ebenso
die Basis, Stiel lang Andromeda protogaea Ung., lanzettlich, kurz gestielt, an
beiden Enden spitz, Mittelnerv schwach, viermal so lang als breit Santalum osy-
rinum, schmal-lanzettlich oder lineal- lanzettlich, zugespitzt, sehr kurz gestielt
Persoonia myrtillus. — 6. klein, eiförmig, stumpflich, an der spitzen Basis
kurz gestielv Santalum microphyllum , grösser, mehr länglich 7, — 7) an der
360
Spitze abgerundet stumpf, lang gestielt S. salicinum , eiförmig oder eiförmig-
länglich, stumpflich,, Basis spitz, kurz gestielt S. acheronticum. — 8) länglich
verkehrt eiförmig, Spitze abgerundet stumpf, Basis verschmälert Sapotacites si-
deroxyloides, an der Basis fast keilfürmig S. mimusops , viel kleiner 9. —
9)schmal, keilförmig 10, breit, verkehrt eiförmig oder rundlich 11. — 10) ge-
stielt, an der Spitze fast abgestutzt und etwas ausgerandet Sapotacites truncatus,
Spitze abgerundet stumpf, Stiel fein sehr kurz Celastrus protogaeus. — 11) rund-
lich, an der Basis kaum spitz, sitzend Metrosideros exlincta, verkehrt eiförmig,
gestielt, abgerundet stumpf, Basis keilig, Mittelnerv nicht stark Bumelia oreadum
Ung., Spitze abgerundet, Basis verschmälert Stiel kurz und dick, Mitteinerv sehr
stark, lederartig Celastrus oreophilus, sitzend oder kurz gestielt, Spitze stumpf,
öfters ausgerandet, Basis wenig verschmälert Sapotacites vaccinioides. — 12)
schmal lineal oder lineal lanzeltförmig 13, eiförmig lanzettlich, eiförmig oder
oval 14, klein, verkehrt eiförmig oder knrzkeilig, an der Spitze gezähnelt, an
der Basis ganzrandig Myrsine europaea. — 13) zugespitzt, am Rande fein ge-
sägt Celastrus acuminatus, sitzend, spitz, eingeschnitten gezähnt, Zähne zuge-
spitzt Hakea myrsinites, gestielt, am Rande gleichmässig gezähnt oder gesägt,
hieher die Banksien. — 14) sitzend, Basis und Spitze spitz, gezähnelt Myrsine
celastroides , oval, sehr kurz gestielt llex oreadum, aus eiförmiger Basis zuge-
spitzi, mit einem Endspitzchen versehen, kurz gestielt, am Rande fein gezähnelt
Colliguaja protogaea.
f, Blättchen gefiederter Blätter oder Phyllodien, durch die ungleiche Ent-
wicklung der Blatthälften oder durch eine schiefe meist sitzende oder kurz ge-
stielte Basis characterisirt: 1) Blättchen ganzrandig 2, deutlich gezähnt oder
gekerbt 9. — 2) rundlich, eiförmig oder elliptisch, mehr weniger stumpf 3,
eiförmig lanzettlich oder lanzeltförmig , zugespitzt oder stark verschmälert, an
der Basis abgerundet 5, schmal lanzettlich oder lineallanzettförmig, Spitze und
Basis stark verschmälert 7, klein schmal, lanzettlineal oder lineallänglich, stumpf
8. — 3) klein, an der verschmälerten Basis schief, an der Spitze abgerundet
stumpf oder ausgerandet, Secundärnerven undeutlich Jacaranda borealis, sehr
kurz gestielt oder sitzend, ungleichseitig, elliptisch oder rundlich Caesalpinia
Haidingeri, rundlich, lederartig Phaseolithes microphyllus, grösser, Secundärner-
ven deutlich 4. — 4) sitzend, fast kreisrund, elwas schief, membranös, Se-
cundärnerven zahlreich, einfach, spitzwinklig Ph. orbicularis, gestielt, elliptisch,
Secundärnerven sehr fein, in ein zartes Netz sich auflösend Ph. kennedyoides,
lederartig, Secundärnerven spärlich, fein Dalbergia haeringana, eilörmig oder
länglich eiförmig, dünn, Secundärnerven zahlreich, sehr fein Palaeolobium hae-
ringanum, lang gestielt, eiförmig elliptisch, Stiel an der Spitze gegliedert P.ra-
dobojense , kurz gestielt rundlich eiförmig_ oder elliptisch, Mittelnerv stark So-
phora europaea Ung., sitzend, elliptisch ‘oder eiförmig, Secundärnerven fein,
zahlreich, ästig, rechtwinklig Leguminosites Dalbergioides , klein, fast sitzend
oder kurz gestielt, länglich elliptisch, stumpflich derb Cassia ambigua Ung,,
sitzend eilanzeltförmig Cassia lignıtum Ung., ansehnlich, gestielt, verlängert ei-
förmig oder elliptisch, Mittelnery stark, Secundärnerven zahlreich, fein Cassia
phaseolithes Ung. — 5) sitzend, Secundärnerven fein, spitzwinklig C. feroniae,
ansehnlich, gestielt, zugespitzt, Seceundärnerven kaum sichtbar C. hyperborea Ung.,
klein 6. — 6) lanzettlich oder länglich, an der Spitze plötzlich verschmälert,
sitzerd oder kurz gestielt, derb Mimosites polaeogaea Ung., dünn M. haeringana,
gestielt, zugespitzt, derb, Mittelnery stark Acacia coriacea, eilanzettlich, zugespitzt,
sitzend, Basis abgerundet, Mittelnerv schwach A. mimosoides. — 7) dünn, Mit-
telnery schwach, Secundärnerven undeutlich Cassia pseudoglandulosa, derb, Mit-
telnerv stark €. Zephyri, schmal, lineallanzettförmig, lang zugespitzt, sehr kurz
gestielt, Mittelnerv fein, Secundärnerven sehr fein, wenig spitzwinklig Mimosites
cassiaeformis. — 8) sitzend, dünnhäutig, Acacia sotzkana Ung., kleiner, lineal,
lederartig A. parschlugana Ung. — 9) klein, rundlich, lederartig, sitzend oder
kurz gestielt, fein gesägt Weinmannia paradisiaca, grob gezähnt W. microphylla,
länglich eiförmig oder lanzettlich 10. — 10) sitzend, an der Spitze stumpflich,
entfernt gezähnt Rhus prisca, scharf gesägt Rh. juglandogene , entfernt gesägt
361
Rh. stygia Ung., gestielt, gesägt Rh. fraxinoides , länglich keilförmig , stumpf,
sitzend, entfernt gezähnelt Rh. degener, länglich, stumpf, ziemlich grob gezähnt
Zauthosylon haeringanum.
g. Zweige von blattlosen Dikotylen: T) knotig keöliäderf Glieder ge-
streift, Enden mit sehr kleinen, gezähnten Scheiden besetzt Casuarina Haidingeri,
mit sehr kleinen wechselständigen Schuppen besetzt 2. — 2) Aeste dünn grade,
Schuppen höckerförmig, lönger als breit, stumpf Leptomeria gracilis, hin- und
hergebogen, Schuppen breiter als lang, abgerundet stumpf, entfernt stehend L. di-
stans, Schuppen zahnförmig, spitz, genähert, abstehend L. flexuosa.
C. Blätter und Zweige von Coniferen: 1) Blätter sehr kurz, eng anlie-
gend, cypressenartig 2, lanzettlich, zugespitzt, etwas sichelfürmig, an der Basis
herablaufend , dachig, an der Spitze abstehend Araucarites Sternbergi Goepp.,
zu dreien im Quirl, schmal lineal, in eine Stachelspitze übergehend Juniperites
eocenica, wechselständig , genähert, die alten flach, lineal, zugespitzt, die jün-
gern schuppenförmig,, dachig Chamaecyparites Hardti, nadelförmig, zu füuf in
einer Scheide, Nadeln verlängert, fast a schlaff, Pinites palaeostrobus,
breit lineal oder lineallanzettlich 3. 2) Aeste gegliedert, comprimirt, Blät-
ter sehr klein, spitz Callithrites Brongniatli Endl., verlängert schlank, Blätter
eilanzettlich Cupressites freneloides, dünn, steif, Blälter stumpf, dachig anliegend
C. Goepperti. — 3) Blätter gegen Basis und Spitze verschmälert, Mittelnerv
sehr stark Podocarpus haeringana, etwas sichelförmig, an der Spitze mit klei-
nen Stachelspitzchen, Mittelnerv fein P. mucronulata, kurz gestielt, Mittelnerv
undeutlich P. eocenica Ung., stumpf, Mittelnerv deutlich P. taxites Ung.
D. Fragmente von Monocotylen: 1) Blätter paralleluervig 2, krumm-
nervig 4. — 2) gegliedertes Rhizom, Glieder gleichförmig, verkürzt Caulinites
articulatus, mit häutigen Schuppen besetzt, Blätter schmallineal, fleischig, Ner-
ven undeutlich Zosterites tenuifolius, Blätter dünn, Nerven fein Z. affinis, Blät-
ter breit lineal mit regelmässigen Nerven und Quernerven Typhaeloipum marili-
mum Ung., Längsnerven sehr genähert, die queren sehr fein T. haeringanum,
Blätter fächerförmig, langgestielt 3, — 3) Fieder oder Lappen sehr lang, flach,
lineal, Blattstiel glatt Flabellaria raphifolia Sternb. , Lappen derb an lang vor-
gezogener Spindel Fl. major Ung. , Fieder flach, schmal lineal, Spindel fast
knopfformig, Stiel warzig Fl. verrucosa Ung. — 3) Blätter eiförmig zugespitzt,
an der Basis rund, Nerven sehr fein, mehr als 7 Potamogeton acuminalus, oval,
Basis und Spitze spitz P. ovalifolius, eiförmig an der Basis abgerundet, 7 starke
Nerven P. speciosus.
E. Reste von Akotylen:: eines hypnumartigen Mooses Hypnites haeringa-
nus, eines Schachtelhalmes Equisetites Brauni Ung., eines Polypodium ähnlichen
Farren Goniopteris Brauni.
F. Reste von Thallophyten: haarförmige, büschlig gehäufte Fäden Con-
fervites capilliformis, gahlig oder fingerästiges dünnhäutiges Laub Sphaerococci-
tes aleicornis, punctförmige Perithecien Sphaerites milliarius, höckerförmige in
der Mitte genabelte Xylomites umbilicatus Ung., flache rundliche querelliptische
X. zizyphi , schmallängliche an beiden Enden zugespitzte Flecken Puceinites
lanceolatus.
Die eben aufgezählten Pflanzen sind grösstentheils baum- und strauchar-
tige Gewächse aus der Abtheilung der Acramphibryen und gehören der eocenen
Zeit an. 73 Arten. von den 180 sind auch von andern Localitäten bekannt.
Der Gesammtcharacter steht der heutigen neuholländischen Flora zunächst.
@l.
0. Heer, die Insetenfauna der Tertiärgebilde von Ra-
doboj und Oeningen. (III. Th. Rhynchoten. Mit 15 Tfln. Leipzig 1853.
4.) — Mit diesem dritten Bande (der erste enthält die Käfer, der zweite die
Heuschrecken, Florfliegen, Aderflügler, Schmetterlinge und Fliegen) ist dieses
klassische Werk bis auf einen das während der sechsjährigen Bearbeitung neu
gewonnene Material behandelnden Nachtrag geschlossen. Durch die hierin nie-
dergelegten Untersuchungen hat der Verf. die tertiäre Insectenfauna im eigentli-
362
chen Sinne erst geschaffen wie Cüvier die fossile Säugethierfanna und Agassiz
die Fischfauna schuf. Der Weg ist geehnet und wird nun auch andere Reisende
leiten, die bisher durch die gewaltigen Hindernisse von dem Vordringen abge-
halten wurden. Die Schrift darf in keiner paläontologischen Bibliothek fehlen
und da die Darstellung bereits aus den frühern Theilen bekannt, die mitgetheil-
ten Detail-Untersuchungen keinen Auszug gestalten: so beschränken wir uns auf
eine Aufführung der Gattungen mit Angabe der von ihnen beschriebenen Arten-
zahl, woraus die Wichtigkeit auch dieses Theiles zur Genüge beurtheilt werden
kann. Pachycoris 2, Tetyra I, Cydnus 1, Cydnopsis 9, Neurocoris 2, Phloeo-
eoris 1, Pentatoma 7, Aelia 1, Halys I, Eurydema 4, Eusarcoris 2, Acantho-
soma 3, Spartocerus 2, Palaeocoris I, Alydus 1, Harmostites 1, Hypselonotus 1,
Syromastes 4, Berytopsis 1, Coreites 3, Lygaeus 3, Cephalocoris 1, Pachyme-
rus 8, Heterogaster 5, Lygaeites 3, Aradus 1, Tingis 1, Nabis 3, Harpactor 6,
Prostemma 1, Evagoras 1, Nepa 1, Diplonychus 1, Naucoris 1, Corisa 1, Ci-
cada 4, Pseudophania 1, Tetligometra 1, Membracites 1, Cercopis 10, Aphro-
phora 4, Teltigonia 2, Acocephalus 2, Bythoscopus 2, Dietyopkorites 1, Ledo-
phora I, Typhblocyba 1, Cycadellites 4, Aphis 3, Lachnus 2, Pemphigus 1, zu-
sammen 52 Galtungen und 133 Arten. al.
Egerton untersucht die Verwandtschaft von Tetragonolepis und Dape-
dius und beschreibt als neue Arten T. cyclosoma, T. droserus, T. discus und
ferner noch Ctenacanthus hybodoides und Ct. nodosus ans dem Kohlengebirge.
(Quart. journ. geol. 274—232. Tb. 11. 12.)
Salter zählt 46 Arten silurischer Petrefakten aus der arelischen Re-
gion auf. (Iöid. 312—317.)
Lycelt beschreibt folgende neue Mollusken aus dem Oolith von Linco-
leshbire: Lima Pontonis, Ceromya similis, Cyprina nuciformis, Tancredia axinı-
formis, T. angulata, Neaera Ibbetsoni, Turbo gemmatus, Cylindrites turricula-
tus, Phasianella Pontonis, Trochus ornatissimus, Astarte excavata. (Ibid. 339 —
344. Tb. 14.)
Davidson handelt über einige devonische Brachiopoden: Spirifer dis-
junetus Sowb., Cyrthia Murchisonana Ron., Rhynchonella Hauburyi, Productus
subaculeatus Murch., Crania obsoleta Goldf., Spirorbis omphalodes Goldf., Cor-
nulites epithonia Goldf., Aulopora tubaeformis Goldf., Spirifer cheehiel Kon.,
Rhynchonella Yuennamensis Kon. (Ibid. 353—359. Tb. 15.)
Oppel beschreibt eine Anzahl Petrefakten aus dem mittlern Lias Schwa-
bens, darunter die neuen Notidanus amalthei, Glyphea numismalis, Ammonites
arietiformis, Terebratula subdigona, Ostraea cymbii, O. amalthei, Pecten amal-
thei, Monotis sexcostata, Modiola numismalis, Opis numismalis, Solen liasinus.
Diese Arbeit bildet einen Theil einer von Quenstedt gestellten und von einem
seiner treuesten Anhänger gelösten Preisaufgabe, daher die Bestimmungen und
Beschreibungen, die Darstellung überhaupt innig an die Quenstedt'sche Richtung
sich anschliesst, wie schon aus den angeführten Adjeetiv-Genitiven als Species-
namen zu ersehen ist. Hinsichtlich des Werthes jener neuen Namen genügl es
auf die erste Art hinzuweisen, dieselbe beruht auf einem kleinen Fragment, das
dem Hauptzacken eines Notidannszahnes ähnlich sieht, aber ebenso ähnlich noch
vielen andern Gattungen ist. Worin die Gattungs- und Artcharactere liegen,
wird nicht gesagt, das Vorkommen ım mittlera Lias genügt eine neue Species
zu machen, wohin dieselbe gehört, wird der Systematiker sich vergeblich bemü-
hen zu ermitteln. (WMWürtemb. Jahresh. X. 62—132. T’f. 1—4.)
Geinitz characterisirt Conularia Hollebeni n. sp. aus dem untern Zech-
steine von Ilmenau. (Geol, Zeitschr. V. 465. c. fig.) @l.
Botanik. — Wendschuch in Dresden eultivirt eine immer tra-
gende Gurke die auch im Winter in reichlieher Fülle fusslange Früchte liefert.
Sie steht im Topfe zwischen Ananas, pflanzt sich leicht dureh Stecklinge fort,
ist äber eine Warmhauspflanze. Woher sie stammt, ist noch nicht bekannt,
(Verhandl. Berl. Gartb. I, p. IX.) e
363
Stschegleew, einige neue Pflanzen des Gaucasus. — Die
ausführlich beschriebenen und abgebildeten Arlen sind: Silene Kowalenskyi, Sa-
ponaria plumbaginea, Astragalus minutus, Heliotropium Kowalenskyi, Halimocne-
mis Kowalenskyi. (Bullet. soc. nat. Moscou Il. 320—330.) —e
Turezaninow, neue Papilionaceen aus Australasien. —
Folgende Arten und neue Gattungen, deren Diagnose wir wiedergeben, werden
von T. ausführlich diagnosirt : Callistachys tetragona, Oxylobinm atropurpureum ,
Isotropis juncea, Kaleniczenkia nov. gen.: calyx basi attenualus profunde 4 par-
titus, lacinia vexillari breviter bifida; corollae petala breviter unguieulata , li-
nearia, vexillo calyce breyiore, apice truncato - emarginato, cum denticulo inter-
jeeto, alis et carina aequalibus, calycem excedentibus obtusis , petalis carinae
basi longe liberis, brevi spatio concretis utıinque plicatis, apice denuo liberis.
Filamenta 10 libera complanata glabra; antherae magnae, oblongae, biloculares,
versatiles; ovarium stipitatum oblongum, piloso-serieeum, multiovulatum; sty-
lus basi pilosus, dein glaber, petala superans, sligma acutiusculum. — Fruti-
eulus humilis, 8—9 poll. altus caule abbrevıato prostrato, in radicem crassam
suberosam ‚descendente, ramis (in speciminibus meis) tribus adscendentibus, di-
chotomo-ramosissimis glahbris, strialis, aphyllis, nisı divisiones ultimas ramulo-
rum pro foliis sumas, ramulis muecronato-pungentibus, squamulis minutis ad ba-
sin ramificationum (rudimentis foliorum) , Noribus solitariis aut subracemosis,
e caule ad basin ramorum primariorum vel e hisce ramis, prope basın eorum
nascentibus, breviter pedunculatis bracteatis,, pedicellis peduneulos aequantihus
cum bracteis calycibusque pube adpressa vestilis; flores majusculi,, calyeibus
intus atque petalis purpureis; genus calyce Isotropidis, vexillo abbreviato-Bra-
chysemalis et Cryptosematis, habitu ad Daviesias vel Jacksonias accedens, di-
stinelissimum, dedicavi cl. Professori Joh. Kaleniczenko florae et faunae Rossiae
meridionalis invesligatori indefesso investigatore indefesso. Die einzige Art ist
K. daviesioides, ferner Chorisema denticulatum, Ch. parvifolium, Ch. humile,
Ch. trigonum, Ch. capillipes, Ch. heterophyllum, Ch. pubescens, Ch. cylisoides,
Piptomeris nov. gen.: calyx basi parum altenuatus, profunde et aequaliter I par-
titus, laciniis articulatis, jam sub anthesi deeiduis, tubo brevi persistente ; co-
rollae petala brevissime unguiculata, vexillo subrotundo emarginato alas parum
superanle, carina gamopelala obtusa parum breviore; fiılamenta 10 libera, imo
calyei inserta, filiformia, basi parum complanata ; antherae ovato-subrotundae,
versatiles, biloculares, longitudinaliter dehiscentes; ovarıum (et legumen junius)
stipitatum , stipite tubum calycinum superante, oblongum, utrinque attenuatum,
sericeum, multiovulatum; stylus filiformis iacurvus; stigma punctiforme; fru-
lex ramosissimus glaber, ramis lereliusculis siriatis cinereis aphyllis, racemis
terminalibus multifloris, Noribus remotiuseulis pedicellatis, pedicellis calyce du-
plo brevioribus, vexillo et alis aureis, basi purpureo-maculatis striatisque, carina
purpurea; genus calyeis forma omnino Jacksoniae, propter ovarium pluriovula-
tum ad Enpodalyrices pertinens et in hac subtribu cum nullo jungendum ; habi-
tus lamen Chorisematibus aphyllis non alıenus, mit der einzigen Art P. aphylla,
ferner Gompholobium obcordatum, Leptocytisus hirtellus, Jacksonia grevilleoides,
J. compressa, J. foliosa, J. umbellata, J. juncea, Daviesia obovata, D. acantho-
elada, D. lancifolia, D. mollis, D. pachylima, D. striata, D. callistegia, D. ere-
nulala, D. condensata, D. anceps, Sphaerolobium daviesioides, Sph. Drumondi,
Phyllota villosa, Ph. gracilis, Urodon dasyphyllus, Aotus genistoides, Eutaxia lep-
tophylla, Eu. uncinata, Eu. divaricata, Eu. Strangeana, Eu. densifolia, Eu. obo-
vata, Eu. punctata, Gastrolobium corymbosum, G. emarginalum, G. crenulatum,
G. polycephalum, G. pulchellum, G. stenophyllum, Euchilus spinulosus, Eu. pur-
pureus, Eu. calyeinus, Fu. rotundifolius, Pultenaea dıemenica, P. verruculosa,
P. brachyphylla, P, vertieillata, P. adunca, P. pteronioides, P. neurocalyx, Myr-
belia aspera, M. subcordata, M. racemosa, Dichosema multicaule, D. micropbyl-
lum, Platylobium spinosum, Bossiaea oxyclada, B. divaricata, B. rigida, B. Gil-
berti, B. peduncularis. (Ibid. 249 —288.) u
Hartig, freiwilliges Bluten der Hainbuche. — In diesem
Frühjahr zur Zeit des Blutens der Hainbuche fand H. mehre derselben , an de-
364
ren Stämmen der Holzsaft ohne Spur einer äussern Verletzung in zahlreichen
Tropfen herabrieselte. Er hielt dies für eine Folge im Innern des Baumes ent-
standener äusserlich nicht erkennbarer Frostrisse. Am folgenden Tage zeigte
sich bei hellem klarem Himmel ir der Mittagsstunde an dem Hainbuchen-Unter-
holze fast an jeder der noch geschlossenen Knospe ein Wassertropfen, der nach
dem Abschüttela von einigen Stangen in kurzer Zeit sich erneuerte. Da die
den Ihränenden Weiden ähnliche Erscheinung nur einige Stunden dauerte: so
ist leider eine nähere Untersuchung nicht angestellt worden. (Botan. Zeitg,
Juli S. 478.) —.
Göppert, ungewöhnliche Wurzelentwicklung des Raps.
— Ein sonst sehr nasses aber durch Drainirung trocken gelegtes Feld von 25
Morgen bei Steinau a. 0. wurde im August vorigen Jahres mit Raps besäet.
Derselbe gedieh vortrefflich und die stark beblätterten Stauden hatten Anfangs
Mai schon 2 bis 3 Fuss Höhe. Plötzlich hörte aber der reichliche Abfluss des
Wassers auf, das Feld versumpfte und das Gedeihen des Rapses war fraglich.
Bei Untersuchung der Röhren zeigten sich dieselben mit einem fädigen weissli-
chen Gebilde dicht erfüllt, welches den Abfluss verhinderte. Aeusserlich er-
schien dasselbe durchaus wurzelähnlich, in der Mitte jeder einzelnen ungeglie-
derten Facher zeigte die microskopische Untersuchung ein Spiralgefässbündel
umgeben von dünnwandigen Parenchymzellen von derselben Art wie bei den
Wurzeln des Rapses, wofür auch der stark rübenartige Geruch und Geschmack
sprach. Der Zusammenhang dieser Fäden in den Röhren mit den Wurzeln des
Rapses konnte in der That auch nachgewiesen werden, obwohl die Röhren sich
in 4 bis 6 Fuss Tiefe befanden. Der lockere Boden begünstigte das Hinabstei-
gen der Wurzeln und das fliessende Wasser deren übermässige Entwicklung.
Jedenfalls ist die ganze Erscheinung von höchster Wichtigkeit und verdient alle
Beachtung bei drainirten Feldern. (Ebd. 494.)
Der Kunstgärtner L. Faust in Berlin cultivirt seit einiger Zeit eine neue
Kartoffelsorle unter dem Namen Sechswochenkartoffel, die sich durch
eine höchst einfache Culturmethode , durch ausserordentliche Vermehrung und
durch frühe vor der Krankheit eintretende Reifung auszeichnet. F. erhielt da-
von zwei Stück angeblich aus Guatemala. Er erzielte davon 17 Stauden und
erntete 3/4 Berliner Scheffel. Die Art der Vermehrung lehrte die Natur: dieje-
nigen Kartoffeln, welche noch an der Staude befindlich, von der Erde aber ent-
blösst und daher der Luft ausgesetzt waren, trieben von Neuem aus. Nachdem
sie 2 bıs 3 Zoll getrieben, wurden sie von der Staude abgenominen und wie-
der eingelegt und gaben nach 6 bis 8 Wochen reiche Erndte. Ferner machte
F. Versuche mit Stecklingen durch das Kraut. Er schnitt die obern Spitzen
3 bis 4 Blätter lang unter dem Kuoten, dem sogenannten Blattstiele ab, steckte
dieselben in ein Mistbeet und erndtete gleichfalls in demselben Zeitraume eine
Menge Kartoffeln von Haselnussgrösse , aber zur Saat vollkommen genügend.
Dasselbe Verfahren warde in freier Erde versucht mit gleichem Erfolge. Man
soll jedoch die Kartoffel erst dann legen, wenn sie stark ausgekeimt hat, wozu
sie leicht durch warme Temperatur zu bringen ist. Am besten gedeiht sie in
mıldem sandigen Boden. Der Ertrag wird zu 3/4 Berliner Scheffel auf die Qua-
dratruthe angegeben und der Geschmack soll ein vorzüglicher sein. Merkwürdig
ist, dass diese Kartoffel nicht blüht! Mehre grössere Gutsbesitzer in der Nähe
von Berlin haben bereits versuchsweise diese Kartoffel in grössern Quantitäten
ausgepflanzt und beabsichtigen ihren Brennereibetrieb schon Ende Juli zu begin-
nen, (Ebd. 704.) Fa
Literatur. — Curtis’ botanical magaz. nro 106. October
enthält auf Tb. 4740 — 4745. folgende Arten : Abies bracteata Hook., Bravoa
geminiflora Llav., Erythrochiton brasiliense Nees, Scheeria mexicana Seem., Ber-
beris concinna Hook., Haemanthus insıgnis u. sp.
Bulletin del’ acad. de St. Petersbg. XI. p. 378. bringt von
Trautvetter eine Abhandlung über die Polygonaceen des Kiew’schen Gouvt.,
worin Rumex moritimus L., R, ueranicus Fisch., R. obtusifolius L., R. crispus
L., R. domesticus Hartım,, R, hydrolapathum Huds., R. aquaticus L., R. confer-
365
ins W., R. acetosa L., R. acetosellaL., Polygonum bistarta L., P. amphibiumL.,
P. persicaria L., P. lapathifolium L., P. hydropiper L., P. mite Schr., P. mi-
nus Huds., P. convolvulus L., P. dumetorum L., P. avieulare L., P. avenarium
W. untersucht werden,
L’Institut: July 20: Lestiboudois, über die Anatomie der Car-
pellen. — August 30:. Basset, Stärkemehlgehalt der Zwiebeln von Fritil-
laria imperialis. — September 2l: Payer, Morphologisches über Balsa-
mineen, Tropäoleen, Myrtaceen, Umbelliferen.. — September 28: Moor,
über den Embryo der Gramineen. — October1l0: Payer, Morphologisches
über Cucurbitaceen, Aristolochieen und Begoniaceen.
Botanische Zeitung Juli— October: Fresenius, mykolo-
gische Notizen (über Eurotium) S. 474. — Hartig, Fortsetzung der Versuche
über endosmotische Eigenschaft der Pflanzenhaut S. 481. — Itzigsohn, ein
Wort über Hyalotheca und Micrasterias (diese wahrscheinlich als Diamorphose
zu jener gehörig) S. 485. — Schuchhardt, Beiträge zur Kenntniss der
deutschen Nymphaeen S. 497. — Hartig, Adventivknospen der Lenticellen
S. 513. — Ders., ein. Stearopten aus Juniperus virginiana S. 519. — Col-
meiro, botanische Erinnerungen an Gallicien nebst Verzeichniss der auf einem
Ausfluge dort wahrgenommenen Pflanzen S. 519. — Hartig, Entwicklung
des Jahrringes der Holzpflanzen S. 593. — v. Mohl, über die Traubenkrank-
heit S. 585. — IJtzigsohn, über die Laubmoose der erratischen Blöcke
S.601. — Hartig, über Aufsaugung gefärbter Flüssigkeiten durch Steckreiser
und belaubte Triebe S. 607.— v. Schlechtendal, eine neue Vesicaria aus
Texas S. 619. — Ders., über Portulaca S. 633. — Hartig, das ameri-
kanische Platzkorn S. 638. — Itzigsohn, die Fructification der Mougeotia
S., 681. — v. Schlechtendal, neue Saurauja aus Guatemala S. 693. —
Speerschneider, zur Entwicklungsgeschichte der Hagenia ciliaris S. 705.
Zoologie. — Czernay, eine neue Gattung der Fluss-
wasserwürmer. — Das Anguillula ähnliche Thierchen besitzt ein sehr brei-
tes abgestutztes Kopfende mit vier sehr kurzen Anhängen. Sein Magen ist bis-
quitförmig und das Schwanzende bildet eine knopfförmige Anschwellung mit ei-
nem Endstachel. In den Genitalien des Weibchens erstrecken sich die Eileiter
von der kurzen Vagina nach vorn und nach hinten. Sie enthielten im Mai viele
viereckige Eier. Eine dünnwandige Schwanzblase fehlt nicht. Das ganze Thier
misst 0,0698‘ und ist relativ breiter als das-Essigälchen. (Bullet. nat Mose.
1. 205—208.)
A.Köllicker, die Schwimmpolypen oder Siphonophoren
von Messina. (Leipzig 1853. Fol. Mit 12 Tfln.) — Der Verf. veröffent-
licht in dieser Schrift die speciellen Untersuchungen der bei Messina vorkom-
menden Röhrenquallen, auf deren Wichtigkeit er schon früher durch einen Be-
richt aufmerksam gemacht halle und wovon wir Bd. I. S. 322. einen kurzen
Auszug gaben. Die Wichtigkeit des Gegenstandes hindert uns bei dem beschränk-
ten Raume hier abermals einen kurzen Bericht über die Untersuchungen mitzu-
iheilen, hinsichtlich eines solchen auf den frühern verweisend und in der Vor-
aussetzung, dass Jeder sich für die in Rede stehenden Thiere speciell Interes-
sirende den Genuss das vortreffliche Werk selbst zu studieren nicht entziehen
wird, beschränken wir uns auf eine blosse Inhaltsangabe. Die beschriebenen
Thiere sind folgende: Physophoridae: a) mit langer Leibesachse und Schwimm-
stücken: Forskalia Edwardsi, Agalmopsis Sarsi, A. punctata, Apolemia uvaria.
b) mit kurzer Leibesachse und Schwimmstücken : Physophora Philippii. c) mit
kurzer Leibesachse ohne Schwimmstücke: Athorybia rosacea. II. Hippopodii-
dae: Hippopodius neapolitanus, Sogtia pentacantha. III. Prayidae: Praya di-
phyes. IV. Diphyidae: Diphyes Sieboldi, Abyla pentagona. V. Velellidae: Ve-
lella spirans, Porpita mediterranea. Alle diese Thiere erklärt K. für schwim-
mende Polypen und nennt sie Polypi nechales. Einige sind einfache Thiere,
andere schwimmende Kolonien. Als Resultate für die systematische Zoologie
366
gelangt K. dahin, die Schwimmpolypen als besondere Abtheilung der Klasse der
Polypen einzureihen. Er zerfällt dieselbe in Hydrina, Anthozoa und Bryozoa.
Ersiere stets ohne gesonderte Leibeshöhle (ohne Darm) theilen sich in Hydrina
sessilia, wohin Hydra, Tubularia, Coryne, Sertularia und Campanularia gehören,
und. in Hydrina neehalea, die Schwimmpolypen mit freier Lebensweise, beson-
deren Schwimmmapparaten, armlosen Mund und grösserer histologischer Entwick-
lung. Freilich ıst hier die Kluft zwischen beiden Gruppen viel grösser als zwi-
schen Hydrinen und Anthozoen. Gl.
R. Leuckart, zoologische Untersuchungen. I. Heft. Si-
phonophoren. (Giessen 1853. 4. Mit 3 Tfn.) — Der Verf. verbreitet
sich im ersten Abschnitte über den Bau der Siphonophoren im Allgemeinen, in-
dem er den Stamm, die Schwimmglocken, Magensäcke, Taster, Fangapparate,
Deckstücke, Geschlechtskapseln und die Entwickelung bespricht; im zweiten Ab-
schnitte werden die Dipbyiden und ihre monogastrischen Formen, Eudoxia cam-
panula, Eu. cuboides, Aglaisma peutagonum, Abyla pentagona, Diphyes äcuminata
behandelt, im dritten endlich allgemeine Betrachtungen über die Natur und die
systematische Stellung der Siphonophoren. Wie dieses Werk in der äussern
Ausstattuug hinter dem prächtig ausgestatteten von Kölliker zurückbleibt, so steht
es demselben auch in dem Werthe seines innerm Gehaltes nach, doch enthält
es einzelne beachtenswerthe Beobachtungen und verdient auch wegen der Be-
schreibung des allgemeinen Baues der Siphonophoren Berücksichtigung. GH.
Albers, die auf Madera lebenden Vitrinen. — Lowe be-
schrieb eine Vitrina Lamarcki Fer. und V. Behni n. sp. von Madera. Erstere
findet sich aber nur auf Teneriffa und das Maderenser Vorkommen ist specifisch
davon verschieden, wie denn auch Gould diese Exemplare als nitida und V. mar-
cida beschrieb, die aber beide wieder nur eine Art ausmachen. Auch die an-
dere Art von Lowe ıst schon früher von Couthuny als V. ruivensis characteri-
sirt worden. (Malak. Zeitschr. Nro. 9. 8. 129.) ’
Derselbe, über Testacellus. — A. beschreibt kurz den äussern
Bau der auf Madera von ihm beobachteten Arten dieser Gattung, ohne jedoch
irgend eine Beobachtung über die anatomischen Organe beizubringen. Die Ar-
ten sind T. haliotoideus FB. und T. Maugei Fer., jene durch eine mehr läng-
lich eiförmige dickere Schale, mehr graue dunkle Färbung und gedrungenern
Körper von letztrer unterschieden. Am Tage leben die Thiere in der Erde ver-
steckt, in feuchten Nächten und bei starkem Thau gehen sie auf Nahrung aus.
Ihre Zunge ist sehr gross, mit zahlreichen, rückwärts gekrümmten scharfen
Hornzähnen beseizt. Ihre Verdauung ist bei Weitem nicht so stark und schnell
als Ferussac angiebt, wie sie denn auch in der Erde nicht nach Regenwürmern
jägen, sondern ıhre Gränze von etwa sechs Zoll Tiefe mit einer Höhle am Ende
nur zum Aufenthalt benutzen. (Ebd. 133.)
Menke diagnosirt folgende neue Arten von Bulla: B.staminea, B. sub-
striata, B. splendens, B, dactylis, B. omphalodes, B, perstriata, B. suleata, B.
marginata, B. tenuicula, B. perdieina, B. eypraeola, B. nux, B. folliculus, B. ce-
rina, (Ebd. 136.)
Pfeiffer desgleichen neue Auriculaceen: Auricula Mörchi, Au. faba,
Au. Sowerbyana, Au. Dunkeri, Melampus Gundlachi, M. Poeyi. (Ebd. S. 124.)
Entomologie. — Zeller untersucht die Tineaceengattungen Adela
Latr, und Nemotois Hübn., von jener 19, von dieser 14 Arten ausführlich be-
schreibend. (Linn. entom. Vlll. 1—87.) — Winnertz liefert einen Beilrag zu
einer Monographie der Gallmücken. (Ebd. 154—324.)
J. Bär beschreibt folgende im Gouvt. Pultawa gefangene Dasypoden:
D. hirtipes Latr., D. nemoralis n. sp., D. palleola n. sp., D. plumipes Latr.,
D. Tschertkovana n. sp., D. thoracıca n. sp., D. melanopleura n, sp: D. decora
n. sp., D, nigrans n. sp. (Bull. nat, Mose. I. 69-—73;) Gl.
—O —
Correspondenzblatt
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
für
Sachsen und Thüringen
Eialle.
1853» November, Ne Xl
Sitzung am 2. November.
Eingegangen:
Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft. Bd. V. Heft 1. Berlin 1853.
Als neues Mitglied wird aufgenommen:
Herr Gressler, Buchhändler in Langensalza.
Als neues Mitglied wird vorgeschlagen:
Herr Mette, Berggeschworener in Bernburg
durch die Herren Reinwarth, Giebel und Baer.
Herr Faltin berichtet über die interessanten Versuche, welche
der Prof. Schrötter in Wien über das Gefrieren des Wassers im luft-
verdünnten Raum und die dabei durch das Verdunsten des Eises er-
zeugle Kälte angestellt hat (S. 311.).
Herr Baer kam seinem früher gegebenen Versprechen nach,
indem er das bereits vor längerer Zeit bereitete Natriumnitroprussid,
sowie sehr schöne Krystalle von Kaliumeiseneyanür vorlegte. Ebenso
wurde auch die äusserst empfindliche Reaclion des ersteren Salzes
gegen Schwefel gezeigt, wobei auch der anderen bisher gebräuchli-
chen Mittel, die Gegenwart kleiner Mengen von Schwefel nachzuwei-
sen gedacht wurde. Der interessante Versuch die Anwesenheit des
Schwefels in einem einzigen Haar vermitltelst des Nitroprussidnatriums
mit Bestimmtheit nachzuweisen, konnte jedoch nicht angestellt wer-
den, da Vorversuche ergeben hatten, dass der Lichtmangel am Abend
es nur Einem geslattet die intensive, jedoch nur momentane Färbung
beim Zusatz des Reagens wahrzunehmen. Und dann ist es nicht gut
thunlich, den Versuch öfters zu wiederholen, da er so grosse Vorsicht
erfordert, dass man bei öfterer Wiederholung nicht immer ein siche-
res Resultat erwarten kann. Ueber die complicirten Verhältnisse der
Nitroprussidverbindungen, über die man noch keineswegs im Reinen
ist, verspricht Herr Baer Ausführliches in der Zeitschrift beizubrin-
gen, (S. 316.)
Herr Heintz sprach über Gerhardt und Chiozza’s Ansichten in
Betreff. der Constitution der zweibasischen Säuren: und: Amide, wobei
368
er auch auf die abweichende Meinung eingeht, welche Wurtz über
die letzteren Verbindungen hegt (S. 320.)
Herr Giebel erläuterte Hyrtls Untersuchung über die Quer-
theilung der Schwanzwirbel bei den Sauriern (S. 191.)
Herr Schliephacke brachte einen eigenthümlichen Umstand
zur Sprache, der ihm bei der Destillation von Chlorwasserstoffsäure
begegnet war.
Sitzung am 9. November.
Eingegangene Schriften:
1) Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den k.
preuss. Staaten. Neue Reihe. 1. Jahrgang. I—VII. Berlin, 1853.
2) Bericht des nalturwissenschafil. Vereines des Harzes für das Jahr 1852.
3) Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. 1. Bandes 2.
und 3. Quartal.
4) Rathke, über den Bau und die Entwicklung des Brustbeins der Saurier,
Königsberg 1853. Von Hrn. Jacobson.
5) Giebel, Odontographie. Vergleichende Darstellung des Zahnsystems der
lebenden und fossilen Wirbelthiere. 3. Lieferung. Leipz. 1853. Am-
brosius Abel. Vom Verfasser.
6) Thilo Irmisch, Beitrag zur Naturgeschichte der einheimischen Vale-
riana-Arten, insbesondere der V. olficinalis und dioica. Vom Verfasser.
Als neues Mitglied wird aufgenommen:
Herr Mette, Berggeschworner in Bernburg,
Als neue Mitglieder werden angemeldet:
Herr Schabus, Professor der Physik und Mineralogie an der k.k.
Oberrealschule am Schottenfelde zu Wien,
durch die Herren Giebel, Kaiser und Baer.
Herr Schulze, stud. med. hier,
durch die Herren Cornelius, Bökel und Giebel.
Der Vorsitzende Herr Giebel übergiebt das August- und Sep-
temberheft der Vereinszeitschrift.
Herr Weber trägt den Witterungsbericht für den Monat Oc-
tober vor.
Herr Stippius legt ein Auerhuhn vor ‚®welches vor wenigen
Tagen im Harze geschossen worden ist,
Herr Kohlmann erörterte Papinius Dampfapparat nach einer
Abbildung in dessen Schrift: ars nova ad aquam ignis adminiculo
efficaeissime elevandam 1707 (S. 325.)
Herr Giebel legte den Gaumen eines fossilen Fisches des Thü-
ringer Muschelkalks aus Herrn Ed. Antons Sammlung vor und erläu-
terte den Bau des Zahnsystemes, sowie die Synonymie der Gattung
und Art. Hierbei fand derselbe Gelegenheit sielı noch weiter über
die gegenwärtig in der Paläontologie herrschenden, deren Fortschritt
hemmenden Richtungen, insbesondere der leichtfertigen Speciesmacherei
zu verbreiten (S. 325.).
Sitzung am 16. November.
Eingegangen :
Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. X. Jahrg. 1. Heft,
369
Als neue Mitglieder werden aufgenommen :
Herr Schabus, Professor der Physik und Mineralogie an der
k. k. Oberrealschule am Schottenfelde in Wien,
Herr Schulze, Stud. med. hier,
Der Vorsitzende, Herr Giebel, erinnerte daran, dass mit der
heutigen 205. Sitzung die Gesellschaft in das 8. Jahr ihrer Thätigkeit
eintrete. Ferner stellte derselbe einen Vergleich an zwischen den
Sitzungen des ersten Jahres und den jetzigen, der zur weiteren De-
batte Veranlassung gab.
Herr Faltin führte an, dass durch die neuesten Arbeiten von
Berthelot endlich der Beweis für die Richtigkeit der Ansicht, die man
bisher allgemein über die Natur der Fette hegte, geliefert worden,
indem es ihm gelungen sei aus den aus den Fetten abgeschiedenen
fetten Säuren und dem Glycerin wieder Fette darzustellen (S.327).
Herr Schliephacke berichtete, dass die Kryptogamenflora
unserer unmittelbaren Umgebung in diesem Jahre durch zwei Pflan-
zen bereichert worden sei. Sodann legte derselbe eine neue Drogue
vor (S. 330.)
Herr Baer theilte mit, dass der Spuk vergangener Jalırhun-
derte „die Goldmacherkunst“ wieder einmal sein Wesen treibe, Hier-
an reihte er eine Skizze des Unwesens der Alchemie in den letzten
150 Jahren an. (S. 331.)
Herr Kohlmann erörterte die ursprüngliche Einrichtung der
Dampfmaschine sowie die Verbesserungen, welche sie im Laufe der
Zeit erfahren hat, wobei er auch auf die von Clegg construirte Gas-
ahr zu sprechen kam (8. 336.),
Sitzung am 23. November.
Eingegangene Schriften:
1) Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Ba-
sel. X. 1853.
2) Elementaranalysen der Brennstoffe, deren Heizkraft auf Anordnung des
Vereins zur Beförderung des Gewerbefleisses in Preussen durch prakti-
sche Versuche im Grossen ermiltelt worden, ausgeführt von W. Baer
unter Leitung des Prof. Dr. W. Heintz.
Herr Schliephacke legte nachträglich Blechnum Spicant
und Zycopodium clavatum in fruchtbaren und unfruchtbaren Exem-
plaren vor und erläuterte daran den Unterschied beider Zustände, —
Sodann brachte er nähere Details in Betreff der in voriger Sitzung
zur Sprache gekommenen Metallverwandlung in der Apotheke des hie-
sigen Waisenhauses, bei (S. 336.).
Herr Körner berichtete über die endliche Aulfindung der Nord-
west-Durchfahrt durch den Irländer M’Clure (S. 337.).
Herr Andrae sprach über Höhlen- und Spaltenbildungen im
Uebergangskalkgebirge Steiermarks, sowie über die dort auftretenden
Wetterlöcher, versinkenden Quellen und Felsenengen (S. 338.).
Herr Giebel legte einige für die Sammlung eingegangene See-
igel aus den Tertiärschichten Westphalens vor und zeigte einige eigen-
25
370
thümliche Pflanzenreste aus dem Steinsalzlager von Wieliczka. Dar-
auf sprach er über den Klippdachs, Hyrax (S. 339.).
Von Herrn Beeck war eine briefliche Mittheilung über ein am
20. d. M. Abends beobachtetes Phänomen eingegangen, dessen Natur
aber des herrschenden Nebels wegen nicht genau erkannt werden
konnte (S. 339.). Hierdurch wurde Herr Kohlmann veranlasst,
einige Mittheilungen über das Zodiakallicht vorzutragen (S. 340.).
Sitzung am 31. November.
Herr Körner hielt einen ausführlichen Vortrag, in welchem
er an der Geschichte des Tabacks den grossen Einfluss dieser Pflanze
auf das Kulturleben der verschiedenen Völker zu entwickeln versuchte.
Am Ende des Vortrages legte derselbe eine Abbildung einer bei den
Indianern Amerika’s gebräuchlichen Friedenspfeife. vor,
Herr Andrae hatte genauere Einsicht von den in der vorigen
Sitzung vorgezeigten fossilen Früchten aus dem Steinsalz von Wie-
liczka genommen und machte er darüber einige Bemerkungen (8. 341.),
Herr Schrader sprach über eine wesentliche Verbesserung
in Betreff der Füllung der Bunsen’schen Batterie durch den franzö-
sischen Physiker Leroux ($, 340.).
Stand der Luftelectricität in Halle während des November.
Obgleich der electrische Zustand der Luft im verflossenen Mo-
nat nur als ein schwacher zu bezeichnen ist, so. war doch derselbe
vielfachen Veränderungen unterworfen. Im Ganzen zeigte sich bei
90 Observalionen eine 17malige negative und eine 73malige positive
electrische Beschaffenheit der Luft. Obgleich bei keiner Observation
ein Electrometer direet in Thätigkeit gesetzt wurde, so zeigte sich
doch bei ersterer Beschaffenheit ein Smaliger, bei letzterer ein Ima-
liger erster Condensatorgrad (d.h. welcher bei lLmaliger Uebertragung
die Weiss’schen Electroblättchen zum Anschlagen bringt). Die erste-
ren negativen Fälle fanden am 8. früh und Mittags, am 9. früh, am
25. früh und Mittags, am 27. Abends, am 28. Mittags und am 30.
früh, der letztere positive am 28. früh, theils bei starkem Nebel, Re-
gen und Schnee statt. Die übrigen 9 Fälle bei negativer Beschalfen-
heit waren dritten Condensatorgrades und fanden am 1. früh, am 6.
früh und Mittags, am 10. früh, Mittags und Abends, am 17, Abends,
am 23. früh und am 26, Abends theils bei nebliger und regniger
Witterung statt. Alle übrigen Fälle waren fünften bis sechsten Con-
densatorgrades. Sonach steht der electrische Zustand im verllossenen
Monat zu dem desselben Monats im Jahre 1852 im Verhältniss wie
1:4. Ed. Beeck.
371
November-Bericht der meteorologischen Station in Halle.
Zu Anfang des Monats zeigte das Barometer den ziemlich ho-
hen Luftdruck von 28''0,''50 welcher bei sehr veränderlicher Wind-
richtung und meistens ‚bedecktem Himmel bis zum 3. Abends noch
um eine halbe Linie stieg, dann aber unter unbedeutenden Schwan.
kungen bis zum 5. Nachm. 2 Uhr bei NO und bedecktem Himmel
auf 2710,98 herabsank. — Während an den folgenden Tagen
der Wind langsam durch S bis NW herumsging , stieg das Barometer
wieder bei meistens bedecktem und regnigtem Himmel bis zum 11.
Abends 10 Uhr auf 28'3,‘06, fiel dann aber, nachdem kurz vorher
NO eingetreten war, bei vorherrschendem NO und ziemlich heiterem
Wetter langsam nnd unter unbedeutenden Schwankungen bis zum 17.
Morg. 6 Uhr auf 27'6,''39. Am 16. schon war entschiedener NW
eingetreten und der Wind blieb vorherrschend nordwestlich bis zum
29, Dabei stieg das Barometer anfangs ohne alle Schwankungen bei
resnigtem Himmel, vom 19. an aber unter mehreren zum Theil be-
deutenden Schwankungen und bei stets bedecktem Himmel und er-
reichte am 29. Nachmittag die Höhe von 28''3,'''93, worauf es bis
zum Schluss des Monats auf 28''3,''‘37 wieder zurücksank. Im All-
gemeinen ging das Barometer sehr hoch. Der mittlere Barometer-
stand war 28‘'0,''43; der höchste Stand am 29. Nachm. 2 Uhr —
28'3,''93, der niedrigste am 17. Morg. 6 Uhr — 27'6,''39; die
grösste Schwankung im Monat betrug demnach 8,98. Die grösste
Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 17. bis 18. Nachm. 2 Uhr
beobachtet, wo das Barometer von 27''7,''04 auf 2710,75, also
um 3,71 stieg.
Die Luftwärme im November war im Allgemeinen niedrig. Zwar
war das erste Drittel des Monats noch ziemlich warm, aber schon im
zweiten Drittel hatten wir mehrere Male Frostkälte und am Ende des
Monats sogar sehr bedeutende Kälte. Daher ist die mittlere Wärme
des Monats nur 2,00 R. Die höchste Wärme am 1. Nachm. 2 Uhr
war 10,01; die niedrigste Wärme am 30. Morg. 6 Uhr = —8,94,
Die im Monat November beobachteten Winde sind so vertheilt,
dass auf
Il
—=10 | NO = 2|NNO 2 0N0 —
0= 81.80 = DE IINNWIZ 74 NDSO =
S= 1|NW=24|SS0 = 2 | WIW=
W=8HNSW 84 SSWI=. 08. WSW=
Sun
kommen, woraus die miltlere Windrichtung berechnet wurde auf
W — 45053'33,'85 —.N.
Das Psychrometer zeigte durchschnittlich eine sehr feuchte At-
mosphäre an, so dass wir die mittlere relative Feuchtigkeit der Luft
von 91 pCt. bei dem mittlern Dnnstdruck von nur 2,25 fanden, Zu-
gleich beobachteten wir durchschnittlich sehr trüben Himmel. Wir
372
'
zählten 22 Tage mit bedecktem, 6 Tage mit wolkigem, 1 Tag
mit ziemlich heiterem und 1 Tag mit heiterem Himmel. Dabei
war jedoch die Zahl der Regen- und Schneetage verhältnissmässig ge-
ring und noch geringer die Menge des gesammelten Regenwassers.
Regen wurde nur an 7, Schneefall an 2 Tagen beobachtet, und die
Summe des an diesen Tagen im Regenmesser gefundenen Wassers be-
trägt nur 193,15 Pariser Kubikmass auf den Quadratfuss Land, wo-
von 115,05 als Regen und 78,10 als Schnee niedergefallen sind.
Davon kommen also auf den Tag durchschnittlich 6,''44 : 3,84 als Re-
gen und 2,60 als Schnee,
Als ganz ungewöhnliche Naturerscheinungen in so später Jahres-
zeit habe ich zu erwähnen, dass am 9. Abends gegen 7 Uhr bis 9
Uhr und am 13. Abends gegen 9 Uhr Wetterleuchten beobachtet wor-
den ist.
Am 24. fiel der erste liegenbleibende Schnee. Vorschriftsmäs-
sig benutzte ich diese Gelegenheit, die beiden Thermometer des Psy-
chrometers auf den Nullpunct zu revidiren und habe gefunden, dass
derselbe vollkommen genau zutrifft, Weber.
—HRRORTH —
(Druck von W. Plötz in Halle.)
Zeitschrift
für die
Gesammten Naturwissenschaften.
1853. December. Ne X.
Beitrag zur Flora der Alpen
nach brieflicher Mittheilung
von
Spieker
in Bernburg.
Da Sie von wissenschaftlichen Resultaten meiner Al-
penreise hören wollen, so bitte ich mit Aufzählung der Pflan-
zen vorlieb zu nehmen, welche ich an einigen merkwürdi-
gen Punkten theils gesammelt, theils beobachtet habe.
Vollständiges lässt sich freilich durch einen kurzen Aufent-
halt in diesen so reichen, vielseitig interessirenden und be-
schwerlichen Gegenden nicht erreichen; aber für ein Bild
der Vegetationsdecke findet sich gerade am leichtesten das
nothwendige Material in kürzerer Zeit zusammen, besonders
da es in den Alpen schon mehr geordnet, nach sogenann-
ten Regionen auftritt. Dies Uebereinander ganz verschie-
dener Floren bietet auch unstreitig für den Botaniker die
interessanteste Seite der Alpenwelt, und ich werde daher
bei den folgenden Zusammenstellungen diese natürliche
Ordnung maassgebend sein lassen.
Der alte botanische Ruf, in welchem der Schlehern
und die Seiseralpe stehen, und der Wunsch die Dolo-
mitgebilde der Alpen kennen zu lernen, hatten mich diesen
Theil Tyrols als ersten Ruhe- und Excursionspunkt wählen
lassen. Von dem Bade Razes aus, das einsam, unmittelbar
unter den schroffen Wänden des Schlehern und der Seiser-
alpe, nur ein Sammelplatz tyrolischer Badegäste ist, zu de-
nen Sich zuweilen ein reisender Geologe oder Botaniker
gesellt, bestiegen wir die genannten Lokalitäten. Der Schle-
hern, eigentlich ein vorgeschobener Vorsprung der Seiser-
xl. 1853. 26
374
alpe, lehnt sich mit der einen Seite an diese, während er
sonst höchst jäh, fast senkrecht von einer Höhe von 7876
Par. Fuss bis in das etwa 2800° hohe Vorplateau abstürzt,
welches ihn vom Eisackthal trennt. Er erscheint daher von
Form wie ein kolossaler Thurm, durchaus verschieden von
den Bergen in der Urgebirgsformation. Noch höher hebt
der 2 Meilen entferntere Langkofel sein schneebedecktes
Haupt auf einem ähnlichen Rumpf empor, und zwischen
beiden breitet sich in einer Höhe von 44605000‘ das Pla-
teau der Seiseralpe aus, dessen sanft gehügelte Oberfläche
einen Raum von mindestens einer Quadratmeile einnimmt.
Diese ungewöhnlich grosse Ausdehnung in die Breite macht
diesen Gebirgsrücken um so interessanter, als ihm höhere
Berge von aussergewöhnlicher Schroffheit so nahe liegen.
Diese Gegensätze zeigen sich denn auch in der Vegetations-
decke wirksam, obgleich ihr fast durchweg dasselbe dolo-
mitische oder kalkige Substrat gegeben ist.
Bei dem günstigsten Wetter bestiegen wir am 21. Juli
den Schlehern. Zuerst schlängelt sich der Pfad mühsam
über die Geröllböschungen des Berges durch dichten Tan-
nenwald, bis er im Niveau der Seiseralpe auf eine freie
Matte hinausführt, über welcher nur noch zerstreuteres Holz
das Nahen der Baumgrenze bemerkbar macht. Bis hier war
unsere Ausbeute gering: Aconitum Napellus und Lycoctonum;
Delphinium elatum; Atragene alpina; Ranunculus montanus, hy-
bridus; Arabis alpina; Sawifraga rotundifolia; Betonica Alope-
curas; Horminum pyrenaicum; Aquilegia atrata; Valeriana sa-
zatlis; Carex sempervirens; Festuca heterophylla. (Die Aucto-
ritäten sind hier und in der Folge weggelassen, alle Namen
aber nach Koch’s Synopsis gewählt.)
An der Grenze der Baumregion, welche ich hier zu
6000‘ schätze, öffnete sich der Blick über die ganze Seiser-
alpe, welche demnach, obgleich fast ohne allen Baumwauchs,
doch noch beträchtlich unter seiner Grenze liegt. Zuerst
folgte nun ein Gürtel von Pinus Pumilio, diesem merkwür-
digen Gewächse, das man in den Alpen ebensowohl auf
solehen Höhen, wie in kiesigen Flussthälern mit Laubbäu-
men in einem Niveau begegnet, wie z. B. bei Mittenwald
im bairischen Oberlande und an den Ufern der wilden Leu-
375
tasch. Zwischen ihren Gestrüpp fanden sich noch folgende
Sträucher: Salix myrsinites, Arbuscula, grandifolia; Aritosta-
phylos alpina; Erica carnea; Rhododendron ferrugineum ; Sor-
bus Chamaemespilus; : Lonicera coerulea; Rosa alpina; Junipe-
rus nana. Die grosse Steilheit und Regelmässigkeit der an-
steigenden Lehnen macht diesen Gürtel aber schmaler, als
man ihn sonst zu durchwandern hat und sichtlich verändert
sich sein Character in den der rein alpinen und subnivalen
Region, indem die Sträucher kleiner und seltner werden
und der Polygala Chamaebuxus und Daphne striata Platz ma-
chen, und zuletzt nur noch durch die schöne Potentilla ni-
tida vertreten sind, welche schon nach Art der Gletscher-
weiden kriechend die Felsblöcke mit ihren rosigen Blühten
überzieht. Um so reicher und üppiger ist dieser Zwischen-
gürtel in seiner Krautvegetation. Hier sind zu nennen:
Gentiana punctata; Gnaphalium Leontopodium; Achilles Clave-
nae; Anthemis alpina; Erigeron alpinum; Ranunculus monta-
nus, rutaefolius, Seguieri; Arabis alpina, ciliata; Gypsophila
repens; Veronica alpina; Valeriana montana; Pedicularis tuberosa,
verticillata, Bartia alpina; Paederota Bonarota; Phyteu-
ma comosum; Scrophularia Hoppii; Globularia cordi-
folia; Chenopodium Bonus Henricus; Gymnadenia odoratissima,
albida; Habenaria viridis; Himantoglossum hircinum ; Nigritella
angustifolia; Carex atrata, ferruginea, firma, sempervirens; Jun-
cus arcticus; Sesleria tenella; Poa alpina; Avena subspicatu.
Die subnivale Flor beginnt erst auf der plateauartigen
Kuppe des Bergthurmes bei 7000’, welche sich in Hufeisen-
form um eine ungeheure Thalspalte herumzieht, und sich
nur in ihrer Mitte zu einem noch höhern isolirten Kegel
aus Dolomitböcken gipfelt. Eine einzelne Sennhütte bietet
im Spätsommer einer grossen Heerde, welche auf diesem
Plateau reichliche Nahrung findet, eine Zuflucht; wir fanden
die erhabene Bühne indessen nur von einigen Schneehüh-
nern belebt. Aber zuerst wurde unser Blick von der in der
That grossartigen Aussicht in die Ferne gezogen; denn wie
ein Panorama lag die Centralkette der Alpen mit ihren weis-
sen Häuptern und glänzenden Gletscherstreifen vom Ortles
über die Oetschthaler Ferner, die Tauernkette zum Venedi-
ger und Dreiherrnspitz bis zum ehrwürdigen Glockner in
26 *
303
ungehemmter Uebersicht vor uns. Und wendet sich der
Blick nach Süden, so geniesst er das selbst in den Alpen
überraschende Schauspiel der Dolomitgebirge, deren schroffe
Wildheit gegen die sanfte Fläche der Seiseralpe einen wahr-
haft malerischen Gegensatz bildet. Man pflegt wohl die
Aussicht vom Faulhorn auf die Berneralpen als die schön-
ste ihrer Art zu preisen; ich möchte aber der vom Schle-
hern fast den Vorzug einräumen; wenigstens kann man die-
sen Punkt das Faulhorn Tyrols nennen. Zieht man aber
gar mit botanischem Auge die Parallele, so wird dieser Vor-
zug ein unbedingter. Bei der Aufzählung der hier oben
gesammelten Pflanzen trenne ich noch den östlichen von
dem westlichen Schenkel des grossen Hufeisens, weil erste-
rer eine dolomitische, letzterer eine Grundlage aus rothem
Sandstein hat, ein Unterschied, der sich auch in der Vege-
tation geltend macht. Auf der östlichen grössern Fläche
mit dem hohen Kegel, in dessen Schluchten der Schnee
auch der Sommersonne trotzt, fanden wir: Salis reticulata,
retusa var. serpyllifolia; Oxytropis montana; Achillea Clave-
nae; Anthemis alpina; Bellidiastrum Michel; Erigeron al-
pinum; Gnaphalium supiwum; Pinguicula alpina; Soldanella
alpina, minima; Primula minima, longiflora; Androsace oblusi-
folia; Saxifraga oppositifolia, androsacea, bryoides, squarro-
sa; Anemone baldensis; Ranunculus hybridus, montanus, ru-
taefolius, Segweri; Draba aizoides, tomentosa; Hutschinsea al-
pina; Silene quadrifida; Stellaria cerastioides; Alsine recurva,
laricifolia; Möhringia polygonoides; Veronica alpina; Campa-
nula pusilla; Valeriana supina; Helianthemum oelandicum
ß; Myosotis sylvatica ß, alpestris; Statice alpina; Gentiana eX-
cisa, acaulis, imbricata, brachyphylla; Pedicularis rostrata, ver-
ticillata, tuberosa; Gaya simplex; Potentilla salisburgensis ; Viola
biflora; Eriophorum Scheuchzeri; Carex firma, atrata; Sesleria
sphaerocephala; Poa alpina ; Festuca pumila. Auf dem öst-
lichen kleineren und etwas niedrigeren Flügel des Plateaus:
Hedysarum obscurum, Oxytropis campestris; Azalea procum-
bens; Aretia Vitaliana; Anemone Halleri; Carex ca-
pillaris und viele der vorhergenannten, besonders häufig
Gentiana excisa und acaulis. Um die Reihe der selineren
Pflanzen des Schlehorn zu vervollständigen, füge ich noch
377
die hinzu, welche Koch in seiner Synopsis ausserdem auf-
führt: Draba confusa; Valeriana elongata; Artemisia pedemon-
tana; Doronicum caucasicum; Luzula lutea; Carex rupestris,
incurva;, Roeleria hirsuta; Festuca spectabilis.
Die Seiseralpe, ‘welche wir am folgenden Tage bestie-
gen und ihrer ganzen Breite nach durchstreiften, bot uns
in ihrer Vegetation ein Bild, das sowohl durch die Verschie-
denheit der einzelnen Arten, als besonders durch die Weise
ihrer Vergesellschaftung um so mehr überraschte, als wir
in der Hauptsache nur eine Wiederholung des am Schlehern
Erlebten erwarteten. Von einer Sonderung nach verschie-
denen Regionen, welche dort so streng und bestimmt in’s
Auge tritt, ist hier nämlich nichts mehr zu gewahren. Die
Höhendifferenzen der hügelartigen Erhebungen ihres Pla-
teaus sind auch zu unbedeutend, um eine solche Trennung
zu bedingen. Obgleich nun aber der grösste Theil der Flä-
che noch unterhalb der Baumgrenze liegt und ihre höchsten
Punkte nirgends in die Parallele der Alpenkräuter reichen,
so fehlt trotzdem der Baumwuchs, und hat die Vegetation
vielmehr einen alpinen Character. Im Gegensatz zum Schle-
hern sind hier gleichsam drei Pflanzenregionen in eine Ebene
vereinigt. Denn hier finden sich Bewohner der niedrigern
Waldwiesen mit Alpensträuchern und ächt alpinen Kräutern
vergesellschaftet; eine Erscheinung, welche sich wohl nur
aus der grössern Ausdehnung dieser Hochfläche erklären
lässt, deren Temperatur tiefer als an den gegenüber liegen-
den Berglehnen, deren Feuchtigkeit aber, auch wegen der
weniger geneigten Oberfläche, höher zu stehen kommt. Die
Vegetation der wärmern Region ist daher in die kleinen
Thalfurchen und ihre trockneren Gehänge geflüchtet, wäh-
rend die ächten Alpenpflanzen die Gipfel der Hügel und
Felsen oder die sumpfigen Flächen anfgesucht haben. Ei-
nige der letztern treten dabei mit einem veränderten, hy-
briden Habitus auf, wie Salix reticulata und retusa und Jun-
cus Jacguini; während die andern Weiden und Juncus triglu-
mis und trifidus nichts Abweichendes zeigen.
'Die von uns gesammelten Pflanzen sind nun folgende:
Knautialongifolia;, Hieracium Auricula, Schraderi, Schmid-
ti; Hypochaeris uniflora; Leontodon pyrenaicus; Scorzonera
378
humilis, grandiflora; Centaurea nigrescens, nervosa; Gna-
phalium Leontopodium; Valeriana dioica; Campanula barbata ;
Phyteuma hemisphaericum ; Chaerophyllum Villarsü; Pomponella
magna var. rosea,; Pedicularis tuberosa, verticillata; Paederota
Bonarota; Trifolium alpinum, badium, pratense; Oxytropis ura-
lensis, montana, campestris; Epilobium alpinum; Anemone al-
pina var. sulphurea; Thalictrum alpinum; Sorbus aucu-
paria; Salix arbuscula, myrsinites, retusa, reticulata;, Daphne
striata; Rhamnus pumila; Alnus viridis; Gentiana punctata, ba-
varica; Lilium bulbiferum; Veratrum Lobelianum; Rumes al:
pinus; Sedum villosum, dasyphyllum, hispanicum; Carex Da-
valliana, dioica, ornithopoda, capitata, sempervirens, Juncus
triglumis, trifidus, Jacqwini; Eriophorum alpinum; Seirpus cae-
spitosus; Luzula multifida var. nigrescens, glabrata, albida;, Poa
alpina; Avena distichophylla.
Rechnet man hierzu noch folgende seltnere aus Koch’s
Synopsis: Viola pinnata; Alsine lanceolata var. P, aretiordes;
Alchemilla pubescens; Laserpitium hirsutum; Phyteuma Sieberi;
Pinguicula longifolia; Androsace carnea; Juncus stygius; Luzula
lutea; Ranunculus Segueri, so findet man 46 darunter wel-
che auf dem Schlehern entweder fehlen oder dort wenig-
stens selten sein müssen, während letzterer wieder 63 für
sich zu haben scheint.
Riva, an der Ausmündung des romantischen Sarca-
thales in den Gardasee zieht jeden Reisenden sowohl durch
die Schönheit seiner Lage am blauen See, als auch den
vollständig südlichen Character seiner Natur an. Der deut-
sche Botaniker durchstreift aber die steilen Felsgehänge der
Uferlandschaften mit ganz besonderm Interesse; denn auf
vaterländischen Gebiete entfaltet sich hier einBild der me-
diterranenFlor, in welchem fast alle Gestalten neu, und
und die ganze Färbung fremdartig ist. Ende Juli und An-
fang August, so günstig diese Zeit auch für den Besuch
von Alpenmatten ist, auf denen sich die ganze Flor fast
auf Eine Blühtezeit zusammendrängt, mag für eine Gegend
mit so südlichen Clima weniger geschickt sein, ein umfas-
fassendes Bild der Vegetationsverhältnisse zu gewähren.
Indessen bleibt ein Hauptfaktor, nämlich die Strauchvege-
tation, doch immer zurück, während die zarten Kräuter meist
379
schon der Sonnengluht erlegen sind. Der Zahl nach er-
scheint daher die Sommerflora weit ärmlicher als unsere
nordische. Waldbäume fehlen gänzlich, nur von Menschen-
hand angepflanzte Oelbäume auf den trocknen Höhen, und
Maulbeerbäume, Ficus carica, Punica Granatum nebst andern
Obsthäumen und Salix alba in der fruchtbaren Thalebene
sind es, welche einigen Schatten werfen. Statt grüner Wäl-
der tragen die steilen, sonnigen Kalkfelsen ein dürftiges
Gewand aus niedrigen grauen Sträuchern, unter denen
schon manche immergrüne bemerkenswerth sind. Wir fan-
den folgende: Ficus Carica verwildert; Spartium junceum ;
Cytisus radiatus, nigricans;, Genista arcuata? Quercus Ilex, Coc-
eifera pubescens; Erica carnea; eine Rosa; Ruscus aculeatus,
Buxus sempervirens; Fraxinus Ornus; Phillyrea media ; Celtis
ausiralis; Pistacia Terebinthus; Crataegus Azarolus; Acer cam-
pestre. Die Kräuter dazwischen waren folgende: Scabiosa
graminifolia, gramuntia; Centranthus ruber ; Linum tenuifolium ;
Thymus pannonicus; Melissa officinalis; Calamintha officinalis ;
Inula ensifolia; Barmhausia foetida ; Phoenixopus muralis; Eu-
phorbia stricta, Gerardiana;, Moehringia Ponal am Wasserfall
des Ponale, mit Adiantum Capillus Veneris; Campanula epi-
cata, Rapunculus; Dianthus Segueri; Aethionema saxatile; The-
sium montanum; Parietaria diffusa; Galium purpureum; Rumex
scutatus; Torilis helvetica, Amaranthus retroflewus; Eryngium
amethystinum; Equisetum elongatum.- An sumpfigen Stellen
an dem Wege nach Torbole: Cyperus longus, Juncus obtusi-
florus, Seirpus Holoschoenus;, Lassagrostris Calamagrostris;, Po-
tamogeton densus. Dann bemerkten wir aber auch manche
sehr wohlbekannte Landsleute, die in solcher Gesellschaft
auffallen, wie: Filago germanica auf dem Kirchhofe zu Tor-
bole; Stachys recta; Galeopsis Ladanum; Mentha sylvestris;
Helianthemum vulgare; Pulicaria dysenterica; Agrostris canina ;
Juncus glaucus; Lithospermum officinale, Plantago media.
Geht man von Riva weiter nach Süden und überschrei-
tet vor Limone die Grenze Deutschlands, so steigert sich
der südliche Character noch etwas durch die Cultur der Ci-
tronen und Cypressen. Sie fanden sich jedoch nur in gün-
stigen Lagen der nach Süden schauenden Berggehänge bei
Limone, Gargnano, Toscolano und Garda, und die erstern
380
überall in Gaällerien, welche bedeckt werden können. An
den südlichsten flachen Ufern des Sees, namentlich bei Pe-
schiera, ist dieser Character wieder verschwunden; wie man
überhaupt in der ganzen Lombardischen Ebene die einzige
Vegetation der Alpenthäler vermisst, durch welche man sie
erreicht hat, und sich durch viele Cultur- wie wilde Gewächse
an unsere deutschen warmen Fruchtebenen erinnert sieht.
Nach Norden dagegen sendet jene inselartige Mediterranflor
am Fusse der Alpen lange, wenngleich sehr schmale Strei-
fen mittelst der südlich geöffneten Thäler der Sarca und
Etsch aus, so dass man bei Botzen, mehr als Ajg0 nördlich
davon, sich noch mitten darin befinden würde, wenn sie
nicht zu sehr mit nordischen von den Bergen herabsteigen-
den Alpenformen vermischt wären. Als bezeichnend für den
untersten, also wärmsten, Fuss der Berge um Botzen führe
ich an: Celtis australis; Pistacia Terebinthus; Punica Grana-
tum; Quercus pubescens; Ostrya carpinifolia;, Crataegus Aza-
rolus; Cytisus abgeblüht vielleicht prostratus; Acer campestre;
Fraxinus Ornus; Ruscus Hypoglossum; Notochlaena Marantae;
Asplenium acutum; Lepidium graminifolia, Cuscuta planiflora;
Cyperus fuscus; Eragrostis pilosa; Tragus racemosus; Panicum
sanguinale;, Sempervirum Tectorum; Cactus Opuntia,; Carlina
vulg. Melittis Melissophyllum; Stachys germ.; Carex supina;
Linaria italica, Thymus pannonicus.
Schliesslich will ich noch die Pflanzen nennen, welche
wir auf dem Lido bei Venedig gesammelt haben, da hier
bei der Spärlichkeit der Vegetation jede merkwürdig ist.
Es sind: Plantago arenaria, Coronopus; Scirpus Holoschoenus,
mucronatus; Juncus acutus; Cynodon Dactylon; Agrostis stolo-
nifera d. maritima; Triticum junceum; Lagurus ovatus; Poly-
pogon monospeliensis; Allium sphaerocephalum; Stachys mari-
tima, recta; Scolimus hispanicus; Echinophora spinosa ;, Clema-
tis Flammula; Scabiosa ucranica; Euphorbia Paralias; Trifolium
fragiferum; Metilotus vulgaris; Silene inflata; Asperula cynan-
chica; Helianthemum Fumana; und Arundo Donax cultivirt.
Das Hypericum veronense Auct., eine Varietät des perforatum,
bewohnt noch immer trotz der reisenden Botaniker die Zin-
nen der alten römischen Arena zu Verona in grosser Menge.
381
Monatsberiecht
a. Sitzungsbericht.
December 4. Herr Wesche lenkte die Aufmerksamkeit der
Anwesenden auf den Geschmackssinn des Rindes, welches als Hausthier
hierin so beirrt ist, dass es nicht allein schlechtere Nahrung und fast
‚unverdauliche Stoffe zu sich nimmt, sondern auch giftige Pflanzen
und spitzige oder scharfe Körper verschluckt, die ihm nicht selten
zur Todesursache werden. Solche sind nun verdorbenes und fauli-
ges Futter, Tücher, Schürzen und dergl. Gewebe, besonders der nar-
kotische Taback in grünem und getrocknetem Zustande, der in grös-
serer Menge von dem Thiere genossen, ihm den Tod bringt; Nadeln
aller Art, Nägel und Drahtstücke von verschiedener Form, Stärke und
Länge, sowie Messer und Gabeln. Die wenigsten dieser Körper ste-
chen sich durch den Schlund, am Halse nach aussen, in der Brust
in deren Höhle, die meisten gelangen vielmehr in den ersten Magen
(Pansen). Bei dem Wiederkäuen werden die in den vordern beiden
Mägen aufzehäuften Futterbissen vermöge einer stossartigen Bewegung
sehr schnell von hinten nach vorn durch den Schlund in die Maul-
höhle geführt, um noch einmal gekauet zu werden. Die spitzigen
oder scharfen Körper werden hierdurch ebenfalls nach vorn gewor-
fen, verfehlen aber den Schlund und stechen sich rechts in die höh-
lenartig erweiterte, eigenthümlich gebildete vordere Wand des Pan-
sens, den zweiten Magen (Haube) fest ein. Die oft wiederholte stoss-
artige Zusammenziehung des Pansens beim Wiederkäuen schiebt den
eingestochenen Körper in der Richtung nach vorn, wo er die Haube
und das Zwerchfell durchbohrt. Dies ist meistens mit Entzündung und
Verwachsung der Haube mit dem Zwerchfelle begleitet. Wird der
Körper durch kein Hinderniss in seinem Vorwärtsrücken aufgehalten,
oder von seiner geraden Richtung abgelenkt, so spiesst er sich nach
kurzer Zeit in das Herz ein und die daraus entstehende Herzentzün-
dung endet mit dem Tode des betroffenen Thieres. Lenkt den Kör-
per irgend etwas von seiner geraden Bahn ab, so bekommt er ver-
möge seiner Schwere die Neigung nach unten, sticht sich an irgend
einer Stelle in dem untern Theile der Brusihöhle fest, oder bohrt
sich rechts oder links neben dem Brustbeine zwischen den Rippen
nach aussen durch, und dieser Verlauf ist nicht immer tödlich. —
Die Stecknadeln stechen sich durch die Haube, werden aber durch
ihren Knopf an dem weitern Vordringen gehindert und bleiben mit
umgebogener Spitze daselbst sitzen. Dies ist für das Thier nicht ge-
fährlich. Kleinere und grössere Nägel dringen nicht allein durch die
Haube, sondern auch durch das Zwerchfell und werden, durch ihren
Kopf im Fortrücken gehemmt, in dieser Lage erhalten. Dieser Ver-
letzung folgt eine Entzündung, die häufig den Tod des Thieres her-
beiführt. Die andern spitzen und scharfen Körper gelangen entwe-
382
der auf erwähnte Art nach der Brusthöhle, oder sie dringen an der
untern Wandung des Pansens und Bauchs nach aussen hin durch.
Letztere Verwundung hat selten den Tod des Thieres zur Folge. In
der neuesten Zeit sind in Italien auch derartige Durchbohrungen der
Haube und des Zwerchfelles von Weinreben und Olivenzweigen, sowie
in Deutschland von Weidenzweigen beim Rinde beobachtet worden. -—
Bei Schafen und Ziegen kommt das Verschlucken spitziger und schar-
fer Körper nur äusserst selten vor. — Mit kurativer Behandlung ist
bei der Durchbohrung der Organe im thierischen Körper in Folge
der verschluckten spitzen und scharfen Gegenstände wenig oder nichts,
dagegen vorbeugend alles zu bewirken, wenn solche gefährlichen Dinge
von den Thieren entfernt gehalten werden.
Herr Kohlmann sprach über die Werthbestimmung der But-
ter. — Die im Handel vorkommende Butter besteht in Folge ihrer
Bereitung nie aus reinem Butterfett, sondern enthält mechanisch ein-
geschlossen : geronnenen Käsestoff, Molke mit den darin gelösten Be-
standtheilen, und meist auch wegen des Geschmacks und der Haltbar-
keit absichtlich zugesetzles Kochsalz. Chevreul behauptet, dass die
Butter bis ein Sechstel ihres Gewichts Kochsalz enthalten könne; Du-
flos giebt an, dass eine gute Butter nicht weniger als SO— 93 ptt.
an reinem Milchfett enthalten dürfe. Nach neuern Untersuchungen
von Schacht*) enthielten
Reine Butter Kochsalz Wasser
Tafelbutter 95,75 0,57 3,90 pt.
Schlesische Butter 87,00 4,00 9.00.45;
Mecklenburger 92,50 3,50 4,00 „
Netzebrücher 90,00 6,00 400 ,„
Elbinger 92,00 4,75 Ba
Stettiner 94,00 3,50 2-50. 5;
Litthauer 93,00 0,75 1,25, 5
Schweizer 93,00 2,50 4,50
”
Der Käsestoff betrug in sämmtlichen Buttersorten nie mehr als 1/, pCt.
Der hieraus resultirende Gehalt von noch nicht 15 pCt. an Käsestoff,
Salz und Wasser ist jedoch nur für die zur Versendung bestimmte
Butter massgebend, bei welcher behufs grösserer Haltbarkeit oft mehr
Salz zugesetzt ist, als der Wohlgeschmack erfordert, Der Klein-But-
terhändler ist alsdann genöthigt, die zum Detailverkauf bestimmte But-
ter auszuwaschen, wobei leicht mehr Wasser in der Butter zurück-
bleibt, als ursprünglich darin vorhanden war, so dass nach den über-
einstimmenden Resultaten von Schacht und Gottlieb **) ein Gehalt bis
zu 20 pCt. an Käsestoff, Salz und Wasser noch nicht als absichtliche
Verfälschung anzusehn ist. Letztere bestehen gewöhnlich in einer
Vermengung mit zerriebenen Kartoffeln, Mehl, Kreide, Gyps, Thon,
Schwerspath, einem Ueberschuss von Käsestolf, Salz und Wasser,
*) Arch. der Pharm. CXXV. Bds. 2. Heft.
**) Gottlieb polizeilich-chemische Skizzen I. p, 46,
383
dessen Vereinigung mit der Butter durch einen geringen Zusatz von
Alaun und Borax kewirkt wird, ferner in metallischen Verunreinigun-
gen in Folge der Aufbewahrung der verarbeiteten Milch in irdenen
Geschirren mit schlechter Bleiglasur, in Kupfer- oder Zinkgefässen,
auch wohl in Farbestoffen und andern Fettarten. — Das sicherste
Mittel zur Werthbestimmung der Butter bietet uns die Löslichkeit des
Butterfelts in Aether. Nach Gottlieb übergiesst man etwa 1 Loth
Butter in einem kleinen Glaskolben mit reinem Aether und lässt das
Gefäss lose verstopft an einem mässig warmen Orte stehen, schüttelt
von Zeit zu Zeit um und beobachtet nach eiwa einer Stunde, ob die
. Butter bereits verschwunden und ihr Käsestoffgehalt in Gestalt von
weissen Flocken zurückgeblieben ist oder ob sich noch zusammen-
hängende Massen von Butter vorfinden. Ist letzteres der Fall, so
muss aufs neue Aether hinzugeschüttet werden, bis die erwähnten
Flocken im losen Zustande deutlich sichtbar sind, dann filtrirt man
den Aether ab. Der Rückstand, auf dem lufttrocknen Filter gewo-
gen, giebt die Menge der andern festen Bestandtheile; Behandlung
mit Wasser und Filtriren gestattet eine weitere Trennung zum Behuf
einer specielleren Anwendung der Reagentien. — Duflos empfiehlt
ein anderes Verfahren, welches auch Schacht hei seinen Werthbe-
stimmungen im Wesentlichen befolgt Letzterer bringt in einen ta-
rirten Glaseylinder mit umgebogenem Rande, der 15 Loth Wasser fas-
sen kann, 4 Loth der zu prüfenden Butter und 10 Loth destillirtes
Wasser. Der Cylınder wird im Wasserbade bis auf etwa 6090. er-
wärmt, so dass die Butter vollständig flüssig wird. Dann verschliesst
man den Cylinder mit nasser Schweinsblase, schüttelt den Inhalt tüch-
tig durcheinander, stellt den Cylinder umgekehrt in das Wasserbad
und lässt ıhn unter öfterem Rülteln so lange darin stehen, bis die
reine Butter sich klar oberhalb des Salzwassers abgeschieden hat.
Nun lässt man der Cylinder vollständig, jedoch langsam in umgekehr-
ter Stellung erkalten. Unter der erstarrten Butter schwimmt alsdann
in Flocken der Käsestoff, die schwereren stärkemehlhaltigen und er-
digen Substanzen liegen auf der Blase. Der Gylinder wird geöffnet,
das Wässrige in einer Porzellanschale aufgefangen, die Butter abge-
spült und das anhängende Wasser mit feuchtem Fliesspapier wegge-
nommen. Wird nun der Cylinder mit der zurückgebliebenen, reinen
Bulter wieder gewogen, so ergibt der Verlust den Gehalt an Wasser,
Salz, Käsestoff u. s. w. in der untersuchten Butter und indireet den
Gehalt an reinem Milchfett. Das abgelaufene Salzwasser wird filtrirt,
der Rückstand auf dem Fillrum mit kaltem Wasser ausgewaschen.
Er ist auf stärkemehlhaltige und auf die genannten erdigen Substan-
zen zu untersuchen. Man durchsticht das Filtrum, spült den Inhalt
desselben in ein Becherglas ab und trennt durch Schlämmen die spe-
eifisch leichteren Substanzen von den schwereren erdigen, wenn der-
gleichen vorhanden sind. Die durch das Schlämmen gewonnene Flüs-
sigkeit wird gekocht und das Filtrat mit Jodtinetur geprüft; entsteht
keine blaue oder violette Färbung, so waren der Butter keine stär-
384
kemehlhaltigen Substanzen zugemischt und der Rückstand der letzten
Filtration ist, nachdem er getrocknet worden, als Käsestoff in Rech-
nung zu bringen. Der erdige Schlämmrückstand ist auf Kreide, Gyps
u.s. w. zu untersuchen, Das filtrirte Salzwasser wird im Wasser-
bade zur Trockniss verdunstet, der Rückstand in wenig kaltem de-
stillirtem Wasser gelöst und filtrir. Was nun auf dem Filtrum zu-
rückbleibt, ist aufgelöst gewesener Käsestoff und dem oben erhalte-
nen zuzurechnen. Das Filtrat wird in einer tarirten Porcellanschale
im Wasserbade eingedampft und der Rückstand als Kochsalz berech-
net. Er ist auf einen Gehalt an Borax und Alaun zu prüfen, weil
diese Stoffe zuweilen dem Salzwasser zugesetzt sein sollen, um eine
grössere Menge desselben mit der Butter zu vereinigen. — Diese
Methode hat den Vorzug der Kürze und der geringeren Kostspielig-
keit und ist in den meisten Fällen hinreichend genau. Nur wenn die
Butter einen grossen Caseingehalt hat, und derselben viel Getreide-
mehl, Stärke und andere leichte organische Snbstanzen beigemengt
sind, gibt das andere Verfahren ein besseres Resultat. Denn jene
Substanzen bilden beim Behandeln mit Wasser innerhalb des flüssigen
Felies voluminöse Massen, welche zugleich schwerere pulverförmige
Körper einschliessen und zurückhalten, während Aether eine ziemlich
scharfe und genaue Abscheidung sämmtlicher fremder Substanzen ver-
mittel. — Durch Auskochen der Butter mit verdünnter Salzsäure,
Behandeln des Filtrats mit Schwefelwasserstoff u. s. w. sind die me-
tallischen Verunreinigungen wie Kupfer, Blei und Zink leicht aufzu-
finden. Dagegen stehen dem Chemiker bis jetzt keine Mittel zu Ge-
bote, einen etwaigen Zusatz von Talg und ähnlichen Fettarten durch
Versuche unzweifelhaft zu beweisen, selbst wenn das äussere Ansehn
nach Consistenz, Geruch, Schmelzharkeit u, dergl. mit grosser Wahr-
scheinlichkeit auf eine solche Verfälschung hindeuten. Am ehesten
führen nach Gottlieb die, manchen Fetten eigenthümliche Riechstofle
zu einem freilich immer noch ungenügenden Resultate. Zu diesem
Behufe hat man eine Probe der Butter mit 80 pCt. Alkohol anzu-
rühren und das Gemenge gelinde zu erwärmen. Darauf giesst man
den Alkohol von dem Fette ab und verdampft. , Der Rückstand zeigt
dann sehr oft einen deutlichen characteristischen, dem Butterfelle
fremden Geruch, woraus man allenfalls den beigemengten Stofl erra-
Ihen kann. Der Rückstand der eingedampften alkoholischen Lösung
dient auch am zweckmässigsten zur Untersuchung auf beigemischten
Orlean, der häufig zugesetzt wird, um einer schlechten Buttersorte
das Ansehn der so beliebten Gras- oder Maibutter zu geben. Der
Orlean ist hierzu ganz geeignet, weil er in unverfälschtem Zustande
sehr wenig in Wasser löslichen Farbestofl enthält, wodurch jene Kün-
stelei leicht verrathen würde; da derselbe jedoch meistentheils mit
Urin befeuchtet in den Handel kommt, so ist seine Anwendung ekel-
haft und durchaus verwerflich. Ist der erwähnte alkoholische Auszug
gelb und hinterlässt er nach dem Verdampfen einen geruchlosen, gelb-
rolhen Rückstand, der durch concentrirte Schwefelsäure schön indi-
385
goblau gefärbt wird, so war Orlean vorhanden. Diese Reaction ist
jedoch bei Anwesenheit von freier Buttersäure, insbesondere bei ran-
ziger Butter weniger deutlich und schnell vorübergehend, weil ein
Theil der Schwefelsäure durch die Buttersäure zu schwefliger Säure
redueirt wird, welche wiederum auf die blaue Färbung zerstö-
rend einwirkt. — Bei dem in manchen Jahreszeiten ausserordent-
lich gesteigerten Preise der Butter sind übrigens die Verfälschungen
derselben häufiger, als man vermuthen sollte; ja im Herbste v. J.
nahmen dieselben so überhand, dass die Polizeibehörde in Berlin eine
chemische Untersuchung der im Kleinhandel vorkommenden Butter
anordnete, um den vielfältigen Klagen des Publikums über die schlechte
Beschaffenheit derselben eine nachhaltigere Wirkung zu geben; gleich-
zeitig wurden auch die Verwaltungsbehörden der grösseren Verpfle-
gungs- und Strafanstalten des Staates angewiesen, über die Qualität
der verwendeten Butter speciellere Auskunft zu ertheilen, in Folge
dessen Herr Kohlmann von der Verwaltungsbehörde der hiesigen Straf-
anstalt, die gegenwärtig gegen I00 Gefangene birgt, mit der Unter-
suchung dieses wichtigen Nahrungsmittels beauftragt wurde. Herr
Apotheker Schacht, der um dieselbe Zeit die Untersuchungen in Ber-
lin leitete, gibt über die Butterfabrikation behufs der Färbung mit
Orlean und der Verlängerung mit Wasser und Salz folgende Mitthei-
lung*) die ganz geeignet ist, um uns von dem verbrecherischen Trei-
ben der Butterverfälscher eine Anschauung zu verschaffen: Zuerst
wird durch Kochen von sogenannter Schmierbutter, — nämlich der
nicht verkäuflichen ranzigen Rückstände aus den Butterfässern, — mit
Orlean und Durchseihen ein gelbrother Farbenkörper bereitet, Dann
wird etwa ein Fünftheil Schmierbutter durch Kneten mit den Händen
unter Wasser gewaschen, vier Fünftheile Fassbutter, warmes Wasser
und eine grosse Menge Salz, sowie Jie zur Färbung nöthige Menge
jenes Farbekörpers zugesetzt und mit dem Kneten fortgefahren, bis
das Gemisch erkaltet ist. In Fässer eingeschlagen, die mit beliebigen
Etiquetten versehen werden, wird alsdann das Fabrikat als Schlesi-
sche, Mecklenburger und Stettiner Butter u. s. w. in den Handel ge-
bracht. Es ist unglaublich, welche Mengen von solchen abscheulichen
Mischungen in Berlin und den Provinzen consumirt worden sind. —
Von diesen absichtlichen Verfälschungen muss man denjenigen Zustand
unterscheiden, wo die Butter 1) durch die Beschaffenheit des Futters,
welches die Kühe verzehrt haben, einen fremden Geschmack ange-
nommen hat, also besonders, wenn die Kühe Allium ursinum L. (Bär-
lauch) und andere wilde Knoblaucharten, Teucerium Scordium L.,
Erysimum Alliaria L. und dergleichen im Sommer, oder bei Stall-
fütterung im Winter Oelkuchen von Rübsaamen in Menge genossen
haben. Beide Arten der Fütterung scheinen jedoch keinen Einfluss
auf die Gesundheit der Menschen zu haben; 2) einen widrig räuch-
*) Casper’s Vierteljahresschrifi für gerichtliche und öffentliche ae
Bd. 2. Hit, 2. und Archiv der Pharm, a, a, 0,
386
rigen Geschmack von dem Rauche der Oefen in den Milchstuben, ja
von dem Tabacksrauche der Bauern, bei denen die Wohnstube zu-
gleich die Milchstube ist, angenommen hat. Direeter Nachtheil scheint
daraus nicht hervorzugehen.
Herr Baer führte an, dass die allgemein verbreitete Ansicht,
das Unbehagen und Uebelbefinden selbst nach mässigem Genusse eines
Bieres sei absichtlichen Verfälschungen desselben zuzuschreiben, mehr
Einbildung der leichtgläubigen Menge als Wirklichkeit sei, denn ein-
mal liegen den theoretischen Grundlagen der Bierhrauerei zufolge der-
gleichen wenig im Interesse des Brauers, und dann kann auch sehr
oft ein Bier diese übeln Eigenschaften besitzen, zu dessen Erzeugung
durchaus keine anderen als die üblichen und erlaubten Materialien
verwendet worden sind: so ertheilt z. B. ein zu grosser Gelhalt an
Kleber — Folge einer schlecht verlaufenen Gährung — dem Bier
sehr unangenehme Wirkungen. Die Beschaffenheit der zur Bereitung
des Bieres gesetzlich zu verwendenden Materialien und ihre Verarbei-
tung beim Malzen, Maischen und Brauen, sowie die Gährung der da-
raus bereiteten gährungsfähigen Flüssigkeit, und endlich die Aufbe-
wahrungsart des Gährungsproductes sind von so mannigfaltigem und
entschiedenem Einflusse, dass aus den in Beschaffenheit und Menge
gleichen Materialien, die an Farbe, Geruch, Geschmack und ebenso
auch in ihrer Wirkung verschiedenartigsten Bierflüssigkeiten entstehen
können. Sowie unreifes oder faules Obst, schimlichtes oder verdor-
benes Brod ein anderes Aussehen, einen anderen Geruch und Geschmack
und nach dem Genusse eine andere Wirkung auf den Organis-
mus haben, als reifes Obst und gesundes Brod; so können Gäh-
rungsproducte, aus denselben Materialien erzeugt, eine ähnliche Ver-
schiedenheit und Wirkung zeigen. Die Abgabe derartiger verdorbener
Biere ist aber eben so strafbar, wie die von schlechtem Obst und
verdorbenem Brod. — Besonders aber trat man einem andern, ebenso
verbreiteten Vorurtheil entgegen, dass nämlich der Chemiker nicht im
Stande sei, dergleichen Verfälschungen — namentlich sobald diese in
Pflanzenstoffen bestehen, zu erkennen und daher Untersuchungen dieser
Art gern umgehe. Die Richtigkeit des Gesagten wird am besten dar-
geihan durch Buchners Untersuchung zweier verdächtigen Biere (Rep.
{. d, Pharm, Bd. I. p. 337), dıe wegen des Unbehagens, welches
sie beim Genusse hervorbrachten, als mit schadlichen Zuthaten ver-
mischt verdächtig nach München transportirt worden waren. Die im
Vergleich mit einem guten Münchener Lagerbiere ausgeführte Unter-
suchung ergab, dass die beiden verdächtigen ausser freier Essigsäure
keine andern (remdartigen Bestandtheile und insbesondere ausser dem
Hopfenbitter keinen anderen Bitterstoff enthielten. Dagegen ging mit
Wahrscheinlichkeit hervor, dass die in die besagten Biere re
genen Hopfenbestandiheile in einem höheren Grade von Veränderung
sich befanden, als dies von Schenkbieren, zu welchen guter neuer
Hopfen genommen worden, erwartet werden kann; endlich ergab
sich, dass in fraglichen Bieren eine relativ grössere Menge einer un«
387
gebundenen nicht flüchtigen Säure (Milehsäure) vorhanden war. Um
die Frage zu entscheiden, ob irgend welche dem Leben des Menschen
direct gefährliche, giftige Stoffe im engeren Sinne des Wortes, ent-
halten seien, wurden die in Wasser gelösten alkoholischen Extracte
in concentrirter Form verschiedenen Organismen einverleibtl. So wur-
den einem Frosch eine Quantität in den Magen gebracht; einem an-
dern wurde in der Gegend des fünften Wirbels das Rückenmark voll-
kommen blossgelegt und auf dasselbe direct einige Tropfen gebracht,
nachdem man sich überzeugt hatte, dass durch den operativen Ein-
- griff selbst nicht schon Störungen in der Thätigkeit des Rückenmarks
eingeleitet worden waren; einem dritten wurde die Flüssigkeit durch
die Stimmritze in die Lungen gespritzt; überall aber blieben die Ver-
siftungssymplome aus. Ferner wurde einem Kaninchen etwas von
dem Extract in das Auge getröpfel. Es trat keine Röthung der
Schleimhaut ein, die Pupille erweiterte sich nicht mehr als in dem
andern Auge, auch blieb die Iris normal erregbar, so dass sich die
Pupille je nach der Menge des zugelassenen Lichtes erweiterte oder
verengte. Ebenso zeigten sich keine Symptome als einem andern Ka-
ninchen eine beträchtliche Menge der Flüssigkeit per anum in den
Mastdarm gespritzt worden war. Die Abwesenheit jedes den Alkaloi-
den etwa ähnlich wirkenden Giftstoffes wurde hinlänglich dargethan
durch das Ausbleiben jedweden Vergiftungssymptomes auch in den
Fällen, in welchen die Extracte in grösseren oder kleineren Gaben
solchen Körperstellen applieirt wurden, von denen aus bekannter
Maassen gerade dergleichen Stoffe am raschesten und inlensivsten und
in den geringsten Dosen wirken, wie bei ihrer Application auf die
Conjunctiva des Auges, die Schleimhaut der Lungen, des Mastdarmes,
die Nervenmasse des Rückenmarkes unmittelbar. — Müssen wir auch
zugeben, dass nicht in allen Fällen die specifische Natur der als Ver-
fälschung dienenden Pflanzentheile mit Sicherheit erkannt werden kann,
so stellt sich doch, wie es uns die angeführten Untersuchungen leh-
ren, auf das Unzweideutigste heraus, ob ein Bier verfälscht ist oder
nicht, und im ersteren Falle ob die Zusätze einen nachtheiligen Ein-
fluss auf den menschlichen Organismus ausüben, Haben auch die
Untersuchungsmetlioden in der organischen Chemie im Allgemeinen
noch nicht die Ausbildung und Sicherheit erlangt wie in der unorga-
nischen, so vermag doch die Wissenschaft aus der tiefsten Verbor-
genheit den Beweis für das Verbrechen heraufzuholen, wenn auch der
gebildete und verschmitzte Verbrecher wähnt, seine Schandthat vor
der Entdeckung sichern zu können, indem er sehr heftig wirkende
Gifte anwendet, die nicht allgemein bekannt sind und von denen er
glaubt, dass sie nicht nachzuweisen seien. Diese Beruhigung gewährt
uns der berüchtigte Process Bocarme. Man ist geflissentlich bemüht
gewesen, die Verdienste des Chemikers Stas, der diese schwierigen
Untersuchungen leitete, dadurch zu verkleinern, dass man die Nach-
rieht zu verbreiten suchte, er seı erst durch die Mittheilung des Rich-
ters, dass der Angeschuldigte vielfach mit Taback gearbeitet habe, auf
388
den richtigen Weg geführt worden. Die Wahrheit aber ist, dass
Stas, als er diese Nachricht erhielt, bereits durch seine Untersuchun-
gen zu der Ansicht gekommen war, dass das Gift, welches dem Un-
glücklichen beigebracht, nicht Schwefelsäure, wie man zuerst vermu-
thete, sondern allein nur Coniin oder Nicolin sein müsse. Bedenken
wir, wie leicht organische Substanzen durch die verschiedensten Um-
stände verändert werden, so können wir nicht umhin, den Weg, den
der belgische Gelehrte eingeschlagen hat, als einen vortrefllichen zu
bezeichnen, der bei allen gerichtlichen Untersuchungen, bei denen es
sich um vegetabilische Gifte handelt, als Muster aufgestellt werden
kann. Dieser Thatsache können wir eine andere, speciell in Bezug
auf die Untersuchung verdächtiger Biere stehende, die von Graham und
Hoffmann beobachtet worden ist, an die Seite setzen. Diesen Chemikern
gelang es 1 Gran Strychnin in einer Gallone (= fast 4 preussisch.
Quart) Bier (Ale) mit der entschiedensten Sicherheit nachzuweisen.
Ihre Untersuchungen sind ausserdem geeignet, darzulhun, wie über-
haupt die Verlälschungen der Biere meistens nur in der Einbildung
der grossen Menge existiren, In England glaubt man allgemein, dass
besonders Strychnin zur Bereitung der bittern Biere verwendet werde,
um den Hopfen zu sparen. Die genannten Chemiker fanden davon
jedoch in 26 Proben nicht die geringste Spur. Die Gegenwart an-
derer Bitterstoffe, die den Hopfen ersetzen sollen, als Weidenbitter,
Wermuth, Wachholder erkennt man deutlich genug, wenn es auch
nicht gelingt, sie stels in Substanz auszuscheiden. Leichter zu er-
kennen ist ein künstlicher Zusatz von Spiritus und Pottasche oder
Soda, von denen man sagt, dass sie vom Brauer benutzt werden, um
saure Biere zu verbessern. Die Wirkung der letzteren Mittel wäre
überhaupt nur von kurzer Dauer; der einmal eingeleiteten Essigbil-
dung wird dadurch keineswegs Einhalt gelhan. — Der Redner geht
nun ausführlich auf die verschiedenen Untersuchungsmelhoden ein, die
man anwendet, um das Bier auf seinen Gehalt an Atkohol, Extraet
und Kohlensäure zu prüfen und verbreilel sich namentlich über den
Grad der Genauigkeit der hallymetrischen Methode. Um die Tauglich-
keit dieses von Fuchs angegebenen eben so sinnreichen als schnell
und leicht ausführbaren Verfahrens, das Bier auf die Menge seiner
wesentlichen Bestandiheile zu untersuchen, endgültig festzustellen, hat
vor mehreren Jahren die Regierung von Oberbayern dem polytechni-
schen Verein in München, wo dergleichen Untersuchungen besonders
häufig ausgeführt werden, die Aufgabe gestellt, genaue Untersuchun-
gen über die Verlässigkeit und den Werth der bisher bekannten Bier-
proben anzustellen und für den gerichtlichen Gebrauch die tauglichste
vorzuschlagen. Zu dieser Prüfung wurde eine Commission gebildet,
welche sich in mehrere Sectionen Iheilte, von denen jede unabhän-
gig von den übrigen gleichzeitig ein und dasselbe Bier miltelst einer
andern bestimmten Methode auf den Gehalt an wesentlichen Bestand-
theilen zu untersuchen hatte. Die Resultate dieser verschiedenen Un-
tersuchungen, wie sie Buchner im Rep. f. d. Pharm. Bd, Il, p. 347.
389
mittheilt, sind folgende: Bestimmung der CO? Während das
gewöhnliche analytisch-chemische Verfahren 0,260, 0,244 und 0,284
im Mittel also 0,263 gab, lieferte die hallymetrische Probe nur 0,180
pCt. C02, Nach letzterer Methode fällt also, wie dies auch in der
Natur der Sache liegt, .die CO?bestimmung zu geringe aus. Uebrigens
hat die genaue Bestimmung des CO?gehaltes bei Bierproben keinen
sonderlichen Werth, weil die richtige CO?menge, die dem Bier den
angenehm erfrischenden Geschmack ertheilt und ohne welche dieses
Getränk matt und schal schmecken würde, ganz leicht durch den Ge-
schmack erkannt wird. — Bestimmung des Alkohols. Auch
hier zeigten sich Differenzen. Die Destillation ergab 3,750, 3,704
und 3,743 im Mittel also 3,732, die hallymetrische Bestimmung nur
3,00 und die saccharometrisch-aräometrische Probe von Balling 3,15
pCt. Alkohol. Da aus dem Alkohol des Bieres der Zuckergehalt der
Bierwürze manchmal berechnet werden muss, um daraus auf den ur-
sprünglichen Würzegehalt zurückzuschliessen, so ist klar, dass auch
dieser bei zu geringer Alkoholbestimmung zu niedrig ausfällt. Bei
näherer Einsicht in die von Fuchs zur Berechnung des Alkohols auf-
gestellten Tafeln fand Dr. Schafhäutle hier Irrthümer, welche die Dif-
ferenz mit den Resultaten der Destillation zu Wege gebracht hatten.
Schafhäutle hat nun eine neue Tafel berechnet, die künftig den hal-
lymetrischen Analysen bei Bestimmung des Alkoholgehaltes zu Grunde
gelegt werden muss. Wir theilen hiervon denjenigen Theil mit, der
gewöhnlich benutzt werden muss, um den in 1000 Th. Bier gefun-
denen Weingeist in wasserfreien Alkohol überzuführen. Die Zahlen
in der ersten Columne drücken den gefundenen Weingeist, diejenigen
in der zweiten den entsprechenden Alkohoigehalt und jene in der
dritten die Differenzen zwischen der nebenanstehenden und vorher-
gehenden Zahl für Alkohol aus. Wenn die gefundene Zahl für Wein-
geist neben dem Ganzen noch Bruchtheile enthält, so braucht man
diese Bruchtheile bloss mit der dem Weingeist in ganzen Zahlen ent-
sprechenden Differenz zu multipliciren und das Produkt zu dem der
ganzen Zahl entsprechenden Alkoholgehalt hinzu zu addiren.
27
390
dem dem dem
Wein- |entsprechen | Diffe- Wein- entsprechen! Diffe- Wein- | entsprechen| Diffe-
geist Alkohol |renzen || geist | Alkohol |renzen || geist Alkohol | renzen
von von von
50 | 27,615
51 | 28,171 \0,556|| 68 | 38,102 |0,505]| 85| 46,923 | 0,519
52 | 28,727 |0,556|| 69 | 38,620 |0,518|| 86| 47,442 | 0,519
53 | 29,284 |0,557 87| 47,961 | 0,519
54 | 29,840 |0,556
71 | 39,656 | 0,518
55 | 30,396 =
72 | 40,175 |0,519
73 | 40,694 |0,519|| 90| 49,518 |0,519
57 | 31,561 |0,609)| 74 | 41,213 |0,519|| 91 | 50,037 |0,519
58 | 32,170 |0,609|| 75 | 41,732 \0,519|| 92| 50,556 |0,519
59 | 32,779 |0,609)| 76 | 42,251 |0,519|| 93 | 51,075 |0,519
60 | 33,388 |0,609|| 77 | 42,770 |0,519| 94| 51,594 | 0,519
61 | 33,996 \0,608) 78 | 43,289 |0,519|| 95| 52,113 |0,519
62 | 34,605 |0,609|| 79 | 43,899 |0,519|| 96 | 52,632 | 0,519
63 | 35,214 |0,609)| so | 44,347 |0,519|| 97| 53,151 |0,519
64 | 35,823 |0,609|| sı | 44,347 |0,525|| 98| 53,670 | 0,519
65 | 36,432 |0,609|| 82 | 45,366 |0,519)| 99| 54,187 | 0,517
66 | 37,041 |0,609|, 83 | 45,885 |0,519|| 100| 54,702 | 0,515
88| 48,480 | 0,519
89 | 48,999 | 0,519
r 37,597 =: 84| 46,404 | 0,519
56 | 30,952 |0,556
E 39,138 | 0,518
Bei Benutzung dieser verbesserten Tafel erhielt man im obigen Falle
die Zahl 3,7597 anstatt der frühern und mithin in Rücksicht auf das
Resultat der Destillation eine Uebereinstimmung, wie sie kaum bei
Wiederholung einer und derselben Bestimmungsmethode erzielt wird,
Bei einem andern Biere erhielt man durch Destillation 2,83, hallyme-
trisch 3,07 pCt. — Bei der Bestimmung des Extractes lie-
fert das hallymetrische Verfahren eben so genaue Resultate bei viel
schnellerer Ausführung. Nach der gewöhnlichen Methode wird sogar
die Extractmenge der Biere oft um 1— 2 pCt. zu hoch angegeben,
weil man sich meistens begnügt, das Extract nur bei der Tempera-
tur des kochenden Wassers anszutrocknen, was nie vollständig gelingt.
Die hallymetrische Probe ergab 5,57 pCt. Extraet, Ballings saccharo-
metrisch aräomelrische 6,27 — also um 0,7 pCt. mehr und durch
Verdampfen und Eintrocknen des Bieres bei + 102°C. 5,72, 5,74
und 5,73; durch Eintrocknen bei ++ 110—120° C, 5,397 und 5,470,
im Mittel also 5,433 pCt. — Das hallymetrische Verfahren verdient
der Genauigkeit und Zeitersparniss wegen nicht allein bei Bierunter-
suchungen angewendet zu werden, sondern es bietet auch dieselben
Vortheile in allen Fällen, wo es sich um die directe quantitative Be-
stimmung von Zucker, Extractivstoffen und ähnlichen Substanzen in
wässerigen Auflösungen handelt.
391
b. Literatur.
Physik. Angström, latente und specifische Wärme
des Eises. — Die latente Wärme des Eises ist von verschiedenen Physikern
sehr verschieden angegeben. Black erhielt dafür die Zahl 80, Wilcke, 72, La-
place und Lavoisier 75. Diese letztere galt lange Zeit für richtig, bis Regnault,
sowie Provostaye und Desains durch ihre Versuche 79,1 fanden. Dagegen kam
Person wieder auf die zuerst von Black gefundene Zahl zurück. A. macht nun
auf eine Untersuchung über diesen Gegenstand von Gadolin aufmerksam, die bis
jetzt den Physikern entgangen war. Wenn auch diese Versuche an Genauigkeit
den neueren nachstehen, so ersetzen sie diese doch durch ihre grosse Anzahl
— 184 — und dann hat auch die Beobachtungsweise selbst einige Vorzüge.
G. mengte abwechselnd in zwei Gefässen von verschiedener Grösse bald das
warme Wasser zum Schnee, bald den Schnee zum warmen Wasser, wodurch er
erreichte, dass der mögliche Fehler in dem Wärmeäquivalent des Gefasses zum
guten Theil aus dem Mittelwerth der Beobachtungen herausfiel. Der Schnee
hatte ımmer nahezu die Temperatur des Zimmers, weshalb hierbei die Strahlung
zu berücksichtigen war. Geschah dies auch auf eine Weise die minder zuver-
lässig erscheint, so verschwinden diese Fehler doch grösstentheils in den Beob-
achtungsmitteln. Ueberhaupt findet A. keinen Grund, der zu der Annahme be-
rechligt, dass diese Bestimmungen mit einem gemeinsamen constanten Fehler
behaftet wären. G. vertheilte seine Beobachtungen in 15 Gruppen und erhielt so
aus diesen als Mittelzahl 81,19. Da indess die Beobachlungen auf zweierlei
Weisen und mit zwei nngleich grossen Gefässen angestellt wurden, so ordnet
sie A. in vier Reihen und berechnete jede für sich, wobei sich als Mittelzahl
81,219 ergab. Es fragt sich nun: sind die specifischen Wärmen des Eises und
Schnee’s verschieden oder ist Person’s Zahl noch zu klein? G. fand keinen
Unterschied, der Schnee mochte von feinster Textur oder körnig sein. (Poygg.
Aun. Bd. XC. p. 509.) B.
Crookes, Anwendung der Photographie zum Studium ge-
wisser Polarisations-Ersceheinungen. — Crookes hat es versucht
dıe bekannten schönen Figuren, die man bei dünnen Platten von Krystallen, wie
Kalkspath und Salpeter, im Polariscope sieht, vermittelst der Camera obscura zu
fisiren. Einleitende Versuche gaben ihm zwar ein sehr vollkommenes Bild auf
dem Grundglase, jedoch war das Licht, wegen seines Durchganges durch meh-
rere hinter einander aufgestellte Linsen, die das Bıld auffingen und verkleiner-
fen, ehe es auf die Collodiumplatte fiel, und die beiden dunkelbraunen nicht ei-
nen Viertelquadratzoll grossen Turmaline ungemein schwach, so dass das Bild nicht
anders auf dem Glase gesehen werden konnte, als wenn man die Camera ob-
scura gegen die Sonne richtete und dabei alles übrige Licht von dem Auge aus-
schloss. Collodıum, obgleich unter den gewöhnlichen Umständen so ausseror-
dentlich empfindlich, erwies sich zum Copiren dieser Figuren als ganz unpas-
send, da die Platten, in ihrer nothwendig aufrechten Stellung, die zur Erlangung
eines Bildes erforderliche Aussetzung nicht ertrugen, ohne sich zu zerselzen.
Ebenso brachte die Bewegung der Sonne eine sehr ungleiche Wirkung hervor,
die dem Erfolge des Versuchs schadete. C. ersetzte daher die Collodiumplatte
durch ein empfindliches Papier und liess die Camera obscura mehrere Tage lang
gegen Norden gerichtet stehen. Das Resultat war nicht gut; doch zeigte sich,
dass Licht, welches eben intensiv genug ist, einen vorübergehenden Eindruck
auf die Netzhaut zu machen, mit der Zeit einen starken Eindruck auf eine em-
pfindliche photographische Fläche macht. Als Wheatstone nun erlaubte, seine
prachtvollen Turmaline und Krystalle zu benutzen, erhielt C. ohne Sonne ein sehr
deutliches Bild auf dem Grundglase ; er fand, dass selbst Collodium im zerstreu-
ten Himmelslicht einen guten Eindruck annahm, wenn es demselben, je nach der
Grösse und Beschaffenheit des angewandten Krystalls, eine halbe bis zwei Stun-
den ausgesetzt ward. Legt man die Camera obscura anfwärts gerichtet auf den
Boden, so hält sich die Collodiumplatte in hinreichend horizontaler Lage länger
Zu
392
als drei Stunden. Das beste Licht ist das eines bedeckten, zwar hellen, aber
sonnelosen Himmels. Die Camera obscura muss alle 2 oder 3 Minuten einen Qua-
dranten gedreht werden, um eine zu ungleiche Wirkung des Lichtes zu verhü-
ten. — Die im raschgekühlten Glase unter denselben Umständen entstehenden
Figuren liessen sich ohne Schwierigkeit copiren. Das Glas, eingefasst von ei-
nem schwarzen opaken Rahmen, stand anfrecht vor einem schwarzen Glasspie-
gel und dieser war so gestellt, dass er das auf ihn fallende diffuse Tageslicht
unter dem geeigneten Winkel horizontal reflectiren und durch das Glas senden
musste. Ihm gegenüber stand die Camera obscura mit einem Turmalin oder
Nicolschen Prisma vor der Linse, durch dessen Drehung die verlangie Figur er-
halten wurde. — Die Copien auf Collodium , das auf gewöhnliche Weise jodirt
worden, zeigten sowohl beim Kalkspath als beim Salpeler, eine weit grössere
und viel weiter ausgedehntere Zahl von Ringen als im Polariscop gesehen wer-
den konnte; während im letzteren höchstens neun Ringe zu sehen waren, lie-
ferte die Photographie zuweilen an funfzig, was in merkwürdiger Weise die
grössere Ausdehnung derjenigen Ringe zeigt, die von den jenseits der sichtba-
ren Strahlen liegenden brechbareren gebildet werden. — Um hierüber besseren
Aufschluss zu erlangen, rieth Wheatstone Bromsilber anzuwenden und die che-
mischen Strahlen mit schwefelsaurem Chinin fortzunehmen , weil dann der Ef-
fect von blossem Licht erhalten würde. Als C. auf einer Schicht von mit Brom
präparirtem Collodium, mit Dazwischensetzung eines anderthalb Zoll dicken Ba-
des von beinah gesättigter Lösung von schwefelsaurem Chinin, die in Salpeter
sichtbaren Figuren copirte, waren die Ringe auf die sichtbare Anzahl redueirt
und zugleich viel breiter, davon herrührend, dass in jedem Ringe eine grössere
Fläche das Bromsilber zu afficiren vermochte. Es zeigte sich hier aber eine
merkwürdige Verschiebung ; jeder Quadrant der inneren Ringe schien, statt seine
gewöhnliche Gestalt zu behalten, wie in zwei Hälften gebrochen, und die Hälf-
ten waren gegen die benachbarten Ringe abwechselnd gehoben und vertieft. —
Es wurde nun versucht, ob ein einaxiger Krystall — Kalkspath — unter ähnli-
chen Umständen auch eine abnorme Figur zeigen werde. Die bisher auf Jod-
silber erhaltene Figur war vollkommen regelmässig, die nur insofern von der im
Polariscope gesehenen abwich, dass sich die Ringe bis zu einer grösseren Enl-
fernung erstreckten. Beim Bromsilber mit dem Chininbade hätte die Figur nicht
mehr ein so regelmässiges Ansehen. Die Anzahl der Ringe war auf neun redu-
cirt, wobei der vierte und fünfte Ring mit gänzlicher Vernichtung ihres Zwi-
schenraumes zu einem einzigen breiten Ringe vereinigt erschienen. Dieselben
Resultate wurden stets, auch ohne das Chininbad erhalten, sobald man Brom-
silber als empfindliche Fläche anwandte. — Die Strahlen , welche diese abnor-
men Figuren hervorrufen, können daher schwerlich in dem brechbareren un-
sichtbareren Theil des Specetrums vorhanden sein, wenigstens in demjenigen Theil,
welcher vom schwefelsauren Chinin absorbirt wird ; ebenso wenig können sie
unsichtbare, jenseits des äussersten Roth liegende Strahlen sein, weil diese nicht
auf Bromsilber wirken. Für das Auge sind diese Figuren direct unsichtbar. Bei
Beleuchtung eines Polariscopes mit weissem Licht und dann mit jedem einzel-
nen Strahl eines sehr reinen Sonnenspeetrums konnte immer nur die normale
Figur wahrgenommen werden. Es ist also möglich, dass diese abnormen Figu-
ren durch unsichtbare Strahlen veranlasst werden, die bisher der Beobaehtung
entgangen und in dem sichtbaren Theil des Spectrums enthalten sind. (Phil.
Mag. Ser. IV. V. VI. p. 73.) B.
Chemie. — Walz, weiterer Beitrag zur Kenntniss der
Scrophularineen (vergl. p. 54.). Linaria Cimbalaria Mill., An-
tirrhinum Cymbalaria Liu. Es überzieht alte Mauern oft gänzlich mit
seinen zarten, an dünnen Fäden hängenden Blättern. Früher offieinell. Man
hielt die Pflanze für giftig und glaubte, sie mache einen Bestandtheil der Aqua
tophana aus. Dass es mit dieser giftigen Wirkung nichts ist, lehrt diese Un-
tersuchung. — Der Dampfdestillation unterworfen, lieferte es ein saures Destil-
lat, das auf der Oberhaut mit einer Fettschicht bedeckt war. Durch Aether ge-
löst hinterblieb eine feltartige, schuppig krystallinische Masse, welche beim Er-
393
wärmen und Reihen zwischen den Fingern eigenthümlich riecht. Die Ausbeute
bier geringer als bei anderen, bereits untersuchten Scerophularineen. Ist dieser
Körper mit den in andern Gliedern der Familie aufgefundenen identisch, dann
würde er den Namen Linarosmin, im andern Falle Cymbalarosmin
erhalten müssen. — Die Säure war ein Gemisch von Essigsäure und einer Fett-
säure. — Von dem durch Wasser erhaltenen sauer reagirenden, ziemlich bitte-
ven Auszuge des Krautes wurde die eine Hälfte des Extractes mit 90 pCt. Al-
kohol behandelt und die andere mit Bleizucker gefällt. Der Niederschlag wurde
zur Hälfte mit Schwefelwasserstoff und zur andern mit Schwefelsäure zersetzt.
Hierauf filtrirt fanden sich in der klaren Flüssigkeit ausser etwas Harz ein brau-
ner Farbestoff, — in HO leicht löslich — eisengrünender Gerhestoff, unorga-
nische Säuren, Weinstein- und Aepfelsäure. Das Schwefelblei wurde mit Alko-
hol digerirt. Der wenig bitter, aber stark kratzend nach Harz schmeckende
Auszug hinterliess — verdunsiet — eine glänzende, grünlich-rothgelbe amorphe
Masse, dıe an HO nur sehr wenig Bitler- und etwas Farbstoff abtirat und an
Aether etwas Chlorophyll. Beim Verbrennen entwickelt sich ein eigenlhümlicher
Harzgeruch, beim stärkeren Erhitzen entzündet es sich und verbrennt ohne allen
Rückstand mit russender Flamme. — Bleiessig fällte noch geringe Mengen der
genannten Stoffe und etwas Gummi. Das nun erhaltene Filtrat — vom Blei be-
freit — schmeckte ziemlich stark bitter, erlitt — mit Ausnahme von Gerbstoff
— keine Veränderung durch Reagentien. Der dadurch entstehende weissflockige
Niederschlag, färbte sich bald grau. Geirocknet wurde er mit 80 pCt. Alkohol
digerirt, der eine goldgelbe Farbe und einen stark bittern und kratzenden Ge-
schmack annahm. Aus dem Rückstande — nach Verdunstumg des Alkohols —
zog Aether eine dunkel goldgelbe, harzarlige Masse von sehr scharfem und krat-
zendem Geschmack aus, die als die Schärfe der Pflanze betrachtet werden
kann(Cimbalacrin). Das im Aether Unlösliche ist der Bitterstoft der Pflanze
(Cymbalarin, wenn er nicht identisch ist mit dem der anderen Glieder).
Die Menge ist geringer als bei allen andern. — Die übrigen Bestandtheile sind
weniger von Bedeutung. — Bestandtheile der Asche dieser Pflanze: KO
4,93, NaO 4,62, CaO 24,00, MgO 7,92, PO5 11,91, SO3 2,78, EIH 2,63, CO2
12,36, SiO? 9,46, Kohle und Sand 23,39= 100,00. (Jahrb. f. pract. Pharm.
Bd. XXVII. p. 129.)
Beissenhirtz hat gefunden, dass, wenn man Anilin oder ein Salz
desselben auf einer Porcellanfläche mit einigen Tropfen concentrirter Schwefel-
säure und einem Tropfen einer Lösung von chromsauren Kali zusammenbringt,
nach einigen Minuten eine rein blaue Farbe Hervortritt, die weit verschieden ist
von der, die Strychnin unter gleichen Umständen bewirkt. (Ann. d. Chem, und
Pharm. Bd. LXXXVU. p. 375.) W..B.
v. Planta und Kekule haben das Nicotin der Einwirkung
des Jodäthyls unterworfen und hierbei folgende Resultate erhalten. Die Ein-
wirkung beider Substanzen, die schon hei gewöhnlicher Temperatur eintritt —
Trübung und Abscheidung von braunen Oeltropfen — wird durch Hitze sehr
beschleunigt. In eine Röhre eingeschlossen ist die Reaction bei der Tempera-
tur des siedenden Wassers in einer Stunde beendet ; die Masse erstarrt zu gel-
ben Krystallen. Ueberschüssiges Nicotin ist zu vermeiden, da es des hohen
Siedepunktes wegen nicht entfernt werden kann. Gleichzeitig entsteht siets, und
zwar in um so grösserer Menge, je länger die Einwirkung gedauert, ein rothes
jodhaltiges Zersetzungsprodukt, das beim Lösen in HO sich theilweise als harz-
artiges Pulver zu Boden setzt. Aus der wässrigen Lösung erhält man das Ae-
thylnicotinjodid (CHH%N)) als strahlige Krystallmasse, wobei sich wieder
ein Theil der rothen Substanz absetzt. Die Krystalle zerfliessen in feuchter
Luft, sind äusserst leicht löslich in HO0, wenig in Alkohol und Aether. Aus
der heissen alkoholischen Lösung erhält man schöne, zu Warzen gruppirte, farb-
lose Säulen; ebenso wenn bei der Einwirkung eine Verdünnung durch Alkohol
stattgefunden hat. Durch absoluten Alkohol ist die rothgelbe Mutterlauge zu ent-
fernen, — Aethylnicotinbromid. DieEinwirkung des Bromäthyls ist eben
394
so energisch, wie die des Jodäthyls. Die Krystalle sind sehr zerfliesslich und
selbst in absolutem Alkohol ziemlich löslich. — Aethylnicotn. Aus den
beiden ersteren Verbindungen kann die Base nicht durch Kali abgeschieden wer-
den , wohl aber durch frisch gefälltes Silberoxyd. Die Lösung ist farblos, rea-
girt stark alkalisch, schmeckt äusserst bitter und hat keinen Geruch. Gegen
Salzlösungen verhält sie sıch wie fie Alkalien. Die Lösung färbt sich schon
beim Stehen an der Luft und zieht aus dieser begierig CO2 an; sie kann nicht
eoncentrirt werden. Sie färbt sich dabei, selbst im luftleeren Raum, tief roth-
braun und scheidet braune zähe, in Wasser nur schwierig lösliche Tropfen ab,
die stark nach faulen Fischen riechen. — Salze des Aethylnicotins.
Sie scheinen sämmtlich in HO sehr löslich zu sein. Selbst Gerbsäure bewirkt
keinen, nur Pikrinsäure einen schwefelgelben flockigen Niederschlag. Das salz-
saure Salz liefert beim Verdunsten im luftleeren Raum eine strahlige Krystall-
masse. Die Verbindungen mit Schwefel-, Salpeter. und Oxalsäure erhielt man
als zähen Syrup mit einzelnen Kıystallparcellen; das essigsaure Salz zeigle keine
Spur von Krystallisation.— Doppelsalze des Aethylnicotins. ]. Ae-
thylnicotinplatinchlorid (CHHI2NCI+ PıCl®? oder C!0A?LCEHS)NCI+
PıCl?). Anfangs ein flockig gelber Niederschlag, der bald orangeroth und kıy-
stallinisch zu Boden fällt. Aus der Lösung in heissem Wasser scheidet sich das
Salz in rhombischen, meist zugespitzten Säulen von orangerother Farbe aus.
In Alkohol fast, in Aether unlöslic. 2. Aethylnicotingoldchlorid.
Schwefelgelber Niederschlag, aus der heissen Lösung prachtvoll goldgelbe Na-
deln. 3. Aethylnicotinpaladiumchlorür. Beim Verdampfen eine
braune gummiartige Masse, die aus der alkoholischen Lösung bei freiwilligen
Verdunsten grosse rhombische Tafeln von brauner Farbe hinterlässt. 4. Ae-
thylnicotinquecksilberchlorid (CH4HW2NCI+3HgCl). Weisser flocki-
ger Niederschlag, der bald harzartig zusammenballt und beim Erwärmen schmilzt.
In siedendem Wasser löslich ; schneeweisse, zu Warzen gruppirte Krystalle schei-
den sich daraus nach längerer Zeit ab. — Die einfacheren Formeln der Dop-
pelverbindungen, namentlich der Jodgehalt des Aethylnicotinjodids geben weitere
Stützen für die einfachere Formel des Nicotins (CIHTN). — Das trockne Ae-
ihylnieotinjodid zerfällt beim Erhitzen in Jodäthyl und Nicotin, deren Dämpfe
zum Theil wieder auf einander einwirken und so das zerlegte Jodid wieder re-
produeiren. Durch das Verhalten des Jodids und Bromids gegen Kali unterschei-
det sich die neue Base vom Nicotin. Sie gehört der vierten der Hofmannschen
Reihen an, d. h. sie steht zum Nicolin in einem ähnlichen Verhältniss wie z. B.
das Teträtbylammonium zum Triäthylamio. Zu dieser Ansicht führt das Verhal-
ten der Base gegen Kali, die Zersetzung des Jodids beim Erhitzen, die Geruch-
losigkeit der Base und die Krystallisationsfähigkeit ihrer Salze. Bei der Ein-
wirkung von Jodäthyl auf eine möglichst concentrirte Lösung der Base entstand
nur das frühere Jodid wieder. Es wurde also kein weiteres Aequivalent Aethyl
mehr aufgenommen. Hiernach war zu erwarten, dass das Aethyluicolin beim
Erhitzen in Nicotin und ölbildendes Gas zerfallen würde, und es wäre dies keine
geringe Stütze für die einfachere Formel des Nicotins gewesen. Die Zersetzung
scheint aber eine andere zu sein. — P. und K. halten dafür, dass die Base das
höchste durch Jodäthyl erzeugbare Substitutionsproduct des Nicotins ist, so dass
also das Nicotin — bei Annahme der einfacheren Formel — in die dritte der
Hofmann’schen Reihen gehört. Es ist also eine Nitrilbase, in welcher der € und
H (C!0H?) die Rolle der drei Aeq. H des Ammoniaks spielt. u 1.)
Schunck, Constitution der färbenden Substanzen des
Krapp. — In einem Briefe an die Herausgeber des Philos. Mag. und Journ.
verlheidigt Schunck seine Ansichten über die Zusammensetzung der aus dem Krapp
zu ziehenden Farbstuffe und über die Entstehungsweise derselben aus dem Ru-
bian gegen die Angriffe von Laurent (Ann, de Chim, et de Phys. 3 ser. Vol.
XXXVI.), dessen eigenthümliche theoretische Ansichten ihn verleitet haben, nicht
allein jene Umwandlungsweise anders zu deuten, sondern auch den einzelnen
Stoffen andere ihre Zusammensetzung ausdrücken sollende Formeln zuzuerthei-
395
len, ohne Rücksicht darauf, dass eine grosse Zahl der von Schunck beigebrach-
ten Thatsachen mit seiner Vorstellungsweise von diesen Substanzen nicht in Ein-
klang gebracht werden kann. Auf die Einzelheiten der Differenzen beider For-
scher kann hier nicht weiter eingegangen werden. Es sollen hier nur die da-
rauf Bezug habenden von Schunck festgestellten Thatsachen kurz angeführt wer-
den. 1) Der wesentlich die Eigenschaft des Krapps zu färben bedingende Stoff
ist das Rubian (C56H32030), das jedoch erst durch seine Zersetzung den eigentlich
färbenden Stoff, das Alizarin erzeugt. 2) Durch Einwirkung von Schwefelsäure
oder Salzsäure auf Rubian wird dieser Körper gleichzeitig auf drei verschiedene
Weisen zersetzt, indem er zur Bildung von Alizarin, Verantin, Rubiretin, Rubia-
nin und Zucker Anlass giebt, entsprechend den Formeln:
1. 1,44, Rubian = 4 At. Alızarin 4 14 At. Wasser
* 5632030 — 4014H50° + 14H0
0 1 At. Rubian = 2 At. Verantin + 2At. Rubiretin + 12 At. Wasser
= 656432030 — 2014H505+2C1+H 601-+-12H0.
3, 1A. Rubian + 9 At. Wasser—=2 At. Zucker+1 At. Rubianin
° — 56340304 9H.0 — 2C2H.2012-1 C32H19 4015
3) Bei der Zersetzung durch Alkalien liefert das Rubian dieselben Producie, mit
Ausnahme von Rubianin, anstatt dessen ein ähnlicher Körper, das Rubiadin, ent-
steht. Hier gelten also die Gleichungen 1. und 2., aber 3. wird durch
4 1 At. Rubian +2 At. Wasser=2 At. Zucker +1 At. Rubiadin
656432030 +20 —2C2E 120124 0321208
vertreten. 4) Durch Zersetzung mit Hülfe einer eigenen im Krapp enthaltenen
Fermentsubslanz, welche Schunck Erythrozym nennt, entstehen dıeselben Substan-
zen nur weder Rubianin, noch Rubiadin, sondern statt dessen zwei andere Kör-
per Rubiafin und Rubiagin. Auch hier finden daher die Gleichungen 1. und 2.
Geltung, aber weder 3. noch 4. sondern statt dessen
Bi At. Rubian +3 At. Wasser=2 At. Zucker+1 At. Rubiafio
" @564 32030 + 3H0 — 20412024 .032F.1309
gl At. Rubian 4-4 At. Wasser —2 At. Zucker+1 At. Rubiagin
° €56H3:030°+440—2C2HR20 12403211010,
(Phil. mag. Vol. VI. p. 187.*) H....2.
F. Penny, Werthbestimmung des Indig’s. — Zu den Me-
ihoden den Werth des Indigs zu bestimmen, welche bisher von Descroisilles,
Bolley, Dana, Fritsche, Chevreul, Reinsch angegeben wurden , fügt Penny eine
neue hinzu, die darauf beruht, dass der blaue Indig bei Gegenwart von Salz-
säure durch zweifach chromsaures Kali entfärbt wird. — Die von ihm vorge-
schriebene Methode ist folgende. Zehn Gran der feingepulverten Indig - Probe
werden mit zwei Drachmen rauchender Schwefelsäure angerieben, worauf die
Mischung bei Abschluss der Luft 12 bis 14 Stunden unter gelegentlichem Um-
rühren bei einer Temperatur von einigen zwanzig Graden Celsius digerirt wird.
Es ist gut der Mischung einige kleine Glasstücke hinzuzuselzen, um mit Hülfe
derselben desto sicherer die sich etwa bildenden Klümpchen von Indigo zu zer-
stören und dadurch die Einwirkung der Säure auf denselben zu erleichtern.
Nachdem das Indigblau vollkommen gelöst ist, giesst man die Lösung unter
Umrühren in ein halbes Quart warmen Wassers, spült das Glas, worin sie sich
befand, mit Wasser nach, und setzt ®/4 Unzen starker Salzsäure hinzu. — Zu
dieser Flüssigkeit setzt man tropfenweise eine Lösung von chromsaurem Kali,
von bekanntem Gehalt, bis ein Tropfen derselben auf eine weisse Steinplatte
oder auf einen Streifen Fliesspapier getropft eine braune oder ockerähnliche
Farbe ohne jede Beimischung von blau oder grün zeigt. Jene Lösung von
chromsaurem Kali stellt man sich am besten dar, indem man 71/2 Gran des
reinen und trocknen Salzes in so viel Wasser bringt, dass die Mischung 100
Volumtheile eines Alkalimelers einnimmt. Nach einem Versuche mit chemisch
reinem Indig sind 7!/a Gran dieses Salzes gerade genügend, um 10 Gran rei-
nen Indigs vollkommen zu entfärben. Jeder Theilstrich des Alkalimeters ent-
spricht daher einem Procent desselben in dem käuflichen Indig. (Quart. journ.
of the Chem. Soc. Vol. F. p. 297.*) H....2.
396
H. Rose, über die Niobsäure, die Pelopsäure nnd Tan-
talsäure.*) — Obgleich diese drei Säuren, namentlich in ihrem Verhalten
gegen NaO, eine gewisse Aehnlichkeit zeigten, so war andererseits die Verschie-
denheit doch wieder so gross, dass au einer Eigenthümlichkeit derselben nicht
zu zweifeln war. Seit Jahren fortgesetzte Untersuchungen — gemeinschaftlich
mit Weber, besonders um die Atomgewichte dıeser Säuren zu bestimmen und
die wichtigsten Verbindungen zu studiren — die sehr grosse Schwierigkeiten
zeigten und daher noch lange nicht beendet sind, haben ergebeu, dass, wenn
auch die Pelopsäure eine grosse Aehnlichkeit mit der Tantalsäure hat, beide
doch bestimmt verschiedene metallische Säuren sind; hingegen offenbarte sich
zwischen der Pelopsäure und der Niobsäure ein merkwürdiger und unerwarteter
Zusammenhang. — Bei der wiederholten Darstellung der den letzteren Säuren
entsprechenden Chloride wurde auffallenderweise bemerkt, dass, selbst wenn eine
vermeintlich reine Pelopsäure oder Niobsäure angewendet wurde, doch fast im-
mer nie ein reines Chlorid, sondern ein Gemenge beider erhalten wurde, während
bei der Bereitung der Tantalsäure dieser Umstand nie eintrat, sobald nur keiner
der durchaus erforderlichen kleinen Handgriffe — die Resultate langer und müh-
sam erworbener Frfahrungen — vernachlässigt worden. — Bekanntlich ist das
Chlorid des Niobs weiss, voluminös, in der Hitze flüchtig aber nicht schmelz-
bar, dass des Pelops gelb und sehr leicht schmelzbar. Letzteres ist zwar etwas
flüchliger als ersteres, aber dennoch war eine Trennung beider durch Wärme
sehr schwierig. Die voluminöse Beschaffenheit des Niobchlorids stellte sich
stets hindernd in den Weg, indem selbst nur bei geringen Mengen das Glas-
rohr sich verstopfte. Grössere Hitze hob zwar diesen Uebelstand aber dann
wurde stets mit dem Pelopchlorid auch Niobchlorid mit fortgerissen. Die Au-
wendung dieses Verfahrens wurde aber noch durch einen zweiten Umstand ver-
hindert, den nämlich, dass sich das Pelopchlorid, ähnlich wie das Tantalchlo-
rid, beim Erwärmen zersetzte, so lange sıch noch durch die Bildung der Chlo-
ride Kohlenoxyd erzeugt. — Waren nun die beiden Chloride unter günstigen
Umständen glücklich getrennt und wurden aus ihnen durch Zersetzen mittelst
HO die Säuren dargestellt, so gab jede derselben nach der Behandlung mit €
und &1 doch wiederum beide Chloride, gelbes und weisses, selbst wenn dieselbe
Säure zu wiederholten Malen derselben Behandlung unterworfen wurde. Als Ur-
sache glaubte man die besprochenen Umstände annehmen zu dürfen. Als nun,
nach vielen mühevollen, aber vergeblichen Versuchen, die ein günstligeres Resnl-
tat herbeiführen sollten, eine kleine Menge sehr reiner Niobsäure, mit einer sehr
grossen Menge C sehr innig gemengt, unter Anwendung aller Vorsichtsmaassre-
geln und unter Vermeidung von aller atmosphärischen Luft mit &1 behandelt
wurde , erhielt man das überraschendste Resultat; das reinste gelbe Pelopchlo-
rid ohne die geringste Spur von Niobchlorid. Ersteres konnte verflüchtigt wer-
den, ohne nur eine Spur von weissem Chloride oder von ahgeschiedener Säure
zu zeigen. Die grosse Menge der C urd eine anfangs gelinde Hitze waren
nicht die Ursachen des Erfolges, denn bei Wiederholungen unter gleichen Be-
dingungen wurde er nicht erzielt. Endlich wurde ein Versuch unter Anwen-
dung von ]) einer sehr grossen Menge C, 2) einer sehr sorgfältigen Vertreibung
aller Feuchtigkeit durch starkes Glühen des Gemenges in trocknem Kohlensäu-
regase, 3) einer vollständigen Vertreibnng der CO2, nachdem das Gemenge in
diesem Gase erkaltet war, durch einen sehr raschen Strom von Chlorgas , das
erst hinzugeleitet worden, nachdem alle atmosphärische Luft aus dem Chlorap-
paralte ausgetrieben worden war; 4) endlich einer sehr geringen Erhitzung,
nachdem alle Theile des Apparates so mit Chlorgas angefüllt waren, dass sie
intensiv gelblich-grün erschienen. Bei Anwendung dieser Vorsichtsmaassregeln
erhielt man stets ganz denselben überraschenden Erfolg: Das reinste Pelop-
chlorid, mochte dazu reine Niobsäure, reine Pelopsäure oder die Säure,
welche unmittelbar aus den Columbiten von Bodenmais und von Nordame-
rika und aus dem Samarskit vom Ural (Uranotantal, Yitroilmenit von Herrmann)
erhalten, angewendet worden sein. Sobald aber auch nur eine dieser Bedin-
*) Vergl, hierzu Pogg. Ann, Bd. LXIX, p. 115.
397
gungen nicht innegehalten wurde, erhielt man selbst aus einer Säure eines sol-
chen Chlorides stets wieder beide. — Diese Versuche geben den Schlüssel zu
allen Erscheinungen, die früher die Trennung beider Chloride so schwierig mach-
ten, — Ist das gelbe Chlorid einmal gebildet, so verwandelt es sich unter kei-
nen Umständen mehr in das weisse, wenn nur der Apparat mit reinem Chlor-
gas angefüllt ist. Bei Gegenwart von Kohlenoxydgas erzeugt sich aber beim Er-
hitzen kein weisses Chlorid, wohl aber die dem Chloride entsprechende Säure ;
nicht so bei Anwesenheit von reinem Chlorgase. — Das gelbe Chlorid sublimirt
in Nadeln, die beim Erwärmen schmelzen und nach dem Erkalten ein krystal-
linisches Haufwerk bilden. Aus ihm erhält man durch Behandeln mit HO die
dem Chlorid entsprechend zusammengesetzte Säure. Sie ist nicht gauz vollkom-
men unlöslich in der sich zugleich bildenden verdünnten EIH, weshalb die Aua-
iyse des Chlorids mit Schwierigkeiten verknüpft ist. — Das weisse Chlorid er-
hält man, wenn man nicht so viel C nimmt, das Gemenge in einer Atmosphäre
von CO? glüht, dann sogleich, ohne erkalten zu lassen, reines Chlorgas darüber
leitet und nun die stärkste Hitze gibt, welche das Glas ertragen kann. Nach
wenıgen Augenblicken erscheint das weisse Sublimat. Die Bildung einer kleinen
Menge des gelben Chlorids ist hierbei nicht vollständig zu vermeiden; es bildet
sich namentlich gegen Ende der Operation. Ist alles CO durch El entfernt, so
kann das gelbe Chlorid verflüchtigt werden, jedoch nicht ohne grösseren oder
geringeren Verlust des weissen, von welchem letzteren jedoch die grösste Menge
als rein erhalten wird. — In beiden Chloriden, sowie in 'den daraus darge-
stellten Säuren ist also dasselbe Metall enthalten. Die Säuren, sowie die Chlo-
ride verhalten sich völlig verschieden von einander; einmal gebildet können sie
nicht oder nur durch Umwege in einander übergeführt werden. Bloss isomeri-
sche Modificationen sind jedoch die Säuren nicht, denn nach allen übereinstim-
menden Untersuchungen ist der Chlorgehalt in beiden Chloriden ein verschiede-
ner. Das frühere Pelopchlorid, obgleich nicht genz rein, zeigte schon früher
einen grössern Chlorgehalt als das reine Niobchlorid; in der jetzt rein darge-
stellten Verbindung stellte er sich noch höher heraus. Die Pelopsäure muss
also mehr O enthalten, als die Niobsäure. Der Gehalt konnte jedoch nicht un-
mittelbar in beiden Säuren bestimmt werden. — Die Niobsäure lässt sich je-
doch auf keine Weise durch oxydirende Mittel — auch nicht durch die heftig-
sten — in Pelopsäure verwandeln. Auch vor dem Löthrohr ist das Verhalten
beider Säuren verschieden. Ein solches Verhalten ist ein so eigenthümliches,
dass wir im ganzen Gebiet der Chemie kein analoges kennen. Der Pelopsäure
scheint indessen durch gewisse aber nur wenige reducirende Mittel etwas O ent-
zogen werden zu können. Das Verhältniss des O-in beiden Säuren — aus dem
Chlorgehalt der Chloride geschlossen — ist ein sehr anomales. Nur bei zwei
Oxydationsstufen des S finden wir ein gleiches. — Zweifelhaft ist es, ob das
weisse Chlorid nicht noch eine geringe Menge O enthalte und daher als ein
Acichlorid zu betrachten sei. Er ıst jedoch äusserst geringe und es ist Hofl-
nung vorhanden, das Chlorid ganz sauerstofffrei zu erhalten. — Jedenfalls sind
beide Säuren Oxyde desselben Metalls, und dieses darf daher nur eine Benennung
haben. R. entscheidet sich für den Namen Niobium. Die höchste Oxydations-
stufe — aus dem gelben Chlorid — nennt er Niobsäure; für die niedere be-
stimmt er keinen Namen, da dieser von der Zahl der Oxydationsstufen abhängt,
die erst noch zu finden sind. Niobichte Säure will er sie nicht nennen, weil
das Verhältniss des O in derselben zum Metall nicht ein solches ist, wie es
bei den Säuren von analoger Benennung stattfindet. (Pogg. Ann. Bd. XC. pag.
456.) W.B.
Anderson, über den Nahrungswerth verschiedener Vieh-
futter. — Der Verfasser (Chemist to the Highland and Agrieult. Soc. of Scot-
land) hat eine grosse Anzahl von Viehfulter auf ihren Nahrungswerth geprüft.
Er hat es vorgezogen, den Nahrungswerth nicht durch den Stickstoffgehalt, son-
dern durch den Gehalt an einer Proteinsubstanz auszudrücken, indem er nach
dem gefundenen Stickstoffe den Gehalt an eiweissartigen Materien berechnet.
398
= e 3 ‚Rapsölkuchen. y Be ET 3 S ee: ul.
Bells een 3 |=8 |283 885) 5 | 3 |233 38203
28 = = 'S E- a ssa|s=s|ssä| = 3 5= |35 |3=s3
ee "> = = Su na =) 28, I28° E) 3 “m oO= 128059
= = en = a5 =) = O3 82 ER = ei ae 53 =
——————————— Enns mn nn mine inne sn nn ins nn Sn am Tann In na Be en nn rm
Wasser 12,44 | 7,50 | 12,27 |10,11 | 8,64 |11,72 |11,63 |11,62 |11,19 | 15,84 |12,56 |12,21 [13,00 | 19,23
Oel 12,79 | 34,00 | 10,00 | 9,68 114,32 110,42 | 5,75 | 9,50 | 9,08 | 1,59 | 1,58 | 1,51 | 1,22 5
Eiweissartige Materien 27,69 | 24,44 | 30,19 | 29,55 | 27,69 18070 | 31,46 |28,79 | 25,16 | 24,70 | 27,05 | 23,49 | 20,06 | 8,25
Asche 6,18 | 8,38 6,77 | 7,67 | 6,69 | 9,05 |12,98 | 7,85 | 5,64 | 8,86 | 8,12 | 3,14 | 3,56 | 6,67
Uebrige Bestandtheile 40,95 | 30,73 | 40,77 |42,99 |42,66 |28,01 |383,18 |42,24 |48,93 | 54,51 | 55,69 | 59,65 | 62,16 | 65,85
100,00 |100,00 |100,00 |100,00 |100,00 |100,00 100,00 1100,00 |100,00 [100,00 |100,00 |100,00 100,00 | 100,00
Stickstoff 4,33 18,85 |4,74 |4,64 |4,33 |4,82 |4,94 |4,52 [3,95 18,89 |4,18 |8,70 [3,16 |1,30
Kieselsäure 1,05 N 0,73 | 2,15 55 0,68 |8,86 12,14 |1,32 >
Phosphate 9,73 | 2,03 3,88 [4,21 |3,738 |3,66 16,93 18,08 12,19. |0,49. 10,89 [0,89 |0,95 | 0,24
Phosphorsäure 0,55 | 0,12 | 0,48 | 0,58 1|0,44 |0,07 |8,27 |0,08 [0,15 [0,46 |0,29 10,63 | 0,40 2
Winterbohnenstroh. | 5 sn |. & : Br f En 3
= 3 |888| 85 | 24 |85 Es: 3< |3< |2<° |3<° |35 1558| ©
BES EINE ee
—————— ee
Wasser 20,90 | 22,01 | 20,40 |11,94 |13,63 |12,31 |12,51 |16,09 | 8,99 |12,13 |15,80 |10,70 |13,16 | 16,88
Oel = 5 en 3,30°| 1,72 | 1,51 | 1,78 | 1,49 | 1,80 | 1,26 | 1.59 |20,98 | 3,46 | 1,99
Eiweissarlige Materien 6,79 110,85 | 5,71 24,25 |19,43 | 24,57 | 24,25 | 28,32 | 28,57 | 26,54 | 26,78 |12,70 | 9,27 | 9,01
Asche 6,36 | 6,22 | 6,39 | 2,52 | 2,04.| 2,79% | 2,63 .| 1,49 | 2,50 |. 2,35 | 2,84 | 2,64 | 1,73 | 1,57
Uebrige Bestandtheile 65,96 | 61,42 | 67,50 | 57,99 | 63,18 | 58,82 | 58,78 | 52,61 | 58,64 |57,72 | 53,04 | 52,98 | 72,38 | 70,55
100,00 100,00 | 100,00 1100,00 |100,00 |100,00 [100,00 |100,00 |100,00 [100,00 |100,00 |100,00 [100,00 | 100,00
Stickstoff 1,07 | 1,63 0,90 | 3,82 | 3,06 | 3,87 | 3,82 | 4,46 | 4,50 | 4,18 | 4,21 | 2,00 | 1,46 | 1,42
Phosphate 1,35 | 0,68 | 0,89 | 0,87 | 0,60 | 0,60 | 0,66 | 0,86 | 0,90 | 0,89 | 0,98 | 1,48 | 0,71 | 0,53
Phosphorsäure IF, = 5 0,16 | 0,25 | 0,51 | 0,70 | 0,48 | 0,386 | 0,29 | 0,46 | Spur | 0,14 | 0,28
399
le ie Ne . les. = Heu >
ee zen
ıZ a2 = ee) 2 SI Bra SG So
s5 |25,.8 |es8 5 1588 3 een
ges rn 23% DOT SE 2 =, En
Wasser 13,84 | 11,23 |12,66 | 12,06 |15,97 |10,89 | 14,69 16,54 | 13,18 | 16,84
Oel z L 3 >} RD: 6,12 99 1,88 >} 2,69 222 22 97
Eiweissarlige Materien 1,50 |! 1,37.|10,16 | 1,50 | 7,74 | 1,90 | 9,84 | 6,16 4,00 |13,52
Asche 6,80 | 7,98 | 2,66 | 4,81 | 2,14 | 6,24 | 1.62 | 7,41 5,26 | 5,21
Uebrige Bestandtheile 78,36 | 79,42 | 68,40 | 81,68 | 71,27 | 80,97 | 71,16 | 69,89 | 77,61 | 64,43
100,00|100,00 1100,00 |100,00 [100,00 [100,00 1100,00 100,00 | 100,00 | 100,00
Sticktoff 0,22 | 0,20 | 1,60 | 0,22 | 1,22 | 0,30 | 1,55 | 0,97 0,63 | 2,13
Phosphate ; 0,06 | 0,14 | 0,65 | 0,08 | 0,56 | 0,24 | 0,91 0,20 0,52 | 0,86
Phosphorsäure „ ER) 0,01 ” 0,35 ” Spur ” », ”
100 Theile der folgendee Substanzen enthalten an
Oel
Eiweissart. Mat.
Kuhgras (T. medium)
Turnips
Rother Klee
(Journ. of agricult. Nr. 39. p. 508
21. u. 22.)
Lucerne
WW. RB.
Centralbl. 1853. Nr.
Chem. pharns
400
Völcker, über die Zusammensetzung und den Nahrungs-
werth verschiedenen er ünen Futters. — Bevor noch Andersons Ar-
beit bekannt war, hat auch V. (Prof. of Chem. Royal Agricult. College, Ciren-
cesler) eine grössere Anzahl von Futterstoffen im agricultur - chemischen Sinne
untersucht. Wir lassen die Resultate hier folgen.
Sinapis alba 87,4 3,287 | 7,278
Symphyt. asp. d. Blätt.** | 88,4 | 2,712 | 6,898
Stengel 94,74 | 0,69 3,81
2,04 26,12 | 57,69 | 16,19
1,99 |23,37 |59,49 | 17,14
0,76 13,06 | 72,49 | 14,45
87,05 | 2,762 | 8,578| 1,61 |21,31 | 66,257| 12,433
88,6 | 3,844 | 6,702] 0,854 |33,8 158,6 | 7,6
89,01 | 3,61 | 6,53 | 0,85 |32,43 | 59,67 | 7,9
86,28 | a,75 | 7,1 1,87 |sa,68 |51,68 |13,64
80,77 | 2,861 | 14,389| 1,98 | 14,87 | 75,09 | 10,04
91,96 | 1,764 | 4,984! 1,292 | 22,019! 61,912] 16,069
Schwed. Turnipsköpfe | 83,367| 2,087 | 7,25 | 2,296 | 17,944! 62,32 | 19,736
Turnipsköpfe (Norf.bell) | 91,284] 2,456 | 4,74 | 1,52 | 28,175| 54,386| 17,439
(The Journ. of agrieult. and the transact. of the Highland a. agricult. soc.
of Scotland. 1853. p. 56. aus dem chem. Centralöl. p. 500.) W.B.
Zusammenstellung der Bestandtheile f. prakt. Zwecke.
Im natürlichen Zustande: | Bei 1000 getrocknet
Eros 828283
Wasser. a@aen 2” 25|Asche. |4% 2E 29% Asche.
23823232 25022282
EFEEFTE ass |ja258
Trifolium pratense 80,64 | 3,606 | 13,784| 1,97 | 18,64 | 71,17 |10,19
repens 83,65 | 4,52 110,26 | 1,57 |28,31 |62,09 | 9,60
hybridum 76,67 | 4,825 | 16,445) 2,06 | 20,69 !70,49 | 8,82
Medicago lupulina 77,57 | 4,481 |15,949| 2,00 | 20,00 | 71,09 | 8,91
sativa 73,41 | 4,4 19,110] 8,08 |16,56 | 71,36 | 11,58
Melilot. (Bokhara Clov.)* | 81,3 | 3,281 | 13,529] 1,89 !17,56 | 72,33 |10,11
Onohrychis sativa 771,32 | 3,512 | 17,438] 1,738 |15,5 |76,87 | 7,68
Vicia sativa 82,16 | 3,56 !12,74 | 1,54 |20,00 | 71,37 | 8,68
Plantago lanceolata 80,79 | 2,481 ie 1,88 !12,94 | 77,55 | 9,51
Brassica Napus
botrytis. Blühten
Blätter
oleracea
Lolium Italicum
Mangoldblätter
J. Thomas Way, über den Nahrungswerth verschiedener
Futterstoffe, — W. (Consulting Chemist to the Royal Agric. Soc. of Eng-
land) hat gleichfalls eine Anzahl der gewöhnlichen Futtergräser und Kräuter auf
ihren Gehalt an Fett und die zur Ernährung dienenden Stoffe untersucht.
I. Analyse der Futtergräser und Kräuter, frisch, in dem Zustande, so
wie sie vom Felde kamen. Alle Data gelten für das Jahr 1849. Die Zahlen
in dieser und der folgenden Tahelle bedeuten: 1. Wasser, 2. fleischgebende
Substanz, 3. Fett, 4. wärmegebende Substanz, 5. Holzfaser und 6. Asche..
*) Hat den Geruch des Melilotus, enthält, wie dieser Benzoesäure und
Cumarin, ist dem weissen Melilotus so ähnlich, dass man nicht umhin kann,
ihn für eine Art Melilotus zu halten.
**) Eine caucasische Pfianze, 1811 von Loddige von Hackeney als Zier-
pflanze in England eingeführt, dann als Futterpflanze angebaut. Das Rindvieh
geht anfangs schwer daran, wegen der stacheligen Beschaffenheit der Blätter, ge-
wöhnt sich aber nach und nach dazu,
Anthoxanthum odoratum
Alopecurus pratensis
Arrhenatherum avenaceum
Avena flavescens
Avena pubescens
Briza media
Bromus erectus
Bromus mollis
Cynosurus eristatus
Dactylis glomerata
Dieselbe mit reifer Frucht
Festuca duriuscula
Holeus lanatus
Hordeum pratense
Lolium perenne
Lolium italicum
Phleum pratense
Poa annua
Poa pratensis
Poa trivialis
Gras von einer nassen Wiese
Dasselbe, zweiter Schnitt,
Annual rye-grass
Trifolium pratense
Trifolium pratense perenne
Trifolium incarnatum
Trifolium medium
Dasselbe, andere Probe,
Trifolium procumbens
Trifolium repens
Vieia sativa
Vicia sepium
Onobrychis sativa
Medicago lupulina
Plantago lanceolata
Poterium sanguisorbia
Medicago sativa
401
II, Analysen der bei 100° getrockneten Kräuter.
Anthoxanlhum odoratum
Alopecnurus pratensis
Arrhenatherum avenaceum
Avena flavescens
Avena pubescens
Briza media
Bromus erectus
Bromus moilis
Cynosurus cristatus
Dactylis glomerata
Dieselbe, reife Samen,
Festuca duriuscula
Holcus lanatus
Hordeum pratense
Lolium perenne
Loliam italicum
Phleum pratense
Poa annua
Geerndtet am 1. Dale, 4. BE Tor
Mai 25... 80,35 2,05 0,67 8,54 7,15, 1,24
Juni 1. 80,20 2,44 0,52 8,59 ‚6,70 1,55
Juli 17. 72,65 8,54 0,87 11,21 9,37 2,36
Juni 29. 60,40 2,96 1,04 18,66 14,22 2,72
Juli 11. 61,50 3,07 0,92 19,16 13,34 2,01
Juni 29. 51,85 2,93 1,45 22,60 17,00 4,17
- 23.,:59,57° 3,18 1,35 . 33,19 2,11
Mai 8. 76,62 4,05 0,47 9,04 8,46 1,36
Juni 21. 62,73 4,13 1,32 19,64 9,30 2,38
- 13. 70,00 4,06 0,94 13,30 10,11 1,59
Juli 19. 52,57 10,93 0,74 12,61 20,54 2,61
Juni 13. 69,33 3,70 1,02 12,46 11,83 1,66
- 29. 69,70 3,49 1,02 11,92 11,64 1,93
Juli 11. 58,85 4,59 0,94 20,05 13,03 2,54
Juni 8. 71,43 3,37 0,91 12,08 10,06 2,15
- 13. 75,61 245 0,80 14,11 4,82 2,21
— 57,21 4,86 1,50 22,85 11,32 2,26
Mai 28. 79,14 2,47 0,71 10,79 6,30 0,59
Juni 11. 67,14 3,41 0,86 14,15 12,49 1,95
- 18. 73,60 2,58 0,97 10,54 10,11 2,20
April 80. 87,58 3,22 0,81 3,98 3,13 1,28
Juni 26. 74,53 2,78 0,52 11,17 8,76 2,24
- 8 69,00 2,96 0,69 12,89 12,47 1,99
- 7. 81,01 427 0,69 845 8,76 1,82
- 4. 81,05 3,64 0,78 -8,04 4,91 1,58
= 44.,,82,14 2,96 0,67 6,70. 5,78. 1,75
7. 74,10 6,30 0,92 9,42 6,25 3,01
- 21. - 77,57 4,22 1,07 11,14 4,23 1,77
-“ 18, 83,48 83839 0,77 7,25 83,74 1,37
- 18, 79,71 3,80 0,89 8,14 5,38 2,08
- 13. 82,90 4,04 0,52 6,75 4,68 1,11
- 9. 79,90 4,64 0,58 6,66 6,24 1,98
- 8. 76,64 4,32 0,70 10,73 5,77 1,84
- . 6. 76,80 5,70 0,94 7,73 6,32 2,51
- 84,75 2,18 0,56 6,06 5,10 1,35
- 85,56 2,42 0,58 6,85 3,44 1,15
- 6. 69,95 3,83 0,82 13,62 8,74 3,04
2. 3% ® 5. 6.
10,43 341 43,48 36,36 6,32
12,32 2,92 48,12 33,83 7,81
12,95 3,19 38,03 34,24 11,59
7,48 2,61 47,08 35,95 6,88
RT 239 49,78 34,64 5,22
6,08 3,01 46,95 35,80 8,66
9,44 3,98 82,02 5,21
17,29 lit 38,66 36,12 5,82
11,08 3,54 52,64 26,36 6,38
13,53 3,14 44,32 83,70 5,31
233,08 1,56 26,53 43,32 5,51
12,10 3,34 40,43 38,71 5,42
11,52 3,56 39,25 39,30 6,37
AT 2,30 46,68 81,67 6,18
11,85 3,17 49,24 35.20 7,54
10,10 8,27 57,82 19,76 9,05
11,36 8,55 53,835 26,46 5,28
11,83 3,42 51,79 30,22 2,89
402
4. 5
2 3. . 6.
Poa pratensis 10,35 2,63 43,06 38,02 5,94
Poa trivialis 9,80 3,67 40,17 38,03 8,383
Gras von einer nassen Wiese 25,91 6,53 32,05 25,14 10,37
Dasselbe, zweiter Schnitt, 10,92 2,06 43,90 54,80 8,82
Trifolium pratense 22,55 3,67 44,47 19,75 9,56
Trifolium pratense perenne 19,18 4,09 42,42 25,96 8,35
Trifolium incarnatum 16,60 3,18 37,50 32,39 9,78
Trifolium medium 24,33 3,57 36,36 24,14 11,60
Dasselbe, andere Pıobe, 18,77 4,77 49,65 18,84 1,97
Trıfolium procumbens 20,48 4,67 43,86 22,66 8,33
Trifolium repens 18,76 4,38 40,04 26,583 10,29
Vicia saliva 23,61 3,06 39,45 27,38 6,50
Vicia sepium 23,08 2,88 83,15 31,04 9,85
Onobrychis sativa 18,45 3,01 45,96 24,71 7,87
Medicago lupnlina 24,60 4,06 33,8l 27,19 10,84
Plantago lanceolata 14,29 3,67 40,29 33,07 8,68
Poterium sanguisorbia 16,75 4,01 47,40 23,87 7,97
Achillea millefolium 10,34 2,51 45,46 32,69 9,00
Medicago sativa 12,76 2,76 40,16 34,21 10,11
Centaurea nigra 9,79 2,07 46,09 35,04 7,01
Chrysanthemum leucanthemnm 1,58 3,49 45,02 37,88 6,63
Juncus glaucus 6,61 8,12 45,81 38,46 6,00
Papsver rhoeas 9,02 4,65 41,43 28,71 16,49
Ranunculus acris 9,93 4,28 52,69 25,94 7,71
Rumex acelosa Tl: Dad) 46,82 37,16 6,12
Sinapis arvensis 13,03 2,67 47,80 30,00 7,00
(Journ. of the royal Ayrie. Soc. of England. Vol. XIV. Part. I. p.
171—187 aus dem chem. Centralbl. pay. 561.) W.B.
E. Wolff, über den Nahrungswerth der Rapskuchen. —
Mit J. G. Bähr gemeinschaftlich hat W. auf der Versuchsstation der Leipziger
ökonom. Societät ın Möckern eine Reihe von Versuchen über Milch -, Fleisch-
und Düngerproduction bei Kühen angestellt. Nach ihnen berichtet er über den
Werth der Rapskuchen für die Landwirthschaft folgendes : 1 Pfund Rapskuchen
produeirt reichlich ®/a Pfund, unter Umständen im Mittel selbst 1 Pfund Milch
von guler Qualität. Letztere bezieht sich jedoch nur auf den Gehalt von But-
ter; diese nimmt bei sehr reichlicher Futterung mit Rapskuchen bekanntlich ei-
nen unangenehmen Geschmack an, weshalb nur da, wo die Milch als solche
verkauft wird, 2 Pfund Rapskuchen pro Kopf und Tag gereicht werden dürfen.
Bei der Milch wird der Geschmack um so weniger verändert, je mehr das übrige
Futter reich an stickstofffreien Nährmitteln, dagegen arm an Proteinverbindun-
gen ist. — Bei der Milchproduction kann 1 Pfd. Rapskuchen nicht durch 2
Pfd. Heu ersetzt werden ; behufs der Erhaltung eines miltleren Gewichtes bei
Kühen und Schafen muss man diese (uantität wenigstens gleich 2 Pfd. Heu
schätzen. Futtert man die Rapskuchen in geringer Quantität neben Stroh, Kar-
toffeln, Rüben überhaupt sehr stickstoffarmen Futtermitteln, so erzielt man oft
mit 1 Pfd. Rapskuchen denselben Nähreffect wie mit 3 Pfd. Heu. — Unter
günstigen Umständen wird die Fleischproduction durch die Futterung mit Raps-
kuchen in eben so hohern Grade gefördert, als durch irgend ein anderes Futter.
Die grösste Wirkung beobächtete man bei Kühen, welche auf einem mittleren
lebenden Gewichte sich befanden und bei der höchsten Milchproduclion an ein
ziemlich reichliches Quantum Rapskuchen im täglichen Fulter gewöhnt waren.
Als man ihnen diese ganz entzog sank das Gewicht rasch und bedeutend, stieg
aber wiederum regelmässig, als man dem täglichen Futter abermals 2 Pfd. Raps-
kuchen pro Kopf zulegte. 56 Pfd. Rapskuchen bewirkten innerhalb 14 Tagen
bei zwei Kühen eine Gewichtszunahme von zusammen 62 Pfd. Nach dieser Zeit
blieb das lebende Gewicht der Thiere bei ähnlicher Futterungsweise ziemlich
403
constant. Hätte man die tägliche Beigabe von Rapskuchen weiter bis auf 3—4
Pfund pro Kopf erhöht, dann wäre das lebende Gewicht der Thiere abermals
nach und nach um eine entsprechende Grösse gestiegen, aber schwerlich hätte
man jenen Effect in so kurzer Zeıt erreicht; je mehr die Thiere dem völlig
ausgemästeten Zustande sich nähern, desto langsamer nehmen dieselben, nament-
lich unter dem Einflusse eines und desselben Futtermiltels, am Gewichte zu. —
Bei Schafen producırt 1 Pfd. Rapskuchen töglich, in einem geeigneten Gemisch
verabreicht, in der ersten Periode der Mästung 20 Pfd. lebendes Gewicht; spä-
ter dem Anschein nach etwas weniger. Je mehr der Stickstoffgehalt in den
übrigen Fultermilteln zurücktritt, desto grössere Quantitäten Rapskuchen kann
man mit Erfolg futtern, ohne Fleisch von schlechter Beschaffenheit zu produei-
ren. Jedoch scheint ein grösseres Quantum als 2/3 Pfd. pro Kopf täglich nicht
räthlich. Verabreicht man einem Schafe von miltlerem lebenden Gewichte täg-
lich etwa 4 Pfd. Ruukelrüben, 1!/a Pfd. Heu und nach und nach steigend bis
zu 2/3 Pfd. Rapskuchen, so erhöht sich das Gewicht des Thieres, je nach Um-
ständen in 6—8 Wochen, also durch 28 bis 30 Pfd. Rapskuchen, im Mittel um
ungefähr 13 Pfd. — Grosse Beachtung verdient der günstige Einfluss der Raps-
kuchen auf. die Beschaffenheit des bei deren Futterung producirten Düngers.
Der Stickstoff der Rapskuchen geht bei Weitem zum grösseren Theile in den
Dünger über und wird in diesem während seiner längeren Ansammlung im Stalle
zurückgehalten, wenn er ziemlich feucht bleibt oder direct von Zeit zu Zeit mit
Wasser oder Jauche übergossen wird. Werden die Rapskuchen bei Schafen,
die nicht gemästet werden sollen, in geringer Menge verabreicht, so kann man
mit Bestimmtheit annehmen, dass bei der Ernähruug, sowie der späteren Gäh-
rung und Fäulniss des Düngers nur 1/g des ursprünglichen Gehaltes an Stick-
stoff verloren gehe , °/s des Düngwerthes der Rapskuchen aber dem dadurch
produeirten Dünger zu Gute komme. In ähnlicher Weise wird auch die Quali-
tät des Rindviehmistes durch die Rapskuchenfutterung erhöht. In die Milch
geht hier nur 1/; des Stickstoffs über, ?/s also in den Dünger, in welchem er
vollständiger zurückgehalten wird, da der Kuhmist ungleich mehr Wasser ent-
hält und kälter ist, als der Schafmist und daher auch einer langsameren Gäh-
rung unterliegt. — Bei der Mastfutterung wird dem Dünger, je nachdem die
Zunahme des lebenden Gewichtes schneller oder langsamer von statten geht,
noch weiter eine grössere oder geringere Menge Stickstoff entzogen werden.
Wie viel Stickstoff hier im Körper gebunden zurückbleibt, lässt sich mit Ge-
nauigkeit nicht bestimmen; jedenfalls erscheint die Angabe Boussingault’s, dass
auf 100 Pfd. lebendes Gewicht 3,66 Pfd. Stickstoff zu rechnen sind, zu hoch.
In eınzelnen Fällen kann, wie es scheint, fast die ganze Menge des in den
Rapskuchen enthaltenen Stickstoffs zur Fleisch- und Milchproduction verwendet
werden. So producirte man bei Kühen in 14 ‚Tagen durch 56 Pfund Raps-
kuchen (mit 2,8 Pfd. Stickstoffgehalt) 62 Pfd. Zunahme des lebenden Gewich-
tes und 38 Pfd. Milch — zusammen mit 2,49 Pfd. Stickstoff. Ist aber einmal
das der Futterungsweise entsprechende lebende Gewicht erreicht und bleibt die-
ses dann constant, so bleibt nur 1/g des Stickstoffs in der Milch und ?/g gehen
in den Dünger. Bei einer längeren Mästungsperiode kann man annehmen, dass,
unter sonst nicht ungünstigen äussern Verhältnissen , sowöhl bei Rindvieh wie
bei Schafen, durchschnitillch jede 21/, Pfd. Rapskuchen 1 Pfd. lebendes Ge-
wicht produciren. Hier kommt noch beinah ®/s, wenigstens aber 2/3 von dem
in den Rapskuchen enthaltenen Stickstoff deın Dünger zu Gute oder die Raps-
kuchen selbst verlieren bei deren Verfutterung an Mastvieh höchstens nur /s
an Düngerwerth. Bringt man den Dünger mit in Anschlag, so kann angenom-
men werden, dass die Rapskuchen in ihrer Bedeutung für die Landwirthschaft
von keinem andern Futtermittel übertroffen werden. (Wolff, zweiter Bericht
über die landwirthschaftl. Versuchsstation in Möckern.) W.B.
Oryctognosie. — A. Kenngott, mineralogische Noti-
zen IV.u.V. — 1) Kalkspath und Arragonit in Chalcedon. Ein rothes Stück
des letztern zeigt im Innern gelblich weisse verästelte Gebilde ganz so wie der
404
Arragonit als Eisenblühte. Unter der Loupe wurden viele kleine stumpfe Rhom-
boeder erkannt, welche auf jenen Aesten aufsitzen. Auch Eisenoxyd in kleinen
Kügelchen ist in der Masse vertheilt. Ein blass smalteblauer Chalcedon aus Ost-
indien enthielt stenglige Gebilde mit zerstreuten einzelnen weissen Punkten,
welch’ letztre unter der Loupe als Kalkspathkıystalle erschienen, während die
spiessigen Gebilde Aggregate unzähliger Rhomboederchen in homologer Stellung
waren. Diese sassen auf Spiessen, welche selbst Arragonit zu sein schienen.
— 2) Gyps. Ein farbloser Krystall aus England von 2‘ Länge stellt das kli-
norhombische Prisma © P = 11114’ dar, dessen scharfe Kanten durch das
vorherrschende Flächenpaar (© P oo) abgestumpft sind, und welcher nur noch
P
die gewöhnlich vorkommende Hälfte der Grundgestalt —— = 143028° trägt.
Hienach gibt die Projection auf die Ebene des klinodiagonalen Hauptschnittes
eine Figur, deren gegenüberstehende Zuschärfungsflächen den Mohs’schen P+»,
Pr+ © und Bar entsprechen. Sieht man nun senkrecht auf die Prismen-
Däche: so erscheint die Längendiagonale wie durch eine zart punclirte Linie in
dem Krystalle verzeichnet, die bei näherer Untersuchung eine Fläche ist. Die
sie darstellenden Pünktchen sind eine pulvrige Masse, deren Natur wie diese
ganze Bildung noch fraglich ist. Ein farbloser Steinsalzwürfel zeigt im Innern
einen farblosen Gypskrystall, der nur am untern Ende frei hervorragt. Er isı
ein Vierlingskrystall. An seinem Ende ist eine vierflächige Zuspitzung gleichsam
wie durch zwei klinorhombische Hemipyramiden. hervorgebracht, woran jedoch
die Spitze vertieft ist. Ein dritter Gypskrystall enthält einen unregelmässig ge-
stalteten Hohlraum, welcher fast ganz mit ‘einem Fluidum erfüllt ist und darin
eine bewegliche Luftblase erscheinen lässt. In einem zweiten Exemplare ist die
Flüssigkeit blassgelb gefärbt und in einem drilten fand sich Pyrit in undeutlichen
körnigen Kıystalloiden. Bei der Untersuchung von 15 ausgewählten Exemplaren,
theils farblosen, theils blassgelben Krystallen, schwankte das spec. Gew. zwi-
schen 2,313 bis 328, meist zwischen 2,315 bis 2,319, so dass das Mittel sich
auf 2,317 herausstellt. 3) Kugelbildung des Quarzes. An einem Exemplar aus
Sieilien erschien der Quarz in Absatz aus wässriger Lösung, in der sich wie
beim Erbsenstein viele kleine Kugeln bildeten, deren Zwischenräume mit klei-
nen Krystallen erfüllt sind. Die Kugelchen haben einen innern Kern mit con-
centrisch schaliger Bildung, um diese herum folgt krystallinisch stengliger Quarz
und darüber wieder concentrische Schalen. — 4) Einschlüsse in krystallisirtem
Flussspath: Kupferkies häufig als Begleiter findet sich oft auch als Einschluss
so bei Gersdorf, Marienberg, Cornwall, Derbyshire u.a.0., Pyrit eingeschlossen
in Derbyshire, Graueisenkies ebenda, Bleiglanz in Devonshire, Silberkupferglanz
in Sibirien, Silber verästelt bei Kongsberg, Rotheisenerz ın kleinen kugligen
Partien bei Altenberg und Zinnwalde, Quarz am Gotthard und bei Zinnwalde,
Kupferlasur und Malachit in pulvrigem Zustande bei Schneeberg u. a. O., Thon
im innigen Gemenge mit Flussspalh in Derbyshire, Flussspath in Flussspath bei
Marienberg, Luft oder wenigstens Hohlräume, Wasser mit beweglicher Lufthlase
in einem violblauen durchsichtigen Krystalle in Durham. — 6) Interponirte
Krystalle in Dichroitgeschieben von Ceylon. Unter der Loupe erscheinen in ei-
nem dunkelblauen Dichroit zahlreiche lamellare Kıystallchen von hexagonalen
und rhombischen öfter auch unbestimmten Umrissen, welche Hämatit oder Pyr-
rhosiderit sind. In einem andern lichten Geschiebe zeigten sich durchsichtige
grünlich - braune Krystalle des orthorhombischen oder quadratischen Systemes.
Ein noch lichteres Geschiebe enthielt zahlreiche lineare gelbliche bis farblose
Krystalle, ähnlich denen des Sillimanit oder Bamlit, und einige dunkel röthlich
braune durchscheinende von lamellarem Typus und rhombischer Gestalt. — 7)
Glauberit und Polyhalit aus Oestreich sind mehrfach verwechselt worden. Letzt-
rer stellt fleischrothe z. Th. ins Gelbe übergehende perlmutterglänzende durch-
scheinende bis undurchsichtige Massen dar. Die Analyse zweier Stücke ergab
23,23 — 25,19 Kalkerde, 38,83—4,51 Talkerde, 8,00—10,33 Kali, 4,82—0,09
Natrium , Spuren bis 0,41 Eisenoxyd, 7,34—0,14 Chlor, 47,45--58,23 Schwe-
405
felsäure 5,58—6,05 Wasser. Chlor und Natrinm sind theils sichtbar theils un-
sichtbar beigemengt. Die Formel des Polyhalits ist demnach 2 (3Ca, Mg, KO.
2803) -+3H0. 2803. Nur ein einziges Exemplar von Ischl, wenn es wirklich
dorther ist, erwies sich als Glauberit, Die Analyse ergab 20,37 Kalkerde,
21,60 Natron, 0,20 Natrium , 0,31 Chlor, 57,52 Schwefelsäure. — 8) Quarz
mıt eingeschlossenem krystallisirten Gold. Ein weisser bis farbloser Quarzkıy-
stall aus Siebenbürgen, schliesst viel Gold in den gewöhnlichen Moos- und haar-
förmigen verästellen Gestalten und in kleinen unter der Loupe deutlichen Kry-
stallen ein. Der Quarzkrystall hat eine weisse Rinde, welche das Gold im In-
nern nicht erkennen lässt, nur eine Bruchstelle verräth es. — 9) Bergholz von
Sterzing in Tyrol. Das Bergholz scheint eine Pseudomorphose wahrscheinlich
des Chrysotils zu sein, ındem das Eisenoxydul sich in Eisenoxyd verwandelt
und durch Ausscheidung eines Theiles der Talkerde sich der Gehalt dieser ver-
ringert haben mag. Das spec. Gew, wurde bei grünlich gefärblen auf 2,56,
bei braunem auf 2,45 — 2,40 bestimmt, während Wiedemann nur 2,001 fand.
Drei Analysen ergaben im Mittel 44,31—45,53 — 47,96 Kieselsäure, Spuren von
Thonerde, 21,88— 21,76 — 18,12 Eisenoxyd, 8,90—11,08— 12,37 Talkerde, 2,27
und bei den andern blosse Spuren Kalkerde, 21,57—22,01 — 21,64 Wasser.
C. v. Hauers Untersuchungen thun dar, dass die bisher aufgestellten Formeln
nicht constant sind. — 10) Bestimmung des spec. Gewichts des Pyrit. Nach
Malaguti und Dürocher ändert dasselbe mit der Crystallform ab. K. fand es
bei 10 Würfeln mit untergeordneten Flächen andrer Krystalle schwankend zwi-
schen 5,000 — 5,028. (Sitzungsberichte Wiener Akademie, XI. Juli.)
G.
Derselbe, 60 Krystallformennetze zum Änfertigen von
Krystallmodellen. (Wien 1853.) — Der Verf, gibt allen Freunden und
Anfängern der Mineralogie die zum Studium der Krystallographie unentbehrli-
chen Modelle gleichsam in die Hand. Die in ausreichender Grösse und mit
der erforderlichen Genauigkeit gezeichneten Netze brauchen nämlich nur auf
Pappe geklebt, die Flächen nach den angegebenen Linien eingeschnilten und zu-
sammengelegt zu werden, um das vollständige Modell zu erhalten. Eine An-
weisung zu dieser Manipulation ist beigegeben. Für Schulen empfehlen sich
diese Netze ganz besonders, indem sie dem Lehrer das Vorzeichnen ersparen
und der Schüler sich schnell eine schöne Sammlung genauer Kıystallmodelle an-
ferligen kann. G.
f Bischof, Mägdesprunger Hohofenproducte. (Quedlinburg
1853. 8.) Wir machen auf diese kleine Schrift aufmerksam , da sie wahr-
scheinlich nicht in den Buchhandel kommen wird und doch manche beachtens-
werthe Notiz enthält. Der erste Theil behandelt die Schlaken. In denselben
erscheinen helle auch grüne quadratische Tafeln von Humboldtilit, oft an den
Seitenkanten gleichwinklig abgestumpft, sehr selten in Zwillingen, theils mit pa-
rallelen, ıheils mit rechtwinklig. auf einander stehenden Hauptachsen. Ferner
rhombische Prismen von lichtapfelgrüner Farbe mit verschiedenen Winkeln, von
87 und 930, von 108 und 72 und von 124 und 56 Grad, in Zwillingen und
Drillingen, oft völlig von den quadratischen Prismen umschlossen. lm zweiten
Theile handelt der Verf, von der Bedeutung des Kohlenstoffs bei der Schmel-
zung des Eisens. G.
Geologie. — Br. Kerl, der Communion- Unterharz,
(Freiberg 1853.) — Die Einleitung stellt den Umfang, Geschichte und Ver-
waltung des Communiongebietes fest und weist auf das hohe Interesse des Ram-
melsberges hin, Von den 7 Abschnitten, in welche das Buch zerfällt, handelt
der erste S. S— 34 von den Bergbau des Rammelsberges, der zweite S. 35 —
74 von den Hüttenwerken und Fabriken zu Oker (die Saigerhülte,, Goldschei-
dungsanstalt, Schwefelsäure-Fabrik, Messing-Hütte und Kupferhammer), der dritte
S. 75— 82 von den Hüttenwerken zur Herzog Julius Hütte, der vierte 'S. 83
von denselben zur Frau Sophienhütte, der fünfte S. 85—90 vom Vitriolhof zu
28
406
Goslar, der sechste S.91—122 vom Eisenwerke bei Gittelde und Frischhammer
bei Badenhausen, der siebente endlich S.124—179 von der Geognosie um Gos-
lar und den Schluss bildet eine Zusammenstellung der Münzen, Masse und Ge-
wichte. Die Geognosie um Goslar ist von dem gründlichsten Kenner jener Ge-
gend, Fr. Ulrich in Ocker, bearbeitet worden und verdient eine ganz besondere
Aufmerksamkeit. Nach der allgemeinen Uebersicht über das Terrain schildert
der Verf, das Auftreten (des Granit und der Grünsleine (Diorit, Gabbro, Diabas).
Dann wendet er sich zu den Sedimentgesteinen. Sie beginnen mit devonischen
Schichten , als deren Glieder der Spiriferensandstein, der Calceolaschiefer (am
Adenberge), Orthocerasschiefer und Clymenienkalk bezeichnet werden. Die Schich-
ten des Kohlengebirges konnten noch nicht durch deutliche Petrefakten ausser
Zweifel gesetzl werden und Kupferschiefer fehlt gänzlich. Der Bunte Sandstein
tritt ın Thon- und Sandsteinschichten mit dünnen Roggensteinlagen auf, darüber
Muschelkalk und Keuper, letztrer in bunten Mergeln und Sandsteinen. Die Schich-
ten des Lias entsprechen den von Quenstedt mit « 8 y d & £ bezeichneten
Gliedern. Ueber den Jurensismergeln folgt eine Thonlage mit Trigonia navis,
dann Dogger als gelber und blauer Thon mit Ammonites Parkinsoni und als
drittes Glied des braunen Jura erscheint Kellowaython mit A. Jason, A. Lam-
berti u. a. Der weisse Jura ist repräsenlirt durch mergligen Kalk, dichten zu-
ckerkörnigen Kalk, durch dichten und oolithischen Kalk und endlich durch Port-
landkalk. Das Kreidegebirge gliedert sich bei Goslar in Hilsconglomerat, Hils-
ihon, Kalkstein und Sandstein, dann in Flammenmergel, Grünsand mit A. varians,
Terebratula gracilis u. a., helle Kalkmergel, feste und merglige Kalke mit
Feuersteinen mit Scaphites aequalis, Ananchyies ovata u. a., endlich in Sipho-
nienmergel: und Sudmergestein, letzter d’Orbigny’s Senonien entsprechend. Ueber
das Auftrelen tertiärer Gebilde lässt sich noch nichts mit Gewissheit sagen,
Endlich wird noch der interessanten Knochenbrecceie des Sudmerberges gedacht.
Gl.
Morlot, geologische Verhältnisse von ÜUntersteier. —
Den Leithakalk in Untersteier sprach M. für eocen an, weil derselbe mit den
versteinerungsreichen Schichten von Oderburg übereinstimmt, allein die vorkom-
mende Nummulina lässt doch einige Zweifel darüber. Mit dem des Wienerbe-
ckens hat er Pecten lalissimus , Cerithium rugosum u. a. gemein. Schwieriger
war aber die Bestimmung grüner melamorphischer Schiefer und andrer Gesleine,
indem sich die widersinnigen Lagerungsverhältnisse erst nach vielen Begehungen
ermitteln liessen. Der Hauptrücken des Gebirges bildet Kalk, häufig in Dolomit
umgewandell.e. An ihn an lehnt sich das Schiefergebilde. Dasselbe ist bald
mehr grauwackenartig, bald mehr Thonschiefer. An der Save, bei Laak steht
ein ächter schwarzer glänzender Thonschiefer an. Ausser bei Koprimitz , wo
er Fucoiden führt, ist er versteinerungsleer , aber nicht selten führt er Eıze,
z. B. Eisenerz in Edelsbach bei Drachenburg, silberarmen Bleiglanz bei Raswor
unweit Ratschach und im Thal von Lukautz, Spatheisenstein bei Sternstein.
Eigentlich eruptive Massen fehlen im Gebiet des Schiefers, aber seine metamor-
phische Natur unterliegt keinem Zweifel. Unverändert ist der Schiefer grau oder
dunkel, auch roth, metamorphosirt spielt er ins Grünliche und bildet hornstein-
porphyrähnliche Varietäten und tuffarlige Gesteine. Die Metamorphose lässt sich
vielleicht durch eine Durchdringung derselben Mineralwasser erklären , welche
den Kalk in Dolomit umwandelten. Jüngere vulcanische Gesteine fehlen nicht
ganz. Bei Cilli tritt hart an der Schiefergränze gegen den südlich anstossen-
den Sandstein Trachyt auf, der so dunkel als Basalt ist,» aber deutliche Feld-
spalhkrystalle führt, bei Maria Dobin schliesst er scharfe unveränderle Schiefer-
brocken ein. An der Oberflächengestaltung nimmt der Trachyt gar keinen Theil,
denn er bildet nicht einmal selbständige Hügel. Ein anderes Vorkommen ist
bei Dobrawa unweit Koprimitz. Die Tertiärgebilde betreffend hat man zuoberst
helle Mergel so bei Radoboj mit den berühmten Petrefakten. Diese Mergel ge-
hen nach unten in Leithakalk über z. B. bei Tüffer mit nordwestlicher Ausdeh-
nung bis Neukirchen und Doberneo, Schallegg und Wölau. Das mittlere Strei-
chen ist W 20° N, das Fallen südlich, Im südöstlichen Winkel der Provinz
407 j
dagegen ist das Streichen W 220 $. Nach unten geht der Leithakalk in ein
Conglomerat mit Quarz und Sandsteingeschieben über und dieser in ein gelbli-
ches Sandgebilde, welches auf dem steinigen Mergelgebilde liegt, das die Braun-
kohlen bedeckt. Bei Radoboj erscheint es als graner Leiten. Bei Sagor und
Tüffer finden sich unter demselben Lagerungsverhältnisse helle kalkige schiefrige
Mergel mit den durch Unger bearbeiteten Pflanzen, die geognostisch also Rado-
boj ganz gleich d. h. miocen sind. Die bei Sagor unter den Mergeln liegende
Braunkohle ist sehr ungleich entwickelt, von 20 Klafter Mächtigkeit bis zum
spurlosen Verschwinden mit plastischem Thon , Sand , Conglomerat und Mergel
im Liegenden. Zwischen Tüffer und Gouze fällt der Leithakalk von einer an-
tiklinischen Achse ab, die nach Süd fallende Kohle ist 10O—11 Klafter mäch-
tig und ein Querschurf nach Norden erreichte die widersinnig fallende Kohle in
derselben Mächligkeit, doch von schlechterer Qualität. Ein sehr sonderbares
Vorkommen der Molasse findet sich am Nordabbange des Bachers. Von der
Drau bei Faal kann man nämlich dieselbe ununterbrochen über St. Lorenzen,
Reifnig und St. Anton wieder zur Drau bei Hohenmauten verfolgen. Es ist
gleichsam eine kesselförmige Erweiterung des umschliessenden Urgebirges. Sie
steht auch am linken Donauufer von Hohenmauthen nach Obergegenthal, wo im
Feistritzbach ein verkieselter Stamm gefunden wurde. Auf der Südseite der Ba-
cherhauptgebirgsmasse zieht gleichfalls ein Molassestreifen von Gonobitz über
Stranitzen, Weitenstein, Unierdollitsch bis Misling und in vereinzelten Partien
bei Panetsch, St, Johann u. a. Isolirt ist das Tertiärconglomerat im Thalwege
der Schlucht des Kalkgebirges, in welchem der Paak läuft. Im nordöstlich ge-
legenen Leutschthal im Thalgrund bei St. Antoni erscheint ein graues sandiges
dünngeschichteles Gebilde wie bei Oderburg, jedoch sind ausser einem unbe-
stimmbaren Nummulit noch keine Versteinerungen gefunden. Das Gebirge west-
lich von Hohenegg besteht aus z. Th. sehr veränderten Uebergangsschiefern, auf-
fallend sind aber die Sandsteinschichten zwischen Neukirchen, Rosenberg und
Lemberg, sie schienen neuer zu sein und zeigen bei Rosenberg Spuren von
Muscheln, aber fest mit dem conglomeratartigen ührigens auch veränderten und
grün gefärbten Gestein verwachsen. An der Drau westlich von Wuchern steht
ein rother Sandstein an, der wirkliches Rothliegendes sein möchte. (Zweiter
Bericht yeogn. montan. Ver. f. Steiermark 1353. S. 21—31.) al.
Doenging, die Steinbrüche bei Kischenew in Bessara-
bien. — Diese Gegend ist durch Nordmanns Entdeckung diluvialer Knochen-
lager bekannt geworden und nach demselben gehören die Gebilde der miocenen
Epoche an. In einem Steinbruche am Fluss--Byk-wurde folgendes Profil aufge-
nommen: 1) sandiger Humus; 2) Thon mit etwas Sand und zerbröckelten
Süsswasserconchylien, 8 Fuss mächtig, auch Knochenführend ; 3) Poröser zer-
trümmter Kalkstein, 8 Fuss mächtig; 4) sehr regelmässig wellenförmiger Kalk-
stein, 5°%/a Fuss mächtig, pelrefaktenarm; 5) compacter Kalkstein, der vielleicht
anf plastischem Thon ruht. Letztrer liefert schöne Conchylien und Corallen.
Sängethierknochen finden sich nur in dessen Höhlen und scheinen vor Abla-
gerung der höhern Schichten hineingelangt zu, sein. In den südöstlichen bei
Brailowa gelegenen Steinbrüchen herrschen andere Schalthiere vor und der Kalk
ist hier weniger compact, horizontal geschichtet, ohne Spalten und Höhlen. D.
gibt noch ein Verzeichniss von Gesteinsproben und Petrefakten, unter letzteren
folgende neue Namen ohne Characteristik: Trochus Phillıpsi, Tr. Nordmanni,
Cardinm Loveni, C.Fischeranum der Cardıla avicularia Lemk. zunächst verwandt.
(Bullet. Nat. Moscon 1852. Ill, 186—1923.) @l.
Lorenz, über Torfbildung. Entstehen, Verwendung und
Wiedererzeugung ete, (Wien 1854.) — Der Verf. schildert zunächst
den Vegetationscharacter des Mooses und dessen Zusammenhang mit der unter-
liegenden Torfbildung,, theilt alsdann die ältern Ansichten über die Natur und
Entstehung des Torfes mit, darauf die neneren Forschungen, wo nach dem tech-
nischen Werth Fasertorf, amorpher Torf, Pechtorf, Morasttorf, nach den bilden-
den Pflanzen: Moos-, Rasen-, Heide-, Holztorf, nach localen Verhältnissen :
408
Meer-, Marsch-, Bergtorf, nach der Entstehung: supraaquatischer und infraaqua-
tischer Torf unterschieden, und die Bildung des Torfes erörtert wird. Der fol-
gende Abschnitt erklärt speciell das Nebeneinanderbestehen der einzelnen den
torfbildenden Gemengtheile aus physiologischen und ehemischen Gesetzen. Dar-
an schliesst sich der Anfang der Torfbildung, die Gultur und Regeneration des
Torfes und den Schluss bildet die Widerlegung eines anonymen Artikels in der
neuen Salzburger Zeitung. Das Schriftchen , ursprünglich als Schulprogramm
erschienen, erschöpft zwar das Thema nıcht ganz, enthält aber manche beherzi-
genswerlhe Notiz und darf denen, die sich aus wissenschaftlichen oder aus
praclischem Interesse mit dem Torf beschäftigen , bestens empfohlen werden.
Gl,
Ludwig, das Wachsen der Steine oder die Kräfte, welche die
Bildung und Entwicklung der Gebirgsarten vermitteln (Darmstadt 1853). —
Der erste oder Hauptlitel ist sehr verführerisch und man würde sich durch
den Inhalt enttäuscht fühlen, wenn nicht das Wachsen der Steine schon auf
dem Titel seine Erklärung fände. Der Verf. handelt nämlich von der Wärme
(Erdbeben, Vulcane, Salsen), vom Wasser, der Atmosphäre, den Pflanzen und
Thieren und endlich von der Electricität natürlich von Allem in seiner geologi-
schen Bedeutung. Die Themata sind mehr oder minder ausführlich in den zahl-
reichen populären und gelehrten Handbüchern der Geologie und Schöpfungsge-
schichte abgehandelt und dem Publicum schon in sehr verschiedener Darstellung
geboten worden, so dass wir die Nothwendigkeit dieser Schrift nicht einsehen,
womit wir doch keineswegs in Abrede stellen wollen, dass dieselbe dem Leser
reiche Belehrung und Unterhaltung gewähren wird, zumal wenn er die hier ab-
gehandelten Gegenstände bisher nur flüchtig berücksichtigt hat. Gl.
Palacontologie. — C.v.Schauroth, Beitrag zur Fauna
des deutschen Zechsteingebirges. — Der Veıf. gibt zunächst eine
Zusammenstellung der von Geinitz und King beschriebenen Arten, um den Ueher-
blick über das Material und die Synonymie zu erleichtern. Alsdann theilt er
seine eigenen Beobachtungen und Ansichten über dieselben nach einander mıt,
zugleich die berücksichtigend, welche bisher aus dem deutschen Zechsteine noch
nicht bekannt waren, deren Zahl sich auf 11 beläuft. Das Detail mitzutheilen
gestaltet der Raum unsrer Zeilschrift nicht und indem wir dieserhalb auf die
Abhandlung selbst verweisen, machen wir nur auf die einzige neue Art, Arca
Zerrenneri , von Pösneck besonders aufmerksam. Dieselbe zeichnet sich durch
die ausserordentlich grosse Area und durch den Mangel aller Rippen vortrefflich
aus. Sie ist nur in einem Exemplare bekannt, Zum Schluss folgt noch eine
Uebersicht der Arten sowohl Englands als Deutschlands nach der Verbreitung
in den einzelnen Gliedern der Formation. (Sitzgsber. Wien. Akad. XI. 147.)
Gl.
L. Frischmann, Versuch einer Zusammenstellung der
bis jetzt bekannten fossilen Thier- und Pflanzenreste des
lithographischen Kalkschiefers in Bayern. (Eichstädt 1853.) —
Die Einleitung dieser Schrift verbreitet sich über die berühmten Steinbrüche
des lithographischen Schiefers und über die daraus gewonnenen Thier- und
Pflanzenreste im Allgemeinen. Die Zusammenstellung der bekannten Arten ist
in systematischer Reihenfolge von den Amphibien beginnend geordnet und gibt
bei den Gattungs- und Artnamen die Literatur und Synonymie an, wo es mög-
lich war auch die Sammlung, in welcher die betreffenden Exemplare aufbewahrt
werden, so dass man vorkommenden Falls dieselben aufzufinden weiss. Die
Arbeit hat daher ein locales Interesse, ein weiteres will ihr der Verf. nicht ein-
räumen, da er eben nur Alles, was in der Literatur bekannt und daher auch
schon in des Referenten Verzeichniss der Petrefakten Deutschlands (Leipzig
1852 80) zusammengestellt ist, aufgenommen hat, ohne kritische Bemerkungen,
ohne berichligende und ergänzende Beobachtungen beizufügen, die von ihm als
Conservator des jetzt nach Russland wandernden herzoglichen Leuchtenbergischeu
409
Naturalienkabinets, und bei seiner Kenntniss der andern in jener Gegend befind-
lichen reichhaltigen Sammlungen wohl erwartet werden durften und der Schrift
schon ohne übermässige Erweiterung einen hohen wissenschaftlichen Werth ver-
liehen haben würden, Gl.
Eichwald, einige paläontologische Bemerkungen über
den Eisensand von Kursk. — Das Gebilde gehört der untern Kreide,
dem Hils und Grünsande , an und lieferte folgende interessante Petrefakten :
Delphinosaurus Riprijanofli n. g. el sp. ein Saurier, der sich im Skelet sehr
eng an die Delphine anschliesst. Er hat sehr lauge gerade dünne Kieferkno-
chen, die an der äussern Seile eine liefe Längsfurche und an der innern 16 —
18 sehr genährle grosse Zahnhöblen besitzen. Es sind mehre Kieferfragmente,
zwei Wirbel, ein Rippenfragmeut, und einige Gliedmassenknochen gefunden wor-
den, #Polyptychodon interruplus in einigen Zähnen. lehthyosaurus kurskensis
n. sp. in einigen Zähnen und Wirbeln. Otodus praedator n. sp. in zwei Wir-
beln, die alle bekannten Otoduswirbel an Grösse übertreffen. Ferner Zähue von
Oxyrrhina Mantelli, Piychodus latissimus, Koprolithen von Macropoma Mantelli.
Unter den Mollusken Crioceras Duvali und Belemnites Fischeri n. sp. (eine sehr
fragliche Art), Pleurotomaria neocomensis, Opis bicornis, Peclen asper, P. mu-
rieatus, P. quinquecostatus, P. lamellosus, P. membranaceus, Spondylus spino-
sus, Exogyra conica, E. baliotoidea, E. lateralis, Ostraea diluviana Lk., eine frag-
liche Terebratel, Gastrochaena socialis n. sp. der G. ostreae Gein. sehr ähnlıch,
Arten von Scyphia, Manon, Cnemidium. Von Pflanzen eine Wealdenart Alethop-
teris elegans Goepp., eiu Pterophyllum, Credaeria reliculata n. sp., Cr. veuu-
losa n.sp. Cr. spathulata n. sp, Pinites undulatus, (Bull, nat, Moscon 1853.
1. 299—231.) Gl.
Unger, die fossile Flora von Gleichenberg. — Das Re-
sultat einer 17jährigen Beschäftigung mit der fossilen Flora von Gleicheuberg,
welche den Inhalt einer besonderen Abhandlung bildet, die in den Denkschrif-
ten der kk. Akademie erscheinen wird, fasst der Vf. in folgenden Puncten über-
sichtlich zusammen: 1) Die fossile Flora von Gleichenberg, wozu die einzelnen
Pflanzenreste vier verschiedener jedoch nicht ferne von einander liegenden Loca-
litäten zu zählen sind, besteht his jetzt aus 35 Pflanzenarten, die sich auf 20
Pflanzenfamilıen vertheilen. — 2) Sämmtliche Pflanzenreste , obgleich in ver-
schiedenen Gesteinsmassen eingeschlossen (Sandstein, Mergel, Basalttuff), und in
verschiedener Weise erhalten (verkohlt, verkieselt), gehören doch mehr oder we-
niger einer und derselben grösseren Zeitperiode an, und zwar jener, die, wir
als Tertiärperiode bezeichnen. Die Natur dieser Fossilreste deutet darauf, dass
die Pflanzen, von denen sie herstammen, eher zu Ende als am Anfange dieser
Zeit lebten. — 3) Die fossile Flora von Gleichenberg besitzt wenig eigenthüm-
liche Pflanzenarten ; die meisten derselben kommen in allen Tertiärablagerungen
vor. Die Fossilreste einer Localität (Gossendorf) stimmen auffallend mit jenen
von Maltsch in Schlesien überein. — 4) Alle Pflanzenreste, wo immer wir sie
hier finden , tragen Spuren einer durch Wasser bewirkten Herbeischaffung an
sich. Mit den in den Sandsteinen und Mergeln vorhandenen Blättern findet sich
stets ein Detritus derselben, ebenso mit den in den Conglomeraten vorkommen-
den Stämmen, Aesten und Früchten - Geschiehe dieser Theile. Die häufig vor-
twvefliche Erhaltung selbst zarterer Theile macht es unbezweifelt, dass die Her-
beischafiung dieser Pllanzenreste aus nicht grosser Enlfernung slalllinden musste.
— 5) Selbst die in einer und derselben Localität, ja in einer und derselben
Schichte vorkommenden Reste von Vegetabilien, die wir nothwendig als zugleich
existirend annehmen müssen, tragen, ungeachtet sie durchaus von baum- und
strauchartigen Gewächsen abstammen, eine grosse Mannigfaltigkeit an sich. Vor-
herrschend zeigen sich jedoch Nadelholzer und kätzchentragende Bäume , wie
Eichen, Buchen, Erlen, Pappeln n.s. w. Alle Arten derselben sind von den jelzt
lebenden verschieden, obgleich einige derselben ihnen sehr nahe kommen. Un-
ter den Holzgeschieben des Mühlsteinbruches des Gleichenberger Kogels herr-
sehen Nadelhölzer vor, und zwar uebst einem Cypressenholze eine Pinus - Art,
410
welche einer heutigen Tages in der Krim wachsenden Art sehr ähnlich ist. —
6) Die in Holzstein verwandelten Pflanzentheile , als Stämme, Aeste, Zapfen,
Nüsse, Kerne von Steinfrüchten u. s. w., lassen bei der Art ihrer Erhaltung
den ganzen Vorgang erkennen, durch welchen sie hierher geschaft, in die an-
fänglich lose Sandmasse eingebeltet, in festen Kieselstein verwandelt wurden,
und welche Veränderungen sie endlich nebst der Gesteinsmasse durch später er-
folgte gewaltsame Einwirkungen erfuhren. — 7) Seit der Einschliessung der
Holzmasse in jenen Sandstein hat das ganze Gebirge wenigstens eine zweimalige
heftige erdhebenartige Erschütterung getroffen ; die erste zu der Zeit, als die
Holzfasser noch ziemlich biegsam war, die zweite ungleich heftigere, nachdem
die Verwandlung derselben in festen Holzstein bereils heendet war. — 8) Eine
Vergleichung deı Veränderungen, welche Holz, Jahrhunderte, ja Jahrtausende lang
der Luft und dem Wasser ausgesetzt, erfährt, mit jenen, welche das oberwähnte
verkieselle Holz zeigt, lassen mit Sicherheit den Schluss zu, dass zur Schätzung
der Dauer des Veıkieselungsprocesses unser Zeitmass ein viel zu kleines sei.
Die geringen Veränderungen, welche das mit dem Höhlenbären und dem Mam-
mute unserer Gegenden begrabene Holz in Bezug auf seine Structur bis jetzt
erfuhr, lassen vermuthen, dass eine Reihe von Jahrtausenden nur einen aliquo-
ten Theil jener Zeit beirage , die zur Vollendung der Kieselversteinerungen von
Gleichenberg nothwendig war. (Sitzysber. Wien. Akad, XI. 211.) Gl.
Heckel, über fossile Fische aus Ghiavon und deren geo-
logisches Alter, — Die untersuchten Arten weichen von denen des Monte
Bolca durchweg ab und die Gattungen grösstentheils. Unter 16 Arten ist nur
Smerdis minutus Ag. die einzige bisher bekannte und da dieselbe beı Aix und
Unterkirchberg vorkommt, so wird vorläufig die Lagerstätte von Chiavon mit
diesen Localitäten als gleichaltrig zu betrachten sein. Die übrigen Arten sind
neu und hahen folgende Namen erhalten: Galeodes priscus auf hlattförmige
Schuppen mit drei gespaltenen Kielen begründet; Smerdis analis, Sm. aduncus,
Gerres Massalongii dem lebenden Gerres lucidus sebı ähnlich, Caranx ovalis, C.
rigicaudus, Alausa latissima, Clupea breviceps, Engraulis brevispinis, E. longi-
spinis, Meletta gracillima, Albula Zignoi, A. lata, A. brevis, Mene, (Ebend«a
322— 344.) Gl.
Kiprijanoff, Fischüberreste im Kurskschen eisenhal-
tigen Sandsteine. — Der Verf. verbreitet sich in diesem Aufsatze nur
über die Reste von Hybodus , deren Vorkommen unterhalb des bunten Sandstei-
nes er noch sehr fraglich lässt, obwobl Referent ganz entschiedene Hyboduszähne
im Wettiner Koblengebirge (Fauna Fische S. 313. und Germar, Versteinerungen
Wetlins und Löbejüns Tf. 34) nachgewiesen hat. Der einzige Flossenstachel bei
Kursk hat viel Aehnlichkeit mit Hybodus Fittoni Dunk. aus dem Wealden, un-
terscheidet sich jedoch von diesem und allen übrigen Arten auffallend genug,
um ihn als neue Art H. Eichwaldi aufzuführen. (Bull. nat, Moscow 1853. 1l.
331—336. Tb. 6.) Gl.
Botanik. Cienkowsky, zur Befruchtung des Juniperus
communis. — Im Längsschnitt des gewöhnlichen Wacholder-Ovulums erscheint
die einfache Membran mit der Basis des Ovulum verwachsen urd oberhalb der-
selben in einen Kanal ausgezogen. Die untere Hälfte des Eichens gränzı sich
ziemlich schräg von der obern ab, indem ihre Zellen klein und dunkel, die obe-
ren dagegen grösser durchsichtiger und lose sind. Jede Zelle hat einen Kern,
Der Gipfel des Ovulum ist eingehogen, tief im Grunde ein runder Kreis mit
concentrischen Zellen gelegen. In der Mitte findet sich eine centrale grössere
Zelle von kleinen umgeben, deren jede einen grossen Cytoblasten hat, Die Cen-
tral-Zeile mit wandständigem Cytoblastem und dunklem Schleim stellt den Em-
bryosack dar. Auf der Spitze des Ovulum ragen ein oder zwei gekrümmte Zellen
hervor, es sind Pollenzellen, die ihre Schläuche in das Gewebe einsenken und
sich künstlich isoliren lassen. Im Frühjahr des folgenden Jahres wächst der
Embhryosack sammt dem Eichen sehr rasch, die Pollenschläuche senken sich tie-
fer ein [?], der Embryosack hat oben eine Einstülpung, sein Inneres füllt sich
411
mit Zellgewebe. Drei bis acht verlängerte Zellen stellen die Corpusculn dar,
deren Wände sich berühren und von denen jedes am Scheitel 4 Zellen trägt,
Diese gränzen unmittelbar an die Einstülpung, welche sich zu einem Kanal ver-
tieft, in dem der Pollenschlauch Platz nimmt, Die Scheitelzellen der Corpus-
celn schieben sich zur Seite, der Pollenschlauch berührt ihre Gipfel und an ih-
rem unlern Ende bildet sich eine Zelle, aus der sich der Suspensor und Em-
bryo entwickeln, die aber in keiner ‘organischen Verbindung mit dem Pollen-
schlauch steht. Bei allen Coniferen, welche zwei Jahr zur Reife nöthig haben,
bleiben die Pollenkörner den ganzen Winter auf dem Ovulum eingewurzelt und
sind in Harz eingehüllt, erst im Frühjahr dringen sie zu den Corpuskeln vor,
für die der Embryosack je besondere Einstälpungen bildet, Der weitere Gang
ist dann wie bei dem Wacholder. Somit stimmen diese Beobachtungen ganz
mit den Hoffmeisterschen überein. (Bullet. nat. Moscow. 1843. U. 337—341.)
—e
Berkeley diagnosirt folgende 50 nordamerikanische Pilze, die
bis auf einen neu sind: Agaricus polypyramis, A. monticulosus, A. cultorum, A.
florealis, A. fulvaster, A. texensis (Texas), A. detersibilis, A. iocephalus. A. cen-
tenarius, A. Micheneri, A. facifer, A. argillosus, A. curcuma, A. crocosporus, A,
nephrodis, Hiatula fragilissima, Cortinarius iodes, Paxillus solidus, P. Curtisi,
P. reniformis, Hygrophorus haematocephalus, H. nitidas, H. Raveneli, Lactarius
illachrimans, Cantharellus Raveneli, C. flabelliformis, Marasmius dichrous, M. pu-
sio, M. brevipes, Lentinus parvulus, L. Micheneri, L. pallidus, Panus levis, P.
alliaceus, Xerotus lateritius, Lenzites rhabarbarina,, Boletus Curtlisi, B. Raveneli,
B. hemichrysus, B. decipiens, B. conicus , Polyporus persicinus, P. flavovirens,
P. dependens, P. amygdalinus, P. dealbatus, P. mutabilis', P. Berkeleyi Fr., P.
trichrous, P. Halesiae. (Ann. may. nat. hist. Decbr. 417—435.) —e
H.v. Mohl, Zusammensetzung der Zellenmembran aus
Fasern. — Die von Grew zuerst behauptete Zusammensetzung der Zellen-
membran aus Fasern wurde neuerlichst von Meyen besonders vertheidigt, von
M. aber nicht anerkannt und durch Agardhs Untersuchungen in ein neues Sta-
dium geführt. Letzirer erkannte in der Seitenwandung der Zellen von Conferva
melagonium drei stärkere und drei schwächere Längsfaserbündel, jedes aus einer
rechten und linken Hälfte bestehend. Jede dieser Halften hat einen spiraligen
Verlauf, die eine nach rechts, die andere nach links. Daher kreuzen sich in
der Mitte einer jeden Zelle die beiden Hälften eines jeden Bündels, treten am
obern Ende der Zelle auseinander, um sıch am untern der nächstlolgenden Zelle
mit den ibuen zunächst liegenden Hälften der Nachbar-Bündel zu vereinigen, so
dass dadurch neue auf der obern Zelle weiter laufende Bündel gebildet werden,
welche mit denen der untern Zelle alterniren. Auf analoge Weise treten einzelne
Theile dieser Faserbündel in die Scheidewand ein und gehen, nachdem sie den
dritten Theil des Umfanges der Scheidewand in horizontaler Richtung durchlau-
fen haben, auf der obern Seite der Scheidewand zur Seitenwand der folgenden
Zelle über. Die Fasern dieser Bündel bestehen nicht aus einer homogenen Masse,
sondern aus spiralig gewundenen Fıbrillen. Die Zwischenräume zwischen den
Faserbündeln sind von Fibrillen erfüllt, die aus deu Fasern der Bündel hervor-
treten, horizontal oder schwach ansleigend bald rechts bald links spiral gewun-
den verlaufen, sich theils untereinander, theils mit den Fasern der Faserbündel
kreuzen und das Ganze zu einem Gewebe vereinigen, Bei Zerreissung der Mem-
hran werden die Fasern aufgedreht und die Fibrillen häufig isolirt, auch sieht
man bisweilen die Faden der letztern isolir(. In den einzelnen übereinander
liegenden Schichten der Zellenmembran entsprechen sich die Faserbündel in ih-
rer Lage und es trelen die Fasern aus einer in die andere über. M. untersucht
nun die Membran ebenfalls von Zellen der Conferva melagonium und erkannte
die als Faserbündel bezeichneten Stellen sogleich, die angeblichen Fasern mit
einer Breite von Yıso bis I/so Linie. Eine wirkliche Durchkreuzung sah er nie-
mals. Auf Querschnititen der Zellenwandung zeigle diese eine ganz gleichformige
Dicke und eine Zusammensetzung aus über einander liegenden Lamellen (etwa
30), deren Trennungslinien nicht gleichmässig kreisförmig, sondern mehr weni-
412
ger stark wellenförmig verlaufen, welehe in der Seitenansicht der Zelle das An-
sehen erhabener Fasern haben, die aber doch im Querschnitt gar nicht nach-
weisbar sind. Ganz dasselbe beobachtete M. an der Zellenmembran von Con-
ferva hospita, Das Uebertreten der Fasern aus einer Zelle in die andere war
M. nicht im Stande aufzufinden , im Gegentheil überzeugte er sich bei dieser
Untersuchung nur mehr noch von der Selbständigkeit der einzelnen Zellschich-
ten, wofür Conferva aerea besonders lehrreich ist. Bei starker Vergrösserung
bemerkt man leicht, dass die Zellenmembran nicht gleichförmig, sondern mit
feinen parallellaufenden , einander sehr genäherten Linien besetzt ist, dıe sich
ungefähr unter rechtem Winkel kreuzen. Diese Streifung ist keineswegs ober-
Nächlich und entspricht auch nicht den mancherlei Zeichnungen, die auf der Cu-
ticula der höhern Gewächse so häufig sind, sondern sie findet sich auf allen
Schiehten der Zellenmembran. Zweifelhaft bleibt, ob die Kreuzung der Linien
von einer abermaligen Zusammensetzung der einzelnen Membranschichten aus
zarten Lamellen herrührt, von denen dıe eine in links die andere in rechts auf-
steigender Spirale verlaufende Linien besitzt oder ob in jeder Lamelle die bei-
den sich kreuzende Liniensysteme vorhanden sind. Lelzleres ist jedoch das
wahrscheinlichere. Die Streifung kommt überhaupt bei vielen Conferven vor,
nur ist die Richtung derselben zur Achse der Zelle veränderlich. Eine be-
stimmte Beziehung zwischen diesen Streifen und den von Agardh für zusammen-
gesetzte Fasern erklärte Falten konnte M. nicht auffinden, indem die Sıreifen
ununterbrochen über die Falten fortsetzen. Was deuten nun diese Linien an,
wenn sie keine Fibrillen sind, wie Agardh behaupte? Der Versuch die Mem-
bran chemisch aufzulockern misslang, es wurde daher die mechanische Zerglie-
derung versucht. Zerreisst man miltelst zweier Nadeln die Zellenmembran ei-
ner Conferva: so erfolgt der Riss häuffg in der Richtung der beschriebenen
Streifen, so dass die Ränder rechtwinklig Ireppenförmig gezackt sınd. Häufig
sind dieselben vollkommen gradlinig und scharf, mit vorstehendem franzenähn-
lichen Anhange versehen. Was letzterer ist, ob Fasern oder blos zackig geris-
sene Membran, liess sich nicht ermitteln. M. glaubt aus mehrfachen wohl zu
beachtenden Gründen das letztere annehmen zu müssen. Die Untersuchungen die-
ses Gegenstandes bei andern Algen führten zu keinem Resultat. Von höhern
Pflanzen wählte M. die Bastzellen von Asklepiadeen und Apocyneen, deren er
etwa 150 Arten untersuchte. Diese Bastzellen zeigen bekanntlich von Strecke
zu Strecke theils längere engere und mehr cylindrische, theils kürzere weitere
und eiförmige Erweiterungen, In welchen sehr häufig die innern secundären
Schichten vollkommen geschlossene Schläuche bilden, so dass die Bastfaser in
eine Reihe abgeschlossener rosenkranzlörmig verbundener Zellen zerfällt. Ge-
wöhnlich haben die erweiterten Stellen eine wesentlich andere Structur als die
engen, nämlich eine mehr weniger deutlich spirallörmige Streifung. Bald verlau-
fen alle Streifen in rechts aufsteigende Spirale, bald die einen nach links dıe
andern nach rechts. Es bleibt zweifelhaft, ob letztrer Verlauf in den verschie-
denen Lamellen seinen Sitz hat. Mag an den Zellen diese spiralige Streifung
sichtbar sein oder nicht, in ihrer Wandung lässt sich eine äusserst [eine spirale
Liniirung durch quetschenden Druck erzeugen, aber Fasern vermag man nicht
nachzuweisen. Eine zweite Zeichnung der Bastzellen zeigt ein feines Fasernelz
mit engen queren Maschen, hinsichtlich der Deutlichkeit im umgekehrten Ver-
hältniss mit der Spiralstreifung. Sie tritt auf allen Schichten der Membran her-
vor und beruht keineswegs auf Tüpfelung. Die feine spiralige Streifung findet
sich auch auf Bastzellen andrer Pflanzen wieder z. B. bei Morus rubra, Linum
usilalissimum,, Urtica dioica, Bignonia radicans, Sie lässt sich auch in den
Holzzellen der Dicotylen und Coniferen nachweisen, wenn dieselben durch Sal-
pelersäure und chlorsaures Kali erweıcht werden. Bei dieser Verbreitung der
spiraligen Streifung in den Zellen der Conferven, in den prosenchymatosen Bast-
und Holzzellen der Phanerogamen liess sich vermulhen , dass dieselbe auch in
Parenchymzellen der letzteren aufzufinden sein möchte. Die Baumwollenfasern
zeiglen sie hei Quetschung sehr schön , ebenso die Zellen der harten braunen
die Gefässbündel der Baumfarren umgebenden Schicht nach Behandlung mit Sal-
413
pelersäure und chlorsaurem Kali, in vielen andern Fällen aber liess sie sich
nicht nachweisen, möglich dass die unvollkommene Untersnuchungsmethode es
hindert. Die Untersuchungen haben also bis jetzt bestimmt dargethan, dass die
Zellenmembran nicht homogen ist und es ist zunächst weiter zu erforschen,
‚was jene Streifen bedeuten, ob sie die Elemente selbst oder lie Grenzen zwi-
schen denselben oder was sonst sind. (Botanische Zeitung. October 753.)
—e
D. Müller, über die Reizbarkeit der Genitalien bei ei-
nigen Compositen. — Bekanntlich sind die Filamente vieler Compositen
reizbar und biegen sich knieförmig um, sobald das Pistill die oben geschlossene
Stauhbeutelröhre durchbrechen will. Da nun die Staubfäden bald an der einen
bald an der andern Seite des Pistills sich knieförmig biegen, so wird das ganze
Genitalienbündel dadurch hin und her gezerrt. -Diese Reizbarkeit dauert oft
mehre Stunden und kann durch Berührung die Neigung nach der einen und an-
dern Seite veranlasst werden. Meist zeigt sie sich zwischen 10 Uhr Vormittags
und 3 Uhr Nachmittags, an den längsten Tagen jedoch schon um 7 Uhr früh,
hei warmen Weiter und klarer Luft am lebhaftesten, an kalten trüben Tagen gar
nicht. Sie findet sich bei allen Arten von Centaurea, Cirsium, Carlina, Cynara,
Carduus, Onopordon, Serratula, Echinops, ferner bei Elephantipes carolinianus,
Guizolia oleifera, Vernonia anthelminthica, Wedelia hispida, Arctotis lanata,
Cryptostemma calendulacea, bei Ciehorien und Tragopogon. Auch das Pistill
hat aber seine eigenthümliche Reizbarkeit bei einigen Arten. Arctotis breviscapa
hat bekanntlich fertile weibliche Strahlblümehen, von den Blümchen der Scheibe
sind nur die des äussersten Kranzes fertil, alle andern steril. Gleichwohl ha-
ben letztere wohl ausgebildete Genitalien,, ihre Pistille unterscheiden sich je-
doch von den [ertilen dadurch, dass sie an der Spitze sich nicht spalten. Sie
erheben sich aber, sowie die fertilen, 4—5 Millimeter über die Blümehen und
8 — 4 Millimeter über die Antherenröhre und sind an ihren obern End auf 2
Millimeter Länge reich mit Pollen besetzt. Bei der geringsten Berührung be-
wegt sich hier das Pistill, verliert aber alsbald die Reizbarkeit auf eine kurze
Zeit, nach der sie sich wieder einstellt. Bei Cryptostemma calendulacea be-
wegt sich der ganze Genitalienbündel nach der berührten Seite hin bei Berüh-
rung der Filamente oder des Pistills, beide sind jedoch ohne innere Beziehung
in dieser Hinsicht. Bei Entfernung der Antherenröhre behalten die Filamente
ihre Reizbarkeit, das Pistill verlor sie darauf während der Nacht. Helianthus
annuus besilzt keine Spur von Reizbarkeit. (Zbd. Novbr. S. 785.) —e
Preuss, Wirkung des Arseniks auf lebende Vegetation.
— , Schon früher hatte Pr. einen Pilz Alternaria chartarum auf Fliegenpapier
entwickelt und vermehrt und neuerdings fand er auf demselben ein Penicillum
glaueum und ein P. olivaceum. Demnach steht fest, dass Pilze in Arseniklö-
sung ganz Sul gedeihen und directe Versuche würden vielleicht noch andere
Pflanzen auf dem giftigen Boden gedeihlich nachweisen. Nach einem englischen
Beobachter ist der Arsenik auch auf dıe Weizenbrandspore ohne allen Einfluss.
(Ebda. S. 309.) — ee
Wimmer, wildwachsende Bastardpflanzen. — Zwei Wei-
den Salix rubra Huds. und S. ambigua Ehrh. sind längst als Bastarde bekannt,
jene aus S. viminalis und S. purpurea, diese aus S. aurita und S. repens. Zu
diesen kommen aber noch andere, nämlıch : S. purpurea-viminalis, S. purpurea-
incana, S. purpurea-capraea, S. purpurea-cinerea, S. purpurea-aurila, S. purpu-
rea-sileseaca, S. purpurea-livida, S. purpurea-nigricans,, S. purpurea-grandifolia,
S. daphnoides-repens, S. pentandra-fragilis, S. fragilis-alba, S. fragilis-Iriandra,
S. triandra-viminalis, S. triandra-cinerea, S. triandra aurita, S. incana-daphnoı-
des, S. incana capraea, $. incana-cinerea, S. incana-aurita, S. viminalis-dasyela-
dos, S. viminalis-capraea, S. viminalis-cinerea, S. viminalis-aurita, S. viminalis-
repens, S. capraea-cinerea, S. capraea-aurila, S. capraea-silesiaca, S. capraea-
dasyclados, S. cinerea-aurita, S. cinerea-silesiaca, S. silesiaca-aurita, S. hastata-
silesiaca, S, hastata-triandra, S. hastata- herbacea, S, livida-aurita, S. livida-myr-
28%
414
tilloides, S. lapponum-aurita, S. lapponum-silesiaca, S. lapponum-arbuscula, S.
phylieifolia-capraea, S. phylieifolia-hastata, S. phylieifolia-glauca, S. phylieifolia-
arbuscula, S. nigricans-cinerea, S. myrtilloides-aurita, S. myrtilloides-repens, S.
repens-capraea, S. repens-cinerea, S. repens-aurila, S. purpurea-repens, S. glau-
ca-nigricans, S. glauca retusa, in Allem also 56, von denen die grössere Zahl
als selbständige Arten in den Floren und Systemen aufgeführt werden. — Von
andern Bastardpflanzen dıagnosirt W. noch folgende: Alopecurus pratensis-geni-
culata, Carex vesicaria-hirta, C. filiformis-riparia, Populus alba-tremula, Alnus
incana-glatinosa, Verbascum thapsus - nigrum, V. thapsiforme nigrum, V. thapsi-
forme-Iychnitis, V. nigrum-Lychnitis, Pulmonaria officinalis-angustifolia, Gentiana
campestris-germanica, Cirsium acaule -oleraceum, C. acaule-canum, C. palustre-
canum, C. canum-rivulare, C. palustre-rivulare, C. rivulare-oleraceum, C. palu-
stre-oleraceum, C. oleraceum-canum, C. oleraceum-lanceolatum, C. oleraceum-
heterophyllum, €. palustre-heterophyllum, Euphorbia cyparissias-lueida, Medicago
sativa-falcata, Geum urbanum rivale, Rosa canina-gallica, Epilobium hirsutum-
parviflorum, E. palustre-montanum, E. palustre-virgatum, E. roseum-parviflorum,
E. roseum-virgatum, E. roseum-tetragonum, Viola hirta-odorata, V. palustris-oli-
ginosa, Anemone nemorosa-ranunculoides, A. palens-vernalis. (Denkschr. Bresl.
Gesellsch. 1853. S. 143—132.) —e
Curtis’ botanical magazine Nr. 107 u. 108. Tb. 4746—4757 : Bego-
nia biserrata Lindl., Metternichia prineipis Mik., Campanula vidali Wats., Papa-
ver pilosum Sm., Dictyanthus Pavoni Decaisn., Plumieria Jamesoni n. sp., Pas-
siflora medusaea Lemaire, Cirropelalum cornutum Lindl., Coleus Blumei Benth.,
Dendrobium cymbidicides Lindl., Billbergia thyrsoidea Mart., Didymocarpus Hum-
boldtana Gart.
Botanische Zeituug, November, December: H.Itzigsohn, zur Entwick-
lungsgeschichte des Phragmidium inerassatum $. 785. — R. Caspary, über Strei-
fung der Zellenwand, verursacht durch Wellung S. 801. — H. Itzigsohn, die
Nostoc-Diamorphose S. 817. — G. Böckel, zwei neue Prunus-Arten Deutsch-
lands (Pr. Meyeri, Pr. Husmanni) S. 836. — A. Garcke, über einige im Pro-
dromus von De Candolle falsch untergebrachte Pflanzen (Hibiscus hispidulus Spr.,
Urena stellata Spr., Malva miniata Cav., Sida bivalvis Cav.).S. 841. — H. Hoff-
mann, über contractile Gebilde bei Blätterschwämmen S. 857. — Milde, über
Equisetum sylvaticum L. S. 873. — H. Itzigsohn, die Fortpflanzung der Os-
eillarien S. 877. — Milde, die Flora von Reinerz in der Grafschaft Glatz S.
889. — v. Schlechtendal, über Acacia relinodes Schl. S. 893. — Milde, Wolf-
fia Michelii Hork. S. 896.
Zoologie. C.Gegenbauer, Beiträge zur nähern Kennt-
niss der Siphonophoren. — a) Ueber Diphyiden. Bei Messina
beobachtete G. eine neue Art von Eudoxia, Eu. messanensis. Ihr Deckstück ist
eine dreiseilige Pyramide mit nach hinten gekrümmter Spitze und scharfen un-
gezähnten Kanten. Die Basalfläche vertieft sich und sendet von der Mitte aus
einen grosszelligen Körper in das Innere des hyalinen Deckstückes. Derselbe
schliesst eine bewimperte innere Höhle ein, welche mit der des Stammes com-
munieirt und von einer Flüssigkeit erfüllt ist, in der zahlreiche Moleeüle wır-
beln. Am Stamm sitzt eine längliche Schwimmglocke, an deren Stiel ein knos-
penartiges Gewebe entspringt, dann ein Polypenleib und ein Büschel von Fang-
faden,, letztre beide unter dem Schuppenfortsatz des Deckstücks zurückziehbar.
Die Schwimmglocke hat aussen 6 Kanten, zwei laufen an der Mündung des
Schwimmsackes in zwei vorspringende Zacken aus, die beiden hintern vereini-
gen sich halbwegs zu einem kielartig vorstehendem Blatte, die seitlichen verlie-
ren sich in der halben Länge der Glocke. Im Innern der Glocke befindet sich
die unten offne Schwimmhöhle, ausgekleidet von einer aus Ringfasern gebildeten
Membran, die an der Mündung eine ringförmige Haut bilde. Vom Stamm tritt
ein kurzer hohler Stiel an die Glocke, geht zum Grunde des Schwimmsackes
und sendet an denselben 4 gerade bis zur Mündung verlaufende Gefässe die
dort in einen Ringkanal münden. Am Grunde der Glocke liegt ein kugliger oder
415
keulenförmiger Körper, das Generatiosorgan, mit 10 bis 15 Eiern und weissli-
chen trüben Hoden. Jenes Knospengebilde am Schwimmglockenstiel entwickelt
sich zu einem medusenförmigen, der Schwimmglocke gleichgestaltetem Organe,
das zeitweise die Function der Glocke zu übernehmen bestimmt zu sein scheint.
Der Polypenleib ist ein äusserst contraktiler, etwas eingeschnürter Schlauch mit
stark wimpernder Innenfläche. Fangfäden sind zu 3 oder 4 vorhanden nebst
einem Büschel jüngerer. ' Die. ausgebildeten stellen Röhren dar, welche absatz-
weise mit 6 bis 12 Fädchen besetzt sind, deren jedes mit einem nierenförmi-
gen Angelorgane endet. — Diese neue Gattung Diplophysa schliesst sich in
Zahl, Verhältniss und Anordnung der Organe eng an Eudoxia an. Das Thier
ist bıs 1,8 Linien lang, hat ein halbkugliges Deckstück mit wenig verliefter Ba-
sis, in welche das rein glockenförmige Schwimmstück sich einfügt. Kanten,
Zacken, Fortsätze fehlen , aber ein Fangfadenbüschei ist vorhanden. Alles Ue-
brige wie bei Eudoxia. — Ein drittes Eudoxia-ähnliches Thier hat ein bald ab-
gestutzt pyramidales, bald cubisches Deckstück mit Randzacken. In der Basal-
fläche desselben ist eine trichterförmige Vertiefung, die in die flach ausgehöhlte
Innenseite des Deckstückforisatzes übergeht. Im Grunde derselben liegt der
Stamm des Thieres, von dem die verschiedenen Organe entspringen. In unmit-
telbarer Verbindung mit dem Stamme steht ein sonderbar gestalteter grosszelli-
ger Körper, aus 2 oder 4 rundlichen Lappen zusammengesetzt. Diese bilden
hinten die Begränzung einer wimpernden Höhle, die nach unten in den kurzen
Stamm des Thieres fortsetzt und noch in das Deckstück bineinreicht, wo sie
blind endet. Das Schwimmstück ist länglich, in der Mitte bauchig aulgetrieben,
mit vier starken, in Zacken endenden Längskanten. An dem obern Ende des
Schwimmstücks ragt ein starker schnabelartiger Fortsatz hervor, der sich in eine
Vertiefung der Deckstückbasis einfügt. Der Schwimmsack gleicht Eudoxia mes-
sanensis, auch birgt seine Höhle ein keulenförmiges Geschlechtsorgan mit cen-
traler Höhle, deren Inhalt ebenso wie die Ersatzschwimmglocke, der Polypenleib
und die Fangfäden mit jener Art übereinstimmen. Diese Thiere sind die Ein-
zelthiere der Abyla pentagona, an deren Stamm sie wie die der Diphyes in fort-
laufender Reihe ansitzen. Ihre Loslösung lässt sich leicht beobachten, aber eine
Anheftungsstelle sucht man am Einzelthier vergeblich. Hienach scheinen die
Endoxien überhaupt nur Einzelthiere einer noch nicht näher untersuchten Diphye
zu sein, ebenso auch Ersaea und Aglaisma. — Die Diphyiden bilden eigenthüm-
liehe Thierstöcke und sind vorzüglich durch den Besitz meist zweier formell
verschiedener‘ genelisch gleicher Schwimmstöcke ausgezeichnet. Diese sind der
locomotorische Apparat der Colonie. Grundform für jeden Theil dieses Schwimm-
apparates ist die Medusengestalt und seine Modificationen zeigen folgende Anord-
nung: 1) Die Schwimmstöcke sind gleich geformt und sitzen mehr oder weni-
ger neben einander, so bei Praya.. 2) Das eine Schwimmstück wırd vom ‚an-
dern theilweise aufgenommen, wie bei Diphyes. 3) Die Schwimmstöcke von
sehr verschiedener Grösse, das vordere fast verkümmert, nur ein Appendix des
hinteren, bei Abyla. Die einzelnen Theile am Stamme einer Colonie gruppiren
sich bei den Diphyiden mit grösster Regelmässigkeit. Jede Gruppe besteht aus
einem Polypenleib, einer Partie Fangfäden und dem Generalionsorgan, alles von
einem Deckstück umhüllt und ein Einzelthier darstellend, welches entweder be-
ständig am Stamme bleibt (Diphyes und Praya) und es lösen 'sich nur die die
Geschlechtsorgane bergenden Glocken ab, oder es trennt sich ganz vom Stamm
ab (Abyla). Die Deckstücke bieten generische Unterschiede. Sie haben bei Praya
runde Flächen zur Begränzung, sind helmartig an der concaven Fläche zur Aul-
nahme der Polypen und besitzen ein oder mehre blind endende Kanäle. Bei
Diphyes stellen sie im Allgemeinen ein trichterförmig um den Stamm gewickel-
tes Blättchen vor. Bei Abyla endlich umhüllen sie einen relativ sehr kleinen
Theil der Organe und enthalten eine Höhle mit grosszelligen Wandungen. —
P. beschreibt nun ausführlich folgende neue Arten: Praya maxima, Diphyes gra-
eilis, D. quadrivalvis, wegen deren Ban wır auf die Abhandlung selbst verwei-
sen, indem wir uns zu b) den Physophoriden wenden. Die bis sechs
Fuss lange Apolemia uvaria hat zwei Reihen Schwimmstöcke, die zusammen einen
416
ovalen Körper bilden. Die Form derselben weicht von der bei Physophora durch
mehrfache Hervorragungen und Ausbuchtungen ab. Im Allgemeinen gleicht sie
einem ahgestutzten Kegel, an dessen Spilze die von einer Schwimmhaut umgebene
Mündung eines Schwimmsackes liegt, welche in der hyalinen Glocke sıch. ausdehnt.
Der Schwimmhöhlenöffnung entgegengesetzt inseriren sich die Schwimmstücke
mit kurzem Stiele an die gemeinschaftliche Achse, aus deren Höhle eın Kanal
an jedes Einzelne tritt und sich zum Grunde des Schwimmsackes begebend dort
in vier Gefässe theilt, die im Ringkanal sich vereinigen. Zwischen den Schwimm-
slücken sitzen am Stamm noch einzelne fadenförmige äusserst contractile Tenta-
keln. In der weitern Fortsetzung trägt der Stamm absatzweise auf federbusch-
ähnlichen Bündeln gruppirt die einzelnen Polypen. Dicht hinter den Schwimm-
stücken sitzt ein compactes Bündel solcher junger Theile, die später durch Aus-
wachsen gewisser Stammesabschnitte auf einzelne Bündel sich verlheilen. Au
jedem Bündel erkennt man eine Anzahl Deckschuppen, 2 oder drei darunter be-
findliche Polypen und eine grosse Anzahl wurmförmiger Tentakeln mit je einem
Fangfaden an der Basis. Geschlechtsorgane waren nicht vorhanden. Die Deck-
stücke sind eiförmig oder kolbig, enthalten einen vom Stamme ausgehenden Ka-
nal, der in der Mitte erweitert endet. Die Pünktchen auf ihrer Oberfläche sind
Häufchen von 10 bis 20 Nesselzellen, welche kuglig sind, je 0,009 Linien mes-
sen und einen spiral aufgewickelten Faden enthalten. Sämmtliche Deckstücke
können selbständig bewegt werden. Unter ihnen entspringen die Tentakeln , 6
bis 12 Linien lange, fast cylindrische Fäden, zu 10 bis 20 an Zahl und in be-
ständiger Bewegung, von einem weiten, mit dem Stamme communicirenden Ka-
nale durchzogen, der am Ende geschlossen ist. An ihrer Basis entspringt je
ein langer Fangfaden, der gleichfalls einen Kanal enthält. Tentakeln und Fang-
fäden überzieht ein zarles Flimmerepithel. Die 2 bis 4 Polypenleiber an. jedem
Organbüschel 6 bis 7 Linien Länge, haben sechs Längskanten, die ins Innere
vorspringen und einem Galle absondernden Apparate verglichen werden können,
Sie wimpern aussen und innen. — Bei Rhizophysa filiformis Lamk. erreicht
der Ya Linie dicke Stamm bıs 11/3 Fuss Länge, ist 'glashell mit etwas röthli-
chem Schimmer und schliesst oben eine ovale Luftblase ein, unter welcher. eine
einseitige Reihe knospender Einzelthiere beginnt, deren jedes aus einem Poly-
penleib mit langem Fangfaden und secundären Fädchen an dessen Basis besteht.
Schwimmstücke, Deckschuppen, Tentakeln fehlen gänzlich. Die Luftblase ist oben
eingestülpt, doch ihre Hülle selbst über diese Vertiefung fort, an ihrem unulern
Ende geht die Duplicatur in zahlreiche dichotome blinddarmartiger Fortsätze über.
Die Luft ist in einen beutelförmigen Sack eingeschlossen. Der Stamm zeigt
mehrfache Erweiterungen. Die jüngsten Knospen an ihm erscheinen als blosse
Ausslälpungen, die länger werden und endlich die Form der Polypenkörper an-
nehmen und auch dann erst vom Stamme sich abschliessen bis auf einen feinen
Kanal. Zu dieser Zeit entsteht auch die Mundöffnung. Die seenndären Fäd-
chen, zu 40 bis 50 an jedem Hauptfaden, enden mit kleinen grünlichen Knöpf-
chen und stellen drei Modificationen dar. Die erste ist eine keulenförmige An-
schwellung, in welcher 6 bis 10 Nesselzellen liegen Am Ende der Keule setzt
sich ein kurzer Fortsatz an, dessen abgerundetes Ende gleichfalls Nesselzellen
enthält. Zwei andere Fortsätze stehen am Anfang der kolbigen Anschwellung,
und sind wie jener beschaffen. Die zweite Form wird durch blattartige Erwei-
terung des Fadens gebildet, welche sich in zwei Theile spaltet, deren jeder wie-
der wieder dichotomirt. In der Spitze jedes Astes liegt eine runde Nesselzelle.
Bei der dritten Form schwillt das Secundärfädchen zu einem kuglichen Knopf
an, der einen rechtwinklig abstehenden Fortsalz trägt. Dieser ist steil und zu-
gespitzt, sehr beweglich, an der Basis mit spindelförmigen Körpern besetzt, de-
ren Bedeutung noch fraglich ist. Die Mündung der Polypen ist rings dicht mit
kleinen Nesselzellen umgeben, die hintere Hälfte der Leibeshöhle mit Vorsprün-
gen versehen. Als Genitalien lassen sich 2 bis 4 zwischen je zwei Einzelthier-
chen am Stamme befindliche Bläschen betrachten. — c) Entwicklung der
Schwimmpolypen,. Die Eier aller dieser Thiere sind ganz durchsichtig,
0,25 bis 0,40 Linien gross , das deutliche Keimbläschen 0,02 bis 0,04 Linien.
417
Die Befruchtung erfolgt nach dem Austritt der Eier aus der Eikapsel, wo die
Spermafäden mit dem Köpfchen strahlenartig an der Oberflache des Rıes sitzen.
Es folgt rasch die Theilung des Dotters und der ganze Furchungsprocess ist in
24 bis 36 Stunden vollendet. Die Theilung des Keimbläsehens geht stets der
des Dotters voraus. Am dritien Tage hat sich die Oberfläche des Dotters mehr
verbunden und bewimpert sich zur freien Bewegung. Die einzelnen Zellen die-
ser Larve sind ungemein gross und vollkommen durchsichtig. Eine weitere Ver-
änderung tritt erst am sechsten Tage ein, indem sich an einer Stelle kleine
Zellen bilden und eine Verdickung erzeugen, die sich bräunlich färbt. Bis zum
8. Tage zeigt sich eine merkliche Hervorragung mit doppelter Schicht und in-
nerer Höhle. Sie setzt sich dann als ruude Knospe von der Larve ab. Von
ihrer inneren Schicht streckt sich eine solide Zellennıasse in den Embryo als
Vorsprang. Darauf scheidet sich die innere Wand der Rnospe deutlich in zwei
Stücke, deren zweiles in einen neu entstandenen Hohlraum verläuft. Gegen den
10. Tag ist die Spitze der Knospe geöffnet und damit. dıe Larve- mit einer
Schwimmglocke versehen. Diese bildet. sich nun immer weiter aus, während
der Polypenleib zurückbleibt. Soweit reichen die Beobachlungen über die Ent-
wicklung. (Zeitschr. f. wissenschaftl, Zool. V. S. 2835 — 343. Tf. 16—18.)
Gl.
Conchyliologie. — Gray beschreibt zwei neue Gattungen Land-
wollusken, den Typus der einen, Pfeifleria, bildet die bisherige Helix micans
Pfeiff,, eine andere Janella anlipodarum ist von Neuseeland und unterscheidet sich
von Limacellus durch die Stellung der Respiralionsöffnung und durch nur zwei
Fühler. (Ann. may. nat. hist. Decbr. 413 )
Pfeiffer diagnosirt folgende neue Cyelostomaceen aus Cumings Samm-
lung: Cyelostoma Himalayanum, C enchilum, C. crassum, C. expansum, €. uni-
eolor, C. ponderosum, C. Dysoni, C. disculus, C. deseiscens, C. margarita, C,
latelimbatum, €. regulare, C. sericatum, C. pleurophorum, C. faseiculare, C. gua-
temalense, C. canescens, C. violaceum, C. Schuttleworthi, C. radula, EC. ovalum,
C. Grateloupi, €. histrio, C. integrum, C. harpa, C. pingne, C. pallidum, C. eu-
manense, C. turridum, GC. Diaphanum , C. lugubre, C. Küsteri, C. trochlea, €.
allernans, C. ruslicum, C. psilomitum, C. alatum, €, sealare, C. lutescens, (.
gutlalum, C. ignescens, (. [usculum, €. castaneum. (Ibid. 452.)
Gray beschreibt die Zähne der Pneumonohranchiaten. Nanina hat sehr
zahlreiche ziemlich einförmige Zahne auf einer sehr breiten Zunge. Bei Par-
- macella stehen die zahlreichen Zahne in sehr-gedrängten Reihen und haben ei-
nen erhöhten Mittelzacken mit Nlacheın zweizähnigen Ende. Testacellus hat eine
sehr breite Zunge, auf derselben divergirende Zahnreihen, die Zähne nadellör-
mig, mit rundem Kopfe und scharfer Spitze. Bei Achatina fulica sind die Zähne
klein, vierseitig, breiter als lang, mit breiter, stumpfer Mittelspitze. Partula be-
sitzt ähnliche Formen als Bulimus, ebenso Veronicella. Onchidium nähert sich
in einer neuen weslafricanischen Art der Gatlung Helix, ebenso Peronia mauri-
tiana denen von Testacellus. Aurıicula schliesst sich an Bulimus an. Lymnea,
Planoıbis, Physa, Ancylus, schon durch Troschel bekannt, sind unter einander
sehr ähnlich. Amphibola nux avellana steht Lymnea zunächst, Siphonaria und
noch viei mehr Cyclophorus haben complieirtere Zahnformen in gebogenen Quer-
reihen, letztere Natica ähnlich. (bid. Novbr. 329, c. figg.)
v. d. Busch führt zwei neue Melanien 'ein, M, mucronata ohne Fund-
ort und Melania pontificalis von Borneo — Pfeiffer neue Pythien, nämlich
Pythia Reeveana von den Philippinen, P. albovaricosa von Celebes, P. inflata
von Borneo, P. ceylanica von Ceylon; ferner eine neue Helix Zelebori aus Ser-
bien und H. helvola aus Sibirien. (Malakoz. Zeitschr. Nr. 12. S. 177.)
Troschel behandelt die Mundtheile der Cephalopoden, für die er Ele-
done moschata, Octopus vulgaris und O. carenae, Argonaula argo, Loligo sagit-
tata, Onychoteuthis Bergi und Sepia offieinalis untersucht hat. (Archiv f. Na-
turgeschichte XIX. 1. Tf. 1.)
418
Koren und Danielssen liefern eine Entwicklungsgeschichte von Pur-
pura lapillus und fassen daa Resultat aus diesen und ihren frühern Beobachtun-
gen über Buceinum undatum zusammen. (Ann. sc. nat. Zool, XIX. 89.)
Langer handelt über das capillare Gefässsystem der Teichmuschel.
Schon wenige Injectionen überzenglen L. von der Existenz !dieses Systemes in
dem Mantel, Fuss, Schliessmuskel, den Kiemen, Mundtentakeln Bojauus’schen
Körper und vom ganzen Darmrohre. Der Uebergang von den Arterien durch
das capillare Netz in die Venen ist durch Injectionen dargestellt. Die Formen
der Netze sind in den verschiedenen Organen verschieden. Die Capillaren selbst
haben einen ansehnlichen Umfang, grösser als bei den nackten Amphibien. Mund-
teniakeln und Darmkanal werden von der Aorta aus gespeist, nur das Endstück
des Mastdarmes von der hintern Aorta. (Sitzunysber. Wien. Akad. X. 432)
Prime beschreibt die in den Vereinigten Staaten vorkommenden Arten
von Cyclas. (Proceed. Bost. soc. 1853. p. 271.)
Fairbank theilt Beobachtungen über das Thier von Rotella mit (Ann.
of Lyc. nat. hist New-York 1853. Mai p. 35. — Newcomb beschreibt
daselbst p. 18. zwei neue Achatinella und Redfield neue Heliciden p. 14.
Meissner, Beiträge zur Anatomie und Physiologie von
Mermis albicans. — Dieser Schmarotzer der Gordiaceenfamilie lebt in
vielen Schmetterlings-, Käfer- und Fliegenlarven und auch im Eingeweidesack
einer Schnecke, der Succivea amphibia. Er ist getrennten Geschlechts, die Weib-
chen häufiger als die Männchen. Der Körper ist lang, cylindrisch, etwas de-
primirt, dünn, nach dem Kopfe hin etwas verschmälert. Das Weibchen erreicht
bis 5 Zoll Länge, das Männchen nur 24/2. Die Farbe ist milchweiss, am Kopf
und Schwanzende hell uud durchscheinend. Eine dicke mehrschichtige Haut-
schicht umhüllt den Körper. Sie verdünnt sich plötzlich und sehr dicht hinter
der Mundöffnung und trägt hier sechs im Kreise stehende Warzen. Unter ihr
liegt eine aus breiten Längsfasern bestehende Muskellage, welche frei die innern
Organe umhüllt. Der Mund liegt vorn, ist kreisrund, sehr klein, setzt sich in
einem sehr dünnen Oesophagus fort. Der After fehlt. Die weibliche Geschlechts-
öffnung liegt wenig hinter Leibesmitte in der Mittellinie des Bauches, die männ-
liche unmittelbar vor dem Schwanzende. Ein doppelter Penis von grünlich brau-
ner Farbe steckt im Leibe. So lange der Wurm als Parasit lebt, haben beide
Geschlechter am Schwanzende eine kleine Spitze, welche mit der Häntung ver-
loren geht, sobald das Thier in die Erde wandert. Merkwürdiger Weise finden
sich Individuen, welche neben fungirenden weiblichen Genitalien äussere männ-
liche Geschlechtsorgane besitzen. Die Haut besteht aus drei gut abgegrenzten
Schichten. Die oberste ist Epidermis, unter ihr folgt eine aus Fasern geweble
Schicht und darunter eine structurlose, welche 9/ıo der ganzen Hautdicke ein-
nimmt. Die mittlere besteht aus zwei Faserschichten, die Fasern laufen parallel
und dicht neben einander, in beiden Schichten in entgegengesetzter Richtung,
die einen in Spiralen von rechts nach links, die andern umgekehrt. Die Fasern
haben gleiche Breite, Y/ıooo Linie. In ihrer Schicht bemerkt man deutlich sechs
Linien oder Längsnähte, die auch von andern Beobachtern und bei andern Wür-
mern erwähnt werden. Beide Faserschichten bestehen aus Chitin und sind
mit der Epidermis innig verbunden, welche structurlos und durchsichtig ist,
ursprünglich aber aus gestreckten sechseckigen Zellen besteht, deren sechs den
Körper umfassen, jenen Längslinien entsprechend. Die innere dickste Haut-
schicht, das Corium ist von veränderlicher Dicke, bildet drei Längsverdickungen,
zwei längs der Seite, eine in der Mittellinie des Bauches. Hinter dem Munde
schwillt das Corium plötzlich zu einer ringförmigen Wulst an und verdünnt sich
darüber wieder sehr. Der Mund ıst nur eine trichterförmige Einsenkung im
Corium. Hinten bildet dasselbe den Schwanzstachel. Es ist strueturlos, eine
Glashaut, in Lamellen spaltbar. Der unter ihm liegende Muskelcylinder reicht
von einem Körperende bis zum andern, ist aber der Quere nach in drei Abthei-
lungen geschieılen, indem er eine breite Rückenschicht, und zwei schmälere für
Seiten und Bauch bildet. In die Grenzen dieser Schichten ragen die Längs-
419
wülste des Corium. Drei eng mit Zellen angefüllte Schläuche durchziehen gleich-
falls den Körper, jeder im Zwischenraum zweier Muskelschichten gelegen, an
den Wülsten der Corium befestigt. Jede Muskelschicht wird durch eine seichte
Furche getheilt und verdünnt sich nach ihren Rändern hin. Am Kopfe entsprin-
gen die Muskeln dicht unter den sechs Papillen aus der Haut zugleich mıt den
Zellenschläuchen. An der weiblichen Vagina theilt sich der Bauchzellenschlauch,
um diese ringförmig zu umgeben. Jede Muskelschicht besteht aus senkrecht
stehenden schmalen Bändern, die parallel vom Kopfe bis zum Schwanze laufen.
Die innere Fläche der Schicht ist gestreift, die äussere glatt. Die Bänder sind
seitlich sehr zart längsgestreift und bestehen aus Bündeln von Primitivfibrillen.
Die Zellenschläuche werden von einer sehr zarten structurlosen Membran gebil-
det und sind an beiden Enden geschlossen, innen ganz mit Zellen erfüllt, die
Zellen in zwei alternirende Längsreihen geordnet, sehr schwer isolirbar, eine
feinkörnige undurehsichtige Substanz enthaltend mit scheibenförmigem Kern. Bei
geschlechtsreifen Individuen enthalten die Schläuche noch linsenförmige Con-
eretionen, zuweilen bis 100. Das Nervensystem ist sehr vollkommen ausgebil-
det. Der centrale Thail iiegt im Kopfe und Schwanze. Jener ist ein mit vier
Ganglien versehener Schlundring, der sechs Fäden in die Papillen sendet auch
in den Oesophagus und die Muskelschicht, dieser besteht aus drei Ganglien.
Aus dem Gehirn entspringen ausser den genannten Fäden noch vier Nerven-
stämme, von denen einer dem Eingeweidenervensystem angehört, die andern Haut
und Muskeln versorgen. Das Eingeweidenervensystem entspringt also aus jenem
Stamme, indem sich derselbe in zahlreiche Aeste auflöst, die über den Verdauungs-
apparat und die Genitalien sich ausbreiten und mit zahlreichen Ganglienzellen
in Verbindung stehen. Vom Gefässsystem ist keine Spur vorhanden. Der Ver-
dauungsapparat ist sehr complieirt. Der Oesophagus ist ein schmaler Halbka-
nal, dessen Ränder nur am obersten Ende geschlossen, wo sie den Grund des
Mundtrichters umfassen. Er besteht aus Chitin. Bei 8 Linien Länge hört er
gerundet auf. Umgeben ist er von einer granulirten zähen schwammigen Masse,
die von einer zarten Membran begränzt wird. Sie schwillt mehrfach perlschnur-
förmig an, jede Anschwellung enthält eine Magenhöhle, die nach Aussen mün-
det und von der Membran des Schlauches ausgekleidet ist. Schlauch und Oeso-
phagus stecken gemeinschaftlich in einem zweiten Schlauche. Der Fettkörper
durchzieht den ganzen Körper, ist ein mit grossen länglichen zweireihigen Zel-
len gefüllter Cyliuder, der Fettropfen en.hält und kleine kuglige Zellen mit Kıry-
stalldrusen. Fettkörper und Verdauungskanal winden sich um einander in lang-
gestreckter Spirale und in erstern führen Kanäle von den Magenhöhlen her. Die
männlichen Geschlechtsorgane bestehen aus einem Blindschlauch, der den gan-
zen Körper durchzieht und in Hoden, vas deferens, Samenblase und Ausführungs-
gang zerfällt. Der Hoden nimmt etwa die Hälfte ein, das vas deferens ist en-
ger und seine tunica propria von einer Ringmuskelschicht umgeben, welche der
erweiterten Samenblase fehlt, im Ausführungsgange aber wieder hervortritt. Die
Geschlechtsöffnung liegt auf einer Warze, ist dreischlitzig, zwei Schlitzen für
die beiden Penis, den dritten für den Ausführungsgang. Jeder Penis ist ein ge-
bogener Halbkanal von !/ıs Linie Länge, aus Chitin bestehend, mit muskulöser
Scheide. Die innern weiblichen Genitalien sind doppelt vorhanden, einen in der
vordern und einen in der hintern Körperhälfte gelegenen Blindschlauch darstel-
lend, jeder aus fünf Abtheilungen bestehend, nämlich dem Eierstockkeim, Dotter-
stock, Eiweissschlauch, Tuba und Uterus. Der Eierstockkeim ist der kleinste
Theil, allein von der tunica propria gebildet, helle durchsichtige Zellen enthal-
tend. Der Dottersack nimmt die Hälfte des ganzen Eierstocks ein, ebenfalls
von der tunica propria allein gebildet und mit Eiern erfüllt. Wo er in den
Eıweissschlauch sich verengt, liegt ein Sphineter. Dieser Schlauch macht die
andere Hälfte des Eierstocks aus und ist vielfach erweitert, in Kammern ge-
theilt. Die Tuba ist ein sehr enger Kanal mit sehr dicker, doppelt muskeliger
Wandung, die sich bei Durchgang der Eier ansehnlich erweitert. Auch der Ute-
rus ist mehrfach eingeschnürt, mit flachen Ringfasern bedeckt, und von beiden
Seiten her an der Vagina vereinigt. Diese ist ein Sförmig gebogener Kanal und
420
die Vulva eine querovale Oeffnung von einer Wulst umgeben. ‘So lange der
Wurm als Parasit lebt, ist keine Spur von Genilalien vorhanden , erst wenn er
in die Erde wandert und sich häutet, erscheinen dieselben, Der äusserste Theil
des Hodens ist in der Geschlechtsreife mit runden wasserhellen Zellen erfullt,
die aus einer sehr zarten Membran, einem flüssigen Inhalt und einem grossen
Kern mit kleinem Kernchen bestehen. Es sind Keimzellen,, von Felimolecülen
umgeben und von Eiweisskugeln. Der Kern der Keimzelle theilt sich, das Kern-
chen geht in einen Theil über. Die Tochterkerne wachsen und setzen die Ver-
mehrung fort, die Keimzelle wächst, und Kernchen entstehen in den neuen Kernen.
Die Kerne verwandeln sich allmählig in Zellen und in jeder dieser bildet sich ein
Samenfaden, der mit dem Schwanze heraustritt und bis !/go Linie lang wird. Das
ausgebildete Ei besteht aus dem sphärischen Keimbläschen mit dem bisquitförmigen
Keimfleck, dem Dotter, der Dotterhaut, einer zahfiüssigen Eiweissschicht und einem
Chorion. Im rundlichen Ende desEierstocks sieht man rinnende fein granulirte Kör-
perchen mit Kern und Kernchen, weibliche Keimzellen, ebenfalls von Fetttropfen und
Kügelehen umgeben. Der Kern theilt sich wie in den männlichen Zellen. Dann
legen sich die Kerne an die Zellenwand an und drängen diese hervor, schnüren
sich knopfförmig ab, so dass endlich um eine Zelle bis 20 Tochterzellen Irau-
senförmig gruppirt sind. Die getheilten Kerne werden im Eierkeimstock, zu
Keimbläschen, an denen sich später der Keimfleck entwickelt, die Tochterzellen-
wand wird zur Dotterhaut, ihr flüssiger Inhalt zum Dotter, der sich im Dotter-
sack erst völlig ausbildet. Neue Eier bilden sich in diesem Stadium .nicht mehr,
Im Eiweissschlauch eingetreten nimmt das Ei in einer Erweiterung Platz, um
sich hier mit einer schützenden Hülle zu versehen und dann in den Uterus zu
treten. Die gelegten Eier finden sich frei in der Erde und hier entwickelt sich
der Embryo. Der Dotter furcht sich, wird maulbeerförmig, rund, dann oval
und immer länger und schmäler, krümmt sich, Kopf- und Schwanzende nähern
sich und in mehrern Wochen ist die Entwicklung ohne besonders auflallende
Erscheinungen vollendet. (Zeitschr. f. wissensch. Zool. F. 207 — 279, Tf.
11-15.)
Gerstaecker, über eine neue Gallung und eine weniger
bekannte der Siphonostomen. — Die neue in einer Art aus dem Mit-
telmeere bekannte Gallung Elytrophora erhält folgende Diagnose: Antennae biar-
tieulatae, margini frontali annexae; oculi nullı; corporis pars Lhoracica cepho-
lothorax tribusque annulis thoracieis salis dislinelis composila, abdomen annu-
lis duobus, appendieibusque duabus terminalibus, setiferis; dorsum appendici-
bus foliaceis in mare duabus, qualuor in femina ornatum ; pedum maxıllarium
poria tria, in cephalothorace aflıxa, simplicia, ungue terminali; pedum branchia-
linm paria quatuor, quorum tria annulo thoracico primo, altero quarlum allixum ;
singuli bifidi, lamina branchiali ınterna gressoria externa composili, ulraque se-
tis cilhalis longis instructa; femina mare duplo major, tubis oviferis duabus
longis, appendiceque furcata infra instruela. — Die Leach'sche Gattung Noga-
gus hat Milne Edwards nur nach Männchen. characterisirt, von dem das Weib-
chen sehr verschieden ist. Dieses wurde bereits unter drei verschiedenen Na-
men beschrieben: von ©. F. Muller als Caligus productus, von Otto als Caligus
paradoxus, von Nordmann als Binoculus sexselaceis. Es ist 7 Linien lang, mit
den Eiertrauben 13 und mit der Aufnahme seiner Characlere gibt G, der Gat-
tung nun folgende Diagnose: Antennae biarliculatae, laminae frontali infra an-
nexae ; oeuli pyriformes, in inferiori cephalothoracis facie post antenuas posili;
thorax articulis quatnor distinetus composilus, anterioribus duobus utroque in
sexu processibus Jateralibus instruelis, tertio in femina appendicibus foliaceis
duabus, in mare nulla, qnarto in femina elongato triphyllo, in mare simplice
subqnadrato: pedum maxillarium paria Iria, terium robustum, unguicnlis duo-
bus terminalibus, validissimis instrnetum ; pedum branchialium poria qualuor,
singuli biidi, lamina utraque biartieulata selisqne eiliatis ornata; abdomen in
femina uno, in mare tribus articulis coınpositum. Für die Gruppe der Caligi-
den schlägt G. nun diese Anordnung vor: a) keine blattformigen Anbängsel auf
dem Rücken , Caligus , Caslimus, Trebius; b) blattformige Anhäugsel auf dem
421
Rücken ; 1) Weibchen mit fünf, Männchen ohne Blättchen, Nogagus; 2) Weib-
chen mit vier Männchen mit zwei Blättchen, Elywophora. (Archiv f. Natur-
gesch. XIX. 58—69. Tf. 3. 4.)
A. E. Grube, über Phyllopoden nebst einer Uebersicht
ihrer Gattungen und Arten. — Der allgemeine Theil dieser Gattungen
enthält sehr umfangsreiche und höchst schätzenswerthe geologische und anato-
mische Untersuchungen der Gattung Limnetis in vergleichender Darstellung mit
den nächst verwandten Formen. Wir können hier nur das Resultat derselben
mittheilen, welches der Verf. in folgende Sätze zusammenfasst: 1) Die Larve,
deren Gestalt unmittelbar nach dem Auskriechen aus dem Ei noch unbekannt
ist, hat, wenn sie eine Länge von 1; Lin. erreicht, einen flachgewölbten Rük-
kenschild, einen noch nicht beweglichen vorn conischen Kopftheil mit zwei ge-
waltigen Seitenstacheln, eine auffallend grosse, ebenfalls nicht bewegliche Lip-
penplälte, die von der Bauchseite des Kopfes abgeht, und nach hinten und un-
ten gerichtet ist, nur ein einfaches Auge und zwei Paar Ruderextremitäten, von
denen das vordere zu den Ruderantennen , das hintere zu den Mandibeln des
erwachsenen Thieres wird. — 2) In diesem Zustande entstehen allmählig auch
die Rumpffüsse (doch ohne in Thätigkeit zu treien), dıe zusammengesetzten Au-
gen, und mit ihnen gleichzeitig Herz und Blutbewegung. — 3) Durch eine
Häutung (nach ungefährer Rechnung am 4ten oder 5ten Tage nach dem Aus-
schlüpfen aus dem Ei) geht das Thierchen in die Form über, die es fortan be-
hält, d. h. es bekommt eine zweiklappige Schale, einen beweglichen Kopf und
Oberlippe, Tastantennen und lappig eingeschniltene blattartige borstenrandige
Rumpffüsse , deren Zahl anfangs nicht mehr als 5— 6 beträgt. Ruderantennen
und Mandibeln haben die auch weiterhin bestehende Gestalt, doch sind jene
erst dreigliedrig. — 4) Im erwachsenen Zustande zeigt der Stamm des Ner-
vensystems die Form einer Strickleiter, indem die Bauchstränge ziemlich weit
von einander abstehen, und durch Querfäden verbunden sind. — 5) Der Mund-
ring ist, wie gewöhnlich, bedeutend in die Länge gestreckt, seine Schenkel in
der Mitte ihres Verlaufs durch einen Quernerven verbunden, geben die Aeste für
die Ruderantennen ab. — 6) Das einfache Auge verkümmert im erwachsenen
Zustande , die zusammengesetzten vereinigen sich, ohne ganz zu verschmelzen,
auch bleiben ihre Sehnerven getrennt. — 7) Das Herz ist kurz und erstreckt
sich durch die vier ersten fusstragenden Segmente. — 3) An der Schale kann
man drei Blätter unterscheiden; dem mittleren, einer weichen von zahlreichen
Blutströmehen netzarlig durchzogenen Schicht, verdanken die anderen ihre Ent-
stehung, sie bilden die Ueberzüge und entsprechen der Epidermis. — 9) Die
Fasern des Schalenschliessmuskels entspringen aus der mittleren Schicht, wel-
cher auch die ihn in einem Oval umgebenden concentrischen Kanäle angehören.
— 10) Der äussere Ueberzug der Schale ist das stärkste und festeste Blatt-der-
selben, der innere dagegen sehr zart; woher wahrscheinlich an der Innenfläche
dieses blutreichen Orgaus die Respiration vor sich geht. — 11) Die Schale
besteht aus zwei durch eine elastische Rückenfalte verbundenen Klappen, das
obere und untere Blatt der Falte geht in die Haut des Kopfes und Rumpfes
über. — 12) Der Bau der Füsse stimmt am meisten mit Estheria (Isaura)
überein; die Rückenanhänge ihres Aussenrandes (Branchialanhänge), besonders
der unbehaarte scheint, wıe die Schale, besonders als Respirationsorgan zu die-
nen. — 13) Der Darmkanal ist ein gerades Rohr; die beiden kurzen einfa-
chen Blindsäckchen des Larvenmagens bilden sich zu den grossen vielfach ge-
lappten Secretlionsorganen aus, welche beim erwachsenen Thier bis in die Spitze
des Kopfschnabels herabreichen und in den Magen münden. — 14) Die Oeff-
nung, durch welche die Eier hervortreten , befindet sich am Grunde und zwar
an der Aussenseite eines rechts und links am Rücken sitzenden, häuligen, drei-
zipfligen Blattes, das sich über die 3 hintersten fusstragenden Segmente erstreckt.
— 15) Die griffelförmigen beweglichen Stiele, des 9ten und lOten Fusspaars,
um welche sich die befruchteten Eier befestigten, sind eine Umwandlung der
borstenrandigen äusseren Rückenanhänge der vorderen Füsse. — 16) Die männ-
lichen Oeffnungen liegen an derselben Steile, an welcher die weiblichen, doch
29
422
bleibt das Blatt, das sie bedeckt, rudimentär. — 17) Bewegliehe Samenkörper-
chen fehlen, vielmehr bılden sich nur rundliche Samenballen. — 18) Die Be-
gattung ist eine innerliche. — 19) Die Uebertragung des Samens muss, da be-
sondere Ruthen fehlen, durch die hintern Fusspaare geschehen, während die
Greiffüsse des Männchens das Weibchen an der Schale gepackt haben. — 20)
Keines der beiden Geschlechter ist der Zahl nach merklich überwiegend. —
21) Männchen und Weibchen sind schon äusserlich unterscheidbar: a) durch
die Gestalt des Kopfes, dessen Schnahel beim Männchen in eine abgestutzte,
beim Weibchen in eine scharfe Spitze ausläuft. b) durch die Zahl der Fuss-
paare, die beim Männchen nur 10, beim Weibchen 12 beträgt. c) durch die
Beschaffenheit der hintern drei fusstragenden Segmente, auf denen bei den Weib-
chen jederseits ein ansehnliches dreizipfliges Blatt hervorragt. d) durch die Be-
schaffenheit des 9. und 10. Fusspaars, dessen Rückenanhänge beim Weibchen
griffelförmig sind und die Eier tragen, beim Männchen fehlen. — 22) Indem
die Pfützen, welche dem Limnetis zum Aufenthalt dienen, im Sommer austrock-
nen, gehen die ausgebildeten Thiere unter und es erhalten sich nur die Eier.
— 23) Die Entwicklung der Eier fällt in das erste Frübjahr. — 24) Sowohl
in der Organisation wie ın den Lebensverhältnissen schliesst sich Limnetis am
meisten an Estheria (lsaura) an. Der systematische Theil, in welchem die Fa-
milien, Gattungen und Arten diagnosirt werden, hat folgende Anordnung: a)
Phyllopoden: 1) Körper nackt: Branchipus mit 17, Polyarteris mit 1, Artemia-
mit 4 Arten, Eulimene 2, Körper grossentheils oder ganz von einem Rücken-
schilde bedeckt. «&) Rückenschild flach gewölbt Apus mit 3 Arten. £) Rücken-
schild eine zweiklappige Schale Limnetis mit 2, Estheria mit 7, Limnadia mit
2 Arten. (Ebda. 71—172.)
G. Gegenbauer, über Phyllosoma. — Das Nervensystem die-
ses Stomatopoden ist durch Auduin und Milne Edwards untersucht worden,
über die andern Organe theilt G. seine Untersuchungen mit. Die Mundöffnung
ist von einem complicirten Kauapparat umgeben und liegt am hintern Rande des
Cephalothorax. Der Oesophagus ist sehr kurz, der Magen eng, seine Wandun-
gen mit borstigen Zähnen besetzt. Kurz hinter ihm liegt eine Erweitrung, in
welche die Leberorgane münden, darauf verläuft der Darm gleich weit nach hin-
ten zum letzten Leibesringe, auf dem er sich unten mit einer Längsspalte öff-
net. Die Leber besteht aus zwei grossen jederseits irn Cephalothorax liegenden
Drüsen. Als Speicheldrüsen können zwei hlattarlig. gelappte Drüsen betrachtet
werden, die jederseils hinter dem Magen liegen und ihren Ausführungsgang quer
über den der Leber nach vorn verlaufen lassen. Das Herz ist rundlich oder
länglich viereckig, hinter und über dem Magen gelegen, mit sechs Klappöffnun--
gen versehen. Nach vorn sendet es drei gleich starke Aortenstämme , die bei-
den seitlichen für die Leberschläuche. Hinten- entspringt eine Rückenaorte , die
erst an der Schwanzspitze sich theiltl. Fin Capillarsystem fehlt, ebenso wirk-
liche Kiemen. Als rudimentäre Kiemen lassen sich fünf Paare fein gefiederte
Blättchen betrachten, deren jedes dem Basalgliede eines Fusses ansitzt. Ge-
schlechtsorgane sind nicht aufgefunden worden. Die innere Organisation der
Phyllosomen stimmt vielmehr mit den Dekapoden als mit den Stomatopoden über
ein. (Zeitschr. f. wiss. Zool. V. 252.)
C. L. Koch, die Pflanzenläuse, Aphiden, geireu nach dem Le-
ben abgebildet und beschrieben. (Nürnberg 1854. 1. Heft.) Der Verf. hatte
das Manuseript und die Zeichnungen schon 1843 fast vollendet als Kaltenbach’s
Monographie der Pflanzenläuse ihn zu einer sorgfältigen Vergleichung resp. Um-
arbeitung nöthigte. Leider hinderte ihn ein gefährliches Augenleiden an der
Vollendung dieser Revision und so hat nun Herrich-Schaeffer die Herausgabe
mit dıeser ersten Liefrung begonnen. Das Ganze wird in etwa 10 Heften mit
60 Tafeln vollendet sein, das vorliegende erste Heft beginnt mit einer systema-
tischen Uebersicht der 40 hiehergehörigen Gattungen und wendet sich dann so-
gleich zur Characteristik der Gattung Chaetophorus mit 12 Arten, dann zu Hya-
lopterus mit 5, Rhopalosiphum mıt 7 Arten. Die Characteristik der Gattungen
und Arten ist genügend, auch die Lebensweise und der Aufenthalt berücksich-
423
tigt, die Abbildungen sauber gezeichnet und colorirt. Wir wünschen dieser
Arbeit eine lebhafte Theilnahme Seitens des Publikums und einen raschen
Fortgang.
H. F. de Saussure, Monographie des Guöpes solitaires
ou de la tribu des Eumeniens (Paris 1852. 80 cah. 1. 2.). — Die
Einleitung wird erst mit der letzten Liefrung ausgegeben werden, daher die
erste mit einer kurzen Diagnose der Tribus beginnt und dann die Gattungen
und Arten in systematischer Reihenfolge folgen lässt. Die Gattungen sind wie
in Kochs Aphiden characterisirt und in einer typischen Art abgebildet. Bei den
Arten sind, wo es anging oder nöthig schien, Männchen und Weibchen durch-
schnittlich in je 10 Zeilen characterisirt, das Vaterland angeführt, auch Synony-
mie und Literatur berücksichtigt. Die Zahl der neuen Arten ist nicht gering.
Die beigegebenen Tafeln bringen theils nur Abbildungen einzelner Organe, theils
ganzer Thiere und sind vortrefflich ausgeführt. Ueber den Umfang, den diese
Monographie erhalten wird, gibt uns kein Prospect und keine Erklärung auf dem
Umschlage Auskunft.
L. M. Fischer, Orthoptera europaea. (Lipsiae 1854. 4% c.
18. Tbb.). — Eine mit grossem Fleisse und vieler Sorgfalt gearbeilete Mono-
graphie, die zu den besten zoologischen Arbeiten gehört, welche uns das eben
zu Ende gehende Jahr gebracht hat. Nach einer alphabetischen Aufzählung der
umfangsreichen Literatur folgt eine systematische Uebersicht der europäischen
Orthopteren , ihre Gattungen und Arten mit Hinzufügung des Vaterlandes. Der
allgemeine Theil der Schrift handelt zuerst über die systematische Anordnung
der Familien und dann über die äussern Charactere und Organe der 'ganzen
Ordnung, über die Entwicklungsgeschichte und Lebensweise, geographische Ver-
breitung und endlich über Aufbewahrung. Im systematischen Theil werden die
Familien, Gattungen und Arten ausführlich beschrieben, auch auf Anatomie Rück-
sicht genommen, Literatur, Synonymie, geographische Verbreitung und Lebens-
weise besprochen. Ein ausführliches Gattungs- und Artregister bildet den Schluss.
Die beigegebenen Tafeln sind sehr schön.
H. Rathke, Bau und Entwicklung des Brustibeines der
Saurier. (Königsberg 1853. 40%). — Schultergerüst und Brustbein sind den
schlangenförmigen Sauriern meist abgesprochen worden, ersterer scheint ihnen
allerdings zu fehlen, aber das Brustbein fehlt nur den [usslosen Ringelechsen.
Bei Amphisbaena fuliginosa , A. alba, Lepidosternon microcephalum findet sich
zwischen dem Zungenbein und den vordersten Rippen ein Paar kleine Knochen-
stücke, die als Andeutung eines Schultergerüstes betrachtet werden können.
Bei ersterer Art sind sie walzenförmig, schräg von oben nach unten gerichtet,
bei A. alba waren sie in der Mitte verdünnt, bei dem Leptosternum bohnenför-
mig. Sie liegen überall frei in der Muskulatur. Vom Brustbein liess sich keine
Spur auffinden. Trogonophis Wiegmanni besitzt ähnliche Knochenstücke, doch
sind sie grösser. Chirotes canaliculatus mit Vorderbeinen hat Schultergerüst
und Brustbein, jenes aus zwei Knochenstücken bestehend, die unten mit diesem
verbunden sind. Das Brustbein ist schildförmig. Unter den schlangenförmigen
Schuppenechsen hat Acontias meleagris das am wenigsten entwickelte Brusibein
und Schultergerüst. Letzteres besteht wie vorhin nur aus zwei Knochenstücken
in derselben Lage, nur wieder grösser, am unlern Ende durch einen Streifen
fihrösen Gewebes mit einander verbunden und drei Paar Muskeln zur Anheftung
dıenend. Das Brustbein besteht aus zwei kleinen ellipsoidischen, hinter den
vordersien Rippenpaar gelegenen Knochentäfelchen. Bei Anguis fragilis, Ophi-
saurus ventralis, Pseudopus Pallasi ist Schultergerüst und Brustbein mehr ent-
wickelt. Letztres zeigt zwei unpaare, an Form und Grösse sehr ungleiche
Stücke, das kleine unter dem grössern liegend, dieses eine längliche quere Platte,
das kleinere ist kartenherzförmig , länglich schmal, oder schwach bogenförmig
gekrümmt. Bei den typischen Schuppenechsen bilden in der Regel ebenfalls
zwei ungleiche Stücke das Brustbein, nur bei den Chamäleoniden fehlt eines,
Am grössern kann man meist einen Stamm und zwei seitliche Fortsätze unter-
29*
424
scheiden. Erstrer ist gewöhnlich langgestreckt, eben und unten platt, nach hin-
ien zugespitzt, höchst selten lafelförmig. Die Seitenstücke gehen vorn oder
nach hinten ab, sind im erstern Falle kurz, breit, am Ende abgerundet bei Ba-
siliseus mitralus, mässig lang, schwach bognig gekrümmt, nach aussen und hin-
ten gerichtet bei Iguana tuberculata, noch länger bei Varanus nilolicus, V. or-
natus, V. bivittatus, Polychrus marmoratus, Anolis carolinensis, Oplurus torqua-
tus und Phrynosoma Harlani; vom hintern abgehend sind sie sehr klein, war-
zenförmig bei Ameiva vulgaris, Moloch horridus, mässig lang und erheblich breit,
platt, flügelförmig beı Tejus teguixin, Lyriocephalus margaritaceus, Agama mu-
tabilis, Platydactylus guttatus, ziemlich lang und schmal bei Lacerta agilis, L.
ocellata, Uromastsix spinipes, Seps chaleidica. Der Stamm greift unter das hin-
tere Brusibeinstück, hier in einer Furche aufgenommen, bei einigen verwachsen
beide. Das hintere oder grössere Stück ist am Ende entweder mit einem un-
paaren oder mit einem paarigen Anhang versehen. Der vordere Theil oder das
Hauptstück ist eine mässig dicke schildförmige Platte, oben schwach concav,
unten convex, meist rautenförmig oder gleichseitig fünfeckig, bisweilen in der
Mitte durchbrochen , oder selten mit zwei Lücken (Stellio vulgaris, Agama mu-
tabilis. Bei Uromastix spinipes sogar mit drei Lücken). ‚Eine Theilung der
Länge nach, wie sie für Varanus von Cüvier behauptet worden, findet nicht Statt.
Der Anhang ist beweglich oder mit dem Haupistück verwachsen. Ist derselbe
doppelt: so gleicht er ein Paar Hörnern, deprimirt, selten drehrund, frei en-
dend oder mit den Rippen verbunden, frei bei Draco viridis, Lophyrus gigan-
teus, Lyriocephalus margaritaceus, Istiurus amboinensis, Basiliscus mitratus, Mo-
loch horridus, Phrynosoma Harlani, Phrynocephalus caudivolvulus, Agama muta-
bilis, A. colonorum, Grammatophora barbata, Stellio vulgaris, Zomerus cordylus,
Uromastix spinipes; bei der Verbindung: mit Rippen lässt sich bisweilen die
Gränze zwischen beiden gar nicht nachweisen. Ein unpaarer Anhang findet sich bei
Gongylus ocellatus, Ameiva vulgaris, Chamaesaura anguma. Er ist plattenförmig
4- oder 5seitig. Das einzige Brustbeinstück der Chamäleonten bleibt kuorplig,
ist nach hinten verschmälert, in der mittlern Gegend etwas verengt. Nur wenige
Rippen verbinden sich bei den typischen Saurıera mit dem Brustbein, und zwar
mit dessen hintern Stück, überhaupt schwankt die Zahl der wahren Rippen zwi-
schen zwei bis sechs, meist sind es vier oder fünf.
Higginbottom untersuchte die beiden britischen Tritonen , Triton
asper und Tr. laevis, ihre Entwicklung, Lebensweise und Anatomie. (Ann. mag.
nat. hist. Decbr. 369—384. Tf. 15. 16.)
J.Hooker beschreibt einige neue Reptilien des östlichen Bengalens und
Sikkim Himalaya. Es sind Blancia niger, Japalura variegata, Hinulia indica,
Plestrodon sikkimensis, Dopasia gräcilis, Coronella punctieulatus, C. callicepha-
lus, Psammophis collaris, Herpetrodryas frenatus, Trimesurus elegans, Tr. bico-
lor, Parias maculata. (Ibid. 336— 392.)
Nach Kawall kömmt der Damhirsch in den russischen Ostsee-Provin-
zen nur gehegt oder verwildert vor. Im südwestlichen Kurland sind einige
Exemplare in die Wälder versetzt worden und gedeihen daselbst ganz gut unter
Aufsicht. Auf ihre Jagd ist von der Regierung Strafe gelegt worden. (Riyaer
Correspdzbl. VI. 105.) [2
—HRROREH
Gorrespondenzblatt
des
Naturwissenschafilichen Vereines
für
Sachsen und Thüringen
Halle.
1853. December. «N? XI,
Sitzung am 7. December.
Eingegangen:
Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau. Neuntes Heft.
l. und 2, Abtheilung.
Der Vorsitzende überreichte das October-Heft der Vereins - Zeit-
sehrift an die Anwesenden. Darauf theilte er mit, dass in Anbetracht
des Interesses, welches die Gasbeleuchtung jetzt für unsere Stadt hat,
Herr Baer bereit sei, eine Reihe von Vorträgen über diese Beleuch-
tungsart zu halten, zu denen auch Nichtmitgliedern des Vereins der
Zatritt gestattet ist.
Herr Weber trug hierauf den Witterungsbericht für den Mo-
nal November vor.
Herr Wesche lenkte die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf
den verwirrten Geschmackssinn des Rindes (S. 381.).
Herr Kohlmann sprach über die Verfälschungen der Butter
und gab die Mittel an diese zu erkennen (S. 382.). Ebenso Herr
Baer über die vermeintlichen Verfälschungen des Bieres, wobei
er gleichfalls die gebräuchlichsten Untersuchungsmethoden erläuterte.
(S. 386.)
Oeffentliche Sitzung am 14. December.
Herr Baer gab in einem ausführlichen Vortrage eine Anschauung
von den Grundprincipien der Beleuchtung im Allgemeinen, die er durch
Experimente anschaulich zu machen suchte, berührte dann kurz die
Geschichte der Gasbeleuchtung und erläuterte die Darstellung des
Leuchtgases aus verschiedenen Materialien, die Natur der hierbei er-
haltenen gasförmigen Producte, sowie die Reinigung derselben von
schädlichen Beimengungen.
Oeffentliche Sitzung am 21. December.
Nachdem Herr Baer nachträglich einige Angaben in Bezug auf
die Ausbeute an gasförmigen Producten bei den verschiedenen Mate-
426
rialien gegeben hatte, kam er in seinem zweiten Vortrage über die
Gasbeleuchtung noch einmal auf die Gaserzeugung zurück. Er zeigte
wie wenig Vortheil die Technik bei diesem wichtigen Process, der
rein auf chemischer Grundlage ruht, aus den Fortschritten der Wis-
senschaft zu ziehen gewusst habe und ging dann ausführlich auf die
neuesten Untersuchungen des bewährten englischen Chemikers Frank-
land ein, deren glänzende Resultate grosse Beachtung verdienen, So-
dann verbreitete er sich genauer über die bei der Darstellung des
Leuchtgases aus Steinkohlen abfallenden Nebenproducte — Kohks,
Theer, ammoniakalisches Wasser und den sogenannten Gaskalk, —
deren Werth einen vortheilhaften Einfluss auf den Preis des Haupt-
productes, des Leuchtgases selbst ausübt; er erläuterte die verschie-
denartigsten Anwendungen, welche diese Producte, namentlich der
Theer gefunden haben und zeigte wie die Wissenschaft selbst Mittel
und Wege an die Hand gegeben habe, den Kalk, der zur Reinigung
des Gases gedient hat und der durch seine Menge und seinen übeln
Geruch sehr lästig fällt, sehr werthvoll zu verwenden. Es wurde
aufmerksam gemacht, wie in ihm sich eine reiche Quelle zur Dar-
stellung von unterschwefligsauren Salzen eröffne, die in neuerer Zeit
durch ihre Verwendung in der Galvanoplastik uud Photographie eine
grosse Wichtigkeit erlangt haben und eine noch weitere Anwendung
finden werden, sobald sie nur erst im Grossen billig genug herzu-
stellen seien, Die Betrachtung des Steinkohlentheeres gab Gelegen-
heit, die innige Wechselbeziehung darzuthun, in welcher Wissenschaft
und Leben zu einander stehen. Daher wurden die Untersuchungen
dieses dem äussern Anschein nach nicht sehr wichtigen Gegenstandes
durch Runge, Hofmann, Mansfield genau durchgegangen und nament-
lich die der letzteren Chemiker hervorgehoben, denn Hofmanns Unter-
suchungen sind der Ausgangspunkt der wichtigsten Entdeckungen, wel-
che die jüngste Zeit auf dem Gebiete der Wissenschaft zu Tage ge-
fördert hat, geworden, deren Tragweile für das praktische Leben noch
nicht berechnet werden kann, während die von Mansfield uns den
Weg zu einer neuen Beleuchtungsart eröffuen. Der Redner legte eine
ganze Suite der aus dem Steinkohlentheer bis jetzt dargestellten ver-
schiedenartigsten Körper — das leichte und schwere Steinkohlen-
theeröl, die Pikrinsalpetersäure nebst ihren zahlreichen Verbindungen
mit Basen, das Naphthalin, Paraffin, Kreosot und Benzin — vor und
machte auf die Verwendung derselben, die sie theils bereits gefunden
haben oder sicher dereinst finden werden, aufmerksam. Sodann suchte
er von der Darstellung des Leuchtgases durch das Experiment, wozu
er Holz gewählt hatte, einen Begriff zu geben; auch stellte er das
Leuchtgas im reinsten Zustande (Elaylgas), wie es von den Gasan-
stalten nicht geliefert wird, aus Alkohol und Schwefelsäure dar und
zeigte die hell leuchtende, freilich auch stark russende Flamme des-
selben, wodurch die Wichtigkeit der bei der Darstellung des Leucht-
gases im Grossen gleichzeitig mit entstehenden verdünnenden Gase
bewiesen wird.
427
Stand der Luftelectrieität in Halle während des December.
Der electrische Zustand der Atmosphäre war im verflossenen
Monat ebenso wie im November, vielen Veränderungen unterworfen,
wenngleich derselbe der Stärke nach nur als ein mittlerer zu bezeich-
nen ist, indem keine Observation ein direct thätiges Wirken der Elec-
troscope ergab. — Ueberhaupt zeigte sich bei 93 Observationen eine
22malige negative und 7lmalige positive electrische Beschaffenheit
der Luft. Erstere 22 Fälle traten am 4. und 6. Abends, am 7. früh
und Mittag, am 13. früh, am 16. Mittag und Abends, am 18. früh
und Mittag, am 19. den ganzen Tag über, am 21. früh und Mittag,
am 22. früh, am 23. früh und Abends, am 24. früh und Mittag, am
25. früh, am 27. Abends und am 28. Mittag, ein, wovon 6 Obser-
vationen ersten, 15 Observalionen zweiten, und eine Observalion drit-
ten Condensatorgrades waren. Dieselben fanden 6 Mal bei starkem
Nebel, 7 Mal bei schneeiger Witterung und 9 Mal bei Schneefall statt.
Von den 71 Observalionen bei positiv electrischer Beschaffenheit der
Atmosphäre waren nur 5 zweiten Condensatorgrades, alle übrigen
schwankten zwischen dem vierten bis sechsten Condensatorgrade. So-
nach stellt sich der Grad der Luftelectrieität im verflossenen Monat
zu demselben im Monat December vorigen Jahres in das Verhältniss
wie 9:1. .. Ed. Beeck,
Resultate von 2000 Beobachtungen der Luftelectricität.
Indem ich mit Beginn dieses Jahres genöthigt bin, die von mir
nun 14/, Jahr täglich zu mehreren Malen angestellten Beobachtungen
über den Stand der Luftelectrieität zu schliessen, so werde ich noch
einiges Nähere über die daraus gezogenen Resultate, gleichzeitig als
eine Fortsetzung der früher erschienenen Abhandlung von mir, in die-
ser Zeitschrift, über denselben Gegenstand hier folgen lassen (s. Bd.
1. 1852. S.282). Von allen Theilen der Naturwissenschaft ist wohl
bis jetzt keiner so stiefmülterlich behandelt worden, als der der at-
mosphärischen Eleetrieität. Ueberhaupt ist seit Begründung dieses
Theiles der Naturlehre durch Benjamin Franklin 1752, in dem ver-
flossenen Jahrhundert wenig darin fortgearbeitet, und um so erregen-
der muss es daher sein, jenen Theil durch Erfahrungen auf jahrelange
Beobachtungen gestützt zu bereichern. Zwar haben uns schon jene
grossen Gelehrten: ein Franklin, Kinnersly, Colliguson, Muschen-
broeck, Saussure, Cavallo etc. von diesem Theile der Naturlehre ihre
Resultate hinterlassen, und es muss daher gewagt erscheinen als Di-
letant der Wissenschaft ebenfalls eine solche Arbeit zu unternehmen.
Dennoch fürchte ich die Kritik nicht, da hier ein jedes Vorurtheil
schwinden muss, und nur durch Selbstausübung vieler Beobachtun-
428
gen, mit gewissenhafter Strenge verbunden, etwas Bestimmtes zu er-
zielen ist.
Mit diesem Grundsatz machte ich im Verlaufe meines ganzen
Beobachtungs-Zeitraumes in Summa 1404 regelmässige Observationen,
welche sämmtlich in dem von mir darüber geführten Tagebuch ver-
zeichnet, und sowohl bei den verschiedensten Temperatur- als Natur-
verhältnissen ausgeführt sind. Hiervon sind die Beobachtungen vom
Jahre 1851, sowie diejenigen, welche ich zur Prüfung schon ange-
gebener Resultate als: Gerssdorfs Behauptuug, die Einwirkung der
Windrichtungen, das tägliche zweimalige Steigen und Fallen der Luft-
electricität etc, ausgeschlossen, da ich dieselben sehr unregelmässig
anstellen musste und daher nur als Notizen verzeichnete, welche ich
dann, da sie ziemlich übereinstimmen, kurz als Anhang des Tage-
buches zusammenzog. Diese Beobachtungen mit eingeschlossen möchte
wohl die ganze Summe der Observalionen 2000 betragen.
In Betreff meiner Beobachtungsweise habe ich mich, wie schon
früher erwähnt, der von A. T.v.Gerssdorf angeschlossen, indem ich die
Observationen vermittelst einer electrischen Zurüstung ausführte. deren
Spitze 46 Fuss vom Erdboden und 330 Fuss über dem Meeresspiegel er-
haben war, und einen Wirkungskreis von 28 Fuss Durchmesser hatte.
Die Stärke und Beschaffenheit der von dieser Zurüstung eingesaug-
ten atmosphärischen Electricität untersuchte ich sodann vermiltelst
Condensatoren und Electroscopen.
Die hierbei gesammelten Resultate, welche theilweise schon in
der oben erwähnten früheren Abhandlung enthalten, werde ich, nach-
dem ich jene dort angegebenen zuvörderst der nöthigen Berichtigung
unterworfen, weiter unten folgen lassen.
Ebenso wie im Jahre 1852 war es mir im verflossenen Jahre
wiederum nicht möglich, Gerssdorfs Behauptung bestätigt zu finden,
und mag dieselbe überhaupt wohl in einer Irrung Gerssdorfs liegen.
Eine ähnliche Beobachtung am 20. Juni v. J. Abends 555’ zeigte
mir bei heiterem Sonnenschein, schwachem Südwind und nur mit ein-
zelnen Cumulus bedecktem Himmel, zuerst ein 12 Linien weites Oefl-
nen der Bennet’schen Electroblättehen mit positiver, kurz darauf mit
negaliver electrischer Beschaffenheit und stieg hierbei der Henly’sche
Eleetrozeiger auf 12 Grad, fiel alsdann schnell folgend auf 0 Grad
zurück, und war nun die Atmosphäre wieder schwach positiv eleetrisirt,
Hierbei hatte ich jedoch einen während dieser Zeit kurz anhal-
tenden einzelnen Regentropfenfall gänzlich übersehen, und vermuthe,
dass eine ähnliche Ursache Gerssdorf zu demselben Resultat führte,
wonach ich somit Gerssdorfs Behauptung entschieden widersprechen
muss, und dadurch diejenige Saussures bekräftigen, dass die ‚Luft bei
heiterer Witterung und leicht bewölktem Himmel stets positiv electri-
sirt ist.
Ich sagte ferner, dass der Wechsel der Luftelectrieität Zeit.
punkte hervorrief, wo keine Spur von Electrieität zu entdecken, und
jene Zeitpunkte noch keine ganze Minute währten,
429
Später habe ich gefunden, dass sobald ich heim Beginn des
Zusammenfallens der Electroblättichen die Zurüstung durch Beruhrung
in dem nämlichen Augenblick entladete, die Blättchen sich auch so-
gleich mit der entgegengesetzten Electricitätsbeschaffenheit wieder öff-
neten, und daher die Verlängerung dieser Zeitpunkte nur als ein un-
verbesserlicher Fehler der Zurüstung zu bezeichnen ist. Demzufolge
muss ich annehmen, dass jener Wechsel nur die Sache eines einzi-
gen Augenblickes und sonach electrolose Zeitpunkte der Atmosphäre
gar nicht exisliren können.
Der dritte Punkt, dass bei Südost- oder Südwind sich negative
Lufteleetrieitätsbeschaffenheit einstelle, sobald der erst heitere Himmel
dadurch bewölkt erscheine, bedarf der Berichtigung, indem spätere Beo-
bachtungen dieses nicht bestätigen, und ist anzunehmen, dass bei je-
nen Beobachtungen andere ieh beobachtete Ursachen dabei vorherr-
schend waren.
Somit muss ich denn auch allen jenen Behauptungen entgegen-
treten, welche aus gewissen Windrichtungen die electrische Beschaf-
fenheit der Luft ableiten wollen. Im Verlauf meines ganzen Beobach-
tungs-Zeitraumes fand ich bei allen Windrichtungen bald positive bald
negative Electrieitätsbeschaffenheit der Luft, und können daher jene
Behauptungen nur auf einer grossen Allgemeinheit beruhen, Im All-
gemeinen könnte man vielleicht sagen, dass bei südlichen und west-
lichen Windrichtungen die Luft öfter negativ, bei nördlichen und öst-
lichen öfter positiv electrisirt sei, doch hängt diese Beschaffenheit im-
mer von örtlichen Ursachen ab. Die atmosphärische Electrieität über-
haupt ist so variirend, dass es trotz der grössten Sorgfalt öfter un-
möglich, ein tägliches Maximum oder Minimum zu bestimmen. Fast
alle hierüber gemachten Angaben sind nicht übereinstimmend, und
mag diese Verschiedenheit theils von den verschiedenen Ortsbeobach-
tungen herrühren, theils zu wenig Beobachtungen zum Grunde haben.
Meinerseits fand ich auch im verflossenen Jahre die Zeitpunkte im
Durchschnitt ebenso wie im Jahre 1852, zu öfteren Malen wohl auch
später oder früher, oder auch wohl gar nicht, hauptsächlich bei reg-
nigem Wetter oder heftigem Wind. Mit Anfang December veränderten
sich diese Zeitpunkte dahin, indem das 1. Maximum Vorm. gegen 10
Uhr, das 2. Abends gegen 10 Uhr, das 1. Minimum früh gegen 7
Uhr, das 2. Abends gegen 6 Uhr, nach dem ermittelten Durchschnitt
meiner Notizen, eintrat. Bei diesen Bestimmungen möchte man fast
in Versuchung kommen das täglich zweimalige Steigen und Fallen
der atmosphärischen Electrieität überhaupt in Zweifel zu ziehen, und
diese Zeitpunkte für blosse Störungen des Gleichgewichts der Luft-
electrieität zu halten, da zu vielen anderen Zeitpunkten ebenfalls ohne
weitere zu beobachtende Ursachen ein solches Steigen und Fallen ein-
tritt. Ich gebe daher hier nur das aus vielen Beobachtungen ent.
lehnte Resultat, indem die hier bezeichneten Zeitpunkte während mei-
nes Beobachtungs-Zeitraumes die durchschnittlich am meist wiederkeh-
renden waren. Ich mag das Auftreten dieser Maxima und Minima
430
nicht ganz in Zweifel ziehen, doch glaube ich, dass viele Meteorolo-
gen diese Angaben chne vollkommene Ueberzeugung machten. Ich
komme jetzt hier nochmals auf die in meiner früheren Abhandlung
sich aneinander reihenden verzeichneten Stärkegrade der Luftelectrici-
tät zurück, indem sich dieselben auch im verflossenen Jahre vollkom-
men bestätigten, und habe nur noch hinzuzufügen, dass der electri-
sehe Stand der Atmosphäre während eines Graupelschauers, der bei
Platzregen in den Wirkungen analog, und sich auch hier negativ
electrische Beschaffenheit der Luft einstellt.
Ein anderes Resultat meiner Beobachtungen ist das, dass, wie
schon von mir früher beobachtet, die Blitze bei vorherrschend star-
. ker Luftelectricität auf dieselbe in dem Augenblicke ihrer Statthahung
comprimirend einwirken, ich ebenso auch umgekehrt fand, dass diesel-
ben bei vorherrschend starker Lufteleetrieität deprimirend einwirkten,
indem der höhere Grade zeigende Henly’sche Electrozeiger bei jedem
Blitz schnell auf 0 Grad fiel und mit derselben Schnelligkeit auf den
früheren Standpunkt zurückkehrte, ohne dass dadurch ein Wechsel
der Luftelectricitätsbeschaffenheit eintrat. lch habe dafür keinen Grund
auffinden können, und überlasse die Erklärung dieser Erscheinung
Männern von Fach. Das Resultat, welches ich in Betreff der Entla-
dung von Funken bei starken Luftelectricitätsgraden und der Zurü-
stung sowohl gegen Metall als gegen den Kniebel der Hand gehend,
erhielt, war, dass sich dieselben stets mit dunkelröthlicher Farbe, bei
intensiverem Lichtglanz und stechenderer oder geräuschvollerer Natur
als die aus dem Conductor einer Electrisirmaschine zeigten. Im All-
gemeinen beobachtete ich stets die luftelectrische Verstärkung bei Re-
gen mit Beginn desselben anfangend und mit Beendigung desselben
aufhörend, und zwar ausser einer Anzahl sogenannter Landregen stets
mit negativ electrischer Beschaffenheit. Viele der letzteren sind posi-
tiv electrisch, doch in der Regel nur so schwach, dass sie bei ihrem
Beginn die Weiss’schen Electroblättchen 2 bis höchstens 6 Linien
ölfnen, kurz darauf zusammenfallen und selbst im geheizten Beobach-
tungsraume sich nicht wieder öffnen. Tief schwebende Wolken brin-
gen öfter, sobald sie ins Zenith der Zurüstung treten, sehr starke
electrische Wirkungen hervor, doch wechselt hierbei die Beschaflen-
heit zwischen positiv und negativ, wonach es positiv electrische und
negativ electrische Wolken geben muss.
Zum Schluss gebe ich hier noch die Zusammenstellung meiner
regelmässigen und als besondere Bemerkungen verzeichneten, in Summa
853 Observationen, während der Zeit vom 1. April bis 31. Decem-
ber 1853, wonach in den 275 Tagen eine 56malige stärkere und
18malige schwächere negative, und eine 27malige stärkere und 752-
malige schwächere positive Beschaffenheit der Luftelectrieität vorhan-
den war, Diese Zahlen vertheilen sich auf die 9 Monate als:
431
negative Beschaffenheit _ positive Beschaffenheit
b. stk. Grad. | b. sch. Grad. | b. stk. Grad. b. sch. Grad.
nn men nn nn nn nn m ee u 3
April 4 sr 3 86
Mai > 5 5 85
Juni 4 “ 2 89
Juli 3 s 4 93
August 2 > 1 92
September 5 " 5 86
October 3 7 3 81
November Io) 9 1 ni
December 20 2 3 68
zusammen | 56 | 18 27 | 752
oder 853 Observationen. In Betreff des dabei stattgehabten Oeffnen
der Electrozeiger und Blättchen stellte sich das jedesmalige Maximum
jeder einzelnen Beobachtung angenommen folgendes Resultat heraus:
Henly. Electr. | Bennet. Electr. | Weiss. Electr.
April
„ „ „
Mai 30 Grad 4 Z.—Lin. 4 Linien
Juni 12 „ 2 „ 10 PR) an „
Juli 48 „ 1 „ 2 2) 23 ”
August en Dan » IB. eb
Septmbr. |335 „ |—-,9, ER
October — , Zn
November — „ TER a 3a Ay »
December | — ,, = m =
zusammen |125 Grad 11 Zoll 6 Lin.| 33 Linien
Hiervon kommen 114 Grad, 11 Zoll 6 Linien und 10 Linien auf die
Verzeichnungen mit negativer, die übrigen 11 Grad, — Zoll — Li-
nien und 23 Linien auf die Verzeichnungen mit positiver Beschaffen-
heit bei stärkeren Graden.
Somit glaube ich die Gesammt-Resultate aller meiner gesammel-
ten Verzeichnungen in möglichster Kürze mitgetheilt zu haben, und
übergebe dieselben hiermit jedem Liebhaber und Kenner der Wissen-
schaft mit dem Wunsche, dass dieser Versuch auch andere zu derar-
tigen Beobachtungen anregen möge. Ed. Beeck.
132
December-Bericht der meteorologischen Station in Halle.
Zu Anfang des December zeigte Jas Barometer bei 0SO und
völlig heiterem Himmel den Luftdruck von 283,"52 und sank unter
Schwankungen bei vorherrschendem SO und anfangs völlig heiterem,
später nebeligem Wetter bis zum 6., wo plötzlich W eintrat und das
Barometer um 6 Uhr Morgens einen Luftdruck von 27“11,'00 zeigte.
Darauf stieg das Barometer wieder, indem der Wind sich durch SO
nach NO herumdrehte, bei nebeligem und trübem Himmel bis zum
9. Abends 10 Uhr (283,55) und war dann bei NO und völlig
heiterem Himmel in langsamem, vom 13. ab bei trübem und nebe-
ligtem Himmel in schnellem Sinken begriffen bis zum 15. Nachmit-
tags 2 Uhr (272,64). Vom 15. an stieg das Barometer wieder
langsam und unter unbedeutenden Schwankungen bei vorherrschen-
dem NO und durchschnittlich bedecktem und nebeligem Himmel bis
zum 25. Nachmittags 2 Uhr (282,”'55), sank dann aber bei sehr
veränderlicher Windrichtung und durchschnittlich ziemlich heiterem
Wetter unter unbedeutenden Schwankungen bis zum 31. Morgens 6
Uhr (273,19), worauf es bis zum Abend noch bis auf 274,"'60
stieg. — Der mittlere Barometerstand im Monat war 27'10,“50.
Der höchste Stand im Monat war am 9. Abends 10 Uhr = 283,55,
der niedrigste Stand am 15. Nachm. 2 Uhr = 27'2,''64; demnach
beträgt die grösste Schwankung im Monat 12,"91. Die grösste
Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 29. bis 30. Abends 10
Uhr beobachtet, wo das Barometer von 2710,87 auf 273,58,
also um 7,“'29 herabsank.
Die Wärme der Luft war im Allgemeinen sehr niedrig. Im
ganzen Monat hatten wir keinen Tag, an welchem wir nicht durch-
schnittlich wenigstens Frostkälte beobachtet hätten, und wir zählten
nur 4 Tage, an welchem sich des Nachmittags die Wärme der Luft
wenig über 0 Grad erhob. Die mittlere Wärme der Luft im Monat
war —= —4,02 R.; die höchste Wärme am 2. Nachm, 2 Uhr =
1,02; die niedrigste Wärme am 25. Abends 10 Uhr = — 17,00 R.
Die im Monat beobachteten Winde waren:
N=6|NO =37 | NNO = 0|0N0 = 2
0—-11|S0 =10 | NNW= 0|[050 = 5
S— 4INW= 1|SS0O = 7|WINW= 0
W= 1|SW= 4|SSW = 5 | WSW= 0
woraus die mittlere Windrichtung des Monats berechnet wurde auf:
N — 56022'48,"84 — 0.
Die Luft war im Allgemeinen ziemlich feucht, besonders in den
mittleren Tagen des Monats. Es betrug die mittlere relative Feuch-
tigkeit der Luft 88 pCt. bei dem mittlern Dunstdruck von 1,"'25. Je-
doch hatten wir, wie die Windrichtung erwarten lässt, zwar viel Ne-
bel (an 13 Tagen) aber wenig Niederschlag, Die Summe des im
433
Regenmesser aufgefangenen und geschmolzenen Schneewassers beträgt
im ganzen Monat nur 102,”20 Pariser Kubikmaass. Es kommen
also durchschnittlich auf den Quadratfuss Land nur 3,30. Weber,
Auzeiısen
1. Den verehrlichen Mitgliedern, welche das Januar- und Februar-
heft der Zeitschrift von 1853 noch nicht erhalten haben, benach-
richtigen wir, dass dieselben in einigen Wochen, spätestens mit dem
diesjährigen Februarheft zur Versendung kommen werden.
2. Einigen verehrlichen Mitgliedern ist in Folge einer Verwechs-
lung der Auslieferungslisten das Juniheft in zwei Exemplaren zuge-
schickt worden, und ersuchen wir dieselben um gelegentliche Rück-
sendung des zweiten Exemplars.
3. Von den frühern Jahresberichten des Vereins stehen den neu
eingetretenen Mitgliedern folgende Jahrgänge zu dem ermässigten Preise
von 3 Thlr. 5 Sgr. (statt des Ladenpreises von 9 Thlr. 10 Ser.)
zu Gebote, nämlich:
II. Jahrgang. 161 SS. mit 1 Tfl. für 10 Ser.
I, “ 159, SS. — 3 Tiln. „ 25 Ser.
IV. R 306 SS. — 4Tfin. „ 1 Thlr.
V, hr 876. 8SS, —7 Tfln, „ -1.Thlr.
Der Vorstand.
Herr L. Möller, Hauptlehrer- an der Mädchenbürgerschule in
Mühlhausen i. Th., erbietet sich gut gehaltene Insecten, besonders
Käfer und Schmetterlinge, auch Pflanzen und Mineralien theils ein-
zeln theils in kleinen, zu bestimmten Zwecken besonders geordneten
Sammlungen durch Tausch oder Kauf abzulassen und wird auf por-
tofreie Anfragen nähere Auskunft ertheilen.
Giebel.
—HRRORT —
(Druck von W. Plötz in Halle.)
Druckfehler.
. v. 0, und öfler lies Skutterud statt Shutternd.
3,» lies solches statt solcher.
.v.ı. ,, Sisikowa statt Siiskowe,
» „ schalte nach ‚‚Einschlüsse‘‘ ein: bemerkt.
» » lies Sta. Brighitta statt Sta. Brigliitta.
» 0. ,, gelöst statt gestört.
v. u. ,, Tavistok statt Tavstok.
»» „diese statt die.
>33». Eskefjord statt Eskesjord
» » ». kohlensaure statt kohlensuure.
3, „, und öfters lies Bischof statt Bischoff.
. v. 0. lies Argagasch statt Argayasch.
vu. , es statt er.
e.V, 0. ,, Aluminate statt Alluminate.
„,„, und S.25. Z.8. v. u. lies Aeschynit st. Aschynit,
. v. u. streiche das zweite Mal ‚‚die Reihe.‘
v. 0. lies solches statt solcher.
»» » Kragerö ,, Krayero.
» 33» angegebenen statt angegebene.
» > »„» ähnliche statt öhnliche.
» » » Ebelmen ‚„ Ebelmann.
»» » Spiegelndem statt spiegelnden,
v.ü. ,, Literatur statt Litteratur.
. v. @. ,, laticornis ,, Catıcornis.
.v.u. , gibba statt gibbera.
HERD, Entomostraken statt Entomostraten.
”
Sachregister für Band I. und N.
Bei allen Seitenzahlen des ersten Bandes ist die Bezeichnung des Bandes
fortgelassen.
A.
Abraeus II. 186
Acari, eierlegend II. 68
Ackererde, Zusammensetzung der
Luft in dr — 37
Acotherulum 49
Acradenia Il. 64
Actinien, neue 96.164
Aequivalentzahlen 221.11. 52.
Aesculin II. 126
Aether, Constitution 102 .
Aetherinhalationen, Einfluss der —
auf den Blutdruck II, 242
Aethylnicotin II. 394
_ Doppelsalze II. 394
— Salze II. 394
Aethylnicotinbromid 'II- 393
Aethylnieotingoldchlorid II. 394
Aethylnicotinjodid II. 393
Aethylnicotinpaladiumchlorür I.
394
Aethilnicotinplatinchlorid II. 394
Aethylnicotinquecksilberchlorid II.
394
Aethyloxyd, pelargonsaures 149
Alaun, kubischer 298
Alausa finta 172
— vulgaris 172
Albit v. Haddam ist Oligoclas II. 354
Alchemie, histor. Skizze d..— in
den letzten 50 Jahren II. 334
Alectrion 401
Algen in Nordamerika II, 168
Alkalien, Bestimmung II. 49
— fixe, Einwirkung auf Ru-
bian 468
Alkohol, Atomgewicht und Consti-
tution nach Wrishtson Il. 237
Alkohol, Constitution 102
Alkoholometer II, 46
Alloxan, Entstehung 378
Alpen, Flora der II. 372
Alpenglühen II. 342
Alpenkalke 480
Alycaeus 249
Amalgame, Stellung in d. thermo-
electrischen Spannungsreihe 13
Ameisen, neue 170
Amide, Constitution nach Gerhardt
und Chiozza II. 322
— Heintz II. 324
— Wurtz II. 323
Ammoniak, neutrales brenzwein-
saures II. 268
— quantitative Bestim-
mung II. 50
— Verbrennung von —
436
und andrer Körper mit Hülfe
von Chromoxyd II. 266
Ammonites dux 341
Amphibien, nackte, Entwicklungs-
geschichte 24
Amyloxyd, propionsaures II. 240
Ananas-Cultur II. 278
Anchilophus 50
Ancylus 324
Aneylus lacustris, Entwickl. II. 99
Angelikasäure 395
Anilin, Reaction auf II. 393
Anthracotherium minimum Il. 157
Antilope leucolis 254
Antimonkrystalle, spec. Gew. 11.138
Antimon, Trennung von Zinn und
Arsenik 68
Antirrhinum Cimbalaria Lin., che-
mische Beschaffenheit Il. 392
Anthophyllit, wasserhaltiger, ist As-
best II. 355
Aphelotherium 50
Apiospermum 52
Apparat um Gase aufzufang. Il. 266
Aptychenschiefer 44
Aptychus, Deutung 135
Aräomeler Il. 46
Arachniden, neue Art 59. 170
Arragonit gleich mit Magnesit von
Hoboken Il. 58
— in Calcedon II. 403
Arsenik, Entdeckung 375
— Trennung von Zinn und
Antimon 68
— Wirkung auf Pilze II.413
Arseniksilber, ein Gemenge II. 59
Arsensäure ll. 47
Arsen, Schwefel- in der Braun-
kohle von Fohnsdorf II. 59
Asbest, — Anthophyllit II. 255
Aschenanalysen von Erica carnea
L. II. 133
— von Calluna vulga-
ris II. 133
— der Frauenmilch 73
von Lycopodium chamaecyparis-
sus und clavatum 147
Asmometer 62
Atomaria 325
Atomgewicht der Elemente 461
Auerhahn, Zunge II. 194
Aufsaugung bei Pflanzen 488
Auge der Vögel, Knochenplatte
darin 60
Aulosteges variabilis 246
Auriculaceae 248
Austern, Fortpflanzung 323
B,
Baierische Alpen, Geognos. II. 151
Baltimorit, Analyse II. 59
Bamlit, Krystallisation II. 135
Baralit Il. 136
Barometer ohne Dueckeiher und
Glas II. 104
Barometerstand zu Paris Il. 257
— niedriger zu Par-
ma 368
Baryt, propionsaurer Il. 240
— salpetersaurer , Doppelsalz
mit Quecksilberoxydul II. 265
Barytspath, himmelblauer 384
Basalt, Chlorgehalt 482
— Mineralien im — des Sie-
bengebirges 235
— der Rhoen II. 61
Bastardpflanzen, wilde II. 413
Batrachia anura II. 193
Batterie, Bunsensche, Verbesserung
in der Füllung II. 341
Benzin, Trennung des Jods vom
Brom und Chlor durch 67
Benzoylsalicylamid II. 323
Benzoylsulphophenylamid II. 323
Bergholz von Sterzing II. 405
Bernstein in Kamtschatka 244
Berthierin II. 137
Beryll 236
Beutelthiere, Zahnsystem II. 289
Bewegung, eigenthümliche 445
Bienenkönigin, Nahrung der 379
Bier, Entdeckung der Pikrinsäure
im II. 130
— Untersuchgsmeth, II, 388
437
Bier, vermeintliche Verfälschungen
II. 386
Bifrontia, Deckel 249
Biotit von Monroe II. 354
— von Patnam Ill. 355
Bittersalzkrystalle 355°
Bitterstoffe II. 126
Blaseinstrumente, Theorie II. 44
Blatta oorientalis II. 280
Blattwespe, neue Art II. 184
Blechnum spicant Roth., i. d. Dö-
lauer Haide bei Halle II. 331
Bleierz bei Komern U. 273
— Vorkommen 234
— Bildung 383
Bleiglanz 308
Bleioxyd, salpetersaures, Doppel-
salz mit Quecksilberoxydul II.
265
Bleisuperoxyd, Reagens auf Man-
gan 462
Blende, Vorkommen 234
Blitzableiter 11. 229
Blühten, abnorme von Hyoscyamus
niger II. 29
Blume des Weines II. 129
Blut, Bestimmung der rothen Blut-
körperchen im II. 242
— krystallisirbare Proteinsub-
stanz im II. 244
—- Krystallirsirbarkeit
Hauptbestandiheiles dess.
Blutdruck, Einfluss der Chloro-
form- und Aelherinhalationen
auf den Il. 242
Blutfarbe 398
Blutkörperchen, Bestimmung der
rothen — im Blute II, 242
Blutkörperchen, Entwicklung 326
Blutlaugensalz , rothes, Werthbe-
stimmung des käuflichen II. 262
Bodenarten, Analysen II, 133
Boelia 486
Bohnerz des Jura 46
Bolboceras 253
Bonellia viridis 55
Boracitkrystalle, Morschwerd, 433
eines
250
Borsäure, Verbindung. d. — u. d.
Wassers mit Eisenoxyd 11. 352
— mit Kobaltoxyd 222
— mit Silberoxyd 299
— Vorkommen 149, 225.297
Bouquet des Weines II. 129
Bowenit identisch mit Serpentin
13.7
Brachiopoden, devon. Il. 63.362
-— von Kössen 484
Branchellion 402
Brassia, Reproductionskraft 53
Brassinsäure, identisch mit Eruca-
säure ]I. 267
Brauneisenstein im Vogelsberg 155
_ Pseudomorphose nach
Kalkspath II. 138
Braunkoblen in Istrien II. 274
— v.Fohnsdorf, Schwe-
felarsen darin II. 59
— bei Letiowitz II. 60
-- Vorkommen 234
Braunkohlenformation in der Mark
Brandenburg 125
Braunkohlensandstein bei Skopau,
Pflanzenreste darin 350
Braunspath, Pseudomorphose nach
Weissbleierz II. 139
Brod, Stickstoffgehalt II. 129
—— Umwandlung des frischen in
altbackenes 73
Brom, volumetrische Bestimmung
ll. 348
Brom und Chlor, volumetrisch zu
bestimmen II. 349
Bronit II. 136
Brusibein der Saurier HI. 421
Brustwirbel, deren Gränze 261
Bryonia 318
Buecinum undatum 401
Butter II. 201
— Verfälschungen Il. 382
— Werthbestimmung II. 382
©.
Cacteen Kaliforniens 160
Cadmiumoxyd 223
30
338
Cadmiumoxyd, Verbindung des —
mit Borsäure 223
Cämentation der Kupferkiese 302
Calamiten im Oldred 390
Calceostoma 325
Californien, Geologie II. 356
Calluna vulgaris Salisb, Analyse
der Asche II. 133
Calycophyllum I. 170
Sampanularia Entwicklung 400
— caniculata 248
— parvula 248
Camphorsäure II. 125
Cancrinit, rothe Färbung I. 126
Caporcianit, Analyse 310
Caprylalkohol II. 267
Cardiadae 57
Carex, neue Art II. 164
Carolathin II. 135
Caulerpa-Arten II. 64
Gebochverus 50
CGedern des Libanon 392
Cellulose, Vorkommen in höheren
Thieren II. 234
Cephalopoden, Anatomie 491
— Mundtheile IL. 417
Cerit, Zusammensetzung I. 270
Ceromya 390
Ceroxyd, Trennung von Lanthan-
oxyd II. 351
Gervus 174
Cestoden II. 279
Chaerophyllum bulbosum II. 167
Chalitit, Analyse II. 59.136
Chamäleon, Farbenwechsel 20
Chesterilit ist Orthoclas II. 354
Chesterilit-Talk ist Glimmer II. 355
Childrenit II. 38
Chiton Deshagesi 390
Chitonidae 249
Chiviatit 235
Chlor, volumetrisch zu bestimmen
I. 348
Chlor und Brom, volumetrisch zu
bestimmen II. 349
Chlor und Jod, volumetrisch zu
bestimmen II. 348
Chloraeaceae 246
Chlorhydrin I. 330
Chlorkalkprobe, volumetrische II.
349
Chloroforminhalationen, Einfluss d.
— auf den Blutdruck II. 242
Chlorpyroeitryl I. 321
Chlorsuceinyl II. 321
Chlorwasserstoffsäure, Einwirkung
der — auf phesphors, Natron
II. 47
Chrom, Aequivalent II. 52
Chromeisenstein, Analyse 310
Chromerze, Aufschliessen 67
Chromoxyd, Verbrennung von Am-
moniak und anderer Körper mit
Hilfe von I, 266
— Verhalten verschiedener
Oxyde gegen kaustisches Kali bei
Gegenwart von II. 264
Chromsilicat, Analyse 310
Chrysopa vulgaris 170
Chylusresorption im Darm 450
Chylus, Weg des I. 28
Cibotium glaucescens II. 331
Cimbalaerin I. 393
Cimbalarin II. 393
Cimbalarosmin II. 393
Cirsium arvense 193
Clausilia cana 1
— vetusta 1
Clausilien in Siebenbürgen 56
Clepsysaurus 159 |
Clymenien II. 162
Cnipolegus 253
Cobitis merga 493
Coccus hesperidum II. 182
Colobodus im Bunten Sandst. 31
— varius II. 325
Columbit 236
Comet, von Secchi entdeckt 366.
367
Communion-Unterharz II. 405
Composilen, Reizbarkeit der Geni-
talien II. 413
Compression des Wismuths II, 119
Conchodytes 170
439
Gonchylien, fossile 317
— neue Arten 56. 324.
401. 490. II. 178. 179. 279.
362. 366
_ auf Ceylon II. 66
— bei Christiania. 489
—_ des Oise dpt. 401
— tertiäre II. 156. 157.
160.
Gondensator, electroscop. II. 43
Coniferen, Keimung 50
Contagium und Miasma 454
Conus Reclazanus 489
Conus, Thier II. 179
Corydalis bulbosa, Fumarsäure in
II. 268
Crustacea choristopoda 165
Crustaceen, neue Il. 182
Cryptocephalen, europ. II. 185
Cryptocerus 252 ;
Cryptogamen um Breslau II. 164
Cueurbita 318
Cummingtonit ist Hornblende. II.
359
Cumylbenzoyisulfophenylamid II.
323
CGumylsalicylamid II. 323
Cyankalium 300
Cyan - Verbindungen, Analyse der
schwerzerlegbaren II. 268
Cycloden, neue II. 179
Cyclopoden bei Petersburg 59
Cymbulia radiata 490
Cyrenelladae 57
112
Damhirsch in Russland II. 424
Dampfapparat von Papinius II. 325
Dampfmaschine, Savary’s II, 336
Delphinus thetyos 254
Dendrerpeton 391
Desinfeetion des Düngers 2237
Diamagnetismus II. 118
Diamant in Diamant 1. 58
Diaspor 238
Diathermansie des Steinsalzes 458
Dibenzanilid II, 323
Dibenzoylphenylamid If. 323
Dibenzoylsulfophenylamid 1. 323
Dichtigkeit, Gesetz der — bei ge-
sättigten Dämpfen II. 342
Diamagnetit 42
Dimerocrinus Il.
Dinophis I, 191
Dioptrik II. 42
Diphyiden II. 414
Diplatosammonium, Doppelverbin-
dungen 72
Diplophysa II. 415
Dipteren in Mossambique 170
— in Schlesien 1I. 184
Dirichletia II. 170
Distelarten 193
Distichocera 253
Distoma, Puppenzustand 97
Distomen, neue 11. 66
Doppelsalze d, Aethylnicotin II, 394
Doppelsalze von Phosphor- und
Molybdänsäure 301
Doppelsalze von salpetersaurem
Quecksilberoxydul mit salpeter-
sauren Salzen Il. 265
Drogue, neue Il. 330
Drosera rotundifolia II. 104
Druck, Einfluss des — auf das
Bestehen von Verbindungen 460
Dubledaxa viator 252
Dünger, Desinfection 227
Dünndarmschleimhaut 396
Durchfahrt, Nordwest-, Auflindung
der 1. 337
Dysyntribit II. 356
Bi.
Echinides fossile de ’Yonne 158
Echinococcus-Brut, Verwandlung
in Tänien 452
Echinodermen, tertiäre II. 156
Edentaten 496
Ei, Eintritt der Samenzellen in
das II. 34
Eifel, Geognosie II, 154
Eigelb II. 28
Eis, latente u, spec. Wärme 11.391
163
440
Eis, Verdunstung des II. 311
Eisen, empfindl. Reagens a. 11.51
Eisen, gediegenes 236
im Keuper 40
— metallisches, volumetrisch
zu bestimmen Il. 352
Eisen, Torsion desselben erzeugt
Inductionsströme 216
— Wirk. d. Wärme auf Il. 118
Eisenerze, Bildung 383
— kohlens., Analysen 384
Eisenoxyd, phosphorsaures, Wir-
kung des kaustischen Kalis auf
1. 265
Eisenoxyd, Verbindungen des Was-
sers und der Borsäure mit dem
I. 352
Eisenoxyd, volumetrisch zu be-
stimmen II. 352
Eisenoxydhydrat, Uebergang des
amorphen in krystallinisches II.
124
Eisenoxydul, volumetrisch zu be-
stimmen Il. 351
Eisenoxydul, neben Eisenoxyd vo-
lumetrisch zu bestimmen Il. 351
Eisenphosphate, Löslichkeit 227.
Eisensäure, volumetrisch zu bestim-
men II. 350
Eisensinter II. 96
Eisenspath, Einwirkung des ver-
witternden — auf Rothkupfer-
erz 435
Eisenstein, vanadinhaltiger 472
— Vorkommen 311
Eiweiss II, 128
Electrieität, Lösung der Harnsteine
durch 376
— der Luft, Beschreibung
der Instrumente zur Beobach-
tung der II. 106
— — — in Halle vom
Juni bis Dechr. 1852 272 —
vom April bis Decbr. 1853. 414,
500. 11. 78. 199. 285. 370
— Vertheilung 294
Eleetrischer Telegraph, Nutzen 62
Blectrisirmaschine, leicht transpor-
table II. 253
Electro-dynamische: Experimente Il.
120
Electromagnetismus, Theorie Il. 83
Elemente, neue in der Chemie 456
Elephant, eigenthümliche Organe
in der Mundschleimheut II. 235
Eliasit 475
Elytrophora II. 420
Emeraldnickel II. 356
Emerylit ist Margarit II. 56
Entomostraca Scaniae II. 81
Entomostraceen, neue II. 152
Enargit Il. 138
Entwickelung der Pflanzen, Einfluss
des Standortes auf die II. 33
Equiseten, Entwicklungsgesch. 246
Erde, Temperatur in der Tiefe 157
Erden, saure oxalsaure 69
Erdlöcher mit tödtlichem Gas 482
Erdoberfläche, Ortsveränderungen
ll. 260,
Erica carnea L,, Analyse d. Asche
11.133
Erdmannit 42
Ernährung des Sommerrübsen 299
Erscheinung, electrische 459
Erubeseit 309
Erucasäure, identisch mit Brassin-
säure II. 267
Euchloris Sclateri 494
Eudoxia II. 414
Euklas 154
Euomphalus im Lias Il. 160
Euphyllit I. 57
Experimente, electro - dynamische
11. 120
F.
Fahlerz 309
Fahlerze, Hghaltige, Analysen 384
Farbe, neue aus China 377
Farbenmischung, Theorie 458
Farben, zusammenges,, Theorie 32
Farren, eultivirte II, 64
Federerz 309
44
Federn, ihr Wechsel 325
Feldspath, Mondstein- ist Oligoclas
II. 354
Feldspäthe von Danbury II. 354
Felsöbanyt identisch mit Hydrar-
silit IM. 137
Ferrocyanwasserstoflsäure, Darstel-
lung II. 125
Fette, künstliche, II. 327
— Revision der bisherigen Ana-
Iysen der Bestandth. der I. 353
— thierische, Analysen 85
Finsternisse im Alterthum II. 40
Fische in Algerien 253
—ı 11189
— im Bodensee 172
— in der Donau 171
— in Mossambique 171
— im Neckar 4953
— foss. von Chiavon II. 410
_ Kursk II, 410
Fischreste im bunten Sandstein
Bernburgs 30
Fledermäuse, Gefasssystem 273
Fleisch, Frosch-, Bestandih. 231
— Wassergehalt 231
Flora der Alpen II. 372
— des Caucasus Il. 363
— von Grabow II. 165
— von Magdeburg II. 227
— vonMexico u. Texas II. 171
— von Neuseeland II. 63
— von Gstindien 486
— von Spanien 486
— foss. des Monte Promina 483
— — vonGleichenberg 1. 409
— Kryptogamen- — von Halle,
Bereicherung der II. 331
— d.Steinkohl. v. Radowitz 317
— tertiäre von Breslau II, 158
im Bernstein II. 158
v. Häring ll. 275.359
auf Java Il. 157
— — der Schweiz 315
Fluor, Erkennung bei Gegenwart
von Kieselsäure 67
Flusssäure, Aufbewahrung II, 268
.— —
—
Flussspath, spec. Gew. II, 137
— Einschlüsse in kryst. 11.404
Formation v. St. Cassian 34 11. 358
Formationen bei Petit Coeur 387
_— in Vorarlberg 385
— bei Wiesloch 383
Formenlehre der Natur 396
Foucault’s Vers., Abänderungen 277
Fowlerit 155
Franklinit 309
Frauenmilch, Analyse d. Asche 73
Fraxinin II. 128
Freyeria 249
Frösche, Harnblase 175
Früchte, Aufbewahrung 73
— fossile, aus dem Steinsalz
von Wieliczka II. 341
Fumarin 72. 150
Fumarsäure in Corydalis bulbosa
Il. 268
Fungus pentacrinus 317
Funken, galvanischer 459
Fureula, Abwesenheit am Skelet
eines Trochilus 18
Furfurol 71
Futter, grünes, Zusammens. u. Nah-
rungswerth versch. II. 400
Futterstoffe, Nahrungswerlh ver-
schiedener II, 400
©.
Gährung des citronens. Kalks 149
Galethylax 49
Galmei bei Wiesloch 386. II. 148
— Lager bei Wiesloch 155
— Vorkommen 234
Galvanischer Strom, Wärme 216
Galvanoplastik 66
Gamphocoris 60
Gampsoceras 488
Gase, Apparat z. auffangen 1. 266
— Verdichtung der — an der
Oberfläche glatter Körper II. 256
Gasteropoda etenobranchiata 164
Gasteropoden d. Gosauformat. 285
Gasuhr, Cleggs II. 336
Gault im Teutoburger Walde 481
440
Eis, Verdunstung des II. 311
Eisen, empfindl. Reagens a. 11.51
Eisen, gediegenes 236
im Keuper 40
— metallisches, volumetrisch
zu bestimmen Il. 352
Eisen, Torsion desselben erzeugt
Inductionsströme 216
— Wirk. d. Wärme auf Il. 118
Eisenerze, Bildung 383
— kohlens., Analysen 384
Eisenoxyd, phosphorsaures, Wir-
kung des kaustischen Kalis auf
11. 265
Eisenoxyd, Verbindungen des Was-
sers und der Borsäure mit dem
1. 352
Eisenoxyd, volumetrisch zu be-
stimmen II. 352
Eisenoxydhydrat, Uebergang des
amorphen in krystallinisches II.
124
Eisenoxydul, volumetrisch zu be-
stimmen Il. 351
Eisenoxydul, neben Eisenoxyd vo-
lumetrisch zu bestimmen Il. 351
Eisenphosphate, Löslichkeit 227.
Eisensäure, volumetrisch zu bestim-
men II. 350
Eisensinter Il. 56
Eisenspath, Einwirkung des ver-
witternden — auf Rothkupfer-
erz 435
Eisenstein, vanadinhaltiger 472
— Vorkommen 311
Eiweiss II, 128
Electrieität, Lösung der Harnsteine
durch 376
— der Luft, Beschreibung
der Instrumente zur Beobach-
tung der II. 106
= — — in Halle vom
Juni bis Dechr. 1852 272 —
vom April bis Dechr. 1853. 414,
500. 11. 78. 199. 285. 370
— Vertheilung 294
Eleetrischer Telegraph, Nutzen 62
Electrisirmaschine, leicht transpor-
table II. 253
Electro-dynamische: Experimente Il.
120
Electromagnetismus, Theorie Il. 83
Elemente, neue in der Chemie 456
Elephant, eigenthümliche Organe
in der Mundschleimheut II. 235
Eliasit 475
Elytrophora II. 420
Emeraldnickel II. 356
Emerylit ist Margarit II. 56
Entomostraca Scaniae Il. 81
Entomostraceen, neue ll. 152
Enargit Il. 138
Entwickelung der Pflanzen, Einfluss
des Standortes auf die II. 33
Equiseten, Entwicklungsgesch. 246
Erde, Temperatur in der Tiefe 157
Erden, saure oxalsaure 69
Erdlöcher mit tödtlichem Gas 482
Erdoberfläche, Ortsveränderungen
I. 260,
Erica carnea L,, Analyse d. Asche
1. 133
Erdmannit 42
Ernährung des Sommerrübsen 299
Erscheinung, electrische 459
Erubeseit 309
Erucasäure, identisch mit Brassin-
säure II. 267
Euchloris Sclateri 494
Eudoxia II. 414
Euklas 154
Euomphalus im Lias II. 160
Euphyllit I. 57
Experimente, electro - dynamische
11. 120
F.
Fahlerz 309
Fahlerze, Hghaltige, Analysen 384
Farbe, neue aus China 377
Farbenmischung, Theorie 458
Farben, zusammenges,, Theorie 32
Farren, cultivirte II, 64
Federerz 309
A4A
Federn, ihr Wechsel 325
Feldspath, Mondstein- ist Oligoclas
II. 354
Feldspäthe von Danbury il. 354
Felsöbanyt identisch mit Hydrar-
silit I. 137
Ferrocyanwasserstoflsäure, Darstel-
lung II. 125
Fette, künstliche, II. 327
— Revision der bisherigen Ana-
Iysen der Bestandth. der II. 353
— thierische, Analysen 85
Finsternisse im Alterthum II. 40
Fische in Algerien 253
—ı 11.0189
— im Bodensee 172
— in der Donau 171
— in Mossambique 171
— im Neckar 493
— foss. von Chiavon II. 410
— Kursk II, 410
Fischreste im bunten Sandstein
Bernburgs 30
Fledermäuse, Gefasssystem 273
Fleisch, Frosch-, Bestandih. 231
— Wassergehalt 231
Flora der Alpen II. 372
— des Caucasus Il. 363
— von Grabow II. 165
— von Magdeburg II. 227
— vonMexico u. Texas II. 171
— von Neuseeland II. 63
— von Gstindien 486
— von Spanien 486
— foss. des Monte Promina 483
— — vonGleichenberg 1]. 409
— Kryptogamen- — von Halle,
Bereicherung der II. 331
— d.Steinkohl. v. Radowitz 317
— tertiäre von Breslau II, 158
im Bernstein II. 158
v.Häring ll. 275.359
auf Java II. 157
— — der Schweiz 315
Fluor, Erkennung bei Gegenwart
von Kieselsäure 67
Flusssäure, Aufbewahrung II, 268
—
Flussspath, spec. Gew. II, 137
— Einschlüsse in kryst. 11.404
Formation v. St. Cassian 34 11. 358
Formationen bei Petit Coeur 387
— in Vorarlberg 383
— bei Wiesloch 383
Formenlehre der Natur 396
Foucault’s Vers., Abänderungen 277
Fowlerit 155
Franklinit 309
Frauenmilch, Analyse d. Asche 73
Fraxinin II. 128
Freyeria 249
Frösche, Harnblase 175
Früchte, Aufbewahrung 73
— fossile, aus dem Steinsalz
von Wieliczka II. 341
Fumarin 72. 150
Fumarsäure in Corydalis bulbosa
Il. 268
Fungus pentacrinus 317
Funken, galvanischer 459
Fureula, Abwesenheit am Skelet
eines Trochilus 18
Furfurol 71
Futter, grünes, Zusammens. u. Nah-
rungswerth versch. II. 400
Futterstoffe, Nahrungswerlh ver-
schiedener II, 400
@.
Gährung des citronens. Kalks 149
Galethylax 49
Galmei bei Wiesloch 386. 11. 148
— Lager bei Wiesloch 155
— Vorkommen 234
Galvanischer Strom, Wärme 216
Galvanoplastik 66
Gamphocoris 60
Gampsoceras 488
Gase, Apparat z. auffangen 1. 266
— Verdichtung der — an der
Oberfläche glatter Körper II. 256
Gasteropoda etenobranchiata 164
Gasteropoden d. Gosauformat. 285
Gasuhr, Cleggs II. 336
Gault im Teutoburger Walde 481
442
Geheimmittel II. 130
Gehirn, vergl. Untersuchg. 211.215
Gelbbeeren, chinesische 377
Gemüse, neues II. 166
Geognosie der Nordkarpathen 45
— v. Giessen, Fulda etc. 47
Gerbsäure, Bereitung 70
Geschmackssinn, verwirrter des
Rindes II. 381
Gesetz, Modificationen des Ber-
tholletschen 65
Gesteine, basalt. u. melamorpbe 238
— goldführende, in Sie-
benbürgen 45
— krystallinische in Oest-
reich 45
— wvulcanische, deren Ein-
schlüsse 313
Getreide, Keimfäbigkeit 160
Geysire, in Kalifornien 120
Gibbsit II. 356
Glärnisch, Geologie 481
Glauberit II. 404
Glauconomidae 97
Glimmer — Chesterilit-Talk II. 359
— von Greenwood I. 354
— von Lichtfield II. 57
Glonoin 202
Glycerin, künstliche Verbindungen
mit Säuren 135
—— fetten Säuren II. 327
— flüchtigen fellen Säu-
ren 11. 329
— Reinigung und Verwen-
dung II. 125
Glyptonotus antarcticus 251
Gold, gemacht 1750 in der Wai-
senhausapotheke in Halle II. 336
— gemeinschaftl. Vorkommen
zweierlei Krystalltypen II. 58
— grösster Klumpen 42
— Aryst. in Quarz II. 405
Goldamalgam 474
Goldmacherkunst,
II. 351
Golfstrom 63
Gonigoria 401
neu entdeckt
Goniopteris 244
Gosauformation, Gasteropoden da-
rin 285
Goslar, Geognosie II, 406
Granat, Pseudomorphosen
Kalkspath 475
Granit im Harze 239
— in den Vogesen 242
Grauwackengebirge, Verslein. 479
Greenokit, künstl. Darstellung 346
Gryphaea Buckmanni 248
Guano II. 131
Gurke, immertragend II, 362
Gulta percha zur Aufbewahrung
der Flusssäure II. 268
Gyps I. 404
Hämatokrystallin II. 246
e metamorphes II. 246
Hagel, Bildung 219
Hainbuche, blutend II. 363
Halle, Bereicherung der Krypto-
gamenllora II. 331
Harn, Bestimmung von Harnstofl
darin 357
— von Epileptischen 230
Harnsteine, Lösung der — durch
Bleetrieität 376
Harnstoff, Bestimm. im Harn 357
— Verhalten im galvani-
schen Strom 150
Hartmanganerz im Trachyt 235
Harz, fossiles 42
Hauptaxe, Veränderungen in der
Lage der — der Erde II. 260
Hayesin, Analyse II. 270
Hefe, Analyse 231
— Concretionen darin 231
— Conservation 230
— Zersetzungsproducte 231
Heliceen, neue 402
Heliographie auf Stahl 466
Helix 324
— Lebensdauer 165
— Iychnuchus I. 180
— sericea 3
nach
x
443:
Helix rubiginosa 3
Helminthen, neue 492, II. 67
Hemichthys Diaphanus 355
Hemipteren, neu 251
Heterohyus 50
Heteromerit, Analyse II. 60
Hippostomiden II. 188
Höhlenbildung in Steiermark II. 358
Hohofenproducte, Mägdesprunger
I. 405
Holothurien II. 178
Holz, fossiles 244
Holzstämme, fossile auf Lesbos 359
Honig-Ameise, mexikanische, che-
mische Untersuchung 379
Hopfenöl 302
Hoplocetus 50
Hornblende = Cumingtonit II. 355
Hülsengewächse, Knollen bild. 395
Humboldtit, Analyse 310
Hydrargilit — Felsöbanyt I. 137
Hydrocena Sirkii Parr. 185
Hydromagnesit II. 58
Hygrometrie 138
Hymenopteren 252
Hyoseyamus niger, abnorme Blüh-
ten II. 29
Hyrax II. 339
2.
Iconographia plantarum 47
Jenkinsit 52
Igel, Winterschlaf 203
Indig, Werthbestimmung II. 395
Inductionsapparate, electrische 294
Induetionsströme, durch Torsion
des Eisens 216
Infarcte II. 108
Infusorien, Encystirung 399
Insecten, ihre Auswüchse II. 68
Beiträge 403. II. 184.
185. 280
fossile 390
fossile v. Radoboj II. 361
Insectenpulver, kaukasisch. II. 100
Jod, kleine Mengen schnell quan-
titativ zu bestimmen II. 262
Jod, Probe auf 225. II. 47
— Trennung v.Brom u. Chlor 67
volumetr. zu bestimm. II. 348
Vorkommen 225. II. 36
Wirkung a. Phosphor II.263
— und Chlor, volumetrisch zu
bestimmen II. 348
Jodäthyl, Einwirkung auf Nicotin
11.1393
Jodoform 149
Jodsäure, volumetrisch zu bestim-
men II 350
Iris florentina II. 65
Iris germanica Il. 65
Irrlichter I. 111
Issiodoromys 50
Juniperus communis II. 410
Jura im Aarkau II. 358
— in Pommern II. 149
Iva 251
Ivilla 251
K,
Käfer neue Arten 60. 252. 403.
I. 185
in Mecklenburg II. 187
Russland 493. II. 187
Kälte durch Verdunstung des Eises
I. 311
Kali, kaustisches, Verhalten ver-
schiedener Oxyde gegen — bei
Gegenwart v, Chromoxyd II. 264
— — Wirkung auf
phosphors. Eisenoxyd II. 265
schwefelsaures, Verbindung
mit schwefels. Natron II. 264
Kalk, eitronens., Gährung 149
propionsaurer II. 240
Kalkspath in Chalcedon II. 403
Pseudomorphose nach
Granat 475
—
I. 138
Kalksteine, dolomit,, Analysen 153
Kardenbau II. 278
Kastanien, neuholländische II. 278
Katoptrik IL, 42
nach Schwerspath
444
Katze, wilde in Russland II. 194
Kerolit, ein Thonerdesilicat II. 57
Kesselstein 308
Keuper in Oberfranken 479
Kieselsäure, Auflöslichkeit II. 49
Kieselwismuth II. 136
Kino 304. 470
Kinosäure 307
Klimatısche Verhältn.Preussens 370
Klippdachs II. 339
Knochen, fossile im Donauthal 391
Knochenlager h. Frankenhaus. 447
— in Griechenland 50
Kobalt, passiver Zustand II. 257
— Scheidung v. Nickel II. 265
Kobaltoxyd, Verbdg. des — mit
Borsäure 222
Kobaltpräparate, Darstell. II. 52
Kohlengebirge in Belgien 155
- v. Hillsboro 288
— in Spanien 480
Kohlensandstein in Irland 47
Kohlenstofl II. 260
Koprolithen 206
Krapp, Constitulion der färbeuden
Substanzen des II. 394
Krappferment, Einwirkung des —
auf Rubian 468
Krebse, Eintheilung 169
Kreide in den Alpen 156
— bei Paris 243
— in den Karpathen 480
Kroyeria 325
Krystalle in Krystallen II. 6
—- interponirte, in Dichroit-
geschieben II. 404
— von Pyromorphit, Bil-
dung II. 59
Krystallformennetze II. 405
krystallkunde, metallurgische 234
Krystallographie, Gebrauch des Ste-
reoscops in der 381
Kümmelöl 302
Kugelfelsbildung 241
Kunstproducte aus alter Zeit 298
Kupfer, Verbind. mit Zinn II. 265
Kupferfahlerz 40
Kupferglanz 309
Kupferkies 309
Kupferkiese, Cämentation der 302
Kupferoxyd, propionsaures II. 240
Kupfer - und Zink - Sulfantimoniat
II. 272
Kupferwismuthglanz. neues Mine-
ral U. 271
Kyanit = Monrolit II. 355
L.
Lancasterit II. 58
Landau, Geologie II. 273
Lanthanoxyd, Trennung von Üer-
oxyd II. 351
Larus Heinei II. 68
Laurin 380
Lebermoose, Entwicklung 247
— in Unteröstreich 54
Legirungen, Stellung in d. thermo-
eleetrischen Spannungsreihe 13
Legirungen v. Kupfer u, Zinn II. 265
Leitungswiderstand, electrischer,
Messung des — durch Silber 217
Lepidophyma 60
Lepidotus II. 163
Leptocephalus vitreus 353
Leptocheles 159
Lernanthropus 325
Lethocerus 171
Leucochloridium paradoxum 402
Lias in Oberfranken 479
Libellula depressa wandernd, 11. 67
Licht, chemische Wirkungen 64
— polarisirtes, Entdeckung von
Natron dadurch 67
— Schnelligkeit 62.371. 11.43
Lichtmeteore, Vorzeichen von Nie-
derschlägen 141
Limnogeton 171
Limnonesis 53
Linaria Cimbalaria Mill., chemische
Beschaffenheit II. 392
Linarosmin I. 393
Literatur-Nachweis für Oryctogno-
sie 154. 238
n,
445
Literaturnachweis für Physik 144.
219. 460
Lithion, Gewinnung 226
Löslichkeit d. Eisenphosphate 227
Lophiotherium 49
Lophura 403
Loxoclas ist Orthoclas II, 354
Ludlow bone bed 159
Luft, Zusammensetzung 133
— erhitzte, Triebkraft für Ma-
schinen 291. 371
— in der Ackerde, Zusammen-
setzung 37
Luftelectrieität, Stand der — in
Halle Juni bis Dechr. 1852 272
—_ vom April bis De-
cember 1853. 414. 500. —
U. 78. 199. 285. 370. 427
Lumbricus terrestris II. 182
Luschka’s nervi sinu - vertebrales
ll. 232
Lutetia, Planet 144
Lycopodium, Analysen der Aschen
147
Lycopodium clavatum in der Dö-
lauer Haide bei Halle II, 331
Na,
Madrid, Geologie II. 60
Magdeburg, Flora II. 227
Magnesit von Hoboken ist Arra-
gonit II. 58
Magnesitspath 40
Magneteisenstein, pseudomorph n.
Glimmer 384
Magnetismus 216. II. 118
Mainzer Becken 482
Malapterus electricus II. 233
Mammontreste 485
Mangan, Reagens auf 462. II.51
— volumetrische Bestimmung
II. 265
Manganerze, Bildung 383
Mangansäure, volumetrisch zu be-
stimmen II, 350
Manganspath, Pseudomorphosen
uach Bleiglanz 475
Manganspath, Vorkommen 381
Malva obtusa 10
Malvaviscus ciliatus 267
Margarit identisch mit Emerylit
II. 56
Margarodit II. 355
Marginella Beyerleana 490
Markasitkrystalle II. 136
Marmatit 309
Maschine, electro-magnetische 457
Maschinen mit erhitzter Luft 291.
371
Massalia, Planet 366
Mastodon giganteus Il. 157
Mechanik, die Axiome der theore-
tischen 11. 301
Meerestiefe 157
Meerschwein, Entwicklung 61
Megacephala 252
Mecklenburg, Geognosie II. 150
Mellit II. 138
Mermis albicans II. 418
Metalle, Durchdringbarkeit der —
für Quecksilber 137
Metalle, Reduction 226
Meteor II. 339
Meteoreisen 234.308. 472
Meteorwasser, merkwürdiger Nie-
derfall 295
Miasma und Contagium 454
Microlepidopteren 252
Milchergiebigkeit an Kühen II. 102
Mineral, honigsteinähnliches 474
— neues ausItalien II. 137
Mineralien, amerikanische II. 354
— Aufschliessen II. 49
_ eingeschlossene I. 6
— Nachbildung der auf
nassem Wege entstandenen kry-
stallisirten II. 235
Mineralogische Notizen 40. II. 30.
403
Mineralquellen zu Krankenheil 224
_ Langenbrücken Il.
46
Modulus 490
Mollusken, Neu Granada 485
30°*
446
Mollusken, tertiäre bei Wien 485
II. 157
Molybdäns. und Phosphors. Dop-
pelsalze 301
Mourolit ist Kyanit II. 355.
Moringerbsäure 149
Mosandrit 41
Muschelkalk bei Jena 475
Muscicapa, Farbenwechsel 253
Mussaenda II. 171
Myochama 250
Mytilaceen, neue II. 179
NR,
Nadeleisenerz , Pseudomorphose
nach Schwerspath I. 138
Nahrungswerth verschiedener Fut-
terstoffe II. 400
— verschiedenen grü-
nen Futters II. 400
— verschiedener Vieh-
futter II. 397
— der Rapskuchen II.
402
Najaden 249
Najaden I, 178
Nasenbein , systematische Bedeu-
tung Il. 35
Nassa 250
Natrium 226
Natron, Entdeckung durch polari-
sirtes Licht 67
— molybdänsaures 375
— phosphors., Einwirkung der
Chlorwasserstoflsäure auf II. 47
— schwefels., Verbindung mit
schwefels. Kali II. 264
Nautiliden II. 162
Nekrolog L. v. Buch’s 203
_ Germars II. 31
— Sohnckes 180
Nerven des electrischen Organes
des Zitterwelses II, 233
nervi sinu-vertebrales Luschkas II,
232
Nesodon 245
Neu-Granada, Geologie 312
Neuropteren in Mossambique IT.
183
Nickel, passiver Zustand Il. 257
— Scheidung v. Kobalt II. 265
Nickeloxyd 222
— Verbdg. des — mit Bor-
säure 222
Nickelsmaragd II. 356
Nicotin, Einwirkung des Jodäthyls
auf II. 393
Nigrin 236
Niobsäure II. 396
Nitroglycerin 202
Nitroprussidnatrium, Verhalten zu
Reagentien II. 243
Nitroprussidverbindungen H. 316
Niederschläge, Vorzeichen der 141
Nogagus II. 420
Nordlicht 138
Nordwest - Durchfahrt, Auffindung
der II. 337.
Nudibranchiata 249
Nummulitengebirge in Indien 483
— Versteinerungen
243, 483
®.
Odontographie von Giebel 284
Oele, ätherische, Unterscheidung
von Terpenthinöl 466
Oele, Prüfung der fetten — mit-
‚telst Schwefelsäure 71. II. 130
Oestrus 325
Oligoklas 42.11. 137, 354
Oligoklas identisch mit Albit von
Haddam H. 354
— Mondstein-Feldspath II. 354
— Unionit I. 57
Oligoneura rhenana II. 280
Onchodaeus 252
Ophiocephalus, Labyrinth II. 188
Optik, Verwendung bei chemisch.
Untersuchungen 65
Orbitolites malabarica 484
Orchesia undulata II. 67
Organ, electrisches des Zitterwel-
ses II. 233
447
Organe, eigenthümliche in d. Mund-
schleimhaut.d. Elephanten 11.235
Organismen, microskop, in Aegyp-
ten 317
Organismus, Wirkung d. Tellur auf
den II. 92
Orthoelas II. 354
Orthoclas ist Chesterilit II. 354
Loxoclas II. 354
Orycleropus 254
Oryctognosie, Literatur - Nachweis
154.238
Owenit, neues Mineral II. 141
Oxyde, Verhalten verschiedener —
gegen kaustisches Kali hei Ge-
genwart v. Chromoxyd II. 264
Ozarkit, ist amorpher Thomsonit
II. 355
Ozon 447
— volumetr. zu best. II. 350
P,
Papilionen, neue 252
Palaeoniscus bei Hillsbero II. 160
Palagonit II. 142
Pallasia II. 170
Palmenzucht II. 167
Panzerwelse 493
Papilionaceen Australiens II. 363
Paritium pernambucense 271
Passiflora 161
Paussidae 252
Pectinibranchiata, Entwickl. 11.65
Pediceulus melittae 252
Pelopsäure II. 396
Peltogaster II. 101
Periptera, Gattung nach de, Can-
dolle 269
Perturbationen der scheinbaren Be»
wegung der Sonne 291
Petrefacten im Lias II. 362
bei Kursk II. 409
E= des lithogr. Kalkes II.
-. 408
Petrefacten im Muschelkalk II. 30
— desZechteines II. 408
Petricolidae 87
Pflanzen, fremde b. Görlitz II. 169
in Thieren II. 168
Pflanzenreste im Braunkohlensand-
stein bei Skopau 350
Phanerogamen, Morphol. II. 164
Phocea, neuer Planet II. 40
Phos II. 180
Phosphor , rother, ‚spec. Wärme
II. 43
— Ursache d. Leuchtens 148
—. Wirkg. v. Jod auf-Il.263 -
Phosphorsäure, scheinbare Flüch-
tigkeit II. 47
u. Molybdäns., Doppel-
salze 301
Phosphorsulphuret 463
Photographie, Anwendg. d. — zum
Studium gewiss, Polarisationsan-
scheinungen II, 391
— vortheilhafte Anwendg. 466
zoologique 496 |
Phyllirhoe 491
Physik, Literatur- Nachweis 144.
219. 461}
Physophoriden II. 415
Pichurimbohnen, flüchtiges Oel der
376
Pikranaleim, Analyse 310
Pikrinsäure, Entdeck. der — im
Bier II. 130
Pikrothomsonit, Analyse 310
Pilze 160. 247
— nordamerikanische Il. 411
Pisolithkalk 47. 1. 154
Pistia 53
Pistiaceae 52
Planet Mussalia 366
Planeten, neue 365. U. 39. 40
Planetenbewegung, Theorie d. 333
Plesiarctomys 50
Pneumodermon 490
Pneumonobranchiaten, Zähne MI.
417
Poecilia multilineata II. 189
Pogonopus HM. 171
Polyhalit II. 404
Polymerie 43
448
Polypodium callipteris 321
-— eristatum 321
Polypterus bichir II. 189
Portit, Analyse 310
Portlandien bei Porrentruy 313
Poseidon II. 181
Posidonien im Jura I. 149
Potentilla alba, Vorkommen 53
— fragariastrum 162
— mierantha 162
Preussen, klimat. Verhältn. 370
Produkt, vulkanisches 310
Proteaceen, fossile 339
Proteinsubstanz, krystallisirbare im
Blut II. 244
Pseudomorphosen 475. II. 138
Pteropoden 491
— Cireulation 11. 181
Pterotrachea 491
Pterygotus 159
Puls, graphische Darstellung der
Bewegung II. 240
Pyrargyrit II. 138
Pyrethrum caucasicum II. 110
Pyrit, spec. Gewicht II. 405
Pyritkrystalle II. 136
Pyromelin 44
Pyromorphit, Pseudomorph, nach
Bleiglanz II. 139
Pyromorphitkrystalle, Bildg. II. 59
Pyroxylin 71
Pyrrhotin II. 138
@:
Quarz, Kugelbildung II. 404
— mit krystallis. Gold 11.405
— Pseudomorph. nach Schwer-
spath 473
Quecksilber durchdringt Metallel137
Quecksilber gediegen 474
Quecksilberoxyd, Verbindung mit
schwell. Säure 298
_ phosphors. 230
Quecksilberoxyde, Verbdgn. d. bei-
den — mit d. beiden Säuren des
Selen 464
Quecksilberoxydul, salpeters,, Dop-
pelsalze mit Bleioxyd, Baryt,
Strontian II. 265
RB.
Radicale, organische , Metallhal-
tende 286
— Verbdgn.mit Zinn 35
Radiolites 246
Ralligsandstein 156
Raps, Wurzelbildung II. 364
Rapskuchen , Nahrungswerth 11.
402
Rapsöl, fette Säuren II. 267
Raubthiere, systemat. Bedeutg. des
Nasenbeines bei den II. 35
Reckit II. 136
Recluzia 489
Reduction der Metalle 226
Regenmengen in der Präsident-
schaft Bengalen II. 258
Regenwasser, Zusammensetzg. 148
Regenwurm 493
Reptilien 172
— in Bengalen II. 424
— nordamerikanische II.
189. 191
Reseda, Morphologie 487
Reticularia 489
Rhamphastidae 404
Rhinoceros, fossil II. 63
Rhodochrom identisch mit Rhodo-
phyllit II. 355
Rhodophpllit identisch mit Rhodo-
chrom II. 355
Rhöngebirge, Geognosie Il. 153
Rhopalodina 248
Rind, verwirrter Geschmackssinn
I. 381
Rindstale, Zusammensetzung 436
Rittingerit 40
Rochusberg II. 149
Roggenstein, Structur 1898
Rosea II. 171
Rothkupfererz, Einwirkg. d. verwit-
ternden Eisenspathes aul 435
Rotationsaxe, Verändgn. in d, Lage
d. — der Erde II. 260
449
Rotationsmagnetismus II. 118
Rotationsmaschine, Fessels. II. 234
Rubian, Einwirkg. d. fixen Alkalien
u.d. Krappferments auf 468
Rückbildung 398
Runkelrübe, Ersatz für Kartoffeln
II. 105
Runkelrüben, neue Art Fäuln. II. 53
Rupicola 490
Säugelhiere in Mossambique 409
— fossile in Schles. II. 63
—_ — Spanien II. 63
Säure, arsenige, volumetrisch zu
bestimmen ]II. 352
— flüchtige im Wein 469
— salicylige, Bildg. d. II. 54
— schwefl., volumetr. zu be-
stimmen II. 349
— spirige,Bildg.d. — i.d Blüh-
ten der Spiraea Ulmaria II. 54
Säuren, fette, Darstellung 75
im Rapsöl II. 267
— organ., künstl. Verbgn. mit
Glycerin 135
— —- Umwandlung 133
— ° — wasserfr. Const. 102
— d. Selens, Verbdgn. beid.
m.d. beid. Quecksilberoxyd. 464
— zweibasische, Constitut. d,
nach Gerhardt u. Chiozza II. 320
Sagina am Rhein 320
Sagmatorrhina II. 230
Salatarten 394
Salıx, neue Formen II. 164
— Wimmeri 163
Salpetersäure, Erkennung 461
Salzbasen, vegetabilische, basische
Zersetzungsproducte II. 268
Salze, arsenigsaure, volumetr. zu
bestimmen II. 352
— chlorig- u.unterchlorigs., vo-
lumetr. zu bestimmen II. 349
— chlorsaure, volumetr. zu be-
stimmen II. 350
— _ chromsaure, volumetr. zu be-
stimmen ]I. 350
Salze, des Aethylnicotin II. 394
— Verhältn. zwisch. Wassergeh.
u. Constitution der 373
Samenzellen, Eintritt der — in
das Ei II. 34
Sand, Diamanten führend 237
Sandstein, alter, d. Wetterau IT. 148
— bunter v. Bernburg, Fisch-
reste darin 30
Santonin, Umsetzg. im Lhierisch. Or-
ganısmus 470
Saturn 142
Sauerstoff, Darstellung II. 125
Saurierwirbel, ihre Querthl. II. 191
Savit, Analyse 310
Scaphites Nicolleti II. 159
Schall, Geschwindigkeit 458
Schallwellen II. 123
Scheelit II. 272
— Vorkommen 384
Scheiben, stroboskopische 209
Schiefergebirge, rhein. Il. 357
Schmarotzerkrebse, neue II. 67
Schwefel, Bildung 132
Schwefelanlimon, isomerische Mo-
difieationen 463
Schwefelkies, Pseudomorph. Eech
Bleiglanz II. 139
_ Pseudomorph. nach
Polybasit II. 138
— Vorkommen 234
Schwefelkrystalle 200
Schwelelquellen, Entstehung 297
— d. Pyrenäen 225
Schwefelverbindungen, Darst. 148
Schwefelwasserstoff, Bildung 132
— volumetr. zu be-
stimmen II. 349
Schwefelwasserstoflgas, Appar, zur
Entwickelung 225
Schwellige Säure , Verbindg. mit
Quecksilberoxyd 298
Schwellgewebe II. 108
Schwingungen, Verfahren die —
eines elastischen Stabes sicht-
lich u. zählbar zu machen ]I.41
450
Scolanthus Il. 176
Serophularin II. 55
Scrophularineen, chem. Beschal-
fenheit II. 54. 392
Scrophularosmin II. 53
Scyllien 404
Sechswochenkartoffel II. 364
Secrelionsorgan b. Molluse. II. 181
Sedum, neue Art II. 64
Seeigel bei Mossambique II. 176
Seife, Werthbestimmung 233
Selandria 252
Selen, spec. Gew. II. 352
Selenquecksilber 152. 235
Selensäure, volumetr. zu bestimmen
II. 350
Serpentin, = Bowenit II. 57
— — Williamsit II. 98
Siebengebirge, Geologie 240
Sigillaria Sternb, Münst. II. 1.34
Silber, Einheit f. d. Messung d. elec-
trisch. Leitungswiderstand. 217
— Härte 69
Silberglanz, Pseudomorphose nach
gediegen Silber II. 138
Silberglaserz, Pseudomorph. nach
gediegen Silber II. 139
Silberoxyd, Verbdg. m. Bors. 599
Silphalen II. 186
Siphonophoren 322. II. 176. 365.
366. 414
Skleretinit 42
Sloanit, Analyse 310
Smilocamptus 50
Somapflanze 391
Sommerrübsen, Ernährung 299
Sonne, Perturbationen der schein-
baren Bewegung d. 291
Sonnenflecke 367
= Periode d. Maximums
u, Miınimums II. 39
Sonnenoberfläche, Vertheil. d. Wär-
me darauf 367
Spaltenbildung in Steiermark II.
338
Spanien, Geologie 242
Spannungsreihe, thermoelectr, Stel-
lung verschieden. Legirungen u.
Amalgame darin 13
Sphaerosiderit, Analyse II. 141
Spinnen, Giftorgan 251
Spodumen, Zusammensetzung 471
Standort, Einfluss des — aufEnt-
wickel. d. Pfianz. Il. 33
Staphylinen, neue 171
St. Cassian, Alter d. Ablagergn. 34
Stearen II, 237
Stearin 467
Stearinsäure, Zersetzgsprod. ll. 236
Steiermark, Höhlen- u. Spaltenbil-
dung II, 338
Steinkohlengrube, Wasserandrang
II. 38
Steinsalz, Diathermansie 458
— v,Wieliezka, fossile Früch-
te darin Il. 341
Stereometer, Leslie’s verb, 11. 104
Stereoscop, Gebrauch in d. Kry-
stallographie 381
Stereoscopie 37
Sternschnuppen-Phänomen II, 259
Stickstoflgas, Ursprg. d. v. d. grünen
Theilen d. Pflanz. ausgeschiede-
nen 1. 115
Stickstoffgehalt im Brot 11. 129
Strom, galvan., Verhalten d. Harn-
stoffs darin 150
Strontian, im Wasser v. Bristol 69
Strontian, salpeters., Doppelsalz mit
Quecksilberoxydul II, 265
Stürme unter den Tropen 64
Suceinyl, Chlor- Il. 321
m.
Talkerde, capronsaure Il, 240
Tantalsäure II. 396
Tapirulus 49
Tedinia Il. 178
Teichmuschel, Gefässsyst. II. 418
Tellur, Blätter-, Analyse II. 55
— Wirkung auf den lebenden
Organismus II, 92
451
Temperatur, hohe, zu messen II, 115
— in Braunkhingrub. 455
— in Rom 141
— im Ural 141
Terpin 124
Tertiärformation, Gliederung 481
_- i. Bessarab. II 407
— d. Vogelsb. II. 153
Tertiärgebilde b. Göttingen II. 29
Testacellus II. 366
Tetraclea II. 277
Tetragonolepis ll. 362
Thalerde 37
Thalit 37
Thalium, neues Element 37
Thee, Verfälschung 392
Themis, neuer Planet Il. 39
Theorie, atomistische I. 46
— _d.Blaseinstrumente II. 44
— der electro-magnetischen
Erscheinungen Il. 83
Thermometer, Differenz zwischen
dem Luft- und Quecksilber 366
Thermometerstand zu Paris II 257
Thiere, geograph. Verbreitg. 175
Thierschit 472
Thomsonit, amorpher,
mit Ozarkit I. 355
Thonerde, ‚Trennung von Chrom-
oxyd 463
Thon, plastischer v. Wiesloch 43
Thonschiefer, Analyse II. 142
Thränengefässe d. alt. Römer 11.251
Torfbildung II. 407
Torf, künstl. Verbesserung Hi. 134
Tornatella Bevaleti 485
Trachiaphaltit 41
Trachyt, Hartmanganerz darin 235
Traubensäure, Geschichte 69
— Umwandl. d. Wein-
steinsäure in II. 54
Trichina spiralis 250
Trichoda Iynceus II. 65
Trichomanes Petersi II. 169
Trifolium pratense 163
Triphylin, Gewinn. a. Lithion 226
Triton Il. 424
identisch
Trochylus ohne Furcula 18
Tropen, Stürme unter den 64
Trachytherium 50
Tubularia, Entwicklung 400
Türkei, Geognosie Il. 63
Turbellarien 57
Turmalin-Analysen, neue Interpre
tation 151
Tylodon 49
U,
Uebergangsgebirge in Belgien 155
Unionit = Dligoklas II. 57
Untersteier, Geognosie I. 406
Uranpecherz, Analyse Il. 59
Uranustrabanten, Auffindung 142
Urogenitalsystem, Entwickiung 23
V,
Vacuum, vollkommenes 219
Vaganella 489
Vanadinsäure, volumetrisch zu be-
stimmen II. 350
Veneridae 57
Venezuela, Geologie 386
Verbindungen, Einfluss des Drucks
auf das Bestehen von 460
Verdunstung von Wasser 218
Verfälschungen der Biere Il. 386
= — Butter 11.382
Versteinerungen, i. Portugal 1.160
— der Eifel II. 161
— der Kreide im
Diluvium I. 169
_— am Lake
rior II. 160
Vertretung von RO u. R20°3 380
Verwandtschaft, chem, 65. 145.221
Verwitterung, mineralische 417
— des Wernerit 11, 271
Viehfutter, Nahrungswerth II. 397
Vitrinen I. 366
Vögel, neue, 253. 407
— von Geylon Il, 193
supe-
— —- Mühlheim 944
— —- Neuwied 494
— —-. Wismar II, 193
— System 407
452
Voltait des Rammelsberges 12
Voltzia coburgensis 246
Vorticellen, ihr Stiel 400
Volumetrische Methode von sehr
allgem. Anwendbarkeit Il. 347
Vultur-Vulcan II. 145
WW.
Wärme d. galvanisch. Stromes 216
— lat. u, spec. d. Eises II. 391
— spec. d. roth.Phosph. 11.73
— Theorie der 417
— Vertheilung der — an der
Sonnenoberfläche 367
— Wirk.d. — auf Wismuth u.
Eisen i. Gegenw. ein. Magn.II,11S
Waldbäume, Keimungen 50
Warszewiczia II. 170
Wasser, Analyse einiger II. 261
— Einfluss des — bei che-
mischen Verbindungen 222
— Gefrieren des — im luft-
verdünnten Raum I. 311
Wasser, Härte 224
— Untersuchungen des —
von Paris 224
— Verbindungen des — u. d.
Bors. m. d. Eisenoxyde Il. 352
— Verdunstung 218
Wasserstoff, Modification 374
Weidenholz, Dauer 53
Wein, flüchtige Säure im 469
Weine, moussirende 73
Weinsteinsäure, Umwandlung der
— in Traubensaüre I. 54
Weissigit, neues Mineral II, 135
Weissbleierz, Pseudomorphose nach
Bleiglanz II. 39
Kalkspatı 475
Weissspiessglanzerz 309
Weizen, Ursprung Il. 166
Wernerit, Verwitterung Il. 271
— Zusammensetzung 270
Werthbestimmung der Seife 233
Williamsit = Serpentin II. 58
Windrichtung, graph. Darstell. 181
Winterschlaf, Gewichtsabn. dab.453
Winterschlaf des Igels 203
Wirbelsäule, Gliederg. 261. 11.106
Wirbelthiere Sibiriens 495
Wismuth, Compression II. 119
— magneto - krystallinische
Phänomene des Il. 119
— Wirk.d. Wärmea.IL.118
Wismuthoxydul 228
Witterungsbericht f. Halle 83. 179.
259. 330. 415. 501. 11. 79.
285. 371. 432
Witterungsverhältn. in Assuan 141
Wolchonskoit, Analyse 310
Würmer in Flusswasser II, 365
x.
Xenobalanus 59
Xiphocoma 488
2.
Zähne, Menschen-, fossile 122
— Monstrosität 357
Zahnsystem, Bedeutung 284
— d, Beutelthiere II. 289
Zechstein in Curland II. 149
Zeichnungen, Vervielfältigung 307
Zellenmembran Il. 411
Ziegelerz 309
Zink, Trenn. v. Kupfer u, Zinn 147
Zinkerze, Bildung 383
Zinkoxyd 222
— Verbdg. m. Borsäure 222
Zinn, Trenn. v. Arsen. u. Antimon 68
Verbdg. mit Kupfer 11. 265
— Verbidg. mit org, Radical. 35
Zinnkies, Zusammensetzung 382
Zirkonerde 226
Zitterwels, electr. Organ II. 233
Zodiakallicht Il. 340.
Zucker im Harn 230
Zygnemeen, Keimung ll. 165
—
(Druck von W. Plötz in Halle.)
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