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Full text of "Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaft"

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Fıbrarn of tbe Museum 
or 
COMPARATIVE ZOÖLOGY, 
AT HARVARD COLLEGE, CANIBRIDGR, MASS, 


Founded bp private subscription, in 1861. 


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From the Library of LOUIS AGASSIZ. 


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Zeitschrift 


Gesammien Naturwissenschaften. 


Herausgegeben 
dem Naturwissenschaftlichen Vereine 
für 
Sachsen und Thüringen 


Halle. 


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Zweiter Band. 


Mit 4 Tafeln. 


Halle, 
©. E. M. Pfeffer. 
Sm 8538. 


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Inhalt 


Original- Aufsätze, 


Seite 
Ascherson, nachträgliche Bemerkungen zur Flora von Magdeburg....... 227 
Beeck, einigeiWorte über: Blitzableiter ... ade. eu en salaa san. 229 
Cornelius, zur Theorie der electromagnetischen Erscheinungen......... 83 
Creplin, de Crustaceis ex ordinibus tribus, Cladocera, Ostracoda et Co- 
pepoda in Suecia oceurrentibus a W. Liljeborg ..... 2.20.2222 20000. sl 
Giebel, das Zahnsystem der Beutelthiere (Taf. 3,4)......-.scer.0.0. 289 
Hontz,„uher;die Bulten.s:e sostssiss sungen. sam aa@tenisnime ee lelstetch 201 
Schmidt, O., zoologische Mittheilungen (Ancylus lacustris, Peltogaster)... 99 
Schrader , die Axiome der theoretischen Mechanik. .............. Sl! 
Söchting und Seiffert, Vorkommen und Bildung der in andern Krystal- 
lenneingesehlessenen; Krystalles. sammeln „arikneneeera. Hr 6 
Spiecker , Sellanle Sternbergi Münst. des hunten Sandsteins zu Bern- : 
burg Mate 2952. seeinemssehen Audi ab ee 1 
, Beitrag zur Flora der Alpen..... DL. n.0000000 90 2 373 
Sitzungsberichte. 
Juli. Baer, Vorkommen von Jod in der Natur 36. — Giebel, zum Andenken 


des verstorbenen Prof E.F. Germar 31; Bemerkungen zu Spieckers Abhandlung 
über die Sigillaria Sternbergi Münst. 34; Kebers Untersuchungen über den 
Eintritt der Samenzellen in das Ei 34; systematische Bedeutung des Nasen- 
beins bei den carnivoren Raubthieren 35. — Schliephacke, abnorm gebildete 
Blühten von Hyoscyamus niger: L.- 29; Einfluss des Standortes auf die Ent- 
wicklung der Pflanzen 33. — Schrader, Schöpfers Schrift: ‚die Erde steht 


fest‘“ 27. — sSöchting, die Basalte und Tertiärschichtungen in Göttingens 
Umgegend, eigenthümliche Metamorphose 29. — Thamhayn , Weg des Chy- 
lus 28. — Thümler, Wasserdurchbruch in der Steinkohlengrube ‚‚Humboldt‘“ 


bei Dölau 38. 


August und September. Baer, Ersatzmittel für Kartoffeln 105; über Irr- 
lichter 111. — Giebel, Nachträgliches zur Gliederung der Wirbelsäule 106. 
Kohlmann, Barometer se Dee und Glas; Leslie’s Stereometer 104; 
Wilson’s Methode hohe Temperaturen zu messen wu Schlecnluee legt 
Drosera rotundifolia vor 104; kaukasisches Insectenpulver 110. Tham- 
hayn, Schwellgewebe und Infarcte 108; Ursprung des von Pübnsen ausge- 
schiedenen Stickstoffgases 115. — Tschetschorke, Instrumente zur Beobach- 
tung der Lufteleetrieität 106; über einige optische Erscheinungen 110. — 
Wesche, äussere Zeichen der Milchergiebigkeit bei Kühen 102. 


October. Baer, Drevermann’s Nachbildung der auf nassem Wege entstande- 
nen kıystallisirbaren Mineralien 235 ; Thränenfläschchen der alten Römer 251, 


IV 


— Giebel, Filippi’s Entdeckung eigenthümlicher Organe in der Mundschleim- 
haut des Elephanten 235. — Heidenhayn, über die nervi sinu- vertebrales 
Luschka’s 232; über die Nerven des electrischen Organes des Zitterwelses 
233; Virchow’s Entdeckung von Cellulose in höheren Thieren 234; Vierordis 
Methode die Pulsbewegungen graphisch darzustellen 240; Vierordt’s Untersu- 
chungen über den Einfluss der Chloroform- und Aetherinhalationen auf den 
Blutdruck 242; Vogels Methode den Inhalt des Blutes an rothen Blutkörper- 
chen zu bestimmen 242. — Heintz, Bemerkungen zu vorstehender Methode 
243; Rowney's Feststellung der Zusammensetzung des bei der Destillation 
von Stearinsäure mit Kalk entstehenden festen Körpers 236 ; Wrightsov, über 
das Atomgewicht und die Constitution des Alkohols 237. — Heppe, Verhal- 
ten des Nitroprussidnatriums zu verschiedenen Reagenlien 243. — Tausch, 
Lehmann’s Untersuchungen über die im Blute enthaltene krystallisirbare Pro- 
teinsubstanz 244. — Tschetschorke, über eine leicht transportable Electri- 
sirmaschine 258. 


November. Andrae, über Höhlen- und Spaltenbildung in Steiermark 338; 
fossile Früchte aus dem Steinsalz von Wieliczka 341. — Baer, über die 
Nitroprussidverbindungen 316; über die in Paris neuerdings wieder aufgefun- 
dene Goldmacherkunst 331; geschichtliche Skizze der Alchemie in den lejzten 
150 Jahren 334. — DBeeck, über ein Meteor 339. — Faltin, Schrötters 
Versuche über das Gefrieren des Wassers im luftverdünnten Raum und die 
durch Verdunstung des Eises dabei erzeugte Kälte 311; über die von Berthe- 
thelot synthetisch dargestellten Fette 327. — Giebel, über die Synonymie 
seines Colobodus varius 825; Zahnsystem des Klippdachses (Hyrax) 339. — 
Heintz, über die Constitulion der zweibasischen Säuren und Amide nach den 
Ansichten von Gerhardt und Chiozza 320; über die Zusammensetzung der 
Amide nach der Ansicht von Wurtz 323. — Körner, Auffindung der Nord- 
westdurchfahrt 337. — Kohlmann, über Papinius Dampfapparat 325; über 
Savary’s Dampfmaschine, die Verbesserungen derselben und über Clegg’s Gas- 
uhr 336; über das Zodiakallicht 340. — Schliephacke, über eine neue Dro- 
gue und Bereicherung der Halleschen Kryptogamenflora 330; über das 1750 
in der Waisenhausapotheke zu Halle gemachte Gold 336. — Schrader, Ver- 
besserung in der Füllung der Bunsen’schen Batterie 340. 


December. Baer, vermeintliche Verfälchungen der Biere 386. — Kohlmann, 
Werthbestimmung der Butter 382. — Wesche, verwirrter Geschmackssinn 
des Rindes 381. 


Literatur. 


Astronomie und Meteorologie. 


Airy, Finsternisse des Agathokles, Thales und Xerxes 40. — Coulvier Gravier 
und Boguslawsky, Sternschnuppen-Phänomen vom 9. und 10. August 259. — 
Luthers neuer Planet 39. — Planet Thetis, elliptische Elemente desselben 
39. — Sykes, Regenmengen in Bengalen 258. — Thermometer - und Baro- 
meterstand zu Paris im Mai und Juni 257. — Wolff, Periode des Maxi- 
mums und Minimums der Sonnenflecken 39. 


Physik. 


Angström , latente und specifische Wärme des Eises 391. — Beer, Katoptrik 
und Dioptrik krystallinischer Mittel mit einer optischen Axe 42. — Blasein- 
strumente, Theorie 44. — Bravais, über Gaugains electrodynamische Ex- 
perimente 120. — Crookes, Anwendung der Photographie zum Studium ge- 
wisser Polarisationserscheinungen 391. — Gaugain, die Empfindlichkeit des 
electroskopischen Condensators zu erhöhen 43. — Haedenkamp, Verän- 
derung in der Lage der Hauptaxe der Erde 260, — Humboldt, Euler’s Auf- 


V 


deckung des Irrthums in Betreff der Geschichte der Lichtgeschwindigkeit 43. 
— Lavart, Schallwellen 123. — Magnetismus, Diamagnetismus und Rota- 
tionsmagnetismus 118. — Magnus, Verdichtung der Gase an der Oberfläche 
glatter Körper 256. — Montiyny. die Schwingungen eines elastischen Stabes 
sichtlich und zählbar zu machen 41. — Nickles, passiver Zustand des Eisens 
und Nickels 257. — Plücker und Poygendorff, Fessels Rotationsmaschine 
964. — Regnault, specifische Wärme des rothen Phosphors 43. — Stadion, 
Construction der Skalen-Aräometer und Alkoholometer 46. — Waterson, 
allgemeines Gesetz der Dichtigkeit bei gesätligien Dämpfen 342. — Wolff, 
das Alpenglühen 342, 


Chemie. 


Anderson, Nahrungswerth verschiedener Viehfutter 397. — Arppe, brenzwein- 
saures Ammoniak 268. — Ashley, Verbrennung von Ammoniak mit Chrom- 
oxyd 266. — Beissenhirtz, Reaction auf Anilin 393. — Bolley, Analyse 
der schwer zerlegbaren Cyauverbindungen 268. — Boussingault, quantitative 
Bestimmung des Ammoniaks 58. — Brodie, Wirkung von Jod auf Phosphor 
263. — Buchner, Walther Crum’s Manganprobe 51; Bildung der spirigen 
Säure in den Blühten der Spiraea Ulmaria 54. — Bunsen, volumetrische 
Methode von sehr allgemeiner Anwendbarkeit 347. — Chantard, Campher- 
säure 15l. — Chevalier, Reinigung des Glycerins und seine Verwendung 
125. — Clarke und Medlock, Analyse einiger Wasser Londons 261. — 
Desprez, über den Kohlenstoff 260. — Dollfuss , sehr empfindliches Rea- 
gens auf Eisen 5l. — Fresenius, scheinbare Flüchtigkeit der Phosphorsäure 
48. — Girardin, über Guano 131. — Gladstone, Verbindung von schwe- 
felsaurem Kali und schwefelsaurem Natron 264. — Hansen, Wirkung des 
Tellurs auf den lebenden Organismus 52. — Herapath, kleine Mengen Jod 
schnell quantitativ zu bestimmen 262, — How, Zersetzungsproducte vegeta- 
bilischer Salzbasen 268. — Krieger, volumetrische Bestimmungsmethode der 
Manganverbindungen 265. — Kühn, Auflöslichkeit der Kieselsäure ın Wasser 
49. — Lassaigne, Pikrinsäure im Bier 130. — Liebig, Entstehung von 
Ferrocyanwasserstoffsäure 125; Scheidung des Nickels vom Kobalt 265. — 
Lieshing, Werthbestimmung des käuflichen rothen Blutlaugensalzes 262. — 
Limburger, amorphes Eisenoxyd in krystallinisches übergehend 123. — 
Moschnin, Caprylalkohol 267. — Northoote und Church, Verhalten verschie- 
dener Oxyde gegen kaustisches Kali bei Gegenwart von Chromoxyd 264; Wir- 
kung des kaustischen Kali's auf phosphorsaures Eisenoxyd 265. — Pasteur, 
Umwandlung der Weinsteinsäure in Traubensäure 54. — Penny, Werthbe- 
stimmung des Indigs 395. — Pettenkofer, Probe auf Jod 47. — v. Plant« 
und Kekule, Einwirkung des Jodäthyls auf Nicotin 393. — Poggiale, Stick- 
stoffgehalt des Brodes 129. — Pohl, Revision der bisherigen Analysen der 
Bestandtheile der Fette 353. — Reinsch, dynamische Theorie 46. — Kief- 
fel, Verbindungen von Kupfer und Zinn 265. — Rochleder und Schwarz, 
über Bitterstoffe 126. — KRöthe, Analyse der Asche von Erica und Calluna 
133. — H. Rose, Verbindungen des Wassers und der Borsäure mit dem Ei- 
senoxyde 352; über Niob-, Pelop- und Tantalsäure 396. — Schaffgotsch, 
specifisches Gewicht des Selens 352. — Schunck, Constitution der färbenden 
Substanzen des Krapp 394. — Schroff, Arsensäure und arsenige Säure in 
toxikologischer Hinsicht 47. — Schwerdtfeger, Darstellung reiner Kobaltprä- 
parate aus Erzen 52. — Smith, Aufschliessen der Mineralien und Bestimmung 
der Alkalien darin 49. — sStädeler,, Doppelsalze des salpetersauren Queck- 
silberoxyduls 265; fette Säuren 267; Aufbewahrung von Flusssäure 268. — 
Torf, künstliche Verbesserung 134. — Ventzke, neue Art Fäulniss der Run- 
kelrüben 53. — Völcker, Zusammensetzung und Nahrungswerth verschiedenen 
grünen Futters 400. — Walz, Scrophularineen 54, 392. — Wandersle- 
ben, Mineralquelle zu Langenbrücken 45. — Way, Nahrungswerth verschie- 
dener Futterstoffe 400. — Wicke, Fumarsäure in Corydalis bulbosa 268, — 
- Wildenstein, Aequivalent des Chroms 52. — Williams, Apparat zum Auf- 


VI 


fangen von Gasen 266. — Winckler, über den Geruch der Blume des Wei- 
nes 129. — Wittstein, irrthümliche Chromalaunbildung bei Darstellung des 
Sauerstoffs 125; Schwefelreaction des Eigelb 123; über Geheimmittel 130; 
Prüfung der fetten Oele mittelst Schwefelsäure 130. — Wolff, Nahrungs- 
werth der Rapskuchen 402. 


Oryetognosie 


Amelung analysirt Sphaerosiderit 141. — Bischof, Mägdesprunger Hohofen- 
producte 405. — Chapman, Scheelit 272. — Dick, Analyse des Haye- 
sins 270. — Fehling, Kupfer- und Zink-Sulfantimoniat 272. — Genth, 
neues Mineral Owerit 141. — Gerhard vom Rath, Zusammensetzung und 
Verwitterungsproducte des Wernerits 270.— locker, Eisensinter von Ober- 
grund 56. — Hauer, Uranpecherz 59 ; Schwefelarsen in Braunkohle 59; 
Baltimorit 59; Chalitit 59; Heteromerit 60. — Jensch, neues Mineral Weis- 
sigit 135. — Kenngott, gemeinschaftiiches Vorkommen zweierlei Kıystall- 


iypen des Goldes 58; Diamant in Diamant 58; Pyromorphitkrystalle vor dem 
Löthrohr gebildet 59; Arseniksilber ein Gemenge 59; mineralogische Noti- 
zen 135, 403; Uebersicht mineralogischer Forschungen 142; 70 Kıystallfor- 
mennetze zum Anfertigen von Krystallmodellen 405. — Kjerulf, Zusam- 
ınenselzung des Cerits 270. — Pfaff, Grundriss der mathematischen Ver- 
hältnisse der Krystalle 141. — Schneider, Kupferwismuthglanz, eine neue 
Mineralspecies 271. — Schoenbein, Analyse des Blättertellurs 55.— Smith 
und Brush, Analysen amerikanischer Mineralien 56, 354. — Sonnenschein, 
analysirt Carolathin 135. — 


Geologie 


Amelung analysirt Thonschiefer und Grauwacke 142. — Braunkohlen in Istrien 
274. — Californien 356. — Carnall, Galmeilagerstätte bei Wiesloch 143 ; 
Bleierz bei Comern 273. — Casiano de Prado, Geologie um Madrid 60. 
— Castendyck, der Rochusherg 149. — Doenging, Steiubrüche bei Ki- 
schenev 407. — Ewald, Posidonien des obern Braunen Jura 149. — 
Glocker , Braunkohlenlager bei Lettowitz 60, — Gümbel , Gebirgsdurch- 
schnitt bei Landau 273. — Hagenow, Jura in Pommern 149. — Has- 
senkamp, Geognosie des Rhöngebirges 153. — Hebert, Alter des Pisolit- 
kalkes 155. — Heiden, Braunkohlen in Istrien 274. — Kerl, der Com- 
munion - Unterharz 405. — Koch, zur Geognosie Mecklenburgs 150. — 
Lorenz, Toribildung 407. — Ludwig, das rheinische Schiefergebirge bei 
Butzbach 357; das Wachsen der Steine 408. — Merian, aargauischer Jura 
358; St. Cassianformation in den Alpen 358. — Morlot, geologische Ver- 
hältnisse von Untersteier 406. — Palmieri, vulkanische Gegend des Vultur 
145. — Pander, Zechstein in Curland 149. — Rolle, alter Sandstein 
der Wetterau 148. — Sartorius, über Palagonit 142. — Schafhaeutl, 
baierische Voralpen 15l. — Schmidt, basaltische Gesteine der Rhön 61. 
— Steininger, Geognosie der Eifel 154. — Tasche, Tertiärschichten am 
Vogelsberge 153. — Viquesnel, Geognosie der Türkei 62. — Literatur 
155. 274. 


Palacontologie. 


Baudon , Conchylien bei St. Felix 156. — Beyrich, Conchylien des nord- 
deutschen Tertiärgebirges 157. — Boll, Versteinerungen im Mecklenburger 
Geschiebe 159. — Bouve, neue Echinodermen in Georgia 156. — v. Buch, 
Zähnelung der Skaphiten 159. — Conrad, Conchylien von St. Domingo 156. 
— Duvernoy, fossile Rhinocerosarten 63. — ®. Ettinghausen, tertiäre 
Flora von Häring 275. 353. — Foster, neue Silurversteinerungen 160. — 
Frantzius, Anthracotherium und Antilope aus Dalmatien 157. — Frisch- 
mann, Zusammenstellung der Versteinerungen des lithographischen Kalkes 


vu 


408. — Gervais, fossile Sängethiere in Spanien 63. — Goeppert, Ter- 
tiärflor Java’s 157; dieselbe um Breslau 158; Bernsteinflora 158. — He- 
ckel, fossile Fische von Chiavon 460. — Heer, Insectenfauna von Oenin- 
gen und Radohboj 361. — Hensel, fossile Säugelhiere Schlesiens 63. — 
Hörnes, fossile Mollusken des Wiener Tertiärbeckens 157. — Jackson, 
neue Paläonisken 160. — Kiprijanoff „ Fischreste im Kurskschen Sand- 
steine 410. — Klein, Süsswasserconchylien Würtembergs 160. — More, 
Versteinerungen auf St. Domingo 156. — Pacht, Dimerocriaus oligoptilus 
163. — Quenstedt, über Lepidotus 162. — Beuss, neue Euomphalus 
und Polypen 160. — Saemann, Nautiliden 162. — sSandberger, Cly- 
menien 162. — Schauer, Brachiopoden in der Eifel 68. — v. Schau- 
roth, Beitrag zur Fauna des deutschen Zechsteingebirges 408. — Silurische 
und Kohlenpetrefakten in Portugal 160. — sSteininger und Schaur, Eil- 
ler Petrefakten 161. — Stimpson, postpliocene Conchylien in Chelsea 156. 
— Tuomey, Conchylien von Wilmington 156. — Unger, fossile Flora 
von Gleichenberg 409. — Warren, über Mastodon 157. — Literatur 362. 


Botanik. 


Asa Gray, Trichomanes Petersi 169; Plantae Wrightlianae texanoneomexicanae 
171 ; Tetraclea 277. — Berkeley, nordamerikanische Pilze 411. — Boll, 
Flora von Grabow 165. — Brockmüller, zur Flora der Haidebene 166. — 
Burckhardt, Fremdlinge der Görlitzer Flora 169. — Cienkowskij, zur 
Befruchtung des Juniperus communis 410. — Clarke, Phanerogamen 64. 
Cohn, Keimung der Zygnemeen 165. — KHaust, Sechswochenkartoffel 864. 
— Goeppert, ungewöhnliche Wurzelbildung des Rapses 364. — Grewille, 
Caulerpa asplenioides 64. — Hartig, freiwilliges Bluten der Hainbuche 363. 
— Harvey, Nereis boreali-americana 168. — Hempel, Ananaskultur 278. 
— Hooker , Flora of New Zealand 68. — Kippist, Acredenia 64. 
Klotzsch, neue Galtungen der Rubiaceen 170. — Koch, neuholländische 
Kastanien 278. — Krüger, neue Gemüse 166. — Kunzi index filicum 
64. — Leidy, Flora in lebenden Thieren 168. — Mayer, zur Kultur 
der Körbeirübe 167. — Milde, Cryptogamen-Flora um Breslau; Morpho- 
logisches 154, — v. Mohl, Zusammensetzung der Zellenmemhbran 411. — 
D. Müller, Reizbarkeit der Genitalien bei Compositen 413. — Nuttal, 
Rhododendron Kendricki 64. — Pohl, Kardenbau 278. — Preuss, Wir- 
kung des Arseniks auf die Vegetation 413. — RBReinecke, über Palmensaa- 
ten 167. — Stschegleew, neue Pflanzen des Kaukasus 363. — Trevi- 
ranus, Ursprung des Waizens 167. — Turczaninow, neue Papilionaceen 
aus Australasıen 363. — Wendschuch, immertragende Gurke 362. — 
Wimmer, zwei neue Carex; über Salix 169; wildwachsende Bastardpflan- 
zen 413. — Literatur 176. 369. 414. 


Zoologie. 


Adams, Molluskengattungen 279. — Agassiz, vereinigt Poecilia und Mollie- 
nesis 189. — Albers, die auf Madera lebenden Vitrinen 366 ; über Testa- 
cellus 366. — Ayres, über Holothurien 178. — Baird und Gerard, 
Catalog der nordamerikanischen Reptilien 189. — ®v. Beneden, Tetrarhyn- 
chus, Linguatula, Anthobothrium, Pagodina, Eudactylina 67. — Benson, 
neue Landeonchylien 66. — Bonaparte, Sagmallarrhina 280. — Brandt, 
wilde Katze in Russland 194. — Conchyliologisches 178. 366. 417. — 
Cornelius, Monographie der Küchenschabe 280. — Üzernay, neue Gat- 
tung der Flusswasserwürmer 365. — Dumeril, über ungeschwänzte Batra- 
chier 193. — Entomologisöhes 182. 366. 422. — Fischer, Orthoptera 
europaea 423. — Gegenbauer , über Röhrenquallen 176. 414 über 
Phyllosoma 422. — Gerstacker , neue Gatlung und wenig bekannte 
Gattungen der Siphonostomen 420. — Girard, neue Nemertinen 181. — 
Gosse, neue Meeresthiere 176. — Gervais , Süsswasserlische Algeriens 
189. — Gray, Zähne der Pneumonobranchiaten 417. — Hallowel, neue 


VII 


amerikanische Reptilien 191. — Hayme, Trichoda Iynceus 65. — Hee- 
‘ger, Beiträge zur Naturgeschichte der Insecten 280. — Hellmann, Zunge 
des Auerhahnes 194. — Higginbottom, brittische Tritonen 424, — Ho- 
meyer, Larus Heinei 68. — Hooker, neue bengalische Reptilien 424. — 
Hyrtl, Labyrinth bei Ophiocephalus 188; Quertheilung der Saurierwirbell91. — 
Imhoff, Oligoneura rhenana 2380.— Kawall, Damhirsch in Kurland 423. — 
Kner, über Hippostomiden 188.— Koch, Aphiden 422.— Koren und Da- 
nielsen, Entwicklung der Pectinibranchier 65. — Köllicker, Sıphonopho- 
ren von Messina 365. — Kraatz, Orchesia undulata; Phytosus spinifer 
und Ph. nigriventris 67. — Küchenmeister, Cestoden 279. — Langer, 
capillares Gefässsystem der Teichmuschel 418. — Layard, zur Ornitholo- 
gie von Ceylon 193. — Leuckart, Siphonophoren 366. — Leydig, über 
Polypterus bichir 189. — Lubbock, neue Entomostraceen 182. — Meiss- 
ner, über Mermis albicans 418. — Moren, Wanderzug der Libellula de- 
pressa 67. — Ornithologisches 195. — Peters, Seeigel von Mossambique 
176. — Philippi, neue chilesische Vögel 68. — Pontallie, zwei nene 
Distomen 66; Eier der Acari 68; über Lumbricus 182. — Rathke, Brust- 
bein der Saurier 423. — Saussure, Gu£pes solitaires 423. — Schmidt, 
Ornithologisches aus Wismar 193. — Sclater, neue Taenioptera 193. — 
Siebold, Auswüchse und Anhänge der Insecten 68. — Siegismund, In- 
sectenbüchlein 280. — Thompson, neue Crustaceen 182. — Woodhouse 
und Cassin, neue Säugethiere 195. —Literatur 195. 


Erklärung der Tafeln. 


Taf. I. Fig. 1. Ideeller Durchschnitt des Stammes der Sigillaria Sternbergi bei 
Bernburg. — Fig. 2a—f. Blätter derselben S. 1. 

Taf. I. Fig. 3. Früchte der Sigillaria Sternbergi S. 5. — Fig. A. Berg- 
kıystall S. 831. — Fig. B. Taschen-Electrisirmaschine S. 253. 

Taf. IHM. Fig. 1. 3. Zahnsystem von Dasyurus macrurus. — Fig. 2. Das- 
selbe von Myrmecobius. — Fig. 4. von Phascogale penicillata. — Fig. 
5. 7. von Amphitherium, — Fig. 6. von Dasyurus ursinus. — Fig. 8. 
von Dasyurus Maugei. — Fig. 10. von Didelphis Azarae. — Fig. 11. 
von Phascolotherium. — Fig. 12. von Didelphis virginiana. 

Taf. IV. Fig. 1. Zahnsystem von Phalangista cavilrons. — Fig. 2, von Phalan- 
gista Cooki. — Fig. 3. Petaurus taguanoides. — Fig. 4. Petaurus flavi- 
venter. — Fig. 5. Petaurus pygmaeus. — Fig. 6. 8. Perameles lagotis. 
— Fig. 7. Perameles obesula. — Fig. 9. 11. Phalangista vulpina, — 
Fig. 10. Thylacinus eynocephalus S. 290 fl. 


Zeitschrift 


für die 


Gesammien Naturwissenschaften. 


1853. Juli. N? VII. 


Zur Sigillaria Sternberei Münst. des bunten Sandsteins 
zu Bernburg (Taf. 1. 2.) 


von 


Th. Spieker 
in Bernburg. 


I: 


Die dem Aprilheft dieser Zeitschrift von Hrn. Bischoff 
beigegebenen Abbildungen einiger Sigillarien (Taf. VII.), 
veranlassen mich, meine an Ort und Stelle gemachten Beo- 
bachtungen und daraus gewonnenen Ansichten über diese 
noch sehr dunkeln organischen Reste mitzutheilen, da jene 
ausnahmsweise gut erhaltenen Exemplare mich nur in mei- 
nen Muthmassungen bestärken konnten. 

Dass die Pflanze wirklich in dem Medium ihres jetzi- 
gen Fundortes wurzelte, dafür spricht das Stammende auf 
jener Tafel Fig. 1., dem die Wurzelfasern noch anhängen; 
deutlicher liegt aber der Beweis jetzt in einer thonigen Zwi- 
schenlage des Sandsteins vor mir, auf der man eine förm- 
liche Niederlage von jungen Pflanzen erblickt, die offenbar 
hier gestanden haben, und durch äussere Kraft zu Boden 
gestreckt wurden, wobei die dickern, bekanntlich so eigen- 
thümlich gestalteten Wurzelenden aus dem lockern Thon- 
schlamm mit ihren Wurzeln herausgezogen wurden. Letz- 
tere sieht man bei mehreren noch in schiefer Richtung zum 
Boden führen, während sie bei der Mehrzahl auch nur die 
runden sehr deutlichen Narben zurückgelassen haben. Diese 
thonige Platte ist ganz bedeckt mit den plattgedrückten 
Stämmen, welche wie Schilfbänder, ablösbar, darauf liegen, 


jedes jedoch durch das vierwulstige Ende als Sigillarie cha- 
vu. 1853, 1 


2 


racterisirt. Da sich auf einer Fläche von 2 Quadratfuss bis 
60 verschiedener solcher Wurzelenden zählen liessen, so 
muss der Boden einst sehr dicht von ihnen bestanden ge- 
wesen sein. Die von reinem Sandstein eingehüllten sind 
viel zerstreuter, liegen auch nicht in einer Ebene, und wur- 
den wahrscheinlich vor ihrer Ablagerung entwurzelt und 
umhergeworfen. In Thonschichten dagegen habe ich aus- 
ser auf dem erwähnten Lager auch sonst dicht geschichtete 
gefunden. Die Pflanze scheint daher auf thonigen, schlam- 
migen Boden, heerdenartig, etwa wie unser heutiges Equi- 
setum limosum, gewachsen zu Sein. 

Das Umhüllungsmedium äussert noch einen andern 
Einfluss aus, nämlich auf die Gestalt. Die im reinen Sand- 
steine vorgefundenen Stücke haben ihren ursprünglich kreis- 
förmigen Durchschnitt weit besser und um so mehr bewahrt, 
je kleiner sie sind; die im Thon gefundenen zeigen sich 
dagegen alle mehr oder weniger platt gedrückt, aber um so 
weniger, je dicker sie sind. Der Grund hiervon kann wohl 
nur in der Art der Petrifikation gesucht werden. Es lässt 
sich nämlich nicht bezweifeln, dass die Stämme einst hohl 
waren, und von aussen mit dem Material, das wir jetzt da- 
rin finden, theils Sand theils Thon gefüllt sind. Dadurch 
entstanden diese, von kohliger Rinde umgebene Steinkerne, 
in denen statt organischer Structur vielmehr oft eine rein 
mechanische Schieferung wahrzunehmen ist. Die hohlen 
abgebrochenen Stämme haben, so scheint es, auf dem Grunde 
eines Sand oder Thon zuführenden und bewegenden Was- 
sers gelegen, und sich mit diesen Materialien mehr oder 
weniger angefüllt, ehe sie durch Gesteinesbedeckung petri- 
fizirt sind. Die Zusammendrückbarkeit der erfüllenden Masse, 
wie ihre Dichtigkeit bestimmten bei dem darauf folgenden 
Drucke die heut bemerkte Gestalt des Querschnitts. Ein 
mit Sand gefüllter Stengel konnte um so weniger an Run- 
dung verlieren je kleiner sein Durchmesser war; die oben 
beschriebenen jüngern Stengel dagegen, welche plötzlich 
niedergestreckt und bedeckt wurden, konnten nur wenig 
von dem Thonschlamm aufnehmen und wurden deshalb plat- 
ter gedrückt als andere in den Wellen vorher herumgetrie- 
bene. Einmal gefüllt, und dadurch stabiler geworden, ha- 


3 


ben sie dann in dem feuchten Schlamm längere Zeit still 
gelegen, wobei die untere Fläche in einen gewissen Grad 
der Fäulniss und Zerstörung übergegangen ist, was sich 
fast an allen Stücken durch verringerte Deutlichkeit der 
Blattnarben zu erkennen gibt. 

Eine wesentliche Stelle in der innern Structur unserer 
Sigillarie nahm ein centrales Gebilde ein, das man mit Un- 
recht eine Markröhre genannt hat, dem vielmehr die Be- 
deutung eines centralen Gefässbündels zukommt. Inden 
meisten Stücken ist es noch deutlich als federspuhldicke 
Röhre kenntlich, die mit kohliger Materie dicht erfüllt ist. 
Die Lage derselben ist zwar nicht immer mehr central, und 
ihr Durchschnitt nicht mehr rund, sondern erstere sehr oft 
nach der untern Fläche hin verschoben und letzterer etwas 
platt gedrückt. Zuweilen fällt die Röhre in die untere Flä 
che selbst und zeigt sich dann als eine tiefe Rinne. Nichts- 
destoweniger kann man ihre ursprüngliche Stelle nur in der 
Mitte des Stammes annehmen, da sie in längern Stücken 
im Verlauf von der untern Fläche zur Mitte zurückkehrt. 
Ihre abnorme Lage an der Seite scheint vielmehr nur das 
Resultat der Zerstörung der übrigen innern Organisation 
gewesen zu sein, wobei es der Schwere folgend die tiefste 
Stelle in der Höhlung des liegenden Stammes annahm. 
Denn zu diesem centralen Gefässbündel gehören wesentlich 
mehrere strahlenförmige Lamellen, welche von ihm zu den 
peripherischen Gebilden führten, die aber wahrscheinlich aus 
lockern Zellensystemen bestehend, der Zerstörung weit eher 
und mehr erlegen sind, als der consistentere Körper des 
Gefässbündels. Die Spuren solcher radialen Verbindungs- 
flächen mit der Rinde finden sich in den meisten Stücken, 
nur ist es schwer, sie weit zu verfolgen, auch ist die koh- 
lige Lamelle derselben sehr dünn, und sie erscheinen zer- 
rissen und gebogen. Der Anschaulichkeit halber gebe ich 
eine schematische Darstellung eines Durchschnitts der leben- 
den Pflanze, wie er somit etwa zu denken ist Taf. I. Fig. 1. 
Ein grosser Theil des Stengels ist daher von grossen Luft- 
gängen erfüllt gewesen, die nur durch die radialen Schei- 
‚dewände getrennt waren. Die Ueberbleibsel der letztern 
blieben theils am Gefässbündel theils an dem Rindencylin- 

a 


4 


der sitzen und verloren ihre ursprüngliche Lage. Die Zahl 
der Strahlen ist daher sehr schwierig zu bestimmen ; aber 
aus der Vergleichung aller mir vorgekommenen Stücke 
scheint hervorzugehen, dass es vier waren, was mit der 
Form des Wurzelendes in Uebereinstimmung steht. Da mir 
jedoch kein Beispiel bis jetzt vorgekommen, in welchem die 
ursprüngliche Lage dieser Theile bewahrt ist, so kann ich 
diese Zahl nur als wahrscheinlich hinstellen. Durch den 
innern Bau würde also unsere Sigillarie eine gewisse Ver- 
wandtschaft mit den Rhizocarpeen verrathen, denen eben- 
falls ein centrales Gefässbündel umgeben von regelmässi- 
gen Luftgängen zukommt. Misst man indessen, wie billig, 
diesen Luftcanälen eine geringere Bedeutung bei als der 
Stellung des Gefässbündels, so nähert sie sich nicht minder 
den Lycopodiaceen, denen die äussere Organisation, soweit 
wir dieselbe kennen, auch mehr zu entsprechen scheint. 
Die Reste äusserer Organe beschränken sich nämlich 
auf die Blattnarben an den Stengeln, auf Blattabdrücke und 
gewisse Ueberbleibsel, die als Fruchtkapseln zu deuten sind. 
Die Blattnarben zeigen sich in ihrer Gestalt und Lage 
am Stengel bei den verschiedenen Fundstücken durchaus 
nicht übereinstimmend, und gewähren sogar hinreichende 
Unterscheidungsmerkmale, um die bisher unter dem Namen 
Sigillaria Sternbergi zusammengefasste Gruppe in mehrere For- 
men aufzulösen, worauf ich später zurückzukommen gedenke. 
Fassen wir daher für den vorliegenden Zweck nur das in 
allen Stücken Uebereinstimmende zusammen, so finden wir, 
dass die Blattnarben von einander entfernt, in deutlichen 
Spiralen von hoher Divergenz zwischen "/,,—"!/,, stehen. 
Die Stämme wie wir sie jetzt finden, sind blattlos, mit nur 
sehr seltener Ausnahme von Gipfeltrieben, denen ansitzende 
Blätter erhalten sind, wie solche Bischoff auf der oben 
angezeigten Tafel Fig.2. und Germar in der Zeitschrift der 
deutschen geologischen Gesellschaft Jahrgang 1852. Tafel 
VIH. Fig. 6. abbildet. Wahrcheinlich hatten daher die aus- 
gewachsenen Pflanzen die Blätter bereits bis auf die der 
Gipfeltriebe abgeworfen, oder verloren sie auch erst bei dem 
gewaltsamen oder natürlichen Tode, dem sie unterlagen. 
Reste solcher abgefallenen Blätter finden sich in gewissen 


3 


thonigen Zwischenlagern des Sandsteins sehr viele. Die 
Form derselben ist theils lanzettlich mit breiter fast gerad- 
liniger Basis, theils lang dreieckig, theils kommen auch li- 
neale Blattreste vor; alle scheinen aber mit der breiten Ba- 
sis sitzend gewesen zu sein, da kein Abdruck einen Blatt- 
stiel zeigt, was auch durch die oben erwähnten Abbildun- 
gen bestätigt wird. Die Grösse der Blätter ist verschieden, 
gewöhnlich sind sie 1-2” lang und an der Basis !/,‘ breit. 
Wo der Thon feiner ist, liegen zwar die Abdrücke in aller 
nur möglichen Schärfe mit glänzend schwarzer Oberfläche 
auf der frischen Spaltung; dennoch ist es nicht möglich, 
etwas von der Structur, nicht einmal von Nerven zu erken- 
nen. Nach der Bischoff’schen Zeichnung haben sie mit ho- 
rizontaler Blattfläche also als ächte Blätter am Stamme ge- 
sessen. Die beifolgende Tafel I. Fig. 2. zeigt einige dieser 
Abdrücke in natürlicher Grösse. 

Mit ihnen vermischt liegen in denselben Thonschich- 
ten Abdrücke von Organen, die man für nichts Anderes als 
Fruchtkapseln erklären kann. Dass man es hier nämlich 
wirklich mit dem Abdruck eines dickern Körpers zu thun 
hat, zeigt sich an der stärkern Kohlenschicht, welche nach 
ihrer Entfernung eine muschelartige Vertiefung oder Erhö- 
hung zurücklässt Fig. 3. Diese Fruchtkapseln sind von 
rundlichem Umriss, mit vorwiegenden Durchmesser der 
Breite. Eigenthümlich ist ihnen ein flügelartiger Rand an 
ihrer obern Hälfte, vielleicht erzeugt durch das weitere Vor- 
ragen der einen Klappe der Kapsel. Obgleich diese Körper 
sich in den Lagen mit Blätterabdrücken sehr häufig finden, 
so ist es mir doch noch nicht geglückt, dieselben in deut- 
licher Verbindung mit ihren Stammtheilen zu beobachten; 
um so mehr war ich daher durch Bischoff’s Abbildung auf 
Taf. VIH. Fig. 3. überrascht, welche offenbar dies Verhältniss 
sehr bestimmt auseinandersetzt. Die dicken rundlichen Kör- 
per am Gipfel des Stammes Fig. 3. sind nämlich nichts als 
solche Früchte in natürlichem Fruchtstande; auch an ihnen 
scheinen die flügelartigen Ränder nicht zu fehlen, wie die 
Zeichnung bei den meisten zu erkennen giebt. Die Frucht- 
kapseln hatten ferner eine äussere. convexe und eine innere 
concave Oberfläche, was sich bei jedem Abdruck recht wohl 


6 


erkennen lässt, hier aber auch seinen Grund, nämlich das 
äusserst dichte Zusammenstehen in der Fruchtähre vor Au- 
gen führt. Höchst wahrscheinlich ist dieser ährenförmige 
Fruchtstand zugleich endständig gewesen, was jedoch aus 
der Bischoff’schen Zeichnung nicht deutlich hervorgeht, und 
für die natürliche Verwandtschaft auch in der That gerin- 
gen Werth hat. 

Fassen wir nun schliesslich die Structur des Stammes, 
die Stellung und Form der Blätter, die Gestalt und Anord- 
nung der Früchte zu einem Gesammtbilde der Pflanze zu- 
sammen; so glaube ich, können wir nicht zweifelhaft sein, 
im Allgemeinen ein Gewächs aus der Klasse der kryptoga- 
mischen Gefässpflanzen vor uns zu haben, im Besondern 
aber ihm gemäss seiner natürlichen Verwandtschaft seinen 
Platz zunächst den Lycopodiaceen anzuweisen. 


Vorkommen und Bildung der in andern Krystallen ein- 
geschlossenen Krystalle 


von 
E. Söchting u. A. Seyffert. 


(Auszug aus einer von der königlich holländischen Gesellschaft der Wis- 
senschaften zu Harlem gestellten und mit der goldenen Medaille gekrönten 
Preisschrift mitgetheilt von E. Söchting.) 


Von der königlich holländischen Gesellschaft der Wis- 
senschaften zu Harlem war die Frage gestellt: 

On sait que des mingraux & l’etat' eristallin se trou- 
vent souvent renfermes dans d’autres mineraux, &galement 
eristallises, mais dont la composition chimique et la forme 
sont differentes. Quels sont ces mineraux et comment peut 
on expliquer leur origine? 

Diese Frage bezieht sich also auf das gemeinsame 
Vorkommen der Mineralien und steht in nahem Zusammen- 
hange mit der ganzen Theorie über Bildung der Lager und 
Gänge, ist basirt auf die ganze Krystallogenese, ein noch 


7 


nicht völlig zum Abschluss gebrachtes Kapitel der Geologie 
und Mineralogie. 

Sammelt man die Beispiele, welche mehrere Krystalle 
in einer solchen Verbindung zeigen, dass einer einen Theil 
des dem andern zügehörigen Raumes erfüllt, oder dass 
Verwachsungen stattfinden, so hat man dabei Unterschiede 
zu machen. Die Substanz der in einander dringenden Kry- 
stalle kann dieselbe sein, oder sie ist für die einzelnen ver- 
schieden. In Rücksicht auf die gestellte Frage sind meh- 
rere Gattungen der hierher zählenden Verbindungen auszu- 
schliessen, namentlich von denen, welche Krystalle dersel- 
ben Species zeigen. Vornehmlich ist dies der Fall bei den- 
jJenigen, welche als Zwillinge im anorganischen Reiche den 
organischen gegenüber eine häufig gesetzmässig wiederkeh- 
rende Verwachsung darstellen. Die Stellung der Frage ver- 
langt ebenso Aussonderung der Krystalle, welche mit amor- 
phen Mineralien (auch mit derben Massen krystallisirbaren 
zum grössten Theil) verwachsen sind. Diejenigen Krystalle, 
welche zum Theil mit einer Schicht fremder überkleidet 
sind, ohne dass letztere in sie eindringen, müssen gleich- 
falls ausgeschieden werden, mindestens hat man sie nur 
mit Auswahl aufzunehmen, wie es denn im Allgemeinen 
unmöglich ist, bestimmte Gränzen zu ziehen, welche die 
Masse der in Betracht zu ziehenden Verwachsungen und 
Einwachsungen von derjenigen der abzuweisenden trennen. 

Die nun in der That zur Behandlung zu bringenden 
Verwachsungen und Einschlüsse bieten in Ansehung ihrer 
Zusammensetzung einige Unterschiede dar, insofern die auf- 
tretenden Krystalle gleiche oder verschiedene chemische 
Constitution besitzen. Denn wie erstere durchaus nicht un- 
berücksichtigt bleiben durften, dafür sprechen unter andern 
die Quarzkrystalle, in denen man eine Verwachsung eines 
rechten und eines linken Krystalls erkennt. Um einfache 
Bezeichnungen zu gewinnen, wurde diesen der Name „mo- 
nosomatische“ gegeben, den andern der „disomatische.“ 
Als Beispiel disomatischer Einschlüsse diene unter andern 
der des Rutil-in Bergkrystall. Zu den monosomatischen 
Krystallen zählen auch solche, welche in einzelnen Theilen 
verschiedene Färbungen zeigen, so Turmaline, in. denen 


8 


nicht selten ein Kern von einer ganz anders farbigen Hülle 
umschlossen ist. Zu den disomatischen Krystallen kommt 
auch ein Theil der grossen Klasse der Pseudomorphosen. 
Im Gegensatze zu ihnen ist für die Vorkommnisse, bei wel- 
chen keine derartige Veränderungen stattgefunden, der Aus- 
druck „idiomorphe“ angenommen. 

Bei den disomatischen Krystallen sinkt die Grösse der 
Einschlüsse oft so, dass ihr Vorhandensein nur durch che- 
mische Hülfsmittel zu finden ist, wie unter andern das von 
Wöhler entdeckte Auftreten des Kryptolith im Apatit von 
Arendal und des Quarzes im Kobaltarsenkiese von Shut- 
terud in Norwegen. Gewöhnlich verschwinden diese Kör- 
per bei Mineralanalysen der Beobachtung, indem dazu die 
Mineralien in gepulvertem Zustand angewendet zu werden 
pflegen, wobei auch diese feinen Krystalle zerstört werden. 
Manche „Spuren “ in den Resultaten der Untersuchungen 
und sogenannte Verunreinigungen mögen in solchen unbe- 
merkten Einschlüssen ihren Ursprung haben, welchen der 
Name „kryptomere“ beigelegt wurde, im Gegensatze zu den 
übrigen „phaneromeren.“ 

Was den zweiten Theil der Frage anbelangt, welcher 
sich auf die Bildung der in Rede stehenden Krystalle be- 
zieht, so ist darüber Folgendes zu bemerken. 

Gegenüber den neptunistischen Theorien, welche in 
neuerer Zeit wieder! allgemeiner Platz zu greifen beginnen, 
herrschen noch plutonistische mit nicht geringerKraft. Ein 
Theil der letztern lehrt, ausser Abscheidung der Mineral- 
körper aus feurigflüssigen Massen, eine Entstehung aus oder 
durch Gasarten bei erhöhter Temperatur. So hat nament- 
lich Daubree durch experimentelle Darstellung künstlichen 
Apatits und anderer Körper die Möglichkeit derselben im 
Laboratorium dargethan. Man könnte daher wohl glauben, 
dass sich in einzelnen Fällen etwas Ähnliches in der Natur 
realisirt habe, wie man bei noch thätigen Vulcanen Bildun- 
gen und Umbildungen durch die ausgestossenen Gase be- 
merken kann. Es handelt sich aber darum, ob man, mit 
Daubree, nicht zu weit geht, wennn man viele grossartigere 
Erscheinungen durch pneumatische Action entstanden an- 
spricht. Zuvor müsste es wohl erst berichtigt werden, ob 


9 


wirklich solche Gasströme und zwar bei einer hinreichend 
hohen Temperatur und in hinreichender Stärke zur Erzeu- 
gung solcher Massen entwickelt worden seien. Diese Theo- 
rie ist daher im Folgenden wenig berücksichtigt. 

Obgleich wir in der Hauptsache bei der Bildung der 
Mineralkörper den Einfluss des Wassers zu erkennen glau- 
ben, so dass wir auch zumeist die gewöhnlichen Hülfsmit- 
tel eines ausserordentlichen Druckes und dergleichen zurück- 
weisen, und obgleich wir daher die Entstehung der meisten 
fraglichen Gruppirungen auch als auf hydrochemischem und 
hydromechanischem Wege erfolgt annehmen: so haben wir 
doch nicht minder thermische Kraftäusserungen berücksich- 
tigt, indem in manchen Fällen eine Erklärung der Erzeu- 
gung auf beiderlei Weise gegeben werden kann, wie z. B. 
bei Eisenglanz und Rutil. Eisen und Titan konnten in Ver- 
bindung mit Chlor sublimirt sein und erst in Berührung mit 
einer stärkern Base, mit Wasser zu Oxyden werden (wie 
solcher beim Eisen noch an thätigen Vulcanen vorkommen 
soll); sie konnten sich möglichen Falls aus geschmolzenen 
Massen ausscheiden, oder aus wässerigen Lösungen durch 
verschiedene Verwandtschaften. Der Umstand, dass der 
Eisenglanz nicht selten Titangehalt zeigt, entscheidet für 
keine Weise. Später wird auch in Eisenglanz eingewach- 
sener Rutilkrystalle erwähnt werden. 

Bei der Sichtung des Materials scheint es nach allem 
Diesem am geeignetsten, die einschliessenden Mineralien 
als Constituenten der Hauptgruppen anzunehmen, diesen 
die mannichfaltigen Einschlüsse (deren wir mehrere Hundert 
zusammengetragen) einzureihen und dann die Erklärung 
der Entstehung der Vorkommnisse nach allgemeinen Ge- 
sichtspunkten zu geben, sei es eine gleichzeitige oder suc- 
cedane Bildung. 

Am reichsten an krystallisirten Einschlüssen und von 
der verschiedensten Bildung zeigten sich Quarz, Turmalin, 
Kalkspath, Glimmer, Granat, Flussspath, Feldspath. Ihnen 
wurden daher je besondere Kapitel gewidmet, während die 
Masse des übrigen Stoffes gleichfalls je nach den einschlies- 
senden Körpern nach dem Hausmann’schen System geord- 
net wurden, als | 


10 


1) Kiese und Antimoniate, 
2) Oxyde und Aluminate, 
3) Silicate, 

4) Kieselfreie Salze. 

Ausser dem aus einer bedeutenden Literatur zusam- 
mengetragenen Materiale erhielten wir noch Unterstützung 
durch die Herren Geh. Hofrath Hausmann und Professor 
Sartorius von Waltershausen, welche uns mit der 
grössten Liberalität aus ihren ausgezeichneten Sammlungen 
mittheilten. Auch Herr Hofrath Wöhler unterstützte uns 
mehrfach. Diesen Herren haben wir daher sehr viel beim 
Gelingen unseres Unternehmens zu danken. 


Quarz. 


Vorzüglich in seiner reinsten Formation, als Bergkry- 
stall, schliesst er nicht nur die verschiedenartigsten Mine- 
ralien und deren Krystalle ein, sondern zeigt auch häufig 
in seinem Innern Krystalle seiner eigenen Species, welche 
gemeiniglich durch einen dünnen Anhang einer fremden, 
meist als chloritisch bezeichneten Substanz von der äussern 
getrennt sind. 

Beispiele solcher Einschlüsse von einem Quarzkrystall 
in einem andern, aber ohne Zwischenlagerungen, kennt 
man unter andern von Schemnitz in Ungarn, von Steinberg 
in Schlesien. Hierher gehören auch die sogenannten Scep- 
terkrystalle, wie solche G. Rose von Sisskowa unfern Mur- 
sinsk beschreibt, indem man in den Drusenräumen des dor- 
tigen Granits nicht selten Amethyst- und Quarzkrystalle zu- 
gleich trifft, welche letztere dann öfter an ihrem freien Ende 
von einem gefärbtem Krystalle umgeben sind. Aehnliche 
Bildungen kommen auch bei Cornouailles und an der Alpe 
Schwarzenstein vor. 

Chloritische Zwischenlagerungen finden sich in Kry- 
stallen aus dem Departement der Isere, bei Cornouailles. 
Manche Krystalle von Oberstein zeigen braune bandartige 
Zwischenschichten von Eisenoxydhydrat. 

Levy beschreibt ein angeschliffenes Stück aus Brasi- 
lien, an welchem man den silberglänzenden Reflex von den 
Flächen mehrerer prismatischer Einschlüsse, sowie ein ähn- 


11 


liches, gleichfalls mit einer ganzen Gruppe im Innern, de- 
ren Flächen leicht mit Eisenoxydhydrat bedeckt sind. 

Hierher gehören nun auch die sogenannten rechten 
und linken Quarzkrystalle, wie sich solche namentlich bei 
Jerischau in Schlesien gefunden haben. 

Auch sind Quarzkrystalle bekannt unter dem Na- 
men Kappenquarz (quarz capuchonne), an denen sich 
die äussere Krystallschale von dem innern Kerne ablösen 
lässt, so von Schlackenwald in Böhmen, Beeralstone in De- 
vonshire. Andere zeigen als Mittelpunkt einen kleinen 
Quarzkrystall, um den sich abwechselnde Lagen von Kalk- 
spath und Quarz angesetzt haben, zu Black Rock (Grafschaft 
Cork in Irland), am Monte Pulciano in Toskana. 

Gehen wir zu den disomatischen Bildungen über, so 
sind nach Hausmann’s System zuerst die Einschlüsse gedie- 
gener Metalle zu erwähnen. 

Silber erscheint meist in Fäden und Drähten (z. B. 
bei Veta Madre unweit Guanaxuato in Mexiko) oder in 
Schuppenform; ebenso Gold und Kupfer. Einen Einschluss 
von Electrum zeigt ein Stück aus Kolywan, in der Samm- 
lung des Herrn v. Waltershausen. 

Von Schwefelverbindungen kennt man Bleiglanz (Ra- 
tiborziz in Böhmen, Neudorf am Harze), Silberglanz (Schem- 
nitz), Schwefelkies (Viziles im Dauphine), Kupferkies (Meil- 
lans, im Isere-Departement), Antimonglanz (Felsöbanya), 
Spiessglaserz (Schemnitz), Rothgiltigerz (Zacatecas). Noch 
nicht beschrieben haben wir gefunden Einschlüsse von Mo- 
lybdänglanz, wie solcher in Gestalt gekräuselter Fädchen in 
einem Bergkrystall vom Glacier de Miage am Montblanc 
sichtbar ist (Sammlung des Herrn v. Waltershausen). 

Unter den Metalloxyden zeigen sich am häufigsten Ru- 
tilnadeln eingeschlossen, bald von rother, bald von schwar- 
zer Farbe oder von beiden in einem Bergkrystalle (Berg 
Badus in Graubündten), Anatase (Sta Briglütta im Tavetsch- 
Thale) und Brookite (St. Gotthardt) finden sich gleichfalls. 
Sonst sind noch zu nennen Zinnstein (Zinnwald, Ehrenfrie- 
dersdorf), Eisenglanz (Meillans, Tavetsch-Thal) Pyrrhoside- 
derit (Oberstein im sogenannten Stachelschweinsteine, Wolfs- 
insel im Onega-See), Magneteisen, 


12 


Aus der Abtheilung der Silicate ist nicht ungewöhn- 
lich das Vorkommen von Amianth. Ferner findet man Ach- 
mit (Rundemyr bei Kongsberg), Tremolith (St. Gotthardt), 
Epidot (Meillans), Granat (China), Beryll (Mourne Monntains 
in Irland), Feldspath (Jefferson County in New-York), Glim- 
mer (Schlackenwalde), Stilbit, Desmin, Chabasit (Binnen-Thal 
im Canton Wallis), Chlorit, Topas (Capaö del Lane und Boa 
Vista in Brasilien). Häufig sind auch Turmalinkrystalle im 
Innern von Bergkrystallen (Hartmannsdorf bei Chemnitz und 
Mühlau in Sachsen, Gavaradi am St. Gotthardt), aus denen 
sie bisweilen noch herausragen. Rome de !’Isle beschreibt 
ein Stück von Madagaskar. Hier und da setzt ein Turma- 
linkrystall durch mehre neben einander liegende Quarzkry- 
stalle fort. 

Von kieselfreien Salzen findet sich Baryt (Departement 
der Isere), auch Kalkspath (s. oben; Schemnitz). 

Wenn auch Bitumen und Anthracit wenigstens, ausser 
Graphit, nichtkrystallinische Einschlüsse sind, so sind sie 
doch bei der Frage über die Bildung der disomatischen 
Quarzkrystalle nicht ausser Acht zu lassen. Ebenso die 
nicht selten bemerkten Flüssigkeitströpfchen. 

Für die Erklärung der Bildung der fraglichen Verwach- 
sungen auf hydrodynamischem Wege ist anzunehmen, dass 
Wasser, welches vielleicht noch Kohlensäure oder durch 
Zersetzung von Schwefelverbindungen gebildete Schwefel- 
säure enthielt, Silicate angriff und die Kieselsäure daraus 
aufnahm und mitführte.. Kam das Wasser mit schon ferti- 
gen Krystallen in Berührung, deren Entstehungsart hier 
nicht in Betracht zu ziehen ist, so lagerte sich die Kiesel- 
säure nach krystallogenischen Gesetzen an diesen festen 
Körpern ab. Dass dies in ziemlich langen Zeiträumen er- 
folgt, ist ersichtlich aus dem geringen Kieselsäuregehalte 
solcher Wasser, welche noch am Meisten davon führen, 
wie, nach Damour, in den Geysirn Islands (Geysir 0,519, 
Sangar 0,135). Der veränderliche Lauf der Gewässer be- 
dingt die Gränzen des Wachsthums. 

Vor dieser Ueberlagerung durch Kieselsäure konnten 
indess in gleicher Weise die spätern Zwischenlager auf die 
„rimitiven Krystalle niedergeschlagen werden, wie es na- 


13 


mentlich für Eisenoxydhydrat, Schwefelkies auf wässrigem 
Wege leicht möglich wer. Welche Zeiträume zwischen den 
einzelnen Phasen der ganzen Bildung verfliessen konnten, 
ist gar nicht zu sagen. 

Diese Erklärungsweise genügt aber nur für solche Vor 
kommnisse, an denen der eingehüllte Krystall schon irgend- 
wo aufsass, nicht jedoch z.B. für die frei im Quarze schwim- 
menden Rutilnadeln. Für diese ist dann eine gleichzeitige 
Entstehung anzunehmen aus Gewässern, welche die Stoffe 
für beide gestört enthalten, natürlich in nicht bedeutendern 
Mengen, als oben von der Kieselsäure gesagt worden. Hier- 
bei konnte sich dann Gleiches an Gleiches zu Krystallen 
langsam anlagern. Luftbläschen, welche das Wasser mit 
sich führte, setzten sich bisweilen mit an, blieben bei dem 
sicher nicht raschen Strome haften und überwuchsen zuletzt 
auch mit Kieselsäure.. In den meisten Fällen indessen be- 
finden sich die Krystalle in unmittelbarer Berührung, so dass 
farblose Einschlüsse, wie bei den monosomatischen Gebil- 
den, den rechten und linken Krystallen nur durch die, durch 
ungleiche Achsenstellung hervorgerufenen ungleichen Licht- 
reflexe bemerkbar werden. 

Verwerflich erscheint die von Sillem gegebene Ansicht 
der Entstehung solcher Krystalle, dass der Quarzkrystall 
sich erst in Kanten und Ecken ausbildete, hierauf die ein- 
zuschliessende Masse, gleichsam in ein noch unfertiges 
Haus einzog, und dann ringsum eingemauert wurde. Die 
Kantenbildung ist allerdings beobachtet, wie am Kochsalze, 
oder, um ein Beispiel aus der rhomboedrischen Krystallreihe 
anzuführen, beim Wismuth aber nur da, wo der ganze Bil- 
dungsprocess ein sehr beschleunigter ist, was bei den Quar- 
zen durchaus nicht stattgehabt haben kann. 

Das Vorkommen von Flüssigkeiten (deren Natur noch 
durchaus nicht ganz erforscht ist, vielleicht steht sie zum 
Theil im Zusammenhang mit kohligen Substanzen) lässt 
sich auch auf dem Wege einer Krystallbildung aus flüssi- 
gen Lösungen leichter erklären, als auf pyrodynamische 
Weise. Mitunter zeigen dabei die einschliessenden Flächen 
noch Gestalten und Richtungen, welche darauf schliessen 
lassen möchten, dass eine Auswaschung eines früher dage- 


14 


wesenen Krystalls stattgefunden habe, die vielleicht erst 
später durch ein Eindringen wirksamer Flüssigkeiten (Chlor- 
gehalt vieler Bergkrystalle) erfolgte, wobei in der jetzt na- 
mentlich zu Oberstein und Isar geübten Kunst des Fär- 
bens verschiedener, hyaliner Kieselfossilien ein Analogon 
zu suchen. 

Will man die endophytischen Bildungen nach plutoni- 
stischen Theorien erklären, so muss man mindestens bei 
schwebenden Einschlüssen annehmen, dass die Quarzmasse 
im geschmolzenen Zustande gewesen sei, zugleich mit den 
andern Substanzen, deren Schmelzpunkt im Ganzen nicht 
viel geringer steht als der des Quarzes. Während einer 
langsamen Abkühlung konnten diese dann vor dem Quarze 
auskrystallisiren. Auch die in einander steckenden Quarze 
würde man so gebildet ansehen können, wenn man an- 
nimmt, dass der innere Krystall sich früher ausgeschieden 
hätte, die Masse dann weiter erkaltet und fest geworden 
wäre, wie nach Mitscherlich sich allerdings in geschlosse- 
nen Massen Krystalle erzeugen können. 

Einschlüsse von Kiesen und andern dergleichen Mine- 
ralien möchten nun wohl auf feurigem Wege zu erklären 
schwieriger sein, da sie, als viel leichter schmelzbar als 
Quarz, nicht ihre eigenthümliche Krystallform annehmen 
konnten, sondern von jenem bei seinem jedenfalls früher 
erfolgenden Festwerden, in beliebige Formen gedrückt wer- 
den mussten. 

Im Allgemeinen erscheint es daher leichter, die frag- 
lichen Bildungen als auf wässrigem Wege vor sich gegan- 
gen anzusehen, denn auf feurigem, wogegen zum Theil 
auch die bituminösen und kohligen Einschlüsse sprechen. 

Als Anhang zu den umfangreichen Kapitel des Quar- 
zes wurden auch noch die Vorkommnisse gegeben, in de- 
nen er selbst als Einschluss auftritt. Solche sind, um nur 
einige hier anzuführen, ausser dem bereits erwähnten kryp- 
tomeren Erscheinen im Kobaltarsenkies von Shutterud, die 
in den sogenannten Box-Crystals von der Grube Virtuous 
Lady bei Tavstok, hohlen Eisenspathkrystallen, in deren In- 
nerem neben lebhaft irisirenden Kupferkieskrystallen oft 
lange Quarze stecken. In der Sammlung des Bergcorps zu 


15 


Petersburg befindet sich ein, 31 Pfd. 74 Zolotnik schwerer, 
weingelber Topas, der einen Rauchtopas eingeschlossen hält 
und im Gebirge zwischen dem Onaga und Oumilga gefun- 
den wurde. Bei Mursinsk trifft man Granaten in Leueitoe- 
derform, die nicht nur einzelne Quarzkörner umschlies- 
sen, sondern oft so viele, dass deren Masse die granatische 
überwiegt. 

Viele dieser Fälle, wie die in Kiesen, sind so zu er- 
klären, dass sich die umgebenden Massen aus wässrigen 
Flüssigkeiten abgeschieden haben, wohingegen bei solchen 
Stücken, wie den letztgenannten Granaten, man sich dahin 
entscheiden kann, dass aus einer feurig flüssigen Lösung 
der Quarz als Körper von grösserer Wärmecapacität vor Je- 
nem erstarrt und nun durch ihn eingeschlossen sei, wenn 
man nicht nach Bischof eine Zersetzung von Augit oder 
Hornblende zu Kieselsäure und Granat annehmen will, und 
dann natürlich auf wässrigem Wege. 


Merkwürdig sind die von Beck erwähnten Durchkreu- 
zungen von Quarz und Kalkspath, beide in Gestalt sechs- 
Seitiger, mit Endpyramiden versehener Prismen, aus Jeffer- 
son-County in New-York. Dabei sieht man an der Durch- 
kreuzungsstelle den Quarz vom Kalkspath umgeben, so dass 
eine succedane Bildung, und sicher aus wässrigen Lösun- 
gen vorliegt, ingleichen wie in den nicht seltenen Pseudo- 
morphosen von Quarz nach Kalkspath im Innern oft noch 
ein Kalkspathkern geblieben ist, indem das Kiesel- und Koh- 
lensäure führende Wasser durch letztere von dem Kalke auf- 
löste, während erstere sich anlegte. 


Zur Stütze für die hydrodynamische Bildungstheorie 
wurden auch noch die zerbrochenen Quarzkrystalle angezo- 
gen, welche zu Hlassowa und Rzemissow in Böhmen ähn- 
lich den zerbrochenen Turmalinkrystallen vorkommen und 
durch Kieselsäure wieder verbunden sind. Dafür ist wohl 
kaum eine andere Entstehungsweise anzunehmen, als die, 
welche Bischof für die analogen Turmaline gegeben, dass 
nämlich als die Quarzkrystalle aus einer wässrigen Lösung 
weitere Kieselsäure ansetzte, die beim Krystallisiren sich 
ausdehnte, wobei sich auch die Quarze mit ausdehnen muss- 


16 


ten, bis bei noch stärkerer Ausdehnung endlich kleine Risse 
entstanden, welche durch die nachdringende Kieselmasse 
immer mehr erweitert wurden. 

Nachdem ich für den Quarz den Auszug in einem ziem- 
lich ausgedehnten Maasse gegeben, will ich im Fernern mit 
möglichst grösster Beschränkung verfahren. 


« Kalkspath. 


Die Erklärung seines Auftretens als einschliessender 
Körper ist sehr leicht auf die neptunistische Weise zu ge- 
ben, dass man ihn aus einer Lösuug in kohlensäurehalti- 
gem Wasser krystallisirt anspricht, eine jedenfalls minder 
gezwungene, als die auf Halls Versuche gegründete pluto- 
nistische. Hiernach müssten sich Kalkspath und seine re- 
lativen Einschlüsse zusammen in feuriger Lösung befunden 
und beim Erkalten getrennt haben. Sollten sich aber nicht 
unter Einwirkung eines solchen Hitzegrades und bei sol- 
chem Hall’schem Drucke die vorhandenen stärkeren Säuren, 
namentlich die Kieselsäure, der starken Base, des Kalkes, 
bemächtigt haben? 

Beispiele von Einschlüssen krystallisirter Mineralien in 
Kalkspathkrystallen sind unter andern: Apatit und Augit 
(Arendal), Desmin (Helgastadir am Eskesjond auf Island), 
Franklinit (New-Jersey), Schwefelkies (Freiberg), Kupferkies 
(Clausthal). Mesotyp in langen Nadeln zwischen den Blät- 
terlagen des Kalkspathes (Puy de Piquette im Departement 
de Puy de Döme). In Kongsberg und Freiberg hat man 
gediegenes Silber in Kalkspathkrystallen gefunden, sowie 
Silberglanz zu Andreasberg. Ein Beispiel eines Quarzein- 
schlusses ist bereits beim Quarze aus Jefferson-County an- 
geführt, andere stammen von Schemnitz, Kapnick, wo die 
innere Wand hohler Kalkspathkrystalle von Quarz überklei- 
det ist. Auf den Krystallabsonderungen und Blätterdurch- 
gängen erkennt man bisweilen ähnliche Zwischenlagerun- 
gen, wie beim Quarze. 

Nicht minder gibt es Exemplare, welche einen Kalk- 
spathkrystall im Innern eines andern zeigen, der dann häu- 
fig auch durch seine Lichtbrechungsverhältnisse von jenem 
sich unterscheidet. In dieser Art beschreibt unter andern 


17 


Levy schwarze Krystalle aus Derbyshire, an denen jedoch 
die Farbe nur bis zu einer gewissen Tiefe eindringt, oder 
grauliche, an Kanten und Ecken violette. Eine Reihe von 
Kalkspathkrystalleinschlüssen in andern hat Sillem beschrie- 
ben. In der ausgezeichneten Sammlung des Hrn. Geheimen 
Hofrath Hausmann befindet sich neben mehreren Exempla- 
ren eines, an dem man einen Krystall mit einer dünnen, 
braunen Rinde bedeckt und in einem Kalkspathzwillinge ein- 
geschlossen sieht. Wir würden diese Erscheinungen nicht 
anders als durch verschiedenzeitige Ablagerungen aus kalk- 
haltigen Wassern erklären. 

Auch selbst als Einschluss erscheint der Kalkspath, 
wie in Arsenkies. In Arragonitstalaktiten in den Höhlen 
von Antiparos ist er ebenfalls gefunden, sowie in ähnlicher 
Weise in einem Steinkohlenschachte zu Zwickau als Aus- 
scheidung von kalkkaltigen Grubenwassern. In Pseudomor- 
phosen von Bitterspath nach Kalkspath ist von letzterm mit- 
unter noch etwas als Kern vorhanden. Bei diesem Processe 
der Ausscheidung der Kalkerde und Eintritts der Talkerde 
entstehen. bisweilen Ausblühungen von Bitterspath; dies 
zeigte sehr schön ein Stück der Hausmann’schen Samm- 
lung. Im Innern von Hornblende kennt man ihn von Aren- 
dal (vielleicht liegt indess hier eine pseudomorphe Bildung 
vor, indem ein Theil der in diesem Minerale enthaltenen 
Kalkerde durch kohlensaures Wasser unter Abscheidung von 
Kieselsäure in kohlensuure verwandelt wurde). In Zirkon 
ist er zu Hammond (St. Lawrence-County, New-York) beo- 
bachtet. 

| Arragonit. 

Sowie eben vom Kalkspathe gesagt war, dass er Kry- 
stalle seiner eigenen Species einschliesse, ebenso der Arra- 
gonit, wie Exemplare von Dax (Departement des Landes) 
und Molina (Arragonien) gelehrt haben. Aehnlich dem Tur- 
maline zeigt er auch an verschiedenen Stellen seiner Kry- 
stalle verschiedene Farben (Sandberg bei Neusohl in Un- 
gar). 

Bitterkalk. 


Monosomatische Bildungen, wie bei Kalkspath und Ar- 
2 


= 


18 


ragonit, finden sich hier ebenfalls, wie solche unter andern 
zu Cornouailles vorgekommen sein sollen, die im Innern 
Rhomboeder zeigen, deren Axe mit der des einschliessen- 
den gleiche Richtung hat, und deren Flächen rothe Farben 
tragen, während die der äussern farblos sind. Solche Stücke 
können wir nur als auf wässrigem Wege gebildet ansehen. 

Von den Pseudomorphosen des Bitterkalks nach Kalk- 
spath ist schon die Rede gewesen, wo der letztere bald noch 
als Kern, bald gar nicht mehr vorhanden ist, also eine 
Höhlung gebildet wurde. 


Turmalin. 


Von seinen Einschlüssen sind bemerkenswerth Glim- 
mer, auch Lepidolith und Chlorit, wofür namentlich Blum 
Beispiele bringt, welche er als Pseudomorphosen ansieht, 
Granat soll sich im Innern von Turmalin bei Faltigl in Ty- 
rol in Hornblendegestein gefunden haben. Bedeutender ist 
das Vorkommen von Turmalinkrystallen in Turmalinkry- 
stallen, oft in den schönsten Farbenverhältnissen, sowie 
sich an einzelnen Theilen der Krystalle gegen die an den 
andern abstechende Tinten zeigen. 

Wenngleich diese Verschiedenheiten unwesentlich er- 
scheinen, indem sie zumeist auch der chemischen Untersu- 
chung entgehen, so leiten sie doch bei den Versuchen, die 
Bildung dieser Vorkommnisse zu erklären. Oft stellen sich 
die Pigmente als organischen Ursprungs dar, indem sie 
durch Glühen zerstört werden, so dass daraus ein Argument 
für die Annalıme einer wässrigen Entstehungsweise des Tur- 
malins erwächst, wie Bischoff solche annimmt. Es müss- 
ten sich danach diese Krystalle zu verschiedenen Zeiten aus 
etwas verschiedenen Lösungen abgesetzt haben; während 
die Glimmer- und Chloritblättchen, welche man im Innern 
sowie auf der Oberfläche und als Fortsetzung der Turma- 
line findet, aus der Masse dieser selbst hervorgingen. Eine 
Krystallisation aus combinirter feuriger Lösung würde am 
ehesten noch für die monosomatischen Bildungen annehmbar 
sein, wogegen für die chloritischen und Glimmereinschlüsse 
die Entstehung auf dem Wege der Pseudomorphose die na- 
türlichste scheint. 


19 


Dass Turmalinkrystalle bisweilen in andern Mineralien 
vorkommen, zeigen bereits beim Quarz angeführte Bei- 
spiele. Mitunter findeter sich in Glimmer eingebettet, bald 
nach der Richtung der Blätterdurchgänge, bald in unbe- 
stimmter; auch in Topas (Argagasck in Sibirien). Hier frei- 
lich scheint sich mehr die Erklärung einer pyrodynamischen 
Bildung geltend zu machen. 

Des Vorkommens zerbrochener Turmalinkrystalle, wel- 
che durch Quarz verbunden sind, ist bereits gedacht als 
von den analogen Quarzgebilden die Rede war, an welcher 
Stelle bereits über die Entstehung gehandelt wurde. 


Glimmer. 


Er findet sich nicht selten auf der Oberfläche anderer 
krystallisirter Mineralien, so auf Turmalin, Augit, Horn- 
blende, Granat, Andalusit, Feldspath. Sehr häufig erschei- 
nen diese Flächen wie zerfressen, so dass dadurch die An- 
nahme einer pseudomorphischen Bildung nicht wenig un- 
terstützt wird, selbst auch wenn er in das Innere eindringt, 
wie beim Andalusit. Es läge darin ein Zurückgehen auf 
neptunistische Theorien, während die plutonistischen dahin 
weisen, dass er gleichzeitig mit den andern Mineralien ent- 
standen sei. 

Auch Verwachsungen verschiedener Glimmerarten un- 
ter einander kommen vor. So sind braune Glimmer von 
Schaitansk rings mit Lepidolith umwachsen, so dass seine 
Spaltungsflächen regelmässig in den des letztern fortsetzen, 
und in manchen weissen Glimmern sind braune Tafeln ein- 
gestreut. Hier scheinen nun gleichzeitige Bildungen vor- 
zuliegen, indem die Masse, aus welcher die Krystallisation 
erfolgte, mehr von den Bestandtheilen der einen als der an- 
dern Varietät enthielt. 

Des Vorkommens von Glimmer in andern Mineralien 
ist zum Theil bereits gedacht und wird noch bei andern 
erwähnt, indem er meist als ein pseudomorphes angesehen 
wird. 


Granat. 


Nach Bischoff ist er ein aus wässrigen Lösungen er- 
2* 


20 


zeugtes Mineral, und namentlich ein Zersetzungsproduct der 
Hornblende, zugleich mit mehreren andern Körpern, beson- 
ders Glimmer, Magneteisen, Eisenoxydhydrat. An manchen 
Stücken ist freilich der Schein gegen diese Theorie. So 
war es z. B. in einem amerikanischen Granaten, welcher 
keine Spur einer Zersetzung oder Verletzung zeigte und 
doch in seinem Innern mehrere Glimmerblättchen barg, so 
dass eine idiomorphe Bildung vorzuliegen schien, für wel- 
che möglicher Weise ein feuriger Ursprung in Anspruch ge- 
nommen werden kann. 

Bischoffs Theorie stützen besonders solche Einschlüsse, 
wie Hornblende selbst, oder eine andere Formation der Am- 
phibolsubstanz, Strahlstein. 


Ausserdem kennt man Einschlüsse von Flussspath, 
Gyps, Vesuvian, Cyanit, Kupferkies. Hierbei ist meist eine 
spätere Umwachsung durch Granatmasse anzunehmen, wel- 
che, wie am Flussspath, Gyps, Kupferkies aus wässriger 
Lösung abgeschieden scheint. Für die Verbindung mit Ve- 
suvian (auch Granat in diesem) ist zu beachten, dass beide 
Mineralien eine höchst ähnliche Zusammensetzung haben, 
also wohl eine Gleichzeitigkeit der Entstehung stattfinden 
konnte. Des Quarzes im Innern von Granat ist schon frü- 
her gedacht. 


In ähnlicher Weise, wie Turmalin in Turmalin, und 
zwar je von verschiedener Farbe vorkommen, so auch Gra- 
naten (Mittagshorn in Wallis, Geyer in Sachsen), und wird 
der Bildungsweg derselbe gewesen sein, wie bei jenen. 


Flussspath. 


Er enthält häufige Einschlüsse von Kiesen, welche bald 
in unbestimmter Lage in ihm schwimmen, bald auf den Flä- 
chen eines innern Flussspathkrystalls sitzen, wie Aehnliches 
beim Quarz angeführt ist. Auch Bleiglanzkrystalle finden sich 
in den des Flussspaths, ebenso Eisenglanz, Axinit (Urseren- 
Thal), Euklas (Trumbull in Connecticut), Herderit (Sauberg 
bei Oberfriedersdorf). Die verschiedenartigen, unbestimm- 
ten, fleckigen, verästelten etc. Einschlüsse, welche der Fluss- 
spath nicht selten zeigt, gehören nicht hierher. 


21 


" Ausgezeichnet sind die Einwachsungen von Flussspath 
in Flussspath durch ihre Mannichfaltigkeit in Form und 
Farbe. 

Eine Erklärung dieser Bildungen auf wässrigem Wege 
ist wohl gerechtfertigt, da Wilson nachgewiesen, dass Fluor- 
Calcium nicht nur in kohlensäure-haltigen, sondern auch in 
reinem Wasser löslich sei, namentlich bei einer höhern 
Temperatur. Ueber die Versuche Daubree’s, welche na- 
mentlich die Einwirkung von Fluorkieselgas auf Mineralien 
betreffen, ist schon früher geredet. 

Anhangsweise sei auch noch der Flüssigkeitstropfen 
gedacht, welche, wie in Quarz, Topas, so auch in Fluss- 
spath wahrgenommen sind, und mag für sie dasselbe gel- 
ten, was für jene gilt. 

Selbst eingewachsen erscheint der Flussspath in Stil- 
bit, Kalkspath, Braunspath, theils wohl von diesen später 
umlagert, oder theils vielleicht in Pseudomorphosen. 


Orthoklas. 


Zu seinen Einschlüssen gehören die in geologischer 
Hinsicht höchst bedeutungsvollen Schwefelkiese, oft freilich 
nur kryptomer, durch deren Zersetzung auch die des Feld- 
spathes bedingt wird, woraus die Kaolinhildung und manche 
andere Erscheinungen erfolgen. 

Sonst findet man Malakolith, Glimmer (auch mit Quarz 
im sogenannten Schriftgranite), Chlorit, Albit, Titanit, Ura- 
notantalit. Die meisten Verbindungen dürften wohl als idio- 
morphe anzusehen sein, die mit Chlorit und Glimmer in- 
dessen als pseudomorphose. 

Des Einschlusses von Feldspath in einem andern Mi- 
neral habe ich nur ein Mal von Beck erwähnt gefunden, 
nämlich in Schwefelkies, welcher höchst wahrscheinlich in 
einer spätern Zeit aus einer wässrigen Lösung ausgeschie- 
den wurde. 


Kiese und Antimonverbindungen. 


Die Bildung der Kiese scheint in einer grossen Zahl 
ihrer Vorkommnisse auf wässrigem Wege erfolgt zu sein, 
wonach sich dasselbe wohl auch auf ihre disomatischen 


22 


Combinationen mit andern Krystallen schliessen lässt, wenn- 
gleich in einzelnen Fällen eine pyrogene Bildung möglich ist, 
Den eigentlich hierher gehörigen Mineralien voran mögen 
noch Arsenik und Antimon gehen, wegen ihrer Einschlüsse, 
nämlich des erstern an Antimonsilber, des letztern an An- 
timonglanz und Rothgiltigerz oft in ausgezeichneten Kry- 
stallen. 


Von dem zu dieser Ordnung zählenden Verbindungen, 
seien besonders hervorgehoben: Arsenkies, welches oft auf 
den Trennungsflächen zweier aneinander liegender Kalk- 
spathkrystalle vorkommt. 

Bleiglanz enthaltend Quarz, Flussspath, Granat. 

Eisenkies mit Rutil, Glimmer, Zircon, Flussspath, Gold. 

Rothgiltigerz, dunkles, welches Krystalle von lichtem 
einschliesst, auch von Feuerblende (von Andreasberg, in der 
Sammlung des Hrn. Prof. v. Waltershausen). 


Oxyde und Alluminate. 


Die Lagerung und die Gangverhältnisse der, unter die- 
ser Abtheilung zu betrachtenden Mineralkörper lassen keine 
ganz allgemeine Schlüsse auf ihre Bildung zu, so dass sich 
für verschiedene Vorkommnisse derselben Species verschie- 
dene Entstehungsweisen angeben lassen. Bereits im Ein- 
gange ist als Beispiel der Eisenglanz aufgeführt. 

Hauptsächlich zu nennen sind: 

Rutil wegen eines Einschlusses in Eisenglanz, sowie 
er solchen umschliesst. 

Magneteisen, erscheint oft mit Glimmer in Hornblende 
(nach Bischoff ein Zersetzungsproduct derselben), mit Anal- 
cim verwachsen und ihn enthaltend. 

Spätheisen: die sogenannten Box-Crystals sind schon 
beim Quarz genannt. 

Korund: eingeschlossen von krystallinischem Diaspor, 
welcher höchst wahrscheinlich durch Wasseraufnahme aus 
jenem hervorging. 

Gahnit: mit Einschluss von Bleiglanz oder Zinkblende, 
aus welcher er sich gebildet haben wird, wobei wohl der 
Talkschiefer mit ins Spiel kam, in dem er vorkommt. 


23 


Silicate. 

Die grosse Zahl der mit diesem allgemeinen Namen 
belegten Verbindungen und ihre so höchst verschiedenen 
Vorkommnisse machen eine für alle geltende Erklärung ihrer 
Bildung unmöglich, wenn auch für einzelne Gruppen die 
Entstehung nach ein und derselben Weise erfolgte, wie z.B. 
die der Zeolithe auf wässrigem Wege. 

Mit Hinweglassung vieler vereinzelten Fälle seien be- 
rührt: 

Zircon: in Aschynit bei Miask, in Pyrit bei Warwick 
(Orange-County, New-York). 

Andalusit: mit pseudomorphischem Glimmer. 

Chiastolith, wegen seiner eigenthümlichen, zwillingsar- 
tigen Krystallisation unter Einschluss des schwarzen Thon- 
schiefers, in dem er vorzukommen pflegt. 

Cyanit: als Kern in weissen Rhäticitkrystallen; mit 
Einschluss von Glimmer und Korund (Aspirantia auf Naxos); 
als Verlängerung von Staurolithkrystallen. Mit Korund als 
reiner Thonerde und mit Staurolith als Thonerdesilicate ist 
er sehr nahe verwandt, so dass die Bildung (neptunisch 
oder plutonisch) gleichzeitig erfolgen konnte, während er 
da, wo er Andalusit einschliesst, durch Pseudomorphose, 
also auf wässrigem Wege aus ihm hervorging. 

Diopsid und Malakolith wegen ihres nicht seltenen 
Inhaltes an Pseudomorphosen aus der Reihe der Reihe der 
Amphibolsubstanzen, besonders Grammatit, Strahlstein und 
Amianth. Auch die Hornblende findet sich nicht nur auf 
Augitkrystalle aufgewachsen, sondern in diese eindringend. 
Bischoff erklärt die Hornblende hierbei durch Ausscheidung 
von Kalkerde und Aufnahme von Talkerde aus dem Augit 
entstanden. Erwähnenswerth sind noch die Krystalle des 
Uralits von der Gestalt des Augit, aber von der Spaltbar- 
keit der Hornblende. Sie enthalten oft Augitkerne von be- 
deutender Grösse. Nach Blum sind die Uralite Pseudomor- 
phosen von Hornblende nach Ausgit. 

Strahlstein zeigt mitunter Einschlüsse von Granat oder 
von Lievrit. 

Hornblende ist nicht selten z. Th. in Asbest verwan- 
delt, welcher bisweilen sich aus den Krystallen herausbohrt, 


24 


indem er bei seiner Bildung aus Hornblende eine Volum- 
vergrösserung erfahren zu haben scheint. Man hat auch 
Hornblende als Kern von Granat gefunden, welcher nach 
Bischoff erst aus jener entstand. Des Vorkommens von 
Glimmer ist bereits Erwähnung geschehen, als eines Um- 
wandlungsproducts, wie ein solcher auch Chabasit ist, der 
hin und wieder die Hornblende umschichtet. 

Aspasiolith (von Krayerö in Norwegen) schliesst Di- 
chroitkrystalle ein, mit denen er nach Scheerer polymer iso- 
morph ist. 

Vesuvian enthält bisweilen Grossulare, sowie er selbst 
in Granat vorkommt, worüber schon früher Bemerkungen 
gegeben wurden. Als Einschluss in Hornblende möchte er 
vielleicht auch in ähnlicher Weise aus dieser gebildet sein, 
wie der Granat. 

Beryll ist ebenfalls ein Mineral, von dem man Um- 
wandlungen in Glimmer und Quarz kennt, sowie vom Sma- 
ragd. Letzterer enthält zuweilen Turmaline, denen er in 
soweit verwandt ist, dass auch er in pleochromatischen Kry- 
stallen gefunden wird. 

Leueit: durch seine Einschlüsse an Lava und Augit- 
krystallen zeigt er, dass er erst in der Lava gebildet, nicht 
schon fertig von ihr mitgeführt sei. 

Wernerit ist da, wo er Zircon oder Hornblende ent- 
hält, mit diesen wohl gleichzeitiger Entstehung, während 
Glimmer und Kalkspath, die in ihm vorkommen, durch Auf- 
nahme von Kali und dadurch bewirkte Ausscheidung von 
Kalkerde hervorgingen. 

Albit: mitunter von Quarzkrystallen durchwachsen; 
auch umgiebt er solche, indem seine Krystalle zu röhren- 
förmigen Aggregaten zusammengehäuft sind. Wie der Or- 
thoklas führt er nicht selten Glimmer. Ausgezeichnet ist 
er durch den Einschluss von Mikrolith. 

Analeim, der ziemlich häufigin Pseudomorphosen vor- 
kommt, ist am Berge Split in Tyrol mit Einschluss von 
Apophyllit gefunden. Man dürfte hier vielleicht auch eine 
hydrochemische Umbildung annehmen. 

Chabasit wird mitunter von Bergkrystall umkleidet ge- 
troffen, welcher wahrscheinlich zugleich mit aus Feldspath- 


25 


masse entstand. Bisweilen umgiebt einen wasserhellen 
Chabasitkern ein anderer, aber trüberer. Sein Vorkommen, 
mit Kalkspath verwachsen, in Basalten leitet Bischoff aus 
einer Zersetzung von Hornblende ab. 

Topas: Beispiele, welche ihn um und in Quarz zeigen, 
sind schon bei diesem Körper beigebracht. Sonst findet 
man in ihm hier und da Titaneisen, Rutil, Turmalin, Lepi- 
dolith, Wolfram. Vielleicht ist der Topas auf eine, der von 
Daubree angegebene, ähnliche Weise entstanden. Auch 
von ihm nennt man pleochromatische Krystalle. 

Datolith ist verbreitet in den Kupferlagerstätten am 
Obern See in Nordamerika, wo er, oft Kupferblättchen im 
Innern führend, in Trapp-Mandelstein auftritt. Hier ist er 
wohl feuriger Entstehung, und ist z. Th. vielleicht der Bor- 
säuregehalt desselben das Mittel gewesen, dass sich das Ku- 
pfer krystallinisch ausschied, wie nach Ebelmann’s Versu- 
chen glaublich wäre. 


Kieselfreie Salze. 


Auch hier ist allgemein über die Bildung der betref- 
fenden Vorkommnisse keine Erklärung zu geben. Bei nicht 
wenigen ist eine Entstehung nach Daubree’s Denkweise 
eher möglich, als bei manchen, zu andern Ordnungen ge- 
hörigen Mineralien, namentlich bei Tantal-haltigen und Ti- 
tan-haltigen. Ausser andern mögen hier wiedergegeben 
werden: 

Titanit: der vom Rothenboden bei Guttannen in der 
Schweiz ist ausgezeichnet durch sein Vorkommen in Zwil- 
lingsform und die verschiedene Färbung seiner Krystallflä- 
chen, sowie durch die dunkeln Linien (von Chlorit?), welche 
man darin bemerkt. 

Aschynit findet sich bei Miask in Feldspath und Glim- 
mer eingewachsen, aber auch mit Kernen von Feldspath 
und Zircon. Seine Entstehung wird eine pyrogene sein. 

Pyrochlor ist meist in Feldspath eingewachsen, wie 
der Tantalit von’ Bodenmais mit Cordierit, Beryll, Uran- 
glimmer. \ 

Wolfram: zuweilen zeigt er monosomatische Einwach- 
sungen. 


26 


Ilmenit ist gewöhnlich in Feldspath, Eläolith und Glim- 
mer eingewachsen, umschliesst aber auch Blättchen des letz- 
tern und Apatitkörnchen. 

Schwerspath: enthält häufig Schwefelverbindungen in 
krystallisirtem Zustande, als Schwefelkies, Kupferkies, Bour- 
nonit, Silberglanz, Zinnober, Antimonglanz. Diese Bildun- 
gen sind, wenigstens die meisten, auf wässrigem Wege ent- 
standen. 

Gyps: zeigt bisweilen Einschlüsse von Schwefelkies, 
seltener von Grauspiessglanz. Auch Beispiele monosomati- 
scher Bildungen liegen vor, sowohl farbloser, als verschie- 
den farbiger Krystalle. Sie sind sämmtlich hydrogen. 

Boracit: enthält mitunter Einschlüsse von Bergkrystall, 
wie solcher zugleich mit in der Gypsmasse des Mutterge- 
steins oft vorkommt; auch Schwefelkies. Ein Stück in der 
Sammlung des Hrn. v. Waltershausen zeigt im Innern eine 
dunkle, trübe Masse, vielleicht etwas Anhydrit oder Gyps. 

Steinsalz: mit Einschluss von Brongniartin, selten mit 
Flüssigkeitströpfehen, wie Quarz. 


Kryptomere Bildungen. 


Schon in der Einleitung bei Angabe der Eintheilung 
und Nomenclatur wurde als Beispiel des Kryptoliths erwähnt, 
den Wöhler durch Auflösen des Apatit von Arendal in ver- 
dünnter Salpetersäure entdeckte. 

Hierher gehört auch das Vorkommen mikroskopischer 
Anataskrystalle in Laumontit, welcher als dünner Ueberzug 
manche Apatitkrystalle aus der Nähe des St. Gotthardtsho- 
spizes bedeckt. 

Der Quarzkrystalle im Kobaltarsenkiese von Shutterud 
ist schon früher gedacht. Ausser ihnen enthielt dieser noch 
kleine schwarze, glänzende Flitterchen, welche sich als Gra- 
phit ergaben, und noch ganz feine bräunlich gelbe Krystall- 
chen eines unbestimmten Körpers. 

Reich an kryptomeren Einschlüssen sind die verschie- 
denen Feldspatharten. So fand Scheerer, dass die Ursache 
der glänzenden Lichtreflexe im Sonnensteine von ganz klei- 
nen Eisenglanzlamellen ausgehen, welche bald den Blätter- 
durchgängen des Oligoklases parallel liegen, bald in verschie- 


27 


denen Richtungen eingestreut sind. Die Bildung dieser 
Eisenglanze war nach Scheerer mit der des Feldspaths gleich- 
zeitig. Aehnlicher Weise zeigen Avanturine zwischen den 
kleinen, zusammengewachsenen Quarzindividuen Partieen 
von Eisenoxyd, das wahrscheinlich durch spätere Infiltration 
an seine jetzige Stelle gelangte. In andern Feldspathen fand 
Scheerer verschiedene opake Pulver. Das Lichtspiel des 
Labradors von Hitteroe rührt ausser von spiegelnden Eisen- 
glanze auch von andern, wie es scheint, Titaneisenkrystall- 
chen her. Aehnliches Verhalten zeigen Hypersthen, Bron- 
zit, Diallag, und dürfte sonach bei denjenigen Mineralien 
am Allgemeinsten sein, welche ausgezeichnet deutliche Blät- 
terdurchgänge besitzen. 

In der That findet man häufig beim Glimmer Einlage- 
rungen, namentlich verschiedener Varietäten, wie davon 
schon die Rede gewesen, Eisenoxyd, Eisenoxydhydrat u.a. m. 


Monatsbericht 


a. Sitzungsbericht. 


Juli 6. Herr Schrader zeigt, dass die durch Dr. Schö- 
pfer in einer kleinen Schrift „die Erde steht fest“ versuchte Bekäm- 
pfung des Copernicanischen Sonnensystems eine Folge falscher Auf- 
fassung der hierher gehörenden Thatsachen ist und ihren Urheber zu 
den wunderlichsten Folgerungen geführt hat. Dass das Foucaultsche 
Pendel auch noch bei Schwingungen von Ost nach West «die bekann- 
ten Ausweichungen zeigt, war die erste Veranlassung, die Erdumdre- 
hung zu bezweifeln; die Centrifugalität wird als eine Newton’sche 
Hypothese dargestellt und verworfen, und da die Abplattung der Erde 
nicht bezweifelt werden konnte, so wird die Anschwellung der Erde 
am Aequator dargestellt als eine Folge der Ausdehnung durch die 
Wärme oder der gesteigerten Humusbildung der gewaltigen Tropen- 
vegelation. Rücksichtlich der Bewegung der Erde um die Sonne 
kann sich Dr. Schöpfer nicht von der Vorstellung einer rollenden 
Billardkugel und eines an einem Faden schwingenden Balls losmachen 
und befand sich also in der Unmöglichkeit, die Gleichzeitigkeit einer 
freien Rotation und Revolution der Erde zu begreifen. So kommt er 
zu dem Schluss, dass die Erde, falls sie durch die Attraktion der 
Sonne zu einer Bewegung um dieselbe gezwungen würde, dem Cen- 


28 


tralkörper stets dieselbe Seite zukehren müsse, auch keine Atmos- 
phäre haben könne. Alle Beobachtungen und Berechnungen, die 
dieser neuen Lehre entgegenstehen, werden als verdächtig oder gar 
falsch abgelehnt, und so der Weg zu folgenden Behauptungen ge- 
bahnt, denen die Neuheit nicht wohl abgesprochen werden wird. 
Die Gesetze über Verkleinerung des Sehwinkels bei zunehmender Ent- 
fernung gelten für leuchtende Körper nicht und gelten für den Wel- 
tenraum sehr zweifelhaft, deshalb ist die Sonne wahrscheinlich nicht 
viel grösser als sie aussieht; die Anhäufung von Land auf der nörd- 
lichen Erdhälfte ist eine Folge einer Anziehung des Nordpols und 
einer Abstossung des Südpols, sowie diese Landanhäufung wieder die 
Ursache davon ist, dass am nördlichen Himmelsgewölbe mehr Fix- 
sterne sich finden als an dem südlichen, denn die Erde ist der von 
den Astronomen so lange angeblich gesuchte Centralkörper für die 
Fixsternbahnen!! 

Herr Thamhayn theilt hierauf die Forschungen von Brücke 
über den Weg des Chylus mit. Nachdem Brücke am 9. Februar 
1852 der Wiener Akademie seine Untersuchungen über den Darm- 
zoltenbau und die Uranfänge der Clylusresorption vorgelegt hatte, 
veröffentlichte er am 13, Januar 1853 seine weiteren Forschungen 
über den Weg des Chylus, dessen Endresultat war, dass die Chylus- 
gefässe ein dendritisch verzweigtes Röhrensystem bilden, dessen Aeste 
die Längs- und Ringmuskelfaserschicht durchbohren und dann, ihre 
Wände verlierend, mit den interstitiellen Gewebsräumen der darüber 
liegenden Schleimhautschicht eommuniciren. Zu seinen Untersuchun- 
gen bediente er sich natürlich gefüllter Präparate von dem Darnı ei- 
nes plötzlich verstorbenen Kindes, ferner vom Darm eines Wiesels und 
eines Kaninchen. Beim Wiesel und Kind zeigten sich ziemlich glei- 
che Verhältnisse. Beim letzteren zeigten sich die Anfänge der Chy- 
lusgefässe in der Tiefe der Schleimhaut als Aeste von 1 Cmm. Dicke 
und mehr, die sich bald zu stärkeren Gränzen zusammenselzten, dann 
wieder grössere Internodien machten und namentlich zwischen Mus- 
kel und Peritonäum sehr klappenreich wurden. Zu grösseren Släm- 
men vereinigt Ireten sie dann aus dem Darm und zwar so, dass 
zwischen je zwei Chylusgefässen 1 Arterie und 1 Vene lag. — 
Trotz der ziemlichen Menge von Anostomosen namentlich im submu- 
cosen Bindegewebe trat der dendritische Character der Verbindung 
der einzelnen Stämmehen entschieden hervor. Beim Wiesel waren die 
Anfangsäste 2 Cmm. stark, entsprangen zwischen Zotte und den diese 
umgebenden Lieberkühn’schen Krypten an der Basis, und zeigten nur 
erst Klappen zwischen Muskelschicht und Peritonäum. —- Als tunica 
propria liess sich nur bis zu den Zweigen von 2 Cmm. Dicke ein 
kernhaltiges Epitelium erkennen, das in den klappenlosen Aesten gänz- 
lich schwand, so dass die umliegenden Bindegewebslasern hart an 
dem Gontour der gefüllten Gefässe hinliefen und das ganze submucose 
Zellgewebe somit, die Nervenscheiden ausgenommen, aus Faserzügen 
zu bestehen schien, von denen die einen die Adventitie der Blut- und 


29 


Lymphgefässe bildeten, die andern, sich abtrennend, die Zwischen- 
räume füllten. — Der Chylus ferner war nicht allein in den Zotten 
abgelagert sondern auch zwischen denselben besonders den Lieber- 
kühn’schen Krypten, enthalten. — Aus diesem Allen schliesst Brücke 
auf Analogien mit den Lymphgefässen des Magens und Darms sowie 
der andern Organe, und glaubt hierin eine Erklärung dafur gefunden 
zu haben, dass nach Arterieninjeclionen die eingespritzte Masse sehr 
oft durch die Lymphgefässe wieder heraustritt und dass bei Gefäss- 
überfüllung, bedingt durch Blutinjeetion in die Venen, die Lymphge- 
fässe nicht allein vom eingetretenen Blutplasma strotzen; sondern auch 
Blutkügelchen enthalten. — Bei den Kaninchen verhält es sieh mit 
den Chylusgefässen anders, indem hier der Chylus in die Blutgefäss- 
scheiden gelangt und erst aus ihnen in die Chylusgefässe des Mesen- 
teriums und dies wird dadurch bedingt, dass sich das Bindegewebe 
der Chylusgefässwandungen mit dem der Blutgefässe gleich nach dem 
Eintritt in den Darm zu einer gemeinsamen Scheide für die Blutge- 
fässe verbindet; Arterie und Vene liegen in einer Scheide. — Wäh- 
rend also beim Kind und Wiesel nur an der Darmschleimhaut Chy- 
lus und Blut durch die Gefässwandungen getrennt sind, findet dies 
beim Kaninchen im ganzen Verlaufe durch die Darmwindungen statt, 

Herr Schliephake legt abnorm gebildete Blühten von Hyo- 
scyamus niger L. vor. Hellgrüne eilanzettliche Blätter, röhrige 
Krone, deren Einschnitte bis auf die Mitte gehen. Die feinen Zeich- 
nungen der Krone sind vorhanden, aber es fehlt ihnen die violette 
Farbe, sowie auch die Krone selbst nicht schmutzig gelb, sondern 
grünlich ist, und durch ihre röhrenförmige Gestalt, an die Blühte der 
Atropa Belladonna erinnert. — Fruchtknoten lang gestreckt, 
allmählig in den Griffel verlaufend, Deckel fehlend, we- 
nigstens nicht deutlich abgesetzt. Die hellgrüne Farbe der Pflanze 
scheint einen krankhaften Zustand anzudeuten. Die Exemplare sind 
einzeln bei Halle gesammelt. 

Juli 13. Hr. Giebel theilt folgende Notizen aus einem von 
Herrn Söchting in Göttingen eingegangenen Schreiben mit. — „Ich 
besuche jetzt die Basalte und Tertiärschichten in unserer Umgebung. 
Das Hauptlager von letztern zwischen den Dörfern Güntersen und 
Imbsen unweit Dransfeld, subapenninischer Formation, soll sehr reich- 
haltig an Schalthierresten sein. Ich selbst habe leider wenig daraus 
gewinnen können, da bei dem hier herrschenden feuchten Wetter 
die Muschelschalen, welche bisweilen ganze Schichten in dem gelben 
Sande bilden, beim Herausnehmen zwischen den Fingern zergehen. 
Nur den mit eingelagerten sandigen Thoneisensteinen konnte ich eini- 
ges von besserer Erhaltung abgewinnen. Von Tertiärsachen habe ich 
sonst durch den Hofrath Wöhler „Gehörknochen “* von Fischen aus 
den Lagern von Weissenau bei Mainz erhalten. — Der Keuper ist 
sehr arm hier, obgleich er ziemlich verbreitet ist. Erst weiter nörd- 
lich in der Nordheimer und Eimbecker Mulde (welche wieder die 
für das nordwestliche Deutschland normale Richtung Südost bis Nord- 


30 


west haben, während die Göttinger Mulde Süd bis Nord verläuft) soll 
er reicher werden. Ich bin noch nicht dahin gekommen. Der Keu- 
per füllt die Sohle des von der Leine hier gebildeten Längenthals, 
durch dessen Mitte, am linken westlichen Leineufer eine Erhebungs- 
achse streicht, in welcher sich der sogenannte kleine Hagen (der 
hohe Hagen, im Volksmunde „hage Hegen“ ist einer der bedeutend- 
sten Basaltberge bei Dransfeld) erstreckt. Die Schichten sind Mer- 
gellhone, Mergelschiefer, Schieferthone mit Einlagerungen von Thon- 
quarz und Quarzfels. Von organischen Resten habe ich nur Ab- 
drücke einer ganz kleinen, flachen Muschel gefunden und ein Stamm- 
stück einer Casuarinee (?). Die Schicht mit Posidonomya minuta, 
welche von genanntem Orte aufgeführt wird, habe ich noch nicht ent- 
deckt. Dafür giebt es hin und wieder von den bekannten Pseudo- 
morphosen von Kalk nach Steinsalz. — Diese Notizen sind eigentlich 
nur Präliminarien zur Mittheilung über meinen neuesten Fund aus dem 
Muschelkalke. Obgleich dieser hier ziemlich hervortritt, so zeigt er 
doch bei Weitem nicht die schöne Gliederung und den Reichthum des 
Jenaischen. Von Petrefakten habe ich nichts Ausgezeichnetes ent- 
deckt, bis ich vor nun vierzehn Tagen in einem, bis dahin von mir 
und wie es scheint, von wenig andern besuchten Steinbruche in der 
Gegend des sogenannten Kelır oder der Lutzenburg, auf einem zu 
sammengelegten Haufen von Bruchsteinen (mittlere Muschelkalkschich- 
ten) erst ein neltes Exemplar von Conchorhynchus avirostris fand 
und dicht dabei beifolgendes andere Petrefakt. Der Conchorhynchus 
ist hier sehr selten. Geh. Hofrath Hausmann sagte mir, dass er in 
der langen Zeit seines Aufenhalts in Göllingen nur einen einzigen an 
einem viel weiter entfernten Platze gefunden habe. Das andere Ding 
halte ich für einen Cidaritenstachel, habe indessen von den bisher 
beschriebenen noch keinen finden können, der ihm ähnlıch wäre. 
Auch ein Stück Arm einer Aspidura bekam ich gleich nach den er- 
sten beiden Funden in die Hand, aber ich weiss jetzt noch nicht, 
war es das Vergnügen über jene, das mich aufregte, oder sonst et- 
was; kurz ich legte es wieder weg. Erst beim Versuche, den Sta- 
chel zu bestimmen, kam mir in den Palaeontographieis die Abbildung 
von Aspidura Ludeni zu Gesicht, und jetzt löste sich das Rätlı- 
sel. Leider aber habe ich trotz wiederholten Nachsuchens das Stück 
nicht wieder gewinnen können. Möglich, dass es bei den nun häu- 
fisern Besuchen jenes Orts ein Andrer an sich genommen hat. Es 
ärgert mich nicht wenig, — In der Sammlung des Hrn. Professor 
Sartorius von Waltershausen, welche er bei obigem Unternehmen, so- 
wie sonst mit seiner gewohnten grossen Liberalität zur Benutzung 
gegeben, findet sich eine ganz eigenthümliche Pseudomorphose. Ein 
Krystall von gediegenem Kupfer, aus den Gegenden des Lake supe- 
rior stammend, zeigt ein sechsseitiges Prisma, in welches fünf klei- 
nere ähnliche hineingewachsen sind. Die Winkel stimmen ziemlich 
genau zu denen des Arragonits. Die Messungen konnten nur mit dem 
Anlagegoniomeler gemacht werden, weil nur die Kanten, wenn auch 


31 


nicht ganz glatt, am geradesten ausgebildet sind, während die Flächen 
malt, grau und etwas eingelieft sind, so dass eine Anwendung des 
Reflexionsgoniometers unthunlich war. Der Lake superior zeigt in 
seiner Umgebung überhaupt ein ausgezeichnetes Vorkommen des ge- 
diegenen Kupfers, wie z. B. das in Verbindung mit gediegenem Sil- 
ber. Ich selbst besitze ein Stück aus der Gegend von Eagle llarbon, 
an welchem das Kupfer baumförmig zwischen fleischroihen Laumon- 
titkrystallen liegt und solche selbst zu durchwachsen scheint (ich habe 
es augenblicklich zu Hause liegen). Das meiste Kupfer soll sich in 
den Höhlungen eines Trappmandelsteins finden, welcher in mächtigen 
Massen die Sandsteinschichten durchsetzt, der ausserdem namentlich 
viel Prehnit enthält, Auf der Gränze zwischen Trapp und Sandstein 
soll ausser Laumontit und Analcim auch Kalkspath (Aragonit?) vor- 
kommen. Die Entstehung der in Rede stehenden Pseudomorphose 
dürfte wohl nur einer Verdrängung der Kalkmasse zuzuschreiben sein. 
Ein ähnliches Vorkommen kann ich mich nicht erinnern je von einem 
Schriftsteller eitirt gefunden zu haben. Ob indessen bloss eine Um- 
hüllung oder eine völlige Ersetzung Platz gegriffen, konnte ich nicht 
entscheiden, da ein weiterer Eingriff mir nicht gestattet war. — Fig. 
A, Taf. Il. stellt einen Bergkrystall aus dem Tavetscher Thale Jar, 
welcher sich - durch eine auffallende Ausdehnung zweier gegenüber 
liegender Pyramidenflächen auszeichnet. Er befindet sich gleichfalls 
in der Walterhausischen Sammlung, welche überhaupt einen Schatz 
an seltenen und ausgezeichneten Stücken enthält“. 

Herr Giebel sprach einige Worte zum Andenken des am 8. 
d. verstorbenen Professors der Mineralogie an hiesiger Universität, 
Ernst Friedrich Germar. Derselbe war am 3. Novbr. 1786 
zu Glauchau in Sachsen, wo sein Valer als wohlhabender Fabrikant 
lebte, geboren. Von vier Brüdern widmete er sich allein den Wis- 
senschaften. Nachdem er auf dem Gymnasium zu Meiningen seine 
‘Schulbildung vollendet hatte, wandte er sich 1804 nach Freiberg, um 
auf der dortigen Bergakademie seine höhern Studien zu beginnen, 
Werner’s Vorträge über Mineralogie und Geologie fesselten seine Auf- 
merksamkeit in so hohem Grade, dass er noch in den letzten Jah- 
ren seines Lebens mit Begeisterung von dem gewaltigen Kindrucke 
sprach, den die Vorträge des grossen Lehrers auf ihn gemacht hat- 
ten. Er arbeitete die Hefte über dieselben mit der grössten Sorg 
falt aus und aus diesen schöpfte sein späterer Schwager, der um die 
Geologie, besonders Deutschlands, hochverdiente Hofrath -Keferstein, 
welchen er von der Jurisprudenz abzulenken und für die Geologie 
zu fesseln wusste, die ersten und nachhaltigsten Kenntnisse dieser 
Wissenschaft. Nach dreijähriger ernster Studienzeit verliess G. Frei- 
berg und ging 1807 nach Leipzig, um die zur höhern Bergkarriere 
nölhigen juristischen Vorlesungen an der dorligen Universität zu hö- 
ren. Es waren aber nicht bloss diese, sondern auch die naturwis- 
‚senschaftlichen, die er fleissig besuchte und unter denen er den zoo- 
logischen ein specielleres Interesse widmete. Im Jahre 1808 be- 


32 


suchte er zum ersten Male Halle und machte hier die für sein spä- 
teres Leben sehr einflussreiche Bekanntschaft Keferstein’s, Sprengels 
u. A. Letzterer veranlasste ihn, als er 1310 die Universitätsstudien 
in Leipzig vollendet, seinen dauernden Wohnsitz in Halle zu nehmen. 
Schon von Leipzig aus war er 1809 Mitglied der hiesigen naturfor- 
schenden Gesellschaft geworden und in deren Schriften (Neue Schrif- 
ten der naturf. Gesellsch. in Halle 3. Heft 1810) veröffentlichte er 
seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten, nämlich eine Monographie 
der Rohrkäfer und über Classification der Insecten. In demselben 
Jahre am 20. October promovirte er hier auf Vertheidigung der Ab- 
handlung: Bombyceum species secundum oris parlium diversilatem in 
nova genera distributas. sectio I. (Halae 1510. 40.) Darauf un 
ternahm er im Jahre 1S11 eine entomologisch - mineralogische Reise 
nach Dalmatien und Ragusa, die er schon 1812 wissenschaftlich be- 
arbeitete, aber erst 1318 in einem Octavbande herausgab. Während 
dieser Arbeit schrieb er zugleich den zweiten Theil seiner Doctor- 
dissertation über die Bombyces (Halis 1812. 40.), mit deren öf- 
fentlicher Vertheidigung er sich am 6. November 1812 als Privatdo- 
docent hei hiesiger Universität habilitirte. Die Leitung des noch im 
ersten Entstehen begriffenen Mineralienkabinets wurde ihm sofort über- 
tragen und er las neben Raumer, dessen Vorlesungen in stillschwei- 
gender Betrachtung der Mineralien bestanden, mit grossem Beifall 
über Mineralogie und Geologie. Daneben setzte er seine enlomologi- 
schen Arbeiten mit grossem Eifer ununterbrochen fort. Schon im 
Jahre 1815 wurde er zum Professor extraordinarius befördert, im 
Jahre 1817 zum Ordinarius, 1835 erhielt er das Doctordiplom der 
medieinischen Faeultät und 1844 den Titel eines Oberbergrathes. Im 
Jahre 13815 verheirathete er sich mit der ihn überlebenden Schwe- 
ster des Hofraths Keferstein, mit der er in glücklicher, aber kinder- 
loser Ehe lebte. Er hat weder eine neue Epoche in der Wissen- 
schaft begründet, noch eine neue Schule gebildet, aber während der 
vierzig Jahre, die er an unserer Universität wirkte, hat er eine grosse 
Anzahl von jungen Männern in die Wissenschaft eingeführt, zu ern- 
sten Studien angeregt und sich dadurch die allgemeine Verehrung er- 
worben. Er förderte und unterstützte mit der grössten Liberalität 
jedes wissenschaftliche Streben, das er unter seinen Zuhörern ent- 
deckte. Das akademische mineralogische Museum verdankt seinem 
lebhaften Interesse und regen Eifer den gegenwärtigen bedeutenden 
Umfang, der in einzelnen Theilen Achtung gebietend ist. Er betrachı- 
tete dasselbe als ein wichtiges Hülfsmittel des Unterrichts und ge- 
staltete jedem seiner Zuhörer die freieste Benutzung, aber auch zu 
ernsten wissenschaftlichen Arbeiten öffnete er freudig die Schränke 
und theilte die Schätze bereitwillig mit. Seine Privatbıbliothek war 
für die wissenschaftlichen Freunde und Zuhörer stets disponibel. 
Seine literarischen Arbeiten sind auf dem Gebiete der Entomologie 
viel umfangsreicher als auf dem der mineralogischen Wissenschalten. 
Eine vollständige Aufzählung derselben wird uns die entomologische 


33 


Zeitung in’ dem nächsten August- oder Septemberhefte bringen, daher 
hier eine allgemeine Uebersicht derselben genügt. Im Jahre 1813 
begann er die Herausgabe des Magazin’s der Entomologie, von wel- 
chem bis 1821 vier Bände erschienen. Die Fauna insect. europ, 
übernahm er 1817 mit dem dritten Hefte und führte sie bis zum 
24. Hefte fort, welches 1947 erschien. Die Zeitschrift für Entomo- 
logie redigirte er von 1839 bis 1844 in 5 Bänden. Einzelne ento- 
mologische Abhandlungen lieferte er in Thon’s Archiv, in Silbermann’s 
Revue entomologique, in der Linnäa, der entomologischen Zeitung 
und in der allgemeinen Encyelopädie von Ersch und Gruber. Die 
schätzbaren Arbeiten ‚über fossile Insecten stehen in der Fauna In- 
sectorum, in. den Abhandlungen der Leopoldiner Akademie, Gr. Mün- 
sters Beiträgen und den Wettiner Versteinerungen. Die Untersuchun- 
gen der Bernstein-Insecten sind nicht veröffentlicht worden. Als Leit- 
faden für die Vorlesungen gab er ein Lehrbuch der gesammten Mine- 
ralogie (Oryctognosie, Geognosie und Petrefaktenkunde. 2. Auft. Halle 
1837. 80.) und einen Grundriss der Krystallkunde (Halle 1830. 80.) 
heraus. : Noch in den spätern Jahren seines Lebens begann er die 
srosse Monographie der Versteinerungen in dem Steinkohlengebirge 
von Wettin und Löbejün, von welchem acht Hefte (Halle 1344—53. 
40 Tfin Fol.) erschienen. Mit noch zwei Heften sollte dieses wich- 
tige Werk vollendet sein. Die Abhandlungen in periodischen Schrif- 
ten sind: 1) Geognostische Bemerkungen auf einer Reise über den 
Harz und das Thüringerwaldgebirge in Leonhardt’s Taschenb. 1821. 
S. 3—48. 2) Ueber die Krystallverbindung des Staurolith und Cya- 
nit, ebd. 1817. S. 461 — 470. 3) Briefliche Mittheilung über Ana- 
tas aus Brasilien, ebd. 1821. S. 916. 4) Die Fischabdrücke im 
bituminösen Mergelschiefer von Mansfeld, ebd. 1824. S. 61 — 735. 
5) Notiz über ein neues Mineral von Dogeröe, ebd. S. 945. 6) Ver- 
steinerungen von Osterweddingen in Schweigger’s Journ. f. Chemie 
VII. 176. 6) Die fossilen Knochen von Westeregeln in Keferstein’s 
geogn. Deutsch. III. 601. 7) Ueber einige Versteinerungen von Soh- 
lenhofen ebd. IV. 105. 8) Pflanzen der Steinkohlen in Bronn’s 
Jahrb. 1832. 482. 9) Ueber einige Pflanzen aus dem  Kohlenge- 
birge von Wettin und Löbejün in Oken’s Isis 1837. S, 425— 431. 
10) Bemerkungen über Kalamiten, ebd. 18383. S. 273— 277. 11) 
Briefliche Notiz über die hallische Braunkoble in Bronn’s Jahrb. 1846, 
S. 211. 12) Notiz über ein neues Harz in Geolog. Zeitschr. 1849. 
S. 41. 13) Tertiäre Insecten, ebd. S. 52— 66. 14) Ueber Sigil- 
laria Sternbergi im bunten Sandstein, ebd. 1852. S. 183 — 189. 
15) Ueber die Versteinerungen des Kupferschiefers schrieb G. ein 
kleines Octavheft und einen Aufsatz in Gr. Münster’s Beiträgen, end- 
lich 16) über Omphalomela scabra aus dem Keuper in Dunkers Pa- 
läontographicis. 

. Als einen Beleg für den Einfluss des Standortes auf die Ent- 
wickelung der Pflanzen legte Herr Schliephacke Exemplare von 
Echium vulgare L, vor, die auf den Kupferschieferhalden bei Mans- 


3 


34 


feld zwischen Alsine verna gefunden wurden und so bedeutende 
Verschiedenheiten zeigen, dass Herr Sch. sie als eine neue Varietät 
ramosum C. Schlph. ansieht. Wurzelblätter lanzettlich in den Blatt- 
stiel verschmälert, rosettförmig. Stengel einfach, wenig beblättert, 
aber wie die Wurzelblätter von feinen Härchen grau, und mit lan- 
gen weissen Borsten besetzt, von der Mitte ab verästelt, Blüh- 
tenstand daher rispig. Aeste dicht mit kleinen, kurzgestielten, ge- 
knäuelten, von kurzen lineal-lanzettlichen Deckblättern gestützten, 
Blühten besetzt, Die ganze Rispe dicht borstig, Blühten klein, blau, 
Staubfäden und Griffel weit herausragend. Höhe nur bis I’. 

Juli 23. Hr. Giebel theilt unter Vorlegung verschiedener 
Abbildungen und natürlicher Exemplare den Inhalt einer von Herrn 
Spiecker in Bernburg eingesandten Abhandlung über die im dortigen 
bunten Sandstein vorkommende Sigillaria Sternbergi Mnst. mit (S. 
1.) und knüpft daran seine eigene Ansicht über diese Pflanzenreste. 
Ohne Herrn Spieckers weiterer Untersuchung und Deutung vorgreifen 
zu wollen, weist er darauf hin, wie es nach dieser Darlegung gar 
keinem Zweifel mehr unterliege, dass die Bernburger Sigillarie mehr 
als generisch von den Sigillarien des Steinkohlengebirges unterschie- 
den sei. Der Mangel eines centralen Markkörpers, die radialen Ge- 
fässbündel, der ganz abweichend gestaltete peripherische Gefässring, 
die wesentlich andern Blattnarben und Polster, die eigenthümlich ge- 
stalteten Blätter selbst, die merkwürdigen Früchte und die völlig an- 
dere Wurzelbildung erheischen die Anwendung eines eigenen Namens, 
für welchen Corda bei seinem Aufenthalte in Halle, wo er nur sehr 
ungenügende Exemplare sehen konnte, Pleuromeya vorschlug. So 
mag fortan die Gattung genannt werden und es wird Hrn. Spieckers 
fortgesetzien sorgfältigen Beobachtungen wohl bald gelingen die Zahl 
der Arten und deren characteristische Eigenthümlichkeiten festzustel- 
len. Die sandig-merglige Schicht, welche die schönen und zahlreich- 
sten Pleuromeyen -Reste enthält, dürfte einen sehr geeigneten Anhalt 
geben, den Bernburger bunten Sandstein in eine obere und untere 
Abtheilung scharf von einander zu scheiden. 

Herr Giebel referirt F. Keber’s Untersuehungen über den 
Eintritt der Samenzellen in das Ei (Königsberg 1853. 40.) Den 
zahllosen Hypothesen gegenüber, welche den Einfluss und die Bedeu- 
tung des männlichen Samens bei der Befruchtung des weiblichen 
Eies in der verschiedensten Weise zu erläutern aufgestellt sind, ver- 
dient die von Keber soeben dargestellte direete Beobachtung, die ei- 
niges Licht auf dieses noch in undurchdringliches Dunkel gehüllte Ge- 
biet wirft, eine besondere Beachtung sowohl der Männer von Fach 
zur Prüfung und resp. weitern Verfolgung als der Freunde der Ent- 
wieklungsgeschichte, weil die Beobachtung, im Fall sie sich bestätigt, 
gewiss noch eine ganze Reihe anderer nicht minder wichtiger, den 
räthselhaften Befruchtungsaet endlich lösender im Gefolge haben wird. 
Nachdem uns Hr. Keber die Entwickelung der Spermatozoen und 
Eier, an denen er die Existenz einer Eiweisshaut nachweist, bei Teich- 


35 


und Flussmuscheln geschildert, spricht er von der Anwesenheit eines 
kleinen Fortsatzes an den mit Keimbläschen und Keimfleck versehenen 
Eiern jener Thiere. Dieser Fortsatz geht von der Eiweisshaut aus und 
durchbricht die Schalenhaut. Er öffnet sich, lässt etwas Eiweis her- 
austrelen und nimmt ein, seines Fadens beraubtes Spermatozoon, sel- 
tener zwei auf und wird daher mit dem bei den Pflanzen eingeführ- 
ten Terminus, mit der Micropyle verglichen. Wenn dieser Eintritt 
der Samenzelle erfolgt, ist der Keimfleck bereits getheilt und das 
Keimbläschen aus der Mitte des Dotters herausgetreten. Die Samen- 
zelle legt sich quer im Grunde der Micropyle auf die noch geschlos- 
sene Doiterhaut. Aussen schrumpft alsbald der Fortsatz zusammen 
und in seinem Grunde öffnet sich die Dotterhaut und nimmt das Sper- 
matozoon auf. Von der Micropyle ist nun nichts mehr zu sehen. 
Die Samenzelle verdickt sich im Dotter allmählig bis sie eine völlige 
Kugelgestalt erreicht. Gleichzeitig theilen sich die Zellen des Keim- 
fleekes weiter. Endlich beginnt auch die kuglige Samenzelle den 
Theilungsprocess und löst sich in mehre Zellen auf. Die weitere 
Beobachtung dieser Zellen ist Keber noch nicht gelungen, da sich ihr 
in der opaken Beschaffenheit des Dotters und in dem Mangel speci- 
fischer Eigenthümlichkeiten der neu gebildeten Zellen unüberwindli- 
che Schwierigkeiten entgegenstellen. Doch auch diese werden noch 
beseitigt werden, nachdem einmal der Weg der Untersuchung eröff- 
net ist. 

Juli 27. Hr. Giebel spricht über die systematische Bedeu- 
tung des Nasenbeins bei den carnivoren Raubihieren. Bei allen car- 
nivoren Raubthieren bilden die Nasenbeine zwei dünne Knochenplat- 
ten, welche nach vorn sich mehr weniger schnell verbreitern und 
hier vom Zwischenkiefer begränzt werden, nach hinten sich verschmä- 
lern und abgerundet oder zweispitzig enden. Seitlich werden sie 
vom Oberkiefer eingefasst und nach hinten dringen sie in das Stirn- 
bein vor, Die relative Länge und Breite ist durch die Länge und 
Breite des Schnauzen- oder Antlitztheiles selbst bedingt. So erscheint 
es also kurz und breit bei den Felinen, etwas schmäler bei den Hyä- 
nen und Mustelinen, am schmälsten und längsten bei den Viverrinen 
und Caninen. Der vordere mehr weniger bognig ausgeschnittene 
Rand scheint ebensowenig als das hintere in das Stirnbein eingrei- 
fende und fast stets asymmetrische. Ende eine systematische Bedeu- 
tung zu haben. Indem sich nun das letztere verschmälert wird es 
durch die vordern Fortsätze des Stirnbeins von dem Oberkiefer ge- 
trennt, der ebenfalls mit einem mehr weniger stumpfen Fortsatze am 
Stirnbein endet. Der Oberkiefer begränzt stets den vordern Rand 
der Augenhöhlen, dagegen reichen die Nasenbeine nicht immer zwi- 
schen die Augenhöhlen hinauf, sondern enden bisweilen vor dersel- 
ben.  Verbindet man die äussersten Spitzen der Oberkieferäste über 
die Stirn durch eine gerade Linie, so enden die Nasenheine vor, auf 
oder über derselben und dieses Verhältniss benutzte Owen zuerst als 
einen unterscheidenden Character zwischen Löwen- und Tigerschädel. 


gr 


6 


Bei dem Löwen ist nämlich das Nasenbein kürzer, höchstens fast 
gleich lang mit dem Fortsatze des Oberkiefers, bei dem Tiger dage- 
gen die Nasenbeine merklich länger. ‘Nach Cuvier’s Abbildungen ist 
dieses Verhältniss viel weniger auffallend, als ich es an mehreren 
Schädeln fand. In den Rech. oss. foss. 4. edit. Tb. 195. Fig. 6. 
sind die Nasenbeine des Tigers kaum länger als die Oberkieferfort- 
sätze und bei dem weiblichen auf Tab. 196. Fig. 2. sind beide so- 
gar gleich lang. So auflallende Differenzen habe ich bei keinem Car- 
nivoren beobachtet, obwohl ich von mehrern Arten zahlreiche Schä- 
del und Abbildungen verglichen habe und ich möchte hier deshalb 
die Genauigkeit der Cuvier’schen Figuren bezweifeln, Im Allgemei- 
nen reicht bei den Felinen das Nasenbein meist nicht hinter den 
Oberkiefer zurück, bei den Hyänen niemals, bei den Caninen dage- 
gen ist es meist gleich lang mit dem Oberkiefer oder länger, bei den 
Mustelinen und Viverrinen ist es bei den meisten Arten wieder kür- 
zer als der Oberkiefer. Zur Untersuchung der Gattungen lässt sich 
dieses Verhältniss nicht benutzen, wohl aber mit Sicherheit zur Un- 
terscheidung der Arten, für die ich die Unterschiede in nachfolgen- 
der Tabelle übersichtlich zusammenstellte, so weit meine Vergleichung 
reicht. 


I. II. II. 
Nasenb. länger als Oberkfr. Nasenb. gleich Oberkf. Nasenb.. kürzer als Oberkfr, 
Felis pardus Felis catus domest. Felis planiceps. 
tigris ferus Leo. 
spelaea concolor maniculala. 
Geoffroyi. Cynailurus jubatus. 
Hyaena striata Hyaena. crocuta. 
spelaea. 
Canis brachyolus Canis familiaris Canis aureus. 
cancrivorus campestris corsac. 
latrans lupus vulpes 
lagopus Proteles Lalandi. 
megalotis 
cinereoargenteus 
Azarae. 
Galictis striata Galietis vittata Cynictis penicillata. 
Lutra marina Heırpestes javanicus Cryptoprocta ferox 
vulgaris Gulo borealis. Galidia elegans 
leptonyx Mangusta vitticollis 
Rhyzaena suricata ü Parädoxurus Hamiltoni 
Procyon cancrivorus. Cynogale Benetti 
Paradoxurus auralus 
typus 
Viverra zibetha 
eivella 
genetta 


Eupleures Goudoti 
Herr Baer berichtet, dass verschiedene französische Chemiker, 
wie ‚Chatin, Bussy, Marchand, Personne, Fourcault, Lembert, Grange, 
denen sich auch deutsche Chemiker anschlossen, in neuester Zeit 
ihre Aufmerksamkeit auf das Vorkommen des Jods in der Natur ge- 
richtet haben. Sie fanden diesen Körper, ähnlich dem Arsenik, in 


37 


derselben allgemein verbreitet; sie entdeckten ihn, freilich in sehr 
geringen Mengen, als steten Begleiter des Chlor, in dem Quellwasser, 
Gesteinen, in den verschiedensten Süsswasser- und Landpflanzen, den 
Nahrungsmitteln, den künstlich bereiteten Getränken, als Wein, Bier 
ete., in der atmosphärischen Luft, Unter diesen Umständen musste 
das Jod auch in den menschlichen und thierischen Körper gelangen; 
Chatin hielt es sogar für einen wesentlichen Bestandtheil der Organe, 
für die es von der grössten Wichtigkeit se. Man wollte nämlich 
gefunden haben, dass namentlich in den Gebirgen die luft sehr arm 
an Jod sei und dass der Mangel hier sich auch auf das Wasser und 
den Boden beziehe und so auch eine bei weitem geringere Menge 
Jod in den Nahrungsmitteln bedinge. Fourcault und Chatin glaubten 
sieh durch diese Resultate berechtigt, zu folgern, dass der Kropf und 
Cretinismus, wo er allgemein auftritt, nicht durch die Anwesenheit 
grosser Mengen von Kalk- und Talkerdesalzen in dem Trinkwasser, 
sondern durch den Mangel an Jod in der Luft, dem Trinkwasser 
oder überhaupt in den Nahrungsmitteln bedingt werde, welche Haupt- 
ursache durch andere accessorische, der Gesundheit allgemein schäd- 
liche Bedingungen, wie feuchte Luft, schlechte Nahrung, Wohnung ete. 
unterstützt werde. In dem Maasse der Gehalt an Jod zurücktritt, 
steigere sich das Uebel. — Die grosse Bedeutung, welche hiernach 
das Jod für die Entwickelung und die normale Fortbildung des thie- 
rischen Organismus zu haben scheint, gaben Loiunaver Veranlassung 
die Luft von Göttingen auf Jod zu untersuchen *) Hier kommt näm- 
lich der Kropf nicht vor, während er sich in einigen benachbarten 
Dörfern, z. B. in Lengden sehr häufig findet. L. liess mehr als 
4000 Liter Luft in kleinen Blasen durch eine 18° hohe Schicht 
von kaustischer Natronlauge streichen. Die Durchleitung der Luft 
nahm fast eine ganze Woche in Anspruch und es konnte hierbei 
kein Jod verloren gehen. Das Resultat war Null. Mit gleich un- 
günstigem Erfolge hat L. das Jod in Eiern und in Kuhmilch gesucht, 
und er folgert daraus, dass die Angaben von Chatin als durchaus 
irrig zu betrachten sind und dass die Abwesenheit von Jod in der 
Atmosphäre nicht die Ursache von Kropf und Cretinismus sein kann, 
wobei er jedoch nicht in Abrede stellt, dass die Nachweisung von 
Jod bei Anwendung ‘grösserer Quantitäten von Eiern und Milch, als 
er zur Untersuchung genommen, möglich sei und dass unter gewis- 
sen Umständen auch Jod in der Luft, namentlich in der Nähe von 
Fabriken und chemischen Laboratorien vorkommen könne. L.’s Un- 
tersuchungen sind jedoch nicht der Art, dass sie bei dem Leser die 
Ueberzeugung erwecken, der von jenem gefolgerte Schluss sei unbe- 
dingt richtig, während auf der andern Seite nicht verhehlt werden 
darf, dass die Richtigkeit der Resultate der Untersuchungen der fran- 
zösischen Chemiker, von so vielen sie auch unternommen, in Zwei 
fel gezogen sind, da es sich hier um ausserordentlich geringe Men- 


*) Nachrichten v. d. Gesellsch. d. Wissensch. z. Göttingen 1853. p. 131. 


33 


gen handelt, — so sollennach Chatin in 4000 Liter (= 3493,45 preuss. 
Quart oder 129,33 Kubikfuss) Luft nur Ysoo Milligrm. = z0000 
Gran Jod enthalten sein, — und man keine Garantie dafür hat, dass 
die zur Nachweisung des Jods gebrauchten Reagentien durchaus frei 
davon gewesen sind. Ja Böttger hat sogar auf der vorjährigen Ver- 
sammlung der deutschen Naturforscher zu Wiesbaden darauf aufmerk- 
sam gemacht, dass die Salpetersäure, die zur Erkennung von Jod 
verwendet wird und die man in neuerer Zeit sehr häufig aus dem 
salpetersaurem Natron darstellt, jodhaltig sei. 

Herr Thümler theilt folgende eigenthümliche Erscheinung, 
einen in physikalischer Beziehung interessanten Fall, verbunden mit 
Gefahr für 3 Menschenleben, der sich kürzlich auf der Steinkohlen- 
grube „Humboldt“ bei Dölau ereignet hat, mit. Bekanntlich ist das 
alte Dölauer Steinkohlenwerk im Jahre 1806 zum Erliegen gekom- 
men, wobei die damals gangbaren Schächte nicht gänzlich, sondern 
nur theilweise, nachdem sie über dem Wasserspiegel verbühnt, ge- 
füllt worden sind. Bei der zu Anfang dieses Jahres stallfindenden 
Wiederaufnahme des Werkes setzte man sich unmittelbar auf einer 
der alten Schächte und stellte hier eine 26 pferdekräftige Dampfma- 
schine auf, um die alten Baue zu entwässern. In 53 Fuss unter 
Tage fand sich die alte Verbühnung des Schachtes,; unter demselben 
ist der Schacht offen und die Zimmerung desselben ganz gut erhal- 
ten. Die Wassergewältigung war bis zu 80 Fuss Schachtteufe gut 
von statten gegangen, aber mit einem Male, während die Arbeiter 
mit dem Tieferlegen der Arbeitsbühne beschäftigt sind, wird die 
Wassermasse im Schachte unruhig, und im Nu sehen sich die Ar- 
beiter ohngelähr 32 Fuss im Schachte emporgeworfen. Um sich 
vor dem Ertrinken zu retten, klammern sie sich so gut es gehen 
will an Zimmerung und Fahrten .an und suchen den Ausgang nach 
oben. Wenige Minuten darauf fährt der herbeigerufene Steiger in 
den Schacht und findet die Wasser auf den ursprünglichen Stand zu- 
rückgegangen. Der Grund dieser auffallenden Erscheinung wird nun 
auch bald aufgefunden. Die 200 Fuss unter dem damaligen Wasser- 
spiegel liegende Strecke unterhält eine Verbindung mit einem zwei- 
ten Schachte, welcher ebenfalls über dem frühern Wasserspiegel, also 
in gleichem Niveau mit dem ersten Schachte verbühnt worden ist. 
Durch das Niederziehen des Wassers ist nun ein luflleerer Raum un» 
ter der Bühne entstanden, welche mit der vorschreitenden Gewälti- 
gung grösser werden und endlich Veranlassung zum gewaltsamen 
Durchbruch der Bühne geben musste. Dieser luftleere Raum berech- 
net sich bei 45T) Fuss Querschnitt des Schachtes und 27 Fuss Teufe 
auf 1,215 Kubikfuss Inhalt; die Wassermasse aber, welche in Be- 
wegung gesetzt worden ist, bei 45D)-Fuss und 36T]-Fuss Querschnitt 
und 200 Fuss Teufe der beiden Schächte, 24T7-Fuss Querschnitt der 
Strecke und 666 Fuss Länge derselben zu 45.200-+36.200-+24.666 
—= 32.184 Kubikfuss Inhalt und 32184.68 = 2,188,512 Pfd. Gew. 


39 


b, Literatur. 


Astronomie. — Der neue Planet, welchen kürzlich Luther auf 
dem Observatorium zu Bilk entdeckt hat, wurde von ihm zuerst am 5. Mai ge- 
sehen ; dann hat er ihn bis zum 14. aus dem Gesicht verloren. Am 15. Mai 
hat ihn Argelander auf’ dem Observatorium zu Bonn beobachtet. Endlich ist 
auch die Stellung des Planeten am 16. auf dem Observatorium zu Hamburg 
durch C. Rumker und auf dem zu Berlin durch C. Bruhns und G. Rumker beo- 
bachtet worden. Wir geben alle diese Beobachtungen vereinigt im Folgenden 
wieder. 

Beobachtungen des am 5. Mai von Luther entdeckten Planeten. 


Dat. Rectasc. Declinat. DBeobacht. Zahld. 
Beobacht. 
1853. Mai 5 13h0m05, m. Z. Bilk. 207°40°0° —10°15'0‘ LutherzuBilk — 
By ‚14 11552 m in 20603‘ — 9057‘ " 
WR 15 12n0m41,56 m. Z.Bonn 20505341 — 9055465 Argel. inBonn 4 
». » 16 10620m52,°5 m. Z. ©. Runcker zu 
Hamburg 205044'36°'8— 9°54'21‘3 Hamburg 15 
» » „ 11628 m14,s6 m. Z. C. Branhns und G. 
Berlin 205°44‘°11'2— 9°54‘14'4 Ruuker in Berlin. 
'sch. 


Die elliptischen Elemente des am 6.April zu Neapel von Herrn von Gas- 
paris entdeckten Planeten, welcher den Namen Themis erhalten hat, sind von 
Forster und Krüger berechnet worden, sie sind folgende: 

Ep. 1853, Mai 10,43140 m. Z. Berlin. 


Mittlere Anomalie 341°52'26,'8 

Länge des Periheliums 213232'44,''2 : yalh: 

Lange des Knotens 3226'35,''3 mit, Aegin, 1853,0 
Inclination 0953°’46,‘‘8 

Winkel der Excentricität 14’21'14. '2 

Logarithmus der halben grossen Axe 0,561038 

Logarithmus d. mitt. tägl. Bewegung 2,705450 


Diese Elemente sind berechnet nach zwei zu Neapel am 6. und 13. April und 
nach zwei anderen zu Bonn am 27. April und 10. Mai gemachten Beobachtun- 
gen. (LInstitut Nr. 1013.) TV'sch. 


Rudolph Wolff, über die Periode des Maximums und Mi- 
nimums der Sonnenflecken. W. wırd nächstens ein Werk unter dem 
Titel: ,‚,Neue Untersuchungen über die Periodicität der Sonnenflecken und ihre 
Erklarung‘‘ veröffentlichen, aus dem er bereits die Hauptresultate in einem Schrei- 
ben an Humboldt diesem mittheilt. Sie sind folgende. Alle Beobachtungen an 
Sonnenflecken seit Fabrieius bis auf Schwabe, oder besser, seit 1660 bis 1953 
können durch 23 Perioden von 11,)1l + 0,038 Jahren dargestellt werden. In 
jedem Jahrhundert stellen die Jahre 0,00; 11,11; 22,22; 33,33; 44,44; 55,96; 
66,67; 77,78; 88,89 die Minima dar. Der Zwischenraum zwischen einem Mi- 
nimum und dem nächsten Maximum ist veränderlich und beträgt im Mittel 5 
Jahre. Man muss jedenfalls erstaunen über die Auffindung (gemacht durch 16 
Bestimmungen mit Hülfe der Methode der kleinsten Quadrate) von 11,111 Jah- 
ren oder den 9. Theil eines Jahrhunderts für die bestimmte Länge einer Pe- 
riode und ebenso über die der Existenz eines Minimums im Jahre 1900. Ob- 
gleich die mittlern Perioden während der Jahrhunderte constant zu bleiben schei- 
nen, so sind indessen nicht alle wirklich von vollkommen gleicher Länge und 
ihre Dauer ist ‘nicht unveränderlich dieselbe; mit einem Worte, die Sonnen- 
flecken zeigen eine der der veränderlichen Sterne analoge Beschaffenheit. Die 
magnetischen Veränderungen sind auf gleiche Weise einer Periode von 11,111 
Jahren unterworfen; W. hat gezeigt, dass ihr Verlauf so viel genauer darge- 
stellt wird, als durch eine Periode von 101 Jahren, welche von Lemont ange- 
geben wurde. W. hat die Bemerkung gemacht, dass dieselben kleinen Verän- 
derungen und Unregelmässigkeiten, welche man an den Sonnenflecken beobach- 


40 


tet, auch genau bei den magnetischen Veränderungen sich zeigen und er denkt 
so den letzten Zweifel gehoben zu haben, welcher noch über die wechselseitige 
Abhängigkeit dieser beiden Phänomene von einander obwaltet. (Ibid.) Tsch. 


Phocea. Die elliptischen Elemente dieses Planeten, berechnet von Valz, 
sind folgende: 


Ep. 1853, Mai } 1,486 

Mittlere Anomalie 305017‘ 

Länge des Perihels 303014 

Länge des aufsteig. Knotens 2140 

Inclination 21024 

Excentricität 0,24441 ‘ 
Halbe grosse Axe 2,3762 

Mittlere tägliche Bewegung 968,70. 

(Ibid. Nr. 1015.) Tsch. 


Airy, über die Finsternisse des Agathokles, des Thales 
und des Xerxes. Nach Vorausschiekung der Bemerkung, dass im vorigen 
Jahrhundert angestellte Berechnungen alter Finsternisse keinen Werth mehr ha- 
ben, giebt A. die successiven Fortschritte an, welche in der Vervollkommnung 
der Theorie des Mondes gemacht worden siud und welche für die Berechnung 
der Finsternisse und überhaupt für die Bewegung der Knoten dieses Trabanten 
von Bedeutung sein können. Die erste dieser Vervollkommnungen war dıe von 
Laplace eingeführte Anwendung von Termen, welche eine fortschreitende Aende- 
rung in den mittleren, secularen Bewegungen ausdrücken. Mit den Tafeln von 
Bäry, in welchen diese Aenderungen eingeführt worden sind, oder mıt densel- 
ben Elementen haben F. Baily und Ottmans eine grosse Anzahl von Finsternis- 
sen berechnet, um die zu suchen, welche man gewöhnlich Finsterniss des Tha- 
les nennt, und diese zwei Astronomen halten die Finsterniss am 30. September 
610 v. Chr. Geburt für die einzige, welche mit der Beschreibung Herodots in 
Einklang gebracht werden kann. Baily jedoch fügte die Berechnung der Finster- 
niss des Agathokles hinzu und fand, dass es unmöglich sei die berechnete Fin- 
sterniss mit den historischen Angaben in Uebereinstimmung zu bringen ; er zog 
daraus den Schluss, dass es noihwendig sei, eine beträchtliche Aenderung in 
der Theorie einzuführen, und dass, wenn diese Aenderung eingeführt würde, 
wiederum die Finsterniss von 610 v. Chr. Geb. nicht mit der Geschichte sich 
vereinbaren lasse; indessen er glaubte, dass unmöglich eine andere Finsterniss 
dafür genommen werden können. Airy erklart darauf die Art der Rechnung, 
welche er angenommen hat. Er gibt den Vorzug den mittleren Bewegungen von 
Greenwich und den Coeffieienten von Damoiseau für die fortschreitende. Aende- 
rung der mittleren secularen Aenderung. Er wiederholt die Rechnungen mit 
einer willkürlichen Aenderung der Länge des Knotens, indem er meint, dass, 
wegen der geschmeidigen Natur der ersten Beobachtungen von Greenwich, dies 
Element sehr wahrscheinlich falsch ist, und dass das falsche desselben die 
grössten Wirkungen hervorbringt. A. bespricht darauf die Beschreibungen der 
Finsterniss des Agathokles am 10. August 310 v. Chr. Geb. Indem er Alhowa- 
reah (unter dem Cap Bon) für den Ort seiner Landung in Afrika annimmt, 
giebt er die Gründe an, welche man hat, zu glauben, dass Agathokles im Nor- 
den von Syrakus unter Segel ging (eine Vermuthung, welche er J. W. Bosan- 
guet verdankt) wenig entfernt von der Meerenge von Messina, In der gewöhn- 
lichen Annahme über seine Abfahrt nach dem Süden würde ‚diese in den Um- 
gebungen des Cap Passaro erfolgt sein. Wenn man die unveränderten Elemente 
von Greenwich zur Rechnung verwendet, so findet man, dass die Finsterniss 
günstigen Falles total sein musste im Süden von Agathokles, aber nicht im Nor- 
den. Nachdem die Rechnung mit einer willkürlichen Aenderung in der Stel- 
lung des Knotens wiederholt worden war, diente eine graphische Construktion 
dazu, die numerische Ausdehnung der Aenderungen zu finden, welche man ma- 
chen muss, um die vier folgenden Bedingungen zu erfüllen: 1) der Nordrand 
des Schattens berührt die Südstation ; 2) der Nordrand berührt die Nordstation; 
3) der Sudrand berührt die Südstation; 4) der Südrand berührt die Nordsta- 


4 


tion. Wenn man die Südstation annimmt, so muss sich die Aenderung finden 
zwischen Jen Bedingungen 1 und 3, wenn aber die Nordstation, so muss sie 
sich finden zwischen denen von 3 und 4. Die numerischen Werthe müssen 
leicht zunehmen für die Anwendungen auf eine ältere Finsterniss, wie die des 
Thales. A. prüft darauf die Finsterniss des Thales. Es scheint kein Grund zu 
der Annahme vorhanden zu sein, dass der Ort, so wie Baily meint, in der Nähe 
des Flusses Halys war. Die historischen Details geben mit grosser Wahrschein- 
lichkeit an, dass zwei grosse Armeen auf einander stiessen und es entsteht die 
Frage, in welchem Punkte Kleinasiens die Truppenkörper haben zusammengezo- 
gen werden können. Indem sich A. auf die Gestalt und Pässe der Gebirge be- 
zieht, erkennt er für wahr, dass die Armee der Meder sehr wahrscheinlich durch 
den Pass des Issus oder vielleicht durch den von Mitilene einmarschirt ist und 
dass das Schlachtfeld sich in einem von Mitilene, den Issus, Iconium, Sardes 
-und Ankyra hegränzten Punkte sich befunden haben muss. Indem er die Fin- 
siernisse, welche sich wenige Jahre vor und nach dem Jahre 600 v. Chr. Geb. 
gezeigt haben, berechnete, schien die Finsterniss des 28. Mai 585 allein den 
angegebenen Bedingungen auf die genügende Art zu entsprechen. Der Weg des 
Schattens, welcher am besten mit den militärischen und geographischen Bezie- 
hungen harmonirt, verlangt eine Correction in den Elementen von Greenwieh, 
entsprechend derjenigen, welche die für die Nordstation beinahe centrale Fin- 
sterniss des Agathokles ebenfalls verlangt und alle Möglichkeit ihres Durchgan- 
ges durch die Südstalion ausschliesst. A. erzählt ferner, dass man in der poli- 
tischen Geschichte der Perser eine unter ähnlichen Verhältnissen in der Provinz 
Mazanderan beobachtete Lotale Finsterniss angibt. Aher die Rechnung zeigt, dass 
keine totale Finsterniss wenige Jahre vor oder nach der fraglichen Zeit über 
Mazanderan gegangen ist. A. macht ferner auf die Aussage Herodots aufmerk- 
sam, dass elwas einer totalen Sonnenfinsterniss Aehnliches sich dem Xerxes ge- 
zeigi habe, als er von Sardes ging, um in Griechenland einzufallen. - Durch 
Rechnung findet man indess, dass _es unmöglich ist, dieses Factum durch eine 
Sonnenfinsterniss zu erklären und ausserdem die eigenthümliche Art der Antwort 
der Magier auf die Fragen des Xerxes nicht mit einer Sonnenfiosterniss in Ein- 
klang gebracht werden kann. A. meint, dass es wohl wahrscheinlicher ist, dass 
dieses Phänomen in der That eine totale Mondfinsterniss, welche am 14. März 
479 v. Chr. Geb. statthatte, gewesen ist. Wenn man diese Erklärung als rich- 
tig annimmt, so muss die Invasion in Griechenland auf ein Jahr später, als 
durch die Chronologie angenommen ist, verlegt werden. (Ibid. Nr. 1016 ) 
Tsch. 


Physik. — Montigny, Verfahren, die Schwingungen 
eines elastischen Stabes sichtlich und zählbar zu machen. — 
Nach dem Plateauschen Satze, dass es zur vollständigen Ausbildung eines Ein- 
druckes auf der Netzhaut einer sehr merklichen Zeit bedarf, ist es leicht erklär- 
lich, dass, wenn man einen langen , dünnen, elastischen Stock an einem Ende 
befestigt und darauf in rasche Schwingungen versetzt, man zwischen den Schwin- 
gungsenden oder Gränzen denselben nur spurweise wahrnimmt, während man 
ihn an beiden Gränzen ziemlich deutlich erblickt, weil dort seine Geschwindig- 
keit Null ist. Man wird ihn aber dort noch deutlicher erblicken, wenn man 
ihm wiederholt Stösse beibringt und ihn dadurch in Querschwingungen versetzt. 
Die Beobachtung dieses Phönomens führte M. auf die Idee eines sehr einfachen 
Verfahrens zur Zählung der Schwingungen eines elastischen Stabes in gegebener 
Zeit. Befestigt man das Ende des Stabes, um welches die Schwingungen ge- 
schehen müssen, senkrecht auf einer Rotationsachse und versetzt man während 
der Rotation dem [reien Ende des Stabes einen Stoss, so machen die auf diese 
Weise in seiner Rotalionsebene erregten Querschwingungen des Stabes, diesen 
auf seiner ganzen Länge in vom Centrum auslaufenden und gleich absländigen 
Lagen sichtbar. _ Mit Hülfe der Rotationsbewegung kann man also die Schwin- 
gungsgesetze elastischer Stäbe und auch das Gesetz zwischen der Schwingungs- 
menge und der, Länge nachweisen. Das Gesetz der Querschwingungen eines 
elastischen Stabes ergiebt sich aus der Formel 


42 


m?e sr 


© Piy one 

wobei e die Dicke des Stabes, 1 die Länge desselben, r und d die Steıfheit 
und Dichtigkeit seiner Substanz, g die Schwerkraft und m eine ganze Zahl, die 
für eıne selbe Schwingungsweise constant ist, deren absoluter Werth aber von 
einer Weise zur andern sich ändert, je nach der Zahl der Knoten, endlıch N 
die Anzahl der Schwingungen in einer Sekunde bezeichnet. Lässt man bloss | 
variiren, so it N: N =!‘?: I’. ,,Die hauptsächlichsten Vorrichtungen zur 
Ausführung solcher Versuche sind folgende: eine Holzscheibe von 0,m24 Durch- 
messer und 0,m06 Dicke auf einer senkrechten Axe, die durch einen hinreichend 
starken Mechanismus in Umdrehung versetzt werden kann. In der Verlängernng 
der linearen Rotationsaxe sind zwei Kupferstücke von 4mm Dicke und 25 mm 
Seite mittelst Schrauben wohl auf der Platte befesigt. In kleinem Abstande 
von einander parallel angebracht, dienen diese Stücke dazu, das feste Ende des 
schwingenden Stabes miltelst 4 Druckschrauben stark einzuspannen. Der Stab 
befindet sich sonach parallel der Scheibe, ın geringem Abstande von derselben. 
Die Stellung der beiden Kupferstücke erfüllt die Bedingung, dass der Durch- 
schnitt der Einzwängung des Stabes, um welchen die Querschwingungen gesche- 
hen, sich in der Verlängerung der linearen Rotationsaxe befinden. So laufen 
die Lagen, in welchen der Stab sichtbar ist radialiter von der Axe aus, die zu- 
gleich das Centrum der Schwingungsbewegung des Stabes und das der Rotation 
in seiner Ebene ist. Um bei jeder Umdrehung den Stab in Schwingungen zu 
verselzen, schlägt das freie Ende desselben gegen ein festes Kupferstück , wel- 
ches sich durch eine Schraube dem vom Ende des Stabes beschriebenen Kreise 
nach Belieben mehr oder weniger nähern lässt, so dass sein Stoss Schwingun- 
gen von verschiedener Anglitnde zn erregen vermag.“ Mit einem solchen Ap- 
parate sind Beobachtungen angestellt und ihr Erfolg in der folgenden Tabelle 
zusammengestellt worden; aus dieser ist zugleich ersichtlich wie genau diese 
Beobachtungen mit der Berechnung übereinstimmen und wie klein also bei die- 
sem Verfahren die Beohachtungsfehler gemacht werden können. 


Dimensionen der Stäbe. Schwingungen in 1” 


Nr. Dicke. Länge. Beobachtet. Berechnet. 
1. 1, mm84 0, mm]0 298,0 
dito 0, »2m15 133,6 130,6 
dito 0, mnm20 70,6 74,5 
2. 1, mm63 0, am] 272,2 
dito 0, 2m]5 100,0 100,8 
dito 0, mm20 56,2 56,8 
3% 1, mm40 0, mm]0 193,6 
dito 0, am]5 84,6 86,0 
dito 0, um2( 50,0 49,0 
4. 1,217: 0, mm]0 154,4 
dito 0, mm]5 71,0 69,0 
dito 0, mm20 40,8 38,8 


Es lassen sich, wie hieraus ersichtlich, die wichtigsten Gesetze in Be- 
zug auf die Schwingungen eines elastischen Stabes mit Hülfe dieses Stabes ex- 
perimentell nachweisen. Wir haben hier nur das Hauptsächlichste angeführt und 
verweisen daher auf den betreffenden Aufsatz in Pogyend. Ann. Bd. LXXXIX. 
S. 102., sowie Bullet. de l’acad. de Bruwelles T. XIX. pt. I. p. 227. 

Tsch. 


Beer in Bonn liefert in Pogg Ann. Bd. LXXXIX. 56. einen zwei- 
ten Beitrag zur Katoptrik und Dioptrik krystallinischer Mittel 
mit’einer oplischen Axe. Er besprieht darin Folgendes: 1) Spiegelbil- 
der eines leuchtenden Punktes, der sich im Innern einer einaxigen Krystallplatte 
befindet. 2) Diakaustika für homocentrisches Licht beim Uebergange aus einem 
isotrögen Mittel in eine senkrechte zur einzigen optischen Axe geschnittene Kıry- 


45 


stallplatte. - 3) Diakaustika für homocentrisches Licht beim Uebergange aus ei- 
nem einaxigen Mittel in ein isotropes durch eine ‚zur optischen Axe senkrechte 
Ebene. 4) Diakaustika eines homocentrischen Strahlencomplexes keinen Ueber- 
gang aus einer zur einzigen optischen Axe senkrechten Krystallplatie in eine 
zweite eben solche an der ersten anliegende Platte. 9) Gränzfläche der totalen 
Reflexion im Innern eirer einzigen Krystallplatte.. Die Abhandlung ist keines 
gedrängten Auszugs fähig, ‚weshalb wir auf das Original verweisen, (Poyyend. 
Ann. 1853. Nr. 5.) Tsch. 


A. v. Humboldt hält (Pogg. Ann. Bd. LXXXIX. p. 352.) Eulers 
Aufdeckung des Irrthums in Betreff der Geschichte der Be- 
stimmung der Lichtgeschwindigkeit (S. 371.) für um so erfreuli- 
cher, als der Irrthum in einer weit verbreiteten Schrift enthalten ist. Er ver- 
spricht die betreffenden Stellen in der nächsten Ausgabe des astronomischen drit- 
ten Theiles seines Kosmos zu berichtigen. B. 


Regnault, specifische Wärme des rothen Phosphors. — 
Der rothe, von Schrötter dargestellte Phosphor ist in seinen physikalischen Ei- 
genschaften wesentlich von dem gewöhnlichen Phosphor verschieden. Desshalb 
wurde von dem Eısteren dıe specifische Wärme durch Regnault gesucht und mit 
der des letzteren verglichen. Folgendes sind die Elemente zweier Bestimmun- 
gen: Gewicht des Korbes, worin der Phosphor 23Grm. ‚890, Wasserwerth Grm. ‚24, 


M 66Grm. „34 66Grm. ‚27 
T 999,39 98,16 

L 445Grm. ‚85 4456Grm. ‚85 
u 149,83 15°,57 

AH 20,5398 - 2,4909 
Spec. Wärme 0°,17051 0,1691 
Mittelwerth 0°,16981. 


Die specifische Wärme des gemeinen, starren Phosphors ist: 
Nach Regnault zwischen — 77°,75 und + 10’ 0,1740 
Nach Person „21° » 7° 0,1788 
Nach Regnault „+10 „+ 30° 0,1897. 

‘Die des flüssigen gemeinen Phosphors ist: » 
Nach Desams zwischen + 45° und + 90° 0,2006 
» Person 7 + 44°2,, + 51° 0,2045. 

Der rothe Phosphor besitzt also eine beträchtlich schwächere Wärmeca- 
pacität, als der gemeine Phosphor im starren-oder Nüssigen Zustande. Die Dich- 
ligkeiten des Phosphors in den verschiedenen Zuständen sind wenig verschie- 
den, Schrötter fand die Dichtigkeit 


des gemeinen Phosphors, starr, bei + 10° 1,83 

35 re se flüssig, „ 4 45° 1,88 

„ rothen Phosphors, gepulvert, „ + 10° 1,96 
(Poyg. Ann. Bd. LXXXIX. p. 495. und Ann. de chim. et phys. Ser. III, 
T. XXXPVIN. p. 129.) Tsch. 


Gaugain giebt als einfaches tund bequemes Mittel, die Empfind- 
lichkeit des electroscopischen Condensators von Voltazu er- 
höhen folgendes Verfahren an. Man wendet nach und nach zwei Condensato- 
ren an; der eine ist ohne Verbindung mit dem Elektroscope und bietet eine 
grosse Oberfläche, während der andere, welcher auf die gewöhnliche Art an dem 
Electroscope helestigt ist, nur von geringer Dimension ist. Man ladet alsdann 
den grossen Condensator mit Hülfe einer Electricitätsquelle, welche man gerade 
beobachten will, darauf bedient man sıch, indem man die beiden Platten dieses 
Instrumentes irennt, des Einen von ihnen, um wiederum damit den kleinen Con- 
densator des Electroscopes zu laden. Wenige Worte werden hinreichen, um 
den Vortheil dieser Methode darzuthun. Wenn der grosse Condensator mit der 
Electricitätsquelle, z. B. einem Volta’schen Elemente in Verbindung gesetzt wird, 
wırd er geladen mit einer Electricitätsschicht, welche gemau dieselbe Spannung 


44 


hat, als wenn die Oberfläche der Platten kleiner wäre; und folglich wird, weun 
die Goldblättchen auf der einen dieser Platten befestigt wären, die hervorge- 
brachte Repulsion, welche nur von der Spannung ahhängt, nicht viel merklicher 
als bei kleineren Platten sein. Aber wenn man, anstatt direkt die auf einer der 
grossen Platten ausgebreitete Electrieität zu schätzen zu suchen, sich :dieser 
Platte bedient, um einen kleineren Condensator damit zu laden, so ist begreif- 
lich, dass der grössere Theil der auf der grossen Platte verbreiteten Eleectriei- 
tät, auf der kleineren Platte condensirt wird und also dadurch eine grössere 
Spannung erhalten muss, als man erreicht hätte, wenn man direkt die Electri- 
citätsquelle mit der kleineren Platte in Verbindung gebracht hätte. Diesen 1heo- 
retischen Betrachtungen entsprechen in der Wirklichkeit auch die Experimente. 
(L’Instit. Nr. 1017.) Tsch. 


Akustik. Theorie der Blasinstrumente, — Masson hat ex- 
perimentelle Untersuchungen über die Bewegung der elastisch - Nüssigen Körper 
und die Theorie der Blasinstrumente angestellt. Bei Versuchen mit Orgelpfei- 
fen fand er, dass die Gestalt des Mundloches nur einen secundären Einfluss auf 
die Blasinstrumente ausübe; er-fand ferner alle Theorien, die bis jetzt über 
Pfeifen u. s. w. aufgestellt wurden, ganz unzureichend und fand folgende An- 
sichten über diesen Gegenstand als die richtigen: 1) Die Geschwindigkeit des 
Tones ist dieselbe in der freien Luft oder in einer Röhre; sie ist gleich 333 
Meter in einer Secunde bei einer Temperatur von 0°. — Die Töne der Röhren 
werden hervorgebracht durch die longitudinalen Schwingungen der Gassäule. — 
3) In gleichartigen Röhren sind die Schwingungszahlen proportional den Län- 
gendimensionen der Röhre. — 4) In Röhren, deren auf der Längsaxe senkrech- 
ten Durchschnitte rechtwinklig sind, ist der Ton unabbängig von der dem Mund- 
loch parallelen Dimension und variirt nur mit der auf dem Luftloche perpendi- 
kulären Tiefe der Röhre. — 5) Der Abstand zwischen zweı Knoten oder zwei 
Wellenbergen ist immer gleich der Länge der Tonwelle und dies passt zu den 
Berechnungen Poissons und den gemachten Experimenten. — 6) Eine Pfeife 
enthält eine genaue Zahl von halben Wellen-Längen, vermehrt um einen noch 
an dem Mundloche befindlichen Theil , welche zwischen zwei Wellenbergen ohne 
Dazwischensein eines Knotens, oder zwischen einem Berge und einem Knoten 
enthalten sein kann. — 7) Eine Pfeife kann mehrere Fundamentallöne erzeu- 
gen, welche tiefer sind, als durch die Theorie Bernoulli’s angegeben wird. — 
8) Ein und dieselbe offene Röhre kann die Töne der Bernoulli’schen Reihe, 
oder auch die, welche der Reihe für die geschlossenen Rühren entsprechen, hör- 
bar machen, aber in dem letzteren Falle ist die an dem Mundloche befindliche 
Halbwelle immer von zwei Wellenbergen eingeschlossen. Poisson stellt in fol- 
genden Formeln alle Töne einer offenen Röhre dar: 


a L—x = (a4, 


1 Ve 


l 
5 
| 


>D 


(3) gr) ba Zn, 
wobei IL die Länge der Röhre, x die Länge des dem Mundloche nahe liegenden 
Theiles, n die Zahl der in der Röhre enthaltenen halben Toulängen, A die Wel- 
lenlänge bezeichnet. Die Formel (1) passt für den Fall, wo der das Mundloch 
umgebende Theil zwischen einem Knoten und dem Mundloche sich befindet. 
Die Formel (2) findet Anwendung, wenn der betreffende Theil der Röhre zwi- 
schen der Oeffnung und einem Berge liegt; ‘die Formel 3 ist allgemein, wenn 
man der Zahl n für den ersten Fall den Werth einer ungeraden, für den zwei- 
ten Fall aber den einer geraden Zahl giebt. Diese Resultate der Untersuchung 
Poissons lassen den das Mundloch umgebenden Theil ganz unbestimmt, so dass 
man, wenn man die Unmöglichkeit der Ilervorbringung gewisser Töne für die 
Röhren anerkennt, genöthigt ist, eine unbegränzte Anzahl anderer Töne anzu- 


45 


nehmen. Unter den unmöglichen Tönen finden wir die Bernoulli'sche Reihe für 
die geschlossenen Röhren. Diese besonderen Folgerungen aus der Theorie Pois 
sons stimmen nicht mehr mit den Beobachtungen Massons überein. Derselbe 
führt ein neues Prineip ein und glaubt dadurch alle Phänomene der Röhren 
erklären zu können. Seine Entdeckungen sind in folgendem enthalten: 1) Ein 
von seiner Röhre getrenntes Mundloch giebt Stets einen mit dieser Röhre har- 
monirenden Ton, wenn der Luftdruck constant bleibt; 2) die Länge des das 
Mundloch umgebenden Theiles steht immer in einem einfachen und im Allge- 
meinen harmonischen Verbältnisse mit der ‘Wellenlänge; 3) die 3 Elemente zu- 
sammen, das Mundloch, die Welle der Röhre und der dem Mundloch benach- 
barte Theil stehen immer in Einklang mit einander. Diese Uebereinstimmung 
oder dieser Einklang tritt immer durch ihren gegenseitigen Einfluss zwischen 
den Schwingungen der Theile der Röbre eın, welche isolirt verschiedene Töne 
hervorbringen würden, Dieses, bei den Röhren bemerkenswerthe Beispiel des 
gegenseitigen Einflusses der kleinen Bewegungen auf einander, ist nicht ohne 
Bedeutung für die Wissenschaft und muss bei einer grossen Anzahl anderer 


Phänomene berücksichtigt werden. Wenn wir in der Formel a —p 
x 


setzen, wobei p grösser als die Einheit ist, aber ein einfaches und fast immer 
harmonısches Verhältniss ausdrücken, so erhalten wir 


(4) .. 2.0.0 2p.ıL =: (pn--2), 
als allgemeinen Ausdruck für alle Töne, welche eine offene Röhre hervorbringen 
kann. Wenn p = 2 ist, so erhält man 
2L 


Om 


welche Ehe die Bernoulli’sche Reihe für offene Röhren, wenn n eine un- 
gerade Zahl ist und die Reihe für geschlossene Röhren, wenn n eine gerade 
Zahl ist, angiebt. In diesem Falle befindet sich die dem Mundloch zunächst 
liegende Halbwelle zwischen zwei Wellenbergen. Wenn n = o ist, d. h. wenn 
es keine anderen Wellenberge als die offene Mündung der Röhre giebt, so wird 
diese verschiedene Fundamentaltöne geben, bestimmt durch den Werth von p, 
welcher von der Oeffnung, dem Luftdrucke und dem Volumen der Röhre ab- 


pr 
hängt. Wird durch R eıne solche Länge bezeichnet dass 5 = x-HER ist, so 
wird die Formel (3) folgende Form erhalten: 


L+H+R= — (n+1). 


Wenn n ungerade ist, erhält man die Bernoulli’sche Reihe für offene Röhren. 
Manche Physiker haben geglaubt, dass dieser Werth von R für ein und dieselbe 
Röhre constant wäre und mıt den Durchmessern der verschiedenen Röhren va- 
riire, und hahen die Ursache dieser Varıationen in der Oeffnung gesucht. An- 
dere haben geglaubt, dass die Schnelligkeit des Tones in den Röhren mit dem 
Durchmesser sich ändere. Keine von diesen Hypothesen ist wahr, denn die- 
ser Werth von R ändert zwar bisweilen sich mit dem Durchmesser oder der 
Dicke der Röhre; allein diese Aenderungen sind keinem Gesetze unterworfen und 
oft bedingen die harmonischen Töne ein und derselben Röhre sehr verschie- 
dene Werthe von R. Es ist gewiss, dass der Durchmesser der eylindrischen 
Röhren oder die Dicke rechtwinkliger Röhren sehr hänfig auf den Ton der 
Röhren von Einfluss sind und der Autor verspricht später die Natur des Ein- 
flusses zu studiren. Wenn wir R= mc setzen, wobei m eine Constante und 
ce der Durchmesser einer Röhre ist, so haben wir: 


me 
> (rl) =I+me=L A+T 
wenn n ungerade und gleich 2k-+-1 ist, so erhält dieser Ausdruck die Form 
2k+1) = L-+me, 
welches das Bernoulli’sche Gesetz für die ‚‚virtuelle‘‘ Röhre von der Länge 
L-+me. Diese Formel enihält das Gesetz gleicher Röhren, wenn man m als 


46 


\ p—1 
Constante nimmt. Wird R== me gleich he so ist gewiss, dass, wenn 


p für Röhren von verschiedenen Durchmessern constant ist, sie denselben Ton 
hervorbringen können, was mit dem Experimente übereinstimmt. Schliesslich 
theilt uns M. mit, dass er nächstens in einer Abhandlung das Resultat seiner 
Untersuchungen über die verschiedenen Arten von Röhren, die in der Musik an- 
gewendet werden, sowie über die verschiedenen Mundöffnungen bekannt maehen 
werde. (L’Instit. Nr. 1015.) Tsch. 


Construction der Scalen-Aräometer und Alkoholome- 
ter von Julius Stadion, Privatlehrer der Mathematik. Erstes 
Heft. 15 Sgr. — In dieser wohl hauptsächlich für Praktiker geschriebenen 
Schrift beantwortet der Verfasser zuerst folgende vier Fragen: 1) Wie beurtheilt 
man, ob die äussere Oberfläche einer gegebenen, gläsernen Röhre innerhalb 
zweier gegebenen Grenzpunkte genau eylindrisch ist? 2) Wie bestimmt man 
gewisse, einzelne, sogenannte Fundamentalpunkte der Scale, bis zu welchen das 
Aräometer in Flüssigkeiten von gegebenen, specifischen "Gewichten einsinkt ? 
3) Wie bestimmt man die einem gegebenen Aräometer entsprechende Quecksil- 
berbelastung ? 4) Wie werden die Aräometer-Scalen geometrisch construirt ? 
Mit der Bere dieser vier Fragen beschäftigt sich das mit einer sorgläl- 
tig gearbeileten, zur Construction der Scalen dienenden Figurentafel versehene, 
24 Seiten starke erste Heftchen dieses Werkes. Da das Buch hauptsächlich. für 
Praktiker bestimmt ist, so wäre es wünschenswerlh gewesen, dass der Verf. die 
Anwendung der angeführten Formeln durch recht viele Beispiele klar gemacht 
hätte, was nur einmal geschehen ist. Tsch. 


Chemie. — Reinsch versucht (Jahrb, f pract. Pharm. Bd, 
XXV1. 9.273.) in einem längeren Aufsatz eine von der atomistischen 
Ansicht abweichende Erklärungsweise der chemischen Verbindungen, 
die dynamische Theorie von Seiten der Chemie aus zu begründen. Er schliesst 
diese Abhandlung mit dem Ausspruch, dass er seinerseits vollkommen überzeugt 
sei, dass die chemische Verbindung in keiner Nebeneinan- 
derlagerung von getrennten Atomen, sondern dass sie aus 
einem vollkommenen Aufgehen der Stoffe in einander be- 
stehe, in welcher keiner der bildenden Stoffe als solcher mehr vorhanden 
ist, sondern dass die chemische Verbindung vielmehr, ähnlich wie wir dieses 
im organischen Reiche sehen, das Product aus dem männlichen und weiblichen 
Princip (der Säure und der Basis) der Samen oder das Kind ist, in welchem 
nicht die Atome des Vaters und der Mutter sich neben einander gelagert finden, 
sondern welches ein durch und durch gleicharliges neues Wesen ist, Diese An- 
sichten hofft H. später in einer grössern Schrift und mit umfassenderen Bele- 
gen zu begründen, auf welche wir denn unsere Leser auch vertrösten. W. B. 


Nach Wandersleben enthält die Mineralquelle zu Langen- 
brücken im Grossherzogihum -Baden ın 100 Th, an fixen Bestandtheilen : 
Chlornatsium ‘0,0109, schwefelsaures Kali 0,0201, schwefelsaures Natron 0,0317, 
schwefelsauren Kalk 0,0783, kohlensauren Kalk 0.2774, kohlensaure Magnesia 
0,0355, kohlensaures Eisenoxydul 0,0098, Thonerde 0,0012, Kieselsäure 0,0131, 
Manganoxydul Spuren; an flüchtigen: Schwefelwasserstoff 0,0068, freie Kohlen- 
säure 1,3741, oder im gasförmigen Zustande 3,598 und 724,299 C,C. Jod und 
Brom wurden nicht gefunden, wohl aber Arsen und Lithion. — Zwischen Bruch- 
sal und Wiesloch kommen an verschiedenen Stellen aus dem reichlich Schwefel- 
kies und Bitumen enthaltenden Liasschiefer kalte Schwefelquellen zu Tage, un- 
ter denen sich die südöstlich von Langenbrücken auftretenden wegen ihres Was- 
serreichthums und ihrer Heilkräftigkeit auszeichnen, weshalb sie auch hänfig 
besucht werden. Unter den 14 Quellen, welche hier auf einem Raume von 100 
Schritten entspringen, sind die wichtigsten: der Kurbrunnen, dessen Wasser 
getrunken wird und auch zur vorstehenden Analyse diente; die Gasquelle, deren 
Wasser zum Einathmen des Schwefelwasserstoffgases dient und die Springquelle, 
der erste artesische Brunnen in Baden, 120’ tief, die das Wasser zu den Bä- 
dern liefert. — Temperatur des Kurbrunnens am 10. und 11. April 1853 con- 


stant + 8,5% C. bei + 5—10° C. der Luft. Speeciflsches Gewicht des Wassers 
1,00152 bei + 14° C. (Jahrb. f. pract. Pharm. Bd. XXVI. pag. 323.) 
W. 


Pettenkofer hat bei der Prüfung der von Moride (S. 67.) angegebe- 
nen Probe auf Jod gefunden, dass das Benzol, welches ührigens jetzt — aus 
Steinkohlentheer dargestellt — im Handel vorkommt, vollkommen durch reines 
Steinöl ersetzt werden kann, Von allen in neuerer Zeit zur Entdeckung des 
Jods angegebenen Reagentien soll jedoch neben dem Stärkmehl der Sehwefel- 
kohlenstoff sein. Durch Herlbrunner Wasser, worin nicht ganz */, 00. Jod 
enthalten, wurde Schwefelkohlenstoff sehr schön blass purpurroth gefärbt, wäh- 
rend Benzol und Steinöl keine Färbung erlitten. Beim Freimachen des Jods ist 
die Untersalpetersäure dem Chlorwasser und der Salpetersäure vorzuziehen, weil 
durch erstere das gleichzeitig mit vorkommende Brom nicht frei gemacht wird 
und so nicht hinderlich sein kann. (Neues Rep. f. Pharm. Bd. II. p. 222.) 

W. B. 


Fresenius, über die scheinbare Flüchtigkeit der Phos- 
phorsäure beim Verdampfen in saurerLösung und die Einwir- 
kung der Chlorwasserstoffsäure auf phosphorsaures Natron. 
— Bunce behauptet (Sillim. Journ XI. 405) dass sich die PO° beim Abdam- 
pfen in sauren Lösungen verflüchtige. Er will bei Versuchen eihen Verlust von 
98,6 pCt. PO° erhalten haben. Die Wichtigkeit, welche diese Behauptung für 
die Analysen hat, besonders auch für die der Pflanzenaschen , veranlasste Fr. 
genaue Versuehe hierüber anzustellen, aus denen hervorgeht, dass Bunce’s Ver- 
lust keineswegs in einer Verflüchugung der PO° begründet ist. Das Eindam- 
pfen einer Lösung von phosphorsaurem Natron mit EIH: oder NO° bei 100° C. 
ist ohne allen Einfluss auf die Ausbeute an PO°. Als man aber den Rückstand 
von mit &GIH und NO° versetzien, im Wasserhade singedampften Lösungen 
des phosphorsauren Natrons 6 Stunden lang beı 150° C. erhitzte, erhielt man 
aus der Lösung desselben auf die bekannte Art keinen krystallinischen Nieder- 
schlagvon phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia, sondern einen flockigen, der sich 
heim Auswaschen beträchjlich -in stark mit Ammoniak verselzteın Wasser auflöste. 
Aus dem bleibenden Niederschlage resultirten nur 77 pCt. PO’, der Rest fand 
sich in dem Filtrat, nachdem man den Rückstand desselben mit CO?NaO ge- 
schmolzen hatte. Bruce’s Verlust lässt sich daher nur so erklären, dass er bei 
seinen Versuchen die Phosphorsäure nicht vollständig in die gewöhnliche um- 
gewandelt hatte. Dass sich beim Erhitzen auf 150° C. pyrophosphorsaures 
Salz gebildet hatte, ging aus dem weissen Niederschlage durch NO’AgO hervor, 
während die bei 100° abgedampften Rückstände rein gelbe Fällungen lieferten. 
Als Fr. nun krystallinisches phosphorsaures Natron mit überschüssiger GIH im 
Wasserbade abdampfie, und den Rückstand bei 150° C. trockneie, bis keine 
Gewichtsabnahme mehr stattfand, zeigte sich dieser bei der Analyse bestehend aus 
PO°, Na0, HO-+&€INa. Auch bei dem Glühen dieses Rückstandes geht keine 
PO° verloren. Nun ist er aber nach der Formel PO°,Na0--EINa zusammen- 
gesetzt. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd, LXXXV1. p. 216.) W,B. 


Schroff, über das Verhältniss der Arsensäure zur ar- 
senigen Säure in toxicologischer Hinsicht. — Bis vor Kurzem 
hielt man die Arsensäure für giftiger als die arsenige Sänre, einfach aus, dem 
Grunde, weil jene viel leichter löslich ist, als diese. Den thatsächlichen Beweis 
aber blieb man schuldig. Wöhler und Frerichs folgern aus angestellten Versu- 
chen (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXV. p. 345.), dass sich die Analo- 
gie zwischen P und As auch in ihren Wirkungen auf lebende Geschöpfe aus- 
spreche; die niedrigeren Oxydationsstufen, die arsenige und phosphorige Säure, 
wirken am nachtheiligsten, während von den höheren die Arseniksäure wenig- 
stens relativ gelinde, die Phosphorsäure aber unschädlich sich erweise, _ Ein 
halb erwachsenes Kaninchen und einen jungen Hund fand man jedoch bei Ga- 
ben von 2 und 3 Grm. einer verdünnten Lösung von Arseniksäure am andern 
Morgen tod. Die Wirkungen treten hier langsamer ein und beruhen z. Th. 
wahrscheinlich auf der im Darmkanale vor sich gehenden Reduction der Arse- 


48 


nıksäure zu arseniger Säure. Nach Sch. rechtfertigen die) beiden von W.' und 
Fr. mit Arseniksäure angestellten Versuche die daraus gezogene Schlussfolgerung 
durchaus nicht; es fehlen die wesentlichen Bedingungen, um eine auf Thatsa- 
chen gestützte Vergleichung anstellen zu können. Auch bei der arsenigen Säure 
kommen Fälle bei Menschen und Thieren vor, wo weder der Magen noch der 
Darmkanal eine Spur von Anomalie zeigen und die Untersuchung der Einge- 
weide, des Harns ete. den Uebergang des Arsens in das Innere des Organismus 
unwiderleglich nachweist. Meistens ist hier der Tod ungewöhnlich rasch erfolgt, 
jedoch fehlt es auch nicht an Fallen, wo derselbe erst nach längerer Zeit ein- 
gelreten war. — Schr. stellte vergleichende Versuche mit Arseniksäure und ar- 
seniger Säure an. Drei ausgewachsene Kaninchen erhielten 0,342 Grm. — todt 
nach 12 Stunden, — 0,2 Grm. — todt binnen 14 Stunden, — und 0,15 Grm. 
wasserfreie Arseniksäure in dem 20fachen dest. Wassers gelöst, — lodt nach 
9 Stunden. — Ein 5 Monat altes Kaninchen erhielt nun 0,070 Grm. Arsenik- 
säure, die bereits elwas feucht geworden, aber doch noch fest war. Eingabe: 
11 Uhr Vormittags, todt in der Nacht des folgenden Tages. Der blutrothe 
Harn zeigle unter dem Mikroskop sehr zahlreiche Blutkörperchen, keine Fa- 
serstoffeylinder ; im Marsch’schen Apparat einen deutlichen Arsenikring. — Da 
Schr. aus früheren Versuchen wusste, dass l Gran arseniger Säure (also wenig 
mehr als 0,07 Grm.) mir 100 Th. destillirten Wassers abgerieben ein Thier 
binnen 2—3 Tagen tödtet, so stellte er nur Versuche mit der Säure im gepul- 
veriem und vollkommen gelösten Zustande an. Ein 5 Monate altes Kaninchen 
erhielt 0,06 Grm. fein gepulverte arsenige Säure mil einem Tropfen destillirtem 
Wasser und einem Minimum Pulv. g. arab. Durch 14 Tage zeigte sich keine 
besondere Befindensänderung ; der Urin war reichlich, normal gefärbt, zeigte 
keine Blutkörperchen und keine Faserstoffeylinder. Nun erhielt es 0,07 Grm. 
in derselben Weise und endete nach drei Tagen. Zwei Kaninchen von demselben 
Wurf erhielten 0,07 Grm. in der 100fachen Menge dest. Wassers durch ein vier- 
telstündiges Kochen gelöst. Tod binnen 7 und 8 Stunden. Zum Schluss noch 
ein Versuch mit 0,07 Grm. wasserfreier Arsensäure in der 20fachen Menge 
Wasser gelöst. Tod innerhalb 74 Stunde. — Aus diesen Versuchen gehl her- 
vor, dass die Arsensäure keineswegs milder wirkt als die arsenige Säure, wenn 
sie gleich in der Mehrzahl der Falle geringere örtliche Erscheinungen hervor- 
zuft, als dies bei der arsenigen Säure der Fall ist. Die arsenige Säure wirkt 
um so intensiver, je mehr sie gelöst ist und sie wirkt um so schwächer, je 
weniger gelöst sie in den Organismus gebracht wird. In diesen Fällen erfolgt der 
Tod weit später als bei einer gleichen Dosis Arsensäure. Im vollkommen ge- 
lösten Zustande rief die arsenige Säure eine weiter verbreitete, aber nicht um- 
schriebene, und bei weitem weniger intensive Entzündung des Magens hervor, 
als in den Fällen, wo sie mit der 100fachen Menge dest. Wassers abgerieben, 
einverleibt worden war. Der Tod erfolgte ungefähr in derselben Zeil wie da, 
wo gleich viel Arsensäure gereicht worden war. Gegen die von W. und Fr. 
angenommene Reduction der Arsensäure äussert sich Schr. in folgenden Grün- 
den: 1) fand er die lokale Reizung im untersten Theile des Intestinaltraktes 
nicht bestätigt. Ueberhaupt waren die örtlichen Erscheinungen bei allen mit 
Arsensäure behandelten Kaninchen viel geringer, als 'bei den mit arseniger Säure 
vergifteten Thieren. An dem erfolgten Tode konnten sie nur einen geringen 
Antheil haben; derselbe war vielmehr durch Aufnahme des Arsens in die Blut- 
masse herbeigeführt. 2) Bei Kaninchen, die mit metallischem Arsen und Scher- 
benkobalt vergiftet, lassen die örtlichen Erscheinungen und der Uebergang des 
Arsens in das Blut und den Harn kaum eine andere Deutung zu, als eine Um- 
wandlung in arsenige Säure, und zwar meistens im Blinddarm, wo sie die in- 
tensivsten Erscheinungen zu Tage förderte. 3) War der Schluss richtig, dass 
das metallische Arsen durch die oben angegebene Umwandlung auf den thieri- 
schen Organısmus wirke, so muss dasselbe Gegengift, welches der arsenigen 
Säure entspricht, — Magnesiumoxydhydrat, — auch bei metallischem Arsen an- 
wendbar sein. Die Versuche rechtfertigen diesen Schluss. (Neues Rep. für 
Pharm, Bd. II. p. 20.) W.B,. 


49 


H. Kühn, Auflöslichkeit der Kieselsäure in Wasser. — 
Die Ansichten über die Zustände, welche diese bedingen, sowie über den Grad 
der Löslichkeit waren bis jetzt noch sehr getheill. Mannichfaltige Wahrneh- 
mungen machten K. einen weit höhern Grad der Löslichkeit wahrscheinlich und 
dies bestätigten auch die Versuche, wobei es gelang, vollkommen beständige Lö- 
sungen von 5 pCt. Gehalt und mehr herzustellen. Hierzu ist eine Gallerte von 
grosser Lockerheit nöthig, dıe K. anf folgende Weise bereitet: eine verdünnte 
Auflösung von Wasserglas, mit einem Kieselgehalt von höchstens 3 pCt. wird 
möglichst rasch mit IH übersättigt und der Ueberschuss an ‘Säure mit Was- 
serglaslösnng fortgenommen, bis die Lösung schwach milchigt gefärbt und gelb- 
roth opalisirend wird. Man darf jedoch die ersten Anfänge. dieses Anzeichens 
nicht überschreiten, weil sich dann eine viel dichtere Gallerte ausscheidet. Man 
erwärmt nun langsam bis auf 25° R. unter fortwährendem Umrühren, wo dann 
die Gerinnung bald eintritt. Die anfangs ungemein lockere Gallerte nimmt aber 
bald eine grössere Dichtigkeit an und wird dadurch unlöslicher. Um daher mit 
Sicherheit eine löslichere Kieselgallerte zu erhalten, giesst man die Lösung bei 
dem eısten Moment der Gallerte-Ausscheidung in das halbe Gewicht kalten Was- 
sers und bringt das Ganze auf ein Verdrängungsfilter. Man giesst das Filtrat 
so lange zurück bis es klar abläuft, und wäscht mit kaltem HO aus, wobei aber 
die Gallerie stets mit HO ganz bedeckt sein muss, damit sie sich nicht ver- 
dichte. Durch 12 bis 16stündiges Kochen in einem Kolben mit HO ist eine 
solche, sorgfältig bereitete Gallerte fast ganz auflöslich; die Lösung kann man 
dann bis auf einen Gehalt von 6 pCt. und mehr eindampfen. In gut verschlos- 
senen Gefässen verändert sich die Lösung nicht. Sie ist vollkommen flüssig 
und filtrivbar, mehr oder weniger milchweiss gefärbt, gelbroth opalisirend, je- 
doch vollkommen klar. Unter einer Glocke mit SO’ oder im luftlleeren Raum 
kann man sie bis auf 10 pCt. und mehr concentriren, sie hat jetzt eine dicklicht 
ölige Beschaffenheit, kann jedoch, gegen Wasserentziehung geschützt, anhaltend 
ohne Gerinnung gekocht und auch wieder mit HO verdünnt werden. In Lösun- 
gen mit 5 pCt. Gehalt fällt Alkohol die Kieselsäure theilweise als ein sehr zartes, 
lange in der Flüssigkeit schwebendes Pulver. Reichlicher Zusatz von SO? be- 
wirkt Coagulation. Frost scheidet die Kieselsäure als amorphes Pulver aus. 
Alle diese Ausscheidungen haben ihre Löslichkeit verloren. Geschmack etwas 
adstringirend, jedoch nicht sauer. Auf Lackmustinctur ohne alle Einwirkung. 
Langsam verdunstet liefert die Lösung zuletzt festes Kieselsäurehydrat von opal- 
arligem Ansehen, jedoch von einem ungemein geringen specifischen Gewicht und 
grosser Porosität. Es nähert sich darin dem Hydrophan, der aber noch immer 
ansehnlich schwerer ist. Es schwimmt auf dem HO, saugt sich aber bald voll, 
gewinnt dann ein krystallhelles Ansehen und sinkt unter. Grössere Stücke sprin- 
gen dabei gewöhnlich. Schwach geglüht wird es dichter und dem Opal unge- 
mein ähnlich; verliert aber den Wassergehalt, welcher den Opal characterısirt. 
In starker Glühhitze geht, wie beim Opal, der Zusammenhang verloren; es wird 
weiss und undurchsichtig. Durch eine ungemein geringe, mitlelst eines einfa- 
chen Kupfer - und Zinkstreifen gebildete electrische Strömung wird die Kiesel- 
säure aus der Lösung gefällt. Einmal getrocknet bat die Kieselsäure ihre Löslich- 


keit für Wasser verloren. — Durch Ammoniak wird die Gallerte leichter aufge- 
löst als durch HO. Durch Kochen ist ersteres wieder zu entfernen. Die Lö- 
sung verhält sich übrıgens wie die wässrige. — Mengt man die Lösung mit in 


Wasser fein getheilter Gallerte und trocknet sie ein, so verlieren die Rück- 
stände je nach dem Betrage des Zusatzes auch mehr oder weniger die Durch- 
sichtigkeit und den ziemlich starken Bruchglanz, welchen die reine Kieselsäure 
vorzüglich dann zeigt, wenn sie durch Glühen mehr verdichtet worden ist. Durch 
allmälige Steigerung des Zusatzes bis zum endlichen Verschwinden der Lösung 
lassen sich eine Reihe von Uebergängen darstellen, welche eine sehr auffallende 
Analogie mit den natürlichen Uebergängen des Opals durch den Feuerstein und 
Hornstein bis zu manchen Jaspısarten herab, zeigen. (Journ. f. pract. Chemie 
Bd, LIX. p. 1.) W.B. 


Smith, Aufschliessen der Mineralien und Bestimmung 


4 


50 


der Alkalien darin. — Als Aufschliessungsmittel dient ein gleiches Ge- 
wicht Flussspath und 4—5 Mal so viel reiner, selbst dargestellter kohlensaurer 
Kalk. Die Vortheile dieser Methode sind, ‚dass keine sehr feine Vertheilung des 
Minerals, also kein Schlämmen, keine innige Mengung mit dem Aufschliessungs- 
miltel, keine sehr hohe Temperatur und eine. nicht sehr lange Zeit der Erhitzung 
erforderlich ist. 1 Grm. Zirkon, nach der Zerkleinerung im Stahlmörser % St. 
im Achatmörser zerrieben war in #+—1 Stunde vollkommen zersetzt. Eben so 
leicht geschah es beim Cyanit, Berill, Topas, Spodumen, Margarit , Margarodit 
und verschiedenen Arten Feldspath. — Aus der geschmolzenen Masse scheidet 
man wie gewöhnlich die Kieselsäure ab, und versetzt die Lösnng mit kohlen- 
saurem Ammoniak so lange eın Niederschlag entsteht. Das Filtrat enthält die 
Alkalien nebst geringen Mengen von alkalischen Erden. Durch Kochen der con- 
centrirten. Lösung mit NO° entfernt man den Salmiak; dıe Magnesia aus der 
zur Trockne abgedampften, wieder gelösten Salzmasse durch Kalkwasser und 
die alkalischen Erden durch genauen Zusatz von kohlensaurem Ammoniak. Nun 
enthält das Filtrat nur die Alkalien an 0° oder EIH gebunden. Man ver- 
wandelt sie in neutrale schwefelsaure Salze und bestimmt das Gewicht dersel- 


ben. (Sillim. americ. Journ. Vol. XV. p. 234.) W. B. 
Boussingault, quantitative Bestimmung des Ammo- 
niak. — Bei der Wichtigkeit, welche das Ammoniak für die Vegetation hat, 


ist es erforderlich nicht allein dasselbe in dem Regenwecsser zu bestimmen, son- 
dern auch in den verschiedenen Gewässern der Erde, zumal namentlich in süd- 
licheren Gegenden künstliche Bewässerung den lange Zeit fehlenden Regen er- 
setzen muss. Nichts ist leichter als Spuren von Ammoniak zu entdecken; bei 
der quanlitaliven Bestimmung von sehr kleinen Mengen desselben treten uns je- 
doch sehr ernste Schwierigkeiten entgegen. Ausserdem erfordern diese Bestim- 
mungen eiue so beträchtliche Zeit, dass jeder ihnen gern aus dem Wege geht, 
Und doch sind sie von grosser Wichtigkeit; nur aus einer grossen Zahl dersel- 
ben, in verschiedenen Gegenden ausgeführt , wird man einst schliessen können, 
ob das Klima, die Jahreszeit, der Zustand der Atmosphäre, die Richtung der 
Winde, die geologische Beschaffenheit des Bodens einen Einfluss ausüben auf 
die Menge des in den Gewässern enthaltenden Ammoniaks. Das hohe Interesse, 
welches das Studium dieser Frage für die Landwirthschaft und die Physik der 
Erde gewährt, hat B. veranlasst, eine Methode zu suchen, die hinreichende Ga- 
rantie für Genanıgkeit darbietet, zugleich aber schnell auszuführen ist. B. hat 
die Eigenschaft des Ammonijaks benutzt mit den Wasserdämpfen sich zu ver- 
flüchtigen. Destillirt man das HO, welches geringe Mengen von Ammoniak ent- 
hält, so findet man dasselbe in den ersten Quantiläten des übergegangenen De- 
stillats. Bei der Untersuchung wendet man, je nach Erforderniss bis zu 10 
Litre Wasser an; destillirt hiervon zuerst }, dann noch eine gleiche Menge ab. 
Es ist gut dem HO bei der Destillation etwas kaustisches Kali zuzusetzen, ein- 
mal. um die fixen Ammoniaksalze zu zersetzen, dann aber, um die CO? zu bin- 
den, die stets darin enthalten ist und oft in so grosser Menge, dass das De- 
stillat saner reagirt, wodurch dann die Gewichtsbestimmung des Ammoniaks 
falsch wırd. Diese folgt nach dem bekannten Titrirverfahren durch sehr 
verdünnte SO’, von der man weiss, wie viel Ammoniak nölhig ist, um eine 
bestimmte Menge derselben zu  nentralisiren. Der Fehler bei der Bestim- 
mung überschritt nach B. im aller ungünstigsten Fall '/,, Millgrm. nicht. Bous- 
singault hat nun verschiedene Wasser untersucht und in ihnen nur Spuren 
von Ammoniak gefunden, die mitunter so schwach waren, dass man sie kaum 
bestimmen konnte. Der Kubikmeter HO lieferte ihm von 0,03 bis 0,32 Grm. 
Ammoniak; das Wasser aus der Fontaine des Conservatoriums 0,73 Grm, und 
das der Biövre, an deren Ufer zahlreiche Fabriken existiren, 0,61 Grm.*) Eine 
Quelle aus dem Departement Seine et Marne enthielt durchaus keine Spur da- 
von. Im Allgemeinen fand B. hier also bedeutend weniger Ammoniak als im 


*) Wenn nicht ein Druckfehler obwaltet, scheint die Menge hier 2,61 
Grm. zu betragen. W.B, 


51 


Regenwasser, in welchem Barral den Gehalt zu 4 Grm. angibt. Boussingault 
hat sich selbst von der Richtigkeit dieser Angabe überzeugt, die um so mehr 
auffallen muss, da die Gewässer der Erde ihren Ursprung doch von den at- 
mosphärischen Niederschlägen ableiten. Er fand in einem Regenwasser, wel- 
ches in der ersten Hälfte des April zu Paris gesammelt wurde in einem Litre 
4,34 Millgsım. Ammoniak (4,34 Grm. im Kubikmeter), mithin 27 mal mehr als 
in dem Wasser der Seine zu derselben Zeil. — In dem Meerwasser, zu Dieppe 
geschöpft, fand B. 12 Stunden darauf nachdem es dem Ocean entnommen wor- 
den war, in einem Liter 0,0002 Grm (im Kubikmeter also 0,2 Grm.). Die Menge 
ist sehr geringe ; bedenken wir aber, dass der Ocean 2 der Oberfläche unserer 
Erde bedeckt, so ist es doch wahrscheinlich, dass wır das Meer als ein grosses 
Reservoir für das Ammoniakgas anzusehen hahen, welches dazu dient die in der 
Atmosphäre durch die Niederschlägge beständig bewirkten Verluste wieder zu 
erselzen. — Von vornherein ist wahrscheinlich, dass da, wo auf einem beschränk- 
ten Raume eine grosse Anzahl von Menschen lebt, der Erdboden reichlich mit 
ammoniakalischen Produkten versehen wird. Dies führte Boussingault dahin, die 
Brunnenwässer in Paris zu untersuchen. Die Besultate waren sehr verschieden. 
Er fand in einem Kubikmeter an Ammoniak 0,21; 0,32; 1,32; 30,33; 33,86 
und 34,39 Grm. Das Pariser Brunnenwasser ist nicht trinkbar, es zersetzt die 
Seife und ist zum Kochen der Gemüse nicht anwendbar. Im Allgemeinen besitzt 
es keinen Geruch; jedoch ist es nicht zweifelhaft, dass die grosse Menge von 
Ammoniak, die man darin findet, von Excrementen und faulenden Stoffen her- 
rührt, welche den Erdboden durchdringen. Man versichert allgemein, dass es 
von den Bäckern bei der Bereitung des Teiges dem Wasser der Seine vorgezogen 
wird. — Dem Ackerbauer ist hinreichend bekannt, dass der auf dem Acker la- 
gernde Schnee bemerkenswerthe Wirkungen hervorbringt. Die Schneedecke ver- 
hindert die Abkühlung der Erde, indem sie dieselbe gegen die oft sehr bedeu- 
tende nächtliche Strahlung schützt. Sie verhält sich hier wie ein Ofenschirm. 
B. selbst beobachtete in einem sehr strengen Winter, dass ein auf dem Schnee 
lıegendes Thermometer in einer sternhellen Nacht bei ruhiger Luft bis auf 12° 
fiel, während ein anderes, welches auf dem Erdboden ruhte,, 3,5° zeigte und 
doch waren beide nur durch eine 3%‘ dichte Schneeschicht von einander ge- 
trennt. B. hat auch den Schnee aul seinen Ammoniakgehalt untersucht und zwar 
unmittelbar nach dem Fall auf einer Terrasse und 36 Stunden später von dem 
Erdboden des Gartens gesammelt. Im erstern Fall enthielt ein Kubikmeter 0,78 
und im letzteren 10,34 Grm Ammoniak. Der Schnee dient also gleichfalls da- 
zu noch eine andere nützliche Wirkung auszuüben, die nämlich, gewisse flüchlige 
Substanzen, bier also das Ammoniak, welche der Erdboden aussendeti, zu con- 
densiren und festzuhalten vermöge der Abkühlung. — Die von B. angegebene 
Methode der Ammoniakbestimmung kann auch dazu dienen die Menge des Am- 
moniakgases in der Almosphäre zu bestimmen. Er zieht sie der gewöhnlichen 
Bestimmung durch Platinchlorid vor. (Journ. de Chim. med. 1853. Nr. VI. 
p: 337.) W.B. 


In Betreff der Walter Crumschen Probe auf Mangan (Bd. 1. 
S. 462.) führt Buchner an, dass die Angahen von H. Rose und Hirzel über das 
Ausbleiben der Reactien, sohald die X9° £IEE enthält, nur bedingt richtig seien; 
nur dann nämlich, wenn nicht genng PbO? genommen wird. (Neues Rep. d. 
Pharm. Bd. U. p. 270.) W.B. 


Dollfuss hat gefunden, dass die salieylige und Salicylsäure ein weıt 
empfindlicheres Reagens auf Eisen sind, als das Schwefeleyankalium. 
Die Reaction, eine schöne intensiv veilchenblaue Färbung ohne Niederschlag, 
tritt jedoch nur in neutralen Lösungen hervor; durch Säuren, selbst durch Es- 
sigsäure wird sie aufgehohen. Aber sie tritt auch bei neutralen Lösungen nicht 


ein, wenn die Säure eine fixe — organische oder unorganische — ist. Nach 
ihm soll auch Schwefeleyankalium bei nicht flüchtigen Säuren keine Wirkung 
äusern. — In Betreff der Empfindlichkeit führt Dollfuss an, dass bei 


!/caaoo Fe’O°, wo die Färbung durch Schwefeleyankalium kaum mehr 
sichtbar, noch eine sehr deutliche blassviolelte; ebenso bei "/\28000: 


32 


Schwefeleyankalium nicht mehr die geringste Färbung; bei "/,; 2000 noch ein 
schwacher Stich ins Violette, von allen andern Reagentien nur noch Schwefel- 
ammonium: schwach grünliche Färbung. (Ebd. p. 269.) W.B. 


Zur Darstellung reiner Kobaltpräparate aus Erzen, die 
von der Technik in grosser Menge verbraucht und in vol!ständiger Reinheit ver- 
langt werden, empfiehlt Schwertfeger die Methode von Wöhler: Schmelzen 
des gepulverten Erzes mit dem gleichen Gewicht Schwefel und dem dreifachen 
Gewicht caleinirter Pottasche. Die Masse wird mit Wasser vollständig ausge- 
laugt und der Rückstand in Schwefelsäure unter Zusatz von Salpetersäure gelöst. 
In die saure Lösung leitet man Schwefelwasserstoffgas, entfernt aus dem Filtrat 
den Ueberschuss des Gases durch Kochen, setzt nach dem Erkalten kohlensaures 
Kali im Ueberschuss zu und leitet abermals bis zur vollständigen Sättigung 
Schwefelwasserstoffgas hindurch. Den ausgewaschenen Niederschlag übergiesst 
man mit kalter, verdünnter Salzsäure, wodurch alles Eisen und Mangan entfernt 
wird, ohne dass ein merkliches Angreifen des Schwefelkobalts stattfindet. (Jahrb. 
f- pret. Pharm. Bd. XXVlI. p. 346.) W.B. 


Wildenstein, Aequivalent des Ühroms. — Nach Berzelius 
heträgt dasselbe 351,8, nach Berlin 329,3 und 328,4, nach Moberg 339,1 und 
nach Lefort 333,5. Im chem. pharm. Centralblatt von 1851 nimmt mnn es zu 
328,87 und in Liebigs Jahresbericht von 1852 zu 333,75 an. W. bestimmte 
das Aequivalent des Cr dadurch, dass er gewogene Mengen von reinem, durch 
Glühen vom HO befreitem Chlorbaryum durch reines neutrales chromsaures Kali 
zerlegte, dann den chromsauren Baryt mit heissem HO vollständig auswusch, 
glühte und wog. Aus 32 Versuchen erhielt er gut übereinstimmende Resultate. 
Die Menge des Chlorbaryums, welche nach diesen 100 Th. chroms. Baryt ent- 
spricht, beträgt zwischen 81,52 bis 81,87. Im Mittel entsprechen 100 Theile 
chroms. Baryt 81,70 Th. Chlorbaryum oder 60,127 Baryt.. Hieraus berechnet 
W. das Aeq. des Cr, das des BaO zu 956,77 angenommen, auf 334,48. (Journ. 


f- pract. Chem. Bd. LIX. p. 27.) W.B. 
Hansen, Wirkung des Tellurs auf den lebenden Orga- 
nismus. — Durch Verordnung der östreichiıschen Regierung ist das in Sie- 


benbürgen mit Golderzen reichlich vorkommerde Tellur dem Studium zugängli- 
cher geworden. In der Erwartung demselben vielleicht eine Verwendung als 
Medikament verschaffen zu können, bat H., auf Wöhlers Veranlassung, Versuche 
über die “physiologische Wirkung des Tellurs auf den lebenden Organismus an- 
gestellt. Darüber war bis jetzt wenig bekannt. Versuche liegen aus neuerer 
Zeit von Chr. Gmelin vor; Kohlreuter bemerkt, dass die Telluroxydsalze stark 
brechenerregend wirken. Christison und Orfila bringen in ihren toxikologischen 
Werken keine Versuche über T. bei. NH. wendete theils tellurige Säure, theils, 
weil löslicher, daber auch wirksamer, tellurigsaures Kali an. — Ein Hund, dem 
eine Auflösung von 0,3 Grm. (fast 5 Gran) des sauren tellurigsauren Kali in 
den Magen eingespritzt worden war, wurde wie beläubt und legte sich nieder, 
Nach einer Minute roch sein Athem knoblauchartig, dem Telluräthyl ähnlich. 
Nach 20 Minuten Erbrechen, während einer Stunde sich öfter wiederholend. Der 
Appetit war verloren. Am folgenden Tage hatte sich das Thier erholt, der knob- 
lauchartige Geruch war aber noch bemerkbar. Aehnliches zeigte sich bei zwei 
weiteren Gaben, so dass also das Thier im Ganzen 0,9 Grm. (über 14 Gran) 
erhalten halte. Nach drei Tagen halte es sich vollkommen erholt, roch aber 
immer noch sehr stark. Ein anderer Hund erhielt, nachdem ihm an zwei 
Tagen je eine Gabe von 0,5 Grm. (8 Gran) reine tellurige Säure beigebracht 
worden, am 3. Tage eine Auflösung von 0,7 Grm. (11 Gran) des sauren tellu- 
rigsauren Kali. Der Geruch imachear sich nach einer Minute viel stärker bemerk- 
bar; Erbrechen und schwarz gefärbte Excremente. Am 4. Tage eıfolgte eine 
gleiche Gabe, so dass das Thier im Ganzen 1,0 Grm. tellurige Säure und 1,4 
Grin. saures tellurigseures Salz bekommen hatte. Am 7. Tage wurden ihm 0,9 
Grm. des Salzes in Lösung in die Vena jugularis eingespritzt. Es erfolgten 
einige Zuckungen, exoneratio alvi und nach 4 Minuten der Tod. Beim Oeffnen 
der Bauchhöhle war der knoblauchartige Geruch stark bemerkbar. Zeichen einer 


53 


Hyperämie oder Inflammation fanden sich nicht. Magen, Gedärme enthielten et- 
was Galle, waren übrigens leer; Structurveränderungen nicht sichtbar. Die 
Wände derselben durch und durch blauschwarz gefärbt, so dass die Färbung von 
Mucosa bis Serosa allmälig abnahm ; ebenso die Nieren durch ihre ganze Sub- 
stanz, so wie alle Drüsen, selbst die Parotis. Unter dem Mikroskop zeigte sich, 
dass diese Färbung wie bei den Exerementen von schwarzen Punkten herrührte, 
“ die durch Alkalien , Schwefelammonium oder Salzsäure keine Veränderung erlit- 
ten, sich aber beim Erwärmen in NO° schnell auflösten. Die Wände der Harn- 
blase waren bläulich, die rechte Herzkammer nnd die Hohlvenen von Blut strot- 
zend; Lungen, Gehirn, Rückenmark und Milz normal; die Leber etwas dunkler, 
mit einem Stich ins Graue, aber ohne inflammatorische Pünktchen, wie Gmelin 
es sah. Das Blutserum nicht violett. Der Harn reagirte sauer und roch ent- 
schieden nach Tellur. Der in den letzten 48 Stunden gelassene Harn, die Le- 
ber, der Magen und die Gedärme enthielten Tellur. Auf beiden Augen waren 
Cataracte; bei Oeffnung der Bulbi zeigte sich der Tellurgehalt deutlich. Schra- 
der fand bei genauerer Untersuchung auf der vorderen Fläche der Linse des 
linken Auges, in deren Centrum nnd den Scheiteln der Curven eine kreideweisse 
Masse abgelagert, die aus vereinzellen, meistens jedoch in dichten Häufchen 
abgelagerten Körnchen von verschiedener Grösse bestand, welche bei durchfal- 
lendem Lichte schwarz erschienen. Durch kaustlisches Kali, Ammoniak und 
Schwefelammonium wurden sie nicht verändert, von concentrirler Essigsäure aber 
langsam aufgelöst. Das Centrum der Linse war durch diese Ablagerung gleich- 
mässig, aber ungleich schwächer getrübt und noch etwas durchsichlig. Auf dem 
rechten Auge war die Ablagerung viel geringer. — Bei einem kleinen Hunde, 
der in 4 Tagen 1,2 Grm. saures tellurigsaures Kali erhalten hatte und am 9. 
Tage getödtet wurde, konnten die von Gmelin beobachteten inflammatorischen 
Punkte der Leber nicht wahrgenommen werden. Das Blutserum war normal ge- 
färbt. — H. prüfte auch an sich selbst die Wirkung des Tellurs. 7 Tage hin- 
durch nahm er in den ersten 4 Tagen je 0,04 Grm. (über 4 Gran), in den 
beiden folgenden 0,05 Grm. (fast 1 Gran) und am letzten 0,08 saures tellu- 
rigsaures Kali eine Stunde vor dem Mittagsessen. Gleich in den ersten Minu- 
ien roch der Athem nach Knoblauch, welcher Geruch selbst nach 7 Wochen noch 
zu-bemerken war. Er war so stark und Anderen so widrig, dass H. sich zu- 
rückziehen nıusste. Unzweifelhaft rührt es von einer flüchtigen, dem Tellur- 
äthyl ahnlichen, organischen Tellurverbindung her. An den ersten beiden Tagen 
stellte sich Schläfrigkeit ein; in den ersten drei Tagen ein verstärkter Appetit, 
der sich aber dann mehr und mehr verminderte. Nach der verstärkten Gabe 
am 7. Tage regten sich Opressionen in der Cardialgegend, Neigung zum Erbre- 
chen, welches jedoch nicht erfolgte und ungewöhnlich reichliche Speichelabson- 
derung. Die Zunge war weisslich belegt und etwas angeschwollen ; der Appelit 
verloren, Diese Phänomene hörten erst nach 14 Tagen völlig auf. In dem 
Harn, der 24 Stunden nach Beendigung der Versuche gelassen wurde, konnte 
Tellur nicht aufgefunden werden. — Bei Gelegenheit dieser Versuche theilte 
Wöhler mit, dass in Folge seiner Untersuchungen über das Telluräthyl sein Athem 
mehrere Wochen lang den Knoblauchgeruch zeigte, eben so auch der Schweiss, 
der sich zweimal als Folge von Erkältung im Laufe der Untersuchung einstellte. 
— Die schwarze Färbung der Contenta des Magens und Darmkanals muss in 
Folge des Verhaltens zu Reagentien von metallischem Tellur herrühren. Es 
muss also schon in den ersten Wegen ein Rednclionsprocess stallgefunden ha- 
ben. Die Färbung der Gedarme deutet auf directe Absorplion des in den Con- 
tentis ausgeschiedenen Tellurs hin. (Ann. d. Chem, u. Pharm. Bd, LXXXVI, 
». 203.) W.B. 


Ventzke beobachtete bei Friedrichssau eine neue Art Fäulniss 
der Runkelrüben. Während sonst die Pflanze von den Blättern und den 
Spongiolen der Saugwurzeln aus befallen wird, wobei der Rohrzucker sich in 
Traubenzucker umwandelt, begann das Uebel hier in der Wurzelspitze der noch 
unreifen Rübe; es schritt von hier allmälig nach oben zu fort, konnte aber 
nicht eher erkannt werden, als bis es bis an das Herz der Blätter vorgedrungen 


54 


war. Erst jetzt ging dıe Blätterkrone in Fäulniss über, während vorher, selbst 
wenn 2 der Rübe bereits verfauli waren, die Blattstiele und Blätter noch in 
der üppigsten Entwickelung standen. Der Zucker verschwindet gänzlich, in dem 
nicht angegriffenen Theile jedoch zeigte sich ein grösserer Zuckergehalt, als in 
ganz sn Rüben. Wie bei der Kartoffeln folgt auch hier der ns 
eine Menge von Infusorien. (Polyt. Centralblatt p. 256.) W. 


Pasteur theilt mit (Z’Instit. Nr. 1015. p. 108), dass es ihm A 
gen sei Weinsteinsäure in Traubensäure umzuwandeln. Die 
künstliche Säure besitzt in chemischer und physikalischer Hinsicht alle Eigen- 
schaften der natürlichen. P. hat sich stets vorher davon überzeugt, dass die 
Weinsteinsäure keine Spur von Traubensäure enthielt. Nähere Auskunft über 


diesen interessanten Vorgang müssen wir abwarten. W. B. 
Buchner, Bildung der spirigen (salicyligen) Säure in 
den Blühten der Spiraea Ulmaria. — Je nach ihrer Entwickelung 


riechen die Blühtenknospen dieser Pflauze kaum oder gar nicht, enthalten also 
nur Spuren oder gar keine spirige Säure. Der Geschmack der Blühtenknospen 
erinnert unwillkührlich an Weidenrinde. Der Destillation mit HÖO unterworfen 
erhält man aus ihnen nur sehr wenig spirige Säure; durch doppelt chromsau- 
res Kali und Schwefelsäure bekommt man aus dem Rückstande, der für sich 
keine spirige Säure mehr liefert, bei fortgesetzter Destillation jedoch ein HO, 
welches sehr stark nach spiriger Säure riecht. Die Blühtenknospen enthalten 
demnach einen Stoff, aus dem durch den oxydirenden Einfluss der Chromsäure 
die spirige Säure ebenso wie aus dem Salicin gebildet werden kann. Hiernach 
liegt die Vermuthung nahe, dass dieser Stoff kein anderer als Salicin selbst sei 
und dass aus diesem durch einen Zersetzungs - und Oxydalionsprocess während 
des Blühens die spirige Säure entstehe. Um hierüber zur Entscheidung zu kom 
men hat B. den wässrigen Auszug von getrockneten Blühtenknospen der Spiraea 
Ulmaria untersucht. In dem durch essigsaures Bleioxyd erhaltenen Niederschlage 
fand er hauptsächlich eine Säure, die sich wie Cilronensäure zu verhalten schien, 
dann Gerbstoff, einen gelben Farbstoff, einen harzartigen Körper und eine gum- 
miartige Materie. Das nach dem Entfernen des Bleiüberschusses farblose Filtrat 
bräunte sich während des Eindampfens und hinterliess einen stark süss und zu- 
gleich bitter schmeckenden syruparligen Rückstand. Alkohol löste diesen theil- 
weise auf und in dieser Lösung musste das Saliein, wenn es überhaupt zuge- 
gen, enthalten sein. In der That zeigte sie auch alle characteristischen Reac- 
tionen des Salicins, jedoch wollte daraus selbst nach jahrelangem Stehen durch- 
aus keın Salicin herauskrystallisiren, ohne Zweilel wegen der vorherrschenden 
Menge amorphen Zuckers. Der Bitterstoff war wie das Saliein in Aether un- 
löslich, konnte dadurch, sowie durch ein Gemisch von gleichen Theilen Alkohol 
und Aether nicht vom Zucker getrennt werden. — Nach dem Verblühen ist so- 
wohl die spirige Säure als auch der Stoff, aus dem diese entstehl,, grössten- 
(heils verschwunden; schon die völlig entwickelten Blühten schmecken nur noch 
sehr wenig bitter und die schon in Samen übergegangenen haben nur einen ad- 
stringirenden Geschmack, fast ohne alles Biltere. Selbst bei der Destillation 
mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure werden keine sehr merklichen Mengen 
von spiriger Säure erzeugt. Auch die Blätter der Spiraea Ulmaria enthalten ne- 
ben viel Gerbstoff eine geringe Menge des Stolles, aus dem durch chromsaures 
Kali und Schwefelsäure spirige Säure gebildet wird, während sie bei der Destil- 
lation für sich keine Spur dieser Säure geben. — Nach einer Mittheilung von 
Liebig (Jahresber. 1850. p. 983.) rührt der bekannte starke Geruch der auf 
Weiden und Pappeln lebenden Larven von Chrysomela Populi von spiriger Säure 
her, die ollenbar während des Lebensprocesses dieser Thiere aus Salicin gebil- 
det wird. Längs des Körpers findet man bei diesen Larven Wärzchen, aus wel- 
chen, wenn die, Thiere gedrückt werden, Oeltröpfchen austreten, denen der Ge- 
ruch nach spirtger Säure angehört. (Journ, f. pract. Chem. Bd. LIX. p. 51.) 
W.B. 


Walz, Beitrag zur Kenntniss der Scrophularineen. — In 
der Serophularia nodosa L, (der ganzen Pflanze) fand W,:; Melacetonsäure, Es- 


35 


® 


sıgsäure, Weinsteinsäure, Cilronensäure, Aepfelsäure, eisengrünende Gerbsänre, 
Phosphorsäure , Schwefelsäure, Chlorwasserstoffsäure, Kieselsäure, Scerophularin, 
Serophnlarosmin, Chlorophyll, gelbes, in Aether unlösliches Harz, gelbes kryst., 
in Aether lösliches Harz, hraunen Farbstoff, humusartige Saure, Gummi, Stärk- 
mehl, Zucker, Kali, Natron, Kalk, Magnesia, Eisenoxyd. — Aschengehalt der 
frisch getrockneten Pflanze nebst Wurzel 7,5 pCt. Bei frisch getrockneten Pflan- 
zen reagirt das Destillat nur schwach sauer und enthält vorzugsweise Propion- 
säure und nur wenig Essigsäure ,;, nach einem Jahre der Aufbewährung erhält 
man ein slark sauer reagirendes Destillat und in diesem mehr als die Hälfte 
Essigsäure. Dass sich die flüchtigen Säuren bei Aufbewahrung der Pflanzen erst 
allmälig bilden, darüber liegen mehrere Erfahrungen vor, z. B. bei der Baldrian- 
wurzel. — Scerophularin nennt W. einen Stoff, den er in kıyst. Schuppen 
aus dem Infusum erhielt, nachdem die durch Bleizucker und Bleiessig entstan- 
denen Niederschläge abfiltvirt worden waren. Die Krystalle lösen sich in Was- 
ser nur langsam auf und ertheilen diesem den hiltern Geschmack der frischen 
Pflanze. Die Lösung wird durch Tannin in weissen Flocken gefällt, die sich 
sehr bald zu einer Harzmasse zusammenziehen, bald austrocknen und sich dann 
in ein Pulver zerreiben lassen. — Scrophularosmin erhielt W, aus dem 
Destillat der ein Jahr lang aufbewahrten Pflanze. Dasselbe war mit einer stea- 
roptenarligen Haut überzogen, die sich in Aether leicht löste. Bei der freiwil- 
lıgen Verdunstung bildete sich am Rande des Schälchens eine schöne gelblich 
weisse Efflorescenz und allmälıg zogen sich die blumenarligen Gebilde in eine 
durchsichtige gelbe Fellmasse zusammen von dem eigenthümlichen Geruch der 
Scrophularia.. (Jahrb. f. pract. Pharm.„Bd. XXV1. ». 296.) W.B,. 


Oryetsznosie. — Schönlein, Analyse des Blättertel- 
lurs. — Aus den früheren Analysen dieses unter den seltenen Tellurerzen häu- 
figsten Minerals von Klaproth (Beiträge Ill, 32), Brandes (Schweigyer’s Journ. 
XXXV, 409), und Berthier (Ann. de Chim. et de Phys. LI, 105,) lässt sich 
für die Zusammenselzung des Blättertellurs keine wahrscheinliche Formel ablei- 
ten. Für eine bestimmte Verbindung spricht jedoch das, wıewohl sehr seltene 
Vorkommen in ausgebildeten Krystallen oder ‚das gewöhnliche deutlich blältrig- 
krystallinische von vollkommen homogener Beschaffenheit. — Ein Antimongehalt, 
wie ihn Berthier angibt, konnte bei besonderen Versuchen nicht gefunden wer- 
den, weshalb unzweifelhaft ist, dass Berthier unreiues Material vor sich. hatte, 
zumal man an manchen Stufen das beigemengte Schwefelantimon (Fahlerz) schon 
mit blossen Augen wahrnehmen kann. Sch. Analysen, mit denen wir die älte- 
ren zusammenstellen, geben für das Blättertellur -folgende procentische Zusam- 
menselzung: 


I N. IM. IV Vera DRK Br. B 


Pb 50,78 51,06 51,06 54,00 55,49 63,10 
Au 911 837 9,06 986 9,00 844 6,70 
As 0,53 0,5 Spur 

Cu 0,99 1,30 1L1& 1,00 
Fe 30,52 29,67 32,20 31,96 13,00 
S 8,07 9,62 10,59 10,54 3,00 3,07 11,70 
Se Spur 

Sb 4,50 


Im Mittel ergibt sich nach Seh. Analysen folgende Zusammensetzung: Pb 51, 
Au 9, Cu und Ag 1, Te 30, S 9, Wöhler glaubt, dass den gefundenen Re- 
sultaten am besten die Formel 

5PhS 

6PhbTe | + 4TeS? 

AuTe 


entspreche, wobei er freilich vorausselzt, was man [aclisch noch nicht weiss, 
dass PbS, PhTe und AuTe isomorph seien und sich in variirenden Mengen ver- 
Wreten können. Als den einfachsten Ausdruck gibt W. die Formel 3PbS-+TeS”, 
wobei im ersten Gliede ein Theil des Schwefelbleis durch Tellurblei, Teliurgold 


56 


und eine kleine Menge Tellursilber und Tellurkupfer vertreten wäre. (Ann. d. 


Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVI. p. 201.) W. B. 
Glocker, über einen neuen Eisensinter von Obergrund 
bei Zuckmantel. — Hier befindet sich bekanntlich ein uralter Gold- und 


Silberbergbau, welchen man in nenerer Zeit wieder in Aufnahme zu bringen 
versucht hat: Ein Theil des unterirdischen Baues hat mit vieler Mühe 1846 
dem Zutritt wieder geöffnet werden können. Durch den ganzen Stollen hin- 
durch fliesst ein Wasser, welches innerhalb desselben nicht allein überall einen 
gelben feinerdigen Ocher — wasserhalliges basisches schwefelsaures Eisenoxyd 
— absetzt, sondern auch Veranlassung zur Bildung eines ausgezeichneten Eisen- 
sinters gibt. Je tiefer man im Innern des Stollens vordringt, desto mehr be- 
gegnet man dem Absatze von Eisensinter. ‚Der erste Absatz geschieht in Form 
eines krustenartigen Ueberzuges auf dem anstehenden Thon- und Quarzschiefer, 
ebenso wie auch auf dem angebrochenen Erz, welches hauptsächlich aus fein- 
körnigem silberhaltigem Bleiglanz und brauner Zinkblende besteht, häufig unter- 
mengt mit Schwefel- und Kupferkies. Bei stärkerer Absetzung zeigen sich nach 
und nach an einzelnen Punkten der Oberfläche, auf welche das herabtröpfelnde 
Wasser unmittelbar trifft, kleine convexe Erhöhungen und diese gehen weiterhin 
in kurze kegelförmige Zapfen über, welcher mit zunehmender Tiefe des Stollens 
immer grösser werden. Diese Zapfen hängen theils stalaktitisch von der Firste 
oder von den hervorragenden Felswänden herab, theils sitzen sie auf dem ge- 
neigten Boden als sogenannte Stalagmiten in senkrechter Form auf. Letztere 
erreichen eine Höhe von über 1— 2’ und sind an der Basis 3— 4! breit. 
Man staunt, wenn man in diesen Wal-»von Stalagmiten eintritt, worin Exemplare 
von allen Grössen mit einander abwechseln, und Riesenexemplare über eine Menge 
kleiner hervorragen. Eben so viele Stalakliten der verschiedensten Grösse hän- 
gen auch von oben herab und so glaubt man sich in eine Tropfsteinhöhle ver- 
setzt, nur mit dem Unterschiede, dass statt des Kalksinters diese wunderlichen 
Gebilde, von den Bergleuten ‚‚Mannel‘‘ genannt, hier ans Eisensinter bestehen. 
— Beide Gebilde bestehen aus krummen und dünnschaligen , über einander ab- 
gesetzten Lagen und zeigen an der Oberfläche diesen schaligen Absonderungen 
entsprechende wellenformige Erhabenheiten und Vertiefungen. Das schwefelsaure 
Eisenoxyd entsteht durch die Zersetzung des in der Grube vorhandenen Schwe- 
felkieses, welche Zersetzung durch die herrschende Feuchtigkeit ungemein begün- 
stigt und beschlennigt wird. Die Bildung der sonderbaren Formen geht immer 
noch fort. — Der Eisensinter kommt noch in einer zweiten Form vor, als mehr 
oder weniger lange — 1° — 2° — meistens dünne und hohle gerade cytindri- 
sche Röhren. Sie bilden sich an der Firste und hervorragenden Schieferfelsen, 
von wo sie oft in grosser Menge senkrecht herabbängen. Ihre Entstehung ist 
eben so zu erklären, wie die der ihnen ganz ähnlichen Kalksinterröhren in man- 
chen Tropfsteinhöhlen. Häufig sind diese Röhren Fortsetzungen der nach un- 
ten zugespitzten Stalaktiten und reichen oft bis zur Spitze eines Stalagmiten 
herab, so dass beide mit einander verbunden sind. Wo viele solche durch Röh- 
ren mit einander verbundene Gebilde in einem kleinen Raume neben einander 
stehen, gewähren sie einen Anblick wie Orgelpfeifen. — So wünschenswerth es 
auch wäre, so lassen sich diese Formen doch nicht gut aufbewahren. Beim Aus- 
trocknen werden sie mit der Zeit so mürbe und locker, dass sie oft von selbst, 
besonders in der Sonnenwärme, aus einander fallen. — In concentrirter EIH 
löste sich der Eisensinter auf; er gibt im Glaskolben HO und beim Glühen 
wird er roth unter Entwickelung von SO’. Hochstetter ia Brünn fand bei der 
Analyse eines der festeren stalagmitischen Exemplare : 63,34 Fe’O°, 15,19 SO?®, 
20,70 HO, 0,61 PLO, Spuren von Cu und As = 100,84. Diese Verhältnisse 
sind jedoch nicht constant. (Poggend. Ann. Bd. LXXXIX. p. 482.) W.B. 


Lawrance Smith und Brush haben verschiedene amerikani- 
sche Mıneralien analysirt, deren Zusammensetzung zweifelhaft war. — 1) 
Emerylitidentisch mit Margarit. Zuerst von Smith in dem Smirgel 
Kleinasiens gefunden und dann auch in dem von Sibirien, China und vom grie- 
chischen Archipel. Die von verschiedenen Chemikern ausgeführten Analysen die- 


57 


ses Minerals von den verschiedensten Gegenden zeigt eine bei einem glimmer- 
artigen Mineral höchst merkwürdige Uebereinstimmung. Von Anfang an vermu- 
ıhete man die Identität dieses Minerals mit dem Margarit, doch waren die da- 
mals bekannten Analysen von Dumeril und die von Hausmann veranlasste aus 
ılem Göttinger Laboratorium abweichend. Später hat Hausmann (Journ. f. pret. 
Chemie Bd. L117, 12.) den Margarit analysirt und fast dieselben Resultate er- 
halten wie S. und B. bei einem von Sterzing in Tyrol. 
SiO? Al?03 Fe’O? CaO Ng0O NaO KO HO 
1. 28,47 50,24 1,65 11,5 0,70 1,87 Spur 5,00 = 99,26. 


x u ET en 
2. 28,64 51,66 12,25 0,68 2,01 4,76 — 100,00. 
Formel: 3RO,Si0?+3(2A1?0°,Si0°)+3H40. Beı der Identität beider Minera- 
lien hat der ältere Name des Margarit den Vorzug. — 2. Silliman’s Eu- 
phyllit. Erni’s Analyse führte zu der Formel: 3RO,SiO'’+3H0, ebenso auch 
die von Garrett mit Ausnahme des H0. S. und B. dagegen fanden ganz andere 
Resultate. Im Mittel aus 4 Analysen: 40,28 SiO?, 42,08 Al?O°, 1,42 Fe°O?, 
1,25 CaO, 0,70 MgO, 3,60 NaO, 4,70 KO, 5,55 HO. Speeifisches Gewicht 
2,83. Formel: ROSiIO?+3R°’0°, 2Si0°’+2H0. — 3. Glimmer von 
Litcehfield, Conn. Begleitet den Kyanit und ähnelt im Allgemeinen dem 
Margarodit. Härte 3,35. Speeifisches Gewicht 2,76. Meistens farblos mit 
schwachem Stich ins Grüne, durchsichtig perlmutterglänzend. Resultat der Analysen : 
SiOo® AI?03 Fe?03 MgO Ca0O MuO Na0 KO Fl H0 
1. 44,60 36,23 1,34 0,37 0,50 Spur 4,10 6,20 Spur 5,26 
2. 44,50 37,10 4,00 3,90 5,16. 
Zeigt also eine Uehereinstimmung nach nachstehender Vergleichung mit dem 
Liebnerit, Damourit und einigen Analysen des Margarodits. 
SiO® AI’O? Fe?O°? MnO MO KO NaO HO 
Liebnerit 44,66 36,51 1,79 1,40 9,90 0,92 4,49 Marignac 
Damourit 45,22 37,87 Spur 11,20 5,25 Delesse 
Margarodit 46,23 33,08 3,48 Spur 2,10 8,87 1,45 4,12 Delesse. 
Wegen der Abweichungen in dem Gehalt der Basen RO lässt sich jedoch eiue 
gemeinschaftliche Formel nicht aufstellen. In allen physikalischen Eigenschaften, 
jedoch mit Ausnahme der Stractur, findet man völlige Uebereinstimmung. Die 
Entschetdung der Identitälsfrage muss späteren Analyseu vorbehalten bleiben. — 
4. Unionitidentisch mit Oligoklas. Von Sillimnn beschrieben. (Amer. 
Journ. [2] VI, 384. Jowrn. f. pret. Chem. Bd. XLIX, 201.) — Im All- 
meinen dem Natron-Spodumen ähnlich. Deutlich spaltbar nach einer Richtung. 
Glasglanz. Weiss. Härte = 6. Specifisches Gewicht = 2,6l. Kommt mit 
Euphyllit bei Unionville vor, Resultat zweier Analysen: 
SiO® Al’O3 Fe’O3 Ca0O MsO NaO KO Glühverlust. 
1. 64,09 21,45 Spur 0,86 0,69 10,94 1,36 1,02 
23. 64,45 20,97 Spur 0,77 0,46 10.94 1,36 1,14. 
Sauerstoffverhältniss: RO:R2O':SiO° sehr nahe = 1:3:9. Formel daher: 
ROSiO>S+R?03,2Si0°? ; also die des Oligoklas, mit dem es auch iu den phys. 


Eigenschaften übereinstimmt. — 5. Kerolit von Unionville, ein was- 
serhaltiges Thonerdesilicat. Mit 2. und 4. findet man ein amorphes 
Mineral, das in seinen phys. Eigenschaften dem K. gleicht. Härte = 2,35. 


Spec. Gewicht = 2,22. Gelblich weiss, brüchig, zerfällt im HO. Zusammen- 
setzung in 100: 44,5 SiO®, 25,00 Al’O°?, 7,75 MgO, Spuren von MnO, KO 
und Na0, 21,39 HO, von welchem 1,04 über SO’, 8,81 bei 4 100° C. und 
der Rest beim Gluhen entweichen. In seiner Zusammensetzung dem Halloysit 
ähnlich, jedoch nicht homogen, sondern geht in Euphyllit und Feldspath über. 
— 6. Bowenit identisch mit Serpentin. Bei Smithfield vorkom- 
mend, von Bowen als Varietät des Nephrits beschrieben, die Analyse jedoch da- 
von abweichend, so dass Dana ihm den Namen Bowenit und die Formel 


2 | rg SiO?®-F3H0 gab. Härte =5; es ritzt nach dem Glühen Glas. Spec. 
Gewicht = 2,57. Hell apfelgrün, sehr durchscheinend. Körnig und äusserst 


zäh, Zusammensetzung im Mittel aus 3 Analysen: 42,29 SiO®, 42,29 MgO, 


4,* 


58 


1.21 FeO, Spuren von Al?O? und CaO, 12,96 #0. Sanerstoffverhältniss von 
H0: Mg0: SiIO® = 2: 3: 4. Formel: 2(3Mg0,25i0°)+-3(Mg0,2H0); also 
die des Serpentins. — 7. Williamsit identisch mit Serpentin. Zu- 
sammenselzung im Mittel aus zwei Analysen: 42,10 SiO®, 41,50 MgO, 2,43 
FeO, 0,45 NiO, 12,70 HO. — 8. Lancastlerit, ein Gemenge von 
Brucit und Hydromagnesit. Kommt blättrig vor, wie Brueit, aber auch 
in Krystallen, einigermassen Süilbit oder Gyps ähnlich, daher konnte Erni bei 
seinen Analysen schwierig übereinstimmende Resultate erhalten, weil er Gemenge 
von blättrigen und kıyst. Substanzen analysirte. S. und B. sonderlen beide; 
in dem blättrigen Mineral fanden sie eine Spur CO?, sonsi dieselben Mengen 
von HO und MgO, wie im Brueit. Die Kıystalle gaben die Zusammensetzung 
von Kobell’s Hydromagnesit. Resultate der Analyse: 


Blattriges Mineral. Strahlige Krystalle. 
1, 2. IE "2. 3 
Mg0 66,30 66,25 42,30 44,00 
FeO 0,50 ; $ ; 
MnO-% Spur 1,00 N Spuren 
c0° 1,27 Spur 36,74 36,60 
H0 31,93 32,75 20,96 19,40 20,10. 


9. Krystallisirter Hydromagnesit. Sehr schün und äusserlich dem 
Thomsonit von Kilpatrick in Schottland sehr ähnlich. Aeusserst krystallinisch 
und manchmal deutlich krystallisirt — nach Dana monoklin. — deutlich spalt- 
bar nach der Diagonale. Härte = 3— 3,5; ritzt Caleit leicht. Spec. Gewicht 
— 2,145 — 2,18. Vorkommen: in Woods Grube, Texas, Grafschaft Lancaster 
in Rlüften von 4° Dicke und in Low’s Gruhe in '/,0—*/;“ breiten Adern. Zu- 
sammenselzung: 
1. 2. 3. 

Mg0O 43,20 42,51 

60°: 36,69 35,70 

H0 20,11 21,79 19,38 

FeMn Spuren 
Sauerstoffverhältuiss: von MgO: C0?:H0O =2: 3:2. Formel: 3(Mg0CO°’+ 
HO)-+Mg0H0. Zusammensetzung also dieselbe, welche Kobell und Trolle 
Wachtmeister für Hydromagnesit von Negroponte und Hoboken fanden. — 10. 
Angeblicher Magnesit von Hoboken, ist nach S. und B. nichts als 
Arragonit, der kaum Spuren von MgO enthält. Findet sich auf Klüften und in 
hohlen Räumen des Serpentins von Hoboken als fasrige Masse, nicht selten als feine 
Krystallnadeln. Aehnlıche Krystalle von Staaten-Island und Westchester halten 
dieselbe Zusammenselzung, letztere, oft durchsichtig, gehören zu den schönsten 
Arragonitkrystallen der Gegend. (Sillim. Journ. [2] F. XV. p. 207.) W.B. 


Kenngott, gemeinschaftliches Vorkommen zweierlei 
Krystalltypen des Goldes. Eine reiche Goldstufe auf kıystallisirtem 
Quarz von Voröspalak in Siebenbürgen zeigt scharf aus Goldkrystalle verschie- 
dener Art neben und unter einander, so dass eine gleichzeilige Entstehung aus- 
ser allem Zweilel ist. Es sind Hepaeder ohne oder mit untergeordneten Te- 
trakishepaederflächen, die letzteren hepaedrisch gestreift, oder Deltoidikositetrae- 
der z0z ohne oder mit untergeordneten Hexaederflächen. Immilten der Gold- 
krystalle bemerkt man auch einzelne fest damit verwachsene Markasitkrystalle, 
grünlich gelbe rhombische Prismen zu Zwillingen verbunden. 


Derselbe, Diamant in Diamant. Ein wasserheller Zwilling zweier 
nach dem Spinellgesetz verbundener Octaeder zeigt einen gerade in der Mitte 
der herrschenden Octaederflächen eingewachsenen Krystall von weingelber Farbe, 
ebenfalls ein Octaeder und so eingewachsen, dass eine seiner prismatischen Ach- 
sen mit der rhomboedrischen Zwillingsachse zusammenfällt und die entspre- 
chende nach aussen zu liegende Octaederkante in die Rıchtung einer der Hö- 
henlinien fallt, welche man in der herrschenden Octaederfläche des Zwillings 
zieht, Diese Kante ist abgestumpft durch eine der Kantenlinie parallel gestreifte 


59 


Fläche, die nır eine Folge unvollständiger Ausbildung ist. Das Stück rührt van 
Bahia in Brasilien her. 


Derselbe, Pyromorphitkrystalle bei der Prüfung vor 
dem Löthrohre gebildet. Kıystalle dieses Minerales von der Grube 
Kautenbach bei Bernkastel die Combination des hexagonalen Prisma mit der Ba- 
sis darstellend, lassen die von aussen nach Innen fortschreitende Umbildung in 
Bleiglanz sehen. Von aussen bleigrau schimmernd, mit sehr feinkörniger Ober- 
fläche, innen blass gelblich weiss, durchscheinend, wenig glänzend, mit wachs- 
arligem Demantglanz auf dem wnebenen Bruche. Als die vor dem Löthrohre 
gewonnene Kugel beim Erkalten krystallinisch erstarrte, entstand ein deutlicher 
Krystall in der Gestalt eines dem tessularischen Systeme angehörenden Penta- 
zoedodekaeders von milchweisser Farbe, durchscheinend und stark glänzend mit 
Glasglanz, mit scharfen Kanten und wenig gekrümmten Flächen. 


Derselbe, dasArseniksilber ein Gemenge. Das Arseniksil- 
ber von Andreasberg bildete in einer Stufe mit Kalkspath stenglig blättrige kry- 
stallinische Partien z. Th. in krummflächigen aus vielen Individuen zusammen- 
gesetzten Gestalten, die Oberfläche mit Kryställchen bedeckt, welche meist die 
Enden der stenglig hlättrig verwachsenen Krystalloide darstellen. Auf dem Bru- 
che derselben sieht man unter der Loupe deutlich ein silberweisses wenig gelb- 
lich oder graulich angelaufenes Mineral und ein zweiles graues damit verwach- 
sen. Letzieres ist nur angelaufen, ursprünglich vielmehr jene weiss und von 
geringerer Härte, Die qualitative Bestimmung ergab Eisen, Arsenik, Antimonsil- 
ber und Schwefel. Offenbar ist hier ein Gemenge vorhanden und nicht eine 
einfache Species. (Wien. Akad. X, 180 — 182.) Gl. 


C. v. Hauer, die Analyse des Uranpecherzes von Pri- 
bram ergab im Mittel aus zwei Bestimmungen: 


Uranoxydul 80,42 Kieselsäure 1,79 

Blei 6,07 Kalkerde 2,94 

Eisenoxydul 2,86 Talkerde 0,64 

Antimon 2,09 Wasser 0,48 

Schwefel 1,18 Kohlensäure 0,89 
(Jahrb. kk. geol. Reichsanst. 1853. I. 107.) G1. 


Derselbe, Schwefelarsen in der Braunkohle von Fohns- 
dorfin Steiermark. In dem Rudolphiflötz genannten Ortes fand sich eine 
ziemlich beträchtliche Menge einer gelben amorphen Substanz in dünnen Adern 
und kleinen Nestern. Die Untersuchung derselben ergab 

In Säuren unlöslich 22.03 


Schwefel 26,47 
Arsen 49,75 
Eisen 0,73 
Wasser 1,00 


Im frischen Zustande ist das Mineral weich und lässt sich zusammenballen. Un- 
ter der Loupe lassen sich kleine krystallinische Körner von Realgar darin er- 
kennen, (Ebd. 109.) Gl. 


Derselbe, Analyse des Baltimorit von Baltimore. Es 
wurden gefunden: 
Kieselerde 27,15 
Thonerde 18,54 
Kalkerde 15,08 
Talkerde 26,00 
Wasser 13,23 
Derselbe, Analyse des Chalitit aus Irland. Die Zusammen- 
selzung ist 
Kieselerde 38,56 
Thonerde 27,71 
Eisenoxyd Spur 


60 


Kalkerde 12,01 
Talkerde 6,85 
Wasser 14,32. 


Derselbe, Analyse des Heteromerit von Slatoust am 
Ural. Die durchsichtigen lichtgrünen Krystalle enthielten 
Kieselerde 43,29 
Thonerde 23,17 
Eisenoxyd 6,10 
Kalkerde 23,78 
Talkerde 3,03 
(Ebd. S. 155.) 61. 
Geologie. — Casiano de Prado, über die Geologie der 
Provinz Madrid. Dieselbe breitet sich südöstlich der Guadarramakette aus 
und ihre Formationen bılden drei fast parallele und gleiche Züge, nämlich den 
Zng der erystallinischen Gebirgsmassen, nur im Nordosten vom Uebergangs- und 
Kreidegebirge unterbrochen, das Diluvium und terliäre Süsswasserbildungen. Die 
erystallinischen Massen bestehen aus Granit verschiedenen Alters, Gneis, Glim- 
merschiefer, krystallinischen Kalk und Amphibolgesteinen. Der Gneis bildet die 
höchsten Gipfel bis zu 2390 Metres. Der Kalk trıtt nur in Verbindung mit 
diesem und den Glimmerschiefer auf, im Uebergangsgebirge fehlt. Das letztere 
besteht aus schwarzen und braunen Schiefern und Qaarziten silurischen Alters, 
Ihre Schichten streichen von Nord nach Süd. Das Kreidegebirge führt wenig 
und schlecht erhaltene Petrefakten in einem Kalk von der Beschaffenheit der 
Tuffkreıde Frankreichs und in einem Grünsande, der stellenweise roth und weiss 
wird. Beide gehören demselben Gliede der Formation an, denn sie führen ge- 
meinschaftlich Ostraea columba, Pecten quinquecostatus, Cardium montonanum 
und einige andere. Die Schichtung ist fast horizontal bei Bozoya, Somosierra, 
an andern Orten fächerförmig. Die tertiären Gebilde bestehen zuoberst aus 
Kalk, dann Thone und Mergel, Sand, Gyps, Quarz, zuunterst aus Conglomera- 
ten. Die Schichten, besonders des Kalkes sind reich an Petrefakten, zumal 
Lymnäen, Planorben, Paludınen und Helıx, ferner sparsame Pflanzenreste und 
Säugethiere: Anoplotherium, Antilope, Cervus, Sus, Rhinoceros, Hippopotamus, 
Mastodon, Kainolherium u. a. Ob die Arten miocen oder pliocen sind lässt 
sich noch nieht mit Bestimmtheit angehen. Die Schichtung ist horizontal. Das 
Diluvium bilden Gerölle der Gebirgskette, Sand und sandige Thone mit Knochen 
vom Stier, Elephant und Pferd. In erratischen Blöcken kommt der Granit vor 
zumal im Südwesten. Aus ihnen ist das riesige Gebäude des Eseurialklosters 
aufgeführt. (Bullet. soc. geol. X, 168—176.) Gl. 


Glocker,neue Braunkohlenlager bei Leltowıtz. Die frü- 
her in dieser Gegend bei Zbau ausgeführten Versuche auf Steinkohlen im Roth- 
liegenden mussten als erfolglos aufgegeben werden. Dagegen ist neuerdings ein 
Bau auf Braunkohlen im Schieferthon des Quadersandsteines begonnen, der loh- 
nend zu werden verspricht. Die Gruben finden sich im Nordost, Ost und Süd- 
ost bei Lettowitz. Bei den Dörfern Trawnickj, Kradrus, Kochow und Michow. 
Der graue oder schwarze Schieferthon liegt auf Rothsandstein oder rothem Thon 
von Quadersandstein oder Lehm bedeckt. Die Elötze fallen östlich ein unter 
abweichenden Winkeln. Die Kohle selbst ist Moorkohle oder gemeine Braun- 
kohle. Bei Trawnick wurden durchsunken Letten, Kohle von 2” Mächtigkeit, 
gelber Leiten, grauer Schieferthon mıt Sphärosiderit, eine Schicht Sphäroside- 
rit, schwärzlich grauer Schieferthon mit Glimmerblätichen, gelber Quadersand- 
stein, dünnschiefriger schwarzer Schieferthon , Brandschiefer, dann ein 3 bis 4 
mächtiges Moorkohlenflötz und darunter wieder Brandschiefer 5 Fuss mächtig 
und Schieferthon. Die Gesammtmächtigkeit der durchsunkenen Schichten beträgt 
12 Klafter. Bei Kochow sind zwei Gruben eröffnet, in der ersten liegt zuoberst 
feinkörniger Quadersandstein, darunter Schieferthon und Rothliegendes. Die 
hierin vorkommende Moorkohle führt Stämme und Bernstein, Die übrigen Gru- 


61 


ben bieten im Wesentlichen dieselben Verhältnisse und machen es unzweifelhaft, 
dass die Ablagerung eine zusammenhängende ist, welche in den grossen Braun- 
kohlenzug fällt, der im Norden bei Landskron in Böhmen seinen Anfang nimmt 
und bis Blansko sich verfolgen lässt. (Jahrb. kk. geol. Reichsanst. 1851. 1. 
62—68.) Gl. 


E.E, Schmid, über die basaltischen Gesteine derRhoen. 
— Trotz seiner Ausdehnung, Höhe und sonstigen Bedeutung, namentlich als 
Wasserscheide zwischen Nord - und West-Deutschland, hat dieses Gebirge noch 
wenig die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich gezogen. — Bei diesen 
Untersuchungen ist der Mangan- und Titanoxydgehalt unberücksichtigt geblieben, 
Alle Analysen geben einen Ueberschnss; es rührt dies daher, dass einmal das 
Fe ganz als Fe’O% berechnet worden ist, während es im Gesteine selbst wenig- 
stens theilweise als FeO enthalten war und dann ist der Abzug für den Aschen- 
gehalt der Filter ein zu geringer, — 1) Phonolith. Tritt bekanntlich am 
nordwestlichen Rande in den grossarligsten und eigenthümlichsten Formen her- 
vor. Der dachförmige, steilahfallende Rücken der Milzeburg erhebt sich, eine 
weithin sichtbare Warte, mehr als 1000° über das angrenzende Sandsteinplateau, 
Au der Seitenwand streben die Säulen des parallelipedisch abgesonderten Ge- 
steins senkrecht auf, bis zu einer Höhe von 90‘, Die meisten rhönischen Pho- 
nolilhe zeigen eine schiefrige Absonderung, weshalb sie von dem ersten Beob- 
achter J. W, Voigt*) als Hornsteinschiefer bezeichnet werden. Sehr 
vollkommen schiefrig ist der vom Ebersberg und zugleich sehr homogen. Nur 
der obere Theil des 1993‘ über dem Meeresspiegel hohen Ebersberges ist Ph., 
am untern Abhaug streicht bunter Sandstein in regelmässiger Schichtung aus. 
Das zur Untersuchung verwendete Material vom Ebersberg war frei von allen 
krystallinischen Einschlüssen ; selbst unter der Loupe waren keine Feldspathe 
darin zu erkennen , die den. übrigen rhönischen Basalten so gewöhnlich einge- 
sprengt sind , namentlich dem der Milzeburg, der Steinwand und des Teufels- 
steins ein porphyrartiges Aussehen geben. Dichte = 2,504. Bruch: uneben 
splittrig. Frische Bruchflächen sind lichtbläulich grau, schimmernd; das Pulver 
graulich-weiss, nach dem Glühen hat es einen röthlichen Schein. Zusammen- 
setzung 60,02 SiO’, 21,46 41?03, 4,73 Fe?O?, 1,58 CaO, 0,61 MgO, 1,88 
KO, 8,86 NaO, 1,49 HO. Nimmt man das Fe zum Theil als Fe?O°, z. Th. 
als FeO an, so erhält man mit vollkommener Schärfe das Sauerstoflverhältniss : 
SiO?: R?0°: RO = 9: 3: 1. Lässt man den HOgehalt ausser Acht, so er- 
hält man die Formel des Oligoklas: ROSiO '-+-R?0',2Si0°. — Die scheinbare 
Homogenität des untersuchten Gesteins veranlassten Sch. eine vergleichende Un- 
tersuchung mit Oligoklas von Viterhy vorzunehmen. Grobe Splitter von Ph. blät- 
terten sich in conc. EIH schiefrig auf und bekleideten sich bald mit Kiesel- 
gallerte, während sich die Flüssigkeit gelb färbte ; der ©. blieb unverändert, nur 
schien er etwas durchsichtiger zu werden. Nach 3 Wochen war der Ph. so 
erweicht, dass man ihn leicht zwischen den Fingern zerdrücken konnte, während 
der ©. keine merkliche Auflockerung zeigte. Aus feinem Pulver hatten sich 
nach 3 Wochen die Basen in beträchtlicher Menge zugleich mit wenig SiO° auf- 
gelöst. Der Rückstand enthielt SiO?, die durch Digestion in CO:NaO aufgelöst 
wurde. Zusammenselzung des durch EIE: zersetzten Theiles 


SiO® Al?O® Fe?03 CaO MgO KO NaQ HO 
v. Phonolith 11,03 3,86 ‚1,92 0,61 0,27 026 0,12 1,49= 19,07 ptıt. 
v. Oligoklas 3,29 1,08 0,42 0,29 0,37 — 93,16 pCt. 
Der durch -EIEE zersetzte Theil des Ph. steht jedenfalls dem Hornstein sehr 
nahe, nur ist sein HOgehalt geringer. Die Zusammensetzung entspricht der 
Formel ROSiIO®+R?O°, 25i0°+2H0. Am einfachsten ist die Annahme, die- 


ser Antheil bestehe aus zersetztem NaQ-CaO-Harmaton ROSIO’—-R?0?, 25i0’+ 
3H0 und angegriffenem Oligoklas. Denn der durch EIHE nicht zersetzte Theil 


*) Mineralogische Beschreibung des Hochstifts Fulda. 1783. 


62 


hat ebenfalls die Zusammensetzung des Oligoklases und es liegt kein Grund vor 
ihn für ein Gemenge zu halten. C. Gmelin hat früher (Poygend. Ann. Rd. 
XIV, 357.) der Ph. vom Pferdekopf und der Abtsroder Kuppe untersucht. 
Beide Punkte hängen mit dem Plateau der eigentlichen oder hohen Rhön un- 
mittelbar zusammen; sie sind Erhebungen am Rande. Der Fuss des Pferdeko- 
pfes berährt Poppenhausen, erhebt sich aber darüber noch mehr als 1600‘; die 
Abtsroder Kuppe liegt östlich nicht weit davon und hat beinahe dieselbe Höhe. 
Als Ganzes genommen zeigen Gm.s Analysen gegen die von Sch. keine erhebliche 
Differenz. Allein die Zusammensetzung der durch GIH getrennten Gemengtheile 
ist wesentlich verschieden. Durch EIH zersetzter Theil des Ph.: 

SiOo® AI’O? Fe?O? Mn’O? CaAQO NaO KO HO 

vom Pferdekopf 44,54 22,14 675 0,53 2,83 11,38 3,06 7,22 

Abtsrode 38,57 24,32 11,35 2,19 1,30 12,66 3,08 4,21 


durch EIH: nicht zersetzter Theil des Ph.: 
vom Pferdekopf 65,84 1787 3,16 0,51 0,35 5,66 3,82 
Actsrode 66,29 16,51 2,39 0,90 Spur 4,96 9,25 


Der Ph. vom Pferdekopf: durch £IH zerlegbar 18,59, unzerlegbar 81,41. 
Abtsrode 15,84, 84,16. 


Gm. zieht daraus den Schluss, dass der durch EIFEL zersetzbare Antheil Meso- 
typ, der nicht zersetzbare Feldspath sei. Im M. aber ist das Sauerstoff- 
verhältniss: SiO?: R’O°: RO: HO = 6: 3: 1: 2. Davon entfernen sich 
abeı die Verhältnisse des Zeoliths im Ph. schon insofern als der Ogehalt von 
RO und HO einander sehr nahe gleich sind. Bei dem vom Pferdekopf ergibt 
sich das Verhältniss: 12: 6: 3: 3 oder die Formel 3R0,2Si0° -+2(R?O? 
SiO?)--3H0, die zwischen der des Glottaliths 3R0,25i0 ’+R?0 'Si0’+9H0 
und der des Breviecits 3R0,2S10?-+3(R?0?SiO°)--6H0 steht. Der zer- 
setzbare Antheıl des Ph. von Abtsrode führt auf einen dem Thomsonit nahe 
verwandten Typus. Sauerstoffverhältniss ziemlich genau: 4: 3: 1: 1, Formel: 
3R0,Si0°-+3(R°’0?,Sı0’)+3H0, welche sich von der des Th. nur durch einen 
um 4 Aeq. geringeren H-Ogehalt unterscheidet. Der durch €IH nicht zersetzte 
Antheil beider Ph. zeigt sehr bestimmt das Sauerstoffverhältniss 12: 3: 1 oder 
die Formel desAlbits ROSIO’+-R°0?,3Si0?, (Poggend. Ann, Bd. LXXXIX. 
p. 291.) ww. B. 


Viquesnel, Beiträge zur Geognosie der Türkei. Das Land 
vom Gebirge Rhodope bis zur Küste des schwarzen Meeres wird von krystalli- 
nischen Schiefern, Uebergangsgebirge, Kreide, Nummulitengebilde und verschie- 
denen tertiären Ablagerungen gebildet. Die krystallinischen Schiefer bedecken 
im Rhodope und der Küstenkette mehr als drei Viertheile der Oberfläche. Zu- 
unterst lagert der Gneiss mit Granit, nach oben stellt sich Glimmerschiefer, 
talk- und hornblendehaltiger Gneiss ein, der in Hornblendgestein übergeht und 
einzelnen Quarziten und Kalklagern Raum gibt. Weiter nach oben gewinnt das 
Hornblendgestein und der krystallinische Kalk das Uebergewicht, welche in der 
ganken Gegend innig verbimden sind. Die untern Schichten treten hauptsächlich 
im centralen Theile des Rhodope hervor, die mittlern und obern bilden zwei 
breite von Westen nach Osten streichende Zonen. Die südliche derselben con- 
stituirt Höhen bis zu 2000 Metres, die nördliche erhebt sich in dem gezackten 
Kamme des Rilo-Derph zu 3000 Metres Höhe. Das Uebergangsgebirge besteht 
aus verschiedenen sandigen Gesteinen, Thonschiefer und dichten Kalk. Es bil» 
det in der Gegend von Constantinopel ein kleines, wenig über dem Meeresspie- 
gel erhobenes Terrain. Das Kreidegebirge dagegen dehnt sich über ein ansehn- 
liches Gebiet in drei Abtheilungen aus, deren eine sich nordöstlich von Kosten- 
dil ausbreitet, während die beiden andern hei Kila und Inada auftreten. Das 
Nummnlitengebilde umgürtet den südlichen, östlichen und nördlichen Theil des 
Rhodope und bildet einen Theil der Küstenhügel des Marmormeeres. In seinem 
Gebiete erscheinen Trachyte und Porphyre. Die jüngern Gebilde sind Sand, 
Molasse und Kalk. Die ältern Alluvionen endlich steigen im südlichen Theile des 
Rhodope bis zu 200 Metres über die Thalsohle empor, Von pyrogenen Felsar- 


63 


ten wurden Granit, Syenit, quarzführender Porphyr, Serpentin, Trachyt, Melaphyr 


und Basalt beobachtet. (L’Instit. April p. 133.) Gl. 
Paläontologie. — Duvernoy, über [ossile Rhinoce- 


rosarten. Die Prüfung der im Museum der Naturgeschichte in Paris aulbe- 
wahrten Rhinerosreste ergab folgende Resultate. 1) Rh. pleuroceros n. sp. eine 
kleine Art mit zwei seillichen Hörnern auf der Nase. 2) Aceratlherıum Ganna- 
tense n. sp. hat wie Aolypus vierzehige Vorderfüsse, kein Horn, aber eine kurze 
Kinnsymphyse, eine äussere Schmelzwulst an den uulern Backzähnen, ein brei- 
tes Schulterblatt u. s. {. 3) Rh, minutus Cuv. 4) Aceratherium typus für das 
Kaup’sche A. ineisivum. 5) Rh. ineisivus Cuv., mit welchem Rh Schleierma- 
cheri Kaup und Rh. sansansensis Lart. idenlifieirt werden müssen. 6) Rh. bra- 
chypus Lart. von Simorre mit kurzen plumpen Gliedmassen und einer Schmelz- 
wulst an der Innenseite aller obern Backzähne. Rh. simorrensis Lart. ist D. 
geneigt mit Rh. ineisivus zu identificiren, Zu diesen sechs miocenen Arten kom- 
men nun folgende pliocene: 7) Rh. leptorhinus Cuv. in Italien und bei Mont- 
pellier. 8) Rh. protichorhinus n. sp. begreift das aus England aufgeführte Rh. 
leptorhinus, von vorigem durch den Besitz einer Nasenscheidewand verschieden. 
Endlich 9) Rh. tichorhinus Cuv. als diluvianische Art und 10) eine fragliche 
Art aus den Höhlen des südlichen Frankreichs, von der nur einige obere Back- 
zahne bekannt sind. Den irrthümlich deın Elasmotheriums zugeschriebenen Schä- 
del nennt D. als neue Gattung und Art Stereoceros Galli. (4bid. Mars p. 107.) 


Franzius bestimmt auf weiten Umwegen zwei Unterkieferfragmente 
vom Monte Promina in Dalmatien als Anthracolherium minimum und einen Un- 
terkiefer aus Knoehenbreccie Dalmatiens als einer Anlilope angehörig. (Geol. 
Zeitschr. V. 78.) @l. 


Hensel findet unter den fossilen Säugethiere Schlesiens die Raubthiere 
am sparsamsien vertreten. Von Felis spelaea ist nur ein Backzahn,, von Ursus 
spelaeus nur Fragmente von Oberarm und Schienbein bekannt. Stier ist sehr 
häufig, ferner Geweihe vom Elenn, Zähne von Pferd, am häufigsten Reste von 
Mammut, Rhinoceros nur einmal bei Glatz. Der reichste Fundort liegt bei Wit- 
gendorf unweit Sproltau. (Schles. Gesellschh XXX. 37.) Gl. 


Gervais untersuchte die von Verneuil, Collomb und Lorriere in Spa- 
nien gesammelten Fossilreste von Säugelhieren. Bekannt waren bis jetzt Masto- 
don anguslidens, Anchitherium, Hipparion, Cainotherium, Sus palaeochaerus und 
Palaeomeryx. Die Lagerstätlten sind miocene Braunkohlen, Gypse und Kalke 
verschiedener Localiläten. Gervais erkannte Hyaenarctos hemicyon n. sp., Ma- 
stodon longidens, Rhinoceros, Hipparion, Antilope boodon n. sp., Cervus, Sus 
palaeochoerus. (Bullet, soc. yeol. X. 162. 7b. 4—6.) Gl, 


Schnur, die im Uebergangsgebirge der Eifel vorkom- 
menden Brahiopoden. Der Anfang dieser Abhandlung enthält die Be- 
schreibung von 37 Arten der Gallung Terehratula nebst deren Abbildungen. Als 
neu werden aufgeführt: T. formosa, T. subreniformis, T. Wirtgeni, T. elliptica, 
T. fornicata, T. hexatoma. T. tetratoma, T. subtragona, T. pugnoides, T. bra- 
chyptyca, T. bijugata, T. dividua, T. venusta, T. squamıfera, T. insquamosa, 
T. zonata, T. latilinguis, T. angulosa, T. subcoriformis, T. pila, T. Goldfussi, 
T. aptycta, T. prunulum, (Pataeoxtogr. 111. 172, Tb. 22 ff.) Gl. 


Botanik. — J. D. Hooker, the Botany of the antartie 
voyage. I. Flora of New-Zealand. Part. Il. a. IH. London 1853. 
4. — Die Fortsetzung dieses ausgezeichneten Werkes schreitet rüstig vorwärts. 
Die vorliegenden beiden Lieferungen beginnen S. 81. mit der Ordnung der Bre- 
xiaceen und gehen bis zu den Orchideen S. 239, die Tafeln von 21-60. Die 
neuen Arten, welche neben den zahlreichen bekannten beschrieben und abgehil- 
det werden, sind folgende: Hydrocotyle dissecta, Pozoa trifoliata, Apium fili- 
forme, Anisotona (n, g.) Lyali, A. intermedia, A, gingidum, A. aromalica, Oreo- 


64 


myrchis Colensoi, Panax linearis, P. Edgerlegi, P. Colonsoı, Bötryodendrum Sin- 
elairi, Loranbyus Colensoi, L. flavidus, L. mıcranthus, L. tenuiflorus, Coprosma 
grandifolia, C. tennicanlis, C. parviflera, CE. myrtıllifolia, C. mierocarpa, €. cu- 
neata, C. repens, C. pumila, Nectera Cnunninghami, N. dichondraefolia, N. setn- 
losa, Asperula perpusilla, Olearia operina, ©. angustifolia, ©. Colensoi, O.Lyalli, 
Eurybia nitida, Eu. Cunninghami , Eu. edentata, En. albida, Eu. nummularifolia, 
Eu. Solandri, Eu. virgata, Eu. Forsteri, En. avicenniaefolia, Celmisia verbasci- 
folia, C. coriacea, C. spectabilis, C. incana, €. discolor, C. hieraciifolia, €. glan 
dulosa, Lagenophora petiolata, L. pinnatifida, Brachycome radicala, Leptinella 
squalida, L. minar, L. dioica, L. pusilla, Trinacron (n. g.) pusillum, Ozotham- 
nus glomeratus, ©. microphyllus, O. depressus, Raculia (n. g.) tennifolia, R. 
glabra, R. subsericea, R. grandiflora, Gnaphalium prostratum, Helichrysum leon- 
topodium , Senecio bellidioides , S. saxifragoides, S. bifistulosus, S. Lyalli, S. 
scorzenoroides, S. Colensoi, S. Greyi, S. perdieioides, S. elaeagnifolius, S. Bid- 
willi, Forstera tenella, F. Bidwilli, F. clavigera , Lobelia perpusilla, Ganltheria 
Colensoi, G. fagifolia, G. oppositifolia, Epacris alpina, E. racemosa, Decaphyllum 
strietum, D. affine, D. Lyalli, D. spuarrosum, D. filifolium, Dracopbyllum sco- 
parium, Dr. subulatum, Dr. recuryum, Suttonia salicina, S. nummularia, Olea 
lanceolata, ©. montana, Logania depressa, Cuscuta deusiflora, Calceolaria repens, 
Mimulus radicans, Veronica Lyalli, Euphrasia revoluta, Myosotis capitata, M. an- 
tarclica, M. peliolata, M. saxosa, M. Lyalli, Theuceridium (n. g.) parvifolium, Utri- 
eularia novae Zelandiae, U. Colensoi, Plantago uniflora, Pl. spathulata, Polygo- 
num ephedroides, Nesodaphne (n.g.) Taravii, N. Tawa, Pimelea Lyalli, Exocar- 
pus Bidwilli, Urtica australis, U. lJucifuga, Ascarina lucida, Fagus- fusca, Earina 
autumnalis. —e. 


Gustavi Kunzi index filieum (sensu latissimo) in horlis euro- 
paeis cultarum synonymis interpositis auclus cura Augusti Baumanni. Aı- 
gentorali 1853. 80.— Ein alphabetisches Verzeichniss der Gattungen von Far- 
ren, welche in den europäischen Gärten ceullivirt werden. Unter jeden Gallungs- 
namen folgen die Artnamen ebenfalls in alphabetischer Reihenfolge und zwar 
steis mit Angabe des Autors und Vaterlandes. Die guten Arten sind herausge- 
rückt und mit Corpusleltern gedruckt, die Synonyme dagegen eingerückt mit cur- 
siver Schrift und Hinweis auf die richtige Art. Die Gattungssynonyme sind mit 
Capitälchen gedruckt, Dadurch ist die Uebersicht ungemein erleichtert und zu- 
gleich in Hinsicht auf die Vollständigkeit wird dieser Index Allen, die sich mit 
der Cultur und dem Studium der Farren beschäftigen eine höchst willkommene 
Erseheinung sein. —E. 

Grewille untersucht Caulerpa asplenieides ( = taxifolia Ag., Fucus 
pinnatus L.), C. laza n. sp. aus Ostindien, €. fissidentoides n. sp. von ebenda, 
(Ann. a mag. nat. hist. July 1. Tb. 1. 2.) 


Nuttall beschreibt Rhododendron Kendricki n. sp. auf dem Bootange- 
birge Indiens in 7000 Fuss Hohe wachsend. (Ibid. p. 10.) 


Clarke setzt seine Untersuchungen über das System der Phanerogamen 
fort. (Ibid. p. 11.) 


Kippist diagnosirt eine neue Gattung der Diosmeen von Vandiemens- 
land, Aeradenia: calyx quingquepartitus, petala quinque, calyce multo lon- 
giora, aeslivalione imbricala, ovaloellipliea, undique velutina; stamina decem, 
hypogyra, pelalis sublongiora, alterna paullo breviora; filamenta libera, subulata, 
glabra ; antherae introrsae, glabrae, biloculbres, rima longitudinali debiscentes, 
apice inappendiculatae; ovaria quingque gynophoro disciformi margine sinualo 
insidentia, unilocularia, villosissima, singula apice glandula majuseula sessili 
instruela; ovula in lonalis gemina , sulurae ventrali collateraliter inserta, pen- 
dula ; styli in unienm glabrum coeliti; stigma subcapitellatum; capsula quinque 
vel unicocca, cocei basi subcohaerentes, sepalis persistentibus pluries longiores, 
subquadrati, paullo compressi, basi rolundati, apice abrupte truncati et angulo 
externo breve cornuli, coriacei vel subliguosi, dorso carinati, Iransversim rugosi, 
extus glabrinsenli, intus suleati, glabri, endacarpio haud secedente; frutey Tas- 


65 


manicus, ramosissimus, foliis oppositis, exstipulatis, petiolatis, trifoliatis, folio- 
lis coriaceis, lanceolatis, serratis supra tuberenlatis, peduneulis terminalibus, 
trichotome eymosis, multifloris ; floribus albis. Die einzige Art heisst A, Frank- 
liniae. (Ibid. p. 32.) —e. 
Wirtgen bestimmte ein neues Sedum, S. aureum, der rheinischen Flora 
und beschreibt dasselbe also: Stämmchen niedrig, aufstrebend, abgestumpft um- 
gekehrt kegelförmig, mit oben anliegenden, unten abstehenden, fünfreihigen Blät- 
tern, Blätter lineal-lanzettförmig, oberseits flach, unterseits ein wenig convex, 
spitz begrannt, am blühtentragenden Stengel dicht anliegend,, meist purpurroth, 
sonst dunkelgrün, mit stark gelöstem zugespitzten Sporn an. der Basis, Blühten 
in Trugdolden, ohne Deckblätler, höchst selten das Rudiment eines Deckblattes 
an der untersten Blühte; Kelchzipfel eiförmig, ziemlich stumpf, goldgelb, schwach, 
wohlriechend (vanillearlig); Aeste der Trugdolde nach der Blühte knänelförmig 


zusammengezogen. — Die Pflanze steht auf den Escherfelder Wiesen zu Horch- 
heim, auf den Lahnbergen bei Ems und auf dem Fachbacher Berge am Wege 
nach Ehrenbreitenstein. (Rhein. Verhandl. X. 117.) —e. 


G. v. Martens, über Iris germanica undl. florentina — 
Das Ausbleichen der Blühten südlicher Pflanzen, wenn sie nach mehr nördlich 
gelegenen Standorten versetzt werden, ist besonders bei denen häufig, deren 
Farbe zwischen roth und blau liegt. Schon längst hielt von M. daher die ]. 
florenlina nur für eine verblasste I. germanica und obwohl Fresenius dies auch 
längst nachgewiesen, so wird dennoch erstere stets als gute Art aufgeführt. Eine 
abermalige Prüfung einer grossen Anzahl von schönen Exemplaren im Stutigar- 
ter Schlossgarten liess von allen Unterschieden, welche Koch der I. floren- 
tina zuschreibt, nur die milchweisse Farbe der Blume erkennen. Einige Exem- 
plare hatlen sogar dunkelviolette und milchweisse Blumen zugleich. Damit muss 
nun jede Trennung beider Arten als völlig unhaltbar erscheinen, (Würtemberg. 
Jahresh. IX. 366.) —e. 

Curtis’s botanical magazine enthält in Nr. 103 und 104 auf Tb. 4722 
bis 4733 folgende Arten: Xanthorrhoea hastile Br., Littonia modesta n. sp., 
Lopezia macrophylla Benth., Lilium roseum Wall., Azalea crispiflora n. sp., Se- 
meiandra grandiflora Hook., Azalea amoena Paxt., Cantua bicolor Lindl., Rhododen- 
drum niveum Hook, Fritillaria oxypetala Royle, Vacecinium ovatum Pursh., Di- 
ehorisandra leucophthalmos n. sp. 


Zoologie. — Jules Hayme (über die Melamorphose und den 
Bau der Trichoda Iynceus) kat gefunden, dass Trich. gibba Müll., Oxytricha 
gibba Ehrenb., Trich. peltionella Müll., Oxytr. peltionella Duj. nur Formen des 
genannten Infusoriums und alle Larvenzustände der Coceudina coslata Duj. oder 
Aspidisca Iynceus Ehrenb. sind. (Annales des sciences natur. Tome XIX. 
p. 109.) Kr. 

Koren et Danielsen, Untersuchungen über Entwick- 
lung der Pectinibranchier (Buccinum undatum und Purpura lapieus), 
deren Resume folgendes: 1. Bucceinum undatum. Die Kapsel welche die Eier 
einschliesst, ist mit einer durchscheinenden, ungefärhten, klebrigen und eiweiss- 
ähnlichen Flüssigkeit angefüllt. Jede Kapsel enthält eine Menge Eier. Das Ei be- 
steht aus einem Chorion, Eiweiss, Dotterbaut und aus dem Dotter, der aus 
mehr oder weniger grossen Kügelchen gebildet wird. Grösse variirt von 0,257 
bis 0,264 Millim. An dem schon gelegten Ei haben Verf. weder einen Keim- 
fleck noch ein Keimbläschen beobachtet. Die Furchung, wie bei den andern 
Mollusken, findet bei diesen Thieren nicht statt [?|. Gegen den 18. Tag fangen 
die Eier an sich zu nähern, das Chorion sich abzulösen, der mehr oder weni- 
ger enlblösste oder nur durch seine Membran bedeckte Dolter ist von der 
klebrigen eiweissähnlichen Flüssigkeit umgehen. Einige Tage später haben sich 
die Eier zu verschiedenen grossen Gruppen aus 6— 16 Eiern bestehend, verei- 
nigt. Am 23. Tage ist das noch deutlicher und die einzelnen ovalen nieren- 
förmigen Gruppen sind von einer äusserst feinen Membran umhüllt. Die Flüs- 
sigkeit, die die Eier umspült, hat ihre Zähigkeit verloren. Am 24. Tage noch 
deutlichere Conturen der einzelnen Gruppen, Mehrere isolirt gebliebene Eier 


d 


66 


zeigen sich unter der Form der Embryonen, während die andern zusammen ver- 
einigt bleiben. Der Embryo, der sich auf diese Weise bildet, ist zusammenge- 
setzt aus einer feinen Membran, die mehrere Eier einschliesst.e Die Zahl der- 
selben, die sich zu einem Embryo gruppiren, ist sehr verschieden (manchmal 
100 und mehr). Auch variirt die Zahl der Embryen in den verschiedenen Kap- 
seln, gewöhnlich von 6—10. Die ersten Organe, die sich nach der erwähnten 
Membran bilden, sind die mit Cilien besetzten, abgerundeten Lappen. Der Em- 
bryo fängt an sich zu bewegen. Später entsteht der Fuss, der Mantel, die 
Schale, die Gehörorgane, die Augen, die Speicheldrüse, das Herz und die con- 
tractile Blase. Dann die Verdauungsorgane, das Nervensystem, die Branchien 
u. s. w. Nach etwa 8 Wochen sieht man die jungen Thiere die Kapsel verlas- 
sen; die Schale ist etwas länger, hart, zerbrechlich, halbdurchsichtig. Die Lap- 
pen sind verschwunden, das jungeThier kriecht wıe das erwachsene. — 2. Pur- 
pura lapillus. Die 0,194 Millim. grossen, zerstreuten und von einer viskösen 
Flüssigkeit umgebenen Eier finden sich in flaschenförmigen Kapseln. Jedes Ei 
besteht aus dem Chorion, Eiweiss, Dotterhaut und Dotter. Dieser erfährt eine 
sehr unregelmässige Furchung. Ist dieselbe etwas vorgeschritten gruppiren sich 
die Eier. Am 12. und 13. Tage sind die Eier so zu sagen eine feste Masse 
geworden, die in mehrere traubenförmige Haufen zerfällt. Am 16. Tag die 
Gruppen deutlicher, über die andere Masse einen Vorsprung bildend und miltelst 
eines Stieles daran befestigt. Durch das Mikroskop sah man, dass sie von einer 
feinen mit Cilien besetzten Haut gebildet waren und eine Menge Eier enthielten. 
An den beiden Seiten des Stieles exsudirte eine durchsichtige Masse, auf wel- 
chen sich feine Wimpern zeigten (der Fuss) und an der Basis des Stieles sah 
man die ersten Spuren der Lappen. Endlich lösten sich mehrere dieser birn- 
förmigen Körper los und fingen sich an zu drehen: Embryonen. Wie viel Eier 
sich zu einem Embryo gruppirten, liess sich nicht bestimmen. Es fand sich in 
jeder Kapsel einer der sich in einem Ei entwickelte aber niemals zur vollstän- 
digen Ausbildung gelangte. Die Zahl der Embryen variirt zwischen 20 — 4. 
Ihre Grösse Y3>—1/ı Millim. Die ersten Organe welche sich nach der einhül- 
lenden Membran bilden, sind der Fuss, die beiden Lappen, dann der Mantel, 
die Schale, die Gehörorgane , die Speicheldrüse, das Herz (am 23. Tage), die 
Augen und dıe Tentakeln. Der Verdauungsapparat, das Nervensystem, dıe Bran- 
chien, der Sipho und die Retractionsniuskeln des Fusses erschienen viel später. 
In einer spätern Epoche theılte sich das Herz in zwei Kammern; die Schale 
hat 1—2 Windungen, wonach erst die contractile Blase erscheint. Nach 8 Wo- 
chen haben die Jungen die Hülle noch nicht verlassen und zieht man sie her- 
aus, so kriechen sie zwar wie die erwachsenen Thiere, aber die Lappen sind 
noch nicht ganz verschwunden. Das geschieht erst gegen 9., 10. Woche , wo 
die Jungen herauskommen. Die Schale ist dann undurchsichtig und zerbrech- 
lich. (Ibid. Tome XVIIE. XIX.) Kr. 


Benson beschreibt folgende neue auf Ceylon gesammelte Landceonchy- 
lien: Streptaxis Leyardana, Str. cingalensis, Helix ceraria, H. putelus, H. mo- 
nonema, H. marcida, H. vilipensa, H. perfucata, H. edgarana, Vitrina membra- 
nacea, Achatina vernina, A. pachycheila, Bulimus panos, Pupa muscerda, P. mi- 
mula, Cataulus austenanus, (. decorus, €. parapsis. (Ann. mag. nat. hist. 
August 96.) al. 


Pontallie, Professor zu Rennes, hat zwei neue Distomen entdeckt. Das 
eine in der Leber des Colymbus. Der Darmkanal dieses ist von seinem Ursprung 
bis zum Ende mit Blinddärmen versehen und besteht aus einem vorderen Theile 
in der Mittellinie gelegeuen (Oesophagus) und den beiden Zweigen, die diver- 
giren, parallel an beiden Seiten des Körpers entlang laufen und sich nahe 
dem Hinterende in einem Blindsack enden. Die Blinddärme werden von vorn 
nach hinten immer kleiner, dass am Ende nur noch eine Spur derselben ver- 
handen ist. Die Hoden sind sehr lang, liegen quer, was noch bei keinen Di- 
stomen beobachtet, sind matliweiss und bilden an der äussern Haut kleine Er- 
habenheiten. Länge des Thieres l5wm, Breite 4mm, Ein vorderer Saugnapf 
und ein Bulbus des Oesophagus war nicht zu sehen, aber Imm yom Kopfende 


67 


an der Bauchseite 'eine kleine Oeffnung, in deren Gegend der Darmkanal zu en- 
digen scheint. Der Bauchsaugnapf Hmm vom Kopfende, hat eine grosse Oefl- 
nung und fast dreieckige Form. lmm oberhalb derselben eine kleine Erhebung 
mit zwei Oeflnungen, die Genilalaufgänge. Die Testikel liegen hinter einander, 
unterhalb des vorderen grösseren der Eileiter. Die Ovarien finden sich als 
weisse Körner vom Kopfende an bis zum vordern Hoden, liegen an den Seiten 
und haben die Genitalöffnung, den Bauchsaugnapf und den Eileiter zwischen sich. 
Den Penis hat Verf. noch nicht gefunden. Dieser Wurm würde eine besondere 
Abtheilung des Subgenus Cladocoelinm Dnj. bilden, deren Hauptcharactere ein 
mit Blinddärmen versehener Darmkanal und quer gestellte Testikel sind. 

Das andere Distomum fand Verf. in der Gallenblase der Spitzmaus; es 
ist I1/gmm Jang, 0,880 mm breit, sein Hals 0,60 mm lang, 0,32 mm hreit; Breite 
des vorderen Saugnapf 0,28—0,29 mm, des ventralen 0,22—0,25mm, Die Ge- 
nitalöffnung ist 0,28mm breit, 0,05mm yom vordern Saügnapf, 0,08 — 0,09 mn 
vom hintern entfernt. Die Eier sind 0,03 mm Jang und 0,02 mm breit. Der 
Darmkanal besteht aus einem, langen Oesophagus mit zwei einfachen Zweigen, 
die sich sehr weit nach hinten verlängern. Die Testikel liegen hinter dem ven- 
tralen Saugnapf. Danach gehört das Distomum in das Subgenus Dicrocoelium 
Duj. (Annales des Sciences natur. Tom. XIX. p. 103.) Kr. 


Zwei neue Arten Helminthen hat van Beneden im Sciaenus glacialis 
gefunden und als Tetrarhynchus C., linguatula und als Anthobothrium perfectum 
beschrieben. (Bullet. de Vacad. roy. de Brux. Tom. XX. p. 202.) Kr. 


van Beneden hat folgende neue Gattungen von Schmarotzerkrebsen 
gefunden und aufgestellt: Pagodina robusta van Ben. Körper des Weib- 
chen oval, aus deutlich getrennten, die wie ein Panzer die obere Seite bedecken 
und wie grosse Schuppen aussehen zusammengesetzt. Kopf, Thorax, Leib und 
Schwanz deutlich geschieden; ein Paar horstenförmige, vielgliedrige Antennen 
inseriren unten am Kopfsegment; 3 Paar mit Haken endende Kieferfüsse, von 
denen das hintere Paar am längsten und bis zum zweiten Thoraxsegment reicht, 
Der Thorax hat 4 Paar Füsse, von denen die drei letzten am äussersten Gliede 
gespallen sind; der Hinterleib hat am Ende drei kleine Anhänge; der Schwanz- 
iheil besteht aus 3 Ringen. Die Bedeckungen sind gelblich und sehr fest , be- 
sonders auf der Oberseite. Das Weib ist 5mm Jang. Der Mann ist kleiner, 
sein Körper länglicher und schmaler. Der Schmarotzer wohnt auf den Kiemen 
des Galeus eanis und Carcharias glaneus. — Eudactylina acuta van Ben, 
Körper deutlich gegliedert, in der Milte etwas breiter. Kopf distinct, schildför- 
mig nach hinten abgerundet, vorn mit einem Paar grosser, mit Haken hesetzter 
Antennen. 3 Paar Kieferfüsse, deren letzteres in eine kräftige Zange endet. 
4 Paar Brustfüsse die gespalten sind und Borsten tragen. Ein Hinterleibsring 
mit einem Paar gegliederter Anhänge und 3 Schwanzringe von viereckiger Form, 
am letzten ein Paar kleine Anhänge. Der ganze Panzer hat eine gewisse Fe- 
stigkeit und wird beim Trocknen citronengelb. Länge des Thieres, Kopf und 
Eiröhren mit einbegriffen 6wmm, Es findet sich zwischen den Kiemenblättern 
von Squalina angelus und Spina acanthias. (Zbid. Bd. XX. p.235. 482.) Kr. 


Kraatz diagnosirt als nov. sp. Orchesia undulata: Fusio picea, pube- 
scens, subtilissime punetulata, antennis pedibusque fusco - ferrugineis, elytris pi- 
ceis, fasca media undulata testacea pone medium regulari ante apicem. Long. 
21/2. Sie ist gefunden in Oesterreich, Steiermark, bei Berlin. Sie ist 
schon früher bekannt gewesen und mit Orch. fasciala vereinigt. Curtis’s 
Britt. Ent. V. p. 197. hat sie als Orch. fasciata abgebildet, (Stettin. entom. 
Zeit. 14. Jahrg. Nr. 8. p. 259.) Kr. 

Derselbe Verfasser zeigt, dass Phytosus spinifer Curtis und nigriventris 
Chevrolath zwei verschiedene Species sind. Die schwarze Form ist Spinifer, 
die gelbe nigroventris. (Ibid. p. 257.) Kr. 

Morren berichtet über einen Wanderzug der Libellula depressaL. Der 
am 16. Juni 1853 gegen 4 Uhr Nachmittag zu Hasseignies nahe bei Bel - Oeil 
(Provinz Hainaut) von Hrn. Chopinetl, Notar, während 3/s Stunden und in 
einer Ausdehnung von 3/s Meilen in der Richtung von Südost nach Nordwest 


ns 


68 


beobachtet wurde. Die Thiere zogen in ungeheurer Anzahl, die niedrigsten etwa 
2,50 Metres vom Boden. Der Zug ging ohne jedes Geräusch vor sich und mag 
seine Ursache wohl in Wassermangel gehabt haben. (Bull. de Vacad. roy. des 


Sc. Tom XX. p. 322.) Kr. 
Siebold, über die Auswüchse und äusseren Anhänge auf 
verschiedenen Insecten. — Dieselben sind entweder 1) fremde Körper 


namentlich Pollenmassen von Orchideen und Asclepiadeen und andern Pflanzen, 
die leicht festkleben und herumgetragen werden. An Bienen bemerkt man der- 
gleichen häufig (die von Dzierzon beschriebene Hörnerkrankheit der Bienen be- 
steht ın nichts andern als solchen Pollenmassen), oder es sind 2) weisse wol- 
lenartige wachsartige Secrete, die in der Insectenwelt sehr verbreitet und als 
staubartige Bedeckung, Höcker, Federn, Fädenbüschel u. s. w. vorkommen. Nıcht 
blos die Bienen auch andere Insecten können diesen Stoff in so grosser Menge 
produciren, dass ihn der Mensch benutzen kann. So kommt aus China eiue 
Wachsart Pela in Brotform, die dort zu Lichtern benutzt wird. v. Siebold 
meint, dass dieses Secret nicht von Flata limbata Doven (eine Cicade) sondern 
wahrscheinlich von Coceus cerifer Fabr. herrühre. Die Kolonien des Pomphigus 
Xylostei Hart. (Wolllaus) überziehen auch in unsern Gärten zuweilen alle Zweige 
mit diesem Secrete. Oder 3) sind es parasitische Pilze, Formen von Isaria, 
Clavaria und Sphaeria, die in Keulenform aus Puppen, Larven, auch vollkom- 
menen Insecten hervorwachsen und wahrscheinlich während des Lebens der In- 
secten als Sporen in dieselben hineingerathen. Sıe werden den Thieren durch 
ihren Wachsthum gefährlich, wie die Seidenraupen durch den berüchtigten 
(Botrytis Bassania, Muscardine) ihren Untergang finden. Einer dieser Keulen- 
pilze hat noch in neuerer Zeit Aufsehen gemacht, der als merkwürdiges chine- 
sisches Naturproduct, von den Chinesen „Sommerpflanze, Wınterraupe‘‘ genannt, 
nach London kam, aber schon von Reaumur richtig als Keulenpilz auf einer 
Raupe (clavaria entomorrhiza) gedeutet war. (Jahresber. d. schles. Gesellsch. 
f. vaterl. Kultur i. J. 1852.) Kr. 


v. Homeyer gibt die Diagnose einer neuen noch nicht beschriebenen 
Möve unter den Namen Larus Heinei Sie ähnelt Lar. canus, ihre ganze Ge- 
stalt ist aber schlanker gestreckter. Färbung der Füsse gelblich oder ganz gelb, 
Schnabel schlanker und länger als bei Lar. canus. Die Färbung des Gefieders 
am Flügelrande, die Haudfedern und grössera Deckfedern der Flügel schiefer 
schwärzlich. Der graue Rücken ist dunkler als bei der Sturmmöve. Die zwei- 
ten bıs vierten Schwingen zweiter Ordnung haben in der Mitte schwarze Schäfte, 
die 6.— 11. an der Aussenfahne schieferschwarz. Die zweite Primärschwinge 
vor der Spitze nur an der Innenfahne einen weissen Fleck. Auf zwei Tertiär- 
schwingen ein rundlicher schieferschwarzer Fleck. (Naumannia Jahrg. 1853 
3. Quartal p. 129.) Kr. 

Unter den von Dr. Philippi um Valdivia im südlichsten Chile ge- 
sammelten Vögel fand Dr, Hartlaub iu Bremen folgende neue Arten: Och- 
ihoeca chilensis, Crithagra flavospecularis, Scolopax speclabilis. Am Schlusse 
gibt Verf. ein Verzeichniss sämmtlicher bis jetzt mit Sıcherheit als chilesisch 
bekannter Arten, deren Zahl sich auf 200 beläuft. (4bid. p. 207.) Kr. 


Pontalli& theilt interessante Beobachtungen mit über die Orte, wo die 
Acari der Sperlingsvögel und der Helix aspersa ihre Eier hinlegen. Bei den er- 
stern und namentlich den Gattungen Parus, Emberiza und Fringilla, ganz beson- 
ders aber bei den Meisen und Sperlingen legen die Acari ihre Eier zuweilen an 
die Basis der Schenkel, meist an den vordern Theil des Körpers, unter ein 
weissliches, seidenartiges Gewebe , unter welchem man, wenn man es vorsichtig 
aufhebt, sie sowie die jungen Acari leicht findet. Bei Helix aspera bringen die 
Acari die Eier im Augenblicke, wo sich das Orifictum pulmonare öffnet, in die 
Respirationshöhle hinein. Die Jungen gehen in derselben Weise wieder nach 
aussen, um ihr Leben auf der äussern Oberfläche fortzusetzen. (Annales des 
Sc. nat, tom. XIX. p. 106.) Kr. 


—_— 


CGorrespondenzblatt 


des 


Naturwissenschaftlichen Vereines 
für 
Sachsen und Thüringen 
Eialle. 
1853. Juli. Ne \ll 


Sitzung am 6. Juli. 
Eingegangene Schriften: 

1. 2. Zweiter Jahresbericht über die Wirksamkeit des Werner- Vereins zur 
geologischen Durchforschung von Mähren und Schlesien im Vereinsjahre 
1852 und erster Jahresbericht der Direction des genannten Vereins für 
das Vereinsjahr 1851—52. 

3. Allgemeine Zoologie. Systematische Darstellung des gesammten Thier- 
reichs nach seinen Classen von (.G. Giebel. 1. Liefrg. Säugethiere, 
Leipzig 1853. 80. 

4. Odontographie. _ Vergleichende Darstellung des Zahnsystems der leben- 
den und fossilen Wirbelthiere von C. G. Giebel. 2. Lieferung. Leip- 
zig 1853. 40. 

5. Lehrbuch der Zoochemie von H. W. Heintz. Mit 2 Kpfrtfin. und 19 
in den Text.gedruckten Holzschn. Berlin 1853. 8. 

Nr. 3—9. Geschenk der Herren Verfasser. 


Als neue Mitglieder werden angemeldet: 

Herr Stanislaw Schylla, Pharmaceut in Könnern, 
„»  Reetor Völcker in Aschersleben, 

» Gerichtsassessor Kosegarten, ebenda, 

» Pastor Dr. Nagel in Gatersleben, 

» Stud. med. Otto hier. 

Herr Baer berichtet über das in neuester Zeit nach dem Ge- 
brauch von Ziltwersaamen oder Santonin beobachtete Gelb- und Grün- 
sehen und über die dadurch veranlassten Versuche, die Marlin in 
München an sich selbst vorgenommen hat. (Bd. 1. S. 470.) 

Herr Schrader bespricht die von Dr. Schöpffer in Folge fal- 
scher Auffassung der hierher gehörenden Thatsachen in einer eige- 
nen, unter dem Titel: ‚die Erde steht fest“ erschienenen Brochüre 
versuchten Bekämpfung des Copernicanischen Sonnensystems (S. 27.). 

Herr Thamhayn theilt hierauf die Forschungen von Brücke 
über den Weg des Chylus mit (S. 28.) und Herr Schliephacke 
legt abnorm gebildete Blühten von Hyoscyamus niger vor, 


Sk zum an. 19. Jul 


Eingegangene Schriften : 


l. Crüger, die Schule der Physik auf einfache Experimente gegründet, 
3. Lieferung. Erfurt 1853. 


70 


2. A. Kenngott, Mineralogische Notizen. 1. und 2. Folge. Wien 1853. 
Nr. 2. Geschenk des Hrn. Verfassers. 


Als neues Mitglied wurde angemeldet 


Herr Schliephake, Pharmaceut hier. 

Nach einigen Mittheilungen in Betreff der Generalversammlung 
trägt der Vorsitzende, Herr Giebel, einige geologische, paläontolo- 
gische und oryctognostische Notizen aus einem Briefe des Herrn 
Söchting in Göttingen vor (S. 29.). Von diesem waren auch 
einige Geschenke für die Sammlung eingegangen; ebenso von Hrn. 
Leo in Esperstädt bei Frankenhausen einige in der dortigen Braun- 
kohlenablagerung vorkommende Mineralien, als Schwefel, Honigstein, 
Oxalith und eine Art schwarzer Holzkohle. 

Herr Giebel gedachte sodann des am 8, d. M. verstorbenen 
Oberbergraths und Professor Germar, der mit lebhaftem Interesse 
stets die Thätigkeit unseres Vereines unterstützte und zur Bethätigung 
desselben noch ein werthvolles Geschenk aus seinem Nachlasse für 
die Vereinsbibliothek übermacht hat (S. 31.). 

Als einen Beleg für den Einfluss des Standortes auf die Ent. 
wicklung der Pflanzen legte Herr Schliephacke Exemplare von 
Echium vulgare von den Kupferschieferhalden bei Mansfeld vor, die 
so bedeutende Verschiedenheiten zeigten, dass sie wohl als eine neue 
Varietät betrachtet werden können (S. 33.). 

Schliesslich sprach Hr. Giebel über die Structur und Form 
der Zähne bei den Säugelhieren, um die systematische Bedeutung 
der einzelnen Zahnarten nachzuweisen, Nachdem er alsdann noch 
die geeignetste Formel für das Zahnsystem erörtert halte, verbreitele 
er sich über die wesentlichen Charactere des Carnivoren-Raubthierge- 
hisses, zumal über das gegenseitige Verhältniss des Fleischzahnes und 
der Kauzähne zu dem Naturell und der Lebensweise der einzelnen 
Gattungen und Arten. 

Die nächste Sitzung am 20. d. M. fällt der Generalversamm- 
lung wegen aus. 


Erste Generalversammlung in Halle am 22. u. 23. Juli. 
Erste Sitzung. 


In dem festlich geschmückten Saale der Weintraube bei Gie- 
bicdenstein versammelten sich auf die vom Vorstande erlassene Ein- 
ladung früh 10 Uhr folgende Herren: 


W. Gerhard, Legationsrath aus Leipzig. 
v. Schreeb, Reg.-Rath aus Magdeburg. 
Berger, Oberst a. D. in Halle, 

Zincken sen., Oberbergrath aus Bernburg. 
Dr. Bergener aus Gerbstedt. 

Krause, Studiosus in Halle. 

Dr. Giebel in Halle. 

E. A. Zuchold, Buchhändler aus Leipzig. 
Zschorn, Lehrer in Halle. 

W. Schönichen, Particulier aus Bernburg. 


71 


W. Heintz, Dr., Professor in Halle. 

Ed. Beeck, jun., Zimmermeister in Halle. 

W. Baer, Assistent im chem. Laborat. in Halle. 
St. Schylla, Pharmaceut aus Cönnern. 
Thümler , Bergwerks-Inspeclor in Halle. 

H. Stippius, Apotheker in Halle. 

H Kayser, Dr. med. in Halle. 

Francke, Dr. u. Apotheker in Halle. 

Dr. Kohlmann , Lehrer in Halle. 

H. Bekel, Studiosus in Halle. 

4. Tausch, Studiosus in Halle, _ 

Rust, Vorm. Revisor aus Bitterfeld. 

Gustav Tschetschorke , Lehrer in Halle. 
Friedrich Körner, Lehrer in Halle. 

Dr. W. Schrader, Director der Prov.-Gewerbeschule in Halle, 
v. Rohr aus Berlin. 

J. Wislicenus, Studiosus in Halle, 

W. Hetzer, Studiosus in Halle. 

Dr. Schadeberg in Halle. 

Hasemann, Diakonus in Halle. 

Fr. Elzemann. 

v. Schreiner, Ministerial-Registrator aus Weimar. 
Witte, Dr. Professor in Halle. 

Graf Seckendorff in Halle. 

Schaller, Dr. Professor in Halle. 

Erdmann, Dr. Professor in Halle. 

v. Gross, Grossherzogl. Sächs. Weim. Kammerherr und Finanzrath aus Weımar., 
Martins, Dr., Berghauptmann a. D. in Halle. 
Volckmann, Dr. Professor in Halle. 
Brodkorb, Apotheker in Halle. 

Lüben, Rektor aus Merseburg. 

Pabst, Apotheker in Halle. 

Weber, Lehrer in Halle. 

Krause, Rath aus Cöthen. 

RBomeycke. 

Jacobson, Dr. med. in Halle, 

Lehmann, Kunstgärtner aus Cröllwitz. 

Besser, Studiosus in Halle. 

Anton sen., Buchhändler in Halle. 

v, Minnigerode, Bergmeister aus Dürrenberg. 
4A. L. Sack, Mineralog in Halle. 

Schumann, Pastor ın Crössuln bei Weissenfels. 
Heyne, Lehrer aus Calbe a./S. 

Friedrich Heun, Fabrikant aus Dürrenberg. 
Rudel, Dr. phil. in Halle. 

Kühl, Baumeister in Halle. 

Gerding, Dr. phil. aus Jena. 

Lindig, Salinenfaktor aus Dürrenberg. 

G. Kleemann, Mechaniker in Halle. 

F. Krause, Kunstgärtner in Halle. 

A. Schmidt, Archidiaconus aus Aschersleben. 
Koschry aus Sans-Souci. 

Fr. Hofmeister sen., Buchhändler aus Leipzig. 
Ambr. Abel, Buchhändler aus Leipzig. 
Hofmeister jun., Dr. phil. aus Leipzig. 
Delbrück, Dr. med. in Halle. 

Pochhammer aus Brandenburg. 

Schreiber, Lehrer aus Magdeburg. 

©. Schliephacke, Pharmaceut in Halle, 


72 


Seyfert, Schichtmeister aus Sangerhausen. 

Zitzling in Halle. 

Buchbinder, Lehrer aus Merseburg. 

v. Landwüst, Kreisrichter in Halle, 

V. Weber, Studiosus in Halle. 

Reinwarth, Salinenrendant in Halle. 

Fr. Dies aus Magdeburg. 

Rosenbaum , Dr. med. in Halle. i 

Als Vorsitzende fungiren die Herren Giebel und Heintz, 
als Schriftführer die Herren Baer und Kohlmann. 

Der Vorsitzende Hr. Giebel eröffnete die Versammlung mit 
einem Grusse und staltet derselben den Dank ab für die lebhafte 
Betheiligung an der Bildung des naturwissenschaftlichen Vereins für 
Sachsen und Thüringen. Da die Constituirung schon im Januar (vergl. 
Bd. I. S. 82) unter Vorbehalt der Genehmigung der Generalversamm- 
lung erfolgt war, so ersuchte der Vorsitzende um «ie Bestätigung, 
welche die Versammlung durch Aufstehen ertheilte, Hierauf gab Hr. 
Giebel eine kurze Uebersicht über die allmälige Ausbildung des 
Vereins von seinem ersten Entstehen an bis zu dem heuligen Tage. 
Es mag daraus nur hervorgehoben werden, dass der Verein augen- 
blicklich 200 Mitglieder nebst 2 Zweigvereinen zählt, eine Jahres- 
einnahme von circa 400 Thaler, eine Bibliothek von 560 zum Theil 
sehr werthvollen naturwissenschaftlichen Schriften besitzt und einen 
sichern Grund zu naturwissenschaftlichen Sammlungen gelegt hat und 
als Organ seiner Thätigkeit eine Zeitschrift für die gesammten Na- 
turwissenschaften in monatlichen Heften herausgibt. 


Bevor die Berathung des Statutenentwurfs veranlasst wurde, 
beseitigte der Vorsitzende noch die laufenden Geschäfte, indem er 
folgende neue Mitglieder anmeldete: 


Herr Apotheker Hässler in Eisleben. 
„» Apotheker Hoffmann ebenda. 
; Apotheker Haacke ebenda. 
‚  Hütteneleve Francke ebenda. 
„,  Bergexspectant Gerlach ebenda. 
„ Lehrer Struwe in Aschersleben, 
» Dr. Bergener in Gerbstädt. 
und an neuen Schriften übergab : 
J. J. Hausmann, neue Beiträge zur metallurgischen Kıystallkunde, Göt- 
lingen 1852. 40. 
‚ Bemerkungen über den Zirkonsyenit. Göllingen 1852. 4o. 
Nr, 1. 2 nebst Begleitungsschreiben des Hrn. Verf. dd. Göttingen. 
3. Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den 
k. preuss. Staaten. 44. Liefrg. Berlin 1853. 40. 


4. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. I. Bds. 1. Heft. 
Halle 1853. 40. 


5. Heffner, älteste Medieinalordnung des Bisthums Würzburg vom Jahre 
1502. Würzburg 1853. 80. 
Nr. 5. Geschenk des Hın. Verfassers. 


6. Würtembergische naturwissenschaftl. Jahreshefte IX, 3. Stuttgart 1853. 8 


2. 


73 


Eingegangen waren ferner ein Schreiben des Mühlhäuser Ver- 
eines in Bezug auf die statuarischen Bestimmungen über die Zweig- 
vereine; von Hrn. Eisel in Gera eine Sendung Zechstein-Petrefakten 
Thüringens, von Hrn. Yxem in Quedlinburg eine Suite Hilsverstei- 
nerungen von Schöppenstädt, von Hrn. Lüben in Merseburg einige 
Pflanzenreste aus dem Braunkohlensandstein bei Skopau und von Hrn. 
Spieeker in Bernburg eine Abhandlung über Sigillaria Sternbergi 
aus dem bunten Sandstein von Bernburg. 

Alsdann wurde die Verhandlung über die Statuten eröffnet. 
Nach mehr denn zweistündiger Debatte, an der sich besonders die 
Herren Zincken sen., v. Schreeb, Graf v. Seckendorff, 
Schadeberg, Schmidt, Schrader, Hasemann, Schrei- 
ner, Schreiber und Andere betheiligten, wurde der vom Vor- 
stande allen Mitgliedern eingehändigte Entwurf im Wesentlichen an- 
genommen, Die abweichenden Beschlüsse betreffen $. 17, in wel- 
chem die auf 50 beschränkte Zahl der correspondirenden Mitglieder 
gänzlich beseitigt wurde; eine Bestimmung im $. 18, dass die aus- 
scheidenden Mitglieder keine Rechtsansprüche haben; eingeschoben 
wurde als $. 19. der Ausschluss von Mitgliedern durch den Vorstand; 
ferner auf die Zulässigkeit der Zweigvereine, auf die Prüfung des 
Rechenschaftsberichtes durch die Generalversammlung und endlich auf 
die Wahl des Vorstandes für die Generalversammlung durch den je- 
desmaligen Vereins-Vorstand. Der Vorsitzende versprach die nunmehr 
revidirten Statuten, sowie das Bibliotheks- und Mitglieder-Verzeichniss 
mit dem bald erscheinenden Junihefte der Zeitschrift allen Mitgliedern 
zugehen zu lassen. 

Herr Giebel referirte den Inhalt der von Herrn Spiecker 
übersandten oben aufgeführten Abhandlung unter Vorlegung geeigne- 
ter Abbildungen und natürlicher Exemplare, Schliesslich theilt er 
seine eigene Ansicht darüber mit: 

Während der nach dem Programm festgestellten Pause wand- 
ten sich die Anwesenden zur Betrachtung der ausgestellten Petrefak- 
ten und der zahlreichen ausliegenden naturwissenschaftlichen Literatur, 
worunter besonders Gould’s Prachtwerk über die Rhamphastiden und 
Trochiliden, dessen australische Säugethiere, Rousseau’s und Dev£ria’s 
Photographie zoologique, Peters Reise nach Mozambique (1. Band 
Säugethiere), die in Madras erchienenen Icones plantarum Indiae 
orientalis von Wight, Hooker’s Monographie der Rhododendren vom 
Sikkim-Himalaya, desselben Flora-von Neu-Seeland vor allen die Aul- 
merksamkeit auf sich zogen. 

Nach der Pause hielt Herr Volekmann einen Vortrag über 
Reflexbewegung der Muskeln, wobei er besonders auf Pflüger’s 
Versuche Rücksicht nahm und durch seine eigenen Untersuchungen 
zu der Ansicht geleitet wurde, dass die frühere Deutung der Re- 
flexionsbewegung durch jene Versuche nicht alterirt werde. Herr 
Bergener fühlte sich veranlasst, hieran einige philosophische Be- 
trachtungen anzuknüpfen. 


74 


Nach der Sitzung vereinigte sich der grösste Theil der Anwe- 
senden zu einem gemeinschaftlichen Mittagsmahle, während des- 
sen ernste und heitere Unterhaltungen manichfach mit einander ab- 
wechselten. 

Am Nachmittage vertheilte sich die Gesellschaft zur Besichti- 
gung der Foucault’schen Pendelversuche, die in der Marktkirche aus- 
geführt wurden, und einiger hiesiger Sammlungen, und am Abende 
fand eine gesellige Unterhaltung im Bade Wittekind statt. 


Zweite Sitzung. 


Nachdem die Statuten nach der gestrigen Fassung vorgelesen 
und einstimmig genehmigt waren, wurde als Ort für die nächstjährige 
Generalversammlung in der Pfingstwoche Jena und für die Septem- 
berversammlung Aschersleben gewählt, 


Als neue Mitglieder wurden angemeldet: 


Herr Kreisrichter vv Landwüst in Halle 
durch die Herren Stippius, Heintz u. Giebel; 

Herr Professor Dr. Volkmann in Halle 
durch die Herren Heintz, Schaller u. Giebel. 


Darauf theilte der Vorsitzende den Contract des Vorstandes 
mit dem Buchhändler Pfeffer über den Verlag der Zeitschrift mit, 
welchem die Versammlung nach kurzer Debatte ihre Zustimmung 
ertheilte. 

Der Vorstand beantragte zur Bestreitung der durch die Redak- 
tion etwa erwachsenden Auslagen eine jährliche Summe bis zu 100 
Thaler und mit Rücksicht auf die Kassenverhältnisse zu bewilligen. 
Von mehreren hierzu aufgestellten Verbesserungsvorschlägen wurde 
nach längerer Debatte folgender des Hrn. Zincken sen.: 

„die Versammlung bewilligt der Redaktion der Zeitschrift für 

die gesammten Naturwissenschaften vorläufig eine jährliche Summe 

von hundert Thalern mit Rücksicht auf den Stand der Kasse 
und ohne Rechnungslage“ 
mit sehr grosser Majorität angenommen. 

Die jetzt im Drucke vollendeten früheren fünf Jahresberichte des 
Vereines erklärte der Vorsitzende seien nur noch in einer geringen An- 
zahl von Exemplaren vorhanden und würden den seit Januar d. J, 
eingetretenen Mitgliedern zu dem Preise von 3 Thaler statt des La- 
denpreises von 9 Thaler überlassen werden. 

Herr Heintz sprach über seine Untersuchung der Butter, be- 
sonders in Rücksicht der von ihm darin aufgefundenen felten Säuren, 
die er in Präparaten vorlegte. Die Resultate dieser Untersuchung 
werden später ausführlich mitgetheilt werden. 

Ir. Giebel berichtet Kebers Untersuchungen über den Antheil 
der Spermatozoen an der Befruchtung des Eies. 

Herr Volkmann machte einige Bedenken gegen diese Unter- 
suchungen geltend, wodurch auch die Herren Schmidt und Zin- 


75 


cken sen. sich zu einigen Bemerkungen über denselben Gegenstand 
veranlasst sahen. 

Eine von den Herren Söchting und Seyffert in Göltingen 
eingesandte Abhandlung über Krystalle in andern Krystallen einge- 
schlossen, welche soeben von der Harlemer Akademie der Wissen- 
schaften mit der goldenen Medaille gekrönt worden, theilte der Vor- 
sitzende, Herr Giebel mit (S. 8.) und Hr. Zincken sen. knüpfte 
daran einige lehrreiche Bemerkungen aus dem reichen Schatze seiner 
umfangsreichen mineralogischen Kenntnisse, die er in der Zeitschrift 
mitzutheilen versprach, 

Hr. Brodkorb erläuterte den von Hrn. Gressler in Erfurt 
in drei Exemplaren aufgestellten Apparat zur Bereitung kohlensaurer 
Getränke, deren Vortrefflichkeit durch das frischpräparirte und her- 
umgereichte kohlensaure Wasser und moussirenden Wein sich be- 
wahrheitete, Die Einrichtung des Hahnes ist es besonders, welche 
diesem Apparate vor anderen einen bedeutenden Vorzug verleiht; er 
kann Jedem, der sich der Annehmlichkeit dieser Getränke erfreuen 
will, bestens empfohlen werden. 

„ Hr A. Schmidt legte seine Untersuchungen der Schnecken- 
zungen in Rücksicht auf deren Bedeutung für die Systematik, beson- 
ders der Land- und Süsswasser-Mollusken vor, und zeigte unter drei 
aufgestellten Mikroskopen die betreffenden Präparate, welche sowohl 
wegen der Mannichfaltigkeit, als der Sauberkeit und Sorgfalt allge- 
meine Anerkennung fanden, 

Nach der Pause hielt Hr. Baer einen Vortrag über die ge- 
schichtliche Entwickelung der Gasbeleuchtung von deren erstem Ent- 
stehen bis zu ihrer gegenwärtigen Verbreitung und Bedeutung. Frü- 
her bereits hatte der Vortragende an der Geschichte der Photogra- 
phie und der Galvanoplastik dargethan, wie einerseits zwischen dem 
ersten oft unscheinbaren Anfange und dem glänzenden Endziele, das 
plötzlich und vor Augen tretend uns durch seinen Glanz blendet, in 
vollem Maasse unsere Bewunderung erregt und uns mit Ehrfurcht 
und heiliger Scheu erfüllt, eine lange Reihe von Jahren mühevoller 
Arbeit, getäuschter Hoffnung, unsäglicher Mühe und Entbehrung liegt, 
dıe man sich willig auferlegt hat, da nur sie zum gewünschten Ziele 
führen, — und welch grosse Rolle der Zufall hier spielt, indem die 
wichtigsten Entdeckungen sehr oft nicht die Frucht des Nachdenkens 
oder sorgfältiger Untersuchung, sondern lediglich Kinder des Zufalls 
sind, wodurch wir dennoch aber nicht berechtigt sind Entdeckungen 
dieser Art für weniger ehrenvoll zu halten, denn sie erfordern den- 
noch eine durchdringende Beobachtungsgabe und einen seltenen Scharf- 
sinn, um eine zufällige Erscheinung in ihrer ganzen Wichtigkeit klar 
zu erfassen und zu erkennen und nur zu oft sehen wir, wie Vielen 
schon in weit früherer Zeit dieselben Thatsachen, die später glänzende 
Erfolge veranlassten, ebenso vorlagen und wie dennoch diese Offen- 
barungen, den Keim neuer Prineipien enthaltend, unbeachtet, weil 
nicht begriffen, blieben, bis sich der Rechte fand, der das Flüchlige 


76 


zu haschen wusste. Heute nun kam es dem Redner darauf an, eine 
neue, dritte, freilich weniger erfreuliche Seite vorzuführen. Er ver- 
suchte zu zeigen, wie wenig oft das Neue, trotz seiner Vortrefflich- 
keit, sich Geltung zu verschaffen vermag, wie schwer es hält, das 
Alte, aber Langhergebrachte und Gewohnte, selbst wenn dessen Män- 
gel offen zu Tage liegen, zu beseitigen ist, wie gewaltig sich bei 
solchen Gelegenheiten die kleinlichen Interessen des Eigennutzes und 
der Selbstsucht geltend zu machen suchen und wie man dadurch, le- 
diglich als Folge der Selbsterhaltung, der Nethwehr, auf der andern 
Seite dahin getrieben wird, seinerseits ebenfalls nicht zu billigende 
Mittel zu ergreifen. Dies Alles lehrt uns die Geschichte der Einfüh- 
rung der Gasbeleuchtung, in mehr als einer Hinsicht eine Aufforde- 
rung zur Busse in Sack und Asche. Selbst heute noch, 37 Jahre 
nach dem entscheidenden Siege, der Frucht eines 13jährigen beson- 
ders hartnäckigen Kampfes, welchen die Gasbeleuchtung, freilich mit 
Hülfe der verwerflichsten Bundesgenossen in England davon trug, 
müssen wir uns gestehen, dass die Wissenschaft, auf welche man in 
Jüngster Zeit nicht müde wurde, Schmähungen zu häufen, doch dem 
Leben weit voraus ist, und besonders betrübend ist eine Umschau in 
unserem grösseren Vaterlande. Ungünstige äussere Verhältnisse, die 
man so gern als Deckmantel der Schwachheit vorschützt, sind oft 
gerade da gehoben, wo man geneigt wäre ihre Macht gelten zu las- 
sen. Während uns manche grössere deutsche Stadt, ja sogar man- 
che Residenz eine öffentliche Beleuchtung zeigt, die gerade hinreicht, 
um die Finsterniss sichtbar zu machen, so dass man versucht sein 
kann zu glauben, hier sei der durch Einführung des Gaslichtes zur 
Auswanderung aus der Heimath, in welche die Gasbeleuchtung bald 
nachdem sie in Deutschland Verwendung erhielt, einen Weg fand, ge- 
triebenen, sprüchwörtlich gewordenen ägyptischen Finsterniss eine 
neue Stätte geworden, — prangt die spanische Stadt Bilboa, mit 
nicht mehr denn 20,000 Einwohnern, im hellsten Gaslicht und in 
geringer Enifernung von dort, in den Hochebenen der Pyrenäen, be- 
gegnen wir noch allgemein dem ältesten und einfachsten Beleuchtungs- 
mittel, dessen sich der Mensch in seiner Kindheit bediente, einem 
einfachen brennenden Holzspan. Wahrlich Vergleiche, die uns etwas 
spanisch vorkommen können. Mit demselben Rechte nun, mit wel- 
chem wir aus dem Verbrauch an Seife die Kultur eines Landstrichs 
bemessen, und aus dem an Schwefelsäure den Zustand der Fahrik- 
thätigkeit erkennen, dient auch die Beleuchtrng als signatura homi- 
num, so dass auch noch heute der Wunsch: „es werde Licht!“ wie 
nur irgend je gerechtfertigt ist. 

Der Vorsitzende schloss die Versammlung mit einem Danke für 
die zahlreiche Theilnahme an der ersten Generalversammlung des Ver- 
eines und einem Glück auf! zum frohen Wiedersehn in Jena. 

Ein kleinerer Kreis als am gestrigen Tage vereinigte sich auch 
heute zu einem gemeinschaftlichen Mittagsmahle. Nach demselben 
wurde eine Excursion durch das in geognostischer Hinsicht interes- 


77 


sante Saalthal unternommen und dann die Gärten und Fabrikanlagen 
des Herrn Keferstein in Kröllwitz besucht. Den Abend verlebten die 
noch anwesenden fremden und hiesigen Mitglieder in geselligem Bei- 
sammensein im Bade Wittekind. 


Dibz Uns am 2,1... 


Als neue Mitglieder werden aufgenommen: 
Herr Kreisrichter vv. Landwüst in Halle, 
Herr Professor Dr. Volekmann in Halle. 
Zur Aufnahme werden angemeldet: 
Herr Buchhändler Anton sen. hier 
durch die Herren Anton jun., Kohlmann u. Giebel. 
Herr Bergmeister v. Minnigerode in Halberstadt 
durch die Ilerren Sack, Thümler u. Giebel, 
Herr Lehrer Witte in Aschersleben 
durch die Herren A. Schmidt, Heyse und v. Loch ow. 
Herr Mechanikus Yxem in Quedlinburg 
durch die Herren Giebel, Kohlmann u. Baer. 

Der Vorsitzende macht darauf aufmerksam, dass nach Revision 
der Statuten durch die Generalversammlung die Neuwahl des Vor- 
standes nothwendig sei. Herr Stippius beantragt, dass die Gesell- 
schaft dem unter dem 29. v. M. gewählten Vorstande einfach ihre 
Bestäligung ertheilen möge, welcher Vorschlag nach kurzer Debatte 
von den Anwesenden angenommen wurde. 

Herr Thümler berichtet über ein in den Steinkohlengruben 
bei Dölau vorgekommenes Ereigniss, welches drei Menschenleben durch 
plötzlichen Andrang gewaltiger Wassermassen in Gefahr brachte (S. 38.). 

Herr Giebel spricht über die verschiedenen Verhältnisse des 
Nasenbeins bei den Carnivoren - Raubthieren, vorzüglich um deren 
Wichtigkeit für die Systematik nachzuweisen ($. 33.). 

Herr Schliephacke legt die Schwierigkeiten dar, welche 
sich in neuerer Zeit durch die sich fortwährend steigernde Zahl der 
entdeckten neuen Arten bei der systematischen Bestimmung der Pflan- 
zenspecies herausgestellt haben. Linne fiel es nicht schwer, da das 
ihm vorliegende Material keinen bedeutenden Umfang hatte, kleinere 
und doch sehr einfache Diagnosen für die Artencharactere nur auf 
äussere Merkmale hin zu begründen, während der Systematiker un- 
serer Tage sich genöthigt sieht die Linne’sche Einfachheit der Dia- 
gnose aufzugeben, da das an Umfang bedeutend vermehrte Material 
ihn zwingt zur Unterscheidung nah verwandter Arten kleine, unbe- 
deutende und weniger in die Augen fallende Unterschiede aufzusu- 
chen, die nur äussere sein sollen, denn auf den innern Bau der Ge- 
wächse geht man hierbei nicht ein. Dies veranlasste aber bei einzel- 
nen Gattungen eine solche Unklarheit, dass man selbst heute noch 
darüber streilet was gule Art, Varielät etc. ist. Durch das in neue- 
rer Zeit bei dem Studium der gefässlosen Cryptogamen in Gebrauch 
gezogene Mikroskop werden die grossen Schwierigkeiten leicht geho- 


78 


ben, denn mit Hülfe desselben werden die characteristischen Eigen- 
thümlichkeiten bei Arten, die äusserlich fast in Nichts zu unterschei- 
den sind, wie z. B. die des Genus Vittaria, die lange Zeit mit einan- 
der verwechselten beiden Farren Aspidura Brauni und Asp. acu- 
latum ete., durch den feinern anatomischen Bau der einfachsten Or- 
gane, wie der Graublättchen etc., sogleich erkannt. — Herr Schl. 
veranschaulichte das Gesagte durch mikroskopische Demonstrationen, 

Herr Kohlmann theilt als Ergebniss einer Excursion in den 
Harz mit, dass der gegenwärlig im Betriebe stehende Steinbruch bei 
Suderode die deutliche Schichtung des Gypses darthue. Hr. Krause 
und Hr. Giebel, auf eigene mehrjährige Beobachtungen derselben 
Localität gestützt, deuteten diese Schichtung als eine regelmässige Ab- 
sonderung, wenn nicht jener angeblich geschichtete Gyps dem un- 
mittelbar daneben anstehenden Lettengyps der Keuperformation ange- 
hören sollte. 

Herr Baer meldet Lohmeyer’s Untersuchungen der atmosphäri- 
schen Luft von Göltingen auf einen etwaigen Jodgehalt- 


Stand der Luftelectrieität in Halle während des Juli. 


Der Stand der atmosphärischen Electrieität im verflossenen Mo- 
nat Juli ist im Allgemeinen als ein mittel starker zu bezeichnen, und 
wurde derselbe noch meistentheils durch stalthabende Niederschläge 
zu 6 verschiedenen Zeitpunkten erheblich verstärkt, als: 1) am 3. 
früh S Uhr 45 Min. bei starkem Regen, wobei das Henly’sche Klec- 
troscop 12 Grad negativ electrisirt anzeigte, 2) am 8. Nachm. 4 Uhr 
27 Min. bei Platzregen, wobei sich die Weiss’schen Electrometerblätt- 
chen 10 Linien positiv electrisirt öffneten, 3) am 10. Nachm. 1 Uhr 
30 Min. bei vorüberziehendem Gewitter und schwachem Regen, wo- 
bei das Henly’sche Electrometer 11 Grad positiv electrisirt anzeigte;; 
4) denselben Tag Nachm. 4 Uhr 40 Min, und Abends 6 Uhr 30 
Min. im ersteren Falle bei schwachem Regen, wobei sich die Weiss- 
schen Electrometerblättchen 10 Linien positiv electrisirt öffneten, im 
letzteren Falle bei Platzregen wobei sich die Bennel’schen Eleetrome- 
terblättchen 14 Linien negaliv electrisirt öffneten; 5) am 19. Vorm. 
11 Uhr 30 Min. bei Tropfenregen, wobei sich die Weiss’schen Elec- 
trometerblättchen 3 Linien positiv electrisirt öffneten, 6) am 25. Abends 
7 Uhr 55 Min. bei starkem Gewilterregen, wobei das Henly’sche 
Electrometer 25 Grad negativ electrisirt anzeigte. Im übrigen war 
die Luft den Monat über abwechselnd ziemlich stark positiv electrisch. 

Ed. Beeck. 


79 


Julibericht der meteorologischen Station in Halle. 


Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei NW und reg- 
nistem Wetter den Luftdruck von 277,98 und stieg bei vorherr- 
schendem W und sehr veränderlichem und regnigtem Wetter bis zum 
4. Morgens 6 Uhr auf 280,89. Darauf fiel das Barometer unter 
mehreren Schwankungen bei vorherrschendem W und durchschnitt- 
lich wolkigem Himmel bis zum 14. Abends 10 Uhr, wo es nur noch 
einen Luftdruck von 276,96 zeigte, erreichte jedoch bei vorherr- 
schend südlicher Windrichtung und regnigtem Wetter ziemlich schnell 
steigend, schon am 17. wieder eine Höhe von 28''0,''19, worauf es 
bei sehr veränderlicher Windrichtung und meistens wolkigem Himmel 
bis zum 25. Abends 10 Uhr auf 27''9,'14 herabsank. Nach dem 
ziemlich starken Gewitter, welches an diesem Abende beobachtet 
wurde, stieg das Barometer bei NO und heiterem Himmel bis zum 
27. Morgens 6 Uhr auf 2711,79 und sank dann wieder unter 
langsam und unter mehreren Schwankungen bei S und wolkigem, 
zuletzt auch regnigtem Himmel bis zum 30. Abends 10 Uhr auf 
27'8,''87, worauf es bei SW und trübem Himmel steigend bis zur 
letzten Beobachtung im Monat die Höhe von 27''10,'78 erreichte. 
Es war 

der mittlere Barometerstand des Monats = 2710,21 

der höchste Stand am 4. Morg. 6 Uhr = 28’ 0,'89 

der niedrigste Stand am 14, Abds. 10 Uhr = 27'' 6,96 


Demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat nur 5,''92; die 
grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 13.— 14. Morg. 
6 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 2710,44 auf 27''7,'30, 
also um 3,45 herabsank. 


Die Veränderungen der Luftwärme standen im Juli mit weni- 
gen Ausnahmen wieder im umgekehrten Verhältniss zu den Schwan- 
kungen des Baromelers, so dass sogar die geringste Wärme mit dem 
höchsten Barometerstande im Monat zusammen beobachtet wurden. 
Im Allgemeinen war der Monat verhältnissmässig kühl. Es war nämlich 


die mittlere Wärme des Monats = 15,"74 R. 
die höchste Wärme am 8. Nachm. 2 Uhr —= 24,09 R. 
die niedrigste Wärme am 4. Morg. 6 Uhr = 9,03 R. 


Die während des Monats beobachteten Winde sind 


N 25 NO = 6 |NNO =1T /0N0 
Wr 39 SO = 9 |NNW=1 |080 
Ss =n8 NW=11l |SSO =2 |WNW 
Nele SW=18 |SSW =1 |WSW= 4 


IM ı 
wo 


woraus die mittlere Windrichtung des Monats berechnet wurde auf 
S — 63014'40,'53 — W, 

Das Psychrometer zeigte im Allgemeinen einen nicht sehr ho- 
hen Grad von Feuchtigkeit der Luft an, nämlich 73 pCt, mitlere re- 


80 


lative Feuchtigkeit bei dem mittleren Dunstdruck von 5,29. Dabei 
hatten wir jedoch durchschnittlich bewölkten Himmel. Wir zählten 
im Monat 2 Tage mit bedecktem, 2 Tage mit trübem, 18 Tage 
mit wolkigem, 7 Tage mit ziemlich heiterem, 2 Tage mit 
heiterem, aber keinen Tag mit völlig heiterem Himmel. An 
13 Tagen wurde Regen beobachtet, wenn auch meistens nur in nicht 
sehr anhaltenden Schauern, weshalb auch die Summe der gefallenen 
Regenmenge nicht bedeutend. Es beträgt nämlich die Summe des im 
Regenmesser gemessenen Wassers 250,25 paris. Kubikmaass, wo- 
nach also im Juli durchschnittlich täglich 8,''07 Wasser auf den Qua- 
dratfuss Land gefallen wären. Noch ist zu erwähnen, dass wir im 
vergangenen Monat ausser an 3 Abenden Wetterleuchten S Gewitter 
zu beobachten Gelegenheit hatlen. Weber. 


ANZ e Bag ce 


Von meinen in dem ‚, Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen 
Vereines in Halle Bd. V.“ enthaltenen: 
Additamenta ad G. A. Pritzelii thesaurum literatu- 
rae botanicae. gr. 8. (59 $.) 


circa 500, vor 1847 erschienene Schriften enthaltend, besitze ich eine 
Anzahl Separat-Abdrücke, von denen Exemplare auf dem Wege des 
Buchhandels durch Herrn T. 0. Weigel in Leipzig zum Preise von 
20 gr zu beziehen sind. 

Ernst A. Zuchold in Leipzig. 


— Ha Er — 


(Druck von W. Plötz in Halle.) 


Zeitschrift 


für die 


Gesammten Naturwissenschaften. 


1853. August. Ne Vll. 


De Crustaceis ex Ordinibus tribus, Cladocera, Ostracoda 
et Copepoda in Scania occurrentibus. — Om de 
inom Skane förekommende Crustaceer af ordnin- 
sarne Cladocera, Ostracoda och Copepoda. AfWilh. 
Liljeborg. Med 27 Plancher. Lex.-Form. Lund 
1853. XV. und 222 S. und 3 Tab. 


Von 
Dr. Creplin 


in Greifswald. 


Seitdem de Geer in seinen berühmten M&moires ei- 
nige wenige (7) Entomostraken beschrieben hat, ist über 
die in der schwedischen Fauna vorkommenden Arten der- 
selben, ausser der Beschreibung einer einzigen (der Evadne 
Nordmanni Loven), in Schweden selbst Nichts veröffentlicht 
worden. Durch das uns vorliegende Werk füllt der Herr 
Verfasser somit eine Lücke in der übrigens so reichhaltigen, 
naturgeschichtlichen Litteratur seines Vaterlandes aus, in 
welchem er seine, längere Zeit hindurch fortgesetzten, Beo- 
bachtungen über die schonischen Entomostraca mit- 
theilt, durch deren Veröffentlichung er zu vermehrter und 
besserer Kenntniss dieser Thierchen selbst und ihrer geo- 
graphischen Verbreitung wesentlich beiträgt. 

Herr L. theilt die Arten, um ihre Verschiedenheiten 
je nach ihrem Vorkommen im süssen und im See- Wasser 
deutlicher vor Augen zu legen, in 2 Sectionen, von denen 
die erstere die Crustacea (entomostraca) lacustria et stagna- 
tilia, die andere die marina umfasst, giebt aber in der Ein- 
‚leitung, nach geschichtlichen Bemerkungen über die Natur- 


geschichte der Entomostraken, Angabe der zahlreichen von 
VII. 1853. 6 


ihm benutzten Werke früherer Schriftsteller über solche und 
eine Kritik ihrer verschiedenen Systematisirungen, das fol- 
gende systematische Verzeichniss der in seinem Werke be- 


schriebenen Arten. 


Ordo: Cladocera. 


Gen. I. Sida. 
Sp. 1. S. cerystallina. 
» 2. — brachyura. 
Gen. U. Daphnia. 
3. .D. magna. 
» 4 — _Pulex. 

9. — quadrangula. 

6. — brachiata. 
» 7. — _ sermulata. 

8. — sima. 

9. — mucronata. 
Gen. I, Macrothrix. 
Sp. 10. M. rosea, 

„ 11. — Caticornis. 


Gen. IV. Acantholeberis. 


Sp. 12. A. curvirostris. 
Gen.V. Lathonura. 

Sp. 13. L. reclirostris. 
Gen. VI. Polyphemus, 

Sp. 14. P. Pediculus. 
Gen. VI. Podon. 

Sp. 15. P. intermedius. 
Gen. VII. Evadne. 

Sp. 16. E. Nordmanni. 
Gen. IX. Lynceus. 

Sp. 17. L. lamellatus. 

„ 18. — quadrangulafis. 
19, — rostratus. 
» 20. — exiguus, 
„» 21. — trigonellus. 
„ 22. — lruncatus. 
23. — reticulatus. 
„ 24. — globosus. 
„» 25. — sphaeriens. 
„» 26. — sirialus. 
» 27.. — macrurus. 


Orlo: Ostracoda. 


Gen. X. Notodromus. 
Sp. 28. N. Monachus. 


Gen. Xl. Cypris. 
Sp. 29. C. pubera. 
„» 30. — ornata, 


„ 3l. — Vidua. 

» 32. — compressa. 
» 33. — Ovum, 

„ 34. — fuscata. 

„» 359. — alfinis, 
„36. — aculeata. 

» 37. — virens. 

» 39. —- incongruens. 
» 39. — clavala. 


„ 40. — bistrigata. 
„ 41. — lucida. 
„ 42. — reptans. 
„ 43. — Jurinii (?). 
Gen. Xll. Candona. 
Sp. 44. €. candida. 
„ 45. — compressa, 
Gen. XIII. Cythere 
Sp. 46. €. gibbera. 
„ 47. — viridis. 

„ 48. — nitida. 
Gen. XIV. Cypridina. 
Sp. 49. C. globosa. 
Gen. XV. Philomedes. 

Sp. 50. Ph. longicornis. 


Ordo: Copepoda. 


Gen. XVl. Diaptomus, 
Sp. 5l. D. Castor. 
Gen. XVll. Temora. 
Sp. 52. T. velox. 
Gen. XVII. Dias. 
Sp. 53. D. longiremis. 
Gen, XIX. Ichthyophorba. 
Sp. 54. I, hamata. 
Gen, XX. Thisbe. 
Sp. 55. Th. furcata, 
Gen. XXI. Tachidius. 
Sp, 56. T. brevicornis. 


83 


Gen. XXH,. Harpacticus. Gen. XXIV. Cyelops 
Sp. 57. H. chelifer; Sp. 60. C,. quadricornis. 
Gen. XXI. Canthocamptus. „ 61. — serrulatus, 
Sp. 58. €. minutus. „» 62. — magniceps. 
„ 59. — Stroemii. 


Diesem Verzeichnisse folgen in der Einleitung noch 
Angaben über Fang- und Aufbewahrungsweise der Entomo- 
straten und über die vom Verfasser angewandten Vergrös- 
serungen, zu denen er sich eines Mikroskopes von Nachet 
in Paris mit 3 Objectiven und 3 Ocularen bediente, welche 
Vergrösserungen von ungefähr 25—600 mal lieferten, von 
denen er am meisten eine von 50 und eine von 200 mal 
benutzte. 

Die Beschreibungen sind sehr genau und ausführlich, 
nach den äusseren, vielfältig auch nach den inneren Thei- 
len, und werden durch die .auf 27 Tafeln enthaltenen, sau- 
ber skizzirten Zeichnungen  trefflich erläutert. Bei den 
schon bekannten Arten finden sich die Synonymien und die 
frühere Litteratur sorgfältig angezeichnet. Die den Beschrei- 
bungen vorangeschickten Ordnungs-, Gattungs- und Art- 
charactere sind in lateinischer Sprache abgefasst. 


Zur Theorie der eleciromagnelischen Erscheinungen 


von 
€. S. Cornelius. 


In einem für Marbach’s physikalisches Lexicon (in: zwei- 
ter Auflage) von mir bearbeiteten Artikel über Electromag- 
netismus habe ich eine Theorie der electromagnetischen 
Erscheinungen zur Darstellung gebracht, die zwar im All- 
‚gemeinen zurückführt zur Theorie des sogenannten Trans- 
‚versalmagnetismus, sich aber von. diesem durch ein neues, 
bisher unbeachtet gebliebenes Moment wesentlich unter- 
scheidet. Ich lege dieselbe nachstehend den sich für die- 
sen Gegenstand interessirenden Mitgliedern des naturwissen- 


schaftlichen Vereines, vor, werde aber eine kurze. Characte- 
6 * 


2 84 

ristik der andern Theorien des Electromagnetismus, um der 
leichteren Orientirung und Ver SESDWEEL SUN willen, vor- 
ausschicken. 

Nachdem Oersted die Ablenkung der Magnetnadel 
durch den Schliessungsdraht einer galvanischen Säule ent- 
deckt hatte, stellte er auch eine Theorie dieser Erscheinung 
auf, indem er, von der Identität der Electrieität und des 
Magnetismus ausgehend, eine Wirbel- oder vielmehr eine 
schraubenförmige Bewegung der beiden entgegengesetzten 
electrischen Fluida um den Schliessungsdraht annahm. Doch 
fühlte man auch bald die Willkür in dieser Annahme, die 
durch keine Thatsache begründet ist, und überdies nicht 
einmal die hauptsächlichsten hierher gehörigen Erscheinun- 
gen erklärt. *) 

Die vollständigste Theorie, welche auf der Voradsset 
zung einer Identität der Electrieität und des Magnetismus 
beruht, und von Oersted als eine Erweiterung der seini- 
‘gen betrachtet wurde, hat Ampere aufgestellt. Gestützt 
auf die Thatsache, dass ein von der Electricität durchström- 
ter cylindrischer Schraubendraht sich auf ähnliche Weise wie 
ein zweipoliger (bipolarer) Magnet verhält, nahm Ampere 
und mitihm Demonferrandan, dass auch die Polarität der 
gewöhnlichen Magnete in electrischen Strömen begründet 
sei, welche die einzelnen Massentheilchen umkreisen und 
so insich selbst zurückkehren. Eine unendlich dünne Mag- 
netnadel ist hiernach als ein System geschlossener, unter 
sich paralleler Ströme zu betrachten, durch deren Bahnebe- 
nen die Axe der Nadel senkrecht hindurchgeht; und ein 
Magnetstab ist ein Inbegriff solcher gleich langer, paralleler 
Nadeln. Die Gesammtwirkung dieser elementaren Ströme 
ist aber gleich der Wirkung eines einzigen Stromes, der 
den Querschnitt in einer bestimmten Richtung umfliesst. 
Hiernach würde auf Grund eines bekannten Gesetzes, wel- 
ches für die Einwirkung eines linearen Magneten auf einen 
kreisförmigen Stromleiter gilt, der Südpol des ersteren sich 


*) Siehe Pfaff: der Electromagnetismus, eine historisch kritische Dar- 
stellung der bisherigen Entdeckungen auf dem Gebiete desselben, nebst eigen- 
thümlichen Versuchen, Hamburg. S.216. Muncke in Gehler’s Phys. Wör- 
terb. Bd. II. S, 603. Schweigg. Journ. Bd, III. S. 123. 


85 


an demjenigen Ende befinden, wo die electrischen Ströme, 
wenn dasselbe von vorne betrachtet wird, wie die Zeiger 
einer Uhr fliessen, so dass dann der Nordpol natürlich am 
entgegengesetzten Ende liegt. Demgemäss müssten nun 
auch die Pole eines gewöhnlichen Magneten an den äusser- 
sten Enden liegen, während sie thatsächlich mehr oder we- 
niger davon, nach der Mitte hin, abstehen. Ampere nahm 
deshalb an, dass die Ebenen der kleinen kreisförmigen 
Ströme nicht ganz senkrecht auf der Magnetaxe ständen, 
sondern vermöge ihrer gegenseitigen Einwirkung eine schiefe 
Stellung erlangten, welche namentlich an den Enden des 
Stabes von Bedeutung sei. Auch der Erdmagnetismus hat 
nach dieser Hypothese seinen Grund in electrischen Strö- 
men, welche die ganze Erde dem scheinbaren Laufe der 
Sonne gemäss von Ost nach West, parallel mit dem mag- 
netischen Aequator, umkreisen, und deren resultirende Kraft 
durch einen einzigen Strom im magnetischen Aequator vor- 
gestellt werden kann Um das Magnetisiren des weichen 
Eisens zu erklären, werden in diesem ebenfalls electrische 
Ströme angenommen, die im gewöhnlichen Zustande alle 
möglichen Richtungen verfolgen und sich deshalb aufheben 
sollen, während sie durch die Einwirkung eines Magnets 
parallel oder gleich gerichtet werden, und dann .die Erschei- 
nung des Magnetismus bedingen *). 

Die Wechselwirkung zweier Magnete, wie auch die 
zwischen einem Magneten und einem Stromleiter ergiebt sich 
nun nach dieser Theorie leicht, wenn man die bekannten 


*) Man kann hierüber vergleichen: Ampere, recueil d’observations elec- 
trodynamiques. contenant divers memoires, notices, extraits de lettres ou d’ou- 
vrages periodiques sur les sciences, relalifs. A l’action mutuelle de deux courants 
electriques, ä celle qui existe entre un courant dlectriqgue et un aimant ou le 
globe terrestre et a celle de deux aimans l’un sur l’autre. Paris 1822. 8. 360. 
Ampere, expose methodique des phenomenes &lectrodynamiques et des lois de 
ces phenomenes. Paris 1924. Ampere, theorie de phenomenes electrodyna- 
miques uniquement deduite de Pexperience. Paris 1826. Demonferrand, 
manuel de T’electricite dynamique. Paris 1823 , deutsch von Fechner, Leip- 
zig 1824. 8. Darstellung der neuesten Entdeckungen über die Electricıtät und 
den Magnetismus etc, durch Ampere und Babinet, aus dem Französischen. 
Leipzig 1822. 8. Memoire sur l’application du calcul aux phenomenes elect. 
par Savary. Paris 1823; Ann. de chim. et phys. T, XXI p. 91. 


86 


eleetrodynamischen Gesetze über die gegenseitige Einwir- 
kung zweier Stromleiter in Anwendung bringt. Denn man 
hat es nunmehr blos mit der Wechselwirkung zweier Strom- 
elemente zu thun, die sich längs der sie verbindenden Ge- 
raden, je nach ihrer Richtung anziehen oder abstossen, so 
dass nur in dem einen Falle, wo diese Elemente senkrecht 
auf einander und .auf ihrer Verbindungslinie stehen, keine 
Wirkung erfolgt. Aus diesen von Ampere entdeckten und 
berechneten, und überdies in neuerer Zeit von Weber auf 
dem Wege des Versuchs bestätigten Gesetzen folgt jedoch 
nicht das Mindeste für die Richtigkeit der Ampere’schen 
Grundansicht. Wir dürfen nämlich nicht ausser Acht las- 
sen, dass diese Gesetze zunächst nicht für die Wechselwir- 
kung der electrischen Stromelemente selbst, sondern aner- 
kanntermassen nur für die Massentheilchen der Leiter gel- 
ten, welche von einem electrischen Strome in dem einen 
oder anderen Sinne durchlaufen werden. Wenn man nun 
hierbei schlechthin von electrischen Strömen spricht, so ge- 
schieht das blos der Kürze wegen, so dass man also streng 
genommen z.B. sagen müsste: zwei parallele Leiter ziehen 
sich an oder stossen einander ab, je nachdem die electrischen 
Ströme in denselben gleiche oder entgegengesetzte Rich- 
tung haben. Thatsache ist es aber, dass.ein von der Elec- 
trieität durchströmter Leitungsdraht magnetische Eigenschaf- 
ten verräth, und zwar so, dass wir ihn gewissermassen als 
einen Transversalmagneten betrachten können. Nun kann 
allerdings die Frage erhoben werden, ob die Electricität 
selbst im Acte des Strömens sich als Magnetismus äussert, 
oder ob der letztere, als etwas für sich Bestehendes, durch 
den electrischen Strom blos hervorgerufen wird. Das er- 
stere behauptet die Ampere’sche Hypothese, die somit 
auch Electrieicität und Magnetismus im Wesentlichen für 
dasselbe ausgiebt. 

Ist es die Electrieität, welche die gegenseitige Anzie- 
hung und Abstossung zweier Stromleiter bewirkt, so sollten 
die betreffenden Erscheinungen nach dem, was man sonst 
von dem Verhalten electrischer Zustände weiss, gerade bei 
der umgekehrten Stromesrichtung eintreten. Stellt man sich 
nämlich zwei geradlinige Leiter vor, in denen der electrische 


87 


Strom dieselbe Richtung hat, so können wir jeden, da sich 
die elecetrischen Zustände von entgegengesetzten Seiten her 
ausgleichen, in der einen Hälfte als positiv, in der andern 
aber als negativ electrisch betrachten. Hier ist wohl nach 
bekannter Weise Abstossung, aber nicht Anziehung zu er- 
warten, was natürlich auch dann noch gilt, wenn die Aus- 
gleichung der entgegengesetzten electrischen Zustände in 
jedem Massentheilchen des Leiters vor sich geht. Ausser- 
dem hat man gegen die Ampere’sche Ansicht vom Mag- 
netismus mit Recht eingewendet, dass sie ein selbstständi- 
ges Fortbestehen electrischer Ströme auf eine Weise ver- 
langt, welche mit dem gewöhnlichen Verhalten der Electri- 
eitätsleiter, wozu die des Magnetismus fähigen Körper ge- 
hören, nicht wohl zu vereinbaren sei. Wie leicht auch das 
electrische Gleichgewicht in Leitern gestört werden kann, 
so muss doch eine constante Ursache vorhanden sein, wel- 
che die Bewegung unterhält. Ueberdies zeigen schon die 
gewöhnlichen Erscheinungen der Electricität und des Mag- 
netismus solche Unterschiede, welche die Annahme einer 
Identität beider Potenzen keineswegs unterstützen. Wenn 
ein electrisirter Körper einem andern seinen Zustand mit- 
theilt, so erleidet er einen Verlust, der bis zur völligen Er- 
schöpfung gehen kann, während ein Magnet nicht das ge- 
ringste an Kraft verliert, wenn er andere Körper in densel- 
ben Zustand versetzt. Die electrische Anziehung hat, falls 
eine Berührung der betreffenden Körper stattfindet, Abstos- 
sung zur Folge, die magnetische nicht, und wenn zwei mit 
entgegengesetzten electrischen Zuständen behaftete Körper 
sich bis zur Berührung anziehen, so erfolgt eine völlige 
Ausgleichung oder eine Wiederherstellung des natürlichen 
Zustandes dieser Körper, insofern die electrischen Zustände 
in beiden mit gleicher Intensität hervortraten. Beim Elec- 
trisiren durch Vertheilung zeigtsich zwar ein ähnlicher Ge- 
gensatz wie beim Magnetisiren eines Stückes Eisen, indem 
das dem electrischen Körper zugekehrte Ende eines benach- 
barten Leiters den ungleichartigen, das andere den gleich- 
namigen electrischen Zustand erhält. Verbindet man aber 
den durch Vertheilung electrisirten Leiter durch einen an- 
deren mit der Erde, so geräth er auf seiner ganzen Ober- 


88 


fläche in einen gleichartigen electrischen Zustand, der dem 
des vertheilend wirkenden Körpers stets entgegengesetzt 
ist. So etwas zeigen die magnetischen Erscheinungen nicht, 
da ein Magnet, so lange er als solcher existirt, immer we- 
nigstens zwei Pole zeigt. Die Electricität lässt sich also 
isoliren, der Magnetismus nicht, und diese Thatsache setzte 
schon Davy*) der Annahme einer Identität dieser beiden 
Potenzen entgegen. Nun könnte man freilich noch einwen- 
den, dass es den electrischen Strömen, welche die Massen- 
theilchen umkreisen und den Magnetismus bedingen, eben 
unmöglich sei, auf einen sich darbietenden Leiter überzu- 
gehen, wonach dann die magnetische Eigenschaft noch we- 
sentlich von der Natur der betreffenden Körper abhängig 
sein würde. 


Wenn man die Nichtidentität der Electricität und des 
Magnetismus anerkennt, so kann der letztere, der gewöhn- 
lichen Ansicht gemäss, seinen Grund in zwei entgegenge- 
setzten magnetischen Flüssigkeiten haben, oder derselbe 
ist eine inhärirende Eigenschaft der Materie, so dass er 
dieser als solcher zukommt. Im ersten Falle müsste dann 
die Electricität, wenn sie einen Leiter durchströmt, das über- 
all im neutralen Zustand vorhandene magnetische Fluidum 
in seine beiden entgegengesetzten Bestandtheile zerlegen, 
dergestalt, dass der nordpolare (positive) nach der einen, 
der südpolare (negative) nach der andern Seite hin zu lie- 
gen käme. Diese Ansicht ist bekannt unter dem Namen 
des Transversalmagnetismus, der je nach der Anzahl 
und Lage der Pole, die man in jedem Querschnitte des 
Stromleiters als vorhanden annimmt, wieder verschiedene 
Benennungen erhalten hat. So betrachtet G. G. Schmidt") 
den electrischen Leitungsdraht als einen einfachen Trans- 
versalmagneten, der an seinen beiden Seiten seiner ganzen 
Länge nach an der einen Seite nordpolar, an der anderen 
südpolar sei. Ein derartiger Transversalmagnet zeigt zwar 
ähnlich, wie ein Stromleiter, Ablenkungen der Magnetna- 


*) Phil, Transacy, 1821. T. I. p. 7. Gilb. Ann. Bd, LXIX,. S, 77. Bd. 
LXXI S. 240. 
**) Gilb. Ann. Bd, LXXI. S. 1. Bd. LXXIV. S. 265. 


89 


del; dieselben geschehen aber stets nach derselben Rich- 
tung, mag man die Längenaxe desselben über oder unter 
die Magnetnadel. bringen. Auch erklärt dieser bipolare 
Transversalmagnetismus weder die Rotation eines Magnet- 
poles um einen verticalen Leitungsdraht, noch die Wirkung 
zweier Stromleiter auf einander. W. Althaus*) stellte 
deshalb die Theorie des sogenannten tetrapolaren Trans- 
versalmagnetismus auf, nach welchem in jedem Quer- 
schnittsumfange des electrischen Leiters vier Pole existi- 
ren, von denen die beiden positiven, wie auch die beiden 
negativen einander diametral gegenüberliegen. Diese An- 
sicht erklärt nun mit Leichtigkeit die wechselseitigen Ein- 
wirkungen zweier Leiter, je nachdem der Strom in densel- 
ben gleiche oder entgegengesetzte Richtung hat, wie aus 
L nebenstehender Figur I. sogleich erhellet, 
welche die Querschnitte zweier Leiter für 
den Fall gleicher Stromesrichtung darstellt. 
Dagegen ist sie unveimögend, die Rotation 
eines Magnetpoles um den ganzen Umfang 
eines Leiters zu erklären, indem sie keinen 
Grund dafür angiebt, warum diese Rotation 
stets nach einer bestimmten Richtung statt- 
findet. Auch dies erkennt man ohne Wei- 
teres aus der Ansicht der Figur U., wenn 
man sich über dem Querschnitt des Lei- 
ters etwa den positiven Pol einer Mag- 
netnadel denkt und nun die Einwirkun- 
sen der Pole im Umfange des Leiters 
auf denselben in Betracht zieht. Sobald 
„nämlich jener Pol in die Richtung der 
ZR beiden gleichnamigen Pole (— oder + 
des Leiters) gekommen ist, ist gleich viel Grund für die 
Bewegung nach der einen und anderen Seite hin vorhan- 
den, so dass also der tetrapolare Transversalmagnetismus 
die vollständige Rotation des Magnetpoles um den Leiter 
durchaus nicht zu erklären vermag. Und an der Erklärung 
dieser Fundamentalerscheinung scheitern auch sämmtliche 


*) Versuche über den Electromagnelismus etc. Heidelberg 1821. 8. 


90 


Modificationen dieser Theorie, wie sie von Precht]*), 
Seebeck*) und Pohl***) ausgeführt worden sind. 


Ich erlaube mir nun im Nachstehenden eine Theorie 
der electromagnetischen Erscheinungen vorzutragen, wel- 
che die Identität der Electrieität und des Magnetismus gleich- 
falls verneint, sonst aber den letzteren als eine inhärirende 
Eigenschaft der Materie betrachtet, insofern diese als eine 
aus ungleichartigen Elementen bestehende chemische Ver- 
bindung angesehen werden kann. Während die electrischen 
Erscheinungen ohne Zweifel auf ein selbstständiges Etwas 
hindeuten, das von einem Körper auf den andern übergeht, 
wobei der erstere einen Verlust an Kraft erleidet, tritt uns 
als characteristisches Kennzeichen der magnetischen Körper 
ein polarer Zustand ihrer kleinsten Massentheilchen oder 
Molecüle entgegen. Immer zeigt uns ein Magnet zwei Pole, 
und in seiner gewöhnlichen Erscheinung noch eine Indiffe- 
renzlinie, in welcher die magnetische Kraft verschwindet 
oder doch am schwächsten ist. Die magnetischen Erschei- 
nungen weisen So wenig auf ein besonderes Fluidum hin, 
das von einem Magnet auf das Eisen oder überhaupt aut 
einen des Magnetismus fähigen Körper übergeht, dass man 
selbst dann, wenn zur Erklärung dieser Erscheinungen zwei 
entgegengesetzte Fluida vorausgesetzt werden, zu der An- 
nahme genöthigt ist, dass die letzteren weder vom Magne- 
ten auf das Eisen, noch auch von einem Massentheilchen 
dieser Körper zu dem nächsten übergehen können, sondern’ 
eben an die Atome derselben gebunden seien. Wir halten 
uns daher für berechtigt, den Grund des Magnetismus in 
der Constitution der betreffenden Körper selber zu suchen. 
Denkt man sich nämlich einen Körper, welcher Zwei ent- 
gegengesetzte Bestandtheile a und b enthält, die eine An- 
ordnung zulassen, wie die beistehende Figur zeigt, so ha- 


*) Gilb. Ann. Bd. LXVIL S. 259. Bd. LXVII. S. 187.203; Schweigg. 
Journ. Bd. XXXVI. S. 399, 


”*) Berl. Denkschriften 1820 — 21. S. 335 If. 


*#) Gilb. Ann, Bd. LXIX. S, 191. Bd. LXXI. °S. 47. Bd. LXXII 
Ss, 259, 


9 


ben wir einen vollständigen Magneten mit seiner Polarität, 
und es ist also hier gerade die Form oder vielmehr die An- 
ordnung der Theilchen die Ursache von neuen in die Ferne 
wirkenden Kräften. Ob indessen dieser polare Zustand eine 
unmittelbare Wirkung in die Ferne äussert, lassen wir 
hier ganz dahin gestellt sein, und erinnern nur, dass man 
dieselbe füglich den Elementen des Aethers zuschreiben 
kann, den man aus anderweitigen Gründen in den Räumen 
zwischen den Körpern annimmt. Befindet sich aber in der 
Nähe des Magneten ein Stück Eisen, so werden die Be- 
standtheile b des ersten die entgegengesetzten Bestandtheile 
a des letzteren anziehen, die gleichartigen dagegen zurück- 
stossen, so dass also vom Magneten ein Bestreben ausgeht, 
eine ihm entsprechende Anordnung der Theilchen im Eisen 
herzustellen. Hierbei müssen wir nun eine, wenn auch noch 
so geringe Richtungsänderung der Massentheilchen des Ei- 
sens annehmen, wenn ein Magnet darauf einwirkt, und dem- 
gemäss eine Spannung: zwischen den Bestandtheilen, wel- 
ehe in ihrer Verbindung mit einander jene Massentheilchen 
darstellen. Diese anomale Spannung erleiden die Bestand- 
theile der Massentheilchen gemäss der Richtung, in welcher 
ein Magnet auf sie wirkt; sie verliert sich sobald der mag- 
netische Einfluss entfernt oder der Magnetstab umgekehrt 
wird, in welchem letzteren Falle die Veränderung in der 
Richtung der Bestandtheile die entgegengesetzte wird, wo- 
durch denn auch die Pole einen Wechsel erfahren. 

In dem Widerstande, welchen die Bestandtheile der 
Massentheilchen jener Spannung entgegensetzen, hat auch 
dasjenige seinen Grund, was man Co&@rcitivkraft nennt. 
Es erklärt sich hieraus, warum auf den Unterschied der 
Härte oder Weichheit des Eisens hinsichtlich der Empfäng- 
lichkeit für den Magnetismus so viel ankommt. Weiches 


92 


ches Eisen lässt sich jede Spannung gefallen, ohne bedeu- 
tenden Widerstand zu leisten, und aus demselben Grunde 
kehren seine Molecüle wieder leicht in ihre vorige Stellung 
zurück. Das Gegentheil findet beim Stahl statt; hier dauert 
es länger, ehe seine Massentheilchen die dem Magnetismus 
entsprechende Stellung erlangen, aber einmal gewonnen be- 
halten sie dieselbe auch länger bei. Es ist bekannt, dass } 
Schlagen, Bohren, Hämmern etc. das Entstehen des Magne- 
tismus begünstigen, den schon vorhandenen aber auch schwä- 
chen können. Dies Alles nun sind Gelegenheiten für die 
Bestandtheile der Molecule, eine besondere Stellung entwe- 
der anzunehmen oder zu verlieren. ° Wenn nämlich ein Stab 
dem magnetischen Einflusse ausgesetzt ist, so sucht der 
letztere, wie oben gezeigt, den Massentheilchen des erste- 
ren die den Magnetismus bedingende Richtung zu ertheilen, 
was ohne Zweifel durch eine Erschütterung der Massen- 
theilchen begünstigt werden kann. Da aber die Elemente 
der polaren Molecüle stets in die gewöhnliche Gleichge- 
wichtslage zurückstreben, so erkennt man leicht, wie die- 
sem Bestreben gleichfalls eine Erschütterung zu Hülfe kom- 
men kann, sofern nicht die erregende Ursache mit hinrei- 
chender Stärke fortwirkt. Man hat ferner die Erfahrung 
gemacht, dass die magnetischen Körper nur unterhalb einer 
gewissen Temperatur magnetisch bleiben, so dass sie ihren 
Magnetismus verlieren, wenn sie über dieselbe hinaus er- 
hitzt werden. Andererseits hat man aber beobachtet, dass 
ein Eisenstab einen mehr als gewöhnlich starken Magnetis- 
mus annimmt, wenn man ihn während des Magnetisirens 
rothglühend erhält, und dann schnell abkühlt. Es scheint 
daher, als ob durch die Wärme die Empfänglichkeit des 
Eisens für den Magnetismus erhöht würde, während die 
schon vorhandene magnetische Kraft darunter leidet, so dass 
sie also ähnlich, wie jene mechanischen Ursachen, je nach 
den Umständen, entgegengesetzte Wirkungen hervorbringt. 
Wenn nämlich die Temperatur des Eisens bis zu einem ge- 
wissen Grade erhöht wird, so werden die Massentheilchen 
beweglicher und damit gegen äussere Einflüsse nachgiebi- 
ger; und ihre Elemente sind dann eher fähig, diejenige 
Stellung anzunehmen, bei welcher der Magnetismus zu Tage 


93 


tritt. ‘ Durch plötzliche Abkühlung wird diese Lage fixirt, 
namentlich wenn der magnetische Einfluss während der Ab- 
löschung des Eisens noch fortdauert. Umgekehrt verhält 
es sich, wenn ein Magnet allmälig erwärmt wird; die Span- 
nung zwischen den Elementen der polaren Molecüle wird 
vermöge ihrer zunehmenden Beweglichkeit geringer, so dass 
sie dann in die gewöhnliche Lage, wo sie ohne Magnetis- 
mus sind, theilweise zurückkehren. Ebenso möchte hierher 
noch die Erfahrung gehören, dass ein Magnet an Kraft ver- 
liert, wenn er ungebraucht liegt; dies setzt gleichfalls eine 
Abweichung von der gewöhnlichen Lage der Molecüle vor- 
aus, welche nun allmälig, sofern nicht ein neuer magneti- 
scher Einfluss stattfindet, verschwindet. Dagegen gewinnt 
ein Magnet an Kraft, wenn er durch ein Gewicht vermit- 
telst eines Ankers belastet und dieses nach und nach ver- 
mehrt wird. Denn das Gewicht, indem es beständig herab- 
zufallen strebt, zieht an den Atomen der polaren Molecüle, 
durch welche es vermöge ihrer Einwirkung auf die Theil- 
chen des Ankers gehalten wird. Hierdurch wächst die ano- 
male Spannung zwischen den Atomen und mit ihr der Magne- 
tismus selbst. Reisst aber das Gewicht los, so lässt die Span- 
nung nach, die Molecüle dehnen sich zum Theil in die ge- 
wöhnliche Lage zurück, und der Magnetismus nimmt ab. Das 
Abfallen des Gewichtes wirkt hier bezüglich der Molecüle auf 
eine ähnliche Weise wie dasLoslassen einer gespannten Feder. 

An Thatsachen, welche bezeugen, dass das Magnetisch- 
werden des Eisens von einer Bewegung der Molecüle be- 
gleitet ist, fehlt es nicht. So fand Page, dass ein Eisen- 
stab, der von einer Drahtspirale umgeben ist, in dem Au- 
genblick tönt, wo der electrische Strom in die Windungen 
eintritt oder daraus verschwindet, also dann, wenn der Eisen- 
stab magnetische Polarität annimmt und verliert; undBreda 
und Grove haben dargethan, dass das Eisen erwärmt wird 
wenn es inrascher Abwechselung magnetisirt oder entmag- 
netisirt wird, was gleichfalls ganz entschieden auf eine Be- 
wegung der Atome hinweist. 

Kehren wir nun nach diesen einleitenden Betrachtun- 
gen zu den electromagnetischen Erscheinungen zurück. 
Wenn der electrische Strom einer einfachen oder zusam- 


94 


mengesetzten galvanischen Kette durch den feuchten Zwi- 
schenleiter geht, so giebt er der chemischen Thätigkeit in 
der Flüssigkeit eine andere Richtung, indem er die ungleich- 
artigen Bestandtheile aus dem Zustande der chemischen 
Neutralisation herausversetzt, und den einen Bestandtheil 
dem positiven, den anderen dem negativen Pol der Kette 
zuwendet. Die Electricität, indem sie weiter durch die Me- 
talle und den dieselbe verbindenden Leitungsdraht dringt, 
bringt zwar in diesem keine chemische Zerlegung, wie in 
der eingeschalteten Flüssigkeit, wohl aber eine Richtungs- 
änderung oder eine Drehung in den Massentheilchen des 
Metalls hervor, so dass diese Theilchen, wenn sie zwei un- 
gleichartige Elemente oder Atome enthalten, gleichfalls 
durch die Einwirkung der Electrieität aus dem Zustande 
chemischer Neutralisation theilweise heraustreten und so- 
mit freie Wirksamkeit nach Aussen erlangen können. Ist 
nun die durch den electrischen Strom bewirkte Anordnung 
der Massentheilchen in jedem Querschnitte des Leiters ähn- 
lich der in beistehender Figur, welche einen soichen Quer- 
schnitt bezeichnen soll, so stellt der Leiter seiner ganzen 
ua Länge nach einen Transversalmagneten dar, 

.. N M und wenn zwischen je zwei Massentheilchen 
(I): ein gewisser Abstand sich befindet, so wer- 
& nn den die Wirkungssphären derselben nicht 

oe 2 sanz in einander fallen. 


Es ist jetzt zu zeigen, wie die electro- 
magnetischen Fundamentalerscheinungen, namentlich also 
das Umlaufen eines Magnetpols um. den ganzen Umfang des 
Schliessungsdrahtes sich erklären lassen. Zunächst versteht 
sich wohl von selbst, dass ein Atom als solches die Fähig- 
keit besitzt, nach jeder Richtung gegen ein anderes zu rea- 
giren. In jedem bestimmten Falle wird die Richtung der 
Reaction diejenige sein, in welcher es mit einem andern 
zusammetutrifft. Sind aber einmal zwei ungleichartige Ele- 
mente oder Atome zu einem Massentheilchen mit einander 
verbunden, so können und müssen wir verschiedene Rich- 
tungen, wenn man will Kraftlinien, unterscheiden, nach 
welchen die freie Wirkung dieser Elemente gegen ein an- 
deres gleichartiges oder ungleichartiges Element nicht von 


95 


gleicher Stärke sein wird. Wir wollen die beiden un- 
gleichartigen Elemente Eines Massentheilchens zu grös- 
serer Deutlichkeit in der figürlichen Darstellung etwas 
auseinanderrücken, uns dieselben aber durch eine feste 
gerade Linie unter einander verbunden denken, um da- 
mit ihre chemische Vereinigung symbolisch anzudeuten. 
Nun folgt aus dem Begriff der gegenseitigen Reaction, 
dass die freie Wirksamkeit dieser Elemente nach aus- 
sen in derjenigen Richtung am schwächsten sein wird, in 
welcher sie selbst am stärksten gegen einander reagiren, 
also hierin der Rich- 
tung von n nach S 
und in der umge- 
kehrten von s nach 
n. Dagegen wird 
ihre freie Wirkung 
nach Aussen am 
stärksten hervortre- 
ten in den Rich- 
tungen, welche den vorher bezeichneten gerade entgegen- 
gesetzt sind, d. h. von n nach a und von s nach b. Denkt 
man sich ferner durch den Mittelpunkt eines jeden Elements 
ein. Loth durch die Axe ab gezogen, so nimmt die freie 
Wirksamkeit unserer Elemente, von diesen Lothen an gerech- 
net, nach den Linien na und sb hin allmälig zu, dagegen 
nach ne und sc hin allmälig ab. Stellen wir uns nun ein Ele- 
ment oder Atom s’ in der folgenden Figur, in einem gewissen 
Abstande von! dem Massentheilchen vor, so ergiebt sich das 
Resultat der gegenseitigen Einwirkung 
leicht mit Hülfe des Parallelogrammes 
der Kräfte. Die Abstossung zwischen 
den beiden gleichartigen Elementen sei 
der Grösse und Richtung nach darge- 
stellt durch die Linie si, die Anzie- 
hung zwischen n und s’ durch s’e; 
dann ist so die Richtung, in welcher 
das Element fortschreitet. Diese Rich- 
tung ändert sich aber beständig, da 
in Folge der Bewegung die von dem 


96 


gleichartigen Element des Massentheilchens ausgeübte Ab- 
stossung stetig ab-, die Anziehung von n dagegen fortwäh- 
rend zunimmt, so dass das Element s’ dem Massentheilchen 
immer näher kommt und sich endlich an das ungleichartige 
Element desselben anlegt. Mit Rücksicht auf diese einfa- 
chen Demonstrationen erklären sich nun leicht die electro- 
magnetischen Fundamentalerscheinungen. 

Es befinde sich in der Nähe des Querschnitts eines 
Stromleiters der Nord- oder Südpol einer Magnetnadel, wel- 
cher dem einen oder anderen Element der im Querschnitte 
zur freien Wirksamkeit gelangten Massentheilchen mehr 
oder weniger gleichartig ist. Wo sich nun auch der Pol 
befinden mag, immer wird eine Rotation desselben nach 
einer bestimmten Richtung erfolgen müssen. Wir wollen hier 
zwei Lagen (s. umstehende Fig. S. 95.) besonders fixiren. Ein- 
mal nämlich mag sich der Pol gerade über einem Massen- 
theilchen m, das andere Mal in der zweiten Figur in glei- 
cher Entfernung von je zwei solchen Theilchen befinden. 
Im ersten Falle werden die Elemente des Massentheilchens 
m, nach dem unmittelbar Vorhergehenden wirken und den 
Pol für sich allein nach rechts treiben. Nun kommen aber 
noch hinzu die Wirkungen der Massentheilchen p und n, 
und zwar vorzugsweise die der Elemente a und b, deren 
Einfluss nach den obigen Bemerkungen grösser sein wird 
als derjenige des Massentheilchens m. Bilden wir also nach 
dem Parallelogramm der Kräfte die Resultirende dieser Ein- 
wirkungen, so erhellet, dass eine Bewegung des Pols nach 
der Linken erfolgen wird. Während dies geschieht, nimmt 
die Abstossung zwischen ihm und dem gleichartigen Ele- 
ment des Molecüls m. beständig zu, was ebenso bis zu einer 
gewissen Grenze von der Anziehung des ungleichartigen 


97 


Element a von p gilt, und indem nun die Massentheilchen 


m, p, k dieselben Einwirkungen ausüben, wie vorher n, m, 
p, ist der Pol genöthigt, seine Kreisbewegung um den 
Stromleiter in der einmal angenommenen Richtung fortzu- 
setzen. Man sieht jetzt sehr leicht ein, dass das nämliche 
geschehen wird, wenn der Pol anfänglich die Lage Fig. II. 
hat. Zunächst ist die Richtung der Bewegung dieselbe wie 
vorher, und wenn nun der Pol nach links fortschreitet, so 
nimmt nach dem Obigen die Abstossung von b bis zu einer 
bestimmten Grenze hin zu, dagegen die Anziehung von 
Seiten des a ab, während er zugleich in die Anziehungs- 
sphäre des dem Massentheilchen p zugehörigen Elements a 
hineingeräth. Die volle Abstossungskraft des Elements b 
in m kann sich aber erst dann geltend machen, wenn der 
‚ Pol an dem Massentheilchen m eben vorübergeschritten ist, 
wo dann die Abstossung desselben Elements auf die Fort- 
bewegung in dem anfänglichen Sinne wirkt. Dass die Ro- 
tation des Südpols in der entgegengesetzten Richtung ge- 
schehen muss, ist nunmehr ohne Weiteres klar, wenn man 
sich an die Stelle des weissen Kügelchens, das unseren 
Nordpol vorstellte, ein schwarzes denkt. 


Nach denselben Principien erklären sich auch leicht 
die gegenseitigen Anziehungen und Abstossungen zweier 
Leiter, je nachdem der electrische Strom dieselben in glei- 

1 


98 


chen oder entgegengesetzten Richtungen durchfliesst. Sind 
die electrischen Ströme in zwei zu einander parallelen Lei- 
tern gleich gerichtet, so wird auch in den Querschnitt bei- 
der Leiter die Anordnung der Massentheilchen ringsum die- 
selbe sein. Vergleicht man aber die einander zugewandten 
Seiten mit einander, so sieht man, dass eben bei gleicher 
Stromesrichtung die beiden ungleichartigen Elemente einan- 
der gerade gegenüberliegen, was dann, wie gewöhnlich, An- 
ziehung zu Folge hat. Wenn dagegen die Ströme in beiden 
Leitern entgegengesetzte Richtungen haben, so ist die Anord- 
nung der Massen- 
theilchen die entge- 
gegengesetzte, So 
dass dann gerade die 
gleichartigen Ele- 
mente der beiden 
Leiter einander zu- 
gekehrt sind, woraus Abstossung hervorgeht. Um nun auch 
hier noch einen der beiden Hauptfälle besonders hervorzu- 
heben, wollen wir uns zwei Massentheilchen des einen 
Stromleiters in einiger Entfernung gegenüber denken zweien 
Theilchen des anderen Leiters. Bei gleicher Stromrichtung, 
also im Falle der Anziehung, gilt Fig. 1., wobei nicht aus- 
ser Acht zu lassen ist, dass man sich die Massentheilchen 
eines und desselben Leiters hier durch feste gerade Linien 
verbunden denken muss. Je zwei einander gerade gegen- 
überliegende Elemente wirken nun nach geraden Linien, die 
einander parallel sind, so dass die Resultirende der Anzie- 
hungen gleich der Summe derselben ist, was ebenso Fig. 
IV. für die Resultirende der Abstossungen gilt, wenn die 
gleichartigen Elemente einander 
zugekehrt sind. Die Resultirende 
der Anziehungen ist aber hier ge- 
wiss grösser als die seitlichen Ab- 
stossungen zwischen den gleich- 
artigen Elementen (Fig. IIL.) und 
die Resultirende der Abstossungen 
(Fig. IV.) grösser als die seitlichen 


99 


Anziehungen zwischen den ungleichartigen Elementen der 
gegenüberliegenden Massentheilchen. 

In dieser hier nach ihren Hauptmomenten entwickel- 
ten Theorie werden also die chemische und magnetische 
Action im Wesentlichen als identisch, die Electrieität im 
Acte des Strömens aber als die Ursache betrachtet, welche 
die ungleichartigen Elemente der Körper, falls sie letztere 
nicht zerlegen kann, wenigstens aus dem Zustande chemi- 
scher Neutralisation in den freier Wirksamkeit nach Aussen 
versetzt. Dass die Electrieität sehr wohl im Stande ist, in 
allen Körpern, welche sie durchströmt, Molecularverände- 
rungen hervorzubringen, unterliegt wohl begründeten That- 
sachen zufolge, keinem Zweifel. Was aber die hier gege- 
bene Erklärung der eleetromagnetischen Erscheinungen ins- 
besondere betrifft, sokann man von derselben gewissermas- 
sen auch dann noch Gebrauch machen, wenn man den un- 
gleichartigen Bestandtheilen der Materie entgegengesetzte 
magnetische Fluida substituirt. 


Zoologische Mittheilungen 


von 


Oscar Schmidt 


in Jena. 


1. Ueber die Entwicklung von Ancylus lacustris. 


Die Stellung, welche dieser kleine Gasteropode unserer 
stehenden Gewässer, Ancylus lacustris, im System einzu- 
nehmen hat, ist nichts weniger als sicher, indem man we- 
gen der Schwierigkeit der Untersuchung die Lage und Be- 
schaffenheit des Athemorgans noch nicht mit der gehörigen 
Genauigkeit kennt. Ich hoffte, indem ich die Entwicklung 
dieses Thieres im vergangenen Sommer verfolgte, hierüber 
Aufschluss zu erhalten, wurde aber darin getäuscht, indem 
zu der Periode, wo man die Jungen eben noch als micros- 
eopische Objecte behandeln kann, vom Athemorgan noch 

7* 


100 


keine Spur angelegt ist oder wenigstens von dem schon be- 
deutend entwickelten Gehäus verdeckt wird. Dagegen kenne 
ich nun die bisher noch nicht beobachtete Entwicklung von 
der Furchung an bis zu dem Moment, wo der unverkenn- 
bare Ancylus ‚gebildet ist. 

Die Entwicklung ist, mit der vieler anderer Schnecken 
verglichen, sehr einfach und geht ohne jede Verwandlung 
vor sich. Man bemerkt nach der Furchung eine das Ei all- 
seitis umschliessende Leimschicht; das Ei streckt sich und 
zeigt schon jetzt eine sehr characteristische Umbiegung des 
Vorderrandes nach rechts, während zugleich die Dotterkör- 
ner sich vom Vorderrande zurückziehen und die Dottermasse 
sich zuerst nach hinten, später in der Nackengegend des 
Embryo sich concentrirt. Eine dunklere, gegen das Vorder- 
ende zu gelegene und aus der klaren Umgebung ziemlich 
deutlich hervortretende Stelle differenzirt sich später zur 
Zunge sowie zum Schlundringe. 


Auf der folgenden Stufe ist die Biegung des Vorder- 
theiles nach rechts so stark, dass der Körper einen rechten, 
oft einen spitzen Winkel bildet, dessen Ecke die Dottermasse 
einnimmt, und dies ist der Moment, wo der Ancylusembryo 
sich mit dem von Limax (cf. meine Abbildungen in Müll. 
Arch. 1851) am besten vergleichen lässt, bei welchen ein 
besonderer Dottersack aus der Nackengegend hervorragt. 
Schon wird auch der Rücken von einer napfförmigen Schale 
bedeckt und durch zwei Hervorragungen sind die Fühler 
angedeutet. _Von unten gesehen zeigt das Vorderende eine 
trichterförmige Vertiefung, die spätere Mundhöhle. 


Die Dottermasse, welche nach vorn über die Schale 
hervorragte, zieht sich nun ganz unter die Schale zurück, 
und die Augen bilden sich, zuerst als zwei Pigmenthäuf- 
chen. Weiterhin, wo der Embryo zum Auskriechen bereit 
ist und nach dem Auskriechen hat das Gehäus eine bedeu- 
tende Wölbung erhalten und von äussern Organen treten 
die Fühler mit den nunmehr mit Linsen versehenen Augen, 
Lippen, Mantel und Fuss sehr bestimmt hervor, von inne- 
ren die Zunge, welche schon mehrere Reihen von Häkchen 
bekommen hat, die zwei oberen, durch eine Commissur ver- 
bundenen Schlundganglien, endlich, hinter der Dottermasse 


101 


und nach der Rückenwölbung des Gehäuses zu gelegen, das 
Herz. Ich habe es immer erst dann bemerkt, wenn Kam- 
mer und Vorkammer schon getrennt waren. Von allen 
übrigen Organen, die ich also nicht aufzuzählen brauche, 
habe ich nichts gefunden; ein bedeutender Theil der Ent- 
wicklung ist demnach im Rückstande, wenn der Embryo das 
Ei verlässt und von da an erschwert die Undurchsichtigkeit 
der Lungen ungemein die Untersuchung. 

Die auf das eben Gesagte bezüglichen Abbildungen 
werden demnächst in der 3. Lieferung meines Atlas der 
vergleichenden Anatomie veröffentlicht werden. 


2. Peltogaster. 


Keine Trematode, sondern ein Krebs. In keinem 
Theile der Zoologie ist in jüngster Zeit so ausgefest und 
aufgeräumt worden, als unter den Eingeweidewürmern. Der 
von H. Rathke entdeckte, höchst sonderbare Schmarotzer, 
der sich unter dem Hinterleibe der Krabben und Einsied- 
lerkrebse findet und mit seinem Wohnthier so verwächst, 
dass die Grenze der Körperbedeckungen des einen und des 
andern kaum anzugeben sind, ist in seine zwei Arten Pel- 
fogasier paguri und carcini bisher als Saugwurm betrachtet 
worden und als solcher auch in Diesing’s Systema hel- 
minthum übergegangen. Ich habe das Glück gehabt, kürz- 
lich in Wangerooge die Entwicklung dieses Eindringlings 
in die Helminthenklasse zu verfolgen, obgleich nur so weit, 
dass ich die Jungen als vollständige und unzweifelhafte 
Krebse habe kennen lernen, analog den Embryonen der 
Parasiten und Lophyropoden. Die ganze Verwandlung des 
Jungen, welches ungefähr birnförmig ist, ein Stirnauge, drei 
Paar Borsten tragende Ruderfüsse besitzt, auch eine Art 
Gabelschwanz hat, wie die Ruderthiere, von da an aus dem 
Zustande der höchsten Beweglichkeit in den Zustand eines 
scheinbar unbelebten Klumpens ist mir leider noch nicht 
erschlosen. Es ist aber durch meine Entdeckung doch die 
Hauptsache gewonnen. Peltogaster ist und bleibt 
von nun an eine parasitische Crustacee. 


102 
Monatsbericht. 


a. Sitzungsbericht. 


August 3. Herr Wesche sprach über die äussern Zeichen 
der Milchergiebigkeit an Kühen. Die Milchergiebigkeit der Kühe ist 
sehr verschieden. Zwei Kühe von gleicher Grösse, gleichem Alter, 
gleicher Kalbezeit und gleicher Pflege können in ihrem Milchertrage 
so verschieden sein, dass jährlich die eine Kuh 700 Quart Milch 
und darunter, dagegen die andere 1400 Quart und darüber gibt. 
Die Ursachen dieser verschiedenen Milchergiebigkeit wurden früher in 
einem grossen oder kleinen Euter allein gesucht. Der Franzose Gue- 
non machte 1838 in einer kleinen Schrift (übersetzt von F. S. Kurtz, 
Reutlingen bei J. C. Mäcken, Sohn 1345) mit Abbildungen, die äus- 
sern Zeichen der Milchergiebigkeit bei den Kühen bekannt. Er hatte 
diese 25 Jahr seiner speciellen Beobachtung unterworfen und diesel- 
ben systematisch geordnet. Nach seiner Ansicht bestehen die Zeichen 
in der grössern oder kleinern, regelmässigen oder unregelmässigen 
Ausbildung des Euters, in den längern oder kürzern Haaren, welche 
das Euter von vorn nach hinten überziehen, und sich in verschiede- 
ner Länge und Breite, das einzelne Haar von unten nach oben ge- 
richtet, vom Euter bis zur Schwanzwurzel, entweder theilweise oder 
vollständig fortsetzen. Die Zeichen an einer Kuh nennt Guenon den 
Milchspiegel. Sämmtliche Milchspiegel hat er in 8 Klassen, jede 
Klasse wieder in 8 Ordnungen eingetheilt und alle Ordnungen sämmt- 
licher Klassen haben Bastarde, bei welchen der Milchspiegel entweder 
undeutlich oder unregelmässig mit schlechten und guten Zeichen zu- 
gleich ausgebildet ist. In der I. Klasse mit bogenförmigen Spiegel, 
welcher sich bis zur Schwanzwurzel hinaufzieht, gibt eine Kuh aus 
der ersten Ordnung täglich 18 Quart Milch und ist 9 Monate lang 
milchend. In der II. Klasse mit sahlbandförmigem Spiegel, welcher 
sich bis an den Wurf hinaufzieht, gibt eine Kuh aus der ersten Ord«» 
nung täglich 16 Quart Milch und ist 9 Monate lang milchend. In 
der III. Klasse mit verkehrt herzförmigem Spiegel, der über dem 
Euter mit einer Rundung endet, gibt eine Kuh aus der I. Ordnung 
täglich 16 Quart Milch und ist 8 Monate lang milchend. In der IV. 
Klasse mit gabelförmigem Spiegel, welcher über dem Ruter mit zwei 
nach aussen gebogenen Spitzen endet, gibt eine Kuh aus der I. Ord- 
nung täglich 14 Quart Milch und ist 8 Monate lang milchend. In 
der V, Klasse mit kolbenförmigem Spiegel, der über dem Euter 
hervorragend mit zwei Ecken endet, gibt eine Kuh aus der I. Ord- 
nung täglich 14 Quart Milch und ist 8 Monate lang milchend. In 
der VI. Klasse mit winkelmaassförmigem Spiegel, der sich an der 
linken Seite des Wurfes hinaufzieht, gibt eine Kuh aus der I. Ord- 
nung täglich 14 Quart Milch und ist 8 Monate lang milchend. In 
der VII. Klasse mit keilförmigem Spiegel, welcher über dem Euter 
in einer Spitze endet, gibt eine Kuh aus der I, Ordnung täglich 12 


105 


Quart Milch und ist 8 Monate lang milchend. - In der VII. Klasse 
mit schildförmigem Spiegel, welcher an der hintern Grenze des Euters 
endet, gibt eine Kuh aus der I. Ordnung täglich 10 Quart Milch und 
ist 8 Monate lang milchend. Die Kühe aus den andern Ordnungen 
aller Klassen geben täglich 11/, bis 2 Quart Milch weniger und sind 
1 Monat weniger milchend, als die der vorhergehenden Ordnung. 
Die Bastarde geben immer weniger Milch, als sie nach ihrem Spiegel 
geben müssten. Acht bis vierzehn Tage nach dem Kalben gibt eine 
Kuh die grösste Menge Milch; nach dieser Zeit nimmt dieselbe all- 
mälig bis zur Hälfte ab. Den Kühen von grossem Schlage ist der 
angegebene Milchertrag eigen; Kühe von mittlerem Schlage geben in 
allen Klassen und Ordnungen täglich 2 bis 3 Quart, und Kühe von 
kleinem Schlage geben täglich 4 bis 6 Quart Milch weniger. Der 
Zeitraum, während welchem die Rühe milchend sind, bezieht sich auf 
ihre neue Trächtigkeit. Bei saftigem und reichlichem Futter so wie 
bei guter Pflege geben alle Kühe täglich 1 oder mehrere Quart Milch 
mehr; dagegen bei wenigem und trockenem Futter, sowie bei schlech- 
ter Pflege eben so viel weniger. Nach Guenon’s System gibt eine 
Kuh von grossem Schlage aus der I. Klasse I. Ordnung jährlich 3000 
Quart Milch, während eine Kuh von gleicher Grösse u. s. w. aus der 
VIII. Klasse VIN. Ordnung nur 100 Quart Milch im Jahre gibt. Eine 
gute Milchkuh hat hiernach ein grosses Euter mit 4 gleichmässig aus- 
gebildeten Vierteln und Zitzen, auf der hintern Seite der beiden hin- 
tern Viertel ein Oval, in welchem die Haare von oben nach unten 
geriehtet sind; einen grossen Milchspiegel und wenn die Milch sah- 
nereich ist, kurzes seidenarliges Haar im Milchspiegel. Eine schlechte 
Milchkuh hat ein mehr oder weniger kleines, ungleichmässig ausge- 
bildetes, auch wohl mit einer 5. oder 6. Zitze versehenes Euler, 
einen kleinen Milchspiegel, neben und unter dem Wurfe ein oder 
mehrere Haarwirbel, welche Guenon Platter nennt, und langes, dickes 
Haar im Milchspiegel, wenn die Milch wässrig ist. — Bei den Stie- 
ren sind die Milchspiegel schmaler und die Ovale sitzen auf dem Ho- 
densack. An dem 3 Monat alten Kalbe ist der Milchspiegel vollstän- 
dig ausgebildet da. — Die Entdeckung Guenon’s giebt nun auch dar- 
über Aufschluss, warum die Kuhkälber milchreicher Kühe nicht im- 
mer wieder milchreiche Kühe werden, da man Stier und Kuh aus 
verschiedenen Klassen und Ordnungen zusammen paarte. Wenn man 
Stier und Kuh von gleicher Klasse und Ordnung zusammengieht, so 
wird auch das dadurch entstehende Kuhkalb künftig als Milchkuh ih- 
rer Mutter gleich sein. — Viele Oekonomen und Thierärzte haben er- 
klärt, dass in Guenon’s System viel Wahres liege, dass es aber zu 
eomplieirt sei. Es würde aber der Mühe lohnen, wenn Besitzer von 
Rindviehständen Stiere und Kühe aus den ersten Ordnungen der bei- 
den ersten Klassen theils ankauften, theils züchteten, und die übri- 
gen Klassen und Ordnungen nicht weiter berücksichtigten. Gewiss 
ist aber Guenon’s mühevolle Forschung ein anerkennungswerther Forl- 
schritt auf dem Gebiete der rationellen Viehzucht. 


104 


Herr Kohlmann beschrieb ein neues Barometer ohne Queck- 
silber und Glas, Dieses besteht aus zwei dünnen gewölbten Messing- 
streifen, die an den beiden hervorragenden Kanten zusammengelöthet 
und nach ihrer Längsdimension zu einem Kreise zusammengekrümmt 
sind. Das Ganze erhält dadurch die Gestalt eines nicht ganz geschlos- 
senen, einen Zoll breiten und 4 Zoll im Durchmesser fassenden Ringes 
mit schwach convexer innerer und äusserer Seite, An der durchbro- 
chenen Stelle sind die beiden Enden des Ringes ebenfalls luftdicht zu- 
gelöthet und die Luft ist aus demselben theilweise ausgezogen, Der 
Mittelpunkt der äussern Platte ist an der Seitenwand eines umschlies- 
senden Dosengehäuses dicht unter dem Haken zum Aufhängen des 
Apparates befestigt. Die beiden frei herabhängenden Enden des Rin- 
ges stehen mit einer Hebelvorrichtung, ähnlich derjenigen am Metall- 
thermometer, in Verbindung, welche jede Bewegung der Arme auf 
einen Zeiger überträgt und dieselbe auf einer kreisförmigen Scala am 
Rande des Dosengehäuses in bedeutender Vergrösserung angiebt. Die 
Bewegung ist eine Folge der ungleichen Spannung der äussern und 
innern Ringfläche. Bei schwächerem Luftdruck entfernen sich die 
beiden Arme von einander, bei stärkerem gehen sie zusammen. Der 
Zeiger bewegl sich im ersten Falle nach links, im zweiten nach rechts. 
Der Gang stimmt nach den bisherigen Beobachtungen sehr gut mit 
einem genauen Heberbarometer ; letzteres wird jedoch bei weitem an 
Empfindlichkeit übertroffen. Dieser Umstand und die grosse Bequem. 
lichkeit auf Reisen machen das neue Instrument sehr empfehlenswerth 
und insbesondere geeignet zu lHöhenmessungen, sobald erst die Ta- 
bellen zur Correctur wegen der Temperatur vorliegen. Herr Mecha- 
nikus Schmidt hierselbst liefert dasselbe in trefllicher Ausführung. 

August 10. Herr Schliephacke zeigte eine einheimische 
Sinnpflanze, die Drosera rotundifolia, ein zierliches Pflänzchen aus 
den Sümpfen von Lieskau, vor. Die Blätter derselben sind mit röth- 
lichen Drüsenhaaren geziert; setzt sich ein kleines Insect auf diese 
Blätter, so legen sich die Haare übereinander und halten das Thier 
bis zu seinem Tode umschlungen. Auf dem vorgelegten Exemplare 
fand man noch verschiedene der anf diese Art getödteten Thierchen. 

Herr Kohlmann beschrieb Leslie’s verbesserles Stereome- 
ter zur Bestimmung des Raumes poröser oder pulverförmiger Körper. 
Derselbe besteht aus einer unten offenen und oben mit einem Hahne 
versehenen, calibrirten Glasröhre. Wird diese bis an einen Punkt, 
der vom obern Ende um 4’ entfernt sei, in Quecksilber getaucht, 
und verschliesst man den Hahn, so hat die Luft darin die Dichte der 
äusseren. Zieht man die Röhre nun so weit heraus, bis das Queck- 
silber in ihr halb so hoch steht als im Barometer, so nimmt die 
Luft den doppelten Raum, also 8 ein. Befindet sich aber in der 
Röhre ein gepulverter Körper, welcher von dem Raume 4 den Theil 
x ausfüllt, so nimmt die Luft nur noch den Raum 4—.x ein, Ver- 
schliesst man nun die Röhre abermals, so braucht das Quecksilber 
nur um 4—x Zoll in der Röhre zu sinken, damit es innen über dem 


105 


äussern halb so hoch steht, als das Barometer. Ist also im letzten 
Falle der Abstand des Quecksilbers in der Röhre von dem oberen 
Ende gleich 7°, so ist +2 (4—x)=[17, also x=]1; d. h, der ge- 
pulverte Körper nimmt denselben Raum ein, welcher durch einen 
Zoll der Röhre angegeben wird. Aus dieser Bestimmung findet man 
leicht das specifische Gewicht des Körpers, wenn man in das abso- 
lute ‘Gewicht desselben mit dem Gewicht eines gleich grossen Volu- 
mens Wasser dividirt. 

Herr Baer theilt mit, dass bei der in Folge der Krankheit 
seil mehreren Jahren eingetretenen Unsicherheit in dem Ernteertrag 
der Kartoffeln häufig die Frage erörtert worden ist, wie diese zu er- 
selzen seien. In Bezug auf die Viehfülterung hat man ein guins Er- 
satzmitlel in der Zuckerrübe gefunden, und benutzt man diese 
Pflanze in neuerer Zeit auch, um aus ihr, anstatt der Kartoffeln, 
Branntwein darzustellen. Man hört jedoch in der Praxis viel- 
fache Klagen über missglückte Versuche, so dass man sogar die Mög- 
liehkeit eines sichern Betriebes und die Rentabilität eines solchen be- 
zweifelt. Dies hat Schwertfeger Veranlassung gegeben, sich mit 
der Sache zu beschäftigen, um die Schwierigkeiten aus dem Wege 
zu räumen. — Das Pectin, der Eiweissstoff und die alkalischen Salze, 
welche Stoffe neben dem Zucker, der Basis der Weingeisterzeugung, 
in der Rübe vorkommen, können unter Umständen mehr oder weni- 
ser nachtheilig auf die geistige Gährung einwirken. Die Eigenschaft 
des Peetins gleich einem Schwamm ungemein viel Flüssigkeit in sich 
aufzunehmen und eine gallertartige Masse zu bilden, welcher Umstand 
dureh die Einwirkung der Hefe nicht geändert wird, macht es nöthig, 
dasselbe mit dem Faserstoff durch Auspressen von dem Saft der 
Rüben zu trennen, denn sonst würde er, freilich nicht chemisch, wohl 
aber mechanisch auf die Gährung einwirken, namentlich den regel- 
mässigen und raschen Verlauf derselben stören und die allseitige Be- 
rührung der Zuckertheilchen und des Ferments verhindern. Bei sei- 
ner Gegenwart würde auch die Destillation vielfach behindert werden. 
Bei der Trennung des Pectlins nach der Gährung würde ein Verlust 
an Alkohol durch Verdampfen stattfinden. Hier würde dann auch 
die ausgeschiedene Hefe nicht weiter zu benutzen sein, sondern mit 
verfultert werden müssen. — Wegen der raschen Einwirkung der in 
dem Safte enthaltenen stickstoffhaltigen Materien könnte man versucht 
sein, die Rüben vor dem Auspressen zu kochen oder zu dämpfen, 
um einen bedeutenden Theil jener schädlichen Stoffe unslöslich zu 
machen. Dadurch aber nimmt der Brei, wahrscheinlich wegen der 
gebildeten Pectinsäure, eine so gallertartige Beschaffenheit an, dass er 
sich nur schwierig auspressen lässt und dennoch eine unverhältniss- 
mässig grosse Menge Zucker zurückhält, die mithin für die Brannt- 
weingewinnung verloren geht. Der aus frischen, rohen Rüben erhal- 
tene Saft, wenn man ihn sogleich mit Hefe versetzt, geht alsbald, bei 
geeigneter Temperatur, in Gährung über, die regelmässig verläuft und 
jenen schädlichen Stoffen keine Einwirkung mehr erlaubt. Jedoch 


106 


darf man die geriebenen oder zerquetschten Rüben nicht erst einmi- 
schen vor dem Zusatz der Hefe, was vielfältig geschieht, indem man 
meint, dadurch eine grössere Menge von Branntwein zu erzielen. 
Hierin sind zumeist die ungünstigen Resultate zu suchen. In der 
Rübe sind keine Stoffe enthalten, die wie das Stärkmehl in den Kar- 
toffeln durch die Maische in jährungsfähige, also Branntwein liefernde 
Producte umgewandelt werden können. Im Gegentheil tritt hier auf 
Kosten der Weingeisterzeugung sehr leicht eine Milch- oder Butter- 
säuregährung ein. —- Sollte der Saft des Gehaltes an Salz wegen al- 
kalisch werden, wodurch eine Störung der Gährung eintritt, so ist er 
mit verdünnter Schwefelsäure zu neutralisiren. Ein kleiner Ueber- 
schuss schadet dem Destillationsproducte in keiner Weise. — Der 
ausgepresste Saft, mit 5 pCt. frischer, guter Hefe versetzt, geräth bei 
16 — 15° sehr schnell in Gährung, die sehr regelmässig verläuft. 
Das Ende derselben erkennt man sehr leicht an der Verminderung 
des Schaumes und an dem Aufhören der Kohlensäure - Entwickelung. 
Man lässt nun den Saft ab, trennt das Letzte durch ein nicht sehr 
dichtes Seihetuch von der Hefe und destillirt das Ganze bis auf ein 
Viertel ab. Der Rübenbranntwein ist vollkommmen klar, von einem 
entfernt rübenähnlichen Geruch, angenehmem Geschmack und zeigt 
nahezu 10° Branntwein. 100 Pfd. frische Rüben lieferten 5%/, Li- 
ter eines solchen Branntweins, der durch !igestion mit grobgekörn- 
ter Holzkohle bei nochmaliger Destillation ein sehr reines Produkt 
von 78 pCt. giebt. Rechnet man den Rübenertrag von einem Mor- 
gen Land zu 200 Ctr, so beträgt die Ausbeute an Branntwein unge- 
fähr 1000 Liter oder 873,36 preuss. Quart. Der Pressrückstand, 
ein gules Viehfutter, beträgt 20 pCt. Die gewonnene Hefe liefert ge- 
presst und getrocknet eine gute Presshefe und der Destillationsrück- 
stand, wegen seines Kaligehaltes, einen vortrefllichen Pressrückstand. 
Ganz besonders ist diese Verwendungsart für den bei der Runkelrü- 
benzuckerfabrikation abfallenden Syrup zu empfehlen, dessen Verkauf 
als Versüssungsmittel sehr oft geradezu eine Beleidigung und Verhöh- 
nung des Armen ist, der nicht im Stande ist sich für sein sauer er- 
worbenes Geld einen bessern Genuss zu verschaffen. 

August 17. Herr Giebel gab behufs der Erledigung der 
Prioritätsfrage hinsichtlich seines Vortrages über die Gränze zwischen 
Brust- und Lendengegend (Bd. I. S. 261) einige historische Belege 
und wies darauf hin, dass er nur eine neue Deutung einer be- 
reits bekannten Thatsache zu geben beabsichtigt habe. Zur Unter- 
stützung des in jenem Vortrage dargelegten Ansicht diene auch noch 
die Entwicklungsgeschichte der Wirbelsäule, welche in dem diaphrag- 
malischen Wirbel selbst beginnt. 

Herr Tschetschorke spricht über die in der vorvorigen 
Versammlung gemachten Beschreibung der Instrumente, deren man zur 
Beobachtung der Lufteleetrieität sich bedient, wurde auch des soge- 
nannten Goldblatteleetrometers gedacht und dabei bemerkt, dass man, 
um über die Stärke der Electrieität Vergleichungen anstellen zu kön- 


107 


nen, die Entfernung der untersten Enden der beiden sich abstossen- 
den Goldblättchen messe, während man bei dem Stroheleetrometer 
den Winkel, welchen die beiden Strohhälmchen mit einander bilden 
misst. Es entstand dabei die Frage, warum man bei der Beobach- 
tung des Goldblatteleetrometers nicht ebenso wie bei der des Stroh- 
halmelecetrometers den Winkel der Abweichung messe und wurde die 
Frage so erledigt, dass man das Goldblattelectrometer nur zur Mes- 
sung einer sehr geringen Electrieilätsmenge anwende und dass man 
dabei sehr kleine Winkel zu messen habe, was leichter sei, wenn 
man die Sinusse als die Winkel selbst messe; beim Strohhalmelectro- 
meter dagegen könne man nur sichere Beobachtungen bei Winkeln 
von 15° bis 35° anstellen, also habe man da weniger kleinere Win- 
kel zu messen, Selbstverständlich muss man bei dieser Erklärungs- 
weise von der Voraussetzung ausgehen, dass die &oldblättchen, weın 
sie sich abstossen, fortwährend (wenn man von ihrer Dicke absielıt) 
Ebenen bildet, oder wenn man auch von ihrer Breite absieht und sie 
nur als leitende, elastische Linien betrachtet, dass sie bei ihrer Ab- 
weichung von einander stets eine gerade Linie bilden. Dass diese 
Voraussetzung aber nicht richtig ist, lässt sich durch das einfachste 
Experiment beweisen. Da ich in den mir gerade zu Gebote stehen- 
den Quellen Nichts Näheres über die Gestalt der Goldblättchen bei 
ihrer Abweichung von einander fand, so suchte ich zuerst durch Ex- 
perimentiren darüber in’s Klare zu kommen. Ich schnitt mir zu 
dem Ende zwei gleich breite, etwa 3—4 Zoll lange Goldblättchen, 
die ich stalt zweier kürzeren in das Electrometer brachte. Die ein- 
fachsten Versuche zeigten dass die Goldblättchen (abgesehen von ih- 
rer Breite und also als elastische Linien betrachtet) bei ihrer Abweı- 
chung von einander, nicht als gerade Linien, sondern als krumme 
Curven, welche sich immer mehr und mehr nach unten zu einer ge- 
raden, der Scheitellinie parallelen Linie näherten, erschienen. Die 
beiden Goldblättchen oder besser die Curven kehrten sich die con- 
caven Seiten zu. Ferner war es deutlicher zu sehen, dass die Cur- 
ven in eine gerade Linie übergehen, je länger die Goldblättchen sind, 
oder bei gleicher Länge der Goldblättchen, je geringer die Electrici- 
tät war. So lange die Electricilätsquelle gleichmässig wirkt, bleibt 
die Gestslt der Curve dieselbe bei denselben Blättchen; nimmt die Elec- 
trieität zu, so wird die Krümmung bedeutender, nimmt sie aber ab, 
so wird die letztere geringer und die Curve gleicht immer mehr und 
mehr einer geraden Linie, je schwächer die Electricität ist. Es ist 
diese Erscheinung eine mittelbare Folge des Satzes, dass die Kraft 
der electrischen Anziehung und Abstossung umgekehrt wie die Qua- 
drate der Entfernungen ab-, resp. zunimmt. Denken wir uns die 
Goldblättchen als zwei vollkommen elastische, gleichmässig. schwere 
Linien, so muss in jedem Punkte die abstossende Kraft der Eleetri- 
eität der auf den Punkt wirkenden Kraft der Schwere das Gleichge- 
wicht halten; da nun die Schwere der einzelnen Punkte dieselbe sein 
soll, die Entfernung je zweier entsprechenden Punkte von einander 


108 


von oben nach unten wächst, wenn sie sich in geraden Linien ab- 
stossen sollten, also müsste auch die Electrieitätsmenge in den Gold- 
blättchen von oben nach unten zunehmen und zwar zugleich mit dem 
Quadraten der doppelten Sinusse des Winkels, den Beide dann mit 
einander bilden. Da aber kein Grund vorhanden ist, eine solche Art 
der Eleetricitätsvertheilung als richtig anzunelımen, so ist also auch 
unmöglich, dass die Goldblättchen als Ebenen oder resp. gerade Li- 
nien von einander abweichen können und es kann also aus einer 
einfachen Betrachtung der Wirkung beider Kräfte, nämlich der Schwer- 
kraft und der auf die einzelnen Theilchen wirkenden abstossenden 
Kraft der Eleetrieität jene beschriebene Erscheinung abgeleitet wer- 
den, Von der Entwickelung der Gleichung der Curve, deren Gestalt 
die als elastische Linien gedachten Goldblättchen beim Abstossen an- 
nehmen, stehen wir vorläufig ab. 

Herr Thamhayn spricht über Schwellgewebe und In- 
farete. Dr. Kohlrausch in Hannover hat im letzten Müller’schen 
Archiv zwei Arbeiten veröffentlicht, die eine über Schwellgewebe der 
Nasenschleimhaut, die andere über Infarete. Meines Wissens nach 
ist Kohlrausch der erste, der diese Beobachtungen angestellt hat, da 
Hyrtl, dem er diese zu vindieiren scheint, am angeführten Orte viel 
von einer 1“ dicken Drüsenschicht spricht, die namentlich am Sep- 
tum und den Muscheln sich findet, nicht aber von einem eigenthüm- 
lichen Schwellgewebe. Die Schwellgewebe anderer Organe z.B. der 
Brustwarzen, des Olitors, des Penis, des Hahnenkammes sowie der 
Halskarunkeln des Truthahns sind schon früher bekannt gewesen. 
Sie haben das Eigenthümliche, dass die leizten Arterienverzweigungen 
nicht etwa in Capillaren, sondern gleich in weite Venenanfänge über- 
gehen und dass diese Gefässverzweigungen in Lücken und Räumen 
liegen die durch Kreuzung der fibrösen Fasern des Grundgewebes 
gebildet werden. Aehnlich verhält sich auch die Milz. Wird nun 
ein solches Organ verwundet, so muss valürlich die Blutung bedeu- 
tender sein als im andern, weil die feste Stütze jener Balken das 
Zusammenfallen der durchschnittenen Gefässe hindert. — Frühere 
Forscher, wie Graaf, Reysch, Haller nehmen an, dass das Blut sich 
frei in jene Lücken und Räume ergiesse, bis die Arbeiten von Guvier 
und Tiedemann das wahre Verhalten zeigten und eine Auskleidung 
jener mit der innern Venenhaut darthaten. In den Schwellkörpern 
des Penis tritt noch ein eigenthümliches Verhalten der Arterien hin- 
zu, indem Müllers Untersuchungen Anhängsel, vasa helicina, zeigten, 
die korkzieherartig rechtwinklig von den Arterienstämmchen abgehen 
um sich knopfartig erweitert zu endigen, nicht aber wie Valentin 
will, trichterförmig ausgezogen in die Schwellkörperzellen einzumünden. 
Am hintern Theile der Nasenmuscheln ist es in jüngster Zeit von 
Kohlrausch genauer untersucht worden. Gute Präparate erhielt er 
dadurch, dass er diese Netze von einer vena jugularis aus aufbliess, 
es denn in Weingeist erhärtete und so zu Durchschnitten geeignet 
machte. — Diese Venennetze liegen zwischen Periosteum und Schleim- 


109 


haut und haben je nach ihrer Ausdehnung einen Durchmesser von 
11 — 2". Die Hauptrichtung der Schlingen geht senkrecht gegen 
den Knochen; sie haben ziemlich feste und dieke Wendungen und 
einen Durchmesser von 1/;—!/,"'. Das feste Bindegewebe macht die 
Präparation schwierig und verlangt grosse Sorgfalt. Die Drüsen, die 
sonst mehr weniger oberflächlich liegen, finden sich hier erst in ei- 
ner grösseren Tiefe und zeigen zuweilen dünne Ausführungsgänge von 
2/3" Länge. — Aus ‚diesem Verhalten der Gefässe leitet der Verfas- 
ser die Anschwellung der Schleimhaut bei chronischem Schnupfen her 
und findet in der Senkung des Blutes nach der tiefsten Stelle den 
Grund, weshalb bei solchen chronischen Zuständen das Nasenloch der 
Seite, auf der man liegt, verstopft ist. Profuses Nasenhluten sowie 
reichliche Seeretionen bei fliessenden Schnupfen werden aus dieser 
Anordnung der Gefässe und Drüsen ebenfalls erklärlich, — Ein zwei- 
ter Aufsatz handelt über die sogenannten Infarcle, unter dem Kohl- 
rausch namentlich jene weisslichen Zähne, perlschnurförmig zusam- 
menhängenden Massen versteht, die mit dem Stuhl ganz, selten allein 
abgehen und sich besonders bei Personen zeigen, die an Unterleibs- 
beschwerden leiden, vorzüglichen an den Erscheinungen der plethora 
abdominalis. Kohlrausch hat eine grosse Uebereinstimmung dersel- 
ben beobachtet und warnt nur vor der Verwechslung mit jenen pla- 
stischen Exsudaten, die namentlich in der Reconvalescenz noch Ty- 
phus und Ruhr als weissliche zähe flockige Massen abgehen. Eine 
eisne Organisation lässt sich nicht nachweisen; man findet eine amor- 
phe gegen "A durchaus nicht reagirenle Masse, sehr selten mit Epi- 
telialzellen vermischt, die in grosser Menge Pflanzenzellen, thierischen 
Zellstoff, halbverdaute Muskelbündel etc. einhüllt. Fett in kleinen 
Tröpfchen oder krystallisirt findet sich immer dazwischen, und be- 
stelıt namentlich aus Margarinsäure oder vielmehr nach den neuesten 
Untersuchungen aus Palmitin und Stearinsäure. — Aufmerksamkeit 
verdienen noch besondere feine Fasern, die Kohlrausch als Schimmel- 
fasern deutet obwohl er die dichotome Theilung und die entsprechen- 
den Sporen vermisst; sie erscheinen unregelmässig verfilzt, haben 
feste dunkle Contouren und einen Durchmesser von !/soo — Yıooo - 
Da sie fast in jedem Zungenbelege vorkommen ünd Dipthoritis na- 
mentlich ihre Bildung zu begünstigen scheint, so würde ihr Vorkom- 
men im Darmkanal nichts ungewöhnliches darbieten. Die chemische 
Zusammensetzung der Infarete lässt namentlich einen starken Feltge- 
halt hervortreten, weniger beträchtlich ist der Wassergehalt. Letzte- 


rer ungefähr unter 6,05 Grm. = 3,268 Grm, — Davon zogen noch 
Aether und Alkohol 1,172 Grm. aus, so dass der feste unter Horn- 
geruch verbrennende Rückstand — 1,025 Grm, betrug. Eine andere 


Analyse ergab aus getrockneten Infareten nach pt. 


Fett in Alkohol und Aether löslich = 34,73 ptt. 
Verdünnte Aetzkalilauge löste = 20,02 püt. 


Unlöslicher Rückstand = 45,247 püt, 


110 


Kohlrausch hält diese Infarete für eine die Schleimhaut zäh bedeckende 
Absonderung des Darmkanals, die gelöst von den Darmwänden und 
mit Speiseresten vermischt im weitern Verlaufe des Darms ihr gewun- 
denes Ansehen erhält. Entzündungsproducte können sie nicht sein, 
da von Eiter- oder Schleimkörperchen nicht die geringste Spur vor- 
handen ist, und es wird demnach die Annahme nicht ungerechtfertigt 
sein, dass sich Darmschleim, Fell, Speisereste zu einer solchen zähen 
Ablagerung mischen und mehr weniger lange im Darm verweilen. 
Dieses längere Verweilen giebt dann vielleicht Anlass zur Bildung je- 
ner Schimmelfasern. An diese Untersuchung schliesst Kohlrausch 
eine Beobachtung, die er an der feltgefüllten Cyste eines kranken Ova- 
rium gemacht hat, in der er Pilzläden in grosser Menge fand, indem 
der ganze nach Aetherextraclion bleibende Rückstand nur aus Epider- 
miszellen und jenen bestand; sie waren u Mt dick und 
zeigten im Innern feine Körnchen. Fruetificaionstheile als endstän- 
dige 6— Sarmige Quirle, sowie die Y/ygo0 grossen Sporen waren 
selten. Das Ganze hat Aehnlichkeit mit dem Penicillum erustaceum. 
Kohlrausch bezeichnet diesen Pilz als P. pygmaeum so: „Fila exigua 
(Uooo— Yısoo“ ) hyalina septata aul intus granulosa, remote ramosa ; 
sterilia eonleeta, apice acuminata, fertilia apıce penicillata. sporifera ; 
sporis globosis decoloribus (4/1200 — "ıooo ). Passim fila verticilla 
sporifero non terminalı. 

Herr Schliephacke legte das kaukasische Inseetenpulver — 
von Pyrethrum caucasicum herstammend — vor, das im Handel viel- 
fach verfälscht angetroffen wird. Mehrere Fliegen, die sich mit einer 
geringen Menge dieses Pulvers in einem Glase befanden, wurden sehr 
bald ausserordentlich unruhig und nach wenigen Minuten trat der 
Tod ein. Die Wirkung ist um so auffallender, als der Geruch des 
Pulvers durchaus nur unbedeutend ist. Dasselbe eignet sich, der 
schnellen und sichern Wirkung wegen, ganz besonders zum Schutz 
wissenschaftlicher Sammlungen, — Herbarien, Insectensammlungen elc. 
— die man bisher auf mancherlei Art vergeblich gegen die Verhee- 
rungen der Insecten zu schützen gesucht hat. 

August 24. Herr Tschetschorke sprach über die Erklä- 
rung einiger optischer Erscheinungen. So wie viele optische Erschei- 
nungen, so haben besonders diejenigen Erscheinungen, welche eine 
totale Sonnenfinsterniss begleiten, bis jetzt noch keine genügende Er- 
klärung gefunden, obwohl sich namhafte Physiker und Astronomen 
mit ihrer Beobachtung und Erklärung beschäftigt haben. Als solche 
Erscheinungen sind besonders zu erwähnen: die auf. der Oberfläche 
des Mondes erscheinenden Lichtpunkte, die Löcher des Ulloa genannt, 
weil der Seefahrer Don Antonio Ulloa, der sie zuerst beobachtete, 
durch Spalten des Mondes zu sehen glaubte; ferner der Lichtkranz 
welcher den Mond umgiebt, die rolhen Fackeln welche aus ihm her- 
vorschiessen; endlich die Lichtwellen, welche einige Minuten vor und 
nach der totalen Sonnenfinsterniss sichtbar erscheinen und deren Wir- 
kung Arago mit der vergleicht, welche man beobachten kann, wenn 


111 


die Sonnenstrahlen, von der Oberfläche eines Wassers reflectirt, auf 
eine weisse Wand fallen. Alle diese Erscheinungen suchte zuerst 
der französische Astronom Faye dadurch zu erklären, dass sie weiter 
Nichts als Phänomeue der sogenannten Kiemung seien und hat diese 
seine Behauptung auch durch Zeichnungen und Berechnungen nach- 
zuweisen gesucht. Zur Hervorrufung einer Kiemung ist nothwendig, 
dass gewisse Luftschichten abgekühlt werden, dies findet wirklich auch 
bei einer Sonnenfinsterniss stalt, indem zwischen Mond und Erde ein 
Schattenkegel entsteht, worin die Luft kälter ist als in den benach- 
‚barten Gegenden. Neuerdings (im März 1851) hat Ilerr Dufour, wie 
uns in Pogg. Ann, Bd. 89, St. 3. p. 420 mitgetheilt wird, Erschei- 
nungen beobachtet, welche jene Erkiärungsweise Fayes zu bestätigen 
scheinen. Er beobachtete nämlich kurz vor Sonnenaufgang durch das 
Fernrohr die Himmelsgegend (dıe Berner Alpen), wo die Sonne auf- 
gehen musste und sah neben dem Berggipfel, hinter welchem die 
Sonne verborgen war ein schwaches, aber dennoch recht deutliches 
Bild von den Rändern dieser Gipfel. Das Bild war dem wirklichen 
Umriss des Gebirges ganz ähnlich und auch ähnlich gelagert und war 
offenbar ein Phänomen der Kiemung; am 19. Januar 1852 sahe er 
dieselbe Erscheinung, aber ausserdem noch, als der erste Strahl der 
Sonne erschien, dies Gestirn funkeln wie ein Stern erster Grösse und 
bemerkte zugleich, dass sich auf dem Boden seines Zimmers eine Art 
abwechselnd dunkler und heller Wellen (vagues) bewegten, wie dies 
auch, wie oben bemerkt, bei totalen Sonnenfinsternissen stattfindet. 
Es wäre also wünschenswerth, dass diese Beobachtungen, wie sie 
Herr Dufour gemacht hat, recht zahlreich angestellt würden, weil da- 
durch jedenfalls für die Erklärung jener genannten Phänomene Man- 
ches gewonnen werden möchte. 

Herr Baer sprach über die Irrlichter, eine Erscheinung, 
welche im Munde des Volkes als etwas ganz Gewöhnliches gilt, sich 
aber vorurtheilsfreien Augen so selten dargeboten hat, dass nicht al- 
ein die Ursachen derselben völlig unbekannt sind, sondern auch die 
Existenz des Phänomens überhaupt von vielen Seiten durchaus bestrit- 
ten wird. Unter den wenigen zuverlässigen Beobachtungen, welche 
vorliegen, verdient am meisten die älteste ihres Gewährsmannes we- 
gen, des berühmten Astronomen Bessel Beachtung. Am 2. Decem- 
ber 1307, in einer völlig trüben und windstillen Nacht, in welcher 
von Zeit zu Zeit ein schwacher Regen fiel, auf dem Flüsschen Wörpe 
in einem Kahne fahrend, beobachtete er auf dem grossen Moore des 
Herzogihums Bremen, 2 Meilen nordöstlich von dem Amte und der 
ehemaligen Siernwarte Lilienthal hunderte von Flämmchen von bläu- 
licher Farbe, ähnlich der des unreinen Wasserstoffgases. Die Licht- 
stärke war unbeträchtlich, da nicht bemerkt werden konnte, dass der 
Grund, über welchem eine Flamme brannte, merklich erleuchtet wor- 
den wäre, oder dass ihre oft grosse Zahl eine merkliche Helligkeit 
verbreitet hätte, Oft blieben die Flämmchen in unveränderter Stellung, 
oft nahmen sie eine Stellung in horizontaler Richtung an, und zwar 


112 


in zahlreichen Gruppen, so dass man die leicht beweglichen mit schaa- 
renweise ziehenden Wasservögeln vergleichen konnte. Auf der Stelle, 
auf der die Irrlichter erschienen, hatten die Moor-Colonisten vielen 
Torf gegraben, wodurch der Boden uneben und der Ansammlung des 
Wassers günstig geworden. Das hohe Moor schienen diese Irrlichter 
nie zu ersteigen. Die Ruderer im Kahne, die diesen Weg oft in der 
Nacht machen, damit sie an Markttagen mit ihrem Torfe zu gehöriger 
Zeit in Bremen eintreffen, betrachteten die Erscheinung als etwas Ge- 
wöhnliches. — Auffallender schon klingen die Beobachtungen des Dr. 
Quirico Barilli Filopanti zu Bologna, welche er 1841 in den Annali di 
fieiea T. III. p. 36. mittheilte. Durch den Maler Onofrio Zanatti ver- 
nahm er, dass vor ihm eines Abends zwischen den Steinen der Strasse 
wie. zwischen seinen Füssen ein feuriger Ball in Gestalt einer Flamme 
hervorgekommen sei, die sich schnell erhob und gleich darauf ver- 
schwand. Er wollte die Hitze im Gesicht, an welchem sie nahe vor- 
beiging, gefühlt haben. Hierdurch wurde der Dr. F. veranlasst, Er- 
kundigungen über die Orte einzuziehen, an welchen die Irrlichter am 
häufigsten auftreten. Er begab sich jeden Abend an den einen oder 
den andern dieser Orte, brachte dort viele Nächte, sowohl bei heite- 
rem als regnerischem Himmel, zu, ohne dass seine Neugierde befrie- 
digt wurde. Besonders waren ihm die Eingänge der Kirchhöfe em- 
pfohlen und hier zeigte sich erst recht nichts. Bei seiner grossen 
Beharrlichkeit sah er denn doch in drei verschiedenen Nächten je ein 
Licht. Das erste war eins von jenen, welche aus der Erde kommen, 
sich bis zu einer gewissen Höhe — 9 bis 12’ — erheben und dann 
plötzlich mit einem kleinen Knall verlöschen. Das zweite bewegte 
sich horizontal, wurde lange von dem Beobachter verfolgt und vom 
Winde über einen Fluss getrieben. Das dritte beobachtete er bei 
einem nahe belegenen Dorfe, in der Nähe einer Hanfröste, einem 
Orte der der Sage nach sehr reich an Irrlichtern sein soll, auf wel- 
chem der Dr. F, jedoch schon oft vergebens gestanden halte. Dem 
Abende, an welchem es regnete, war eine Nordlichtnacht vorherge- 
gangen. Der Lichtschwäche wegen waren die Flammen nur für phos- 
phoreseirende Gase gehalten; um diese Frage zur Entscheidung zu 
bringen, halte der Dr. F. das Ende eines langen Stockes mit Werg 
bewickelt. Mit diesem lief er eilig auf das Licht zu, das bei einer 
Dicke von 33/,” die Gestalt und Farbe einer gewöhnlichen Flamme 
hatte und langsam von Süd nach Nord vorwärts schritt. Als der 
Beobachter in die Nähe desselben kam, änderte es die Richtung, ent- 
fernte sich von ihm, wobei es sich erhob. Mit dem Stocke jedoch 
konnte er es erreichen, wobei das Werg schnell vom Feuer ergriffen 
wurde. Kurz darauf erlosch das Irrlicht in einer Höhe von 2 bis 
3 Mann. Auf einer weiter hin gelegenen Stelle ein kleineres, das 
nach wenigen Secunden erlosch, Dr. F. sah weder in dieser Nacht, 
noch nachher etwas dieser Art. — In neuerer Zeit — 1851 — 
theilte der Dr. Galle einige Beobachtungen mit, die er jedoch nur 
vom Hörensagen hatte. Ein Stud. Vogel aus Leipzig, der sich zu 


113 


Berlin mit Astronomie beschäftigte, erzählte ihm gelegentlich, dass er 
zweimal Irrlichter gesehen habe. Zuerst in der sächsischen Lausitz, 
an einem dunkeln, regnigten, mondlosen Abend in der Gegend von 
Kamenz. Auf den sumpfigen Ufern von Teichen zeigten sich eine 
Menge jener kleinen Flämmchen. Die Bewohner von Kamenz, darum 
befragt, erklärten die Erscheinung für sehr gewöhnlich und wollten 
sie häufig gesehen haben Später erfuhr er, dass auf einer kleinen 
feuchten Wiese vor dem Tauchaer Thore bei Leipzig sich die Irrlich- 
ter in Menge finden sollten. An einem ziemlich hellen, kalten Abend 
begab er sich dorthin und bemerkte bald in dem angrenzenden Gra- 
ben der Leipzig-Dresdener Eisenbahn ein schwaches Leuchten, ein 
kleines Flämmchen, etwa so hell wie das Leuchten, wenn ein Streich- 
hölzchen im Dunkeln schwach gerieben wird. Aufflimmern und Ver- 
schwinden war das Werk eines Augenblicks. Nach 3 Secunden kam 
das Licht an derselben Stelle wieder zum Vorschein, um eben so 
rasch wieder zu verlöschen. Es leuchtete etwa 3° über dem schlam- 
migen Boden und war etwa 1‘ hoch. Ein Forthüpfen wurde nicht 
bemerkt, indess durch das Erlöschen und Wiedererscheinen der Flämm- 
chen an einer andern Stelle hatte es das Ansehen, als ob sie sich 
bewegten. Der in der Nähe stationirte Eisenbahnwärter erzählte von 
der Menge Johannıswürmchen, welche so spät noch die Wiese be- 
deckten. Vogel bemerkt ausdrücklich, dass die Irrlichtfammen denen 
des sich selbst entzändenden Phosphorwasserstoffgases, welche als die 
Ursache der Erscheinung angesehen wird, so wie auch der angezün- 
deten Sumpfluft, dem leichten Kohlenwassergase, nicht ähnlich waren, 
Vogels Aussagen haben den Dr. Knorr, Professor der Physik an der 
russischen Universität Kiew, in diesen Tagen zu weileren Mittheilun- 
gen über diese räthselhafte Erscheinung veranlasst. Ihm kam sie 
drei Mal vor Augen, Zwei Fälle rühren aus früher Kindheit her und 
legt er darauf wenig Gewicht, nur ist-zu bemerken, dass auch er 
ein Hüpfen nicht beobachtet hat. Dem damals, als er die Erschei- 
nung zuerst sah, 7 Jahr alten Knaben fiel dieser Umstand auf, da er 
das Irrlicht durch die Erzählung in der Kinderstube kannte, wo dann 
das Hüpfen stets eine grosse Rolle spielte und fühlte er sich veran- 
lasst, an seinen Vater die Frage zu richten, warum die Irrlichter 
nicht hüpften. Dieser entgegnetle ihm, dass er dies selbst nie gese- 
lien habe. Als Student spät Abends auf einer kleinen Wanderung 
begriffen, trat ihm das Irrlicht zum dritten Male entgegen und zwar 
auf dem Wege von Schlieben nach Herzberg in einer sumpfigen Nie- 
derung. Eben aus der tiefen Dunkelheit, mit welcher ein Wald die 
Strasse bedeckte, herausgetreten, bemerkte er an dem Waldsaume auf 
der Hutung einige Lichter, Anfangs glaubte er, dass Bauern mit 
Laternen im Sumpfe seien, um dort etwa weidende Pferde einzufan- 
gen. Jedoch war die Dämmerung noch licht genug, um auf der freien 
Fläche sich bewegende Menschen zu erkennen, besonders wenn sie 
Laternen trugen. Es war aber weder von Menschen noch von Vieh 
etwas zu sehen oder zu hören. Weiter hin auf dem Wege bot sich 


8 


114 


ihm ein unerwartetes Schauspiel dar. Kaum einige Schritte von dem 
Wege leuchtete das schönste Irrlicht. Zwischen den Blättern von 
einigen hohen Schilfstauden schimmerte das falbe Licht durch; den 
Hintergrund bildete ein Erlenbusch fast im Halbkreise gewachsen, so 
dass das Lichtehen wie in einer grünen Nische stand. Busch, Schilf 
und Gras waren so schön von dem Lichtehen beleuchtet, dass K. 
längere Zeit das liebliche Bildchen mit wahrem Entzücken' betrachtete, 
Der Sumpf verbot die Annäherung an das Licht; K. konnte nur so 
weit vorrücken, um das Schilf gerade mit den Fingerspilzen zu be- 
rühren. Mit Hülfe des Stockes gelang es ihm, das Schill so weit 
herunterzuschlagen, dass der obere Theil des Flämmchens ganz sicht- 
bar wurde. So weit er es frei betrachten konnte, schätzt er die 
Länge auf 5“, die Breite auf 14/,“; die Form gibt er als Cylinder 
an. Das Licht war in der Mitte matt ohne Glanz mit einem schwach 
gelben Schein, gegen die Ränder wurde es erst leieht, daun dunkler 
violett und verlor sich in dem dunkeln Raum ohne scharfe Begrän- 
zung. Die Luft war ganz ruhig und auch das Lichtchen zeigte durch- 
aus keine Bewegung. Selbst wenn man einen starken Luftzug her- 
vorzubringen suchte, so zeigte das Licht bei weitem nicht die Beweg- 
lichkeit einer gewöhnlichen Flamme. K. hielt die Spitze seines mit 
einer dünnen Hülse von Messingblech beschlagenen Stockes wohl über 
eine Viertelstunde lang in die Flamme, konnte jedoch nicht die ge- 
ringste Spur von Erwärmung daran fühlen. Als er versuchte den 
Sumpf mit dem Stocke aufzurühren, äusserte dies keine Wirkung auf 
das Irrlicht. 27 Jahre sind seitdem verflossen, viele Nächte ist K. 
seit jener Zeit in den verschiedensten Gegenden auf der Landstrasse 
oder sonst im Freien gewesen und hat nie wieder eın Irrlicht gese- 
hen. Keiner seiner Bekannten, die er darum befragte, kennt diese 
Erscheinung anders als nur durch Hörensagen. — Finden wir in 
diesen Berichten schon Widersprüche, so ist dies doch in dem fol- 
genden noch weit mehr der Fall. Man will nämlich am 22. Decem- 
ber 1839 zu Fontainebleau Abends bei gelindem und regnigtem Wet- 
ter in mehreren Strassen gesehen haben, dass phosphorisehe Flam- 
men aus schlammigen Pfützen aufstiegen. Je mehr man das Wasser 
umrührte, desto häufiger zeigte sich der phosphorische Schimmer. 
Weiter heisst es hier: „Ueberall, wo man diese Erscheinung beobach- 
tete, war die Luft mit einem starken Phosphorgeruch erfüllt, selbst 
bis zu einem ziemlichen Abstande von den Pfützen, aus denen die 
Flammen entwichen.“ Und doch wird gerade dieser Geruch, der die 
ganze Sache schr leicht erklärlich machen würde, von allen übrigen 
Beobachtern einstimmig geleugnet. — Eine reichliche Gasentwickelung, 
selbst von Phosphorwasserstollgas, ist an den Orten, an denen die 
Irrliehter gewöhnlich angetroffen werden sollen, sehr leicht erklärlich, 
da hier eine Vermoderung der aufgehäuften Thier- und Pflanzenreste 
vor sich geht und man braucht nicht gerade zu einem electrischen 
Funken seine Zuflucht zu nehmen, der, wie man früher glaubte, diese 
Gase entzünden sollte, In heutiger Zeit unterlässt es die ernste und 


115 


nüchterne Wissenschaft, da, wo die Beobachtung zugänglich ist, sich 
in luftige Hypothesen zu verlieren; sorgfältige Beobachtungen werden 
auch hier zu einer Erklärung der Erscheinung führen. 

Herr Thamhayn theilte mit, dass die Frage, „welchen Ursprung 
das von den grünen Theilen der Pflanzen ausgeschiedene Stickstoffgas 
habe“, vom Professor Unger in Wien behandelt worden ist, nachdem 
er durch eine längere Reihe von Versuchen festgestellt halte, dass 

1) alle Luftentwicklung der Pflanzen unter Wasser nur im Son- 
nenlicht stattfindet, 

2) dass diese Luft O und N enthalte; letzteres mehr weniger, je 
nach Umständen, 

3) dass die bei Verletzung von Landpflanzen aus deren Luftgängen 
und Lücken dringende Luft stets ärmer sei an O als die at- 
mosphärische Luft. 

CO? ist zufällig und immer nur gering vorhanden. Der Ursprung 
des O ist, als wenn der die Pflanzen umgebenden CO? herkommend, 
eonstatirt; über den Ursprung des N war man zweilelhaft, da er ent- 
weder aus der atmosphärischen Luft, die stets mehr weniger dem 
Wasser beigemischt ist oder sich in den Pflanzen selbst anhäuft, her- 
rühren oder durch Zersetzung Nhaltiger Stoffe entstehen kann. Die 
Untersuchungen von Cloöz und Gradiolet wiesen nach, dass dieser N 
nicht aus dem Wasser aber auch nicht aus den Luftgängen herkomme, 
sondern sich auf Kosten der eignen Pflanzensubstanz entwickle. Un- 
ger pflichtet dem nicht bei sondern ist der Ansicht, dass das N in 
allen Fällen einzig aus der atmosphärischen Luft stamme. Zu seinen 
Untersuchungen nahm er ungefähr 12 Cent. Cub. von der Cladophora 
fracta, die noch nicht ganz 4 Monat, von der Luft abgesperrt, im 
Wasser sich gut erhalten hatte. Der Apparat war so eingerichtet, 
dass auch die kleinste Menge des sich entwickelnden Gases leicht 
gemessen und zur Analyse entfernt werden konnte. So fand er denn 
während einer 40tägigen Beobachtung unter dem Einfluss verschiede- 
nen Wetters 73,1 Cent. Met. Cub. Luft entwickelt, nämlich 55,06 0, 
und 18,04 N. Da nun das hierzu gebrauchte Wasser in 1%/, Lit. 
24,76 0. C. Stickstoff und 104,69 C. C. Sauerstoff enthielt, so braucht 
demnach das N der von der Pflanze ausgeschiedenen Luft nicht aus 
der Zersetzung Nhaltiger Pflanzentheile hergeleitet zu werden da die 
Luft des Wassers die Absonderung des N deckt. — Wenn bei die- 
sen Versuchen das Chlorophyll allerdings bleichte, so findet dies sei- 
nen Grund, dass der ihm genommene N für die im Wachsthum be- 
grifienen Zellen verwandt wurde. — 

Herr Kohlmann erläuterte Wilsous Verfahren hohe Tem- 
peraturen zu messen, Hier wird ein Stück Platina von be- 
stimmtem Gewicht einige Minuten lang dem Feuer ausgesetzt, dessen 
Temperatur gemessen werden soll und dann in ein Geläss mit Was- 
ser von hekanntem Gewicht und bestimmter Temperatur eingetaucht. 
Nachdem die Hitze des Platins dem Wasser mitgetheilt worden, wird 
die Temperaturzunahme desselben gemessen und daraus berechnet, 


8 *+ 


116 


wie hoch das Platin erwärmt worden war, Wenn das angewendete 
Platinstück 1000 Gran wiegt und das angewendete Wasser 2000 
Gran, wenn das letztere eine Temperatur von 15° €. hat und das 
hineingetauchte Platin seine Wärme bis auf 33% C. erhöht, so würde 
also die eigentliche Temperaturrechnung des Wassers 330 — 15° — 
15° sein. Da nun aber das Gewicht des Wassers doppelt so 
gross als das des Platins ist, so muss diese Gradzahl mit 2 mul- 
tplieirt werden, um zu finden, wie viele Grade ein gleiches Gewicht 
Wasser (100 Gr.) an Temperatur zugenommen hat. Die Steigerung 
beträgt also 18° C, Oder hatte die Wärme des Wassers in ‘einem 
anderen Falle 4° C. zugenommen, so würde demnach 4x 2= 8° C. 
die durch den Pyrometer gemessene Temperatur sein. Will man die 
Grade dieses Instruments in Grade des Celsius’schen Thermometers 
verwandeln, so hat man sie mit 31,25 zu multiplieiren, d. h. mit 
der Zahl, welche die speeifische Wärme des Wassers anzeigt, wenn 
man die des Platins = 1 setzt. Im ersten Falle würden also 31,25 
x 18 = 562,5° C., im anderen Falle 8x 31,25 = 250° C. heraus- 
komme. Um sehr genaue Resultate durch diese Methode zu erzielen, 
müssen Vorsichtsmassregeln gebraucht werden, ähnlich denen, die bei 
der Bestimmung der specifischen Wärme der Körper nöthig sind; d. 
h. die Zerstreuung der Wärme durch Strahlung und Leitung muss 
vermieden werden, Der von dem Verfasser gebrauchte Apparat be- 
steht in einem polirten, verzinnten Bisengefäss von eylindrischer Form, 
3 Zoll tief 2 Zoll im Durchmesser, Dieses wird in ein anderes cy- 
lindrisches concentrisches Gefäss gestellt, welches etwa 1/, Zoll wei- 
ter ist, als das erstere. Durch diese Massregel wird bewirkt, dass 
nur wenig Wärme durch Strahlung oder Leitung während des Expe- 
riments verloren geht. Anfangs glauhte der Verfasser es würde nö- 
thig sein beträchtliche Mengen von Wasser anzuwenden, und nahm 
deshalb das 25fache des Platingewichts; er fand jedoch, dass die 
Temperaturzunahme des Wassers, selbst bei sehr hohen Temperatu- 
ren 4—5° nicht überstieg und dass ein Fehlen von 1° sich bei der 
Reduction auf Celsius’sche Grade einen Irrthum von 25 X 31,259 
ausmachte. Um also die Gränzen des Irrthums zu beschränken, wurde 
es nolhwendig geringere Wassermengen anzuwenden und schliesslich 
wurde gefunden, dass das doppelte Gewicht des Platins für alle Fälle 
ausreichend sei. Durch die Dampfentwicklung beim Eintauchen des 
heissen Platins entsteht kein merklicher Verlust, da wahrscheinlich 
bis zur vollständigen Eintauchung desselben keine wirkliche Berüh- 
rung stattfindet, ähnlich wie beim Leidenfrostschen Versuch. Erst 
wenn das Metall sich schon abgekühlt hat, findet eine schnelle Dampf- 
entwicklung stall. So viel steht fest, dass man die Tiefe des Was- 
ser-Gefässes nicht zu vergrössern braucht, um einen Wärmeverlust 
durch Verdunstung zu vermeiden. Um die Temperatur durch diesen 
Pyrometer genau zu bestimmen, ist eine Correction nölhig, da ein 
Theil der ganzen Hitze absorbirt wird durch 1) das Quecksilber des 
Thermometers, 2) die Glaskugel und die Röhre desselben, 3) das ei- 


117 


serne Gefäss, welches das Wasser enthält, 4) die von dem Platin 
zurückgehaltene Hitze. Der Theil der Wärme, welcher durch diese 
verschiedenen Körper absorbirt wird, verglichen mit dem durch das 
Wasser aufgenommenen Theil wird proportional sein den verschiede- 
nen Gewichten, und der specifischen Wärme eines jeden, verglichen 
mit Wasser ; 


Gleichbedeutende Wasser- 
menge in Granen. 


Quecksilber 200 Gran X t/,, spec. Wärme = 7 
Glas 35 „ x — - 5 
Eisen 6585 „ x A m _- 7 
Platin 1000 „ x Ya —— — 31 


In Summa 117 
Es ist demnach die Wirkung dieser Körper gleichbedeutend mit der 
Hinzufügung von 117 Gr. zu den 2000 Gr. Wasser, oder 1/,; muss 
als Correetion zu allen durch das Instrument erhaltenen Temperatu- 
ren hinzugefügt werden, oder mit anderen Worten, der Multiplicator 
muss bei diesen Instrument von 31,25 auf 33 erhöht werden. Na- 
türlich verändert sich dieselbe je nach den verschiedenen Gewichten 
des Thermomelters und des eisernen Gefässes. -— W. hat mit diesem 
neuen Pyromelter einige Schmelzbestimmungen auf folgende Art aus- 
geführt. Er brachte 2 Unzen des Metalls in eine Kapelle, die neben 
einer andern stand, welche das Platinstück enthiel. In dem Augen- 
blick, wo das Metall flüssig wurde, zog man das Platinstück fort und 
bestimmte die Temperatur, wie angegeben, Das Platin und das zu 
schmelzende Metall müssen einander möglichst nahe stehen, dürfen 
sich aber nicht berühren, weil sonst entweder eine Legirung eniste- 
hen oder ein Theil des Geschmolzenen an dem Platinblech hängen 
bleiben würde. Temperaturen von Schmelzpunkten: Silber 10329, 
Kupfer 1215,5°, graues Gusseisen 1271°, Kupferschmelzofen 1720°, 
Mondglas 1229°, Krystallglas 11740 und Kupferschlacke 1190° C. — 
Da das Platin der theuerste Theil des Apparates ist, so ist von W. 
vorgeschlagen worden ein Stück geglühten Thons statt des letzteren 
anzuwenden. Die Temperatur aller Arten von Oelen und Feuerzüge 
von Dampfmaschinen ete. lässt sich leicht mit einem Stück Thon er- 
mitteln; man braucht nur dasselbe in eine kleine Kugel oder Hohlung 
am Ende eines Eisenstabes zu bringen, welcher sich leicht in den 
Feuerkanal durch ein kleines Loch in der Seite desselben stecken 
lässt; nachdem man ihn lange genug darin gelassen hat, um sicher 
zu sein, dass er die Temperatur desselben ganz erreicht hat, zieht 
man den Risenstab heraus und lässt das Thonstück augenblicklich in 
das Wassergefäss fallen, ohne dass es von einem andern Körper be- 
rührt wurde. W. hat dasselbe Thonstück acht Mal angewendet, ohne 
irgend eine Veränderung zu finden, und es ist zu erwarten, dass man 
es hundertmal wird benutzen können. Man braucht sich nur ge- 
wöhnlichen reinen Thon zu verschaffen und die Stücke gut zu bren- 
nen. Dieselben müssen nicht über 1/,' diek sein, damit der Thon 


118 


ein schlechter Wärmeleiter durch und durch erhitzt wird. — Die 
mit diesem Pyrometer erhaltenen Resultate sind nicht als absolut rich- 
tig zu betrachten, weil dabei die spec. Wärme des Platins als bei 
allen Temperaturen constant angenommen wird, was nicht streng 
wahr ist. Demungeachtet kamen die Resultate der vollkommenen Ge- 
nauigkeit eben so nahe, wie diejenigen, welche die Quecksilberther- 
mometer und alle anderen auf dem Prineipe der Ausdehnung beru- 
henden Instrumente geben. — Uebrigens ist zu bemerken, dass die 
Idee W. nicht eigenthümlich zugehört; schon viel früher ist dieses 
Verfahren von vielen andern Physikern — Schwarz, Lame, Coudomb, 
Laroche, Pouillet — vorgeschlagen und angewendet worden. Nähe- 
res hierüber findet man in der neuern Ausgabe von Gehler's physi- 
kalischem Wörterbuch IX. p. 1017. 


b. Literatur. 


Physik. — Magnetismus, Diamagn’etismus, Rotations- 
magnetismus. 1. Wirkung der Wärme auf den Wismuth und 
das Risen in Gegenwart eines Magneten... Plücker hat gegen Fara- 
day’s Ansicht behanpltet, dass der Diamagnetismus des Wısmutbs mit der Zu- 
nahme der Temperatur abnimmt. Faraday hat später gefunden, dass die Kraft, 
mit welcher unter gewissen Bedingungen das kıystallisirte Wismuth durch den 
Einfluss des Magneten gerichtet wird, in dem Schmelzpunkte verschwinde. Ein 
Experiment, welches man in der That „elegant“ nennen darf, beweist die sehr 
bedeutende und schnelle Abnahme der diamagnelischen Kraft des Wismuths im 
Schmelzpunkte: uämlich eın kleiner Löffel von Aetzkalk, welcher eine diamagne- 
tische Substanz ist, ist befestigt an dem einen Ende eines leichten Holztabchens, 
welches wiederum horizonlal an einem Coconfaden gegenüber einem Electromag- 
neten aufgehangen ist. Der Diamagnetismus des Kalkes nımmt zu, wenn er 
von der gewöhnlichen Temperatur bis zur Temperatur des Rothglühens erhitzt 
wird, sowie dies im Allgemeinen hei allen diamagnetischen Körpern geschieht, 
welche Spuren eines eisenhalligen Körpers enthalten, dessen Kraft durch die 
Hitze beträchtlich geschwächt wird. Es reicht hin, auf der Oberfläche des klei- 
nen Löffelchens von Kalk ein mit caput mortuum gefärbtes Papier anzubringen, 
um zu bewirken dass dasselbe nachher durch den Electromagneten angezogen 
wird. Die Quantität des Oxydes, welches der Kalk enthält, ist sehr gering und 
es würde unmöglich sein das Gewicht davon zu bestimmen. Man füllt nun den 
Löffel mit reinem Wismulh und die Repulsion wird von Neuem vorherrschend. 
Indem man mit einer Spirituslampe erhitzt und indem man die Umgebung ein- 
schliesst, sobald das Wismuth geschmolzen ist, sieht man, wie sich das Löffel- 
chen dem Pole des Magneten näbert und daselbst sich anhängt. In demselben 
Momente, als die feste Kruste auf der Oberfläche des Wismuths mit dem flüssi- 
gen, sie zerreissenden Tropfen erscheint, sieht man, wie das Löffelehen mit 
Kalk lebhaft von dem Magnetpole abgestossen wird. Indem man das in einem 
Kalknäpfchen in Form einer Nadel geschmolzene Wismuth und dabei die Me- 
ihode der Schwingungen passend anwendete, wurde die diamagnelische Kraft 
dieses Metalles in geschmolzenem Zustande gemessen. Das Kalknäpfchen war 
mit einem Haken von Glas versehen und an 7 his 8 zusammengebundenen Co- 
confäden aufgehangen. Man kann dann leicht das Näpfchen in die Flamme einer 
Spirituslampe mit doppeltem Luftzuge bringen, indem man den Stiel des Hakens 
mit der Hand hält und kann so die Temperatur erhöhen bis zur Glühbitze. 


119 


Man zähle nun die Schwingungen, welche das ohne Wismuth erhitzte Näpfchen 
macht und daun ebenso dieselben , nachdem man das geschmolzene Wismuth in 
das Näpfehen gebracht hat; in beiden Fällen muss aber der Faden auf gleiche 
Weise gespannt sein. Aus einer grossen Anzahl übereinstimmender Beobachtun- 
gen hat M. gefunden, dass die Dauer der Schwingung der Kalknadel mit ge- 
schmolzenem Wısmuth eben so gross ist, als die der eben so erhitzten Nadel 
ohne Wismuth , was zu dem. Schlusse berechtigt, dass die diamagnelische Kraft 
des Wismuths aufhört wahrnehmbar zu sein, wenn dieses Metall schmilzt, sogar 
wenn man es dem Einfluss eines äusserst kräftigen Magneten aussetzt. Ferner 
findet man durch ähnliche Experimente, dass die diamagnetische Kraft des Wis- 
muths von 00 bis 2120 ©. beinahe proportional mit der Wärmezunahme ab - 
nahm. Bei der Beobachtung der Einwirkung der Temperatur auf nichtmetallische 
und nichtkrystallisirte Körper z. B. Schwefel und Phosphor findet man, dass die 
Verringerung des Magnetismus durch das Schmelzen sehr bedeutend ist. Auf 
ähnlıche Weise hat M. die Zweifel gehoben, welche seit langer Zeit in der Wis- 
senschaft über die magnelische Kraft des auf eine sehr hohe Temperatur ge- 
brachten Eisens herrschten. Mit Hülfe der Flamme des Knallgasgebläses liess 
er ein Stück Eisendraht schmelzen, welches 25 Mgr. wog und welche in einer 
kleinen Vertiefung am Ende einer Nadel von Kalk, welche an einem Coconfaden 
aufgehängt war, sich befand. Indem er so auf das bis zum Schmelz- 
punkte erhitzte Eisen einen kräftigen-Electromagneten ein- 
wirken liess, fand er, dass dasselbe noch angezogen wurde, 
Es wurde jedoch nur noch angezogen, als man einen durch 30 Grove’sche Ele- 
mente erzeugten Magneten wirken lies. Es ist ziemlich sicher anzunehmen, 
dass die magnetische Kraft des geschmolzenen Eisens (wahrscheinlich emer Mi- 
schung von Kisen und Eisenoxyd) !/ıs0ooooo oder den 15 millionten Theil von 
der Kraft beträgt, welche sie bei der gewöhnlichen Temperatur hat. Das ge- 
wöhnlıche im Handel vorkommende Kupfer, das Gold, das Zink, gewisse Arten 
von Kohle und das Porcellan fand er bei der gewöhnlichen Temperatur sehr 
magnetisch, sie wurden aber, bis zu einer mehr oder weniger hohen Tempera- 
tur erhitzt zeitweise ahgestossen. Das Platina bleibt selbst im geschmolzenen 
Zustande magnelisch und zeigt nur eine schwache Verringerung seiner Kräfte. 
2. Compression des Wismuths. Es ist bereits seit geraumer Zeit der 
Einfluss der Durchbobrung oder mechanischer Wirkungen im Allgemeinen auf 
die magnetischen Eigenschaften des weichen Eisens und des Stahles bekannt. 
Indessen sind erst von Wertheim genügende Experimente über die durch Torsion 
hervorgebrachten Aenderungen in dem Magnetismus eines Eisenstabes mit Hülfe 
von Induclionsströmen angestellt worden. Es-ist aber jedenfalls eben so inter- 
essant ähnliche Untersuchungen über die diamagnetischen Körper anzustellen. 
Tyndall und Knoblauch, und später Tyndall allein haben gefunden , dass eine: 
comprimirte Wismuthmasse stets zwischen den Polen eines Eleetromagneten sich 
so stellt, dass die Compressionslinie senkrecht auf der Verbindungslinie der 
Pole ist und zwar ganz unabhängig von der Grösse jener Masse. M. hat diese 
Angabe zu Folge vielfacher Experimente vollkommen bestätigt gefunden. — 
3. Magneto-krystallinische Phänomene des Wismuths. M. 
theilt uns darüber Folgendes mit: ‚In meinen Untersucken über die diamagne- 
tische Polarität, welche ich baldigst veröffentlichen werde, habe ich den Einfluss‘ 
der Masse auf die diamagnetische Kraft des Wismuth studirt. Ich liess zu dem 
Ende zwischen den Polen eines Electro - Magneten und in gleichen Abständen 4 
Wismutheylinder, welche 30mm Länge und resp. 186r-,600, 4Gr.,601, 16r.,596, 
06r.,576 Gewicht halten, oscilliren. Ich fand, dass diese Cylinder in 
derselben Zeit dieselbe Anzahl Schwingungen machten. Bei 
grösseren Cylindern und besonders bei prismatischen in kristallisirten Massen 
geformten Nadeln fand ich Abweichungen ven diesem Gesetze, die ich nicht an- 
ers erklären konnte, als wenn ich zu der von Plücker und Faraday erfundenen 
magneto-krystallinischen Wirkung Zuflucht nahm. Wenn ein Cubus 
von krystallisirttem Wismuth mit den vertikalen Durchschnittsflächen in den zwei 
Lagen welche mit einander 90° machen, aufgehangen ist, so sieht man, wie der 


120 


Cubus im Augenblicke, wo der Electromagnet in Thätigkeit tritt, eine kleine 
Zahl Schwingungen macht und dann in der Pollioie mit der Axe, welche Fara- 
day die magneto-krystallinische genannt hat, so verharrt, dass die Durchschnilts- 
ebenen perpendikular auf der Pollinie sind. Die Anzahl dieser kleinen Schwin- 
gungen ist für beide Aufhängungsarten dieselbe. Wenn der Cubus so aufgehan- 
gen ist, dass die Durchschnittsfläche horizontal ist, so hört er auf sich zu dre- 
hen und verharrt in jeder beliebigen Stellung. M, hat dies durch zahlreiche 
sorgfältige Experimente nachgewiesen. — 4. Chemische Verbindung. 
Reines Silber und Kupfer sind dıamagnelische Metalle, und wenn man sie der 
Einwirkung eines Eleclromagnelen ausselzt, werden sie von Jedem Pole abgestos- 
sen und machen eine gewisse Anzahl Schwingungen, indem sie- stets vom Pole 
entfernt bleiben, wie es ebenso Wismuth und Phosphor thun. Die beste Art 
diese Experimente auszuführen ist die, dass man ein Kügelchen von dıesen pul- 
verisirten Metallen mit einem einfachen Coconfaden verbindet und sie so vor 
einen konischen Pol hängt. Cylinder von Strohhalm oder von den Stielen der 
Gänseblümehen mit diesen pulverisirten Metallen gefüllt werden abgestossen und 
oseilliren um die Aequatoriallinie. Das Kupferoxydul, Wismuthoxyd, Silberoxyd, 
Chlorsilber und salpetersaures Silber sind diamagnetisch. Das Kupferoxyd ist 
magnelisch, ebenso das Silbersuperoxyd. Die antimonige Säure ist diamagne- 
tisch, die Antimonsäure ist magnelisch, Obgleich die magnetische Kraft des 
Sauerstofs in Verhältniss mit den diamagnetischen Kräften der verschiedenen 
Metalle gebracht einen Einfluss auszuüben und in manchen Fällen, die magne- 
tischen oder diamagnetischen Eigenschalten der Verbindungen des Sauerstoffs 
mit diesen Metallen zu bestimmen scheiut, so muss man doch sich hüten, aus 
diesen-Experimenten etwa einen allgemeinen Schluss ziehen wollen. Wenn man 
fein zertheiltes Kupfer in trockenem Chlor erhitzt, so wird es magnelisch. Fer- 
ner ist das schlagendste Beispiel dafür, dass die magnetische oder diamagneli- 
sche Kraft. einer Verbindung unabhängig von der ihrer Elemente ist, sowohl in 
kristallisirtem Zustande, als auch in fein zertheilten und vom Kıystallwasser be- 


freiten Zustande. (L’Instit. Nr. 1016.) W'sch. 
Bravais, Bemerkung über die eleetro-dynamischen Ex- 
perimente von Gaugain. — Nachdem Herr Gaugain seine merkwürdigen 


Beobachtungen, welche er über die Tangentenbussole gemacht hat, mitgelheilt 
hat, möchten folgende Bemerkungen am Platze sein: I) dass der Abstand des 
Mittelpunkts der Nadel von dem Mittelpunkte des Stromes , welche die Intensitä- 
ten den Tangenten proportional macht, in einem bestimmten Verhältnisse zu 
dem Durchmesser des Umfanges zu stehen scheint; 2) dass dıes Verhältniss 
wenig von dem 1:4 differiren darf. Es bleibt aber noch zu zeigen übrig, ob 
dieses Resultat mit der Ampere’schen Theorie in Einklang zu bringen ist. Wenn 
gegeben ist ein electrischer , kreisförmiger Strom mit dem Radins R und der 
Intensität i, welcher in der Ebene des magnetischen Meridians sich befindet, 
ferner ein Nordpol eines Magneten mit der Intensität w. und wenn dieses letz- 
tere, N Einheiten mehr nach Norden und OÖ Einheiten mehr nach Osten, als der 
Mittelpunkt des Stromes sich befindet, wenn man ferner mit Rp den Bogen ge- 
zählt auf dem Strome vom Nordpunkte bis zu dem gedachten Elemente und 
wenn endlich X, Y, Z die 3 Composanten der totalen auf den Pol ausgeübten 
electrodynamischen Kraft bezeichnen, indem die X nach dem magnetischen Ost- 
punkt, die Y nach dem magnetischen Nordpunkt und die Z nach dem Zenith zu 
gezählt werden, so findet man 


JE 
= 2uiR R—Neosp) dp 
i (E2+ R2 + N2— 2NR. cos) ’/2 
n14 
Y= ZuiRE cos p. dp 


(E? + R2+N2—2NReosy) Aa 


121 


Wenn man ferner annimmt, dass die Nadel 2 im Verhältniss zu ihrem Mittel- 
punkte symmetrisch gestelje Pole hat wovon jeder den Abstand | von diesem 
Mittelpunkte hat, und wenn dieser Mittelpunkt die Spitze eines geraden Kegels 
ist, der die Höhe D und den Strom zur Grundfläche hat, wenn mau endlich A 
den Bogen der Abweichung der Nadel von dem magnetiächen Meridian nennt, so 
hat man 

N=1.c0os A, E=D+l.sin A 
und wenn man ferner schreibt 

o2—R? +D2+12 

so ist das Moment der Rotation, welche durch die Resultirende von X und Y 
um die Vertikale erfolgt: 


® 7 
2 wiRl Reos A—(DsinA+llcosp 
(e>-F2ID. sin A 2IRcosAcusgy) a IF 


o 


Um den Ausdruck des Momentes der Kraft, welche auf den zweiten oder Süd- 
pol der Nadel wirkt, zu haben, muss man | in —-| verwandeln, und dann das 
allgemeine Zeichen des vorigen Ausdrucks ändern. Die Summe dieser zwei 
Ausdrücke giebt das electrodynamische Kräftepaar (couple) und es bleibt nur 
übrig, denselben dem terrestrischen Kräftepaar, dessen Werth 2M«lsin& ist, wenn 
M die horizontale, absolute Intensität des Erdmagnetismus bedeutet, gleich zu 
machen. Wenn man dies (hut und zugleich der Kürze wegen R.cosA = a, 
IsinA =h setzt, so erhält man 


TE 
a—bceosp—leosp Ei 
21 3/2 F 
5 +0 cos 2] 
$ 2 wuiRl . 
2 MunlsinA = ia‘ 
Q 7E 
a— beosp-+leosp dyp 


2 Er (b—acos 21 


Man entwickelt nun die beiden Wurzeln nach den aufsteigenden Potenzen von | 
und berücksichlige, dass man hat 


7 
g a kn: 2n—1 
lee onen TEE 
ee 7E 
2 9n:2 ach 
Ir Sy N Sen _— alb— ‚)2n ; 
(a—beosy) (b-acosy)an dpg= 3u+1 cos y(b—acosyp)?n+l dp, 
“ 0 
7 
— cos y(b—acos yJautl = 
0 
123... 2n--1 n 2n +2 o(o—1), (20+n)2n ! 
a ae ehe 


alsdann dividire man beiden Seiten der letzten Gleichung durch Zulcos./ und 


= R ist; so erhält man; 


a 
berücksichtige zugleich, dass me 


122 


12 7ı2 
IHR: | (1- m) +2 age (-) (a? + 4b2, + 
Mean; A" 5 70 MR 
; we ee 


Vertauschen wir ferner in dieser Gleichung 
5 


| N 
o mie (+03 (4m) > 
a2x4h? mit R2-F(4D®—R2?) sin2A, 
a*+-12a2b2+86* mit Rt-+2R2(6D?—R2)sin2A+(R2—12R2D2+8D%)sintA..... 
so erhalten wir eine Reise geordnet nach den Potenzen von | und von sin A. 


Wenn man sich beschränkt auf die Gränzen innerhalb 12, indem man 1#, 16....... 5 
vernachlässigt, so erhält man: 


} M(R2  D2)3/g 3l2(k2 —- 4D2) m R2 152: R2—4D?) ri 
(ee ur : —" 4R2+D2,2 Fa + ARerp22 Sina [lan A, 
oder einfacher: 


1 D? D2 \—2 
(1.) = 14 (ge) (+) sin®4 Jtans a, 


wobei K und G stets positive Grässen sind, indem K allein von M, R, D, I 
und G von R und von | abhängen. Diese Formel zeigt, ns die Intensität i 


D2 

im Allgemeinen proportional mit tangA ist. Für 7 Sg ; wächst die Inten- 
D? bs Sig 

sität schneller, als die Tangente; für 15 = wird die Intensität ihr propor- 


tional, mit Ausnahme der Gränzen zwischen |*, die wir vernachlässigt haben ; 
D? l 
endlich für > R2 BE 1 wächst dıe Intensität weniger schnell als dte Tangente. 


Man kann sich eine genaue Vorstellung dieser Varialionen machen, wenn man 
Re=alesett 


1 
[4 8 ») (14+D23)— 


und D als eine Abseisse und z als eine correspondirende Coordinate betrachtet. 
Man findet einen geometrischen Ort, welcher die Abscissenaxen ın den Punkten 


1 5 - at; i 1 
D’— Sr schneidet, 3 Maxima oder Minima zeigt, ein posilives Maxinnm vg 
3 
9 und 


Zar 
endlich 4 Krümmungspunkte gegeben durch die GleichungD=+F 3 Bi, va; al; 


die Curve wird zuletzt eine Asymptote zu den 2 Aesten der Abscissenaxe. Je 
naehdeım D zunimmt nähert sich der durch den Coelfiecienten z gemessene Feh- 


1 
entsprechend D=+, und die zwei Minima — —z entsprechend ee 


l l 
ler von zn der Null, er wird Null für D = > R und erreicht , negativ ge- 
HER f 
worden fürD= ar R sein negatives Maximum — “Er und nähert sich 


dann allmählich 0. Diese Resultate stimmten genan mil den Experimenten Gau- 
gains überein. Im Falle dass die Tangentenbussole so gestellt wird, dass sie 
der Bedingung R?—4D2—» genügt, entsteht die Frage, welcher Fehler, herrüh- 
rend von den Gränzen in l@, besteht noch bei der Proportionalität der Intensi- 


123 


täten der Tangenten der Abweichungen. Wenn man |$ vernachlässigt und aus 


9 
serdem D? = Fr; R2, 2 = m R2-+-12 setzt, findet man 
.__Mo3tang A 312 15 12R2 f 7; 2 
IS 2nR2 Br Ta ni) Fi 


en st 
Dee ) 


was unter folgende Form gebracht werden kann 


f 3.2.7.9 IR _ ® Ban 
ı = Ktang A aaa, oe, A l—- 7 sin? A ] 
3.37.92 ER 3 : 

(2.) i=K&K lang NEE 1133 Fr) .. sin2 A reg sin? )| 


3 
So lange man A 64 hat, hat der Factor sin?2A = sin? A) einen nu- 


merischen Werth unter 75; wenn also die Grösse 
1.33.7.9.2% 1% 126 1# 
6.1.1.2.2.5° Re 7 125° Rt 


ein zu vernachlässigender Bruch ist, so gibt die Methode von Gaugain die der 
Tangente der Abweichungen proportionale Intensität mit einem Grade vollkom- 
mener Genauigkeit an. Z, B. für eine Nadel, deren magnetische Länge 21 


1 
ein Fünftel des Durchmessers 2R ist, würde der Fehler 600 nicht übersteigen 


1 1 
und IT— NER würde er unler 1350 sein; diese Gränzen für die Grösse 
der Fehler sind für die Praxis vollkommen ausreichend. (Compt. rend. 1853. 
Nr. 4. p. 193—197.) Tsch. 


Schallwellen. Lavart theilt seine experimentellen Untersuchungen 
über die Constitution der Schallwellen mit und spricht zunächst von der Natur 
der Molecularbewegungen in den prismatischen Körpern ım Zustande der Vihra- 
tion. Die durch ıhn gefundenen Thatsachen sind folgende : Bernoulli nimmt an, 
die Luft, welche eine Röhre enthält, sei zusammengesetzt aus materiellen Schich- 
ten getrennt durch Kräfte, welche an Intensität zunehmen , sobald der Abstand 
zwischen zwei benachbarten Schichten abnimmt uud umgekehrt, welche an In- 
tensität abnehmen, sobald diese Distanz zunimmt. Von dieser Annahme ausge- 
hend, kommt er zu dem Satze, dass in irgend einer der hellen Schwingungen, 
welche in der Luftsäule bei der Vibration sich bilden, die Schichten verschieden- 
arlig comprimirt werden, je nach: ihrem Abstande von der zwei halben Wellen 
gemeinschaftlichen Schwingungsebene , und zwar so, dass die Compression der 
Sehichten, welche in der Mitte der Welle gleich Null ist, von diesem Punkte an 
zunimmt bis zu jener Ebene, wo sie ihr Maximum erreicht und dass das Ge- 
geniheil während der Ausdehnung derselben halben Welle sieh zeigt, d. h. dass 
die Compression der Schichten von der Ebene bıs zur Mitte der Welle wächst. 
Es warf sich natürlich sogleich die Frage auf, welchen Weg die Luft- Moleeüle 
nehmen, während die Schichten comprimirt werden oder sich diesem Ge- 
setze gemäss ausdehnen. Bernoulli nahm ohne Weiteres an, dass sie sich der 
Axe der Lufisäule parallel bewegen; aber dennoch möchte gerade diese Frage 
einer besondern Beachtung werth sein. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass, wenn 
eine dünne Luftschicht nach ihrer Dicke comprimirt wird, sie in allen Theilen 
sich nach den ihrer Oberfläche parallelen Richtungen ansbreitet; demnach ent- 
fernen die Molecüle, welche sie bilden, sich von dem Mittelpunkte der Schicht 
und zwar um so mehr je grösser die Compression ist. Also müssen in dersel- 


124 


ben Zeit, in welcher die Schichten oscilliren, die Molecüle, welche sie bilden, 
abwechselnd sich von der Axe entfernen und ihr nähern. Hieraus folgt, dass 
ihre Vibrationen nach den Richtungen hın erfolgen, welche, zuerst der Achse 
parallel für die Molecüle, welche zu der mittelsten Schicht der Welle gehören, 
sich immer mehr und mehr von dieser Axe für die folgenden Schichten trennen 
und endlich auf ihr perpendikular werden in der Schicht, welche mit der Kno- 
tenebene zusammenlällt Also exıstiren reine longitudinale Schwingungen nur 
auf der Axe der Säule und rein transversale Schwingungen nur auf den Kno- 
tenebenen; alle anderen geschehen in mehr oder weniger schrägen Richtungen 
in Vergleich zur Axe. Nach demselben Satze dass die der Axe parallelen Vi- 
brationen auf ihrer Richtung perpendikulare Knotenebenen erzeugen, werden die 
lateralen Vibrationen andere der Axe parallele erzeugen Hieraus folgt, dass 
die Wände der Röhren, die die Luft enthalten keineswegs verhindern werden, 
dass sich laterale Bewegungen erzeugen, selbst in dem Falle nicht, wenn man 
sie als wnerschütterlich annehmen wollte, und dass sie höchstens die Stellungen 
der vibrirenden Theile etwas ändern können, indem sich daselbst Knotenfächen 
bilden, welche, ohne ihren Einfluss, natürlich an anderen Punkten entstehen 
würden. Dies sind die Consequenzen, zu denen man nothgedrungen geführt 
wird, wenn man nolhgedrungen auf die Ausdehnung der Schichten Rücksicht 
nimmt, welche durch die verschiedenen Compressionen, die sie während des 
Vibrationszustandes der Säule erleiden, hervorgebracht werden. Jetzt liegt die 
Frage nahe, ob auch die Erfahrung die Wahrheit dieser Deductionen bestätigt ? 
Ist es also wahr, dass ursprünglich longitudinale Schwingungen nach und nach 
schräge in Bezug auf die Richtung der beigebrachten Bewegung und endlich so- 
gar perpendikular darauf werden können? Wir haben gesehen, dass diese all- 
mählichen Aenderungen der Richtung in der Fortpflanzung der Bewegung nicht 
unmöglich sind, indess fragt es sich, oh daraus, dass diese Aenderungen mög- 
lich sind, folgt, dass sie wirklich statt haben. Um diese letztere Frage zu be- 
antworten war es nicht nölbig nene Experimente anzustellen, da die bereits ge- 
machten genügen. F. Sayart hat bemerkt, dass sıch an dem Orte, wo man eine 
Stange berührt und welcher bekanntlich iınmer der eines Knotens ist, eine Aen- 
derung der Dicke, eine heträchtliche Ausdehnung sich erzeugt und dass diese 
Thatsache allen Stäben gemeinschaftlich ist, von welcher Gestall und Substanz 
dieselben auch sein mögen. Diese Beobachtung beweist, dass die Bewegungen, 
obwohl longitudinal erregt, nichtsdestoweniger Iransversal an der Stelle der Kno- 
ten sind und zwar ist dieses hei allen festen Körpern der Fall. Fine ganz 
ähnliche Erscheinung bieten auch, wie bereits durch Experimente dargethan, 
Luftsäulen dar. Es wird nämlich die Wand der Röhre in Vibration versetzt 
dusch die lateralen Schwingungen der Luftsänle, welche je nach dem Wider- 
stande, dem sie begegnen, erzeugi werden. Fresnel sah, um die Phänomene, 
welche das Licht darbietet, zu erklären, sıch genöthigt, anzunebmen, dass die 
Vibrationen der Molecüle des Lichtäthers in den Knotenflächen selbst, perpendi- 
eular auf die Strahlen, erregt werden. Nach Annahme dieser Hypothese 'frägt 
es sich, was dann aus den longitudinalen Schwingungen wird. Diese Schwie- 
rigkeit wird dadurch aufgehoben, dass die longılndinalen Bewegungen unumgäng- 
lich nothwendig für die Erregung derjenigen sind, welche auf den Knotenflächen 
statihaben müssen. Man könnte hier eine Menge anderer Belege zur Unter- 
slützung dieser Annahme beibringen, allein die eben erwähnten sind die schla- 
gendsten und scheinen auch am hesten darzuthun, dass dieselbe allgemeine Gul- 
tigkeit hat, (L’Institut Nr. 1017.) T'sch. 


Chemie. — Ebenso wie nach längerer Zeit der Aufbewahrung unter 
HO das Eisenoxydbydrat aus dem amorphen Zustande in den 
krystallınischen übergeht, trıtt die nach Limberger selbst bei ganz 
frisch bereitetem durch die Kälte Gefrieren ein. Das Ansehen ist viel heller. 
Es löst sieh nicht in concentr. Essig von 1,030, wohl aber in Essigsäure von 
1,0759 spec. Gewicht, bei der Verdünnung mit "/s R. st. HO setzt sich daraus 
ein Theil als basisch essigsaures Eisenoxyd ab. Nach Wittistein enthielt das 
der Kälte ausgesetzte Eisenoxydhydrat dieselbe Menge HO wie das frisch bereı- 


125 


tete Fe203+3H0, während das durch Jahre langes Stehen krystallinisch gewor- 
dene nur halb so viel enthielt als 2Fe203+3H0. Letzteres löst sich in orga- 
nischen Säuren fast gar nicht mehr auf. Das gefrorne Hydrat löst sich zwar 
schwieriger in organischen Säuren auf, als das amorphe, zeigt sich aber doch, 
des unveränderten HOgehaltes wegen, löslicher als durch langes Stehen krystal- 
linisch gewordene, (V. J. Schrift f. pract. Pharm. Bd. 1. p. 372.) W.B. 


Bei der Darstellung des Sauerstoffgases, wie diese von Bailmain vorge- 
schlagen, aus 3 Theilen zweifach chromsaurem Kali uud 4 Th. SO3 bildet sich 
nach Wittstein nicht Chromalaun (KO-++2Cr03 und 4503 — KO--S03, Cr203 
+3S03 und 30), sondern eın Doppelsalz von schwefelsanrem KÖ 
und 2/3 schwefelsanrem Cr?2V®, selbst wenn man 5 Th. SO® nimmt. 
(Ebd. p. 379.) WB. 

Chautard will gefunden haben, dass die Camphorsäure ähnlich 
wie die Traubensänure aus zwei verschiedenen Sänren bestehe, von denen die 
eine die Polarisalionsebene nach links, die andere nach rechts drehe, welche 
beide vereint eine die Polarisationsebene nicht drehende, also eine Racem-Cam- 


phorsäunre bilden. (L’Instit. Nr. 1022. p. 258.) W.B. 
Chevallier, Bericht über die Reinigung des Glycerins 
und dessen Verwendung. — Obgleich das Glycerin bei dem grossen 


Aufsehwunge, welchen dıe Entwicklung der Industrie genommen hat, seit langer 
Zeit in sehr grosser‘ Menge dargestelll wurde, so wusste man davon doch kei- 
nen Gebrauch zu machen. In jüngster Zeit hat es einige Verwendung in der 
Mediein gefunden, bei Ohrenkrankheiten auf Vorschlag eines englischen Arztes. 
Bald darauf machte Dr. Startin am: Hospital für Haulkranke in London auf die 
Wirksamkeit des Glycerins bei Hautaffectionen aufmerksam. Weitere Versuche 
führten bald dahin, das Glycerin für eins der besten cosmetischen Miltel zu er- 
klären. Das Glycerin auf die Haut gebracht, durchdringt dieselbe, macht sie 
geschmeidig und führt Vernarbung bei Verletzungen herbei. — Das Glycerin 
mischt sich mit wässrigen Flüssigkeiten, mit Alkohol und Essig; es hefeuchtet 
die Körper ohne sie zu fetten; es ist, wie das Oel, fettig und verdampft nicht 
an der Luft; es löst die aromatischen, flüchtigen Oele leicht auf; es wird nicht 
ranzig. Alle diese Eigenschaften machen das. Glycerin sehr geschickt zur Ver- 
wendung in der Parfümerie; eine solche hat es in jüngster Zeit auch durch 
Bruere Perrin erhalten. Dieser benutzt das Glycerin zu Toiletteseifen, zu 
einem gosmetischen Essig, zu aromatischen Alcoholen und verschiedenen ande- 
ren Gegenständen. — Barreswil theilte ferner mit, däss man das Glycerin mit 
Erfolg beim Modelliren anwende, damit der Thon seine Feuchtigkeit und Ge- 
schmeidigkeit behalte. Chevallier ist der Ansicht, dass das Glycerin auch bei 
der Leinwandfabrikation werde benutzt werden können, um den Leinen- und 
Hanffäden die zur Verarbeitung nöthige Geschmeidigkeit zu erhalten. — In Folge 
der Darstellung ist das Glycerin oft von Kalk zu befreien. Diese Reinigung. be- 
wirkt Bruere Perrin auf folgende Weise: zuerst bestimmt er in einer Probe die 
Menge des derin enthaltenen Kalkes durch Oxalsänre, dann setzt er die daraus 
berechnete Menge Schwefelsäure hinzu, um den Kalk in schwelfelsauren zu ver- 
wandeln. Nun eoneentrirt er das Ganze unter fortwährendem Umrühren bis 
auf 10% des Aeromelers, lässt dann erkalten und filtrirt durch Leinwand, um den 
schwefelsauren Kalk davon zu trennen. Den Ueberschuss der Säure nimmt er 
dureh, Pottasche fort und dampfi von neuem bis anf 240 ab, lässt erkalten, 
trennt das schwefelsaure Kali durch Filtriren und spült den Rückstand mit ver- 
dünntem Alkohol ab. Dann dampft man die Flüssigkeit weiter bis auf 280 ab 
und trennt das noch abgeschiedene schwefelsaure Kati. Nun filtrirt man: durch 
Kohle und erhält so ein farb- und geruchloses Glycerin von Syzupdickes (Journ. 
de Chem. med. 1853. Nr. V1lI. p. 465.) W.B. 


Nach Liebig entsteht, wenn man zu einer gesälligten Lösung von 
Blutlaugensalz das gleiche Volum ganz eisenfreier, rauchender Salzsäure in klei- 
nen Portionen Mzneetz ein schneeweisser, kalifreier Niederschlag von reiner 
Ferrocyanwasserstoflfsäure, die beinahe ohne allen Verlust mit Salz- 


“ 


126 


säure ausgewaschen werden kann, Man trocknet sie auf einem Ziegelstein; sie 
löst sich leicht und vollständig in Alkohol, aus welcher Lösung sie durch Ue- 
berschichtung mit Aether in der Ruhe in schönen salzsäurefreien Krystallen er- 
halten werden kann. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVI. p. 127.) W.B. 


Rochleder und R. Schwarz, über einige Bitterstoffe. — 
1. Aesculin. Diesen Stoff erhält man am einfachsten auf die von Minor an- 
gegebene Weise. Trommsdorfis Angaben in Betreff der Eigenschaften des Aes- 
culins fanden R. und Sch. bestätigt, nur erhielten sie mit drei basisch essigsau- 
rem Bleioxyd einen blassgeiblichen Niederschlag, der sich beim Answaschen theil- 
weise zerseizte. Tr. giebt ihm die Formel C1649010%: Br.’s Resultate der Ana- 
Iysen stimmen mit denen von Tr. sehr nahe überein. Da das Aesculın keine 
Verbindungen eingeht, so suchte Br. das Alomgewicht aus den Zersetzungspro- 
ducten abzuleiten; namentlich schien die Einwirkung von Mineralsäuren hier An- 
haltspuncte zu geben. Setzt man zu einer Lösung den achten Thail (dem Vo- 
lumen nach) Schwefelsäurehydrat und erwärmt im Wasserbade, so erhält man 
eine Menge nadelförmiger Krystalle, die man trennt sobald die SO$ kräftiger ein- 
wirkt. Man entfernt aus der Flüssigkeit die SO3 durch CO20bO, entfärbt sich 
durch Thierkohle, dampft sie ein und erhält nun einen sehr süss schmeckenden 
Syrup, der nach I4 Tagen Krystalle abseizt. Eine gleiche Zersetzung bewirkt 
E€IH. Die aus der sauren Flüssigkeit erhaltenen Krystalle, welche Br. Aescu- 
letin nennt, sind schwer, selbst in kochendem HO löslich; beim Erkalten 
sie sich in der Benzoesäure ähnlichen Nadeln nnd Blättchen aus. Wenig in 
kaltem, leicht in siedendem Alkohol löslich, beim Erkalten sich grossentheils 
wieder abscheidend. Besitzt den Character einer schwachen Säure; leicht in 
alkalischem Wasser löslich mit goldgelber Farbe, die auf Zusatz einer Säure 
verschwindet, wobei das Aesculetin in seidenglänzenden, dünnen Nadeln nieder- 
schlägt. Das Ammoniaksalz scheidet sich beim Erkalten in glänzenden, cilro- 
nengelben Blättchen aus, die an der Luft bald weiss werden, wobei das Am- 
moniak fortgeht, Die geringsten Mengen eines Alkali oder einer alkalischen 
Erde reichen hin die Färbung zu bewirken, selbst eine Spur Kalk im Alkohol. 
Jede Spur des hartnäckig anhängenden Farbstoffs entfernt man durch Befeuchten 
mit Ammoniak und Auswaschen mit HO bis der dritte Theil sich gelöst hat. 
Den Rückstand löst man in HO und fällt es, nun rein, durch ElH. In der 
Hitze schmilzt das Aesculetin, wird braun und zersetzt sich grösstentheils. Es 
bleibt viel C zurück, dann ein gelbes brenzliches Oel und ein wenig unzersetz- 
tes Aesculetin als Sublimat. Eıne wässrige Lösung wird durch Eisenchlorid 
dunkelgrün gefärbt, welche das Aescnlin ebenfalls erleidet, indem es hierbei 
Aesculetin bildet. Aus den Resultaten der Analyse berechnet Br. für das Aesceu- 
letin die Formel C)sH608, Mit Metalloxyden, ausser mit PbO, verbindet es 
sich nicht. Aus der siedenden wässrigen Lösung fällt mit Bleizucker ein volu- 
minöser Niederschlag, wie Thonerdebydrat, von citronengelber Farbe; nach dem 
Trocknen dem Gummigutt tänschend ähnlich; zerrieben dem chromsauren Blei- 
oxyd. Formel: 6(C13H38010) + 11PbO. Höchst wahrscheinlich ursprünglich 
C35H8010+2PbO, hat aher durch das Auswaschen eine Zersetzung erlitten, da- 
her ein Gemenge zweier Bleisalze: 5 018480 10-PbO)+(C!SH8010-PhO). Das 
Aesculetin hat hier also QHO aufgenommen, die bei + 100% C. nicht fortge- 
hen. — Aus der alkoholischen Lösung mit alkoholıscher Bleizuckerlösung erhält 
man in der Wärme einen schön eitronengelben, pulverigen Niederschlag. For- 
mel: 10(C'8H4406) -+19PhO. Auch hier ursprünglich wohl C'8H#06+-2Pb0 ; 
beim Auswaschen aber PbO verloren. Hier sind aus dem Aesculetin 2HO aus- 
getreten ; die Formel des freien Aesenletin C!3H608 muss also geschrieben wer- 
den C15H4+06-+2H0. — Die Krystalle der süss schmeckenden Substanzen zeig- 
ten sich bei der Analyse als ein Kohlehydrat, das bei + 100% C. getrocknet 1 
Aeq. H und I Aeq. O mehr enthalt als der bei + 100° C. getrocknete Trau- 
benzucker. Der Geschmack ist viel intensiver süss als der des Traubenzuckers. 
Mit CuO und KOHO erwärmt wird augenblicklich EuO reducirt. — Die Ana- 
Iyse des reinen Aesculin ergab die Formel C#22#026, Sie unterscheidet sich 
von der des Phloridzin nur im Ogehalte, 


127 


C42H24020- Ob — CH 24026, 
Phloridzin. Aesculin. 
Vergleichen wir die Zusammensetzung des Aesculin mit der des Aesculetin und 
der süssen Substanz, so erhalten wir 
C42 21026 — (.18406-2(C12F10010), 
Aeseulin. Aesculelin. 
Durch Aufnahme von 8 Aeq. HO entsteht: C13H+06°+2H0O und 2(C12713013), 
Das Aesculetin im HOfreien Zustande = C18FF406 Jässt sich als HOfreie Zimmt- 
säure betrachten, in der 3H durch 30 vertreten sind. 
C13H703 — 30° — CI18H06 
HOlreie Zimmts. HOfreies Aesculelin. 
Das Aesculelin ım PhOsalz aus der wässrigen Lösung hat die Zusammensetzung 
der Moringerbsäure 


C18F608--2H 0 — (15H 8010 


Aesculetin Moringerbsäure, 
mit der es die Eigenschaft gemein hat, durch Eisenchlorid grün gefärbt zu wer- 
den und mit PbO und mehreren audern Basen gelbe Salze zu bilden. — Das 
aus dem Phloridzin neben Zucker entstehende Phloreiin = C3H1010 ist Bit- 


termandelöl, das die Elemente von CO2 und HO gebunden hat, ohne O ab- 
zugeben. 
C302140 10 — 2(C144602,+2C02+2H0. 
Phloretin. Bittermandelöl. 
Das Amygdalin, in Pflanzen vorkommend, die im System denen zunächst stehen, 
welche Phloridzın erzeugen, zerfällt in Zucker, Blausäure und Bittermandelöl. 
Die Spiraeaceen, den beiden vorigen Pfianzenarten. wieder sehr nahe stehend, 
liefert durch Destillation mit HO salicylige Säure und diese ist Bittermandelöl 
+20. 
C1+41602+20 = (1! 60%, 
Bittermandelöl. Salicylige Säure. 
Das Aescnletin nun ist Bittermandelöl, welches CO2 aufgenommen hat aber un- 
ter Ausscheidung des vierten Theiles des O desselben, oder Bittermandelol und 
Oxalsäure. 
E1SF7608 — C14H602-+ 2(C2X3) 
Aeseulelin. Bittermandelöl. Oxalsäure. 
Das Salıcyn enthält Salizerin und ein Kohlehydrat = C!?H1001, Das Salicerin 
ist Bittermandelöl -—+ 2HO. ? 
CI+H80? — C14H602+2H0. 
Salizerin. Biltermandelöl. 
Das Populin enthält Salizenin, Benzoesäure, die der salieyligen Säure gleich 2u- 
sammengeselzt ist, mit einem Kohlehydrat gepaart. 
2422016 — Claf604 4 C12602 -- C12 10910, 
Populin. Benzoesäure. Salizenin. Koblehydrat. 
Unter Aufnahme von 4H: zerfällt es nach Piria in Zucker, Salizenin und Ben- 
zoesäure. — So slehen also Salicin, Populi, Amygdalin, Phloridzin und Aescu- 
lin in einem äusserst innigen Zusammenhange. — Die procentische Zusammen- 
selzung der von Trommsdorlf für das Aesculin aufgestellten Formel C!6&H9010 
oder C32H:18020 ist nahezu dieselbe, wie bei der von Br. aufgestellten. Lässt 
man erstere gellen, so würde die Spaltung auf folgende Art vor sich gehen. 
C32H18020 — C2HYUIQL + (209709, 
Aesculin. Kohlehydrat. Aesculetin. 
So stände also das Aesculin in naher Uebereinstimmung mit dem von Kawalier 
untersuchten Arbulin aus Arctostaphylos uva ursi. Dies, bei 4 100° C. getrock- 
net = (2H%019, zerfällt durch Emulsin unter Aufnahme von 2HO in 
(20H 107 und CRHUO1, 
Arcluvin. Traubenzucker. 
Das Arctuvin hätte also 2HE mehr und 20 weniger als das Aesculetin nach die- 


128 


ser Formel. Letzteres könnte man ansehen als einen dem Terpentinöl analogen 
Körper, in dem 9H durch 90 erselzt wären. 
C20.709 — 02H 16 _9H-+90. 


Aesculelin. 
Diese Formel aber verlangt einen C- und H-Gehalt, der mit den Analysen des 
Aesculetın nicht mehr übereinstimmt. — In einem Anhange hierzu stellt Br. 


diejenigen Körper zusammen, die sich durch Einwirkung von Emulsin oder ver- 
dünnten Mineralsäuren in eine Kohlehydrat und andere Produkte spalten. In. die 
erste Gruppe, deren Glieder sich meistens mit Basen nicht verbinden, gehören 
ausser den bereits oben aufgefuhrten, noch die schwachen Säuren. Rhodeorelin- 
und Buberythrinsäure, in die zweite dte Cainca-, Chinovagerb- und Galläpfel- 
gerbsäure. Während sich also für die erste Gruppe im Allgemeinen das Alom- 
gewicht durch Verbindungen nicht bestimmen lässt oder wenn es geschieht, das- 
selbe doch so hoch ausfällt, dass es den angenommenen Formeln nicht ent- 
spricht, — erreicht man dies sehr leicht bei der zweiten. Die Glieder der er- 
steren enthalten ein Kohlehydrat, das 12C. und H und O zu gleichen Aequiva- 
lenten enthält; unter Aufnahme von HO tritt es als Zucker auf und wir können 
diese Körper mit Laurent Glucosamide nennen ; nicht so bei denen der letzte- 
ren, denn sonst müsste das Atomgewicht doppelt oder dreifach so hoch sein. 
Warum sie aber dennoch Zucker bei der Zersetzung liefern ist unbekannt und 
wird durch Willkähr in der Aenderung der Formel, wie dies von Strecker bei 
der Gerbsäure geschehen nicht erklärt. So erhält man für jede solche Säure 
zwei Formeln, eine von ihren Salzen, die andere von den Zersetzungsproduclen 
abgeleitet, die sich nicht auf einander zurückführen lassen. Ob damit etwas ge- 
wonnen, lässt sich sehr bezweifeln. — Dann lenkt Br. noch die Aufmerksamkeit 
auf eine Zusammenstellung der Glucosamide und mehrerer Gerbsäure, deren Zu- 
sammensetzung mit den Ansichten L.’s nicht harmonirte; von Seiten des leizte- 
ren, der deshalb verschiedene neue Formeln berechnet, indem er behauptet, dass 
alle der Gallussäure ähnlichen Säuren wie diese 50 enthalten mussten und alle 
der Galläpfelgerbsäure entsprechenden wie diese nach seiner Formel 260, wo- 
gegen schon Wagner in Belreff seiner Moringerbsäure (S. 149) protestirle. 
Br. glaubt, dass die Aehnlıchkeit dieser Säuren in dem gleicb grossen Cgehalt 
und dem nahezu gleich grossen Hgehalt begründet sei, während Laurent sie in 
dem gleich grossen Ogehaıt sucht, wodurch er es jedoch ganz unbegreillich 
macht, warum Indigo, Alkohol, Bleisuperoxsyd und Bittermandelöl,, die alle 20 
enthalten, so durchaus unähnliche Körper sind. Wenn Br. auch zugesteht, dass 
die von Liebig, Pelouze, ihm und Andern aufgestellten Formeln unrichtig sein 
können, da Niemand unfehlbar ist und diese Körper gerade sehr schwierig zu 
untersuchen sind, so waltet jedoch bei ihm kein Zweifel darüber ob, dass nach 
Laurent’s Art mit dem blossen Ein mal Eins, ohne jede experimentelle Grund- 
lage in der Wissenschalt und für dieselbe nicht gethan sei. — 2. Fıaxinin, 
Keller erhielt aus dem durch Fällen mit Bleiessig aus der Abkochung der Rinde 
von Fraxius excelsior dargestellten Niederschlage eine in Prismen krystallinische, 
bittone Substanz, die er für ein Alkaloid hielt, welchen Buchner den Namen Fra- 
xinin belegte. Br. schlug die Abkochung zuerst mit Rleizucker und nach Ent- 
fernung des Nıederschlages mit Bleiessig nieder. Durch Zersetzung des letzte- 
ren erhielt er ein bilteres, brauneelbes Extract und in diesem nadelförmige Kıy- 
stalle, die er durch kochenden Alkohoi trennte und durch Thierkohle reinigte. 
Sie stimmlien in Geschmack, in allen Eigenschaften und den Resultaten der Ana- 
Iyse mit dem Mannit überein. Kellers Fraxinin kommt also nicht jederzeit vor 
oder es wird auf diese Weise überhaupt nicht krystallinisch erhalten. Ein Bit- 
terstofl ist jedoch in der Rinde enthalten. (Sitzungsber. der Wien. Akad, 
Bd. X. p. 70.) W.B. 


Wittstein nahm aus den Angaben Gobley’s (Journ. de Pharm. et de 
Chim. T. XVUI. p. 347), dass die bekannte Schwefelreaction des Eiweisses 
bei dem Eigelb nicht staltfinde, Veranlassung zu eigenen Versuchen mil 
Eiweiss und Eigelb, die allmählig weiter ausgedehnt wurden. Er gelangt 
hierbei zu folgenden Schlüssen : 1. Eiweiss sowie Eigelb enthalten, so lange sie 


‘ 


129 


noch nicht in Fäulniss übergegangen sind, keine das, Silber schwärzende Schwe- 
felverbindung; 2. auch wirken sie im Anfange des Faulens noch nicht schwär- 
zend auf Silber. — 3. Beim Kochen der Eier wird das Albumin des Eiweiss 
und Eigelb nicht bloss coagnlirt, sondern anch zersetzt, nämlich eines Theils 
seines S beraubt und zwar durch Einwirkung des vorhandenen NaO, welches 
sich dabei in Schwefelnatrium verwandelt. Mit Wahrscheinlichkeit ıst anzuneh- 
men, dass die Coagulation. des Albumin hier kein primärer, sondern ein secun- 
därer Akt ist", — eine Folge der durch die Reaction des NaO auf das Albumin 
in der Hitze staltgefundenen Zersetzung des letzteren. — 4. Der beim Oeffnen 
gekochter Bier auftretende Geruch rührt von einer geringen Menge SH her. — 
9. Solches hauchen beide, Eiweiss und Eigelb, aus; beide schwingen daher eine 
hineingesteckte Silberplatte und ein darüber gehaltenes mit Bleilösung getränktes 
Papier, verlieren jedoch beim Liegen an der Luft diese Eigenschaft bald. — 
6. Während ungekochtes Eiweiss oder Eigelb Wochen lang an der Luft stehen 
kann, ehe es verdirbt, fängt das gekochte Wasser nach eiuigen Tagen an zu 
faulen. — 7. Das Eiweiss hart gekochter Eier behält im HO seine compacte 
Beschaffenheit bei. — 8. Eiweiss, in der zehnfachen Menge H:O gelöst, wird 
beim Kochen milchig trübe , coagulirt aber nicht, entbindet dabei auch keinen 
SH. Die Ursache der Nichteoagulation ist der Gehalt an freiem Alkali; ande- 
rerseits ist der zu geringe Alkaligehalt die Ursache der Nichtzersetzung des Al- 
bumins, folglich auch der Nichtentwickelung von SH. — 9. Eine solche Lösung 
kommt aber zur vollständıgen Gerinnung, wenn das Alkali vorher durch eine 
Säure abgestumpft worden ist. SI-Entwickelung kann hier natürlich nicht statt- 
finden. — 10. Auch ohne Neutralisation kann Eiweisslösung beim Kochen ge- 
Tinnen, wenn sie zuvor mit vielem H.O verdünnt, d. h. wenn die Wirkung des 
Alkalis auf ein Minimum reducirt ist. — 11. Eıweisslösung, welche dureh Ko- 
chen coagulirt worden ist, enthält stets noch eine sehr geringe Menge Eiweiss 
aufgelöst, welche ‚sich durch Quecksilberchlorid leicht nachweissen lässt. (Viert. 
Jahresschrift f. pract. Pharm. Bd. II. p. 356.) W.B. 


Poggiale hat das Brod, welches in den verschiedenen Staaten Euro- 
pas an die Soldaten ausgetheilt wird, auf den Gehalt an Stickstoff ge- 
prüft. In Frankreich enthält es 14.67, in London 14,56, in Oestreich 10,28, 
in Preussen 10,27 und in Spanien 10,20 pCt. — Gleichfalls hat P. Versuche 
angestellt, um zu erforschen, welchen Antheil die Kleie an der Ernährung habe. 
Ans diesen scheint aber hervorzugehen, dass die Kleie nicht assimilirt werde. 
Bei Hühnern und Hunden fand er in den Excerementen die Hälfte des Stickstoff- 
gehaltes der Kleie, die zur Ernährung gedient hatte. (Z’Institut Nr. 1022. p. 
258.) Senn W.B. 


Winekler giebt an (Jahrb. f. pract. Pharm. Bd. XXV. np. 7.), 
dass es ihm gelungen sei, denjenigen Stoff darzustellen, der die Ursache des 
eigenthümlichen Geruches von dem Weinkenner mit dem Ausdruck Blume oder 
Bouquet belegt, — des in verschiedenen Gegenden producirten Weines ist. 
Bei der Destillation des mit AO verdünuter, aller Aüchtigen Theile beraubten, 
möglichst vom Weinstein befreiten Weinextractes mit frisch gebranulem Kalk will 
er nämlich ein angenehm und stark riechendes Destillat erhalten haben, welches, 
wie das Ammoniak eine starke Base sein und sich mit Säuren zu neutralen Sal- 
zen verbinden soll, die den dem sogenannten ‚‚Bougqnet‘‘ der Weinsorte entspre-- 
chenden Geruch in hohem Grade besitzen. Aus dem mil kalten #20 erschöpf- 
ten Destillalionsrückstande will W. ferner durch Destillation mit einer geringen 
Menge mässig starker SO? eine neue, höchst specifisch, gewissermassen balsa- 
misch riechende flüchlige Säure erhalten, die mit der flüchtigen Base neulrali- 
lisirt, ein neutrales flüchtiges Salz giebt, welches den eıgenthümlichen Geruch des 
Bouquets in einem hohen Grade besitzt. W. erklärt diese Verbindung für die 
Ursache des Bouquets; aus anderweitigen Resullaten willer gefunden haben, dass 
gerade diese stickstoffhaltige Verbindung die chemische Constitution der Weine 
bedingt, die Haltbarkeit vorzugsweise bewirkt und alle diejenigen Veränderun- 
gen einleitet und unterhält, welchen der Wein auf dem Lager mit der Zeit un- 
terworfen ist, Hierbei musste jedoch auffallen, dass diese flüchtige Verbindung 


9 


130 


nicht beim Eindampfen des Weines mit anderen gleichfalls fortgegangen sei. 
Wittstein wiederbolte den Versuch mıt Neckarwein (Piert. Jahresschrift f. 


pract. Pharm. Bd. II. p. 362) und erhielt nur Ammoniak, — ein wenig aro- 
matisch riechend und erzeugt durch die Einwirkung des Kalkes auf dıe stick- 
stoffhaltigen Stoffe im Wein — und Essigsäure. Das Problem ist also noch 
weit von der Lösung entfernt; um «dahin zu gelangen müssen überhanpt wohl 
andere Wege eingeschlagen werden. W.B. 
Lassaigne, Entdeckung der Pikrinsäure im Bier. — Man 


bedient sich dieses Stoffes, um einen Theil des Hopfens zu sparen Durch den 
Geschmack allein kann die Verfalschung nicht entdeckt werden; bei Anwendung 
von einigen, ziemlich leichten chemischen Reactionen kann man jedoch die An- 
wesenlieit der Pikrinsäure bald feststellen. — Die in dem Bier aufgelöste Pi- 
krinsänre wird durch basisch essigsaures Bleioxyd nicht gefällt, während der bit- 
tere und färbende Stoff des Hopfens dadurch niedergeschlagen wird. Nach der 
Ausführung dieser Reaction bleibt daher bei Gegenwart der Pikrinsäure die Flüs- 
sigkeit bitter und gefärbt. Kohle entfernt wohl den Farbstoff des Bieres , aber 
nicht die Pikrinsäure. Auf diese Art hat L. Zusätze von 1/2000, ja von Y/ısooo 
Pikrinsänre erkannt. Bei geringerem Gehalt ist das Bier erst durch Abdampfen 
zu concentriren. (Journ. de Chim. med. 1853. Nr. VIII. p.495.) W.B. 


In seiner Vierteljahresschrift für praclische Pharmacie lässt es sich Wilt- 
stein sehr angelegen sein die Geheimmittel, mit denen wir überschwemmt 
sind, zu entschleiern und die Unverschämtseit, mit der sie angepıiiesen werden, 
öffentlich wie sie es verdient, an den Pranger zu stellen. Es ist nur zu be- 
dauern, dass diese Schrift nicht in die Hände des grossen Publikums kommt, 
um so mehr ist es unsere Pflicht für weitere Verbreitung zu sorgen. — 
Im 3. Heft des Il. Bandes der genannten Schrift finden wir die Untersuchungen 
folgender Geheimmittel: 1. eines gegen Epilepsie, 2. Hilton’s Nervenpillen, 3. 
Pinter’s Ohrenpillen. — I. wird von J. H. Hösch in Köln fabrieirt und kosten 
anderthalb Weinflaschen davon an Ort und Stelle 10'/2 Gulden, viel Geld für 
reines Baumöl und ein wenig Zucker. In der Gehrauchsanweisung heisst es: 
„das Mittel ist für jedermann in jeder Hinsicht unschädlich‘; bald darauf aber: 
„Es darf nicht willkührlich, sondern nur nach der Vorschrift genommen werden, 
indem durch unzeitige Anwendung desselben das Uebel verschlimmert werden 
kann. ‘“ Eines weiteren Commenlars glauben wir uns überhoben. — 2. wird 
mit einer pomphaften Empfehlung eines Dr. med. Th. Fleischer in Wien, Mit- 
glied der Facullät, praclischer Arzt, Inhaber des goldenen Verdienstkreuzes des 
Franz-Josephs-Ordens etc. etc. in die Welt geschickt. Ein Sanitätsrath Dr. W. 
Cravus hat zum Heile der Menschheit sich veranlasst gefühlt über die wunder- 
gleichen Kuren dieser Pillen eine eigene Brochüre zu schreiben, die bereits die 
10. Auflage erlebt hat, ein trauriges Zeichen für die Charlatanerie in unseren 
Tagen. 100 Stück dieser Wunder bewirkenden Pillen kosten nur 1 Thaler. Es 
giebt deren zwei Sorten, eine schwächer und eine stärker wirkende. Die eine 
besteht nach Buchner: aus Lakrilzen, wahrscheinlich Aloe, Myrtbe, Safran, einem 
nicht erkannten weissen und gelben Pülver; das andere nach Wiltstein aus La- 
kritzen, Baldrianwurzel, Stärkmehl und Sand. — 3. Ist Bleipflaster mit Campher 
Zu gleichen Resultaten gelangte Leonhardi (Arch. d. Pharm. Bd. LXXI. p. 
29.). 60 Stück kosten 1 Thaler. Wie 2, wird auch 3. vom Buchhändler Ö. 
Spamer in Leipzig vertrieben. Ueber ihre Wirksamkeit hat ein Dr. Felsberg 
unter dem Titel: ,‚Die Taubhbeit heilbar! Hilfe für Ohrenleidende jeder Art!“ 
geschrieben. Mit weichen Ehrentiteln Buchhändler und Aerzte, die auf so un- 
verschämte Weise auf die Dummheit der Menge speculiren, zu belegen sind, das 
überlassen wir jedem Leser selbst, W.B, 

Wittstein hat die von Maumen& (Bd.I. p. 71) angegebene Prüfung 
der fetten Oele mittelst Schwefelsäure geprobt, aber gefunden, dass 
allerdings die trocknenden Oele sich mit SO3 stärker erwärmen, als die nicht 
trocknenden, dass jedoch dieses Verfahren keinen Anspruch auf grosse Empfind- 
lichkeit machen kann, wenn es sich um Ermittelung von Verfälschungen eines 
Veles mit einem andern handelt. W, beobachtete nicht so bedeutende Tempe- 


151 


raturerhöhungen wie Maumene, weil dessen SO3 wohl stärker war, Die Bezeich- 
nung Manumenes für die verwendete SO%: gekochte von 660 B, ist sehr ungenau. 


(Ebd. p. 415.) W.B. 
Girardin, über den Guano. (Vergl. Jahresber. d. naturw. Vereins 
in Halle V. p. 227.) — Vor 1845 wurde nach Frankreich kein Gnano einge- 


führt; 1845 100,633 Cır., 1846 60,844 Cır., 1847 29,261 Ctr., 1848 103,546 
Ctr., 1849 76,282 Cır., 1850 52,496 Cır. und 1851 74,520, im Ganzen also 
innerhalb 7 Jahren 527,595 Ctr, im Werth von 1,546,465 Thlr. Die Einfüh- 
tungsorle waren: Westküste von Afrika, die Insel Mauritius, die vereinigten 
Staaten, Brasilien, Peru, Chili, Rio de la Plata und andere. In England wird 
jetzt an peruanischem Guano nıcht weniger als 1,579,244—1,974,054 Cr. jähr- 
lich eingeführt. Aus Coneurrenz gegen die peruanische Gesellschaft, die seit 
1841 das Monopol zur Ausbeute des Guano’s besitzt, suchte man andere Fund- 
orte auf und entdeckte Ablagerungen auf der Südwestküste von Afrika, in der 
Nähe des Cap der guten Hoffnung, auf den Inseln Isabo&, Angra-Prquena, Ma- 
laga ete., und als diese bald erschöpft waren auf dem Kap Tenez, auf einigen 
kleinen Inseln in der Nähe von Algier, auf den Küsten vou Labrador , auf den 
Eierinseln, auf der Küste von Patagonien. Von allen diesen Punkten und noch 
vou vielen andern weniger bekannten kommt heute Guano nach Europa; jedoch 
sind alle diese Sorten viel weniger werthvoll als der peruanische, der sich im 
wesentlichen immer gleich bleibt, sobald er nicht durch eine zu lange Einwir- 
kung der Luft verändert oder absichtlich verfälscht ist. Ungeachtet des gerin- 
geren Werthes scheut man sich nicht diese andern Sorten als peruanischen Guano 
erster Qualität zu verkaufen, da dieser einmal das Vertrauen der Landwirthe sich . 
erworben hat. Die charasteristischen Eigenschaften des peruanischen Guano 
sind folgende: Es ist ein trockenes Pulver von blassgelber Farbe oder der von 
Milchkaffe; bei grösserem Alter oder wenn er der Luft ausgesetzt wird verän- 
dert sich diese ins Chocoladenbraune ; dann absorbirt er viel Feuchtigkeit, backt 
zusammen und bleibt an den Fingern hängen. Er giebt einen starken, fauligen 
oder ammoniakalischen Geruch aus, der Niesen hervorruft Er hat einen schar- 
fen, stark salzigen Geschmack Er schliesst zahlreiche weissliche, halb harte 
Conerelionen ein, die sich zwischen den Finger zerreiben lassen und die an 
der Luft sehr bald zu Pulver zerfallen, wobei sıe einen sehr starken Ammoniak- 
geruch aushauchen. In Wasser geworfen siukt der Guano sehr bald zu Boden; 
es bleibt nichts schwimmen. Wenn man ihn erwärmt, schwärzt er sich, brennt 
mit schwacher Flamme, wobei sich ein starker Ammoniakdampf zu erkennen 
giebt. Der Rückstand hat die Form poröser Schlacke, von bläulich weisser Farbe. 
Er beträgt 271/,— 39 pCt. Mit gebrauntem Kalk zusammengerieben entwickelt 
sich ein lebhafter Ammoniakgeruch Wirft man ihn in concentrirte Chlorkalk- 
lösung, so findet sogleich eine Entwickelung von Blasen statt, die lange Zeit 
andauert; mit Salzsäure ein leichtes Aufbrausen. Mit Salpetersäure befenchtet 
und dann nimmt er eine schöne rothe Farbe an. Sehr selten enthält er kleine 
Kieselsteine, meistens nur 1— 1!/3 höchstens 21/3, — 3 pCt. Sand. Durch den 
Mangel einiger dieser Characlere kann man die anderen Sorten leicht unterschei- 
den. Auf Veranlassung der ökonomischen Gesellschaft der unlteın Seine hat Gi- 
rardin 13 Proben von Guano untersucht, die auf eben so vielen verschiedenen 
Schiflen zum Verkauf nach Hawre gebracht worden waren. Eine mechanische 
Sonderung ergab folgende Resultate: 
1 


i 2. 9. 4. Di 6. 
Feines Pulver 62,8 64,4 682 570 6476 89,75 
Zerreibliche Concretionen 30,2 21,6 25,8 274 22,39 5,78 
Rieselsieinchen 7,0 14,0 6,0 15,6 12,85 4,50 
: 100,0 100,0 100,0 100,0 100,00 100,00 
23 8. & 10. 11. 2203: 


100,0 35,4 410 83,6 341 80,0 60,00 
7a 338, 943331419735 
174 2352 70 326 59 123,65 


100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,00. 


1352 


Untersuchungsmethode. Damit beim Trocknen neben dem Wasser kein 
Ammoniak fortgeht befeuchtet man die Probe mit einigen Tropfen Salzsäure. 
Durch den Verlust beim Einäschern minus Wasser erhält man die Gesammt- 
menge der organischen Substanz und die Ammoniaksalze. Die Asche zieht man 
mit heissem Wasser aus und erfährt so die Menge der löslichen Salze. Den 
Rückstand zieht man mit Salzsäure aus und fällt den phosphorsauren Kalk durch 
Ammoniak. Der hier bleibende Rückstand ist Sand und Steine. Um den Rali- 
gehalt zu bestimmen zieht man die Probe mit kochendem Wasser aus, neulrali- 
sirt die Lösung mit Salzsäure, setzt Alkohol hinzu, um den schwefelsauren Kalk, 
der in manchen Proben in ziemlich grosser Menge vorkommt, abzuscheiden, 
filtrırt und setzt nun Platinchlorid hinzu. Der Gesammtstickstofl', also der der 
organischen Substanz und der Ammoniaksalze wurde durch Natronkalk bestimmt. 
Um die den letztern zukommende Menge, und mithin auch die der ersteren zu 
erfahren, trägt man bei guten-Sorten 1 Grm., bei schlechteren 5—10 Grm. 
schnell in eine Retorie, die eine concentrirte Lösung von Chlorcaleium enthält, 
ein und fängt das Gas in einer gelheilten Röhre auf. — Resultate der 
Analysen: 


1. 2. 3. 4. 5 6. 7. 
Wasser 8.990 20,054 17,16 203 11,1 1752 188 
Sand und Steine 1,2 1,250 1,0 1,19 10,4 15,4 4,3 
Phosphorsaurer Kalk 24,0 24,0 24,5 230 255 37,0 40,0 
Andere unlösl. Salze 2,6 3,0 0,5 2,70 Ola] 238 358 


Kali 0,965 2,319 2,894 1,061 2,13 2,162 2,026 
Andere lösliche Salze 5,035 2,981 4306 0,239 0,92 1,38 10,974 
Organische Materie und 


Ammoniaksalze 57,21 46,396 49,64 46,51 292 15,3 18,1 
100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 


Stickstoff in 100 11,30 12,18 1347 14,538 11,30 2,66 4,48 
Ammoniak in 100 4,90 8,23 7,04 4,90 2,19 2,30 1,416 


8. 9, 10. Ina lh 13. 
12,74 15,025 19,74 21,5 15,3 18,0 
3,71 2,245 2.28 17,72 20,0 16,0 
18,0 31,8 34,8 35,6 11,5 33,8 
38,2 25,2 23,2 1,1 1835 12.3 
0,771 0,578 1824 29 0,676 0,4824 
14,329 13,622 8,576 0,3 2,874 8,8176 


12,25 11,53 9,58 213 31,3 10,6 
100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 100,1000 


1,82 1,82 1,09 4,82 4,12 1,25 
0,183 0,183 0,176 0,76 Spuren Spuren 


Hieraus ersehen wir die grosse Verschiedenheit unter dem Guano und wir er- 
halten hierdurch Licht über die verschiedenen Resultate, die bei der Verwen- 
dung des Guanos erzielt worden sind, indem man hierbei auf diese Verschie- 
denheit nicht Rücksicht nahm. Betrachten wir namentlich die letzteren Analy- 
sen, so sehen wir leicht, dass mit diesen Sorten wenig gewonnen ist, denn vor 
allem sind es die Ammoniaksalze und das Kali, die dem Guano Werth verleihen ; 
der phosphorsaure Kalk, die nicht stickstoffhaltige organische Materie, die lösli- 
chen und unlöslichen Salze stehen erst in zweiter Linie ; das Wasser, der Sand 
und die Steine sind so zu sagen fast ganz werthlos. — Bei ächtem peruani- 
schen Guano rechnet man auf 3,5—3 Kali, 24 phosphorsaurem Kalk und 12 
pCt. Stickstoff, von welchem beinahe die Hälfte den Ammoniaksalzen zukommt. 
Man ist hier sicher gute Resultate zu erzielen, wenn man auf den preusischen 
Morgen 218 Pfund anwendet. Freilich werden die anderen Sorten zu einem 
bedeutend niedrigeren Preise verkauft, doch steht dieser in keinem Verhältniss 
zu dem untergeordneten Werthe als Dünger, denn da die chemische Zusammen- 
selzung hier eine so ausserordentlich verschiedene ist und sehr oft nur un- 


133 


bedeutende Spuren von Stickstof' und Ammoniaksalzen darin enthalten sind, so 
ist es immer vergebliche Mühe solchen Guano zu kaufen, denn da er nur sehr 
schwach auf den Boden und die Pflanzen wirkt, so verliert man nicht allein 
einen grossen Theil der Kaufsumme, sondern auch, was wichtiger ist, die Zeit, 
in der man sonst eine gnte Erndte hätte haben können. Und dabei ist zu be- 
denken, dass bei dem Landwirth die Zeit auch Geld ist. — Einfache Rechnun- 
gen zeigen sehr leicht, welch’ bedeutenden Nachtheil der Landwirth sich selbst 
zufügt, sobald er anderen Guano kauft, wie den peruanischen. Der Stickstoff- 
gehalt desselben bestimmt seinen Hauptwerth und dieser beträgt in Frankreich 
für die Menge, welche für einen preussischen Morgen erforderlich ist, 6 Thlr. 
24 Sgr. Dies ist der Ausgangspunkt bei der Vergleichung der andern Sorten, 
Menge für Wirklicher Werth Verkaufspreis Preis der Dün- 
1 preuss. Morg. die 100 Pfd. die 100 Pfd. gung ein. Morg. 
Guter peruanischer Guano 213% 396 Ad 396.19 Id 79823 IH 
Weisser G. a. Bolivien (Nr.4.)180 „ :3„,„ 4A, 3, 19, 6 „16, 
Mischung aus weiss. Boliv.- u. 


Chili-G.' (Nr. 5.) Dal DR EIS TE TIEREN MON, 

Genannt Chili Dag, Fundort 
unbekannt (Nr. 6.) EHEN NDR DE, VA, VAN 
Geier en Guano’ (Nr. 2.) 989... 14,75%, 2,19 See, 
G. aus Patagonien (Nr.8.9.) 1433 „ — „l4, 2, 15, 39 „25, 
BinerArtanilis&: (Nr 10.) 2383 9° = MS, EEE DR ED 
Bundort unbekannt (NL IH)Praaa,, el, 8,2, 7, 12, 4, 
„ (Nr. 12.) 636 „ 1 ” 2 „ 2 N ae) 13 „ 4 „ 


Guano aus Patagonien, Insel 
Matehrann! (Nr. 13.0 102086 ‚, - 4,210, 2, 184,'92. „127, 


Die vorstehenden Zahlen sprechen hinreichend für sich allein. Und doch wer- 
den diese schlechteren Sorten vielfältig gekauft. Ein trauriges Beispiel von der 
Macht des materiellen Interesses , die sich nicht, wie wir hier deutlich sehen, 
in den unteren Schichten allein geltend macht. Weil man die schlechte Waare 
billiger kauft ist man blind, während doch sehr wenig Ueberlegung dazu gehört, 
um einzusehen, dass der billigere Preis seinen natürlichen Grund hat und dass 
man die gute Waare für den theueren Preis dennoch billiger kauft, wie die bil- 
lige und schlechte. Anstalt zu belehren hält Girardin auch wieder die Polizei 
für das beste Mittel — was der armen doch nicht alles aufgebürdet wird, die 
namentlich in Frankreich so schon alle Hände voll zu ihun hat, — diesem Un- 
wesen zu steuern. Das Decret hat Girardin schon fertig in der Tasche, anstatt 
auf England als ehrenwerthes Beispiel hinzuweisen. Hier kauft man nur die 
beste Sorte und in unendlich grösserer Menge als irgendwo, man hat durchaus 
gar kein Verlangen hılliger kaufen zu wollen. Und trotz der aufgehobenen Korn- 
zölle macht der englische Landwirth diese bedeutendsten Ausgaben für die Ver- 
besserung seiner Aecker; freilich hat er auch die Einsicht zu hegreilen , dass 
das Geld nicht umsonst ausgegeben worden ist. Auch unsere deutschen Land- 
wirthe können sich hieran ein Beispiel nehmen. Sie sehen hier wieder einmal, 
wie dringend nolhwendig ihnen chemische Kenntnisse sind. Hätten sie diese 
oder wären sie auch nur von dem Nutzen chemischer Untersuchungen überzeugt, 
zu deren Ausführung Kräfte genug vorhanden sind, so würde der schlechte Guano 
wohl unverkauft bleiben und passirte das nur einigen Kaufleuten, se wäre das 
Uebel bald gehoben, auch ohne Polizei. (Journ. de Pharm. et de Chem. T. 
XXIV. p. 118.) W. B. 


Röthe, Analyse der Asche von Erica carneaL. und Cal- 
luna vulgaris Salisb., sowie der entsprechenden Bodenar- 
ten. — Während die Erica in den Auen des Lechthales wächst, findet sich die 
Caluna, auch eine Ericee, nur in den Wäldern der Hügelreihen, welche die 
Thäler des Lech und der Wertach hegleiten. Die Höhendifferenz beider Stand- 
orte ist nur unbedeutend, deshalb war anzunehmen, dass die Ursache der Ver- 
schiedenheit im Vorkommen beider Pflanzen in der chemischen und- physikali- 


war eisenhalliger Sand. 
Er röthete schwach Lackmuspapier. 
mit eingemengten Quarzkörnchen und Glirmmerbhlättern. 


schen Beschaffenheit des Bodens liege. — 
E. vorkommt, war feucht schwarz, getrocknet graulich. 
Der Boden (B.), in welchem die C. wuchs, war gelb- 
Das in EIH Unlösliche bestand aus 


Der Boden A, 


4 


Der Boden (A.), auf welchem die 
Das in EIH unlösliche 


Der Boden B. 


Eisenoxyd 0,553 Eisenoxyd 2,853 
Thonerde 0,113 Manganoxyd 0,023 
Kohlensaurer Kalk 37,160 Thonerde 4,710 
„» . Magnesia 16,666 Kalk 0,140 
Humusart. Theile 2,190 Magnesia 0,086 
Wasser 7,650 Humus 3,070 
In EIH: unlöslich 35,668 Wasser 13,200 
700,000 In EIE unlöslich 75,918 

100,000 


Die im Juni gesammelte E. verlor bei 1000 C. 48,753 HO; bei 100° C. ge- 
trocknet lieferte sie 2,66 pCt. Asche. — Die C., Ende August gesammelt verlor 
bei 1000 C. 55,55 HO ; bei 1009C. getrocknet gab sie 6,351 pCt. Asche. Zu- 
sammensetzung der Asche, nach Abzug der CO?, Kohle und des Sandes (in der 
Asche der E. 12,094 C02, 5,6 Kohle und Sand): 


A. Erica carnea. B. Calluna vulg. 


Kali 21,945 10,653 
Natron 1,457 0,855 
Kalk 32,069 12,019 
Magnesia 14,247 6,701 
Eisenoxyd 3,441 4,953 
Manganoxydoxydul Spur 4,079 
Phosphorsäure 5,433 10,890 
Schwefelsäure 5,442 1,730 
Chlornatrium 3,569 
Kieselsäure 12,379 48,079 
100,012 99,959 


Die Calluna gehört also zu den Kieselpflanzen und die Erica muss zu den Kalk- 
pflanzen gezälıll werden. Erstere vegelirt in einem Thonboden, in welchem 
keine kohlensauren Verbindungen vorkommen und dadurch Verwillerung des Gra- 
nits entstanden ist. (Ann. der Chem. u. Pharm. Bd. LXXXFIM. p. 118.) 
W. B. 


Eine von der Societ& d’encouragement pour l’industrie 
nalionale zu Paris in Bezug aul eine künstliche Verbesserung des 
Torfes gestellte Preisschrift giebt uns Gelegenheit auf vortheilhäftere 
Verwendung dieses auch bei uns in vielen Gegenden hauptsächlichsten Brennma- 
terials aufmerksam zu machen. Die grossen Torfablagerungen bilden sich so zu 
sagen noch fortwährend unter unseren Augen durch Aufhäafung und Zersetzung 
der auf dem moorigen Grunde wachsenden Pflanzen. Deluc sah Torfmoore sich 
in 30 Jahren erneuern, van Morum in 25, an einem nassen Orte, wo Confer- 
ven in Ueberfluss wuchsen. Obgleich der Torf an vielen Orten sehr billig ist, 
so ist seine Verwendung als Brennmaterial doch mit vielen Unbequemlichkeiten 
verknüpft. Bei seiner Verbrennung liefert er theerarlige und ammoniakalische 
Produkte, unangenehm riechende und schädliche Gase, die einen dieken Rauch 
bilden, dessen übler Geruch die Nachbarschaft weithin verpestet; nach der Ver- 
brennung bleibt meistens eine sehr grosse Menge Asche zurück. Bei der gros- 
sen Wichtigkeit, welche der Torf für einige Gegenden hat — so werden in ei- 
nigen Provinzen Preussens allein 5,400, 832 Kubikfuss Holz dadurch erspart 
und einige Landstriche in Holland würden ohne den Torf ganz unbewohn- 
bar sein, — und bei dem jetzigen Stande der Wissenschaften kann man 


135 


sich der Aufgabe nicht entziehen, Abhülfe für die angegebenen Uebelstände zu 
suchen und den Torf durch Kunst zu verbessern. Auf den grossen Torf- 
nıooren in Irland ist dies bereits praktisch zur Ausführung gekommen und 
zwar in einem sehr grossen Maassstabe, indem man in dieser neuen Industrie 
ein Heilmittel für das Unglück des tief heruntergekommenen Landes gefunden 
zu haben glaubt. Der trockene Torf wird hier in verschlossenen Gefässen ver- 
kohlt und dieses Produkt brennt ohne Rauch, Geruch und giebt keine schwellige 
Säure aus; dıe dadurch erzielte Hitze ist ähnlıch wie bei den Holzkohlen und 
den Koaks eine bei weitem intensivere, so dass die Torfkohle nicht allein mit 
Vortheil in unseren gewöhnlichen Feueranlagen beim Abdampfen, Destilliren, Sie- 
den, Brauen ete., sondern auch beim Kalk-, Ziegel-, Geschirrbrennen, sogar in 
der Glasfabrikation gebraucht werden kann. Die Brocken sind gut um den Dün- 
ger den Geruch zu benehmen und der pulverige Abfail kann in Giessereien als 
Formsand gebraucht werden. Die bei der Verkohlung des Torfes abfallenden 
Produkte, wie das Paraffin, eine dem Wachs ähnliche Substanz, — ein gutes 
Material für Kerzen —, die Ammoniaksalze, flüssigen Kohlewasserstoffe und den 
Holzgeist lässt man in Irland nicht ausser Acht und deckt dadurch einen Theil 
der Kosten. — Versuche, die von Blavier, einem französischen Bergwerks- 
ingenieur angestellt worden sind, ergeben: 1) dass die Torfkohle dem Stahl 
nicht nachtheilig ist; 2) dass beim Schmelzen von Gold und Silber in einem 
Gebläseofen in gleicher Zeit !/; dem Volumen nach weniger Torfkohle als Holz- 
kohle gebraucht werde; 3) dass ein und dieselbe Menge Wasser, welche durch 
das gleiche Gewicht Holz- oder Torfkohlen ins. Sieden gebracht wird, bei Gleich- 
heit des Gefässes und der Feueranlage durch Holzkohlen in 43 und durch Torf- 
kohlen in 32 Minuten; 4) dass die Hitze, welche durch gleiche Gewichte Torf, 
Torfkohle und Steinkohle hervorgebracht wird, sich verhält wie 1,5: 6,5: 9,2 
und die Brennzeit derselben wie 1:1,23:1,35. — Auf alle diese Vortheile, 
sowie auf die Darstellung der brennbaren Gase aus dem Torf und der diesem 
in vielen Stücken gleichenden Braunkohle ist auch bei uns schon oft, sehr olt 
aufmerksam gemacht worden, ohne dass eine Beherzigung des Gesagien zu be- 
merken wäre. Freilich der alte Schlendrian ist so süss und bequem; er erfor- 
dert wenig Kopfzerbrechen. W. B. 


Oryetognmosie. — Das von Carolath in den "Steigkehfen bei Glei- 
witz (ef, I. 474) entdeckte Harz ist von Sonnenschein untersucht und CGa- 
rolathın getauft worden. Das specifische Gewicht wurde auf 1,515 bestimmt 
und die Analyse ergab M203 48,00, Si203 28,87 nach der Berechnung wäh- 
rend gefunden ne AO? 47. 25 und Si203. 29,6B. Als flüchlige es 
theile erschienen H 2,41, O 19, 39 und € 1,33. (Geoloy. Zeitschr. V. 223.) 

G. 


Jenzsch, über ein neues Mineral Weissigit, Die Diagnose 
desselben gibt folgende Charactere: Glasglanz auf der deutlichsten Spaltungs- 
fläche, ıhombisch,, tetartoedrisch, Krystalle sehr klein und undentlich, meist 
gruppirt, mit Prismenflächen und Tetartopyramiden. Spaltbar hemidomatisch 
nach der kurzen Diagonale und hemiprismatisch unter 118 Grad, macrodiago- 
nale. Weisse bis Hess rosen- und fleischrothe Farbe mit weissem Strich. Die 
Härte 6,3; specifisches Gewicht — 2,538 bis 2,546. Verliert in der Wärme 
die rolhe Farbe, erhält sie beim Abkaklen ae: Vor dem Löthrohre schmilzt 
es leicht an den Kanten und färbt die äussere Flamme schwach roth, an der 
Spitze gelb. In Borax zum farblosen Glase auföslich, im Phosphorsalz hinter- 
lässt es ein Kieselskelet. Es enthält Kieselsäure, Thonerde, Natron, Lithion. 
Sein Name Weissigit ist nach dem Fundorte Weissig gebildet. In chemischer 
und geologischer Hinsicht ist dieses neue Mineral als Feldspath zu betrachten 
und deshalb ist sein Auftreten in Blasenräumen des Amygdalophyrs höchst in- 
teressant. (Bronn’s Jahrb. 396.) G 


Kenngoitt, Mineralogische Notizen. — 1) Kıystallisation des 
Bamlits. Dieses bei Bamle im südlichen Norwegen vorkommende Mineral 


136 


bildet grünlich weisse oder hlassgraulich grüne, dünnstenglige bis faserige, sei- 
denglänzende, durchscheinende Partien im Quarz, welche unter der Lonpe dünne 
lange vierseitige Prismen mit schiefen Winkeln und zweierlei Seiten zeigen, die 
als stumpfe rhombische Prismen erscheinen. Sie sind jedoch rhomboidische 
Prismen, dessen scharfe Kanten schwach abgestumpft sind. Die Flächen sind 
vertical und schief gestreift. Letztere Streifuug rührt vielleicht von einem die 
Hauptachse schief schneidenden Blätterdurchgange her. Derselbe ist selbst noch 
nicht erkannt, dagegen eine andere sehr deutlich und vollkommen sichtbar, par- 
allel der breitern Prismenfläche und die glatten Spaltungsflächen zeigten starken 
Perlmutterglanz. Die Härte ist 5 bis 7. — 2) Ueber den Baralit von Bara- 
lon in Frankreich. Das Mineral ist grünlich schwarz, schimmernd, undurchsich- 
tig, von Flussspathhärte, mit graulich grünen Strichpulver. Jm Glaskolben ge- 
glüht gibt es reichlich neutrales Wasser und wird bräunlich, vor dem Löth- 
rohre ist es für sich unschmelzbar, mit Borax gibt es ein stark auf Eisen rea- 
girendes Glas, mit Soda schmilzt es nır theilweise, in Salzsäure unvollständig 
löslich. Seine Bestandtheile sind Kieselsäure, Thonerde, Eisenosyd, Kalkerde, 
Talkerde und Wasser. Die Masse des Baralıls ist porös, die Poren platt man- 
delförmig oder sphäroidisch, mit erdigem Magneteisenerz gefüllt. — 3) Rothe 
Färbung des Cancrinits von Miask. Dieselbe rührt von interponirten micro- 
scopischen lamellaren Hämatiterystallchen her, welche oft hexagonale Tafeln in 
regelmässiger Ausbildung oder elwas verzogen darstellen und meist karmin- oder 
blutroth, seltner schwärzlich sind. Ausserdem bemerkt man noch zahlreiche li- 
neare Krystalloide von weisser Farbe, fast durchweg parallel gestelll.— 4) Ueber 
den Chalitit von Benevene in Irland. Derselbe umfasst zwei Species. Die 
eine ist in dem untersuchten Exemplar in einem mandelsteinarligen grauen Ge- 
stein eingewachsen, amorph, muschlig und splittrig im Bruch, isabellgelb in’s 
Bräunliche übergehend, wenig wachsartig, glänzend bis matt, an den Kanten 
durchscheinend bis undurchsichtig, im Striche wenig glänzend, mit gelblich weis- 
sem Strichpulver, wenig fetlig anzufühlen, mässig ätark an der feuchten Lippe 
hängend, von Gypshärte. Im Glasrohre erhitzt anfangs schwarz, gibt reichlich 
Wasser und brennt sich allmählıg wieder grau. Vor dem Löthrohre in der Pla- 
linzange wird er weiss und schmilzt sich aufblähend und stark leuchtend leicht 
zu einem weissen blasigen Glase. Im Wasser zerfallen grössere Stückchen un- 
ter schwachem Knistern in kleine. Wesentliche Bestandtheile sind Kieselsäure, 
Thonerde, wenig Kalkerde, Wasser und sehr wenig Eisen. Die andere Art ist 
der ächte Chalitit, scheinbar amorph, mit splittrigem Bruch, blassblutroth in’s 
fleischrothe fallend, schimmernd bis matt, undurchsichtig bis an den Kanten 
durchscheinend, Strich gelblich weiss, Härte 5, specifisches Gewicht 2,24, spröde, 
aber fest. Im Glasrohr erhitzt wird er blass oder röthlichweiss und gibt Was- 
ser, vor dem Löthrohre wird er weiss und schmilzt etwas schwerer als der 
vorige zu weissem weniger blasigem Glase sich wenig aufblähend und leuchtend, 
mit Borax ist er zu klarem wasserhellen Glase schmelzbar, im Wasser unver- 
ändert. Die Bestandtheile wie vorhin nur mehr Kalkerde und weniger Wasser. 
-5) Der Reckit von Paynton in Devonshire ist nur in Kieselsubstanz verslei- 
nerte Koralle, deren organischer Ursprung nicht zu verkennen ist. — 6) Kie- 
selwismuth von Schneeberg ın Sachsen bildet kleine aufgewachsene Krystalle, 
wasserhell, weingelb bis braun, durchsichtig bis halbdurchsichtig, stark glasartig 
glänzend, vollständig ausgebilde Deltoidikositetraeder 202 neben andern, welche 
den Uebergang in das Hemieder darstellen. 7) Der Bronit von Plasteros in 
Mexiko erscheint in kleinen aufgewachsenen Krystallen, grasgrün, wenig demanl- 
arlig glänzend, halbdurchsichtig, im Striche gleichartig und wachsarlig glänzend, 
Härte 2, sehr milde, die Combinalion des Ilexaeders und die Rhombendodekae- 
ders darstellend. — 8) Pyrit- und Markasitkrystalle gleichzeitiger ge- 
meinschaftlicher Bildung. In einem Handstück von Tavistak in Devonshire zei- 
gen Krystalle des Pyrits, Pentagondodekaeder darstellend mit wenig gekrümmten 
und der Höheniinie parellel und unterbrochen gestreiften oder gefurchten Flä- 
chen auf Quarz aufgewachsen, aus ihrer Masse herausragende Krystalle des Mar- 
kasits oder Speerkieses , so zahlreich, dass die Pyritkrystalle wie gespickt er- 
scheinen. Kleine Krystalle des letzteren sind wie durch einen lamellaren Kry- 


137 


stall des Markasits durchgeschnitten, ohne dass die dazwischen liegende Platte 
die individuelle Ausbildung der beiden zusammengehörigen Theile hinderte. Die 
Oberfläche einzelner Pyritkrystalle ist fast verdeckt durch die vielen herausra- 
genden Schneiden der Markasitkrystalle und auf den grossen Exemplaren dieser 
sieht man noch sehr kleine Parasitkıyställchen aufgestreut oder herausragend. 
Zuletzt bildete sich ein Ueberzug von Childranit über den Kiesen auf der einen 
Seite des Stückes. — 9) Felsöhbanyt identish mit Hydrargilit. Die 
Stnfen des erstern Minerals im kk. Cabinet in Wien stellen ein Aggregat krystal- 
linischer Kugeln im. Durchmesser bis 2mm dar. Die Oberfläche ist rauh und 
malt, im Innern zeigen sich excentrisch geordnete lineare Krystalloide mit blätt- 
riger Absonderung. Schneeweiss, perlmutlerartig glänzend, an den Kanten durch- 
scheinend, undurchsichlig. Härte sehr gering, specifisches Gewicht 2,33. Im 
Kolben erhitzt gibt es reichlich Wasser. wird etwas gelblich; vor dem Löthrohre 
eiwas anschwellend, leuchtend, unschmelzbar. Die Formel ist 3H0,Aly03 also 
mit Aydrargillit identisch. — 10) Berthierin ist ein mechanisches 
Gemenge. Der Berthierin von Hayanges bei Melz stellt ein oolithisches Ge- 
stein von leberbrauner oder graulich grüner Farbe dar, die kleinen rundlichen 
plattgedrückten Körner in einem graulich grünen Cement. Die braunen Körner 
aussen glatt und glänzend mit halbmetallischem Wachsglanze, sind erfüllt mit 
gelbem Eisenocker, der von einer zarten Schale umgeben ist. Im Kolben ge- 
glüht gibt das Gemenge viel Wasser, wird schwarz, dann braun oder rölhlich 
und der eingeschlossene Eisenocker rolh. In Wasser unveränderlich, in Salz- 
säure nicht oder wenig löslich, in Schwelelsaure das Cement löslich und die 
Kieselerde in Flocken ausscheidbar. — 11) Specifisches Gewicht des 
Flwssspathes. Es wurden hierauf 60 verschiedene Stücke geprüft und zeig- 
ten dieselben ein Schwanken des Gewichtes von 3,1547 bis 3,1988. Bei 43 
Stücken wurde das Gewicht von 3,1800 bis 3,1889 gefunden und aus diesen 
3,183 als das wahre miltlere specifische Gewicht des Flussspalhes berechnet. — 
12) Neues Mineral aus Italien. Dasselbe war bisher dem Apalit bei- 
geordnet obwohl das von Maidinger ermittelte Gewicht von 2,955 und 2,979 
diese Stellung schon zweifelhaft machte. Es ist kıystallinisch, der Bruch uneben 
und splittrig, Farbe licht grünlich weingelb, durchscheinend, glänzend, auf den Kry- 
stallflachen weniger, auf den Bruchllächen mehr, mit wachsarligem Glanze; Strich 
weiss; spröde, Härte 5,5; specifisches Gewicht 2,969. In Glasrohre unverän- 
derlich, nur ein wenig an Durchscheinendheit verlierend; das Pulver gibt bei 
starkem Glühen etwas Wasser. Vor dem Löthrohre auf Kohle schwillt es etwas 
an, wird weiss, berslet und schmilzt leicht zu einem farblosen durchsichligen 
blasenfreien Glase, phosphoreseirend, während des Schmelzens leuchtet die Glas- 
kngel bei der Entfernung aus der Flamme stark und bleibt bei der Abkühlung 
klar. Mit Borax leicht löslich zu.farbloseın Glase. In Schwefelsäure vollkom- 
men löslich, wobei sich ein weisses Pulver von Gyps und Kieselsäure ausschei- 
det. Von Salzsäure wenig angegriffen. Die Analyse ergab 


38,42 Kieselsäure 8,316 9 

5,30 Thonerde 1,031 1,116 

34,23 Kalkerde 12,225 

7.72 Natron So | 14715 15,921 

6,72 Phosphorsäure 0,923 1,008 

6,00 Wasser 6,667 7,218 
Die Menge des Fluor konnte wegen Mangels ausreichenden Materiales nicht ge- 
nau bestimmt werden. Die Formel lässt sich versuchsweise so stellen = 9 


(CaONa0.Si03)+7(Ca0.H0)-+-41203.P205. — 13) Oligoklas. Scheerers Beoh- 
achtung, dass der Schiller des Sonnensleines von Tvedestrand von eingelagerten 
Kıyställchen herrührt, fand K. bestätigt und ist geneigt die interponirten Kry- 
tällcken dem Pyrrhosiderit, nicht aber dem Hämatit zuzuschreiben. Die vor 
herrschende Ausdehnung zweier parallelen Seiten der Lamellen spricht dafür, 
ebenso die Farbe, ein Gemisch aus Roth und Braun mehr dem Braun und Gelb 
sich :hinneigend. Der metallische bunte Schiller und die verschiedenen gelben, 
braunen, rothen, blauen, grünen Farben werden durch den Contact mit der Oli- 


g* 


138 


goklasmasse, ähnlich wie bei den Einschlässen in Quarz durch Anlauffarben des 
eingeschlossenen Minerals während der Bildung, durch den Reflex des Lichtes 
u. dergl. hervorgebracht. — 14) Childrenit. Das speecifische Gewicht reiner 
durchsichtiger Krystalle, welche unter der Loupe keine fremdarligen eingemeng- 
ten Thbeilchen erkennen liessen, wurde auf 3,184 bestimmt, also etwas niedriger 
als Rammelsberg angibt. Die qualitative Analyse wies Phosphorsäure,, Wasser, 
Thonerde, Eisen und Mangan nach, — 15) Mellit. Gekrümmte Flächen an 
Krystallen sind da von besonderer Wichtigkeit wo sie im Gegensatz zu dem Be- 
griff der Krystallgestalten als ursprüngliche auftreten. Auffallend dabei ist es, 
wenn sie neben ebenen sichlhar sind wie an zwei Mellitkrystallen von Artern. 
Dieselhen stellen die gewöhnliche Combination der stumpfen quadratischen Pyra- 
mide mit den Flächen des quadratischen Prismas in diagonaler Stellung und 
den Basisfiächen dar. Diese letzitern sind regelmässig, convex gekrümmt, glatt 
und glänzender als alle andern. Die Combhinationskanten zwischen oP und P 
sind dadurch gekrümmt und die Fläche oP stellt kein Quadrat, sondern ein 
gleichwinkliges sphärisches Teiragon dar. Das speeifische Gewicht der Krystalle 


beträgt 1,636 und 1,642. — 16) Der Enargit hat ein speeifisches Gewicht 
von 4,362. — Das speeifische Gewicht zweier Anlimonkrystalle wurde 
auf 6,65 und 6,62 bestimmt. — 17) Pyrrhotin von Joachımsihal in Boh- 


men, begleitet vou Pyrargyrit. In einem Handstücke erscheinen beide Mi- 
neralien als ein gleichzeitig gebildetes Gemenge. Die Masse des Pyrrholins über- 
wiegt, ıst derb und an der Oberfläche stellenweise mit herausragenden Krystal- 
len besetzt, hexagonalen Prismen mit stumpfer Pyramide. In Drusenräumen ra- 
gen aus diesen Pyrargyrilkrystalle heraus und anf ihnen sind kleine lange gut 
ausgebtldete speissgelbe Pyrrothinkrystalle aufgewachsen, manche derselben ganz 
davon bedeckt. Die Prismenflächen sind verlikal gestreift. ( Sitzungsber. Wien. 
Akad. X, 179, uw. 288.) G. 


Reuss, über einige noch nicht beschriebene Pseudo- 
morphosen. Dieselben sind a) aus den Erzgängen von Pribram. 1) Sil- 
berglanz nach gediegen Silber. Die 5 Zoll grosse Stufe besteht aus einem Ge- 
menge von Quarz, Schwelelkies und Spatheisenstein, auf der Oberfläche mit 
traubigen Gestalten von prismalischem Eisenkies, undentlich krystallisirtem und 
zerfressenem Sprodglaserz, kleinen Kryslallen von Silberglanz und weingelben 
nellen Baryikrystallen. In den Drusenraumen befinden sich vielfach gebogene, 
mit einander verflochtene lange Drähte und haarformige Gestalten, denen des 
gediegenen Silbers gleich. Sie bestehen aus deutlich feinkörnig zusammenge- 
setziem Silberglanz. — 2) Braneisenstein nach Kalkspath. In einer kleinen 
Kalkspathdruse sind stumpfe linsenformig zugerundete und den Achsenkanten von 
R parallel gestreifte Rhomboeder so gruppirt, dass jede Gruppe zuoberst von einem 
grösseren Rhomboeder dachformig bedeckt wird. Die Krystalle sind nicht nur 
von einer dünnen Hant dichten Branneisensleins ringsum überzogen, sondern der- 
selbe dringt auch überall zwischen. die Theilungsflachen ein. Entfernt man diese 
Rinde, so erscheint der rauhe Kalkspath. Die Untenseite der Druse ist theil- 
weise mit zellig durchwachsenen, sehr dünnen rhomboedrischen Krystallen he- 
deckt, welche aber in ihrer ganzen Masse durch Brauneisenslein ersetzt worden 
sind. — 3) Nadeleisenerz nach Schwerspath. Eine Bleiglanzdruse , deren Kry- 
stalle theils mit braunen Blendekrystallen bedeckt, theils mit einer dünnen fein- 
drusigen Rinde von Schwefelkies und Braunspath überzogen sind, trägt grosse 
dünne und hohle Pseudomorphosen von der gewöhnlichen rhombischen Tafelform 
des Schwerspathes. Dieselben sind Nadeleisenerz, die Fasern senkrecht auf den 
Krystalllächen stehend. — 4) Kalkspath nach Schwerspath. Die Afterkıystalle 
sind 1 bis 3° gross und sind im Innnern aus feinkörnigem compacten weissen 
Kalkcarbonat mit Schwefelkies zusammengeseizt. Aussen Iragen sie eine sehr 
unebene, löcherige , zellige Schwefelkıiesrinde, die mit Würfeln und Pentagonal- 
dodekaedern beseizt ist, sowie auch mit Nadeleisenerz. Darüber lagern noch 
kleine Kalkspathrhomboeder in Menge. — 5) Schwefelkies und Sprödglaserz 
nach Polybasit, Die Afterkrystalle sitzen in Gemeinschaft mit weissen eiwas 
gebogenen drusigen Braunspathrhomhoedern auf einer Druse kleiner Quarzkrystalle 


139 


üher grosskörnigem Bleiglanz. Sie bilden dünne. sechsseitige Tafeln (R— wo. 
R-+-oo), mit den schmalen Seitenflächen aufgewachsen und fächerförmig grup- 
pirt, auf der Oberfläche sehr uneben und drusig mit äusserst kleinen Pyritkry- 
stallen im Innern und einem sehr porösen feinkörnigen Gemenge von Pyrit und 
Sprödglaserz mit Partikelchen von Bleiglanz bestehend. Ueber und zwischen den 
Pseudomorphosen sitzen glatte glänzende Kıystalle und traubige Massen von 
Sprödglaserz. — 6) Schwelfelkies nach Bleiglanz. Eine Druse stark mit einan- 
der verwachsener Bleiglanzkrystalle von bedeutender Grösse, dereu Oberfläche 
mit einer sehr dünnen äusserst feindrusigen matten Rinde von Schwefelkies 
überzogen ist. Der'Eisenkies setzt sich in das Innere der Bleiglanzkrystalle 
fort. Auf einer andern Stufe trägt zenfressener Quarz eine Druse von slark ver- 
wachsenen nierenfürmig gehäuften 1 bis 3°‘ grossen Bleiglanzkrystallen von der 
Combination B. H, O und mit vollkommen platfer glänzender Oberfläche. Der 
Bleiglanz bildet jedoch nur eine dünne Rinde, denn das Innere besteht aus einer 
körnigen porösen zelligen Schwefelkiesmasse. — b) Aus den Bleierzgärgen von 
Mies: 1) Weisshleierz nach Bleiglanz. Auf einem aus Bleiglanz bestehenden 
und mit kleinen Quarzkrystallen überzogenen Handstücke sitzt neben einzelnen 
kleinen undeutlichen,, halb zu Mulm aufgelösten Bleiglanzkrystallen und gelblich 
weissen glänzenden säulenförmigen Weissbleierzkrystallen ein etwa 1/2‘ grosser 
Würfel, der aus beinah farblosen, halbdurchsichtigen grosskörnigen Weissbleierz 
mit unebenen Flächen besteht. — 2) Pyromorphit nach Bleiglanz. Die Krystalle 
in einer Druse von Bleiglanuz sind theils nur mit einer kleintraubigen Rinde von 
bräunlich grauem Pyromorphyt überzogen, theils auch ganz in eine poröse Py- 
romorphılmasse von gelblich grauer Farbe umgewandelt. Einzelne kleine un- 
veränderte Bleiglanzpartien liegen noch darin. — 3) Braunspath nach Weiss- 
bleierzz. Auf einer Druse von auf Bleiglanz aufsitzenden Quarzkrystallen 
bemerkt man neben einzelnen Bleiglanzwürfeln bis 3/s’‘ grosse Kıystalle von 
der Form des Weissbleierzes , aber mit unebenen feindrusigen Flächen und ge- 
rundelen Kanten. Es ist jedoch nur eine dünne sehr feinkörnige Schale und 
mit dieser hängt nur an einzelnen Stellen ein ganz unregelmässiger aus der- 
selben Substanz bestehender Kern mit- feinköinigem porösen Querbruch,. Bei 
starker Vergrösserung erkennt man deutlich die rhomboedrische Form einzelner 
Individuen. Die chemische Untersuchung bestimmte sie als Braunspath. — 
c) Aus den Erzgängen von Joachimsthal, 1) Silberglaserz nach gediegen Silber 
kommt auch hier vor wie bei Pribram. — 2) In ganz ähnlichen drahtförmigen 
Gestalten findet sich auch lichtes Rotbgiltigerz auf Hornstein aufgewachsen und 
im Innern mit feinkörniger Zusammensetzung, äusserlich theils mit einer grauen 
erdigen Substanz überzogen, theils mit sehr kleinen glänzenden Skalenoedern 
von Rotbgillig besetzt. — 3) Eigenthümliche sehr interessante Pseudomorpho- 
sen vom Geistergange sind in einer sehr wechselnden Grundmasse eingewachsen. 
Dieselbe ist mitunter sehr dicht, fest und feinkörnig, aus einem Gemenge von 
Speisskobalt und Quarz gebildet, in welchem kleine Partıkelchen von Kupferkies 
und Bleiglanz eingewachsen sind. Die darin liegendeu Pseudomorphosen sind 
4.his 5‘ gross, stalılgrau ins Zinnweisse geneigt, stellenweise bunt angelaufen, 
gfauflächig, glänzend und theilweise leicht auslösbar.  Sıe stellen Combinatio- 
nen von H O0 D C dar und zeigen oftmals die Krümmung und das blältrige 
Aussehen der Flächen wie der weisse Speiskobalt. Im Querbruch sieht man die 
feinkörnige Masse, in welcher die Krystalle eingewachsen sind. in einem an- 
dern Handstück ist die feinkörnige Grandmasse weniger compact, poröser und 
besteht aus dünnstengligen Markasit, der sich in den etwas grössern Höhlungen 
zu schwarz beschlagenen kleinen traubigen Gestalten ausgebildet hat, und aus 
beinah dichtem Speiskobalt mit zahireichen Partikeln rölhlich angelaufenen ge- 
diegenen Wismulhs. Die zahlreich eingewachsenen Pseudomorphosen sind elwas 
kleiner als vorhin, aber von gleicher Form und äusserer Beschaffenheit. Im 
Innern bestehen sie aus nickelhalligem Speiskobalt von verschiedener Siructur. 
Au der Oberfläche bildet derselbe eine sehr compacte stark glanzende Schale, 
unter der nicht selten dünne Blattchen gediegenen Wismuths eingeschoben sind. 
Der Kern besteht zuäusserst aus einer compaclen sehr feinkörnigen Masse, ist 


140 


Innen sehr porös, zellig, zerfressen oder ganz hohl. Ein drittes Exemplar ist 
dichter mit sehr feinkörnigem Speiskobalt innig gemengler und deshalb schwarz- 
grauer Hornstein mil vielen eingemenglen Bleiglanz- und Markasitpartikeln. Da- 
rin liegen bis 21/4‘ grosse Würfei stark glanzend, zinnweiss ins Stahlgrane. 
Aber nur wenige sind ganz mit feinkörnigem Speiskobalt erfüllt, viele porös 
oder zellig, die weisten nur aus einer papierdünnen Schale gebildet. Nach wel- 
chem Minerale diese Pseudomorphosen gebildet sind ist sehr schwer zu ermil- 
teln , am wahrscheinlichsten nach Speiskobalt. — d) Auf der Hieronymuszeche 
zu Trinkseifen liegen in dichtem Rotheisevstein bis Zollgrosse Leucilaeder von 
rolhhraunem Granat meist glall und ebenflaächig, theils frisch und woblerhallen, 
theils mannigfach verandert. Die Umwandlung geht von der Oberfläche aus, wo 
sie glanzlos werden, geriugere Iarte und roihen Strich annehmen. Allmählig 
dringt die Umwandlung nach Innen vor, bis endlich die ganzen Krystalle aus 
dichtem thonigem weichen Rotheiseustein besteht. Zuweilen erscheinen im Roth- 
eisenstein noch Stückehen unveränderten Granates Hier muss durch den pseu- 
domorphosen Process die Kieselerde des Eısenthongranates verloren gegangen 
sein, das Eisenoxydul in Eisenoxyd sich umgewandelt haben. — e) ım Grana- 
tensande von Triblie und Podsedlie finden sich kuglige Zusammenhäufungen klei- 
ner sehr deutlicher Hexaeder, die einst dem Pyrit angehörten, nun aher in Hä- 
matit verwandelt sind. Ehen solche in dichten Rotheisenstein verwandelte Wür- 
fel finden sich am Marienberge bei Aussig. — fj) In einem aufgelösten Granite 
bei Neudeck sind häufge bis Zoll grosse Leueiloeder rolhbraunen Thoneisen- 
granates eingewachsen. Statt des Granates sieht man hier bei vollkommener Er- 
haltung der äussern regelmassigen Gestalt eine sehr feinkörnige, glanzlose, we- 
nig feste, stellenweise fast erdige, hie und da von kleinen Höhlungen durchzo- 
gene Substanz mit gelbbraunem Strich, also wohl Eisenoxydhydrat. Einzelne 
Krystalle zeigen diese Umbildung in ihrer ganzen Masse, bei andern liegen in 
dem Brauneisenstein noch unregelmäsigere grössere und kleinere Parlien unver- 
änderten Granales. — g) Ein Koollenstück von feinkörnigem, durchscheinenden 
chalcedonartigem Quarz mit lraubig nierenförmiger, von einer sehr feinen Kry- 
stalldrusenhaut überzogener Oberfläche von Mühlhausen bei Tabor trägt aufge- 
wachsene zollgrosse scharfkantige Skalenveder, die auf der Aussenseite sehr fein- 
drusig, mit sehr kleineu Quarzkrystallen beselzt sind und aus einer sehr dün- 
nen Schale feinkörnigen Quarzes mit innerer Höhle bestehen. Sie sind zwei- 
felsohne durch pseudomorphe Verdrängung eines andern Minerals entstanden. 
— bh) In dem schwarzgranen blasigen Basalte von Waltsch fanden sich einige 
mehr als zollgrosse gelbliche kugliche Massen mit krummschaliger Zusammen- 
setzung , die aus dünnen ausstrahlenden Fasern bestehen, ähnlich dem Mesotyp, 
der in der That auch an einzelnen Stellen noch zu erkennen ist. Wo dessen 
Veränderung eingetreten ist, liegen die Fasern nicht mehr dicht an einander und 
sind hohl, gleichsam Scheiden,, die aus Hyalith bestehen. Zuweilen ist auch 
das Innere mit wasserklarem Hyalith erfülll. Das Ganze ist mit einer his 4 
dicken nierenförmigen Schicht theils wasserhellen,, theils nur durchscheinenden 
weissen Hyaliths mit sehr kleintraubiger OberDäche überzogen. Hier drang wohl 
die Kieselerdelösung zuerst zwischen die einzelnen Fasern des Mesotyps ein und 
verdrängte denselben von aussen nach innen, wodurch um jede Faser eine hohle 
Hyalithscheide entstand, indem zugleich der eingeschlossene Mesotyp verschwand. 
— ij) Eine ganz eigenthümliche Erscheinung bieten endlich bis zollgrosse Kalk- 
spalhkrystalle auf grossen Natrolithdrusen aufgewachsen, an welchen ein dünn- 
plattiger theilweis sehr zersetzter Basalt beı Satesl im Elbihale so reich ist. 
Die grössern stellen die Combination eines spitzigen Rhomboeders (R+1?) mit 
einem andern sehr spitzigen in paralleler Stellung und dem Prisma P-Hoo dar. 
Der ganze Krystall scheint aus lauter etwa liniengrossen Individuen zusammen- 
gesetzt, deren Achsen sich nicht nur unter einander sondern auch mit der Achse 
des grossen Krystalls in paralleler Stellung befinden. Die Spitze des letztern 
wird von einem einzigen grössern Rhomboeder eingenommen. Die quer durch- 
gebrochenen Krystalle zeigen einen centralen Kern, der von einer oder zwei ihn 
rings umhüllenden, aber nicht dieht anliegeuden, sondern durch einen bald en- 
gern bald weitern leeren Zwischenraum davon geschiedenen Schalen umgeben 


141 


wird. Der Kern ist eın Rhomboeder mit stets sehr rauher glanzloser Ober- 
fläche , meist durch Zerstörung sehr angegriffen , zerfressen. Im Abstande von 
!/3 bis 1°‘ wird er von einer bald nur papierdünnen, bald auch bis 1’ dicken 
Schale umgeben, die ringsum durch einen leeren Zwischenraum gesondert wird. 
Die innere Fläche der Schale ist eben, die äussere zeigt die schon oben bei 
der Beschreibung der Krystalle angegebene drusige Beschaffenheit. Von ihr gleich- 
falls durch einen leeren Zwischenraum gelrennt zeigt sich bisweilen noch eine 
zweite Schale. lu den Zwischenräumen erkennt man sehr deutlich die Natro- 
lithnadeln, auf welche die Kalkspathkrystalle aufgewechsen sind und die auch in 
die Kalkspathsubstanz selbst eindringen. (Ebd. 44—57.) G. 


Amelung, Analyse eines zwischen Berlinshausen und 
Willebadessen aufgeflundenen Sphärosiderits. Am östlichen 
Abhange des Eggegebirges sin! in dem Wasserbecken 25 bis 30 Flötze von 
Spharosiderit im Liasthone aulgeschlossen. Die Nieren sind von Zoll bis an- 
derthalb Fuss Grösse. Zwei Analysen wurden veranslaltel, A von einer Varielät 
von licht aschgrauer Farbe mit einem Stich ins Gelbe, specifisches Gewicht 3,341 
und B von einer dunkleren Varielät, specilisches Gewicht 3,343. 


A. B. 
Kohlensaures Eisenoxydul 72,94 74,66 
Kohlensaure Kalkerde 8,56 6,56 
h Magnesia 8,75 10,08 
\% Manganoxyd Spur Spur 
Ungelöster Rückstand u. Thonerde 9,55 8,97 
Schwelel 0,02 0.02 
99,70 100,54 
(Rhein. Verhandl. X. 231.) G. 
F. A. Genth, OennD, ein neues Mineral hat ein specifisches 
Gewicht von 3,197, Härte = 2,5, perlmutterglänzend, olivengrün, Bruch fast 
muschlig, die Formel ist 2(3R0,Si03)++(3R203,8i03)-H6HO. Die Analyse ergab: 
T, II. 
Kieselerde 23,301 23,317 
Eisenoxydul 13,895 13,887 
Thonerde 15,932 15,642 
Eisenoxyd 34,578 
Manganoxyd Spur 
Magnesia 1,159 1,371 
Kalkerde 0,286 0,431 
Natron 0,410 
Kali 0,076 
Wasser 10,835 10,354 


Das Mineral findet sich in Virginien in metamorphischen Felsarten in Gemein- 

schaft mit Aphrosiderit und Thuringit, mit denen es in chemischer Hinsicht 

nah verwandt ist. (Proceed. acad. nat. sc. Philadelphia 1853. VI. 297.) 
G. 


Fr. Pfaff, Grundriss der mathematischen Verhältnisse 
der Krystalle. Mit 16 Tfln. Nördlingen 1853. 8n. — Der Verfasser 
beabsichtigt mit vorliegender Schrift ein näheres Verständniss der Krystalle zu 
eröffnen, so weit die Vorkenntnisse, die man auf unsern Gymnasien erwirbt, 
dies erlauben, so weit es mit elementaren Kenntnissen aus der Lehre von den 
Proportionen und der ebenen Geometrie sich erreichen lässt. Gewiss ein dan- 
kend anzuerkennendes Unternehmen, da unsere Lehrbücher der Kıystallographie 
meist gründlichere mathematische Kenntnisse voraussetzen, als sie sei unsern 
Stndirenden zu finden sind, wenn dieselben Mineralogie hören. Nachdem in der 
Einleitung die wichtigsten Vorbegriffe der Krystallographie erörtert, zählt der 
Verfasser die Sätze aus der Proportiouslehre, aus der Geometrie und Trigono- 
metrie auf, die er bei der nachfolgenden Darstellung ın Anwendung bringt. In 
dieser werden die Systeme nach ihren einzelnen holoedrischen und hemiedri- 
schen Gestalten und deren Combinationen ausführlich erörtert. Das Buch em- 


142 


pfiehlt sich allen denen, welche als Nicht-Mathematiker die Mineralogie ernstlich 
studiren wollen. - 

G. A. Kenngott, Uebersicht der Resultate mineralogi- 
scher Forschungen in den Jahreu 1850 und 1852. Wien 1853. 
4o. — Nachdem der Verfasser schou früher auf Veranlassung des um die Mi- 
neralogie hochverdienten Directors der kk. geol. Reichsanstalt, Hın. W. Haidin- 
ger eine Uebersicht der mineralogischen Forschungen während der Jahre 1844 
bis 1849 (Wien 1852) herausgegeben hat, lässt er nun in ansführlicherer Be- 
richterstattung die Fortsetzung dieser Uebersicht für den zweijährigen Zeitraum 
1850 und 1851 in dem vorliegenden Hefte folgen. Die Anordnung des Mate- 
rials schliesst sich hier der frühera innig an, zuerst werden nämlich die Ar- 
beiten über die einfachen Mineralien in streng systematischer Folge (S. 1—163) 
berichtet, dann die über das Vorkommen der Mineralien in der Natur, worunter 
die Gebirgsarten, die Meteorsteine und Pseudomorphosen behandelt werden, er.d- 
lıch die über die physicalischen und chemischen Eigeuschaften der Mineralien. 
Die Berücksichtigung der gesammten Literatur, die übersichtliche Anordnung des 
Stoffes, die Präcisıon in der Darstellung zeichnen diese Arbeit, die an sich 
schon die Aufmerksamkeit eines jeden Oryclognosten und Geognosten verdient, 
ebenso vortheilhaft aus als Scharfsinn und gltickliche Beobachtungsgahe die zahl- 
reichen mineralogischen Untersuchungen, durch welche der Verfasser direct den 
Fortschritt der Wissenschaft unterstützt, 


Geologie. — Amelung, Analyse des Thonschiefers und 
der Grauwacke in der Nähe der Erzlagerstätte zu Ramsbeck. 
Der Thouschiefer (A) aus dem Liegenden der Lagerstälte ist dunkelgrau , blau, 
schiefrig, führt höchst feine eingesprengle Schwefelkieskrystalle und sein fein 
geriebenes Pulver ist aschgraun und entwickelt beim Befeuchten einen starken 
Thongeruch. Salzsäure bewirkt Koblensäuregas-Entwicklung. Die Grauwacke (B) 
aus dem Hangenden hat eine lichtgraue Farbe und einen unebenen, etwas splilt- 
rigen Bruch, ist in dünnen Stückchen etwas durchscheinend, führt sehr kleine 
Glimmerpünktchen. 


A. B. 

Kohlensaures Eisenoxydul 7,97 7,01 

> Kalkerde 8,98 1,02 

55 Magnesia 2,12 0,65 

Kieselsäure 94,32 84,05 

Thonerde 21,81 5,68 

Magnesia 0,50 0,26 

Kalı 3,75 1.29 

Natron 0,34 0,26 
Kohle 0,79 

® 100,18 100,22 

(Rhein. Verhandl, X. 228.) G. 


Sartorius von Waltershausen, der Palagonitvon Island 
und Sibirien. Schon im Jahre 1835 fielen dem Verfasser die zeolithartli- 
gen Mineralkörper in Catanıa auf, die in Verbindung mit Kalkspath, seltner Gyps 
in den Höhlungen eines braunen Tufls am Felsen von Aci Castello unweit der 
Cyelopeniuseln gefunden werden. Die Tuffmasse selbst, ın Verbindung mit Man- 
delstein den Felsen bildend schien ein eigenthümliches homogen zusammenge- 
seiztes Mineral zu enthalten, welches bernsteingelb bis dunkelcolophoniumbraun 
ist, sehr geringe (kaum 3) Härte und eine amorphe Structur bat. Am reinsten 
fand sich diese Substanz in der Nähe von Palagonia im Val di Noto und erhielt 
deshalb den Namen Palagonit. Auf Island bildet der Palagonittuff eine Zone 
von einem Dritiheil der Inselbreite von Südwest nach Nordost vom Cap von 
Reikjanes bis Thiornes und bezeichnet zugleich den Lauf der vulkanischen Erup- 
tionskegel und deren jüngste Ausbrüche. Bunsen hat bereits (Poyyend. Annal. 
LXXXIN. 2. S. 22)) eine Reihe von Analysen des Palagonit veröffentlicht, 
die wir aufnehmen, nämlich unter I. und Il. isländisch® Varieläten, unter II. 
Varieläten von den Galopagos ; 


T. 
Si0O®? AO? Fe20% CaO MsO NaO Ka HO Rückst. 
37,95 13,61 13,28 6,48 783 1,72 0,42 1268 7,29 
28,53 929 9,40 6,02 5,60 0,84 0,96 7,61 31.05 
32,86 7,31 16,81 6,80 6.13 1,98 0,79 11,38 16,36 


39,98 8,26 17,65 848 445 0,61 0,43 18,25 1,89 
35.09 10,60 13,65 4,83 7,07 0,50 0,25 17,25 11,13 
40,35 10,79 13,52 8,56 6,35 0.61 0,64 16,98 2,32 
37,42 11,17 14,18 8,76 6,04 0,65 0,69 17,15 4,11 
37,11 9,78 14,67 4,99 5,61 0,00 1,57 14,04 12,24 


a N 


9. 37,83 12,95 9,93 749 6,54 0.70 0,94 23,00 0,96 

10. 36,15 11,31 10,47 7,78 6,14 0,54 0,76 24,69 2,19 
Wird der unlösliche Rückstand zunächst nicht berücksichtigt und die Analysen 
auf 100 redueirt, so erhält man als beobachtete und berechnete Sauerstoffmen- 
gen von SiO?, 320%, RO und HO folgende: 


os 
sovoauanpwprp- 
er le 
-BDDBBRRDBRRRDOS 
SSES-S- Sr -% 
ge wanna - To 
sen = BB On wa 
NG—O KOOnS 
DREBRyDBDRBDBDPRMD 
SSSS-- ns 
sS-ooourwnod 
DoRPREO-DSHEODS 
OSRAM AS> 
I I# 4 +1# 
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++ 1 I1++ | [| 
SSSSOSSSSSQZQ 
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SHARP o05 07 
SSUNQGPNDTN 
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BOANUNSDONDO 
PUBDOR-NOSOZ 
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Sr nn Dman> 
Seen 
esennnusorn 
EIN AUSOnNDOH 
QDBRBSTMSsSwor 
teste 
SS, -,. Om oo | 


22T 2 0 u un 


144 


Die grossen Beobachtungsfehler, welche diese Tabelle angibt, sind nur fremdar- 
tigen Umständen zuzuschreiben. Besonders auffallend ist die Vertheilung der 
Zeichen. Unter &203 sind mit Ausnahme von Nr. 1 die beobachteten Sauerstoff- 
mengen von Thonerde und Eisenoxyd verhältnissmässig zu klein. Unter SiO3 
und RO wechseln die Zeichen zwar ziemlich regelmässig, aber fast überall ist 
der Sauerstoff der Kieselerde beträchtlich über doppelt so gross als der von 
22093, Unter HO ist der Wassergehalt meist zu gross. Wahrscheinlich sind 
dem Palagonit fremde Mineralkörper beigemengt, welche die Analysen verunrei- 
nigen. Da die Palagonite zweifelsohne aus vulkanischen Gesteinen hervorgegan- 
gen sind: so müssen sie sich auf die in ihnen vorkommenden Mineralien, näm- 
lich auf Feldspath, Augit, Olivin oder Magneteisenstein zurückführen lassen. Verf. 
glaubt besonders in dem heigemenglen ÖOlivin und kohlensauren Kalk den Fehler 
der Analysen zu erkennen und berechnet daher deren Mengen um sie in Abzag 
zu bringen. Dann erhält er für die drei Gruppen folgende stöchiometrische 
Formeln: 1) 2(#&2035i0%)-+3R0,25i0°?+6H0. 2) 2(&203310°%)+3R0,23103+ 
9H0. 3) 2(B2035i0%)+3R0%,Si03+12H0. — Im Allgemeinen sind wie erwähnt 
die Palagonitiuffe conglomeralische Gebilde, die aus gewissen durch Säure zerleg- 
baren Mineralen und einem unzerselzten Rückstande bestehen. Letzterer ist Augit 
und ein schwer anfschliessbarer Feldspath z.B. Orthoklas, oder eine Verschmel- 
zung beider, ein der Metamorphose enlgangener Trapp oder Basalt. Die mei- 
sten Tuffe führen Basaltfragmente von Fuss Durchmesser bis zu microscopischer 
Grösse. Neben denselben erscheinen in den sicilianischen kleine ausgezeichnete 
Feldspatlh- und grüne oder schwarze Augitkryställe. Der durch Salzsänre leicht 
zersetzbare Theil enthält ausser Olivin und kohlensauren Kalk den eigentlichen 
palagonitischen Theil und ein wasserfreies Mineral, den Sideromelan. Dieser 
gleicht an Farbe, Glanz und Bruch dem Obsidian, ist aber von geringerer Härte 
und sein specifisches Gewicht = 2,531. Von concentrirter Salzsäure wird er 
in der Wärme vollkommen zersetzt, von sehr verdunnter, welche den Palagonit 
aufschliesst, erst spat angegriffen. Der Tuff von Sudafell besteht etwa aus 3/4 
Palagonit und !/4 Sideromelan. Das Mittel aus zweı Analysen des Sideromelan 
ist nach Abzug von 0,349 Wasser und 6,922 Rückstand: 


Kieselerde 48,760 


Thonerde 14.936 
Eisenoxyd 20,143 
Kalkerde 9,515 
Magnesia 2,923 
Natron 2.454 
Kali 1,101 


Die stöchiometrische Formel des Sideromelans fasst S. v. W. in ROSiO® + 
B2035i0°, also mit der des labradorischen Feldspalhes vollkommen überein- 
stimmend, und der Sideromelan ist demnach nur als ein sehr eisenoxydreicher 
amorpher Labrador zu betrachten. Der durch Salzsäure gelöste palagonitische 
Theil des Tuffs besteht aus 

Kieselerde 41,464 

Thonerde 10,905 

Eısenoxyd 18,124 


Kalkerde 8,545 
Magnesia 4,797 
Natron 0,638 
Kali 0,403 


Wasser + C02 14,494 
Der Palagonit scheint daher ans Sideromelan unter Hinzufügung von 3 Atomen 
Wasser entstanden zu seın. In Sieilien durchbrechen die vulkanischen Gebilde 
des Val di Noto die terliären Kalkstein - und Mergelablagerungen der sogenann- 
ten syracusaner Formation und fallen im Wesentlichen an das Ende ihrer sub- 
marinen Ablagerung, nachdem bereits der grössere Theil jener fertig unter dem 
Meeresspiegel dalag. Die weite Ebene von Palagonia wird durch die Palagonit- 
formation begränzt. Nach Mineo emporsteigend erblickt man zuerst horizontal 


145 


liegende weit ausgedehnte Palagonitschichten die von Basaltgängen durchsetzt 
werden. Die Grundmasse desselben besitzt im Allgemeinen eine etwas hellere 
braunrölbliche Farbe als an andern Localitäten und ist mit unzähligen micros- 
eopischen Pünetehen, hin nnd wieder mit grössern Einschlüssen eines weissen 
Zeoliths innig durchweht. Kleine Olivinkrystalle, theilweise zersetzte sehr glän- 
zende Augile liegen ebenfalls darin. Die Analysen der Palagonite des Val di 
Noto ergaben folgende Zusammensetzung: 


. It. im. IV. 
Rieselerde 36,129 36,219 35,517 35,747 
Thonerde 12,714 7,549 7,970 9,2429 
Eisenoxyd 13,549 22,230 19,801 21,689 


Kalkerde 7.825 4909 4306 4,813 
Magnesia 5.721 4252 6,567 5,950 
Natron 0,998 0,933 3,319 2,124 
- Kali 1.261 0,468 1,637 0,706 
Wasser 15,189 11,225 18,126 14,910 


Rückstand 6,502 10,988 2,457 5,027 

Die zweite Analyse ist von einem tief dunkelbraunen Palagonit, der in dem hell- 
braunen eingeschlossen ist, genommen und ist derselbe nach Abzug des Rück- 
standes mit dem oben bezeichneten Sideromelan identisch. S v.W. nennt ıhn 
Korit. Andere Analysen, wegen der wir auf die Abhandlung selbst verweisen 
müssen, führten zur Anfstellung eines Ayblit mit der Formel ROSIO’+-R203Si0° + 
4110, des Notit mit der Formel 2{RKOSi03)+-R2035i03+5H0 In näherer Be- 
ziehung zu den Palagonitlen des Val di Noto steht der schwarze Basalttuff von 
Militello mit grossem Reichthnm terliärer Conchylien. Im frischen Bruche ist 
derselhe schwach feltglanzend, schwarz bis schwarzbraun mit dunkleren Sidero- 
melanpünktchen. Es ist ein verunreinigter Palagonit der mit dem Tuff von Sel- 
jadalr und Foss Vogr die grösste Aehnlichkeit hat Seine Analyse ergab 


Kieselerde 37,533 Magnesıa 6,535 
Thonerde 10,346 Rali 1.003 
Eisenoxyd 14.209 Wasser 10,690 
Kalkerde 9,708 Kohlensäure 1,130 
Natron 0,926 Rückstand 7,064 
Eisenoxyılul 1,640 Spur von Chlor, Phosphors., Mangan. 


Dıe Tuffe an der Südspitze Siciliens veranlassten die Aufstellung zweier nenen 
Mineralien des Siderosilicit mit der Formel 2(32038i0%)+3H0 und des Trina- 
erit 3:%2035i03)+5(ROSi203)+-9H0, deren Analysen ebenfalls ausführlich mitge- 
theilt werden. (Sartorius v. Waltershausen, über die vulkanischen Gesteine 
in Sicilien und Island. 1853.) —e. 


Palmieriund Scacechi, über die vulkanische Gegend des 
Vultur und das dortige Erdheben vom 14. August 1851. — Die 
Furcht, dass der längst erloschene Vulkan Vultnr, anf dessen einen Krater Melfi 
steht, mit jenem Erdbeben wieder in Thätigkeit kommen würde, fanden P. und 
Se. unbegründet, indem sie weder an den Quellen noch an der Erdoberfläche 
ırgend eine Veränderung wahrnahmen. Der Appenninenkalk (Kalk mit Nummu- 
liten, Rudisten, Nerineen) ist in dieser Gegend compact, von muschligem Bruch, 
weiss oder hellgrau und variirt mehrfach. Am hänfigsten führt er Rudisten, 
ferner Myriaden von grossen Nummnliten und Nerineen. Am Monte Gargano 
finden sıch auch Coniferenreste, Bulla, Pyrula und Ammonites rothomagensis, 
in den Bergen von Pietraroia, von Giffuni und Castellamare Fische. Alles deu- 
tet auf Kreide. Die Ablagerung bildet spitze Gipfel mit scharfen ahlänfenden 
Rücken und steilen Wänden. Die Formation des Macigno oder das Fucoidenge- 
stein dagegen bildet kleine Berge und Hügel mit rundem Gipfel, ist- deutlich 
und dünn geschichtet, die Schichten von 25 bis 90 Grad geneigt, auf den Apen- 
ninenkalk gelagert.  Petrographisch bestehen sie aus Kalk, Mergel, Sandstein, 
Limonit und Gyps in Wechsellagernng. Sie führen fast aur Pfanzenreste. Die 
Subapenninenformation bildet merglige Thone, Sandstein, Kalk und ein Conglo- 
merat, Die Schichten liegen horizontal oder nur wenig geneigt und bilden 


10 


146 


höchstens flache Hügel. Der Kalk ist meist inffähnlich, zerreiblich, aus Koral- 
len und Schalenfragmenten gebildet; auch der Sandstein ist zerreiblich, die Ge- 
schiehe des Conglomerates bestehen meist aus mergligem Ralk,, Feuerstein und 
sehr festem Sandstein, seltner aus Granit und andern krystallinischen Gesteinen. 
Die Sandsteine sind überall ‚zerstreut, das: grobe CGonglomerat findet sich nur in 
der Bergregion, der Kalkinff in der Ebene. An den Fuss des Vultur legen sich 
in Norden und Osten weit hinlaufende Hügelreihen, in Westen nur ‚wenige nie- 
drige vulkanische Erhöhungen , in Süden treten neptunische Hügel heran. Der 
Vultur selbst und die ihn umgebenden Hugel hestehen aus vulkanischen Gestei- 
nen. Von Osten gesehen steigt der Vultur sanft an und endet in sieben un- 
gleiche Spitzen, deren erste kahle sich 1328 Meier über den Meeresspiegel er- 
bebt. Langs der Nordseite folgen niedrigere sanft abfüllende Höhen bis an die 
Ufer des Olanto. Die Nordseite der Vultnrabhänge sind viel höher und steiler, 
enge wasserreiche Thäler einschliessend Den Krater umgeben Berge Tief in 
seinem Grunde liegt von Höhen umgehen ein See nnd eın zweiler hinter dem 
östlichen Hohenzuge. Der grösste Durchmesser des Kralers beträgt elwas über 
3 Miglien, der kleinste 12/3. Die beiden Seen und das dabei befindliche Klo- 
ster werden von einem fast kreisrunden Kraler eingeschlossen, einem steil anl- 
steigenden Hügelkreise. Die Tiefe des kleinen See’s beträgt 37, die des gros- 
sen 16 Meter. Der Vultur hatte also zwei Eruplionscentren, das ältere den ei- 
gentlichen Vultur, den Pizzuto di Melfi bis zum Pizzuto di San Michele umfas- 
send, und den kleinen beide Seen tragenden Krater. Gerade an den offe- 
nen Seiten des grossen Kraters nach Westen uud Süden sind die vnlkanischen 
Conglomerate wenig verbreitet, wohl aber nach Norden und Osten. Stets la- 
gern Jie Lapılli und andere Auswürflinge über den jüngsten Gebilden, bilden die 
Rücken der Hügel. Der Vultur bildet ein Dreieck, dessen Hypotenuse von NW. 
nach SO. gerichtet 6 Miglien lang ist, während die andern Seiten je 3 und 4 
Miglien messen. Die Laven bedecken etwa 12 Quadratmiglien Das Gebiet ist 
sehr quellenreich, aber ohne Thermen. Mineralgnellen mit rolhem Bodensatz 
und Gasentwickelung treten in den Krateren und der ganzen mit Lava bedeck- 
ten Gegend zahlreich hervor, mehr an den nördlichen als an den östlichen Ge 
hängen. Die Theorie der Eruptionskrater findet anf die Krater des Vultar voll- 
kommene Anwendung und schon die vielen Quellen an den innern Gehängen 
sprechen gegen die Erhebnngstheorie. Chemisch sind die Mineralquellen einan- 
der sehr ähnlich, ibr Geschmack ist stechend, elwas styplisch wie der aller 
Eisenwasser, sie und die aufsteigenden Gasblasen reagiren schwach auf Lack- 
mus und enthalten schwelfelsaure, salzsaure und kohlensaure Salze von Magnesia, 
Kalk und Natron und kleine Mengen von Eisenoxyd. Die bedeutendsten Quellen 
liegen am äussern westlichen Abhang des Montiechio, drei andere am östlichen 
Abfall des Vultur. Sie haben z. Th. grosse Travertinabsätze gebildet, anch 
schwache Kieselabsätze. Der Vultur liegt noch in der Bergiıegion der neptuni- 
schen Gebilde und diese Lage scheint anf eine Verbindung zwischen den pluto- 
nischen Hebungen des Apennins und seinen Ansbrüchen zu deuten. Im Um- 
kreise von etwa 10 Miglien ist kein Apenninenkalk vorhanden, er erhebt sich 
milten aus weit ausgedehnten Hügeln von Fucoidengesteinen und die vulkanischen 
Gebilde liegen stets über diesen. Ausser den Laven finden sich noch Sand- 
massen, Lapilli und grosse aufgeworfene Blöcke. In der Augitophyrlava findet 
sich neben hänfigen schwarzen Augitkrystallen Hanuyn bis zu einem Fünftel der 
Masse, Die Hauynkrystalle sind sehr klein, durch Verwitterung in weisse erdige 
Massen umgewandelt, Olivin und Glimmer, seltener Leneit kommen ebenfalis 
vor. Die Laven sind dunkelgrauschwarz, bisweilen compact, meist zellig. Als 
Ströme finden sich I) dichte schwärzliche zähe körnig krystallinische Laven 
ohne deutliche Krystalle, selten mit undentlichen Augitkrystallen. 2) Braune zel- 
lige Lava mit. haufigem Angit und Hauyn, sowie mit glänzenden Sismondinkry- 
stallen. 3) Graue zellige halberdige Lava mit vielen Augitkrystallen und wenig 
glasigem Feldspath, 4) Schwärzliche zellige steinartige Lava mit schlechteu Au- 
gitkrystallen und Leueit. 5) Rötkliche körnig krystallinische Lava mit vielen 
Augitkrystallen und weissen Flecken, 6) Dichte sehr zähe schwärzliche Lava 


147 


mit vielen Augit-, grossen Olivinkryställen und Glimmer, 7) Dichte zähe schwärz- 
liche Lava mit sehr vielen Angitkrystallen und glasiger Substanz in den Zellen. 
8) Porose erdige zerbrechliche Lava mit wenig Augit, vielem Hanyn und gros- 
sen zersetzten Lencitkrystallen. 9; Dichte wenig zähe zellige schwärzliche Lava 
mit vielen grossen Augiten und weisser erdiger Masse nebst sehr kleinen sechs- 
seiligen Prismen in den Zellen. Diese verschiedenen Laven beweisen viele und 
verschiedene Ausbrüche. Rings um den Vultur sind grosse Conglomeralmassen 
vorhanden, einige mil grossen losen Krystallen von glasigem Feldspath und Me- 
lanit. Es ist wahrer Trachyttuff. Vier Hanptvarietäten lassen sich hier unter- 
scheiden. Die erste besteht aus kleinen gelblichen bimssteinartigen Schlacken 
mit kleinen Augitophyrstücken und enthält lose mittelgrosse Angitkrystalle. Die 
zweile führt viele Fragmente krystallinischer Gesteine von granitischer Structur 
und sehr grosse Augite. Die dritte enthält grosse z. Th. abgernudete Augito- 
phyrblöcke. Die vierte endlich besteht aus sehr kleinen schwarzen nicht zusam- 
menhängendeu sandartigen Lapilli mit Olivin, die drei ersten Varietäten schei- 
nen in wiederholten Ansbrüchen sich gebildet zu haben. In den Tulfmassen 
findet sich reichlich Linionit, bänfig an der Nordseite, um den Hügel von Melfi, 
theils in Graden theils in dünnen Zwischenlagen. Erratische Blöcke von grani- 
tischer Structur sind in einer Tuffart sehr häufig und bestehen meist aus Angit, 
Glimmer und Olivin, oft aus aschgrauen oder blanen Hauyan, Augit und titan- 
halligem Eisenoxydul. Kalkblöcke fehlen ganz, Apatitkrystalle dagegen häufig im 
Augit und Glimmer, glasiger Feldspalh selten. Ausserhalb der Basıs des Vultur 
finden sich kleinere secundäre Krater mit mineralogisch verschiedenen Laven und 
Lapilli. Ein solcher ist der Hügel, auf dem Melfi steht. Am Fusse desselben 
liegen Tuffschichten ganz wie die des Vultur, dann fulgt die sehr hauynreiche 
Lava. Zwischen beiden treten stellenweise Schlacken und bimssteinartige Lapilli 
mit Hauyn auf. Jene Lava bildet nur einen höchstens 3 Metres mächligen Strom, 
auf dem die Stadt steht. Oestlich von diesem Krater finden sich zunächst den 
vulkanischen Gesteinen Kalke und Thone, dann Vultnrconglomerate, weiler sehr 
mächtige Tuffe mit glasigem Felispath, endlich ein Lavasırom von hellaschgraner 
Farbe mit ebenfalls glasigem Feidspath und Hanyn, den Hügel le Braidi bildend. 
An der Nord- und Ostseite des Vultur liegen noch vıele Trachyltuffe unbekann- 
ten Ursprungs. Sie enthalten lose Krystalle glasigen Feldspathes, von Melanit, 
ferner Stücke krystallinischer Gesteine mit zersetziem Hauyn. In oryctognost- 
scher Hinsicht ist das Fehlen von Schwefel, Gyps und Eisenglanz am Vultur 
beachtenswerth. Es finden sich Augit, Hornblende, Peridot, Glimmer, Hauyn, 
Leueit, glasiger Feldspatb, Melanit, Idokras, Sphen, Phillipsit, Haloysit, Nephe- 
lin, Quarz, tilanhaltiges Eisenoxydul, Limonit, Apatit, Kalkspath, Arragonit. — 
Den Yultur mit den Vulkonen ın Campanien zu vergleichen ist zunächst zu 
beachten dass in letztrer Gegend drei Regionen zu unterscheiden sind, die Roc- 
camonfiva, der Vesuv und die Somma, und die phlegräischen Felder mit Ischia 
und Proeida. Der Vultur gleicht am meisten der Roccamonfina, beide seit un- 
denklicher Zeit unthätig, beide mit Hauptkrater und kleinen Eruptionskratern mit 
abweichender Lava, mit denselben losen Blöcken, die Lapilli einander höchst 
ähnlich. Aufbruch durch Macigno und Subapenninenformation, nach Absatz der 
letztern Trachytausbrüche,, eine lange Reihe von Augitophyrausbrüchen , bei Er- 
löschen des Vultur die Bildung der Nebenkrater von Melfi und le Braidi, das ist 
die Geschichte des Vultur. Nach dem Erlöschen bildeten sich die nie von vul- 
kanischen Gesteinen bedeckten Travertine. Das Erdreich um Melfi war dürr 
durch den lang ausgebliebenen Regen, die Jahreszeit heiss, die Sonne schien 
bleich wie mit Nebel bedeckt, der Himmel war wolkenlos, als um 2 Uhr 20 
Minuten Nachmittags am 14. August 1851 plötzlich die Erde erbebte. Auf dem 
Felde erhob sich ein Windstoss und üher Melfi bewegte sich eine kleine Wolke- 
die mit fürchterlichem Geprassel und dumpfem unterirdischem Getöse nieder, 
fiel. Der erste Stoss war nach oben gerichtet, wellenförmig. Die einstürzen- 
den Gebäude erschlugen in Melfi über 700 Menschen. Eine halbe Stunde spä- 
ter erfolgte neuer unterirdischer Donner, nene Erdstösse mil verbeerender Kraft. 
Abends kam der dritte und Nachts noch 11 andere Stösse. An den folgenden 


148 


Tagen traten noch je zwei bis drei Stösse ein, dann wurden sie seltener, schwä- 
cher und endlich ganz gefahrlos. Die Thiere waren meist sehr unruhig, an 
einigen Orten die Brunnen ohne Wasser, das Wasser trube. Am 16, August 
kam ein Wetter mit häufigen Blitzen, grossem Hagel und hefligem Regen, Mali, 
Barile und Rapolla sınd fast ganz, Rionero zu einem Drittel zerstört, Atella, 
Venosa, Lavello, Ascoli, Canosa, Candela haben weniger gelitten. Melfi war das 
Centrum des Erdbebens, doch nicht ‘der Mittelpunkt der betroffenen Gegend, 
denn das vulkanisehe Tarrain war heftiger berührt, als das übrige. Sobald die 
Stösse die Berge des Apenninenkalkes erreichten, nahmen sie schnell an Stärke 
ab. Merkwürdigerweise litt Canosa vom 6. zum 7. September durch ein helti- 
ges Erdbeben, das in Melfi, Barile u. a. O. nicht bemerkt wurde. Das Erdhe- 
ben, welches am Morgen des 12, October Valona und audere Städte zerstörte 
und 2000 Menschen tödtete, wurde stark in der Terra d’Otranto gefühlt und 
verbreitete sich in die Terra di Barri. (Geol. Zeitschr. V, 21—74.) Gl. 


Rolle, über den alten Sandstein der Wetterau — Die 
Sandsteinbildungen der Wetlerau sondern sich in zwei grosse Abtheilungen. 
Der obern ist grosse Gleichförmigkeit des Aussehens und Reinheit des Kornes 
eigen. Es sind rolhe Sandsteine und Thone ohne Versteinerungen, dem bunten 
Sandstein angehörig. Der untere Sandstein unterscheidet sich sogleich durch 
die Unbeständigkeit der Charactere. v. Klipstein nennt ihn alter Sandstein. Es 
ist Rothliegendes und besteht aus mehr minder grobkörnigem Sandstein von 
rauhen grobkörnigen Conglomeraten und feinen Sandsleinschiefern begleitet. Un- 
tergeordnet erscheinen darin Lagen von biluminösem merglıgem Kalkstein und 
von hornsteinarliger Kieselmasse. Obwohl das Gebilde dem Uebergangsgebirge 
des Tannus sich anlagert, so ist doch die wirkliche Auflagerung noch nirgends 
aufgeschlossen. Es frägt sich auch, ob dieselbe unmiltelbar oder durch Stein- 
kohlen vermittelt ist. Bei Lindheim am Fusse des Vogelsherges fanden Bohr- 
versuche darauf statt. Dieselben schlossen folgende Schiehten auf: Sandstein 
und Conglomerat mit Schieferthon 121 Fuss, grauer Kalk 16 Fuss, weissgrauer 
Schieferthon 37 Fuss, grauer Kalk 3 Fuss, thoniger 58 Fuss, Kalkstein 1 Fuss, 
weissgrauer Schieferthon Il Fuss, Kalkstein 6 Fuss, Kalkstein mit Schieferthon 
und Sandstein wechselnd 154 Fuss, Sandstein mit Schieferthon wechselnd. An 
andern Orten fanden Bohrversuche statt. An der Naumburg kommen Pilanzen- 
reste vor. In dem Steinbruche wechseln Sandsteine und derbe Conglomerate 
mit schwachen Lagen von Schieferihon. In leiztern sınd am häufigsten lange 
feine mit Nadeln besetzte Zweige. zweireihig und dichtgedrängt an grössern Aester. 
ansitzend. Sıe stimmen mit einem Theile der Walchien vollkommen überein, 
und denten au[ zwei von Gutbier aus Sachsen abgebildete Arten. Gemeinschaft- 
lich damit finden sich drei verschiedene Früchte und Coniferenreste. Calamiten 
sind sehr häufig, aber zerdrückt und schlecht erhalten, auch Farren z.B. Odon- 
topteris Fischeri. Die ganze Bildung tritt südlich von Frankfurt wieder her- 
vor und breitet sich bis Darmstadt hin, weiter im Hangenden der Steinkohlen 
am Hundsrück. Porphyre und Trappgesteine durchbrechen sie gangarlig in der 
Pfalz. Auch die Trapptrünmergesteine kommen in der Welterau vor, wogegen 
der Porpliyr hier fehlt. Deshalb und wegen der verhältnissmässig geringen 
Entwicklung der Trappgebilde könnte vielleicht der Sandstein der Wetterau älter 
als das Rothliegende sein. Doch möchten diese Abänderungen nur local sein 
und die Formation muss zunächst noch dem Rothliegenden gleich gestellt wer- 
den, (Rhein. Verhandl. X. 131—139.) Gl. 


v. Carnall beschreibt die Galmeilagerstätte bei Wiesloch, welche auf 
buntem Sandstein ruht und einen Zug Nlacher Höhen bildet. Auf diesen steht 
das Gestein fast überall unter der Dammerde an. Eine grosse Anzahl von Pin- 
gen und Halden eines sehr alten Bergbaues auf silberhaltigen Bleiglanz oder 
schon auf Galmei finden sich hier. Die gegenwärtigen Aufschlüsse sind am 
vollständigsten auf einem 80 Fuss tiefen Schachte erfolgt, ans welchem man in 
verschiedenen Sohlen und nach allen Richtungen hin durch Strecken und Ge- 
senke den Galmei verfolgt. Von senkrechten Klüften aus verbreitet sich der 
Galmei seitlich ın den horizontalen Schichten des Gesteins, Besonders sind es 


149 


gewisse Bänke des Kalksteines, welche vermöge leichterer Angreifbarkeit durch 
säurehaltige Quellen in der Nähe der senkrechten Spalten in Galmei umgewan- 
delt wurden, namentlich sind es versteinerungsfuhrende Schichten und es kom- 
men sehr häufig Steinkerne in Galmei vor, [Vergl. 1. 385. 386.] (Geol, Zeitschr. 
V. 5.) Gl. 
Nach Ewald kommen die Posidonien des obern braunen Jura, zumal 
des Oxford hinsichtlich ihrer Verbreitung zwar denen des Lias nicht gleich, fin- 
den sich aber doch in weit von einander entfernten Districten wieder und an 
manchen Orten so häulig, dass sie förmliche Posidoniengesteine zusammensetzen. 
Im Di:öme Departement kommen sie mit den Schichten des Ammonites Lamberti 
eng verbunden vor, im Ardeche-Departement über den Eisenerzen von la Voulte 
und Privas, welche den dem braunen Jura angehörenden Macrocephalenschichten 
Deutschlands entsprechen. Auch in Würtemberg finden sich solche Posidonien- 
sehichten und an der Porta Westphalica über den daselbst in’ Steinbrüchen ge- 
wonnenen eisenreichen Sandsteinen. (Geol. Zeitschr. V. 8.) a. 
In Curland erkannte Pander eine Zechsteinablagerung, die sich von der 
Windau nach Osten in das Wilna’sche Gouvernement erstreckt. Sie besteht aus 
den alten rolhen Sandsteinen aufgelagertem Kalksteine mit Myophoria obscura, 
Pleurophorus costalus, Avıcula antiqua, Mytilus Hausmanni. (Zbd. V. 14.) GI. 


v. Hagenow fand in 60 bis 70 Fuss über dem Wasser am Lebbiner 
Ufer den braunen und untern Jura mil vielen Petrefakten anstehend. Derselbe 
lieferte Ammonites tumidus, A. radians, A. solaris, A communis, Cardinia elon- 
gala. Eine neue Monolis anomala steht der M. decussata schr nah. Auch auf 
Gristow lagert brauner Jura in einer altern Schicht. In der Mergelgrube bei 
Nemilz gehen grosse Massen des braunen Jura theils als festes Gestein theils als 
schwarzer Thon mit gleichen Petrefakten zu Tage, von Kreide überlagert. Die 
Stadt Camin selbst steht auf braunem Jurasandstein. (Ebd. F. 15.) Gl. 


Castendyck, der Rochusberg oder Röchelsknapp bei Ibh- 
benbühren. — Der Rochusberg bildet eine Kuppe des am nordwestlichen 
Ende des Teutohurgerwaldes gelegenen Hochplateaus Schafberg, welches aus Stein- 
koblengebirge und sehr quarzreichem conglomeralarligem Sandstein besteht, und 
von jüngern Gebilden mantelförmig umlagert wird. In dem Sandsteine von Ib- 
benbühren selzen mehre bis 40 Zoll mächtige Kohlenflötze mit Schiefertheon auf. 
Die machligern Sandsteinschichten sind grobkörnig, conglomeratisch, die schwä- 
cheren von feinkörnigerem gleichmassigern Gefüge, daher jene als Mühlsteine 
diese als Flursteine gewonnen werden. Das Liegende ist nicht bekannt, im Han- 
genden tritt Zechstein, Trias, Lıas, Jura aufs Den-Rochusberg bildet Zechstein- 
dolomit, darunter folgt ein Kupferschieferflötz , hellgraue Sandsteinconglomerale, 
Weissliegendes, Der Hebungspunkt scheint am südwestlichen Gehänge des Pla- 
teau’s zu liegen, da auch hier die grössten Störungen vorkommen. Nordwest- 
lıch vom Rochusberge streichen die Sandsteinschichten, deren normales Streichen 
in N. 9 lieg; schon in N. 1—2, bald nachher in N. 3—5 mit entsprechenden 
westlichen und nordwestlichen Einfallen. Von hier schwenkt das Gebirge voll- 
ends herum und fallt an der nördlichen und nordöstlichen Seite von Steinbeck 
bis Mettingen regelmässig flach gegen N, und NO. ein und an den Stellen wo 
jüngere Gebilde bekannt sind, wird es conform überlagert. Die Dolomitmasse 
des Rochusberges ist am südlichen und östlichen Abhange des Berges in 300 
Lachter Länge und 100 Lachter Breite anfgeschlossen. Gegen SW. liegt sie 
im Normalstreichen des Sandsteines, wendet sich aber im’ östlichen Fortselzen 
bis N 4 gegen NO. mit 12—40°9 südlichen Einfallen. Das Verhalten zum Ku- 
pferschiefer und Weissliegenden ist noch nicht ermittelt. Der Dolomit ist ein 
umgeänderter Zechsteinkalk. In der Tiefe herrschen ungeschichtete oder undeul- 
liche mächtige Bänke, nach oben die den Zechstein characterisirende wellenför- 
mige Sehichtnng. Der kohlensaure Kalk des Zechsteins findel sich nur noch als 
Ueberzug auf den obern Schicht- und KRluftllächen, als Ueberzug von Quarzkry- 
stallen, welche die Drusen des Dolomites erfullen. Jemehr letzterer verändert, 
desto kieseliger und quarzreicher ist er, stellenweis geht er in wirkliches Kie- 
selgestein über, daher bei seiner Bildung auch Kieselsäure eine bedeutende 


v 


150 


Rolle gespielt haben muss. Als zufällige Vorkommnisse finden sich Schwerspath, 
Kupfer, Blei, Schwefeleisen, Eisen, Zink , theils rein ausgeschieden, theils als 
innige Imprägnation im Dolomit: der Schwerspath als Ueberzug von Quarzkry- 
stallen; Kupfererze als kleine traubige Anhäufungen von Kıystallen oder Mala- 
chit; Bleiglanz in Körnern oder Plättchen. Der Eisengehalt ist Gegenstand berg- 
männischer Gewinnung. Der Eisenstein ist ein Brauneisenslein von hell- und 
dunkelbrauner bis stahlgrauer Farbe, in Lagern , Nestern , Trümmern, und an 
den Saalbändern der Klüfte. Auf der Hohe des Berges findet sich zwischen einer 
losen sehr verworrenen kieseligen Masse ein leıchterer Eisenstein. Bei der Ver- 
härtung trat ein nicht geringer Ziukgehalt hervor, der als Zinkschwamm im Ge- 
stell das Eisen verschlechterte. Es ist daher mehr ein eisenhalliger Galmei, 
wie denn auch wirklicher Galmei vorkommt. Die Analyse wies 35 bis 40 püt. 
Zink nach. Der nachher aufgefundene Galmei liegt in einzelnen netzarlig zu- 
sammenhängenden Trümmern und unförmlichen Massen Das KupferschieferNötz 
ist erzleer und sehr mergelartig und durch den Einfluss des auf dem unterlie- 
genden Sandstein niedergehenden Wassers stark verändert. Das Weissliegende 
ist nieht näher untersucht. Das Erzvorkommen ist gauz eigenthümlich, weder 
in Gängen noch Flötzen oder Stöcken und Nestern, sondern in unregelmässigen 
Massen mit allseitigem Uebergange in das umgebende Gestein. Die Bildung 
fällt gleichzeitig mit der Umwandlung in Dolomit. (Ebd. 140—151.) Gl. 


Koch, Beiträge zur Geognosie Mecklenburgs. — Ein 
mächtiger Strom vermittelte einst dıe Verbindung zwischen dem Schweriner See 
und der Elbe. Die deutlich einfallenden Thalgehänge an der Westseite der Stör 
über Muess, Consrade, Plate, Banskow, Mirow, Goldenstedt, auf der Ostseite 
über Zieflitz, Göhren, Tram , Klinken und Garwitz sind die Ufer dieses frühern 
Stromes. Von der Elde durcbbrochen zeigen sie sich südlich wieder in den 
Höhenzügen von Dütschow, Brentz, Blieverstorf, Kolbow, Prinslich, Beckentin. 
Das Elbbeit lief ın Mecklenburg über Raddenfortk, Schlesin, Fabel, Loenz, Volz- 
rade und Lübthen, bier durch die Sude unterbrochen erkennt man die allen 
Ufer wieder bei Beizenburg bis gegen Bergedorf. Dieser Larf bildete sich zur 
Diluvialzeit. In dem Bette und dessen Umgebung sind tertiäre Sande, Braun- 
kohle und Bernstein aufgeschlossen und deuten für diese Epoche auf ein tertiä- 
res Meer, dessen Ufer durch die Kreideinseln gebildet wurden. Als solche darf 
man bezeichnen die Gränzen von Boizenburg über Hagenow, die Südspitze des 
Schweriner See’s, Crivitz, Parchim und die Ruhner Berge. Oberflächenbeschal- 
fenbeit und Bodenbildung sprechen für diesen Umfang. Nordische Geschiebe 
fehlen auf dieser ganzen Terrain völlig. Auf der angegebenen Linie erhebt sich 
in ziemlich steil anfsteigendem Abhange aus dieser lHaideebene das Geestland, 
ein lehmiger fruchtbarer Boden mit zahlreichen nordischen Geschieben und Krei- 
detrümmern,, mit wellenförmiger Oberfläche, mit Erdfällen und grössern Land- 
seen. Die Oberfläche der Haideebene spricht für locale Störungen, während der 
terliären und diluvialen Zeit. So ist die Hochebene zwischen Hagenow , Lud- 
wigslust und Schwerin gehoben, der Sonnenberg hei Parchim. Der Lübtheener 
Gypsstock scheint (?) selbst Diluvialschichten gehoben zu haben. Für die Haı- 
deebene selbst lassen sich drei verschiedene geologische Gebiete aufstellen. 
Das jüngste derselben ist das der Flussalluvionen, characterisırt durch schlam- 
mige fette marschartige Bodenmischnngen, durch Torfmoore und Bruche, durch 
stete Abwesenheit der Tertiärgebilde. Das andere oder Haidegebiet hat einen 
schwarzen humusreichen, eisenoxydhaltenden Sandboden, unter dem sehr weisser 
Quarzsand mit Glimmerblättchen und Feldspathkörnchen auftreten. Auch das 
schon erwähnte Fehlen aller Gerölle ist höchst beachtenswerth; ferner das Vor- 
kommen von dünenartigen Sandhügeln. Das Gebiet der nordischen Geschiebe 
endlich bildet hüglige oft wilde Partien mit steilen Gehaängen, mil, Landseen 
und Erdfällen. — Der Lübtheener Gypsstock wurde 1825 in einem Hügel von 
Flugsand entdeckt. Er ragt nur 7 Fuss über den Wasserstand hervor. Ein 
Dolomitgestein liegt schieferartig in grössern und kleinern Partien zertrümmert 
um den Gyps herum. Zwischen den zackig emporstehenden Gypsköpfen finden 
sich aufgerichtete Schollen eines dolomitischen Kalkes mit Poren und Blasen- 


151 


räumen. Der umgebende Sand enthält Thongallen, Gerölle, ist völlig reinge- 
waschener Seesand. Das Centrum der Gypsmasse bildet ein anhydritartige.« 
fester Gyps von grosser llärle, in steil aufgerichlete Bänke zerklüftet, die Klüfte 
mit Sand erfüllt, <. Th. auch mit Franeneis und Alabaster. Weisser fester Gyps 
umgibt dieses Centrum manlelförmig und geht nach Aussen in andere Varieläten 
über. Das ganze Vorkommen gleicht in geognostischer Hinsicht dem Linebur- 
ger Gypse. Zu erwähnen sind noch die im Gyps hervorbrechenden- Quellen, 
unter denen eine Salzgnelle mit 170 R., eine Schwefelqnelte mit 14% R., eine 
Stahlgquelle wit 10% R. und eine Süsswasserquelle mit Li® R. zu beachten sind. 
Sämmiliche Quellen liefern während der Sommermonate etwa 90 Cubikfuss Was- 
ser in der Minute. (Mecklenburger Archiv VI. 17--57.) Gl. 


Schafhäutl, über die geognostischen Horizontein den 
baierischen Voralpen, — Die räthselhafte Natur der baierischen Alpen 
fällt sogleich in die Augen, wenn man ein Profil durch dieselben mit den Ge- 
birgsdurchschnilten andrer Länder vergleicht. Sch. hat seit einer Reihe von 
Jahren mit grossem Rifer uud nach allen Richtungen hin dieses räthselhafte 
Schichtensyslewn untersucht und bereits vieles Dunkel darin aufgehellt. Eın be- 
sonderes Interesse erregt hier die irrthümlich mit Solenhofen identifieirte Wetz-: 
steinformalion, von der zunächst wieder eine Ueber- und eine Auflagerung spe- 
ceieller beschrieben wırd. Zu der einen Lagerstätte führt die Schlucht des Halb- 
loch zwischen Steingaden und Füssen ins Thal des Trauchgebirges. Dieselbe 
entstand durch einen Riss, welcher den Mühlschartenkopf an der nordöstlichen 
Seite von einem Ahhange des Buchherges an der südwestlichen Seite trennt. 
Die Schichten beider Seiten sind verworfen, im Streichen und Fallen verändert. 
Schon Eingangs besteht das rechte steile Ufer aus aufgerichtelen anf dem Kopfe 
stehenden Schichten , welche am linken Flussufer unter 35 bis 400 südlich ein- 
fallen. Am linken Ufer nach Süden gewandt Lreten Kalksandsteine auf, anfangs 
hellsran, später dunkler bis schwarzgrau, dort sehr feinspliltrig, hier grobsplitt- 
rig. Das lichte Gestein beim Bruckschmied gibt siellenweis Funken am Stahl 
und hinterlässt mit Salzsäure eine sanıdige leicht zerdrückbare Masse. Der Kalk 
herrscht also über den Quarzgehalt. Die Schichten wechseln von 1‘ bis über 
12°. Mächtige Bänke grobkörnig und mit gelben unregelmässigen Flecken auf 
dem Bruche folgen, dann kommen Schichten mit sehr vorherrschender Kiesel- 
erde. Darauf lagert eine widersinnig einschiessende Schicht gelbgrünen musch- 
lig brechenden Kalkes mit Spuren von Thon. Nun treten wieder mächtige 
Bänke von Kalksandstein auf. Feingeschieferte. Schieferthone trennen die fol- 
genden Schichten, die bald grob- bald feinkörnig sind und auf den Schichtflä- 
chen häufig schwarze und weisse Glimmerblättehen zeigen. In den weiten Schich- 
ten spielen kohieusaures Eisen- und Manganoxydul eine bedeutende Rolle, indem 
durch Verwillerung die Kalksandsteine in eisenhaltige Sandsteine verwandelt 
werden. Diese sandigen Schichten bilden immer mächligere Lager an der Ober- 
fläche mit einer gelben Verwilterungskruste: bedeckt und nach und nach ganz 
zersetzt. Auf diese zersetzien Sandschiefer folgen jene Mergellager mit herr- 
schender Thonerde und Chondrites. Das erste Lager besitzt eine schollige oder 
schaalige Absonderung, auf den Absonderungsflächen schwarzbraun glänzend wie 
polirt, auf den Sprungllächen mit Chondriles intricalus. Es folgt wieder regel- 
mässig geschieferter Sandstein mit grünen Körnern und vielen Glimmerblattchen 
auf den Schichtflächen. Ueher 15° mächtige grünlich gelbe Mergellager bedecken 
diesen Kalksandstein. Sie führen Chondrites aequalis. Kalksandstein tritt wie- 
der auf. Nıun sind die sanften Thalgehänge mit Vegetation bedeckt und die 
Gesteinsschichten nicht mehr zugänglich. Auf dem rechten Ufer des Halbloches 
liegen die Schichten beinah höhlig , rechtsinnig einschiessend (150). _Merglige 
Bildungen herrschen vor, die Schichtung wird regelmässiger, die Schichten mäch- 
iger. Die unterste 5° mächtige Bank besteht ans diehtem grauem grohkörnigen 
Mergelschiefer mit welliger Bruchfläche und weisser Verwitterungsfläche. Dann 
folgt Kalksandstein mit untergeordneter Kieselsänre, grasgrünen Puncten auf der 
Bruchfläche und mit brauner Verwitterungsfläche. Auf ihm lıegt ein mächtiger 
Kalkmergel, der zu hydraulischem Kalk benutzt wird. Dichte schwarzgraue grob- 


152 A 


körnige Schiefer von 1‘ Mächtigkeit folgen. Der Thon herrscht darin. Mer- 
gelschiefer in welliger Schichtung mit eingewachsenen Knollen, schwarzgrau und 
Chondrites intrieatus führend lagern darüber. Dann folgen hellgelblich graue 
Kalkmergelbänke, zwei Fuss mächlige sammtschwarze. Schieferthone, lichtgelblich 
gvane Kalkmergelbänke, schwarzgrauer, leinkörnig splittrig spaltender Mergel 
geadert und punelirt auf der Bruchfläche, wiederum hellgelblich graue Kalkmer- 
gel mit schwarzen Linienflecken auf der Bruchfläche, endlich grauer feinkörniger 
Kalksandstein mit Spuren von Chondrites linearis. Nun stehen die Schichten 
wieder auf dew linken Flussufer zu Tage. Berggrüne Schieferthone treunen die 
Kalksandsteine, darüber dichte Kalkmergelbänke, dichte muschlig brechende Kalk- 
mergel mit Chondrites furcalus, zulelzt dunkelgrüner dichter, splitwig brechen: 
der Kalksandstein mit streifiger BruchNäche. Die steilen Ufer des Flusses ge- 
statten keine weitere Verfolgung. Indess wirderholen sich die letzten Schichten 
mehrfach: die Ralkmergel enthalten Münsteria annulata, Helminthoida crassa und 
zuletzt Chondriles furcatus. In den Rohrecken angelangt, wo der Lobenthalbach 
in den Halbloch einmündet, finden wir eine eigenihumliche Sandsteinbildung, 
grau, mil viel Glimmer auf den Absonderungsflachen, „ie Bänke durch weıche 
schwarzgrane sehr glimmerreiche Schieferihone geschieden. Dann beginnen die 
schiefrigen Gesteine eine andere Physiognomie anzunehmen, sie werden dunk- 
ler, dichter, schwer von Säuren angreilbar, ins Grünliche ziehend, mit dunn- 
schiefrigen brannrolben Mergeln wechselnd. Auf sie folgen plaltenformige 
schwarze Schiefer mit dichtem sammtarligem Brüche, von weissen Kalkspath- 
adern durchzogen, von Sauren gar nicht angreılbar, kohlensaures Eisen und 
Manganoxydul enthaltend, mit papierdannen Schiefern wechselnd und von mach- 
tigen Ihonigen Schielern eingeschlossen. Im Bachbelte finden sich von nun an 
grosse Trümmer von Wetzsteingebilden und braunrothem Marmor. Hoch oben 
zur Linken am Rosskopf sieht man den Weizstein vom braunrothen Marmor 
überlagert. Im Bache aufwärts erscheint noch einmal der grobkörnige Reisels- 
berger Sandstein auch der schwarze Schiefer mit grunen Schiefermergeln wech- 
selnd steil von N nach S einschiessend. Es folgen knollige schwarze grau- 
lich- braune dichte Kalkmergel, conglomeralarig und dann sammtschwarze 
Hornsteinplatten. Diese sind beieckt von schwarzgrünlichen, sehr zahen, 
auf dem Bruche schillernden Kalkhornsteinschichlen die nur gepuivert mit 
Säuren brausen und am Stahle Funken geben. Darauf kommen die schwarz- 
grauen Mergelschiefer der Klanne und auf sie die Weizsteingebilde. Diese 
sind bequemer am rechten Bachufer zu untersuchen und zwar im Ho- 
hengraben. Ihre Schichten schiessen steile in von Nord nach Süd und slrei- 
chen von Ost nach West. Ihre Farbe ist gelblich weiss, ihr Bruch beinah 
muschlig. Neben Tausenden Aptychen fuhren sie Ammoniles raricoslalus. Wei- 
ter aufwärts liegen auf dem röthlichen Mergelgebilde wieder gelblich weisse 
Weizsteine, diese ändern noch höher hinanf ihr Streichen und Fallen. Der 
überlagernde schwärzliche Schieferthon mit den schwarzgrauen Fleckenmergeln 
ist voll von Amaliheen. Daruber folgen Amalıheekalkmergelschiefer und Punkt- 
fleckenmergel, letzterer mit Ammonites Bucklandi etc. Demnach gehören die 
den Wetzsteingebilden eingelagerten Schichten entschieden zum Lias. Aber es 
finden sich darin auch Hallstädter Globiten. Im Hohengraben aufwärts steigend 
findet sich braunrolber Marmor mit rothen Hornsteinen und dem ächlen Ammo- 
nites fimbriatus. Daran sehliesst sich ein etwas grunlicher Kieselmergel, dann 
hellrother Hornsteinmarmor, zuletzt wieder zwei Schichten des Wetzsteingehil- 
des. Aus dieser Darlegung folgt, dass alle hier auftretende Liaspetrefakten fuh- 
rende Schichten von den Wetzsteingebilden eingeschlossen sind. Die unmiltel- 
bare Auflagerung der Wetzsteingebilde anf die schwarzen Schiefer bieten die 
Bachsohlen am rechten Ufer des Kochelsee’s, jenes Thal in welchen der Laim- 
bach herabkommt. Hier folgt: grobkorniger Sandstein, feinkörniger schr dun- 
kelgrauer grobsplitiriger Kalksandstein,, Kalkmergellager, am sogenannten Holz- 
fang dann 6° mächlige lichtgraue Kalksandsteinbanke steil von Nord nach Süd 
einschiessend. Weiter aufwärts wird der Kalksandstein auf frischem Bruche 
schwarz feinkörnig, zulelzt dicht und eben, dann mit Mergeln wechseilagernd, 


155 


endlich die schwarzen sammelartigen Schiefer, hierüber schwarze Schieferthone 
und Lager von Hornsieinen mit grünlich grauer Farbe. Nach weiterm Wechsel 
der Gesteine folgen dann die Wetzsteingebildee Hier in diesem Gebiete finden 
sich in den schwarzen nnd Fleckmergeln Ammonites amaltheus, A. Murchisonae, 
A. costatus, A. fimbrıatus, A. Bucklandi, die über das Alter nicht den gering- 
sten Zweifel lassen. Emmerich liess sich durch eine dem Aptychus lamellosus 
ähnliche Art verleiten diese Schichten mit den Sohlenhofer zu identificiren. 
Das Schlussglied dieser Bildung macht der graue bituminöse Kalk am Katzen- 
berge, der die höchsten Kuppen in den östlichen Alpen zusammensetzt und Te- 
rehratula lacunosa, Lilhodendron dichotomum, Apiocrinus rotundus, Melania 
striala u. a. führt, die anf jurassischen Korallenkalk deutlich genug hinweisen. 


(Bronn’s Jahrb. 399—432.) al. 
Hassenkamp, Beiträge zur geognostischen Kenntniss 
der jüngern Gebirgsglieder des Rhöngebirges. — An den Ab- 


hängen der Muschelkalkhöhen des Rhöngehirges treten Kalktuffllager auf, deren 
Bildung unter Vermittlung von Gräsern und Moosen noch fortdauert und die bei 
Weisbach und Öberelsbach technisch benutzt werden. Ausser Pflanzenahdrücken 
finden sich darin Schalen von Helix, Bulimus, Clausilia u. a. Landconchylien, 
die sämmtlich lebenden Arten angehören, doch in tiefern Punkten in andern 
Zahlenverhältnissen als jetzt, daher der Anfang der Tuffbildung in die Quartär- 
periode zu verlegen ist. Das scheint auch mit der Flora der Fall zu sein. 
Alle Gesteine der tertiären Zeit bestehen aus Geröllen, Thon, Braunkohlen, Süss- 
wasserkalk, Süsswasserquarz. Von Kaltennordheim sind ausser Pflanzenresten 
Schalen von Planorbis und Helix, ferner Rhinoceros incisivus, Cervus bekannt, 
von Bischofsheim nur Pflanzen, von Sieblos Paludina, Melania, Pflanzen und 
Fische. Alle diese Petrefakten deuten aaf ein miltelterliäres Alter der Braun- 
kohlenformation. Bei Burkards im Fuldatbale ist folgendes Schichtenprofil auf- 
geschlossen: 1) Lehm mit Basaltstücken, 2) Braunkohlen mit völlig unregel- 
mässig gelagerten Holzstämmen. 3) Thon. 4) Gerölle aus buntem Sandstein 
und Phonolith ohne Basait. Die Basallkuppen an der Fulda sind daher später 
entstanden als die Gerölle abgelagert. Die Lagerung der Holzstämme lässt die 


Braunkohle als eine Strombildung erscheinen. (Zbd. 437 — 441.) @l. 
Tasche, die Tertiärformation am Rande des Vogelsber- 
ges. — Nachdem Genth bereits die Bildungen des Mainzer Beckens am Nord- 


rande des Vogelsberges von Treisa bis Neustadt nachgewiesen , verfolgt T. die 
Forisetzung derselben. Oestlich von Giessen in der Rabenan begegnet man hin- 
ter dem Basalie des Hangensteines Sand- und Quarzbildungen der Tertiärzeit, 
Der Sand von Wieseck, in den obern Lagen Sphärosideritknollen führend ist von 
denselben nur durch einen Basaltrücken getrennt. Zevstreut liegen auf ihm 
weisse kanlige Blöcke eines in dichten "Quarz übergehenden Sandsteines. Das 
ganze Gebilde lagert auf bunten Sandstein. Bei Homberg an der Olın tritt: zwi- 
schen bunten Sandstein und Basalt dieselbe Ablagerung wieder auf, theils auf 
ersteren ruhend, theils auf Kalk- und Mergelbänken, die vielleicht den Litorinel- 
lenkalken des Mainzer Beckens entsprechen. Weiter nach Osten bei Alsfeld er- 
scheinen Braunkohlenthone und Braunkohlen, doch ist hier der Sand noch nicht 
anfgefunden. Sande und Sandsteinguader aber dehnen sich zwischen Angers- 
bach, Rudlos und Schadges ans. Die Schlucht von Allendorf bis Climbach ent- 
blösst einen geschichteten vulkanischen Tuff, .der viel Basalt, Dolerit und andere 
vulkanische Gesteinsstücke aufschliesst und von blauem Basalt bedeckt ist. Um 
Climbach selbst findet man auf kanm !/a Quadratstunde folgende Gesteine bei- 
sammen: Basalt, conglomeratischen Basalttuff, grauen dichten Basalttuff mit Pflan- 
zenresten, Dysodil, grünlichen Mergel mit Süsswasserkalk und Süsswasserquarz. 
Der Dysodil ist ein Product microscopischer Algen und Schlamminfusorien. Die 
chemische Analyse ergab 20,00 Wasser , 100,00 Asphalt, 7,60 Gase und 62,40 
Rückstand. Der Süsswasserkalk führt Planorbis declivis, andere Schnecken und 
Früchte. Ihm entspricht auch dıe Kalkablagerung im neuen Wald bei Allendorf 
und bei Flinschhausen, In der nächsten Umgebung von Homberg sind an zwei 
Punkten Kalkschichten gefunden, auf dem Wege nach ‘Appenrode wo er Litori- 


10 rr 


154 


nella acuta führt, und bei Dannerod mit Lirmnaeus acuminatus und Cerithium 
punctulatum. Demnach scheint nun das Meer des Mainzer Tertiärbeckens über 
den grössten Tbeil von Rheinhessen, einen Theil der baierischen Pfalz überdeckt 
und zwischen den Erhöhungen des Rheinischen Schiefergebirges und der pluto- 
nischen Gebilde des Odenwaldes und Spessarts, sowie des bunten Sandsteines 
andererseits sich ausgebreitet zu haben. (Ebd. 141—149.) @l. 


J.Steininger, geognostische Beschreibung derEifel (Trier 
1853. 40.) — Diese Schrift zerfällt in drei Abschnitte, zwei kürzere geogno- 
stischen Inhalts und ein sehr umfangsreicher über die Versteinerungen, dem sich 
dann die allgemeinen Resultate anreihen. Hier heben wir zunächst das Geo- 
gnostische heraus. 1. Thonschiefer und Quarzfels. Bekanntlich setzt der Thon- 
schiefer mıt mächtigen Quarzfelslagero und Grauwackenschiefer das Schieferge- 
birge zwischen dem Rheine, der Mosel bis von Bingen nach Metlach zusammen. 
Der Thonschiefer tritt noch auf der linken Moselseite auf und geht westlich bis 
zu folgenden Punkten: Niederkaib und Landscheid mit südlichem Fallen, Nie- 
derscheidweller mit nördlichem Fallen, Cettenfeld und Manderscheid, Uesshach- 
thal bei Lützerath mit steilem südlichem Fallen, Gillenfeld (Llandiloflags),, in 
der Tiefe des Marterthales, bei Müllenbach, Düngenheim, Mayen, Andernach, 
Nickenich, welche Localitäten Murchison dem cambrischen System unlerordnete, 
obwohl sie entschieden silurische Petrefakten führen. Der Thonschiefer und 
Quarzfels des Hundrücks muss vielmehr mit der Eifel vereint bleiben. Jene 
fallen zwar im Allgemeinen viel steiler ein und sind petrographisch abweichend, 
allein diese Gründe genügen zur Trennung nicht. Nach der Eifel hin findet 
man nur schiefrige thonige und sandige Grauwacke mit Grauwackensandstlein 
wechselnd, bis man bei Pelm und Gerolstein in den Kalk gelangt. Bei Coblenz 
greift die schiefrige Grauwacke weiter nach Osten bis Brodenbach und Boppard. 
Aehnlich herrschen in den Ardennen Thonschiefer und Grauwackenschiefer von 
Schöneseifen und Dreiborn bis Monljoie, wo Dachschiefergruben sind, aber die 
Quarzlager sind selten. Wir verfolgen die Gesteine in den Ardennen nicht wei- 
ter und wenden uns Il. zum Grauwacken- und Kalkgebirge der Eifel. Die 
schiefrige Grauwacke dieses Gebietes scheint beslimmt jünger zu sein als die 
Moselgebirge und Ardennen. Die Schiefer zu Wiesbaden senken sich mit nord- 
westlichen Fallen unter den Thonschiefer und Quarzfels des Rheinthales, unter- 
teufen also die Eifel. Die Kalklager dieser mit der zwischenliegenden Grau- 
wacke füllen grosse Mulden, deren Längsachsen von Süd nach Nord gerichtet 
sind und deren Ausdehnnng mehrfach gestört ist. Von Prüm nach Osten gehend 
erkennt man die Lagerungsverhältnisse am ehesten. Das lınke Ufer des Prüm- 
baches wird zu Prüm durch einen etwa 200 Fuss hohen Abhang gebildet. Am 
Bache steht thonige Grauwacke, gegen die Mitte des Abhanges geht sie in einen 
graubraunen Sandstein über, der dieselben Versteinerungen führt, auf der Höhe 
des Abhanges sind Schichten von linsenförmig körnigem Rotheisensteine gleich- 
förmig eingelagert. In einiger Entfernung folgt ein Kalklager, deren später noch 
mehre auftreten. An der Chaussee von Prüm nach Büdesheim südöstlich von 
Weinsheim erscheint der Kalk dunkelblau, wıe sonst nirgends in der Eifel. 
Oestlich von Rommersheim werden die Wiesen durch Dolomitfels begränzt, der 
dem grossen Dolomitzuge von Schönecken nach Büdesheim angehört. Unter ihm 
tritt bei Schöneken Kalk aus der Ihonigen Grauwacke hervor. Der Dolomit löst 
sich ohne Rückstand in Salzsäure auf, enthält weder Thonerde noch Eisenoxyd. 
Eine andere Probe lieferte 11,6 Quarzsand, 6,9 Eisenoxydhydrat mit Thon, 18,8 
kohlensaurer Kalk, 41,3 kohlensaure Magnesia, 20,4 Verlust, Zu Büdesheim ist 
der Dolomit eine aus krystallinischen Körnern lose verbundene leicht zerreibli- 
che Masse. Das Streichen ist hier h 4 mit 460 südöstlichem Fallen. Der 
körnige Rotheisenstein tritt ebenfalls wieder auf und über demselben ein Kalk- 
flötz. Die andere grosse Kalkablagerung der Eifel wird begränzt von Lissingen, 
Gerolstein, Gees, Berlingen, Hohenfels, Betteldorf, Oberehe, Nohe, Ardorf, Dor- 
sel, Leudersdorf, Hillesheim, Bolsdorf und Bewingen. Die Verhältnisse sind hıer 
ähnliche wie vorhin. An der Kill ist der Rotheisenstein der sandsteinartigen 
Grauwacke eingelagert. Gegen Gerolstein hin wechseln schwache Kalkschichten 


155 


mit meist thonıger Grauwacke. Darüber liegt Dolomit von Gerolstein bıs Pelm 
felsbildend. Eine dritte bedeutende Kalkmasse zieht sich von.Lissendorf über 
Gönnersdorf, Feusdorf, Ahrdorf, Hinzersdorf, Oberfreilingen, Lommersdorf, Udel- 
hofen, Dollendorf, Wisbaum. Die Schichtenfolge bietet hier nichts Eigenthümli- 
ches und ist im Ahrthale am besten zu studiren. Ein anderer Kalkdistriet bil- 
det einen schmalen Streifen von der Hammerhütte nach Basem , Schmidtheim 
bis Blankenheimdorf u.s. w. Endlich ist der Distriet zwischen Marmayen, Kra- 
kel, Sistig, Rinnen, Sötenich , Kalkmuth u. s. w. noch zu erwähnen. Dem Alter 
nach sind alle diese Kalke devonisch, während das Uebergangsgebirge unter 
demselben silurisch ist, die Gränze zwischen beiden bleibt unbestimmt. Der 
bunte Sandstein lagert sich der ältern Eifel auf und zieht in schmalem Streif 
von Oos und Müllenhorn über Scheuern, Lissendorf, Wisbaum nach Bewingen. 
Auf dem Dolomitgebirge und dessen Vertiefungen ist durch die ganze Eifel eine 
Niederlage von dichtem Brauneisenstein verbreitet, der verhüttet wird. Gl. 


Hebert, über das Alter des Pisolithkalkes. — Wir haben 
schon Bd. I. S. 243. H.’s Ausicht hierüber mitgetheilt, gehen aber auf dessen 
neue Mittheilung nochmals ein, da sich dieselbe auf die geltend gemachten er- 
heblichen Widersprüche bezieht. Das bereits erwähnte Vorkommen des Pecten 
quadricostatus bei Montereau ist ein schlagendes Zeugniss für kreidiges Alter. 
H. fand nun an der Seite des Petersberges beı Mastricht am äussersten Hügel 
in einem Hohlwege zahlreiche graue sehr harte Kalkblöcke, welche Steinkerne 
von Lucinen, Cardien, Tellinen u. a. führen, auch Dentalium Mosae. Diese 
Blöcke sind von den höhern Schichten herabgekommen , wo sie in festen Bän- 
ken anstehen und von einer gelblichen sandigen Kreide bedeckt werden. Ueber 
dieser lagert noch eine Bank gelblichen dichten Kalkes mit Polypen und zahl- 
reichen Conchylien. Unter letziern fand sich Corbis sublamellosa, die im Piso- 
lithkalk so überaus häufig ist. Von Gasteropoden waren es Trochus, Turbo 
u.a. aber auch Nautilus simplex, der im Pisolithkalk von Montainville vorkommt. 
Demnach existirt zu Mastricht eine oder mehre in die gelbe sandige Kreide 
eingelagerie Bänke eines dichten festen Kalkes, welcher paläontologisch und pe- 
trographisch mit dem ächten Pisolithkalk vollkommen übereinstimmen. Aus die- 
sen und andern Untersuchungen gelaugt H. zu folgenden Resultaten: 1) Die 
graue Kreide mit Fissurirostra pecliniformis, der untere Theil der obern Kreide 
von Mastricht bedeckt bei Ciply die weisse Kreide mit Feuersteinlagern, wäh- 
rend der obere Theil der weissen Kreide fehlt. 2) Wenn die feste Kreide exi- 
stirt, gehört die sie bedeckende gelbliche zu den obern Assisen der Mastrichter 
Kreide. 3) Die weisse Kreide ist also vor der obern Kreide abgelagert wor- 
den. (L’Instit. 300 ) Gl. 


Literatur. @Quarterl. jowrn. geol. soc. enthält im Augustheft: Daw- 
son, über die Albertgrube im Kohblengebirge von Neu-Braunschweig 107— 114. 
— Heneken, tertiäre Ablagerungen auf St. Domingo 115—129. — Ribeiro, 
über die silurischen uud Kohlengebilde von Bussaco in Portugal 1395—143. — 
Ramsay, über die untern paläozoischen Gebilde von Nord Wales und Schrop- 
shire 161— 176. — Jukes, Caradocsandstein in Südstaffordshire 179-181. 
— Harkness, das silurısche System in Kirkudbrightshire 181 — 186. — 
Fleming, zur Geologie des Punjaub 189 — 200. — Nelson, zur Geologie 
der Bachamas 200214. — Sedgwick, über die Theilung des Caradocsand- 
steines 215— 230. — Austen, die obern paläozoischen Schichten in Boulon- 
nais 231— 245. 


Sillimann’s americ. journ. of sc. a. arts. Maiheft: Hopkins, über 
die Veränderung des Klimas auf der Erdoberfläche 34— 341. — Mather, 
über das angeblich grosse Kohlenlager der Perry County 450. 


Proceed. acad. nat. sc. of Philadelphia VI. Nr. VI. Novbr. 1852 
bis Febr. 1853: D. Owen, zur Geologie von Wisconsin, Jowa und Minne- 
sota 189—191. — Conrad, über die Tertiärschichten von St. Domingo und 
Wicksburg 198—199. — 


156 


Paläontologie. — Tuomey, fossile Conchylien aus 
den Tertiärschichten von Wilmington. — Die nachfolgenden Con- 


chylien liegen in einem groben Kalkeonglomerate in der Nähe von Kreidegebil- 
den und sind von Lyell für eocen erklärt worden. Die Arten sind sämmtlich 
neu und von T. diagnosirt, einige jedoch so kurz, dass sie schwerlich wieder 
erkannt werden, auch die Verwandtschaftsverhältnisse nıcht angegeben , was wir 
unbedingt von der Begründung neuer Arten fordern müssen. Es sind: Trochus 
nixus, Pyrula ampla, Fusus abruptus, Conus mutilatus, Voluta conoides, Trigo- 
nia divaricata, Tr, lunata (beide von der Tr. septaria aus dem Septarienthon von 
Biere verschieden schon in Zahl und Beschaffenheit der Rippen), Cardila tra- 
pezium, Cucullaea laevis, Arca cancellata. (Proceed. acad. mat. sc. Philad. VI. 
6. p. 193.) @l. 


Conrad, tertiäre Mollusken von St.Domingound Vicks- 
burg. Die Lagerstätte dieser Gonchylıen ist ebenfalls eocen, da sich keine 
einzige lebende Art darunter findet, wohl aber drei entschieden eocene gemein 
sind und nur 2 oder 3 analoge Formen unter miocenen haben. Seine auf Mya 
cancellata begründete Gattung Cryptodon ändert Conrad bei dieser Gelegenheit in 
Schizothaerus um, da Turton jenen Namen schon früher vergeben hat und fuhrt 
hier Sch. Nuttalli (Cryptodon) auf, ferner Unio Mortoni Conr. (= U. turgidus 
Lea), Ostraea titan. Aus der Kreide erkannte er Ph. pectorosa , Inoceramus 


Senseni, I. perovalis. (Zbid. 199.) Gi. 
Bouve, neue Echinodermen aus den untern Tertiär- 
schichten in Georgia. — Die hier kurz characlerisirten Arten sind: Ca- 


topygus palelliformis, Hemiaster Conradi, Cidaris und Arbacia sp. ind., Pygo- 
rbynehus Gouldi (= Nucleolites Mortoni Conr. also doch richtiger Pygor. Mor- 
toni). Den drei Arten sind Abbildungen beigefügt. (Boston soc. nat. hist. 1851 
p. 3.) Gl. 
Stimpson führt aus den postpliocenen Ablagerungen ın Chelsea auf: 
Balanus rugosus, Mya arenaria, Solen ensis, Mactra solidissima, Venus mercena- 
via, Astarte sulcata, A. castanea, Cardita borealis, Mylilus edulis, Modiola ımo- 
dioles, Ostraea borealis, Fusus decemeostalus, Buceinum plicosum, B. trivitta- 
tum. Die Lagerstätte ist ein blauer Kalk und KRieselgerolle und sämmtliche 


Arten kommen in der Nähe noch lebend vor, (Zbid. 9.) Gl. 
More a. Lonsdale, fossile Mollusken und Corallen von 
St. Domingo. — Die Lagerställe bilden Sandstein, grüne oder blaue Schiefer 


und Tufkalk. In ersterem fanden sich nur Columbella mercatoria, Lucina pen- 
sylvanica, L. tigerin.. im Kalktuff kommt Pleurotoma virgo die lebende Art 
vor, ausserdem eigenthümliche Arten von Cassis, Venus, Spondylus, Arca, Ostraea, 
Chama. Der Schiefer ist ungemein reich und lieferte 4 Fische, einen Krebs, 
163 Mollusken, 1 Eehinoderm und 10 Polypen. Die Fische gehören der eoce- 
nen und miocenen Zeit an. Unter den Mollusken sind 14, die an den verschie- 
densten Orten jetzt leben, von den übrıgen haben die meisten ihre Analogie 
auf Malta, Bordeaux und in Süd-Carolina. Von 6 Foraminiferen sind die mei- 
sten noch lebend. Die Corallen kommen im Kalktuff vor und sind die 10 Spe- 
cies von Lonsdale noch nicht bestimmt worden. (Quart. journ. geot. August 
p. 132.) @l. 


Baudon, fossile Conchylien bei St. Felix im Oise-Depart. 
— St. Felix ist eine sehr petrefaktenreiche, auf glimmerführenden, glaueonili- 
schen Sande gelegene Localität. Die Petrefakten sind theils fest verkittet, theils 
frei im Sande. Weiter nach Fay sous bois hin wird der Sand weisser, zerreib- 
licher, die grünen Körner sparsamer. Hier ist er mittlerer Grobkalk, in dessen 
Nähe sehr compacte Nummulitenbänke auftreten. B. hat bis jetzt 400 Species 
beı St. Felix gesammelt. Die Lagerstätte gliedert sich in 3 Abtheilungen: 1) die 
grobkörnige Glauconie enthält die zahlreichsten Arten. Sie führt Nautilus, Se- 
pia, Beloptera ee. 2) Die Peirefakten des mittlern Grobkalkes sind blendend 
weiss und prächtig erhalten. Melania marginata, M. coslellata erreichen riesige 
Dimensionen, 3) Die höhere Schicht des Grobkalkes im Hetzwalde zeichnet 


157 


sich durch die Foraminiferen aus, ihre Petrefakten sind frei und klein. Die 
Arten aller Schichten vertheilen sich auf 95 Gattungen; die neuen von B. dia- 
gnosirten und abgebildeten sind folgende : Achatina acuminata, Delphinula crassa, 
D. eristata, Turbo eostellifer, Rissoa pulchella, Rissoa abbreviata, Melania te- 
nuicostala, Fusus truncatus, Cerithium semicristatum, Pleurotoma grata, Pl. fu- 
siformis, Pl. Danjouxi, Mitra olivula, Triton Dumortieri, Buceinum dilatalum, B. 
Rottaei. (Journ. Oonchyl. Nr. 3. p. 321.) Gl. 


Hörnes, die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von 
Wien. Nr. 6. Pyrula, Fusus (Wien 1853. Fol.) (ef! I. 485.) — Von Pyrula 
werden 7 bereits bekannte und fossile Arten beschrieben. Fusus zählt 19 Ar- 
ten, von denen F. bilinealus, F. Schwartzi, F. Prevosti zum ersten Male be- 
schrieben werden, die übrigen kommen als bekannte Arten in weiterer Verbrei- 
tung vor. 3 Gl. 


Beyrich, die Conchylien des norddeutschen Tertiärge- 
birges (I. Liefr. Berlin 1853. 8o.). Der Verfasser beabsichligt die sämmt- 
lichen norddeutschen Tertiärconchylien zu beschreiben und abzubilden. Der 
Umfang ist auf 2 Bände mıt einem Atlas von 60 bis 80 Tafeln, deren jährlich 
in zwei Lieferungen je 8 bis 12 ausgegeben werden sollen, so dass also die 
Vollendung vor 7 Jahren nicht erwartet werden darf, eine für den Umfang und 
die Wichtigkeit des Werkes allerdings empfind!ich lange Zeit. Hinsichtlich der 
Darstellung schliesst sich die Arbeit an Hörnes Mollusken an, jedoch mit Weg- 
lassung der Galtnngsgeschichten und der langen Citatenreihen unter den Artna- 
men. Hier werden nur die auf norddeutsehe Localitäten bezügliche Quellen ei- 
tirt und von diesen nur solche, die Beschreibung und Abbildungen geben, also 
auch die Angaben der zuverlässigsten Beobachter über blosses Vorkommen un- 
berücksichtigt gelassen. Daher fehlt deun auch bei Conus antediluvianus der 
Fundort Reinubeck, Terebellum fusiforme von Westeregeln wird nicht als gültig 
aufgeführt, Marginella hordeola und M. miliacea , Ringicula simulata ebensowe- 
nig, obwohl dieselben auf sorgfältiger Prüfung beruhen. Als neu werden be- 
schrieben Voluta decora, V. eximia, V. devexa und Conus procerus. Die Ab- 
bildungen sind vortrefflich und die Beschreibungen ausführlich mit genügender 
Vergleichung der nächst verwandten Formen. @l. 


v. Franzius, über Anthracotherium minimum und eine 
Antilope aus Dalmatien. Nachdem v. F. auf umständlichen Wegen er- 
mittelt hat, dass die zur Bestimmung gegebenen beiden Unterkieferäsie vom 
Monte Promina wirklich Unterkieferäste sind und der Gattung Anthracotherium 
angehören, findet er auch alsbald die täuschende Aehnlichkeit derselben mit Cu- 
viers Abbildung des Anthrac. minimum, über welches er sich noch weiler er- 
geht ohne Neues beizubringen. Ein anderer Unterkiefer stammt aus der dal- 
malischen Knochenbreccie und wird wegen der Grüsse einer Anlilope zugeschrie- 
ben, deren Artbestimmung nicht ermittelt werden konnte. (Geol. Zeitschr. V. 73.) 

Gl. 


Warren gibt in seiner Description of a Skeleton of the Mastodon gi- 
ganteus of North- America (219 pp. 40. wit 27 plates. Boston 1852) die 
Zahl der Halswirbel auf 7, der Rückenwirbel auf 20, der Lendenwirhel auf 3, 
der Kreuzwirbel auf 5 an. Rippen sind 13 wahre und 7 falsche vorhanden, die 
sechste bis ellte je 52 bis 55° lang, die erste 28° lang und clavisculaäahnlich, 
die beiden leizien der rechten Seile auf 8° Länge mit einander verwachsen und 
daher rührt die Annahme von 19 Rippenpaaren überhaupt. Die Stosszahne des 
Unterkiefers erreichen 11‘ Länge und 2° Durchmesser an der Basis. Das Te- 
tracaulodon erklärt W. für das junge Männchen von M. giganleus. @l. 


Göppert, die Tertiärflora Java’s. — Die von Junghuhn auf 
Java en!deckte Kohle ties hei der mikroskopischen Untersuchung keine Conife- 
ren, sondern nur Dicotylen und Scitaminen oder Palmen erkennen, wie denn 
auch das reichlich in ihr vorkommende Harz keine Bernsteinsäure enthält, Die 
gesammelten Blattabdrücke befinden sich in einem gelblicheu eisenhalligen Thon 
und in einer gräuen tuffartigen Masse. Einschliesslich dreier Hölzer konnte G, 


158 


folgende Arten bestimmen : Xilomites stigmariaeformis, Flabellaria licualaefolia, 
Amesoneuron calyptrocalyx, A. sagilolıum, A. dracophyllum , A. anceps, Canno- 
pbyllites Vriesceanus, Musophyllum truncatum, Piperites Hasskarlanus, P. Mique- 
lanus, P. bullatus, Quercus Blumeana, Qu. laurophylla, Qu. castaneoides, Ficus 
flexuosa, F. dubia, Daphnogene javanica, D. intermedia, Laurophyllum Beilschmie- 
dioides, L. viburnifolium, L. Haasioides, Diospyros dubia, Apocynophyllum Rein- 
wardtanum, A. ramosissimum, Cornus benthamioides, Magnoliastrum Miıchelioi- 
des, M. arcinerve, M. taulamioides, Malpighiastram lunghuhnanum, Ceanolhus 
javanicus, Rhamnus dilatatus, Celastrophylium altenualum, C. andromedaefolium, 
C. oleaefolium, C. myricoides, Junghuhniles javanicus, Bredaea moroıdes, Mi- 
quelites elegans. (Bronn’s Jahrb. 433.) @l. 


Derselbe, die Tertiärflora der Gegend um Breslau. — 
Bisher waren aus den schlesischen Braunkohlen in Blättern, Blühten, Früchten 
und Hölzero nur 43 Arten bekannt. Diese Zahl ist durch das tertiäre Thonla- 
ger zu Schossnilz bei Kanth, welches in neuester Zeit aufgeschlossen wurde, 
beträchlich vermehrt worden, denn dasselbe lieferte allein 130 Arten. Darunter 
sind 25 Arten Eichen meist mit buchtigen Blättern, 17 Ulmen, Platanen, Ahorne. 
Die characteristischen Daphnogene, Ceanothus, Dombeyopsis, Texodium fehlen nicht. 
Der allgemeine Character der Flor erinnert an das nordliche Mexico und den Sü- 
den der vereinigten Staaten. (Schles. Gesellsch. XXX. 40.) Gl. 


Derselbe, über die Bernsteinflora. — Die Frage über die 
Identität terliärer Pflanzenarten mit lebenden ist von den Botanikern erst in 
neuester Zeit mit grösserer Beslimmtheit beantwortet. G. fand bei Schosnitz 
den Taxodites duhius so vollständig, dass er dessen Identität mit dem mexica- 
nischen Taxodium distichum gar nicht mehr bezweifelt. Für andere Pflanzen 
derselbelben Localität, namentlich Platanen wird sich dasselbe Verhältniss nach- 
weisen lassen. Durch eine von Menge veranstaltete Sammlung von Pflanzenresten 
im Bernstein ist G. im Stande gewesen die Bernsteinflora von 44 auf 163 Ar 
ten zu erweileın. Dieselben vertheilen sich auf folgende Familien: Pilze 16 
Arten, Flechten 12, Jungermannien ll, Moose 19, Farren I, Cyperaceen 1, Gra- 
mineen 1, Alismaceen 1, Cupressineen 22, Abielineen 34, Gnetaceen 1, Betu 
laceen 2, Cupuliferen 9, Salicineen 3, Ericineen 22, Vaccinien 1, Primuleen 2, 
Verbaseineen 2, Lorantheen I, Solaneen 1, Scrophularineen 1, Lonicereen 1, 
Crassulaceen 1. Von allen diesen sind nicht weniger als 30 Arten mit leben- 
den identisch, nämlich: 4 Pilze, 1 Alge, 6 Flechten, 11 Jungermannien, 2 Cu- 
pressineen, 3 Ericineen, l Verbascee, 1 Crassulacee. Demnach steht nun fest, 
dass eine nicht geringe Anzahl von Tertiärpflanzen in die Gegenwart übergegan- 
gen ist. G. gelangt ferner durch die Untersuchung dieses reichen Materiales zu 
der Ansicht, dass dıe Bernsteinflora wegen des völligen Mangels tropischer und 
subtropischer Formen zu den jüngsten, den pliocenen Tertiargebilden (?!) ge- 
bört. Die Zellenkryptogamen deuten auf eine grosse Aehnlichkeit mit unserer 
gegenwärtigen Flor, die noch grösser wäre, wenn nicht die uns fehlenden Cu- 
pressinen, die äusserst zahlreichen Abielineen und Ericineen ihr ein fremdarti- 
ges Gepräge verliehen. Dies erinnert ganz und gar wie die Thuya oceidentalis, 
Sedum ternatum,, Andromeda hypnoides, A. ericoides an die heutige Flora des 
nördlichen Theiles der vereinigten Staaten, die letzten beiden Arten sind sogar 
hochnordisch, andrerseils aber ist der vorkommende Libocedrites salicornioides, 
dern heutigen L. chilensis identisch gegenwärtig auf den Anden im südlıchen 
Chili heimisch. Diese und der Taxodites europaeus sind die beiden einzigen 
mit andern Localitäten identischen Arten der Flor. Hinsichtlich des Harzreich- 
(hums lassen sich die Bernsteinbäume nur mit der neuseeländischen Dammara 
australis vergleichen. Die weite Verbreitung der Abietinen gegenwärtig lässt bei 
dem ebenfalls sehr umfangreichen Vorkommen des Bernsteines schliessen, dass 
auch die Bernsteinflora viel weiter verbreitet war als man bisher angenommen. 
Am Riesengebirge findet sich der Bernstein in 1250 Fuss Meereshöhe, bei Taun- 
hausen je 1350 Fuss, doch liegt er hier wie höchst wahrscheinlich überall auf 
secundärer Lagerstätte, im Diluvium [?]. Er stammt nicht blos von Pinites suecci- 
nifer, sondern auch von 8 andern Arten gewiss und vielleicht von allen übrigen 


159 


Abielinen und Cupressinen. Dafür sprechen die Versuche Bernstein auf nassem 
Wege darzustellen. G. digerirte nämlich das Harz von Pinus abies drei Mo- 
nate lang in warmen Wasser von 60 bis 80 Grad, dann verlor das Harz den 
terpentinartigen Geruch und roch angenehm balsamisch, aber war noch in Wein- 
stein löslich. Venelianischer Terpenlin von Lerchenbäumen ein Jahr lang ge- 
kocht wurde ganz bernsleinartig. Fichtenharz ohne Zusatz von Holztheilen dige- 
rirt blieb nach 2 Jahren nöch vollkommen löslich. Alle Formen, in welchen 
der Bernstein vorkommt, Lragen das Gepräge geflossenen Harzes und lassen sich 
aus dieser Entstehung leicht erklären, (Bericht Berl. Akad. Juli 449 — 176.) 
Gl. 


v. Buch weist an einem Scaphites Nicolleii von den Black Hills am 
oheren Missouri nach, dass die innern Windungeu bis zur Wohnkammer fast 
ungezähnt sind, dass dagegen starke Zähne auf dem geraden Theil der Wohn- 
kammer eintreten, die gegen die Mündung hin mehr oder weniger verschwin- 
den. [Vergl. Giebel Fauna Cephalop. S. 329.] (Geol. Zeitschr. V.14.) d@l. 


Boll, die im Mecklenburger Diluvium vorkommenden 
Kreideversteinerungen und anstehenden Kreidelager. Weil 
die deutschen Bezeichnungen der Glieder der Kreideformation zu eng und da- 
her unpassend sind, behauplei B., müsse man die neuerdings von d’Orbigny 
eingeführten französischen gar nichts bedeutenden Namen aufnehmen. Unsere 
deutsche Kreideformation gliedert sich anders als die französische und engli- 
sche, unsere Abtheiluug Quadersandstein ist eigenthümlich und ihr Name pas- 
sender wie jeder andere. Warum sollen wir unsern Gebirgen ausländische Be- 
zeichnungen und nun gar dıe unpassenden und erst recht Verwirrungen veran- 
lassenden d’Orbigny’schen Kreidenamen aufdrücken ? Gegen eine solche Nach- 
äffung müssen wir uns ganz entschieden erklären. Wir sollen einen Gault in 
der deutschen Kreide aufnehmen, den wir doch nicht haben, und unser vortreff- 
licher Quadersandstein soll dem ganz unpassenden Cenomanien weichen! Die 
diluvialen Kreideversleinerungen Mecklenburgs theilen sich nun in folgender 
Weise in d’Orbigny’s Kreidesystem. Dem Danien gehören die Geschiebe des 
Faxöekalkes an, aus welchem Moltkia isis, Cerivpora prolifera, Terebratula ineisa 
und Nautilus fricator stammen. Das Senonien ist in Mecklenburg mit drei Ab- 
theilungen vertreten. Die oberste derselben wird durch Belemnitella subventri- 
cosa bezeichnet. Diese Art ist häufig im Diluvium. Ferner finden sich Cara- 
tomus gehrdensis, Mieraster prunella, Pecten septemplicatus, Ostraea flabellifor- 
mis, Exogyra auricularis, Cyprina orbicularis, Theeidea papillata, Crania num- 
mulus, Cr. spinulosa , Vincularia Hagenowi, Eschara oblita, das zweite Nıveau 
des Senonien bezeichnet Ananchytes ovalus und entspricht der weissen Kreide 
Rügens, die hiermit für älter als der Salzberg bei Quedlinburg erklärt, woge- 
gen alle hisherigen Beobachtungen und Vergleichungen bestimmt sprechen. Di- 
luviale Petrefakten dieser Region sınd selten, an wenigen Localiläten, hier aber 
in grosser Anzahl, so bei Swrahe und Krakow. Zu erwähnen sind Galerites 
abbreviatus, Bourguelocrinus ellipticus, Terebratula Grasana. Das dritte Niveau 
characterisirt Terebratula lens, zu welcher sich gesellen: Ananchytes hemisphae- 
ricus, A. corenlum, Micraster, Cidaris, Pentacrinus Bronni, P. Agassizi, Belem- 
nitella mucronala, Dentalium glabrum , Terebratula carnea, Crania tuberculata, 
Lima semisulcata, L. granulata, Peeten undulatus, Inoceramus impressus, Re- 
quieria Muensteri, Gryphaea vesicularis, Flabellina elliplica, Cristellaria cristella, 
Dentalina sulcata, Vagulina costala. Für das Turonien liefert das Mecklenburger 
Diluvium nur wenig Spuren, so Discoidea cylindrica und einen Holaster und 
doch gehören mehre anstehende Lager diesem Gliede an. Das Lager bei Malt- 
zow führt ausser den genannten noch Terehratula Bollana, T. Grasana, T. or- 
nata, Ostraea Hippopodium, Plicatula spinosa, Inoceramus planus, Oxyrrhina 
Mantelli , Otodus appendiculatus und einige Bryozoen. Von andern Petrefakten 
des Diluviums erwähnt B. noch Avicula gryphaeoides und Fungia coronula, die 
allerdings auf dem Salzberge bei Quedlinburg und bei Gehrden den Essenschen 
Exemplaren gleich vorkommt, (Mecklenb. Arch. VII. 88 — 91.) Gl, 


160 


Klein, Conchylien der Süsswasserkalkformation Wür- 
tembergs. — Der Süsswasserkalk von Zwiefaltendorf bei. der Birk bis zum 
Andelfinger Berg 200° über die Donau hinaufsteigend gleicht dem von Ulm und 
Ehingen. Ausser vielen andern Conchylien wurden hier folgende neue Arten 
von Ki. bestimmt: Testacella Zelli, Suceinea minima, Helix silvana, H. coarctata, 
(schon von Ferussae und dann von Pfeiffer an zwei verschiedene Arten verge- 
ben), H. pachystoma (schon von Hombron und Jacqninot verbraucht) , H. ehin- 
genensis, H. carinulata. H. incrassata, H. subnitens, H. gyrorbis. Bulimus mi- 
nutus, Glandina eburnea, Achatina elegans (von Adams verbraucht) , A. loxo- 
stoma, Clausilia grandis, Pupa quadridentata, Cyclostoma conicum, Planorbis pla- 
iystoma, Limnaeus turritus,, Neritina crenulata, Melania grossecostata. (Würtb. 
Juhresh. IX. 203 ff.) Gl. 


Reuss, zwei neue Euomphalus des alpinen Lias. — Die- 
selben wurden bei Hallstadt gefunden und sind Euomphalus orbis und Eu. ex- 
cavatus. Dunker vermuthet dass erstere Art mit seinem Discohelix identisch 
ist. — Drei neue Polypen erkannte R. im Kreidemergel von Lemberg, 
nämlich Coelosmilia galeriformis, C. Sacheri, C. capuliformis. (Palaeontogr. 
11. 113—120.) Gl. 


Jackson, neue Paläonisken und Pflanzen aus dem Koh- 
lengebirge von Hillsboro. — Die beschriebenen Paläonisken sind P. 
Alberti (nach der Grube Albert und nicht nach v. Alberti genannt), P. Browni, 
P. Cairnsi, und 4 fragliche Arten; die Pflanzen: ein Stamm von Lepidodendron 
und dessen Frucht Lepidostrobus und Sphaeredra. (Boston soc. nat. hist. 


1852. 141.) EB: 


In dem von Foster und Withney erstalleten Bericht über die Geo- 
logie am Lake superior (Report on the Geology of the Lake superior land di- 
striet. Part. I. Washington 1851, 80.) werden eine Anzahl von Versteine- 
rungen beschrieben, auf die wir hier aufmerksam machen, Ja die Arbeit in 
Deutschland noch wenig bekannt und uns auch jetzt erst zugegangen ist. 1) Aus 
dem Potsdam- und kalkigen Sandsteinen (p. 204 ff. Tb. 23.) Lingula prima 
Conr., L. antiqua Hall, Dikellacephalus D. Owen; 2) Aus der Chazy bis Hud- 
sonrivergruppe (p. 206. Tb. 24.) Clathropora flabellata n. sp., Phenopora mul- 
tipora Conr., Chaeleles Iycoperdon Say, Schizocrinus nodosus Say, Echınosphae- 
riles sp. ina., Murchisonia major n. sp., Asaphus Barrandi n. sp., Harpes es 
canabiae n. sp., Phacops callıcephalus Say, Catenipora gracilis n. sp., Sareinula 
obsoleta n. sp., Modiolopsis pholadiformis n sp., M. modiolaris Conr., Ambo- 
nychia coronala Conr. 3) Ans der Clitongrnppe : Trilobiten unbestimmt Th 33; 
4) Aus der Niagaragruppe: Huronia vertebralis Stok, H. annulata n. sp., Disco- 
sorus conoidens n. sp. 5) Aus dem obern Helderbergkalk: Dictyonema lene- 
strala Emm., Proetus sp. ind., Phacops anchiops n. sp. @l. 


Silurische und Kohlenpetrefakten von Bussaco in Por- 
tugal. — Die Pflanzen des Kohlengebirges dieser Localität bestimmte Bunbury 
und wurden folgende Arten erkannt: Neuropteris cordata, Odontopteris Brandi, 
die auch in den alpinen Anthracillagen vorkommt, aber nicht in England, ©, ob- 
{usa vielleicht mit voriger identisch, Pecopteris eyathea, P. arborescens, P. ar- 
guta, P. longifolia, P. oreopteridis, P. leptophylla n. sp. der P. denticulata und 
P. insignis des englischen Jura zunächst verwandt, Sphenophyllum Schlotheimi, 
Annularia longıfolia, Walchia. — Die Polypen wurden von Sharpe untersucht. 
Eine neue Gattung Disteichia diagnosirt derselbe: Polyparium frondosum , vreti- 
enlatum, bilaminosum , laminae celluliferae , tubulis elausis, lransversis conjun- 
elae, cellulae Iubulosae, externe dehisceentes, Die einzige Art ist Disteichia reli- 
eulata. Ferner als neu Synocladia lusitanica, S. hypnoides. Die Mollusken be- 
stimmte derselbe als Redonia Deshayesana, R. Duvalana, Nucula Costae n. Sp., 
N. Ciae n. sp., N. ribeiro n. sp., N. Ezquerrae n. sp., N. Eschwegei, N. Mae- 
stri, N. Beirensis, N. bussacensis, Leda escosurae, Dolabra Insitanica , Cypri- 
cardia beirensis, Modiolopsis elegantulus, Orthis Ribeiro, ©. exornala, O0. bussa- 
censis, O. mundae alle nen, ferner ©. Berthoisi Ronault, Porambonites Ribeiro, 


161 


P. Lima, Leptaena beirensis, L. ignava, Pleurotomaria bussacensis alle neu. Die 
neue Gattung Ribeiria wird durch folgende Diagnose eingeführt: Testa unival- 
vis, elongata , lateraliter compressa, apertura elongata, angusta, intus lamina 
transversali anteriore et ımpressione musculari elevata elongataque munita. Sie 
hat nur eine Art B. pholadiformis ; endlich noch Theca beirensis und Dithyro- 
caris longicauda n. sp. — Die von Salter untersuchten Trilobiten sind: Illae- 
nus giganlteus ( = I. lusitanicus Harpe), Placoparia Zippei, Phacops proaevus, 
Calymene Tristani, C. Arago, Trinucleus Pongerandi, Ogygıa glabrala n. sp. — 
Die Entomostraceen bestimmte Jones als Beyrichia bussacensis und B. simplex, 
beide neu, (Ouart. journ. geol. IX. 143-161.) Gl. 


Steininger und Schnur, Eifeler Petrefakten. — Die so 
lange, so oft und von den eifrigsten und tüchligsten Paläontologen untersuchle 
Eifeler Fauna gebiert plötzlich ein fast erdrückendes Heer neuer Arten. Stei- 
ninger beschreibt in seiner schon oben (S. 154.) berücksichligten Schrift: Geo- 
gnoslische Beschreibung der Eifel, mehr als 150 neue Arten und mit der nai- 
ven Vorbemerkung, dass er die specıfischen Benennungen bekannter Arten geän- 
dert habe, wenn dieselben ihm unpassend schienen oder sprachwidrig gebildet 
waren. Was ist unpassend ? Konnte Hr. Steininger sich nicht selbst sagen, 
dass Viele das für unpassend halten was er als passend einführt und seine Neue- 
rungen zu jener undurchdringlichen Verwirrung der Synonymie führen, mit wel- 
cher jetzt alle Paläontologen kämpfen. Hat sich Hr. St. so wenig um die neuern 
Bestrebungen in unserer Wissenschaft gekümmert, dass er noch nicht weiss, 
welche strenge Regeln der Namengebung die Wissenschaft gegenwärtig beobach- 
tet. Dieser antediluvianische Standpunkt des Verfassers zeigt sich auch in der 
ganzen Darstellung des Werkes. Hinter dem neuen Namen mit dem mihi folgt 
eine kurze Beschreibung. Die Verwandischaftsverhältuisse, die Vergleichung mit 
den nächstähnlichen Formen ist dem Leser überlassen, damit auch die eigentli- 
che Begründung der vielen mihi. Die Gattungs-mihi sind noch oberflächlicher 
behandelt als die specifischen. Es gefiel dem Verfasser hie und da eine neue 
Galtung zu machen und deshalb geschieht dasselbe, die Nothwendigkeit dazu 
wird nicht weiter nachgewiesen. Das ganze Heer von Namen, welche diagno- 
sirt werden, hier anfzuzählen, fehlt uns der Raum, wir wollen nur die Gatlun- 
gen mit der (ersten) Zahl ihrer neuen und der (zweiten) ihrer bekannten Arten 
anführen: Flustra 3, Discopora 1, Cellepora 4 und I bekannte, Eschara 1, Re- 
tepora 2 und 1, Fenestella 5 und 1, Hemilrypa 2, Sycidium (ist schon 4 Jahr 
alt, also nicht neu) 1 bekannte, Favosites 1 und 2, Dictyopora n. gen. 2, Re- 
ceptaculites 1 bekannte, Alveolites 5 und 2, Limaria n. gen. 4, Thamnopora n. 
gen. 2 bekannte, Millepora 1 bekannte, Aulopora 3 bekannte , Cyathophyllum 6 
und 10, Cystiphyllum 1 und 3, Strombodes 1 bekannte, Poriles 1 bekannte, 
Monticularia 2 bekannte, Stylina 2, Caryophyllia 1 und 2, Cylicopora n. gen. 1, 
Sareinula 1, Spongia 2 und 10 Die gründlichen Arbeiten Milne Edwards und 
Jules Haime’s sind bei dieser grossen Zahl von Polypen nirgends berücksich- 
tigt! Ferner Pentetremites 1 bekannte, Melocrinites 1, Cypressocrinites I und 
3, Haplocrinites (mit einer eigenen hier umgelauften Art des Verf), Rhodocri- 
nites je 1, Gasterocoma und Sphaerocriniles je 1, Echinus 2, die Mollusken 
sind Orthoceras 3 und 9, Gomphoceras 2, Cyrtoceras 5 und 6, Lituiles 2 und 
2, Phasianella 2 und 2, Conchula 1, Enomphalus 1 und Il, Pleurotomaria 5 
und 2, Porcellia 1, Buccınnm 1 und 2, Solen 2 und I, Lucina 2 und 5, Nu- 
eula 12 und 3, Megalodon 2 und 1, Pecten 1 und 1, Pterinea 2 und 4, Avi- 
eula 2 und 1, Modıola 3, Mytilus I, Producta, Chonetes in wenigen bekannten 
Arten‘, Orbicula 2, Serpula 1, Dentalium 1, Tentaculites 1 und 1, Phacops 6 
bekannte, Proelus 2 bekannte, Archegonus, Bronteus. Cyphaspis, Asaphus, Ho- 
malonotus, Cypridina alle in bekannten Arten, Asterolepis und Aratrodus endlich 
1 Art.- Dass unter der Menge neuer Namen und bei der Unbekannischaft des 
Verfassers mit der Literatur viele bereits anderweitig verbraucht sind, war nicht 
anders zu erwarten. — Die zweite Arbeit über die Eifel liefert J. Schnur in 
den Paläontographieis Ill. 169. in einer „Zusammenstellung und Beschreibung 
sömmtlicher ın der Eifel vorkommenden Brachiopoden.“ Ein Clavis der Gat- 


41 


162 


tungen geht voran. Dann folgt sogleich die Aufzählung und Beschreibung der 
Arten, die Zahl der neuen ist nicht gering und sind dieselben schon von Stei- 
ninger beschrieben, der die Sammlung bei voriger Arbeit benutzen durfte. Es 
werden beschrieben: von Terebratula 24 nene und 17 bekannle Arten, von Strin- 
gocephalus nur die alte Art, von Pentamerus 2 und 3, von Spirifer 12 und 11, 
mit 2 und 9 Arten von Orthis bricht die Arbeit ab. Der Standpunkt und die 
Darstellung ist ım Wesentlichen dieselbe als bei Steininger. Gl. 


Saemann, über die Nautiliden. — Nachdem sich der Verfasser 
eines Weiten und Breiten über den Sipho ausgesprochen hat, gelangt er zu fol- 
gender natürlicher Classificalion der Nautiliden: 1. Actinosiphitae: siphone 
moniliformi, rudimentis internis subleslaceis apparalus radiati. A. Aclinocera- 
tidae: siphone radiis internis verticillatis inbulatis. 1) Testa recta rotundata — 
(= Conotubularia). 2) Testa depressa angulata — Gonioceras (= Conoceras). 
3) Testa arcuala, exogastrica — gen. nov. — B. Ormoceralidae: radius lamelli- 
formıbus, perpendıculatis. 1) Testa recta — Ormoceras (— Huronia). 2) Testa 
arcuala exogastrica — Cyrtoceras 3) Testa arcuata endogastrica — Campulites. 
— DJ. Coelosiphitae: siphone, apparalu interno omnino membranaceo, 
aclioni petrificanli eedens. A, Coelos. inflati: testa superne inllata, venlrosa, 
siphone plerumque laterali: 1) testa recia — Apioceras (= Gomphoceras, Pote- 
rioceras). 2) Tesia arcuata exogastrica — Oncoceras. 3) Testa arcuala eudo- 
gastrica — Phragmoceras. B. Coclos. normales: 1) testa conoidea regulari: 
«) rectii — Orthoceras (spp. vaginatae siphone laterali = Cameroceras, spp. va- 
ginalae duplices —= Endoceras, spp. annulatae — Cyeloceras, spp. siphone imper- 
fecto = Trematoceras, spp. siphone laterali minore — Melia, spp. ovales siphone 
laterali septarum margine undato — Loxoceras). £) arcuali. 2) Testa arcuata 
exogasirica — Haploceras (spp. siphone laterali testa rotundata — Campyloceras, 
spp. siphone subcentrali testa triangulari —= Trigonoceras). 3) Testa arcnala 
endogastrica — gen. nov. y) spirales: 4) testa spirali exogastrica, anfractibus 
disjunclis, umbilico perforato — Gyroceras (= Amblyceras ; spp. spira disjun- 
cta siphone subcentrali = Nautiloceras). 5) Testa spirali endogastrica, anfra- 
cetibus disjunelis umbılico perforato — Lituites (spp. anfraclibus conliguis — 
Lituites ; spp. anfractibus disjunetis =Hortolus). 6) Testa spirali exogastrica, 
anfraclibus spira regulari involventis — Nautilus (spp. siphone cucullato, subin- 
terno septis lateraliter lobatis — Aluria s. Megasiphonia. Schliesslich beschreibt 
S. unter Abbildungen: Apioceras olla, Ap. inflatum, Orthoceras typus , 0, cre- 
brum, O. pusillum, O. demissum, Lituites angulatus, Gyroceras expansum. (Pa- 
laeontogr. II. 121—167.) al. 


Sandberger, Beobachtungen über Clymenien. Dieselben 
beziehen sich auf Clymenia compressa Mstr., Cl. binodosa Mstr., Cl]. arielina 
n, sp., Cl. laevigata Mstr., Cl. undulata Mstr., Cl. striata Mstr., Cl. pseudogo- 
nialites n. sp. Daran schliessen sich allgemeine Ergebnisse, nämlich dass Cly- 
menia wie Gonialiles eine selbstständige Gattung bildet wegen der Lage des 
Sipho, worüber der Verfasser sich sehon anderweitig ausgesprochen und auch 
hier wieder die Bedeutung dieses Characters für die Organisalion des Thieres 
völlig unberücksichligt lässt. Die Kritik der herbeigezogenen Arten anlangend 
haben wir nicht entdecken können , worin der grosse Scharfsion liegt, mıt dem 
der Verfasser sich bier brüstet und anf den er sich stützend Anderer Arbeilen 
als urkritisch bezeichnet. Es ist eine auch auf andern Gebieten gewöhnliche 
Erscheinung, dass der Dilettantismus je beschränkter das Gebiet seiner Thalıg- 
keit, je einseitiger seine Bildung überhaupt ist, auch um so anmassender und 
plumper in seinen Leistungen und Urtheilen hervortritt. Von den Fachmännern 
nach Verdienst gewürdigt und nicht mit Lobhudeleien überschüttet vereinigen 
sich diese Dileltanten mit den für die Wissenschaft viel gefahrlichern Elemen- 
tarlehrern, deren Aussprüche für sie massgebend sind. Beschränkt und ober- 
Nächlich in ihrem Wissen, unfähig mehr zu leisten als die Elemente zu unter- 
richten suchen diese Sehwächlinge Anderer Leistungen zu verdächtigen und her- 
abzuwürdigen, um sich wenigstens bei den kurzsichtigen Dilettanten das Anse- 
hen eines grossen Fachgelehrten zu erwerben, Die Wissenschaft nimmt jeden 


163 


Beitrag zu ihrer Erweiterung dankbar auf, von welcher Seite derselbe auch kom- 

men mag, aber für kleine persönliche Interessen ist sie taub. Wer sich nicht 

über ihre Elemente erhebt, gehört ihr nicht an. (Rhein. Verhandl. X. 171—216.) 
Gl. 


Quenstedt, übereinen Schnaitheimer Lepidotuskiefer. 
Schon J. Müller hat früher nachgewiesen, dass ein Theil der Sphärodusarten zu 
Lepidotus gehört und dieses bestätigt ein Kiefergaumenfragment mit 53 Zähnen 
von Schnailheim. Zieht man die vermuthliche Mittellinie so fallen auf den Vo- 
mer 16 Zähne dieses Fragmentes, die in 9 Reihen von hinten nach vorn zu 
2-+2-+3-+445 stehen. Die letzten beiden Vomeralzähne sind am glattesten, 
grössesten, ohne Spitze; nach vorn werden sie kleiner. Die Randzähne stehen 
zweireihig und sind sehr spitzig, hier zu 29 vorhanden. Zwischen Vomer und 
Kiefer liegen die Gaumenbeinzähne, 10 in zwei Reihen, und an jedem Ende ein 
unpaarer, der Grösse nach zwischen den vorigen die Mitte haltend. Die Evsatz- 
zahne stecken als offene Halbkugeln im Knochen, verkehrt, beim Hervortreten sich 
drehend. Sie liegen nicht genau unter den alten, sondern greifen deren Wur- 
zeln seitlich an. Ibre Farbe ist schneeweiss. Das Fragment gehört dem Lepi- 
dotus gıganleus und stammt aus dem obern weissen Jura. (Würtemb. Jahresh. 
IX. 360. Tb. 7.) Gl. 


Pacht, Dimerocrinus oligoptilus (Petersburg 1852. 80. Mit 
3 Tfln.). — Die Säulenglieder dieses Haarsternes sind rund, mit fünflappigem 
Nahrungskanal, dessen Lappen sinmpf abgerundet sind; mit radial gestreiften 
Gelenkflächen. Die Oberfläche ist dicht von kleinen Körnchen besetzt. Der 
Kelch umfasst mit seinen Basalgliedern das zweite Glied der Säule so, dass das 
erste knopfförmig in die Abdominalhöhle hineinragt. Die fünf Basalia wenden 
sich nach unten und in ihrer halben Länge biegen sie sich spitzwinklig nach 
oben und aussen. Vier derselben sind völlig gleich und enden spitz, das fünfte 
ist oben gradlinig abgestunipft, ragt doppelt so hoch nach aussen vor und trennt 
dadurch die beiden Radialia. Der Kreis dieser alternirt mit den Basalia und 
zwar sind in erster Ordnung die Platten ungleich siebenseitig, die Seiten sym=- 
melrisch geordnet, die obere die längste, die seitliche kaum halb so lang, die 
Ecken abgeschnitten. Die Schilder des zweiten Kreises bilden ein regelmässi- 
ges, doppelt so breites als hohes Rechteck. Die nun folgenden Axillaria sind 
symmetrisch fünfeckig, mit der breiten Basis auf den Radialien.ruhend, die Sei- 
ten senkrecht auf dere Basis stehend. Die Interradialia sind fast doppelt so 
hoch als breit und Irennen so alle Platten von den Radialien bis zu den Di- 
stichalien, je vier übereinanderliegende und sind deshalb achtseitig nur eines 
siebenseilig und niedrig, eine Reihe kleinerer tragend. Jedes Axillare trägt ei- 
nen rechten und linken dreigliediigen Arm. Das erste Distichale ist regelmäs- 
sig vierseilig, das zweite rechteckig, das dritte ist wieder axillare mit freien 
Seitenrändern. Jedes derselben trägt zwei lange vielgliedrige Hände. Diese 20 
Hände bilden den Basalien entsprechend fünf Gruppen: die beiden äussern Hände 
haben aussen keine Finger, die innere Seite trägt Finger. An den innern Hän- 
den folgen die ersten sechs bis sieben Finger in Abständen von drei Glieder 
auf einander, also sind sie am 3., 6., 9., 12., 15., 18., 21. Gliede eingelenkt; 
an den äussern Händen ist der erste Finger um ein Glied höher eingelenkt. 
Die Hände liessen sich bis zum 33. Gliede aus dem Gestein befreien, ohne 
mit diesem natürlich zu enden. Die Glieder sind nieht symmetrisch und än- 
dern von unten nach der Spitze hin ihre Form, die grösste Höhe erreichen sie 
in der Mitte der Handlänge.. An dem vollständigsten Finger liessen sich 24 
Glieder zählen. Wahrscheinlich waren die Finger noch weiter gegliedert. Die 
Berührungsflächen der auf einander folgenden Platten und Glieder sind kantig, 
schon in den Radialien. Die ganze Oberfläche ist dicht von zahlreichen kleinen 
Höckerchen besetzt, die erst an den Spitzen der Finger undeutlich werden. 
Diese Beschreibung ist von drei Exemplaren aus devonischen Schichten vom 
Ufer des Schelon, und bei Isborsk entlehnt. Phillips hatte die Gattung Dime- 
rocrinus nur höchst ungenügend characterisirt, dessen Art D. detradactylus sich 


164 


von dieser leicht durch ‘die einmalige Theilung der Kreise, also nur. 10 Arme 
und die doppelreihigen Pinnulä. 3 al. 


Botanik. — Wimmer, zweineue Formen vonCarex. Zur 
Gruppe der Carex caespitosa gehören zwei in den sonst sehr Carexreichen Moo- 
ren über der Schlingelbaude und bei den Dreisteinen vorkommende Formen, 
die nur mit C. vulgaris zu vergleichen sind. Die erste ist C. cornua von 3‘ 
bis 1‘ Höhe, die Aehre ist übergeneigt, die Aehrchen nah an einander, bei grös- 
sern die unterste entfernt und kurz gestielt, die Blumen gedrängt, das unterste 
Deckblatt die Aehre überragend, die Schuppen halb so lang als die Frucht, die 
Frucht breit oval, fast sitzend, feinnervig, mit einer vom Schnabel herabziehen- 
den erhabenen Leiste, innen fast platt, aussen schwach erhaben, die Blätter 
schmal, kaum über 1‘ breit, mehr gras- als seegrün. Die andere Form ist C. 
Krokeri: Blätter ziemlich breit, seegrün, Halm schwachem Bogen geneigt, Aehre 
gedrängt, Aehrchen länglich, dick, mit sehr gedrängten Blumen, unterstes Deck- 
blatt kaum so lang als die Aehre, Schuppen breit, fast so lang als die Frucht, 
Frucht eiförmig rundlich, oben fast eingedrückt mit aufgesetztem Schnabel, innen 
flach, aussen schwach erhaben und schwach nervig. (Schles. Gesellsch. XXX. 63.) 

—e. 


Derselbe, seltene und neue Formen von Salix. — Die von 
W. diagnosirten Formen sind: S. aurita livida, S. austriaca, S. arbuscula, S. 
Wimmer, S. triandra, S. aurita silesiaca, S. glaucomyrsinites, S. stipnlaris, S, 
daphnoides repens, S. arbuscula, S. speciosa, S. lividapurpurea, S. nigricano- 
purpurea, S. ambigua, S. glabra, S. grandifolia. Zugleich berichtet W. über 
Hartigs Bearbeitung der deutschen Weiden. Derselbe unterscheidet glattstielige 
und stieldrüsige; zu letztern gehören nur die Mandelweiden und Baumweiden. 
Die glattstieligen zerfallen in solche, die gestielle gipfelständige Kätzchen haben 
nämlich die Gletscherweiden und in solche die seitenständige Kätzchen haben 
Letztere wieder in solche mit bereiften Trieben also die Reifweiden, und in 
solche die nicht bereifte Triebe haben. Diese theilen sich in Arten mit ver- 
wachsenen Staubgefässen und purpurrothen Staubbeuteln wie Purpurweiden und 
in Arten mit nach dem Verblühen gelben Staubbeuteln. Darunter haben die 
Sohlweiden langgestreckte Fruchtknoten,, die übrigen kurzgestielte oder sitzende. 
Diese zerfallen in Alpenweıden mit elliptischen breiteren Blättern, in Lorbeer- 
weiden und in solche mit schmälern lanzeullich verlängerten Blättern, wohın die 
Spitzweiden und Schlankweiden gehören. Gegen diese Eintheilung lässt sich 
Manches einwenden. Die S. purpurea z. B. hat nicht immer purpurrothe, son- 
dern häufig reingelbe Antheren ; bei S. capra ist der Fruchtknoten nicht immer 
langgestielt. Die rostrothfilzigen Blätter der Laurinä sind nur als Abnormilät zu 
betrachten. Die Spitzweiden sind nur von einer Bastardform entlehnt. (Ebd. 66.) 

_e, 

Milde, über die Kryptogamenflora der Umgegend von 
Breslau. — Besonders lohnend siud die Exceursionen in die Lissaer Gegend, 
nach Trebnitz, dem Zobten und Deutschhammer. Die hier beobachteten wichti- 
gern Formen der Algen, Moose, Charen, Pilze etc. werden übersichtlich nach 


den Standorten aufgeführt. (Ebd. 69.) ' —e, 
Derselbe, Morphologische Bemerkungen über einige 
Phanerogamen. — 1) Die Gattung Senecio ist durch die strenge Geselz- 


mässigkeit in der Zahl ihrer Hüllblätter und Strahlblühten ausgezeichnet. Die- 
selben sind für die einheimischen Arten folgende: 1) Hüllblättchen und Strahl- 
blühten von gleicher Anzahl: S’ paludosus 21, S. aquaticus, S. jacobaea, S. cru- 
eifolia, S. sylvaticus 13. 2) Hüllblättchen und Strahlblühten von ungleicher 
Zahl: S. nemorensis Hüllbl. 8 seltner 13, Strahlbl. 5, seltner 8, S. saraceni- 
cus Hüllbl. 13, Strahlbl. 8, S. vernalis 21 und 13, S. viscosus 21 und 13, 
seitner 13 und 8 oder 8 und 5, S. vulgaris mit 21 Hüllblättern. — 2) Vale- 
riana sambucifolia, V. officimalis, Scabiosa. Glieder aus derselben Zahlenreihe 
begegnen uns im Pappus der Gattung Valeriana und in der Kelch- und Frucht- 
bildung der Scabiosen, Val. sambucifolia, V. offieinalis, V. dioica haben sehr 


165 


regelmässig einen 13strahligen Pappus. Bei Scabiosa ist der sogenannte innere 
stets fünfstrahlig, der äussere zeigt ein doppeltes Zahlenverhältniss. Die Röhre 
desselben ist von 8 Furchen durchzogen, der häutige Rand dagegen zeigt 21 
oder 20 Nerven, welche den Pappusstrahlen der Valerianen entsprechen. Der 
Hautrand des Kelches gehört nicht wohl einem andern Blattkreise als die Kelch- 
röhre an und so lassen sich die Zahlen 8 und 21 nicht auf die Gesetze der 
Blattstellung zurückführen. — 3) Centaurea scabiosa. Die seidenartig glanzen- 
den sehr schmalen und langen Spreublättchen drehen sich bei dem Trocken- 
werden 4 bis & mal schraubenförmig um sich selbst. Aehnliches zeigen die 
Spreublättehen von €. jacea, C. phrygea, C. paniculata, doch mit weniger Schrau- 
bengängen. Alle winden nach rechts. Vielleicht kommt dıese Eigenthümlich- 
keit allen Arten von Centaurea zu. (Ebd. 80.) 2 


Cohn, Keimung der Zygnemeen. — Das Zygnema stellioum be- 
steht aus ein- bis dreimal so langen als breiten Zellen in deren Innern das 
Chlorophyli zwei Kugeln bilde. Von diesen laufen zahlreiche Strahlen stern- 
förmig nach den Wänden der Zellen. Bei der Copulation bilden die Zellen 
Querfortsätze, von denen wie bei Spirogyra je zwei verschiedenen Fäden ange- 
hörige zu einer beide Zellen verbindenden Röhre verschmelzen, Bei einzelnen 
Fäden war der Inhalt der einen Zelle im Begriff sich mit der andern zu verei- 
nigen; in Folge der Drehung lagen aber die beiden copulirten Fäden nicht ne- 
ben-, sondern übereinander, so dass der Verbindungsgang von der einen ab- 
wärts zur andern sich hinzog. Daher flossen wahrscheinlich nicht die beiden 
Zelleninhalte in einander und brachten in dem einen Gliede eine kuglige Spore 
zu Stande, sondern ehe noch beide Inhalte völlig zur Kugel sich vereinigt hat- 
ten war bereits eine Membran ausgeschieden worden, welche den Inhait in sei- 
ner ganzen Unregelmässigkeit unıgab. Diese ahnormen Sporen hatten also die 
Gestalt zweier unregelmässigen Massen, die durch einen Kanal in Verbindung 
getrelen waren; eine ununlerbrochene Membran bekleidete die seltsame Form. 
Die Zellenmembran ist hiernach ein reines Secret des Zellinhalts und muss 
dessen Conturen überall folgen. Die Keimung normal gebildeler Sporen ist der 
bei Spyrogyra fast gleich. Die Sporen sind hier kurz walzenförmig mit abge- 
gerundeten Enden, !/ss‘‘ lang und !/go‘ Durchmesser in der Quere. Ihre äus- 
sere Haut ist farblos und glashell, die mittlere derb und bräunlich , von zahl- 
reichen Tüpfelkanälen durchbrochen, die innere ıst wieder farblos und schliesst 
sich dicht an den öligen Sporeninhalt an. Dieser theilt sich in zwei kuglige 
Gruppen. Indem sich die Innenzelle zu sprengen begiont, sprengt sie zuerst 
die äusserste glashelle Membran, dann auch die miltllere durch einen kreisför- 
migen Riss. Die Innenzelle verharrl eine Zeit lang in ihrer einfachen cylindri- 
schen Gestalt, bis das eine Ende sich zur Wurzel mit verjüngter ungefärbter 
Spitze verlängert, das andere dagegen sich ununterbrochen Iheılt, bis es zu ei- 
nem vielzelligen Faden ausgewachsen ist. (Ebd. 82. —e, 


Boll theilt im Mecklenb. Archiv VII. 202—254 aus Schreibers Nachlasse 
eine Uebersicht der Flora von Grabow und Ludwigslust mit. Dieselbe zählt 
auf: 25 Ranunculaceen, 2 Berberideen, 2 Nympbäaceen, 4 Papaveraceen, 2 Fu- 
narieen, 35 Crueiferen, 1 Cistinee, 9 Violarieen, 1 Reseda, 3 Droseraceen, 1 
Polygalee, 16 Sileneen, 21 Alsineen, 2 Elatineen, 3 Lineen, 4 Malvaceen, 2 Ti- 
liaceen, 5 Hypericinen, 3 Acerinen, 1 Hippocastanee, 8 Geranien, 1 Balsamine, 
2 Opalide, 1 Celastrine, 2 Rhamneen, 46 Papilonaceen, 2 Amygdaleen, 26 Ro- 
saceen, 3 Sangnisorbeen, 4 Pomaceen, 13 Onagrarien, 2 Halorageen, 3 Callitri- 
cheen, 2 Ceratophyllen, 2-Lytrarieen, 1 Cucurbitacee, 1 Portulacee, 3 Parony- 
chieen, 2 Sklerantheen, 5 Crassulaceen, 2 Grossularien, 3 Saxifrageen, 32 Um- 
belliferen, 1 Hedera, 1 Cornus, 1 Viscum, 4 Caprifrinaceen, 9 Rubıiaceen, 9 
Valerianeen, 6 Dipsaceen, 95 Compositen, 9 Campanulaceen, 4 Vaccinium, 5 
Erieineen, 6 Pyrulaceen, 1 Monotropa, 1 Ilex, 2 Oleaceen, 1 Vinca, 6 Gentia- 
neen, 1 Polemonium, 5 Convolvulaceen, 13 Boragineen, 7 Solaneen, 45 Scro- 
phularineen, 34 Labiaten, 1 Verbena, 5 Lentibularieen, 11 Primulaceen, I Sta- 
tice, 5 Plantagineen, 2 Amarantaceen, 15 Chenopodeen, 18 Polygoneen, I Daphne, 
l Thesium, 1 Hippophae, 1 Aristolochia, 9 Euphorbia, 6 Urliceen, 5. Gupulife- 


166 


ren, 21 Salieineen, 3 Betulineen, 9 Coniferen, 209 Monocotylen, 25 acotylische 
Gefässpflanzen, ie 


Brockmüller gibt einen Nachtrag von 32 Arten zu seiner Flora der 
Haideebene. (Mecklenb. Archiv VII. 255.) Me 


Treviranus, über den Ursprung unseres Waizens aus 
einer andern Grasgatlung. — Dem Gärtner Esprit Fabre ın Agde bei 
Montpellier ist es gelungen einigen Aufschluss zu geben über den Urspruug un- 
seres Waizens. Als Mutterplanzen desselben betrachtet er Aegilops ovata und 
Ae. triaristala, deren erste besonders in allen Küstenländern des Mitlel- und 
adrialischen Meeres häufig vorkommt. Aegilops sowohl als Triticum sind, wäh- 
rend sie im ährenförmigen Stande und in der Vielhlühtigkeit, sowie ın der all- 
gemeinen Form und Textur der Blühttheile übereinkommen , darin verschieden, 
dass die Balgklappen bei Aegilops mehr bauchig, dass die obern Aehrchen, weil 
sie keine Ovarien sondern nur Stauhbfäden enthalten, taub sind, die Früchte 
aber statt beiderseits erhaben zu sein wie beim Waizen eine plaltverliefte Bil- 
dung haben. Aber die Anwesenheit und Zahl der Grannen ist in beiden Gat- 
tungen etwas unbeständiges und bei einer Art Aegilops werden die Balgklappen 
nach und nach flächer, so dass ıhre Form, indem zugleich statt mehrer nur 
eine Granne da ist, sich ganz der von Triticum nähert. Fabre unternahm nun 
eine Reihe von Versuchen mil Ae. ovala, indem er dieselbe I2 Jahre lang cul- 
tivirte. Die Pflanzen bekommen längere Fruchtähren, deren Spindel bei der 
Reife nicht zeıbrechlich war, und woran immer weniger Blühten aborlirten, dass 
die Klappen minder breit und plalter wurden, dass statt der Mehrzahl von Gran- 
nen deren gemeiniglich nur eine blieb, dass die reilen Körner wegen vermehr- 
ter Dicke aus den Balgen hervortraten. Kurz Ae. ovata war ein Trilicum ge- 
worden und fiel nicht wieder in die frühere Form zurück. Ae. triaristala ging 
dieselbe Metamorphose ein. Der Waizen ist demnach nichts als eine Race von 
Aegilops. Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes wäre eine Wiederholung der 
Versuche und eine Erweiterung auch auf andere Grasarten von höchstem Inter- 
esse und da dieseiben keine andere Schwierigkeit bieten als eine langjährige 
Geduld, so steht wohl zu erwarten, dass mehrseilige neue Versuche wirklich 
ausgeführt werden. (Ahein. Verhandl. X. 152.) —.e. 


Krüger, mehre neue Gemüse. — Unter den spinatartigen Pflan- 
zen steht oben an Phylolacca esculenta. Ihre Blätter schmecken angenehm nach 
Blumenkohl. Schneidet man die Stengel wenn sie entblättert sind bis gegen die 
Erde ab, so treiben junge Schosse aus, deren Blätter wieder benutzt werden 
können; die spätern sind nicht gut, sondern nur jene geben das schöne Ge- 
müse, Es ist dies die einzige Art Spinat, die sich in warmen Zimmern und 
und im Warmhause treiben lässt und deren Knollen gegen Weihnachten gepflanzt 
ein herrliches Wintergemüse liefera. Die Fortpflanzung durch Samen isl die 
leıchteste, doch keimt derselbe schwer. Um schon im ersten Jahre zu ärnten, 
pfanzt man die Samen im März in einen Blumentopf oder warmes Mistbeet 
und versetzt die Pfänzchen im Mai ins Beet. Säet ınan gleich ins freie Land, 
so keimen die Samen erst im Mai und die Blätter sind im ersten Jahre nicht 
zu benutzen. Im schwarzen kräftigen Boden wachsen die Pflanzen üppig, sie 
verlangen viel Feuchtigkeit. Im Herbste wenn der Frost die Blätter getödtet 
hat, werden die Stengel kurz abgeschnitten und die Knollen herausgenommen, 
um trocken im Keller oder in einem frostfreien Zimmer zu überwintern, im 
April aber wieder in die Erde gelegt. — Die Rube von Bassano stammt aus 
Italien und ist zum Einmachen zu benutzen. Die von mitller Grösse und nicht 
sehr alten schmecken am besten. Sie haben eine rundliche Gestalt, äusserlich 
eine hochrotbe Farbe, im Innern weiss mit einem dunkelrothen Ringe. In gu- 
tem Boden werden sie sehr gross. — Neue amerikanische Melone, die sehr 
wohlschmeekend ist und ohne Misiheet gezogen werden kann. Man legt die 
Körner, ähnlich der Gurken, Mitte Mai ins freie Land an eine etwas geschützte 
Stelle. Haben die Pflanzen 6 bis 8 Blätter getrieben, so kneipt man die Spitzen 
der Ranken aus um ınehr Früchte zu erzielen. Anfang oder Mitte August erhält 
man die ersten reifen Früchte und besitzt solche, so lange das Welter es er- 


167 


laubt. Unter Glas gedeihen sie nicht, wohl aber in jedem Boden, der für Gur- 
ken geeignet ist. — Unter den vielen neuen Erbsen empfehlen sich durch den 
ausgezeichneten Geschmack und hohen Ertrag vorzüglich der Mamuth, eine Mark- 
erhse. Die sehr grossen grünen Hülsen sind vom feinsten und sehr süssen 
Geschmack und halten sich sehr lange zart. Die Pfanzen bedürfen aber hoher 
Reiser, weil sıe stark wuchern — Der Kürbis von Riece aus Frankreich besitzt 
gekocht einen zarten, nicht widerlichen und bluinenkoblartigen Geschmack. Die 
Früchte sind länglich, äusserlich schwarzgrün, das Fleisch blassgelb oder mehr 
weiss, Der Mamuth, eine Art Ceninerkürbis hat auch guten Geschmack und 
trägt reichlich. Als Speisekürbis guter Qualität sind noch zu nennen der aus 
Patagonieu,, der. brasilianische Zuckerkürbis, vegelable Marow,. der neue thee- 
grüne, der chamoisrothe, der Orangekürbis von Cypern und der grosse Mantel- 
sack. — Von Kohlarten sind zu empfeblen zuerst der Bergrheinfelder aus der 
Schweiz, eine mittelfrühe Art Kopfkohl, der in gutem gedünglen Boden Köpfe 
von 13 bis 16 Pfund liefert. Diese sınd so zart, dass sie leicht in Fäulniss 
übergehen und daher gleich verbraucht werden müssen. Am besten verwendet 
man sie daher zum Sauerkohl. Auch das weisse Angelberger Kraut ist sehr zu 
empfehlen. Der Kopf desselben ist mehr platt gebaut und dauert länger, daher 
er besser überwintert werden kann. (Berl. Gartenb. Verhandl. XXI. 257.) 
— Pe, 


Mayer, zur Kultur der Körbelrübe. Chaerophyllum bul- 
bosum L. — Diese Rübe verdient wegen ihres Wohlgeschmackes und ihrer 
leichten Kultur alle Beachtung. Sie gedeiht in jeder Bodenart, unler Bäumen 
und Sträuchern, in jedem unbenutzten Winkel. Ihr Ertrag mindert sich viele 
Jahre hindurch auf demselben Lande gebaut nicht. Sie ist zweijährig, blüht und 
trägt Samen also erst im zweiten oder dritten Jahre nach der Aussaat. Im Oc- 
tober wird auf die rauhe Oberfläche frisch umgegrabenen und gedüngten Bodens 
der Samen ziemlich dick ausgestreul, auf eine Quadratrulbe 4 Loth. Dann 
wird das Land durchgeharkt und mit unter die Füsse gebundenen Tritibreltchen 
festgetreien. Im März nächsten Jahres geht die Saat auf. Die schmalen Coty- 
len erscheinen über dem Boden und sterben ab, sobald das feine Würzelchen 
eine kleine Knolle gebildet hat. Diese Knolle entwickelt noch einige kleine Blät- 
ter, welche um Johannis gelb werden. Damit hört die Vegelalion über dem Bo- 
den auf. Vom August bis in den September werden die Rüben aus der Erde 
genommen, Bei 3° Tiefe kommen sie zum Vorschein. Ihre Grösse ist sehr 
verschieden. Die kleinsten lässt man im Boden liegen. Nach der Ernte streut 
man frischen Samen über, durchharkt den Boden scharf und bedeckt ihn !/a‘ 
hoch mit Dünger. Im Spätheıbste muss das Unkraut ausgejätet werden. Im 
nächsten Frühjahr erscheinen schon im März die Blätter der liegen gebliebenen 
Rübchen. Dazwischen geht dıe neue Saat auf und Ende März ist das Land ein 
grüner Teppich. Die Blühtenstengel werden 6 bis 7° hoch und Anfangs August 
ist der Samen reif. Man nimmt denselben ab und ärntet daun die Ruben, de- 
ren grösste die Grüsse einer Kartoffel haben. Die kleinsten bleiben wieder im 
Boden. Die Ernte wird auf einen Inftigen Boden nicht zu dick geschültet und 
dort zum Verbrauche aufbewahrt. Sie leidet nie von Frost. Im Keller oder 
Gruben verlieren die Ruben den angenehmen Geschmack. Zum Essen werden 
sie gewaschen und mil kaltem Wasser ans Feuer gesetzt wie Kartoffeln. Nach- 
dem sie einige Minuten gekocht häben, sind sie weich. Dann wird das Was- 
ser abgegossen und wenn sie elwas abgekühlt schält man sie. So sind sie zum 
Genusse angerichtet, (Ebd. 302.) —e. 


Reinicke, über Palmensaaten. — R, erhielt aus den verschie- 
densten Gegenden Samen von 47 Palmenarten, und es gelang ihm weit über 
1500 Pflanzen daraus zu ziehen. Von den Reisenden mit den Boden- und kli- 
matischen Verhältnisse für das Gedeihen der einzelnen Arten bekannt gemacht, 
versuchte er diese künstlich -berzustellen. Am schwierigsten sind die Arten 
aus den dichten und feuchten Urwaldern zu ziehen. Am ehesten keimten deren 
Samen in einem warmen Treibhause unter einer Stellage auf feuchter Erde. 
So die Bactrys selosa, Altalea selosa wurde in noch grösserem Schallen zum 


168 


Keimen gebracht. Das Verfahren bei der Aussaat ist sehr einfach. Je nachdem 
die Palmen in dichten Urwäldern oder an mehr sonnigen und freistehenden Or- 
len wachsen, werden die Früchte in eine Unterlage von frischen Sägespänen aus 
Kiefern- und Tannenholz gebracht. Sonst ist auch sehr lockere Laubwalderde 
anzuwenden. Hier keimte z. B. Corypha tectorum schon in drei Tagen. Eıst 
wenn die Radieula 1/s oder 1‘ Länge hat, wird sie senkrecht in die Erde ge- 
steckt, so dass die Fruchtschale gerade auf dieser aufliegt. Zum Einpflanzen 
nimmt man tiefe Hyacinthenlöpfe, damit die Radicula nicht in ihrer natürlichen 
Entwicklung gestört wird. Bei den Arten, wo die Radicula eine bedeutende 
Länge erhält, bevor die Plumula aus ihrer Spalte heraustritt, besonders bei Hy- 
phaena ist es nothwendig die Keimpflanzen in noch tiefere Töpfe zu bringen. 
Aus der Radicnla geht die wahre Wurzel hervor, die aber nur eine sehr kurze 
Dauer hat. Schon mit dem ersten Blatte bilden sick unterhalb der Insertion 
derselben eine Reihe von Anschwellungen,, die sich bald zu Adventivwurzeln ge- 
stalten und später die Stelle der alten nun absterbenden Wurzeln vertreten. Aber 
auch diese haben keine lange Dauer, denn bei jedem neuen Blatitrieb entwickeln 
sich dicht unter dem Ringe des absterbenden Blattes neue Anschwellungen und 
damit neue Adventivwurzeln. Diese sind ein Zeichen, dass die junge Palme 
verpflanzt werden muss. Die Wurzelgebilde gedeihen nur im tiefsten Schalten 
und in der nöthigen Feuchtigkeit, also in der Erde, daher das öftere Umpflan- 
zen nöthig. Die Neubildung der Adventivwurzeln währt indess nur eine be- 
stimmte Zeit. Hat sich einmal der Stengel gebildet, so verästeln sich auch die 
Adventivwurzeln. Dann ist das Umpflanzen weniger nöthig. (Ebd. 304.) —e. 


Leidy, die Flora in lebenden Thieren. — In dieser Abhand- 
lung beschreibt L. folgende Gattungen und Arten: 1) Enterobryus n. gen. mit 
3 Arten: E. elegans in Julus marginatus, Ascaris infecta, Streptostomum agile 
und Thalastomum attenuatum beobachtet; E. spiralis in Julus pusillus und E. 
attenuatus in Passalus cornutus. 2) Eccrina n. gen. mit E. longa in Polydes- 
mus virginiensis und E. moniliformis in Polydesmus granulatus. 3) Arthromi- 
tus n. gen. mit A. crislatus in Julus u. a. 4) Cladophytum n. gen. mit Cl. 
comalum wie vorige. 9) Corynocladus n. gen. mit C. radiatus in Passalus cor- 


nutus. (Smithson. Instit. Contrib. 1853. V. 19—3$.) —e. 
W. H. Harvey, Nereis boreali-americana. pl. II. Rhodo- 
spermeae. — Diese umfangsreiche Monographie bringt ausführliche Beschrei- 


bungen der Arten, Galtungen und Familien mit vortrefflichen Abbildungen auf 
24 Taleln in 40. Wir konnen hier nur die Gattungen und neuen Arten auf- 
zählen: I. Ord. Rkodomelaceae: Amansia Lam., Odonthalia Lyngb., Alsidium Ag,, 
(A. Blodgetti) Acanthophora Lam., Chondria Ag., Rhodomela Ag., Ryliphlaea Ag., 
Digenia Ag., Polysiphonia Grev. (P. Olneyi, P. ramentacea, P. peeten veneris, 
P. exilis, P. californica, P. Woodi), Bostrychia Mont (B. Muntagnei, B. rivula- 
ris, B. Tuomeyi), Dasya Ag. (D. Gibbesi, D. ramosissima, D. mollis, D. mu- 
eronata). II. Ord. Laurenciaceae: Laurencia Lam. (L. cervicornis, L. gemmi- 
fera), Champia Desv. , Lomentaria Endl. III. Ord. Corallinaceae: Corallina L., 
Jania Lamk. (J. capillacea), Amphiroa Lam , Meloberia Lam. IV. Ord. Sphaero- 
eoccoideae: Grinellia n. gen., Delesseria Lam. (D. tenuifolia, D. involvens), Bo- 
tryoglossum Kütz., Hymenena Grev., Nitophyjlum Grev., Calliblepharis Kütz., 
Gracilaria Grev. (Gr. divaricata, Gr. Blodgetti), Corallopsis Giev. V. Ordn. 
Gelidiaceae: Gelidium Lam. (G, Coulteri), Eucheuma Ag., Solieria Ag., Hypnea 
Lam. (H. erinalis). VI. Ord. Spongiocarpeae : Polyides Ag. VII. Ord.: Squa- 
marieae: Peyssoniella Dne. VIll. Ord. Helminthocladeae: Helminthora Ag, Ne- 
malion Dub., Scınaia Biv., Liagora Lam. (L. valida, L. pınnata). IX. Ord. 
Wrangeliaceae: Wrangelia Ag. X. Ord. Rhodymeniaceae: Rhodymenia Grev., 
Euthora Ag., Rhodophyllis Kütz., Plocemium Lam., Rhabdonia Harv., Cordyle- 
cladia Ag. XI. Ord. Cryptoremiaceae: Stenogramma Harv., Phyllophora Grev., 
Gymnogrongus Mart., Ahnfeltia Ag., Cystoelonium Kütz., Callophyllis Kütz., Kal- 
Jymenia Ag. (K. Pennyi), Constantinea Post., Gigartina Lam., Iridaea Bor , Chon- 
drus Stacr., Endocladia Ag., Gloiopeltis Ag., Cryptonemia Ag., Chylocladia Grev. 
(Ch, Baileyana, Ch, rosea), Chrysymenia Ag. (Ch, enteromorpha, Ch. halyme- 


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nioides, Ch. Agardhi, Ch. ramosissima, Ch. anthoclada), Halymenia Ag., Holo- 
saceion Kütz., Furcellaria Lam., Acrotylus Ag. (A, elavatus), Prionitis Ag., Gra- 
teloupia Ag. (Gr. Gibbesi), Cantenella Grey. (C. pinnata), Gloiosiphonia Carın. 
XI. Ord. Spyridiaceae: Spyridia Haryv. XII. Ord. Ceramiaceae: Microcladia 
Grev. (M. Coulteri), Centroceras Kütz., Ceramium Lyngb. (C. Hooperi, C. bys- 
soideum), Ptilota Grev., Crouania Ag. , Halurus Kütz., Griffithia Ag., Callitham- 
nion Lyngb. (€. Pykeanum, C. squarrulosum, C. americanum). Der Anhang 
enthält noch neue Genera incertae sedıs, nämlich Wurdemannia und Pikea. 


(Smiths. Instit. Contrib. vol. V. art. V.) Kite, 
Asa Gray diagnosirt Trichomanes Pelersi n, sp. aus Alabama. (Sillim, 
journ. May. 326.) un 


Burekhart, eingewanderte undheimischgewordene Pflan- 
zen der Görlitzer Flora. — Durch Kultur, Gewässer, Winde und Thiere 
werden Pflanzen aus einer Gegend in die andere übergeführt. In "genannter 
Flor sind auf Aeckern und Brachen eingeführt oder durch Anbau verwildert : 
Brassica napus, Br. rapa, Br. nigra, Sinapis alba, S. arvensis, Neslia panieu- 
luta, Delphinium consolida, Silene gallica, Agrostemma githago, Geranium dis- 
sectum, Ervum lens, Vicia sativa, V. angustifolia, V. villosa, Trifolium incarna- 
tum, Pisum arvense, Valerianella carinata, V. auricula, Erigeron canadense, Chry- 
santhemum inodorum, Centaurea cyanus, Lycopsis arvensis, Linaria arvensis, 
Rumex crispus, R. obtusifolius, Euphorbia helioscopia, Allium vineale, Ornitho- 
galum umbellatum, Panicum crus galli, Agrostis spica venti, Bromus secalinus, 
Lolium temulentum, Avena strigosa. In Flachsfeldern stehen Cammelina sativa, 
C. dentata, Lolium linicola , Cuscata epilinum, Spergula maxima; in Kartoffel- 
äckern Helianthus annuus, H. iuberosus, Nicandra physaloides; unter Buchwei- 
zen Polygonum tataricum ; auf Wiesen, Grasplätzen, Dämmen : Avena flavescens, 
A. pubescens, Arrhenatum elatius, Bromus sterilis, Br. tectorum, Phleum pra- 
tense, Medicago sativa, Onobıychis sativa; im Gartenlande: Fumaria offieinalis, 
Viola tricolor hortensis, Adonis autumnalis , Reseda alba, Oxalis cornieulata, O. 
striela, Malva crispa, M. mauritiana, Hibiscus trionum, Geranium pyrenaicum, 
Raphanus sativus, Portulaca oleracea, Anethum graveolens, Anthriscus cerefo- 
lium, Pastinaca sativa, Melilotus coerulea, Fragaria virginiana, Valerianella oli- 
toria, V carinata, Matricaria chamomilla, Tragopon porrifolius, Silybum maria- 
num, Borago officinalis, Solanum nigrum , Satureia capitatum, Panicum sangni- 
nale, P. ciliare ; in Gras- und Obstgarten ; Helleborus viridis, Myrrhis odorata, 
Primula elatıor, Pr. officinalis, Pr. acaulis,, Nareissus poeticus, N. pseudonar- 
eissus, Galenthus nivalis, Leucojum nervum,-Tulipa silvestris, Ornithogalum nu- 
tans, Seilla amoena; an Gartenmauern Linaria cymbalaria; in Hecken und An- 
pflanzungen : Aquileja vulgaris, Hesperis matronalis, Berberis vulgaris, Rhus ty- 
phinum, Cornus alba, Sacus ebulus, Lonicera caprifolium, L.tatarica, Ligustrum 
vulgare, Syringa vulgaris, S. persica, Lycium barbarum, Cylisus laburnum, Ro- 
binia pseudacacia, Colutea arborescens, C. orientalis, Caragana arborescens, Pru- 
nus insitilia, Pr. domestica, Pr. cerasus, Pyrus communis, P. malus, Philadel- 
phus coronarius , Spiraea opulifolia, Sp. salicifolia, Rubus odoralus, Rosa cin- 
namomea, R. pomilfera, R. alba, Ribes grossularia, M. alba, M. nigra, Alnus 
incana, Pinus laria, P. strobus, Populus alba, P. canescens, P. monilifera, P. 
balsamifera, P. pyramidalis, Salix babylonica, Bryonia alba, Aristolochia clema- 
titis; auf wüsten Stellen, Kirchhöfen, in Dörfern: Nigella damascena, Lepidium 
salivum, Viola tricolor, Oenothera biennis, Stenactis bellidiflora, Chrysanthemum 
parthenium, Anthemis cotula. Artemisia absinthium, A. pontica, Dianthus pluma- 
rius, Polemonium coeruleum , Sempervivum tectorum, S. soboliferum, Dutura 
stramonium, Xanthium strumarium, Chenopodium ambrosioides, Botryx, Ama- 
ranthus retroflexus, Blıtum, Nepeta cataria, Marrubium vulgare, Leonurus car- 
diaca, Silene armeria, Ribes alpinum, Sambucus nigra, Verbascum blattaria, Aspa- 
ragus olfieinalis, Archangelica offieinalis, Levisticum officinale, Petasites offici- 
nalis, Artemisia abrotanum, Inula helenium; an Bächen, Flüssen, Teichen: Spi- 
raea salieifolia, Ribes rubrum, R. nigrum, Cochlearia, Rudheckia laciniata, Aster 
salignus. (Görlitz. Abhandl. VI. 55.) az 


11 + 


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- Klotzsch;'newe Gattungen der Rubiaceen. — 1) Coffeaceae 
Psychotrieae: Dirichletia: Calyx tnbo cum ovario connato, limbo supero 
maximo oblique scutellaeformi aut auriformi ovalo acuto integerrimo subinde 
bilobo viridi deinde dealbato. Corolla supera tubulosa, apice tunida, basi alle- 
nuala, intus pubescente, limbi quingqueparliui lobis late lanceolalis aculis reflexis 
apice brevi hamalis, aeslivalione valvalis. Stamina 9 corollae fauci villosae in- 
serla, inclusa aul exserla, antherae voblongae biloculares bıevi filamenlosae. Ova- 
rium inferum, biloculare, oblongum, incuryvum, in pedicellum attenuatum, disco 
epigyno carnoso. Ovula in loculis completis solilaria e basi erecta analropa. 
Siylus glaber filiformis; stigma bifidum, exsertum.  Bacca drupacea , exsucca, 
oblonga, incurva, costata, basi allennala, calycıs limbo coronata, dieocca. Se- 
mina erecla, obovata. Embryo in axi albuminis cornei orthotropus; colyledoni- 
bus foliaceis, radicula‘ eylindrica infera. Fructices Mossambicenses glabri aut 
pubescentes, ramulis terelibus divaricatis; foliis opposilis ovato-oblongis penni- 
nerviis, utringue allenuatis; stipalis vaginatis,, utrinque tridenlatis, intus mem- 
brana integerrima productis; pedunculis corymbosis terminalibus ; floribus vio- 
laceis, mit den neuen Arten D. glabra und D. pnubescens an der Ostküste Afri- 
kas. 2) Cinchoneae Rondeletieae: Calycophyllum DC. mit folgender neuer 
Characteristik : Calyvx tubo obovato-oblongo cum ovario connato, liımbo supero 
iruncato , uno exteriorum interdum producto in folio petiolatum amplum relicu- 
lato-venosum obovatum obtusum ineiso-crenatum coloratum. Corolla supera in- 
fundibuliformis, tubo brevi, limbo quinqnepartito. Stamina quinque corolla fauci 
villoso-hirtae inserta; filamenta subulata limbo corollae breviora; antherae obo- 
vatae biloculares deflexae. Ovarium inferum biloculare. Ovula in placenlis 
elongalis dissepimento utrinque adnalis sessilibus plurima anatropa. Stylus ey- 
lindrieus, basi attenuatus; stigma bilobum exsertum. Capsula bilocularis apice 
seplicido dehiscens. Semina plurima oblonga exalata. Embryo in axi albumi- 
nis carnosi minimus; radicula cylindrica umbilico proxima centripeda. Arbu- 
seula Cubensis et Americae tropicae; ramıs terelibus glabris; ramulis compres- 
siuseulis; foliis oppositis membranaceis obovatis aculis petiolatis; stipulis bre- 
vibus aculis; floribus corymbosis axillaribus et terminalibus ; pedunculis tricho- 
tomis compressis. — Warszewiczia: Calyx tubo oblongo eum ovario con- 
nato, limbo supero quinquedentalo , denlibus obtusis, uno exlimo interdum pro- 
ducto in folium petiolatum oblongum reliculato - venosum amoene coceineum. 
Corolla parva supera infundibuliformis, fauce nuda, limbo quinqueparlito. Sta- 
mina quinque imo basi tubo corollae inserla, exserta, filamenta filiformia, basi 
connata; anlherae ovales, supra basin alfixae. Ovarium inferum, biloculare. 
Ovula in placentis elongatis dissepimento utringue adnatis sessilibus plurima. 
Stylus eylindrieus laevis, scaber aut sparsim adpresse hirsutus ; stigma bilobum 
exserlum. Capsula calyeis limbo persistente coronata seplicıdo dehiscens. Se- 
mina plurima subgloboso-Irigona exalata. Embryo in axi albuminis carnosi mi- 
nimus; radienla eylindrica umbilico proxima centripeta. Arbores Americae 1ro- 
picae; ramis terelibus pubescentibus; foliis magnis opposilis; stipulis interpe- 
tiolaribus solilariis; racemis terminalibus pedunculatis pedalibus e corymbis 
parvis opposilis composilis. Die Arten sind W. coccinea auf Trinidad, W. pul- 
cherrima in Veragna, W. Schomburgkana in Guiana, W. Poeppigana am Ama- 
zonenstrom. — Pallasia: (Nec Scopoli nec Hottuyn, nee Linne fil.) Calyx 
wıbo oblongo urceolato cum ovario connato, limbo supero capuliformi quinque- 
sexdentato, uno exteriorum interdum producto in folium petiolatum amplum re- 
ticulatum venosum coloratum. Corolla supera tubulosa incurva, apice inflata, 
Jimbo-quinquepartito ; laciniae latae obtusae. Stamina quinque inaequilonga, su- 
pra medium tubo corollae inserta, inclusa; filamenta brevia subulata ; antherae 
vvalae compressae, supra basin aflixae. Stylus fililformis exsertus; stigma bre- 
viter bilobum. Ovarium inferum biloeulare. Ovula in placentis elongatis disse- 
pimento ulringue adnalis sessilibus plurima anatropa. Capsula bilocularis po- 
Iysperma calyce persistente coronala seplicido-dehiscens. Semina oblonga - tri- 
gona exalata. Embryo in axi albuminis carnosi minimus: radicula cylindrica 
umbilico-proxima centripeta. Arbor Guianensis; ramis cinereis dichotomis gla- 


171 


bris; foliis oppositis membranaceis petiolatis; stipulis interpetiolaribus utrinque 
solitariis subconnatis ; floribus interrupte spicalis, bracteis squamaeformibus 
suffultis ; spicis in apice ramorum axillaribus et terminalibus longe pedunculatis 
eompressis, simpliecibus aut ramosıs. Die einzige Art ist P. Stanleyana von 
Schomburgk unter Calycophyllum versetzt (Skopoli’s Pallasia ist Crypsis Aiton, 
des jungen Linne’s Pallasia — Calligonium und Houttuyn’s Pallasia = Calo- 
dendron). 3) Gardenieae Bertiereae: Mussaenda Lin. neu characterisirt: 
Calyx tubo oblongo-turbinato cum ovario connato, limbi superi quinquepartiti 
demum decidui lobis ereclis aculis, uno exteriorum interdum producto in fo- 
lium peliolatum amplum reticulato -venosum coloratum. Corolla supera’ hypo- 
eraterimorpha, tubo longo, basi attenualo,, superne paullulum tumido, inlus a 
medio usque ad faucem Iutescenti-villoso, limbo quinquepartito patente. Anthe- 
rae in medıo tubi corolla insertae subinclusae apiculatae sessiles. Ovarium in- 
ferum biloculare. Ovula in placentis e medio dissepimento utrinque stipitatis 
revoluto-bilobis plurima, horizontalia, anatropa. Stylus cylindrieus inclusus. 
Stigma bilobum. Bacca subglobosa exsucca, apice denudata, biloceularis. Se- 
mina plurima parva lentieularia compressa. Embryo in basi 'albuminis dense 
earnosi minimus; radicula crassa umbilico proxima centripeta. Die Arten sind 
M. setulosa in Ostindien, M. Zollingerana auf Java. — Pogonopus: Calyx 
tubo oblongo-turbinato cum ovario connalo,, limbi superi quinquefidi lobis ere- 
etis persistentibus acutis, uno exteriorum interdum producto ın folium petiola- 
tum amplum reliculato- venosum coloratum. Corolla supera tubulosa, limbo 
aperto quinqueparlito. Stamina quinque subexserta. Antherae oblongae acutae 
incumbentes. Filamenta complanata, supra annulum latum cartilagineum nitıdum 
basilarem apice barba hirsuta instructum inserta. Ovariam inferum biloculare. 
Ovula in placentis e medio dissepimento utrinque stıpitatis revoluto-bilobis plu- 
rima horizontalia anatropa. Stylus eylindricus. Stigma incrassatum exsertum 
bilobum, lobis reflexis. Fructus. ... Arbusculae americanae; foliis oppositis 
peliolatis ; stipulis utrinque solitarıis, basi latis im acumen subulatum attenua- 
us; foribus terminalibus ceorymbosis; corymbis ter trichotomis. Die einzige 
Art ist P. Ottonis in Venezuela. Randieae: Rosea: Calyx tubo urceolato cum 
ovario connata, limbi superi truncati bi- tri- quadrifidi lobis striclis persisten- 
bus, bracteis sex imbricatis stipulaeformibus per paria connatis suffultus. Co- 
rolla supera hypocraterimorpha, tubo aequali intus villosulo, limbo patente 6— 
7—85 partito. Stamina 6—8 exserta corollae fauci inserta. Antherae lineares 
introrsae brevissime filamentosae, infra medium affixae. Ovarium inferum bilo- 
eulare. Ovula in placentis e medio dissepimento utrinque sessilibus pauca bi- 
seriata pendula anatropa. Stylus eylindricus deinde versus apıcem spiraliter 
torlus; stigma bilidum exsertum. Bacca globosa exsucca gabra calyci persistente 
eoronata oligosperma. Semina obovata. Embryo in axi albuminis recius; coty- 
ledonibus subfoliaceis ; radicula tereti magna. Frutices Mossambicenses ramo- 
sissimi; foliis  oppositis oblongis brevi petiolalis; stipulis interpetiolaribus 
ulrinque solitariis in acumen subulatum attenuatis, intus per membranam inte- 
gram vaginalim connalis; floribus axillaribus aggregatis subsessilibus, Die bei- 
den an der Osküste Afrikas heimischen Arten sind R. jasminiflora und R. cras- 
sifolia. Die gleichnamige von Martius aufgestellte Gattung fällt mit Iresine Wild. 
zusammen. (Berl. Akad. August. 494.) —e: 


Asa Gray, PlantaeWrightianae Texano-Neo-Mexicanae. 
— Diese mit einem schönen Atlas begleitete und in zwei Theilen in den Contrib. 
des Smiths. Instit. Ill. u. V. erschienene Abhandlung enthält ausser zahlreichen 
bekannten Arten folgende neue und zugleich neue Gattungen, deren Diagnosen 
wir wiedergeben: Telypodium Wrigbti, Sisymbrium auriculatum , S. diffusum ; 
Greggian. g.: calyx basi aequalis, sepalis lineari-oblongis palentiusculis, pe- 
tala obovata rotundata, ungue anguste, discus hypogynus inter pelala et stamina 
annularis, eontorlwlobatus, lobis aule stamina, filamenta edentula, filiformia, 
ovarıum oblungum a latere compressum, siylo aequilongum, sligma cordatum, 
bilobum, lobis ad placentas respondentihus, siliqua breviter linearis, septo an- 
susto subenervi conlrarie planocompressa, ulrinque relusa, siylo conspicuo su- 


172 


perata, valvis naviculari-conduplicatis, dorso tenuissime uninerviis, semina in lo- 
culis plurima (20 — 40) uniserialia, e funiculo libero pendula, ovalia, frigida, 
immarginata, cotylae lineari-oblongae, planae, septo, parallelae, radiculae ad- 
scendenti incumbentes ; suffrutex humilis, pube molli stellata canescens, cauli- 
bus a basi ramosis diffusis, foliis spathulatis saepius repandis vel sinuato-den- 
talis in petiolum angustatis, racemis laxis, floribus majusculis albis, siligqnis 
canopuberilis pedicello aequalibus vel sublongioribus. Die‘ einzige Art ist Gr. 
camporum. Ferner Hymenolobus pubens, Talinum spathulatum. — Talinopsis 
n, g.: calyx ebractealus diphyllus, sepalis aequalibus ovatis mulicis membrana- 
ceis persistentibus, pelalus hypogyna libera ovalia exunguiculata aestivatione im- 
bricata cito gelatlinosomascescentia, stamina eirc. 20 in phalanges 5 petalis op- 
positas iisque adhaerentes disposita, filamenta subulata, antherae biloculares, lo- 
eulis oblongis discrelis, ovarium fusiforme uniloculare, stylus columnaris brevis 
apice trifidus, locis oblongis intus stigmatosis, ovula numerosissima subamphi- 
tropa, columellae gracili centrali funiculis gracillimis inserta, capsula fusiformis 
subtrigona, calyce semiinelusa ab apice trivalvis, epicarpio coriaceo valvarum ab 
endocarpio carlaceo sexvalvi dissilente, semina indefinita uncinata in appendicu- 
lata, lesta laxa granulata, tegmine membranacea embryoni hamosiarcuato con- 
formi, albumen fere nullum ; fruticulus glaber , ramis gracilibus nodosis, foliis 
earnosis linearibus plerisque opposilis, axillis obsolete barbatis, inflorescentia 
termiuali cymosa, internodiis artieulatis, floribus in dichotomiis sessilibus, co- 
rolla purpurea. Die einzige Art ist T. frutescens. Ferner Malvastrum lepto- 
phyllum, Sphaeralcea hastulata, Sida lepidota, S. cuneifolia, S. longipes, Abuti- 
lon parvulum, Hibiscus cardiophyllus, Agenia microphylla, Linopsis Greggi, Oxa- 
lis dichondraefolia, ©. Wrighti; — Sericodes n.g.: calyx quinquepartitus 
persistens, laciniis ovatolanceolatis , pelala quinque rhombeoovata subacula vix 
unguiculata subperigyna, nempe imo calyce inserla, laciniis ejusdem aequilonga, 
tarde decidua, stamina decem aequalia cum petalis inserta, filamenta filiformia 
quinque petalis opposila nuda, quinque sepalis opposila basi intus squamata bi- 
fida pilosa persistente appendiculata, antherae oblongolineares introrsae medio 
affıxae, discus nullus, ovarium sericeovillosissimum, arcte sessile quinqueloculare 
quinquelobum, loculis sepalis oppositis, stylus superne quinqueangulatis clavatis, 
angulis deorsim longiuscule stigmatosis, ovula in loculis solitaria pendula, fru- 
clus quinque cocens, siecus, coceis Scriceovillosissimis coriaceis indehiscentibus 
ab axi centrali gracili secedentibus, semen exalbuminosum loculi conforme apice 
ultra hilum rostellatum , embryo rectum, cotylae ovales axi contrariae, radieula 
conica supera; frutex humilis ramosissimus, foliis simplicibus parvis oblongo- 
spathulatis integerrimis sericeis sessilibus faseiculatis, fasciculis alternis, stipu- 
lis minutis spinescentibus, foribus 1—3 ex eodem faseiculo foliorum brevıler 
pedunculatis, corolla flava. Die Art ist S. Greggi. — Ferner Amoreuxia mal- 
vaefolia, Condalia spathulata— Microrhamnusn. g.: calyx coloratus quin- 
quefidus, 1ubo expanso subplano, lobis patentissimis ovalis trinervalis nervo 
medio intus carinalis, discus carnosus pateriformis calyeis tubo adnatus margine 
subundulatus ovarium superum cingens, pelala quinque obcordata unguieulata 
calyce breviora, stamına quinque petalis aequalia iisdem libera, antherae didy- 
mae biloculares bivalves, ovarium liberum ovoideum biloculare in stylum colum- 
narem angustatum, sligma emarginatum, ovula solitaria, fructus subdrupaceus 
siceus ovoideus osseus calycis cupula parva suffultus abortu subunilocularis mo- 
nospermus, cotylae foliaceae oblongae planae, fruticulis ericoideus ramosissımus 
glaber, ramis rigidis spinescentibus foliis alternis et in axillis vel in ramulos 
brevissimos fascieulatis persistentibus parvis linearibus vel spathulata linearibus, 
marginibus arelissime revolutis, subtus bisulcatis enervibus, stipulis squamae- 
formibns subulatis deciduis, peduneulis foliis brevioribus, Noribus minimis fla- 
vis. Die Art ist M. ericoides. — Mortonian. g.: calyx quinquelobus, tubo 
obeonico decemeostato, lobis margine scarioso albidis, petala quinque obovata 
erosocrenulata sub margine disci perigyni, carnosi quinquelobi inserto, stamina 
que sinubus disci inserta petalis breviora, antherae cordatodidymae mucronula- 
tae, ovarium ovoideum liberum vel basi calyce aceretum quinqueloculare, loculis 


173 


biovulatis, ovulis collateralibus erectis, stylus columnaris apice quinquedentatus, 
lobis intus stigmatosis, fructus siccus ovoideus vel oblongus stylo apiculatus 
calyce persistente stipatus coriaceus abortu unilocularis monospermus indehi- 
scens, semen oblongum pericarpio conforme, arillo nullo, testa tenui membra- 
nacea, embryo intra albumen carnosum parcum reclus longitudine seminis, co- 
iylis oblongis carnosis, radicula brevissima infera ; frulices ramosissimi conferte 
foliosi semperviventes, foliis plerisque alternis parvulis coriaceis enervibus vix 
petiolatis integerrimis marginibus erassis pl. m. revolutis, stipulis glandulaefor- 
mibus minimis cadueis, floribus albıs ad apicem ramorum thyrsoideopanieula- 
tis, bracleis saepius oppositis persistentibus. Die Arten sind M. sempervirens 
und M. Greggi. — Aspicarpa longipes, Janusia gracilis, Polygala macradenia, P. 
ovatifolia, P. puberula, Krameria canescens, Phaseolus Wrighti. — Pateria 
n. g.: calyx ebracteolatus tubulosus quinquelobus, lobis subulatis duobus supe- 
rioribus altius coalitis, vexillum obovatum emarginatum recurvum alis oblongis 
obtusis longe ungniceulatis aequilongum, carina eueulliformis obtusissima alis 
brevior, stamina decem filamento vexillari libero diadelpha, ovarium lineari sti- 
pitatam multiovulatum, stylus filiformis ascendens apice dense aspergillobarba- 
tus, sigma terminale barbatum, legumen lineare planocompressum breviter sti- 
pitatum immargınatum continuum saepius abortu oligospermum valvis corıaceis, 
semina ovalia compressa, herba glahrata, caulibus e basi suffrutescente ramo- 
sissimis, ramiscopariis teretibus gracillimis , stipulis spinosis, petiolis fillformi- 
bus persistenlibus, aliis foliolis plurimis parvis oblongis gerentibus,, racemis 
virgatis dissitilloris ereclis ramulos terminantibus, florıhus pendulis flavidis. 
Die einzige Art ist P. scoparia. — Desmodium neomexicanum,, Hoffmannseggia 
brachycarpa, H. oxycarpa, H. densiflora, H. stricta, H. drepanocarpa, Cereidium 
texanum, Mimosa flexuosa, M. disocarpa, Calliandra conferta, Leucaena relusa, 
Acacia malacophylla, A. Wrighti, A. Greggi, A. tephroloba, A. Coulteri, A. con- 
strieta, Pithecolobium breviıfolium, Nesaea longipes, Oenolhera brachycarpa, Oe. 
tubicula, Echeveria strictilora, Sedum Wrighti, Philadelphus serpyllifolius, — 
Fendleran. g8.: calyx tubo turbinato octocostato, cum ovarii basi connato, 
limbo quadripartito , lobis triangulatis aestivatione valvatis; petala quatuor ova- 
todeltoidea unguiculata erosa decıdua; slamina oclo cum petalis inserta, fila- 
menta lınearia plana apice bifurcata lobis lineari-attenuatis ultra antheram longe 
productis, anlherae introrsae mucronalae biloculares longitudinaliter dehisenntes ; 
ovarium semisuperum quadriloculare, styli pilosuli conuiventes, pl. m. coaliti, 
stigmata terminalia simplicia; ovula in loculis plurima e placentis centralibus 
imbricatopendula anatropa; capsula crustacea- ovoideoconica stylis persistentibus 
acuminala basi calyce acrela quadriloeularis ex apice septicida; semina in locu- 
lis pauca pendula imbricata oblonga testa membranacea laxa reliculata deorsum 
alala; embryo in albumine parco rectus ejnsdem fere longitudine, colylis oblon- 
gis radicula supera duplo longioribus ; frutex 2—4 pedalis, foliis oppositis lan- 
ceolalis subsessilibus trinervalis integerrimis; floribus ramulos breves terminan- 
tibus solitariis vel ternis breviter pedunculatis, petalis albis. Hieher F. rupi- 
cola — Eryngium Wrighti, Galium microphyllum, G. Wrighti, Hedyotis acerosa. 
— Dolanosan.g.: capitulum multilorum homogamum aequalillorum ? invo- 
lucrum hemisphaericum extus laxe lanatum sqnamis oblongo lanceolatis mem- 
branaceis adpressis apice subcoloratis inappendieulatis intımis disco subaequa- 
libus ; receptaculum Iplaniusculum paieaceum, paleis invol. squam. referentibus 
conduplicatis singulis florem involventibus; corollae purpureae marginales re- 
flexae ; styli etc. Veroniacearum; achenia turbinata sericeo hirsuta; pappus du- 
plex rigidus exterior e paleolis squamellatis plurimis linearilanceolalis ovario 
aequilongis, interior e selis aristaeformibus complanatis sursum incrassatis plu- 
riserialibus corolla paullo brevioribus, utrisque erebre denticulatis; herba floc- 
cosolanala; caule erecio apice capitula plura corymbosocongesla gerente; foliis 
alternis ovatooblongis utrinque aculis subsessilibus penninerviis integris supra 
mox glabratis? subtus dense canolanatis, Hieher B. Coulteri — Brickellia par- 
vula, Br. Galeoltii, Br. tomentella, Br. reniformis, Br. baccharidea,, Br. laci- 
niata, Eupatorium Wrighti, Eu. solidaginifolium, Conoclinium dissectum, Ma- 


174 


chaeranthera parviflora, Gymnosperma eryocarpa, Linosyris heterophylla, L. 
Wrighti, L. birtella, L. pulchella, L. coronopifolia, Aplopappus blephariphyllus 
— Laphemian. g.: capitulum plurimultiillorum nune homogamum discoi- 
deum nunc radiatum homochromum, ligulis paneis ovalibus oblongisve 2—3 
dentatis discum haud superanlibus, Involucrum uni-biseriale, squamis aequali- 
bus oblongis vel lanceolatus membranaceis universiis carinalis apice ciliatisz 
receplaculum planum scrobieulatum nudum; flores disci hermaphroditi; corollae 
tubulosae, fauce pl. m. ampliata dentibus quinque ovatis patentibus; antherae 
basi sagillalae vel bidenlatae; styli rami ff. disci. angusti complanati in appen- 
dicem subulatam hispidam producti; achenia conformia linearioblonga compressa 
praeserlim ad nervos marginales hirtella; pappus aut plane nullus aut uniseto- 
sus aut plurisetosus, setis hirtellis; herbae vel polius suffrutices rupicolae hu- 
miles vel nanae puberulae ;' caudice crasso lignoso caules plures foliosos profe- 
rente, foliis alternis et oppositis ovatis cordatis oblongisve saepius dentalis pe- 
tiolatis, capitulis solitariis vel corymbosis terminalibns, floribus flavis. Hierher 
L. rupestris, L. balimifolia, L. angustifolia, L. Lindheimeri, L. Standburyi. — 
Baccharis Wrighti, Euphrosyne ambrosiaefolia, Iva dealbata, Zinnia anomala, 
Viguieria cordilolia, Thelesperma longipes, Heterospermum dicranocarpum, Zea- 
menia brevifolia, Disodyopsis polychaetum, Porophyllum Greggi. — Sartwel- 
lia.n. g.: capitula pluriflora, conferta fastigiato corymbosa heterogama; fl. ra- 
dii ligulatis femineis 3—5, disci 9—12 tubulosis hermaphroditis; involuerum 
disco brevius, 9— Öphyllum , squamis ovalibus membranaceis aequalibus; rece- 
placulum subplanum nudum; ligulae ovales corollas dısci haud superantes; styli 
rami fl. disci breves complanalı revoluti apice truncati; achenia terelia, decem- 
costala, pappo calyculaio integro margine multidenticulato, tubum properium 
corollae disci adaequanti-coronata ; herba erecta mullicaulis pedalis glabra, ra- 
dice annua ? foliis oppositis filiformis lınearibus integerrimis impunctatis capı- 
tulis paryulis breviter pedicellatis, floribus aureis. Die einzige Art ist S. Fla- 
veriae. — Bahia pedala, Varilla texana, Perezia Wirighti. 

Thalictrum Wrighti, Delphinium scopulorum, Streptanthus platycarpus, Str. ca- 
rinatus. — Dryopetalonn.g,: calyx basi inaequalis, sepalis oblongis, 2 majori- 
bus basi subsacealis; pelala ovatospathulata, ineciso — 5—7-lobata, in unguem 
brevem attenuata; filamenta Subulata edentula ; antherae oblongae sagitialae; sti- 
gma sessile, subglobosum emarginatum ; siliqua filiformis teres haud stipilala po- 
lysperma, septo enervi, valvis trinerviis nervo medio carinatis; semina. in loculis 
uniserialia e funiculo lihero pendula subcompressa immarginata ; cotylae ovales 
planae radiculae adscendenti subobliquae aceumbentes ; herba annua vel biennis; 
foliis runeinato pinnatifides radicalibus praesertim pube simpliei molliter villosıs 
subpetiolatis, racemis multifloris pedicellis eliam fructiferis confertis, floribus 
albis. Die Art ist Dr. runcınatum. — Vesicarea purpurea, Lepidium Wrighti, 
L. intermedium, Cleome sonorae , Silene Greggi, S. Wrighti, Arenaria saxosa, 
Drymaria eflusa, Sphaeralcea Wrighti, Anoda pentachista, A. Wrighti, A. Sono- 
rae, Agenia micropbylla, Waltheria detonsa, Ceanothus Greggi, Mortonia sca- 
brella. — Glossopetalon n.g.: flores hermaphroditi; calyx profunde quin- 
quefidus persistens, lobis ovalis ohtusis aestivalione imbricatis; petala 9 lineari 
ligulata, calyce multo longiora, sub margine undulato-l0-crenulato glanduloso 
disci tenuis perigyni inserta marcescenlia; stamina 10 sinubus disei inserta ca- 
Iyce breviora, filamenta subnlata; antherae didymae muticae filamento aequilon- 
gae loculis longitudinaliter dehiscentibus ; ovarium liberum ovoidenm obliquum 
apice aculum sligmate sessile orbieulato depresso simplieissimo coronaltum uni- 
loculare; ovula 2, e basi fere loculi erecta subeollateralia analropa; fructus 
oblique ovoideus vel oblongus apienlatus coriaceus multistriatus, I—2 spermus, 
tandem bivalvis? Semen obovoideum compressiusculum hilo exciso arillo parvo 
caruneulaeformi bilobo munitum, testa laevi erustaceo ; [rutex 2—4 pedalis ra- 
mosissimus glaber, ramis viridibus striatis spinescentibus, foliis alternis oblongo 
linearibus spathulatisve integerrimis parvis vel ramulorum Nlorif. ad squamula 
subulatas minimas redunetis, stipulis nullis, Norıbus albis seeus ramulos sparsis 
axillaribus breviter peduneulatis. Hierher Gl, spinescens, — Polygula hemiptero 


175 


carpa, Monnia Wrighti, Phaseolus acutifolius, Ph. Wrighti, Ph, macropoides, Ph. 
rotundifolius, Galactea tephrodes, Cologania longifolia, Cracca Edwardsi, Tephro- 
sia leiocarpa, T. tenella, Indigophera sphaerocarpa, Dalea albiflora, D. laevigata, 
D. brachystachys, D. polygonoides, D. He D. calycosa, Petalostemon exile, 
Hosackea Wrighli, Astragallus Bigelovi, A . vaccarum, A. humistratus, A, cobren- 
sis, A. Fendleri, A. Seunzke, A. tephrodes, Desmodum gramineum, D. exiguum, 
D. Bigelovi, D. batocaulon, D. Sonorae, D. Grahami, D. psilocarpum, D. cine- 
rascens, Cassia Wrighti, Mimosa Wrighti, M. Grahami, Calliandra reliculala, Ce- 
rasus breviflorus, Rubus neomexicanus, Ammannia Wrighti, A. dentifera, Cuphea 
Wrighti, Oenothera Wrighti, Oe. primiveris, Oe. chamaenerioides, Passiflora in- 
amoena, Cucurbıla digitata, Apodanthera undulata, Elatherium Wrighti, E. Coul- 
teri. — Sicyosperma n. g.: Flores monoici; mase. calyx late campanula- 
tus subulato quinquedentatus ; corolla calyei adnalim inserta, limbo quinguepar- 
tito, lobis apice bicuspidatis ; stamina 9, in columnam apice capitato antherife- 
ram connata imo calyce inserta; antherae ovales uniloculares parallelae adnatae ; 
fem. calycis tubo supra ovarium constrielo, limbo planiusculo quinquedentato; 
corolla maris nisi lobis inlegris mulieis; ovarium uniloculare ovula unico pen- 
dulo ; stylus brevis, stigma peltatum trilobum ; fructus utrieuliformis ovatus len- 
ticularis pericarpeo membranaceo laevi semini arcte conformi; testa eruslacea 
laevis ; colylae carnosae orbieulares planoconvexae; herba annua scandens seir- 
rhosa; folius cordato rotundis angnlatis vel subiohalis; floribus minımis albi- 
dis, masculis in racemo breyi saepe trifildo, femineis in eadem axilla solitariis, 
primariis breviter pedunculatis nudis, secundariis subsessilibus bractea foliacea 
tripartita inclusis. Hierher nur S. gracile.. — Symphoricarpus rotundifolius, 
Lonicera dumosa, Galium imberbis, Stevia macella, Brickellia betonicaefolia, Br. 
Wrigbti, Br. tenera, Br. floribunda, Br. simplex, Eupatonium sonorae, Asler 
Wrighti, -A. sonorae, A. blepharophyllus,, Erigeron eryophyllum, Gutierezzia 
Wrighti, G. gymnospermoides, Linosyris carnosa, Aplopappus larifolius. — Pe- 
ricomen.g.: capitulum multiflorum homugamum ; involucrum disco brevius 
campanulatum, uniseriale, squamis circiter 20 nm per margines anguslis- 
simos hyalinos inter se coalilis, receptaculum planiusculum nudum, flores om- 
nes hermaphroditi; corollae tubulosae, tubo gracili viscoso glanduloso, fauce 
eylindracea , dentibus 4 ovalis patenlibus; antherae exsertae basi subsagillatae 5 
ramı filiformes, leviter complanati obtusiusculi extus superne et apice minute hir- 
tellı; achenia lineari oblonga compressa faciebus glaberrime marginibus nervi- 
formibus undique barbato ciliata; pappus squamellato coroniformis fimbriatola- 
cerus, fimbriis pilos validos achenii simulantibus; herba glabella ramosa pro- 
cera; folıis oppositis summisve subalternis triangulalis vel hastalis longissime 
acuminalis laevissime resinoso punctalis haud glandulosis, capitulis cymosis, flo- 
ribus flavis. Hieher P. caudata und P. coronopifolia — Baccharis brachyphylla, 
Stylocline mieropoides. — Parthenice n.g.: capitulum 'bemisphaericum mo- 
noicum, floribus femineis 6—8 in ambitu, mascülis 40—50 in disco, involu- 
erum bıseriale, squamis herbaceo membranaceis exterioribus ovalibus, interio- 
ribus 6—8 paullo majoribus orbiculari obovalis; receptaculum convexum, am- 
bitu serie simpliei palearum instructam, paleıs lineari navicularibus carnosoco- 
riaceis per paria ima basi ovariorum fertilium utrimgue acerelis, in disco paleis 
minimis setaceis vel obsolelis inter ovaria aborliva; corollae radii subtubulosae, 
obliquae intus fissae, extus 2— 3 dentalae, discum demum subaequantes, styli 
ramıs latolınearibus dimidio breviores decidnae; flores disci steriles Ivae; Ache- 
nia obovato oblonga obcompressa glabra faciebus tuberculis minimis parvis sca- 
bra via marginala vertice ineurva apieulata obliqua , intus dente minimo squa- 
maceo instrucla, ab involueri squamis discreta cum paleis vacuis receptaculi 
utrimque quası bracleolala secedentia; herba annua orgyalis pube brevissima 
molli undique einerea, foliis cmnibus alternis ovalis majoribus subcordatis acu- 
minalis duplicatodentais, panieulis foliosis laxis, capitulis longiuscule pedicella- 
us parvulis. Die einzige Art ist P. mollis. — Heliopsis parvifolia, Simsia exa- 
ristata, S. scaposa, Actinomeris longifolia, Bidens heterosperma, Guardiola pla- 
iyphylla, Verbesina podocephala, Adenophyllum Wrighti, Schkubria Wrigkti, Bahia 


176 


biternata, Hymenothria Wrighti, Gnaphalium leucocephalum, Cacalia decomposita, 
Psatyrhotes scaposa, Cirsium Wrighti, C. neomexicanum, €. Grahami, Rafines- 
quia neomexicana. — Calycoseris.n.g.: capitulum liguliflorum multıflorum, 
involuerum campanulatum duplex interins e squamis totidembrevibus laxis, recep- 
taculum planum, paleis tenuissimis pilformibus inter flores onustum; achenia 
eonformia fusiformia crassa d9— 6 costala muricaloscabra apice allenuato ro-- 
strata; pappus duplex, exterior coroniformis persistens , interior pilosus copio- 
sus selis mollibus niveis vix scabris basi in annulum coneretis cadueis ; herba 
monocarpia humilis glabra, caule a basi ramoso, foliis pinnalipartitis, lobis rha- 
chique linearibus, peduneulis breviusculis monocephalis ante anthesin nulantibus 
enum involueri basi hispido glandulosis, floribus roseis. Hieher C. Wrighti. — 
Prenanthes exigua, Perityle Parryi, P. aglossa. —&, 


Curtis’s botanical magazine Septbr. Nr. 105 enthält auf Tab. 4734 
—4739:; Brassavola lineata, Gilia lutea, Pandanus pygmaeus, Rhynchospermum 
jasminioides, Philesia buxifolia, Impatiens Jerdoniae, —.e, 


Zoologie. — Gosse, neue oder wenig bekannte Mee- 
resihiere. — In diesem Aufsatze werden folgende Thiere beschrieben : Sco- 
lanthus, eine-neue Gatlung aus der Familie der Actinien, der Körper ist ceylin- 
drisch, verlängert, wurmförmig, das hintere Ende abgerundet, perforirt, das vor- 
dere scheibenformig, mit einer randlichen Reihe zierlicher Tentakeln. Die ein- 
zige Art ist Sc. callimorphus. Ferner Mysis productus n. sp., Crangon sculp- 
tus Bell., Hippolyte Thompsoni Bell, H. Cranchii Leach und Hipp. fascıgera n. 
sp. Ferner Iluanthos Mitchelli n. sp., Actinia clavata Thomps., Act. miniata u. 
sp., Sipunculus punctalissimus n. sp. (Ann. a. mag. nat, hist. Aug. 125; 
Septbr. 153.) al. 


Peters, über die Seeigelan der Küste von Mossambique, 
Die Gattungen Diadema und Astropyga sind weder von Gray noch von Agassiz 
scharf genug bestimmt worden, weil beiden nur Exemplare ohne Stacheln zu 
Gebote standen. Die wahren Astropyga, deren Pelers zwei Exemplare untersu- 
chen konnte, tragen auf den Ambnlacralplatten Stacheln von derselben Form wie 
auf den Interambnlacralplatten und unterscheiden sich von Diadema dadurch, 
dass diese Stacheln nicht sehr lang und hohl, sondern von mässiger Länge und 
solide sind. Echinus calamaris Pall. mit seinen Verwandten gehört weder zu 
Diadema noch zu Astropyga sondern muss eine neue Gattung Echinothrix bilden. 
Diese Gattungen characterisiren die eıgenthümliche Gruppe der Diadematiden und 
gehören nicht zu Cidaris oder Echinus., Zur Gattung Diadema gehören nun: 
D. setosa, D. Savignyi, D. Lamarcki; zu Asteropyga: A. radiata, A. dubia n, 
sp., A. mossambica n. sp.; zu Echinothrix: E. calamaris, Echinometra turca- 
rum Rumph, Cidaris subularis Lamk. , Asteropyga Desori, Echinothrix annellata 


n. sp. (Monatsber. Berl. Akad. Auyust 484.) Gl. 
Gegenbauer,Beobachtungenüber Schwimmpolypen oder 
Röhrenquallen. — Eine eigenthümliche Art der Eschholtz’schen Gattung 


Endoxia ist die neue Eu. messanensis bei Messina und nur 1,4‘ lang. Das 
Thier besteht aus einem dreiseiig pyramidalen Deckstücke, dessen eine 
Seitenfläche sich schuppenartig über die Basis verlängert, In das Deckstück 
hinein erstreckt sich eine Schwimmglocke als locomotorischer Apparat. Aus- 
serdem ist darin noch ein grosszelliger hohler Körper, von dem der kurze 
Stamm des Thieres entspringt. Um die Mündung der Schwimmglocke läuft ein 
Ringkanal, der die vier Gefässe der Schwimmglocke aufnimmt. Die knorplige 
durebsiehtige Hülle dieser bildet äusserlich sechs Längskanten , deren vordere 
zwei in stumpfe Zacken auslaufen, deren hintere beide in ein rundes Blatt sich 
vereinigen. Am Stiel der Schwımmglocke, keulenförmig iu deren Höhle hinein- 
ragend liegen die Genitäalien. An der concaven Basalfläche des Deckstückes ent- 
springt ein einziger Polypenleib (Magen, Saugröhre etc.), an dessen Ursprunge 
einige Büschel langer Fangfäden sitzen. Diese tragen wieder feinere Fäden 
mit Nesselzellen am Ende, Die Knospe einer jungen Schwimmglocke, die nach 


177 


Verlust der alten fungirt, ist vorhanden. Eine andere ähnliche Form bildet die 
neue Gattung Diplophysa mıt der Art D. inermis. Dieses Thier ist glashell, 
bis 1,3° lang, mit kalbkugligem Deckstück, in welchem aber die Schwimmhöhle 
nnr einen kleinen Raum einnimmt. - Ob nun diese beiden Thiere von einer 
Diphyidencolonie wirklich abstammen ist noch fraglich. Eine dritte Form hat 
ein kubisches oder vierseitig pyramidales Deckstück, dessen zwei Kanten in 
spitze Zacken auslaufen. .Zur Aufnahme der Schwimmglocke ist die Basis trich- 
terförmig vertieft. Der zellige Körper aus zwei oder mehr rundlichen Lappen 
gebildet begrenzt eıne kleine flimmernde Höhle mit zwei Fortsätzen. Die Schwimnı- 
glocke ist länglich, vierkantig, ihre Ränder fein sägezähnig. Die so beschaffe- 
nen Thiere sind die Einzelthiere von Abyla' pentägona, die sich wenn sie reif 
geworden sind vom Stamme ablösen. — Von Diphyes beobachtete G. schon eine 
von Rölliker bezeichnete Art, ferner D. gracılis n. sp. und Salculcolarja quadri- 
valvis Less. Ihr Bau wird im Allgemeinen beschrieben. Ein anderes Thier 
Praya maxima n. sp. bildet Colonien von zwei Fuss Länge mit zwei ungleich 
langen Schwimmstöcken, eines von 2°‘ und das andere von einigen Linien Länge, 
jenes dieses umfassend. Die Gefässe für die weit unten liegenden Schwimm- 
säcke gehen vom Stamme die Hühle zwischen den Schwimmstücken quer durch- 
setzend zur Rückenwand jeden Stückes treten dann nach abwärts und theilen 
sich auf den Säcken in vier Aeste, die von einem Ringkanal aufgenommen wer- 
den. Die am Rabenkiel starken Stamme sitzenden Einzelthiere stimmen mit 
Diphyides überein. Das Deckstück ist bohnenförmig und solid. — Bei alien 
Diphyiden wurden Genitalien beobachtet bald in Form eines ovalen keiner acti- 
ven Bewegung fähigen Körpers bald zur vollständig ausgebildeten Schwimmglocke 
potenzirt, welche sıch Tage lang frei und isolirt bewegt. Ersteres ist bei Di- 
phyes der Fall. Das ovale neben dem Magen hervorgesprosste Organ hat eine 
äussere sich vorn öffnende Hülle mit 4 Gefassen und Ringkanal, Die Hülle 
umsehliesst dicht das keimbereitende Organ, dessen centrale Höhle mit dem 
runden Stiele in Verbindung steht und an deren Wänden sich Eier und Samen- 
fäden entwickeln. Bei Praya bildet jene äussere Hülle die Schwimmglocke, in 
deren Möhle das keimbereitende Organ frei hineinragt. Dieses Geschlechtsorgan 
kann sich vom Stamme ablösen und umherschwimmen. Mit Ausnahme von Di- 
phyes quadrivalvis sind sämmtliche Diphyen hermaphroditischh. — Die Colonie 
der bisher wenig bekannten Rhizophysa filiformis besteht aus einem geraden 2‘ 
langen Stamme, vorn knopflörmig angeschwollen mit birnförmiger Luftblase, 
dicht an dieser beginnen die Einzelthiere in gerader Linie übereinander, jedes 
aus einem bräunlichen Po:ypenleib mit langem sehr dehnbaren Fangfaden beste- 
hend. Letzterer besitzt eine Reihe secundärer- Fäden mit Nessel- und Greifor- 
ganen. Die.Genitalien sind unregelmässig am Stamme zwischen den Polypen- 
leibern vertheilt. — Apolemia uvaria in Colonien von 6° Länge, hat einen aus 
zwei Reihen Schwimmstücken bestehenden locomotorischen Apparat. Die Stücke 
sind glashell und weiss punktirt.  Vorn zwischen den jüngsten Stücken sitzt 
eine eiförmige Luftblase, weiter nach unten sehr bewegliche fühlerartige Organe. 
Der Stamm ist drehrund , glashell und dreht sich spiral, sobald die Colonie 
sich zusammenzieht und die Organe dann zu Büscheln oder Klümpchen verei- 
nigt sind. Geschlechtsorgane wurden nicht gefunden. 

Fast beı allen um Messina vorkommenden Arten gelang die künstliche 
Befruchtung und es liess sich der Verlauf der Dottertheilung und die Bildung 
eines wimpernden Embryo verfolgen. Die Furchung geschieht in 24 bis 36 
Stunden, ist total und alle Kugeln theilen sich gleichzeitig. Am dritten Tage 
überzieht sich der aus grossen Zellen bestehende Embryo mit feinen Flimmer - 
haaren und schwimmt frei umher, ist oval oder rundlich. Bei Diphyes ent- 
steht alsdann eine Verdickung des Ueberzugs an der Peripherie die sich erwei- 
tert, darauf bildet sich eine zweischichtige Hervorragung, die auch nach innen 
in das grobmaschige Gewebe sich kegelförmig fortsetzt. In ihrem äusseren 
Theile weitet sich eine centrale Höhle aus. Am siebenten Tage ist die Her- 
vorragung als runde Knospe vom Embryo abgeselzt. Darauf erstreckt sich von 
der innern Wand eine gleichartige solide Zellenmasse in die der Knospe zunächst 


12 


178 


liegende Wand des Embryo als wulstartiger Vorsprung. Im Innern des Embryo 
erscheinen Züge faserigen Gewebes den Leib der Quere nach durchsetzend. Am 
folgenden Tage ist die Knospe weiter abgeschnürt, spitzwinklig gegen den Enı- 
bryo gerichtet, die äussere Wand von der innern völlig abgehoben, nur an Spitze 
und Stiel noch mit einander verbunden. Die innere Partie scheidet sich wie- 
der in zwei, wovon eine die Centralhöhle umschliesst. In der Knospe ist nun 
die Anlage einer Schwiminglocke klar zu erkennen. Der Leib des Embryo bleibt 
in der Grösse zurück, je mehr die Glocke wächst. Bis zum 14 Tage war noch 
keine zweite Glocke oder der Stamm gebildet. Wesentlich davon verschieden 
ist die Entwicklung der Physophoriden. Hier bildet sich zuerst die cylindrische 
Achse der Colonie mit der Luftblase an dem einen und einem sehr entwickelten 
Polypenleıbe an dem andern Ende. An der Basis des Polypenleibes sprossen 
nun die appendiculären Organe hervor, die Fangfäden, Fühler und Deckstücke. 
Bei Agalmopsis und Forskalia treten später die übrigen Einzelthiere hervor, de- 
nen oben am Stamme die Knospen der Schwimmglocken folgen. (Zeitschr. für 
wissenschaftl. Zool. V. 103—113.) il. 


Ayres veröffentlicht eine Reihe von Beobachtungen über Holothurien, 
die sich beziehen auf Sclerodactyla briareus n. gen. (= Holothuria briareus), 
Synapla tennis n. sp., Psolus laevigatus n. sp. (== Ps. phantopus), Holothuria 
squamata Gould, Stereoderma n. gen., Botryodaciyla n. gen. (Cucumaria ver- 
wandt), Thyonidinm elongatum n. sp., Psolus granulatus n. sp., Thyonidium 
glabrum n. sp., Th. musculosum n. sp., Stephanaster elegans n. g. sp., Ophio- 
lepis lenuis n. sp., Chirodota arenata Gould, Pentamera pulcherrima n, 8. Sp., 
Synapta pellueida n. sp. (Proceed. Boston. Soc. 1851/52.) Gl. 


Conchyliologıe. — Gray beschreibt eine neue Gattung aus der Fa- 
milie der Anomiaden Tedinia. (Ann. a. may. nat. hist. Aug. 150.) al. 


Conrad gibt eine Synopsis der Familie der Najaden Nord- 
amerikas. Die Gattungen und Arten, mit ihrer Synonymie werden nament- 
lich aufgezählt und zwar: Unio mit 301 Arten Metaptera mit 3, Plectomerus 
mit 9, Complanaria mit 3, Margaritana mit 3, Alasmodonta mit 4, Leptodea mit 
2, Strophitus mit 18, Anodonta mit 44 Arten. Dann folgen kritische Bemer- 
kungen über einzelne und eine Uebersicht der geographischen Verbreitung der 
Gattungen. Zu den schon zahlreichen Untergaltungen von Unio werden endlich 
als neue hinzugefügt Cucumaria für Unio cucumoides Lea, Hyriopsis für U. del- 
phinus Grun., Monodontina für Margaritana Vondenbuschana. (Proceed. acad' 
mat. sc. Philad. VI. Nr. 7. p. 243 — 269.) 


Stimpson stellte Spirialis Gouldi n. sp. und Thracia Couthouyi n. sp. 
nebst der Holothurie Anaperus unisemita n. sp. aus der Bai von Massachusels 
auf (Proceed. Boston soc. 1851. 7.) und beschreibt feiner Thracia truncata 
Migh., Cardium groenlandicum Chemn., Nucula delphinodonta Migh., Adeorbis 
cosinlata n. sp., Rissoa eburnea n. sp., R. multilineata n. sp., R. Mighelsi n. 
sp., R. exarala n. sp., R. pelagica n. sp. , Turritella avicula n. sp., T. areolata 
n. sp., Chemnitzia modesta n. sp., Ch. interrupta n. sp., Ch. seminuda n. sp. 
(Ibid. 13.) — Nucula navicularis = N. thraciaelormis p. 26., Pisidium ven- 
twieosum n. sp. 68. — Coccum nitidum, C. Noridanum, C. pulchellum, L. obesa, 
Teredo dilatata, Dentalium striolatum, Chemnitzia dealbata, Ch. nivea, Colum- 
bella dissimilis, Rissoa pupoidea, Chemnitzia spirata, Eulima conoidea, Eu. olea- 
cea, Mangelia rubella, Pleurotoma cerinum sämmtlich neu p. 112. — 

Charbonnier theilt Beobachtungen über Pecten orbicularis Sowb. mit. 
(Journ. Conchyl. 1853. Nr. 3. p. 261—265.) 


de Sauley gibt ein Verzeichniss der Land- und Süsswasserconchylien 
im Thal von Barege der Hautes Pyröndes (Ihid. 266—273.). — Morelet das- 
selbe von Algerien. (Ibid. 280.) r 


Gould beschreibt Pholas ovoidea, Petricola bulbosa, Mactra nasula, Lu- 
traria undulata, L. ventricosa, Amphidesma flavescens, Donax obesus, Tellina 
miniata, Lucina orbella, Tellina fucata, Arthemis saccata, Cardium luteolabrum, 


179 


Anodon ciconia, Lithodomus falcatus, Mytilus glomeratus,, Lima tetrica, Avicula 
sterna als neue Arten aus Californien. (Proceed. Boston. nat. soc. 1851. 87.) 


Prime diagnosirt neue Cyeladen: Cyelas albula, C. acuminata, €. 
rosacea, C. detruncata, C. flava, C. emarginata, €, gracilis, C. tenuistriata, C. 
mirabilis, C. Jagensis, C. gigantea, C. ponderosa, C. solidula, C. distorta, C. 
aurea, €. inornata, C. modesta, C. fabalis, C. castanea, C. securis, C. cardissa, 
C. coerulea, €. tenuis, Pisidium obscurum, P. ferrugineum, P. Kurtzi, P. zona- 
tum, P, rubellum, P. variabile, P. rotundatum. (Ibid. 1852. p. 155.) 


Dunker führt folgende neue Mytilaceen ein: M. Gruneranus, M. Gray- 
anus, Seplifer Herrmannseni, S. crassus, S. Troscheli, Tichogonia Pfeifferi, T. 
Rossmaessleri, T. carinata, T. Riisei. (Malak. Zeitung 1853. p. 68.) 


Petit de la Saussaye beschreibt als neu Fusus Conei aus dem Golf 
von Mexico und Bulimus Fayssanus vom La Plata. (Journ. Conchyl. 1853. Nr. 
3. p-. 249. Tb. 8.). — Derselbe untersuchte ferner einige interessante Arten 
von Melania: M. Herklotzi n. sp., M. Themminkana n. sp, M. glans Busch p. 
253. 70. 8. 


Recluz über Cyrena cordiformis n sp. (Ibid. 251. Tb. 7.) und über 
Neritina Lecontei, N. Delestenei, N. Delesserti gleichfalls neu p. 257. — Nerita 
anliquata, N. adspersa, Natica crenata p. 317. 


Gaskoin beobachtete das Thier von Helix lactea. (Ibid. 273—277.) 


Bernardi beschreibt als neu Pyrula Eugeniae aus dem chinesischen 
Meere. (Ibid. 305. Tb. 7.) 


Pfeiffer handelt über die Bedeutung des Bulimus terebraster Lamk., 
dessen Gehäuse er genau auf Lamarcks Angaben passend von Portorico erhalten 
hat, Ferussac’s Helix terebraster auf eine Figur Lister’s begründet gehört zu 
Achatina. (Malak. Zeity. 1853. S. 65.) 


Menke beschreibt Conchylien von St. Vincent: Siphonaria Mouret Sow., 
S. placentula n. sp., S. umbonata n. sp., Planaxis lineata Jay, Trochus calvus 
Asp., Tr. senegalensis n.sp., Buceinum lineatum Gm., Purpura neritoides Lamk,, 
P. dentata n. sp., Columbella Adansoni n. sp., C. rufa n. sp,, C. cribraria n. 
sp., Cassis erumena Lamk. und einıge andere bekannte Arten. (Ebd. S. 67—82.) 


Dunker führt eine neue Ampullarıa eximia aus Venezuela und Buceci- 
num Darwini, B. sculpium, Terebra eburnea ein (Ebd. 94.) und ferner Ceri- 
Ihium scabricosta, Terehra nodoplicata, Crepidula strigellata, Diplodonta granu- 
losa, Lutaria inflala. (Ebd. 40.) 


Albers und Pfeiffer untersuchen Helix rivoli Desh. und H. erronea 
n, sp. (Ebd. 109.) 


Gray stellte auf die bisherigen Angaben, dass nämlich das Thier von 
Conus einen verlängerten nicht retractiilen Rüssel habe, sich stützend, die Fa- 
mılie der Conidae in die Abiheilung der Rostrifera. Bei einer neuerdings an- 
gestellten Untersuchung einiger Conusarten fand er jedoch, dass jener vermeint- 
liche Rüssel our die vereinigte Basis der Fühler ist und dass das Thier wirk- 
lich einen retraclilen Rüssel besitzt. Im eingezogenen Zustande ist derselbe 
kurz, breit, kegelförmig mit rundlicher centraler Schnauze. (Ann. mag. nat. 
hist. Septbr. 176— 178.) — Gray untersuchte auch das Thier von Rotella 
(Ibid. 179—180), die Zähne von Mitra. (Ibid. 129.) 


Adams diagnosirt folgende neue Arten verschiedener Localitäten aus der 
Familie der Trochidae: Trochus Cumingi, Tr. fastigiatus, Pyramus architectoni- 
eus, P, leucogaster, Infundibulum chloromphalus, 1. californicum, Polydonta gib- 
berula, P. pallidula, P. corrugata, P. squamigera, Phorcus nodicintus, Ph. gra- 
nifer, Ph. liratus, Ph. semigranosus, Ph. californicus, Clanculus ormophorus, 
Cl. variegatus, Cl. cingulifer , Cl. maculosus,, Cl. sulcarius, Cl. acumınatus, Cl. 
albinus,, Cl. iurbinoides , Cl. stigmatarius, Cl. textilosus, Cl. minor, Cl. brun- 
neus, Cl. unedo, Cl. zebrides , Cl. edentulus, Cl. nigricans, Cl. corinatus, Cl. 
mierodon, Cl, omalomphalus, Cl. gibbosus, Cl. conspersus, Cl. nodiliratus, Zi- 


12% 


180 


ziphinus zonamestus, Z. ticaonieus, Z. japonieus, Z. elegantulus, Z. decussatus, 
Z. rubropunctatus, Z. unieinctus, Z. nebulosus, Z. pictoratus, Z asperulalus, Z. 
polychroma, Z. duplicatus, Z. californieus, Canthiridus eingulifer , C. punctulo- 
sus, €. zealandiens, C. moniliger, C. articularis, C. artizona, G. rufozona, C. 
tenebrosus,, C. nigricans, C. pallidulus, Elenchus vulgaris, E. rutilus, Bankivia 
major, B. nitida, Thalotia zebuensis, Th. strigata, Th. zebrides, Th. suturalis, 
Th. trieingulata, Th. crenellifera, Monodonta rugulosa, M. circumeineta, M. tu- 
bereulata, M. suleifera, M. elathrata, M. trieingulata, M. philippina, M. eden- 
tula, M. foveolata, M. exigua, M. rubra, M. alveolata, M. angulifera, M. Strangei, 
M. punctigera, M. exasperata, M. spilota, M. lirostoma, Labio porcata, L. por- 
cifera, L. nedis,. L. fuliginea, L. corrosa, L. concolor, Chlorostoma castaneum, 
Chl. vendulosum, Chl. turbinatum, Ch. rugosum, Ch. corrugatum, Ch. tropido- 
phorum, Chl. maenlosum, Chl. seminodosum, Ch, arlieulatum, Ch. xanthostigma, 
Ch. turbinatum; Gibbula sulcosa, G. mindorensis, G. undosa, G. porcellana, G. 
pulchra , G. kalinota, G. venusta, G. punctocostata, G. leucosticta, G. nivosa, 
Monılea lentiginosa, M. calisoma, M. plumbea, M. lirata, M. pusilla, M. Swaın- 
soni, Margarita carinata, M. angulata, M. calostoma, M. Cumingi, M. variabilis, 
M. balteata, M. tesselata, Photina nigra, Ph. fusca, Ph. Sandwichana. (Ibid. 
Auy. 142. Sepibr. 199.) Gl. 


Pfeiffer diagnosirt neue Landschnecken aus Cuming’s Sammlung: He- 
lix Audebardi, H. Albersana, H. pubescens, H. leucorhaphe, Succinea domini- 
censıs, Bulimus Moussoni, Achalina Dunkeri, A. impressa, Balea dominicensis, 
Cylindrella monilifera, C. Adamsana, C. Salleana, C. Gouldana, Cyelostoma Or- 
bignyı, Helicina versicolor, H. dominicensis. (Jbid. 142.) 


L. Reeve diagnosirt Bulimus Maconelli n. sp. von der Moreton Bay in 
Australien. (Ibid. 149.) 


Moquin Tandon beobachtet drei Landgasteropoden: 1) Pupa umbili- 
cata Drap. enthält in der Geschlechlistasche Eier von sehr verschiedener Grösse. 
Die grössten derselben halten im Verhältniss zum Thiere ungeheuren Umfang, 
schlossen Embryonen ein und lagen an der Mündung. Der zum Auskriechen 
reife Embryo hatte noch sehr schwach entwickelte, gleichsam rudimenläre Ten- 
takeln. 2) Pupa marginata Drap., halte gleichfalls im Juli Eier mit reifen. Em- 
bryonen. Die Eier waren vollkommen kuglig und mit 'einer äusserst dünnen 
häutigen Hülle umgeben und bisweilen weisslıch, fein grau punctirt. Die grüss- 
ten massen */; Millimeter. Sie lagen zu 3 bis 7 in den einzelnen Thieren. 
3) Helix rupestris Drap. hatte im August während der Sendung seine Eier ge- 
legt und dıe Embryonen waren ausgekrochen. (Journ. Conchyl. Nr.3. p. 225.) 


St. Simon gibt Mittheilungen über dıe Anatomie des Helix lych- 
nuchus. — Der Hals des Thieres ist fast glatt, schiefergrau. Die Tentakeln 
fein granulirt, dunkel braunroth, die Augen klein, oval, schwarz, die untern 
Fühler weniger dunkel und ziemlich lang. Der gebogene Kiefer ist an beiden 
Enden stumpf, convex, ziemlich dunkel orangefarben , mit deutlichen welligen 
Wachsthumslinien und sehr feinen vertikalen Streifen. Der freie Rand trägt 
keine randlichen Zähne, aber einen ziemlich starken breiten schnabelarligen Vor- 
sprung. Hinter dem Kiefer liegt eine mit Höckerchen besetzte Platte. Der Ma- 
gen ist sehr gross und häutig, der Darmkanal sehr lang und gewunden, die Le- 
ber gross, bräunlich grün mit schwarzen Puncten, der Lungensack dünn, grau- 
lich, nicht gefleckt, durchscheinend und fein gestreift, der Schlundring sehr 
gross, zumal die Cerebralganglien, das untere Ganglion dagegen sehr klein, läng- 
lich. Wegen der detaillirten Beschreibung der Genitalien verweisen wir auf das 
Original. Nach dieser Untersuchung versetzt St. Simon H. Iychnuchus unter 
Zonites in die Nähe des Z. Jeannotanus. (Jbid, 227—235.) 

Die von MonLfort auf Murex senticosus Lin. begründete Gattung Phos 
ist nach Adams, der von dreien Arten das Thier untersuchen konnte vollkom- 
men gerechtfertigt und Petit de la Saussaye zählt 28 Arten auf, welche 
derselben angehören. Als neue fügt er dazu noch Phos Antillarum, Ph. Grate- 
Jupanus und Ph. Billeheusti, welche er beschreibt. (Ibid, 236—245.) Gl. 


181 


Recluz, neue Arten von Turbonen: T. Correensis, Triton Can- 
trainei, Mitra Grelloisi, M. caledonica. (Ibid. 245—249. Tb. 8.) 


Gegenbauer, über ein nierenartiges Excretionsorgan der 
Pteropoden und Heteropoden.— Bei den Pteropoden ist dieses Organ nach 
zweierlei Typen gebildet, wovon sıch der eine bei den Hyaleen und Cymbulien, 
der andere bei Pnenmodermon vorfindet. Bei Hyalea und Cleodora ist das Or- 
gan in den Mantel dicht an der hintern Wand der Kiemenhöhle gebetlet und ist 
halbmondförmig gestaltet, die convexe Fläche nach unten, die Hörner nach den 
Seiten des Thieres. Es ist grobmaschig, schwammig. Gegen die von den bei- 
den Mantellamellen gebildete Höhle, die von Muskelgewebe durchzogen einen 
weiten venösen Sinus darstellt ist das Organ abgegränzt. An seinem linken 
Horne liegt eine von einem Schliessmuskel umgebene Oeffnung, welche in den 
Pericardialsinus einführt, denn der Rand der Oeffnung geht in die innere Wand 
dieses Sinus über, dessen Rand mit langen Eilien bekleidet ist. Eine zweite 
Oeflnung liegt am rechten Horne und führt direet in die Kiemenhöhle. Von 
dieser Beschaffenheit weicht das Organ der Cleodora und Creseis nur wenig 
ab. Bei jener ist es platt-eiförmig , am spitzen Ende ausgezogen oder in der 
Mitte eingeschnürt, bei dieser gestreckt schlauchförmig. Bei Cymbulia und Tie- 
Aemannia hat es einen einfachern Bau. Es stellt hier einen einfachen oder ova- 
ıen Sack dar ohne spongiöses Gewebe. Bei Pneumodermon findet es sich als 
dicht über dem Herzen liegender Schlauch von ungleicher Weite. Bei Creseis 
zeigle das Organ sehr lebhafte Contractionen, denen das Auf- und Zuklappen 
der Oefinung in die Kiemenhöhle entspricht. Bei Atlanta liegt das Organ zwi- 
schen Riemen und Herzkammer, im Bau dem bei Hyalea gleich, auch mit Con- 
traelionen. Bei Pterotrachea und Firoloidea findet es sich anf der rechten Seite 
des Thieres am Eingeweidesacke rückwärts vom Rectum. Es hesteht aus grob- 
maschigem Gewebe und 1rägt unregelmässige Zacken mit verästelten Faserzellen. 
Bei Carinaria liegt das schmutziggelbe Organ in dem von der Schale eingeschlos- 
senen. Eingeweidesacke vorn zwischen Herz, Kiemen, Leber und Rectum. Das 
Organ scheidet nicht blos einen Stoff aus, sondern dient auch zur Wasserauf- 
nahme, wie-bei Atlanta am leichtesten zu beobachten ist. 


Hinsichtlich der Circulationsverhältnisse bei den Pteropo- 
den bemerkt G., dass die Vorkammer unterhalb der Herzkammer liegt und das 
Blut aus einem weiten, an der Kiemenbasis liegenden Sinus erhält. Die Herz- 
kammer wendet sich mit ihrem ostium artr. gegen den Eingeweidesack , wo sie 
eine weite Aorte abgibt. An beiden Ostien des Ventrikels spielt ein Klappen- 
apparat, nämlich zwei tascherförmige Klappen am venösen Oslium und eine ein- 
zige am Ostium arleriosum, letztere mit deutlichen Faserzellen am freien Rande. 
Die Aorte selbst theilt sich bald in zwei das Rectum gabelartlig umfassende 
Aeste. Der siärkere Ast, wendet sich nach oben an der Leber vorüber, gibt 
dann einen kurzen Ast an die obere Hälfte des Eingeweidesackes und steigt 
längs des Magens und Oesophagus zu den Schlundganglien empor, wo er sich 
für die Flossenlappen spaltet. Der schwächere Ast der Aorte beschreibt einen 
nach oben convexen Bogen und sendet hier einen starken Zweig nach unten, 
der sich in der Spitze des Gehäuses trichterförmig öffnet. Nur in den Flossen 
findet eine feine Verästelung Statt, sonst enden alle Arterien plötzlich in venöse 
Räume. — Bei Hyalea wird der längliche REingeweidesack am Beginn des un- 
tern Dritiheils der Speiseröhre durch ein dünnes Septum in zwei Räume ge- 
schieden, von denen der hintere den Verdauungsapparat und die Genitalien, der 
vordre das Nervensystem mit den Sinnesorganen und dem grössern Theile der 
Speiseröhre enthält An der Seitenwand der vordern Abtheiluug findet sich eine 
Oeffnung, welche direct in die Hohlräume des Mantels führt und durch zwei 
fast kugelförmige Klappen verschlossen werden kann. Sie ist ein Circulalions- 
regulator und verhütet, dass das bei der Contraction der Flossen von diesen in 
den Kopfsinus zurückgekehrte Blut daselbst in Massen sich anstaue. (Zeitschr. 
f. wiss. Zool. V. 114.) Gl. 


Girard diagnosirt zwei neue Gatlungen und Species Nemertinen, näm- 
lich Hecate elegans und Poseidon Colei (Proceed. Bost. soc. 1852. p. 185.) 


182 


W.Thomson beschreibt folgende neue brittische Krustaceen: 
Hippolyte Withei, H. Yarrelli, H. Grayana, H. Mitchelli. (Ann. mag. n. h. Au- 
gust 110 Tb. 6.) 


Lubbock diagnosirt folgende neue Entomostraceen. des atlanti- 
schen Oceans: Pontella Bairdi: antenna antica maris dextra duabus dentatis 
lamellis instructa, apicali long. !/g& unc.; spina prehensili parva, rigido crini 
simili; ramo interno pedis postici maris sinistri papilloso ; pede poslico femi- 
nae long. Y/ao. — Laäbidocera Darwini: antenna antica maris dextra duabus 
dentatis lamellis instructa, apicali long. Y/ıoo; Spina prehensili parva, rigido 
erini simili; ramo interno pedis postici maris sinistri annuloso; pede postico 
feminae long. Y/yı. — Labidocera patagonensis: antenna antica maris (extra 
tribus dentatis lamellis instructa; spina prehensili magna; pede postico maris 
sinistro , forti ad apicem acuto et corneo, ramum inleraum non gerente; pede 
postico feminae parvo ramum internum non gerente. — NL. magna: antenna 
antica maris dextra quatuor dentatis lamellis instructa: spina prehensili maxima 
annulosa; pede postico maris sinistro magno ad apicem tumido, papilloso; ramo 
interno nullo.. — Monops nov. gen.: rostrum furcatum; antenna anlica maris 
dextra geniculans tumida; oculı superiores nulli; vculus inferior unicus; pes 
posticus maris dexter crassus prehensilis, mit der Art M, grandis: antenna an- 
lica maris dexira duabus magnis dentatis lamellis instrucla; spina prehensili 
magna; pede poslico maris sinistro parvo, non ad apicem tumido , non papil- 
loso, ramo interno nullo. (Ibid. 115. Tb. 5.) 

Pontallie, Beobachtungen über Lumbricus terrestris.— 
Gewöhnlich wird dem Regenwurme eine obere rüsselartig verlängerte und eine 
untere sehr kurze Lippe zugeschrieben. P. sucht nun zu beweisen, dass das 
erste und zweite als Lippen gedeutete Segment keineswegs als Greiforgan dient, 
dass die angebliche Mundhöhle nicht dem entsprechend Funclionen hat, dass 
der Regenwurm zu jeder Jahreszeit sich begatten kann, dass der Humus nicht 
seine einzige Nahrung ist, dass er endlich einen Rüssel, einen Tentakel und 
wenn nicht Penis, doch wenigstens Wollustorgane besitzt. Der Rüssel des Re- 
genwurmes ist der Theil des Verdanungskanales , welcher zwischen dem dritten 
bis siebenten Ringe liegt. Schneidet man nämlich den auf dem Rücken liegenden 
am ersten und zwanzigsten Ringe mit Nadeln befestigten todten Wurm vorsich- 
tig auf: so trifft man am sechzehnten Ringe den Kropf als deutliche Anschwel- 
lung und davor einen andern muskulösen Sack, der sich contrahiren und aus- 
dehnen kann und der wahre, mit einer Schleimhaut ausgekleidete Rüssel ist. 
Derselbe ist ganz geeignet die Nahrung aufzunehmen, wobei ihm als Tastorgan 
das erste Segment oder die sogenannte Oberlippe wesentlich unterstützt. Diese 
ist sehr retractil, äusserst empfindlich, empfängt zwei starke sich vielfach ver- 
ästelnde Nerven von den Cerebralganglien. Dass dieses Organ wirklich als Tast- 
organ fungirt, hat P. beobachtet und dahei zugleich erfahren, dass der Regen- 
wurm von vegetabilischen Resten das Parenchym verzehrte und die Fasern zu- 
rückliess. Die im Darm gefundene Erde verschluckt das Thier nicht um den 
darin enthaltenden Nahrungstoff auszuziehen, sondern um die Erde aus seinen 
Gängen fortzuschaflen, wie ja auch andere Würmer nur aus diesem Grunde Sand 
verschlingen. Als Wollustorgane dienen zwei Fortsätze, die bald in der Mitte 
bald am Rande, bald an beiden Stellen zugleich liegen und zwar je nach den 
verschiedenen Arten am 26. oder 27. Ringe, am 29. oder 30. (Ann. sc. nat. 
XIX. 18—24.) 


Leydig, zur Anatomie von Coecus hesperidum. — Die 
nachfolgenden Untersuchungen wurden an Weibchen der Oleanderlaus während 
der Monate November, December und Januar angestellt. In zoologischer Hin- 
sicht wird nur bemerkt, dass vom Ende des Tarsus vier feine Spitzen, 2 kür- 
zere und 2 längere ausgehen, welche sämmtlich in eine Art Saugnapf ausgehen 
und zur Anhaftung an die Blätter dienen. Die anatomischen Untersuchungen 
sind folgende. 1. Verdauungsorgan. Die Mundhöhle beginnt mit einem langen 
dünnen aus mehren schmalen Leisten bestehenden Schnabel mit einigen Horn- 
gräten im Innern, Der Oesophagus ist kurz und erweitert sich zu einem läng- 


183 


lichen Magen, der sich zum. Darm verengt. Dieser krümmt sich mehrfach bis 
zum After hin. Im letzten Drittheil gibt er zwei Blindsäcke ab, von denen ei- 
ner ein einfach gekrümmter frei in die Leibeshöhle ragender Schlauch ist, der 
andere aber knäuelförmig zusammengerollt in einer Blase steckt, die sich an 
das Hautskelet anzuheften scheint. Hinter diesen Blindsäcken münden zwei 
Malpighische Gefässe in den Darm. Der ganze Darmkanal von Mund bis Darm 
besteht nur aus einer homogenen Haut und einer innern Zellenlage, keine Spur 
von Muskeln. An der Blase des zweiten Blindsackes erkennt man zwei differente 
Häute; die innere scharl contourirte legt sich in stark markirte Fallen und be- 
sitzt zahlreiche Kerne wie die Haut selber, die äussere ist eine zarte Hülle 
locker um erste gelegt und mit zahlreichen blassen rundlichen Kernen versehen. 
Die dem Coceus alni fehlenden Harnschläuche sind bei durchfallendem Lichte 
bräunlich bis dunkelbraun und bestehen aus einer homogenen Haut und den Se- 
cretionszellen, die blasenförmig und in einfacher Reihe hinter einander liegen. 
Speichelgefässe fehlen wie bei Aphiden und Phylliden. 2. Respirationsorgan. 
Das Thier besitzt jederseits nur zwei Stigmata, die röhrenförmig hervortireten. 
Die Röhre besteht aus einer äussern hellen quergestrichelten Haut und einer 
innern horngelben. Jede führt unmittelbar in eine Tracheenblase, von der weg 
die Tracheen sich verzweigen. Die meisten und feinsten Zweige erhält das Ge- 
birn. 3. Muskeln sind wenig entwickelt, besonders bei Alten, bei jüngern et- 
was mehr. 4. Nervensystem und Sinne. Bauchmark und unteres Schlundgan- 
glion hilden eine grössere Masse, die Iranbig gelappt erscheint und von der 
mehre starke Stämme nach hinten ausstrahlen. Das obere Schlundganglion ist 
ein Querband mit mittlerer seichter Vertiefung und seitlichen Anschwellungen. 
In den Puppen besteht das untere Ganglion blos aus einigen grössern Lappen 
mit Einkerbungen. Jeder der grossen Lappen besitzt seinen Einbuchtungen ent- 
sprechend einen 0.012‘ grossen Kern, der vollkommen wasserklar ist und ei- 
nen scharf begränzten Nucleus einschliesst. Um jeden Kern zieht sich eine 
Zone fein pulvriger hlasser Substanz, die sich abwärts in Streifen, in Bündel 
von Nervenfibrillen ordnet. Die Augen sind einfach, aus einem ovalen oder 
birnförmigen Haufen von rothbraugsem Pigment bestehend, in dessen vordern 
Abschnitt ein rundlicher lichtbrechender Körper eingebettet ist. 9. Genitalien, 
Die untersuchten Weibchen enthielten zahlreiche Embryonen verschiedener Sta= 
dien, Von der Scheide aus gelangt man jederseits in einen kurzen weiten Ei- 
leiter, der sich verästelt. An. den Aesten sitzen zahlreiche ‘grössere und klei- 
nere Bläschen, den Eierstock bildend. An der Vereinigung beider Eileiter mün- 
det die unpaare Samentasche. Das Gestell des Ganzen ist eine homogene Haut, 
die innen von einem zarten Epithelium ausgekleidet ist. In der Samentasche 
fand sich eine schmutzig grüne krümliche Masse, Die kleinsten Eierstockheeren 
von 0,008‘ sind von drei grössern zellenartigen Abschnitten ausgefüllt. Diese 
bestehen aus einer weichen homogenen Substanz, in der ein heller Kern mit 
Nucleolus liegt. Nehmen sie an Grösse zu, so mehren sich die Kerne. Dann 
verschwinden endlich die Grenzen jener drei Abschnilte und an ihrer Stelle er- 
scheint ein Haufen kleiner Kerne mit zugehörigem Hofe einer klaren Grundsub- 
stanz. Während dieses Fortschritts trılt auch im Stiel der Beere eine neue 
Substanz auf, in ihm erscheint Fett und grünes Pigment, jenes in grössern farh- 
losen Tropfen dieses in kleinen Körnchen. Dabei wird endlich der Stiel so 
dick als die Beere selbst, und beide bilden ein einfaches Oval. Das ganze Ei 
umschliesst jetzt eine einfache homogene Haut, das Chorion. Der Zellenhaufe 
an dem einen Pol des Eies gleicht der Keimscheibe andrer Thiere. Von ihr 
aus wächst ein handartiger Streifen gegen den entgegengesetzten Pol hin, der aus 
kleinen wasserklaren Zellen besteht. Er bezeichnet die Bauchseite des Embryo 
und aus ihm entstehen nach Umwachsung des Dotters Mundiheile, Antennen, 
Beine, Muskeln, Nerven und Haut. Der reife Embryo ist braun und seine Chi- 
tinhülle fein gestricheli. (Zeitschr. f. wissensch. Zool. V’.I—11. Tf.1.) 


Peters und Hagen, Neuropteren aus Mossambique. — 
P. sammelte daselbst 16 Arten, wovon Libellula basilaris, L. albipuncta, L. fla- 
visiyla, Agrion glabrum und Termes bereits vorher bekannt waren und Palpares 


A 184 


eitrinus, Myrmeleon leucospilos neu sind. Hagen theilt die Termiten überhaupt 
in 5 Gattungen: I. Zwischen den Fussklauen, ein Haftlappen, Randfeld geadert: 
Kalotermes n. gen.: Ocelli klein, dicht neben den Augen, Prothorax breit, mehr 
viereckig, zwischen der snbcostalis und der genäherten einfachen medıana kurze 
grade Queradern, die weit gelrennte submediana versorgt das ganze Hinterfeld, 
Beine kurz und kräftig, die Schienen bedornt, die drei ersten Tarsusglieder 
kurz, gleich lang, Larven und Soldaten blind, in losen Erdreich ohne Bau le- 
bend. Die andre hiehergehörige Gattung ist die fossile Termopsis Heer. II. Fuss- 
klauen ohne Haftlappen. a. Randfeld geadert: Hodotermes n. gen.: Ocelli als 
gelbe neben den Augen liegende Flecken angedeutet, Prothorax mehr herzförmig, 
subcostalis nach beiden Seiten verzweigt, mediana und submediana lanfen einan- 
der . genähert und von der suhcostalis weit getrennt schräg zum Ilinterrande, 
Beine lang und dünn, das erste Tarsusglied länger als die beiden folgenden, 
Fühler mit zahlreichen kleinen kugligen Gliedern, Jmago, Larven und Soldaten 
mit zwei langen ceylindrischen Mittelspitzen am letzten Banchschilde, Larven und 
Soldaten mit zusammıengesetzten Augen, ihr Bau besteht in Erdgängen und 
überragt nicht die Oberfläche. b. Randfeld ohne Adern: Termes sens. strict. 
Ocelli gross, von den Augen entfernt, Prothorax mehr weniger herzförmig, me- 
diana der submediana genähert, bogig, die Spitze des Hinterrandes vorragend, 
Beine lang, dünn, Tarsus mit drei kurzen gleich langen Grundgliedern, Appen- 
dices annales kurz und zweigliedrig, Larven und Soldaten blind, Thurm - und 
Hügeltermiten. Hieher noch Eutermes Heer. — Neue Arten sind: Hodotermes 
mossambicus, Termes incertus, Chrysopa venusta, Mieromus timidus, Ascalaplus 
laceratus, Palpares citrinus, P. moestus, P. tristiis, Myrmeleon leucospilos, 
M. quinquemaculatus. (Berl. Monatsber. August 479—482.) 


Schneider spricht über die in Schlesien beobachteten Phryganeen 
und zählt die zu Agrypnia, Anabolia und Phryganea gehörigen Arten auf. (Schles. 
Verhandl. XZX. 101.) 


Heegers fortgesetzte Beiträge zur Insectenkunde (cf. Bd. I. 403) ver- 
breiten sich über folgende Formen: Lagria hirta Fabr., Gelechia hermanella 
Fabr., Elachista testacella, Phora rufipes Fall., Micetockaris linearis Ill., Pachy- 
gaster ater Fahr. (Wiener Akad. X. 161—178. Tb. 1—6.) 


Schneider behandelte die schlesischen Dipteren und zählt die 
von ihm beobachteten Arten der Gattungen: Leptogaster, Dioctria, Dasypogon, 
Lapuria, in allem 31 Arten auf. (Schles. Verhandl. XXX. 95,) 


Tischbein beschreibt eine neue auf Lärchen (Pinus larix) [ressende 
Blattwespe und deren Schmarotzer. Die Larve ist 20füssig (6-12 + 2), 
ihr 4. und 11. Segment fusslos, ihre Farbe hellgrün, der Kopf sparsam mit 
Borsten besetzt, jeder Hinterleibsring mit 2 Querreihen hellerer erhabener 
Punkte. Sie frisst im Juni und Juli, und geht zur Verwandlung in die 
Erde. Das vollkommene Insekt ist oben schwarz, unten gelb und schwarz, 
der Halskragen citronengelb, Flügelmal und Randader gelb, die Säge des Weib- 
chens schwarz, die Beine gelb» Das Männchen hat helleres Gelb und keinen 
schwarzen Brusifleck. Das Thier soil Nematus Wesmaeli heissen. Zwei Schma- 
rotzer, Tryphon utilis n. sp. und Campoplex convexus n. sp, wurden aus dem 
Coecon gezogen. (Entom. Zeity. Octob. 347.) 


Ueber die Geschlechtsverschiedenheit der Schmetterlinge gibt Kefer- 
stein Beobachtungen. Bei einıgen Lreten dieselben schon an der Raupe un- 
verkennbar hervor, so bei Liparis dispar und Orgyia selenelica. Bei dem 
Schmetterlinge 'pflegl das Weib einen dickern Hinterleib zu haben und andere 
durch die Bestimmung zur Fortpflanzung bedingte Eıgenthümlichkeiten. Ausser- 
dem finden sich Unterschiede in den Flügeln (bei Weibchen oft verkümmert 
oder fehlend , auch in Farbe und sonst ausgezeichnet) , in Fühlern, Füssen und 
Palpen. (Ebd 349.) r 

Ueber die schlesischen Lepidopteren handeln Wocke und Neustädt 
in den Schles. Verhandl. XXX. 97—101. 


Suffrian gibt einige Bemerkungen über Synonymie: Cassida plana 


185 


Charp. stammt nicht aus den Pyrenäen, ist vielleicht javavischen Ursprungs 
und wird mit C. generosa Boh. identisch sein. Cliythra unipunctata Oliv. wird 
mit Cl. Mennetriesi Fald. vereinigt werden müssen. Unter Nemognatha chryso- 
melina Fabr. wird eine ganze Reihe von Arten begriffen und sind bei deren 
Kritik zu berücksichtigen N. rostrata Fabr., N. quinquemacnlata Erichs., N. Chry- 
somelina Fabr., N. genuina Erichs. N. rigripes Suffr. (Entomolog. Zeitung 


Juli 232. @l. 
Derselbe, Berichtigtes Verzeichniss der europäischen 
Cryptocephalen. — Der Verf. hat hier alle die Bereicherungen mitgelheilt, 


welche die Kenntniss der europäischen Cryptocephalen seit der Herausgabe sei- 
ner Monographie im 2. und 3. Bande ‘der Linnaea entomologica erfahren hat. 
Es sind daher nicht allein zahlreiche Erganzungen und synonymische Zusätze 
zu den früher schon beschriebenen Arten in der Abhandlung niedergelegt, son- 
deru auch die Beschreibungen von 14 neuen Species veröffentlicht, so dass ge- 
genwärlig aus dieser Gruppe 124 Cryptocephalus, 17 Pachybrachys und 4 Sıy- 
losomus als europäische Arten nachgewiesen sind. Da zwei Species, Cr. Pru- 
sıas n. sp. von Brussa und Cr. cicatricosus Cucas aus Algier einen durchaus 
europäischen Habitus besitzen und höchst wahrscheinlich auch in den europäi- 
schen Kistenläudern des Mittelmeeres aufzufinden sein werden, so sind diesel- 
ben ebenfalls mit beschrieben; die Gesammisumme der Arten steigt daher auf 
147. Die eigentlichen Cryptocephali sind in 16 durch habituelle Kennzeichen, 
namentlich durch die Sculptur der Flügeldecken charakterisirter Gruppen ver- 
theilt, wodurch eine bessere Uebersicht gewonnen und das Bestimmen etwas 
erleichtert wird. Die Synonymie ist fast durchweg auf Autopsie der Original- 
exemplare begründet. (Linnaea entomol. 88—153.) Sch—ım. 


J. Sturm’s Deutschlands Fauna in Abbildungen nach der Natur 
mit Beschreibungen, fortgesetzt von Fr. Sturm. V. Abtheilung: die Insekten. 
22. Bändehen. Käfer. Mit 16 illuminirten Kupfertafeln. Nürnberg 1853. 
Das gegenwärtig ausgegebene Heft erläutert in meisterhaften Abbildungen die 
Gattungen Rhizophagıs, Nemosoma, Georyssus, Parnus, Pomatinus, Potamophi- 
Ins und Limnius mıt den dazu gehörigen Arten. Neue Arten sind nicht aufge- 
stellt, die bekannten dagegen, mit einziger Ausnahme des Parnus pilosellus Er. 
abgebildet; die Abbildungen gehören zu den vollendetsten Leistungen im Gebiet 
der entomologischen Iconographie. Die Gattung Pomalinus Burm. entspricht 
der früher schon aufgestellten Dryops Leach, Er., der letztere Name konnte 
aber der Collision mit Dryops Olıv (einer Gattung der Oedemeriden) wegen 
nicht beibehalten werden. Die Gattungsanalysen von Georyssus, Pomatinus und 
Potamophilus sind vom Verfasser nach Burmeister'schen Zeichnungen gestochen. 
Anhangsweise liefert der Verf. die Abbildungen von Leptodirus angustatus Schmidt 
und sericeus Schmidt und von Anophthalmus Hacquelii und hirtus, vier augenlo- 
sen Käfern, welche in den unterirdischen Krainer Höhlen, von H. Ferd. Schmidt 
in Laybach entdeckt worden sind, und die ohne Frage die interessantesten Be- 
reicherungen sind, welche die europäische Fauna in den letzten Jahren erhalten 
hat. Die neuen Arten von Leptodirus machen es unzweifelhaft, dass die Gat- 
tung richtiger in der Familie der Scydmaenides neben Mastigus als bei den 
Silphiden, wohin sie von Schiödte gestelli wurde, unterzubringen ist. — 
Anophthalmus Hacquelii und hirtus sind hier zum ersten Male beschrieben. 

Sch—m. 


Leconte, zwanzig neue Käferarten aus den Vereinigten 
Staaten. — Einige derselben gehören neuen Gattungen und vielleicht selbst 
neuen Familien an. L. dıagnosirt und beschreibt sie sämmtlich: Anisomera 
Brull, mit der Art A. cordata von Santa Fe. — Amphizoa nov. gen. (übel ge- 
'wählter Name) : Pedes ambulatorii, tarsi pentamerı articulo ultimo valde elon- 
gato, antennae 11 articulatae filiformes glabrae, palpi breves eylindrici, maxillae 
lobo interiore arcnato acuto, exteriore biarliculato palpiformi, prosternum po- 
slice produclum obtnsum, coxae anlicae el intermeliae parvae globosae, posti- 
cae lransversae ad marginem corporis extensae ; ablomen sexarliculatum, articu- 
lis 3 primis connatis. Diese Gattung mit der einzigen Art A. insolens aus Ca- 


186 


lifornien soll den Typus einer neuen neben Haliplidae und Dytiscidae stehenden 
Familie bilden. — Stenocolus n. gen. aus der Familie der Atopidae: tarsi. 
elongati tenues unguibus simplieibus, paranychio biseloso, caput clypeo distin- 
cto antice membranaceo, mandibulae apice integrae, antennae elongatae serrata- 
arliculo secundo minuto, palpi maxillares breviusculi cylindriei. Stebt dem Ane 
chytarsus Guer. zunächst. Die Art St. scutellaris lebt in Californien. Chau- 
liognathus discus aus Mexico, Ch. scutellaris ebda., Collops balteatus von Tam- 
pico, Clerus Spinolae aus Mexico, Tostegoptera cribrosa ebda., Cremastochılus 
Schaumi aus Californien, Cr. Knochi vom Missouri, Cr. nitens ebda., — Alloeoc- 
nemis n. gen. Familie der Peltiden: oculi duo laterales prominelli, antennae 
11 articulatae, artieulis tribus ullimis majoribus distantibus, frons concava apice 
emarginata, tibiae posteriores muticae, anlicae extus serratae, spina apicali un- 
cala. Die Art A. Stouti lebt bei S. Francisco. — Derobrachus geminalus aus 
Neumexico, Callichroma plicatum aus Californien. Monilema armatum aus Me- 
xico, M. crassum ebda., Nosoderma porcatum von Sacramento, Mycterus conco- 
lor Santa Fe, M. scaber aus Pennsylvanien. (Proceed. Philad, acad, 1853. 
226 — 235.) 


Derselbe, Synopsis der nordamerikanischen Silphalen. 
— Dieselben werden nach folgenden Characteren geordnet: I. Silphales 
genuini: trochanteres postici fulcrantes, coxae poslicae approximatae. 1. Ne- 
crophorus Fabr. a. thorace convexo tenuiter marginato anlice non impresso : 
N. mediatus. b. ikorace anlice transversim impresso margine laterali anguste 
depresso: N. marginatus, N. Melsheimeri, N. gutiula, c. thorace subcanalıculato 
antice Iransversim impresso margine laterali latius depresso. «. thorace gla- 
bro: N. americanus, N. pustulatus, N.nigrita, N. pygmaeus, N. lunatus, N. or- 
bicollis; 8. thorace villosa: N. velutinus, N. obscurus, N. hebes, N. maritimus, 
N. defodiens. 2. Silpha Lin. a. antennae articulis tribus ullimus longioribus. 
«. antennae laxe arliculatae, oculi prominuli; S. surinamensis ; $. antennae mi- 
nus laxe arliculatae. ««. thorace subinaequali piloso, antennae articulo tertio 
longiore : S. lapponica. £ß. thorace glabro, antennae arliculis secund. et tert. 
subaequalibus. aa. thorace aequali, elytris truncatis: S. truncata. bb. thorace 
inaequalis, elytris integris: S. marginalis, inaequalis. b. antennae articulo ul- 
timo solo longiore, tribus praecedentibus aequalibus, articulo secundo et tertio 
longiore. «. antennae hreves crassiusculae: S. peltata, #. antennae elongatae 
tenues sensim paulo incrassatae: S. ramosa. 3. Necrophilus Latr. nur mit 
N. hydrophiloides. 4. Catops Fabr. a. thorax angulis posticis obtusis : C. opa- 
cus, C. simplex, C. claviformis. _ b. thorax angulis posticis reclis vel aculis;: 
C. ealifornicus, C. strigosus, C. consohrinus, C. terminans, C. oblitus, C. pa- 
rasitus. 5. Colon Herbst nur mit C. dentatus. — Il. Anisotomini: Iro- 
chanteres postici simplices, coxae poslicae approximatae. 6. Anisotoma lllig. 
mit A. alternata, A. assimilis, A. indislineta, A. collaris, A. strigata, A, obsoleta. 
7. Cyrtus Erichs. nur mit C. egena. 8.‘Colenis Erichs. mit C. impunctata, 
C. laevis. 9. Liodes Latr. mıt L. globosa, L. polita, L discolor, L. basalis, 
L. dichroa. 10. Agathidium Illig. a. corpus globatile, humeri rotundati: A. 
oniscoides, A. exiguum, A. revolvens. bh. corpus subglobatile, humeri obtusi: 
A. pulchrum, A. difforme (die Gattung Sternuchus Lec. ist zu unterdrücken). 
11. Psilopyga Lee. nur mit Ps. histrina. (Ibid. 274—297.) 


Derselbe gibt eine Synopsis der Arten von Abraeus 


Leach. — Hienach ordnen sich die Arten in folgende Reihe : I. Corpus 
globosum, pygidio inflexo: Abraeus: 1. rufus, elytris valde aciculatis, linea 
basali humata insculptis; A. punctiformis n. sp. — IH. Pygidium perpendicu- 


larıter deflesum: Acritus n. gen. a. Thorax basi marginalus. «. pygidium 
laeve, aa. eorpore rotundato: 1. minus convexus, niger, elytris sublilius punetu- 
latis et acieulatis: A. discus n. sp. 2. valde convexus, niger, elytris punctatis, 
postice subtiliter aciculatis: A. fimetaris Lec. 3. valde convexus, piceus, ely- 
tris subtilius punctatis, postice densius aciculatis: A. strigosus n. sp. 4. ru- 
fopiceus, elytris punctatis et aciculatis, lateribus laevibus, postpectore punctato : 
A. sonformis n, sp. bb, corpore subovali; 9. rufopiceus, elytris subtilius pun- 


187 


etalis et aciculatis, lateribus laevibus, posipectore laevi: A. simplex Lec. #. py- 
gidium punetulatum, corpore subovali: 6. piceus pareius punctulatus, elytris la- 
teribus laevibus, stria laterali subtili: A. basalis Lee. 7. nigropiceus, stria la- 
terali profunda: A. analis Lee. b. thorax basi nonmarginatus: 8. ovalis rufopı- 
ceus impunclatus: A. politus n. sp. 9. oblongus. subdepressus niger punctatus 
pygidio laevı: A. maritimus Lec. 10. oblongus subdepressus niger, grossius 
punetatus,, pygidio punetulato: A. exiguus Erichs. 11. rufus aciculatus pygidio 
vix punctulato: A.atomus Lec. — Ausser über Abraeus verbreitet sich L. noch 
über Bacanius n. gen, von dem er B. tantillus, B. misellus und B. marginatus 
diagnosirt. (Ibid. 237—292.) 

Clasen veröffentlicht die erste Hälfte einer Uebersicht der Käfer 
Mecklenburgs. — Daer sich ausser sehr wenigen Beiträgen von Freunden 
nur auf seine eigne noch keinesweges vollständige Sammlung beschränken musste: 
so macht das Verzeichniss keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die 997 beo- 
bachteten Arten werden in systematischer Anordnung der Familien und Gattun- 
gen aufgezählt und bei den einzelnen Bemerkungen über das Vorkommen, Varie 
taten u. s. w. hinzugefügt. (Mecklöy. Archiv. VII. 100—188.) 


Letzner identificirt Chrysomela fuscoaenea Schum. mit Chr. speciosis- 
sima Scop. und bemerkt dass Chr. decora Richt zu Chr. speciosa Pz. gehört, 
ferner dass Chlaenius tibialis Dej. und Chl. Schranki Duft. nur eine Art bilden 
und theilt dann nach Beobachtungen der Larve und Puppe von Chrysomela ar- 
moracia Lin. und Chr. varians Fabr. mit. (Schles. Verhandlungen XXX. 
87 — 94.) 

Krynicky hat bereils im Jahre 1832 und 1834 über 1400 Käferarten 
aus dem Charkowschen und den angränzenden Gouvts. bekannt gemacht und zu 
diesen fügt Czernay jetzt noch 73 namentlich aufgezählte Arten hinzu. (Bul- 
let. nat. Mosc. 1852. II. 561.) 


Im Junihefte der entomologischen Zeitung (S. 215) veröffentlicht 
H.Schaum „einige Worte gegen die Bekanntmachung einzel- 
ner Arten,‘ welche zum Zweck haben, dass die Redaction dem Unfuge der 
leichtfertigen Speciesmacherei durch Verweigerung der Aufnahme ihrer Produkte 
entgegentreien sollte. Wir finden Sch.’s Gründe dafür vollkommen gerechtfer- 
tigt und können die gleich dahinter folgende Entgegnung der Redaciion keines- 
wegs in allen Punkten billigen. Der wissenschaftliche Werth der Zeitschrift 
steht allerdings sehr ın Frage, wie Sch. hervorhebt und die Redaction nicht zu 
beachten scheint, wenn dieselbe jeder leichtfertigen flüchtigen Arbeit geöffnet ist. 
Ob die Beschreibung einer neuen Aıt gründlich, ob sie mit Sachkenntniss und 
den nöthigen literarischen Hülfsmitteln entworfen ist, muss die Redaction wohl 
beurtheilen können, wenn nicht stehen ihr doch tüchtige Rathgeber zur Seite. 
Eine kahle Diagnose , ohne Angabe des verwandtschaftlichen Verhältnisses, ohne 
Vergleichung mit den ähnlichen Formen begründet heut zu Tage unsrer Ansicht 
nach keine neue Art und deren Einführung sollte eine Gesellschaft, welche die 
ersten Männer der Wissenschaft zu ihren Mitgliedern zählt, nicht befördern. 
Die deutschen Entomologen sind Gottlob in der Speciesmacherei noch lange 
nicht so weit gekommen als die Conchyliologen und Paläontologen. Jene ha- 
ben sogar ein eigenes Organ, durch das sie gleich Centurien kahler lateinischer 
Phrasen für blose Schalen oft ohne Vaterland in die Welt schicken! Für die 
Paläontologie zu wirken hält sich jeder Geognost, wenn er auch nicht die ge- 
Tingste Kenntniss von Zoologie, Botanik und Anatomie versteht, für berufen. 
Die Diagnosen neuer Gattungen enthalten hier oft nur einen Familien- oder gar 
Ordnungscharacter, die neuer Arten nur einen Gatiungs- oder Familiencharacter. 
Ja nicht selten soll die blosse Autorität des Verfassers den neuen Namen be- 
gründen oder der Fundort genügen, zur Einführung systematischer Namen ! 
Wir könnten diese Behauptungen mit zahlreichen Beispielen belegen, grosse 
herrlich ausgestaltete und kosispielige Monographien anführen, die auf dem ge- 
rügten Standpunkte bearbeitet sind. Da fehlt es natürlich nicht an Arten mit 
30, ja mit 60 Synonymen, nicht an Arten die weder aus Beschreibung noch 
aus Abbildung jemals wieder erkannt werden können und deren Zahl ist in 


188 


stetem lebhaften Steigen begriffen. Auf diesem Gebiete ist leider ein überwie- 
gendes Gegengewicht sobald nicht zu erwarten, da zu wenige Fachzoologen mit 
der Conchyliologie und Paläontologie sich beschäftigen und jene Schalenhelden 
sowohl als die geognostischen Paläontologen von der Verkehrtheit und dem 
höchst nachtheiligen Einflusse ihrer Thätigkeit sich nicht überzeugen lassen, 
da ihnen die nöthigste Vorbildung fehlt, die Aufgabe der Wissenschaft zu be- 
greifen. @l. 


Kner, über die Hippostomiden. — Diese zweite Gruppe der 
Panzerfische (cf. Bd. I. 493) begreift die Galtungen mit zwei Rückenflossen. 
Hinsichtlich des Skeleltes, der Hautschilder, des Zahnsystems, der Bildung des 
Mundes etc. stimmen sie im Wesentlichen mit der 1. Gruppe überein, dagegen 
unterscheiden sie sich ausser durch die zweite Rückenflosse durch die stärkere 
Entwicklung der Wirbelkörper, in deren den Knorpelfischen mehr ähnlichen 
Structur, durch die einfachen Stülzgerüste der ersten Rücken- und der Alter- 
flosse, durch den Mangel der schiefen Fortsätze an den hintern Darmplatten. 
Die Zähne tragenden Kieferstücke sind durchweg breiter, mit zahlreichern Zäh- 
nen besetzt. Von den heiden Mundsegeln ist gewöhnlich nur das hintere ziem- 
lich entwickelt, beide Mundsegel sind ganzrandig, die Eckbarteln durchschnittlich 
kurz. Der Ausschnitt am hintern Augenrande fehlt allen Hippostomiden, ebenso 
das seitliche Loch über den Brusiflossen , die Analgrube ist weit nach hinten 
gerückt, die Afterflosse kurz, in der Schwanzflosse der untere Lappen verlän- 
gert, der Körper meist kürzer gedrungener. Die Verbreitung der Schilder än- 
dert mehrfach ab. Die ganze Gruppe zählt mit den neuen von Kn. hinzuge- 
brachten nun 21 Arten, die sıch in folgende Abtheilungen ordnen lassen: I. Ar- 
ten ohne Hackenbüschel an der Innenseite des aulhebbaren Zwischendeckels, 
inermes s. clypeati. Sie sind a) theilweise nackt, oder b) ganz beschildert. 
ll. Arten mit Hackenbündeln, welche gleichfalls in ganz beschilderte und, in 
theilweis nackte zerfallen. (Sitzysber. Wien. Akad. X. 279—282.) Gl. 


Hyril, über das Labyrinth und die Aortenbogen der Gat- 
tung Ophiocephalus. — Die von J. Taylor gegebene Beschreibung des 
eigenthümlichen Organes bei Ophioc. Gachua ist so ungenügend, dass H. das- 
selbe bei einem sehr grossen Ophioc. micropeltes aus Calculta speciell unter- 
suchte. Die mit dem vordern Kiemenbogen verbundene Knochenplatte ist das 
obere Gelenkstück dieses Bogens selbst, welches seine spangenförmige Gestalt 
in eine blattförmig breite verwandelt hat. Von seinem obern Rande erhebt sich 
ein langer schräger gıiffelförmiger Fortsatz, der eine dicke Schleimplatte trägt 
welche mit ihrer Wölbung zum bezahnten obern Schlundkiefer hinzieht und einen 
an der Schädelbasis anliegenden, bis zum Dach der Kiemenhöhle hinaufragenden 
Blindsack bildet. Die untere Wand desselben bilden die obern Stücke der drei 
hintern Kiemenbogen sammt den obern Schlundknochen. In diesen Blindsack 
ragt die vom Kielersuspensorium entspringende zweite Knochenplatte und hinter 
dieser noch ein derber tief gelappter Wulst hinein. Hierdurch wird der Blind- 
sack in mehre Buchten getheill. Obwohl nun die Höhle als ein Divertikulum 
der Kiemenhöhle erscheint, so ist sie doch kein Analogon des Kiemenlabyrinths, 
da ihr keine Athmungsfunktion zukommt. Die microscopische Injection der 
Kiemengefässe lehrt, dass keine der vier Kiemenarterien eine dorsale Verlänge- 
rung zur Höhle sendet. Der von Taylor erwähnte Canal dient nicht zum Durch- 
gang einer Verlängerung der Arteria branchialis, sondern zum Verlauf eines Va- 
gusastes, der hier zur ersten Kieme gelangt. Bei der Injection der Kiemenar- 
terie wurde das ganze Capillarsystem sämmtlicher Kiemen glücklich erfüllt, und 
die Höhle nicht. Wohl aber erhielten die Jugularvenen das Blut aus den Wan- 
dungen der Höhle. Die Injection führte zur Ermittlung wahrer Aortenbögen am 
vierten Kiemenbogen. Die dritte und vierte Kiemenarterie entspringen beider- 
seits aus einem kurzen gemeinschaftlichen Stamme. Die Arterie des vierten 
Kiemenbogens übertrifft die übrigen um das dreifache ihres Volumens , versorgt 
die spärlich gestellten Blättchen mit dicken Aesten und geht ohne merkbare Ab- 
nahme ihrer Stärke zur Aortenwurzel. Diese liegt links von der Schädelbasis, 
daher ist der rechte Aortenbogen auch ansehnlich länger und gibt bevor er die 


189 


Mittellinie der Wirbelsäule überschreitet, die mächtige Arteria coeliaca ab und 
nach dieser die rechte Carotis. Demnach steht es nun fest, dass das Labyrinth 
des Ophiocephalus kein respıratorisches Organ ist, sondern viel wahrscheinlicher 
ein Wasserreservoir , dessen der Fisch bei seinen Wanderungen aufs Land be- 
nöthigt ist, denn er soll meılenweite Wanderungen machen. Auch bei andern 
Arten von Ophiocephalus fand H. seine Untersuchung bestätigt. (Ebd, 148—153.) 
Gl. 


Agassiz erkannte, dass Poecilia multilineata Lev. nur das Weibchen 
von Mollienesia latipinna Les. ist. Er salı' beide sich begätten und verfolgte 
ihre ganze Entwicklungsgeschichte. Das Weibchen ıst lebendig gehährend. Die 
Männchen sind viel seltener und lebhafter, daher auch erst eine Art von Mol- 
lienesie bekannt ist, wozu Holbrook neuerdings noch eine zweite aus Carolina 
hinzugefügt hat. Zugleich meldet A. die Entdeckung einer neuen, dem blinden 
Fische der Mammuthhöhle Amblyopsis nahverwandten Gattung, welche keine Bauch- 
flossen, aber wohl Augen und den After unter der Kehle hat wie Aphredroderus. 
(L’Instit. Aout. 287.) Gl, 


Gervais gibt die Beschreibung der sämmtlichen Süsswasserfische Al- 
geriens deren Zahl sıch nur auf neun beläuft. Die beiden neuen Gattungen 
darunter Coptodon Zilli und Tellia apoda haben wir schon früher Bd. J. p. 253 
erwähnt, die übrigen sind Cyprinus auratus Bloch, Barhus Callensıs Val., B. se- 
plivimensis Val., B. longıceps Val., Leuciscus callensis Guich., Esox lucius Lin., 
Anguilla callensis Guich. Bei dieser grossen Armulh an Fischen schlagt G. vor, 
aus dem südlichen Frankreich Flussfische nach Algerien zu verpflanzen, was 
nu en unüberwindlichen Hindernissen verknüpft sei. (Ann. sc. nat. XIX, 

—17.) @l. 


Leydig, histologische Bemerkungen über Polypterus bi- 
chir. Wir heben aus diesen schätzbaren Untersuchungen für jetzt nur einige 
aus und berichten über die andern das nächste Mal. 1) Schwimmblase. Die 
aus zwei ungleich langen Stücken gebildete, durch einen langen Schlitz in die 
ventrale Wand des Schlundes mündende Schwimmblase besteht aus einer leicht 
zu isolirenden Muskel- und Schleimhaut. Die Muskelbündel sind ausgezeichnet 
quergestreift, haben eine mittlere Breite und lanfen in zwei sich kreuzenden 
Lagen schräg um die Schwimmblase. Die aus gewöhnlicher Bindesubstanz be- 
stehende Schleimhaut hat innen dicht stehende meist der Länge nach verlaufende 
schmale Falten oder Wülste. Das Epitel gehört einem geschichteten Cylinder- 
epitel an. An den langen Cylinderzellen erkannte L. die gewöhnliche scharf 
conturirte Verdickung am freien Ende und darüber einen Büschel von zarten 
0,004‘ langen Cilien. Es scheint fast als wäre diese Eigenthümlichkeit ein 
ausschliesslicher Character der Ganvidengruppe. 2) Sinnesorgane. Der Ge- 
ruchsnerv ist aussen und innen schwärzlich colorirt und hat keine eigenthümli- 
che Structur. Das Gerüst des Nasenlabyrinthes besteht aus ziemlich stark pig- 
mentirter Bindesubstanz, in der die Nerven und Gefässe verlaufen, die freie In- 
nenfläche deckt ein Flimmerepitel, dessen Cilien ansehnlich lang sind und auf 
kurzen Cylinderzellen sitzen. Die Sklerotika des Auges besteht aus Hyalinknor- 
pel und ist ohne Ossificationen. Die Choroidea besitzt eine stark silberne aus 
länglichen Kıystallen bestehende Lage. Die Bindesubstanz des Ohrlakyrinthes 
erinnert durch ihr hyalines Ansehen sehr an Knorpel. Jedes Ohr enthält ausser 
zwei grössern porcellanartigen Steinchen noch Häufchen mieroscopischer Stein- 
chen von rundlich ovaler Gestalt. 3) Hinsichtlich der Schleimkanäle verhält 
sich Polypterus vollkommen wie andere Knochenfische. (Zeitschr. f. wissensch. 
Zool. V. 64.) @l. 


Baird a. Girard, Catalogue of north american reptiles 
inthe museum ofthe Smithsonian Institution, Part I. Serpents. 
Washington 1853. 80. pp. 172. — Kein trocknes Namensverzeichniss mit 
Synonymen und Citatenreihen, sonderu Diagnosen sämmtlicher aufgeführten Gat- 
tungen und Beschreibungen aller Arten mit Synonymie, Verbreitung u. s. w. also 
eine sehr schätzenswerte Arbeit, die zugleich ein ungemein reiches neues Mate- 


190 


rial enthält. Von den 35 aufgeführten Gattungen sind nämlich 22 neu und von 
den 119 Arten 54, also fast die Hälfte. Die Diagnosen aller neuen Namen bier 
mitzutheilen, wäre überflüssig, da dıe Schrift für jeden Herpetologen von höch- 
stem Interesse ist und von keinem derselben unbeachlet bleiben kann. Wir 
führen nur die neuen Namen auf und geben von andern nur die Zahl der be- 
kannten Arten. Die Verfasser beginnen mit einem Clavis der Gattungen und 
Familien. 1. Fam. Crotalidae: Crotalus mit 4 bekannten Arten und Cr. alrox, 
Cr. lucifer, Cr. molossus. Crotalophorus mit 3 und Cr. consors und Cr. Ed- 
warsi, Agkistrodon contortia. Toxicophis piseivorus, T. pugnax. 2. Fam.: Co- 
lubridae: Elaps mit 1 und E. tenere, E. tristis. Eutaenian. gen. hat ge- 
kielte Schuppen, sehr dehnbare Haut, normale Kopfschilder, 1 vorderes und 3 
hintere Orbitalschilder, Abdominalschilder ganz, die subcaudalen geyheilt, 19 bis 
21 dorsale Schuppenreihen, 140 bis 170 Bauchschilder. Hierher gehören mehre 
schon bekannte Arten: Eu. saurita (Holbr.), Eu. Faireyi, Eu. proxima (Say), 
Eu. infernalıs (Blainv.), Eu. Pickeringi, Eu. parietalis (Say), Eu. leptocephala, 
Eu. sirtalis (Lin.), Eu. dorsalis, Eu. ordinata (Lin.), Eu. ordinoides, Eu. radix, 
Eu. elegans , Eu. vagans, Eu. Marcıana. Nerodia n.gen. Der Schwanz nimmt 
den vierten bis fünften Theil der Körperlänge ein, Schuppen gekielt, Kopfplat- 
ten normal, vordere Orbitalplatten 1 seltner 2, hintere 3 seltner 2, lelztes auch 
wohl das vorletzte Bauchschild gespalten, die caudalen alle gespalten, 23 bis 29 
dorsale Schuppenreihen, 133—154 Bauch-, 66 bis 80 Schwanzschilder. Arten: 
N. sipedon (Lin.), N. fasciata (Lin.), N. erythrogaster (Shaw), N. Agassizi, N. 
Woodhousi, N. taxispilota (Holbr.), N. Holbrooki. Regina n. gen. Der 
Schwanz nur den dritten, höchstens vierten Theil der Körperlänge einnehmend, 
Kopf kegelförmig und klein, Augen gross, Maul weit klaffend, Schuppen gekielt, 
Kopfplatten normal, 2 vordere und 2 seltner 3 hintere Orbitalschilder , letzte 
Bauchschilder getheilt, Schwanzschilder sämmtlich getheilt, 19 bis 21 dorsale 
Schuppenreihen, 132 sis 162 Bauch-, 52 bis 86 Schwanzschilder. Arten: R, 
leberis (Lin.), R. rigida (Say), R. Grahami, R. Clarki. Ninia n. gen. Kopf 
verlängert, eiförmig, vom Körper abgesetzt, Kopfschilder normal, Schuppen ge- 
kielt, 2 hintere Orbitalschilder etc. Arten: N. diademata. Ferner Heterodon 
mit 3 und H. cognatus, H. admodes, H. nasieus. Pituophis mit 1 und P. bel- 
lona, P. M’Clellandi, P. catenifer, P. Wilkesi, P. annectens. Scetophis n. 
gen. Körper cylindrisch, sehr lang, Kopf verlängert, schmal, Scheitelschild sehr 
breit, hinteres Stirnschild sehr gross, 2 hintere, J vorderes Orbitalschild, 23 
bis 29 dorsale Schuppenreihen, die seitlichen allein glatt, 200 bis 335 Bauch- 
schilder. Arten: Sc. alleghanensis (Hollbr.), Se. Lindheimeri, Sc. vulpinus, Sc. 
confinis, Sc. laetus, Sc. guttatus (Lin.), Sc. quadrivittatus (Hollbr.) Ophi- 
bolus n. gen. Körper dick, Schwanz kurz, 21 dorsale Schuppenreihen, Schup- 
pen hexagonal und glatt, 180 bis 220 Abdominalschilder, die letzten ganz, 
Schwanzschilder gespalten. Arten: O. Boyli, O. splendidus, ©. Sayi (Hollbr.), 
0. getulus (Lin), ©. rhombomaculatus (Hollbr.), O. eximius (Dek.), ©. elericus 
(Holb.), 0. doliatus (Lin.), ©. gentilis. Georgia n.gen. auf Holbrock’s Co- 
luber Couperi begründet. Bascanion n.gen. Körper schlank, Schwanz sehr 
lang, Kopf schmal, Augen sehr gross, 2 vordere und 2 hintere Orbitalschilder, 
viertes Labialschild nach hinten verlängert, Scheitelschild lang und schmal, 17 
dorsale Schuppenreihen, Schuppen glatt, ziemlich hexagonal, 170 bis 200 Bauch- 
schilder, 90 bis 110 gespaltene Schwanzschilder. Arten: B. constrictor (Lin.), 
B. Fremonti, B. Foxi, B. flaviventris (Say), B. vetustuss. Masticorus n. gen. 
Körper schlank, Schwanz sehr lang, Scheitelplatten sehr schmal und lang, Augen 
sehr gross, 2 vordere und 2 hintere Orbitalplatten, Schnppen glatt, 17 oder 15 
Dorsalreihen, 200 bıs 210 Abdominal- und 95 bis 150 getheilte Schwanzschil- 
der. Arten: M. flagelliformis (Catsb.), M. flavigularis (Hall.), M. mormon, M. 
ornatus, M, taeniatus (Hall). Salvadoran. gen. Kopf elliptisch, scharf 
vom Körper abgesetzt, Kopfplatten normal, 2 seltner 3 vordere und 2 hintere 
Orbitalplatten, Schuppen glatt, die hintern Bauchschilder und alle Schwanzschil- 
der zweispaltig. Einzige Art S. Grahamiae. Ferner Leptophis majalis, Chloro- 
soma vernalis (Dek.). Contia n, gen. mil der einzigeu Art C. milis am Ore- 


191 


gon und in Californien. Diadophis n.gen. Kopf fast elliptisch, verlängert, 
deprimirt, abgesetzt, Kopfplatten normal, 2 vordere und 2 hintere Orbitalplatten, 
Augen gross, Körper schlank, fast eylindrisch, Schuppen glatt in 15 oder 17 
Reihen, hintere Bauchschilder zweispaltig, Schwanzschilder alle getheilt. Hieher: 
Diadophis punctatus (Lin.), D. amabilis, D. docilis, D. pulchellis, D. regalis. 
Lodia n. gen. Kopf eilörmig, abgesetzt, zwei Scheitelplatten, ein Paar Kinn- 
schilder, 1 vordere 2 hintere Orbitalplatten, Schuppen glatt. Einzige Art ist L. 
tennis. Sonoran. gen. Kopf nicht vom Körper abgesetzt, Scheilelplatten 
nach vorn verschmälert, 1 vordere und 3 hintere Orbitalplatten, Schuppen glatt, 
hintere Bauchschilder zweispallig, Schwanzschilder getheilt. Einzige Art S. se- 
miannulata. Ferner Rhinostoma coceinea Holb. Rhinocheilusn.gen. Kopf 
fast ellıptisch, abgesetzt, 2 Paar Stirnplatten, Scheitelplatten hexagonal, 1 vor- 
dere 2 hintere Orbitalplatien, Schuppen glatt in 23 Reihen, hintere Bauehschil- 
der ganz, Schwanzschilder ungetheilt. Hierher nur Rh. Lecontei. Haldean. 
gen. begründet auf H. striatula (Lin.). Farancia abbacurus (Holb.). Abastar 
eryihrogrammus (Daud.).. Virginia n. gen. mit der einzigen Art V. Valeriae. 
Celuta n. gen. auf der einzigen Art, C. amoena (Say) beruhend. Tantilla 
nov. gen. Kopf schlank , nicht abgesetzt, 1 vordere und 1 oder 2 hintere Or- 
bitalplatten, Körper schlank, Schuppen glatt in 15 Reiben, hintere Bauchschilder 
zweispaltig, Schwanzschilder getheiltl. Arten: T. coronata, T. gracilis. Osceola 
n. gen. auf die einzige O. elapsoidea (Holb.) begründet. Storerian. gen. 
Kopf fast elliptisch, abgesetzt, 2 hintere und eben so viele vordere Orbitalplat- 
ten, Schuppen gekielt in 15 bis 17 Reihen, 120 bis 140 Bauch-, 41 bis 51 
getheilte Schwanzschilder. Hieher: St. Dekayi (Holb.), St. oceipitomaculata 
(Stor.), — Ill. Fam.: Boidae: Wenonan. gen. Kopf kegelförmig, nicht 
abgesetzt, Augen sehr klein, Scheitelplatte breit und kurz, eine sehr grosse 
vordere und zwei oder mehr hintere Orbitalplatten, Schuppen sehr klein, glatt, 


in 45 Reihen. Hieher: W. plumbea, W. isabella.. — IV. Fam. Typhlopidae: 
Rena n. gen. Kopf schwach deprimirt, nicht abgesetzt, mittlere Schuppenreihe 
über den Kopf fortisetzend. Arten: R. dulcıs, R. humilis. — In einem ersten 


Anhange prüfen die Verfasser diejenigen nordamerikanischen Arten, welche nicht 
in der Sammlung des Instituts vorhanden sind , in einem zweiten die von wel- 
chem sie keine Exemplare zu Gesicht bekommen konnten, in einem drilten die 
von Clark und Schott gesammelten Arten, worunter folgende neu : Scotophis 
Emoryi, Georgia obsoleta und Maslicephis Scholli sind. @l. 


Hallowell beschreibt zwei neue Arten afrikanischer Schlangengattun- 
gen. Die neue Gattung Dinophis hat unbewegliche perforirte Fangzähne im 
vordern Theile des Oberkiefers , von den Vorderzähnen des Unterkiefers sind 
einige verlängert, nur 2 Reihen Zähne im Ober- und Unterkiefer, 4 hintere und 
3 vordere Orbitalplatten, der Schwanz ist lang, die Schwanzschuppen zweispal- 
lg. Die Art ist D. Hammondi. Die andere Aıt heisst Dendrophis flavicularis. 


Derselbe characterisirt auch 4 neue nordamerikanische Reptilien. Ei- 
nes derseiben bildet den Typus der Gattung Lamprosaurus, deren Kopf kegelför- 
mig, zugespitzt ist, deren Körper und Extremitäten schlank, Füsse fünfzehig, 
Schuppen glatt und glänzend, hinten abgerundet, am Rücken und Bauch gleich ; 
keine Schenkelporen; keine Gaumenzähne. Die Art ist L. gutlulatus aus Neu- 
mexiko. Die andern Arten sind Crotaphytus fasciatus ebendaher, Tropidonotus 
Woodhousi vom Arkansas und Ambystoma nebulosum aus Neumexiko. (Proceed. 
acad. Philad. 1852. Decbr. 203—209.) 

Auch neue californische Reptilien beschreibt Hallowell: Pityophis Heer- 
manni, Coronella Laurenti, Tropidonotus trivittatus, Leptophis lateralis. (Idid. 
Januar 1853. p. 236.) Gl. 


Hyrtl, normale Quertheilung der Saurierwirbel. — Die 
Schwanzwirbel einiger Saurierfamilien besitzen eine bisher nicht beachtete, sehr 
eonstante Eigenthümlichkeit. Nach Duges sollen bei Rana cultripes die ersten 
Ossificationen der Wirbelkörper als paarige Knochenscheiben auftreten; die spä- 
ier zu einer zweilappigen Platte verschmelzen, Bei den Sauriern dagegen ent- 
stehen die Wirbel wenigstens einer gewissen Stelle der Säule aus vordern und 


192 


bintern Ossificationsherden, deren Trennung sich auch .durch das ganze Leben 
erhält. Jeder Wirbel erscheint von einer queren Fuge durchschnitten, welche 
durch eine sehr dünne knorplige Zwischenschicht als Syncehondrose gebildet wird 
und eine so leichte Verbindung darstellt, dass sie bei gewaltsamer Trennung viel 
eher als das Gelenk zweier Wirbelkörper gelöst wird. Diese Eigenthümlichkeit beo- 
bachtete H. bei allen langschwänzigen Scinkoiden und Chalcididen, bei den Gecko- 
nen und Lacertiden an allen Schwanzwirbeln mit Ausnahme der ersten, bei den Igua- 
nen der neuen Welt nur an den mittlern, bei denen der alten Welt, den Chamäleon- 
ten, Varaniden, Drachen, Krokodillen und Annulaten aber gar nicht. Die Quertheı- 
lung geht nicht blos durch den Wirbelkörper, sondern auch durch den Bogen. Sie 
liegt in der Mitte des Wirbels oder zwischen dem ersten and zweiten Drittheil der 
Länge, wo die Querfortsätze abtreten. Hinter der Mitte findet sie sich niemals. Sind 
Querfortsätze vorhanden, so nehmen beide Segmenle an deren Bıldurg Theil und 
bei vielen Eidechsen zeigt eine Furche die Verbindungsstelle beider Antheile. Die 
bei Podinema teguixin und Crocodilurus amazonicus vorkommende Spaltung der 
Querlortsätze findet hierin ihre Erklärung. Die vordersien Schwanzwirbel sind 
nie getheilt weil sie wahrscheinlich wegen der zu ihren Functionen erforderli- 
chen Festigkeit sehr frühzeitig verknöchern, während an den hintern das leichte 
Abspringen und Zerbrechen des Schwanzes in der Quertheilung seinen Grund 
hat. Bei jungen Pseudopus Pallasi, Ophiodes striatus , Anguis fragilis ist der 
beide Wirbelstücke verbindende Knorpel selbst dicker und mächtiger als der 
Chordarest zwischen je zwei Wirbeln. An 52 Skeleten von Schlangen, Schild- 
kröten, Batrachiern selbst bei deren Embryonen fand sich keine Spur dieser 
Quertheilung. Dagegen trilt sie in den Schwanzwirbeln der Amia calva deutlich 
auf, jedoch nur am Wirbelkörper und nicht den obern und untern Bogen. Hin- 
sichtlich der betreffenden Familien werden noch folgende Einzelnheiten hinzuge- 
fügt: 1) Seincoideen der neuholländische Cyelodus scincojdes hat 29 Schwanz- 
wirbel, von denen nur die 5 ersten nicht gelheilt sind. Der sechste bis elfte 
Querfortsatz wird aus beiden Theilen gehildet, die 4 folgenden gehen vom vor- 
dern Wirbeltheile aus, die Höcker der ührigen haben wieder die Synchondrose. 
Bei Seineus offieinalis sind die 7 ersten ungetheilt, die folgenden dentlich ge- 
(heilt. Bei Gongylus ocellatus mit 29 Wirbein erscheinen nur die vier ersten 
ungetheilt, bei Sphenops capistratus mit 98 Wirbeln ganz ebenso, hei Eutropis 
multifasciata die fünf ersten nicht, bei Trachysaurus rugosus mit 19 Schwanz: 
wirbeln sind ausnahmsweise nur die acht letzten getheilt, bei Seps chalcides mit 
öl nur die vier ersten nicht, bei Ophiodes striatus mit 89 ebenfalls nur die 
vier ersten nicht, ebenso Acontias meleagris. Sehr deutliche Spaltung der Wir- 
bel und Querfortsätze zeigt Anguis fragilis. Ein sehr junger Pygopus lepidopus 
war mit 26 völlig getheilten Schwanzwirbeln versehen. 2) Chalcididen. Ger- 
rhonotus taeniatus mit 64 Schwanzwirbeln hat vom 5. an Spaltung, Chirocolus 
imbricatus gleicht in der Jugend Pygopus. Opbiosaurus ventralis und Chamae- 
saura anguinea haben sehr kleine vordere Segmente und die beiden Dornfort- 
sälze sowie die (Querfortsätze eines jeden Wirbels gehören dem hintern Segment 
an. Bei Bipes Pallasi scheinen sämmtliche Schwanzwirbel getheilt zu sein. 
3) Die Geckone haben vom 4. oder 5. Schwanzwirbel an vollständige Theılung 
das ganze Leben hindurch, beide gleich grosse Stücke durch Synchondrose ver- 
bunden und an der Bildung der Fortsätze Theil nehmend. 4) Iguanen der 
neuen Welt, Am deutlichsten zeıgen Proctolerus peclinatus und Ophryoessa su- 
perciliosa die Theilung. Bei Hypsilophus tubereulatus mit 76 Schwanzwirbeln 
spalten sich die Querfortsätze am 12. und 13. Cyclura pectinafa hat nur am 
13. 14. 15. Wirbel vollständige Theilung, an der folgenden seichte Kerben und 
an den letzten keine Andeutung mehr. Aehnlich verhält sich auch Tropidolepis 
undulatus und Urostrophus Vaulieri, sehr scharfe Theilung vom 7. bis 14, Wir- 
bel hat dagegen Cienoceieus carolinensis. 59) Lacertiden der alten sowohl als 
neuen Welt haben die Theilung. Am deutlichsten bei Crocodilurus amazonıcus, 
wo der 9. gespaltene Qnerfortsätze trägt, der 10. bis 56. in der Mitte quer ge- 
trennt ist, Bei Podinema teguixin beginnt die Theilung am 12. und läuft bis 
zum 65, fort. Chrysolamprus ocellatus und Lacerta chloronotus verhalten sich 


193 


wie die Geckonen. Bei dem javanischen Tachydromus sexlineatus mit 79 Wir- 
bein sind nur die fünf ersten nicht 'getheilt, bei Ctenodon nigropunctatus die 
12 ersten nicht. Bei Cnemidophorus lemniscatns ist die Theilung durch Quer- 
wulste angedeutet, (Sitzysber. Wien. Akad. X. 185—192.) Gl. 


Dumeril, über ungeschwänzte Batrachier. — Diese um- 
fangsreiche Abhandlung bringt das seit Erscheinen des VIII. Bandes der grossen 
Herpetologie in den Pariser Museen neu erworbene Material besonders für die 
Familie der Hyläformen. Der erste Abschnitt enthält die anatomischen und phy- 
siologischen Untersuchungen. Dieselben erstrecken sich über den Werth der 
erweiterten Zehenspitzen für die Systematik, der Hauptdräsen am Bauche, über 
die Veränderlichkeit des Colorites und über die Zunge. Nach letzirer lassen 
sich die Mitglieder der betreffenden Familie in 3 Gruppen ordnen: 1) Gattun- 
gen mit ganzer oder kaum ausgeschnittner Zunge : Litoria, Trachycephalus, Hyla, 
Mierohyla, Cornufer, Hylodes, Phyllomedusa, Elosia, Crassidactyla. 2) Gattungen 
mit etwas ausgeschniltener , herzförmiger Zunge: Acris, Eucnemis , Hylambates, 
Phyllobates, 3) Gattungen mit tief ausgeschnittner gespaltener Zunge: Limno- 
dyles, Polypedates , Ixale, Rhacophorus. Ferner betrachtet D. die Zähne am 
Gaumen , die Querfortsätze des Kreuzbeines, die Schwimmhäute. Im zoologi- 
schen Theile werden folgende Arten beschrieben : Litoria punctata, L. marmo- 
rata; Acris erhält nur einen Clavis für seine 4 Arten; Limnodytes madagasca- 
riensis ; Polypedates lugubris, P. tephraemystax; Hylambates n. gen. mit H.luo- 
enlatus; Hyla Moreleti, H. Verreanxi, A. marsupiata; Cornufer dorsalis; Hylo- 
des corrugatns, H.Vitianus, H. laticeps. (Ann. se. nat. XIX. 135—179. Tb.7.) 

Gl, 

Layard, zur Ornilhologie von Ceylon. — L. zählt unter Be- 
merkungen verschiedenen Inhalts bei den einzelnen Arten von den Raubvögeln 
beginnend die Namen der auf Ceylon beobachteten Vögel mit. Es sind: Aquila 
Bonellii, A. pennala, Spizaetus nipalensis, Sp. Jimnaetus, Iclinaätus malaiensis, 
Haematornis chula, H. spilogaster, Pontoaelus leucogaster, P. ichthyaätus, Ha- 
liastur indus, Falco peregrinus, F. peregrinator, Tinnnnculus alaudarius, Hypo- 
triorchis chiequera, Baza lophotes, Milvus govinda, Elanus melanopterus, Astur 
trivirgatus, Aceipiter badius, Circns Swainsoni, C. cinerascens, C. melanoleucus, 
Athene castanolus, A. sculelata, Ephialtes Lempiji, Ketupa ceylonensis, Syrnium 
Indrani, Sirix javanica, Batrachostomus moniliger, Caprimulgus asiaticus, C. ma- 
harattensis, Cypselus balasiensis, C. melba, C. affinis, Macropteryx coronata 
Collocalia brevirostris, Acanthylis candacuta, Hirundo gutturalis, A. byperythra, 
H. domicula, H. daurica, Harpacles fasciatus, Coracias indica, Eurystomus 
orientalis, Haleyon capensis, H. atricapillus, H. smyrnensis, Crex tridaetyla, Al- 
cedo bengalensis, Cervle rudis, Merops pbilippinus, M. viridis, M. quinticolor, 
Upupa senegalensis, Nectarinea ceylonica, N. lotenia, N. asiatica, Dicaeum Tik- 
kelli, Phyliornis malabarica, Ph. Jerdoni, Dendrophila frontalis. (Ann. mag. nat. 
hist. Aug. 103; Septbr. 165.) al. 


Sclater diagnosirt zwei neue Arten von Taeniopltera, nämlich T. ery- 
ihropygia und T. striaticollis. (Abid. Septbr. 213). 


Fr. Schmidt, ornothologische Mitheilungen aus Wis- 
mar. — Der kalte schneereiche Nachwinter dieses Jahres führte plötzlich eine 
noch nicht beobachtete ungeheure Menge nordischer Enten in die Gegend von 
Wismar. Tausende derselben gingen durch die Strenge des Winters zu Grunde 
und andere wurden zahlreich geschossen, dennoch bemerkte man keine erheb- 
liche Verminderung. Es waren Anas ferina, bald darauf A. boschas, Mergus al- 
bellus, M. merganser, M.serrator, Anas fuligula, A. marilla, A glacialis, A. clan- 
gula, A. nigra, A. fusca, A. torquatus, Colymbus cristätus, C, suberistatus, alle 
in ziemlich abgemagerten Zustande und ohne Scheu vor Menschen. Einige ka- 
men sogar in die Gärten und Höfe unter das zahme Gefieder, so auch Fulica 
atra, Rallus aquatieus. Auch andere Vögel wurden in grosser Zahl erlegt. Nach 
dem Schmelzen des Schnee’s entfernten sich alle, die in der Gegend nicht stän- 
dig sind, (Mecklendg. Archiv VII. 188—199.) Gl. 


13 


194 


Bemerkungen über den Frühlingszug der Vögel bei Görlitz im 
Jahre 1851 enthalten die Abhandlungen der Görlitz. Naturf. Gesellsch. VI. 69. 
Es ist ein Verzeichniss der beobachteten Arten ‘mit Angabe des Datums ihres 
Erscheinens. 


Hellmann, über die Zunge der Vögel, insbesondere des 
Auerhahns. Beim Sterben zieht der Auerhahn seine Zunge soweit in den 
Schlund zurück, dass man sie kaum noch mıt der Spitze sieht und daher ent- 
stand die irrthümliche Ansicht, der Auerhahn habe keine Zunge. Die nichts 
Neues enthaltenden Mittheilungen über die Zunge der Vögel im Allgemeinen über- 
gehend heben wir aus des Verfassers Aufsatze nur die Bemerkungen über den 
Auerhahn hervor. Der stark erhabene Gaumen desselben ist in der Mitte ge- 
spalten und die Ränder sind mit zahnarligen Franchen besetzt. Der hintere 
Theil ist gegen den Schlund mit ähnlichen minder grossen Auswüchsen versehen. 
In der Gegend der Stimmritze bildet der Gaumen einen kreisförmigen mit fei- 
nen dichten Franchen besetzten Ausschnitt, in welchen sich beim Schliessen des 
Schnabels der Stimmknoten legt. Die Seitenmuskeln am untern Schnabel sind 
stark erhaben, der Zungenbeinmuskel sehr stark. Die äussere Form der Zunge 
erscheint sanft gebogen und stumpf zugespitzt, der herzförmige Stimmknolen ist 
an den Rändern glatt, und hinten mit. dichtstehenden kurzen Fransen besetzt. 
Die pergamentähnliche obere und untere Zungenhaut erstreckt sich bıs zu ein 
Drittheil der Zungenlänge, wird bis am feingefranzten Zungenabsatz, sich gleich- 
sam an den herzförmig gestallelen Zungenenden in zwei Flügel ausbreitend, 
weicher und endet in eine breite Seitenspitze. Diese weiche Haut bildet einen 
Zirkelausschnitt um die Stimmritze,, unter der sich fallenartig eine zweite Haut 
vorschiebt, welche die Oeffnung derselben nach Bedürfniss theilweise oder ganz 
überziehen kann, wodurch alle hühnerarligen Vögel ihre besondern Laute hervor- 
zubringen im Stande sind, denn nirgends finden sich so grosse und auffallende 
Abweichungen in der Stimme als bei den hühnerartigen Vögeln. Wer bewun- 
dert nicht die Töne beim Klatschen und Schleifen des Auerhahns, das Gurgeln 
und die gleichsam in Terzen steigenden Lante des Birkhuhnes, die lachende 
Stimme des Schneehuhnes, das zischelnde feinklingende ti, ti, tı, tai des Hasel- 
hubnes in den wilden Gebirgswaldungen, während das Rebhuhn auf unsern Flu- 
ren sein Girruh und die Wachtel ihr lautes Peckwerwick erschallen lässt. Wie 
verschieden ist der knackernde Laut des Fasanes gegen das kreischende Kickriki 
unseres Haushahnes, das den Morgen verkündet, und wie traurig klingt das Knur- 
ren des scheuen Trappen, wenn er seine Zärtlichkeit den Hennen zu erkennen 
gibt. Endlıch hat der Auerhahn wie die Spechte und Schnepfen ein verlänger- 
tes Zungenband, welches ihm gestattet seine Zunge weil zurückziehen zu kön- 
nen, welche Zurückziehung nach dem Schlunde während des Sterbens durch die 
Zusammenziehung und Verkürzung des Brustzungenmuskels in einem solchen 
Grade geschieht, dass man die Zunge kaum mehr bemerkt. Die besondern wet- 
zend klingenden Töne zur Balzzeit entstehen durch die Vorschiebung der Zun- 
genhaut, zugleich wird durch die Vorstreckung des Halses der Stimmritzenkno- 
ten mehr in den Hals zurückgezogen, der klaschende Laut geschieht aber da- 
durch, dass dieser Vogel durch den starken Brusizungenmuskel schnell und kraft- 
voll an den Gaumen schlägt [?!], und im Moment des Schlages den Schnabel 


öffnet. (Naumannia 1853. 139 — 146.) Gl. 
Brandt, über das Vorkommen der wilden Katze in Russ- 
land. — Während Georgi (geogr. Beschr. russ. Reiches. III. 6. 1800. p. 


1520) die polnisch -russischen Gouvernements, Neurussland, den Dnester und 
den baschkirischen Ural als Wohort der wilden Katze anführı, sagt Pallas (Zoogr. 
1. 26.) man würde fast in ganz Russland ächte wilde Katzen vergeblich suchen, 
denn nur in den Wäldern der Vorberge des Caucasus bis zur Cuma käme sie 
vor. Doch traf man sie damals noch, wenn auch selten, in Curland und Po- 
len, wie Derschau und Kayserling 1805 berichteten. Nach Brinken existirten 
noch im Jahre 1828 wilde Katzen im Biolowie’zawalde, aber schon zwei Jahre 
später war sie dort nach Eichwald vertilgl, Früher scheint sie in den Lithauen 
benachbarten Wäldern gelebt zu haben, was um so mehr anzunehmen, da sie 


195 


jetzt noch in dem nahen Siebenbürgen ziemlich häufig ist und 1843 noch an 
der Weichsel vorkam. Dem Ural hat sie Eversmann posiliv abgesprochen, ob- 
wohl sie Rytschkow im Orenburgschen angibt. In den caucasischen Wäldern 
fanden sie neuerdings Menetries, Hohenacker, Eichwald, Kolonati u. A., die so- 
gar Exemplare mitbrachten. Nordmann nennt überdies die Küsten des schwar- 
zen Meeres und Archasien, Wagner auch Colchis als Fundorte. Wahrscheinlich 
meint Br. verbreitete sie sich früher von den Pyrenäen bis Grossbritlanien (in 
Schottland und Irland noch jetzt), durch Frankreich, Norditalien, die Schweiz, 
Deutschland mindestens bis Polen und Curland, Ungarn, Siebenbürgen, das milt- 
lere und südliche Russland bis zum schwarzen Meere und Caucasus, ja vielleicht 
bis Nordpersien. (Bullet. acad., Petersb. XI. Nr. 21. p. 334.) @l. 


Woodhouse beschreibt Numineus occidentalis n. sp. vom Rio grande 
als dem N. longirostris und N. hudsonicus zunächst verwandt. (Proceed. acad. 
Philad. 1852. Decbr. 194. 


Derselbe führt als neue Arten ein Perognathus penicillatus, Geomys 
fulvus und Struthus caniceps aus Meumexico und Hesperomys texana.  (Ibid. 
201. w. 242.) 


Cassin beschreibt Scalops aeneus n, sp. vom Oregon. (Ibid. 299.) 


Literatur: Duvernoy, üher Orycteropus (vgl. Bd. I. 259.) Ann. 
sc.nat. XIX. 181. — Leconte, über die Gattung Talpa und deren -Verhält- 
niss zu Scalops. Proceed. acad. Philad. VI. 328. — Cassin, neue 
Schwalben und Papageien. Ibid. 369. — Hog, Bemerkungen über die Oraith. 
von Wisconsin. * Ibid. 304. — Girard, neue Art von Salmo. Proceed. 
Bost. soc. p. 262. — Breewer, über Hirundo lunifrons. JIbid. 270. — 
D. H. Storer, a history of the Fishes of Massachuseits in Transact. Ame- 
ric. Acad. 1853. V. w. 16. Pl. 4. — v. Hessling, Seitendrüsen der 


Spitzmäuse. Zeitschr. f. wiss. Zool. V.29. — Leydig, über die Vater- 
Pacinischen Körperchen der Taube. Ebda. 75. Tf. 4 — Corti, Histolo- 
gische Untersuchungen an einem Elephanten. Ebda. 87. Tf. 5. — Aubert, 


zur Entwıcklungsgeschichte der Fische. Ebda. 94. Tf. 6. 


HE 


Correspondenzblatt 


des 


Naturwissenschaftlichen Vereines 


für 
Sachsen und Thüringen 
in 


Halle. 


1853. August und September. N? Vill IX. 


Sitzung am 3. August. 

Eingegangene Schriften: 

Bulletin de la societe des sciences naturelles de Neuchatel. 1844—52. 2 Bde, 

Als neue Mitglieder werden aufgenommen: 

Herr Buchhändler Anton sen. hier, 
» Bergmeister v. Minnigerode in Halberstadt. 
» Lehrer Witte in Aschersleben. 
»  Mechanikus Yxem in Quedlinburg. 
Als neue Mitglieder werden angemeldet: 
Herr Apotheker Mareschal in Magdeburg 
durch die Hrn. Schreiber, Rosenthal u. Giebel. 
Herr Zuckerfabrikant Beuchel in Sudenburg 
durch die Hrn. Schreiber, Giebel u. Baer. 

Die Gesellschaft schreitet sodann zur Wahl eines wissenschaft- 
lichen Ausschusses (nach $. 22 und 27 der Statuten) und fällt diese 
auf die folgenden Herren: Volkmann, Graf Seckendorff, Schaller, Sack, 
Kegel, Cornelius, Reil und Franke. 

Herr Kohlmann beschrieb ein neues Barometer ohne Queck- 
silber und Glas, von welchem ein Heberbarometer bei weitem an 
Empfindlichkeit übertroffen wird. (S. 104.) 

Die Mittheilung des von Herrn Beeck eingesandten Berichtes 
über den Stand der atmosphärischen Electrieität während des Juli 
veranlasste Hrn. Kohlmann das hei der Beobachtung derselben in 
Anwendung kommende Verfahren näher zu erörtern. 

Herr Wesche sprach über die ungleiche Milchergiebigkeit bei 
den Kühen selbst bei gleicher Grösse, Race, Nahrung und Pflege der 
Individuen und theilte derselbe die Erfahrungen Guenon’s mit, wel- 
chem es nach sorgfältigem Studium gelang ein äusseres Kennzeichen 
für diese Verschiedenheit aufzufinden (S. 102.). 

Herr Kohlmann erläuterte hierauf noch Ampe&re’s Theorie 
der electrischen Ströme, 


197 


Sitzung am 10. August. 


Eingegangene Schriften: 

l. Germar, die Versteinerungen des Mansfelder Kupferschiefers. Halle bei 

Anton. 1840. 

2. Kurtze, Commentalio de petrefaclis, quae in schisto bituminoso Mans- 
feldensi reperiuntur. Halle bei Anton. 1839. 

Nr. 1. und 2. Geschenk des Hrn. Verlegers. 

3. Baumann, Kunzii index filieum in horlis europ. cullarum synonymis 

interposilis auctus. Argentorat. 1853. 

Eingesandt durch den Verleger. 

4. Preisfrage der k. k. Leopold.-Car.-Acad. , ausgesetzt von Fürst Demidofl. 

Bek. gem. 21. Juni 1853. 

Als neue Mitglieder werden aufgenommen: 

Herr Apotheker Mareschal in Magdeburg. 
» Zuckerfahrikant Beuchler in Sudenburg. 

Als neue Mitglieder werden angemeldet: 

Herr Pfarrer Baldamus in Diebzig, 

» Bergrath Gredner in Gotha 

durch die Hrn. Giebel, Zuchold und Baer. 
Herr Chemiker Niebuhr hier 

durch die Hrn, Kohlmann, Giebel und Baer. 

Herr Weber trug den Witterungsbericht für den verflossenen 
Mönat vor. 

Herr Kohlmann legte das in voriger Sitzung beschriebene 
Metall- Barometer vor und erläuterte derselbe noch einige neuere 
Construktionen dieses Instruments. 

Herr Wesche brachte noch einige Brrichtigungen und Nach- 
träge zu seinen Mittheilungen in der vorigen Sitzung vor. 

Herr Schliephacke zeigte eine in den Sümpfen bei Dieskau 
aufgefundene, also einheimische Sumpfpflanze, die Drosera rotundi- 
folia vor. 

Herr Baer theilte mit, dass in Folge der Kartoffelkrankheit 
und der dadurch bedingten Unsicherheit im Ernteertrage häufig die 
Zuckerrübe angebaut und zum Viehfutter und zur Branntweinerzeu- 
gung im Grossen benutzt werde. Er machte ferner aufmerksam auf 
die Ursachen der ungüns.igen Resultate, die sich in der Praxis bei 
dieser Art der Branntwein gewinnung herausgestellt haben, weil man 
die chemische Versehiedenheit der Runkelrüben von den Kartoffeln 
ausser Acht liess; er erläuterte die Eigenschaften der in den Rüben 
enthaltenen Stoffe, welche einen nachtheiligen Einfluss auf den Gang 
der Operation ausüben können und gab die Mittel an diesem Schran- 
ken zu setzen. 

Herr Kohlmann sprach schliesslich über die Bestimmung des 
specifischen Gewichts von pulverförmigen Körpern und Flüssigkeiten. 


Sitzung am 17. August. 
Eingegangene Schriften : | 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1853. 1. Quartal, und 
Von Hrn. Zuchold in Leipzig verschiedene ältere naturwissenschaftl. Schriften. 


198 


Als neue Mitglieder werden aufgenommen: 
Herr Pfarrer Baldamus in Diebzig, 
»  Bergrath Gredner in Gotha und 
„ Chemiker Niebuhr hier. 
Als neue Mitglieder werden angemeldet: 
Herr Fabrikant W. Ruprecht in Halberstadt 
durch die Herren Schmidt in Aschersleben, Kohlmann und Giehel. 
Herr Geh. Hofrath Prof. Dr. Bachmann, Director des mineralog. 
Museums in Jena 

durch die Herren Schmidt in Jena, Giebel und Baer, 

In Veranlassung des Berichtes von Hrn. Burmeister in der na- 
turforschenden Gesellschaft (vergl. Hallesche Zeitung Nr. 191) über 
Herrn Giebels Vortrag die Gliederung der Wirbelsäule in Brust- 
und Lendengegend betreffend (vergl. Bd. I. p. 261), erklärte dieser, 
dass er darin keine neue Entdeckung habe beanspruchen wollen, son- 
dern dass es sich nur um eine neue Deutung schon bekannter That- 
sachen handelt. 

Herr Tschetschorke hellte einen bei der Beschreibung der 
znm Messen der Luftelectricität dienenden Instrumente in der Sitzung 
am 3. d. M. zur Sprache gekommenen Punkt auf. — Sodann sprach 
er über einige der optischen Erscheinungen, weiche den Aufgang der 
Sonne begleiten und von Dufour beobachtet worden sind. 

Herr Thamhayn berichtete über die Untersuchungen, welche 
von Kohlrausch in Betrefl!' der Schwellgewebe und Infarcte angestellt 
worden sind, 

Herr Schliephacke legte ächtes persisches Insectenpulver 
vor und zeigte die schnelle und sichere Wirkung desselben an Fliegen. 


Sitzung am 24. August. 


Eingegangene Schriften: 


1. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. XX. 
Jahrgang. 1852. 

2. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. V. Heft 1. 

3. Sitzungsberichte der Wiener Akademie. Math. naturw. Klasse. Bd. IX, 
Heft 3—9 und Bd. X. Heft 1—3. 


Als neue Mitglieder werden aufgenommen: 


Herr Fabrikant W. Ruprecht in Halberstadt. 
» Geh. Hofrath Dr. Bachmann in Jena. 

Als neues Mitglied wird angemeldet: 

Herr Richter, Direktor der Realschule in Saalfeld, 
durch die Herren Giebel, Weber und Baer. 

Herr Rebling, Apotheker in Langensalza, zeigt seinen Aus- 
tritt an. 

Herr Tschetschorke legte ein neues leicht transportabeles 
und billiges Instrument vor mit dessen Hülfe man sich viel beque- 
mer als auf sonst gebräuchlichem Wege Electricität verschaffen 
kann. Stalt des von der Form abgeleiteten, aber unpassenden Na- 


199 


mens „Electrisirspritze‘“ schlägt derselbe den Namen ‚, Taschenelec- 
trisirmaschine‘“ vor, da hier die wesentlichen Theile der Electrisirma- 
schine gleichsam vorhanden sind. Dies gab Veranlassung zu einer 
Debatte über die Bedeutung des Wortes „Maschine“, 

Herr Kohlmann erläuterte Wilson’s Methode hohe Tempera- 
turen zu bestimmen, wobei uns die gewöhnlichen Instrumente im 
Stich lassen, Von verschiedenen Anwesenden wurden Bedenken ge- 
gen dieses Verfahren erhoben, namentlich wurde auf den beim Expe- 
rimentiren unvermeidlichen Verlust an Wärme und Wasser durch Ver- 
dampfen aufmerksam gemacht, wogegen man sich möglichst schützen 
kann. Zudem erfordert ein jedes Experiment und mithin auch dieses 
eine gewisse nicht unbedeutende Geschicklichkeit. Durch die gemach- 
ten Ausstellungen sah sich Herr Kohlmann veranlasst, auf die sonst 
gebräuchlichen Methoden näher einzugehen, wo dann ein Fortschritt, 
eine grössere Genauigkeit meistens nicht zu verkennen war. 

Herr Baer sprach über die Irrlichter, eine Erscheinung, wel- 
che im Munde des Volkes als etwas ganz Gewöhnliches gilt, sich aber 
vorurtheilsfreien Augen so selten dargeboten hat, dass nicht allein 
die Ursachen völlig unbekannt sind, sondern auch die Existenz des 
Phänomens von vielen Seiten durchaus_bestritten wird. Die wenigen 
zuverlässigen Beobachtungen, welche vorliegen, enthalten, ganz abge- 
sehen von den fabelhaften Erzählungen im Munde des Volkes, so viele 
Widersprüche in sich, dass selbst jetzt noch diese Erscheinung, wenn 
auch die Existenz festzustehen scheint, eine völlig räthselhafte und 
ihrem Wesen nach unbekannte ist. 

Herr Thamhayn theilte mit, dass Unger in Wien, auf Versu- 
che gestützt, im Gegensatz zu Cloöz und Gratiolet, die Ansicht geltend 
zu machen sucht, dass die Ursache des sich aus dem Sauerstoff aus 
den Pflanzen entwickelnden Stickstoffs nicht, wie diese behaupten, in 
der Zersetzung der eignen Pflanzensubstanz, sondern einzig in der 
von den Pflanzen aufgenommenen atmosphärischen Luft zu suchen sei. 


Stand der Luftelectrieität in Halle während des August 
und September. 


August. 


Iu Laufe des verflossenen Monat August erlitt die atmosphäri- 
sche Electrieität nur sehr wenige Veränderungen und muss in Betreff 
ihres Stärkegrades als sehr schwach bezeichnet werden. Das Auftre- 
ten stärkerer Eleetricitätsgrade mit negativer Beschaffenheit fand nur 
zweimal und zwar am 8. Nachmittags 3 Uhr 30 Minuten bei star- 
kem Regen und entfernten Gewitter, sowie unter denselben Umstän- 
den am 22. Vormittags 8 Uhr 45 Minuten statt, wo in beiden Fällen 
sich die Blättchen des Bennet’schen Eleetrometer 12 Linien öffneten. 


200 


Die übrigen Tage war die Luft stets sehr schwach positiv electrisirt, 
Es stellen sich demnach auf 93 Beobachtungen 91 bei positiv und 
2 bei negativ electrischer Beschaffenheit der Luft, mit in Summa 2 
Zoll Oeffnung der Electrometerblättchen. Das Verhältniss zu dem 
Stande im Monat August vorigen Jahres stellt sich daher, da in je- 
nem in Summa 28 Grad, 14 Zoll 4 Linien und 6 Linien Oeflnung 
der 3 Electrometerzeiger und Blättchen, von mir beobachtet wurden, 
wie 1:12 heraus. 


September. 


Im Verlauf der ersten 9 Tage des Monats war die Atmosphäre 
ziemlich stark, von hier bis zum 24., wenig, und vom 24. bis zu 
Ende des Monats wieder stärker electristrt. Ueberhaupt wurde den 
Monat über der electrische Zustand der Atmosphäre zu 10 Zeitpunk- 
ten erheblich verstärkt, und zwar in 5 Fällen bei positiver, in den 
übrigen 5 Fällen bei negativer electrischer Beschaffenheit. Die er- 
steren fanden am 19. Nachmiltags, am 24, Nachmittags und Abends, 
den 26. Abends und den 30. Vormittags, drei Mal bei Regen und 
zwei Mal bei trüber Witterung stalt. Die letzteren am 3. Vormittags 
9 Uhr 40 Minuten bei starkem Regen, wobei das Henly’sche Elek- 
troscop 10 Grad zeigte; 2) denselben Nachmittags 12 Uhr 23 Mi- 
nuten bei vorüberziehendem Gewitter und starkem Regen, wobei das- 
selbe Electroscop 25 Grad zeigte; 3) am 5. Nachmittags 12 Uhr 45 
Minuten bei grossem Regentropfenfall, wobei sich die Bennel’schen 
Elektroblättehen 9 Linien öffneten; 4) am 26. von früh 10 Uhr bis 
Nachmittags 5 Uhr bei heftigem Sturm und zweimaligen kurzen schwa- 
chen Regen, während welcher Zeit sich die Weiss’schen Elektroblätt- 
chen eontinuirlich 3—10 Linien weit öflneten, und 5) am 27. Nach- 
mittags 1 Uhr bei Regen, wobei sich dieselben Elektroblättchen eine 
Linie weit öffneten. 

Demnach ist der eleetrische Atmosphären - Zustand im verflosse- 
nen Monat, welcher in Summa ein Oeffnen der Elektro -Zeiger und 
Blättchen von 35 Grad des Henly’schen, 9 und 6 Linien des Bennet- 
und Weiss’schen Electrometer hervorrief, als ein miltelstarker zu be- 
zeichnen, und tritt zu dem desselben Monats im Jahre 1852 in das 
Verhältniss wie 8:9. Ed. Beeck. 


—HRROF TER — 


NB. Der Witterungsbericht für Augnst und September folgt im näch- 
sten Heft. 

Auf dem Titelkopfe dieses Doppelheftes ist aus Versehen die Bezeichnung 
„‚september“ und „Nr. IX.“ weggelassen worden. Die Redaction. 


(Druck von W. Plötz in Halle.) 


Zeitschrift 


für die 


Gesammten Naturwissenschaften. 


1853. Oktober. NEN, 


NB, Auf dem vorigen August - Septemberhefte ist aus Versehen in dem Titelkopfe 
der Monat „September“ und die Heftzahl „IX“ weggelassen worden. 


Veber die Butter 


von 
w. Heintz. 
Mitgetheilt aus Poggendorf’s Annalen Bd. 90 S. 137 von dem Verfasser, 


Die erste gründliche Untersuchung der Butter rührt 
bekanntlich von Chevreul*) her. Dieser fand darin eine 
ziemlich grosse Reihe verschiedener, Glycerin enthaltender 
Fette, von denen einige neben Glycerin bei der Verseifung 
mit den Wasserdämpfen flüchtige, einige damit nicht flüch- 
tige Säuren liefern. Er fand nämlich in den Verseifungs- 
producten der Butter drei verschiedene flüchtige Säuren, 
die er acide butirigque, acide caproique und acide caprique 
nannte. Erstere nennen wir jetzt noch Buttersäure, die 
zweite Capronsäure und die dritte Caprinsäure.. Die nicht 
mit den Wasserdämpfen flüchtigen Säuren, welche er in 
jenen Verseifungsprodukten entdeckte, waren bei gewöhn- 
licher Temperatur theils flüssig, theils fest. Die flüssige 
Säure hielt Chevreul für Oelsäure, die feste für ein Gemenge 
von Margarinsäure und Stearinsäure *). Aus Chevreul’s Un- 
tersuchung durfte man schliessen, dass die Butter aus sechs 
verschiedenen Fetten bestehen müsse, dem Butyrin, Ca- 
pronin, Caprin, Margarin, Stearin und Olein, welche bei der 
Verseifung in jene sechs Säuren einerseits und in Glycerin 
andererseits zerfallen müssen. Ausserdem beobachtete er 


*) Recherches chimiques sur les corps gras d’origine animale Paris 1823 
p. 115—149, 192—194, 215—235 und 270—282*. 
**) p. 279*, 
X. 1853, 14 


202 


darin Spuren eines gelben, färbenden und eines aromati- 
schen Prinzips *). 

Die Arbeiten über die Natur der Butter, welche später 
ausgeführt worden sind, haben die Ansichten, welche man 
darüber durch Chevreul erhalten hatte, etwas modificirt. 
Die Untersuchung von Lerch**), welche sich nur auf die 
daraus entstehenden flüchtigen Säuren beschränkt, lehrte 
uns noch eine vierte flüchtige Säure kennen, die Capryl- 
säure, welche Chevreul’s Aufmerksamkeit entgangen war, 
so dass wir also jetzt die Existenz von vier Glycerinfetten 
in der Butter annehmen müssen, welche bei ihrer Verseifung 
zur Bildung flüchtiger Säuren Anlass geben. Zu den von 
Chevreul schon bekannten kommt noch das Caprylin hinzu. 
Wichtig ist, und ich mache hier schon vorläufig darauf auf- 
merksam, mir vorbehaltend, später auf diesen Gegenstand 
wieder zurückzukommen, dass die Zusammensetzung der 
Hydrate aller dieser Säuren durch die Formel C?H#0? aus- 
gedrückt werden kann. Wenn man für n in diese allge- 
meine Formel die Zahlen 2, 3, 4, 5 einsetzt, so erhält man 
nach einander die Formel der Buttersäure, Capronsäure, 
Caprylsäure und Caprinsäure. 

So wie Lerch die flüchtigen Säuren aus der Butter, 
so hat Bromeis**) schon etwas früher die durch Versei- 
fung derselben erhaltenen nicht flüchtigen Säuren einer er- 
neuten Untersuchung unterworfen, und von den von Che- 
vreul gefundenen etwas abweichende Resultate erhalten. 
Zwar gelang es ihm, wie diesem, sie in eine bei gewöhnli- 
cher Temperatur flüssige und in eine feste Säure zu schei- 
den, aber letztere hielt er für reine Margarinsäure, indem 
er ausdrücklich sagt, die Butter enthalte keine Stearinsäure F). 
Die flüssige Säure ist nach ihm eine besondere, von der ge- 
wöhnlichen Oelsäure verschiedene Säure, die er Butterölsäure 
nennt. Diese Ansicht wird in dem weitern Verfolg die- 
ser Arbeit ihre Widerlegung finden. Erstere Meinung stützt 


*) Recherches s. 1. c. gras d’orig. anim. p. 278*. 
**) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd, 49 S. 212*, 
”*+) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 42 S. 46*, 
7) Ebda, S, 49 unten u, S. 50 oben*. 


203 


‚er namentlich darauf, dass es ihm nicht gelungen ist, trotz, 
des vielfältigsten Umkrystallisirens der festen Säure einen bei 
70° C. schmelzenden Körper abzuscheiden. 

Wenn man jedoch überlegt, dass nach meinen Unter- 
suchungen *) die Margarinsäure, deren Existenz in der But- 
ter Bromeis annimmt, nichts anderes ist, als ein Gemenge 
von Stearinsäure und Palmitinsäure, so folgt schon eben 
daraus, dass dieser die Gegenwart der Margarinsäure darin 
annimmt, dass dennoch in den Verseifungsprodukten der 
Butter Stearinsäure enthalten sein müsse, neben dieser aber 
nicht Margarinsäure, sondern Palmitinsäure. 

Dies wirklich mit Hülfe der Methoden, welche mir jetzt 
zu Gebote stehen, nachzuweisen, dazu hat mir mein Freund 
Bromeis mit freundlichster Bereitwilligkeit Gelegenheit 
gegeben. Derselbe übersendete mir 36 Grammen der Mar- 
garinsäure, welche er aus der Kuhbutter dargestellt hatte, 
und welche nach seiner Ansicht zwar keineswegs ganz rein 
namentlich von Alkohol und Spuren der flüchtigen Säuren 
der Butter war, aber welche, wie er glaubte, keine Stearin- 
säure enthalten sollte. 

Diese vermeintliche Margarinsäure bildete nicht eine 
gleichmässige zusammengeflossene Masse, sondern bestand 
aus den blättrigen Krystallen, in welchen, nach meinen Beo- 
bachtungen Stearinsäure enthaltende Palmitinsäure aus der 
Alkohollösung anzuschiessen pflegt. Wurde sie geschmelzt, 
so erstarrte sie beim Erkalten nicht nadelig krystallinisch, 
wie die vermeintliche Margarinsäure, sondern gänzlich ohne 
Krystallisation. Die Masse wurde vollständig opak. Ihr 
Schmelzpunkt lag bei 54°1/, C. Sie verhielt sich, wie das- 
Jenige Gemisch von Stearinsäure und Palmitinsäure, wel- 
ches den möglichst niedrigen Schmelzpunkt besitzt, der, wie 
ich in meinen frübern Arbeiten über die Fette nachgewiesen 
habe, etwas über 54° C. liegt. Die fernere Untersuchung 
dieser Säure bestätigte diese Ansicht vollkommen. 

Die 36 Grammen der fetten Säure wurden in vielem 
heissen Alkohol gelöst und mit einer ebenfalls heissen Lö- 
sung von zwei Grammen essigsaurer Magnesia in Alkohol 


*) Poggend. Ann, Bd. 87 S. 573* und folgende. 


204 


gemischt der Erkaltung überlassen. Es setzte sich nach 
einiger Zeit ein Niederschlag ab, der abfiltrirt und abge- 
presst wurde. Durch Kochen mit sehr verdünnter Salz- 
säure schied sich daraus die fette Säure aus, welche nun 
bei 56°1/,C. schmolz. Durch Umkrystallisiren dieser Säure 
aus der alkoholischen Lösung erhöhte sich ihr Schmelzpunkt 
zuerst auf 590%, C., dann'auf 65°%4/, C., dann auf 67%, :C., 
68%, C. endlich auf 69° C. Jetzt blieb er constant, er 
konnte ferner höchstens noch um 1/ı, Grad erhöht werden. 
Diese Säure war entschieden reine Stearinsäure. 

Die von dem zuerst gefällten Magnesiasalze abfiltrirte 
Flüssigkeit wurde noch dreimal erhitzt und heiss mit 1 
Grm. essigsaurer Magnesia, die in heissem Alkohol gelöst 
worden war, vermischt. Die nach dem Erkalten sich ab- 
scheidenden, abgepressten Niederschläge lieferten bei ihrer 
Zersetzung durch Kochen mit sehr verdünnter Salzsäure 
Säuren, deren Schmelzpunkt bei 55°1/,, 55°C. und 55°%1/, C. lag. 
Diese Säuren mussten noch zu viel Stearinsäure enthalten, 
als dass ich hoffen durfte aus ihnen durch Umkrystallisiren 
reine Palmitinsäure zu gewinnen. Eine derselben lieferte 
bei einmaligem Umkrystallisiren aus der Alkohollösung eine 
bei etwas über 56° C. schmelzende und in der blättrigen 
Form der vermeintlichen Anthropinsäure*) erstarrende Säure, 
welche, wie ich in meiner Arbeit über das Hammelfett”*) nach- 
gewiesen habe, nichts anderes als ein Gemisch von Palmi- 
tinsäure und Stearinsäure ist. 

Die alkoholische Lösung endlich, welche von dem letz- 
ten dieser Niederschläge abfiltrirt worden war, wurde noch- 
mals mit einem Grm. essigsaurer Magnesia auf, dieselbe 
Weise gefällt. Der erhaltene abgepresste Niederschlag lie- 
ferte, als er durch erhaltendes Kochen mit sehr verdünnter 
Salzsäure zersetzt wurde, eine bei 57%1/, C. schmelzende 
Säure, die also schon mehr Palmitinsäure enthalten musste. 
Deshalb wurde die von diesem Magnesiasalze abgepresste 
alkoholische Flüssigkeit durch einen Ueberschuss von essig- 
saurer Magnesia gefällt, der Niederschlag ausgepresst und 


*) Diese Annalen Bd. 84 S. 247*, 
**) Diese Annalen Bd. 87 S. 569* und folgende, 


205 


durch verdünnte Salzsäure wie früher zersetzt. Diese zu- 
letzt erhaltene Säure schmolz bei 58°1/, C. 

Diese beiden Portionen der Säure wurden darauf in 
Alkohol gelöst und umkrystallisir. Die stark abgepresste 
Säure schmolz bei 60%), ©. Als diese Operation wieder- 
holt wurde stieg der Schmelzpunkt zuerst auf 61° C., dann 
auf 61°), C. endlich auf 62° C., über welchen hinaus er 
nicht zu erhöhen war. Als die Säure bei 60°%1/, C. schmolz, 
besass sie noch alle Eigenschaften der vermeintlichen Mar- 
garinsäure. Die nadelförmige Krystallisation machte jedoch 
endlich bei fortgesetztem Umkrystallisiren der schuppigen 
Platz. Die bei 62°C. schmelzende Säure konnte nichts an- 
deres als Palmitinsäure sein. 

Durch die Elementaranalyse dieser so gewonnenen 
Säuren, der Stearinsäure und der Palmitinsäure, hätte ich 
zwar den Beweis liefern können, dass sie eben nichts ande- 
res seien, als diese Säuren, dass daher Stearin und Palmi- 
tin ebenfalls Bestandtheile der Butter sind. Allein da es 
mir wahrscheinlich schien, dass eine Substanz, welche bei 
der Verseifung flüchtige Säuren der Fettsäurereihe in Menge 
liefert, und sich dadurch wesentlich von allen anderen thie- 
rischen Fetten unterscheidet, auch noch andere nicht flüch- 
tige fette Säuren enthalten möchte, als die andern thieri- 
rischen Fette, so schien mir eine gründliche Untersuchung 
der Butter von der grössten Wichtigkeit zu sein. Ich un- 
terliess deshalb vorläufig noch die Analyse der aus der ver- 
meintlichen Margarinsäure erhaltenen Stearinsäure und Pal- 
mitinsäure, erwartend eine grössere Menge dieser Säuren 
aus einer grossen Quantität Butter zu erhalten. 

Zur Untersuchung wurden vier Pfund ganz vollkom- 
men frischer, ungesalzener Kuhbutter verwendet. Der Gang 
derselben war der gewöhnliche. Die Butter wurde mit Hülfe 
von etwa dem vierten Theil ihres Gewichts kaustischen Ka- 
lis verseift, die Seife in vielem kochenden Wasser gelöst 
und in einem Destillationsapparate mit verdünnter Schwe- 
felsäure zersetzt. Die Mischung wurde so lange der De- 
stillation unterworfen, bis die in der Blase zurückgebliebene 
Masse nicht mehr nach flüchtigen Säuren roch. 

. Die bei dieser Operation gewonnenen flüchtigen Säu- 


206 


ren habe ich nicht einer genaueren Untersuchung unterwor- 
fen, da seit Lerch’s Arbeit die Natur derselben be- 
kannt ist. 

Der Rückstand in der Blase bestand nach dem Erkal- 
ten aus einer dicklichen, beinahe ganz festen fetten Sub- 
stanz und aus einer wässrigen Flüssigkeit, aus welcher 
durch Neutralisation mit kohlensaurem Kali, . Eindampfen 
und Ausziehen des Rückstandes mit starkem Alkohol, ein 
bräunlich gefärbtes Glycerin erhalten wurde. 

Die fette Säure selbst endlich wurde in wenig Alkohol 
gelöst und nach dem vollkommenen Erkalten der Lösung 
der in fester Form abgeschiedene Theil ausgepresst, welche 
Operation mit diesem Theil mehrfach wiederholt wurde. 
Die hiebei erhaltenen alkoholischen Flüssigkeiten wurden 
mit Ammoniak gesättigt und in der Wärme mit essigsau- 
rem Bleioxyd gefällt. Der zusammengeflossene Niederschlag 
wurde mehrfach mit Wasser ausgekocht, getrocknet und 
endlich in eine grosse Masse Aether gebracht. Hiedurch 
zertheilte sich das Bleisalz in der Weise, dass der in Aether 
lösliche Bestandtheil von diesem aufgenommen wurde, der 
unlösliche aber sich in Form eines höchst fein vertheilten 
Niederschlages absonderte. Die ätherische Lösung wurde 
abfiltrirt und der Niederschlag schnell unter einer kräftigen 
Presse in Leinwand eingeschlossen ausgepresst. 

Die gepresste Masse wurde darauf aufs feinste zerrie- 
ben, nochmals mit vielem Aether übergossen und nachdem 
die Mischung sehr lange gestanden hatte, endlich wiederum 
das Feste von dem Flüssigen mit Hülfe der Presse getrennt. 
Dies wurde so oft wiederholt als der Aether aus dem Blei- 
salz noch wesentliche Mengen darin löslicher Substanzen 
auszog. Das so gewonnene feste Bleisalz wurde mit einer 
grossen Menge sehr verdünnter Salzsäure wiederholentlich 
anhaltend gekocht, bis die abgeschiedene fette Säure von 
Bleioxyd gänzlich befreit war. Diese Säure, welche mög- 
lichst von Oelsäure befreit sein musste, wurde der aus der 
alkoholischen Lösung mehrfach abgepressten festen Säure 
beigegeben. ’ 

Die ätherischen Auszüge, welche auf die eben be- 
schriebene Weise erhalten worden waren, wurden mit einer 


207 


genügenden Menge Salzsäure geschüttelt, um die Bleioxyd- 
verkindung der im Aether gelösten fetten Säure zu zer- 
setzen. Letztere blieb im Aether gelöst, aus demselben 
schied sich aber Chlorblei ab, welches mit dem Wasser der 
Salzsäure eine dickliche weisse Masse bildete. Von dieser 
wurde der Aether abgegossen, filtrirt und sofort der Destil- 
lation unterworfen. Im Rückstande blieb die noch unreine 
ÖOelsäure,, welche mit überschüssigem Ammoniak versetzt 
und darauf mit Chlorbaryum gefällt wurde. Den Nieder- 
Schlag wusch ich zuerst mit Wasser, dann mit Alkohol voll- 
ständig aus, und liess ihn nun trocken werden. Darauf 
wurde er in Aether gebracht, um die in diesem Lösungsmit- 
tel auflöslichen Substanzen von dem ölsauren Baryt zu tren- 
nen. Der Aether zog daraus ein Barytsalz aus, das jedoch 
nur in so geringer Menge gewonnen wurde, dass ich zu- 
folge der Erfahrungen, welche ich bei Gelegenheit der Un- 
tersuchung des analogen Barytsalzes aus andern Fetten ge- 
macht hatte, seine ausführlichere Untersuchung unterlassen 
konnte. 

Die durch Aether hinreichend ausgewaschene ölsaure 
Baryterde wurde nun mit vielem Alkohol gekocht, und die 
kochend heisse Flüssigkeit filtrirt. Beim Erkalten derselben 
schied sich ein blendend weisses Salz ab, welches jedoch, 
wie die Analyse lehrte, noch nicht reine ölsaure Baryt- 
erde war. >= 

Deshalb brachte ich die aus der Alkohollösung abge- 
schiedene Verbindung in eine grosse Quantität Aether, fil- 
trirte die ätherische Lösung nach einigen Tagen ab, wusch 
den Niederschlag mit Aether aus, presste den Rest dessel- 
ben ab, und krystallisirte die so gewonnene ölsaure Ba- 
ryterde nochmals aus der alkoholischen Lösung um. So 
erhielt ich jedoch ein Barytsalz, dessen Zusammensetzung 
nicht von der zuerst gefundenen abwich. Es war noch nicht 
rein. | 

Die ganze Menge des mir zu Gebote stehenden ölsau- 
ren Baryts, der schon mit Aether ausgezogen war, wurde 
deshalb im gepulverten Zustande mit Aether und etwas 
Salzsäure geschüttelt. Die ätherische Lösung, welche die 
Oelsäure enthalten musste, wurde von der wässrigen Schicht 


208 


getrennt, mit Ammoniak schwach übersättigt und mit einer 
wassrigen Lösung von essigsaurem Bleioxyd sehr anhaltend 
geschüttelt. Die Mischung trennte sich beim Stehen in zwei 
Schichten. Die obere ätherische, welche nur noch das selbst 
in wasserhaltigem Aether lösliche ölsaure Bleioxyd enthal- 
ten konnte, wurde abgenommen, filtrirt und mit Salzsäure 
geschüttelt. Von der nun wieder erhaltenen ätherischen 
Lösung wurde der Aether abdestillirt, worauf der Rückstand 
in der Retorte mit Ammoniak übersättigt und mit Chlorba- 
ryum gefällt wurde. Der Niederschlag wurde mit Wasser 
und endlich mit Alkohol ausgewaschen, worauf er durch 
wiederholtes Auskochen mit Alkohol und Erkalten der Ail- 
trirten alkoholischen Lösung in ein blendend weisses kry- 
stallinisches Pulver umgewandelt wurde. Diese so gewon- 
nene ölsaure Baryterde war reiner. Sie lieferte bei der Ana- 
lyse folgende Zahlen: 


I II II berechnet 
Kohlenstoff — —_ 61,53 61,82 36 C 
Wasserstoff — — 9,45 9,44 33H 
Sauerstoff > — 1:05 6,88 30 
Baryterde 21,93% 29,09 2197 21,86 1 Ba 
100 100 


Die Verseifungsproducte der Butter enthalten also ge- 
wöhnliche Oelsäure, und dem zufolge ist in der Butter selbst 
Olein enthalten. 

Bei seiner Untersuchung der Butter glaubte Bro- 
meis’) gefunden zu haben, dass die mit den Wasserdäm- 
pfen nicht flüchtige, flüssige fette Säure, welche aus dersel- 
ben durch Einwirkung kaustischer Alkalien entsteht, eine 
von der Oelsäure verschiedene Säure sei, die er Butteröl- 
säure nannte. Wenn man jedoch die von ihm bei der 
quantitativen Untersuchung dieser Säure und ihrer Verbin- 
dungen gefundenen Zahlen genauer betrachtet, so wird man 
finden, dass sie der Ansicht nicht entgegen stehen, sie viel 
mehr stützen, dass die in den von Bromeis analysirten 
Präparate enthaltene fette Säure hauptsächlich: Oelsäure 


*) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 42 S. 55*, 


209 


war, welche aber noch eine kohlenstoffärmere aber sauer- 
stoffreichere Verbindung von geringerem Atomgewicht bei- 
gemischt enthielt und die abzuscheiden ihm nicht gelun- 
gen ist. Namentlich muss darauf aufmerksam gemacht 
werden , dass die Barytmenge in dem von ihm dargestell- 
ten butterölsauren Baryt ganz mit der übereinstimmt, wel- 
che ich in dem noch nicht ganz gereinigten ölsauren Baryt 
aus Butter fand. Da nun durch Gottlieb’) nachgewiesen 
worden ist, dass alles, was man vor ihm mit dem Namen 
Oelsäure bezeichnete, noch ein Gemenge verschiedener 
Säuren gewesen ist, und dass namentlich die Atomge- 
wichtsbestimmungen dieser Säure, welche Varrentrapp”) 
ausgeführt hat, zu unrichtigen Schlüssen geleitet haben, 
so durfte man eigentlich schon durch diese Untersuchung 
veranlasst sein, anzunehmen, dass die flüchtige Säure der 
Butter nichts anderes als gewöhnliche Oelsäure sei. Meine 
Untersuchung hebt über diesen Punkt die letzten Zweifel. 

Die Methode, nach welcher ich den festen nicht flüch- 
tigen Theil der aus der Butter dargestellten fetten Säuren 
in seine Bestandtheile zu zerlegen suchte, war genau die- 
selbe, welche ich bei meinen früheren Untersuchungen über 
die thierischen Fette angewendet habe. Im Ganzen stan- 
den mir 44 Loth dieses festen Theils zu Gebote. 

Die ganze Masse dieser Säure wurde in Alkohol ge- 
löst und mit einer heissen alkoholischen Lösung von 32Grm. 
essigsaurer Magnesia gemischt. Das beim Erkalten abge- 
schiedene Magnesiasalz wurde abgepresst und durch Ko- 
chen mit sehr verdünnter Salzsäure zersetzt. Die erhaltene 
Säure schmolz bei 54°1/, C. Sie wurde noch einmal in heis- 
sem Alkohol gelöst und mit einer heissen alkoholischen Lö- 
sung von 16 Grm. essigsaurem Magnesia versetzt. Die aus 
dem nun beim Erkalten entstehenden Niederschlage gewon- 
nene Säure schmolz bei 60°%1/, C. Durch einmaliges Um- 
krystallisiren stieg zwar der Schmelzpunkt auf 63°1/, C., 
aber durch öftere Wiederholung dieser Operation konnte 
dieser Schmelzpunkt nicht weiter erhöht werden. 


*) Ann. d. Chem. u. Pharm. Cd. 57 5. 38*. 
**) Ebendas. Bd. 35 S. 196*. 


210 


Da ich vermuthete, es könne der Stearinsäure, welche 
ich in dieser Säure annehmen zu dürfen glaubte, noch et- 
was eines nicht verseiften Fetts der Butter beigemischt 
sein, so verwandelte ich die ganze Masse dieser Säure durch 
Kochen mit einer alkoholischen Kalilösung in Seife, dampfte 
den Alkohol ab, indem ich nach und nach immer mehr 
Wasser hinzusetzte, und zersetzte endlich, nachdem der Al- 
kohol vollständig verjagt war, die ganz klare Seifenlösung 
durch Kochen mit verdünnter Salzsäure. Die nun abge- 
schiedene Säure schmolz bei 62°4/, C., ihr Schmelzpunkt 
stieg aber bei einmaligem Umkrystallisiren auf 64%4/, C., 
der jedoch bei der zweiten Umkrystallisation auf 64° C. 
sank, bei welcher Temperatur er constant blieb. 

Dieses eigenthümliche Verhalten dieser Säure veran- 
lasste mich, zu vermuthen, dass dieselbe aus einem Gemisch 
von Stearinsäure mit einer in Alkohol noch schwerer lösli- 
chen Säure, die dann wahrscheinlich auch einen höheren 
Kohlenstoffgehalt als diese besitzen musste, bestehen möchte. 
In dieser Vermuthung bestärkte mich der Umstand, dass 
weder die Art, wie dieselbe sich aus der heissen Alkohol- 
lösung beim Erkalten ausschied, noch die Art des Erstar- 
rens, wenn die geschmolzene Säure der Abkühlung über- 
lassen wurde, irgend etwas gemein hatte mit der, welche 
unter den angegebenen Umständen ein bei 64°C. schmel- 
zendes Gemisch von Stearinsäure und Palmitinsäure zeigt. 
Dieses krystallisirt aus Alkohol blättrig krystallinisch, und 
erstarrt schuppig krystallinisch, während die vorliegende 
Säure in beiden Fällen sich ganz unkrystallinisch ab- 
schied. 

Um mich zu überzeugen, ob meine Vermuthung der 
Wahrheit entspräche, löste ich die Säure welche bei 64° C. 
schmolz, nochmals in den alkoholischen Flüssigkeiten, aus 
welchen sie herauskrystallisirt war, in der Wärme auf, 
mischte die Lösung noch mit mehr heissem Alkohol und 
fällte die Lösung wie früher partiell durch eine Lösung von 
essigsaurer Magnesia (21/,Grm.), Die Säure, welche aus 
dem Niederschlage erhalten wurde, als derselbe mit sehr 
verdünnter Säure gekocht wurde, schmolz bei 63°C. und 
veränderte ihren Schmelzpunkt durch mehrmaliges Umkry- 


. 


211 


stallisiren aus der alkoholischen Lösung gar nicht. Ich 
hielt sie deshalb für rein, wollte mich aber durch einen 
Versuch noch besonders davon überzeugen. Darum löste 
ich sie nochmals in Alkohol und fällte sie wiederum partiell 
durch essigsaure Talkerde. Die nun aus dem Niederschlag 
erhaltene Säure schmolz bei 59°C., während die aus der 
Lösung abgeschiedene erst bei 65°/, C. flüssig wurde. 

Dieser Versuch lehrt zwar, dass die in der obigen 
Weise erhaltene Säure noch nicht rein war, aber im Gan- 
zen kann man doch entschieden schliessen, dass noch eine 
andere nicht flüchtige Säure, als die Stearinsäure und Pal- 
mitinsäure sich in den Verseifungsprodukten der Butter fin- 
det und zwar eine Säure, die in Alkohol schwerer löslich 
ist als beide, und die bei der partiellen Fällung mit essig- 
saurer Talkerde noch mehr Neigung sich abzuscheiden hat, 
als selbst die Stearinsäure. N 

Ob der Schmelzpunkt dieser neuen Säure höher oder 
niedriger ist, als der der Stearinsäure, kann ich nicht ent- 
scheiden, denn obgleich die endlich abgeschiedene Säure 
einen niedrigeren Schmelzpunkt (59° C.) als selbst die Pal- 
mitinsäure besitzt, so war sie doch noch nicht ganz rein, 
sie musste entschieden noch etwas Stearinsäure enthalten, 
und da ein Gemisch von Stearinsäure und Palmitinsäure 
weit leichter schmilzt, als selbst letztere, so könnte die 
Mischung der Stearinsäure und dieser neuen Säure eben- 
falls einen niedrigeren Schmelzpunkt als die Stearinsäure 
besitzen, ohne dass daraus der Schluss gezogen werden 
dürfte, auch im reinen Zustande müsse diese neue Säure 
leichter schmelzen als die Stearinsäure.. Bei einmaligem 
Umkrystallisiren der bei 59° C. sehmelzenden Säure stieg 
übrigens der Schmelzpunkt auf 60°%/, C., so dass auch hier- 
aus auf die Gemischtheit dieser Säure gesehlossen werden 
darf. 

Nach allen diesen Operationen war die Masse der 
Säure So gering geworden, dass ich nicht wagen durfte, 
sie noch ferneren Scheidungsversuchen zu unterwerfen. 
Ich beschloss daher diese noch unreine Säure der Elemen- 
taranalyse zu unterwerfen, in der Hoffnung, dass ihr Koh- 
lenstoffgehalt höher sein würde , als der der Stearinsäure, 


212 


wodurch denn allerdings jeder Einwurf gegen die Gegen- 
wart einer besonderen Säure in der Butter beseitigt wer- 
den müsste. Es liess sich dies deshalb erwarten, weil in der 
Reihe der Fettsäuren immer diejenige, welche einen höhe- 
ren Kohlenstoffgehalt besitzt, in Alkohol schwer löslich ist, 
und grössere Neigung hat bei der partiellen Fällung in den 
Niederschlag überzugehen. Der Versuch hat diese Voraus- 
setzung vollkommen bestätigt. 
I II berechnet 

Kohlenstoff 76,51 76,58 76,92 40 C 

Wasserstoff 12,83 19577. 12,82 40# 

Sauerstoff 10,66 10,65 10,26 40 


100 100 100 


Dass diese Säure eine andere Säure in wesentlicher 
Menge enthalten muss, als Stearinsäure und Palmitinsäure 
geht aus ihrer Zusammensetzung mit Entschiedenheit her- 
vor. Welche Formel ihr aber zukommt, lässt sich nicht 
mit derselben Zuverlässigkeit feststellen, da es nicht mög- 
lich ist, zu entscheiden, wie gross die Menge der beige- 
mischten Stearinsäure ist. Indessen soviel ist gemäss, dass 
die Zusammensetzung der neuen Säure, welche ich von 
nun an Butinsäure nennen werde, nicht etwa durch die 
Formel C?®H3®0* ausgedrückt werden kann. Denn während 
ich bei der Elementaranalyse der noch mit der kohlenstoff- 
ärmeren Stearinsäure gemischten Butinsäure bis 76,58 Proc. 
Kohlenstoff fand, entspricht dieser Formel folgende Zusam- 


mensetzung: 
Kohlenstoff 1oSL 38 C 
Wasserstoff 1275 35H 
Sauerstoff 10,74 40 


100 


Da man nun ausserdem bei allen Analysen organi- 
scher Substanzen, namentlich so kohlenstoffreicher, zu we- 
nig Kohlenstoff erhält, so ist die Formel für die Butinsäure, 
welche bei dem geringsten Kohlenstoffgehalt die grösste 
Wahrscheinlichkeit für sich hat, C?°H#°0*. Hiefür spricht 
noch, einmal dass die Hydrate derjenigen fetten Säuren, 
welche im thierischen Organismus vorkommen, oder viel- 


213 


mehr aus den thierischen Fetten durch Verseifung entste- 
hen, und deren Natur mit Sicherheit ermittelt ist, eine durch 
4 theilbare Anzahl Kohlenstoffatome enthalten, dann aber 
dass von der Reihe der fetten Säuren, die diesem Zahlen- 
gesetz untergeordnet sind, fast die ganze Reihe von der 
Buttersäure an, die 8 Atome Kohlenstoff enthält, bis zu der 
Butinsäure mit 40 Atomen Kohlenstoff nur mit Ausschluss 
der 24 Atome Kohlenstoff enthaltenden, in den Versei- 
fungsprodukten der Butter enthalten ist, wie dies aus dem 
weitern Verfolg dieser Untersuchung hervorgehen wird. 


Endlich aber giebt eine Atomgewichtsbestimmung, die 
einzige, welche ich wegen Mangel an Material auszuführen 
vermochte, den letzten Beweis dafür. Ich habe nämlich 
von dem Rest der Butinsäure, welcher mir noch übrig war, 
die Barytverbindung dargestellt, und den Barytgehalt der- 
selben bestimmt. Das Resultat der Analyse war: 

gefunden berechnet 
Butinsäure (wasserfrei) 13,79 . 19,36 1 At. Butins. 
Baryterde 20,27 20,14 1 At. Baryt. 


100 100 


Aus dem Vorhergehenden geht mit Gewissheit her- 
vor, dass in den Verseifungsprodukten der Butter eine 
mehr als 38 Atome Kohlenstoff enthaltende Säure enthal- 
ten ist, die ich Butinsäure nenne. Mit grosser Wahrschein- 
lichkeit darf man annehmen, dass ihre Zusammensetzung 
durch die Formel C?°H??O°HO auszudrücken ist. Dieser 
Butinsäure muss in der Butter ein glycerinhaltiges Fett ent- 
sprechen, welches man Butin nennen kann. 


Um nun die Stearinsäure zu gewinnen , deren Rein- 
darstellung aus der Butter theils durch das gleichzeitige 
Vorkommen der in Alkohol schwerer löslichen Butinsäure, 
theils dadurch erschwert wird, dass die Menge des in der 
Butter enthaltenen Stearins nicht bedeutend ist, habe ich 
eine grosse Zahl vergeblicher Versuche gemacht. Endlich 
gelang es auf folgende Weise. 

Alle die alkoholischen Flüssigkeiten, aus welchen die 
Butinsäure abgeschieden war, und die neben dieser noch 
eine grosse Menge Stearinsäure, vielleicht auch etwas Pal- 


214 


mitinsäure enthalten mussten, wurden gemischt und in den 
Keller gestellt, um sie einer möglichst niedrigen Tempera- 
tur auszusetzen und dadurch die möglichst vollkommene 
Abscheidung der Butinsäure zu veranlassen. Nach mehre- 
ren Tagen wurde die alkoholische Flüssigkeit abgepresst 
und filtrirt. 

Unterdessen wurde die ursprüngliche alkoholische Lö- 
sung der aus der Butter erhaltenen fetten Säuren, aus der 
durch 32 Grm. essigsaurer Magnesia die Butinsäure haltige 
Säureportion abgeschieden war, und welche noch die Haupt- 
masse jener Säuren enthalten musste, zweimal hinter ein- 
ander in der oft erwähnten Weise durch eine alkoholische 
Lösung von 12 Grm. essigsaurer Magnesia gefällt. Die aus 
der ersten Portion des Magnesiasalzes erhaltene Säure 
schmolz bei 541/,°C. Die aus der zweiten gewonnenen bei 
55°C. Dieser Umstand schien darauf hinzudeuten, dass 
hier die Menge der Palmitinsäure gegen die der Stearin- 
säure schon so vorwaltete, dass durch allmälige Vermeh- 
rung des Stearinsäuregehalts der Schmelzpunkt zuerst sin- 
ken musste. In der That als diese Portion umkrystallisirt 
wurde, wobei mehr Palmitinsäure in der Lösung bleiben 
musste als Stearinsäure, sank ihr Schmelzpunkt auf 54°1/, C. 

Diese beiden bei 54%, C. schmelzenden Säureportio- 
nen wurden darauf in jener alkoholischen Lösung, aus wel- 
cher die Butinsäure möglichst abgeschieden war, aufgelöst 
und nach Zusatz von noch etwas Alkohol zur Krystallisa- 
tion hingestellt. Die hier sich abscheidende Säure wurde 
abgepresst, sie schmolz bei 55°, C. und erstarrte gänzlich 
unkrystallinisch. Beim zweiten Umkrystallisiren stieg der 
Schmelzpunkt auf .56%/, C. und beim Erstarren wnrde die 
Oberfläche der Säure wellenförmig erhöht. Das dritte Um- 
krystallisiren hob den Schmelzpunkt auf 61°, C. Die 
Säure erstarrte nun in concentrisch gruppirten kleinen Na- 
deln. Beim vierten Umkrystallisiren stieg der Schmelzpunkt 
auf 64°/, C., beim fünften auf 650%, C., beim sechsten auf 
66°%%/, C. Indem der Schmelzpunkt hiebei stieg, minderte 
sich die Deutlichkeit der Nädelchen, in denen die Säure er- 
starrte,. Beim siebenten Umkrystallisiren änderte sich‘ der 
Schmelzpunkt nicht merklich , aber die nadelförmige Kry- 


215 


stallisation wurde noch viel undeutlicher. Nochmals um- 
krystallisirt schmolz die Säure bei 66°, C., indem die Nä- 
delchen auf der erstarıten Masse fast ganz verschwanden 
und endlich bei dem neunten Umkrystallisiren verschwan- 
den die Nädelchen‘ ganz. Gleichzeitig ging der Schmelz- 
punkt statt höher zu werden auf 65° C. zurück. Diese 
Säure musste nothwendig viel Butinsäure enthalten. 

Da auch bei diesen Operationen die Stearinsäure nicht 
rein erhalten worden war, so mischte ich alle die alkoholi- 
schen Lösungen zusammen, welche bei diesem vielfachen 
Umkrystallisiren erhalten waren und setzte sie in den Kel- 
ler. Die hiebei nach 43 Stunden abgeschiedene Säure 
wurde ebenfalls entfernt, und die nun erhaltene alkoholi- 
sche Lösung mit etwa dem fünften Theil ihres Volums ko- 
chenden Wassers gemischt. Es schied sich, als die Mi- 
schung im Keller erkaltete, eine ziemliche Menge der fet- 
ten Säure aus, deren Schmelzpunkt aber bei 54°), C. lag. 
Beim ersten Umkrystallisiren stieg er jedoch auf 56° C., 
beim zweiten auf 56°°/, C., beim dritten auf 62%%/, C., beim 
vierten auf 66°, C., beim fünften auf 68°%1/, C., beim sech- 
sten auf 69° C., beim siebenten auf 69°,1 bis 69%2C. Als 
die Säure bei 56° C. schmolz, hatte sie nach dem Erstar- 
ren das Ansehen des Gemischs von Stearinsäure und Pal- 
mitinsäure, welchem ich früher den Namen. Anthropinsäure 
gegeben hatte. Sie erschien grossblättrig krystallinisch. 
Beim ferneren Umkrystallisiren aber verschwand zwar bald 
diese Form, die Säure wurde unkrystallinisch (beim Schmelz- 
punkt 56°°/, C.), aber nach dem folgenden Umkrystallisiren 
zeigte die geschmolzene und wieder erstarrte Säure auf 
der Oberfläche nadelförmige Krystallisation. Diese nahm 
bei steigendem Schmelzpunkt allmälig ab, so dass die bei 
68%/, C. schmelzende Säure nur noch Spuren davon an 
sich trug. Die bei 69°%,1 bis 69%,2 C. schmelzende Säure 
endlich verhielt sich ganz wie reine Stearinsäure. Jene 
nadelförmige Krystallisation einer Säure, die einen höhern 
Schmelzpunkt besitzt als die Palmitinsäure, hatte ich bis 
dahin noch nicht beobachtet. Es liegt die Vermuthung 
nahe, dass sie durch Beimengung einer kleinen Menge Bu- 
tinsäure, die in den anderen thierischen Fetten nicht hat 


216 


gefunden werden können, zu der Stearinsäure veranlasst 
wird. 

Dass die, wie eben ausführlich beschrieben, gewon- 
nene bei 69,1 — 69°,2 C. schmelzende Säure reine Stearin- 
säure ist, bestätigen die Elementaranalysen derselben, de- 
ren Resultate folgende sind: 

I I berechnet 

Kohlenstoff 75,88 19,11 76,06 36 C 

Wasserstoff 12,68 1202 12,68 36H 

Sauerstoff 11,44 11.01 11,26 40 


100 100 100 


Die ursprüngliche alkoholische Flüssigkeit, aus wel- 
cher durch essigsaure Magnesia die drei Portionen gefällt 
worden waren, welche wesentlich die Butinsäure und Stea- 
rinsäure enthielten, wurde allmälig weiter durch Lösungen 
von 12 Grm. essigsaurer Magnesia in Alkohol in der oft 
beschriebenen Weise gefällt. Hiebei wurden nach und 
nach Magnesiaverbindungen erhalten , die bei ihrer Zer- 
setzung durch Kochen mit verdünnter Säure fette Säuren 
lieferten, die bei 55° C., 54%), C., 53°4/, C., 53%], C., end- 
lich bei 43° C. flüssig wurden. Nach Fällung dieser letz- 
ten Portion gab essigsaure Magnesia keinen weiteren Nie- 
derschlag mehr. Alle diese Säureportionen wurden mit ein- 
ander vereinigt, und aus der alkoholischen Lösung umkry- 
stallisirt. Dabei stieg ihr Schmelzpunkt allmälig auf 56°1/, C., 
6003, C., 61°4%,.C., 61%), C. endlich auf 62° C. Zugleich 
nahm die Säure, die anfänglich unkrystallinisch erstarrte, 
immer mehr die nadelförmige Krystallisation der vermeint- 
lichen Margarinsäure an, die zuletzt jedoch der schuppig- 
krystallinischen Form der Palmitinsäure Platz machte. Die 
Butter enthält von den bisher von mir untersuchten thieri- 
schen Fetten die grösste Menge Palmitin, liefert daher auch 
am leichtesten reine Palmitinsäure. 


Dass diese Säure, die in ihren physikalischen Eigen- 
schaften vollkommen mit der Palmitinsäure übereinstimmte, 
wirklich nichts anderes war, als diese Säure, dafür spre- 
chen namentlich die Resultate, welche ich bei ihrer Analyse 
erhielt. Sie sind folgende: 


217 


I I berechnet 
Kohlenstoff 74,69 74,74 75,00 32C 
Wasserstoff 12,48 12,50 12,50 32H 
Sauerstoff 12,83 12,76 12,50 40 


100 100 100 


Nachdem durch die bisher beschriebenen Operationen 
die grösste Menge der Butinsäure, Stearinsäure und auch 
ein grosser Theil der Palmitinsäure abgeschieden war, konn- 
ten nun noch leichter in Alkohol lösliche, und ‘schwerer 
durch essigsaure Magnesia aus der alkoholischen Lösung 
fällbare Säuren mit anderem Schmelzpunkt, als die drei ge- 
nannten theils in der ursprünglichen Flüssigkeit enthalten 
sein, welche nicht mehr durch essigsaure Talkerde gefällt 
werden konnte, theils in den alkoholischen Lösungen, aus 
denen endlich die Palmitinsäure durch Umkrystallisation 
abgeschieden worden war. 


Um dies zu untersuchen, wurde letztere Lösung mit 
etwa dem vierten Theil ihres Volums kochenden Wassers 
vermischt und im Keller längere Zeit stehen gelassen. 
Die herauskrystallisirende Säure schmolz erst bei 53° C., 
konnte daher nur sehr wenig der leichter schmelzenden 
Säuren enthalten. Die davon abgepresste und filtrirte Flüs- 
sigkeit wurde darauf mit der einen Ueberschuss an Magne- 
sia enthaltenden gemischt, aus der also kein Magnesiasalz 
mehr niederfallen konnte und nach Zusatz von überschüs- 
sigem Kalihydrat (um die Bildung von Aetherarten unter 
dem Einfluss der in der Flüssigkeit enthaltenen freien Es- 
sigsäure zu vermeiden) der Destillation unterworfen. 

Da der hiebei bleibende Rückstand möglicher Weise 
auch noch etwas ölsaures Kali enthalten, und die Gegen- 
wart grade der Oelsäure die Untersuchung sehr erschweren 
konnte, so löste ich die von dem überschüssigen Kali ab- 
geschiedene Seife in Alkohol, filtrirte die Lösung und schlug 
sie mit einer Lösung von neutralem essigsauren Bleioxyd 
nieder. Der Niederschlag wurde gewaschen , getrocknet, 
und in Form eines sehr feinen Pulvers in Aether gebracht, 
der in der That noch eine geringe Menge eines Bleisalzes 
aufnahm. 

15 


218 


Die aus dem mit Aether ausgewaschenen Bleisalze 
durch anhaltendes Kochen mit sehr verdünnter Salzsäure 
abgeschiedene fette Säure schmolz bei 41°), C. Dieser 
niedrige Schmelzpunkt liess mich vermuthen, dass nicht 
bloss Myristinsäure, sondern vielleicht auch die Säure, de- 
ren Magnesiasalz selbst in etwas verdünntem Alkohol leicht 
löslich ist, und welche ich in den Verseifungsprodukten 
des Wallraths gefunden hatte, die Cocinsäure, auch in de- 
nen der Butter vorkommen möchte. Um zunächst über 
letzteres gewiss zu werden, löste ich diese Säure in wenig 
Alkohol und versetzte die Mischung mit überschüssigem Am- 
moniak und mit Wasser. Zu der Mischung setzte ich nun 
noch etwas Salmiaklösung und endlich eine Lösung von schwe- 
felsaurer Talkerde. Der entstandene Niederschlag wurde 
abfiltrirt und mit Wasser gewaschen. Darauf liess ich das 
Wasser durch Alkohol verdrängen, fand aber dass derselbe 
nur sehr geringe Mengen des Magnesiasalzes gelöst hatte. 
Darauf kochte ich dasselbe mit vielem Alkohol, liess die 
Lösung wieder erkalten, und presste den erhaltenen Nie- 
derschlag von dem Alkohol ab. Die filtrirte alkoholische 
Lösung wurde darauf mit überschüssigem essigsauren Blei- 
oxyd versetzt und der erhaltene Niederschlag durch Salz- 
säure zersetzt. Die Menge der so erhaltenen fetten Säure 
war nur gering und ihr Schmelzpunkt lag bei 40° C. Aus 
ihr durfte ich nicht hoffen noch Cocinsäure zu gewinnen, 
deren Schmelzpunkt bei einigen und dreissig Graden liegt. 
Die von dem Barytniederschlag getrennte Flüssigkeit ent- 
hielt nur noch Spuren einer flüssigen fetten Säure, wahr- 
scheinlich Oelsäure. 

Aus diesen Versuchen folgt, dass Cocinsäure in den 
Verseifungsprodukten der Butter nicht aufgefunden werden 
kann. Ob nicht Spuren davon dennoch darin enthalten sind, 
lässt sich jedoch nicht entscheiden. 

Um nun zu untersuchen, welche Säure neben Palmi- 
tinsäure und vielleicht auch neben Spuren von Stearinsäure 
und Butinsäure in dem in kaltem Alkohol nicht gelöst ge- 
bliebenen Theil des Magnesiasalzes enthalten war, kochte 
ich dasselbe mit einer etwas kleineren Menge Alkohol. 
Hiebei blieb ein Theil desselben ungelöst, ein anderer 


219 


schied sich beim Erkalten der davon getrennten Alkohollö- 
sung aus, -ein dritter blieb auch beim Erkalten in dem Al- 
kohol gelöst. Als jedoch aus diesen drei Portionen des 
Magnesiasalzes die fetten Säuren wieder abgeschieden wur- 
den, fand sich, dass dieselben nahe denselben Schmelz- 
punkt und im übrigen ganz gleiches Aussehen hatten. 
Die aus dem ersten gewonnene Säure schmolz nämlich bei 
4400C., die aus dem zweiten bei 43%/, C., die aus dem drit- 
ten bei 43%1/, C. 

Deshalb löste ich diese Säuren wieder in Alkohol und 
stellte die Lösung 48 Stunden in den Keller. Die abge- 
schiedene und abgepresste Säure schmolz bei 46°1/, C. 
Als sie aber nochmals auf dieselbe Weise umkrystallisirt 
wurde, stieg ihr Schmelzpunkt auf 57°1/, C. Diese so ab- 
geschiedene Säure musste wesentlich Palmitinsäure enthal- 
ten. Die beiden hievon abgepressten Flüssigkeiten ver- 
dünnte ich mit einer kleinen Menge heissen Wassers und 
setzte die Mischung wieder in den Keller. 

Da jedoch der Schmelzpunkt der abgeschiedenen Säure 
nur unbedeutend höher war (er stieg auf 45° C.), als der, 
welcher das Gemisch der fetten Säuren vor dieser Opera- 
tion besass, so löste ich dieselbe wieder in der abgepress- 
ten alkoholischen Lösung kochend auf, und versetzte die 
Lösung mit einer kleinen Menge einer kochenden Lösung 
von essigsaurer Baryterde’). Der beim Erkalten entstan- 
dene Niederschlag wurde abältrirt, ausgepresst und durch 
Kochen mit Salzsäure zersetzt. Die erhaltene Säure schmolz 
bei 45° C. Sie wurde als wesentlich noch Palmitinsäure 
enthaltend, nicht weiter untersucht. 


Die von diesem Barytsalz getrennte Flüssigkeit wurde 
noch zweimal durch kleine Portionen essigsaurer Baryterde 
gerällt. Durch Zersetzung des zuerst erhaltenen Nieder- 
schlags wurde eine bei 43°1/, C. schmelzende Säure gewon- 
nen. Die aus dem letzten abgeschiedene schmolz bei 
45%, C. Endlich blieb in der Lösung eine kleine Menge 


*) Essigsaure Magnesia war nicht mehr zur Fällung anzuwenden, weil 
das Magnesiasalz der zu untersuchenden fetten Säure in Alkohol nicht unlös- 
lich war. 


15* 


220 


einer fetten Säure, deren Schmelzpunkt noch etwas niedri- 
ger war. Er lag bei 36° C. 


Jene bei 43°1/, C. und bei 45°%4/, C. schmelzende Säure- 
portionen mussten im Wesentlichen aus der bei niedrige- 
rer Temperatur als die Palmitinsäure schmelzenden Säure 
bestehen. Allerdings konnte ihr noch Palmitinsäure und 
Oelsäure beigemengt sein. Um diese noch vollständiger 
zu entfernen, wurden beide Säureportionen in wenig Alko- 
hol aufgelöst und die Lösung im Keller der Erkaltung über- 
lassen. Die bei 43%1/, C. schmelzende Säure setzte hiebei 
eine Säure ab, die, nachdem sie abgepresst und vom an 
hängenden Alkohel befreit war, bei 46°1/, C. schmolz. 
Aus der anderen Lösung dagegen schied sich nur eine 
geringe Menge Substanz aus, und der Schmelzpunkt die- 
ser Portion war höher, er betrug 49%, C. In diesen bei- 
den Säureportionen befand sich ohne Zweifel noch viel 
Palmitinsäure. Die davon abgepressten und filtrirten al- 
koholischen Lösungen wurden mit wenig Wasser gemiseht 
und nochmals stark erkaltet. Jene schied dabei eine bei 
45° C., diese eine bei 48° C. schmelzende Säure ab. In 
den alkoholischen Lösungen mussten hiebei die geringen 
Spuren von Oelsäure, die etwa noch vorhanden sein moch- 
ten, gelöst bleiben. 


Obgleich diese beiden Säureportionen unmöglich rein 
sein konnten, so musste ich doch von weiterer Reinigung 
abstehen, da die Menge der noch übrigen Substanz zu ge- 
ring geworden war. Die Eigenschaften derselben stimm- 
ten jedoch sehr gut mit denen überein, welche die aus 
dem Wallrath abgeschiedene Myristinsäure besessen hatte. 
Ich glaubte daher die Hauptmasse dieser beiden Säurepor- 
tionen für Myristinsäure halten zu dürfen und hoffte, dass 
die Elementaranalyse darüber entscheiden würde. Ich habe 
daher zwei solcher Analysen sowohl von der bei 45°C., als 
von der bei 48° ©. schmelzenden Säureportion ausgeführt. 
Die Resultate derselben bestätigen die Richtigkeit meiner 
Vermuthung. 


221 


Schmelzpunkt 4500. Schmelzpunkt 48°C. 
I. Mm I. IV. berechnet 
Kohlenstoff "73.59 7343 : TalTl: 73,64 73:69 28°C: 
Wasserstoff 19,28 12,25 12,28 12,24 12,28 23H 
Sauerstoff 14,17 14,32 14,01 14,12 14,04 40 
‚100 \.. 100.100 100. 100 

Da hiernach nicht bloss die Eigenschaften, sondern 
auch die Zusammensetzung dieser Säure mit denen der 
Myristinsäure übereinstimmen, so halte ich mich für berech- 
tigt den Hauptbestandtheil der analysirten Säure damit für 
identisch zu erklären, obgleich es mir nicht möglich gewe- 
sen ist, diese Säure ganz rein aus der Butter darzustellen, 
oder den Grad ihrer Verunreinigung zu prüfen. 

Wenn nun in den Verseifungsproducten der Butter My- 
ristinsäure enthalten ist, so muss die Butter selbst ein gly- 
cerinhaltiges Fett enthalten, welches man Myristin nennen 
kann. 

Die Resultate dieser Untersuchung sind in Kürze fol- 
gende: 

1) Die von Bromeis aus der Butter dargestellte Mar- 
garinsäure, welche, wenn auch nicht ganz rein, doch von 
Stearinsäure frei sein sollte, ist ein Gemisch von Stearin- 
säure und Palmitinsäure. 

2) Die flüssige, nicht flüchtige Säure, welche in den 
Verseifungsproducten der Butter enthalten ist, besteht haupt- 
sächlich aus gewöhnlicher Oelsäure, und nicht, wie dies 
Bromeis glaubte, aus einer von dieser verschiedenen Säure. 
Eine besondere Butterölsäure existirt nicht. Es ist also in 
der Butter gewöhnliches Olein enthalten. 

3) In den Verseifungsproducten der Butter ist eine 
fette Säure enthalten, welche in ihrem Hydrate mehr als 
38 Atome Kohlenstoff auf vier Atome Sauerstoff enthält. 
Diese Säure, die Butinsäure, ist höcht wahrscheinlich der 
Formel C?°H?00? gemäss zusammengesetzt. Sie ist sehr 
schwer in kaltem Alkohol auflöslich und fällt bei der par- 
tiellen Fällung mit essigsaurer Talkerde in den sich zuerst 
abscheidenden Säureportionen nieder. Ihr entspricht ein 
in der Butter enthaltenes Glycerin enthaltendes Fett, das 
Butin, | 


222 


4) Neben Butinsäure ist aber in den Verseifungspro- 
ducten der Butter auch Stearinsäure enthalten, wenn auch 
nicht in vorwaltender Menge. Die Butter selbst enthält 
daher auch Stearin. 


5) Die grösste Masse der festen fetten Säuren aus der 
Butter besteht aus Palmitinsäure. Der grösste Theil des 
festen Fetts der Butter ist also Palmitin. 


6) Cocinsäure, d.h. eine bei etwas über 30°C. schmel- 
zende, sehr leicht in Alkohol lösliche, mit Magnesia eine 
in diesem Lösungsmittel ebenfalls leicht lösliche Verbindung 
bildende Säure kann in den Verseifungsproducten der But- 
ter nicht aufgefunden werden. 


7) Der am leichtesten in Alkohol lösliche Theil der 
festen fetten Säuren, welche durch Verseifung aus der But- 
ter entstehen, ist Myristinsäure. In der Butter ist daher 
das Vorkommen von Myristin anzunehmen. 


Wenn man die Resultate, welche Lerch bei seiner 
Untersuchung der aus der Butter entstehenden, mit den 
Wasserdämpfen flüchtigen Säuren erhalten hat, mit den obi- 
gen combinirt, so wird man zu dem interessanten Resultate 
geführt, dass die Butter die Glycerinfette einer ganzen Reihe 
von Säuren enthält, welche der Fettsäurereihe angehören. 
Lerch fand in den Verseifungsproducten derselben vier 
Säuren: 


1) Buttersäure C°H30O%, 
2) Capronsäure C1?H120* 
3) Caprylsäure C16H160% 
4) Caprinsäure C?°H?°0%., 

Die Atomanzahl des Kohlenstoffs und Wasserstoffs ist 
in diesen Formeln durch 4 theilbar, Von den Säuren, wel- 
che derselben Reihe angehören, deren Kohlenstoffatoman- 
zahl nicht durch 4 sondern nur durch 2 theilbar ist, kommt 
keine in der Butter vor. Weder ist darin Valeriansäure, 
noch Oenanthylsäure noch Pelargonsäure enthalten. Das- 
selbe gilt von den festen, fetten Säuren der Butter. Diese 
sind: 

1) Myristinsäure C?°H?80%. 
2) Palmitinsäure C?2H320%. 


223 


3) Stearinsäure (C?6H360%, 
4) Butinsäure G40H4004, 

Die in ihrer Zusammensetzung zwischen diesen ste- 
henden Säuren sind in der Butter nicht zu entdecken. Wenn 
nicht die Säure von der Formel C?*H?*O? ausfiele, so wür- 
den alle in der Zusammensetzung zwischen der Buttersäure 
(C3H80?) und Butinsäure (C?%H00°) [diese selbst mit ein- 
geschlossen] stehenden Säuren, deren Zusammensetzung 
durch die Formel CH?" O0? ausgedrückt werden kann, in 
den Verseifungsproducten der Butter enthalten sein. 

Die Butter ist nicht das einzige Fett, in dem dieses 
Gesetz nachgewiesen ist. Schon Görgey*) hat gezeigt, 
dass aus dem Cocosnussöl, welches wie die Butter ein sal- 
benartiges Fett ist, durch Verseifung nur solche Säuren 
entstehen, deren Kohlenstoffatomanzahl durch 4 theilbar 
ist. Er und Fehling fanden darin: 


1) Capronsäure 720%; 
9) Caprylsäure C16H160%, 
3) Caprinsäure C?°H200%. 


4) Pichurimtalgsäure C?*H?*0O%. 

Ausserdem hat Görgey das Vorkommen der beiden 
folgenden Säuren in dieser fetten Substanz wahrscheinlich 
gemacht. Diese sind: 

Myristinsäure 0?3H280%. 
Palmitinsäure C??H?20%. 

Diese Umstände machen es wahrscheinlich, dass in 
den Verseifungsproducten der Fette überhaupt nur solche 
Säuren vorkommen, deren Kohlenstoffatomanzahl durch 4 
theilbar ist. Aus meinen Untersuchungen der Fette geht 
nicht nur hervor, dass die wichtigste der Säuren, der man 
eine Formel zuschrieb, welche diesem Gesetze nicht unter- 
worfen ist, ich meine die Margarinsäure, ein Gemenge zweier 
Säuren ist, die nicht von diesem Gesetze abweichen, son- 
dern man darf aus denselben auch schliessen, dass die Me- 
thoden, welche man bis zu meinen Arbeiten über die Fette 
zur Scheidung der fetten Säuren anwendete, nicht gestat- 
teten, sich von der Reinheit derselben zu überzeugen. Es 


*) Annalen d. Chemie und Pharm, Bd. 66. S. 313.* 


224 


wird daher höchst wehrscheinlich, dass wo irgend aus den 
Fetten scheinbar Zwischenglieder der Säurereihe, deren 
Kohlenstoffgehalt durch 4 theilbar ist, gefunden worden sind, 
von diesen Substanzen dasselbe gilt, was ich bei der Mar- 
garinsäure nachgewiesen habe, dass sie nämlich aus einem 
Gemisch zweier jenem Gesetz entsprechender Säuren be- 
stehen. 

Deshalb wage ich auch die Vermuthung schon jetzt 
auszusprechen, dass die aus dem Wallrath von mir darge- 
stellten Säuren, welche ich Cetinsäure und Cocinsäure ge- 
nannt habe und von denen die erstere aus C?°H?00*, die 
letztere aus C?6H?60* zu bestehen schien, noch Gemenge 
gewesen sind. Die geringen Quantitäten dieser Säuren, 
welche ich aus dem Wallrath erhielt, hinderten mich alle 
die Versuche damit anzustellen, welche ihre vollkommene 
Reinheit hätten erweisen können. Auch hatte ich, als ich 
die Untersuchung des Wallraths ausführte, noch nicht den 
Werth dieser Prüfung kennen gelernt; ich hatte die Gemengt- 
heit der Margarinsäure noch nicht entdeckt. 

Diese Umstände haben mich veranlasst, aus einer gros- 
sen Menge Wallrath (10 Pfund) die fette Säure darzustellen 
und soll diese dazu dienen, die Natur der in Alkohol lösli- 
cheren Bestandtheile derselben genauer auszumitteln, eine 
Arbeit, welcher ich mich demnächst unterziehen will. 

In seinem Lehrbuch der physiologischen Chemie (2te 
Aufl. 1853. S. 71) hat Lehmann einige Zweifel ausgespro- 
chen gegen meine Angabe, dass die Margarinsäure ein Ge- 
menge von Stearinsäure und Palmitinsäure ist, welche zum 
Theil in dem eben Angeführten ihre Erledigung finden. 
Lehmann meint nämlich, dass, obgleich er die von mir 
für meine Ansicht beigebrachten Gründe als gewichtig an- 
erkennt, es doch auffallend sei, dass in der Reihe der thie- 
rischen Fette, welche von der Cocinsäure bis zur Stearin- 
säure vollständig sei, gerade das Fett ausfallen sollte, wel- 
ches der Margarinsäure entspräche. Dieser Einwurf fällt 
fort, wenn nicht nur das der Margarinsäure, sondern auch 
die der Cocinsäure und Cetinsäure entsprechenden Fette aus- 
fallen, wie das durch meine letzten Untersuchungen wahr- 
scheinlich wird. 


225 


Lehmann's zweiter Einwand aber stützt sich auf die 
Untersuchungen von Patrick Duffy’) über das Stearin, 
welcher gefunden hat, dass demselben Stearin unter gewis- 
sen Umständen verschiedene Schmelzpunkte gegeben wer- 
den können. Er meint offenbar, dass wenn es mir gelang, 
aus der vermeintlichen Margarinsäure zwei Säuren von ver- 
schiedenem Schmelzpunkt, und von einem andern Schmelz 
punkt, als die Margarinsäure besitzt, darzustellen, diese drei 
Säuren dennoch identisch sein könnten. Er übersieht jedoch 
gänzlich, dass ich nicht nur durch den Schmelzpunkt, son- 
dern auch durch alle übrigen Eigenschaften und namentlich 
auch durch die Analyse ihre Verschiedenheit ausser Zweifel 
gesetzt habe. 

Ebenso zweifelt Lehmann*) an der Richtigkeit mei- 
ner Angabe, dass auch die Aethalsäure ein Gemenge meh- 
rerer Säuren, darunter namentlich Stearinsäure und Palmi- 
tinsäure, sei, obgleich meine elementar-analytischen Unter- 
suchungen der aus der vormeintlichen Aethalsäure gewon- 
nenen Säuren ihre Verschiedenheit aufs Evidenteste nach- 
weisen. Die Behauptung, dass eine Menge von den gewis- 
senhaftesten Forschern ermittelter Thatsachen namentlich 
die von Fridau aufgefundenen für die Existenz einer Ae- 
thalsäure sprechen, ist so unbestimmt und so wenig motivirt, 
dass man nicht weiss worauf sich Lehmann eigentlich stützt. 

Wenn ich zwar zugeben muss, dass die Versuche der 
früheren Forscher, vor meinen Arbeiten zur Annahme der 
Existenz einer Aethalsäure führen mussten, so darf ich doch 
behaupten, dass eben die Resultate meiner Versuche sich 
in schneidenden Widerspruch mit denen der früheren Un- 
tersuchungen stellen, dass sie aber auch sogar Aufklärung 
darüber geben, wie es kommen konnte, dass die ausge- 
zeichneten Männer, welche sich früher mit der Untersuchung 
der Fette beschäftigt haben, zu unrichtigen Resultaten ge- 
langten. Es liegt dies allein darin, dass diesen die Mittel 
unbekannt waren, mit deren Hülfe ich Scheidungen von 
Stoffen möglich machte, die man bis dahin nicht zu schei- 
den vermochte. 


*) Quarterly journ. of the chemie, soc. T. 5. p. 197* u. 303,* 
**) Lehrbuch der physiolog. Chem. (1853) Bd. 1 S. 69.* 


226 


Auch der Ansicht, dass die Arbeiten von Fridau den 
meinen widersprächen, muss ich entschieden entgegentre- 
ten. Dieser hat nämlich nur das Aethal und Verbindungen 
die er daraus dargestellt, nicht aber die vermeintliche Ae- 
thalsäure selbst untersucht. Da nun das Aethal nach mei- 
nen Versuchen ein Gemenge von viel Aethal (C32H3402) 
"mit wenig Stethal (C°6H380?) ist, welche beide Körper als 
Alkoholarten betrachtet werden müssen, so muss die Zer- 
setzungsweise beider unter analogen Umständen analog sein. 
Fridau hat daher bei seinen Versuchen stets Gemenge 
analoger Producte "von Aethal und Stethal untersucht. Da 
aber die Menge des letzteren im Verhältniss zu der des 
Aethals nur gering ist, |beide Körper aber in ihrer procen- 
tischen Zusammensetzung nicht sehr verschieden sind (er- 
steres enthält 79,34 pCt., letzteres 80,00 pCt. Kohlenstoff), 
so musste Fridau bei der Elementaranalyse Zahlen erhalten, 
welche der Annahme des Radikals C°?H?® in diesen Verbin- 
dungen nicht entgegenstanden. Dochist es auffallend, und 
das spricht gerade für die Richtigkeit meiner Untersuchun- 
gen, dass derselbe oft mehr Kohlenstoff in jenen Körpern 
fand, als die Formel verlangt, obgleich man sonst stets eine 
zu geringe Menge Kohlenstoff zu erhalten pflegt. So fand 
er beim Cetyljodür 54,58 pCt. statt 54,57 pCt.; beim Cetyl- 
sulfhydrat 74,55 pCt. statt 74,42 pCt.; beim Cetylophenyl- 
amin 83,47 pCt, statt 83,28 pCt.; beim Bicetylophenylamin- 
platinchlorid 61,78 pCt. statt 61,03 pCt. Kohlentoff. 

Zu dieser Besprechung des von Lehmann über die 
Resultate meiner Arbeiten ausgesprochenen Urtheils hat 
mich namentlich die Betrachtung veranlasst, dass durch 
nichts der Fortschritt der Wissenschaft und die Verbreitung 
neuer Entdeckungen mehr gehemmt wird, als durch in weit 
verbreiteten Lehrbüchern veröffentlichte absprechende Ur- 
theile ohne gründliche Würdigung aller bekannten That- 
sachen. Sollte aber auch wirklich dadurch der allgemeine- 
ren Annahme meiner Entdeckungen ein Hemmschuh ange- 
legt sein, so bleibt mir doch die Ueberzeugung, dass die 
Wahrheit endlich durchdringen wird und muss. 


227 
Nachträgliche Bemerkungen zur Flora von Magdeburg 


von 
P, Ascherson 
in Berlin. 


Wenngleich Herr €. Bertram*) schon ein ziemlich 
vollständiges Verzeichniss der magdeburgischen Flora ver- 
öffentlicht hat, halte ich es doch nicht für überflüssig eini- 
ges Nachträgliche, was ich bei einem freilich nur 5tägigen 
Aufenthalte daselbst zu beobachten Gelegenheit hatte, mit- 
zutheilen, theils weil noch von keinem in Magdeburg sam- 
melnden Botaniker etwas darüber erschienen ist, theils die 
Kenntniss einiger derselben für die geographische Verbrei- 
tung der Pflanzen, ein noch viel zu wenig bearbeitetes Ge- 
biet, nicht ganz unerheblich sein dürfte. 'Einige dahin ge- 
hörige Bemerkungen wird man daher nicht als überflüssig 
ansehen. 

Ranunculus illyrieus L. Derselbe findet sich noch an dem 
von Hrn. Bertram angeführten Standort, aber in so geringer 
Anzahl, dass der gänzliche Verlust zu befürchten steht. 

Barbaraea striecta. Häufig in Elbgebüschen. 

Erysimum sirictum Pl. W. ebenso. Wird bekanntlich 
schon in Koch’s Synopsis angegeben. 

Sinapis alba häufig verwildert. 

Peesdalia nudicaulis. 

Senebiera Coronopus. Neustadt, Sülldorf. 

Stellaria glauca. 

Vieia angustifolia. 

Lathyrus montanus Bernh. (Orob. tuberosus L.). Häufig 
bei Rammstädt. 

Potentilla cinerea Chaix. Bei Richters Gasthof. 

Sedum reflexum v. rupestre. Frohsesche Berge. 

Laserpilium prutenicum. Bammstädt. 

Galium boreale ebenda. 

Petasites spurius. Elbgebüsche beim Herrnkrug. Scheint 
viel häufiger als angegeben wird, die grossen Ebnenflüsse 
Elbe, Havel, Oder ete. zu begleiten. 


*) Jahresbericht des natuıw. Vereines zu Halle 1851. IV. p. 167, 


228 


Senecio aquaticns Huds. 
Centaurea maculosa. 


Podospermum laciniatum bei Langenweddingen, scheint 
hier die nordöstliche Grenze der sächsisch-thüringischen Flor 
zu erreichen. 

Crepis paludosa Rammstädt. 


Hieracium bifurcum M. B. Diese interessante Pflanze 
wurde in einem Exemplare gefunden in Gesellschaft von 
Hieracium praealtum v. hirsutum Koch. Der Standort, ein 
sogenanntes coupirtes Glacis der Sternschanze, verhinderte 
weitere Nachsuchung, ob etwa H. Pilosella in der Nähe war. 
Dies Exemplar stimmte übrigens ziemlich mit solchen, wel- 
che mir Hr. Ritschl aus Posen als H. praealtum und Pilo- 
sella geschickt hatte. 

Linaria Cymbalaria.. An Ufermauern bei der Citadelle. 
Kommt bei Dresden und Wittenberg an ganz ähnlichen Stel- 
len vor, so dass eine Verbreitung dieser eigentlich der Ge- 
birgsflora angehörigen Pflanzen durch den Elbstrom nicht 
unmöglich wäre. 

Veronica praecox. Festungsmauern. 

Melampyrum nemorosum Rammstädt. 

Stachys recta ebenda. 

Orchis incarnata Rammstädt. An der Berliner Chaussee 
unweit der Friedrich-Wilhelms-Brücke fand ich zwei Exem- 
plare die eine meines Wissens noch nicht beschriebene Ab- 
weichung, ob Monstrosität oder Varietät bleibe dahinge- 
stellt, zeigten. Die Knollen sind cylindrisch, unten abge- 
rundet und mit einer nicht in die Augen fallenden ganz 
seichten Einkerbung versehen. 

Neottia nidus avis. Rammstädt. 

Anthericum Liliago ebenda. 


Allium Schoenoprasum. Begleitet den ganzen Rhein, 
ist neuerdings auch an der Weser gefunden, daher sein Vor- 
kommen im ganzen Elbgebiete an sich nicht unwahrschein- 
lich war. Bekanntlich wird es bei Dresden und Wittenberg, 
von Dietrich auch bei Tangermünde angegeben. Bei Mag- 
deburg habe ich es unweit des Herrnkrugs und am rothen 
Horn in grosser Menge gesammelt. 


229 


Luzula albida Herrnkrug. 

Nardus sricta bei Richters Gasthof. 

Polypodium Dryopteris. An derselben Mauer mit Hier. 
bifurcum. An dieser Stelle kann ich nicht umhin, meinem 
väterlichen Freunde Hrn. Hofapotheker Hartmann, mei- 
nen innigsten Dank auszusprechen. Ohne seinen gütigen 
Beistand würde es mir unmöglich gewesen sein, in so kur- 
zer Zeit alle die Seltenheiten, welche die Magdeburger Flora 
darbietet, aufzufinden, ihm verdanke ich auch die Standorte 
der meisten oben angeführten. Möchte dieser gründliche 
Pflanzenkenner aus dem Schatze seiner Erfahrungen uns 
bald wenigstens ein vollständiges Verzeichniss des Floren- 
gebietes mittheilen, das immer noch als eine terra haud sa- 
tis nota zwischen längst bekannten und alterforschten eine 
unangenehme Lücke bildet. 


Einige Worte über Blitzableiter 


von 
Ed. Beeck. 


Obwohl schon vor 101 Jahre von dem berühmten Ben- 
Jamin Franklin zu Philadelphia der Blitzableiter einge- 
führt wurde, so ist der Werth desselben doch leider noch. 
viel zu wenig gewürdigt worden. Ein Hauptgrund dieser 
Vernachlässigung dürfte wohl in dem pecuniären Theile der 
Sache liegen, obwohl bemittelte Hauseigenthümer darin 
keinen Anstoss finden können, da sie ja mit der geringen 
Ausgabe für einen Blitzableiter ihr Haus und Hof, ihr eig- 
nes Leben sichern. Aber es ist auch nicht blos die grosse 
Rücksichtslosigkeit gegen diesen wichtigen Apparat zu rü- 
gen, andererseits auch die oberflächliche Behandlung in den 
Fällen, wo er seine Anwendung bisher gefunden. Eine ge- 
nauere Beschreibung dürfte daher an diesem Orte nicht 
überflüssig sein. 

Nachdem Franklin den 19. October 1752 seine Hypo- 
these, dass die Materie des Blitzes mit der der künstlich 
erzeugten Electricität einerlei sei, zur Gewissheit erhoben 


230 


hatte, und ihm der praktische Theil der Lehre von der 
Electrieität zeigte, dass Metallspitzen das electrische Flui- 
dum geräuschlos, im Dunkeln sichtbar nach und nach ein- 
saugten, dagegen Kugeln und andere derartige Gegenstände, 
dasselbe mittelst eines mehr oder minder starken Schlages 
übernahmen, so wandte er diese Erfahrung nun auch auf 
die Luftelectrieität an, indem er zur Sicherung der Gebäude 
vor dem Einschlagen des Blitzes eiserne oben zugespitzte 
auf dem Gebäude errichtete Stangen mit metallischer Ver- 
längerung bis zum Erdboden empfahl. Das war der Blitz- 
ableiter. 

Man überzeugte sich zwar sehr bald, dass die neue 
Entdeckung von grossem Nutzen sei, aber dessenungeach- 
tet erlosch das für sie angefachte Feuer schnell und will 
der zurückgebliebene Funke selbst bis heute noch nicht 
wieder zur Flamme emporschlagen. 

Suchen wir zuvörderst worauf es überhaupt bei Con- 
struction eines Blitzableiters ankommt, so schreiben uns 
hierin die Gesetze von der Lehre der Electricität vor: 1) dass 
Körper, welche durch Isolatoren gehalten oder getragen wer- 
den, die ihnen mitgetheilte Electrieität so lange binden, bis 
sie dieselbe entweder nach und nach der Atmosphäre oder 
bei ihrer Berührung mit einem anderen Körper wieder ab- 
geben; 2) dass Metallspitzen das electrische Fluidum ge- 
räuschlos aufnehmen; 3) dass zur Leitung desselben sich 
keines der Metalle besser eigne als das Kupfer und 4) dass 
die Electricität in stärkern Graden Metalle schmilzt. 

Auf diese vier Gesetze muss sich im Wesentlichen die 
Construction des Ableiters gründen. 

In Betracht des ersten Punktes ist es also unumgäng- 
lich nothwendig, die im Forst des Gebäudes errichtete 
Stange, sowie die zum Erdboden führende Metallleitung völ- 
lie zu isoliren, um das Eindringen des electrischen Flui- 
dums in die Gebäudetheile selbst zu verhindern. Die Iso- 
lation der Stange kann durch ein im Dachboden befestigtes 
Glasgefäss geschehen, welches mit einer Mischung von be- 
liebigem Harz, mit Glas- und Tuchstücken vermengt aus- 
gegossen ist und die Stange trägt. Im First ist alsdann ein 
Stück starker Glasröhre zu befestigen durch welche die 


231 


Stange nicht zu streng hindurchgeht. Ein an die Stange 
befestigter trichterförmiger nach oben geschlossener Deckel 
schützt gegen das Eindringen des Regens. Die Metalllei- 
tung von dieser Stange bis zum Erdboden ist am besten 
aus einem Stück anzufertigen, und an mehreren Stellen 
durch eingeschlagene Ringeisen zu befestigen, welche selbst 
aber durch je einen Glascylinder von etwa 6 Zoll Länge 
isolirt sind und mittelst eines Harzüberzuges vor dem Ein- 
fluss des Regens gesichert sind. Das Ende der Meialllei- 
tung wird sodann einige Fuss tief in den Erdboden gelei- 
tet, und hier wiederum in paralleler Richtung mit dem Erd- 
boden einige Fuss weit verzweigt. Rücksichtlich des zwei- 
ten und dritten Gesetzes ist es ferner nothwendig die so 
aufgerichtete Stange mit stumpf zugehender kupferner Spitze 
zu versehen und dieselbe entweder durch Platiniren oder 
Vergolden vor dem Rosten zu bewahren. Ebenso ist zu 
der übrigen Metallleitung ein 1—2 Zoll breiter starker Ku- 
pferstreifen zu nehmen, welcher wegen des vierten Gesetzes 
keine Löthstellen enthalten darf, sondern vermittelst Nieten 
an den Stossstellen zusammengehalten wird, und an und 
für sich etwas hart gehämmert sein muss. 

Es bleibt uns jetzt noch ein Punkt übrig, welcher als 
der wichtigste bei Construction eines Blitzableiters zu be- 
zeichnen, nämlich der, wie weit die errichteten Stangen den 
First des Gebäudes zu überragen haben, um das Gebäude 
völlig zu sichern. 

Wir erhalten hierüber Aufschluss durch Charles, 
welcher auf experimentellem Wege ermittelte, dass der elec- 
trische Wirkungskreis eines zugespitzten Metallstabes das 
vierfache seiner eigenen Länge zum Durchmesser und dem- 
nach das Doppelte zum Radius habe. Beispielsweise will 
ich dieses Gesetz, welches bei keinem bis jetzt von mir ge- 
sehenen Blitzableiter angewandt war, auf einen bestehenden 
anwenden. 

Das Gebäude ist 60 Fuss lang und 40 Fuss tief, auf 
demselben sind 3 Stäbe von je 3 Fuss Höhe errichtet. Nach 
dem Gesetz sichert jede Spitze hier 12 Fuss im Umkreise 
also nach jeder Seite 6 Fuss. Demzufolge 3x12—=36 Fuss 
in der Länge und 2X6=12 Fuss nach der Tiefe, es blei- 


232 


ben also der Länge nach noch 14 Fuss, der Tiefe nach auf 
jeder Seite noch 14 Fuss ungesichert. Richtig wären in 
diesem Falle 2 Stangen im Forst von je 10 Fuss Höhe, 
da hier alsdann nach jeder Seite 20 Fuss gesichert würden, 
der Länge nach also der Wirkungskreis noch 10 Fuss auf 
jeder Seite das Gebäude überschritte, der Tiefe nach 2X 20=40 
Fuss mit der Grenze des Hauses zusammenfiel. 

Man könnte hier einwenden, dass diese Stangen ge- 
rade keine Zierde für das Gebäude seien [?], allein ich ziehe 
vor im Sack zu leben als mich im feinen Tuchrock erschla- 
gen zu lassen. Indess würden in jenem Falle auch wohl 
die Stangen auf 8 Fuss Höhe beschränkt werden können, 
da alsdann der Länge nach der Wirkungskreis noch 2 Fuss 


auf jeder Seite das Gebäude überschritte, der Tiefe nach 
allerdings auf jeder Seite 4 Fuss verlöre. 


Dieses Wenige wird genügen die Einfachheit eines Ap- 
parates darzuthun, dessen Wichtigkeit Niemand verkennen 
wird. Möchte in unserem Zeitalter Franklin’s grosse Ent- 
deckung die verdiente Beachtung finden! 


Monatsbericht 


a. Sitzungsbericht. 


October 5. HerrHeidenhain machte einige Mittheilungen 
aus den Verhandlungen der anatomisch - physiologischen Section der 
dreissigsten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Tü- 
bingen. Die Entdeckung neuer Nerven im menschlichen Körper hat 
dann ein besonderes Interesse, wenn sie Theile des Organismus mit 
dem Nervensystem in Beziehung setzt, die man früherhin der nervö- 
sen Elemente baar und ledig glaubte. Von dieser Seite her ist die 
Entdeckung der nervi sinu-verlebrales Luschkas wichtig und der 
Beachtung werth, Der genannte höchst genaue und gründliche Ana- 
tom fand, dass von jedem einzelnen Spinalnerven nach der Vereini- 
gung seiner beiden Wurzeln und nach dem Austritte aus dem Inter- 
vertebralloche ein Fädchen nach hinten hinabgeht, welches sich als- 
bald in zwei Aeste spaltet. Der eine Ast geht durch die Zwischen- 
räume zwischen den Wirbelbogen hindurch an die im Wirbelkanale 
verlaufenden Gefässe; der zweite senkt sich in den processus spino- 
sus des benachbarten Wirbels und lässt sich in diesem fast bis zur 


233 


Spitze verfolgen, wenn man das Microscop und feine Durchschnitte 
des Knochens zu Hülfe nimmt. Die Mediceiner werden in dieser Ent- 
deckung eine Erklärung der Empfindlichkeit der processus spinosi in 
solchen Krankheiten finden, in welchen das Nervensystem vorzugs- 
weise afficirt ist (z. B. in den intermitlirenden und vielen remitti- 
renden Fiebern, in der Epilepsie u. s. f). Wegen ihrer peripheri- 
schen Ausbreitung theils an den Gefässen des Wirbelkanales, theils in 
den Dornfortsätzen hat der Entdecker diese Nerven als nervi sinu- 
veriebrales bezeichnet. Einen ähnlichen Verlauf, wie diese Nerven 
der Wirbelsäule, nimmt der nervus spinosus, ein Zweig des drilten 
Astes des Trigeminus, weichen Luschka in einer frühern Abhand- 
lung (die Nerven der harten Hirnhaut, Tübingen 1850) beschrieb. 
Derselbe folgt der arteria meringea media, durchsetzt an einzelnen 
Stellen das ganglion oticum Arnoldi und verliert sich später in den 
Zellen des processus mastoideus und dem grossen Keilbeinflügel, ent- 
sprechend dem Vertebralaste der oben beschriebenen Rückenwirbel- 
nerven, während der schon früher als nervus tentorii cerebelli be- 
kannte Gefässast einen gesonderten Ursprung aus dem Quintus nimmt, 
um an den Sinus reclus, petrosus superior, occipitalis und trans- 
versus zu gehen. Er durchbohrt mit seinen Zweigen die äussere, 
von der harten Hirnhaut gebildete Hülle dieser Blutleiter und lässt 
sich in seinen Endausbreitungen in die innere Gefässhaut derselben 
verfolgen. Wer Gefallen an dem Aufstellen an sich wenig fruchtba- 
rer Analogien findet, dürfte den oft gemachten Vergleich des Trige- 
minus, welcher zwisehen zwei Schädelwirbeln heraustritt, mit den 
zwischen je zwei Rückenwirbeln hervortretenden Spinalnerven durch 
Zusammenstellung der nervi sinu-vertebrales mit dem spinosus und 
n. tentorii cerebelli stützen können, nur dass hier der Gefäss- und 
Knochennerv getrennt entspringen, welche an den Spinalnerven einen 
gemeinsamen Ursprung haben. — 

Eine andere, in Bezug auf die Anatomie und Physiologie des 
Nervensystems interessante Mittheilung machte Ecker aus Freiburg. 
Sie betraf die von Dr. Bilharz in Cairo beschriebenen Nerven des 
elecetrischen Organes des Zitterwelses (Malapterus electricus). Dies 
erstreckt sich nämlich unter der Haut des Thieres von der Kiemen.- 
gegend an beiderseits bis gegen die Schwanzspitze und besteht aus 
einer Menge länglich ovaler, allseitig abgeschlossener Zellen, deren 
Wände aus fibrösem Gewebe gebildet werden. Von einer säulenar- 
tigen Anordnung des eleetrischen Organes, wie sie beim Zitterrochen 
vorkommt, ist beim Zitterwelse nicht die Rede. Der Nerv nun, wel- 
cher jederseits das electrische Organ versorgt, entspringt aus dem 
Rückenmarke und enthält merkwürdigerweise nur eine einzige Primi- 
üivfaser von colossaler,, bis jetzt nirgends weiter bekannter Grösse. 
Sie liegt im Centrum des Nervenstammes und wird unmittelbar von 
Bindegewebe umgeben, in welches zahlreiche längliche Kerne, der 
Längsachse der Nervenfaser parallel, .eingestreut sind. Das Bindege- 
webslager wird von einer Reihe concentrisch verlaufender Lamellen 


16 


234 


aus derberem fibrösem Gewebe eingeschlossen, ähnlich denen, welche 
an den Pacini’schen Körperchen schon längst Gegenstand der Auf- 
merksamkeit und genauerer Untersuchungen gewesen sind. Da jede 
Zelle des electrischen Organes eine eigene Nervenfaser hat, so folgt 
daraus von selbst, dass sich jene colossale Primitivfaser des Haupt- 
stammes schliesslich in eben so viele Zweige spaltet, als das Organ 
Zellen hat — ein Beweis für die Theilung der Nervenprimitivfasern, 
ebenso unumstlösslich als der Reichert’sche Hautmuskel des Frosches. 
Ferner kann dieser eiectrische Nerv als Beweis gegen die Schlingen- 
bildung unter den Endzweigen der Nerven dienen. Denn wenn der 
in einen Schenkel der Schlinge eintretende centrifugale Reiz durch 
den andern Schenkel centripetal geleitet werden soll, so müsste in 
unsern Falle die Hauptfaser des Nerven, von der ja alle jene End- 
zweige ausgehen, eine Leitungsfähigkeit in doppelter Richtung besit- 
zen, was den bisher bekannten Gesetzen über die Nervenleitung nicht 
entspricht. Ob und auf welche Weise die Primitivfaser des Haupt- 
stammes. im Rückenmarke endet, ist noch nicht bekannt, doch ver- 
muthet der Entdecker, dass ihr eine entsprechend grosse Ganglien- 
zelle im Rückenmarke als Ursprung dienen werde. Präparation des 
Markes mit Chromsäure, die Ecker an Bilharz nach Cairo sandte, 
wird hoffentlich bald die interessante Ursprungsweise des Nerven nä- 
her kennen lehren. — 

Auch in Bezug auf die Anatomie des centralen Nervensystems 
brachte die Tübinger Versammlung interessante Neuigkeiten. Sie be- 
ziehen sich nicht sowohl auf die eigentlich nervösen, als auf acciden- 
telle Elemente von noch unbekannter physiologischer Bedeutung. Prof. 
Virchow aus Würzburg lehrte, dass ein jeder Mensch in der 
Axe seines Rückenmarkes einen hölzernen Stamm trage, freilich nicht 
fest genug, um gebrechlichen Constitutionen als Stütze zu dienen. 
Die Sache ist folgende: Schon Purkinje konnte in dem Bindegewebe, 
welches in dickerer oder dünnerer Lage unter dem Ependyma ven- 
triculorum sich befindet, kleine Körperchen von rundlicher Form und 
eoncentrisch-lamellöser Structur, ähnlich den Amylonkörnchen. Köl- 
liker (microscop. Anat. II, 1. S. 501.) fand diese corpuscula amy- 
lacea am fornix, dem septum pellucidum, der Marksubstanz des Mar- 
kes und dem filum terminale; von ihrer chemischen Natur gibt er 
nur an, dass sie von Säuren kaum angegriffen, von Alkalien sehr all- 
mählig gelöst werden, Virchow entdeckte nun, dass sie durch Schwe- 
felsäure und Jod blau gefärbt werden, wodurch sie sich als aus Cel- 
Julose bestehend characterisiren. Ihr Verbreitungsbezirk erstreckt sich 
nach V, auf das Ependyma aller Hirnventrikel, auf das aus dem Foe- 
talleben restirende Ependyma der Rückenmarkshöhle (welches Kölli- 
ker als substantia grisea centralis beschreibt) bis zum filum termi- 
nale hin, und auf die weiche Bindesubstanz der Sinnesnerven, na- 
mentlich des olfactorius. — Das Vorkommen von Cellulose in nie- 
dern, wirbellosen Thieren (z. B. in dem Sacke der Cephalopoden, in 
den Ascidien) ist schon längere Zeit bekannt. In den höheren Thie- 


235 


ren ahnte nran dieselbe nicht und ihre Entdeckung sogar in den 
edelsten Organen derselben ist gewiss von grossem Interesse. 

Herr Giebel theilte Filippi’s Beobachtung eigenthümlicher 
Organe in der Mundschleimhaut des Elephanten mit. An den Alveo- 
larrändern findet sich nämlich eine Reihe kleiner Grübchen von 
0,006 — 0,008 Tiefe, vier auf jeder Seite. Die Oberfläche derselben 
ist roth und körnig, die Körner erscheinen unter der Loupe als Pu- 
pillen. Unter dem Epithelium zunächst liegt ein derber Filz von 
Bindgewebe und elastischen Fasern; die Wände der Grube bildet eine 
röthliche weiche Substanz. Jede Papille enthält eine zierliche Schlinge 
eines Capillargefässes und in der röthlichen Substanz befinden sich 
viele geslielte Bläschen, welche wie aus concentrischen zum Theil 
durch eine klare Flüssigkeit geschiedenen Lamellen zu bestehen schei- 
nen und mit der innersten Lage in den Stiel sich fortsetzen. Eine 
Vereinigung der Stiele konnte nicht aufgefunden werden, ja es gelang 
auch nie einen Stiel seiner ganzen Länge bloszulegen. Vielleicht öffnen 
sie sich in die Grube. Der Durchmesser der Bläschen beträgt meist 
1/, Millimeter. Ob nun dieses Organ eine den Pacini’schen Körper 
ähnliche Bedeutung habe, ob sie mit den Schleimkanälen der Fische 
zu vergleichen oder was sonst ihre Bestimmung sein mag, wagt Fi- 
lippi nicht zu entscheiden. 

Herr Baer erstattete Bericht über die Versuche, welche Dre- 
vermann (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVIL p. 120.) behufs 
der Nachbildung der auf nassem Wege entstandenen 
krystallisirten Mineralien angestellt hat. Leitender Gedanke 
war hierbei, dass die in Drusenräumen vorkommenden Krystalle (vergl. 
S. 6.) weder durch allmählige Verdunstung, noch durch Erkalten 
gesätligter Auflösungen entstanden sein können. Auf folgende Art 
gelang es D. die schwer- und leichtlöslichsten Körper auf leichte und 
einfache Weise zum Krystallisiren zu bringen und ähnlich denkt er 
sich auch die natürlichen Krystalle entstanden. Die Methode lässt 
eine unendliche Mannichfaltigkeit in der Aenderung der bei der Kry- 
stallisation thätigen Kräfte zu. Princip ist, dass man allmählig die 
Verwandtschaft des Lösungsmittels zum aufgelösten Körper ändert, der 
Art, dass letzterer nach und nach ausgeschieden wird. Die Aende- 
rung in der chemischen Anziehung wird bewirkt durch die Diflusion 
zweier Flüssigkeiten zu einander, die so zu wählen sind, dass bei ihrer 
Mischung ein fester Körper abgeschieden wird. Die Anordnung der 
Apparate ist folgende. Auf den Boden zweier ziemlich langer Glascey- 
linder bringt man je ein pulverförmiges Salz, z. B. neutrales chrom- 
saures Kali und salpelersaures Bleioxyd, füllt diese sorgfältig mit rei- 
nem Wasser, stellt sie neben einander in ein grösseres Gefäss und 
füllt dieses gleichfalls mit Wasser, so dass beide Cylinder davon über- 
deckt werden. Nach einigen Monaten hatte sich im Innern des mit 
chromsauren Kali gefüllten Cylinders neben einander prachtvoll mor- 
genrolbe, diamantglänzende Nadeln von Rothbleierz (Pb0,CrO?) 
und kleine dunkelrothe rhombische Tafeln von Melanochroit 


236 


(3Pb0,2Cr0®) angesetzt. Die Nadeln erreichten eine Länge von 3—4 
Millim., brachen aber dann durch zufällige, jedoch unvermeidliche Er- 
schütterungen ab und gelangten so ausserhalb des Bereiches der Be- 
dingungen ihrer Bildung. Gleichfalls bildeten sich hier offenbar ver- 
anlasst durch eine Verunreinigung des chromsauren KO mit kohlen- 
saurem Krystalle von Weissbleierz (Pb0,0C0?). Aehnlich wur- 
den gebildet: Krystalle von Kalkspath, rhombische Tafeln von 
2Ca0.H0,PO°+4H0 und fettglänzende Nadeln, vielleicht 3Ca0,PO>. 
Die Schwerlöslichkeit ist hier durchaus kein Hinderniss, da Unterschiede 
sich auch hier finden; z, B. schwefelsaurer BaO in 43,000 Th. HO 
löslich, amorphes kohlensaures PhbO in 50,000 und Chromgelb noch 
unlöslicher. Die Entstehung der Krystalle erst nach Monaten hat da- 
rin seinen Grund, dass die Flüssigkeiten nicht eher zusammenkom- 
men. Aendert man den Versuch ab, bringt man ein mit trocknem 
Salz gefülltes Gefäss in ein anderes mit Salzlösung, so dass ersteres 
nur wenig überragt wird, so kann man nach mehreren Tagen schon 
kleine Krystalle wahrnehmen, die hier, da die Bedingungen fortdauern, 
stets wachsen müssen. Bei leicht löslichen Körpern ändert man das 
Verfahren dahin ab, dass man die Lösung des Salzes mit einer dün- 
nen Decke von HO vorsichtig übergiesst und nun das Gefäss mit Al- 
kohol füllt. Die Krystallisation tritt schon nach einigen Stunden ein 
und schreitel rasch fort. D. glaubt, dass man die in der organischen 
Chemie so häufig vorkommende Scheidung zweier Körper durch Ver- 
änderung des Lösungsmittels hierdurch mit der Trennung durch Kry- 
stallisation wird verbinden können. — Sobald D., wie er verspro- 
chen, seine weitern Versuche ausführlich wird beschrieben haben, 
werden wir auf diese interessanten Ergebnisse zurückkommen. 
October 12. Herr Heintz sprach über eine Untersuchung 
von H. Rowney (the Quarterly Journal of the Chemical Society 
Vol. VI. p. 97°), welche die Feststellung der Zusammensetzung des 
festen Körpers zum Gegenstande hat, der bei der Destillation von 
Stearinsäure mit Kalk entsteht. Dieser Stoff ist zuerst von Bussy*) 
dargestellt, und von Redtenbacher**) näher untersucht worden. 
Allein die Resultate der Untersuchungen dieser Forscher stimmen nicht 
mit einander überein. Bussy gibt dem aus der Stearinsäure erhalte- 
nen Körper die Formel (68670, Redtenbacher C45H450. Dieser 
hält es daher für identisch mit dem Margaron, welches durch Destil- 
lation der vermeintlichen Margarinsäure mit Kalkerde entsteht, und 
dem Bussy die Formel (6341340 beilegt. Nachdem von dem Vortra- 
genden die Nichtexistenz der Margarinsäure ‘als chemisch reine Sub- 
stanz nachgewiesen worden ist, wird auch die Zusammenselzung des 
Margarons höchst zweifelhaft, Die Untersuchung dieser Substanz ist 
theils deswegen äusserst schwierig, weil sie bei der Elementaranalyse 
nur bei der äussersten Vorsicht ganz vollkommen verbrannt werden 


*) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 9. S. 270.* 
**) Ann, d, Chem, u. Pharm, Bd. 35. S, 46.* 


237 


kann, theils deswegen weil gerade ihre Formel wegen ihres so ge- 
ringen Sauerstoffgehalts nur durch sehr genaue Analysen festgestellt 
werden kann. Ein Körper von der Formel C?H??0 enthält näm- 
lich 82,23 pCt. Kohlenstoff, 13,70 pCt. Wasserstoff und 4,07 püt. 
Sauerstoff und die Formel C3°H?50 verlangt folgende Zusammenset- 
zung: 83,00 pCt. Kohlenstoff, 13,83 pCt. Wasserstoff und 3,17 p£t. 
Sauerstoff. Eine Differenz in der Formel von 8 Atomen Kohlenstoff 
und eben so viel Atomen Wasserstoff veranlasst daher nur eine Dif- 
ferenz von 0,77 pCt. Kohlenstoff und 0,13 pCt. Wasserstoff in der 
procentischen Zusammenselzung. Rowney hat nun nicht nur den durch 
Destillation der Stearinsäure mit Kalkerde erhaltenen festen Körper 
analysirt, sondern auch das Brom haltende Product, welches aus dem- 
selben entsteht, wenn er mit Brom behandelt wird. Beide Untersu- 
chungen seheinen darzuthun, dass das Stearen, wie Rowney diesen 
Körper nennt, eine ganz andere Zusammensetzung besitzt, als man 
bisher glaubte. Es scheint demnach ans 023H?80 zu bestehen. Das 
Brom zersetzt das geschmolzene Stearen unter Entwicklung von Brom- 
wasserstoffsäure. Es wandelt sich in ein rothes, ölähnliches Liqui- 
dum um, das unter Wasser zu einer festen krystallinischen Masse er- 
starrt, aus der durch verdünntes Ammoniak und kalten Alkohol das 
überschüssige Brom entfernt werden kann. Durch Umkrystallisiren 
der ätherischen Lösung erhält man federige Krystalle des neuen Kör- 
pers, die bei 43° —45° C. schmelzen. Die Zusammensetzung dersel- 
c23HY 27 

ben kann durch die Formel Br ausgedrückt werden. Nimmt 
man für das Stearen die Formel 622H?80 an, so entsteht daraus das 
bromhaltige Product nach folgender Gleichung: 


727 
028230 4 2:Br — 02° - O-HB:H. 


Eine weitere Mittheilung des Herrn Heintz bezog sich auf 
eine Arbeit von Wrightson über das Atomgewicht und die Constitution 
des Alkohols, welche sich an einen frühern Aufsatz des Vortragen- 
den*) über diesen Gegenstand eng anschliesst. Auch Wrightson fin- 
det Gründe, welche gegen die Ansicht sprechen, die Willıamson über 
die Zusammensetzung des Alkohols, Aethers und der organischen Säu- 
ren aulgesiellt hat. Ein Theil derselben ist schon in der genannten 
Arbeit des Vortragenden auseinandergesetzt worden. Zu denselben 
fügt aber Wrightson noch einen hinzu, den jedoch Hr. Heintz für 
weniger schlagend erachten zu müssen glaubt, theils weil er sich 
nicht allein auf die Resultate von Versuchen, sondern gleichzeitig auf 
eine andere Theorie stützt, deren Richtigkeit durchaus nicht zur Evi. 
denz gebracht ist, theils weil in der Beweisführung selbst ein we- 
sentlicher Fehler erkannt werden kann. Nachdem nämlich Kolbe 
und Frankland**) gefunden hatten, dass die Cyanverbindungen der 


*) Diese Zeitschrift Bd. I. S. 101.* 
**, Ann. d. Chem, u, Pharm, Bd. 65. S. 288,* 


238 


Alkoholradikale (C2N-HErHn+1) durch Kochen mit einer, wässrigen 
Lösung von Kalihydrat in Ammoniak, und in Säuren der Reihe der 
felten Säuren zerlegt werden, so zwar, dass der ganze Kohlenstoff- 
gehalt der Cyanverbindung, auch der des Cyans in diese Säure über- 
geht, dass ferner*) eine wässrige Lösung von essigsaurem und va- 
leriansaurem Kali durch den electrischen Strom in kohlensaures Kali, 
Kohlensäure und das Radikal Methyl und Butyl zerfällt, und nachdem 
endlich Dumas, Malaguti und Leblanc**) gezeigt haben, dass 
essigsaures Ammoniak in Cyanmethyl zurückgeführt werden kann, 
durfte Kolbe die Hypothese festhalten, dass die Säuren der Fettsäure- 
reihe sämmtlich Radikale der Alkoholreihe enthalten, in denen aber 
zwei Atome Kohlenstoff weniger vorhanden sind, als in einem Atom 
der Säure. Diese zwei Atome Kohlenstoff, welche letztere mehr ent- 
hält als das entsprechende Alkoholradikal glaubte daher Kolbe anfangs 
darin als mit den drei Atomen Sauerstoff der Säure zu Oxalsäure 
verbunden annehmen zu dürfen. Die Säuren der Fettsäurereihe, oder 
vielmehr alle drei Atome Sauerstoff enthaltende organische Säuren 
sollten daher nach ihm als mit verschiedenen organischen Radikalen 
gepaarte Oxalsäure zu betrachten sein. Diese Ansicht aber verallge- 
meinerie er bald durch die Annahme, dass nicht Oxalsäure in diesen 
Säuren präexistirt, sondern ein aus zwei Atomgruppen bestehendes 
 Radikal, von denen die eine ein Alkoholradikal ist, die andere aber 
aus zwei Atomen Kohlenstoff besteht. Nimmt man nun die Richtig. 
keit dieser Ansicht von der Constitution der organischen Säuren als 
erwiesen an, die jedoch keineswegs feststeht, wie dies schon oben 
angedeutet ist, so werden, wie Wrightson meint, die Formeln für 
diese Körper bei gleichzeitiger Annahme der Richtigkeit der Hypothese 
von Williamson höchst complieirt. Er hält es nämlich für nothwen- 
dig, in der Formel der Essigsäure, welche nach Kolbes Hypothese 


N 
= (C?H?)C%,03 ist, zwei Atome Methyl, wie es Williamson schreibt, 
(Ch?) anzunehmen. Dann würde die Formel der Essigsäure bei Com- 


N 
Ch? ! 
ca) 030° werden, die des 


u 5 N 

ınall — 

bination beider Hypothesen h o+( 
D ES 

en C?H> CHaNE _ 4 

ssigäthers ooyg5(0 + 12) 30 . Dann dürfte Wrightson ferner 

schliessen, dass man Verbindungen müsste darstellen können, in de- 

nen die beiden in jenen Säuren enthaltenen Atome der Alkoholradi- 

kale von einander in der Zusammensetzung abweichen. Es müssten 

also Verbindungen existiren, deren Zusammensetzung durch die Formeln 
IN VEN 


ZEN 
h AR 12, 28h Een Dach GN 
N 0+(c21)0308; h | 0+(cmı)0303 h | 0 +(caı)030° 


ausgedrückt werden könnte, welche in die gewöhnliche Schreibweise 


*) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 69. S, 257.* 
**) Compt, rend. Tom. 25. p. 383, 


239 


umgesetzt = C5H20°3+H0; C°H70°+H0; C°H80°-+-HO wären, 
Daraus, dass es Wrightson nicht gelungen ist, solche Verbindungen 
darzustellen, schliesst er, dass die Hypothese von Williamson unrich- 
lg sei. 

Die Resultate dieser Versuche sollen jedoch im Auszuge erst 
mitgetheilt werden, nachdem der Irrthum, in welchen Wrightson ohne 
Zweifel verfallen, aufgedeckt worden ist. Dieser Irrthum besteht ein- 
zig und allein darin, dass Wrightson der Meinung ist, die Combina- 
tion der Hypothesen von Kolbe und Williamson bedinge nothwendig 
die Annahme, dass in einem Aequivalent einer organischen Säure, 
zwei Aequivalente der Alkoholradikale, wie letzterer sie annimmt, ent- 
halten seien. Dies ist jedoch nicht der Fall. Denn wenn man die 
Formel der Essigsäure, wie sie Kolbe schreibt, in die Form überfüh- 
ren will, die ihr Williamson gegeben haben möchte, wenn er Kolbe’s 
Hypothese mit angenommen hätte, so muss man die Anzahl der Koh- 
lenstofl- und Sauerstoflatome halbiren, während die der Wasserstofl- 


— 
atome ungeändert bleiben. Aus HO-+-(C?H3)C?,03 erhält man also 


EN 
h0%/a+(Ch3)C,01/2 oder besser um diese Formel Williamson’s Schreib- 
VEN 


A Ä Ana 
weise vollkommen zu nähern (Ch eK, aeg" ee 
erselzen durch Metalle und irgend welche organische Radikale. Wird 
es durch C?h® erselzt, so hat man die Zusammensetzung des Essig- 
äthers, wird-es durch C5h?! ersetzt, so entsteht essigsaures Amyl- 
oxyd. Andererseits lässt man an Stelle von Ch?, C?h?, C3h?, C*h° ete. 
trelen, so erhält man Propionsäure-, Butiersäure-, Valeriansäurehy- 
drat etc, Tritt an Sallandgs (Ch?) h, so hat man die Ameisensäure, 


u ernatl et sein muss, Wird endlich h durch 


nn 
(Ch3)CO ersetzt, so entsteht nach Williamson’s Vorstellungsweise die 
wasserfreie Essigsäure, deren Formel dann wäre 


Bi 
(Ch3)CO 
[EN 


(Ch3)CO 

In ähnlicher Weise, wie in dem Vorhergehenden, widerlegt Wil- 
liamson *) selbst den Einwurf, welchen Wrightson gegen seine Theo- 
rie vorgebracht hat. Damit soll aber hier dieser Theorie nicht das 
Wort geredet sein, denn in dem frühern Aufsatze des Vortragenden 
sind genügende Gründe gegen ihre Brauchbarkeit aufgeführt worden. 

Hieraus folgt zwar, dass der Zweck, welchen Wrightson er- 
reichen wollte, nämlich nachzuweisen, dass Williamson’s Hypothese von 
der Zusammensetzung des Alkohols und seiner Derivate unrichtig sei, 
durch die von ihm angestellten Versuche nicht erreicht werden konnte, 


*) Philos, magaz. Vol. 6. p, 204.* 


240 


allein dessenungeachtet möchten die Versuche selbst und ihre Resul- 
tate, obgleich sie negativer Natur waren, nicht ohne Interesse sein. — 
Zuerst versuchte Wrightson durch gleichzeilige Zersetzung von Cyan- 
äthyl und Cyanamyl mittelst Kalihydrat eine Doppelsäure zu erzeugen, 
in der nach Kolbe’s Hypothese Aethyl und Amyl enthalten angenom- 
men werden musste. Aus ersterem musste durch jene Basis Propion- 
säure, aus letzterem Capronsäure entstehen. Es war möglich, dass 
beide im Entstehungsmoment jene Doppelsäure bilden könnten. Es 
entstand jedoch nur ein Gemisch von beiden Säuren. — Darauf hoffte 
Wrightson eine dem Kyanäthin (CPHA53C?N. oder (30C?H>-H302N) 
analoge Verbindung zu erhalten, in der aber ein Aequivalent 03H 
durch C10H1! ersetzt ist, wenn er Cyanäthyl und Cyanamyl gleich- 
zeilig erzeugte, und sie im Entstehungsmomente auf einander einwir- 
ken liesse, indem er hoffte, dass ein solches Product durch Einwir- 
kung von Kalihydrat in die gesuchte Doppelsäure verwandelt werden 
möchte. Er mischte deshalb gleiche Aequivalente schwefelsauren Ae- 
ihyloxyd-Kalis und schwefelsauren Amyloxyd-Kalis innig mit 2 Aequi- 
valenten Cyankalium zusammen und erhitzte die Mischung. Aber auch 
in diesem Falle bildete sich nur eine Mischung von Cyanäthyl und 
Cyanamyl, aus der durch Einwirkung von Kali wiederum eine Mi- 
schung von Propion- und Capronsäure erhalten werden konnte, — 
Schliesslich sollen noch die Resultate der Untersuchung einiger propion- 
saurer und einiger capronsaurer Salze, welche Wrightson ausgeführt hat, 
kurz erwähnt werden. — Propionsaure Kalkerde krystalilisrt 
in schönen, langen, zusammengruppirten Prismen, die nicht verwiltern, 
über Schwefelsäure getrocknet 1 Atom Wasser zurückhalten, das 
erst bei 100°C. entweicht. Dieses Salz besteht aus CSH>0°Ca0+H0. 
— Propionsaures Kupferoxyd C6HE50°Cu0-+H0 bildet oclaö- 
drische dunkelgrüne, leicht lösliche Krystalle. — Propionsaure 
Baryterde C6H50°Ba0 -+-HO bildet breite tafelarlige Prismen, — 
Propionsaures Amyloxyd C6H5034-C10H1!0 wird durch De- 
stillation von propionsaurem Kali mit schwefelsaurem Amyloxyd - Kali 
als eine farblose, nach Ananas riechende, wenig in Wasser, dagegen 
in jedem Verhältniss in Aether und Alkohol lösliche Flüssigkeit ge- 
wonnen, — Gapronsaure Talkerde krystallisirt in sternförmig 
gruppirten Nadeln und besteht aus C12H110°MgO -+HO. (Philosoph. 
magaz. Vol. VI. p. 86.*) 


Herr Heidenhayn gab die Fortsetzung seines Berichtes aus 
den Verhandlungen der anatomisch-physiologischen Section der Natur- 
forscherversammlung zu Tübingen. — Exactere Untersuchungen über 
den Puls konnten bisher nur an Thieren angestellt werden, weil die 
bisherige Untersuchungsmethode eine Eröffnung der Arterien nolhwen- 
dig machte. Es wird daher besonders den Aerzten, welche häufig 
genug Klage über die Unanwendbarkeit der neuern physiologischen 
Forschungen auf die Praxis führen, eine neue Methode Vierordts aus 
Tübingen willkommen sein, die es möglich macht, den Puls wenigstens 


241 


in Bezug auf einige Qualitäten ohne Eröffnung der Ader einer ge- 
nauern Untersuchung zu unterwerfen. Vierordt lässt die art. radia- 
lis eines Menschen, dessen Arm in einer hölzernen Hohlrinne durch 
anschraubbare Lederkissen fixirt ist, auf einen einarmigen Hebel aus 
Stahl oder Holz wirken., Bei jeder Arteriendiastole wird der Punkt 
des Hebels, welcher auf der Arterie liegt, gehoben, um bei der Systole 
wieder zu sinken. Das freie Ende des Hebels macht dabei natürlich 
um so grössere Bewegungen,- je entferuter es dem Angriffspunkte der 
auf den Hebel wirkenden Kraft liest. Durch willkürliche Verlänge- 
rung des Hebels und durch möglichstes Naherücken des Drehpunktes 
des Hebels an die. Arterie können mithin die Bewegungen des freien 
Hebelendes beliebig vergrössert werden. Sie zeichnen sich mittelst 
eines Pinsels, welcher an der Spitze des Hebels sitzt, an einem Ky- 
mographion ab. Die Pulsbewegungen, bisher dem immerhin unsichern 
Urtheile des tastenden Fingers des Arztes unterworfen, werden so 
auf leichte Art fixirt; man erhält eine Curve des menschlichen Pulses, 
welche die feineren Nuancen desselben bildlich darstellt, die früher 
an den Gefühlswärzchen ohne Eindruck spurlos vorübergingen. Vier- 
ordt zeichnete z. B. vor einer grössern Zahl von Aerzten den Puls 
des Tübinger Anatomiewärters, an welchem Niemand auch bei der 
srössten Aufmerksamkeit etwas Aussergewöhnliches entdecken konnte. 
Die Curve wies deutliche Dierotie nach, denn der absteigende Ast 
jeder einzelnen Welle machte auf der Hälfte seines Weges eine In- 
flexion und stieg ein wenig, um erst dann zur Abscisse zurückzukeh- 
ren. Aus der Höhe der einzelnen Wellen der Curve kann auf die 
Grösse des Pulses, aus der Anzahl von Wellen auf einem bestimm- 
ten Abseissenstücke, dessen Zeitwerih aus der Drehungsgeschwindig- 
keit des Kymographions bekannt ist, auf die Frequenz, aus der Ab- 
seissenlänge jeder einzelnen Welle auf die Geschwindigkeit geschlos- 
sen werden, und zwar mit ziemlicher Sicherheit, da ja alle diese 
Qualitäten des Pulses graphisch dargestellt sind. Mit ziemlicher Sicher- 
heit, denn es ist freilich nicht zu läugnen, dass diese Methode der 
graphischen Darstellung mancherlei Fehlerquellen in sich schliesst. 
Vor Allem würde eine Vergleichung der Pulse verschiedener Indivi- 
duen nur unsichere Resultate geben können, da die art. radialis nicht 
immer in gleicher Tiefe unter der Oberhaut liegt. Sie ist bald durch 
dickere bald durch dünnere Lagen von Zellgewebe und Fett bedeckt. 
So kann es geschehen, dass die Höhe der Pulswellen und somit auch 
ihre Länge bei gleicher Diastole der Arterien ungleich ausfällt. Selbst 
bei einem Individuen werden Pulswellen, welche unter verschiedenen 
körperlichen Zuständen, mit denen ja besonders die Fettmenge des 
subeutanen Zellgewebes so ausserordentlich wechselt, aufgezeichnet 
wurden, einen Vergleich bis zur letzten Genauigkeit nicht zulassen. 
Immerhin wird uns die graphische Darstellung des Pulses genauere 
Aufschlüsse über denselben geben, als es das blosse Anfühlen des- 
selben zu thun vermag, und wenn die Mediein einst die Kenntniss 
des Pulses gehörig allseitig zu verwerthen gelernt hat, wird sie dem 


16 ** 


242 


Erfinder des neuen Instrumentes gewiss Dank dafür wissen. — Ueber 
den Einfluss von Chloroform- und Aetherinhalationen auf den Blut- 
druck hat Prof. Vierordt Untersuchungen an Hunden angestellt. Aus 
den Curven, welche er miltelst des Volkmann’schen Hämodynamome- 
ters zeichnete, ergab sich, dass nach der Einathmung grösserer Quan- 
titäten der mittlere Blutdruck zuerst um beträchtliches (4/g, !/z, selbst 
um das Doppelte) steigt, wahrscheinlich in Folge der bei eintreten- 
der Betaubung mit grosser Energie stattfindenden Respirationsbewe- 
gungeu. Die einzelnen Pulswellen sind dabei anfangs beträchtlich 
hoch, nehmen aber bald ab und werden unregelmässig. Mit ihnen 
sinkt auch der mittlere Blutdruck bis auf 2/3, selbst auf die Hälfte 
der normalen Höhe. Im Maximum der Betäubung werden die einzel- 
nen Pulscurven sehr niedrig und bewahren dabei eine auflallende 
Gleichmässigkeit, weil der Einfluss der Respiralion fast ganz zu schwin- 
den scheint. Wird die Narkotisirung bis zum Tode fortgesetzt, so 
erfolgen im Momente des Todeskampfes noch einige heftige Respira- 
tionsbewegungen; sie bewirken eine momentane Steigerung des mitt. 
lern Blutdrucks über die Norm hinaus, dem bald ein Sinken auf 5 
oder 1/, folgt. Anf dieser Höhe erhält sich dann der Druck bis zum 
Erlöschen des Lebens. — Von practischem Interesse ist, dass bei 
Chloroformirung der Blutdruck weit schneller sank und der Einfluss 
der Respiration auf dıe Cirenlation weit eher aufhörte, als bei Aelhe- 
sisirung; ein bedeutsamer Wink für die Aerzte, dem Aether vor dem 
gefährlicheren Chloroform bei Anästhisirungen den Vorzug zu geben. 

Eine neue Methode, den Gehalt des Blutes an rothen Blutkör- 
perchen mit annähernder Genauigkeit in kürzester Zeit zu bestimmen, 
theilte Prof. Vogel aus Giessen mit, Sie beruht auf Vergleichung 
der Farbe des aus der Ader gelassenen Blutes mit einer Farbenscale, 
welche hergestellt wird durch Verdünnung eines Blutes von ander- 
weilig bekanntem Gehalte an Körperchen mit verschiedenen Mengen 
Wasser. Jede dieser Mischungen, deren Körperchengehalt durch den 
bekannten Wasserzusatz zu einem auf die Menge seiner Körperchen 
untersuchten Blute ebenfalls bekannt ist, hat eine bestimmte, hellere 
oder dunklere Farbe. Man reiht nun das zu untersuchende Blut in 
diese Farbenscala ein und giebt ihm den Körperchengehalt der Mi- 
schung, mit welcher seine Farbe übereinstimmt. Man wird freilich 
dadurch nur zu höchst oberflächlichen Bestimmungen kommen kön- 
nen, einmal, weil es mit der Vergleiehung der Farben bis zu einer 
gewissen Genauigkeit ein übel Ding ist, vorzüglich aber, weil es durch- 
aus nicht erwiesen ist, dass zwei Blutsorten von gleicher Farbe auch 
eine gleiche Zahl von Blutkörperchen enthalten. Was der einen Sorte 
an Menge der Körperchen abgeht, kann ihr durch intensivere Färbung 
jedes einzelnen ersetzt werden, so dass bei ungleichem Blutkörper- 
ehengehalte dennoch zwei Blutsorten leicht dieselbe Farbe haben kön- 
nen, Doch braucht der Pracliker am Ende auch nur annähernde Be- 
stimmungen; es handelt sich für ihn nur darum, ob der Blutkörper- 
chengehalt beträchtlich über die Norm gestiegen oder unter die Norm 


243 


gesunken ist, und soviel leistet jene leicht anwendbare Methode ge- 
wiss. Für den Practiker aber allein hat sie der Erfinder bestimmt, 

Ueber diesen Gegenstand erhob sich eine Diskussion. Unter 
Andern bemerkte Hr. Heintz, dass diese Methode der Blutuntersu- 
chung aus dem von Hrn. Heidenhayn schon angeführten Grunde 
nicht nur nicht die relative Menge der in verschiedenen Blularten 
enthaltenen Körperchen zu bestimmen erlaubt, sondern dass sie aus 
einem andern Grunde nicht einmal ein Maass abgiebt für die Menge 
des Blutfarbstoffs in demselben. Die Farbe des Blutes ist nämlich 
nicht allein abhängig von der Menge des Blutfarbstoffs sondern auch 
von der Art, wie derselbe in dem Blut enthalten ist. Tritt er durch 
irgend einen Umstand aus den Körperchen heraus, so dass er sich 
in dem Serum auflöst, so ist die Färbung, die er dem Blute ertheilt, 
eine ganz andere als so lauge er sich innerhalb der Körperchen be- 
findet. Der Zusatz von Wasser zum Blute ist ein solches Mittel den 
Farbstoff aus den Blutkörperchen austreten zn machen. Ein und die- 
selbe Quantität Wasser kann aber auf verschiedene Blutarten in die- 
sem Punkte ganz verschieden einwirken. Dazu kommt noch, dass 
selbst die Form der Blutkörperchen, die durch den Zusatz von Was- 
ser je nach der Zusammensetzung des Serums oder der Blutkörper- 
chen verschiedenartig modifieirt werden kann, auf die Farbe des Bluts 
den wesentlichsten Einfluss hat. Die biconvexen Blutkörperchen fär- 
hen dasselbe ganz anders als die biconcaven,. Herr Heintz spricht 
daher seine Meinung dahin aus, dass die Farbe des Bluts namentlich 
des mit Wasser verdünnten von zu vielen Umständen abhängig ist, 
als dass man aus derselben allein auf die Menge der Blutkörperchen 
im Blut schliessen dürfte. 

October 19. Herr Heppe in Potschappel hat das Verhal- 
ten des Nitroprussidnatriums zu verschiedenen Reagentien zu ermitteln 
gesucht, Das zu diesen Versuchen verwendete Salz war sowohl nach 
der von Playfair*), als auch nach der von Overbeck**) ange- 
gebenen Methode dargestellt, und durch Umkrystallisiren aus heissem 
Weingeist gereinigt. So gereinigt stellt das Nitroprussidnatrium schöne, 
glänzende, rubinrotbe Krystalle dar, die sich leicht in Wasser und 
heissem Alkohol, schwerer in kaltem lösen. In Holzgeist (Methylalko- 
hol) und Aether lösen sie sich auch etwas. — Durch concentrirte 
Chlorwasserstoffsäure wird das Salz zersetzt, ebenso durch concen- 
trirte Scawefelsäure unter starker Gasentwickelung. — Die wässrige 
Lösung des Nitroprussidnatrium wird weder durch Aetzammoniakflüs- 
sigkeit, noch durch Chlorammoniumlösung, noch durch kohlensaure 
Ammoniaklösung getrübt. — Durch eine Auflösung von Chlorbaryum 
oder salpetersaurer Baryterde entsteht in der Playfair’schen Salzlösung 
keine sichtbare Veränderung. — Ebenso verhält sich die Lösung der 
salpetersauren Strontianerde. — Auch durch Chlorcaleiumlösung wird 


*) Phil. Mag. 3. Ser. Vol. XXXVI. p. 197. 271. u. 348, 
**) Archiv d. Pharm. Bd. LXAIL. p. 270. 


244 


die wässrige Nitroprussidnatriumlösung nicht getrübt, durch Kalkwas- 
ser tritt jedoch eine dunklere, weingelbe Färbung ein. — Die Lösun- 
gen von schwefelsaurer Magnesia, von Alaun, von essigsaurem Man- 
ganoxydul und schwefelsaurem Zinkoxyd werden ebenfalls durch obige 
Salzlösung nicht getrübt; auch nicht durch Kochen. — Durch salpe- 
tersaures Kobaltoxyd entsteht sofort eine starke, rösafarbige Trübung, 
der Niederschlag setzt sich erst nach längerer Zeit ab, und löst sich 
leicht in Aetzammoniak mit schön grüner Färbung. — Durch salpe- 
petersaure Nickeloxydlösung entsteht in der Lösung des Nitroprussid- 
natriums sofort eine weisse, opalisirende Trübung. Der gelalinöse 
Niederschlag setzt sich erst nach sehr langer Zeit ab. Er ist in 
Aetzammoniak löslich. — Eine Lösung von schwefelsaurem Cadmium- 
oxyd bewirkt in einer Lösung des Nitroprussidnatrium sofort einen 
blassrosafarbigen Niederschlag, der wach dem Trocknen noch heller 
erscheint. — Mit der Lösung des essigsauren Bleioxyds erhält man in 
der Nitroprussidnatriumlösung keinen Niederschlag; durch basisch es- 
sigsaures Bleioxyd entsteht nur eine theilweise Fällung, indem ein 
schmutzig gelber, nur geringer Niederschlag zu Boden fällt, und die 
überstehende Flüssigkeit noch röthlichgelb gefärbt erscheint. — Mit 
saurer salpetersaurer Wismuthoxydlösung keine Trübung in der Salz- 
lösung. Dagegen bewirkt eine Lösung von schwefelsaurem Kupfer- 
oxyd sofort einen graublauen Niederschlag von Nitroprussidkupfer. — 
Auch salpetersaure Silberoxydlösung bewirkt sogleich einen starken 
weissen Niederschlag. — Die Nitroprussidnatriumlösung wird durch 
Quecksilberchloridlösung nicht verändert, wohl aber durch salpeter- 
saure Quecksilberoxydlösung röthlichweiss gefällt; durch salpetersaure 
Quecksilberoxydullösung entsteht ein fast weisser Niederschlag. Beide 
Niederschläge lösen sich vollkommen in Aetzammoniakflüssigkeit ; die 
Lösung zersetzt sich aber sehr bald. — Nitroprussidnatrium in Al- 
kohol gelöst, und mit einer alkoholischen Lösung von Platinchlorid 
versetzt, verändert sich nicht. — Die wässrige Lösung des Nitroprus- 
sidsalzes gibt mit Goldchloridlösung keinen Niederschlag, kocht man 
jedoch das Gemisch, so trübı es sich und wird weiss opalisirend, ge- 
gen das Licht gehalten, röthlich durchscheinend, und nach wenigen 
Stunden setzt sich ein schmutzig weisser Niederschlag ab. — Mit 
Brechweinsteinlösung entsteht kein Niederschlag. — Mit Lösung von 
wolframsaurem Natron ebenfalls nich. — Eine durch Chlorwasser- 
stolfsäure geklärte Lösung von Zinnchlorür bewirkte in der Nitro- 
prussidnatriumlösung keine Trübung, übersättigt man jedoch die Mi- 
schung mit Ammoniak so entsteht nicht, wie gewöhnlich, ein weisser, 


sondern ein isabellgelber Niederschlag. — Mit Eisensesquichlorid ent- 
steht kein Niederschlag, wohl aber mit schwefelsanrer Eisenoxydullö- 
sung ein hellbrauner. — Mit wässrigem anderthalb Chlorchrom bil- 


det sich sofort ein graugrüner gelatinöser Niederschlag. 

Herr Tausch theilte die Resultate mit zu denen Lehmann bei 
seinen neuesten Untersuchungen über die im Blute enthaltene krystal- 
lisirbare Proteinsubstanz, von der bereits in einer früheren Sitzung 


245 
die Rede war (Bd. I. p. 280.), gekommen ist. Die zahlreich ange- 
stellten Versuche lehrten, dass nicht die Verdunstung der Flüssigkeit, 
wie man dies nach der ersten Entstehungsweise der Krystalle unter 
den Deckplättchen bei der mikroskopischen Beohachtung hätte erwar- 
ten sollen, sondern die Einwirkung des Sauerstoffs und der Kohlen- 
säure der Atmosphäre. und die des Lichtes als wesentliches Beförde- 
rungsmittel die Krystallbildung bedinge. Die grosse Schwerlöslichkeit 
der Krystalle deutete an, dass sie nicht völlig identisch mit der ur- 
sprünglich in den Blutkörperchen gelösten Substanz sein dürften, denn 
während das Meerschweinchenblut wenigstens 7 pCt. dieser Substanz 
liefert, vermag das Wasser, selbst wenn es Salz und Eiweiss enthält, 
doch nur 0,17 pCt. aufzulösen. Durch künstliche Anwendung der 
oben genannten Agentien gelang es eine sichere Methode zur Darstel- 
lung der Krystalle im Grossen aus dem mit Wasser verdünnten Blut 
zu finden. Die Einwirkung des Sauerstoffs muss stets der der Koh- 
lensäure vorausgehen und zwar muss das Blut vollständig mit Sauer- 
stoff gesättigt sein, bevor man die Kohlensäure hineinleitet, sonst schei- 
det sich nicht alle krystallisirbare Substanz aus. Ozonisirter Sauer- 
stoff war ohne bemerklichen Einfluss auf die Krystallbildung; ebenso 
Wasserstoff, wenn es allein angewendet wurde. Die Stelle der Koh- 
lensäure vermag letzteres Gas nicht zu vertreten, wohl aber die des 
Sauerstoffs, eine auffallende Thatsache, da die Wichtigkeit des Sauer- 
stoffs bei der Krystallbildung so entschieden erwiesen schien. Leh- 
mann ist jedoch nicht geneigt anzunehmen, dass der Wasserstoff bei 
der Bildung der Krystalle die Rolle des Sauerstoffs spiele, sondern 
er meint vielmehr, dass der in der Flüssigkeit vorhandene oder der 
aus der Atmosphäre hinzutretende Sauerstoff die stets geringere Menge 
der Krystalle erzeugt habe. Substituirt man den Sauerstoff durch * 
Stickstoffoxydul, so fällt die Ausbeute ebenfalls stets geringer aus. 
Kohlenoxydgas vernichtet in jedem Falle die Krystallisationsfähigkeit 
des Blutes, ja es wirkt sogar zersetzend auf die bereits gebildeten 
Krystalle ein; ebenso wie auch durch Kohlenoxyd geschwärztes Blut 
durch Sauerstoff nicht wieder seine lichte Farbe erlangt. Weder die 
Abwesenheit von Fibrin, noch die Anwesenheit von Serum ist zur 
Bildung der Krystalle nothwendig. Selbst die letzten Auswaschflüs- 
sigkeiten der Blutkuchen, die gewiss nur Spuren von Serumbestand- 
theilen enthalten, liefern die schönsten und reinsten Krystalle. Aus 
dem Serum selbst aber sind diese auf keine Weise zu erhalten, Die 
Gegenwart von Fihrin ist der Krystallbildung sogar förderlich. 
Die specielle Methode zur Darstellung der Blutkrystalle ist nun fol- 
gende: Das aufgefangene Blut wird, wo möglich vor vollständiger Ge- 
rinnung, mit ungefähr dem gleichen Gewicht oder Volum destillirten 
Wassers gemischt; ehe der Blutkuchen sich zu contrahiren anfängt, 
wird er mit einer Cooperschen Scheere in mässig kleine Stücke zer- 
schnitten. Um nun den Faserstoff weiter zu zerkleinern und von 
Blutkörperchen möglichst zu befreien, bedient sich L. einer Spritze 
mit gläsernem Cylinder und gut schliessendem Stempel; an Stelle der 


246 


gewöhnlichen Canüle ist auf die Messingumfassung des Cylinders eine 
siebförmig durchlöcherte Platte von Messing aufzuschrauben. Durch 
die Löcher — von 0,25 Millim. Durchmesser — wird das Coagulum 
hindurchgepresst und unmittelbar auf ein Leinwandfilter gegeben, aus 
welchem durch Auspressen die cruorreiche Flüssigkeit gesammelt wird. 
Bei grösseren Blutmengen, wie man von Menschen, Hunden und grös- 
seren Säugethieren überhaupt erhält, ist es voriheilhafter, das unge- 
wässerte Blut erst vollständig gerinnnen, den Blutkuchen sich contra- 
hiren zu lassen und das ansgepresste Serum abzugiessen, ehe man 
denselben zerschneidet und in die Spritze bringt; der Faserstoff auf 
dem Filter wird dann mit so viel Wasser ausgewaschen, dass die 
durchgelaufene Cruorflüssigkeit etwa mit dem gleichen oder 14/,fachen 
Volum Wasser verdünnt ist. Durch diese wird nun eine halbe Stunde 
lang Sauerstoff geleitet, so dass sich fortwährend auf deren Oberflä- 
che grossblasiger Schaum befindet. Leitet man dann Kohlensäure 
durch die Flüssigkeit, so beginnt die Krystallbildung gewöhnlich schon 
nach 5 Minuten; nach 12 bis 15 Minuten wird die Trübung sehr 
bedeutend und beim blossen Stehen hat sich die Krystallsubstanz nach 
2 Stunden vollständig abgeschieden. — Diese Methode ist jedoch nur 
dann anwendbar, wenn das Blut, wie hei Meerschweinchen, Ratten, 
Mäusen etc., tetraedrische Krystalle liefert. Beim Blut anderer Thiere, 
deren Krystalle in Prismen — wie bei den meisten Thieren, beson- 
ders beim’ Pferde, Hunde, Igel — sechsseitigen Tafeln — bis jetzt 
nur beim Eichhörnchen gefunden, — oder in reinen Rhomboedern 
— wie beim Hamster — anschiessen, erleidet die Darstellungsme- 
thode wegen der leichteren Auflöslichkeit der Krystalle insofern eine 
Modifikation, als durch Zusatz von Alkohol die Lösungsfähigkeit des 
Wassers vermindert werden muss. Wird der Alkohol vor Anwendung 
der Gase der (ruorflüssigkeit zugesetzt, so hat dies noch den Vor- 
theil, dass er das Austreten des Hämatokrystallins, wie L. diese kry- 
stallisirende Proteinsubstanz nennt, aus den Blutkörperchen beschleu- 
nist, An die Stelle des Alkohols kann auch oft mit gleich gutem 
Erfolge Aeiher gesetzt werden, der noch schneller als Alkohol die en- 
dosmotische Strömung zwischen Zellen und Intercellularflüssigkeit um» 
kehrt. Diese Umkehrung der endosmotischen Strömungen ist zur Er- 
zielung der Krystalle wesentlich nothwendig und daher die Verdün- 
nung der Cruorflüssigkeit mit Wasser unvermeidlich. Bei den leicht- 
löslichen prismatischen Krystallen reicht aber die Anwendung von 
Aether allein nicht aus; ein geringer Zusatz von Alkohol ist hier 
nothwendig. Bei den hexagonalen und rhombischen Krystallen genügt 
es, nach Einleiten der Gase, ln Volum Aether zu zuseizen, um fast 
augenblicklich eine vollständige Ausscheidung der Krystalle zu erzie- 
len. — Alle diese verschiedenen Krystalle schliessen noch viele mor- 
photische Elemente des Blutes ein. Eine reine Lösung erhält man, 
wenn man die Krystalle so lange mil reinem oder spiritnshalligem 
Wasser schlämmt, bis die filtrirte Flüssigheit weder durch salpelersau- 
res Silberoxyd, noch durch Quecksilberchlorid und Zinnchlorür gefällt 


247 


wird. Bis jetzt wenigstens ist die Erwartung getäuscht worden, aus 
jener reinen Lösung die Substanz wieder krystallisirt zu erhalten. 
Ein Umkrystallisiren gelang bis jetzt nur sehr unvollständig, wiewohl 
die Krystallisationsfähigkeit nicht verloren ist. Unter dem Deckplätt- 
chen krystallisirt die Substanz wie gewöhnlich, ja sie bildet dann 
meisst grössere und ausgebildetere Krystalle. Bringt man eine dünne 
Schicht der Lösung in eine sehr flache Schale und überlässt sie an 
der Luft der Verdunstung, so krystallisirt die Substanz wie ein ge- 
wöhnliches Mineralsalz; an den Rändern bilden sich zahlreiche Efflo- 
rescenzen, in der Mitte der Flüssigkeit die schönsten und grössten, 
mit blossem Auge sehr gut sichtbaren Krystallformen. Indessen er. 
hält man hier nicht genügende Mengen, wie sie die genauere Unter- 
suchung fordert. Versucht man diese zu erlangen, so zersetzt sich 
selbst bei niederen Temperaturen das Ganze unfehlbar. Selbst im 
Vacuo entstehen keine Krystalle, ja eine Lösung, welche unter der 
Luftpumpe gewesen war, hatte ihre Krystallisationsfähigkeit vollständig 
verloren. L. hält dies durch den Verlust an Kohlensäure, die sich 
unter der Lultipumpe entwickelt, bedingt. Somit scheint es, dass der 
krystallisirte Körper eine Verbindung von Kohlensäure mit einer Pro- 
teinsubstanz sei. Durch neues Einleiten der Gase konnte die Krystal- 
lisationsfähigkeit nicht wieder hergestellt werden. Eine approximative 
Analyse ‚der Krystalle aus Hundeblut gibt wenigstens eine Idee von 
der Zusammensetzung der merkwürdigen Substanz. — Resultate der 
Analysen: 


I. 1. II. 
C 55,41 55,24 55,18 
H 2308. .7,12% 7,14 
N 17,27 17,31 17,40 


O mit etwas S 20,24 20,33 20,28 


Die coagulirte, mit Wasser, Alkohol und Aether ausgelaugte Substanz 
enthielt nur wenig S: für Hundeblut 0,206 bis 0,253 pCt; für 
Meerschweinchenblut 0,405 bis 0,526 pCt. — In dem ausgelaugten 
Hamätokrystallin des ersteren fand man 0,718 bis 0,938 pCt. Asche, 
im Vacuo getrocknet, aber nicht ausgelaugt, 1,323 bis 1,392 pCt. 
Die Metaphosphorsäure der Asche ist in dem löslichen, unveränderten 
Hämatokrystallin als gewöhnliche Phosphorsäure, phosphorsaures Salz 


oder gepaarte Phosphorsäure enthalten. — Resultate der Analysen 
der Asche der Krystalle von Meerschweinchen- (l.) und Hundeblut (II.) : 
l: 1. 
Eisenoxyd 48,65 63,54 
Phosphorsäure 18,75 19,81 
Kalk 5,51 5,96 
Talkerde 141 0,97 


Ehlorkalium 22,93: 5,21 
Schwefels. Kalk 2,33 3,46 
99,48 99,25 


248 


Die Asche der coagulirten und ausgewaschenen Krystallsubstanz ent- 
hält 91—95,8 pCt. Fe?0° und neben diesem nur Phosphate. — Die 
unlöslichen, morphotischen Elemente sind in der auskrystallisirten Sub- 
stanz in verschiedener Menge enthalten. Directe Versuche ergaben 
9,41 — 16,86 pCt. Daher rühren auch die Schwankungen in den 
analytischen Resultaten. Ebenso lässt sich auch nicht bestimmen, in 
wie weit der gefundene Schwefel- und Salzgehalt dem Hämatokrystal- 
lin selbst oder der eingemengten Hüllen- und Kernsubstanz der far- 
bigen und farblosen Körperchen ucs Blutes angehört. — Lufttrocke- 
nes Hämatokrystallin aus Hundeblut verlor im Vacuo 9,79 pCt. Die 
so getrocknete Substanz zog bei 4 15° C. in 14 Tagen, wo dann 
keine Gewichtszunahme mehr stattfand, wieder 9,79 pCt. Feuchtigkeit 
an. Im Luftbade bei 120° C. verlor die lufttrockene Substanz 
nicht mehr als 9,10 pCt. H0. — Durch Aether, Alkohol und nach- 
mals auch durch Wasser werden aus dem Hämatokrystallin noch ver- 
schiedene extraclive Materien ausgezogen; allein in diesen Extracten 
sind meist schon Zersetzungsproducte des Hämatokrystallins enthalten. 
Durch die genannten Agenlien geht dasselbe in den unlöslichen Zu- 
stand über, wobei es mehrere organische Materien und saure Mine- 
ralsalze abscheidet. Das in dem ätherisch alkoholischen Auszuge ent- 
haltene Fett ist jedoch nicht als Zersetzungsproduct anzusehen; es 
rührt theils von dem im Blute suspendirten Fett, das bei der Kry- 
stallisation eingeschlossen wird, theils von den Hüllen und der Kern- 
substanz des Blutes her. Das spirituose Extract enthält saure phos- 
phorsaure Salze und organische Materie — vielleicht eine gepaarte 
PO®° —; zugleich findet man in der Asche stets Eisen. Die Menge 
des Wasserextractes fällt verschieden aus, je nachdem die Substanz 
längere oder kürzere Zeit ausgekocht wird. Es scheint sich hier, wie 
bei anderen Proteinkörpern, eine dem Mulderschen Proleintritoxyde 
analoge Substanz zu bilden. Wie oft man auch die Substanz mit 
neuen Mengen von HO kocht, immer nehmen diese noch etwas auf. 
— Die Löslichkeit des Hämatokrystallins vom Hunde ist sehr ver- 
schieden. Sie variirte von 0,5—3,15 pCt. Dies rührt von der leich- 
ten Wandelbarkeit der Substanz her. L. hält für wahrscheinlich, dass 
1 Th. der Substanz in 190 Th. HO löslich sei. — L. bestimmte 
auch die Mengen von festen Stoffen, welche sich beim Gerin- 
nen des Hämatokrystallins von demselben trennen und in der Flüs- 
sigkeit gelöst bieiben. Aus dem Mittel zweier Versuche ergiebt sich, 
dass das Coagulum 2,05 pt. fester Bestandtheile weniger als das lös- 
liche Hämatokrystallin enthält. Hiermit slimmen die Resultate der 
Untersuchungen auf die extraclartigen Bestandtheile ‘des Hämatokry- 
stallin ziemlich gut überein, denn 100 Th. trockener Krystallsubstanz 
verloren durch Aether, Alkohol und Wasser 2,81 Th. festen Stolles, 
Hierin liegt zugleich der Beweis, dass die extrahirten Stofle den Kry- 
stallen nicht mechanisch beigemengt, sondern erst durch den Ueber- 
gang der ursprünglichen Substanz in die coagulirte von dieser ge. 
trennt worden sind, — Während Eiweisslösung nach der Coagulation 


249 


des Albumins deutlich alkalisch oder alkalischer als vorher reagirt, 
zeigt die vom Coagulum des Hämatokrystallins abgelaufene Flüssigkeit 
eine saure Reaction, die hauptsächlich von sauren phosphorsauren Sal- 
zen herrührt. Ausserdem aber enthält die Flüssigkeit noch eine or- 
ganische Säure, die mit den meisten Basen lösliche, syrupartige, nicht 
krystallisirbare Salze bildet. In dem stark verkohlten Rückstand der 
Flüssigkeit findet man viel saure phosphorsaure Salze, in der weiss- 
gebrannten Asche aber nur metaphosphorsaure mit elwas schwefel- 
saurem Kali. Hiernach ist vorläufig die lösliche Krystallsubstanz als 
eine Verbindung einer gepaarten Säure zu betrachten, die beim Er- 
hitzen, wie die Holzschwefelsäure in Dextrin und Schwefelsäure, in die 
coagulirte Materie und [freie Phosphorsäure oder saure Phosphate zerfällt. 
Aehnliches findet, wie bereits Berzelius angegeben, beim Globulin der 
Krystalllinse statt. Hier rührt jedoch nach L. die Reaction nur von 
einer organischen Säure her. Das Globulin hat zwar auch darin 
Aehnlichkeit mit dem Hämatokrystallin, - dass es aus seiner wässrigen 
Lösung durch Kohlensäure vollständig ausgeschieden wird, aber den- 
noch ist es hinlänglich von jener Materie verschieden. Das Globulin 
wird durch Kohlensäure vollständig ausgeschieden; der Niederschlag 
löst sich nicht in kohlensaurem Wasser, Sauerstoff und almosphäri- 
sche Luft aber lösen ihn wieder vollständig, das Hämatokrystallin da- 
gegen nur in sehr geringer Menge. Zudem ist der Globulin - Nieder- 
schlag weiss, flockig, gallertartig und zeigt unter dem Mikroskope 
nicht die geringsten Spuren von Krystallisation. Caseinlösung wird 
durch Kohlensäure nur wenig getrübt und scheidet nicht eine Spur 
von Krystallen ab. Lösungen des gewöhnlichen Eiweisses werden 
durch Kohlensäure nicht im Mindesten getrübt. — Für den Paarungs- 
charaeter des Hämatokrystallins sprechen gleichfalls noch die so ver- 
schiedenen Krystallformen der aus den Blutzellen verschiedener Thiere 
erhaltenen Substanz. Wie schon angegeben hat L. bereits vier der 
Hämatokrystallingruppe angehörige Verbindungen gefunden: 1) Das 
prismatische. Die mikrokrystallimetrischen Messungen der mannigfa- 
ehen Formen haben nicht zu genauen Resultaten geführt. Es ist aber 
wahrscheinlich, dass man hier zwei verschiedene Körper derselben 
Gruppe zusammenfasst. Es ist auch an sich nicht unwahrscheinlich, 
dass die Krystallsubstanz des Blutes der Fische eine andere sein wird, 
als die des Menschen und der grösseren Säugelhiere, während doch 
schon das Blut der kleineren Säugethiere ein Hämatokrystallin von so 
ganz differenten Formen liefert. 2) Das tetraedrische kommt auch in 
mehreren vom Octaeder abgeleitelen Formen vor und ist das schwer- 
löslichste. 3) Das hexagonale bildet entweder grosse sechsseitige Ta- 
feln oder sechsseitige, rosettenförmig gruppirte Prismen, ist viel schwe- 
rer löslich als das prismalische. 4) Das rhomboedrische krystallisirt 
bei allmähliger Verdunstung in flachen Schalen und unter dem Deck- 
plättehen in Rhomboedern, deren Winkelverhältnisse ungefähr = 60° 
1209 sind oder im Grossen in äusserst feinen sechsseiligen Tafeln, 
in denen hier und da Blutkörperchenrudimente sichtbar sind. Seiner 


#1 


250 


Löslichkeit nach steht es zwischen dem hexagonalen und prismatischen. 
— Funke ist nicht abgeneigt zu glauben, dass die Krystallisation 
schon innerhalb der Blutkörperchen - beginnen könne. Unter beson- 
dern Verhältnissen ist dies wohl beim Blut von Fischen und Amphi- 
bien möglich. Für das der Säugethiere aber stellt L. mit Kunde 
die Möglichkeit in Abrede. Die Krystallisation beginnt nicht immer 
zu einer und derselben, etwa der Form der Blutkörperchen entspre- 
chenden Zeit, wahrscheinlich weil sie eben nicht abhängig ist vom 
Grade der Verdunstung. Gar nicht selten erschienen, selbst wenn die 
Verdunstung sehr langsam von statten ging, gar keine Krystalle; be- 
sonders wenn der Tropfen aus der Tiefe einer Blutmasse geholt und 
sogleich mit dem Deckplättchen bedeckt wurde, also nicht hinreichend 
mit der Luft in Berührung war. Daher mag es kommen, dass so 
Vielen bis heute die Versuche, Blut unter dem Mikroskope zur Kry- 
stallisation zu bringen, misslungen sind. Man braucht nur den Bluts- 
tropfen einige Male anzuhauchen, um der Krystallisation sicher zu sein. 
Frisches, nicht mit Wasser verdünntes Blut bildet niemals Krystalle, 
— Das prismalische Hämatokrystallin zeigt keine wesentlichen Unter 
schiede in seinen Reactionen vom tetraedrischen; die scheinbaren sind 
durch die verschiedene Löslichkeit bedingt. Die granatrothe Lösung 
des ersteren fängt zwischen 64 und 65°, die pfirsichblüthfarbene des 
letzteren bei 63° an zu gerinnen. Salzsäure und Schwefelsäure be- 
wirken in der Lösung der tetraedrischen Krystalle keine Fällung, wohl 
aber in der der prismalischen, wenn diese nicht mit dem 4fachen 
Volum Wasser verdünnt worden ist. Umgekehrt bewirken beide Säu- 
ren auch in jener Lösung Niederschläge, wenn man das mehrfache 
Volum der eoncentrirten Säuren zusetzt. — Die in neuerer Zeit von 
Panum und Melsens fast gleichzeitig dem Albumin als eigenthümlich 
zugeschriebene Eigenschaft aus einer essigsauren Flüssigkeit durch 
neutrale Alkalisalze und aus einer mit solchen Salzen gesättigten Auf- 
lösung durch Essigsäure gefällt zu werden, kommt jedoch allen: Pro- 
teinkörpern zu und folglich auch dem lämatokrystallin. Diese dem 
Panumschen Acidalbumin analoge Substanz zeigt nach L., sobaid das- 
selbe frisch bereitet war, stets folgende Eigenschaften: blassbräunli- 
cher Niederschlag, in reinem Wasser erst etwas aufquellend, dann 
aber sich sehr leicht lösend; unter dem Mikroskop vollkommen amorph; 
beim Liegen an der Luft oder durch Eintrocknen fast völlig unlöslich 
in Wasser. Eine gesättigte Lösung wird selbst mit dem achtfachen 
Volum Spiritus versetzt nicht getrübt, auch nicht durch Kochen oder 
Säuren. Wird die noch etwas saure Lösung vorsichtig mit Kali oder 
Ammoniak neutralisirt, so entsteht ein voluminöser Niederschlag, der 
sich in verdünntem Aetzammoniak leicht auflöst, aus dieser Lösung 
aber schon durch gelindes Erwärmen niedergeschlagen wird. Salpe- 
tersäure und Schwefelsäure bewirken aus der Lösung des metamor- 
phen Hämatokrystallins reichliche Niederschläge, Salzsäure jedoch nicht; 
Kaliumeiseneyanür ohne Säurezusatz eine bedeutende Fällung ; schwe- 
felsaure Talkerde, Alaun, schwefelsaures Kupferoxyd, Eisenchlorid, 


251 


Zinnchlorür und neutrales essigsaures Bleioxyd selbst beim Kochen 
keine Niederschläge, wohl aber basisch essigsaures Bleioxyd, salpeter 
saures Silberoxyd, Quecksilberchlorid und salpetersaures Quecksilber- 
oxydul. Durch diese Reaclionen unterscheidet sich also der fragliche 
Körper genügend von dem ursprünglichen Hämatokrystallin. — Pa- 
num ist der Ansicht, ‘dass bei der Bildung des Acidalbumins aus dem 
Albumin letzteres in zwei Bestandtheile gespalten werde, deren einer 
gelöst bleibt. Bei der Bildung des metamorphen Hämatokrystallins 
ist dies durchaus nicht der Fall und somit scheint die fragliche Sub- 
stanz als Umwandlungsproduct und nicht als Spaltungsproduct be- 
trachtet werden zu müssen. Schon durch geringe Mittel wird aber 
auch diese Substanz weiter melamorphosirt und tritt dann mit ganz 
veränderten Eigenschaften auf. So z. B. der Niederschlag, den man 
bei vorsichtiger Neutralisation der schwachsauren Lösung des Krystall- 
acids mit verdünnter Kalilauge erhält. Dieser verhält sich gegen Sauer- 
stoff und Kohlensäure gerade umgekehrt, wie das Globulin der Kry- 
stalllinse. Dies metamorphe Hämatokrystallin geht mit Kohlensäure 
eine lösliche Verbindung ein, welche schon durch Einwirkug von 
Sauerstoff, Wasserstoff und anderen indifferenten Gasen wieder zer- 
lest wird. (Ber. d. k. sächs. Gesellsch. d. Wissenschaften 1853.) 

October 26. Herr Baer sprach über die sogenannten Thrä- 
nengefässe der alten Römer. Dergleichen, aus Glas oder Thon in den 
verschiedensten Formen gefertigt, hat man zahlreich in alten römischen 
Gräbern in verschiedenen Gegenden gefunden, über die Bestimmung 
dieser Fläschehen aber herrscht noch heute unter den Alterthumsfor- 
schern eine ahweichende Meinung. Im 15. Jahrhundert machte sich 
die Ansicht geltend, dass die Römer in dıesen Gefässen Thräuen dem 
Todten mit ins Grab gegeben hälten. Dagegen aber erhob sich Wi- 
derspruch; man nahm an, dass diese Fläschchen zur Aufbewahrung 
von Balsamen, ätherischen Oelen etc. bestimmt gewesen seien, welche 
man über die auf dem Scheiterhaufen liegenden Leichname oder über 
die Asche ausgoss, bevor man diese in die Urnen schültete. Die 
letztere Ansicht ist jetzt die verbreitetste, zumal mehrere aufgefundene 
Fläschchen in der That ölige Flüssigkeiten enthielten. So besonders 
die, welche man 1850 auf einem gallo-römischen Begräbnissplatze 
aus dem 4. Jahrhundert in der Gegend von Steinfurth im Grossher- 
zoglhum Luxemburg fand. Einige davon enthielten auch geweihtes 
Wasser. Bei den ersten Christen herrschte die Gewohnheit solches 
den Ahgeschiedenen mit ins Grab zu geben. Die letztere Ansicht 
über die Bestimmung dieser kleinen Gefässe wird noch dadurch unter- 
stützt, dass man für dieselben in der lateinischen Sprache kein eige- 
nes Wort, sowie überhaupt diesen Gebrauch bei keinem alten Schrift- 
steller beschrieben findet. Die Gegner wollen zwar einige Stellen zu 
ihren: Gunsten deuten, doch ist der Sinn, den sie in die Worte hin- 
einlegen, ein gezwungener. 1838 fand man in einem Grabe in der 
Nähe der 'porta maggiore zu Rom ein hermetisch verschlossenes 
Fläschchen, welches eine Flüssigkeit enthielt, die dem Anschein nach 


17° 


252 


wie Wasser aussah, Man glaubte es seien Thränen, da man keinen 
weitern Grund für den so sorgfältigen Verschluss auffinden konnte. 
Einen Ausweg aus diesen philologischen Streitigkeiten konnte nur die 
chemische Analyse bieten, eine Frage an die Zeugen, die Merkmale 
welche im Schoosse der Erde von den verschiedenen Generationen, 
die einander auf unserem Planeten folgten, verborgen liegen. Diese 
sind im Stande ein helles Licht auf das häusliche und öffentliche Le- 
ben längst entschwundener Generationen zu werfen. Hierzu bot ein 
Fund, der 1852 zwischen Bigonville und Wolvelange im Grossher- 
zogsihum Luxemburg gemacht wurde, die Gelegenheit. Man grub hier 
zwei römische Urnen aus, und in diesen fand man Asche, Knochen- 
reste und in jeder eins der erwähnten Fläschchen in der Form einer 
Kugel aus blauem Glase, hermetisch verschlossen. Auf der Aussen- 
seite bemerkte man einen Faden von weissem Glase, der die ganze Ku- 
gel in einer unregelmässigeu Spirale umlief. Das eine dieser Fläschchen 
zerbrach, das andere ging an das Museum der archäologischen Ge- 
sellschaft zu Luxemburg. Der Inhalt glich dem Wasser. Mit diesem 
stellte Professor Reuter eine chemische Untersuchung an, deren inter- 
essantes Resultat in der That eine überraschende Aehnlichkeit mit dem 
zeigte, welches Fourcroy und Vauquelin in der Untersuchung der 
Thränenflüssigkeit gefunden hatten. Die von Reuter untersuchte Flüs- 
sigkeit hatte den salzigen Geschmack der Thränen, sie enthielt Chlor 
natrium und eine organische Substanz, die in der Hilze nicht gerann, 
aber durch Quecksilberchlorid gefällt wurde. Verschieden von den 
Thränen zeigte sie sich darin, dass der Gehalt an festen Bestandthei- 
len grösser war — 1,4 pCt. während F. und V. nur 1,2 pCt. an- 
geben — und dass sie eine stark alkalische Reaction zeigte. Beides 
aber hat seinen Grund darin, dass das Glas durch die Länge der Zeit 
da, wo es mit der Flüssigkeit in Berührung stand, etwas angegriffen 
und hierdurch etwas Alkali in Lösung gegangen war, Mit absoluter 
Gewissheit jedoch will Reuter die Identität dieser Flüssigkeit mit den 
Thränen nicht aussprechen; einmal war die Menge, die ihm bei der 
Untersuchung zu Gebote stand, eine sehr geringe — 11/, Grm., also 
ungefähr 3/3 Quentchen — und dann sind unsere Kenntnisse über die 
chemische Natur der Thränen selbst heute noch sehr dürftig. Reuter 
folgert daher aus den Resultaten seiner Analyse nur, dass die frag- 
liche Flüssigkeit Analogien mit den Thränen zeige und hierzu hält ihn 
Stass — bekannt durch seine Untersuchungen im Process Bocarme —, 
dem diese Untersuchung zur Begutachtung vorgelegt wurde, für voll- 
kommen berechtigt. Das Alter dieser interessanten Blüssigkeit konnte 
leider nicht bestimmt werden, da eine gleichzeitig in den Urnen ge- 
fundene Münze verloren gegangen ist. — Dieser Fund hat in der 
Brüsseler Akademie noch Veranlassung zu Fragen gegeben, die sich 
auf das Wissen Jder alten Römer beziehen. Die Form, die Zartheit 
des Fläschehens und vor allem die Art des Verschlusses lassen auf 
den Gebrauch des Löthrohrs schliessen, dessen wir uns erst seit we- _ 
nig über 100 Jahre bedienen. Eine weitere Frage war die, wie ist 


253 


die Flüssigkeit in die Flasche hineingebracht. Stass hielt dafür, dass 
hiernach die Römer bereits die Ausdehnung der Luft durch die Wärme 
und die Wiederverdichtung derselben durch die Abkühlung gekannt 
hätten. Sonach wäre das Fläschchen auf die Art gefüllt, dass das er- 
wärmte Fläschehen mit einer daran befindlichen ausgezogenen Röhre 
in die Flüssigkeit getaucht und letztere dann beim Erkalten aufgeso- 
gen worden wäre. Roulez dagegen führt an, dass man die Kenntniss 
dieses physikalischen Satzes bei keinem älteren Schriftsteller finde. 
Nach ihm kann einfach die Flüssigkeit durch einen feinen Trichter 
eingegossen sein. Von der Möglichkeit seiner Behauptung hat er sich 
durch Versuche mit Fläschchen von gleicher Form im chemischen La- 
boratorium der Universität Gent überzeugt. (Bullet. de l’acad. Bru- 
zelles. T. XX p. 418 u. 425.) 

Nachträglich theilen wir noch den in der Sitzung vom 24. Au- 
gust (S. 198.) von Hrn. Tschetschorke gehaltenen Vortrag über 
eine transportable Eleetrisirmaschine mit. Um kleine Mengen Eleetri- 
eität schnell ohne Anwendung grösserer Electrisirmaschinen zu er- 
zeugen, bleiben in der Regel zwei Mittel übrig. Man reibt entwe- 
der eine Glas- oder Siegellackstange mit einem seidenen Lappen und 
kann natürlich hierdurch nur ganz geringe Mengen Electricität erzeu- 
gen, selten soviel um nur einen äusserst schwachen Funken wahr- 
nehmen zu können; oder man bedient sich auch wohl des Electro- 
phors; indess ist Jedem, der nur damit experimentirt hat, bekannt, 
wie unbequem es ist, mit demselben Electrieität zu erzeugen, so dass 
man sich in den meisten Fällen doch lieber der gewöhnlichen Elec- 
trisirmaschine bedient. In dem physikalischen Cabinet der hiesigen 
Realschule fand ich einen Apparat vor, welcher im Cataloge mit dem 
Namen Bleetrisirspritze belegt war, wahrscheinlich wohl wegen seiner 
Gestalt, der aber wohl besser „ Taschenelectrisirmaschine “ genannt 
werden möchte. Ist auch dieser Apparat nicht neu, so fand ich ihn 
doch in den mir gerade zu Gebote stehenden Quellen nicht beschrieben. 
Zum Experimentiren in Schulen oder für Privatleute (welchen diese Elec- 
trisirmaschine schon wegen der Billigkeit und Transportabilität zu em- 
pfehlen wäre) finde ich diesen kleinen Apparat äusserst bequem, indem 
man z. B. ganz schnell eine Leidener Flasche laden kann. Es ver- 
dient dieser Apparat (Fig. B. Taf. II.) den Namen Electrisirmaschine, 
denn er besteht aus den 3 Haupttheilen einer solchen: dem Reiber, 
dem Reibzeuge und dem Conductor. Eine etwa 8° lange und 1" 
dicke Glasröhre (B, B, B, B) bildet den Reiber; dieselbe ist nach 
der einen Seite durch eine messingene Kugel A von 2‘ Durchmesser 
verschlossen, diese Kugel A stellt den Conductor dar; an der andern 
Seite ist die Glasröhre BBBB durch eine abschraubbare. messingene 
Kapsel ECG verschlossen; durch eine Durchbohrung der Kapsel CC 
geht der 2‘ dicke eiserne Stab dd der an seinem einen Ende mit 
einem Handgriffe von Messing ff versehen ist; an der andern Seite 
des beweglichen Stabes dd, in der gläsernen Röhre ist ein Stempel 
g von Leder befestigt, welcher ziemlich eng an der Wand der Röhre 


254 


schliesst, mit dem gewöhnlichen Amalgam überzogen ist und das 
Reibzeug vorstellt. An dem Stempel oder dem Reibzeug g ist zu- 
nächst die 1’ lange, 11/,‘ dicke Glasröhre h und an dieser wiede- 
rum ein Stern von Messingblech, dessen Spitzen sämmtlich beinahe 
die Glasröhre berühren, befestigt. Dieser Stern k,k,k stellt die Saug- 
spitzen des Conductors dar, er steht zunächst mit einem metallenen 
Stäbchen h und dieses wieder durch eine messingene Kette 1,1 mit 
dem Conductor A in Verbindung, an welchen dieselbe durch die 
Schraube m befestigt ist. Der Gebrauch dieses Apparates ist einfach 
der, dass man mit Hülfe des Griffes ff das Reibzeug in dem Reiher 
auf und nieder zieht. Die bei dieser Bewegung erzeugte Electrieität 
wird durch die Spitzen k,k,k von der inneren Glaswand gleichsam 
aufgesaugt und durch: h und Il dem CGonducetor A zugeführt. Noch 
ist eine an der Stange d befestigte Hülse e zu erwähnen, welche ver- 
hindert, dass der Stempel etwa zu weit hineingestossen werden könnte, 
indem die Durchbohrung in C,C durch welche d geht so eng ist, 
dass e nicht hindurchgeht. 


b. Literatur. 


Physik. — Plücker, über die Fesselsche Rotations- 
Maschine. — In einem besondern Abschnilte seiner Mechanik hat Poisson 
die Bewegung bestimmt, die ein der Kraft der Schwere unterworfener Rotations- 
körper, der um seine Axe rotirt, in dem Falle annimmt, dass diese Axe um ei- 
nen ihrer Punkte frei beweglich ist. Ferner hat Poinsot, der in neuerer Zeit‘ 
die Erscheinungen der Rotalionsbewegung so entwickelt, dass man die einzelnen 
Schritte der Entwickelung gewissermassen mit dem Auge verfolgen kann, auch 
allgemeine Resultate mitgetheilt, die sich leicht auf den eben bezeichneten Fall 
übertragen lassen. Nichtsdestoweniger liegen die fraglichen Erscheinungen bis- 
her sehr wenig in unserer Anschauung. Fessel hat nun einen Apparat construirt, 
welcher, indem er diese Erscheinung dem Auge vorführt, jeden überrascht und 
geeignet ist, auch den Eingeweihten auf einen Augenblick stutzig zu machen. 
Die ursprängliche Construction des Apparates besteht aus einer runden messin- 
genen Scheibe, deren Hauptmasse auf den äusseren aufgeworfenen Rand kommt, 
durch deren Mitte eine stählerne Axe geht, welche von einem messingenen Ringe 
getragen wird. Dieser Ring ist durch ein Charnier mil einem umgebogenen 
Eisenstift verbunden, der in eine vertical stehende Hülse von Messing passt 
und in dieser sich frei drehen kann. Das Ganze steht auf einem hölzernen 
Fuss. — Die innere Scheibe kann durch einen Faden, den man auf dıe stäh- 
lerne Axe wickelt und dann abzieht,, in starke rolirende Bewegung gesetzt wer- 
den. Dann scheint diese Scheibe mit ıhrem Ringe nicht mehr der Schwere zu 
gehorchen und dreht sich, anfangs nur kaum merklich herabsinkend, um den 
verticalen Stift in einer Richtung, welche der der Rotation der Scheibe in ih- 
rem Ringe entgegengesetzt ist. — Fessel gelangte durch folgende Beobachtung 
zur Construction des Apparates. Vor zwei Jahren liess er das 24” im Durch- 
messer haltende Rad eines Dampfmaschinen - Modells zwischen beiden Händen 
rolıren, um zu sehen, ob das Rad rıchtig gearbeitet. Er fühlte bierbei, dass 
die Ebene des Rades während der Rotation fest war und dass man eıne Hand 
wegnelimen konnte, ohne dass das nun bloss mit einem Zapfen aufliegende Rad 
herunterfel. Die hierbei sich zeigende Rotation in einer Horizontal - Ebene 
schrieb er dem Heraufsteigen der hölzernen Axe an der Handfläche zu. Um 
das Heraufsteigen zu verhülen, liess er bei einem genaner construirten Apparate 
das Ellipsoid in einem Ringe roliren und wollte er zwei vorstehende Stifte, wel- 


. 259 


che die Verlängerung der Axe bildeten, also selhst nicht rotirten, abwechselnd 
unterstützen. Es zeigte sich aber bald, dass die Rotation in einer Horizontal- 
ebene keine zufällige, sondern eine wesentliche war. — Nachdem P. 
die Wirkung des beschriebenen Apparates gesehen, gab er den Vorschlag zu fol- 
gender Verbesserung. Der Ring mit der Scheibe wurde vermittelst des Charniers 
an dem einen Ende einer .messingenen Stange befestigt, so dass diese die feste 
Verlängerung der Axe bildete. Die Stange konnte in eine messingene Hülse ein- 
geklemmt und beliebig darin verschoben werden. Die Hülse war um eine hori- 
zonlale Axe beweglich, die ihrerseits an einer verlicalen Axe befestigt war. Die 
messingene Stange mit dem Ringe konnte hiernach jede beliebige Steigung an- 
nehmen und um die verlicale Axe beliebig sich drehen. So hergerichtet zeigte 
der Apparat neben den früheren Erscheinungen auch andere. Drehte sich die 
Scheibe in einer Verlical- Ebene, so bewegte sich die Axe nach entgegengesetz- 
ter Richtung in der Horizontal- Ebene herum. Nahm die erste Rotations- Bewe- 
gung allmälig ah, so steigerte sich die letztere. Wurde diese durch eine. äus- 
sere Kraft beschleunigt, so schien der Ring mit der Scheibe leichter zu werden, 
indem er in die Höhe ging. Bei einer Verzögerung der horizontalen Drehung 
dagegen, schien er schwerer zu werden, indem er sich senkte. Bleibt die Ro- 
tatıonsgeschwindigkeit der Scheibe dieselbe, so nimmt die horizontale Rotatıon 
ihrer Axe zu oder ab, je nachdem dıe Kraft der Schwere vermehrt oder vermin- 
dert wırd. — Nimmt man z.B. die rotirende Scheibe von weıchem Eisen, so 
hebt oder senkt sie sich während der Drehung, wenn man mit eınem Magnet- 
pole ihı vorangeht oder ihr folgt und dadurch die horizontale Drehung der Axe 
beschleunigt oder verzögert. Die Rolalion nimmt ab oder zu, je nachdem man 
den Magnelpol unterhalb oder oberhalb der Scheibe hält. — Fessel ist gegen- 
wärtig beschäftigt dem Apparat noch andere Modificationen zu geben. — Wäh- 
rend in der Bohnenbergerschen Maschine sich Alles um den Mittelpunkt der Fi- 
gur dreht nnd die Achse durch ein Uebergewicht auf einer Seite beschwert wer- 
den muss, -bildet in der Fesselschen der Rotationskörper, der nicht in seiner 
Mitte unterstützt ist, selbst das Uehergewicht, zu welchem das Gewicht des ihn 
haltenden Riuges noch hinzukommt. Hiernach bietet sich sogleich eine Verall- 
gemeinerung der Construction der Bohnenbergerschen Maschine dar, wobei man 
den Rotations-Körper auf seiner Achse aus der Mitte des innern Ringes heraus- 
rücken lässt. (Poygend. Ann. Bd. XC. pag. 174.) — Poggendorff bestätigt 
— ebenda pag. 348. — aus eigener Anschauung das günstige Urtheil Plückers 
über den beschriebenen Apparat, der im verstärkten Maasse die auffallende und 
lehrreiche Erscheinung zeigt, die sich bei-dem- bekannten Bohnenbergerschen 
einstellt, wenn man die Achse der rotirenden Kugel an einem Ende mit einem 
Gewichte beschwert. Ferner zeigt Poggendorff, wie sich die Erscheinung, we- 
nigstens in ihren Hauptzügen, ohne Calecül erklären lasse. Obgleich diese Er- 
kläarung nur eine unvollkommene Darstellung der wahren Theorie genannt wer 
den kann, so macht sie doch, trotz ihrer Mangelhaftigkeit, begreiflich, weshalb 
rotirende Körper, die nur nach zwei rechtwinklichen Richtungen hin frei beweg- 
lich sind „ nicht jene Stabilität der Rotalionsebene zeigen können, welche man 
von jeher an der Bohnenbergerschen Kugel bewundert hat und weshalb also 
rotirende Systeme, denen eine allseitige Beweglichkeit abgeht, was man wohl 
übersehen hat, nicht zum Erweise der Rotation der Erde anwendbar sind. 
Durch eine kleine Vorrichtung, die Fessel an seiner Maschine angebracht hat, 
kann man sich experimentell davon überzeugen. Durch einen kleinen Schieber 
kann das Siuken der Scheibe verhindert werden. Ist dieser vorgeschoben ,, so 
nimmt die Scheibe, wie schnell sie auch um die alsdann horizontale Axe roli- 
ren mag, keine Drehung um die verticale an und ebenso leistet sie gegen eine 
ihr absichtlich um die letztere Axe mitgetheilte Drehung keine andere Reaction 
als die,- welche aus Trägheit der Materie, Reibung und Luftwiderstand erfolgt. 
Hängt man aber den Ring an einen Faden auf, oder lässt ihn auf einer Spitze 
schweben, so hat man gleich Gelegenheit sich von jener Stabilität fühlbar zu 
überzeugen. — Person hat (Compt. rend. T. NXXV. pay. 417. u. 549.) 
die richtige Bemerkung gemacht, dass zum Beweise für die Rotation der Erde 
vermittelst der Bohnenbergerschen Maschine , auf welche Anwendung Poggendorff 


256 2 


wohl zuerst (Ann. Bd. LXXXIII. pag. 308.) hingewiesen hat, der Apparat, 
um ihn dem Einfluss der Rotation der Erde vollständig zu entziehen, mit seiner 
Hauptaxe parallel der Erdaxe gestellt werden müsse. Jede Drehung des Appa- 
rates um eine Axe, die nicht mit einer der drei schon vorhandenen Axen zu- 
sammenfällt, die Rotation der Kugel abändern muss. Um diese Abänderung ex- 
perimentell nachzuweisen, schlägt Poggendorff vor, den Apparat noch mit einer 
vierten und zwar verticalen Axe zu versehen, die ihn trüge und wie die innerste 
durch das Abziehen eines aufgewickelten Fadens in schnelle Rotation versetzt 
werden könne. Diese Axe müsste zwischen das Fussgestell und die den äussern 
Ring tragende Hülse eingeschaltet werden und der Ring in der Hülse verschieb- 
bar und an jeden beliebigen Punkt festzuschrauben sein. Dann ist es möglich, 
der Rotationsaxe der Kugel jede verlangte Stellung gegen die neue Axe zu 


geben. B. 
Magnus, über die Verdichtung der Gase an der Ober- 
fläche glatter Körper. — Die verschiedenen Luftarten dehnen sich ver- 


schieden aus. Hierüber waltet kein Zweifel mehr ob, ebenso über die Richtig- 
keit der verschiedenen Ausdehnungscoelficienten. |lndess ist doch von Interesse 
zu untersuchen, ob vielleicht die Gase an der inneren Fläche der Glasgefässe, 
welche für die Versuche henutzt wurden , verdichtet waren und ob eine solche 
Verdichtung einen Einfiuss auf die Bestimmung des Ausdehnungscoefficienten ge- 
habt haben könnte. Es wurde nun der Ausdehnungscoefficient bestimmt, indem 
das angewandte Gas einmal mit einer kleineren, das andere Mal mit einer grös- 
seren Fläche des Glase, im Verhältniss zu seinem Volumen, in Berührung war. 
Es wurde zuerst eine Glasröhre von 20mm Durchmesser und 250mm Länge, und 
dann eine ähnliche benutzt, in der sich aber 250 Glasstäbe befanden, von gl, 
Länge und von Jmm. Die Glasoberflächen in beiden Röhren verhielten sich wie 
1: 13,5. Das Volumen der Luft war natürlich in der letzteren geringer, so 
dass im Verhältniss zu der angewandten Luft sich die Oberflächen nahe wie 
1 : 36 verhiellen, die Rechnung ergab zu folge sorgfältiger Versuche mit der- 
artigen Apparaten für den Ausdehnungscoefficienten der Schweflichtensäure von 
0°—1000 C. 
in der Röhre 
ohne Glasstäbe mit. Glasstäben 
0,3322 0,3596 


Hieraus ist ersichtlich, dass eine Verdichtung an der Oberfläche stattgefunden. 
Um daraus zu berechnen, wie gross die Verdichtung gewesen, so hbezeichue 


in das Volumen des an der Oberfläche der Stäbe bei 0% verdichteten Gases 
n 


und das Volumen des übrigen entweder. nicht, oder nur an den Rohrenwänden 
verdichlelen, bei derselben Temperatur, sei = 1; alsdann ist: 


f 14 an } 1,3822 = 1,3896 
n 
also ul = 0,00535. 
n 


Die Röhre ohne Stäbe hatte 78525 Cub. Millimeter , das Volumen sämmtlicher 
Stäbe war 49079 Cub. Mm. Also das Luftvolumen in der mit Stäben. gefullter 
Röhre 29447 Cub. Mm. Folglich war das an der Oberfläche der Stäbe ver- 
dichtete Gas 
0,00535. 29447—=157,5 Cub. Mm. 

Die Oberfläche der Stäbe beirug 196704 Quadrat Mm,, also die Verdichtung für 
jedes Quadrat Mm. 

157,5 R 

196704 = 0,000800 


Für die Einheit der glatten Oberfläche von Glas ist also die Verdichtung der 
Schweflichtensäure hei 00 —= 0,0008 der kubischen Einheit. — Es blieb noch 
zu untersuchen übrig, ob die Verdichtung an einer rauhen Oberfläche grösser 


257 


sei, als an der glatten des Glases. Zu dem Ende wurde statt der Glasstäbe 
Platinschwamm angewendet. Die Bestimmung des Ausdehnungscoeffieienten 
ergab 
in der Röhre 
ohne Platinschwamm mit Platinschwamm 
0,3832 0,3922 
daraus erhält man 


1 
— = 0,0065. 
) 


Das vom Platinschwamm condensirte Gas war gleich 910,4 Cub. Mm. Da sich 
die Grösse des Platinschwammes nicht bestimmen lässt, so ist auch nicht anzu- 
geben möglich, wie gross die Verdichtung für die Flächeneinheit bei demselbeu 
gewesen. Die Versuche zeigen nur, dass in 7 Grammen Platinschwamm eine 
stärkere Verdichtung stattfindet als an der Oberfläche der 250 Glasstäbe , die 
zusammen 196704 Quadrat Mm. betrug. — Es wurde ferner gefunden, dass 
‘der Platinschwamm 0,29 oder nahe !/3 seines Volumens von Schwefelichtersäure 
bei 00 verdichtet. — Zugleich verspricht der Autor die Verdichtung der ande- 
ren Gase in ähnlicher Weise zu bestimmen, sowie den Beweis des Satzes, „‚dass 
die Absorption, wenigstens zum Theil, auf einer Anziehung zwischen den Thei- 
len des anziehenden festen oder flüssigen Körpers und denen des Gases beruht 
und zwar auf einer der chemischen Anziehung analogen, die verschieden ist für 
die verschiedenen Substanzen,‘ in einiger Zeit zu liefern. (Monatsber, d.K. Akad. 
d. Wissensch. zu Berlin. Juni 1853. p. 378. T'sch. 


In Paris war im Mai am 25. das Maximum des Thermometer- 
standes (250) das Minimum am 9. (2,8) der höchste Barometer- 
stand war im genannten Monate daselbst am 19. Mittags 759, mm03, der nie- 
drigste am 6. Abends 743,49. — Im Juni war das Maximum des Ther- 
momelers daselbst anı 28., (30%,1) das Minimum am-25. (3,09). Der 
höchste Baromelerstand aın 8. Abends 760,mım38, der niedrigste 


am 21. N. M. 746,mm82, — Tsch. 
Niekles, über den passiven Zustand des Nickels und 
Kobalts. — Die von Keir gemachte Wahrnehmung, dass Eisen, sobald es 


mit rauchender Salpetersaure in Beruhrnng gekommen , weniger leicht oxydirt 
wird, hat beı den Physikern grosse Aufmerksamkeit erregt und Veranlassung zu 
zahlreichen Versuchen gegeben, die von Herschel, Faraılay, Schoenbein, 
Buff, de la Rive, Audrews, Mousson, Millon, Beetz und Roll- 
mann und zwar aus verschiedenen Gesichtspunkten angestellt worden sind. 
Man fand, dass dieser passive Zustand auch eintritt, wenn man das Eisen er- 
bilzt, so dass es blau anläuft, oder wenn ınan es in nicht rauchende Salpeters. 
taucht und innerhalb derselben mit Platin beruhrt, oder wenn man es mil dem 
positiven Pol einer galvanısıhen Kelle in Verbindung bringt. Ein solches Ei- 
sen, wenn es als Anode dient, schlägt das Kupfer aus seinen Lösungen nicht 
nieder; der Sauerstoff entwickelt sich daran, ohne es anzugreifen; durch Salpe- 
ters. erleidet es keine Veranderung, aber es wird sogleich wıeder activ, sobald 
man es beim Herausziehen ans der Säure in Wasser taucht. — Gleiches fin- 
det man beim Nickel und Kobalt. Beide Metalle, die N. zu seinen Versuchen 
anwendele, waren von Deville chemisch rein dargestellt und zu Draht ausgezo- 
gen. Durch rauchende Salpeters. nehmen beide eine Passivilät von nur kurzer 
Dauer an; diese wurde jeduch stabil, wenn man sie, nachdem sie im Feuer ge- 
bläut, noch warm in die Säure getaucht wurden. In Salpelers. sind sie Jedoch 
weniger negativ als das Eisen. Sie sind jedoch im Stande den passiven Zu- 
stand anf das in nicht rauchende Salpeters. getauchte aclive Eisen zu übertra- 
gen. Platın ist stets negativ gegen alle drei Metalle im passiven Zustande 
und in diesem verhält sich jedes der letzteren negaliv gegen sich im acliven 
Zustande. — N. hat das electrochemische Verhalten der drei Metalle in beiden 
Zuständen gegen verschiedene Flüssigkeiten untersucht und giebt darüber fal- 
gende Tabelle; 


258 


TEE TETwEEGG T w — — 


Im activen | Im passiven 


Flüssigkeit. 


Zustand. 


Salpeters., rauchende Co, Ni, Fe. 
ih von 1,34 spec. Gew. Fe, Co, Ni.| Co, Ni, Fe. 
S03+H0 Co, Fe, Ni.| Ni, Co, Fe. 
S03 - H0 mit9 Th. HO verdünnt | Fe, Ni, Co. | Fe, Co, Ni. 
Kalilauge Fe, Ni, Co.| Fe, Ni, Co. 
Camp. rend. T. XXXVIl. pay. 234. B, 


Der Oberst Sykes hat im neuesten Bande des Report of the British 
Associalıon for the advancement of Science eine Zusammenstellung der Regen- 
mengen, welche im Jahre 1851 an 127 Stationen der Präsidentschaft 
Bengalen von den damit beauftragten Medicinal - Beamten beobachtet worden 
sind, gegeben, woraus hervorgeht, dass hier die grössten Regenmengen auf Er- 
den nieıerfallen. Wir lassen hier folgende Data (nach Pogg. Ann. Bd. XC. pag. 
90) folgen. 


ö R Regenmenge 
Meereshöhe| „.: Länge \ 
engl. Fuss, | Breite. |) Greenw. |; 1mJ- 1851 


engl. Zoll. 


EpemEeeEeep mehr mpeg m oe or Eee Pan era Een VPE TODE SEHR SET er Eeeaeggen SARESESRTSSSETE eg Tee een 


Caleutta 13 220 33°) 830 20° 64,16 
Benares 25 18| 83 3 37,06 
Agra 27 10| 78 5 27.81 
Delhi Sa 25,08 
Cachar 24 48| 92 47 102,34 
Debroghur 27 31! 9 l 106,95 
Mymensing 24 45 90 24 109,90 
Gwalparah 26 11/90 40 116,10 
Darjeeling 2100057 2,277, 33887218 125,20 
Akyab 20 8/92 56 | 155,07 
Sylhet 2 a3 A 209,83 
Cherraponjie 4500 |25 16| 91 54 610,35 


Von dem letzteren Ort, der in dem Kossiyah-Gebirge, nordöstlich von dem Tief- 
lande am Ausfluss des Bramaputra, liegt, wussten wir bereits früher durch Cra- 
coft’s Beobachtungen während der Monate Juni bis September 1825 , während 
welcher Zeit 225 engl. Zoll Regen niedergefallen, dass er zu den regenreichsten 
gehöre. Sind auch die einzelnen Jahre an Nässe nicht einander gleich, so bie- 
tet die Angabe in obiger Tabelle offenbar das Maximum dar, welches bisher beo- 
bachtel worden ist. Denn seine jährliche Regenmenge — 47,71‘ par. ist mehr 
als das Doppelte von der zu Mahabuleshwar am Westabhange der Ghauti — 
23,61‘ par. — und zu Matonba auf Guadaloupe — 22,85‘ par. —, Orten, die 
im Vergleich mit denen unter mittleren Breiten, anch schon wahren Sündfluthen 
ausgeselzt sind. In Keswiek, dem regenreichsten Orte Englands, beträgt nach 
W. Smith die jährliche Regenmenge nur 67 engl. Zoll, während sie in South 
Lambeth, dem trockensten Orte desselben Landes, nur 22,7‘ beträgt. Trotz der 
grossen Regenmasse hat Cherraponjie dennoch ein sehr gesundes Klima, so dass 
die Regierung kraukes Militair dorthin schafft. Die ungeheure Regenmenge ver- 
theilte sich im J, 1851 nach den Monaten wie folgt: 


259 


Engl. Zoll. Engl. Zoll. Engl. Zoll. 


Januar 0,75 Mai 115,15 | September | 71,70 
Februar 3,05 | Juni 147,20 | October 40,30 
Marz 1,30 ° | Juli 99,40 


April 27,60 |August | 103,90 


Die Angaben für die beiden letzten Monate des Jahres fehlen. Nach den Beo- 
bachtungen des Prof. Oldham, die Sykes auch anführt, soll in dieser Zeit wirk- 
lich nieht ein einziges Schaner gelallen sein. — Cherraponjie liegt am Südab- 
harıge des oben genannten Gebirges. Hier brechen sich bei den Süd West-Mon- 
soons die fenchten Luftströme aus den Deltas des Ganges und Brahmaputra. 
In der angegebenen Höhe scheinen die meisten Wasserdampfe zu schweben, 
denn auch Mahabuleshwar an den Ghauts liegt in gleicher Erhebung, während 
höher liegende Orte, wie das nur 134 enyl. M. nördlichere und 31/40 westli- 
chere Darjeeling, so wie das ferne Simla und Dodabelta (in den Neilgherries), 
wiewohl auch noch regenreich, doch viel trockner sind. B. 


Coulvier Gravier, der das periodisch vom 9. zum 10. August er- 
scheinende Sternschnuppen-Phanom seit 1945 zu Paris beobachtet hat, 
sprieht (Compt. rend. T. XXXVII, pag. 288) die Ansicht aus, dass dasselbe 
1548 das Maximum erreicht und seitdem fortwährend abgenommen habe. Nach 
seinen und andern Beobachtungen betrug nämlich die stündliche Maximumzahl 
der Meleore: 


1837 59 1843 78 1849 98 
1838 62 1844 80 1850 83 
1839 65 1845 85 1851 71 
1840 68 1846 92 1852 60 
1841 72 1847 102 1853 52 
1842 74 1848 118 


Aus der jährlichen Abnahme seit 1848 schliesst C. G. nun weiter, dass 
die periodische Wiederkehr der Erscheinung mit 1860 aufhören werde, indem 
von da ab an die Zahl der Sternschnnppen im Augnst sich nicht über die ge- 
wöhnliehe Durchschnittszahl erheben werde. - Boguslawskı dagegen, der sich 
seit einer Reihe von Jahren mit der Untersuchung der Sternschnuppen beschäf- 
tigte, theilt (Pogg. Ann. Bd. XC. pag. 338) diese Befürchtung nicht. Einmal 
ist es durchaus nicht ausgemacht, dass gerade zur Mitternacht, in welcher C. G. 
seine Beobachtungen anstellt, der stärkste Sternschnuppenfall stattfinde; wie es 
überhaupt unthunlich ist aus den Resultaten einer Beohachtungsstunde auf die 
Gesamtzahl des ganzen Phänomens zu schliessen. Die ganze Erscheinung hängt 
von zu veilen zufälligen Einflussen ab, als dass man irgend eine Stunde als die 
des häufigsten Falles anfuhren könnte. Die von Heis in Münster für das August- 
Phänomen aufgefundenen drei Raditionspunkte, von denen aus die über- 
wiegende Anzahl aller Sternschnuppen auszugehen scheinen, geben uns durch 
ihre Vielheit und Existenz, die jedes Jahr durch zahlreiche Beobachtungen erhär- 
tet werden, das sicherste Kennzeichen für eine aussergewöhnliche Erscheinung, 
die sich nicht blos durch eine grössere Zahl der einzelnen Sternschnuppen aus- 
zeichnet. Coulvier Gravier hat’ früher schon die Behauptung ausgesprochen, dass 
das November - Phänomen einige Jahre nach seinem Maximum im J. 1833 erlo- 
schen sei. Dies ist jedoch von A. v. Humboldt, der sich anf Breslauer Beobach- 
lungen stützte, bereits glänzend widerlegt. Für die Fortdauer des August-Phä- 
nomens birgt ferner der Umstand, dass wir über aussergewöhnliche Sternschnup- 
penfälle in diesem Monat sichere Nachrichten haben, die bis in die ältesten 
Zeiten hinaufreichen. In der neuesten Zeit hat sich diese Erscheinung oft in 


he solchen Glanze gezeigt, wie ihm nur immer die älteren Nachrichten ver- 
eihen, — : 


® 


260 


Haedenkamp versucht (Pogg. Ann. Bd. XC. pag. 342) dıe Frage zu 
lösen, eb die mamnigfachen Ortsveränderungen, die alle Theile der Erd- 
oberfläche in den verschiedenen geologischen Epochen erlitten haben und 
noch täglich erleiden, solche Veränderungen in der Lage der Haupt- 
axe und somit auch in der Rotationsaxe der Erde hervorbringen,, dass 
wir diese Oseillationen der Erdaxe noch mit unseren astronomischen Hilfsmit- 
teln im Verlaufe der Zeit an den Polhöhen werden währnehmen können. Haupt- 
sächlich in Betracht kommen die Veränderungen, welche die unaufhörlich thä- 
tige mechanische Kralt der Flüsse bewirkt, indem diese grosse Massen von ei- 
nem Punkt der Erde zu einem weit entlegenen führen ; ferner die Massen, 
welche durch eine unterirdische Kraft zu Gebirgen emporgehoben werden. Wie 
viel feste Bestandtheile die Flüsse dem Meere zuführen und aus welchen Ent- 
fernungen , darüber haben wir nur sehr unvollkommene Angaben. Der Rhein 
z.B. führt nach gemachten Beobachtungen alle 59 Jahre ungefähr eine Cubikmeile 
Wasser in das Meer, so dass er in 5000 Jahren 1 Kubikmeile fester Masse da- 
hinschaffen würde. Durch diese Masse verändert sich dıe freie Axe der Erde 
in dieser Zeit höchstens um 2/ıo0o0 einer Bogensecunde. Obi, Jenesei und Leni, 
die drei wichligsten Ströme Asiens, sind nach Berghaus zusammen 37 Mal grös- 
ser als der Rhein und führen jährlich 7,4 Cubikmeile Wasser in das Eismeer. 
Seizen wir das Verhältniss des Festen zu dem Flüssigen hier anf !/so00, So wür- 
den diese Flüsse in 500 Jahren 7,4 Cubikmeile feser Masse dem Meere zufüh- 
ren und hierdurch eine Verrückung der freien Axe um ®/ıoo Bogensekunden iu 
dieser Zeit bewirken; der Mississippi würde in derselben Zeit eine solche von 
0,01‘ hervorbringen. Der grösste Fluss der Erde bringt wegen seiner Lage 
über dem Aequator gar keinen Effekt hervor, Die grössten Ströme der Erde 
verändern also die Lage der freien Axe der Erde nur sehr wenig; bedenken 
wir nun gar, dass die Effekte aller Flüsse sich vielfach gegenseitig aufheben, 
so ist leicht einzusehen, dass die Gesammtwirkung zu kiein ausfallt, um von un- 
seren Astronomen bis jetzt beobachlet werden zu können. — Betrachten wir 
nun die Wirkungen, welche die andere angeführte Kraft hervorzubringen im 
Stande ist. A. v. Humboldt hat die in den verschiedenen geologischen Perioden 
gehobenen Gebirgsmassen über dem jetzigen Meeresspiegel für die einzelnen Theile 
der Erdoberfläche berechnet. Für Asien z. B. hal er gefunden, dass diese auf 
die ganze Fläche des Erdiheiles gleich vertheilt, eine Erböhung des Bodens von 
ungefahr 1000‘ bewirken. Die gehobenen Massen betragen also für Asien nicht 
über 44,000 Cubikmeilen. Denken wir uns diese Massen auf das Hochland 
Asiens vertheill, so würden sie doch nur, so gewaltig sie auch sind, die Lage 
der freien Erdaxe um den zehnten Theil einer Bogensekunde verrückt haben. 
Wenn nun die grössten Massenerhebungen auf der Erdoberfläche, wie dıe des 
Himalaya, der Alpen, Andes etc. noch nicht Veränderungen von einer Bogen-Se- 
kunde hervorgerufen haben, so können die noch jetzt stattfindenden allmäligen 
Hebungen ganzer Länder keinen sichtbaren Effect der hier besprochenen Art be- 
werkstelligen. B. 


Chemie. — Desprez, über den Koblenstofi. — Des Ver- 
fassers Versuche in den leizten Jahren hahen gezeigt, dass wenig Hoffuung vor= 
handen ist, krystallisirten Kohlenstoff durch Schmelzen oder plotzliches Verflüch- 
tigen der Kohle zu erhalten. Es hat sich gezeigt, dass geschmolzene Kohle, so- 
wie geschmolzener Diamant nichts als amorpher Graphit, und dass die bei der 
plötzlichen Verflüchtigung sich niederschlagende Kohle nur ein amorphes Pulver 
ist. Am wirksamsten zeigte sich ein langsamer Inductionsstrom. Zu dem Ver- 
such diente ein Ballon mit 2 Tubulaturen , die ähnlich wie beim elektrischen 
Ei gestellt waren. Durch die untere wurde ein Kohlencylinder, durch die obere 
ein Bündel von etwa ein Dutzend feiner Platındrahte so eingeführt, dass sie un- 
gefahr 5— 6 Centimeter von dem Kohlencylinder entfernt waren. Darauf wurde 
der Ballon luftleer gemacht und man liess den inducirten Strom eines Ruhm- 
kooPschen Apparats einen Monat lang hindurch gehen. Auf den Platindräthen 
setzte sich eine dünne Schicht eines schwarzen Pulvers ab, welches unter dem 
Mikroskop verschiedenartige Octaedersegmente zeigte. Gaudin fand, dass das 


261 


Pulver ebenso wie das sonst zu diesem Zwecke gebrauchte Diamantpulver zum 
Schleifen von Rubinen brauchbar sei. Die unvollständig ausgebildeten Octaeder 
waren theils weiss und opak, theils durchsichtig und halten denselben Reflex 
wie die Diamanten. Bis jetzt ist es dem Verfasser indess nicht gelungen, wäg- 
bare Diamanten herzustellen , obgleich sein Pulver die Härte dieses Edelsteins 
besass und sich ohne Rückstand verbrennen liess. — Bei einem Versuche 
wurden die Dräthe durch Platinblech ersetzt, es zeigte sich aber dabei kein 
Pulver. 


Bei einem anderen Versuche brachte der Verf. an den positiven Pol ei- 
ner Daniel’schen Kette einen Kohlencylinder, an den negativen eınen Platindrath 
und tauchte beide in schwach gesäuertes Wasser und liess den Apparat 2 Mo- 
nate hindurch wirken. Es schlug sich auf dem Plalindıath ein unkrystallinisches 
Pulver nıeder, welches zwar auch Rubin polirte, jedoch nicht so schnell wie 
Diamantpulver. Nach dieser Eigenschaft ordnet der Verfasser die Kohle so: 


1) Kohlenabsatz auf trocknem elektrischen Wege, 
2) Kohlenabsatz auf nassem elektrischen Wege, 
3) Graphit aus den Gasbereilungsrelorlen , 

4) Plötzlich verflüchtete Kohle, 

5) Holzkohlenpulver, 


und schliesst, da Nr. I die Härte des Diamanten zeigt, und aus den andern 
oben angegehenen Umständen, dass der Absatz, welcher sich bei Anwendung des 
trocknen elektrischen Weges gezeigt hat, wirklich aus kleinen Diamanten besteht. 


Compt. rend. XXXVUl. p. 369. F. 
C. H. Clarke und H. Medlock, Analyse einiger Was- 
ser. — Die Resultate der Untersuchung des Brunnenwassers von West- 


bourne Park und Russell Square und des Wassers des artesischen Brun- 
nens der Hanwell Irrenanslalt, welche von Clarke und Medlock ausgeführt 
worden sind, haben folgende Zahlen ergeben. Von ersterem Wasser sind zwei 
Analysen angeführt, wovon das eine aus einem Sand- das andere aus einem 
Kalklager herstammt. 


Westbourne Wasser Ne Hanwell 
Sand. Kalk. u Wasser. 
asser 


Eine Gallone (imperial gallon) enthielt in Granen 


Kalk ’ 1,9588 1,8972 1,2611 2,8813 
Magnesia 1,0159 0,8341 0,3307 2,2376 
Kalium 8,7918 9,3909 5,2096 8,9919 
Natrium 11,6670 | 10,8271 | 12,3342 6,0665 
Eisen, Thonerde u. Phosphate 0,3430 0,6247 0,2663 0,3217 
Schwefelsäure 13,4195 | 12,9514 | 10,6491 | 10,6861 
Chlor 10,7461 | 10,3237 7,1746 6,0121 
Kohlensäure 17,2004 | 17,0816 | 16,3941 | 20,4824 
Kieselsäure 0,6529 0,4712 0,3037 0,1817 
Organische Substanz 0,7191 1,0502 0,7690 1,8033 


Berechnet man hier nach den Gehalt der einzelnen Wasser an den ver- 
schiedenen Salzen, ‘so erhält man folgende Tabelle: 


262 


E == ‚e<S naar ee ee Tr 


Westbourne Wasser vn Hanwell 
Sand. Kalk. AS Wasser. 
Wasser. 


Eine Gallone (imperial gallon) enthielt in Granen 


pn I amppprrzrammmmm— 


Kohlensaure Kalkerde 8,4978 3,3878 2,2519 5,1451 
53 Talkerde 2,1223 1,7425 0,6908 4,6746 
Chlornatrium 10083 1 1712.09, 010,516 9,9072 
Schwefelsaures Natron 8,2148 5,7133 9,4181 2,5980 
Kohlensaures Natron 4,7100 5,2200 9,7261 3,0642 
Schwefelsaures Kali 19,1220 | 21,0949 | 11,6213 | 20,0590 
Kieselsäure 0,6529 0,4712 0,8037 0,1817 
Eisen, Thonerde und Phosphat 0,3450 0,6247 0,2663 0,3217 
Organische Substanz 0,7191 1,0502 0,7690 1,8033 
Summe 57,0895 | 56,3851 | 48,3588 | 47,7548 

Fester bei der Verdunstung er- 
haltener Rückstand 57,1927 56,6812 | 47,7511. | 47,9600 

Freie Kohlensäure (Gran in ei- 

ner Gallone) 12,5830 | 12,5185 ı 11,0060 | 12,7174 
Freie Kohlens. (in Kubikzollen) | 25,1660 | 25,0370 | 22,0120 | 25,4348 
(Quart, Journ. of the Chem. Soc. Vol. VI. p. 115.*) H...2 


F. Lieshing, Methode, den Werth des käuflichen rothen 
Blutlaugensalzes zu bestimmen. — Diese Meihode gehört zu den 
maasanalylischen. Als reagirenle Substanz wendet Lieshing arsenschwefles 
Schwefelnatrium (35Na-+-S5As+15H0) an, welches man erhält, wenn man fünf- 
fach Schwefelarsen in Schwelelnatrium auflöst, oder wenn arsenige Säure in 
kaustischer Natronlauge kochend gelost und von Zeit zu Zeit eine concentrirte 
Lösung von Schwefel in kaustischer Natronlauge so lange hinzugefügt wird, bis 
dadurch kein fernerer Niederschlag entsteht. Die beim Erkalten der filtrirten 
Lösung sich absetzenden Krystalle müssen noch mehrmals umkrystallisirt wer- 
den. — Der Versuch geschieht auf folgende Weise: 100 Gran des zu prülfen- 
den roihen Blutlaugensalzes werden in 2 Unzen Wasser und 20 Gran der Schwe- 
fel - Arsenikverbindung zugleich mit 40— 60 Gran reinen kohlensauren Natrons 
oder Kali's in so viel Wasser gelöst, dass die Lösung, die im Alkalimeler ge- 
schieht, 400, Maasseinheiten beträgt. Diese Lösung Ltropft man allmälig in 
jene ein. Dabei scheidet sich Schwefel aus und die Färbung der Flüssigkeit 
mindert sich, bis endlich der aufgeschlämmte Schwefel rein weiss erscheint. 
Ist dies erreicht, so kann man dadurch mit Leichligkeit erkennen, ob noch eine 
geringe Menge des rothen Blutlaugensalzes unverändert ist, dass man zu der 
Flüssigkeit wenige Tropfen einer Cochenille-Abkochung hinzuselzt, die durch 
dieses Salz entfarbt wird, dagegen die Flussigkeit rolh färben muss, wenn sie 
davon nichts mehr enthält. Aus der Zahl der Maasseinheiten der verbrauchten 
Probeflüssigkeit lasst sich unmittelbar auf den procenlischen Gehalt des zu prü- 
fenden Salzes an Kaliumeiseneyanid schliessen. Jede derselben entspricht /4 pCt. 
desselben in dem käuflichen Salze. Die Zerselzung, welche bei dieser Probe 
staltfindet, kann durch die folgende Gleichung ausgedrückt werden. 


6BEYK-+Ey?Fe2)+(3SNa+S5As)+5C02Na 0 —=IH2EyK+EyFe)+3(2EyNa+&y 
Fe)-H8S--5C02-FAs03,2Na0. 
(Ibid. p. 31*.) H....2 
Thornton J. Herapath, schnelle Methode kleine Mengen 


Jod quantitativ zu bestimmen. — Diese Methode ist einerseils basirt 
auf Gay Lussac’s Silberprobe und andrerseils auf Horsford’s Methode, Biei in 


263 


Trinkwasser seiner Menge nach zu bestimmen. Als Reagens dient ein Palladium- 
salz, welches in Lösungen von Jodsalzen, wie bekannt, einen braunen oder 
braunschwarzen Niederschlag erzeugt. Ist indessen Jie Menge der gelösten Jod- 
verbindung nur sehr gering, so entsteht nicht sogleich ein Niederschlag, sondern 
das Jodpalladium bleibt in der Flüssigkeit aufgeschlämmt und färbt dieselbe 
mehr oder weniger dunkelbraun, je nachdem mehr oder weniger Jod in der 
Flüssigkeit enthalten war. Vergleicht man die Intensität dieser Farbe mit den 
Nüancen verschiedener Mischungen von Jodverbindungen und Palladiumsalz, de- 
ren Jodgehalt bekannt ist, so lässt sich unmittelbar auf die in der untersuchten 
Substanz enthaltene Jodmenge schliessen. — Um auf diese Weise die Jodmenge 
in einer Substanz zu bestimmen, muss man zuerst jene Probemischungen dar- 
stellen. Zu dem Ende löst man 1,309 Gran reinen Jodkaliums (1 Gran Jod 
enthaltend) in 10000 Gran Wasser auf, und verdünnt einzelne Portionen dieser 
Lösung mit bekannten Mengen Wasser, Alle diese Mischungen werden in Glä- 
ser von gleichem Durchmesser gegossen, und mit salpetersaurem Palladıumoxy- 
dul versetzt. Darauf bringt man die Substanz , deren Jodgehalt ‚bestimmt wer- 
den soll, in ein Glas, dessen Durchmesser denen der Gläser gleich ist, in wel- 
chen sich die Probeflüssigkeiten hefinden, und welches so getheilt ist, dass man 
genau 100, 500, 1000, 10000 oder mehr Gran Wasser in demselben abmessen 
kann. Man verdünnt die Suhstanz mit Wasser in dem nölhig erscheinenden 
Maasse, und Selzt nun tropfenweise die Palladiumlösung hinzu, damit man die 
Flüssigkeit, wenn sie zu reich an Jod sein sollte, also die Bildung eines Nie- 
derschlages zu befürchten wäre, auch ehe dieser sich bildet , weiter verdünnen 
könne. Dann vergleicht man die Farbe der Flüssigkeiten mit den Färbungen 
der Probeflüssigkeiten, und kann nun schliessen, dass in einem Volum der er- 
steren ebensoviel Jod enthalten ist, als in derjenigen der letzteren, deren Farbe 
am nächsten mit jener übereinstimmt. (Fhil. may. Vol. VI. p. 185*.) 
Bann 9% 


B. €. Brodie, WirkungvonJodaufPhospbor — Es ist 
bekannt, dass wenn Jod mit Phosphor in Berührung kommt, beide sich sofort 
unter Wärmeentwickelung verbinden, welche, wenn Sauerstoff hinzutritt, die Ent- 
zündung des Phosphors nach sich ziehen kann. Hiebei bildet sich oft ein ro- 
ther Körper, der dem rothben (amorphen) Phosphor ähnlich ist, dessen Natur 
aber nicht näher bekannt ist. Dieser Körper bildet sich selbst dann, wenn Jod 
und überschüssiger Phosphor mit einander in Schwefelkohlenstoff aufgelöst wer- 
den, und die Lösung abgedampft wird, wie dies Corenwinder *) nachgewiesen 
hat. Allein diese gewonnene Substanz ist nach Brodie nicht amorpher Phos- 
phor,, sondern ein Gemenge desselben mit einem eigenthümlichen in Schwefel- 
kohlenstoff unlöslichen Jodphosphor , aus welchem es ihm nicht gelang, diesen 
im reinen Zustande abzuscheiden. Bei der Destillation dieser Mischung änderte 
sich letzterer so um, dass wenigstens ein Theil desselben in Schwefelkohlenstoff 
löslich wurde. Der Jodgehalt verminderte sich in dem darin unlöslichen Theil 
‘des Destillats wesentlich, so dass nach der zweiten Destillation nur noch 4,5 
Proc. Jod in der in Schwefelkoblenstoff unlöslichen Masse enthälten waren. 
Hieraus schliesst nun Brodie, dass, da der gewöhnliche Phosphor in Schwefel- 
kohlenstoff auflöslich ist, und der amorphe rolhe Phosphor bei der Destillation 
in gewöhnlichen Phosphor umgewandelt wird , die Gegenwart selbst einer gerin- 
gen Menge Jod die Rückbildung jener Modification des Phosphors in diese ver- 
hindert. — Brodie hat aber auch nachgewiesen, dass durch Erhitzen einer Mi- 
schung von 1 Aequivalent Jod mit 100, 200, 500, 1000 Aequivalenten Phos- 
phor der grösste Theil des letzteren in amorphen Phosphor übergeführt wird. 
Erhitzte er eine solche Mischung allmälig, so färbte sich die Masse hei 1000 C. 
tief roth. Bei 1200 — 1309 C. setzte sich an den Seiten des Gefässes ein tief 
rothes Pulver ab. Gegen 1400 C. wurde die Mischuug fest und ‘um 2009 C. 
explodirte dieselbe mit Knall, es bildete sich Dampf, der sich an der Mündung 


*) Ann, de Chim. et de Phys. (3 ser.) T. XXX, p. 242. 


264 


des Gefässes entzündete. Die Masse war grössten Theils in amorphen Phos- 
phor umgeändert. Brodie erklärt dıese Erscheinungen, wie folgt. Zuerst bildet 
sich der bekannte, in Schwefelkoblenstoff lösliche Jodphosphor (I12P). Dieser 
ändert sich später in den allotropischen, in diesem Lösnngsmittel unlöslichen 
Jodphosphor um, und diese Substanz zerlegt sich endlich bei steigender Tempe- 
ratur in allotropischen Phosphor und eine fluchtige Jodverbindung des Phosphors. 
Dieser flüchtige Jodphosphor ist es, nach Brodie, der die Umwandlung des Rests 
des gewöhnlichen Phosphors in amorphen bedingt, indem er zuerst allotropi- 
schen Phosphor daraus erzeugt, der sofort von Neuem dieselbe Zerselzung er- 
leidet. — Der so dargestellte amorphe Phosphor besitzt einige Eigenschaften, 
welche ihn von dem durch blosse Hitze erzeugten unterscheiden. Indessen 
diese Unterschiede rühren nach Brodie’s Meinung nur davon her, dass ihm harl- 
näckig etwas Jod, und vielleicht auch, wenn er mit Wasser gekocht sein sollte, 
Sauerstoff anhängt, (Quart. Journ. of the Chem. Soc. Vol. V. p. 289*.) 
H....2 


J. H. Gladstone, Verbindung von schwefelsaurem Kali 
und schwefelsaurem Natron. — Der Umstand, dass von einer Reihe 
organischer Säuren, die man früher für einbasisch hielt, nachgewiesen ist, dass 
sie zwei Alome Basis zu sälligen vermögen, und dass gewisse unorganische 
Säuren Eigenschaften besitzen, welche darauf hinzudeuten scheinen, dass auch 
sie der bisherigen Ansicht entgegen als zweibasisch belrachtet werden müssen, 
veranlassten Gladstone mit einer dieser Sauren, der Schwefelsäure, Versuche an- 
zustellen, durch dıe er hoffen durfte, ihre zweibasische Nalur ausser Zweifel 
zu seizen. Er versuchte zu dem Ende ein Doppelsalz der Schwefelsäure mit 
Kali und Natron zu erzeugen. Wäre die Schwefelsäure eine zweibasische Säure, 


so müste dieses Doppelsalz aus 5206 | Ron bestehen. Die Versuche, so man- 


nichfach sie auch abgeändert wurden, haben jedoch ein anderes Resultat gege- 
ben. Es gelang zwar, ein Doppelsalz darzustellen, welches aus Schwefelsäure, 
Kali und Natron besteht, allein die Zusammensetzung desselben wird nicht durch 
die obige Formel, sondern durch 3(S20$) | nn oder nach der gewöhnlichen 
Schreibweise durch 5S03K0O + SO3NaO ausgedrückt. Es enthält kein Wasser. 
Dieses Salz ist dasselbe, welches H Rose”) durch Zusammenschmelzen von 
schwefeisaurem Kali und schwefelsaurem Natron und Kryslallisaliion der concen- 
irirten wässrigen Lösung der geschmolzenen Masse erhielt und von dem derselbe 
nachwies, dass seine Bildung die Ursache der schon viel fruher und häufig bei 
der Krystallbildung in Lösungen von schwefelsaurem Rali beobachteten Leuchtens 
sei. Die Resnltate dieser Untersuchung sind der Ansicht, dass die Schwefelsanre 
als eine zweibasische Säure betrachtet werden müsse nicht eben gunstig. Bei 
dieser Annahme müsste die Zusammensetzung des untersuchten Doppelsalzes 


durch die Formel 25208,2K0-+-S20$ | no ausgedrückt werden, welche offenbar 
zu complieirt ist. (Ibid. p. 106.) HN. 


A. B. Northoote und A. H. Church, Verhalten verschie- 
denerOxyde gegen kaustischesKali beiGegenwart vonChrom- 
oxyd.— Es ist hekannt, dass die sonst in kaustischem Kali unloslichen Oxyde 
zuweilen darin löslich werden, wenn Chromoxyd zugegen ist und dass sie oft 
umgekehrt das fur sich losliche Chromoxyd veranlassen sich ebenfalls nicht in 
kaustischem Kali zu losen. Northoote nnd Church fanden, dass, Wenn das 
Chrom, als Oxyd, mit 40 pCt. Eisen als Oxyd, oder 12.5 pCt. Mangan, 20 pCt. 
Kobalt, 25 pCt. Nickel als Oxydule gemischt ist, diese leizieren sich mil dem 
Chromoxyd vollständig in kaustischem Kali losen, dass dagegen, wenn die Menge 
des Eisens auf 80 pCt., die des Maugans auf 60 pCt., die des Kobalts oder 


m 


*) Poggendorffs Annalen Bd. 52, S. 443.* 


265 


Nickels auf 50 pCt. steigt, diese Oxyde Chromoxyd mit niederreissen, sie selbst 
aber vollständig gefällt werden. (Ibid. p. 54.) mn: 


Dieselben, Wirkung des kaustischen Kalis auf phos- 
phorsaures Eisenoxyd. — Dieses Salz hiell man bisher für nur unvoll- 
kommen  zersetzbar durch kaustisches Kali. _ Northoote und Church haben jedoch 
nachgewiesen, dass, wenn es im frisch gefällten Zustande mit hinreichend über- 
flüssigem kaustischem Kali anhaltend gekocht wird, die Phosphorsäure vollstän- 
dig zu dem Kali übergeht, während das Eisenoxyd rein abgeschieden wird, und 
nur) geringe Mengen Kali zurückhält, wenn man es mit Wasser auswäscht. Diese 
Thatsache erlaubt auf ‚eine leichtere und sicherere Weise als- bisher die Phos- 
phorsäure da quantitativ. zu bestimmen, wo sie, um sie von anderen Stoffen zu 
scheiden, zuerst in Form von phosphorsaurem Eisenoxyd gefällt worden: ist. 
Man braucht nur die alkalische vom Eisenoxyd abfiltrirte Flüssigkeit mit Salz- 
sänre sauer und, dann mit Ammoniak wieder alkalisch zu machen, um sofort die 
Phosphorsäure durch schwefelsaure Talkerde niederzuschlagen. (Ibid. p. 53,*) 

; Hin. 


G. Krieger gibt in den Ann. d. Chem u. Pharm. Bd. LXXXVIl. 
p. 257. eine ausführliche Methode die Manganverbindungen volu- 
metrisch zu bestimmen. W. B. 


Zur Scheidung des Nickels vom Kobalt schlägt Liebig vor 
die kalte Lösung der ‚beiden gemischten Cyanverbindnngen mit Cl zu übersätti- 
gen:und den sich bildenden Niederschlag von Nickeleyanür durch Zusatz. von 
Aetznalron oder Kali stets wieder in Auflösung zu bringen. Auf die Kobaltver- 
bindung wirkt das Cl nicht ein, die des Nickels aber wird zersetzt, so dass al- 
les Nickel zuletzt als schwarzes Hyperoxyd gefällt wird. Eine Lösung von Ko- 
baltoxyd in Cyankalium bleibt bei Zusatz von Aetzkali und Uebersältigung mit 
Cl ganz klar, die kleinste Menge Nickel jedoch farbt die Flüssigkeit schwarz. 
Die Operation darf nicht in der Wärme vorgenommen werden, indem sonst Ko- 
baltoxyd mit dem Nickel gefallt wird. Beim Einleiten des Cl muss die Flüssig- 
keit zuletzt stark alkalisch sein. Das gefällte Niekelhyperoxyd ist ganz frei von 
Kobalt. (Ann. d. Chem. uw. Pharm. Bd. LXXXVM. p. 128.) mW. B. 


Städeler hat durch Vermischen mässig concentrirter Lösungen von 
salpetersaurem Quecksilberoxydul mit salpetersauren Sal- 
zen (Bleioxyd, Baryt, Strontian) Doppelsalze dargestell. Aus 
Lösungen, die etwas NO3 enthalten, krystallisiren sie farblos heraus, wenn das 
Licht sorgfältig abgehalten wird. Am Licht Tfärben”sie.sich, wenn sie von der 
Lösung, bedeckt sind, schwach gelblich. Die trocknen Blei- und Barytsalze fär- 
ben sich im Lichte bald citronengelb, später bräunlich grün. Das .Strontiansalz 
ist gegen das Licht, fast ebenso empfindlich wie Chlorsilber. Durch Umkrystal- 
lisiren aus ‚heissem Salpetersäure halligem HO werden wieder weisse Krystalle 
erhalten. Kali, Silberoxyd, Quecksilberoxyd und Kupferoxyd geben keine Doppelsalze. 
(Ebd. Bd. LXXXV1. p. 129.) W. B. 


Rieffel, über Verbindungen des Kupfers mit dem Zinn. 
— Der Verfasser gibt Verbindungen von Kupfer und Zinn an, nach dem Gesetz 
aber was sich bei diesen Verbindungen zeigt muss die Zahl noch viel grös- 
ser sein. 
In 100 Theilen 
1) Cu Sn, 1,11 Kupfer 98,89 Zinn ) 


Dur AI AT [ast zinnweiss 

3) Cu Sn 34,98 — 65,02 — eisengrau 

4) Sn Cu 92,831 — 7,19 —  goldgelb 

9). Sn. Cu 96,277 — 3,13 —  morgenroth 

6) Sn Cu? 97,48, — 2,92 —  rosenfarben gelblich 
7) 'Sn Cu96 98,10 — 1,90 —  rosenroth 


Merkwürdig ist, dass in der Verbindung CuSn die Eigenschaften beider Metalle 
fast vollkommen neutralisirt scheinen, es bleibt nur die Farbe des Zinns und 


18 


266 


die Eigenschaft des Kupfers im flüssigen Zustande specifisch schwerer zu sein 
als im festen. Die Legirung ist hart und zäh, krystallisirt in grossen Blättern 
und schmilzt bei 100%. Die erste Gruppe Cu!Sn* steht dem Zinn näher, 1 und 
2 krystallisiren in Nadeln, die von verschiedenen Mittelpunkten ausgehen; die von 
2 sind grösser als die von 1.— Die zweite Gruppe Sn!CuX nähern sich mehr 
dem Kupfer, 4 schmilzt bei 900—10000, alle sind im flüssigen Zustande dich- 
ter wie im festen, oft zäher wie Kupfer, die Dehnbarkeit geht umgekehrt der 
Härte proportional und scheint bei 7 grösser zu seın als beim Kupfer. — Bei 
all diesen Verbindungen ist das specifische Gewicht grösser als die Summe der 
specifischen Cewichte der Bestandtheile.. Um die Verbindungen rein zu erhalten, 
darf man die Hitze nicht höher steigern, als zu ihrer Bildung nöthig ist, sonst 
entstehen andere die den Gewichtsverhältnissen heider Metalle nicht entsprechen. 
Durch Uebersetzung wird immer der Kupfergehalt grösser, besonders gilt dies 
von den Verbindungen die zwischen SnCu und SnCu? liegen, wozu fast alle 
technisch anwendbaren Legirungen gehören. Einige von diesen zeigen die fol- 
genden unerklärlichen Eigenschaften: 1) siesind nach dem Ausglühen härter und 
weniger schmiedbar als nach dem Abkühlen in Wasser, also umgekehrt wie beim 
Stahl; im festen Zustande haben sie eine grössere Dichtigkeit als dem arith- 
metischen Miltel aus den Dichtigkeiten der Bestandtheile entspricht. 3) Das 
Maximum der Zunahme an Dichte im festen Zustande findet bei der Zusam- 
mensetzung von 39—36 Th. Zinn in 100 Th. der Legirung statt und das Ma- 
ximum der Dichte selbst ein wenig vor dieser Zusammensetzung, welches Maxi- 
mum dann der Dichte des Kupfers selbst, sowie aller Verbindungen Sn Cux in 
oben bezeichneter Weise übersteigt. (Ebd. p. 450.) F. 


J. E. Ashby, Verbrennung von Ammoniak und anderer 
Körper mit Hülfe von Chromoxyd. — Aus Chromsäure durch gelindes 
Glühen bereiteles Chromoxyd besitzt nach Ashby ganz ähnliche Eigenschaften, 
wie Platinschwarz. Wird es warm in die Nähe von Alkohol oder von ähnlichen 
Nlüchtigen brennbaren Flüssigkeiten gebracht, so erglüht das Chromoxyd und ver- 
anlasst langsame Verbrennung derselben. Selbst Ammoniakgas macht heisses 
Chromoxyd erglühen und das Ammoniak verbrennt. Welche Producte hierbei 
entstehen ist jedoch nicht wäher untersucht. Sogar dann ist diese Erscheinung 
deutlich zu beobachten, wenn man jenes Oxyd sofort nach dem Durchglühen in 
die Nähe der Oberfläche von höchst concentrirter Ammoniakflüssigkeit bringt. 
Ashby ist der Meinung, dass das gut bereitete Chromoxyd dem Platinschwamm 
in seiner Wirkung, die Verbrennung verschiedener Korper einzuleiten, ın den 
meisten Fällen vorzuziehen is. Um Wasserstoffgas zu entzünden muss das 
Chromoxyd jedoch sehr warm gemacht werden. Folgende Substanzen aber las- 
sen sich leicht mit Hülfe von Chromoxyd verbrennen: Alkohol, Aether, Chloro- 
form, Holzgeist, Essigsäure, Steinkohlentheeröl, Terpenthinöl, Kreosot (heiss), 
Ammoniak, Pomeranzenschalenöl (warm), Citronenöl (warm), Bergamottöl (warm), 
Rosmarienöl (warm), Campferdampf, Indigodampf, Naphthalindampf. (Phil. mag. 
Vol, VI. p. 77.) u 

W. M. Williams, Apparat um Gase über Wasser oder 
Quecksilber aufzufangen. — Dieser Apparat besteht aus einer dreihal- 
sigen Flasche. Die eine der Mündungen derselben trägt miltelst eines durch- 
bohrten Korks ein Gasleitungsrohr, dessen Mündung innerhalb der Flasche sich 
ganz in der Nähe des Korks befindet. In der andern ist auf dieselbe Weise ein 
bis auf den Boden der Flasche reichendes Rohr befestigt. Jenes dient dazu das 
abzusperrende Gas in die Flasche zu leiten, dieses das dadurch verdrängte Was- 
ser abfliessen zu lassen. Die dritte Oeffnung endlich kann durch einen Pfropf 
Iuftdicht verschlossen werden. Sie dient nur dazu, die atmosphärische Luft, 
welche in dem Gasentwickelungsapparate enthalten ist und die durch das aufzu- 
Sfangende Gas verdrängt wird, entweichen zu lassen. Sie wird durch den Pfropf 
verschlossen, sobald dieselbe entfernt ist. Diese dritte Oeffuung ist unnöthig, 
wenn man unmittelbar reines Gas in die Flasche eintreten lässt. Anstatt der 
dreihalsigen Flasche kann man auch eine Flasche mit einer einzigen aber wei- 
ten Oeffnung benutzen, welche durch einen zwei- oder dreimal durchbohrten 


267 


Kork verschlossen wird. Zwei dieser Oeffnungen tragen das Gaszuleitungsrohr 
und das zum Abfluss der Sperrflüssigkeit dienende Rohr, die dritte ist durch 
einen Glasstab verschliessbar. Dieser einfache Apparat macht die pneumatische 
Wanne bei Versuchen mit Gasen entbehrlich. (Quart. Journ. of the Chemic. 
Soc. Vol. VI. p. 44.*) H....2. 


Städeler macht (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVII. p. 133.) 
darauf aufmerksam, dass die Eigenschaften der von Wehbsky (Journ. f. pract. 
Chem. Bd. LV1ll. p. 449.) im Rapsöl entdeckten festen fetten Säure — Bras- 
sinsäure genannt — ganz mit denen der Erucasäure übereinstimmen, 
welche Darby — Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXIX. p. 1. — aus dem 
felten Senföl dargestellt hat. Auch die flüssige felte Säure des ersteren Oeles 
scheint von der des letzieren ebenfalls nicht verschieden zu sein; beide unter- 
scheiden sich aber wesentlich von der Oelsäure. Darby gibt dem Barytsalz der 
Senfölsäure die Formel Ba0,C38H360%, Nimmt man HO darin an, so würde die 
Zusammensetzung der nicht an Basen gebundenen Säure mit der von Schar- 
ling entdeckten Döglingsäure übereinstimmen. Beide Säuren sind jedoch nicht 
identisch. St. hält daher für die Senfölsäure folgende Formel für möglich: 
04013802 Schon früher hat St. darauf hingewiesen , dass eine Reihe von ho- 
mologen Sänren zu existiren scheine, deren Zusammensetzung durch die gene- 
relle Formel CnHAn— 20% ausgedrückt werden müsse, die sich also von den Säu- 
ren aus der Reihe CoHnO* nur durch einen Mindergehalt von 2 Aegq. HO unter- 
scheiden. Bis jetzt sind folgende 6 dahin gehörende Säuren bekannt: 


C#+420% Erucasäure (304280 Moringasäure 
C38H360* Döglingsäure C149120% Damalursäure 
(36340% Oelsäure C$ H* O% Acrylsäure. 


Von der Erucas. (Brassins.), der Rüböls. und der Döglings. ist nachgewiesen, 
dass sie mit der Oels. die Eigenschaft gemein haben, durch Einwirkung von 
salpetriger Säure in isomere kıystallinische Säuren überzugehen. Diese Eigen- 
schaft kommt vielleicht sämmtlichen Gliedern der Relhe CnHn—20# zu und es 
ist dann nicht unwahrscheinlich , dass einige andere kıyst. Säuren, deren Zu- 
sammensetzung mit der Formel CafHln—20% übereinstimmt, die aber nicht mit 
der Oels. in eine Reihe gestellt werden können , namentlich die Campholsäure 
@20H.180* und die Angelicasäure CI’HSEO? der Elaidinsäure angereiht werden müs- 
sen. W. 8. 


Moschnin, über den Caprylalkohol. — Nach Bouis liefert das 
Rieinölamid, ebenso wie die Ricinölsäure oder Ricinusöl hei der Behandlung 
mit Kalihydrat unter Entwickelung von H neben Fettsäure (C20H1808) den Capryl- 
alkohol (C16H1802). (Compt. rend. T. XXX. pag. 141.) In der Mittheilung 
des Institut (1851, 257 ) erhielt dieser flüchtige Körper jedoch die Formel des 
Oenanthylalkohols (C14H!602). Diese Ungewissheit suchte M. zu entscheiden. 
Seine ölartige, wasserhelle Flüssigkeit zeigte alle Eigenschaften, welche Bouis 
dem Caprylalkohol zuschreibt. Die durch die Analyse gefundenen Zahlen ent- 
sprechen der Zusammensetzung des Caprylalkohols und nicht der des Oenan- 
Ihylalkohols. Es müssen jedoch die Analysen gleich nach der Destillation des 
Alkohols ausgeführt werden, denn die Flüssigkeit nimmt bald eine gelbe Farbe 
an und hinterlässt nun bei der Destillation einen gelben nicht flüchtigen Rück- 
stand, der bei der Verbrennung leicht einen Verlust an C verursachen kann. 
Zur Feststellung des Aeqnivalents hat M. auch das Barytsalz der gepaar- 
ten Schwefelsäure dieses Alkohols untersucht. Beim Vermischen des letz- 
teren mit SO3 entsteht eine rubinrothe Färbung, die wahrscheinlich von einer 
ähnlichen Verbindung herrührt, als die ist, welche Gaulthier de Claubry 
und Rieckher beim Vermischen von Faselöl und SO3 beobachtet haben. Die 
Salzlösung zersetzt sich leicht beim Kochen. Biegsame Krystalle beim starken 
Erkalten der heissen concentrirten Lösung — auch durch längeres Stehen über 
SO?, im luftleeren Raum jedoch nur warzenförmige Massen — Perlmutterglän- 
zend, Geschmack stark bitter, Bei 1000 zersetzen sie sich unter Schwär- 


18" 


268 


zung.  Angezündet verbrennen sie 'mıt heller blauer Flamme. Formel: 2803 
Ente + 2H0. Das Kalksalz kıystallisirt meistens in Tafeln: ‚schmeckt 
bitter und fühlt sich seifenartig an. — Das Bleioxyd giebt zwei: Verbindungen. 
Die eine, durch Sättigen mit CO2PhO kıystallisirt über SO3 leicht; die Lösung 
röthet Lackmuspapier. Digerirt man diese mit PbO, so erhält man beim Ver- 
dampfen eine durchsichtige Masse. Die Lösung derselben zieht aus der Luft 
C02 an und geht nach und nach in die erste Verbindung über. (Ann. d. Chem. 
u. Pharm. Bd. LXXXPIl. p. 111.) W.B. 


Arppe hat durch Einleiten von Ammoniakgas in eine alkoholische, Auf- 
PP I gas 1 \ 
lösung von Brenzweinsäure neulrales brenzweinsaures Ammoniak 


dargestellt, dessen Eigenschaften und Zersetzungsproduki — mit dem des sau- 
ren Salzes übereinsiimmend — wir in den Ann.d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVI. 
p. 228. beschrieben finden. W.B. 


Nach Staedeler (Ebd. p. 137) eignen sich Gefässe von Gulta Percha 


und vülkanisirtem Kautschuck ganz gut zur Aufbewahrung der Fluss- 
säure. W.B. 


Wicke hat die Fumarsäure in Corydalis bulbosa gefunden 
und zwar in so grosser Menge, dass die Bildung dieser Säure ein Hauptmoment 
in der Vegetationsthäligkeit der Pflanze zu sein scheint. Die Gattung Corydalis 
gehört ebenfalls zu der Familie der Fumariaceen und deshalb. ist anzunehmen, 
dass der Fumarsäure auch eine‘ bolanisch- physiologische Bedeütung beizulegen 
sei, zumal sie gewiss auch in anderen Arten dieser beiden Gattungen sich fin- 
den wird. Das Vorkommen dieser Säure in Glaueium luteum ( Chelidonium 
glaueium), die ebenfalls mit Famaria und Corydalis demselben Verwandtschafts- 
kreise angehört, bestätigt also Liebigs Behanptung, dass die einzelnen Pflanzen- 
gruppen zumeist durch die in ihnen gebildeten Säuren characterisirt werden. 


(Ebd. pag. 225.) W.B. 
Bolley, über die Analyse der schwerzerlegbaren Cyan- 
verbindungen. — Das Zersetzungsverfahren , welches B. angiebt, um die 


Doppelverbinduug des Cyans mit Zink, Eisen, Mangan, Nickel und Kobalt schnell 
und sicher zu zerlegen, beruht auf dem Verhalten der Cyanmetalle zu Ammo- 
niumoxydverbindungen -in der Hitze. Das Cyan verbindet sich hier mit dem 
Ammonium , welche Verbindung sich verflüchtigt und zum Theil dabei zersetzt, 
während die Basen der Cyanverbindung mit der Säure der Ammoniumverbindung 
vereinigt zurückbleiben.. Salmiak jedoch isi nicht ganz zweckmässig, weil sich 
hier Chloride bilden, die bei der zur Zersetzung erforderlichen Temperatur selbst 
wieder zerfallen, wenn auch nur zum kleineren Theil. Zu dem ist die reduci- 
rende Wirkung des Salmiaks hier nicht günstig. Besser ist ein Gemenge von 
3 Th. schwefels. mit 1 Th, salpeters. Ammoniumoxyd. (Ebd. pay. 254.) 
w. B. 


Henry How, einige basische Zersetzungsproducte. ve- 
geiabilischer Salzbasen — Wie Hoffmann durch Einwirkung von 
Haloidverbindungen der Alkoholradikale auf Ammoniak oder andere flüchlige Ba- 
sen neue basische Verbindungen erzeugt hat, so hat How versucht jene Radikale 
auch in nicht flüchlige organische Basen einzuführen. Der Umstand, dass Mor- 
phin und Codein sich nur durch C2H?, welche dieses mehr enthält als jenes, 
unterscheiden , führte ihn. auf die Idee, dass wenn man im Morphin 1 Atom 
Wasserstoff durch 1 Atom Methyl (CH?) ersetzen könnte, Codein entstehen 


möchte. 
Morphin = C3#H!9N0® 
CH 
—.  H 
Codein C3°H21N.06 
Gepulvertes Morphin wird mit absolutem Alkohol und etwas Jodmethyl in. ein 
Verbrennungsrohr eingeschmelzt , worauf dieses Rohr in kochendes Wasser ge- 


269 


legt wird, welches man bei dieser Temperatur erhält. Nach einer halben Stunde 
lässt man das Rohr erkalten. Es hat sich ein weisses,, krystallinisches Pulver 
gebildet, das sich in heissem Wasser leicht löst.. Beim Erkalten der Lösung 
setzen sich zarte, glänzende, rechtwinklige,, prismatische,, farblose Nadeln von 
starker lichtbrechender Kraft ab, die aus C3EH2N06I-+2HO bestehen. Bei 
100° C. verlieren sie zwei. Atome Wasser. Sie besilzen die Zusammensetzung 
des Jodwasserstoffsauren Codein’s, Allein. die. darin enthaltene Basis weicht von 
dem Codein in ihren Eigenschaften wesentlich ab. Sie ist daher mit diesem 
nur isomer. Bei der Einwirkung von Jodäthyl auf Morphin sind die Resultate 
ganz dieselben. Die erhaltene Jodverbindung besteht aber aus C38H4N.OSL 
und bindet nur 1 Alom Wasser, welches bei 1000 C. entweicht. Sie ist in ah- 
solutem Alkohol schwer löslich, leichter in gewöhnlichem Alkohol. Heisses 
Wasser dagegen löst sie leicht und setzt sie beim Erkalten in glänzenden, farb- 
losen, flach-prismatischen, mikroskopischen Krystallchen ab, die an der Luft sich 
nickt verändern. Diese beiden Körper nennt How Jodwasserstoffsaures Melhy- 
lomorphin und Aethylomorphin. ‘Die darin enthaltenen Basen , des Methylomor- 
phin und Aethylomorphin sind als Morphin zu betrachten, in den 1 Atom Was- 
serstoff durch 1 Atom Methyl oder Aethyl ersetzt ist, 


1 At. Morphin + 1 At. Methyl — ‚1 At. Wasserstoff —= ] At. Methylomorphin 
CHHINO6 + 33 it, H C3SHZIN. OS, 


I 


1 At. Morphin + 1 At. Aethyl — 1 At, Wasserstoff = 1 At. Aethylomorphin 
C3HINV08 + Ce nie H = 0234233.06. 


Diese Basen durch Kali oder Ammoniak aus der Jodverbindung niederzuschlagen 
gelingt nicht, weil dieselben in Wasser löslich sind. Sie können jedoch durch 
Silberoxyd abgeschieden werden. Indessen muss jeder Ueberschuss von Silber- 
oxyd - vermieden werden , weil sich sonst die Lösung der Basen dunkel färbt, 
indem sich ein Theil derselben zersetzt. Die Lösung derselben ist stark kau- 
stisch. Sie sind nicht in Krystallen zu erhalten. Selbst aus einer Lösung in 
heissem Alkohol setzen sie sich nur in Form von selbst unter dem Mikroskop 
nur krystallinisch erscheinenden Körnchen ab. Versuche um in diesen Basen durch 
Einwirkung von Jodäthyl und Jodmethyl noch mehr Wasserstoffatome durch Al- 
koholradikale zu ersetzen, führten nicht zu entscheidenden Resultaten. Auch 
durch Einwirkung von -Chloramyl anf Morpkin konnte keine neue Amylhaltende 
Basis erzeugt werden. Dagegen. gelang 'es How Aethyl in die Zusammensetzung 
des Codeins einzuführen , als er die Jodverbindung- des Alkoholradikals in der 
oben beschriebenen Weise auf Codein einwirken liess. Er erhielt dadurch eine 
weisse, kıystallinische Masse, die sich in kaltem Wasser leicht löste. Beim 
allmäligen Verdunsten im Vacuum selzte sich das Salz in Form von Büscheln 
feiner, weisser, seidenarliger Nadeln ab, die aus (C10926NO6I> bestehen. Diese 
Verbindung ist das Jodwasserstoffsaure Salz des Aethylocodein’s. 


1 At, Codein + 1 At. Aethyl — 1 At. Wasserstof = 1 At. Aethylocodein 
C36H21.N.06--U4H 5 er H — GOHBSNOS, 


Das Aethylocodein selbst ist in Wasser löslich, kann daher nicht aus der wäss- 
rigen Lösung der Jodwasserstoffverbindung durch Alkalien abgeschieden werden. 
Kocht man aber die Mischung beider Flüssigkeiten , so scheidet sich eine ölige 
Substanz daraus ab, die wahrscheinlich ein Zersetzungsproduet ist. Durch Sil- 
beroxyd lıess sich dagegen aus der Jodverhindung die Basis ausscheiden. Die 
vom Jodsilber abfiltrirte Flüssigkeit ist stark alkalisch. Auch die Versuche, um 
in der Zusammensetzung des Aethylocodein’s noch mehr Wasserstoff durch Aethyl 
zu ersetzen, führten nicht zu entscheidenden Resultaten. Die drei neuen Basen, 
welche z.B. auch noch die Eigenschaften theilen, Kohlensäure aus der Luft an- 
zu2iehen, scheinen sich an die Oxyde der Tetrabasen anzureihen, d. h. an die 
Substanzen, welche als Oxyde eines Ammoniums anzusehen sind, in dem alle 
vier Atome Wasserstoff durch organische Radikale ersetzt sind. Ist das richtig, 
so müssen die Basen, woraus die neuen Producte entstanden sind, den Nitril- 


270 


basen angehören, d. h. als Ammoniak betrachtet werden dürfen, in dem alle 
drei Atome Wasserstoff durch organische Radikale ersetzt sind. (Quart. Journ. 
of the Chem. Soc. V. VI..p. 125.) H....2 


Oryetognosie. — Allan Dick, Analyse des Hayesin’s. 
— Dieses in den Salpeterlagern von Peru in Form abgerundeter, wallnussgros- 
ser Massen vorkommende Mineral ist früher schon von Ulex*) uutersucht wor- 
den, der ihm die Formel Na0,2B03+2Ca0,3B0°?--10HO gab. Allan Dick fand es 
folgendermaassen zusammengesetzt: Kalk 14,32, Natron 8,22, Kali 0,51, 
Schwefelsäure 1,10, Chlornatrınm 2,65, Sand 0,32, Wasser 27,22, Jod und 
Phosphorsäure Spuren , Borsäure 45,46 — 100. Offenbar enthielt diese Probe 
des Minerals etwas schwefelsaures Natron. Bringt man dieses, sowie das Chlor- 
natrium in Abzug, so führen obige Zahlen ebenfalls zu der von Ulex gegebenen 
Formel. (Phil. mag. Vol. VI. p. 50*.) H....2 


Kjerulf, über die Zusammensetzung des Cerits. — 
Eine ältere Analyse von Hisinger gibt die des Cerits von Riddarhyttan in Schwe- 
den wie folgt an: Kieselsäure 18, Cerytoxyd**) 68,6, Eisenoxyd 2, Kalkerde 
1,25, Wasser 9,6 — 99,45. Hier bleibt aber der Oxydationsgrad des Cer- 
oxyds zweifelhaft, und dann konnte das Verhältniss dieses Oxyds zum Lanthan- 
oxyd damals noch nicht bestimmt werden. Aus diesen Gründen lässt sich 
hier keine Formel für den Cerit mit Sicherheit aufstellen. — Das von K. zur 
Analyse benutzte Mineral war nicht ganz frei von fremden Einmengungen. Der 
Gehalt an Molybdänglanz zeigte sich sogar beträchtlich (bis 3 pCt.); in dem 
zur Analyse verwendeten Stück waren jedoch nur einzelne stahlgraue glänzende 
Fleckchen zu entdecken. Die Prüfung auf Yitererde gab eine nur unbedeutende 
zweifelhafte Reaction. Alkalien wurden nicht in wägbarer Menge gefunden. 
Durch Salzsäure oder Königswasser liess sich der Cerit nicht vollständig zer- 
setzen. Es bliebeu hier 32 pCt. einer Kieselsäure, die noch fast die Hälfte 
an Cer- und Lanthanverbindungen enthielt. Das Cer war in dem Fossil als 


Oxydul vorhanden. — Die Zusammensetzung des Cerits ist nach Kjerulf 
folgende : 
Sauerstoff 

Kieselsäure 20,41. 10,80 2 

Ceroxydul 96,03 6,78 

Didymhaltiges Lanthanoxyd 8,12 1,52 10.23 5) 

Eisenoxydul 4,77 1,59 ? 

+ Kalkerde 1,18 0,34 

Wasser 5,29 4,70***) 1 

Schwefelmolybdän 3,27 

Schwefelwismuth 0,18 
Dies entspricht der Formel: 2(Si03, 3RO)+3H0. (Ann. d. Chem. uw. Pharm. 
Bd. LXXXVI. p. 12.) Ww.B. 


Gerhard vom Rath hat (Poggd. Ann. Bd. XC. pag. 82 und 288) 
ausführliche Untersuchungen angestellt, um die noch immer über die wahre che- 
mische Zusammensetzung des Wernerits gehegten Zweifel zu be- 
seiligen und um die Veränderungen zu ermitteln, welche dieses Minera‘ 


*) Ann, d. Chem. u. Pharm. Bd, 70 S. 49*, 


”*) Hierunter ist das Oxydgemenge von Cer, Lanthan und Didym ver- 
standen. 


***) Die Sanerstoffmenge des HO fällt etwas zu geringe aus, weil der 
HO Gehalt aus dem Glühverluste bestimmt ist. Beim Glühen oxydiren sich 
jedoch das Cer- und Eisenoxydul, wodurch der Verlust verringert wird, mit- 
hin fällt auch die Wasserbestimmung zu niedrig aus. 


271 


durch die Verwitterung erleidet. Wir begnügen uns hier die Resultate der 

Arbeit folgen zu lassen, Die Gattung Wernerit zerfällt in mehrere heteromere 

Species: 

1. Mejonit 3Ca0, Si03+2(Al203Si03), O von RO: R203: SiO? = 1:2:3. 

2. Skapolith 3(Ca0, Na0), 2Si0°+-2(Al203Si03), O von RO: R?03 ; Si0O? =1:2:4. 

3. Wernerit von Gouverneur, 3(CaO, DE Rt ALNSI0N O0 vonRO: R?0?: 
SIR: 


Diese Species kann man auch betrachten als Verbindungen desselben Aluminats 
mit steigenden Mengen von Kieselsäure 


Spec. Gew. 
Mejonit 3Ca0, 24120°+3Si0? 2,736 
Skapolith 4 ». +4, 2,724 
Wernerit von Gouverneur ‚, ». +9 » 2,653 


Die Existenz dieser 3 Species erscheint unzweifelhaft; die der beiden folgenden 
nur wahrscheinlich. 


4. Wernerit von Pargas 3(Ca0, a 203503, OvonRO: R203: SiO3! 
— 1.2458 


5. Nuttalit Rammelsb. ROSiO3-LAL2O3SIO3, n vonRO: R203: SiO3=1:3:6. 


Der Wernerit Rammelsb. 3RO, SiO?+3A12035i03, O von RO: R203: SiO3— 
1:3:4 ist wohl noch nicht begründet. Folgende Bestandtheile scheinen den. 
verschiedenen Species ursprünglich zuzukommen: NaO, CaO, A203, SiO}, — 
Bei der Verwitterung des Wernerits: 


tritt hinzu tritt aus 
1. Kali (3)*) 5. Natron (6) 
2. Magnesia (3) 6. Kalk (5) 
3. Kalk (1) 7. Thonerde (4) 


4. Eisenoxyd (9) 


Die SiO? sinkt oder steigt relativ, ob sie in absoluter Menge zu- oder ab- 
nimmt, ist schwer zu entscheiden. — Diese Processe combiniren sich in fol- 
gender Weise: 


1, 4, 5, 6 — Umwandlung in Glimmer, 

‚2, 4, 5, 6, 7 — Umwandlung in den rothen und gelben Wernerit, 
4,5,6,7 — Umwandlung in den schwarzen Wernerit, 

4, 5 — Umwandlung in Epidot, 

6, 7 — Umwandlung in die von Wolff untersuchten Wernerit- Bıystalle mit 
inem Gehalte an SiO3 von 92,7 pCt. 


er 


er 


1 
2 
3 
9, 
ei 


Schneider, über den Kupferwismnthglanz, eine neue 
Mineralspecies. — Die Varietäten des Wismuthglanzes, dessen Zusammen- 
setzung durch zuverlässige Analysen festgestellt wordeao, sind folgende: 1. v.Rid- 
darhyttan in Schweden durch H. Rose (Gilberts Ann. Bd. LXXIl. pag. 190.), 
2. von Retzbanya im Banat durch Wehrle (Baumgartner’s Zeitschrift, Bd.X. 
pag. 385.) [fast genau übereinstimmend mit 1.]; 3. von Redruth in Corn- 
wall durch Warrington (Phil. Mag. Vol. IX. pag. 29.) und 4. von Gjelle- 
bäck in Norwegen durch Scheerer (Pogg. Ann. Bd. LXV. pag. 299.). Das 
Verhältniss des Cu- und Fe- Gehalts der heiden letzteren Varietäten (in 3. 3,7 
Fe und 3,81 Cu; in 4, 0,14 Cu und 0,15 Fe) scheint, worauf schon Rammels- 
berg (Handwörterbuch, II. Abth. pag. 273.) aufmerksam gemacht hat, anzudeu- 
ten, dass dieselben etwas Kupferkies beigemengt enthalten. — Das an verschie- 


*) Die in Klammern stehenden Zahlen bezeichnen die relative Häufigkeit 
jedes einzelnen Verwitterungs - Processes. Der häufigste ist 5; er findet in 
allen Fällen statt. Der seltenste 3, er ist nur in einem Falle beobachtet, 
Zwischen diesen beiden Extremen liegen die andern Verwitterungs-Processe. 


272 


denen Orten (Schneeberg, Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt) ‚des sächsischen 
Erzgebirges unter dem Namen Wismuthglanz vorkommende Mineral ist bis- 
her nicht untersucht, sondern nur nach seinem äussern Ansehen und nach der 
Art seines Vorkommens ohne Weiteres für identisch mit Wismuthglanz genom- 
men. Sch. hat nun nachgewiesen, dass das fragliche Mineral nicht Wismuth- 
glanz ist, sondern vielmehr eine besondere, bis jetzt unbekannte Mineralspecies 
darstellt, der er den Namen Kupferwismuthglanz beilegt. — Das Mi- 
neral, welches 'zur Untersuchung diente, trug die Bezeichnung: Wismuthglanz 
vom Tannenbaum im Johanngeorgenstaedter, resp. im Schwarzenberger Reviere. 
Dünne, säulenformige längsgestreifte Krystalle von hellgrauer, in zinnweiss ge- 
neigter Farbe und lebhaftem Metallglanz, die in ein meist loses, bisweilen auch 
dichteres Aggregat von krystallinisch - körnigem Quarz maschenartig eingelagert 
sind. Eine vollständige Trennung von Erz und Gangart konnte wegen der in- 
nigen Verwachsung beider nicht bewerkstelligt und deshalb auch das specifi- 
sche Gewicht nicht mit Bestimmtheit ermittelt werden. In seinem äussern 
Ansehn vom Wismuthglanze wenig verschieden , zeıgt das. [ragliche Mineral. in 
seinem chemischen Verhalten nicht unbedeutende Abweichungen von jenem. In 
einer Glasröhre erhitzt gibt es leicht etwas S, später entweicht SO?, Vor dem 
Löthrohr auf Kohle für sich behandelt, schmilzt es unter Aufschäumen und 
Spritzen ziemlich leicht; mit Soda gibt es nach längerem Blasen, wobei die 
Kohle dunkelgelb beschlägt, ein im Verhältniss zur angewandten Erzmenge nicht 
unbedeutendes Kupferkorn. — ° Durch kochende NO5 wird. es unter Ausschei- 
dung von S zerseizt; von .heisser concenlrirter ElEsäure unter Entwickelung 
von SH. Gas und Hinterlassung. einer geringen Menge von Schwefelkupfer. Der 
geringe Gehalt an Fe scheint mehr der Gangart, als dem Erze selbst anzugehö- 
ren. Möglich ist jedoch auch, dass das Erz geringe Mengen von Kupferkies bei- 
gemengt enthält. Ag, ein nicht seltener Begleiter des Bi, konnte nicht gefunden 
werden. — Aus dem Mittel zweier Analysen ergibt sich folgende Zusammen- 
setzung für den Kupferwismuthglanz: Bi 62,16, Cu 18,72, S 18,83 = 99,73. 
Der S-Gehalt reicht nahe zu hin, um mit dem Cu Halbschwefelkupfer und mit 
dem Bi Dreifachschwefelwismuth zu bilden. Der an Cu gebundene S ist fast 
genau ein Driltel von dem mit dem.Bi verbundenen. Demnach erhält das Mi- 
neral folgende Formel: Cu?S, BiS3. — Der Kupferwismutbglanz ist die dem 
Kupferantimonglanz von Wolfsberg am Harz — nach H. Rose Cu2S, SbS? (Pogg. 
Ann. Bd. XXXV. pag. 361.) — entsprechende Wismuthverbindung. Es verdient 
untersucht zu werden, ob er mit diesem isomorph ist, was mit einiger Wahr- 
scheinlichkeit vorhergesehen werden kann. Zwischen beiden Mineralien findet 
eine ähnliche Beziehung statt, wie zwischen dem Nadelerz von Beresowsk 
in Sibirien und dem Bournonit; auch diese haben eine ganz analoge Zusam- 
mensetzung , nur dass in dem einen der electronegative Bestandtheil dreifach 
Schwefelwismuth, in dem andern dreifach Schwefelantimon ist. Formel für er- 
steres 20u2S, BiS?+4PbS, BiS?, für letzteres 2Cu2S, SbS?--4PhbS , SbS?. 
(Pogg. Ann. Bd. XC. p. 166.) W. B. 


Scheelit von Chapmann unter tafelförmigen Krystallen von molyhdän- 
saurem Bleioxyd von Coquimbo (?) gefunden. Lange, gekrümmte Krystalle. 
Resultate der Analyse: Wolframsäure 59,5, Bleioxyd 33,26, Kalkerde 6,37 = 


PbO ; 1 
99,13. Formel: no | wor (Phil. Mag. Vol. VI. p. 120.) W.B, 
Fehling, über Kupfer- und Zink-Sulfantimoniat. — Im 


Quart. Journ. Vol. IV. pag. 332. veröffentlichte Field eine Analyse eines neuen 
Minerals, welches sich nach Domeyko nahe bei Coquimbo reichlich findet, be- 
gleitet von Zinkblende, Eisenkies und Fahlerz um sich von letzterm durch seine 
grünlichere Farbe, hellrotheren Strich und Weichheit unterscheidet. Aber hier 
finden sich nicht, wie im Fahlerz, das Antimon und Arsenik als Sulfüre, sondern 
als Sulfide, wie im Enargit und Xanthocon. Resultate der Analyse: Sb 20,28, 
As 3,91, S 30,35, Cu 36,72, Zn 7,26, Fe 1,23, Ag 0,07 = 99,22. Hieraus 
berechnet sich die Formel: 


273 


\cıs shs5 N niet PRIENN, 
EN pe Ass; oder 2(GuS, SbS5)t+ VA AsS5 
AgS n 
(Quart. Journ. Vol. VI. p. 140.) W.B. 
Geologie. — Gümbel, Gebirgsdurchschnilt auf der 
linken Rheinthalseite bei Landau. — Der.genommene Durchschnitt 


dehnt sich winkelkreutzweise zur Richtung des Rheinihales gelegen von den Hö- 
hen des Trifels bei Annweiler bis zur Ebene unterhalb Landau aus und entblösst 
in nicht zwei Stunden Länge: Gmneiss, Granit, Urthonschiefer, Rothliegendes, 
Melaphyr, Vogesen - und Bunten Sandstein, Trias, Keuper, Lias, lertiäre und di- 
luviale Gebilde. ‘Das Urgebirge, Gneiss, Granit und Urthonschiefer treten in den 
Vogesen nur 'in den tiefsten Thaleinschnitten hervor, in der Pfalz im Lauterthal, 
im  Queichthal' bei: Albersweiler und öfters am Rande der Rheinthalspalte. Im 
Queichthal sind es feinkörnige röthlichgefärbte Gneisspartien, welche in den herr- 
schenden Granit eingekeilt sind, und mit dem Urthonschiefer in innigster Ver- 
bindung stehen. Hierauf lagert ein grober cong:omeratischer Sandstein mit Trüm- 
_ mern seiner Unterlage, der mit intensiv rothen grünstreifigen und fleckigen Let- 
tenschiefern wechsellagert. Er gehört dem Rothliegenden an und wird begleitet 
von Melaphyr, .Melaphyrmandelstein und aphanitischen dunkeln Schiefern. Diese 
befinden sich besonders im Neustädter Thal, 'bei Hambach hinter der Maxburg, 
beı Albersweiler, Waldhambach, Silz und Weiler. Von dem Gebirgsflusse und 
ans Thalschnilten steigt das Terrain meist steil und häufig mit Felsbildungen zu 
hohen (bis 2000 Fuss) Bergrücken empor. Gehänge und Höhen sind mit pit- 
toresken Felsgestalten geschmückt, deren einzelne Züge in deutliche Reihen ge- 
ordnet erscheinen. _Das Gestein ist ein meist grobkörniger, im Ganzen nicht 
stark durch Thon oder Eisenoxyd gebundener blassrolher weisslicher Sandstein 
mit Manganputzen und rothen Thongallen. Dieser Vogesensandstein lagert hori- 
zontal und bildet die höchsten Höhen des Haardigebirges. In seinen beckenför- 
migen Einbuchtnungen tritt der bunte Sandstein auf als ein feinkörniger Sandstein 
mit Ihonigem und mergligem Bindemittel, mit Zwischenlagen von buntem Thon 
und zahlreichen Thier- und Pflanzenresten. Er steigt nicht über 800 Fuss Höhe 
empor und seine Schichten fallen mehr weniger steil ein, wahrscheinlich durch 
Niedersinken in Folge der Wegwaschung eines Theiles der Unterlage. Ebenso 
verhält sich der überlagerude Muschelkalk, der von Weissenburg bis Klingenmün- 
ster läuft und von da nördlich noch einzelne Partien bildet. Der Keuper ist 
unfern Landau nur auf eine kurze Strecke entwickelt mit feinkörnigen graugrü- 
nen und gelben Sandsteinen, Arkose, Steinmergeln und bunten Thonen. In einer 
Vertiefung bei Siebeldingen zwischen dem Keuperhügel und Muschelkalk liegt ein 
dunkelaschgrauer oft lichtgelblich gefärbter Kalk mit entschiedenen Liaspetrefak- 
ten, die aber in der 20 Fuss mächtigen Bildung Arten der untern, miltlern und 
obern Glieder dieser Formation sind. Tertiärbildungen nehmen die letzte Stufe 
ein. ‘Sie bestehen ans Kalk im kleinen Kalmit bei llbesheim, aus Meeressand 
und Sandstein bei Leinweiler und Rauschbach , aus Braunkohlenschichten bei 
Dürkbeim. Die Rheinebene ist mit diluvialen Geröllen und Löss bedeckt. (Neues 
Jahrb. f.. Mineral. 524—534.) @l. 


v. Carnall, Bleierz am Bleiberge bei Komern. — Die das 
Erz führende Formation ist der bunte Sandstein, der unmittelbar auf Grauwacke 
ruht und hier aus grobem Conglomerat besteht. Die vollkommen abgerundeten 
Trümmer desselben sind nur Grauwacke, durch ein dunkelgrünes kieseliges Bin- 
demiltel verkitiet. Der obere Theil der Formation besteht vorherrschend aus 
feınkörnigem Sandstein von weisser oder gelblichweisser Farbe und in wenig 
geneigten Schichten. Auch in ihm kommen noch Einlagerüngen von grobkörni- 
gem Conglomerat in wechselnder Stärke vor. Diese heissen innerhalb der Erz- 
führung Wackendeckel. ‘Die Erzführung erstreckt sich über eine Stunde weit, 
gegen die Enden hin mit abnehmendem Reichtihum. Sie beginnt nahe unter 
Tage und geht in noch unbekannte Tiefen hinab. Der Sandstein ist in seiner 


274 


ganzen Masse mit Linsen- bis erbsengrossen Körnern von Bleiglanz in überra- 
schender Gleichmässigkeit vertbeilt. Ausgewaschen heissen die Körner Knotten, 
Knottenerz , das Gestein Knottensandstein. In den Wackendeckeln kommt das 
Erz in schwachen Trümchen, Schnüren und eingesprengt vor. Merkwürdig sind 
die Rutschflächen und blanken Harnische des Knoltensandsteins. (Geol. Zeitschr. 
V. b. S. 242—244.) Gl. 


v. Heiden, Braunkohlen bei Carpano in Istrien. — Die 
daselbst auftretenden Schichten gehören z. Th. zur Kreide wie der Hippuriten- 
oder Rudistenkalk. Eine rudistenleere Schicht ganz aus Foraminiferen bestehend 
tritt hie und da zwischen dem Rudistenkalke und dem kohlenführenden an Ceri- 
thien und Planorben reichen Kalke auf, der die Kohlenflötze von Carpano und 
Paradese führt. Die Kohle selbst durfte animalen Ursprungs sein, führt keine 
Spur von Pflanzenresten, vielmehr häufen sich in ihrer Nähe die zerbrochenen 
Schalenstüeke in ungeheurer Menge an. Der Siickstoff- und Sauerstoffgehalt be- 
trägt 14,46— 13,69. Ueber den Kohlenkalkschichten lagern zuweilen Schichten 
mit zollgrossen Orbituliten. Erst über einer sehr constanten Bank von Pernen 
und Gervillien treten Nummuliten auf, N. laevigatus, N. conplanatus, N. planu- 
latus mit der schon tiefer vorkommenden Alveolina longa und A. melo. Ein 
grüner Kalk mit Pentakrinitenstielen führt in den Tassello oder Mergelschiefer. 
Dieser ist grün eisenreich, führt Bänke von kleinera Nummuliten mit zahlreichen 
andern Petrefakten, unter denen einige kreideartige Gestalten sind.. Hierauf wol- 
len die Mailänder Geognosten ihr terreno epicreticeo gründen. (Ebd. S. 269 — 
272.) @l. 


Literatur. — (Quarterly journal geological, Novybhr. 
nro. 36: E. Forbes, über die fluviomarinen Tertiärgebilde auf der Insel 
Wight S. 259—270. — dela Condamine, Süsswassergebilde von Hunting- 
donshire S. 271— 274. — Trimmer, über die südliche Begränzung der 
erralischen Tertliärgebilde in Sommersetschire S. 282—286. — Ders., über 
den Ursprung der den Kreidekalk in Kent bedeckenden lockeren Gebilde S. 286 
— 296. — Sutherland, geologische und Gletscherscheinungen an den Küsten 
der Davisstrasse und Baffinsbay S. 296 — 313. — Morris, einige Durch- 
schnitte im Oolithdistriet in Licolnshire S. 317 —344. — Sorby, über die 
microscopische Structur einiger brittischen terliären und jüngeren Süsswasser- 
mergel und Kalke S. 344—346. — Flemming, Geologie eines Theiles der 
Soolimans Kette S. 346 — 348. — Frere, Geologie eines Theiles von Sind 
S. 349—351. — Herzog von Argyll, über den Granitdistriet von Inverary 
in der Grafschaft Argyli S. 360—366. a 


Neue Jahrbücher für Mineral. etc, Heft5: Zimmermann, 
gibt Tacitus einen historischen Beweis von vulkanischen Eruptionen am Nieder- 
rhein S. 837. — Cotta, Glimmertrapp ganz im Gneiss im Thale der rohen 
Weisseritz S. 561. 


Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 
V. 2: Roth, Beiträge zur geognostischen Kenntniss von Lüneburg S. 359— 
— 372. — Websky, geognostische Verhältnisse der Erzlagerstätten von Ku- 
pferberg und Rudelstadt in Schlesien S. 373—438. — Mieleczki, Zusätze 
zu Plettners Abhandlung über die Braunkohlenformation der Mark Brandenburg 
(ef. I. S. 125) S. 467—478. — Nöygerath, das Erdbeben in der Rhein- 
gegend am 18. Febr. 1853. S. 479. 


Leonhard's Beitr. z, Kenntniss des Grossherzgth. Ba- 
den Ill: Koch, die Trias am badischen Neckar S. 1. — Schill, das Kai- 


serstublgebirge S. 21. — Arnsperger, Gebirgsseen des Schwarzwaldes S. 
43. — Ders., römischer Bergbau im Hagenschiesswalde bei Pforzheim S. 49. 


— G. Leonhard, die badische Bergstrasse S. 54—88. 

Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshelte 
X. 1: Schuler, Durchschnitt des Würtembergischen Flötzgebirges S. 30. — 
Oppel, der mitlle Lias Schwabens S. 39, 


275 


Sillimann’s americ. journ. of Se. July a. Septhr. nro. 46. 47: 
D. Owens, Geologischer Bericht über Wisconsin, Jowa und Minnesota p. 86. 
— Agassiz, Lileraturbericht p. 279. { 


Journal ofthe asiat. soc, of Bengal 1853 nro. 3: Fleming, 
Geologie des Puntjaub p. 229—278. 


Palaeontologie. — C. v. Ettingshausen, die tertiäre 
Flora von Häring in Tyro) (Wien 1853. fol. Mit 31 Tfin.). — 
Den vortrefflichsten Arbeiten, mit welchen die kk. geologische Reichsanstalt in 
der kurzen Zeit seit ihrer Begründung die Wissenschaft bereits bereichert hat, 
reiht sich die vorliegende des rühmlichst bekannten Vfs. würdig an. Die Dar- 
stellung ist dieselbe wie in den frühern Arheiten des Vfs. und theilen wir daher 
unsern Lesern nur die analytische Uebersicht aller hier beschriebenen Arten mit, 
wobei wir hinter den neuen den Aultornamen weglassen. 


A. ÜUeberreste der Inflorescenz oder der Fructification von Dikolylen und 
Coniferen: 1) einzelne Blühten oder deren Theile 2. Blühtenkätzchen oder 
Aehrehen 3. Samen, Früchte oder Fruchtstände 4. — 2) kleiner fünfspalti- 
ger Kelch mit spitzen abstehenden eilanzettlichen Zipfeln Celastrus protogaeus, 
mit lineallanzettlichen C. pseudoilex, glockenförmiger Kelch mit breiteiformigen, 
abgerundet-stumpfen Zipfeln Getonia antholithus Ung. — 3) kleine fast lineale 
Aehrehen mit dünnhäutigen eiförmigen Bracteen, männliche von Casuarina Hai- 
dingeri, weibliche Kätzchen von Myrica anliqua, schmallineale bracteenlose Aehr- 
chen mit sitzenden Blühten Leptomeria gracilis. — &#) Fruchtzapfen oder Sam- 
melfrüchte 9. einzelne Früchte oder Samen 6. — 5) Zapfen kuglig eiförmig, 
tief vierklappig, Klappen gleich lang spitz Callitrites Brongniarli Endl., Klappe 
klein höckerig nicht genabelt Cupressites freneloides, Zapfen fast kegelförmig, 
Klappen glatt, genabelt Chamaecyparites Sternbergi Goepp., zahlreiche Früchtchen 
auf flachem kurz gestielten Blühtenboden dicht gehäuft Artocarpidium integrifo- 
lium Ung. — 6) geflügelte Samen 7. ungeflügelte 11. — 7) zu beiden Sei- 
ten oder-ringsum geflügelt 8. nur einseitig geflügelt 9. — 8) Same schmal 
spitz, Flügel breit rundlich Callitrites Brongniarti Endl., elliptisch bespitzt, Flü- 
gel’ schmal elliptisch Chamaecyparites Hardti Endl., rundlich fast herzförmig, 
Flügel sehr zart länglich Jacaranda horealis, trockne längliche Pflaumenfrucht, 
Flügel mit breiter Basis fast spitz Terminalia Ung, Frucht klein rundlich, Flü- 
gel netzig geadert, ringsum Hiraea borealis, Kapsel oval, ringsum geflügelt Do- 
donaea salicites. — 9) Same sehr klein, Flügel verlängert, an Basis und Spitze 
verschmälert Pinites palaeostrobus, Flügel kürzer 10. — 10) Same rundlich, 
Flügel rundlich elliptisch, stumpf mit 9 bis 8 Nerven Embothrites leptosper- 
mos, Same eilörmig rundlich, Flügel mit breiter Basıs Hakea plurinervia, Same 
länglich Flügel länglich an der Basis verschmälert an der Spitze fast abgerundet 
H. myrsinites, Frucht klein rundlich, Flügel breit mit zahlreichen feinen Nerven 
Banisteria haeringana.. — 11) Ovarium oder Achenium schmal , lineal-keulen- 
förmig glatt lang gestielt Pisonıa eocenica, rundlich 12. — 12) Ovarien kleın 
rundlich, Inflorescenz ährenförmig Leptomeria graeilis, u. L. flexuosa, Ovarien 
ohne Perigon 13. — 13) Ovarium wie vorhin, mit verdicktem Griffel Personia 
Daphnes , mit haarfeinem Griffel P. myrtillus, ohne Griffel 14. — 14) Kapsel 
fast kuglig zweiklappig, Klappen dıck lederartig Pittosporum Fentzli, kurzgestielte 
mit den Resten des Kelches umgebene Kapseln Phyllanthus haeringana, verkehrt 
kegel - oder birnförmige Kapseln mit wulstig verdicktem Rande Eucalyptus hae- 
vingana, kurz gestielte ellıptische Pflaumenfrucht Elaeodendron haeriganum, strah- 
lig fächerıg Hülsen Palaelobium haeringanum Ung. 


B. Dikotyle Blätter und Zweige: a) Netzläufer; Secundärnerven fein, 
meist genähert und geschlängelt, nach kurzem Verlauf in ein zartes Blattnetz 
übergehend. 


1) Blätter ganzrandig 2, mit gesägtem oder gezähntem Rand oder fie- 
derspallig 14. — 2) lineal oder lineallanzeltlich, mehr weniger zugespitzt 3. 
breit lanzeitlich, länglich oder eiföormig 4. keılförmig, verkehrt ei- oder lanzett- 


276 


förmig 11. — 3) schmal lineal in den Stiel verschmälert, Mittelnery sehr fein, 
Secundärnerven sogleich in ein zartes klein maschiges Netz aufgelöst Salieites 
stenophyllus,; lineal-lanzettlich zugespitzt, Mittelnerv ziemlich stark, Seceundärner- 
ven in ein feinmaschiges Netz übergehend Andromeda reticulata, lineal oder li- 
neal-lanzettlich, spitz, Secundärnerven spärlich, sehr fein Grevillea haeringana, 
Mittelnerv stark, Secundärnerven zahlreich Callistemophylium melaleucaeforme, 
Secundärnerven sehr fein, zahlreich, parallel, Mitteloerv schwach C. speciosum, 
Blätter .lineal sitzend, Mittelnerv fein, Secundärnerven spärlich 'C. verum, Secun- 
därnerven: kaum bemerkbar, in ein feines Netz aufgelöst €. diosmoides, Blalt 
an der Basis meist spitz, Secuudärnerven fein, ziemlich genährt Eucalyptus hae- 
ringaua,, noch feiner Eu. oceanica , Blätter lederartig langgestielt, Mittelnerv 
schwach, Secundärnerv fein gabelästig Acacia Dianae, kurzgestielt, Mittelnerv deut- 
lich, Secundärnerven einfach A. Proserpinae. — 4) Blätter lanzettlich 5. brei- 
ter, eiförmig oder rundlich-eiförmig 8. — 5) Blatt in emen dicken Stiel ver- 
schmälert, Mittelnerv stark, Secundärnerven rechtwinklig Apocynophyllum parvi- 
folium, Secundärnerven spitzwinklig 6. — 6) Secundärnerven unter 40 — 50° 
an der Spitze äslig in deutliches Netz auflösend Pittosporum tenerrimum, Blät- 
ter länger, Blattnetz undeutlich 7. — 7) Secundärnerven sehr fein, zahlreich, 
genähert, wenig spitzwinklig gegen den zarten Mittelnerv Apocynophyllum alyxiae- 
folium, Secundärnerven fein, nıcht genähert, unter 60 — 80% gegen den starken 
Mittelnerv Diophyros haeringana, Secundärnerven ziemlich spärlich, unter 450 
Myoporum ambiguum, Secundärnerven sehr fein. kaum sichtbar, Mittelnery schwach 
Euphorbiophylium lanceolatum, Secundärnerven fein, entfernt unter 69— 750 ge- 
gen den starken Mittelnerv Terminalia Ungeri, Blatt eiförmig lanzettlich mit un- 
deutlichen Secundärnerven Getonia anlholıthus Ung., Secundärnerven sehr fein, 
zahlreich, genähert Eugenia Apollinis Ung. — 8) Blatt eiförmig oder eilörmig- 
lanzeltlich, gestielt, an der Basis und Spitze spitz, Secundärnerven haarfein, 
sehr zahlreich, genähert, spitzwinklig Metrosideros calophyllum, sehr kurz ge- 
stielt Myrlus oceanica, Secundärnerven nicht zahlreich 9. — 9) Secündärner- 
ven unter 60—750 gegen den schwachen Mittelnerv, Monimia haeringana, unter 
45 — 60% und wechselständig M. anceps, Blätter derb, mehr lederartig 10. — 
10) Blätter eiliptisch langgestielt, an Basis und Spitze stumpf, Secundärverven 
spärlich sehr fein, die untere unter 20—30°, die obere unter 50—60° Phyllan- 
ihus haeringana, Secundärnerven zahlreicher, anastomosirend Rhamnus pomader- 
roides , unter 65 — 700 und an der Spitze ästig Hiraea borealis, sehr wenige. 
Mittelnerv fein Persoonia Daphnes, und Santalum Acherontienm. — 11) Blatt 
länglich verkehrt eiförmig, kurz geslielt, Secundärnerven fein spärlich unter 45 
—50° gegen den dicken Mittelnerv Rhizophora thinophila, Blätter kürzer 12. — 
12) Blätter länglich-keilförmig, Seceundärnerven sehr fein unter 30-450 gegen 
den schwachen Mittelnerv Celastrus deperditus, verkehrt lanzettlich, Basis ver- 
schmälert , Spitze stumpf, Secundärnerven fast rechtwinklig Dodonaea salicites, 
Blätter breiter eiförmig 13, — 13) mit verschmälerter Basis und stumpfer 
Spitze, Secundärnerven sehr fein, ästig, unter 40—50° Pittosporum Fenzli, ge- 
sehlangelt, spitzwinklig, Mittelnerv stark Ardisia oceanica, fast bognig, unter. 60 
— 70% gegen den starken Miltelnerv Myrica antiqua, spärlich, undeutlich, wenig 
spitzwinklig Pisonia eocenica, Blälter an der Spitze oft ausgerandet, Secundär- 
nerven fein spärlich, spitzwinklig Sapolacites minor, Blätter sitzend, Secundär- 
nerven zahlreich, Mittelnerv fein S. -parvilolius, — 14) Blatt lineal, lineal-lan- 
zeitlich, gestielt, fieder-spaltig, Lappen fast rhombisch oder dreieckig Dryandra 
Brongniarti, Blätter ungetheilt 15. — 15) lineal oder lanzetiförmig 16, rund- 
lich eiförmig oder verkehrt keilfürmig, stumpf 20. — 16) schmal lineal ge- 
stielt am Rande gezähnelt Banksia longifolia, breiter 17. — 17) meist verlän- 
gert lanzeltllich, Secundärnerven fein, rechtwinklig 18, kürzer breiter, Secundär- 
nerven spitzwinklig 19. — 18) fein gesägt, Secundärnerven sehr feın, genä- 
hert Banksia haeringana, stumpf gesägt oder gekerbt B. Ungeri, entfernt gesägt 
gekerbt, Secundärnerven weniger genähert B.dillenioides, unregelmässig und ent- 
fernt gezähnt oder gezähnelt Dryandroides lignitum , eilanzettförmig zugespitzt, 
an der Basis etwas schief, Seeundärnerven sehr fein, zahlreich Dr, brevifolius, 


277 


— 19) am Ranıle entfernt gezähnt , Secnndärnerven ästig und gabelspaltig Lo- 
matia retieulata, an der Spitze und Basis verschmälert, gekerbt gesägt, Secun- 
därnerven meist etwas geschlängelt Ceratopetalum haeringanum, gezähnelt , Se- 
cundärnerven verschieden spitzwinklig Elaeodendron dubinm, fast dornig gezähnt, 
Secundärnerven einfach und ästig unter 45 — 60% Evonymus Aegypanus. — 
20) Blätter sehr klein, rundlicheiförmig, verkehrt eiförmig, an der Basis ver- 
schmälert 21. meist eiförmig oder elliptisch, an der Basis abgerundet 22. — 
21) klein gezähnt, stumpflich, Secundärnerven spärlich, fast rechtwinklig Wein- 
mannia paradisiaca,, entfernt gezähnt W. microphylla, an der Spitze gezähnelt, 
an der Basis ganzrandig Myrsine europaea, sehr seicht gekerbt, Secundärnerven 
sehr fein, Mittelnerv ziemlich stark Arbutus eocenica , entfernt klein gekerbt, 
Secundärnerven unter 40—45° Celestrus Acherontis, klein gesägt, Secundärner- 
ven zahlreich, geschlängelt, ästig C. Aeoli, klein gekerbt, €. Persei Ung. — 
22) Blatt eiformig elliptiisch oder rhombisch eiförmig, gestiell, an der Basis 
spitz, an der Spitze abgerundet stumpf, am Rande feindornig gezähnt, Secun- 
därnerven unter 40 — 45° gegen den starken Mittelnerv Elaeodendron haeringa- 
num, gesägt Ilex parschlugana Ung., oval an Basis und Spitze abgerundet, sitzend, 
entfernt dornig gezähnt I. aizoon, breit eiförmig, kurz gestielt, gezähnelt, Se- 
eundärnerven rechtwinklig Euphorbiophyllum- stilingioides, rundlich elliplisch, 
gezähnelt Eu. subrotundum, Secundärnefven unter 55—650 En. omalanthoides, 
gegen die Spitze zu entfernt gezähnt, Secundärnerven fast rechtwinklig Quercus 
deformis. 


b. Bogenläufer: Secundärnetven stark, vom Mittelnerv in meist grös- 
sern Abständen entspringend und in einem Bogen dem Rande zulaufend, um 
erst da mit dem zunächstliegenden oben zu anastomosiren. 1) Biäller ganz- 
randig oder am Rande wellig 2. mit deutlich gezäbntem Rande 6. — 2) lan- 
zeitlich oder lanzettlich - länglich 3. eiförmig oder elliptisch 4. — 3) lanzelt- 
lich Secundärnerven unter 5 — 65° Laurus phoeboides, fast rechtwinklig Apo- 
eynophyllum haeringanum. — 4) eiförmig spitz am Rande wellig, Secundär- 
nerven einfach unter 60— 650 Maesa protogaea, länglich eiförmig oder lanzett- 
förmig, am Rande meist nicht wellig 5. — 5) lang gestielt, Secundärnerven 
unter 70 — 809% gegen den starken Mittelnerv Ficns Jynx Ung., kurz gestielt F. 
insignis, breit eiförmig lanzetllich, Secundärnerven wenig spitzwinklig Artocarpi- 
dium integrifolium Ung. und Laurus Lalages Ung., länglich eiförmig, Secundär- 
nerven unter 45—60° Laurus tetrantheroides, verlangert eiförmig, lang zugespitzt, 
Secundärnerven unter 40 — 45° Banisteria haeringana. — 6) eiförmig lanzelt- 
lich, etwas zugespitzt, an der Basis verschmälert, ‘am Rande buchtig gezähnt 
Quercus Goepperti Web., lanzeltlich, an beiden Enden zugespitzt, lang gestielt, 
gezäahnt Panax longissimnm Ung. 

c. Randläufer: , Seeundärnerven. einfach, meist genähert, gradlinig oder 
nur in sehr seichten Bogen dem Rande zulaufend, wo sie sogleich enden. 
1) Blatt ganzrandig, eiförmig oder länglich elliplisch, Secundärnerven stark un- 
ter 40—500 Alnites Reussi. — 2) am Rande scharf gezähnt oder gekerbt Pla- 


nera Ungeri, grob und ungleich gezähnt Domheyopsis dentata. — (Schluss im 
Novemberheft.) } 
Botanik. — Asa Gray diagnosirt eine nene Galtung aus der 


Familie der Verbenaceen, Tetraclea wie folgt: Calyx profunde quinquefidus, tubo 
turbinato, lobis subaequalibus ; corolla hypocraterimorpha, tubo calyce longiore, 
limbo quinque partilo, lobis obovalis fere aequalibus; stamina 4, fauci corollae 
inserta, filamenta filiformia,, aequilonga, exserla, in alabastro involuta, antherae 
ovales, loculis parallelis, ovarium profunde quadrilobum, stylus filiformis apice 
bifidus, stigmata subulata; ovula in loculis solitaria, amphitropa, pendula, mi- 
eropyle infera; fructus quadrinuculatus calyce persistente immutalo aucius, nu- 
culis siecis obovatis reliculatis crustaceis; semen loculo conforme, subcurvatum, 
supra medium adpensum, exalbuminosum; embryo leyiter incurvum ; cotylis 
oyalibus crassiusculis, radieula brevi infera. Herba erecta, humilis, e basi suffru- 
tescente, foliis opposilis petiolatis ovates subdentatis, floribus in axillis eymulo- 


278 


sis saepius lernis majuseulis; corolla alba post anthesin flavescente.. Die ein- 
zige Art ist T. Coulteri von San Felipe u. a. 0. (Sillim. americ. journ. XVI. 
98.) e 


Hempel, über Ananas-Cultur. — Von der Vermehrung der Ana- 
nas durch Keimpflanzen und durch Kronen verdient, letztere Methode den Vor- 
zug, denn sie lieferte Früchte mit Kronen von mehr denn Pfundschwere. Die 
so erzielten Kronen können nun wieder verkleinert werden, wenn ihr Wachs- 
ihım während der Fruchtausbildung ganz und gar zerstört wird. Sobald die 
Frucht ihrem Verblühen nahe war, nahm H. zu diesem Zwecke einen nicht scharf 
zugespitzten, aber scharfkantigen, etwa 8 Zoll langen Blumenstock, setzte densel- 
ben in die Mitte der Krone und drehte ihn ın das Herz derselben hinein und 
nahm die dadurch abgelösten jungen Blättchen heraus. Das Wachsthum der 
Krone hörte auf und es wurden die schönsten Früchte erzielt. (Ferhandl. Berl. 
Gartenbaues. 1853. I. 3.) e 


Koch, Neuholländische Kastanien, — Auf seiner botanischen 
Exkursion im Osten Neuhollands im Jahre 1828 entdeckte A. Cunningham einen 
Baum aus der Familie der Schmetterlingsblühtler ‚ und zwar aus der Abtheilung 
der Sophoreen , mıt einsamigen Früchten von der Grösse eines Hühnereies. 
Die Eingebornen bedienen sich derseßen hauptsächlich geröstet als Nahrungs- 
mittel. Da sie im Geschmack den Kaslanien ähnellen, so nannte sie ihr Ent- 
decker: neuholiändische Kastanien und den Baum: neuholländischen Kastanien- 
baum, Castanospermum australe. Der Geschmack der Samen soll jedoch nach 
andern Berichten, wenigstens von Europäern , keineswegs vorzüglich sein, und 
mehr dem der Eicheln gleichen. Im frischen Zustande genossen, sollen sie so- 
gar manche Unannehmlichkeiten hervorrufen. Der Baum erreicht eine Höhe von 
30 — 40 Fuss und hat einfach gefiederte Blätter von einer dunkeln grünen Fär- 
bung. Die Blühten kommen ähnlıch wie bei dem Johannisbrodstrauch (Cerato- 
nia Siliqua L.) aus 3- und 4jährigem Holz, haben eine ins Zinnoberrothe spie- 
lende Farbe und bilden einfache oder zusanımengesetzte Trauben. Die Pflanze 
wurde 1828 in Kew eingeführt und in dem ersten Bande der botanical miscel- 
lany beschrieben und abgebildet. Seitdem hat man nichts wieder von ihr .ge- 
hört und es scheint, als wenn sie in Kew eingegangen wäre. Einige Jahre dar- 
auf erhielt Neumann in Paris frische Samen und brachte sie in die Erde. Hier 
blieben sie mehre Jahre liegen, bis sie endlich keimten und darauf (1844) in 
das freie Land eines mässig erwärmten Pavillons verpflanzt wurden. Hier wuch- 
sen die Pflanzen so rasch , dass sie im Jahr 1851 bereits eine Höhe von 12 
Metres (36 Fuss) erreicht hatten und 1852 sich über und über mit Blühten be- 
deckten. Da Stecklinge von. frischen Trieben unter der Glasglocke an einem 
feuchten und warmen Orte gut gewachsen , so lässt sich die Pflanze sehr leicht 
vervielfältigen. Vor einigen Jahren hat man auch bereits einige Pflanzen nach 
Algerien gebracht, um dort ihren Anbau zu versuchen, bis jetzt allerdings ohne 
weitern Erfolg. (Ebd. S. 28.) e 


Pohl, über Kardenbau. — Die eingebrachten Raukarden sind im 
Jahre 1851 von mir direct aus Avignon bezogenen Samen, von dem ich mir 100 
Pfund Zollgewicht auf Handelswegen verschrieben halte, gebant worden. Der 
Preis dafür betrug circa 33 Thaler. Die Fläche, worauf ich die Karden gebauet 
habe, betrug 33 Morgen, wovon die Hälfte der Fläche besäet und die andere 
Hälfte bepflanzt wurde. Die gesäeten Karden nehmen den Vorzug ein und über- 
stehen auch den Winter besser als die Pflanzkarden. Siebzehn Morgen wurden 
im Jahre 1850 im März mit circa 70 Pfund Samen besäet, worauf die Karden 
als Standkarden stehen blieben, und worauf ich den übrigen Theil der Fläche 
mit Pflanzen versorgle. Grosse Sorgfalt muss den Pflanzen gewidmet werden 
wegen des überhand nebmenden Unkrautes ; ich kann wohl sagen, dass hierauf 
die grösste Ausgabe für Kultur gemacht werden muss. Auch dafür lassen sich 
von dem erfahrenen Anbauer Kunstgriffe anwenden, um theilweise das Unkraut 
im Keime zu tödten. Im Monat Juli wurde der übrige Theil Fläche, auf wel- 
chem als Vorfrucht Raps gestanden, lief umgepflügt und auf seichten Furchen 


279 


mit Karden bepflanzt, die ich von jener Fläche ausgezogen hatte. Der Himmel 
hatte dieselbe vor lange anhaltendem offenem Froste beschützt und ich kam glück- 
lich damit aus dem Winter. Im nächsten Frühjahre wurden sie mehrmals be- 
hackt und befahren, die Haupikarden sowie alle verkümmerten Nebenkarden weg- 
gebrochen, fleissig geschlitzt, zur Zeit der Reife auf dem Halme getrocknet und 
in Iuftligen Feldschuppen getrocknet, wodurch ich die beigegebene Qualität erzielt 
habe. Nach dem Urtheile. der Fabriken, von dem sich der schlesische Central- 
Verein selbst überzeugt hat, befriedigt dieses Prodnet hinlänglich die inländische 
Apprelur; es dürfte wenig verschieden sein von dem beigelegten ächt französi- 
schen. Hierbei kann ich aber nicht umhin bemerken zu müssen, dass die blosse 
Ausgabe von französischen Samen im Lande, ohne Anieitung zum verständlichen 
Bau, der guten Sache mehr schaden als nützen würde. Wollte man den Bau des 
französischen Productes dem Anbau des schlesischen unterlegen, so würde man 
im zweiten Jahre keine Aernie haben, oder wenigstens doch eine sehr spärliche, 
und die Anbauer leicht zu der Ueberzeugung*führen, dieses Gewächs passte nicht 
in unser Klima. Man würde es bald wieder fallen lassen. Dem ist aber nicht 
so, wenn man auf starke Pflanzen zum Verpflanzen hinarbeitet, auf eine ange- 
messene Vorfrucht sieht und so zeitig wie möglich die Karden einpflanzt. Da- 
durch sind die Uebelstände behoben, die das Gewächs verhindern, bei dem kür- 
zern Verlaufe des Sommers in unserm Klima, im zweiten Jahre zu stauden, oder 
gar keine Aeınle zu geben. — Der veıedelte Anbau von Rauhkarden bedingt 
guten Samen , daher der Samenproduction alle Aufmerksamkeit zu schenken ist. 
Wollte man jedes Jahr frischen Samen aus dem Auslande beziehen, so würde 
dies dem Inlande viel Geld kosten. Der nöthigen Masse wegen könnte auch für 
eine Provinz, viel weniger für ein Land, gar nicht genug zu verschaffen und aus 
politischen Rücksichten wohl auch nicht zu beziehen sein. Ich glaube von die- 
sem Zweige der Kultur fest überzeugt zu sein, dass man den Samen, nur ohne 
Rücksicht auf die Karden, zur gehörigen Reife bringen kann. So schwächt er 
sich nicht in dem Grade ab, als man bisher meinte. Wenigstens glaube ich 
fest behaupten zu können, dass ein einziges Jahr Un:eife mehr schwächt ‚- als 
20 Jahre bei regelrechtem Anbau. Meine Erfahrung daruber reicht so weit, dass 
ich beweisen kann, in der zweiten und dritten Tracht meines eigenen gepflegten 
Samens besser geformte Karden geärntet zu haben, als von ungepflegten Origi- 
nal-Samen des Auslandes. Das Ausland wird uns in der Regel weniger gepfleg- 
ten Samen als vielmehr den Ausfall von ihren geärnteten Karden zum Anbau 
überschicken. — Die Rentabilität dieses Gewächses dürfte so lange andauern, 
als es nicht durch ein anderes und besseres Mittel ersetzt wird. Wenn man 
auch annehmen kann, dass bei einem erweiterten-Bau der Preis sich für das 
bessere Product etwas niedriger stellt als zeither, so dürfte derselbe wohl schwer- 
lich unter Einem Thaler das Tausend herabsinken und bei diesem Preise den 
Anbauern immer noch einen lohnenden Ertrag gewähren. Die Preise für die 
beigegebenen Karden stellen sich nach den verschiedenen Sorten: verschieden. 
Sämmtliche Karden sind streng sortirt und zerfallen in drei Sorten, nämlich 
grosse Mittelsorte, mittel Mittelsorte und Spitzkarden. Die letzten beiden Sorten 
siod die gangbarsten und nehmen auch im Preise der grösseren Sorte den Rang, 
daher diese durch Ausbrechen ganz beseitigt werden muss. Der Durchschnitis- 
preis der letzten 2 Jahre stellt sich fauf 1!/a Thlr. das Tausend, während das 
gewöhnliche schlesische Product sich nur auf !/s Thlr. das Tausend stellte. Die 
schlesischen Karden haben niemals den Preis für mein Product gedrückt, son- 
dern nur die ausländischen. (Ebenda S. 40.) | e 


Zoologie. — A.Adams hearbeitele folgende Mollusken-Galtun- 
gen: Scutus Montf. mit 7 Arten, Monoptygma Lea mit 11 Artei, welche sämmt- 
lich diagnosirt und z. Th. neu, ausserdem diagnosirt er noch: Pyramidella me- 
iula, P. aclis, Lacuna carinifera, Velulina sitkeusis, Olina fusca und handelt über 
Nematura Adm., Rimula Defr. und Puncturella Low. (Ann. a. may. nat. hist, 
October. 284.) 

Fr. Küchenmeister, über die Cestoden im Allgemeinen 
und die des Menschen insbesondere hauptsächlich mit Berücksichti- 


280 


gung ihrer Entwicklungsgeschichte, geographischen Verbreitung, Prophylaxe und 
Abtreibung. Mit 3 Tfln. (Zittau 1853.). — Der Verf. gibt eine genaue Be- 
sehreibung der im Menschen lebenden Bandwärmer, deren Entwicklungsgeschichte 
im: Allgemeinen, der Blasenwürmer im Besonderen, der ersten Lebensweise, An- 
steckungswege und Abtreibungsmethode, um den practischen Aerzten,, Sammlern 
nnd :Naturforschern zur Bestimmung dieser Thiere etwas Brauchhares in (lie 
Hände zu geben. Die Schrift enthält viel schätzbare Untersuchungen über Band- 
und Blasenwürmer und wir behalten uns vor über einzelne Abschnitte ausführ- 
licher zu berichten um so mehr ,, da der Verf. gegen die auch in diesen Blät- 
tern milgelheilten Untersuchungen: v. Siebold’s zu Felde zieht. Die auf 3 Ta- 
feln beigefügten Zeichnungen verdienen eine besondere Beachtung. 

Imhoff, über Oligoneura rheuana n. sp. — In Basel zeigt 
sich alljährlich , meist im August auf einige Tage diese Eintagsfliege und zwar 
am Rhein. Die Exemplare sind gegen Abend sämmtlich mannliche so gedrängt 
ihre Schaaren auch sind, späler mit Anbruch der Nacht gesellen sich ihnen auch 
dia Weibchen zu und die Haufen werden dichter. Des Morgens findet man an 
den Häusern des Rheinufers zahllose Leichnahme dieser Thierchen. Diese mas- 
senhafte Erscheinung dieser Eintagsfliegen ist auch an andern Orten beobachtet, 
von Swammerdam,, Reanmur, Latreille, Pietet u.A. wird darüber berichtet, aber 
in den verschiedenen Distrieten sind es je eigenthümliche Arten. Die des Rhei- 
nes bei Basel ist eine neue Art. Ihre Flügel sind durchscheinend, ' reın weiss, 
die Adern gelblich , der Körper des Weibehens bräungelblich, des Mannchens 
rein braun, die Borsten des Weibchens eiwa halb so lang als der Hinterleib, 
die des Männchens von Körperlänge, die Augen jenes viel kleiner als dieses. 
(Baseler Berichte X. 177.) 

Eine sehr beachtenswerthe Monographie über die Küchenschabe (Blatta 
orientalis Lin.) hat C. Cornelius unter dem Titel: Beiträge zur nähern 
Kenntniss der Periplanela (Blatla) orientalis. Mit 2 TAn. Elberfeld 1853. 
herausgegeben. Dieselbe verbreitet sich über die allmählige Ausbreitung des 
Thieres über Europa und Nordamerika, über den äussern Korperbau des Männ- 
chens und Weibchens, über einige inuere. Organe besonders über die Genilalien, 
über Fortpflanzung und Entwicklung, über Nahrung uud Lebensweise und end- 
lich über Vertilgung des schädlichen Thieres. Die Darstellung ist so gehalten, 
dass auch der Laie die Schrift mit Vergnügen lesen wird. 

Heeger's fortgesetzteBeiträge zur Naturgeschichte der In- 
secten (cf. S. 184) behandeln Gyrophaena manca Erichs., Tinea quereicolella 
Fisch, Seymnus ater Kugl. Elachista Stadimüllerella Müll., Hypulus bifasciatus 
Fabr., Coleophora nigrostigmatella Koll. (Sitzysber. Wien. Akad. X. 461 — 
480. Tb. 1—6.) 

K. Siegismund, das Inseetenbüchlein. Erste Liefrg. (Zeitz 
1853.). Eine Schrift für Nicht-Entomologen, in welcher das Wissenswürdigste 
aus der gesammten Insectenkunde zusammengefasst ist. Der Schüler sowohl, 
der anfängt Insecten zu sammeln und zu bestimmen, als der Landmann, Gärt- 
ner, Förstmann und Alle, die den Einfluss und die Bedeutung der Insecten für 
die natürliche und menschliche Oeconomie kennen lernen wollen, werden in die- 
sem ohne allen gelehrten Aufwand, klar und verständlich geschriebenen Büchlein 
Belehrung und Unterhaltung finden. Ausser dem allgemeinen Theile enthält diese 
erste Lieferung die Beschreibung der Käfer, alle übrigen Insecten sollen in der 
zweiten und letzten Liefrung behandelt werden. 

Ch. Lucian Bonaparte diagnosirt die neue zur Familie der Phaleri- 
dinen gehörige Gallung Sagmatorrhina: rostrum duplo longius quam altum, ma- 
xilla ad basin recta cera maxima indula, apice incurya, mandibula ultra medium 
stalim adscendens , angulum obtusum constituens,, nares lineares, marginales. 
Die einzige Art S. Lathami: maxima, nigricans, sublus, albido fuliginosa, ro- 
stro pedibusque rubris, cera palmisque nigris. Sie ist 16 Zoll lang, also die 
grösste der ganzen Familie und bewohnt Labrador, Gl. 


— 


CGorrespondenzblatt 


des 


Naturwissenschaftlichen Vereines 
für 
Sachsen und Thüringen 


Eialle. 


1853. October. Ne X 


Sitzung am 5. October. 
Eingegangene Schriften: 


1) XVII. u. XIX. Jahresbericht des Mannheimer Vereines für Naturkunde. 
Erstattet von H. Schröder. Mannheim 1853. 80. 

2) Monatsbericht der k. preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 
November, December 1852 ; Januar bis Mai 1853. Berlin. 80. 

3) Sitzungsberichte der kk. Akademie der Wissenschaften. Mathem.-naturw. 
Kl. Bd. X. 4. 5. Wien 1853. 80. 

4) Boston Journal of natural History. Vol. Vf. 1—3. Boston 1850—52. 8. 

5) Vom Smithsonian Institution in Washington: 

Smithsonian Contributions to Knowledge. Vol. 1M—V. Washington 
1852. 53. 40. 

Ch. Morris, W. Graham a. M. Maury, Explanation and Sailing Dire- 
clions to accompany the wind and current charts. 4 edit. Washington 
1852. 40. 

Memoir and Maps of California by Cadwalader Ringgold. 4 edit. 
Washington 1852. 40. ? 

Report on the Geology of the Lake superior Land district by J. W. 
Forster and Withney. Part. II. the iron region together with the gene- 
ral geology. Washington 1851. 8o. 

Portraits of north american Indians with sketches of scenery etc. by 
3J. M. Stanley. Washington 1852. 8o. 

Catalogue of north American Reptiles in the Museum of {he Smithso- 
nian Institution. Part. I. Serpents by Baird a. Girard. Washington 
1853. 80. 

Sixth annual report of the board of regents of the Smithsonian Insti- 
tution for the year 1851. Washington 1852. 8o. 

6) Proceedings of the Academy of natural science of Philadelphia. Vol. VI. 
6. 7. Philadelphia 1852. 53. 80. 

7) Archiv des Vereines der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. 
Heft VII. Herausgeg. von E. Boll. Neubrandenburg 1893. 8o. 

8) Berichte über die Verhandlungen der königl. sächs. Gesellschaft der Wis- 
senschaften zu Leipzig. Math.-physic. Klasse. 1852. II. 1853. I. Leip- 
zig 1853. 8o. 

9) Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preuss. Rheinlande und 
pn Herausgeg. von Prof. Budge. X. Jahrg. 2. Heft. Bonn 

. 80, 


10) Das Insectenbüchlein. Eine kurzgefasste Zusammenstellung des Wissens- 


19 


282 


würdigsten aus der gesammten Insectenkunde in praktischer Auffassung 

von K. Sigismund. Zeitz 1853. (Geschenk des Verlegers Herrn IL. 

Garcke in Zeitz.) 

11) Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz. VI. 2. Heft. 

Görlitz 1853. 8o. 

Von Hrn. Ehrlich, Custos am vaterländischen Museum zu Linz. 
12) Geologische Geschichten. Linz 1852. 
13) Ueber die nordöstlichen Alpen. Linz 1850, 
14) Bericht über die Arbeiten der Ill. Section der k. k. geol. Reichsanstalt. 

Als neues Mitglied wird aufgenommen: 

Hr. Richter, Director der Realschule in Saalfeld. 

Als neue Mitglieder werden angemeldet: 

Hr. Nitzsch, Berggeschworener zu Aschersleben. 
durch die Herren Giebel, Kohlmann u. Baer. 

Hr. Wendenburg, Amtmann zu Beesenstedt 
durch die Herren Meyer, Giebel und Kohlmann. 

Der Vorsitzende, Herr Giebel, theilt mit, das durch den Fort- 
gang des Hrn. Tschetschorke die Stelle des Bibliothekars erle- 
digt sei, zu dessen neuer Besetzung eine Wahl in der nächsten Sitzung 
stattzufinden habe. 

Herr Schrader machte darauf aufmerksam, dass das Theorem 
über das Paralleloegramm der Kräfte sich als eine unmittelbare Folge 
des Axioms erweisen lasse, wonach die gleichzeitige Wirkung 
mehrerer Kräfte auf einen Punkt gleich ist der Wirkung derselben 
nach einander. 

Herr Heidenhayn brachte einige interessante Mittheilungen 
aus den Verhandlungen der anatomisch - physiologischen Section der 
dreissigsten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Tü- 
hingen, der er beigewohnt hatte (S. 232.). 

Herr Baer führte an, dass die Versuche die in der Natur vor- 
kommenden krystallisirten Mineralien künstlich nachzubilden, womit 
man sich in neuester Zeit vielfach beschäftigt hat, durch eine neue 
Darstellungsmethode, die Drevermann aufgefunden hat und nach der 
man die leicht und schwerlöslichsten Körper auf sehr leichte und ein- 
fache Weise zum Krystallisiren bringen kann, bereichert worden sind. 
(S. 235). 

Herr Giebel theilte Filippi’s Entdeckung eigenthümlicher Or- 
gane im Rachen des Elephanten mit, deren Bedeulung aber noch nicht 
ermittelt sind. (S. 235.) 


Sitzung am 12. October. 
Eingegangene Schriften : 


1) Kenngott, Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in 
den Jahren 1850, u. 5l. — Vom Verfasser, 
2) Aus der Natur. Bd, 3. Leipzig 1853. 8o. 


Als neue Mitglieder werden aufgenommen : 


Hr. Nitzsch, Berggeschworener zu Aschersleben, 
» Wendenburg, Amtmann zu Beesenstedt. 


283 
Als neue Mitglieder werden vorgeschlagen: 
Herr Keller, Assistent im mineralogischen Museum 
durch die Hrn. Giebel, Kohlmann und Wesche. 


Herr Glückselig, Dr. med., in Ellnbogen (Böhmen) 
durch die Herren Zincken sen., Giebel und Heintz. 


Auf den Vorschlag des Vorsitzenden, Hrn. Giebel, wird Herr 
Schwarz von den Anwesenden zum Bibliothekar erwählt. 

Herr Heintz sprach über Rowney’s Versuche die Zusam- 
mensetzung des bei der Destillation der Stearinsäure mit Kalk entste- 
henden festen Körpers zu erforschen (S. 236.) und über Wrightson’s 
Gründe gegen die Hypothese, welche Williamson über die Zusammen- 
setzung des Alkohols aufgestellt hat (S. 237.). ' 

Herr Heidenhayn fuhr fort in seinen Referaten über die Re- 
sultate, welche uns die anatomisch - physiologische Section der dies- 
jährigen Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Tübin- 
gebracht hat (S. 240.). 

Herr Giebel theilt Jie überraschenden Resultate mit, zu wel- 
chen Göppert bei seinen neuesten Untersuchungen der organischen 
Einschlüsse im Bernstein gelangt ist (S. 158.). 


Sitzung am 19. October. 
Eingegangene Schriften : 
I) August Thieme, Gedichte. Berlin 1849. 8o. 
2) —— -——, Neue Gedichte. Merseburg, Louis Garcke 1850. 80. 
3) Heinrich Steffen und sein Leben in der Natur. Ein Volkshuch v. Karl 
Sigismund. Zeitz u. Leipzig, Lonis Garcke 1853. 
Nr. 1—3 von Herrn Garcke in Zeitz. 
4) C. G. Giebel, allgemeine Zoologie. Säugethiere. 2. Lieferung. Leip- 
zıg, Ambr. Abel. 1853. (Vom Verfasser.) 
Als neue Mitglieder werden aufgenommen: 
Herr Keller, Assistent im mineralogischen Museum, 
„»„  Glückselig, Dr. med. in Ellnbogen. 
Als neue Mitglieder werden vorgeschlagen: 
Herr Pastor Weber in Huy-Neinstedt 
durch die Herren Weber, Giebel und Baer, 
Herr Postsekretair Meyer hier 
durch die Herren Kohlmann, Kühl und Körner: 

Der Vorsitzende, Herr Giebel, trägt das Schreiben vor, wel- 
ches die in der ersten Sitzung d. M. aufgeführte werthvolle Sendung 
der Smithsonian Institution zu Washington begleitete. Er macht die 
Anwesenden besonders auf die in demselben ausgesprochene Bitte 
aufmerksam und fordert zur Abgabe geeigneter Schriften auf, um für 
die mit grosser Liberalität versendeten kostbaren Werke wenigstens 
einige Gegenleistungen gewähren zu können. Eine solche Aufforde- 
rung ergeht hiermit auch an alle Mitglieder des Vereines, welche die- 
ser Sitzung nicht beigewohnt haben. Die Smithsonian Institution nimmt 
wissenschaftliche Schriften jeder Art — besonders akademische, Dis- 
sertationen, Bücher-Cataloge, Jahresberichte gelehrter Gesellschaften 


284 


etc. etc. an, und verlangt keineswegs ein volles Aequivalent für ihre 
Sendung. Um so mehr ist es die Pflicht eines Jeden, dieser Bitte, 
soviei in seinen Kräften steht, nachzukommen, als die Institution ihre 
ferneren Zusendungen hiervon abhängig macht. — In dem nächsten 
Hefte werden wir die Mitglieder mit der Einrichtung und dem Wir- 
ken dieser Institution näher bekannt machen. 

Von Herrn Crause in Cöthen ist das in der Zeitschrift (Bd. 
1. 474. und Il. 135.) besprochene Carolathin und dessen chemische 
Analyse eingegangen. 

Herr Heppe in Potschappel hatte einen Aufsatz eingesendet, 
der Mittheilungen über das Verhalten des Nitroprussidnatriums zu 
verschiedenen Reagentien enthielt (S. 243.). Herr Baer bemerkte 
hierzu, dass die dem genannten Salze eigenthümliche Reaction gegen 
Schwefel hier nicht angegeben und dass das Verhalten des Salzes ge- 
gegen mehrere der von Hrn. Heppe angewendeten Reagentien bereits 
von Playfair bei der ersten Darstellung der Nitroprussidverbindungen 
erforscht worden sei. Ferner versprach derselbe, das Salz in einer 
der nächsten Sitzungen vorzuzeigen und das Verhalten desselben zu 
Schwefel anschaulich zu machen. 

Herr Giebel sprach über die lebenden und fossilen Limulus- 
Arten, wobei er ein Exemplar des L. brevicauda aus dem lithogra- 
phischen Schiefer, sowie die schöne Monographie von van der Höven 
vorlegte. 

Herr Tausch theilte die Resultate mit, zu denen Lehmann bei 
seinen neuesten Untersuchungen über die im Blute enthaltenen kry- 
stallisirbare Proteinsubstanz, von der bereits in früheren Sitzungen 
(Bd. I 328.) die Rede war, gekommen ist, (S. 245.) 


Sitzung am 26. October. 


Eingegangene Schriften: 
1) E. Zuchold, Bibliotheca historico-naturalis physico-chemica et mathe- 
malica. 3. Jahrg. 1. Heft. Göttingen, Vandenhock et Ruprecht. 1853. 
2) —, Bibliotheca historico-geographica. 1. Jahrg. 1. Heft. Göttin- 
gen, Vandenhock et Ruprecht 1853. 
Beide vom Verfasser. 
Als neue Mitglieder werden aufgenommen: 
Herr Pastor Weber in Huy-Neinstedt und 
»  Postsecretair Meyer hier. 
Als neues Mitglied wurde vorgeschlagen : 
Herr Gressler, Buchhändler in Langensalza 
durch die Hrn. Gressler in Erfurt, Anton u, Giebel. 

Herr Giebel theilte Leydigs anatomische Untersuchung der 
auf dem Oleander lebenden Schildlaus (Coccus hesperidum) mit. 
(S, 186.) 

Herr Heidenhayn machte auf den gegenwärtigen Stand der 
Nervenphysiologie aufmerksam, wobei er besonders die Gründe für 
und gegen die specifischen Eigenthümlichkeiten zumal der sensiblen 
und motorischen Nerven darlegt, 


285 


Herr Tausch setzte seinen Vortrag über das Hämatokrystallin 
fort. (8. 245.) 

Herr Baer sprach über die sogenannten Thränenfläschchen der 
alten Römer. (S. 251,) 


Stand der Luftelectrieität in Halle während des October. 


Der. electrische Zustand der Atmosphäre im verflossenen Monat 
erlitt mehrfache Veränderungen, ist jedoch in Folge der mehrtägigen 
feuchten Witterung als ein sehr schwacher zu bezeichnen. Ich beob- 
achtete im Verlauf des ganzen Monats, bei in Summa 94 Beobach- 
tungen eine l0malige negative, und eine S4malige positive electrische 
Beschaffenheit der Luft, wovon nur der am 2. d. M. Nachm. 3 Uhr 
20 Min, statthabende starke Regen Electrometer ın Thätigkeit setzte, 
indem sich bei demselben die Bennet’schen Electroblättchen 9 Linien 
weit negativ electrisirt öffneten. Alle übrigen Fälle dahingegen wa- 
ren nur vermitlelst der Condensaloren bemerkbar, und sind von den- 
selben wiederum der am 7., continuirliche, und am 16. Abends, beide 
bei Regen, statthabende negative, sowie der am 1.Abends bei schwa- 
chem Regen und der am 3. und 18. Nachm. bei ziemlich heiterer 
Witterung, positiv electrische Zustand der Luft, mit stärker als die ver- 
bleibenden zu bezeichnen. Sonach steht der electrische Zustand der 
Luft in diesem Monat zu dem desselben Monats im Jahre 1852 in 
dem Verhältniss wie 2: 5. Beechk. 


Bericht der meteorologischen Station in Halle für die 
Monate August, September und October. 


August. 


Zu Anfang des Monals zeigte das Barometer bei SSW und Lrü- 
bem Himmel einen Luftdruck von 27'10,'59 und war im Sinken 
begriffen bis zum Nachmittag des folgenden Tages, worauf es unter 
mehren Schwankungen hei vorherrschend nördlicher Windrichtung und 
sehr veränderlichem, bisweilen auch regnerischem Wetter bis zum 10. 
Morgens 6 Uhr auf 28'1,'''52 stieg, Alsdann nahm der Luftdruck 
wieder allmählig und unter mehreren Schwankungen anfangs bei NW 
und heiterem Himmel, dann aber bei SW nach SO herumgehender 
Windrichtung und meistens trübem und regnigtem Wetter ab, so dass 
das Barometer am 17. Nachm. 2 Uhr nur eine Höhe von 27''5,''97 
zeigte. An den nächstfolgenden Tagen stieg das Barometer bei WSW 
und sehr veränderlichem aber durchschnittlich ziemlich heiterem Wet- 
ter etwas schnell (bis zum 21. auf 2711,14), fiel dann wieder, 
während der Wind sich nach SO herumdrehete, bei durchschnittlich 
wolkigem Himmel bis zum 26. Abends 10 Uhr auf 27''6,'50 und 


286 


war dann bei vorherrschendem SSO und durchschnittlich wolkigem 
Himmel bis gegen den Schluss des Monats im Steigen begriffen, — 
Der mittlere Barometerstand im Monat war 27‘'10,'11, den höchsten 
‘ Stand beobachteten wir am 10. Morg. 6 Uhr: 28'1,''52, den nie- 
drigsten beobachteten wir am 17. Nachm, 2 Uhr; 27''5,''97. Dem- 
nach betrug die grösste Schwankung im Monat nur 7,''55; die grösste 
Schwankung binnen 24 Stunden beobachteten wir am 13. bis 19. Morg. 
6 Uhr, wo das Barometer von 27''6,'''37 auf 27'10,''83, also um 
4,'''46 stieg. — Die Veränderungen der mittlern täglichen Luftwärme 
waren in diesem Monate im Allgemeinen unbedeutend, auffälliger da» 
gegen war die Hitze an ein Paar Tagen im zweiten Drittel des Monats. 
Die mittlere Wärme im Monat war 149,0; die höchste Wärme am 23. 
Nachm. 2 Uhr betrug 26°,0 ; die geringste am 31. Morg. 6 Uhr 79,5. — 
Die im Monat beobachteten Winde waren so vertheilt, dass N=5, 
02213, 18, IWN—IEHND 6, NONE FHNW ZB ISIN IS 
NNO = 0, NNW= 8, SS0 = 2, SSW = 2, 000 = 2, 050 =, 
WNW= 1, WSW == 1 kommen, woraus die mittlere Windrichtung 
im Monat berechnet wurde auf S — 68° 2'45,''20 — W. — Die psy- 
chrometrischen Beobachtungen liessen im Allgemeinen keinen hohen 
Grad von Luftfeuchtigkeit erkennen und des Nachmittags war die Luft 
häufig sogar sehr trocken. Im Mittel hatten wir eine relative Luft- 
feuchtigkeit von 73 pCt. bei dem mittlern Dunstdruck von 4,73. — 
Diesem Verhältniss entsprechend hatten wir auch durchschnittlich kaum 
wolkigen Himmel. Wir zählten 8 Tage mit trübem, 11 Tage mit 
wolkigem, 7 Tage mit ziemlich heiterem, 4 Tage mit heiterem und 
1 Tag (23.) mit völlig heiterem Himmel. — Auch die Zahl der Re- 
gentage (9) ist nicht bedeutend, dagegen ist die Summe der im Regen 
gefallenen Wassermengen ziemlich gross. Es beträgt dieselbe 316,‘5 
Pariser Kubikmaass oder pro Tag durchschnittlich 10,21 auf den 
Quadratfuss Land. — Es sind in diesem Monate noch zwei Mal Ge- 
witter (am 9. und 22.) und ein Mal Wetterleuchten beobachtet. Am 
25. Abends 9 Uhr wurde auch der Komet in der Gegend des Son- 
nenuntergangs beobachtet. 


September 


Bei der ersten Beobachtung im Monat zeigte das Barometer einen 
Luftdruck 27''10,‘59 und sank bei SSW und durchschnittlich trübem 
und regnigtem Wetter bis zum Abend des folgenden Tages um etwas 
mehr als 3°, worauf es bis zum 5. bei von W durch N nach NO 
herumgehender Windrichtung und durchschnittlich trübem und regne- 
rischem Himmel steigend, am Abend 10 Uhr die Höhe von 282,12 
erreichte. Während an den folgenden Tagen der Wind sich durch N 
wieder nach NW zurückdrehete, sank das Barometer bei meistens sehr 
trübem und regnigtem Wetter bis zum 8. Morg. 6 Uhr auf 27'7,''29, 
stieg jedoch wieder, als der Wind an den folgenden Tagen wieder 
eine durchschnittlich nordöstliche Richtung nahm und der Himmel sich 
schnell aufheiterte, so dass es am 12. Morg. 6 Uhr einen Luftdruck 


287 


von 28''0,''43 zeigte. Nun fiel das Barometer wieder zu Anfang 
langsam und unter vielen kleinen Schwankungen bis zum 18. bei NO 
und heiterem Wetter, dann bis zum 25. bei vorherrschendem SW und 
durchschnitllich ziemlich heiterem Himmel, zuletzt aber bis zum 26. 
bei stürmischem SW und trübem und regnerischem Wetter sehr schnell, 
und zeigte am 26. Morgens 6 Uhr den geringen Luftdruck von nur 
272,08, worauf es wieder bis gegen das Ende des Monats bei SW 
und durchschnittlich trübem und regnerischem Wetter im Steigen be- 
griffen war. Am Ende des Monats zeigte das Barometer den Luftdruck 
von 27''10,''45. — Der mittlere Barometerstand im Monat war 
279,94; der höchste Baromelerstand am 5. Abends 10: Uhr war 
28''4,'12; der niedrigste am 26. Morg. 6 Uhr: 27''2,"'08. Dem- 
nach betrug die grösste Schwankung im Monat 12,04; die grösste 
Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 26. bis 27. Nachm. 2 
Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27''3,'05 auf 27'10,''27, 
also um 7,22 stieg. — Die Luftwärme war, wenige Tage abgerech- 
net, von Anfang bis zu Ende des Monats sehr gleichmässig sich ver- 
mindernd, aber in Vergleich mit andern Jahren elwas niedrig, Es. war 
die mittlere Wärme der Luft im Monat nur 10°,8. Die höchste Wärme 
am 22. Nachm. 2 Uhr war 179,8; die geringste am 17. Morg. 6 Uhr 
30,7, — Die im Monat beobachteten Winde sind so vertheilt, dass 
ua 6,10,.— ll; S—,4,,W = 5, NO, 14,,50=5,.NW= 7 
SUN 27,.NN0,—= 5, NNW = 1,850. = 0,,SSW = 3,.0N0 —= 23, 
0S0 =(0, WNW=0, WSW — 0 kommen, worauf die mittlere Wind- 
richtung im Monat berechnet worden ist auf S— 54044'38,''83 —W. 
Die Beobachtungen des Psychrometers ergeben, dass die Luft im Sep- 
tember durchschnittlich feuchter war als im August; denn es war die 
mittlere relative Feuchtigkeit der Luft = 79 pCt. bei dem mittleren 
Dunstdruck von 3,'‘99. Dennoch war der durchschnittliche Character 
der Himmelsansicht nur eben wolkig und -die-Regenmenge bedeutend 
kleiner als im August. lm ganzen Monat zählten. wir 4 Tage. mit be- 
decktem, 5 Tage mit trübem, 7 Tage mit wolkigem, 7 Tage mit ziem- 
lich heiterem, 6 Tage mit, heiterem und 2 Tage (den 13. und 16.) mit 
völlig heiterem Himmel. — An 13 Tagen wurde Regen beobachtet und 
zwar beträgt die Summe des im Regenmesser gemessenen Regenwassers 
190‘''60 Paris. Kubikmaass Wasser auf. den Quadratfuss Land, so dass 
also. durchschnittlich nur 6,''35 auf den Tag kommen, Am 3. wurde 
noch ein ziemlich, starkes Gewitter in südlicher Richtung beobachtet. 


®ctober. 


Zu Anfang des October zeigte das Barometer beiSW und ziemlich 
heiterem Himmel den Luftdruck von 237''9,''53. und fiel dann bei fort- 
dauerndem SW, aber trübem und regnigtem Wetter bis zum folgenden 
Morgen- auf 27''6,54, worauf es bis zum 4, Nachm. 2 Uhr bei vor- 
herrschend südlicher Windrichtung und durchschnittlich ziemlich hei- 
terem Ilimmel die Höhe von 28''0,'‘94 erreichte. An den folgenden 
Tagen fiel das Barometer wieder bei vorherrschendem SO und heite- 


288 


rem Wetter bis zum 7. Morg. 6 Uhr (auf 27'5,''75). An dem ge- 
nannten Tage wurde das Weiter, nachdem der Wind sich schnell nach 
W herumgedreht hatte, trübe und regnigt, aber trotz des folgenden 
SW und damit verbundenen wolkigen Himmels stieg doch das Barometer 
unter häufigen Schwankungen bis zum 14. Morg. 6 Uhr (auf 2710,10) 
und fiel dann erst unter fortdauerndem Schwanken bei vorherrschen- 
dem S und wolkigem, bisweilen auch regnigtem Himmel bis zum 18, 
auf 27'3,''78. Während nun an den folgenden Tagen der Himmel 
bei südlicher Windrichtung sich allmählig freundlicher gestaltete, stieg 
das Barometer bald schneller bald langsamer bis zum 24. Morg. 6 
Uhr auf 28'2,'44 worauf es langsam bei SO und sehr heiterem Wet- 
ter his zum 29. Morg. 6 Uhr auf 27''9,'99 herabsank, dann aber 
bis zum Schluss des Monats bei trübem und regnigtem Wetter wie- 
der steigend die Höhe von 28‘'0,'‘67 erreichte. — Der mittlere Ba- 
rometerstand im Monat war 27''9,''28, der höchste Stand im Monat 
am 24. Morg. 6 Uhr war 28'2,''44; der niedrigste am 18. Morg. 
6 Uhr = 27'3,''78. Demnach betrug die grösste Schwankung im 
Monat 10,66. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde 
am 20.—21. Nachm. 2 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27'479 
auf 27'11,''76, also um 6,97 stieg. — In den Veränderungen der 
Luftwärme zeigte sich im Allgemeinen wenig Bemerkenswerthes. Nur 
zu Anfang des Monats vom 3.—5. halten wir auffallend kalte Tage, 
die kältesten im Monat. Die mittlere Wärme des Monats war 79,6; 
die höchste Wärme wurde am 8. Nachm, 2 Uhr= 140,4, die nie- 
drigste Wärme am 5. Morgens 6 Uhr = 0,5 beobachtet. — Der 
Wind war den ganzen Monat hindurch sehr veränderlich und dabei 
doch auffallend still, so dass nie ein stärkerer als der zweite Grad 
und auch dieser nur selten beobachtet wurde. Die im Monat beob- 
achteten Winde waren so vertheilt, dass uf N=2, 0=5, S=]15, 
W067 NOS O0 N INV=ETFSW 3, NINO INW 
BISSOIT5FSSW TIONEN OSO2, WIW=U,WSW MT 
kommen, woraus die mittlere Windrichtung im Monat berechnet wurde 
auf S— 7,25'11,”’06—W. Die Luft war dabei durchschnittlich ziem- 
lich feucht, ohne dass jedoch dem entsprechend viel Regen beobachtet 
wäre. Das Psychrometer zeigte im Durchschnitt 84 pCt. relative Feuch- 
tigkeit an bei dem mittlern Dunstdruck von 3,30, Dabei hatten wir 
durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten im Monat 4 Tage 
mit bedecktem, 4 Tage mit trübem, 6 Tage mit wolkigem, 7 Tage 
mit ziemlich heiterem, 7 Tage mit heiterem, 3 Tage mit völlig heite- 
rem Himmel, Nur an 8 Tagen wurde Regen beobachtet nnd zwar 
meistens nur wenig, so dass auch die Summe des im Regenmesser 
gemessenen Regenwassers nur 154,10 Pariser Kubikmaass beträgt, 
wonach also durchschnittlich täglich 4,97 Kubikzoll Regenwasser auf 
den Quadratfuss Land kommen würden. Weber. 


OR — 


(Druck von W. Plötz in Halle.) 


Zeitschrift 


für die 


Gesammten Naturwissenschaften. 


1853. November. Ne X. 


Das Zahnsystem der Beutelthiere. Tf. 3. 4. 


von 


€. &. Giebel. 


Die höchst eigenthümliche Gruppe der Beutelthiere 
bietet hinsichtlich des Zahnsystemes nach den einzelnen in 
ihr vorkommenden Typen eben keine erheblichen Unter- 
schiede von den nächstverwandten Säugethiergruppen, wohl 
aber liegt in der Vereinigung der verschiedenartigsten Ty- 
pen eine Auszeichnung, welche in gleicher Weise keiner 
andern Ordnung der ganzen Klasse zukömmt. Sie ist be- 
gründet in der mannichfaltigen Lebensweise der einzelnen 
Familien und Gattungen. Raubthiere, theils nur von Warm- 
blütern sich nährend, theils insectivore, Pflanzenfresser, die 
wiederum als Fruchtfresser, Gras- und Krautfresser, als Rhi- 
zophagen sich unterscheiden, und Omnivoren stehen hier 
vereinigt. Diese universelle Lebensweise, als eine ‚Wieder- 
holung der Lebensweise aller übrigen Säugethierordnungen 
betrachtet, unterstützt die Ansicht derer, welche die Beutel- 
thiere als eine eigenthümliche Unterklasse und nicht als 
Ordnung deuten. Allein die Prüfung des von der Lebens- 
weise völlig abhängigen Zahnsystemes lässt die Mannichfal- 
tigkeit minder reich erscheinen, indem nur zwei wesentlich 
verschiedene Typen, der insectivore und der herbivore, auf- 
treten. Beide gehen durch mehrfache Modificationen in ein- 
ander über und vermitteln dadurch die Verbindung der ei- 
gentlichen Raubthiere mit den Nagern , denen beiden sich 
die Beutelthiere in ihren extremen Formen innig anschlies- 


sen. Da mit dem Zahnsystem auch die übrige Organisation 
xl. 1853. 20 


290 


die Charactere jener beiden Gruppen theilt : so dürfte die 
Stellung der Beutelthiere zwischen den Raubthieren und 
Nagern die natürlichere sein, indem der ganz eigenthüm- 
liche Character der Frühgeburt die Dignität der Ordnung 
nicht ausreichend bestimmt. 

Das Zahnsystem der Beutelthiere ist also nach einem 
zwiefachen Typus gebildet: der insectivore characterisirt 
sich durch die veränderliche Zahl der kleinen Schneidezähne, 
durch kräftige spitze Eckzähne, durch einfache spitzzackige 
Lück- und mehrzackige Mahlzähne; der herbivore durch 
grosse meissel- oder schaufelförmige Schneide-, fehlende 
Eck- und übereinstimmende stumpfhöckerige Backzähne. 
Die Vermittlung beider wird erreicht durch eine verschie- 
dene Entwicklung der Schneidezähne in beiden Kiefern und 
leichte Modificationen derer Formen, durch Verkümmerung 
der Eckzähne, durch allmählige Beschränkung der Lückzähne 
auf einen ersten eigenthümlich gestalteten Backzahn und 
durch Abstumpfung der spitzen Höcker der übrigen Back- 
zähne. | 

Die nähere Betrachtung der einzelnen Familien, die 
speciellere Vergleichung der einzelnen Gattungen und selbst 
Arten wird nachweisen , wie die Natur die von ihr selbst 
festgestellten Gegensätze, die entferntesten Extreme mit 
einander zu vermitteln und aufzuheben weiss; sie wird uns 
zugleich überzeugen, dass auch in der Mannichfaltigkeit der 
scheinbaren Kleinigkeiten, in den Formen der für den flüch- 
tigen Beobachter unwesentlichen Theile gewisser Organe 
eonstante Gesetze herrschen, deren Erkenntniss allerdings 
nur dem sorgfältig und unbefangen Prüfenden möglich ist. 
Zum bessern Verständniss der nachfolgenden Darstellung 
beziehe ich mich auf die unter Taf. 3. und 4. beigegebenen 
Tafeln 17. u. 18. meiner Odontographie (Leipz.1853. 4°), 
deren Abbildungen grösstentheils nach den ausgezeichneten 
Schädeln im hiesigen zoologischen Museum ausgeführt sind. 
Ich verdanke deren Benutzung der Liberalität des Hrn. Prof. 
Burmeister, der mit der grössten Uneigennützigkeit und dem 
lebhaftesten Interesse wissenschaftliches Streben fördert. 

Die erste grosse Familie der Beutelthiere ist die der 
Fleischfressenden oder der Creatophagen, welche sich in 


291 


Sarkophagen, die von Warmblütern leben, und in Entomo- 
phagen oder Insectenfresser theilen. Beide haben ohne 
Ausnahme alle drei Zahnarten, Schneide- und Backzähne 
fast stets in grösserer Anzahl als die Pflanzenfresser.- Er- 
stere, die Schneidezähne, sind in der obern Reihe stets zahl- 
reicher als in der untern, dort 8 bis 10, hier 6 bis 8. Ihre 
kleinen Kronen haben scharfe Schneiden und pflegen in bei- 
den Kiefern von verschiedener Grösse zu sein. Die Eck- 
zähne sind lang, comprimirt und kantig. Die spitzzackigen 
Backzähne zerfallen in vordere oder Lück- und in hintere 
oder Mahlzähne,, jene meist zu 3, seltener zu 2 oder 6, 
diese zu 4, ausnahmsweise zu 6 vorhanden. Alle sind 
spitzzackig. Hinsichtlich des Zahlenverhältnisses zeichnen 
sich die Entomophagen durch grössere Veränderlichkeit von 
den Sarkophagen aus. Die letztere Gruppe wird repräsen- 
tirt durch Thylacinus, Dasyurus, Phascogale, Phascolotherium, 
die Entomophagen durch Ampkiterium, Myrmecobius, Pera- 
meles, Choeropus und Didelphys. 

Thylacinus (Taf. 4. Fig. 10. ab die untere, cd die obere 
Zahnreihe des Beutelhundes auf Vandiemensland, Th. cyno- 
cephalus) hat Feen ie 

i 3143-4 
eine Lücke in der Mitte getrennt, stehen in Halbkreis geord- 
net, sind ceylindrisch, mit schiefer Schneidefläche und oben 
grösser als unten, der obere äussere der grösste von allen. 
Die Eckzähne beider Kiefer sind sehr stark und kräftig, spitz 
und gekantet. Die drei Lückzähne, oben und unten, haben 
stark comprimirte kegelförmige Kronen mit nach hinten er- 
weiterter Basis auf zwei Wurzelästen. Die obern Mahl- 
zähne nehmen an Grösse zu bis zum letzten plötzlich ver- 
kleinerten, haben aussen einen starken Mittelhöcker, davor 
und dahinter einen kleinern und innen einen dicken stumpfen 
Höcker. Die untern nehmen bis zum letzten an Grösse zu 
und unterscheiden sich durch den rudimentären Innenhöcker, 
daher sie viel länger als dick erscheinen. Diese Form der 
ächten Mahlzähne erinnert lebhaft an den Fleischzahn eini- 
ger bärenartigen Raubthiere. Die von uns abgebildete Art*) 


Zähne, die Schneidezähne, durch 


*) In unserer Figur 10 Taf, 4. zeigt der Oberkiefer cd hinter dem er- 


20* 


292 


ist die einzige bekannte lebende der Gattung, eine zweite 
vorweltliche aus den Knochenhöhlen des Wellingtonthales 
Th. spelaeus ist durch einen kleinen spitzen Zacken an der 
Innenseite des vorletzten untern Mahlzahnes characterisirt *). 

Das Zahnsystem des Schweifbeutlers, Dasyurus (Taf. 
441-4244 
3142-44’ 
einen Lückzahn weniger als der Beutelhund, im Uebrigen 
dasselbe Zahlenverhältniss.. Die spitzzackigere Form der 
Zähne deutet aber auf ein entschieden raubgierigeres Na- 
turell. Die Lücke in der Mitte der Schneidezähne verschwin- 
det hier, die obern sind von gleicher Grösse und kleiner 
als die unteren. Die Eckzähne zeichnen sich sogleich durch 
ihre beträchtliche Länge aus. Die beiden einwurzligen, 
meist isolirten Lückzähne haben einen schwach angedeute- 
ten vordern und hintern Basalhöcker. Die Mahlzähne des 
Oberkiefers unterscheiden sich von Thylacinus durch schär- 
fere Zacken und durch den letzten quer dreihöckerigen, die 
untern durch deutlich entwickelte innere Zacken und Ver- 
kleinerung des letzten. Von den Arten zeigt unsere Figur 
1. und 3. das Zahnsystem des D. macrurus Fig. 6. D. ursi- 
nus, Figur 8. D. Mauge. Die Unterschiede ergeben sich 
alsbald aus der Vergleichung dieser Figuren. Der fossile 
D. laniarius aus dem Wellingtonthale schliesst sich D. ur- 
sinus an und von den übrigen Arten ist das Gebiss noch 
nicht bekannt. 


Die Beutelmaus, Phascogale (Taf. 3. Fig. 4.), hat das- 
selbe Zahlenverhältniss als Thylacinus, aber schon ihre Schnei- 
dezähne weichen auffallend ab, indem die beiden mittlern 
der obern Reihe sehr beträchtlich vergrössert sind, dick 
rund, zugespitzt, gegen einander geneigt. Die spitzkegel- 
förmigen Lückzähne tragen vorn und hinten einen kleinen 
Basalhöcker, ausserdem ist der dritte des Unterkiefers auf- 
fallend verkleinert. Die Eck- und Mahlzähne ähneln sehr 
denen der vorigen Gattung, doch fehlt den untern Mahl- 


3..Eie. 1. 88 6.0.) hatıdiesklormel also nur 


sten Lückzahne zwei einfache Zähne, welche zusammen als abnorme Bildung 
des zweiten Lückzahnes zu betrachten sind, Der Zahn ist in der andern Seite 
des Schädels normal. 

*) Owen, Catal, of the foss. rem. Mus. coll, Surg. p. 336, 


293 


zähnen der kleine innere Höcker am Hauptzacken und von 
den obern trägt nur der zweite deutlich entwickelte mitt- 
lere Höcker. Bei Figur dab ist die obere, cd die untere 
Zahnreihe der Ph. penicillata dargestellt. Davon unterschei- 
det sich Ph. Swainsoni durch Isolirung des ersten obern Lück- 
zahnes, durch fast gleiche Grösse des zweiten nnd dritten 
Lückzahnes, durch Verkleinerung des dritten untern. Die 
zahlreichen andern Arten der Gattung gewähren keine beach- 
tenswerthen Unterschiede, schliessen sich aber der letzten 
Art inniger an als der von uns abgebildeten. 


Das älteste Säugethier auf der Erdoberfläche, Phasco- 
lotherium (Taf. 3. Fig. 11.) aus dem Stonesfielder Jura be- 
sitzt in der allein bekannten untern Zahnreihe 3 isolirte 
Schneide-, kleinen Eck-, 3 Lück- und 4 Mahlzähne, letztere 
beide allmählig in einander übergehend und die Kronen der 
Mahlzähne fünfzackig. 


Zur Reihe der Entomophagen übergehend fällt am 
meisten das mit voriger Gattung gleichaltrige fossile Am- 
phitherium (Taf. 3. Fig. 5. u. 7.) durch den Besitz von 6 
Lück- und 6 Mahlzähnen auf, der grössten Zahl, die unter 
den Beutelthieren überhaupt vorkommt. Erstere sind ein- 
fach und spitzkegelförmig, letztere mehrzackig, alle zwei- 


wurzlig. 


Der Ameisenbeutler, Myrmecobius (Taf. 3. Fig. 2.) hat 
die demnächst grösste Zahl der Backzähne, nämlich 3 Lück- 
und 5—6 Mahlzähne. Die Zahl der Eck- und Schneide- 
zähne gleicht Phascogale. Alle Zähne sind durch Lücken 
von einander getrennt, die Schneidezähne stumpf eckzahn- 
artig gestaltet, unten die beiden mittlern sehr ansehnlich 
vergrössert, die Eckzähne kurz und sehr stark comprimirt, 
die Lückzähne mit scharfspitzigen Kronen auf zwei Wurzel- 
ästen. Die ersten Mahlzähne ähneln noch sehr den Lück- 
zähnen, die letzten verkleinern sich nach hinten, die obern 
haben drei äussere, die untern vier paarige innere Höcker, 
jene innen, diese aussen einen stumpfen Ansatz. Sonach 
unterscheidet sich diese Gattung sehr auffallend von allen 
vorigen. Wir haben in Figur 2ab die obere, cd die untere 
Zahnreihe des M. fasciatus vom Schwanenflusse abgebildet. 


294 


Die Gattung Perameles (Taf. 4. Fig. 6. 7. 8.) zeichnet 
sich durch den Besitz von 10 Schneidezähnen oben aus, 
von denen die beiden mittlern die kleinsten und der äus- 
serste eckzahnartig gestaltet ist. Die 3 untern Schneide- 
zähne jederseits nehmen vom mittlern zum äussern an 
Grösse zu und letztrer besitzt noch einen besondern Neben- 
zacken. Der isolirt stehende Eckzahn ist verhältnissmässig 
klein und scharf spitzig. Die drei Lückzähne jeder Reihe 
haben sehr stark comprimirte scharfspitzige Kronen mit 
mehr weniger entwickelten Nebenzacken. Die vier obern 
Mahlzähne sind von fast quadratischen Umfang, aussen mit 
zwei tief getrennten Haupthöckern, die sich nach innen zu 
einem neuen Höcker mit kantig vorspringender Basis ver- 
einigen. Der letzte Mahlzahn ist ansehnlich verkleinert. 
Im Unterkiefer besteht jeder Mahlzahn aus vier scharfkan- 
tigen und spitzen Höckern, die zu je zweien in ein Quer- 
joch vereinigt sind. Unsere Figur zeigt beide Zahnreihen 
des P. obesula von oben und von der Seite. Davon unter- 
scheidet sich P. nasuta durch grössere Eckzähne, P, Gunni 
durch den nicht isolirt gestellten äussersten Schneidezahn 
der obern Reihe. Figur 6. und 8. stellen die Zahnreihen 
von P. lagotis dar. Hier fehlt dem äussern Schneidezahne 
der Nebenzacken, der dritte Lückzahn ist verkleinert, die 
ächten Mahlzähne beträchtlich breiter, im abgebildeten Exem- 
plar mit völlig abgeschliffenen Kronen. Mit Recht ist da- 
her auch diese Art als Typus einer eigenen Untergattung 
betrachtet worden. 

Der Stutzbeutler, Choeropus, nur in einer südaustrali- 
schen Art bekannt, hat wieder die normale Zahl wie Pha- 
scogale, aber die obern Schneidezähne sind kegelförmig, die 
untern stumpf und der letzte gekerbt, die Eckzähne compri- 
mirt kegelförmig, der erste obere Lückzahn eckzahnartig, 
die übrigen dreizackig und isolirt, die Mahlzähne aus je 
zwei dreiseitigen Prismen bestehend. 

Die an Arten ungemein reiche Beutelratte, Didelphis 

4 } 
(Tafel 3. Fig. LO und 12.) hat ee ee Zähne, also die 
höchste Zahl der Schneidezähne, welche überhaupt in der 
ganzen Ordnung der Beutelthiere vorkommen. Dieselben 


295 


sind zugleich klein und stumpf, die beiden mittlern der obern 
Reihe isolirt und verlängert. Die Eckzähne sind sehr lang 
und comprimirt, die untern kürzer als die obern. Die Lück- 
zähne tragen einfach kegelförmige Kronen auf zwei Wur- 
zelästen. Die Mahlzähne repräsentiren den Typus der Da- 
syuren. Die obern sind dreiseitig, aussen mit zwei Haupt- 
höckern und kleinem hintern Nebenhöcker, innen daneben 
je zwei Höcker, von denen nur der hintere deutlich ausge- 
bildet, der vordere undeutlich ist, beide durch einen innern 
kantigen Ansatz verbunden. Der erste und vierte Mahlzahn 
sind übrigens kleiner als die zwischen ihnen liegenden. Im 
Unterkiefer bestehen die Kronen aus je drei vordern Zacken 
und zwei niedrigen hintern Höckern. In Figur 10. sind 
beide Zahnreihen von D. Azarae, in Figur 12. von D. virgi- 
giniana dargestellt. Beide unterscheiden sich nicht wesent- 
lich von einander und ebenso verhalten sich die übrigen Ar- 
ten. Die Gattung Chironectes weicht nur durch die Zahl 
der Backzähne, 2-3 ab. 

Sowohl von allen vorigen wie von den folgenden, die- 


sen jedoch weniger, weicht Tarsipes mit der Formel Ach 
140+3 

erheblich ab. Alle Zähne sind von einander getrennt, klein, 
einfach, hinfällig, so dass nicht selten nur noch die obern 
Eckzähne und die untern Schneidezähne angetroffen werden, 
Das Zahnsystem der phytophagen Beutelthiere ist von 
einem mehr übereinstimmenden Typus als in voriger Fami- 
milie und schliesst sich eben so innig an die Ordnung der 
Nagethiere wie dort an die Raubthiere. Am auffallendsten 
zeigen diese Annäherung die mittlern, im Unterkiefer meist 
einzigen Schneidezähne in ihrer beträchtlichen Vergrösse- 
rung und meisselförmigen Gestalt. In der obern Reihe sind 
meist mehr als zwei Schneidezähne vorhanden, aber alle 
haben breite scharfe Schneiden. Eckzähne haben nur we- 
nige Gattungen in beiden Kiefern, vielen fehlen die untern 
und einigen zugleich auch die obern. Weder in Grösse noch 
in Gestalt zeichnen sich diese Zähne besonders aus. Die 
Backzähne haben gewöhnlich eine übereinstimmende Gestalt 
und lassen sich dann nicht mehr in Lück- und Mahlzähne 
scheiden. Bisweilen treten jedoch in der Lücke zwischen 


296 


Eck- und der geschlossenen Backzahnreihe isolirte einfache 
Lückzähne auf. Die Kronen der Backzähne sind vierseitig 
und pflegen aus zwei scharfen, der Abreibung unterworfe- 
nen Querjochen zu bestehen. Auch die pflanzenfressenden 
Beutelthiere lassen sich wieder in kleinere Gruppen auflö- 
sen, nämlich in Carpophagen, Poephagen und Rhizophagen 
die wir hier bei der ausschliesslichen Betrachtung des Zahn- 
systemes jedoch nicht zu berücksichtigen brauchen. 
Phalangista (Tafel 4. Figur 1. 2. 9. 11.) mit der Formel 


Fan Von den obern Schneidezähnen sind die 
beiden mittlern verlängert und mit spitzer oder breiter schar- 
fer Schneide versehen, der zweite pflegt der dickste zu sein 
und der dritte der kleinste. Die beiden untern sind be- 
trächtlich vergrössert, lang, aussen convex, innen flach, vorn 
scharf meisselförmig. Der obere Eckzahn hat eine stumpf 
oder spitzkegelförmige, mehr weniger comprimirte Gestalt 
und ragt nur selten aus der Zahnreihe hervor, der untere 
ist ein verkümmerter einfacher Stummel. Die Zahl der 
Lückzähne ändert ab. Unsere Schädel besitzen in der obe- 
ren Reihe deren zwei und drei. Der erste isolirt stehende 
ist eckzahnartig, der zweite kleiner oder stumpf und ver- 
diekt, der letzte ist ebenfalls vierseitig, den Mahlzähnen 
ähnlich oder comprimirt und mit scharfer Längsschneide ver- 
sehen. Die ersten des Unterkiefers sind kleine Stummel 
und der letzte gross, zweiwurzlig, comprimirt, mit Haupt- 
und Nebenhöcker. Die vier Mahlzähne sind vierseitig, oben 
quadratisch, unten comprimirt, der letzte verkleinert. Jeder 
besteht aus zwei scharfen Querjochen und zackig hervor- 
stehenden Ecken, die sich aber durch Abnutzung abstum- 
pfen. In Figur 9. und 11. geben wir bei a die untere, bei 
b die obere Zahnreihe von Ph. vulpina, in Figur 2. bei ab 
die untere, bei cd die obere Reihe von Ph. Cooki, in Figur 
1. ab und cd beide Reihen von Ph. cavifrons, alle nach Schä- 
deln des zoologischen Museums. Die specifischen Differen- 
zen sind aus der Vergleichung leicht zu ermitteln. Von den 
3+1+2-+4 
1+1+1+5 


nogr. Mammal. Tab. 1.2. Der äussere obere Schneidezahn 


andern Arten hat Ph. ursina nach Temmink, Mo- 


297 


ist gegen den zweiten ansehnlich vergrössert. Der erste 
obere Lückzahn entschieden eckzahnartig, der zweite com- 
primirt stumpfhöckerig, die folgenden Backzähne in Folge 
der Abnutzung mit feingekerbtem innern Rande; der erste 
untere Lückzahn ein unscheinbarer Stummel, der folgende 
dick mit gekerbter Kegelkrone, die Mahlzähne verlängert, 
sonst nicht eigenthümlich. Dieser Art schliesst sich Ph. 
maculata Temminck 1. c. Tb. 3. Fig. 1—6 innig an, doch neh- 
men hier die obern Schneidezähne von der Mitte nach aus- 
sen gleichmässig an Grösse ab, oben ist nur der eckzahn- 
artige Lückzahn vorhanden und die folgenden Mahlzähne 
haben eine winklige Aussenseite, unten steht nur ein sehr 
kleiner Lückzahn. Von den zur Gruppe der Ph. vulpina 
gehörigen Ph. canica und Ph. xanthopus ist das Zahnsystem 
3414343 \. 
—— — — bilden die 
1-+0-+4-53 
Untergattung Dromicia. Die mittlern beiden Schneidezähne 
der obern Reihe sind relativ grösser als bei den vorigen, 
die äusseren sehr klein, der Eckzahn mässig entwickelt, hin- 
ter der Intermaxillarnaht gelegen, die zwei ersten Lückzähne 
sehr klein, isolirt, der dritte comprimirt, spitz, zweiwurzlig, 
von den ächten Mahlzähnen der erste am grössten, der 
letzte am kleinsten mit drei spitzen Höckern, die vorherge- 
henden mit vier, von denen die beiden äussern grösser als 
die innern sind, die untern Schneidezähne sehr lang, schmal 
und spitz. Zu dieser Gruppe gehören Ph. nana, Ph. concinna 
und Ph. Neilti. 


Petaurus (Tf.4. Fg. 3—5.) besitzt 


noch nicht bekannt. Die Arten mit 


un nn ae 
O0 DELL Fe 2) 
Zähne. Die obern Schneidezähne stehen seitlich hinter ein- 
ander, die mittlern wiederum von überwiegender Grösse 
und durch eine Lücke von einander getrennt, die andern 
beiden sind kurz und breit. Der Eckzahn ist meist kleiner 
als der vordere Schneidezahn, der erste isolirte Lückzahn 
klein, kegelförmig, einwurzlig, die beiden folgenden zwei- 
wurzlig, comprimirt auf breiter Basis mit je zwei und drei 
Höckern. Die ächten Mahlzähne tragen drei (zwei vorn 
und einen hinten) oder vier scharfe Höcker. Im Unterkiefer 
sind die Schneidezähne an der Basis eylindrisch, der Eck- 


298 


zahn ganz fehlend oder hinfällig, die Lückzähne comprimirt, 
einfach, die Mahlzähne den obern gleich, nur schmäler. 
Unsere Figur 3 zeigt die Seitenansicht von P. taguanoides 
mit einem untern Lückzahn und Phalangista Cooki zunächst 
sich anschliessend, Figur 4. dieselbe von P. flaviventer mit 
vier untern Lückzähnen und mehr der Phalangista vulpina 
genähert und Figur 5. von P. pygmaeus mit ebenfalls 4 
Lück-, aber nur 3 Mahlzähnen, zugleich erreicht hier der 
Eckzahn und die Höcker der Lückzähne eine ansehnliche 
Grösse. Owen deutet übrigens den ersten Lückzahn hier 
als Eckzahn. 


Phascolarctos. Die einzige Art dieser Gattung hat die 
s+1+1-+4 
1404144 
bei Phalangista, oben die beiden mittlern dicker als die un- 
tern. Der Eckzahn ist mässig entwickelt, der einzige Lück- 
zahn comprimirt, scharf, an der Innenseite parallel gestreift. 
Die Mahlzähne tragen je dreikantige scharfe Höcker. Die 
Seitenansicht des Zahnsystemes von Ph. fuscus gibt Owen, 
Odontogr. Tb. 100. Fig. 6. ' 


Hypsiprymnus (Odontographie Taf. 19. Fig. 10. 13.) be- 
ginnt die zweite Abtheilung der pflanzenfressenden Beutel- 
thiere, in deren Zahnsystem der Typus der Phalangisten 
jedoch noch unverkennbar hervortritt. Ihre Formel ist 


Formel Die Schneidezähne erhalten sich wie 


ee Die obern Schneidezähne stehen wiederum 
140144 

hinter einander, die mittlern nicht durch eine Lücke ge- 
trennt sind stärker, länger und scharf zugespitzt, als die 
beiden hintern. Durch eine kleine Lücke von ihnen ge- 
trennt folgt der comprimirte, gerade und kurze, auf der In- 
termaxillarnaht stehende Eckzahn. Hinter einer viel grös- 
sern Lücke folgt der erste Backzahn, der sich durch seine 
Länge, starke Compression, fein gekerbte scharfe Kante 
und durch die dichten seitlichen Verticalfalten characteri- 
stisch auszeichnet. Die vier hintern Mahlzähne tragen je 
vier, zu zwei Querjochen vereinigte scharfe Höckerpaare, 
der letzte sehr verkleinerte jedoch nur zwei vordere und 
einen hintern Höcker. Im Unterkiefer sind die Schneide- 


299 


zähne scharf dreikantig zugespitzt, die Backzähne entspre- 
chen sämmtlich den obern, nur dass hier die schärfern Hö- 
cker an der Innenseite, oben an der äussern Seite stehen. 

Die uns vorliegenden drei Schädel des zoologischen 
Museums, H. euniculus Odontogr. Fig. 13. a untere, b obere 
Zahnreihe, H. @ilberisi Fig. 10. ab und HA. minor zeigen nur 
höchst geringe specifische Differenzen. In den Schneide- 
und Eckzähnen finde ich keinen beachtenswerthen Unter- 
schied. Der vordere Backzahn ist bei H.cumiculus am läng- 
sten, mit zehn Falten jederseits und ebenso vielen Kerben 
auf der Schneide, bei 7. minor am kürzesten und dicksten 
mit nur sechs Falten, bei H. Grlbertsi mit acht Falten: Bei 
H. minor ist der vordere innere Höcker des zweiten obern 
und untern Backzahnes verkümmert, während bei H. cuniculus 
dieser Zahn dem folgenden ganz gleich ist. Die Schädel 
von H. Gilbertsi und H. minor gehören übrigens sehr jun- 
gen Thieren, bei ersterem fehlen die beiden letzten Back- 
zähne noch. Die zahlreichen andern Arten scheinen eben 
nicht erheblichere Unterschiede unter einander zu bieten, 
wenigstens gibt Waterhouse, der die Schädel der: meisten 
verglich, keine beachtenswerthen Eigenthümlichkeiten an. 
Die grösste Entwicklung erreicht der comprimirte erste 
Backzahn bei #. ursinus und H. dorcocephalus in Neu Gui- 
nea, wo derselbe die Länge fast der drei folgenden Zähne 
besitzt. = 

Macropus (Odontographie Taf. 19. Fig. 1. 2. 5. 8: 9. 11. 
12. 14. 15. 16.). Die typische Gattung der grasfressenden 
Beutelthiere zeichnet sich sogleich durch den völligen Man- 
gel der Eckzähne und die sehr lange Lücke zwischen den 
Schneide- und Backzähnen aus. Die obern Schneidezähne 
sind häufig an der Aussenseite mit ein oder zwei scharfen 
Rinnen versehen und von unveränderlicher Grösse, doch 
ist der vordere meist der diekere und längere, der zweite 
der kleinste, der dritte der breitere. Der vordere Backzahn 
ähnelt entweder dem der vorigen Gattung, nur durch einen 
hintern innern Höcker sich unterscheidend, oder er ist ver- 
kleinert, comprimirt, dreihöckerig. Die übrigen Backzähne 
bestehen aus je zwei scharfen Querjochen. Unsere Figuren 
in der Odontographie stellen bei 8. das ganze Gebiss von 


300 


M. lunulatus, bei 9. dasselbe von M. lateralis, beide nach 
Schädeln junger Thiere dar, bei denen der letzte Backzahn 
noch nicht über den Alveolarrand hervorgetreten ist. Die 
Vergleichung des ersten Backzahnes gibt den auffallendsten 
Unterschied an. Die andern Figuren sind Seitenansichten 
der Schneidezähne und zwar Fig. la von M. leporoides, 1b 
M. brachyurus, Fig. 2a M. fasciatus, 2b M. hirsutus, 2c M. 
Houtmanni, Fig. 11a die Seiten-, b. die obere Ansicht von 
M. thetidis, 11c M. parma, 11d M. dama, 11e M. ualabatus, 
Fig. 12a M. agilis, 12b M. dorsalis, 12c M. antilopinus,: Fig. 
14ab M. giganteus, 14c M. rufus, Fig. 16a M. Bennetti, 16b 
M. penicillatus, 16c M. Billardieri. Ausserdem zeigt Fig. 2. 
einen obern, Fig. 15. einen untern Backzahn des M. gigan- 
teus von der Kaufläche betrachtet. — Die Untergattung La- 
gorchestes ist in Figur 3. nach dem Schädel eines nicht völ- 
lig ausgewachsenen Z. albipilus dargestellt. Die Backzähne 
stimmen im Wesentlichen mit M. lateralis Fig. 9. überein, 
aber von den obern Schneidezähnen ist der vordere der 
schwächste, der zweite sehr breit und dick, der dritte et- 
was schmäler und ebenso dick. Die Knochenlager Austra- 
liens enthalten die Reste untergegangener Känguruh’s von 
riesenhafter Grösse, den Dimensionen unsrer heutigen Rhi- 
noceroten nicht nachstehend. Der Schneidezahn des Dipro- 
todon Owen in Mitchell's Exped. in Austral. 1838. II. 362. 
Tb. 31. misst anderthalb Zoll im verticalen und einen Zoll 
im queren Durchmesser. Jeder der fünf Backzähne ist 
zweiwurzlig, die Krone mit je zwei starken und sehr sanft 
gebogenen Querjochen und vordrer und hintrer Basalwulst, 
Sie nehmen von vorn nach hinten an Grösse zu. Eine 
zweite Gattung Nototherium hat keine Schneidezähne im Un- 
terkiefer und nur vier Backzähne jederseits. Die Dimensio- 
nen sind dieselben wie bei Diprotodon. 

Phascolomys (Tafel 19. Figur 4. 6. 7.). Mit dem Wom- 
bat schliessen sich die Beutelthiere an die folgende Ordnung, 
die Nager wenigstens in Betreff ihres Zahnsystemes innig 
an. Die einzige Art dieser Gattung hat nämlich zwei ächte 
Nagzähne im ÖOber- und Unterkiefer, keine Eck-, einen vor- 
dern und vier eigentliche Mahlzähne in jeder Reihe. Alle 
sind wurzellos, lang, etwas gekrümmt. Die Nagzähne sind 


301 


leicht comprimirt, fast dreiseitig und nicht so stark ge- 
krümmt als die der eigentlichen Nager. Der erste Back- 
zahn hat einen ovalen Querschnitt. Die eigentlichen Mahl- 
zähne bestehen aus je zwei dreiseitigen Prismen, die bei 
den untern an der Innen-, bei den obern an der Aussen- 
seite verschmolzen sind. Figur 6. der Odontogr. zeigt bei 
a die untere, bei b die obere Zahnreihe des Wombat, Fig. 
4a die innere, 4b die hintere Seite und Fig. 7 die Kaufläche 
eines untern Backzahnes. Die fossile Art aus dem Welling- 
tonthale, Ph. Mitchelli unterscheidet sich nur durch abwei- 
chende Grössenverhältnisse der Zähne vom Wombat. 


Die Axiome der theoretischen Mechanik 
von 
W. Schrader. 


Die Fortschritte, welche die praktische Mechanik in 
dem letzten Jahrhundert gemacht hat, sind nicht ohne merk- 
lichen Einfluss auf die Grundlegung der theoretischen Me- 
chanik gewesen. Eine einfache Vergleichung theoretischer 
Lehrbücher der Mechanik aus dem vorigen Jahrhundert mit 
solchen aus der Gegenwart bestätigt diese Behauptung, zeigt 
aber zugleich die Gefahr, die aus der einseitigen Verfol- 
sung der praktischen Anwendung dieser Wissenschaft für 
die strengere Begründung derselben hervorgeht. Nicht im- 
mer befolgt man bei der Einführung in die theoretische Me- 
chanik den Weg, der sich bei der Mathematik so sehr be- 
währt hat, durch deutliche Feststellung der Definitionen und 
Axiome den Grund für einen consequenten Wissenschafts- 
bau zu legen, obwohl das Bedürfniss dazu in der Mechanik 
noch grösser als in der Mathematik ist; sondern man macht 
die Einleitung gewöhnlich in beschreibender Weise, die we- 
nig geeignet ist, ein bestimmtes Bild von dem Verhältniss 
der hier neu auftretenden Begriffe zu geben. 

Die Mechanik hat es nicht mit dem metaphysischen 
Begriffe der Bewegung zu thun, noch mit dem Wunderba- 


302 


ren, das in der Verknüpfung des Raumes mit der Zeit, der 
Materie mit der Kraft liegt, sondern sie nimmt diese Ver- 
knüpfung als gegeben und beginnt damit, sie in ihre Ele- 
mente aufzulösen, diese Elemente gegen einander festzustel- 
len und ihr Verhältniss zu einander zu bestimmen. Das 
Erstere , die Abgrenzung der Bewegungselemente gegen 
einander, geschieht durch die Definition, das Letztere, die 
Angabe ihres Verhältnisses zu einander, durch das Axiom. 
Es ist keine Pedanterie, wenn man. darauf dringt, für die 
Grundlegung einer Wissenschaft alle Sorgfalt auf Feststel- 
lung der Definitionen und Axiome zu verwenden, sondern 
es ist nothwendig der wissenschaftlichen Klarheit wegen, 
wie aus dem Verlauf dieser Zeilen noch weiter hervorgehen 
wird. 

Gewöhnlich glaubt man, die Zahl der Axiome sei so 
viel als möglich zu beschränken , und es sei ein Gewinn 
für die Wissenschaft, einen als Axiom bisher angenomme- 
nen Satz zu beweisen. Allein das Wesen eines Axiom be- 
ruht nicht in dem Umstande, dass ein Satz bisher nicht hat 
bewiesen werden können, sondern darin, dass er gar nicht 
bewiesen werden kann. Die erste Behauptung über dies 
Verhältniss zweier Grundbegriffe kann nie bewiesen werden, 
da das Beweisen nichts Anderes ist als ein Zurückführen 
einer Behauptung auf eine andere, bereits angenommene. 
Soviel einfache Grundbeziehungen zwischen den Grund- 
begriffen einer Wissenschaft sich vorfinden, soviel Axiome 
sind unumgänglich nothwendig, und man hat nur nöthig 
nachzuweisen, dass eine Behauptung sich auf ein solches 
Grundverhältniss bezieht, um jede Bemühung nach einem 
Beweise solcher Behauptung als überflüssig und vergeblich 
darzuthun. 

Der Gegenstand der Mechanik ist nicht die Bewegung. 
überhaupt sondern die Bewegung materieller Körper; diese 
Bewegung erscheint in dreifacher — und zwar nur in drei- 
facher Beziehung: a) als Bewegung an sich d.h. wie sie 
erscheint, b) als Bewegung in Verhältniss zu ihrer Ursach, 
c) als Bewegung in Verhältniss zu ihrer Wirkung. Jede 
dieser drei Beziehungen muss ihre eigenen Axiome haben, 


303 


a) Die mechanischen Axiome für die Bewegung 
an sich, 


Die Elemente der Bewegung an sich sind: ein räum- 
licher Körper der sich bewegt, der räumliche Weg, die Zeit. 
Das, was den räumlichen Körper ausfüllt, die Materie, ver- 
hält sich gegen die Bewegung an sich gleichgültig, und 
tritt in diesem Abschnitt nicht in die Betrachtung ein. Die 
Bewegung des räumlichen Körpers selbst erscheint aber als 
die neben einander erfolgende Bewegung aller seiner 
punktuellen Bestandtheile, so dass als Element der erschei- 
nenden Bewegung die Bewegung eines Punktes im Raume 
übrig bleibt. Bleiben wir bei der herkömmlichen ‚und aus- 
reichenden Definition der Bewegung als der Ortsveränderung 
eines räumlichen Gegenstandes stehen, aus welcher sich die 
weitere Definition der Bewegungsrichtung ergiebt, so ist 
in ihr nur die eine Seite der Bewegung — nämlich die 
räumliche — ausgesprochen und es ist nothwendig die Er- 
gänzung dieser Definition als Axiome auszudrücken. 


I. Axiom. Kein räumlicher Gegenstand kann zu gleicher 
Zeit an zwei verschiedenen Orten sein. Oder: zur 
Ausführung jeder Bewegung gehört Zeit. 


Aus der Verknüpfung des Zeit- und Raumbegriffs er- 
folgt dann der Begriff der gleichförmigen und ungleichför- 
migen Bewegung und dann der der Geschwindigkeit. — 
Sowie sich die Bewegung eines räumlichen Gegenstandes 
in die Bewegung der einzelnen Raumpunkte auflöste, so 
löst sich zuerst die Bewegung eines Raumpunktes auf in 
die Bewegung während der einzelnen Zeitpunkte; und als 
letztes Element einer gegebenen Bewegung ergiebt sich 
der Bewegungszustand eines bestimmten Punktes in einem 
bestimmten Augenblicke. Darüber, dass dieses letzte Ele- 
ment der Bewegung mir eine Beziehung auf den Raum und 
eine auf die Zeit übrig lässt, gilt das zweite Axiom. 


304 


II. Axiom. Die Bewegung eines Punktes in einem ge- 

gebenen Augenblick und an einem gegebenen Ort ist 

vollständig bestimmt, wenn die Richtung und die Ge- 
schwindigkeit seiner Bewegung bekannt sind. 


b)., Die mechanischen Axiome der Bewegung ın 
Beziehung auf ihre Ursache. 


Das, was bei einer gegebenen Bewegung eines Kör- 
pers nicht bloss räumlich oder zeitlich, aber doch noch 
sinnlich ist, ist die Materie des Körpers. Da die Materie 
sich gleichgültig gegen die erscheinende Bewegung verhält, 
so fragt es sich, wie sie sich zu der Ursach der Bewegung 
verhalten wird. Zunächst aber ist hervorzuheben, dass der 
Begriff der Materie kein einfacher Begriff ist, wie Raum 
und Zeit, sondern an ihm ist zu unterscheiden die Quan- 
tität als Volumen, die Qualität als Dichte und daher 
drittens das Maass als Masse. Die Beziehung dieser Be- 
griffe zu einander liefert das dritte Axiom. 


III. Axiom. Die Masse eines Körpers verhält sich wie 
das Produkt aus den Maasszahlen des Volums und 
der Dichte. 


Jedes Bedenken gegen die Zulässigkeit dieses Axioms 
erledigt sich durch die Betrachtung, dass es ja in unserer 
Hand liegt, für die Massung der Dichte und der Masse 
eines Körpers nur solche Verfahrungsarten zuzulassen, wel- 
che nicht mit diesem Axiom streiten. Auf die Frage, ob 
die Materie Ursach der Bewegung oder einer Bewegungs- 
änderung sei, antwortet das vierte Axiom, das sogenannte 
Trägheitsgesetz. 


IV, Axiom. Die Materie verhält sich gegen die Er- 
zeugung und Abänderung einer Bewegung 
gleichgültig. 

Dass die Materie, als das sich Bewegende nicht zu- 


gleich Ursach seiner Bewegung sein kann, ist wohl nie vom 
Standpunkte der Mechanik bestritten; anders jedoch verhält 


305 


es sich mit dem zweiten Theile der Behauptung, dass sie 
auch nie Ursach einer Bewegungsänderung sein könne. 
Da diese Behauptung der gewöhnlichen unwissenschattli- 
chen Vorstellung widerstrebt, so hat man auch wissenschaft- 
lich den Versuch gemacht, der Materie die Eigenschaft bei- 
zulegen, nach welcher sie eine ihr mitgetheilte Bewegung 
selbstständig allmählig erreichte. Mit Jemandem, der sol- 
che Behauptung aufstellt, lässt sich über die Zulässigkeit 
seines Axioms nicht streiten, gelänge es ihm, auf seinem 
Grunde ein mit den Erscheinungen der natürlichen Bewe- 
gung nicht im Widerspruch stehendes System aufzustellen, 
so wäre er und sein Axiom gerechfertigt, denn zuletzt kann 
nur die Haltbarkeit eines in sich folgerichtigen Lehrgebäu- 
des die Wahrheit der Grundlegung rechtfertigen. Liegt die 
Ursach der Bewegung und der Bewegungsänderung nicht 
in der Materie, so liegt sie überhaupt ausserhalb des sinn- 
lichen Gebietes, sie bildet für die mechanische Betrachtung 
einen neuen Begriff, den der Kraft. Mit diesem Begriff 
treten wir in das transscendentale Gebiet ein, wo die grösste 
Vorsicht nöthig ist, um so mehr, da hier bis in die neueste 
Zeit die mechanische Wissenschaft noch gestrauchelt hat. 
Die Kraft gehört der mechanischen Wissenschaft an nur 
insofern sie Ursach der Bewegung oder der Bewegungs- 
änderung ist, was sie sonst noch ihrer Natur nach ist, ge- 
hört nicht hierher. Nach der Definition ist zu unterschei- 
den''«) die Kraft als Ursach der Bewegung, Pf) die Kraft 
als Ursach der Bewegungsänderung. Ferner kann die Be- 
wegung immer nur eine einfache sein, die Ursach kann 
mehrfach sein, es entsteht also weiter die Frage: wie kön- 
nen mehrere Kräfte eine Bewegung hervorbringen. 

Gehen wir von dem einfachsten Falle aus. Eine Kraft 
Setzt einen materiellen Punkt aus der Ruhe in Bewegung. 
Hier kommen die drei möglichen Beziehungen der Kraft 
zur Materie, zum Raum und zur Zeit in Betracht. Die 
Beziehung zur Materie liefert den Begriff des Angriffspunk- 
tes, die zur Räumlichkeit der Bewegung liefert den Begriff 
der Kraftrichtung, und die zur Zeit liefert den der Inten- 
sität der Bewegung. Bevor aber die Intensität der Kraft 
bestimmt wird, muss die Frage beantwortet werden: Wirkt 

21 


306 


die Kraft in der Zeit oder nicht? Früher theilte man die 
Kräfte ein in momentan wirkende und stetig wirkende d.h. 
in solche, deren Wirkungsweise nicht an die Zeit gebunden 
ist, und solche, deren Wirkungsweise an die Zeit gebunden 
ist. Bestände eine solche Unterscheidung wirklich, so wäre 
sie wesentlich, d.h. die stetig wirkenden Kräfte hätten 
mit den momentan wirkenden kaum etwas Anderes als den 
Namen gemein, ein gemeinsames Maass derselben wäre nicht 
möglich, denn die kleinste momentan wirkende Kraft wäre 
immer noch unendlich Mal grösser als die grösste stetig 
wirkende. Hergenommen war jene missliche Unterscheidung 
von der Wahrnehmung, dass einige Bewegung allmählig ent- 
steht, andere plötzlich, (d.h. scheinbar plötzlich) wie beim 
Stoss. Der Stoss war auch das einzige Beispiel für die mo- 
mentan wirkende Kraft, im Stoss aber erscheint nicht zu- 
nächst die Ursach der Bewegung, als vielmehr die Wirkung 
einer Bewegung, seine Betrachtung gehört also nicht in 
diesen Abschnitt. Andrerseits sind alle bekannten eigentli- 
chen Kräfte wie Schwere, Elasticität, Wärme, Magnetismus 
u. s. f. in ihrer Wirkungsweise an die Zeit gebunden, So 
dass die oben aufgestellte Frage daher zu beantworten ist: 


V. Axiom. Jede Kraft braucht zu ihrer Wirkung Zeit. 
— Jede Kraft bringt nur in messbarer Zeit eine mess- 
bare Geschwindigkeit hervor. — Ein plötzlicher Ueber- 
sang aus der Ruhe in eine Bewegung von endlicher 
Geschwindigkeit ist nicht möglich. 

Was die Intensität der Kräfte betrifft, so lässt sich 
dieselbe nur aus ihren Wirkungen bestimmen und da diese 
Wirkungen in den während gewisser Zeit in bestimmten 
Massen hervorgebrachten Geschwindigkeiten besteht, so 


lässt sich die relative Grösse der Kräfte durch folgendes 
Axiom feststellen. 


VI. Axiom. Zwei Kräfte verhalten sich wie die beweg- 
ten Massen und wie die in gleichen Zeiten in ihnen 
hervorgebrachten Geschwindigkeiten. 

Dieses Axiom hat schon Newton aufgestellt und aus 
dem allgemeinen Grundsatze, dass sich die Wirkungen wie 


307 


ihre Ursachen verhalten, abgeleitet. Es steht auch nirgends 
mit der Erfahrung im Widerspruche, sobald man nur alle 
Begriffe in den von uns aufgestellten Grenzen nimmt. Ei- 
nen Widerspruch mit der Erfahrung würde dieses Axiom 
enthalten, wenn sich nachweisen liesse, dass ein- und die- 
selbe Kraft, welche der Masse M. in einer gewissen Zeit 
die Geschwindigkeit C. ertheilt, in gleich langer Zeit der 
Masse 2 M. nicht die Geschwindigkeit 1/, C. ertheilen wird. 
Daniel Bernoulli hat zuerst den Satz in formaler Hinsicht 
angegriffen und die Zulässigkeit der Ableitung bestritten, 
und Euler, D’Alembert, Küstner und Karsten sind bemüht 
gewesen, ihn noch weiter zu stützen. Allein ein Axiom 
kann seiner Natur nach nicht weiter gestützt werden, seine 
Rechtfertigung liegt nicht hinter ihm, sondern vor ihm in 
der Stichhaltigkeit der aus ihm gezogenen Folgerungen, 
und wer ein Axiom nicht annehmen will, der mag ein an- 
deres aufstellen und zusehen, wie weit er mit ihm kommt. 

Wirken zwei Kräfte auf einen Körper, so kann doch 
— den Körper als fest vorausgesetzt — nur einerlei Be- 
wegung entstehen, über die Richtung und Geschwindiekeit 
der Bewegung lässt sich aus den vorhandenen Axiomen 
nichts ableiten, weil hier ein neues Verhältniss auftritt. 
Das hier nöthige Axiom wird gefunden indem man die Er- 
scheinung des einfachsten Falles zum Gesetz erhebt. Wir- 
ken zwei Kräfte auf einen materiellen Punkt, so entspricht 
jeder einzelnen Kraft eine beabsichtigte Bewegung, beide 
Bewegungen sollen auf einen materiellen Gegenstand über- 
tragen werden. Derselbe Fall liegt auch vor, wenn, wie 
oben unter f angegeben wurde, eine Kraft auf eine schon 
vorhandene Bewegung wirkt, zugleich mit der schon vor- 
handenen Bewegung auf den materiellen Gegenstand über- 
tragen werden soll. Eine solche Uebertragung liegt auch 
drittens da vor, wo ein materieller Gegenstand sich in oder 
auf einem Körper bewegt, der selbst wieder in Bewegung 
begriffen ist. Die bloss geometrische Betrachtung dieses 
letzten Falles liefert die Fassung des hierhergehörenden 
Axioms. 


21* 


308 


VII. Axiom. Werden zwei Bewegungen auf denselben 
materiellen Gegenstand überlragen, so ist die nach einer 
gegebenen Zeit eingetretene Orisveränderung gleich der 
Ortsveränderung, die eintreten würde, wenn die dieser 
Zeit entsprechenden einzelnen Bewegungen 
hintereinander stattfänden. 


Dieser Satz ist für den einen Fall mathematisch ge- 
wiss, dass er auch auf die verwandten Fälle übertragen 
wird, ohne etwas Anderes für sich in dieser Allgemeinheit 
anführen zu können, als seine Wahrscheinlichkeit, macht 
ihn zum Axiom. Es wird aber aus oben angeführten Grün- 
den klar sein, warum hier ein Axiom nothwendig ist, und 
warum jeder Versuch die hierher gehörenden Thatsachen 
aus früheren Axiomen zu beweisen, vergeblich sein muss. 
Diese Fassung des Axioms liegt auch den meisten Bewei- 
sen für das Paralleloegramm der Geschwindigkeiten zum 
Grunde, kann auch in der Theorie der Wurfbewegung gar 
nicht entbehrt werden, nur dass man es bisher verschmäht 
hat, diesen Gedanken als Axiom bestimmt hinzustellen und 
es gewöhnlich vorgezogen hat, ihn im Lauf der Deduction 
als eine selbst verständliche Reflexion zu berühren. 


Dieses Axiom lässt noch eine weitere Anwendung zu 
und führt zugleich dazu, den Satz am mechanischen Paral- 
lelogramm ,, der bisher zweimal bewiesen oder abgeleitet 
werden musste, einmal für die Geschwindigkeit in der Dy- 
namik, und dann für Kräfte in der Statik, auf einmal in sei- 
ner Allgemeinheit zu beweisen, sowie dazu, den Begriff des 
Gleichgewichts in einer streng wissenschaftlichen Weise ab- 
zuleiten. 


Was unser Axiom von zwei Bewegungen aussagt, gilt 
selbstredend von jeder beliebigen Anzahl dieser Bewegungen; 
denke ich mir diese Bewegungen , die einer gewissen Zeit 
entsprechen, als gerade Linien von bestimmter Länge und 
Richtung aneinander gesetzt, so entsteht eine gebrochene 
Linie, deren Endpunkt vom Anfangspunkt um so viel ab- 
steht, als die Ortsveränderung beträgt, die durch die ge- 
meinsame Uebertragung sämmtlicher Bewegungen auf den 


309 


materiellen Gegenstand in der gegebenen Zeit eintreten soll. 
Wird nun durch Aneinandersetzen jener einzelnen Linien 
eine solche gebrochene Linie gebildet, deren Endpunkt mit 
dem Anfangspunkt zusammenfällt, so folgt, dass durch 
Uebertragung aller einzelnen Bewegungen auf den beweg- 
lichen materiellen Gegenstand dieser gar keine Ortsverän- 
derung erleidet, sondern in Ruhe bleibt, jene Bewegungen 
also untereinander im Gleichgewicht stehen. Wären diese 
Bewegungen, die übertragen werden sollten, keine wirkli- 
chen Bewegungan, sondern nur solche, wie sie durch ein- 
zelne Kräfte beabsichtigt waren, so lässt sich bald zeigen, 
dass, weil die Kräfte sich verhalten wie die in gleichen Zei- 
ten hervorgebrachten Geschwindigkeiten, die an verschie- 
denen Geschwindigkeiten aber in gleichen Zeiten zurückge- 
legten Wege sich verhalten wie diese Geschwindigkeiten, 
sich auch jene Kräfte verhalten werden wie jene gerade 
Linien , welche die den Kräften entsprechenden Bewegun- 
gen bezeichnen sollten, und da die gebrochene Linie, de- 
ren Endpunkt in ihren Anfangspunkt fällt, nichts weiter ist 
als ein Polygon, dessen Seiten nach Länge und Richtung 
den einzelnen Kräften entsprechend sein müssen, sn folgt 
aus unserem Axiom VII folgendes allgemeine Gleichge- 
wichtsgesetz: 


Wenn eine beliebige Anzahl von Kräften einen Punkt 
angreifen, so halten sie sich ein Gleichgewicht, wenn 
sie sich ihrer Stärke nach verhalten wie die Seiten ei- 
nes Polygons und wenn ihre Richtungen bezüglich über- 
einsliimmen mit den aufeinanderfolgenden Richtungen 


der Polygonseiten. 

Wie fruchtbar dieser Satz ist, um sogleich auch die 
Aufgabe zu lösen, wie man zu mehreren gegebenen Kräf- 
ten die Mittelkraft finde, wird jedem in die Augen sprin- 
gen, hier sollte nur hervorgehoben werden, dass durch ihn 
die Ableitung des Satzes vom Parallelogramm der Kräfte 
— der nur als ein besonderer Fall in unserem obigen Satz 
vom Polygon der Kräfte enthalten ist — wie es gewünscht 
werden musste, erleichtert ist, und dass die Umwege weg- 
fallen können, die bisher zu dessen Ableitung gemacht sind. 


310 
c) Die mechanischen Axiome der Bewegung in 
Beziehung auf ihre Wirkung. 

Die Wirkung einer Bewegung ist einzig die Erregung 
von Bewegung in anderen Körpern, d. h. Mittheilung von 
Bewegung und Abgabe von Bewegung. Wenn hier ein be- 
wester Körper gleichsam wie eine bewegende Kraft wirkt, 
so darf doch Beides nicht verwechselt werden, um nicht 
Unklarheit zu bewirken. Die Gesetze über die Wirkungs- 
weise der bewegenden Kräfte gelten deshalb noch nicht 
ohne Weiteres über die Wirkung eines bewegten Körpers, 
sondern es muss hier zunächst ein besonderes Axiom die 
Auffassung des besonderen Falles regeln. 


VII. Axiom. Wirken materielle Körper in der Bewe- 

gung aufeinander, so sind Wirkung und Gegenwirkung 

einander gleich, und die Richtung der Wirkung und Ge- 
senwirkung steht senkrecht auf der Berührungsebene. 


Wie gross die Wirkungsfähigkeit eines bewegten Kör- 
pers sei, ob sie proportionel mit der Geschwindigkeit sei, 
wie Descartes lehrte, oder proportionel mit dem Quadrat 
der Geschwindigkeit, wie Leibnitz behauptete, ist nicht nö- 
thig durch Axiome zu bestimmen, da es sich aus der wis- 
senschaftlichen Consequenz ergiebt. — 

Diese acht Axiome umfassen alle allgemeinen Verhält- 
nisse der Bewegung und genügen somit für die Einleitung 
in die Mechanik, sowie aus ihnen auch die Haupteintheilung 
dieser Wissenschaft in Statik und Dynamik begründet ist. 
Die weitere Eintheilung dieser Wissenschaften hängt be- 
kanntlich von der besonderen Beschaffenheit des bewegten 
Körpers ab. Von dieser Beschaffenheit gehen denn auch 
in den besonderen Fällen wieder einzelne Voraussetzungen 
aus, die in der Form der Axiomen gemacht werden müssen, 
um die wissenschaftliche Behandlung möglich zu machen. 
Mit ihnen können wir uns hier nicht beschäftigen, weil das 
uns zu sehr in die einzelnen Abtheilungen dieser Wissen- 
schaft führen würde, von deren allgemeinen Einleitung nur 
die Rede sein sollte, — 


311 


Monatsbericht, 


a. Sitzungsbericht. 


November 2. Herr Faltin berichtet die interessanten Ver- 
suche, welche der Professor Schrötler in Wien über das Gefrie- 
ren des Wassers im luftverdünnten Raume und die durch Verdunstung 
des Eises dabei erzeugte Kälte angestellt hat. Zu diesen Versuchen 
ist eine eigends construirle Luftipumpe angewendet, bei der alle Hähne 
vermieden sind. Statt derselben dienten zwei concentrisch drehbare 
zweckmässig durchbohrte und zusammengeschliffene Platten. Schon 
1811 hat Leslie bewiesen, dass es möglich sei, die Temperatur durch 
Verdunsten von Wasser und Eis, namentlich wenn der Verdunstungs- 
process beschleunigt wurde, bis unter den Gefrierpunkt zu erniedri- 
gen und bald nachher machte auch Confiliachi seine Untersuchungen 
über denselben Gegenstand bekannt. Schrötter hat nun den Beobach- 
tungen dieser beiden Männer nicht nur manches Neue hinzugefügt, 
sondern ein sehr wichtiges Resultat erzielt, dass män nämlich, bei 
Befolgung seines Verfahrens, im Stande ist, mit einer verhältnissmäs- 
sig sehr geringen Menge von Eis (etwa 3 Grm. — also ungefähr 
3, Quentehen — für die Stunde) beliebige Körper eine längere Zeit 
einer Temperatur von 33 — 40° Grad auszusetzen. Die Wichtigkeit 
dieses Umstandes leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass man nun im 
Stande ist, das Verhalten verschiedener Körper bei so niedriger Tem- 
peralur zu untersuchen, und hier Resultate zu erwarten hat, an deren 
Erlangung man bis jetzt gar nicht denken konnte. Die Versuche wurden 
so angestellt, dass das Wasser bei der Verdunstung eine grosse Ober- 
fläche hatte. Es befand sich in einem Uhrglase, welches 13 — 14 
Grm. fasste, dieses stand mittelst eines Dreifusses von Platindraht in 
einem zweiten Uhrglase, von etwa doppelter Oberfläche. Das Ganze 
ruhte nun endlich auf einem der gewöhnlichen Schwefelsäuregefässe. 
Das zweite grössere Uhrglas hat einen doppelten Zweck: Einmal hält 
es die während der Absorption der Wasserdämpfe durch die Schwefel- 
säure entstehende Wärme ab, anderentheils verhindert es, dass Etwas 
von dem Wasser durch die, während des Pumpens heftig aufsteigen- 
den Blasen, in die Schwefelsäure falle. Die Temperatur wurde bei 
diesen Versuchen durch kleine Thermometer bestimmt, die mit Jod 
gefärbtes Kohlensulphid enthielten. Es wurde nun rasch ausgepumpt, 
so dass die Baromelerprobe auf 4 Mm. stand. Nach 3 Minuten, die 
Zeit des Auspumpens mitgerechnet, waren 13 Grm. Wasser von 14° 
gefroren, die Temperatur sank dabei auf — 1°, stieg aber beim Er- 
starren wieder bis auf 0%. Bei den folgenden Versuchen wurde, um 
eine langsamere Abkühlung zu bewirken, ein etwas grösserer Luft- 
druck angewendet. Als der Barometerstand 6 Mm. betrug trat das 
Gefrieren nach 20 Minuten ein, bei 12 Mm. erst nach 35 Minuten. 
Es geht hieraus hervor, dass die allgemein — und zwar durch Con- 


312 


fillachi — verbreitete Meinung, es könne unter den gegebenen Um- 
ständen nur bei der möglichst grössten Verminderung des Druckes das 
Wasser zum Gefrieren gebracht werden, nicht gegründet ist, da dies 
auch bei weit höherem Drucke eintritt, nnr später. Es handelte sich 
nun darum die Gränze des Druckes zu bestimmen, bei welcher unter 
den gegebenen Umständen das Wasser nicht mehr gefriert. Es wur- 
den die Versuche bei 36 Mm. Barometerstand begonnen, mit 11 Grm. 
Wasser von 17° bei einer Temperatur der äusseren Luft von 18°, 
Nach 80 Minuten war die Temperatur auf 4 4° gesunken, fiel aber 
nach Verlauf von einer Stunde nicht mehr. Der Druck wurde nun 
um 10 Mm. vermindert und nach einer Stunde betrug die Tempera- 
iur 4+1,5°, sie blieb hier stationär. Es wurde bis auf 18 Mm. 
ausgepumpt, worauf nach 35 Minuten die Temperatur auf — 1° ge- 
sunken war. Natürlich wurde nun gleich mit einem Drucke von 18 
Mm. begonnen. Das Wasser hatte 17°. 
Nach 30 Minuten sank die Temperatur auf 0°, 
$2) 30 » „ » „» „» —1}, 

wo sie nach weiteren 30 Minuten noch stand. Es ist eine bemer- 
kenswerthe Thatsache, dass bei allen Versuchen das Wasser erst zu 
gefrieren anfing, nachdem es mehrere Grade unter 0° abgekühlt wor- 
den war. Bei dem Versuche (4) wurde, nachdem die Temperatur 
auf —1° gesunken war, der Druck bis auf 15 Mm. vermindert, 
das Thermometer sank auf — 30% Bei Verminderung des Druckes 
auf 10 Mm. sank das Thermometer auf — 5°, olıne dass jedoch das 
Wasser gefror, was selbst dann nicht eintrat, als das Gefäss geschüt- 
telt und Luft zugelassen wurde. Bei einem andern Versuche, wo der 
Druck 12 Mm. betrug, gefror das Wasser nach 35 Minuten bei — 5° 
(anfängliche Temperatur +15°). Bei 9 Mm. sank die Temperatur in 
25 Minuten von 4-17° bis auf — 5%, Dann erstarrle das Wasser, 
Bei 6 Mm. Druck trat nach 22 Minuten bei — 5° Gefrieren ein. — 
Es zeigte sich bei allen Versuchen, dass die Temperatur um so Liefer 
sinken kann, ohne dass Gefrieren eintritt, je langsamer und gleichför- 
miger die Abkühlung vor sich geht. Es treten hierbei aber einige 
Uebelstände ein, die für die Beobachtung störeud werden können. 
Da das Wasser nämlich von 44° an bis zum Gefrieren an Dichtig- 
keit abnimmt, so wird natürlich auch die obere Schicht, weil die we- 
niger dichte, die kälteste sein. Man darf deshalb das Thermometer 
nicht tief in die Flüssigkeit senken, überhaupt auch nur mit dünnen 
Wasserschichten operiren, da der Unterschied der Temperaturen der 
Oberfläche und des Bodens bei einer Schicht von nur 10 Mm. Dicke 
mehrere Grade betragen kann. Bringt man nun aber das Thermo- 
meler nur in die oberste Schicht, so wird ‚die Kugel, schon lange 
bevor die niedrigste Temperatur eintritt, in Folge der Verdunstung 
nicht mehr ganz vom Wasser bedeckt sein. Man hilft sich dabei so, 
dass man nicht gar zu flache Wasserschichten anwendet, sondern das 
zu benutzende Wasser in halbkugelförmige Schalen bringt und das 
Thermometer so tief einsinkt, dass es in der Hälfte der Höhe des 


313 


Wassers steht. Bei dieser Anordnung verdunstet, bis die Temperatur 
ihren niedrigsten Stand erreicht, gerade so viel Wasser, dass die Ku- 
gel des Thermometers sich in der kältesten Schicht befindet. Bei 
einem Versuche (9), bei dem die anfängliche Temperatur des Wassers 
—- 6° betrug und bei dem bis auf 10 Mm. Druck ausgepumpt wurde, 
zeigten sich folgende Resultate: 


nach 2 Stunden war die Temperatur — 10°, 
nach noch 1 Stunde war die Temperatur — 10% 
» e}) 2 BR) » „ » Fr 12°, 


Bei dieser Temperatur war das Wasser noch nicht gefroren, fror auch 
durch Schütteln nicht. Der Versuch musste unterbrochen werden, da 
die Thermometer-Kugel nicht mehr ganz im Wasser war. Uebrigens 
war hier die Gränze noch nicht erreicht bis zu welcher die Abküh- 
lung fortgesetzt werden kann, ohne dass das Wasser erstarrt. Dalton 
hat es bis — 14,70 abgekühlt, ehe dies eintrat, Es zeigte sich dass 
bei diesem Versuche die Baromelerprobe bis auf 7 Mm., also um 3 
Mm. sank, was von der grossen Abkühlung der in dem Recipienten 
enthaltenen Luft herrührte. 


2. Aehnliche Versuche wurden nun in eylindrischen Gefässen 
angestellt, deren Durchmesser nicht über 35 Mm. betrug, und die 
bis zu einer Höhe von 20 Mm. mit Wasser gefüllt waren. In die- 
sen Gefässen trat das Gefrieren gewöhnlich schon ein, wenn das 
Thermometer noch nicht 0° zeigte, was aber seinen natürlichen Grund 
darin hat, dass das Thermometer sich in einer zu tiefen Schicht des 
Wassers befand, als dass es von der an der Oberfläche wirkenden 
Abkühlung berührt werden sollte. Die das Gefrieren begleitenden Ei- 
genschaften sind hier bemerkenswerth. Zuerst entsteht an der Ober- 
fläche eine 2—3 Mm. dicke Schicht, die aus verworrenen Krystallen 
besteht und daher trübe ist. Unter dieser setzt sich eine zweite, oft, 
wenn nicht Luftbläschen sie trübe erscheinen lassen, vollkommen klare 
Eisschicht an, die immer dicker wird bis sie endlich den Boden er- 
reicht, Die untere Rinde dieser Eisschicht ist von einer spiegelnden 
Fläche scharf begränzt, Auf dieser bilden sich zuweilen hohle, mit 
der Spitze abwärts gekehrte gleichkantige, sechsseilige Pyramiden, die 
sich sämmtlich in paralleler Richtung befinden. Dieser Vorgang ist 
mit den Beobachtungen Brewster’s, Leydolts und Anderer so vollkom- 
men im Einklange, dass Niemand mehr über die Anordnung der Eis- 
krystalle Zweifel hegen kann. Zuweilen schiessen aus der spiegeln- 
den Ebene einzelne nadelförmige Krystalle hervor, anscheinend unre- 
gelmässig, bei genauerer Beobachtung zeigt sich aber, dass diese Na- 
deln ergänzende Theile der oben erwähnten Pyramiden sind, Eine 
ruhig erstarrte Eismasse besteht also aus einzelnen Krystallindividuen, 
die alle eine parallele Lage haben, verhalten sich daher optisch wie 
ein Individuum. Dies scheint von allen Körpern zu gelten, die unter 
ähnlichen Umständen entstanden sind. — Oben wurde schon erwähnt, 
dass die Temperatur beim Gefrieren des Wassers schnell bis 0° fällt, 


314 


hier bleibt sie einige Zeit stehen und fällt dann weiter, anfangs rasch, 
dann langsamer. Bei dem vorhin erwähnten Versuche, wo die Luft 
bis auf 9 Mm. ausgepumpt wurde, und das Wasser sich in einer fla- 
chen Schale befand, sank die Temperatur in 7 Stunden bis auf — 15°, 
Hier blieb sie stehen, aber das Volum des Eises verminderte sich sehr 
bedeutend, da es direct aus dem festen in den gasförmigen Zustand 
überging und dadurch so viel Wärme band, dass daraus die dauernde 
Temperaturerniedrigung ihre vollständige Erklärung finde. — In Be- 
zug auf das Verhalten des Eises in einer sehr verdünnten Luft hat 
schon Confiliachi nachgewiesen, dass durch die dabei stattfindende Ver- 
dunstung Quecksilber zum Gefrieren gebracht werden könne, also eine 
Kälte von mindestens — 39,44° erzeugt werden müsse. Diese Beob- 
achtung scheint ganz vergessen worden zu sein, da man in den Lehr- 
büchern für die Verdunstung des Eises stets weit weniger schlagende 
Beweise angeführt findet. — Fernere Versuche wurden angestellt, in- 
dem man, wie Confiliachi es gelhan, die Kugel des Thermometers mit 
Schwamm umhüllte und diesen mit Wasser von + 16° tränkte. 
Während der Dauer des Versuchs hielt sich die Temperatur des Zim- 
mers etwa auf 17°, Die Luft wurde bis auf 3 Mm. ausgepumpt. 


Nach 1 Stunde war die Temperatur bis auf 20°, nach 

[4 
nach. I; 7, N. ee a 2a und, nach 
» 381.42.M. » » » Bons 34° 


sesunken, wo sie bis fast nach völliger Verdunstung des Eises (meh- 
rere Stunden) ruhig stehen blieb. Es waren 5t/, Stunde nöthig um 
die Temperatur um 50° herunterzubringen. Dabei strömte von Aus. 
sen aber fortwährend Wärme zu, da eine Abkühlung des Reecipienten 
nicht vorgenommen wurde. — Bei einem folgenden Versuche, wo die 
Temperatur des Zimmers 416°, der Barometerstand 4 Mm. betrug, 
war die Temperatur in S Stunden von 416° auf — 34, also um 
50° heruntergegangen. — Bisher war ein Recipient von 3 Liter In- 
halt angewendet worden, es zeigle sich aber, dass bei dem zu den 
folgenden Versuchen gebrauchten, von 7 Liter, die Abkühlung regel- 
mässiger vor sich ging. — Bei dem nun folgenden Versuche war die 
Lufttemperatur + 16°, das mit Schwamm umgebene Thermometer 
zeigte 414°. Bei einem Baromelerstand von 3 Mm. sank die Tem- 
peratur nach 3 Stunden auf — 29°, nach fernern 3 Stunden auf 
— 35°, Sechs Stunden später war die Temperatur noch —34°, Es 
war nur noch wenig Eis am Thermometer. Um seine Menge zu ver- 
mehren, wurde noch ein Stück Schwamm um die Kugel gewickelt. 
Nun sank bei einem Druck von 4 Mm. die Temperatur 


in 1 Stunde 15 Min. von 13° bis auf — 20° 


9 Stunden später betrug sie — 250 
12 „ ” ” » ayz 280 
3 ER) „ „ » — 309 
5 „ „ » „ u 36° 


Nun erst stieg die Temperatur und betrug nach 1 Stunde — 29°, so 


315 


dass sich also das Eis während eines Zeitraumes von 30 Stunden in 
einer Temperatur von —20 bis —29° erhalten hatte. In einem anderen 
Falle erhielt sich unter ähnlichen Umständen die Temperatur des Eises, 
während 35 Stunden zwischen — 20° und — 31° und stieg erst 3 
Stunden nachher auf — 30°, da die Menge des Eises sich schon be- 
deutend vermindert hatte. Da die Umhüllung mit Schwamm die Beob- 
achtung stört, so wurde in den folgenden Versuchen das Thermome- 
ter direet wit Eis umgeben. Dies geschah indem man dasselbe in 
ein eylindrisches Gefäss mit Wasser stellte, so dass es in der Mitte 
schwebte. Dann. wurde dieses Gefäss mit einer Kältemischung — 
deren Temperatur — 12° betrug — umgeben, so dass das Thermo- 
meter nach 40 Minuten. vollständig eingefroren war. Durch Eintau- 
chen in warmes Wasser oder Erwärmen über der Lampe wurde Jas 
Gefäss entfernt und man halte nun das mit Eis umhüllte Thermome- 
ter frei. — In den wenigen Minuten, die erforderlich waren, um das 
Thermometer unter den Recipienten zu bringen, stieg die Temperatur 
meist bis 0%, doch kam es nicht zur Bildung von Wassertropfen, 
Schon der erste Versuch in dieser Weise zeigle, dass so die Abküh- 
lung rascher und regelmässiger vor sich ging. Bei 4 Mm. Barome- 
terstand war nach 15 Minuten die Temperatur von 4 14° auf — 26° 
und in den folgenden 10 Stunden bis auf — 32° gesunken. — Bei 
einem anderen Versuche, bei 3Mm, Druck und + 17° Lufttemperatur 
im Zimmer, sank die Temperatur in 15 Minuten von 0% auf — 29°, 
16 Stunden später auf — 34°. Die Menge des Eises war dabei so 
vermindert, dass ein Theil der Kugel frei davon war, dennoch stieg 
die Temperatur erst nach 45 Minuten un 1°. —- Bei den bisherigen 
Versuchen war der Recipient nicht abgekühlt worden, nun wurde er 
von Aussen mil Schnee umgeben. Neben dem eingefrorenen Ther- 
momeler wurde ein anderes aufgehängt. Die äussere Temperatur be- 
trug 419°, das Barometer stand zu Anfang des Versuchs auf 3 
Mm., die Temperatur des Eises war — 06°. 
Nach 7 Min, sank sie auf — 24°, das freie Therm. zeigte + 14°. 

» 10 „» » DENN ART 309, 3930 1929 » » + 10,5. 

„ 8 » » Bi N Ba 9 ». » —+ 8,5. 

E$) 30 ” »» EARTH — 320, SEO) » » wa 8,3. 


Nun erst wurde der Reeipient mit Schnee umgeben. Nach einer Stunde 
betrug die , 


Temperatur des Eises — 36°, das freie Therm. zeigte — 4°, 


0 r 

nach 1 Stunde —379, 5,05% 4 ie — 45, 
Er 1 St. 30 Min. — 389, „u, 55 % ng! 
> 1 „ 7; 389, » „ „ „ Aa 5°, 


Die Temperatur war also in 41/, Stunden nur um 2° gesunken. Die 
Temperatur des Zimmers betrug nun +4 7°. Von 9 Uhr Abends an 
wurde der Schnee nicht mehr erneuer. Am andern Morgen, nach 
13 Stunden 30 Min., war der Schnee weggeschmolzen, die Tempe- 
ratur des Eises war — 36,7, das freie Thermometer zeigte 0%, Der 


316 


Schnee wurde erneuert, die Temperatur des Eises sank in Folge des- 
sen sogleich. 


Nach 1 St. 30 M. betrug sie — 39°, das freie Therm. — 2,8. 


” 3 So Mae 35 [2 Een TR 39,59, » ” „ Ta 2,5. 
a Tr u 1 RT EA FU » 22. 
Aa Ir: ENTE 23120 BILLIG In 27. 51 KIT HEBRR 3224 » 18. 
iso Te 3511 70 x vlnr a, Ah » . —135. 


In 12 Stnnden 30 Minuten war also die Temperatur um 3° gesun- 
ken. Dass die umgebende Luft mit der fallenden Temperatur des 
Eises wärmer wird kann nicht befremden, wenn man in Erwägung 
zieht, dass das Volum des Cylinders sich mehr und mehr verringert, 
also immer weniger Einfluss auf die Abkühlung der umgebenden Luft 
ausüben muss. Bei diesen Versuchen war also die Temperatur in- 
nerhalb 34 Stunden um 36° gesunken und blieb beinahe eben so 
lange unter einer Temperatur von — 27° stehen. Die Eismenge, 
welche bei diesem Versuch verdunstete, betrug 22 Grm. — 42° ist 
die niedrigste Temperatur, die bei dieser Versuchsreihe hervorzubringen 
war, wahrscheinlich aber werden noch tiefere Grade zu erreichen sein. 
— Eine grössere Menge von Eis würde schon, vereint mit vollkom- 
mener Verdünnung der Luft und besserer Abkühlung von Aussen, eine 
niedrigere Temperatur bervorbringen. Der Verfasser hat zur schnel- 
leren Absorption wasserfreie Phosphorsäure benutzt, die Versuche da- 
rüber siud aber noch nicht beendet. (Sitzungsber. der Wien. Akad. 
Math.-naturw. Kl. Ba. X, p. 527.) 


Herr Baer hielt einen Vortrag über die von Playfair 1849 
(Phil. Mag. [3] Bd. XXXVI p. 197. 271. 348.) entdeckten Nitroprus- 
sidverbindungen. P. gelangte zu dieser neuen Klasse von Salzen als 
er die bereits von Gmelin (Handb. d. Chem. 4. Aufl. Bd. IV. p. 370) 
und Döbereiner angegebene Thatsache, dass die durch Zersetzung des 
Ferrocyankalium mittelst NO® erhaltene kaffeebraune Flüssigkeit durch 
Zusatz eines alkalischen Schwefelmetalls prachtvoll blau oder purpur- 
roth gefärbt werde, weiter verfolgte- Aus P. Vorversuchen heben wir 
Einiges hervor, da ihre Ergebnisse für die Beurtheilung der Constitu- 
tion der Nitroprussidverbindungen von Wichtigkeit sind. Bei der Ein- 
wirkung von NO° auf Ferrocyankalium stellt sich anfangs eine reich- 
liche Entwicklung von Stiekstoffoxydgas ein, die aber bald aufhört, 
wenn man die Masse abkühlt. Es treten nun Cyangas, Blausäure, 
Stickgas, Kohlensäure und, nach dem stechenden Geruch zu urtheilen, 
auch Cyansäure auf. Beim Erkalten setzt sich aus der dunkelrothen 
Lösung zuerst Salpeter und dann, wenn nicht zu viel NO? angewen- 
det, Oxamid ab. Diese fällt nach dem Erwärmen oder längeren Ste- 
hen Eisenoxydulsalze nicht mehr blau, sondern dunkelgrün oder schie- 
ferfarbig. P. sälligte nun Cyankalium mit Stickstoffoxydgas, um zu 
erfahren, in welchem Zusammenhange dieses Gas mit der Bildung der 
neuen Verbindung stehe. Es wurde rasch absorbirt, die Flüssigkeit 
roth und diese setzte einen paraeyanähnlichen Körper ab, Lösliche 


317 


Schwefelmetalle färbten die Lösung nicht, wohl aber wenn durch Zu- 
satz eines Eisenoxydulsalzes eine Ferrocyanverbindung erzeugt worden 
war. Von einer neutralen Auflösung von Ferrocyankalium wird Stick- 
stolfoxydgas nicht absorbirt, leicht aber beim Erhitzen nach Zusatz 
von Säure. Es bildet sich hier ebenfalls eine Nitroprussidverbindung, 
Die Ferroeyanwasserstoffsäure wird durch das Stickoxyd zuerst in Fer- 
rideyanwasserstoflsäure und diese dann in Nitroprussidwasserstoff um- 
gewandelt, indem die Flüssigkeit unter forıwährender Gasentwicklung 
roth wird. Hierbei erzeugte sich stets NO°. — In ihren Eigeuschaften 
sind diese Verbindungen so deutlich characterisirt, dass sie mit ande- 
ren Cyanverbindungen nicht verwechselt werden können. Die mei- 
sten sind rubinroth gefärbt, welche Farbe auch die Lösung in HO 
zeigt; durch Alkohol wird diese nicht gefällt; die löslichen Verbindun- 
gen krystallisiren leicht; die Cu, Ni, Co, Fe, Zn und Ag-Verbindungen 
sind fast unlöslich. Als Ausdruck der Constitution der Nitroprussidme- 
talle stellt P, die complicirte Formel FedG?*N 1503,5M=Fe’Cy!?N303,5M 
auf; die einfache Formel Ee?Cy?’N0,2M, welche P. selbst nicht für 
unwahrscheinlich hält, verlangt einen um ?/,, grösseren Cgehalt. Nach 
beiden wäre 1/, des Cyans durch Stickoxydul vertreten; das Stickoxyd 
wäre also reducirt. Der analytischen Entscheidung für die richtige 
Formel stehen in der Natur der Verbindungen grosse Schwierigkeiten 
enlgegen. — Die Nitroprussidwasserstoflsäure erhält man im Juftlee- 
ren Raum in zerfliesslichen, jedoch nie reinen Krystallen ; dunkelroth, 
leicht löslich in H0, Alkohol und Aether. Die wässrige Lösung zer- 
setzt sich in der Siedhitze. — Nitroprussidnatrium. Man übergiesst 
2 Aequivalente gepulvertes gelbes Blutlaugensalz auf einmal mit 5 
Aequivalenten käuflicher NO°, die vorher mit dem gleichen Volum 
HO vermischt ist. Man digerirt im Wasserbade bis Eisenoxydulsalze 
nicht mehr blau, sondern schieferfarbig gefällt werden. Nach dem Er- 
kalten wird die Mutterlauge mit kohlensaurem Natron neutralisirt, zum 
Sieden erhitzt, der entstandene grüne oder braune Niederschlag ab- 
filtrirt und die rubinrothe Flüssigkeit zur Krystallisation abgedampft. 
Zuerst schiessen salpetersaures Kali und Natron an, dann setzen sich 
aus der heissen Lösung prismatische Krystalle ab, die man umkrystal- 
lisirt. Ein reineres Salz erhält man, wenn man die rothe Lösung 
mit Kupfervitriol fällt, den ausgewaschenen Niederschlag mit nicht 
überschüssigem Aetznatron digerirt und das Filtrat zur Krystallisation 
eindampft. Es ist luftbeständig, in 21/, Th. HO von 16° löslich, in 
heissem noch löslicher, verliert bei 100° nichts an Gewicht; es ent- 
hält 1040. — Nitroprussidkalium ist sehr leicht löslich und deshalb 
schwieriger krystallisirbar. Die Krystalle gehören dem monoklinometri- 
schen System an. Am Licht wird es grünlich, die Auflösung zersetzt 
sich nach längerer Zeit theilweise. Bei 100° getrocknet enthielt es 
340. Im Wasserbade verloren die Krystalle 11,7 pCt. #0. — Das 
Nitroprussidammonium — aus Nitroprussideisen und Ammoniak — 
ist sehr leicht zersetzbar, krystallisirt unter der Luftpumpe nur schwie- 
rig.  Erhitzt man die Flüssigkeit, so setzt sich Berlinerblau ab und 


318 


dann dunkelrothe prismatische Krystalle. Es enthält 2H0. — Nitro- 
prussidbaryum — aus der Kupferverbindung und Barytwasser. Unter der 
Luftpumpe dunkelrothe quadratische Krystalle, Bei 100° GC, verloren 
diese 14,9 bis 15,2 pCt H0. Bei 100% C, getrocknet stimmt die 
Formel Fe?Cy°N0,2Ba-+6H0 hesser als Fe’Cy!?(NO)%,5Ba+15H0. — 
Nitroprussidealeium zersetzt sich sehr leicht unter Abscheidung von 
Berlinerblau. Krystalle monoklinometrisch. Sehr leicht in H0 löslich; 
bei 100° 17,85 pCt Gewichtsverlust. Das Salz enthält dann noch 
5H0; das krystallisirte noch weitere 15 Aequivalente. — Nitroprus- 
sidsilber. Ein röthlich- weisser Niederschlag, der durch CIE und 
ätzende Alkalien leicht zersetzt wird. Bei 100° C. getrocknet enthält 
er noch 240. Die Auflösung in Ammoniak setzt glänzende Krystalle 
einer leicht zersetzbaren Verbindung des Silbersalzes mit Ammoniak 
ab. — Nitroprussidkupfer. Ein blassgrüner, im Lichte schiefergrau 
werdender Niederschlag auf dessen Zersetzung durch ätzende Alkalien 
eine der besten Darstellungsmethoden der löslichen Salze im reinen 
Zustande beruht. Bei 100° getrocknet enthält es ein Aequivalent HO, 
— Nitroprussideisen. Lachsfarbener Niederschlag, bei 4 1000 ge- 
trocknet SHO enthaltend. Eisenoxydsalze geben mit Lösungen von 
Nitroprussidsalzen keine Fällung. — Nitroprussidzink. Blassröthlicher 
Niederschlag, bei 41009 getrocknet 2HO enthaltend. — Aetzende 
Alkalien verändern die rothe Farbe der Nitroprussidmetalle in Orange; 
beim Kochen damit zerfallen diese in Stickgas, Eisenoxyd, Ferrocyan- 
metall und salpetrigsaure Salze, nach folgender Gleichung: 2[FedCy12 
(NO)3,5Na]-H9Na0 = 8(Fely3,2Na) -+ 3(Na0,NO3)-+Fe20? 4 3N. — 
Ueberschüssiges Ammoniak entwickelt, selbst in der Kälte, Stlickgas, 
während eine schwarze unkrystallisirbare Substanz bleibt. — Die cha- 
racleristischen Veränderungen erleiden diese Verbindungen durch lös- 
liche Schwefelmetalle. Bringt man eine Auflösung derselben mit einer 
auch nur sehr geringen Menge eines Schwefelalkalimetalles zusammen, 
so entsteht sogleich eine prachtvolle purpurrothe oder blaue Farbe, 
die so intensiv ist, dass P, sie für das empfindlichste Entdeckungs- 
mittel löslicher Schwefelmetalle hält. In wässriger Lösung ist die 
Farbe nur sehr vorübergehend. Bei alkoholischen Lösungen fällt die 
purpurfarbige Verbindung in öligen Tropfen nieder, die im leeren 
Raum zu einem grünen Pulver eintrocknen, das mit Zersetzungspro- 
dueten gemengt ist. P. fand für diese Verbindung annähernd. die 
Formel Feöcy!?N30%,5Na+3NaS-+H6H0. Noch unverändert wird die 
blaue Verbindung von Eisenoxydulsalzen mit derselben Farbe, von 
Bleisalzen gelblich braun, von Kupfersalzen braun gefällt. In: Wasser 
gelöst geht die purpurblaue Farbe bald in roth über und Bleisalze ge- 
ben dann einen rothen Niederschlag. Die rothe Lösung zersetzt sich 
ebenfalls bald, indem Eisenoxyd und Schwefel niederfallen. Die Flüs- 
sigkeit enthält Ferroeyanmetall, ein Schwefeleyanmetall und ein salpe- 
trigsaures Salz, während gleichzeitig Stickgas, Blausäure und in der 
Siedhilze auch Ammoniak als Produete der Umsetzung auftreten, nach 
folgender Gleichung ; 2(FedC12N303,5Na-H3NaS) +2H0=7(Fety?,2Na) 


319 


-4+(CyS2,Na)—+(Na0,NO3)-HFe?0?-+45S+2HCy—+2N. Das Auftreten 
von Ammoniak hält P. für secundär, hervorgehend aus der Umwand- 
lung von Eisenoxydul in Eisenoxyd auf Kosten der Elemente des Was- 
sers, dessen H mit dem N zu Ammoniak zusammentrete. Von Gre- 
gory’s Beobachtung ausgehend, dass Schwefelstickstoff mit ätzenden 
Alkalien eine vorübergehende Amethystfarbe erzeugt, bei deren Ver- 
schwinden Ammoniak entwickelt wird, hält es P. auch für möglich, 
dass die blaue Verbindung = Fe?Cy!2N3S3,5Na+3Na0-+6H0 sei. 
Leitet man Schwefelwasserstoff durch eine alkohelische Lösung von 
Nitroprussidnatrium, so erzeugt sich nach und nach ein Niederschlag, 
der aus Schwefel, Berlinerblau und Ferrocyannatrium besteht; die über- 
stehende braune Flüssigkeit enthält eine eigenthümliche Schwefelver- 
bindung, deren Natur nicht ermittelt ist. — El oder SO? keine Zer- 
setzung. — Beim Erhitzen mit concentrirter SO? tritt dieselbe Pur- 
purfarbe auf, wie bei den Schwefelmetallen. Berlinerblau löst sich in 
überschüssigem Nitroprussidnatrium zu einer schön blauen Flüssigkeit 
auf; bei mehr Berlinerblau entsteht eine unlösliche Doppelverbindung, 
die an kochendes HO Nitroprussidnatrium abgiebt. — Gerhard hält 
(Liebigs Jahresbericht 1849 p. 300) von der Bildung der Nitro- 
prussidwasserstofisäure aus Ferrideyanwasserstoflsäure durch Stickoxyd- 
gas ausgehend (Fe?Cy6,H34-N0? — Fe?Cy’N0?H?—-CyH) die For- 
mel Fe?Cy?N0%,2M für den wahren Ausdruck der Zusammensetzung 
der Nitroprussidmetalle. G. stellt die von P, bei den Analysen er- 
haltenen Zahlen mit den nach P. und seinen Formeln berechneten 
zusammen und hier zeigt sich in der That eine genauere Ueberein- 
stimmung. zu Gunsten der letzteren. Sind diese daher richlig, so 
müssen die von P., ausser Blausäure beobachteten andern Zersetzungs- 
producte durch secundäre Einwirkung der NO° gebildet worden sein. 
— Für die einfachere Formel P,’s sprechen ebenfalls die Zahlen, wel- 
che Kyd (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd.-LXXIV. p. 340.) bei der Ana- 
Iyse des Nitroprussidnatriums erhalten hat. — Overbeck (Pogg. Ann, 
Bd. LXXXVIL p. 110.) dagegen hat beobachtet, dass eine Auflösung von 
Nitroprussidnatrium im Sonnenlicht Stiekstofloxydgas entwickelt, woraus 
er schliesst, dass das Salz nicht NO, sondern NO? enthalte, wofür auch 
das Verhalten der Verbindungen gegen Quecksilberoxyd spricht. — 
Von ihm (Arch. d. Pharm. Bd, LXXi. p. 270.) und Roussin (Journ. 
de Chim. med. [3] T. VII. p. 321.) sind weitere Bereitungsmetho- 
den des Nitroprussidnatriums angegeben. — Barreswil (Journ. de 
Pharm. T. XVII. p, 441.) schreibt die Bildung der Nitroprussidwas- 
serstoffsäure der Einwirkung von Untersalpetersäure, die aus dem 
Stickstoffoxyd durch Luftzutritt entstanden, zu, da nach seinen Versu- 
chen Ferrocyankalium durch Stickoxyd nicht zersetzt wurde, — Davy 
gibt (Phil, mag. Vol.VI. p.11.) eine neue Bildungsweise dieser merk- 
würdigen Verbindungen an. Er hat nämlich gefunden, dass die Ni- 
troprussidverbindungen, durch deren Bildung D. auf die Gegenwart 
der Salpetersäure in einer zu untersuchenden Substanz schloss (cf. 
Bd. I, p. 461.) auch entstehen: können , selbst wenn keine Spur von 


320 


Salpetersäure zugegen ist. Diese Bildungsweisen sind folgende: 1) Mischt 
man Kaliumeiseneyanür, chlorsaures Kali und verdünnte Salzsäure bei 
gewöhnlicher Temperatur zusammen, so bildet sich nach einigen Ta- 
gen neben andern Producten mehr oder weniger Nitroprussidkalium. 
2) Wird eine wässrige Lösung von unterchloriger Säure gelinde mit 
Kaliumeiseneyanür erwärmt, so bildet sich dieses Salz ebenfalls. An- 
dere Ferrocyanverbindungen geben unter ähnlichen Umständen ähnli- 
che Nitroprussidverbindungen. 3) Setzt man eine Mischung von Lö- 
sungen von chlorsaurem Kali und Kaliumeiseneyanür längere Zeit den 
Sonnenstrahlen aus, so färbt sich die Flüssigkeit allmählig dunkler 
gelb, endlich braun. Sie reagirt dann schwach alkalisch, riecht schwach 
nach Ammoniak und setzt etwas Eisenoxyd ab. Neben viel Kalium- 
eiseneyanid hat sich freilich nur eine kleine Menge Nitroprussidkalium 
gebildet. -— Hiernach können sich Nitroprussidnatriumverbindungen bei 
vollkommener Abwesenheit von Salpetersäure aus Cyanverbindungen 
erzeugen, Mögen sich jene merkwürdigen Körper daher auch aus 
einer Substanz bilden lassen, wenn man dieselbe mit Salzsäure und 
Kaliumeiseneyanür behandelt, so folgt daraus doch immer noch nicht, 
dass Salpetersäure darin enthalten sei. Zu den bereits Bd. I. p.462 
angeführten Gründen gegen die Anwendbarkeit der von Davy zur Er- 
kennung der NO° vorgeschlagenen Methode fügt er selbst somit jetzt 
einen neuen hinzu, ohne ihn jedoch als einen Beweis für die Un- 
brauchbarkeit seiner Methode anzuerkennen. 

Herr Heintz sprach über Gerhardt’s und Chiozza’s Ansichten 
über die Constitution der zweibasischen Säuren und der Amide. Die 
ersteren sind bekanntlich solche Säuren, von denen 1 Atom nicht 1 
sondern 2 Atome einer Basis zur Sättigung bedürfen. Während Ger- 
hard und Chiozza die Hydrate der einbasischen Säuren als 1 Atom 
Wasser betrachtet, in welchem die Hälfte des Wasserstofls durch ein 
Element oder durch eine Atomgruppe (ein zusammengesetztes Radi- 
kal) ersetzt ist, fassen sie die der zweihasischen Säuren als zwei 
Atome Wasser auf, in welchen ebenfalls die Hälfte des Wasserstoflge- 
halts durch eine solche Atomengruppe ersetzt Ist. 

h) C2h?0 C?h?0 C?h?0 ] so? | UratEbeye | 0 
ne 
1 Atom Essigäure- Wasserfreie Essigbenzoö- Wasserfreie Wasserfreie 


Wasser hydrat Essigsäure säure Schwefel- Bernstein- 
säure säure 
h! S0?) (*n40? 
hf h) h! 
n| ng n( 
2 Atome Schwefelsäure. Bernsteinsäure- 
Wasser hydrat hydrat 


Aus der durch diese Formeln ausgedrückten Betrachtungsweise der 
Zusammensetzung der ein- und zweibasischen Säuren erklärt sich sehr 


321 


einfach, woher es kommt, dass aus den zweibasischen Säuren das Hy- 
dratwasser durch Wasser entziehende Mittel abgeschieden werden kann, 
so dass die wasserfreie Säure entsteht, während die einbasischen Säu- 
ren unter dem Einfluss solcher Stoffe andere Zerselzungsproducte lie- 
fern. Denn die Hydrate der einbasischen Säuren enthalten nach Ger- 
hardts Vorstellungsweise nicht so viel Wasserstoff, der ohne Zerstö- 
rung des darin enthaltenen organischen Radikals entfernt werden 
könnte, als in einem Atom Wasser enthalten ist. — Gerhard und 
Chiozza finden demnach in dem Umstande ein characteristisches Unter- 
scheidungsmerkmal für die zwei Gruppen der ein- und zweibasischen 
Säuren, dass nur die Hydrate letzterer durch Wasser entziehende 
Mittel vom Wasser befreit werden können, Sie fanden ferner, dass 
die Salze der zweibasischen Säuren, wenn sie mit den den einbasi- 
schen Säuren entsprechenden Chlorverbindungen erhitzt werden, keine 
Doppelsäuren liefern, sondern dass sich stets nur ein Gemisch der 
ein- und der zweibasischen wasserfreien Säure bilde. Wird z. B. 
bernsteinsaures ‚Natron mil Chlorbenzoyl behandelt, so entsteht nicht 
Bernsteinsäure-Benzo@säure, sondern eine Mischung von wasserfreier 
Bernsteinsäure und wasserfreier Benzoösäure. Ganz dasselbe geschieht, 
wenn man statt des bernsteinsauren Salzes oxalsaure, kohlensaure, 
korksaure, feltsaure und andere Salze zu dem Versuche benutzt. — 
Die wasserfreien Säuren, welche der Gruppe der einbasischen Säuren 
angehören, unterscheiden sich demnach von den wasserfreien Säuren, 
die aus den zweibasischen Säuren entstehen, nach Gerhardt und 
Chiozza dadurch, dass erstere als Wasser zu betrachten sind, in dem 
die beiden Atome Wasserstoff durch zwei gleich zusammengesetzte 
oder auch durch zwei ungleiche Atomcomplexe (organische Radikale) 
ersetzt sind, während bei letzteren, wenn ihre Formel der eines Atoms 
Wasser angereilıt wird, beide Atome Wasserstoff! durch eine einzige, 
unltheilbare Alomgruppe erselzt sind —- Ein anderes Mittel ein- 
und zweibasische Säuren von einander zu unterscheiden, besteht fer- 
ner nach Gerhardt und Chiozza darin, dass man Phosphorsuperchlorid 
auf die Hydrate derselben einwirken lässt, Aus der einbasischen 
Säure wird dadurch sofort die Chlorverbindung erzeugt, während die 
Hydrate der zweibasischen Säuren durch dasselbe zuerst in die was- 
serfreie Säure und dann erst in die Ghlorverbindung umgewandelt 
werden. — Mit Hülfe des Phosphorsuperchlorid haben dieselben aus 
zweibasischen Säuren folgende Chlorverbindungen dargestellt. — 
Chlorsuceinyl ist eine das Licht stark brechende, an feuchter 
Luft rauchende, durchdringend, feuchtem Stroh ähnlich riechende Flüs- 
sigkeit von dem specifischen Gewicht 1,39. Sie kocht bei 190° C, 
und besteht aus C#h?0?el?, — Chlorpyrocitryl (die entsprechende 
Verbindung der Pyroeitrin- [Citracon-] säure) ist ein rauchendes, das 
Licht stark brechendes, dem Chlorsuceinyl ähnlich riechendes Oel von 
dem specifischen Gewicht 1,4 (bei 150 C.). Es kocht bei 175° C. 
und besteht aus C5h?0?el?, — Aehnliche Verbindungen aus Campher- 
säure, Weinsäure, Feitsäure im reinen Zustande zu erhalten gelang 


22 


322 


nicht, da sie sich unter ihrem Kochpunkt schon zersetzen. — Auch 
auf unorganische Säuren wirkt das Phosphorsuperchlorid ähnlich ein. 
Es bildet sich dabei eine Mischung von wasserfreier Schwefelsäure 


0? 
und Phosphoroxychlorid ( iR Pr) — In Betreff der Amide he- 


gen Gerhardt und Chiozza die Ansicht, dass dieselben sich dem Am- 
moniak so anreıhen, wie die organischen Säuren und die Aetherarten 
dem Wasser. Bisher hat man mit Entschiedenheit nur solche Verbin- 
dungen mit dem Ammoniak in eine Reihe gestellt, welche wie dieses 
stark alkalische Reaction besitzen, indem man stillschweigend annahn, 
dass in dieser Reihe von Stoffen die Basieität characteristisch sei. 
Gerhardt und Chiozza aber huldigen der Ansicht, dass jede der Rei 
hen, welche einen bestimmten Typus (dem Wasser, Ammoniak, dem 
Wasserstoff, dem Chlorwasserstoff ete.) angehören, ihr positives und 
ihr negatives Ende habe, d. h. dass in jeder Reihe Basen und Säu- 
ren und natürlich auch dazwischen liegende indifferente Glieder vor- 
kommen können. Zu diesen indifferenten Gliedern der Ammoniak- 
reihe, deren basische Glieder die von Wurtz und lloffmann entdeck- 
ten flüchtigen Basen sind, gehören nach Gerhardt und Chiozza die 
Amide, die nicht immer und nur schwer sich mit einigen star- 
ken Basen, wie (uecksilber und Silberoxyd verbinden lassen. Ist 
dies aber der Fall, so müssen sie betrachtet werden als Ammo- 
niak in denen ein Atom Wasserstoff durch eine aus Kohlenstoff, 
Wasserstoff und Sauerstoff besteherde Atomgruppe ersetzt ist, Ben- 


| 214502 
zamid z. B. besteht danach aus DcH oder nach Gerhardt’s 
(H 
( C?h50 
Betrachtungsweise aus n s . Wenn diese Ansicht richtig ist, so 
h 


muss es möglich sein, auch die beiden andern Atome Wasserstoff des 
in den Amiden enthalten gedachten Ammoniaks durch solche Kohlen- 
stoff, Wasserstoff und Sauerstoff enthaltende Atomgruppen zu ersetzen. 
Dies ist in der That der Fall. Wird nämlich Benzamid mit einer 
äquivalenten Menge Chlorbenzoyl schwach erhitzt, so entwickelt sich 
Chlorwasserstoffgas und im Rückstande bleibt ein Körper den Ger- 
hardt und Chiozza Bibenzoylamid nennen. Derselbe Körper nochmals 
mit einem Aequivalent Chlorbenzoyl erhitzt liefert endlich das Triben 
zoylamid.. Nimmt man ein anderes Amid oder wendet man andere 
Chlorverbindungen an, so bilden sich Amide, in denen die verschie- 
denen Wasserstoflatome durch verschieden zusammengesetzte Atom- 
gruppen ersetzt sind. Die Zersetzung geschieht nach den Formeln: 


C’n50-HC’h50] _h C’n30 
n!h duNzT dl acnro, und 
h el 


323 


C’h30 Cn50 
1 
n!C7n50+ © = A „Jarnso 
h el h c1y11Q, 
Die durch diese Zersetzungsweise erhaltenen neuen Verbindungen sind: 
C’n30? 
Das Benzoylsalieylamid n$C’h°0. Es krystallisirt in feinen 
h 


Nadeln, ist in Wasser nicht, in Alkohol wenig, in Alkalien leicht lös- 

lich. Die Alkohollösung röthet Lackmus. Dieser Stoff verbindet sich mit 
eh a 

Basen. Das Cumylsalieylamid n/C?0n110 ist dem vorigen ähn- 
h 

| 

C’n30 krystallisirt 

h 

in platten Nadeln, schmeckt sauer, ist in Wasser wenig, in Alkalien 

leicht löslich und bildet mit Basen Salze. Das Silbersalz (Silberben- 


lich. — Das Benzoylsulpfophenylamidn 


C5n5S0? 

zoylsulphophenylamyd) n *C’h?0 bildet farblose in heissem Was- 
Ag 

ser lösliche Nadeln. — Das Dibenzoylsulfophenylamid 


u. 

n‘C’h°0  krystallisirt aus der ätherischen Lösung in kurzen, glän- 
E’n30 

zenden Prismen. — Das Cumylbenzoylsulphophenylamid 
c6H5SO? 

n$C’h?0 krystallisirt in verfilzten Prismen. — Das Dibenzoyl- 
610,119 

ne 

C’h30- ist in kaltem Alkohol wenig 
C’h30 

löslich und bildet schöne glänzende Nadeln. (Ann. d. Chem, vw. Pharm. 

Bd. LXXXVII. S. 290* u. 296*. 


An diesen Bericht schloss Herr Heintz einen zweiten an, über 
die Vorstellung, welche Wurtz sich von der Zusammen- 
setzung der Amide macht. Dieser hält die Amide, wie früher 
Gerhardt für Derivate des Wassertypus, weil er es für unpassend 
hält, in den Ammoniaktypus Stoffe einzureihen, welche entschieden 
saure Eigenschaften besitzen. Er übersieht, dass von dem Wassertypus 
die stärkst sauren und die stärkst basischen Stoffe (Kali und Natron) 
abgeleitet werden können. Allerdings können aber die Amide auch 
dem Wassertypus angereiht werden, wenn man annimmt, dass der 
Sauerstoff des Wassers durch nh oder durch nC2h®, nCh? etc. er- 


setzt werden können. Die Formel des Acelamids würde hiernach 
C2h30 ‘ . 
h \ah sein. Wurtz nimmt zugleich an, dass nicht bloss das 


phenylamid (Dibenzanilid) n 


324 


zweite Atom Wasserstoff des Wassers durch ein organisches Radıkal 
Are.  62n°0 
ersetzt werden kann, wie im Diacetamid G2h30 nh, sondern auch der 


zugleich mit dem Stickstoff den Sauerstoff in der Formel des Wassers 
C2n20 
ersetzende Wasserstoff, wie im Aethyldiacetamid Ei n(C?hP), Der 


Unterschied dieser beiden Ansichten ist unbedeutend. Wenn man Wurtz’s 
Ansicht folgt, so könnte man selbst das Ammoniak dem Wassertypus un- 


Bl ; 
terordnen. Seine Formel würde dann sein pnyuh. Dem Ammoniumoxyd- 


ih 
!nh 
hydrat würde dann die Formel h) ( den Ammoniumoxydsalzen z.B. dem 
h) 
h 
h | 
oxalsauren Ammoniumoxyde die Formel , angehören, Ersteres 
0 
co, 
würde den Aminsäuren entsprechen. Die Oxaminsäure z.B. würde ge- 
nh 
schrieben werden können co) [R- So liessen sich denn wohl 
h\ 0 
schliesslich fast alle organischen Substanzen auf den Wassertypus zu- 
rückführen, — Der Vortragende entwickelte endlich die ihm eigenthüm- 


liche Ansicht, dass, wenn man die Formeln für dieselben dem Principe 
gemäss bilden will, dass die enger an einander geschlossenen Ele- 
mente zusammengestellt werden, vielleicht die folgende Schreibweise, 
die sich gleichzeitig an Gerhardt’s Ansicht anschliesst, wonach das 
MR; in Gasform stets einem Atom entspricht, die vorzüglichste sein 
möchte. 


Wasser Essigsäure Essigsaures Kali 
h) h! l 
0 
hi c2n30 | ® c2130 | 0 
Ammo- Dibenzoylphenylamid Ammoniumoxyd- Essigsaures Am- 
niak hydrat ninmoxyd 
h) C6h® h h 
hn C’n’O)n h h 
h) C7H50 h(" hf" 
| 0 0 
1 h 


325 


Essigsaures Aethyl- Essigsaures Teträthyl- Oxaminsäure 
ammoniumoxyd ammoniumoxyd 
c2h® c2h5 co 
# n can] n eo n 
h C?h° 1 
h 0 02H) h \ 
62h30 G?h30 h 


In diesen Formeln tritt der Wassertypus deutlich hervor, allein zu- 
gleich weit ist in denselben auf die den Ammoniumverbindungen an- 
gehörenden Rigenthümlichkeiten Rücksicht genommen. (Compt. rend. 
T. XXAXVII. p. 240. u. 357.) 


November 9. Herr Kohlmann erörterte Papinius Dampf- 
apparat nach einer Abbildung aus dessen Schrift: ars nova ad aquam 
ignis adminiculo efficacissime elevandam 1707. Der Dampf wird 
hierbei in einem kugelförmigen Kessel entwickelt und drückt auf ei- 
nen hölzernen Kolben, der sich in einem Cylinder befindet. Das un- 
ter dem Kolben befindliche Wasser wird durch den Kolben beim Her- 
abbewegen mittelst einer Röhre in einen zweiten Cylinder getrieben, 
in-welchem es durch die Expansion einer darüber befindlichen Luft- 
schicht nach Belieben durch Oeflnung eines Hahnes bis zu bedeuten- 
den Höhen emporgehoben werden kann. Bei dieser Maschine wurde 
das Sicherheitsventil für Dampf zum ersten Male angewandt. Ebenso 
wurde auch hier schon. das Vacuum über dem Kolben und somit das 
Aufsteigen desselben durch Condensation des Dampfes vermittelst eines 
kalten Wasserstromes hervorgebracht. 

Hr. Giebel erläuterte unter Vorlegung des betreffenden Exem- 
plares die Synonymie seines Colobodus varius. In seinen Recherches 
sur les poissons fossiles IIb. 237. 303. characterisirt Agassiz die 
eigenthümliche Gattung Colobodus aus--dem-Muschelkalk durch die 
unregelimässig gedrängten Reihen keulenförmig gestalteter, auf der 
Oberfläche fein vertical gestreifter, auf dem Gipfel der Krone mit ei- 
ner kleinen Warze gezierter Zähne. Diese Angaben schienen mir aus- 
reichend, um jener Gattung ein schönes mit Zähnen besetztes Gau- 
menfragment aus dem Muschelkalk von Esperstädt, welches mir Herr 
Ed. Anton aus seiner Sammlung zur Untersuchung freundlichst über- 
liess, zuzuschreiben. Da Agassiz die einzige ihm bekannte Art als 
0. Hogardi ohne irgend welche weitere Bezeichnung auflührt: so war 
nicht zu ermitteln wie sich das Thüringer Exemplar dazu verhielt. 
Die gleichzeitige Auffindung der Schuppen, die bisher Gyrolepisarten 
zugeschrieben waren, liess es sehr wünschenswerth erscheinen, das 
sorgfältig untersuchte Gaumenstück mit den Schuppen ausführlich zu 
beschreiben um die so flüchtig behandelte Gattung fester zu begrün- 
den und die irrthümlichen Arten als Synonyme ihr unterzuordnen. 
Ich legte das Resultat dieser Untersuchung im October 1847 der 
verehrten Gesellschaft vor und veröffentlichte dieselbe mit beigefügter 
Zeichnung in Bronn’s Jahrbüchern 1848 S. 150, Taf. 2. Fig. 1—6. 


326 


Die Art erhielt den Namen C. varius. Sie war unter Erörterung der 
generischen Eigenthümlichkeiten hinlänglieh characterisirt und begrün- 
det, während die Agassiz’sche Art ein leerer werthloser Name war. 
Darauf beschrieb nun von Meyer in den Paläontographieis Bd. I. S. 
243. einzelne Zähne aus dem Muschelkalk Schlesiens ohne Agassiz’s 
kurze Diagnose und meine ausführliche Beschreibung zu berücksiehti- 
gen unter dem neuen Namen Omphalodus chorzoviensis. Eine Ver- 
gleichung dieser Zähnchen mit den zahlreichen und mannichfaltigen 
am Gaumen des thüringischen Colobodus varius stellt alsbald die 
Identität beider unzweifelhaft heraus, v, Meyer halte seinen Ompha- 
lodus allerdings schon 1847 in Bronn’s Jahrb. S.574 mit den Wor- 
ten angekündigt: „es liegt eine Reihe von 7 auf der Knochenplatte 
befestigten Zähnen vor; der Scheitel der etwas gedrückt bohnenförmi- 
gen Zahnkrone stellt eine kurze nabelförmige aufsitzende Spitze dar,“ 
aa diese Nlüchtige briefliche Notiz keineswegs ausreichte eine eigen- 
thümliche Gattung und Art zu begründen, so begnügte ich mich zu 
meinem der Redaction bereits eingesandten Aufsatze gleich nach dem 
Erscheinen des v. Meyer’schen Briefes nachträglich die Vermuthung 
über die Identität beider Arten und die Unhaltbarkeit des Omphalo- 
dus hinzuzufügen. Aus der ausführlichen Abhandlung in den Paläon- 
tographicis ergab sich nun weiter, dass v. Meyer nicht blos den Co- 
lobodus ganz und gar nicht berücksichtigt hatte, sondern dass er 
auch seine eigene neue Gattung Omphalodus völlig verkannte, indem 
er zwei damit identische Arten Pyenodus triasicus und P. splendens, 
ja noch eine zweite Gattung Conchrodus mit zwei Arten €. Ottoi 
und C. @oepperti davon trennte. Für meinen Colobodus varius wa- 
ren also sogleich drei verschiedene Gattungen und fünf Arten geschaf- 
fen! In der eben erschienenen Schlusslieferung seiner Zoologie und 
Paleontologie franc. Tb. 47. Fig. 15.16. explie. p. 13 gibt nun Gervais 
eine Abbildung des Originalexemplares, auf welchem der Agassiz’sche 
Name C. Hogardi beruht, und die Abbildung einer zweiten Art ©. 
scufatus. Hienach ist nun der ©. scutatus vollkommen mit meinem 
C. varius identisch und den ursprünglichen C. Hogardi kann ich 
ebenfalls nicht davon trennen, denn der einzige in zwei grössere 
mittlere Zahnreihen gelegte Unterschied ist nach dem von mir unter- 
suchten Exemplar für die Systematik werthlos. Gervais berücksich- 
tigt weder meine noch v. Meyer’s Angaben und doch konnten ihm 
beide nicht unbekannt geblieben sein. Sie stehen in den allbekaun- 
ten Bronn’s Jahrbüchern,, ferner in meiner Fauna, die aber Gervais 
fortwährend nur nach der neuen Auflage des Pictel’schen Grundrisses 
(von dem die Fische noch nicht erschienen, daher auch von Gervais 
dieser Theil meiner Fauna nicht berücksichtigt worden) ceitirt, in mei- 
nem paläontologischen Jahresbericht, in dem Verzeichniss der Petre- 
fakten Deutschlands und in Bronn’s neuer Lethäa. Doch die Franzo- 
sen lesen keine deutsche Literatur, sie begnügen sich dieselbe hie und 
da als gelehrtes Beiwerk von Andern zu entlehnen. 

Ich habe diese Prioritäts- und Synonymenangelegenheit ausführ- 


327 


licher dargelegt, als Mancher für nöthig halten möchte, Es geschah 
um das Recht der einzelnen Namen und die Ansprüche auf die rich- 
tige Art für den nunmehr entstehenden Prioritätsstreit klar vorzule- 
gen. Agassiz’s Anhänger werden den C. Hogardi beibehalten, obwohl 
er ein inhaltsleerer Name war und auch jetzt erst durch eine unzu- 
reichende, das Detail gar nicht berücksichtigende Abbildung erläu- 
tert ist, v. Meyer wird seine fünf Namen beihehalten, obwohl sie vor 
dem C. varius ebenfalls nur als leere Namen existlirten, wie er es 
mit seinem Microtherium und vielen anderen todtgeborenen Namen 
hält, und auf einer offenbaren Verkennung des Colobodus beruhen, 
Gervais erfährt von unsern deutschen Untersuchungen nichts und wird 
seinen ©. Hogardi und C. scutatus fortführen, ich bleibe bei mei- 
nem C. varius, weil ich denselben vor allen Andern durch hinläng- 
lich ausführliche Beschreibung und Abbildung fest begründet habe, 
Die allgemein herrschende Ansicht in Prioritätsfragen mag hier ent- 
scheiden. 

November 16. Herr Faltin theilte die neuesten Arbeiten 
Berthelots, über die Verbindungen des Glycerins mit den Säuren und 
synthetisch dargestellten Fette (cf. Bd. I. p. 135.) mit. Dadurch, 
dass es B. dreissig Jahre nach der Zerlegung der Fette durch seinen 
Landsmann Chevreul, gelungen ist, aus dem Glycerin und den ent- 
sprechenden Säuren, die Fette wieder herzustellen, hat er endlich den 
Beweis geliefert für die Richtigkeit der Ansicht, die man, ohne den 
Beweis thatsächlich führen zu können, jetzt so allgemein über die 
Natur dieser Körper hegte, dass die entgegenstehende ganz in den 
Hintergrund treten musste. - Diese künstlichen Fette entstehen 1) durch 
direete Vereinigung der beiden Bestandiheile, indem man Glycerin mit 
einer Fettsäure in verschlossenen Gefässen längere Zeit einer höhe- 
ren Temperatur aussetzt. Auch bei gewöhnlicher Temperatur bilden 
sie sich schon, man erhält dann aber nur geringe Mengen, 2) Durch 
Wechselzersetzung von Aethern der Säuren und Glycerin. 3) Durch 
Einwirkung von trocknem Salzsäuregas auf syrupdickes Glycerin und 
die Fettsäure. — Die auf diesem synthetischen Wege erhaltenen Kör- 
per sind neutral, verbinden sich vor eingeleiteter Verseifung nicht mit 
einem Alkali, sind theils flüssig, theils krystallinisch und lassen sich 
in ihren Formeln alle als Säure und Glycerin— Wasser darstellen. Sie 
bilden zwei Reihen von denen eine den natürlichen Fetten, die zweite 
den Aethern analog ist. — 1) Verbindungen des Glycerins 
mit den Fettsäuren im engeren Sinne. 1. Stearin. Der 
Verf. hat Monostearin, Distearin und Tetrastearin dargestellt; letzteres 
ist dem natürlichen Stearin identisch. 

.. .C°H#20° — 0364360? +- CH 30° — 2HO 

Das Monostearin ! 0821163015 — (70p 13997 4- 2C6p 1606 -— 4h20 
Man erhält es, indem man gleiche Theile Stearinsäure und Glycerin 
24 Stunden lang auf 200° erhitzt. Beide Bestandtheile bleiben da- 
bei über einander liegen, als hätte gar keine Einwirkung stattgefun- 
den. Die entstehende Verbindung ist in überschüssigem Glycerin un- 


328 


/ 
löslich. Nach dem Erkalten nimmt man die feste Fettschicht ab, 
schmilzt sie, setzt etwas Aether und gelöschten Kalk zu und erhitzt 
eine Viertelstunde bis auf 100%. Das erzeugte Fett lässt sich nun 
mit siedendem Aether ausziehen, denn die entstandene Verbindung der 
Fettsäure mit dem Kalk ist in Aether unlöslich. Das Fett ist weiss, 
neutral, wenig löslich in kaltem Aether und krystallisirt in feinen, 
doppelt strahlenbrechenden Nadeln. Mit Bleioxyd bei 100° behandelt 
zerfällt es wieder in Glycerin und Stearinsäure, die bei 70° schmilzt. 
Das Monostearin giebt, wenn es 106 Stunden lang bei einer Tempe- 
ratur von 100° mit Salzsäure zusammengebracht wird, Glycerin und 
Stearinsäure, Essigsäure mit Alkohol gemischt zersetzen es nicht in 
gleicher Weise, es zeigt demnach genau die Reactionen, wie das na- 
türliche Stehen) — Durch Behandlung mit trocknem Salzsäuregas 
erhält man ein unreines Produkt, welches bei 47° schmilzt und CH 
enthält. Ueberlässt man Glycerin- und Stearinsäure drei Monate lang 
der gewöhnlichen Temperatur, so erhält man Spuren eines krystalli- 
sirbaren neutralen Fettes. — 

6787780 2— 203673602106 806 — 2H0 
Distearin | C76 151g 1 6701139071061 1606 2) 
wird erhalten , wenn man während 114 Stunden gleiche Theile von 
Stearinsäure und Glycerin bis 100° erwärmt. Es bildet eine kör- 
nige, weisse Masse, die unter dem Mikroskope schiefe abgeplattete 
doppelt brechende Lamellen zeigt. Schmilzt bei 58°, erstarrt bei 55°. 
Giebt beim Erhitzen Akrolein. Durch. Bleioxyd erhält man wieder 
Stearinsäure und Glycerin. Man erhält diesen Körper auch durch 7stün- 
diges Erhitzen eines Gemisches von Stearinsäure und Glycerin bis auf 
275°, oder wenn man 1 Th. Monostearin mit 3 Th. Stearinsäure auf 
270°, oder das natürliche Stearin 22 Stunden bis auf 200° erhitzt. 
615074460 16 — 4036973692-1.06H806 — 6HO 
Tetrastearin t @1461282()14 9,0701 13907.06n 160626120. 
erhält man durch Erhitzen eines Gemisches von Monostearin mit 
15 bis 20 Mal so viel Stearinsäure bis auf 270%. Es tritt Wasser 
aus, welches sich am obern Theile des Glases verdichtet, Es ist 
neutral und hat die Zusammensetzung des nalürlichen Stearins. — 
2, Margarin. Mit Margarinsäure aus Menschenfett wurden Mono- 
margarin und Tetramargarin erhalten. — Monomargarin: 
c2°H4008— 0°?H320%4.C6H80° — 2H0. Es bildet sich bei 100 bis 
200°, in geringer Menge auch bei gewöhnlicher Temperatur und im 
allgemeinen leichter als die übrigen Fette. Es schmilzt bei 56°, er 
starrt bei 49°. Mit Bleioxyd verseift giebt es bei 60° schmelzbare 
Margarinsäure. Mit Alkohol versetzte Essigsäure zersetzt es in 106 
Stunden theilweise und es bildet sich Margarinsäureäther und Glyce- 
rin. — Tetramargarin scheint sich bei Einwirkung eines Ueber- 
schusses von Margarinsäure auf Monomargarın zu bilden. Nach der 
Verseifung bildet es eine bei 60° schmelzende Margarinsäure und 
Glycerin. Der Verfasser schliesst nun, da die Stearine, die mit einer 


329 


bei 70° schmelzenden Säure bereitet wurden, beim Verseifen wiede- 
rum eine Säure von demselben Schmelzpunkt geben, und die Marga- 
rinsäure sich ebenso verhält, dass beide bestimmte und perma- 
nente Körper sind. Der Verf. tritt hier in Widerspruch mit den 
Angaben von Heintz, der aufs bestimmteste die Theilbarkeit der Mar- 
sarinsäure in Stearin- und Palmitinsäure gezeigt hat. — 3. Palmi- 
tin. Der Verf. fand drei Verbindungen des Glycerins mit der Palmi- 
tinsäure, die alle, mit Bleioxyd verseift, wieder eine bei 61° schmel- 
zende, bei 46° erstarrende Palmitinsäure geben. — Monopalmitin. 
03843808 —032H320°4-0°H30°— 2H0 schmilzt bei 53°, erstarrt bei 
45%. — Dipalmitin C7%4#70012 — 2032H3?0* + 0°H°06 — 2HO 
schmilzt bei 59°, erstarıt bei 51%. — Tetrapalmitin 013441309 16_ 
40%2B3202+-06H806 — 6H0 schmilzt bei 60°, erstarrt bei 51° und 
ist mit dem natürlichen Palmitin identisch, — 4. Olein. Bei 200° 
wurde ein neutrales, klares Monolein (24008 — 036H320?. 
66#305--2H0. Es ist schwer durch Bleioxyd, nicht durch Essig- 
säure und Alkohol zu’ verseifen und bildet sich auch ohne Mitwirkung 
von EIH, wenn man Oleinsäureäther und Glycerin zusammenbringt. 
— Diolein 07341201? — 2036H340%-4-C5H30° — 2H0 wird erhal- 
ten, indem man das natürliche Glycerin 22 Stunden einer Tempera- 
ratur von 200° ausseizt. Es hat bei 21° ein specifisches Gewicht 
von 0,921 und krystallisirt bei 150; es entsteht auch durch Erhitzen 
von Monolein mit Oelsäure. (Compt. rend. T. XXXYVII. p. 398.) 
Weiter hat nun der Verf. auch Verbindungen des Glycerins mit 
den flüchtigen Fettsäuren dargestellt, die auf dieselbe Weise entstehen, 
wie die schon aufgeführten. Die unverbundene Säure sättigt man mit 
kohlensaurem Kali, schüttelt mit Aether, dampft im Wasserbade ein 
und trocknet in der Leere bei Anwendung von Wärme. Die Verbin- 
dung der Buttersäure bildet sich auch bei gewöhnlicher Temperatur 
in der Zeit von drei Monaten. Diese-Verbindungen sind neutrale, 
wohlriechende Flüssigkeiten, welche durch Einwirkung von Alkalien, 
Wasser, Essigsäure, wässriger GIH in Säure und Glycerin sich spal- 
ten. Ein Gemisch von Alkohol und GIH verwandelt sie in Aether 
und Glycerin. Alkohol allein, in grosser Menge, bedingt diese Zer- 
setzung bei 100° in 88 Stunden, bei gewöhnlicher Temperatur und 
unter Zutritt der Luft. — Monovalerin, C16H.1508°— 010H100?2-+- 
c5H806—2H0; bildet sich bei 200°, spec. Gew. 1,00. Ammoniak 
wandelt es in Valeramid um. — Divalerin, C?6H26012— 201010 
0*4-.0°H306 — 2H0. Unangenehm riechend, bitter und gewürzhaft 
schmeckend, spec, Gewicht 1,059. Bildung bei 275° aus wasserhal- 
tiger Säure und Glycerin. — Monobutyrin, C1#H#126°— C>H°0°-- 
C6H806 — 2H0, Schmeckt gewürzhaft bitter, spec. Gewicht 1,088. 
Bildung bei 200° und überschüssigem Glycerin. Verseifung durch Ba- 
ryt scheidet die Hälfte ihres Gewichts Glycerin ab. — Dibutyrin, 
027722012 — 205H80*-+-06H 806 — 2H0. Spec. Gewicht 1,081, bei 
200° ohne wesentliche Zersetzung flüchtig, mit Alkohol und Aether 
mischbar, in HO leicht löslich, bildet sich bei 275° oder bei 200° 
29 + 


330 


mit HOhaltiger Säure. Wird durch BaO zerseift und giebt dabei ?/, 
des Gewichts Bultersäure. — Butyridin, C1#4.1307 =: (S480°4+- 
c6H8306 — 3H0. Geruch unangenehm, spee. Gewicht 1,084, nicht 
unbeträchtlich in kohlensaurem Natron löslich, bildet sich bei 200° 
aus 1 Th. Glycerin und 4 Th. Buttersäure. Mit Ammoniak liefert es 
in 5 Tagen Butyramid. — Acetin, C1°H.100°= 0?4?0?4C54205— 
2H0. Geruch schwach ätherartig, spec. Gewicht 1,20, bildet sich 
bei 100% — Acetidin, €1°%990’—0*H?0?+C5H306—3H0. Ge- 
schmack stechend, mischt sich mit HO, bei 280° flüchtig, spec. Ge- 
wicht 1,184. Bildet sich bei 275°, bei 200°, bei Ueberschuss von 
Glycerin wie auch von Säure. Bei der Verseifung mit Ba0O bekommt 
man Glycerin und die Hälfte seines Gewichts Essigsäure. — Ferner 
verbindet sich das Glycerin mit organischen Säuren — Benzoäsäure, 
Fettsäure, Camphorsäure — mit der Zeit, bloss durch Wirkung der 
Wärme — Benzoicin, 02°H1208 — C1#H°0? + C6H308 — 2H0. 
Gelbliches Oel, dick-klebrig, fast unoxydabel, spec. Gewicht 1,228. 
Bildet sich bei 200 und 275°, auch bei gewöhnlicher Temperatur und 
durch Einwirkung von EIH auf ein Gemisch von Benzoösäureäther uni 
Glycerin, ebenso bei 100°, wenn eine grosse Menge Glycerin auf den 
Aether der Benzoösäure einwirkt. Alkalien verwandeln es in Benzo&- 
säure und Glycerin, Alkohol und EIH in Benzoösäureäther und Gly- 
cerin, ebenso eine grosse Menge Alkohol bei gewöhnlicher Tempera- 
tur unter Zutritt der Luft. Ammoniak giebt Benzamid. — Sebiin, 
C3230016— 0204180354 2C0°H306 — 4H0, entsteht bei 200%. Kıy- 
stallisirbar, wird durch Bleioxyd in Fettsäure und Glycerin zerlegt. — 
Camphorin, klebrig wie dicker Terpentin, löslich in Aether, durch 
Bleioxyd in seine Bestandtheile zerlegbar. — Gleichfalls hat B, eine 
Verbindung des Glycerins mit Salzsäure, das Chlorhydrin CHTEI0? 
—=(5#30°+HEI—2HO dargestellt. Man erhitzt eine gesättigte Lö- 
sung von EIH-Gas in erwärmtem Glycerin 36 Stunden lang bei 100°, 
neutralisirt mit kohlensaurem Natron, zieht mit Aether aus und ver- 
dunstet diesen. Der Rückstand wird destillirt, er siedet constant bei 
270° Das Product wird nochmals mit Kalk und Aether behandelt. 
Neutrales Oel, Geschmack frisch, süss, zuletzt stechend ätherartig, 
mischt sich mit HO und Aether, spec. Gewicht 1,31, schlägt salpe- 
tersaures Silber nicht sogleich nieder, verbrennt mit weisser, grün- 
gesäumter Flamme und ElHdampf. TPbO verseilt sich damit schwie- 
rig und liefert so ziemlich gleiche Aequivalente EIH und Glycerin. — 
Alle mittelst-GIH: dargestellte Glycerinverbindungen anderer Säuren ent- 
halten Chlorhydrin beigemengt. (Ibid. p. 403.) 

Herr Schliephacke legte eine neue Drogue vor, die seit 
kurzem in den Handel gekommen ist und ausgezeichnete adstringi- 
rende Eigenschaften besitzt. Es sind die Stammspitzen eines baumar- 
tigen Farrenkrautes, die dicht mit langen rothbraunen Haaren besetzt 
sind, so dass das Ganze Aehnlichkeit mit einem Eichhörnchenschweife 
bekommt, Bei innerlichen Blutungen wird das Decoct empfohlen, und 
bringt man einige dieser Haare auf eine Schnittwunde, so wird dadurch 


331 


das Blut ebenfalls sehr schnell gestillt, Die Haare selbst besitzen in 
gewissen wiederkehrenden Entfernungen eine Stelle die golden flim- 
mert, wodurch das Ganze einen schönen Anblick gewährt, Die mi- 
kroskopische Untersuchung thut dar, dass diese Haare aus flachen langen 
schlauchartigen Zellen gebildet sind, und allemal an den Stellen, wo 
das Haar den Goldflimmer zeigt, findet eine Umbiegung desselben statt. 
Als Mutterpflanze dieser Drogue giebt man Cibotium glaucescens an. 
Durch eine gütige Mittheilung des Herrn Kegel im botanischen Garten 
bierselbst, ist der Redner in den Stand gesetzt obige Annahme zu 
widerlegen. Ilerr Kegel hat öfter das Cibotium glaucescens im le- 
benden Zustande beobachtet, aber nie eine derartige Haarbildung des 
Stammes vorgefunden. Die Mutterpflanze ist also jedenfalls eine an- 
dere. Dass es aber eine Baumfarre sei, geht augenscheinlich und un- 
widerleglich aus dem Wachsthum der Stämme hervor, und wird auch 
unter dem Mikroskope durch den Zellenbau des Holzes bestätigt. — 
Sodann berichtet derselbe, dass die Kryptogamenflor von Halle in 
diesem Jahre um 2 Pflanzen bereichert worden sei. In der Dölauer 
Haide wurde diesen Sommer durch Zufall von den Arbeitern aus dem 
hotanischen Garten ein Rasen von Blechnum Spicant Roth, einem sehr 
schönen Farrenkraute gefunden, und der Redner selbst fand am Him- 
melfahrtstage ebenfalls in der Dölauer Haide einen Bärlapp, das Ly- 
copodium clavalum L. auf. Beide waren in diesem Jahre noch ste- 
ril, bei weiterer Ausbreitung steht aber zu erwarten, «(dass sie auch 
Früchte bringen werden- 

Herr Baer theilte mit, dass das Kleeblatt der grossen Ent- 
deckungen, auf die das Jahr, in dem wir leben, gerade nicht sehr 
Ursache hat stolz zu sein, jetzt voll sei. Zu den tanzenden Tischen 
und der feststehenden Erde ist denn endlich als würdiges Seitenstück 
die Goldmacherkunst, ein Spuk vergangener Jahrhunderte, wieder auf- 
gefunden. Bereits im Juni wurde an die-Pariser Akademie eine Schrift 
eingereicht, die folgenden Titel führte: „Die Metalle sind keine ein- 
fachen Körper, sondern zusammengesetzte. Die künstliche Darstellung 
der edeln Metalle ist möglich, ist eine Thatsache.‘“ Das Original die- 
ses neuesten Wunderwerkes eines Berge versetzenden Glaubens her- 
beizuschaffen, war bis jetzt noch nicht gelungen, dafür aber fiel dem 
Redner in diesen Tagen eine wortgetreue Uebersetzung dieser Schrifi*) 
die auf dem kürzesten Wege von Frankreich — über Bukarest — 
zu uns gelangt war, in diellände. Obgleich wir die Würdigung die- 
ses Machwerkes, uas uns mit einer Entdeckung bekannt macht, wel- 
che „die kühnsten Geister durch ihre Wichtigkeit erschrecken wird,“ 
Andern überlassen müssen, können wir einige Randzeichnungen je- 
doch nicht unterdrücken. Der Verfasser rühmt die Logik, mit der er 
bei seinen Versuchen zur Darstellung des Goldes zu Werke gegangen 
ist. Von einer solchen aber ist in der Schrift selbst durchaus keine 
Rede, denn im Eingange führt er an, dass es ihm gelungen sei, durch 


*) Arch. d. Pharm. Bd. LXXVI. p. 76. 


332 


Umwandlung einige Grammen Gold, wohlverstanden mit geringfügigen 
Kosten, darzustellen und am Ende fordert er — und dies ist des Pu- 
dels Kern — von der Oeffentlichkeit Geld, um Gold machen zu kön- 
nen. Wir können nicht umhin an die Worte von Hans Sachs in sei- 
nem Gedichte: „Geschicht Keyser Maximiliani mit dem Alchimisten“ zu 
erinnern: | 

O Keyser Maximilian ! 

Wellicher diese Künste kan, 

Sieht dıch uoch römisch Reich nit an, 

Dass er dir solt zu Gnaden gan. 


Wer diese Kunst recht weiss und kann, 
Der beut um Geld sie Niemand an. 


Eine Erörterung der Frage, ob überhaupt die künstliche Dar- 
stellung des Goldes für die Menschheit von Nutzen wäre, ist hier nicht 
am Orte. Wir wollen den Ausspruch: „Frankreich besitzt das meiste 
haare Geld in Europa“ ohne Anfechtung gelten lassen so weit er die 
Gesammtheit der Franzosen betrifft; in Hinsicht auf den Staat, d. h. 
die Regierung und das Oberhaupt, ist wohl Jeder anderer Meinung. 
Daher sind wir der Ansicht, dass der glückliche Entdecker hier eine 
bessere Aufnahme gefunden hätte, als bei seinen Mitbürgern, an die 
er sich wendet. Wir glauben nicht, dass ihm dort, wo man über- 
haupt nicht wählerisch in seinen Mitteln ist, nach sicheren Beweisen 
seiner Kunst, die von sich, wie Archimedes sagen kann: ‚ich werde 
die Welt bewegen“, die Antwort zu Theil geworden wäre, welche der 
Pabst Leo X., der allerdings das Gold schr liebte, sich dasselbe aber 
auf einem sicheren Wege, durch den Ablasshandel zu verschaffen 
wusste, dem Alchemisten Augurelli zukommen liess, als dieser ihm die 
geheimnissvolle Kunst zur Verfügung stellte. Statt der gehofften Be- 
lohnung liess der schlaue Pabst dem Adepten einen leeren Beutel zu- 
stellen mit den Worten: „wer solehe Kunst besässe, dem fehle nur 
noch der Beutel, um das Gold hinein zu thun.“— Es genügt vollstän- 
dig von den zahlreichen Beweisen für die Möglichkeit der neuen Ent- 
deckung, die übrigens denen, welche der Dr, Schöpffer als die Stütze 
seiner Weisheit ansieht, so ähnlich sind, wie ein Ei dem andern, nur 
einen einzigen hervorzuheben. Stahls Lehre vom Phlogiston, die 
längst in die historische Rumpelkammer geworfen ist, wird hier von 
Neuem als Evangelium gepredigt. Nach ihr waren die Metalle zusam- 
mengeselzte Körper, gehildet aus kalkartigen Stoffen und einem räth- 
selhaften Körper, dem Phlogiston. Letzteres konnte man den Metal- 
len nehmen, wodurch diese in Metallkalke verwandelt wurden und 
diesen konnte man es wieder zuführen, d. h. wieder Metalle aus ih- 
nen machen. Aber für sich darstellen konnte man diesen Stoff nicht, 
er war unfassbar, Ausser andern merkwürdigen Eigenschaften war 
ihm auch die eigen, die Körper, mit welchen er sich verbunden hatte, 
leichter zu machen, als sie vor dem Hinzutreten des neuen Körpers 
gewesen waren. In dieser Widersinnigkeit sah Stahl auffallenderweise 
eine Stütze seiner Ansicht, indem er sagte: „da das Phlogiston leich- 


333 


ter ist als Luft, so sucht es den Körper, mit dem es sich verbunden 
hat, zu heben, wodurch dieser einen Theil seines Gewichtes verliert.“ 
Dem Phlogiston wurde also hier gleichsam die Function eines Luft- 
ballons zugewiesen. — An der gewohnten Unverschämtheit fehlt es 
dieser kleinen Schrift auch nicht. Lavoisier wird hier als Irrlehrer 
hingestellt, der den Forschern einen falschen Weg gebahnt habe, 
Nun, wenn alle falschen Wege zu einem solchen Ziele führen, wie 
der von Lavoisier eingeschlagene, so würden bestimmt die richtigen 
sehr bald verödet sein. Ihm hat die Chemie in einem Zeitraum von 
lange nicht hundert Jahren Erfolge zu verdanken, wie sie keine an- 
dere Wissenschaft aufzuweisen hat. Seit dem letzten Viertel des vo- 
rigen Jahrhunderts hat unsere Wissenschaft, in Folge des Aufschwun- 
ges, den sie durcl® Lavoisier erhielt, Fortschritte gemacht, gegen die 
alle Errungenschaften der Zeit vorher verschwinden. Und diese ist 
nicht klein, wenn wir bedenken, dass wir der Kultur Aegyptens nach 
Lepsius ein Alter von 25,000 Jahren zuschreiben können und wenn 
auch erst in historischer Zeit der Name jenes Landes auf die Wis- 
senschaft übertragen wurde, so bieten uns die Mumien doch selbst 
vollwichtige Beweise dafür, dass sogar in der ältesten Zeit der ägyp- 
tischen Kultur chemische Operationen wohl bekannt waren. Seit La- 
voisier und in Folge seiner Entdeckungen ist die Chemie eine Macht 
geworden, — Es thut uns leid demjenigen der Leser, der eine Er- 
leichterung seines Geldheutels für wünschenswerth erachtet und so- 
mit dazu beitragen wollte, dass das wichtige Werk — ohne Wider- 
rede die folgenschwerste Entdeckung aller Zeiten, vollendet werde, 
sagen zu müssen, dass seine Hülfe würde abgewiesen werden, denn 
der Entdecker wendet sich als Ehrenmann nur an seine Mitbürger, Von 
patriotischem Gefühl begeistert will er nicht dadurch dass er die Frucht 
seiner Entdeckung in das Ausland trage den Rivalen der Industrie Frank- 
reichs nützen. Wir sind daher weit-entfernt den Ehrenmann als ei- 
nen Betrüger hinzustellen; der Arme ist vielmehr selbst der Betro- 
gene. Es ist allen Ernstes sehr leicht denkbar, dass das, was er für 
Gold ausgiebt, wirklich solches ist. Ein Anderes aber ist es mit der 
Frage, ob das Gold gemacht worden ist. Diese ist eben so entschie- 
den zu verneinen. Wohl aber ist es nicht unmöglich, dass in dem 
bearbeiteten Stoff von Anfang an Gold enthalten gewesen und dieses 
der Aufmerksamkeit des Armen entgangen ist. Um so leichter ist 
dies denkbar, da das Experiment in Mexico oder Californien ausge- 
führt ist, wo bekanntlich das Gold auf der Strasse gefunden werden 
soll. Ueberhaupt ist das Gold verbreiteter in der Natur, als man ge- 
wöhnlich denkt, Versuche, die jüngst in der Bergschule zu London 
angestellt worden sind, haben ergeben, dass das Gold als merkliches 
Quantum in jeder britischen und ausländischen Bleisorte, Mennige, 
Bleiweiss und Bleizucker, sowie endlich in allen im Handel vorkom- 
menden Sorten Wismuth enthalten sei*). Die Untersuchungen wer- 


*) Phil, Mag, Vol. V. p. 310, 


334 


den mit den verschiedenartigsten Mineralien fortgesetzt, so dass also 
noch weitere Erfolge bevorstehen. — Der Redner knüpfte hieran eine 
Skizze der Geschichte der Alchemie in den letzten 150 Jahren. Das 
vergangene Jahrhundert zeigt uns die Eigenthümlichkeit, dass höchste 
Blühte und Verfall der hermetischen Kunst ihm angehören. Wohl 
hatten die Fürsten, nachdem sie durch Jahrhunderte hindurch selbst 
eifrig mit Retorten und Tiegeln operirt hatten, um die köstliche Tink- 
tur zu bereiten, von der ein Tropfen unendliche Mengen von Blei oder 
Quecksilber in Gold und Silber verwandeln sollte, endlich erkannt, dass 
sie Spielbälle in den Händen schlauer Betrüger gewesen, die man sich 
nun auf nicht sehr glimpfliche Weise vom Halse schaffte. So wurde 
der berüchtigte Vagant Caötano, Graf von Ruggiero, der nach vielen 
Irrfahrten endlich nach Berlin verschlagen war und hier versprochen 
halte, den Schatz um beliebige Summen zu bereichern, 1709 in ei- 
nem mil Flittergold beklebten Kleide an einen vergoldeten Galgen auf- 
gehängt. Ein gleiches Schicksal theilte ein deutscher Industrieritter 
Hector von Plettenberg, der dem italienischen in nichts nachstand. 
Aufl’ Befehl August II. von Sachsen und Polen wurde “er 1720 auf 
dem Königstein enthauptetl., Solche Mittel brachten zwar die fahren- 
den Adepten zum Verschwinden, aber die grosse Kunst blühte mehr 
denn je; von den Höfen dem Scheine nach verscheucht, wurde sie 
jelzt zum ersten Male Gemeingut des Volkes. Wie sehr die Epidemie 
grassirte, ersehen wir aus den poetischen Klagen einiger Adepten, die 
ihrem Zorn darüber, dass die heilige Kunst in den Koth gelreten 
wurde, in Versen Luft machten. So schrieb einer: 
Wer im gemeinen Dienst dem Staat nichjs nützen kann, 
Wer jung als Passagıer sein Hab und Gut verthan, 


Will nun in Müssiggang, aus Gläsern, Rauch und Kohlen 
(Schaut doch dies Wunderwerk) des Schadens sich erholen. 


Und ein Anderer: 

Es will fast Jedermann ein Alchemiste heissen, 

Ein grober Idiot, der Junge mit dem Greisen; 

Bartscheerer, altes Weib, ein kurzweiliger Rath, 

Der kahlgeschorne Münch, der Priester und Soldat. 
Doch Einzelne sind leichter zu betrügen als Viele, und so musste sich 
denn die geheime Kunst bald wieder ihre Anhänger unter den Gebil- 
Jdeten suchen. Wir staunen jelzt, wenn wir unter den Vereinzelten, 
die jetzt noch diesem Wahne folgten, die ersten Geister unseres Vol- 
kes finden, Selbst Friedrich II. war nicht frei davon. 1751 erschien 
eine Frau v. Pfuel mit zwei schönen Töchtern in Potsdam und machte 
so, indem sie den Reigen der fahreuden Adepten schloss, das alte Wort 
derselben wahr, dass die Goldmacherei eine wahre Frauenarbeit sei. 
Die Operationen dieser schönen Damen, die vielleicht noch andere Ab- 
sichten hatten, als dem Golde die Seele auszuziehen, kosteten dem 
grossen König 10,000 Thlr., ohne dass er dafür die Seele des Gol- 
des erlangte. Der Spott, mit dem er später die Alchemie reichlich 
geisselte, war also iheuer erkauft. Auch Göthe finden wir vertieft in 


335 


dem Studium der Koryphäen der Alchemie und ging er mit nichts ge- 
ringerem um, als den Stein der Weisen — die Universalmedizin — 
zu finden. Die schönste Frucht, welche uns die durch viele Jahrhun- 
derte getriebene geheimnissvolle Kunst geliefert hat, ist Göthe’s Faust, 
hervorgegangen aus seinem mystisch-alchemistischen Treiben, Das 18. 
Jahrhundert ist reich an gelungenen Experimenten, Wir führen hier 
uur die an, welche in unserer Stadt ausgeführt sind. Grosses Aulse- 
hen erregte eine gelungene Umwandlung, die 1750 in der hiesigen 
Waisenhausapotheke vorgenommen worden war. Von der Richtigkeit 
dieser Thatsache war selbst ein seiner Zeit sehr geschätzter Gelehr- 
ter, der Kriegs- und Domänenrath, sowie Berg- und Salinen-Director 
von Leysser (1774) überzeugt. Ein anderer Hallischer Gelehrter, der 
berühmte Theologe Semler, beschäftigte sich direet mit der hermeti- 
schen Kunst, Er suchte eifrig nach der Universalmedizin, um den 
sterblichen Menschen das verlorene Paradies wenigstens lheilweise wie- 
der zu verschaffen. Bei diesen Versuchen sah er nun leibhaft vor 
seinen Augen das reinste Gold hervorwachsen. Der berühmte Chemiker 
Klaproth sollte die Zweifel gegen dieses Wunder entwaflnen, weshalb 
Semler vor dessen Augen und in Gegenwart einer glänzenden Gesell- 
schaft in Berlin operirte, wobei er aber nichts als Spott und Hohn 
erndtete, denn es ergab sich, dass der Goldmacher von einem Solda- 
ten, dem er Gutes gethan, in der wohlgemeinten Absicht seinem Wohl: 
ihäter Vergnügen zu machen, betrogen worden war. Der Glaube an 
die hermetische Kunst ist bis in die neueste Zeit hinein nicht unter- 
gegangen; Einzelne halten stels noch hartnäckig daran fest. 1796 
stiftete der bekannte Verfasser der Jobsiade, Dr. Kortüm in Bochum, 
mit dem Dr. Behrens zu Schwerte bei Dortmund die hermelische Ge- 
sellschaft, deren Wirken wir bis 1819 verfolgen können, 1832 er- 
schien hier in der Buchhandlung des Waisenhauses eine Geschichte 
der Alchemie vom .Professor Dr. Schmieder,- der vollkommen davon 
überzeugt war, dass die Verwandlung der Metalle möglich sei und 
dass der Stein der Weisen zu verschiedenen Zeiten wirklich existirt 
habe, Einzelne Familien glauben noch hier und da im Besitz dieses 
Geheimnisses zu sein. So wurde 1837 dem Gewerbeverein in Wei- 
mar eine Tinetur übergeben, die aber bereits Gold enthielt, damit sich 
jeder von der, freilich sehr schwachen Kraft derselben überzeugen 
könne. In Paris ist die Sache sogar bis in die neueste Zeit wissen- 
schaftlich betrieben worden, wie wir dies aus dem 1844 erschiene- 
nen Lehrbuch der Chemie von Baudrimont ersehen. Nach ihm hat 
sich ein gewisser Javary vielfach mit Versuchen beschäftigt, deren Re- 
sultate mit der Zeit ein Gelingen in Aussicht stellten, Seiner Ansicht 
nach ist der Sauerstoff das mächtige, die Verwandlung bewirkende 
Prinzip. Zu diesem Glauben waren bereits auch die alten Alchemi- 
sten gekommen. Sie sahen die Luft, das flüchtigste aller Wesen, als 
die Materia prima an und scheuten sie sich nicht mit Kröten, Schlan- 
gen und Eidechsen, namentlich den goldgefleckten zu operiren. Hier 
glaubten sie mit Zuversicht den Stein der Weisen zu finden, denn 


336 


ihrer Ansicht nach mussten diese Thiere, da sie lange ohne Nahrung 
ausdauern können und sich folglich, wie jene argumentirten, von der 
Luft nähren, das flüchtige Prinzip dieser in sich verdichten. 

Herr Kohlmann erörterte Savary’s Dampfmaschine nach einer 
Beschreibung vom Jahre 1696. Versuche mit einem Modelle dersel- 
ben wurden in Gegenwart des Königs William zu Hampton-Court und 
vor der königl. Societät 1699 ausgeführt. Der Dampf drückt bei 
dieser Maschine unmittelbar auf das in einem metallenen Oylinder be- 
findliche Wasser und treibt es in ein seitliches Rohr empor; darauf 
wird der Dampf durch Abkühlung verdichtet und der leere Cylinder- 
raum füllt sich von Neuem durch ein besonderes Saugrohr mit Was- 
ser an. Der Maschine fehlt demnach der für die practische Anwen- 
dung wesentlichste Theil — der Kolben. Papinius hat ihn zuerst 
angewandt und somit den Weg angehahnt, auf welchem Newkomen 
und Watt so Grosses geleistet haben. Im Gegensatze zu diesen glän- 
zenden Resultaten wurden einige der vielen, aber stets verunglückten 
Versuche erwähnt, Rotationsmaschinen ohne Kolben mit gleichem Ef- 
fect zu construiren. Die meisten scheiterten an der Schwierigkeit, 
alle Verbindungen gehörig luftdicht zu verschliessen,; auch sind sie 
durch die Watt’sche Auffindung des Mechanismus zur Verwandlung 
der gradlinigen Bewegung in eine rotirende entbehrlich. Bemerkens- 
werih ist indess, dass Clesg, Mechaniker und Inspector der ersten 
öffentlichen Gasanstalt in London, bei diesen Versuchen 1814 auf die 
Entdeckung der Gasuhr kam, bei welcher das Leuchtgas auf seinem 
Röhrenwege ein von einem cylinderförmigen Mantel umgebenes Schau- 
felrad dreht und durch ein damit verbundenes Zeigerwerk die Menge 
des in einer gewissen Zeit verbrauchten Gases angiebt — eine Erfin- 
dung, die für dıe allgemeine Einführung der Gasbeleuchtung von gröss- 
ter Bedeutung geworden ist. 

November 23. Herr Schliephacke brachte nähere De- 
tails in Betreff der oben erwähnten Verwandlung in Gold, die 1750 
in der hiesigen Waisenhausapothehe stattgefunden hat, bei. Der Adept, 
welcher einem Apothekergehilfen, der sich sehr eifrig mit den Wissen- 
schaften beschäftigte, einige Stäubchen des wunderbaren Mittels gegeben 
hatte, war ohne Abschied verschwunden, als dieser in seiner Freude 
zu ihm gerannt war, um ihm den unerwarteten Erfolg zu verkünden. 
Nie hat man den Verschwundenen in Halle wiedergesehen. An dem 
blutrothen Schäumen beim Schmelzen des Silbers, welches in Gold 
verwandelt wurde und an der ängstlichen Vorsicht, mit der er in der 
Nacht aus Halle floh, ‚da noch der Tiegel rauchte“, will man jedoch 
in diesem Adepten einen gewissen Sehfeld erkennen, der bereits frü- 
her in Wien seine Kunst geübt hatte, dort aber, „weil die grosse 
Menge Goldes, welche er sowohl an die Münze als an die Juden 
verkaufte, grosses Aufsehen erregte“, festgesetzt wurde, eines Ta- 
ges jedoch mit den beiden ihn bewachenden Officieren verschwunden 
war. Der Goldarbeiter Lemmerich, in der Ulrichsstrasse damals wohn- 
haft, erklärte das Gold für das beste, welches er jemals gesehen, aber 


337 


es sei kein natürliches. Drei Loth kaufte er für 36 Thlr. und er- 
suchte er den Verkäufer bald mit neuem Golde wiederzukommen. 
Schmieder sieht diese Transmutation als den wichtigsten Beweis für die 
Wahrheit der Alchemie an; dagegen seien keine Zweifel zu erheben. 

Herr Körner berichtete über die endliche Auffindung der 
Nordwest-Durchfahrt zwischen dem Atlantischen und Stillen 
Ocean, über welche die Zeitungen so widersprechende Nachrichten 
segeben haben , nach einem Briefe von A. v. Humboldt an C. Ritter, 
M’Clure, ein Irländer, mit dem Commando des Investigator bekleidet, 
folgte 1849 dem Capt. Collinson nach der Behringsstrasse. Letzterer 
kehrte des Eises wegen zur Ueberwinterung nach Hong-Kong zurück ; 
ersterer folgte jedoch dem vom Capt. Kellet, Befehlshaber des Herald, 
gegebenen Signal zur Rückkehr nicht und beharrte kühn auf seinem 
Entschluss nach N.-O zu schiffen. Sein Ungehorsam wurde mit Er- 
folg gekrönt. Vom Juli bis September 1850 folgte er der Küste 
Nord-Amerika’s vom Cap Barrow (156° w. L. v. Gr.) an bis Cap 
Bathurst (127°). Hierauf segelte er in: nordwestlicher Richtung nach 
dem sogenannten Bankslande und fand dasselbe aus 2 grossen Inseln, 
von denen er die westliche Barrings-, die östliche Prinz Alberts-Insel 
nannte, bestehend. Die Meerenge, welche diese beiden Inseln trennt, 
ist die nordwestliche Durchfahrt. Sie zeigte sich höchst günstig, um 
die See im Süden der Melville-Inseln zu erreichen. Am 8. October 
jedoch fror das Schiff nahe am N.-O.-Ausgange des Canals ein und 
mehrere während des Winters ausgeführte Expeditionen führten zu 
der Erkenntniss, dass die Strasse in die Barrow-Strasse einlaufe und 
dass die N.-W. Passage bestimmt ermittelt sei. Wäre das Wasser 
nur wenige Tage länger offen geblieben, so hätte die Fahrt in einem 
Sommer und in nicht längerer Zeit, als 21/, Monat, zurückgelegt wer- 
den können. Am 14, Juli 1851 wurde endlich das Schiff wieder 
flott, doch war es unmöglich vorzudringen. Am 16. August wurde 
M’Clure zur Rückkehr gezwungen. Mit unsäglicher Mühe gelangte er 
an die N.-O.-Seite der Baring-Iusel, wo das Schiff in der Nacht zum 
24. September wieder einfror und am 10. April 1853 noch fest lag. 
Von hier aus hatte man im April 1852 auf der Melville- Insel einen 
Bericht über die Fahrt niedergelegt, der glücklicherweise von Capt. 
Kellets Offizieren entdeckt wurde. Lieutenant Pim erhielt von: ihm 
den Auftrag, die Unglücklichen aufzusuchen. Dies gelang und zwar 
zu einer Zeit, wo die im Eise Eingeschlossenen sich schon mit dem 
verzweifelten Entschluss vertraut gemacht hatten, auf irgend eine Weise 
dem eisigen Gefängniss zu entfliehen, denn dazu, dass der Investiga- 
tor vom Eise befreit wurde, war der zahllosen Eismassen wegen, 
welche die Barrow-Strasse und die S.- W.-Küste der Melville- Inseln 
sperrten, keine Aussicht. Die Beschiffung der N.-W.-Passage ist nach 
M’Clure von ©, her nicht möglich, wohl aber von W. her durch die 
Prince of Wales-Strasse und entlang der amerikanischen Küste. Treib- 
holz und Wildpret — Rennthiere und Hasen — giebt es hier in Ue- 
berfluss, Die kühnen Seefahrer verschafften sich von letzterem über 

23 


338 


4000 Pfund. So ist denn endlich ein Problem gelöst, das drei Jahr- 
hunderte hindurch den Unternehmungsgeist der seefahrenden Nationen 
beschäftigte. Englands bewährter Flagge bleibt die Ehre durchgeführt 
zu haben, was unmöglich schien. Die endliche Auffindung dieser Durch- 
fahrt ist aber nur ein Triumph der Wissenschaft, denn die von ihr 
erwarteten Handelsvortheile haben bereits längst alles Interesse verlo- 
ren. Das glänzende Resultat eines kühnen Muthes wird aber sehr 
getrübt durch die gleichzeitige Trauerbotschaft, dass. von Franklin’s 
Expedition keine Spur aufzufinden sei. Sir E. Belchers neueste De- 
peschen geben diese Hoffnung jedoch immer noch nicht auf. 

Herr Andrae sprach über Höhlen- und Spaltenbildun- 
gen in Steiermark, welche nordöstlich von Gratz im Uebergangs- 
kalkgebirge erscheinen und deren mehrere sich insbesondere in der 
nördlichen Umgebung von Weiz befinden. Die Weitungen im Innern 
des Gebirges werden hier ziemlich allgemein mit dem Namen „Loch“ 
bezeichnet und. Felsenengen, durch welche Gewässer ihren Lauf neh- 
men, gewöhnlich mit dem Namen ‚Klamm“ belegt.- Die Höhlen, wel- 
che in der Nähe von Weiz liegen, sind die Graselhöhle, das Kater- 
loch, Patschaloch und Rabelloch. Unter diesen ist allein die erstere 
eine Tropfsteinhöhle, die andern bieten mehr oder weniger ausge- 
dehnte Räume dar, in denen zerrissene und zerklüftete meist scharf- 
kantige Kalkmassen die Wandungen bilden und nur ausnahmsweise 
einzelne Tropfsteine enthalten sind. Der Redner hob die wichtigen 
Eigenthümlichkeiten erwähnter Höhlen hervor und bemerkte, dass die 
Graselhöhle eine unscheinbare Oeffnung nach Aussen habe und zwei 
ungleich grosse Abtheilungen enthielte, die durch eine niedrige und 
mehrere Schritt lange Verengung verbunden seien. Die Ausdehnung 
der grössern Abtheilung wurde auf 15 Klafter Länge und 20 Klafter 
Breite bei durchschnittlich 6 Klafter Höhe geschätzt, In das Katerloch 
führt eine weite Oeffnung auf 80 bis 90 Schritt hinab ; seitwärts ver- 
engt es sich dann in einen noch unergründeten tief in das Innere 
des Gebirges reichenden Schlund. Beim Patschaloch waren die steil 
aufgerichteten Kalkschichten erwähnenswerth, welche den Eingang in 
Form einer Spalte von 30 Fuss Höhe und nur wenige Schritt Breite 
formiren. Das Rabelloch besitzt‘ auf einem ziemlich ebenen Boden 
einige kegelförmige und eylindrische Tropfsteinblöcke deren Wachs- 
thum durch das aus der Wölbung darauf tropfende Kalkwasser un- 
terhalten wird, Diluviallehm wurde nur in der Graselhöhle beobach- 
tet. — Zwei bekanntere und häufiger besuchte Höhlen befinden sich 
noch an der Eisenbahnlinie zwischen Gratz und Bruck an der Mur: 
nämlich die Badelhöhle bei Peggau und die Drachenhöhle bei Min- 
nitz. Erstere hat eine doppelte Oeffnung, die beide in der Weise 
mit einander communiciren, dass man durch die eine im tiefern Ni- 
veau hinein, dann ziemlich dem Ansteigen der Schichten auf eine halbe 
Stunde folgend im höhern Niveau wieder herauskommen kann. Die 
Drachenhöhle befindet sich bei etwa 3000 W; Fuss Höhe in dem 
steil nach dem Murthale abfallenden Röthelstein, und enthält mehrere 


339 


Etagen, deren Zugänge aber zur Zeit des Besuches verfallen waren. 
Genannte Höhlen führen keine Stalaktiten, wohl aber oft mehre Fuss 
mächtige Lehmansammlungen, die schon reiche Ausbeute an fossilen 


Knochen geliefert haben. — Schliesslich wurde noch der Wetterlö- 
cher — tief ins Kalkgebirge hinabgehender Schlünde am 4770 Fuss 
hohen Schökel — gedacht. Ferner der bei Semriach versinkenden 


und bei Peggau wieder hervortretenden Quellen des Uebergangskal- 
kes, sowie der Felsenengen, durch welche Raab und Weiz fliessen. 

Herr Giebel sprach über das Zahnsystem des Klippdachses, 
Hyrax, im Allgemeinen und über die specifischen Differenzen des ka- 
pischen und syrischen, im Besondern, indem er die andern Arten als 
ungenügend characterisirt zurückwies. Die Backzahnreihen sind wie 
bekannt ganz nach dem Typus der Rhinoceroten gebildet und so auch 
die Schneidezähne mehr als man bisher glaubte. Daran erinnert in 
gewisser Hinsicht schon, dass die beiden mittlern des Unterkiefers 
kleiner sind als die äussern, noch mehr aber die beiden rudimentä- 
ren äussern im Oberkiefer, die bisher*) ganz übersehen worden sind, 
wenn man nicht Cuvier’s Angabe von obern Eckzähnen auf sie deu- 
ten will: eine Deutung die wohl viel näher liegt und natürlicher ist, 
als wenn A. Wagner Cuvier zumuthet den nicht entfernt ähnlichen 
ersten Milchbackzahn für einen Eckzahn gehalten zu haben. Der 
Schädel des H. capensis im hiesigen Meckel’schen Museum hat jeder- 
seits im Zwischenkiefer weit vor der Naht und unmittelbar hinter 
dem grossen bleibenden Schneidezahn einen zweiten verkümmerten, 
der nach dem Zahnwechsel spurlos zu verschwinden scheint. Auch 
H. syriacus wird diese äussern Schneidezähne besessen haben, denn 
dessen Schädel im hiesigen zoologischen Museum, in welchem eben 
der letzte Backzahn hervorgebrochen ist, hat an Stelle dieser hinfäl- 
ligen Zähne noch deutliche kleine Vertiefungen als die unverkennba- 
ren Spuren der frühern Alveolen. Owen gedenkt des Zahnsystemes 
von Hyrax in seiner Odontographie nicht. Die Differenzen beider Ar- 
ten betreffend mag hier nur angeführt werden, dass der Schädel der 
kapischen einen kürzern Schnauzentheil, eine grade quere Verbin- 
dungsnaht der Stirn- und Scheitelbeine (bei der syrischen springt 
diese Naht stark winklig nach hinten), einen flachen Scheitel statt 
der Scheitelleiste der syrischen und ein wohl drei Mal so grosses 
quadratisches Zwickelbein statt des sehr kleinen schmalen der syri- 
schen Art u. s. w. hat, 

Von Herrn Beeck war eine briefliche Mittheilung über folgende 
von ihm unweit Halle auf dem Wege von der Haide nach den Wein- 
bergen gemachte Beobachtung eingegangen. Am 20. d. M. Abends 
7% 20° stieg plötzlich in der Nähe des Zeniths, von N.-W nach S.-O 


*) Schon im Auszuge aus den Silzungsprotokollen des Vereins (Halle 
1849. S. 22.) vom Jahre 1848 ist auf dıe Existenz dieser Schneidezähne hin- 
gewiesen, wovon aber unter Andern die Jahresberichte im Wiegman’schen Archiv 
ebensowenig Notiz genommen als von allen übrigen in den fünf Jabrgängen un- 
seres Berichtes milgetheilten Aufsätzen, ’ 

23* 


340 


einen grossen Bogen beschreibend, ein schmaler Lichtstreif am Him- 
melsgewölbe empor. Derselbe war ziemlich intensiv rothgelb, zeigte 
keine Aehnlichkeit mit einer Sternschnuppe und war von keinem be- 
merkbaren Geräusche begleitet. Einige Personen, welche dieselbe Er- 
scheinung gleichzeitig von den Weinbergen aus beobachteten, schätzten 
die Länge des Lichtbogens auf 20— 24 Ellen bei einer Breite von 
!/, Elle. Es schien ihnen, als erhöbe sich derselbe von dem dorti- 
gen Teiche aus bis zu einer Zenithalhöhe von 12 Ellen. Der starke 
Nebel verhinderte indess ein näheres Erkennen. 

Diese räthselhafte Erscheinung veranlasste Hrn. Kohlmann zu 
einigen Mittheilungen über das Zodiakallicht (Thierkreislicht), des- 
sen wahre Natur wegen Mangel an vielseitigen Beobachtungen ebenfalls 
noch nieht genau erkannt ist. Es zeigt sich besonders nach Untergang 
der Sonne am westlichen, seltener des Morgens vor ihrem Aufgange 
am östlichen Himmel als ein weisslicher Lichtschimmer in Gestalt einer 
schräg gegen den Horizont längs dem Thierkreise sich erstreckenden 
Pyramide. Zur Veranschaulichung wurde v. Horners Zeichnung nach 
einer von demselben am 13.Dechr. 1703 auf dem atlantischen Ocean 
gemachten Beobachtung vorgelegt. „Schon in der Dämmerung‘, sagt 
dieser so genau beobachtende und so gewissenhaft erzählende Gelehrte, 
„als keine röthliche Farbe mehr am Himmel war, im Halbschatten der 
Nacht, zeigte sich über der blass-grünlichen, unbestimmten Helligkeit 
im Westen ein röthlicher Schimmer, der ungefähr bei 15° Höhe anfing. 
Späterhin nahm er selbst vom Horizonte Besitz und reichte verwaschen 
und nicht über 4 Grade breit in das Zenith hinauf. Um 8% 30° war 
das Zodiakallicht sehr hell und ging, unter & und ß Capricorni süd- 
lich anfangend, bis an den Widder hinauf, Unten bildete es ein Dreieck 
von ungefähr 12° Höhe und 8 bis 10° Basis am Horizont.“ Schon 
früher am 23. Nov. sah v. Horner das Zodiakallicht unter 4° N. B. 
auch in Osten, indem es gerade auf den Regulus zuging. Es liegt 
etwas Auffallendes in dem Umstande, dass das Phänomen gleich nach 
der ersten Wahrnehmung desselben durch Cassini 1693 mehrmals beob- 
achtet wurde, die Astronomen der neuesten Zeit aber, obgleich ihre 
Zahl gross ist und sie den Himmel sehr fleissig beobachten, fast gänz- 
lich darüber schweigen. La aille’s Aussage, dass sich dasselbe in der 
äquatorischen Zone häufig zeige, wird durch einen der gewichtigsten 
Gewährsmänner, A, v. Humboldt, bestätigt. Am schönsten sah er es 
auf dem Rücken der mexikanischen Cordilleren an den Ufern des Toc- 
zuco-Sees im Januar 1804. Der helle Lichtschein stieg mehr als 60° 
über den Horizont hinauf; die Milchstrasse schien vor dieser Hellig- 
keit zu erblassen und wenn zerstreute, bläuliche Wolken sich im We- 
sten gesammelt hatten, so verbreitete sich ein Schein als vom aufge- 
henden Monde. In der ganzen Pyramide, hauptsächlich im Inneren 
fanden oft deutliche Lichtwechsel statt, die von zwei zu zwei Minu- 
ten dauerten. Die Sterne strahlten mit unverändertem Glanze, und 
keine Spur eines vorhandenen Nebels war zu bemerken. 

November 30. Herr Schrader sprach über eine Verbes- 


E 


341 


serung, die neulich in Frankreich in der Füllung der Bunsen’- 
schen Batterie gemacht worden ist. Nach der gegenwärtigen Theo. 
rie hält man die Erzeugung des electromagnetischen Stromes abhängig 
von dem doppelten chemischen Processe, der in den Flüssigkeiten der 
Bunsen’schen Batterie vor sich geht. Durch den Einfluss der Schwe. 
felsäure auf das Zink wird das Wasser zersetzt und Wasserstoff frei; 
dieser dringt durch die Poren des Thoneylinders und zersetzt die Salpe- 
tersäure, indem er ihr Sauerstoff entzieht, bei welchem Process Wasser, 
salpetrige Säure und salpetersaures Ammoniak gebildet werden. Wegen 
der Kostspieligkeit der rauchenden Salpetersäure und einigen andern Ue- 
belständen, die bei ihrer Anwendung eintreten, hat man schon lange 
einen andern Stoff an ihre Stelle zu setzen gesucht. Nach der Theorie 
musste es ein sauerstoffhaltiger Körper sein, der zugleich diesen Stoff 
sehr leicht hergiebt, Der französische Physiker Guignet nahm ein Ge- 
menge von Schwefelsäure und Braunstein und erhielt einen Strom, der 
dem der gewöhnlichen Bunsen’schen Batterie vollständig gleichkam. 
Der Physiker Leroux prüfte diese Angaben und fand, dass bei Anwen- 
dung eines frischen, noch ungebrauchten, also mit Salpetersäure noch 
nicht in Berührung gewesenen Kohleneylinders nur dann bei gewöhn- 
licher Temperatur ein starker Strom erreicht wird, wenn das Gemisch 
der Schwefelsäure und des Braunsteins einige Stunden vor dem Gebrauch 
angerichtet wird, dass aber dieser Strom schon nach einer Viertelstunde 
merklich nachliess, und dass nur dann ein dauernder und starker Strom 
gewonnen werden kann, wenn die Batterie in heisses Wasser von 60— 75° 
C. geselzt wird, was er auch für Versuche im Kleinen als practisch vor- 
schlägt, Dabei vermuthete er, dass die günstigeren Versuche Guignet’s 
von dem Ueberrest an Salpetersäure herrühren könnten, die von frühern 
Versuchen noch in seinem Kohlenceylinder zurückgeblieben sein konnten 
und er wandte deshalb an Stelle der rauchenden Salpetersäure eine Flüs- 
sigkeit an, die aus Schwefelsäure mit einem Zusatz von 1/,o— "/ao Salpe- 
tersäure bestand. Das Resultat war sehr günstig und stand an Stärke 
den Wirkungen der Bunsen’schen Batterie nichtnach, so dass Leroux diese 
Mischung, für Anwendung im Grossen empfiehlt. Zugleich wird durch 
diese Versuche die bisherige Theorie bestätigt. Die Schwefelsäure entzieht 
nämlich der Salpetersäure das Wasser und erhält dadurch ihre Zersetzbar- 
keit, so lange noch ein Atom derselben sich in der Flüssigkeit befindet. 

Herr Andrä hatte genauere Einsicht von den in der vorigen 
Sitzung vorgezeigten fossilen Früchten aus dem Steinsalz von Wieliezka 
genommen, und bemerkte dazu, dass der vorhandene Coniferenzapfen 
seiner völlig abgeriebenen Apophysen wegen nicht mit Sicherheit zu be- 
stimmen sei, dass aber die Gestalt desselben nicht dagegen spreche, ihn 
für die bereits durch Göppert aus, jener Lokalität bekannt gewordene Pi- 
nusfrucht, nämlich Pinites ovoideus zu halten, die Unger später als Pinites 
salinarum Partsch beschreibt. Von einer zweiten Frucht war nur zu er- 
mitteln gewesen, dass sie vielleicht einer Juglans angehöre, zumal nach 
den erwähnten Autoren diese Gattung in Wieliezka durch "mehrere Ar- 
ten vertreten ist. 


342 


b. Literatur. 


Physik. — Waterson, über das allgemeine Gesetz der 
Dichtigkeit bei gesättigten Dämpfen. — W. giebt für die Dichtig- 


au 6 
p= ME} 


t Temperatur in-Fahrenheil’schen Gr. gezählt vom absoluten Nullpunkt, — 4610F. 
oder — 273,89 C., g und h Constanten abgeleitet aus zwei zusammengehörigen 
Werthen A’ und A’ der Dichte und t’ und t”“ der in angegebener Weise ge- 
nommenen Temperatur mittels der Formeln: 


s-vyi—ı Ya 
A Ci | 
War ya 


Als numerische Werthe derselben nach den von verschiedenen Beobachtern ge- 
messenen Dampfspannungen gieht W. folgende an: 


h= 


Dampf. Beobachter. | ng | h 
Quecksilber Avogadro 22,606 | 20.00 
Wasser franz. Akad. u. Southern | 19,492 | 10,830 

Alkohol, sp.G. 0,813 Ure 19,287 9,500 
Schwefelkohlenstoff Marx 16,254 | 12,76 
Schwefeläther Dalton 16,560 | 10,990 
- Schweflige Säure ° Faradey 14,667 | 11,194 
Cyan Sas. 13,846 | 11,542 
Ammoniak ds. 13,317 | 11,050 
Arsenwasserstoff ds. 12,929 | 10,264 
Schwefelwasserstoff ds. 12,957 9,878 
Chlorwasserstoff ds. 12,060 9,413 
Kohlensäure ds. 11,997 8,857 
Salpetergas ds. 8,936 | 11,604 
Oelbildendes Gas ds. 10,352 | 10,152 


Für die Volume des flüssigen Wassers bei verschiedenen Temperaturen gıebt W. 


folgende Formel: 
a(v—93)= (vi g) 


Das Volum v bei irgend einer in angegebener Weise gezählten Temperatur t be- 


zieht sich auf das bei 40C. als Einheit genommene. Die anderen Grössen sind 
constant, nämlich: 


a = 352,38; 4 = 0,9972; y = 21,977. 
(Pogg. Ann. Erg. Bd. IV. pag. 175.) Tsch. 


Wolf, über das Alpenglühen. — W. hat in den Jahren 1850 
und 1851 eine Reihe von Beobachtungen angestellt, um mehr Licht über den 
mannigfachen Farbenwechsel, der das Auge des Beobachters vor, während 
und nach dem interessanten Phänomen des Alpenglühens erfreut, zu verbreiten. 
Wir lassen hierbei Beobachtungsreihen aus seinem Journal folgen, denen er 
noch die Declinationen der Sonne und die für die angegebenen Zeitmornente 
berechneten Zenithdistanzen derselben beigefügt hat. 


Declination| . 
der 
Sonne. 


Datum. 


Stern- 
zeit. 


343 


Zenilh- 
distanz. 


Erscheinung. 


nn nn SS dl nn cn [le lu. „Sn Sun 3 


1850. 
Nov. 15 


— 180 47'|19b 48‘/880 43° Leichte Färbung der Alpen. 


19 5890 13-| Die Sonne verschwindet ; die Alpen schön 


20 
20 


20 


Nov. 24 |— 20 35 


23 


23 


23 


23 
23 


1190 40 
491 7 


12 |92 21 


15 |92 49 


4,86 58 
17 88 
20 189 
22 89 
23 89 
44 192 
44 188 


50 189 


290 27 


8/91 
11 91 


18 
44 


27 94 


33 |94 57 


gefärbt. 

Der reine Abendhimmel ist orange. 

Gegen Morgen zeigt sich die Gegendäm- 
merung deutlich. Das Wetterhorn er- 
lischt. 

Die Jungfrau erlischt, — die Gegendäm- 
merung hat. sich ungefähr zu ihr er- 
hoben. 

Unter dem Erdschatten und über den Al- 
pen röthet sich der Himmel wieder 
ein wenig, — gegen Osten nicht. 

Leichte Färbung der Alpen; die Sonne 
scheint durch Schichtwolken. 

Die Berge erlöschen ; wahrscheinlich we- 
gen zunehmender Bewölkung. 

Dumpfes Glühen der höchsten Alpen. 

Wahrscheinlich verschwindet die Sonne. 

Nur das Finsteraarhorn glüht noch ein 
wenig. 

Prächtiges Erröthen der Schichtwolken 
am Abendhimmel. 

Der Himmel über den Alpen ist orange, 
die Alpen röthlich, die Vorberge blau. 

Die Sonne verschwindet; der Abendhim- 
mel zeigt nur wenige Wölkchen und 
Dünste. 

Das Wetterhorn erlischt. 

Das Schreckhorn erlischt; der Erdschat- : 
ten hat die Höhe des Wetterhorns. 

Eiger, Mönch und Jungfrau erlöschen. 

Das Finsteraarhorn erlischt. 

Ueber den Alpen ist der Himmel etwas 
grünlich, die Alpen selbst schwach 
röthlich. 


Die Alpen glühen, nachdem sie schon 
einmal ganz erloschen , neuerdings 
schön. Dieses zweite Glühen zeigt 
sich zuerst bei den tiefern Partien, 
und treibt den auf den Alpen liegen- 
den Schatten nach oben. Der Abend- 
himmel ist bedeutend bewölkt. 

Die Jungfrau erlischt. 

Die Berge sind wıeder etwas röthlich ; 
gegen Abend zeigen sich am Himmel 
abwechselnd orange und dunkelgrüne 
Stellen. 

Die grünen Flecken werden blasser, die 
orangen röthen sich mehr. 

Die grünen Flecken erlöschen,, und die 
Färbung nimmt überhaupt ah. 


Declination 
Datum. der 
Sonne. Dal 


344 


Zenith- 
distanz. 


Erscheinung. 


ee EEEEEEEREREREIRERREERSIREREREIRTEH TEE TEE ET 


Jan. 11 |— 210 49| On 13’) 930 27‘| Die Alpen haben verglüht und sind ganz 


0 


0 


Jan. 12 |— 21 40/23 


23 
23 


SOSOOSO%X 


So 


Febr. 15 |— 12 42] 2 


DI www ww 


weiss. 


23/94 57|Die Alpen sind im Maximum wieder ganz 


42 
49 


SOIHW 


Ey 
[7 


90 
90 


41 
48 


fleischfarben geworden, und zwar nicht 
nur die Spitzen, sondern die ganzen 
Massen ; der westliche Himmel, der 
etwas Schichtwolken und Nebel zeigt, 
ist bis gegen das Zenith hinauf leicht 
geröthet. 

Die Alpen sind kaum mehr sichtbar. 

Die Alpen zeigen erste Spuren der Fär- 
bung. 

Die Alpen fangen an zu glühen. 

Die Sonne geht ganz rein unter; aber 
im Westen stehen einige Schichtwölk- 
chen und Nebel; das Schreckhorn ist 
ganz dunkel, wie im Schatten. 

Der Hobgant erlischt. 

Das Wetterhorn erlischt. 

Die Altels erlischt. 

Eiger und Mönch erlöschen. 

Jungfrau und Finsteraarhorn erlöschen, 
und es erscheinen alle Alpen in 
grauem Kleide. 

Die Alpen sind weiss, 

Der westliche Himmel ıst orange, das 
sich gegen das Zenith hinauf in Roth 
verwandelt. 

Die Alpen sind im Maximum fleisch- 
farben. 

Das Thal ist blau- violet, die Berge 
Nleischfarben, der Himmel über ihnen 
gelblich. 

Die Farben heben sich, und die tiefern 
Vorberge treten in Schatten. 

Der westliche Himmel, wo etwas Nebel 
zu Stehen scheint, fängt an sich zu 
röthen, — auch die Sonne ist röth- 
lich. Die meisten Vorberge stehen 
im Schatten. 

Die Sonne verschwindet; gegen Osten 
zeigt sich das schmutzige Gelbroth. 
Der Hohgant erlischt; gegen Westen ist 
der Himmel bräunlichroth; das Schrek- 
horn hat nur einige rothe Punkte in 

verschiedenen Höhen. 

Der Niesen erlischt. 

Das Wetierhorn erlischt. 

Das Finsteraarhorn erlischt. 

Eiger und Mönch erlöschen. 

Die Jungfrau erlischt, — alle Alpen sınd 
grau. 

Das dem schmutzigen Gelbroth nach un- 


345 


Declination 
| Stern- | Zenith Fr&chei 
: rscheinung, 
Datum. Be zeit. | distanz. E 5 


(FERENEEEE een Eee  Ee eEESER ELSE. SCHEN SOReESEHAEEESETPEPEEIETEREER SIEBERT BEE SEEREETEESIEEE PEEREERETeTEErSETmer LEE 
ten folgende Blaugrau fängt an sich 
am Hohgant abzulösen , und dieser 
fängt an weiss zu werden. 

3h 15‘ 930 1‘) Dasselbe tritt bei den Hochalpen nach 
und nach ein. Im Westen zeigt sich 
nichts Besonderes. 

3 19/93 40 | Die Berge haben wieder eine leichte 
Fleischfarbe, — etwa wie 3/4 Stunden 
vor Sonnenuntergang, 

3 28/95 10|Die Alpen verschwinden; dagegen be- 
ginut der Abendhimmel in orange zu 
spielen. 

3 39/97 0| Gegen Westen zeigt sich nur noch eine 
niedrige rolhgelbe Bande. 

3 49/989 40 | Das Abendroth ıst bis auf eine missfar- 

farbige Spur verschwunden. 

März 1 | 70 38) 4 7188 40| Hohgant und alle Vorberge bis Niesen 

schön roth; Alpen bedeckt; im We- 

sten Wolkenstreifen; die Sonne un- 
gewöhnlich roth, 

4 15/90 10| Sonnenuntergang. Die Wolken in den 

Alpen, die scheinbar in der Höhe des 

Gurten nach oben scharf abgeschnit- 

ten sind, sind roth und nach oben 

violet. Die Alpen glühen stark, und 
scheinen durch die Wolken, von de 
nen sie sich nach und nach befreien. 

Der Abendhimmel ist vergoldet, — 

nur tief am Horizonte braunrothe 

Dünste. 

20 90 50 | Der Vordergrund ist blangrau. 

211931 0|Der Hohgant erlischt. 

31 | Niesen und Altels erlöschen. 

25191 41 |Hohgant und Niesen grauweiss. Die 

Wolken über den Alpen hlau - violet 

und über ihnen der Himmel roth- 

i | braun. Die Alpen scheinen nicht mehr 

| 

| 


eePr% 
D 
> 
Ne) 
= 


durch. 
Blümlisalp erlischt. Der Abendhimmel 


m 


4 2892 1 
| ; l fängt an sich zu färben. 

April 6 +6 241 — —|— — |Die Alpen glühen nach Sonnenuntergang 

ziemlich schön, und erbleichen dann 

allmälig nach ihrer ganzen Ausdeh- 

| nung gleichzeitig, bis auf ein röthlı- 

| | ches Weiss. Ein Erlöschen nach oben 

| hat nicht eigentlich statt, — die gan- 

zen Massen bleiben nahe gleich ge- 

w | färbt. Der Abendhimmel ist ziemlich 
| | bewölkt, 

Juni 28 + 23 18/14 10|88 54 | Sonnenuntergang. Nach Westen einige 
’ Dünste. 

| 14 20/90 18|Gleichmässig von oben bis unten fast er- 


loschen, — kein eigentliches Verglühen, 


346 


Declination 
Datum. der 
Sonne. 
A nz nn nn ed a cs ee ses EEE 
Aug. 4 |+ 17 16°) 161 11‘| 890 26‘) Prächtiges Glühen. Der westliche Hori- 
zont und der ganze Himmel rein. 

16 -22|91 7 |Stockborn erloschen. 

16 25/91 34|Das Glühen schwächer, — aber noch 
bis in einige Tiefe. 

16 27|91 52|Alles weiss geworden, — aber nicht durch 
allmäliges Zurückziehen gegen die Spi- 
tze, sondern massenhaft ; es war keine 
Möglichkeit, das Erlöschen einzelner 
Spitzen anzugeben. 

16 30/92 19|Das Rothbraune steht gerade über den 
Hochalpen, — sie selbst schon im 


Stern- | Zenith- 


zeit. |distanz. Erscheinung. 


Grauen, 
16 36193 13|Die Berge haben wieder ihre natürliche 

Farbe. 
Oct. 11 I— 6 59|— —|— — |Prächtiges Glühen. Im Westen leichte 
Dünste, — wohl eine Bedingung für 


ein normales Verglühen. Die Berge 
erlöschen in folgender Reihe: Niesen, 
Wetterhorn, Schreckhorn, Doldenhorn, 
Eiger, Mönck, Finsteraarhorn, Altels, 
Blümlisalp, Jungfrau, 


Nach diesen Beobachtungen lassen sich bei jedem normalen Verlaufe die- 
ses Phänomens folgende Momente unterscheiden: 1) Die Berge beginnen sich 
leicht zu röthen, wenn die Zenithdistanz der Sonne etwa 850 geworden. Der 
Weg der Sonnenstrahlen durch die Luft ist num hinlänglich angewachsen, um 
dem freien Auge den Ueberschuss des durchgelassenen rothen Lichtes wahrnehm- 
bar zu machen. 2) Die tieferen Gründe werden blau-violet, — bei etwa 880 
Z.-D. — die Alpen beginnen nun zu glühen und dieses Glühen nimmt zu bis 
die Z.-D. etwa 91% geworden. 3) Das Glühen zieht sich rasch auf die höch- 
sten Spitzen der Alpen zurück und erlischt bei 920 Z.-D., während sich die 
Gegendämmerung bereits von den niedrigeren Alpen abgelöst hat. 4) Sobald 
sich diese auch von den Hochalpen abgelöst hat — etwa bis 93Y/ı Z.-D. — ist 
das anfängliche Grauweiss der Schneefelder und Gletscher wieder in reines 
Weiss übergegangen. 5) Bei 940 Z.-D. röthen sich jedesmal die Alpen wieder 
ganz leicht; mitunter jedoch auch, wenn der Abendhimmel gehörig nachhilft, 
noch recht kräftig, so dass man gewissermassen ein Nachglühen sieht, das 
durch von der Sonne reflectirte rothe Strahlen zu erklären ist. 6) Wird nun 
die Färbung des Abendhimmel intensiver, so nimmt gleichzeilig die zweite Fär- 
bung der Alpen wieder ab, so dass bei 9502.-D., wo die erstere ihr Maximum 
erreicht, die Alpen schon nahe in der eigentlichen Dämmerung verschwinden. — 
Tritt die Sonne zwischen 880 und 90° Z.-D. für einige Minuten hinter eine 
dichte Wolkenschicht, so wird das Glühen unterbrochen und man beobachtet 
dann ein scheinbares zweites Glühen, das von 5. wohl zu unterscheiden ist 
und schon oft einen Beobachter, dem die Aussicht nach Westen fehlt, irre ge- 
führt hat. — Nicht nur der Zustand der Atmosphäre am westlichen Horizont, 
sondern namentlich auch die Gestaltung des den Horizont begränzenden Ter- 
rains scheint von grossem Einflusse auf das Phänomen zu sein. (Mitth.d.na- 
turf. Gesellsch. in Bern. 1852. p.49.) B. 


347 


Chemie. — R. Bunsen, über eine volumetrische Me- 
thode von sehr allgemeiner Anwendbarkeit. — Diese besonders 
in Frankreich ausgebildete neue analytische Methode hat bis jetzt noch nicht die 
Fortschritte gemacht, wie man sie erwartete. Der Grund liegt darin, dass die 
meisten hier angegebenen Verfahren nicht die Genauigkeit ergeben, die man for- 
dert und dann sind so viele Vorarbeiten nöthig, dass man diese Methode nur da 
mit Vortheil anwenden kann, wo ein und dieselbe Analyse sehr oft wiederholt 
werden muss. B.hat nun ein allgemeines Prineip angegeben, nach welchem eine 
grosse Zahl der verschiedensten Analysen auszuführen ist. Hierdurch ist ein be- 
deutender Schritt zu einer allgemeineren Verwendung dieser Methode gelhan. 
Die allgemeine Grundlage ist hier eine dem zu bestimmenden Stoffe äquivalente 
Menge Jod aus Jodkalium auszuscheiden und diese nach Dupasquiers Methode 
zu bestimmen. Es ist jedoch zu erinnern, dass die schweflige Säure nur dann 
bei Gegenwart von Jod durch das Wasser vollständig in Schwefelsäure verwan- 
delt wird, wenn der Gehalt an wasserfreier Säure höchstens 0,04 — 0,05 Ge- 
wichtsprocente ausmacht. Bei Gegenwart von mehr schwefliger Säure giebt diese 
Methode nicht mehr untereinander übereinstimmende Resultate, weil die Schwe- 
fels. und die Jodwasserstoffs. sich wiederum in Jod, schweflige Säure und Was- 
ser zersetzen, Bei einem Gehalt von 0,04— 0,02 pCt. wasserfreier schwefliger 
Säure erhält man eine bis auf !/ıooo genaue Uebereinstimmung, besonders wenn 
man ein grösseres Volumen der Säureflüssigkeit zu den Versuchen benutzt. Eine 
zu grosse Verdünnung führt jedoch andere Unbequemlichkeiten herbei. — Zu 
dieser Methode sind drei Probeflüssigkeiten erforderlich: 1) von Jod, 2) von 
schwefliger Säure und 3) von Jodkalium. 1. Die Jodlösung. Man löst möglichst 
gereinigtes, über Chlorcaleium getrocknetes Jod in conc. Jodkaliumlösung auf. 
Das Gewicht des Jods sei=g in Grm. Man verdünnt dann so weit mıt HO, 
dass, wenn wie gewöhnlich ein Grad der Burette 0,5 Cub. Cent. fasst, das Volum 


Emz Cub. Cent. beträgt. Jeder Grad der Burette enthält also 0,0025 Grm, 
’ 

Jod. Da das käufliche Jod fast immer Cl enthält, so muss der Einfluss dessel- 
ben bestimmt werden. Man löst daher eine bestimmte Menge J=A in kalter 
SO? auf, fällt mit Silberlösung und digerirt den Niederschlag, um das mit nie- 
dergefallene schwefligs. Silberoxyd zu entfernen, vor dem Abfiltriren mit NO3, 
Ist die in A vorhandene Menge von J und Cl x und y und das erhaltene Ge- 


menge von Jod- und Chlorsilber B, so ist t+y=A und ASt st — en 


B—cA 


oder wenn man Ben =e und ——— =ß setzt, „= 5 Aus diesem 


—ß& 
y lässt sich nun leicht die Menge reinen Jods berechnen, welche einem Ge- 
wichtstheile des C] halligen äquivalent ist. Die-Cl Menge y muss nämlich die- 


selbe oxydirende Wirkung äussern, wie die J-Menge = y- Das Clhaltige J A 


übt daher genau dieselbe oxydirende Wirkung aus, wie die Menge reines 


A Ay y. Daraus ergiebt sich das Gewicht des reinen J a’, welches 


dem in einem Bureltengrade enthaltenen unreinen J a entspricht: aa 
A 


© a ): — Wendet man diese Lösung bei einer anderen Tem- 
peratur an, als bei welcher sie bereitet wurde, so begeht man, wegen der Vo- 
lumenyeränderung einen Fehler, der bei einer Differenz von 10% C. jedoch noch 
nicht 2/1000 der zu bestimmenden, höchstens 0,2—0,3 Grm. betragenden J-Menge 
ausmacht. Ueberdies ist das Atomgewicht des J gegen dasjenige der zu bestim- 
menden Stoffe meistens unverhältnissmässig gross. — 2. Die Lösung der 
SO? bereitet man am zweckmässigsien zu 20 —30 Liter, damit die durch den 
Luftzutritt bewirkte Aenderung im Säuregehalt während der Dauer eines Versuchs 


348 


verschwindend klein bleibt. Um der Säure die richtige Verdünnung zu 'geben, 
versetzt man 20—30 Liter HO mit einer kleinen Maassflasche voll conc. SO2, 
misst von der durchgeschüttelten Flüssigkeit 100 Burettengrade ab und prüft 
diese nach Zusatz von etwas Stärkelösung mit der Jhaltigen Probeflüssigkeit. 
Sind von dieser 7 Grade zur Zerstörung der Säure nöthig, so darf man nur noch 


0,03. I. oder wenn a ungefähr 0,0025 Grm. ist, noch wi! der kleinen Maass- 
aSsü?r T 

flasche der conc. SO? der Gesammtiflüssigkeit hinzufügen, um den gewünschten 
Concentralionsgrad, nämlich ungefähr 0,03 SO2 auf 100 HO zu erhalten. — 
3. Die Jodkalinmlösung. 1 Grm. reines Jodkalinna wird in 10 Cub. Cent. HO 
gelöst. — 1) Jodbestimmung. Man löst die gewogene Jodprobe in einem ge- 
räumigen Becherglase in der Jodkalinmflüssigkeit (0,1 Grm. Jod auf 4—5 Cub. 
Cent. der Jodkaliumflüssigkeit). Man fügt nun so viel Maasse der schwefligsau- 
ren Normalflüssigkeit dazu, bis die braune Farbe vollständig verschwindet. Diese 
wird in einem Stöpseleylinder abgemessen , die an dessen Wänden adhärirende 
Säure wird mit Wasser ausgepült und der Cylinder vor jedem neuen Füllen mit 
der schwefligsauren Normalflüssigkeit ausgeschwenkt Es muss nun die Jod- 
menge x bestimmt werden, welche zur theilweisen Zerstörung der im Ueber- 
schusse zugesetzten schwelligen Säure gedient hat. Zu diesem Zwecke ist zu- 
nächst die Jodmenge zu ermitteln, welche zur Zerstörung der noch überschüssig 
vorhandenen schwefligen Säure nölhig ist. Dies geschieht nach Zusatz von 3 
bis 4 Cub. Cent. sehr verdünnter klarer Stärkelösung durch Zutropfen der jod- 
haltigen Normalflüssigkeit. Sind bis zum Eintrilte der Bläuung t, Bureltengrade 
hinzugesetzt, und sind in einem Bureltengrade a Jod enthalten, so beträgt die 
zur Zerstörung der zugesetzten n Maass schwelliger Säure nöthige Jodmenge 
x + at, Ermittelt man ferner mit der Burette die Joamenge a t, welche zur 
Zerstörung von 1 Maass schwefliger Säure nölhig ist, so ergiebt sich die Glei- 
chungx tat, = nat und daraus x =a (nt — 1t,). Wog mithin die 
angewandte Jodprobe A, so ist der Jodgehalt derselben in Procenten ausgedrückt: 


a tn (nt — t,). Setzt man willen 


= 1, .4.h, wiegt man zur 


Probe genau das Gewicht 100 a ab, so giebt ganz einfach die Differenz der 
beiden Titrirungen n t — I, den Jodgehalt der Probe in Procenten an, — 
2) Chlorbestimmung. Das Chlor zersetzt die Jodkaliumflüssigkeit in der Kälte 
augenblicklich und vollständig, und macht 1 Aeq. Jod frei. Bestimmt man die- 
ses nach der Methode, so erhält man, wenn x die gesuchte Menge Chlor ist: 


Mes" 


a (un t — 1t,), oder in Procenten, wenn man zum Versuche die Menge 

A abgewogen halle: x = = ” a (n t—t). Wenn man hier wieder für 
RL100 CH - . an mann h ? 

A das Gewicht ————- nimmt, so giebt die Differenz der Titrirang unmittelbar 


J 


den Chlorgehalt in Procenten. Man erhält die Chlormengen ausserordentlich 
genau. — 3) Brombestimmung. Eine Bromlösung kann in derselben 
Weise wie eine Chlorlösung behandelt werden. Die Berechnung des Broms x 


10D BEN (n t—t,). — 4) Chlor- und 
A.J 

Jodbestimmung. Wenn man ein Gemenge von Chlor und Jod, oder eine 
Verbindung derselben beiden Stoffe zu analysiren hal, so misst man zwei gleich 
grosse Mengen von der Flüssigkeit, worin sie enthalten sind, ab. Das eine 
Maas wird bis zur Entfärbung mit schwefl, Sänre verseizt und mittelst Silberlö- 
sung gefällt. Es sei nun eine Menge — A Chlor- und Jodsilber gefällt. Man 
bestimmt nun, ähnlich wie es oben beim Jod angegeben wurde, die Jodmenge 
a (n t— t,), welche dem in diesem Maasse enthaltenen Chlor und Jod zusam- 
mengenommen äquivalent ist. Aus diesen Versuchen ergeben sich folgende Be- 
dingungsgleichungen : 


geschielit nach der Formel: x 


} 


als ttt,- notre 


A EEELS mu) 


und mithin Ku ——— 
"AgtÄl sn u.) Ag d 
Cl el 


Da diese Methode, wenn Salzsäure zugegen ist, nicht angewandt und somit nur 
selten gebraucht werden kann, so ist es besser, das Jod durch Jodpalladium in 
der einen Flüssigkeit zu fällen. Nennt man das durch Glühen des Jodpalla- 
diamniederschlages erhaltene Palladium 7, so nimmt die ersie der beiden Be- 


dingungsgleichungen folgende Gestalt an: er za = y, woraus sich ergiebt: 
) mil 


Zus ne alnt —t) — — a. — 5) Chlor- und Brombe- 
stimmung. Hat man Brom auf einen Gehalt an Chlor zu prüfen , so löst 
man eine scharf getrocknete Menge desselben —= A in Jodkaliumflüssigkeit, und 
ermittelt das dadurch abgeschiedene Jod = a (n t— t,). Die der Berechnung 
zu Grunde liegenden Bedingungsgleichungen, in denen Chlor mit y und Brom 
mit x bezeichnet ist‘, sind: 
J J 
X Werden SINE —IER OP N 
= A ee ( .) 
woraus sich ergieht: 
| J 
a(nt—L)— —-A 
( 5 
= 
I. 
Cl Br 
6) Bestimmung der chlorigsauren nnd unterchlorigsauren 
Salze. Die Lösung des Salzes wird mit Jodkaliumlösung versetzt, dann Salz- 
säure bis zur schwach sauren Reaction hinzugefügt. Aus der volumetrisch be- 
stimmten Jodmenge a (nt — t,) ergiebt sich dann das Gewicht an chloriger 
Säure x oder an unterchloriger Säure x, aus folgenden beiden Gleichungen, wo- 
rin A das Gewicht des angewandten Salzgemenges ausdrückt: 


„ — 100 (c10,) 


.alnt —1t)] 
AR ( A 


x, ER LIRELO di) 
2J A 
Chlorkalkprobe. Die vorstehende Methode eignet sich besonders zur Unter- 
suchung des Chlorkalks.. Wenn man von einer Lösung des Chlorkalks so viel 
100 €1 


J 
giebt die Differenz der beiden Titrirungen n t — t, die Bleichkraft des Chlor- 
kalks unmittelbar in Chlorprocenten an. — 7) Bestimmung von schwef- 
liger Säure und Schwefelwasserstoff. Man verdünnt die Lösung 
des einen oder anderen Körpers mit so viel ausgekochtem und bei Luftabschluss 
erkaltetem Wasser, dass er nicht mehr 0,04 pCt. der Flüssigkeit beträgt. Das 
Volum, das man erhalten hat, sei = P. Man misst davon p Volumtheile ab, 
versetzt mit Stärkelösung und bestimmt die zur Zersetzung nöthige Menge Jod 
= at volumetrisch. Es ist dann für schwellige Säure die gesuchte Menge x, 
_ P (S02) 

J 


anwendet, als dem Gewichte von a trockenem Chlorkalk entspricht, so 


die im Volum P enthalten ist: x at und wenn x, unter densel- 


: D ; 
ben übrigen Werthen eine gesuchte Menge Schwefelwasserstoff bezeichnet : 


350 


== nn at. — 8) Chromsaure Salze. Man zersetzt die chrom- 
pP 5 

sauren Salze durch Kochen mit einem Ueberschusse von rauchender Salzsäure. 

Je 2 At. Chromsäure geben dabei 3 At. Chlor, das, in die Jodkaliumlösung ge- 

leitet, 3 At. Jod frei macht. Ist nun A die gewogene Menge chromsauren Kali’s 

und bestimmt man die frei gemachte Jodmenge a(nt—t,) so ist, wenn x die in 


= 


der Salzmenge A enthaltene Chromsäure ausdrückt: x= 2/3 . a(nt—1t,) 

und in Procenten: x = 200 »(nt — 1). Prüfung der wichtigsten 

chromsauren Salze: Wägt man gleich zu Anfange von dem zu prüfenden Salze 

die Menge A = —— a ab, so giebt die Differenz der beiden Titrirungen 

(nt — t,) unmittelbar den Procentgehalt an Chromsäure in der untersuchten 
e ; h 5 KO-+2CrO3 

Probe an. Ebenso würde diese Differenz für A = 100 —_ a den 


Procentgehalt an reinem chromsauren Kali, für N — 200 3) a den 


Procentgehalt an reinem chroms. Bleioxyd in diesen respectiven Salzen ergeben, 
— 9) Bestimmung der chlorsauren Salze. Wenn man chlorsaure 
Salze mit Salzsäure erhitzt, so wird die Chlorsäure reducirt. Da hierbei kein 
Sauerstoff frei wird, so können nur folgende Verbindungen entstehen: 


CIO; nn C10, } 3010 aelacı c1O; er 
RcI \cK 2ncı ) 210 3HCl {30 aHcl (100 
C105 } 6CI 
5ACI ) 5HO. 


Da diese alle darin mit einander übereinstimmen, dass sie, mit Jodkaliumlösung 
in Berührung, auf 1 At. Chlorsäure im chlorsauren Salze 6 Atome Jod in Frei- 
heit selzen, so müssen x Gewichtstheile eines chlorsauren Salzes RO, C1O;, mit 


6J 
}) | 6) 
Wird diese Jodmenge volumetrisch als a (n t — t,) bestimmt, so hat man: 


1 20,00 a(nt — t,). Ebenso erhält man die in A angewandtem 


6J 
100 C10; 
A6J 


a die Differenz der 


conc. Salzsäure und Jodkaliumlösung_ destillirt, x Jod frei machen. 


chlorsauren Salze enthaltene Chlorsäure x, in Procenten: x, = 


100 CIO; 
6] 


beiden Titrirungen (n t — t,) unmittelbar den Procentgehalt an Chlorsäure in 
der Probe angiebt.— 10) Die Superoxyde von Blei, Mangan, Nickel, 
Kobalt. Der Procentgehalt an Sauerstoff im braunen Bleisuperoxyde findet sich 


(nt — t,), in welchem Ausdrucke für A = 


aus der Gleichung x = — a(nt —1t,). Zur Bestimmung des Mangansu- 
peroxydes x in einer Braunsteinprobe A dient die Formel: en a(nt—1,). 


— 11) Jodsäure, Vanadinsäure, Selensäure, Mangansäure, Ei- 
sensäure, Ozon. Die Bestimmung aller dieser Körper wird mit Berücksich- 
tigung des Vorhergehenden aus folgendem Beispiele klar, wozu die Jodsäure ge- 
wählt wurde: Wenn man Jodsäure, sei sie frei oder an eine Basis gebunden, 
mit rauchender Salzsäure destillirt, so gehen für jedes Atom Jodsäure 4 At. 
Chlor über und es bleibt 1 At. Jodchlorür in der rückständigen Flüssigkeit, 


351 


Der Procentgehalt an Jodsäure in einem Salzgemenge vom Gewichte A ergiebt 
sich daher nach dem bei der Chrombestimmung angegehenen Verfahren mit Hülfe 
der Formel: x = in a(nt —t,). — 12) Trennung von 
Ceroxyd und Lanthanoxyd. Man fällt die beiden Oxyde zusammen als 
oxalsaure Salze, löst diese in Schwefelsäure und fällt mit Kalıhydrat. Die Hy- 
drate der Metalle vertheill man in Kalilauge und leitet durch diese Chlorgas. 
Man wäscht hierauf den Niederschlag aus. Man hat nämlich durch diese Be- 
handlung das Cer in Oxyduloxyd CeO, C303 verwandelt. Den ausgewaschenen 
Niederschlag übergiesst man in einem Kölbehen mit rauchender Salzsäure, worin 
er sich in der Kälte mit brauner Farbe löst. Erst bei dem Erhitzen entweicht 
auf 1 At. Ceroxyduloxyd I At. Chlor, das, in die Jodkaliumlösung der Retorte 
geleitet, 1 At. Jod ausscheidet. Beträgt diese volumetrisch bestimmte Jodmenge 


a(nt — t,), so ist die Menge des im Niederschlage enthaltenen Ceroxydul- 

x —_ (3Ce+40) : So 2, Er Re N ER EC 
oxyds: x = cr a (nt — t,), oder in Ceroxydul x, ausgedrückt: 
u — a(nt— t,),. — 13) Bestimmung der Substanzen, 


welche sich durch Chlor höher oxydiren lassen. Solche Sub- 
stanzen werden mit rauchender Salzsäure und einer gewogenen Menge reinen 
zweifachchroms. Kali’s p erhitzt und das entweichende Chlor in Jodkaliumlösung 
geleilet, worin man das dadurch abgeschiedene Jod wie gewöhnlich bestimmt. 
Die gefundene Menge desselben a (nt — t,) ist gleich der dem angewandten 
chromsauren Kali äquivalenten Jodmenge NEUER weniger der dem angewand- 
KO (CrO3) 
p3J 


(KO)F(CO) 


(nt — t,). Aus dem 'so erhaltenen Jodäquivalente der gesuchten Substanz 
lässt sich dann das Gewicht der Substanz selbst durch eine einfache stöchio- 
metrische Betrachtung leicht finden. — Bestimmung des Eisenoxyduls für sich 
und neben Eisenoxyd nach vorstehender Methode. Der Eisenoxydulgehalt in ei- 
ner Eisenprobe sei = e; i bezeichne die Menge Jod, deren das der volumeiri- 
schen Prüfung unterworfene Eisenoxydul bedarf, um zu Eisenoxyd oxydirt zu 
werden. Diese Jodmenge verhält sich zu dem gebildeten Eisenoxydul wie 
J:2FeO. Das in der angewandten Eisenprobe enthaltene Eisenoxydul ist daher, 
wenn für i dessen oben gefundener Werth gesetzt wird: 


ten Oxydul äquivalen Jodmenge i. Diese letztere ist daher i= 


6FeO 2FeO 
1 ee Le en Zr u a t—1t 
| u) (K0-4.2010,) " I e 2) 
das darin enthaltene Eisen e,: 
’ 6Fe 2 Fe 
2) ER N rer > a _— i—t 
(2) ®, Koraco, ? gr ) 
oder endlich das darin befindliche Eisenoxyd: 
3Fe20 Fea0 
Sen Ne en en t —t,). 
DH Ro 2cı0) ra ‚) 
Die Formel (1) bleibt nur so lange richtig, als der Bedingungsgleichung 
. e< ONE genügt wird. Dies ist der Fall, wenn auf ei- 


nen Gewichtstheil der Eisenprobe ein oder mehr Gewichtstheile chromsaures 
Kali angewandt werden. Eine ähnliche Beschränkung gilt dann auch für die 
Gleichungen (2) und (3). Um Eisenoxydul für sich oder neben Eisenoxyd zu 
bestimmen, füllt man zunächst das Destillirkölbchen zu zwei Dritteln mit rau- 
chender Salzsäure an und verdrängt die Luft über dieser durch Kohlensäure, 
indem man einige Körnchen kohlensaures Natron in die Säure wirft, Dann 


392 


fügl man die in einem offenen kurzen weilen Glasröhrchen abgewogenen Pro- 
ben von chromsaurem Kali p nebst der zu untersuchenden Substanz A in die 
Säure, steckt das Entwicklungsrohr auf, und verfährt im Uebrigen wie bei der 
Bestimmung des chromsauren Kali’s. — Metallisches Eisen und Eisenoxyd werden 
folgendermaassen bestimmt. Man löst in Salzsäure, reducirt die Lösung duıch 
Kochen mit schwefl. Säure oder durch eine an einen Platindrath angegossene 
Zinkkugel hei Luftabschluss, wozu sich der Verf. einer besonderen Vorrichtung 
bediente, die im Originale abgebildet ist, und verfährt dann mit einer abgewo- 


genen Menge chromsauren Kali’s übrigens ebenso wie vorhin. — 14) Be- 
stimmung der arsenigen Säure und ihrerSalze. Das Gewicht der Probe, 
die auf einen Gehalt an arseniger Sänre untersucht werden soll, sei = A, die 
Menge des chroms. Kali’s — p, so ergiebt sich der Procentgehalt der Probe an 
arseniger Säure aus der Gleichung: 
NL ee an P— all an 10] 
A 2(KO-+ 2Cr03) 2] 
Die Menge Jod, welche die in A enthaltene arsenige Säure x bindet, ist ar 83 
AsO3 
; 3J 
ebenso beträgt das von p freigemachte Jod —  ——— p. Das Gewichts- 
3 Pat (KO-F2Cr0,) | 
verhältniss der Arsenikprobe zum chromsauren Kali muss daher so "gewählt 
E ; J 3J 
werden, dass der Bedingungsgleichun x era ren muleriale 
Ss a AED = (KO+2Cr0;) z 


len Verhältnissen genügt wird, d.h. dass auf 1 Gewichtstheil Arsenikprobe stets 
mehr als 0,998 Gewichtstheile chromsaures Kali angewandt werden. (Ann. d. 
Chem. u. Pharm. Bd. LXXXVl. p. 265.) W. B. 


Schaffgotsch, über das spec. Gewicht des Selens. — 
Bei Versuchen das Selen aus der Lösung in schwefligs. Natron durch Säuren 
schwefelfrei niederzuschlagen, fand Sch. das spec. Gewicht desselben wiederho- 
lentlich zu 3,9— 4,7, während der Entdecker es zu 4,30—4,32 angibt. Um 
den Grund dieser auffallenden Abweichung aufzuklären , hat derselbe nnn eine 
grosse Zahl (32) von Versuchen angestellt und zwar 1. mit glasigem, 2, mit 
körnigem, 3. mit aus 1. und 2. gemischtem und 4. mit blutrothem , Nlockigem 
Selen, wie es aus der erwähnten Lösung durch E1EH in der Kälte gefällt wird. 
Es ist nicht verschieden von dem aus SeO? durch SO? reducirten. Er nennt 
dieses Selenblut. — Ein sicheres Mitlel den glasigen Zustand hervorzurufen, 
ist eine beschleunigte Abkühlung des geschmolzenen Selens durch Eintauchen in 
Quecksilber von gewöhnlicher Temperatur. — Aus den Versuchen ergibt sich: 
1. Das Selen hat zwei verschiedene spec. Gew. 4,232 und 4,801 (bei 16° R.). 
Das kleinere gehört einem amorphen , glasigen, das grössere einem krystalli- 
nisch - körnigen Zustande an und beide Zustände lassen sich naeh Willkühr in 
einander umwandeln, 2. Das hlutrothe, flockige, kaltgefällte Selen hat dıe Dich- 
tigkeit des amorphen, mag es nun durch Wärme sein scheinbares Volumen und 
seine Farke geändert haben oder nicht. (Poygend. Ann. Bd. XC. pag. 66.) 

W. 


H.Rose, Ueber die Verbindungen des Wassers und der 
Borsäure mit dem Eisenoxyde. — Wenn man die kalt bereiteten Lö- 
sungen von reinem krystallirten Eisenoxyd - Ammoniakalaun, NHz0, SO3-+-Fe203, 
3503 + 24HO , und von neutralem Borax, NaOBO;, letztere in einem Ueber- 
schusse, mit einander mengt, so erhält män einen voluminösen hellbraunen Nie- 
derschlag, der sich langsam und schwer senkt und durch Trocknen dunkelbraun 
wird. Ist er nicht mit Wasser ausgewaschen worden, so besteht er wesentlich 
aus einer Verbindung von borsaurem Eisenoxyd mit neutralem Borax , und bei 
1009 getrocknet kann seine Zusammensetzung durch 4 (Fe303BO;, HO) + Na0, 
BO3-+2HO ausgedrückt werden. Dass er wirklich eine chemische Verbindung 
von borsaurem Eisenoxyd mit neutralem Borax und keine blosse Mengung ist, 


353 


geht daraus hervor, dass er beim Trocknen nicht Kohlensäure aus der Luft an- 
gezogen hat, was beim neutralen Borax bekanntlich so leicht der Fall ist, dass 
er nıcht getrocknet und von seinem Krystallwasser befreit werden kann, ohne 
sich zum Theil in kohlensaures Natron und in gewöhnlichen Borax verwandelt 
zu haben. Dessenungeachtet aber ist diese Verbindung von so schwacher Art, 
dass sie durch blosses Auswaschen mittels kalten Wassers aufgehoben werden 
kann. Nach dem Auswaschen des voluminösen Niederschlages mit kaltem Was- 
ser wurde seine Farbe dunkler; er enthielt dann kein Natron, hatte aber auch 
bedeutend an Borsäure verloren. Nach dem Trocknen bei 1000 konnte seine 
Zusammenselzung durch Fe203, BO3HO-+-5(Fez0;, HO) ausgedrückt werden. 
Das Wasser hatte also nicht nur das neutrale borsaure Natron weggenommen, 
sondern auch ®/s der Borsäure vom borsauren Eisenoxyd , und dieselbe durch 
Wasser ersetzt. Wendet man zur Fällung einer Lösung des Eisenoxyd - Ammo- 
niakalauns statt des neutralen einen Ueberschuss von zweifach borsaurem Natron 
an, so erhält man durch Vermischung von kalten Lösungen ebenfalls eine hell- 
braune voluminöse Fällung, die aus borsaurem Eisenoxyd und gewöhnlichem 
Borax besteht. Bis 1000 getrocknet kann ihre Zusammensetzung wesentlich durch 
4(Fe203, BO3 + HO)-+ NaO, 2BO3-+ 5HO ausgedrückt werden. Auch dieser 
Niederschlag verliert durch Auswaschen mittels kalten Wassers das borsaure 
Natron und den grössten Theil der Borsäure des borsauren Eisenoxydes. Bei 
1009 getrocknet hatte die ausgewaschene Fällung die Zusammensetzung Fe303BOz 
—+H0O-+8H0Fe203. Sie hatte also durch Auswaschen mit kaltem Wasser ausser 
dem zweifach borsauren Natron noch mehr Borsäure aus dem borsauren Eisen- 
oxyde und zwar 8/9 durch den Einfluss des Wassers verloren, als der durch 
neutralen Borax erzeugte Niederschlag. (Ebd. Band LXXXIX. pag. 473.) 
W. 


Durch die überraschenden Resultate, welche uns die neuesten Arbeiten 
von Heintz über die Zusammensetzung verschiedener Fette gegeben haben, sowie 
durch die Arbeiten verschiedener anderer Chemiker, die eine Reduction der bekann- 
ten felten Säuren, von denen uns fast jede Untersuchung neue lieferte, herbeiführten, 
wurde Pohl in Wien veranlasst eine Revision der bisherigen Ana- 
Iysen der Bestandtheile der Fette vorzunehmen. Zuerst wurde er 
dadurch auf den Gedanken gebracht, ob nicht vielleicht auch dem Glycerin, der 
Basis der gewöhnlichen fetten Körper, eine andere chemische Formel entspräche 
als man bisher, aus dem älteren Aequivalente des Kohlenstoffs abgeleitet, dafür 
annahm. Um für die Richtigkeit seiner Betrachtungen weiter eine Controlle zu 
haben, sah er sich genöthigt auch die wichtigsten der bis jetzt bekannten fetten 
Säuren und ihre Verbindungen einer Discussion und abermaligen Berechnung ih- 
rer Formeln mit Zugrundelegung des neuen Aequivalents für den C, zu unter- 
ziehen. Neue Analysen hat er zu diesem Zweck jedoch nicht angestellt, da diese 
doch nur wieder Zahlen innerhalb der Fehlergrenzen der bereits ermittelten ge- 
liefert hätten. Auf die Einzelnheiten dieser fast 3 Bogen starken Abhandlung 
können wir hier nicht eingehen, wir begnügen uns die Resultate folgen zu 
lassen. 1. Für das Glycerin braucht nicht die Formel C6H806 geschrie- 
ben zu werden, da C3H203 eben so gut entspricht , sogar noch etwas mehr 
Wahrscheinlichkeit für sich hat, wenn man von der blossen Hypothese abstra- 
hirt, dass der C nur nach graden Zahlen in den organischen Körpern mit an- 
dern Grundstoffen verbunden vorkömmt. 2. Das Stearin ist selbst nach den 
neuesten Arbeiten Duffy’s, als blosses Gemenge mit andern feltsauren Salzen 
untersucht ; Liebig und Pelouze’s Analysen entsprechen jedoch der Formel C3H302, 
C3°H3503. 3. Der Palmitinsäure entspricht, aus den bisherigen Analysen 
gefolgert nicht die Formel C32H310* sondern C?0H300%. 4. Das japanische 
Wachs ist palmitinsaures Glycyloxyd: C3H302, C30%H290°%. 5. Die von Schwarz 
angenommene Palmitonsäure stellt sich nach den bisherigen Analysen als 
ein Gemenge von Palmitinsäure mit einem oder mehreren Zerlegungsproducten 
derselben heraus. 6. Der Myristinsäure kommt keineswegs die Formel 
C25H280* sondern C2’H270% oder C2$H260? zu, nur dem Myristin entsprächl 
nach Playfairs Analysen mit nicht vollkommen reiner Substanz die Formee 


24 


394 


C3H302, 2023H%703. 7. Die Laurostearinsäure entspricht nach der Zu- 
sammensetzung ihrer Salze wirklich der bisher angenommenen Formel C2+H 10% 
unddas Laurostearin wird durch C3H302, 2C?+E03 repräsenlirt. Geltannosl 
d. Wien. Akad. d. Wissensch. Bd. X. p. 485. W. 
©Orycetognosie. — L. Smith und Brush geben im md 
Journ. [2] V. XVI. pag. 4). eine zweite Reihe von Analysen amerikani- 
scher Mineralien, deren Zusammensetzung zweifelhaft war (ef. pag. 56.)- 
— 1. Chesterilit isı Orihoclas. Kommt bei East Bradford, Chester 
County, Pa., im Dolomit vor; wurde für triklinisch gehalten. _ Nach Erni soll 
das Alkali darin NaO, sein. Häufig Zwillingskryst., T: T‘ von 121 bis 1279. 
Der Winkel der Spaltungsstücke 900, also ein monoklinischer Feldspath. Re- 
sultate der Analyse: Mittel ans zweien: 64,97 SiO®, 17,65 AI20®, 0,50 Fe20>, 
0,61 CaO, 0,28 MgO, 14,02 KO, 1,70 Na0, 0,63 Glühverlust — 100,38. — 
2. Loxoclas ist gleichfalls Orthoclas, freilich mit einem hohen Na0- 
gehalt, der jedoch in derartigen Mineralien nicht selten ist. Analysen I und II 
von einem mit Kalkpyroxen vielleicht etwas verunreinigten, III und IV von einem 


sehr reinen Krystalle: 1 n Ill IV 
Kieselsäure 65,40 65,69 66,09 66,31 
Thonerde 19,48 20,72 19,15 18,23 
Eisenoxyd 125. 2,36. 0,94 0,67 
Kalk 2,26. „0,36,,..0,21, „1,09 
Talkerde 0,20 0,25 su 0,30 
Kali 2.76. :.2.36,.. 4,393 433 
Natron ° 1.23, 1,98.,9 1,81 28 


Glühverlust 0,76 0,76 0,20: 0,2) 


99.34 100,00 98,75 98,96 
3. Danbury-Feldspäthe. a) Oligoclas. Der Feldspatlı in dem der 
Danhurit vorkommt, hat die grösste Aehnlichkert mit dem schwedischen Oligoclas. 
Resultate der Analysen: Mittel aus zweien: 63,77 SiO?, 22,56 AI?0%, Spur 
Fe20°, 3,10 CaO, Spur MgO, 9,72 NaO, 0,55 KO, 0,26 Glühverlust — 99,96. 
Sauerstoffverhältniss 1:3:9, Formel: RO, SiO3--Al203, 2Si0%. b) Ortho- 
elas. Mit dem Danburit vorkommend; a. sehr ähnlich und oft sehr innig da- 
mit vermengt. a kommt in Massen vor, die eine breite Spaltungsfläche und 
eine andere weniger glatte zeigen, welche 93—940 Neigung haben. Bei bh. ist 
dieser Winkel 900 und hier meist kleine Spaltungsflächen und oftmals eine kör- 
nige Structur. Die Probe zur Analyse enthielt gewiss elwas von a eingesprengt. 
Resultate: Mittel aus zweien: 63,38 SiO?, 18,98 Al203, 0,71 CaO, 0,20 Mg0, 
11,19 KO, 3,78 Na0O, 0,40 Glühverlust = 99,14. — 4. Haddam Albit 
ist Oligoclas. Ein glasiger Feldspath mit dem Jolith von Haddam Conn. 
vorkommend. Resultate der Analyse: Mittel aus zweien: 64,26 SiO®?, 21,90 
Al203,, 2,16 CaO, Spur MgO, 9,90 Na0, 0,50 KO, 0,29 Glühverlust = 99,10. 
— 5, Auch der Mondstein-Feldspath von Mineral Hall, Delaware Co., 
Pa. ist Oligoclas. — 6. Greenwood-Glimmer. — Biotit, Einer 
von Monroe ist von v. Kobell analysirt. Er kommt hier aber an mehreren Or- 
ten vor, so dass der Fundort des analysirten unbekannt ist. Der von dem Verf. 
untersuchte stammt von Greenwood-Furnace, Monroe, N.Y. Grosse olivengrüne 
Krystalle von dunkelgrüner Farbe. Den Resultaten nach wahrscheinlich der von 


v. Kobell untersuchte. I II v. Kobell. 
Kieselsäure 39,88 39,51 40,00 
Thonerde 14,99 15,11 16,16 
Eisenoxyd 7,68: 7,99 7,50 
Talkerde 23,69 23,40 21,54 
BaNN, 12} 10,20 Ko 10,80 
Wasser 1,30 1,35 3,00 
Fluor 0,95 0,95 0,53 
Chlor 0,44 0,44 Ti 0,20. 


99,16 98,95 99,76 


395 


OÖ in RO: R203%: SiO3 I. = 11,31: 9,31: 20,72 

il. = 11,20: 9,45: 20,53. Formel demnach 
(RO)3, SiO3-H-R203, SiO3. — Biotit von Putnam Co., N. Y. Sieht dem 
Talk ähnlich , hat eine wellig blättrige Structur und fühlt sich seifenartig an. 
Farbe braun, in Masse grün, im durchfallenden Lichte blassgelblich-grün. Härte 
2— 2,5. Spec. Gew. 2,80. Die Blätter ohne alle Elasticilät. Er geht unter 
dem Namen Pyrophyllit; der Name ist unpassend, da er sich im Feuer. nicht 
aufblättert. Formel wie voriger. O-Verhältniss: RO: R203: SiO3=11,22: 9,73: 
20,58 oder 1:1:2. — 7. Margarodit von Lane’s Mine, Monroe, Conn, 
Brewer’s Analyse gibt eingesprengter Verunreinigungen wegen zu viel SiO3, 
Hier das Material sorgfältig ausgesucht. Resultate der Analyse: Mittel aus 
zweien: 46,10 SiO?, 33,34 AI20%, 2,90 Fe?203, 1,03 MgO, 7,81 KO, 2,78 Na0, 
4,77 H0, 0,82 £, 0,31 €! = 100,36. Stimmt mit der Analyse von Delesse 
überein. Wegen geringer Differenzen in der Menge der Protoxyde ist es schwer 
zu einer Formel zu gelangen. Die meisten Analysen geben den O in Si03: 
RO=3: 2. — 8. Chesterilit-Talk ist ein Glimmer. Mit dem Che- 
sterilit im Dolomit eingewachsen vorkommend. Büschelförmige Anhäufungen auf 
dem Muttergestein, häufig mit einem Eisenfleck umgeben, herrührend von der 
Zersetzung eines begleitenden Minerals. Die Kryst. haben selten einen Durch- 
messer von mehr als einer Linie, Die Zusammenselzung ist die eines Glim- 
mers, vielleicht eines Muscovits; CaO und MgO wohl grösstentheils dem anhän- 
genden Dolomit angehörend. Resultate der Analyse: 45,9 SiO®, 34,55 A1203, 
Spur Fe203, 2,31 CaO, 1,08 MsO, 8,10 KO, 2,35 Na0, 5,40 HO und C0?—= 
99,29. — 9. Rhodophyllit identisch mit Rhodochrom; von Texas, 
Pa., früher unter dem Namen violetter Talk bekannt, von Genth analysirt und 
mit dem ersteren Namen belegt; hat die physikalischen Eigenschaften vom Rho- 
dochrom und Kaemmererit. Die Resultate der Verf. stimmen mit den von Hermann 
beim Rhodochrom erhaltenen überein. Resultate der Analyse: Mittel aus zweien : 
33,28 SiO?, 10,60 Al203, 4,73. Cı20?, 1,78 Fe203, 36,01:-MgO, 0,35 KO und 
Na0, 12,95 HO = 99,70. Formel: 4] (RO)?, SiO3+-(R20%)2Si03]-+10H0. 
Genth hat dieselbe — 1 At.H0. Cı?03 Gehalt wechselt der Färbung entspre- 
chend; auch von Genth beobachtet; daher auch Hermanns Chrom-Chlorit ohne 
Zweifel eine helle Varıetät desselben Minerals. Oft durch Schwefelnickel und 
Kalk verunreinigt. Wahrscheinlich ist aus ersterem das kohlens. und. kiesels. 
Nickeloxyd, das auf dem Chromeisensteine von Texas gefunden, durch Zersetzung 
entstanden. — 10. Cummingtonit ist eine Hornblende. Von Dewey 
beschrieben und von Muir analysirt. Structur fasrig, ähnlich der des Antophyl- 
lits, Seidenglanz, aschgran. Im Glimmerschiefer von Cummington, Mass. For- 
mel: (FeO, Mg0)* (Si03)3 = (RO)? (SiO®)?-F- RO, SiO?. Resultate der Analyse : 
Mittel aus zweien : 50,92 SiO3, 0,92 A203, 32,61 Fe202, 10,21 MgO, 1,64 
MnO, Spur CaO, 0,65 NaO, Spur KO, 3,04 HO = 99,99. — 11. Wasser- 
haltiger Antophyllit, ein Asbest. Mit Chlorit zusammen auf New-York- 
Island vorkommend ; ersterer Name von Thomson. Formel der Verf. (RO)*(SiO3)3 
oder (RO)S(SiIOY)2+RO, SiO?. Resultate der Analysen: Mittel aus zweien: 
58,34 SiO?, Spur Al20?, 29,34 MgO, 8,76 Fe20?, 0,88 Na0, Spur KO, 2,26 
Glühverlust = 99,58. — 12. Monrolit ist Kyanit. Von Silliman als 
wasserhaltiges Thonerdesilicat beschrieben , dem Woerthit ähnlich: Z#Ogehalt 
variirt von 3,09—1,84 pCt. S’.s Material wahrscheinlich unrein , daher der SiO® 
Gehalt zu hoch. Man sieht nämlıch mit der Lupe fast in jedem Specimen 
Quarzplatten im Mineral liegen. Formel der Verf. (Al203)3 (SiO3)2. Resultate 
der Analysen: Mittel aus zweien: 37,12 SiO3, 59,02 Al203, 2,08 Fe20?, 1,03 
Glühverlust = 99,25. — 13: Ozarkit, amorpher Thomsonit. Von 
Shepard zuerst beschrieben; in unregelmässigeu Adern und Massen ım Eläolith 
auf Magnet Cove, Arkansas vorkommend. Farbe‘ weiss, Structur körnig bis’ com- 
paet. Härte=5: Spec: Gew. 2,24. Giebt’Kieselgallert. Formel: RO, SiO’+ 
3412035i03-F7H0. Resultate der Analysen: Mittel aus zweien: 36,97 SiO®, 
29,42 A203, 1,55 Fe203, 1395 Ca0', 3,91 NaO, 13,80 H0=99,60. Whitney 
hat dieses’ Mineral’ den 'Zeolithen zugezählt; es hält’ oft Apatit und Zeolith ein- 


24° 


356 


gemengt. — 14. Dysyntribit ist eine Gebirgsart unbestimmter Mischung. 
Shepard hat diesen Namen einem Mineral gegeben , das in grossen Massen im 
nördlichen Theile von New-York vorkommt. Grün, zuweilen roth gesprengt. 
Dem Serpentin ähnlich, doch hat es im angefeuchteten Zustande einen starken 
Geruch nach Al20®. Beim Trocknen 2 pCt. HO Verlust. Einige Proben des 
Minerals haben die Zusammensetzung vom Pinit. Es steht dem Agalmatolith 
auch sehr nahe. 


1 u II IV 
SiO?_ 44,80 44,77 44,94 46,70 46,60 44,74 44,10 
Al20° 34,90 35,88 25,05 31,01 N 35.15 20,98 20,60 
Fe203 3,01 2,52 3,33 3,69 ? 422 4,03 
MnO 0,30 0,30 Spur Spur Spur Spur Spur 
Ca 0,6 " 0,52 844 Spur Spur 12,90 12,34 
M0 042 053 6,86 0,50 0,50 8,90 12,34 
KO 6,87 » . 980 11,68 11,68 3,73 3,92 
NaO 3,60 „ : Spur ‚Spur en Spur Spür 
#0 5,33 4,72 6,11 5,30 530 486 6,30 


In einigen Proben war eine Spur PO® vorhanden. — 15. Gibhsit, Al2034- 
3H0. Den nach Herman darin vorkommenden Gehalt an PO5 konnten Silliman 
und Crossley nicht finden. Herman gab diesen später als schwankend an (37,62 
—11,90 pCt.). Die Verf. fanden davon nur eine Spur, die sie auf Rechnung von 
Einmengungen setzen. Nach ihnen hat H. wohl nie reines Material unter Hän- 
den gehab. 


I I 
A203 64,24 63,48 
Fe20? Spur Spur 
H0 33,76 34,68 
Si03 1,353 1,09 
PO> 0,57 Spur 
MsO 0,10 0,05 


100,00 99,30. 


16. Nickelsmaragd (Emeraldnickel). (NiVO)3C0O?+6HO oder wohl 
richtiger NiO, C0?+2(Ni0, 3H0). Miller und Brooke stellen dies Mineral un- 
ter die zweifelhaften. Nach den Verf. sind Silliman’s Analysen ganz richtig. 
Analyse der Verf.: 


Sauerstoff Sauerstoff 
Nickeloxydul 96,82 12,10 3=1408 59,72 3 
Talkerde 168 0867 0= 0 
Kohlensäure 11,63 846 I1= 275 11,66 2 
Wasser 29,837 26,56 6= 675 28,62 6 


Garrelt's Analyse kommt hier nicht 


in Betracht, da sie von einem unreinen Mi- 
neral herrührt. 2 


W.B. 


Geologie. — Mittheilungen über Californien. — Um 
den Chagres-Fluss hinauf bis Cruces zu gelangen, muss man einen Nachen mie- 
then, und so kann man in zwei bis drei Tagen diesen Weg zurücklegen. Wo 
das Ufer nicht von der wirklich fabelhaft üppigen Vegetation ganz und gar ver- 
deckt war, sah man fast ausschliesslich Dammerde; nur zuweilen sah man äl- 
teres Gestein anstehen, dessen Bestimmung unter den obwaltenden Verhältnissen 
nicht möglich war. Wo der unbekannte Reisende anlegte, fand er in dem Ge- 
rölle vorwaltend Syenit- und Gneiss-Geschiebe, auch Opal und Chalcedon, ‚und 
bei Cruces sogar einzelne Spuren von Versteinerungen, die in einer Sandstein- 
arligen Grund-Masse liegen, in Kalkspath umgewandelt sind und den Mollusken 
angehören, deren unverhältnissmässige Grösse den Geschieben gegenüber keine 
Bestimmung zulässt. Von Cruces bis Panama reist man über das Gebirge auf 
Maulthieren, Der Weg war unter spanischer Herrschaft in gutem Zustande, die 


357 


Revolution hat aber denselben zerstört und nicht wieder in Ordnung gebracht, 
Die Steine, die früher die Passage leicht gemacht, trageu jetzt dazu bei, der- 
selben einen halsbrechenden Charakter zu geben. Wo das Gebirge entblösst 
war, erkannte man Grauwacke. Ungefähr fünf Englische Meilen von Panama 
war der Boden so röthlich, als wenn hier Rothliegendes herrschte oder bunter 
Sandstein. “Die Gold-führenden Quarz-Gänge — der Zweck der Expedition — 
sind nicht, was man erwarlete und was davon gesagt worden ist: die Veins 
sind sehr mächtig, aber taub; eine Expedition wird also ganz erfolglos sein ; 
die geringe Gold- Führung des Quarzes steht mit dem noch immer hohen Tag- 
lohne (5Dollars) nicht im Verhältniss. So lange die Diggins noch immer das 
Ausreichende zum Leben und etwas mehr machen lassen, kann man nicht an 
ein Bearbeiten der Gänge denkeu. Einzelne Gesellschaften haben zwar schon 
begonnen, vermittelst der Amalgamation das Gold aus dem gepochten Quarz zu 
gewinnen, es ist Diess aber bloss eine hier noch mehr als bei uns gebräuch- 
liche Spekulation, wobei man weniger auf das Gold aus dem (Quarz, als auf das 
aus den Taschen Anderer reflektir. In den südlichen Minen tritt silurischer 
Grauwacken-Schiefer, Dolerit- und Chlorit-Schiefer auf, ausserdem noch, südlich 
von Mariposa, Glimmer- führender Syenit, den man zuweilen Hornblende- ein- 
schliessenden Granit nennen möchte. Weil die Flussbetten so sehr reich an 
Gold gewesen, muss man annehmen, dass die Gold-führenden Quarz-Gänge in 
ihrer oberen, jetzt durch Wasserfluthen zerstörten Teufe sehr reich gewesen sein 
müssen: eine Annahme, die bei anderen Gängen vielfach bestätigt wird. Das 
Seifengebirge besteht aus grösseren oder kleineren Fragmenten des anstehenden 
Gesteines; das Gold kommt theils in einzelnen Schichten des Gerölles,, theils 
auf dem festen Gesleine vor; manchmal dringt es noch in die Spalten dessel- 
ben hinein, so dass man noch das Sohlen-Gestein ungefähr einen Fuss stark 
mitgewinnen muss. Ausserdem findel sich das Gold auch noch an den Abhän- 
gen der Berge , was jedoch in den südlichen Minen weniger als in den nördli- 
chen der Fall ist. Das Gold kommt in allen möglichen Gestalten vor, in Kry- 
stall- Form von sehr schwacher Deutlichkeit, in dünnen Platten, Schrot - Form 
u. s. w. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass ein grosser Theil des Goldes 
früher an Schwefelkies gebunden war. An den Stücken, wo Gold in Quarz vor- 
kommt, liegt erstes in Drusen des letzten, und das Ganze ist von Eisenoxyd- 
Hydrat dunkelbraun gefärbt. Die Drusen-Räume haben in einzelnen Fällen eine 
Form, die der Begrenzung der Schwefelkies-Krystallisation nahe kommt. Platin 
kommt hier auch vor, aber nur sehr selten. Quecksilber wird weit häufiger hier 
angelroffen, einmal als Zinnober südlich von San Francisco und dann als ge- 
diegenes Quecksilber ın den Minen. Zuweilen bildet es dann auch ein Amalgam 
mit Gold. Von Diamanten sah der Berichterstatter keine Spur und betrachtet 
Alles, was darüber gesagt worden, als unwahr. (Bronns neues Jahrb. 1853. 
723 — 725.) 


R. Ludwig, das rheinische Schiefergebirge zwischen 
Butzbach und Homburg vor der Höhe. — Die ältesten Schichten 
dieser Formatıon treien am Hausberge bei Butzbach, dann nordwestlich zusam- 
menhängend bei Fauerbach I., Langenhain, Kransberg, Westerfeld und isolirt 
bei Oppershofen auf. Dieser sogenannte Spiriferensandstein besteht aus wech- 
selnden dünn- und dickgeschichteten Conglomeraten. Der gelblich graue fein- 
körnige Sandstein ist reich an Glimmer und thonigem Bündemittel, der schief- 
rige ist in der Regel in knotigschiefrige Platten abgetheilt, die Knoten aus Kie- 
selerde gebildet. Einzelne Bänke bestehen fast ganz aus Muscheln, deren Scha- 
len aber zerstört und verschwunden sind, so bei Oppershofen und bei Ober- 
mörlen. Es finden sich Pleurodietum problematicum, Terbratula livonica, Spiri- 
fer macropierus u. a. Die Schichten streichen h. 4!/, und fallen unter 30 bis 
70 Grad südöstlich ein. Ueber denselben lagert ein Thonschiefer in gleichför- 
miger Lagerung. Zwischen Hausen und Oes führt er Orthoceras regulare, Pleu- 
rodietum problematicum, Spirifer macropterus, Phacops latifrons. Sie treten an 
mehren Orten auf. Jünger sind dann Kalksteine, die grosse ellipsoidische La- 
gerstöcke bilden, in mächtige Bänke seltner plattenförmig abgesondert sind, reich 


398 


an Crinoideenstielen und mit Stromatopora polymorpha , Calamopora spongites 
u. a. Es ist. der Stringocephalenkalk und auch er tritt an mehren Orten auf. 
Die zunächst jüngern bei Giessen auftretenden Cypriden- “und Posidonomyen- 
schiefer ziehen über Langgöns nach Butzbach fort als sehr quarzige Grauwacke, 
die nach oben in Quarzfels übergeht. Versteinerungen fehlen darin. Die bun- 
ten Sericitschiefer beobachtet man an einem Hügel in der Nähe von Homburg, 
als grünlich-graues, dunkel-grün geflecktes Gestein, welches das jüngste Gebilde 
der Formation ist. (Jahrb. Nass. Ver. IX. 1—20.) Gl. 


Merian, über den aargauischen Jura. — Der Muschelkalk 
erscheint im Aargau in zwei von W. nach 0. fortsetzenden Hauptzügen, näm- 
lich in ziemlich horizontalen Schichten längs des Rheines , als Unterlage und 
nördliche Begränzung der Jurakette, und dann im Innern dieser in mannichfach 
gestörten Schichten von Oltingen und Kienberg über Densbüren, Schloss Habsburg 
bis Birmensdorf ım Westen von Baden. Der Keuper zeigt fast dieselbe Beschaf- 
Tenheit als im Kanton Basel. Er trennt den nördlichen Muschelkalkzug vom 
eigentlichen Jura und zieht sich südlich in dessen Thäler hinein, auch begleitet 
er den südlichen Muschelkalkzug und setzt über diesen hinaus fort bis an den 
Lägerberg. Der Lias im Aargau slimmt mit dem in Basel überein. Er bedeckt 
den Keuper und nimmt an dessen orographischen Verhalten Theil. Die festen 
Kalkbänke in ihm treten gegen die leicht zerstörbaren Mergel zurück, und des- 
halb nimmt die Formation gewöhnlich den Grund der Thäler ein, an deren Wän- 
den der untere Oolith aufragt. Der Lias des südlichen Keuperzuges theilt auch 
dessen Schichtenstörungen wie z. B. zwischen der Staffeleggstrasse und Densbü- 
ren deutlich zu sehen ist. Der untere Oolith nimmt von Basel aus gegen Osten 
an Mächtigkeit zu. Der Gebirgskessel um Mandach besteht fast ganz aus ihm 
einem braunrothen roggensteinförmigen Thoneisenstein, worauf auch die Namen 
der Berge Auf der Röthi, Rothberg, hindeuten. Weiter gegen Osten auf dem 
Rücken zwischen Klingnau und Zurzach wird das Gestein brauugelb. Die grösste 
Eigenthümlichkeit des Aargauer Jura liegt im Hauptroggeustein. Im westlichen 
Jura, in Bern und Solothurn ist derselbe sehr mächtig, im Kanton Basel setzt er 
den grössten Theil der Berge zusammen , gegen O. im Aargau dagegen verliert 
er sehr schnell seine Mächtigkeit.e. Am Durchschnitt der Staffelegg nördlich von 
Kütligen ist er mit südlich eiufallenden Bänken noch ansehnlich. Im Durchschnitt 
der Strasse von Gansingen nach dem Geissberge erscheint er nur noch in ein- 
zelnen Bänken über dem Unteroolith, bei Mandach ist er verschwunden und Dis- 
coideenmergel lagert auf dem untern Eisenoolith mit wenig scharfer Gränze. 
Weiter gegen O. bei Klingnau und Zurzach und im Schaffhäuser Jura findet sich 
keine Spur mehr von ihm. Der Discoideenmergel nach Discoidea depressa be- 
nannt (Bradfordthon) bedeckt in geringer Mächtigkeit den Hauptroggenstein im 
Kanton Basel und des westlichen Jura und lässt sich durch den ganzen Aargau 
verfolgen, so am Durchschnitt der Staffelegg, bei Hornussen, am Kaisacker. 
Der Oxfordihon ist im Kanton Basel und westlichen Jura ein feiner bläulicher 
Thon in einzelnen Bänken mit verkiesten Petrefakten. Südlich nimmt er Kalk 
auf und in diesem sind dann auch die Petrefakten verwandelt. In den untern 
Bänken tritt zuweilen ein roggensteinartiger Thoneisenstein auf, der mit dem 
englischen Kellowayrock parallelisirt werden könnte, sehr schön entwickelt z. B. 
bei Wölfiswyl im Erikthal. Ueber ihm folgt das Terrain a Chailles mit zahl- 
reichen Korallen und Echiniden, stellenweise ersetzt durch hellgefärhten Spongi- 
tenkalk, der im Aargau allein herrscht. Der Corallenkalk tritt auf an der Gis- 
liluh und an dem Kestenberg, ferner in der Umgebung von Brugg. Das jüngste 
Glied des Aargauer Jura bildet der Portlandkalk. Man findet ihn bei Aarau und 
auf dem Rücken des Geistberges. Auf der Zerrüttingslinie des südlichen Mu- 
schelkalkzuges im Innern der Jurakette liegen die warmen Quellen von Baden 
und Schinznach. Die Epoche der Zerrüttung fällt in oder nach der Tertiärzeit, 
denn sie hat die hier auftretenden miocenen Schichten noch mit ergriffen. 
(Baseler Verhandl. X. 137—144.) Gl. 


Derselbe, die St. Cassianformation in den Bergamasker 
Alpen und in der Kette des Rhätikon. — Die von M. hier mitge- 


359 


theilten Untersuchungen beziehen sich auf Petrefakten, welche Linth Escher an Ort 
und Stelle sammelt. Eine schöne Suite Muschelkalkpetrefakten aus dem Val Se- 
riana bei Bergamo und von Val Corno, einem Seitenthal unterhalb Clusone ent- 
hielt die Myophoria- Raibelana, eine der Avicula socialis sehr ähnliche A. bipar- 
titan, sp., Chemnitzia scalata, Myophoria Wathelyae. Bei Gagzangia im Val 
Seriana führt ein schwärzlicher schiefriger Mergel die Cassianer Cardita erenala, 
Plicatula obliqua, Avicula Escheri u. a. Im östlich gelegnen Val Trompia tritt 
ein keuperähnlicher Mergelschiefer mit Pfanzenresten auf, darunter Halobia Lom- 
meli. Schwarze Mergel mit kleinen Muscheln liegen fast horizontal im Val Ima- 
gna östlich von Resegone di Lecco, unmittelbar unter schwarzem Kalk mit Arie- 
ten u, a. Liaspetrefakten. Auf dem Gipfel der Scesa plana, der höchsten Spitze 
der das Prättigau von Vorarlberg trennenden Bergkeite des Rhätikon, die nur in 
günstigen Sommern schneefrei ist, wurden gesammelt Avicula Escheri, Plicatula 
obligua, Oliva alpina und andere Cassianer Formen. Bei S. Giovanni di Bella- 
gio am Comersee liefert ein schwarzer Mergelschiefer ebenfalls Plicatula obliqua, 
Cardita cerenata, Cardium rhaelicum. Der Gebirgsstock, welcher den Comer vom 
Luganer See trennt, führt rings am Fusse Cassianer Ablagerungen und in den 
Alpen fand Escher dieselben bei Camogark im Oberengadin, unterhalb l’Epine 
am Ufer der Dranse, an der Stockhorukelte unter Lias. (Ebd. 147 u. 156.) 


Palaceontologie. — C. v. Ettingshausen, die Tertiär- 
flora von Häring in Tyrol. Fortsetzung zu p. 277.: d. Spitzläufer : 
zwei oder mehre untere Nerven laufen im Bogen zwischen den Mittelnerven und 
dem Rande und suchen die Spitze des Blattes zu erreichen. 1) Blätter dreiner- 
vig 2; mehrnervig 6. — 2) Blatt lanzettförmig oder eilanzettlich, Basis oft 
schief, Rand entfernt gezähnt oder gezähnelt , Seitennerven fast grundständig 
Ceanothus ziziphoides Ung., ganzrandig 3. — 3) Seitennerven grundständig 4, 
oberhalb der Basis entspringend 5. — 4) lanzeltlineal, in kurzen dicken Stiel 
verschmälert Eugenia haeringana Ung., eiförmig, ziemlich lang gestielt Myrtus 
allantica. — 5). lanzettlich, länglich oder eiförmig, Tertiärnerven wenig deutlich 
spitzwinklig abgehend Daphnogene polymorpha, breitoyal, länglieh, Tertiärnerven 
deutlicher, gekrümmt, genähert, rechtwinklig, querläufig D. cinnamonaefolia Ung., 
ansehnlich breit länglich oder eiförmig, von lederartiger Beschaffenheit, Tertiär- 
nerven ziemlich stark gerade entfernt rechtwinklig querläufig D. grandifolia, 
schmal-lanzettlich, zugespitzt, an der Basis oft zusammengezogen, Tertiärnerven 
undentlich D. lanceolata Ung., länglich lanzeltlich, an der Basis verschmälert, 
Seitennerv feiner als der Mittelnerv D. haeringana. — 6) eilanzeitlich, ganz- 
randig, an der Basis schief, sitzend, fünf- oder mehrnervig Hakea plurinervia, 
elliptisch oder rundlich-elliptisch, ganzrandig, fünf Seitennerven oberhalb der Ba- 
sis entspringend Rhamnus colubrinoides. 


e. Gewebläufer: Secundärnerven gänzlich fehlend. 1) Blätter ganzran- 
dig 2, mit gesägtem oder gezähntem Rande 12. — 2) schmal, lineal oder lan- 
zeillich, meist spitz, wenigstens viermal so lang als breit 3, eiförmig oder läng- 
lich-eiförmig, an der Spitze stumpf, minder lang als vorhin 6, verkehrt eiför- 
mig oder länglich verkehrt keilig, an der Spitze stumpf, abgerundet oder aus- 
gerandet 8, eiförmig rhombisch, nach beiden Enden gleichmässig verschmälert, 


lederartig, Mittelnerv mächtig Celastrus pachyphyllus. —- 3) lineal oder lanzett- 
lineal klein, sitzend C. psendoilex, viel länger 4. — 4) mehr denn fünfmal 
länger als breit, breiter, lanzettförmig, selten lineal lanzeitlich 5. — 5) lan- 


zeitlich, lederartig, Mittelnerv stark, über viermal länger als breit Sapotacites 
lanceolatus, lanzettförmig oder länglich, gestielt, dreimal so lang als breit S.am- 
biguus, länglich lanzettförmig, an der Spitze abgerundet oder stumpflich, ebenso 
die Basis, Stiel lang Andromeda protogaea Ung., lanzettlich, kurz gestielt, an 
beiden Enden spitz, Mittelnerv schwach, viermal so lang als breit Santalum osy- 
rinum, schmal-lanzettlich oder lineal- lanzettlich, zugespitzt, sehr kurz gestielt 
Persoonia myrtillus. — 6. klein, eiförmig, stumpflich, an der spitzen Basis 
kurz gestielv Santalum microphyllum , grösser, mehr länglich 7, — 7) an der 


360 


Spitze abgerundet stumpf, lang gestielt S. salicinum , eiförmig oder eiförmig- 
länglich, stumpflich,, Basis spitz, kurz gestielt S. acheronticum. — 8) länglich 
verkehrt eiförmig, Spitze abgerundet stumpf, Basis verschmälert Sapotacites si- 
deroxyloides, an der Basis fast keilfürmig S. mimusops , viel kleiner 9. — 
9)schmal, keilförmig 10, breit, verkehrt eiförmig oder rundlich 11. — 10) ge- 
stielt, an der Spitze fast abgestutzt und etwas ausgerandet Sapotacites truncatus, 
Spitze abgerundet stumpf, Stiel fein sehr kurz Celastrus protogaeus. — 11) rund- 
lich, an der Basis kaum spitz, sitzend Metrosideros exlincta, verkehrt eiförmig, 
gestielt, abgerundet stumpf, Basis keilig, Mittelnerv nicht stark Bumelia oreadum 
Ung., Spitze abgerundet, Basis verschmälert Stiel kurz und dick, Mitteinerv sehr 
stark, lederartig Celastrus oreophilus, sitzend oder kurz gestielt, Spitze stumpf, 
öfters ausgerandet, Basis wenig verschmälert Sapotacites vaccinioides. — 12) 
schmal lineal oder lineal lanzeltförmig 13, eiförmig lanzettlich, eiförmig oder 
oval 14, klein, verkehrt eiförmig oder knrzkeilig, an der Spitze gezähnelt, an 
der Basis ganzrandig Myrsine europaea. — 13) zugespitzt, am Rande fein ge- 
sägt Celastrus acuminatus, sitzend, spitz, eingeschnitten gezähnt, Zähne zuge- 
spitzt Hakea myrsinites, gestielt, am Rande gleichmässig gezähnt oder gesägt, 
hieher die Banksien. — 14) sitzend, Basis und Spitze spitz, gezähnelt Myrsine 
celastroides , oval, sehr kurz gestielt llex oreadum, aus eiförmiger Basis zuge- 
spitzi, mit einem Endspitzchen versehen, kurz gestielt, am Rande fein gezähnelt 
Colliguaja protogaea. 


f, Blättchen gefiederter Blätter oder Phyllodien, durch die ungleiche Ent- 
wicklung der Blatthälften oder durch eine schiefe meist sitzende oder kurz ge- 
stielte Basis characterisirt: 1) Blättchen ganzrandig 2, deutlich gezähnt oder 
gekerbt 9. — 2) rundlich, eiförmig oder elliptisch, mehr weniger stumpf 3, 
eiförmig lanzettlich oder lanzeltförmig , zugespitzt oder stark verschmälert, an 
der Basis abgerundet 5, schmal lanzettlich oder lineallanzettförmig, Spitze und 
Basis stark verschmälert 7, klein schmal, lanzettlineal oder lineallänglich, stumpf 
8. — 3) klein, an der verschmälerten Basis schief, an der Spitze abgerundet 
stumpf oder ausgerandet, Secundärnerven undeutlich Jacaranda borealis, sehr 
kurz gestielt oder sitzend, ungleichseitig, elliptisch oder rundlich Caesalpinia 
Haidingeri, rundlich, lederartig Phaseolithes microphyllus, grösser, Secundärner- 
ven deutlich 4. — 4) sitzend, fast kreisrund, elwas schief, membranös, Se- 
cundärnerven zahlreich, einfach, spitzwinklig Ph. orbicularis, gestielt, elliptisch, 
Secundärnerven sehr fein, in ein zartes Netz sich auflösend Ph. kennedyoides, 
lederartig, Secundärnerven spärlich, fein Dalbergia haeringana, eilörmig oder 
länglich eiförmig, dünn, Secundärnerven zahlreich, sehr fein Palaeolobium hae- 
ringanum, lang gestielt, eiförmig elliptisch, Stiel an der Spitze gegliedert P.ra- 
dobojense , kurz gestielt rundlich eiförmig_ oder elliptisch, Mittelnerv stark So- 
phora europaea Ung., sitzend, elliptisch ‘oder eiförmig, Secundärnerven fein, 
zahlreich, ästig, rechtwinklig Leguminosites Dalbergioides , klein, fast sitzend 
oder kurz gestielt, länglich elliptisch, stumpflich derb Cassia ambigua Ung,, 
sitzend eilanzeltförmig Cassia lignıtum Ung., ansehnlich, gestielt, verlängert ei- 
förmig oder elliptisch, Mittelnery stark, Secundärnerven zahlreich, fein Cassia 


phaseolithes Ung. — 5) sitzend, Secundärnerven fein, spitzwinklig C. feroniae, 
ansehnlich, gestielt, zugespitzt, Seceundärnerven kaum sichtbar C. hyperborea Ung., 
klein 6. — 6) lanzettlich oder länglich, an der Spitze plötzlich verschmälert, 


sitzerd oder kurz gestielt, derb Mimosites polaeogaea Ung., dünn M. haeringana, 
gestielt, zugespitzt, derb, Mittelnery stark Acacia coriacea, eilanzettlich, zugespitzt, 
sitzend, Basis abgerundet, Mittelnerv schwach A. mimosoides. — 7) dünn, Mit- 
telnery schwach, Secundärnerven undeutlich Cassia pseudoglandulosa, derb, Mit- 
telnerv stark €. Zephyri, schmal, lineallanzettförmig, lang zugespitzt, sehr kurz 
gestielt, Mittelnerv fein, Secundärnerven sehr fein, wenig spitzwinklig Mimosites 


cassiaeformis. — 8) sitzend, dünnhäutig, Acacia sotzkana Ung., kleiner, lineal, 
lederartig A. parschlugana Ung. — 9) klein, rundlich, lederartig, sitzend oder 


kurz gestielt, fein gesägt Weinmannia paradisiaca, grob gezähnt W. microphylla, 
länglich eiförmig oder lanzettlich 10. — 10) sitzend, an der Spitze stumpflich, 
entfernt gezähnt Rhus prisca, scharf gesägt Rh. juglandogene , entfernt gesägt 


361 


Rh. stygia Ung., gestielt, gesägt Rh. fraxinoides , länglich keilförmig , stumpf, 
sitzend, entfernt gezähnelt Rh. degener, länglich, stumpf, ziemlich grob gezähnt 
Zauthosylon haeringanum. 


g. Zweige von blattlosen Dikotylen: T) knotig keöliäderf Glieder ge- 
streift, Enden mit sehr kleinen, gezähnten Scheiden besetzt Casuarina Haidingeri, 
mit sehr kleinen wechselständigen Schuppen besetzt 2. — 2) Aeste dünn grade, 
Schuppen höckerförmig, lönger als breit, stumpf Leptomeria gracilis, hin- und 
hergebogen, Schuppen breiter als lang, abgerundet stumpf, entfernt stehend L. di- 
stans, Schuppen zahnförmig, spitz, genähert, abstehend L. flexuosa. 


C. Blätter und Zweige von Coniferen: 1) Blätter sehr kurz, eng anlie- 
gend, cypressenartig 2, lanzettlich, zugespitzt, etwas sichelfürmig, an der Basis 
herablaufend , dachig, an der Spitze abstehend Araucarites Sternbergi Goepp., 
zu dreien im Quirl, schmal lineal, in eine Stachelspitze übergehend Juniperites 
eocenica, wechselständig , genähert, die alten flach, lineal, zugespitzt, die jün- 
gern schuppenförmig,, dachig Chamaecyparites Hardti, nadelförmig, zu füuf in 
einer Scheide, Nadeln verlängert, fast a schlaff, Pinites palaeostrobus, 
breit lineal oder lineallanzettlich 3. 2) Aeste gegliedert, comprimirt, Blät- 
ter sehr klein, spitz Callithrites Brongniatli Endl., verlängert schlank, Blätter 
eilanzettlich Cupressites freneloides, dünn, steif, Blälter stumpf, dachig anliegend 
C. Goepperti. — 3) Blätter gegen Basis und Spitze verschmälert, Mittelnerv 
sehr stark Podocarpus haeringana, etwas sichelförmig, an der Spitze mit klei- 
nen Stachelspitzchen, Mittelnerv fein P. mucronulata, kurz gestielt, Mittelnerv 
undeutlich P. eocenica Ung., stumpf, Mittelnerv deutlich P. taxites Ung. 


D. Fragmente von Monocotylen: 1) Blätter paralleluervig 2, krumm- 
nervig 4. — 2) gegliedertes Rhizom, Glieder gleichförmig, verkürzt Caulinites 
articulatus, mit häutigen Schuppen besetzt, Blätter schmallineal, fleischig, Ner- 
ven undeutlich Zosterites tenuifolius, Blätter dünn, Nerven fein Z. affinis, Blät- 
ter breit lineal mit regelmässigen Nerven und Quernerven Typhaeloipum marili- 
mum Ung., Längsnerven sehr genähert, die queren sehr fein T. haeringanum, 
Blätter fächerförmig, langgestielt 3, — 3) Fieder oder Lappen sehr lang, flach, 
lineal, Blattstiel glatt Flabellaria raphifolia Sternb. , Lappen derb an lang vor- 
gezogener Spindel Fl. major Ung. , Fieder flach, schmal lineal, Spindel fast 
knopfformig, Stiel warzig Fl. verrucosa Ung. — 3) Blätter eiförmig zugespitzt, 
an der Basis rund, Nerven sehr fein, mehr als 7 Potamogeton acuminalus, oval, 
Basis und Spitze spitz P. ovalifolius, eiförmig an der Basis abgerundet, 7 starke 
Nerven P. speciosus. 


E. Reste von Akotylen:: eines hypnumartigen Mooses Hypnites haeringa- 
nus, eines Schachtelhalmes Equisetites Brauni Ung., eines Polypodium ähnlichen 
Farren Goniopteris Brauni. 

F. Reste von Thallophyten: haarförmige, büschlig gehäufte Fäden Con- 
fervites capilliformis, gahlig oder fingerästiges dünnhäutiges Laub Sphaerococci- 
tes aleicornis, punctförmige Perithecien Sphaerites milliarius, höckerförmige in 
der Mitte genabelte Xylomites umbilicatus Ung., flache rundliche querelliptische 
X. zizyphi , schmallängliche an beiden Enden zugespitzte Flecken Puceinites 
lanceolatus. 

Die eben aufgezählten Pflanzen sind grösstentheils baum- und strauchar- 
tige Gewächse aus der Abtheilung der Acramphibryen und gehören der eocenen 
Zeit an. 73 Arten. von den 180 sind auch von andern Localitäten bekannt. 
Der Gesammtcharacter steht der heutigen neuholländischen Flora zunächst. 

@l. 


0. Heer, die Insetenfauna der Tertiärgebilde von Ra- 
doboj und Oeningen. (III. Th. Rhynchoten. Mit 15 Tfln. Leipzig 1853. 
4.) — Mit diesem dritten Bande (der erste enthält die Käfer, der zweite die 
Heuschrecken, Florfliegen, Aderflügler, Schmetterlinge und Fliegen) ist dieses 
klassische Werk bis auf einen das während der sechsjährigen Bearbeitung neu 
gewonnene Material behandelnden Nachtrag geschlossen. Durch die hierin nie- 
dergelegten Untersuchungen hat der Verf. die tertiäre Insectenfauna im eigentli- 


362 


chen Sinne erst geschaffen wie Cüvier die fossile Säugethierfanna und Agassiz 
die Fischfauna schuf. Der Weg ist geehnet und wird nun auch andere Reisende 
leiten, die bisher durch die gewaltigen Hindernisse von dem Vordringen abge- 
halten wurden. Die Schrift darf in keiner paläontologischen Bibliothek fehlen 
und da die Darstellung bereits aus den frühern Theilen bekannt, die mitgetheil- 
ten Detail-Untersuchungen keinen Auszug gestalten: so beschränken wir uns auf 
eine Aufführung der Gattungen mit Angabe der von ihnen beschriebenen Arten- 
zahl, woraus die Wichtigkeit auch dieses Theiles zur Genüge beurtheilt werden 
kann. Pachycoris 2, Tetyra I, Cydnus 1, Cydnopsis 9, Neurocoris 2, Phloeo- 
eoris 1, Pentatoma 7, Aelia 1, Halys I, Eurydema 4, Eusarcoris 2, Acantho- 
soma 3, Spartocerus 2, Palaeocoris I, Alydus 1, Harmostites 1, Hypselonotus 1, 
Syromastes 4, Berytopsis 1, Coreites 3, Lygaeus 3, Cephalocoris 1, Pachyme- 
rus 8, Heterogaster 5, Lygaeites 3, Aradus 1, Tingis 1, Nabis 3, Harpactor 6, 
Prostemma 1, Evagoras 1, Nepa 1, Diplonychus 1, Naucoris 1, Corisa 1, Ci- 
cada 4, Pseudophania 1, Tetligometra 1, Membracites 1, Cercopis 10, Aphro- 
phora 4, Teltigonia 2, Acocephalus 2, Bythoscopus 2, Dietyopkorites 1, Ledo- 
phora I, Typhblocyba 1, Cycadellites 4, Aphis 3, Lachnus 2, Pemphigus 1, zu- 
sammen 52 Galtungen und 133 Arten. al. 


Egerton untersucht die Verwandtschaft von Tetragonolepis und Dape- 
dius und beschreibt als neue Arten T. cyclosoma, T. droserus, T. discus und 
ferner noch Ctenacanthus hybodoides und Ct. nodosus ans dem Kohlengebirge. 
(Quart. journ. geol. 274—232. Tb. 11. 12.) 


Salter zählt 46 Arten silurischer Petrefakten aus der arelischen Re- 
gion auf. (Iöid. 312—317.) 


Lycelt beschreibt folgende neue Mollusken aus dem Oolith von Linco- 
leshbire: Lima Pontonis, Ceromya similis, Cyprina nuciformis, Tancredia axinı- 
formis, T. angulata, Neaera Ibbetsoni, Turbo gemmatus, Cylindrites turricula- 
tus, Phasianella Pontonis, Trochus ornatissimus, Astarte excavata. (Ibid. 339 — 
344. Tb. 14.) 


Davidson handelt über einige devonische Brachiopoden: Spirifer dis- 
junetus Sowb., Cyrthia Murchisonana Ron., Rhynchonella Hauburyi, Productus 
subaculeatus Murch., Crania obsoleta Goldf., Spirorbis omphalodes Goldf., Cor- 
nulites epithonia Goldf., Aulopora tubaeformis Goldf., Spirifer cheehiel Kon., 
Rhynchonella Yuennamensis Kon. (Ibid. 353—359. Tb. 15.) 


Oppel beschreibt eine Anzahl Petrefakten aus dem mittlern Lias Schwa- 
bens, darunter die neuen Notidanus amalthei, Glyphea numismalis, Ammonites 
arietiformis, Terebratula subdigona, Ostraea cymbii, O. amalthei, Pecten amal- 
thei, Monotis sexcostata, Modiola numismalis, Opis numismalis, Solen liasinus. 
Diese Arbeit bildet einen Theil einer von Quenstedt gestellten und von einem 
seiner treuesten Anhänger gelösten Preisaufgabe, daher die Bestimmungen und 
Beschreibungen, die Darstellung überhaupt innig an die Quenstedt'sche Richtung 
sich anschliesst, wie schon aus den angeführten Adjeetiv-Genitiven als Species- 
namen zu ersehen ist. Hinsichtlich des Werthes jener neuen Namen genügl es 
auf die erste Art hinzuweisen, dieselbe beruht auf einem kleinen Fragment, das 
dem Hauptzacken eines Notidannszahnes ähnlich sieht, aber ebenso ähnlich noch 
vielen andern Gattungen ist. Worin die Gattungs- und Artcharactere liegen, 
wird nicht gesagt, das Vorkommen ım mittlera Lias genügt eine neue Species 
zu machen, wohin dieselbe gehört, wird der Systematiker sich vergeblich bemü- 
hen zu ermitteln. (WMWürtemb. Jahresh. X. 62—132. T’f. 1—4.) 


Geinitz characterisirt Conularia Hollebeni n. sp. aus dem untern Zech- 
steine von Ilmenau. (Geol, Zeitschr. V. 465. c. fig.) @l. 


Botanik. — Wendschuch in Dresden eultivirt eine immer tra- 
gende Gurke die auch im Winter in reichlieher Fülle fusslange Früchte liefert. 
Sie steht im Topfe zwischen Ananas, pflanzt sich leicht dureh Stecklinge fort, 
ist äber eine Warmhauspflanze. Woher sie stammt, ist noch nicht bekannt, 
(Verhandl. Berl. Gartb. I, p. IX.) e 


363 


Stschegleew, einige neue Pflanzen des Gaucasus. — Die 
ausführlich beschriebenen und abgebildeten Arlen sind: Silene Kowalenskyi, Sa- 
ponaria plumbaginea, Astragalus minutus, Heliotropium Kowalenskyi, Halimocne- 
mis Kowalenskyi. (Bullet. soc. nat. Moscou Il. 320—330.) —e 


Turezaninow, neue Papilionaceen aus Australasien. — 
Folgende Arten und neue Gattungen, deren Diagnose wir wiedergeben, werden 
von T. ausführlich diagnosirt : Callistachys tetragona, Oxylobinm atropurpureum , 
Isotropis juncea, Kaleniczenkia nov. gen.: calyx basi attenualus profunde 4 par- 
titus, lacinia vexillari breviter bifida; corollae petala breviter unguieulata , li- 
nearia, vexillo calyce breyiore, apice truncato - emarginato, cum denticulo inter- 
jeeto, alis et carina aequalibus, calycem excedentibus obtusis , petalis carinae 
basi longe liberis, brevi spatio concretis utıinque plicatis, apice denuo liberis. 
Filamenta 10 libera complanata glabra; antherae magnae, oblongae, biloculares, 
versatiles; ovarium stipitatum oblongum, piloso-serieeum, multiovulatum; sty- 
lus basi pilosus, dein glaber, petala superans, sligma acutiusculum. — Fruti- 
eulus humilis, 8—9 poll. altus caule abbrevıato prostrato, in radicem crassam 
suberosam ‚descendente, ramis (in speciminibus meis) tribus adscendentibus, di- 
chotomo-ramosissimis glahbris, strialis, aphyllis, nisı divisiones ultimas ramulo- 
rum pro foliis sumas, ramulis muecronato-pungentibus, squamulis minutis ad ba- 
sin ramificationum (rudimentis foliorum) , Noribus solitariis aut subracemosis, 
e caule ad basin ramorum primariorum vel e hisce ramis, prope basın eorum 
nascentibus, breviter pedunculatis bracteatis,, pedicellis peduneulos aequantihus 
cum bracteis calycibusque pube adpressa vestilis; flores majusculi,, calyeibus 
intus atque petalis purpureis; genus calyce Isotropidis, vexillo abbreviato-Bra- 
chysemalis et Cryptosematis, habitu ad Daviesias vel Jacksonias accedens, di- 
stinelissimum, dedicavi cl. Professori Joh. Kaleniczenko florae et faunae Rossiae 
meridionalis invesligatori indefesso investigatore indefesso. Die einzige Art ist 
K. daviesioides, ferner Chorisema denticulatum, Ch. parvifolium, Ch. humile, 
Ch. trigonum, Ch. capillipes, Ch. heterophyllum, Ch. pubescens, Ch. cylisoides, 
Piptomeris nov. gen.: calyx basi parum altenuatus, profunde et aequaliter I par- 
titus, laciniis articulatis, jam sub anthesi deeiduis, tubo brevi persistente ; co- 
rollae petala brevissime unguiculata, vexillo subrotundo emarginato alas parum 
superanle, carina gamopelala obtusa parum breviore; fiılamenta 10 libera, imo 
calyei inserta, filiformia, basi parum complanata ; antherae ovato-subrotundae, 
versatiles, biloculares, longitudinaliter dehiscentes; ovarıum (et legumen junius) 
stipitatum , stipite tubum calycinum superante, oblongum, utrinque attenuatum, 
sericeum, multiovulatum; stylus filiformis iacurvus; stigma punctiforme; fru- 
lex ramosissimus glaber, ramis lereliusculis siriatis cinereis aphyllis, racemis 
terminalibus multifloris, Noribus remotiuseulis pedicellatis, pedicellis calyce du- 
plo brevioribus, vexillo et alis aureis, basi purpureo-maculatis striatisque, carina 
purpurea; genus calyeis forma omnino Jacksoniae, propter ovarium pluriovula- 
tum ad Enpodalyrices pertinens et in hac subtribu cum nullo jungendum ; habi- 
tus lamen Chorisematibus aphyllis non alıenus, mit der einzigen Art P. aphylla, 
ferner Gompholobium obcordatum, Leptocytisus hirtellus, Jacksonia grevilleoides, 
J. compressa, J. foliosa, J. umbellata, J. juncea, Daviesia obovata, D. acantho- 
elada, D. lancifolia, D. mollis, D. pachylima, D. striata, D. callistegia, D. ere- 
nulala, D. condensata, D. anceps, Sphaerolobium daviesioides, Sph. Drumondi, 
Phyllota villosa, Ph. gracilis, Urodon dasyphyllus, Aotus genistoides, Eutaxia lep- 
tophylla, Eu. uncinata, Eu. divaricata, Eu. Strangeana, Eu. densifolia, Eu. obo- 
vata, Eu. punctata, Gastrolobium corymbosum, G. emarginalum, G. crenulatum, 
G. polycephalum, G. pulchellum, G. stenophyllum, Euchilus spinulosus, Eu. pur- 
pureus, Eu. calyeinus, Fu. rotundifolius, Pultenaea dıemenica, P. verruculosa, 
P. brachyphylla, P, vertieillata, P. adunca, P. pteronioides, P. neurocalyx, Myr- 
belia aspera, M. subcordata, M. racemosa, Dichosema multicaule, D. micropbyl- 
lum, Platylobium spinosum, Bossiaea oxyclada, B. divaricata, B. rigida, B. Gil- 
berti, B. peduncularis. (Ibid. 249 —288.) u 


Hartig, freiwilliges Bluten der Hainbuche. — In diesem 
Frühjahr zur Zeit des Blutens der Hainbuche fand H. mehre derselben , an de- 


364 


ren Stämmen der Holzsaft ohne Spur einer äussern Verletzung in zahlreichen 
Tropfen herabrieselte. Er hielt dies für eine Folge im Innern des Baumes ent- 
standener äusserlich nicht erkennbarer Frostrisse. Am folgenden Tage zeigte 
sich bei hellem klarem Himmel ir der Mittagsstunde an dem Hainbuchen-Unter- 
holze fast an jeder der noch geschlossenen Knospe ein Wassertropfen, der nach 
dem Abschüttela von einigen Stangen in kurzer Zeit sich erneuerte. Da die 
den Ihränenden Weiden ähnliche Erscheinung nur einige Stunden dauerte: so 
ist leider eine nähere Untersuchung nicht angestellt worden. (Botan. Zeitg, 
Juli S. 478.) —. 


Göppert, ungewöhnliche Wurzelentwicklung des Raps. 
— Ein sonst sehr nasses aber durch Drainirung trocken gelegtes Feld von 25 
Morgen bei Steinau a. 0. wurde im August vorigen Jahres mit Raps besäet. 
Derselbe gedieh vortrefflich und die stark beblätterten Stauden hatten Anfangs 
Mai schon 2 bis 3 Fuss Höhe. Plötzlich hörte aber der reichliche Abfluss des 
Wassers auf, das Feld versumpfte und das Gedeihen des Rapses war fraglich. 
Bei Untersuchung der Röhren zeigten sich dieselben mit einem fädigen weissli- 
chen Gebilde dicht erfüllt, welches den Abfluss verhinderte. Aeusserlich er- 
schien dasselbe durchaus wurzelähnlich, in der Mitte jeder einzelnen ungeglie- 
derten Facher zeigte die microskopische Untersuchung ein Spiralgefässbündel 
umgeben von dünnwandigen Parenchymzellen von derselben Art wie bei den 
Wurzeln des Rapses, wofür auch der stark rübenartige Geruch und Geschmack 
sprach. Der Zusammenhang dieser Fäden in den Röhren mit den Wurzeln des 
Rapses konnte in der That auch nachgewiesen werden, obwohl die Röhren sich 
in 4 bis 6 Fuss Tiefe befanden. Der lockere Boden begünstigte das Hinabstei- 
gen der Wurzeln und das fliessende Wasser deren übermässige Entwicklung. 
Jedenfalls ist die ganze Erscheinung von höchster Wichtigkeit und verdient alle 
Beachtung bei drainirten Feldern. (Ebd. 494.) 

Der Kunstgärtner L. Faust in Berlin cultivirt seit einiger Zeit eine neue 
Kartoffelsorle unter dem Namen Sechswochenkartoffel, die sich durch 
eine höchst einfache Culturmethode , durch ausserordentliche Vermehrung und 
durch frühe vor der Krankheit eintretende Reifung auszeichnet. F. erhielt da- 
von zwei Stück angeblich aus Guatemala. Er erzielte davon 17 Stauden und 
erntete 3/4 Berliner Scheffel. Die Art der Vermehrung lehrte die Natur: dieje- 
nigen Kartoffeln, welche noch an der Staude befindlich, von der Erde aber ent- 
blösst und daher der Luft ausgesetzt waren, trieben von Neuem aus. Nachdem 
sie 2 bıs 3 Zoll getrieben, wurden sie von der Staude abgenominen und wie- 
der eingelegt und gaben nach 6 bis 8 Wochen reiche Erndte. Ferner machte 
F. Versuche mit Stecklingen durch das Kraut. Er schnitt die obern Spitzen 
3 bis 4 Blätter lang unter dem Kuoten, dem sogenannten Blattstiele ab, steckte 
dieselben in ein Mistbeet und erndtete gleichfalls in demselben Zeitraume eine 
Menge Kartoffeln von Haselnussgrösse , aber zur Saat vollkommen genügend. 
Dasselbe Verfahren warde in freier Erde versucht mit gleichem Erfolge. Man 
soll jedoch die Kartoffel erst dann legen, wenn sie stark ausgekeimt hat, wozu 
sie leicht durch warme Temperatur zu bringen ist. Am besten gedeiht sie in 
mıldem sandigen Boden. Der Ertrag wird zu 3/4 Berliner Scheffel auf die Qua- 
dratruthe angegeben und der Geschmack soll ein vorzüglicher sein. Merkwürdig 
ist, dass diese Kartoffel nicht blüht! Mehre grössere Gutsbesitzer in der Nähe 
von Berlin haben bereits versuchsweise diese Kartoffel in grössern Quantitäten 
ausgepflanzt und beabsichtigen ihren Brennereibetrieb schon Ende Juli zu begin- 
nen, (Ebd. 704.) Fa 

Literatur. — Curtis’ botanical magaz. nro 106. October 
enthält auf Tb. 4740 — 4745. folgende Arten : Abies bracteata Hook., Bravoa 
geminiflora Llav., Erythrochiton brasiliense Nees, Scheeria mexicana Seem., Ber- 
beris concinna Hook., Haemanthus insıgnis u. sp. 

Bulletin del’ acad. de St. Petersbg. XI. p. 378. bringt von 
Trautvetter eine Abhandlung über die Polygonaceen des Kiew’schen Gouvt., 
worin Rumex moritimus L., R, ueranicus Fisch., R. obtusifolius L., R. crispus 
L., R. domesticus Hartım,, R, hydrolapathum Huds., R. aquaticus L., R. confer- 


365 


ins W., R. acetosa L., R. acetosellaL., Polygonum bistarta L., P. amphibiumL., 
P. persicaria L., P. lapathifolium L., P. hydropiper L., P. mite Schr., P. mi- 
nus Huds., P. convolvulus L., P. dumetorum L., P. avieulare L., P. avenarium 
W. untersucht werden, 


L’Institut: July 20: Lestiboudois, über die Anatomie der Car- 
pellen. — August 30:. Basset, Stärkemehlgehalt der Zwiebeln von Fritil- 
laria imperialis. — September 2l: Payer, Morphologisches über Balsa- 
mineen, Tropäoleen, Myrtaceen, Umbelliferen.. — September 28: Moor, 
über den Embryo der Gramineen. — October1l0: Payer, Morphologisches 
über Cucurbitaceen, Aristolochieen und Begoniaceen. 


Botanische Zeitung Juli— October: Fresenius, mykolo- 
gische Notizen (über Eurotium) S. 474. — Hartig, Fortsetzung der Versuche 
über endosmotische Eigenschaft der Pflanzenhaut S. 481. — Itzigsohn, ein 
Wort über Hyalotheca und Micrasterias (diese wahrscheinlich als Diamorphose 
zu jener gehörig) S. 485. — Schuchhardt, Beiträge zur Kenntniss der 
deutschen Nymphaeen S. 497. — Hartig, Adventivknospen der Lenticellen 
S. 513. — Ders., ein. Stearopten aus Juniperus virginiana S. 519. — Col- 
meiro, botanische Erinnerungen an Gallicien nebst Verzeichniss der auf einem 
Ausfluge dort wahrgenommenen Pflanzen S. 519. — Hartig, Entwicklung 
des Jahrringes der Holzpflanzen S. 593. — v. Mohl, über die Traubenkrank- 
heit S. 585. — IJtzigsohn, über die Laubmoose der erratischen Blöcke 
S.601. — Hartig, über Aufsaugung gefärbter Flüssigkeiten durch Steckreiser 
und belaubte Triebe S. 607.— v. Schlechtendal, eine neue Vesicaria aus 
Texas S. 619. — Ders., über Portulaca S. 633. — Hartig, das ameri- 
kanische Platzkorn S. 638. — Itzigsohn, die Fructification der Mougeotia 
S., 681. — v. Schlechtendal, neue Saurauja aus Guatemala S. 693. — 
Speerschneider, zur Entwicklungsgeschichte der Hagenia ciliaris S. 705. 


Zoologie. — Czernay, eine neue Gattung der Fluss- 
wasserwürmer. — Das Anguillula ähnliche Thierchen besitzt ein sehr brei- 
tes abgestutztes Kopfende mit vier sehr kurzen Anhängen. Sein Magen ist bis- 
quitförmig und das Schwanzende bildet eine knopfförmige Anschwellung mit ei- 
nem Endstachel. In den Genitalien des Weibchens erstrecken sich die Eileiter 
von der kurzen Vagina nach vorn und nach hinten. Sie enthielten im Mai viele 
viereckige Eier. Eine dünnwandige Schwanzblase fehlt nicht. Das ganze Thier 
misst 0,0698‘ und ist relativ breiter als das-Essigälchen. (Bullet. nat Mose. 
1. 205—208.) 


A.Köllicker, die Schwimmpolypen oder Siphonophoren 
von Messina. (Leipzig 1853. Fol. Mit 12 Tfln.) — Der Verf. veröffent- 
licht in dieser Schrift die speciellen Untersuchungen der bei Messina vorkom- 
menden Röhrenquallen, auf deren Wichtigkeit er schon früher durch einen Be- 
richt aufmerksam gemacht halle und wovon wir Bd. I. S. 322. einen kurzen 
Auszug gaben. Die Wichtigkeit des Gegenstandes hindert uns bei dem beschränk- 
ten Raume hier abermals einen kurzen Bericht über die Untersuchungen mitzu- 
iheilen, hinsichtlich eines solchen auf den frühern verweisend und in der Vor- 
aussetzung, dass Jeder sich für die in Rede stehenden Thiere speciell Interes- 
sirende den Genuss das vortreffliche Werk selbst zu studieren nicht entziehen 
wird, beschränken wir uns auf eine blosse Inhaltsangabe. Die beschriebenen 
Thiere sind folgende: Physophoridae: a) mit langer Leibesachse und Schwimm- 
stücken: Forskalia Edwardsi, Agalmopsis Sarsi, A. punctata, Apolemia uvaria. 
b) mit kurzer Leibesachse und Schwimmstücken : Physophora Philippii. c) mit 
kurzer Leibesachse ohne Schwimmstücke: Athorybia rosacea. II. Hippopodii- 
dae: Hippopodius neapolitanus, Sogtia pentacantha. III. Prayidae: Praya di- 
phyes. IV. Diphyidae: Diphyes Sieboldi, Abyla pentagona. V. Velellidae: Ve- 
lella spirans, Porpita mediterranea. Alle diese Thiere erklärt K. für schwim- 
mende Polypen und nennt sie Polypi nechales. Einige sind einfache Thiere, 
andere schwimmende Kolonien. Als Resultate für die systematische Zoologie 


366 


gelangt K. dahin, die Schwimmpolypen als besondere Abtheilung der Klasse der 
Polypen einzureihen. Er zerfällt dieselbe in Hydrina, Anthozoa und Bryozoa. 
Ersiere stets ohne gesonderte Leibeshöhle (ohne Darm) theilen sich in Hydrina 
sessilia, wohin Hydra, Tubularia, Coryne, Sertularia und Campanularia gehören, 
und. in Hydrina neehalea, die Schwimmpolypen mit freier Lebensweise, beson- 
deren Schwimmmapparaten, armlosen Mund und grösserer histologischer Entwick- 
lung. Freilich ıst hier die Kluft zwischen beiden Gruppen viel grösser als zwi- 


schen Hydrinen und Anthozoen. Gl. 
R. Leuckart, zoologische Untersuchungen. I. Heft. Si- 
phonophoren. (Giessen 1853. 4. Mit 3 Tfn.) — Der Verf. verbreitet 


sich im ersten Abschnitte über den Bau der Siphonophoren im Allgemeinen, in- 
dem er den Stamm, die Schwimmglocken, Magensäcke, Taster, Fangapparate, 
Deckstücke, Geschlechtskapseln und die Entwickelung bespricht; im zweiten Ab- 
schnitte werden die Dipbyiden und ihre monogastrischen Formen, Eudoxia cam- 
panula, Eu. cuboides, Aglaisma peutagonum, Abyla pentagona, Diphyes äcuminata 
behandelt, im dritten endlich allgemeine Betrachtungen über die Natur und die 
systematische Stellung der Siphonophoren. Wie dieses Werk in der äussern 
Ausstattuug hinter dem prächtig ausgestatteten von Kölliker zurückbleibt, so steht 
es demselben auch in dem Werthe seines innerm Gehaltes nach, doch enthält 
es einzelne beachtenswerthe Beobachtungen und verdient auch wegen der Be- 
schreibung des allgemeinen Baues der Siphonophoren Berücksichtigung. GH. 


Albers, die auf Madera lebenden Vitrinen. — Lowe be- 
schrieb eine Vitrina Lamarcki Fer. und V. Behni n. sp. von Madera.  Erstere 
findet sich aber nur auf Teneriffa und das Maderenser Vorkommen ist specifisch 
davon verschieden, wie denn auch Gould diese Exemplare als nitida und V. mar- 
cida beschrieb, die aber beide wieder nur eine Art ausmachen. Auch die an- 
dere Art von Lowe ıst schon früher von Couthuny als V. ruivensis characteri- 
sirt worden. (Malak. Zeitschr. Nro. 9. 8. 129.) ’ 


Derselbe, über Testacellus. — A. beschreibt kurz den äussern 
Bau der auf Madera von ihm beobachteten Arten dieser Gattung, ohne jedoch 
irgend eine Beobachtung über die anatomischen Organe beizubringen. Die Ar- 
ten sind T. haliotoideus FB. und T. Maugei Fer., jene durch eine mehr läng- 
lich eiförmige dickere Schale, mehr graue dunkle Färbung und gedrungenern 
Körper von letztrer unterschieden. Am Tage leben die Thiere in der Erde ver- 
steckt, in feuchten Nächten und bei starkem Thau gehen sie auf Nahrung aus. 
Ihre Zunge ist sehr gross, mit zahlreichen, rückwärts gekrümmten scharfen 
Hornzähnen beseizt. Ihre Verdauung ist bei Weitem nicht so stark und schnell 
als Ferussac angiebt, wie sie denn auch in der Erde nicht nach Regenwürmern 
jägen, sondern ıhre Gränze von etwa sechs Zoll Tiefe mit einer Höhle am Ende 
nur zum Aufenthalt benutzen. (Ebd. 133.) 

Menke diagnosirt folgende neue Arten von Bulla: B.staminea, B. sub- 
striata, B. splendens, B, dactylis, B. omphalodes, B, perstriata, B. suleata, B. 
marginata, B. tenuicula, B. perdieina, B. eypraeola, B. nux, B. folliculus, B. ce- 
rina, (Ebd. 136.) 

Pfeiffer desgleichen neue Auriculaceen: Auricula Mörchi, Au. faba, 
Au. Sowerbyana, Au. Dunkeri, Melampus Gundlachi, M. Poeyi. (Ebd. S. 124.) 


Entomologie. — Zeller untersucht die Tineaceengattungen Adela 
Latr, und Nemotois Hübn., von jener 19, von dieser 14 Arten ausführlich be- 
schreibend. (Linn. entom. Vlll. 1—87.) — Winnertz liefert einen Beilrag zu 
einer Monographie der Gallmücken. (Ebd. 154—324.) 

J. Bär beschreibt folgende im Gouvt. Pultawa gefangene Dasypoden: 
D. hirtipes Latr., D. nemoralis n. sp., D. palleola n. sp., D. plumipes Latr., 
D. Tschertkovana n. sp., D. thoracıca n. sp., D. melanopleura n, sp: D. decora 
n. sp., D, nigrans n. sp. (Bull. nat, Mose. I. 69-—73;) Gl. 


—O — 


Correspondenzblatt 


des 


Naturwissenschaftlichen Vereines 
für 
Sachsen und Thüringen 


Eialle. 


1853» November, Ne Xl 


Sitzung am 2. November. 

Eingegangen: 

Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft. Bd. V. Heft 1. Berlin 1853. 

Als neues Mitglied wird aufgenommen: 

Herr Gressler, Buchhändler in Langensalza. 

Als neues Mitglied wird vorgeschlagen: 

Herr Mette, Berggeschworener in Bernburg 
durch die Herren Reinwarth, Giebel und Baer. 

Herr Faltin berichtet über die interessanten Versuche, welche 
der Prof. Schrötter in Wien über das Gefrieren des Wassers im luft- 
verdünnten Raum und die dabei durch das Verdunsten des Eises er- 
zeugle Kälte angestellt hat (S. 311.). 

Herr Baer kam seinem früher gegebenen Versprechen nach, 
indem er das bereits vor längerer Zeit bereitete Natriumnitroprussid, 
sowie sehr schöne Krystalle von Kaliumeiseneyanür vorlegte. Ebenso 
wurde auch die äusserst empfindliche Reaclion des ersteren Salzes 
gegen Schwefel gezeigt, wobei auch der anderen bisher gebräuchli- 
chen Mittel, die Gegenwart kleiner Mengen von Schwefel nachzuwei- 
sen gedacht wurde. Der interessante Versuch die Anwesenheit des 
Schwefels in einem einzigen Haar vermitltelst des Nitroprussidnatriums 
mit Bestimmtheit nachzuweisen, konnte jedoch nicht angestellt wer- 
den, da Vorversuche ergeben hatten, dass der Lichtmangel am Abend 
es nur Einem geslattet die intensive, jedoch nur momentane Färbung 
beim Zusatz des Reagens wahrzunehmen. Und dann ist es nicht gut 
thunlich, den Versuch öfters zu wiederholen, da er so grosse Vorsicht 
erfordert, dass man bei öfterer Wiederholung nicht immer ein siche- 
res Resultat erwarten kann. Ueber die complicirten Verhältnisse der 
Nitroprussidverbindungen, über die man noch keineswegs im Reinen 
ist, verspricht Herr Baer Ausführliches in der Zeitschrift beizubrin- 
gen, (S. 316.) 

Herr Heintz sprach über Gerhardt und Chiozza’s Ansichten in 
Betreff. der Constitution der zweibasischen Säuren: und: Amide, wobei 


368 


er auch auf die abweichende Meinung eingeht, welche Wurtz über 
die letzteren Verbindungen hegt (S. 320.) 

Herr Giebel erläuterte Hyrtls Untersuchung über die Quer- 
theilung der Schwanzwirbel bei den Sauriern (S. 191.) 

Herr Schliephacke brachte einen eigenthümlichen Umstand 
zur Sprache, der ihm bei der Destillation von Chlorwasserstoffsäure 
begegnet war. 


Sitzung am 9. November. 


Eingegangene Schriften: 

1) Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den k. 
preuss. Staaten. Neue Reihe. 1. Jahrgang. I—VII. Berlin, 1853. 

2) Bericht des nalturwissenschafil. Vereines des Harzes für das Jahr 1852. 

3) Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. 1. Bandes 2. 
und 3. Quartal. 

4) Rathke, über den Bau und die Entwicklung des Brustbeins der Saurier, 
Königsberg 1853. Von Hrn. Jacobson. 

5) Giebel, Odontographie. Vergleichende Darstellung des Zahnsystems der 
lebenden und fossilen Wirbelthiere. 3. Lieferung. Leipz. 1853. Am- 
brosius Abel. Vom Verfasser. 

6) Thilo Irmisch, Beitrag zur Naturgeschichte der einheimischen Vale- 
riana-Arten, insbesondere der V. olficinalis und dioica. Vom Verfasser. 
Als neues Mitglied wird aufgenommen: 

Herr Mette, Berggeschworner in Bernburg, 

Als neue Mitglieder werden angemeldet: 

Herr Schabus, Professor der Physik und Mineralogie an der k.k. 
Oberrealschule am Schottenfelde zu Wien, 

durch die Herren Giebel, Kaiser und Baer. 

Herr Schulze, stud. med. hier, 

durch die Herren Cornelius, Bökel und Giebel. 

Der Vorsitzende Herr Giebel übergiebt das August- und Sep- 
temberheft der Vereinszeitschrift. 

Herr Weber trägt den Witterungsbericht für den Monat Oc- 
tober vor. 

Herr Stippius legt ein Auerhuhn vor ‚®welches vor wenigen 
Tagen im Harze geschossen worden ist, 

Herr Kohlmann erörterte Papinius Dampfapparat nach einer 
Abbildung in dessen Schrift: ars nova ad aquam ignis adminiculo 
efficaeissime elevandam 1707 (S. 325.) 

Herr Giebel legte den Gaumen eines fossilen Fisches des Thü- 
ringer Muschelkalks aus Herrn Ed. Antons Sammlung vor und erläu- 
terte den Bau des Zahnsystemes, sowie die Synonymie der Gattung 
und Art. Hierbei fand derselbe Gelegenheit sielı noch weiter über 
die gegenwärtig in der Paläontologie herrschenden, deren Fortschritt 
hemmenden Richtungen, insbesondere der leichtfertigen Speciesmacherei 
zu verbreiten (S. 325.). 


Sitzung am 16. November. 
Eingegangen : 
Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. X. Jahrg. 1. Heft, 


369 


Als neue Mitglieder werden aufgenommen : 

Herr Schabus, Professor der Physik und Mineralogie an der 

k. k. Oberrealschule am Schottenfelde in Wien, 

Herr Schulze, Stud. med. hier, 

Der Vorsitzende, Herr Giebel, erinnerte daran, dass mit der 
heutigen 205. Sitzung die Gesellschaft in das 8. Jahr ihrer Thätigkeit 
eintrete. Ferner stellte derselbe einen Vergleich an zwischen den 
Sitzungen des ersten Jahres und den jetzigen, der zur weiteren De- 
batte Veranlassung gab. 

Herr Faltin führte an, dass durch die neuesten Arbeiten von 
Berthelot endlich der Beweis für die Richtigkeit der Ansicht, die man 
bisher allgemein über die Natur der Fette hegte, geliefert worden, 
indem es ihm gelungen sei aus den aus den Fetten abgeschiedenen 
fetten Säuren und dem Glycerin wieder Fette darzustellen (S.327). 

Herr Schliephacke berichtete, dass die Kryptogamenflora 
unserer unmittelbaren Umgebung in diesem Jahre durch zwei Pflan- 
zen bereichert worden sei. Sodann legte derselbe eine neue Drogue 
vor (S. 330.) 

Herr Baer theilte mit, dass der Spuk vergangener Jalırhun- 
derte „die Goldmacherkunst“ wieder einmal sein Wesen treibe, Hier- 
an reihte er eine Skizze des Unwesens der Alchemie in den letzten 
150 Jahren an. (S. 331.) 

Herr Kohlmann erörterte die ursprüngliche Einrichtung der 
Dampfmaschine sowie die Verbesserungen, welche sie im Laufe der 
Zeit erfahren hat, wobei er auch auf die von Clegg construirte Gas- 
ahr zu sprechen kam (8. 336.), 


Sitzung am 23. November. 


Eingegangene Schriften: 

1) Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Ba- 
sel. X. 1853. 

2) Elementaranalysen der Brennstoffe, deren Heizkraft auf Anordnung des 
Vereins zur Beförderung des Gewerbefleisses in Preussen durch prakti- 
sche Versuche im Grossen ermiltelt worden, ausgeführt von W. Baer 
unter Leitung des Prof. Dr. W. Heintz. 

Herr Schliephacke legte nachträglich Blechnum Spicant 
und Zycopodium clavatum in fruchtbaren und unfruchtbaren Exem- 
plaren vor und erläuterte daran den Unterschied beider Zustände, — 
Sodann brachte er nähere Details in Betreff der in voriger Sitzung 
zur Sprache gekommenen Metallverwandlung in der Apotheke des hie- 
sigen Waisenhauses, bei (S. 336.). 

Herr Körner berichtete über die endliche Aulfindung der Nord- 
west-Durchfahrt durch den Irländer M’Clure (S. 337.). 

Herr Andrae sprach über Höhlen- und Spaltenbildungen im 
Uebergangskalkgebirge Steiermarks, sowie über die dort auftretenden 
Wetterlöcher, versinkenden Quellen und Felsenengen (S. 338.). 

Herr Giebel legte einige für die Sammlung eingegangene See- 
igel aus den Tertiärschichten Westphalens vor und zeigte einige eigen- 


25 


370 


thümliche Pflanzenreste aus dem Steinsalzlager von Wieliczka. Dar- 
auf sprach er über den Klippdachs, Hyrax (S. 339.). 

Von Herrn Beeck war eine briefliche Mittheilung über ein am 
20. d. M. Abends beobachtetes Phänomen eingegangen, dessen Natur 
aber des herrschenden Nebels wegen nicht genau erkannt werden 
konnte (S. 339.). Hierdurch wurde Herr Kohlmann veranlasst, 
einige Mittheilungen über das Zodiakallicht vorzutragen (S. 340.). 


Sitzung am 31. November. 


Herr Körner hielt einen ausführlichen Vortrag, in welchem 
er an der Geschichte des Tabacks den grossen Einfluss dieser Pflanze 
auf das Kulturleben der verschiedenen Völker zu entwickeln versuchte. 
Am Ende des Vortrages legte derselbe eine Abbildung einer bei den 
Indianern Amerika’s gebräuchlichen Friedenspfeife. vor, 

Herr Andrae hatte genauere Einsicht von den in der vorigen 
Sitzung vorgezeigten fossilen Früchten aus dem Steinsalz von Wie- 
liczka genommen und machte er darüber einige Bemerkungen (8. 341.), 

Herr Schrader sprach über eine wesentliche Verbesserung 
in Betreff der Füllung der Bunsen’schen Batterie durch den franzö- 
sischen Physiker Leroux ($, 340.). 


Stand der Luftelectricität in Halle während des November. 


Obgleich der electrische Zustand der Luft im verflossenen Mo- 
nat nur als ein schwacher zu bezeichnen ist, so. war doch derselbe 
vielfachen Veränderungen unterworfen. Im Ganzen zeigte sich bei 
90 Observalionen eine 17malige negative und eine 73malige positive 
electrische Beschaffenheit der Luft. Obgleich bei keiner Observation 
ein Electrometer direet in Thätigkeit gesetzt wurde, so zeigte sich 
doch bei ersterer Beschaffenheit ein Smaliger, bei letzterer ein Ima- 
liger erster Condensatorgrad (d.h. welcher bei lLmaliger Uebertragung 
die Weiss’schen Electroblättchen zum Anschlagen bringt). Die erste- 
ren negativen Fälle fanden am 8. früh und Mittags, am 9. früh, am 
25. früh und Mittags, am 27. Abends, am 28. Mittags und am 30. 
früh, der letztere positive am 28. früh, theils bei starkem Nebel, Re- 
gen und Schnee statt. Die übrigen 9 Fälle bei negativer Beschalfen- 
heit waren dritten Condensatorgrades und fanden am 1. früh, am 6. 
früh und Mittags, am 10. früh, Mittags und Abends, am 17, Abends, 
am 23. früh und am 26, Abends theils bei nebliger und regniger 
Witterung statt. Alle übrigen Fälle waren fünften bis sechsten Con- 
densatorgrades. Sonach steht der electrische Zustand im verllossenen 
Monat zu dem desselben Monats im Jahre 1852 im Verhältniss wie 
1:4. Ed. Beeck. 


371 


November-Bericht der meteorologischen Station in Halle. 


Zu Anfang des Monats zeigte das Barometer den ziemlich ho- 
hen Luftdruck von 28''0,''50 welcher bei sehr veränderlicher Wind- 
richtung und meistens ‚bedecktem Himmel bis zum 3. Abends noch 
um eine halbe Linie stieg, dann aber unter unbedeutenden Schwan. 
kungen bis zum 5. Nachm. 2 Uhr bei NO und bedecktem Himmel 
auf 2710,98 herabsank. — Während an den folgenden Tagen 
der Wind langsam durch S bis NW herumsging , stieg das Barometer 
wieder bei meistens bedecktem und regnigtem Himmel bis zum 11. 
Abends 10 Uhr auf 28'3,‘06, fiel dann aber, nachdem kurz vorher 
NO eingetreten war, bei vorherrschendem NO und ziemlich heiterem 
Wetter langsam nnd unter unbedeutenden Schwankungen bis zum 17. 
Morg. 6 Uhr auf 27'6,''39. Am 16. schon war entschiedener NW 
eingetreten und der Wind blieb vorherrschend nordwestlich bis zum 
29, Dabei stieg das Barometer anfangs ohne alle Schwankungen bei 
resnigtem Himmel, vom 19. an aber unter mehreren zum Theil be- 
deutenden Schwankungen und bei stets bedecktem Himmel und er- 
reichte am 29. Nachmittag die Höhe von 28''3,'''93, worauf es bis 
zum Schluss des Monats auf 28''3,''‘37 wieder zurücksank. Im All- 
gemeinen ging das Barometer sehr hoch. Der mittlere Barometer- 
stand war 28‘'0,''43; der höchste Stand am 29. Nachm. 2 Uhr — 
28'3,''93, der niedrigste am 17. Morg. 6 Uhr — 27'6,''39; die 
grösste Schwankung im Monat betrug demnach 8,98. Die grösste 
Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 17. bis 18. Nachm. 2 Uhr 
beobachtet, wo das Barometer von 27''7,''04 auf 2710,75, also 
um 3,71 stieg. 

Die Luftwärme im November war im Allgemeinen niedrig. Zwar 
war das erste Drittel des Monats noch ziemlich warm, aber schon im 
zweiten Drittel hatten wir mehrere Male Frostkälte und am Ende des 
Monats sogar sehr bedeutende Kälte. Daher ist die mittlere Wärme 
des Monats nur 2,00 R. Die höchste Wärme am 1. Nachm. 2 Uhr 
war 10,01; die niedrigste Wärme am 30. Morg. 6 Uhr = —8,94, 

Die im Monat November beobachteten Winde sind so vertheilt, 


dass auf 


Il 


—=10 | NO = 2|NNO 2 0N0 — 
0= 81.80 = DE IINNWIZ 74 NDSO = 
S= 1|NW=24|SS0 = 2 | WIW= 
W=8HNSW 84 SSWI=. 08. WSW= 


Sun 


kommen, woraus die miltlere Windrichtung berechnet wurde auf 
W — 45053'33,'85 —.N. 

Das Psychrometer zeigte durchschnittlich eine sehr feuchte At- 
mosphäre an, so dass wir die mittlere relative Feuchtigkeit der Luft 
von 91 pCt. bei dem mittlern Dnnstdruck von nur 2,25 fanden, Zu- 
gleich beobachteten wir durchschnittlich sehr trüben Himmel. Wir 


372 


' 

zählten 22 Tage mit bedecktem, 6 Tage mit wolkigem, 1 Tag 
mit ziemlich heiterem und 1 Tag mit heiterem Himmel. Dabei 
war jedoch die Zahl der Regen- und Schneetage verhältnissmässig ge- 
ring und noch geringer die Menge des gesammelten Regenwassers. 
Regen wurde nur an 7, Schneefall an 2 Tagen beobachtet, und die 
Summe des an diesen Tagen im Regenmesser gefundenen Wassers be- 
trägt nur 193,15 Pariser Kubikmass auf den Quadratfuss Land, wo- 
von 115,05 als Regen und 78,10 als Schnee niedergefallen sind. 
Davon kommen also auf den Tag durchschnittlich 6,''44 : 3,84 als Re- 
gen und 2,60 als Schnee, 

Als ganz ungewöhnliche Naturerscheinungen in so später Jahres- 
zeit habe ich zu erwähnen, dass am 9. Abends gegen 7 Uhr bis 9 
Uhr und am 13. Abends gegen 9 Uhr Wetterleuchten beobachtet wor- 
den ist. 

Am 24. fiel der erste liegenbleibende Schnee. Vorschriftsmäs- 
sig benutzte ich diese Gelegenheit, die beiden Thermometer des Psy- 
chrometers auf den Nullpunct zu revidiren und habe gefunden, dass 
derselbe vollkommen genau zutrifft, Weber. 


—HRRORTH — 


(Druck von W. Plötz in Halle.) 


Zeitschrift 


für die 


Gesammten Naturwissenschaften. 


1853. December. Ne X. 


Beitrag zur Flora der Alpen 
nach brieflicher Mittheilung 
von 
Spieker 
in Bernburg. 

Da Sie von wissenschaftlichen Resultaten meiner Al- 
penreise hören wollen, so bitte ich mit Aufzählung der Pflan- 
zen vorlieb zu nehmen, welche ich an einigen merkwürdi- 
gen Punkten theils gesammelt, theils beobachtet habe. 
Vollständiges lässt sich freilich durch einen kurzen Aufent- 
halt in diesen so reichen, vielseitig interessirenden und be- 
schwerlichen Gegenden nicht erreichen; aber für ein Bild 
der Vegetationsdecke findet sich gerade am leichtesten das 
nothwendige Material in kürzerer Zeit zusammen, besonders 
da es in den Alpen schon mehr geordnet, nach sogenann- 
ten Regionen auftritt. Dies Uebereinander ganz verschie- 
dener Floren bietet auch unstreitig für den Botaniker die 
interessanteste Seite der Alpenwelt, und ich werde daher 
bei den folgenden Zusammenstellungen diese natürliche 
Ordnung maassgebend sein lassen. 

Der alte botanische Ruf, in welchem der Schlehern 
und die Seiseralpe stehen, und der Wunsch die Dolo- 
mitgebilde der Alpen kennen zu lernen, hatten mich diesen 
Theil Tyrols als ersten Ruhe- und Excursionspunkt wählen 
lassen. Von dem Bade Razes aus, das einsam, unmittelbar 
unter den schroffen Wänden des Schlehern und der Seiser- 
alpe, nur ein Sammelplatz tyrolischer Badegäste ist, zu de- 
nen Sich zuweilen ein reisender Geologe oder Botaniker 
gesellt, bestiegen wir die genannten Lokalitäten. Der Schle- 


hern, eigentlich ein vorgeschobener Vorsprung der Seiser- 
xl. 1853. 26 


374 


alpe, lehnt sich mit der einen Seite an diese, während er 
sonst höchst jäh, fast senkrecht von einer Höhe von 7876 
Par. Fuss bis in das etwa 2800° hohe Vorplateau abstürzt, 
welches ihn vom Eisackthal trennt. Er erscheint daher von 
Form wie ein kolossaler Thurm, durchaus verschieden von 
den Bergen in der Urgebirgsformation. Noch höher hebt 
der 2 Meilen entferntere Langkofel sein schneebedecktes 
Haupt auf einem ähnlichen Rumpf empor, und zwischen 
beiden breitet sich in einer Höhe von 44605000‘ das Pla- 
teau der Seiseralpe aus, dessen sanft gehügelte Oberfläche 
einen Raum von mindestens einer Quadratmeile einnimmt. 
Diese ungewöhnlich grosse Ausdehnung in die Breite macht 
diesen Gebirgsrücken um so interessanter, als ihm höhere 
Berge von aussergewöhnlicher Schroffheit so nahe liegen. 
Diese Gegensätze zeigen sich denn auch in der Vegetations- 
decke wirksam, obgleich ihr fast durchweg dasselbe dolo- 
mitische oder kalkige Substrat gegeben ist. 

Bei dem günstigsten Wetter bestiegen wir am 21. Juli 
den Schlehern. Zuerst schlängelt sich der Pfad mühsam 
über die Geröllböschungen des Berges durch dichten Tan- 
nenwald, bis er im Niveau der Seiseralpe auf eine freie 
Matte hinausführt, über welcher nur noch zerstreuteres Holz 
das Nahen der Baumgrenze bemerkbar macht. Bis hier war 
unsere Ausbeute gering: Aconitum Napellus und Lycoctonum; 
Delphinium elatum; Atragene alpina; Ranunculus montanus, hy- 
bridus; Arabis alpina; Sawifraga rotundifolia; Betonica Alope- 
curas; Horminum pyrenaicum; Aquilegia atrata; Valeriana sa- 
zatlis; Carex sempervirens; Festuca heterophylla. (Die Aucto- 
ritäten sind hier und in der Folge weggelassen, alle Namen 
aber nach Koch’s Synopsis gewählt.) 

An der Grenze der Baumregion, welche ich hier zu 
6000‘ schätze, öffnete sich der Blick über die ganze Seiser- 
alpe, welche demnach, obgleich fast ohne allen Baumwauchs, 
doch noch beträchtlich unter seiner Grenze liegt. Zuerst 
folgte nun ein Gürtel von Pinus Pumilio, diesem merkwür- 
digen Gewächse, das man in den Alpen ebensowohl auf 
solehen Höhen, wie in kiesigen Flussthälern mit Laubbäu- 
men in einem Niveau begegnet, wie z. B. bei Mittenwald 
im bairischen Oberlande und an den Ufern der wilden Leu- 


375 


tasch. Zwischen ihren Gestrüpp fanden sich noch folgende 
Sträucher: Salix myrsinites, Arbuscula, grandifolia; Aritosta- 
phylos alpina; Erica carnea; Rhododendron ferrugineum ; Sor- 
bus Chamaemespilus; : Lonicera coerulea; Rosa alpina; Junipe- 
rus nana. Die grosse Steilheit und Regelmässigkeit der an- 
steigenden Lehnen macht diesen Gürtel aber schmaler, als 
man ihn sonst zu durchwandern hat und sichtlich verändert 
sich sein Character in den der rein alpinen und subnivalen 
Region, indem die Sträucher kleiner und seltner werden 
und der Polygala Chamaebuxus und Daphne striata Platz ma- 
chen, und zuletzt nur noch durch die schöne Potentilla ni- 
tida vertreten sind, welche schon nach Art der Gletscher- 
weiden kriechend die Felsblöcke mit ihren rosigen Blühten 
überzieht. Um so reicher und üppiger ist dieser Zwischen- 
gürtel in seiner Krautvegetation. Hier sind zu nennen: 
Gentiana punctata; Gnaphalium Leontopodium; Achilles Clave- 
nae; Anthemis alpina; Erigeron alpinum; Ranunculus monta- 
nus, rutaefolius, Seguieri; Arabis alpina, ciliata; Gypsophila 
repens; Veronica alpina; Valeriana montana; Pedicularis tuberosa, 
verticillata, Bartia alpina; Paederota Bonarota; Phyteu- 
ma comosum; Scrophularia Hoppii; Globularia cordi- 
folia; Chenopodium Bonus Henricus; Gymnadenia odoratissima, 
albida; Habenaria viridis; Himantoglossum hircinum ; Nigritella 
angustifolia; Carex atrata, ferruginea, firma, sempervirens; Jun- 
cus arcticus; Sesleria tenella; Poa alpina; Avena subspicatu. 

Die subnivale Flor beginnt erst auf der plateauartigen 
Kuppe des Bergthurmes bei 7000’, welche sich in Hufeisen- 
form um eine ungeheure Thalspalte herumzieht, und sich 
nur in ihrer Mitte zu einem noch höhern isolirten Kegel 
aus Dolomitböcken gipfelt. Eine einzelne Sennhütte bietet 
im Spätsommer einer grossen Heerde, welche auf diesem 
Plateau reichliche Nahrung findet, eine Zuflucht; wir fanden 
die erhabene Bühne indessen nur von einigen Schneehüh- 
nern belebt. Aber zuerst wurde unser Blick von der in der 
That grossartigen Aussicht in die Ferne gezogen; denn wie 
ein Panorama lag die Centralkette der Alpen mit ihren weis- 
sen Häuptern und glänzenden Gletscherstreifen vom Ortles 
über die Oetschthaler Ferner, die Tauernkette zum Venedi- 
ger und Dreiherrnspitz bis zum ehrwürdigen Glockner in 

26 * 


303 


ungehemmter Uebersicht vor uns. Und wendet sich der 
Blick nach Süden, so geniesst er das selbst in den Alpen 
überraschende Schauspiel der Dolomitgebirge, deren schroffe 
Wildheit gegen die sanfte Fläche der Seiseralpe einen wahr- 
haft malerischen Gegensatz bildet. Man pflegt wohl die 
Aussicht vom Faulhorn auf die Berneralpen als die schön- 
ste ihrer Art zu preisen; ich möchte aber der vom Schle- 
hern fast den Vorzug einräumen; wenigstens kann man die- 
sen Punkt das Faulhorn Tyrols nennen. Zieht man aber 
gar mit botanischem Auge die Parallele, so wird dieser Vor- 
zug ein unbedingter. Bei der Aufzählung der hier oben 
gesammelten Pflanzen trenne ich noch den östlichen von 
dem westlichen Schenkel des grossen Hufeisens, weil erste- 
rer eine dolomitische, letzterer eine Grundlage aus rothem 
Sandstein hat, ein Unterschied, der sich auch in der Vege- 
tation geltend macht. Auf der östlichen grössern Fläche 
mit dem hohen Kegel, in dessen Schluchten der Schnee 
auch der Sommersonne trotzt, fanden wir: Salis reticulata, 
retusa var. serpyllifolia; Oxytropis montana; Achillea Clave- 
nae; Anthemis alpina; Bellidiastrum Michel; Erigeron al- 
pinum; Gnaphalium supiwum; Pinguicula alpina; Soldanella 
alpina, minima; Primula minima, longiflora; Androsace oblusi- 
folia; Saxifraga oppositifolia, androsacea, bryoides, squarro- 
sa; Anemone baldensis; Ranunculus hybridus, montanus, ru- 
taefolius, Segweri; Draba aizoides, tomentosa; Hutschinsea al- 
pina; Silene quadrifida; Stellaria cerastioides; Alsine recurva, 
laricifolia; Möhringia polygonoides; Veronica alpina; Campa- 
nula pusilla; Valeriana supina; Helianthemum oelandicum 
ß; Myosotis sylvatica ß, alpestris; Statice alpina; Gentiana eX- 
cisa, acaulis, imbricata, brachyphylla; Pedicularis rostrata, ver- 
ticillata, tuberosa; Gaya simplex; Potentilla salisburgensis ; Viola 
biflora; Eriophorum Scheuchzeri; Carex firma, atrata; Sesleria 
sphaerocephala; Poa alpina ; Festuca pumila. Auf dem öst- 
lichen kleineren und etwas niedrigeren Flügel des Plateaus: 
Hedysarum obscurum, Oxytropis campestris; Azalea procum- 
bens; Aretia Vitaliana; Anemone Halleri; Carex ca- 
pillaris und viele der vorhergenannten, besonders häufig 
Gentiana excisa und acaulis. Um die Reihe der selineren 
Pflanzen des Schlehorn zu vervollständigen, füge ich noch 


377 


die hinzu, welche Koch in seiner Synopsis ausserdem auf- 
führt: Draba confusa; Valeriana elongata; Artemisia pedemon- 
tana; Doronicum caucasicum; Luzula lutea; Carex rupestris, 
incurva;, Roeleria hirsuta; Festuca spectabilis. 

Die Seiseralpe, ‘welche wir am folgenden Tage bestie- 
gen und ihrer ganzen Breite nach durchstreiften, bot uns 
in ihrer Vegetation ein Bild, das sowohl durch die Verschie- 
denheit der einzelnen Arten, als besonders durch die Weise 
ihrer Vergesellschaftung um so mehr überraschte, als wir 
in der Hauptsache nur eine Wiederholung des am Schlehern 
Erlebten erwarteten. Von einer Sonderung nach verschie- 
denen Regionen, welche dort so streng und bestimmt in’s 
Auge tritt, ist hier nämlich nichts mehr zu gewahren. Die 
Höhendifferenzen der hügelartigen Erhebungen ihres Pla- 
teaus sind auch zu unbedeutend, um eine solche Trennung 
zu bedingen. Obgleich nun aber der grösste Theil der Flä- 
che noch unterhalb der Baumgrenze liegt und ihre höchsten 
Punkte nirgends in die Parallele der Alpenkräuter reichen, 
so fehlt trotzdem der Baumwuchs, und hat die Vegetation 
vielmehr einen alpinen Character. Im Gegensatz zum Schle- 
hern sind hier gleichsam drei Pflanzenregionen in eine Ebene 
vereinigt. Denn hier finden sich Bewohner der niedrigern 
Waldwiesen mit Alpensträuchern und ächt alpinen Kräutern 
vergesellschaftet; eine Erscheinung, welche sich wohl nur 
aus der grössern Ausdehnung dieser Hochfläche erklären 
lässt, deren Temperatur tiefer als an den gegenüber liegen- 
den Berglehnen, deren Feuchtigkeit aber, auch wegen der 
weniger geneigten Oberfläche, höher zu stehen kommt. Die 
Vegetation der wärmern Region ist daher in die kleinen 
Thalfurchen und ihre trockneren Gehänge geflüchtet, wäh- 
rend die ächten Alpenpflanzen die Gipfel der Hügel und 
Felsen oder die sumpfigen Flächen anfgesucht haben. Ei- 
nige der letztern treten dabei mit einem veränderten, hy- 
briden Habitus auf, wie Salix reticulata und retusa und Jun- 
cus Jacguini; während die andern Weiden und Juncus triglu- 
mis und trifidus nichts Abweichendes zeigen. 

'Die von uns gesammelten Pflanzen sind nun folgende: 
Knautialongifolia;, Hieracium Auricula, Schraderi, Schmid- 
ti; Hypochaeris uniflora; Leontodon pyrenaicus; Scorzonera 


378 


humilis, grandiflora; Centaurea nigrescens, nervosa; Gna- 
phalium Leontopodium; Valeriana dioica; Campanula barbata ; 
Phyteuma hemisphaericum ; Chaerophyllum Villarsü; Pomponella 
magna var. rosea,; Pedicularis tuberosa, verticillata; Paederota 
Bonarota; Trifolium alpinum, badium, pratense; Oxytropis ura- 
lensis, montana, campestris; Epilobium alpinum; Anemone al- 
pina var. sulphurea; Thalictrum alpinum; Sorbus aucu- 
paria; Salix arbuscula, myrsinites, retusa, reticulata;, Daphne 
striata; Rhamnus pumila; Alnus viridis; Gentiana punctata, ba- 
varica; Lilium bulbiferum; Veratrum Lobelianum; Rumes al: 
pinus; Sedum villosum, dasyphyllum, hispanicum; Carex Da- 
valliana, dioica, ornithopoda, capitata, sempervirens, Juncus 
triglumis, trifidus, Jacqwini; Eriophorum alpinum; Seirpus cae- 
spitosus; Luzula multifida var. nigrescens, glabrata, albida;, Poa 
alpina; Avena distichophylla. 

Rechnet man hierzu noch folgende seltnere aus Koch’s 
Synopsis: Viola pinnata; Alsine lanceolata var. P, aretiordes; 
Alchemilla pubescens; Laserpitium hirsutum; Phyteuma Sieberi; 
Pinguicula longifolia; Androsace carnea; Juncus stygius; Luzula 
lutea; Ranunculus Segueri, so findet man 46 darunter wel- 
che auf dem Schlehern entweder fehlen oder dort wenig- 
stens selten sein müssen, während letzterer wieder 63 für 
sich zu haben scheint. 

Riva, an der Ausmündung des romantischen Sarca- 
thales in den Gardasee zieht jeden Reisenden sowohl durch 
die Schönheit seiner Lage am blauen See, als auch den 
vollständig südlichen Character seiner Natur an. Der deut- 
sche Botaniker durchstreift aber die steilen Felsgehänge der 
Uferlandschaften mit ganz besonderm Interesse; denn auf 
vaterländischen Gebiete entfaltet sich hier einBild der me- 
diterranenFlor, in welchem fast alle Gestalten neu, und 
und die ganze Färbung fremdartig ist. Ende Juli und An- 
fang August, so günstig diese Zeit auch für den Besuch 
von Alpenmatten ist, auf denen sich die ganze Flor fast 
auf Eine Blühtezeit zusammendrängt, mag für eine Gegend 
mit so südlichen Clima weniger geschickt sein, ein umfas- 
fassendes Bild der Vegetationsverhältnisse zu gewähren. 
Indessen bleibt ein Hauptfaktor, nämlich die Strauchvege- 
tation, doch immer zurück, während die zarten Kräuter meist 


379 


schon der Sonnengluht erlegen sind. Der Zahl nach er- 
scheint daher die Sommerflora weit ärmlicher als unsere 
nordische. Waldbäume fehlen gänzlich, nur von Menschen- 
hand angepflanzte Oelbäume auf den trocknen Höhen, und 
Maulbeerbäume, Ficus carica, Punica Granatum nebst andern 
Obsthäumen und Salix alba in der fruchtbaren Thalebene 
sind es, welche einigen Schatten werfen. Statt grüner Wäl- 
der tragen die steilen, sonnigen Kalkfelsen ein dürftiges 
Gewand aus niedrigen grauen Sträuchern, unter denen 
schon manche immergrüne bemerkenswerth sind. Wir fan- 
den folgende: Ficus Carica verwildert; Spartium junceum ; 
Cytisus radiatus, nigricans;, Genista arcuata? Quercus Ilex, Coc- 
eifera pubescens; Erica carnea; eine Rosa; Ruscus aculeatus, 
Buxus sempervirens; Fraxinus Ornus; Phillyrea media ; Celtis 
ausiralis; Pistacia Terebinthus; Crataegus Azarolus; Acer cam- 
pestre. Die Kräuter dazwischen waren folgende: Scabiosa 
graminifolia, gramuntia; Centranthus ruber ; Linum tenuifolium ; 
Thymus pannonicus; Melissa officinalis; Calamintha officinalis ; 
Inula ensifolia; Barmhausia foetida ; Phoenixopus muralis; Eu- 
phorbia stricta, Gerardiana;, Moehringia Ponal am Wasserfall 
des Ponale, mit Adiantum Capillus Veneris; Campanula epi- 
cata, Rapunculus; Dianthus Segueri; Aethionema saxatile; The- 
sium montanum; Parietaria diffusa; Galium purpureum; Rumex 
scutatus; Torilis helvetica, Amaranthus retroflewus; Eryngium 
amethystinum; Equisetum elongatum.- An sumpfigen Stellen 
an dem Wege nach Torbole: Cyperus longus, Juncus obtusi- 
florus, Seirpus Holoschoenus;, Lassagrostris Calamagrostris;, Po- 
tamogeton densus. Dann bemerkten wir aber auch manche 
sehr wohlbekannte Landsleute, die in solcher Gesellschaft 
auffallen, wie: Filago germanica auf dem Kirchhofe zu Tor- 
bole; Stachys recta; Galeopsis Ladanum; Mentha sylvestris; 
Helianthemum vulgare; Pulicaria dysenterica; Agrostris canina ; 
Juncus glaucus; Lithospermum officinale, Plantago media. 
Geht man von Riva weiter nach Süden und überschrei- 
tet vor Limone die Grenze Deutschlands, so steigert sich 
der südliche Character noch etwas durch die Cultur der Ci- 
tronen und Cypressen. Sie fanden sich jedoch nur in gün- 
stigen Lagen der nach Süden schauenden Berggehänge bei 
Limone, Gargnano, Toscolano und Garda, und die erstern 


380 


überall in Gaällerien, welche bedeckt werden können. An 
den südlichsten flachen Ufern des Sees, namentlich bei Pe- 
schiera, ist dieser Character wieder verschwunden; wie man 
überhaupt in der ganzen Lombardischen Ebene die einzige 
Vegetation der Alpenthäler vermisst, durch welche man sie 
erreicht hat, und sich durch viele Cultur- wie wilde Gewächse 
an unsere deutschen warmen Fruchtebenen erinnert sieht. 
Nach Norden dagegen sendet jene inselartige Mediterranflor 
am Fusse der Alpen lange, wenngleich sehr schmale Strei- 
fen mittelst der südlich geöffneten Thäler der Sarca und 
Etsch aus, so dass man bei Botzen, mehr als Ajg0 nördlich 
davon, sich noch mitten darin befinden würde, wenn sie 
nicht zu sehr mit nordischen von den Bergen herabsteigen- 
den Alpenformen vermischt wären. Als bezeichnend für den 
untersten, also wärmsten, Fuss der Berge um Botzen führe 
ich an: Celtis australis; Pistacia Terebinthus; Punica Grana- 
tum; Quercus pubescens; Ostrya carpinifolia;, Crataegus Aza- 
rolus; Cytisus abgeblüht vielleicht prostratus; Acer campestre; 
Fraxinus Ornus; Ruscus Hypoglossum; Notochlaena Marantae; 
Asplenium acutum; Lepidium graminifolia, Cuscuta planiflora; 
Cyperus fuscus; Eragrostis pilosa; Tragus racemosus; Panicum 
sanguinale;, Sempervirum Tectorum; Cactus Opuntia,; Carlina 
vulg. Melittis Melissophyllum; Stachys germ.; Carex supina; 
Linaria italica, Thymus pannonicus. 

Schliesslich will ich noch die Pflanzen nennen, welche 
wir auf dem Lido bei Venedig gesammelt haben, da hier 
bei der Spärlichkeit der Vegetation jede merkwürdig ist. 
Es sind: Plantago arenaria, Coronopus; Scirpus Holoschoenus, 
mucronatus; Juncus acutus; Cynodon Dactylon; Agrostis stolo- 
nifera d. maritima; Triticum junceum; Lagurus ovatus; Poly- 
pogon monospeliensis; Allium sphaerocephalum; Stachys mari- 
tima, recta; Scolimus hispanicus; Echinophora spinosa ;, Clema- 
tis Flammula; Scabiosa ucranica; Euphorbia Paralias; Trifolium 
fragiferum; Metilotus vulgaris; Silene inflata; Asperula cynan- 
chica; Helianthemum Fumana; und Arundo Donax cultivirt. 
Das Hypericum veronense Auct., eine Varietät des perforatum, 
bewohnt noch immer trotz der reisenden Botaniker die Zin- 
nen der alten römischen Arena zu Verona in grosser Menge. 


381 


Monatsberiecht 


a. Sitzungsbericht. 


December 4. Herr Wesche lenkte die Aufmerksamkeit der 
Anwesenden auf den Geschmackssinn des Rindes, welches als Hausthier 
hierin so beirrt ist, dass es nicht allein schlechtere Nahrung und fast 
‚unverdauliche Stoffe zu sich nimmt, sondern auch giftige Pflanzen 
und spitzige oder scharfe Körper verschluckt, die ihm nicht selten 
zur Todesursache werden. Solche sind nun verdorbenes und fauli- 
ges Futter, Tücher, Schürzen und dergl. Gewebe, besonders der nar- 
kotische Taback in grünem und getrocknetem Zustande, der in grös- 
serer Menge von dem Thiere genossen, ihm den Tod bringt; Nadeln 
aller Art, Nägel und Drahtstücke von verschiedener Form, Stärke und 
Länge, sowie Messer und Gabeln. Die wenigsten dieser Körper ste- 
chen sich durch den Schlund, am Halse nach aussen, in der Brust 
in deren Höhle, die meisten gelangen vielmehr in den ersten Magen 
(Pansen). Bei dem Wiederkäuen werden die in den vordern beiden 
Mägen aufzehäuften Futterbissen vermöge einer stossartigen Bewegung 
sehr schnell von hinten nach vorn durch den Schlund in die Maul- 
höhle geführt, um noch einmal gekauet zu werden. Die spitzigen 
oder scharfen Körper werden hierdurch ebenfalls nach vorn gewor- 
fen, verfehlen aber den Schlund und stechen sich rechts in die höh- 
lenartig erweiterte, eigenthümlich gebildete vordere Wand des Pan- 
sens, den zweiten Magen (Haube) fest ein. Die oft wiederholte stoss- 
artige Zusammenziehung des Pansens beim Wiederkäuen schiebt den 
eingestochenen Körper in der Richtung nach vorn, wo er die Haube 
und das Zwerchfell durchbohrt. Dies ist meistens mit Entzündung und 
Verwachsung der Haube mit dem Zwerchfelle begleitet. Wird der 
Körper durch kein Hinderniss in seinem Vorwärtsrücken aufgehalten, 
oder von seiner geraden Richtung abgelenkt, so spiesst er sich nach 
kurzer Zeit in das Herz ein und die daraus entstehende Herzentzün- 
dung endet mit dem Tode des betroffenen Thieres. Lenkt den Kör- 
per irgend etwas von seiner geraden Bahn ab, so bekommt er ver- 
möge seiner Schwere die Neigung nach unten, sticht sich an irgend 
einer Stelle in dem untern Theile der Brusihöhle fest, oder bohrt 
sich rechts oder links neben dem Brustbeine zwischen den Rippen 
nach aussen durch, und dieser Verlauf ist nicht immer tödlich. — 
Die Stecknadeln stechen sich durch die Haube, werden aber durch 
ihren Knopf an dem weitern Vordringen gehindert und bleiben mit 
umgebogener Spitze daselbst sitzen. Dies ist für das Thier nicht ge- 
fährlich. Kleinere und grössere Nägel dringen nicht allein durch die 
Haube, sondern auch durch das Zwerchfell und werden, durch ihren 
Kopf im Fortrücken gehemmt, in dieser Lage erhalten. Dieser Ver- 
letzung folgt eine Entzündung, die häufig den Tod des Thieres her- 
beiführt. Die andern spitzen und scharfen Körper gelangen entwe- 


382 


der auf erwähnte Art nach der Brusthöhle, oder sie dringen an der 
untern Wandung des Pansens und Bauchs nach aussen hin durch. 
Letztere Verwundung hat selten den Tod des Thieres zur Folge. In 
der neuesten Zeit sind in Italien auch derartige Durchbohrungen der 
Haube und des Zwerchfelles von Weinreben und Olivenzweigen, sowie 
in Deutschland von Weidenzweigen beim Rinde beobachtet worden. -— 
Bei Schafen und Ziegen kommt das Verschlucken spitziger und schar- 
fer Körper nur äusserst selten vor. — Mit kurativer Behandlung ist 
bei der Durchbohrung der Organe im thierischen Körper in Folge 
der verschluckten spitzen und scharfen Gegenstände wenig oder nichts, 
dagegen vorbeugend alles zu bewirken, wenn solche gefährlichen Dinge 
von den Thieren entfernt gehalten werden. 

Herr Kohlmann sprach über die Werthbestimmung der But- 
ter. — Die im Handel vorkommende Butter besteht in Folge ihrer 
Bereitung nie aus reinem Butterfett, sondern enthält mechanisch ein- 
geschlossen : geronnenen Käsestoff, Molke mit den darin gelösten Be- 
standtheilen, und meist auch wegen des Geschmacks und der Haltbar- 
keit absichtlich zugesetzles Kochsalz. Chevreul behauptet, dass die 
Butter bis ein Sechstel ihres Gewichts Kochsalz enthalten könne; Du- 
flos giebt an, dass eine gute Butter nicht weniger als SO— 93 ptt. 
an reinem Milchfett enthalten dürfe. Nach neuern Untersuchungen 
von Schacht*) enthielten 

Reine Butter Kochsalz Wasser 


Tafelbutter 95,75 0,57 3,90 pt. 
Schlesische Butter 87,00 4,00 9.00.45; 
Mecklenburger 92,50 3,50 4,00 „ 
Netzebrücher 90,00 6,00 400 ,„ 
Elbinger 92,00 4,75 Ba 
Stettiner 94,00 3,50 2-50. 5; 
Litthauer 93,00 0,75 1,25, 5 
Schweizer 93,00 2,50 4,50 


” 
Der Käsestoff betrug in sämmtlichen Buttersorten nie mehr als 1/, pCt. 
Der hieraus resultirende Gehalt von noch nicht 15 pCt. an Käsestoff, 
Salz und Wasser ist jedoch nur für die zur Versendung bestimmte 
Butter massgebend, bei welcher behufs grösserer Haltbarkeit oft mehr 
Salz zugesetzt ist, als der Wohlgeschmack erfordert, Der Klein-But- 
terhändler ist alsdann genöthigt, die zum Detailverkauf bestimmte But- 
ter auszuwaschen, wobei leicht mehr Wasser in der Butter zurück- 
bleibt, als ursprünglich darin vorhanden war, so dass nach den über- 
einstimmenden Resultaten von Schacht und Gottlieb **) ein Gehalt bis 
zu 20 pCt. an Käsestoff, Salz und Wasser noch nicht als absichtliche 
Verfälschung anzusehn ist. Letztere bestehen gewöhnlich in einer 
Vermengung mit zerriebenen Kartoffeln, Mehl, Kreide, Gyps, Thon, 
Schwerspath, einem Ueberschuss von Käsestolf, Salz und Wasser, 


*) Arch. der Pharm. CXXV. Bds. 2. Heft. 
**) Gottlieb polizeilich-chemische Skizzen I. p, 46, 


383 


dessen Vereinigung mit der Butter durch einen geringen Zusatz von 
Alaun und Borax kewirkt wird, ferner in metallischen Verunreinigun- 
gen in Folge der Aufbewahrung der verarbeiteten Milch in irdenen 
Geschirren mit schlechter Bleiglasur, in Kupfer- oder Zinkgefässen, 
auch wohl in Farbestoffen und andern Fettarten. — Das sicherste 
Mittel zur Werthbestimmung der Butter bietet uns die Löslichkeit des 
Butterfelts in Aether. Nach Gottlieb übergiesst man etwa 1 Loth 
Butter in einem kleinen Glaskolben mit reinem Aether und lässt das 
Gefäss lose verstopft an einem mässig warmen Orte stehen, schüttelt 
von Zeit zu Zeit um und beobachtet nach eiwa einer Stunde, ob die 
. Butter bereits verschwunden und ihr Käsestoffgehalt in Gestalt von 
weissen Flocken zurückgeblieben ist oder ob sich noch zusammen- 
hängende Massen von Butter vorfinden. Ist letzteres der Fall, so 
muss aufs neue Aether hinzugeschüttet werden, bis die erwähnten 
Flocken im losen Zustande deutlich sichtbar sind, dann filtrirt man 
den Aether ab. Der Rückstand, auf dem lufttrocknen Filter gewo- 
gen, giebt die Menge der andern festen Bestandtheile; Behandlung 
mit Wasser und Filtriren gestattet eine weitere Trennung zum Behuf 
einer specielleren Anwendung der Reagentien. — Duflos empfiehlt 
ein anderes Verfahren, welches auch Schacht hei seinen Werthbe- 
stimmungen im Wesentlichen befolgt Letzterer bringt in einen ta- 
rirten Glaseylinder mit umgebogenem Rande, der 15 Loth Wasser fas- 
sen kann, 4 Loth der zu prüfenden Butter und 10 Loth destillirtes 
Wasser. Der Cylınder wird im Wasserbade bis auf etwa 6090. er- 
wärmt, so dass die Butter vollständig flüssig wird. Dann verschliesst 
man den Cylinder mit nasser Schweinsblase, schüttelt den Inhalt tüch- 
tig durcheinander, stellt den Cylinder umgekehrt in das Wasserbad 
und lässt ıhn unter öfterem Rülteln so lange darin stehen, bis die 
reine Butter sich klar oberhalb des Salzwassers abgeschieden hat. 
Nun lässt man der Cylinder vollständig, jedoch langsam in umgekehr- 
ter Stellung erkalten. Unter der erstarrten Butter schwimmt alsdann 
in Flocken der Käsestoff, die schwereren stärkemehlhaltigen und er- 
digen Substanzen liegen auf der Blase. Der Gylinder wird geöffnet, 
das Wässrige in einer Porzellanschale aufgefangen, die Butter abge- 
spült und das anhängende Wasser mit feuchtem Fliesspapier wegge- 
nommen. Wird nun der Cylinder mit der zurückgebliebenen, reinen 
Bulter wieder gewogen, so ergibt der Verlust den Gehalt an Wasser, 
Salz, Käsestoff u. s. w. in der untersuchten Butter und indireet den 
Gehalt an reinem Milchfett. Das abgelaufene Salzwasser wird filtrirt, 
der Rückstand auf dem Fillrum mit kaltem Wasser ausgewaschen. 
Er ist auf stärkemehlhaltige und auf die genannten erdigen Substan- 
zen zu untersuchen. Man durchsticht das Filtrum, spült den Inhalt 
desselben in ein Becherglas ab und trennt durch Schlämmen die spe- 
eifisch leichteren Substanzen von den schwereren erdigen, wenn der- 
gleichen vorhanden sind. Die durch das Schlämmen gewonnene Flüs- 
sigkeit wird gekocht und das Filtrat mit Jodtinetur geprüft; entsteht 
keine blaue oder violette Färbung, so waren der Butter keine stär- 


384 


kemehlhaltigen Substanzen zugemischt und der Rückstand der letzten 
Filtration ist, nachdem er getrocknet worden, als Käsestoff in Rech- 
nung zu bringen. Der erdige Schlämmrückstand ist auf Kreide, Gyps 
u.s. w. zu untersuchen, Das filtrirte Salzwasser wird im Wasser- 
bade zur Trockniss verdunstet, der Rückstand in wenig kaltem de- 
stillirtem Wasser gelöst und filtrir. Was nun auf dem Filtrum zu- 
rückbleibt, ist aufgelöst gewesener Käsestoff und dem oben erhalte- 
nen zuzurechnen. Das Filtrat wird in einer tarirten Porcellanschale 
im Wasserbade eingedampft und der Rückstand als Kochsalz berech- 
net. Er ist auf einen Gehalt an Borax und Alaun zu prüfen, weil 
diese Stoffe zuweilen dem Salzwasser zugesetzt sein sollen, um eine 
grössere Menge desselben mit der Butter zu vereinigen. — Diese 
Methode hat den Vorzug der Kürze und der geringeren Kostspielig- 
keit und ist in den meisten Fällen hinreichend genau. Nur wenn die 
Butter einen grossen Caseingehalt hat, und derselben viel Getreide- 
mehl, Stärke und andere leichte organische Snbstanzen beigemengt 
sind, gibt das andere Verfahren ein besseres Resultat. Denn jene 
Substanzen bilden beim Behandeln mit Wasser innerhalb des flüssigen 
Felies voluminöse Massen, welche zugleich schwerere pulverförmige 
Körper einschliessen und zurückhalten, während Aether eine ziemlich 
scharfe und genaue Abscheidung sämmtlicher fremder Substanzen ver- 
mittel. — Durch Auskochen der Butter mit verdünnter Salzsäure, 
Behandeln des Filtrats mit Schwefelwasserstoff u. s. w. sind die me- 
tallischen Verunreinigungen wie Kupfer, Blei und Zink leicht aufzu- 
finden. Dagegen stehen dem Chemiker bis jetzt keine Mittel zu Ge- 
bote, einen etwaigen Zusatz von Talg und ähnlichen Fettarten durch 
Versuche unzweifelhaft zu beweisen, selbst wenn das äussere Ansehn 
nach Consistenz, Geruch, Schmelzharkeit u, dergl. mit grosser Wahr- 
scheinlichkeit auf eine solche Verfälschung hindeuten. Am ehesten 
führen nach Gottlieb die, manchen Fetten eigenthümliche Riechstofle 
zu einem freilich immer noch ungenügenden Resultate. Zu diesem 
Behufe hat man eine Probe der Butter mit 80 pCt. Alkohol anzu- 
rühren und das Gemenge gelinde zu erwärmen. Darauf giesst man 
den Alkohol von dem Fette ab und verdampft. , Der Rückstand zeigt 
dann sehr oft einen deutlichen characteristischen, dem Butterfelle 
fremden Geruch, woraus man allenfalls den beigemengten Stofl erra- 
Ihen kann. Der Rückstand der eingedampften alkoholischen Lösung 
dient auch am zweckmässigsten zur Untersuchung auf beigemischten 
Orlean, der häufig zugesetzt wird, um einer schlechten Buttersorte 
das Ansehn der so beliebten Gras- oder Maibutter zu geben. Der 
Orlean ist hierzu ganz geeignet, weil er in unverfälschtem Zustande 
sehr wenig in Wasser löslichen Farbestofl enthält, wodurch jene Kün- 
stelei leicht verrathen würde; da derselbe jedoch meistentheils mit 
Urin befeuchtet in den Handel kommt, so ist seine Anwendung ekel- 
haft und durchaus verwerflich. Ist der erwähnte alkoholische Auszug 
gelb und hinterlässt er nach dem Verdampfen einen geruchlosen, gelb- 
rolhen Rückstand, der durch concentrirte Schwefelsäure schön indi- 


385 


goblau gefärbt wird, so war Orlean vorhanden. Diese Reaction ist 
jedoch bei Anwesenheit von freier Buttersäure, insbesondere bei ran- 
ziger Butter weniger deutlich und schnell vorübergehend, weil ein 
Theil der Schwefelsäure durch die Buttersäure zu schwefliger Säure 
redueirt wird, welche wiederum auf die blaue Färbung zerstö- 
rend einwirkt. — Bei dem in manchen Jahreszeiten ausserordent- 
lich gesteigerten Preise der Butter sind übrigens die Verfälschungen 
derselben häufiger, als man vermuthen sollte; ja im Herbste v. J. 
nahmen dieselben so überhand, dass die Polizeibehörde in Berlin eine 
chemische Untersuchung der im Kleinhandel vorkommenden Butter 
anordnete, um den vielfältigen Klagen des Publikums über die schlechte 
Beschaffenheit derselben eine nachhaltigere Wirkung zu geben; gleich- 
zeitig wurden auch die Verwaltungsbehörden der grösseren Verpfle- 
gungs- und Strafanstalten des Staates angewiesen, über die Qualität 
der verwendeten Butter speciellere Auskunft zu ertheilen, in Folge 
dessen Herr Kohlmann von der Verwaltungsbehörde der hiesigen Straf- 
anstalt, die gegenwärtig gegen I00 Gefangene birgt, mit der Unter- 
suchung dieses wichtigen Nahrungsmittels beauftragt wurde. Herr 
Apotheker Schacht, der um dieselbe Zeit die Untersuchungen in Ber- 
lin leitete, gibt über die Butterfabrikation behufs der Färbung mit 
Orlean und der Verlängerung mit Wasser und Salz folgende Mitthei- 
lung*) die ganz geeignet ist, um uns von dem verbrecherischen Trei- 
ben der Butterverfälscher eine Anschauung zu verschaffen: Zuerst 
wird durch Kochen von sogenannter Schmierbutter, — nämlich der 
nicht verkäuflichen ranzigen Rückstände aus den Butterfässern, — mit 
Orlean und Durchseihen ein gelbrother Farbenkörper bereitet, Dann 
wird etwa ein Fünftheil Schmierbutter durch Kneten mit den Händen 
unter Wasser gewaschen, vier Fünftheile Fassbutter, warmes Wasser 
und eine grosse Menge Salz, sowie Jie zur Färbung nöthige Menge 
jenes Farbekörpers zugesetzt und mit dem Kneten fortgefahren, bis 
das Gemisch erkaltet ist. In Fässer eingeschlagen, die mit beliebigen 
Etiquetten versehen werden, wird alsdann das Fabrikat als Schlesi- 
sche, Mecklenburger und Stettiner Butter u. s. w. in den Handel ge- 
bracht. Es ist unglaublich, welche Mengen von solchen abscheulichen 
Mischungen in Berlin und den Provinzen consumirt worden sind. — 
Von diesen absichtlichen Verfälschungen muss man denjenigen Zustand 
unterscheiden, wo die Butter 1) durch die Beschaffenheit des Futters, 
welches die Kühe verzehrt haben, einen fremden Geschmack ange- 
nommen hat, also besonders, wenn die Kühe Allium ursinum L. (Bär- 
lauch) und andere wilde Knoblaucharten, Teucerium Scordium L., 
Erysimum Alliaria L. und dergleichen im Sommer, oder bei Stall- 
fütterung im Winter Oelkuchen von Rübsaamen in Menge genossen 
haben. Beide Arten der Fütterung scheinen jedoch keinen Einfluss 
auf die Gesundheit der Menschen zu haben; 2) einen widrig räuch- 


*) Casper’s Vierteljahresschrifi für gerichtliche und öffentliche ae 
Bd. 2. Hit, 2. und Archiv der Pharm, a, a, 0, 


386 


rigen Geschmack von dem Rauche der Oefen in den Milchstuben, ja 
von dem Tabacksrauche der Bauern, bei denen die Wohnstube zu- 
gleich die Milchstube ist, angenommen hat. Direeter Nachtheil scheint 
daraus nicht hervorzugehen. 

Herr Baer führte an, dass die allgemein verbreitete Ansicht, 
das Unbehagen und Uebelbefinden selbst nach mässigem Genusse eines 
Bieres sei absichtlichen Verfälschungen desselben zuzuschreiben, mehr 
Einbildung der leichtgläubigen Menge als Wirklichkeit sei, denn ein- 
mal liegen den theoretischen Grundlagen der Bierhrauerei zufolge der- 
gleichen wenig im Interesse des Brauers, und dann kann auch sehr 
oft ein Bier diese übeln Eigenschaften besitzen, zu dessen Erzeugung 
durchaus keine anderen als die üblichen und erlaubten Materialien 
verwendet worden sind: so ertheilt z. B. ein zu grosser Gelhalt an 
Kleber — Folge einer schlecht verlaufenen Gährung — dem Bier 
sehr unangenehme Wirkungen. Die Beschaffenheit der zur Bereitung 
des Bieres gesetzlich zu verwendenden Materialien und ihre Verarbei- 
tung beim Malzen, Maischen und Brauen, sowie die Gährung der da- 
raus bereiteten gährungsfähigen Flüssigkeit, und endlich die Aufbe- 
wahrungsart des Gährungsproductes sind von so mannigfaltigem und 
entschiedenem Einflusse, dass aus den in Beschaffenheit und Menge 
gleichen Materialien, die an Farbe, Geruch, Geschmack und ebenso 
auch in ihrer Wirkung verschiedenartigsten Bierflüssigkeiten entstehen 
können. Sowie unreifes oder faules Obst, schimlichtes oder verdor- 
benes Brod ein anderes Aussehen, einen anderen Geruch und Geschmack 
und nach dem Genusse eine andere Wirkung auf den Organis- 
mus haben, als reifes Obst und gesundes Brod; so können Gäh- 
rungsproducte, aus denselben Materialien erzeugt, eine ähnliche Ver- 
schiedenheit und Wirkung zeigen. Die Abgabe derartiger verdorbener 
Biere ist aber eben so strafbar, wie die von schlechtem Obst und 
verdorbenem Brod. — Besonders aber trat man einem andern, ebenso 
verbreiteten Vorurtheil entgegen, dass nämlich der Chemiker nicht im 
Stande sei, dergleichen Verfälschungen — namentlich sobald diese in 
Pflanzenstoffen bestehen, zu erkennen und daher Untersuchungen dieser 
Art gern umgehe. Die Richtigkeit des Gesagten wird am besten dar- 
geihan durch Buchners Untersuchung zweier verdächtigen Biere (Rep. 
{. d, Pharm, Bd. I. p. 337), dıe wegen des Unbehagens, welches 
sie beim Genusse hervorbrachten, als mit schadlichen Zuthaten ver- 
mischt verdächtig nach München transportirt worden waren. Die im 
Vergleich mit einem guten Münchener Lagerbiere ausgeführte Unter- 
suchung ergab, dass die beiden verdächtigen ausser freier Essigsäure 
keine andern (remdartigen Bestandtheile und insbesondere ausser dem 
Hopfenbitter keinen anderen Bitterstoff enthielten. Dagegen ging mit 
Wahrscheinlichkeit hervor, dass die in die besagten Biere re 
genen Hopfenbestandiheile in einem höheren Grade von Veränderung 
sich befanden, als dies von Schenkbieren, zu welchen guter neuer 
Hopfen genommen worden, erwartet werden kann; endlich ergab 
sich, dass in fraglichen Bieren eine relativ grössere Menge einer un« 


387 


gebundenen nicht flüchtigen Säure (Milehsäure) vorhanden war. Um 
die Frage zu entscheiden, ob irgend welche dem Leben des Menschen 
direct gefährliche, giftige Stoffe im engeren Sinne des Wortes, ent- 
halten seien, wurden die in Wasser gelösten alkoholischen Extracte 
in concentrirter Form verschiedenen Organismen einverleibtl. So wur- 
den einem Frosch eine Quantität in den Magen gebracht; einem an- 
dern wurde in der Gegend des fünften Wirbels das Rückenmark voll- 
kommen blossgelegt und auf dasselbe direct einige Tropfen gebracht, 
nachdem man sich überzeugt hatte, dass durch den operativen Ein- 
- griff selbst nicht schon Störungen in der Thätigkeit des Rückenmarks 
eingeleitet worden waren; einem dritten wurde die Flüssigkeit durch 
die Stimmritze in die Lungen gespritzt; überall aber blieben die Ver- 
siftungssymplome aus. Ferner wurde einem Kaninchen etwas von 
dem Extract in das Auge getröpfel. Es trat keine Röthung der 
Schleimhaut ein, die Pupille erweiterte sich nicht mehr als in dem 
andern Auge, auch blieb die Iris normal erregbar, so dass sich die 
Pupille je nach der Menge des zugelassenen Lichtes erweiterte oder 
verengte. Ebenso zeigten sich keine Symptome als einem andern Ka- 
ninchen eine beträchtliche Menge der Flüssigkeit per anum in den 
Mastdarm gespritzt worden war. Die Abwesenheit jedes den Alkaloi- 
den etwa ähnlich wirkenden Giftstoffes wurde hinlänglich dargethan 
durch das Ausbleiben jedweden Vergiftungssymptomes auch in den 
Fällen, in welchen die Extracte in grösseren oder kleineren Gaben 
solchen Körperstellen applieirt wurden, von denen aus bekannter 
Maassen gerade dergleichen Stoffe am raschesten und inlensivsten und 
in den geringsten Dosen wirken, wie bei ihrer Application auf die 
Conjunctiva des Auges, die Schleimhaut der Lungen, des Mastdarmes, 
die Nervenmasse des Rückenmarkes unmittelbar. — Müssen wir auch 
zugeben, dass nicht in allen Fällen die specifische Natur der als Ver- 
fälschung dienenden Pflanzentheile mit Sicherheit erkannt werden kann, 
so stellt sich doch, wie es uns die angeführten Untersuchungen leh- 
ren, auf das Unzweideutigste heraus, ob ein Bier verfälscht ist oder 
nicht, und im ersteren Falle ob die Zusätze einen nachtheiligen Ein- 
fluss auf den menschlichen Organismus ausüben, Haben auch die 
Untersuchungsmetlioden in der organischen Chemie im Allgemeinen 
noch nicht die Ausbildung und Sicherheit erlangt wie in der unorga- 
nischen, so vermag doch die Wissenschaft aus der tiefsten Verbor- 
genheit den Beweis für das Verbrechen heraufzuholen, wenn auch der 
gebildete und verschmitzte Verbrecher wähnt, seine Schandthat vor 
der Entdeckung sichern zu können, indem er sehr heftig wirkende 
Gifte anwendet, die nicht allgemein bekannt sind und von denen er 
glaubt, dass sie nicht nachzuweisen seien. Diese Beruhigung gewährt 
uns der berüchtigte Process Bocarme. Man ist geflissentlich bemüht 
gewesen, die Verdienste des Chemikers Stas, der diese schwierigen 
Untersuchungen leitete, dadurch zu verkleinern, dass man die Nach- 
rieht zu verbreiten suchte, er seı erst durch die Mittheilung des Rich- 
ters, dass der Angeschuldigte vielfach mit Taback gearbeitet habe, auf 


388 


den richtigen Weg geführt worden. Die Wahrheit aber ist, dass 
Stas, als er diese Nachricht erhielt, bereits durch seine Untersuchun- 
gen zu der Ansicht gekommen war, dass das Gift, welches dem Un- 
glücklichen beigebracht, nicht Schwefelsäure, wie man zuerst vermu- 
thete, sondern allein nur Coniin oder Nicolin sein müsse. Bedenken 
wir, wie leicht organische Substanzen durch die verschiedensten Um- 
stände verändert werden, so können wir nicht umhin, den Weg, den 
der belgische Gelehrte eingeschlagen hat, als einen vortrefllichen zu 
bezeichnen, der bei allen gerichtlichen Untersuchungen, bei denen es 
sich um vegetabilische Gifte handelt, als Muster aufgestellt werden 
kann. Dieser Thatsache können wir eine andere, speciell in Bezug 
auf die Untersuchung verdächtiger Biere stehende, die von Graham und 
Hoffmann beobachtet worden ist, an die Seite setzen. Diesen Chemikern 
gelang es 1 Gran Strychnin in einer Gallone (= fast 4 preussisch. 
Quart) Bier (Ale) mit der entschiedensten Sicherheit nachzuweisen. 
Ihre Untersuchungen sind ausserdem geeignet, darzulhun, wie über- 
haupt die Verlälschungen der Biere meistens nur in der Einbildung 
der grossen Menge existiren, In England glaubt man allgemein, dass 
besonders Strychnin zur Bereitung der bittern Biere verwendet werde, 
um den Hopfen zu sparen. Die genannten Chemiker fanden davon 
jedoch in 26 Proben nicht die geringste Spur. Die Gegenwart an- 
derer Bitterstoffe, die den Hopfen ersetzen sollen, als Weidenbitter, 
Wermuth, Wachholder erkennt man deutlich genug, wenn es auch 
nicht gelingt, sie stels in Substanz auszuscheiden. Leichter zu er- 
kennen ist ein künstlicher Zusatz von Spiritus und Pottasche oder 
Soda, von denen man sagt, dass sie vom Brauer benutzt werden, um 
saure Biere zu verbessern. Die Wirkung der letzteren Mittel wäre 
überhaupt nur von kurzer Dauer; der einmal eingeleiteten Essigbil- 
dung wird dadurch keineswegs Einhalt gelhan. — Der Redner geht 
nun ausführlich auf die verschiedenen Untersuchungsmelhoden ein, die 
man anwendet, um das Bier auf seinen Gehalt an Atkohol, Extraet 
und Kohlensäure zu prüfen und verbreilel sich namentlich über den 
Grad der Genauigkeit der hallymetrischen Methode. Um die Tauglich- 
keit dieses von Fuchs angegebenen eben so sinnreichen als schnell 
und leicht ausführbaren Verfahrens, das Bier auf die Menge seiner 
wesentlichen Bestandiheile zu untersuchen, endgültig festzustellen, hat 
vor mehreren Jahren die Regierung von Oberbayern dem polytechni- 
schen Verein in München, wo dergleichen Untersuchungen besonders 
häufig ausgeführt werden, die Aufgabe gestellt, genaue Untersuchun- 
gen über die Verlässigkeit und den Werth der bisher bekannten Bier- 
proben anzustellen und für den gerichtlichen Gebrauch die tauglichste 
vorzuschlagen. Zu dieser Prüfung wurde eine Commission gebildet, 
welche sich in mehrere Sectionen Iheilte, von denen jede unabhän- 
gig von den übrigen gleichzeitig ein und dasselbe Bier miltelst einer 
andern bestimmten Methode auf den Gehalt an wesentlichen Bestand- 
theilen zu untersuchen hatte. Die Resultate dieser verschiedenen Un- 
tersuchungen, wie sie Buchner im Rep. f. d. Pharm. Bd, Il, p. 347. 


389 


mittheilt, sind folgende: Bestimmung der CO? Während das 
gewöhnliche analytisch-chemische Verfahren 0,260, 0,244 und 0,284 
im Mittel also 0,263 gab, lieferte die hallymetrische Probe nur 0,180 
pCt. C02, Nach letzterer Methode fällt also, wie dies auch in der 
Natur der Sache liegt, .die CO?bestimmung zu geringe aus. Uebrigens 
hat die genaue Bestimmung des CO?gehaltes bei Bierproben keinen 
sonderlichen Werth, weil die richtige CO?menge, die dem Bier den 
angenehm erfrischenden Geschmack ertheilt und ohne welche dieses 
Getränk matt und schal schmecken würde, ganz leicht durch den Ge- 
schmack erkannt wird. — Bestimmung des Alkohols. Auch 
hier zeigten sich Differenzen. Die Destillation ergab 3,750, 3,704 
und 3,743 im Mittel also 3,732, die hallymetrische Bestimmung nur 
3,00 und die saccharometrisch-aräometrische Probe von Balling 3,15 
pCt. Alkohol. Da aus dem Alkohol des Bieres der Zuckergehalt der 
Bierwürze manchmal berechnet werden muss, um daraus auf den ur- 
sprünglichen Würzegehalt zurückzuschliessen, so ist klar, dass auch 
dieser bei zu geringer Alkoholbestimmung zu niedrig ausfällt. Bei 
näherer Einsicht in die von Fuchs zur Berechnung des Alkohols auf- 
gestellten Tafeln fand Dr. Schafhäutle hier Irrthümer, welche die Dif- 
ferenz mit den Resultaten der Destillation zu Wege gebracht hatten. 
Schafhäutle hat nun eine neue Tafel berechnet, die künftig den hal- 
lymetrischen Analysen bei Bestimmung des Alkoholgehaltes zu Grunde 
gelegt werden muss. Wir theilen hiervon denjenigen Theil mit, der 
gewöhnlich benutzt werden muss, um den in 1000 Th. Bier gefun- 
denen Weingeist in wasserfreien Alkohol überzuführen. Die Zahlen 
in der ersten Columne drücken den gefundenen Weingeist, diejenigen 
in der zweiten den entsprechenden Alkohoigehalt und jene in der 
dritten die Differenzen zwischen der nebenanstehenden und vorher- 
gehenden Zahl für Alkohol aus. Wenn die gefundene Zahl für Wein- 
geist neben dem Ganzen noch Bruchtheile enthält, so braucht man 
diese Bruchtheile bloss mit der dem Weingeist in ganzen Zahlen ent- 
sprechenden Differenz zu multipliciren und das Produkt zu dem der 
ganzen Zahl entsprechenden Alkoholgehalt hinzu zu addiren. 


27 


390 


dem dem dem 
Wein- |entsprechen | Diffe- Wein- entsprechen! Diffe- Wein- | entsprechen| Diffe- 
geist Alkohol |renzen || geist | Alkohol |renzen || geist Alkohol | renzen 
von von von 
50 | 27,615 
51 | 28,171 \0,556|| 68 | 38,102 |0,505]| 85| 46,923 | 0,519 
52 | 28,727 |0,556|| 69 | 38,620 |0,518|| 86| 47,442 | 0,519 
53 | 29,284 |0,557 87| 47,961 | 0,519 


54 | 29,840 |0,556 


71 | 39,656 | 0,518 
55 | 30,396 = 


72 | 40,175 |0,519 
73 | 40,694 |0,519|| 90| 49,518 |0,519 
57 | 31,561 |0,609)| 74 | 41,213 |0,519|| 91 | 50,037 |0,519 
58 | 32,170 |0,609|| 75 | 41,732 \0,519|| 92| 50,556 |0,519 
59 | 32,779 |0,609)| 76 | 42,251 |0,519|| 93 | 51,075 |0,519 
60 | 33,388 |0,609|| 77 | 42,770 |0,519| 94| 51,594 | 0,519 
61 | 33,996 \0,608) 78 | 43,289 |0,519|| 95| 52,113 |0,519 
62 | 34,605 |0,609|| 79 | 43,899 |0,519|| 96 | 52,632 | 0,519 
63 | 35,214 |0,609)| so | 44,347 |0,519|| 97| 53,151 |0,519 
64 | 35,823 |0,609|| sı | 44,347 |0,525|| 98| 53,670 | 0,519 
65 | 36,432 |0,609|| 82 | 45,366 |0,519)| 99| 54,187 | 0,517 
66 | 37,041 |0,609|, 83 | 45,885 |0,519|| 100| 54,702 | 0,515 


88| 48,480 | 0,519 


89 | 48,999 | 0,519 


r 37,597 =: 84| 46,404 | 0,519 
56 | 30,952 |0,556 


E 39,138 | 0,518 


Bei Benutzung dieser verbesserten Tafel erhielt man im obigen Falle 
die Zahl 3,7597 anstatt der frühern und mithin in Rücksicht auf das 
Resultat der Destillation eine Uebereinstimmung, wie sie kaum bei 
Wiederholung einer und derselben Bestimmungsmethode erzielt wird, 
Bei einem andern Biere erhielt man durch Destillation 2,83, hallyme- 
trisch 3,07 pCt. — Bei der Bestimmung des Extractes lie- 
fert das hallymetrische Verfahren eben so genaue Resultate bei viel 
schnellerer Ausführung. Nach der gewöhnlichen Methode wird sogar 
die Extractmenge der Biere oft um 1— 2 pCt. zu hoch angegeben, 
weil man sich meistens begnügt, das Extract nur bei der Tempera- 
tur des kochenden Wassers anszutrocknen, was nie vollständig gelingt. 
Die hallymetrische Probe ergab 5,57 pCt. Extraet, Ballings saccharo- 
metrisch aräomelrische 6,27 — also um 0,7 pCt. mehr und durch 
Verdampfen und Eintrocknen des Bieres bei + 102°C. 5,72, 5,74 
und 5,73; durch Eintrocknen bei ++ 110—120° C, 5,397 und 5,470, 
im Mittel also 5,433 pCt. — Das hallymetrische Verfahren verdient 
der Genauigkeit und Zeitersparniss wegen nicht allein bei Bierunter- 
suchungen angewendet zu werden, sondern es bietet auch dieselben 
Vortheile in allen Fällen, wo es sich um die directe quantitative Be- 
stimmung von Zucker, Extractivstoffen und ähnlichen Substanzen in 
wässerigen Auflösungen handelt. 


391 


b. Literatur. 


Physik. Angström, latente und specifische Wärme 
des Eises. — Die latente Wärme des Eises ist von verschiedenen Physikern 
sehr verschieden angegeben. Black erhielt dafür die Zahl 80, Wilcke, 72, La- 
place und Lavoisier 75. Diese letztere galt lange Zeit für richtig, bis Regnault, 
sowie Provostaye und Desains durch ihre Versuche 79,1 fanden. Dagegen kam 
Person wieder auf die zuerst von Black gefundene Zahl zurück. A. macht nun 
auf eine Untersuchung über diesen Gegenstand von Gadolin aufmerksam, die bis 
jetzt den Physikern entgangen war. Wenn auch diese Versuche an Genauigkeit 
den neueren nachstehen, so ersetzen sie diese doch durch ihre grosse Anzahl 
— 184 — und dann hat auch die Beobachtungsweise selbst einige Vorzüge. 
G. mengte abwechselnd in zwei Gefässen von verschiedener Grösse bald das 
warme Wasser zum Schnee, bald den Schnee zum warmen Wasser, wodurch er 
erreichte, dass der mögliche Fehler in dem Wärmeäquivalent des Gefasses zum 
guten Theil aus dem Mittelwerth der Beobachtungen herausfiel. Der Schnee 
hatte ımmer nahezu die Temperatur des Zimmers, weshalb hierbei die Strahlung 
zu berücksichtigen war. Geschah dies auch auf eine Weise die minder zuver- 
lässig erscheint, so verschwinden diese Fehler doch grösstentheils in den Beob- 
achtungsmitteln. Ueberhaupt findet A. keinen Grund, der zu der Annahme be- 
rechligt, dass diese Bestimmungen mit einem gemeinsamen constanten Fehler 
behaftet wären. G. vertheilte seine Beobachtungen in 15 Gruppen und erhielt so 
aus diesen als Mittelzahl 81,19. Da indess die Beobachlungen auf zweierlei 
Weisen und mit zwei nngleich grossen Gefässen angestellt wurden, so ordnet 
sie A. in vier Reihen und berechnete jede für sich, wobei sich als Mittelzahl 
81,219 ergab. Es fragt sich nun: sind die specifischen Wärmen des Eises und 
Schnee’s verschieden oder ist Person’s Zahl noch zu klein? G. fand keinen 
Unterschied, der Schnee mochte von feinster Textur oder körnig sein. (Poygg. 
Aun. Bd. XC. p. 509.) B. 


Crookes, Anwendung der Photographie zum Studium ge- 
wisser Polarisations-Ersceheinungen. — Crookes hat es versucht 
dıe bekannten schönen Figuren, die man bei dünnen Platten von Krystallen, wie 
Kalkspath und Salpeter, im Polariscope sieht, vermittelst der Camera obscura zu 
fisiren. Einleitende Versuche gaben ihm zwar ein sehr vollkommenes Bild auf 
dem Grundglase, jedoch war das Licht, wegen seines Durchganges durch meh- 
rere hinter einander aufgestellte Linsen, die das Bıld auffingen und verkleiner- 
fen, ehe es auf die Collodiumplatte fiel, und die beiden dunkelbraunen nicht ei- 
nen Viertelquadratzoll grossen Turmaline ungemein schwach, so dass das Bild nicht 
anders auf dem Glase gesehen werden konnte, als wenn man die Camera ob- 
scura gegen die Sonne richtete und dabei alles übrige Licht von dem Auge aus- 
schloss. Collodıum, obgleich unter den gewöhnlichen Umständen so ausseror- 
dentlich empfindlich, erwies sich zum Copiren dieser Figuren als ganz unpas- 
send, da die Platten, in ihrer nothwendig aufrechten Stellung, die zur Erlangung 
eines Bildes erforderliche Aussetzung nicht ertrugen, ohne sich zu zerselzen. 
Ebenso brachte die Bewegung der Sonne eine sehr ungleiche Wirkung hervor, 
die dem Erfolge des Versuchs schadete. C. ersetzte daher die Collodiumplatte 
durch ein empfindliches Papier und liess die Camera obscura mehrere Tage lang 
gegen Norden gerichtet stehen. Das Resultat war nicht gut; doch zeigte sich, 
dass Licht, welches eben intensiv genug ist, einen vorübergehenden Eindruck 
auf die Netzhaut zu machen, mit der Zeit einen starken Eindruck auf eine em- 
pfindliche photographische Fläche macht. Als Wheatstone nun erlaubte, seine 
prachtvollen Turmaline und Krystalle zu benutzen, erhielt C. ohne Sonne ein sehr 
deutliches Bild auf dem Grundglase ; er fand, dass selbst Collodium im zerstreu- 
ten Himmelslicht einen guten Eindruck annahm, wenn es demselben, je nach der 
Grösse und Beschaffenheit des angewandten Krystalls, eine halbe bis zwei Stun- 
den ausgesetzt ward. Legt man die Camera obscura anfwärts gerichtet auf den 
Boden, so hält sich die Collodiumplatte in hinreichend horizontaler Lage länger 


Zu 


392 


als drei Stunden. Das beste Licht ist das eines bedeckten, zwar hellen, aber 
sonnelosen Himmels. Die Camera obscura muss alle 2 oder 3 Minuten einen Qua- 
dranten gedreht werden, um eine zu ungleiche Wirkung des Lichtes zu verhü- 
ten. — Die im raschgekühlten Glase unter denselben Umständen entstehenden 
Figuren liessen sich ohne Schwierigkeit copiren. Das Glas, eingefasst von ei- 
nem schwarzen opaken Rahmen, stand anfrecht vor einem schwarzen Glasspie- 
gel und dieser war so gestellt, dass er das auf ihn fallende diffuse Tageslicht 
unter dem geeigneten Winkel horizontal reflectiren und durch das Glas senden 
musste. Ihm gegenüber stand die Camera obscura mit einem Turmalin oder 
Nicolschen Prisma vor der Linse, durch dessen Drehung die verlangie Figur er- 
halten wurde. — Die Copien auf Collodium , das auf gewöhnliche Weise jodirt 
worden, zeigten sowohl beim Kalkspath als beim Salpeler, eine weit grössere 
und viel weiter ausgedehntere Zahl von Ringen als im Polariscop gesehen wer- 
den konnte; während im letzteren höchstens neun Ringe zu sehen waren, lie- 
ferte die Photographie zuweilen an funfzig, was in merkwürdiger Weise die 
grössere Ausdehnung derjenigen Ringe zeigt, die von den jenseits der sichtba- 
ren Strahlen liegenden brechbareren gebildet werden. — Um hierüber besseren 
Aufschluss zu erlangen, rieth Wheatstone Bromsilber anzuwenden und die che- 
mischen Strahlen mit schwefelsaurem Chinin fortzunehmen , weil dann der Ef- 
fect von blossem Licht erhalten würde. Als C. auf einer Schicht von mit Brom 
präparirtem Collodium, mit Dazwischensetzung eines anderthalb Zoll dicken Ba- 
des von beinah gesättigter Lösung von schwefelsaurem Chinin, die in Salpeter 
sichtbaren Figuren copirte, waren die Ringe auf die sichtbare Anzahl redueirt 
und zugleich viel breiter, davon herrührend, dass in jedem Ringe eine grössere 
Fläche das Bromsilber zu afficiren vermochte. Es zeigte sich hier aber eine 
merkwürdige Verschiebung ; jeder Quadrant der inneren Ringe schien, statt seine 
gewöhnliche Gestalt zu behalten, wie in zwei Hälften gebrochen, und die Hälf- 
ten waren gegen die benachbarten Ringe abwechselnd gehoben und vertieft. — 
Es wurde nun versucht, ob ein einaxiger Krystall — Kalkspath — unter ähnli- 
chen Umständen auch eine abnorme Figur zeigen werde. Die bisher auf Jod- 
silber erhaltene Figur war vollkommen regelmässig, die nur insofern von der im 
Polariscope gesehenen abwich, dass sich die Ringe bis zu einer grösseren Enl- 
fernung erstreckten. Beim Bromsilber mit dem Chininbade hätte die Figur nicht 
mehr ein so regelmässiges Ansehen. Die Anzahl der Ringe war auf neun redu- 
cirt, wobei der vierte und fünfte Ring mit gänzlicher Vernichtung ihres Zwi- 
schenraumes zu einem einzigen breiten Ringe vereinigt erschienen. Dieselben 
Resultate wurden stets, auch ohne das Chininbad erhalten, sobald man Brom- 
silber als empfindliche Fläche anwandte. — Die Strahlen , welche diese abnor- 
men Figuren hervorrufen, können daher schwerlich in dem brechbareren un- 
sichtbareren Theil des Specetrums vorhanden sein, wenigstens in demjenigen Theil, 
welcher vom schwefelsauren Chinin absorbirt wird ; ebenso wenig können sie 
unsichtbare, jenseits des äussersten Roth liegende Strahlen sein, weil diese nicht 
auf Bromsilber wirken. Für das Auge sind diese Figuren direct unsichtbar. Bei 
Beleuchtung eines Polariscopes mit weissem Licht und dann mit jedem einzel- 
nen Strahl eines sehr reinen Sonnenspeetrums konnte immer nur die normale 
Figur wahrgenommen werden. Es ist also möglich, dass diese abnormen Figu- 
ren durch unsichtbare Strahlen veranlasst werden, die bisher der Beobaehtung 
entgangen und in dem sichtbaren Theil des Spectrums enthalten sind. (Phil. 
Mag. Ser. IV. V. VI. p. 73.) B. 


Chemie. — Walz, weiterer Beitrag zur Kenntniss der 
Scrophularineen (vergl. p. 54.). Linaria Cimbalaria Mill., An- 
tirrhinum Cymbalaria Liu. Es überzieht alte Mauern oft gänzlich mit 
seinen zarten, an dünnen Fäden hängenden Blättern. Früher offieinell. Man 
hielt die Pflanze für giftig und glaubte, sie mache einen Bestandtheil der Aqua 
tophana aus. Dass es mit dieser giftigen Wirkung nichts ist, lehrt diese Un- 
tersuchung. — Der Dampfdestillation unterworfen, lieferte es ein saures Destil- 
lat, das auf der Oberhaut mit einer Fettschicht bedeckt war. Durch Aether ge- 
löst hinterblieb eine feltartige, schuppig krystallinische Masse, welche beim Er- 


393 


wärmen und Reihen zwischen den Fingern eigenthümlich riecht. Die Ausbeute 
bier geringer als bei anderen, bereits untersuchten Scerophularineen. Ist dieser 
Körper mit den in andern Gliedern der Familie aufgefundenen identisch, dann 
würde er den Namen Linarosmin, im andern Falle Cymbalarosmin 
erhalten müssen. — Die Säure war ein Gemisch von Essigsäure und einer Fett- 
säure. — Von dem durch Wasser erhaltenen sauer reagirenden, ziemlich bitte- 
ven Auszuge des Krautes wurde die eine Hälfte des Extractes mit 90 pCt. Al- 
kohol behandelt und die andere mit Bleizucker gefällt. Der Niederschlag wurde 
zur Hälfte mit Schwefelwasserstoff und zur andern mit Schwefelsäure zersetzt. 
Hierauf filtrirt fanden sich in der klaren Flüssigkeit ausser etwas Harz ein brau- 
ner Farbestoff, — in HO leicht löslich — eisengrünender Gerhestoff, unorga- 
nische Säuren, Weinstein- und Aepfelsäure. Das Schwefelblei wurde mit Alko- 
hol digerirt. Der wenig bitter, aber stark kratzend nach Harz schmeckende 
Auszug hinterliess — verdunsiet — eine glänzende, grünlich-rothgelbe amorphe 
Masse, dıe an HO nur sehr wenig Bitler- und etwas Farbstoff abtirat und an 
Aether etwas Chlorophyll. Beim Verbrennen entwickelt sich ein eigenlhümlicher 
Harzgeruch, beim stärkeren Erhitzen entzündet es sich und verbrennt ohne allen 


Rückstand mit russender Flamme. — Bleiessig fällte noch geringe Mengen der 
genannten Stoffe und etwas Gummi. Das nun erhaltene Filtrat — vom Blei be- 
freit — schmeckte ziemlich stark bitter, erlitt — mit Ausnahme von Gerbstoff 


— keine Veränderung durch Reagentien. Der dadurch entstehende weissflockige 
Niederschlag, färbte sich bald grau. Geirocknet wurde er mit 80 pCt. Alkohol 
digerirt, der eine goldgelbe Farbe und einen stark bittern und kratzenden Ge- 
schmack annahm. Aus dem Rückstande — nach Verdunstumg des Alkohols — 
zog Aether eine dunkel goldgelbe, harzarlige Masse von sehr scharfem und krat- 
zendem Geschmack aus, die als die Schärfe der Pflanze betrachtet werden 
kann(Cimbalacrin). Das im Aether Unlösliche ist der Bitterstoft der Pflanze 
(Cymbalarin, wenn er nicht identisch ist mit dem der anderen Glieder). 
Die Menge ist geringer als bei allen andern. — Die übrigen Bestandtheile sind 
weniger von Bedeutung. — Bestandtheile der Asche dieser Pflanze: KO 
4,93, NaO 4,62, CaO 24,00, MgO 7,92, PO5 11,91, SO3 2,78, EIH 2,63, CO2 
12,36, SiO? 9,46, Kohle und Sand 23,39= 100,00. (Jahrb. f. pract. Pharm. 
Bd. XXVII. p. 129.) 


Beissenhirtz hat gefunden, dass, wenn man Anilin oder ein Salz 
desselben auf einer Porcellanfläche mit einigen Tropfen concentrirter Schwefel- 
säure und einem Tropfen einer Lösung von chromsauren Kali zusammenbringt, 
nach einigen Minuten eine rein blaue Farbe Hervortritt, die weit verschieden ist 
von der, die Strychnin unter gleichen Umständen bewirkt. (Ann. d. Chem, und 
Pharm. Bd. LXXXVU. p. 375.) W..B. 


v. Planta und Kekule haben das Nicotin der Einwirkung 
des Jodäthyls unterworfen und hierbei folgende Resultate erhalten. Die Ein- 
wirkung beider Substanzen, die schon hei gewöhnlicher Temperatur eintritt — 
Trübung und Abscheidung von braunen Oeltropfen — wird durch Hitze sehr 
beschleunigt. In eine Röhre eingeschlossen ist die Reaction bei der Tempera- 
tur des siedenden Wassers in einer Stunde beendet ; die Masse erstarrt zu gel- 
ben Krystallen. Ueberschüssiges Nicotin ist zu vermeiden, da es des hohen 
Siedepunktes wegen nicht entfernt werden kann. Gleichzeitig entsteht siets, und 
zwar in um so grösserer Menge, je länger die Einwirkung gedauert, ein rothes 
jodhaltiges Zersetzungsprodukt, das beim Lösen in HO sich theilweise als harz- 
artiges Pulver zu Boden setzt. Aus der wässrigen Lösung erhält man das Ae- 
thylnicotinjodid (CHH%N)) als strahlige Krystallmasse, wobei sich wieder 
ein Theil der rothen Substanz absetzt. Die Krystalle zerfliessen in feuchter 
Luft, sind äusserst leicht löslich in HO0, wenig in Alkohol und Aether. Aus 
der heissen alkoholischen Lösung erhält man schöne, zu Warzen gruppirte, farb- 
lose Säulen; ebenso wenn bei der Einwirkung eine Verdünnung durch Alkohol 
stattgefunden hat. Durch absoluten Alkohol ist die rothgelbe Mutterlauge zu ent- 
fernen, — Aethylnicotinbromid. DieEinwirkung des Bromäthyls ist eben 


394 


so energisch, wie die des Jodäthyls. Die Krystalle sind sehr zerfliesslich und 
selbst in absolutem Alkohol ziemlich löslich. — Aethylnicotn. Aus den 
beiden ersteren Verbindungen kann die Base nicht durch Kali abgeschieden wer- 
den , wohl aber durch frisch gefälltes Silberoxyd. Die Lösung ist farblos, rea- 
girt stark alkalisch, schmeckt äusserst bitter und hat keinen Geruch. Gegen 
Salzlösungen verhält sie sıch wie fie Alkalien. Die Lösung färbt sich schon 
beim Stehen an der Luft und zieht aus dieser begierig CO2 an; sie kann nicht 
eoncentrirt werden. Sie färbt sich dabei, selbst im luftleeren Raum, tief roth- 
braun und scheidet braune zähe, in Wasser nur schwierig lösliche Tropfen ab, 
die stark nach faulen Fischen riechen. — Salze des Aethylnicotins. 
Sie scheinen sämmtlich in HO sehr löslich zu sein. Selbst Gerbsäure bewirkt 
keinen, nur Pikrinsäure einen schwefelgelben flockigen Niederschlag. Das salz- 
saure Salz liefert beim Verdunsten im luftleeren Raum eine strahlige Krystall- 
masse. Die Verbindungen mit Schwefel-, Salpeter. und Oxalsäure erhielt man 
als zähen Syrup mit einzelnen Kıystallparcellen; das essigsaure Salz zeigle keine 
Spur von Krystallisation.— Doppelsalze des Aethylnicotins. ]. Ae- 
thylnicotinplatinchlorid (CHHI2NCI+ PıCl®? oder C!0A?LCEHS)NCI+ 
PıCl?). Anfangs ein flockig gelber Niederschlag, der bald orangeroth und kıy- 
stallinisch zu Boden fällt. Aus der Lösung in heissem Wasser scheidet sich das 
Salz in rhombischen, meist zugespitzten Säulen von orangerother Farbe aus. 
In Alkohol fast, in Aether unlöslic. 2. Aethylnicotingoldchlorid. 
Schwefelgelber Niederschlag, aus der heissen Lösung prachtvoll goldgelbe Na- 
deln. 3. Aethylnicotinpaladiumchlorür. Beim Verdampfen eine 
braune gummiartige Masse, die aus der alkoholischen Lösung bei freiwilligen 
Verdunsten grosse rhombische Tafeln von brauner Farbe hinterlässt. 4. Ae- 
thylnicotinquecksilberchlorid (CH4HW2NCI+3HgCl). Weisser flocki- 
ger Niederschlag, der bald harzartig zusammenballt und beim Erwärmen schmilzt. 
In siedendem Wasser löslich ; schneeweisse, zu Warzen gruppirte Krystalle schei- 
den sich daraus nach längerer Zeit ab. — Die einfacheren Formeln der Dop- 
pelverbindungen, namentlich der Jodgehalt des Aethylnicotinjodids geben weitere 
Stützen für die einfachere Formel des Nicotins (CIHTN). — Das trockne Ae- 
ihylnieotinjodid zerfällt beim Erhitzen in Jodäthyl und Nicotin, deren Dämpfe 
zum Theil wieder auf einander einwirken und so das zerlegte Jodid wieder re- 
produeiren. Durch das Verhalten des Jodids und Bromids gegen Kali unterschei- 
det sich die neue Base vom Nicotin. Sie gehört der vierten der Hofmannschen 
Reihen an, d. h. sie steht zum Nicolin in einem ähnlichen Verhältniss wie z. B. 
das Teträtbylammonium zum Triäthylamio. Zu dieser Ansicht führt das Verhal- 
ten der Base gegen Kali, die Zersetzung des Jodids beim Erhitzen, die Geruch- 
losigkeit der Base und die Krystallisationsfähigkeit ihrer Salze. Bei der Ein- 
wirkung von Jodäthyl auf eine möglichst concentrirte Lösung der Base entstand 
nur das frühere Jodid wieder. Es wurde also kein weiteres Aequivalent Aethyl 
mehr aufgenommen. Hiernach war zu erwarten, dass das Aethyluicolin beim 
Erhitzen in Nicotin und ölbildendes Gas zerfallen würde, und es wäre dies keine 
geringe Stütze für die einfachere Formel des Nicotins gewesen. Die Zersetzung 
scheint aber eine andere zu sein. — P. und K. halten dafür, dass die Base das 
höchste durch Jodäthyl erzeugbare Substitutionsproduct des Nicotins ist, so dass 
also das Nicotin — bei Annahme der einfacheren Formel — in die dritte der 
Hofmann’schen Reihen gehört. Es ist also eine Nitrilbase, in welcher der € und 
H (C!0H?) die Rolle der drei Aeq. H des Ammoniaks spielt. u 1.) 


Schunck, Constitution der färbenden Substanzen des 
Krapp. — In einem Briefe an die Herausgeber des Philos. Mag. und Journ. 
verlheidigt Schunck seine Ansichten über die Zusammensetzung der aus dem Krapp 
zu ziehenden Farbstuffe und über die Entstehungsweise derselben aus dem Ru- 
bian gegen die Angriffe von Laurent (Ann, de Chim, et de Phys. 3 ser. Vol. 
XXXVI.), dessen eigenthümliche theoretische Ansichten ihn verleitet haben, nicht 
allein jene Umwandlungsweise anders zu deuten, sondern auch den einzelnen 
Stoffen andere ihre Zusammensetzung ausdrücken sollende Formeln zuzuerthei- 


395 


len, ohne Rücksicht darauf, dass eine grosse Zahl der von Schunck beigebrach- 
ten Thatsachen mit seiner Vorstellungsweise von diesen Substanzen nicht in Ein- 
klang gebracht werden kann. Auf die Einzelheiten der Differenzen beider For- 
scher kann hier nicht weiter eingegangen werden. Es sollen hier nur die da- 
rauf Bezug habenden von Schunck festgestellten Thatsachen kurz angeführt wer- 
den. 1) Der wesentlich die Eigenschaft des Krapps zu färben bedingende Stoff 
ist das Rubian (C56H32030), das jedoch erst durch seine Zersetzung den eigentlich 
färbenden Stoff, das Alizarin erzeugt. 2) Durch Einwirkung von Schwefelsäure 
oder Salzsäure auf Rubian wird dieser Körper gleichzeitig auf drei verschiedene 
Weisen zersetzt, indem er zur Bildung von Alizarin, Verantin, Rubiretin, Rubia- 
nin und Zucker Anlass giebt, entsprechend den Formeln: 

1. 1,44, Rubian = 4 At. Alızarin 4 14 At. Wasser 

* 5632030 — 4014H50° + 14H0 

0 1 At. Rubian = 2 At. Verantin + 2At. Rubiretin + 12 At. Wasser 

= 656432030 — 2014H505+2C1+H 601-+-12H0. 

3, 1A. Rubian + 9 At. Wasser—=2 At. Zucker+1 At. Rubianin 

° — 56340304 9H.0 — 2C2H.2012-1 C32H19 4015 
3) Bei der Zersetzung durch Alkalien liefert das Rubian dieselben Producie, mit 
Ausnahme von Rubianin, anstatt dessen ein ähnlicher Körper, das Rubiadin, ent- 
steht. Hier gelten also die Gleichungen 1. und 2., aber 3. wird durch 

4 1 At. Rubian +2 At. Wasser=2 At. Zucker +1 At. Rubiadin 

656432030 +20 —2C2E 120124 0321208 
vertreten. 4) Durch Zersetzung mit Hülfe einer eigenen im Krapp enthaltenen 
Fermentsubslanz, welche Schunck Erythrozym nennt, entstehen dıeselben Substan- 
zen nur weder Rubianin, noch Rubiadin, sondern statt dessen zwei andere Kör- 
per Rubiafin und Rubiagin. Auch hier finden daher die Gleichungen 1. und 2. 
Geltung, aber weder 3. noch 4. sondern statt dessen 

Bi At. Rubian +3 At. Wasser=2 At. Zucker+1 At. Rubiafio 

"  @564 32030 + 3H0 — 20412024 .032F.1309 

gl At. Rubian 4-4 At. Wasser —2 At. Zucker+1 At. Rubiagin 

°  €56H3:030°+440—2C2HR20 12403211010, 
(Phil. mag. Vol. VI. p. 187.*) H....2. 


F. Penny, Werthbestimmung des Indig’s. — Zu den Me- 
ihoden den Werth des Indigs zu bestimmen, welche bisher von Descroisilles, 
Bolley, Dana, Fritsche, Chevreul, Reinsch angegeben wurden , fügt Penny eine 
neue hinzu, die darauf beruht, dass der blaue Indig bei Gegenwart von Salz- 
säure durch zweifach chromsaures Kali entfärbt wird. — Die von ihm vorge- 
schriebene Methode ist folgende. Zehn Gran der feingepulverten Indig - Probe 
werden mit zwei Drachmen rauchender Schwefelsäure angerieben, worauf die 
Mischung bei Abschluss der Luft 12 bis 14 Stunden unter gelegentlichem Um- 
rühren bei einer Temperatur von einigen zwanzig Graden Celsius digerirt wird. 
Es ist gut der Mischung einige kleine Glasstücke hinzuzuselzen, um mit Hülfe 
derselben desto sicherer die sich etwa bildenden Klümpchen von Indigo zu zer- 
stören und dadurch die Einwirkung der Säure auf denselben zu erleichtern. 
Nachdem das Indigblau vollkommen gelöst ist, giesst man die Lösung unter 
Umrühren in ein halbes Quart warmen Wassers, spült das Glas, worin sie sich 
befand, mit Wasser nach, und setzt ®/4 Unzen starker Salzsäure hinzu. — Zu 
dieser Flüssigkeit setzt man tropfenweise eine Lösung von chromsaurem Kali, 
von bekanntem Gehalt, bis ein Tropfen derselben auf eine weisse Steinplatte 
oder auf einen Streifen Fliesspapier getropft eine braune oder ockerähnliche 
Farbe ohne jede Beimischung von blau oder grün zeigt. Jene Lösung von 
chromsaurem Kali stellt man sich am besten dar, indem man 71/2 Gran des 
reinen und trocknen Salzes in so viel Wasser bringt, dass die Mischung 100 
Volumtheile eines Alkalimelers einnimmt. Nach einem Versuche mit chemisch 
reinem Indig sind 7!/a Gran dieses Salzes gerade genügend, um 10 Gran rei- 
nen Indigs vollkommen zu entfärben. Jeder Theilstrich des Alkalimeters ent- 
spricht daher einem Procent desselben in dem käuflichen Indig. (Quart. journ. 
of the Chem. Soc. Vol. F. p. 297.*) H....2. 


396 


H. Rose, über die Niobsäure, die Pelopsäure nnd Tan- 
talsäure.*) — Obgleich diese drei Säuren, namentlich in ihrem Verhalten 
gegen NaO, eine gewisse Aehnlichkeit zeigten, so war andererseits die Verschie- 
denheit doch wieder so gross, dass au einer Eigenthümlichkeit derselben nicht 
zu zweifeln war. Seit Jahren fortgesetzte Untersuchungen — gemeinschaftlich 
mit Weber, besonders um die Atomgewichte dıeser Säuren zu bestimmen und 
die wichtigsten Verbindungen zu studiren — die sehr grosse Schwierigkeiten 
zeigten und daher noch lange nicht beendet sind, haben ergebeu, dass, wenn 
auch die Pelopsäure eine grosse Aehnlichkeit mit der Tantalsäure hat, beide 
doch bestimmt verschiedene metallische Säuren sind; hingegen offenbarte sich 
zwischen der Pelopsäure und der Niobsäure ein merkwürdiger und unerwarteter 
Zusammenhang. — Bei der wiederholten Darstellung der den letzteren Säuren 
entsprechenden Chloride wurde auffallenderweise bemerkt, dass, selbst wenn eine 
vermeintlich reine Pelopsäure oder Niobsäure angewendet wurde, doch fast im- 
mer nie ein reines Chlorid, sondern ein Gemenge beider erhalten wurde, während 
bei der Bereitung der Tantalsäure dieser Umstand nie eintrat, sobald nur keiner 
der durchaus erforderlichen kleinen Handgriffe — die Resultate langer und müh- 
sam erworbener Frfahrungen — vernachlässigt worden. — Bekanntlich ist das 
Chlorid des Niobs weiss, voluminös, in der Hitze flüchtig aber nicht schmelz- 
bar, dass des Pelops gelb und sehr leicht schmelzbar. Letzteres ist zwar etwas 
flüchliger als ersteres, aber dennoch war eine Trennung beider durch Wärme 
sehr schwierig. Die voluminöse Beschaffenheit des Niobchlorids stellte sich 
stets hindernd in den Weg, indem selbst nur bei geringen Mengen das Glas- 
rohr sich verstopfte. Grössere Hitze hob zwar diesen Uebelstand aber dann 
wurde stets mit dem Pelopchlorid auch Niobchlorid mit fortgerissen. Die Au- 
wendung dieses Verfahrens wurde aber noch durch einen zweiten Umstand ver- 
hindert, den nämlich, dass sich das Pelopchlorid, ähnlich wie das Tantalchlo- 
rid, beim Erwärmen zersetzte, so lange sıch noch durch die Bildung der Chlo- 
ride Kohlenoxyd erzeugt. — Waren nun die beiden Chloride unter günstigen 
Umständen glücklich getrennt und wurden aus ihnen durch Zersetzen mittelst 
HO die Säuren dargestellt, so gab jede derselben nach der Behandlung mit € 
und &1 doch wiederum beide Chloride, gelbes und weisses, selbst wenn dieselbe 
Säure zu wiederholten Malen derselben Behandlung unterworfen wurde. Als Ur- 
sache glaubte man die besprochenen Umstände annehmen zu dürfen. Als nun, 
nach vielen mühevollen, aber vergeblichen Versuchen, die ein günstligeres Resnl- 
tat herbeiführen sollten, eine kleine Menge sehr reiner Niobsäure, mit einer sehr 
grossen Menge C sehr innig gemengt, unter Anwendung aller Vorsichtsmaassre- 
geln und unter Vermeidung von aller atmosphärischen Luft mit &1 behandelt 
wurde , erhielt man das überraschendste Resultat; das reinste gelbe Pelopchlo- 
rid ohne die geringste Spur von Niobchlorid. Ersteres konnte verflüchtigt wer- 
den, ohne nur eine Spur von weissem Chloride oder von ahgeschiedener Säure 
zu zeigen. Die grosse Menge der C urd eine anfangs gelinde Hitze waren 
nicht die Ursachen des Erfolges, denn bei Wiederholungen unter gleichen Be- 
dingungen wurde er nicht erzielt. Endlich wurde ein Versuch unter Anwen- 
dung von ]) einer sehr grossen Menge C, 2) einer sehr sorgfältigen Vertreibung 
aller Feuchtigkeit durch starkes Glühen des Gemenges in trocknem Kohlensäu- 
regase, 3) einer vollständigen Vertreibnng der CO2, nachdem das Gemenge in 
diesem Gase erkaltet war, durch einen sehr raschen Strom von Chlorgas , das 
erst hinzugeleitet worden, nachdem alle atmosphärische Luft aus dem Chlorap- 
paralte ausgetrieben worden war; 4) endlich einer sehr geringen Erhitzung, 
nachdem alle Theile des Apparates so mit Chlorgas angefüllt waren, dass sie 
intensiv gelblich-grün erschienen. Bei Anwendung dieser Vorsichtsmaassregeln 
erhielt man stets ganz denselben überraschenden Erfolg: Das reinste Pelop- 
chlorid, mochte dazu reine Niobsäure, reine Pelopsäure oder die Säure, 
welche unmittelbar aus den Columbiten von Bodenmais und von Nordame- 
rika und aus dem Samarskit vom Ural (Uranotantal, Yitroilmenit von Herrmann) 
erhalten, angewendet worden sein. Sobald aber auch nur eine dieser Bedin- 


*) Vergl, hierzu Pogg. Ann, Bd. LXIX, p. 115. 


397 


gungen nicht innegehalten wurde, erhielt man selbst aus einer Säure eines sol- 
chen Chlorides stets wieder beide. — Diese Versuche geben den Schlüssel zu 
allen Erscheinungen, die früher die Trennung beider Chloride so schwierig mach- 
ten, — Ist das gelbe Chlorid einmal gebildet, so verwandelt es sich unter kei- 
nen Umständen mehr in das weisse, wenn nur der Apparat mit reinem Chlor- 
gas angefüllt ist. Bei Gegenwart von Kohlenoxydgas erzeugt sich aber beim Er- 
hitzen kein weisses Chlorid, wohl aber die dem Chloride entsprechende Säure ; 
nicht so bei Anwesenheit von reinem Chlorgase. — Das gelbe Chlorid sublimirt 
in Nadeln, die beim Erwärmen schmelzen und nach dem Erkalten ein krystal- 
linisches Haufwerk bilden. Aus ihm erhält man durch Behandeln mit HO die 
dem Chlorid entsprechend zusammengesetzte Säure. Sie ist nicht gauz vollkom- 
men unlöslich in der sich zugleich bildenden verdünnten EIH, weshalb die Aua- 
iyse des Chlorids mit Schwierigkeiten verknüpft ist. — Das weisse Chlorid er- 
hält man, wenn man nicht so viel C nimmt, das Gemenge in einer Atmosphäre 
von CO? glüht, dann sogleich, ohne erkalten zu lassen, reines Chlorgas darüber 
leitet und nun die stärkste Hitze gibt, welche das Glas ertragen kann. Nach 
wenıgen Augenblicken erscheint das weisse Sublimat. Die Bildung einer kleinen 
Menge des gelben Chlorids ist hierbei nicht vollständig zu vermeiden; es bildet 
sich namentlich gegen Ende der Operation. Ist alles CO durch El entfernt, so 
kann das gelbe Chlorid verflüchtigt werden, jedoch nicht ohne grösseren oder 
geringeren Verlust des weissen, von welchem letzteren jedoch die grösste Menge 
als rein erhalten wird. — In beiden Chloriden, sowie in 'den daraus darge- 
stellten Säuren ist also dasselbe Metall enthalten. Die Säuren, sowie die Chlo- 
ride verhalten sich völlig verschieden von einander; einmal gebildet können sie 
nicht oder nur durch Umwege in einander übergeführt werden. Bloss isomeri- 
sche Modificationen sind jedoch die Säuren nicht, denn nach allen übereinstim- 
menden Untersuchungen ist der Chlorgehalt in beiden Chloriden ein verschiede- 
ner. Das frühere Pelopchlorid, obgleich nicht genz rein, zeigte schon früher 
einen grössern Chlorgehalt als das reine Niobchlorid; in der jetzt rein darge- 
stellten Verbindung stellte er sich noch höher heraus. Die Pelopsäure muss 
also mehr O enthalten, als die Niobsäure. Der Gehalt konnte jedoch nicht un- 


mittelbar in beiden Säuren bestimmt werden. — Die Niobsäure lässt sich je- 
doch auf keine Weise durch oxydirende Mittel — auch nicht durch die heftig- 
sten — in Pelopsäure verwandeln. Auch vor dem Löthrohr ist das Verhalten 


beider Säuren verschieden. Ein solches Verhalten ist ein so eigenthümliches, 
dass wir im ganzen Gebiet der Chemie kein analoges kennen. Der Pelopsäure 
scheint indessen durch gewisse aber nur wenige reducirende Mittel etwas O ent- 


zogen werden zu können. Das Verhältniss des O-in beiden Säuren — aus dem 
Chlorgehalt der Chloride geschlossen — ist ein sehr anomales. Nur bei zwei 
Oxydationsstufen des S finden wir ein gleiches. — Zweifelhaft ist es, ob das 


weisse Chlorid nicht noch eine geringe Menge O enthalte und daher als ein 
Acichlorid zu betrachten sei. Er ıst jedoch äusserst geringe und es ist Hofl- 
nung vorhanden, das Chlorid ganz sauerstofffrei zu erhalten. — Jedenfalls sind 
beide Säuren Oxyde desselben Metalls, und dieses darf daher nur eine Benennung 
haben. R. entscheidet sich für den Namen Niobium. Die höchste Oxydations- 
stufe — aus dem gelben Chlorid — nennt er Niobsäure; für die niedere be- 
stimmt er keinen Namen, da dieser von der Zahl der Oxydationsstufen abhängt, 
die erst noch zu finden sind. Niobichte Säure will er sie nicht nennen, weil 
das Verhältniss des O in derselben zum Metall nicht ein solches ist, wie es 
bei den Säuren von analoger Benennung stattfindet. (Pogg. Ann. Bd. XC. pag. 


456.) W.B. 
Anderson, über den Nahrungswerth verschiedener Vieh- 
futter. — Der Verfasser (Chemist to the Highland and Agrieult. Soc. of Scot- 


land) hat eine grosse Anzahl von Viehfulter auf ihren Nahrungswerth geprüft. 
Er hat es vorgezogen, den Nahrungswerth nicht durch den Stickstoffgehalt, son- 
dern durch den Gehalt an einer Proteinsubstanz auszudrücken, indem er nach 
dem gefundenen Stickstoffe den Gehalt an eiweissartigen Materien berechnet. 


398 


= e 3 ‚Rapsölkuchen. y Be ET 3 S ee: ul. 
Bells een 3 |=8 |283 885) 5 | 3 |233 38203 
28 = = 'S E- a ssa|s=s|ssä| = 3 5= |35 |3=s3 
ee "> = = Su na =) 28, I28° E) 3 “m oO= 128059 
= = en = a5 =) = O3 82 ER = ei ae 53 = 
——————————— Enns mn nn mine inne sn nn ins nn Sn am Tann In na Be en nn rm 
Wasser 12,44 | 7,50 | 12,27 |10,11 | 8,64 |11,72 |11,63 |11,62 |11,19 | 15,84 |12,56 |12,21 [13,00 | 19,23 
Oel 12,79 | 34,00 | 10,00 | 9,68 114,32 110,42 | 5,75 | 9,50 | 9,08 | 1,59 | 1,58 | 1,51 | 1,22 5 
Eiweissartige Materien 27,69 | 24,44 | 30,19 | 29,55 | 27,69 18070 | 31,46 |28,79 | 25,16 | 24,70 | 27,05 | 23,49 | 20,06 | 8,25 
Asche 6,18 | 8,38 6,77 | 7,67 | 6,69 | 9,05 |12,98 | 7,85 | 5,64 | 8,86 | 8,12 | 3,14 | 3,56 | 6,67 
Uebrige Bestandtheile 40,95 | 30,73 | 40,77 |42,99 |42,66 |28,01 |383,18 |42,24 |48,93 | 54,51 | 55,69 | 59,65 | 62,16 | 65,85 
100,00 |100,00 |100,00 |100,00 |100,00 |100,00 100,00 1100,00 |100,00 [100,00 |100,00 |100,00 100,00 | 100,00 
Stickstoff 4,33 18,85 |4,74 |4,64 |4,33 |4,82 |4,94 |4,52 [3,95 18,89 |4,18 |8,70 [3,16 |1,30 
Kieselsäure 1,05 N 0,73 | 2,15 55 0,68 |8,86 12,14 |1,32 > 
Phosphate 9,73 | 2,03 3,88 [4,21 |3,738 |3,66 16,93 18,08 12,19. |0,49. 10,89 [0,89 |0,95 | 0,24 
Phosphorsäure 0,55 | 0,12 | 0,48 | 0,58 1|0,44 |0,07 |8,27 |0,08 [0,15 [0,46 |0,29 10,63 | 0,40 2 
Winterbohnenstroh. | 5 sn |. & : Br f En 3 
= 3 |888| 85 | 24 |85 Es: 3< |3< |2<° |3<° |35 1558| © 
BES EINE ee 
—————— ee 
Wasser 20,90 | 22,01 | 20,40 |11,94 |13,63 |12,31 |12,51 |16,09 | 8,99 |12,13 |15,80 |10,70 |13,16 | 16,88 
Oel = 5 en 3,30°| 1,72 | 1,51 | 1,78 | 1,49 | 1,80 | 1,26 | 1.59 |20,98 | 3,46 | 1,99 
Eiweissarlige Materien 6,79 110,85 | 5,71 24,25 |19,43 | 24,57 | 24,25 | 28,32 | 28,57 | 26,54 | 26,78 |12,70 | 9,27 | 9,01 
Asche 6,36 | 6,22 | 6,39 | 2,52 | 2,04.| 2,79% | 2,63 .| 1,49 | 2,50 |. 2,35 | 2,84 | 2,64 | 1,73 | 1,57 
Uebrige Bestandtheile 65,96 | 61,42 | 67,50 | 57,99 | 63,18 | 58,82 | 58,78 | 52,61 | 58,64 |57,72 | 53,04 | 52,98 | 72,38 | 70,55 
100,00 100,00 | 100,00 1100,00 |100,00 |100,00 [100,00 |100,00 |100,00 [100,00 |100,00 |100,00 [100,00 | 100,00 
Stickstoff 1,07 | 1,63 0,90 | 3,82 | 3,06 | 3,87 | 3,82 | 4,46 | 4,50 | 4,18 | 4,21 | 2,00 | 1,46 | 1,42 
Phosphate 1,35 | 0,68 | 0,89 | 0,87 | 0,60 | 0,60 | 0,66 | 0,86 | 0,90 | 0,89 | 0,98 | 1,48 | 0,71 | 0,53 
Phosphorsäure IF, = 5 0,16 | 0,25 | 0,51 | 0,70 | 0,48 | 0,386 | 0,29 | 0,46 | Spur | 0,14 | 0,28 


399 


le ie Ne . les. = Heu > 
ee zen 
ıZ a2 = ee) 2 SI Bra SG So 
s5 |25,.8 |es8 5 1588 3 een 
ges rn 23% DOT SE 2 =, En 
Wasser 13,84 | 11,23 |12,66 | 12,06 |15,97 |10,89 | 14,69 16,54 | 13,18 | 16,84 
Oel z L 3 >} RD: 6,12 99 1,88 >} 2,69 222 22 97 
Eiweissarlige Materien 1,50 |! 1,37.|10,16 | 1,50 | 7,74 | 1,90 | 9,84 | 6,16 4,00 |13,52 
Asche 6,80 | 7,98 | 2,66 | 4,81 | 2,14 | 6,24 | 1.62 | 7,41 5,26 | 5,21 
Uebrige Bestandtheile 78,36 | 79,42 | 68,40 | 81,68 | 71,27 | 80,97 | 71,16 | 69,89 | 77,61 | 64,43 
100,00|100,00 1100,00 |100,00 [100,00 [100,00 1100,00 100,00 | 100,00 | 100,00 
Sticktoff 0,22 | 0,20 | 1,60 | 0,22 | 1,22 | 0,30 | 1,55 | 0,97 0,63 | 2,13 
Phosphate ; 0,06 | 0,14 | 0,65 | 0,08 | 0,56 | 0,24 | 0,91 0,20 0,52 | 0,86 
Phosphorsäure „ ER) 0,01 ” 0,35 ” Spur ” », ” 


100 Theile der folgendee Substanzen enthalten an 


Oel 


Eiweissart. Mat. 


Kuhgras (T. medium) 


Turnips 
Rother Klee 


(Journ. of agricult. Nr. 39. p. 508 


21. u. 22.) 


Lucerne 


WW. RB. 


Centralbl. 1853. Nr. 


Chem. pharns 


400 


Völcker, über die Zusammensetzung und den Nahrungs- 
werth verschiedenen er ünen Futters. — Bevor noch Andersons Ar- 
beit bekannt war, hat auch V. (Prof. of Chem. Royal Agricult. College, Ciren- 
cesler) eine grössere Anzahl von Futterstoffen im agricultur - chemischen Sinne 
untersucht. Wir lassen die Resultate hier folgen. 


Sinapis alba 87,4 3,287 | 7,278 
Symphyt. asp. d. Blätt.** | 88,4 | 2,712 | 6,898 
Stengel 94,74 | 0,69 3,81 


2,04 26,12 | 57,69 | 16,19 
1,99 |23,37 |59,49 | 17,14 
0,76 13,06 | 72,49 | 14,45 
87,05 | 2,762 | 8,578| 1,61 |21,31 | 66,257| 12,433 
88,6 | 3,844 | 6,702] 0,854 |33,8 158,6 | 7,6 
89,01 | 3,61 | 6,53 | 0,85 |32,43 | 59,67 | 7,9 
86,28 | a,75 | 7,1 1,87 |sa,68 |51,68 |13,64 
80,77 | 2,861 | 14,389| 1,98 | 14,87 | 75,09 | 10,04 
91,96 | 1,764 | 4,984! 1,292 | 22,019! 61,912] 16,069 
Schwed. Turnipsköpfe | 83,367| 2,087 | 7,25 | 2,296 | 17,944! 62,32 | 19,736 
Turnipsköpfe (Norf.bell) | 91,284] 2,456 | 4,74 | 1,52 | 28,175| 54,386| 17,439 


(The Journ. of agrieult. and the transact. of the Highland a. agricult. soc. 
of Scotland. 1853. p. 56. aus dem chem. Centralöl. p. 500.) W.B. 


Zusammenstellung der Bestandtheile f. prakt. Zwecke. 
Im natürlichen Zustande: | Bei 1000 getrocknet 

Eros 828283 
Wasser. a@aen 2” 25|Asche. |4% 2E 29% Asche. 

23823232 25022282 

EFEEFTE ass |ja258 
Trifolium pratense 80,64 | 3,606 | 13,784| 1,97 | 18,64 | 71,17 |10,19 
repens 83,65 | 4,52 110,26 | 1,57 |28,31 |62,09 | 9,60 
hybridum 76,67 | 4,825 | 16,445) 2,06 | 20,69 !70,49 | 8,82 
Medicago lupulina 77,57 | 4,481 |15,949| 2,00 | 20,00 | 71,09 | 8,91 
sativa 73,41 | 4,4 19,110] 8,08 |16,56 | 71,36 | 11,58 
Melilot. (Bokhara Clov.)* | 81,3 | 3,281 | 13,529] 1,89 !17,56 | 72,33 |10,11 
Onohrychis sativa 771,32 | 3,512 | 17,438] 1,738 |15,5 |76,87 | 7,68 
Vicia sativa 82,16 | 3,56 !12,74 | 1,54 |20,00 | 71,37 | 8,68 
Plantago lanceolata 80,79 | 2,481 ie 1,88 !12,94 | 77,55 | 9,51 


Brassica Napus 

botrytis. Blühten 
Blätter 

oleracea 

Lolium Italicum 
Mangoldblätter 


J. Thomas Way, über den Nahrungswerth verschiedener 
Futterstoffe, — W. (Consulting Chemist to the Royal Agric. Soc. of Eng- 
land) hat gleichfalls eine Anzahl der gewöhnlichen Futtergräser und Kräuter auf 
ihren Gehalt an Fett und die zur Ernährung dienenden Stoffe untersucht. 

I. Analyse der Futtergräser und Kräuter, frisch, in dem Zustande, so 
wie sie vom Felde kamen. Alle Data gelten für das Jahr 1849. Die Zahlen 
in dieser und der folgenden Tahelle bedeuten: 1. Wasser, 2. fleischgebende 
Substanz, 3. Fett, 4. wärmegebende Substanz, 5. Holzfaser und 6. Asche.. 


*) Hat den Geruch des Melilotus, enthält, wie dieser Benzoesäure und 
Cumarin, ist dem weissen Melilotus so ähnlich, dass man nicht umhin kann, 
ihn für eine Art Melilotus zu halten. 

**) Eine caucasische Pfianze, 1811 von Loddige von Hackeney als Zier- 
pflanze in England eingeführt, dann als Futterpflanze angebaut. Das Rindvieh 
geht anfangs schwer daran, wegen der stacheligen Beschaffenheit der Blätter, ge- 
wöhnt sich aber nach und nach dazu, 


Anthoxanthum odoratum 
Alopecurus pratensis 
Arrhenatherum avenaceum 
Avena flavescens 

Avena pubescens 

Briza media 

Bromus erectus 

Bromus mollis 

Cynosurus eristatus 
Dactylis glomerata 
Dieselbe mit reifer Frucht 
Festuca duriuscula 
Holeus lanatus 

Hordeum pratense 

Lolium perenne 

Lolium italicum 

Phleum pratense 

Poa annua 

Poa pratensis 

Poa trivialis 

Gras von einer nassen Wiese 
Dasselbe, zweiter Schnitt, 
Annual rye-grass 
Trifolium pratense 
Trifolium pratense perenne 
Trifolium incarnatum 
Trifolium medium 
Dasselbe, andere Probe, 
Trifolium procumbens 
Trifolium repens 

Vieia sativa 

Vicia sepium 

Onobrychis sativa 
Medicago lupulina 
Plantago lanceolata 
Poterium sanguisorbia 
Medicago sativa 


401 


II, Analysen der bei 100° getrockneten Kräuter. 


Anthoxanlhum odoratum 
Alopecnurus pratensis 
Arrhenatherum avenaceum 
Avena flavescens 

Avena pubescens 

Briza media 

Bromus erectus 
Bromus moilis 
Cynosurus cristatus 
Dactylis glomerata 
Dieselbe, reife Samen, 
Festuca duriuscula 
Holcus lanatus 
Hordeum pratense 
Lolium perenne 

Loliam italicum 
Phleum pratense 

Poa annua 


Geerndtet am 1. Dale, 4. BE Tor 
Mai 25... 80,35 2,05 0,67 8,54 7,15, 1,24 
Juni 1. 80,20 2,44 0,52 8,59 ‚6,70 1,55 
Juli 17. 72,65 8,54 0,87 11,21 9,37 2,36 
Juni 29. 60,40 2,96 1,04 18,66 14,22 2,72 
Juli 11. 61,50 3,07 0,92 19,16 13,34 2,01 
Juni 29. 51,85 2,93 1,45 22,60 17,00 4,17 

- 23.,:59,57° 3,18 1,35 . 33,19 2,11 
Mai 8. 76,62 4,05 0,47 9,04 8,46 1,36 
Juni 21. 62,73 4,13 1,32 19,64 9,30 2,38 

- 13. 70,00 4,06 0,94 13,30 10,11 1,59 
Juli 19. 52,57 10,93 0,74 12,61 20,54 2,61 
Juni 13. 69,33 3,70 1,02 12,46 11,83 1,66 

- 29. 69,70 3,49 1,02 11,92 11,64 1,93 
Juli 11. 58,85 4,59 0,94 20,05 13,03 2,54 
Juni 8. 71,43 3,37 0,91 12,08 10,06 2,15 

- 13. 75,61 245 0,80 14,11 4,82 2,21 

— 57,21 4,86 1,50 22,85 11,32 2,26 
Mai 28. 79,14 2,47 0,71 10,79 6,30 0,59 
Juni 11. 67,14 3,41 0,86 14,15 12,49 1,95 

- 18. 73,60 2,58 0,97 10,54 10,11 2,20 
April 80. 87,58 3,22 0,81 3,98 3,13 1,28 
Juni 26. 74,53 2,78 0,52 11,17 8,76 2,24 

- 8 69,00 2,96 0,69 12,89 12,47 1,99 

- 7. 81,01 427 0,69 845 8,76 1,82 

- 4. 81,05 3,64 0,78 -8,04 4,91 1,58 

= 44.,,82,14 2,96 0,67 6,70. 5,78. 1,75 

7. 74,10 6,30 0,92 9,42 6,25 3,01 

- 21. - 77,57 4,22 1,07 11,14 4,23 1,77 

-“ 18, 83,48 83839 0,77 7,25 83,74 1,37 

- 18, 79,71 3,80 0,89 8,14 5,38 2,08 

- 13. 82,90 4,04 0,52 6,75 4,68 1,11 

- 9. 79,90 4,64 0,58 6,66 6,24 1,98 

- 8. 76,64 4,32 0,70 10,73 5,77 1,84 

- . 6. 76,80 5,70 0,94 7,73 6,32 2,51 

- 84,75 2,18 0,56 6,06 5,10 1,35 

- 85,56 2,42 0,58 6,85 3,44 1,15 

- 6. 69,95 3,83 0,82 13,62 8,74 3,04 

2. 3% ® 5. 6. 

10,43 341 43,48 36,36 6,32 

12,32 2,92 48,12 33,83 7,81 

12,95 3,19 38,03 34,24 11,59 

7,48 2,61 47,08 35,95 6,88 
RT 239 49,78 34,64 5,22 
6,08 3,01 46,95 35,80 8,66 
9,44 3,98 82,02 5,21 

17,29 lit 38,66 36,12 5,82 

11,08 3,54 52,64 26,36 6,38 

13,53 3,14 44,32 83,70 5,31 

233,08 1,56 26,53 43,32 5,51 

12,10 3,34 40,43 38,71 5,42 

11,52 3,56 39,25 39,30 6,37 

AT 2,30 46,68 81,67 6,18 

11,85 3,17 49,24 35.20 7,54 

10,10 8,27 57,82 19,76 9,05 

11,36 8,55 53,835 26,46 5,28 

11,83 3,42 51,79 30,22 2,89 


402 


4. 5 


2 3. . 6. 

Poa pratensis 10,35 2,63 43,06 38,02 5,94 
Poa trivialis 9,80 3,67 40,17 38,03 8,383 
Gras von einer nassen Wiese 25,91 6,53 32,05 25,14 10,37 
Dasselbe, zweiter Schnitt, 10,92 2,06 43,90 54,80 8,82 
Trifolium pratense 22,55 3,67 44,47 19,75 9,56 
Trifolium pratense perenne 19,18 4,09 42,42 25,96 8,35 
Trifolium incarnatum 16,60 3,18 37,50 32,39 9,78 
Trifolium medium 24,33 3,57 36,36 24,14 11,60 
Dasselbe, andere Pıobe, 18,77 4,77 49,65 18,84 1,97 
Trıfolium procumbens 20,48 4,67 43,86 22,66 8,33 
Trifolium repens 18,76 4,38 40,04 26,583 10,29 
Vicia saliva 23,61 3,06 39,45 27,38 6,50 
Vicia sepium 23,08 2,88 83,15 31,04 9,85 
Onobrychis sativa 18,45 3,01 45,96 24,71 7,87 
Medicago lupnlina 24,60 4,06 33,8l 27,19 10,84 
Plantago lanceolata 14,29 3,67 40,29 33,07 8,68 
Poterium sanguisorbia 16,75 4,01 47,40 23,87 7,97 
Achillea millefolium 10,34 2,51 45,46 32,69 9,00 
Medicago sativa 12,76 2,76 40,16 34,21 10,11 
Centaurea nigra 9,79 2,07 46,09 35,04 7,01 
Chrysanthemum leucanthemnm 1,58 3,49 45,02 37,88 6,63 
Juncus glaucus 6,61 8,12 45,81 38,46 6,00 
Papsver rhoeas 9,02 4,65 41,43 28,71 16,49 
Ranunculus acris 9,93 4,28 52,69 25,94 7,71 
Rumex acelosa Tl: Dad) 46,82 37,16 6,12 
Sinapis arvensis 13,03 2,67 47,80 30,00 7,00 
(Journ. of the royal Ayrie. Soc. of England. Vol. XIV. Part. I. p. 
171—187 aus dem chem. Centralbl. pay. 561.) W.B. 


E. Wolff, über den Nahrungswerth der Rapskuchen. — 
Mit J. G. Bähr gemeinschaftlich hat W. auf der Versuchsstation der Leipziger 
ökonom. Societät ın Möckern eine Reihe von Versuchen über Milch -, Fleisch- 
und Düngerproduction bei Kühen angestellt. Nach ihnen berichtet er über den 
Werth der Rapskuchen für die Landwirthschaft folgendes : 1 Pfund Rapskuchen 
produeirt reichlich ®/a Pfund, unter Umständen im Mittel selbst 1 Pfund Milch 
von guler Qualität. Letztere bezieht sich jedoch nur auf den Gehalt von But- 
ter; diese nimmt bei sehr reichlicher Futterung mit Rapskuchen bekanntlich ei- 
nen unangenehmen Geschmack an, weshalb nur da, wo die Milch als solche 
verkauft wird, 2 Pfund Rapskuchen pro Kopf und Tag gereicht werden dürfen. 
Bei der Milch wird der Geschmack um so weniger verändert, je mehr das übrige 
Futter reich an stickstofffreien Nährmitteln, dagegen arm an Proteinverbindun- 
gen ist. — Bei der Milchproduction kann 1 Pfd. Rapskuchen nicht durch 2 
Pfd. Heu ersetzt werden ; behufs der Erhaltung eines miltleren Gewichtes bei 
Kühen und Schafen muss man diese (uantität wenigstens gleich 2 Pfd. Heu 
schätzen. Futtert man die Rapskuchen in geringer Quantität neben Stroh, Kar- 
toffeln, Rüben überhaupt sehr stickstoffarmen Futtermitteln, so erzielt man oft 
mit 1 Pfd. Rapskuchen denselben Nähreffect wie mit 3 Pfd. Heu. — Unter 
günstigen Umständen wird die Fleischproduction durch die Futterung mit Raps- 
kuchen in eben so hohern Grade gefördert, als durch irgend ein anderes Futter. 
Die grösste Wirkung beobächtete man bei Kühen, welche auf einem mittleren 
lebenden Gewichte sich befanden und bei der höchsten Milchproduclion an ein 
ziemlich reichliches Quantum Rapskuchen im täglichen Fulter gewöhnt waren. 
Als man ihnen diese ganz entzog sank das Gewicht rasch und bedeutend, stieg 
aber wiederum regelmässig, als man dem täglichen Futter abermals 2 Pfd. Raps- 
kuchen pro Kopf zulegte. 56 Pfd. Rapskuchen bewirkten innerhalb 14 Tagen 
bei zwei Kühen eine Gewichtszunahme von zusammen 62 Pfd. Nach dieser Zeit 
blieb das lebende Gewicht der Thiere bei ähnlicher Futterungsweise ziemlich 


403 


constant. Hätte man die tägliche Beigabe von Rapskuchen weiter bis auf 3—4 
Pfund pro Kopf erhöht, dann wäre das lebende Gewicht der Thiere abermals 
nach und nach um eine entsprechende Grösse gestiegen, aber schwerlich hätte 
man jenen Effect in so kurzer Zeıt erreicht; je mehr die Thiere dem völlig 
ausgemästeten Zustande sich nähern, desto langsamer nehmen dieselben, nament- 
lich unter dem Einflusse eines und desselben Futtermiltels, am Gewichte zu. — 
Bei Schafen producırt 1 Pfd. Rapskuchen töglich, in einem geeigneten Gemisch 
verabreicht, in der ersten Periode der Mästung 20 Pfd. lebendes Gewicht; spä- 
ter dem Anschein nach etwas weniger. Je mehr der Stickstoffgehalt in den 
übrigen Fultermilteln zurücktritt, desto grössere Quantitäten Rapskuchen kann 
man mit Erfolg futtern, ohne Fleisch von schlechter Beschaffenheit zu produei- 
ren. Jedoch scheint ein grösseres Quantum als 2/3 Pfd. pro Kopf täglich nicht 
räthlich. Verabreicht man einem Schafe von miltlerem lebenden Gewichte täg- 
lich etwa 4 Pfd. Ruukelrüben, 1!/a Pfd. Heu und nach und nach steigend bis 
zu 2/3 Pfd. Rapskuchen, so erhöht sich das Gewicht des Thieres, je nach Um- 
ständen in 6—8 Wochen, also durch 28 bis 30 Pfd. Rapskuchen, im Mittel um 
ungefähr 13 Pfd. — Grosse Beachtung verdient der günstige Einfluss der Raps- 
kuchen auf. die Beschaffenheit des bei deren Futterung producirten Düngers. 
Der Stickstoff der Rapskuchen geht bei Weitem zum grösseren Theile in den 
Dünger über und wird in diesem während seiner längeren Ansammlung im Stalle 
zurückgehalten, wenn er ziemlich feucht bleibt oder direct von Zeit zu Zeit mit 
Wasser oder Jauche übergossen wird. Werden die Rapskuchen bei Schafen, 
die nicht gemästet werden sollen, in geringer Menge verabreicht, so kann man 
mit Bestimmtheit annehmen, dass bei der Ernähruug, sowie der späteren Gäh- 
rung und Fäulniss des Düngers nur 1/g des ursprünglichen Gehaltes an Stick- 
stoff verloren gehe , °/s des Düngwerthes der Rapskuchen aber dem dadurch 
produeirten Dünger zu Gute komme. In ähnlicher Weise wird auch die Quali- 
tät des Rindviehmistes durch die Rapskuchenfutterung erhöht. In die Milch 
geht hier nur 1/; des Stickstoffs über, ?/s also in den Dünger, in welchem er 
vollständiger zurückgehalten wird, da der Kuhmist ungleich mehr Wasser ent- 
hält und kälter ist, als der Schafmist und daher auch einer langsameren Gäh- 
rung unterliegt. — Bei der Mastfutterung wird dem Dünger, je nachdem die 
Zunahme des lebenden Gewichtes schneller oder langsamer von statten geht, 
noch weiter eine grössere oder geringere Menge Stickstoff entzogen werden. 
Wie viel Stickstoff hier im Körper gebunden zurückbleibt, lässt sich mit Ge- 
nauigkeit nicht bestimmen; jedenfalls erscheint die Angabe Boussingault’s, dass 
auf 100 Pfd. lebendes Gewicht 3,66 Pfd. Stickstoff zu rechnen sind, zu hoch. 
In eınzelnen Fällen kann, wie es scheint, fast die ganze Menge des in den 
Rapskuchen enthaltenen Stickstoffs zur Fleisch- und Milchproduction verwendet 
werden. So producirte man bei Kühen in 14 ‚Tagen durch 56 Pfund Raps- 
kuchen (mit 2,8 Pfd. Stickstoffgehalt) 62 Pfd. Zunahme des lebenden Gewich- 
tes und 38 Pfd. Milch — zusammen mit 2,49 Pfd. Stickstoff. Ist aber einmal 
das der Futterungsweise entsprechende lebende Gewicht erreicht und bleibt die- 
ses dann constant, so bleibt nur 1/g des Stickstoffs in der Milch und ?/g gehen 
in den Dünger. Bei einer längeren Mästungsperiode kann man annehmen, dass, 
unter sonst nicht ungünstigen äussern Verhältnissen , sowöhl bei Rindvieh wie 
bei Schafen, durchschnitillch jede 21/, Pfd. Rapskuchen 1 Pfd. lebendes Ge- 
wicht produciren. Hier kommt noch beinah ®/s, wenigstens aber 2/3 von dem 
in den Rapskuchen enthaltenen Stickstoff deın Dünger zu Gute oder die Raps- 
kuchen selbst verlieren bei deren Verfutterung an Mastvieh höchstens nur /s 
an Düngerwerth. Bringt man den Dünger mit in Anschlag, so kann angenom- 
men werden, dass die Rapskuchen in ihrer Bedeutung für die Landwirthschaft 
von keinem andern Futtermittel übertroffen werden. (Wolff, zweiter Bericht 
über die landwirthschaftl. Versuchsstation in Möckern.) W.B. 


 Oryctognosie. — A. Kenngott, mineralogische Noti- 
zen IV.u.V. — 1) Kalkspath und Arragonit in Chalcedon. Ein rothes Stück 
des letztern zeigt im Innern gelblich weisse verästelte Gebilde ganz so wie der 


404 


Arragonit als Eisenblühte. Unter der Loupe wurden viele kleine stumpfe Rhom- 
boeder erkannt, welche auf jenen Aesten aufsitzen. Auch Eisenoxyd in kleinen 
Kügelchen ist in der Masse vertheilt. Ein blass smalteblauer Chalcedon aus Ost- 
indien enthielt stenglige Gebilde mit zerstreuten einzelnen weissen Punkten, 
welch’ letztre unter der Loupe als Kalkspathkıystalle erschienen, während die 
spiessigen Gebilde Aggregate unzähliger Rhomboederchen in homologer Stellung 
waren. Diese sassen auf Spiessen, welche selbst Arragonit zu sein schienen. 
— 2) Gyps. Ein farbloser Krystall aus England von 2‘ Länge stellt das kli- 
norhombische Prisma © P = 11114’ dar, dessen scharfe Kanten durch das 
vorherrschende Flächenpaar (© P oo) abgestumpft sind, und welcher nur noch 


P 
die gewöhnlich vorkommende Hälfte der Grundgestalt —— = 143028° trägt. 


Hienach gibt die Projection auf die Ebene des klinodiagonalen Hauptschnittes 
eine Figur, deren gegenüberstehende Zuschärfungsflächen den Mohs’schen P+», 


Pr+ © und Bar entsprechen. Sieht man nun senkrecht auf die Prismen- 


Däche: so erscheint die Längendiagonale wie durch eine zart punclirte Linie in 
dem Krystalle verzeichnet, die bei näherer Untersuchung eine Fläche ist. Die 
sie darstellenden Pünktchen sind eine pulvrige Masse, deren Natur wie diese 
ganze Bildung noch fraglich ist. Ein farbloser Steinsalzwürfel zeigt im Innern 
einen farblosen Gypskrystall, der nur am untern Ende frei hervorragt. Er isı 
ein Vierlingskrystall. An seinem Ende ist eine vierflächige Zuspitzung gleichsam 
wie durch zwei klinorhombische Hemipyramiden. hervorgebracht, woran jedoch 
die Spitze vertieft ist. Ein dritter Gypskrystall enthält einen unregelmässig ge- 
stalteten Hohlraum, welcher fast ganz mit ‘einem Fluidum erfüllt ist und darin 
eine bewegliche Luftblase erscheinen lässt. In einem zweiten Exemplare ist die 
Flüssigkeit blassgelb gefärbt und in einem drilten fand sich Pyrit in undeutlichen 
körnigen Kıystalloiden. Bei der Untersuchung von 15 ausgewählten Exemplaren, 
theils farblosen, theils blassgelben Krystallen, schwankte das spec. Gew. zwi- 
schen 2,313 bis 328, meist zwischen 2,315 bis 2,319, so dass das Mittel sich 
auf 2,317 herausstellt. 3) Kugelbildung des Quarzes. An einem Exemplar aus 
Sieilien erschien der Quarz in Absatz aus wässriger Lösung, in der sich wie 
beim Erbsenstein viele kleine Kugeln bildeten, deren Zwischenräume mit klei- 
nen Krystallen erfüllt sind. Die Kugelchen haben einen innern Kern mit con- 
centrisch schaliger Bildung, um diese herum folgt krystallinisch stengliger Quarz 
und darüber wieder concentrische Schalen. — 4) Einschlüsse in krystallisirtem 
Flussspath: Kupferkies häufig als Begleiter findet sich oft auch als Einschluss 
so bei Gersdorf, Marienberg, Cornwall, Derbyshire u.a.0., Pyrit eingeschlossen 
in Derbyshire, Graueisenkies ebenda, Bleiglanz in Devonshire, Silberkupferglanz 
in Sibirien, Silber verästelt bei Kongsberg, Rotheisenerz ın kleinen kugligen 
Partien bei Altenberg und Zinnwalde, Quarz am Gotthard und bei Zinnwalde, 
Kupferlasur und Malachit in pulvrigem Zustande bei Schneeberg u. a. O., Thon 
im innigen Gemenge mit Flussspalh in Derbyshire, Flussspath in Flussspath bei 
Marienberg, Luft oder wenigstens Hohlräume, Wasser mit beweglicher Lufthlase 
in einem violblauen durchsichtigen Krystalle in Durham. — 6) Interponirte 
Krystalle in Dichroitgeschieben von Ceylon. Unter der Loupe erscheinen in ei- 
nem dunkelblauen Dichroit zahlreiche lamellare Kıystallchen von hexagonalen 
und rhombischen öfter auch unbestimmten Umrissen, welche Hämatit oder Pyr- 
rhosiderit sind. In einem andern lichten Geschiebe zeigten sich durchsichtige 
grünlich - braune Krystalle des orthorhombischen oder quadratischen Systemes. 
Ein noch lichteres Geschiebe enthielt zahlreiche lineare gelbliche bis farblose 
Krystalle, ähnlich denen des Sillimanit oder Bamlit, und einige dunkel röthlich 
braune durchscheinende von lamellarem Typus und rhombischer Gestalt. — 7) 
Glauberit und Polyhalit aus Oestreich sind mehrfach verwechselt worden. Letzt- 
rer stellt fleischrothe z. Th. ins Gelbe übergehende perlmutterglänzende durch- 
scheinende bis undurchsichtige Massen dar. Die Analyse zweier Stücke ergab 
23,23 — 25,19 Kalkerde, 38,83—4,51 Talkerde, 8,00—10,33 Kali, 4,82—0,09 
Natrium , Spuren bis 0,41 Eisenoxyd, 7,34—0,14 Chlor, 47,45--58,23 Schwe- 


405 


felsäure 5,58—6,05 Wasser. Chlor und Natrinm sind theils sichtbar theils un- 
sichtbar beigemengt. Die Formel des Polyhalits ist demnach 2 (3Ca, Mg, KO. 
2803) -+3H0. 2803. Nur ein einziges Exemplar von Ischl, wenn es wirklich 
dorther ist, erwies sich als Glauberit, Die Analyse ergab 20,37 Kalkerde, 
21,60 Natron, 0,20 Natrium , 0,31 Chlor, 57,52 Schwefelsäure. — 8) Quarz 
mıt eingeschlossenem krystallisirten Gold. Ein weisser bis farbloser Quarzkıy- 
stall aus Siebenbürgen, schliesst viel Gold in den gewöhnlichen Moos- und haar- 
förmigen verästellen Gestalten und in kleinen unter der Loupe deutlichen Kry- 
stallen ein. Der Quarzkrystall hat eine weisse Rinde, welche das Gold im In- 
nern nicht erkennen lässt, nur eine Bruchstelle verräth es. — 9) Bergholz von 
Sterzing in Tyrol. Das Bergholz scheint eine Pseudomorphose wahrscheinlich 
des Chrysotils zu sein, ındem das Eisenoxydul sich in Eisenoxyd verwandelt 
und durch Ausscheidung eines Theiles der Talkerde sich der Gehalt dieser ver- 
ringert haben mag. Das spec. Gew, wurde bei grünlich gefärblen auf 2,56, 
bei braunem auf 2,45 — 2,40 bestimmt, während Wiedemann nur 2,001 fand. 
Drei Analysen ergaben im Mittel 44,31—45,53 — 47,96 Kieselsäure, Spuren von 
Thonerde, 21,88— 21,76 — 18,12 Eisenoxyd, 8,90—11,08— 12,37 Talkerde, 2,27 
und bei den andern blosse Spuren Kalkerde, 21,57—22,01 — 21,64 Wasser. 
C. v. Hauers Untersuchungen thun dar, dass die bisher aufgestellten Formeln 
nicht constant sind. — 10) Bestimmung des spec. Gewichts des Pyrit. Nach 
Malaguti und Dürocher ändert dasselbe mit der Crystallform ab.  K. fand es 
bei 10 Würfeln mit untergeordneten Flächen andrer Krystalle schwankend zwi- 
schen 5,000 — 5,028.  (Sitzungsberichte Wiener Akademie, XI. Juli.) 


G. 
Derselbe, 60 Krystallformennetze zum Änfertigen von 
Krystallmodellen. (Wien 1853.) — Der Verf, gibt allen Freunden und 


Anfängern der Mineralogie die zum Studium der Krystallographie unentbehrli- 
chen Modelle gleichsam in die Hand. Die in ausreichender Grösse und mit 
der erforderlichen Genauigkeit gezeichneten Netze brauchen nämlich nur auf 
Pappe geklebt, die Flächen nach den angegebenen Linien eingeschnilten und zu- 
sammengelegt zu werden, um das vollständige Modell zu erhalten. Eine An- 
weisung zu dieser Manipulation ist beigegeben. Für Schulen empfehlen sich 
diese Netze ganz besonders, indem sie dem Lehrer das Vorzeichnen ersparen 
und der Schüler sich schnell eine schöne Sammlung genauer Kıystallmodelle an- 
ferligen kann. G. 


f Bischof, Mägdesprunger Hohofenproducte. (Quedlinburg 
1853. 8.) Wir machen auf diese kleine Schrift aufmerksam , da sie wahr- 
scheinlich nicht in den Buchhandel kommen wird und doch manche beachtens- 
werthe Notiz enthält. Der erste Theil behandelt die Schlaken. In denselben 
erscheinen helle auch grüne quadratische Tafeln von Humboldtilit, oft an den 
Seitenkanten gleichwinklig abgestumpft, sehr selten in Zwillingen, theils mit pa- 
rallelen, ıheils mit rechtwinklig. auf einander stehenden Hauptachsen. Ferner 
rhombische Prismen von lichtapfelgrüner Farbe mit verschiedenen Winkeln, von 
87 und 930, von 108 und 72 und von 124 und 56 Grad, in Zwillingen und 
Drillingen, oft völlig von den quadratischen Prismen umschlossen. lm zweiten 
Theile handelt der Verf, von der Bedeutung des Kohlenstoffs bei der Schmel- 


zung des Eisens. G. 
Geologie. — Br. Kerl, der Communion- Unterharz, 
(Freiberg 1853.) — Die Einleitung stellt den Umfang, Geschichte und Ver- 


waltung des Communiongebietes fest und weist auf das hohe Interesse des Ram- 
melsberges hin, Von den 7 Abschnitten, in welche das Buch zerfällt, handelt 
der erste S. S— 34 von den Bergbau des Rammelsberges, der zweite S. 35 — 
74 von den Hüttenwerken und Fabriken zu Oker (die Saigerhülte,, Goldschei- 
dungsanstalt, Schwefelsäure-Fabrik, Messing-Hütte und Kupferhammer), der dritte 
S. 75— 82 von den Hüttenwerken zur Herzog Julius Hütte, der vierte 'S. 83 
von denselben zur Frau Sophienhütte, der fünfte S. 85—90 vom Vitriolhof zu 


28 


406 


Goslar, der sechste S.91—122 vom Eisenwerke bei Gittelde und Frischhammer 
bei Badenhausen, der siebente endlich S.124—179 von der Geognosie um Gos- 
lar und den Schluss bildet eine Zusammenstellung der Münzen, Masse und Ge- 
wichte. Die Geognosie um Goslar ist von dem gründlichsten Kenner jener Ge- 
gend, Fr. Ulrich in Ocker, bearbeitet worden und verdient eine ganz besondere 
Aufmerksamkeit. Nach der allgemeinen Uebersicht über das Terrain schildert 
der Verf, das Auftreten (des Granit und der Grünsleine (Diorit, Gabbro, Diabas). 
Dann wendet er sich zu den Sedimentgesteinen. Sie beginnen mit devonischen 
Schichten , als deren Glieder der Spiriferensandstein, der Calceolaschiefer (am 
Adenberge), Orthocerasschiefer und Clymenienkalk bezeichnet werden. Die Schich- 
ten des Kohlengebirges konnten noch nicht durch deutliche Petrefakten ausser 
Zweifel gesetzl werden und Kupferschiefer fehlt gänzlich. Der Bunte Sandstein 
tritt ın Thon- und Sandsteinschichten mit dünnen Roggensteinlagen auf, darüber 
Muschelkalk und Keuper, letztrer in bunten Mergeln und Sandsteinen. Die Schich- 
ten des Lias entsprechen den von Quenstedt mit « 8 y d & £ bezeichneten 
Gliedern. Ueber den Jurensismergeln folgt eine Thonlage mit Trigonia navis, 
dann Dogger als gelber und blauer Thon mit Ammonites Parkinsoni und als 
drittes Glied des braunen Jura erscheint Kellowaython mit A. Jason, A. Lam- 
berti u. a. Der weisse Jura ist repräsenlirt durch mergligen Kalk, dichten zu- 
ckerkörnigen Kalk, durch dichten und oolithischen Kalk und endlich durch Port- 
landkalk. Das Kreidegebirge gliedert sich bei Goslar in Hilsconglomerat, Hils- 
ihon, Kalkstein und Sandstein, dann in Flammenmergel, Grünsand mit A. varians, 
Terebratula gracilis u. a., helle Kalkmergel, feste und merglige Kalke mit 
Feuersteinen mit Scaphites aequalis, Ananchyies ovata u. a., endlich in Sipho- 
nienmergel: und Sudmergestein, letzter d’Orbigny’s Senonien entsprechend. Ueber 
das Auftrelen tertiärer Gebilde lässt sich noch nichts mit Gewissheit sagen, 


Endlich wird noch der interessanten Knochenbrecceie des Sudmerberges gedacht. 
Gl. 


Morlot, geologische Verhältnisse von ÜUntersteier. — 
Den Leithakalk in Untersteier sprach M. für eocen an, weil derselbe mit den 
versteinerungsreichen Schichten von Oderburg übereinstimmt, allein die vorkom- 
mende Nummulina lässt doch einige Zweifel darüber. Mit dem des Wienerbe- 
ckens hat er Pecten lalissimus , Cerithium rugosum u. a. gemein. Schwieriger 
war aber die Bestimmung grüner melamorphischer Schiefer und andrer Gesleine, 
indem sich die widersinnigen Lagerungsverhältnisse erst nach vielen Begehungen 
ermitteln liessen. Der Hauptrücken des Gebirges bildet Kalk, häufig in Dolomit 
umgewandell.e. An ihn an lehnt sich das Schiefergebilde. Dasselbe ist bald 
mehr grauwackenartig, bald mehr Thonschiefer. An der Save, bei Laak steht 
ein ächter schwarzer glänzender Thonschiefer an. Ausser bei Koprimitz , wo 
er Fucoiden führt, ist er versteinerungsleer , aber nicht selten führt er Eıze, 
z. B. Eisenerz in Edelsbach bei Drachenburg, silberarmen Bleiglanz bei Raswor 
unweit Ratschach und im Thal von Lukautz, Spatheisenstein bei Sternstein. 
Eigentlich eruptive Massen fehlen im Gebiet des Schiefers, aber seine metamor- 
phische Natur unterliegt keinem Zweifel. Unverändert ist der Schiefer grau oder 
dunkel, auch roth, metamorphosirt spielt er ins Grünliche und bildet hornstein- 
porphyrähnliche Varietäten und tuffarlige Gesteine. Die Metamorphose lässt sich 
vielleicht durch eine Durchdringung derselben Mineralwasser erklären , welche 
den Kalk in Dolomit umwandelten. Jüngere vulcanische Gesteine fehlen nicht 
ganz. Bei Cilli tritt hart an der Schiefergränze gegen den südlich anstossen- 
den Sandstein Trachyt auf, der so dunkel als Basalt ist,» aber deutliche Feld- 
spalhkrystalle führt, bei Maria Dobin schliesst er scharfe unveränderle Schiefer- 
brocken ein. An der Oberflächengestaltung nimmt der Trachyt gar keinen Theil, 
denn er bildet nicht einmal selbständige Hügel. Ein anderes Vorkommen ist 
bei Dobrawa unweit Koprimitz. Die Tertiärgebilde betreffend hat man zuoberst 
helle Mergel so bei Radoboj mit den berühmten Petrefakten. Diese Mergel ge- 
hen nach unten in Leithakalk über z. B. bei Tüffer mit nordwestlicher Ausdeh- 
nung bis Neukirchen und Doberneo, Schallegg und Wölau. Das mittlere Strei- 
chen ist W 20° N, das Fallen südlich, Im südöstlichen Winkel der Provinz 


407 j 


dagegen ist das Streichen W 220 $. Nach unten geht der Leithakalk in ein 
Conglomerat mit Quarz und Sandsteingeschieben über und dieser in ein gelbli- 
ches Sandgebilde, welches auf dem steinigen Mergelgebilde liegt, das die Braun- 
kohlen bedeckt. Bei Radoboj erscheint es als graner Leiten. Bei Sagor und 
Tüffer finden sich unter demselben Lagerungsverhältnisse helle kalkige schiefrige 
Mergel mit den durch Unger bearbeiteten Pflanzen, die geognostisch also Rado- 
boj ganz gleich d. h. miocen sind. Die bei Sagor unter den Mergeln liegende 
Braunkohle ist sehr ungleich entwickelt, von 20 Klafter Mächtigkeit bis zum 
spurlosen Verschwinden mit plastischem Thon , Sand , Conglomerat und Mergel 
im Liegenden. Zwischen Tüffer und Gouze fällt der Leithakalk von einer an- 
tiklinischen Achse ab, die nach Süd fallende Kohle ist 10O—11 Klafter mäch- 
tig und ein Querschurf nach Norden erreichte die widersinnig fallende Kohle in 
derselben Mächligkeit, doch von schlechterer Qualität. Ein sehr sonderbares 
Vorkommen der Molasse findet sich am Nordabbange des Bachers. Von der 
Drau bei Faal kann man nämlich dieselbe ununterbrochen über St. Lorenzen, 
Reifnig und St. Anton wieder zur Drau bei Hohenmauten verfolgen. Es ist 
gleichsam eine kesselförmige Erweiterung des umschliessenden Urgebirges. Sie 
steht auch am linken Donauufer von Hohenmauthen nach Obergegenthal, wo im 
Feistritzbach ein verkieselter Stamm gefunden wurde. Auf der Südseite der Ba- 
cherhauptgebirgsmasse zieht gleichfalls ein Molassestreifen von Gonobitz über 
Stranitzen, Weitenstein, Unierdollitsch bis Misling und in vereinzelten Partien 
bei Panetsch, St, Johann u. a. Isolirt ist das Tertiärconglomerat im Thalwege 
der Schlucht des Kalkgebirges, in welchem der Paak läuft. Im nordöstlich ge- 
legenen Leutschthal im Thalgrund bei St. Antoni erscheint ein graues sandiges 
dünngeschichteles Gebilde wie bei Oderburg, jedoch sind ausser einem unbe- 
stimmbaren Nummulit noch keine Versteinerungen gefunden. Das Gebirge west- 
lich von Hohenegg besteht aus z. Th. sehr veränderten Uebergangsschiefern, auf- 
fallend sind aber die Sandsteinschichten zwischen Neukirchen, Rosenberg und 
Lemberg, sie schienen neuer zu sein und zeigen bei Rosenberg Spuren von 
Muscheln, aber fest mit dem conglomeratartigen ührigens auch veränderten und 
grün gefärbten Gestein verwachsen. An der Drau westlich von Wuchern steht 
ein rother Sandstein an, der wirkliches Rothliegendes sein möchte. (Zweiter 
Bericht yeogn. montan. Ver. f. Steiermark 1353. S. 21—31.) al. 


Doenging, die Steinbrüche bei Kischenew in Bessara- 
bien. — Diese Gegend ist durch Nordmanns Entdeckung diluvialer Knochen- 
lager bekannt geworden und nach demselben gehören die Gebilde der miocenen 
Epoche an. In einem Steinbruche am Fluss--Byk-wurde folgendes Profil aufge- 
nommen: 1) sandiger Humus; 2) Thon mit etwas Sand und zerbröckelten 
Süsswasserconchylien, 8 Fuss mächtig, auch Knochenführend ; 3) Poröser zer- 
trümmter Kalkstein, 8 Fuss mächtig; 4) sehr regelmässig wellenförmiger Kalk- 
stein, 5°%/a Fuss mächtig, pelrefaktenarm; 5) compacter Kalkstein, der vielleicht 
anf plastischem Thon ruht. Letztrer liefert schöne Conchylien und Corallen. 
Sängethierknochen finden sich nur in dessen Höhlen und scheinen vor Abla- 
gerung der höhern Schichten hineingelangt zu, sein. In den südöstlichen bei 
Brailowa gelegenen Steinbrüchen herrschen andere Schalthiere vor und der Kalk 
ist hier weniger compact, horizontal geschichtet, ohne Spalten und Höhlen. D. 
gibt noch ein Verzeichniss von Gesteinsproben und Petrefakten, unter letzteren 
folgende neue Namen ohne Characteristik: Trochus Phillıpsi, Tr. Nordmanni, 
Cardinm Loveni, C.Fischeranum der Cardıla avicularia Lemk. zunächst verwandt. 


(Bullet. Nat. Moscon 1852. Ill, 186—1923.) @l. 
Lorenz, über Torfbildung. Entstehen, Verwendung und 
Wiedererzeugung ete, (Wien 1854.) — Der Verf. schildert zunächst 


den Vegetationscharacter des Mooses und dessen Zusammenhang mit der unter- 
liegenden Torfbildung,, theilt alsdann die ältern Ansichten über die Natur und 
Entstehung des Torfes mit, darauf die neneren Forschungen, wo nach dem tech- 
nischen Werth Fasertorf, amorpher Torf, Pechtorf, Morasttorf, nach den bilden- 
den Pflanzen: Moos-, Rasen-, Heide-, Holztorf, nach localen Verhältnissen : 


408 


Meer-, Marsch-, Bergtorf, nach der Entstehung: supraaquatischer und infraaqua- 
tischer Torf unterschieden, und die Bildung des Torfes erörtert wird. Der fol- 
gende Abschnitt erklärt speciell das Nebeneinanderbestehen der einzelnen den 
torfbildenden Gemengtheile aus physiologischen und ehemischen Gesetzen. Dar- 
an schliesst sich der Anfang der Torfbildung, die Gultur und Regeneration des 
Torfes und den Schluss bildet die Widerlegung eines anonymen Artikels in der 
neuen Salzburger Zeitung. Das Schriftchen , ursprünglich als Schulprogramm 
erschienen, erschöpft zwar das Thema nıcht ganz, enthält aber manche beherzi- 
genswerlhe Notiz und darf denen, die sich aus wissenschaftlichen oder aus 
praclischem Interesse mit dem Torf beschäftigen , bestens empfohlen werden. 
Gl, 


Ludwig, das Wachsen der Steine oder die Kräfte, welche die 
Bildung und Entwicklung der Gebirgsarten vermitteln (Darmstadt 1853). — 
Der erste oder Hauptlitel ist sehr verführerisch und man würde sich durch 
den Inhalt enttäuscht fühlen, wenn nicht das Wachsen der Steine schon auf 
dem Titel seine Erklärung fände. Der Verf. handelt nämlich von der Wärme 
(Erdbeben, Vulcane, Salsen), vom Wasser, der Atmosphäre, den Pflanzen und 
Thieren und endlich von der Electricität natürlich von Allem in seiner geologi- 
schen Bedeutung. Die Themata sind mehr oder minder ausführlich in den zahl- 
reichen populären und gelehrten Handbüchern der Geologie und Schöpfungsge- 
schichte abgehandelt und dem Publicum schon in sehr verschiedener Darstellung 
geboten worden, so dass wir die Nothwendigkeit dieser Schrift nicht einsehen, 
womit wir doch keineswegs in Abrede stellen wollen, dass dieselbe dem Leser 
reiche Belehrung und Unterhaltung gewähren wird, zumal wenn er die hier ab- 
gehandelten Gegenstände bisher nur flüchtig berücksichtigt hat. Gl. 


Palacontologie. — C.v.Schauroth, Beitrag zur Fauna 
des deutschen Zechsteingebirges. — Der Veıf. gibt zunächst eine 
Zusammenstellung der von Geinitz und King beschriebenen Arten, um den Ueher- 
blick über das Material und die Synonymie zu erleichtern. Alsdann theilt er 
seine eigenen Beobachtungen und Ansichten über dieselben nach einander mıt, 
zugleich die berücksichtigend, welche bisher aus dem deutschen Zechsteine noch 
nicht bekannt waren, deren Zahl sich auf 11 beläuft. Das Detail mitzutheilen 
gestaltet der Raum unsrer Zeilschrift nicht und indem wir dieserhalb auf die 
Abhandlung selbst verweisen, machen wir nur auf die einzige neue Art, Arca 
Zerrenneri , von Pösneck besonders aufmerksam. Dieselbe zeichnet sich durch 
die ausserordentlich grosse Area und durch den Mangel aller Rippen vortrefflich 
aus. Sie ist nur in einem Exemplare bekannt, Zum Schluss folgt noch eine 
Uebersicht der Arten sowohl Englands als Deutschlands nach der Verbreitung 
in den einzelnen Gliedern der Formation. (Sitzgsber. Wien. Akad. XI. 147.) 

Gl. 


L. Frischmann, Versuch einer Zusammenstellung der 
bis jetzt bekannten fossilen Thier- und Pflanzenreste des 
lithographischen Kalkschiefers in Bayern. (Eichstädt 1853.) — 
Die Einleitung dieser Schrift verbreitet sich über die berühmten Steinbrüche 
des lithographischen Schiefers und über die daraus gewonnenen Thier- und 
Pflanzenreste im Allgemeinen. Die Zusammenstellung der bekannten Arten ist 
in systematischer Reihenfolge von den Amphibien beginnend geordnet und gibt 
bei den Gattungs- und Artnamen die Literatur und Synonymie an, wo es mög- 
lich war auch die Sammlung, in welcher die betreffenden Exemplare aufbewahrt 
werden, so dass man vorkommenden Falls dieselben aufzufinden weiss. Die 
Arbeit hat daher ein locales Interesse, ein weiteres will ihr der Verf. nicht ein- 
räumen, da er eben nur Alles, was in der Literatur bekannt und daher auch 
schon in des Referenten Verzeichniss der Petrefakten Deutschlands (Leipzig 
1852 80) zusammengestellt ist, aufgenommen hat, ohne kritische Bemerkungen, 
ohne berichligende und ergänzende Beobachtungen beizufügen, die von ihm als 
Conservator des jetzt nach Russland wandernden herzoglichen Leuchtenbergischeu 


409 


Naturalienkabinets, und bei seiner Kenntniss der andern in jener Gegend befind- 
lichen reichhaltigen Sammlungen wohl erwartet werden durften und der Schrift 
schon ohne übermässige Erweiterung einen hohen wissenschaftlichen Werth ver- 
liehen haben würden, Gl. 


Eichwald, einige paläontologische Bemerkungen über 
den Eisensand von Kursk. — Das Gebilde gehört der untern Kreide, 
dem Hils und Grünsande , an und lieferte folgende interessante Petrefakten : 
Delphinosaurus Riprijanofli n. g. el sp. ein Saurier, der sich im Skelet sehr 
eng an die Delphine anschliesst. Er hat sehr lauge gerade dünne Kieferkno- 
chen, die an der äussern Seile eine liefe Längsfurche und an der innern 16 — 
18 sehr genährle grosse Zahnhöblen besitzen. Es sind mehre Kieferfragmente, 
zwei Wirbel, ein Rippenfragmeut, und einige Gliedmassenknochen gefunden wor- 
den, #Polyptychodon interruplus in einigen Zähnen. lehthyosaurus kurskensis 
n. sp. in einigen Zähnen und Wirbeln. Otodus praedator n. sp. in zwei Wir- 
beln, die alle bekannten Otoduswirbel an Grösse übertreffen. Ferner Zähue von 
Oxyrrhina Mantelli, Piychodus latissimus, Koprolithen von Macropoma Mantelli. 
Unter den Mollusken Crioceras Duvali und Belemnites Fischeri n. sp. (eine sehr 
fragliche Art), Pleurotomaria neocomensis, Opis bicornis, Peclen asper, P. mu- 
rieatus, P. quinquecostatus, P. lamellosus, P. membranaceus, Spondylus spino- 
sus, Exogyra conica, E. baliotoidea, E. lateralis, Ostraea diluviana Lk., eine frag- 
liche Terebratel, Gastrochaena socialis n. sp. der G. ostreae Gein. sehr ähnlıch, 
Arten von Scyphia, Manon, Cnemidium. Von Pflanzen eine Wealdenart Alethop- 
teris elegans Goepp., eiu Pterophyllum, Credaeria reliculata n. sp., Cr. veuu- 
losa n.sp. Cr. spathulata n. sp, Pinites undulatus, (Bull, nat, Moscon 1853. 


1. 299—231.) Gl. 
Unger, die fossile Flora von Gleichenberg. — Das Re- 


sultat einer 17jährigen Beschäftigung mit der fossilen Flora von Gleicheuberg, 
welche den Inhalt einer besonderen Abhandlung bildet, die in den Denkschrif- 
ten der kk. Akademie erscheinen wird, fasst der Vf. in folgenden Puncten über- 
sichtlich zusammen: 1) Die fossile Flora von Gleichenberg, wozu die einzelnen 
Pflanzenreste vier verschiedener jedoch nicht ferne von einander liegenden Loca- 
litäten zu zählen sind, besteht his jetzt aus 35 Pflanzenarten, die sich auf 20 
Pflanzenfamilıen vertheilen. — 2) Sämmtliche Pflanzenreste , obgleich in ver- 
schiedenen Gesteinsmassen eingeschlossen (Sandstein, Mergel, Basalttuff), und in 
verschiedener Weise erhalten (verkohlt, verkieselt), gehören doch mehr oder we- 
niger einer und derselben grösseren Zeitperiode an, und zwar jener, die, wir 
als Tertiärperiode bezeichnen. Die Natur dieser Fossilreste deutet darauf, dass 
die Pflanzen, von denen sie herstammen, eher zu Ende als am Anfange dieser 
Zeit lebten. — 3) Die fossile Flora von Gleichenberg besitzt wenig eigenthüm- 
liche Pflanzenarten ; die meisten derselben kommen in allen Tertiärablagerungen 
vor. Die Fossilreste einer Localität (Gossendorf) stimmen auffallend mit jenen 
von Maltsch in Schlesien überein. — 4) Alle Pflanzenreste, wo immer wir sie 
hier finden , tragen Spuren einer durch Wasser bewirkten Herbeischaffung an 
sich. Mit den in den Sandsteinen und Mergeln vorhandenen Blättern findet sich 
stets ein Detritus derselben, ebenso mit den in den Conglomeraten vorkommen- 
den Stämmen, Aesten und Früchten - Geschiehe dieser Theile. Die häufig vor- 
twvefliche Erhaltung selbst zarterer Theile macht es unbezweifelt, dass die Her- 
beischafiung dieser Pllanzenreste aus nicht grosser Enlfernung slalllinden musste. 
— 5) Selbst die in einer und derselben Localität, ja in einer und derselben 
Schichte vorkommenden Reste von Vegetabilien, die wir nothwendig als zugleich 
existirend annehmen müssen, tragen, ungeachtet sie durchaus von baum- und 
strauchartigen Gewächsen abstammen, eine grosse Mannigfaltigkeit an sich. Vor- 
herrschend zeigen sich jedoch Nadelholzer und kätzchentragende Bäume , wie 
Eichen, Buchen, Erlen, Pappeln n.s. w. Alle Arten derselben sind von den jelzt 
lebenden verschieden, obgleich einige derselben ihnen sehr nahe kommen. Un- 
ter den Holzgeschieben des Mühlsteinbruches des Gleichenberger Kogels herr- 
sehen Nadelhölzer vor, und zwar uebst einem Cypressenholze eine Pinus - Art, 


410 


welche einer heutigen Tages in der Krim wachsenden Art sehr ähnlich ist. — 
6) Die in Holzstein verwandelten Pflanzentheile , als Stämme, Aeste, Zapfen, 
Nüsse, Kerne von Steinfrüchten u. s. w., lassen bei der Art ihrer Erhaltung 
den ganzen Vorgang erkennen, durch welchen sie hierher geschaft, in die an- 
fänglich lose Sandmasse eingebeltet, in festen Kieselstein verwandelt wurden, 
und welche Veränderungen sie endlich nebst der Gesteinsmasse durch später er- 
folgte gewaltsame Einwirkungen erfuhren. — 7) Seit der Einschliessung der 
Holzmasse in jenen Sandstein hat das ganze Gebirge wenigstens eine zweimalige 
heftige erdhebenartige Erschütterung getroffen ; die erste zu der Zeit, als die 
Holzfasser noch ziemlich biegsam war, die zweite ungleich heftigere, nachdem 
die Verwandlung derselben in festen Holzstein bereils heendet war. — 8) Eine 
Vergleichung deı Veränderungen, welche Holz, Jahrhunderte, ja Jahrtausende lang 
der Luft und dem Wasser ausgesetzt, erfährt, mit jenen, welche das oberwähnte 
verkieselle Holz zeigt, lassen mit Sicherheit den Schluss zu, dass zur Schätzung 
der Dauer des Veıkieselungsprocesses unser Zeitmass ein viel zu kleines sei. 
Die geringen Veränderungen, welche das mit dem Höhlenbären und dem Mam- 
mute unserer Gegenden begrabene Holz in Bezug auf seine Structur bis jetzt 
erfuhr, lassen vermuthen, dass eine Reihe von Jahrtausenden nur einen aliquo- 
ten Theil jener Zeit beirage , die zur Vollendung der Kieselversteinerungen von 
Gleichenberg nothwendig war. (Sitzysber. Wien. Akad, XI. 211.) Gl. 


Heckel, über fossile Fische aus Ghiavon und deren geo- 
logisches Alter, — Die untersuchten Arten weichen von denen des Monte 
Bolca durchweg ab und die Gattungen grösstentheils. Unter 16 Arten ist nur 
Smerdis minutus Ag. die einzige bisher bekannte und da dieselbe beı Aix und 
Unterkirchberg vorkommt, so wird vorläufig die Lagerstätte von Chiavon mit 
diesen Localitäten als gleichaltrig zu betrachten sein. Die übrigen Arten sind 
neu und hahen folgende Namen erhalten: Galeodes priscus auf hlattförmige 
Schuppen mit drei gespaltenen Kielen begründet; Smerdis analis, Sm. aduncus, 
Gerres Massalongii dem lebenden Gerres lucidus sebı ähnlich, Caranx ovalis, C. 
rigicaudus, Alausa latissima, Clupea breviceps, Engraulis brevispinis, E. longi- 
spinis, Meletta gracillima, Albula Zignoi, A. lata, A. brevis, Mene, (Ebend«a 


322— 344.) Gl. 
Kiprijanoff, Fischüberreste im Kurskschen eisenhal- 
tigen Sandsteine. — Der Verf. verbreitet sich in diesem Aufsatze nur 


über die Reste von Hybodus , deren Vorkommen unterhalb des bunten Sandstei- 
nes er noch sehr fraglich lässt, obwobl Referent ganz entschiedene Hyboduszähne 
im Wettiner Koblengebirge (Fauna Fische S. 313. und Germar, Versteinerungen 
Wetlins und Löbejüns Tf. 34) nachgewiesen hat. Der einzige Flossenstachel bei 
Kursk hat viel Aehnlichkeit mit Hybodus Fittoni Dunk. aus dem Wealden, un- 
terscheidet sich jedoch von diesem und allen übrigen Arten auffallend genug, 
um ihn als neue Art H. Eichwaldi aufzuführen. (Bull. nat, Moscow 1853. 1l. 
331—336. Tb. 6.) Gl. 


Botanik. Cienkowsky, zur Befruchtung des Juniperus 
communis. — Im Längsschnitt des gewöhnlichen Wacholder-Ovulums erscheint 
die einfache Membran mit der Basis des Ovulum verwachsen urd oberhalb der- 
selben in einen Kanal ausgezogen. Die untere Hälfte des Eichens gränzı sich 
ziemlich schräg von der obern ab, indem ihre Zellen klein und dunkel, die obe- 
ren dagegen grösser durchsichtiger und lose sind. Jede Zelle hat einen Kern, 
Der Gipfel des Ovulum ist eingehogen, tief im Grunde ein runder Kreis mit 
concentrischen Zellen gelegen. In der Mitte findet sich eine centrale grössere 
Zelle von kleinen umgeben, deren jede einen grossen Cytoblasten hat, Die Cen- 
tral-Zeile mit wandständigem Cytoblastem und dunklem Schleim stellt den Em- 
bryosack dar. Auf der Spitze des Ovulum ragen ein oder zwei gekrümmte Zellen 
hervor, es sind Pollenzellen, die ihre Schläuche in das Gewebe einsenken und 
sich künstlich isoliren lassen. Im Frühjahr des folgenden Jahres wächst der 
Embhryosack sammt dem Eichen sehr rasch, die Pollenschläuche senken sich tie- 
fer ein [?], der Embryosack hat oben eine Einstülpung, sein Inneres füllt sich 


411 


mit Zellgewebe. Drei bis acht verlängerte Zellen stellen die Corpusculn dar, 
deren Wände sich berühren und von denen jedes am Scheitel 4 Zellen trägt, 
Diese gränzen unmittelbar an die Einstülpung, welche sich zu einem Kanal ver- 
tieft, in dem der Pollenschlauch Platz nimmt, Die Scheitelzellen der Corpus- 
celn schieben sich zur Seite, der Pollenschlauch berührt ihre Gipfel und an ih- 
rem unlern Ende bildet sich eine Zelle, aus der sich der Suspensor und Em- 
bryo entwickeln, die aber in keiner ‘organischen Verbindung mit dem Pollen- 
schlauch steht. Bei allen Coniferen, welche zwei Jahr zur Reife nöthig haben, 
bleiben die Pollenkörner den ganzen Winter auf dem Ovulum eingewurzelt und 
sind in Harz eingehüllt, erst im Frühjahr dringen sie zu den Corpuskeln vor, 
für die der Embryosack je besondere Einstälpungen bildet, Der weitere Gang 
ist dann wie bei dem Wacholder. Somit stimmen diese Beobachtungen ganz 
mit den Hoffmeisterschen überein. (Bullet. nat. Moscow. 1843. U. 337—341.) 
—e 
Berkeley diagnosirt folgende 50 nordamerikanische Pilze, die 
bis auf einen neu sind: Agaricus polypyramis, A. monticulosus, A. cultorum, A. 
florealis, A. fulvaster, A. texensis (Texas), A. detersibilis, A. iocephalus. A. cen- 
tenarius, A. Micheneri, A. facifer, A. argillosus, A. curcuma, A. crocosporus, A, 
nephrodis, Hiatula fragilissima, Cortinarius iodes, Paxillus solidus, P. Curtisi, 
P. reniformis, Hygrophorus haematocephalus, H. nitidas, H. Raveneli, Lactarius 
illachrimans, Cantharellus Raveneli, C. flabelliformis, Marasmius dichrous, M. pu- 
sio, M. brevipes, Lentinus parvulus, L. Micheneri, L. pallidus, Panus levis, P. 
alliaceus, Xerotus lateritius, Lenzites rhabarbarina,, Boletus Curtlisi, B. Raveneli, 
B. hemichrysus, B. decipiens, B. conicus , Polyporus persicinus, P. flavovirens, 
P. dependens, P. amygdalinus, P. dealbatus, P. mutabilis', P. Berkeleyi Fr., P. 
trichrous, P. Halesiae. (Ann. may. nat. hist. Decbr. 417—435.) —e 


H.v. Mohl, Zusammensetzung der Zellenmembran aus 
Fasern. — Die von Grew zuerst behauptete Zusammensetzung der Zellen- 
membran aus Fasern wurde neuerlichst von Meyen besonders vertheidigt, von 
M. aber nicht anerkannt und durch Agardhs Untersuchungen in ein neues Sta- 
dium geführt. Letzirer erkannte in der Seitenwandung der Zellen von Conferva 
melagonium drei stärkere und drei schwächere Längsfaserbündel, jedes aus einer 
rechten und linken Hälfte bestehend. Jede dieser Halften hat einen spiraligen 
Verlauf, die eine nach rechts, die andere nach links. Daher kreuzen sich in 
der Mitte einer jeden Zelle die beiden Hälften eines jeden Bündels, treten am 
obern Ende der Zelle auseinander, um sıch am untern der nächstlolgenden Zelle 
mit den ibuen zunächst liegenden Hälften der Nachbar-Bündel zu vereinigen, so 
dass dadurch neue auf der obern Zelle weiter laufende Bündel gebildet werden, 
welche mit denen der untern Zelle alterniren. Auf analoge Weise treten einzelne 
Theile dieser Faserbündel in die Scheidewand ein und gehen, nachdem sie den 
dritten Theil des Umfanges der Scheidewand in horizontaler Richtung durchlau- 
fen haben, auf der obern Seite der Scheidewand zur Seitenwand der folgenden 
Zelle über. Die Fasern dieser Bündel bestehen nicht aus einer homogenen Masse, 
sondern aus spiralig gewundenen Fıbrillen. Die Zwischenräume zwischen den 
Faserbündeln sind von Fibrillen erfüllt, die aus deu Fasern der Bündel hervor- 
treten, horizontal oder schwach ansleigend bald rechts bald links spiral gewun- 
den verlaufen, sich theils untereinander, theils mit den Fasern der Faserbündel 
kreuzen und das Ganze zu einem Gewebe vereinigen, Bei Zerreissung der Mem- 
hran werden die Fasern aufgedreht und die Fibrillen häufig isolirt, auch sieht 
man bisweilen die Faden der letztern isolir(. In den einzelnen übereinander 
liegenden Schichten der Zellenmembran entsprechen sich die Faserbündel in ih- 
rer Lage und es trelen die Fasern aus einer in die andere über. M. untersucht 
nun die Membran ebenfalls von Zellen der Conferva melagonium und erkannte 
die als Faserbündel bezeichneten Stellen sogleich, die angeblichen Fasern mit 
einer Breite von Yıso bis I/so Linie. Eine wirkliche Durchkreuzung sah er nie- 
mals. Auf Querschnititen der Zellenwandung zeigle diese eine ganz gleichformige 
Dicke und eine Zusammensetzung aus über einander liegenden Lamellen (etwa 
30), deren Trennungslinien nicht gleichmässig kreisförmig, sondern mehr weni- 


412 


ger stark wellenförmig verlaufen, welehe in der Seitenansicht der Zelle das An- 
sehen erhabener Fasern haben, die aber doch im Querschnitt gar nicht nach- 
weisbar sind. Ganz dasselbe beobachtete M. an der Zellenmembran von Con- 
ferva hospita, Das Uebertreten der Fasern aus einer Zelle in die andere war 
M. nicht im Stande aufzufinden , im Gegentheil überzeugte er sich bei dieser 
Untersuchung nur mehr noch von der Selbständigkeit der einzelnen Zellschich- 
ten, wofür Conferva aerea besonders lehrreich ist. Bei starker Vergrösserung 
bemerkt man leicht, dass die Zellenmembran nicht gleichförmig, sondern mit 
feinen parallellaufenden , einander sehr genäherten Linien besetzt ist, dıe sich 
ungefähr unter rechtem Winkel kreuzen. Diese Streifung ist keineswegs ober- 
Nächlich und entspricht auch nicht den mancherlei Zeichnungen, die auf der Cu- 
ticula der höhern Gewächse so häufig sind, sondern sie findet sich auf allen 
Schiehten der Zellenmembran. Zweifelhaft bleibt, ob die Kreuzung der Linien 
von einer abermaligen Zusammensetzung der einzelnen Membranschichten aus 
zarten Lamellen herrührt, von denen dıe eine in links die andere in rechts auf- 
steigender Spirale verlaufende Linien besitzt oder ob in jeder Lamelle die bei- 
den sich kreuzende Liniensysteme vorhanden sind. Lelzleres ist jedoch das 
wahrscheinlichere. Die Streifung kommt überhaupt bei vielen Conferven vor, 
nur ist die Richtung derselben zur Achse der Zelle veränderlich. Eine be- 
stimmte Beziehung zwischen diesen Streifen und den von Agardh für zusammen- 
gesetzte Fasern erklärte Falten konnte M. nicht auffinden, indem die Sıreifen 
ununterbrochen über die Falten fortsetzen. Was deuten nun diese Linien an, 
wenn sie keine Fibrillen sind, wie Agardh behaupte? Der Versuch die Mem- 
bran chemisch aufzulockern misslang, es wurde daher die mechanische Zerglie- 
derung versucht. Zerreisst man miltelst zweier Nadeln die Zellenmembran ei- 
ner Conferva: so erfolgt der Riss häuffg in der Richtung der beschriebenen 
Streifen, so dass die Ränder rechtwinklig Ireppenförmig gezackt sınd. Häufig 
sind dieselben vollkommen gradlinig und scharf, mit vorstehendem franzenähn- 
lichen Anhange versehen. Was letzterer ist, ob Fasern oder blos zackig geris- 
sene Membran, liess sich nicht ermitteln. M. glaubt aus mehrfachen wohl zu 
beachtenden Gründen das letztere annehmen zu müssen. Die Untersuchungen die- 
ses Gegenstandes bei andern Algen führten zu keinem Resultat. Von höhern 
Pflanzen wählte M. die Bastzellen von Asklepiadeen und Apocyneen, deren er 
etwa 150 Arten untersuchte. Diese Bastzellen zeigen bekanntlich von Strecke 
zu Strecke theils längere engere und mehr cylindrische, theils kürzere weitere 
und eiförmige Erweiterungen, In welchen sehr häufig die innern secundären 
Schichten vollkommen geschlossene Schläuche bilden, so dass die Bastfaser in 
eine Reihe abgeschlossener rosenkranzlörmig verbundener Zellen zerfällt. Ge- 
wöhnlich haben die erweiterten Stellen eine wesentlich andere Structur als die 
engen, nämlich eine mehr weniger deutlich spirallörmige Streifung. Bald verlau- 
fen alle Streifen in rechts aufsteigende Spirale, bald die einen nach links dıe 
andern nach rechts. Es bleibt zweifelhaft, ob letztrer Verlauf in den verschie- 
denen Lamellen seinen Sitz hat. Mag an den Zellen diese spiralige Streifung 
sichtbar sein oder nicht, in ihrer Wandung lässt sich eine äusserst [eine spirale 
Liniirung durch quetschenden Druck erzeugen, aber Fasern vermag man nicht 
nachzuweisen. Eine zweite Zeichnung der Bastzellen zeigt ein feines Fasernelz 
mit engen queren Maschen, hinsichtlich der Deutlichkeit im umgekehrten Ver- 
hältniss mit der Spiralstreifung. Sie tritt auf allen Schichten der Membran her- 
vor und beruht keineswegs auf Tüpfelung. Die feine spiralige Streifung findet 
sich auch auf Bastzellen andrer Pflanzen wieder z. B. bei Morus rubra, Linum 
usilalissimum,, Urtica dioica, Bignonia radicans, Sie lässt sich auch in den 
Holzzellen der Dicotylen und Coniferen nachweisen, wenn dieselben durch Sal- 
pelersäure und chlorsaures Kali erweıcht werden. Bei dieser Verbreitung der 
spiraligen Streifung in den Zellen der Conferven, in den prosenchymatosen Bast- 
und Holzzellen der Phanerogamen liess sich vermulhen , dass dieselbe auch in 
Parenchymzellen der letzteren aufzufinden sein möchte. Die Baumwollenfasern 
zeiglen sie hei Quetschung sehr schön , ebenso die Zellen der harten braunen 
die Gefässbündel der Baumfarren umgebenden Schicht nach Behandlung mit Sal- 


413 


pelersäure und chlorsaurem Kali, in vielen andern Fällen aber liess sie sich 
nicht nachweisen, möglich dass die unvollkommene Untersnuchungsmethode es 
hindert. Die Untersuchungen haben also bis jetzt bestimmt dargethan, dass die 
Zellenmembran nicht homogen ist und es ist zunächst weiter zu erforschen, 
‚was jene Streifen bedeuten, ob sie die Elemente selbst oder lie Grenzen zwi- 
schen denselben oder was sonst sind. (Botanische Zeitung. October 753.) 


—e 
D. Müller, über die Reizbarkeit der Genitalien bei ei- 
nigen Compositen. — Bekanntlich sind die Filamente vieler Compositen 


reizbar und biegen sich knieförmig um, sobald das Pistill die oben geschlossene 
Stauhbeutelröhre durchbrechen will. Da nun die Staubfäden bald an der einen 
bald an der andern Seite des Pistills sich knieförmig biegen, so wird das ganze 
Genitalienbündel dadurch hin und her gezerrt. -Diese Reizbarkeit dauert oft 
mehre Stunden und kann durch Berührung die Neigung nach der einen und an- 
dern Seite veranlasst werden. Meist zeigt sie sich zwischen 10 Uhr Vormittags 
und 3 Uhr Nachmittags, an den längsten Tagen jedoch schon um 7 Uhr früh, 
hei warmen Weiter und klarer Luft am lebhaftesten, an kalten trüben Tagen gar 
nicht. Sie findet sich bei allen Arten von Centaurea, Cirsium, Carlina, Cynara, 
Carduus, Onopordon, Serratula, Echinops, ferner bei Elephantipes carolinianus, 
Guizolia oleifera, Vernonia anthelminthica, Wedelia hispida, Arctotis lanata, 
Cryptostemma calendulacea, bei Ciehorien und Tragopogon. Auch das Pistill 
hat aber seine eigenthümliche Reizbarkeit bei einigen Arten. Arctotis breviscapa 
hat bekanntlich fertile weibliche Strahlblümehen, von den Blümchen der Scheibe 
sind nur die des äussersten Kranzes fertil, alle andern steril. Gleichwohl ha- 
ben letztere wohl ausgebildete Genitalien,, ihre Pistille unterscheiden sich je- 
doch von den [ertilen dadurch, dass sie an der Spitze sich nicht spalten. Sie 
erheben sich aber, sowie die fertilen, 4—5 Millimeter über die Blümehen und 
8 — 4 Millimeter über die Antherenröhre und sind an ihren obern End auf 2 
Millimeter Länge reich mit Pollen besetzt. Bei der geringsten Berührung be- 
wegt sich hier das Pistill, verliert aber alsbald die Reizbarkeit auf eine kurze 
Zeit, nach der sie sich wieder einstellt. Bei Cryptostemma calendulacea be- 
wegt sich der ganze Genitalienbündel nach der berührten Seite hin bei Berüh- 
rung der Filamente oder des Pistills, beide sind jedoch ohne innere Beziehung 
in dieser Hinsicht. Bei Entfernung der Antherenröhre behalten die Filamente 
ihre Reizbarkeit, das Pistill verlor sie darauf während der Nacht. Helianthus 
annuus besilzt keine Spur von Reizbarkeit. (Zbd. Novbr. S. 785.) —e 


Preuss, Wirkung des Arseniks auf lebende Vegetation. 
— , Schon früher hatte Pr. einen Pilz Alternaria chartarum auf Fliegenpapier 
entwickelt und vermehrt und neuerdings fand er auf demselben ein Penicillum 
glaueum und ein P. olivaceum. Demnach steht fest, dass Pilze in Arseniklö- 
sung ganz Sul gedeihen und directe Versuche würden vielleicht noch andere 
Pflanzen auf dem giftigen Boden gedeihlich nachweisen. Nach einem englischen 
Beobachter ist der Arsenik auch auf dıe Weizenbrandspore ohne allen Einfluss. 
(Ebda. S. 309.) — ee 


Wimmer, wildwachsende Bastardpflanzen. — Zwei Wei- 
den Salix rubra Huds. und S. ambigua Ehrh. sind längst als Bastarde bekannt, 
jene aus S. viminalis und S. purpurea, diese aus S. aurita und S. repens. Zu 
diesen kommen aber noch andere, nämlıch : S. purpurea-viminalis, S. purpurea- 
incana, S. purpurea-capraea, S. purpurea-cinerea, S. purpurea-aurila, S. purpu- 
rea-sileseaca, S. purpurea-livida, S. purpurea-nigricans,, S. purpurea-grandifolia, 
S. daphnoides-repens, S. pentandra-fragilis, S. fragilis-alba, S. fragilis-Iriandra, 
S. triandra-viminalis, S. triandra-cinerea, S. triandra aurita, S. incana-daphnoı- 
des, S. incana capraea, $. incana-cinerea, S. incana-aurita, S. viminalis-dasyela- 
dos, S. viminalis-capraea, S. viminalis-cinerea, S. viminalis-aurita, S. viminalis- 
repens, S. capraea-cinerea, S. capraea-aurila, S. capraea-silesiaca, S. capraea- 
dasyclados, S. cinerea-aurita, S. cinerea-silesiaca, S. silesiaca-aurita, S. hastata- 
silesiaca, S, hastata-triandra, S. hastata- herbacea, S, livida-aurita, S. livida-myr- 


28% 


414 


tilloides, S. lapponum-aurita, S. lapponum-silesiaca, S. lapponum-arbuscula, S. 
phylieifolia-capraea, S. phylieifolia-hastata, S. phylieifolia-glauca, S. phylieifolia- 
arbuscula, S. nigricans-cinerea, S. myrtilloides-aurita, S. myrtilloides-repens, S. 
repens-capraea, S. repens-cinerea, S. repens-aurila, S. purpurea-repens, S. glau- 
ca-nigricans, S. glauca retusa, in Allem also 56, von denen die grössere Zahl 
als selbständige Arten in den Floren und Systemen aufgeführt werden. — Von 
andern Bastardpflanzen dıagnosirt W. noch folgende: Alopecurus pratensis-geni- 
culata, Carex vesicaria-hirta, C. filiformis-riparia, Populus alba-tremula, Alnus 
incana-glatinosa, Verbascum thapsus - nigrum, V. thapsiforme nigrum, V. thapsi- 
forme-Iychnitis, V. nigrum-Lychnitis, Pulmonaria officinalis-angustifolia, Gentiana 
campestris-germanica, Cirsium acaule -oleraceum, C. acaule-canum, C. palustre- 
canum, C. canum-rivulare, C. palustre-rivulare, C. rivulare-oleraceum, C. palu- 
stre-oleraceum, C. oleraceum-canum, C. oleraceum-lanceolatum, C. oleraceum- 
heterophyllum, €. palustre-heterophyllum, Euphorbia cyparissias-lueida, Medicago 
sativa-falcata, Geum urbanum rivale, Rosa canina-gallica, Epilobium hirsutum- 
parviflorum, E. palustre-montanum, E. palustre-virgatum, E. roseum-parviflorum, 
E. roseum-virgatum, E. roseum-tetragonum, Viola hirta-odorata, V. palustris-oli- 
ginosa, Anemone nemorosa-ranunculoides, A. palens-vernalis. (Denkschr. Bresl. 
Gesellsch. 1853. S. 143—132.) —e 


Curtis’ botanical magazine Nr. 107 u. 108. Tb. 4746—4757 : Bego- 
nia biserrata Lindl., Metternichia prineipis Mik., Campanula vidali Wats., Papa- 
ver pilosum Sm., Dictyanthus Pavoni Decaisn., Plumieria Jamesoni n. sp., Pas- 
siflora medusaea Lemaire, Cirropelalum cornutum Lindl., Coleus Blumei Benth., 
Dendrobium cymbidicides Lindl., Billbergia thyrsoidea Mart., Didymocarpus Hum- 
boldtana Gart. 


Botanische Zeituug, November, December: H.Itzigsohn, zur Entwick- 
lungsgeschichte des Phragmidium inerassatum $. 785. — R. Caspary, über Strei- 
fung der Zellenwand, verursacht durch Wellung S. 801. — H. Itzigsohn, die 
Nostoc-Diamorphose S. 817. — G. Böckel, zwei neue Prunus-Arten Deutsch- 
lands (Pr. Meyeri, Pr. Husmanni) S. 836. — A. Garcke, über einige im Pro- 
dromus von De Candolle falsch untergebrachte Pflanzen (Hibiscus hispidulus Spr., 
Urena stellata Spr., Malva miniata Cav., Sida bivalvis Cav.).S. 841. — H. Hoff- 
mann, über contractile Gebilde bei Blätterschwämmen S. 857. — Milde, über 
Equisetum sylvaticum L. S. 873. — H. Itzigsohn, die Fortpflanzung der Os- 
eillarien S. 877. — Milde, die Flora von Reinerz in der Grafschaft Glatz S. 
889. — v. Schlechtendal, über Acacia relinodes Schl. S. 893. — Milde, Wolf- 
fia Michelii Hork. S. 896. 


Zoologie. C.Gegenbauer, Beiträge zur nähern Kennt- 
niss der Siphonophoren. — a) Ueber Diphyiden. Bei Messina 
beobachtete G. eine neue Art von Eudoxia, Eu. messanensis. Ihr Deckstück ist 
eine dreiseilige Pyramide mit nach hinten gekrümmter Spitze und scharfen un- 
gezähnten Kanten. Die Basalfläche vertieft sich und sendet von der Mitte aus 
einen grosszelligen Körper in das Innere des hyalinen Deckstückes. Derselbe 
schliesst eine bewimperte innere Höhle ein, welche mit der des Stammes com- 
munieirt und von einer Flüssigkeit erfüllt ist, in der zahlreiche Moleeüle wır- 
beln. Am Stamm sitzt eine längliche Schwimmglocke, an deren Stiel ein knos- 
penartiges Gewebe entspringt, dann ein Polypenleib und ein Büschel von Fang- 
faden,, letztre beide unter dem Schuppenfortsatz des Deckstücks zurückziehbar. 
Die Schwimmglocke hat aussen 6 Kanten, zwei laufen an der Mündung des 
Schwimmsackes in zwei vorspringende Zacken aus, die beiden hintern vereini- 
gen sich halbwegs zu einem kielartig vorstehendem Blatte, die seitlichen verlie- 
ren sich in der halben Länge der Glocke. Im Innern der Glocke befindet sich 
die unten offne Schwimmhöhle, ausgekleidet von einer aus Ringfasern gebildeten 
Membran, die an der Mündung eine ringförmige Haut bilde. Vom Stamm tritt 
ein kurzer hohler Stiel an die Glocke, geht zum Grunde des Schwimmsackes 
und sendet an denselben 4 gerade bis zur Mündung verlaufende Gefässe die 
dort in einen Ringkanal münden. Am Grunde der Glocke liegt ein kugliger oder 


415 


keulenförmiger Körper, das Generatiosorgan, mit 10 bis 15 Eiern und weissli- 
chen trüben Hoden. Jenes Knospengebilde am Schwimmglockenstiel entwickelt 
sich zu einem medusenförmigen, der Schwimmglocke gleichgestaltetem Organe, 
das zeitweise die Function der Glocke zu übernehmen bestimmt zu sein scheint. 
Der Polypenleib ist ein äusserst contraktiler, etwas eingeschnürter Schlauch mit 
stark wimpernder Innenfläche. Fangfäden sind zu 3 oder 4 vorhanden nebst 
einem Büschel jüngerer. ' Die. ausgebildeten stellen Röhren dar, welche absatz- 
weise mit 6 bis 12 Fädchen besetzt sind, deren jedes mit einem nierenförmi- 
gen Angelorgane endet. — Diese neue Gattung Diplophysa schliesst sich in 
Zahl, Verhältniss und Anordnung der Organe eng an Eudoxia an. Das Thier 
ist bıs 1,8 Linien lang, hat ein halbkugliges Deckstück mit wenig verliefter Ba- 
sis, in welche das rein glockenförmige Schwimmstück sich einfügt. Kanten, 
Zacken, Fortsätze fehlen , aber ein Fangfadenbüschei ist vorhanden. Alles Ue- 
brige wie bei Eudoxia. — Ein drittes Eudoxia-ähnliches Thier hat ein bald ab- 
gestutzt pyramidales, bald cubisches Deckstück mit Randzacken. In der Basal- 
fläche desselben ist eine trichterförmige Vertiefung, die in die flach ausgehöhlte 
Innenseite des Deckstückforisatzes übergeht. Im Grunde derselben liegt der 
Stamm des Thieres, von dem die verschiedenen Organe entspringen. In unmit- 
telbarer Verbindung mit dem Stamme steht ein sonderbar gestalteter grosszelli- 
ger Körper, aus 2 oder 4 rundlichen Lappen zusammengesetzt. Diese bilden 
hinten die Begränzung einer wimpernden Höhle, die nach unten in den kurzen 
Stamm des Thieres fortsetzt und noch in das Deckstück bineinreicht, wo sie 
blind endet. Das Schwimmstück ist länglich, in der Mitte bauchig aulgetrieben, 
mit vier starken, in Zacken endenden Längskanten. An dem obern Ende des 
Schwimmstücks ragt ein starker schnabelartiger Fortsatz hervor, der sich in eine 
Vertiefung der Deckstückbasis einfügt. Der Schwimmsack gleicht Eudoxia mes- 
sanensis, auch birgt seine Höhle ein keulenförmiges Geschlechtsorgan mit cen- 
traler Höhle, deren Inhalt ebenso wie die Ersatzschwimmglocke, der Polypenleib 
und die Fangfäden mit jener Art übereinstimmen. Diese Thiere sind die Ein- 
zelthiere der Abyla pentagona, an deren Stamm sie wie die der Diphyes in fort- 
laufender Reihe ansitzen. Ihre Loslösung lässt sich leicht beobachten, aber eine 
Anheftungsstelle sucht man am Einzelthier vergeblich. Hienach scheinen die 
Endoxien überhaupt nur Einzelthiere einer noch nicht näher untersuchten Diphye 
zu sein, ebenso auch Ersaea und Aglaisma. — Die Diphyiden bilden eigenthüm- 
liehe Thierstöcke und sind vorzüglich durch den Besitz meist zweier formell 
verschiedener‘ genelisch gleicher Schwimmstöcke ausgezeichnet. Diese sind der 
locomotorische Apparat der Colonie. Grundform für jeden Theil dieses Schwimm- 
apparates ist die Medusengestalt und seine Modificationen zeigen folgende Anord- 
nung: 1) Die Schwimmstöcke sind gleich geformt und sitzen mehr oder weni- 
ger neben einander, so bei Praya.. 2) Das eine Schwimmstück wırd vom ‚an- 
dern theilweise aufgenommen, wie bei Diphyes. 3) Die Schwimmstöcke von 
sehr verschiedener Grösse, das vordere fast verkümmert, nur ein Appendix des 
hinteren, bei Abyla. Die einzelnen Theile am Stamme einer Colonie gruppiren 
sich bei den Diphyiden mit grösster Regelmässigkeit. Jede Gruppe besteht aus 
einem Polypenleib, einer Partie Fangfäden und dem Generalionsorgan, alles von 
einem Deckstück umhüllt und ein Einzelthier darstellend, welches entweder be- 
ständig am Stamme bleibt (Diphyes und Praya) und es lösen 'sich nur die die 
Geschlechtsorgane bergenden Glocken ab, oder es trennt sich ganz vom Stamm 
ab (Abyla). Die Deckstücke bieten generische Unterschiede. Sie haben bei Praya 
runde Flächen zur Begränzung, sind helmartig an der concaven Fläche zur Aul- 
nahme der Polypen und besitzen ein oder mehre blind endende Kanäle. Bei 
Diphyes stellen sie im Allgemeinen ein trichterförmig um den Stamm gewickel- 
tes Blättchen vor. Bei Abyla endlich umhüllen sie einen relativ sehr kleinen 
Theil der Organe und enthalten eine Höhle mit grosszelligen Wandungen. — 
P. beschreibt nun ausführlich folgende neue Arten: Praya maxima, Diphyes gra- 
eilis, D. quadrivalvis, wegen deren Ban wır auf die Abhandlung selbst verwei- 
sen, indem wir uns zu b) den Physophoriden wenden. Die bis sechs 
Fuss lange Apolemia uvaria hat zwei Reihen Schwimmstöcke, die zusammen einen 


416 


ovalen Körper bilden. Die Form derselben weicht von der bei Physophora durch 
mehrfache Hervorragungen und Ausbuchtungen ab. Im Allgemeinen gleicht sie 
einem ahgestutzten Kegel, an dessen Spilze die von einer Schwimmhaut umgebene 
Mündung eines Schwimmsackes liegt, welche in der hyalinen Glocke sıch. ausdehnt. 
Der Schwimmhöhlenöffnung entgegengesetzt inseriren sich die Schwimmstücke 
mit kurzem Stiele an die gemeinschaftliche Achse, aus deren Höhle eın Kanal 
an jedes Einzelne tritt und sich zum Grunde des Schwimmsackes begebend dort 
in vier Gefässe theilt, die im Ringkanal sich vereinigen. Zwischen den Schwimm- 
slücken sitzen am Stamm noch einzelne fadenförmige äusserst contractile Tenta- 
keln. In der weitern Fortsetzung trägt der Stamm absatzweise auf federbusch- 
ähnlichen Bündeln gruppirt die einzelnen Polypen. Dicht hinter den Schwimm- 
stücken sitzt ein compactes Bündel solcher junger Theile, die später durch Aus- 
wachsen gewisser Stammesabschnitte auf einzelne Bündel sich verlheilen. Au 
jedem Bündel erkennt man eine Anzahl Deckschuppen, 2 oder drei darunter be- 
findliche Polypen und eine grosse Anzahl wurmförmiger Tentakeln mit je einem 
Fangfaden an der Basis. Geschlechtsorgane waren nicht vorhanden. Die Deck- 
stücke sind eiförmig oder kolbig, enthalten einen vom Stamme ausgehenden Ka- 
nal, der in der Mitte erweitert endet. Die Pünktchen auf ihrer Oberfläche sind 
Häufchen von 10 bis 20 Nesselzellen, welche kuglig sind, je 0,009 Linien mes- 
sen und einen spiral aufgewickelten Faden enthalten. Sämmtliche Deckstücke 
können selbständig bewegt werden. Unter ihnen entspringen die Tentakeln , 6 
bis 12 Linien lange, fast cylindrische Fäden, zu 10 bis 20 an Zahl und in be- 
ständiger Bewegung, von einem weiten, mit dem Stamme communicirenden Ka- 
nale durchzogen, der am Ende geschlossen ist. An ihrer Basis entspringt je 
ein langer Fangfaden, der gleichfalls einen Kanal enthält. Tentakeln und Fang- 
fäden überzieht ein zarles Flimmerepithel. Die 2 bis 4 Polypenleiber an. jedem 
Organbüschel 6 bis 7 Linien Länge, haben sechs Längskanten, die ins Innere 
vorspringen und einem Galle absondernden Apparate verglichen werden können, 
Sie wimpern aussen und innen. — Bei Rhizophysa filiformis Lamk. erreicht 
der Ya Linie dicke Stamm bıs 11/3 Fuss Länge, ist 'glashell mit etwas röthli- 
chem Schimmer und schliesst oben eine ovale Luftblase ein, unter welcher. eine 
einseitige Reihe knospender Einzelthiere beginnt, deren jedes aus einem Poly- 
penleib mit langem Fangfaden und secundären Fädchen an dessen Basis besteht. 
Schwimmstücke, Deckschuppen, Tentakeln fehlen gänzlich. Die Luftblase ist oben 
eingestülpt, doch ihre Hülle selbst über diese Vertiefung fort, an ihrem unulern 
Ende geht die Duplicatur in zahlreiche dichotome blinddarmartiger Fortsätze über. 
Die Luft ist in einen beutelförmigen Sack eingeschlossen. Der Stamm zeigt 
mehrfache Erweiterungen. Die jüngsten Knospen an ihm erscheinen als blosse 
Ausslälpungen, die länger werden und endlich die Form der Polypenkörper an- 
nehmen und auch dann erst vom Stamme sich abschliessen bis auf einen feinen 
Kanal. Zu dieser Zeit entsteht auch die Mundöffnung. Die seenndären Fäd- 
chen, zu 40 bis 50 an jedem Hauptfaden, enden mit kleinen grünlichen Knöpf- 
chen und stellen drei Modificationen dar. Die erste ist eine keulenförmige An- 
schwellung, in welcher 6 bis 10 Nesselzellen liegen Am Ende der Keule setzt 
sich ein kurzer Fortsatz an, dessen abgerundetes Ende gleichfalls Nesselzellen 
enthält. Zwei andere Fortsätze stehen am Anfang der kolbigen Anschwellung, 
und sind wie jener beschaffen. Die zweite Form wird durch blattartige Erwei- 
terung des Fadens gebildet, welche sich in zwei Theile spaltet, deren jeder wie- 
der wieder dichotomirt. In der Spitze jedes Astes liegt eine runde Nesselzelle. 
Bei der dritten Form schwillt das Secundärfädchen zu einem kuglichen Knopf 
an, der einen rechtwinklig abstehenden Fortsalz trägt. Dieser ist steil und zu- 
gespitzt, sehr beweglich, an der Basis mit spindelförmigen Körpern besetzt, de- 
ren Bedeutung noch fraglich ist. Die Mündung der Polypen ist rings dicht mit 
kleinen Nesselzellen umgeben, die hintere Hälfte der Leibeshöhle mit Vorsprün- 
gen versehen. Als Genitalien lassen sich 2 bis 4 zwischen je zwei Einzelthier- 
chen am Stamme befindliche Bläschen betrachten. — c) Entwicklung der 
Schwimmpolypen,. Die Eier aller dieser Thiere sind ganz durchsichtig, 
0,25 bis 0,40 Linien gross , das deutliche Keimbläschen 0,02 bis 0,04 Linien. 


417 


Die Befruchtung erfolgt nach dem Austritt der Eier aus der Eikapsel, wo die 
Spermafäden mit dem Köpfchen strahlenartig an der Oberflache des Rıes sitzen. 
Es folgt rasch die Theilung des Dotters und der ganze Furchungsprocess ist in 
24 bis 36 Stunden vollendet. Die Theilung des Keimbläsehens geht stets der 
des Dotters voraus. Am dritien Tage hat sich die Oberfläche des Dotters mehr 
verbunden und bewimpert sich zur freien Bewegung. Die einzelnen Zellen die- 
ser Larve sind ungemein gross und vollkommen durchsichtig. Eine weitere Ver- 
änderung tritt erst am sechsten Tage ein, indem sich an einer Stelle kleine 
Zellen bilden und eine Verdickung erzeugen, die sich bräunlich färbt. Bis zum 
8. Tage zeigt sich eine merkliche Hervorragung mit doppelter Schicht und in- 
nerer Höhle. Sie setzt sich dann als ruude Knospe von der Larve ab. Von 
ihrer inneren Schicht streckt sich eine solide Zellennıasse in den Embryo als 
Vorsprang. Darauf scheidet sich die innere Wand der Rnospe deutlich in zwei 
Stücke, deren zweiles in einen neu entstandenen Hohlraum verläuft. Gegen den 
10. Tag ist die Spitze der Knospe geöffnet und damit. dıe Larve- mit einer 
Schwimmglocke versehen. Diese bildet. sich nun immer weiter aus, während 
der Polypenleib zurückbleibt. Soweit reichen die Beobachlungen über die Ent- 
wicklung. (Zeitschr. f. wissenschaftl, Zool. V. S. 2835 — 343. Tf. 16—18.) 
Gl. 


Conchyliologie. — Gray beschreibt zwei neue Gattungen Land- 
wollusken, den Typus der einen, Pfeifleria, bildet die bisherige Helix micans 
Pfeiff,, eine andere Janella anlipodarum ist von Neuseeland und unterscheidet sich 
von Limacellus durch die Stellung der Respiralionsöffnung und durch nur zwei 
Fühler. (Ann. may. nat. hist. Decbr. 413 ) 


Pfeiffer diagnosirt folgende neue Cyelostomaceen aus Cumings Samm- 
lung: Cyelostoma Himalayanum, C enchilum, C. crassum, C. expansum, €. uni- 
eolor, C. ponderosum, C. Dysoni, C. disculus, C. deseiscens, C. margarita, C, 
latelimbatum, €. regulare, C. sericatum, C. pleurophorum, C. faseiculare, C. gua- 
temalense, C. canescens, C. violaceum, C. Schuttleworthi, C. radula, EC. ovalum, 
C. Grateloupi, €. histrio, C. integrum, C. harpa, C. pingne, C. pallidum, C. eu- 
manense, C. turridum, GC. Diaphanum , C. lugubre, C. Küsteri, C. trochlea, €. 
allernans, C. ruslicum, C. psilomitum, C. alatum, €, sealare, C. lutescens, (. 
gutlalum, C. ignescens, (. [usculum, €. castaneum. (Ibid. 452.) 


Gray beschreibt die Zähne der Pneumonohranchiaten. Nanina hat sehr 
zahlreiche ziemlich einförmige Zahne auf einer sehr breiten Zunge. Bei Par- 
- macella stehen die zahlreichen Zahne in sehr-gedrängten Reihen und haben ei- 
nen erhöhten Mittelzacken mit Nlacheın zweizähnigen Ende. Testacellus hat eine 
sehr breite Zunge, auf derselben divergirende Zahnreihen, die Zähne nadellör- 
mig, mit rundem Kopfe und scharfer Spitze. Bei Achatina fulica sind die Zähne 
klein, vierseitig, breiter als lang, mit breiter, stumpfer Mittelspitze. Partula be- 
sitzt ähnliche Formen als Bulimus, ebenso Veronicella. Onchidium nähert sich 
in einer neuen weslafricanischen Art der Gatlung Helix, ebenso Peronia mauri- 
tiana denen von Testacellus. Aurıicula schliesst sich an Bulimus an.  Lymnea, 
Planoıbis, Physa, Ancylus, schon durch Troschel bekannt, sind unter einander 
sehr ähnlich. Amphibola nux avellana steht Lymnea zunächst, Siphonaria und 
noch viei mehr Cyclophorus haben complieirtere Zahnformen in gebogenen Quer- 
reihen, letztere Natica ähnlich. (bid. Novbr. 329, c. figg.) 


v. d. Busch führt zwei neue Melanien 'ein, M, mucronata ohne Fund- 
ort und Melania pontificalis von Borneo — Pfeiffer neue Pythien, nämlich 
Pythia Reeveana von den Philippinen, P. albovaricosa von Celebes, P. inflata 
von Borneo, P. ceylanica von Ceylon; ferner eine neue Helix Zelebori aus Ser- 
bien und H. helvola aus Sibirien. (Malakoz. Zeitschr. Nr. 12. S. 177.) 


Troschel behandelt die Mundtheile der Cephalopoden, für die er Ele- 
done moschata, Octopus vulgaris und O. carenae, Argonaula argo, Loligo sagit- 
tata, Onychoteuthis Bergi und Sepia offieinalis untersucht hat. (Archiv f. Na- 
turgeschichte XIX. 1. Tf. 1.) 


418 


Koren und Danielssen liefern eine Entwicklungsgeschichte von Pur- 
pura lapillus und fassen daa Resultat aus diesen und ihren frühern Beobachtun- 
gen über Buceinum undatum zusammen. (Ann. sc. nat. Zool, XIX. 89.) 


Langer handelt über das capillare Gefässsystem der Teichmuschel. 
Schon wenige Injectionen überzenglen L. von der Existenz !dieses Systemes in 
dem Mantel, Fuss, Schliessmuskel, den Kiemen, Mundtentakeln Bojauus’schen 
Körper und vom ganzen Darmrohre. Der Uebergang von den Arterien durch 
das capillare Netz in die Venen ist durch Injectionen dargestellt. Die Formen 
der Netze sind in den verschiedenen Organen verschieden. Die Capillaren selbst 
haben einen ansehnlichen Umfang, grösser als bei den nackten Amphibien. Mund- 
teniakeln und Darmkanal werden von der Aorta aus gespeist, nur das Endstück 
des Mastdarmes von der hintern Aorta. (Sitzunysber. Wien. Akad. X. 432) 


Prime beschreibt die in den Vereinigten Staaten vorkommenden Arten 
von Cyclas. (Proceed. Bost. soc. 1853. p. 271.) 


Fairbank theilt Beobachtungen über das Thier von Rotella mit (Ann. 
of Lyc. nat. hist New-York 1853. Mai p. 35. — Newcomb beschreibt 
daselbst p. 18. zwei neue Achatinella und Redfield neue Heliciden p. 14. 


Meissner, Beiträge zur Anatomie und Physiologie von 
Mermis albicans. — Dieser Schmarotzer der Gordiaceenfamilie lebt in 
vielen Schmetterlings-, Käfer- und Fliegenlarven und auch im Eingeweidesack 
einer Schnecke, der Succivea amphibia. Er ist getrennten Geschlechts, die Weib- 
chen häufiger als die Männchen. Der Körper ist lang, cylindrisch, etwas de- 
primirt, dünn, nach dem Kopfe hin etwas verschmälert. Das Weibchen erreicht 
bis 5 Zoll Länge, das Männchen nur 24/2. Die Farbe ist milchweiss, am Kopf 
und Schwanzende hell uud durchscheinend. Eine dicke mehrschichtige Haut- 
schicht umhüllt den Körper. Sie verdünnt sich plötzlich und sehr dicht hinter 
der Mundöffnung und trägt hier sechs im Kreise stehende Warzen. Unter ihr 
liegt eine aus breiten Längsfasern bestehende Muskellage, welche frei die innern 
Organe umhüllt. Der Mund liegt vorn, ist kreisrund, sehr klein, setzt sich in 
einem sehr dünnen Oesophagus fort. Der After fehlt. Die weibliche Geschlechts- 
öffnung liegt wenig hinter Leibesmitte in der Mittellinie des Bauches, die männ- 
liche unmittelbar vor dem Schwanzende. Ein doppelter Penis von grünlich brau- 
ner Farbe steckt im Leibe. So lange der Wurm als Parasit lebt, haben beide 
Geschlechter am Schwanzende eine kleine Spitze, welche mit der Häntung ver- 
loren geht, sobald das Thier in die Erde wandert. Merkwürdiger Weise finden 
sich Individuen, welche neben fungirenden weiblichen Genitalien äussere männ- 
liche Geschlechtsorgane besitzen. Die Haut besteht aus drei gut abgegrenzten 
Schichten. Die oberste ist Epidermis, unter ihr folgt eine aus Fasern geweble 
Schicht und darunter eine structurlose, welche 9/ıo der ganzen Hautdicke ein- 
nimmt. Die mittlere besteht aus zwei Faserschichten, die Fasern laufen parallel 
und dicht neben einander, in beiden Schichten in entgegengesetzter Richtung, 
die einen in Spiralen von rechts nach links, die andern umgekehrt. Die Fasern 
haben gleiche Breite, Y/ıooo Linie. In ihrer Schicht bemerkt man deutlich sechs 
Linien oder Längsnähte, die auch von andern Beobachtern und bei andern Wür- 
mern erwähnt werden. Beide Faserschichten bestehen aus Chitin und sind 
mit der Epidermis innig verbunden, welche structurlos und durchsichtig ist, 
ursprünglich aber aus gestreckten sechseckigen Zellen besteht, deren sechs den 
Körper umfassen, jenen Längslinien entsprechend. Die innere dickste Haut- 
schicht, das Corium ist von veränderlicher Dicke, bildet drei Längsverdickungen, 
zwei längs der Seite, eine in der Mittellinie des Bauches. Hinter dem Munde 
schwillt das Corium plötzlich zu einer ringförmigen Wulst an und verdünnt sich 
darüber wieder sehr. Der Mund ıst nur eine trichterförmige Einsenkung im 
Corium. Hinten bildet dasselbe den Schwanzstachel. Es ist strueturlos, eine 
Glashaut, in Lamellen spaltbar. Der unter ihm liegende Muskelcylinder reicht 
von einem Körperende bis zum andern, ist aber der Quere nach in drei Abthei- 
lungen geschieılen, indem er eine breite Rückenschicht, und zwei schmälere für 
Seiten und Bauch bildet. In die Grenzen dieser Schichten ragen die Längs- 


419 


wülste des Corium. Drei eng mit Zellen angefüllte Schläuche durchziehen gleich- 
falls den Körper, jeder im Zwischenraum zweier Muskelschichten gelegen, an 
den Wülsten der Corium befestigt. Jede Muskelschicht wird durch eine seichte 
Furche getheilt und verdünnt sich nach ihren Rändern hin. Am Kopfe entsprin- 
gen die Muskeln dicht unter den sechs Papillen aus der Haut zugleich mıt den 
Zellenschläuchen. An der weiblichen Vagina theilt sich der Bauchzellenschlauch, 
um diese ringförmig zu umgeben. Jede Muskelschicht besteht aus senkrecht 
stehenden schmalen Bändern, die parallel vom Kopfe bis zum Schwanze laufen. 
Die innere Fläche der Schicht ist gestreift, die äussere glatt. Die Bänder sind 
seitlich sehr zart längsgestreift und bestehen aus Bündeln von Primitivfibrillen. 
Die Zellenschläuche werden von einer sehr zarten structurlosen Membran gebil- 
det und sind an beiden Enden geschlossen, innen ganz mit Zellen erfüllt, die 
Zellen in zwei alternirende Längsreihen geordnet, sehr schwer isolirbar, eine 
feinkörnige undurehsichtige Substanz enthaltend mit scheibenförmigem Kern. Bei 
geschlechtsreifen Individuen enthalten die Schläuche noch linsenförmige Con- 
eretionen, zuweilen bis 100. Das Nervensystem ist sehr vollkommen ausgebil- 
det. Der centrale Thail iiegt im Kopfe und Schwanze. Jener ist ein mit vier 
Ganglien versehener Schlundring, der sechs Fäden in die Papillen sendet auch 
in den Oesophagus und die Muskelschicht, dieser besteht aus drei Ganglien. 
Aus dem Gehirn entspringen ausser den genannten Fäden noch vier Nerven- 
stämme, von denen einer dem Eingeweidenervensystem angehört, die andern Haut 
und Muskeln versorgen. Das Eingeweidenervensystem entspringt also aus jenem 
Stamme, indem sich derselbe in zahlreiche Aeste auflöst, die über den Verdauungs- 
apparat und die Genitalien sich ausbreiten und mit zahlreichen Ganglienzellen 
in Verbindung stehen. Vom Gefässsystem ist keine Spur vorhanden. Der Ver- 
dauungsapparat ist sehr complieirt. Der Oesophagus ist ein schmaler Halbka- 
nal, dessen Ränder nur am obersten Ende geschlossen, wo sie den Grund des 
Mundtrichters umfassen. Er besteht aus Chitin. Bei 8 Linien Länge hört er 
gerundet auf. Umgeben ist er von einer granulirten zähen schwammigen Masse, 
die von einer zarten Membran begränzt wird. Sie schwillt mehrfach perlschnur- 
förmig an, jede Anschwellung enthält eine Magenhöhle, die nach Aussen mün- 
det und von der Membran des Schlauches ausgekleidet ist. Schlauch und Oeso- 
phagus stecken gemeinschaftlich in einem zweiten Schlauche. Der Fettkörper 
durchzieht den ganzen Körper, ist ein mit grossen länglichen zweireihigen Zel- 
len gefüllter Cyliuder, der Fettropfen en.hält und kleine kuglige Zellen mit Kıry- 
stalldrusen. Fettkörper und Verdauungskanal winden sich um einander in lang- 
gestreckter Spirale und in erstern führen Kanäle von den Magenhöhlen her. Die 
männlichen Geschlechtsorgane bestehen aus einem Blindschlauch, der den gan- 
zen Körper durchzieht und in Hoden, vas deferens, Samenblase und Ausführungs- 
gang zerfällt. Der Hoden nimmt etwa die Hälfte ein, das vas deferens ist en- 
ger und seine tunica propria von einer Ringmuskelschicht umgeben, welche der 
erweiterten Samenblase fehlt, im Ausführungsgange aber wieder hervortritt. Die 
Geschlechtsöffnung liegt auf einer Warze, ist dreischlitzig, zwei Schlitzen für 
die beiden Penis, den dritten für den Ausführungsgang. Jeder Penis ist ein ge- 
bogener Halbkanal von !/ıs Linie Länge, aus Chitin bestehend, mit muskulöser 
Scheide. Die innern weiblichen Genitalien sind doppelt vorhanden, einen in der 
vordern und einen in der hintern Körperhälfte gelegenen Blindschlauch darstel- 
lend, jeder aus fünf Abtheilungen bestehend, nämlich dem Eierstockkeim, Dotter- 
stock, Eiweissschlauch, Tuba und Uterus. Der Eierstockkeim ist der kleinste 
Theil, allein von der tunica propria gebildet, helle durchsichtige Zellen enthal- 
tend. Der Dottersack nimmt die Hälfte des ganzen Eierstocks ein, ebenfalls 
von der tunica propria allein gebildet und mit Eiern erfüllt. Wo er in den 
Eıweissschlauch sich verengt, liegt ein Sphineter. Dieser Schlauch macht die 
andere Hälfte des Eierstocks aus und ist vielfach erweitert, in Kammern ge- 
theilt. Die Tuba ist ein sehr enger Kanal mit sehr dicker, doppelt muskeliger 
Wandung, die sich bei Durchgang der Eier ansehnlich erweitert. Auch der Ute- 
rus ist mehrfach eingeschnürt, mit flachen Ringfasern bedeckt, und von beiden 
Seiten her an der Vagina vereinigt. Diese ist ein Sförmig gebogener Kanal und 


420 


die Vulva eine querovale Oeffnung von einer Wulst umgeben. ‘So lange der 
Wurm als Parasit lebt, ist keine Spur von Genilalien vorhanden , erst wenn er 
in die Erde wandert und sich häutet, erscheinen dieselben, Der äusserste Theil 
des Hodens ist in der Geschlechtsreife mit runden wasserhellen Zellen erfullt, 
die aus einer sehr zarten Membran, einem flüssigen Inhalt und einem grossen 
Kern mit kleinem Kernchen bestehen. Es sind Keimzellen,, von Felimolecülen 
umgeben und von Eiweisskugeln. Der Kern der Keimzelle theilt sich, das Kern- 
chen geht in einen Theil über. Die Tochterkerne wachsen und setzen die Ver- 
mehrung fort, die Keimzelle wächst, und Kernchen entstehen in den neuen Kernen. 
Die Kerne verwandeln sich allmählig in Zellen und in jeder dieser bildet sich ein 
Samenfaden, der mit dem Schwanze heraustritt und bis !/go Linie lang wird. Das 
ausgebildete Ei besteht aus dem sphärischen Keimbläschen mit dem bisquitförmigen 
Keimfleck, dem Dotter, der Dotterhaut, einer zahfiüssigen Eiweissschicht und einem 
Chorion. Im rundlichen Ende desEierstocks sieht man rinnende fein granulirte Kör- 
perchen mit Kern und Kernchen, weibliche Keimzellen, ebenfalls von Fetttropfen und 
Kügelehen umgeben. Der Kern theilt sich wie in den männlichen Zellen. Dann 
legen sich die Kerne an die Zellenwand an und drängen diese hervor, schnüren 
sich knopfförmig ab, so dass endlich um eine Zelle bis 20 Tochterzellen Irau- 
senförmig gruppirt sind. Die getheilten Kerne werden im Eierkeimstock, zu 
Keimbläschen, an denen sich später der Keimfleck entwickelt, die Tochterzellen- 
wand wird zur Dotterhaut, ihr flüssiger Inhalt zum Dotter, der sich im Dotter- 
sack erst völlig ausbildet. Neue Eier bilden sich in diesem Stadium .nicht mehr, 
Im Eiweissschlauch eingetreten nimmt das Ei in einer Erweiterung Platz, um 
sich hier mit einer schützenden Hülle zu versehen und dann in den Uterus zu 
treten. Die gelegten Eier finden sich frei in der Erde und hier entwickelt sich 
der Embryo. Der Dotter furcht sich, wird maulbeerförmig, rund, dann oval 
und immer länger und schmäler, krümmt sich, Kopf- und Schwanzende nähern 
sich und in mehrern Wochen ist die Entwicklung ohne besonders auflallende 
Erscheinungen vollendet. (Zeitschr. f. wissensch. Zool. F. 207 — 279, Tf. 
11-15.) 


Gerstaecker, über eine neue Gallung und eine weniger 
bekannte der Siphonostomen. — Die neue in einer Art aus dem Mit- 
telmeere bekannte Gallung Elytrophora erhält folgende Diagnose: Antennae biar- 
tieulatae, margini frontali annexae; oculi nullı; corporis pars Lhoracica cepho- 
lothorax tribusque annulis thoracieis salis dislinelis composila, abdomen annu- 
lis duobus, appendieibusque duabus terminalibus, setiferis; dorsum appendici- 
bus foliaceis in mare duabus, qualuor in femina ornatum ; pedum maxıllarium 
poria tria, in cephalothorace aflıxa, simplicia, ungue terminali; pedum branchia- 
linm paria quatuor, quorum tria annulo thoracico primo, altero quarlum allixum ; 
singuli bifidi, lamina branchiali ınterna gressoria externa composili, ulraque se- 
tis cilhalis longis instructa; femina mare duplo major, tubis oviferis duabus 
longis, appendiceque furcata infra instruela. — Die Leach'sche Gattung Noga- 
gus hat Milne Edwards nur nach Männchen. characterisirt, von dem das Weib- 
chen sehr verschieden ist. Dieses wurde bereits unter drei verschiedenen Na- 
men beschrieben: von ©. F. Muller als Caligus productus, von Otto als Caligus 
paradoxus, von Nordmann als Binoculus sexselaceis. Es ist 7 Linien lang, mit 
den Eiertrauben 13 und mit der Aufnahme seiner Characlere gibt G, der Gat- 
tung nun folgende Diagnose: Antennae biarliculatae, laminae frontali infra an- 
nexae ; oeuli pyriformes, in inferiori cephalothoracis facie post antenuas posili; 
thorax articulis quatnor distinetus composilus, anterioribus duobus utroque in 
sexu processibus Jateralibus instruelis, tertio in femina appendicibus foliaceis 
duabus, in mare nulla, qnarto in femina elongato triphyllo, in mare simplice 
subqnadrato: pedum maxillarium paria Iria, terium robustum, unguicnlis duo- 
bus terminalibus, validissimis instrnetum ; pedum branchialium poria qualuor, 
singuli biidi, lamina utraque biartieulata selisqne eiliatis ornata; abdomen in 
femina uno, in mare tribus articulis coınpositum. Für die Gruppe der Caligi- 
den schlägt G. nun diese Anordnung vor: a) keine blattformigen Anbängsel auf 
dem Rücken , Caligus , Caslimus, Trebius; b) blattformige Anhäugsel auf dem 


421 


Rücken ; 1) Weibchen mit fünf, Männchen ohne Blättchen, Nogagus; 2) Weib- 
chen mit vier Männchen mit zwei Blättchen, Elywophora. (Archiv f. Natur- 
gesch. XIX. 58—69. Tf. 3. 4.) 


A. E. Grube, über Phyllopoden nebst einer Uebersicht 
ihrer Gattungen und Arten. — Der allgemeine Theil dieser Gattungen 
enthält sehr umfangsreiche und höchst schätzenswerthe geologische und anato- 
mische Untersuchungen der Gattung Limnetis in vergleichender Darstellung mit 
den nächst verwandten Formen. Wir können hier nur das Resultat derselben 
mittheilen, welches der Verf. in folgende Sätze zusammenfasst: 1) Die Larve, 
deren Gestalt unmittelbar nach dem Auskriechen aus dem Ei noch unbekannt 
ist, hat, wenn sie eine Länge von 1; Lin. erreicht, einen flachgewölbten Rük- 
kenschild, einen noch nicht beweglichen vorn conischen Kopftheil mit zwei ge- 
waltigen Seitenstacheln, eine auffallend grosse, ebenfalls nicht bewegliche Lip- 
penplälte, die von der Bauchseite des Kopfes abgeht, und nach hinten und un- 
ten gerichtet ist, nur ein einfaches Auge und zwei Paar Ruderextremitäten, von 
denen das vordere zu den Ruderantennen , das hintere zu den Mandibeln des 
erwachsenen Thieres wird. — 2) In diesem Zustande entstehen allmählig auch 
die Rumpffüsse (doch ohne in Thätigkeit zu treien), dıe zusammengesetzten Au- 
gen, und mit ihnen gleichzeitig Herz und Blutbewegung. — 3) Durch eine 
Häutung (nach ungefährer Rechnung am 4ten oder 5ten Tage nach dem Aus- 
schlüpfen aus dem Ei) geht das Thierchen in die Form über, die es fortan be- 
hält, d. h. es bekommt eine zweiklappige Schale, einen beweglichen Kopf und 
Oberlippe, Tastantennen und lappig eingeschniltene blattartige borstenrandige 
Rumpffüsse , deren Zahl anfangs nicht mehr als 5— 6 beträgt. Ruderantennen 
und Mandibeln haben die auch weiterhin bestehende Gestalt, doch sind jene 
erst dreigliedrig. — 4) Im erwachsenen Zustande zeigt der Stamm des Ner- 
vensystems die Form einer Strickleiter, indem die Bauchstränge ziemlich weit 
von einander abstehen, und durch Querfäden verbunden sind. — 5) Der Mund- 
ring ist, wie gewöhnlich, bedeutend in die Länge gestreckt, seine Schenkel in 
der Mitte ihres Verlaufs durch einen Quernerven verbunden, geben die Aeste für 
die Ruderantennen ab. — 6) Das einfache Auge verkümmert im erwachsenen 
Zustande , die zusammengesetzten vereinigen sich, ohne ganz zu verschmelzen, 
auch bleiben ihre Sehnerven getrennt. — 7) Das Herz ist kurz und erstreckt 
sich durch die vier ersten fusstragenden Segmente. — 3) An der Schale kann 
man drei Blätter unterscheiden; dem mittleren, einer weichen von zahlreichen 
Blutströmehen netzarlig durchzogenen Schicht, verdanken die anderen ihre Ent- 
stehung, sie bilden die Ueberzüge und entsprechen der Epidermis. — 9) Die 
Fasern des Schalenschliessmuskels entspringen aus der mittleren Schicht, wel- 
cher auch die ihn in einem Oval umgebenden concentrischen Kanäle angehören. 
— 10) Der äussere Ueberzug der Schale ist das stärkste und festeste Blatt-der- 
selben, der innere dagegen sehr zart; woher wahrscheinlich an der Innenfläche 
dieses blutreichen Orgaus die Respiration vor sich geht. — 11) Die Schale 
besteht aus zwei durch eine elastische Rückenfalte verbundenen Klappen, das 
obere und untere Blatt der Falte geht in die Haut des Kopfes und Rumpfes 
über. — 12) Der Bau der Füsse stimmt am meisten mit Estheria (Isaura) 
überein; die Rückenanhänge ihres Aussenrandes (Branchialanhänge), besonders 
der unbehaarte scheint, wıe die Schale, besonders als Respirationsorgan zu die- 
nen. — 13) Der Darmkanal ist ein gerades Rohr; die beiden kurzen einfa- 
chen Blindsäckchen des Larvenmagens bilden sich zu den grossen vielfach ge- 
lappten Secretlionsorganen aus, welche beim erwachsenen Thier bis in die Spitze 
des Kopfschnabels herabreichen und in den Magen münden. — 14) Die Oeff- 
nung, durch welche die Eier hervortreten , befindet sich am Grunde und zwar 
an der Aussenseite eines rechts und links am Rücken sitzenden, häuligen, drei- 
zipfligen Blattes, das sich über die 3 hintersten fusstragenden Segmente erstreckt. 
— 15) Die griffelförmigen beweglichen Stiele, des 9ten und lOten Fusspaars, 
um welche sich die befruchteten Eier befestigten, sind eine Umwandlung der 
borstenrandigen äusseren Rückenanhänge der vorderen Füsse. — 16) Die männ- 
lichen Oeffnungen liegen an derselben Steile, an welcher die weiblichen, doch 


29 


422 


bleibt das Blatt, das sie bedeckt, rudimentär. — 17) Bewegliehe Samenkörper- 
chen fehlen, vielmehr bılden sich nur rundliche Samenballen. — 18) Die Be- 
gattung ist eine innerliche. — 19) Die Uebertragung des Samens muss, da be- 
sondere Ruthen fehlen, durch die hintern Fusspaare geschehen, während die 
Greiffüsse des Männchens das Weibchen an der Schale gepackt haben. — 20) 
Keines der beiden Geschlechter ist der Zahl nach merklich überwiegend. — 
21) Männchen und Weibchen sind schon äusserlich unterscheidbar: a) durch 
die Gestalt des Kopfes, dessen Schnahel beim Männchen in eine abgestutzte, 
beim Weibchen in eine scharfe Spitze ausläuft. b) durch die Zahl der Fuss- 
paare, die beim Männchen nur 10, beim Weibchen 12 beträgt. c) durch die 
Beschaffenheit der hintern drei fusstragenden Segmente, auf denen bei den Weib- 
chen jederseits ein ansehnliches dreizipfliges Blatt hervorragt. d) durch die Be- 
schaffenheit des 9. und 10. Fusspaars, dessen Rückenanhänge beim Weibchen 
griffelförmig sind und die Eier tragen, beim Männchen fehlen. — 22) Indem 
die Pfützen, welche dem Limnetis zum Aufenthalt dienen, im Sommer austrock- 
nen, gehen die ausgebildeten Thiere unter und es erhalten sich nur die Eier. 
— 23) Die Entwicklung der Eier fällt in das erste Frübjahr. — 24) Sowohl 
in der Organisation wie ın den Lebensverhältnissen schliesst sich Limnetis am 
meisten an Estheria (lsaura) an. Der systematische Theil, in welchem die Fa- 
milien, Gattungen und Arten diagnosirt werden, hat folgende Anordnung: a) 
Phyllopoden: 1) Körper nackt: Branchipus mit 17, Polyarteris mit 1, Artemia- 
mit 4 Arten, Eulimene 2, Körper grossentheils oder ganz von einem Rücken- 
schilde bedeckt. «&) Rückenschild flach gewölbt Apus mit 3 Arten. £) Rücken- 
schild eine zweiklappige Schale Limnetis mit 2, Estheria mit 7, Limnadia mit 
2 Arten. (Ebda. 71—172.) 


G. Gegenbauer, über Phyllosoma. — Das Nervensystem die- 
ses Stomatopoden ist durch Auduin und Milne Edwards untersucht worden, 
über die andern Organe theilt G. seine Untersuchungen mit. Die Mundöffnung 
ist von einem complicirten Kauapparat umgeben und liegt am hintern Rande des 
Cephalothorax. Der Oesophagus ist sehr kurz, der Magen eng, seine Wandun- 
gen mit borstigen Zähnen besetzt. Kurz hinter ihm liegt eine Erweitrung, in 
welche die Leberorgane münden, darauf verläuft der Darm gleich weit nach hin- 
ten zum letzten Leibesringe, auf dem er sich unten mit einer Längsspalte öff- 
net. Die Leber besteht aus zwei grossen jederseits irn Cephalothorax liegenden 
Drüsen. Als Speicheldrüsen können zwei hlattarlig. gelappte Drüsen betrachtet 
werden, die jederseils hinter dem Magen liegen und ihren Ausführungsgang quer 
über den der Leber nach vorn verlaufen lassen. Das Herz ist rundlich oder 
länglich viereckig, hinter und über dem Magen gelegen, mit sechs Klappöffnun-- 
gen versehen. Nach vorn sendet es drei gleich starke Aortenstämme , die bei- 
den seitlichen für die Leberschläuche. Hinten- entspringt eine Rückenaorte , die 
erst an der Schwanzspitze sich theiltl. Fin Capillarsystem fehlt, ebenso wirk- 
liche Kiemen. Als rudimentäre Kiemen lassen sich fünf Paare fein gefiederte 
Blättchen betrachten, deren jedes dem Basalgliede eines Fusses ansitzt. Ge- 
schlechtsorgane sind nicht aufgefunden worden. Die innere Organisation der 
Phyllosomen stimmt vielmehr mit den Dekapoden als mit den Stomatopoden über 
ein. (Zeitschr. f. wiss. Zool. V. 252.) 


C. L. Koch, die Pflanzenläuse, Aphiden, geireu nach dem Le- 
ben abgebildet und beschrieben. (Nürnberg 1854. 1. Heft.) Der Verf. hatte 
das Manuseript und die Zeichnungen schon 1843 fast vollendet als Kaltenbach’s 
Monographie der Pflanzenläuse ihn zu einer sorgfältigen Vergleichung resp. Um- 
arbeitung nöthigte. Leider hinderte ihn ein gefährliches Augenleiden an der 
Vollendung dieser Revision und so hat nun Herrich-Schaeffer die Herausgabe 
mit dıeser ersten Liefrung begonnen. Das Ganze wird in etwa 10 Heften mit 
60 Tafeln vollendet sein, das vorliegende erste Heft beginnt mit einer systema- 
tischen Uebersicht der 40 hiehergehörigen Gattungen und wendet sich dann so- 
gleich zur Characteristik der Gattung Chaetophorus mit 12 Arten, dann zu Hya- 
lopterus mit 5, Rhopalosiphum mıt 7 Arten. Die Characteristik der Gattungen 
und Arten ist genügend, auch die Lebensweise und der Aufenthalt berücksich- 


423 


tigt, die Abbildungen sauber gezeichnet und colorirt. Wir wünschen dieser 
Arbeit eine lebhafte Theilnahme Seitens des Publikums und einen raschen 
Fortgang. 


H. F. de Saussure, Monographie des Guöpes solitaires 
ou de la tribu des Eumeniens (Paris 1852. 80 cah. 1. 2.). — Die 
Einleitung wird erst mit der letzten Liefrung ausgegeben werden, daher die 
erste mit einer kurzen Diagnose der Tribus beginnt und dann die Gattungen 
und Arten in systematischer Reihenfolge folgen lässt. Die Gattungen sind wie 
in Kochs Aphiden characterisirt und in einer typischen Art abgebildet. Bei den 
Arten sind, wo es anging oder nöthig schien, Männchen und Weibchen durch- 
schnittlich in je 10 Zeilen characterisirt, das Vaterland angeführt, auch Synony- 
mie und Literatur berücksichtigt. Die Zahl der neuen Arten ist nicht gering. 
Die beigegebenen Tafeln bringen theils nur Abbildungen einzelner Organe, theils 
ganzer Thiere und sind vortrefflich ausgeführt. Ueber den Umfang, den diese 
Monographie erhalten wird, gibt uns kein Prospect und keine Erklärung auf dem 
Umschlage Auskunft. 


L. M. Fischer, Orthoptera europaea. (Lipsiae 1854. 4% c. 
18. Tbb.). — Eine mit grossem Fleisse und vieler Sorgfalt gearbeilete Mono- 
graphie, die zu den besten zoologischen Arbeiten gehört, welche uns das eben 
zu Ende gehende Jahr gebracht hat. Nach einer alphabetischen Aufzählung der 
umfangsreichen Literatur folgt eine systematische Uebersicht der europäischen 
Orthopteren , ihre Gattungen und Arten mit Hinzufügung des Vaterlandes. Der 
allgemeine Theil der Schrift handelt zuerst über die systematische Anordnung 
der Familien und dann über die äussern Charactere und Organe der 'ganzen 
Ordnung, über die Entwicklungsgeschichte und Lebensweise, geographische Ver- 
breitung und endlich über Aufbewahrung. Im systematischen Theil werden die 
Familien, Gattungen und Arten ausführlich beschrieben, auch auf Anatomie Rück- 
sicht genommen, Literatur, Synonymie, geographische Verbreitung und Lebens- 
weise besprochen. Ein ausführliches Gattungs- und Artregister bildet den Schluss. 
Die beigegebenen Tafeln sind sehr schön. 


H. Rathke, Bau und Entwicklung des Brustibeines der 
Saurier. (Königsberg 1853. 40%). — Schultergerüst und Brustbein sind den 
schlangenförmigen Sauriern meist abgesprochen worden, ersterer scheint ihnen 
allerdings zu fehlen, aber das Brustbein fehlt nur den [usslosen Ringelechsen. 
Bei Amphisbaena fuliginosa , A. alba, Lepidosternon microcephalum findet sich 
zwischen dem Zungenbein und den vordersten Rippen ein Paar kleine Knochen- 
stücke, die als Andeutung eines Schultergerüstes betrachtet werden können. 
Bei ersterer Art sind sie walzenförmig, schräg von oben nach unten gerichtet, 
bei A. alba waren sie in der Mitte verdünnt, bei dem Leptosternum bohnenför- 
mig. Sie liegen überall frei in der Muskulatur. Vom Brustbein liess sich keine 
Spur auffinden. Trogonophis Wiegmanni besitzt ähnliche Knochenstücke, doch 
sind sie grösser. Chirotes canaliculatus mit Vorderbeinen hat Schultergerüst 
und Brustbein, jenes aus zwei Knochenstücken bestehend, die unten mit diesem 
verbunden sind. Das Brustbein ist schildförmig. Unter den schlangenförmigen 
Schuppenechsen hat Acontias meleagris das am wenigsten entwickelte Brusibein 
und Schultergerüst. Letzteres besteht wie vorhin nur aus zwei Knochenstücken 
in derselben Lage, nur wieder grösser, am unlern Ende durch einen Streifen 
fihrösen Gewebes mit einander verbunden und drei Paar Muskeln zur Anheftung 
dıenend. Das Brustbein besteht aus zwei kleinen ellipsoidischen, hinter den 
vordersien Rippenpaar gelegenen Knochentäfelchen. Bei Anguis fragilis, Ophi- 
saurus ventralis, Pseudopus Pallasi ist Schultergerüst und Brustbein mehr ent- 
wickelt. Letztres zeigt zwei unpaare, an Form und Grösse sehr ungleiche 
Stücke, das kleine unter dem grössern liegend, dieses eine längliche quere Platte, 
das kleinere ist kartenherzförmig , länglich schmal, oder schwach bogenförmig 
gekrümmt. Bei den typischen Schuppenechsen bilden in der Regel ebenfalls 
zwei ungleiche Stücke das Brustbein, nur bei den Chamäleoniden fehlt eines, 
Am grössern kann man meist einen Stamm und zwei seitliche Fortsätze unter- 


29* 


424 


scheiden. Erstrer ist gewöhnlich langgestreckt, eben und unten platt, nach hin- 
ien zugespitzt, höchst selten lafelförmig. Die Seitenstücke gehen vorn oder 
nach hinten ab, sind im erstern Falle kurz, breit, am Ende abgerundet bei Ba- 
siliseus mitralus, mässig lang, schwach bognig gekrümmt, nach aussen und hin- 
ten gerichtet bei Iguana tuberculata, noch länger bei Varanus nilolicus, V. or- 
natus, V. bivittatus, Polychrus marmoratus, Anolis carolinensis, Oplurus torqua- 
tus und Phrynosoma Harlani; vom hintern abgehend sind sie sehr klein, war- 
zenförmig bei Ameiva vulgaris, Moloch horridus, mässig lang und erheblich breit, 
platt, flügelförmig beı Tejus teguixin, Lyriocephalus margaritaceus, Agama mu- 
tabilis, Platydactylus guttatus, ziemlich lang und schmal bei Lacerta agilis, L. 
ocellata, Uromastsix spinipes, Seps chaleidica. Der Stamm greift unter das hin- 
tere Brusibeinstück, hier in einer Furche aufgenommen, bei einigen verwachsen 
beide. Das hintere oder grössere Stück ist am Ende entweder mit einem un- 
paaren oder mit einem paarigen Anhang versehen. Der vordere Theil oder das 
Hauptstück ist eine mässig dicke schildförmige Platte, oben schwach concav, 
unten convex, meist rautenförmig oder gleichseitig fünfeckig, bisweilen in der 
Mitte durchbrochen , oder selten mit zwei Lücken (Stellio vulgaris, Agama mu- 
tabilis. Bei Uromastix spinipes sogar mit drei Lücken). ‚Eine Theilung der 
Länge nach, wie sie für Varanus von Cüvier behauptet worden, findet nicht Statt. 
Der Anhang ist beweglich oder mit dem Haupistück verwachsen. Ist derselbe 
doppelt: so gleicht er ein Paar Hörnern, deprimirt, selten drehrund, frei en- 
dend oder mit den Rippen verbunden, frei bei Draco viridis, Lophyrus gigan- 
teus, Lyriocephalus margaritaceus, Istiurus amboinensis, Basiliscus mitratus, Mo- 
loch horridus, Phrynosoma Harlani, Phrynocephalus caudivolvulus, Agama muta- 
bilis, A. colonorum, Grammatophora barbata, Stellio vulgaris, Zomerus cordylus, 
Uromastix spinipes; bei der Verbindung: mit Rippen lässt sich bisweilen die 
Gränze zwischen beiden gar nicht nachweisen. Ein unpaarer Anhang findet sich bei 
Gongylus ocellatus, Ameiva vulgaris, Chamaesaura anguma. Er ist plattenförmig 
4- oder 5seitig. Das einzige Brustbeinstück der Chamäleonten bleibt kuorplig, 
ist nach hinten verschmälert, in der mittlern Gegend etwas verengt. Nur wenige 
Rippen verbinden sich bei den typischen Saurıera mit dem Brustbein, und zwar 
mit dessen hintern Stück, überhaupt schwankt die Zahl der wahren Rippen zwi- 
schen zwei bis sechs, meist sind es vier oder fünf. 

Higginbottom untersuchte die beiden britischen Tritonen , Triton 
asper und Tr. laevis, ihre Entwicklung, Lebensweise und Anatomie. (Ann. mag. 
nat. hist. Decbr. 369—384. Tf. 15. 16.) 


J.Hooker beschreibt einige neue Reptilien des östlichen Bengalens und 
Sikkim Himalaya. Es sind Blancia niger, Japalura variegata, Hinulia indica, 
Plestrodon sikkimensis, Dopasia gräcilis, Coronella punctieulatus, C. callicepha- 
lus, Psammophis collaris, Herpetrodryas frenatus, Trimesurus elegans, Tr. bico- 
lor, Parias maculata. (Ibid. 336— 392.) 


Nach Kawall kömmt der Damhirsch in den russischen Ostsee-Provin- 
zen nur gehegt oder verwildert vor. Im südwestlichen Kurland sind einige 
Exemplare in die Wälder versetzt worden und gedeihen daselbst ganz gut unter 
Aufsicht. Auf ihre Jagd ist von der Regierung Strafe gelegt worden. (Riyaer 
Correspdzbl. VI. 105.) [2 


—HRROREH 


Gorrespondenzblatt 


des 


Naturwissenschafilichen Vereines 


für 


Sachsen und Thüringen 


Halle. 
1853. December. «N? XI, 


Sitzung am 7. December. 

Eingegangen: 

Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau. Neuntes Heft. 

l. und 2, Abtheilung. 

Der Vorsitzende überreichte das October-Heft der Vereins - Zeit- 
sehrift an die Anwesenden. Darauf theilte er mit, dass in Anbetracht 
des Interesses, welches die Gasbeleuchtung jetzt für unsere Stadt hat, 
Herr Baer bereit sei, eine Reihe von Vorträgen über diese Beleuch- 
tungsart zu halten, zu denen auch Nichtmitgliedern des Vereins der 
Zatritt gestattet ist. 

Herr Weber trug hierauf den Witterungsbericht für den Mo- 
nal November vor. 

Herr Wesche lenkte die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf 
den verwirrten Geschmackssinn des Rindes (S. 381.). 

Herr Kohlmann sprach über die Verfälschungen der Butter 
und gab die Mittel an diese zu erkennen (S. 382.). Ebenso Herr 
Baer über die vermeintlichen Verfälschungen des Bieres, wobei 
er gleichfalls die gebräuchlichsten Untersuchungsmethoden erläuterte. 


(S. 386.) 
Oeffentliche Sitzung am 14. December. 


Herr Baer gab in einem ausführlichen Vortrage eine Anschauung 
von den Grundprincipien der Beleuchtung im Allgemeinen, die er durch 
Experimente anschaulich zu machen suchte, berührte dann kurz die 
Geschichte der Gasbeleuchtung und erläuterte die Darstellung des 
Leuchtgases aus verschiedenen Materialien, die Natur der hierbei er- 
haltenen gasförmigen Producte, sowie die Reinigung derselben von 
schädlichen Beimengungen. 


Oeffentliche Sitzung am 21. December. 


Nachdem Herr Baer nachträglich einige Angaben in Bezug auf 
die Ausbeute an gasförmigen Producten bei den verschiedenen Mate- 


426 


rialien gegeben hatte, kam er in seinem zweiten Vortrage über die 
Gasbeleuchtung noch einmal auf die Gaserzeugung zurück. Er zeigte 
wie wenig Vortheil die Technik bei diesem wichtigen Process, der 
rein auf chemischer Grundlage ruht, aus den Fortschritten der Wis- 
senschaft zu ziehen gewusst habe und ging dann ausführlich auf die 
neuesten Untersuchungen des bewährten englischen Chemikers Frank- 
land ein, deren glänzende Resultate grosse Beachtung verdienen, So- 
dann verbreitete er sich genauer über die bei der Darstellung des 
Leuchtgases aus Steinkohlen abfallenden Nebenproducte — Kohks, 
Theer, ammoniakalisches Wasser und den sogenannten Gaskalk, — 
deren Werth einen vortheilhaften Einfluss auf den Preis des Haupt- 
productes, des Leuchtgases selbst ausübt; er erläuterte die verschie- 
denartigsten Anwendungen, welche diese Producte, namentlich der 
Theer gefunden haben und zeigte wie die Wissenschaft selbst Mittel 
und Wege an die Hand gegeben habe, den Kalk, der zur Reinigung 
des Gases gedient hat und der durch seine Menge und seinen übeln 
Geruch sehr lästig fällt, sehr werthvoll zu verwenden. Es wurde 
aufmerksam gemacht, wie in ihm sich eine reiche Quelle zur Dar- 
stellung von unterschwefligsauren Salzen eröffne, die in neuerer Zeit 
durch ihre Verwendung in der Galvanoplastik uud Photographie eine 
grosse Wichtigkeit erlangt haben und eine noch weitere Anwendung 
finden werden, sobald sie nur erst im Grossen billig genug herzu- 
stellen seien, Die Betrachtung des Steinkohlentheeres gab Gelegen- 
heit, die innige Wechselbeziehung darzuthun, in welcher Wissenschaft 
und Leben zu einander stehen. Daher wurden die Untersuchungen 
dieses dem äussern Anschein nach nicht sehr wichtigen Gegenstandes 
durch Runge, Hofmann, Mansfield genau durchgegangen und nament- 
lich die der letzteren Chemiker hervorgehoben, denn Hofmanns Unter- 
suchungen sind der Ausgangspunkt der wichtigsten Entdeckungen, wel- 
che die jüngste Zeit auf dem Gebiete der Wissenschaft zu Tage ge- 
fördert hat, geworden, deren Tragweile für das praktische Leben noch 
nicht berechnet werden kann, während die von Mansfield uns den 
Weg zu einer neuen Beleuchtungsart eröffuen. Der Redner legte eine 
ganze Suite der aus dem Steinkohlentheer bis jetzt dargestellten ver- 
schiedenartigsten Körper — das leichte und schwere Steinkohlen- 
theeröl, die Pikrinsalpetersäure nebst ihren zahlreichen Verbindungen 
mit Basen, das Naphthalin, Paraffin, Kreosot und Benzin — vor und 
machte auf die Verwendung derselben, die sie theils bereits gefunden 
haben oder sicher dereinst finden werden, aufmerksam. Sodann suchte 
er von der Darstellung des Leuchtgases durch das Experiment, wozu 
er Holz gewählt hatte, einen Begriff zu geben; auch stellte er das 
Leuchtgas im reinsten Zustande (Elaylgas), wie es von den Gasan- 
stalten nicht geliefert wird, aus Alkohol und Schwefelsäure dar und 
zeigte die hell leuchtende, freilich auch stark russende Flamme des- 
selben, wodurch die Wichtigkeit der bei der Darstellung des Leucht- 
gases im Grossen gleichzeitig mit entstehenden verdünnenden Gase 
bewiesen wird. 


427 


Stand der Luftelectrieität in Halle während des December. 


Der electrische Zustand der Atmosphäre war im verflossenen 
Monat ebenso wie im November, vielen Veränderungen unterworfen, 
wenngleich derselbe der Stärke nach nur als ein mittlerer zu bezeich- 
nen ist, indem keine Observation ein direct thätiges Wirken der Elec- 
troscope ergab. — Ueberhaupt zeigte sich bei 93 Observationen eine 
22malige negative und 7lmalige positive electrische Beschaffenheit 
der Luft. Erstere 22 Fälle traten am 4. und 6. Abends, am 7. früh 
und Mittag, am 13. früh, am 16. Mittag und Abends, am 18. früh 
und Mittag, am 19. den ganzen Tag über, am 21. früh und Mittag, 
am 22. früh, am 23. früh und Abends, am 24. früh und Mittag, am 
25. früh, am 27. Abends und am 28. Mittag, ein, wovon 6 Obser- 
vationen ersten, 15 Observalionen zweiten, und eine Observalion drit- 
ten Condensatorgrades waren. Dieselben fanden 6 Mal bei starkem 
Nebel, 7 Mal bei schneeiger Witterung und 9 Mal bei Schneefall statt. 
Von den 71 Observalionen bei positiv electrischer Beschaffenheit der 
Atmosphäre waren nur 5 zweiten Condensatorgrades, alle übrigen 
schwankten zwischen dem vierten bis sechsten Condensatorgrade. So- 
nach stellt sich der Grad der Luftelectrieität im verflossenen Monat 
zu demselben im Monat December vorigen Jahres in das Verhältniss 
wie 9:1. .. Ed. Beeck, 


Resultate von 2000 Beobachtungen der Luftelectricität. 


Indem ich mit Beginn dieses Jahres genöthigt bin, die von mir 
nun 14/, Jahr täglich zu mehreren Malen angestellten Beobachtungen 
über den Stand der Luftelectrieität zu schliessen, so werde ich noch 
einiges Nähere über die daraus gezogenen Resultate, gleichzeitig als 
eine Fortsetzung der früher erschienenen Abhandlung von mir, in die- 
ser Zeitschrift, über denselben Gegenstand hier folgen lassen (s. Bd. 
1. 1852. S.282). Von allen Theilen der Naturwissenschaft ist wohl 
bis jetzt keiner so stiefmülterlich behandelt worden, als der der at- 
mosphärischen Eleetrieität. Ueberhaupt ist seit Begründung dieses 
Theiles der Naturlehre durch Benjamin Franklin 1752, in dem ver- 
flossenen Jahrhundert wenig darin fortgearbeitet, und um so erregen- 
der muss es daher sein, jenen Theil durch Erfahrungen auf jahrelange 
Beobachtungen gestützt zu bereichern. Zwar haben uns schon jene 
grossen Gelehrten: ein Franklin, Kinnersly, Colliguson, Muschen- 
broeck, Saussure, Cavallo etc. von diesem Theile der Naturlehre ihre 
Resultate hinterlassen, und es muss daher gewagt erscheinen als Di- 
letant der Wissenschaft ebenfalls eine solche Arbeit zu unternehmen. 
Dennoch fürchte ich die Kritik nicht, da hier ein jedes Vorurtheil 
schwinden muss, und nur durch Selbstausübung vieler Beobachtun- 


428 


gen, mit gewissenhafter Strenge verbunden, etwas Bestimmtes zu er- 
zielen ist. 

Mit diesem Grundsatz machte ich im Verlaufe meines ganzen 
Beobachtungs-Zeitraumes in Summa 1404 regelmässige Observationen, 
welche sämmtlich in dem von mir darüber geführten Tagebuch ver- 
zeichnet, und sowohl bei den verschiedensten Temperatur- als Natur- 
verhältnissen ausgeführt sind. Hiervon sind die Beobachtungen vom 
Jahre 1851, sowie diejenigen, welche ich zur Prüfung schon ange- 
gebener Resultate als: Gerssdorfs Behauptuug, die Einwirkung der 
Windrichtungen, das tägliche zweimalige Steigen und Fallen der Luft- 
electricität etc, ausgeschlossen, da ich dieselben sehr unregelmässig 
anstellen musste und daher nur als Notizen verzeichnete, welche ich 
dann, da sie ziemlich übereinstimmen, kurz als Anhang des Tage- 
buches zusammenzog. Diese Beobachtungen mit eingeschlossen möchte 
wohl die ganze Summe der Observalionen 2000 betragen. 

In Betreff meiner Beobachtungsweise habe ich mich, wie schon 
früher erwähnt, der von A. T.v.Gerssdorf angeschlossen, indem ich die 
Observationen vermittelst einer electrischen Zurüstung ausführte. deren 
Spitze 46 Fuss vom Erdboden und 330 Fuss über dem Meeresspiegel er- 
haben war, und einen Wirkungskreis von 28 Fuss Durchmesser hatte. 
Die Stärke und Beschaffenheit der von dieser Zurüstung eingesaug- 
ten atmosphärischen Electricität untersuchte ich sodann vermiltelst 
Condensatoren und Electroscopen. 

Die hierbei gesammelten Resultate, welche theilweise schon in 
der oben erwähnten früheren Abhandlung enthalten, werde ich, nach- 
dem ich jene dort angegebenen zuvörderst der nöthigen Berichtigung 
unterworfen, weiter unten folgen lassen. 

Ebenso wie im Jahre 1852 war es mir im verflossenen Jahre 
wiederum nicht möglich, Gerssdorfs Behauptung bestätigt zu finden, 
und mag dieselbe überhaupt wohl in einer Irrung Gerssdorfs liegen. 
Eine ähnliche Beobachtung am 20. Juni v. J. Abends 555’ zeigte 
mir bei heiterem Sonnenschein, schwachem Südwind und nur mit ein- 
zelnen Cumulus bedecktem Himmel, zuerst ein 12 Linien weites Oefl- 
nen der Bennet’schen Electroblättehen mit positiver, kurz darauf mit 
negaliver electrischer Beschaffenheit und stieg hierbei der Henly’sche 
Eleetrozeiger auf 12 Grad, fiel alsdann schnell folgend auf 0 Grad 
zurück, und war nun die Atmosphäre wieder schwach positiv eleetrisirt, 

Hierbei hatte ich jedoch einen während dieser Zeit kurz anhal- 
tenden einzelnen Regentropfenfall gänzlich übersehen, und vermuthe, 
dass eine ähnliche Ursache Gerssdorf zu demselben Resultat führte, 
wonach ich somit Gerssdorfs Behauptung entschieden widersprechen 
muss, und dadurch diejenige Saussures bekräftigen, dass die ‚Luft bei 
heiterer Witterung und leicht bewölktem Himmel stets positiv electri- 
sirt ist. 

Ich sagte ferner, dass der Wechsel der Luftelectrieität Zeit. 
punkte hervorrief, wo keine Spur von Electrieität zu entdecken, und 
jene Zeitpunkte noch keine ganze Minute währten, 


429 


Später habe ich gefunden, dass sobald ich heim Beginn des 
Zusammenfallens der Electroblättichen die Zurüstung durch Beruhrung 
in dem nämlichen Augenblick entladete, die Blättchen sich auch so- 
gleich mit der entgegengesetzten Electricitätsbeschaffenheit wieder öff- 
neten, und daher die Verlängerung dieser Zeitpunkte nur als ein un- 
verbesserlicher Fehler der Zurüstung zu bezeichnen ist. Demzufolge 
muss ich annehmen, dass jener Wechsel nur die Sache eines einzi- 
gen Augenblickes und sonach electrolose Zeitpunkte der Atmosphäre 
gar nicht exisliren können. 

Der dritte Punkt, dass bei Südost- oder Südwind sich negative 
Lufteleetrieitätsbeschaffenheit einstelle, sobald der erst heitere Himmel 
dadurch bewölkt erscheine, bedarf der Berichtigung, indem spätere Beo- 
bachtungen dieses nicht bestätigen, und ist anzunehmen, dass bei je- 
nen Beobachtungen andere ieh beobachtete Ursachen dabei vorherr- 
schend waren. 

Somit muss ich denn auch allen jenen Behauptungen entgegen- 
treten, welche aus gewissen Windrichtungen die electrische Beschaf- 
fenheit der Luft ableiten wollen. Im Verlauf meines ganzen Beobach- 
tungs-Zeitraumes fand ich bei allen Windrichtungen bald positive bald 
negative Electrieitätsbeschaffenheit der Luft, und können daher jene 
Behauptungen nur auf einer grossen Allgemeinheit beruhen, Im All- 
gemeinen könnte man vielleicht sagen, dass bei südlichen und west- 
lichen Windrichtungen die Luft öfter negativ, bei nördlichen und öst- 
lichen öfter positiv electrisirt sei, doch hängt diese Beschaffenheit im- 
mer von örtlichen Ursachen ab. Die atmosphärische Electrieität über- 
haupt ist so variirend, dass es trotz der grössten Sorgfalt öfter un- 
möglich, ein tägliches Maximum oder Minimum zu bestimmen. Fast 
alle hierüber gemachten Angaben sind nicht übereinstimmend, und 
mag diese Verschiedenheit theils von den verschiedenen Ortsbeobach- 
tungen herrühren, theils zu wenig Beobachtungen zum Grunde haben. 
Meinerseits fand ich auch im verflossenen Jahre die Zeitpunkte im 
Durchschnitt ebenso wie im Jahre 1852, zu öfteren Malen wohl auch 
später oder früher, oder auch wohl gar nicht, hauptsächlich bei reg- 
nigem Wetter oder heftigem Wind. Mit Anfang December veränderten 
sich diese Zeitpunkte dahin, indem das 1. Maximum Vorm. gegen 10 
Uhr, das 2. Abends gegen 10 Uhr, das 1. Minimum früh gegen 7 
Uhr, das 2. Abends gegen 6 Uhr, nach dem ermittelten Durchschnitt 
meiner Notizen, eintrat. Bei diesen Bestimmungen möchte man fast 
in Versuchung kommen das täglich zweimalige Steigen und Fallen 
der atmosphärischen Electrieität überhaupt in Zweifel zu ziehen, und 
diese Zeitpunkte für blosse Störungen des Gleichgewichts der Luft- 
electrieität zu halten, da zu vielen anderen Zeitpunkten ebenfalls ohne 
weitere zu beobachtende Ursachen ein solches Steigen und Fallen ein- 
tritt. Ich gebe daher hier nur das aus vielen Beobachtungen ent. 
lehnte Resultat, indem die hier bezeichneten Zeitpunkte während mei- 
nes Beobachtungs-Zeitraumes die durchschnittlich am meist wiederkeh- 
renden waren. Ich mag das Auftreten dieser Maxima und Minima 


430 


nicht ganz in Zweifel ziehen, doch glaube ich, dass viele Meteorolo- 
gen diese Angaben chne vollkommene Ueberzeugung machten. Ich 
komme jetzt hier nochmals auf die in meiner früheren Abhandlung 
sich aneinander reihenden verzeichneten Stärkegrade der Luftelectrici- 
tät zurück, indem sich dieselben auch im verflossenen Jahre vollkom- 
men bestätigten, und habe nur noch hinzuzufügen, dass der electri- 
sehe Stand der Atmosphäre während eines Graupelschauers, der bei 
Platzregen in den Wirkungen analog, und sich auch hier negativ 
electrische Beschaffenheit der Luft einstellt. 

Ein anderes Resultat meiner Beobachtungen ist das, dass, wie 
schon von mir früher beobachtet, die Blitze bei vorherrschend star- 
. ker Luftelectricität auf dieselbe in dem Augenblicke ihrer Statthahung 
comprimirend einwirken, ich ebenso auch umgekehrt fand, dass diesel- 
ben bei vorherrschend starker Lufteleetrieität deprimirend einwirkten, 
indem der höhere Grade zeigende Henly’sche Electrozeiger bei jedem 
Blitz schnell auf 0 Grad fiel und mit derselben Schnelligkeit auf den 
früheren Standpunkt zurückkehrte, ohne dass dadurch ein Wechsel 
der Luftelectricitätsbeschaffenheit eintrat. lch habe dafür keinen Grund 
auffinden können, und überlasse die Erklärung dieser Erscheinung 
Männern von Fach. Das Resultat, welches ich in Betreff der Entla- 
dung von Funken bei starken Luftelectricitätsgraden und der Zurü- 
stung sowohl gegen Metall als gegen den Kniebel der Hand gehend, 
erhielt, war, dass sich dieselben stets mit dunkelröthlicher Farbe, bei 
intensiverem Lichtglanz und stechenderer oder geräuschvollerer Natur 
als die aus dem Conductor einer Electrisirmaschine zeigten. Im All- 
gemeinen beobachtete ich stets die luftelectrische Verstärkung bei Re- 
gen mit Beginn desselben anfangend und mit Beendigung desselben 
aufhörend, und zwar ausser einer Anzahl sogenannter Landregen stets 
mit negativ electrischer Beschaffenheit. Viele der letzteren sind posi- 
tiv electrisch, doch in der Regel nur so schwach, dass sie bei ihrem 
Beginn die Weiss’schen Electroblättchen 2 bis höchstens 6 Linien 
ölfnen, kurz darauf zusammenfallen und selbst im geheizten Beobach- 
tungsraume sich nicht wieder öffnen. Tief schwebende Wolken brin- 
gen öfter, sobald sie ins Zenith der Zurüstung treten, sehr starke 
electrische Wirkungen hervor, doch wechselt hierbei die Beschaflen- 
heit zwischen positiv und negativ, wonach es positiv electrische und 
negativ electrische Wolken geben muss. 

Zum Schluss gebe ich hier noch die Zusammenstellung meiner 
regelmässigen und als besondere Bemerkungen verzeichneten, in Summa 
853 Observationen, während der Zeit vom 1. April bis 31. Decem- 
ber 1853, wonach in den 275 Tagen eine 56malige stärkere und 
18malige schwächere negative, und eine 27malige stärkere und 752- 
malige schwächere positive Beschaffenheit der Luftelectrieität vorhan- 
den war, Diese Zahlen vertheilen sich auf die 9 Monate als: 


431 


negative Beschaffenheit _ positive Beschaffenheit 
b. stk. Grad. | b. sch. Grad. | b. stk. Grad. b. sch. Grad. 


nn men nn nn nn nn m ee u 3 


April 4 sr 3 86 
Mai > 5 5 85 
Juni 4 “ 2 89 
Juli 3 s 4 93 
August 2 > 1 92 
September 5 " 5 86 
October 3 7 3 81 
November Io) 9 1 ni 
December 20 2 3 68 

zusammen | 56 | 18 27 | 752 


oder 853 Observationen. In Betreff des dabei stattgehabten Oeffnen 
der Electrozeiger und Blättchen stellte sich das jedesmalige Maximum 
jeder einzelnen Beobachtung angenommen folgendes Resultat heraus: 


Henly. Electr. | Bennet. Electr. | Weiss. Electr. 


April 


„ „ „ 
Mai 30 Grad 4 Z.—Lin. 4 Linien 
Juni 12 „ 2 „ 10 PR) an „ 
Juli 48 „ 1 „ 2 2) 23 ” 
August en Dan » IB. eb 
Septmbr. |335 „ |—-,9, ER 
October — , Zn 
November — „ TER a 3a Ay » 
December | — ,, = m = 


zusammen |125 Grad 11 Zoll 6 Lin.| 33 Linien 


Hiervon kommen 114 Grad, 11 Zoll 6 Linien und 10 Linien auf die 
Verzeichnungen mit negativer, die übrigen 11 Grad, — Zoll — Li- 
nien und 23 Linien auf die Verzeichnungen mit positiver Beschaffen- 
heit bei stärkeren Graden. 

Somit glaube ich die Gesammt-Resultate aller meiner gesammel- 
ten Verzeichnungen in möglichster Kürze mitgetheilt zu haben, und 
übergebe dieselben hiermit jedem Liebhaber und Kenner der Wissen- 
schaft mit dem Wunsche, dass dieser Versuch auch andere zu derar- 
tigen Beobachtungen anregen möge. Ed. Beeck. 


132 


December-Bericht der meteorologischen Station in Halle. 


Zu Anfang des December zeigte Jas Barometer bei 0SO und 
völlig heiterem Himmel den Luftdruck von 283,"52 und sank unter 
Schwankungen bei vorherrschendem SO und anfangs völlig heiterem, 
später nebeligem Wetter bis zum 6., wo plötzlich W eintrat und das 
Barometer um 6 Uhr Morgens einen Luftdruck von 27“11,'00 zeigte. 
Darauf stieg das Barometer wieder, indem der Wind sich durch SO 
nach NO herumdrehte, bei nebeligem und trübem Himmel bis zum 
9. Abends 10 Uhr (283,55) und war dann bei NO und völlig 
heiterem Himmel in langsamem, vom 13. ab bei trübem und nebe- 
ligtem Himmel in schnellem Sinken begriffen bis zum 15. Nachmit- 
tags 2 Uhr (272,64). Vom 15. an stieg das Barometer wieder 
langsam und unter unbedeutenden Schwankungen bei vorherrschen- 
dem NO und durchschnittlich bedecktem und nebeligem Himmel bis 
zum 25. Nachmittags 2 Uhr (282,”'55), sank dann aber bei sehr 
veränderlicher Windrichtung und durchschnittlich ziemlich heiterem 
Wetter unter unbedeutenden Schwankungen bis zum 31. Morgens 6 
Uhr (273,19), worauf es bis zum Abend noch bis auf 274,"'60 
stieg. — Der mittlere Barometerstand im Monat war 27'10,“50. 
Der höchste Stand im Monat war am 9. Abends 10 Uhr = 283,55, 
der niedrigste Stand am 15. Nachm. 2 Uhr = 27'2,''64; demnach 
beträgt die grösste Schwankung im Monat 12,"91. Die grösste 
Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 29. bis 30. Abends 10 
Uhr beobachtet, wo das Barometer von 2710,87 auf 273,58, 
also um 7,“'29 herabsank. 

Die Wärme der Luft war im Allgemeinen sehr niedrig. Im 
ganzen Monat hatten wir keinen Tag, an welchem wir nicht durch- 
schnittlich wenigstens Frostkälte beobachtet hätten, und wir zählten 
nur 4 Tage, an welchem sich des Nachmittags die Wärme der Luft 
wenig über 0 Grad erhob. Die mittlere Wärme der Luft im Monat 


war —= —4,02 R.; die höchste Wärme am 2. Nachm, 2 Uhr = 
1,02; die niedrigste Wärme am 25. Abends 10 Uhr = — 17,00 R. 
Die im Monat beobachteten Winde waren: 
N=6|NO =37 | NNO = 0|0N0 = 2 
0—-11|S0 =10 | NNW= 0|[050 = 5 
S— 4INW= 1|SS0O = 7|WINW= 0 
W= 1|SW= 4|SSW = 5 | WSW= 0 


woraus die mittlere Windrichtung des Monats berechnet wurde auf: 
N — 56022'48,"84 — 0. 

Die Luft war im Allgemeinen ziemlich feucht, besonders in den 
mittleren Tagen des Monats. Es betrug die mittlere relative Feuch- 
tigkeit der Luft 88 pCt. bei dem mittlern Dunstdruck von 1,"'25. Je- 
doch hatten wir, wie die Windrichtung erwarten lässt, zwar viel Ne- 
bel (an 13 Tagen) aber wenig Niederschlag, Die Summe des im 


433 


Regenmesser aufgefangenen und geschmolzenen Schneewassers beträgt 
im ganzen Monat nur 102,”20 Pariser Kubikmaass. Es kommen 
also durchschnittlich auf den Quadratfuss Land nur 3,30. Weber, 


Auzeiısen 


1. Den verehrlichen Mitgliedern, welche das Januar- und Februar- 
heft der Zeitschrift von 1853 noch nicht erhalten haben, benach- 
richtigen wir, dass dieselben in einigen Wochen, spätestens mit dem 
diesjährigen Februarheft zur Versendung kommen werden. 

2. Einigen verehrlichen Mitgliedern ist in Folge einer Verwechs- 
lung der Auslieferungslisten das Juniheft in zwei Exemplaren zuge- 
schickt worden, und ersuchen wir dieselben um gelegentliche Rück- 
sendung des zweiten Exemplars. 

3. Von den frühern Jahresberichten des Vereins stehen den neu 
eingetretenen Mitgliedern folgende Jahrgänge zu dem ermässigten Preise 
von 3 Thlr. 5 Sgr. (statt des Ladenpreises von 9 Thlr. 10 Ser.) 
zu Gebote, nämlich: 

II. Jahrgang. 161 SS. mit 1 Tfl. für 10 Ser. 


I, “ 159, SS. — 3 Tiln. „ 25 Ser. 
IV. R 306 SS. — 4Tfin. „ 1 Thlr. 
V, hr 876. 8SS, —7 Tfln, „ -1.Thlr. 


Der Vorstand. 


Herr L. Möller, Hauptlehrer- an der Mädchenbürgerschule in 
Mühlhausen i. Th., erbietet sich gut gehaltene Insecten, besonders 
Käfer und Schmetterlinge, auch Pflanzen und Mineralien theils ein- 
zeln theils in kleinen, zu bestimmten Zwecken besonders geordneten 
Sammlungen durch Tausch oder Kauf abzulassen und wird auf por- 
tofreie Anfragen nähere Auskunft ertheilen. 


Giebel. 


—HRRORT — 


(Druck von W. Plötz in Halle.) 


Druckfehler. 


. v. 0, und öfler lies Skutterud statt Shutternd. 
3,» lies solches statt solcher. 
.v.ı. ,, Sisikowa statt Siiskowe, 


» „ schalte nach ‚‚Einschlüsse‘‘ ein: bemerkt. 
» » lies Sta. Brighitta statt Sta. Brigliitta. 

» 0.  ,, gelöst statt gestört. 

v. u. ,, Tavistok statt Tavstok. 

»» „diese statt die. 


>33». Eskefjord statt Eskesjord 


» »  ». kohlensaure statt kohlensuure. 


3, „, und öfters lies Bischof statt Bischoff. 
. v. 0. lies Argagasch statt Argayasch. 


vu. , es statt er. 


e.V, 0. ,, Aluminate statt Alluminate. 


„,„, und S.25. Z.8. v. u. lies Aeschynit st. Aschynit, 


. v. u. streiche das zweite Mal ‚‚die Reihe.‘ 


v. 0. lies solches statt solcher. 

»»  » Kragerö ,, Krayero. 

» 33» angegebenen statt angegebene. 
» > »„» ähnliche statt öhnliche. 

» » »  Ebelmen ‚„ Ebelmann. 

»» » Spiegelndem statt spiegelnden, 
v.ü. ,, Literatur statt Litteratur. 


. v. @. ,, laticornis ,, Catıcornis. 

.v.u. , gibba statt gibbera. 

HERD, Entomostraken statt Entomostraten. 
” 


Sachregister für Band I. und N. 


Bei allen Seitenzahlen des ersten Bandes ist die Bezeichnung des Bandes 
fortgelassen. 


A. 


Abraeus II. 186 
Acari, eierlegend II. 68 
Ackererde, Zusammensetzung der 
Luft in dr — 37 
Acotherulum 49 
Acradenia Il. 64 
Actinien, neue 96.164 
Aequivalentzahlen 221.11. 52. 
Aesculin II. 126 
Aether, Constitution 102 . 
Aetherinhalationen, Einfluss der — 
auf den Blutdruck II, 242 
Aethylnicotin II. 394 
_ Doppelsalze II. 394 
— Salze II. 394 
Aethylnicotinbromid 'II- 393 
Aethylnieotingoldchlorid II. 394 
Aethylnicotinjodid II. 393 
Aethylnicotinpaladiumchlorür I. 
394 
Aethilnicotinplatinchlorid II. 394 
Aethylnicotinquecksilberchlorid II. 
394 
Aethyloxyd, pelargonsaures 149 
Alaun, kubischer 298 
Alausa finta 172 
— vulgaris 172 


Albit v. Haddam ist Oligoclas II. 354 
Alchemie, histor. Skizze d..— in 
den letzten 50 Jahren II. 334 
Alectrion 401 
Algen in Nordamerika II, 168 
Alkalien, Bestimmung II. 49 
— fixe, Einwirkung auf Ru- 
bian 468 
Alkohol, Atomgewicht und Consti- 
tution nach Wrishtson Il. 237 
Alkohol, Constitution 102 
Alkoholometer II, 46 
Alloxan, Entstehung 378 
Alpen, Flora der II. 372 
Alpenglühen II. 342 
Alpenkalke 480 
Alycaeus 249 
Amalgame, Stellung in d. thermo- 
electrischen Spannungsreihe 13 
Ameisen, neue 170 
Amide, Constitution nach Gerhardt 
und Chiozza II. 322 
— Heintz II. 324 
—  Wurtz II. 323 
Ammoniak, neutrales brenzwein- 
saures II. 268 
— quantitative Bestim- 
mung II. 50 
— Verbrennung von — 


436 


und andrer Körper mit Hülfe 
von Chromoxyd II. 266 
Ammonites dux 341 
Amphibien, nackte, Entwicklungs- 
geschichte 24 
Amyloxyd, propionsaures II. 240 
Ananas-Cultur II. 278 
Anchilophus 50 
Ancylus 324 
Aneylus lacustris, Entwickl. II. 99 
Angelikasäure 395 
Anilin, Reaction auf II. 393 
Anthracotherium minimum Il. 157 
Antilope leucolis 254 
Antimonkrystalle, spec. Gew. 11.138 
Antimon, Trennung von Zinn und 
Arsenik 68 
Antirrhinum Cimbalaria Lin., che- 
mische Beschaffenheit Il. 392 
Anthophyllit, wasserhaltiger, ist As- 
best II. 355 
Aphelotherium 50 
Apiospermum 52 
Apparat um Gase aufzufang. Il. 266 
Aptychenschiefer 44 
Aptychus, Deutung 135 
Aräomeler Il. 46 
Arachniden, neue Art 59. 170 
Arragonit gleich mit Magnesit von 
Hoboken Il. 58 
— in Calcedon II. 403 
Arsenik, Entdeckung 375 
— Trennung von Zinn und 
Antimon 68 
— Wirkung auf Pilze II.413 
Arseniksilber, ein Gemenge II. 59 
Arsensäure ll. 47 
Arsen, Schwefel- in der Braun- 
kohle von Fohnsdorf II. 59 
Asbest, — Anthophyllit II. 255 
Aschenanalysen von Erica carnea 
L. II. 133 
— von Calluna vulga- 
ris II. 133 
— der Frauenmilch 73 
von Lycopodium chamaecyparis- 
sus und clavatum 147 


Asmometer 62 

Atomaria 325 

Atomgewicht der Elemente 461 

Auerhahn, Zunge II. 194 

Aufsaugung bei Pflanzen 488 

Auge der Vögel, Knochenplatte 
darin 60 

Aulosteges variabilis 246 

Auriculaceae 248 

Austern, Fortpflanzung 323 


B, 
Baierische Alpen, Geognos. II. 151 
Baltimorit, Analyse II. 59 
Bamlit, Krystallisation II. 135 
Baralit Il. 136 
Barometer ohne Dueckeiher und 
Glas II. 104 
Barometerstand zu Paris Il. 257 
— niedriger zu Par- 
ma 368 
Baryt, propionsaurer Il. 240 
—  salpetersaurer , Doppelsalz 
mit Quecksilberoxydul II. 265 
Barytspath, himmelblauer 384 
Basalt, Chlorgehalt 482 
— Mineralien im — des Sie- 
bengebirges 235 
— der Rhoen II. 61 
Bastardpflanzen, wilde II. 413 
Batrachia anura II. 193 
Batterie, Bunsensche, Verbesserung 
in der Füllung II. 341 
Benzin, Trennung des Jods vom 
Brom und Chlor durch 67 
Benzoylsalicylamid II. 323 
Benzoylsulphophenylamid II. 323 
Bergholz von Sterzing II. 405 
Bernstein in Kamtschatka 244 
Berthierin II. 137 
Beryll 236 
Beutelthiere, Zahnsystem II. 289 
Bewegung, eigenthümliche 445 
Bienenkönigin, Nahrung der 379 
Bier, Entdeckung der Pikrinsäure 
im II. 130 
—  Untersuchgsmeth, II, 388 


437 


Bier, vermeintliche Verfälschungen 
II. 386 

Bifrontia, Deckel 249 

Biotit von Monroe II. 354 

— von Patnam Ill. 355 

Bittersalzkrystalle 355° 

Bitterstoffe II. 126 

Blaseinstrumente, Theorie II. 44 

Blatta oorientalis II. 280 

Blattwespe, neue Art II. 184 

Blechnum spicant Roth., i. d. Dö- 
lauer Haide bei Halle II. 331 

Bleierz bei Komern U. 273 

— Vorkommen 234 

— Bildung 383 

Bleiglanz 308 

Bleioxyd, salpetersaures, Doppel- 
salz mit Quecksilberoxydul II. 
265 

Bleisuperoxyd, Reagens auf Man- 
gan 462 

Blende, Vorkommen 234 

Blitzableiter 11. 229 

Blühten, abnorme von Hyoscyamus 
niger II. 29 

Blume des Weines II. 129 

Blut, Bestimmung der rothen Blut- 
körperchen im II. 242 

—  krystallisirbare Proteinsub- 
stanz im II. 244 

—-  Krystallirsirbarkeit 
Hauptbestandiheiles dess. 

Blutdruck, Einfluss der Chloro- 
form- und Aelherinhalationen 
auf den Il. 242 

Blutfarbe 398 

Blutkörperchen, Bestimmung der 
rothen — im Blute II, 242 

Blutkörperchen, Entwicklung 326 

Blutlaugensalz , rothes, Werthbe- 
stimmung des käuflichen II. 262 

Bodenarten, Analysen II, 133 

Boelia 486 

Bohnerz des Jura 46 

Bolboceras 253 

Bonellia viridis 55 

Boracitkrystalle, Morschwerd, 433 


eines 


250 


Borsäure, Verbindung. d. — u. d. 
Wassers mit Eisenoxyd 11. 352 
— mit Kobaltoxyd 222 
— mit Silberoxyd 299 
— Vorkommen 149, 225.297 

Bouquet des Weines II. 129 

Bowenit identisch mit Serpentin 
13.7 

Brachiopoden, devon. Il. 63.362 

-— von Kössen 484 

Branchellion 402 

Brassia, Reproductionskraft 53 

Brassinsäure, identisch mit Eruca- 
säure ]I. 267 

Brauneisenstein im Vogelsberg 155 

_ Pseudomorphose nach 
Kalkspath II. 138 
Braunkoblen in Istrien II. 274 
— v.Fohnsdorf, Schwe- 
felarsen darin II. 59 
— bei Letiowitz II. 60 
-- Vorkommen 234 

Braunkohlenformation in der Mark 
Brandenburg 125 

Braunkohlensandstein bei Skopau, 
Pflanzenreste darin 350 

Braunspath, Pseudomorphose nach 
Weissbleierz II. 139 

Brod, Stickstoffgehalt II. 129 

—— Umwandlung des frischen in 
altbackenes 73 

Brom, volumetrische Bestimmung 
ll. 348 

Brom und Chlor, volumetrisch zu 
bestimmen II. 349 

Bronit II. 136 

Brusibein der Saurier HI. 421 

Brustwirbel, deren Gränze 261 

Bryonia 318 

Buecinum undatum 401 

Butter II. 201 

—  Verfälschungen Il. 382 
—  Werthbestimmung II. 382 


©. 
Cacteen Kaliforniens 160 
Cadmiumoxyd 223 
30 


338 


Cadmiumoxyd, Verbindung des — 
mit Borsäure 223 
Cämentation der Kupferkiese 302 
Calamiten im Oldred 390 
Calceostoma 325 
Californien, Geologie II. 356 
Calluna vulgaris Salisb, Analyse 
der Asche II. 133 
Calycophyllum I. 170 
Sampanularia Entwicklung 400 
— caniculata 248 
— parvula 248 
Camphorsäure II. 125 
Cancrinit, rothe Färbung I. 126 
Caporcianit, Analyse 310 
Caprylalkohol II. 267 
Cardiadae 57 
Carex, neue Art II. 164 
Carolathin II. 135 
Caulerpa-Arten II. 64 
Gebochverus 50 
CGedern des Libanon 392 
Cellulose, Vorkommen in höheren 
Thieren II. 234 
Cephalopoden, Anatomie 491 
— Mundtheile IL. 417 
Cerit, Zusammensetzung I. 270 
Ceromya 390 
Ceroxyd, Trennung von Lanthan- 
oxyd II. 351 
Gervus 174 
Cestoden II. 279 
Chaerophyllum bulbosum II. 167 
Chalitit, Analyse II. 59.136 
Chamäleon, Farbenwechsel 20 
Chesterilit ist Orthoclas II. 354 
Chesterilit-Talk ist Glimmer II. 355 
Childrenit II. 38 
Chiton Deshagesi 390 
Chitonidae 249 
Chiviatit 235 
Chlor, volumetrisch zu bestimmen 
I. 348 
Chlor und Brom, volumetrisch zu 
bestimmen II. 349 
Chlor und Jod, volumetrisch zu 
bestimmen II. 348 


Chloraeaceae 246 

Chlorhydrin I. 330 

Chlorkalkprobe, volumetrische II. 
349 

Chloroforminhalationen, Einfluss d. 
— auf den Blutdruck II. 242 

Chlorpyroeitryl I. 321 

Chlorsuceinyl II. 321 

Chlorwasserstoffsäure, Einwirkung 
der — auf phesphors, Natron 
II. 47 

Chrom, Aequivalent II. 52 

Chromeisenstein, Analyse 310 

Chromerze, Aufschliessen 67 

Chromoxyd, Verbrennung von Am- 
moniak und anderer Körper mit 
Hilfe von I, 266 
— Verhalten verschiedener 
Oxyde gegen kaustisches Kali bei 
Gegenwart von II. 264 

Chromsilicat, Analyse 310 

Chrysopa vulgaris 170 

Chylusresorption im Darm 450 

Chylus, Weg des I. 28 

Cibotium glaucescens II. 331 

Cimbalaerin I. 393 

Cimbalarin II. 393 

Cimbalarosmin II. 393 

Cirsium arvense 193 

Clausilia cana 1 
— vetusta 1 

Clausilien in Siebenbürgen 56 

Clepsysaurus 159 | 

Clymenien II. 162 

Cnipolegus 253 

Cobitis merga 493 

Coccus hesperidum II. 182 

Colobodus im Bunten Sandst. 31 
— varius II. 325 

Columbit 236 

Comet, von Secchi entdeckt 366. 
367 

Communion-Unterharz II. 405 

Composilen, Reizbarkeit der Geni- 
talien II. 413 

Compression des Wismuths II, 119 

Conchodytes 170 


439 


Gonchylien, fossile 317 
— neue Arten 56. 324. 
401. 490. II. 178. 179. 279. 
362. 366 
_ auf Ceylon II. 66 
— bei Christiania. 489 
—_ des Oise dpt. 401 
— tertiäre II. 156. 157. 
160. 

Gondensator, electroscop. II. 43 

Coniferen, Keimung 50 

Contagium und Miasma 454 

Conus Reclazanus 489 

Conus, Thier II. 179 

Corydalis bulbosa, Fumarsäure in 
II. 268 

Crustacea choristopoda 165 

Crustaceen, neue Il. 182 

Cryptocephalen, europ. II. 185 

Cryptocerus 252 ; 

Cryptogamen um Breslau II. 164 

Cueurbita 318 

Cummingtonit ist Hornblende. II. 
359 

Cumylbenzoyisulfophenylamid II. 
323 

CGumylsalicylamid II. 323 

Cyankalium 300 

Cyan - Verbindungen, Analyse der 
schwerzerlegbaren II. 268 

Cycloden, neue II. 179 

Cyclopoden bei Petersburg 59 

Cymbulia radiata 490 

Cyrenelladae 57 


112 


Damhirsch in Russland II. 424 
Dampfapparat von Papinius II. 325 
Dampfmaschine, Savary’s II, 336 
Delphinus thetyos 254 
Dendrerpeton 391 

Desinfeetion des Düngers 2237 
Diamagnetismus II. 118 

Diamant in Diamant 1. 58 
Diaspor 238 

Diathermansie des Steinsalzes 458 
Dibenzanilid II, 323 


Dibenzoylphenylamid If. 323 

Dibenzoylsulfophenylamid 1. 323 

Dichtigkeit, Gesetz der — bei ge- 
sättigten Dämpfen II. 342 

Diamagnetit 42 

Dimerocrinus Il. 

Dinophis I, 191 

Dioptrik II. 42 

Diphyiden II. 414 

Diplatosammonium, Doppelverbin- 
dungen 72 

Diplophysa II. 415 

Dipteren in Mossambique 170 
— in Schlesien 1I. 184 

Dirichletia II. 170 

Distelarten 193 

Distichocera 253 

Distoma, Puppenzustand 97 

Distomen, neue 11. 66 

Doppelsalze d, Aethylnicotin II, 394 

Doppelsalze von Phosphor- und 
Molybdänsäure 301 

Doppelsalze von salpetersaurem 
Quecksilberoxydul mit salpeter- 
sauren Salzen Il. 265 

Drogue, neue Il. 330 

Drosera rotundifolia II. 104 

Druck, Einfluss des — auf das 
Bestehen von Verbindungen 460 

Dubledaxa viator 252 

Dünger, Desinfection 227 

Dünndarmschleimhaut 396 

Durchfahrt, Nordwest-, Auflindung 
der 1. 337 

Dysyntribit II. 356 


Bi. 


Echinides fossile de ’Yonne 158 

Echinococcus-Brut, Verwandlung 
in Tänien 452 

Echinodermen, tertiäre II. 156 

Edentaten 496 

Ei, Eintritt der Samenzellen in 
das II. 34 

Eifel, Geognosie II, 154 

Eigelb II. 28 

Eis, latente u, spec. Wärme 11.391 


163 


440 


Eis, Verdunstung des II. 311 

Eisen, empfindl. Reagens a. 11.51 

Eisen, gediegenes 236 

im Keuper 40 

— metallisches, volumetrisch 
zu bestimmen Il. 352 

Eisen, Torsion desselben erzeugt 
Inductionsströme 216 

— Wirk. d. Wärme auf Il. 118 

Eisenerze, Bildung 383 
— kohlens., Analysen 384 

Eisenoxyd, phosphorsaures, Wir- 
kung des kaustischen Kalis auf 
1. 265 

Eisenoxyd, Verbindungen des Was- 
sers und der Borsäure mit dem 
I. 352 

Eisenoxyd, volumetrisch zu be- 
stimmen II. 352 

Eisenoxydhydrat, Uebergang des 
amorphen in krystallinisches II. 
124 

Eisenoxydul, volumetrisch zu be- 
stimmen Il. 351 

Eisenoxydul, neben Eisenoxyd vo- 
lumetrisch zu bestimmen Il. 351 

Eisenphosphate, Löslichkeit 227. 

Eisensäure, volumetrisch zu bestim- 
men II. 350 

Eisensinter II. 96 

Eisenspath, Einwirkung des ver- 
witternden — auf Rothkupfer- 
erz 435 

Eisenstein, vanadinhaltiger 472 
— Vorkommen 311 

Eiweiss II, 128 

Electrieität, Lösung der Harnsteine 
durch 376 
— der Luft, Beschreibung 
der Instrumente zur Beobach- 
tung der II. 106 
— — — in Halle vom 
Juni bis Dechr. 1852 272 — 
vom April bis Decbr. 1853. 414, 
500. 11. 78. 199. 285. 370 
— Vertheilung 294 

Eleetrischer Telegraph, Nutzen 62 


Blectrisirmaschine, leicht transpor- 
table II. 253 

Electro-dynamische: Experimente Il. 
120 

Electromagnetismus, Theorie Il. 83 

Elemente, neue in der Chemie 456 

Elephant, eigenthümliche Organe 
in der Mundschleimheut II. 235 

Eliasit 475 

Elytrophora II. 420 

Emeraldnickel II. 356 

Emerylit ist Margarit II. 56 

Entomostraca Scaniae II. 81 

Entomostraceen, neue II. 152 

Enargit Il. 138 

Entwickelung der Pflanzen, Einfluss 
des Standortes auf die II. 33 

Equiseten, Entwicklungsgesch. 246 

Erde, Temperatur in der Tiefe 157 

Erden, saure oxalsaure 69 

Erdlöcher mit tödtlichem Gas 482 

Erdoberfläche, Ortsveränderungen 
ll. 260, 

Erica carnea L,, Analyse d. Asche 
11.133 

Erdmannit 42 

Ernährung des Sommerrübsen 299 

Erscheinung, electrische 459 

Erubeseit 309 

Erucasäure, identisch mit Brassin- 
säure II. 267 

Euchloris Sclateri 494 

Eudoxia II. 414 

Euklas 154 

Euomphalus im Lias Il. 160 

Euphyllit I. 57 

Experimente, electro - dynamische 
11. 120 


F. 


Fahlerz 309 

Fahlerze, Hghaltige, Analysen 384 
Farbe, neue aus China 377 
Farbenmischung, Theorie 458 
Farben, zusammenges,, Theorie 32 
Farren, eultivirte II, 64 
Federerz 309 


44 


Federn, ihr Wechsel 325 
Feldspath, Mondstein- ist Oligoclas 
II. 354 
Feldspäthe von Danbury II. 354 
Felsöbanyt identisch mit Hydrar- 
silit IM. 137 
Ferrocyanwasserstoflsäure, Darstel- 
lung II. 125 
Fette, künstliche, II. 327 
— Revision der bisherigen Ana- 
Iysen der Bestandth. der I. 353 
— thierische, Analysen 85 
Finsternisse im Alterthum II. 40 
Fische in Algerien 253 
—ı 11189 
— im Bodensee 172 
— in der Donau 171 
— in Mossambique 171 
— im Neckar 4953 
—  foss. von Chiavon II. 410 
_ Kursk II, 410 
Fischreste im bunten Sandstein 
Bernburgs 30 
Fledermäuse, Gefasssystem 273 
Fleisch, Frosch-, Bestandih. 231 
— Wassergehalt 231 
Flora der Alpen II. 372 
— des Caucasus Il. 363 
— von Grabow II. 165 
— von Magdeburg II. 227 
—  vonMexico u. Texas II. 171 
— von Neuseeland II. 63 
— von Gstindien 486 
— von Spanien 486 
—  foss. des Monte Promina 483 
—  — vonGleichenberg 1. 409 
—  Kryptogamen- — von Halle, 
Bereicherung der II. 331 
—  d.Steinkohl. v. Radowitz 317 
—  tertiäre von Breslau II, 158 
im Bernstein II. 158 
v. Häring ll. 275.359 
auf Java Il. 157 
—  — der Schweiz 315 
Fluor, Erkennung bei Gegenwart 
von Kieselsäure 67 
Flusssäure, Aufbewahrung II, 268 


.— — 


— 


Flussspath, spec. Gew. II, 137 
—  Einschlüsse in kryst. 11.404 

Formation v. St. Cassian 34 11. 358 

Formationen bei Petit Coeur 387 
_— in Vorarlberg 385 
— bei Wiesloch 383 

Formenlehre der Natur 396 

Foucault’s Vers., Abänderungen 277 

Fowlerit 155 

Franklinit 309 

Frauenmilch, Analyse d. Asche 73 

Fraxinin II. 128 

Freyeria 249 

Frösche, Harnblase 175 

Früchte, Aufbewahrung 73 
— fossile, aus dem Steinsalz 
von Wieliczka II. 341 

Fumarin 72. 150 

Fumarsäure in Corydalis bulbosa 
Il. 268 

Fungus pentacrinus 317 

Funken, galvanischer 459 

Fureula, Abwesenheit am Skelet 
eines Trochilus 18 

Furfurol 71 

Futter, grünes, Zusammens. u. Nah- 
rungswerth versch. II. 400 

Futterstoffe, Nahrungswerlh ver- 
schiedener II, 400 


©. 


Gährung des citronens. Kalks 149 

Galethylax 49 

Galmei bei Wiesloch 386. II. 148 
— Lager bei Wiesloch 155 
— Vorkommen 234 

Galvanischer Strom, Wärme 216 

Galvanoplastik 66 

Gamphocoris 60 

Gampsoceras 488 

Gase, Apparat z. auffangen 1. 266 
— Verdichtung der — an der 
Oberfläche glatter Körper II. 256 

Gasteropoda etenobranchiata 164 

Gasteropoden d. Gosauformat. 285 

Gasuhr, Cleggs II. 336 

Gault im Teutoburger Walde 481 


440 


Eis, Verdunstung des II. 311 

Eisen, empfindl. Reagens a. 11.51 

Eisen, gediegenes 236 

im Keuper 40 

— metallisches, volumetrisch 
zu bestimmen Il. 352 

Eisen, Torsion desselben erzeugt 
Inductionsströme 216 

— Wirk. d. Wärme auf Il. 118 

Eisenerze, Bildung 383 
— kohlens., Analysen 384 

Eisenoxyd, phosphorsaures, Wir- 
kung des kaustischen Kalis auf 
11. 265 

Eisenoxyd, Verbindungen des Was- 
sers und der Borsäure mit dem 
1. 352 

Eisenoxyd, volumetrisch zu be- 
stimmen II. 352 

Eisenoxydhydrat, Uebergang des 
amorphen in krystallinisches II. 
124 

Eisenoxydul, volumetrisch zu be- 
stimmen Il. 351 

Eisenoxydul, neben Eisenoxyd vo- 
lumetrisch zu bestimmen Il. 351 

Eisenphosphate, Löslichkeit 227. 

Eisensäure, volumetrisch zu bestim- 
men II. 350 

Eisensinter Il. 56 

Eisenspath, Einwirkung des ver- 
witternden — auf Rothkupfer- 
erz 435 

Eisenstein, vanadinhaltiger 472 
— Vorkommen 311 

Eiweiss II, 128 

Electrieität, Lösung der Harnsteine 
durch 376 
— der Luft, Beschreibung 
der Instrumente zur Beobach- 
tung der II. 106 
= — — in Halle vom 
Juni bis Dechr. 1852 272 — 
vom April bis Dechr. 1853. 414, 
500. 11. 78. 199. 285. 370 
— Vertheilung 294 

Eleetrischer Telegraph, Nutzen 62 


Electrisirmaschine, leicht transpor- 
table II. 253 

Electro-dynamische: Experimente Il. 
120 

Electromagnetismus, Theorie Il. 83 

Elemente, neue in der Chemie 456 

Elephant, eigenthümliche Organe 
in der Mundschleimheut II. 235 

Eliasit 475 

Elytrophora II. 420 

Emeraldnickel II. 356 

Emerylit ist Margarit II. 56 

Entomostraca Scaniae Il. 81 

Entomostraceen, neue ll. 152 

Enargit Il. 138 

Entwickelung der Pflanzen, Einfluss 
des Standortes auf die II. 33 

Equiseten, Entwicklungsgesch. 246 

Erde, Temperatur in der Tiefe 157 

Erden, saure oxalsaure 69 

Erdlöcher mit tödtlichem Gas 482 

Erdoberfläche, Ortsveränderungen 
I. 260, 

Erica carnea L,, Analyse d. Asche 
1. 133 

Erdmannit 42 

Ernährung des Sommerrübsen 299 

Erscheinung, electrische 459 

Erubeseit 309 

Erucasäure, identisch mit Brassin- 
säure II. 267 

Euchloris Sclateri 494 

Eudoxia II. 414 

Euklas 154 

Euomphalus im Lias II. 160 

Euphyllit I. 57 

Experimente, electro - dynamische 
11. 120 


F. 


Fahlerz 309 

Fahlerze, Hghaltige, Analysen 384 
Farbe, neue aus China 377 
Farbenmischung, Theorie 458 
Farben, zusammenges,, Theorie 32 
Farren, cultivirte II, 64 
Federerz 309 


A4A 


Federn, ihr Wechsel 325 
Feldspath, Mondstein- ist Oligoclas 
II. 354 
Feldspäthe von Danbury il. 354 
Felsöbanyt identisch mit Hydrar- 
silit I. 137 
Ferrocyanwasserstoflsäure, Darstel- 
lung II. 125 
Fette, künstliche, II. 327 
— Revision der bisherigen Ana- 
Iysen der Bestandth. der II. 353 
— thierische, Analysen 85 
Finsternisse im Alterthum II. 40 
Fische in Algerien 253 
—ı 11.0189 
— im Bodensee 172 
— in der Donau 171 
— in Mossambique 171 
— im Neckar 493 
—  foss. von Chiavon II. 410 
— Kursk II, 410 
Fischreste im bunten Sandstein 
Bernburgs 30 
Fledermäuse, Gefasssystem 273 
Fleisch, Frosch-, Bestandih. 231 
— Wassergehalt 231 
Flora der Alpen II. 372 
— des Caucasus Il. 363 
— von Grabow II. 165 
— von Magdeburg II. 227 
— vonMexico u. Texas II. 171 
— von Neuseeland II. 63 
— von Gstindien 486 
— von Spanien 486 
—  foss. des Monte Promina 483 
—  — vonGleichenberg 1]. 409 
—  Kryptogamen- — von Halle, 
Bereicherung der II. 331 
— d.Steinkohl. v. Radowitz 317 
—  tertiäre von Breslau II, 158 
im Bernstein II. 158 
v.Häring ll. 275.359 
auf Java II. 157 
—  — der Schweiz 315 
Fluor, Erkennung bei Gegenwart 
von Kieselsäure 67 
Flusssäure, Aufbewahrung II, 268 


— 


Flussspath, spec. Gew. II, 137 
—  Einschlüsse in kryst. 11.404 

Formation v. St. Cassian 34 11. 358 

Formationen bei Petit Coeur 387 
— in Vorarlberg 383 
— bei Wiesloch 383 

Formenlehre der Natur 396 

Foucault’s Vers., Abänderungen 277 

Fowlerit 155 

Franklinit 309 

Frauenmilch, Analyse d. Asche 73 

Fraxinin II. 128 

Freyeria 249 

Frösche, Harnblase 175 

Früchte, Aufbewahrung 73 
— fossile, aus dem Steinsalz 
von Wieliczka II. 341 

Fumarin 72. 150 

Fumarsäure in Corydalis bulbosa 
Il. 268 

Fungus pentacrinus 317 

Funken, galvanischer 459 

Fureula, Abwesenheit am Skelet 
eines Trochilus 18 

Furfurol 71 

Futter, grünes, Zusammens. u. Nah- 
rungswerth versch. II. 400 

Futterstoffe, Nahrungswerlh ver- 
schiedener II, 400 


@. 


Gährung des citronens. Kalks 149 

Galethylax 49 

Galmei bei Wiesloch 386. 11. 148 
— Lager bei Wiesloch 155 
— Vorkommen 234 

Galvanischer Strom, Wärme 216 

Galvanoplastik 66 

Gamphocoris 60 

Gampsoceras 488 

Gase, Apparat z. auffangen 1. 266 
— Verdichtung der — an der 
Oberfläche glatter Körper II. 256 

Gasteropoda etenobranchiata 164 

Gasteropoden d. Gosauformat. 285 

Gasuhr, Cleggs II. 336 

Gault im Teutoburger Walde 481 


442 


Geheimmittel II. 130 

Gehirn, vergl. Untersuchg. 211.215 

Gelbbeeren, chinesische 377 

Gemüse, neues II. 166 

Geognosie der Nordkarpathen 45 
— v. Giessen, Fulda etc. 47 

Gerbsäure, Bereitung 70 


Geschmackssinn, verwirrter des 
Rindes II. 381 
Gesetz, Modificationen des Ber- 


tholletschen 65 
Gesteine, basalt. u. melamorpbe 238 
— goldführende, in Sie- 
benbürgen 45 
—  krystallinische in Oest- 
reich 45 
—  wvulcanische, deren Ein- 
schlüsse 313 
Getreide, Keimfäbigkeit 160 
Geysire, in Kalifornien 120 
Gibbsit II. 356 
Glärnisch, Geologie 481 
Glauberit II. 404 
Glauconomidae 97 
Glimmer — Chesterilit-Talk II. 359 
— von Greenwood I. 354 
— von Lichtfield II. 57 
Glonoin 202 
Glycerin, künstliche Verbindungen 
mit Säuren 135 
—— fetten Säuren II. 327 
— flüchtigen fellen Säu- 
ren 11. 329 
— Reinigung und Verwen- 
dung II. 125 
Glyptonotus antarcticus 251 
Gold, gemacht 1750 in der Wai- 
senhausapotheke in Halle II. 336 
—  gemeinschaftl. Vorkommen 
zweierlei Krystalltypen II. 58 
—  grösster Klumpen 42 
—  Aryst. in Quarz II. 405 
Goldamalgam 474 
Goldmacherkunst, 
II. 351 
Golfstrom 63 
Gonigoria 401 


neu entdeckt 


Goniopteris 244 

Gosauformation, Gasteropoden da- 
rin 285 

Goslar, Geognosie II, 406 

Granat, Pseudomorphosen 
Kalkspath 475 

Granit im Harze 239 

— in den Vogesen 242 

Grauwackengebirge, Verslein. 479 

Greenokit, künstl. Darstellung 346 

Gryphaea Buckmanni 248 

Guano II. 131 

Gurke, immertragend II, 362 

Gulta percha zur Aufbewahrung 
der Flusssäure II. 268 

Gyps I. 404 


Hämatokrystallin II. 246 
e metamorphes II. 246 

Hagel, Bildung 219 

Hainbuche, blutend II. 363 

Halle, Bereicherung der Krypto- 
gamenllora II. 331 

Harn, Bestimmung von Harnstofl 
darin 357 

— von Epileptischen 230 

Harnsteine, Lösung der — durch 
Bleetrieität 376 

Harnstoff, Bestimm. im Harn 357 
— Verhalten im galvani- 
schen Strom 150 

Hartmanganerz im Trachyt 235 

Harz, fossiles 42 

Hauptaxe, Veränderungen in der 
Lage der — der Erde II. 260 

Hayesin, Analyse II. 270 

Hefe, Analyse 231 

— Concretionen darin 231 

— Conservation 230 

—  Zersetzungsproducte 231 

Heliceen, neue 402 

Heliographie auf Stahl 466 

Helix 324 

— Lebensdauer 165 

— Iychnuchus I. 180 

— sericea 3 


nach 


x 


443: 


Helix rubiginosa 3 
Helminthen, neue 492, II. 67 
Hemichthys Diaphanus 355 
Hemipteren, neu 251 
Heterohyus 50 
Heteromerit, Analyse II. 60 
Hippostomiden II. 188 
Höhlenbildung in Steiermark II. 358 
Hohofenproducte, Mägdesprunger 
I. 405 
Holothurien II. 178 
Holz, fossiles 244 
Holzstämme, fossile auf Lesbos 359 
Honig-Ameise, mexikanische, che- 
mische Untersuchung 379 
Hopfenöl 302 
Hoplocetus 50 
Hornblende = Cumingtonit II. 355 
Hülsengewächse, Knollen bild. 395 
Humboldtit, Analyse 310 
Hydrargilit — Felsöbanyt I. 137 
Hydrocena Sirkii Parr. 185 
Hydromagnesit II. 58 
Hygrometrie 138 
Hymenopteren 252 
Hyoseyamus niger, abnorme Blüh- 
ten II. 29 
Hyrax II. 339 
2. 
Iconographia plantarum 47 
Jenkinsit 52 
Igel, Winterschlaf 203 
Indig, Werthbestimmung II. 395 
Inductionsapparate, electrische 294 
Induetionsströme, durch Torsion 
des Eisens 216 
Infarcte II. 108 
Infusorien, Encystirung 399 
Insecten, ihre Auswüchse II. 68 
Beiträge 403. II. 184. 
185. 280 
fossile 390 
fossile v. Radoboj II. 361 
Insectenpulver, kaukasisch. II. 100 
Jod, kleine Mengen schnell quan- 
titativ zu bestimmen II. 262 


Jod, Probe auf 225. II. 47 
— Trennung v.Brom u. Chlor 67 
volumetr. zu bestimm. II. 348 
Vorkommen 225. II. 36 
Wirkung a. Phosphor II.263 
— und Chlor, volumetrisch zu 
bestimmen II. 348 
Jodäthyl, Einwirkung auf Nicotin 
11.1393 
Jodoform 149 
Jodsäure, volumetrisch zu bestim- 
men II 350 
Iris florentina II. 65 
Iris germanica Il. 65 
Irrlichter I. 111 
Issiodoromys 50 
Juniperus communis II. 410 
Jura im Aarkau II. 358 
— in Pommern II. 149 
Iva 251 
Ivilla 251 


K, 

Käfer neue Arten 60. 252. 403. 
I. 185 

in Mecklenburg II. 187 
Russland 493. II. 187 

Kälte durch Verdunstung des Eises 
I. 311 

Kali, kaustisches, Verhalten ver- 


schiedener Oxyde gegen — bei 
Gegenwart v, Chromoxyd II. 264 
— — Wirkung auf 


phosphors. Eisenoxyd II. 265 
schwefelsaures, Verbindung 

mit schwefels. Natron II. 264 
Kalk, eitronens., Gährung 149 
propionsaurer II. 240 
Kalkspath in Chalcedon II. 403 
Pseudomorphose nach 
Granat 475 


— 


I. 138 
Kalksteine, dolomit,, Analysen 153 
Kardenbau II. 278 
Kastanien, neuholländische II. 278 
Katoptrik IL, 42 


nach Schwerspath 


444 


Katze, wilde in Russland II. 194 
Kerolit, ein Thonerdesilicat II. 57 
Kesselstein 308 
Keuper in Oberfranken 479 
Kieselsäure, Auflöslichkeit II. 49 
Kieselwismuth II. 136 
Kino 304. 470 
Kinosäure 307 
Klimatısche Verhältn.Preussens 370 
Klippdachs II. 339 
Knochen, fossile im Donauthal 391 
Knochenlager h. Frankenhaus. 447 
— in Griechenland 50 
Kobalt, passiver Zustand II. 257 
— Scheidung v. Nickel II. 265 
Kobaltoxyd, Verbdg. des — mit 
Borsäure 222 
Kobaltpräparate, Darstell. II. 52 
Kohlengebirge in Belgien 155 
- v. Hillsboro 288 
— in Spanien 480 
Kohlensandstein in Irland 47 
Kohlenstofl II. 260 
Koprolithen 206 
Krapp, Constitulion der färbeuden 
Substanzen des II. 394 
Krappferment, Einwirkung des — 
auf Rubian 468 
Krebse, Eintheilung 169 
Kreide in den Alpen 156 
— bei Paris 243 
— in den Karpathen 480 
Kroyeria 325 
Krystalle in Krystallen II. 6 
—-  interponirte, in Dichroit- 
geschieben II. 404 
— von Pyromorphit, Bil- 
dung II. 59 
Krystallformennetze II. 405 
krystallkunde, metallurgische 234 
Krystallographie, Gebrauch des Ste- 
reoscops in der 381 
Kümmelöl 302 
Kugelfelsbildung 241 
Kunstproducte aus alter Zeit 298 
Kupfer, Verbind. mit Zinn II. 265 
Kupferfahlerz 40 


Kupferglanz 309 

Kupferkies 309 

Kupferkiese, Cämentation der 302 

Kupferoxyd, propionsaures II. 240 

Kupfer - und Zink - Sulfantimoniat 
II. 272 

Kupferwismuthglanz. neues Mine- 
ral U. 271 

Kyanit = Monrolit II. 355 


L. 


Lancasterit II. 58 
Landau, Geologie II. 273 
Lanthanoxyd, Trennung von Üer- 
oxyd II. 351 
Larus Heinei II. 68 
Laurin 380 
Lebermoose, Entwicklung 247 
— in Unteröstreich 54 
Legirungen, Stellung in d. thermo- 
eleetrischen Spannungsreihe 13 
Legirungen v. Kupfer u, Zinn II. 265 
Leitungswiderstand, electrischer, 
Messung des — durch Silber 217 
Lepidophyma 60 
Lepidotus II. 163 
Leptocephalus vitreus 353 
Leptocheles 159 
Lernanthropus 325 
Lethocerus 171 
Leucochloridium paradoxum 402 
Lias in Oberfranken 479 
Libellula depressa wandernd, 11. 67 
Licht, chemische Wirkungen 64 
—  polarisirtes, Entdeckung von 
Natron dadurch 67 
— Schnelligkeit 62.371. 11.43 
Lichtmeteore, Vorzeichen von Nie- 
derschlägen 141 
Limnogeton 171 
Limnonesis 53 
Linaria Cimbalaria Mill., chemische 
Beschaffenheit II. 392 


Linarosmin I. 393 
Literatur-Nachweis für Oryctogno- 
sie 154. 238 


n, 


445 


Literaturnachweis für Physik 144. 
219. 460 

Lithion, Gewinnung 226 

Löslichkeit d. Eisenphosphate 227 

Lophiotherium 49 

Lophura 403 

Loxoclas ist Orthoclas II, 354 

Ludlow bone bed 159 

Luft, Zusammensetzung 133 
— erhitzte, Triebkraft für Ma- 
schinen 291. 371 
— in der Ackerde, Zusammen- 
setzung 37 

Luftelectrieität, Stand der — in 
Halle Juni bis Dechr. 1852 272 

—_ vom April bis De- 

cember 1853. 414. 500. — 
U. 78. 199. 285. 370. 427 

Lumbricus terrestris II. 182 

Luschka’s nervi sinu - vertebrales 
ll. 232 

Lutetia, Planet 144 

Lycopodium, Analysen der Aschen 
147 

Lycopodium clavatum in der Dö- 
lauer Haide bei Halle II, 331 


Na, 


Madrid, Geologie II. 60 

Magdeburg, Flora II. 227 

Magnesit von Hoboken ist Arra- 
gonit II. 58 

Magnesitspath 40 

Magneteisenstein, pseudomorph n. 
Glimmer 384 

Magnetismus 216. II. 118 

Mainzer Becken 482 

Malapterus electricus II. 233 

Mammontreste 485 

Mangan, Reagens auf 462. II.51 
—  volumetrische Bestimmung 
II. 265 

Manganerze, Bildung 383 

Mangansäure, volumetrisch zu be- 
stimmen II, 350 

Manganspath, Pseudomorphosen 
uach Bleiglanz 475 


Manganspath, Vorkommen 381 
Malva obtusa 10 
Malvaviscus ciliatus 267 
Margarit identisch mit Emerylit 
II. 56 
Margarodit II. 355 
Marginella Beyerleana 490 
Markasitkrystalle II. 136 
Marmatit 309 
Maschine, electro-magnetische 457 
Maschinen mit erhitzter Luft 291. 
371 
Massalia, Planet 366 
Mastodon giganteus Il. 157 
Mechanik, die Axiome der theore- 
tischen 11. 301 
Meerestiefe 157 
Meerschwein, Entwicklung 61 
Megacephala 252 
Mecklenburg, Geognosie II. 150 
Mellit II. 138 
Mermis albicans II. 418 
Metalle, Durchdringbarkeit der — 
für Quecksilber 137 
Metalle, Reduction 226 
Meteor II. 339 
Meteoreisen 234.308. 472 
Meteorwasser, merkwürdiger Nie- 
derfall 295 
Miasma und Contagium 454 
Microlepidopteren 252 
Milchergiebigkeit an Kühen II. 102 
Mineral, honigsteinähnliches 474 
— neues ausItalien II. 137 
Mineralien, amerikanische II. 354 
— Aufschliessen II. 49 
_ eingeschlossene I. 6 
— Nachbildung der auf 
nassem Wege entstandenen kry- 
stallisirten II. 235 
Mineralogische Notizen 40. II. 30. 
403 
Mineralquellen zu Krankenheil 224 
_ Langenbrücken Il. 
46 
Modulus 490 


 Mollusken, Neu Granada 485 


30°* 


446 


Mollusken, tertiäre bei Wien 485 
II. 157 

Molybdäns. und Phosphors. Dop- 
pelsalze 301 

Mourolit ist Kyanit II. 355. 

Moringerbsäure 149 

Mosandrit 41 

Muschelkalk bei Jena 475 

Muscicapa, Farbenwechsel 253 

Mussaenda II. 171 

Myochama 250 

Mytilaceen, neue II. 179 


NR, 


Nadeleisenerz , Pseudomorphose 
nach Schwerspath I. 138 
Nahrungswerth verschiedener Fut- 

terstoffe II. 400 
— verschiedenen grü- 
nen Futters II. 400 
— verschiedener Vieh- 
futter II. 397 
— der Rapskuchen II. 
402 
Najaden 249 
Najaden I, 178 
Nasenbein , systematische Bedeu- 
tung Il. 35 
Nassa 250 
Natrium 226 
Natron, Entdeckung durch polari- 
sirtes Licht 67 
— molybdänsaures 375 
—  phosphors., Einwirkung der 
Chlorwasserstoflsäure auf II. 47 
—  schwefels., Verbindung mit 
schwefels. Kali II. 264 
Nautiliden II. 162 
Nekrolog L. v. Buch’s 203 
_ Germars II. 31 
— Sohnckes 180 
Nerven des electrischen Organes 
des Zitterwelses II, 233 
nervi sinu-vertebrales Luschkas II, 
232 
Nesodon 245 
Neu-Granada, Geologie 312 


Neuropteren in Mossambique IT. 
183 
Nickel, passiver Zustand Il. 257 
— Scheidung v. Kobalt II. 265 
Nickeloxyd 222 
— Verbdg. des — mit Bor- 
säure 222 
Nickelsmaragd II. 356 
Nicotin, Einwirkung des Jodäthyls 
auf II. 393 
Nigrin 236 
Niobsäure II. 396 
Nitroglycerin 202 
Nitroprussidnatrium, Verhalten zu 
Reagentien II. 243 
Nitroprussidverbindungen H. 316 
Niederschläge, Vorzeichen der 141 
Nogagus II. 420 
Nordlicht 138 
Nordwest - Durchfahrt, Auffindung 
der II. 337. 
Nudibranchiata 249 
Nummulitengebirge in Indien 483 
— Versteinerungen 
243, 483 
®. 
Odontographie von Giebel 284 
Oele, ätherische, Unterscheidung 
von Terpenthinöl 466 
Oele, Prüfung der fetten — mit- 
‚telst Schwefelsäure 71. II. 130 
Oestrus 325 
Oligoklas 42.11. 137, 354 
Oligoklas identisch mit Albit von 
Haddam H. 354 
— Mondstein-Feldspath II. 354 
— Unionit I. 57 
Oligoneura rhenana II. 280 
Onchodaeus 252 
Ophiocephalus, Labyrinth II. 188 
Optik, Verwendung bei chemisch. 
Untersuchungen 65 
Orbitolites malabarica 484 
Orchesia undulata II. 67 
Organ, electrisches des Zitterwel- 
ses II. 233 


447 


Organe, eigenthümliche in d. Mund- 
schleimhaut.d. Elephanten 11.235 

Organismen, microskop, in Aegyp- 
ten 317 

Organismus, Wirkung d. Tellur auf 
den II. 92 

Orthoelas II. 354 

Orthoclas ist Chesterilit II. 354 

Loxoclas II. 354 

Orycleropus 254 

Oryctognosie, Literatur - Nachweis 
154.238 

Owenit, neues Mineral II. 141 

Oxyde, Verhalten verschiedener — 
gegen kaustisches Kali hei Ge- 
genwart v. Chromoxyd II. 264 

Ozarkit, ist amorpher Thomsonit 
II. 355 

Ozon 447 

—  volumetr. zu best. II. 350 


P, 
Papilionen, neue 252 
Palaeoniscus bei Hillsbero II. 160 
Palagonit II. 142 
Pallasia II. 170 
Palmenzucht II. 167 
Panzerwelse 493 
Papilionaceen Australiens II. 363 
Paritium pernambucense 271 
Passiflora 161 
Paussidae 252 
Pectinibranchiata, Entwickl. 11.65 
Pediceulus melittae 252 
Pelopsäure II. 396 
Peltogaster II. 101 
Periptera, Gattung nach de, Can- 
dolle 269 
Perturbationen der scheinbaren Be» 
wegung der Sonne 291 
Petrefacten im Lias II. 362 
bei Kursk II. 409 
E= des lithogr. Kalkes II. 
-. 408 
Petrefacten im Muschelkalk II. 30 
— desZechteines II. 408 
Petricolidae 87 


Pflanzen, fremde b. Görlitz II. 169 
in Thieren II. 168 
Pflanzenreste im Braunkohlensand- 
stein bei Skopau 350 
Phanerogamen, Morphol. II. 164 
Phocea, neuer Planet II. 40 
Phos II. 180 
Phosphor , rother, ‚spec. Wärme 
II. 43 
— Ursache d. Leuchtens 148 
—. Wirkg. v. Jod auf-Il.263 - 
Phosphorsäure, scheinbare Flüch- 
tigkeit II. 47 
u. Molybdäns., Doppel- 
salze 301 
Phosphorsulphuret 463 
Photographie, Anwendg. d. — zum 
Studium gewiss, Polarisationsan- 
scheinungen II, 391 
—  vortheilhafte Anwendg. 466 
zoologique 496 | 
Phyllirhoe 491 
Physik, Literatur- Nachweis 144. 
219. 461} 
Physophoriden II. 415 
Pichurimbohnen, flüchtiges Oel der 
376 
Pikranaleim, Analyse 310 
Pikrinsäure, Entdeck. der — im 
Bier II. 130 
Pikrothomsonit, Analyse 310 
Pilze 160. 247 
— nordamerikanische Il. 411 
Pisolithkalk 47. 1. 154 
Pistia 53 
Pistiaceae 52 
Planet Mussalia 366 
Planeten, neue 365. U. 39. 40 
Planetenbewegung, Theorie d. 333 
Plesiarctomys 50 
Pneumodermon 490 
Pneumonobranchiaten, Zähne MI. 
417 
Poecilia multilineata II. 189 
Pogonopus HM. 171 
Polyhalit II. 404 
Polymerie 43 


448 


Polypodium callipteris 321 
-— eristatum 321 
Polypterus bichir II. 189 
Portit, Analyse 310 
Portlandien bei Porrentruy 313 
Poseidon II. 181 
Posidonien im Jura I. 149 
Potentilla alba, Vorkommen 53 
— fragariastrum 162 
— mierantha 162 
Preussen, klimat. Verhältn. 370 
Produkt, vulkanisches 310 
Proteaceen, fossile 339 
Proteinsubstanz, krystallisirbare im 
Blut II. 244 
Pseudomorphosen 475. II. 138 
Pteropoden 491 
— Cireulation 11. 181 
Pterotrachea 491 
Pterygotus 159 
Puls, graphische Darstellung der 
Bewegung II. 240 
Pyrargyrit II. 138 
Pyrethrum caucasicum II. 110 
Pyrit, spec. Gewicht II. 405 
Pyritkrystalle II. 136 
Pyromelin 44 
Pyromorphit, Pseudomorph, nach 
Bleiglanz II. 139 
Pyromorphitkrystalle, Bildg. II. 59 
Pyroxylin 71 
Pyrrhotin II. 138 


@: 
Quarz, Kugelbildung II. 404 
— mit krystallis. Gold 11.405 
—  Pseudomorph. nach Schwer- 
spath 473 
Quecksilber durchdringt Metallel137 
Quecksilber gediegen 474 
Quecksilberoxyd, Verbindung mit 
schwell. Säure 298 
_ phosphors. 230 
Quecksilberoxyde, Verbdgn. d. bei- 
den — mit d. beiden Säuren des 
Selen 464 
Quecksilberoxydul, salpeters,, Dop- 


pelsalze mit Bleioxyd, Baryt, 
Strontian II. 265 


RB. 

Radicale, organische , Metallhal- 
tende 286 
—  Verbdgn.mit Zinn 35 

Radiolites 246 

Ralligsandstein 156 

Raps, Wurzelbildung II. 364 

Rapskuchen , Nahrungswerth 11. 
402 

Rapsöl, fette Säuren II. 267 

Raubthiere, systemat. Bedeutg. des 
Nasenbeines bei den II. 35 

Reckit II. 136 

Recluzia 489 

Reduction der Metalle 226 

Regenmengen in der Präsident- 
schaft Bengalen II. 258 

Regenwasser, Zusammensetzg. 148 

Regenwurm 493 

Reptilien 172 
— in Bengalen II. 424 
— nordamerikanische II. 
189. 191 

Reseda, Morphologie 487 

Reticularia 489 

Rhamphastidae 404 

Rhinoceros, fossil II. 63 

Rhodochrom identisch mit Rhodo- 
phyllit II. 355 

Rhodophpllit identisch mit Rhodo- 
chrom II. 355 

Rhöngebirge, Geognosie Il. 153 

Rhopalodina 248 

Rind, verwirrter Geschmackssinn 
I. 381 

Rindstale, Zusammensetzung 436 

Rittingerit 40 

Rochusberg II. 149 

Roggenstein, Structur 1898 

Rosea II. 171 

Rothkupfererz, Einwirkg. d. verwit- 
ternden Eisenspathes aul 435 

Rotationsaxe, Verändgn. in d, Lage 
d. — der Erde II. 260 


449 


Rotationsmagnetismus II. 118 
Rotationsmaschine, Fessels. II. 234 
Rubian, Einwirkg. d. fixen Alkalien 
u.d. Krappferments auf 468 
Rückbildung 398 
Runkelrübe, Ersatz für Kartoffeln 
II. 105 
Runkelrüben, neue Art Fäuln. II. 53 
Rupicola 490 
Säugelhiere in Mossambique 409 
— fossile in Schles. II. 63 
—_ — Spanien II. 63 
Säure, arsenige, volumetrisch zu 
bestimmen ]II. 352 
—  flüchtige im Wein 469 
— salicylige, Bildg. d. II. 54 
—  schwefl., volumetr. zu be- 
stimmen II. 349 
—  spirige,Bildg.d. — i.d Blüh- 
ten der Spiraea Ulmaria II. 54 
Säuren, fette, Darstellung 75 
im Rapsöl II. 267 
—  organ., künstl. Verbgn. mit 
Glycerin 135 
—  —- Umwandlung 133 
— ° — wasserfr. Const. 102 
— d. Selens, Verbdgn. beid. 
m.d. beid. Quecksilberoxyd. 464 
—  zweibasische, Constitut. d, 
nach Gerhardt u. Chiozza II. 320 
Sagina am Rhein 320 
Sagmatorrhina II. 230 
Salatarten 394 
Salıx, neue Formen II. 164 
— Wimmeri 163 
Salpetersäure, Erkennung 461 
Salzbasen, vegetabilische, basische 
Zersetzungsproducte II. 268 
Salze, arsenigsaure, volumetr. zu 
bestimmen II. 352 
—  chlorig- u.unterchlorigs., vo- 
lumetr. zu bestimmen II. 349 
—  chlorsaure, volumetr. zu be- 
stimmen II. 350 
— _ chromsaure, volumetr. zu be- 
stimmen ]I. 350 


Salze, des Aethylnicotin II. 394 
—  Verhältn. zwisch. Wassergeh. 
u. Constitution der 373 
Samenzellen, Eintritt der — in 
das Ei II. 34 
Sand, Diamanten führend 237 
Sandstein, alter, d. Wetterau IT. 148 
— bunter v. Bernburg, Fisch- 
reste darin 30 
Santonin, Umsetzg. im Lhierisch. Or- 
ganısmus 470 
Saturn 142 
Sauerstoff, Darstellung II. 125 
Saurierwirbel, ihre Querthl. II. 191 
Savit, Analyse 310 
Scaphites Nicolleti II. 159 
Schall, Geschwindigkeit 458 
Schallwellen II. 123 
Scheelit II. 272 
— Vorkommen 384 
Scheiben, stroboskopische 209 
Schiefergebirge, rhein. Il. 357 
Schmarotzerkrebse, neue II. 67 
Schwefel, Bildung 132 
Schwefelanlimon, isomerische Mo- 
difieationen 463 
Schwefelkies, Pseudomorph. Eech 
Bleiglanz II. 139 
_ Pseudomorph. nach 
Polybasit II. 138 
— Vorkommen 234 
Schwefelkrystalle 200 
Schwelelquellen, Entstehung 297 
— d. Pyrenäen 225 
Schwefelverbindungen, Darst. 148 
Schwefelwasserstoff, Bildung 132 
— volumetr. zu be- 
stimmen II. 349 
Schwefelwasserstoflgas, Appar, zur 
Entwickelung 225 
Schwellige Säure , Verbindg. mit 
Quecksilberoxyd 298 
Schwellgewebe II. 108 
Schwingungen, Verfahren die — 
eines elastischen Stabes sicht- 
lich u. zählbar zu machen ]I.41 


450 


Scolanthus Il. 176 

Serophularin II. 55 

Scrophularineen, chem. Beschal- 
fenheit II. 54. 392 

Scrophularosmin II. 53 

Scyllien 404 

Sechswochenkartoffel II. 364 

Secrelionsorgan b. Molluse. II. 181 

Sedum, neue Art II. 64 

Seeigel bei Mossambique II. 176 

Seife, Werthbestimmung 233 

Selandria 252 

Selen, spec. Gew. II. 352 

Selenquecksilber 152. 235 

Selensäure, volumetr. zu bestimmen 
II. 350 

Serpentin, = Bowenit II. 57 
— — Williamsit II. 98 

Siebengebirge, Geologie 240 

Sigillaria Sternb, Münst. II. 1.34 

Silber, Einheit f. d. Messung d. elec- 
trisch. Leitungswiderstand. 217 
— Härte 69 

Silberglanz, Pseudomorphose nach 
gediegen Silber II. 138 

Silberglaserz, Pseudomorph. nach 
gediegen Silber II. 139 

Silberoxyd, Verbdg. m. Bors. 599 

Silphalen II. 186 

Siphonophoren 322. II. 176. 365. 
366. 414 

Skleretinit 42 

Sloanit, Analyse 310 

Smilocamptus 50 

Somapflanze 391 

Sommerrübsen, Ernährung 299 

Sonne, Perturbationen der schein- 
baren Bewegung d. 291 

Sonnenflecke 367 

= Periode d. Maximums 

u, Miınimums II. 39 

Sonnenoberfläche, Vertheil. d. Wär- 
me darauf 367 

Spaltenbildung in Steiermark II. 
338 

Spanien, Geologie 242 

Spannungsreihe, thermoelectr, Stel- 


lung verschieden. Legirungen u. 

Amalgame darin 13 
Sphaerosiderit, Analyse II. 141 
Spinnen, Giftorgan 251 
Spodumen, Zusammensetzung 471 
Standort, Einfluss des — aufEnt- 

wickel. d. Pfianz. Il. 33 


Staphylinen, neue 171 

St. Cassian, Alter d. Ablagergn. 34 

Stearen II, 237 

Stearin 467 

Stearinsäure, Zersetzgsprod. ll. 236 

Steiermark, Höhlen- u. Spaltenbil- 
dung II, 338 


Steinkohlengrube, Wasserandrang 
II. 38 

Steinsalz, Diathermansie 458 
—  v,Wieliezka, fossile Früch- 
te darin Il. 341 

Stereometer, Leslie’s verb, 11. 104 

Stereoscop, Gebrauch in d. Kry- 
stallographie 381 

Stereoscopie 37 

Sternschnuppen-Phänomen II, 259 

Stickstoflgas, Ursprg. d. v. d. grünen 
Theilen d. Pflanz. ausgeschiede- 
nen 1. 115 

Stickstoffgehalt im Brot 11. 129 

Strom, galvan., Verhalten d. Harn- 
stoffs darin 150 

Strontian, im Wasser v. Bristol 69 

Strontian, salpeters., Doppelsalz mit 
Quecksilberoxydul II, 265 

Stürme unter den Tropen 64 

Suceinyl, Chlor- Il. 321 


m. 


Talkerde, capronsaure Il, 240 

Tantalsäure II. 396 

Tapirulus 49 

Tedinia Il. 178 

Teichmuschel, Gefässsyst. II. 418 

Tellur, Blätter-, Analyse II. 55 
— Wirkung auf den lebenden 
Organismus II, 92 


451 


Temperatur, hohe, zu messen II, 115 
— in Braunkhingrub. 455 
— in Rom 141 
— im Ural 141 
Terpin 124 
Tertiärformation, Gliederung 481 
_- i. Bessarab. II 407 
— d. Vogelsb. II. 153 
Tertiärgebilde b. Göttingen II. 29 
Testacellus II. 366 
Tetraclea II. 277 
Tetragonolepis ll. 362 
Thalerde 37 
Thalit 37 
Thalium, neues Element 37 
Thee, Verfälschung 392 
Themis, neuer Planet Il. 39 
Theorie, atomistische I. 46 
— _d.Blaseinstrumente II. 44 
— der electro-magnetischen 
Erscheinungen Il. 83 
Thermometer, Differenz zwischen 
dem Luft- und Quecksilber 366 
Thermometerstand zu Paris II 257 
Thiere, geograph. Verbreitg. 175 
Thierschit 472 
Thomsonit, amorpher, 
mit Ozarkit I. 355 
Thonerde, ‚Trennung von Chrom- 
oxyd 463 
Thon, plastischer v. Wiesloch 43 
Thonschiefer, Analyse II. 142 
Thränengefässe d. alt. Römer 11.251 
Torfbildung II. 407 
Torf, künstl. Verbesserung Hi. 134 
Tornatella Bevaleti 485 
Trachiaphaltit 41 
Trachyt, Hartmanganerz darin 235 
Traubensäure, Geschichte 69 
— Umwandl. d. Wein- 
steinsäure in II. 54 
Trichina spiralis 250 
Trichoda Iynceus II. 65 
Trichomanes Petersi II. 169 
Trifolium pratense 163 
Triphylin, Gewinn. a. Lithion 226 
Triton Il. 424 


identisch 


Trochylus ohne Furcula 18 

Tropen, Stürme unter den 64 

Trachytherium 50 

Tubularia, Entwicklung 400 

Türkei, Geognosie Il. 63 

Turbellarien 57 

Turmalin-Analysen, neue Interpre 
tation 151 

Tylodon 49 


U, 
Uebergangsgebirge in Belgien 155 
Unionit = Dligoklas II. 57 


Untersteier, Geognosie I. 406 
Uranpecherz, Analyse Il. 59 
Uranustrabanten, Auffindung 142 
Urogenitalsystem, Entwickiung 23 


V, 
Vacuum, vollkommenes 219 
Vaganella 489 
Vanadinsäure, volumetrisch zu be- 
stimmen II. 350 
Veneridae 57 
Venezuela, Geologie 386 
Verbindungen, Einfluss des Drucks 
auf das Bestehen von 460 
Verdunstung von Wasser 218 
Verfälschungen der Biere Il. 386 
= — Butter 11.382 
Versteinerungen, i. Portugal 1.160 
— der Eifel II. 161 
— der Kreide im 
Diluvium I. 169 
_— am Lake 
rior II. 160 
Vertretung von RO u. R20°3 380 
Verwandtschaft, chem, 65. 145.221 
Verwitterung, mineralische 417 
— des Wernerit 11, 271 
Viehfutter, Nahrungswerth II. 397 
Vitrinen I. 366 
Vögel, neue, 253. 407 
— von Geylon Il, 193 


supe- 


— —- Mühlheim 944 
—  —- Neuwied 494 
— —-. Wismar II, 193 


— System 407 


452 


Voltait des Rammelsberges 12 
Voltzia coburgensis 246 
Vorticellen, ihr Stiel 400 
Volumetrische Methode von sehr 
allgem. Anwendbarkeit Il. 347 
Vultur-Vulcan II. 145 


WW. 


Wärme d. galvanisch. Stromes 216 
— lat. u, spec. d. Eises II. 391 
— spec. d. roth.Phosph. 11.73 
— Theorie der 417 
—  Vertheilung der — an der 
Sonnenoberfläche 367 
—  Wirk.d. — auf Wismuth u. 
Eisen i. Gegenw. ein. Magn.II,11S 

Waldbäume, Keimungen 50 

Warszewiczia II. 170 

Wasser, Analyse einiger II. 261 
— Einfluss des — bei che- 
mischen Verbindungen 222 
— Gefrieren des — im luft- 
verdünnten Raum I. 311 

Wasser, Härte 224 

— Untersuchungen des — 
von Paris 224 

— Verbindungen des — u. d. 
Bors. m. d. Eisenoxyde Il. 352 
— Verdunstung 218 

Wasserstoff, Modification 374 

Weidenholz, Dauer 53 

Wein, flüchtige Säure im 469 

Weine, moussirende 73 

Weinsteinsäure, Umwandlung der 
— in Traubensaüre I. 54 

Weissigit, neues Mineral II, 135 

Weissbleierz, Pseudomorphose nach 
Bleiglanz II. 39 

Kalkspatı 475 

Weissspiessglanzerz 309 

Weizen, Ursprung Il. 166 

Wernerit, Verwitterung Il. 271 

— Zusammensetzung 270 

Werthbestimmung der Seife 233 


Williamsit = Serpentin II. 58 
Windrichtung, graph. Darstell. 181 
Winterschlaf, Gewichtsabn. dab.453 
Winterschlaf des Igels 203 
Wirbelsäule, Gliederg. 261. 11.106 
Wirbelthiere Sibiriens 495 
Wismuth, Compression II. 119 
—  magneto - krystallinische 
Phänomene des Il. 119 
— Wirk.d. Wärmea.IL.118 
Wismuthoxydul 228 
Witterungsbericht f. Halle 83. 179. 
259. 330. 415. 501. 11. 79. 
285. 371. 432 
Witterungsverhältn. in Assuan 141 
Wolchonskoit, Analyse 310 
Würmer in Flusswasser II, 365 


x. 
Xenobalanus 59 
Xiphocoma 488 


2. 


Zähne, Menschen-, fossile 122 
—  Monstrosität 357 

Zahnsystem, Bedeutung 284 

— d, Beutelthiere II. 289 
Zechstein in Curland II. 149 
Zeichnungen, Vervielfältigung 307 
Zellenmembran Il. 411 
Ziegelerz 309 
Zink, Trenn. v. Kupfer u, Zinn 147 
Zinkerze, Bildung 383 
Zinkoxyd 222 

—  Verbdg. m. Borsäure 222 
Zinn, Trenn. v. Arsen. u. Antimon 68 

Verbdg. mit Kupfer 11. 265 

—  Verbidg. mit org, Radical. 35 
Zinnkies, Zusammensetzung 382 
Zirkonerde 226 
Zitterwels, electr. Organ II. 233 
Zodiakallicht Il. 340. 
Zucker im Harn 230 
Zygnemeen, Keimung ll. 165 


— 


(Druck von W. Plötz in Halle.) 


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