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1
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1
HAJtDBUCH
DER
ßÖmSCHEN ALTERTHÜMER
VON
JOACHIM MARQUARDT UND THEODOR MOMMSEN.
VIERTER BAND.
ROMISCHE STAATSVERWALTUNG VON J. MARQUARDT. I.
LEIPZIG
VERLAG VON 8. HIRZEL.
1873.
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STAATSVERWALTUNG
VON
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EBSTEB BAND.
LEIPZIG
VERLAG VOM S. HIR2EL.
1873.
Das Recht der UebersetKung ist vorbehalten.
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SEDIEM YEEEHBTEN FBEÜNDE
HERRN
GEH. JUSTIZMTH Yf" MAKTEN8
IN DANZIO
ZÜQKBIQNET.
Das Bach, welches ich den Freunden des römischen Alter-
thnms ttbergebe, enthält eine fast in allen Theilen neue Bear-
beitung des Stoffes, welchen der im Jahre 1851 erschienene
dritte' Band des von mir fortgesetzten Beckerschen Handbuches
in seiner ersten Abtheilung behandelte. Diesen Stoff zu ver-
einigen und zu einigem Verständniss zu bringen war vor zwan-
zig Jahren ein gewagter Versuch, fbr welchen weder Quellen
noch Vorarbeiten ausreichten. Wenn derselbe gegenwärtig mit
mehr Zuversicht erneuert werden kann, so ist das zunächst das
Verdienst der vielseitigen und erfolgreichen Betheiligung , welche
den hier in Betracht komQienden Fragen in den letzten Decen-
nien zugewendet worden ist. Insbesondere war es fQr mich
eine erfreuliche Aufgabe, den reichen Zuwachs an Quellen-
material und daraus gewonnenen neueif Aufschlttssen , welcher
der unermUdlichen und glttcklichen Thätigkeit Hommsens ver-
dankt wird, sowie die meisterhaften Arbeiten Waddington's,
deren Benutzung in Deutschland bisher nur einem kleinen
Kreise vergönnt war, fllr meine Zwecke zu verwerthen. So
mit andern Mitteln ausgerüstet und, wie ich hoffe, durch längere
Beschäftigung mit dem Gegenstande in meinem eigenen Urtheil
sicherer geworden, bin ich bemüht gewesen, meine fiühere
Darstellung einer völlig objectiven Kritik zu unterziehen; was
sich trotz manchem Widerspruche schliesslich bewährt hat, bei-
VIU
zubehalten, was sich als falsch herausgestellt haf, ohne Wei-
teres zu verbessern. Es liegt in der Natur eines Handbuches,
dass jeder Fortschritt der Disciplin, welche es zum Gegen-
stande hat, Berichtigungen und Erweiterungen nothwendig
macht, und auch die vorliegende Arbeit dürfte ihrem Zwecke
entsprechen, wenn sie, über den gegenwärtigen * Stand der
Unterspchung orientirend und noch ungelöste Fragen bezeich-
nend, zu weiteren Forschungen Veranlassung wird.
Gotha, im November 1873.
INHALT.
I. Organisation des romischen Reiclis.
Die städtisohen Oemeinden S. 3— 18.
Entwickelang des Städtewesens Seite 3. Pagif nicht selbständige Gemein-
den 4. Pcigi in Rom, in Italien 5.. Aufhören der Gauverfassung. Die Städte 6.
Viei 7. CaateUa. Ptaefeeturae als Dorfisemeinden 9; Fora und eoneiUabula 10.
Pagi der Stadtgemeinden 12.
Die Stadtgemeinde als Organ der Verwaltung in Italien, in Qallia Ciaal-
pma 13, in den Provinzen 14. Stadtterritorinm. Attribuirte Ortschaften 15.
Neue Städteanlagen von der Regierung gef5rdert 17.
A. Italia S. 19—89.
Grenzen Italiens 19. Geschichtliche Entwickelung :
Erste Periode. ItaUen TOr der iex JuUtu Erweiterung der Stadt-
gemeinde Roms 22. Latinerbund. Bfindniss des Spurius Gassins 23. Isopoll-
tie 24. Stimmrecht der Latiner In Rom 25. Auflosung des Latinerbundes. Yer-
hältniss Italiens nach der Auflösung 26.
1. Municipia 26. ursprünglicher Begriff 28. Zwei Arten von Munici-
pieu 29. Späterer Begriff des mtMudptum 34.
2. Romische Golonien 35. Yerzeiohniss derselben 39. Folgen der
Ausdehnung der romischen Gemeinde. Veränderte Zusammensetzung der Tribus.
ItaUa iributim deseripta 40. Die Ausdehnung der Bürgerschaft beeinträchtigt
die Ausübung des Stimmrechtes. Praefeeiurae 41. Die pro^fectl werden er-
nannt 41. Auf)idren der praefteturae 43.
3. Civiiaies foederaiae 44. Freundsehaftsvertr&ge. Ho9piUum puHi-
cum 44. Foedw. Bundesstaaten mit vollständiger Souveränität. Exilrecht. Bun-
desstaaten mit beschränkter Selbständigkeit 45. Ueber sieht der Bundesstaaten.
Latin Ische Golonien, vom Latineibunde gegründet 47; von* Rom gegrün-
det. Yerzeichniss 48. Die eoloniae mariUmae bleiben römisch 50: die Golo-
nien im Binnenlande sind latinisch. Zahl der Golonisten 51. Rechte der La-
Uni coloniarii 52. Beechränkuugen derselben. Jüngeres Recht der 12 Golonien 53.
Beschränkung des MQnzrechts, des cotmubium 54, der Freizügigkeit und Ar Er-
werbung des römischen Bürgerrechts 55. Latium maius und mmus 57.
Zweite Fexiode. Italien nach dem BiuidesgrenoBsenkriege. Erwei-
terung Italiens dnreli HlnzujEleliiing ron Ctallia Ciaalpina 57. Un-
zufriedenheit der Italiker. Bundesgenossenkrieg. Lex hdia Do. Lex liautia
PapHia 59. Das cisalpinische Gallien. Das cispadanische erhalt das Bürger-
recht, das transpadanische das Recht der jüngeren latinischen Golonien, dann
das Bürgerrecht. Itis Latü der Provinzen 60. Folgen der Ertheilung des Bür-
gerrechts an ganz Italien. Die Municipien als selbständige Staaten constituirt
und in ein neues Verhaltniss zur Regierung gesetzt 62. Leges municipales 63.
Lex Bubria. Lex Ixdia municipalis 65.
Dritte Periode. Italien nnter den Kaltem 67. Italien im Uebergang
zur Provincialverfassung 67. Eintheilung desselben in 11 Regi5nen. Yerzeich-
niss derselben 68. Mänj^el der städtischen Verwaltungen 71. Italien unter
Consulare gestellt 72. Italien unter den iuridici 73. Zahl dej^elben 74. Be-
schränkung der Municipalgerichtsbarkeit durch dieselben 76. Ausserordentliche
Verwaltungsbehörden, correctores 77. Ständige correciores 78. Eintheilung Ita-
liens in Provinzen. Aufhören der Steuerfreiheit. Regio annonaria und ur6ica-
ria 80. Diodetianische Reichsein theilung. Praefeetura ItdUae 81. Provinzen
des Vleariui ItaUae 83, des Vicariua TJrbU 85.
B, Die römißchen Provinzen S. 90—425.
!• Statigtigche Ueberdcht.
I. Bicilia. Einrichtung der Provinz 91. Verwaltung 92. Gemeinden 93.
n. aardinia mit Condea 95.
III — V. Die spanisolien Froyinien. Einrichtung 99. Hispania citerior und
uUerior. Spanien in drei Provinzen getheilt 101: 1. Tarraconensis 102;
2. Baetica 105; 3. Lusitania 106. Romanisirung Spaniens 106. Land-
tage der drei Provinzen 107. Eintheilung Spaniens nach Diocletian 109.
VI — XIV. Die gaUiiehea Provinsen. Einrichtung der provincia Narbonen-
sia 110. Seit Cäsar vier gallische Provinzen 112. Provinzen der Kaiserzeit:
1. Narbonen$i8 113; .2. Aquitania 114; 3. Lugdunensis'y 4. Bei-
giea 115. Verwaltung 116. Gauverfassung. Entstehung der grösseren Städte
117. Landtag in Lugdunum 118. 5. und 6. Germania auperior und in-
ferior 120. Romanisirung der gallischen Provinzen 125. 7. Alp et maritim
mae; 8. Alpes Cottiae 127; 9. Alpes Poeninae 128. Eintheilung Gal-
liens im vierton Jahrhundert 129.
XV. Britannia. Einrichtung der Provinz. Verwaltung 130.
XVI. Baeti». Procuratorische Provinz 133, erhalt einen Legaten 135. Wird
zu Italien gezogen 135.
XVII. Koricom 135. i?«^um iVoricum unter einem Procurator ; erhält einen
Legaten 136.
XVIII. XIX. Pannonia 137. Eroberung des Landes. Theilung in P. in-
ferior. und auperior 138. Städteanlagen 139. Weitere Theilung 140.
XX. IllyHoam, später Balmatia 141. Ethnographischer Begriff von lUyri-
cum. Erste Eroberungen 142. Beginn der Provinz 143. Verwaltung. Der
Name Dalmaiia 144. Gemeinden 146. %
XI
XXI. XXn. Koeila 146. Erste Erobermigen. Eiariohtang der Provinz 147.
TheiliiDg derselben 148. Stidteanlagen 149. Politischer Elnflnss der Römer
auf die Nordkflste des schwarzen Meeres 150.
XXIII. Dada. Einrichtang der Provinz 152. Theflnng derselben in zwei,
dann in drei I^vinzen 153. Stadteanlagen 154. Aufgabe der Provinz 155.
XXrV. Thraeiay procnratorische Provinz 156. Pr&torische Provinz. Städte
158. Xheiinng der Provinz 159.
XXT. Kaoedonia. Yorlänfige Organisation ^60. Provinz. Grenzen 161.
Verwaltung 162. Colonleanlagen. Theilung der Provinz 163.
XXTI. XXYII. Aohaia mit Epim» 164. PolitÜL der Romer in Griechen-
land 165. Unterwerfung Griechenlands 167. Regnlirung der städtischen Terri-
torien 169. Neue Stadtverfassujagen 169. Freie Staaten 171. AchaiamitMa-
cedonien vereinigt 171. Acbaia selbständige Provinz. Thessalien. Epirus 173.
Verwaltung 174. Colonien. Zustand der Provinz 175.
XXVHI. Aiia 176. Aera der Provinz. Grenzen 177. Statthalter 178.
Sullanische Constitution; Eintheilung in 44 Districte 180. Convmtus iuridici
182. Metropolen 185. Landtag 187. Freie Städte 188. Colonien 189. Dio-
cletianische Theilung.. Insularum provineia 190.
XXIX. Bithynia und Fontns 191. Verwaltung 193. Pllnius in Bithynien
194. Doppelter Landtag 197. Stadtgebiete 198. Freie Städte. Colonien. Thei-
lung im 4. Jahrhundert 199.
XXX. Oalatia mit dem Fontuf Polemoniaeus 200. Bestandtheile der Pro-
vinz: 1. Galatia; 2. Pisidia; 3. Phrygia.; 4. Lyeaonia; 5. Isauria; 6. Paphla-
gonia; 7. Pontus Galaticus; S.Pontus Polemoniacus; 9. Armenia minor 200.
Verwaltung 203. Städte 206. Spätere Theüung 207.
XXXI. Oappadoda. Umfang 207. Eintheilung in Strategien 208.* Pro-
cnratorische, später consularische Provinz 209. Grenzen seit Traian. Armenia
minor 211. Politische Bedeutung der Provinz 211. Neue Städteanlagen 214.
Spätere Theilung 216.
•
XXXn. Lyeia et Pamphylia 216. Lydsche Bundesverfassung 218. Pam-
phylischer Landtag 221.
XXXin. CUicU 221. Organisation des Jahres 64 v. Chr. 225. Gerichts-
sprengel. Cäsars Constitution 225. Augnstus ändert den Umfang der Provinz
226. Dynastie von Elaiussa 226. Dynastie von Olbe W, Dyna-
stie des Tarcondlmotus 228. CUicien zu Syrien geschlagen 228. Ciiicien
besondere Provinz 229. Freie Städte 230.
XXXIV. Cypxiui. Senatsprovinz 232. Städte 233.
XXXV. Syria 234. Bevölkerung 235. Stadtgebiete 236. Freiheit der
Städte 238. Dynastien innerhalb der Provinz : 1. Commagene 240. 2. Chal-
cis 242. 3. Abilene 243. 4. Arethusa und Emesa 245. 5. Damas-
cus 246. 6. ludaea 247. Herodes d. Gr. 249. Herodes Söhne 251. Hero-
des Agrippa 252. Procuratoren von ludaea 253. Palmyra 254.
Verwaltung der Provinz 257. ludaea besondere Provinz seit 70 n. Cht. 261.
Theilung von Syrien in Syria Coele und Syria Phoenice 264. Weitere Theilung
in 7 Provinzen 266. Stadtgemeinden 270. Colonien 271. Saerale Verhält-
nisse 273.
XXXVI. AxaUa. Aera der Provinz 274. Theilung der Provinz 276.
XXXVII. Armenia 277.
XXX\1II. XXXIX. XaMp«tamia. Aaayria 278.
XII
XL. Aagyptns. Yerwaltoog unter einem Yicekonig 282. PraefeeUa Aß-
gypti 285. Centialisation der Verwaltung. Kpistrategien. Nomen. Topaichien.
Komen 288. Exlmiite Städte 293. lufidieua AUxandriafi 294. BeTÖlkening von
Alexandria 296. Aegypten zur Diocese des Orients gezogen 298.
XLI. Cx«ta und Cyreaaioa. Fr&here Geschichte. Pentapolis 298. Cyrene
wird Provinz 301. Creta und Cyrene combinirt 302. Die Stadtgemeinde von
Cyrene. Verfall der SUdt 304.
XLII. XLin. Afriea und HnmidiA. Entstehung der Provinz. Numidien
mit derselben vereinigt 306. Airica hinter einem Proconsul, der eine Legion com-
mandirt 307. Dies Commando geht an einen kaiserlichen Legaten über 308.
Numldien selbständige Provinz 310. Weitere Theilung durch Diodetian 311.
Bewohner der Provinz: Berbern, Phonider. Romanlsirung 313. CrvikUe$
Uberae. Ansiedelungen der Römer 315. Stadtegründungen 318. Numidlen
colonisirt 319.
XLIV. XLV. Xaiixetaiiiae, Tingitana und Caenrieniii. Aera der Pro-
vinz 323. Procuratorische Verwaltung. Mauretania Sltifensis. Colonie-
anlagen 327.
Ueber sieht: I. Römische Provinzen im J. 117 n.* Chr. 330. ü. Chro-
nologische Uebersicht 334. III. Eintheilung der Provinzen nach der Verwaltung
im ersten und am Anfange des zweiten Jahrhunderts 33Ö. FV. Verwaltung des
Römischen Reiches um 400 n. Chr. 336.
& Yerwaltiuig der*ProTinzen*
A. Einxiohtoiig der Provins.
Begriff der Provinz 338. Verfahren bei der Einrichtung. Stadtbezirke 341.
Städte verschiedenen Rechtes 343.
Freie Städte 344: 1. CivÜaUa fotderatae 347. 2. CivitaUs sine fotdert
imxmints ei Uberae 349. Begriff der Autonomie 351.
Unterthänige Städte 353. Verfall der freien SUdte 358.
Städte römischer Verfassung 359. Rechtliche Stellung der römi-
schen Städte in den Provinzen 360. Colonien und Municipien 361. Cölomae
Uberae 362 j immiuneif iuris Italiei 363.
Die Provinciallandtage 365. Vorrömische Landtage. Neueingerich-
tete Landtage 366. Cult des Kaisers; sacerdoa provinciae 367. Saeerdotales.
Landtagsabgeordnete 369. Competenz des Landtags 370. Alle Provinzen haben
Landtage 372. Bedeutung der Titel ^Ao[ip)^T]g, BiOuvieCp^T^C u- b. w. 374.
B. Der Statthalter and leise Beamten.
Beamtenpersonal der republicanischen Zeit 377. Prätoren, Pro-
prätoren , regelmässig seit Sulla , ausserordentlich schon seit 632 s= 122 ; Pro-
consuln 378. Proconsularische und proprätorische Provinzen 380. Zeit des An-
tritts. Lex Pompeia 382. Amtsdauer. Lex ComeUa 383.- Lex Julia de pro-
vineiisT OmaUo provincUxe 385. Unterbeamte: legaU pro praetore 386.
Quaestoree, Pro quaestore 388. Quaestor pro praetore. Quaeator vice proeon-
mdis 390. Comites. Cohora praetoria 391. Apparitoree, Persönliche Bedie-
nung 394.
Aaszug des Statthalters. Reise. Antritt 394. Amtsgewalt 396. Zustand
der Provinzen während der Republik 397.
Die Kaiserzeit 402. Einrichtungen des Augustus 403. Senatspro-
vinzen 404. Amtsantritt 405. Proconsulu verschiedenen Ranges 407.
XIII
Kaiserliche Provinzen: legaii Augiuti pro ftaetore, ConmUtres 408.
Quinqiicfascalea. Vier Arten von legaU 410. luridiei provinciarum 411. Pro-
euraiorts. Ptaefeeti 412. Drocuralor viee prauidia. Ptoeurator et praeat» 415.
Gehalt der Provincialbeamten 416. *
Posteinrichtnng 417. Grenzpolizei 420. Ausgleiphong der nationalen Dif-
ferenzen 422.
Yerfasanng der Städte des römlBohen Beiol^es S. 426—523.
Das römisoke Colonlal« und Mnnldpaliieseii in seiner
Entifickelongr.
Die Oolonien. Bürgercolonien 427. Militärcolonien 429. Golonien und
Aeckerassignationen der älteren Republik. Entatehnng der Domaine 430. Fos-
sesiiQ 431. Unterschied der viritanisohen Assignation und der Colonieausfüh-
Tung 434. Fortdauer der posaeasiones 436. Entstehung der latifundia 437. Oo-
lonien und Assignationen seit den Gracchen 438. Lex Semprofäa agraria 439.
Lex Livia 440. Lex agraria von 633 «s 121. Lex Thoria, Lex agraria von
631:^111 441. Lex Appuleia 442. Lex mia, Ugea Liviae 443. Golonien
des Sulla 444. Lex Plotia^ lex ServiUa 445. Lex Flavia 446. Legea luliae
447. Golonien Oasars 448, der TriuniVim, des Augustus 449. Regelmässige
Versorgung der Veteranen in der Kaiserzeit 453. Doppelte Art der Ansiede-
lung 455. Ritus der Colonieanlage 457. Vermessung 458. Veränderung des
Begriffs der Munidpien.
IHe HmüeipalTerfassnng«
Quellen. Die Gesetze von Salpensa und B£alaca 464.
1* Die Gemeinde und die YolkSTersammlnng.
OoeM und incolae 465. Elntheilung der Bürgerschaft in Gurion 467. Gu-
riatcomitien 468. Vorsitz. Wahl der Beamten 472. Stimmrecht der incolae
473. Uebeigang der Wahlen an den Senat 474.
8« Die Behörden«
Diciatoren und Prätoren 475. Gonsuln 477. Aedilen 478. Spätere Munl-
cipalordnung : duoviri und quatuorviri 478. Oetoviri 480. Gompetenz: 1. Die
duovM und quatuorviri 481. 2. Die qiänqwnnaUa 482. Entstehung der Mu-
nicipalcensur 484. Uebertragung derselben auf die Ilviri oder llllvki fuin-
qaetmaUa 485. Der ewaXor reipubUeae 487. 3. Die Aedilen. 4. Die Quästo-
ren 491. 5. Die praefeeU iure dieundo 492.
Ehrenrechte der Magistrate. Praetexta; faacea 495; aeüa ewruUa, Die
appariiorea 496.
Qualiflcation der Beamten 497. Gautionsstellung. Senatorischer Gensus 498.
Antrittsgeld 499.
8« Der Senat.
Zahl der Decurlonen. Leetio aenatua 502. Ergänzung des Senats durch
die gewesenen Beamten und aus der senatorischen Gensusdasse 504. Rangver-
hältniss der Senatoren: 1. patrorü 505; 2. quinquennalieü ; 3. duumvhralieii ;
4. aedaieii; 5. quaeatorüi 6. alUeti 507; 7. pedatU; 8. praeiextaU 508.
OmamefUa deeurionaüa 509.
Gompetenz des Senates 509. Senatsverhandlungen. Verfall der Gurion 510.
XIY
4. Die An^stalen.
Unprang deTselbeii Ö13. Sevki AugwtaUB 514. Orgaolaation de« CoUe«
ginrns der Augastalen 515. Verfall desselben 516.
YertäMSung d^r nieiitrOmIgeheii Stidte«
ünromlsclie SUdtveifasBungen in Africa, Spanien, Gallien und den grlechi-
gehen ProTinzen 516. 1. Aendernogen derselben bei der Elnrlchtnng der Pro-
vinz 517. Einführung« des Censna. Die Behörden. Der Rath. Das Censas-
amt 518. 2. Umwandlong unrömiscber Oemeinden in romische 520. 3. Nene
Stadtbehörden : Der Logtst; der Eirenareh; die l^cviiipsiTOt, der ix5t«o(, o6v-
itxoc, defensor 521.
I ir
ROMISCHE STAATSVERWALTUNG
I
ORGANISATION DES RÖMISCHEN REICHS
Bim. Altcrdu IV. |
Die städtischen Gemeinden.
liie VerwaitUDg des rtfmiscben Reiches war in der Periode, ^i"*^*^^""
auf weldie sich die folgende Darstellung xunttchsi beziehen wird, ^^p~
d. h. am Ende der Republik und in den ersten Jahrhunderten
der Kaisenseit basirt auf die siadtiscben Gemeinden. Sowohl
Italien bestand damals aus einem Gomplex von Stadtbexiriien,
deren jeder in Resug auf die Verwaltung eine Einheit attsau^chte^),
als auch die Provinzen zerfielen gixissentheils in eine boiii^mte,
Bei der Organisation derselben g^[iau festgestellte Anzahl von
selbständigen Gommunen (civitates) , so dass der ganze Boden
Italiens und wenigstens ein grosser Tbeil des Provinciallandes in
den Gebieten dieser Städte enthalten war. Indessen ist dies Sy-
stem weder in Italien ursprünglich vorbanden gewesen , noch in
den Provinzen unmittelbar bei der Einrichtung gleichmUssig durch-
geführt worden ; es war vielmehr nur dui^chfübrbar in dem Grade,
als das StHdtewesen selbst sich entwickelte, und es wird daher
nöthig sein über diese Entwickelung einige einleitende Bemer-
kungen vorauszuschicken 2).
Die italischen YOlkerschaflen wohnten in llltesler Zeit nicht Pagi.
in Städten, sondern in Geschlechlergemeinschaflen oder Gauen
(pa^i)^), in welchen Hütten und Hufe (vici, oixoi) zerstreut lagen,
1) S. V. Savigny System des heutigen römischen Rechts 2, 248 ff. und die
dort angefahrten Stellen.
2) Ein reiches Material flndel man hierüber In E. Kuhn Die städtische
nnd bürgerliche Verfassung des ^m. Reichs, Leipzig 1864. 65. 2 Bde. 8.
3) lieber pctgi und viei s. Masoehi Commentariorum in Regii Hereuianenai»
mu8ei aenea$ tahulas HeracUentei P. 1. II. Neapoll 1754. 1755. fol. p. 397 ff.
Blmard in Muratori theiaunu I p. 18 sqq. ATellino OpuscoU^ Napoli 1826--37.
8. Vol. HI p. 5 ff. Henzen Tabula akimeniaria Ba^ianorum , Romae 1845. 8
— 4 —
aber fttr den Kriegsfall eine Burg [at'Xf castellum) vorhanden war,
welche den Gaugenossen zur ZuOuchtsUiUe diente und die Hei-
liglhttmer des Gaues schützte^). Da die Burg ebenfalls pagus
heisst^), so darf man diese Benennung, welche die Allen von
in)Y^ ableiten und als Brunnengenossenschafl erklaren 3), die Neue-
ren auf den Verbalslamm irTjyvuiii, pago, pango zurückfuhren und
auf einen Landgemeindeverband deulen, zu welchem die Gauge-
nossen sich rechllich vereinigten^), vielleicht auf den festen um-
friedigten Plalz beziehn, um welchen der Gau lag, und an welchem
durch Zuzug allmählich eine Ortschaft entstand. Jedenfalls wird
unter pagus auch später beides verstanden, ein Landbezirk ^) und
^flUndT«*' eine Ortschafl, welche den Mitlelpunct desselben bildel. Indessen
Oenein&n. hat man dcu italischen Gau selbsl der ältesten Zeil nicht als eine
selbständig organisirte Commune, sondern als ein unselbslündi-
ges Glied einer grösseren Gemeinde {civüaSj populus) zu denken ^),
welche zu Märkten, Gerichtstagen, Beratbungon und Opferhand-
lungen zusammentrat. Denn die MalsläUen dieser grossen Ge-
meinde ifora oder concüiubula)^ in welchen sich der Verkehr der
sämmt^ichen zu derselben gehörigen Gaue concentrirte^), führten
schliesslich zu der Entstehung von Städten, in deren Territorien
nunmehr die pagi entweder ganz verschwanden oder nur noch
p..75 sqq. RudoriT Rum. Feldmesser 2, 236. M. Voigt Drei epigraphisrhe Ck>n'
stitatlonen ConsUntins des Gr., Leipzig 18(i0. 8. A. Jacobs Ofographie de Ori-
goire de 7otirs, Paris 1861. 8 p. 43 ff,
1) Mommsen Rom. Gesch. 1, 37.
2) Dionys. 4, 15: (uXdiv 5* o3v 6 TüXXio« eU hno9azl-f\iC(yzt p.o(pac t^jv
Yfjv xard tou« öpeivouc x«ft icoXu T<b do^aXi« rote ftm^oU iropi^j^ctv &uvT)90fi^ouc
Qyi%o»i xptjocp6YeTa xaTeoxe6acev, 'EXXtjvixou dvöfxaaiv a^T« xaAtüv ird^ouc, ^vtta
oyvI^UYov ix Twv 4f pöv Änavre;, bn&tt -^tiofzo itoXcfjiiaiv l<poöo;. Eine Analogie
dieser Urzustände findet sich später in Namidien, wo Alexander Severus einem
nomidischen Stamme die Mauern seines pagus {ynuroa paganicenses) ausbessern
liess. Renier Comptes rendus 1865 p. 367.
3) Festi epU, p. 221 M. : pagi dieii a forUibtu, quod eadem aqua uUrentur.
Servius ad Verg, Gt, 2, 381: pagi dnh täv thj^wv appelUmlur unde et
pagani dicti sunt quasi ex uno fönte potanies.
4) Rudorff Feldmesser 2, 239.
5) In demselben Sinne, wie pagut^ wird regio gebraucht. Siculus Flaocns in
Oromatid ed. Lachm. p. 165, 8. Acron ad Jior. Od. 2, 13, 4. Zu der SUdt Nola
gehören ausser drei pagi auch zwei regiones^ welche, da sie Beschlüsse fassen,
nur Dorfgemeinden, pc^i^ sein können. Mommsen /. N, 1989. 1990. Griechisch
wird pagus mit Sijjxo« übersetzt, Festus epit. p. 72, in den Glossarien auch mit
TOirap)^ia, vopi^^.
6) Diese Ansicht Mommsens R. G. 1, 37. C. /. L. 1 n. 801 scheint auch
mir für die italischen Gaue die richtige. Anders urtheilen Voigt a. a. 0. und
Detlefsen BuU, 1861 p. 54.
7) Kuhn 2, 8. Niebahr R. G. 2, 27 ff.
— 5 —
als geosiraphische Bezirke und untergeordnete Dorfgemeinden fort-
bestanden , ein Vorgang, der in den spateren Verhältnissen der
Stadt Rom wie ganz Italiens noch deutlich erkennbar ist.
Was zuerst Rom betrifft, so zerfielen dessen älteste Bewohner Pay» in Rom,
in montani und paguni. Montani heissen die, welche in der ülle-
sten Stadt, dem Sqyfimontmm ^ pngrmi die, welche in den zur
Stadt gehörigen Fluren ansässig waren ^). Aus beiden machte
S*rvius die vier städtischen Tribus^) ; nichtsdestoweniger bestan-
den noch zu Giceros Zeit montam und pngani als religiöse Golle-
gien *) , und von den pagi der Sladt haben sieb bis zum Jahre
747=7, in welchem Augustus die neue'Eintheilung der Stadt in
regiones und via vornahm 4), wenigstens zwei, der pagus Janko-
lensis^) und der pagus Aventmensis erhalten^). Ebenso sind die
iändtichen Tribus unzweifelhaft aus pagi entstanden, deren Name
zum Tbeil auf sie überging ; denn die tribm Lemania ist benannt
von dem pagus Lemonius'')^ die tribus Claudia von dem pagus
Claudius^) und die Geschlechternamen der tribus AemiUa, Cornelia,
Pabia^ Horaiin^ Menenia, Pupiria, Sergia, Veturia weisen gleich-
falls auf gentilicische pagi desselben Namens hin.
Viel länger dauerten die Gaue in Italien und dem cisalpini- in Italien.
sehen Gallien, aber auch hier waren sie schon in der Zeit der
Republik eine. Antiquität geworden und hatten aufgehört ein or-
ganisches Glied des Staats zu sein. In einigen Gegenden war ihre
Begrenzung zweifelhaft geworden ; denn es g^b für dieselbe keine
andre Beurkundung, als den nach alter Sitte jährlich stattfinden-
den Umzug bei der luslratio pagi^) ; anderswo waren sie durch
^ 1) Festas p. 340, 15. Ysrro de L. L. 5, 41 ; 6, 24. Mommsen Die Rom.
Tribus S. 15—20. 211—215. Mommsen R. O. 1, 109. C. I. L. 1 n. 801.
2) Die tribus 8tämrana oder Stteeuaana bat ibren Namea von dem pagua
Suectuanus. Festus p. 309, 5. Varro de L. L. Ö, 48.
3) Cic. ff, domo 28, 74: fiMUtim est m hacwhe ccÜegium, mUU pagani aut
montani {quowiam plebei quoque urbanae maioree noet/ri conventieula et qvasi con-
eilia quaedam eete voluerwU), fui non ampUaaime non modo de ealute mea^ eed
etiam de dignitaie deereverhU. Gic. de pet. cona. 8, 30: deinde habeto ralionem
urbie totius, eoUegiorum omfUumj pagorumf vieiwitatwn,
4) Dio Cas8. 55, 8. Säet. Aug. 30. Prellei Die Regionen der Stadt Rom
S 83
5) C. /. L. l n. 801. Detlefen Buü, 1861 p. 4S ff .
6) Benzen n. 6010.
7) Pestus epit. p. 115, 10.
8) Dionys. 5, 40. Liv. 2, 16. Mommsen R. Trib. S. 6.
9) Siculus Flaccas p. 164 : $edet pagi taepe signiflccmter finkmiur. De qui-
bui non puto quaeetionem fuiuram , quorum tenitoriorum ip$i pagi eint , »ed qua-
— 6 -
wiederholte SUIdieanlagen zerrissen, so dass z. B. der pagus Ro-
tnanus und Meflunus iheils zu Beneveni, Uieils zu der Colonie'
der Ugure^ Baebianiy der pagus Minervhis iheils zu Luca, theils
zu Placeniia, der pagus Salvivs theils zu Veleia, theils zu Parnia,
der pagus Salularis, Valen'uSj Venerim theils zu Veleia, theils zu
Placenlia gehörte *) , und in den beiden Gesetzen , durch welche
Güsar die municipalen Verhältnisse Italiens und des cisalpinisohen
(lalliens ordnete, der lex Rubria de dvitale GalUae cisalpinae vom
^Anfbdreii jjih|. 49 y. Chr Und der lex Julia nwnicipalis von 45 v. Chr.,
fMnung. geschieht der pagi überhaupt keine Erwähnung mehr. Nach diesen
Gesetzen gab es vielmehr in Italien nur sieben Arten von Ort-
schaften, municipiuy coloniae^ praefeclurae^ fora^ concilidbula^ vki^
castella^)^ welche sich auf drei Classen reduciren lassen.
Diesudt«. Dio muntcipüi , coloniae und praefecturae ^ mit gemoinsamoni
Namen oppida genannt, sind städtische Communcn mit eigener
Verwaltung und Gerichtsbarkeit'^]. Zu ihnen gehört ein Landbe*-
bezirk {tetrilonum*), regio^))^ welcher bei Colonien durch Grenz-
monumentc bezeichnet und durch of6cielle Documente, namentlich
einen Grund riss {aes, forma) ^) beurkundet war, bei den andern
Stadtgemeinden aber entweder von Alters her feststand oder,
wenn sich Zweifel darüber erhoben, durch eine Gommissiou des
Senats regulirt wurde ^}.
tenu$ Urriioria. Quod tarnen inteUegi polest vel ex hoc , magutri pagorum quod
pagos IxAttrare wiiU wnl, uti trakamuny quaiemu luMrartfd.
1) Henzen Tab. alim, Baeb, p. 76.
2) /.«: Rubria (C. /. L. 1 n. 205) H lin. 3. 26. 53. 56. 58. Ux Julia
municipalis (C. /. L. n. 206) lln. 83. 108. 124. 126. 128.
3) Sicalus Flaccus p. 163: inter eivitaUty id est inter munieipia et colonia*
et praefeeturas.
4) Gromat. ed. Lachm. p. 19, 20; 114, 30; 164, 26. Digest. 50, 16, 239
$ 8: terriiorkun ^$t universitas agrorum intra ftnes euiusque eivitati».
5) Siculus Flaccus p. 135, 4: regiones auiem dieimtM, intra quorttm fines
singularum eoloniarwn auA nvunieipiorum magistrtMbus ins eUeendi coercenäique est
libera poUstas. Rndorff Feldmesser 8. 235. 251. 6o liegen in der regio von Fi>
cQlea (nahe bei Rom) drei pagi (Orelli 111) und die regio Arimmensium erwähnt
die Inschr. Henzen 6519.
6) Mommsen und Rudorff Feldmesser 8. 152. 405 ff.
7) Diese Orenzregulirungen fanden nicht allein bei der ersten Constituirung
römischer Erwerbungen, sondern in jedem Falle des Bedürfnisses während der
Republik wie wahrend der Kaiserzeit, in lUlien wie in den Provinzen statt. So
wurde 619=135 die Grenze zwischen Ateste und Vicetia (OrelM 3110. C. L L.
V 2490), vielleicht um dieselbe Zeit die Grenze «wischen Ateste und Patovlnm
(C. I. L. V, 2191), im J. 637^117 das Gebiet von Genua ex SCto regulirt.
Andre Fälle findet man gesammelt bei Borghesi Oeuvres 7, 200. Henzen BuU,
1856 p. 73. S. ausserdem Mommsen Hermes 2, 102—127,
— 7 —
Innerhalb dieser SladibezirLe liegen die vici und caslella, fia.
welche der Sladt attribuirli) oder contribuirt^) , d. h. der Ver-
waltung und Gerichtsbarkeit derselben unterworfen sind 3). Ein
vtcits ist ein Gompiox von Gebäuden ^) , in der Stadt eine Strasse ^)
oder ein StadttbeiH), ausserhalb der Stadt ein Dorf, in welchem
die Gehöfte zusammen, nicht, wie in dem pagtiSy zerstreut liegen 7).
1) Isidor Or, 15, 2, 11 : vM et cu$i^ia €t pt^fi maU, giMe nMa dignUaU
civitatis omantury ttd vulgari hominum converUu ineoluntur et propter parvitatem
8ui maioribtu eivitaUbu$ attrihuuntur, Plin. N. H. 3, 134: Cüomuni compluresque
MimiUa fimiümis aUriffUti munieipÜM. 3, 138: civUaUs aUHbutäi munieipiu
lege Pompeia. 3, 37: oppida vero ifffiobilia XXIII I Nenumsiensilms attributa,
Deeretum TergeHinum (C. /. L. Y, 1 n. 532) col. 2, 5: Cami Catalique aUri-
6tfti a divo Augusto rei pubUeae nottrae. Edict des Claudius C. I. L. V, 1,
5050 =a Mommsen Hermes 4, 103. lin. 23 : jtiorum (Anawwrwrn) pnrtem delator
adiribuiam TridentinU — orguiMe dicjfitr. Wenn oppida attribairt i^erden, so ver-
lieren sie, wie wir unten sehen werden, die selbständige Verwaltung und treten
in die Kategorie der vid. Daher helssen die an Nemausus attribuirten Ort-
schaften bei Strabo 4 p. 186 a. E. %ft(iat.
2) Caesar B. C. 1, 60: CalagunOani, ftii cremt eutn Oscemibua contiribuU,
Plin. N. H, 4, 117: ccvirflbiuta tunt in eam (coUmiam Norbenaem) Castro Servilia,
Ca»tra Caecilia, 3, 18: civitatea provineia ipsa (Tarraconenais) praeter eorUributa$
aUiM CCXVIII eonikntt, 3, 20 : in eam (eoUmiam Ilici) eofdribttuxüuir leoeitani.
14, 62: edLonunn S\iUanam nuper Capuae contributam.
3) Isidor Or, 15, 2, 11. UlpUn Dig, 50, 1, 30: qui et vteo oreia eai, eam
patriam ini^legitur habere, eui reipubUeae vieua ilU respoiukl. Cod. Just. 5, 27,
3: etiM civitatis — mtb qua vietu iUe vel possessio censeiur, 10, 19, 8: eiusdem
civiUUiSy sub qua vid svnt. 1, 3, 28 $ 4: Ulius duitaU», sub qua vieus
vH ierrUorium esse dignoseUm,
4) Isidor Or» 15, 2, 12: vicus auiem dietus a vicinis tantum habUatoribuSj
vel quod vias \akeai fanfum sine mwris. Pladdl gloss, in Mai CIom. AuH, VI
p. 574 : vieaUm , eosteUalim. 8uni enim <oca, quae ab ingenula kabiUuiiur et quia
nee viUae nee dviiates posswü appeUarij vid dicunhsr.
5) Varro de L. L. 5, 145 : in oppido vid a via, quod ex utraque parte viae
sunt aediüda. Festus p. 371 nach der Lesung von Mommsen Abb. d. Berlin.
Acad. 1864 p. 77: [otd] acftpitmliir alieto, cum id genus aedifleio{rum
€f«/t]fiifiir, quae eoniineniia sunt hü oppidiSj quae itineHbus regUmibusque
distrfbuta inter se distant nominibusque dissbntlibus diserhnints causa sunt dispar-
Uta, 8. Jordan de vids wbis Bomae in Nuove memorie dtW InstitutOy Lips.
1865. 8 p. 237 flf.
6) Bom hatte nach Plin. N. B. 3, 66: eompiJta Larum CCLXV, d. h. 265
vid (Jordan p. 221); Ariminum hatte ihrer sieben. S. Tonini Bimini avantiil prin-
cipio dell' era volgare, Rimini 1848 p. 206 ff. Orelli 80. 3116. 3177; Alexandri*
Troas zehn, Henzen 5970 == C. /. L. III, 384; ebenso kommen vid vor in An-
tiochia Pisidiae Henzen 6156. 6981; Atella Or. 4430, Luceria Benzen 6984;
MedioUnom Or. 713. Mogontiacum Or. 4095. 4978.
7) Varfo d« r. r. 3, 1 : fuU tempue, eun^rutra eolereni homSnes nequM wbem
haberesU, und weiter redet er von der Zeit, quo agri ooU susU eoepti atque in
easis et imgwriis habttabani, nee murus nee porla quid esset , scMtoM, Ammian.
31, 2, 17 dr&ckt dtesen G«gepsalz von pagus und vieus noch starker aus: AUmU
-^ per pa^of, ut nomades^ vagamitmr immimsoSf und im gewöhnlieheD Spraehge-
brauch werden Stadter und Laadleute eotgegengesetst als oppidani und paganü,
Biit. BM. A\$9, 36.
— 8 —
Es gab Dörfer, welche Eigenihum einer Privatperson waren'),
gewöhnlich aber bestanden dieselben aus einer Anzahl von Grund-
stücken ffundi)^), deren Eigenibümer (possessores) grossentheils in
der Stadt wohnten und auf dem Gute nur Bauern {cohnfjj Sciaven
und Freigelassene zurUckliessen^). Diese Dorfbewohner (vicani)
machtet) eine bäuerliche Gemeinde aus *) , hatten ihre eigenen
aacra, Tempel und Altäre^), besassen ein Gemeindevermögen^j,
aus welchem sie Bauten und Denkmäler errichteten und erhiel-
ten'^), fassten in Comitien Beschlüsse^] und wählten in denselben
jährliche Ortsvorsteher (ma^/Ä'/n^), aediles^^)), denen die Verwal-
1) Cic. ad fam. 14, 1, 5 : scrihis U vicum venditurum. Ton der Provinz
Afric« 8> Frontin in Orom. p. 53: kabent autem in saltibua privati non exiguum
populum pUbeium et vicos circa viUam in modutn mwütionum. Der vicu$ 8pu-
rianus bei Piiteoli , welchen A. Plautius Euhodus zur Erhaltung seines Grabmo-
numents bestimmt (Mommsen /. R. N. 3545), scheint ein einzelnes Haus zu sein.
2) In der 2'abuLa aLimentaria von Veleia werden die fundi theils nach dem
vieu8 und pagus, theils nach dem letzteren allein bestimmt; so heisst es I, 65:
debet ohliyare fundos 11^ Antonianwn et Comelianum qui auni in Veleiaie pag^o)
Albense, vico SeceninCy dagegen I, 6 : debet obligare fundum Plamanumf qui est
in Veleiate pago Jun nio. S. die Uebersicht bei Desjardins p. XLUI ff.
3) Dig. 50, 5, 1 8 2. Kuhn 1, 32.
4) Ckni. Theod. II, 24, 5: agricolis vel vicanU und dazu Gothofr.
5) Die eigentlichen Gottheiten der vici sind die Lore», Arnobius adv. naL
3, 41. Marini in Visconti Museo Pio Ctem. T. IV tab. 45 p. 343 ff. der Mai-
länder Ausg. Doch sind in den viei auch andre Gülte, wie z. ß. in dem vieua
Furfo bei Peltuinum ein Tempel des Jupiter über (C I. L. I n. 603) und in
dem vicus Novanensis bei Suessula ein aacerdos matri» magnae (Mommsen /. R. N.
3562) war.
6) Der vieus kauft und verltauft (C. i. L. 1 n. 603. Mommsen Inscr, Ueiv.
n. 86 und mehr bei Voigt S. 214), empfangt Sehenkungea und ist berechtigt
Legate anzunehmen. Dig. 30, J, 73 $ 1. Voigt S. 215.
71 8. die Sammlung bei Voigt S. 216.
S) Nach der Insclir. von Furfo (C. /. L.l n. 603) wählen diese Comitien den
OrtsYorsteher (liu. 9: vendiiio locaiio aedilia e»tOj quemquomque veicu9 Furfenaia
fecerini) und bilden eine Appellationsinstanz, an welche man von den Urtheilen
des Ortsvorstehers provociren. kann (lin. 15: sei qui keic sacrum surupu^rit,
aedilis multatio esto quanti volet. Jdque veicus Furfensis mai{or) para
»ei abaolvere voUnt »ive eondemnaret Üeetci).
9) Festus p. 371, 21 : magiatri vici — quoiannia fiunt. Festi epit, p. 126, 6.
Ueber die Zahl der magiHri wissen wir nichts Sicheres, da ein grosser Theil der
sie betreffenden Inschriften sich auf die stadtischen vici zu beziehen scheint.
Wie in Rom selbst jeder vicua vier magiatri hatte (Egger examen critique dea
hiatoriena anciena^ Paris 1844. 8 p. 365), so kommen vier magiatri vici vor in
dem vicua Furfo C. 1. L. 1, 1285 und in Concordia (r. J. L. V, 1, 1890), wel-
ches, ehe es Golonie wurde, ein vicua gewesen sein wird, dagegen drei in Verona
(C. I. L. V, 1 n. 3257), Pisaurum (Olivieri Afarm. PUaur. n. IX. X. XI),
Senagallia (Mur. p. 693, 1), welche ich mit Borghesi bei Furlanetto Muteo di
Eate p. 13 für stjidtische magiatri halte ; zwei in JuUum Catnieumf einem vieua,
der später zur Golonie erhoben wurde C. J. L. Y, 1, 1829. 1830, in Nauportus,
dem heutigen Oberlaibach, C. I. L. I, 1466, 1467; Salonae und Narona CLL.
111 p. "291. 304. 433 und Mommsen Hermes 7, 321.
10) Einen Aedilen hat der vicua Furfo (C. /. L. I n. 603); ein anderer
— 9 —
lang des Culius, das Bauwesen und die Ortspolizei oblag ^) . Nicht CaattUa.
anders war die'Lage der casleUa oder castra^). So bestand, wie wir
aus einer merkwürdigen uns erhaltenen Urkunde ^j ersehen, im J.
637 = 117 das Territorhim von Genua, damals noch einer ausser-
italiscben cwiias foederuta , aus fünf Castellen , welche ihre Ab-
gaben an die Stadleasse tahlten ^) und unter den städtischen
Gerichten standen^], im Uebrigen aber über ihre eigenen Ange-
legenheilen in Volksversammlungen abstimmten^), eigene Ortsvor-
steher hatten 7) und eine Streitigkeit mit der städtischen Verwal-
tung zur Entscheidung des römischen Senats brachten. Zuweilen
kam es vor, dass die Stadtgemeinde auch ausserhalb ihres Ter-
ritoriums Grundbesitz hatte, und dass namentlich denjenigen
Colonien, für welche der vorhandene Stadtbezirk nicht ausreichte.
Ländereien in dem Territorium einer benachbarten oder auch
weit entlegenen Stadt angewiesen wurden^). Solche vicif welche
weder der Jurisdiction des Municipiums, in welchem sie lagen,
unterworfen werden, noch der EntfernuDg wogen in der Colonie,
welcher sie attribuirt waren, Recht holen konnten, erhielten, wie
es scheint, von ihren Stadtgeroeinden einen pi'aefectus iure dicundo
und heissen praefecturae^], wie die Stadtgemeinden dieses ^^'^^/^ru*
mens, von denen weiter unten die Rede sein wird. gemeinden.
AediUs wird erwähnt in Geneva (Mommsen /. Helv. n. 87). Dt in Furfo auch
Tier magistri viel vorkommeo, so vermuthet Voigt S. 70, dasa unter diesen vier
magiatri zwei Aedllen gewesen seien.
1) Wir besitzen hierüber nnr ein Zeugniss in der Inschrift von Furfo, in
welcher dem Aedilen die genannten Functionen nur in Betreff des Tempels zu-
geschrieben werden.
2) Solche castra kommen öfters vor, z. B. castrum Frentinum bei Thurii
Liv. ö6, 9; caatrum novwn in Picenum, welches später Colonie wurde. Liv.
ep. 11.
3j 0. /. L. I n. 199. S. ausser Mommsen zu dieser In sehr. Rudorff Sen-
UtUia Q. M, Minuciorum inier Omuaies ei Vitunoa dteta, Beroiini 1842. 4.
4) C. 7. L. 1 n. 199. Um. 25: pro eo agro veetigal Larigeffuea VeUurU in
pobUewn Genuam dent in annoB aingulos vic(toriato8) n(wnmo8) CCC(\
Ö) Ib. Un. 43: Vituriea (luei eontroversias Oenuemium ob iniourias htdieatt
out damnati suntt ^i T^w in vinculeis ob eaa res est, eoa omneis aolvei miUei
Uiberoftigue OttmenatB videlur oporiere.
6) Ib. lin. 30: praeterea in eo agro ni qui$ posideio nisi de maiore parte Lan-
genaium VeUuriorum senlentia. C(. lin. 32.
7} Die poues$ores agri publiei zahlen ihre Steuer an die Langen aet^ d. h. an
die CäsM des Gasteils, und diese zahlt dann die ganze Summe, welche in dem
Gasten aufgebrarht werden muss, an die Stadt Genua, ein Geschäft, welches
einen Ortsvorsteher voraussetzen lässt, s. lin. 29.
8) Beispiele hiervon s. bei Kuhn 1, 63.
9) Frontinus In Cfrom. p. 49 : cotaniae quoqtie loea quaeda mhabent adaignata
m alieiUa ftnibua, qtaat loca sotemus praefactwraa t^ppeUart. Sleulus Flaceus p. Iö9 :
— 10 —
Weno ausser den Siädlen und den dem Territorium dersel-
ben eingeordneten D($rfern, welche für die Organisation der römi-
schen Vcrwallung ausreichend waren, noch swei Ciasseo von
c^KüMMa Ortschaften, die fora und concäiabukij erwähnt werden, so bat
das darin seinen Grund, dass zu Gäsars Zeit in Italien die Gau*^
Verfassung der Stadtverfassung noch nicht vollkommen gewichen
war. Ccndliabuhm ist nämlich ein Sammelplatz ^) nicht sowohl
für den einzelnen Gau^j, als für alle au einem populva gehöri-
gen Gauen. Hier hielt, so lange es noch an einer Stadt feUte,
die ganze Volksgeraeiode ihre Märkte ^) , Truppenaushebun-
gen^), Gerichte^) und religiösen Feierlichkeiten®), hier war der
Sitz der Verwaltung. Ein conciUabulum oder foi'wn hat daher
ein bestimmtes Territorium^), wie die Stadt; es hat Decurio-
illud praeterea compirimxMy defleienU fwmero mililum veUranorum agro, 91a ter-
rUoHo €ius loci conthutuTj in quo vetenaU mUitet deducebiaUur , mtmpio$ agroB
ex vidms ierritoriU divisiase et assiffntute. Borum eUam agrorumf qui ex vieini»
poptUi« mtmpti guntj proprias faetas esse formaSy id est «ut« limitibtu quaeque regio
divUa est et non ab uno puncto omnes Umites acti sunt, sed, Kt supra dielium «C,
suam quaeque regio formam habet, Quae singulae praefeeiuras appeUantw -^ -^
ex eo quod in diversis regiombtu magistraiiu eoloniarum iuris dietionem mittete
solent. Vgl. Oroin. p. 26, 8. 55, 18. 80, 3. 171, ö. Ifommsen Feldmesser 2,
15ö. Mommsen Heimes 1, 62.
1) Festos epit. p. 38: Concilicümlum locus y übt in concilium convpiitur.
2) Wenn Isidor Or. 15, 2, 14 sagt: pagi sunt <^ta <xedipciis loea intet agros
kabitantibus. Haee et concHiabula dicta a conventu et socieUUe muUorwn in unum,
so ist dies zwar insofern richtig, als oonciliabuUim überhaupt ein Yersamnüiuigs-
ort ist; allein die pagani versammelten sich in compiUs d. h. an eiaem Central-
punct der Wege des pagits (Pbilarg. ad Verg, Oe. 2, 382: compita locus
ubi pagani agrestes buceina convocati solent certa inire consilia'), wo sie anch ihre
Feste feierten. Verg. a.a.O. Propert. 5, 1, 23. 5, 3, 57. Mommsen i. B. N, 1504.
3) Liv. 7, 15: hominun — qui nundinas et conciUahula obire soUti erant,
4) Vom Jahr 542 &= 212 sagt Liv. 25, 5: senatus — ttiumviros hinos ereari
iussit, aUeroBy qiU curat cdteroSf qui uUra quinquagesirnum U^idem in pagis fotiS'^
que et concUiabulis ortvnem copiam ingenuorum inspicerent.
5) So Hess im J. 574 es 180 der römische Senat dnrch zwei PriLtoren eine
quaestk) veneficH per fora eonoUiabulaque halten (Liv. 40, 37), und wenn Festos
p. 371 zweierlei viei unterscheidet, indem er sagt: ex vids partim habent tem
publieam et ius dicitut partim nihil eotum et tarnen ibi nundinae aguntur negotii
gerendi causa et magistri vici item magistri pagi quotanrus fiunt, so versteht er
unter der eraten Classe die fora und conciUabula.
6) Liv. 40, 37: decemviri supplicationem in biduum valeUidinis eama et
per ormüa fora eonciliaSbulaque edixerunty maiores duodecim antäs omnes coroneM
et Uxwteam vn manu tenenJtes suppUcaverunt.
7) Lex Mamilia in Crom. p. 263: quae coiUmia kae lege dsdueta quodve
munioipium praefectura forum conciliabulum constitutum ml, qiü ager iniro ftnes
eormn eriXy qui termini in eo agro statuti erunt, quo in loco terminus non stabit^
in eo loco is, cuius is ager erity terminum restituenäum eurato, uU quod rede
factum esse volety idque magistraius jut in ea eolonia munie^k) praefectura foro
eoneiUabulo iure dicundo praeetit faeito uti fiat. p. 265: cum eutator hae lege
non eritf tum quicsmque magistraius m ea coUmia munie^io praefectura foro eon^
— 11 —
nen^), welche aus den po^/^ gewählt sein werden, und Beamte,
die im Namen des ganzen Volkes Recht sprechen. Wurde ein
cmciliabubim im Laufe der Zeit einer benachbarten Stadt attri-
buirt^), so zerfällt das Territorium derselben in zwei Theile, das
der Stadt und das des Conciliabulums, und in dem letzteren wird
das Gericht von der städtischen Behljrde abgehalten ^) ; weitere
Nachrichten aber fehlen über die fora und conciliabula gänzlich ^) ,
da dieselben nur ein Uebergangsverhältniss darstellen und schliess-*
lieh zu selbständigen Stadtgemeinden erhoben worden sind^].
ciliahtUo iure dicundo praetrit, eins magiHratiLS de ea re iurisdictio iudieisque
datio addietk) egto.
1) Pies ist ersichtlich «us der lex Julia munieipaUa C. 1. L. J n. 206,
welche an den Stellen, wo sie von den Erfordernissen zum Duunivirat und Qua-
tttorvifat handelt, nur die Municipien , Oolonien und Präfeeturen erwähnt (lin.
89 ff. 98 ff. 142 ff.)v dagegen bei der Befähigung zum Peeurionat ausser dlßsen
auch die fora und conciliabula in Betracht zieht (lin. 83 11. 108 ff. 124. 126.
135). In ähnlicher Weise finden wir später easteUa, welche Decurionen haben,
wie das ea$tdlum Arsagalitanum Renier Inser. de VAlgSr. n. 2364.
2) Dass die concüiahulaf welche zur Zeit der lex Julia munieipaliB bestan-
den , nicht selbständige Stadtgemeinden waren , beweist der Umstand , dass der
Census nicht in ihnen, sondern nur in den Municipien, Golonien und Präfecturcn
abgehalten wurde. 8. lin. 142 ff. 157. Savigny Verm. Schriften 3, 333.
3) Auch aus der. Stelle der lex Julia man, lin. 83: queiquomque in muni-
etpieis coloneiB praefectureia foreis coneiliäbulei$ civium Romanontm JI virei IUI virei
erunt aliove quo nomine magistratum potestatemve sufragio eorumy quei quoiusque
muntctpi coloniae praefecturae fori conciliabuli erunt, habebunty nei qui8 eorum
darf man nicht folgern , dass die fora und conciliabula II viri oder IUI viri
gehabt haben, vielmehr werden auf sie sich die Worte beziehen : aliove quo no-
mine magistratum potestatemve — habeburU; denn ihre Beamten werden magiatri ge-
wesen sein. Ygl. Dirksen Observ. ad TabuUte Heracleensis partem alteram, Berol.
1817. 8 p. 8. Savigny Verm. Schriften 3, 333.
4*) Selbst für Yermutbungen fehlt es an dem nothigen Anhalt. Wenn Zumpt
Comm. tp, 1, 91 annimmt, es sei aus jedem foTV!fn oder conciliobulum eine be-
stimmte Anzahl von Personen in die Curie des Hauptortes gewählt worden, diese
Pecuriooen hätten aber gleichzeitig auch für ihren Ort einen Senat gebildet, und
dies durch das Beispiel des vicw Augustin/ytum, beweist, welcher Decurionen für
seine Stadtgemeinde Lavinium gestellt zu haben scheint (Grut. 318, 6=398, 7:
dtturioni Z^urentium viel Aug. Murat. 158, i: dec. Laur. vic, Aug.'), so ist zu
bemerken, dass, wenn dies aus den beiden angeführten, sehr unsicher beglau-
bigten Inschriften wirklich zu schliessen ist , doch 'der vicus Augustinus keinen
eignen Senat hatte und somit für die conciliabula keine Analogie darbietet.
5) Den Namen forum hat eiue grosse Anzahl von Städten in Italien und
Oallies behalten, wie forum Clodii, Livü, Papilii, Truentinorum, Comelüy lAcinii
fplin. JV. a, 3, 116), Appii 3, 64'; PeeU 3, 107; FulvH 3, 49; forum novum 3,
107; f. Fktminii in Umbrien, Benzen 6747; f. Julii in Samnium, Mommsen
/. Ä, N. 4628; f Julxum bei AquiJeia C. /. L. V, 1 p. 163; f. JuUum oder
edonia Paeensis in Gallia Narbonensis Heuzen 5231. Auch Julium Camicum
war ein forum oder vieua, bevor es Colonie wurde C. I. L. V, 1 n. 1829. 1830.
Ueber die <ooficiiia&uia aber s. Frontin. grom. p. 55: Sunt autem loca publica
eoloniarumj ubi prius fuere conciliabula et postea sunt in municipii ius relata.
Ygl. p. 21, 18; p. 19: hoc (pppidum Interamnatium Praetutianorum in Piceno)
ajnciUabu^um fuisse ferpur fl poUea in municipii ius fclatum. Auch der vicu^
— 12 —
£a«^d^r Nach diesen VeründeruDgen erhiellen sich «war die alten
■•isdeo. pogi noch Jahrhunderte lang, aber für die Administration hatten
sie keine eig6nthflm1i<!be Bedeutung mehr^). In der Raiserzeit ist
aus dem Gau selbst ein geographischer Bezirk geworden ^) , der
einen Theil eines städtischen Territoriums ausmacht, und in wel-
chem Dörfer [vici], Herrschaften (vUiae) und Höfe {fitndi, prae-
dia) liegen ; der Sammelplatz des Gaues aber besteht, insofern er
nicht in ein cotwtlt'nbnhim oder schliesslich eine selbständige Stadt-
gemeinde verwandelt ist^), noch als Dorf fort, das, obgleich es
noch den Namen pagus führt, genau die Verfassung des vicus hat.
Es ist einer civitas untergeordnet^) , bcschliesst aber über seine
eigenen Angelegenheiten in Comitien*^, wählt in denselben jähr-
lich^) einen Orts vorstand , der sowohl prieslerliche Functionen
ausübt 7), als auch die Ortspolizei verwallet ^)y in Latium wahr-
Cen90Tglactn»i$ bei Camcrinum , welcher unter Autouinus Pius sich muniäpium
nennt (Orelli 804), wird ein conciüabulum gewesen sein.
1) Dass die j^agi administrative Bezirke gewesen und in kleinere Verwal-
tungsbezirke {yicC\ zerfallen seien (Voigt S. 80J, bestreitet mit Recht Desjardina
De iabulU aUmerUarii» p. 50. Zu Trajans Zeit lagen die Grundstücke zum klein-
sten Theil in vici», die meisten zerstreut in pagis^ ohne zu einem virus zu ge-
hören (s. die Uebersieht bei Desjardins p. XLIII (f.).
2) Ulpian Dig. 50, 15, 4 pr. : forma censuaU cavetufy ut agri sie in eensum
rtferantwr: nomen fundi cuius(iiie et in qua civitaU et in qw> pago bU et quos
diios vicino» proximoa kabeat. Siculus Fiaccus p. 160, 18. Dieselbe Regel ist
befolgt in den beiden tabulae cdimentariae (s. oben S. 8 Anm. 2) und in einer
andern Urkunde bei Mommsen /. R. N. 216. Vgl. Dig. 33, 1, 12: Oaim 8eiu$
praedia diversis pagis Malviae et Seiae legavit.
3) Ein Beispiel hiefQr ist der pagus Condatus, an dessen Stelle die Colon ie
Lugdunum trat. Boissieu Inser. ant. de Lyon p. 19 ff.
4) Siculus Fiaccus p. 164, 25. Isidor Or. 15, 2, 11 : pagi ii sunt (pü nuila
dignitate civitatis omantur — et propter parvitatem sui maioribus eivitattbus attri-
buuntur. So kennen wir von der colonia Comelianorum Ligwrum 13 pagi (Desjar-
dins p. 72), von Benevent 11 pagij nämlich ausser den in der tabula Ligurum
Baebianorum vorkommenden (Desjardins a. a. 0.) den pagus LueuHUanus') (Momm-
sen 1. R. N. 1504) und Veianus (ib. n. 1487); von Nola drei pagi und zwei
regiones (Mommsen /. Ä. N. 1981. 1982. 1983. 1989. 1990), von Pompeii einen
pagus Aug. Felix Suburbanus (ib. 2209. 2252. 2203. 2255. 2378; von Sulmo einen
pagus Fabiantu (Plin. N. H. 17, 250); von Ficulea in der Nahe Roms drei pagi
Orelli 111 ; von Voleia 20, von Placentia 15, von Parma 3, von Libarna 3 (Desjar-
dins a. a. O. p. 46), von Verona den pagus Antanaiium C. I. L. V, 1 p. 390.
5) Daher die Formeln Pagus Hereulaneus scivit (C /. L. 1 n. 571), ex
pagei seitu (ib. n. 573), ex scitu pagi paganorum FarTatic(anorum) C. I. L. V
n. 4148 = Heuzen 6132, de pagi sententia Mommsen /. R. N. 6024 «= OrelU 4948,
ex pagi decreto Henzen 6594. Mommsen /. R. N. 5474 : l(pcus') d(atu8) d(eeretd)
p(ngi) Cond(ati). Boissieu Inscr. ant. de Lyon p. 19.
6) Festus p. 371 : magistri pagi quotannis fiunt.
7) Der priesterliche Character des magisier pagi geht besonders daraus her-
vor, dass bei Opfern seine Frau als magistra füngirt. Orelli 1495,
8) Er hat insbesondre die eura viarum. Siculus Fiaccus p. 146 : vidnales
autem viae, de puUicis quae deifertuntur muniuntur per pagos , id est per
/
- t3 -
scheinlich einen mttgister ^) , anderswo mehrere magistri^) oder
aedües^)] verfügt über ein GcmeindevermOgen^), au5 welciiem es
Bauten und ßhremlenkinfiler bestreitet^), und feiert namentlich
noch immer seine altliergebrachten scicra pogonulia^ zu denen die
jährliche lustraiio pagi gehört^).
In den Entwickelungsgang, welchen wir bisher verfolgt haben, nie staatg».
hatte von Anfang an die römische Regierung in ihrem Interesse organder
fördernd und organisirend eingegriffen und in dem Grade, wie "^*
sich die rtoiische Herrschaft in Italien verbreitete, in den aus-
geführten Goionien und den als zuverlässig bewtthilen Muntcipien in itaii<»a,
und verbündeten Städten , welchen sie die unterworfenen Terri«*
torien attribuirte, Mittelpnncte für die Administration geschaffen,
durch welche es allein möglich wurde, das ganze Land von Rom
aus zu beherrschen. Als sie später Gallia cisalpina ebenfalls in X^^J^*'*
ihren Verwallungskreis zog, war es ihre erste Maassregel, auch
hior städtische Territorien zu gründen, welchen die gallischen
Völkerschaften zunächst nicht als gleichberechtigte Mitglieder der
Gemeinde^ sondern als unterthänige Insassen einverleibt wurden.
So unterwarf die lex Pompeia des J. 065 = 89, welche die Ver-
hältnisse des trans|)adanischen Galliens ordnete, die alpinischen
Stämme den latinischen Stadtgemeinden Tridentum, Verona, Brixia,
magUtro» pagorvm, qtä operaa a poMe$soribu8 ad eas tuenda» exigere tolUi «imt,
auty ut eomperkmUy unieuiqfie po9$e$wri per »inpiUos agros certa »paiia adsiyfumturf
quae tuis hnpendiis iueantur. Vgl. die Ktelle ex Ubris Magonis p. 348, 23.
1) Dionyn. 2, 76. (Niima) histks -rijv ydtpav Äita^otv th to6« xaXo'jjJi^vouc
irvfriMz xal xiT^OTTjceN 1^' ^xaOTOU tö>v nd'^iis dtp^ovra. Vgl. 4, 15. Einen ma-
giater scheint der rampanische pagiis Herettlaneus gehabt zu haben. C, I. L. I
n. 571 und Mommsen zu n. 801.
2) Auch von Kuma sagt Plut. Num. 16: eU ['•^9'^ '^v )^(6pav ^letXev, S.
icdfO'jQ iTpo;iQ'][^peu9e xal xa^ Ixarco-v ^iriaxoiTOuc ^toi^c xal irepin^Xou;. l)er
pagtis Lavemi bei Sulmo hat vier magistri OreI1{ 4941 = Mommsen /. R. S,
5351 , in einer andern Inschrift , welche demselben pagus anzugehören scheint,
kommen nur drei vor (Henzen 6.094), und magistri pagi, also in der Mehrzahl,
erwähnt Festus p. 37l, 21, während aus dei\jenigen Stellen, in welchen im
Allgemeinen der magistri pagorum gedacht wird (Feltus ep. 126, 6. Siciilu.-;
Flarcus p. 146, 8. 164, 28), und dem Vorkommen eines einzelnen maginUr pagi
(Mommsen 1. R, N. 2209. 2262. 2355. 2378) auf t^e Zahl der nuigiatri kein
Schluss gemacht werden kann«
3) Drei aedUea eines pagtu a. Mommsen /. R, N, 5474. 6475; einen OrelU
3984. £in aedilit pagi findet sich auch in Q<üUa NarboneMi» (Mommsen Annaii
1854 p. 43) und in dem pagua Qemtva (Genf) Mommsen InMcr. Jieln, n. 87.
4) So wird einem pagut eine Stiftung zur Verwaltung übergeben Orelli 4419.
5) Orelli 197. 202. Henzea 5177«. Mommsen /. R. N. 5351. 5472. 5786.
6024. 7235.
6) Siculus Flaccus p. 164. Von diesen Festen wird in den Sacralalterthä-
mern weiter die Rede sein.
▼taten.
— 14 —
Cremona , Mediolanum <) ; die Anauni , TulUasses und Sinduni,
weiche an Trident attribuirt waren, erhielten erst unter Claudios
römisches Bargerrecht und damit auch Bürgerrecht in dem muni^
cipium ^) ; den Gami und Gataii , die Octavian der Goionie Ter-
geste (Triest) zugewiesen hatte'), wurde erst unter Antoninus
Pius die LatiniUlt, alsd' auch damals noch nicht die civiias ge-
währt*). Bei dieser Einrichtung ttbemahmen die stadtischen Be-
hörden ausser ihrem Munidpalamte zugleich wichtige Functionen
im Dienste des Staates: sie stellten die Recruten der vici zur
Aushebung, übernahmen die Sorge für Einquartierung und Ver-
pflegung von Beamten und Soldaten, den Transport von Pferden
und Proviantvorräthen ^) , den Bau und die Unterhaltung der öffent-
lichen Wege ^ , in den Provinzen aber namentlich die Erhebung
der Steuern (tributa) und Naturalabgaben (annona), bei welcher
sie für jeden Ausfall mit ihrem eigenen Vermögen einzutreten
verpflichtet waren 7).
in^anPro- Es leuchtct ein, dass schon aus dem zuletzt angeführten
Grunde auch für die Provinzen die Einrichtung von Stadtbezirken
1) Plin. N, H, 3, 138: wm mml ediedat CoUianae ehUaUt XJI, «iMe tum
fuerunt hosUleSf item aUributae municipiia legt Pompeia,
2) Edict des ülandlns 0. /. £. Y, 1, 5050 Hn. 23.
3) Henzen 7168«» C. /. L. Y, 1, 532. col. 2 Un. 4: Cami Calalifue alM-
huU a divo Augueto rti jmbUcae noeirae»
4) Das. ool. 2 lin. 6 und dazu Mommseo p. 53.
5J Frontin in Oromat. p. 53: tum reepubiieae eotUrovenioM da iute Urritorii
ttolent moverty quod out indUert munera dicunt opoHere in ea parte toU, aut Ugere
Urofiem ex vico, aut vteturcu atä copias devehenda» indieere eU loeU, tguae loea
respubUeae asserere eorumtur. Sicnlus Flaccus p. 165: nam et quotien» müiti
praetereunti €diive eui eomitatui annona publica pfaeetanda eet, ei ligna aut atra-
menta deportanda^ quoerendum, quae civitatee quibus pagia huiusmodi munera
praebere eoUtae aint. Welche Yerantwortllchkeit namentlich durchreisende Ma^-
Btrate den städtischen Behörden auflegten, erw&hnt schon C. Gracchus hei OelHus
10, 3: nuper Teanum Sidicinum coneul venit. Vxor eius dixity ee in balneia viri-
libus lavari veüe. Quaestori Sidicino a M. Mario datum est negotium, uii balneia
exigerentur, qui tavabantur. Vxor renuntiat viro , parum cito aibi batneaa tradiiaa
eaae et parum lautaa fuiaae. Ideireo palua deatittUus eat in foro eoque adductua
auae eivitatia nobiliaaimua iomo M* Marina, VeaUmenta detracta »untf virgia caeäua
eat. -^ — Ferentini ob eandem cauaam pnietor noater quaeatorea arripi iuaait.
6) Siciilns Flaccus p. 146, A: et in quarundam (viarum pubUcarum) UUelam
a poaaeaaoribua per tempora aumma certa exigitur. Digest. 31, 1, 30: quidam in
teatamento ita ser^ait: rei pubtieae Oraoiaeanorum lego rn tutelam viae refi-
etendae, quae eat in eokmia eorum uaqu4 ad viam Auretiam, Dig. 50, 4, 1 $ 2.
50, 4, 18 8 7. S lö. So wird auch in Syrien ein Weg auf Kosten der Stadt
Abila (^impendiia Abilenorum Orelli 4997 « Waddington 1874), in Afrika eine
BrQckenTerbindung auf dem Wege nach Ilusicade von der Sudt CirU gebaut.
Renier Inacr. d'Alg. 2296. lieber die Wegebauten in der Schweiz s. Mommsen
Inaer. canf. HeUs. p. 63.
7) Dig. 50, 4, 18 S 26. 27. Ausführlich handelt hier&ber Kuhn 1, 49—67.
— 15 —
nothwMQdig erseheiaen musste; indessen waren in diesen die
Vorbedingungen su einer solchen Organisation nur iheiiweise und
ungletchmässig vorbanden. In den Ländern griechiscber und pho-
nicischer Gullur, d. h. im eigentlicben Griechenland, in Sicilieni
den wesilicben und sttdiichen Theilen Kleinasiens und dem car-
thagischen Afrika war das lerstreute Wohnen in Landbesirken,
von welchem auch in Aitika eine alte Kunde sieh erhalten hatte V»
schon in früher Zeit dem städtischen Leben gewieben und fanden
die Römer überall vollstfindig constituirte Gemeinden vor. Jede
Stadt hat ihr bestimmtes Territorium (regio ^, i^9^xrflui^], opoi^j, ^^^"i-
fines) und der Stadtname dient nicht allein sur Bezeichnung der
mkü sdbst, sondern gilt auch für den daxu gehörigen geogra*-
phischen Bezirk^}, in welchem Landgemeinden ohne selbständige
Verfassung, xcofiai (vici)^) und <ppoopta (castella) "^ y liegen. Es ^ttribairte
sind dies nicht durchgängig unbedeutende Dürfer, sondern tbeil-
weise Ortschaften, welche früher Stadtrecht gehabt^), aber theils
1) Bei Liv. 31, 30 sagen die Athener, delubra aibi fuUse, quap quondam
pagathn habiUnUet m parvis HUi easUUh vieisque consecrata ne in unam urUm
guiäem contrÜmti mmortt 9ui dtserta rdiquermt,
2] C. Jf, €h. 3436: ßoY)^6« iniTpöicmv ht-^iümQ 4>tXa^X^fyy)vf^. Orut, 521, 7:
tkdl. My$ia mpwiort reff(i(me) Batiarue fd. ii. im Gebiet der Golonie Ulpia liatia-
fUi) vico Cifuaco, Gr. 527, 7: natu» ex provineia Mae$ia inftriort, regioM Nieo^
politaxuM vieo 8<^i$afra. Or. 526, '3: nat Beuui natw reg, Serdiea, vioo Ma-
aari. Andere Beispiele s. bei Marini Air. p. 476. Mommsen Hermes 4, 108. In
byzantinischer Zelt heisst die rjik^t\ »elbst ^Cfei^v. S, Kuhn 2, 239. CoUeci,
Concü, ed. Harduio 11 p, 565: d-ydi Ik ^eUvufJLi, BaotXtNo6:coXiv dd bitb N(-
xaiov Y^OfA^yijv * xal -^a^ ^^ ^rjfccuv aOrTj; und bei Hierocles finden sich xmyjan,
deren Name mit hmin zusammengesetzt ist, wie 'PeY^Tro^av^öc, ^PerMapa,
'Pe^ejAWxwoi; (P. 699. 700. 701 Wess.).
3) AioCxiQatc hat verschiedene Bedeutungen und bezeichnet namentlich den
esnverUus htridicus; Stadtbezirk aber Ist es bei Cic. ad fam. 13, 53: praecipue
auUm tibi commendo negoUa eha, quae sunt in HeUesponto, primum , ul obline(d
id iuris in agri», qttod ei Pariana civitas decrevU, — deinde, $i quid tuibebil ewn
alique UeUespontio eontrover$iaej ut in tUam ((o(x7)0iv relicias. Denn der conventus
des Uellespontes war nicht in Partum, sondern in Gyzicus.
4) C. i. Or. 9893 : i^Mlc xTxat 'ACiCo« 'A^plita 2ypo« xAQjLtj;) KrjiirpoCa-
ßaMsDv, 2p(ov 'ArtOLyÄvn. Das Dorf gehörte zu Apamea in Syrien.
5) Stephanus Byz. p. 10 Mein. : t9jv ii MiXi^Ttp ''Aßut^ov. p. 151 : fort li
X6(poc ^ Kapöorq) xal t^ttoc Sid^opoc. p. 226: A'/)Xiov, iroXi^viov Botfuriac is
Tj Tcivoijpa. p. 366: Kdatvtov, opo« iv 'Aa7riv5<|j Tfj; IlaifjKpuXiac. p. 442: fori
xal hi Ku^(k<p xdi^AV] MIXtooa.
6) 8. Kuhn Die Orieeh. Komenverfassung , im Rheinischen MaAeum 1860
S. 20 ff.
7) Steph. By«. v. 'Avti^^v«« . . . iati %tA ^po&piov rfj«^ KuCtxi/vfjc und die
von Kuhn 2, 251 angef&hrten Stellen.
8) Strabo p. 436 : IxTtoc tik AT](Jkif|tpie; 6 icoXiopXT^r^c lirifivuuov iauro^ nfjv
AY^^AtjTptdiia — — Tok itXTjotov itoXl^a« «U aWjv o*>vocx(aac, ni^Xetciv tc mal
ria^aoac %a\ 'OpiAiviov, (fn hk 'PiCo^ma IriitiAla 'OXtCAva BoißT^v 'kuXx^v, at
^ vuv ebi Xi&{Mlt Tf)c Ai)ptT]Tpi<ifto«.
— le-
in Folge von Veranonng i) , Iheils unter dem Rinfloss pdittseher
Verhältnisse ihre Selbständigkeit verloren hatten^, theilweise auch
Fledien , welche durch gttnsiige Lage aufblähten und seUiesslioh
zu Städten erhoben wurden ^) . Alle Komen haben, wie die römi-
schen vici, ihr Geroeindevermtigen (xotvov)^), fassen Beschlüsse^)
über Erriditung von Bauten und Denkmälern*), wählen ihre Ge-
roeindebeamten (x«*pLapxai) ^)) xahlen aber Abgaben an die Stadt-
gemeinde und sind dem Gerichte derselben unterworfen^).
Die späteren Griechen definiren die Provinz gradezu als einen
Complex von Städtebezirken ^) ; und es handelte sich bei der
Einrichtung der Provinzen dieser Ciegend in erster Stelle nur um
die Bestimmung, welche Städte als selbständige Gommunen an-
1) Strabo 14 p. 636 : MuoOc, H-la t6»v 'IdEScDV t&v hihh^xa, •?) vw hi ÄXt^avSf^tav
MtX7]9(otc aufiTceTTÖXiorat.
2) Es war dies iheils in Tonomischer Zeit gesdieben, theiU gescliah es
durch die Romer. Um nnr einige von den Beispielen anznfQbren, die man bei
Kuhn Verf. dea R. Reichs 2, 41 ff. gesammelt findet, so wurden nach und nach
von den Romern die Stadt Haliartns in Bootien nnd die Inseln Skyros , Imbros,
Lemnos, Dolos, Aegina, Keos, Skiathiis, Peparethus und Kephalenia an Athen
attribuirt (Polyb. S(f, 21 (18). Appian B. C. 5, 7. Dio Cass. 69, 16), und der
Kaiser Severas nahm der Stadt Byzantiam, welche auf Seiten des Niger gestan-
den hatte, nicht nur ihre Freiheit, sondern auch ihr Stadtrecht (xö d^dofia t6
7roXmx6v), machte sie zu einer x^^t) und übergab sie der Stadt Perinth als
Eigenthum. Dio Cass. 74^ 14.
3) So sind z. B. die Orte Ancyra, Synaus, Oadi in Phrygia Epictetus im
ersten Jahrhundert vor Chr. aus Komen zu Städten geworden. Waddington In
Le Bas Voy. Explieation <U$ irueripüofu III, p. 257.
4) An diese Dorfcasse werden Strafgelder gezahlt in den Bithynischen Komen
Lesa und xd){x7] *ApßeiXavwv. "Waddington n. 1171. C. /. Qr, 3785.
5^ Waddington n. 2505 : ÄoSev rote ditö Ka>[p]tvoü X(6|ji7)c ^ xoiv^c aluTÄv]
6) Eine Rome beschliesst einen Bau h. xoivwv dvaXoofKifxoiv x^< X((>|jl7)C
(Waddington 1963), oder ij ISIobn (n. 2399), oder es heisst: ol dtzb xAjitjc
[xoivöv T?ic] x<6fi72( ix TTpovoia« xal aitouS"^« xtfjLtcDxdxoiv Öioixtjxwv (folgen
drei Namen) : xoiTO'j; 7t<ivj OTtouSaiouc xififATjc iireXi^axo (^fjioc. Wetzstein Gr.
n. Lat. Inschr. in Abliandl. der Berliner Academie 1863 S. 308 n. 151.
7) Die xcGjAT) MuXetxdiv bei Philadelphia auf dem Wege nach Sardes hat
zwei 7UxifAap)^at. Waddington n. 1669. In Bataiiaea in Syrien haben die Komen
einen orpaxrjY^C (Waddington n. 2399), in Aegypten einen xai(jiOYp(zpL{Aaxe6c.
8) Theodoret. hUt, relig, c. 2 T. UI Vol. II p. 1126 ed. Schulz: iv xoTc
itepi x^v FivSapov ^«pCoic, xdtfiT) hk aöxij [leYloxt] xeksX^ bizb r^s 'AvxtOYCiav
xexttYpivn. Jnsdniani Nov, 89 c. 2 S 2 : x^ iriXet — &^' -^v xö y wpiov ^ xd t?j<
x(&fi.inc xeVoiT). Dio Chrysostomus sagt in einer in Prosa gehaltenen Rede II
p. lo3 R. : eu Yolp faxe, Zxi xal xoic olxo^opi'^p.aoi xal xai« iopxatc xal x<j)
oixdCetv a6xol xal xcp (i.:^ irap' Mpoi^ i^T(K,t9%ai fLrfii ouvxeXelv d^Xoi; , xaddlnep
olpiai xi&f«.i]v, Tcäot xo6xotc ouvaCpeo^at iiitpuxe x6 ^p6vv)(jka x<mv TcöXemv.
9) S. die Stellen bei Kuhn 2, 5.
— 17 —
erkannt, und welobe Ortschaften denselben attribnirt werden soll-
ten, mit einem Wort um die Feststellung einer bestimmten Zahl
von Stadtterritorten , welche für einen Theil der Provinzen auch
ausdrücklich überliefert oder annähernd festzustellen ist. Dodi
wurde es zuweilen fUr zweckmässig erachtet, einer Korne das
Stadtrecbt zu verleihen, oder mehrere kleinere benachbarte Orte
in der Art zu einer Commune zu vereinigen, dass alle darin glei-
ches Recht erhielten, einer aber Sitz der Verwaltung wurde.
^ Für den ersten Fall haben wir ein zwar einer späteren Zeit
angehüriges aber urkundlich überliefertes Beispiel an Orcistus in
Phrygia sahUaris. Dieser Ort war seit alter Zeit eine Stadt ge-
wesen, und hatte noch unter M. Aurel (471 — 480) vier Archen-
ten^), eine Gerusie und einen 8^(ioc^), verlor aber darauf das
ius cvüüntis und wurde eine xcofiiQ der benachbarten Stadt Na-
colia, wo nunmehr seine Grundbesitzer eingeschätzt wurden. Erst
Gonstantin d. Gr. verlieh im J. 334 durch eine Verordnung, in
welcher er es für PQicht erklärt, neue Städte zu gründen und
alte zu erhalten und zu heben ') , den Einwohnern von Orcistus
aufs Neue das Stadtrecht, in Folge dessen sie nun aufh($rten ihre
Abgaben nach Nacolia zu zahlen, und seihst, gerechter als es
unter dem fremden Regimente geschehen war, das tributum auf
die possessores ausschrieben. Der zweite Fall kommt vor in Ly-
oien, wo die vier Ortschaften Aperlae, Simena, Apollonia und
Isinda zu einer Gemeinde zusammen gelegt waren, eine ßouXi^
hatten, und einen B^(to< bildeten^).
Ganz andere Verhältnisse fanden sich bei der Organisation ^«;>«s^^-
^ Anlagen Ton
der übrigen Provinzen vor, von welchen eine, nämlich Aegypten, ^^l^^j-^^
eine seit den ältesten Zeiten fest ausgebildete ' centralisirte Ver- ^^rt-
waltung besass und auch unter der römischen Herrschaft behielt,
die meisten aber sich in verschiedenen Stadien desselben Ent-
wickelungsprocesses befanden, welchen die Länder italischer, grie-
chischer und cartbagischer Bevölkerung längst durchgemacht hat-
1) C. /. Gt, 3822b«. 2) C. /. Gr. 3822 b.
3) C. I. L. III n. 352. Die citirte Stelle ist zwar lackenhaft, aber doch in
der Hauptsache deutlich: ineolae Oreutiy Uan twne oppidi et cMtatU^ iueundam
mimipctniiae nostrae maieriem fratbuertmt. Quibus enim sUuUwn eat, urbes vel
novo» condert vti UmgaeoM erudire v€i inUrmoHuas repa/rcart -^ — . Der Schloas
des Satzes fehlt.
41 S. Waddington zu n. 1290. Vgl. 1292: 'ATccpXctTwv «ai toiv 0'>ivmXc(-
TcuofJifiov i7| ßGoX-^ xal 6 ^(Aoc. Dass Aperlae der Sitz der Regierung war, zeigt
n. 1296: Bcpve(xT) *AXx((i.oy 'AirepXra; drzh 2i(A'f)vaiv.
Böm. Altortk. IV. 2
— 1» —
ten, und welchen im Intereeee der Adminisiration cu fordern die
Rtaier als ihre Aufgabe betrachteten. In den spanischen Provinzen
war bei ihrer Entstehung die Gauverfassung noch in voUer Gel-
tung, aber während Agrippa bei seinen statistischen Aufoabflien,
welche Plinius seinem Berichte zu Grunde legt, in Hispania Tar--
racwiensis 293 Gemeinden (popuH, civUates) vorfand, von welchen
479 sich in einer Stadt {oppidum) concentrirten , 444 aber keine
Stadt besessen, so zählt Ptolemäus, der unter Antoninus Pias
schrieb, in derselben Provinz 248 Städte und 27 ländliche Ge-.
meinden ^j ; die gallischen Provinzen bestanden ebenfalls Ursprung--
lidi nicht aus Städtebezirken, sondern aus Yölkerschaft^i, welche
cwücUei genannt wurden und in Gaue zerfielen, aber im naiito-
nensischen Gallien vornehmlich nahm die StädtebilduBg einen
schnellen Aubchwung ; in den dstlichsten Provinzen, in Galataen,
Gappadocien und den nicht gräcisirten Theilen Syriens entstanden
zwar langsam aber doch fortwährend neue Gommunen und
selbst in den Uferländern der Donau und in Nuraidien und Mau-
retanien hatte die durch die militärische Besatzung sich v<ril-
ziehende Romanisirung zahlreiche Städteanlagen zur unmittelbaren
Folge 2). Wie nun einerseits die Gommunen, wo sie vorhanden
waren, zu grösseren Verwaltungsbezirken zusammengelegt und
mit dem Gentrum der Regierung in Rom in Verbindung gesetzt,
andererseits fttr die Länder, in welchen Stadtgemeinden nur in
unzureichender Zahl vorhanden waren, andere Grundlagen fttr die
Administration gewonnen wurden, werden wir in dem ersten
Abschnitte der folgenden Erörterung nachweisen, in welchem wir
den Zustand Italiens, insofern dasselbe ein Ganzes bildet, und
die sehr disparaten Verhältnisse der Provinzen zur Anschauung
bringen werden, während der zweite Abschnitt die Verfassung
der in Italien und den Provinzen enthaltenen Stadtgemeinden
besonders behandeln soll.
1) Detlefsen im PhUologus Bd. 32 S. 604 IT.
2) Um hier nur ein Beispiel von vielen anzufahren, go war die nachherige
Colonie Apulum in Dacien (Carlsburg) zuerst ein vicus^ der unter magUtri stand
und Canabao hiess. Seit 142 n. Chr. hatte dort die Ugio XIII gemina Ihre eastra
staUva, unter Antoninus Pitts wurde die Stadt grosser und 168 Sitz efnea i>ro-
euraior. S. Mommsen C. /. L. III p. 182. Ausfnhrlich handeln hierüber I. Vetter
Ueber das röm. Ansiediangs- und Befestigungswesen — so wie Ober den Ur-
sprung der Städte und Burgen — im södwetslichen Deutschland, Karlsruhe 1868
4. und Mommsen im Herme« 7, 299 ff.
Italiens.
A. Italia.
Der Name Italien, ^welcher nach Niebuhrs Ansieht^) Ursprung* ^j^f^;^
lieh die alten Wohnsitze der Oenotrer oder Italer zwischen dem
Tiber und dem Vorgebirge Garganus bezeiehneley und durch
diese, als sie von den Sabellem verdrängt wurden, auf die Stid-
spitfee Italiens, das Land der Bruttter, übergingt), wurde erst in
Folge der Ausdehnung der römischen Herrschaft über die ganee
Halbinsel verbreitet. Geographisch reiohl schon ini sweiten Jahr-
hundert V. Chr. Italien bis zu den Alpen ^) , aber staatsrechtlich
wird es nach dem Kriege mit Pyrrhus im Norden durch die Flüsse
Arnus und Aesis begrenzt. An der Westseite haben sich in der
Gegend von Livorno noch spater zwei Orte ciiialten, welche den
Namen ad fines führen, und die alte italische Haii. bezeichnen^];
denn die Macra, welche in der Kaiaeraeit die 9te Region (Ligu-
rien) von der 7ten (Etrurien) scheidet^), gehörte im J. 569=185
noch in das ligurische Gebiet^), welches erst 574=480 erobert
wurde ^) ; auf der Ostseite ist der Aesis ^) bei Ancona der Grenz-
fluss zwischen Italien und Gallien; denn das Gebiet zwischen
1) NlelmiiT R. 6. 1, 17.
P. 2
3) Im J. 183 V. Chr. lägst Livius 39 , 54 den Senti den Qesvidten eines
gaUisehen Stommea, welcher Über die Alpen gekommen war, erSifnen: neque
iUo$ TteU ftciue^ ipium tn ItailUam venerhU, oppidumque in alimo affro nuMhu
Romani mapistfatus ^ qui ei frovinciae praeeMeij penrnsMu aedifieare eonati $int,
Aveh Polybins giebt sis Noidgrenze ItaUens die Alpen an 2, 14. 3, 54; ebenso
Cato Orig, 4, 11 bei Serv. ad Verg, Aen. 10, 13 : Alpe$ — quae $ecundum Ca-
lonem ti Umfum muH viee luehamtuir ItaUam nnd bei Liv. 21, 35 zeigt schon
Hannifaal von den Alpen aus seinen Soldaten Italien: mUiUbua Jtaliam o$tentat
^motnSaijue eos tum transeendere non ItaUae modo ud tiiam tuhU Romae,
4) Mommsen R. 0. 1^, 432 Anm.
5) Plin. N, H. 3. 49. 50.
6) Uv. 39, 32, 2.
7) Li?. 40, 41, 3.
8) Strabo 5 p. 217: &uov ^k tQ^ X^'^P^ Taön^c» ^c* ^^ KcXtix^^i
xaXoO(A€v, irp^c t9jv Xotirf)v iroXiov t6 xe 'Aicf/vtvov ^po( xh \jtI^ t^( Tuppi^-
2*
2) Von diesem braucht den Namen Antioehus von Syncus bei Strabo 6
. 254.
— 20 ~
Aesis und Rubico (jetzt Fiamicino) ^) mit seinem Hauplorle , der
486=268 gegründeten Golonie Ariminumy gehört nicht mehr lu
Italien , sondern führt den Namen ciger Gailicus ^) oder provincia
Arimmum ') . Es ist bekannt , dass dies in der Folge geändert
wurde, und dass, als im Jahre 59 v. Chr. Cäsar durch die lex
Vatinia die gallischen Provinzen erhielt^), der Rubico die Grenze
Italiens bildete^), so dass die südlichste Stadt Galliens Ravenna,
die nördlichste Stadt auf der Ostseite Italiens Ariminum war^);
über die Zeit aber, wann diese Veränderung eintrat, wird ebenso
wenig etwas berichtet, als über den Ursprung der Provinz Ga/-
Ua cisidpina, in welchem aller Wahrsdieinlichkeit nach die Ver-
anlassung der neuen Grenzbeatimmung zu suchen ist» Dies Land,
welches die Römer im J. 563^494 in ihre Gewalt bekamen^) und
seitdem durch Anlage verschiedener Colonien sicherten^), wurde
unzweifelhaft nicht sofort einem eigenen Statthalter (ibergeben,
sondern lange Zeit, wie halien, von den römischen Behörden ver-
waltet ; wer es zuerst von Italien trennte, ist eine streitige Frage,
über welche man die verschiedensten Vermuthungen aufgeslelH
hat^); nadi Miummsens Ansicht war es Sulla, der im J. 673=84
v(ac dTTcl^^ietxTo xal 6 Alffi; noTapiö«, öorepov 8e 6 Touß(x«v. p. 227 : irp^repov
fiiv YC f^N AIow licoiouvro 5piov, TtÄiv hk "rtv 'PouplxoBNa Ttorotjxöv.
1) L. Tonini Rimini aoanti ü prineipk) dell' tra vclgart, Rlmini 1848. 8
p. 82.
2) Liy. 24, 10, 3 : iussique in provincüa manere Ti. Oraeehua Luceriaey
C. Terelit JIM Vairro in agro Pieevto, M\ Pön^oräut in OaUiüO,
3) Liv. 24, 44, 2; 28, 38, 13 (J&hr 205 v. Chr.): twn praetoriae protun-
eiae in $ortem coniectae. Urhana Cn. Servilio obtigitj Ariminum (ita GaUiam ap-
peUahant') 8p. LucreHo, SieÜia L. Aemilio^ Cn. Ociafno Sarditda. Vgl. Voigt
/im naturale 2, 357 ff.
4) Suet. Caes. 22: et initio quidem OalUam Cisalpinam Jüyrieo adieeio lege
Vatinia aeeepit. Dio Cass. 38, 8. Appian. B. O. 2, 13. VeU. 2, 44.
5) Cic. Phil. 6, 3, 5: an iUe id faeiat, quod paulo ante deeretum est, «I
exereÜMtm citra flumen BiAiconem, qui pnia est GalUae^ edureretP Suet. Caea. 31.
Plnt. Com. 20. 32. Appian. B. C. 2, 35. Lucan. 1, 185 ff. Plln. M H. 3, 115
6) Appian. B. C. 2, 32, 35.
7) Liv. 36, 38.
8) Mommsen R. O. 1*, 676. 677. A. W. Zumpt De OaUia Bomanorwn pvö^
vincia In 8tudia Bomana^ Berol. 1859. 8 p. 5 ff.
9) PlghiuB Annal. Vol. II p. 140 datlrt die Provinz von 217 v. Chr.; Voigt
Ju$ not. 2 p. 359 und ihm folgend Walter Gesch. d. R. Rechts 1 $ 245 neh-
men an, dass die Provinz Ariminum 548=206 eingerichtet und dann allmihlich
zu der Provinz Oallia Cisalpina erweitert worden sei ; allein das ist durch Zumpt
a. a. O. ausser Frage gestellt, dass das cisalpinische Gallien zu den Provinzen,
welche j&hrllch einen, besondern Statthalter erhielten, wenigstens bis auf die Zeit
des Sulla nicht gehorte. Auch die von Zumpt noch nicht benutzte Stelle des
Oranius Licinianus p. 39 Bonn. : data erat et fhdlae provincia Oaüia eiaalpina
widerspricht dem nicht; sie bezieht sich auf das Jahr 89, in welchem SoUa
— 21 —
sowohl die EinricbtuDg der cisalpinischen Provinz als die Erwei-
terung Italiens bis zum Rubico vollzogt) ; und in der That scheint
die Reihe regelmässiger Statthalter der Provinz Gallia cisalpina
schon mit dieser Zeit zu beginnen^). Dieselbe dauert aber nur
bis zum J. 718=48, in welchem die Provinz wieder aufgeho-
ben 3) und die Grenze Italiens nördlich bis zu den Alpen, dsüicb
bis zu dem Flusse Formio (jetzt Risano] bei Tergeste (Triest)
vorgeschoben wurde ^], bis endlich Augustus bei der Eintheilung
Italiens in 4 \ Regionen die zehnte Region (Venetien und Histrien)
noch weiter südöstlich bis zum Flusse Arsia ausdehnte ^).
Auf diesen Umfang Italiens wird sich die nachfolgende Erör- ^iJ^^jJ'^
terung der politischen Zustände desselben beziehen, bei welcher wickeinng.
wir drei Perioden unterscheiden, von denen die erste mit der
allmählichen Unterwerfung der italischen Völkerschaften, die zweite
mit der lex Julia (664=90) und Plauiia Papiria (665=89], die
dritte mit der Regioneneintheilung des Augustus beginnt.
Legat des Consuls L. Oato war (Drumaiin 2, 433), so dass damals wie früher
GaUia daalpina unter einem der Oonsoln selbst stand. Wenn aber Znmpt p. 70
die Einrichtung der Provinz erst der Ux Vaiinia (59) zuschreibt, so scheint mir
diese Annahme za weit zu gehn und auch mit den historischen Zeugnissen
schwer zu vereinigen. [Borghesis Untersuchung bei Toi^inf a. a 0. p. 151 if. hat
ebenfalls zu keinem sicheren Resultate geführt. S. Mommsen C. /. JL. I n. 583.
1) Mommsen R. 0. 2, 361 Anm. erinnert namentlich daran, dass Sulla das
pomoerium erweiterte, was nur geschah, wenn die italische Grenze vorgerückt
wurde. Seneca de hrevüate vii. 13 : SuUam uUhnum Romanonan protuli$$e pomoe-
rfcim, (juod nunquam provintiali ted ItaUeo agro adquisito proferre moris apud
antiquos ftät. Dio Cass. 43, 50. Tac. Arm, 12, 23. Der Mommsenschen Ansicht
ist auch Lange Rom. Alterth. 3, 160.
2) So heisst im J. 72 Cassius 6 tijc itepl Ilaftov roXaxCac oxpaTTiiföc Plut.
Cra$9, 9 und im J. 62 verwaltete Q. Metellus Geler, nachdem er 63 praetor gewe-
sen war, OaükL eUaipma als propraetor. Oic. ad fam. 5, 1 und 2. Plin. N, H,
2, 170. Mala 3, 5 p. 72, 22 Parthey. Pio Cass. 37, 33. Drumann 2, 26.
3J Mommsen 0. /. L. 1 p. 118.
4) Plin. N. H. 8, 127 nennt den Formio antfgtius oticfae Haliae temUnw,
Vgl. Ptolem. 3, 1, 27.
5) PUn. N. H. 3, 44. 129. 132. 150, Mommsen C. /. L. V^ 1 p. 1. Vgl.
Strabo 5 p. 210: 6^ o£ Tcoxe, d^* ou (uriiooav 'Pofxaioi toT; ItoXitivTaic t^v
(ooiroXtxeCav, ISo^e *al toU trzb^ *AXto®v FaXdlTaic -xal 'EvctoTc ti?^^ aWjv
ditoveifAai ti{at)v, icpo^a'yopcDaat ^e xal ItaXuörac icdvxoc *aX T(o(xa{ouc.
— 22
Erste Period*.
Italien Tor der lex Julia ^) .
Erwditonmg Bei den ersten Erweiterungen des rdmischen Stadtgebietes
gemeiBde waren die benachbarten Gaue völlig in dasselbe aufgenommen
worden ; mochten die Ueberwundenen nach Rom ziehn ^) oder
auf dem Lande bleiben, so bildeten sie einen Zuwachs der Stadt-
bevölkerung und wurden in ältester Zeit dienten des Königs,
* 1) FAr die Behandlnog der stMttsrechtUcheii Fragen , welcke in diesem Ab-
■chnitte zu erledigen lind, liegt eine ebenso grosse Scbwierigkeit ¥or in dem
ärmlichen und unzoreichenden Quellenmaterial wie in der Masse neuerer For-
schungen, welche, zum Theil mit aosserordentliehem Scharfsinn dnrcbgeffihrt,
doch zn ganz disparaten Ergebnissen gelangt sind. £s war nnmSgllch in den
engen Grenzen eines Handbuches auf eine Kritik dieser Ansichten einzugehn,
und es schien mir zweckm&ssiger, den Zusammenhang der Thatsaehen, wie leh
ihn auffasse, bestimmt und vielleicht einseitig darzustellen, als durch eine 0e-
gen&berstellung entgegengesetzter Behauptungen den, welcher sich zuerst über
diese Fragen orientiren will, zu verwirren. Bei weiterer eigener Forschung ist
auf die folgende Literatur zurAckzugehn : Sigonius de antiquo wm popmU Bo^
mani^ Ups. et Halae 1715. 8. Vol. I p. 342 ff. Spanhemii OihU Homasm»
ed. Heineccins, Hai. et Lips. 1728. 4. I c. 7. J. Wasteau dektrett turUd. nrn-
nicip, Lugd. Bat. 1727, auch in Oelrichs Thet. diu, H, 2 p. 233 ff. TrekeU
SeUeiarum aniiquUalum pan prbna, Hagae Comit. 1744. 8. Maiochii Commen-
tariorum in ameat tahulas HeraeUetm» P. I et II. Neapol. 1754. foL p. 389 ff.
Niebuhr R. G. 2, 56 ff. Madvig dt iure et eondicione eoUmiarum popuU Bonumi
in dessen Opuec. Havniae 1834 p. 208 ff. CG. Zumpt Ueber den Unterschied
der Benennungen Municipiunif Cototua, Praefeetura im röm. Staatsrecht; in den
Abb. der Berliner Acad. Hist. phil. Classe 1839, auch einzeln abgedruckt mit
der Abh. über die Ritter, 1840. 4. Chr. N. Grauer De re munie^pali Romano-
nun particula im Programm der Kieler Universit&t 1840. Peter Das Verhältniss
Roms zu den besiegten italischen Städten und Völkern bis zur lex Julia im J.
90 T. Chr. in Zeitschr. für Alterthumswiss. 1844 N. 25 — 28. Rublno Ueber
die Bedeutung der Ausdrücke nvunieipium und mmnieepe, in Zeitschr. f. Alter-
thumswiss. 1844 N. 109—111; 121-124. 1847 N. 86. 87. 100. 101. 121-123.
Kiene Der rdm. Bundesgenossenkrieg, Leipz. 1845. 8. Rein Diet. de Bomano^
rwn munidpüe, Eisenach 1847. 4 und in Paulys Kealeneyci. 5, 212 ff. Kiene
in Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1849 p. 219 ff. Kuhn in der inhaltreichen Re-
oension der ersten Ausgabe dieses Bandes (Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1854
N. 57 — 59; 67 — 69), deren Ergebnisse ich im Einzelnen dankbar benutze , in
Betreff der Municipien mir aber nicht habe aneignen können; Voigt Das im eivile
und iu» gefUium der Römer, Leipzig 1858. 8 S. 280. Walter G. d. R. Rechts $ 80 ff .
Puchta Institutionen $ 60 ff. A. W. Zumpt De propagatione eiviiaUe Rom, in
atudia Romana, Berol. 1859. 8 p. 364 ff. Mommsen Die röm. Tribus S. 157.
R. G. 13, 339. 349 und besonders Gesch. d. Röm. Münzwesens , Berlin 1860. 8
S. 308 ff. Haeckermann SentenUarwn aliquot de municipiis Bomanorum poet Nie-
huhriwn propoeitarwn examinatiOy Stolp. 1861. 4. Dubois Essai sut Us munieipee
dans le droU romainy Paris 1862. 8. Zoeller De eiviUUe sine suffragio et muni-
cipio Bomanofum. Heidelberg 1866. 4. Vilatte De propagatione eiv. Bom. Bonn
1870. 8.
2) So die Albaner unter Tullus Hostilins Liv. 1, 29. 30. Dionys. 3, 31;
die Einwohner von Politorium unter Anous Liv. 1, 33.
— 23 —
hernach rtfmisebe Plebejer^, insofern nicht, was unler den Kör-
nigen und in den ersten Jahren der Republik vorkam, ein Theil
der anziehenden Familien unter den Patriciern Aufnahme fand^).
Nach der Eroberung von Alba longa trat Rom in ein aequum ^»tiDer-
foedus mit den Latinern, welche damals eine Eidgenossenschaft
von 30 Städten bildeten ^j, deren Vorort Alba gewesen war^).
hl dessen Stelle tretend erhob Rom von Anfang an den Anspruch
auf ein Protectorat des Rundos; das Widerstreben der Latiner
fahrte zum Kriege^}, und die Reendigung desselben unter Tarqui-
nius Prisctts hatte die Folge, dass die Latiner zwar dem Namen
naeh oufiiia^oi blieben, aber factiscb von Rom abhängig wurden^.
Durch die Anlegung eines gemeinsamen Heiiigthums auf dem Aven-
tinus, welches den frttheren Zusammenkunflsorl der Rundesmitr-
giieder am Quelle der Perentina im Albanergebirge 7) zu ersetzen
bestimmt war, bezeichnete Servius Tullius zuerst die neue Hege-
monie Roms^), welche Tarquinius Superbus in eine völlige Ober-
herrschaft verwandelte^). Die Demüthigung Roms durch Persona
(247 = 507] gab indessen den Latinern Gelegenheit, das ihnen
aufgedrungene Joch abzuschütteln, und der im J. $58=496 be-
gonnene Krieg, wenn auch vorläufig durch die Schlacht am See
Regitlus zu Gunsten der Römer entschieden, führte doch am Ende
im J. 264=493 zu der Erneuerung des Ründnisses durch Spu- B*i»*ni««
rius Gassius^^}, in welchem ewiger Friede zwischen beiden Gon- cauins.
1) Mommsen R. G. 1, 88. R5m. Forschungen 1, 338.
2) Liv. 1, 30: principes Albanomm in patres — ^pit, TuUios , 8ervUio$,
QuttkcUos, QtganioSy Curiaiios, Cloclioa. Im J. 250 — 504 wurde der Sabiuer Attus
Clausus unter die Patricier aufgenommen. Llv. 2, 16. Dionys. ö, 40. Plut. Publ.
21. Suet. m. 1. Tac. Ann, 4, 9j 11, 23.
3) Dionys. 5, 61. Mommsen R. Q. 1, 337 Anm.
4l Dionys. 3, 10. 11. 31. Llv. 1, 52, 2. Festus p. 241, 10.
51 Dionys. 3, 34.
6j Elvai ^(Xouc 'Pom-aliuv xal ou(jkfjidl^ou; Äiravra TTpchrovra; 65« av ixeivot
xcXe6cDat<v sagt Dionys. 3, 54. Vgl. Llv, 1, 35 — 38.
7) Dionys. 3, 34. 51.
8] Liv. 1, 45: ea erat eonfetsio, eaput rerwn Roniam esse, de quo ioües
armis eertafum fuerat.
9) Cic. cfe ftfp. 2, 24, 44: omnc I^Hum hello devicit, Llv. 1, 52. Dionys.
4, 49. Vgi. LlT. 1, 50—52. Dionys. 4, 45—48.
10) Liv. 2, 33. Cic. pr . Balh. 23, 53. Diony». 6, 95. Die Worte des Bünd-
nisses sind: 'Pa>(Aa(ou ^ f^U Aarfvoiv tc^Xeocv Andmui tipifTq icp6c dXX'^Xouc
loT€B (^pic Äv o6pav6c Te *at rJj t?Jv aOt^v ^rdtav^ iy;m9i ' xa\ jiwrc aixol ito~
Xs(Ae(To9av itpö« dAX-ZiXou« , fx-Zir äk'Ko^t^ icoXepiCouc iitotY^woctv, fiTjr« tot« im-
o^pouoi icöXcfjiov 6$o6; iTapeyite>9av do^XcT^, ßoT)^iTa»9dv tc toic icoXefAOU(iftfOtc
aicdaif^ ^dfui, Xa^6pe9V Te W Xc(ac xfj; ^ iroXif&oiv xotvdbv t6 toov Xa^Y^v^-
Tooav piipo( ixdtf pot ' x&s is Idtnttxwv oufJkSoXaioiv al xpbct« iv "^fiitpaic
Itr^miOQCV ftlxoty itop oIc.£n ftrqzat xb oufApöXaiov.
— 24 —
trahenlen, gegenseitiger Beistand im Kriege, gleicher Antbeil an
der Beute, Wechsel des Oberbefehls über das Heer swisohen
beiden Tbeilen ^) , eine Bestimmung ttber Geld- and Pfendge-
Schäfte^) und ein gerichtUcbes Verfahren fUr Processe aus Gon<^
tracten festgesetzt wurde. Das ist das aequum foedui^ welches
iMpoiiü«. von Dionysius als Isopolitie bezeichnet wird ') , d. h. als ein
Rechtsverhäitniss , nach welchem ddn Hitf(liedem zweier oder
mehrerer selbständiger und von einander unabhXng^;er Staaten
gleiche Fähigkeit tu Erwerb von Grundbesitz und beweglichem
Vermögen {commercium), zur Schliessung von Ehen [cotmubium)
und zur Niederlassung in jeder der Bundesstddte zugestanden
wird^). Das Commercium haben die Latiner sowohl unter sich
als mit den Römern unzweifelhaft gehabt^); connubium bestand
zwischen den launischen Städten ebenfalls ^) , und auch zwischen
Rom und Latium wird es unter denjenigen Beschränkungen be-
standen haben, welche zu einer Zeit, wo in Rom selbst zwischen
1) FestüB p. 241 nach Müllers Lesang: praetor ad portam nunc $aMaUtr
i«, qui in prooinctam pro pratiore aut pro connUe exü : eutiu rei morem ait ftüue
Cindut in übro de eontuium poiestaU taltm : Alhanos rerum pofitof usque ad 2W*
hon regem; Alba deinde diruta usqtte ad P. Deeium Murem cos. populot LaÜnoe
ad Caput Ferentinae, quod est sub monte AlbanOj eonsuUrt solitos et imperium
communi eonsiUo administrare, Itaqu/t ijao aitmo Romanos imperaiores ad exereüum
mittere oporteret i%AS9u nominis tioiiniy complures nostros m CapUolio a sote Oriente
auspiciis operam dare solitos ubi aves addixissent , militem iUumj ^i a communi
LaUo missus esset, iUumj quem aves addixerofUf praetortm salütare aoUlum, qui
eam provineiam optineret praetoris nomine,
2) Festus p. 166^, 24: item in foedere Latino: ,,petfufiiam quis nanciior,
kabeto** et: ,,«' quid pignoris naneiseüur, sibi habeio.^*^
3) Dionys. 8, 70: AaTCvow« — eU ffMvrfix ao'rfyffx'^t rrjc looitoXttclo« |Ae-
TaEo6c* 8, 74: ^'Epvtxac (atv fäp xal AatCvouc, oU veoiotl ^&(6xafAev r^v (aoTco-
XiTclav — . 8, 76 : toi« Ö2 (oonoXlTaic ; ebenso wird 8, 77 mit Sylbnrg und Nie-
bahr R. G. 2, 56 zu lesen sein: Aaxlvou« [i,h npäärov, oU dn^ri ^okiteiai
xoivfj« d^toD^jvai, pi-ya cixü^^ifiia i^70U|jlIvoi<, e( %a\ xaüTrj; t^^^oiev, oö (aövov -J^v
nxouv ioo7CoX(Te(av (der Cod. Ürblnas hat iroXiTciav) SttaTo« cuv ivapioato, dlXX'
6Ti xal Töv ix xoD TroXiuou XGi^6pfov idv xoivifj Tfiyijrai orpatcla t^^ TpCxrjv
i^t^iaaro SlSoo^ai. Vgl. 7, 53. 6, o3.
4) UauptqueUe für die Definition der Isopolitie ist der Vertrag der erotischen
Gemeinden der 'leoairötvtot und Ilptdvoiot. C. /. Or, 2556: 'IcpaTcmvloic xal Ilpiav-
otou ^fA^ ^ap' dXXdXotc isonoXiTciav xal im-^a^kiai^ (connubium) xal ivxTT]Otv Qx>m-
mereium') xal fi^xoydv xal ^eCcov xol <ivdp»7riv«v itcfvrwv, 8ffoi xa fovn ^fMpuXot icap'
ixaxipoii, xal ico>llövTac xal divospiivoc xal ^avelCovrac xal ^vetCofiivoc xal tdXXa
TcavTa ouvaXXo^aovrac xuploc 'Qfi^v xaxd xöc (ticdlpxovToc icap' ixoripotc vÖ(m><.
i££oT(» (e TW Te ^lepanurvlip 9ice(pev iv Ta üpiaval^L xal xtp flptavstsi iv xf
'lepaTTuxvCa , oiddot xa xiXea xaddirep oi dtXXoi ttoXixai xoxd x6c vöpioc x6c ixa-
xipT) xsifjievoc. X. X. X. Vgl. den ähnlichen Vertrag zwischen AUoria und Creta
und Faros n. 2557. Viel häufiger wird einzelnen Personen die Isopolitie ertbeilt.
5) Walter G. d. R. R. § 227.
6) Es wurde im J. 338 aufgehoben» bestand also vorher. Liv. 8, 14. 9, 43.
— 25 —
Pairiciern und Plebejern die Ehegemeinschaft ausgeschlossen war,
vorausgesetzt werden müssen ^) ; auf die Niederlassung von Lati-
nern in Rom werden wir später zurückkommen , hier erwähnen
wir nur, dass den in Rom angesiedelten Latinem sogar ein be-
schränktes Stimmrecht in den Tributcomitien und zwar in einer ^"^^^^^
für sie besonders ausgeloosten Tribus gestattet wurde 3). Der ^^^^'
durch den Cassianisdien Vertrag aufs Neue constituirte Bund, in
welchen im J. 268=486 als drittes Glied die Herniker auCjgenom-
men wurden 3), bestand etwa 400 Jahre; im J.'365=s389 traten
die Latiner wie die Herniker aus demselben aus, um sich mit
den Volskem gegen Rom zu erheben ^) ; es gelang im J. 396
==s358 nodimals das Bündniss herzustellen ^) , und im ersten sam-
nitischen Kriege (14 4=343) hielten anfangs, wie es scheint, die
Latiner zu den Römern : als die letzteren zwei Jahre später einen
einseitigen Frieden mit Samnium abschlössen, führten sie ihrer-
seits den Krieg weiter fort, zugleich gegen Rom eine feindliche
Stellung einnehmend, bis endlich ihre Forderung, einer der Con-
suln $olle immer ein Latiner sein, im J. 444=s340 den latinischen
Krieg veranlasste <^), dessen siegreiche Beendigung im J. 446as338
uns zum erstenmal einen Einblick in die politischen Gruncbätee
1) Mommsen R. G. I, 40. 104 nimmt an ,,dafla Jeder YoUbürger einer lau-
nischen Gemeinde mit Jeder latinischen Vollbürgerin eine echte Ehe abschliessen
konnte.'' Vgl. Walter $ 87 Anm. 21. Voigt Das hu ehiU und iu» gtnlHm der
Romer S. 140 f.
2) Ueber diesen vielbesprochenen Satz s. die Literatur bei Rein in Paulys
Realencyclopadie 4, 817. Dionysius 8, 72 redet von dem Stimmrecht der In Rom
angesiedelten Latiner schon im J. 268^486: xa\ putajziwnsxo (6 K^iboto«) Aotrl-
v«9v TS %a\ 'Epvixov (diese waren eben in den latinisciien Bund aufgenommen
worden) Soouc iWvaxo TrXetorooc ^7:1 t?jv <lnr)cpocpop(av , ol hi ODv^eoav d%p6(n,
rai hl 6V700 (amtV) ^on r^^ ^ 7cöXt<* Ta&ra (ladibv 6 Ouap^lvioc xY)p6T-
T€iv ix^Xeycs xaxd. tou« orevwTTou« ditiivai to^c J*ifj xaxoixoOvTac ti Tj iroXec,
spater (&42=:212) Liv. 23, 3, 16: iesiibus daUs Uribuni populum twnnuyDerwU,
sUeüaque lata est, ui sortirentur, fjtbi Laiini suffragfvm ferrent, und noch spiter
Appian« B,C, 1,23 : %a\ toO; Aarivoo; M. Ttdvra irdktt rd T»J«xlarv (6 r(>«fat)^oc),
Xüti hi izioms oup.{jidl)^(ov, olc oöx ijfjv 4^^ov h rat; r»aa(»v /eiporo-
vCoic «pipctv, Ifitoov) 9£peiv iirö Toüße i^' & ^ [a^Xiot« tj BouX-Jj Stora-
paYBetaa tou« bizfixo^i IxiXeuae irpoYpdij'oti » wTjSeva t&v 06 ;pepoyr«v t);fJ®ov
iTCtii)pi€iv TTQ 7i6Xei. Vgl. Niebuhr R. G. 2, 86. 89; 3, 620. Walter S 227.
Mommsen R. G. 1, 332. Zumpt Stud, Rom. p. 291—295. 344 flf.
3) Dionys. 8, 69. 72. 74; 9, 2. Sie dienen daher mit den Latlncrn im
römischen He«M, Dionys. 9, 15. 16. Liv. 2, 64, 3. 4. 5. 6. 22, nnd die Beute
wird nnnmehr In drei Theile getheilt. Dionys. a. a. 0. Plih. N, H. 34, 20 : La*
ÜnoSf 9U{&tM ex foedere tertias praedae poptdus Bomanus praestabat,
4) Liv. 6, 2. 10 flf.
5) Liv. 7, 12; 8, 2. Niebuhr R. G. 3, 102 ff.
6) Ich verweise auf die Aasführang von Mommsen R. G. 1, 329^341.
— 26 —
erOflnet, weiche die Rtaier bis dahin nur io eioBehien FälleD und
aosseriialb ihrer bundesrechUichen Verpflicbiangen haUen zur
Anwendung bringen können, von dieser Zeit an aber bei der
Organisation ihrer ferneren italischen und ausseritaiischen Erobe-
Anftösnng rungeu mit Gonsequenx durchführten. Der latinische Bund wurde
buBdes. als politischer Körper aufgelöst und behielt nur als religiöse Fest-
gemeinschaft sein Bestehen ; die Verbindungen der eroberten
Städte unter einander, die Befugniss zu gemeinsamen Versatnm-*
Inngen {conctlia) , zu gegenseitiger Eheschliessung (conmubium)
nnd civilrechtlichem Verkd^ (commerciian) wurden aufgehoben i)
und jede Stadt einzeln in dn bestimmtes aber keineswegs gleiches
Rechtsverhöltniss zu Rom gesetzt, um auch durch diese Ungleich-
heit der politischen Lage jede Gemeinsamkeit der Interessen fern
verhiitnifM ZU halten. Unter den italischen Staaten lassen sich seitdem zwei
I(au6n8 nach
derAnfiö- Hauptclasscn unterscheiden, nämlich solche , wdche das römische
Bürgerrecht theilweise oder ganz erhielten, und solche» die durch
em foedus in ihrer Selbständigkeit anerkannt und nur zu be-*
stimmten Leistungen, namentlich zur Stellung von Truppen ver-
pflichtet waren. Zu der ersten Classe gehören einmal die Muni-
cipien und zweitens die römischen Bttrgercolonien , zu der zweiten
die civitales foederatcte und insbesondre die zu denselben zu
rechnenden coloniae Laiinae. Von diesen vier Arten von Städten,
über deren innere Verfassung später die Rede sein wird, haben
wir hier in ihrer Beziehung zu Rom einzeln zu handeln.
iHejffMM- \, Municipia. Weder die Etymologie des Wortes muni-
ceps, welches im Alterthum auf muntis capere oder capessere im
Sinne von munere fungi zurückgeführt ^} , in neuerer Zeit von
muntiS capere ,, Geschenk erhalten '^^j abgeleitet und auf das ins
1) Liv. 8, 14: principea aenatus relationem consulis de $umima rerum lau-
darc, ud quum aliorum causa alia eautf iia expediri po8$e eonsüium cticere, ut
pro merito cuhuque sUiiueretur, ai de eingulis nonUnatim referrent popuUe (es fol-
gen die einzelnen Bedingungen). CeUria Latinia poptdis connubia commerciaque
et eoncilia inter ae ademerurU. Ebenso erging es 448a=306 den Anagninern. Liv.
9y 43, 24 : Herfiicorum tribua popuHa^ AUtrinaiit VerulanOj Fehntinati, quia ma-
luerurU gtiain eivitatem^ auae legea redditae (d. h. sie blieben foderirte Städte),
connubiumque inter ipaoa^ quod aliquamdiu aoli HerrUcorum habuerant, permiawm.
Anaffninia quique arma Bomania intülerarU , eivitaa ahu auffragii latione data ;
eoneilia eormübiaque adempta. ^
2) Gellius 16, 13: munieipea ergo aunt civea Romani ex munieipiia ^ legihua
auia ei auo iure utentea^ muneria tantum cum populo Romano honorarii participea,
a quo mMtnere capeaaendo appeUati videntur. Varro de L. L. b $ 179 MiiU.
LUpian. Dig, 50, 1, 1 S 1. Paulus Dig. 50, 16, 18.
3) Rttdorff im BeTlinei Lectionsoatalog, Winter 1848-49.
c*pta.
— 27 —
hospitn bezogen worden ist, welches zwischen Rom und italischen
Staaten bestand *), noch die unvollkommenen Definitionen dessel-*
ben, wriche auf nns gekommen sind, geben über den Staatsrecht*
licfaen Begriff von munictpium genügenden Aofschluss, und wir
habto kein anderes Mittel denselben zu bestimmen, als die Thatr*
Sachen, welche seinen Inhalt ausmachen.
Bis zur Mitte des vierten Jahrhunderts der Stadt hatte Rom
die eroberten Ortschaften entweder seiner eigenen Stadtgeroeinde
incorporirt oder in den latinischen Bund eintreten lassen. Beides
konnte nicht fortgesetzt werden. Das Zusammenlegen von Ge-
meinden oder, um mich eines griechischen Ausdrucks zu bedie-
nen, der Synoikismos, hat seine natürliche Grenze und di^ poli-
tische Gleichberechtigung des latinischen Bundes war für die
Machtentwickelung Roms eine so unerträgliche Schranke gewor^
den, dass sie unter allen Umstanden gebrochen werden mussle.
Es war eine Aenderung der bisherigen Politik geboten und diese ^'^^^1J[2|^'
beginnt wirklich um das Jahr 370=384 und kommt zur vollen "«i;»
Ausführung im J. 446=338; sie bestand darin, dass erstens die-
jenigen Orte, welche das Bürgerrecht nicht erhielten, nur zu Rom
selbst in ein BundesverhKltniss traten , ohne unter sich irgend-
welche Verbindung zu haben ^j, und dass zweitens die Einwohner
derjenigen Orte, welche man in das Bürgerrecht aufnahm, nicht
mehr nach Rom übersiedelten, sondern fortfuhren eine eigene,
freilich unselbständige und von Rom aus constituirte Stadt- oder
Dorfgemeinde zu bilden. Es begann somit in Reziehung auf die
Ertheilung des Bürgerrechtes schon damals das Verfahren, welches
wir später in den Provinzen beobachtet sehen ^). Man liess die
1) Wie nimlich PrWatgMtfrennde sich beim AbaoMede ein S^vtov »chenken,
so orbalten koMplUa pubUd und legaU in Rom Ausser Wohnung und Beköstigung
(lauUa) ein Abschiedsgeschenk. S. die von Rudorff angefühlten Stellen Liv. 28,
39; 30, 17; 33, 24; 35, 23; 42, 6. 19; 43, 5. 6. 8; 44, 14; 45, 42 und das
8Ctum d9 AicUpiade CUuomenh C. i. L. I n. 203. Vgl. Mommsen Die röm.
Tribus S. 159. Derselbe Das röm. Qastrecht und die röm. Clientel in v. Sybels
Hist. Zeitschr. I, 2 S. 232 ff. Ein Bezug auf diese Geschenke scheint in der
Definition bei Isidor. Orig, 9, 4, 21 zu liegen: municipet sunt in eodem tnunt-
eipto naUf ab officio munerum dicii^ eo quod publica munia accipmnt, obgleich
er fortfahrt: munia enhn ofßcia sunt, unde et immunet dicuntur, qut nuUum
gerunt officium^ was auf die 8. 26 Anm. 2 angeführte Erklärung hinauskommt.
2) Man sieht dies namentlich daraas, dasa die vor 370^^384 gegründeten
latinischen Colonien in dem Yerzeichniss der Bundesmitglieder bei Dionys. 5, 61
stehn, die später gegründeten aber nicht. S. Mommsen R. Q. 1^, 337 Anm.
3) Ba ist bekannt, dass im J. 48 n. Chr. unter dem Kaiser Claudius die
römischen Bürger der OaUia comflta das iua honorum nooh nioht bosassen. Tac.
— 28 —
Neubttrger Theil nehmen an den privalrediUicben Privilegien des
röroisohen Bürgers, dem comtubium und commercium ^ aber be-
willigte ihnen nicht die politischen Rechte, wel<^e in Rom selbst
ausgeübt wurden, das im suffragii und das ins honorum^), und
sdiuf somit ein Passivbttvgerrecht, welches die Historiker mit dem
wohl nicht ofißciellen und jedenfalls unvollständigen AusdrudL
dvitas sine suffiragio beseichnen. Der technische Ausdruck für
char JB«" riif ^^^^^ Rcdit ist vielmehr municipium. Denn wie mancipiam oder
d«8 mntuci' civitas, so wird auch municipium in abstra<^em wie in concretem
Sinne gebraudit: im ersten bedeutet es das unvollständige Bür-
gerrecht, im zweiten den Ort, welchem dasselbe verliehen ist.
Dass die Geschichtschreiber den Ausdruck im erstai Sinne anzu-
wenden vermeiden, hat seinen Grund in dem Umstände, dass zu
der Zeit, als sie schrieben, das unvollständige Bürgerrecht in
Italien in ein vollsUlndiges übergegangen und der ursprüngliche
Begriff des Municipiums verändert war^); denn wie Cicero civis
BomanuSj municeps Arpinas war, so gehörten damals alle muni-
cipes Italiens zur romischen Vollbürgerschaft ^). Für die StadI
aber, in der sie ihren Wohnsitz hatten, war audi fernerhin der
Name municipium von Bedeutung, weil diese, genau gesprochen,
zwar eine retptAlica (d. h. eine Commune mit Stadtrecht) war,
aber eine civitas im Sinne eines selbständigen Staates nicht ge-
nannt werden konnte^).
Zwei CIm-
Ben von Vou Anfang an hatten indessen die Munidpien nicht sämmt-
Xanicipien. _____________^
Arm. 11, 23: A, VitdUo L, Vipstano consulibus cum de supplendo ienatu agita-'
retur, primoresque OaUiae^ quae Comaia appeüaim, foedera et civUaUm Romanam
pridan a$$eeuii, iiw adipiaeendofwn m urhe honorum expeterent, muUu$ ea 8up«r
re vafhuque rumer und o. 25: primi AedtU Benatorwn in urbe ins adepti mtU.
Hierüber s. Znmpt Sind. Rom, p. 332 it.
1] Festos p. 142 M. : at Servius filius aiebat (^municipes) initio füisse^ qui
ea condiUone cives Romctni fitissent, lU aemper rem püblicam Hparatbn a pppulo
Romano habereni, Cwnanos^ Aeerranos, AtelUmo», qui aeque cives Romani erant
et in Ugione merebctntj aed dignitates non capiebant.
2) Diese Aenderung bezeichnet ausdrücklich Ulpian Dig. 50, 1, 1 $ 1: et
proprie ^(uidem munieipea appellantur muneria participea , recepti in civitatem , tit
munera nobiacum faecrent: aed ntinc abuahe munictpe» dicimua suae cuiuaque ci'-
vitatia civea^ ut puta Campanoa^ PuteoUxnoa.
3) Cio. de Ug. 1^ % b\ ego meherctde el Uli (^CatorU) et ommbua muniei-
pibua duaa eaae cenaeo patriaa^ unam naturae^ alteram eivitatia. Üt iUe Cato, quum
eaaet Tuaculi natua^ in popuU RomarU civitatem auaeeptua eat, ita^ie, quum ortu
Tuae^üanua eaaet, civitate JRoimintM, habuUt alteram loci patrlcmrij alieram iwria.
4) Festas zwar und Ulpian nennen auch das municipium eine civitaa^ aber
dem Rechtsbegriff nach ist eivitaa eine politisch selbständige Gemeinde, tind das
ist weder eine Golonie noch ein municipium. Dies ist gut erwiesen von Rnbino
Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1844 8. 872. 1847 S. 684.
~ 29 —
lieb eine Gommunalverfassung , sondern sie zerfielen in zwei
dessen, jenachdem ihnen dieselbe gegeben oder genommen war.
Zu der ersten €lasse gehörte schon 373=381 Tusculom^), seit
404s=s353 Caere, welches cwilas sine suffragio erhielt 2) und das
eigene Gemeinwesen nicht eingebttsst zu haben scheint^) , seit
416=338 Cumae, Fundi, Formiae, Suessula^), vielleicht seit der-
selben Zeit AteDa^] und Ga1aiia<^], seit 422=332 Acerrae?), seit
454=:303 Arpinum und Trebula^) ; zu der zweiten Giasse Anag-
nia^) und ein grosser Theil der Orte, welche als praefecturae
erwähnt 10) und weiter unten besonders besprochen werden. Auf
diesen Unterschied bezieht sich das vielbesprochene Excerpt aus
Festus p. 427 M. : muntcipitmi id genus hoimmum dicitur, qai
qimm Romatn ventssent^ neqtte cives Romemi essent (d. h. welche
nidit in den Tribuslisten standen ; denn in eine tribus waren die
!■■ ■■■ I ■■■■Il|<l..|ll I I.» » .lll. .^.^»Ji^
1) Es heisst bei Cic. pr, Planeio 8, 19: munUipium antiqui$8i!mium und ist
in der That das älteste, von dem vir wissen, da es Im J. 373=381 bereits volles
BörgerrecM erhielt (Liv. 6, 26, vgl. 6,. 36, 2; 8, 14. Val. Max. 7, 3 ext. 9),
und schon vorher ehUai äne aufj^agio hatte (Festus p. 127).
2) Gellius 16, 13: pfimo9 aiuUin nwadcipu stee mffragii iure Caaite» esu
faeios aecephnua eoneesgumque /Uia, ut ehitatit honorem quidem eaperentf sed ne-
goiiis tarnen atque onerÜma vacareni. — Hkic tabfdae Caerites appeUatae verm
viee^ in quas cenaorea referri iubebanty quos nolae cauaa mffragii» privobani. Scho-
liasta Gruquianus ad Hör. episi. 1, 6, 62: quae (aaera) qman aervaaaent iniegray
pro eo heneficio Caeriiea civitaU donaU ataü munieipeaque facti, At poaUaquam
aunt otwf Romania rebellare, ua dtvietia iierumque^ eivltate donaUa iua auffragiorum
ademtum eat, cenauaque eorwn in tabuUia relati et a eeterorum eenaibua rmu>ti aunt.
Strabo 5 p. 220 : itoXtteCav y<^P ^^vrtc o6x dvffpa<j^av e(c to6c icoXirac, dXKA %a\
To6c dXXouc Tou« [kii [uxt/(orza^ Tf)« ioovofila« tU xd; SIXtou« ^piCov täc
KaipeTovwv. Ueber die Zeit s. Liv. 7, 20. Dio Cass. fr. 142.
3) Rubino a. a. 0. S. 8B3. Mommsen Rom. Mflnzw. S. 333. Es ist anzu-
nehmen, dass der in Caere noch unter den Kaisern vorkommende dietator und
aediUa (Orelli 3787 = Mommsen I. B. ^. 6828) die alten Behörden des Munici-
piams sind. Dem widerspricht indessen das Excerpt des Festus p. 127 M.,
welches Oaere zu der zweiten Classe rechnet.
4) Diese nennt Liv. 8, 14. vgl. Vellei. 1, 14, 3. Der aenatua f^aiulanorum
kommt noch nach dieser Zeit vor Liv. 8, 19.
5) Festus p. 131. 142 M.
6) Mommsen Rom. Mflnzw. S. 335 Anm. 123.
7) Liv. 8, 17. VeUei. 1, 14, 4.
8) Liv. 10, 1. Die aedUea in Arpinum (Cic. ad fam. 13, 11, 3. OreUi 571)
8tn3 ebenso wie die diciatorea von Tusculum und Lanuvium als die alten Stadt-
behdrden zu betrachten.
9) Liv. 9, 43, 24 vom Jahr 448 «» 306: Anagninia, .quique arma Bomania
intuleranty eioiiaa aine auffragii latione data: eoneilia tvnimubiaqut (mit den übri-
gen hemicischen Stüdten) ademta et magiatratibua praeterquam aatrorwn eußtalkmt
interdietwn.
10) Festus p. 233: praefecturae eae appeUabantur in Jtalia, in quihua et im
dieebatur et nundinae agebaniur, et erat quaed/tm earttm reapubUeaj neque tarnen
magiatraiua auoa habehant.
— 30 —
municipes nickt aufgenootfUM) ^) , participei iamen fuerunt cmnnm
verum ad munus fungendum una cum Ramanis cwibuM^^ praeter-
quam de suffragio ferenda aul magistratu capimdo^ ekul fuenmt
Fundamy Formianiy Cumani^ Aceirani, LofMvmi^ Tueculaniy qui
poet aliqtwt annos cwe» Romani effecii sunt. Mio modo, quum id
genus haminum definitury quorum civika tmwena in cwitatem
Romanam venu, ui Aridnij Ceriles, Anagnmi ^) . Die beiden Clas-
sen von Huniclpien, welche in dieser Sielle unierscbieden werden,
haben das Gemeinsame, dass die BOi^er derselben dvee Ramam
sine sufft'agio sind, dagegen ist unter ihnen der Unterschied, dass
die erste Glasse den Vorzug hat, eine ^ne Gemeinde zu .bilden
(ut semper rempublicam eeparalim a populo Romano haberenij wie
es an einer andern Stelle des Festus p. H2 M. heisst), wahrend
die zweite keinen Senat, keine Magistrate, keine Volksversamm-
lung hat, sondern als ein vicus von Rom aus regiert wird. Fttr
beide Glassen haben wir ausser den in der angeführten Stelle
genannten Städten ein Beispiel an Gapua, welches von Festus
offenbar absichtlich übergangen wird, in den neueren Forschungen
aber eine ausserordentliche Verwirrung verursacht hat. Gapua
erhielt im J. 446=338 die civitas iine eu/fragio*), und da es als
Commune fortbestand, so ist es zu der ersten Glasse der Muni-
cipien zu rechnen. Als es aber nach der Schlacht bei Cannae
von Rom abgefallen und 543=21 1 wieder unterworfen war, wurde
es in die zweite Glasse versetzt und war seitdem, seiner Beh(^r-
den und seines Senats beraubt, nichts als ein receplacubim araio-
rum und ein locus condendis frttctibus^). Das campanische Gebiet
1) Es sind die, von denen Strabo 5 p. 320 stgt: itoXtTi(av ^dp ft^vre« o^
M'^^^a^ elc ToOc itoXlrac.
2) Zu diesem muniu gehört naraenttich der Kriegsdienst im römischen Heere,
wie ausdjrftckUch bei Festus p. 142 von den mtmle^pM gesagt wird: aeque ehes
Romani erant ei in legione merebant^ sed digniiaU$ non eapitbanl.
3) Von diesen drei Beispielen ist das letzte gesichert durch Liv. 9, 43; in
Beziehung auf Aricia berichtet Liv. 8, 14 abweichend: Aridni eodem iure
quo Tjonuvini in eivitatem reeepti und auch Caere scheint nicht in diese Glasse
zu gehören. S. oben S. 20 Anm. 3.
A^ Liv. 8» 14. Vellei. 1, 14, welcher letztere die Verleihung 420=334 setzt.
b) Cicero de l. agr. 2, 33, 89. Livius 26, 16: eeUrttm habitari tanbunj
Umquam urberriy Cajmam firtquerUariquc placuU : eovpu» wdlum eivitatis nee sena-
tum nee plebiä eoncüium nee magittraiut eue: eine conailio publico^ eine imperio
muUUudinemf nullius rei inUr u soeiam, ad eonsensum inhabilem fore : praefectum
ad iura reddenda ab Roma quotannis missuros. Genauer schildert diesen Zustand
Cicero a. a. 0. 32, 88 : statuerunt homines sapiMl€s, si agrum Campanis ademis-
senl, maifisiratus, publicum ex iUa urbe consiUum sustulissent, hnagimem rekpuhUeae
nuUam reliquissent, nihil fore, quod Capuam Umeremus. Seitdem, fahrt er fort,
— 31 —
zerfiel in pagi, die tmier magisfri pagi standen, und die frühere
Stadt, welche noch immer ein wohlhabender Ort blieb, war eben*
falls zu einem pagus oder conciiiabulum degradirt, in welchem ein
römischer praefectus iure dictmdo Recht sprach ^) . Die letztere Stel-
lung Capuas zu Rom ist sicher beglaubigt, die erste dagegen
streitig. Denn auch nach 416=338 erscheint die Stadt, welche
unzweifelhaft Btlrgerrecht hatte, in unsern Quellen als eine foederata
civitas^) y und man muss entweder eine zwiefache, sich wider-
sprechende Ueberlieferung tiber diesen Punkt 3) oder eine unklare
Auffassung desselben in unseren Nachrichten annehmen, zu welr
ober die Veranlassung allerdings gegd>en war. Denn die Stellung
der Halbbtlrgergemeinden war in der That ein Uebergangsver-
httltniss; die Mitglieder derselben werden Römer genannt 4) und
sind es in privatrechüicher Hinsicht, da sie aber in die römischen
Tribus nicht aufgenommen sind*), sondern eine eigne respubUca
bildeii^), so wird von ihnen auch wiedergesagt, dass sie Btlrger
in ihrer Stadt ^), nicht aber in Rom sind ^); Sie haben nichf
Ist Gapua Immer ruhig geblieben. 33, 91 : neque enim eofMonandi poteiUu erat
ctUquam nee eonsüii capiundi pübUM; non glortae eupiäitaU efftfebantwr, proptarem
quodj übi hono9 publice non e«t, ibi gloriat eupidiiae e»H non poieH,
1) lieber die campanisohen pagi, von welchen uns eine Anzahl Inschriften
erhalten ist, s. Mommsen C. /. L. I p. 1Ö9 ff.
2) Sodi nennt die Campaner Liv. 9, 6, 5 ; 23, 5, 1 ; 23, 10, 1 ; 25, 18,
19; dass dieser Ausdnick aber in der Zeit, Ton welcher er ihn braucht, falsch
war, scheint ihm selbst nicht unbekannt gewesen zu sein. Denn wean er 23«,
5, 9 sagt: adiieUe ad haec^ quod foedue aequum dtditU, quod Uge$ ve9tnu, tptod
ad exirenmm civHatem nosiram magnae parti veetrum dedknui eommuni-
eavimuaqite vobiacum, und 31, 31, 10: qitum ip908 (Campanoe) foedere prh
munif dände ctmnvhio cAq^ cognatUmiUu^ postremo eivitate nobts coniunxisiemut,
so unterscheidet er deutlich die Zeit des aequum foedus^ welches sie nach Ihrer
Deditlon im J. 411^343, und der Glvitat, welche sie 416 «338 erhielten.
Vgl. Rubino Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1844 S. 972.
3) Mommsen G. d. R. Manzw. 8. 334 Anm. 122. R. Gesch. 1», 345 f.
4) Ennius atm, 174 Yahlen: eivea Romani tunc faeü tuni Campani. Llv.
8, 14; 26, 33, 10: per senatum agi de Campani$, qui eive$ Bomiml swfit, inkum
nopuli non video poMe. Die Truppen der Campaner nennt Polybius 1, 6. 7. 8
P(u(iia(ou<, und unterscheidet sie 2, 24 ebenso wie Liv* 10, 26, 14 von den eoeii
und allgemeiner sagt Festus p. 142: CumanoSf Acarranoe^ Ateltanoe, pä aeq^ue
civee Somani awU et in legione merdKmi. Liv. 8, 17 : Bomani facti Aeerrani lege
ab L. Papirio praetore lata, qua civitaa sine suffragio data,
5) Strabo 5 p. 220. Formiae, Fundi und Arpinum wurden ent 566 »=s 188,
als sie volles Bärgerrecht erhielten, in die Tribus eingeschrieben. Liv. 38, 36:
Togalio periata est, ut in Aemüia tribu Formiam et Fundani, in Comelia Arpt^
naies ferrent, atque in Ms tribubtse tum primum ex VaUHo plebiaeito eensi mmt.
&\ Festus p. 142.
7) Bb ist indessen zu bemerken, dass, wenn Livius 23, 7; 23, 46; 26, 12;
26, 16; 28, 46 eM$ Campanu» sagt, dies sich auf die Zeit des Abfalls bezieht,
in welcher Gapua Autonomie (jmas lege» Liv. 23, 7, 1^ hatte und mit den Pu-
niecn verbündet war. 8) Festus p. 127 M.
— 82 —
Autonomie {guas leges)^)^ wie die fdderirten Staaten, aber ihr
Recht ist für jede Stadt besonders constituirt^) und ihre einhei-
mischen Behörden, z. B. in Gapua der Heddix^, anerkannt; sie
dienen im Heere nicht, wie die Rundesgenossen, unter Pmfeoien
in Cohorten, sondern, wie die Römer, unter Tribunen in Legio*
nen, aber da sie nicht nach den Tribuslisten ausgehoben werden,
in eignen Legionen^), sie bedienen sich endlich ihrer Landes«-
spräche, z. B. die Gampaner der oskischen^).« In Betracht dieser
Sachlage sind Niebuhr und seine Anhänger zu dem Resultate
gelangt, dass unter der ersten Classe der von Festus erwähnten
Municipien selbständige Staaten zu verstehen seien, welche mit
Rom in gegenseitigem Bürgerrecht, d. h. Isopolitie gestanden
hatten <^). Nach seiner Meinung bestand also das Municipium,
wie Walter es formulirt?) , darin, ,,dass der Bürger der andern
Stadt, der sich in Rom, oder der Römer, der sich in der andern
Stadt aufhielt oder niederliess, hier aller Yortheile und Lasten
des Landrechts und Büi^errechts, mit Ausnahme des Stimmrechts
und des Zutritts zu den öfTentlichen Aeratem, theilbaftig wurde,
ohne jedoch Bürger zu sein und ohne das Bürgerrecht seiner
Heimälh zu verlieren/' Mit dieser Definition aber ist weder das
angeführte Excerpt des Festus, auf dessen falscher Erklärung der
letzte Theii derselben beruht ^)^ noch der Begriff der griechischen
Isopolitie^), noch endlich der Grundsatz des späteren römischen
1) LW. 9, 43, 23. 24; 9, 45, 7.
2) Liv. 9, 20. Dass den Municipien, welche ihre eignen Gesetze anfgaben
(Llv. a. a. 0.) , romisches Recht gegeben wurde , ist nicht zu bezweifeln , aber
dies geschah in einer Form, welche den Vebergang- des alten Rechtszustandes in
den neuen practisch vermittelte. S. Mommsen G. d. R. Münzw. S. 339,
3) Liv. 24, 19; 27, 6. Scheemann im Progr. der Greifs walder^ Univers.
Sommer 1840. Mommsen Die unteritalischen DialelLte, Leipz. 1850 S. 278.
4) Die Ugio Campana wird erwähnt Liv. epU. 12. 15. Polyb. 1, 7; 2, 24.
Vgl. Liv. 28, 28. Frontin. ßtfai, 4, 1, 38. Grauer a. a. 0. p. 14. 15.
5) Mommsen Die unteritalischen Dialekte S. 104 ff. J. Friedläiider Die
oskiBchen Münzen, Leipz. 1850 S. 7 ff,
6) Niebohr R. G. 2, 65.
7) Walter G. d. R. R. § 86.
8j Die Worte neque cwea eismt (Festus p. 127) bedeuten nicht „ohne über-
haupt Irgend eine Art des Bürgerrechts zu haben'' wie Walter annimmt, son-
dern ,,ohne VoUbürger zu sein.*' Denn dves Romani waren die tmmicip«« nach
den S.30Anm. 1 8. 31A.4 angeführten Zeugnissen.
9) Dies scheint auch Kuhn Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1854 8. 466 zuzu-
geben, wenn er annimmt, eiviia» bedeute dreierlei : 1. volles Bürgerrecht, 2. Bür-
gerrecht ohne Stimmrecht, 3. Isopolitie, und die letzte Bedeutung bei Livins
31, 15, 7 findet, wo in den Worten civUa3q%ie RhodiU data, ipiemadmodum Bhoäii
pritu Ath€ni€n»iinu dtderani von £rtheilung gegenseitigen Bürgerrechts die Rede
— 33 —
Rechts vereinbar^ dass ein römischer Bürger nicht zugleich Bürger
einer andern selbständigen Stadt sein darf^). Denn die ausführ-
liche Interpretation, welche Cicero an mehreren Stellen von diesem
Satze giebt, lasst keinen Zweifel darüber, dass die griechische
Isopolitie den römischen Gesetzen seiner Zeit widersprechend war.
Gab es aber bis zu dem Latinerkriege zwischen Rom und andern
Staaten ein gegenseitiges Bürgerrecht, und war dies in späterer
Zeit gesetzlich nicht gestattet, so muss in dem römischen Staats-
recht ein anderes Princip in dieser Beziehung zur Geltung ge-
kommen sein, dessen Entstehung seine natürliche Erklärung in
dem Kampfe mit dem latinischen Bunde findet. In der That wird
das Municipalrecht dargestellt als entstanden' nicht aus dem aequum
foedus der Latiner, sondern im Gegensatze zu demselben : Tuscu-
lum, eine der 30 latinischen Städte, wurde durch Verleihung des
Municipalrechts dem latinischen Bunde entfremdet und dem römi-
schen Staate einverleibt 3). Gellius nennt Caere das älteste Muni-
cipium, lässt also diese Classe von Städten 404=353 entstehen^),
und Festus wählt a. a. 0. seine Beispiele nicht aus den latinischen
Gemeinden, sondern aus denjenigen, welche seit 370==384 und
namentlich im Jahre 446=338 Municipien geworden waren. Wir
werden also das municipium als eine neue, im Gegensatz zu
dem alten Rechte der Latiner eingeführte Institution zu betrachten
haben, welche in der ersten Zeit mannigfache Yermittelungen mit
den früheren Rechtszuständen der Städte, denen sie verliehen
ward, nöthig machte, und über welche wir darum so unvollständig
ist, welches Walter nicht Btatuirt. Uebrigens scheint mir ans der Stelle des Li-
yins nur hervorzngehn , dass die Römer für Isopolitie gar kein Wort haben; in
der Zeit des Latinerbnndes nennen sie dieselbe aequum foedua, spater ist ioo-
icoXtxela nichts als dviUu, Bürgerrecht , wie bei Strabo Ö p. 210 : 6^k hi icotc,
dff* o5 fUT^Booav 'PcD|Aaiot toTc 'IiaXidbraic vfyt looicoXrceCocv, Aofc xal toic ^vt^c
jlVAncaiv FaXdltatc xal 'EveroTc t^v a6T^v dicovci{&ai ttf&^v, npooayopeuaai hk xal
iToXidbroc itdtvTO« %al 'PofjiaCouc.
1) Cio. pr. Balbo 11, 28: duarwn chikdum eiviä nosUr e$te iure civiü
nemo potett, 12, 29 : txtqiü eeterae eivitaiet omnea non dubitarent nogtro8 homineB
redpere in nuu ewitates, si idem nd$ iuris haberemusy quod ceteri, 8ed nos non
pouumue et huiu$ esse eiviiatis et euiusvii praeterea^ eeteria eoneesaum est. Jtaque
in Oraeeis eivitaiibua videmue Athenis RhodioSf Laeedaemonioa , eeleroi undique
adaeribi muUairumque esse eotdem homines dvtlatum. Quo ertore ductoa vidi
egomet nonnuUoa hnperitos hominea, noaUroa etvea^ AiKenia in numero iudieum atque
Areopagitarum eerta trihUj eerto numerOj cum ignorarent, ai iUam eivitatem eaaent
adepUy hone ae perdidiaae. — Periiua vero noaM moria ae iuria nemo unquaim,
qui hone dvitaUm reUnere veUet, in aüam ae eivilaiem dieavii; 13, 31 ; pr. CM"
eina 34, 100.
2) Liv. 6, 26. 26.
3) QeU. 16, 13.
Bftm. AlUrih. XV. 3
— 34 ~
sp&terer B6- uoUHTichtet SHid , Weil 816 u) dcT Periode, welcher wir ttosere
municifiHm. Nadirichteii über sie verdankeD, nur nech dem Naoieo nach vor-
handen war. Denn iheils in Fol^ des Einfkisees, weleheo m
Rom die Democrafiie alhnäblich gewann, iheils auf Grund der ge-
redilen Ansprüche, welche diese SUidte, die die Gefahren und
Anstrengungen der r(H»ischen Eroberungskriege Iheilten, für die
Verbesserung ihrer Lage gemacht haben werden^), wurde den-
selben allen nach und nach das volle Bürgerrecht ertheUt, und
zwar bei^eüs zu einer Zeit| als die verbündeten Städte Italiens
mit denselben Ansprüchen noch nicht hervorautreten wagten.
Dasselbe erhielten schon 373»: 384 Tusculum^j, 446 «338 La-
uuvium, Aricia, Nomentum, Pedum'), 4860s268 die sabinisdien
Gommunen^), 566c£488 Arpinum, Fundi, Formiae^), und eu einer
nicht bestimmt angegebenen Zeit Atina^) und s&mmtliche ftquische,
hemikisohe und volskische StUdte ^j . Durch das so gehinderte
Rechisverbttltniss wurde auch der Begriff der fntmidpes ein an-
derer, welcher nunmehr solche Personen bcEeichnet, die zwar
der Geburt nach nicht der Stadt Rom angehören, aber cives opiimo
iure und somit in einer römischen Tribus sind^). Hierauf bezieht
sich die dritte Definition in der angeführten Stelle des Paulus^):
tsrtio, quum id genus hommum definitur, qui ad civUaleni Roma--
nam üa venerum, ut mtmictpe« essetii suae cuiusqiie civilaUs^^) ei
colonicie, ui Tiburtes, Ih*<ienestini , Püani, Urbinates^ Nolani, J9o-
wmiemes, Piacentini, Nepesini, Sutrini, Lucenees. Die hier als
Beispiel angeführten Städte sind, wie es scheint, alle erst durch
1) n. Peter in Zeitechr. f. Alterthumswiss. 1844 S. 217.
2) Liv. 6, 26. S. oben S. 29 Anm. 1.
3) Liv. 8, 14.
4) Vdlei. 1, 14, 7.
5) Liv. 38, 36.
6) ßi htUe Bftrgeneeht 652 == 102« Pl!n. N. B. 22, 11.
7) Gic. Tpr. Bcdho 13, 31, de off, 1, 11, 35. Ueber diese SÜdte s. MommatrUi
epi$tola in T. LivU perlochae ed. Jahn p. XXII fT.
8) Diese früheren nnd späteren municipcs unterscheidet die Stelle des Festas
im Cod. Vatie, bei Mommsen Festi eodicis quatemio XVI in Abb. d. Berl. Acad.
1864 p. 61 : mwüceps [tst], ut ait Aeliua GaUus , qui m municipio liber natus
est; ittm qtä ex alio genere kominum muniAi funeius eH} item qui in municipio
ex Servitute se liberavit a municipe (d. h. also munieeps wird Jemand Jetzt 1 . durch
Geburt, 2. durch Aufnahme, 3. durch Freilassung). At $er. filiu$ aiehot^ iniUo
fuiiae, qui ea eondUione eivea fuisaent, ut semper rempuhlieam Beparatim a populo
Romano hc^reint \yidelicet] Ctmumos, AeerranoSf Aieltanos.
9) Paulus p. 127 MüU.
10) So lesen Niebuhr und Madvfg statt der handsr.hriftlichen Lesart Uli mu>
nieipia essent aua cuiuaque civiteUis. *
— 36 —
die lex Julia Municipien geworden ^) , sie hatten demnach volles
Bürgerrecht und von der Verfassung dieser Municipien, welche
nach der lex JuUa noch allein bestanden, werden wir später
handeln.
2. Römische Colonien^). Den unterworfenen Völkern S*«»»«'»«
' Colomen.
pflegten die Römer, gleichviel ob denselben ihre Selbständi^eit
gelassen oder die civitas sine suffragio verliehen wurde ^ einen
Theil ihres Gebietes, und zwar in der Regel ein Drittel desselben
EU nehmen'), welches Land entweder ager pubUcus blieb oder
verkauft^) oder endlich römischen Colonisten angewiesen warde.
Die aus ihren Besitzungen vertriebenen Einwohner zogen nach
Rom, im Falle ihnen nicht die Möglichkeit gelassen wurde, in
ihrer Heimath zu bleiben &) ; die Ansiedlung von Römern aber
hatte vorzüglich den Zweck, die neue Eroberung der römischen
Herrschaft zu eiiialten und geschah somit zunächst aus mili-
Ulrischen Gründen, da ein stehendes Heer zur Behauptung der
unterworfenen Orte nicht 'vorhanden war^) ; erst in der Zeit der
Gracchen sind Colonien zur Versorgung des ärmsten Theiles der'
städtischen Bevölkerung angelegt worden^). Da die neue Ansiede-
1) Savigny in Zeitschr. f. geschichtl. Rechtswiss. IX, 3 S. 223. C. G. Zumpt
a. a. 0. Peter a. a. 0. S. 220.
2) üeber die Ckdonien ist die Haaptnntennchung Madvig de iure et eondi-
cUme coloniaTum popuLi Born, in dessen Opusc, p. 208 ff. Ausserdem handeln dar-
ijber Sigonins de ant» hüte Jtaliae II c. 2—5. Spanheim Orh. Rom. 1 c. 9. Trekell
a. a. 0. p. 187 ff. Heyne de veU. eolon. itir«, Opuse. 1 p. 290 ff.; de Romanorum
prudentia tn eolon. regendis, Opuse. HI p. 79 ff. Niehuhr K. G. 2, 48—56. Wei-
land de hello Marsieo, Berol. 1834 c. 2. Ruperti de eoloniis Romanorumf Bomae
1834. 4. C. Dumont Essai sur les colordts RomaineSj Brüssel 1844. 8. Schmidt
Pas Golonialwesen der Römer, Potsdam 1847. 4. Sambeth De Romanorum eolo-
niüj Tübingen Pars 1. 2. 1861. 62. 4. Rudorff Rom. Feldmesser 2, 323 ff.
Voigt lus natur. 2, 337 ff.
31 Dionys. 2, 35. 50. 53. Liv. 10, 1.
4j Hygin. Chrom, p. 115 Lachm. : quaestorii autem dicuntur ayW, quos po-
puXus Romanus devieUs pulsUque hostibus possedii mandavitque quaestoribus j ut
eos venderent. Vgl. p, 116. 117. 131. 136. 137. 151. 152.
5) S. oben S. 27. Dionys. 2, 35 : 6 hk 'PofAuXo^ tpiaxoo(ouc \i^ Mpa^
clc ixoT^C diio(xouc dicioreiXcv, olc £iooav al icöXcu Tp(Ty]v «XY^pou^fioat (iiotpav
6) Daher heisst die Golonie cpuXax'^ oder ^poupcC (Dionys. 2, 53. 54), die
Colonisten opoupot (Dionys. 6, 32. 34, und von Crtutumerium heisst es bei dem-
selben 3, 49: Tou hk u-ffikrt izi iTapaxivl)9at y^h^"* iicoixouc aärotc xa-ciXiire To-
fioteu«,). Vgl. 7, 13. Liv. 1, 56; % 34; 4, fl. Appian. B. C. 1, 7.
7) Die Ansieht, dass die Colonien den Zweck gehabt h&tten, die Hefe der
römischen pUbs zu versorgen (Roth de re munieipali, Stuttgart 1801 p. 5 Anm.)
ist von Madvig p. 245 schlagend widerlegt worden, der das Beispiel der Coloni-
sation yon Velitrae 262=s492 anführt, bei welcher, als es an freiwilligen Colonen
— 36 —
long in der Regel an bereits bewohnten Orten und in schon vor-
handenen Gemeinden stattfand^), so sind in der Golonie iwei
verschiedene Bestandtheile zu unterscheiden, die Golonisien und
die ursprünglichen, unterworfenen Einwohner. Die ersteren, mei-
stens 300 an Zahl 2), haben unter sich ein der Mutterstadt Rom
nadigebildetes Gemeinwesen'), wie denn auch die Zahl selbst
den ursprünglichen 300 römischen gentes analog ist^). Sie bil-
deten in dem Orte den bevorzugten Stand, wie die Patricier in
Rom^), besessen den dritten Theil des zu dem Orte gehörigen
Gebietes, wählten aus sich ihren Senat und ihre Behörden und
blieben, so viel wir erkennen können, auch nach ihrer Ansiede-
lung im Besitze der unverminderten civiias cum suffragio et iure
honorum^). Auf sie allein bezieht sich ursprünglich der Begrifi
der Golonie, der die unterworfenen Einwohner nicht mit umfasst^).
Im Gegentheil versuchten die letzteren oftmals ihre Freiheit durch
fehlte, durch das Loos ans dem ganzen Volke die Colonlsten bestimmt und durch
Androhung schwerer Strafe gezwungen wurden, an der Golonie TheU zu neh-
men. Dionys. 7, 13. Plut. CorioL. 13. Allerdings benutzte man schon in dem Streite
zwischen Patriciem und Plebejern die Colonien, um die pUbt zu beruhigen und
einen Theil derselben zu entfernen (Ltv. 5, 24. 6, 16), oder, wie Liv. 8, 16
sagt: ut beneftcU) praevenirefU desiderium pUhis^ aber dabei ging die Golonie im-
mer in eben erobertes Gebiet und erfüllte so auch ihren eigentlichen Zweck.
1) Was Niebuhr 2, 49 bemerkt, die griechischen Golonien seien durchge>
hends neu erbaute Orte gewesen, die römischen dagegen nicht, erleidet zwar in
Bezug auf die letzteren einige Ausnahmen, da Ostia (Liv. 1, 33) und Signia
(Dionys. 4, 63) neu angelegt wurden, seheint aber auch in den alten Definitio-
nen der Golonie als Regel angenommen zu werden. Slculus Flaccus in Orom.
ed. Lachm. p. 135: coloniae autem inde dietae sunt, quod Romani in ta muni-
cvpUi mUerini colonoa , vel ad iptoi priores munieipiorum populos eotreendosy vH
ad hosiium ineurmu repeUendos. Serv. ad Verg. Aen, 1, 12: $ane veierea eolonias
ita definiunt. Colonia est coetus eomm hominum, gtii universi deducti sunt in
locum eertum aedlfieiis munitum, quem certo iure obUntreni. Alü: colonia est,
quae Oraece dizoixla vocatur: dieta aiutem est a eolendo: est autem pars civium
aut soeiorum missaj übi rempublieam haheant ex eonsensu suae civitatis aut publieo
eins populi, unde profeeti stmt^ eonaUio. Hae autem coloniae sunt, quae ex eon-
sensu publieo, non ex seeessione sunt eonditae. Dionys. 2, 16.
2) Madvig p. 226 und die dort angeführten Stellen Dionys. 2, 35. 53. Liv.
7, 21 ; 32, 29; 34, 45. Doch ist dies nicht ohne Ausnahme geschehen, wie z. B.
Lavid 1500 eoUmi erhielt Liv. 4, 47.
3) Oellius 16, 13: quasi effigies parvae simulaeraique populi RomanL
4) Niebuhr R. Q, 2, 55. MadTig p. 225.
5) Niebuhr a. a. 0.
6) Ein dlrectes Zeugniss für diese Ansicht, welche Madyig p. 244 — 254
ausführlich entwickelt und Peter Zeitschr. f. Alterth. 1844 S. 198, Rein in
Pauly's Realenc. 2, 506, Walter $ 219 theüen, ist nicht vorhanden; ebenso we-
nig aber giebt es einen Beweis für die entgegengesetzte Annahme, für welche
sich Kuhn Zeitschr. f. Alterth. 1854 N. 67. 68 und A. W. Zumpt Siudia Born.
p. 367 erklären.
7) Dionys. 8, 14: iitl KipxalaN tc6Xiv, iv ijj xXt^poO^^oi TofxaUnv -Jj^ov äyja
Tou ^Trix«f>loic itoXiTcu6j«voi. Niebuhr 2, 52.
— 37 —
Austreibung oder Ermordung der coloni wieder zu gewinnen ^),
woraus zu ersehen ist, dass ihi*e Uige sehr ungünstig sein musste.
Etwas Näheres über dieselbe wird nirgends berichtet. Unter den
verschiedenen Ansichten darüber ist indessen die von Madvig die
bei weitem wahrscheinlichste, wonach sie, wie die älteren muni"
cipia, dviias sine mfjragio hatten^). Denn erstens wird ausdrück-
lich erwähnt, dass sie Bürger wurden 3), was natürlich bei eben
unterworfenen Orten in dem vorhin besprochenen Sinne einer
Unterthänigkeit ohne politische Rechte zu verstehen ist; sodann
gab es für die alten Einwohner keine anderen Behörden, als die
der Golonie, unter welchen sie ebenfalls standen, und kein an-
deres Recht, als das der römischen Colonen^), so dass sie in
keiner Beziehung diesen gegenüber als eine eigene Gemeinde zu
betrachten sind ; und endlich würde die Verschmelzung der beiden
Bestandtheile in den Colonien, welche lange vor der lex Julia
m
eintrat, und durch welche der Begriff der colonia auf die ganze
Bevölkerung derselben ausgedehnt wurde ^}, viel schwieriger er-
folgt sein, wenn die alten Einwohner pefegrini geblieben wären.
So aber erhielten einerseits diese allmählich das volle Bürger-
recht, wie die mimicipes, andrerseits verloren die Golonisten den
Character einer militärischen Besatzung, welche nach Unterwer-
fung Italiens nicht mehr nöthig war. Das alte Verfahren , neu-
eroberte Länder durch Büi^ercolonien zu sichern, haben die Römer
nur noch auf Gallia Gisalpina angewendet, wovon weiter unten
die Rede sein wird ; seit den Gracchen hört dieser ursprüngliche
1) B. Madvig p. 227. So heisst es von Catneria Dionys. 2, 54: tou; fiev
ditixT^tvav Tu)v Itrotxoov touc ^ ifißoXov. So fiel Sora 444=310 zn den Samnlten
ab ifUerfeetU eoUmis Bomanorum. Liv. 9, 23. Diodor 14, 102.
2) Madvig p. 232—244.
3) Niebnhr 2, 56. S. Dionys. 2, 35. 50; 3, 49. Llv. 8, 14; vgl. 6, 17;
9, 16 nnd über diese Stellen Rein a. a. 0. S. 506 f.
4) S. unten über die Prifectnren.
5) Niebnbr 2, 52: ,, Allein der Sprachgebrauch änderte sich angemessen,
wenn Colonen nnd Einwohner zu einer gesanunten Bürgerschaft verschmolzen,
wie zu Rom Bürger und Gemeinde zu einem gesammten römischen poptUus, Ehe
es zu Rom so weit gekommen war, konnte das freilich nicht geschehen, und als
die Patricier den gemischten Ehen noch keine bürgerliche Gültigkeit zugestan-*
den, werden sie auch in den nach der Form des alten Rechts gegründeten Colo-
nien kein cofinubium mit den alten Einwohnern, schwerlich nur ein commercium,
gestattet haben.'* Die letztere Bemerkung bezieht sich auf die ältesten Colonien
vor Servitts Tullius, in welche nur Patricier ausgeführt wurden, und von wel-
chen ich absichtlich hier nicht spreche, weil über ihre Verfassung nichts über-
liefert ist. Für die Colonien der fjrüheren Republik giebt die Verfassung der
damaligen Munldpien die einzige sichere Analogie.
— 38 —
Zweck derselben gänslich auf, und bei neuen Golonisationeii isl
nur noch die Versorgung' ärmerer Büiiger maassgebeiKl; bis endlich
seit dem J. \ 00 v. Chr. ^) die Bestimmung derselben wieder eine
andere wird, nämlich die Belohnung ausgedienter Soldaten durch
einen Ackerbesiti. In dieser letzten Entwickelungsperiode, welche
hier nicht in Betracht kommt, stdien die Golonien, nunmehr aus-
schliesslich Militärcolonien, ihrer ursprünglichen Bestimmung uxm
vcrzejch- gehutze eroberter Länder wieder näher. Das Verzetdiniss der
B18B der-
Miben. BUrgercoIonien in Italien, denen wir, um uns hernach darauf lu
beziehen, zugleich die wenigen ausserttalisohen bis zum J. 654t=
4 00 hinzufügen, ist nach Madvig und Mommsen foigendes ^ :
1. Ostia gegründet unter Ancus Marcius^}.
[Labici 336=448]*).
2. AnUum 446=:338&).
3. Anxur oder Terracina 425=329«).
4. Hinturnae in Campaniep,
5. Sinuessa in Gampanien, beide 458 =296 7).
6. Sena Gallica in Umbrien,
7. Gastrum novum in Picenum, beide um 474=283^).
8. Aesium in Umbrien (jetzt Jesi) 507=247»).
9. Alsium in Etrurien 507=247i«).
1) Vellei. 1, 15, 5: in Bagiennis Eporedia (^deducta colonia esi^ Mario
sextum Valerioque Flaceo consulÜfnis. Neque faciU memoriae mandaveHm^ quae,
nisi nUlitarUj poat hoc tempiu deducta 8Ü. Vgl. Zumpt comment. epigr. I p. 205.
2) Madvig p. 265. 295 IT. Mommsen R. Münzw. S. 332 ff. Das Yerzelcliniss
ist, wie Mommsen S. 860 bemerkt, nicht voUstindig; denn nach Asoonius in
Pison. p. 3 war die 536 = 218 gegründete Colonie die ÖSste, vir kennen Indess
bis zu diesem Jahre nur 11 Bürger- und 34 latinische, im Ganzen 45 Golo-
nien, so dass hienach 8 unbekannt sind. Viel ist aber auf diese Notiz nicht zu
geben, da der ToKt des Asconius auf der unkritischen cditio princeps beruht.
Madv. p. 300 Anm. 1.
3) Liv. 1, 33; 27, 38. Dlonys. 3, 44. Polyb. 6, 2, 9. Cic. de rep. 2, 18, 33.
4) Liv. 4, 47, 7. Die Nachricht ist aber EweifeHiaft und Mommsen R. 6. 13,
338 glaubt, dass in derselben nur von einer Ackerasslgnation die Rede ist. Vgl.
Madvig p. 264.
5) Liv. 8, 14; 27, 38; 36, 3. Es war schon seit 287=467 Oolonle gewor-
den (Liv. 3, 1. Dionys. 9, 59), aber wahrscheinlich latinische. S. Madvig p. 260.
Mommsen S. 311 Anm. 63.
6) Liv. 8, 21 ; 27, 38; 36, 3. Velleius setzt sie 1, 14 ins Jahr 427 = 327.
7) Liv. 10, 21; 27, 38; 36, 3.
8) Das Jahr ist nicht bestimmt überliefert. Für Sena Gallica ergiebt es sich
aus Polyb. 2, 19, 12; Castrum, worunter wohl Castrum novum Fieeni zu ver-
stehen Ist, erwähnt mit Sena und Hadria zugleich Liv. ep. 11, während Velleius
1, 14, 8 es in den Beginn des ersten punisohen Kriegs, 490 es 264 setzt
Castrum novian nennt die Colonie Liv. 36, 3.
9) VelleL 1, 14, 8 wo Aesulnm steht. 6. Mommsen a. a. O. S. 332 Anm. 113.
lOj Vellei. 1, 14, 8. Liv. 27, 38.
— 39 —
40. Fregenae io Eirurien 509^=245^).
14. Pyrgi in Eirurien vor 563= Bl '^),
u
42. Puteoli in Gampanien,
13. Voliumuoi in Catiipaniony
44. Liiecnum in Campanien,
45. Saleroum in Gampanien,
46. Buxentum in Lueanten,
47. SipoBlum in Apulien,
48. Tempsa io BruUüs,
49. Groton in Bruttüs, alle 560=494 3).
20. Potanlia in Picenum,
24. Püsaurum in Uoibria 570=484^).
22. Parma in Gallia Cispadana,
23. liniina in Gallia Gispadana,
24. Salumia in Eirurien 574 = 483^).
25. Graviseae in Eirurien 573 = 484 «).
26. Luna in Etnuien 574 = 480 und noehniais 577:^177 7).
27. Auxifflum in Picenum 597 = 457»).
28. Fabrateria in Laiium 630 = 424^).
29. Mtnervia, ehemals SeylaGiuni, in BruUiis,
30. NepUinia, eberoais Tarcni, 632=122^^).
31. Dertona in Ligurien?^^).
32. Eporedia in Gallia Transpadana 654=400^2).
Endlidi ausserhalb Italiens:
Goiooia Junonia Garibago, weiche keinen Besland haile,
Narbe Martius 636 = 4 48^3).
i) Vell. a. a. O. Llv. ep. 19. Llv. 36, 3.
2} Llv. 36, 3. 3) LiT. 34» 45.
4) Uv. 39, 44. UieroDym. ad OL 160, 2.
5) Liv. 39, 55. 6) LW. 40, 29.
7) Llv. 41, 13. IfoiiUMeii C, /. L, I ad n. 539.
ö) VelJ. 1, 15, 3. 91 Vell. 1, 15, 4.
10) Vell. 1, 15, 4. 'Appian. B. C. 2, 23. S. Mommsen Ueber zwei röm. Co-
lonien bei Velleius in Berichten der s&chs. Oescllscb. d. Wiss. Philol. hf^tor.
Glasse 1849 S. 49 ff. Castra, d. h. castra HofmihalU^ der Hafenort von Scyla-
cium, wurde nach Livius 32, 7 schon im J. 555=199 durch 300 Ansiedler colo-
nisirt , blieb aber znnichst nach Mommsens Ansicht ein faguB und wurde erst
632s3l22 mit der damals ausgeführten Colonie Scylacium zu einer Stadtgemeinde
vereinigt.
11) Vell. 1, 15, 5. Es ist unsicher, ob dies eine BOrgercdonie war.
12l Vell. 1, 16, 5.
13) Von ihnen ist bei den ProvinEon Africa und QalMa Narboneosis nochmals
die Rede.
— 40 —
FoiMder Wir haben bisher die beiden StaatsinsUtule besprochen,
AaM«]iBaiig ^ '
derrftmi- deren die Römer sich als Mittel bedienten, um einen Theil der
meUde. Bevölkerung Italiens durch unmittelbare Aufnahme in den römi-
schen Staat seinen früheren Interessen und Verbindungen zu
entziehen und der römischen Gemeinde fUr alle Zeit unter ver->
schiedenen Modificationen einzuverleiben. Ehe wir zweitens ihr
Verfahren gegen diejenigen italischen Gemeinden in Betracht ziehn,
welche sie als selbständige Staaten fortbestehen Hessen, müssen
wir in Kürze die Folgen andeuten, welidie dieses VerhSdtniss so-
wohl für den römischen Staat als für die in denselben neu ein-
getretenen Gemeinden hatte. Für den ersten war die Folge die,
dass, da nicht nur die ausgesendeten Golonisten in den Tribus
blieben , sondern audi die in den Colonien und Municipien ur-
sprünglich ansässige Einwohnerschaft nadi und nach ebenfalls das
volle Bürgerrecht und damit Aufnahme in eine Tribus erlangte i),
ziimiimei^ die Zahl der Tribus , welche nunmehr ihren Namen nicht mehr
"^Tribusl" ^^^ patricischen Geschlechtem , sondern von den eroberten Ort-
schaften erhielten 2), bis zum Jahr 543=241 auf 35 erhöht wurde,
und dass in diesen 35 Tribus schon damals ein grosser Theil
Italiens, nach der lex Julia (90) aber das ganze Italien enthalten
war. Die Tribus sind, wie man aus ihrer Eintheilung in ttrbanae
und 'Histicae und aus ihren Localnamen erkennt, ursprünglich
geographische Bezirke gewesen, sie sind aber als solche nicht
erhalten worden, sondern man scheint schon früh, um das Prä-
valieren einer näher gelegenen Tribus gegen eine entferntere in
den Comitien zu verhindern, neu aufgenommene Städte einer und
derselben Gegend absichtlich in verschiedene Tribus vertheilt zu
haben: nach dem Schluss der Tribuszabl (513 = 244) aber war
man genöthigt, die grosse Hasse der Neubürger in die vorbände-
^^2lJl ^^^ Tribus gleichmässig aufzunehmen. Unter der Italia iribuiim
scripta, descripta 3) hat man daher nicht eine chartographische Darstellung,
• 1) Die Bewilligung des volleo Bürgerreohtes an eine Gemeinde geschah durch
ein Plebiscit, in welchem bestimmt wurde , welcher Tribus die neue Bürgerg&-
meinde angehören solle. Liv. Sd, 36.
2) Die trüma Crusiumina hat ihren Namen von Cmstumeria, das die Römer
255 = 499 eroberten (Liv. 2, 19), und Ist wohl 259 = 495 eingerichtet (Liv.
2, 21); die Maecia und Seaptia, entstanden 421=333 (Liv. 8, 17), sind, die
erstere von einem e<utrumf die zweite von einer urb$ Scaptia benannt. Festus
p. 136. 343 ; die Teretina Ist abzuleiten vom Flusse Teres, dem heutigen Sacro.
S. hleraber Grotefend in der gleich anzuführenden ^chrlft S. 4.
3)_Q. Cic. de petit, cofM. 8, 30.
— 41 —
sondern eine Liste zu verstehn, in welcher jede Stadt Italiens
nebst der Tribus, zu der sie gehörte, verzeichnet war^). Allein
trotz der gleichmassigen Yertheilung der italischen Bürger auf alle ^0^^°^^*^^'
Tribus konnte es nicht verhindert virerden, dass die Ausdehnung g^^*J|J^-.j^_
der stimmberechtigten Bürgerschaft über die ganze Halbinsel die ^^g^^^^V^^
Ausübung des Stimmrechtes einem Theile derselben gradezu un~ ^«" stimm-
möglich machte, und eine vollständige Vertretung der Bürgerschaft
in den Gomitien nicht mehr vorhanden war 2).
Für die Mnnicipien und Colonien war andererseits die Folge
die, dass, nachdem sie in die civäas Romana aufgegangen waren,
sie selbst aufhörten , civäates zu sein ^) , und dass, seitdem das
römische Recht bei ihnen Geltung erhalten hatte, sie unter die
Jurisdiction des praetor urbnnus gestellt wurden. Der PrStor sprach Frae/e-
indessen in diesen Ortschaften nicht in Person Recht, sondern
mandirte seine Jurisdiction an Stellvertreter^) {praefecti iure di-
ctmdo) , von welchen die praefecturae ihren Namen bekommen
haben, deren Begriff noch zu erörtern ist^). Die praefecti iure
dicundo gehören zu den Beamten, welche ursprünglich nicht ge-
wählt, sondern ernannt wurden^), und zwar in diesem Falle vom nie/va«-
praetor urbanus; auch später werden von ihnen nur vier, welche werden*
in den campanischen Städten Recht sprachen, den Titel IJIIviri
praefecti iure dicundo Capuae Cumis führen, und zu dem Celle-
gium der XXVIviri gerechnet werden, auf Vorschlag des Prätors
in Tributcomitien gewählt, die übrigen aber nach wie vor vom
Prätor ernannt^. Fraglich ist nur, ob dieselben ursprünglich in
1) IMeses Veneichniss herzvstelleii ist der Zweck der vortreflriichen Schrift:
Oiotefend Imperium Romanum iributim dtaeriptumy Hannover 1863. 8.
2) Erst in der Kaiserzeit bat man angefangen^ ganze Provinzen einer Tribus
zuzuweisen. So gehören seit Augustus alle neuen Colonien und Muuicipien
von Lusltania und HJspania zur QÜarina und Qaleriaf die von Oallta Narbonensis
zur VoUmiOy die von Griechenland, Kleinasien und AMea zur QuMna, Grote-
fend S. 7.
3) S. oben 8. 28 Anm. 4. So sagt Cicero von Placentia bei Asconius m
Pimmianam p. 4 Or. : hh (PUonii avw) in eam eivÜaUm (nam tum erat
eioUa$\ adseendU,
*) Mommsen Staatsrecht, 185.
öj S. Rein in Pauly's Realencycl. VI, 4—8. A. W. Zumpt Comment, epigt,
I p. 50 — 66 und namentlich Mommsen C. 1. L, I n. 637.
6) Alle Alten von praefecti werden ernannt, nicht gew&hlt, so der praefeeUu
praeiorio , praef, tir&i, praef. anncnae. Auch die Befehlshaber der Flotte heissen,
so lange sie vom Volke gewählt werden, Ilviri navaUa (Liv. 9, 30; 40, 18. 26;
41, 1); seitdem sie ernannt werden, was schon in den Bfirgerkriegen und spater
unter den Kaisern geschah, praefecti. S. Zumpt a. a. O.
7) Liv. 9, 20: eodem anno (436ss318) primwn praefecti Capuam ereari
eoepUi legibua ab L, Furio praetore datiSy gwim utrwnque ip$i pro remedio aegri»
eroannt.
-. 42 -
alle Cotooien und Municipien abgesendet wurden, oder nur in
einige; ob also der Name pntefectura ursprUnglieh allen Ortr-
Schäften rtfmiscben ftechtes gemeinsaoi zukommi, oder die Be-
zeichnung einer besonders organisirten Goannune iai, wie nach
der kx Julia wirklich drei Arten röraiBcher Slfldte, colimkte,
municipiaj praefedwae unterschieden werden^). In der Haupi-*
stelle über die Präfecturen bei Pestus p. Sä3 lassen sich nun
namentlich auf Grund der angeführten Beispiele drei Glassen der-
selben unterscheiden: erstens Municipien ohne Stimnireeht und
ohne Gemeinwesen, zu welchen seit 448=306 Anagnia^), seii
543 SS 24 4 Capua gehörte; zweitens Municipien ohne Stimmrecht
mit erhaltenem Gemeindewesen, wie Gapua seil 44 6==^ 3% war,
als es 436 = 348 Prttfectur wurde ^), femer Gumae^), Aoerrae^),
Suessula^j, Atella, Galatia^), Pundi, Forroiao^), Alifae*), Priver-
num^<^), Prusino^^), Arptnum^^), und drittens Gdonien, wie Liter-
num, Volturnuia, Puteoli, Saturnia, in welchen Recht zu sprechen
rcbtu diseordia kUeatina petissent. Wenn Livius Sftgon will, die praefeeti seien
schon damals vom Volk gewählt worden, so ist das eine Ungenaaigkeit. S. Momm»
son C\ I. L. I p. 47. R. G. 13, 412. Festas p. 233: prmftetwme eae appeUa-
hanlur in Italiay in quibua ti i%ks dicebatur et nundinae agebantutt et erat quaedam
earum res publica^ neque tarnen magiatrattu «uo« habebantj'in quaa legibus prae^
feeii miUehainiiUT qmoUmnU qui iuB dioemtU, Qwmmn gen&ra fttrnmU äuo : «Ifertim,
in qitaa soUbant ire praefecti quaUttor e viginti sex virwn numero popuLi au/fragio
creaii in haee oppid<i: Capuanif Cumaa, CaaiUnumj Voltumumj Ltlemum, i\i-
teolo$, AcerfxUy SueuuUtmj AtMam, Calatiam : aü^mm, in qua» ibant, fuot praetor
urbanu8 qtiotannis in quaeque loca miterat Ugibua^ ut Fundoa, Formia», Catre,
Venafrum, AUifas, Privemum, Anagniam^ Ftuainonem^ Reate^ Satumiam, Nur-
siam, Arpinum aliaqut eomphara. Die CaM. Ö4, 28 vom Jahr 741 es 13; et te
5V) etxooiv ouTOi d[vdpcc i« t&v S? xoti etxo9(v «l«v • ol YÄp 8V| d6o ol
Tdc ISw Tot> teCydvc 6^i)C h^}KW.^6^tiKy ot Te tiooapcc ol iz tt|v Ka}jLicav(av
itep,Tc6|jievoi xoteXiX'jyco ( nach Mommsen 734Ba20. Dio Gaas. Ö4, 8). In In-
schriften finden sich die Titel: //// VlUi PBae/Mi (C. /. L. I n. 637); PRAEF.
CAPuae CVMit (Henzen n. 6463).
1) Cic. pr. 8ext. 14, 32: nuUum erat Üaliae municiphim, tmUa ootomia,
nuUa praefeeturay — nciUKm coUegiium — quod tamt wm ItonorifieentUsime decrt-
vißaet de mea salute. in Piaon. 22, 51 : neque enim regio fuU uUa nee mumei-
pium neque praefeetura aut eoUmiOy ex qua mm pubtiee ad me venerkU gratulatum.
Pliü, 4, 3, 7: quid? mutiietpfci, coloniaSj pratfectußra/i nuin üliUr tudioar^ ettn-
setU? Vgl. oben S. 6.
2) Liv. 9, 43, 24. 3) Liv. 9, 20.
4) Liv. 6, 14, 11. Festus p. 142.
5) Liv 8, 17, 12. "6) Lir. 8, 14, 11.
7) Festas p. 142. 8ie verloren ihr Recht mit Gapua zugleich 544 =»210.
Liv. 26, 34, 6.
8) Liv. 8, 14, 10.
9) Seit 444 «310. Liv. 9, 38, 1.
10) Seit 425 «329. Liv. 8, 21.
11) Wohl seit 451 »303. Liv. 10, 1.
12) Seit 451 =r 303. Liv. 10, 1.
— 43 —
war nicht nur fttr die Goloniston, sondern auch für die ui*sprUng-
liehen Einwohner, denen das volie Bürgerrecht nicht verliehen
war. Nach der Ansicht, des Festus .waren also alle Municipien
und Golonion ursprünglich praefecturae , und für die Richtigkeit
dieser Ansicht spricht der Umstand, dass noch in der Kaiserzett
Municipien und Golonien aus besonderen Gründen vorübergehend
in praefecturae verwandelt werden *), woraus man schliessen darf,
dass in dem Begriffe der Präfectur ni<^t8 liegt, was mit dem der
Gaionie und des Municipiuras unvereinbar wXre. Die Pi^fecturen
haben in den besprochenen Gemeinden grosscntheils nur so lange
gedauert, bis dieselben das volle Bürgerrocht erhielten, in wel*
cbem Falle den Golonien, die nunmehr keine doppelte BevMke-
rung mehr hatten, und den Municipien gestattet ward, ihre eig~
nen ricbterlidien Behi^rden selbst zu wählen 2] ; nach der lex Julia /«^«'«n
' ' .der «ra«-
finden sich nur noch in geringer Anzahl praefecturae^ aber auch /*^^oe
diese haben später immer mehr aufgehört^). Wo sie aus Grün-
den, welche uns unbekannt sind, noch nach der lex Julia (90)
lortbestanden, haben auch sie ihren Begriff verändert; denn wäh-
rend unter ihnen ursprünglich entweder municipia ohne ius suf-
fragü und honoi^m oder soldie Golonien zu verstehen sind, deren
ahe Einwohnerschaft noch nicht das Vollbürgerrechi erlangt hat,
sind die späteren Präfecturen ebenfalls Vollbürgerst^te, und un-
terscheiden sich von den Municipien und Golonien durch nichts
weiter als dadurch, dass sie statt der von der Gemeinde gewählten
Ilviri oder IVviri iure dicundo einen praefoclus iure dicunäo hatten,
welcher in Rom ernannt wurde.
1)' Cenot. Pisan. bei Orelli 643: quando eo com in colonia negue II vir
neque praefteti erant neque quidquam iure dieundo praeerat. In die iUliscbeii
Municipien und Golonien pflegte nämlich, wenn wegen Puteiungen in denselben
oder aus andern Gründen die Wahl der Ilviri oder IVviri nicht zu Stande kam,
yon Rom aus ein praefeetus iure dicundo geschickt zu werden, welchen vielleicht,
wie in alter Zeit, der praetor ernannte, und welcher interimistisch fungirtc,
namentlich der Curie prasidirte. S. Zumpt Comm. ep. I p. 58 — 60.
2) Von deji bei Festus aufgezahlten Präfectureu erhielten Formiae, Fundi
und Arpinum im J. 566 = 188 volles Burgerrecht Liv. 38, 36. Arpinum ist her-
nach munieipium (Cic. de leg. % 3, 6) und hat drei aedHe$ (Cic. ad fam. 13,
11, 3. Orelli 571); ebenso finden sich aediles als höchster Magistrat in Fundi.
Uenzen 7035. 7036. Die Golonie Pnteoll hatte 649 =» 105 aufgebort Präfectur zu
sein und sUnd unter Ilviri, C, L L. I n. 577; Cumao hatte 705 = 49 Illlviri,
Cic. ad AU. 10, 13.
3) Mutina, welches noch bei der Auflösung der cisalpinischen Provinz Prä-
laetiir war, hat hemaeh quatmonHri (Zumpt Comm» ep, I p. 54), AmitMrnum,
uoch unter Augustus Präfectur (OrelU 3689), später dimnoM OreUi 3838.
— 44 —
^su^to*^ 3. Civitaies foederatae. Völkerrechtliche Beziehungen sind
dem Altferthum ursprünglich unbekannt , und wie bei den Grie-
chen, so siriit bei den Römern der Fremde ausser jeder Verbin-
dung des Rechtes und der Sitte, bei jenen als ßopßapo^, bei
diesen als hostis^); erst allmählich hat sich ein itis gentium aus-
gebildet, dessen erste Spuren in der Unvei*letzlichkeit der Ge-
sandten zu erkennen sind^). Einem reditlichen Verhflltniss zwi-
schen zwei unabhängigen Staaten muss daher ein ausdrücklicher
Vertrag zu Grunde liegen, und durch einen solchen haben die
Römer schon frühe mit italischen und ausserilalischen Staaten
Verbindungen angeknüpft, unter welchen sidi hauptsächlich drei
Formen unterscheiden lassen 3), nämlich erstens die eines ailge-
sc^ftlnfer. "^^1^00 Freundschaftsverhältnisses, wodurch zunächst nur ein
trig«. Friedenszustand und Verkehr zwischen beiden Theilen gesichert
wurde ^ wie in dem Vertrag des Romulus mit Alba^) und den
beiden ersten Freundschaftstractaten zwischen Rom und Garthago
aus den Jahren 406 = 318 und 448=306^); zweitens die des
^frfi^äir ho$piiium publicum, welches nach der gallischen Invasion der
Stadt Caere ertheilt ward^j, und wodurch, wie es scheint, den
Mitgliedern einer ganzen Commune die Rechte zuerkannt wurden,
welche einzelne Fremde öfters durch ein besonderes Privilegium
erhielten, nämlich ehrenvolle Aufnahme, Verpflegung auf öffent-
liche Kosten, Zutritt zu Opfern und Spielen, Anspruch auf ein
Gastgeschenk und vornehmlich die Befähigung zu kaufen und zu
verkaufen und in diesen Geschäften in eigener Person und ohne
die Vermittelung eines römischen Bürgers vor Gericht aufzu-
1) Yarro de l, L, 5, 3 : müUa verha aUud nunc ostendunt^ aliud ante signi-
fieabafU, ut hostis : nam tum eo verho dicebant peregrinum , qui auia Ugibua uU-
retur, nunc dieurU eum, quem tum dicebant perduellem. Festus p. 314: Status
dies vocatuT qui iudici causa est eonsUtutus cum peregrmo. eius enim generis ab
antiquis hostes appeüäbantur ^ quod erant pari iure cum poptdo R. atque hostire
ponebatur pro aequare. Paulus p. 82 s. v. exesto, Dig. 49, 15, 5^2. Oseubrüg-
gen de iure belli et pacis^ Lips. 1836. 8 p. 8 if.
2) S. Voigt Das ius civile und ius gentium der Römer S. 26 und die dort
angeführten Stellen Clc. acc. in Verr. 1, 33, 85. Caes. JB. O. 3, 9. Nepos P«iop.
5. Tac. Bist. 3, 80. Cic. de off, 3, 29, 108.
3) Dig. 49, 15, 5 S 2.
4j Dionys. 3, 1.
öl Polyb. 3, 22. 24, Der erste beginnt mit den Worten: irX xoicSc q>tXlav
elvai Poi|Jt,a{oi« *al rot« TcD[i.alcöV oufj.|xdl)roic xal Kap/7)5ovlotc xal xoT; KapyjQ-
(ovlcov ou(Ji{JKÜYot<. Ueber die Zeit derselben s. Mommsen Rom. Chronologie
2te Aufl. S. 320.
6) Liv. 5, 50 : retiiM ^ cum Caeritibw hospitiwn publice /ieret, quod saem
populi Romani ae sacerdotes 'recepissefU,
— 45 —
treten^) , driUens endlich die Form eines wirklichen Bündnisses Fotiiu^
mit bestimmten Rechten und Verpflichtungen, welches indessen
unter verschiedenen Bedingungen abgeschlossen wurde. Gemein-
sam nämlich ist allen cwüates foederatae^ dass sie autonome, oder
wie wir sagen, souveräne Staaten sind ; als solche haben sie das
Mttnzrecht^), Befreiung vom Dienste in den Legionen gegen Stellung
von Httlfstruppen oder Schiflen und Matrosen ') , eigene städtische
Verwaltung und eigene Gerichtsbarkeit; im übrigen aber kann ihre
Souveränität von Rom entweder vollständig aneriiannt oder durch
die Bedingungen des foedm beschränkt werden.
Die vollständige Souveränität zeigt sich namentlich in dem g^^^^^it
Exilrechte, d. h. der gegenseitigen Anerkennung politischer Selb- J^J*]^»^^
ständigkeit, wie diese zwischen Tibur, Praeneste, Neapolis einer- ^,^1^^*^^
seits und Rom andererseits statt fand ^) , in Folge deren ein römi-
scher exul in diesen Städten sich niederlassen und statt des
verlorenen rtfmischen Bürgerrechts das dortige Bürgerrecht erwer-
ben konnte^). Städte, welche in diesem Bündniss standen, hielten
ihre Stellung für so vortheilhaft, dass sie nicht allein im hanni-
balischen Kriege ihre Treue gegen Rom bewährten <^) , sondern
auch nach dem Bundesgenossenkriege zur Annahme des römischen
Bürgerrechtes wenig Neigung zeigten*^).
Die Beschränkung der Souveränität eines Bundesstaates findet ^j^^it^be^'
dagegen ihren Ausdruck in der Clausel des Bündnisses: ui t^ g^^l^faSug-
pcpulus alteritts papuH maiestatem comäer conservarel^ deren Sinn ^*^^-
1) 8. Mommsen in v. Sybels bist Zeitschr. 1,2 8. 332 ff. Walter $ 83.
2) Dies ist, wie in neuerer Zeit, so auch im Alterthum ein Vorrecht sou-
veräner Staaten. 8. Mommsen 0. d. B. Münzw. 8. 309.
3) 8. die Nachweisnngen bei Mommsen a. a. O. 8. 323.
4) Polyb. 6, 14, 8: fort V dof^dUia toi^ ^^Youotv Iv tc ro NcaitoXtT&v
xal Ilpaiveffdvaiv £tt hk Tißoup(voiv TtöXei xak Tale dIXXalc, irpöc A< Ivouatv Spxia.
Liv. 43, 2, 10.
ö) Gie. pr, Balho 11, 28: duairum ehitatwn eivU notier esae iwt 'dvüi nemo
poUH: non eiae kukt» efottctftc, qui u alU eioitaU dieatU, j^otett: neque aolum
dieaUon», quod in talamüaU elarisiimU virU Q. Maxhno, C. Lcm/Ai, Q, Phüippo
Nfteeriae, C. Catoni Tbiraeone, Q. Caepioni^ P, ButiUo Zmgfntu videnms aeei-
ctttse, ut earym chttiatum fUrenl dves, — ^ — led eUam po$iUminio poieBt eM"
taUt fieri nrnOaUo, Ib. 12, 29 : eM Bomano Ueet eue GadUamim $iv€ exUlo atoe
potUinUnio afoe reitetione huhu dvitatU.
6) So NomoUb LiT. 23, 1; 24, 13: Pete]|a Liv. 23, 30: Croton, Regiam
Ut. 23, 30. . .
7) So Heradea und NeapoHs. Cic. pr, Brno 8, 21. Ein ibnliehes Beispiel
kommt schon im J. 448 « 306 vor bei Liv. 9, 43, 23: Hemkorum tribut populU^
AUMnaUj VtnUanOf FerenUnaUj qviamaiuerwU quam eivKotom, mae Ugtt red"
dltae. Vgl. c. 46, 7.
— 46 —
ist, dass der in den Bund mit Rom eintretende Staat nicht ein
aequum foedus erhält, sondern als in einem Abhängigkeits- oder
Glienlel Verhältnisse stehend betraditet wird^). Es handelt sieh
also bei dieser Unterscheidung nicht um die fioctische PrSpoteoE
des romischen Staates, welche sich mit der Zeit gegen alle Bon*
desstlidte geltend madite^ , sondern um eine von Anfang an
rechtlich festgestellte Unterordnung, in welche wahrscheinlidi der
grOsste Theil der föderirten Sttfdte sich fOgen mussla.
«ier^nndeiL Deuu aufgenommen sind in das Bttndniss mit Rom nach und
suaton. i^aci^ ^11^ Städte Mittel- und Unteritaliens, welche nicht entweder
actives oder passives Bürgerrecht erlangt oder sur Strafe in einen
Zustand der politischen Unfreiheit versetst waren, wie Tarent im
zweiten punisdien Kriege 3) und nach demselben die Bruttier^) ;
über die Bedingungen desselben aber können wir nur suweilen
aus den Verhältnissen einen Schluss ziehn, unter welchen das
foedus zu Stande kam. Den ältesten Theil der sodi bilden die
latinischen Städte, mit welchen, nachdem sie anfangs dem lau-
nischen Bunde angehört hatten, später ein besonderes Bttndniss
geschlossen worden war, wie Tibur, Praeneste^), Lavinium®) und
1) Proculus Dig. 49, 15, 7 § 1 : Über autcm populus est ia , qui nullius
aUeriua popuU poUtttUi e$t »vhieclus : U foederaius est itenif tive aequo foedere in
amicitiam vttUt ahe foedert eomprtkauum ui, ut U popuUu aUerhu fiipuLi ma-
iealatem comiter eon»ervareL Hoc entm adüeiiur, ut tnteUe^atur, äUerum populmn
$uperioretn esse, non ut inieUegatur, alterum tum esse Ubemm: et quemadmodum
cUenies nostros inteUegimus Uberos esse, eUamsi neque auetoriiaie ne^nc dignUate
nobis praesurU, sie eos, qui maiestatem nostram eomiter conservare deberU,
Uberos esse intellegendttm est. At fiunt apud nos rei ex eiviiatibus foederatis et m
eos damnatos animadvettimus.
2) So wurde das Mflnzrecht den fodeilrten Staaten aeit 486=3268 entweder
beschränkt oder ganz entzogen (Mommaen a. a. O. S. 322^; das römische Geld-
schuldrecht durch das Seropronische Plebiaoit von 561bs19o auf alle Italiker aus-
gedehnt (Liv. 35, 7) und die Feier der Bacchanalien 568» 186 in ganz Italien
verboten (Liv. 39, 18, 7).
31 Strabo 6 p. 281 : ircpt te xd Avvlßcia %a\ t^v iXeu0ep(av d^^pl^T^ootv.
Liv. 27, 25.
4) Gellius 10, 3, 19 : Romani — Bruttios ignonUnkte causa non miUtes seri-
bebanif nee pro soeiis habthant, sed magistTcdiXtus in provMeiVu ewnWms parere el
praeministrare servorum vieem iussenuU,
5) Polyb. 6, 14, 8. Liv. 43, 2, 10: FuHus PtaenesU, Mtttieniu Tibur exula-^
iwn abUrunl (a. 583« 171). Keide Stidte blieben verbündet bis zur tex JuUa (90)
Appian. B, C 1, 65. Ob sie aber die Bedingungen des alten oassianiachen BOnd*
niases hatten, wie aus Cic. pr, Baibo 23, 53 geschlossen worden ist, bezweifle
ich, da mir das Exilrecht mit dem gegenseitigen Bürgerrecht nicht ohne weiterea
vereinbar erscheint. Auch bei den latinischen Colonien wird das Exilrecht nie-
mals erwähjit.
6) Im J. 4i4»340. Liv. 8, 11, 15. Orelli n. 2276. Zumpt de Lavinio et
LaurerUibus Lavinatibus p. 12.
— 47 —
die hemlkisdieii SVSAie Aletrium , Ferentiauin , Verokae ^) ; daiu
kamen ^) nach und nach die etruskischen Stfidte'), namenlHch
FopulonlA^), Tarqninii, Virfateirae, Arreiium, Penisia, Clusium,
Rusellae^); in Dmbrien Iguviuin <^) , Gamerinum^), Ocriculum^),
die Samnitischen SUImnie der Picentes ^) , Yestini ^^) , Marrucini,
Marsi, Peligni, Prentani^V) in. Gampanien Neapolia^^y, Nola^^),
Kuceiia ^*) , Teanum Sidicinum ^^) ; in Lncanien Veiia ^^) , Hera-
clea^')^ Thurii;!^)-; im Lande der BruUii Rhegiumi«), Locri^«),
Petelia^^). Neben diesen und den übrigen verbündeten Staaten, Latiniacbe
über weiche besondre Zeugnisse nicht voriiegen, sind endlich
die latinisdien Golonien zu eniv^hnen, die ausdrücklich zu den
^emtates foederatae gerechnet werden ^^\ Der Kriegsgebrauch
Hümlieh) besiegten Völkern ein Drittel des Landes zu nehmen
und auf dieses Land eine Ansiedelung auszuführen, war nicht
den Rümem eigenthümlidi ^^) , sondern gemeinsame ätte aller
Italiker^^). Auch die Latiner haben Golonien gegründet, welche, TonLatiner-
da sie von dem Bunde ausgingen, in diesem eine Stellung erhalten grandet.
11 LW. 9, 43. Die FertfdfnaUt nennt daher Liv. 34, 42, 6 Tjolmi.
2) Ueber die folgenden Angaben s. die' Sammlungen bei Mommsen G. d. R.
M flnzw. S. 322 ff. Voigt Das iu» eiviU und ius gentium S. 211 ff.
3) Seit 471 »283. Polyb. 2, 20, 5. Sie stellen im zveiten piuiinehen Kriege
Hülfstruppen. Polyb. 2, 24, 5. Liv. 27, 26, 11.
4) Liv. 28, 45, 15. Ueber die Mfinzen s. Mommsen a. a. O. S. 216. 285.
5) LiY. 28, 45. Mommsen a. a. O. S. 219—222.
6) Cic. ©f. Balbo 20, 47.
7) .Liv. 9, 36, 7; 28, 45, 20. Val. Max. 6, 5, i. CIc. pt. Balbo 7J0, 46.
8) Liv. 9, 41.
9) Liv. 10, 10, 12.
10) Liv. 10, 3, 1 vgl. 44, 40, 6.
ll).Liv. 9, 45, 18 vgl. 25, 14, 4; 33, 36, 10; 44, 40, 5.
12) Seit 428 = 326. Liv. 8, 26 vgl. 23, 15; 29, 21; 35, 16; 36, 42. Polyb.
1, 20; 6, 14. Cic. pr. Balbo 8, 21; 24, 55.
13) Liv. 8, 26; 9, 28; 23, 14; 23, 44. Panlns p. 127 Mull.
143
Cic. IH-. BaU), 11, 28.
15) Liv. 22, 57 ; 23, 24 ; 26, 14.
Balbo 24, 55, vgL Polyb. 1, 20, 14. Liv. 26, 39, 5.
BaU» 8, 21.
15) Liv. 22,
16l Cic. pr.
17) Cic. pr.
18J Von 452^302. Liv. 10, 2; tpit, 11. Plin. N.M. 34, 32. Appian. Sitmnit.
7, 1. 2. Im J. 560=194 wurde es latinische Colonie. Liv. 34, 53.
19) Polyb. 1, 7; Liv. 26, 39; 31, 31; 35, 16; 36, 42; 42; 48.
20) Polyb. 1, 20, 14. Liv. 29, 17 ff. ; 36, 42; 42, 48.
21) Appian. de beUo harmibalieo 29. 57. Mommsen a. a. O. S. 324.
221 Cic. pr. Bulh. 24, 54 : hatkU», id eH foederatU.
23) Dionysius 2, 16 macht freilich den Romuliis zum Erfinder der Colonien.
24) So kommen OdMiien der Samniter (Liv. 4, 37), Aeqaer (Liv. 4, 49),
Ctruskw (HadriA Liv. 5, 33), der Aniiaten (Satrienm Liv. 7, 27), der Umbrer
(Stnbe 5 p. 216) , der Lneaner (Postdeoia Strabo 6 p. 254. Atkenaeua 14, 31
Scbweigb.) vor, welche Beispiele Walter $ 217 anfthrt.
— 48 —
haben werden. Noch nach der Erneuerung des Bundes durch
Spurius Gassius und der Aufnahme der Hemiker in das BOnd-
niss beiheiligten sich bei diesen Golonien Rtaier, Latiner und
Hemiker ^) , aber auf alle Golonisten ging der Name der LcUmi
über, von welchem der Bund selbst benannt war. Nach den im
J. 365=389 beginnenden Zerwürfnissen zwischen den Bundes-
mitgliedern war eine fernere gemeinsame Goionieanlage unmOgUch
und die nach dieser Zeit entstandenen iatinisdien Golonien Su-
trium, Nepete und Setia werden in Rom selbst beschlossen sein.
^on^n Als nach Beendigung des Krieges mit den Latinem (446 = 338)
und Hemikem (448=306) das BUndniss definitiv aufgelöst war,
fuhren die Römer fort, in ihren ausserhalb Latiums erworbenen
Gebieten Golonien, nicht r6mischer Bürger, sondern mit dem
Redite der bisher bestehenden latiniscfaen Golonien anzulegen, so
dass man drei Perioden in dieser Golonisation unterscheiden kann,
die des alten latinischen Bundes vor 261=493, die des Drei-
vtflkerbündnisses bis 365=389 und die der römischen Deduction.
Teneicii- Das Verzeichniss der latinischen Golonien ist nach Madvig und
ben. Mommsen folgendes:
4. Signia,
i. Girceii, beide dem Tarquinius Superbus zugeschrieben^),
beide nochmals deducirl, die erste 859 = 495, die letztere
361=393 3).
3. Suessa Gometia im Yolskerlande,
4. Gora im Yolskerlande, beide ebenfalls vielleicht aus der
Königszeit ^) .
5. Velitrae im Yolskerlande, gegründet 260 = 494, wieder
aufgehoben 41 6=338 i^).
1) Dionys. 9, 59 sagt von der Colonie Autium : iXi-^w* tc dliroYpa4^a|Af#o>v
iho^ TiQ ßouXiQ — intTpl^^at AatCvcDV te %a\ 'Epvlxcov toU ßouXofjilvotc tTJc
2) Liv. 1, 56. Dionya. 4, 63.
3) Llv. 2, 21. Dlodor. 14, 102 vgl. Liv. 6, 21.
4) Liv. 2, 16. Niebnhr B. Q. 2, 123. Madvlg p. 259. Mommsen a. a. O.
8. 311.
5) Liv. 2, 30. 31. Dion. 6, 42. 43; sie waxde ventfokt 262 »492 Liv. 2,
34. Dionys. 7, 13 and nochmals 350 «»404 Diodor. 14, 34, wird aber nach 416
sss33d nicht mehr erwähnt und hat damals wahrscheinlich dvUoB sine auffragio
erhalten. Madvig p. 295. Mommsen S. 312.
— 49 —
6. Norba im Volskerlande Sl6SI«»49S|i).
7. Aniium 287 = 467^, hernach 44 6 »336 in eine rümische
Golonie verwandelt').
8. Ardea im Rutuierlande 342 = 442«).
9. Satricum im Volskerlande 369 = 385 <^).
40. Suirium in Etrurien 374=383«).
44. Nepete in Etrurien 374=383?).
42. Seiia im Volskerlande 372=382»).
43. Gales in Campanien 420 = 334»).
44. Fregellae im Volskerlande 426=328^0), wurde zerstört
629 = 425 n).
45. Luceria in Apulien 440 ==34 4^^).
46. Suessa im Aurunkergebiete 444 =343^
47. Pontiac, Insel der Volsker 444 =343 i').
48. SaUcula in Samnium 444=3431«).
49. Interamna Lirinas im Volskerlande 442 = 342 i^).
20. Sora im Volskerlande 454=303i<)).
24. Alba am lacjis Pucinus 451=303^7).
22. Namia in Umbrien 455 = 299 1»).
23. Carseoli im Aequerlande 456=298 1«).
1) Llv. 2, 34. Diony». 7, 13.
2) LW. 3, 1. Diony8. 9, 59.
3) LW. 8, 14.
4) Liv. 4, 11. Dlodor. 12, 34.
5) Livios 6, 16 sagt zwar: »enaius — Satricwn eolonkmi duo mUUa ehium
R&rmmorum deduei iu$$itf allein Satricum gehört zu den 30 latinischen Oemeinden
(Dioiiys. 5, 61. Mommsen R. G. 1^ 337) und kann erst später Bürgerrecht erhal-
ten haben. Nach ihrem Abfall zu den Samniten wurde sie 4352=319 ganz auf-
gelöst. Liy. 9, 16. Mommsen O. d. R. MQnzw. S. 313.
6) VeUei. 1, 14.
7) Liv. 6, 21. Velleius setzt die Gründung 10 Jahre nach 8utrinm, also
381 =373.
8) VeUei. 1, 14. Liv. 6, 30.
9) Liv. 8, 16. Vell. 1, 14.
10) Liv. 8, 22.
11) Liv. epit. 60. Obsequens c. 30(90). Auct. ad Herenn. 4, 15, 22 und öfters.
12) Liv. 9, 26; nach Diodor. 19, 72 im J. 439 »31Ö; nach Velleius 431=^323.
13) Ueber beide s. Liv. 9, 28.
14) Festus p. 340. Liv. 9, 22. Teil. 1, 14.
15) Liv. 9, 28. ATell. 1, 14. Diodor. 19, 105.
16) Liv. 10, 1. Vell. 1, 14. Livins 9, 23. 24 (vgl. Diodor. 19, 72) erwähnt
freilich schon 439 «315 Oolonisten, welche bei dem Abfall der Stadt zu den
Samniten ermordet wurden; Ober diese Colonie ist aber nichts weiter bekannt.
17) Liv. 10, 1. VeU. 1, 14. Ueber die Stadt s. Plin. N. K. 3, 107.
18) Liv. 10, 10.
19) Liv. 10, 13.
t»m. Altorth. IT. A
— 50 —
ii. Venusia in ApoHm 463^=894 1).
»5. Hairia in Pieenum 465 =M9^.
26. Cosa (in Campanien?) 484 =173^).
%7. Paestum in Lucanien 481 »273«).
28. Ariminum im ager Gailicua 486 »s 268,
29. Benevenium in Samnium 486=268»).
30. Firmum in Picenuro 490=:«264<^).
34. Aesemia in Samnlom 491=263?).
32. Brundisium in Calabrien 540 = 244 <»).
33. Spoletium in ümhrien 543=244«»).
34. Gremona in Gaiiten und
35. Placentia in Gallien 536 = 248 1<^).
36. Gopia (Tburii) in Lucanien 564 = 493 i^).
37. VaienUa (Vibo) im Lande der BruUier 562 = 492^2)
38. Bononia in Gallien 565 = 489<3).
39. Aquileia in Gallien 573=484 i«).
Die toionias Vergleicht man das Vemeiehniss der launischen Colonien seit
bleiben 446 = 338 mit dem der Bttfgercolooien derselben Periode, so
findet man, dass bis zum Ende des zweiten pusischen Krieges
die letzteren immer noch zum Schutze der beiden Seektisten Ita-
liens ausgeführt wurden ^^) und die vacatio milUiae fttr sich in
t) Dionys. Exe. p. 2335. Vell. 1, 14.
2) LW.. epft. 11.
3) Liv. epit, 14. Vell. 1, 14. Die Lage ist unbekannt. S. darilber Ifomm-
seil Q. d. B. Münzw. S. 315.
4) Vell. und Liv. a. a. 0.
5) Ueber beide s. Vell. 1, 14. Liv. epii. 15. Eutrop. 2, 16.
6J VeU. 1, 14.
7J Vell. 1, 14. Liv. tpU. 16.
8) Vell. 1, 14. Liv. epU. 19.
9) Vell. 1, 14. Liv. epii. 20.
10) Asconius in Cie. Piaonianam p. 3 Or. Polyb. 3, 40. Liv. ep. 20. VeU.
1, 14, 8.
11) Liv. 34, 53. Es scheint dieselbe Colooie, welche in das eastntm IVenti-
nwn gefuhrt wurde. Liv. 35, 9. Mommsen S. 316.
12) Liv. 35, 40, vgl. 34, 53. Velleius setzt sie schon 515 = 239.
13) Liv. 37, 57. Vell. 1, 15.
14) Liv. 40, 34. VeU. 1, 15. Mommaeii C. /. L. 1 n. 538; V p. 83.
15) Dass n&mlicb alle sogenannten eoloniae mariUmae BOrgercotonien alnd,
beweist Madvig p. 265 daraus, dass Livins 27, 9. 10, wo er die in J. 54&«s209
bestehenden latlnUchen Colonien aufzahlt, diese nicht aufführt; das« bei Liv.
36, 3 die rotoniue mttritimae das auxiUum Mhunhium anrufen und da«i die
Au-<hebung in ihnen durch römische Magistrate geschieht.
— 51 —
Anspruch i[f0bmen ^) , welche den alten QürgercQlonien ipsoferp
gewährt worden war, als der Stationsdienst als Kriegsleistung
angesehn wurde ^j. Zur Besetzung des ausserhalb Latiums erober- i>i«<?oioiüeii
im Binnsn-
ten Lapdes bedienten sich dagegen die Römer in der Regel nicht i»ude sind
mehr der eigenen Bürger, sondern verbündeter und verwandter
Stämme, welche, nunmehr unter sich ohne alle Verbindung, mitten
unter fremden und eben unterworfenen Völkern , zum fortwäh-
renden engen Anschluss an Rom durch ihre Lage selbst gezwun-
gen waren, und den ihnen assignirten Acker als eine Wohlthat
annahmen, wogegen die römische Bürgerschaft zusammen blieb
und nur ärmere Personen aus derselben von der Erlaubniss Ge-
brauch machten, mit Aufgabe ihres Bürgerrechtes 3] um des Acker-
besitzes willen sich einer latinischen Golonie anzuschliessen. Nur
noch zweimal finden wir später Bürgercolonien zum Schutz erober-
ten Landes angelegt, einmal nach dem zweiten punischen Krißge
in den von Hannibal längere Zeit besessenen Gegenden Unter-
italiens, wo, während die Einwohner selbst hart bestraft wurden,
an der Küste mehrere coloniae maritimaej im Binnenlande da-
gegen zwei latinische Golonien gegründet worden sind *) , und
zuletzt zur Befestigung der römisphen Herrschaft auf dem galli-
schen Gebiete.
Die latinischen C<donien der letzten unter den drei oben be- ^^f^*.^«'
Colomsten.
zeichneten Perioden wurden zwar, wie die Bürgercolonien, auf
Beschluss des Volks durch ^riumt;2ri ausgeführt^), allein sie waren
1) Liv. 27, 38; 36, 3.
2) Hufichke Die Verf. des Servius Tallius S. 4dl ff.
3) Der eivi$ Romaniu , welcher sich in eine latinische Colonie einschreiben
Uess, erlitt eapitU diminuiio minor. Gaius 3, 56: iMtmoa ideo (appeUatoa esse),
quia l€X eos liberos perinde esse voiuit aique si essent eives Bomafu mgenui , 9111
ex urbe Borna in luotinas colcnias dedueti, iMtini coloniarii esse coeperunt. i , 131
nach Huschkes Restitution : olim quidem, tpso tempore populua Bomanus in La-
Unas rtgionea eolonias dedueebcU, qw iussu pafentis profectus erat in Latinam
eoiomom, et ipse eSt potestate exibaty ctan qui ita eivitaU Romana cesserant, aeei-
perentur cdterius civitatis eives. Boethius in Cic. Topica p. 302 Or. : media vero
(capitis deminutio) est, m qua eivitas amittitur, reiinetur Uhertas^ ut in Latinas
coUmias tranamigtatio. Cic. pr, Caecifia 33, 98: eerte quaeri hoc soUre me non
praeUrit — quemadmodum , si eivitas adimi non possit, m eolonias Latinas saepe
nostri eioes profecti sirU. Aut sua voluntatef aut legis multa profeeti sunt: quam
muUam si eufferre voluissent^ tum matysre in civitate potuissent. Cic. pr. domo
30, 78: qui eives Bomani in eolonias hatinas proficiscebantur , fieri non poterant
Latini, qui non erani auctores facti nomenque dederatU.
4) S. über die Brnttier Gelliaä 10, 3. Paulus s. v. BruUani p. 31 M.
Liv. 34, 63.
6) LiT. 34, 53.
4*
— 52 —
darin von jenen wesentlich verschieden, dass sie nicht in kleiner
Anzahl als praesidia in bewohnte Städte gelegt, sondern in grossen
Massen zu neuen SUIdteanlagen gebraucht wurden. Cales z. B.
erhielt S500, Luceria ebensoviele, Alba 6000, Sora 4000 Coloni-
sten, eine Anzahl, die, wenn man Weiber und Kinder hin-
BMihtodar zurechnet, zur Bevölkerung einer Stadt hinreichte. Die neue
eohntoHi. Gemeinde bildet einen souveränen Staat, ist nicht verbunden,
römische Gesetze anzunehmen, ausser wenn sie dieselben beson-
ders genehmigt (fundus fit]^), ist keinem römischen Magistrate
untei*worfen^ und besitzt das Münzrechl, dessen die Bttrgercolo-
nien entbehren, da sie in die civilas Romana aufgehn ; ihre Mit-
glieder sind peregrini^] und dienen daher nicht in den Legionen,
sondern, wie die übrigen Bundesgenossen in alae und cohartes.
Im Uebrigen traten die latinischen Colon ien auch nach dem Jahre
44 6=: 338 in dasselbe Rechts verhältniss ein, in weichem sich
damals die ursprünglichen Bundesstädte, wie Tibur und Praeneste,
erhalten hatten : sie bildeten mit diesen zusammen das nomen
Latinum*), welches zwar keine politische Einheit, aber einen
bevorzugten Theii der socii bezeichnet, der sich noch im Genüsse
eines Theils der Zugeständnisse befand, weiche das cassianische
Bündniss den latinischen Städten gewährt hatte ^) , namentlich des
commercium *} , des connubium '^) und des Niederlassungsrechtes in
1) Aifidiw ist auetor. Piautas IWn. 5, 1, 6 (1122): nunc nä ia propere
eonvenhmdustt uty quae cum eiu8 fllio egi^ d rei fwndvM pater tit potior. Oellins
16, 13 : munieipe$ sunt eive$ Rom(tni ex munieipUt , nuUa popuU Bomani
lege ad$trieU, ni in quam popuhu eorum fundui faettu est. 19, 8 : non ul huhu
•entenUae Ugiique fundus subieriptorque fierem. Cic. pr. Salb. 8, 21 : tulit apud
maiorea nottroi legem C. PurHu de teHamentis, ttdit Q. Voconius de mfuUertan
hereditaiibut, innumerabiles aliat. legea de eiviU iure aunt laiae ; quae LaUni ooitie-
TurU, adBciverunti ipsa denique lege /ulta, qua lege cMtas est BOeiU et LatinU
dato, qui fundi populi facti non tsBerU, civitatem non kabererU. So hatten die
latinischeii Städte ein eigenes iui aporualiorwn , weiches den Römern unbekannt
war. Gelt. 4, 4.
2) Von Nemausus in Gallien, welches latinische Stadt war, sagt Strabo 4
p. 187: iid hk TOüTo oW* 67:6 toic irpoord-yfiotöi täv Ix •rijc''P<6ji,T)€ «rpopriQYÄv
ioTi t6 IOnoc toQto.
3) Gaius 1, 79: sed ad alio» Latinoe perttnet^ qtii proprio» popaloe propricuque
eivltatea habebcmt et erant peregrinorum numero. Liv. 43, 13 : duo non euseepta pro^
digia eunt aUerum^ quod in loco peregrino (factum euet): FregelU» — haeta
— ar$i$se — dicdmtur.
4) Sie heissen aocii Ijatini nominis. S. die Stellen bei Kiene R5m. Bundes-
genossenkrieg S. 112 ff.
ö) Auf dieses fährt noch Cicero pr. Balbo 23, 53 das Recht von Tibur und
Praneste zurück. Doch s. oben S. 46 Anm. 5.
6J Dies geht namentlich daraus hervor, dass ein Latiner seine Kinder einem
Römer mancipiren konnte. Liv. 41, 8. S. Walter G. d. R. R. $ 8ö. 87. 227 Anm. 29.
7j Uiefür t'eltlt ein besiimmtes Zeugiiitss und die Meinungen sind hierüber
— 53 —
Rom. Allein in diesen Zugeständnissen sind später wesentliche Beechrkn-
Beschränkungen eingetreten^). Denn wie bei der Auflösung des d«rBe!beii.
latinischen Bundes den latinischen Städten ein Theil ihrer Rechte
verloren ging, nämlich die Befugniss zu jeder politischen Verbin-
dung untereinander, die gegenseitige Ehegemeinschaft und das
gegenseitige Commercium, so hat auch die Unterwerfung des gan-
zen Italiens den Unterschied des herrschenden Volkes und der
Verbündeten immer ungleicher gestaltet, den Zutritt zu dem rtf-
misdien Bürgerrechte erschwert und die Weiterbewilligung des
alten Latinerrechtes an neue Gemeinden aufhören lassen. Wir
haben hierüber ein zwar vereinzeltes, aber bestimmtes Zeugniss
des Cicero, nach welchem Sulla durch eine lex Cornelia sowohl
andern Municipien^} als auch Volaterrae das Bürgerrecht nahm
und ihnen nur das Commercium Hess, indem er sie in die Classe
der zwölf latinischen Colonien versetzte, welche das Recht von JftngerM
Ariminum hatten^). Er meint, wie nach vielen vergeblichen Er-ncoionUn.
klärungsversuchen dieser Stelle 4) zuerst Mommsen bemerkt hat ^),
getheilt. S. Walter $ 227 Aiim. 30. Man kann dahei nur aagen, dass die An-
nahme des eonnubiunu wahrscheinlich ist (Mommsen R. G. 1', 104. 411), zumal
da dasselbe auch später noch an peregrM erthellt wurde. S. die von Momm-
sen angeführten Stellen Diodor. Exeerpta de virt. p. 590 , 62 Wess. ; fr, Vai.
p. 130 Dind.
1) Ueber die Reohtsverhiltnlase der Latin! s. Savigny Ueber die Entstehung
und Fortbildung der Latinitat, zuerst herausgeg. in Abh. d. Berliner Acad. 1812.
1813, sodann In Zeitochr. f. gesch. Rechtswiss. ö, 2. 1823 S. 229—241, zuletzt
In SavignT's Yeim. Schriften, Berlin 1850. 8. Bd. 1, 14—28. Savigny Der röm.
Yolksbeschluss der Tafel yon Heraclea in Zeitschr. f. gesch. Rechtswiss. 9, 3
8. 300—378; Verm. Sehr. 3, 279—412. Madvig a. a. 0. Walter S 227. Rein in
Pauly's Realenc. 4, 818 IT. Rudorff R. Rechtsgesch. 1 § 11. Zum^t 8tud, Bom.
p. 354 und im Philologus 17, 1 (1860) p. 111 IT. Huschke Gaius, Beiträge zur
Kritik und zum Verständniss seiner Institutionen. Leipz. 1855. 8 S. 3ff.
2) Cic. pr. dorn, 30, 79: popuLua Romanua L. Sulla dietatore fereräe eo-
inUiit eerUuriaU» rmmieipii» eivUatem ademU, Sallust. Hiat. I tt. 41 p. 12, 6
Dietsch.
3) Cic. pr. Caeeitha 35, 102: iubet enim (^8uUa Volaierranot) eodem iure
«««€, quo fueritU Ariminense$, quoa qui» ignorai duodeeim eoUmiarum fkäsae^ et a
elväfus Bomania hereditates capert potuisae?
4) Ueber diese ^telJe handeln Savigny Verm. Sehr. 1, 20—26; 3, 301 — 302
[Sa^gny denkt an die 12 latiniscben Colonien, welche im zweiten punischen
Kriege von Rom abfielen (Liv. 27, 9. 10; 29, 15), während 18 treu blieben.
Von diesen letzteren, glaubt er, rede Cicero, und es sei daher in der angefahrten
Stelle XII in XIIX zu ändern]. Vangerow LaUni luniani $ 19. Madvig a. a. 0.
p. 282. 283. Huschke Servius Tullius S. 571. C. G. Zumpt Ueber die Bevölke-
rung im Alterthum N. 26. A. W. Zumpt Comm. ep. I p. 230—239. Eine Kritik
der verschiedenen Ansichten giebt Walter § 253 Anm. 84.
5) Mommsen O. d. R. Münzw. S. 317 ff. Ihm folgen Rudorff R. Rechtsge-
sehichte 1 S. 30; Lange 2, 118; Voigt Das i'im eh>iU und iua gentium der Römer
8. 348 ff.
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die zwölf jüngsU^b Golonien unseres Yerseichnisses , Ariminiito,
Beneventum, Firmum, Aesernia, Brundisium, Spolelium, Cre-
mond , Piacentia , Gopia , Valentia , Bononia , Aquiiela , und lässi
erkennen, dass seitdem J. 486=: 268 den launischen Golonien
nicht mehr die bis dahin anerkannten YorrechUs bewilligt, son-
dern ein anderes Recht gegeben wurde, nämlibh dasjenige, wel-
ches spater, wie wir sehen werden, dem transpadanischen Gal-
lien und verschiedenen sicilischen Städten, und unter den Kai-
sern ganten Provinzen verliehen worden ist. Worin der Unter-
schied der alteren und jüngeren latitiiscben Gemeinden lag^), ist
zwar voilstttndig nicht mehr zu erkennen, in drei Puncten aber
noch deutlich nachweisbar.
«
Vr^^'deV Zuerst ist den jüngeren latinischen Städten ein Haupterfor-
Htturechu. derniss der Souveränität, das Münzrecht^ entweder gat* nicht, oder
nur in beschränkter Weise zugestanden worden; von den ge-
nannten zwölf Golonien haben fünf, nämlich Spoletium, Bononia,
Piacentia, Gremona, Aquileia überhaupt nicht, die übrigen sieben
nur in Kupfer gemünzt^) ; zweitens haben sie zwar commercium
^wanmw mit dcu Römem^) aber nicht connubium*): und drittens sind
ihren Gemeindemitgliedem für die Erwerbung des römischen Bür-
gerrechtes neue und erschwerende Bedingungen gestellt worden.
Die Latiner, welche sich noch im Besitze der alten Vorrechte befan-
den, hatten die Befugniss, sich in Rom niederzulassen, dort ein
Passivbürgerrecht auszuüben und sogar an den Gomitien einen ge-
wissen Äntheil zu nehmen (S. 25); auch die Erwerbung des vollen
römischen Bürgerrechtes war ihnen durch ein Gesetz ausdrüdi-
lich gestattet, im Falle sie einen Sohn in ihrer Colonie zurück-
1) Dite Stellen, In welchen altes und neues Latiwn unterschieden inrd, ge-
ben über die vorliegende Frage keinen Aufschlnss. Denn wenn Tacitas Arm.
Ay 5 sagt, die eohortes urbanac und praetoriae seien ausgehoben worden Etruria
fenne Vmbriaque aut veUre Lotio et cotorU» arUiquiUu RomaniSf so meint er, wie
Nipperdey richtig erklärt, die Städte, welche vor der lez Itdia latlnisehes Recht
gehabt hatten ; und wenn Plinius in Spanien oppidani LaUi vetefu (3, 25), mu-
nieipia Ijatil ctnUqui (4, 1 17), oppida Laiio antifpätu» donata (3, 7), oppidü Lati-
norum veierum anführt, so meint er die Städte, welche vor Yespasian das iiu LaiU
erhalten haben. S. RudorlT De maiore ctc minore Laiio p. 22.
2) Momrasen G. d. R. Münzw. S. 319.
3) Ulpian fr. 19, 4: mancipcUio loeum habet inter cives Romanos et Latinoa
eokmiarios Latinotque lunianoa eosque peregrinos ^ quibtts commercium datum est.
Ausführlich handelt hierüber Mommsen Die Stadtrechte S. 401 Anm. 27.
4) Ulpian fr. 5, 4: connuhium hahent cives Romani cum civibus Romanist
cum Lalinis autem et peregrinis tta, sl coneesstan sit. In der Urkunde von Sal-
pensa und Malaca findet sich keine Erwähnung des connübium.
— 55 —
Kefisen^). Je grösser die Neigung der Laiiner war) diese Freibeit
selbst ddit Umgehung der gesetzlichen Bedingung^) und zuni Nach-
theil ihl*er heimatlichen Gemeinde^) zu benutzen, desto geringer
wurde in Rom die Bereitwilligkeit, immer aufs Neue Latinei'n die
Gleichberechtigung zuzugestehn, und namentlich ihnen den Zutritt
zu den Ehrenämtern zu gestatten^). Man wies ttli J. 567 =£=4 87 ^^^v^j;
tSOOO Latiner aus Rom aus^) und wiederholte diese Maassregel
zehn Jahre spHter ^) , aber der Uebelstand dauerte fort bis zum
Eüde dieser Periode *) , und mit demselben steht es offenbar im
Zusammenhange, dass man den Latini coloniaru seit 466>=c2€8
diese Freiheiten nicht mehr zugestand, sondern ihnen den Eintritt
in chs römische Bürgerrecht nur in einzelnen Fallen als eine per-
sönliche Belohnung gestattete. Dieser Falle sind zwei. Einmal werbanffdM
erwerben diejenigen der jüngeren Latini die civüas Romana, 'BftrMr-°
welche in ihrer Gemeinde einen Aonor, d. h. das Amt eines
duumvir , aedilis oder quaestor bekleidet haben ^] , und zweitens
1) LW. 41, 8, 9 vom J&hr 577 as 177: lex »oeiis nommi$ Latini^ qui Btifpem
ex seit domi relinquerentj dabat, ut ehes Romani flennt. Lange 2, 120 veirixitt-
thist, 68 sei bei der Grandung von Galefi (420 = 334) uud FregeUae (426 »328)
gegeben, um die Bürger zur Theilnahme an den launischen Ck)lonien ifülftbrig
tu machen.
2) Liv. 41, 8, 10 nnd dazu Hnschke Gaius p. 8.
3) Bei Liv. 41, 8 sagen die- Gesandten der ioeii nominh Latini: perpaueia
luttria /^Ourum, ut deHrta oppida, deserti agri nuUum militem dort ponint,
4) Liv. 23, 22; 34, 42.
5) Liv. 39, 3.
6) Liv. 41, 9, 9.
7) Das letzte Gesetz, welches sich mit demselben besahaftigt, ist die lex
Lieinia et Mueia de civibu» regundi» vom J. 6593b 95. Asconius p. 67: cum
9umma cupiditate eivitaiis Bomanae Jtalici poptUi tenerentury et oh id ma^fna para
eofutn pro eivüma Romani» ae gererety neeeaaaria lex viaa eaty ut in auat quia(pu
eivUaUa iua redigeretur. Verum ea lege Uta cdienati anind auni pnncipum ItaUeo-
mm populorumy ut ea vel maxiima caiuaa belli Jtalici — -— fuerü, Oic. pr. Seat.
13, 30. Schol. Bobiens. p. 296.
8) Dieses Becht erhielten im J. 665ts89 durch den Consnl Cn. Fompeius
Strabo die transpadanlschen Gemeinden, wie' es bis dahin die andern latinischen
Städte gehabt hatten. Ascon. in Piaonianam p. 3: Pömpeiua enim non wwia eo-
lonia eaa {eoloniaa') eonuIxUMÜ^ aed tyeter&ua ineoUa manentibua iua dedit LaUiy ut
poasent heuere (Rudorff liest : ut poatea haberent) iua , quod ceterae LaUnae colo-
niae , id eai, ut gerendo magialratua eivitatem Romanam adipiaeerentwr. Von Co-
mum, welches 695 b 59 latinische Colonie wurde und seitdem Novum Comum
heisst (s. Madvig p. 291. Zumpt Comm. epigr. 1, 308), sagt Appian. B, C. 2, 26 :
.^^^ ... a. 1^T_^.. ( f/ «• 1. A t •( .^ ! .. ^... ff^_. ..-^^ X_.^ JL^..^.>
di\m%inai i'^opwoainLi %a\ TOfjiieia« tt Ncfiauoip Tfl»fA«iou< 6icS(p^ctv. Lex m«*
nieipii Saipenaa^d (Mommsen Die Stadtrechte S. 374» C. i. L, 2, 1963.) {£«*-
hrica, üt magiitratua eioHatem Romanam eonHq^amtur, XXI .... Qui II vir
— 56 —
wurde, nacbdem die lex AciUa repetundarum des Jahres 631 oder
632 (423 oder 428) jedefo PeregrioeD, wenn er eine Anklage
nach diesem Geselle durchführte, entweder das i^mische Bürger-
recht ^) , oder , wenn er dieses nicht wflnschte , wenigstens das
Provoeationsrecht der r^Mnischen Bttrger^) als Belohnung suge-
sidiert hatte, durch die lex Sefvilia fepehmdarum des J. 643=:
141') diese Belohnung den Latinern allein vorbehalten ^) . Die
zweite Art der Erwerbung des Bürgerrechtes konnte nur selten vor-
kommen : die erste war die regelmAssige ; auf sie besieht sich die
Formel per LaUum venire in civiUUem^)» In der Kaiserxeit ist aber
auch in Besiehung auf die erste Art der Unterschied gemacht
worden, dass der LaiinuSj welcher einen honar bekleidet hatte,
ctedilis quaeslor ex hae lege faciut erit, eives Bomani twüo cum pott annum ma-
gittraiu] äbierirUj cum parentibus eoniugibuaqtie ac Ifheri». Vgl. cap. XXII. XXIII.
XXV. Inschrift von Tergeste aus der Zeit des AntoninoB Pins C. /. L 5 n. 532
eo). % 3 : ^petraindo^ uü Cami CatdUque aiMbuii a dwo Augusio rei publieae
nostrae — per aedtUtatis gradum in euricarn noatram admiiterentur ae per hoc ei-
vitalem Bomanam apUeerenltir, et atfonium noMfum dUavU et euriam eompUvit
et univeream rempubUcam notiram cum fomeaUe mnpUavit admitiendo ad ftonomm
eommunionem et usurpationem Bomanae eivUatii et optimum et loeupletiseimum
gfuemque. C. /. L. 2 n. 163t : L. lutUus Fauttinw, L. lunius L, f. Mamhu Fau-
eiinut t(ivitatem) S(pmanam) per honorem oonaet^uti). Ib. n. 2096 : m(tcnt-
dpea) m(uräeipi() ben(eficio) imp. CaesarU Aug. Vespasiani — — c(ivitaiem^
B(pmanam} cofUfeouU) cum u{x}i>r\e et liberü] per hon(prem IJvir(atu9). Daher
führt ein gewesener II vir in seinem Namen die Tribus. Insehr. v. Astigi in
Baetica C. i. L. 2, 1478.
1) C. I. L. I, 198 lin. 76 : de ceivitate danda. Sei quia eorum, quei ceivia Bo-
manua non erit^ ex hae lege alterei nomen [ad praetor}emj quoku ex hoc lege
quaeitio erit, detoleritj et i» [eo] iudieto hace Uge eondemnaUu en't, ta[m eiSy quei
eiu8 nomen detolerit, quoku eorum opera maxime uniue eum eondemnatum e$ae ei
iudieio eorutitertt^ sei volet ipee fiiieique quei eiei gnatei erunty cum"]
eeivis Bomanus ex hace lege fietj nepotesque [tu]m eiei filio gruUeia, dveis Bomanei
iustei suntOy [et in qua tribu, quoiu» i» nomen ex hace lege detolerit, sufragium
tulerit, in ea tribu aufragiuyn ferunto inque eam trÜmm eer^sento.
2) Ibid. lin. 78 und dazu Mommsen p. 71. Dies Privilegium sicherte dem
Latiner die Yortheile der lex Valeria (LIt. 10, 9) und der drei leget Porciae,
d. h. die Provocation gegen körperliche Strafen, welche dem gewöhnlichen Latinnu
nicht instand. Sali. Jug. 69 : Turptliua condemnatus verberatusque capite
poena» eolvit : nam ia eivia ex Lotio erat. Rudorff a. a. O. p. 15 ff.
3) Mommsen a. a. 0. p. 55.
4) Cic. pr. Baüh. 23, 53: quomodo L. Coaainiua Tibura — — damnato
T. CoeUo, quomodo ex eadem eivitate T. Coponiua — damnato C. Maaaone eivia
Bomanua eat factua? — 24, 54: quod ai acerbiaaima lege ServiUa principea viri
et graviaaimi dvea hanc Ixitinia, id eat foederaiia^ viam ad eivitatem populi iuaau
patere paaai aunt — — cum praeaertim genua ipaum aecuaationia et nomen et
eiuamodi praemiumy quod nemo aaaequi poaaet niai ex aenatoria eakmütaiet neque
aenatori neque bona euiquam rUmia iueundum eaae poaaet, dubitandum fuit, quin quo
in genere iudieum praemia rata eaaent, in eodem iudicia hnperatorum vdlefent?
Nwn fundoa igitur faetoa populoa Lalinoa arbitramur out Serviliae legi aut eete-
ri$i quibua Latinia homtnibua erat propoaitum aliqua ex re praemium eivitatia?
5) PUn. paneg. 37. Gaius 1, 95.
— 57 —
io einigen Gemeinden nur für seine Person den Anspruch er- LaUwm
langte, sich in eine Tribus einschreiben zu lassen, in andern minui.
Gemeinden dagegen mit seiner ganzen Familie, seinen Eltern, seiner
Frau und seinen Kindern des Bürgerrechts tbeilhaftig wurde ^},
und dies ist der Unterschied, welchen die Ausdrücke Lntium oiams
und Latium minus^) bezeichnen, welche auf die hier in Bede ste-
hende Zeit keine Anwendung zu haben scheinen.
Zweite Periode.
ItalleH nach dem Bundesgenossenkriege. Erweiterang
Italiens doreh Hinzuziehung Ton OaUia Cisalpina.
Das Verhaltniss der Bundesstädte , von welchen wir ee- y^*^^*-
' ^ denbeit der
sprechen haben, war durch die wachsende Macht Borns schon itaiiker.
nach dem zweiten punischen Kriege ein so ungleiches gew^orden,
dass, wahrend die Lasten der fortdauernden Kriege grossentheils
den Verbündeten aufgebürdet wurden, die Flüchte der Erobe-
rungen den Bömern aliein zu Gute kamen. Seit dem J, 536=S18
hatten die socii doppelt so viel Truppen gestellt, als die Bömer^)
und ihr Contingent selbst besoldet ^) , bei dem Triumph des
C. Claudius Pulcher über die Ligurer 577 =r 177 erhielten sie
dagegen als Triumphalgeschenk die Hälfte von dem, was die
römischen Soldaten bekamen^), und bei der Ackerassignation in
Ligurien im J. 584=173 wurden den Romem zehn, den Lati-
nem drei iagera angewiesen^). Dies sind nur einzelne Beispiele
1) Lex munic. Salptns. c. 21. MommseD Stadtrechte S. 405. RudorflF De
mahre ae minore TmHo ad Gaium 1, 95. 96 diajmtatio eriUca, Berol. 1860. 4.
2) Garns 1 , 95 nach Rudorffs , Mommsens und Huschkes Restitutioa in
Hnschke lurUprudentia anUhutiniana : alia causa e$i eorum , qui Lati[i iwt] cum
UberU 9uU ad eivitatem Bomanam perveniunt ; nam korum in poiesUiU fiunt Uberi.
Quod iui quänudam pi^regrinU ewUaÜhus eompelil, ti modo mahu LaUum kabetU,
Nam auf mahu LaUwn dteittir aui mhms. Maiut Latium est, cum magiHraium
vel honorem in eivitate tua gerendo eiiam parenles et Uberi et uxor cum his, qui]
magietratum gerunt, eiifitalem Romanam eonsequunlur ; minus Latium est, cum
hi tanium, qui vel magistratum vel honorem gerunl , ad eivitatem Romanam per-
veniunty idque eomplurihus epistuUt priTicijmm significatur.
3) So stellten im J. 536 = 218 die Römer 24,000 M. Infanterie, 1800 Reiter;
die toeii 40,000 M. Fussvolk, 4400 Reiter. Liv. 21, 17, vgl. Polyb. 2, 24.
4) Liv. 27. 9, 13.
5) Liv. 41, 13.
6) Liv. 42, 4.
— 58 —
eittbr Zurücksettung, welche, mit Gonsequens dtirchgefubfi ^) , die
Italiker in eben dem Grade erbitterte ^j , wie die Ausdcfaliessung
von den gesetslichen Schattmitteln, welche die römischen Bürger
der anmaassenden Willkühr der Behörden gegenüber zu ihrer per-
sönlichen Sicherstellung errungen hatten'). Dam kam, dass die
eigene Verwaltung eines Gemeinv^sens um so mehr an ihrem
Werthe verlor, je mehr dieselbe den Eingriffen des flbermächtigen
Rom fortwahrend ausgesetzt war, wfihrend das Streben nach
politischem Einflasse, welches in Rom durch die Fortschritte der
Demokratie immer allgemeiner ward, sich den Italikern mittheilte
und am Ende zu der Ueberzeugung führte, dass nur in einer
voltftliindig^n 61eichbei*echtigung zwischen Rom Und Italieü eine
Abhülfe der vorhandenen Uebel zu finden sei. Der erste Antrag,
allen italischen Bundesgenossen das Bürgerrecht zu ertheilen, ging
von dem Gonsul M. Fulvius Flaccus (629 = 125) aus^l, aber weder
er noch drei Jahre darauf G. Gracchus <^) drangen damit gegen die
Nobilität durch; die härte Ausweisung aller Italiker, welche iti
Rom das Bürgerrecht zu usurpiren suchten, durch die lex Lmnia
Mucia des J. 659 = 95®) und die Vereitelung der durch den Tri-
bunen M. Livius Drusus im J. 663=91 zum dritten Mal den
„J^^*^^" Italikern erregten Hoffnungen^) führte endlich zu dem kurzen
aber blutigen Bundesgenossenkriege , durch welchen die Italiker
ihren Forderungen Gewährung verschafften. Schon Ende 664 =: 90
ux luua. wm'de das Gesetz des Gonsuls L. lulius Gaesar {lex Min) geneh-
migt, durch welches die bis dahin treu gebliebenen föderirten
und namisntlich alle latinischen SUtdte Italiens das Bürgerrecht
erhielten, wenn sie dasselbe annehmen wollten [si ei legi fundi facti
essent) ^) ; unmittelbar darauf. Im December desselben Jahres oder
1) S. die Ausfahrungen bei Mommsen R. O. 1^, 796 ff. Lange 2, 254 ff.
2) Liv. 41, 13, 8. AsconiuB p. 67.
3) 8. oben S. Ö6 Anm. 2.
4) Appian. B. C. 1, 21. 34. Yal. Max. 9, 5, 1.
5) Appian. B. C. 1, 23. 34. Plut. C. Otacch. 5. 8. 9. VeU. 2, 6: döbai ciW-
taUm omnibu» ItaUeiB, extendebat eam point iM^tte AVpts,
6) S. oben S. 55 Anm. 7 und Rudoiff R. Rechtsgescb. 1, 30. Lange 3, 88.
7) Appian. B, C. 1, 35. Liv. ep. 71. VeU. 2, 14.
8) Appian. B. C. l,-49: iToXiairmv hk. tou; in 4v tj[ ou|Ajj,a)^lqt itapajxi-
vovrac d^jflQcploaTo (V) ßouXVj) elvai iroXtra? • ou ^ p-eiXiOTa jjlövov» irdvtec dff€Ööfi.ouv.
xal tdhz U TuppTjNO^« TrepiÄTcejjiire'v * ol li dfapievoi T?j« TToXiTela« pteTcXolfjißavov.
Gic. pr. Balb. 8, 21: ip$a dmique {lege /uüa), qua Ugt civitaa e$l soeiiB et
Latinis data^ qui fundi popuU faeU non eseent, emiatem non haberent. Gell. 4,
4^ 3. VeU. 2, 16.
— 59 --
im Januar 665 = 89 >), bestimmte ein zweites, von den Yolkstri-
bunen M. Plautius Silvanus und G. Pdpirius Garbo rogirtes Gesetz,
die lex Plautia Papiria, dass alle cives und mcoiae der fdderirten ^^^Jj^'*
Staaten, welche zur Zeit des Gesetzes in Italien ihr Üdmicil hatten,
das rötnische Bürgerrecht bekommen sollten, im Falle sie sich
innerhalb 60 Tagen bei dem städtischen Pl*ätor in Rom melde-
ten^. Allein die Ausführung dieser Gesetze stiess dBf versdiiedene
Schwierigkeiten. Die erste war die Einschreibung der neuen Bür-
ger in die Tribus. Mah beabsichtigte, dieselben, uin sie nicht ein
Uebergewicht in den Gomiticn erlangen zu lassen, in acht Tribus
zu vertheilen ^ , in det*selben Art, ^ie man die Freigelassenen in
vier Tribus stimmen Hess, allein diese halbe Maassregel kam weder
bei dem nächsten Gensus des J. 665 = 89*], noch überhaupt zur
Ausfuhrung, sondern nach einem vergeblichen Versuche des Tri-
bunen P. Sulpicius 666 = 88, diese beschränkende Bedingung
durth ein neues Gesetz aufzuheben &) , gestand schliesslich der
Senat durch einen Beschluss des Jahres 670:== 84 den Neubttr-
gern das Stimmrecht in allen Tribus zu*). Sodann hatte ein
Theil der Bundesgenossen das angebotene rOmisdie Bürgerrecht
nicht sofort angenotlimen^) , ein anderer Theil durch Sullas Ibx
Cörneb'a de civitate (673=81) wieder verloren^); es dauerte so-
nach noch einige Zeit, bis ganz Italien wirklich desselben theil-
haftig wurde®).
1) Mommsen R. G. 2, 242 Anin.
2) Cic. pr. Areh. 4, 7: daUi tat civitas Silvani lege et CarbonU ,,«i gut
foedtraiis eivitatibus adacripii fuissent; «i tum^ quum lex ferebatur, in Itaüa do-
mkilium habuinent; et fi »exagintn diebu8 apud praelortm eatent profeuU* 8chol.
Bob. p. 353. Cic. adfam. 13, 30.
3) Yelleius 2, 20 : iiaque quum iia civitaa ItaUae data eatet^ ut m octo tribus
coniribuerentur novi cives ^ ne potentia eorum et muUitudo veterum civium digni'
totem frangeret, plusque posaent recepU in beneficiumj quam auctores henefici,
Cinna in omnibus tribuhus eos se distributurum pollicitus est. Appian i, 49 sagt
dagegen, da£s neue Tribus gebildet werden sollten. Die Stelle ist iudess in der
Erklärung zweirelbaft. S. Mommsen Die R. Tribus S. 11.
4) Cic. pr. Arch. 5, 11 : est enim obscurumy — primis (^cemoribus) lulio et
Crosse, nuUam populi paHem esse eensam.
5) Liv. ep, 77. Appun. B. C, 1, 55. 56.
6] Liv. ep. 84.
7) So die Lucaner und Samniten. Appian. B. C. 1, 53. Die Cass. fr. 102,
tÜ Bekk.
8) Sali. Bist, I fr, 41 p. 12, 6 Dietsch. Cic. pr. domo 30, 79. de lege agr.
Appian. B. C. 1, 100.
9) Yell. 2, 16: paulatlm deinde reeipiendc in dvitatem qut arma aM non
ceperofU out deposuerant maturius virti refsetai sttfrt.
3, 2, 6.
— «0 —
Dm ciMi- Wir haben oben S. 1 9 gesehn . dass Italien damals im Nor-
GftiUM. den nur bis lum Amus und Aesis reichte, Gallia Cisalpina aber
ebenfalls von Rom aus verwaltet und, nachdem es aus unbe-
kannten Gründen auf kurxe Zeil» wahrscheinlich von 673 =8 f
bis 742=42, mit einer neuen Begrenzung als Provinz admini-
sU-iri war, definitiv zu Italien gezogen wurde. Wahrend des Bun-
desgenossenkrieges stand das cisalpinische Gallien treu zu Rom
und nahm am Ende desselben Theil an den Bewilligungen der
lex iulia. Es lagen in ihm sieben Golonien, drei cobniae civium
Hofnanorum^ Mutina, Parma und Eporedia, und vier latinische,
nämlich südlich vom Po Placentia und Bononia, nördlich vom Po
Cremona und AquUeia ; die ersteren blieben in ihrem alten Ver-
hältnisse, die letzteren wurden in die civitca aufgenommen und
in municipia verwandelt*). In Beziehung auf die übrigen (bde-
^« c^p^ rirten Stttdte unterschied man zwischen dem cispadanischen Lande,
welches bereits grossentheils romanisirt war, und dem transpa-
danischen, in welchem sich noch bis in die Kaiserzeit barbarische
«rkiitdM Keltenstämme erhielten; dem ersteren scheint damals das Bür-
B(krg«T7echt,
gerrecbt allgemein verliehen zu sein^), das Verhältniss des letz-
teren oitlnete im J. 665s=89 der Consul Gn. Pompeius Strabo
durch ein eigenes Gesetz (lex Pompeia) ^) , indem er dasselbe in
1) Paher nennt Cicero in der PUoniana bei Asconius p. 3 Placentia ein
munieipiumt nnd es iBt nur Unkenntniss, wenn Asconins dazu bemerkt: magno
optre me hatiitare eonftUor^ fuid <if gtiare Cicero \Placentiam munic^ium tue
dhat, Vidto tntm <n afmaUbus torwn, qui Punicum htUvm aecwndum, seripseruni,
tradi, FlacenUam eolomam dedudam. Auch AquUeia beisst municipium. Yitruv.
1, 4, 11. C. i. L. y n. 903. 968 und dazu Mommsen p. 83.
2) Hiefür giebt es ein directes Zeugniss nicht, man kann nur einen Scbluss
machen aus dem besonderen Verfahren, welches die Transpadaner nöthig machten.
Im J. 689 SS 65 hatten die Cispadaner bereits das Bärgerrecht. Denn Cicero ad
AU. 1, 1| 2 sagt in diesem Jahre: videtur ht »uffragiU muUum po$9e GaUiaj und
Dio Cass. 37, 9 von den Censoren desselben Jahres : xal ol Ttfitjral irepl tq>v
öirip TÖv 'Hpifiavov oIxo6vtwv ^teveyd^vTec (tä jjiev ^Ap U t^v itoXireCav atirou«
^odlYccv ^5dxst , T<p hi o&) o^ftev ouos t&v iXAoiv Inpa^av, düO^A xal v^s dpy^iv
^TCctTcov. Ausführlich handelt über die ganze Frage Savigny Verm. Sehr. 3,
304 ff. Mommsen R. G. 2, 242 f. und im Widerspruch zu SaTigny Zumpt 8tud.
Rom. p. 32—42.
3) Plin. N. H. 3, 138 giebt das Verzeichniss der von Augustus unterwerfe-
nen Alpen Völker und fügt hinzu : non «tmt adUetae CotUanae eiüUaie$ \ll, qua€
non /tierunl hotiiUiy iUm aUtibuUu munieipiU lege Pompeia. Asconius in Pisth-
nianam p. 3: neque ilhtd dici potest, Mie eam eolcniam esse deduetam (nämlich
Placontiam), quemadmodum post plures aeiates Cn. Pompeius Strabo^ pater Cn.
PompeU Magni^ Ttantpadanas coionias deduxerat. P&mpeius enkn non novis eolonis
eas eonslittitt, sed veterihus incoUs manenUbus ius dedii LaHi, tU posseni habere
[ut post ea haberent Rudorff] His, quod eeterae Laiinas cotonsoe, id est, %d gerendo
ma^ittraUu eiviiaUm Romanmn aiHpimmtnHif,
währte, und ihren Stadtgebieten die noch ganz unrömischen ^^^^jjjjft^^n
tenslämme nicht als gleichberechtigte Genieindemitglieder, sondern ^^j^^^
— 61 —
eine Anzahl von stadtischen Territorien eintheilte, diese Städte
auf italische Weise constituirte, ihnen zwar nicht die römische
CiviUlt, aber das Recht der jüngeren latinischen Colonien g©- ^^JJ^IoiS*'
derjl
als unterworfene und zinspflichtige Peregrtnen einverleibte ^) . Fttr
die Transpadaner selbst war diese Organisation nur eine vorbe-
reitende Maassregel, deren baldige Abstellung sowohl sie selbst
erstrebten als auch die römischen Behörden von vom herein an-
nahmen^). Im J. 705=49 gewährte Gfisar ihnen das Bürgerrecht ^Jj»»^
und römische Municipalverfassung 3) ; nach der Schlacht bei Phi*
lippi, 742=s4SI, wurde die Provinz Gallien aufgehoben^), das
Land definitiv mit Italien vereinigt, und seitdem giebt es in Ita-
lien keine latinischen Städte mehr. Nichtsdestoweniger erhielt
sich aber das neue Rechts verhältniss, welches Cn. Pompeius
Strabo dadurch geschaffen hatte, dass er, ohne Colonisten aus-
zuführen, vorhandene Gemeinden mit einem fingirten Rechte von
coloni Latini ausstattete, durch die ganze Kaiserzeit als ein neues
ru* Lalii oder Laiium^), welches theils ganzen Provinzen, wie^««?ffW»^«r
Spanien durch Yespanian^^), theils durch die lex lunia Not^bana
des J. 77St=19 n. Chr. einer geviissen Ciasse von Freigelas-
senen mit besonderen Beschränkungen ertheilt wurde ^) , so
1) S. oben S. 13 f. Mommsen Hennes 4, 112 ff.
2) Im J. 688^66 beisst es von Caesar Suet. Cae$. 8: deceden» ttgo ante
lempus eotoniaa Lathuu de petendo eivUaU agitanie$ odiH, weninter nur die trans-
padaniscben Terstanden werden können (Savigny Verm. Scbr. 3, 309); Im fol-
genden Jabre war einer der Gensoren Willens, die Transpadaner in die Tribus
anfzuiiebmen (Dlo Cass. 37, 9j; Cäsar Hess sie schon vor 706^49 in den Le-
gionen dienen (Caes. B. C. 3, 87: hae copiaef quai videiis^ ex dUecUbu$ korum
imnorum in eiteriore QalUa tunt refectae: et plerique wnt ex cclonis Tranaipada'-
mB\ im J. 703 SS 51 spricht Cicero ad AU. 5, 2, 3: erotgtie tumor de Tranaipa-
daniSy eos htsaoe JJIJviros oreare. Vgl. ad fam. 8, l, 2 und Mommsen R. G.
3, 309 Anm.
3) Dio Cass. 41, 36: toTc TaKdxw toi< ^^C t6v 'AXicemv bnkp t^v 'Hpi-
^av6v o(itoöai tifjv TCoXtTsCav — - dicitmu.
4) Appian. B. C. f), 3 : ri\s ts fäp KcXtcx*^ rjjv dvc^c 'AXicesov ^(dxci,
Kocbapo; dl|to\moc, aOrövofAov d^tivat, Yvjdbfi^ to& icporlpou Kalaopocy ▼gl* c. 22.
Dio Cass. 48, 12. Es war dies schon Mher beahsiehtigl. Appian. B. (\ 3, 30:
^a<xv ^ o\ xa\ x6 l8vo; 8X0; iXcu(kpouv '^-rcuoviac '^^ouv* o&toK 4(c&o(xeoav
dfYw vfyt KfXTtxi^N ouOQtv. S. Drumann 1, o8y. Mommsen C. 7. L. I p. 118.
5) Ueber die Bezeichnungen ku iMtü (Tac. Ann. 16, 32), Acriou (ixatov
(Appian. B. C. 2, 26), Ijüium (Tac. HUt, 3> 55. Plin. AT. M. 3, 7 u. d.) s. Ru-
dorff De mahre et minore Lotio p. 21 Anm.
6) Kin. N. H. 3, 30.
7) 8. Vangerow Ueber die LaUni JunUmi, Marburg 1833. 8. Rudorff R.
Reeht;.gesch. S. 62. Ueber die Zeit des Gesetzes Borghesi Oeuvre$ ö, 216.
— ^% -
cU98 es bis auf (oBlioian noch immer ein latuiiscl^es Recbt dop-
pelter Art giebi , das der Laiini coloniarii und der LaUni luniani ^) .
ErtTü^^ Die EriheiluDg der Givitäl brachte in Italien wie in dem eis-
^MBtrger- alpifiischen Gallien eine völlige Umwandelung der Verhdltnisse her-
gvtt itoUai. vor ; mit ihr erhielt die römische Sprache officielle Geltung und
allgemeine Verbreitung, wogegen die einheimischen Dialecte, z. B.
in Gampanien das Oskische , ausstarben ; die Berechtigung Münzen
SU schlagen hörte in ganz Italien auf; das alte Privatreeht der
föderirtan SUldte wurde durch das römische Recht ersetzt; römische
Tracht, römische Sitte, römische Vornamen, römische Zeitbestim-
mung kamen auch in Unteritalien in Gebrauch und die Erinne-
rungen an vorrömiscbe Zustände verschwanden in Kurzem gänz-
lich ^). Die wichtigste Folge dieser Umgestaltung war indesseu
Di« Munici- die Ausbildung des römischen Municipalwesens. Der dem ganzen
bstiDdig« Alterlhum gemeinsame Grundsatz, dass Stadt und Staat iden-
Btaaten
eonstitnirt tischc Begriffe siud, war bisher auch von den Römern in der
Weise befolgt worden, dass der römische Staat nur eine Gemeine
bildete, die römischen Municipien und Colonien nicht selbständige
civitates, sondern Theile der römischen civitas ausmachten, die
föderirten Stcldte dagegen, zu denen die latinischen Colonien ge-
hörten, als formell selbständige, ausserhalb der römischen civitas
stehende Staaten betrachtet wurden. Nunmehr war jeder Unter-
schied der italischen Städte beseitigt, sowohl die alten Munici-
pien (s. S. 26 ff.) als die Bundesstaaten waren römische VollbUrger-
gemeinden geworden, und es stellte sich als unmöglich heraus die
Einwohnerschaft ganz Italiens zu einer Stadtgemeinde zu vei'eini-
gon^). Die städtische Republik hatte sich zu einem grossen
republikanischen Staat erweitert; und es kam darauf an, die
neuen Btlrgergemeinden als gleichberechtigte Glieder in den Or-
ganismus desselben einzufügen^). Vollständig ist dies den Römern
1) UlpUn. fr. 19, 4: mancipatio loeum habet mter eive$ Romanoi et lAitinoa
eoloniarioM iMtinotque itmicinoi. DoaiUieus de tnanumhs. J 6 p. 49 Bücking : sed
nunc hiAent prapnam Ubertaietn inUr amieot numufiiisii et fiunt Latini Juniani,
quoniam lex lumia, quae Ubertattm eig dedUy exaeqwivU eos Lutinit eoloniariU,
qui cum tasefä eives Romani Ubertif nomen wum in coloniam dedissent. Gaius
3, 56.
2) 8. Mommseii UntariUliache Dialekte S. 113.
3) Mit Bezug hierauf bezeichnet Tiberius bei Tacit. Ann. 3, 04 drei Pe-
rioden der rümischen Geschichte. Von der ersten sagt er: uniua urbi» cive» era-
mus; die zweite, d. h. die Zeit nach dem Bundesgenossenkriege) nennt er Ro-
manorum intra Italiam dominatiof die dritte ist die Periode der Weltherrschaft.
4) Mommsen R. ti. 2, 366 ff.
— 63 —
nie gelungen, namentlich haben sie keia Mittel gefunden die Aus-
übung des Stimmrechtes den entfernter wohnenden Municipes zu
ermöglichen ; sie begnügten sich vielmehr, die neuen Bürgerge-
roeinden einerseits selbständig lu machen, indem sie ihnen die
Wahl eigener Gerichts- und Verwaltungsbeamten gestatteten, an-
dererseits in ein bestimmtes Abhangigkeitsverbttliniss lur Staats- neMsVil^.
regierung zu setzen, indem sie die Grenze zwischen der Gompetenz ^^^l^ni^
der Stadt- und Staatsbehörden durch besondere gesetzliche Be- 9^*^^-
Stimmungen (ieges munieipales) feststellten. '^pa!!».
Der Ausdruck lex munictpalis kommt in zweierlei Bedeutung
vor ^j . Zuerst hat jede römische Colonie ^) , jedes römische Muni-
eipium, jede latinische Stadt ^), endlich jede autonome Provineial-
gemeinde^) ihr eigenes Gesetz (lex mumcipalis^)^ lexmunicipii^),
1) Savigny Yerm. Scbr. 3, 354. Mooimsen Sudtiecbte von Salpensa und Ma-
laca B. 392.
2) Frontin. grom. p. 19, 4: quiäfuid embn ad coUnkie nwniciptioe f>rioAe-
giwn ptfiinUf terriiorü tum apptUofU. Hygin. p. 118, 9: $€d et haee meminerimua
in legibut aaept mveniri inscriptum: y^Ovo» agro» — intra finet — dedero
liUignavfro, «i üa agrU iurimUeiio et^ereiUoque uio coUmiae Hiku.'''^ p. 133, 17:
de iure terrUpriorum quid po»9wnu9 aliud tuadere . quam ut UgcM — per-
leg(xmu$ et ut interpretemur aeeundum singula momenta. Sulla schrieb der Stadt
Puteoli ( Dikaearchia ) , welche damals schon Militircolonle war, Gesetze (Plnt.
SuU, 37), und Fronto ad amicoi 2, 7 p. 193 Naber. lag^ von der Cokmia Julia
Coneordia (C. 1. L, Y p. 178): etim lege Ooneordemihmi eautwn, ne qui» $eribam
faxü fM ewn, quem deeurionem quoque reete faeere pomtf
3) Die formvUa von NeoMusus erwihnt PUn. N. U, 3, 37, «ad die Inechrif-
ten YOB Salpensa und Malaca enthalten iwei Ugta wtumtipaUe.
4) Hierüber s. den Abschnitt von den ProYinzen. Als Beispiele mögen die-
nen Amisas in Bithynien, dessen legee bei Plin. ep. ad TVokm. 93 erwähnt wer-
den, nnd Antioohia in Syrien. Paplnian. Big, 42, &, 37: iintioeftefuHm CoA^
S/gftiait eivitoti, ^uod lege atia pfiviUgWm <n honU defkmeti dtbitorie aeeepit, iiia
pereequendi pipnQriJ durare conetitU, welche Stelle sich anf die Zelt besieht, in
welcher Antivchia noch nicht Colonie war. Erhalten ist noch die lex AMUonia de
TtrmeuHme vom Jahre 683:^=71. C. i. L. I n. 204. In Sicilien hatte Jede Stadt
ihre lex, Cic. aee, in Verr. 2, 49, 120: UgaU Centunpmi, MaUtkü, GotfiMiiMa,
PanofmiUxnique dixenmt — — , neminem uUa in eivitate emuitoftm faetum e$$e
proltf, neminemy ut legte eonmik euniy mafjfiragü». Vgl. $ 122.
5) Dig. 43, 24, 3 S 4 : koe iia verum est , $i non lex munieipfdia eurai&ri
• rei pMieae a$nptiuB toneedat. 47, 12, 3 $ 5 : quid tarnen , ei lex munieipalia
permittat in eivitate aepelirif 50, 1, 26: magiaifatua municipaUe cum unum ma^
giatiratum adminiatrtnt y eiiam uniua kominia vieem auaiinenl. Et hoe plerumque
quidan lege munieipaU eia datur, verum ei ei non eit datumy dummodo non dene-
gatumy morihue eompetit. 50, 3, 1 pr. : deeurionee in albo ita eenptoe eeae oporteiy
ut lege mmueipali praedpitur. 50, 4, 11 ^ 1 : etai lege munieipali eaioeatury ut
praeferamüm fn homorihue eertae eonditionia hominea^ aUamm aeiendum eaiy hoe
eeae ckeervandumy ai idionti aint.
6) Dig. 3, 4, 6 pr. : quod et in konontm petitione erU etreandum , niai lex
tmmieipii — — prohiheat. Cod. Inst. 8, 49, 1 und von einer griechischen Stadt :
Dig. 50, 9, 6: munieipii lege ita eaulum erat: ids tu I&» toI» ouve^iou hnuir
OT^Tfll X. T. X.
— 64 —
lex civitatis^), lex hci^))^ woninier weder ein röoiis^er Volks-
beschluss, noch eine von der Sladtgemeinde seibsl ausgegangene
Bestimmung, sondern eine ConsUtulion zu versieben ist, welche
ein vom rdmischen Volke bevollmäcbtigier CSommissar, und zwar
ein magistrotiis cum imperioy gewöhnlich ein commandirender
Feldherr der betreffenden Stadt verlieh >) . Hiefttr ist die Formel :
legetfä dare^), d. h. ein Stadtrecht oder ein Provinciairecht vor-
schreiben, wahrend die Romischen Gesetze beim Volke beantragt
(legem rogare) und vom Volke genehmigt werden. Der £rlass
solcher speciellen Municipalgesetze wird zwar in alter Zeit selten
erwähnt^), wurde aber schon damals nOthig, als man den Ma-
nicipien mit unvollsUindigem Bürgerrecht nach und nach die volle
cwitiis ertheilte und statt der bisher aus Rom gesendeten prae-
fecii iure dicundo eigene richterliche Beamte bewilligte®), und es
ist unbedenklich anzunehmen, dass es specielle leges municipales
dieser Art lange vor dem Bundesgenossenkriege gab.
Nach der lex Julia dagegen bedurfte es einer allgemeinen
und gleicbmassigen Gesetzgebung fUr eine grosse Anzahl neuer
Vollbttrgermunicipien und zu diesem Zwecke sind in Rom selbst
1) Dig. 50, 4, 18 S 26. Cod. Inst. 11, 29, 4. Plin. ep, ad Traian. 113 (114).
2) Dig. 50, 6, 6 S 1 Tgl. &0, 4, 3: ceteri autem — Ugihua patriae 8uae et
provineiae oboedire debent.
3) Ueber diese Bedeutung von Ux handelt Mommsen a. a. O. S. 393. Bei-
spiele sind: die Constitotton , welche L. Aemilius Panliis 587^:167 für Mace-
donien gab. Sie bestand ans einer formula (Liv. 44, 31), welche die Grenzen
der vier Theile Maoedoniens feststiellte , und ans leges entweder ffir diese vier
Theile oder für die einzelnen Städte (Liv. 45, 32, 7: leges Maeedoniae dedit.
lustin. 33, 2: legesquej quibus adhue «iitor, a Paulo aecepü); die Constitution
des Muounitts für Acbaia (Polyb. 40, 9. 10. Pausan. 7, 16, 6. Zonar. 9, 31);
die Ux Pompeia von 691=63 für Bithyuien und Pontus (Plin. ep. ad Traian.
79 (83), 80(84). Die Ux RupUia (623 =»131) für Sicilien war nur auf Anord-
nung des Senates erlassen (Oic. acetu. in Verr. 2, 16, 40; 2, 37, 90) und daher
nicht eigentlich eine Ux zu nennen. Oic. aec. in Verr. 2, 13, 32: ex Rupilii
deerelOj quod is de decem Ugatorum sententia statuU, quam iUi legem BttpUiam
voeanl. üeber die leges eolonicae s. Mommsen nnd liudorfT Feldmesser S. 188.
332 und besonders Hygin. grom. p. 117, 15: ki agri legts aeefpiunt ah his, qui
veUranos deducunt et ita proprium, ohservationem eorum lex data praesiai.
4) S. Mommsen a. a. O. S. 394. So heisat es in der Ux luUa mmnieip.
Uli. lo9: quei lege pUbeive scito permissus est fiät, ulei leges in munieipio fvn-
dano municipibusque eius mwucipii daret; in der Ux von Salpensa S. 26: post
h(ane) Ifegem) d<Uam; von der Ux Äemilia für Maeedonien Uges se datiurum
(psUndit) (Liv. 45, 31 : leges dedit, ib. 45, 32. Andere St. s. b. Mommsen).
5) Liv. 9, 20 erwähnt nur eine ausnahmsweise Constitution dieser Art im
J. 436 = 318: eodem anno primum praefeeti Caputam creari eoeptiy UgAus a
L. Furio praetore datis, quum utrumque ipsi pro remedio aegris rebus diseordia
intestina petissent.
6) Dies ist auch Mommsens Ansicht a. a. 0. S. 392 Anm. 10.
— 66 —
leges municipcdes rogirt worden, um geiDeinschaftliche Bestim-
mungen über deren Verfassung zu treffen. Die älteren Gesetze
dieser Art kennen wir nicht, dagegen sind zwei Munictpalgesetze
aus Gäsars Zeit wenigstens theilweise erhalten.
Das eine ist die lex Rubria^)^ auf Veranlassung Gäsars yon Lex BuMc,
einem sonst unbekannten Tribunen Rubrius eingebracht im h
705=492). Es enthält eine Gerichtsordnung fUr die cisalpinischen
MunicipieU) welche sich der römischen Gerichtsordnung, d. h. dem
prätorischen Edict, anschliesst und in dem uns erhaltenen Theiie
anordnet, dass die Municipalmagislrate die Befugniss haben soU-^
ten, alle Processe, deren Object 4 5000 Sesterzen nicht überstieg,
und ausserdem gewisse Processe ohne Rücksicht auf den Betrag
des Objectes durch Geschworene aburtheilen zu lassen, in Sachen
aber, in welchen sie nicht competent waren, nur die Vorunter-'
suchung zu übernehmen und di»- Parteien an den römischen
Prätor zu verweisen ^) .
Das zweite Gesetz ist die lex Julia tnunicipalis^). von Gäsar Ltxiidia
1) Von mehreren Erztafeln, welche das Gesetz enthielten, ist eine, nämlich
die vierte, im J. 1760 in den Ruinen von Yeleia gefanden und zuerst in Carl!
AmUehiia ItaUehe T. I, 1788 p. 135, zuletzt in C. /. L. I n. 205 herausgegeben.
Zur Erklärung desselben s. Hugo im Civilistischen Magazin Bd. 2 (3te Ausg.
1812) S. 431— 496; Dirksen Oh$8, ad 8decta Ugi$ Qaliiae Citaipinae capita^
Berol. 1812. 4; Huschke Oahu S. 203—242. Huschke u. Ritschi im Rhein. Mu-
seum N. F. 8, 44b; Mommsen Ueber den Inhalt des rubrischen Gesetzes in
Bekker u. Muther Jahrbuch des Deutschen Rechts 2, 319 — 334 und im C. /. L.
I, 205. Den Namen des Gesetzes gefunden zu haben ist das Verdienst Puchtas.
2) Sicher ist das Gesetz nicht vor 705 »49 und nicht nach 712 = 42 ge-
geben. FOr das letztere Jahr entscheiden sich Savigny Verm. Sehr. 3, 319 und
Puchta Institutionen % 90 , für das erste Mommsen und RudorfT R. Rechtsgesch.
S. 34. Für das J. 7i^ss49 spricht namentlich, dass das Land in dem Gesetze
col. II lin. 26. 27 QaUiQ eis AlpeU, lin. 54 QaUia CUalpeina genannt , und dass
in der mehrfach vorkommenden Formel (col. II lin. 53) queiquomque in eorum
quo c(ppidd) m(fmieipio) e(oUmia) p(Ta€fte1urä) f(pr6) v(eteo) c(oneiUaffulo) {(aaUUo)
((erritorioyoe i(wre) dfti^mdo) pfraeetii) hinter territonovt nicht zugesetst
ist c(ivittm) B^omanoruni) ^ so dass also die Ortschaften noch nicht als Burgei-
gemeinden bezeichnet werden, wie es in der Ux Julia munidpaUa geschieht.
3) Mommsen in Bekker u. Muther Jahrbuch des gemeinen Deutschen Rechts
t, 326.
4) CLL. I n. 206 und dazu Mommsen. Ueber dies Gesetz s. Mazochl
Commentariorum in Regit Hereulanensis musei aeneat tahvUu Heraeleemes P. I.
II, Keap. 1754. 1755 fol. Marezoll Fragmentum legis Romanae m aversa tabulae
HtfoeUensis parUf Gott. 1816. 8. Dirksen Obss. ad tob. Heracl, partem altermrif
Berel. 1817. 8 und in Civilistische Abhandl., Berlin 1820. 8 Bd. 2 S. 145 «T.,
besonders aber Savigny Verm. Sehr. 3, 279—412. Der Name Ux Julia mimict-
palis für dies Gesetz war schon von Mazochl p. 409 vermuthet und wurde erwie-
sen von Savigny S. 365 ff. 403 ff. Kr findet sich in der Inschrift von Padua
C. i. L. V, 1 n. 2864.
B6ai. Alterih. IT. 5
— «6 —
selbst rogirt im J. 709»: 45^), uns wenigstens theilweise erhalten
auf swei ins J. 4732 in dem alten Heraciea gefondenen Bronce—
tafeln und daher anfange tabula UeradeenM genannt 3) ; eine
vollständige und allgemeine, sowohl für die Hauptstadt selbst als
fitr die italischen und ausseritalisohen Municiplen geltende Com—
munalordnung, welche in der Kaiserseit fortbestand ^j. Der Zu-
sammenhang der sehr disparaten Theile derselben, insbesondere
der erste Theil, welohör Anordnungen über Getreidespenden und
Strassenpolisei der Stadt Rom enthalt, hat zu verschiedenen Er-
klärungen Veranlaasung gegeben^), nach Mommsens Ansicht^) gab
Gttsar in seinem Gesetie zuerst dem Resultate der bis hieher
dargestelltad Entwickelung Ausdruck, indem er Rom, welches
nun aufgehört hatte die ganze Bürgerschaft zu umfassen, als eine
und zwar die erste der italischen Munidpalslädte behandelte. Dies
war unvermeidlich in einem Gesetze, dessen Hauptzweck dahin
ging, sämmtliche Städte rtfmischen Rechtes von ihrer Unterord-
nung unter die Stadt Rom loszulösen und ihnen eine Selbstän-
digkeit neben der Stadt Rom zu gewähren, welche hauptsächlich
in drei Puncten enthalten ist. Zuerst wurde für alle diese Städte
eine Communalverfassung festgestellt mit eigener Volksversamm-
lung, eigenem Senat und eigenen Behörden <^), welchen das ganze
Territorium der Stadt mit den darin liegenden concüiabtda und vici
untergeben wurde, zweitens übertrug das Gesetz die Abhaltung
des Census, welche bisher für alle römischen Bürger in Rom
statt gefunden halte, den höchsten Hunicipalmagistraten in der
Art, dass dieselben die CensusHsten in ihren Gommunen anfer-
tigten und nach Rom ablieferten^); drittens endlich verlieh es
jeder Stadt' eine eigene Gerichtsbarkeit, welche von den IVviri
oder Uvwi iure dicundo ausgeübt wurde, und, obgleich sie die-
jenigen Handlungen nicht gestattete, welche der Prätor vermit-
i) Die Zeit ergiebt sich aus Cic. ad fam. 6, 18, 2.
2) Von den drei gefundenen Tafeln, auf welchen sich eine griechisehe,
C. 1. Ur. n. 5774. Ö77ö edirte Inschrift befindet, sind zwei auf der Rückseite
beschrieben und enthalten den grösseren Theil der l. luUa mtin.
3) Bei den classf sehen Juristen heisst sie nur lex municipaUs. Savigny S. 356.
Dig. ÖO, 9, 3. Dig. 50, 1 ad muräcipaUm. Cod. lust. 7, 9, 1.
4) Savigny a. a. 0. S. 328.
öj Mommsen O. /. L, 1 p. 124. Vgl. Bethmann-Hollweg Rom. CiTÜprocess
2, 21. Anderer Ansicht sind Zumpt CommtfU. epigr, I p. 82 ff. Nipperdey Die
Uget annales^ Lelpz. 1865. 8 p. 14 — 19.
6) Hierüber s. unten den Abschnitt über die Municipal Verfassung.
1) Lex häia munieipaUs lin. 142 ff. Mommsen R. U. 3, 542.
— 67 —
telst des ihm durcb Vdksbeschluss ttb^rtragenen Imperium aus^
Ubte^), doch darin der prätorischen gleichstand, dass sie nicht
deiegirt, sondern selbstifndig war 2). Sie bezog sich sowohl auf
Givilsachen^), jedoch mil Besdirünkung auf eine bestimmte Summe
des Streitobjects, als auch auf Griminaiprocesse von Sdaven^)
und Freien mit Ausnahme derjenigen, welche nach den legei
ituUciorum publicorum vor eine romische quctesHo gehörten^).
Dritte Periode.
Italien unter den Kaisern^).
Während in der ersten der von uns unterschiedenen Perio- itaiieniro
den die Bevölkerung des römischen Reichs in drei ungleich be- zur PrSrSf-
rechtigte Classen zerfiel, nämlich die herrschende Nation, welche 'snng**
sich in der Stadt Rom concentrirte, die italischen Bundesgenossen
und die Unterthanen der Provinzen, hatte sich in der zweiten
Periode der Gegensatz zwischen Römern und Italikern ausgegli-
chen; ganz Italien bestand am Ende derselben aus einem Gom-
plex freier römischer Städte, welche zunächst einer concentrirten
Verwaltung durch einen Statthalter nicht bedurften, da sie
Grundsteuer nicht zahlten und unter den Kaisem wenigstens
auch Recruten zum Heere regelmässig nicht stellten. Es gab nur
noch einen Gegensatz zwischen Italien und den^ Provinzen. In
der dritten Periode verschwindet auch dieser. Denn nachdem die
Souveränität des Volkes factisch auf den Kaiser übergegangen
1) Panlus Dig. 50, 1, 20: ea, quae magU knptrü stau quam Htris dietioniSf
fnapMrahu mtmieipaUB faeere non poteH. MagittraHhuB munieipaUbui non ptr^
miiUtur in inUgrum regtUuere aut bona rei Bervandae causa (ubere posiideri aut
dotis ttrvandae causa vel Ugatorwn servandofum causa. S. hierüber Mommsen
Jahrbuch des gemeinen Deutschen Rechts v. Bekker u. Muther 2, 328 ff. und
Staatsrecht 1, 48 f.
2) Mommsen Jahrbuch a. a. 0. S. 332.
3l Lex lul. mun. 1. 116—118. Bethmann-Hollweg Rom. Civilprocess 2, 23.
4) Gic. pro Chunt, 64—66, nach welcher Stelle in Larinum ein Sclave ge-
kre«sift wird. In der Kaiserzeit ist diese Jurisdiction ebenfalls beschränkt worden.
Ulpian. Dig, % 1 , 12 : magisiratfbus rmtnidpaUbus supplicium a servo sumere non
licet, modica autem casUgatio eis non est deneganda,
5) Boihmann-HoUweg a. a. O. S. 24 Anm. 32.
6) S. Mommsen Die Schriften d. Rom. Feldmesser Bd. 2, Berlin 1852 8. 172
Borghesi Jserhsitme onawria di Coneordia, Oeuyres 5, 383—422. A. W.
Zuupt Tüulius Coneordiehsis Atrii Antonini in Comment. epigr. 2 p. 3 — 72.
▼. Bethmann>UoUweg Der Rom. Cirilprocess Bd. 2 8. 63 ff. Roulez ExpUeaUon
d'uns fnseriptian laline hrUdiU in BulUUn de Vaead. rop. de Bdgique XVIJI
n. 11. 12. Dirksen Die Seriplores Historie Augmiae, Leipzig 1842. 8 S. 78 ff.
— 214.
— 68 —
war, wurde die italisdie Bevölkerung, ihres Antbeils an der Re-
gierung beraubt, immer mehr in ein Unierthanenverhalinias hinab-
g^rangi, weiches vor der polilischen Stellung der Provinctalen
wenig mehr voraus hatte, und einer staatlichen Administration
unterworfen, weiche schliesslich in eine völlige Provincialverwal-
tung ttberging.
^^^«Sit^B m ^^ ^^ bekannt, dass bereits Augustus Italien in elf Regionen
^ «if Begio- theilte, zu denen als zwölfte der Stadtkreis von Rom zu rechnen
HAB. '
ist. Welchen Zweck diese EintheUung hatte, wissen \^r nicht:
kein Historiker gedenkt ihrer ^) und der einzig vorhandene Be-
richt desPlinius^) beschrankt sich auf die geographische Darstel-
lung derselben. Ging aber die Absicht des Kaisers zunächst nur
auf eine statistische Aufnahme Italiens 3), so ist diese doch sofort
zu gewissen administrativen Zwecken verwerihet worden; die in
dem kaiserlichen tabtäarium^) deponirten Verzeichnisse der sub-
secivüj d. h. der bei der Anlage von Colonien nicht assignirten,
entweder den Gemeinden überlassenen oder noch verfügbaren
Centurientheile^], waren nach Regionen verzeichnet^); in der Ver-
waltung der Domainen 7) , der firbschaftsteuer [XX hered.) ^]j
1) Nur Dio CasB. 52, 22 lasst den Maecenas dem AaguBtus den Rath geben :
T^ TS IraXlav icotoaN nfjv bicep icevt^xovta xai imaxoaioMi ditö rf)« fcöXea)«
axahiou^ ouoav xal xdXXa Ttdvra xd te ^ xatc vV^ooi; tuiX rd is Tai« ^TceCpotc
6(ioXoYOüVTa i^jaiv xaxdveifAov ixaoxayiß^t xard xe y^^ *«t l^vrj. Man lernt
aber aas dieaer Stelle nicbt« über 'die Regioneneintheilung.
2) Plin. N. H. 3f 46: nunc ambUum eiut (^lialiae) urbisque enumerabimiaj
qua m re praefari neeesaarium est auetorem noB diwm Attgusium ucuturoSf
deaeripUonemque ab to factam ItaUae tothu in regionts XI, sed ordhie eo, qui
lüorum traetu fUty wrhmm quidem vidnitate» öratione utiquc praepropcra tervari
non poutj üaque mieriore parte digeationem in tUera» eitudem no» aeeuturoe^
eoloniarwn mentione aignata qu€U iUe in eo pfodidit numeto. Der augusteische
liber regionum (Qromat. vet. p. 229, 12 ; 2ö8, 2) enthielt also ein alphabetisches
Yerzeichniss der in Jeder Region liegenden Städte.
3) Mommsen a. a. O. S. 190.
4l Gromat. p. 202, 17 ; 203, 3 ; 400, 9. 14.
öl Rudorff Feldmesser S. 455.
6) N&mllch in den Ubri henefieiorum. Gromat. p. 202, 6 ; 203, 1 ; 295, 12 :
vel quatri» »i in tibro benefieiorufn regUmi» iUiua benefieiwn alicui Auguatus diderit.
So wird in dem Über eoloniarum erwähnt p. 221, 14 regio Ckunpaniaty p. 2^,
5 Picenum, 229, 12 civiUitea Campaniae ex Ubro regionum, 262 eivUai€s Pjircm',
259 chitatea regionia Samnii,
7) Es ist damit nicht behauptet, dass jede Region einen proeuralor gehabt
hatte» wie ein proc. tegiionia) Calabric(ae') Mommsen /. li, iV. 2627 nachweisbar
ist, sondern nur, dass die procuratorischen l>istricte auf der Grundlage der Re-
gioneneintheilung beruhn, also entweder Theile einer Region oder auch mehrere
Regionen umfassten. S. Mommsen Feldmesser 2, 190 Anm. 57.
81 Orelli 3835: proc. XX her. region. Camp. Apui. Calabr. Grut. 411 i;
[proe.J XX her. Vmbriae Tuaeioiei Fieeni.
— 69 —
der Steuer der Freigelassenen {vicesima lä>ertatis) ^) sind die Ver-
ivaltungsbezirke nach Regionen normiri ; die Resultate des Census
werden nach Regionen zusammengestellt^], und später bilden die
Regionen die Grundlage für die ganze Administration und die
schliesslicho Provincialeinrichtung Italiens. Es wird daher zweck- Ji'SJrsei-
mässig sein der folgenden Darstellung eine Uebersicht der augu- ^^*
stoischen Regionen voranzuschicken.
A. Oberitalien.
Regio XI, regio Transpadana^), lialia Transpadima^), begrenzt
im N. und W. durch die Alpen, im S. durch den Po, im Osten
durch die Addua^).
Regio X^), Venetia et Histria^], im W. durch die Addua, im
N. durch die carnischen Alpen , im O. durch den Fluss Arsia,
im S. durch das adriatische Meer und den Padus begrenzt^).
Regio IX, Liguria, begrenzt im W. durch den Fluss Varus,
die Alpes maritimae und Alpes Cottiae, welche vor Diocietian
nicht zu Italien gerechnet wurden, im N. durch den Padus, im
O. durch die Trebia und Macra, im S. durch das tyrrhenische
Meer ») .
Regio VIII, begrenzt im N. durch den Padus, im W. durch
die Trebia, im S. durch den Apenninus und an der Küste durch
den Fluss Crustumius, der südlich von Ariminum ausfliesst, im
O. durch das adriatische Meer^^). Sie erhielt den Namen ilemt-
1) Eine famaia XX lib. reg(i<mis) Tranapad. OreUi 3340=0. I, L, V,
1, 3351.
2) Plin. iV. H. 7f 162 ff.: acoedurU experimenta recentitaimi census^ quem hUra
quadTiermium imperatores Cciesares Vetpa$iani pater fUiusque cemores egerunt,
— — (1^) >** regione Italiae octava eenUnum armorum centi sunt komme»
Lim, eenUnum denum homine» XII II, centenum vieeman quinum homines diio,
cenUnum tticenum konUnei quattuor.
3) Plin. N. H. 3, 123. OreUi 2273. 3143. Orut. 1054, 3. MommMii /. R. N.
3604.
4) OreUi 1194.
5) Plin. iV. H, 3, 123—125. Paulus Diac. de gestU Jjongoh, 2, 14: Venelia
enun non tolum in paucU tn^», quas minc Veneiias dicimuSj constat, aed etcM
terminu$ a Parmoniae ßnibua tuque Adduam fluvium protelatur,
6) Plin. N. U. 3, 126-131.
7) Pliii. a. a. O. OreUi 2285. Boeckiiig N. JK Occ. p. 440 ff.
S) Diese Region bUdet den Inhalt Ton C. I. L. V, 1.
9) PUn. N. li. 3, 47—49.
10) PUn. N, H. 3, 115. 116.
— 70 —
ba^) iroB der via AemUay weldie der Conaul H. AemUnw Le-
pidus 567 SS 487 von Arimiiuiin bis PlaoMtia gtflüul hatle^.
Regto Vit, Etruna^]^ später Tuscia*!^ im N. durch die Macra
und den Apenninus, im O. und S. durch den Tiber begrenit.
Regio VI, Uwtbria^,, Sie gehi an der Kttsle des adrialischen
Meeres vom Flusse Cruslumius bis lum Flusse Aesis, im W. bis
lum Tiber, im S. bis Ocnculum, und hat als Ostgrenie den Nar
und Aesis.
Regio V, Picenum, der Küsienslrich xwischen Aesis und
Alemus*).
Regio IV ^ Samnium''^. Die Grenxe gegen Umbria bildet der
obere Lauf des Nar, gegen Einnia der Tiber; im SO. reichl es
bis in die Nähe Roms; im S. wird es von Campanien getrennt
durch eine Linie, welche sttdiich von den Städten Fidenae, Tibur,
Subiaqueum, Antinum, Aufidena, Aesemia, Bovianum undeco-
manorum liegt; im O. umfasst es das Kfistenland vom Atemus
bis xum Frento^}.
Regio ly Campcmia^) ^ deren Nordgrenxe bereils bezeidinet
ist, reichte an der Küste vom Tiber bis xum Silarus ^^ , schloss
also ganx Latium ein. Die Ostgrenxe ist xu verschiedenen Zeiten
versdiieden gewesen; denn das Land der Uirpini mit der Stadt
Beneventum rechnet PUnius xur xweiten Region^') ; später gehörte
es xur ersten ^^ .
1) MmxÜmI. 3, 4, 1:
Somam vanUy lUier: m, vcncrii toide, n^vtrat,
AtmiUae dict» de regiomt viae.
6, 85, 5 : Fundt tuo laerimai, orbaia Bononia, Bufo^
Et resonet tota pkmeiua m Amnitia,
OreUi 3044. Mommsen I, M, S. 4237.
2) Liv. 39, 2, 10. Stnbo ö p. 217.
3) Plin. .V. Ä 3, 50—52.
4) Foibiger Handb. der alten Geogr. 3, 569.
5) Plin. .V. H. 3, 112—114.
6l PUn. N, E. 3, HO. 111. Über eoUmianun in Giomat. yet. p. 252 ff.
7l Plin. ». •. O. 3, 106—109.
8j Teate, welches in der Nahe des Fiento Uegl, rechnet PtinloA S 106 znr
Tierten Region.
9) Plin. .Y. Ä 3, 53—70.
10) PUn. iV. Ä 3, 63. 71.
in Plin. .V. H. 3, 99. 105.
1^ MomniMn SMa tofograpkia degU Irpini im BttUetf. 1847 p. 161 niniBt
fiadeza einen Izrlhnm de« PUnios an, spater (Feldmesser 2, 206 Anm. 113) be-
71
G. UnteritaUen.
Regio III, Bruttii et Lucania^), gegen Campanien begrenzt*
durch den Silarus, gegen Apulien wahrscheinlich durch den
Bradanus ^) .
Regio' 11, Apulia et Calabria^),
Dass die Stadt Rom, welche Plinius zur ersten Region rech-
net^), von Anfang an einen eigenen Bezirk bildete, ist an sich
anzunehmen^], welche Ausdehnung dieser Bezirk aber hatte und
wie er sich zu der alten Bannmeile der Stadt ^] und der später
vorkommenden urbica dioecesis verhielt, ist unbekannt.
Wir haben bereits bemerkt, dass die augusteische Regio-
neneintheilung nicht den Zweck hatte, die durch die lex lulia^^^^iill
municipalis den italischen Städten gewährte Selbständigkeit zu ^"J^S!"'"
beeinträchtigen; vielmehr bestand diese ungeschmälert fort bis
zum Anfange des zweiten Jahrhunderts, um welche Zeit sich zu-
erst ein Verfall der freien Communen und gleichzeitig eine Ab-
nahme des Gemeinsinnes in Italien wie in den Provinzen be-
merklich macht. Die grOssten Uebelstände scheinen in der
Rechtspflege hervorgetreten zu sein; aber auch die Finanzen der
zeichnet er die Grenze als schwankend. 8. auch Desjardins De tabiuUs alimer^
iariiSj Paris 18M. 4 p. 73 ff. Dass Benevent sp&ter zu Campanien gehörte, geht
hervor aus den von Mommsen angefahrten Zeugnissen /. Regni Neap, n. 1413.
1418. 1419. 1432. 1429. 1431, der Unterschrift d6s sardischen Goneüs von 347,
Mansi 3 p. 42 und dem liber colon, in Gromatlci vet. p. 231, in irelehem unter
den eivikUet Campaniae «« Ukro rtgionum aucJi BentfPMUum aufgeführt wird.
1) Plin. JV. H. 3, 71—75.
2) Dieser Flnss kommt nur einmal vor im Itinerar. Antonini p. 104 Wesa.,
allein seine Lage ist sicher ; er heisst noch Bradano und macht die Grenze iwi-
schen der Basilicata und terra d'Otranto.
3) Plin. iV. H. 3, 99—105.
4J Plin. iV. H. 3, 65.
5) Vgl. Huachke Ueber den Census und die Steuerverfassung der früheren
röm. Kaiserzeit, Berlin 1847. 8 S. 63. Bethmann-Hollweg 2, 64. Dass in Be-
ziehung auf die Erbschaftsteuer Rom einen eigenen Bezirk bildete, zeigt die
Inschrift C. /. Qr, 2980 : [töv xpatiorjov iitlTpoTro[v] 6ix[o]aT[-flc] xXtjpovo|j.iqiv
6) Llv. 3, 20, 7 : nequ€ entm provocaikm/em tme Umgim ab urbe nuiU im«-
«utim et tribunosj si eo vtniantt in <üia iurba QuiriUmn miibUetQ* for§ oonmlari
baperk). Dio Gas«. 51, 19: xal t6v Ka(oapa rfyt ts ^(ousCom ti^v twv ^ftip^^w
xal Ko (A^/pic ^fioou -m&iora^Cou (d. h. bis auf 7Vt Stadien, was 1000 pa$9u$
ist) d(i6vcivr Gaius 4, 1U4: UgiUma twU mdicia, qua€ m urh€ Borna vei Mra
primum urbü Romae fniliarhan initr omniu cives Bomanot mA uno Mief oeei-
phmtur.
— 72 —
freien Städte fingen an in Unordnung zu gerathen; die Verant-
wortlichkeit für dieselben, welche auf den Magistraten und Decu-
rionen lag, machte deren Stellung bereits damals zu einer lastigen
und gefährlichen ^]; die Sicherheit des Verkehrs litt unter schlechter
Strassenpolizei und für das BedUrfniss der Truppenaushebung,
obwohl diese in Italien nur eine sehr beschränkte war^j , schei-
nen die sUidtischen Behörden ebenfalls ungeeignet geworden
zu sein.
Diesen Uebelständen gegenüber begnügte man sich zunächst,
die Rechtspflege wiederholentlich neu zu organisiren, die ver-
schiedenen Zweige der Verwaltung aber, soweit es nöthig war,
durch Einsetzung ausserordentlicher Commissarien in Controle zu
nehmen, und es dauerte noch beinahe zweihundert Jahre, ehe
man sich entschloss, die alten gesetzlich garantirten Freiheiten
Italiens abzustellen und dasselbe einer dauernden und regel-
mässigen Staatsverwaltung zu unterwerfen.
T?ii*con8n-' ^^^ ^^^ Organisation des Justizwesens unternahm Hadrian
lare gestern, j^ 47 __ 43 gj^ Welcher Italien in vier, mehrere Regionen umfas-
sende 3) Gerichtssprengel theilte^j, jeden derselben einem Consu-
laren übergab , und diesem nicht nur die höhere Civiljurisdiction,
1) Hie von wird weiter ausführlich die Bede sein, ich bemerke hier nur, dass
schon Plin. ep. 10, 113 Leute erwähnt, qui invUi fiunt decurione$.
2) In Italien fanden seit dem Ende der Bürgerkriege allgemeine Trappen-
aushebungen nicht mehr statt. Herodian. 2, 11 und mehr in meiner Hi$i. eqtätum
Rom. p. 62 ff. Nur die Besatzung der Stadt Rom recrutirte sich aus Itilikem
(Tae. Arm. 4, 5); Freiwillige dienten allerdings in den eohortes Italieae civium
Bomanomm voluntariorum (Kellermann Vig. n. 269. Borghesi Oeuvres 4 p. 198),
aber wenn in Zeiten der Noth eine Conscription in Italien versucht wurde, so
stiess diese auf grosse Hindernisse, wie unter Augustus nach der Varusschlacht
ETac. Ann. 1, 31 mit Nipperdeys Note und dazu Dio Cass. 56, 23), unter Nero
Suet. JVffo 44) und Vitellius (Suet. ViteU. 15).
3) Die Region, welche Antoninns als Consular verwaltete (Capitolin. Ani. P.
2, 11), war Campanien (ib. 7), wahrscheinlich mit Hinzufügung zweier anderen
Itegionen.
4) Spartian. Hadr. 22, 13 : quattuor con*ulare8 per omnem Italiam iudicea
eonsUiuit. Capitolin. Anion. P. 2, 11: a& Jladriano inter quattw>r consuktreSf
quibuB Italia committebaiw ^ dectus est ad eam partem Jtaliae regendarrij m qua
plurimwn possidebat. c. 3 : ftuie, quum Italiam regeret^ hnperii omen est factum.
Nam cum tribunal aBcendissei, inter alias aedamationes dictum est: Auguste^ di
te servent. Capitolin. M. Ant. 11: ad id exemplumj qtio Hadnanus consuUxres
vifos reddere iura praeceperat. Appian. B. C. 1, 38: -^aav yo^P> <i>C loixe, t6t€
ital tTj; 'IraXia? apyovre; dvft^Ttaxoi (er versteht darunter consulares. S. Marini
Arval. p. 759) xaxa fi£pT). *'0 xal 'ABptavb« Äpa fiip.o6tirvo( ßorcpov XP^M* ^o^^M»
vfyi aÖToicpdlTopa (ipx^v 'Faifiaioic %o6fji£voc dvexaCvtoe xal p-ex aitöv ^ir^jietvev
— 73 —
sondern auch die Griminaljustis in diesem Sprengel ertheilte^).
Die Gonsularen blieben indess nicht lange in Wirksamkeit 3).
M. Aurel ersetzte sie in der Zeit zwischen 464 — 4 69 3) durch
eine andere Behörde, die turidici*), welche sich von den Con- ^*^JJ2jS?*'
sularen dadurch unterschieden, dass sie erstens praetorii waren ^],
zweitens eine beschrankte Competenz hatten ^) , und drittens nur
in einem Theile von Italien Recht sprachen ?). Die Griminalgerichts-
barkeit hat nSlmlich seit dieser Zeit in der Stadt Rom und hun-
dert römische Meilen im Umkreise derselben der praefectus wbi,
in dem Übrigen Italien der praefectus praetorio ^) : in Beziehung
auf die Civiljurisdiction zerfällt Italien ebenfalls in zwei Theile,
die urbica dioecesis, in welcher die stadtischen Prätoren Recht
sprechen, und die entfernteren Regionen, in welchen die prdto-
rische Gewalt auf die iuridici übergingt). Leider giebt es weder
• _ _^
1) Die verschiedenen Ansichten über die Befugnisse der Gonsolaren findet
man zusammengestellt bei Dirksen Die 8er. Bist, Aug. S. 80 if. S. besonders
S. 95.
2) Appian. B. C. 1, 38.
3) Diese Zeitbestimmung ergiebt sich aus der Inschrift von Coneor^Üa C. I. L.
\y 1874. Borghesi Oeuvres 6, 392.
4) CapitoHti. Af. AfU. phil. 11: daUs iuridicU ItaUae cormduü ad id exem-
pUmiy q[UO Hadriamu eonntlares viroa reddtre iura praeeeperai. Binen iuridieua
erwähnt ScaevoU Dig. 40, 6, 41 % 6.
b) Dies ergiebt sich aus den weiter unten angefahrten Inschriften;
6) Zuerst beschränkte sich ihre Jurisdiction auf CivUsachen; dass sie aber
auch in diesen nur über Objecto bis zu einer gewissen Summe urtheüten» schliessi
man aus zwei Zeugnissen. Dio Gass. 78, 22 sagt zum J. 217 von Macrinus:
otxaiovöp.ot oi TiPjv 'iTQiXCav (toixouvrsc iiioi6oavTo bicep xd vo(ftto(^£vTa bnh toD
Mdlpxou SixdlCovTec, d. h. nach der Erklärung von Henzen BuU. 1853 p. 25,
welcher Borghesi und Mommsen zustimmen: iuridM Italiam adminißtrcaUes de-
siertml ultra ea, quae a Marco Uge ordinata eranty iudieare. Allein dieser Satz
ist in dem Excerpt des Xiphilin so ausser allem Zusammenhange mit dem Vor-
hergehenden, dass seine Interpretation jedenfalls unsicher scheint. Beweisender
ist der unter Valerianus und Gallienus (2ö3) vorkommende Haidieus de mfiniic
per Flam. et Vmbriam Fieenum (Orelli 3174), welcher im Gegensätze zu den
übrigen iwridiei mit ausserordentlicher Vollmacht versehn gewesen sein muss.
T\ Dirksen Die 8er. H. Aug. S. 94 IT. Bethmann-Hollweg a. a. O. S. 66.
8} Mos. et Rom. legum coli. 14, 3, 2 : ud enim iam eo perveiUwn est ron-
tÜUUionibus^ ut Bomae qfüdem praefectus urhis boIu$ super ea re eognoseaty si
intra rmliarium eentesbnum bU in Fabiam eommissum. Enhnoero ai ultra eerUesi-
mtun, praefeetorum praetorio erit eognitio. Dig. 1, 12, 1 pr. : omnia omnino crl-
mina praefeetura urhis sibi vindieavü , nee iantum ea , quae intra utrbem admif-
tiintur, verum ea ftio^ue, qtioe exira utbem intra Italiam. $ 4: quidqutd igitur
intira urbtm admUtUurj ad prtufectum urhi videtwr pertinere. 8ed et si quid intra
eent/SBimsum rmLiarimn admissum sit, ad praefeetum urhi pertinet. Diesen Gerichts-
Sprengel giebt auch Dio Gass. 52, 22 an. Vgl. Fr. Vat. % 155. Gaius 1, 27.
Herodian. 2, 13, 9. Xod. Th. 16, 5, 62.
9) Ulpian. fr. Vat. $ 20: si quis ad urbieam dioecesin pertinens [teslomenlo
futor daiujrf exeusare se debsbit ab eo jKitrtmonio, quod in regio\nibus kmidtco-
rum est, simitöer] a re prooineidü. % 232 : obstrvairi a/tUan opofiU, ne bis pufiiUts
— 74 —
über den Umfang der sWdiisohen Dittcese') noch über die Zahl
der iuridici und ihrer Bezirke eine bestimmte Naofariohi ; die in*
schriftliclien Zeugnisse lassen uns erkennen, dass die ^rengel
der iuridici nach Regionen abgegrenst, aber im Laufe der Zeit
vielfach verändert worden sind^) ; indessen darf man als die
ZAbiderMi- Normalzahl der iuridici fünf annehmen^), deren Bezirke sich fol*
gendermaassen vertheilen:
4 . regio Transpaäana^] mit Einschluss von Venetia und Uistria,
also Reg. XI und X^).
lutorem dti (praetor), qui patrhnonia in Jus regionibua haberUj quae sunt mb iuri-
dkUt til daudio Pompeiano praetorl Imperator nost^ rescriptit, $ 241 : »i qui«
patrimanimn in ta regione, quam iuridieu$ aäminUtrat, habet. Dig. 40, 5, 41 $ 5.
1) Der Gerichtssprengel der Prätoren ist weder identisch mit der alten Bann-
meUe (s. 8. 71 Anm. 6) noch mit dem unter dem praefectu» urbi stehenden Po-
Uzeibezirki der bis zum hundertsten Meilenstein reichte. Denn Campanien, wel-
ches zur urbiea dioeceais gehörte, lag schon ultra eentesimum lapidem. S^ Tac.
Ann. 13, 26 : quid enim dUMid laeto patrono coneesmmj quam ut centesimum uUra
lapidem in oram Campaniae Uhtrtum reUget und die Ausleger zu d. St.
2) Mommsen Feldmesser 2, 193 nimmt an, dass die iuritfiei bleibende Spren-
gel überhaupt nicht hatten, sondern bald für diese, bald für jene Landschaften
nach Umstanden committirt wurden, und hierin stimmt ihm bei Benzen AnnaU
1863 p. 282, während Borghesi die Bezirke als eine dauernde Organisation nach-
zuweisen sucht, in welcher nur einmal und zwar unter Caracalla eine wesent-
liche Aenderung eingetreten sei. Die DIlTerenz hat ihren Grund in der verschie-
denen Art, wie beide die inschriftlioh überlieferten Namen der Bezirke zusam^
menstellen. Giebt man zu, was, wie ich glaube, von Borghesi erwiesen ist, dass
in dem Titel der iuridici nicht immer aHe Regionen aufgeführt werden, welche
EU ihrem Sprengel gehören , sondern dass dieser Titel abgekürzt wird, wie dies
auch bei den später zu besprechenden correctoree unzweifelhaft geschieht, so
vereinfacht sich die Liste der Sprengel erheblich und beschränkt sich die Zahl
der Veränderungen auf da^euige Maass, welches bei einem hundertjährigen Be-
stehen der Einrichtung nichts auffallendes hat.
3) Zumpt Cbmm. epigr. 2, 45, welcher mit Borghesi's Ansicht übereinstimmt,
nimmt 4 an, indem er die Zahl der iuridiei mit der der Gonsularen identiflcirt,
wie dies schon Garli ilnl. Ital, III p. 38 gethan hatte. Diese Annahme lässt
sieh indessen mit den inschriftliohen Zeugnissen nicht vereinigen.
4) Uieher gehören :
[C] Arnut Antoninu$ — iuridimu per JtaUam rpgionis Tranepadanae prinme
(zwischen 161 und 169), Inschr. v. Gonoordia C. i. L. V, 1874 » Borghesi
Oeuvr. 5, 383.
AT. Noniue Arriua PouUnus Aper — hmdieua region(i9) Tr(m(9padanae')f
Inschr. v. Brixla (vor 207) C. /. L. V, 4341 »> Borghesi O. ö, 393.
L. fSdviut Oaviu» N{umi9iua Petroniua) AemUioMu» — eUebue ab op(timo ianp.
8eoero) AUxandro Aug. ad (hu dieendum) per regionem Tra(n9padanam) (223
*23ö. Mommsen /. B. N. 3604»H6nzeu 6486).
C. lAtxiUua Sabinu» Egnatiu$ ProeuUu — tur. reg. Trampad. (unter den
Gordianen, nach 237. OraUi 3134).
(8i)m(miu8 Procuhu IuUanu$ — (iiu)ridieu» per Tnmtpadum, aus derselben
Zeit. Borghesi O. ö, 403.
L. Gaboniua Anmeuleiui PaeiUüa Seoerua, iwnd. rtg. Xranapad. Inschr. v.
Briiia C. J. L. V, 4332.
5) Dass die X. Region ( Vewitia) unter diesem tiirüUetta stand, teigen nicht
nur die angefühttea Inschrifton von Brlxia und GonoonÜa, sondern namentUeh
— 75 —
2. AemiHa Liguria (Reg. IX und YllI) i) .
3. ApuUa ei Calabria (Reg. II) 2).
4. Lucania BriUii (Reg. III) 3).
5. Umbria et Picenum nebst dem ager GcUUcns, welcher in
dieser Zeil ^on der durch denselben führenden Strasse den Na-
men Flaminia hat (Reg. V und Yl) ^) .
Es sind sonach in diesen Bezirken acht Regionen enthalten,
während drei, Campania (Reg. 1)<^), Tascia (Reg. VII) und Samnium
(Reg. IV) ^) nicht vorkommen ; man wird vermuthen dürfen, dass
I 11 ■ X- I I «» I I ■■,.-.. I ■ I I I I 11 I I I ■ ■ ■ -
ein Brief des Fronto an Arrius Antoninas (ad amicoa 2, 7 p. 192 Naber), in
welchem Fronto sich in einer Processsache für den Ooncordieiiser Yolnmnins Se-
renne bei dem Arriut Antoninut verwendet, und von diesem sagt, dass -er sich
admmiitrdnda provincia Lob erwerben müsse. Man sieht also deutlich, dass der
Titel des Arrius, iuridicua regionis Tranapadanae, ein abgekürzter ist, in welchem
VmeUa nicht besonders erwähnt wird, und ist somit berechtist auch in den an-
dern Titeln eine Abkürzung anzunehmen.
1) P. Plotius Bomaniu — tur. per Aem. Hg. (vor Alexander Severus.
OrelU 3044).
(Ohne Namen) — mridioua per Aemiliam et Liguriam. Mommsen /. B. N.
4237»Henzen B482.
2) L. Semproniu» CeUu$ ServIUus FtibiamUy <— [1u}rid. per Apd^Uam et]
CuLabfkifm), Marini Arv. p. 180.
Af. Caedliw Novatülianus — iurid. Apul. et Calabr, Mommsen /. R, N.
1420= Orelli 1178. Und hieher gehört wohl auch
L. Uagonius ünnaUus Lareiua Quintianua iuridicua per ApuL. unter
Commodus in drei Inschriften: Grut. p. 1029 j Orelli 2377 = 0. i. L. V, 2112;
Henzen 6492.
3) Dieser Sprengel beruht allerdings nur auf einer Vermuthung Borghesi's
5, 39o, für welche der Umstand spricht, dass auch später Lucania und Brittii
einerseits (Cod. Theod. 11, 29, 1; 11, ;30, 1) und Apulla und Calabria anderer-
seits unter einem Corrector stehn. S. Borghesi O. 5, 398; 6, 384 ff. In der Zeit
de» CaracalU war Calabrien zu diesem Sprengel gezogen, Apulien dagegen mit
Picenum zu einem Bezirk vereinigt. Dies geht hervor aus den Inschriften des
O. Herennku Süvius Maximui — iurid. per Calabr, Lücaniam BriUio$,
Henzen 6745 und des
C. 8aUiu9 Aristaenetut •— iuridicus per Picenum et ApuUam. Grut. 465, 5. 6.
4) C. ßdbuciua Maior CoeeiUamu — ttirid. per Flamm, <t ümJbriamy unter
Commodus. Henzen 7420.
0. Comdttw FeUx TkraUus, iurid. per Flam, et ümbr. OreUi 3177.
P, Aelim Coeranue — ImidieuB per Flami$hiam et ümbrieunj nnt«r CancalU.
Orelli 3851.
L. Armiue itoUeuf JJonorata«, — iurid. per FL et ümbriam, Deajaidins Annali
1868 p. 97.
Q. MamOiui CapOolinuey iurid. per Ftaminiam et ümbrimn et Picenum.
C. J. L. n, 2634.
Jlf. Aeliu» AureUm Theo, Aug(u»i{) iuriditue de infiniio per Flam. et Vn^
hriam Picenum (Orelli ^174), aus der Zeit des Valerianus und GaUienua (253).
5) Die Inschrift OreUi 3173, in welcher ein turidieue prov. Campaniae vor-
kommt, ist falsch. 8. Mommsen 1. E. iV. Faleae n. 538. Borghesi Oeuvr. 5, 393.
6) Einen Bezirk Pioenum VateriOj in welchem man die vierte Segion hat
erkennen wollen, giebt es tberhanpt nicht. Die Inechrift, in welcher man Ihn
zu finden glaubte, ist nach Borges! O, 5, 401 sb Henzen 6489 ra lesen: Sex,
— 76 —
die beiden ersteren gatis und von der leisten wenigstens ein
Theil zur arbica dioecesis gehörten. Nichtsdestoweniger war auch
diese Einrichtung nicht constant, sondern am Ende des zweiten
Jahrhunderts wenigstens hatte Tuscia ebenfalls einen ittndicus^).
^^^T ^^^^ unmittelbare Folge der durch M. Aurel eingeffdirten Or-
?richuur-' 3^^*^^^^ der höheren Gerichte scheint die Beschränkung der
diaMibaii^ Municipalgerichtsbarkeit gewesen zu sein, welche filr das zweite
und dritte Jahrhundert die classischen Juristen bezeugen 2). Das
Strafverfahren der städtischen Behörden war in dieser Zeit auf
eine massige Züchtigung der Sclaven reducirt ^) ; in Civilprocessen
unter einer gewissen, uns unbekannten Summe urtheilten sie zwar
sowohl selbst^) als mit Hinzuziehung von Geschworenen ^j, aber
wichtigere Sachen kamen extra ordtnem^) zur Cognition des
iuridicm''), während alle Entscheidungen, die auf dem imperwm
beruhten, selbstverständlich den römischen Behörden vorbehalten
blieben^). Das Wichtigste war indess, dass die Municipalmagi-
strate überhaupt in ein untergeordnetes YerhäUniss zu dem Priitor
und iuridiciis traten, welche in einigen Sachen ihnen die Juris-
Pedio. Sex. f. Am. Hirruto Lucilio Poüion. Cos. praef. aer. mUitar. leg. Aug.
iurid. {Aatwiae') et OaUaet(iae).
1) InscbT. TOn Chiusi bei Henzen AfimaJU 1863 p. 277: M. Fabio M. f,
Qulr. Magno VaUriaino — tur. reg. Tuseiae ei Pi'eeni. Henzen erklärt sich zwar
bestimmt gegen Borghesfs Annahme einer Abkürzung der Titel der iuridici\ da
aber Tuscia und Picenum durch Umbria getrennt sind« so sehe ich doch auch in
diesem Falle keine leichtere Erklärung der Sache, als die Supposition, dass
Tuscia zeitweise mit dem Bezirk XJmbria Picenum vereinigt, und in der Titu>
latur Umbria ausgelassen ist.
2) Bethmann-Hollweg a. a. 0. S. 68. Anders Puchta in Zeitschr. f. gesch.
Rechtswiss. 10 S,. 204. Institutionen 1 $ 92. Savigny Gesch. d. R. H. im Mittel-
alter 1 55
3)' Dig. 2, 1, 12; 47, 10, 15 S 39; 47, 10, 17 S 2; 47, 2, 52 S 12.
4J Paulus 5, 5*, 1 : res iudicatae videniur a magiairatibua mtmicipa-
libus usque ad aummamy qua ius dieere poasunl. Dig. 2, 1, 20; 50, 1, 28.
5) Dig. 2, 1, 13 § 1.
6) Uebcr den Begriff der exbramdinatiae cogniUones and die Fälle, in wel-
chen sie zur Anwendung kamen, verweise ich auf Bethmann-HoUweg Oivilprocess
2 S 122 S. 763 flf.
7} In dem Digestentitel de variis et extraordinanie cogniUonibua et si iudex
Utem suam fecisse dicetur (Dig. 50, 13j heisst es in dem fr. des Callistratus 1. 5
pr. : numerus ergo cogniUonum in quaUuor fere genera dividi poleA : aut enim de
honoribus sive muneribus gerendis agitatur, aut de re pecuniaria disceptatur, aut
de exisiimatione alicuius cognoseitur, tad de eapitaU crtmtne quaeritur. In die
dritte Classe gehört die Sache des Yolumnins Serenns aus Concordia, welcher
seriba und deeurio gewesen, dann aber relegirt worden war und nach seiner
Rückkehr verhindert wurde wieder in die Curie von Concordia einzutreten. Diese
Sache kam vor den iuridicue regionia Tranepadanae Arrius Antouinus, au welchen
Fronto ep. ad amicoa 2, 7 p. 193 Naber darüber berichtet.
8) Paulus Dig. 50, 1, 26. S. obenS. 67 Anm. 1.
— 77 —
diction delegirten ^) , in andern die Vollziehung des Urttieils auf-
trugen ^) , dabei * ein Aufsichisrecht über die Ausführung ihrer
Aufträge übten ^) und in allen Sachen Appellation annahmen^).
Ueberhaupt werden die iuridid im gewöhnlichen SprachgelNrauch
schon den praestdesy d.h. den Provinzialstatthaltem, gleichge-
stellt ^) , obgleich ihnen dieser Titel officiell nicht zukam und sie
Verwaltungsgeschafte nur ausnahmsweise übernommen zu haben
scheinen^). Vielmehr lag die ganze Administration damals noch
in den Händen der MunicipalbehGrden , und nur wo diese sich
unwirksam zeigten, griff der Staat durch ausserordentliche Com- ^^^^.^.'^^
missarien ein, welchen in einzelnen Regionen oder in ganz Italien ^ ^«7^-
gewisse Verwaltungszweige zeitweise übertragen wurden, ohne den, cor-
dass dieselben dabei mit den iuridici concurrirten. Das erste Bei-
spiel einer solchen Specialcommission giebt schon vor der Epoche
der iuridici, nämlich unter Traian, ein leg[atus) Aug(usttj p[ro)
p(raetore) regi(m{is} Transpadanae, dessen Auftrag uns unbekannt
isf) ; später kommen vor ein praepositus tractus Apuliae Cala-
briae Lucaniae Bruttiorum^ dessen Sorgfalt in der Erhaltung der
Sicherheit des Landes erwähnt wird^), und ein praepositus Um-
briae Piceni et Apuliae^). Das dringendste BedUrfniss einer Staats-
1) Dig. 39, 2, 1 ; 39, 2, 4 S 3.
2) Paulus 4, 4, 2.
3) Dig. 27, 8 pr. S ö. 6.
4) Dig. 49, 1, 21 pr.; 49, 4, 1 S 3. 4.
b) In den angeführten Stellen der Digesten ist immer vom praetor und
praetea die Rede, vom i%indicus speciell nur 40, 5, 41 $ 5, aber man sagt : iuri-
dieuB regümem admmUi/rai (fr. Vat. $ 241) oder provmciam admmUtrai (Fronto
ep. ad am. 2, 7 p. 192 Naber), wie man dies auch vom prae9€t sagt.
6) Ein Fall dieser Art wird erwähnt in der Inschr. Orelli 3177: C. Cor-
fieiio — ThroUa, iurid. per Fkan. ei ü$nhr. — furidicatua eku ob exmUam mode-
ratUmem et in sterüitate amnonae lahorio$aiin erga ip808 fidem et industriamf ut et
eivibus atmona eupeteeset et vicmU eivitatibu» eubveniretur. Man darf aber aus
diesem einen Falle nicht mit Zumpt Comm. ep, 2, 47 schliessen, dass die iuri-
diei Oberhaupt Verwaltungsbeamte gewesen w&ren.
7) Orelli 2273« Marini Jeer. Alb. p. 54. Zumpt Comm. ep, 2, 41 hilt diesen
Legaten für einen während des Dacischen Krieges in der Transpadana eingesetz-
ten milit&rischen Gouverneur; Borghesi Oeuvres 5, 408, dem Henten zu n. 6482
fblgt , für einen Vorlaufer der spateren Gorreetoren ; Mommsen Ephem, epigr.
1872 p. 138 für einen mit der Aushebung beauftragten Omder {dileetator^ Ke-
nier MHangee p. 73), wie er erwähnt wird in ^der Inschr. Keni^r ifwer. de VAtg.
H. 1817. T, Cateemio nUaeo ad diUe[tu]fn iunlorwn a divo ßadriano m
regionem Trantpadanam, Nach dieser inschr. glaubt Mommsen auch /. B. N.
3004 lesen zu dürfen: L. Puimio Aemüiano — eteeto ab op[(mio hnp. 8evero^ .
Alexandro ad[dUectum habendwn] per regionem Tra[n»padanam].
8) Mommsen /. N. 646: ob — singutarem induelriam ad quietem regUmie
eervaindam.
9) OkIU 317Ö.
— 78 —
aofsiobi Isg aber vor in der Finanzverwnltung der freien Städte,
SU deren Revition nicht nur in denjenigen Provinzen, welohe
nicht unmittelbar unter dem Kaiser, sondern unter dem Senat
standen, seit Traian besondere kaiserliche Legaten commiltirt wur-
den , welche griechisch fitopAwtaf oder iitavopdwtat , auch wohl
ktqwvuiy lateinisch correctores heissen^), sondern auch für ganz
Italien seitweise ein corrector eingesetzt wurde, der wenigstens
seit Garacalla nachweisbar ist und suerst ohne eigentlichen Titel
eleetus od corrigendum staUsm ttaliae genannt wird^. Alle diese
interimistischen Maassregeln wurden beseitigt am Ende des dritten
Jahrhunderts, su welcher Zeit die niTMäct aufhörten^), die urbica
dioecesis eingingt), und gans Italien in feste Verwaltungsbezirke
getheili wurde, welche sich von den Provinzen nur dadurch un-
terschieden, dass man fUr ihre Statthalter den in Italien bereits
st&ndige bekannten Titel corrector^) beibehielt, obgleich dieselben die
correctores. „__
1) Ausführlich handelt über diese kaiserlichen CommissarieR Borghesi Oeuvret
5, 408 IT. S. EpicUU diu, 3, 7 , weiches Capitel die Uebencbrif t hat : np^c t^v
fiiopdom^v Toiv iXeudipojv iröXeoiv. Ein solches Amt bekleidete unter Traian in
Achaia Messius Maximus — — misaus in provinciam Achaiam ad ordinandum
Hatvm liberarum eiviiaium (Plin. ep. 8^ 24, 2), in Bithynien Plinins selbst, von
dem Traian (Plin. ep. 10, 32(41)) schreibt: memifherimus , idcireo te in istam
provinciam miaaunif quoniam müUa in ea emendanda appnruerurU. Vgl. ep. 117
(118); 18, 29; unter Hadrian P. Pactumeins Clemens Ugahu divi Hadriani
Athenis Thegpiis PtaUi» item in Thessaliay Ugatus divi Hadriani ad ratio-
nes civitatium Syriae putandai (Henzen 64838=Renier inscr. de VAlg. 1812);
L. Egnatius Victor, ItiavopWr^c 'Avatac {C. J. Qr. 1624); Ti. Severus, icp^ nhnt
^d^hom ireu^eU eU Bet^v(av otop^orr^c xal Xoftar^c &ic6 Ikoü 'A^ptavoü
C. J. Or, 4033. 4034; L. Bsrbuleius OpUtas — logista Syriae Hensen 6484;
Herodes Atticus, iron dem PhUostratus Vit, Soph» 1, 25, 6 sagt: d^ixto u^ U
TJjv £pk6fiMav — «atd ^^pövouc^ o^C xdc iXcu&ipac t6iv n^^Xcmv o^tbc Bioofcoüro *
und 2, 1, 3: ^p^e pitv 7aip x&v xotrcd tj)v 'Aoiov ^Xcu^ipov icöXeoav ö'HpabST)^*
endlich unter Septimius Severus Ti. Claudius Callippianus, CuaToc« itpee^uT^«
%ax dvTfOTp4Ti)Yoc Töv ScßatfcAv, Xo^ivr^C "mX iicoNop^r^« t&v ^cufepwv ic6-
Xeviv (Athenische Inschr. BulUU. d. Intl, 1862 p. 119). Wenn Papinian im
ersten Buche seiner Digesten, welches zwischen 198 und 206, also unter Seve»
rus, geschrieben ist, sagt: Ugatm Cae$ari$, id eai praeset vel eofreetot pwvki^
daty abdieando te non amitUt imperimn (Dig. 1, 18, 20), so untencheidet er zwei
Arten kgati, die ordentlichen Statthalter der kaiserlichen PrOTlnzen, welche er
prae$id4» nennt, und die ansserwdentlichen kaiserlichen Gommlssarien, corrMfores
oder ^uDp^otai.
2) So C. Octavios Sabinus aus Caraeallas Zeit in zwei Inschr. Ephem. epigr.
1872 p. 130 und Henzen 6482. Dagegen war Pomponins Bassus, wahrscheinlich
der Cos. 271, vor seinem Consulat ^novop^nt^c) tcdoY)(c 'ItoXta«), Insehr. b^
de Rossi Bulktiino eriiUam} 1871 p. 45aMommsen E^han, tpigt. 1872 p. 139.
8) Die lurMÜd sind bis zu Auraiians Zeit nachzuweisen ; C. Luxilius (Orelli
3143) und Simonlus Proculus lebten unter oder nach den Qordianen, Aelius
Aurelius Theon (Orelli 3174) unter Yalerian und Gallien. 8. Borghesi' Oeuvre«
5, 403.
4) Dies zeigt der spater vorkommende eorteetor Campemiae.
5) lieber den Namen, der von eorrigere abzuleiten ist, das QmeUenmaterial
— 79 —
Gewalt der Provincialslatlhalter ^in voilein Umfang erhielten, die
Civilgerichlsbarkeil wie die CrimiDaljustiz ^) ausübten und die
ganse Verwaltung übernahmen.
Dies ist die letzte Organisation Italiens, welche mit einigen
Veränderungen bis zum Untergange des westriSmiscfaen Reiches
bestehen blieb; wir haben von derselben eine Anschauung erst
aus dem vierten Jahrhundert, in weldiem in einigen Provinzen
der Statthalter einen höheren Rang erhalten und von einem cor-
vecUiT mit fünf fasces^) zu einem consularis mit sechs fatces^)
erhoben war. Ob die Emrichtung der correctorischen Provin-
zen von Aurelian herrührt ^) , oder ob zuerst für ganz Italien
ein Corrector fortbestand^), und erst Diocietian , wie die Pro^
■ ..»-iii ■ I .1.
und die Ansichten der älteren Forscher über die eorrectores findet sich die
Hauptsammlnng bei Boecking Not. Vign. Occ. p. 1180 ff.; Borghesi 0€uvTt$ 5,
395 ff. Die büher sehr unklaren Verhältnisse Italiens während dieser letzten
Periode hat Mommsen Feldmesser 2, 196 ff. mit glucklichem Scharfsinn erörtert
und nochmals Ephem, epigr. 1872 8. 188 ff. einer Prüfung unterworfen. Die uns
vorliegenden Zeugnisse sind indessen so unzureichend, dass eine sichere Behand-
lung dieser Zeit noch nicht möglich ist.
1) Ammian. 15, 7, Ö. Cassiodor. Kor. 6, 21.
2J C. i. Qt. 4033. 4034.
SJ Rutilius NamaÜanus lUn, I, 579 sagt Ton seinem Vater Lachanius, der
um 389 als eoMularis TuscIa und Umbria verwaltete:
Namque pater quondam TyrtherUs praefuü arvu,
Fa$cibu$ et senis credita iura dedit.
Die fcuees werden auch bei dem eonsulctrU Campaniae erwähnt in der Inschr.
Orelli 3170 «Mommsen i. N, 1422.
4) Dies nehmen an Borghesi a. a. 0. nnd Mömmsen Feldmesser 2, 196.
Nach Vopisc. Aurel, 39 ; Aurel. Vict. Caes. 35 und epit. 35, 7 ; Entrop. 9, 13
war Tetricus bereits unter Aurelian corrector Lucaniaey nach Aurel. Vict. Caea,
39, 10 war lulianua bei dem Tode des Carus (284) corrector VeneUat, und unter
Carinus (f 285) kommt in einer freilich unsicher und ohne Ortsangabe überlie-
ferten Inschrift Mommsen i. iV. 6328 Buffius Volusianus als corrector Campaniae
vor. Die Zelt wird bestimmt durch n. 2497a:Henzen 6481.
5) Von den ebenangeftthrtea drei Zeugnissen werden zwei ansicher gemacht
durch wideispreebende Nachrichten. Nach Trebellins PolUo iri^. tyr. 24 war
Tetricus nicht corrsctor LuegnkUy sondern toUu» Jtaliae. Die Stelle ist merk-
wflxdig wegen der Aufzählung der nachheiigen Provinsen, und so zu inteipun-
giren: {Aurelianu$ Mrieum} eorreetorem toiku JtaUae ßdA^ id esi CoHnpaniae,
JSamnUy Lueaniat BrUtiorumy Apuliae C<Uabriae, EUruriae atque Ümbria€y Pheni
et Ftamirwe omnisqfie otmonariae regUmi». £benso heisst Bufttus V(4usiamu in
zwei aadevn Inschriften corrector Italiae per annoe oeto (Orat. p. 387, 5) und
it«rym eometor okne Zusatz Mommsen i. N. 2497, so dass nur nceh lulia-
nos bei Aur. Victor Cae$. 39, 10 übrig bleibt, der, wenn Victor in Betreff des
Tetricus irrt, ebenfalls auf einem Irrthum beruhen kann. Dagegen findet sich
n<>ch unter DiodetlaB Numidius corrector Jkdiae im J. 290 (Ood. lutt. 7, 35, 3)
und PaetU0 Uonprates — eorr«ctor ItaU{cui) (a. 293. Cod. lust. 2, 11, 1) C, i. L,
\\ 2817. Auch gehört hleher wohl L. Aeiius Helvius Dionysius corrector
utrkuque Italiae (Orelli 60), der also nach der gleich zu besprechenden Thei-
lung Italiens in zwei Diooesen zu setaen sein würde. Dieser scheint ia einer
andern Inschrift Mommsen i. AT. 40B7 als corr. Cafnpaiif(uk) yorznkonmen, alte
— 80 —
EiBUaiivBg vinzen ^} , so auch Italien in kleine Amtsbezirke iheilte , ist bei
proTiBMB. der uDvollatöndigen und widersprechenden Ueberlieferung nichl
ins Klare zu bringen. In den Jahren 290 — 300 war die neue
Provinzialeinlheilung Italiens voUendet^), und die unmittelbare
dtrStoiMr- ^^^ derselben war, dass die alte Steuerfreiheit des italischen
tnih9ii. Bodens aufhörte. Maximian, welcher seit 886 Augustus war und
in Mailand residirte^) , erhob in dem Theile Italiens, welcher
nördlich von den Flüssen Macra und Hubico liegt ^), eine Abgabe
für seine Hofhaltung (cumona)^ von welcher seitdem diese Land-
^^2[^<'!|lJf' Schaft regio annonaria heisst, während Mittel- und Unleritali^A
«rMcorio. wenigstens im vierten Jahrhundert zur Versorgung der Stadt Rom
Kalk, Holz, Schweine, Rinder und Wein lieferte^) und den
Namen der urbicariae oder suburbicaricie regiones erhielt®].
eben die sich widersprechenden Titel zn haben , welche dem Tetricus und dem
Kufflag Volusi4nu8 beigelegt werden (vgl. über ihn Mommsen Eph, epigr. 1872
p. 141). Die Lösung dieser Widerspr&die geben nach meiner Ansicht die beiden
Inschriften des F, Fl. PosUmUua TUianus (Cos. 301) bei Henzen Tab, ALhn. p.
52. 53. In der einen heisst dieser correetor Italiae Tranapadanaej in der andern
eorrtctor lialiae regionii Tratispactanoe. Der Jitel war also ursprünglich eorrector
JiaUae oder eorrtctor ohne Zusatz , wie auch die vier praefeeti praetorio bis zum
Ende des 4ten Jahrb. ihre Diocese ihrem Titel nicht zusetzen (Mommsen Mt-
morie d. Intl. 2, 301), es folgt aber aus demselben nicht, dass dieser eomector
nach Aurelians Zeit noch ganz Italien verwaltete. Tetricus konnte demnach eor-
reetor ItiUiae regioni» Lucaniae sein, und Trebellius Pollio durch die Abkür*
zung dieses Titels getiuscht werden.
1) Lactant. de mort. pertee. 7.
2) Die Correctoren dieser Zeit sind unten bei den einzelnen Provinzen an-
geführt.
3) Burkhardt Die Zeit Constantins des Grossen, Basel 1853 S. 56 ff. Ausonii
Ordo nobUtum urbium 5.
4) Trebellius PoUio trig. tyr. 24 bezeichnet als armonatia regio das Land
nördlich von Tuscia und Flaminia.
5) Die Beweisstellen s. bei Mommsen Feldmesser 2, 199.
6) Ueber die regiones armanariae und auburbieariae ist ein heftiger Streit
namentlich mit Rücksicht auf die ursprungliche Herrschaft des Pabstes geführt
worden, über welchen man eine vollständige literarische Nachweisnng findet in
der Vorrede zu Jac. Qothofiredi Opera iuridiea minora ed. Trotz , Lugd. Bat« 1733
fol. p. 16 f. Qothofredus in der anonym erschienenen Schrift De 9ubwbiearU$
regionibua et eeeUsiis, aeu de praefeckura et epiecopi urbi» Bomae dioeeeei eon-
ieeiura, Francofurti 1618. 4, und zum Cod. Theod. 2, 16, 2 deflnirt die regio
urbiearia als die nächste Umgebung Roms bis zum 100 Meilenstein, welche unter
dem Stadtpräfecten stand, die regio annofiaria aber als das ganze übrige Italien.
Seiner Ansicht sind ausser Salmasius auch Savigny Venu. Sehr. 2, 105 und
Boecking N. D. Occ. p. 172 beigetreten. Nach Jac. Sirmond dagegen (s. Jac.
Hirmondi Opera, Venetiis 1728 fol. Vol. lY p. 1 — 159) umfasst die afwhonaria
regio nur die Lombardei; die turbicaria regio aber ist nicht der Sprengel des
praefeeUu urbi, sondern die Diocese des vicaHue urbis Bomae und umfasst ganz
Mittel- und Unteritalien. Mommsen Feldm. 2, 200 entscheidet sich für Sirmonds
Ansicht, dessen Argumente er kurz zusammenstellt. Auch ich bin dieser Ansiebt
gefolgt und verweise darüber auf Sinnond und Mommsen.
— Si-
lin J. 292 wurde das römische Reich unter vier Kaiser Diocietimni-
Bche Beicbs-
geiheilty nämlich Diocletianus, Maximianus, Gonstantius und Gale- einthaiiung.
rius^), von welchen jeder seinen praefectus praetor io hatte ^),
und als Gonstantin im J. 324 zur Alleinherrschaft gelangte, be-
hielt er die vier praefecti praetorio für die vier von ihm con-
stituirten Theile des Reiches, Oriens^ lUyricum^ ItoUa^ Galliae,
bei 3). Unter ihnen standen 42 vicarii^) und unter diesen H6
Statthalter der einzelnen Provinzen mit verschiedenen Titeln , aber
sowohl die ersteren ^) als die letzteren sind nicht von Gonstantin,
sondern bereits von Diocletian eingesetzt, und auf diesen hat
man wenigstens in der Hauptsache die spätere Organisation Ita-
liens zurückzuführen ®] , welche wir im Folgenden übersichtlich
darstellen.
Die praefectura ItaHae umfasste drei Diöcesen, Africa, llalia Prtuuetwra
und Ulyricum occideniale. Das letztere, welches in dem veroneser
Yerzeichniss äioecesis Pannoniarum heisst '') , stand unmittelbar
unter dem praefectus praetorio Italiae^) , während Africa einen
vicarivSj Italien aber, mit welchem unter Diocletian mehrere be-
nachbarte Provinzen vereinigt worden waren, zwei vicarii hatte,
von welchen der eine in Rom residierte und daher vicatius in
urbe oder vicarius urbis heisst®), der andre in Mediolanum seinen
1) Aar. Vict. Caes. c. 39 % 23—30.
2) Gonstantius hatte zum Tpr. praet. den Asdepiodotns (Aar. Victor Cae$, 39,
42), Maxentias (306—312) den Roflas Volasianns (Zosim. 2, 14. Aar. Vict. 40, 18).
3) Zosimus 2, 32 schreibt die Einsetzung der 4 fraefeeü dem Gonstantin
zu, was nicht genau ist. S. Tiilemont 4, 284. Mommsen MtmofU delV IruHtuio
2 p. 301. Bethmann-HoUweg Rom. Givilprocess 3, 14.
4) Bethmann-HoUweg Rom. CivUprocess 3, 49 if .
ö) Lactant. de mort, persee. 7 sagt Ton Diocletian : tr€$ enim partieip£s
regni 9ui feeii^ in quatuor partes orbe diviso, -^ — provineiae quoqtu in fnuia
ecneiiae, muUi praesides et pUira ofßeia stnptiUt regUmänu ae paene Unn doUaU"
6tis tfieudore, item raUonale$ nrnlU et tnciffiairi et vicarii praefeetorum , und dies
bestätigt die römische, von Mommsen Memorie deW Instituto 2, 298 behandelte
Inschrift des G. Caelius Saturninus, welcher schon vor Gonstantin vicarius praeff.
praetorio bis in urbe Roma et per Mysias gewesen zu sein scheint ; ferner Septimius
Valentio v, e. a(jffens) v(iees') praejf. praett. aus dem Jahre 293 Orelli 1049. Ein
vieaHus Africae ist schon 315 nachweisbar. Mommsen Feldmesser 2, 202.
6) Dies folgt jetzt auch aus dem veroneser Yerzeichniss von 297, welches,
obwohl an dieser SteUe Ifickenhaft, doch die JProvinzen der Italischen Diöcese
beielti aufzählt. S. Mommsen Abh. d. Berliner Acad. 1862 S. 513.
7) Mommsen a. a. 0. S. 491.
5) Mommsen a. a. 0. S. 497 und Polemii 8UvU Latereulus (Abh. der sachs.
Gesellseh. d. Wiss. 3, 260). Bethmann-HoUweg R. Givilprocess 3, 47 fT. 51 ff.
9) Bethmann-HoUweg a. a. O. S. 51 Anm. 27. Der Titel ist vieariua prae»
feetormn praetorio in urbe Borna, Inschr. bei Mommsen Memorte d. Inst, 2, 315 {
nicht viearius praefeeti, denn er ist ein selbständiger Beamter, der unmittelbar
Bdm. Alterüi. IV. 6
- 82 —
Site nahm^) und den Titel vicarius Italiae bekam ^). Der Name
Italia hat also in dieser Zeit zwei neue Bedeutungen erhalten:
er bezeichnet zuerst den Verwaltungsbezirk des fraefecius prae-
torio, zu weichem ausser der apenninischen Halbinsel verschiedene
früher selbständige Provinzen gehorten, zweitens aber in speciel-
lern Sinne die Italia annonaria, welche zur Hauptstadt Mediola-
num hat^) und der urbs mit den regiones suburbicariae entge-
gengesetzt wird^). Es zerfilllt demnach die ganze Diöoese in
folgende Unterabtheilungen ^).
unter dem Kalaer steht. 8. MommAen «. t. O. Auch pro praeftetii ptaeiorlo In
urbe Borna fkätimUfue provincüa OreUi 11 86 oder kurz vieariut urbii oder vica-
riiu urhi Cod. Theod. 10, 4, 1 ans dem Jahr 313; Orelli 3171. Henzen 6471.
6473. 6904. Cassiodor. 6, 15.
1) Bocking N. D, Oee, p. 440. Auch der praef, pmei. lUtUtu residiert in
Mailand. Ck)d. Th. 8, 4, 6; 16, 2, 15; 8, 11, 3.
2) Vie(arius) pra€f(jectwae) per Iial[iam] OrelU 3764, vgl. Borghesi Oeuvres
6, 385. Mominsen Memorie 2, 9lö. Im Codex Theodos. wird er enrihnt in den
Jahren 320 (9, 8, 1), 321 (6, 36. 4), 365 (9, 1, 12), 370 (8, 5, 31 ; 11, 10, 2),
374 (13, 1, 10); im J. 368 erzählt Ammian 27, 7, 5 von drei apparitorea poie-
ftotis vieaarioM per Jtal4am,
3) Aihanasius Hi»t. Arianomm ad monackos in Äthan. Opp. Paris 1698
fol. I p. 363 : Aiov6oioc 6 dizh MeiioXcCvoiv ' iorl tk xa\ aunj ixv^tpöiroXtc tyJc
ItoXlac. Die Notiz bezieht sich auf das Jahr 355.
4) Schon Trebellius Poilio trig, Ufr. 24 setzt der anttonaria regio die suft-
urbieariae regiones entgegen, welche er einzeln aufführt ; ebenso werden in einer
Verordnung des Cod. Th. 11, 1, 9 die suburbicariae regiones den regiones Jt€Uiae
entgegengesetzt. Vgl. 11, 16, 9: non enknper Italtam iofihim, $ed eUam per ur-
biearias regUmes. 11, 13, 1 : per omnem ItaUam, twn etiam per urbiearia» Afri-
eanatqae regiones. In den Acten der Concilien finden sich die Unterschriften:
Meroiies episeopui de eivUate Mediolanensi , ptovmeia Judia (Conc. Arelatense
a. 314 bei Mansi 2, 476), Lwius ab Italia de Verona, Fortunatianua ab ItaUa
de Aquileiaf Uraaehu ab ItaUa de Britta, Severtu ab Italia de Ravenna (Con.
Sardicense a. 347. Mansi 3, 38. 42). In der NoUtia ZHgn. endlich haben nicht
not die viearii ihre Titel von diesen beiden Didcesen, sondern auch andere Be-
amten, wie der rationaKs rei privatae per Italiam und der raüonaih rei privatae
per vrbem Romam et wburbiearias regiones {N. D. Occ. c. XI).
5) I)ie Provinzen Italiens sind anfgeffihrt im veroneser Verzeichniss S. 513,
Im laterculus des Polemlus Silvios S. 251, welchem Mommsen auch das fk-üher
bekannte, von Schonhoven in der Ausgabe des Eutrop BasÜ. 1552 publicirte,
hernach oft wiedefholte Verzeichniss der römischen Provinzen hinzugefügt hat,
und in der Notitia Dignitatum Ocdd. c. 2 ; die Diöcese des vicarius urbis ist in
derselben besonders behandelt c. 18, das Capltel aber, welches die Provinzen
des vicarius Italiae enthielt, ist in der Notitia nicht mehr voriianden und von
B5cking p. 439 ergänzt. In der geographischen Begrenzung der Provinzen ist
mehrfach geändert worden, es fehlt über dieselbe aber noch eine Untersuchung,
denn das Hauptwerk Caroli a S. Paulo Qeographia saera. Aeeessertmt Lueae
JSolstenii cmimadversioneSy Amstelaedami 1704 fol., enthält nur ein kritisch un-
gesichtetes Material, das Bingham OrigineSy vertU I. H. Orischov, Halae 1727. 4
Vol. 111 p. 504 ff. benutet und auch Böcking nieht überall einer PrüAnig unter-
zogen hat.
— 83 —
A. Unter dem Vicarius lUMae.
4. Venetia ei Histria (Reg. X) mit der Hauptstadt Aqui- ^[^J'^*
leia^) unter einem corrector^], später unter einem amstUaris^). j^^£*
2. Italia Transpadana (Reg. XIj , unter Diocletian eine
besondere Provinz unter einem carrecior^). Sie faiess später Li-
guria, hatte zur Hauptstadt Medioianum ^) und stand damak unter
einem consularis^). Die Uebertragung des Namens Lignria, wel-
cher früher die IX Region bezeichnete , auf die XI Region ist nur
durch die Annahme erklärbar, dass beide Regionen zu einer Pro-
vinz vereinigt waren ^) , bis etwa in der Zeit lustinians (587 —
,565) die Bezeichnung Liguria auf die mailändische Provinz be-
sdbrfinkt^) und die IX Region mit den Alpes Cotüae zu einem
1) Polemins Silvins p. 2&1. Gothoflred. Ibpo^opMa codieU Th€odo$iami p.
112 f. ed. Ups. Boecking li. JD. Occ, p. 441.
2) bdUxMu (corr. Venetiae) a. 284. Aur. Yict. Cae$. 39, 10. Cor, Oaudeniku
V, p. eom(e9) et corr. Vm, et HUtr. C. 2. L. Y, 4327. 4328.
Jetehu TertuUue — eotr, Yen, et BiUriae unter Maximian (286 — 305) Or.
1050= C. I. L. V, 2818.
C. Vettiw CoaeMm Rufinua e. v. eorr. Venetiae et HietHae rnn 812. OtelU
2285.
M. Maecius Balbwriua — eorrecior Venetiarvm et HysMae vor 343. Or. 3191
«Mommsen 1. N. 2618.
L. Nonitu Vertu — correci. Venetiarwn et JatrUte unter Constantin. OreUi
3764. Borghesi Oeuvre» 6, 388.
3) Florianm consiUari» Venetiae 365 Cod. Th. 8, 8, 1 ; 11, 7, 10. Conaularee
hat die PioYinz auch nach der N, D. Oce. p. 5.
4) T. Fl. Pöttumiu» TiUainuB — •— oorr. Ca^aniae, eorr, Xtaliae Tratupa^
danae (Orelli 1194) vor 301, in welchem Jahre er zum zweiten Haie Consul
war. Auf ihn bezieht sich eine zweite Inachrift bei Janssen Muaei Lugduno-
Batavi Jnscr. tob. IX n. 2. Henzen Tab. Alkn. p. 52, in welcher er den Titel
(eof)rector IlaUae r€p(ionu) Tr(anapadanae') führt.
5) Polem. SUvius p. 251 : Liguria, in qua est Medioianum. Not. Dign. Oee.
p. 47 : praepoaitua theeaurorum Mediolanemium Liguriae. p. 48 : proeurator Qy-
naecii Mediolaneneia Uguriae, Procop. de B. Ooth. 1, 14 : ix MeSioX^Noiv — f^is
Ai7o6poic xctT«, vgL 2, 18. Paulus Diao. de geet. Lombard. 2, 15: Liguria —
in qua MedioUmum e$%. Auch Veroellae, welches nördlich vom Po liegt, heisst
bei Hieronym. ep. 1,1 $ 3 (um 370) Ligurt/m eivitaa.
6) £in Stotthalter Idguriens, BiagniUus, vor 392 bei Symmachus ep. 3, 34 {
Afriajiu», eontuUuia Liguriae 396. Cod. Theod. 4, 22, 4. Einen eonnOarU pro-
vineiae Liguriae erwähnt noch Caasiodor. Var. 12, 8.
7) Zu Liguria gehören z. B. PollentU, welches südlich vom Po in der IX Re-
gion liegt, noch um 400 (JV. D. Oee. p. 121. 1137), Asto (am tyrrhenischen
Meerbusen, westlich von Genua) noch [um 500 (Cassiodor. Var. 11, 15), worauf
Henke im AUas antiq. m Taf. XX auAnerksam gemacht hat, endlich im J. 355
Oemuiy Liguriae oppidum. Ammiaa. 15, 10, 10.
8) Procop. B.O, 1, 15: 6icip Ik 'FaSirrnc ic^Xee>c HiSou to& ntna^ü h
^torcp* At-(o6pioi ^xvjvrat — xov U UJilbw iv hei^ AipitXl« ti ian «al tä
To6oxaiv.
6»
— 84 —
Bezirk verbunden wurde, der von da ab Alpes Cottiae genannt
wird*).
3. Aemiliaf die VIII Region mit Ausnahme des Ravenna-
tischon Gebietes, war zeitweise, vielleicht bis 396 mit Liguria
SU einer consularischen Provins verbunden ^) , bildete aber nach
diesem Jahre einen eigenen Verwaltungsbezirk mit der Hauptstadt
Plaeentia^).
4. Plaminia et Picenum annonarium unter einem
consularü^), auch Plaminia genannt, mit der Hauptstadt Ra-
venna^), ist keine Diocletianische Provinz, sondern erst nach 364
von der Provinz Picenum und Flaminia abgesondert, welche bis
dahin ganz zu den urbicai^iae regiones gerechnet wurde ^). Fla-
minia reichte südlich bis zum Aesis und es gehörten dazu ausser
Ravenna auch Forum Popilii, Ariminum, Pisaurum, Fanum und
Sena ?) .
5. Alpes Cottiae j eine der gallischen Provinzen, seit Dio—
cletian zu Italien gezogen^], unter einem praeses^),
6. und 7. Raetia, früher eine der Donauprovinzen, wurde
unter Diocletian ungetheilt mit Italien vereinigt , im vierten
1) Paalus Diac. de gest, Longcb. % 16: quinta vero provincia Alpes Cottiae
dicuiU%Mr, — In his Aquis — Dertona^ ei monasUriwn Bchium^ Qenua quoq}ie et
Savona eiviiates habentur. Diese geographische Bezeichnung braucht auch Jor-
nandes in seinem 552 geschriebenen Buche de rebus Oetieis c. 30, indem er den
Stilico die Schlacht des Jahres 402 gegen die Westgothen liefern lässt ad Po-
lenUam eivitatem, in Alpibus CoiUis loeatam. Auch in dem Über Selumhovianus
(Mommsen Polem. Silv. p. 251) findet sich die Notiz: Alpes Cottieae et Apemi.
in qtäbtis est Genua.
2) Es kommen ^or:
a. 321 lunius Rufus^ consularis Aemiliae Cod. Th. 4, 12, 1.
a. 323 Vlpius Flavianus , eons. Aemiliae et Liguriae Cod. Th. 11, 16, 2.
unter Gonstantin (324 — 337) C. hUius Rufiniamu AbUnius Tatianus, — con-
sularis Aemiliae et Liguriae Orelli 1181.
a. 357 DuUitius, consularis AemUiae Cod. Th. 13, 10, 3.
a. 385 RomuluSf consularis Aemiliae et Liguriae Cod. Th. 2, 4, 4.
Man kann daher wohl mit Mommsen Feldm. 2, 204 annehmen, dass der
zweimal erwähnte Titel consularis Aemiliae abgekürzt ist. Im J. 396 findet sich
dagegen ein consularis Liguriae (Cod. Tb. 4, 22, 4) und vor 399 Ckronhts Euse-
bius V. e. consularis Aemiliaey addita praedictae provineiae — eUam RavennaHum
civiUite, quae antea Pieeni caput provineiae videbatur. Orelli 3649. In der JVol.
Dign. ist AemiUa eine besondere Provinz.
3} Boecking iV. jD. Oee, p. 442.
4) Not. Dign. Occ, p. 5. p. 10.
5) Polem. Silvius p. 251. Zosimus 5, 27: TaßiwT) utjtp^hoXk ^^Xapr^oc.
6) Cod. Th. 9, 30, 1 und 3. Mommsen Feldm. 2, 216.
7) 8. Mommsen a. a. O.
8) Veroneser Verzeichniss S. 514.
9) Not, Dign. Oee. p. 6.
— 85 —
Jahrhundert aber getrennt i) in Raetia prima mit der Hst. Curia
(Chur) ^) und Raelia secunda mit der Hst. Augusta Vindelicorum
(Augsburg) 3) f jede unter einem praeses^).
m
B. Unter dem Vie€iriu9 Urhis.
8. Tuscia et ümbria, schon vor Gonstantin durch einen Prorinxen
' unter dein
gemeinsamen Landtag verbunden, welcher in Yolsinii zusammen- ^jSSl^
kam^), stand bis 366 unter Gorrectoren, welche Öfters mit abge-
kürztem Titel correctores Tusciae genannt wurden^) und in Flo-
rentia residirten^), seit 370 aber unter Gonsnlaren ^) . Schon 367
war die Provinz in zwei Theile getheilt : Tuscia amnonaria nörd-
lich vom Arnus und Tuscia suburbicaria südlich vom Arnus,
welche beide ursprünglich unter dem corrector oder consularis
gestanden zu haben scheinen^. Später, im J. 458, kommt ein
1) Im veroneser Yeneichnifts S. 514 helsst sie RaeUa und im J. 290 kommt
ein TpraeH» provineiae v. p. vor C. I. L. III, 5810; Baetia prima and Saetia «e-
eunda hat zuerst der Catalog des Polemius Silvias, abgefassi 385, dann die Notitia
Dign, Occ. (um 400) p. 6. p, 10.
2) Boecking N. D. Oce. p. 444.
3) N. D. Oce. p. 48.
4) N. D, Oec. p. 6.
5) Mommsen Berichte d. sächs. Gesellsch. 1850 S. 209.
6) C. VetUua Co$tkUu8 Rufinu» — eorr. Tuteiae et ürrOtriae um 312. OrelU
2285 »Mommsen i. N. 4ÖÖ0.
Tatianus eomcUnr Tuseiat ei l/mbrtcM^ unter Gonstantin (324 — 337).
Orelli 1184 «Mommsen i. iV. 1883.
L. TvretiM Aptomumu» — eorreeior Tutciae et ümbrkte a. 346. Orelli 1100.
Grut. 379, 1.
Anonymer corrector Ttueiae et ümbriae zwischen 315 — 366. Boll. 1863 p. 208.
DynamHu correcUrr Tiweiae a. 355. Ammian. 15, 5, 14.
hUiu» FcbUu HymeUuM corrector Ttueiae et ümbriae vor 362. Henzen 6904
und BuU. 1862 p. 178.
VetUui Ägoriua Praetextattu — corrector Tuadae ei ümbriae vor 367. Orelli
2354. Borghesi Oeuvres 3, 505.
Amoniue corrector Twciae a. 362. Cod. Th. 8, 1, 6.
TerentHu corrector Tusciae a. 364 und 365. Cod. Th. 2, 1, 4; 12, 1, 61; 12,
1, 65. Ammian. 27, 3, 2.
Maximua corrector Tusciae a. 366. Cod. Th. 9, 1, 8.
Maximinus — - rexit Tusciam vor 368. Ammian. 28, 1, 6.
Ixdius Eubulides c. v. corr, Tusciae aus unbestimmter Zelt. Grut. 422, 1.
Publicius Caeionius lulianus v. c. corrector Ttueiae et üwibriae aus unbest.
Zeit. Henzen 5130.
7) Cod. Th. 9, 1, 8.
8} 0(yfrrttM cormOofis Tusciae a. 370. Cod. Th. 12, 1, 72.
BeUeius Perpetuus Artkius cons. Thusciae ei ümbr.. Orelli 3648.
* Claudius Laehanius consularU Tusciae a. 389. Cod. Tb. 2, 4, 5. Rutilius Na-
mat. lUn. 1, 579.
Caeeina Dechu Albhms a. 416. Rat. Nam. Jiin. 1, 599.
9) Ammian. 27, 3, 1 und Mommsen Feldm. 2, 207.
— 86 —
eigener consulariM Tusdae suburbicari(ie vor^). Pttr Tkiscia an-
fionarta ist ein solcher nicht nachiuweisen, und da in der Notitia
dignitatum die Stadt Luca, welche in 7\ttcia annanaria liegt, zur
DiOcese Italia gezahlt wird^), ohne dass Titscia amnonaria ala
Provinz dieser Diöeese genannt ist, so muss man annehmen, dass
dieser kleine District überhaupt keinen eigenen Statthalter erhielt,
sondern zur Aemilia gezogen wurde und zwar, wie es scheint,
bereits vor dem Jahr 400.
9. Campania (tieg. I}') mit der Hauptstadt Capua^). Die
corredores Cafnpaniae sind von Anfang an viri clarisiimi oder viri
c<m$tAlare9^)f von etwa 333 an haben sie den Titel c<nuularef^)j
einmal kommt auch ein procanstU Campaniae vor^).
40. Lucania et Britta (Reg. UI)^) mit der Hauptst. Re-
1) Not. Haiorian. 9, 1 p. 327 Haenel.
2) Not. Difti. Occ. p. 43, 24.
3) Uebar die Aüsdelinaiig dieser Begioo s. den Uher eolönktrurn 1 in Groma-
ttd ed. Lachm. I p. 229 ff. Mommsen Feldm. 2, 203.
4) Athanasias Bist. AHan. ad mtmachoi (geschrieben 358) in Äthan. Oyp,
Pixifl 1698 fol. I p. 355 : KatiÖT]« ' Coti hk aOrt) (j.7}tp^iroXi( t^c Ra|iirav(a«.
5) Wenn die nicht mehr vorhandene Inschrift Mommsen i. iV. 1413: Dioo
Valeinano pannti reip. Pio FvUei Vicliori Naeratim Scopi, v. c. Com. Camp, mt^
mini dua maieataUque deoot. richtig überliefert ist und sich auf den Kaiser
Saloninus bezieht, welcher 260 starb, so war Naeratius Scoplus, der nochmals
n. 1987 als Con». Camp, vorkommt, schon in diesem Jahre oder nicht lange
darauf, Jedenfalls vor der Zeit der Gorrectoren Statthalter von Campanien, eine
Thatsache, deren Erhlirang für jetat ganz unsicher ist. Sp&ter kommen vor:
Bufftua Vohuianu» v. c. eorreetor Campaniae (Mommsen i. N. 6328), Herum
coffetor unter Carinus im J. 283. Mommsen /. N. 2497«» Henasen 6481.
P. HeLvitu Atlhu DUmyaiu», Cont(uU»it) vir, oonr. Campaniae a. 298. Momm-
sen /. JV. 4087 »Benzen 6909. Ftagm. Vat. $41.
T. Fl. PoshtmiUB TiUamu v. e. — corr. Campaniae vor 301. Orelli 1194.
JPompeftM Fau9timu v. c, corr. Campaniae zwischen 292—306. Mommsen /. N.
3992. Borghesi Oeuvre 6, 381.
C. VetUuM Cossinhu Bufinue e. v. — corr. Ccmy. um 312. OreUi 2286 s=
Mommsen i. N. 4550.
Virius OdUua v. c. Corr. Campaniae aus unbestimmter Zeit Benzen 5156.
6) Von den contularu Campaniae kommen im Cod. Theod. sowie in Momm-
sens Neapolitanischen Inschriften, ferner Bull. 1863 p. 208. Benzen 6909 zu-
sammen etwa 29 vor, von denen der Uteste Barbarut PompeianuSj ConmUsri»
Campaniae 1. J. 331 ist. Cod. Th. 1, 2, 6. OreUi 3316= Mommsen I. iV. 1946.
Einer der spätesten ist AeUiut Olahrio um 438. Benzen 6910.
7) AfUeiuB Auehenku Baaeue, v, e. proeonauL Campaniae^ hernach praefectua
uH>i 383. Orelli 105. Mommsen /. N. 1418. 1419. C. /. Qr. 2597. Oarucci BuU,
1859 p. 90 ff. Die Insohr. OreUi 753 «Mommsen i. N, 520* ist falsch; ebenscf
Orelli 1425» Mommsen I. N. 749*.
8) Ueber den Umfang der Proylnz s. Lßf. Colon, in Orom. ed. Laohm.
K 209.
— 87 —
gium 1) , stand von AureliaD bi$ weoigstens 500 upter cor-
reci$res^).
44. Apulia et Calabria (Beg. II), deren correctores bis
zom Ende des vierten Jahrhunderts nachweisbar sind^).
42. Samnium (Reg. IV) ^), zuweilen init Campainia ver-
einigt, scheint correctores nicht gehabt zu haben. Die Statthalter
heissen wenigstens nach 352 rectorei oder praeeidee^).
1) Cod. Th. 11, 29, 1 ; 7, 22, 1 ; Olympiodor bei Pkotin« p. 58», 20 lekk. :
2) TetriciM corrector Lucanicu Dach 274. Yopisc. AureUan. 39. Eutrop.
9, 13. Anr. Vict. Caea. 35.
C(aiidHM BoUanm contctor Lwsaniae et BraUotym a. 313. Cod. Th. 11, 29, 1 ;
11, 30, 1.
MtekSLhu BüarUinm cortectar lAMiniae et Britttofum a. 316. Cod. Th. 9, 19,
1 i 12, 1, 3.
Octavianua Correotor Lucaniae et Brütiorum Cod. Th. 7, 22, 1 ; 16, 2, 2.
ArthmäuB correetor a. 364. Cod. Th. 8, 3, 1.
Q, Auf, 8^fmmachus o. c. correetor LuooniM et BriUhrum a. 365. Orelli 1187.
Alpimu Magnu9 v. c. eorr. Lucaniae ei Brittiorum unter Constantin. Orelli 1074.
Anniua Victorinue v. e. eorr. Lueaniat et Brittiorum. Mommsen /. iV. 107.
BuUue Feeiiue corr. Lmcan, it Brtt, MommseD /. N. 81Ö.
Venantku vir mectabiliSy correetor Lucaniae et Brittiorum unter Theodorich.
Cassiodor. Vor. 3, 8. 46. 47. Marini Pap. Dipl. p. 138.
3) Vibofmu CaeciUanua v. p. corr, Apulia€ et (^Calabriae') a. 312. Borghesi
Oeuvres 6, 388. Die Inschr. Lnpoli Iter Venus, p. 312 hält Mommsen /. N.
210** fflr falaoh; der Caecilianus p. v. corr. Apul. et Calab» wird aber
gesichert durch eine andre Inschr. OreUi 3764 b= GaTedoni Marmi Modeneai n. ZI.
L, tfonius Venu v. cons. bis eorreet. Apuliae et Calab. unter Gonstantin, in
mehreren Inschr. Orelli 3764 s= Gavedoni Marm. Mod. n. XI. Henzen 5574=»
Mommsen /. N. 1107. BulleU. 1855 p. XXVU. Henzen ÖÖ74».
Voiusius Vmuaius v. c. correetor Apul. et Calabr. um 337. OreUi 3285»
Mommsen /. N. 7205.
Annius Antiochus v. p\ corr. Apul. et Cal. unter Constantius II (Mommsen
1. N. 1108, fehlerhaft OreUi 1087) und lolianus (Mommsen /. N. 631 »Henzen
5588), also a. 361.
llavius SexiOj vir perfeetissknuSf correetor Apuliae et Calobriae um 376. OreUi
1126. Mommsen /. N. 642.
Clodius CelsinuSy c. v. corr. regionum duarum, Inschrift y. BeneTont Mommsen
/. N. 1423.
Ael. BesUtutianus v. p. corr. Apuliae et Cälabriae, Mommsen 1. N. 706.
Fl. Cornelius Marcellinus v. [c. corr. Apul,] et Caldbriae. Mommsen 1425.
Auch in der Not. Viffn, Occ. p. 6 hat die Provinz einen Gorrector.
4) Ueber die Ausdehnung der Provinz s. Mommsen Feldm. 2, 159. 207.
5) Fabius Maximus v. e. rtet. provindae a. 352. MommAi J. N. 4756. 4850.
4926. 5018.
Fl, Vranius v. p, rec prov. Mommsen i. N, 5191.
Maecius Felix — rector provineiae Samnii adlnimkelivae «ieis. Ib. 4620.
Avionius lustinianus praeses provineiae. Ib. 4617. 5017. 5292.
FlttvHu hiUus Innocentims V{ir) F[erfeetissimus] Ifraases] SlemnU], Ib. 5020.
QuintiUanus [reetor ef\amnitieus. Ib. 4621.
Julius Festus UffmeOm «— cmssdaris Campemae cum Samnio vof 362. Hen-
zen 6904.
— 88 —
43. Plaminia et Picenum,- (Beg. V und ein Theil von
Reg. VI) mit den Stadleo Tibur, Amiternuin, Albd am locus Fu-
cmusy Aocona, Panum, Bavenna^). Die Geschichte dieser Pro-
vinz, welche nach und nach in drei Theile zerlegt wurde, ist
noch sehr unklar. In dem veroneser Verzeicbniss von 297 wer-
den bereits Flaminia und Picenum getrennt aufgeführt 2} ; nichts-
destoweniger scheinen, wie wir oben S. 84 geseh^i haben, beide
Bezirke bis 36i unter einem corrector^) vereinigt gewesen zu sein.
Um diese Zeit wurde das Küstenland nördlich vom Aesis, d. h.
der alte aget* Galliens mit der Hauptstadt Ravenna, zuerst viel-
leicht mit der Aemilia zusammengelegt^), dann aber als eigene
Provinz unter dem Namen Plaminia et Picenum nnnonarium dem
vicarius Itab'ae untergeben ; das Land südlich vom Aesis dagegen
nochmals in zwei Provinzen getheilt, von denen die östliche, mit
den Städten Potentia, Firmum, Asculum, Truentum, Hadria^), nun-
mehr Picenum suburbicarium •) oder Picenum hiess und einen con-
sularis erhielt^), die westliche, mit den Städten Tibur, Carseoli,
Beate, Amitemum, Nursia^}, als eine selbständige Provinz, nämlich
1) 8. MommBen Feldm. 2, 210.
2l Abh. der Berl. Acad. 1862 S. 513.
3) Bekannt sind folgende:
Af. Aurelitu Yaleriu» Valentimu — corr. Flam. ei vor 330. De Con-
stanze mem. di S. Rußno p. 56 , angeführt von Mommsen Feldm. 2, 208.
FabHu Titianus v. e. eorreetor Flammiae et Pieeni vor 337. Grut. 407, 8.
Borghesi Oeuvres 3, 466.
eorreetor Pieeni. Fr. Vat. % 35. a. 337.
L. Crepereiua Madaliantu v. e. eorreetor Ftaminiae et [Pi]e. Tor 341.
Renier Intcr. de VAlg. 2743. Mommsen Feldm. 2, 209.
Turcitw Secundua Asteriut corr. Fkan, Pieeni vor 350 in mehreren Inschr.
Orelli 603. 1099. Henzen 6475. erat. 1079, 1. Borghesi Oeuvres 3, 162 ff.
Furiua Maeeiut Or<ieehu$ v. e. eorreetor Flaminiae ei Pieeni. Orelli 3172.
M. Aur. Consiua Qunrius Junior e. v. eorreetor Flaminiae ei Pieeni, Orelli 3969.
Unter den Orellischen Inschr. ist n. 3173 falsch (s. Borghesi Oeuvr. 5, 393),
n. 1087 s=3 Mommsen 1. N. 1108 falsch gelesen.
4) Orelli 3649: Cronio Euaehio v, e. Consulari Aemiliae addita praedietae
provinciae eontuitu vigilantiae et iustitiae eiu$ eUam Ravennaiensium civilatej quae
antea Pieeni caput provinciae videbatur, Mommsen Feldm. 2, 210 hält diesen
Eusebius fOr den Consnl des J. 359, obgleich Ihm die Inschrift erst 40 Jahre
später a. 399 gesetzt Ist.
51 Mommsen Feldm. 2, 212.
61 Not. Dign. Oee, p. 5.
7) Patruinu$ eonwlaria Pieeni nach 355. Ammian. 15, 7, 5.
Valmtiniamu Con$, Pieeni 365. Cod. Th. 15, 1, 17; 9, 30, 4; 9, 2, 2.
SophroniuB Cons, Pieeni 370. Cod. Th. 12, 1, 71.
Tarrulenlus Maximüianm v. e% — eonaularia Pieeni 438. Cr. 3171, in welcher
Inschr. zn lesen ist: eonsulari Pieeni^ anno aeiatis nonodedmo.
Conmdaris Pieeni 458. Nov. Maioriani 5, 2 ed. Haenel p. 305.
8) Mommsen Feldm. 2, 212.
— 89 —
4 4. Valeria, unter einen praeses gestellt wurde ^). Hiezu
kamen endlich noch drei Provinzen, welche vor Diocietian eine
selbständige Verwaltung gehabt hatten 2), nämlich:
15. Sicüia, zuerst unter einem cotTector^), dann unter
einem consularis^),
46. Sardinia, unter einem praeses ^)j
17. Corsica, unter einem praeses^).
Die beiden letzteren Provinzen wurden nach 439 von den
Yandalen besetzt und nach ihrer Wiedereroberung 534 dem neuen
praefectus praetor io von Africa zugewiesen.
1) Not. Vign. Oee, p. 6. 64. Die provincia VaUiria wird erwähnt 399. Cod.
Th. 9, 30, 5.
2) In dem veroneser Yerzeichniss von 297, welches an dieser Stelle un-
Yolhtandig ist, wird wenigstens Corsica unter den italischen Provinzen schon
aufgeführt.
3) Calviiiamu eorrector SieÜiae 304. Ruinart Acta primofum martyrum p. 406.
Darüber, dass hier eorrector , nicht eormdarU zu lesen ist, s. Acta 6anctortnn
Augtuti Tom. II p. 717. Hienaeh ist Böcking zu berichtigen.
Latronianus corteetor Sieiliae 314. Mansi 2, 467. Euseb. H. E. 10, 5. Tor-
remuzza p. 35 n. 32.
Betithu Perpetuus v. c. eorr. prov. SiciL unter Constantin. Torremuzza p. 36.
Zenofilus v. e. eorr. prov. Steil. Torremuzza p. 6ö n. 42.
4) Fabhu TUianua v. e. eonnOaris SidUae vor 337. erut. 407, 8.
Borghesi Oeuvr. 3, 466.
L. Aradhu V<ä. Ptocvliu v. e. — eonsulari» provinciae SicÜiae vor 340.
Oreüi 3672.
C. Caelitu Ceiuorimu — coa. provme, 8icil. unter Constantin. Henzen 6507.
Memmhu Vitrasius Orfitua — - eontularU Sicil. vor 353. Orelli 3185.
OrfituB et Fl, DüUUttiu w. ee. Conndaret p. 8, Orelli 3181.
Arsiniw v. e. eonnUariB c. 8. vor 359. Orelli 5049«= C. /. Gr. 5649^.
Sf. ValerHu QuifieUanu$ 7 c. eons. p. 8. unter Valentinian (364^375). Tor-
remnzza p. 37. n. 35. n. 37.
nomnuu Ommüaria SiciUae 368. Cod. Th. 8, 5, 29.
VMu9 meomachu» Flavianut — arnndarU Sicüiae vor 377. Orelli 1188.
Henzen 5593.
5) Sex. Rufus hrev. 4. JV. l>..Oce, p. 6. 64. Es kommen vor:
8eptimiu8 Januarhu v. e. praet. prov. 8ard. um 312. Henzen 5567.
Fe$tU8 praeaes 8ardiniat 319. Cod. Th. 9, 40, 3.
BibuUrUui Sesütutu» praetet Sardiniae 353? Cod. Th. 11, 7, 7.
Laodieiui praeset Sardiniae 374. Cod. Th. 9, 1, 12. .
6) Sex. Ruf. brev. 4. Not, Dign. Oee. p. 6. 64. Felix, praeeea Corsieae 319.
Cod. Th. 1, 16, 3; 2, 6, 2.
B. Die römischen Provinzen.
1. statistische üebersicht.
Bevor ich 'von den allgemeinen Grandsätzen bandele, welche
die Rdmer bei der Errichtung und Verwaltung der Provinzen
befolgt haben, ist es nöthig eine specielle Uebersicht der Pro-
vinzen selbst voranzuschicken, welche theils zur Orientierung über
die äusseren Verhältnisse derselben, theils zur Grundlage für die
folgende Erörterung der inneren Organisation der unterworfenen
Länder dienen soll. Bei der Aufzählung der Provinzen kann man
nach chronologischer oder nach geographischer Ordnung verfahren ;
bei der ersteren Methode würden drei Perioden zu unterscheiden»
sein, die Zeit der Republik, die Zeit von Augustus bis Dioclelian
und die Zeit Diocletians und seiner Nachfolger ^j ; ich wähle
indess für diesen Abschnitt die letztere Methode, um nicht bei
den in einem und demselben Lande zu verschiedenen Zeiten vor-
1) Ueber die Provinzen dei ersten Periode s. Sigonius De anUqw) iure po-
puli äomanif Lips. et Halae 1715 Vol. U. W. Bergfeld Commentatio de iure et
conditione provinciarum Born, anU Cae$arU prineipatwn, Neustrelitz 1841. 4;
über die der zweiten Periode Hoeck Rom Gesch. vom Verfall der Rep. bis zur
Vollendung der Monarchie Th. I S. 356—387. Mommsen Res getiae Vivi Auifu$ti,
Berolitt. lo65. 8. A. M. Poinsignon Sw le mombre et Vorigine des provincea So-
maine«y erlies depuis Auguste jusqu'h DioeUtienj Paris 1846. 8 und die in den
letzten Jahren erschienenen Untersuchungen über einzelne Provinzen, welche an
ihrem Orte citlrt werden; für die Zeit des Diodetian und seiner Nachfolger
endlich haben wir jetzt fünf Quellen: 1. Ein Verzeichuiss der Provinzen aus
dem Jahr 297, herausg. von Mommsen in Abh. d. Berliner Academle 1862
S. 489 if. 2. Das Breviarium des Rufus Festus , geschrieben um 369. 3. Den
laUreuius ' dea Polemiui? Silvius, verfasst um ^5, herausg. von Mommsen in
Abhandl. d. Sachs. Ges. d. Wlss. III (4853) S. 233 ff. 4. Die TfoUUa digni-
tatum, abgefasst um 400, herausg. von Boecking, Bonn 1839 — 53. 8. Endlich
5. fQr den Orient den um 535 redigirten ßyneedemus des Hierodes, zuletzt
herausg. von Parthey, Berolini 1866, 8,
— 91 —
genomroeDen YeiüDdeniogeii wiederholenilich auf eine and dieselbe
Provinz surttckcukommen. Vier Tabellen werden am Ende dieses
Abschnittes die Resultate desselben sowohl geographisch als chro-
nologisch zusammenstellen ; aas ihnen wird die Zahl der Provinzen
fttr jede Zeit zu ersehen sein. Bei der Zllhlung ist das Ende der
Regierung des Traian zu Grunde gelegt, zu welcher Zeit das
römische Reich seinen grttssten Umfang erreicht hatte.
I. Stoma.
Der westliche, bei weitem grössere Theil Siciliens, welchen Eivrichtviig
ttOT Pro vini .
die Römer nach dem ersten puniscben Kriege 241 besetzten^),
bildete die erste Römische Provinz^]. Daneben bestand damals
noch das Königreich Syracus, welches aber nur die Territorien
von sieben Städten, Syracusae, Acrae, Leontini, Megara, Elorum,
Netum und Tauromenium in sich begriff*). Nachdem auch Sy-
racus im zweiten punischen Kriege 542=3 212 von Marcellus
erobert war^), wurde ganz Sicilien durch M. Valerius Laevinus
im J. 544=210 beruhigt und zur Provinz gemacht^}. Noch ein-
mal störte den Frieden der Sclavenkrieg der Jahre 649 — 622 =
435 — 432^), nach dessen Beendigung der Proconsul P. Bupilius
die rechtlichen Verhältnisse Siciliens mit Hülfe einer Gommission
w>n 40 Legaten in einem Grundgesetz, der lex AupiVui, fest-
stellte 7) . Der zweite Sclavenkrieg 651 — 654 = 1 03 — 4 00 scheint
für den Zustand der Provinz von weniger nachtheiliger Etnwir--
kung gewesen zu sein^).
1) Polyb. 1, 63; 2, 1. Zonaras 8, 17. Gros. 4, ii. Appian. Sie. 2, 2 und
Über die Grenzen der Provinz Bergfeld a. a. G. S. 6 ff. Eine kurze Sohüdening
der Pwvinelalverbahnisse giebt 0. 6. Znmpt Ueber den Zustand und die Ver-
waltnng Ton Sicilien unter röm. Herrscbaft in Seebode'a Archiv f. Pbilol. und
Paedagogik U, 2 (1825) S. 259 ff. R. Dareste De fimna et eondititme SielUae
provfnctoe Sonumae, Lutetiae 1850. 8.
2) Cic. aet. JI in Yen. 2, 1, 2.
3) Dlodor. €ve. Hoesdi. 23, 6.
4) LiT. 25, 23-31.
öl LlT. 26, 40.
6) Diodor. exe. l. 34 (Exe. Pbot. p. 625—29. Sie. Vales. p. 698 — 601.
Sie. Yatlo. p. 100-.102).
7) Olc. «et. 11 *i Ferr. 2, 16, 39: legem esee Rupüiamj quam P. Btipiliue
eonMl de deeem legatorum eetUenlUa dedieeet: hone omnes eemper in 8MUa c<m^
nOeepraetort&queeetvaeee. Tgl. 2, 16, 40; 13, 32. 34; lö, 37; 37, 90. Paendo-
Aaeonlas M dhtn, p. 106. <fi Aet. II p. 212. Scbol. GronoT. p. 391 Gr. Valer.
Max. 6, 9, 8.
8) Fierus 3, 19. Die Gas», ft, Peiieee. 101. 104 (93 Bekk.). LW. ep. 69.
Dlodor. 36 p. 536, 26 ; 608, 23.
— 92 —
verwaitsD«. Nach AppisD ^) wiifde Sicilieii schon seit 513 = 244 von einem
Pr^tor verwaltet. Wenn dies, wie es scheint, eine irrthUmHche
Nachricht ist, da nach Livius epit. XX erst um das J. öS7=227
die Zahl der Prätoren von swei auf vier erhöht und einer der
beiden neuen Pratoren zur Regierung Sictiiens bestimmt wurde,
so wissen wir von der frühesten Administration dei* Provinz
nichts und kttnnen nur vermuthen, dass sie unter einem d^*
beiden städtischen Pratoren oder unter einem vom Volke ausser-
ordentlich gewählten Statthalter gestanden hat. Seit 527 = 227
war aber in Sicilien ein praetor^), und später, seit 632 = 122 3)
ein propraetor *) . Bei der Theilung der Provinzen unter Augustus
im J. 727 = 27 wurde Sicilien eine senatorische Provinz, deren
Stauhalter den Titel proconsul führt ^) und auch einen Legaten
hat^) ; erst unter Diocletian wurde Sicilien zu Italien gezogen und
erhielt einen correcior wie die italischen Provinzen 7], nach Con—
stantin einen consularis^].
Die beiden Theile der Provinz liess man insofern gesondert,
als Sicilien, was. sonst nirgends vorkommt, zwei quaestores hatte ^),
von denen der eine in Lilybaeum, der andere in Syracus resi-
dierte^^). Ob diese Einrichtung unter den Kaisern fortdauerte, ist
unbekannt ^1).
1) Appian. Sie. 2: ^^ouc xe oätoTc Mdeoa^ xal t^t] toI ^aXcCooca Täte
it<iXeot iJLcpiodfxevot orpatiQYÖv ixifjoiov lice^jiTrov i^ 2(xeX(av.
2) Liv. ep. 20 : praeiorum numerus amplialu$ est, ut essent qwütftor. Pom-
ponius de orig. iur. (Dig. 1, 2 $ 32) : capta deinde Sardinia mox Sicilia item
Hispania deinde Narbonensi provineia ioiidem praetorea , qitot provinciae in ditio-
nem venerant, ereati »unt. Vgl. LW. 32, 27. Der erste Prator Ton Sicilien, also
im J. 226, war nach Solinns polyh. 5, 1 G. Flaminius. Pratoren von Sicilieo
erwähnt in den Jahren 216 und 215 Liv. 23, 22, 8; 30, 18; 32, 2.
3) Ueber diese Zeitbestimmung wird weiter unten die Rede sein.
Aj Cicero nennt zwar noch den Yerres öfters praetor (aet, /, 4, 13. aeL II,
13, 3o u. d.), allein dies ist nur ein ungenauer Ausdruck, da Verrea 74 praetor
wbanus war und 73 als propraetor nach Sicilien ging.
5) OreUi-Henzen Inser. n. 151. 723 3179. 6506. Borghesi Oeuvres 2 p. 208.
451—457.
6) Als solcher kommt ein Tl. Claudius Herodianus, vielleicht der Historiker,
vor auf der Inschr. Henzen 5604. Vgl. Borghesi Oeuvres 3 p. 120.
7) S. oben S. 89 Anm. 3. 8) S. oben S. 89 Anm. 4.
9) Gio. aet. JJ in Verr. 2, 4, 11 u. ö.
lOj Pseudo-Ascon. p. 100: eumaduobus quaesiorWus SieiUa regi soleat, uno
LUybaetono aUero Syraeusano, ipse vero {Cicero) Lilybaetamu quaestor fuerU
Sex, Pedueaeo praeiore, Omnibus tarnen se placuiue dieU. p. 298: Lüybaetamu
seHieet quaeetorj non Syracusanus. Nam hos binos quaestores ahtmos habuit Si-
cUia, Cio. pr. Plancio 27, 65. Ein dvTtTO|Alac (pro quaeetore) C. Yergüius Balbos,
wahrscheinlich der, welcher 60 v. Chr. praetor war, kommt vor C. /. Or, n. 5597.
11) Sonst kommen quaestores SieiUae dfters vor. Orelli-Henzen n. 3177. 6452
6491. 6506.
— 93 —
Sicilien bestand zu Ciceros Zeit aus etwa 68 Gommunalver- oemeindan.
banden ^) , deren innere Verfossung sich noch lange unverändert
erhielt^). Bei der Einrichtung der Provinz wurden von diesen
47 durch ein besonderes Privilegium bei dem Gült der Venus
Erycina ausgezeichnet 3), alle aber ihrer politischen Berechtigung
nach in 4 Glassen getheilt^), nttmlich: 4. drei civitates foederaiae^
Messana, Tauromenium und Netum^), welche ihr Land frei be-
sassen, keinerlei Abgaben zahlten und nur zu Leistungen fttr den
Fall eines Krieges verpflichtet waren ; 2. fünf cwitates liberae et
immunes^ Genturipae, zu Gioeros Zeit die blühendste Stadt der
Insel^) mit 40,000 Bürgern ^j, Alesa, Segesta, Panormus, Halicyae;
3« 34 civitates decumanQe^)^ welche, wie schon unter Hiero, den^
Zehnten des jahrlichen Ertrages an Weizdta , Gerste , Wein , Oel
und kleinen Früchten als Abgabe zahlten *) ; 4. 26 civitates cen-^
soriae, welche im Kriege erobert worden waren, und deren Land
ager publictis yvnrde^^]. Zu ihnen gehören Syracusae, Lilybaeum,
und ursprünglich vielleicht auch Agrigent, dessen Einwohner nach
der Eroberung 544 = 240 hingerichtet oder in die Sciaverei ver-
1) Im ersten pnjilechen Kriege werden 67 Städte angegeben, Diodor. exe,
Hoeschel. 23, 5 ; im zweiten panischen Kriege 66, Liv. 26, 40, 14. Entrop. 3, 8 ;
nacli Cicero wurden in Sicilien 130 Gensoren gewählt {aet. 11 in Verr. II, 55,
137), zwei anf jede Stadt (ib. II, 53, 133); er zahlt demnifth 65 Städte, wobei
freiiicb nicht sicher ist, ob er die zn Sicilien gehörigen kleinen Inseln oder auch
die freien Städte mitrechnet. Plinius iV. H. 3 $ 88 giebt die Zahl 68 an, Ptole-
maeus 3, 4 die Zahl 58.
2) üeber die griechische Verfassung der sicilischen Städte und deren unter
den Rdmeni fortbestehende Behörden s. Tittmann Darstellung der griech. Staats-
verfassungen, Leipzig 1822. 8. Kuhn a. a. O. S. 58—63.
3) Diodor. 4, 83: -Jj re aiptXTjroc täv 'PayiaCcov de td« rfk %ew Ttfidc
siXoTtfi?)^^^^^ "^^^ (^^ irivTOTdkac t&v xaTd t^v 2(xeX(av iröXeoov obaac iTna%ai-
ocML ypucocpopeiv iho^iidtxiae tiq *Acpf>oS(rg. In Beziehung hierauf sagen bei Cic.
aet. II m Verr. 5, 47, 124 die Tyndaritaner : nos in septemdechn popuUs nume-
rrnnw. *
4) HauptsteUe ist Cic. aet, 11 in Verr. 3, 6, 12. 13.
5) Oio. aei, II in Verr. 5, 22, 56. Ueb. Messana Plut. Pomp. 10.
6) Ib. 4, 23, 50.
7) Ib. 2, 68, 163.
8) Wie es scheint, zählt Cicero in der dritten Verrinisohen Rede sie voll-
ständig auf, nämlich in alphabetischer Zusammenstellung : Acestenses , Acherini,
Aetnenses, Agyrinenses, Amestratini, Apollonienses, Assorini, Calactini, Gapitini,
Catinenses, Cephaloeditani, Cetarini, EngnUii, Elorini, Ennenses, Enteilini, Oe-
lenses, Haiuntini, Heracleenses, Herbitenses, Hyblenses, letini, Imacharenses,
luenses, Leontini, Liparenses,' Menaeni, Murgentini, Mutycenses, Petrini, Solun-
tini, Thermitani, Tissenses, Tyndarltani.
9) Zumpt in Seebode s Archiv a. a. 0. S. 265.
10) Diese Zahl glebt Liv. 26, 40, 14 an. Auf sie kommt auch Zumpt ad
Verr. 3, 6, 13, wiewohl dort durch einen Druckfehler XXI statt XXVI steht.
— 94 —
kauft wurden 1). Drei Jahre spflter wurden dabin Golonisten aus
sictiiacben Stttdten ^ gefobrt^ woraus ich nicht mit Mommsen auf
eine schon chmals statigefundene Gründung einer launischen Co-
lonie in Agrigent sdiliessen möchte^).
Ueber die Verminderungen, welche diese VerbttHnisse am Ende
der Republik und im Beginne der Kaiseneit erfuhren, sind wir
mehrfach auf Vermuthungen angewiesen, da unsre Hauptquelle,
der Bericht des Plinius, nachweislich unvollstilndig und ungenau
ist. Piinius zUhlt unter den noch zu seiner Zeit vorhandenen 68
Gommunen 3 SiSIdte latinischen Rechtes, Genturipae, Netum, Se-
gesta^ % oppMa civium Rümanomm, Messana und Lipara, und 5
römische Colonien. Die übrigen Stttdte nennt er oppida ohne wei-
teren Zusatz oder ctviiales stipendiariae. Nun aber befinden sich
unter diesen oppidis Agrigent, welches nachweislich latinische
Stadt war^), und AlunUum, welches in Inschriften tnumcipium
heisst^) ; unter den sttperuUuriae aber Henna, ebenfalls eine lati-
Bische Stadt*), Melite (Malta) und Gaulos, welche zur Provinz
geborten^), aber von Piinius nur als geographische Namen erwähnt
werden, waren römische Municipien^). Es ergiebt sich hieraus,
dass zu Piinius Zeit viel mehr latfnische und romische Gemeinden
in Sicilien waren, als man aus seinem Berichte ersieht. Diese
Veränderung aber ist herbeigeführt durch Caesar, Antonius und
Augustus. Cäsar scheint nicht nur die Abgabenverbälinisse der
Provinz anders geordnet^) und namentlich die Naturalabgaben
1} Llv. 26, 40, 13.
21 Cio. ad. II in Verr, % 50, 123: ,,de oppidis ßieulofum.*'
3) Mommsen 0. d. R. Münzw. S. 663 hält diese Grandang für wehrschein-
lieh; dagegen R. G. I& S. 631; 113 s. 4 fOr sicher. Keiner Ansicht ist Henzen
AnnaU d. i. 1867 p. 114; Mommsen folgt Walter G. d. R. R. S ^^45. 246.
4) Agrigent schlägt Kapfermünzen mit römischer Anfsohrift und hat Ilviti.
Eckhel 1, 194. Mionnet 5i«>p£. 1, 368. Mommsen G. d. R. M. S. 663.
5) C. I. Or. 5608 : t^ fjioü^txdciov töiv 'AXovtCvouv, wo zwei andre lateinische
Inschriften citirt werden.
6) Anf Münzen MVNidpium HENNA nehst den Namen von Ilviri, Eckhel
1, 207. Mionnet 1, 234. SuppL 1, 385. Henzen AtmaU 1857 p. 113.
7) Ueher Malta s. Oie. aßt. II in Verr. 4, 46, 103; 4, 18, 39, tther beide
Plin. JV. Ä 3 S 92,
8) DiiB Bürger beider Städte sind in der tHhu8 Quirina C. /. Or, 5754.
Henzen 6469. Grotefend Imperium SomanUm irihutim desoripium, HannoTer
1863. 8 p. 92.
9) Mommsen R. G. HI* S. 492 bemerkt, dass bereits Varro de r. r. II pr.
unter den Komprovinzen nur noch Afirica und Sardinien, nicht Sicilien nennt
tind in dem Yerzelchniss des Piinius fehlen cioHetUs deeumanaej wogegen 47 ci-
vitofM tiipendiariae aufgezählt werden.
— 95 —
aafgehoben, sondern auch vielen — Mommsen nimmt an allen —
aiciKschen dUkhen die LatinitHt vertiehen zu faaben ^) ; in wie
weit das Gesetz des Antonius über Ertheilttng des Bürgerrechtes
an die Sicnler tur Ausführung gekommen ist, lasst sich ebenfells
im Einzelnen nicht nachweisen^ ; Augustus endlich gründete in
der Provinz sieben Militttrcolonien'), Tauromenium, Gatina, 6y-
racusae, Tbermae Himerenses, Tyndaris^), Lilyhaeum und Pa-
normus ^) .
In Beziehung auf die Jurisdiction zerfiel die Provinz von
Anfang an in eine Anzahl conventtu (Geriohtsbezirke) ^) , unter
weldien der von Syracus^], Lilybaeum, Panörmus^) und Agri-
gentum*) erwähnt wird.
H. Sardinia mit Ckuradoa.
Bald nach dem Ende des ersten punischen Krieges, im J.
546=S38^^), entrissen die Römer ohne einen genügenden recht-
1) Di(
14, 12, 1 :
Die einzige Erwäfanong dieser Verleihung findet sich bei Cic. ad AU.
acia , quam diligam Siculoa et quam iUian elienUlam honeatam iudkem,
MuÜa illis Cauatf neque me invitOy eUi LatinUat erat ntin ferenda, verwn Usmen —
welche Stelle bisher so verst&nden worden ist (s. z. B. Voigt lua not. U S. 720),
dass Cis&rs Absichten nicht, oder doch nicht YoUständig, zur Durchführung ka-
men. Mommsen R. 0. ni^ S. 491 versteht sie dahin, dass ganz SicUien die
Latiniat erhielt.
2) Cic. ad AU. 14, 12, 1 : ecee autem Antonhu, aeeepta grandi peeunkif fixU
legem a dietatore comHiii latamj qua Siculi cive$ Romafä; euhu rei vivo ülo
mentio nuüa. Hierauf geht auch Cic. Phü. 2, 30, 92: toto Capitolio iabulae fige-
hantur , neque »olum singutia venibant immunUatea aed etiam popuUa wniveraie:
civUas non iam aingiUaUm^ aed provinciia toiU dabatur. Dio Cass. 44, 53 ; 45, 23.
Diodor. 13, 35: icoXXal fow twv xard t^v vi^oov icöXeorv ^p(6{i.eNat (ler^Xeoav
tot« to6tou NÖjLioic (des Diocles) , [i^xpi Srou ndtrcec ol SixsXi&Tai r9)c 'Pcop^Unv
iroXiTsiac '^^ffrihnoav. Dass diese Gesetze aufgehoben wurden, berichtet Cic. PhÜ.
12, 5, 12; 13, 3, 5.
3] Dio Cass. 54, 7. Monum. Ancyr. 5, 35. Borghesi Oeuvret 2 p. 209. 453.
4) Diese 5 Colonien nennt Plinius N. H. 3 % 88. 89. 90. lieber Syracns
s. Dio 54, 7; über Tyndaris Appian. ß. C. 5, 116. Borghesi Oeuvrea 2
p. 452 ff. Henzen Inaer. n. 5483.
5) Dass auch diese beiden, welche Plinius als Colonien nicht bezeichnet
und Zumpt Comm. Epigr. I p. 409 als Colonien Hadrians ansieht, bereits von
Augustus herrühren , zeigen Borghesi Oeuvrea 2 p. 208. Henzen Annali d. Inat.
1867 p. 115 ff. lieber Panormus s. auch Schubring Der historischen Topographie
von Panormus erster Tbeil, Lübeck 1870. 4 S. 15.
a) etc. aet. 11 in Verr. 5, 11, 28: nam aeitote oppidwn e$$e in Sieilia nul-
tum ex iia oppidia, In qutbua eonaiitere praetorea et eonoentum agert aoUant, quo
in oppido non ieii ex aliqua famüia non ignöbüi deleeta ad l&idium mulier eaaet.
f) Ib. 4, 25, 55.
8) Büide erw&hnt ib. 5, 54, 140.
9) Ib. 2, 26, 63.
10) Polyb. 1, 88; 3, 10. 27. Appian. 6, 4; 8, 2. 5. Zonir. 8, 18. Llv. 21,
1,5. g. Hiidemann im PhlMogns 2, 4. S. 632 ff.
— ge-
liehen VorwaiKl^) auch Sardinien den Garihagern. Sie mussien
es indess vollständig erobern, und obwohl dies im J. 549 = 235
durch T. Manlius Torquatus geschah 2), so ist doch noch in beiden
folgenden Jahren der Kampf fortgesetzt worden'). Zugleich mit
Sardinien wurde im J. 51 6=^:238 Gorsica oecupiri^) und, nach-
dem es 523 = 831 durch G. Papirius Maso unterworfen war^),
zu einer Provinz mit Sardinien vereinigt^ und einem praetor
untergeben 7) , weshalb im J. 527 = 827 nur zwei Pratoren, einer
für Sicilien, der andre für Sardinien neu gewühlt wurden^).
Unter Sardinia ist daher immer die combinirte Provinz Sardinia-
Gorsica zu verstehn«). Seit 632 = 422 führen die Verwaltung^
1) Die Bedingungen des Friedens von 241 enthielten keine Abdetang von
Sardinien. Polyb. 1, 63: t«v te v^aarv ixjmptJy Kapyrfio^iou^ frpooeitiraEav,
5oai (iXToSu T?jc 'ItoXtac «Ivrai xal t^c StxeXiotc , vgl/ 3, 27 ; Zonar. 8, 17 ;
Appian. 5, 2: xal SixeXiac 'Pai|Jwtlot« iiroarfjvac xai t&v ßpayurlpcov yif)o«iiv,
Soat icepl 2txeX(av. Erst spite Schriftsteller verstehen diese "Worte von einer
Abtretnng Sardiniens. Entrop. 3, 2. Aurel. Vict. de v. iU. 41. Gros. 4, 11, wah-
rend Polyb. 3, 28 urtheilt: d^onep o5v xiT^v eic SixeXUv BidLßaotv 'PoitAaioiv o6
itopd Touc Spxouc e6p(oxofAev Y^YevTjii.fvt^'v , oStcdc ^n^p toD (eutIoqu ;coX£p,ou,
TMLü 8v i7co(T]9GivTO Tttc "Tcepl 2apo<Svo« ouvÖ^xoc, o&ce irp6^a9tv o&r aixioLS eSpot
Ti« äv eöXojov, dXX' 6fjLoXoYou(ji.£vtt>c toö; Kap^Tj^o^touc "^«ptaaii^uc Ttapd tccma
xd 6(xata oiA tov xaipÄv ^^aiofjaai j*^ SapB^voc ^jevc^xeiv oe tö itpoetpT]fx.ftrov
itX-fjÄo« T&v ^pTijjtdTwv. Liv. 21, 1, 5. Vgl. Bergfeld a. a. O. S. 10.
2) Velleins 2, 38: Sardinia — ductu T, Manli eonwli$ certum recepit im-
peri iugum. Entrop. 3, 3.
3) Die FaHi triumph. CapitUini (C. 1. L. I p. 458) lassen den T. Maniins
519 = 235, den Sp. Carvillus 520 = 234, den Q. Fabius Maximus 521=233 de
Sardia triamphiren.
4) Festns p. 322^ : Sinnius Capiio ait , Ti. Oraechum coruuUm , oolUgam
P. VaUri FalUmiSj Sardiniam Corsieamque subegisse. Ueber abweichende Zeitbe-
stimmungen Neuerer s. Bergfeld p. 12. Hudemann a. a. 0. — J. Rospatt de
Corsiea innda a Romanis eapta, Monasterii 1850. 8 p. 21 nimmt ohne Grund
das Jahr 236 an.
5) Faati inwnph. in C. 1. L, I p. 458 ad a. 523. Val. Max. 3, 6. 5. Plin.
N. H. 15 S 126. Zonaras 8, 18.
6) S. Ruf US 4: tiineta adintnisiraUo harum insularuin fuerat; post qtuielibet
9U08 praetores habiät: niune tingulat a stds praeridibus regurUur.
7) Zonaras 8, 19: [k&zä hk touto SapSövtoi ^ (eivcp icoiouoevoi, frtt orpa-
'nQföc 'PoBfialoov dcl xa^etor/jxet a^xcic, itiaN^otT^Gav. Liv. 40, l8, 3: promneiae
iia Sorte eüenenmt: Af. Pinario Sardinia. c. 19, 6: pestilenUae tanta vis
erat^ ut cum propter defeciiontm Corsorum beUumque ab Iliensibus eoncitatum in
Sardinia octo milia peditum — ptaeuisstt scribi — is numerus effiei miUium non po-
tuerU. G. 34» 12: in Corsiea pugnatum cum Corsis, — inde in Sardiniam exer^
citus ductus. 42, 1, 3 : ad hoc miUe et quingenti pedites — seribi iussiy cum quibus
praetor y cui Sardinia obtigisset, in Corsicam transgressus bellum gererei, c 7, 2:
ex Corsiea subacta Cieereitss in Sardiniam transmisit,
8) S. S. 92 Anm. 2. Unter den Prätoren ist der bekannteste der altere
Cato, der die Provinz 556«198 verwaltete. Liv. 32, 8, 5. Nepos Cot. m, 1. Plut.
Cat. m. 6.
9) Auch Strabo p, 840 zählt unter den Provinzen der augusteischen Zeit auf
2ap^(b {UTot K6pvou. Beide Provinzen gelten immer als zusammengehörig; bei
— 97 —
ProprätoreD, von denen bekannt sind T. Albucius propraetor^)
Sardiniae um 650 = 404 2) und Bf. Aemilius Scaurus pr. pr. Sard.
699 = 55 3), von dem wieder ausdrücklich bezeugt wird, dass
ihm auch Corsica untergeben war 4). Bei der Theilung der Pro-
vinzen im J. 727 = S7 verblieb Sardinien dem Senate^) und
erhielt als Statthalter einen Proprätor mit dem Titel proconsul,
dem ein legatus^) und ein quaestor'^) beigegeben wurde. Allein
theils der unruhige und unzuverlässige Character der Einwoh-
ner ^) , theils äussere Veranlassungen machten wiederholentlich
einen Wechsel der Verwaltung nöthig. Im J. 6 n. Chr. wurde
dieselbe einem kaiserlichen Procurator übergeben ^) , und erst
unter Nero erhielt der Senat Sardinien zurück als Ersatz für
Achaia, welches Nero im Herbste 67 für frei erklärte ^o). Unter
Varro fr. Vol. II p. 358 Blp. kommt schon in mythischer Zeit ein Phorrys, rex
CoTsieae et Sardiniae, Yor.
1) Cic. de prov, eona, 7, 15.
2) Er wurde repetundarum belangt und verurtheilt Cic. in Piaon. SS, 92;
de off. 2, 14, 50; in Q, Caecilium divin. 19, GS. S. OreUi Onomaat. p. 27.
3) Asconins p. 118. Ueber seinen Process s. Drumann Gesch. Roms 6, 36 ff.
4) Asconins p. 19 sagt Ton den Anklagern des Scaurus: [in] ingtäsitionem
in Sardiniam itemque Coraicam inatUas diea trieenoa aecepentnt.
5) Dio Gass. 03, 12. Strabo p. 840.
6) M. Inl. Romulus, Ug. pr. pr. des proeonaul L. Helvins Agrippa im J. 68
kommt vor in dem Decret des letzteren bei Mommsen Hermes 2, 104; C. Caesius
Aper — Ugat. pro pr. provineiae Sardiniae in der Insohr. v. SesÜnum Borghert
BuUeU. 1856, 141. Mommsen Hermes 2, 173.
7) Der Kaiser Severus hatte die quaeatwa Sofdinienaia bekleidet. Spartian.
8ev. 2, 5.
8) Oic. pr. Seaufo 2, 38: ipaa natio, euiua Umta vanitaa eH, ut liberUUem
a aervitute mUla re idia ni«t menUendi lieentia diatinguendcan puUnt. Vgl. $ 42 ;
ad fam. 7, 42, 2: habea Sardoa venaUa^ alium äUo nequiorem. Ueber dies
Sprüchwort s. Varro fr. p. 304 Bip. Festus p. 322.
9) Dio Cass. 65, 28: xdv toTc a6ToTc toütok X9^'*^^ **^ itöXcjxoi iroXXol
Iy^ovto" %a\ YÄp X7|0Tal oo^vA xaTixpe^ov, fiarc t?jn ^apW) pLtjo' dfp^^oNxa
ßouXcuT?)v Ixeal ti9i (,die yon Bekker aufgenommene Gonjectur Tptol entbehrt der
historischen Begründung) o^eiv, dXXd orpaTidbiaic xe xal orpaTtdp^aic tmccöcw
10) Pausan. 7, 17, 2: xal iXei^pov 6 Nipwv rftpCtjoiv dicdbxmv, dXXafJjv
i:pöc "rtv ft'JJp.ov TroiTjoifUvoc x&v 'Po)(i^(fDV • Zapftcb -fdp -njv vijcov £c xd fwlXioxa
eo^z[|iova ovxl 'EXXo^o« o^laiv ditiSooxsv. Diese Nachricht wird jetzt bestätigt
durch das von Mommsen Hermes 2, 102 — 127 herausgegebene Decret des Pre-
consul L. HeWius Agrippa, der im J. 68 n. Chr. eine Grenzstreitigkeit zwischen
zwei sardinischen Gemeinden entscheidet, in welcher vor ihm der procurator
Auguati M. luventius Rixa und darauf sein Vorgänger Cae«ilius Simplex, ein Ur-
theil gesprochen hatten. Nimmt man mit Mommsen an, dass diese drei Personen
in der Verwaltung Sardiniens unmittelbar auf einander folgten, was wahrschein-
lich ist, so dauerte das Regiment der Procuratoren in Sardinien von 6 n. Chr.
bis 1. Juni 66. Von da begann die proconsularische Verwaltung des Caeciiius
Simplex, auf den am 1. Juni 67 der Proconsul L. Helvius Agrippa folgte. Un-
gelöst bleibt indessen bei diesen Annahmen eine chronologische Schwierigkeit.
Bdn. Aliarth. IV. 7
— »8 -
Tespasian verior Achaia diese Freiheit wieder i) und gleichzeitig
wurde Sardinien kaiserliche Provinz unter einem procurator et
praeses^). Dieser Wechsel scheint noch einmal eingetreten zu sein
unter M. Anrel, der auf kurze Zeit dem Senate die Provinz zu-
rtidigab )). Gommodus stellte aber die kaiserliehe Verwaltung
wieder her^) und von ihm an lassen sich bis in das dritte Jahr-
hundert procurcitores Augusti ei praesides (oder praefecti) provin-
ciae Sardmiae nachweisen^). Seit Diocietian sind Sardinien und
Corsica getrennte Provinzen, jede unter einem Präses^).
In Hinsicht auf die politische Stellung der Einwohner geh(Hte
Sardinien zu den am wenigsten begünstigten Provinzen; es war
Denn da Nero die Freiheit Griechenlands an den iathmischen Spielen des Jahres
67 procUmirte (Plutarch. Tiiu9 flamm. 12. Suet. fftro 24. Dio Cass. 43, 11.
Clinton Fa*U Rom, ad a. 67)| so mass das dem Senat dafür verliehene Sardi-
nien aneh erst 67 proconsnlarische Provinz geworden sein. Die Losung dieser
Schwieriglteit versucht nochmals Mommsen Hermes 3, 172 , ohne ein überzen«
gendes ' Kesnltat zu gewinnen.
1) Suet. Vup. 8. Pausan. a. a. O. Dass bis auf Vespasian und vielleicht
noch unter diesem die Verwaltung proconsularisch war, zeigt die Inschr. von
Sestinnm Ballett. 1806 p. 141 n. 3; vgl. Mommsen Hermes 2, 173. Der pro-
curator von Corsica, den Tac. HUi, 2, 16 unter Otho erwähnt, kann ein kaiser-
licher Beamter sein, wie er auch sonst in senatorischen Provinzen vorkommt.
2) Orelli-Henzen 4031. 5190. ^
3) Spartian. Sener. 2, 3: po9i qwuiiuram $orie Baetieam aeeepü atque inde
Africam petita u< moriuo pairt rem domettieam eomponeret. 8ed dum in Afrioa
est, pro BaeUca Sardinia ei aitributa t»i, quod Baeiicam Mauri populabantur,
Severus ging also nach Vollendung der stadtischen Quästur als quaestor pro prae-
iore (s. Borghesi Oeuvret I, 482) nach Sardinien, welches somit Senatsprovinz
war. Es ist eine ansprechende Vermuthung von Zumpt 8iud. Rom, p. 144, dass
wegen des Einfalls der Mauren in Baetica etwa im J. 172 M. Aniel diese Pro-
vinz übernommen habe, um darin den Krieg zu führen, und dass an Stelle der-
selben Sardinien dem Senat überlassen worden sei.
4) Unter Commodus war L. Ragonius Ürinatius proconnd prov, ßardkiiae
(Orelli-Henzen 2377. 6492), aber unter ihm kommt auch wieder ein procurator
vor. Origenes oder Hippolytus refut. hacrcBiwn IX p. 288 Miller: 'ruyoOoa o&v
■rfl^C (iSi(6aeoic if) MapxU Tcapd toO Kofipt6dou (((mot T^jv d7CoX6o({jiov ^toroX-j^v
'Iax(v^ Ttvl oicdiovTi irpeapotifxp, öc Xaßdiv &ti?cXeuacv eU i^v £a(>(ov(<g(v %a\
dnoSo^c Tq> xat ^tvo xaipou Tf}c ydipa« intTpoTieuovTt dr^ihiot touc pidipTupa^.
Gleich darauf nennt er wieder den eitkpoicoc d. h. procurator.
ö) £s sind dies: M. Metellus proc, unter Septimius Severus und Caraoalla
Henzen 5191; M. Ulplue Victor, proc. Aug. praef, prov, 8ard. unter PhUlppus
(243—249), Orelli-Henzen 4929. 5192. 5195 ; M. Calpurnius Caellanus priu^ses
prov. Sardiniae, proc.^ um 254, Henzen 5542; lanuarius proc. im Jahr 257 unter
Gallienus, Henzen 5544 ; M. Aelius Vitalis, praesea pr. 8ard. unter Garns , Gaz-
zera di un decreto dl patronato p. 53. Borghesi Annali 1853 p. 211. Ausserdem
kommen vor P. Vibius Marianus proc, ei pracaes prov. Sardiniae Orelll 74;
Q. Cosconius Fronto proc. Augg. et pratf. pr. Sardiniae Henzen 6940; L. Bal-
bius luncinns, proc. Aug. praef. prov, Bard. Murat. 782, 4; Qo. SaXXojorto; —
OutxToip — •h^t^jkn maX Sountjvtipioc Sap^ovla« C. i. Gr. 2509.
6) Mommsen Verz. d. röm. Prov. von 297 in Abh. d. Beri. Acad. 1862, 513.
Boecking Not. Dign. U p. 6, 28; 10, 14; p. 805 AT. S. Rufus 4.
— 9« —
im Kriege erobert und in seinem ganzen Umfange ager publicus
geworden ; es zahlte von allem Lande den Zehnten und ausser-
dem ein Stipendium ^) ; in Zeiten grösseren Bedarfs wurde ein
zweiter Zebnle, indessen dieser gegen eine Entschädigung aus
der Staatscasse, aufgelegt ^j, so dass Sardinien unter die tria fru-
menlaria subsidia reipublieae gerechnet werden konnte^). Zu Ci-
ceros Zeit gab es in der Pfovinz keine Stadt mit besonderen
Vorrechten 4) , sondern die Communen wurden, wie die campa-
nischen, durch praefecti verwaltet^), die in Sardinien der Pro«-
praetor ernannt haben wird. Dagegen hatte Corsica unter seinen
32 Städten <^) zwei Militärcolonien , Mariana, eine Golonie des
Marius, und Aleria, eine Golonie des Sulla '') , und später erhielt
auch Sardinien einige Ansiedelungen, die Stadt ad ttnrim Liby^
sonis^), vielleicht unter Augustus^), üselisi«) undComus*^). Ca-
rales wird als municipium aufgeführt i^) .
m— V. Die spanischen Provinaen.
Der Krieg, in welchem die Völker Spaniens einzeln und Einrichtung.
nacheinander von den Römern unterworfen wurden, hat zwei-
hundert Jahre gedauertes), nämlich vom Anfange des zweiten
punischen Krieges 536=218 bis zur definitiven Besiegung der
1) Gic. pr. Balbo IB, 41: quod d Afru, ai Satdia, «i Hiaptmu, agtU aH-
pendioque mtiZtat», virtuU adipiaei Uctt ehitatemy Oaditania autem — idtm non
lieAü, non foedua aibi nobiaeum aed iniquisahnaa legea hnpoaiUu a nobia eaae ar*-
hürabuntur. Liv. 23, 32, 9: {Sardoa') gravi tributo et eonlaUone iniqua flrumenti
preaaoa, vgl. 41, 6.
2) Uv. 36, 2, 13: idem L, OppU> de alterU deeunUa €xigendi$ in Sardinia
imperatum. 37, 2, 12; 37, 50, 10; 42, 31, 8.
3) Clo. de hnp. Pomp. 12, 34. Yal. Max. 7, 6, 1. Varro der. r. 2, 1. Hn-
demann a. a. O. S. 630 Anm. Gothofr. ad C. Th. 9, 40, 3; 14, 17, 5.
4) Cic. pr. Seauro 2, 44: quae est mfm praeter Sardiniam provineiaf quae
nuUam habeai canieam populo Romano ae liberam eivitatemf
5) Dies läMt sich schliessen ans einer der Zeit der Republik angehorl-
gen Inschrift: TERMIN V8 CIDDJLITANORVM PRAEFeeturae N(ymphaei?)
PORTVa, über welche s. Bormann BuUeU. 1869 p. 182 fr.
6) Plin. iV. H. 3 S 80.
7) Plin. 1. 1. Senec. eons. ad Helv. 7, 9. SoUn. 3, 3. Mela 2, 7, 19. Zampt
Comm. epigr. I, 228. 25ö.
8) Plin. N, H, ^ $ 85.
9) Zampt a. a. O. p. 364.
10) Ptoiem. 3, 3, 2. Sie heisst Oolonia Itdia Auguata UaeUU. Henzen 6413.
• 11) Znmpt a. a. 0. p. 410.
12) Es beisst oppidum eivkam Romanorwn. Plin. N. H. 3 ^ 85.
13) Strabo 3 p. 158, vgl. Liv. 28, 12, 12. Velleius 2, 38, 4.
. .' : • •• '7*
— 100 —
Gantabrer 735 = 49 *). Nachdem die Caiihager anler Hamilcar
seit 547=S37 in Spanien feslen Fuss gefasst hatten^], schlössen
586 = 828 die Römer mit ihnen den Vertrag, dass der Ebro die
Grenze des carthagischen Gebietes sein 3) und Sagant, welches
schon um diese Zeit mit Rom verbündet war^), neutral bleiben
sollte. Sie selbst hatten damals noch keinen Resitz in Spanien ^) .
Der Rruch dieses Vertrages durch die Eroberung von SagunL
(535=819) hatte zur Folge, dass die Römer 536=848 den
Krieg in Spanien begannen <^) und, nachdem P. Cornelius Scipio,
der 543 SS 84 4 die Führung desselben erhielt ^j, im folgenden
Jahre Neucarthago erobert hatte®), die Garthager 548 = 806 zur
gänzlichen Räumung Spaniens nOthigten ^) . Von dieser Zeit an
schritt man zur Unterwerfung der einheimischen Völkerschaften ^^} .
Der Verlauf dieser Unterwerfung ist im Allgemeinen bekannt,
während über die Ausdehnung des römischen Gebietes in den
verschiedenen Perioden des Krieges es an jeder speciellen Nach-
richt fehlt. Die Entstehung der Provinz setzt Appian schon in
das Jahr 548=806 ^i), in welchem Scipio nach Rom zurückgingt^);
aber obwohl es richtig ist, dass die Römer ihre Eroberung be-
haupteten und zu diesem Zwecke jährlich zwei ausserordentlich
gewählten Proconsuln das Gommando in Spanien übertrugen^'),
1) In den Jahien 26 und 25 v. Chr. vru Angastus selbst des Krieges wegen
in der Provinz, Sueton. Oet. 26. 81. Dio Cws. 53, 22. 25, im J. 19 v. Chr.
beendigte Agrippa den Krieg. Dio Gass. 54, 11 ; vgl. Strabo 3 p. 156. Mon.
Anc. 5, 10—12. Tac. Ann, 4, 4.
2) Polyb. 2, 1. Liv. 22, 2, 1.
. 3) Polyb. 2, 13.
4l Polyb. 3, 30.
5) Liv. 34, 13, 7: pairet nottrij cum in Hiaipama CarthaghUemium et tm-
peraiorei et exercituB essentj ipsi nuUum in ea militem haberent, tarnen addete hoc
in foedere vduerufU, ut imperii sui Hiberua fluoiui e$ut fini$. 21, 2, 7. Appian.
Higp, 7.
6) Polyb. 3, 76. Liv. 21, 22. 60. 61.
7) Liv. 26, 18.
8) Polyb. 10, 8 — 20. Liv. 26, 41 — 51.
9) Polyb. 11, 24». Liv. 28, 16.
10) Polyb. 11, 31.
11) Appian. Hisp. 38: orpa'nQYOi^c (^ lßY]p(a< injoCouc h Td IdvrjTd elXTjfXfjifva
litEfjiicov, diz6 tou^e dpid^u^oiy (jitxpöv izoh rqc teTdlpTTjc xal Teooapaxoor^c xal
ixaTOOTfjc 6'hjyiizidloi (diese beginnt 204), dpfjiootolc ^ immdra^ a^rolc Tfjc
elpi^vrjc icojA-^voüc. Kol aÖTOic 6 2xtii((»v öXt^'T' orpatidv, tbc ^tcI eip^vD, xora-
Xiird)^ — i^ 'PttttTiv — (tliiXet.
121 Liv. 28, 38.
13 J Die Nachfolger des Scipio waren die Proconsnln L. Lentulus nnd
L. Manllus Acidlnus (Liv. 28, 38, 1 ; 29, 13, 7), von denen der erste, welcher
erst 200 nach Rom znrückkehrte, nicht triumphiren konnte, weil er weder eonntl
noch praetor gewesen war. Liv. 31, 20.
— 101 —
so wird man doch die Organisation der beiden Provinzen Hispania ^*»if«»^^
dterwr und uUeriof^^) erst 557=4 97 setzen müssen, von welchem vUerior.
Jahre an zwei ständige Prätoren ^), gewöhnlich ebenfalls mit pro-
consularischer Gewalt') und mit 42 fasces^) , für dieselben ge-
wählt wurden. Die Grenze, beider Provinzen bildete seit dem J.
557 = 1 97 Ä) der saltus Cashdonensis *) , so dass Neucarthago, zur
Zeit der Punier die erste Stadt in ganz Spanien, Hauptstadt der
diesseitigen, Corduba Hauptstadt der jenseitigen Provinz wurde 7).
Eine Vereinigung beider Provinzen fand vorübergehend im zweiten
macedonischen Kriege statt; seit 587 = 467 sind wieder zwei Pro-
vinzen vorhanden^). Eine weitere Theilung von Hispania lUterior ^*^ }^
in zwei Provinzen, Baetica und Lusitania, welche sich schon dem>«ng<>^i^0iit.
Pompeius im spanischen Kriege des J. 705 = 49 empfohlea zu
haben scheint ^) , kam zur Ausführung im Beginne der Kaiserzeit,
nach gewöhnlicher Annahme im J. 727 = 27. Diese Annahme
beruht nicht allein auf einer unsicheren Aeusserung Appians^^)
1) Strabo 3 p. 166: 'Paip^Toi hk nTjv o6|jLira9av xaXioavrec ouvoiv6fi(9C
'Iptjptav T€ xal 'Ioirav(^v x6 fxiv aurfj^ (xdpoc elirov r^v dxTÖc» t6 hk ixtpos ti?|v
ivTO« • dfXXote 5* dfXXwc SiaipoDot itpö« toi»; %aipo5; TtoMTcuöpLevoi. HitparUa ulie-
rior erwähnt Varro d« r. r. 1, 10, 1. Cic. pr. FonUio 20, 45; duae Bispaniae
Cic. pr. FonUio 7, 16; de imp. Pomp. 12, 35.
2) Liv. 32, 27, 6: sex praetores illo anno primum ereati erescentibfW iam
provinciis et latiw pateseente hnperio. Ib. c. 28, 2: Htgpaniaa SemprofUus eUerio-
renij Helvhu ulieriorem e$t aortitus.
3) Liv. 37, 46, 7; 39, 29, 4; 40, 39.
4) Plutarch. AemÜ. Paul. 4: iid toütov (t6v Iv 'lßT]p(^ ttöXcfjiov) h Aipi(Xioc
iEeiti|j.afr»j fftpoTtjYÖc (er war 190—189 propraetor Hiapaniae uUeHori$ Liv. 36,
2, 8; 37, 57, 5), oiy li lx«v iceX^xeic, 8aooc l^euoiv ol ^toavT^foWa^ , dÄXd
icpo;Xaß«bv Mpotic tooo6to'jc, &vtt ti)« ^PX'^i^ unaTixöv -(rv^ovat tö (iE(ai|xa.
5) Liv. 32, 28, 11^ et ierminare twti (praeiores), qtta uUerlor eiteriotve pro-
vincia aervaretur.
6) Hübner im Hermes 1, 106. Weissenborn zu Liv. 32, 28, 11.
7) HQbner a. a. O. S. 106 — 109 und fiber Neucarthago Strabo 3 p. 158.
Häbner C, /. L. II p. 462.
8) Liv. 44, 17, 10 ; 45, 16, 1 : Q. Aelio M. lunio eonndibue (167) de pro-
vinciU refererUibtts cemuere patres, duas provmeiaa Hispaniam rurnu fleriy ptae
una per bellum Macedonicum füerat,
9) Caesar B, C. 1, 38: Afranius et Petreius ei Varro, legaU Pompeii, quo-
rum unus tiribus legionUnu HUpamkan ciUriotem, aUer a saltu Caatulonensi ad
Anam (dies ist die nachherige Provinz Baetica) duabus legionibuSf tertius ab Ana
Veitonum a^rum Lusitamamque pari numero Ugiomtm obUnebat, oflßeia tnter ae
partiuntur,
101 Appian. Hitp, 102 : xal ii ixtliou (dem Angnstas) piot ^oxouot 'Po>fj.aioi
xi)y 'Ipt^plav, fjv 59) vtW 'loTcavtav xaXouocv, i^ tpla oiatpetv xal arparmw^
iiciic^pitcsiv , dttjolouc (t^ ^c xd (6o "^ ßoüXi^, T^ hi Tp(Tov ßaaiXe^c i^ ooov
^tfidoetev. Er spricht also nur eine Vermiithung ans und ist insofern ebenfalls
schlecht unterrichtet, als er Lnsltanien für eine Senatoprovinz hilt.
ntnsu.
— 102 —
und dem späten Zeugniss des Dio Cassius^), sondern auch auf
Sirabos Aussage, welcher, unmittelbar nach Augustus Tode
schreibend 2), die Theilung nicht als eine so eben eingetretene,
sondern als seit 87 bestehend deutlich bezeichnet^). Wenn daher
Augustus selbst im Monumentum Ancyranum Y, 35. 36 von seinen
Colonieanlagen m utraque Hispania redet, so möchte ich diesen
Ausdruck nicht sofort als einen Beweis dafür betrachten, dass
Lusitaniens Einrichtung erst dem Tiberius zuzuschreiben set^),
sondern vielmehr von dem kaiserlichen und dem senatorischen
Spanien verslehn ^}. Unter Tiberius kommt ein iegatus Tt. Caesaris
Aug. provinciae Lusitaniae vor 6) und seit dieser Zeit ist immer
von drei spanischen Provinzen die Rede 7). Es sind dies:
^iüsiT ^' Hispania citerior oder Tar'raconensis, begrenzt
gegen die beiden andern Provinzen durch den Dnrius ^) , den
saltus Castulonensis und die Stadt Urci am mittelländischen Meere^),
kaiserliche Provinz unter einem consularischen tegalus Augusti pro
praetore^^)j durch dessen Residenz nunmehr Tarraco Hauptstadt
1) Dio Cass. 53, 12.
2) Strabo schiieb das 6te Buch zwischen 14—19 n. Chr. (Strabo 7 p. 288),
das 4te Buch im J. 18 (4 p. 206. Clinton. Faati Hellen, from the CXXIV Olytn-
piad to the (Uath of Augwias ad a. 14). Wenn also Tiberius die ProYinzen
getheilt hätte, so wäre dies eine ganz neue Einrichtung gewesen, die wohl eine
besondre Andeutung verdient hätte.
3) Strabo 3 p. 166: vuvl hk T6äv' dTuap^^iöiv t&v p.ev dnoSer^^tsoiv Tqi ^fjic)>
xe xal TQ ou']f%)vi^Tip täv %k TtJ» ^Yefji(5vt töjv 'FcoproCoD-v (d. h. jetzt, nach der
Theilung der Provinzen im J. 2f j i^ piv BaiTtxi^ Tip^oneiTai Tcp ^titp, xal
7:i(ji7ceTai orpatTjf 6; hC aOnPjv l^wv xattlav xe xal Trpeoßcurfjv • — i\hi Xoiirfj
Kaiaapöc ^ori* ic^ptnovrat V biC aäroO o6o icpeoßeurai, orpaTv^^cxö« xe xal 6iia-
xixöc , 6 \i.hi oxpaxYjf txöc ^X*"^ ^'^ a£»x<j) icpeoßeux^v , ftixaio^ox^ooiv Auotxavotc
xoic napaxeifjiiivoK xtJ Batxixijj • — xaXoOoi y<*P oSrcw x9)v ythpas xauxTjv IStioc
is xcp Ttapövxt . . . (Lusitania ist also ein neuer Name) — -i] hk Xotiri^ (a5xt]
S' daxlv •/) itXeioxv] xTj« 'Ißt]pia<) bizh xcji (»itaxixcp "^feii-övi oxpaxidLv xe l^ovxt
dliöXofov xpiOäv iro'j xa^piaxwv xal 7cpsoßei>xotc xpeTc, c»v 6 \U'i 5üO ijjar* xciiirjA.oxa
Trapacppoupei xi^v ir^pav xoü Aouplou Tcäoov Im xac apxxouc, ^>i ol [ih irpoxepov
Auoixavouc O^t-^w, ol tk vOv KaAXaixou^ xaXouai * — x^v o' ijijc napöpciov |iixP^'
Ilup^vt^c 6 5e6xepoc t&v icpeaßeuxnv piexd xoü ixepou xdYjxaxoc ^loxoTcet. 6 oe
xptxo? x9)v pteo^ifaiav.
4) Mommsen Res g. d. Axig. p. 83.
öj Was Mommsen zu Henzen n. 6928 vermuthete, dass die getheilte Provinz
Baetiea vetua und Baetiea nova genannt worden sei, hat sich nicht bestätigt.
S. C. i. L. II n. 1970.
6) OreUi 3128 » Mommsen /. R, N. 4234. Mommsen H. g. d. Aug. p. 83.
7) Mola 2, 6, 3. Plin. N. H. 3 % 6. Solin. 23, 2 p. 116. Mommsen Ma-
rtm AtU p. 78öb.
8) Ptolemaeus 2, 6, 1.
9) Plin. iV. H. 3 8 6.
10) Oefters in Inschriften. Orelli-Henzen 798. 1045. 6495. Tac. Ann. 4, 45.
Galba war 8 Jahre leg. Aug. pr. pr. pr, Tarraeonensis. Suet. Oalb. 9.
— 103 —
wurde ^). Die Provinz bestand aus vier DistricteD, drei des Fest-
landes und einem der balearischen Inseln. Die erstem wurden
von drei Legaten des Statthalters verwaltet, von denen einer das
Land nördlich voin Durius mit zwei Legionen, der zweite die
übrige Nordkttste mit einer Legion besetzt hielt, der dritte das
bereits romaqisirte Binnenland ohne Truppenmacht administrirte ^) ,
während die Inseln von einem praefectus pro legalo regiert wer-
den ^j. Aus allen vier Districten sind später selbständige Provin-
zen gemacht worden. Der erste, in welchem schon in dem Be-
ginne der Eaiserzeit ein praefectus Gatlaeciae*) j ein praefecius
Asturiae ^) und verschiedene procuratores Asturiae et Gallaeciae
oder procuratores Hispaniae citerioris per Asturicam et Gallaeciam
vorkommen ^) und welcher seit Antoninus Pius vorübergehend von
Tarraconensis getrennt durch einen legatus Augusti turidicus Astu-
riae et GcUheciae verwaltet*^), dann aber vielleicht wieder mit der
tarraconensischen Provinz verbunden wurdet), ist seit 216 oder
817 n. Chr. besondre Provinz mit dem Namen provincia Hispania
nova citerior oder Astwia et Gallaecia und hat einen prätorischen
kaiserlichen Legaten ^) ; aus den drei andern Bezirken sind unter
1) Strabo 3 p. 159. 167. Mela 2, 6, 5. Hübner im Hermes 1, 109 und
C. /. L. II p. 538.
2) Einen dieser Legaten erwähnt die Inschr. Henzen 5449.
3j Ein praefeeiUM pro legato intularum Bcdiarwn Orelli 732. Versehieden
davon ist der praefeelus orae marttimae^ welcher in Tarraoo stand. S. Hübner Im
Hermes I, 123. Henzen 6942. C. /. L. II n. 4138. 4224. 4264. 4266. 4217. 4239.
4) C. i. L. n n. 3271.
5) e. /. L. U n. 4616 b Henzen 6937.
6) Ein proe. imp, Nervae Traian(i) Com: — pfOfoine. Atiuir. H OaÜaee. Henzen
Ö212; Q. Petnmiua Modeitu» proc, provine» HUpaniae euer. Asturiae et Ccdlae^
ciarvm Grat. 193, 3, besser Farlanetto Jser, Patavhu n. 87» C. /. L. V, 1, 534,
ebenfalls unter Traian; Bassaeos Rufus -^ proc. Asturiae et ÖaÜaeeiae unter
den Antoninen, Orelli 3574 ; 0. Innius Flavianus — proc. Hitpaniae citerioris per
Astwieam et OaÜaeeiam aus derselben Zeit, Orelli 3331. Auf den einheimischen
Inschriften kommt ein proc. Asturiae et OaUaeoiae nur einmal Tor 0. /. L. II,
2643, sonst heisst er proeurator ohne Zusatz.
7) Von diesen sind bekannt L. Noyius Crispinus — Satuminns — leg. Aug.
iuridieus Astyriae et GaUaeeiae vor 146, Henzen p. 511 n. 7420a; Sex. Pedius
Hinutus — leg. Ayy. iurid, (^Asturiae) et Qaüaec{iae') Henzen 6489; L. Banius
Optatus, welcher ^rut. 463, 4 legatus Aug. et iiuiridiixus Astyriae et GaUieeiae, in
einer andern Inschr. Borghesi Oeuvrrs 4, 133 leg. Aug. iuridieus A8tur(iae et
gal^eeiae heisst. In diese Zeit scheint audi Q. Mamil. Capitolinus, leg. Aug. per
Asturiam et GaUaeciam^ dux leg. VII G. P. F. bei Murat. 716, 5 « C. i. L,
II n. 2634 zu gehören, wiewohl er sich nicht iuridieus nennt.
8) Dies Bchliesst wenigstens Zumpt 8t, Rom. p. 1^19 aus der Inschr. Orelli
798 >s C. /. L. II, 4114, in welcher Tib. Claudius Gandidus unter Septimius
Sevems (s. Henzen Inser. p. 78 und Bhein. Jahrb. XU (1848) S. 5 ff.) leg, Augg.
pr. pr. provineiae Hisp. Citerioris heisst.
9) In der Inschr. Henzen 6914 » C. i. L. II a. 2661 aus Caracallas Be-
— 104 —
Diocielian die Pwviasen Tarraoonensis uod Carihaginieosis und
zwischen 369 und 386 die Provins der tmulae Baleai^es enl-
standen <j.
oeMiBdaa. Nach den unter Augustus gemachten Aufnahmen 2) gab es
in der ganzen tarraconensischen Provinz, ungerechnet die Inseln,
293 selbständige civitaies, nämlich 479 städtische Gemeinden
[oppida] , unter denen 42 coloniae^j 43 oppida civium Rofna$u>-
gierung (n. Chr. 216 oder 217) heiMt C. lulius Cere&Us cos. Ug. Aug. pr. pr,
pr(<>vineifte) Ii{i$paniae) S(ova€) C(iterioris) Antonhüanae , post dhiäorilem) pro-
vine. primuB ab eo m(i#«Uf). Zu seinen Nachfolgern scheinen xu rechnen:
L. Coelius Festus leg. imp. ArUonini Aug. (des Carscalla) Astun42e ti CaUaeciaey
OreUi 77s=Borghe8i Oeuvres IV, 128; der Ug, AVO. PROVINCIABum ASturiae
ei gALLElCAE Mariiii AiU p. 341 ; L. Albinios Satominus leg, Aug. Astuineae
ei OaUaee(iae) Mommsen I, B. N. 4033. Auch der Triariut Ma(jgnu8 ?) leg. itir. in
der luschr. von Braga fallt der Schrift nach frühestens in die Zeit des Caracalla.
Hühner Berl. M. B. 1861 S. 791 =^ C. I. L. II n. 2415. Von diesen Yeiände-
rangen handeln Borghesi Oeuvres 8, 324 ff. ; Zumpt Stud. Rom, p. 144 ff.; Kuhn
Verf. d. Rom. Reichs 11, 182. Üebrigens kommen auch in Terraconensis iuri-
diei vor, nihnlich T. lulius Maximus iuridieus Hi9p. eütrior, Tarraeonens. aus
M. Aureis Zeit, Henzen 6490; M. GaecUius Novatillianus iurid, Hisp. cU. aus
Qordlans Zeit, Mommsen J. B. N. 1420 und C. /. L. II n. 4113; AUius Marimus
leg. iur. prov. Hisp. Tarraconens. im J. 280 n. Chr. Mur. 250, 2 = Hübuer Berl.
M. B. 1860 S. 430. C. L L. II u. 3738.
1) Mommsen A. d. Berl. Acad. 1862 S. 514. Not, Dign. Oce, c. XX,
Boecking II p. 466 ff.
2) Dieser Quelle folgt Plinlns (S. Zumpt Comm. ep. l p. 197 ff.), welcher
über die Urraconensische Provinz N, B, 3 ^ 18 — 30. 76 — 79; 4 $110—112
handelt. Die Resultate, welche sich aus seinem Bericht ergeben, findet man auf
Grund eines zum erstenmal kritisch gesicherten Textes zusammengestelit von
Detlef seil Die Geographie der tarraconensischen Provinz bei Piinius im Philolo-
gus Bd. XXXII S. 600 ff. Ein wesentliches Ergebniss dieser Untersuchung ist
die Feststellung des summarischen Berichtes 3 $ 18, welcher so zu lesen ist:
nunc usUversa provineia dividituir in converUus Septem, Carthaginiensem Tarraco^
nensem Caesaraugustanum Cluniensem Asturum lAteensem Braearum. aecedurU
insulae^ quarum menUone seposita chitates provineia ipsa praeter contribuUu aliis
CCXCIII cofUinet, oppida CLXXVIJJJ, in iU coUmias XII, oppida eiviwn Bo-
manorum XIII y LaUnorum veterum XVIII, foederaiorum umiui, stipendicwia
CXXXV.
3J Es sind dies: ö Colonlen Casars: 1. Carthago nova oder colonia VUArix
luUa Nova Carthago; 2. Valentia (C. I. L. II p. 501); 3. Tarraeo, oder COL.
I. V. T. TABBAC, nach Hübner im Hermes I, 96 ff. C. /. L. II p. 538 zu
lesen Colonia lulia Vietrix Triumphalis Tarraeo; 4. Celsa oder C<doma lulia
Victrix Celsa i 5. Aeei, Colonia lulia Oemella Aecitana, über welche s. Zumpt
Comm, epigr. I, 311 ff. Hübner C. I. L. II p. 458. Ferner 6 des Augustus:
6. Iliei; 7. Bareino; 8. Caesaraugusta; 9. Lihisosa; 10. Solana (C. /. L. II
p. 448); 11. nach Zumpts Vermuthung CUaua (s. Zumpt Comm. epigr, I, 366 f.),
welches aber erst unter Hadrian (C. /. L. II n. 2780) eolonia genannt wird
(Hübner C. /. L. II p. 383); nach Hühners Annahme (C. /. L. II p. 535) Der-
tosa, welche Stadt Piinius 3, 23 als (oppidum) civium Bomanorum bezeichnet;
nach Detlefsen p. 616 BelhlU oder BUJbUis; vgl. Plin. iV. H. 3 $ 24: Caesar-
aupu«(a colonia immunis reeipit populos LV , ex Ms civium Bomanorum
Belhlitanos^ Celsenses tx eolonia, welche Stelle Detlefsen so versteht, dass, weil
der von PUnlus beobachteten Rangfolge nach Muiiiciplen nicht vor den Colonlen
— 105 —
rum^)y 18 appida mit im Lalü^)^ 4 urbs foederaia^)^ 135 civi-
tates stipendiariae waren, und H4 ländliche Gemeinden, welche
keine Stadt hatten. Alle diese waren unter sieben Gerichtsspren-
gel [ccnvenius) verlheilt^), deren Hauptorte Carthago nova, Tar-
raco, Caesaraugusta, Clunia und fUr Asturien Lucus Augusti [con-
ventus Lttcensisjj Bracara Augusta und Astuiica Augusta waren ^}.
2. Hispania ulterior^ nach der Abtrennung von Lusita- Biutica.
nien auch Baelica^) genannt, erstreckte sich von Urci bis zum
Anas, und wurde als senatorische Provinz^} von einem proprae-
tor^) mit dem Titel proconsiU^) verwaltet, der einen legatus und
einen quaestor unter sich hatte ^^j und in Gorduba residirte^^).
Nur vorttbergehend während des Krieges mit den Mauren unter
M. Aurel scheint der Kaiser selbst die Provinz übernommen zu
haben ^2). Dieselbe zerfiel in 4 convefitits, Gades , Gorduba,
Astici und Hispal, und enthielt 1 75 Städte ^^) , darunter 9 colo-
anfgefQhrt werden, der Zusatz ex colonia auf beide Städte, Belblis und Oelsa zu
beziehn ist. Die 12te, Flaöiobriga , bezeichnet Plin. N. H. i % HO als eine
Coloule seiner Zeit: Amanum portu8j uhi nunc Flctviobriga colonia.
1) Von diesen 13 nennt Plinius 11. nämlich Saguntum (3 $ 20), Baeiulo,
Hwo, BUmdae, En^oriae (§ 22), Dertoaani, Bisgargitani ($ 23), CalagurrUanif
JUrdenset, Oseensa, TurrioBonensea ($ 24).
2) Namentlich nennt Plinius hievon 16 iu % 20. 23. 24. 25.
3) foederaU Tarracenses Plin. JV. Ä. 3 § 24.
41 PUn. JV. Ä 3 S 18.
öj Ueber die conventu$, deren Namen Plinius anfuhrt, s. Hübner im Hermes
1, 111 ff. and im C. I. L. II; über den Ort Lucus Augusti ausserdem Boecking
N. D. II, 1035 f. Ewpmia sagrada Vol. XL p. 1—49.
6) Plin. N. H.S %ß: idUriar appellata eadem Baetica. — Vlterior m dwu
per longitudinem provineias dividituft siquidem Baeticae latere septentrionali
praeiendüur lAtsiiania amne Ana disereta. Den alten Namen hat Tac. Ann, 4, 13 :
Vibius Strenus, proconml ulteriorU Hitpaniat; beide Namen hat die Provinz Orelli
5040 : pr(ye, Aug, provinciae uUeriori$ Hispaniae Baeticae. Bei LIy. 28, 2, 15 ist
in Baetica jedenfalU an falscher Stelle. Mommsen B. g- d. A. p. 83 streicht es
gänzlich, da für diese Zeit der Name ganz nnerhöit ist.
T\ Strabo 3 p. 166. Dio Caas. 53, 12.
8j Strabo a. a. O. : xaX ic£fjiir€Tat 0TpoT7)YÖc in aM^s.
9) Beispiele sind: unter Tiberius Tac. Ann. 4, 13; unter Traian Plin. ep.
3, 4, 2; 6, 29, 8; 7, 16, 3; 7, 33, 4. Orelli 3570. Henzen 6497; unter Hadrian
Orelli 2759. 3306; unter Antoninus Pius Digest. 1, 6, 2; unter Septimius Se-
verus C. I. L 2073; aus unbestimmter Zeit Orelli 3670. Henzen 6461.
10) Strabo 3 p. 166 : iyjioN xafxtav te xal icpeopeuT^v. Beispiele von Lega-
ten: Orelli 3179. 3306. Marinl ilMi p. 793. C. 1. L. II n. 4967, 1; von Quä-
storen : Tac. Bist. 1, 53. Henzen 5199. 5494.
11} Hübner Berl. Monatsben 1861 S. 51; C. /. L. H p. 306.
12) S. oben Sardinien. Zumpt 8tud, Rom. p. 144 ff. Hübner Berl. M. B.
1860 S. 614. 1861 8. 92.
13) Plin. iV. J?. 3 S 7 ff. und dazu Detlefsen Die Geographie der
Provinz Baetica bei Plinius im Philologus Bd. XXX S. 265—310. Strabo
3 p. 141 hat von 200 Stldten gehört; Ptolemaeus 2, 4 zählt 92 Sadte auf.
— 106 —
niae^)f 40 munkipia, 27 dvitaiet iuris Latini^ 6 liberae^ 3 fi
dercUae, HO stipendiatiae.
Lutitania. 3. Lusüantay vom Anas bis zum Dunus, kaiserliche Pro-
vinz unter einem prSItorischen legatus AugusÜ^] j der unler sich
einen legatm^) und einen procuraior^) hatte, war in drei coft-
ventM getheiit, nämlich Emerita^ Pax lulia und Scallabis^), und
enthieli zu AugusUis Zeit 5 Golonien, nämlich Augmia ßmerita,
MetelUnensis , Pax lulia, Norba colonia Caesarina ^ SccUlabiSy ein
municipium civium Romanorumj 3 civitales mit ius Latii und 36
civüates stipendiari4ie^). Hauptstadt der Provinz war Emerita^)
(Merida).
ra^^s^' Sowohl BaeUca^) als der angrenzende Theil von Tarraconen-
Aiena. gi^oj waren bereits zu Strabos Zeit in Sitte und Sprache völlig
1) Es sind dies 1) Hup<dU oder Itdia Romulay 2) Jtuci oder Virtu* Julia,
3) üeubi oder Ciaritaa lulia, 4) Corduba oder colonia Pairida, 5) Hwia Regia,
V " " "
Hübner C. /. L, Ü p. 152. 213. 21Ö. 306. 175. 201. 221. 191). Die 9te ist bei
6) Ästigi, eoUmia Augu$ta F^rma, 7) Tueei, AuffuUa OemeUa, 8) Vrso oder
Genua Urbanorum (s. PUn. N. H. 3K 11. 12. Zumpt Comm, ep, l, 311 ff.; 365 f.
10.
Plinias 3 $ 11 Aßido, quae Caeaarina, welches in Inschriften nicht als Colonie
erscheint (C. /. L. n n. 1315 Munieipe$ Caesarini, n. 1305 P0PVLV8 Munieipii
Caesarini). Hühner will daher hei Plinius lesen colonia (statt eoloniae) Atta, quat
Regia dieitur, et in mediterraneo A$ido, quae Cauarina, und betrachtet als 9ta
Colonie Carteia (s. CLL, II p. 152. 242) , von welcher wir indessen nur wis-
sen , dass sie als latinische Colonie im J. 171 v. Chr. angelegt war. Liv. 43, 3,
wozu Detlefsen S. 271 als 9te Colonie Munda rechnet.
2) Strabo 3 p. 166. Borghesl BuUeU. 1856 p. 85. Ein Ug. Ti. Caesaris Aug.
prov. LusiL Orelli 3128 » Mommsen 1. R, N: 4234, vgl. OreUi 25. 3665, ein
Ug. Aug. propr. prov. Lxuitan. unter Hadrian Orelli 2759. 3306 ; unter Alexan-
der Severus, Marinl AUi p. 793=sOrat. p. 381, 1; ein TCpeoßeuT?)^ xal dvnorpdt-
Ti]Y0C AuToxpatropoc Kaloapoc Tpaiavou !A.&piavoO Seßaorou licap/sCa^ AouoiTa-
v(ac C. /. Qr. 2638. Vgl. C. /. L. II n. ^58. 259. Dass der Kaiser Traianus
Decius vor seiner Thronbesteigung etwa 238 Legat von Lusitania war (Borghesi
Oeuvres 4, 289), ist nicht sicher.
3) Strabo 3 p. 166.
4) Er heisst procurator prov. Lusitaniae C, I. L. II n. 1120. Orelli 485.
Henzen 6767; unter Nero s. Borghesi Oeuvr. 3 p. 307 oder proc. Augusti C. I, L.
II n. 2015; nach Septimlus Severus proe. provinciae Ltuitaniae et VeitorUae
C. /. L. II n. 484 (»OreUl 3664), n. 1178. 1267, so wie in dieser Zeit auch
ein tabularius Lu$itaniae et VetUmiae C. 1. L. II n. 485 vorkommt. Vettonia
ist derjenige Theil Lusitaniens, der von der heutigen Grenze Portugals östlich
liegt. S. die Karte im C. /. L. II. Ein iubprocurotot provine. Lu$iianiae nach
Borghesfs Lesung Borghesi Oeuvr. 5, 275.
5) Plin. N.H.i% 117.
6) Plin. a. a. 0. Zumpt Comm. ep. I p. 369. C. I. L. U p. 52. 72. 8.
81. 35.
7) Hübner C. /. L. U p. 52.
8) Strabo 3 p. 151 : ol piircoi Toup^xavol xal iidXiora ol irepl töv Baltiv
TtXimc «U töv 'Pa)(iiai<9V |i.CTaßißXif]vxai Tpöirov o6&i t9)( StaXixTou tj}< o^cr^poc
Iti |ACfAVt)pivoi. Vgl. Ukert Qeogr. d. Gr. u. Rom. U, i S. 332.
9j Stcabo 3 p. 167 : 6 (i tpitoft (x9n npcoßcux&v iicioxonei) t^v (teo^Yaiov,
— 107 —
römisch geworden. Die Anlage von Landsirassen i) , um welche
sich namentlich Pompeius, später die Kaiser verdient machten 2),
die Ansiedelung von Römern im Lande und der Militärdienst im.
römischen Heere zogen auch die übrigen Theile der Halbinsel
m
immer mehr in den Bereich römischer Gultur,' so dass, als Ve-
spasian, welchem bei seiner Erhebung die Provinzen Spaniens
sich sogleich anschlössen 3), denselben während seiner Gensur im
J. 75 sämmtlich das ius Latü ertheilte^) , die Romanisirung der
Halbinsel als vollendet betrachtet werden konnte. Unter den
Mitteln, welche man anwendete , um einerseits die noch dispara-
ten Theile der Provinz zu vereinigen, anderseits dem kaiserlichen
Regiment in denselben eine innere Autorität zu schaffen, ist
namentlich eine Institution zu erwähnen, welche wir bei den
andern Provinzen wiederfinden werden, nämlich der religiöse
Cult der Stadt Rom und des kaiserlichen Hauses. Schon zu Leb-
zeiten äes Augustus gab es in Tarraco eine ara Augt^ü^) und
im J. 45 n. Chr. gestattete Tiberius der provincia Tarraconensis
einen Tempel des Augustus zu bauend). Seit dieser Zeit versam- Landtage
der drei
melte sich jährlich einmal in Tarraco ein concilium provinciae Proviusen.
Tarraconensis'') und in gleicher Art bald darauf in Emerila ein
concHium provmcicie Lusitaniae ^) , in Gorduba ein concilium pro-
vinciae Bcieticae^) y d. h. eine Festgemeinschaft von Abgesandten
xal t6v ^IroXiTt^ t6t[ov ueraxeiuiviDV Iv Tn Tijßevvot^ dcfttJTi.
1) Polyb. 3, 39.
2J Ukert a. a. O. S. 246.
3l Tac. Hist, 3, 53. 70.
4) Pliu. N. H, 3 % 30: uräver^ae Hhpaniae Vespa$ianu8 imperaior Augu-
$tu$ LatHrni tribtüt. Daher bezeichnet PUnius 3 $ 18 u. ö. di^enigen,
welche schon vorher das hm Latii hatten y als Latini veleres. Dass Vespasian
während seiner Censnr Im J. 75 den Spaniern die Latlnit&t verlieh, erglebt sich
aus den Inschr. C. /. L. II n. 1049. 1050, vgl. 1610. 1631. ^
5) Münzen von Tarraco mit viereckigem Altar, aus dem eine Palme hervor-
wachst Eckhel, D. N. I p. 58. Florez MedaUas H t. 44. 45, vgl. Qulntillan. 6,
3, 77: Augtt$tu3 nuntiarUibus Tarraeonauibu9 palmam in ara eiua fnatam: Ap-
partty inquü, quam saepe accendaUs.
6) Tac. Ann. 1, 78: templum ut In eoUmia Tartaeonenai itnuretur Augusto,
p€tentibu3 Hiitpani» permissum , datumque in omnea proüineiaa exemplum. Dieser
Tempel, der ebenfalls auf Münzen von Tarraco erscheint, welche auf der H. S.
den sitzenden Augustus mit der Inschr. DEO AV0V8T0 darstellen (Eckhel D. N.
I p. 57}, wird noch sp&ter erwähnt bei Spartian v. Hadr. 12; v. Sweri 3.
7} C. /. L. U n. 4055. 4127. 4230. 4246.
8j Obwohl das coneilium nicht besonders erwähnt wird, ergiebt sich das Yor^
handensein desselben aus dem flamen divi Augtuii provinciae lAuitaniae C. 7. L,
U n. 473. 35. 160. 396 u. ö.
9) eonciUum wuvtrBoe provinciae Baetieae C. /. L. U o. 2221. cf. 2344.
I
■
I
— 108 —
(legati) aller selbständigeo Städte jeder Provinz ^j, welche bei
den Festspielen Ehrenplatze erhielten ^) und zugleich einen Land-
.tag der Provinz bildeten, der zunächst die fUr die Bestreitung
der Opfer und Spiele erforderlichen Geldbeiträge ausschrieb, diese
Gelder durch eigne Beamte verwaltete 3) , für den Tempel einen
curator*) und für den Opferdienst einen jährlich wechselnden^)
Priester (flamen Romae et (Uvot^m Augusiorum provinci€te^)) aus
einer der betheiligten Provincialstädte 7) erwählte, dessen Frau
zugleich als flaminica fungirte ^) ; ausserdem aber bei dem Hei~
ligthume als dem Mittelpunct der Provinz verdienten Männern
Statuen decretirte ^) , Beamte zur Ausführung dieser Beschlüsse
ernannte ^^] , Privatpersonen die Errichtung von Monumenten
gestattetet^) und zuweilen auch im Interesse allgemeiner Be~
Falsch ist demnach, was Nlpperdey zu Tac. A, 1, 78 annimmt, dass für alle drei
spanischen Provinzen in Tarraco ein Tempel gegründet worden sei.
1) Dass die Abgesandten legati hiessen nnd von ihrer Stadt eine Instruction
(mandaid) erhielten, lehrt in Bezug auf den Landtag in Lugdunum, von welchem
unten die Rede sein wird, die Inschr. von Torigny (Mommsen JE^. An. in Ber.
d. K. Sachs. Ges. d. Wiss. phil. hist. Glasse. 1852 p. 242). Hienach scheint mir
die Inschr. C. /. L. II n. 4055, welche Hübner nicht gesehn hat, von einer dop-
pelten Legation zu verstehn und so zu lesen: ob UgtUtones in concUio Provm-
eiae Hisp, Cii. [et] aput Antonlnum Aug, prospere gesta».
2) C. I, L. II n. 4280. Dasselbe wissen wir von den Spielen in Lugdonum.
3) Hierüber s. unten bei Galliae.
4) C. /. L. n n. 4202.
ö) Dass das Amt jährlich war, lehrt 1) die Inschr. C. I. L. II n. 2221:
FMo flamhU divorum Aug. provinc. Baetieae. Huie eoruummato
honore flamoni — — consensu concili universat prov. Baei. decreti tuni honorts.
Vgl. n. 2344: hie provinciae Baetieae eonaensu flaminis munus est conseqttutus.
Peraeto honore omn(e) coneH(ium) et ctmsentus (lies ex eonsentu) sta-
iiiam deerevit. 2) der Ausdruck flaminatis, der nach Analogie von duuimviraliSj
aaeerdotalia den gewesenen flamen bezeichnet. C. /. L. II n. 983: 0. Varinio
Pienti$a, viro flamUiaU provinciae Batticae annorum LXX, n. 4248 : C. Val. Ära-
hino aacerdoti Romae ei Aug. P. H, C. siatuam inter flaminalea viros
poaitam exomandam umvers(i') cenauer(e'). Aus diesen Inschriften geht hervor,
dass die Statuen vor dem Tempel den flamtnes nach ihrem Austritte aus dem
Amt gesetzt wurden, dass die flamines also nicht lebenslänglich waren.
6) Der Titel wechselt: flamen Romae divorum et Augusti (oder Auguttorum')
prov. Hisp. euer. (n. 4205. 4222 u. ö.); flamen Romae et Aug. (4224. 422ÖV,
saeerdo8 Romae et Aug. (4248); flamen divorum et Augustorum (4199. 4217 j;
flamen AugwtaUs (4223) oder flamen provinciae (2220 u. oft). S. Hübner C. /. L.
II p. 541.
7) Die in den Inschriften erwähnten flamines prov. Tarraeonensit sind aus
39 verschiedenen Städten. S. Hübner a. a. 0. p. 541.
8) C. /. L. II n. 4198. 4233. 4236. 4241. 4242. 4252. Meine von Hübners
Resultaten in einigen Puncten abweichende Ansicht über den ganzen Gegenstand
habe ich in der J^hemeris epigr. 1872 p. 201 ff. ausführlich begründet.
9) n. 4127. 4192. 4210.
10) n. 4230.
11) n. 4246. 4233. 4269.
— 109 —
dttrihisse der Provinz Gesandtschaften an den Kaiser ab-
schickte ^) .
Der Cultus des kaiserlichen Hauses bestand, den Denkmälern
nach zu urtheilen, so lange, als die Provinzen in ihrer Integrität
sich erhielten, d. h. bis ins dritte Jahrhunden, in welchem die
Provinzen selbst verkleinert und einer andern Verwaltung unter-
geben wurden. Die Entstehung der Provinz CaUaecia ist bereits EintheUiing
SpU11608
erwtthnt worden; nach der diocletianischen Einrichtung 2) besteht nach Diocie-
die dioecesis Hispaniarum aus ftti^f spanischen Provinzen und einer
africanischen , Mauretania Tingitana; dazu wurde noch zwischen
369 und 386 eine siebente Provinz der balearischen Inseln ein-
gerichtet ^) , so dass im 5ten Jahrhundert unter dem vicarms
Hispaniarum sieben Provinzen stehn^}, Baetica, Lusitania^ Car-
thaginienstSj GaUaecia, Tan^aconensiSy Tingitana^ insiUae Bakares,
Alle diese Provinzen wurden am Ende des dritten Jahrhunderts
von praesides verwaltet, die kein Militärcommando haben und zu
der untergeordneten Rangclasse der viri perfecUssimi (entgegen-
gesetzt den viri clarissimi) gehören ; indessen erhielt Baetica unter
Constantius II (337 — 364) zum Statthalter wieder einen vir da-
rissimus consularis ^) ; um dieselbe Zeit ebenfalls Ltisitania^),
spater, zwischen 383 und 388, Gallaecia'^)] die übrigen Provinzen
sind prSisidialisch geblieben 9).
n n. 4201. 405Ö. 4208.
2) S. das Veizeichnlss dei röm. Provinzen von 297 herausg. y. Mommsen
Abb. d. Berl. Acad. 1862 S. 514.
3) Mommsen a. a. 0. S. 515.
AS Not, Dign. Occid. c. XX und Boecking dazu n p. 464 ff.
5) Prcbuide» BaeUeat, viri perfecUssimi kommen vor: im J. 276 CLL. II
n. 1115. 1116; unter €k)n8Unt1n llr. n. 2204; im J. 337 ib. n. 2205. Cod. Theod.
XI, 9, 2. Dagegen unter Ck)n8tantiu8 II etn eontularis C. L L. II n. 2206. Aucb
S. Rufus, der 369 schrieb, nennt Baetica eine consulariscbe Provinz.
6) S. RnAis hrev, 5. Praesides lAutUmiae sind bekannt aus dem J. 315
C. /. L. U n. 481; aus dem J. 336 ib. n. 191 , und aus derselben Zeit Orelli
n. 3764BGavedoni Marmi Moden, p. 163 ff.; ein consularis aus dem J. 390 Orelli
n. 2354.
7) In der Inschr. C. /. L. U n. 4911 aus der Zeit des Maximus (383—388)
heisst es: Antonius Maximinus a nova provineia [Q]a![(}a{eeia] primus eonsulariSj
[anijfi praeses. Die Erg&nzung Ist sehr wahrscheinlich, da 369 GaUaecia noch prä-
sidiaiisch war (Ruftis c. ö), um 400 aber (^Not. Dign. 1. ).) consularisch ist. Hie-
nach aber kann der CatuUinus vir eonsularis praeses prov. CaUaeiae C. L L. II
n. 2635 nicht in das Jahr 315 gesetzt werden.
8) S. Rufns (f. 5. Not: Dign. 1. 1. Ein praeses prov. Tairraeonensis ist nach-
weisbar aus dem J. 288 C. L L. 4104, aus dem J. 312 ib. 4105, aus dem J.
316 Cod. Theod. II, 6, 1 und aus etwas sp&terer Zeit 0. L L. U n. 4106.
4108. 4112. 4133. FOr die andern spanischen Provinzen sind Beispiele nicht
vorhanden.
— HO
VI— XIV. Die galÜBOhen Proviiisen.
Einriciitiinff Ungeachlel der vielen und zum Theil sorgfältigen Unter-
Narbimen- suchungen über die gallischen Provinzen *) ist die Geschichte
derselben in vieler Beziehung dunkel. Die erste Eroberung in
Gallia Cellica oder Transalpina^) — denn von dieser allein haben
wir hier zu reden — machte der Gonsnl Q. Opimius, als er 600
= 154 den Massiliern gegen die Ligurer zu Hülfe zog^). Diese
Kämpfe wurden fortgesetzt in den Jahren 629 und 630=^ 4 S5 und
durch M. Fulvius Flaccus*), 423 und 48« durch C. Sexlius Cal-
vinus, die Gründer von Aquae Sextiae, welches eine römische
Besatzung erhielt^) ; der doppelte entscheidende Sieg, welchen des
letzteren Nachfolger, Gnaeus Domitius Ahenobarbus, und der ihm
zu Hülfe gesendete Gonsul Q. Fabius Maximus über die Allobro-
ger und Avemer im J. 633 ==4 24 an dem Einfluss der Is^re in
die Rhone und bei Vindalium in der Nähe von Avignon erfoch-
ten«), hatte zur Folge die Einrichtung der Provinz'), welche von
1) lieber die altere Geschichte derselben s. A. Thierry Hittoir€ du Qaulois
depuis Us temps Us plus reeuUs Jusqu' h l'entihre iottmission de la OmUe sous
l'admini$tration rcmainey Paris 1828. 8. Derselbe HUtoire de la GauU »ous la
domination romainef Paris 1840. 8. £. Herzog Qalliae Narbonen$is provineiae
Bomanae historia, Lips. 1869. 8. Zompt Studia Rom., Berol. 1859. 8. Kuhn
Verf. d. R. R. II S. 407 ff. Mommsen R. G. II« 166 iff. HI«, 211 und beson-
ders E. Desjardins GiographU dt la Qaiide, Paris 1869. 8.
2) Das von Cäsar eroberte Gallien heisst gewöhnlich CelÜca oder Nova (Ben-
zen /nsor. p. 28 ad n. 186), aber OcdUa tran$alpma intu$ ad Bhenwn hat V&rro
de r. f. 1, 7, 8.
3) Polyb. 33, 5. 7. 8. Liv. ep. 47. Herzog a. a. 0. p. 42.
4) Fasti tritunph. ad a. 631 (C. /. L, I p. 460). Llv. ep, 60. Ammian. Marc.
15, 12: kaeregkmes, praeeipue quae eonßnet Italicis, pauUatim levi sudore snh
imperium venire Romanum: primo Untatae per Ptdviium, Uetnde prodiis parvU
qwusatae per Sextiunij ad yüimum per Fabium Maximum domitae.
5) Fasti triumph. ad a. 632 (C. /. L. I p. 460). Liv. ep. 61. Cassiodori
Chron, (Abh. d. Sachs. Ges. d. Wiss. VIII p. 618) zum J. 632: hU eonss.
0. SexUus oppidum aediftcavit^ in quo Aquae 8exiiae^ in OalUa, Aquae Sextiae
wird von Livius a. a. O. irrthümlich Colonie genannt; es war ein casteUumj
9(>oupdi. Strabo 4 p. 180. Vellei. 1, 15. Herzog a. a. 0. p. 50 f.
6) Fasti triumph. ad a. 634 (C. /. L. I p. 460). Strabo 4 p. 185. 191 und
mehr bei Dramann 3, 226. Herzog p. 46 und über die Zeitbestimmung der
beiden Schlachten Mommsen R. G. 11^ 166 f.
7) Ein direetes Zeugnis« über das Jahr der Einrichtung der ProTinz ist nicht
vorhanden. Da Jedoch Caesar B. O, 1, 45 sagt: hello auperaioa ette AvtmoM et
Rutenos a6 Q, Fabio Mcaimo, quibw populua Bomamu ignoviiset^ neque in pro-
vineiam redegiuet neque MÜp^ndhan impo8W8$et, so lasst sich aus dieser Erwäh-
nung von Völkerschaften, die nicht zur Provinz gezogen wurden, auf die Ein-
rlehtung der Provinz selbst schliessen. Zümpt 8tud, Rom, p. 25 VUst die Pro-
vinz im J. 100 durch Marias einrichten, gegen welche Annahme sich auch Her-
zog p. 63 erklärt.
— 111 —
der H8 gegründeten Colonie Narbo Martins ^j den Namen Nar-
bonensis erhielt 2). Dass die Eroberung einer neuen Provinz schon
bei dem Beginne des Krieges beabsichtigt war, lässt sich theils
aus der Notbwendigkeit einer Landverbindung zwischen Spanien
und Italien, theils aus den Ptönen der GraQcbischen Parthei, wel-
cher Fulvius Flaccus angehörte, schiiessen. Man hoflte hier ein
neues Gebiet fttr die römische Colonisation zu gewinnen, das
ohne den Widerstand der Gegenparthei ausgebeutet werden
konnte 3).
Die Grenzen der Provinz bildeten im 'Osten die Alpen, im
Norden der Lauf der Rhone vom Genfer See^) bis Vienna, im
Westen die Cevennen^) und der obere Lauf der Garonne, im
Süden die Pyrenäen und das mittelländische Meer, sie sind in der
nächsten Zeit nicht verändert worden , da der Sturz der Gracchen
das politische Interesse an dieser Erwerbung für eine Zeit lang
beseitigte. Der Krieg mit den Cirobern 646—652=109 — 402
stellte sogar das Bestehen der Provinz in Frage, und erst Cäsar
fand es seinen Absichten entsprechend, den Eroberungskrieg in
Gallien aufs Neue zu beginnen ^). Im J. 695 = 59 erhielt er beide
Gallien, das cisalpinische und das narbonensische, dazu Dalmatien
und IsUien?), und in acht Jahren, von 58—54, hatte er die
1) Velleins 1, 15, der du Jahr angiebt. Eotrop. 4, 23. Gründer der Colonie
war L. Licinlns Grassns. Gic. Brut, 43, 160.
2) Sie hiess znerst Gallia Braccato. Mela 2, 5, 1 : /uif aUquando Braeeata,
mme NarboneniU. Plln. iV. H. 3 $ 31 : Nofhonmais provineia — Braecata anUa
dieta. Im Gegensätze dazu heisstdas übrige Gallien Comata, PUn. N,H, A% 105.
3) Mommsen R. G. 119, 167.
4) Genava (GenQ liegt im Gebiete von Vienna. Caesar. B. (?. 1, 6. Momm-
sen Inmr, Confoed, Heivet, p. 11.
5) Naoh der Jetzt bei Cicero pr, Fontäo 9, 19 aufgenommenen, von Momm-
sen in Halms Ausgabe II, 1 p. 477 vertbeidigten Lesart gehörte noch Segodu-
nnm im Gebiet der Ruteni zur Provinz » und lag demnach die Grenze vestlich
von den Cevennen. Indessen ist dies unsicher, da Caesar B. O, 1, 45 ausdrück-
lich sagt, dass Q. Fahims Maximus die Ruteni nicht in provinciam ftd/egi»9€t,
vgl. Herzog p. 47.
6) Cic. dt prov, eons. 13, 32: heUum. Gaüicumf patres conwjWpti, C, Caesare
hnperatore gutum est, anUa tanttimmodo repuUwn, Semper iüat naüones nostti
<fiq>eratorc« refiäandtu potku hello quam laeestendas putavenml, Ipse iUe C. Marius
— influefUet in JUdiam OaUorwn maxima» eopiaa repressitj non ipse ad eorum
wbea sedeaque pemtraoü. C. Caesaris longe dtiam video fuisse rationem :
non enim sSH solum cum «s, gwos iam armatos contra populum Romarwm vidt-
hat, bellandum esu dusüf sed totam OaUiam in nostram dieionem esse redigendam.
7) Flut. Pomp. 48: Kabapi hk vfyt tnhc 'AXittmv xal rJjv ixTi« l^eiv Ta-
httifFi xal 'IXXup(ouc. Ders. Caes. 14: Tf,v hrzb<i 'AkTxm^taX t^v Ixtöc ditaoov
KcXttx-fjv. Ders. Cato min, 33: l^jflfj^loavro Kaiaapi jJtiv iXXuptÄv xal roXarCa«
— 112 —
Eroberang von ganz Gallien vollendet, so dass das Jahr 704=50
BeiiCintr als Aofangspunct der neuen Provinzen gellen kann^). Das ganze
jiTcYÄo. Land, die alte Provinz mit eingeschlossen. Hess er bis zum Jahre
''*""■• 740 = 44 ungetheili verwalten 2), und erst kurz vor seinem Tode
verlieh er das Goroniando in der Narbonensis dem Lepidus, in
der Belgica dem Hirtius, in dem übrigen Gallien, also der nach-
herigen Aquitania und Lugdunensis dem Munatius Plancus^). Eine
eigentlich organisatorische ThStigkeit hatte er bis dahin nur der
alten Provinz zuwenden können. In Folge des Widerstandes näm-
lidi, welchen ihm im J. 705=49 Massilia, die älteste Bundes-
genossin Roms auf gallischem Boden und die durch die Ausdeh-
nung ihres Gebietes mächtigste Commune des Landes, leistete,
hatte er der Stadt zwar ihre Freiheit gelassen^), aber den grOssten
Theil des Territoriums genommen^) und als ager publicus einge-
zogen ®) , so dass damals der ursprüngliche Plan der Gracchen,
das Land zu romanisiren, aufs Neue aufgenommen werden konnte.
In Folge dessen wurde seit dem J. 708 = 46 nicht nur nach
Narbo eine neue Colonie ausgeführt^), sondern auch zur Anlage
der Colonien Baeterrae (Beziers), Arelate (Arles), Forum lulii
(Frejus) , Arausio (Orange) geschritten ^) , von welchen die drei
ersten auf dem früheren Gebiete von Massilia gelegen sind, und
gleichzeitig einer grossen Anzahl von Ortschaften latinisches Recht
•
dpx'^v dicdoT)«. Dio Gasfl. 38, 8. Appian. B. C. 2, 13. Suet. Com. 22: et iräüo
quidem OaUiam (Htalpinam, Ulyrieo adiectOf lege Vatmia accepit^ mox per sena-
tum Comatam q%u>que,
1) Säet. Caes. 2ö : omnem OalUamy quae saüu Pyrenaeo Alpibtuque et monte
Oebenna, fiwnifubus Bheno et Rhodano eontinetur — m provinciae formam re-
degit, Dio Gass. 40, 43. VeUeius 2, 39. Eutrop. 6, 17. Rufas brev. 6.
2) So verwaltete im J. 48 und 46 D. Brutus alle transalpinischen Provinzen.
Appian. B. C. 2, 48. 111 und Schweighäuser zu 3, 98. Drumann 3, 568.
3) Drumann 3, 685.
4) Strabo 4 p. 181. Plin. H. N. 3 % 34.
5) Dio Gass. 41, 25: xal 8c (Caesar) tetvmv r6it uev xd te Zizka %a\ xck
vttü« xd Te /pi^fiaT« i^eCXrco, ßoTEpov U xa\ tA Xoiicd iravta Tt'K^s toö tK; IXcu-
H^ioi öv6|jLaT0«, Florus 2, 13. Orosius 6; 15.
6) Darauf geht, wie Mommsen R. G. HI*, 537 bemerkt, Cic. de off. 2, 8, 27 :
aeeutus e$t (^8uüam)j qxü in causa tmpia, victoria etkrni foediore non singulorum
eivhm bona publicarety $ed universaa provincias regionesqite uno calamitatia iure
comprehenderet. Itaque vexutie ae perditie exteris nationibus ad exttnplum amissi
Unperii portari in triumpho Masiiliam vidimus et ex ea urbe IrtimtpAari, eine qua
nunquam nostri imperatoree ex transcdpinis bellia iriumpharwU.
7) Suet. Ti. 4. Zumpt Conrni. epigr, 1, 313. Herzog QoU, Narh. p. 81. Sie
heisst später Colonia Julia Patema Claudia Narbo Martiue. Uenzen 5232. 7253.
8) Zumpt Comm. ep. 1, 315 IT.
— 118 —
verlieben y namentlich Nemansus ^) und Gabellio ^) , ebenfalls auf
dem Gebiet von Massilia, und wahrscheinlich zu derselben Zeit
Antipolis , Avenio , Alba Hetviorum , Glanum Livii , Gaenicenses,
Anatilia, Forum Voconii, Sextiae^). Die neuerworbenen Land-
schaften waren dagegen bei Beendigung des Krieges weder völlig
unterworfen^], noch vollständig besetzt, noch endlich neu orga-
nisirt worden; im J. 708 = 46 empörten sich die Bellovaci in
Belgien^) und in den Jahren 43, 98 und 27 ist noch dreimal
über Gallien triumphirt worden <^). Wie viel noch an der voll-
ständigen Einrichtung der Provinz fehlte, sieht man daraus, dass
bei der neuen Organisation des Reiches im J. 727=27 v. Chr.
Augustus den ganzen gallischen Ländercomplex mit Einschluss l^^"^^^^
der Narbonensis selbst übernahm, und alle vier Provinzen, in ^^^^'
welche er denselben theilte, zuerst äusserlich fest begrenzte und
innerlich constituirte'^). Diese Provinzen waren:
4. iVaröonen^i^, welche, so lange die Organisation dauerte, i-^at«o
n&mlich von 27 — 22 v. Chr., in kaiserlicher Verwaltung blieb,
im J. 22 aber dem Senate übergeben wurdet) und seitdem, wie
1) Dass Nemausus latinische Golonie war, sagt ausdrücUich Strabo 4 p. 187.
Plin. Tf. H.3 % 37. Dass diese Colonie yon Caesar lienilkhrt, lehren ihre Hfin-
zen; das Jahr ihrer Grflndung scheint 49 ▼. Chr. zn sein. S. Hommsen a. a. O.
S. 675. Herzog p. 85. Die übrigen oppida Latina der Provinz s. bei Hin. N. H,
2 S 36. 37.
2) Herzog O. iV. p. 86. Die Mönzen von Gabellio aus den Jahren 44 und
42 y. Chr. haben die Inschrift COL CABE. S. De la Saussaye p. 42. pl. XVII.
3) Herzog G. N. p. 87. Mommsen R. O. 3, 536.
4) Sali. HM. 1 , 9 Kritz : omnia Oallia eis Rhenum atque inier mart nMtrwn,
fUBi qua a ptUudibua invia fuit, perdomiia. Vgl. Mommsen O. d. Rom. Mänzw.
8. 686. Noch vom J. 27 v. Chr. sagt Dio Cass. 53, 22 : %a\ xd toötoiv (toiv Ta-
XoT&v) dxtfxdvtara Irt, 5xt t(»v ^fi^oXloiv iroXif&oav e696« M tiq dXdbosi inv^E' »
VO{AivCDV, ^s,
5J Liv. ep, 114.
6) a. 43 von L. Munatius Plauens, a. 28 von C. Carinas, a. 27 von M. Va-
lerius Messalla. C. 7. L. I p. 461.
7) Die Einthellnng Galliens In vier Provinzen geben einstimmig an Strabo
4 p. 177; Plin. iV. H. 4 $ 105; Dio Cass. 53, 12; Ptolemaeus 2, 7^9. Dass
sie von Augustus herrührt, sagt Strabo ausdrücklich und folgt auch aus Plinins,
welcher die statistischen Nachrichten aus augusteischer Zeit benutzt ; in das Jahr
27 n. Chr. 9etzt sie Dio Cassius, und dieser Ansatz wird bestätigt durch den
Umstand, dass im J. 27 der erste Census in allen Theilen Galliens abgehalten
wurde, welcher eine feste Begrenzung dieser Theile und eine Einthellnng der-
selben in Steuerbezirke voraussetzen l&sst. Liv. ep. 134 : C. Caesar rebus com-
posüis et omfUbus provineiis In certam formam redaetis — Augustus quoque eogno-
nUnatus est, — Cum Ule conventum Nofhone egtt, eensus a trilms OaUiiSj quas
Caesar paier vieeraty actus. Dio Cass. 53, 22 : xal d((6p(A7]9e }».ks d>( xal i^ ti^v
Bprcra^flav OTpaTe6ooiv, ic ^i ^ FaXaTCac iX9(6vy fvrau&a dtiTpt^^ev. — Kai
auT6v nal diroYpa^^ litoc^aaTO xal t^v ß(ov vht re TtoXirelov ^t£x6o|jLT)0c.
8) Dio Cass. 53, 12; 54, 4. Strabo 17 p. 840.
B6m. AltarKk. lY. 8
— 114 —
früher^), unter einem propraHor stand, weldier nunmehr den Titd
proconsul^} führte und einen legatm^ und einen guoextor^) unter
sich hatte. Von den speciellen EinridbtungeA erfahreu wir wenig,
wie z. B. die Gerichtssprengel (convenius) nirgends aufgeeählt
werden ^) ; dagegen wissen wir , dass Augustus theils während
des Triumvirats, theils bei einem späteren Aufenthalte in der
Provinz in den J. 46 — 43 neue Bttrgeroolonien grtladete^)» zu
denen wahrscheinlich Garcaso^), Ruscino^), Vienna*), Valentia^^)
und Aquae Sextiae^^) zu rechnen sind.
2.Äquaania. S. Aquttanta, erobert im J. 56 durch P. Licinius Crassus,
den Sohn des Triumvir und Cfisars Legaten ^^] , musste in Folge
wiederholter Aufstände noch zweimal unterworfen werden, im
J. 38 darch M. Agrippa ^^) und bald nach der Schlacht bei
Actium^^) durch Messala^^), welcher am 25. September 27 über
1} So var M. Fonteius propraetor OalUae NarbonenaiSy wie Mommaeo R. 0.
m*, 212 annimmt, von 76 — 74, sicher yon 75 — 74. 8. Drnmann 5, 330; er
heiBBt pra€tor Cic. pr. Foni, 5, 11; 7, 16 und batte zwei UpaU ib, 8, 18. Im
J. 64 war propraetor L. Licinias Mureoa, Cic. pr. Mut. 26, 53 ; im J. 62 C. Pon-
tinas, Liv. ep. 103.
' 2) Beispiele von proeonaulCM G, N.: unter Claudias : Borgbesi O^uor, 5, 7. 8;
unter demselben oder Nero: Tac. //. 1, 48. Plin. N, H, 35 ^20; unter Traian :
OreUi-Henzen 3659. 6915; unter Antoninus Plus: Benzen 7420a; unter Septi-
mius Severus: Marini Jscr. Alh. p. 50; unter Caracalla: Henzen 6450; unter
Alexander Severus : Borgbesi Oeuvres 4, 133. lust. Cod. 9, 9, 4 ; aus unbestimm-
ter Zeit: C. 1. Or, n. 5800.
3) OreUi-Henzen 3179. 6488. Marini /ter. Alb. p. 50. 51.
A) OreUi 3179. 3186. 3865. Marini AUi p. 793.
b) Erwähnt werden sie von Caesar B, &. 8, 46 ; genannt wird nur der con-
vetUua Na/rhonemU Liv. ep, 134.
6) Monum. Anc. 5, 36 : Colonias in OaUia Narh(on€an) — militum
deduxi. Dio Cass. 54, 23 : ttöXei; h tiq FoXail^ xal dv tt} 'lßT]p(^ aoyiyä^ dn^^tiat»
7) Colonia JuUa Carecuo in einer Inscbr. bei Herzog QoUl. N, H. App. n. 266.
8j Auf ihren zwischen 27 und 23 v. Chr. geprägten Münzen beisat die Stadt
COL HVSC LEO VI. De la Saussaye Numitmatique dt la Oaule Narbormaiae,
Blois et Paris 1842. 4 p. 193 pl. XXUI.
9) Auf Münzen Colonia Julia Viefma. Eckhei D. N. I p. 71. De la Saussaye
a. a. 0. p. 131. Borgbesi Oeuvr. 5 p. 260.
10) Plin. iV. ff. 3 S 36. Herzog Qaü. N, H, p. 94. 95. Zumpt Comm. tp.
I p. 370.
11) Herzog (?. iV. H. App. 356: COLonia JVLIA AVGusta AQV18 SEXTiS.
Dass Plinius die Stadt unter die oppida lAiUna rechnet, hat darin seinen Grund,
dass seine Quelle ausschliesslich Agrippa ist. S. Desjardins p. 429.
12) Caesar B. O. 3, 27. Drumann 4, 116; 3, 269.
13) Appiau. B. C. 5, 92. Dio Cass. 48, 49. Eutrop. 7, 5.
14) Appian. B. C. 4, 38. Messala war Consul 31 t. Chr. und führte den Krieg
als Proconsul , also frühestens von 30 an. Fastl triumph. ad a. 727. C. /. L. I
p. 461.
15) TibuU. 1, 7, 3ir. L. Wiese De M. Valerii Messalae Corvini vita et studüt
doctrinae, Berol. 1829. 8 p. 22. Vgl. Sueton. Oet 21. Eutrop. 7, 9. Aurel, Vict.
Epit. 1, 7.
— tl5 —
AquüAbien trfoiii|>hirtö^). Bei der GoftstituiraDg der Previnz wur-
den ztt dier aquilaüiM^heti Landschaft^ welche zwisoben den Py-
reMen^ den% Meer, der Garenüe «nd den Geyennen Hegi^), noch
44 Sttttntoe tfwisdieivi Caroline und Loire gefügt nnd Mmit die
Nordgrenze bis zur Loire vorgesehobeo^).
9. Lugdunensis, der Landstrich zwisolieDr Loire, Seine ^.Lugdw
und Sa6ne ^} , erfaiett seinen Namen von der an dem stidlichsl^i **'**^''
Pttnete der Provinz geli^genen, im J. 744=2:43 gegründeten römi-
sehen Colonie Lugdunam^).
4. Die vierte, dem Umfange nach grössle Provinz, BelgtcUj A.stigica.
Wahr bei ihrer Binrichtong begi*enzt im Westen durch die Seine
nnd Sa6ne, im Norden durch die Nordsee, im Osten durch den
RlMin von seiner Mündung bis zum Bodensee ^) ; ihr südlichstes
Gfeiblet nmfasste den ganzen v^estlichen Tbeil der Schweiz, den
bereits Gttser imf J.> d8 durch Besiegvng der Helvetier und Rau-
riker^) mnd im J. 9l durch die. Besetzung des Hhonetlials unter-
worfen haltet), und in welchem zwei Golonien, Colama Equeslris
oder NtHfioätifmm (Nyon) ^) und Colonia Raariea (Äugst bei Ba-
sel) *^), schon im J. 43 angelegt waren. Die Residenz des Statt-
halters der Provinz war IHcrocortorum Hemorum (Reims) **^).
- - - ■ - - - — — - - —
1) FM«i tr. ad s. 727. C. L L. I p. 461. Appian. B. C, 4, 38. TibuU. 2,
1, 38; 2, 5, 116 ff.
2) Cmwu* B» O. 1,1: Aqnikmia a Qarumna flumine ad By^tnaeos montea et
$ain paHirti Oeeani, quae est nk Siapanimfn^ pertinel» Strabo 4 p. 177 : 'Axuctovo^c
S) Strabo a. a. O. : 6 U 2cß«0T^< Kataap terpayf) (teXdbv roiic |jun KdXrac
xffi NappmvhriSo« lizapyiia^ dit^ytjvev , 'Axüiravoü^ tf' oSoircp x^Ttelvoc (Ca««ar),
icpooidYjxs 5^ Tmapetf)e«((€]fcoi ^^Knr) xdW f&tra^^ toü Fapoöva xal tou Al^iQpo«
itotauot^ vtttott^vflov. Pltn. JV. JV. 4 $ 108. Ptolemaeud 2, 7.
4) Ptoknn. 2, 8.
5) lieber die Anlage der Colonie s. Znmpt Comm, ep, i, 371. Boissieu
hucr, de Lyon p. 126 ff.
6) FUn. M Jü. 4 5 105. 106. Ptolem. 2, 9.
7i Oaee. B. O. i, 9—90. Ur, q». 103. Plo Oats. 38, 31—38. Flut. Cat$, 18.
81 Caea. B. &. 3, 1.
9) Ba die Golonie nur Mia^ nieht Auptifla heisst, so ist de Tor 27 ▼. Ohr.,
eatweder von Caesar selbst oder von den TriamTirn oder von Octavian angelegt
wotden. Colonia equeeMe nennt sie Plln. If, H, A % 106, chitas equeaMwn die
Instthr. bei Hommsen Ineer. Conf. Helv. n. 115.
10) Von L. Mnnativs Plancas, der in den Jahren 44 nnd 43 Statthalter in
dem neuen Gallien war (Dromann 4, 207) , heisst es in dessen Gimbinscbfill,
Orelll 590aMommsen 1. R. N. 4089: in QaUia eoUmias deduxU Lugdumum et
Bamtkam. Den Titel AaguUa hat die Colonie erst spiter erhalten, wahrschein-
lich in Folge einer Emenerung der Colonie, Tielleicht 10 — 13 v. Chr., w&fareOd
welcher Jahre Augnstns mehrere Colonien in Gallien grQndete.
11) Strabo 4 p. 194.
8»
— 116 —
y«rw«Hug- ^i^ <irei von Cttsar eroberten Ptovinzen, welche im Gegen-
sätze zur Narboneruis die tres GolUae belesen ^) , wurden nicht
nur gleichmässig eingerichtet| sondern auch, theils weil sie noch
nicht vollständig beruhigt waren, theils weil sie zum Ausgangs-
punct für die fortdauernden Eriege gegen die Germanen dienten,
wahrend der ganzen Regierung desAugustns einem gemeinsamen
miliUlrischen Commandeur untergeben, der die einzelnen Provin-
zen durch seine Lofoten verwaltete 2). Auf diese Weise regierte
in den sammtlichen drei Provinzen in den J. 20 und 4 9 v. Chr.
Agrippa'), darauf, vielleicht im J. 48 Tiberius^), von 46 — 13
Augustus selbst, welcher sich fast drei Jahre in Gallien aufhielt ^) ;
von 43 — 9 der altere Drusus<^), von 9 — 7 Tiberius^), und erst
damals kann die getheilte Verwaltung der Provinzen begonnen
haben ^). Noch einmal indessen finden wir alle drei Provinzen
zusammen unter dem Gommando des Germanicus, welcher von
43— 47 n. Chr. *) nicht nur den Krieg gegen die Germanen führte,
sondern auch während dieser Zeit den Census in den drei €ial-
lien abhielt ^^), die Huldigung beim Regierungsantritt des Tiberius
1) LiY. ep. 134: cum ilU {Augwiu») ccnventwn Narbotu tgU^ eentiM a iri^
hus Oalliis, gua« Cauar pater vieeröiy aetiu. Plin. Pf. H, i % 105. Ein 4aeerdo8
111 provineiantm Oalliarum Orelli 184. 186, Tgl. OreUi 36Ö0. 3653. Henzen
5967. 5968. 6393. 6944. 6949. 6950. Die Insclir. OreUl 3178, in welcher ein
praef. vehieul. trium prov. OaU. lAtgdunens, Narbonena. ei Aq%iÜani(ac) vorkommt,
also die trti Oamae in andeim Sinne gebraucht werden, ist ligorianlach.
2) DasB dies aach in andern Provinzen der Fall gewesen sein mag, lehrt
Dio Cass. 53, 12, der, nachdem er die im Jahr 27 zwischen Senat und Kaiser ge-
theilten Provinzen aufgezahlt hat, hinzufügt: Taura hk oStoi xaT^X€(a, Sri vuv
^oiplc IxaoTov a6Töv ^TCfAovcuerat. iizwi x6 ^c dpyiaXo'i xai ii:\ icoXu «al ouvSuo
xal o6yTpia xä IdvT] &\ui IJp^£To.
31 Dio Cass. 54, 11. Zampt Studia Romana p. 103.
4) Suet. Tih, 9 : poai hoe Comatam OalUam anno fere rtxU^ d. h. das von Cäsar
eroberte ganze Gallien. Die Zeitbestimmung ist nicht sicher gegeben. S. ^urnpt
8t. Rom. p. 103.
5) Dio Cass. 54, 19. 20. 25.
6) Dio Cass. 54, 25 und die übrigen Stellen bei Zumpt 8t. Rom. p, 118.
Obgleich er in Germanien commandirte, hielt er doch den Censas in Gallien ab
(Liv. ep. 139. Oratio Claudii bei Boissieu Inaer. de Lyon p. 139: et qwtidem
cum a eenaua novo tum opere et knadaueto QalUU ad hettum avoeaUu esaet) und
gründete in Logdunum die ara Augueti (Liv. ep. 139). Seine Residenz war
Lugdunum, wo am 1. Aug. 11 v. Chr. sein Sohn Claudius geboren wurde, Suet.
Claud. 2. Nach seinem Tode wurde ihm bei Mainz ein tumulue errichtet, ekea
quem deineepa itaio die mite» deewrreret OalUarumque civitaUs pubÜce euppUea-
rent. Suet. Claud. 1.
7) VeUel. 2, 97. Dio Cass. 55, 6. 8.
8) Das unvollständige Material über die Verwaltung Galliens seit dieser Zeit
findet man bei Zumpt 8l!ud. Rom. p. 119 ff.
9) Suet. Cal. 8. Tac. Ann. 2, 41.
10) Tac. Ann. 1, 31. 33.
— 11 7 —
in Belgica veranstaltete *) und sechs legati hatte ^) , von denen
einige in den gallischen Provinzen verwendet wurden 3).
Das ganxe Land enthielt, als es Cäsar eroberte, wenige Städte ; oanrerf^
es zerfiel in Völkerschaften, Iftv-y), civitcUes^) , und diese waren
getheilt in Gaue, deren Cäsar 300 <^) oder 400 ^) vorgefunden
haben soll. Aus diesen bildete Augustus 64 Yerwaltungs- und
Steuerdistricte^, und gab * jedem Districte einen Vorort als Mit-
telpunct der Administration. So bestand z. B. die civitas Hetoe"
tiontm aus 4 pagi^)^ in welchen die Helvetier vor ihrem Auszuge
nach Gallien 400 t>ioi und 43 oppida niederbrannten^), nach ihrer
BQckkebr aber wieder eine Anzahl vici aufbauten, wie Lousonna
(Lausanne), Bburodunum (Yverdun), Minnodunum (Moudon), Sa-
lodurum (Solothurn) , Turicum (Zürich) , Vitudurum (Oberwinter-
thur), Aquae (Baden bei Zürich) , Vindonissa (Windisch) ^^) , deren
gemeinsamer Vorort Aventicum ^^) schon unter Augustus der Sitz
des Steuereinnehmers für den District ist^^). Aus diesen Vororten satstehoiig
sind die grosseren Städte Prankreichs entstanden, deren Name renSUdte.
grossentheils noch ein Andenken ihrer urspünglichen Bestimmung
1) Ttc. Ann, 1, 34.
2)
2) Es waren C. SlUos, A. Caecina, Tac. Ann. 1, 31, L. Apronius 1, 56,
P. YitollfuB 1, 70, der keineswegs Ugaiu$ legionis war, wie Nipperdey annimmt;
G. Antias 2, 6, L. Seins Tabeio 2, 20.
3} Tac. Ann. 2, 6: nOuis ad eemus QalUarwn P. Vitdlio et C. Antiö.
4) S. Mommsen Die Schwefs in römischer Zeit S. 17 ff. Kuhn 2, 407^425.
5) Plut. Cae$, 15.
6) Appian. d4 r. Oaü. 2.
T) Tac. Ann, 3, 44: gtiolltior 0t texagmta GaUiarwn ehiiates. Die Zahl hat
ancfa Serr. od. Verg, Aen. 1, 285, nar irrt er darin, dass er den Caesar 64 eivitate$
Ocdliofum besiegen lissi. In mnder Zahl giebt 60 an Strabo 4 p. 102: ivn
tk ßaitJi6c äfy6\ofO^ (in Lngdanum), im^pa^ihv l/ov toov idvwv i^xovxa r^
dptlrfjL^. Auch Ftolemius uüilt in Aqaitania l7, iii Lugdunensis 26, in Belgioa
tä, im Ganzen also 64 I8v7). Aas der Icirchlichen NotiUa OaUiofwn des Mittel-
alters sucht die civitate$ zu ermitteln Brambach im Rhein. Mus. N. F. XXIII
(1868) S. 263—302. Tgl. Desjardins Oiogr. de la OauU p. XXYIII. Nach diesen
Districten wurde auch das Milit&r ausgehoben, und darauf bezieht sich der df-
ledator per Aguüanieae XI populoe Henzen 6029, der also nur in einem Theile
der ProTins die Aushebung besorgte.
8) Caes. B. Q, 1, 12: HdwUa in quatuor pagoe divi$a est. Die pagi er-
wihnt die Inschr. ron Aventicum Mommsen Jnter. Conf. Helm, n. 192 : C. Valer,
— — CamiUOf quoi eivUa« Helvet, qua pagatim qua publice itatuaa deerevit.
Caes. B.O, 1, 5.
Mommsen Inter. Conf. Uüv. n. 133. 142. 149. 219. 236. 239. 241. 245.
QeniU eoptiC, Tac. Hi^l. 1, 68. Unter Yespasian oder seinen Sdhnen ist
Aventicum Colonie geworden und heisst seitdem Colonia pia Fiavia Conttam
Emerita B^vetiorum, Mommsen a. a. O. p. 27. lieber die Alterthümer von Aven-
tieum 8. Bursian Mittheilungen d. ant. Ges. in Zfirich ICVI, 1, 1. 2.
12) Der Bin nehmer ist ein Sdave, X>ofiaftM, Caetarit Au(jg. eervwiySalvia»
mu, exaelor trümlormn in Hel(vetia) Mommsen Miot, Conf. Hüo. n. 178.
— 118 —
geMieben ist. Der Vorori verlor nttttlich allmttblioh den Orts-
namen, und erhielt seine Benennung von dem Distriote; «nd die
leistore ist noch verlanden. AvanouiPf der Vorort der Biiuriges,
beisst noch Bourges, Samarobrivai der Vorort der Ambiani^},
Amieos, Novioroagus, der Vorort der Lexovii, Lisieux, Gondevin-
cum, der Vorort der Namnetes, Nantes, Gondate, der Vorort der
Bedones, Rennest .
Landtag u Die 64 Districte haftten zu ihrer oeineinBanen Hauptstadt
LugdoQum, das sich wegen seiner Lage an dem Puncto, in wels-
chem die drei Provinsen susammeosliesseo , aum Sitse der He-
giemng besonders eignete. Von hier gingen die Strassen nach
allen Biditungen des Landes aus ^) , hier wurde am ^ . August
42 v. Chr. ^) die ara Rcmae et Augusti eingeweiht^), an welcher
die 64, oder wie Strabo sagt, 60 civüatßs der Ires GaUim ver-
leiehnet waren ^) und ein Priester (sacerdos ad iemphm Ihmae
al Augusti ad confluentM Ai^aris et Bhodani) , abwechselnd aus
verschiedenen Districten aller drei Provinsen gewählt, fungirte^).
1) Vom Jahr 3öö sagt Ammian 15, ll, 10: Bdifica, qua Ambiani nuUy
urbs inUr <Uia$ eminena. Vgl. 27, 8, 1.
2) YoUstandig findet man die Namen zusammeiigettoUt in A. Bernaid Le
UmpU d'AugutU p. 120 ff. Desjardins Oiogr. dt la QavU p. 54 — 69. Vgl. K«hR
Verf. d. Rom. Reichs 2, 419 ff.
3) Strabo 4 p. 208.
4} Dio Gass. 54, 32. Ueber den Tag Suet. Claud, 2. Vgl. Liv. epU, 139.
Üeber das Jahr s. Clinton Fa$ti Hell, ad a. 742. 744.
5) Ueber die aTa, deren Form aus den Münzen ersichUidi iit, ihre Lage
und ihre Bedeutung s. Artaud Dwcour« mr U$ mddaUUs d^Afif^uaU et de Tibtre
au revere de l'auUl de Lyon, Lyon 1818. 4. Boissieu Inetr, oitU. de Lytm, Lyon
1864 fol. p. 82 ff. Comarmond DeeeripUon du Mutde de$ amtiquee de la vUU d€
Lyon. 2 Voll. fol. Lyon 1854—58. Spon Bechtrche dee awUqfMe d mtrioeiUe de
la viUe de Lyon. 2m« ed. p. L. Renier, Lyon 1867. 8. A. Beroud Le tempU
d'Auguste et la naOonatiti Oautoiee, Lyon 1863 fol.
6^ Strabo 4 p. 192.
7) Die auf diese Priester bezögliehen Inschriften s. bei Boissieu p. 84 — 114.
Bernard p. 51 ff. Vgl. OreUi-Henzen n. 184. 185. 5965—5968. Renier Comptee
rendus 1865 p. 96. Boissieu und Bernard nehmen an, dass 60 PriiBBter, für Jed«
eivUaa einer, gleichzeitig im Amt gewesen seien , wogegen Kuhn 2 S. 408 sich
mit Recht erklart. Von der Gründung des Altars sagt Liv. ep. 139: ara Cac-
sari ad confluerUem Ararie et Bhodani dedUataj eaeerdote er^aio C. lütio Vereon^
daridubno Aeduoi er nennt also einen eaeerdoSy und auch später ist dieser
eacerdos irium provineiafiun Oalliarum (Or. 184), wird auch ernannt von den
drei Provinzen, nicht von seiner eivitae (Henzen 5967). Wenn nun Priester aus
aUen drei Provinzen vorkommen, nämlich aus Lugdnnensis ein Aeduut (Or. 184),
ein Carmiiinui (Boissieu p. 90. 607), ein Tricaumue (Henzen 5965); aus A|ul-
tania ein Avtnma (Boissieu p. 86), ein Cadwreue (Boissieu p. 95. Bernaid p. 68) ;
aus Belgica ein Nerviue (Boissieu p. 114) und ein ^^iKiniM (Orelli 4018), so ist
anzunehmen, dass das Priesterthum jährlich besetzt wurde, und die luschr. Boiss.
p. 91. 92: Q, LkSnio, Vl/pi UcMi Taufki fil,^ fui BocefdoUtm apud ormi duo «4
— 119 —
Hier fand an dem Stiftungstage bis zu Dio Gassius Zeit ein Fest
statt ^), bei welchem im Amphitheater allen 60 civüates ihre Plätze
angewjescnn waren ^) und seit Gaiigula Wettkämpfe griechischer
und lateinischer Redner gehalten wurden ^j ; hier versammelte
sich wahrscheinlich gleichzeitig der Landtag der drei Provinzen,
um Ehren zu decretiren ^) , Beschwerden zu erheben ^) , die zu
Provincialzwecken bestehende Gasse, arca Galltai^m^ zu revidi**
ren, deren Beamte zu ernennen oder zu belohnen <^) und andre
Provincialgesohäfte zu ordnen^) ; hier war endlich die oberste
Sieiierverwaltung der drei Provinzen, deren direcie^) und indi-^
recte Steuern^) in eine Gasse flössen und auch in späterer Kaiser-
'•^ . ■■,.*.. ... — . -■■■ .1 ,.»... ., ■ ■
— *^ wt Mommien AamaU 1863 p. 60 m ersiazen : viginii anno8 nahu gewU,
Genauer habe ich hierüber gehandelt Ephem. Epigr. 1872 p. 203 ff.
n Dio Cass. 54, 32.
2) Diei ergiebt dck ans den Insehriften des Ampbitbeaters, Boissien p. 467.
Benard p. 30 ff.
3) Suet Cal. 20. luven. 1, 44.
4) Die ßtotaen und Insohriften werden immer gesetzt von den /// pTwün^
ciae QaSÜM.
5) Eine solche Beschwerde erwähnt die Inschr. von Thorigny bei Mommsen
Ber. d. Sachs. Ges. d. Wiss. 1852 phil. bist. Cl. S. 243, aus welcher man
ersieht, dass die Landtagsdeputirten eine Instruction von ihrer eivUaB erhielten :
Att acetdii^ f^MX^? <'wt ^- Paulkno deeessori meo in eoneilio Gaüiarum inttifietu
fuonmdamj qui ah €0 propUr merita $ua laut videbantur^ qtuui ex eonsensu pro-
vifkciae cucusationem imUtuere iemptarent. SoUrnnU iste meus proposito eorum
r€$UUtt provocatUme acilicet interposUay qiiod patria eiu$y cum inter cetetos Ugaivm
tum ereasset, nihÜ de aceuscUione mandastct, immo contra laudaiionem. Qua
ratione efftcium etty %U ornnes ab accusatione detiaUrent.
6) Als Beamte dieser Casse scheinen zu betrachten der alUctor arc<xe OaU
Uarum , dem ob alUctwam fideliter adminisiratam von den tret provinciae eine
Inschrift gesetzt wird, Henzen 6950; nochmals erwähnt in der Inschr. Boiss.
p. 259; der inqtäsiior GaUiarum Boiss. p. 265. 266; der iudex arcae OaUiarum
Boiss. p. 278. 279, über deren Geschäfte wir nicht weiter unterrichtet sind.
7) Z. B. die Freilassung eines der Commune gehörigen Sclaven, der dann
Mwm OaUiamm libertui heisst. Henzen 6393.
8) Dass der Census in allen drei Provinzen von dem älteren Drusus und
von Germanicas abgebalten wurde, ist oben bemerkt worden; aber noch unter
M. Aurel oder Severus errichten die tre» Oattiae einem proeurator a oeMihut
oüelpiendit eitto Statne, Henzen 6944.
9) Der BingangszoU für Waaren von 21/3%, die quadtageshna Gaüiarum^
wurde an der Grenze für alle drei Provinzen erhoben, so dass der Verkehr zwi*
sehen den drei Provinzen frei war. Zollstationen finden sich 1) in Zürich (prae-
potfhu tUiUon($ 7\iricen8ia quadrageHmae OaUiarum Mommsen Inser. Conf. Helv.
n. 236»Orelli 459), 2) in St. Maurice in Wallis (Mommsen 1. 1. n. 14), 3J in
Oonflans im Thal der Isire, deesen Name Ad publieanoa (^lUnerar, Anton. Attg.
ed. Parthey p. 164) auf eine Zollstation sohliessen lasst; vgl. Desjardins a. a. O.
p. 392k Hier ist kuralich eine Insebr. gefunden (Butt. d. Inst. ^869 p. 265), in
welcher ein 80 C. XL VIL d. h. soeioftun quadrageehnae vülieut erwähnt wird.
4) in AvigUana (ad ftne$ VoUii, ad fine» Quadragttimae) , der Grenze der alten
OalUa eUefiOTy später des regnum CattU, B. Premls fiKoria cieii' anUieo Torfno
— 120 —
zeit entweder in allen drei ^) , oder doch in zwei Provinzen von
einem Procurator administriri werden 2).
Das grosse Gebiet, welches somit wenigstens während der
RegieruDgszeit des Augustus der gemeinsamen Verwaltung eines
Oberstatthalters Übergeben war, wurde noch erweitert durch die
Eroberungen jenseits des Rheines, welche die Entstehung zweier
V'^'^iy^n^uer Provinzen, nämlich 5. Germania superior und 6. Cät-
QBdffirmor. maniQ inferior zur Folge hatten. Wann diese Provinzen ent-
standen sind, ist namentlich deshalb streitig'), weil dieselben
ebenfalls dem Oberstatthalter der ires Galliae übergeben wurden,
ohne sofort eine selbständige Verwaltung zu erhalten und ihre
Organisation überdies durch die Einwirkung unerwarteter Ereig*
nisse gestört und verzögert wurde. Zwei Umstände s<^einen in-
dess für die Gründung dieser Provinzen maassgebend gewesen zu
sein : einmal hatten die bereits von Cäsar zur Sicherung Galliens
begonnenen, von Augustus fortgesetzten, und namentlich von dem
älteren Drusus (13— 9 v. Chr.)^), von Tiberius (8 v. Chr.) ^) und
Domitius Ahenobarbus (6 v. Chr. — 2 n. Chr.]^} mit GMXdt ge-
p. 286 ff. De^Jardins Revue Ärekiol. XI, 8 (1870) p. 124 ff. 5) Die staUo Afoleii-
iium quadragesimae Oalliarum zwischen Ghur und Bregen z, Orelli 3343. C. 1. L,
III p. 705 ; V n. 5090. S. Über den ganzen Gegenstand Mommsen Die Schweiz
in löm. Zeit (9ter Bericht der antiq. Gesellschaft in Zürich 1853. 4 S. 7 f.).
1) Henzen 6928, besser C. I. L. II n. 1970.
2) Von einem proc. Oalliamm Ltigdunen$i8 et Aquiianiae haben wir minde-
stens acht Beispiele, alle aus der Zeit nach Hadrian: Orelii-Henzen 3331. 3651.
5530. 6642. 6933. Boissieu p. 246. 251. 252. Doch kommt auch ein iicbpoiroc
Aou^^ouvou FaXXla« unter M. Aurel vor C. I. Or. 3888.
3) Ueber die beiden Oermaniae s. Schoepflin AUaiia iUuetrata Vol. I (Golmar
1751 fol.) p. 139—148. Walckenaer Geographie — des Oaules, Paris 1839. 8 U
p. 310 ff. Fechter Helvetien in der vorconstantinischen Provincialeintheilung Gal-
liens in Gerlachs, Hottingers und Wackernagels Schweiz. Museum für bist. Wiss.
Bd. III, Frauenfeld 1839 S. 308 — 341. Mommsen Die Schweiz in römischer Zeit
(Neunter Bericht der ant. Ges. in Zürich 1853. 4) S. 6. 7; Mommsen Bp. Anal,
21 in Ber. d. Sachs. Ges. d. Wiss. ph. bist. Cl. 1852 S. 230—235, nach dessen
.Ansieht die beiden Oermaniae überhaupt keine Provinzen , sondern eine MUitar-
grenze waren, und zu Belgica in einem ähnlichen Verbiltnisse. standen, wie No-
midien zu Africa. Gegen diese Ansicht erklären sich Roulez Examen de la que-
ation: Us deux Oermaniet faisaienl-eUea partie de la province de la Oaule Bel^
gique? im BuiX, de Vacad, roy. de Belgique Tome XXIII n. 6. Zumpt 8tud,
Bomanaj Berol. 1859. 8 p. 94 ff. Desjardlns Giographie de la Gaule, Paris 1869.
8 p. 38 ff. Neuerdings hat Mommsen die Frage nochmals behandelt in dem Auf-
satz: Die germanische Politik des Augustus, in der Wochenschrift Im neuen
Reich 1871. Bd. 1 S. 537 ff .
4) Dio Cass, 54, 32—36; 55, 1. Llv. ep. 139—142. »
5) Dio Cass, 56, 5. VeU. 2, 97. Suet. Äug, 21. •
6) Dio Cass. 55 Vol. lU p. 363 Sturz. Tac. Ann. 4, 44. Ueber die nicht
sichere Zeit seines Gommandos s. Zumpt a. a. O.'p. 119.
— 121 —
fahrten Kriege das Resultat, dass das Land zwischen Rhein und
Elbe als bereits erobert und seine Einrichtung zur Provinz als
gesidiert betrachtet wurde ^) ; zweitens aber machte der ursprüng-
liche Plan des Äugustus, den Rh^n und die Donau als Umes im-r
perü zu benutzen, die Eroberung Graubündtens, Tirols und des
südlichen Bayern ntfthig, welche durch einen gleichzeitigen An-
griff des Drusus und Tiberius im J. 45. v. Chr. ausgeführt wurde 3).
Da nun die grosse HiliUirmacht von 8 Legionen und den dazu
gehörigen Auxiliartnippen , d. h. im Ganzen von 80,000 Mann,
bereits unter Augustus ihre Standquartiere am Rhein hattet),
da temer im J. 9 n. Chr. in der civilas Ubiorum, dem nachherigen
Cöln, nach dem Beispiele der ara Lugdunensis ein Altar des
Augustus bestand, an welchem ein Cherusker als gewählter Prie-
ster fungirte^) , so kann man annehmen, dass die Organisation
der beiden Germaniae von Augustus selbst herrührt, und dass
diese Provinzen, deren Hauptwaffenplätze auf dem linken, durch
Gttsar, Agrippa und Tiberius ebenfalls mit germanisdien Ansie-
1) MoD. Anc. y, 10—12: Galliai et Hispaniai jm>oi[n]cta[« ab ta parte,
qua eas adhu]i oceanu$y [a] OadUnu ad oHium Albis flum[ifäs pacctvi]. S. Momm-
Ben Be$ gestae divi AugtuU p. 71 . Yell. 2, 97 : moles dtinde eitu bdU tramlata in
Neronem est, qiu>d ia eua et virtule ei fortuna adminitiravit , peragratuaque vietor
onmie partU Oemumiae — «ic perdomuit eam, ut in formam paene etipendiariae
redigeret provineiae. Gassiod. ad a. 746 : hie eonee. inter Albim et Rhenum Ger-
mani omnee Tiberio Neroni dediti. Floras 2, 30 (4, 12): Oermaniam quoque
(AugutUui) eoncupierat /beere provinciam. Vrtuus -in tuteiaan
proüineiae prafsidia atque euitodias uhique dieposuit per Motam flumen, per Albin,
per Vieurgin. — — Ea denique tu Oermania pax erat^ ut mutati hominee, alia
terra, eoehan ipsum mittue moUhuque soUto videreiur. Darauf erzahlt er, dass
Varus es versucht habe, einen gerichtlichen conventus in der Provinz zu halten,
und dies habe zum Aufstände geführt, in Folge dessen die ^rovinz verloren
worden sei. Dies emühnt ebenfalls Tac. Ann. 1, 59: Oemtanoe nunquam aatfe
eMiwaftiroe, quod inter Albim et Rhenium virgae et eecwrea et togam viderint.
HIenach wird es unbedenklich sein in allen Stellen des Tacitus (Ann, 1, 57:
anno, quo Oermaniae deeeivere. Agr. 15: sie Oermanias exeussisse iugum. Vgl.
Ann, 2, 73; 3, 46; 11, 19) den Plural Oermaniae von demjenigen Theile Deutsch-
lands KU verstehn, welcher Provinz war oder gewesen war, wihrend der geogrs^
phische Name des ganzen Landes Germania ist (Tac. O. 1 u. d. Paulus IHg, 21,
2, 1 i : JMeius TiUus praedia in Germania trans Rhenum emä,y
2) S. die Beweisstellen in dem Abschnitt über Raetia.
3) Tac. Ann. 1, 31.
4) Tac. Ann, 1, 39. 57: addiderat Segestes legatis fllium, nomine Segimun-
dum i sed iwenis eorhseientia cunetab<xtwr. Quippe anno, quo Germaniae deseivere,
aaeerdoe apud aram übiorwn ereatus ruperat vittas, profugus ad rebeUes. Aus
der Wahl eines Cheruskers zum Priester ist ersichtlich, dass die ara nicht ein
Heiligthum der Ubier, sondern der ganzen Provinz war. Von ihr hat die Stadt
Coln den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensis oder Claudia Ara. S. die
Inschr. Borghesi Oeuvres VI p. 282 und dazu Benler p. 284.
— 122 —
ddungen beseUten'j ftheiDufer lagen, nach Osten bin bis sur
Elbe reidien sollten. Erst nadidem emeraeits dieser Plan durch
die Niederlage des Vanis vereüelty andenerseits die Gonoeniraiion
so bedeutender miliiärischer und financieller Mitlei anter einem
Gommando ein Gegenstand der fiesorgniss fOr den Kaiser selbst
geworden war, scheint in Folge der Abberufung des Germanicus
im J. 47 n. Chr. die getbeilte Yerwaltung der sechs Provinsen
unter selbständigen Statthaltern begonnen zu haben ^) und der
Umfang der beiden Gennaniae wesentlich beschränkt worden zu
sein*). Sott dieser Zeit lassen sich selbstSlndige prätorische legati
Augusli pro fraetore fttr Aquilania^), Lugdunensis ^j , Beigica^)
1) Der Name Germania oder Germaniae für das linke Rheinafer ist wahr-
sehelnlioh ilter alt die Provins, da scbon tot G&Bars Zeit deuteche Stimme hier
aosesiedelt waren (Caes. B. O, 1, 31. 33; 4, 16. Strabo 4 p. 193), andre, wie
die Ubli, durch Agrippa (Strabo 4 p. 194), noch andre, wie die Sigambri (Tac.
AfMi. 12, 39. Soei. OeL 21. Soet. Tib. 9) darch Tiberius hier Wohfisitoe erhal-
ten hatten.
2) S. Zumpt 8tud. Rom, p. 129 f. Mommsen Die Schweiz S. 7.
3) Im J. 28y. Chr. nennt Tac. Ann. 4, 74 das Gebiet d^r Frisü aUrema imperti.
4) Unter Tiberius oder Claudias setzt Piin. N, IT. 26 $ 4 den ManUiuB
Comutus e praeloriU, legatut Äqtutanieae provineitu; unter Claudios wird zu
■etzen sein Duhiu$ AmUu j^rMttdin$ provineiae AquUcmieu (Plin. AT. /f. 34 § 47),
welcher hernach im J. 58 n. Chr. Uffatus Aug. betnuiniat inferioH» war (Tac.
Ann. 13, Ö4; vgl. Urlidis Oornm. de vita et konoribtis Aj^neoiae, Wirceburgi
1868. 4 p. 21), dessen Name nach Borghesi Oeuvre» 3, 14; ö, 183 A. Vibhu
Habitus zu lesen ist; im J. 69 n. Chr. bekleidete diese Stelle Q. liMus Cordue
(Tac. H. 1, 76. Borgh. Oeuvr. 5, 323), unter Vespasian Agricola. Tao. Agr, 9:
rtvertentem ab Ugatione legioni$ dhus Veipasianus provinciae Aquitaniae
praepotuiif epUndidae inprimia dignitftlU adminUtfatione ae spe coTwiUatiM, eui
deaUnatai* Ueber diese St. s. Urlichs a. a. 0. Andre legati unter Traian OrelÜ
36ö9, unter Hadrian Dig. 48, 3, 12 pr., aus sp&terer Zeit Orelli-Henzen n. 189.
4910. 6907. Borghesi Oeuvres 3 p. 109. Realer in Spon ReckertM des tmtiq. —
de Lyon. 2^ 4d. p. 1S4.
Ö) Die ältesten bekannten sind: im J. 21 n. Chr. AciHus Aviola, der später,
Tielleicht 27, cos, auff. wurde (Tac. Ann. 3, 41); im J. 68 lulius Vindex (Tac
Ann. 15, 74. Suet. Ner. 40); im J. 69 Innius Blaesus LugdmiensU OtdUae rector
(Tac. H. 1, 59; 2, 59; 3, 39); im J. 77 Tettienus Serenus, im J. 83 Cornelius
Gallicanus, im J. 88 Minicius Rufus (alle drei bei Mommsen Inser. Oon^. Heiv.
n. 781. Ueber die späteren Legaten s. Boissieu p. 225 ff.
d) Strabo, welcher das vierte Buch im J. 18 n. Chr. , also gleich nach des
•Germanicus AbbemAing schrieb (Clinton Fa$ti Hell, ad a. 14 n. Chr.) 8agt*4
p. 194: xaXii UT^Tp^itoXic «ötäv (tÄv * Pi^{A<dv) Aouptxopröpa fidXiTca ouvoixsiTai
xal 5^)^eTai touc t&v 'P<»|xa((ov i^6(ji6va<. Ein legutus Belgicae wird zuerst ge-
nannt im J. 58 n. Chr. Tac. Ann. 13, 53, wo erzählt wird, dass L. Yetus, leg,
Oerm. inf, einen Canal zwischen Mosel und Sa6ue graben lassen wollte, worauf
es heisst: iwfidU operi Aelhu OtaciU$ Belgieae legatus, deterrendo Veterem, ne
legkmes aUenae provineiiMe inferret. Im J. 69 war Valerius Asiaticus BHgtcae pro»'
vineiae legatus (Tao. H, 1, 59). Dass er prätoriseher Legat war, zeigen die In^-
schriften Henzen 5448. 5449. 5502. 7420. Die leUte ist besonders commentirt
von Roulez Butl. de VAcad. roy. de Belgique XYIU n. 11. 12. Eine Samm-
lung der Statthalter giebt derselbe Mimoire sur les Tnagistr, Bom. de la Beigigue
in M^m. de VAead. roy. de Bru9, XVII (1843).
— 123 —
und eoDsularische legali Aug. pr, pr» f(ir Crermama mferiar ^)
und Mijsertor^j nachweisen, und wenn gleich die Geographen und
Historiker späterer Zeit noch immer an der Vierlbeilung Galliens
festhalten und die beiden Germaniae su Belgica rechnen ^) , so
werden doch diese officiell als Provinzen betrachtet^) und be-
nannt^). Uiemit steht nicht in Widerspruch, dass in Beziehung
auf die Finanzverwaltung allerdings die Gernianiae mit Belgica
zvsammengehörig erscheinen; denn wenn oben mit Recht ange^
nommen worden ist, dass ursprünglich alle kaiserlichen Provinzen
1) fan Jahre 21 d. Chr. Yisellius Yarxo, mfefioris Oefmaniae UgaUu (Tac,
Ann, 3, 41), Co8. 12 n. Chr., im J. 28 n. Chr. L. Apronias, Oermaniae inf,
propraetor, d. h. legattu pr, pr. Tac. Ann. 1, 73.
2) Lentolut Qaetulicus war 29 — 39 o. Chr. leg. Aug, pr, pr. inf. O^rm.
Dio Cass. 59, 22. Tac. Ann. 6, 30. Die folgenden Statthalter beider Germaniae
bia anf Yespaslan sind bekannt und zusammengestellt Ton Zumpt Stud. ßom.
p. 152 f. Desjardins a. a. 0. p. 44. Dass sie Consnlaren waren, zeigen Tao. U.
I, 56 und die Inschriften, in denen sie öfters Ugati eontulares heissen (Oreüi
3666. Bramfoach C. /. Bh. n. 484). Leg. Aug. pr. pr. Oer^n. inf. kommen Tor
OreUl-Henzen 505. 822. 1270. 1767. 3297. 5024. 5458. 5502. 6500 (besser
Benier Inacr. de l'Alg. n. 2319). 6804. Brambach C. /. Rh. 6*. 55. 151. 334.
464. 484. 668. 1844; Ug. A. pr. pr. Qerm. sup. OreUi-Henzen 182. 391. 5501.
6051. 6501. Brambach n. 1559. 1560. 1608.
3) Plin. N. H. i% 106. Dio Cass. 53, 12. Ptolemaeus 2, 9, 14—21 ; 8,
5, 1, der indessen Oermania inferior und mperior als eigene, von Belgica abge-
trennte Provinzen namhaft macht. Vgl. Desjardins a. a. 0. p. 42. Ammian. 15,
II, 6 zu lesen nach der Emendation von Zumpt Sind. Rom. p. 100: regebantur
auUm OalUae omtiM, iam inde uU crehritate heUortan urgenti cessere luUo dicta-
iorif poiestate in partes divisa quatuor, quarum Narhorhengis una Viennensem intra
te contin^atf altera Aquitanis praeerat univerais, Lugdunensem^ auperiorem et in-
feriorem Oermaniam Belgasque duae iwisdietioneB Hadern rexere temporibw. Und
so noch Orosius 1, 2. Isldor. Or. 14, 4, 25.
4) Mommsen Ber. d. sachs. Ges. d. Wiss. h. ph. Classe 1852 8. 232 ver-
weist namentlich auf die Inschriften eines nattia in Germania auperiore Orelli
3528 ; eines Tribocua ex Germania Superiore Luco Auguati Grut. 850, 10 = Fea
Jndie. deUa viUa Albani p. 97; wozu noch kommt der Meloniua Senilia ex Pt(o-
vineia) Qef(fnania) $up(eriore) Hübner Monatsber. der Acad. zu Berlin 1866 S. 794
und Victoria Verina domu foro Hadrianenai , provineia Germania inferiori
C. i. L. III n. 4279; auf den Rechtssatz Dig. 1, 22, 3: ai eadem provhhcia
petita diviaa avh duolma praeaidibua eonatituta eaty veluti Germania, Myaia, ex
altera ortua in altera adaidehit nee videtur in «iia provineia adaediaae; endlich
auf Tac. Ann. 13, 53, wo Belgica in Bezug auf Germania attperior eine atiena
provineia genannt wird. Plinius, welcher in der Geographie Galliens durchaus
dem Agrippa folgt und deshalb nur 4 Provinzen Galliens erwähnt (Desjardins
Oiogr. de la Gaade p. 36 ff. Zumpt Siud. Rom. p. 107. Oomm. ep. 1 p. 198),
redet dooh 19 ^ 145 von Spergeln , die in mperior Germania waehaen , und ii
S 2 von einer Germania provineim.
5) Unter Hadrian kommen vor : A. natortus — leg. propr. provine. Germtm.
inferior. Orelli 822; Q. Lolllus — Urbieus — leg. Aug. provine. Germ, inferio^
ria UeoEen 6500; flulins Sevenis], Ug. Aug. pr. pr. provine. Germmiae infe^
rioria Henzen 5458 nach der Srginzung von Borghesi Bwh. p. 67 e Oeiivrss
4 p. 169. Spätere laschr. mit Erwähnung der provineia a. bei Mommseu a. a. 0.
8. 233.
— 124 —
Galliens unter einem Procurator standen, so wird die Thatsacbe,
dass später Aquitania mit Lugdanensis und Belgka mit den bela-
den «Germaniae ebenfalls einen Verwaltungsbezirk bilden ^) , sich
aus dem Hinzutreten dieser neuen Provinzen erklären, durch
welches die Tbeilung der zu umfangreichen Verwaltung noth-
wendig wurde. Allein auch in Beziehung auf die financielle Ver-
waltung bestand zwischen den Germaniae und Belgica eine feste
Sfollgrenze; denn um den Heeren Zollfreiheit zu gewahren, hatte
man die Acdsestaiion fttr Gallien nach Metz verlegt 3).
Von den beiden Provinzen, welche durch die Nahe (Nava)
von einander getrennt wurden s). umfasste die südliche, Germania
superioVy die Gegenden um Strassbui*g, Spcier, Worms bis Mainz
(Moguntiacum) hinauf, wo der Statthalter residirte^). Noch bei
Auguslus Tode bildete der Rhein die Ostgrenze der Provinz,
später, wahrscheinlich durch Domitian^), wurde dieselbe nach
Osten bin erweitert, und noch später, vielleicht seit Hadrian^),
1) T. y&rins Clemens heisst in mehreren , c. 160 n. Chi. gesetzten In-
schriften fro€(uTalor) provinciairum Btlgieae, Germaniae superioriSf Oermaniat
inferioria (C. /. L. III n. 5212); proc. provineiarum Belgieae et uiriusque Oer-
maniae ib. n. 5215; vgl. 5213. 5214. Ein proc. a rationih. provineiarum Belgieae
et duarum Oermaniar. unter M. Aurel Orelli 3574; ein vice proc. patrimon.
prov, Belgie. ei duarum Oermaniar. Henzen 5530; ein proc. ratfionis) priv(atae)
per Belgicam et duas OetmanioB Henzen 6932. Tac. H. 1, 12: paucis po»t Ka~
lendaa Januariaa diehua Pompeii Propinqui procuratoria e Bdgiea Utterae adfe-
runtur j auperioria Germaniae Ugionea rupta saeramenli reverentia imperatorem
aUurn flagitare; vgl. c. 58. Doch unter Hadrlan auch ein proc. provineiae Bel-
gieae ohne weiteren Zusatz, Henzen 6539. Der cena(itor) Germ. infericr(ia^ bei
Schiassi Guida al mua, di Bologna p. 72, welchen Mommsen anführt, Ist ein
Unterbeamter, wie der aubproeurator provine. Belgieae in der Inschr. Hermes 4
S. 218. Bei den procuratorea viceaimae hereditatum findet sich noch eine andre
Combination; einer verwaltet Lugdanensis, Belgica und beide Germaniae (Orelli
798 aus der Zeit des Septimius Severus s. Henzen Rhein. Jahrb. XII (1848) und
Inacr. p. 78), ein andrer Narbonensis und Aquitania , Henzen 5480 aus der Zeit
der Antonine. Ib. 6929.
2) Inschr. v. Metz bei Desjardlns p. 46: QENIO C. AVR. MATERNi
PREP, STATIonia (juadrageaimae eivitaiia mediomatricorum. CATHlRIOua
VELFICV8 CLIENS.
3) Boecking zu Ausonius Moa. v. 10 und Not. Dign. II p. 483. 849.
4) Boecking N. D. II p. 483.
5) 8. K. L. Both Die Vereinigung Schwabens mit dem römischen Reiche
durch DonütianuB, im Schweizer. Museum für bist. Wiss. 2 S. 30. Frontin. SlraU
1, 3, 10: imp€TaU}r Caeaar Domüianua Auguatua, cum Oermani more auo e aal-
Ubua et obaewia lat^bria H^inde impugnartrU noatroa, Uäumque rtgreaaum in pro-
funda \ailvafum haberent, Umitibua per centum viginti milia paaauum acOa^ non
nwiavU tanium ataium bäU, aed aubieeit diUoni auae hoaUa, quorum refugia fiu-
daverai. Auf ihn beziehen sich die Arae Flaviae (Rottweil).
6) Man beruft sich für diese Annahme auf Spart, v. Hadr. 12, 6: per ea
tempora et aUaa frequenier in plurimia loeia, in qtUbua barbari fton flumini^ aed
— 125 —
ilurch eine Mauer gesichert, welche, an der Lahn begiaDend und
in einer krummen Linie bis Regensburg geführt ^) , die Ostgrenze
der Germania superior und die Nordgrenze von Raetia bildend,
das Dreieck zwischen Rhein und Donau abschloss, das unter dem
Namen der agri decumates bekannt ist. Der nur einmal vorkom-
mende Name^) ist von unsicherer Deutung, indessen wird er
doch jedenfalls auf den Zehnten zu beziehen sein 3), welchen die
Ansiedler zahlten. Aus den vielen erhaltenen Denkmälern der
Gegend ist ersichtlich, dass das Land bevölkert war, durch Kunst,
Handel und Gewerbe blühte, und dass auch römische Truppen
darin stalioniri waren. £rst nach Aurelians Tode durchbrachen
die Deutschen den Grenzwall und nahmen das Land in Besitz ^j,
welches, obwohl noch einmal von Probus 276 erobert und be-
festigt^), doch wieder verloren ging; denn Valcntinian und Gra-
ttan befestigten im J. 369 den Rhein als Grenze^). Germcmia
inferior ging schon seit der Niederlage des Varus, wenn man
einzelne befestigte Puncto, wie das unter Tiberius erwiihnte Ga-
steil Aliso an der Lippe abrechnet, östlich nicht über den Rhein
hinaus 7). Seine Hauptstadt wurde Colonia Agrippinensis , früher
oppidum Ubioj^m genannt^), das im J. 5f n. Chr. zu Ehren der
Agrippina, Gemahlin des Claudius, zur römischen Colonie erho-
ben wurde •).
Von den durch Cäsar eroberten Provinzen leistete Aguitanien BoauBUi-
rang d«r g»U
dem Eindringen römischer Gesittung am wenigsten Widerstand ^o);UMS«i&Pro-
limiUhuB ctividurrtur, stipiHbns maffnis Jn modum muralU taepia fimdUui iaciis
aique eonexi» harharoi aeparavii.
1) S. Ukert Geogr. d. Gr. n. R. Germania S. 278 ff. G. T. LeiehUen Schwa-
ben unter den Römern, Freiburg 1825. 8.
2) Tac. Qerm, 29 : non numeravtrhn inier Germaniae popuU>$y ptanquam Uram
Rhenum Danubhtmque eonsederint, eo», qui d€eumaU$ agros exercent. Leviuhnui
quisque Oallofum et inopia audax dubiae pMiesttonU $ohtm oeeupovere. Mo» UnäU
aeto promotUque praetidii$ tkms hnperü et patt prootnetee habeniur. Ein lime$ be-
stand also schon im J. 98 n. Ohr., in welchem die Germania herausgegeben ist.
3) Deeumaa hat eine Analogie mit infema» und niperna«.
4) Yopiscus V. Taum 3, 4.
öl Yopiscus V. Pfobi 13. 14.
6j Ammian. 28, 2: Bhefiiiuni omnem a RoeÜamun exordio adtaque freiaUm
Oeeanum mt^fnia molibtu eommuniebaty easira exUMem altiu$ et eatteUa, tuneaque
(utiduai per hahiUs locot et opportUfiM. qua OalUartan extenditur loruiitudo. Vgl.
30, 3.
7) Ukert Oermania S. 270 ff.
8) Tac. Arm. 1, 36.
9) Zumpt Comm. tpigt. I p. 384.
10) Ammian. 15, 11 : Aq^uUani «nim, ad fuomm lUofa «1 proarfmo ploMaq^e
— 126 —
in den andero sudite man eiastine StSmme doreb GewäbrvDg
eines tnUigen BQndnissee ^) , die Vornehmen aber dareh Yerleihung
der römischen Civitat^) in das hOmische Interesse zu sieben.
Die leUlere lehnten die Gallier anfangs entschieden ab^) , aber
bereits unter Claudius strebten sie nach dem tut hKmorum in
Rom ^) y wie dieses die Bürger aus Galiia Narbonensis schon
seit Casars Zeiten theilweise ertialten halten^). Dareh Claudius
erhielten dieAedui^), durch Galba eine Ansabl anderer dÜmme 7)
das volle Bflrgerrecht; den Lingones wurde es durch Olho ver-
liehen^), und auch Hadrian scheint in dieser Beziehung thatig ge«
Wesen zu sein *) . Von den Colonten, welche erwähnt werden, ist
ausser der Cotonia Agrippinensis (Köln) auch Augusta Treverorum
(Trier) wahrscheinlich dem Claudius ^^), Aventicum (Avenches in
der Schweiz) dem Vespasian oder einem seiner Sohne^^), Colonia
Traiana (Kelln bei Cteve) dem Traian zuzuschreiben. Unbekannt
^ii^—^^i*^— ^^*i^i^iP^*^>^i— ^M^—^^^i^i^ I ■ ■ II ■ ^^^^Pi*i^^>— ^Mi^i^^^^— — ^^ ^ßm^^,^ m ^.^p^^— ■ ■ ■ l^fc— ^1^— — ■ ,^— ^i^— ^w^pi^^^^»^
mtrees advenüdat «onoMcintur, moridiM ad moUitUm k^is^ fmlU in dUiontm
vwnere Bomanam.
1) Nach Plin. iV. /f. 4 $ 106 waren in Belgica liberi dfe Neryii , Suesslo-
DM} Ulmaneotes, Treviri, foederoH die Lingones, Remi. Von den Batevi tm^
Tac. Oerm. 29: manet hono$ et antiquae soeUtatis insigne, Nam nee tribuiis
eontemnuntur, nee pubUeanus aUerii: exempU oneribus et eoÜattonibiu et tankan
in «Mitm proeliorum $epoeiU velut tela titque eatma heiUe fe$«rocmtur. cf . Tae. .ffi^l.
5, 25, 2. In Liigdunensis waren die Meldi und Secusiavi liberi, die Aedui und
Carnutenl foederati (Plin. 4 % 107) , in Aquitanica die Santones, Bituriges und
AYeral UbeH (S 106>
2) Tac. Ann, 11, 23: primore« Oamae^ quae Comata appelUit^r, foedera et
civitatem Romanam pridem asaeeuti. Hier&ber handelt ausfUIirlich Zumpt De pro-
pagatione civitatis Romanae in 8tud. Rom, p. 32Ö ff.
3) Oic. pr. Balbo 14, 32: eUnim quaedam foedera exttant, ut Cenomanorum^
ifwu&rtum, Helvetionmif Japydum, nonnuHorum item ex Oallia barbarorum^ quorum
in foederiima exeeptum e$ty im q/ui» eorum a nobis eivis recipiatur.
4) Tac. Ann. 11, 23.
5) Tao. Ann, 11, 24: wum patiUtet Balbos ex Hispania nee minue in$igne$
vko$ e OalUa Nofbonenü tranäiviue? und in der Originalrede des Kaiser Glaa-
ditts auf der Broncetafel von Lyon (abgedr. im Tacitus v. Nipperdey Bd. 2) heisst
es: omatieskna eeee colonia valenUuimague ViennenUum quam longo iam^ tem-
pore eenatorea huie curiae eonfertl und weiterhin: quod n baec ita eue conBeu-
titia , quid uUra de»ideralis quam ut vobis digito demonatrem , solum ipeum ultra
fines provineiae Narbonensis iam vobis senntores mittere, quando ex Lugdüno ha-
bere nos nostri ordinis viros non poenitet?
6) Tac. Ann. 11, 25.
7) Tac. JET. 1, 8. Plut. Qalba 18.
8) Tac. H. 1, 78.
9) Wenn es bei Spart. Hadr. 21, 7 von ihm heisst : Latium muUis etvitaü-
bus dedity so ist daraus wohl zu schliessen, dass er den Communen, die bereits
das iiM Lata hatten, das Bürgerrecht verlieh.
10) Zumpt Comm, ep, I p. 385.
11) MomoMB /«tev. Confoed, B4het. p* 27.
— 127 —
wl dagegen der Ursprung der nerboneDsisohen BOrgercolonieA
Aeusio, Apta (Golonia hilia Apta Yulgieniiuin, jetst Api), GabelUo
(Cavaillon), Dea Augusta Yocontiorum (Die}, Marilima, Nemaustts
(Nlmes), Golooia lulia Augusla Apollinariuin Reiorum (Riez) und
Tolosa (Toulouse) ^) .
Zu den genannten 6 Provinzen Galliens kommen nun noch
drei Alpendistricte, nSimlich
7. Alpes marititnaef im J. 44 v. Chr. durch Augusius ^^j^«^
zur Provinz gemacht^]. Sie standen unter einem frocuratar^)
und erhielten 63 n. Chr. durch Nero das tttf Laiii^).
8. Alpes Cotliae. Die 44 Gemeinden, welche im J. 8 ^f^ff/
V. Chr. dem Augustus den Triumphbogen in ihrem Hanplorl der
civitas Segusinorum errichteten und in dessen Inschrift verzeichnet
sind^}, bildeten damals ein Königreiche^, regnum CoUii'')^ welches
hernach Claudius anerkannte und vergrösserte^), Nero aber nach
dem Tode des Cottius in eine procuratorische Provinz verwan-
delte^). Die Einwohner hatten, vielleicht seil dieser Zeit, latini-
1) S. Desjardin« zn den einzelnen Städten und Zumpt a. a. 0. p. 412, der
diese Colonien ohne Grund dem UadrUn zuschreibt.
2) Dio Cass. 54, 24: xöte hk ol xe Hawöviot vecDTepCoavrec aufti« t^u^A-
ümM^9K (ti tmlI i6ftt vs(i6|jievat i(ouX(66720QEV.
3} Strabo 4 p. 203: tSn hk {Mra^ tou O&d^oou xat r9]c Fevoöac AtTÖoiv ol
l^iv iirl t;q doXdhr^Q tote ^HaXtfÄratc t(olv ot a6Toc, iv\ H to6c dpetvo^c irlatiCTaC
TIC 6ica{)^oc TdW litittxc9v dv5pd>v, xa^Mirep xal Itc dfXXouc xSn teXee»; ßappd^poiv.
Der pfooufoior Aiphim Mariihnarwn (denn diesen meint Strabo) kommt öfters
▼or. Tac. H. 2, 12: moHtimaa htm Alpt$ tenebat 2>roeura<or Marhu MaiunUf Tgl.
3, 42. OrelH 2223. 3331. Benzen 6928 =^0. 1. L. H m 1970. Ein praefeetu$
Alpiwn mattthnar. Grut. p. 287, 7; ein jtraef. cMtat. in Aipib. Maritumis^
Henzen 6938. Ein l7c(Tp07coc %a\ '^pidiv tAv fcapa9aXaooCcDV 'AXireoiv in einer
Inschr. von Massiiia C. /. Gr, 6771. Ein (flamm) jmnindae Alpimn MoHUmofum
aus dem Jahr 181 n. Chr. Orelli 2214. Ein Awaius Bhodimnaniu» Aug. Üb. (a)
eonimeni(arÜB) Alp. Marit. Murat. p. 1022, 5.
4) Tac. Ann. 15, 32: eodem anno Caeaar naikmM ALphtm mariUmofum im
hu Lata tranaUdit.
5) Maffel Mu$. Ver. p. 234:=OrelU 626.
6) Der König heisst in der Inschrift M. JuUui regit Donni f. Cöüku, prat"
feelu» e^MtaUum quoB mb$eripta€ mmU
7) ftgnmi CoUi heiset der Distriei noch auf der Feutlngersohea Tafel. De»»
jardins a. a. O. p. 35 f.
8) Dlo Casa. 60, 24: M<ipiup louXd^ Kotrfaf ti||v noRptpcn ^'^PT^* ^^ ^
dvofidbac.
9) Suet. Ntfo 18: Fonii mcdo ri^uMm, eonM^mU BtUmcmt^ iUm Alpium
dtfitneto Coitio in proolncfaf formam redegit. Eiitrop. 7, 14. Aiirel. Viel. Cau.
5, 2; epit. 5, 4. RiiMb. p. 161 Seal, »avtes IHae. Hi$t. miMt. 8, 6. Vopise.
AmmI, 21. Rates 6r«o. 3. Eis proeiMotor Aug, Aiptrnn CoiUtm. OnHl 21öd;
proeufator Am$, noUri, ptmut AigUmi Camair, Henien 6988*; OrMiir>l0r ^
— 128 —
scbes Recht ^). In der diodetianischen Reicfaseiiitlieiluiig gehörm
die Alpes CoUiae zur iiaiischen Didcese, und bei dieser blieben
sie auch in der Folge ^).
PMHiHQi ^' ^*® Alpes PoeninQe^)j auch Alpes Atr€icti€mae et Poe--
ninae^ Alpes Graiae et Poeninae^ vielieicht anfangs zu Raetia ge-
hörig^), dann aber, man weiss nicht seit wann, jedenfalls im zwei-
ten Jahrhundert, eine procuratorische Provinz ^) , umfassten das
ganze schweizerische Rhonethal (Ganton Vallis) ^) mit 4 cwitcUes'')
und das südlich vom Genfersee liegende Gebiet der' Ceutrones, .
deren Westgrenze gegen das Gebiet von Vienne im Jahr 74 durch
den Statthalter von Obergermanien , Gnaeus Pinarius Cornelius
Clemens, unter dem die westliche Schweiz stand ^), regulirt ward^}.
pratUB Alpmm C<AU Grat p. 493, 7. In der römlMhen Inschr. aus Tiberins
Zeit BiMett. 1853 p. 182 ist nach Mominsen (C. /. L. 111 p. 088) zu lesen:
proeutator Te\gfü Coüi\ et ptovii^el iVaifbonefw].
1) Min. N. Ä 3 S 135.
2) S. oben S. 83. 84.
3) Ueber die Schreibart Poeninaty nicht Pewninae s. Mommsen Die Schweiz
in römischer Zeit. 9ter Bericht der antiq. QeseUsch. in Zürich 1863. 4 S. 6.
Mommsen Intcr. Conf, Hüv. p. 4 if.
4) Mommsen Die Schweiz S. 6.
5) Ein proc, Alpium AtraeUanar. et Poenmar. iur. gladi, Orelli 3888 ; proe.
Alp. Atreetianar. Orelli 2223. Ausserdem haben sich in Axima Ceutronnm (Ptolem.
3, 1, 37), jetzt Aixme, eine Anzahl von Inschriften gefunden, in welchen 4
Prociiratoren genannt werden : 1. T. Pomponius Victor proe, Augu$i. (Orelli 1613),
der in der von ihm gesetzten versiflcirten Inschrift sagt: dum itis gubemo rem-
que fungor Caesarum; 2. MaUi(tu) proe. Ati(y.); 3. Caetronhu (Xu(p)iia''
nu8 proe. Aug. 4. L. Atinius Marhinianut v(tr) e(jgregnu) proe. Aug, S. AUmer
im BuU. d. Jfut. 1869 p. 263 ff. Von diesen nennt sich der erste proe. Augusto-
rum, lebte also wohl unter M. Aurel und Veras (161 — 172) oder M. Anrel und
Commodus (177—180) oder Sever und Caracalla (198 ff.).
6) Mommsen Die Schweiz S. 6.
7) Inschr. ▼. S. Maurice, Mommsen Inter. Conf. Hdv. n. 17 aus dem Jahr
23 n. Chr. : Druso Caesari — — eivitate$ IUI vaüis Poeninae. Es sind dies
ßedunorum ehiias (Sitten), VdUensium eivitas oder Octodurum (Martigny), Nan-
iuütium eivitai oder Tamaiae (S. Maurice), Penneloei (Yilleneuve).
8) Vgl. Mommsen Die Schweiz S. 7.
9) Die Inschrift, ans welcher sich dies ergiebt (Henzen 5256), ist erst neuer-
dings von Renier Revue arehSol. XVl« annie p. 358 ff. sicher gelesen winden und
lautet: ex auetorUa(te') imp. Caes. Vespasian, Aug. pontifteU max. irib. poteet. V
eo9, V dtsign, VJ Gn. Pinarius Comel, CUmem leg, eius pro pr. ixereitua Oer-
maniei euperioria inier Viennenaea ei Ceutrona» terminavU. Ans dieser Inschrift
und dem dazu von Renier beigebrachten Material geht hervor, 1) dass die in
den Jetzigen Texten des Caesar, Strabo, Plinius und Ptolemaeus vorkommenden
Centronee richtiger Ceutronee zu schreiben sind; 2) dass, da die Grenze zwi-
schen ihnen und den Viennenses nicht durch den Statthalter der Narbonensis
festgestellt wird, die Oeutrones nicht zu OalUa Narhoneneit gehören, sondern
za einer andern Provinz, die nur die der Alpes Poeninae sein kann.
— 129 —
Nach DiocIeUan heissl die Provinz Alpes Groiae et Poenmae ^), ge-
wöhnlich Alpes Graiae^ und gehört zur dioecesis Galliarum^).
Im vierten Jahrhundert finden wir eine wesentlich andere Bintheiiang
Theilung der gallischen Provinzen, welche im Ganzen dem Dio-nMhDioci«-
cletian zuzuschreiben ist, später aber noch einige Veründerungen
erfahren hat^). Nach dieser zerfällt ganz Gallien in zwei grosse
Ländercomplexe, die dioecesis GaUiarum und die dioecesis Vien-
nensis.
Die dioecesis Galliarum hat'um S97 8 Provinzen:
1. Belgica prima unter einem consularis, Hauptstadt civitas
Trevtrorum (Trier).
2. Belgica secunda unter einem consulariSj Hst. Durocortorum
Remorum (Reims).
3. Germania prima u. e. consulariSy Hst. Moguntiacum (Mainz).
4. Germania secunda u. e. consularis ^ Hst. Colonia Amrippi- a.
nensis (Köln). ^ *
5. Maxima Sequanorum u. e. praeses^)^ Hst. Vesontio (Be-
san9on).
6. Lugdimensis prima u. e. praeses^), Hst. Lugdunum (Lyon).
7. Lugdunensis secunda u. e. praeses, Hst. Botomagus (Ronen).
8. A^es Graiae et Poeninae u. e. praeses^ mit den Städten
civitas Vdllensium Octodurum (Hartigny) und civitas Ceu-
tronum Darantasia (Moutiers-en-Tarentaise).
Hiezu kommen um 385 ^) :
9. Lugdunensis u. e. praeses, Hst. Caesarodunum Turonum
(Tours).
10. Lugdunensis Senonia u. e. praeses, Hst. civitas Senonum
(Sens) .
1} Ammlan. 15, 11.
2} Verz. der Prov. v. 297 p. 511. Polamil SUvli laiereulus ed. Mommsen
p. 253. 266. Not. Dign. Oee. ed. Boecking p. 489.
3) Quellen fQr diese neue Provincialverfassnng sind ausser dem veroneser
Verzeichniss der Provinzen (um 297), dem breviarium des S. Rufas (um 369),
dem laUfeuluB des Polemius Silvias (um 386) und der Notitia Dignitatum auch
die NoUUa provineiarum t% dviiaium Oalliae aus Honorius Zeit (395—423) her.
V. Sinnend in der zweiten Ausgabe der Goncilien Tom. I (1629 fol.) und bei
Bonquet Beeueü de$ hiitoneM des OauUt et de la Vrcmet, Paris 1738 ff. fol. 1
p. 122 ff. Andere Recensionen dieses Yeneicbnisses s. bei J. F. Gronov. V<xr,
Qeogr, , Lugd. Bat. 1739. 8 p. 40 ff. Bouquet Yol. 2.
4) InscJ^r. von 294. Mommsen Inacr. Conf, Helv, n. 239.
5) Diesen hatte sie noch 319. Cod. Th. 11, 3, 1, dagegen hat sie 372
einen eonsulariB, Fr. Vat. $ 36.
6) S. Mommsen Verz. d. R. Pr. um 297 S. 511.
tarn. A tarth. IT. 9
1
— 130 —
Die dicecesis Viennensii hat um 297 7 Proviosen:
4. Viefmensis miler einem cmtuhris, Hst. Vietma.
2. Narbonensit prima u. e. praeseSj Hst. Narbo.
3. Narbanensis sectmda u. e. praeseSj Hat. Aquae Sextiae (Aix).
4. iVav0in popu/i oder Novempopulana n. e. prae$eSj Hfit. Efti^a
(Giulai prto dVause).
5. ilfiMfontca prtvMa u. e. praesei, Hst. ctt^tito Bilurigtim
(Bourges).
6. i4fi«ilantca fecunda u. e. praeses, Hst. Aurd/^a/a (Bordeaux).
7. i4i|pM martljma6 u. e. praeses, Hst. Ebradimum (Bmbrun).
Die TheiluDg der Narbonensis und Aquitanica in zwei Pro-
vinzen muss später erfolgt sein, als die Einrichtung der DiOcese,
deren Statthalter noch im vierten Jahrhundert den Titel vicarius
quinque provinciamm fuhrt*}, wahrend er spater allerdings vica-
rhu Septem pravinciarum genannt wird^.
ZV. Britannia.
Die Eroberung von Britanirien ist langsam vor sich gegangen,
zunächst vielleicht deshalb, weil sie wenig Vortheil zu versprechen
schien 3). Die beiden Expeditionen', welche Cäsar in den Jahren
55 4j und 54 ^j dahinunternahm, hatten keine dauernden Folgen ;
denn die Abgabe, weiche er den von ihm besiegten Stämmen
auflegte^), wird, da er eine Besatzung nicht zurückliess, nicht
lange gezahlt worden sein. Augustus hat einen Zug nach Britan-
1} Inscbr. Henzen 6471.
tn Henzen 6910. Vgl. Oothofr. ad C. Tk, 16, 10, 15. Boecking N, D. 2
p. 470 ff. Mommsen a. a. 0. 9. 512.
3) Appian. prooem. Vol. I p. 5, 28 Bekk. : xol rbs ßöpeiov dmcovöv U Tiijv
Bperravi&a v^jöov itepdoovrsc t6 «pdTiorov oArJJc fvouotv ÖTtep fipitou, oiiev
Tfj« 4XXtjj 5£Öfi.eNoi' o6 Y°^p eö^ope« aitoT; ioriv ouV -fv l^oiictv. Cic. ad Att.
4, 16, lo : etiam Ülud iam cognitttm e$t , neque argenti scrlpulum esse uUum in
iUa innüa^ neque uUam tpem praedae nisi ex mancipiis. — ad fam. 7, 7: in
Britannia nihil esse audio neque auri neque argenti.
4) Caesar B. O. 4, 20—36. Drumann 3, 293 ff.
5) Caesar B. G. 5, 5—23. DruBiann 3, 299 ff.
6) Caesar B. G, 5, 22: obsides imperat et quid in annos singulos veetigalis
populo Romano Britannia pendertt , eonaUtuii. Ck. ad Alt. 4, 17, 3 : eonfecta
Britannia, obsidibus aeeeptis nuMa praeda, imperata tarnen peetmia, Liv. ep. 105 :
aliquam partem inmdae in potestaUm redegit. Hieraus haben Spätere eine Erobe-
rung des Landes gemacht, wie Katrop. 6, 17(14): BrOaiiwos sUpendiarios fecit.
5. Ruf US 6: deeimo anno Gaüias et Bfitatmia» trAutmiae feeü.
— 131 —
nkm zwar iweimal , 34 ^) und 27 v. Chr. ^) vorbereitet, aber nie-
mala wirklich ausgalUirl ^) und sich begottgt eineo gewissen
poütiachen Einfluaa in BritanoieD geltend zu machen^). Einige
Häuptlioge suchten bei ihm Schutz ^) , andere Öffneten ihr Land
dem römischen Handel <^), und das Land blieb frei, bis der im
i. 43 ünternomniene Feldiug des Kaisers Glaudiua^) au einer
tbeilweiseii Besetzung der Insel ^) , der Auflegung regelmiissiger
Abgaben») und der Emricfatung der Provmzi<^) fahrte. In Fn1ge|>;j^i^tans
dessen wurde, obwohl die Eroberung des Landes erst nach und
nach, nanentlich durch Agrioola (78 — ^4) im Ausführung kom^
doeh aogleich ein Heer in der Provinz stntioiyrt>i), ein Slatthalter
eingfieeUi4i2) xmd im J. 50 die Gcrionie Gamutodunum (Goldiestor)
1) Dio Cu8. 49, 38.
2) Dio Cass. 53, 22. 25. Horat. Od. 1, 35, 30; 3, 5, 3; vgl. 1, 21, 15;
4 14 48.
■ ' ar) IMo Cass. 62, 4.
4) Strabo 4 p. 200: vjvl (i^vroi tüiv iuvaorägv xtvec tö)v aur^^i ;:peaße69sot
*a\ OcpaiceCaic xaTao^cuaooCfACvot r^ np^^ Katoapa töv Xeßaor^v ^tXiciv avad^-
uorrf xe dh/idr^xav iv xtp KaTcetoiXltp xal oUelav o^^eSöv xt 7;ap£9xe6aaav xoTc
Tai|iaCotc JXtjv x^v vjoov.
5} MoD. Ancyr. 6, 54.
61 Strabo 4 p. 200.
7) Sneton. Claud. 17. Vespaa. 4. Dio Cass. 60, 19—23. H. LehnMinn Clau-
dlDS nnd Nero und Ihre Zeit Bd. I, Gotha 1858. S. 225—229.
8) Suet. Claud, 17 : parte inaulae in ditionem recepta. Suet. Vesp. 4 : Claudio
prtne^e Nareissi gratia Ugalui Ugionis in Oermaniam nässu» est; inde in Bri-
tanniam tran»laiu$ trieiet cum hoste eonflixit, Duoi validissinuts gentes superque
viginti oppida ei insulam Veetem fWight) Britanniae proximam in dieionem rede-
gUj pariim Auli Ptauii legati tonsularis partim Claudü ipsius ductu. Es Ist noch
ein TheU der Inadudlt des Triumphbogens vorhanden, welcher in Rom dem Clau-
dius wegen der Besiegung Britanniens errichtet war. Die Inschrift ist von Bor-
mano Eph, epigraph, 1872 p. 221 so erginzt worden: Tl. CLAVdio drusi f.
eaiSARI AVOVsto germaniCO PONTirJCi maximo trib. potesTAT, XI cos Y
IMp, xxi patrt paTRIAI SENAT V8 POptdusque ROmanus qVOD REO ES
BBITanniai sine VLLA lACTVRa in dcdiUonem acceperit OENTESQVE Bar-
baras Irans oceanum PRTMVS, IN DICIonem popuU romani redegerit,
9) Dio Cass. 62, 3.
10) Taoit. iipr. 13: divus Claudius auctor iterati operis transvecUi legianibw
auxÜiisque ei asswnpio in partem r«rum Vespasiano, DomUae gentes, capU
reges et mionstratus fatis Vespasianus. c. 14 : eonsularium primus Aulus PlauUus
praeposiius ae subhuU Ostoritis Seapula redactaque paiulaiim in formam
provineiae proxima pairs Britanniae. Claudius selbst erwähnt in seiner Rede col.
I a. Ende (Nlpperdey Taeitus 2 p. 224) die gloria prolaU imperi uUra Ooeanum.
Auf die Eroberung beziehn sich auch die Inschr. OreUi 715 und acht Epigramme
der Anthologia Lat. 2, 84—91 Burm. n. 762—769 Meyer.
11) S. Hübner Die römischen HeeresabtheUuagen in Britannien im JBäliein.
Muaewn N. F. XI (1857) & 1—57 und Nachträge XU (1857) S. 84 ff. XIY
(1859)8.347^357.
i^) JCtie Reihe der Statthalter bis aof Domittan ist voUständig bekannt. Es
sind 1. Aalue Plaatias 44-47. 2. P. Oetorms Seep«l« 47-*51. 3. A. Dfdiiis
9*
— 132 —
angelegt^). Im J. 84 begann Agricola das Befestigangswerk, wel-
ches den Norden der ProvinE gegen die Picten und Galedonier
sichern sollte. Dasselbe liegt zwischen der Glota and Bodotria
[the Früh» of Clyde und of Porth)^) und ist im J. UO unter
Anioninus Pius zum zweitenmale gebaut worden ') , nachdem es
theilweise zerstört worden war. Unter Hadrian nHmlidi fand eine
grosse Empörung [der Einwohner statt ^) , die der Kaiser zwar
persönlich niederwarft), in Folge deren er aber die Grenze süd-
licher rttckte, und dieselbe durch einen neuen Grenzwall, den
murus Hadriam sicherte, der vom Frith von Solway [Ituna Aestua-
riufn) bis zur MUnc^g des Flusses Tyne reichend, fllr die fol-
genden Jahrhunderte' den limes pravinciae bildet. Diese Mauer
ist von Severus verstärkt worden ®) und bestand seitdem aus
GallQB 52 — 57. 4. Q. Veranios Nepos 58. 5. C. Saetonins Paulinns 59—61.
6. Q. Petronias Tnrpilianus 62—64. 7. TrebelliuB Maximns 64—69. 8. Vettins
Bolanus 69—71. 9. Q. PetiUus Cerealls 71—74. 10. 8. Julius Fronünus 74—78.
11. Cn. Inlias Agricola 78—85. S. Tactt. Agr. 14 — 18. Hühner Die rom. Le-
gaten von Britannien, Im Rhein. Museum N. F. XH (1857) S. 46—83; vgl. XIV
8. 357 ff. Urlichs Comm, de vUa et TumoHbue Agrieolaey Wirzehurgi 1868. 4
p. 25 ff. Borghesi Oeuvres 3, 70. 188 ; 6, 34. 476. Boecking N. D. 2 p. 498 f.
1) Tac. Ann. 12, 32. Zumpt Comm. ep. i p. 389. Ueber die zweifelhafte
Lage de« Ortes s. W. Smith Dictionary of Oreek and Roman Oeography, London
1856. 8 Vol. I p. 645.
2) Tac. Agr. 23: qfiarta aestas ohiinendis, quae pereucurrerat , insumpia,
ae, H viriue exerdtuum et Romani nomhUa gloria pateretury invenUu m ipaa Bri-
Umnia terminus. Namque Clota et Bodotria , diversi marie aestibus per immenswn
reüeetae^ anguHo terrofum epatio dirimiunturj quod tum praesidiia firmabaturf atque
omnit propior sinue tenebatWf tummotis velut in aliam (nndam hoetibtu. Ueber
diesen Wall handelt mit Benutzung der englischen Quellen Boecking N. D. 2,
887 Anm. Vgl. Hflbner Monatsberichte der Acad. zu Berlin 1866 S. 794 ff.
3) Capltolin. Anton. P. 5, 4: Britannos per Loüium Vrbieum vieit legalum
äUo muro eespiticio eummotii harbarU ducto. Pausan. 8, 43 : 'Avtrovivoc
dizexiikBxo ti xa\ x&v Iv Bperravlqi t?)v tioX.X'Jjv, 8ti ^eoßatvetv %a\ oütoi ci^v
SicXotc "^pEav ii t^v revoüvfov p.oTpav, &Tnr]x6ouc 'PoijjLatoiN. Dio Cass. 72, 8.
Orelll n. 845. Dass Antonius Wall mit dem des Agricola ein und derselbe ist,
wird allgemein angenommen. Vgl. Mannert Geogr. d. Gr. u. Römer 2, 2 (1822)
S. 67. 113. 215 ff.
4) Spart. Hadr, 5, 2: Britanni teneri tuh Bomana ditione non poteranl.
Fronte p. 200 ed. Rom. 1823» p. 144 ed. Rom. 1846 = p. 218 Naber.: quid?
ovo vestro Hadriano imperium ohUnenie quantum militum a ludatis , quanium ah
BfiUannie eaeeumf
5) Spart. Hadr. 11 : Britanniitm petit m qua miäta correxit murwnque per
octoginta milia pasmum primu$ duxit, qui harharoi Romanosque divideret. Bie
expeditio Britanniea des Hadrian erw&hnen die Inschriften Orelli 804. Ben-
zen 5456.
6) Spart. Sever. 18, 2: BrÜtanniam, quod maximum eius imperii deeua ett,
miuro per tranaver$am intulam dueto utrimque ad finem Oceani munivii. Vgl. c.
22, 4. Aurel. Vict. Caes. 20. Eutrop. 8, 10 (191 Cassiodor ad a. 207 in Momm-
sen Die Chronik des Gassiodoms Senator p. 640: Ma eon$$. Severus in Brittan^
nos heUum movit, ubi ut tteeptas provineias ab ineursione barbariea faceret «eeii-
— 133 —
einer doppelten Kette von Verscbanzungen. Die nördliche Linie
ist gemauert und enthalt 84 Gestelle, die sttdliche ist nur durch
einen ErdwaU und dazu gehörigen Graben befestigt. Die letztere
schreibt man dem Hadrian, die erstere dem Severus zu^).
Die ungetheilte Verwaltung der so begrenzten Provinz 'ührtey^,^^^^
ein consulariscber legtUus Aug. pr, pr. ^) , der einen Procurator
unter sich hattet), bis sie im J. 197 n. Chr. nach dem Tode des
Glodius Albinus von Septimius Severus in zwei Theile getheilt
wurde, Britannia superior und inferior ^)^ jede, wie es scheint,
unter einem praeses^). Nach der Diocletianischen Organisation
hat das Land vier Provinzen: 1. Briianniß prima , S. Btitannia
secunda, 3. Maxima Caesariensis, 4. Flavia Caesariensis^)^ wozu
im J. 369 als fünfte Provinz Valentia gefügt wurde "^j. Von die-
sen waren Maxima Caesariensis und Valentia consularisch, die
drei andern präsidialisch ^] .
Die Donauprovinzen.
XVI. BaetU»>
■
Ration, welches den von der Donau südlich liegenden Theil
Baiems, den nördlichen Theil von Tirol und den östlichen Theil
riore$, vaüum per CXXXII paatuum milia a man ad mare duxü. Die übrigen
Zeugnisse s. bei Boecking N. D, 2 p. 889 ff.
1) üeber diesen Wall ist die Hanptantersnchung C. Bruce TAe Boman
wall ; deacripi. of the mttrat harrier of ihe Nord of England. 3 edit. London
1867. 4. Vg:l. Boeeking N. D. 2 p. 887 ff. Hübner Monatsberichte der Beri. Acad.
1866 S. 789.
2) Dies sagt Tac. Agr. 14. Anch ergiebt es sich aus den bekannten Lega-
ten, vgl. Borghesi Oeuvr, 6 p. 145.
3) Proe. Aug. prov. Brüanniae Orelli 2222. Henzen 6701. 6936. C. /. Qr.
6627. Hübner Im Rhein. Mns. N. F. XIV S. 361. 362.
4) Herodian. 3, 8, 2: (Severus^ Stoix^ac ^i tg^ "Mrä t9|v Bperravtav xal
SttXtbv c(c Wo '|jj6fj.ov(ac ti^>' toö IOvooc wuolav elc •W|>' r«6ji7)v i^7re(-
ftxo. Von der Bperrovia i^ ävra spricht Dlo Gass. öö, 23 schon bei der Aufzah-
lung der Legionen unter Augnstus, offenbar den Namen anachronistisch anwen-
dend ; pfcvineia BriUatmia H^erior hat die Inschr. Henzen 741 4ß (p. 494) und
die fragmentirte Inschrift t. Musti in Gntfrin Voy. Areh, dana la rigenee de
TunU 2 p. 102 n. 2%. Die Art der Abgrenzung Ist unbekannt. 8. Hübner im
Rhein. Museum N. F. XII, 84.
5) Ulpian. Dig, 28, 6, 2 $ 4: qwu aenteniia reseripio hnperaiorU noetri
(dies ist Caracalla. S. Fitting Ueber das Alter der Schriften Römischer Juristen,
Basel 1860 S. 43) ad VMum Lupwn BriUanniae praeeidem eon^robata eet.
6} Verzeichnlss yon 297 S. 510.
7) Ammian. 28, 3, 7.
8) Not, Dig. Oee. c. 22. Boecking 2 p. 500 ff.
9) Ueber diese Provinz handelt erschöpfend Mommsen C. 7. L. III p. 706 ff.
S. auch P. G. PUnta Das alte Raetien, Beriin 1872. 8. J. S. Dougiass Die Rö-
mer in Vorarlberg, S. Gallen 1871. 4.
_ 134 —
der Seh weis lunfassi^), wurde im Jahre 739 = 15 von den Stief-»
söhnen des Augusios, Drusus und Tiberius unterworfen und zur
ProTins gemacht^). Drusus schlug die Rttter in den iridenti-
nischen Alpen ^, drang über den Brenner sum Aenus (Inn) und
dem Lande der Breuni vor^) und erttffiiete so die Strasse von
Italien bis sur Donau ^) ; Tiberius kam seinem Bruder von Gallieii
aus Kur Httife, schlug am Bodenaee (locus BrigatUmus) die Vin-
delici und gelangte bis zu den Quellen der Donau ^) . Auf diesen
Sieg bezieht sich die Inschrift des iropaeum Alpiumf welches der
romische Senat und das römische Volk im Jahre 747 «»7 cbm
Tiberius errichtete'),
ril^ P^ Regiert wurde Ration zuerst von einem Procuralor oder mit
^^*' vollständigem Titel procurator et pro legato provmdae Raetiae H
Vindeliciae et VcUlä Poeninae^], welchem nur einbeimisehe ala€
et cohortes zur Verfügung standen 9); If. Aurd legte indess die
1) Aasfahrlich alnd die Oieiueo betttmmt "poa Mommsen a. a. O. p. 707.
Planta S. 55 ff., welcher letztere auch eine Karte der Provinz entworfen bat.
2) Vellei. 2, 39: Baetiam avUm et FMdeUeoa — nova$ 1mperk> nottm mb-
iunxU provineia9. Liv. ep. 138 : Baeti a Tiberio Nertme et Dnuo Coetam pri-
vignis domitt Säet. Oet, 21. Tib. 9. Horat. Od. 4, 4, 17; 4, 14, 6 ff . ; 4, 15, 21.
Flonu 4, 12, 4. Oros. 6, 21. Aurel. Vict. ep. 1. Eutiop. 7, 9.
3) Dio Cass. 54, 22.
41 Horat. Od, 4, 14, 11; 4, 4, 17. Florua 2, 22 (4, 12).
5) Daher sagt sein Sohn Claudius, welcher diese Strasse spater haute, in
der Inschr. Marini Arvali p. 77; Ti/CUmdhu DruHf. CatMr Aug. Germanieut,
fontifex maxitmu, triburäeia poteHate VI,- 0)i. /K, /mp. X/, p. p. eensor, otom
Claudiam Auguttam, quam Drunu pater Alptbut heUo patefaetU detiomvit, muntt
ab AUino uaque ad flwnen DanuvUtm. MP. CCCL. Ueber diese Strasse s. Psll*
hausen Beschreibung der rom. Heeistrasse von Verona nach Augsburg, München
1816. Plante a. a. A. S. 75 ff.
6) Strabo 7 p. 292.
7) Plin. N. H. 3 % 136: hnperatori CaetaH Divi f. Aug. ponüfid maxmno,
imp. XIIIJ, tribunieiae poteitaiu XVII 8^B, q%u>d eku duetu auipieUsque genUe
Alpinae omnet quae a mari supero ad mferum pertinebani , itt6 imperlum pop.
Rom. 9UfU redactae. Es folgen die Namen von 44 Yölkerschaften , Ton welchen
aber nur ein Theil nach BaeUen gehört. S. Mommsen p. 706.
8) Tac. Bist. 1, 11: BaeUa, Norkwn, 7%rada el quae aliae proemaioribu»
eohibentur. Genannt werden:
Poreiua SeptinUnui procurator im J. 68. Tac. J7M. 3, 5.
Ti. Julius AquiLinua a. 108. C. J. L. UI p. 867.
Q. CaieUiuM Cisiaeui — proeur» Augu$tor, et pro leg. provindai SaitkU et
VindOie. et VaUis JPöenin. OrelH 486 » C. /. L. Y, 3936. (Die vtdlh Poeniha
hat einen eigenen praefeetus, Henzen n. 6939.)
T. Varius Clemeru proe. — RaeUae, OreUi 485. C. I. L. in, 5211. 5212
um 152.
L. Tit[ulenu8 proe.] Aug. BaeUae e[t Vtnddkiae], Henzen BuUett, 1860
p. 200.
Die Inschrift Grat. 446, 3 Ut llgoriaaisch* S. Borgfaesi Otuvree^S, 186.
9) Tac. HiBt. 1, 68.
— 135 —
von ihm neu errichtete legio 111 Ilalica oder Ccncordia^] nacb^ri^^iteinan
Rätien^) und seit dieser Zeit war der Cominandeur derselben zu-
gleich Statthalter der Provinz mit dem Titel legatus Augusti pro
prctetore legionis III lialicae^]^ bis unter Diocletian, unter welchem wim zu ita-
sich schon im J. 890 ein praeies provinciae Raetiae vir perfec- •"••■®*®"'
Uisimus flndet^), die Provinz mit der Diöcese des vicarius Italiaß
vereinigt wurde. Unter den wenigen Städten Rfitiens war Augusta
VmdeUcorum die bedeutendste. Gegrtindet unter Augustus, war
sie wohl Anfangs ein forum ohne Stadtrecht, später heisst sie
municipium ^) .
XVIX« Norieui&0>
Im Jahre 706 = 48 war Noricum ein Königreich, welches Regnum
im Bürgerkriege zwischen Cttsar und Pompeius auf Seiten des
ersieren stand ^). Als im J. 738 = 46 die Noriker und Pannonier
einen Einfall in Histria machten, wurden sie von dem Proconsul
von Ulyricum, P. SiUus geschlagen^] und scheinen sich in Folge
dieser Schlacht ohne weiteren Widerstand unterworfen zu haben ;
denn in der Inschrift des tropaeum Alpium wird ihrer nicht ge-
dacht. Seit dieser Zeit wird Noricum provincia genannt^), inso-
1) C. /. L. in, 1980.
2) Dio Casg. 55, 24.
3) Inschr. y. Augsburg C. /. L. UI, 5793: Applos Cl. Lateranus — leg,
Aug, pr, fT, leg. JJI Ital. Aasserdem kommt vor: Olus Terentias Pudens —
leg. Augg. leg, XIIl Oem.j leg, Augg. pro praet. provinciae Retiae, Orelli 1943
= C. /. L. III, 993 ; C. Octavius Sabinus — legalw [Aug.] pr, pr, prov, Baet.
a. 213. Mommsen Ephem. epigr. 1872 p. 130. 135. [Aelios Diolnysiaa leg. Aug,
pr. pr, C. /. L. in 5874; Petronius Pollanus leg. Aug. pr, pr. Raei, ib. n. 1017.
4) C, I, L, III, 5810.
5) C. /. L. ni, 5800. Wenn Tac. Oerm. 41 sagt: (^Hermwiduris) toUs Ger^
manorum non in ripa eommercium, »ed penitut atgue in tplendidiuima Baetiae
provinciae eolonia^ so meint er obne Zweifel Augsburg, colonia scheiot er die
Stadt aber nur zu nennen, insofern sie eine römische Gründung war, nicht, weil
sie das Hm eoUmiae Romanae hatte. S. über diese Stelle Zumpt Comm. ep. 1
p. 403. Mommsen C. i. L. III p. 708.
6) Auch diese Provinz behandelt Mommsen C. /. L. III p. 587 fr. Vgl.
Muchar Das rdm. Norikum , Gritz 1825. 8. G. v. Ankershoven Handb. der Gesch.
des Herz. Kärnten Bd. I, KlagenfVirt 1850. 8. Büdinger Oestreichische Geschichte
bis zum Ausgang des 13ten Jahrhunderts Bd. I, Leipzig 1858. 8. Aschbach l'eber
die rom. Bfilitilrstationen im Ufer- Noricum, Wien 1861. 8. v. Jabomegg- Alten-
fels Kirntens Römische Alterthümer, Klagenfurt 1870. 4. L. Grotefend Epigra-
pUsehes, Hannover 1857. 8.
7) Caesar B. C, 1, 18.
8l Dio Cass. 54, 20. Vgl. Strabo 4 p. 206.
9) Velleius 2, 39 : Bhaetiam autem ei VirukUeoe ao Norieo» Pannomamque
ei 8cordUeo$ ncvae impetio noeifto whimnxü provineias. Tac. ilfin. 2, 63: Danu-
— 136 —
fem es dem rtfmiscben Reiche einverleibt wurde ; eine eigentliche
Organisation als Provinz indessen erhielt es nicht sofort, sondern
es blieb ein Königreich mit dem Namen regnum Noricum ^) , dessen
PMcTOto* I^^^^rung ein kaiserlicher prociira^or^j führte, der, wie der prae--
fectus Aegypti als ein Yicekönig zu betrachten ist und über eine
römische Truppenroacht nicht verfügte. Erst unter M. Antoninus
kam die legio II Pia^)^ hernach IlcUica genannt, nach Noricum ^) ,
•'*J^* •!■•■ und seit dieser Zeit wurde der Legat dieser Legion, wie dies
auch in Raetia und Numidia vorkommt, Statthalter der Provinz ^) .
Unter Diocletian ist auch Noricum in zwei Theile getheilt wor-
den, nämlich Noricum ripense und Noficum viedtterraneum, jedes
unter einem Präses <^). Als römisdie Colonien lassen sich mit
Sicherheit nur zwei Städte nachweisen, Virunum^j (Hariasaal)
v<tim, ftia NorUam provmeiam praefkUt. Ptolemaens 2, 13, 2 : xä p^ (uOftixib-
Tcpa xfj« inapYJLa^. Qrut. 1028, 6 (unter Traian): p«)c(tiraeor)|pr(w. Noricae,
1) YeUei. 2, 109. Suet. Tib. 16. So heisst es in den offlciellen Titulata-
Ten: proettrator regni Noriei (s. die folgende Anm.), dispensalor p. T(€gfU) Noriei
(a /. L. III, 4828); tab(ularm8) p. r. Noriei (OrelU 2348 =» C. i. L. 4800);
arcar(iu$) tegn. Norie, (OreUi 495 = C. /. L. lU, 4797).
2) Tac. Hi»t. 1, 11; 1, 70. Das Yerzeichniss der Piocnratoren von Nori-
cum, welches Seidl Sitzungsberichte der phü. hist. Classe der Wiener Aoademie
1854 S. 62 ff. zusammengestellt hat, kann jetzt sehr veryoIUtändlgt werden.
Es kommen vor : unter Claudius (41— -54) : G. Baebius Atticus — procurator Ti.
ClaueU CaetarU Aug, Oermanici in Norico, Henzen 6938 = C. /. L. lU, 1838;
unter Traian : Paetus Memmins Apollinaris proc. prov(ineiae) Norieaef
Ömt. p. 1028, 6. Vgl. C. /. L. III, 5179 ; unter Antoninus Plus : M. Bassaeus
Rufus — proc. regni (nori}ei, Henzen Inscr, III p. 372; ohne Zeitangabe: Tl.
Cl. Priscianus proc. regni Noriei, Renler Inter. d'Alg. n. 3889 ; endlich In
einheimischen Inschriften mit dem kurzen Titel proc. Aug. : Flavius Titianus,
C. 1. L. ni, 5164. 5172; ülp. Victor (um 158) ib. 5161. 5169; üsienus Secun-
dus im J. 158 n. 5162. 5166; G. Antistius Auspex n. 5173; Q. CaecUius Red-
ditus n. 5163; G. Rasinius Silo n. 5165; Q. Lisinlns Sabinus n. 5167. 5168.
5175. 5176; L .Cammius Secundinus n. 5328; Drusius Proculus n. 5170; C. Cen-
sorinus Niger n. 5174. 5181; Plautlus Gaesianus n. 5177; M. Porcius Verus
n. 5317; G. Antonius Rufus n. 5117. Gaecüius luventianus n. 5182.
3) C. /. L. m, 1980.
4) Dio Gass. 55, 24.
5) Renier Inacr. de l'Alg. n. 101 : G. Marcinius DeciaHus, v. e. leg. Augg,
pr. pr. prov. NunUdlae et Noriei. C. 1. L. III, 5746: curante M. luventio Suro
Proeulo leg. pr. pr. im J. 201. Tl. Cl. Gandidus — leg. Augg. pr. pr. pro-
vinciae — Noricae unter Severus und Garacalla. Orelli 798. Henzen Inser, III
p. 78.
6) Not. Dign, Oee. p. 10 und Boecking p. 146. Rufus brev. 8. Ein p(raeäei)
p(rovineiae') N(pric()mt (d. h. mediterranei) kommt zuerst vor 311. S. Orelli 1064.
Später werden diese praesides erwähnt Henzen 5258. 5259 ss C. /. L, III, 5209,
vgl. 5207. 5208. 5326.
7) OrelU 3504.
~ 137 —
and Ovilava (Wels) , welche letztere col Aurelin Antoniniana
Ovilava beisst^).
XVIIL XDC Paxmoziia>>
Viel grösseren Widerstand als die Noriker traben den Römern Krob«ning
die Pannonier geleistet, deren Land erst nach langen Kämpfen
stückweise occupirt werden konnte. Den ersten pannonischen
Krieg führte in den Jahren 719—20 = 35—34 Octavian selbst.
Er drang bis zur Donau vor^) und eroberte die Stadt Siscia am
Einfluss des Colops in den Savus^], welche er besetzt behielt^
um sie zum Ausgangspunct späterer Unternehmungen zu be-
nutzen^). Zu einer wirklichen Unterwerfung des Landes kam
es indessen erst im zweiten pannonischen Kriege^ welcher, von
Agrippa und M. Vinicius begonnen <^), in den Jahren 742 — 745
= i 2 — 9 von Tiberius beendigt wurde 7) . - Das in demselben ge-
wonnene Terrain wurde zu Illyricum gezogen und diese Provinz
bis zur Donau hin erweitert^]. Obgleich aber Tiberius zur Siche-
rung der neuen Eroberung kein Mittel unversucht gelassen und
den grössten Theil der waffenfähigen Männer als Sclaven in das
Ausland verkauft hatte®), so erneuerte sich nochmals der Auf-
stand in den Jahren 6 — 9 n. Chr. und es bedurfte eines noch-
maligen zweijährigen Feldzuges unter dem Gommando des^Ger-
manicQs und Tiberius, um denselben niederzuwerfen ^^) . In Folge
dieses letzten Sieges wurde im J. 10 n. Chr. Pannonien als eine
eigene Provinz organisirt^^). Wenigstens hatte im J. 44 n. Chr.
1) C. /. L. in, 5606. 5630.
2) 8. Mommsen C. /. L. in p. 415 ff.
3) Dio Gms. 50, 24.
4) Dlo Ca86. 49, 36 ff.
5) Dio Gm8. 49, 38. Appian. lUyr, 24.
6) Yelleliu 2, 96.
71 Dio Oam. 54, 31-«34. 36. VeU. 2, 39. LW. epit. 141. Säet. Äug. 21.
8) Honnin. Anc. 5, 44 o. 30 nach Mommsens Restitntion (JB« g, D. Aug,
p. 86): Paimoniomm gtnteSy gm» anU me prineipmi popuU Romani exercitui
fnmgiforn aiUt, dtvietai ptr Ti, Neronenif qiU tum erat privignu$ et legatnu meu9,
imperU} popuÜ Romani msbUei prahüique fini» lUyriei ad ripam flumMM DamtvU,
Tiberins scheint damals UgaiuB Aug. pr. pr. JUyHei gewesen eu sein; ebenso ist
im J. 6 n. Chr. Yalerins Messalinns t9Jc ^Xfxorlac "mX t?)« Ilawoviac ^pYov,
Dio Gas«. 55, 29.
9) Dio Oass. 54, 31.
10) Dio Cass. 55,28—32; 56, 1. Yell. 2, 110—115. Zonar. 10, 37. 8aet. T&. 16.
11 j BoTghesi Otuvres 4, 457. 8. Rnfus hrev, 7: Baione, ^mnonhrum rege,
mtbaeto m ditionem wMram Pannoniae venierunt, Zumpt Siudia Bomana p. 116
llsst die Provinz erst im J. 20 n. Chr. einrichten.
— 138 —
' Pannimia sdion einen .eigenen Legaten, lunius Blaesus, welcher
drei Legionen commandirte i)i während der südliche Theil Illy-
riens (tnarüma pars lUyrici) gleichzeitig unter einem andern
Statthalter, dem P. Dolabella, aland^). Wahrend des ersten Jahr-
hunderts blieb die Provins, welche damals noch nicht ihren nach-
herigen Umfang gehabt zu haben scheint'), ungetheilt unter einem
consularischen legatus AugusÜ*), Zwischen dem Jahre 4 02, in
welchem der erste dacische Krieg ^) , und dem Jahre 1 07, in wel-
chem der zweite endete*), wurde indessen die Provinz in zwei
Theile, einen westlichen, Pannonta inferior ^ und einen östlichen,
"J'^WJ!^» Ponnonia superior, getheilt^), die Grenze des römischen Gebietes
v.Mip«H(M-. bis zur Donau vorgeschoben und später von Hadrian durch die
Anlage der Colonien Aelia Mursa und Aelia Aquincum gesichert^).
Pannonia inferior hatte anfänglich einen prätorischen Legaten und
als Besatzung eine Legion^), unter und nach M. Aurel einen con-
sularischen Legaten ^<^), der indess ebenfalls nur eine Legion com-
1) Tac. Ann. 1, 16, der dieselben PannonieaB legionea nennt.
2) VeUel. 2, i2ö. Vgl Grut. p. 396, 1 = C. /. JL. III, 1741 : P. CorrMo
DolabcUae — Ug. pro pr. Divi AuffUsU et Ti. Caeiari» Augutti eivitaU» 9iiperiorU
provinciae HiUyrici.
3) Den limes scheinen damals die Städte Garanntom, Poetovio ond Siscia
gebildet zn haben. Mommsen C. /. L. III p. 416.
4] Borghesi Oeuvre$ Ö, 353. Auch Blaesas war bereits 763 = 10 Consul ge-
wesen, ehe er legatu» Pcmntmiat wurde. Borghesi Oeuvret 4, 449. 458.
ö) Im J. 102 and wahrscheinlich bis xom Fr&hjahr 103 fßhrt der Consnlar
Q. Glitius Agricola noch den Titel Ug. propr. [imp. Nervae] Traiani — provm-
eiae Pannonkie (Henzen 5449. Borghesi Annali 1846 p. 343. 1855 p. 24. Oeuvre»
3, 72), wie ihn auch seine Yoiganger G. Calpetanns Kantins Quirinalis unte?
Yespasian (Henzen 6495), L. Funisnlanua Yettonianus (Henzen 5431. 5432.
Borgh. Oetiof. 3, 73) und L. Neratius Priscus (Henzen 5446. 6562. Borghesi
OciftTTCS 5, 353) unter Domitian fQhrten.
6) Im J. 107 war der nachherige Kaiser Hadrian prätorischer Legat von
Patmiiüa inferior, Spartian. Hadr, 3 : praeior faetua est. — Legalus poitea praeto-
riua tn Pannoniam inferiorem mtssiis Sormatas compremt. Athenische Inschr.
Awnali 1862 p. 139 : P. Aello P. f, 8erg, Hadriano — Ug, pro pr, imp. Nervae
Traiani Caeearie Aug. — PamionJae inferioria. Ueber das Jahr s. Borghesi und
Henzen a. a. 0. p. 155.
7) Seitdem sind beide ProTinzen nachweisbar. So heisst es z. B. in dem
BlUiardiplom d. J. 114, Henzen n. 6857«» AnnaU 1855 p. 22: et sunt in Pa$^
nonia inferiore eub P. Af^ranio Flaviano. Ueber die Zeit der Theilung der Pro-
vinz s. Borghesi Oew^ret 3, 72; 5, 353. 367 und in Mommsen /. N, u. 4931.
Henzen AnnaU 1862 p. 155. 156 und in Borghesi Oeuvres 3, 76. Mommsen
C. /. L, III p. 415. Die Grenzen beider Provinzen giebt Ptolemaeus 2, 14. 15
an. Ygl. Muohar Das röm. Norikum 1 S. 2 und desselben Gesch. des Herz.
Steieraark, Gr&tz 1844. 8 Tb. I S. 18 ff.
8) Mommsen 0. J. L, IH p. 415.
9) Moransen a. *. O. p. 416.
10) S. hier&ber Beruhest AmuU 1855 p. 24 f. «a^Oeiiofe« 8, 456 ff.
— 139 —
mandirte und mit seineoi Hauptquartier in Acumiucum staud^),
bis dieses uuter Diocletiau nach Aquincum verlegt wurde ^j ; Pon-
nonia ntperior dagegen behielt den consulariscben Legaten, wel-
cher vorher die ungetheiite Provinz verwaltet hatte'). Er hatte
unter sich drei Legionen, deren Hauptquartiere seit Antoninus
Pius Brijgetio, Camuntum und Vindobona waren ^).
Das Land hatte ursprünglich wenig Städte und war in pagi stMtaui.
getheilt, in welchen vici lagen ^). Die grosseren Städte sin4 rO»
mischen Ursprungs, wie in PanH(mia inferior Sinnium oder Co*
lonia Fla via Sirmium (Mitrovic), von Yesposian oder seinen S(di-
nen<^), Colonia Aelia Mursa (Eszeg) von Hadrian^) herrührend,
Aquincum (Alt-Ofen) , seit Hadrian Hunicipium , seit Septimius
Severus Golonie mit dem Namen Colonia Aelia Septimia Aquin-
cum ^} ; in Poimonia superior Colonia Claudia Savaria (Stein am
Anger), Golonie des Claudius^), Colonia lulia Emona (Laibach),
schon von Plinius erwähnt und später zu Italien gerechnet i<>),
Siscia (Sziszek), von Augustus erobert im J. 7<9=35, Cdonie
wahrscheinlich seit Yespasian, später Colonia Flavia Septimia
Siscia genannt ^^); Colonia Ulpia Traiana Poetovio (Pettau)^^) ; Bri-
getio, zuerst ein Castell, dann Municipium, zuletzt Colonie^'),
Camuntum (Petronell), zuerst Municipium Aelium Camuntum ^^) ,
später Colonie ^^), ferner Municipium La tovicomm (Treffen), Muni-
1} PtolemMQf 2, 15, 5.
2) Itfnerar. Anton, p. 245.
3) Pio Cass. 78, 13. So war CUvdlus Maxirnns, leg. Aug. Pcmnonlo« tu-
periori» im J. 163 (Militiidlplom Marini ArvcM p. 464), Oonsnl gewesen c. 144.
Waddington in Borghesi O^potu 8 p. 460. Die Übrigen NachirelBungen giebt
Borgbefi Otuwru 8, 456 ff.
4) Mommsen C. /. L. m p. 481. 482.
5) Appian. iUyr. 22: &Xi6(v}( hi iffitv ifj Ilai^oiv' «al o6 ic6Xtu
&COUV o( Ilalovc« oT(a, dXX* dypoö^ ^ xc6(iac «aTd ouTfivciov. Inschr. Maiinl
itrvdii p. 477 : — ex Pen». 8uip. notiu ad Aqua» SaUMos pago loviata Vko Coe . .
netOnu, an weleher Stelle mehrere Umliehe Inachrfflen znsammengestelU sind,
lieber die pagi der Donanprovinzen 8. auch Mnchar 1 S. 150 ff.
6) C. /. L. in n. 3230. 3242. 3243. 3683.
7) Steph. Byz. s. ▼. Vgl. C. /. L. III n. 3279. 3280. Golonie beiset die
SUdt Ptolem. 2, 15, 7. C. i. L. lU n. 3288. 3560.
8) Momrasen 0. /. L. III p. 439.
9) PUn. N. H. 3, 146. Mommaen a. a. O. p. 526.
10) Plin. iV. H. 3, 147. Mommsen a. a. O. p. 489.
lll Mommsen a. a. O. p. 501.
123 Mommsen a. a. O. p. 510.
13) C. /. L, in, 4335.
14) C. I. L. m, 4554. OrelU 2676.
15) C. /. L. m, 4236. 4567. 4539.
— 140 —
cipiom Flaviom Neviodunum^), Manicipium Andautonia^), Mudi-
cipium Flaviam Scarbantia (Oedenburg) ^j, Municipium Yindobona
(Wien), wahrscheinlich von Vespasian angelegt^).
iiaUimc. Unter Diocieiian erlitten, wie die meisten Provinzen, auch
die beiden Pannonien eine weitere Zerstückelung^). Pannonia in-
ferior zerfällt seitdem in zwei Theile, von denen der nördliche
von Diocietians Tochter, der Gemahlin des Galerius, den Namen
Valeria erhielt^] und einem praeses und einem dux untergeben
wurde, deren Residenzen Sopianae (Fünfkirchen) 7) und Äquin-
cum waren ^). Der südliche, mit der Hauptstadt Sirmium*), hiess
nunmehr Pannonia secunda und stand unter einem constilaris^^
und einem dux^^). Pannonia superior wurde gleichzeitig nicht
nur überhaupt verkleineit, indem Poetovio zu Noricum gezogen
wurde ^^), sondern ebenfalls in zwei Theile zerlegt. Der nörd-
liche hiess Pannonia prima und erhielt einen praeses ^^ und einen
diix^*) und zum Hauptort wahrscheinlich Savaria (Stein am An-
ger) **) , der südliche , Savia oder Pannonia ripariensis *«) , einen
correcft>r*^), der in Siscia residirte*^).
4) c. i, L,
5} Die neu(
1) Mommsen a. a. 0. p. 496. 498.
2) CLL. UI n. 4013.
3) C. /. L. m n. 4192 ff.
m n. 4657.
neuen Provinzen nennt schon das veroneser Verzeichuiss S. 510.
6) Ammian. 19, 11, 4: Valeriam venitf partem qtiondcan Parmonia€ $td ad
honortm Valeriae DiocUtiani filiae et irutUulam et ita eognominaUun, Aar. Vict.
C€i€9. 40, 10 : (Galerins) provmeiam uxorU nomine VaUriam appellavit. Die Pro-
vinz wird erwähnt im veroneser Yerz. p. 510, bei S. Rufus br. 8, Poiemius
Silvias p. 254, Zosimus 2, 33, fehlt aber ans unbekannten Gründen in der JVo-
UUa Dignüatum Oce. c. 2, wahrend von ihr handelt c. 32. S. hierüber Boecking
p. 144. 691. 1193. Mommsen zu Polem. Silv. S. 263. Ammian. 28, 3, 4 nennt
sie Valeria Pannoniae zum Unterschiede von Valeria Italiae,
T) Ammian. 28, 1, 5. Boecking ad N. D. Oce, p. 691.
8j Ein dux Valeriae wird erwähnt Ammian. 29, 6, 3. In Aquincum musste
er reeidiren, weil dort noch unter Diocletlan die leg. Jl adivJt, stand. Itiner. Anton,
p. 245. Böcking iV. D. Oce. p. 1194.
9) Böcking ^. D. Oce. p. 310. 1179. Mommsen C. /. L. HI p. 416.
10) Böcking a. a. 0. p. 1178. Henzen n. 6916.
11) mt. D. Oec. c. 31 p. 91.
12) Mommsen C. 1. L. m p. 482.
13) Not, D. Oce. p. 6.
14) Not. D. Oec. p. 4.
15) Böcking a. ». 0. p. 1194. Mommsen C. /. L. III p. 525.
16) Böcking a. a. 0. p. 142 ff.
17) Not. D. Oce. p. 6.
18) Böcking a. a. 0. p. 347.
— 141
ZX. niyiicani, spater Dalmatia ^).
Der Name Illyricum dienl den Allen zur ethnographischen Be- ^^{[^c^*;
Zeichnung aller der stammverwandten Völker, welche sich von IJJ'T'*"
den Alpen Östlich bis zum Ausfluss der Donau und von der Donau
südlich bis zum adriatischen Meere und zum Hamus hinziehn^).
Es gehörten dazu die römischen Provinzen Dalmatia, Pannonia,
Moesia'), nach Appian auch Raetia und Noricum^)^ weiche in der
ganzen Kaiserzeit in Betreff der Steuerverwaltung eine Einheit
unter dem alten Namen Illyricum bilden^) und deren Truppen
oft als exercitus Illyrici erwShnt werden«), femer Dada 7), end-
1) lieber diese Provinx handelt MommBen C. /. L. lU p. 278 ff. Die Schreib*
art Ddmatia^ welche TacltuB, Yelleius und Dio Cassius befolgt za haben geheinen,
war nicht allgemein; in offlcielien Docamenten finden sich beide Formen, Dal-
maUa und Delmaiia.
2) Appian. lUyr. 1 : lXXup(ouc ^EXXi^vec fj^ouvtai xoOc &Tc£p tc Maxe^o^lav
xal 8p^x7]v d.T:h Xa^vcov %a\ BeOTrpcoTdiv irX TioTafjiöv 'lorpov. Eine brauchbare
UnCersuchung Über den Begriff IllyrienB ist A. M. Poinsignon Quid praeeipue
apud Bomanoa aduique DioeleUani iempora lUyriewm fatrit^ Parisiis 1846. 8 mit
einer Karte.
3) Snet. TQ). 16: Mo lUyrUo , quod Häer ItaUam regmanque Noriemn et
Thraeiam €i Maeedcniam inttrque bcmmbhun flwnen H iinum marts AdriatM
paUt, perdomiio. Suet. Aug. 21. Strabo 7 p. 313 ff. Joseph. B. lud. 2, 16, 4;
Tac. Hitt. 1, 2. 76. Arm, 1, 46.
4) Wenn Appian. ZU. 6 nicht nnr die Dalmater, Paanonler imd Moeser,
sondern auch die Biter und Noriker ta Ulyrien rechnet, so befindet er sich
nicht nur mit den In der vorigen Anm. angeführten Stellen, sondern auch mit
der sonstigen Ueberllefbrung in Widersprach, wie Poinsignon p. 41 — 54 gut
nachgewiesen hat, und es scheint auf Applaus Zengniss um so weniger zu geben,
als er über die Rater und Noriker sich auch o. 29 schlecht unterrichtet zeigt.
Allerdings gehört Noricum in der diocletianischen Verfassung zu der Dlöeese
Illyricum (iVot. D. Oee. p. 6), und dass es schon Arüher zu dem Steuerbezirk
Illyricum gezogen war, zeigt der in Boiodurum (Innstadt bei Passau) vorkom-
mende vUflieut) tt€et{igaU$) IUyr(iei), Mommsen C. i. L. m n. 6691; RaetiLaaber
gehorte auch später nicht zu Blyricum, sondern zu Italien.
5] Appian. lllyr, 6 : %a\ t6 tIXo; tosv^ tosv I8v6»v, dic6 dvlovovTOC 'lorpou
(jiypi Tfjc IIovTtxfJc %akdc9ri^ 69* Sv ixp,totouot xal MXXuptxiv tIaoc TCpocsYC-
pcüotioiv. Das Hauptsteneramt scheint in Poetovio gewesen zu sein, wo ein Wf.
Aug. ex tabulario veet. Illyr(iei) (C. /. L. III n. 4063), eontnucriptoree portorii
JUyriei (ib. 4015. 4017. 4024), ein arkarhu conduetorU portoH lUyriei (4015) vor-
kommen; ausserdem wird erwähnt ein eotiducfor p(ortori() p(ubliei?') lUyrki
n. 751 (sHenzen AnnaU 1859 p. 109): n. 753; ein eervuB viUieus vecUgalU
lUyriei n. 752 ; das vecUgcd lUyrieum n. 1647 ; ein proe. veet. lUyrieorum, C. /. L.
II, 4135.
6) lUyrici exereüus, Tac. Eist. 2, 60. 85. 86, eeterae JUgriei Ugionee, ib. 2,
74; praepositua numeri equUum eUetorum et lUyrieOf Henzen 6729. Vgl. das
Militärdiplom des J. 60, Henzen 5407 : et sunt in JUyrieo sub L. Salvidieno —
Rufo.
7) Trebell. Pollio v. CUmdii 15: dm faetue eet et dux iotku lUyriei, Met
m poteetatem Tkrados, Meeeos, DatmatoMf Pamsonio«, Daeoe exerettue.
— 142 ~
lieh das swiacben Dalmaiien und Epinis liegeDde Kttstenlaod mit
den Städten Aulona, Apotionia, DyirbadbHim und Lissns^ welches
grossentheils xur Provinx Macadoniea gezogen wurde. Dies letz—
Er8UBrob«-tere SUlck isl es, welches die Römer in ftltester Zeit unter dem
Namen Illyrien verstehen, und in welchem sie sich zuerst fest*
seUten. Der erste iUyriache Krieg 525— 526 == 2S9— 228 endete
mit der Absetzung der Königin Teuta, statt deren ihr Sohn Pin—
neus unter Vormundschaft des Demetrius von Pharus die Begio-
rung erhielt^), und der Abmachung, dass die illyrischen Schiffe
nicht fiber Lissus hinaus bewaffnet fahren sollten. Schon damals
scheinen die Römer das Land in verschiedene Theile zerstückelt
zu haben; ApoUonia, Gorcyra, welches Teuta ebenfalls besessen
hatte, und Dyrrhachium wurden fttr frei erklUrt und erhielten ein
Bündniss mit den Römern^; einige Städte wurden dem Königs-
hause gelassen; andere Orte nahmen die Bömer selbst in Besili
und sicherten sie durch eine Besatzung'), deren Commandant zu-
nächst unter den römischen Gonsuln, später vielleicht unter den
Statthaltern von Gallia Gisalpina oder Macedonien gestanden haben
wird^). Von dem zweiten illyrischen Kriege 535=249^] wissen
wir nicht viel mehr, als dass er die Vertreibung des Demetrius
von Pharus zur Folge hatte. Erst zweiundfUnfzig Jahre später führte
der Untergang das Königs P^rs^is von Macedonien auch seines
Verbündeten, des JS^önigs Gentius von lUyrien, Unterwerfung her-
bei ^ . Das Rdch des Gentius, welches zur Hauptstadt Scodra
hatte und nur den südlichsten Theil der nachherigen Provinz um-
fasste, wurde in drei Theile getheilt, in derselben Weise, wie
Macedonien in vier; das Land wurde für frei erklärt und die Be-
satzung der Römer zurückgezogen, allein es wurde abgaben-
pflichtig mit Ausnahme der Städte, welche während des Krieges
1) Polyb. 2, 12. AppUn. itf. 7. Zonaras S, 19. Entn^. 3, 4.
2) Appian. iW. 8. Polyb. 2, 11.
3) Im J. 535 = 219 erwEhnt Polyb. 3, 16: tac xotd t^v IXXupWa ir^Xetc
Tol; bnb T(D(ia(ou( Tattojjivac. Nach AppUo. lü. 7 waren diea Corcyia, Pliarofl,
Isaa und Epidamnus (Dyrrhachiom). In Issa stand 584=3 170 ein legatiu, qui
cum prae»idio duarum I$$en8ium navhmi iniulae prcuergt (Liv. 43, 9), und 565
al89 in Corcyra ein do^oiv (Polyb. 22, 15, 6), de/ wohl nicht, wie Liv. 38,
11, 5 annimmt, ein stäatischei Magiatrat war. Der Titel dieses Coramandanten
wird praefectU8 gewesen sein.
4) Mommsen R. 0. 1, 545. C. /. L. III p. 279. •*
5) Polyb. 3, 16. 18-^1». 33. Appian. lU, 8. Zon. 8, 20.
6) Lly. 44, 23. dG->82. Appiaa. JU, 9.
— 143 —
auf Seiten der Römer gewesen waren ^). Diese 587 = 467 ge- B«ginnder
troflTene Anordnung, welche Livius, wie bei der Einrichtung einer
Provinz, fcrmula nennt ^), kann als der thatsäehliche Beginn der
Provinz betrachtet werdenr^, obwohl ein Statthalter derselben
damals noch nicht ernannt wurde und wir auch nicht sicher
wissen, wann dies geschehen ist. Die Grenze derselben biklele
im Süden der Fluss Drilo und diese Grenze blieb spater un-
verändert^), nach Norden zog sich das rOmisdie Gebiet an der
Küste hin bis zu den Sitzen der Dalmater und der ihnen ver-
wandten VöllLer, mit welchen nunmehr erst eine Reihe von Krie-
gen begann ^) , in welchen wenigstens ein Theit Dalmatiens nadi
und nach occuptrt wurde. Ein Beweis für die Existenz der Pro-
vinz Illyrien Ifisst sich aber erst für die letzten Zeiten der Repu-
blik geben ; sie ward dem Cäsar zusammen mit Gallien im J. 59
V. Chr. auf fünf Jahre verliehen*) und hatte damals bereits eine
ordentliche Organisation, namentlich eine Eintheilung in Gonventus,
welche Cäsar mehrmals erwähnt^. Im J. 49 commandirte darin
sein Legat Antonius ^) ; als selbständiger Verwaltungsbezirk er-
scheint sie aber zuerst unter Yalinius*) 709 — 740 = 45 — 44*<').
1) Li¥. 45, 2S, wo et % 14 heiut: SeodumOHu €t DmmtmwAim et Mep(-
tafUs eeterUque lUyrü» veeU(fal ditMhun eiu$ (ünpotUum), quod rtgi ptjf€näi$amL
2) LlY. 45, 26, 15.
3) Liv. 45, 26, 11 bezeichnet schon damals niyrien als provineia,
4) S. Appian. B, C. 5, 65, der im J. 40 ▼. Chr. Scodia als Grenze er-
wähnt, nnd Plin. N. H, 3, 146.
5) Im J. 508 s= 156 kämpfte gegen dieselben 0. Matdns Figiilns (Appian.
/tt. 11. LW. cp. 47. Polyb. 32, 24); 599 »156 P. Scifio Nasiea (Liv. ep. 47.
Appian. lU. 5. Fast! trinmph. Capitol. ad a. 599. C. I, L, I p. 459); 625«» t^
C. Sempronins Tnditanas (LIt. ep. 59. Appian. lU. 10. B. C. 1, 19. Plin. IT. H.
3, 129); 637» 117 h. CaecUins Metellns (Appian. /tt. 111. LIt. ep. 67).
6) Dio Case. 38, 8. Sekol. Bob. ds Tatfii. p. 317: mvanie de eodo Bfbido
eommU kune Vatinium Uffem iulime 4e hnperto CaetarUj «t exerdtum per lüy-
Tkum et GaUku duüeret. Suet. Caee, 22. Oaes. B. O. 2, 35; 5, 1. 2.
7) Gaes. B. Q, 2, 2: Mi perfectU reMie, eonvenUhueque peracUa in eUeriorem
OdlUam reoertUur, Den ConTontas in Salonae erwähnt er B. 0. 3, 9.
8) Appian. B. C. 2, 41.
9) Oie. Pm. 10, 5, 11.
10) Er sUnd dort schon 47. Bett, iiiex. 46. Nadi seinem Oonsnlat, das er
Bnde 47 erhielt , «endete ihn Cäsar 46 wieder nach Dlyrien. Appian. JU. 13.
Ans dem J. 46, in welehem «r einen Feldzug nntemahm, sind seine Briefe ans
Nsiena verbanden, Cio. ad fem. 5, 9, 10; 5, 10, 3. Ueber das Jahr 44 s. die
Stellen bei Dmmann 1, 262 Anm. 96. Tg^. das fr. der Trinmphalfasten C J. L.
I p. 478: P. VaUnku de ElUvrteö prid, K, Sex. tfimmphaieü. Mommsen R. G. 3,
524 und C. i. L. HI p. 279 glaubt deshalb den Anfkng der Provinz etwa 47
setzen zu müssen.
— 144 —
Octavian war , nachdem er sie im Bnindusinischen Vertrage
744 = 40 übernommen hatte i), gezwungen, nochmals einen
schweren und wecbselvoUen Krieg gegen die Dalmater xa
führen y in welchem zuerst Agrippa, dann er selbst, und sdiliess-
lieh Staülius Taurus das Commando übernahm >) ; nach Beendi-
gung desselben im J. 720=s34 schien die Ruhe soweit berge-
vermütaBg Stellt, dass bei der Theilung der Provinzen im J. 727=27 Uly-
rien dem Senate übergeben 3) und seitdem von einem Proconsul \
verwaltet wurde ^). Allein der Widerstand der dalmatinischen
Bergvölker war noch keineswegs gebrochen und die Nordgrenze
der Provinz noch fortwährend durch die Pannonier beunruhigt;
in Folge dessen trat im J. 743=: 4 4 der Senat die Provinz an den
Kaiser ab^) ; als Legat desselben beendigte Tiberius im J. 745:= 9
den ersten dalmatisch-pannonischen Krieg, welcher die Erweite-
rung der Provinz Ulyricum bis zur Donau zum Resultat hatte
(S. 4S7); erst nach dem zweiten pannonischen Kriege (6 — 9 n.
Chr.) wurde Pannonien im J. 40 als eigene Provinz constituirt,
und gleichzeitig der altere Theil der Provinz, d. h. das Küsten-
land von der Grenze Macedoniens bis zur Grenze Italiens oder
von der Stadt Lissus bis zu den Städten Albona und Flanona
und dem Flusse Arsia, selbständig organisirt zuerst unter dem
Namen superior provincia lüyncitm^) oder kurz Illyrtcum'^)^ wo-
dlnNlmei für Später, und zwar bald nach Augustus, der Name Dabnatia
DaimaUa. gewöhnlich wurdc^).
1} Bio 0m8. 48, 28.
2) Dia Cas8.;49, 38. Liv. ep, 132. Applan. lU. 24—27. VeU. 2, 90. Säet.
Ort. 20.
3) Dio GuB. 53, 12.
4) Im J. 738r=16 verwaltete sie P. Slliiis (Dio Gass. 54, 20) als Proconsal
(C, /. L. 111, 2973), nachdem er 734 Gonsol gewesen war. Butrop. 6, 4 erwähnt
schon früher einen Proconsul Gosconins, der in lUyrioum Krieg fQhrte, vgl. Orh
eins 5, 23. Hieraus ist aber auf das Bestehen einer Provinz lÜyrien noch kein
Schluss zu machen. S. Mommsen C. /. L. III p. 279.
5) Dio Gass. 54, 34.
6) S. oben S. 138 Anm. 1. 2.
7) Plin. iV. H. 3, 139. 147. Ptolemaeus 2, 16 nennt die Provinz 'IXXuptc
nnd lässt sie bestehen aus Aa>.(MtT(a und Aißoupv(a; bei Stnbo 17 p. 840 heisst
sie 'IXXupU il «pöc TQ Hitclp«)). Vgl. Poinslgnon p. 35.
8) Dio GassiuB» welcher selbst Statthalter von Dalmatia war (49, 36: |ACTd
YctP Toi T^jv is T^ 'Atppixin if)Yeu.ovCav TJ tc AeXfiaxioi — xa\ rin Elowovl^ tiq ^m»
%aAou(tiv^ icpoc£td^d^v, odev axpißdi; Ttdvra rd xvx a^ouc elocbc jpdlfoi), nennt
die Provinz vor Augustus lllyrien (38, 8; 48, 21), unter und nach Angustus
immer Delmatia. Bei der Aufzahlung der Legionen, deren in Dalmatien bis auf
Yespasian zwei standen, heisst die Provinz bei Tac. Ann, 4, 5; Joseph. B. lud.
2, 16 Delmatia.
— 145 —
Dalmatien stand unter einem consulariscben legatus Augusti
pro praetore^), der nebst dem Procurator der Provinz 2) in Sa-
lonae residirte^), seit dem Ende des dritten Jahrhunderts dage-
gen unter einem praeses *) ; es war zusammengesetzt aus zwei
Bestandtheilen, Libumia, nördlich vom Flusse Titius, und dem
eigentlichen Dalmatien, südlich von demselben ^) ; von den drei
conventus mridici, in welche die Provinz getheilt war, umfasste
der Conventus von Scardona Liburnien ®) , die Conventus von Na-
rona und Salonae dagegen das eigentliche Dalmatien ^) . In dieser
Verwaltung erhielt sich die Provinz bis auf Diocletian, unter wel-
chem auch sie zerstückelt wurde, indem der südliche Theil mit
der Hauptstadt Scodra zu einem eigenen District mit dem Namen
Praevalitana oder Praevalis gemacht und unter einen besonderen
praeses gestellt wurde ^).
1) Borghesl Oeuvres 6, 246. Tac. Bist. 2, 86: iuncU inde Moetiei ae Pan-
noniei exercitut Dalmatieum militem traxerty quanquam conBularibus UgatU nihil
twbanUbui. Später heisst er mit abgekürztem Titel eontutari». C. /. L. III n.
2015. 1906. 1909. 1910. 1911. Es kommen namenüicb Tor:
P. Comelku DolaheUa leg. pr. pr. im J. 18—19, C. /. L. HI, 2908.
Af. Fwiu» Canülku SerWcniamu, a. 42 Dtlmaiiae legatus, Suet. ClaucL 18,
ygl. Tac. Ann. 12, 52. AaX|AaT(a« ^^X^on, Dio Cass. 60, 15. Dagegen sagt Plin.
ep. 3, 16: Serihonianus arma in Jllyrico contra Claudium moverat.
Pompeius SUvanus (Cos. 45) DatmaUam tendtat (a. 69), Tac. HUt, 2, 86.
L. FunisuUmus Vettonianus leg. pr.'pr. provine. DeHmaUaie, Henzen 5431.
5432. Borghesl Oeavr. 3, 78 unter Domitian.
Q. P&mponius Sufus (leg. pr. pt.) DelmaOae, Cardinali DipUmi n. IX. Oielli
802, im J. 93.
M. Cutius Priseus — leg. (Aitg,') pro pr. provinei<u Delmat. a. 147, C. 1. L.
II, 1282.
Seapula Terluüus, leg. Augg. p(roü.) Daimaiiae a. 180, C. /. L. UI, 2809.
Borghesl Oewjf. 6, 246.
L. lunhu Bufinus -^ leg. pr. pr» a. 184, Henzen 5272.
L. Donätius CfalUeamu — leg. Aug. pr. pr. XkdmaUae, C. 1. L, 11, 4115 =
Orot. p. 402, 6.
2) procurator dueenarius prov. DaUn,, C. 1. L. III, 1985; ^iritpotioc (ouxt}-
vfliptoc itzapjtia^ AaXfiiaTlac xa\ 'loxpta«, C. /. Qr. 3751.
3) C. 1. L. ni, 1985. 2075.
4) Znerst kommt dieser yor im J. 280, C. I. L. in, 1805. Spätere Bei-
spiele s. Orelli 1098. C. 1. L. Ill, 1938. 2771. Not. Dign. Oee. p. 127 und
dazu Boecking p. 1188 ff.
5) PtolemaeuB 2, 16. Schon Yor dem J. 31 n. Chr. errichten die eivitates Li-
humlae dem Nero, Sohn des Germanlcns, ein Denkmal, C. /. L. III, 2808, und
später scheint Libnmia eine eigne am A%tgu^i und einen saeetdos derselben ge-
habt zu haben, C. /. L. HI, 2810. Vielleicht dürfte auch n. 1919 jproc. eentena-
rius provinciae Li(humi<us) zn ergänzen sein.
6) Plin. N. II. 3, 139 ff.
7) Plin. N. jr. 3, 141 ff.
8) Veroneser Verz. 8. 508. S. Rufus 6r<t). 8. Not. Dign. Orient, p. 7. 14.
Boecking ad Not. Dign. Oee. p. 1189.
B«iii. Alterih. lY. 10
— 146 —
Gemeisden. , Slädtische Gemeinden muss es ursprün^ch in Balinatien
wenige gegeben haben, da die ccnventifs nicht, wie in andern
Provinzen, aus einsr Anzahl von Städten, sondern ans einer An—
iM von gentes bestamden, welche wieder in Decurien zerfieleii.
So gehörten z. B. znm Convent von Salonae S42 Decurien der
Delmatae, 22 der Denni, 239 der Ditiones, 269 der Mazaei, 52
der Särdiates ^) und diese Decoribn müssen audi eine administra-
tive Einheit gebildet haben, da sie eine eigene Gasse hatten^).
Mit der Romanisinmg der Provinz entwidcelte sich indessen audi
das Städtewesen, und zu Plinius Zeh gab es bereits eine erheb-
liche Anzahl von römischen Municipien, unter denen Scardona,
die Hauptstadt von Liburnia, das bedeutendste ist 3). Ausserdem
lagen in Dalmatien fünf römische Golonien, Epidaurus^), Narona*^),
Salonae^), Aequum^) und lader ^).
XXI. XXn. Hoesia.
Erste Erobe- Mocsia^), bcgrcnzt im N. durch die Donau, im W. durch
nrngen. ^^^ Fluss Drinus, im S. durch den Scardus und Haemus, im
. 0. durch den Pontus Euxinus^®), bei den Griechen Muota ge-
nannt, kam mit den Römern zuerst 679 ==75 in Bertihrung, als
C. Scribonius Curio, proconsul Macedoniae^ in das Land bis zur
Donau vordrang ^^). Die Unterwerfung der Hoeser ist indess, wie
es scheint, dem M. Licinius Grassus, Grosssohn des Triumvir und
1) Plin. N, ff. 3, 142.
2) C. 1. L. ni, 2107: 81 quis eam arcam post mortem eorwn aperire t>o-
lueritf (^inferet) dtcuriae meae denartoa XXV.
3) Municiptum Flavium Scardona, C. I. L. III, 2802. Das Appeflativ Fla-
vium,, das ein grosser Theil dieser Municipien führt, läset auf ein besonderes
Verdienst der flaviscben Kaiser um die Städte Dahnatiens schliessen. S. Borghesi
OtuvTts 6, 248.
4) Plin. JV. H. 3, 143.
5) Plin. N. ff. 3, 142. Ptol. 2, 16, 12.
6J Plin. iV. ff. 3, 141. Der Name Colonia Martia lulia Salonae C. I. X. III,
1933 zeigt, dass die Anlage der Colonie yor 727=: 27 erfolgt i8t, da sie sonst
Angusta heissen vörde. Colonia nennt sie auch Plin. iV. ff. 3, 141.
7) Colonia Claudia Aeqmim , C. 1. L. III, 2026. Grotefend Imperhm Rom.
tributim descriptum p. 135.
8) Colonia lader, C. /. L. HI n. 2909. 2932.
9) S. Mommsen C. /. L. III n. 749 ff. 1641 IT. P. Becker Beiträge znr ge-
naueren Kenntniss Tomis und der Nachbarstadte in Jahns Jahrb. f. Philologie
u. Pädag. Supplementband XIX (1853J S. 325 ff.
10) Dio Cass. 61, 27. Ptolem. 3, 9 und 10.
11) Kutrop. 6, 2. Oros. 5, 23. Liv. ep. 92. S. Rufus brev. 7.
— 147 —
■ •
im J. ?S5sa29 Proconsal von MacedonieTi/ zuzaschreiben ^) ;
wenigstens lässt Dio Gassins zwei Jahre spSiter den Augustus von
der Unterwerfung Galliens, H(5siens und Aegyptens reden ^, ob-
wohl er eine Provinz Moesia in diesem Jahre noch nicht kennt 3).
In den letzten Regierungsjahren des August war aber Moesia be- Einrichtung
reits Provinz*); im J. 6 n. Chr. kommt ihr erster Statthalter
vor 5); im Jahre 9 n. Chr. erwähnt Ovid sie®) ; dia Nachricht des
Appian dagegen, welcher die Einrichtung der Provinz dem Tibe-
rius zuschreibt; scheint wie der übrige Bericht desselben über
dieses Land ungenau und irrihttmlich ^) und ist wohl darauf zu-
rtlck^ufShren, dass Tiberius in dem grossen pannonischen Kriege
743 — 745 ==14 — 9 v. Chr. auch die Eroberung von Mösien.be-
wirkt hat.
Moesia wurde zuerst als eine Provinz von einem kaiser-
lichen, in der Regel consularischen Legaten verwaltet, und in den
Jahren 4 5 — 44, in welchen Macedonien und Achaia vorttbergehend
vom Kaiser ttbernommen waren, wurden auch diese Provinzen
zeitweise unter denselben Legaten gestellt^). Nach 44 bildete
1) Liv. ^. 134. 135. Dio Casa. 51, 25—27. Florus 2, 26. .
2) Dio Cass. 53, 7.
3) Dio Cass. 53, 12.
4) Zumpt Comm. epigr, 2, 253 ff. setzt, freilich oiir vermathungsweise,
die Einrichtung derselben 738 »16.
5) Dio Cass. 55, 29: Koiixlvac Zeouijpo^ h tjJc nXt)«iox^pou Mvolac äf^ow.
6) Ovid. Trist. 2, 197:
MaeUmu Evxini pars est RowMna sinittiri ;
Proxima Basternae Sauromalatfue tenmt,
Bau est Ausonio $ub iure noviuima vixque
Hatret m imperü margmc terra tui.
Dies Buch ist 762» 9 geschrieben. S. Fisches Zeittafeln zu 761.
7) Appian. lU^, 30 erw&hnt den Carlo nioht» dagegen seinen Nachfolger
Lucullns, den Bruder des bekannten Lucnllus, der 682 = 72 gegen die Barba-
ren des Haemns zog (Dmmann 4, 177); dann sagt er: xal nXetov Mis eupov
inl rJjc TiDfMt(oiv hriiw*pvdai U Mo«oi< jsvöfACVov ' oW h flp^po^ öitavÄIvTrac
ouS' ditl ToD SeßaffTou. iiivfy^%rj9v^ hi bnh Tißsptou, toö ptsrA töv Seßaoriv toTc
'P(DfjLa(oic oÖTOxpo^Topoc ^cvoiiivou, und am Ende des Capitels wiederhdt er:
xal Ttßdpioc «rXe (to^c Mwow«) tAxä tJjv (A^ap^ov i&)Uo(av. Dass dies falsch
ist, zeigt Tac. Ann, 1, 80, nach welchem im J. 14 n. Chr. Poppaens Sabinus
Ugäiua Moesiae war, Säet. Tib. 41 , welcher die Provinz Moesia alB unter Tibe-
lins bestehend erwlUmt, und das Schweigen des Yelleius, welcher Mosiene wohl
gedacht haben würde, wenn die Provinz von Tiberius herrührte, endlich das an-
geführte Zengniss des Dio Cassius, der über die Verwaltung Mösiens wahrend
der ganzen Regierungazeit des Tiberius gut orleattrt ist (58, 24. 25).
8) Poppaeus Sabinus verwaltete Moesia, nachdem er 9 n. Chr. Consul ge-
wesen war, schon 14 n. Chr. ; seit 15 n. Chr. aber auch Achaia und Macedenia,
Tac. AfM. 1, 80. Nach Dio Cassius 28, 25 hlieh er in dieser Stellung bis 35,
also 21 Jahre, sein Nachfolger P. Memmtus Regulus , Coe. 31 , erhielt ebenfalls
10*
- i48 —
das ungeiheilte MOsien eine eigene Verwaltung bis auf Domilian ^),
TheUnng uuter welchem es in zwei Theile, MoeMa superior^, das jetzige
eree en. g^j^j^^^ westHch vooi Fluss Ciabrus, und Moesia mfertor^), mit
alle drei Provinzen, und erst Claudius gab im J. 43 Achaia und Macedonia dem
8enat zurück (Die Cass. 60, 24). Da indessen in dieser Zeit drei besondre Ugali
Attg. Moeniae vorkommen , nimlicfa Ti. Latinlus Pandusa (Tac. Ann, % 66) im
J. 19, sein Nachfolger Pomponius Flaccus, Cos. 17 (Tac. a. a. 0. Orid ep, ex
Ponto 4, 9, 75), und Pomponius Labeo im J. 26 , welcher nicht Consular , son-
dern nur pToetorku war (Tac. Arm. 4, 47. Die Cass. 58, 24), so kann die Verbin-
dung der drei Provinzen nur zu Zeiten stattgefunden haben. S. Zumpt Comm.
epigr. 2, 257 ff.
1) Aus dieser Zeit sind von den Statthaltern bekannt
unter Claudius: L. Mattitu — Macer — Ug. TL Claudi Caea» Aug* pr. pr.
provmciae MoesiaCj ein praeioriw. Borghesi Oeuvres 3, 183.
a. 51—57 oder 58: Flaviua Sabhms. Tac. Hiit, 3, 75. Henzen ArmaU 1859
p. 16.
• a. 62 (vielleicht schon seit 57): Ti. PUnüius Silvamu Aelianui, Cos. 45. Orelli
750. Henzen a. a. O. p. 16. 20. Waddington Fa$te9 de$ provinces Aaiatiques,
Paris 1872. 8 n. 85. Vol. I p. 130. Mommsen C. I. L. III n. 781.
a. 67 — 69: M. Aponius Satuminus, Cos. 66 (Henzen Seavi^. 22). Tac. Hist,
I, 79; 2,85; 5, 26.
a. 69 : Fonteius Agrippa. Tac. Hist. 3, 46 \ icpeoßeur^c &naTtx6c. Joseph. B,
lud. 7, 4, 3.
a. 71 : Bübrku Gaüus, Joseph. B. lud, 7, 4, 3.
2) Es kommen vor:
Bald nach 85: L, Funindanui VettorUamu leg, pro pr, provmr, Dtl'^
matiae, item provinc. PannorUae, item Moesiae superiorig, Henzen 5431. 5432.
Pannonien regierte er 85 (Henzen 5430), Mösien wahrscheinlich bald darauf,
jedenfalls noch unter Domitian. Henzen Atmali 1857 p. 19.
Unter Traian : P, TuUiua Varro — leg. Aug. pro pr. Moesiae super ior. Hen-
zen 6497.
nach 159: M. Staiku Priseus — leg. Augg, pr. pr, prov. Moesiae super.
Henzen 5480.
c. 167: M, Cl. FrontOf leg. Aug. pr. pr, — Moes. sup. Henzen 5478. 5479
= C. /. L. III, 1457. Borghesi Oeuvr. 6, 266.
c. 168. P. Mummhu Sisenna — legatus Aug. pr, pr. Moesiae superioris,
Cos. c. 157. Henzen 6499. Waddington Fastes n. 153.
c. 176 : Pertinax Cassiano motu eomposilo (175) — Moesiae utriusque — regi-
men accepit. Capitolin. Pert. 2, 11. 202 — 209. Q, Aniciw Faustus, C. I. L,
II, 1685.
Aus unbestimmter Zeit: M, CaecHius NovatUianus c. v, — cUltctua inter eon-'
suUireSj praeses prov. Maes. super, Orelli 1178 »= Mommsen /. N, 1420.
3) Spartian. Hadr. 2, 3: post hoc in inferiorem Moesiam Iranslatus extremis
iam Domitiarü iemporibus, Statthalter dieser Provinz sind:
a. 99 : Q,Pompottius Bufus, Renier in Borghesi Oeuvres 6^ 525. Vgl. Orelli 802«
a. 106 : A, Caecilius FausUniu. Henzen 6857.
a. 112: P. Calpumius Macer, C. I, L, III n. 777. Vgl. Plln. ep. 5, 18.
a. 113: Q. Boacius Pompeius Falco, Henzeu 5451. Waddington Fastes n. 133
p. 203.
nach 127: L, Miräcius Natalis, Orelli 1551. Henzen 6498. C. 1. Or. 5977.
a. 134: Julius Maior, Militärdiplom Henzen Annali 1857 p. 6. 19 ff. Vgl.
AnnaU 1868 p. 69 n, 70.
nach 133: Antonius Hiberus, Henzen 0429 =r\ /. L. III, 781.
nach 138: T. Vitrasius PoUio. Henzen 5290. Waddington Fa«««« n. 142.
zwischen 161—172: M. Servilius Fahianus. Orelli 2274.
— 149 —
altem Namen auch Ripa Thracia genannt i), östlich von demsel-
ben, getheilt wurde, von vsrelchem jeder Theil einen consulari-
schon Legaten 2) und einen procurator^) erhielt.
Die Städte der beiden Moesiae sind entweder römische An- st&dteAnift-
lagen oder griechische Handelsplatze, welche die Römer bereits
vorfanden. Unter ihnen sind die bedeutendsten in .der oberen
Provinz Ratiaria, Colonie des Traian {cohmia Ulpia Ratiaria) ^) ;
Aelium Viminacium, zuerst Municipium^), später Colonie ^)^ Sin-
gidunum, Colonie 7] ; in der unteren Provinz: OescuS; Colonie
(colonia Ulpia Oescensium) »), jetzt GiSen, Novae (Sistov), Nico-
polis (Nikup), Troesmis (Iglizza), Municipium^), endlich die grie-
chischen Ktlstenstädte Istros, Tomi (Dorf Anadol-Köi bei Koestendje) ,
civUasPonlicaTomitanorum^^)^ jjLTlTpoicoXi<;"); Odessu8(Varna), civi-
tas Odessiianoruin^^)j Mesambria, welche zusammen mit Apollonia,
nach 195: A. FMmHu Atupex. Dio Gau. 76, 9, wo der Name Auspex noch
in den neuesten Texten corrumplrt ist. S. Borgbesi Oeuvres 2, 234.
a. 201: L. Ovmhu TertuUut. Henien 6429= 0. /. L. 781. Gnit. 446, 9.
Mommaen /. N. 6819. Dig. 49, 15, 9; 38, 17, 1 $ 3. Cod. Inst. 8, 51, 1.
Rorghesi Oeuvres 2, 225.
unter Elagabal (218 — 222): T. Fl. Novius Rufua. Desjardins Annali 1868
p. 75 =C. J.L, III, 773.
a. 238 — 240 : TuUiue MenophUus , auf Münzen von Marcianopolis (Borgbesi
Oeuvres 2, 227 fF.), erwähnt von Petrus Patricius fr. 8 (Müller fr, Hist, Gr. IV
p. 186). YieUeicht hiesa er lüUua MenophUus und besieht sich auf ihn die loscbr.
Pe^ardins Annali 1868 p. 38.
ohne Zeitbestimmung: T. Flavius Longinus. 0. /. L. III, 767.
M. JP&nUus AeUanus. Annali 1868 p. 74= C. I. L, lU, 774.
P, Vigdüus Raius Satuminus, AnnaJi 1868 p. 74 = C. /. L. III, 775.
L. Junius FausUnianu», Annali 1868 p. 77.
L. Annius Italieus Honoraius. Annali 1868 p. 97, wohl unter Garacalla. Vgl.
MaiTei Mus. Veron. p. 240, 6. Ueber die zuletzt angeführten s. auch Renier /n-
seripiions de Troesmis ^ Paris 1865. 8.
1) C. I. L. m, 751. 752. 753. Henzen Annali 1859 p. 109.
2) Tac. ßisl. 2, 86 nennt sie consulares Ugati. Vgl. Capltolin. Pertin. 2.
Ausführlich handelt hierüber Borghesi Oeuvres 4, 290 ; 6, 250.
3) Hauflg erwähnt, z. B. Orelli 3664. C. 1. Gr. 3751.
4) C. /. L. III, 753. 1641.
5) C. /. L. m, 1654. 1655.
6) C. /. L. III, 1474. Eckhel Z>. JV. 2, 8 ff.
7) C. 7. L. in, 1660.
8^ C. I. L. m, 753.
9j De^ardina AmMli 1858 p. 63. 67. Die Stadt ist aus einem grossen Lager
entstanden und bildete eine Grenzfestung. Derselbe p. 48. Sie wird erwähnt von
Ovid ep, ex Ponto 4, 9, 79. Ptolem. 3, 10, 11.
10) C. /. L. III, 753.
11) In dem Epigramm bei De^ardins Annali 1868 p. 92 helsst Tomi {tarpo-
YCoXtc EO^etvoto; fjiT)Tp(SicoXtc auch in der Inschr. ebend. p. 95 und auf Münzen.
Mionnet 8uppl. 2 p. 185. Die Stadt hat eine griechische Verfassung, buleulae
(C. /. L. 111, 753) und Phylen. Annali 1868 p. 96.
12) C. /. L. III, 762 «Henzen 5290.
— 15« -^
das Ptalcmäus zu Tbracieq reobnei ^) , eine Penftapoiis gebildei zu
haben scheinen^.
PoUiiscbAr Der SlaUbalter von Niddcr-Hitoien war xugleicb der oäehsla
Einfltttis der . ■ -rr n *!•««■
Hitmet ani HepräseotaDt des r^Hoiscben EintUtsses auf die Noitlküate des
kttstede« scbwarzoD Meeres, welche zwar keine römiache Provinz wurde,
MMres. aber doch niiUelbar unter römisdiem Imperium stand. Die grie-
chischen Goionien dieser Gegend, über deren lange BItttbe uns
aus den Funden der letzten Decennien ein reiches bistorisches
und archäologisches Material vorliegt 3), waren zwar freie Städte,
aber den sarmatiscben Königen tributär^), und da diese von den
Edmern tbeils gradezu eingesetzt, tbeils wenif^ns in Abhängig-
keit gehalten wurden^), so fanden die R<)roer beständig Gelegen-
heit, zwischen beiden Theilen politisch zu vermitteln oder zuoa
Schutze der Städte tbatsächlich einzugreifep. Das Gebiet der
Stadt Tyras, einer milesischen Golonie zwischen Donau und
Dniester, wurde unter Nero, wie die Aera derselben vom Jahre
56 oder 57 anzeigt, ganz zur Provinz Niedermösien gezogen*)
und blieb bei derselben 7), bis Maximinus es etwa im Jahre 937
den Barbaren preis gab ^j ; der cimmerische Bosporus dagegen blieb
1) Ptolem. 3, 11, 4.
2) Insclir. v. Odessus C. I, Or. 2066«: 'HpöooSov ^apvdlY^u, dpEovra rfj?
n6\tmQ xa\ dtpSavta toü xowoQ ttjc irevTairöXs«« xal Teip,7)d^v-a öiri toO xoivoO
T?i< TrcvroTcöXeooc- In einer andern Insclir. von Mesambria C. I. Or. 2053<* Vol. II
p. 995 wird jemand durch ein Denkmal geehrt von den Städten Tomi, Istros
und Apollonia, so dass die f&nf Städte unzweifelhaft sind.
3) Boeckh C. /. Cfr, Vol. II p. 80—170. H. K. E. Koehlers Gesammelte
Schriften herausg. von Stephan! Bd. 2, Petersburg 1850. 8. B. Koehne Beiträge zur
Geschichte und Archäologie von Ghersonesus in Taurien. II Die Romisch-Bospo-
ranische Zeit. In den Memoiren der Gesellsch. für Archäologie und Numismatik
in Petersburg. Vol. II 1848 S. 301 ff. 353 ff. Auch daraus separat abgedruckt
Sabaticr Souvenirs de Kertch et Chronologie du royaume de Bosphore^ Petersburg
1849. 4. B. de Koehne Vescription du mus^e de feu U Prince Basile Kotschouhey
et recherches eur Vhistoire et la numismatique des colonies grecques en Btusie ainsi
tiue des royaumes du Pont et du Bosphore Cimmirien, Petersburg 1857. 2 Vol. 4
mit 28 Tafeln. Comie-Bendu de la Commission Imperiale Arch£ologique ^ Peters-
burg 1859 und folgende Jahrgänge. 4 mit Atlas in fol.
4) üeber Olbia s. Boeckh C. J. Gr, 11 p. 8?>.
5) Boeckh C. /. Or. II p. 107b und zu n. 2108b. 2106^. 2122. 2123. 2124.
2125. 2126.
6) C. /. L. III, 781 o= Henzen 6429.
7) PtolÄmaeus 3, 8, 10.
8] Die Münzen der Stadt beginnen mit Vespasian und hören auf mit Alexan-
der Severus, es ist daher wohl in dem Kriege mit den Carpen und Scythen auf-
gegeben worden, dessen Capitolin v. Ma». et BM, 16 gedenkt. S. Monimsen
C. l L, III, 781.
— 151 —
ein Königreicb, ia weichem zu Gäi^ars Zeit Pharnaccs, der Sobn,
Milhridates des Grossen regierte^). Semen Nachfolger Asaader
machte M. Antonius im J. 743 = 41 zum König; als er 737 starb,
übernahm Scribonius die Regierung und heirathete seine Wittwe
Dynamis, beides mit £r]aubniss des Auguslus ^) . Im J. 740 = 14
ordnete Agrippa die bosporanischcn Verhältnisse^] und die ganze
Reihe der bosporanischcn Fürsten bis auf Rescuporis VHI (f 336
n. Chr.) prägte auf ihren Münzen das Bildniss des regierenden
römischen Kaisers. Dieselbe Oberhoheit der Römer zeigt sich
darin, dass sie die bedeutendste Stadt der taurischon Cherronc-
sus, Heraclea Ghersonesus, von dem bosporanischcn Reiche ab-
sonderten und für frei erklärten^). Diese Freiheit dauerte bis
auf Constantin ^} , anter welchem die Chersonesiten die iXsu&epta
xal axiXtia genicssen, aber dabei umfxooi tr^; Tu>p.aCtt>v ßaaiXe(ac
genannt werden <^}. In demselben Sinne ist die merkwürdige
Stelle des Procop zu eiiilären, der von mehreren alten Besitzun-
gen der Römer in der taurischen Halbinsel redet '^; es sind dies
keine andern, als die freien griechischen Städte, um welche sie
sich in der That wesentliche Verdienste erwarben. Denn sie
zogen ihnen nicht nur zu Hülfe, wie unter Nero der legalus
Moeside inferioris Tu PlauÜus Silvanm der Stadt Cherronesus ge-
gen den bosporaniscben König ^} und Kaiser Antoninus Pius der
Stadt Olbia gegen die Tauroscytae^j, oder erwiesen ihnen sonst
1) Ueber das Folgende s. y, Sallet Beiträge zur Gesdiichte uud Numismatik
der Konige des Cimmerischen Bosporus und de« Pootus tob der Schlacht bei
Zela bis zur Abdankung Polemo II, Berlin 1866. 8. Waddington in Bevue nu-
mismatique 1866 p. 417 ff.
2) Dio Cass. 54, 24.
3) Dio Cass. a. a. O.
4) Plin. N. B, 4, 85: Heraclea Cherronesus (^oppidum') UbertaU a Romanis
donatum, Boeckh C. /. Gr. p. 90.
5} Gonstantin. Porphyrog. de adminisir, hnp, 53 p. 251 Bekk.
6) a. a. 0. p. 250, 8; 251, 9.
7) Prooop. J9. Ooih. 4, ö: jjtSToi 5i xä £dv»j -raiiTa it^Xt; ftaXa^at« oh^Ttai,
BiSaiüopoc ^vo|Mi xal 'PQ)(i.a{o9N itaTif)xoo^ ft^\xiYr\ o6 iToXX(j> trporepo*^. ^Ex hk
Booit6pou icöXco; i^ ir6Xtv Xepo&va lövti, f) xeltai |jLev ht rj itapaXiqt, 'Pojjiaiwv
hk %a\ aMi xerrfjxooc h. iraXaioi> iott, ßdpßapot — xd fiirra^u dfiravra f^ouat.
Kai dEXXa ht TcoXlafxaxa h6o d^YOU Xepocuvo«, KfjTro( xe xal <I>avdYO'jpig xaXo6~
(jLCva, 'PopxtCoiv xaTi^o« i% itcKA.aioO xe xal H iih^ '^•
S) Inschrift Orelli 750 : Seytharum quoque regem (lies rege) a Cherronenii quat
est \dtra BorysOienem opsidione summoto primus ex ea provmcia magno tritiei modo
annonam P. R» adlev<toit. Ueber die Zeit dieses Ereignisses s. oben S. 148 Anm. 1.
9) CapitoUn. AßL F. 9.
— 152 —
WohKhaleni), sondern sie hielten auch in Cherronesus wenigstens
zeitweise eine römische Militärstation ^} .
XXm. Daoia^.
Mit den Dakem sind die Römer schon seit Cäsars Zeiten in
Berührung gekommen^]; ihf König Gotiso war im Jahre 723 = 34
Bundesgenosse des Antonius ^) , so dass man .damals in Rom
neben den Aegyptern auch die Daker fürchtete ^) , und unter
Augustus sind später noch mehrere Feldzüge gegen sie unter-
nommen worden 7); Provinz aber wurde Dacien, dessen sehr be-
deutendes Gebiet nach Ptolemäus in Westen durch den Tibiscus
(Temes) und die westlich von demselben wohnenden lazyges
Metanastae von Pannonion getrennt, im N. durch die Karpatben,
im 0. durch den Tyras, im S. durch die Donau begrenzt ist^),
erst nach dem Tode des Königs Decebalus, gegen welchen Traian
zwei dacische Kriege führte, nach Beendigung derselben im J.
ErVii^^^iOT^]. Nachdem die Provinz eine Zeit lang von einem Statt-
1) Ueber Phanagoria b. Boeckh C. I. Or. ad n. 2126l> und über die freund-
lichen Beziehungen mehrerer Kaiser za Olbfa n. 2060. 2087. 2091.
2] Inschr. v. Ghersonesus bei Koehne Beiträge S. 308 : /). M. Aur, ScUvia-
nu8 iub(ieen) Ug. XI Cl., qui militavü anno$ XI 111 vixH armo« XXXVI. Die
Ugio XI Claudia lag zu Dio Oassius Zeit in Moesia mfeiior. Die Cass. 55, 23.
Ein älteres Zeugnlss aus dem J. 66 giebt losephus B, lud, 2, 16, 4: t{ 6ei
Xi^ctv 'Hvi4)^ou; Te xai KöX^oo? xal xh twv Taupov ®üXov , BoOTCopavo'jc re xal
Td TcepCoixa toD flövrou xal tfjc Maiddrt^oc ^Oyt), icap olc icplv (J.ev ou&e .oixetoc
d^tvcGoxeto SeaTtörijc, vüv hi Tpiff^iXlotc hnXixai^ bizordoofcai xal teoaapdxovia
v^ec aaxpal T?jv itplv dfirXeoTOV xal d-^pifx^ e(pT)Ne6ouai ^dEXaoaav.
ö) Nach den erschöpfenden Untersuchungen von Mommsen C. 2. L. III p.
160 ff. bedarf es einer vollständigen Anführung der früheren Literatur über Da-
cien nicht. Ich erwähne nur: Fabretti de eolumna Traiani, Romae 1690 foL
Marsili Danubius Pannonieo - Afi/ncua, Hag. Com. et Amstelod. 1726. 6 Bde. fol.
Seivert In»cripiUme9 monummiorum Rom, m Dacia mediterranea, Yiennae 1773. 4.
Sulzer Gesch. des transalpin. Daciens, Wien 1781. 2 Bde. 8. Maunert Res DriUani
ad Dixnubium gestae, Norimb. 1793. 8. t. Hohenhausen Alterth. Daciens zu Zelten
der Romer, 1775. 4. Katancsich latri accolarum geographia vetua, Budae 1827.
2 Bde. 4. Franke Zur Geschichte Traians, Güstrow 1837. 8. Neigebaur Dacien,
Kronstadt 1851. 8. W. Froehner La colonne Trajana, Paris 1865. 8. Dierauer
Beiträge zu einer kritischen Gesch. Traians, Leipzig 1868. 8. M. J. Ackner und
Fr. Hüller Die röm. Inschriften in Dacien, Wien 1865. 8.
4^ Appian. /Wyr.' 22. 23.
55 Dio Cass. 51, 22. Ausführlich handelt hierüber Mommsen Res gesta€ divi
AugusU p. 88.
6) Verg. Oe, 2, 497. Hör. 8erm. 2, 6, 53. Od, 3, 6, 13.
7) Auf den Krieg des M. Crassus gegen sie 724 — 726=30—28 (Dio
Cass. 51, 23. Liv. ep. 134) bezieht sich Horat. Od. 3, 8, 18: occidit DaciCo-
tisonis agmen, Ueber die späteren Kriege s. Mommsen a. a. 0.
81 Ptolem. 3, 8.
9) Dio Cass. 68, 14: AcTcißaXoc (^ M raX t6 ßaolXeto^» a^rou xal if) X^P^
— 153 —
balter verwaltet worden war ^) , wurde sie unter Hadrian in der-
selben Weise, wie dies früher mit Pannonia und Moesia ge-
schehen war, in zwei Hälften zerlegt, von denen die westliche
Dada superiar^) y die Ostliche Dacia inferior^) hiess. Unter M. Theünn^
Aurel dagegen, vielleicht schon seit Antoninus Plus, unter wel- zw»,
ehern eine Empörung der Daker unterdiilckt werden musste^),
war die Provinz in drei Theile, tres Daciae, getheilt, nämlickdann in drei
Dacia Parolissensis *) , benannt von der Stadt Porolissum im Nor-
den des Landes bei Mojgrad, Dacia Apulensis^), benannt von
Apulum (Garlsburg), und Dacia Maluensis'') , benannt von der
Colonia Maluensis^), die der Lage nach unbekannt, aber wohl in
den östlichen Theil von Dacien zu setzen ist. Die tres Daciae
bilden zwar ein Commune, welches eine gemeinsame Hauptstadt,
Sarmizegetusa®}, einen gemeinsamen Landtag ^^ und einen ge-
xaTe(XT]irro o6|Aicaoa, fiie^p-fjaaTo iaurov — xal outodc t^ Aaxia 'PcD|xat«v
6irif)xooc i^fi^tro. Aurel. Yict. Cae9. 13. Der erste dacische Krieg dauerte von
101—102, der zweite 105—107. S. Henzen Afmcdi 1862 p. J48ff. Dass der
letztere nicht 106, wie Henzen annimmt, sondern erst 107 beendigt wurde,
zeigt Mommsen ad C. I. L. lU n. 550.
1) In dem Militardiplom des Traian Ton 110, Uenzen 5443, heisst es : et iwU
in Dada sub D. Tereniio SeaurianOj und nach der Inschrift C. /. L. III, 2830
ist Sex. lulius Severus kurz vor seinem Gonsnlat (127) leg. pr.' pr. imp, Traiani
Hadriani Aug. provineiae Daeiae. Auf den Mflnzen seit Traian heisat die Pro-
vinz immer Dacia Augusi(f) provineia. Eckhei D. JV. 6, 428.
2) Inschrift C. I^L. III, 753 (zwischen 161—168): Ivlio CapHoni — hono-
rato (A ordinibu9 coloniarttm Vlpiae Poeiovientis ex Pannonia 8uperiore — TVaia-
nae Sarmitegetkiuensium ex Dacia Buperiore. Vgl. n. 4501 : Valeria Dionysia
domo 8a(rmi%egetiud) Da(ciae) S(uperiori8).
3) Militardiplom des Hadrian von 129 bei Arneth n. YII: et sunt m Dada
inferiore wb Piautio Caesiano.
4) Capitolin. Anion. P. 5, 4. Henzen zu n. 6919.
5j C. /. L. 1464 (a. 211—12): Vlpio proc(uTaiOTi) Aug. (provineiae)
Dac. Apul. a^genti") v(icei) p(rae$idis), item proc. prov. Porol(iaiensi8). Inschr. bei
Perrot Exploration archiol. de la Oalatie et de la BUhynie p. 264 n. 146:
P. 8emp. Ael. Lydno proc. Aug. nn. prov. Syriae Palaestinae, proc. hidilogi, proc.
Daciae PoroUiemia, proc. XX h(ereditatum) OcUliamm Narhonenaia et AquitafUae etc.
Die erwähnten Auguati sind Caracalla und GeU (211—212), s. Grut. 259, 1 =:Mur.
247, 4. Waddington in Le Bas Voy. n. 1786 ; proc. hidüogi ist dirlrporo; Soux(T]Nd[-
pio«) 'AXeSav&pc(ac totJ ihiou \6'^o\i d. h. rei privatae, C. 1. Qr. 3751 , der ge-
wöhnlich kurz Utoc X6yoc (C. /. Or. n. 4957 lin. 39. 44), iStöXo^oc (Strabo 17
p. 797), jdiotoptia, Henzen 6926, genannt wird. Die Annalune von Borghesi BuJU.
1848 p. 153 und Otuvr. 6, 482, dass eine der drei Provinzen Dada Anraria ge-
heisaen habe, beruhte auf einer fehlerhaften Lesung der Inachr. Henzen 6920,
welche jetzt C. /. L. UI, 1464 steht und eben angeführt ist.
6) Kommt öfters vor. Orelli 3888. Henzen 6932.
7) Grut. p. 433, 5 » Borghesi Otuorte 3, 481 : AT. Maerinio Aoilo ^ proc.
prov. Daß. MdLv.
8^ Henzen 5520.
9) Im dritten Jahrhundert führt sie auch den Titel metropolis, C. J. L. lU,
1456. 1175.
10) Condlium provinciarum Dadarum (Wtim im J. 241. C. /. L. UI, 1454.
— 154 —
meinsamen Gull des kaiseriieben Hauses hai% aliein ak Ver—
waiiuBgsbezirk sieht jede als besondere Provinz 2) niebl onr unter
einem eigenen Procurator ^) , sondern auch wahrschekiUch unter
einem eigenen Legaten^), obwohl der Titel desselben immer /e^a-
tus trium Daciarum ist ^) . Derselbe war anfangs nur prätoriscbea
Ranges und pflegte erst nach seiner dacischon Legaiion das Gon-
suiat zu erhalten ^) ; seit M. Äurel aber kommen in den Daciae
nur consularische Legaten vor^).
siädicania- Die Kriege des Traian müssen mit der schooiuigslosesten
Energie geführt worden sein, denn sie hatten zur Folge, dass die
Provinz bei ihrer Einrichtung menschenleer war UAd Golonisten
aus andern, zum Theil entfernten Provinzen nach Dacien über-
gesiedelt wurden^). In der Gokmie Napoca gab es noch lange
nachher ein co/fe(/ttim ^^lanorum^), und zu den Colouisten gehör^
1) Hierauf boziebt sich der sacerdos arae Augtuti C. I. L. 1209. 1433.
1509. 1513 und der coronaiu» Daciarum trium n. 1433.
2) Ulp. Dig. 48) 22, 7 ^ 10: irUerdicer< auUm qtus ea provincia poiesi,
quam regit, alia non poteat. $ 14: quibuadam tarnen praeBidibuSf ut mtUUs pro-
vineUa interdieere possinty ind/ultum eat, ut prattidibus Syriarum, sed ei Daeiantm.
3) Es kommen vor ein
procurator pTov(inciae') PotoliMenii», C /. L. IlT, 1464.
proe, prov. Dao. Mah(erMa)y Borghesi Oeuvret 3, 481.
proc, Aug, Daciae ApOUnsiaf Orelli 3888.
4) Dies sieht man schon daraas, dass die genannten Procuratoren auch vice
praesidia fungiren, d. h. im Falle einer Vacanz der Statthalterstelle. So ist
Q. Axiua — proc. prov. Dao, Apul. bia vice praeaidia, Henzen 6932= C. /. L. III,
1456; Ulpiua — proo. Aug. prov. Dae. Apul, agena vlcea pracaidia^ C. I. L.
III, 1464.
5) Die vorkommenden Legaten der dacisohen Provinzen findet man gesam-
melt bei Borghesi Oeuvrea 8, 471 ff. Darunter sind: M. Cl. Fronto Coa, Leg,
Aug. pr. pr, trium Dac(iarum^ et Moea. aup. im J. 168, C. J. L. III, 1457;
'L. Aemiliua Carua leg. Aug. pr, pr, 111 Daciarum ^ C. 1, L. III, 1153. 1415;
L. Pomp. Liberalia Coa. (d. h. eonsularia^ Dae. 111 unter Sever und Caracallaj
C. 1. L. m, 1174; L. Mariua Perpetuua Coa, Dae. 111 nach dem J. 210, C. /. L.
HI, 1178; L, Octaviua lulianua coa. 111 Dae, C. 1. L. HI, 876. 1393; D. 8imo-
fUua Proculua lulianua praeaea Daciarum 111, C. 1. L, III, 1578; Sex. ComeUua
Clemena, Coa, et dux trium Daciarum^ Renler Inacr. de l'Algirie n. 3897.
6) S. Borghesi Oeuvrea 8, 480 ff. So ist M, 8taiiua Priama im J. Iö7 Ug,
Aug, pr, pr. Coa. deaign, Henzen 6858^; P, Furiu» Saiuminua leg, pr. pr, Coa,
de$, im J. 161, C. /. L. III, 1171.
7) Borghesi a. a. 0. Sie heissan spftter mit karsem Titel comaularea, 8. «aseer
den Anm. 5 angeführten Beispielen C, L L. lU, 823. 826. 827. 1092. Vg). Gapi-
tolin. Pertin. 2. 3 , nach 'welchem Perttnax quatuar provineiaa eonmUarea verwal-
tete, nämlich Moeaia uiraque^ Syria und Dada,
8) Eutrop. 8, 6: Traianua vieta Daeia ex toto orhe Romano mfinHaa eo eo-
piaa hominum tranatulerat ad agroa et urbea coUndaa, Dacia erUm diutumo bello
Decebali viria fuerat exhaitata.
9) C. /. L. m, 870.
— 155' —
len Galater aus Taviumi). In keiner andern Provinz lässt sich
die Eniwickeiüng der rOiniscben Stödteaniagen so genau verfol-
gen, als in Dacien. Die einzige grössere Stadt, welche die Hdmer
vorfanden, war Sarmizegetusa, die Residenz des Decebalus^), die,
von Traian zur Colonie erhoben, den Namen Golonia Ulpia Traiana
Augusta Daoica Sarmizegelusa führt ^j; die neuen Anlagen waren
theils Grenzfestungen, casteUa^)^ thoils Dorijgemeinden , welche
im Laufe der Zeit Stadtrecbt und zuletzt das ius coloniae erhiel-
ten. So wurde Apulum (Carlsburg) unter Traian^) als Dorf an-
gelegt; es faiess zuerst Canabae^) und hatte magistri; Hadrian
baute die caib^a legionü XIIJ, welche hier ihr Hauptquartier er-
hielt, später ist die 'Stadt Municipium^), Residenz des Procura-
tors, und wird endlich colonia iuris Italici^). Ebenso ist Potaissa
seit Traian vicus^) , seit Severus Coloniei<>), Napoca (Klausenburg)
zuerst Municipium i^), dann Colonie^^); das mtmicipium Drobelarum
an der Donau wird später Colonie^*). Ausserdem werden noch
drei Colonien erwähnt. Über deren Geschichte nichts bekannt ist,
Zerna, colonia iuris Italici^*), Colonia Aequum**^) und Colonia Mal-
vensis*®), der Hauptort der Provinz gleichen Namens.
Trotz dieser Ansiedelungen blieb der Besitz des Landes für Aufgabe der
die Römer ein unsicherer und schon Hadrian hatte die Absicht,
wie er Armenien, Mesopotamien und Assyrien aufgab, so auch
die Provinz Dacien wieder eingehen zu lassen, und nur die Rück-
sicht auf die Menge der bereits eingewanderten römischen Bürger
1) O. J. L. UI, 860. Henzen BvU, 1848 p. 129.
2) Dio Gms. 68, 8. 9.
3) Ausführlich handelt über die Stadt Mommsen C. /. L. III p. 228. Vgl.
Zumpt im Rhein. Museum 1843 S. 253 ff. und Comm, tplgr, 1, 404.
4) C. /. L. m, 786. 821.
5} C. /. L. m, 1004.
6) C. 1. L. m, 1008. 1093 u. d. S. Über diesen Ort überhaupt Mommsen
C. 1. L. III p. 182.
7) Sie helsst municipium Aurdiumj C. 1, L. III, 986. 1132 von M. Aurel
und municipium Septimium (n. 976. 985. 1051) von Septimlus Severus.
8) np. Dig. 50, 15, 1 $ 8. 9 und Mommsen a. a. 0.
9) C. /. L. UI, 1627.
10) Dig. 50, 15, 1 S 8. 9. C. /. L. HI, 1030.
11) C. 1. L, m, 860. 1100.
12) Ib. 865. 1141. Dig. 50, 15, 1 S 9.
13) C. i. L. m, 1209. 1559. 2679.
14) Dig. 50, 15, 1 S 8. Bei Ptol. 3, 8, 10 heiäst der Ort AUpva; eine
JtaCio T$Umen(8ium) kommt Tor C. /. L. 111, 1568 f.
15) C. /. L. III, 1596.
16) Henzen 5520.
— 156 —
hiell ihn von der Ausführung dieses Planes zurück^). So bestand
die Provinz, bis sie unter Gallienus im J. 256 veiloren ging^},
mit Ausnahme der festen Plätze, aus welchen dann Aurelian
(270—275) ebenfalls die Besatzungen zurückzogt). Diese und was
noch von römischen Einwohnern in der Provinz vorhanden war,
versetzte er an das südliche Ufer der Donau und richtete zwi-
schen Moesia superior und Moesia inferior zwei neue Provinzen
ein^), D<wia ripensis an der Donau mit der Hauptstadt Ratiaria
und Dada mediterrat^a oder Dardania mit der Hauptstadt Ser-
dica. Vor dem J. 386 ist die letztere nochmals in zwei Hälften
getheilt worden, nämlich Dardania und Dada tnediierranea mit
der Hauptstadt Scupi^).
XXiV. Thracia.
Schon zur Zeit der Bepublik war die Südküste Thraciens^ an
welcher eine Strasse nach dem Hellespont führte^), sowie die
thracische Ghersonesus ^j in der Gewalt der Römer und wurde zu
Macedonien gerechnet. Die Ghersonesus war später Privatbesitz des
Agrippa, von welchem sie auf die kaiserliche Familie vererbte.
Sie wurde noch unter Traian als kaiserliche Domaine von einem
besondern Procurator administrirt^). Mit den ihracischen Völker-
n Eutrop. 8, 6.
2) S. Mommsea C. /. L, 111 p. 161, welcher bemerkt, dass auch die Munden
der provlncia Dada , die 247 beginnen, 256 aufhören. Eckhel D. N. 2, 9. Das
Factum erwähnen Sex. Rufus br. 8: «u6 Oallieno imptratore amism eH (^Dacia').
Qros. 7, 22. lornaudes de rtgn. succ. Öl. Den Krieg im vierten Jahre des Yale-
rianus und Gallienus erwähnt Vopiscus Aurelian. 11. Clinton Fa$U Bomani ad
a. 256. 257.
3) Vopiscus Aurelian, 39: cum vcutofum lU^icum et Moeaiam deperdiUmi
videretj provincitsm Transdanuvianam Dadam a Trcdano coMtÜuiam sublato exer-
citu et provineialibu9 reliquity desperans, eam poese reUneri, abductosque ex ea
populoa in Moesia eoUocavit appeUavitque suttm Daciam^ quae nunc dua$ Hioesias
dividit. S. Rufus brev. 8 : sed sub Gallieno impemtore amiasa est (^Daeia') ft per
AureUanum translatis exinde Romanis duae Daciae in regionä)Us Moesiae ae Ikar-
daniae faeiae sunt. lornandes de regn, sticc. bi: sed Gallienus eos {Daeos')y dum
regnarety amisit^ Aurelianusque imperator evoeatis exinde legionibus in Moesia col-
loraviiy ibique aliquam partem Daciam mediterranecan Daciamque ripensem eon-
stituit et Dardaniam coniunxit. Malalas 12 p. 301 Bonn. : 6 hk sMc Außt^Xia-
NÖc xal Aaxlov iTColiQoev inapjias t^v irapaicoTOfiiiav, t^Xt^oCov O'joov toD Aotvoti-
ß(ou iroTOfxoO.
4) S. über diese Provinzen Boecking N. D. Or. p. 135 f. 153. 244 und
Mommsen lum veroneser Verzeichniss Abh. d. Berl. Acad. 1862 S. 508.
5) Mommsen a. a. 0. S. 509. Boecking N. D. Or. p. 229.
6) Cic. de prov. cons, 2, 4.
7) Cic, m Piwm. 35, 86.
8) Dio Cass. 54, 29. £in procurator Augusti regionis Chersonesi aus dieser
— 157 —
Schäften wurde von Macodonien aus ein sich immer wieder er-
neuernder Krieg geführt, in Folge dessen alle zu einem Bündnisse
mit Rom gezwungen und die einheimischen Fürsten, welche bis
auf Rboemetalces 11 , d. h. bis auf Caltgulas Regierung, nach-
weisbar sind^), TöUig abh&ngig wurden. Tiberius Hess während
der Minderjährigkeit des Cotys das Reich durch den gewesenen
Prätor Trebellenus Rufus ^) verwalten, unter Claudius wurde das-
selbe im J. 46 Provinz 5) und zwar eine procuratorische, als Pj^cwutori
welche es auch unter Nero^] und Galba^), erwähnt wird. Die rimia.
Annahme, dass erst Yespasian die Provinz gegründet habe, be-
ruht nur auf einer verderbten Stelle Suetons<^], und eine späte
Nachricht, dass derselbe Thracien von Europa getrennt und zu
Asien gezogen habe, vielleicht auf einem Missverständniss^),
Zeit C. /. L. III n. 726. Vielleicht ist mit diesem identisch der proe. provine.
HelUspofO^i). Orelli 3651.
1) S. die unter Calignla geschlagene Münze dieses Forsten bei Visconti
Iconographit Qfeeque III p. 302. Vgl. Gary HUtoire de$ roia de Tkraee et de
eeux du Boaphort Cjmm^tm, Paris 1752. 4. Boeckh C. /. Qr. n. 359.
2) Tacit. Ann. 2, 67: TrebeUemu (nicht TrebeUienius^ hat der Medicens
und die von Mommsen gesehene Inschrift Borghesi Oewore» 3^ 272.
3) Eusebii Ckron» Cain, p. 153 Schoene: Thraeia hueuaque tegnata in pro-
vineiam redigitur. Syncellus p. 630, 3: Bpaxv] dicö tou(6 toO ^pdvou iiza^ia
^pv)(A<iTioe ßaoiXeöouoa icpCv. Die Anlage der Golenie Apros im Binnenlande
Thraciens durch Claudius bestätigt dies Zengniss.
4) Bei losepb. B. J. 2, 16, 4 sagt im J. 66 dec. König Agrippa , indem er
alle Provinzen der Römer aufzählt: t( %k Bp^xe^i — o6^i (to^^iMotc 'Pmfiiaiov
{)iraxo6ou9t ^poupoTc;
5) Bei Tac. IlUt, 1, 11 heisst es vom J. 69: Thraeia et gucie aliat procu-
ratorihus eohibentur.
6) Bei Suet. Veap. 8 steht allerdings in den besten Handschriften, auch dem
Memmianus: Aehaiamy Tjyeiam^ Bkodum^ By%ainUum, Samum Übertäte adempta^
item Thraeiamf CÜieiam et Commagenen ditioni» regiae u$que ad id tempiu, in
provincianan formam redegit, und diese Worte wiederholen Eutrop. 7, 19, bei
welchem der Cod. Oothanus Thraciam, der griechische Uebersetzer Bp^cU Te inX
TO'JTOK «al KlXixac hat, ferner Hieronymus Eusebii Chron. Can. p. 159 Schoene, ,
bei welchem der Leydener Codex traehia hat, endlich Aurel. Victor epit, 9. Dass
aber bei Sueton gelesen werden muss trachiam CUiciam oder tracheam CÜieiam,
habe ich bereits fr&her bemerkt und hat Borghesi Oeuvres 3, 273 ausführlich
erwiesen. Erstens nämlich steht es fest, dass Thracien bereits vor Vespasian
Provinz war (Tac. Eist. 1, 11), zweitens ist es falsch, dass Cilicien ditionis regiae
usgue ad id tempu» gewesen sei, da es schon seit 103 v. Chr. eine Provinz Ci-
licia gab, und das ebene Cilicien namentlich seit 64 Provinz war ; endlich wurde
Hieronymus sich gradezu widersprechen , wenn er Thracien unter Claudius, und
nochmals unter Vespasian Provinz werden lässt. Alles ist dagegen richtig bei
der Lesung tracheam CUiciam, wie schon Soaliger und Turnebus erlcannten.
7) Eastath. ad Dionya, perieg. v, 270: xdxcTvo (e yvidtt^ov, &ct E^<67tt)
[kh irdvra tä «axd (6otv, dp^apivoic dvh TjXXt)Oic^tou. Ol hi iraXaio( cpaoiv, Src
Oueairaoiavöc tjfib^m r^jv Bp^xT^v dir' aurij«. Und zu n. 323 sagt er, die Thra-
cier seien ein grosser Stamm und wohnten auch Jenseits des Hellespontes in
— 158 —
denn es ist Steher, dass bis auf Traian Thracien unter einem
Procurator stand ^), welcher dem kg» pr, pr. Aug. Maesiae unter-
geben war 2). Unter Traian aber wurde diese Verwaltung ge—
Pr&torische ändert uud zum Statthalter der Provinz ein prätorischer^) kaiser-^
lieber Legat gemacht^], unter dem swar auch ein Procurator,
indessen nicht mehr als praeies, fungirt^).
siftdte. Die Städte, welche die Römer in Thracien yorfaoden, waren
griechische Ansiedelungen und erhielten zum Tbeil das Privile-
gium der Freiheit, wie Abdera, Aenus, Byzantium<^) und die zu
Thracien gehörige 7) Insel Samothrace ^) ; das Binnentand war da-
gegen arm an Städten und wie Cappadoeien und Grossarmenien
in Strategien getheilt, deren Zahl Piinius auf 50, Ptolemaeus aber
auf 14 angiebt^), was vielleicht darin seinen Grund hat, dass
durch die Römer selbst ein Theii derselben in Stttdtebezirke ver-
wandelt worden war, wie wir dies In den spanischen Provinzen
für dieselbe Zeit nachgewiesen haben. Denn auch hier haben
■■ J' '■ " ■ ■lim I II I »■IUI ^^^^»- I . I .
Asien, xal Tc£^a ^A th o5ttD TCoXurevec Tf}c X^P^^ ^^^ trcptcpocvec iBbosv aM)v
Tijc EJ^ptbnr^ O^eoicaotav^ dbc itpoeipr)tat. Der Sinn der Stelle Ist dso, dass
Vespasian Thracien zu Asien gerechnet habe. In anderm Sinne berichtet Malalas
10 p. 262 Bonn., indem er Yon der spateren Provinz Thraciens, Europa redet
nnd diese dem Vespasian zuschreibt: xal t^v EOpcüm^v dirö ^^kt}« ifUpi9€,
xtI^oc 'HpebcXctav it6Xtv, rf^v «ptpijv 'K&'^o^UYri^ Jleiptv^v, -JjvTiva tico(T}9e {ATjrpo-
icoXiv, &OUC aÖTJ ApyosxüL. Natürlich ist diese Notiz ebenso verkehrt, als die
p. 261, wonach Vespasian Macedonien in prima nnd -secunda getheilt haben soll,
was frühestens 386 geschah.
1) Unter Domitian war Yettidius Bassus iTctTpoiroc Bpaxiic- Borghesi Ocuvr.
3, 274.
2) Man kann dies daraas schliessen , dass nnter Traian die Byzantier Jähr-
lich einen Gesandten zur Begrüssong des legaHu Moesiae zu schicken pflegten.
Piin. ep. lO; 43 (52).
3) S. Borghesi Oeuvr. 3, 278.
4j Unter Traian fallen noch: luvenUm CeUus, npeaßeut^c dyrtorpdEtTjYOC.
Münzen Ton Perinth, Borghesi Oeuvr. 3, 275. Mommsen in Plin. ep. ed. Keil
p. 416 j und AtUu» Piatorius Nepos leg. pr. pr, provinc. Thraciae, C. 1. L. y , 877
■ nnd dazu Mommsen; unter Uadrian: Tineias Rufus, Tupea. %a\ dytt. tot> C^ßao.
Borgh. Oeuvr, 3, 275 j und aus der Zeit des Septimius Severus und Garacalla
kennen wir ihrer zwei: Statilius Barbarus — leg. Augg. prov. Thrae. Henzen
5501. Borghesi Oeuvr. 3, 263 ff. und Q. Atriua ClorUus, leg. Aug. pr. pr. pro-
vlneiarum Thraciae Cappadoeiae Syriae^ C. I. L. 11, 4111. Es ist daher ein Irr-
thum , wenn Eckhel 2, 20, 43 ans dem auf Münzen thracischer Städte vorkom-
menden Titel der Statthalter, ifiY^P*^*^» schliesst, dass seit Antoninus Plus die
legaii Thraciae aufgehört hätten und an ihre Stelle wieder Procuratoren getre-
ten seien ; vielmehr ist unter dem -fi^e^tdyt der Legat selbst zu verstehn.
5) Ein solcher ist der inkpoizo^ ^irapvefa« Op^Virj; in einer Inschr. vom
Ende des zweiten Jahrhunderts, C. I. Qr. oTol.
6) Plin. JV. Ä 4 S 42. 43. 46.
7) Ptolem. 3, 11, 14.
8J Plin. Ti. H. 4, 73.
ü
9) PHn. N. ff. 4, 40. Ptolem. 3, 11 $ 8. 9. 10.
— 159 —
sich die Römer um Gründung neuer Slädte verdient gemacht.
Apri*), oder coUmia Claudia Aprensis^ , verdankt seinen Ur-
sprung dem Claudius, die Colonien Develtus und FJaviopolis 3) ,
wahrscheintidi auch die Golonia AoXaCoo tsixo<; (Olekicos), welche
in einem Militärdiplom des Domitian vom Jahre 86 erwähnt wird^),
dem Vespasian ; die Städte Plotinopolis, Marcianopolis und Tra-
ianopolis dem Traian, von welchem auch Anchialus und Serdica
den Beinamen Ulpia fuhren ^) ; endlidi ist auch Pfajlipp<^lis kurz
vor seiner Zerstörung durch die Gothen (85t) Golonie geworden,
und zwar, wie Eusebius berichtet, durch den Kaiser Phili{^us
im J. 248 6).
Nach der Diocletianischen Verfassung gehörten zur DioecesisTheWxmgder
Thraciae sechs Provinzen, nämiich
4. Europa mit den Städten Perintbos und Apri,
ä. Bhodope mit den Städten Haximianopolis, Maronea und
Aenus,
3. Thracia im engem Sinne mit den Städten Philqipopolis
und Beroea,
4. Haemimontus mit den Städten Hadrianopolis und Anchialos,
5. Scythia mit den Städten Dionysopolis, Tomi und Gaiatis,
6. Moesia inferior mit den Städten Marcianopolis und Ni$o-
polis^).
Ob diese Eintheilung von Diooletian selbst het*rUhrt oder älter
ist, lässt sich nach unseren Quellen nicht mit Bestimmtheit aus-
machen, da einige dieser Provinzen schon vor Diocletian gesetzt
werden, allein von Schriftstellern, welche vielleicht die Einrich-
tungen ihrer Zeit auf eine frühere Periode übeitragen haben ^).
•
l] Zumpr Comm, ep. 1, 386. Boeckh C. /. Qr, 3G85. Boecking N, D. Or,
p. 302.
2) W«d<Ungt<m in Le Bas Foy^ lU n. 1731»Or8Ui 512.
3) Zumpi «. «. O. p. 396.
4) Henzen n. 5433.
ö) SkiUiel i>. N. 2 p. 45. 47. 24. 46. Ammiaii. 27, 4, 12 : MardanopoUs est
a »örort Ttaiani prindpia ita cognomiifMUi,
6) Zoinpt a. a. O. p. 435.
7) AmmiaD. 27» 4, 12. 13. Veronesisches Verzeichnlss S. 507. Sex. Rnfns
o. 9. Polemk» Stlviiw 8. 254. Not. JOign. Or. p. 10. 11 und dazu Boecking
p. 134.
8] So beisst «s in einem Briefe des Kadsen Claudius OoUiicas an Aarehan
bei Vopisc. Aura. 17 : Gotiki a TkradU amovtndi. Eontm enim pUrique Haemi-
montum Ewvpamque vexant* Ueber diese Frage bandelt ansfübTlicb Kubn Verf.
des Rom. Beicbs 2, 206. Der Brief bei Vopiseus wird aber scbwerlicb glaubwür-
diger sein als die ftbrigen In den 8eriptOM$ Mtt. Aug. Yorkoosnenden Actenstüoke,
— 160
XXV. ICaoedDiiiai).
voriiQflge Es ist bekannt, dass nach dem Siege des Aemiliiis Paulus
tioni68. bei Pydna 586=468 Macedonien zwar factisch aber noch nicht
der Form nach Provinz wurde; man sendete zehn Legaten, mit
deren Hülfe Aemilius die YerhUltnisse des Landes in folgender
Weise ordnete^). Macedonien wurde in vier Theile gelheilt und
jedem dieser Theile ein Goncilinm in dem Hauptorte bewilligt,
als Hauptorte aber für die erste regio Amphipolis, fttr die zweite
Tbessalonike, fttr die dritte Pella, fttr die vierte Pelagonia be-
stimmt'). Jede Verbindung der vier Regionen unter einander
wurde aufgehoben, connubiuin und commercium nur innerhalb je-
der Region, nicht aber zwischen den Regionen gestattet*}, alle
Macedonier fttr frei erklart, ihnen der Gebrauch ihrer Gesetze,
die Wahl jfihriger Behörden und eine kleine Truppenmacht zum
Schutze der Grenzen bewilligt, aber die Zahlung ihrer frttheren
Abgaben, eines tribiUum und vectigcUy welche freUich auf die Hälfte
herabgesetzt wurden, auferlegt^). Die Eintreibung der Steuern
wurde ihnen selbst ttberlassen, indess das dabei zu beobachtende
Verfahren ohne Zweifel durch die Gesetze normirt, welche Aemi-
lius ihnen gab und welche das Grundgesetz fttr die spätere Pro-
vinz bildeten^). Nach diesen führten die Verwaltung der vier
Regionen selbstgewählte aoveSpoi^), und Hessen die Regionen eigene
über welche b. C. Ozwallna De epittularum aetorumque, quae a seriptoribus UaiO'
ri<ie Aug. profenmtur^ fide atque aucloritaUj Bonn 1870. 8.
1) A. W. Zampt De Macedorüae Romanomm provtneiae praesidünia^ qtü fue-
runt usque ad T, Veapananum in Comm. epigr, 2 p. 153 ft. Consin^ry Voyage
daru la MacidotnUy conUnani des recherchcs sur 'l'histoire , la giographie et les
antiquiUs de ee pays, 2 Voll. Paris 1831. 4. L<^on Heuzey Mission arckiologijue
de Macedoinej Paris 1864. 4 (noch unvoUendet).
2) Liv. 45, 17. 18. 29.
3) Die genauere Begrenzung dieser Regionen giebt hU, 45, 29 an.
, 4) Liv. a. a. 0.: pronuncioüit -deinde , neque connubium neqae commercium
agrorum aediflciorumque inter se placere cuiquam extra fines regionis mute esse,
5) Liv. 45, 18. Plut. Aem. Paul. 28 : to^ (^ U%ol icp^aßeow ix T<6fAT2C
d^txo(Jiiv(DV MaxeSöot fiiv dir^5o>x£ t^v jß9^^ ^ '^°^ itöXeic iXsu^lpoc oixeiv
%a\ a6Tovö(jiouc, ixaxöv hk tiXavta 'Poafjiatotc üitoreXelv, ou iiXiov tj dtirXdGioN
Tou ßaotXsuaiv eUi^epov.
d) Liv. 4Ö, 30. 32: leges Macedoniae dedit cum tanta cura, .ut ncn hostibus
vietiSf sed sociis bene meritis dare videretur: et quas ne usus quidem longo tem-
pore {qui unus est legwn correetor^ experiendo argueret, lustin. 33, 2: itaque
quum in diUonem Bomanorum cessissety magistraUbus per singulas civitaUs con-
sUtutlSy Ubera facta est legesque, qmbus adbuc utUur^ a PauUo aecepit.
7) Liv. a. a. 0. : quod ad statum Macedoniae pertinebat , senatores , quos
»gnedros voeant, legtndos esse, 'quorum consiUo respublica administraretur. In einer
— 161 —
Münzen sdilagen^), welches Recht in der Zeit der Republik nur
souveränen Staaten zusteht^). Die künstlich errichtete Scheide-
wand zwischen den vier Regionen hinderte jede Verbindung der
macedonischen Stämme ^) und gab den Siegern eine Gewähr gegen
eine gemeinsame Auflehnung ; dennoch erfolgte dieselbe noch ein-
mal im J. 606 = 448 unter Andriscüs oder Pseudophilippus, nach
dessen Besiegung durch Q. Gaecilius Metellus^) Macedonien im
J. 608=446 Provinz wurde *^). ProTin.we.
Nach Ptolemäus<^) reichte die Provinz im Osten bis an den Orenze».
Fluss Nestus, im Westen bis an das adriatische Heer, im Norden
wurde sie von Dalmatien durch den Fluss Drilo^ von Mösien durch
das Gebirge Scardus geschieden; im Südeti stiess sie an Epirus
und ging im S.O. bis an den Oeta und Sinus Maliacus. Im
Norden, Westen und Osten scheint sie diese Grenzen von Anfang
Inschrift von Pelagonia, dem Hanptorte der vierten Region, C. /. Qr, 1999 findet
sich Maxc&ÖNoiv ot o6ve5po(.
1) Die Münzen haben die Aufschrift: Maxeftövoov irp(6T7]C, M. 5euT£pac,
M. TfTdlpTtjc. Eckhel D. N. 2, 63.
2) Mommsen G. d. Rom. Ifünzwesena 309. 727. 748.
3) Liv. 45, 30 : haee pronunUaia primo die conventus varie adfeceruni ani-
moM, LiberUa praeUr tpem data adrexit et levatum annuum veeügal, Begionatim
eommereio mUrrupto Ua videri laceraU, tanquam animali in artua <dterum aUerius
indigerUe$ digtrcuio.
4) Liv. ep. 50: Paeudopküippus in Maeedonia •— ah Q. Caeeilio vietua
capiua^ue est et reeepta Maeedonia,
5) Bei Liv. ep. 45 heisst es schon vom J. 168: Maeedonia tn provineiae
formam redaeta. Dagegen sagt Floros 1, 30 (2, 14): Metdlw — Macedoniam
Servitute muUavüj nnd 1, 32 (2, 16) vom Jahre 146: igOur MeteUo ordinanti cum
maxime Maeedoniae [statum] mandata est fMo, Gesichert Trird dies Jahr durch
die Aera der Provinz. Macedonien rechnet nämlich später nach einer doppelten
Aen. Eine derselben findet sich in den Inschriften von Thessalonike C. /. Or.
1965. 1971; Vol. n p. 993 n. 2007d. 2007«; p. 994 n. 2007». 2007«. Le Bas
Foya^e. Jnäeription» U n. 1359; beide zusammen C. /. Or. n. 1970, aus welcher
Inschrift bereits Boeckh festgestellt hat, dass die ältere Aera von 608 =s 146, die
jüngere von 724=s30, der Schlacht bei Actilum beginnt. Neuerdings sind noch
zwei Inschriften von Thessalonike mit doppeltem Datum bekannt geworden. In
der einen bei Heuzey Mission p. 234 n. 105 ist datirt : Itouc cEo Ssßaorou %a\
dirr d. h. im Jahr 266 der jüngeren , im Jahr 382 der älteren Aera. Also
266 + 723^=989; 382 + 607 = 989 oder 236 n. Chr. Die andre, mitgetheUt von
Vidal-Lablache Revue archiol. XX (1869) p. 62 , fflhre ich , da sie weder sicher
gelesen noch erklärt ist, hier an : ^touc <;o üSeßaoroü toO xal ßqp || aÖToxpcCTOpt
TtßcpCq) KXau(((p II Katoapi Seßaoorq) Fepijavixtp || dpytepT, At](jiapYix-^c i^ou-
o(ac II ti titapTOV, &ird^X(p diro^e^tYt^^vq) 1| t6 T^raprov, aOxoxpciTopt to ^poov, ||
icoTpl «axplSo« -i] itöXic 7roXtTap||7o6vTaiv . Claudius war Co$. 111 des. IV
im J. 799 «46. Das erste Datum ist also 76 +723 =»799; das zweite 192 + 607
BS 799. Aus beiden Inschriften lernt man, dass das Jahr der jüngeren Aera Iroc
£spaotöv oder ZeßaoroO hiess.
6) Ptolem. 3, 13.
fiöm. Alterfh. IV. U
— 162 —
an gehabt zu haben; dean die illyrisohe Kttste swisoheD E|Mrus
und Dalmatien, d. h. von Lissos bis Aukna war schon zur Zeit
der Republik ein Besiandtheil derselben ; in den Jahren ^97 und
698s=57 — 56, als Piso Macedonieu verwaltete, stand unter ihm
Dyrrhachium ^) und Apoilonia^) und diese Städte werden imoier
SU Macedonieu gerechnet 3). Was aber die Sttdgrenze betrifft, so
ist aller Wahrscheinlichkeit nach in der Zeit der Republik nicht
nur Thessalien, welches, seit dem zweiten Philipp mit Macedonieu
verbunden^), von Flamininus fttr frei erklärt wurde*) und eine
arisU^^raliscbe Verfassung auf Grund eines Census^), sowie eine
gemeinsame Organisation erhidlt, deren Mittelpunct das cancilium
in Larissa war^), sondern auch Epirus^} und endlich, wie wir
sehen werden, ganz Griechenland als ein Theil Macedoniens zu
betrachten, so dass diese Provinz die ganze Hämushalbinsel um-
fasste, bis sie im Beginne der Kaiserzeit mit Ausscheidung von
Epirus und Achaia auf die von Ptolemäus angegebenen Grenzen
reducirt wurde.
y^nraiung. Bei der Theilung der Provinzen im J. 7S7 — S7 blieb Mace-
donien Senatsprovinz ^) ; von Tiberius^®) bis Claudius ^^), nämlich
von 15 — 44, war es kaiserlich und wieder mit Achaia vereinigt;
nach dieser Zeit stand es unter einem Propraetor ^*') mit dem Titel
Proconsul ^^) , dessen legati ^*) und quaestoi^es ^.^) ebenfalls oft er-
1) Cic. de prov. com. 3, 5 ; in Pi$on. 34, 83 ; 38, 93.
2) Cic. in PUon, 35, 86.
31 Dio Gm8. 41, 49: t6 hk Auppd^ytov ^v tj y^I "^ icp^pov fi,^ IXXuptftv
TdÄv Uap^tvwv, vOv hi %a\ r6re f6 fi&i Maxe&ov(a< vevo(itO|«.iv7g 'X£lTat. Von
ApoUonia begann die Hauptstnsae Maoedoniens, die via Egnatia. Strabo 7 p. 322.
4) S. hierüber Fr. Hom De TkeesaUa Maeedonum imperio tM&ieefa, Grypbiae
1829. 8.
5) Liv. 32, 10 ; 33, 32.
6) Liv. 34, 52: a eeneu maxime et Benaiwn et iadiees legit: poihremque
eam pariem wfHaUum feeit, eui ealva tfonqttiUaqtie omnia magis eeae expediehai.
7) Liv. 36, 8; 42, 38.
8) Eplm» stand auf Seite des Perseus (Liv. 45, 26), Aemilins PauUuB plftn-
derte dort 70 Städte und schleppte 150,000 Menschen in die Sdaverei. Plnt.
Aem. PauU. 29. Liv. 45, 34.
9) Dio Cass. 53, 12. Strabo 17 p. 840.
10) Tac. Ann.l, 76, 80 j 5, 10.
11) Snet. Claud, 25. Dio Cass. 60, 24. S. oben.
12) Strabo 17 p. 840. Borghesi Oeuvree 3, 185.
13J Orelli 1170. 3851. Benzen 6006. 6504. 6512. 6908. 6911. C. /. Qr, U
p. 993 n. 1999b. Renier Jnaef, de VAlgir. 1818.
14) OreUi 3658. C. i. Gr. 3990.
15) Orelli 822. 3144. 6488. Grut. p. 436, 7; 446, 3; 1102, 3. Ein fmmt»r
pro praetore Benzen 7420*.
— 163 ~
wttbni werdcüi. Der 8iU der Regierang wer Thessalonlke ^) , welohe
Stadt icfMiTiQ MaxdSovcov ^) und f&TjrpoitoXu ^) hiess und nebst Dyrrba-
ohium, AmphipoUs und mehreren einheimiscfaen Yoikersehaften die
libertas besass^). Römische Golonien wurden unier den Kaisem Coioniea.
folgende Städte : Dyrrhachium (Epidamnus) durch Augustus nach
der Schlacht bei Aotium'^), PeUa, Goienie desselben <^), Philippi,
gegründet 748 = 427]^ verstärkt nach der Schlacht bei Aotium,
seitdem Colonia Aug. lul. Philippensis benannt^), Byllis oder
colania ByUidefisium^)j Dium (Colonia luiia Augusts Di um) ^^]y Gas-*
sandria, früher Potidaea^^), Stobi'^)) endlich unter Valerian auch
Thessalonike^^).
Im dritten und vierten Jahrhundert sind aus Hacedonien vier TbeUung der
Provinzen geworden ; unter Diocletian wurden selbständig consti-
tttirt Thessalia unter einem p^aeses^*)^ und das illyriscbe Küsten-
land, welches seitdem Epirm nova heisst, ebenfalls unter einem
1) Boecking ad N, D. Or. p. 243. lieber die Geschichte der Stadt handelt
«QSfülürlieh T. L. F. Tafsl Histotia Thestalonicae res gestoi wqiu ad a. Chr. 904
con^etem, Xnbingae 1836. 4.
2) C. /. Öf. 1967.
3) Eckhel D. N, 2, 80.
4) Ueber Thessalonike 8, Plin. iV. H. 4, 36; über Amphlp«^! 4, 38; über
DyrrhackiQm Oic. ad fam, 13, 1, 7. Die Amantini, Orestae und Scotusaaei, welche
Fliniua 4, 35 ebenfallfl frei nennt, bildeten wohl um parUm provineiody fimc
libera appeUatur, wie Caesar B, C. 3, 34 sagt. Ygl« 8trabo 7, 326: xa\ ^ w\
tä nspl A6jx6v «al HeXa^ovlav -mü 'Opeattd^ %a\ '£Xi(Mtav ti^v äwn M«nit&oviav
ixdXouv, of V {Sorepov xa\ ^Xeu^pav. Daas diese Freiheit des ganzen Thesaa^
llens von Caesar herrührte, sagt Appian B. C, 2, 88. Plut. Cau. 48. Auch
Plin. N. H, 4, 29 erwähnt Phartaliei ean^ cum ehitaU Wtera. Die Insel Thasos
war ebeuialli Ubera, Plin. N. H. 4, 73.
5) Iffl J. 696a-ö8 war Dynrhaehinm noch Uhera chUa$ (Cie. ad fam. 14,
1, 7); naeh der Schlacht bei Actinm siedelte hier Angnetas Italiker an, welche
er ihres Ackerbesitses beraubt hatte. Die Caas. 51, 4. Seitdem ist es oolonta,
Plin. 3, 145 , und swar iwrU Jtaliei. Dig. 50, 16, 8 S 8. S. Mommsen C. 1. L.
m n. 602.
6) CoUmia Itdia Aug. PtUa^ 0. /. €fr. 1997.
7) Strabo 7, fr, 42.
8) Dio Cass. 51, 4. HernMk ebenfalls iuris /fottei. Dig. 50, 15, 8^8.
lloBunsen ad C. /. L. III, 633. OrolU 512. Waddington in Le Bas Vog. M-
BoripUom Hl n. 1731.
9) C. i. L. III, 600 «B Henien AmuM 1863 p. 263.
10) Plin. 4, 85. WUikm. 3, 13, 15 td, iuris iiaUei. Dig. 50, 15, 8 S 8. Der
Name auf Münzen bei Eckhel D. N. 2, 71.
11) Plin. 4, 36. Dig. 60, 15, 8 g8. Eekhel D. N. 2, 70.
12) Zu Plinius Zeit (Plin. 4, 34) nnd bis auf £lagabal Mnniciplnm (Münzen
b«l Bekhel D. N. 2, 77. C. /. I. Hl, 629), hemaeh «A, iur. lud, Dig. 50,
15, 8 S 8.
13) Bekhel D. N, % 80. Vgl. C. i. Qr. 1969.
14) Yeiweser Terzeiohniss S. 508. Noi. Dign. Or. I p. 7 nnd dazn Boecking
p. löl.
11»
-^ 164 —
praeses steht, und Dyrrhachiuin xur Hauptstadt hat^); noch spä-
ter, vidleicbt um 386 >), wurde auch das <»geDiliche Maoedonien
in zwei Theile, Macedonia prima und Maeedoma secunda oder
salutorü getheilt').
XXVI. XXVH. Aehaia mit SpJrna.
Die Besitznahme Macedoniens im Jahre 608 — 4 46 führte auch
für Griechenland noch in demselben Jahre ^] die entscheidende
Katastrophe herbei, welche Q. Caecilius Melellus, der Besieger
des Pseudophilippus, selbst bewirkt haben würdet], wenn nicht
der Gonsul des J. 4 46 L. Mummius einen besondem Auftrag dazu
erhalten hätte. Nach der Zerstörung von Gorinth kam eine Com-
raission von zehn Senatoren nach Griechenland und ven^eilte da-
selbst sechs Monate, um den Zustand des Landes zu ordnen^],
und es galt seit Sigonius^} als unzweifelhaft, dass diese Com-
mission den Auftrag gehabt habe, sofort mit der Einrichtung der
Provinz vorzugehn. Erst seit dem Jahre 4847 hat sich tiber die
Richtigkeit dieser Ansicht- ein lebhafter Streit entsponnen^), wel-
1) Veroneser Terz. S. 508. Boecking N, D. Or. p. 152. 153.
2) Mommsea zun yeroneser Yen. S. 509.
Sj Wie es sich mit dieser Theiloog verhielt, ist indessen miUar. Die Not.
Dign. Or. p. 7 führt Macedonia saUOaris unter einem proettt an, p. 14 aber
wird ein Theil derselben mit Epiru» tiova, der andre mit PraevalHana verbun-
den. Hierocles p. 391 Bonn, hat dagegen die Prorinz wieder. S. hierüber Knhn
Verf. d. £. Reichs 2, 228.
4) Dass dies das Jahr der Eroberung ist, zeigt C. F. Hermann Die Erobe-
rung von Korinih und ihre Folgen für Griechenland, zuerst in den Verhand-
lungen der Phüologenversammlung zu Basel 1847 S. 32 ff., hernach in C. F. H.*b
Gesammelten Abb. und Beitr. zur class. Literatur und Alterthumskunde , Göt-
tingen 1849. 8. Für das Jahr 146 hatte sich erklärt K. Ilaica^^Yi^tcooXoc Th
TcXeuTatov froc xn« 'EXXTjstx-Jjc iXfiudepiac, loroptxi^ xal jij^wokfrfxxii icpv^yiwctia.
'^En 'AW|vaic 1844. 8.
ö) Pausan. 7, 15, 1 : M^reXXoc ^^ i:apauT(xa li:£iru9ro, d^ Mö(Mi,to{ %a\ 6
o^jN a^^ OTpari^ iid ^A;^atoi>c d^ixotto, xai Iicouito oicou^v irtvel^ aurö^;
Ttipoc T^ :roX£fjLfp cpovfjvai, irpW ^ Möfi^tov ic TfjV '£X}vdoa d^t^^at. Dass der
achäische Krieg in unmittelbarem Zusammenhange mit dem Aufstande des An*
driscus oder Pseudophilippus stand, sagt ausdrücklieh Liv. ep. öl : belli Achtgiei
eetnina referuniur haec, quod legaii Romani a6 Aehaeis puUati #tfif OorcpilAi, mfssi,
tU eas eivitates, quae »üb dieione Phäippi fuetaniy db Athako coneilio eeeemerent.
ep. 52: cum Aehaeis , qm m auxilio Boeotoa et Chaleidemes habebanlj Q. Caed-
liu9 Metellu» ad Thermopylas bdlo eonfiixH.
6) Polyb. 39, 15 (40, 9): (urd t^h xardoraatv tAv (ixa, i)v ^rodjooMTO ^
x^ 'Axola. 39, 16 (40, 10): raura tk ^toodjoavTCc iv !£ f^Tjoiv ol Ihta xai t^^
iaptv9j( &pac ^viOTOuivn; dÄitcXcuaow ci« -rijv 'IroXCav. Cic. ad Att. 13, 6, 4;
13, 32,3; 13,33.
7) Sigonios de <mi. iure pop. Bam. 11, Hb. I c. 9 p. 70.
8) Eine belehrende Uebersicht über diese Frage und ihre Literatur giebt
Q. F. Hertzberg Gesch. Griechenlands unter der Herrschaft der Römer, Br^Hi»
— 165 —
ober eine genaue Prüfung der überlieferten Thateachen veranlasst
und wenigstens für den unbefangen urtbeilenden als Resultat
herausgestellt hat, dass Griechenland im Jahre 608=446 aller-
dings zur Provinz gemacht, damals aber noch nicht von einem
eigenen Statthalter verwaltet, sondern als ein Theil der Provinz
Macedonien in das römische Reich aufgenommen worden ist.
Eine grossmüthige Politik haben die Römer in Griechenland Politik der
BönoT in
niemals getrieben*). Die Freiheit, welche Flamininus 558=496 Griechea-
bei den Isthmischen Spielen verkündete, war die Refreiung von
der macedonischen Herrschaft^); da aber Macedonien der einzige
natürliche Rundesgenosse war, auf welchen die Griechen im Falle
eines Conflictes mit Rom sich stützen konnten, so hatte diese
Freiheit eine ähnliche Wirkung, wie die ehedem in dem antal-
ddischen Frieden gegebene Selbständigkeit der einzelnen Städte,
d. h. eine völlige Wehrlosigkeit, und zu dieser Erkenntniss kamen
einige der Griechen sogleich^), alle aber in der Folge ^). Zwar
1860. 8 Bd. 1 S. 284 ff. und Im Philologns XXVIII (1869) S. 123 ff. Hennann
in dem eben angefObiten AnfsAtz: Die Eroberung von Korinth (Ges. Abb.
S. 3ö9 ff.), war es, der die alte Annabme für einen »jYexjäbrten Irrtbum^* erklarte,
eine Provinz Acbaia erst seit 727^=27 annabm, und behauptete, bis dabin sei
Griechenland im Besitze seiner Freiheit geblieben. In Folge meines Widerspruchs
in der ersten Ausgabe dieses Bandes schrieb Hermann seine Defentio diaputa-
Uonis de Oraeciae po8t captam Corinthum conditione , GDtting. 1852. 4. Da ich
auch auf diese Ausführung erwidert habe in der Schrift Zur Statistik der rom.
Provinzen, Leipzig 18Ö4. 4, so kann loh mich in diesem Handbuche auf eine
objective Darstellung der Sache beschränken und führe von der weiteren Litera-
tur nur die bedeutenderen Schriften an. Für Hermanns Ansicht sind: Kuhn
Yerf. des rom. Reichs 2, 68 ff . £. Curtius Peloponnes 1, 76. Heltz De poliiico
Qraeeiae statu inde ab AeKaUi foederis inUritu usque ad Vespasianitm, Strassburg
18Ö1. 8. G. Hoefler Untersuchung der Frage, ob Griechenland mit der Zerstö-
nuig Korlntbs römische Provinz geworden sei, in den Sitzungsberichten der phil.
hist. Ciasse der Wiener Academie LXV (1870) S. 267—310. Gegen Hermanns
Ansicht : A. W. Zumpt De Maeedoniae Romanorum provinciae praesidibus in Com-
mmt, epigr. Vol. II, Berol. 1854. 4 p. 153 ff. , dessen gründliche Untersuchung
den Streit, wie ich glaube, entscheidet. G. F. Hertrberg Gesch. Griechenlands
unter der Herrsehaft der Romer, Halle 1866 Th. 1 S. 284. Mommsen R. G.
2, 48 f. Lange R. Alterth. 2, 312. Ausserdem handelt über die letzte Perlode
der Geschichte Griechenlands G. Finlay Oreece under the Romans j Edinburg
18Ö1. 8, Deutsch Leipzig 1861. 8. Brunet de Presle et A. Blanchet La Grlce
dtp. la eonqUiU des RomtänSj Paris 1860. 8.
1) S. C. Peter Die Macchiavellistische Politik der Romer in der Zeit vom
Ende des 2. punischen Kriegs bis zu den Gracchen, in desselben Studien zur
römischen Geyhlchte, HaUe 1863. 8 S. 115 ff.
2) Die Cmechen hatten früher immer geltend gemacht, ihr Land würde nie
frei sein, so lange PhUipp feste Platze in Griechenland besetzt halte, oder Über*
haupt lebe. Liv. 32, 37; 33, 12. In dem Senatusconsult , das Flamininus aus-
führte, war daher die Zurückziehung aller macedonischen Besatzungen aus Grie-
chenland angeordnet. Polyb. 18, 27. Liv. 33, 30.
3) Liv. 33, 31. Polyb. 18, 28. 4) Polyb. 25, 9,
^ 166 —
bestanden nach 4 96 noch die Bttndniese der grieebifloheo Slämme
(xoiva), aber schon bei der nflohalen Gelegenheit, dem AnriinKdie
des Krieges mit Perseus, fand es der rdmisebe Senat gebor-
ten, sowohl mit der Auflösung dieser Bündnisse su beginnen
als auch zur directen Besilsnabme griechischer Territorien su
schreiten. Im J. 583 => 4 74 sobickte dersdbe filnf Legaten ab,
um sich der Griechen in dem bevorstehenden KampCe su Ter-
sichern^). Mit den Betern, welche grossentheils maeedeniscii
gesinnt waren, weigerten sie sich im Ganzen su verhandein;
vielmehr verlangten sie von jeder Stadt eine besondere Brkitt«*
rung^), veranlassten eine jede, einsein in Rom ihre Unterwer*
fung anzukündigen 3) und linsten auf diese Weise den bOotischen
Bund völlig auf^]. Drei Städte blieben trotzdem auf Seite der
Macedonier, Haliartus, Thisbae und Goronea ^) . Von diesen wurde
Haliartus sofort belagert, erobert und zerstört^), Thisbae ergab
sich nach der römischen DeditionsformeP) und vmrde in die
1) Liv. 42, 37.
2) Polyb. 27, 1: 4v Tip xaiptp Toöttp Tzapt^fhtrrrm Tzpi^m, — ol y^k* T:to\
Aa96v ^'nctplCovtc; r^v iauröv irorpf^a 'Pwfi-aCot? , 6 hk lOfi,ev(ac xarA xotvoN
iidaac Ta? t* ttq Boiomqi nöXet^ St^ouc eU ti^v täv TrpeoßeurAv ttCotw. "^v ^e toOto
isavTidbraxo^ tok ttepl t6v MeipxtON (dies war einer der rSmfschen legaH) ' rb ti
x«tA «öXw (uXeiN To6« Bot<»To6c olwiötatov x. t. X. Liv. 42, 38.
31 Polyb. 27, 2, 6: itop^j^eiXav Trpeoße^eiv rÄci toi? diro täv TCÖXeoav cfe
tiljv rdbjATjv, hih6sxai a^xo&c eu r^jv Tilortv xax* lÄlav Ixdöxo'j;.
4) Polyb. 27, 2, 10: tö hk t&v Boiwtwv S8voc, iwl 7:oX6v ^pövov ouvrettj-
pijxöc T^v xoivi?jv ou(i.i:oXtTciav — TÖxe — «axeXdih) xal ^uoxopnlo^ xarA
TToXeu. Liv. 42, 44. Nach ihrer Rückkehr rühmten sich die GesaudtMi : Boeotoritm
quoque te eoncilium arte distraxisäe^ ne eoniunffi amplitu uUo oomemu Macedoni^
hiu posserU. Liv. 42, 47, 3.
5) Polyb. 27, 5. lieber Thisbae, welches am sCuUichen Fusae d«a HeUkoa
liegt und sich mit seinem Gebiete bis zum Meere arstieckte, ist vor Kur^m 9Uk
merkwürdiges Document bekannt geworden, welches zuerst von Foncart, sodann
von Mommsen Ephem, epi^r, 1872 p. 278 £f. herausgegeben und oomi»eatlr^ it(.
Die Inschrift enthält ein doppeltes Senatusconsult vom 9ten und 14ten Oetobor
584 ss: 170, welches einerseits ein ganz neues Licht auf die griechische PoUftik
der Römer wirft, andererseits einen alten Fehler im Texte des Polybtus onea-
dirt, welchen schon Livius vorfand. Polybius nennt nämlich die djrei erwähntou
Städte Ko9p({>V6tav xal 6i^ßac hi (''AXlaprov, was schon Casanbonas als Fehler
erkannte , aber Livius 42, 46, 7 ebenfalls hat. Aus dem Senatutconsnlt ergiebt
sich, dass Bioßoc zu lesen ist. S. Mommsen a. a. 0. S. 290.
6) Liv. 42, 56, 3 ; 42, 63.
7) Die Formel ist (Liv. 1, 38, 2): dsdUUffhe vos populumque {>oUaUmtm «r-
htm agro» aquam t€rmino$ dtlubra uUn»Hia divina kuakanttqtit omnia In mtam
populique Bomant dieionem? — .^Dtdimus"^ — At §go reeiph. Polyb. 36, 4(2):
ol ^äa hiHnu^ a^6; fU t^v 'Pai|Aai»v iicttpoir^jv Si|^^«ai irp&tev fAiv X<^f^
Ti^v ondpxouoav outoTc tmX icöX^tc xdc Iv "^^^^f '»v hk Tovro« dfvfipac Ksd
^üvaTxa; — itoraixoöc Xt|jL^ai; lepd -odi^ovc ouXX'/jPötjv Ä«te iwfcrctnv tlM«i xup(«v«
*" FoopialouC} auToi»c ^ tq5c St&övroc dnX&c pi7)x4ti piT^ftevöc»
— 167 —
Glasse der dedUitii verseilt, d. b. es erhielt zwar sein Gebiet
zurück, aber gegen Zahlung einer Abgäbe; es wurde also eine
stipendittre Gemeinde 1). Dieselben Bedingungen wird Coronea er-
halten haben, ttber welches der Senat ebenfalls eine besondere
Verfügung erliess^). Nach diesen Vorgängen hatten die Achtter
allen Grund, ein ähnliches Schicksal für ihren Bund zu fürchten^),
und dies Schicksal vollendete sich wirklich durch den aohäisohen
Krieg und die in Folge desselben von den sehn rümischen Ge-
sandten getroffenen Anordnungen.
Ganz Griechenland wurde als erobertes Land in rtfmischen ünterwer-
rang Grie-
Besiiz genommen^) und jeder wirklichen Freiheit beraubt^), eheniands
Corintli, Theben, Ghalcis^) wurden zerstört, der Platz, auf wel-
1) Es heisst in der Inschrift lin. 17: 'QaauToic ttsoi c&v ol a^Tol Xö^ou^ diroiif)-
aavTO iicpl )^<6pac xal irepl Te(jievrov %a\ Ttpoaö^oDV xat irepl 6p((ov lauTööv, itztX
dvetaav Ta&ca, f|fAAv uiv Svexev l^civ i^eTvai fSo^ev. Die Erklärung der For-
meln, besonders des tftvi, s. bei HommMif p. 293.
2) Liv. 43, 4, 11.
3) Dass die Römer vor dem Beginne des aebftisdien Krieges die Forderung
gestellt iMtten, den acbäischen Bund «ufzulSsen, stellt Polybius 38, 1 in Abrede,
bemerkt aber, einige seien der Meinung gewesen, dass sie nur deswegen noch
mit dieser Forderung curuekgehalten h&tten , weil der earthagische Krieg damals
noeh nicht beendet war. Einer andern Quelle folgt lustin. 34, 1 : nd legatis
eeeuita mandaia dcUa sunt, vt corptM Äehaeorwn dUBolverent , 8ingula$que tu^^es
propra iwia faeerent, quo faeäius ad obtequia co^ermHir, et ti qucie urhes eontu-
maeet ewenl, frangert/nJtur. Jgitur tegati , omnium civUatHim prineipibuB Corin-
tkwn evoeatUf deerttum Benatu» reeilant ,* guid eontilH habeantj aperiunt : exptdirt
omnibua dieunt^ ul aingulae eMtaie$ «tut iura et nuu Uges kaheaira.
4) Liv. ep. Ö2: omni Aekaia in dediUonmn aeeepta, Inschr. Orelli ö63 =
C. /. L. I, 541: Ij, Mummi. L. f. Coe. dwA. au«ptcto impirioqm eUu Aekaia
eap1(a) CorhUo ddeto Bomam redieit. Gic. aeeue, in Farr.- 1, 21, öö: quid de
L, MummiOy qui — Corinlkum — «ujttt^it, urbesque Achaiae et BoeoUae rrndtae
8ub imperium popuLi Romani dicionemque tubiunxit, Strabo 8 p. 381 : xa\ rdXX«
(auster Ooriath) ptixf^ Ma«tiov(ac 6tc6 TopiAlot« iyivcTo. p. 377: 'ApveTot —
urccM^övTtc ni twv *A)^atdv ouorifjfJLaTOC 9iW ixsWotc eU tfjV tAv ToiimlIov
lEouolaN fjXdov. Tac. Arm. 14, 21: poateaa Aehaia Aeiaque, Maccab. 1, o, 10.
8. Ruf US om. 7: Ubera diu mA aimeittw noslrls Atihaia fuU: ad exiiremum —
per L, ßhmimimBfi proeoneuUm eapta ConeUho Aeikaia cmnie öbtenlta est. Um dies
m veratehen , bubs man wissen , dass o6tinere protHndam als teehnischer Aus-
draek vom Statthalter der Provinz gebraucht wird. 8. ßCtum de Aeelepiade
a /. L, l n. 203 lin. 10. Cie. in Pieon. 16, 37. Liv. 32, 27; 37, 2. Val. Max.
7, 6, 1 ; ö, 8, 3.
ö) Polybius in Mai Nova eoU. U p. 452 («^ 38, 3 Hultsch) stellt den Zu-
stand Griechenlands nach dem Kriege als den schreokliehsten und traurigsten
dar, der jemals das Land betroffen habe, und Diodor fasst seine Schilderung
XQsammen In den Worten: «al t6 a6voXov n^v ^Xet»9ep(av xal t9)v ico^^oiav
dnoßoXÖVTSc ucYlotmv d^aC^&v '^XXd^avro xo^ doyarac ouiJi^^opdk. (Diodor. fr, Fat.
p. 106 Dind.)
6) Liv. ep. 52. Ueber Theben s. Dio Chrysost. I p. 263 R. ; über. Corinth
Cic. pr. l. ManU. 5, 11; de off. 2, 22, 76. Vell. 1, 13; 2, 38. Plin. N. H. 34,
12; 3ö, 162. Florus 1, 32 (2, 16); Dio Chrys. U p. 123 R. Anthol. Gx. ed. Jacobs
U p. 30 n« 84; p. 1 D. 2; p. 20 n. 60; p. 132 n. 20,
— 168 —
chem Gorinth gestanden hatte, devoviri i) , die Befestigungen aller
Städte geschleift, allen Hellenen die Waffen abgenommen 2) . Das
Gebiet von Corinth war seitdem <iger pubUcus und somit vecti--
galü^), ebenso ganz Böotien ^) und EubOa^), und dasselbe SchidL-
sal theilten ohne Zweifel alle andern in diesem Kriege mit Waf-
fengewalt eroberten Städte ^) . Aber auch das ttbrige Land wurde
Provincialboden und als solcher ^j steuerpflichtig^) mit Ausnahme
derjenigen Städte, welche die Steuerfreiheit jetzt oder später als
besonderes Privilegium erhielten^).
Nicht nur der achäisdie Bund, sondern sämmtliche Bünd-
nisse der griechischen Stämme wurden aufgelöst *^) und Griechen-
land bestand nunmehr aus einem Compiex völlig von einander
gesonderter Stadtgemeinden ; den Besitzenden wurde zuerst sogar
. 1 , ■
1) Maciob. Sai. 3, 9.
21 Pausan. 7, 16, 5; 2, 1, 2. Zonaias 9, 31.
3) Cic. de lege agr. 1, 2, 5 : deinde agrwn Optimum ei fruetuoaUtimium Co-
Hnthiumy qui L, Memmii imperio ac felicUaU ad veetigaUa popuU Bomani ad^
iunetus est. Ein Theil desselben wurde den Sicyoniern überlassen, wogegen sie
die Bestreitung der isthmischen Spiele übernahmen. Pansan. 2, 2, 2. Strabo 8
p. 381. Der grösste Theil wurde von den Gensoren in Rom verpachtet. RuUns
wollte ihn verkaufen. Cic. de leg. agr. 1, 2, 5; 2, 19, 51. Von ihm handelt auch
die lex agraria des J. 643. C. i. L. 1 n. 200. Budorff in Zeit&chr. f. gesch.
Rechtswiss. X, 133.
4) Cic. de nat. deor, 3, 19, 49: an Amphiofaus erit deua et Trophonitu?
nostri quidem publicani, cum etsent agri in Boeotia deorum ünmortalium exe^U
lege centoria negabant immortales esse uUos^ qui aliquando homines fuUaeni,
5) SCtum de AicUpiade C. 1, Qr, n. 5879» C. i. L I n. 203 (aus dem J.
676 = 78) Lat. Textlin. 6: magistratua nostri queiquomque A$iam Euboeam. loea-
bunt vectigalve Asiae Euboeae imponent. lin. 10: magietratu$ noetros, qui AHam
Maeedoniam provincias optinent. Aus der Vergleichnng beider Stellen ergiebt
sich, dass damals £uboea unter dem Statthalter von Macedonien stand.
6) Daher heisst es aligemein bei Aur. Victor de v, ill, 73: Satuimmue — .
trilnmue plebi$ refectus, Siciliamy Achaiam^ Maeedoniam novia eoUmie deatinavü»
T) Qaius 2, 21. S. den Abschnitt über die Finanzverwaltung.
8) Pausan. 7, 16, 6: %a\ ^po^ te httih] ttq 'EXXdiSt. Tac. Ann. 1, 76:
Achaiam ,et Maeedoniam onera depi^cantia levari in praetenB proeomulari imperio
tradique Cmesari plaeuit. Cic. de prov. con». 3, 5 : ^Us ignorai, AehaetM ingenitem
pecuniam pendere L. PisorU quotannis, veetigal ae portorium Dyrrhackinorum toUtm
in huius unius quaeaium ease converaum? Tac. Arm. 4, 13: factaque auctore eo
aenatua eonauUa, ut eivitati Cibyraiicae apud Aaiam, Aegienai apud Aehaittm —
aubveniretur remiaaione trihuti in triennium. Die Insel Gyaros zahlte schon vor
der Kaiserzeit 150 Drachmen Tribut (^6po;), Strabo 10 p. 485 exlr. und der
Stadt Pallantion in Arcadien gab Antoninus Pius iXcudepCav xal dT^Xetov ^pcnv,
Pausan. 8, 43, 2; Elatea in Phocls erhielt erst nach dem mithridatischen Kriege
das Privilegium dxcXfj v^{j.eodai t?)v X"^?^**» Pausan. 10, 34, 2.
9) Ausdrücklich erwähnt werden nur wenig Städte dieser Art, nämlich alle
der Locri Ozolae (Plin. N. U. 4, 7) , Amphissa (daselbst 4, 8) , Pailantium und
Elatea (Pausan. 8, 43, 2 ; 10, 34, 2l
10) Pausan. 7, 16, 6: (Juv^Öoia re xaToi lOvo« t6 ^teaiv, 'ÄYatÄv, xal t6
^v Ooixeüotv ^ BotoiToTt ^ friptovi icou tfj^ 'EXXdSoc, xoxcXiXuxo OfxoUac icdLvra»
— 169 —
verboten, ausser ihrer Heimaib Grundstttcke zu erwerben^) und
obgleich beide Anordnungen nach einiger Zeit zurückgenommen ^
und die Bundesversammlungen der Achfier, Böoter, Phocenser,
Locrer, Euböer,, £leutherolaconen , Nesioten und Amphiktyonen
wieder gestattet wurden, so bestanden dodi ferner diese Verbin-
dungen nur in der Umwandlung fort, welche ehedem das
latinische Bttndniss erfahren hatte, d. h. sie erhielten sich als
Festgemeinschaften ohne politischen Character^).
An Städten war Griechenland reich, es lassen sich in dem
eigentlichen Griechenland (mit Ausschluss von Epirus und Thessa-
lien) etwa hundert Ortschaften nachweisen^]. B^ der lieber-
nähme des Landes musste zuerst festgestellt werden, welche von Beguiimng
diesen als Stadtgemeinden anerkannt werden sollten und welche sehen Tani-
nicht. Die Territorien der ersterenwuoden abgegrenzt und den-
selben die Territorien der letzteren attribuirt, insofern sie nicht
zur römischen Domaine gezogen wurden, wie z. B. Athen, das
damals bereits die Inseln Lemnos, Imbros, Dolos und Scyros be-
sass^}, jetzt auch Haliartos in Böotien<^), Sikyon aber einen Theil
des corinthischen Gebietes erhielt ^j. Von früher unselbständigen
Gemeinden wurden dagegen einige mit Stadtrecht ausgerüstet,
wie die Eomen von Sparta, welche seitdem als Städte der Eleu-
therolaconen erscheinen^).
Den anerkannten Stadtgemeinden wurde zweitens eine neue Nenestadt-
Verfassung gegeben. In allen wurde die Demokratie abgeschafft ^^'gen!^'''
und eine Timokratie eingerichtet, welche darauf beruhte, dass
das active Bürgerrecht von einem Census abhängig gemacht wurde
und somit nur die Besitzenden (possessores) YoUbürger waren ^).
1) Pansan. 7| 16, 6 : xal ol tä ^pnfjftaTa l^ovxec ixoDX6oyro iv xin &itepop(^
xxfiodat. Also Aufbebiuig des Gommeroiums, ob zwischen den Stadtgebieten oder
den Landschaften, ist aus dem Ausdruck is bntpopiq. nißht deutlich zu ersehen.
2) Pausan. 7, 16,7: ^coi hk o6 tcoXXoic Corcpov ^pdinovro ic .IXcov 'Pa>-
puaXoi vfi^ *EKkäho^ xal auviSpid tc xotd l^o( dirodcoöaotv ixdorou xd dp^aia xal
■f^v iv Tig 6ic8pop(a xmo^at.
3) Kubn Verfassung 2, 13.
41 Kuhn a. a. 0. 2, 65 ff.
5] LiT. 33, 30, 11. Vitniv. 7, 7: Lemno, euiu$ mwlae vecUgaUa Athenim-'
nbu$ Stfustui popfüu$gue Bomanus eoneessU fruenda.
6) Polyb. 30, 18. Strabo 9 p. 411 : 'AX(aptoc U vüv oöxiri dort, xoraoxa-
^Toa Iv Ti^ iip6« Iltpoia icoX^fup, t^v x^^^P^ ^' Ixouoiv !A97)vatot (^vrov 'Fm-
(ladnv.
7) Strabo 8 p. 584.
8] Kuba Verfassung 2, 48. 49. Strabo 8 p. 366.
9) Pausan. 7, 16, Q: 6k ^ d^lxoyco ot aüv aÖT«jp ßouXeuo^picvoi (die zehn
Frei«
Steateu.
— 170 —
Im Uebrigen änderte man nkdkt an den Eigenthttmüchkeiieii der
städtischen Verhttltnisee, gestattete den Gemeinden eigene Y^—
waltnng durch ihre einheimischen Behörden i); sowie eigene Ge-
richtsbarkeit^) und erklArte offideli die auf Grund der net^n
Verfassung gewährte SdbsUkndigkeit der Stadtgemeinden als eine
an ganx Griechenland verliehene Freiheil*).
Trotzdem war die Lage dieser selbständigen Staaten eine
sehr verschiedene. Bei einigen war ein aites Bttndniss mit den
Römern vorhanden, und die foedercUae cwitatei^ zu* denen nament-
lich Athen und Sparta gehörte, scheinen aliein diejenigen zu sein,
welche auch fernerhin als extemae angesehen, nur zu den Lei-
stungen, weldie ihnen das Bttndniss ausdrücklich auflegte, her-
beigezogen^) und von der Regierung des Statthalters ttberbaopt
eximirt wurden^). Ausserdem erhielten einige Abgabenfreiheit*)
Legaten), ivraOda hti^oxparia^ (a^v xaninwjt, xa^oxoro hk dtzh Tifxt^fi^xoiv xd^
dpyiAif nämlich Mummius. Diese Einrichtung, irelche die Römer in allen Pro>
vinzen yornahmeii, bMchreihi fOr Tarmt in Cillclen «nsffihrlicli Dio Ohiysost.
K 43 f. B. Die posacssoreij ol xä )(pilj|Aata l^ovre^, werden auch bei Pausan.
^6, 6 ausdrücklich erwähnt.
1^ Hier&ber liegt ein reiches Material vor. S. Kuhn Verfassung 2, 65 ff.
2) Tac. Ann. 2, 55: (^PUo) offentus urbi (^Athenit) quia Theophilum qnendam
Areo iudieio faUi damnatum precibtu suis non eoneederent,
3) Zonaras 9, 31 : (Mammias) iU\}%ipo^i tcdvtac x«l aÖTOv^fAou« izX^ t&n
Kopivmmv dcptjxe, und weiter: ^-/jpuSe vht rt tän Ä>.Xow ^u^plav xotl x^
Td)v Koptv^Coiv So6X(D9t'^. Aus dem Decret des Proconsuls von Macedonien, Q. Fa-
Mus Masimus , dessen Verwaltung von Zumpt Ccmm. ep. 2, 167 in das J. 638
SS 1 16 gesetzt wird und jedenfalls bald nach der Besitznahme Achaiaa anzusetzea
ist (C. I. Qr. n. 1543), ersieht man, dass damals in Dyme in Achaia ein gewis-
ser Bosus den Versuch gemacht hatte, die Timokratie aufzuheben. Er hatte die
Archive und %m6<i\a i^^^vzti d. h. die Censuslisten verbrannt und schrieb
vo{i.ouc 67revavTioü« t^ dTrooodelaTg toi; 'Ayaioi« öirö 'PwiAaCcov KoXixetqi und
diese Verwirrung (Tap'oQ^ wird in d«m Decret filr strafbar erklärt und dXXe-
xpla T?ic dico5e5o{ji£vTj< xard xoivov tols "EXXtjoiv £Xeu&ep(ac.
4) So heisst es von Lacedaemon hei Strabo 8 p. 365 : xai Ifjieivav dXeudepot,
itX-fJv TÄv »iXixoov XetToupYi*^ ^^o oüvreXoDyce« o&^f^.
5} In Betreff Athens, das Plinius N, H. 4, 24 einfsch Uhtta eMtaa nennt,
sagt Tac. Ann. 2, 53 von Germanicos: hine ventum Athenaa^ fbttUrique $oei<ie
et vetustae urbia datwnf ut uno Uctort uUretur. Appian. B, O. 5, 76 von Anto-
nius : ^l^o( xe ^««xv 6|i.o(<)»< dfvsu orjpLclwv aörcp. Von Sparta heisst _e8 bei Strabo
8, 376: 5iex£Xe«av t?)v aöxovopttav <puXdiTrovT€c , während er über Arges, die
zweite Stadt des Peloponnes zu seiner Zeit, hinzufügt: sU t^v xAv 'Pcaualosv
iSouo(av -JjXdov. Vielleicht gehört hieher auch Sicyon, dessen Gebiet 146ver-
grdssert wurde, und dessen Magistrat bei Cic. aee, in Verr, 1, 17, 45 sochts
popuU Bomani atque amicua heisst, und ich denke, diese Städte bezeichnet Caesar
B. C. 3, 3 ; Pimpätu — imperatam — Wfterto Ac^oios pofmiia peouniam txegeraU
II p. 4
7,26,
civitatis ifisius, ut eognaii obtervipren^f o RomcmU*
6) S. Seite 168 A. 9.
— 171 —
und XU Plinius und Pausanias Zeit gab es in Acbaia überhaupt
nur eine Ueine Anzahl von freien Städten, von welchen mehrere
erst unter den Kaisern dies Privilegium erhalten hatten ^) ; ihnen
stand die Masse der nicht privilegirten SUIdte gegenüber, und
wenn auweilen von einer allgemeinen Freiheit der Städte Achaias
die Rede ist 3), so kann sich das nur auf die SelbstMnd^eit der
Gommunen beziehen^), welche auch den civiiatei stipendiariae,
s. B. Thisbae in Bitotien, fürs Erste bewilligt war 4), und gegen
die Existenz der Provinz nichts beweist.
Dass nttmlich Achaia bereits 60883 146 Provinz, d. h. ein Achaiamit
Theil der Provinz Maeedonien wurde, ergiebt sich aus zwei Grün- T«rein?[|t''
14«
den. Der erste liegt in der maoedonisdie& Aera von 6083=s4 46^),
welche wir auch in den Stfldten Megara^), Argos^, Hermione^),
Mantinea^), Messene^^), Goronea in M essenien ^i) , Limnae^^), An*
1} Es sind (s. Kuhn YoifMsiiiig 2, 71] LAcedaemoD und die SUdte der
SlentherolAconen (PUn. N. J7. 4, 16. Kahn 2, 49), Athen, Delphi (PUn. N. H.
4, 7), ThespiM (Hin. 4, 2Ö), Tanagn (4, 26), Abae (PavBan. 10, 35, 2),
FhaiaalQS (Plin. 4, 29), «eü dem mithridatisehen Kriege Elatea in Phocis
(Paus. 10, 34, 2), seit Angnstns Patrae (Paus. 7, 18, 5) nnd Nicopolis; seit
Tiiian Mothone in Messenlen (Pans. 4, 36, 2) ; seit Antoninas Pias Pallantiam
(Paas. 8, 43, 2).
2) So sagt bei Appian. B. Mithr, 58 Solla zum Mithridates : Maxe(ov(av tc
'^(fttripoev o3aav iie^pt)^« ««d to6c ^EXXyjvac ti^v dXtu#ep(av dcpjjpeQ. Qai nichts
beweist die rhetorisch flbertrtebene Stelle Seneoa de benef, 5, 16, 6 : AnionHu —
paJtfiam — heUi» Uieeraknn post tot mala desUnavit ne Romania ^idcm regibtu:
mi quae AehaeUy Rhodiii, pUfUqut urMbiM elarfo iui HUegrum UbertaUmfue cum
kmmmUaU teddiderat^ ipta IW&utimi ipadonOnu penderet,
3) So sagt lolian. ep. 35 yon Argos: %a\ Aoicep olfMt, p-rrei^e xal aMj
MiMicap «l ijMzaX rTjc ^iJOlkpCoc «al tAv dXXeiv (niaiov, 5oa v^outft tvfc itcpl
T^v 'EXXd^a TcöXeatv ot xporouvrec dc(. Allein der Anspruch, den lulian in dem
Briefe für die Argirer macht, heschr&nkt sich darauf, dass sie nicht an Gorinth
Abgaben zahlen sollten, wozu die Corinthler sie nöthigten. Hierdurch horten sie
auf eine selbstindige Stadt zu sein, und auf diesen Gegensatz des {^ndfta^ai
itp6< kripon ouvr^Xeiov bezieht sich dieser Begriff der Freiheit , unter welcher
also nur dl« Existenz als selbstindige Stadt zu yerstehn ist.
4) Mommsen Ephem, epigr. 1872 p. 298.
5) Am besten handelt Über dieselbe Foueart in Le Bas Voy. ExpUeation d€$
teser. n B. 116a.
6} 0. /. Gr. B. 1063. 1062.
7) Foneaft In Le Bas Voy. Eitpl, de$ Mser. // n. 116* aad Stoue ofckid.
XXI i (1870--71) p. 100. Diese Insehr. ist yom J. 32 d« Aera, d. h. 115 v. Chr.
8J C. 7. Ör. 1203.
9) Foooait oitlrt vier Insohfiften aus den Jahren 85 — 407, welche noch nicht
edtrt sind. Ish kenne nur zwei mit den Jahren der Aera 47 nnd 46, edirt im
BuUeikn de VicoU FtanfoiM iT AIMnea ^T. 7 b. 8. 9, die erste anch Ton W. Vi-
aeber Bpigraphlaehe oad arehlologiiebe Beitrtge ans Griechenland, Basel 1855.
4 p. 38.
10) C. 7. (7f. 1297 sliO Bas II n. 314. Messenisch ist nach Foncart auch
C. 7. 6>. n. 1395.
11) Le Bas II n. 305. 12) Le Bas U a. 298.
— 172 —
dania^) und der Insel Aegina^j, weiche ebenfalls zum acbaiscben
Bande gehört hatte ^j, eingenihrt finden. Wir werden weiter
unten sehen, dass die dreizehn Jahre spater gegründete Provinz
Asia ihre Jahre ebenfalls von der ^ftung der Provinz zählte, nod
nach dieser ihre Provincialmttnzen, die Cistophoren, datirte, dass
in Syrien, Gilicien, Bithynien, dem Pontus Polemoniacus und
Galatien solche mit dem Beginne der römischen Herrschaft an-
fangende Zeitrechnungen bestanden; dass Alexandria in Aegyp—
ten eine Aera von dem Jahre seiner Eroberung durch die Römer
hatte, dass endlich in Mauretanien und Arabien nach dem Jahre
der Provinz, annus prot^mciae^), Ito; t^c iirap^^^C^)? gerechnet
wird, und dürfen aus dieser Analogie den sicheren Schluss zi^n,
dass die in Macedonien und in Griechenland vorhandene Aera
von 608=446, wie in dem einen, so auch in dem andern Lande
auf die Einrichtung der Provinz zurückzuführen ist. Denn dass
die achäischen StSdte wegen des Beginnes der ihnen von den
Römern gestatteten Freiheit diese Zeitrechnung eingeführt hätten,
widerlegt sich einfach dadurch, dass die beiden als civitates Uberae
sicher beglaubigten Städte Athen und Sparta die Provincialära
niemals gebraucht haben ^j.
Der zweite Grund ist, dass Griechenland seit 608 = 446
nachweislich unter einem Proconsul stand. Wir haben hierüber
das ausdrückliche Zeugniss des Pausanias^) und einen urkund-
lichen Beweis^), nach welchem der in den ersten Jahren der
Provinz in Dymae in Achaia gemachte Versuch, die von den Rö-
1) Unedlrte Inschrift , citirt Yon Foucart.
2) C. 1. Gr. 2140.
3) 0, MüUer Aeginet. p. 191.
4) S. z. B. Henzen 5337 : ANno FrovineiM CLXXIllJ, AusfuhrUcberea 8.
in dem Abschnitt über Mauretanien.
5) Waddington in Le Bas Voy. n. 2238. 2239.
6) Athen bezeichnet anch in der Römerzeit seine Jahre nach seinen Ar-
chonten; in Sparta kommt die Provincialaera niemals vor. S. Foncart a. a. O.
Dies alles ignorlrt Hermann Defensio p. 9, wenn er sagt: nemo unquam audhit
anUMoe lihertatis tarn dtUeem rwordationem fui9se ut vdut novoe aetaiu inde ini-
than caperent; er ignorirt auch, dass der Stadt Alexandria vom Senat befohlen
wurde die Zeitrechnung vom Jahre ihrer Eroberung einzuführen (Dlo Cass. 51,
19), und doch findet Höfler a. a. 0. S. 301 Hermanns Ansicht so überzeugend,
dass es nicht nothwendig sei, darauf zurückzukommen.
7) Paosan. 7, 16, 7: to6t«v (der Ton Mummius aufgelegten Kriegssteuer)
p.^v wi i(ffi9tv 7rap(i TcDfxaloov supovto "EKkr^s^ ' '^Y^[jkd>v Et in xal i^ i\Kk
dixvtüKksxo,
8) C. /. Or. n. 1543. Das Jahr der Urkunde ist nicht sicher, wahrscheinlich
aber 638 «116. S. Zumpt a. a. 0. p. 167.
— 173 —
mem eingefUhite Timokraiie aufzuheben, von dem Proconsul Q.
Pabius Maximus mit dem Tode des Anstifters bestraft Tv^urde.
Dieser Proconsul war aber nicht ein Statthalter von Achaia —
denn ein solcher ist in der Zeit der Republik überhaupt nicht
vorhanden 1) — sondern der Proconsul von Maoedonien. Auch
dies ist bestimmt bezeugt von Plutarch, nach welchem zur Zeit
des LucuUus ein Griminalprocess gegen die Stadt Chaeronea in
Bootien vor dem Proconsul von Macedonien geführt wurde, und
zwar deshalb, weil Achaia damals noch keinen eigenen Proconsul^
hattet). Hiemit stimmt überein, was wir namentlich in der
Ciceronischen Zeit von der Verwaltung Macedoniens erfahren.
Denn in den Jahren 676=78, als Cn. Cornelius Dolal^ella^),
und 697 und 698=: 57 und 56, als L. Galpumius Piso das Pro-
consulat von Macedonien bekleideten 1), gehörte zu ihrem Amts-
bezirke auch Achaia.
Man wird deshalb nach dem jetzigen Stande unserer Kennt- Achaia
niss annehmen müssen, dass Griechenland eine eigene Provinz "'^ ^ovinx
erst 7S7 = S7, d. h. bei der Theilung der Provinzen zwischen
Senat und Kaiser^) geworden ist. Es behielt als Provinz den
Namen Achaia, welchen ihm in Folge der Besiegung des achai-
schen Bundes die Römer gegeben hatten^), und wurde gegen
Macedonien damals so abgegrenzt , dass Thessalien ^) und Epi- ^®•»w•'»•
Spims.
1) Die Stollen, welche ffli du Vorhandensein eines StatthalteTs von Achafa
während der Zeit der Kepnblik sowohl yon andern als Ton mir selbst angeführt
wurden, sind nicht beweisend. 8. Znmpt a. a. O. p. 160 und fiber den von
Boighesi OeuoreM 4, 62 angeführten M\ AcUias Glabrio Zumpt p. 227.
2) Plntarch. Cimon. 2: i^ 5e xp(otc -^v iirl toü otpatTj^ow t^« MuxcSovCac *
o6i;o) Y^p eU r^ '£>^di5a 'PaipiaToi orpatT^^o^c (irRipicovco.
3^ Damals gehörte Eaboea zu Macedonien , 8Ctum de Aidepiade C. i. L. I
n. 203. S. oben Seite 108 A. 5. Als Dolabella nach seiner Rückkehr repetondorum
angeklagt wurde, traten die griechischen Städte als Zeugen gegen ihn auf , Flut.
Ca€s. 4: xa\ icoXXal dirö Ti)c 'EXXdl&oc xösv nöXcoiv i^aptuplac aür^ icapio*^ov.
4) Cicero redet von Pisos Unthaten in Griechenland an vielen Stellen der
PUonianaj welche man bei Zumpt Oomm, ep, 2, 197 angeführt und erklart fin-
det, besonders c. 40, 96.: Achaia exkauHa/ Thessalia vexata, laeeraUu Aihmae
— Loeri^ Phoeü, BoeoUi exuaU — AetoUa amiam,
5) Dio Cass. 53, 12. Strabo 17 p. 840.
6) Pausan. 7, 16, 7 : MtXouai U o6y 'EXXdifio« , dXV 'Ax^tac %c(A^va ol
PcD(jLaroi> Sidti i^tip6i9<tno '"EXXt^voc (i* 'Ä^at&v Tdtc toü 'EXXyjvcxoü npoeon]-
x^TCBfV. Suidas I p. 911 Bernh. : 89ev Soxoüot xaX vüv 'AxaHoi ^0(A(iCtn x^v
'EXXeföa. 'Po>uatoi hk Iq x6 yu^iM^ l8voc, 8 npoeonbc 'ijv Tdte ri)c 'EXXd^oc,
Ti^-v Eikff* (AerapoXövTsc t9)c X^P^^ inovufilctv, dl^lxovto.
7) Strabo 17 p. 840 z&hlt unter den angusteisclien Pxovinsen auf iß&öfATjv
V ^A](avn pi^pi BetraXbc %a\ AirraXösv %a\ ^Axapvdvoiv «aC ttvnv 'HnctpmtnUbv
iiKwv, 6oa T^ Maxs(ov(f npooiibpcoTo. Da die Aetoler immer zu Aohala gehört
haben (Ptol. 3, 15, 14), so ist mit Orosskurd und Hertaberg 1, öOö das {U^P«
BmoXbc zu verstehen „mit Binschliua von Thesaalien.''
— 174 —
rus^) neiMl AeanianieD zu Aohaia gesogen wurden. Als dege^n
Plolemaeus schrieb, d. h. unler Anton inus Pius^}; war Thessalien
ein Theil Macedoniens^), Epirus aber eine eigene^), proouraiorisdie
Provins*) geworden, welche auch Aoamanien enihiek und von
Achaia durch den Achelous getrennt wurde*). Es ist euw wahr-*
scheinliche Vermuthung, dass diese Aenderung dem Te^Mtsiaii
zuzuschreiben ist, unter welchem eine neue Constitution der Pro-
vinz statt fand 7).
vemaitang. Auch die Verwaltung Adiaias unterlag noch manchen Wech^
sei. Nachdem es 727 =S7 senatorische Provinz geworden war^},
stand es 45-^44 n. Chr. mit Blaoedonien zueammen unter eineai
kaiserlichen Legaten, bis es Claudius dem Senat zurückgab*).
Es war nur ein thtfrichtos Spiel, welches Nero mit den Bellenea
trieb, als er im Herbst 67 bei den isthmisehen Spielen ihnen
noch einmal Freibett und Abgabenfreiheit verkündigte ^o); sie endete
schon unter Vespasian, welcher die Griechen für unfkhig der Frei-
heit erklärte und die senatorische Provinz aufs Neue einrieht^e ^^) .
Seitdem regierte in derselben dauernd ein Propraetor ^^) mit dem
Titel proconsul^^)^ der einen Legaten ^^) und einen Quaestor^^} unter
1) Bei Dio CaS8. 53, 12 heUst die Provinz •?) 'EXXol? ixerd Tfjc 'HneCpou
and Tacitas Ann. 2, 53 nennt das in Epirus gelegene (PColem. 3, 14, 5) Nico-
polis urbs Achaiae.
2) Mommsen C. /. L. HI p. 416. •
3) Ptolem. 3, 13 $ 44. 45. 46.
4) Ptolem. 3, 14.
5) Arriaii. £jpt0i. dias. 3, 4 erwähnt einen £ic(tpottoc Tf}c ^Hice(pou , den er
auefa nennt x^ a^rocrv dfpyovra, rou Kataapoc ^(Xov xal Mtooicov. Kin MTpe-
iioc SeßaaroO 'Hireipou C. J. Qt. Vol. 11 p. 383 n. 1813t>. Vgl. OrolH 2952»
0. i. L. in, 536.
6) Ptolem. 3, 14 $ 1. 6.
7) Hertsberg 2, 129.
8) Dio CaM. 53, 12. Strabo 17 p. 840.
9) Tac. ilfifi. 1, 76. Dio Cass. 58, 24. Snet. CUmd. 25. Dio Gass. 60, 24.
10) Snet. Ntfo 24. Plut. FUmkn. 12. Plin. Ji. B. 4, 22. Dio Oase. 63, ii.
Panaan. 7, 17, 2. Eckhel D. N. 2, 256. Hertzberg 2, 112 ff.
11) Snet. Veap. 8. Pansan. a. a. 0. : tulI 04pek ^icorreXeT^ te afi4hc 6 Oöceicv-
OMivöc etvai ^p<sv xal duouciv ixiXeuocv i^fEuivoc, dicofi.c(i«^iUvcc ^p^fjeoc t^
iXe'j0£piav t6 'EXXtjvixöv. Philoatr. V. ApoU. 5, 14.
12) Strabo 17 p. 840.
13) Ueber die proeonMi^ Aehakie a. Marini Atvali p. 763 ff. 771. Beispiele
8. Crem 2272. Henzen 6456». 6483. 7420. C. i. <?r. 1072. 1073. 1732. Vgl.
Pltttareb rei p, g^Hndat praee» Vol. IX p. 279 R. Noch im Tierten Jahrhoiidert
ein dN^icoTO« Tf)c 'EXXi^oc, C. /. Gr. 372. Ueber die delpbiBebe Inschrift des
C. Avidhu Nigrimu leg, Aug, pr, pr, AchaioM, der als anaserordeBtli^er ktdes
bei einer Qiensstteitigkeit fann^ nnd nicht als Statthalter Achaias zu betrach-
ten ist, B. Mommsen C. i. L, UI n. 566.
14) Orelli-Henzen n. 3143. 3177. 6451. 6910.
15) Henzen 5448. 6915. C. i. L. II n. 2075. 4117; ei» quaeator pr, pr,
rini Arvaü p. 764. OreUl 3113-iMonunsen i. N. 1879.
— 176 ^
sich hatte. Unter den Colonien, welche die Römer in Griechen- Coionien.
land anlegten — es waren in Achftta Corinth, Laus lulia Corin-
thus, Colonie des Cssar^), Patrae oder Colonia Augusta Aroe
Patrae, wohin Augustus Veteranen der X und XII Legion nebst
Leuten aus der Umgegend angesiedelt hatte ^), und Dyme, das
zuerst eine eigene Ansiedelung erhalten zu haben scheint'), aber
noch von Augustus an Patrae attribuirt wurde ^); in Epirus aber
Aclium und Buthrotum^} — , erhob sich Corinth allmählich wie-
der zu einer bedeutenden Stadt, in welcher der Proconsul seine
Residenz nahm^).
Keines von allen den Römern unterworfenen Ländern war zastand der
im Vergleich zu seiner früheren Lage in einen so elenden Zu-
stand gerathen, wie Griechenland. In den spanischen, gallischen,
germanischen und illyrischen Provinzen wich unter römischer Ad-
ministration der barbarische Character der alten Bevölkerung bei
dem durch Ackerbau und Handel sich entwickelnden materiellen
Gedeihen einer gewissen früher unbekannten Civilisation ; in Grie-
chenland schwand mit der politischen Freiheit auch die materielle
Blüthe des Landes. Schon zu Strabos Zeit war die Bevölkerung
auf furchtbare Weise zusammengeschmolzen, ein Theil der Städte
völlig verschwunden, ein anderer verfallen und nur theilweise
bewohnt ; die Inseln waren grossentheils zu einsamen Felsen ver-
ödet, auf welchen Verbannte ein freudeloses Leben fristeten. Noch
trauriger ist die Schilderung, welche Pausanias von den Zustän-
den seiner Zeit entwirft, und welche die gelegentlichen Bemer-
kungen anderer Schriftsteller der Kaiserteit bestätigen. Allerdings
gelangten einige Gegenden Griechenlands noch einmal zu einem
gewissen Wohlstande und erfreuten sich der Gunst entweder der
Kaiser selbst, oder bemittelter Römer; Industrie, Kunst und
Wissenschaft fanden wieder ihre Vertreter und die Bewunderung
der Denkmäler alter Zeiten veranlasste einen lebhaften Fremden-
verkehr, aber das allgemeine Bild, welches die Geschichte von
Achaia darbietet, ist das eines sich langsam auslebenden Volkes,
dessen Thatkraft längst gebrochen ist 7).
1) Hertzberg 1, 461.
2) Hertzberg 1, 495 ff. Mommsen C. /. X.. HI n. 498.
3) Plin. iV. H. 4, 13. Str»bo 14 p. 665.
4) Pausan. 7, 17, 3.
5) Hertzberg 1, 493. 498.
6) Acte ftj^ost. 18, 12. Boeekiag Not, IH^ Or. p. 277.
7j Eine eingehende DarsteUnng dieser Znstibid«, irelaba cn flebei» nieln
— 176
Nach der Besiegung des Antiochus bei Magnesia am Sipy-
lus^) schickten die ROmer im J. 565 = 489 den Consul Gn. Man-
Hus nach Asien, um die Bundesgenossen des Antiodhus zur
Rechenschaft zu ziehen und die Territorialverhältnisse Asiens zu
ordnen. Das erste Geschäft, namentlich der Krieg gegen die
Galater, nahm das Jahr 489 ganz in Anspruch ^j, Manlius blieb
aber als Proconsul in Asien ^) und regulirte im Frühjahr 4 88,
untersttltzt Ton zehn Commissaren des Senats in Apamea Phry-
giae den Besitzstand in der Weise ^), dass Lycien und Carien an
die Rhodier, Hysien, Lydien, Gross- und Kleinphrygien, endlich
die Landschaft Milyas und Lycaonien (also auch wohl Pisidien)
an den König Eumenes von Pergamum kamen, Pamphylien aber,
über welches zunächst keine Bestimmung getroffen wurde ^), seine
wird ProTini Unabhängigkeit behielt ?). Im J. 6S4=433 starb der letzte König
von Pergamum, Attalus III und vermachte durch Testament sein
Reich den Römern^). In dasselbe Jahr wird officiell der Ur-
sprung der Provinz Asien gesetzt; denn auf den Cistophoren,
eioer Münze, welche dieselbe in ganzen, halben und Viertel-
■
meine Absicht ist, findet man bei Zinkeisen Gesch. Griechenlands 1 S. 516 — 574
nnd im zweiten Theile von Hertzbergs Gesch. Griechenlands.
1) Ueber Asien s. die leider nnyollendeten Untersnchnngen von Bergmann
De Asia Bomanorwn provincia^ Berol. 1846. 8 ; De Asiat Bomanorum provindae
praesidibus im Philologus II, 4 (1847) ; De Atiae Bomanorwn provinciae eivitati-
hu8 Ubefit, Brandenburg 18ÖÖ. 4 (handelt nur Ton Rhodus). W. Merckens Qtiomodo
Bomani A8iam provinciam eonstituerint exponüUTy Vratislaviae 1860. 8. Kuhn II
S. 264 ff., endlich W. H. Waddington Fastes des provinees Asiatiques de Vempire
Bomain depuia leur origine jusqu'au rhgne de DioeUUen in Le Bas et Waddington
Voyage areh, ExpUcaüon des inscripUons, T. HI p. 655 ff., auch separat heraus-
gegeben, Paris 1872. 8.
2) Liv. 37, 38—44.
3) Liv. 38, 12 ff.
4) Liv. 38, 35,
5) Liv. 38, 37. 38. 39. Auf diese Entscheidung wird Bezug genommen in
der Inschrift von Priene, Waddington n. 195 — 198; eine andre Inschrift von
Heraclea ad Ltftmum in Carlen enthält ein Beeret des Manlius und der 10 Ugati,
durch welches dieser Stadt die Autonomie garantirt wird. Waddington n. 588.
6) Polyb. 22, 27. Liv. 38, 39.
7) Von der im J. 169 in Bom erscheinenden Gesandtschaft der Pamphylier
sagt wenigstens Livius 44, 14: benigneque amicUiam renovare voleniibus legatis
responsum,
8) Livius epü. 58. 59. Plutarch. TL Otaech. 14. lustin. 36, 4. Strabo 13
p. 624. Plin. N.H.BS^ 148.
— 177 —
Stücken geprägt hat^), findet sich die Datining nach der Provin-
cialaera von 624=4332). In Wirklichkeit aber verhinderte die ^^JiJ^J
sofortige Organisation des neu erworbenen Gebietes der Aufstand
des Aristonicus (434 — 429) und erst nach dessen Unterdrückung
durch M. Perpema constituirte im J. 625 = 4 S9 M'. Aquilius die
Provinz^) in dem Umfange, dass dieselbe Mysia bis zum Berge Grenzen.
Olympos nebst Aeolis, Lydia und die ionischen Städte, Caria und
die dorischen Städte, jedoch mit Ausnahme von Rhodus und der
diesem gehörigen Peraea umfasste^j. Von den übrigen Theilen
des pergamenischen Reiches wurde die thrakische Chersonesos zu
Macedonien gezogen, zu welcher Provinz sie später gerechnet
wird^); Phrygia maior kam an Mithridates V von Pontus«) und
wurde nach dessen Tode 634 = 420'') seinem Nachfolger Mithri-
dates VI Eupator genommen und für frei erklärt^) ; Lycaonien und
das angrenzende, nördlich vom Taurus gelegene <]|ilicien mit den
Stttdten Gastabala, Cybistra und Derbe erhielten die Söhne des
Ariarathes von Gappadocien, der im Kriege gegen Aristonicus ge-
fallen war^) ; Pamphylien und Pisidien wurden ebenfalls noch
1) S. M. Pinder Ueber die Gistophoren nnd Über die kaiserlichen Silberme-
daillons der Römischen Provinz Asia, Berlin 1856. 4. (Aus den Abh. d. Berl.
Acad. 1855.)
2) Diese Jahreszahlen kommen vor auf den Gistophoren yon Ephesus, Nysa
ond Phllomellnm. Ueber die Bestimmung der Aera s. Pinder a. a. O. S. 544 ff.
nnd in Pinder und Friedländer, Beiträge zur älteren Münzkunde I, ,1 (1851)
p. 26 ff. Borghesi DelV era Efeatna y Oeuvres 2, 435 ff. setzt den genauen An-
fang auf den 24. Sept. 620 = 134 t. Ghr., nämlich den Anfang des asiatischen
Jahres. S. Glinton FaH, HM. III p. 419. Waddington FomUb I p. 19.
3) Strabo 14 p. 646: Mdfvtoc ^ 'Ax6X>vioc iiceXdihv 5itaT0c yxzä hixa irpeo-
ßeuTov &i^ta& Tf,v iirapviav eU tö vOv ixi ouf&f&^ov t?)« itoXiTeloc «X'^lf**- ^®*'
leius 2, 38. lustin. 36, 4. Auf ihn bezieht sich die Inschr. C. /. Qr. 2920 »=
C. /. L. l n. 557.
4) Garien war nach dem Kriege mit Antiochus 190 den Rhodiern gegeben,
nach dem Kriege mit Perseus (168) aber denselben wieder genommen worden,
und war seitdem firei. Polyb. 30, 5; 31, 7. Liv. 44, 15. Appian. 8yrM. Mlthr.
23. Im J. 129 muss es zur Provinz Asien gezogen sein, welchem es später an-
gehört. Die Bestandtheile der Provinz nennt Gic. pr. FLateo 27, 65 : namque ut
opmof Atia vettra eonrtal ex Fhrygia, Mysia, Caria, Lydia.
5) Gic. in Pison. 38, 86.
6} AfpUn. fi. MUhr. 57. lustin. 37, 1.
7} Glinton F. Hdl. DI p. 426.
8) Appian. B. MUkr, 11. 12. 15. 56.
9) lustin. 37, 1 : fiUis Anairalhis , regis Cappadodae , qui eodem hello oeel-
derat, *Lyeaonia et CiUeia dalae. Unter Gilicien lat nicht die nachherige romische
Provinz, sondern ein Tbeil Gappadociens zu verstehn. l'nd zwar hiess erstens
eine der 10 Strategien Gappadociens Güicia (Strabo 12 p. 534. Ptolem. 5, 6, 15),
nnd war zweitens von den Römern ein Stück von Gilicien, das nördlich vom Tan-
rus lag, zu Gappadocien gefügt worden. Strabo 12 p. 534. 535: tTpoce^^vcTO
h CoTcpov icapol 'PfD(Aa((0V i% Tfjc KiXixtac tote itpl 'A^'/ikdu(i*j xai iv^eTcanr]
lUn. AltaHk. lY. 12
— t78 — .
nicht besetzt, sondern zusammen mit Phrygia matoVy d. h. den
nachherigen Gerichtsbezirken Apamea und Synnada ^) wahrschein-
lich erst 403 v. Chr. als Provinz Cilioien in Besitz genommen^).
Die phrygischen Diöcesen blieben indess nachher nicht dauernd
bei Cilicien ; in den Jahi^n 6% — 56 v. Chr. gehören sie zu Asien ^)y
man darf daher annehmen, dass Sulla oder Murena im J. 672 = 82
diese Veränderung der Grenze vornahm, als er Cibyra zur Pix>-
vinz Asien zog^). In den Jahren 56—50 waren die drei Diöcesen
Cibyra, Apamea und Synnada, es ist unbekannt aus welchem
Grunde, mit Cilicien vereinigt^) ; seit 49 dagegen werden sie im-
mer zu Asien gerechnet®). Das (östliche Phrygien dagegen, die
sogenannte icapoipeioc mit den Städten ApoUonia und Antiochia,
ist wenigstens seit 36 v. Chr. zu Galatien gezogen worden 7).
sutthftiter. Zur Zeit der Republik hatte 'die Provinz in der Regel einen
pt'opraetor zum Statthalter, der indessen auch den Titel proconsul
führte^) ; nur in Zeiten des Krieges commandirte in ihr einer- der
CTpanj^ta, ifj tcept KaardtßaXa xe xai Kußtorpa (i>^XP^ "^^ 'Avrtit^pou toO X]qotoI>
AepßT}^. Von aieser Landschaft spricht lustin. a. a. 0. S. Junge De Cüieiae
origifke p. 20. 21.
1) Plin. JV. Ä. 5 S 105. 106.
2) S. unten den Abschnitt Gllicia. Die Anwesenheit des P. Lentulus, Pro-r
quästors des Proconsuls von Asien Trebonius, in Pamphylien im J. 43 war nur
durch Rüstungen veranlasst, die er dort im Interesse der Mörder Cäsars vornahm,
und beweist nicht, dass damals Pamphylien zu Asien gehörte. Cic. ad fam, 12, 15.
Dmmann 2, 544.
3) Man sieht dies einerseits aus den Nachrichten über die Verwaltung des
L. Valerius Flaccus (62 — 61 j, für welchen Cicero die Vertheidigung in dem Re-
petundenprocess führte, des Q. TuUius Cicero (61~5B), des G. Fabius Adrianus
(58—57) und T. Ampius Baibus (57—56), worüber ausführlich handelt Bergmann
im Philologus a. a. O. S. 644. 670 — 678, andererseits aus den Cistophoren, die
C. Fabius in Apamea geprägt hat. (Piuder p. 567. 568. Borghesi Oeuvre» 1
274 ff. 2, 166 ff.)
A) Strabo 13 p. 631. Waddington Fris««« p. 22.
5) Bergmann a. a. O, S. 644. 678 — 680. Von den Proconsuln Ciliciene
P. Lentulus (56 — 53), Appius Claudius Pulcher (53—51) und Cicero (51 50)
sind Cistophoren in Apamea und Laodicea geschlagen worden. Pinder p. 547.
Vgl. auch den Abschnitt über Cilicien.
6) Bergmann a. a. 0. S. 681. 684. Für das J. 46 liegt dafür ein Beweis in
dem Empfehlungsschreiben, das Cicero ad fam. 13, 67 für den Laodicenser Andre
an den damaligen propraetor Asiat P. Servilius richtet. Wenn er daria sagt : ex
provineia mea Cüicienai, cui acia Tpsii; 6iot7t"f,«ic Aaiatieaa attrilmtaa fuisae, ritdlo
sum familiarius usus qiumi Androne, so sind unter diesen Diöcesen nicht, wie No-
riöiiis wiU, Laodicea, Pamphylia, Lycaonia, sondern Cibyratica (Laodioensis) Apa-
mensis und Synnadensis zu verstehn. Vgl. Beigmann a. a. O. S. 643. .*
7) ApoUonia, gewöhnlich ApoUonia Pisidiae genannt, gehörte uraprunf^lich
EU Asien, denn es bedient sich, wie es scheint, der gleich zu besprechenden
BuUanischen Aera von 84. Waddington n. 1192=* f.'. /. Gr, 3973.
8) S. hierüber Bergmann De Asiae Homanorum provinciae praefidilnäM in»
PhUologus II, 4 (1847) .p. 641—690, Waddingtou Fmu» 1 p. 28 ff.
— 179 --
fungiretiden Consuln, wie z. B. Luculi im J. 74, oder ein Con-
sular mit dem Titel proconsul^); bei der Tbeilung der ProviDzen
im J. 97 blieb sie dem Senate und wurde seitdem von einem
Proconsui mit zwölf Fasces verwaltet ^j . Dem Statthalter vnirden
in derzeit der Republik gewöhnlich drei legati^), während eines
Krieges auch mehrere^), beigegeben; nach der*Anordnung des
Augustus ebenfalls drei^); er trat seine Verwaltung im Mai^),
unter den Kaisern im Juli^) an und zwar in Ephesus^), der
Hauptstadt der Provinz^), in welcher auch die publicani Asiae
ihren Verwaltungssitz hatten <o).
Nach der ersten Einrichtung der Provinz durch M\ Aquilius
ist die Verwaltung derselben in Folge der Kriege, deren Schau-
platz sie wurde, noch fünfmal reorganisirt worden, nrimlich von
Sulla und seinem Nachfolger Hurena, von LucuUus, von Pom-
1) So Siilk Cos, 88, proconwl Asiae 87; C. Tiel>oniQ8 Cos. suff. 4ö, pro-
consui Asiae 44 ; P. Ventidius Bassns Cos, suff, 43 , procos. Asiae 39. Bergm&nn
p. 684. 689.
2) Strabo 17 p. 840. Ddo Cass. 53, 12. 14. S. Mommsen Staatsr. J, 304.
Wenn in der Inschiift OreUi 798 «C. J, L, U n. 4114: 7%. CL Candido Cos.
XV, vir s. f. leg, Augg. pr. pr, provinc, H(ispaniae^ Cfiterioris') et in ea duci
terra marique adversus rebeUes h. h. p, R. item Asiae die Worte item Asiae noch
abhängig sind von legaUiSf was unklar ist, so hat Candldos diesen Titel ganz
ausnahmsweise als Feldherr des Septinuus Seyerus gegen Pescennlns Niger, also
wahrend eines Krieges erhalten. S. Henzen Jnscr. p. 78.
3) L. Valeritts Flaccus, seit 62 ▼. Chr. propraetor Asiae , und Q. Tullius
Cicero (61—58) hatten drei. Bergmann p. 671. 673.
4) So dem Lucullus. Bergmann p. 666.
51 Dlo Cass. 53, 14. Der Titel derselben Ist legatus provineiae Asiae ^ Hen-
zen 6w7. 6461; legaius pro praetore provincias Asiae y OreUi-Henzen 2761. 3658.
6454. tipedtBcuT^jc 'Aolac C. /. Qr. 3532, besser Borghesi Oeuvres 2, 15; Ttpea-
ßeuT^« mal dfvtiorpiji'njYO«, C. /. Qr, 2977, besser Waddington n. 147»; irpeoßeuTTjc
dvnoTpd-njYo« C. /. Qr. 4238<i.
6) Q. TuUius Cicero kam nach Asien im Mai 61 und reiste zurück im Mai
58 (Biergmann p. 673); Trebonius war im Mai 44 auf der Reise nach Asien.
Cic. ad fam. 12, 16.
7) Die Abreise aus Rom wurde von Tiberius auf den 1. Juni angesetzt,
Dio Cass. 57, 14; von Claudius wieder auf den 1. April, Dlo Cass. 60, 11.
8) Ulp. Dig, 1, 16, 4^5: in ingressu etiam hoe eum observare oportet, ut
per eam pariem provfneiam ingrediatur, per quam ingredi moris est^ et quas Qraeei
^i^(i.(ac app^kmt sive xattiitXouv observare ^ in quam primum eivitatem veniat
vel applicet: magni enhn faeient prüvhieiales servari sibi eonsuetudinem istam et
huiusmodi praerogaiivas, quaedam provineiae etiam hoe hdbentj ut per mare in
eam provHtcican proeomul veniaty ut Ajsia, seilicet usque adeo, üt Imperator noster
itfilonffius Augustus ad desideria Asianotvm reseripsertt proconsuli neeessitatem
impositam per mare Asirnn applieare «al t&v trnTpoiröXetuv 'Evsaov primam attingere.
Hierauf beziehen sich die Münzen mit E<I»£ClQN A KATAnAOYC d. h. prima
adnavigatio. Eckhel 2, 518.
9) loaeph. Ant. 14, 10, 11.
10) Cio. ad fam. 5, 20.
12*
— 180 —
peius, von Caesar und von Augusius. Die Grundlage fttr alle
^^f,^.^,^^ späteren Einriebtungen scheint aber die Constitution des Sulla
^uon^^ vom Jahre 84 geblieben zu sein, von welchem die Provinz eine
neue Zeitrechnung beginnt i) und bis in das sechste Jhdt. n. Chr.
fortfuhrt^). Die Constitution des Sulla und Murena^) bezog sich
theils auf die Feststellung der Territorien^), theils auf die Er-
^ theilung politischer Rechte an einzelne Städte^], theils auf die
AbgabenverhUltnisse. In Beziehung auf die letzteren war Asien
191 J. 129 sehr schonend behandelt worden, C. Gracchus aber
hatte im J. 423, theils um die Einkünfte des Staates zu ver-
mehren, theils um dem von ihm geschaffenen Ritterstande eine
finanzielle Grundlage zu geben, durch ein besonderes Gesetz nicht
nur die gewöhnlichen Abgaben, d. h. den Zehnten {decuma)y
das Weidegeld (scriptura) und die ZoUe {portoria) in Asien ein-
geführt, sondern auch die Verpachtung dieser Abgaben durch die
Censoren an römische publicani^ d. h. Ritter, angeordnete^}. Es
lag allerdings bei der feindlichen Stellung, welche Sulla den
Rittern gegenüber einnahm, für ihn die Veranlassung vor, die
Verpachtung der Abgaben an dieselben abzuschaffen; wenn er
1) Die Sullanische Aera, welche zuerst Franz C. I. Ot. III Addtnda p. 1103
festgestellt hat, wird nach Waddington zu n. 980 vom Herbst 85 an gerechnet
und ist jetzt nachweisbar in folgenden Orten (ich citire der KOrze wegen
vorzugsweise Waddington): in LydU: MaeonU, Wadd. 667. 668. 669. 671.
1672. 1674; Gordus 677—683; Coloe 700 flf.; Silandus 709. 710; Saitta 1667.
1668; f>hUadelphia 1669; in Phrygia maior: Traianopolis 718. 722. 727. 1676;
Sebaste 733. 735. 737 ; Enmenia C. i. Qr. 3892. 3896 ; Eucarpia, Waddington
772; in Phrygia epictetus: Cotiaenm 802; Aezani831. 946. 966. 980. 998; An-
cyral012; inMysia: ApoUonia ad Rhyndacnm 1069. 1088 and Umgegend 1771.
1774.
2) Traianopolis bediente sich dieser Aera noch 279 n. Chr. (Wadd. n. 727)
und Aezani noch 508 n. Chr. Wadd. n. 980.
3) Appian l&sst den SuUa xa^bTaoOai djv 'Aa(av (^MiüCr, 61. 62) and
ebenso den Murena (AfttAr. 64). Die eonsUtata SuUae erwähnt auch Tac. Ann.
3, 62.
4*) Die Grenzregulirung der Provinz nach Süden hin wird bei Strabo 13
p. 631 .lind Cic. <id Q. fr, i, i, ii erwähnt. ,
5) Appian. Mithr. 61. Tac. Arm. 3, 62. Auf diese Bewilligungen beziehn
sich die Inschriften, welche Laodicea, £phesus und das Commune Lyciae zum
Dank für die erhaltene Freiheit auf dem Capitol in Rom setzten, C. /. L. I
n. 587. 588. 589.
6) Bei Appian. B. C. 5, 4 sagt Antonius bei einer Versammlung in Pergamum :
%ai eu9uc dfu(vovec b^tXs '^(xev ^AttcIXou* oÖc fäp heksitt ^öpoug 'ATTaX<fi,
(Ae^-/]xap.ev bvXs, (iiYP^> (y)|aox6ito>v dvSpcüv xal Tcap^ i^fxtv iftsQ^m^, io^7}se
«öpoiv. 'EtccI hi ihtqcis, ou npoQ to^ Tiiut^kaxa 6(jiTv ^7ce8i^xafASv , dbc av i^fAeU
dxivSuvo'v ^öpov ixKifOiiiS'it dX/.d lUpri ^ ipeiv t&v ixdotore xaptiwv iTteTd^ooev,
Iva xal Tcbv ^avrloiv xotvwvoi^v CtfAiv. tÄv ti Tauta Tiapd rijc ßouX^c {aiovou"
— 181 —
dies versucht hat, worüber ein directes Zeugniss nicht vorliegt i),
so ist diese Anordnung nur von vorübergehender Wirkung ge-
wesen 3); denn die Ritter blieben Abgabenpächter ^) bis auf Cäsar,
der erst im J. 48 die Verpachtung aufhob und der Provinz ein
festes von den Provincialen direct aufzubringendes Tributum auf-
legte^). Nichtsdestoweniger erhielt sich die Eintheilung Asiens
in 44 Distriete^), welche Sulla zum Zwecke der Aufbringung der sintiiaUiiiig
von ihm aufgelegten Zahlung einer fünfjährigen Steuer und der ^äricte.'
Kriegskosten ®) anordnete. Denn in den Jahrei) 82, 64 und 6S
werden nach diesen Bezirken Auflagen ausgeschrieben ^j , im J. 63
|iiv<DV ivußptCovToiv 6fj,lv x.al icoX5 7iXe(ova akoOvcov, Faioc Katoap t&v (j.ev
fjm^6xfssH xd TpCxa ufxtv ö^yfjuev wv ^xeUotc ^cp^pexc, xdc V ößpeic firaoacv * (»iitv
Yotp xo6c «p'Spoü? ^Tclxpe^^ev af^lpetv Trapd x&v Yeo)p-fo6vx(DV. Olc. Verr. 3, 6, 12:
etXffri» (jprovmoiia) <nU Unpositum veeUgid t$t certwnj quod stipendiarium didiur
— — aut ccruoria locatio constituta est^ ui Aiiae lege Sempronia. Fronto ad
Verum p. 121 Frankf. ssp. 125 Naber.: iam Grtieehus loeabat Asiam,
1) Mommsen R. G. 2, 351, der die Einführang einer festen jährlichen Ab-
gabe Asiens bereits dem Sulla zuschreibt, folgt dem Appian. Miihr. 62, bei dem
Sulla sagt: |ji^vou4 6(iTv iitifpdffm nivxe irms f^pouc iatst futXs. Ks firagt sich
indess, ob dies ein festes Tributum war, oder eine nach dem Ertrage der bis-
herigen locatio eensoria flxirte Summe.
2) Dies scheint anzudeuten Oic. ad Q. fr. 1, 1, 11 $ 33: nomen auiem
publieani oipemari non poamnt (i4«ümi), qui pendere ipti veeUgal 8ine publiccmo
non potuerirU, quod üb aequaliter Sulla descripBerat. Denn die Asiaten brachten
auf die von Sulla vorgeschriebene Weise das Geld nicht auf, sondern Helen den
romischen Wucherern in die Hände. Plut. LucuU, 20.
3) Hierüber liegen Zeugnisse vor aus verschiedenen Jahren. Plut. Lucuü, 7,
wo die Bedrückungen der publieani vor 74 geschildert werden. Yal. Max. 6, 9, 7 :
T. AufiditUj cum Aaiatiei publiei exiguam admodum partieulam habuissetj poitea
totam Aniam proeontulari imperio obtinwt (wahrscheinlich 69 v. Chr. Bergmann
Philologus 2, 650). Cic. de imp. Pompeii 6, 15 (a. 66) von der Provinz Asien:
iia neque ex portu neque ex decumis neque ex scriptura vedigal eonservari polest,
Cic. de l. agt. 2, 29, 80 (a. 63): quid nos Aaiae portus, quid Bcripiuray quid
omrUa iransmarina veeiigalia iuvabuni tenuisBima suBpicione praedonum aut. hostium
iniecta? Cic. ad AU, 1, 17, 9: Asiani (equites), qui de eensorihuB eonduxerunt,
queBÜ Bunt in Benatu^ bc cupiditate pröläpBOB nimium magno conduxisBe; ut in-
dueereiur loeaUOj poBtidavenmt. Diese Verhandlung dauerte von 61 — 59, wo
Cäsar den Wunsch erfQllte. Suet. Ca€8, QX). Garatoni ad Cic. pro Plancio 14.
Im J. 60 instruirt Cicero ad Q. fr, 1, 1, 11 f. ausführlich seinen Bruder über
die Behandlung der pubUcani in Asien , im J. 51 empfangt derselbe in Ephesus
den Besuch der deeumani Asiens (ad Att. 5, 13), und noch im J. 47 erwähnt er
ad Att, 11, 10, 1 einen P. Terentins, der kurz vorher operoa fn portti et Bcriptura
ÄBiae pro magistro dedit.
4i Appian. JB. C, 5, 4. Dlo Oass. 42, 6.
0) Sie erwähnt Appian. Mithr. 62: Staipi^oo) (e xau8^ ixdürot^ ii[A,t.aLxä.
n^Xctc und genauer Cassiodor (Mommsen Die Chronik den Cadsiodorus Senator
p. 622) ad a. 670 : hh eorua. Asiam m XLIIU regionea SüUa diBtribuU. Die
Zahl XLIIU haben der Parisinus und Cuspinianus, wogegen die Münchener
Hdschr. XL glebt.
6) Appian. MWir, 62. Die ganze Summe giebt Plut. Luculi, 20 auf 20,000
Talente an.
7) Ueber das Jahr 82 s. Cic. in Verr, ad. II, 1, 35, 89: deeem erUmnavcB
— t82 -^
werden die vecligalia nicht in Born, sondern in Asien, nicht im
Ganzen, sondern nach Berirken yeipachtet^), und dass auch Cüsar
diese Bezirke bei seiner neuen' Stauereinriohtang beibehielt, lässl
sich aus dem Umstände schliessen, dass Asien auch später in
regiones zerfieP) und dass in den Hauptorten derselben sich
Archive befanden^), in denen die Vermessungsdocumente, welche
der Steuererhebung zu Grunde lagen ^), die Besitzurkunden ^) und
die Hypothekenacten ^ aufbewahrt wurden. Bei der grossen An-
zahl zum Theil kleiner Sladtgiemeinden Asiens — sie wird auf
500 angegeben 7) und betrug noch zu lüstinians Zeit über 200^)
— war es eine wesentliche Vereinfachung der Verwaltung, grössere
Bezirke unter einen Vorort zu vereinigen, wie dies auch in an-
dern Provinzen, z. B. in Gallien^) und unter Gabinius in ludaea
coHtentus geschah ; für die Gerichtsverwaltung legte man von diesen Bezir-
iuridici,
iuMu L. Murenae popuUu MiUaHis ex pecunia vectigali populo Bomano feceraty
sieui pro ttia quaeque parte Aeiae eeterae cMiaUi. Ueber die Jahre 64 und 62
Gic. pro Flaeco 14, 32: deseripait eaUem peexmUam ad Pompeii rationenif quae
fiäi aeeömmodata L. SuUae detoripUoni : qtä ewn omnes Aeiae eiviiaUs pro por-
Uone in provineia deeeripsisaet y illam rcUkmem in hnpefando mmptu et Pompeiu»
et Flaceue eeeutua est.
1) Gic. pr. Fkieco 37, 91 : ai fructus i$ti TralUanorum (Jlohtdo praetore ve^
nieratU: Faleidius emerat HS nongenUe milibus.
2) Mcrckens a. a. 0. p. 16 bezieht wohl mit Grand auf diese Eintheilung
die regio Apamena, regio Eumenetica (Plin. N. H. 6% 113), regio Hiileaia (Plin.
iV. 77. 11 S 95), regio Philadelphena (C. 1. Gr. 3436: Scoufjpo«, XeßaaToO direXeÄ-
Oepo;, ßoT]l^^^ £7:iTpÖ7CQ)v ^cf 6&No; <l>iXa^eXQpT)y^c), wiewohl es immer unsicher sein
wird festzustellen, ob hier eine der Sullanischen Regionen oder ein Stadtbezirk
überhaupt gemeint ist.
3) Ein dp^eiov in Smyrua C. /. Or. 3292. 3295. 3318. 3335. 3356 u. ö. ;
in Aphrodisias n. 2842, in Assus in Mysien n. 3573, in Eumenia In Phrygien
n. 3892; ein 'ifpafAfiaTCiov in Nysa in Garien n. 2943.
4) Hygin. de Umit, eonst, p. 205 Lachm. : agri veetigaUs multas haJbent con-
atitutionea. In quibuedam provinciie fructua partem praeatcaü eertam, alii quintaSf
alii aeptimas, alii pecuniam et hoc per aoli aeatimationem. Certa enim prelia agria
conatituta aunt^ ut in Pannonia arvi primi^ arvi aecundi, prati, ailvae gUmdiferaty
ailvae viUgaria, paseuae. Ria omnihua agria veciigal eat ad tnodum tAbertaiia per
singula iugera conatitutum, Horum aeatimio ne qua uaurpatio per falaaa profeaaio-
nea fiaty adhibenda eat menauria diligentia. Nam et in Phrygia et tola Aaia ex
huiuamodi cauaia tarn frequenter diaeonvenit quam in Pannonia.
b^ C. I. Or. 3264. 3266. 3286.
xiov in Aphrodisias n. 2826. 2827. 2829 u. ö.
7) Philoötratus V. soph. p. 56, 21 Kayser« Opp. 1 p. 235, 25. ApoUonii
Tyanensis qpist. 58 in Philostrati Opp, ed. Kayser II p. 53, 30. losepbus B. 1. 2,
16, 4. SUtios 8ilv. 5, 2, 56 redet sogar von 1000 Städten. Vgl. Aristides I
p. 770 Dind.; o^xe Y^p nöXet; Tooa6Tac toIc irotaac O'j^efAia dD^Xr) t^n tcao&iy
ffopi^rcai om (i^ Tdfc ^s (MYiorac Toia6Tac<
8) Kuhn 2, 264 rechnet nach Hierocles auf die alte Provinz Asien 206.
9) S. Seite 117.
6) Daher dp^eiov yütmt^^Adxr.o^ in Smyrna C, /. Gr, 3282 oder ^peca^uXa-
n. 2826. ""^
— 183 —
ken wieder mehrere losammen, so dass die Zahl der conventta
iuridici eine bei weitem kleinere ist. Die Gerichtsorte kennen
wir nur unvollständig; da sie aber dieselben sind, in welchen
die Landesmttnzen, die Gistophoren, geprägt wurden, so ist es
zweckmässig, beide Listen zusammenzustellen. Bekannt sind
nämlich als
Convenlus: Prägorie^) :
Alabanda^),
Adramyttium ^) Adramyitium
Apamea ^) Apamea
Cyzicus*»)
£pbesus<^ Epbesus
Eumenia??)
1) S. über diese Pinder a. a. O.
2) Plln. N. H. 6% 109 : Alahanda libera quae eonoentum eum eoffnominavit
3j Plin. N. H. b % 122. Der Convent erstreckte sich bis Apoilonia ad
Rhyndacum.
4) Plin. iV. A. 5 $ 106 : tirliiu (conventus) Apameam vadit ante etpptUaiam
Celaenasy dein Ciboton. Cicero ad AH. 5, 21, 9; ad fam, 3, 8, 5; 15, 4, 2. Dio
Chrysost. Vol. II p. 68. 69 R. , welche Rede in Kelainai gehalten ist: dIXXa tc
fOwj iceptoixsl icoXuav5p6TaTa •— xal to6tou Aiiaotv dyopdv t>|uTc xal S'^vo(o>^
irapc^eaoe ti?)v «ötöv ic^Xiv — — itp^c Se to6tok al ^t*ai w«p' Ixoc dC^ovrai
itap' 6|aTv xal &)vdYeTai nXfj^oc dN^pdbfroDV dfnecpov (ixaCo|JkivcDV , (txaCövtoiv,
^t<Sp<DV, i^f6(x6v<DV, 6niQpeT&v x. t. X.
5) Dass hier der Hellespont (vgl. Clc. ad fam, 13, 53, 2) seinen Conven-
tns hatte , ist wahrscheinlich aus Aristides Vol. I p. 544 Dind. : odpc &ih xal
Ttepl t9j< Iva^yoc eU K6Cixov a6hw Y«vofJiiv7jc ifrfjy^ffeipLai • aoTO? S« xal
{TT]oa t6v Oc6v 9V}(ji'7Wa(, dltc xal &ixnv o69<üv xal T6bv ^(Xmv (cofiivoiv 'jjxetv.
^ 6) Plln. N. ^. 5 ^ 120. loseph. Ant. 16, 6, 7, wo Antonius schreibt: ol iv
TJ 'Aala xaTotxoOvTCC *Toü5oToi — ßtxatoSoToDvxC pioi iv 'E^^acp 6i:^$ei(av x. t. X.
Aristides I p. Ö2Ö D. : fxsxd Taöta Seßf^pog — eU ti^jV 'E^Mov xarig'et 5ixd)v
. 7} Die Inschr. yon Enmenia In Phrygien C. /. Or. 3902^- enth< ein (eXto-
Ypd^fxa ToO dhOuitdfrou xal <|/i^^iou.a r^; ^Aola«, welches aufgestellt werden
soll Iv xaU <i9t]^oupivaic t&v (lotXTjaeeiv röXeotv. Zu diesen Dunste also Eume-
nia gehören. Unter f^to(xT]9tc ist nun gewöhnlich der Gerichtsbezirk, convenlus^
zu verstehn. Gic. ad fam, 13, 67, 1 : ex provineia mea Cüieiensif eui aci$ Tpet«
(loix'^oetc A»ialieaa attributod fUiBte, nämlich Cibyratica, Apamensis und Synna-
densis. Strabo 13 p. 629: de ^i r^^v oO^yvotv Ta6Tir)v o^ (Jitxpdt ouXXapißdvst t6
Touc *Po>(va(ou; UT) xaxa ^OXa ^icXsTn a6TÖiic, dlXXd Ercpov rpöitov fiiaTdE^at rd;
5coixif)aEK , ^ au Tdc d70pa(ouc icotoOvrat xal rdc StxatoSooCac- p. 631 : oOSev
ö' ifSrroN iv Taic piC7(«at« i^ixdZßxat Äioixi^öeffi rfjc 'Ao(ac ii Kißupartx:^. Auch
bei der Stadt Prusa in Bithynien, welche zu Dio Chrysostomus Zeit eine eigene
Stol«v]9tc erhielt (Dio Chr. IJ p. 205. 208 R. : xal toivuv Stoix'f]9eo)c vuv itp&rov
d'/f^ti^^li), bezieht sich dieser Ausdruck auf den conoenttis. Dio Ghrys. II p. 195 R.:
xal \kijfi T^ v5v oupiBtpTjx^c icepl r^iv i^urripav ii6Xtv to fxiv d>vt)Mc ^rtrrai
ttoXXAv xal xvlCct xouc dXXouc irdvra;, ort o9j rdc ((xac (»(acT« dico5^eo^ xal
irap' ^pilv aÖTouc dvdrxij xpivcaftai. Airistides I p. 527 D. : xal -^ap -T^v iid tf^^
(toixi^acax tf)c irepl IfjLUpvav. Allein das Wort kommt allerdings auch in allge-
meiner Bedeutung in dem Sinne von Stadtbezirk oder Verwaltungsbezirk vor und
ist daher die Inschrift für den eorweniuB nicht unbedingt beweisend.
— 184 —
Convenlus: Prägorie:
Laodicea ^) Laodioea
Nysa
Parium?2)
Pergainum ^) Pergamum
[Philadelphia «]
Philomelium ^) Philomelium *)
Sardes ^j Sardes
Synnada ^)
Smyma •) Smyrna
1) Plin. iV. A. 5 S 105: una (hiriadietk) appeUatur CibyraUca, — convc-
mufil eo XXV ehjüaies ceUberrima urbe Laodieea. Strabo 13 p. 631. Der 6e-
richtsUg wurde io Laodicea gebalten, nicbt in Kibyra. Cic. ad AU, 5, 21, 9.
ad fam, 3, 8. 5; 15, 4, 2.
2) Die Cistopboren, welche man jetzt Parium zutbeilt, wurden früher Apamea
zugeschrieben und diese ältere Ansicht, der sich auch Finder a. a. O. p. 540. 562
zuneigt, erhalt eine Bestätigung dadurch, dass der conveniw des Hellespontes
nicht in Parium, sondern, wie oben als wahrscheinlich angenommen ist, in Kyzikos
sich versammelte.
3) Plin, N. H. b % 126. Cic. pr. Flaeco 29, 71. Aristides I p. 532 D. :
dYopa f f|V 5tx&v (in Pergamum 162 n. Chr.) — h hi %thi rty* re icp69o&ov d^eOpe
TTjv 7:p6; t6v "^yeiii^aL. Aristides selbst gewann in dieser Sitzung einen Process
wegen eines Landgutes. Pergamum heisst bei Plinius longe dariMimum A$iae;
es hatte 40,000 iroXitai und im Ganzen 120,000 Einw. Galen Vol. V p. 49.
4) Nacli Plin. f^. H.b ^i\\ gehörte Philadelphia zum Conventus von Sar-
des. Aber Aristides I p. 529. 530 erzählt, dass, als er zum ixXoyc^c gewählt
sei , der Legat des Proconsuls diese Wahl bestätigt habe ht <I>iXa^X9(^ ^ixaoTT]-
pioi«. Aristides schreibt darauf einen Brief an den Proconsul und den Legaten:
eU ^c ti^v <I>iXa&eX9(av d^Cxovto ol 7te(j,^p8ivTec xal "^v \Lki i^ioipto«, d>( £^aoav,
i^ui^pa (d. h. der Tag , wo die Session geschlossen wurde), iq td Ypdi(i.p.aTa dne-
Stöooav.
5) Philomelium, nach Kiepert das heutige Ak-Cher, gelegen an der Strasse
von Synnada nach Iconinm, gehörte im J. 70 v. Chr. zur Provinz Asien und
war einer der östlichsten Orte derselben (Cic. act. II in Vtft. 3, 83, 191). Aas
dem J. 66 haben wir einen Cistophorus von Philomelium, der ebenfalls die Za-
gehörigkeit dez^tadt zu Asien bezeugt. Im J. 51 war sie ein conoenius der
Provinz Ciliclen. Cic. ad fam. 3, 8. 5. Ibid. 6: iUdem diebua meu$ eonvenhu
erat Apameae^ S}fnnadiSj Phüomeliiy tuut TarBi, Cic. ad fam. lö, 4, 2; ad AU.
5, 20, 1. Später Ut sie wieder zu Asia gezogen und erscheint in dieser Provinz
bei Ptolem. 5, 2, 25 (erst bei Hierocles ist sie Pisidien zugetheilt p. 672). Auch
Plinius N, H, b ^ 95 erwähnt sie : hos includit Lyeaonia m Asiaticam iurisdictio^
nem versa ^ cum qua eonveniurU Philomelienses , J)fmbriani u. s. w. Ob sie aber
damals noch einen eigenen conventus bildete, ist nicht ersichtlich.
6) Einen Cistophorus mit dem Stadtnamen Ol und* der Aera SZ d. h. 67
8. bei Borrell I^umismatic ChronicU VIII (1846) p. 32. Dass derselbe nach Phi-
lomelium, nicht nach Philadelphia zu setzen ist, hat Borrell aus den gekreuzten
Füllhörnern , die auf Münzen von Philomelium vorkommen , mit Recht geschlos-
sen. Pinder hat diesen Cistophorus übersehen.
7) Plin. N.n.b$ 111.
8) Plin. JV. H. 5 S 105. Cic. ad fam, 3, 8, 5; 15, 4, 2; ad AtL 5, 20, 1 ;
5 21 9 ' 7 ? »
9) Plin. TV. H. 5 S 120. Cic. jw. llacc. 29, 71,
— 185 —
Conventus: Prägorie:
Trolles ^) Trolles
Thyatiro
(Tabae?]2)
In der Kaiserzeit werden unter den Städten Asiens über- Metropole,
haupt drei Glassen untei'schieden, ai (ir^tpoitoXei^, al fx^ooai *yQ*"
pat; Sixcov und ai IXarrouc itoXei^^). Nur über die erste Glasse
ist noch eine Bemerkung hinzuzufügen. Gewöhnlich wird unter
Metropolis die Hauptstadt der Provinz verstanden ^) ; allein in Asien
gab es, wenigstens im zweiten und dritten Jahrhundert, mehrere
1) Flin. N. H b $ 108 fuhrt Tralles nicht als etmoenHu auf, zum deutlichen
Beweise, daas sein VerzeichnlBS unvollständig ist; denn Tralles war ein conven-
tus. Cic. j9f. Flaeco 29, 71 : cur non Pergami, Smymae, TnüUhus , ubi et multi
eives Ronumi mmt^ et iua d'notiro magistraiu dieitur. loseph. Ant. 14, 10, 21
in einem Bescript des Proconsuls Servilius Galba: 7:poceXd<&v (jioi iv TpdDJUotv
2) Die Annahme dieses Prägortes beruht auf einer Vermuthung von Borghesi
Oeuvres 2, 163, welche Plnder nicht gekannt, Mommsen C. I. L, I p. 556
{Addenda ad p. 143 n. 526) aber als richtig bezeichnet hat. Meines Erachtens
ist dieselbe unhaltbar. Zuerst irrt Borghesi nachweislich in der Behauptung, dass
der von Liebe O. N. p. 227 herausgegebene Ci^tophorus falsch gelesen sei. Ich
kann versichern, dass auf demselben steht: PVLCHER IMP und unten: HPA
MQNOSi Also K((JLCDV0C oder Tlpicovoc, nicht aber MIAQN02. Was zweitens den
abgekürzten Namen der Stadt betrifft, so steht dieser links am Rande, und ist
von ihm, da der Rand nicht vollständig ist, zu lesen lA. Jedoch hat das I oben
einen horizontalen Strich nach rechts hin, so dass man TA oder AIIA vermu-
then kann. Borghesi liest nun auf seinem Exemplar ein deutliches TA und ist
sicher, dass vor dem T nichts weiter gestanden hat. Ich kann dagegen nur be-
merken, dass im gothaischen Cabinet ein anderer, mehrfach vorhandener, bei
Finder Taf. 1 n. 3 abgebildeter Cistophonis sich bellndet, auf dem man ebenfalls
ganz deutlich TA liest, während es aus den sonst bekannten Exemplaren fest-
steht, dass ADA zu lesen und das T nur ein Stück des U ist. Sollte nicht
auch Borghesi sich hierin haben irren können, zumal da Tabae, eine unbedeu-
tende, selten erwähnte Stadt, gar keinen Anspruch auf das Recht, Mittelpunct
eines conventus zu sein, hat?
3) Modestin. Dlg. 27, 1 (de excusaUonibtu), 6^2: Sirep StiXoinai i^ im-
OToX-fic 'AvToivtvou Tou £6aeßoDc -^pOLfftioriZ |A€n tip xotv<j) tÄc Aoia; — ifj; iortv
xi xe^diXaiov toüto üiroTCtaYfiivov * AI pttv iXeHTTooc itdXetc SivavTai irlvre (axpouc
dTeXeu ftci'* — al ^6 pxiCou; icöXei; ima al Se ^U-^iorai ic6Xeic fcixa*
Eix6c ^4 Ttji jiiv (U^ioTtp dpiOpup y!^p4i9a9%fjn rä^ (jivrrpo7r6Xetc täv i%s9>%
Tfp hi h&yzipt^ tdc £x^6oac ifo^ Six69V , xtp Ik Tp(T<p rac XotTidk- Vgl. Cod.
Theod. 12, 1, 12: si quis ex maiore vel ex minore dviiate originem duettf zu
welchen beiden Arten drittens die ur5e« magnifico statu praeditae (Cod. Th. 12,
5, 3) d. h. die metropoUs kommen.
4) Procop. de aed. 5, 4: ^ ou ^ xal el« fify^tpotct&Xemc düimiux "^Xdcv
(Mocesus) * o&TQB ydp tc^Xiv t^v iip<6Tt]v toO I9vouc xaXouot 'Pmfiatoi ' de B. Ooth.
2, 23: A&&|A0< hi a&n] |iiv TCpdkr) xftv iv ntxijvoU ic6X((6v äortv, f}y h^ \t.rr
Tp^icoXiv xoXclv vevoftixaai xou IBvou^ 'PopMilot. Nur selten f&hrt eine Stadt
den Titel in altem Sinne in Bezug auf seine Colonien, wie z. B. Heraclea In
Bithynien, Tyrua und MUet (s. S. 187 Anm. 8).
— 186 —
Metropolen 1) y von denen namentlich Smyroa^), Sardes^), Perga—
muni^), Lampsacus^) und Cyzicus^^) bekannt sind, so dass die
wirkliche Hauptstadt Epbesus noch besondere Titel, itpoiti) iraoosv
xal jie-jf laTij ') , icpton) xal yLti^larr^f (ir^TpoiroXi^ xrfi 'Ao(a;®), annimmt.
In andern Provinzen hat das Vorhandensein mehrerer Metropolen
seinen Grund darin, dass diese Provinzen aus verschiedeneD,
früher selbständigen Theilen zusammengesetzt waren, wie wir
dies bei Bithynien nachweisen werden; sowohl in Asien als in
Bithynien aber finden wir, dass bei dem eitlen Streben der
meisten Städte nach einem besonderen Titel die Würde der
Metropolis als ein blosser Ehrenname verliehen wird^). In Asien
1) Nach der Verorduang des CaracalU Dig. 1, 16, 4 $ 5 muM der Procoa-
sqI Atiae t&v {jiT]TpoiroXeo)v £^£9ov primam attingere.
2) C. /. Or. 3202. 3197. 3204. 3205. 3206, Welche InschiifleD in die Zeit
des Commodus fallen. Id einer andeni Inschrift 3179<^ aus CaraeaiU*8 Zeit and
auf Münzen hat Smyrna den Titel nicht.
3) Auf Münzen: Mionnet 4, 128. 13b, und Inschriften: C. /. Gr. n. 3467;
seit Caracalla auch 'Aola«, Aü^(a;, 'EXXaoo« d (d. h. rpc^TTj) {itjTp^iioXt« , über
welchen Titel s. Spanheim De praest, et usu nwn. I p. 618. Kckhel 3, 116.
4) Unter OaracaUa, C. /. Or. n. 3538. Mionnet S. 5, 459. Unter Macrin
verlor die SUdt den Titel wieder. Eckhel 2, 472.
5) Unter Caracalla, Eckhel 2, 458. Mionnet 2, 566.
6) Unter Caracalla, Boeckh C. /. GV. 3497. 3665. Ueber Halicarnass und
Magnesia (Mionnet 3, 148. 8. 6, 238), denen dasselbe Prädicat nicht mit Sicher-
heit zugeschrieben wird, s. Eckhel 2. 583. 529.
7) Eckhel 2, 521. C. /. Gr. 2968.
8) C. /. Or, 2988. 2990. 299i. vgl. n. 335.
9) Das belehrendste Beispiel hierüber giebt die Stadt Nicaca in Bithynien,
weshalb ich dies hier gleich anführe. Schon zu Dio Chrysostomus Zeit stritt es
mit Nicomedia ircpl nporrsiov, d. h., wie Dio Chrysost. Or. XXXVIIl Vol. II
p. 141 R. sagt, iicpt 6vö|AaTo; fA.6Nov, und p. 144: -iwisX^ hi oi6\u%a, ids iTzi-
Ypa^&fiiv 1C0U TTpöiToi, t^ icpoiTciov l^etv* icoiov, d^hpti Nticop.Y)^eT; , icpoTCtov;
— oü xi t6 6(pik6i ^OTiv; oo t( xb IpYOv; dm ou trötspov i;Xot>oi<6T6p«)i Y«vtjo6-
at%a T) fieCCovec ^ (uvartiiTepot ; x. t. X. p. 148: xont^ttnaai hi 6fjLoiv ^lav
0T]fA09(^ (die romischen Statthalter) xal )rp»vTai %a%di:tp töic nat^Cotc ^f^tv, olc
TToXXdxi« dvrl toiv [myCotidv irpoTewstai xd (iUxpÖTora' — xd y«? Toiaüra, iff*
oic \»-ifOL ^poveiTs, irapdt iraoi {iks tote öpBoic ewoou{i£voic ^tairruerat, fir(jXt9ta
%t itfipd Toic 'Pa)|Jia(ot; -^ikmxoL xivet xal xaXeitai xb fri 5ßpiOTixc6-epov 'EXXtj-
vtxd dfjLapTi^fAata. Damals galt der Streit dem Titel Tcpdbrr], worüber weiter
unten die Rede ist ; durch Valentinian and Valens erhielt Nioaea anch den Titel
Metropolis; auf dem Concil von Chaicedon 451 actio Xlil (ConcÜ. ed. Par. Vol.
IX p. 95 ff.) wird deshalb verhandelt , ob in Folge dessen auch eine Aendemng
der kirchlichen Sprengel eingetreten sei, es wird aber entschieden, dass Nicaea
blos den Titel, Nicomedia aber die Rechte der Metropolis unverändert habe, nud
p. 103 folgendes Rescript Valentinians an die Stadt Nicomedia angeführt : 'H irepl
xd Ttpi^iX-^Y** "^^ «öXe»; Tij? ujActipac icdXat CiitdpEotöa dpjpüoL mjy^ftsta «pu-
XayfHjörcfti* oS« ^dp i?j itpoofttjXT) rJjc tipi'?)« xSn Ntxa^oiv Ti^Xem« xb iixotiov
xb J>|Atrepov S6vaTat pXdtl'ai, bn6xs. ina^ferat xb dö»pwx Tfj; Nixo^atj^^ibv, cKirep
ix€(v72, 1] is (c'jripfp x6'ttip oüa«, piTjTpoTCÖXtw; ^^fxaTt xaXeTrai. Unter den Con-
cilbeschlfisseu helsst es dann Canon XII (a. a. 0. p. 147): Ssii hk ffifi i;6Xet;
otd YpafjifJLdxmv pototXixÄv Ttj» rf^c fAtjTponöXc»; 8TtpL-/)0Tjoav 6v(Jfx«Ti, jjmSvtjc dtco-
— 187 —
ist dies besonders unler Caracalla geschehen und zwar, wie es
seheini, bei denjenigen Städten, in welchen sich abwechselnd
die Festgemeinschaft Asiens (to xotvov 'Aorta<;J versammelte. Denn Ludtag.
in Bezug hierauf wird zwischen den Städten, welche theilnehmen
und beitragen/ und denen, in welchen das Fest selbst stattfindet^
unterschieden^). Zu den letzteren gehören Ephesus ^) , Smyrna^],
Sardes^), Pergamum^), Gyzicus^), wahrscheinlich s^uch Lamp-
saeus, Philadelphia ''). In anderer Beziehung, nämlich als Haupt-
ort der 43 ionischen Städte, weldie ein eigenes xotvov bilden,
heisst Hiletus )i7|tpoiroXi< t^< 'lciiv(ac^).
Vielfach ist ferner Über die Bedeutung gestritten, welche die
asiatischen Städte mit dem Titel icpcinQ verbanden'], den Ephesus,
Pergamus und Smyma fuhren, neben welchen Mytilene Tüpcon]
Xau^Ta>9av t^c tifJi'JIc — StjXovöri ooCofAivaiv tq xaT* dXif]l^ctav (jiv^^poie^Xci tAv
oixclwv hvMXms. Auf die Anmaasaug des Titels der Metropolis geht das Epi-
gramm Jacobs AfUh, Gr, III p. 94 n. 7:
loTO) {AY)Tp67roXK icpArov 7z6Xi^, elta XcYeo^^on
fjLTjTpÖTCoXtc • jjf^ v5v, i^i'rftxa yjrfit nöXi«.
i) Die Chrys. Vol.* 11 p. 70 R. sagt In Apamea: xal p-V '^*'' Itpm^ «nj;
*A«tac jitreOTiv 6ji.tN t?]; xe BawrfvTjc Toootkov, 2oov ^xeivau taic it^Xeatv, iv atc
ian Tot tepa.
2) Mönren mit «oivöv 'Aolac Kckhel 2, 521; vgl. Euseb. H. Eccl, 4, 13.
Hier befinden sich aach die von Dio Chrysostomus erwähnten Upa, d. h. ein
va^c TiJ; 'Ao(ac, worunter nicht ein Tempel einer Göttin Asia, welche nicht vor-
kommt (Eckhel 4, 209^), sondern ein für die Feier des xoiv^v bestimmter Tempel
verstanden wird. Ein dlpy upeuc 'Ao(a; vauv tosv h '£^to<p. C. /. Gr, 2987^ , eine
dpytipeta ^Ao(«c vaoO xo'i> is 'E^ioq) ib. 3415.
' 3) Koiviv 'Ao(a« in Smyma, C. L Or. n. 247. 1720. 2810b, in Add. 3208.
3910. 5804 lin. 26. 5913 lin. 26. 5918. Eckhel 2, 560. C. i. Ci'r. 2741 : Mdipicoc
£|i6pv^ TÖ ß'. Eine dp^iipeta tfj« ^Aoloc ^a«v tübv ^V'£{x6pN^ n. 3211. 3508. 3151.
4) C. /. &r. 5918: 2dlp(eic xotvov ^Aoia«. n. 3461: dpytepeuc Tf)< 'Aatocc
va&v Tnv iv Au((^ 2ap5(avAv. Ennap. p. 57 Bolss. : h hi (lullanus) dpyupioL
ivfihtiioL^ t6v äshpa (den Chryaanthius) xal r^v Yuvatxa rfjc Au(iac xoi uic'
^(voic iiciTpd^MK clvai T&v dl^wv TJ;v alpeotv, amc ^nt t6v Ilcpatx^ rniv^^rro
i:öXc(AOV.
5) Koiv^ 'Aoi«; iv nepY<£pL«f , C /. Gr. 1720. 2810. Vol. 11 p. 1112^. Vol.
Ul n. 5806. Ein dpyteoeüc 'Ma^ va6v xd^ iv IlepYdlatp 0. /. G^r. 3416.
3494. 3839.
6) Koiv^v 'AoUc iv Küöxy, C. /. Gr. 3674. 3675; ein dpxtcpci»« x^c *Aö(a«
vaou xoO iv KuC(%H) n. 3662. lieber den Tempel selbst s. meine Scbrlft Gyzicus
und »ein Gebiet S. 150 ff.
7) Koivi>v 'Aow; iv OiXa^eX^peCqt, C. /. Gr, 1068. 3428.
8) Koiv^ -^i nöXeov auf Münzen, Eckhel 2. 508, vgl. Boeokh C. /. Gr, 3461.
Ein diYyispe^c xf|C loivlac ib. n. 2880. C. /. (?r. 2878: x^« irp^c rf|c'Iov(ac
(inct9)Uv7jc xai {jiY)xpoic6X£aK icoXXwv xai fiSY^Xcov icöXtesv £v xc x<j> Uovxip xal
T§ Aiif6tmp xal icoXXoyou xfjc olxou^ivt)« MiXi}oUov nöXeoK ^ ßovX'^.
9} Eckhel 4, 282 ff.
— 188 —
A^oßou» Samos irpioTi) 'Icov^ac^ Tralles icpom) 'EXXaSoc^) heisst.
Da derselbe nicht identisch ist mit dem Titel fiY^TpoitoXic^), so
könnte man nach einer Aeusserung des Dio Ghrysostomus^) glau-
ben, er bezeidine die conventus; allein theiis haben nur drei
Städte den Titel, theiis widersprechen sowohl Dio Ghrysostomus
selbst als auch andere dieser Ansicht, indem sie den in Asien
geführten Streit irepl icpcoretov^j als einen eitlen und iücherlidien
darstellen^). Es ist unzweifelhaft, dass dieses RangverhdUaiss der
Städte, wonach es auch eine dritte und siebente Stadt gab®), sich
nur auf den Vortritt bei dem Pestaufzuge bezieht, mit welchem die
Spiele des xotvov 'Aola^ eröffnet wurden 7).
Frei« Von Wesentlicherer Bedeutung war das Privilegium der Prei-
heit (auTovo}i(a), weiches theiis wegen ihres Widerstandes gegen
Antiochus den Gr., theiis wegen ihrer im mithridatischen Kriege
bewiesenen Treue, theiis aus unbekannten Gründen viele der
1) Dieser Titel bezieht sich auf das xoivov tTJ^ '£XXd5o;, wozu auch Kibyra
gehörte (r. 7. Gr. 5852), d. h. auf den Bund der [lav^XXTjvec, der seit Hadrian
bestond und seinen Mittelpunkt in Athen hatte. S. Boeckh C. /. Gr. 2910. 3822.
2) Ein und dieselbe SUdt föhrt beide Titel. Auch in Bithynien heisst Mi-
comedia pi7^p(SicoXic xal Tzpdrvn Beiftuvlac? Nicaea dagegen itp«9Ti], aber nicht
fi.T2TpöiroXi(. bio Chrys. 11 p. 148 R.: atv hiko fj,ev rTJc fJLTrrpoiroXeaic i^t^iv ^vofta
i5«tp6Tov tJ, t6 H täv icpoiTclflov xoivöv TQ, t( xvzä TOüTo eXaTToüo8e ;
3) II p. 69 R. : Toi^apouv piftorov vofi.(Ca> ^pöc i^X^'^ TcöXeoo^ xb tAv Sixöov,
%a\ Tcovrec daroufiöExaatv bizkp o'^Sevöc oStod * pL^xeort ht a^roü tsU npffrratc nö-
Xeocv Iv piipei rap' Ito;.
4) Aristides I p. 771 Dind. : ^ipe ^ xaX tdc itöXcic licIX&o» xoc nepl to5
7cpfl9Tc(ou vuv dpLtXXnpL^voi^. In der Rede bezeichnet er als die streitenden Per>
gamum, Smyrna^und Ephesus, welche letztere Stadt er p. 775 nennt dptf^pitb
Tol'nQv, o<j Tdi^eu Philostratus V, 8. 8 In Opp. ed. Kayser p. 231, 24: ^ptCev ^
ZfA6p^a bnkp tdiv vawv xal t&v in' aurotc ^txaloiv. Der Streit wird vor dem
Kaiser Antoninus geführt. Kat didjXIkv i^ £pL6pva rä, i:fwzeXa vixo>oa. Vgl. He-
rodian. 3, 2 : dlp^aiov touto r:d%oi 'EKk-hnar^, ot fcp^ dXXi^Xouc orafftc^ovrcc dti,
xal Touc birepi^scv ^oxouvtac xa^atpeiv viXovte«, eTpu^aioocv t^v 'EXXdfia.
5) Die Stellen des Dio Chr. s. oben S. 186 Anm. 9. Auch Aristides prüft
die Ansprüche der Städte nur nach der Grosse und Schönheit derselben (I p. 791),
das Object des Streites sind nach ihm nur al itcovupilai (p. 790), al twv 6vo«
(jkfllTcov c6^T]pi(ai (p. 791), auch nach Dio Cass. 52, 37: iicovuulxi xivi« xevaC.
So nennen sich die Smyrnaeer auf Münzen irp<ikou< 'Ao(ac xiXXet xal [ur^i^u
6) Magnesia ist ißf^opLt) r^c 'Aa(ac. Eckhel 2, 527. Aspendns in Gilicien
Tpirnröav ixet. Philostratus v. ApoU. 1, 15.
7) Diese Ansicht von Mazzolenus und Eckhel 4, 288, welche sich stützt auf
Dio Chrys. II p. 148 R. : ei p.*^ Tt vüv toxeixe atiTOu« 6irip t9)c Trpoicopiicelac
xoX&c dfoviCeo&ai, xa^dhi^p iv pi.u9TT]p((|> ttvl icaiCovroi^ birip dXXoxpCoi» TTpaYIAOTo«,
wird bestätigt durch die von ihnen nicht benutzte, Verordnung des Valentinian
und Valens in den Acten des Concils yon Ghaicedon (451) bei Haenel Corpus
UgtMi anteitut. p. 220 : xal ci« rö i^c olM^ (den Bithyniarches) orit^ovrec i^ t{
OucTip^ ir6Xet npoUvat i9eon(oapLev * 6tapieviT«i toI'^uv c(c t6 5iT]Nexic "h suv^^t«
aöTw, xal -^ 7t6Xic öfi&v (NicaeaJ jiTjrpöitoXtc Cotoo, tJJ; ouyt)(^e(a; Tfj; im t^
tcpooS<p Tou Btduvtdpxou (iapLevo6oY]c.
— 189 —
asiatischen Stödie erhallen hatten^), unter welchen Alabanda^),
Aphrodisias ^j , Apollonis ^) , Astypalaea ^) , Cannes ^) , Chics ^j ,
Cnidus^), Cos»), Cyzicus*®), Ilium^^), Magnesia am Sipylus*^),
Mytilene^^), Mylasa^^), Phocaeai^), Samosi<^)j Stratoniceai?), Ter-
mera ^^) und Teos ^»] bekannt sind. Indessen ist weder dies Yer-
zeichniss vollständig, noch lässt sich ein solches überhaupt auf-
stellen , da die Freiheit diesen Städten unter unerheblichen
Vorwänden wieder theilweise entzogen wurde. Römische Colonien ^loBien.
gab es in Asien nur wenige, nämlich Alexandria Troas^^) und
Parium^^). sAuch Tralles war nach seiner Zerstörung durch ein
Erdbeben unter Augustus grossentheils von ROmem colonisirt
1) Dio Ctss. 37, 20 (von Pompeias): rd xe TrXeCei Idvrj xöv ht Tig 'Aafa
TiQ -^TreCptp -zixB a^xoTc d^myt vÖ|aou xe i&(oic xal noXixetatc xaxeoxifjoaxo tuja
Strxöafxtjoev, &9xe xal fieOpo a6To6c xoi; b'r' lxc(vou vofAiofteTöt ^pfjaftai. losepb.
ArU. 16, 2, 4 liest den Nicolans DamascennB von ganz lonien sagen : ei y^P ^^Xo^i-
aaivxo xi?iv irdXai ßaaiXelav xal zir^ vöv dpxh'^^ icoXXöiv ivxcov, 5ca irpii eiSat-
Sovwv aÄxoTc iitiitoxs^, Ixi xaxa Ttdivxcöv dlpxet xö p,tpt£xi $o6Xouc dXXd dXeu-
2J Plin. A^ Ä 5 S 109. Llv. 43, 6. £ckhel 2, 571.
3) Plin. N. H. b % 109. Die Stadt erhielt dorch Antonios in den Jahren
39—35 iXeu^ptav xal dxiXewv, C. I. Ot. n. 2737. 2845.
4) Cic. pr. FUxeeo 29, 71, vgl. % 74.
5) Plin. N.H.i% 71.
6) Plin. iV. Ä. 5 8 104.
7) PUn. A'. H. bl 136. C. /. Ör. 2222.
8) Plin. iV. Ä 5 S 104.
9) Seit Claudius hnmunii, Tac. Arm. 12, 61.
id) Strabo 12 p. 576. Es verlor die Freiheit Im J. 20 v. Chr. (Dio Cass.
54, 7. Zonaras 10, 34), erhielt sie wieder 15 v. Chr. Dio Cass. 54^ 23, verlor
sie aufs Neue 24 n. Chr. Dio Cass. 57, 24. Snet. Tib. 37. Tac. Arm. 4, 36.
11) Strabo 13 p. 595. Snet. Claud. 25. Tac. Arm. 12, 58. Callistratns Dig.
27, 1, 17 % 1. C. i. Qr. 3610.
12) Appian. Mithr. 61. Strabo 13 p. 621. Tac. Arm. 3, 62. Liv. ep. 81.
C, I. Qr. Vol. n p. 581».
13) Plin. JV. IT. 5 S 139. Vellei. 2, 18. Plut. Pomp. 42, vgl. Dio Chrys. n
p. 621. 622 R.
14) Plin. N. B.b % 108. C. 1. Or, 2695b.
15) Dio Cass. 41, 25. Lncan. Phart. 5, 53.
16) Plin. N. H.b % 135. Dio Cass. 54, 9.
17) Plin. iV. H. ö S 109.
18) PUn. N. H.b % 107.
19) "AoüXoc xal dflpopoX^TTjxoc, C. 1. Gr. 3045.
20) Angelegt von Augustus. PUn. N, H. b % 124. Paulus Dig. 50, 15, 8
und mehr bei Zumpt Conrni. epigr. I, 378. Ein decurio eoloräae und ein duumvir
Waddington n. 1734. 1740^. C. I. L. III n. 392.
21) PUn. iV. /I. 4 S 48; 5 $ 141. OrelU n. 512. Zumpt a. a. 0. Cokmia ,
I%üia Paricma in der Inschf. Waddington n. 1731, eoltmia n. 1746. 1747.
— 190 —
worden^) und nahm seit dieser Zell den Namen Caesarea oder
Caesarea Tralles an^.
uioewtui- Am Ende des drillen Jahrhunderts wurde, wahrscheinlich
luBff. von Dioclelian, die Provinz Asien in sieben kleine Provinzen zer-
legt, die im Jahre 297 bereits bestanden^) und sich in den fol-
genden Jahrhunderten erhielten. Es sind dies 4. Asia procon--
stitariSj damals ein schmaler Ktlslenstrich von Assus bis zum
Maeander mit der Ust. Ephesus^), 2. Helkipontus mit der Hst.
Gyzicus unter einem constüaris^), 3. Lydia mit der Hsl. Sardes
unter einem consularis^)^ 4. Phrygia prima oder Phrygia Paca-
tiana mit der Hst. Laodicea, der westliche Theii Phrygiens bis
herauf nach Ancyra Phrygiae und Aezani, unter einem praetes'^)^
5. Phrygia tecunda oder salutariSj der nordöstliche Theil Phry-
giens mit der Hst. Eukarpia und den Städten Dorylaeum, Syn-
nada und Metropolis^) — der dritte Conventus Phrygiens, Apamea,
gehorte in dieser Zeit zu Pisidien — , 6. Carta mit der Hst. Aphro-
jnsuiarwn disias^), 7. Ifisularum provhicta^^)j iirapj((a vr|aa)v^*) oder v-^ocov
xoxXaScov ^2), welche 53 Inseln umfasste ^'j, und zu der nach Hiero-
1) Agathias Hist. 2, 17 nennt die SUdt dnoixla. Dann sagt er: vOv ouv
o\ ^xcIn^ doTol rieXao^ol p.iv oitrjhi 5iv Sixaloic xXvi&eTev, 'F«»|xaIo( tk (xaXXov.
Die ^v TpdXXeai xaTotxoOvrec 'PospiaToi werden erwähnt C. /. Or. 2927. Sie
haben einen eigenen curator, C. J. Gr. 2930.
2) Eckhel 3, 125. C. /. Or. 2929. Waddington zu n. 600».
3) Mommsen Verz. d. R. Provinzen von 297. Abh. d. Berl. Acad. 1862
S. 506. Waddington FasUs I p. 25.
4) V) tcepi 'Ecpcoov 'AoCa, Eunap. I p. 32 Boiss. Derselbe I p. 60 : dv^uirorrov
a6töv im9vf\9ai xffi vw {6(mc 'AoCac xaXoufjiivY)«. A&ri] hk dizh nepYÖtfAou rh
dXtrev^C iit^Youoa iip6c rj)v (mcpMifJulynv ijTcetpov df/pi Kapbc dnoripLvrrai, %a\
It TpituXoc auT^c iripiYpdl^ei tö np^ Auo(av. Hierocles p. 658 ff. lieber den Um-
fang dieser nnd der übrigen asiatischen Provinzen s. fiingham Orig. eeeUa. Hl
p. 481 ff.
5] Hierocles p. 661.
6) Hierocles p. 669.
T) Phrygia prima helsst die Provinz im veroneser Verceichnisa bei SilviuSi
Paeatiana in der Notiiia Dign, nnd bei Hierocles p. 664 f.
8) Fhrygia secunda im veroneser Verzeichniss , sfrater immer HdutarU. In
der Noiitia hat sie einen praens (iVoi« D. Or. I p. 7), bei Hierocles p. 676 einen
j consulariB.
9) Unter Diodetian hat Carla einen praettSj C. J, L, HI n. 449. So auch
einen V)yc(ji(6v anter Constontius H, C. /. Qr. 2744. 2745. Noch in der Notüia
ist die Provinz präsidialisch , bei Hierocles p. 687 consularisch. Ueber die Me-
! tropolis Aphrodisias s. Boe<;kh zn C. /. Qr. 2712. 2746.
I 10) Ueber diese vgl. Knhn II S. 202. 277. Merckens a. a. O. p. 11 ff.
llj Hierocles p. 685. 686.
12) 'CiTt(pav(ou fxOeou bei Constant. Porphyr, dt caerim. I p. 793, 3; 797,
12 Bonn. '
13) Des^ripUo totiu» orbia ed. Gothofir. 1628 p. 43, anch in Mttller Geogr.
— 191 —
des namentlich die Städte. Rhodus, Cos, Samos, Chios^ Mytilene,
Methymna., Tenedos, Poroselene, Andros, Tenos, Naxos, Faros,
Siphnos, Melos, los, Thera, Amorgos, Astypalaea gerechnet wur-
den 1) . Wenn Sextus Rufus die Einrichtung dieser Provinz, deren
Metropolis Rhodus war 2), den) Yespasian zuschreibt 3), so ist dies
in sofern richtig, als Rhodus den unsicheren Besitz seiner Frei-
heit, welche ihm von Claudius genommen, aber auf Neros Ver-
wendung wiedergegeben war^), unter Yespasian eingebUsst zu
haben scheint^). Es wird aber, wie die übrigen Inseln, der
Provinz Asien einverleibt worden sein ; denn einer eigenen pro-
vincia imuhrum geschieht zuerst unter Diocletian*) und später
öfters Erwähnung ^j .
XXIX. Bitbynia und Fontua^).
Das eigentliche Bithynien, d. h. das Küstenland vom Rhyn- Bithynien
dacus bis zur Mündung des Sangarius^) kam nach dem Aus-
sterben der bithynischen Könige^®] durch das Testament des letz-
min. II p. 528 B. : inde quae 8ic vocantur Cyclada» insulas numtro qtänquagirUa
tteiy quae omnes sutan iudicem habent,
1) Hierocles p. 686 nennt ausserdem n^TeXoc, welcher Name cormmpirt ist.
21 Wesseling ad Hierocl. p. 481 Bonn. Constantinus Porph. a. a. 0.
3) Sex. Rufus br. 10'. et sub Veapcuiano principe Insularum provineia
facta est.
4) Dio Cass. 60, 24. Tac. Ann. 12, 58. Auf das Verdienst des Nero um die
Insel bezieht man das Epigramm Anthol. Pal. II, 60. S. Jacobs ad Anih. Qt. II,
2 p. 51, Tgl. Suet. Net. 1. lieber das fk^ühere Yerhältniss zwischen Rhodus und
Rom 8. Schneidcrwirth Gesch. der Insel Rhodus, Heiligenstadt 1868. 8 S. 123 ff.
5) Suet. Vesp. 8 : Lyeiamy Rhodunif Byzantium, Samum — in provinciarum
formam rtdegit^ was wiederholt wird von Eutrop. 7, 19. Euseb. chron. p. 163 Seal.
In dem 'Po^toxöc des Dio Chrysostomns , der am Anfang der Regierung des
Yespasian gehalten zu sein scheint, wird die Insel als frei geschildert. Vol. II
p. 621. 625 R.
6) Ein praeset prov. insul. unter Diodetian in einer Inschr. v. Mytilene
Orelli 1059, besser C. /. L. TU n. 450. Derselbe scheint erwähnt zu werden in
der Inschr.' von Cos, C. /. L. III n. 460. Eine Verordnung an den praeaea inm-
lantm aus dem Jahre 293 s*. Cod. lust. 3, 22, 5.
7) S. Oothofr. ad Cod. Theod. 13, 5, 32. Boecking ad N. D. Or. p. 145.
8j Ueber diese Provinz handeln A. Gu. 0. Schoenemann De Bitkynia et Ponto
provineia Bomana, Goettingae 1855. 4. F. W. A. Faber Quaestionwn Propontia-
earum paH. prior ^ Herfordae 1858. 4. Neue Inschriften von Bithynien s. bei
Mordtmann in Sitzungsber. der bayer. Acad. 1863 I S. 205 — ^241.
9) Strabo 12 p. 543. Heradea gehörte nebst dem Küstenlande Paphlago«^
niens seit Mithridates Eupator zum Königreiche Pontus und so blieb es auch
unter den Römern. Strabo 12 p. 541 : xaraXu^^wv hi tfiiv ßaotXIory d^6Xa^v
oi 'Pa>}iQitot To^c a^ToOc 6pou<, &9r6 t^v 'HpdlxXetav tipoexeto0ai Tcp Ilöyrtj), td
S* izmt>KL BtiK)votc icpooxo>p6lv.
lOJ S. über diese CUoton Fhtti HeU, HI p. 410-'420.
— 192 —
ten derselben, Nicomedes III, im J. 680 = 74 v. Chr. an die
PoBtiis65. Riemer ^]. Za diesem wurde im J. 65 ^J, noch vor dem Tode
des Mithridates^) der westliche Theil des ponUschen Reiches,
d. h. der Küstenstrich Paphlagoniens von Heraclea bis zum Halys^}
hinzugeftigt, welchen Pompeius in 44 Stadtgebiete theilte^). Die
Ostgrenze der Provinz hat sich indessen im Laufe der Zeit mehr-
fach geändert. Namentlich scheint die Stadt Amisus, östlich vom
Halysy schon im Jahr 73 zu Bithynien gehört zu haben <^), viel-
leicht nur als ein militärisch wichtiger Punct , gleich darauf aber
im dritten mithridatischen Kriege wieder verloren zu sein. Denn
1) Appian. B, C. 1, 111: toO V ^ici6vToc Itouc (SdOesTi), Sxtt^c Ü^lo^iri'
xooT?)« xa\ ixaTOOT?); 6Xuuirid5oc oGot^c , (6o (x^ i% hia^rpL&s I8vt] 'Po)(Mi(otc
ff poce^CY^rro , Btduv(a re NtxofJiif)$ouc diro)air^vToc xax KupV]vr] ÜToXe^iatou tou
Aa^l^ou ßaatXIoK» 8; MxX'tjoin f^v Ämmv. Appian. B. MUhr, 7.71. Liv. ep. 93:
Nicom€de$ Sithyniiu rex populum Bomanum feeii heredem, regnumque ehu in
provindae formam redcuAum est, Vellei. 2, 4, 1. Eutrop. 6, 6 : L. LiekUo Lueullo
et M. Aurelio Cotta com. (74 v. Chr.) mofiuu» est Nicomedes rex Bilhyniae et
testamento pojndum Bomanum fecit heredem. S. Rufus hrev. 11. Aman bei
Photius Cod. 93 Vol. I p. 73 Bekk. Wenn MommBen R. G. III«, 51 , Henzen
n. 5354, Zumpt. Oomm. ep. II, 191 gegen die Zengnisse des Appian nnd Eutrop
die Provinz im J. 7Ö entstehen lassen, so folgen sie hierin der Ansicht Ton
Borghesi Oeuvres 3, 173, welche, wie Waddington in Le Bas et Waddington
Voyage ofcMologique. ExplieaUon des inacriptions Vol. III p. 121 ff. nachweist,
aaf einem Irrthume bernht. Nicomedes III starb erst im Anfang 74; eine Te-
tradrachme desselben, geschlagen in Nicomedia (Mionnet SuppUm. V p. 274), hat
die Jahrzahl 223, d. h. da die bithynische Aera mit 297 v. Chr. beginnt, 74,
während eine grosse Anzahl Münzen von Nicaea, Nicomedia, Prasa ad Olympnm
und Bithynium mit der Jahrzahl 224 (73) von dem propraetor Bithyniens, G. Pa-
pirius Garbo, geschlagen sind. Vom Mai 75 bis zum Mai 74 war propraetor Asiat
nicht Silanus, der vielmehr Mai 76 bis Mai 75 zu setzen ist (Plin. N. U. 2
S 100; 35 S^^l)* sondern luncus (so ist zu lesen Plnt. Caes. 2. Yell. II,
42. Gellius 5, 13, 6. S. Nipperdey Philologus VI, 377), welchen Gasar damals,
als er die Piraten, die ihn gefangen hatten, kreuzigen lassen wollte (Suet. lul. 4),
in Bithynien bei der Organisation der neuen Provinz beschäftigt fand (Vell.
2, 42). Das eognomen luncus kommt vor in der gens Aemilia und Claudia
(Borghesi .Otfuvr. 3, 63 ff. Waddington a. a. 0. p. 123) und In der athenischen
Inschr. Ephan. Arehaeol. n. 363 : TptttoXtTwv r^c Ooivixi^c — ol Äp^ovrec xax if)
ßouXiP) xai 6 hf^iioi A((ii(Xtov 'Iouyxöv TrpeopeuTiPjv SeßaoroO xai dvTtorpdnQ'yov töv
lauxfuv itoXsln^v x. t. X.
2) Plutarch. Pomp. 38. Llv. ep. 102: Cn. Pompeius in provindae formam
Pontum redegit. Phamaees ßius Mithridatis bellum patri inttdit. Vgl. Dmmann
IV, 450 A. 93.
3) Er sUrb erst 63. Appian. Miikr. 112. Dio Gass. 37, 12.
4) Diesen giebt Strabo 12 p. 544 als Ostgrenze an : xa\ p^^XP' Seupo toU
'pQ>(ia(oic if) icovTiX'f) iiia^y(ia d^dbptoxat.
5) Strabo 12 p. 541 : xal 8^ Ilofiir^'Coc xaTaX6oac ixeivov h to6toic toT«
8poic oÖoav r?jv x<^pav xaÖTTjv icapiXaße • tä \xh «pö; 'Appieviocv xai tä irepi t^n
KoX^C^a ToU ouva^ovioapiivoi^ ^uveccraic xotTevcifte, Toi 6s Xocird^ eic fvoexa iroXi'
Tcia^ StelXe xoX t{[ Btduvia npoo^^xev, &m i^ dfjL^oiv dirapyCav f^v^o^ai piiav.
6) Auf ihren Münzen kommt bereits G. Papirius Garbo vor (Eekhel D. N,
2, 347. Mlonnet 2 p. 344), welcher 73 propraetor Bitht/niae war.
— 193 —
im Winter 73— 7S belagerte^) und im folgenden Jahne eroberte
sie Lucullus^); ob sie 65 zur Provinz gezogen wurde, ist unbe-
kannt; im J. 47 wurde sie von Phamaces erobert^), dann von
Cäsar frei gemacht^); später wieder von Tyrannen regiert^) und
erst im J. 33 v. Chr. durch Antonius mit Bithynien vereinigt *),
dessen östlichste Stadt sie seitdem ist. Unter Traian lassen sich
von den 14 Städten der pontischen Landschaft wenigstens 6 mit
Sicherheit nachweisen: Heradea, Tium'), Amastris^), Abonotei«-
chos'), (lonopoHs) i<i) , Sinope^^) und Amisus^^), aber sdion unter
Antoninus Pius war die Grenze wieder anders regulirt, so dass
Bithynia Pontus nur noch bis Amastris und den dazu gehörigen
Komen^') Cromna und Cytorus ging ^^), Abonoteichos, Sinope und
Amisus dagegen zu Galatien gehörte ^^) .
Die Provinz hat von Anfang an einen propraetor^^)^ seit 27 v«nr»iuiif .
V. Chr. einto prätorischen procansiU ^'') , und ftthrt seit 65 v. Chr.
den Namen Bithynia et Pontus ^®] oder Bithynia Pontus ^^) . Bei der
Theilung der Provinzen im J. 87 v. Chr. blieb sie Senatsprovinz ^^)
1) Appian. Mükr. 78. Plutarob. Lue. 14. 15. 33.
2) AppUn. Miihr, 82. 83. Plut. Lw. 19. Memnon bei Photins p. 235* Bekk.
3) Dio CasB. 42, 45. 46.
4) Dio Gass. 42, 48.
5) Strabo 12 p. 547.
6) Strabo a. a. 0. sagt zwar : cIt' ^Xsu^eptb^ ircCXtv ustä td 'Axxtaxd &ici
KaiooDoc ToD SeßaoTou, aber die Aera der Stadt von 721 «33 (BrJihel D. i^.
2, 344) beweist, dass dies schon vor der Schlacht geschah.
7) Plln. €p. ad Tr. 75 (79).
8) Fun. ap. ad 2V. 98 (99). 99 (100).
9) Ptol^. 5, 4 $ 2. Mlonnet Bufpl, 4 p. 550.
10) Ueber die Entstehung dieses Namens berichtet Lnclan P»€%Adoma!fU. 58.
11) Plin. ep. ad Tr, 90 (91). 91 (92).
12) Plin. a. a. O. 92(93). 93(94). 110(111).
13) Kuhn n, 261.
14) Ptolem. 5, 1 S 7.
15) Ptolem. 5, 4 S 2. 3.
16) Appian. Mitkr. 121: II^ou hk %al Bi(bv(ac itifjLitcta( Ttc dn6 Tf)c ßouX^c
orpatTjY^C Ixifjoioc So helsst i. B. P. Silios Nerva, Statthalter 51 ▼. Chr. in den
Ueberschiiften der Briefe Gic. ad fam. 13, 61. 62. 63. 64. 65 pwpraetor.
17) Dio Cass. 53, 13. Daher bei Tac. Ann, 1, 74: €fran(um Mar^xÜnm,
fraetorem BUhyniae nnd 16, 18: proconsiii BOkynkte, Auf den Münzen von Bi-
thynien erscheinen die Propr&toren der Republik ohne Titel mit blossem Namen
(ächoemann p. 4 n. 2 irrt), von 27 v. Chr. an mit dem Tlt^ dv86icaToc.
18) OreUi n. 77 u. 5.
19) C. /. Qt. 1720 n. ö,
20) Dio Cass. 53, 12.
R&m. Alterth. IV. 13
~ 194 —
und ihr proemmd^) sowie deflsea Legat^ und Quaestor*) wird
Öfters erwähnt. Die Verwallung scheiDt indess in Folge des
jabrlif^B Wedisels der Preoonsaln inoHiseqnent«) und mangdr-
haA gewesen zu sein ; dena sie DMidite wiederholentlidi das Ein-
greüen des Kaisers nötbig. Zuerst besuchte Augustus im J. SO
V. Chr. BithyBaea und traf verschiedene Anordnungen^); sodann
piiiiiM in sendete Traian den jüngeren Plimus als kaiserlidien ausserordenl-
^* ^' lidien Gommissar mit dem Titel kgolm pro praeiore prot^mctoe
Penii et BUhyniae consulari poteskUe in die Provinz <^), wo der-
selbe wahrseheinlich vom 47. Sqpterober 444 bis Ende Januar
443 verweilte 7), und nach ihm findet sich unter Traian, wir
1) Ein VerzeiohniM der Proconsnln wird Waddington geben; vorlin^ s. Jfickliel
V, N. 2, 400—403. Schoemann p. 10 ff.
7) C. L Gr. n. 3Ö48 wird C. Antins A. lalias Quadratus Cot, miff. 93,
eo». ord. lOÖ n. Chr. iipcaßeuT^c xal dvttorpdTV^^oc [ndvTOu] xal BiUbvlac ge-
nannt, d. h. UgaiuM pro praetore; n. 3632 heiäst er irpeapeuTi^c Dövrou xal Bt8uv(a€,
n. 4238* itpcaße'iTi^c dvTiarp^bT^YOc Ilövrou xal BcivKivCac In der ArTaleninschrift
Marlnl Atü n. LYIU ist iiiUiM MarinuM le^uM pro pr, provineiae PonU et Bf-
thyniae proeormdatu patris nä, bei Grat. 471, 1. 2 P. Stathu PauUus leg. pro
pr. PonU et Bithyniae; ygl. das Fragment einer Inschr. Marini iser. Alb, p. 53:
leg, provine, Ponii et Bith^fniae. Auch bei PUn. ^. ad Tr. 31 (40): imtu.pro-
eoneulum legatorumve ist der legtxttu des Proconsnl zu verstehn.
3) Aas der Zeit der Republik sind bekannt die Quästoren P. Oppios im
J. 74, Dio 36, 23, nnd Crassipes im J. 51, Cic. ad fam, 13, 9; ans der Kai-
seneit.: Caepio Crispinus 14 n. Chr., Tac. Arm. 1, 74; M. Opsius Navius Annia-
nus, C. i. Qr, n. 5793; Inlios Bassns, Plin. ep. 4, 9, 6; S. Tadius, OrelU 3658;
0. Dilütts Yocala, Henzen 5426; S. Qninctillus Yalerius Maximns, Henzen 5970;
L. Bnrbiilttius, Henzen 6484.
41 Plin. ep. ad Tr. 31 (40). 32 (41). 56 (64). 57 (65).
5^ Dio Cass. 54, 7 : xal U Tifjv AoCav — xofAto^lc rdvra Ti xt iiux xal tä iv
T^ Btouv(qi ^^a(6v. Plinias erw&hnt zwei seiner Sdiete, das eine über das In
den Stidten zur Fahrung eines Amtes nöthige Alter («p. ad 2V. 79. 80), das
andre Über Intestaterbschaften, ep. ad Tr. 84.
6) In der oft edirten Inschrift auf Plinias, Orelli 1172 » Henzen p. 124
heisst es nach der neuesten Restitution derselben von Mommsen im Hermes 3,
112: C. Plinhu, L. f. Ouf. CaeeUitu [SeeunduSj cos.] Augur^ I^tgaU propr. pro-
vincUu A)fi[ti et BUhyräae\, consulari potesta[te] fn eam provineiam e[z s. e. ah]
imp, Caeear. Nervo Traiano Aug. Oermcm{ieo Dacieo missttf] u. s. w. nnd Traian
schreibt an Plinias ep. 32 (41) : rMmmeriimua ideireo U in istam provineiam mts-
sum, quoniam mkiUa inea emendanda apparuerusU, ep, 117(118): ego ideo pru-
deffOiam tuam elegi, ut fomumdie iaUue provineiae moribme ip$e moderarerie et ea
eorutUueree , fuae ad perpetuam eiu» provineiae quietem eieenl profkOura. ep, 18
(29) : provineiaUa^ credo, protpectum sibi a me inteUigent. ruun et tu dabis operam,
fit manifettum ät tUis, eieetcim te esse, qui ad eoa mei loco nuttererie.
7) Des Plinios Verwaltang dauerte, wie man aus seinen Briefen sieht, etwa
18 Monate. Er kam in der Provinz an am 17. September (ep. ad Tr, 17» (28),
feierte am 3. Januar des folgenden Jahres die vota f&r den Kaiser (a>, ad Tr.
35 (44) , beging dieselbe Feier nochmals im nächstfolgenden Jahre [ep, ad TV.
100 (lOr) und auch die Feier des Regierungsantrittes Traians den 27. Januar,
* zweimal (ep. ad Tr, 52 (60), 102 (103). Die Bestimmung der Jahre Indess Ist
eine vielbehandelte Streitfrtge. Tülemont (II, 295, 913), Massen v, PUnü p. 129
— 1&5 —
wissen nieht, ob als sein nnmiUelbafer NacMolgef, ä^h ein
legattis pro praetore divi Traiani provinciae Panti el Bitkymae m
der Person des C. lulius Cornulus Tertottus^). Endlich über-
trug Hadrian, nachdem', wie es scheint, die Provinc inzwischen
dem Senat zurttckgegeben war, nechmah die Reerganisatium der-
selben dem Ti. IqKus Severus, welcher nicht, wie früher aus
dem ungeschickt gemaditen Excerpt des Dio Gassius geschlossen
wurdet, identisch ist mit dem berühmten General des Hadrian,
Sex. lulius Severus^), sondern, wie wh* aus zwei Inschriften
von Ancyra erfahren^), zuerst die leg. IV Scythica in Syrien
— 165, Marliii AtU II, 757 , Clinton FatU Som, Betzeo die Legatfon des Plinlng
Ton September 103 bis Jsnuar 105, Norisins Cenot. Pi$. di$8. II c. 11 Vol. UI
p. 329 ins Jahr HO, Mazochi CdUnd. Nap. H, 376 zwischen 107—111; Borghesi,
der diese Frage mehrfach behandelt hat (^Oeuvres 2, 213; 4, 118; BuU. 1846,^
173), entscheidet sich zuletzt Oeuvres 8, 324 ff. für die Jahre 109. HO. Zu-
letzt hat Mommsen Hermes 3, 55 für die Entscheidung der Frage einen neuen
Anhalt dadurch gewonnen, dass Galpumius Macer, welcher gleichzeitig mit Pli-
nius eine Bithynlen benachbarte Provinz verwaltete (ep. ad 2V. 42 (51), 61 (69),
62 (70), 77 (81) sich durch die Inschrift C. /. L. UI, 777 als legatm Aug. pr.
pt. Moesiae tnferiorit in dem Jahr 112 — 113 nachweisen l&sst
1) Orelll 3659 s3 Mommsen Hermes -3, 114. Dass derselbe nach Plinius
Bithynien verwaltet hat, ist nicht zu bezweifeln. Borghesi Oeuvr. 4, 117.
21 Dio Gass. 69, 13 : iirel l'f^n loo^ata Tcaoa Ix€x(v»]to (132 n. Chr.)
T^Te v?j x6rzt ToCic xpaTloTOu; rSr* orpaTv^Yoiv h 'ASptav6( iit' auro^c fitSfA^ev,
wv icp&TOc ^Io6Xto« Seou-^poc ^^px^i ^^^ BpcTavtac ri^ ^PX^ ^^^ "^^^^ 'Iou(a(ouc
OToXsU- c. 14: T^ tk Ssou'fjpov i; ßt^jviov fiteu.^'ev, öicXoiv (xiv o6Siv, dtp^ovroc
hk xal imvzdxw rm 5ixa(ou xal ^ pov(|jkOU xal oJiim\m £yovco< $cop.£vT)v ' ä icd^vra
Iv lxslv<p "^v. Kai & (Jtiv liii^a-rt xa\ S(({rxT]oe xal xd iSia xal Td xotvd a^x&v
xXifjptp -i] üafiif uX(a dvrl xffi Btiuvtac il6m. Dass der c. 14 erw&hnte Verwalter
Bithynlens nicht identisch ist mit dem c. io genaonten General, lehrt nicht nur
die verschiedene Charakteristik beider Personen, sondern auch der Umstand, dass
ein gewesener Legat von Syrien nicht hinterher Bithynien als Provinz erhalten
konnte, und hat dies bereits Zumpt Comm. epigr. 11 p. 10—17 gegen Borghesi
Oeuvr. 4, 165 ff. zur Evidenz gebracht. Neuerdings handelt über die beiden Se-
vere W. H. Waddington Mimoire mr la Chronologie de la vie du rhiteur Aeliu»
AriiUde, Paris 1867. 4 (Aus den Mim. de Vacad, XXYI, 1). Vgl. denselben in
Borghesi Oeuvr. 5, 413 not. 1.
*S) Aus der von Mommsen gefundenen dalmatinischen Inschr. CLL. TU
n. 2830, welche den ganzen eurnu honorum dieses Generals enth<, geht her-
vor, dass derselbe nach seinem Gonsulat (127 n. Chr. Borghesi Oeuvr, 5, 69.
509.. Digest. 40, 5, 28, 4) legatus pr. pr, provineiae Moesiae inferiorU, leg^ pr.
pr. provineiae Brüianniae, leg. pr. pr. provineiae ludeae^ leg. pr. pr. provineiae
Syriae war, während Bithynien in der Inschrift nicht erw&hnt wird.
4) In den beiden Inschriften von Ancyra (C. LOr. n. 4033. 4034) heisst es
gleichlautend : Tu Seo'j^pov icpeoßeöoavra tt *AoCf iE ^totoXiJc xal xos^i--
xUXoBv dco& ^A^tovou, 'hf€\u6nai Xaji&ryoc ( 2xu4^ixii« xal ^ODt!4|OocvTa tok ht
2t>p(^ icp^Y^Mtra, -jjvixa lloußXlxtoc MöLpxsXXo« 5id_'Hiv x(yi)«tv tJjv lou^'ixV}v
ucraßc^^t dic^ 2up(ac, dv#6icaTov 'Ayatac, itp^ c ^^I^jc iiC|A^p§ivTa sU Bct-
«uviov (top^vrffV x«d XoTtvrVjv bic6 0eetr'A5piavou, lirap^ov alpap(ot> toü Kp^voo,
5icaT0V. Er war also 1) ausserordentlicher kaiserlicher Legat von Aehaia, 2) leg.
13*
— 196 —
etwa 438 commandirte, dann proc^msul Achaiae war, und in dan
Jahren 435 — 437 mit dem Range eines legatm Attgustiy aber mit
dem Titel &topdcoT:Qc xal XofiotiQ^, d. h. corrector et curalarj die
Angelegenheiten Bithyniens ordnete. Seit dieser Zeit blieb Bithy-
nien kaiserlich und wurde dafür Pamphylien dem Senate über^
lassen ^) ; indessen scheint auch diese Anordnung nicht ohne
Unterbrechung bestanden zu haben, da neben den kaiserlichen
Legaten der folgenden Zeit^] noch einmal unter Garacalla mehrere
proconsuks provmoiae Ponli et Bitkyniae. genannt werden^).
fifilitär stand in Bithynien nur in sehr geringer Anzahl, so
dass die Gefängnisse von servi piAlici bewacht werden mussten *) .
Doch hatte Plinius mehrere Gehörten zu seiner Disposition^), deren
Hauptstation Nicomedia war*), und fttr welche wohl auch die Ge-
treideeinkfiufe gemacht wurden, die Plinius einmal erwähnt^).
*
Ug. IV Scyth. und als solcher Vertreter des abwesenden Statthalters In Syrien
izwi^en 132 — 135), 3] proconaul Achaiae, 4) np^c iclvxe ^diß&ouc Tcefi^^eU ek
)i^v(av. Denn dass diese Worte zu verbinden sind, was Franz nicht erkannte,
geht hervor aus der von Mommsen BaU. 1B52 p. 172, Berichte der sächs. Oe-
seUsch. der Wiss. 1852 Phiiol. Uist. Glasse S. 127, aus Dio Cass. 53, 13 entwickel-
ten Regel, dass die Ugati Augusti fünf, die priitorischen Proconsuln sechs, die
Proconsnln von Asia und Africa zwölf Lictoren haben , und ist bereits von
Borghesi Oeuvr, 5, 411 und Waddington p. 20 anerkannt worden. Letzterer
setzt die Legation des Severus in die Jahre 134 — 136 oder 135 — 137. Das
Jahr 137 nahm schon Zampt Comm. ep. II p. 14 an.
i) Dio Cass. 69, 14.
2) Unter Gommodus war [Didku 8ev]eru8 lulianiua Ug. Aug, [pr . pr. P]onU
et Bitkyniae, Reinesius GL VI n. 42. Vgl. Spartian. v, Didü IuUa$ü 2; unter
Septimlus Severus L. Fabha CUo leg. Aug. pr. pr. provinc. Pann(pmae') et Moe-
siae sup.y Bithyn(iae) et PonÜy Grut. 407, 1. 2s=Marini Ucr. Alb, p. 50. 51 und
M. Claudiua Demetrius ^ 6 Xau.irp6TaToc ^TiaTixö« irpeoßeuti^c xal divTiOTparv^YOC
T«v Seßairrav, C. 1. Qr. 3771. 3773. L. Albinhu Satuminus — Ug. Aug. pr.
pr. Ponti et Bitk. fMurat. p. 365, 1) ist nach Muratori's Vermuthuug identisch
mit dem Gonsul 2o4; endlich war im J. 269 In Bithynien VeUeiu$ Macrinua,
6 XafiTTpöraToc uTcatixöc irpeoß. xai dlvTiorpdTrjYO« toü Seßaorou, C. /. Or. 3747.
3748.
3) So L. CoeUus Festus Orelll 77 a Borghesi Oewor. 4, 129 und daselbst
Reniers Note. In dieselbe Zeit Ist eine zweite Inschrift zu setzen, in welcher
ein proconaul Ponti et BithyrUae ohne Namen vorkommt. Perrot De Oalatia pr. Born.
p. 134 = Texier Deseript. de l'Aiu mineure I p. 189. Endlich gehört ebendahin
M. Clodius Puppienus Maximus , der 238 Kaiser wurde und vor dieser Zeit pro-
conauUitum Bithyrüae egit. CGapitoiln. Aiax. et Balb. 5.) ■
4) Plin. ad Tr. 20 (21).
5) PUn. ad Tr. 21 (32), vgl. 52 (60). 106, wo ein P. Aecius Aquila, eenturio
eohorUs VI equeatris genannt wird. Auch erw&hnt Plin. ep. 29. 30 einen Offtcier
(etwa einen trib. mit.') Sempronnu Caelianua, welcher Truppen aushebt, und der
praefectua orae PofUieaey OaoHi» Ba»$u8 (^ep. 21. 22. 86) wird ebenfalls als ein
Militär zu betrachten sein.
6) Plin. ad Tr. 74 (16).
7) PUn. ad Tr. 27. 28. Der in einer Inschr. von Cius ( Waddingtoir III
u. 1159) vorkommende OeniaUa, Coieaairia Aug. aervos vema diapma^ator ad) fru'
— 197 —
Bedeutend war dagegen das Pdrsonal von Finanzbeamien. Schon
in der Zeit der Republik gab es eine socielas Bithynica publica-
norum und namentlich waren die pascua an publicani verpachtet ^] ,
so wie auch die früheren königlichen Gttter, welche ager publi-
ciis geworden waren ^. Diese letzteren sind bei der Theilung
der Provinzen im J. S7 v. Chr. wahrscheinlich in den Besitz
des Kaisers übergegangen und von einem Procurator verwaltet
worden, der schon unter den Proconsuln fungirte^). In der Zeit
der kaiserlichen Verwaltung giebt es in Bithynien gleichzeitig
mehrere Procuratoren^), nSmlich ausser dem procurator Ponti et
Bithyniae, der an die Stelle des Quaestors trat^), besondere
procuratores für das Privatvermögen des Kaisers®], die vigesima
hereditatum'^) , die vigesima libertatis^) und für die Grenzzölle
von 2V2 Procent (quadragesima) ^) .
Die beiden Theile der Provinz, obgleich unter einem Statt- Doppelter
Landtag.
halter vereinigt, behielten doch auch in der Administration eine
gewisse Selbständigkeit. Bithynien hat zur Metropolis Nicomedia ^^) ,
mmhtm best&tigt diese Yermothang. Denn diaperuator ist beim Militär ein Zahl-
meister, Renier Milanges p. 177.
1) Gic. ad fam. 13, 9 und 65.
2) (Jic. de lege agr. 2, 19, 50: adiungit agros Btthyniae regios, qiUbu$ nunc
pübUeani fruuntur , deinde AUalieos agros in Cherroneso. § 51 : adiungit regio»
agtoe MitkridatiSj qui in Paphlagonia — fkierunt,
3) So war proc. Bithyniae unter Clandias Innius Gilo vier Jahre lang , 46
— 49 (Dio Cass. 60, 33. Tac. Ann. 12, 21, der ihn proe.. Ponti nennt), unter
Nero C. lulins Aqnila im J. 58 (C. /. (Sr. 3743), unter Vespasian L. Antonius
Naso (Eckhel D. N. 2, 404. Mionnet 2, 408), unter Pomitian Terentius Maxi-
mus (Plin. ad Tr. 58 (66).
4) Plinius hatte ihrer wenigstens drei : Virdius Gemelünus (ep. ad Tr. 27. 28),
Epimachus (ep. 84) und' Maximus, der ein tubproeurator des Gemellinus gewe-
sen zu sein scheint, ep. 28 (37).
5) C. 1. Or, n p. 983 n. 1813b. Es ist wohl derselbe, der in der späteren
Kaiseneeit (ouxY^^dlptoc tou Scßaorou Ilövrou xal Bci8w(a; heisst, C. /. Or. 2509.
6) Henzen 5530: C. Furio Sahinio AqttUae Temeeitheo — > — proe. prov.
Bdkyniae Ptmti Papklagon, tarn paMmonU quam rat. privatar. ibi viee proc. XXXX.
Er* ist der Schwiegervater des Oordian, praef. prati. a. 241. Capitolin. Gord. tre»
23, 6, wo statt Mi$iih4i zu lesen ist Timeiiihei. S. Eckhel D. N. 7, 319. Borghesl
Oeuvr. 3, 484 und das. Renier.
7) Henzen 6940: Q, Ooeeonio — proc. Augg. ad vectig. XX her. per Pontum
et Sithgniam.
8) Grat. 402, 4aC. /. L. UI n. 249: Marianu» Aug. n. Üb. pr. XX Uh.
BithfftUae Ponti Paflag.
9) Henzen 5530.
10) Metropolis heisst die Stadt schon unter Oaligula, Mionnet 5. V, 170 n. 983;
ab Hauptstadt der ganzen Provinz nennt sie sich seit Domitian piT^TpöicoXic %a\
icpifrn) BtauvCac %al U^vrou. Eckhel 2>. N. 2, 399. Mionnet 8. V, 174 f., vgl.
C. i. Or, 1720. 3771 aus Septimlus Severus Zeit, wo sie heisst: -^ (asy^^ ^
|jii)Tp6icoXtc xal Tcpcfrn] Bsi9uvCa< tc xal Ilövrou 'A^ptav^ 2couT)pcav9) (U vscBXÖpo«
— 198 —
die ora Pontka dagegen Amastris ^) . In Nicomedia, v/o schon
bei Lebzeiten des Augustus ein Tempel des Kaisers war^), wird
das xoivov Biftovtac^)^ in Amastris das xoivov tob Ilovrou^) be-
gangen ; durch das Grundgesetz, worin Pompeins die Verwaltung
st».<»t««- . der Provinz regelte, die lex Pompeia^)^ war dieselbe in eine be-
stimmte Anzahl von Stadtgebieten (Sioixijoei^) ^) getbeilt, nämlich
der Pontus, wie bereits oben bemerkt ist, in elf, das eigentliche
Bithynien etwa in zwölf ^j und zwar waren dies, nach den Mün-
zen zu urtheilen, Nicomedia, Nicaea, Gius oder Prusias am Meer,
Apamea (früher Myrlea), Tius, Prusias am Hypius, Gbaloedon,
Bithynium oder Claudiopolis, Gratia-Flaviopolis, Gordu-Kome oder
luliopolis und vielleicht Dascylium. Die übrigen Ortsdiaften der
Provinz sind als Komen [victj zu betrachten, welche der Gerichts-
NetxofA^if^^eta Upd xal aouXoc, ^(Xy], monfj xai 96|AfjMi^oc olfvo&e Tip ^fLq> töi
TaB(Aa(o)v. Sie stritt anfänglich um diesen Rang mit Nicaea, welches bei Strabo
12 p. 565 ebenfalls ^ffz^Koki^ rrjc Bt^uv(ac und auf Münzen seit Domitian
Netxaieic npSrzoi rf^i inap^slac, Neixateic np&rot Ildrcou xal Bi&. genannt wird
(£ckhel 2, 427. Mionnet 2, 451 ; 8. 5, 85 IT.), und weitiäiiflg handelt über diese
Rivalität Dio Chrys. Or. 38. So besonders^ Vol. II p. 140—144. 148 : av 5e t6 (a£v
Tfjc (jiYrrpoicöXfoc &{Atv ^vofia iZai^'Tos {, t^ hk toiv ;iperce(oiv xotväv {, t( täxä
TOüTo IXaTTOüO^e; hm uiv "^äo ToXiif^aaiixi äv eIttcTv, 8ti xSv TrdtvTCBv ixor^xe
Tdsv 6vo(AdTarv, ou5evoc i^loraove Tcpa^ixaTo;. In späterer Zeit gewann Nicomeaia
immer mehr an Bedeutung (s. die Schilderung der Stadt bei Llbanlus Or. 62
Vol. III p. 337 R. Ammian. 22, 9, 3), wogegen Nicaea den Titel (jnfJrpönoXic
auf Münzen nicht führt und auch den Titel irp(6tt] nach Domitian wieder auf-
glebt. Dass es den Titel (XT^xpÖTioXi; zu usurplren versnehte, aber ohne Erfolg,
zeigt die Inschrift eines Thores von Nicaea (Texier Descr. de VAsU mineitre i
p. 30): TujTY) TiöXecDC' Neixata fAVjxpÖTioXiCi in welcher die Buchstaben (AT^rpo aus-
getilgt sind.' Wirklicii wurde die Stadt erst nach der Einrichtung der Provinz
Bithynia uewnda Metropolis.
1) Wenigstens seit Traian, Eckhel 2, 386. Mionnet % 391. 0. /. Or, 4149.
Ausserdem hat auch Heradea den Titel (A7|TpÖ7roXic , indess in einem andern
Sinne, wie die Münzen lehren mit 'HpaxXetDrav uaTpöc dnolTUo^ ic6Xcfiiv. Eckhel
% 418. Mionnet 2, 440. 443 8. Y, 56 ff.
2J Dio Cass. 51, 20.
3) xoivÖN tQc BeiduvCac Iv Nixo(iiT]B6iat, C. /. Gr, 1720. Auf dieses xotv6v
beziehen sich der Bt^vidlpx'V)« (Waddington Ul u. 1142), die BtduNtapvla, Digest.
27, 1, 6 $ 14 and der xoivößouXoc d. h. der von jeder am xotvov theilnehmen-
den Stadt zur Festversammlung Delegirte (Waddington III n. 1176), von welchen
Titeln weiter unten die Rede sein wird.
4) Auf dies xotvöv hat Bezug der dp^iepeu« toü IIöntou in der Inschr. v.
Amastris, C. /. Qr. 4149 und der novrop^Tjc, ib. 4157.
5)PUn. ad Trai, 79. 80. 112. 114. Die Ux Bithynorwn erwähnt auch Gaius
1, 193.
6) Das Wort Sio[xT)9tc kommt in verschiedenen Bedeutungen vor. S. Seite
183 Anm. 7. Verwaltung eines Stadtbezirks, zu welchem ausser der Stadt selbst
Komen (vien gehören, heisst es bei Dio Chrys. U p. 205. 208 R. Llbanlus l
p. 102 R. : ßouXal Kai 5totx-^ocK iröXemv.
7) Plin. N, H,b % 143 glebt diese Zahl an und rechnet zu diesen Städten
Dascylium, von dem es Münzen nicht giebt.
— 199 —
I
barkeil und Verwaltung einer der genannten Gemeinen ange-
hörten; im Laufe der Kaiserteit hat sich indessen die Zahl der
Sttfdte vermehrt, indem theils Komen zu selbständigen Diöcesen
erhoben wurden, wie dies mit Prusa am Olymp unter Traian
geschehen tu sein scheint^), theils einige Stttdte der Provinz
Asien zu Bithynien gezc^en wurden 3).
Besonders priviiegirte Städte giebt es in der ganzen Provinz Freie sudt«.
sehr wenige: nHmlich zwei liberae civitateSy Chaicedon und
Amisus^}, und drei Colonien, Apamea^), mit vollständigem Namen coIodIcb.
Colonia lulia Gonoordia Augosta Apamea^), eine Golonie nicht
des Augustus^'), sondern des Caesar 7), Sinope^) oder Colonia
lulia Caesarea Felix Sinope, ebenfalls von Cäsar gegründet 709
= 45, von. welcher Aera die Stadt ihre Jahre zählt ^), und im
vierten Jahrhundert auch Nicomedia ^^) .
In der Mitte dieses Jahrhunderts bestand noch die combi- .Theiiimgeii
im 4. Jftlir^.
nirte Provinz ^^). Theodosius der Gr. (379 — 395) scheint sie dann
aber getheilt zu haben ^^, denn nach ihm finden wir sie getrennt
in die Provinzen Bithynia unter einem Consularis und Honorias
unter einem prae^es^^)] die erste umfasst nach Hierocles p. 690,
i\ Diö Chrys. U p. 175 B. Faber Qwusi, iVopofit. p. 7.
2j loh verweise hierüber auf die ypllstindige Untersuchung bei Kuhn II,
258 ff. -^
3) Die erste erwähnt nur Plinios H, H, b % 149, auf Münien und Inschrift
ten wüd ihrer UbtrioM nie gedacht ; Amisus dagegen heisst nicht nur bei Plinias
Ji, M, 6^7 AmUum Ubtnmn^ sondern auch auf den Münzen iXcuMpa (Bokhel
2, 347. 3&. Mionnet 2, 344. ^9. 4, 438 n.\ Piinius ad Tr. 92 nennt sie Ami-
senoftim cfottas Ifbera et foedsfoia und Traian ip. 93 erkennt ihre Autonomie
ausdrücklich an: ilmtssnos — ri leg&nu istomm, quibut de ofßeio foederia «tim-
tuTy conoeemm eet eranum habere^ poaemme quo mhm» habeant non unpedire — .
m eeteri» ehÜaUbus, quae nottro iure ob$Mokie eunt, re$ huinumodi proK^enda
«sl. Erhalten hatten die Amlsener die Freiheit von Augnstns. Strabo 12, 647.
4) Plin. N, H. b % 149. Strabo 12 p. 564. Plin. ep, ad Tr. i7 (56). UI-
pian. Dig. 50, 15 1 $ 10. Dio Chrys. n p. 183 R.
5) Eckhel 2, 406. Mionnet. 2, 412. 8. 5, 10. C. i. L. III n. 335. NumU-
maUe ChfonieU VUI p. 40.
6} Im Äfotiuin. .^le. erwähnt Augostus unter den ProTinzen, in welchen er
Colonien anlegte, Bithynien nicht. Ygt Mommsen R. g. d. A. p. 83.
7) Faber Quaeet, Prop, p. 5. Die Colonie , welche Heradea erhalten hatte,
wurde noch vor der Schlaeht bei Actium yerniohtet (Strabo 12 p. 543) und nicht
wieder hergestellt.
8) Strabo 12 p. 546. Plin. JV. H. 6 $ 6. Ulpian. Dig, 50, 15, 1 $ 10.
C. /. Or. 4164.
9) Eckhel 2, 391 ff.
10) OreUi n. 1060.
' 11) Ein eonnitaris PonU ei BUhffniae um 340 kommt Tor Henzen n. 6480.
12) Boecking ad Not. ZHg. Or, p. 129. Kuhn II, 262.
13) N. D. Or. p. 6. 7 und dazu Böcklng p. 132. 146.
- 200 —
der sie Pontica prima nennt, das eigenüiche Bithynien mit Hin*
zufttguog einiger früher zur Provinz Asien gehöriger. Städte ^j,
die letzte enthält nur sechs Städte: Heraclea, Tium, Claudio-
polis, Prusias, Kratia und Adrianopolis ; die weiter östlich liegen-
den, Abonoteichos, Sinope und Amisus waren, wie oben erwähnt
ist, schon unter Antoninus Pius zu Galatien gezogen worden,
und auch Amastris gehört bei Hierodes p. 696 zur Provinz
Paphlagonien.
M it iK. Galatla'^ mit Ham Pontna "PAijwwoflaiii/wiii
Amyntas, der letzte König Galatiens, welchem im J. 36 von
Antonius Galatien nebst verschiedenen angrenzenden Ländern ver-
liehen'), im J. 34 aber dieser Besitz von Octavian bestätigt wor-
ProftoBSfri den war^), hatte bei seinem Tode im J. 25 v. Chr. einen grossen
Ländercomplex unter sich, welcher mit Ausnahme des rauhen
Giliciens^] und PamphyJiens^}, ttber welche Landschaften weiter
unten die Rede sein wird, in demselben Jahre zur römischen
imuSmi' P^^^*'^* gemacht wurde ^). Die. zur Provinz gehörigen Land-
Mib«a. Schäften, welche in einer Insdirift des ersten Jahrhunderts auf-
oaiaüA. gezählt werden®), waren folgende: 4. Die drei Stämme der
1) 8. Kuhn II, 262. ' • '
2) S. G. Perrot De OalaUa prwineia Jtofiuma, Lutet. Parifi. 1867. 8, welche
Abhandlimg wesentlich benutzt ist in Fr. Sieffert Galatien und seine ersten Chri-
stengemeinden, in Zeitschr. ffir die histonsohe Theologie 1871 S. 257—292.
Ueber die firübere Geschichte der Q^ater ist noch brauchbar Wernsdorf De re-
publica QaUEtarvmy Nürnberg 1743. 4. Ausserdem s. Kuhn II p. 148 ff. 255 ff.
Zumpt Comm. ep. II p. 93 ff. und einige neue Inschriften bei Le Bas et Wad-
dington Voyage arek£ologique, ExpUcaUon det infcripUoM III p. 425 ff. Perrot
EtplofQiion ardhiclogiqat de la GaUUie et de la BUhi/nU, Paris, 2 Voll. fol. 1872.
: Mommsen C J, L. III n. 235 ff. Nicht gesehn habe Ich G. H. Hermes Bsrum
1 6<aaUbarwn speeimen^ Vratlsl. 1822. 8.
3) Dio Cass. 49, 32.
4j Dio Cass. 51, 2.
5) Strabo 12 p. 671.
61 Dio Cass. 53, 26. ^ . •
7) Dio Cass. 53, 26 : toD V 'A{Jk6vTou TcXeuxifloavToc o6 xotc icatolv ot^o»
t9)v d^x^ infcpetj/ev, dXX' Ic t9)v &in]xoov irti-^arrt' xai oStid ifj FaXottla ixera
tf^i Auxaovlac rnuatov dp^ovTa lox^. Strabo l2 p. 567. 569. 571. S. Rufus
hrev. 11. Eutrop. 7, 10. Euseb. Chron, p. 168 Seal.
8) Inschr. Ton Antiochia Pisidiae (^nzen 6912, Tgl. dazu p. 521« Wad-
dington Voy, III p. 432 n. 1816 = C. /. L. UI n. 291): [L. BeUieio] P. [f,]
St^laUfko] 8c[U€r]fi, feiiaU, Ug, Aug. pro pr. provine, Oa!(aUae) Pi8idi(ae)
FhrygQae) Lytfaoniat) Iaauf(iae) Paphlag(pniae) Ponii [üfjalaQUci) PonU Polemo-
nkmm i4{r]m(eiita«), Ug(Qt6) legQanu) Xr/JT^Xminoe), donal{t)] doi^U] mmta-
rt6[tMj expedii[tofui) Swh '»]c[a] et 8afvriatica\ ciif(pn(C) mui{ali) r<n{pna) voUipri)
eof{pnd) ottf(ett) ha»l{i$\ puffia] trt6(tMj, vexiU(i») «rÄ(tM), cwrai(ori) eolo-
Blft.
— 201 —
Galaler^), welche damals den Beinamen Saßaanrivol annahmen,
mit drei Hauptstädten, nämlich die SeßaoxTjvol TsxTooaYec mit der
Hauptstadt Ancyra^), die IleßoRrngvol ToXioToßoyjfiot mit der Hst.
Pessinus^], die 2eßa(rn}vol Tpoxfiot mit der Hst. Tavium^), welche
letstere die Aera der Provinz vom Jahr S5^) hat; 2. Pisidia^^), Pisidia.
3. Der östliche Theil von Phrygia mit den Städten Antiochia ad Phrjrgi».
Pisidiam ^) , Amorium ^] , Aezani ^) , Orcistus ^^) ; 4 . Lycaonia ^^) ; L^csonis.
5. baaria^^. Hiezu kamen später nodi: 6. Das Binnenland von iwnria.
Paphlagonien um den Berg Olgassys, welches Pompeius im J. 6& ^^p^^eo-
V. Chr. der Familie des Pyiaemenes überlassen hatte i'); Augustus
aber im Jahre 747=: 7 zur Provinz machte^ d. h. mit Galatien
vereinigte ^4) . Das Jahr geht hervor aus der Aera der Städte
Gangra (Germanicopolis), Andrapa (Neoclaudiopolis) ^^) und Pom-
pdopolis^^), welches sich fiTjTpoiroXtc üa^Xa^ovCo^ nennt i^). 7. Der
fU[a}r(um) et munieipiof(um')j jfrat(feeto) frufn(mU) dcKnd[i] ex ^(enatui) c(ofi-
näto)j praeiori, aecUU eiiru{(r), qfuaestm) [C}ret(ae^ et (\yrenartan') ^ tr{b(un6)
leg{ioni$) XXJJ Priinl(ß}eniae , Illviro a. a. a. f, f. TMamu Wffertwi). Ueber
die ZeitbeBtimmung der Inschr. s. nnten.
1) Wenigdorf c, II $ 25—27.
2) C, I, Or. n. 4010. 4011 : ■/) [Ltfzp6'K6ka xffi FaXatiac Seßaonfj TexT09eifav
"A-ptüpa.
3) C. /. Or. 4085.
4) Blionnet IT p. 402 n. 171. Bt^l. VU p. 651. 653.
5) Eckhei D. N, III p. 182; IV p. 377. C. /. Or. n. 4099. 4112. Cavedonl
BtM. 1845 p. 94.
6) Pisidien gehorte zum Reiche des Amyntas (Appian. B. C. 5, 75) und
die pisidisehen Städte SugalassoB (irpi6T7) Iltol^ciiv auf Mflnzen, vgl. C. I. Or.
4368) und Selge standen unter dem Statthalter von Galatien. Strabo 12 p.
569. 571.
7) Aueh diese Landschaft besass Amyntas, Strabo 12 p. 569. In Antiochia
ad Pisidiam Ist die Inschrift des Legaten L. Bellidus Sollers gefanden worden.
8) Hier stand eine vexiUatio leg, XII fidm,j welche zur Garnison von Gala-
tien gehörte, C. /. L. III n. 3^3.
9) Mommsen C. I. L. Ul n. 355.
10) Mommsen C. I. L. III p. 67«.
11) Die Cass. 53, 26. Vgl. die Inschr. von Iconium, in weleher ein M-
TfMno« r«XaTtxiic iiTafyy(a< vorkommt, C. i. Or. 3991.
12) Isauria besass Amyntas (Strabo 12 p. 569) und noch Ptolemaeus 5, 4
S 12 rechnet es zu Galatien.
13) Strabo 12 p. 541: futo^ hi tAv Ela^Xafdvofv tAv la^bfatoiv ttvdc
p«unXeoco9at napl^mxc tote ditb IluXaitUvouc * Corepov h^ o\ xdv To>(Aa(nv
«atftvrdvrec «al rcöXeic T«ic \t^ iXet^^epoüvrec tdc ti iy^eipiCovTsc tote (uNdbratc,
To^ C b/rA T<p SVjfjup T(b 'P(D(mi(q}v iSxrzt^.
14) Dies ist ersichthch ans Henzen 6912 und Ptolemaeus 5, 4 € 5. 6.
15} Bckhel D. N. II p. 345. 346. 387.
16j C. /. Or. 4154. Borghesi Öeuvree 5, 430.
17) Eckhei D. N. II p. 389. Mionnet U p. 379. S. IV p. 569. Aueh Pom-
peiopolis hat eine Aera, die aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls 7 v. Chr. be-
ginnt. C. /.Gr. 4154. Borghesi Otuvr. 5, 429.
moniacnii.
— 202 —
PoBtiiBGft- Pootus Galatious, »a dem an der Seekttste die Städte Themi-
scyra und Pbanagoria, im Binnenlande die Gebiete von Amasia
und ComaDa gehören i). Er wurde, wie die Aera von Amasia
>®iS^^} ebeofaUs 747=7 zur Provini gemacht und noch am Ende
des ersten Jahrhunderts su Galatien gerechnet 3). 8. Der Ponius
Poainc Polo- poieiiio(ii3i.Qg 4\ oder Polcmonianus^). Diese Landschaft, welche
an der Küste vom Thermodon bis zur Stadt Cyteorum reicht,
und ausser der Seestadt Polemonium (Side) das Binnenland von
Zela, Neocaesarea und Sebasteia (MegalopoUs) umfasst®), war ein
Theii des Königreiches, welches Antonius um 748=r36 dem
Polemo I, Sohn des Zeno, verlieh'), und welchem damals auch
Armmia minor ^) und das Küstenland um. Trapezus^] (von Ptole-
maeus Pontus Cappadocicus genannt) ^®) , zugehörig war. Als
Polemo I 746 oder 747=8/7 v. Chr. starb, folgte ihm seine Frau
Pythodoris ^^) bis wenigstens 772 = 49 n. Chr., und ihre Nach-
kommen regierten noch bis 816=63^2), in welchem Jahre Nero
das Land zu einer l'rovinz machte ^^), die zunächst einen Theil
von Galatien bildete ^^).
1) Ptolem. 5, 6 S 3. 9.
2) Eckhel D. iV. H p. 345. C. /. Qt, 4170.
3) Henzen 6912.
4) Ptolem. 5, 6 S 4. 10.
5) Henzen 6912.
6} Ptolem. Ö, 6 S 10.
7) Strabo 12 p. 578. Seine Einsetzung mnss zwischen 715 und 718 fallen.
Im letzteren Jahre war er bereits König. Dio Cass. 49, 25.
8} Dio Gass. 49, 33. 44.
9) Strabo 12 p. 556. Trapezus und Cerasus gehorten bis auf lustinian
dazu. lustinian. iVov. 31 c. 1.
10) Ptolem. 5, 6 S 11. Im J. 31 V. Ohr. bUdete es noch ein eignes König-
reich. Dio Gass. 51, 2.
in Strabo 12 p. 556. 559. 560.
123 lieber die Dynastie des Polemo und besonders die schwierige Ohronologie
derselben* 8. t. Sallet Beitrage zur Geschichte und Numismatik der Könige des
dmmerischen Bosporus und des Pontus, Berlin 1866. 8. Waddington Bur la ehro-
noiogU ds$ roi$ du Pont et du Bo9phore in Revue numi$maUquef 1866 p. 417
-441.
13) Suet. iViefO 18: PonU — refffnum eonoedmU PoUmone^ item Aipkmt de»
functo CotUo in previneUMe formam redegU* Vopiscus Aurel, 21 : Nero^ tub quo
Pontui PolemoniaeuB et AVpee Cottiae Romano nomini sunt trünUae, Eutrop.
7, 14. Aur. Ylct. Caes. 5, 2. apU. 5, 4. Das Jahr wird bestimmt durch die
Aera von Neocaesarea, Trapezus und Zela. Eckhel 2>. N, II p. 356. 358. 359.
14) Dass der Pontus Polemonlacus nicht eine selbständige Provinz wurde,
wie idi fdiher nach Analogie der Alpes Gottlae annahm, sondern zuerst wenig-
stens mit Qalatien verbunden wurde, zeigt die Inschr. Henzen 6912. Er hat aber
eine eigene Metropolis, Neocaesarea, deren Münzen das xoivöv IldvTOU und auch
das xocv^v i7t(ap^c(a«) Hövcou erwähnen (Mipnnet Suppl. 4 p. 448 n. 173 unter
]tf. Aurel.). Er war also eine procuratorische PfOTlnz , wie auch bezeugt die
— 203 —
Die beiden zuletzt genannten Di^tricte, der Pontus Galatious
und Pontus Polemoniacus, wie aueh 9. Artnenia minor, welches '^'»«q»
ebenfalls als Tbeil Galatiens vorkommt^), scheinen nur vorttber-
gebend dieser Provinz angehört zu haben, da sie später zu Gap*
padocien gerechnet werden, weshalb wir auf dieselben nochmals
znrttckkommen. Da nämlich bis zum J. 47 n. Chr. Cappadoden
^n Königreich, von da aber bis auf Vespasian eine procurato-
rische Provinz war, so konnte der militärische Schutz dieser
Districte, sowie der Bau der Heerstrassen, welcher in diesen
undvilisirten Gegenden eine Hauptaufgabe der Verwaltung bildete,
nur dem Statthalter von Galatien übertragen werden; seitdem
aber durch Vespasian Cappadoden einen consularischen Legaten
und eine eigene Militärmacht erhielt, ist nicht nur eine Zeit lang
Galatien selbst zu Cappadocien geschlagen, sondern es sind auch
nach der wiedererfolgten Trennung von Cappadocien und Gala-
tien die östlichen Nebenländer Galatiens ihrer geographischen Lage
wegen mit Cappadocien vereinigt worden, lieber die Zeitbestim-
mung dieser Veränderungen lässt sich wenigstens FolgeYides fest-
stellen.
Dass die legati Aug. pr. pr. Galaiiae praetor ii waren, zeigen v«rw»itQBf.
die uns bekannten Statthalter, von denen der erste^ M. Lollius,
25 V. Chr. die Provinz übernahm 2} , aber erst ii Consul wurdet).
Inwlir. ▼. Ancyn MArlni AUi p. 766^=» Waddington Voy. III p. 427 n. 1793«
e. /. L. in n. 251: B(pnae) JF^orfimae). C. Iv(l), Seneeionem, v(ifuni) d^re-
9hmi)f pro€(uratormC) prov. Oalat., it€m vke pranidU eiusdem prov(inei(u) et
PionU, Ztno Ati^(tMlorttm) Ub{trUu\ tabuLar(iu8) proo(ineiQe), enudem pratpo$iio
MtompafäbiU,
i) Hensen 6912. Auch im Jahr 75 baut On. Pompeiua Collega, Legat von
Galatien, die Wege in Aftnenia minor. 8. die Inschr. Waddington Voy, III p. 430
n. 1814b »C. i. X,. m n. 306.
2) 8. Rnfiu frfM. 11: eam (QalaUani) prtmm LoÜku pro pro/Oore admmi"
$trauU. Maxens nennt ihn Entrop. 7, 10 und Ensebius Chron. co». p. 142
Sdioene. 8. über ihn Borgheai Oeuvr, 2, 399, wo indessen in Beziehung auf
die Inschr. Mnratori 643, 1 ein Irrthum vorliegt, den Perrot Oal. p. 69 bereits
aufgeklart hat.
3) C. i. L. I n. 600. Von den übrigen Statthaltern vor Vespasian ist nur
noch bekannt Axius (Insohr. v. Aneyra, Waddington Voy, m p. 426 n. 1791 s»
C. /. X. III n. 248), wahrscheinlich identisch mit L. Axius Naso, der im J. 30
n. Chr. proeormA Oypri^ war (Waddington a.a. 0. m p. 640 n. 2773); ferner
unter Claudins der auf 'einer Münze von Pesainns (Annali 1847 p. 281) vorkom-
mende Afreans, dessen CoBsuUt Borghesi BüU. Nap, IV p. 58 in das Jahr 59
setzte, indessen auf Qrund eines pompcjanisohen graffUo {BM, Nap. IV p. 6.
C. i. Jj. IT n. 1544), dessen Lesart unsicher ist (Henzen Seaoi nd botco $aero
dei fr, ArvaU p. 19); endlieh im J. 70 Calpumius Asprenas (Tac H. 2, 9),
über deren Gonsulat überhaupt nichts bekannt ist.
— 204 —
Unter Vespasian verwaltete im J. 75 die Provins C. Pompeius
Gollega'); ob derselbe Consular war und zugleich Gappadocien
unter sich hatte, ist unbekannt^), seine Nachfolger dagegen sind
Gonsulare und Legaten von Cappadocia und Gaiatia, nttmlich im
J. 78 M. Neraiius Pansa'), in den Jahren 80 — 82 A. Gaesennius
Gallus^), nach dem J. 86 Ti. lulius Gandidus, Marius Celsus^).
Hierauf sind, soviel sidi erkennen lasst, beide Provinzen wieder
getrennt und dann nochmals vereinigt worden. Denn bald nadi
dem J. 92 war Statthalter Galatiens L. Bellicius Söllers^), der
1) Er kommt Tor auf einer MfiD]2e von Ancyra (Mionnet TV p. 377 n. 17}
und der datirten Iiifiehrift C. 1. L. in n. 306 a Waddington Foy. Ul p. 430
n. iSUK
1) Der Cn. Poropeins GoUega, welcher im J. 93 (Tsc. Agr. 44. Borghesi
Oeuvr. 6, 209) xosammen mit OomeUus Priaeiniu (Hommsen Index Plmü
p. 407) Consiil war, kann mit dem Legaten nicht identisch sein, sondern ist
vielleicht sein Sohn (Perrot Oal. p. 99).
3) Er hat Mflnzen geprigt in Caesarea Cappadociae und zugleich in Ancyra,
Mionnet lY p. 377 n. 16; p. 441 n. 29. Eekhel D. N. HI, 190, und zwar in
Ancyra eine im lOten Jahr des Tespasian, d. h. 78. Mionnet 8uppl. VII p. 662
n. 18. Sein Consulat erwähnt eine Insehr. von Lyon. S. Borghesi Oeuvr. b, 348.
4) Münzen von Caesarea Mionnet Suppl. YH p. 663 n. 25. Insehr. v. J. 80
in Meulk in GaUtien, Henzen 6913» Waddington ni p. 425 n. 1784» C. I. L.
m n. 318 : ^ />np. [T.] Ccfesjffr] divi Vespasiani f. Aug, poni. max, Mb.
poteit. X, imp. XV, co$. V1[II], eerwor , p. p. [et] Caesar divi f. DomUianus]
eoi. VJIy print{ept] iuvent^Uit, {per] A. Caeeennhun OaUum leg. pr. pr. via$
jifxmtfieiaru[m] Q[ala}Uae Cappad(o}inae Ponti Pieidiae Paphlagoniae I^caoniae
Armetüae mhiorU stravertmt LXXJ. Auf denselben scheint sich zu beziehen die
Insehr. von Sardes, Wadd. 627. Insehr. von Ancyra aus d. J. 82 bei Henzen
BuU. d. In$t. 1862 p. 66 » Perrot ExploraUon p. 227 n. 111 » Perrot Ocd. p.
102 « Waddington HI p. 425 n. 1784»: Imp. Cae$ar, dioi Veepasicmi [fiUue Do-
müianua] Aug. po[n]t. max. trib. potest. eo$. VIIl, desig. IX , p. p. per A. Cae^
$efmium OaUum leg. pr. pr. vicu provineiarum OaUüiae Cappadoeiafi PonlU Piti-
diae Paphlagoniae Lyeaoniae Armeruae Minorie elravU. VIII. i]. Vgl. Boighesi
Oeüor. 6, 251.
5) Waddington HI p. 426 n. 1789 » 0. /. L. III n. 250 (Insehr. von An-
cyra). Er war eoi. euffeetue 86 (Henzen 5433), dann wohl legaUte Oalaiiae und
zum zweiten Male Consui 105.
6) Insehr. von Antiochia ad Pisidiam, Henzen 6912 (s. S. 201 A. 7) und
dazu Borghesi Oeuvr. 6, 330. 411. Mommsen Hermes 3, 115 und Ithdex Kinti
p. 404. Perrot Oal. p. 109. Der L. Bellicius Sollers, dem die Inschrift gesetzt
ist, war, ehe er Legat von Galatien wurde, legahu Ugionie XIII geminae gewe-
sen und als solcher beschenkt worden donis militarihu» expedüione 8udfica et
SarmaUea. Henzen versteht darunter den Krieg, welchen im J. 70 unter Vespa-
sian Rubrius Gallus gegen die Sarmaten führte (loseph. ß. lud. 7, 4, 3), allein
der Umstand, dass in dieser Inschrift, wie in zwei ähnlichen (OreÜi- Henzen
3049, v|^. Henzen p. 265, und 6766), der Kaiser nicht genannt wird, von dem
die Geschenke herrühren , lasst , wie Perrot und Mommsen bemerkt haben , auf
Domitian schliessen, dessen Namen auf öffentlichen Documenten zu erwähnen
ein Senatusoonsult verbot (Sueton. Dom. 23). üeber den sarmatischen Krieg Do-
mitians berichten Suet. Dom. 6. Eutrop. 7, 15, 23 ; über seine Zeit ist , da die
— 205 —
noch nicht Consul gewesen war^), M^ährend C. Anlins lulias
Quadratus, cos. suff. 93, im J. 94, also wohl gleichzeitig, Gap-
padocien verwaltete^). Allein 96 bis Ende 99 waren nochmals
und zwar zum letzten Male beide Provinzen vereinigt unter dem
Gonsularen T. Pomponiüs Bassus*"^),^ worauf dann eine neue Son-
derung der Provinzen vorgenommen worden zu sein scheint, bei
welcher die geographisch zu Cappadocien gehörigen Districte,
Armenia minor, der Pontus Gappadocicus , Polemcmiacus und
Galaticus, endlich Lycaonien dieser Provinz zugewiesen wurde ^),
während Galatien, wie es scheint, gleichzeitig von dem bisher
mit Bithynien verbundenen Pontus die Gebiete von Abonoteichos,
Sinope und Amisus erhielt. Siehe oben S. 493. Seitdem hat
Galatien wieder einen eigenen prätorischen Lasten ^) mit einem
Münze Eckhel I). N. VI, 371 keinen Anhalt gei?Uirt, llartUt die einzige Quelle,
welcher 7, 2. 6. 7. 8; 8, 11 den Krieg besingt und namentlich sagt, daas
P<»nitian 8 Monate wegen desselben entfeTnt war (9, 31, 3) und Im Januar
zurückkehrte (8, 2, 8), ohne zu triumphiren (8, 15, vgl. Suet. Dom. 6).
In Betreff des Jahres, in welchem das 7te Buch des Martial geschrieben ist, hat
man aber nur die Wahl zwischen 93 (Clinton F. R, s. a. L. Friediander Königs-
berger Progr. 1862 und 1865) und 92 fStobbe Philologus 26 [1867] S. 51), und
ich glaube , da Domltian im Winter 9o bereits in * Rom anwesend gewesen zu
sein scheint (Stobbe a. a. O.), den sarmatischen Krieg nicht mit Mommsen und
Perrot 90, sondern tou Mai bis Ende 92 setzen zu müssen. .
1) Dies geht mit Sicherheit daraus hervor, dass in der Inschrift das Gonsulat
nicht erwähnt wird. War aber Bellicius ein praetorhu, so konnte er nicht legatua
Cappadociat sein, und hat die Yermuthung Kuhns (II, 158) und Mommsens
C. /. X. III n. 291 , daas in der Inschrift unter seinen Titeln das Wort Cappa-
dodae nur dorch ein Yersehn ausgefallen sei, keinen Grund.
2) Borghesi Oeuvres 2, 16. C. i. Ot. 3532. 3548. 3549. Waddington III
n. 1722. 1722».
3) Dies geht namentlich aus den Münzen hervor. S. Peirot Oal. p. 110.
Mommsen Hermes 3, 125. Inschr. C. 1. L, III n. 309 aus dem Jahr 98.
4) Kuhn II, 147. Arrian, welcher Legat von Cappadocien war (Dio Cass.
69, 15), rechnet in seinem Periplue P<mU BuxM 1, 2; 2, 1; 3, Ij 6, 2; 9, 8;
10, 3; 17, 2 Müller, die Küste von Trapezus bis ..zum Phasis zu Cappadocien.
Nach Ptolemaeus gehört zu derselben Provinz der Pontus Galaticus, Polemoniacus
und Cappadocicus (Ptol. 5, $ 2. 3. 4).
5) Penot Gal. p. 112 ff. Kuhn II, 159. Bekannt sind von diesen Legaten
A. Larcius Macedo unter Hadrian im J. 122^123 (Inschr. C. /. L, III n. 310.
313. Henzen BuU, d, IntL 1862 p. 68); C. lulius Scapula, in den J. 135—137,
worauf er 138 Consul wurde. Er heisst in zwei Inschriften von Ancyra (C. /. Or.
4022. 4023) Snaxoc dnoScSet^piivoc, icpeoßcuriPjc xal dvTtorpdtt^Yoc ; unter M. Aurel
P. luveatius Celsus (Mionnet lY, 393), und A. Fnlviu» Rusticus AemiUmnus
C. /. Or. n. 4012, wohl derselbe, den die Fragmenta Vai. $ 189. 211 unter
M. Aurel setzen, und der Vater des Oonsuls 206 n. Chr. S. Borgh. Oeuvr. 4, 299 ;
etwaa sp&ter P. Plotius Romanus (Orelli 3044); etwa unter Commodus L. Fabius
CÜo (Marinl iacr. Alb, n. 40. 165), und aus unbestlnunter Zeit L. Petronlus Yems,
Ug, Attg. pr. pr, t(lafUiima€) m(emofi<u) v(ir) co$. deHg, in der Insehr. von
Ancyra C. /. L. Ul n. 262.
— 206 —
eigenen proettraft>r^), weldier in seiner Abwesenkieii seine Stelle
vertrat*).
«Die Residenz des SCattbaltera und der Sitz der Verwaltung
ist Ancyra'); daneben hat jeder der Bestandlheile der Provinz
seine eigene Metropolis, und in derselben vieHetchi seine beson-
dere Festvereinigung. Die drei galatischen StStmme wenigstens
bilden ein xotvov raXerrm^) (commune GiUatiae), bei dessen Zn-
sammenkunfl der weiter unten zu besprechende FaXaTap^ijc den
Vorsitz fuhrt; ebenso giebt es ein xoivov Aoxaov(ac, das sich in
Iconium^) und Dalisandus*) versammelt; von den andern Thei-
1«! der Provinz sind wenigstens die Metropolen bekannt, Mm^
lieh von Pisidien Sagalassus^), von Isaurien Isaura^), von Paphla^
gonien Pompeiopolis, von Pontus Galatieas Amasia^), von Pontes
Polemoniacus Neocaesarea ^^) . Im Uebrigen hatte die Provinz zwei
suate. dvitaks liberaej Tetmessxts mslor^^) und Sagalassus^^, und meh-
rere römische Golonien, nämlidi im eigentlichen Galatien Germe ^^),
in Lycaonien loonium, welches Claudius ^^), und Pariais, das
1) iTclTpoiroc raXanx-TJc itta^tiaz unter Claudias and Sero, C. L Qt. 3991 ,
^rocurator OdLaüat Waddington IH n. 1794» C. i. L. HI n. 249, vgl. C. /. Ot.
3969. 3970. 4037. Marini AtvaU p. 706».
2) S. oben Seite 202 Anm. 14.
3) Ancyia heisst utrcoiSicoXtc rljc TaXaTta«, C. 1. Qt. ^11. 4020. 4030.
4042. 5896. Bckhel D. k lU, 177.
4) e. i. Qt, 4039. Bckhel D, N. DI, 176.
ö) Bokliel D. JV. III, 32.
6) HQnce des Phüippns im britischen Mnsenm : A AA1€ ANAEQN KOIMON
ATKADvCac BorreU NunUtmalie ChronieU vm, 2.
7^ Sie heJBst itpcfrcT) Iltdfteiv. Bckhel I>. N. IV, 271. C. /. Qr. 4368.
8) Auf Münzen uiryrp6noX(c Iaa6poiv , Bckhel 2>. N, III, 29. Mionn^t III
p. &31. 8, Vn p. 144.
9) Anf Münzen fAYjxD^icoXic Ilövrou, Bckhel D. JV. II, 344. Mionnet II, 335.
8, rv, 419. C. /. Ot, 4168 j auch utitd^itoXi; xal trpcKrnn toQ nivxou , Mionnet
8uppl. IV p. 420 ff.
lOJ Bckhel D. N, II, 355. Mlonnet II p. 352. 6. TV p. 449.
llj Termessus erhielt seine Autonomie schon 565 »189 (Polyb. 22, 18. LIt.
38, 151; sie wurde bestätigt durch die lex AnUmia de Termeatibus fC. I, L. T
n. 204). Dirksen Yersuche zur Kritik und Auslegung S. 136—202. Die TcpfAino-
ocT< nennen sich daher aMvopiOt. Bckhel D. N, in, 27. Waddington n. 358,
und auf einer unedirten Mflnze des britischen Museums (Waddington zu n. 1202}
heisst die Stadt iXeu^^pa.
12) Die Stadt nennt sich cpCXv] %a\ o6afMtyoc 'Pm\Mim^ , Bckhel D, N, IT,
271. 0, L Qr. 3468.
13) Colonia erst genannt unter Gommodus (Bckhel D. JV. IV p. 178), aber
wahrscheinlich früher gegründet.
14) Die Stadt heisst Claudia, die Binwohner KXauBstxovuTc, Bckhel D, N, lll,
31. 38. C, I. Qr. n. 3991. 3993; auch wird sie Coloiiia Aeiia looniensis genuint
(Mtonnet m p. 535 n. 13), weshalb Zumpt Comm. epSgr, X p. 418 sie von Ha-
drian gründen, Perrot Qal. p. 144 von Hadrian durch eine nene Oolonlsation
yermehren ttsst.
— 207 —
wahrscheinlich Ai^ustos colonimrte i) . Auch Antiodiia IHsidiae
erhielt dorch Augustos^) eine Golotiie') von Veteranen der leg, V
Gallica (Alcmche)^), ebenso von demselben 'Kaiser Gremna^).
Im dritten und vierten Jahrhundert 'finden wir Galatien, nach- ^^p^}«"«
' Theilnng.
dem es bereits etwa unter Traian seine nördlichen und östlichen
Districte, unter Septimius Severus auch Isauria und Lycaonia
abgegeben hatte, seinem damals noch vorhandenen LUnderbestande
nach in 3 kleinere Provinzen getheilt^). Von diesen bestanden
sdM)n WJ 4. Galatia, das Gebiet der drei galatisohen Stämme,
unter einem cansularis''); 2..P&phlagonia unter einem corrector^);
3. Pisidia unter einem piyzesea^). Galatien selbst aber wurde
bald nach 381 in Galalia prima mit der Hauptstadt Ancyra und
GofoNa secmnda oder sabdaris mii der Hauptstadt Pessinos ge-
theHt mtd der letztem Provfnz ein eigser praeses gegeben ^^) .
XKXI, Cappadooia<i>
Als Tiberius im J. 47 n. Chr. beschloss, Gappodocien nach umfong.
dem Tode seines letzten Königs Archelaus i^) zur Provinz zu
1) Dies li88t der Name M. Aug. Col. ParlaU (Eckhel ni, 34) aof den
Münzen schliessen, die wir indessen erst seit M. Aurel haben.
2) Monnm. Ancyr. c. 28 : dnotxlac iv [ItotSCqt orpattwrÄv xon^Y^Y**^-
Strabo 12 p. 577.
3) 0er Name derselben ist Coloaia Caesarea Antiochia. Plin. N, H, 6 % 94.
SeUkel D. N. m, 18. Mionnet III p. 491 : 'Avrtoveu KatdapeTc Kfl^mvol, C. 7. Or,
2811b BS Waddington 1620*. Sie hat dunmwM (C. /. 6^. 3979) nnd decwriotie»
(Waddington n. 1190).
^ 4^ Henzen n. 9074. Grolefend Jmptriwnk Romamun trUmüm duer. p. 17.
b) Strabo 12 p. 569. Anf einer MQnze (Mlonnet Sufpl, VH p. 115 n. 1401
Aitg. Col. Crem, Der Name Golonia Inlia Angnsta Velix (Eckhel D. N. III, 20)
liest sich ans Mftnzen nicht mit Sicherheit nachweisen. 8. Waddington n. 1200.
6) Ueber diese TfaeUnngen s. Mommsen Yerz. d. rchn. Provinzen Ton 297
in Abb. d. Berl. Acad. 1862 p. 503 tt. Kuhn II, 211.
7) Inschr..T. Ancyra, C. I. Or, 4050: iizX xou XotpLicpordiToii bicaxtuoC Mivtx.
^Xnpcvxiou. Binen Consiüar hatte die Provittz «ach vor 5o&. Hierodes p. 696 W.
»36 Parthey. Vgl. Boeckiag N. X>. Or. p. 132. Im J. 535 dagegen einen comes.
IvttiniaD. Nov. 8: TvAotc rffi icW itdffvtfi «. t. L $ 4.
8) Hierodes p. 695 W. »35 P;
9) N. i>. Or. c. I; seit InstiiiUn hat Pisidia einen eoinmtlari», Hierodes
p. 672 W. Boecking N. D. Or. p. 141. luetln. Nov. 30, 1.
10) Ueber die Z«^ s. Kahn n, 210 f. j über den proeset N. D. Or. e. I n.
Boecking p. 150. Hierodes p. 697.
11) Ueber diese Provinz giebt es nur eine Utere Abhaadlmig: Htsely De iUr
slofto CeqjfNMlMiatf, Amstdod.*1836. 4.
12) Er erhielt Gappadocien im J. 36 v. Chr. dorch Antonius. Dio Oass. 49, 32.
Es herrschten damals neben ihm Lycomedes im cappadocischen Pontns. Dio
Oass. 51, 2. Stimbo 12 p. 560, Pdemo im übrigen Pontos, Plut. AtU. 61. Ueber •
— 208 —
machen ^)y hatte dasselbe noch keineswegs die Ausdehnung, welche
es spttter unter r(^mischer Verwaltung erhielt. Im Westen stiess
es an G^latien, im Norden an den Pontus Galatiiius und Pole-
moniacus und an Armeniä minore im Osten wurde es durch den
Euphrat von Armenia mator^^ im Süden durch den Taurus und
Amanus von Cilicien und Gommagene getrennt. Das Land war
fast ganz ohne grossere Städte') und ist im Gegensatz zu Gala-
tien, welches im vierten Jahrhundert als völlig romanisirt ge-
schildert wird^)> Überhaupt nur langsam und unvollkommen der
EiB^«ii^f römischen Cultur zugänglich geworden^). FUr die Verwaltung
gira. behielt man daher die Eintheilung des Landes in 40 Strategien
bei, wie sie unter den Königen bestanden hatte, nämlich
4. MzkirriYr^, 8. KoraovCa^ 3. KtXixCa, 4. Toavitw^ 5. rapoaoplnc,
6. Aaouiavoijvi) , 7. DapYapauoijviQ , 8. Dapaoui^vi^, 9. XaiMiwjviQy
40. Mopt(jLif]vi^, wozu unter den letzten Königen als 44te Strate-
gie noch ein Stttck von Cilicien mit den Städten Kastabala und
Kybistra kam<^). Diese Organisation war noch zu Ptolemaeus
Zeit, d. h. unter Antoninus Pius, vorhanden ?][.
Dem Könige Archelaus, weldier leidend und schwachsinnig
war, hatte bereits Augustus einen römischen Procurator beige-
die GeBchichte der cappadociflchen Könige s. Clinton FasU Hell. III App. IX
p. 429-438.
1) Tftc. Ann, 2, A2: iUe (Archdmu) ignaruB doli m whem properai,
exeeptuique imMti a prmeipe ei mox aecu»atu$ in senottf — '— finem vüae aponU
an faio implevü. Begnum in pfx>vineiam redaetum est. Es ist hier von einem
BesohloBs des Senats die Rede, der erst im folgenden Jahr zur Ausführung kam.
Noch im Jahz 21 schrieb Strabo 12 p. 534: rf^ tk {jieYdlXTic Kaict;a$ox(ac vuv
uiv 0^ toucv IC«} T^v (tdixaEiv * TeXeuT^eavro« fkp x^ ßiov ApyeXdou tou ßa9t-*
A^o<moc irm Kaioap xe xal if) ourxXT)Toc ^apYiov elvai 'PoofiatcBV aMjy, Vgl.
Dio Cass. 57, 17. Suet. Tib. 38. CaUg, 1. Suidas s. t. Ttßiptoc VeU. 2, 39.
Eutrop. 7, 11 (6). Aur. Yict. Caes, 2. 3. tpU, 2. 8. Rofüs hrev, 11, wo unter
dem Claudius Caesar Tiberins gemeint ist.
2) Tac. Ann. 15, 7.
3) Strabo 12 p. 537. Kuhn II, 231 ff.
4) Themistios Or. 16 p. 257 Dlnd. : xal vtv euxirt ßapßdlpouc FfxX^Tac
dlv TIC icpooclirot, dlXXd xal icdvu 'Po>pi.aiouc^ to&vopba fdp'aöroic xo itikw. itapa-
pLspiiw]xcV| 6 ß(oc ^i 96yL^uXoc ffit]»
5) Auch von dem Pontus im Norden von Cappadocien sagt Barth Reise Ton
Trapezunt durch die nordliche HUfte Kleinasiens/ Gotha 1860. 4 S. 7: „Wir fan-
den niehts von AltertfaQmem in dieser Gegend, wie denn dies ganze Binnenland
sehr wenig unter den Einfluss der Griechen nnd R5mer gekommen zu sein
scheint ' * Auch aus der Schilderung der Provincialveirhiltnisse in luBtinlans Nov,
30 ersieht man, dass noch im J. Ö36 die Provinz schwer zu regieren , und daaa
Mord und Raub darin häufig war.
6) Strabo 12 p. 534. VgL Forbiger Handb. d. a. Geogr. II, 292 ff.
7j Ptolem. 5, 6 und 7.
— 209 —
geben ^), und nachdem im J. 18 n. Chr. Germanicus im Auf-
trage des Kaisers Tiberius durch seinen Legaten Q. Veranius die
Provincialverwaltung organisirt hatte ^j, blieb die Regierung in ^^^^"1*^^"
der Hand eines Procurators^), der im Falle des Bedürfnisses auf ^i"'-
die militärische Ubtersttttzung des Statthalters von Syrien ange-
wiesen war 4). Hierin liegt der Grund, dass die nördlich von
Cappadocien gelegenen Landschaften, als sie ihre Selbständigkeit
verloren, nicht zu Cappadocien, sondern zu Galatien geschlagen
wurden, dessen prätoriscber Legat, wenn auch nicht Über römische
Legionen, so doch über Auxiliartruppen verfügte^}. Dies Ver-
haltniss änderte Yespasian, der im J. 70 Cappadocien unter einen iconimu-
consularischen Legaten stellte^), diesem eine bedeutende Militär- vinz.
macht zuwies, und in Folge dessen auch^Galatien, wie oben er-
wähnt ist, bald darauf mit Cappadocien vereinigte. Ais später,
wie es scheint, unter Traian beide Provinzen wieder getrennt
wurden, so geschah dies in der Weise, dass die Pontusland-
Schäften, welche geographisch und historisch zu Cappadocien ge-
hörten^), dieser Provinz zugewiesen wurden, so dass damals
1) Dio Cass. 57, 17: t^v hk h^ 'Apx^Xaov (A6Teirif*«j;aTo
ou fiuSvov &7cepYihpoov ^vca dXXd xai oeivfii^ ;:o5aYptt»vTa xal icpoo^t xat rapa^po-
veTv ooxoüvTGt ' Ira^e (jiiv -^dp icote touto ^vtcu^ , diore %a\ dic(Tpoi:ov napol toO
A\i^O'JOT0*j t^^ dpyf^i Xaßetv. Hieraus erklärt sich Appian. Mithr. 105, der Cap-
padocien unter Augnstus Provinz werden Hess : xal TCoXXal (iexaßoXal fxiypi Kat-
oapo; i'fiswzo toO Scßaorou, icp Oü xal ffit if; ßa9iXe(a nepi^Xlkv i^
ffTpatt^Y^av.
2) Tac. Ann, 2, 56 : at CappadoeeSj in formam provinciae redaeti , Q. Vt-
ranium legatum acceperc. Veranius war Legat des Germanicus (und Tac. Ann.
2, 74; 3, 10. 13. 17. 19) und blieb nur so lange in der Provinz, \ls die Ein-
rirhtung dauerte.
5) Dio Cass. 57, 17 : xdx to6tou (von 17 n: Chr. an) xal ifj KaTtira8ox(a tän
Tt 'Po>fAa(<nv i'^istzo xal iTticet iTteTpdfir»]. Tac. Ann, 12, 49: erat Cappadociae
proeurator lulhts Pelignus, Der procurator Cappadociae llenzen 6928= C. 1. L.
II p. 1970 gehört in .die Zeit nach Yespasian.
4) Tac. Ann. 12, 45—49. Zumpt Comm. epigr. 11, 127. Auch der Hünz-
fu88 der von den Römern in Cappadocien geprägten Geldst&cke ist der syrische.
Monunsen Gesch. d. rom. MQnzw. S. 713.
^5) So hat im J. 62 Caesennius Paetus Pontiea et Galatartan Cappadorum-
fiue auxiUa, d. h. Auxiliarcohorten, die in Galatien ausgehoben waren (Tac. Ann.
15, 6) und schon 58 v. Chr. werden in Galatien Truppen ausgehoben. Tac. Ann,
13, 35.
6) Soet. Vesp. 8: Cappadociae propter adaiduos barharofum ineurmu Ugionea
nddidit, contularemque reetorem impfmtit pro equite Romano. Tac. Hist. 2, 81 :
ted inerme$ legati reg^anX (die asiatisehen Provinzen im J. 69), nondum additis
Cappadociae legiombu*. Da die legio XII fuhninaia im J. 70 nach Melitene ge-
legt wurde (loseph. B. lud. 7, 1, 3), so muss damals auch der consularisehe
Legat eingesetzt worden sein.
7) Unter den Persern bildete Cappadocien zwei Satrapien, Gross - Cappado»
cien und Kanica^oxia i\ icp^^ t«j> (Iövtui. Strabo 12 p. 534. 541. Mithridates
B4b. Alt«rth. IT. 14
— 210 —
Gappadocien den Umfang erhielt, in dem wir es bei Piolemäos
Qrenxeniiaii finden. Es gehörte also damals zu Gappadocien I. Der Ponttis
Galattcus^), i. der Pontus Pokmoniacug nebst dem Pantus Cap-
padociaiS, Dazu kam 3. Armenia minor und nach Ptolemäus
4. Lyccumia mit der Hauptstadt Iconium^). 'lieber die Pontos-
landschaften haben wir einen interessanten Beiicht des Legaten
von Gappadocien, Flavius Arrianus'^), der in denselben im Jahre
431/132 eine miiitHriscbe Inspection abhielt^). Wir ersten aus
demselben, dass damals die Provinz Gappadocien an der Küste
im Norden bis Dioscurias (Sebastopolis) hinaufgingt) und durch
eine Reihe von Festungen mit römischer Besatzung gesichert war,
nftmlich Trapezus, Hyssiportus, Apsarus, Phasis und Dioscurias®],
da das Binnenland hinter der Seekttsle von einheimischen Fttrsten
regiert wurde, welche zwar abhängig von den Römern, aber
immer unzuverlässig waren'']. Apsarus war noch unter lustinian
in römischem Besitze; Phasis und Dioscurias scheinen aber, man
weiss nicht, seit wann, aufgegeben zu sein^.
Armenia minor am oberen Euphrat war ein Königreich ge-
ArmenU
minor.
heisBt in der Inschrift von Ephesus (Waddington II{ n. 136»): Kama5ox([ac
ßaotXci^;] und der Name Pontus wird erst in romischer Zeit Qblich. 8. Wad-
dington m p. 59.
1) Auch Plin. N. H. d % S rechnet z. B. Amaseia, die Metropolis des Pon-
tus Oalaticus, zu Gappadocien.
2) Ptolem. 5, 6.
3) 'Aj^biavoü iiciOToX'9) ttpö; Tpaiaviv ['Aßpiavov] dv ^ xai TreplitXou; EO^etvo'j
n6vT0o in Müller Geogr. Oraeci minores I p. 370 ff.
4) Der Bericht ist geschrieben in dem Jahre, in welchem Cotys II, Konig
des clinmerisohen Bosporus, starb TArrian. 1. 1. ^ 26), d. h. im Jahr 428 der
bosporanischen Aeras=i31 n. Chr. (gerechnet vom Herbst 297 v. Chr.). C. I. Or.
n. 2108^.
5) Arrian. 1. 1. ^ 26: ^ttI Aio;xoupia$a, ii Sirep orpaTiSrc^ov TcXeui^ 'Pa»-
fjt«(ot( 1^ iizixpd'zna.
6) Ueber Trapezus Arrian. S 1. In ''Yaooü Xip./jv steht eine eokffrs, J 4.
vgl. Not. D, Or. p. 96 : cohort ApuUia eivium Romanomm Ysiporto. In Apsarus
stehn 5 Cohorten (S?), in dem Castell Phasis 400 <npaTia>T«i IraexTGi (S 12),
in Dioscurias ist eine grosse Festung mit Lazarethea und Magazinen, $ 14.
7) ArrUn. 1. 1. S 15.
8) Procop. B. Goth, 4, 2 p. 466 Dind. : — im €)daiv te iroTaji^v xal tou;
iv^OTdiTo» ßapßapou;. A^y^^^^ l*^^ ^^^ ^ xora to'j« Tpatavou toO 'PnpLoidiiv
itöXsoi; ii n^pav Te itöXiv xal toüc AaCöw Spov>;, o5 5^ TeXtutd 6 E(>$eivoc iröv-
'ZQiy f^iäc ^otiv if^fA^pac 6&d(. Petra im Lande der Colchi hatte noch lustinian
befestigt (Proc. B. Pers. 2, 17), es war aber wieder verloren worden (Proc. de
aed. 3, 7). Die Stadt Sebastopolis, welche lusUuian N(n\ 31 c. 1 im J. 536
erwähnt, ist Sebastopolis in Armenia minor, S. Boecking A'ot. D, Or, p. 438.
— 211 —
Wesen, welches Pompaius an Deiotarus^), Caesar an Ariobarza-
nes III von Cappadocien 2) , Antonius an Polemo, König des Pon-
Uis^), Augustus an Archelaus von Cappadocien ^) gegeben hatte.
Es wurde mit der Provinz Cappadocien nicht sofort vereinigt,
sondern im J. 38 n. Chr. aufs Neue durch Caligula an Cotys^),
im J. 54 durch Nero an Aristobulus abgetreten®) und ist wahr-
scheinlich von Yespasian der erweiterten Provinz einverleibt wor-
den. Wenngleich Ptolemäus Armenia minor in einem eigenen
Capitel behandelt, so ist doch die Zugehörigkeit dieses Bezirks
zu Cappadocien nicht zu bezweifeln 7) . Denn Melitene, das zu
Armenia minor gehört ^), war, wie bereits bemerkt ist, seit dem
J. 70 Hauptquartier der legio XII fulminata^) und im J. 75 baute
in Kleinarmenien der Legat von Cappadocien die Strassen ^^).
Wenn der Statthalter von Syrien insofern die wichtigste Poutischa
Stelle unter allen Statthaltern der orientalischen Provinzen ein- der Pro?hfz.
nahm, als er die römische Grenze unmittelbar gegen die Parther
zu deckeh hatte, so war die Hauptaufgabe des Legaten von Cap-
padocien dageg/en, Grossarmenien und die caucasischen Stämme
von der Einmischung parthischen Einflusses frei zu halten und
den Römern zu sichern. Wenn die Römer in diesen Gegenden
Könige einsetzten, mussten sie dieselben auch thatsädilich
schützen: wie z. B. im armenischen Kriege Neros (58 — 63 n. Chr.}
1) Strabo 12 p. 547, vgl. Hirtius B. AUx, 34. 67.
2) Dio Cass. 41, 68; 42,48.
3) Dio Cass. 49, 33. 44.
4} Dio Cass. 64, 9. Btrabo 12 p. 555.
5) Dio Cas». 59, 12. Tac. Ann, 11, 9. loseph. Ani. 19, 8, 1.
6J Tafi. Ann. 13, 7. loseph. Ant. 20, 8, 4. Btü, lud. 2, 13, 2.
7) S. Kuhn 11 S. 145 f. Die Einwohner von Armenia minor sind Cappado-
nier. S. die Inschrift ans dem J. 3Bö n. Chr. bei de Bossi Inscr. Chriai. I p. 155
n. 355; Civem ArrMniaeum Ci/ppadoeem numine (soll heissen nomine^ Quiril-
lu$ u. 8. w.
8) Ftoieia. 5, 7, 5.
9) Vgl, Procop. dt aedif. 3, 4: -^^v hi xi yftopios dv xoic ^Ao^uvloic Ti iza-
Xaiöv uixpoTc xaXoufjivou o6 iroXXtj» dfiro^ev TcorapLOÜ E^opd^tou, eop' oS ^ Xöyo;
'FoBfialoiv orpaTioBTttv Upuro. MeXiTi]N^ (Jiev to yimpio'^, Af^tt^ hi 6 Xö/oc ^iccu-
vo^idCsTo. 'EvraO^d nti fyj\t,a Iv xetpafouvtp iiti x^P^^ 6irTia« l^ifi.avro ^v toU
ism )^)övoi; 'Po))iaioi* (d. h. untei Yespasian) — p.exd tk Tpaiavip Tu>'Pa>uau»v
a'jToxpdfTopi ^eSoYJxivov , i^ nöXei6( xe d^iotfia 6 x^po( d^Txxat "mX (it^xpoTToXtc
xax^oxTj tü^ IOnci.
10) Meilenstein, gefunden in M^iki-Ch^rlf in Kleinarmenien, Waddington
IH n. 1814^: Imp. Ve^aaicmo Caeaare [Aug. p. m. tr. pot. Vf] imp. XIII eos.
[VI, des.] YII, Imp. Tito Caeaare cos. fVJ K, [des.] V, Cn, Pompems Co^Uega leg.
^Aug,] pr. pr. [miUiaria posutt]. Ueber die fiestimmung des Jahres s. Borghesi
Optier. 6, 42.
14*
— 212 —
Gorbulo, der damals ein ausserordentliches Gommando erhalten
hatte, dem von ihm eingesetzten Könige Tigranes von Armenien
1000 kgionarti, 3 cohortes sociorum und 2 aide equäum als
Schutz wache liess^). Dass diese Truppen in Armenien längere
Zeit bleiben konnten, ist nicht anzunehmen, da Corbulo noch in
demselben Jahre (60 n. Chr.) sein Gommando in Artnenien nie-
derlegte. Seitdem aber seit Yespasian die kgio XII fubninata in
Melitene^) und etwa seit Traian^) die legio XV ApoUinaris in
Sat^a (Sadaghj 4) ihr Hauptquartier hatte ^], ausserdem eine Reihe
von Festungen durch Garnisonen von Auxiliartruppen geschützt
und namentlich die Seeplätze des Pontus zu Militärdepots einge-
richtet waren®), wurde Cappadocien nicht nur ein sicherer Aus-
{^angspunct für die armenisch-parthischen Kriege des Traian im
J. iU?) und des M. Aurel und Verus 462—165, sondern auch
ein wesentlicher Schutz fttr die römische Politik, deren Einfluss
sich bis über die Grenzen Armeniens erstreckte. Wir finden,
dass Yespasian im J. 75 dem Könige Mithridates von Iberien eine
Feslung am Gyrus (Kous) bauen liess^), dass unter Antoninus
1) Tac. Ann. 14, 26. S. über diesen Krieg E. Egli Feldzüge in Armenien
von 41 — 63 n. Chr. in M. Büdinger Untersuchungen zur röm. Kaisergeschichte.
Bd. 1 Leipzig 1868. 8 S. 267—362.
2) loseph. B. lud. 7, 1, 3. Hier lag sie noch unter Hadrian (Arrian. AeUs
c. AUmos p. 100. 103. 106 ed. Blanc), unter Alexander Severus (Dio Cass. 55,
23), und bis In das fünfte [JSo\. D, Or. p. 97. 421) und sechste Jahrhundert,
Procop. de aed. 3, ö.
3) Obgleich Sneton Veap. 8 sagt: (^Vefpaaifmiui) Caippadoeiae legiones addidity
so wissen wir doch nur Ton einer Legion, dass sie unter ihm in die Provinz
verlegt wurde. Die legio XV kam nach dem jüdischen Kriege zunächst nach
Pannonlen (losepb. BeU. lud. 7, 5, 3); in Cappadocien finden wir sie erst unter
Hadrian (Arriani aeiet c. ALanoa $ 5. 6).
4) Petermann Geogr. Mittheilungen. Erg&nzungsh. 20 S. 63 Anm. 2.
5) Itlner. Anton, p. 183 Wess. N. D. Or. p. 96. 420.
6) Arrian. peripl. Ptmti Euxini S 1. 4. 7. 12. 14. Tac. Hisi. 2, 6: Cappa-
docia Pontusque ei quidqtäd easlrorum Armeniis pmetenditur. Dass namentlich
über Trapezus auf dem Seewege Vorräthe für die cappadoci sehen Tnippeu be>
schafft wurden, zeigt Tac. Ann. 13, 39.
7) Diö Cass. 68, 18. Dierauer Gesch. Traians S. 160.
8) Griechische In sehr., gefunden zwischen Tifiis und Metskhtfta am rechten
l'fer des Kour in Georgien, herausg. v. Renier im Joumcd A$iaiique^ Sixi^me
Serie. Tome XIII (1869) p. 93 : [A'jTOTtpd^TcDp KotT«a]p Oü6[aTraoiavÖ5 Seßjxorö;,
dpyt£[peCi; ixi-^^iaro}; , ^'If^'^tp/iW^« l;ov>[ala; t6] C» aÖTOxpd(T[w]p t6i5, ßTraxo^
t6 c, tÄTCoSfiOciiffjidvo; t6 C, Tiar^p Tiarpi^oC} T[eipnr]}ffj;, xai tiitroxpd-cm^ T(to5
KaT[oap] ^eßaoToO ulö;, ^fAap)^i[x]f|< i$ouo(ac tö e , ÖTcaxoc tö ö , diro^sfisiYH''^''
voc t6 i, Tei|xTjT^5, %a\ Ao^JitTtavöc KfzToop, Sc^oroO uii?, öitato; xb [yJi <iito-
ie^ei^jx^vo; t6 B , ßaatXet 'l^ifjpajv MiÄpiodtiQ, ßaaiXfoi; <I>apaafidbo'j, xal la^aa-
— 213 —
Plus die südlichen Landschaften Armeniens, Sophene und Gor-
dyene, von Cappadocien aus verwaltet wurden >), und dass im
J. 185 unter Commodus eine vexiUalio der leg. XV Apoliinaris
im Osten Armeniens am Gyrus stand ^]. Bei dieser Bedeutung
der Provinz hat dieselbe auch nach ihrer Abtrennung von Gala-
tien immer consularischc Legaten behalten, von denen aus dem
2ten Jhdt. bekannt sind H. lunius, o tfj; KaniraSoxCac ap^cov
144 n. Chr.^), Flavius Arrianus cos. suff. eines unbestimmten
Jahres^), leg. Cappad. 134^) bis wenigstens 136^), in welchem
Jahre er seine Tactica schrieb*^); sein Nachfolger L. Burbuleius
Optatus Ligarianus^), wenig später L. Aemilius Carus^)» beim
Beginne der Regierung M. Aureis P. Aelius Severianus Maxi-
mus, der 462 in Elegia in Armenien mit der ganzen Besatzung
des Ortes von Vologeses lil, KOnig der Parther i^^), niedergemacht
wurde ^1); dessen Nachfolger Statius Priscus, cos. 459, leg. Capp.
1) Appian. Miihr. 105 eagt von diesen Landschaften: xal arparnY^tTai vOv
ä|jia T^ Kanicaooxla r.a\ "zdhe, Appian sclirieb nach Hadrians Tode (s. Clinton
Faiii Rom. ad a. l47). Da Ptolemäus, der ihm fast gleichzeitig ist, diese Land-
schaften zu Glossarmenien rechnet (5, 13, 13 und !K)), so scheint ihre Zuge-
hörigkeit zu Cappadocien nur eine vorübergehende gewesen zu sein.
2) Inschr. gef. im Kloster Edchmiadzin bei Tiflis, herausg. Journal Asiatique
a. a. 0. p. 103: Jmp. Caes, M. Aurel. Antonino Aug. [Commodo] Qerma. Sarm.
Max., trib. pot.y imp. VJIj cos. 7V, p. p. vexül((itU)) leg. XV Apoll, sub Caelio
Calvino, Ug, Aug. pr. pr., curam agente Licinio Satumino trib. mil. et Aurel.
Labrase eenturione leg. eiusdem,
3) Dio Cass. 68, 19.
4) Photius bibl. p. 17b Bekk. Suidas s. v. 'A^^iv*6^. Borghesi Oeuvr. 4, 157.
5) S. Seite 210 Anm. 4.
6) Dio Cass. 69, 15 und über das Jalir Müller Geographi 6r. mm. I p. CXII.
T) Arrian. Taet. e. 44: U t/w^c t?j"v ii«pouo«v ßaaiXeiav, •SJv 'A^ptov^
cixoaxov tout' frog ßaoiXeusi. Das 208te Jahr des Hadrian ist 136 n. Chr.
8) Henzen n. 6484. Borghesi Oeuvr. 4, 158.
9) Henzen n. 6049. Borghesi Oeuor. 4, 159.
10) Er regiert 148 — 192. 8. De Bartholomaei Reeherehes sur la numismaUque
üTHieide in Mimoirei de la Soeiiti d^archiologie et de numigmatique de Paters-
bufp. Vol. II (1848. 8) p. 75 ff. I. Lindsay A view of the M$tory and eomage
of the Parthiani, Cork, 1852. 4 p. 107 ff.
11) Den Namen Severianus nennt Ludan Quomodo hist. ait eonsct. 21 u. 25.
Dio 71, 2: xal «rpaTÖircS^v ts 5Xov 'Pofxaix&v tö bnb ScouYjptavfp TCtaYpi^vov
h T^ 'EXc^cif aÖToT; i^jisvö« xotreTÖSeoac xal (ife^eipc. Den vollstän-
digen Namen gicbt die Inschrift v. Bostra Waddington n. 1Ö43. Wenn Borghesi
Oeuvr. 4, 254; 5, 375 aus der Stelle des Dio Cass. folgert, dass bei dieser Ge-
legenheit die legio XXII Deiolariana vernichtet worden sei, so fehlt hiefür jeder
Beweis. Capitolln. v. Verl 6 redet von eaesi» legSonibus, was jedenfalls ein über-
triebener Ausdruck ist, die Ug. XXII Deiotariana scheint aber schon unter Traian
eingegangen zu sein , nach dessen Zeit sie nicht vorkommt , und orpaTditc^ov
heisst bei Dio überhaupt nicht nothwendig eine Legion, sondern wird auch von
Irgend einer Heeresabtheilung gebrauchi.
— 214 —
462^), auf welchen dann folgte Mariius Venis cos, 46S^) und
vielleicht T. Arrius Antoninus^) ; unter Gommodus der bereits
erwähnte Gaelius Calvinus im J. i 85, endlich im Anfang des 3tea
Jhdts. Sulla ^) und Q. Atrius Cionius^). Unter dem Legaten
stand ohne Zweifel, wie in allen kaiserlichen Provinzen, ein Pro-
cura tor*).
N«ii«sudt«. Das eigentliche Gappadocien hatte, als es Provinz wurde,
nur vier Städte, Tyana, Mazaca^), Ariarathia^) und Archelais^);
alle übrigen Ortschaften waren vici, xmfjiaiy ohne Stadtverfassung
und städtische Behörden, so dass das Land in ähnlicher Weise,
wie wir es in Aegypten Gnden werden, von 10 Strategen admi-
nistrirt wurde ^^}. Ausserdem war ein bedeutender Theil des
Landes kaiserliche Domaine, welche zwar erst im 5ten und 6ten
Jahrhundert erwähnt wird^^), aber ohne Zweifel aus den könig-
lichen Gütern herrührte und seit Tiberius unter Verwaltung des
Procurators stand. In römischer Zeit 6nden wir nicht nur die
vier genannten Städte, von denen Mazaca oder Eusebia Haupt-
stadt der Provinz ist^'^) und den Namen Gaesarea führt ^"^j, Tyana
■
1) Henzen n. 5480. Borghesi Oeuvr. 3, 249.
2) Borghesi Oeuvr. 5, 25o. Er heisst Kanita$ox(ac dp-^isti, Dio Cass. 71, 23.
Dass er des Priscus Nachfolger war, sieht man ans Suldas s. y. Md(>Tioc-
3) C. /. Or. 4193 und dazu Waddington In Borghesi Oeuvres 5, 418. Auch
in der Inschr. von Amasia C. 1. Or, 4168 wird er nicht, wie Borghesi a. a. O.
annimmt, als Statthalter von Bithynieu, sondern, wie Kuhn II, 160 richtig be-
merkt , als Legat von Gappadocien erwähnt. Denn Amasia mit dem Pontus Gala-
ticus gehörte damals zu Cappadocien.
4) Dio Cass. 79, 4 (unter Elagabalus).
5) Henzen n. 6057. C. /. L. II n. 4111. Ulpian. Dig, 26, 10, 7 $ 2 citlrt
eine epiHola imperaiorU notiri QCaraeaUae') et divi Severi ad AtrHan CUmium.
Die zweite der citirten Inschriften ist aber unter Alexander tSeverus gesetzt uiid
daher erheblich Jünger.
6) Er liommt nur einmal vor in der spanischen Inschr. Orelli 5040=^6928,
besser C. i. L, II n. 1970, wo Hübner proc. prov. Cappcuiociae liest, Mommsen
dagegen proc. provine. Capp. Paflag. Gal. vermuthet.
7) Strabo 12 p. 537 kennt nur diese beiden. Tyana nennt auch PhUestratut
V, Apoll. 1, 4 eine hellenische Stadt.
8) Steph. Byz. s. v. Ptelem. ö, 6 S 13.
9) Ptolem. 5, 6, 14.
10) Hierüber handelt vortrefflich Kuhn 11, 231—258.
11) In der N. D, Or, p. 37 werden sie augeführt unter dem Namen Domut
divina per Cappadociam und lustiuian ordnete im J. 536 eine neue Verwaltung
derselben an. Nov. 30.
12) Den Titel (AT]Tp6;ioXtc hat sie auf Münzen seit M. Antoniuus. Mlonnet
Suppl. 7 p. 672.
13) Den Manen erhielt sie nach Gonstantlnus Porphyrog. de themaiib. 1, 2
und lustinian. Nw. 30 pr. Ton lulius Caesar, nach S. Rofos brev. 11 voo Augu-
stus, nach Eutrop. 7, 11 von Tiberius, nach Sozomenus JB. E. ö, 4 von CUadius.
— 215 —
auf Mttnzen seit Hadrian Upa, aooXoc, aotovofio; heisst^) und im
Jahr 213 unter Garacalia Colonie wurde ^), endlich Archeiais von
GlaudiuB zur Colonie erhoben war^j, sondern auch Gasiabala
und Gybistra sind Städte geworden und prägen Münzen^]; aus
dem vicus Halalae machte M. Aurel die Stadt Faustinopolis^),
und Diocaesarea bezeugt durch seinen Namen den römischen Ur-
sprung^]. Gleicher Entstehung sind in Armenia minor Nicopolis,
das Pompeius bautet), Melitene, das unter Traian Stadt wurde ^),
ferner Glaudiopolis ^) , Sebastopolis ^^j und die von Ptolemttus er-
wähnte Golonie Sinis^^j; im Pontus Gaiaticus Neapolis, vor Pom-
peius eine xm|i7) Namens 4>aCT][Jioiv ^^) , Gomana, zu Mithridates
Zeit noch ein vicus ^^), und Sebastopolis^^); im Pontus Polemoniacus
Zela, früher ein t;icu$ ^^j , seit Pompeius eine Stadt ^<^), Cabira, das
von Pompeius DiospolisL benannt, später Sebaste biess^^) und
Die Aera der SUdt, deren Anfang vor Einrichtung der Provinz zwischen 27<— 16
vor Chr. fallen muss, datirt Borghesi Bullttt. d. Inst, 1852 p. 156 vom Jahr 20
V. Chr., in welchem Angnstus dem König Archelaus Armenia minor schenkte.
Mit der Aera dürfte der Name zusammenhängen.
1) Mlonnet Suppl, 7 p. 713.
2) Sie heisst Antoniniana eoUmia TyarM. Eckhel D, N, 3, 195. Mionnet
Suppl, 7 p. 715.
3) Plin. N, H. & % 8. Itin. Anton, p. 144. Ptol. 5, 6 S 14.
4) Eckhel D, N, 3, 192. 193. Miounet Suppl. 7 p. 709. 711. Dass Comana,
welches auf Münzen als Colonie erscheint (Mionnet a. a. 0. p. 710), das cappa-
docische Cemana sei, ist mir sehr zweifelhaft, da es Col. AugustOj Comcma p. p,
eol. Iul(ia), auch Col, Jul. Auff., 0, 1. F, Comanorum genannt wird, wozu mir
jede Erklärung fehlt.
ö) Capitolin. M, AaU. pkU, 26: Fauslinam mam in radieibtu mxmth Tauri
in vieo HalaUu — amisit feeit et coloniam viciun m quo obiit Faustina.
Als Colonie kommt der Ort sonst nicht vor.
6) Plin. iV. JJ. 6 8 8.
7) Dio Cass. 36, 33. Strabo 12 p. 565. Plin. JV. JST. 6 § 26. Ptol. 5, 7 $ 3.
Itin. Anton, p. 183. 207. Später hat es die Titel ^A^piavT und uT^TO^itoXi;. C. /.
Gr. 4189.
8) Procop. de aed. 3, 4. S. oben Seite 211 Anm. 9.
9) Plin. N. H. ö, 8ö. Ptol. 6, 7 $ 7.
10) Ptolem. 6, 6 8 7 rechnet «io zu Cafpadocien. Hierooles p. 703. lustir
niau. Nov, 31 c. 1.
11) Ptolem. 5, 7 S 5.
12) Strabo 12 p. oißO.
13) Appian. Mitiir, 64. Hernach prägt es Münzen. Auch diejenigen Münzen,
in welchen COL. IVL. AVQ. FeUx COMAi\ORVM vorkommt, möchte ich eher
mit Eckhel D. N, 2, 351 auf das pontische, als mit Mionnet 8uppl. 7 p. 710
auf das cappadodsche Comana beziehen.
14) PtoUm. 5, 6 S 9^ Eckhel D. N, 2, 357.
15) Strabo 12 p. &09.
16) Strabo 12 p. 560. Plin. N. //. 6 $ ö.
17) Strabo 12 p. 557.
i
— 216 —
wohl auch mit Neocaesarea identisch ist<), ausserdem Magno-
polis^] und Megaiopolis (Sebasteia) 3) . Deutlicher als diese ein-
zelnen Beispiele lassen die kirchlichen Quellen der späteren Zeit,
sowie der um 535 geschriebene Synekdemos des Hierocles er-
kennen, dass wührend der römischen Verwaltung die als Statio-
nen an den Blilitärstrassen oder Garnisonsorten sich vergrössern-
den vici zu SUidten entwickelt und zu Bischofssitzen erhoben
wurden, und man darf annehmen, dass, wie in Thracien und
Aegypten, so auch in Cappadocien namentlich in der Zeit zwi-
schen Alexander Severus und Gonstantin die Aufhebung der
Strategien und die Einführung der der ganzen Verwaltung zu
Grunde liegenden Decurionatsverfassung stattgefunden hat^).
sp&ter« Seit Dioclelian ist sodann die Provinz wieder in kleinere
Th«iinng. fij^jjg verlegt worden, nämlich 4. Diosptmlus oder Hellenoponlus
mit den Städten Amasia, Zela, Amisus, Sinope, schon vor 297;
2. Pantus Polemoniacus mit den Städten Neocaesarea, Comana,
Polemonium, Cerasus, Trapezus, ebenfalls vor 297; 3. Cappa-
docia prima mit den Städten Caesarea, Nyssa, Therma, Regepo-
dandus und 4. Cappadocia secunda mit den Slädten Tyana,
Faustinopolis, Cybistra, Nazianzus, beide getrennt zwischen 384
und 386 ; 5. Armenia prima mit den Städten Sebastia, Nicopolis,
Salala, Sebastopolis, 6. Armenia secunda mit den Städten Meli-
tene, Comana, Ariarathia, ebenfalls getheilt um 386. Alle diese
Provinzen gehören zu der dioecesis Pontica, withrend 7. Lycaonia
mit den Städten Iconium, Lyslra, Derbe um 373 eine Provinz
der dioecesis Asiana wurde ^).
ZXXil. Lyoia et Famphylia.
Nach Besiegung des Antiochus durch Scipib im J. 564 = 190
setzten die Römer im folgenden Jahre den Krieg gegen die Gala-
ter fort, bei welcher Gelegenheit sie zum ersten Male in Pam-
phylien einrückten^). In dem Friedensschlüsse des J. 188 wurde
1) Fofbiger Geogr. II, 428. 429.
2) Strabo 12 p. 556. Plln. JV. Ä. 6 J 8.
3) Strabo 12 p. 559. 560. Kuhn II, 249.
4l S. hierQber Kuhn II, 240.
5) Mommsen Yerz. d. röm. Provinzen von 297 S. 503. Kuhn II S. 243.
lusiinian richtete im Jahr 536 vier Armeniae ein. S. lustinian. Nov. 31. Kuhn
II, 244. Mommsen a. a. 0. S. 505.
6) Polyb. 22, 18. Liv. 38, 15.
— 217 —
aber Über Pamphylien noch keine Bestimmung getroffen ^), sondern
es blieb vorläufig unabhängig, bis es 654=103 wieder besetzt
und mit der damals entstehenden Provinz Gilicien vereinigt
wurde 2). Eine Provinz Paniphylia wird zuerst im J. 25 v. Chr.
erwähnt 3); dass sie aber einen eigenen Statthalter gehabt hat,
ist bei dem geringen Umfange des Landes nicht wahrscheinlich ^) .
Lycien dagegen, welches im mithridatischen Kriege auf Seiten
der Römer gestanden hatte, erhielt zuerst von Sulla ^), und ob-
wohl es später zu Lieferungen und Abgaben mehrmals in An-
spruch genommen wurde ^] und namentlich im J. 43 v. Chr.
unter Cassius sehr zu leiden hatte, zum zweiten Male durch
Antonius^) die Anerkennung seiner Freiheit, in weicher es blieb,
bis Kaiser Claudius im J. 43 n. Chr. die Provinz Lycia Pam-
phylia einrichtete^). Aber auch diese Einrichtung war noch nicht
definitiv, da Lycien unter Nero oder Galba nochmals frei gewor-
den zu sein scheint, Pamphylien aber unter Galba mit Galatien
verbunden war ^) . Sonach ist die eigentliche Gründung der Pro-
vinz erst unter Vespasian und wahrscheinlich in das J. 74 zu ^*^c^/*
1) Polyb. 22, 27. Liv. 38, 39.
2j S. oben Seite 178 Anm. 2 and den AbschniU über Cilicia.
3) Dio Gass. 53, 26.: zd xe xoopCa rd i% t^< Ilafji^uXCat np^repov xcjp
'Aftuvrqt ii(>ocve{AT)^VTa xtp ihit^ vofMp dnc5ö87). Das persische Reich war in 20
Steuerdistricte getbeiltT gewesen, die Herodot o, 90 ff. aufzählt und vofAoi nennt.
So ist auch bei Dio Cassins vopK^c eine Provinz, 36, 33 : NtxoicoXiTat — ic xöv
Ka7tica(oxix6v vofjibv ouvreXouvtsc. Ebenso sagt er & t9j^ Bi^v(ac vofxö; 42, 4ö,
6 rj)c Muolac vo(ji6c 51, 22, 6 t-Pjc flafA^uXCac ^ottö^ 60, 17.
4) Im J. 13 V. Chr. war nach Dio Cass. 54, 34 L. Piso Statthalter von
Pamphylien. Da derselbe aber ein Consular war nnd Pamphylien niemals eine
consularische Provinz gewesen ist, so sclieint Pamphylien wie Gilicien damals
mit Syrien zusammen verwaltet worden zu sein, worüber das Nähere bei Syrien
nachzusehen ist.
5) Appian. Mühr. 61. Wir haben noch eine Inschrift C /. L. I p. 169 =
C. i. Or. 5882, welche eine lycische Stadt zum Dank für diese Privilegien in
Rom setzte.
6) Gic. Qct. 1 in Verr. 38, 95.
7l Appian. B. C. 5, 7.
8) Suet. Claude 25 : Lyeti» oh exiUahües inUr »e diseordias libertaiem ademit,
Dio Cass. 60, 17: xo^; xe Au)c(oi>^ oxaoidoavxa; , &oxe xal '^Poifialou^ xtvd;
dTTOxxeivai, l^ouXd&oaxö xe xal i^ xöv xij; JlafifipuXla^ \o\kh^ ioi^pa^^ev. Es wer-
den in den nächsten Jahren auch bereits zwei Statthalter Lyciens genannt,
nämlich erstens Eprius Marcellus praetor 48 n. Chr. (Tac. Ann. 12, 4), Statt-
halter von Lycien wohl 54 — 56, da er 57 von den Lyciern wegen Repetunden
verklagt wurde (Tac. Ann. 13, 33. Borghesl Oeuvres 3, 286: 4, 349); zweitens
Licinius Mutianus, Lyeiat Ugatu» (Plin. N. H. 12 $ 9), wahrscheinlich der Nach-
folger des Eprius Marcellus (ßorghesi Oeuvr. 4, 350).
9) Tac. Hist. 2, 9 : Qdlatiam ae Pamphyliam jprovineia$ Calpumio Aaprenaii
regendas Oalba permiserat. Zumpt Comm. ep. II p. 143 nimmt an, dass über-
haupt seit Claudius Lycien und Pamphylien nuter dem Legaten von Galatien
standen, lieber das Freiwerden Lydens fehlt jede Nachricht.
— 218 —
setzen ^) , von welcher Zeit an Lycia Pamphylia unter kaiserticber
Verwaltung, wie bereits früher unier Claudius, stand, bis im J.
135 Hadrian sie gegen Bithynien austauschte und zur senatori-
schen Provinz machte^). Aus diesem Umstände erklärt sich,
dass als Statthalter in ihr bis zu dem genannten Jahre ein leg<P-
tus Augusti pro praeiore'^) ^ spHter ein Proprätor mit dem Titel
proconsul fungirt^).
Lycisciie Obgleich durch eine gemeinsame Verwaltung äusserlidi ver-
fMüiing. einigt, erhielten sich doch die beiden Landschaften als getrennte,
selbständige Nationalitäten. Lycien hatte in der Zeit seiner Frei-
heit einen Städtebund (Aoxiaxov oootrjfia] gebildet^), in welchem
von den zahlreichen Ortschaften des Landes ^) nach Artemidonis,
1) Suet. Veap. 8: Aehaiamy Lydamiy Rbodum, Bysantiumy 8amum Ubertaie
ademta — in provinciarum formam redegit. Kutrop. 7, 19. Eusebius Chron, Can.
p. 150 Schoene setzt die Binrlchtuug dieser Provinzen Olymp. 213, 2ss74, also
in das 6te Jahr des Vespasian. Von diesem Jahr scheint auch die oilidache
Aera zu datlren. Clinton F. Rom. ad a. 74.
2) Dio Cass. 69, 14: tq hi Hi ßo'jX'n xal xA xXr|p<{> if) IlaiAqpuXta dvri ttjC
BiibN(ac iU%r^. Das Nähere hierfiber s. oben S.196 Anm. 1. 2. 3.
3) Ein Vcrzeichniss der Statthalter Lyeiens und Pamphyliens hat schon
Secchi MonumenU inediti d*un antieo aepolcro di famigUa Greca 9coperio in Roma
SU la via Latina, Roma 1843 fbl. p. 18 — 20 zusammengestellt. Von Legaten Ly-
eiens sind jetzt bekannt : unter Yespasian S. Marcius Priscus, C. J. Or. 4270. 4271
=s Waddington n. 1253. 1254 und L. Luscius Ocrea, Henzen Annali 1852 p. 185
»Waddingtou n. 1225; unter Tltus im J. 80 T. Aureliüs Avitus, Waddfngton
n. 1292; unter Traian A. lulius Quadratus, C. /. Gr. 3548. 3532. 4238<>, Wad-
dington n. 1722»; L. lalins Marinus Simplex, Marinl Atv. n. LVIU. C. /. Or.
n. 4238<^; Q. Pompeius Faleo, Uenzea 5451.
4) Hleher gehört Q. Ranius Honoratianus Festus, Mur. 517, 4, der zuerst
Ugatus des ProcoDstüs -von Lycia Pamphylia, dann proconmd der Provinz war und
in die Zeit zwischen M. Aurel und Alexander Serenis fallt (Borghesi Oeuore*
5, 388); C. Porcina Priscus Longinus unter Alex. Sever. « Maiini Arv. n. LXI;
ein namenloser Proconsul, Grut. 491, 12 und Lollianus, Ruinart Acta matt.
p. 479. Schwierigkeit macht dagegen die Inscbr. C. /. Or. Vol. ITI p. 1140 n.
4303b* BS Waddington 1286, in welcher unter Antoninus Pius der Rath und das
Volk von Gyaneae ein Bad jdediciren: im Fvalou 'Applou Kop<^'r]X(ou np(S%)vOU
irpeoßEUTOu xal dvTiorpaTnYOU. Denn dieser Proculus, der in den Digesten mehr-
mals erw&hnt wird (Dig. 2, 8, 7; 26, 5, 24; 48, 18, 1), ist nicht für einen Le-
gaten des Proconsuls, sondern i^r den Statthalter selbst zu halten. Es würde
demnach, wie bei Bithynien, so auch bei Lycien nach Hadrian eine nochmalige
Aenderung der Administration anzunehmen sein.
5) S. Strabo 14 p. 664. 665 und die vortrelTlichen Untersuchungen von
Koner Beiträge zur Münzkunde Lyeiens in Pinder und Friedländer Beiträge zur
älteren Münzkunde Bd. 1, Berlin 1851 S. 93—122 und Waddington in Revue nu-
mitmalique 1853 p. 85 — 98 (vgl. denselben in Le Bas Voy. Expl. des inscr. lU
n. 1221), welche Kuhn II S. 292 unbenutzt gelassen hat.
6) Nach Plinius zählte Lycion früher 70, zu seiner Zeit 36, nach Ptole-
maeus 33, nach Hierocles 28, nach Stephanus von Byzanz 64. Aus andern
Quellen, Münzen und Inschriften sind nahe an 100 lycischc Ortscbafton be-
kannt, die Konor a. a. 0, p. 96 ff. zusauuaenstelit.
— 219 —
der etwa 400 v. Chr. schrieb <) und Strabos Quelle ist, S3 stimm-
berechtigt waren. Auch diese zerfielen wieder in drei Classen,
grosse Städte, welche drei, mittlere, welche zwei, und die übri-
gen, welche eine Stimme hatten 2); nur die ersten, sechs an Zahl,
fuhrt Strabo an ; die übrigen würden uns unbekannt sein, wenn
nicht der lycische Bund ein gemeinsames Münzsystem gehabt
hätte, nach welchem die Münzen der Bundesstfidte neben dem
abgekürzten Namen der Stadt das auf den gemeinsamen Apollo-
cult bezügliche Wappen des Bundes, eine dreisaitige Leier oder
Bogen und Köcher, nebst der Umschrift ATKIQN führen. Mit
Hülfe dieser Münzen sind ausser den von Strabo angeführten
Bundesstädten: 4. Patara, ä. Olympus, 3. Myra, 4. Tics, 5. Xan-
thus, 6. Pinara^j noch elf mit Sicherheit nachzuweisen: 7. Anti-
phellus, 8. Aperlae, 9. Arycanda, 40. Cragus, 44. Cyaneae,
42. Limyra, 43. Ma^icytus, 44. Phellus, 45. Podalia, 46. Rho-
diapolis, 47. Trebenna (oder Trabala). Nicht ganz sicher sind
dagegen: 48. Apollonia, 49. Araxa, 20. Telmissus. Es fehlen
somit für die Zeit des Artemidorus wenigstens drei Stüdte. Für
die spätere Zeit lässt sich indessen auch diese Lücke ergänzen,
da seit d. J. 84 v. Chr. Bubon^) und Balbura^) und in nicht
näher zu bestimmender Zeit Phaseiis ^) dem Bunde angehört
haben. Diese Ortschaften waren es, welche jährlich in einer aus
ihrer Zahl durch Wahl bestimmten Stadt die Landesversanmilung
[ouviBpiov xoivov} durch ihre Deputirten (ooveSpoi] abhalten Hessen.
In derselben wurden zuerst der Lykiarch, dann die anderen
Bundesbeamten 7) gewählt, ein Bundesgericht constituirt, Krieg
1) Marcianns Heracleensis epHome peripli Mtnippti in Müller Geogt, min.
1, 5.6o: 'A(>T6|A(ofDpoc hi h '£(p£o(oc y$m^pd^^ xatd r?)v ^xaToor-^jv i^axooT^v
ivvdtxTjN 'OXüjjiTtiaßa -ycTOvcÄCi d. h. 104 v. Chr.
2) Strabo braucht die Bezeichnungen al (jii^taTat — al (liaai — al dfXXai.
3) Von den fünf ersten sind Bundesmünxen vorhanden, von Pinara ist noch
keine aufgefunden.
4) Von Bubon giebt es eine Bundesmnnze, allein erst durch Murena ivurde
84 V. Chr. die Tetrapolis Kibyra, Bubon, Balbura und Oenanda, welche bis dahin
eine eigne Dynastie biMete, aufgelost und Bubo und Balbura zu Lycien geschla-
gen (Strabo 13 p. 631). Es konnte also erst seit 84 Bundesstadt sein.
5] Ton Balbura giebt es Bundesmünzen nicht, seine Zugehörigkeit zum
Bunde beweisen aber mehrere Inschriften. Henzen Annali 1852 p. 178 IT. Wad-
dington n. 1221 ff.
6) PhMelis hat neben eigenen Münzen auch Buudesmünzen gepriigt und
daher zu irgend einer Zeit dem Bunde angehört.
7) Zu diesen gehören zur Zeit der lydachen Freiheit der Admiral, va6ap)r(K)
der in den Inschriften Waddington n. 12öl. 1252 erwähnt wlid.
— 220 —
und Frieden beschlossen und Abgaben ausgeschrieben und diese
Verfassung des Bundes bestand unter römischer Herrschaft fort,
nur dass die Gompctenz für äussere Politik und ohne Zweifel das
Abgabenwesen dem Bunde entzogen war. Auch unter der Pro-
vincial Verwaltung also finden wir das xoivov Aox(o)v')9 den Aoxt-
ap^Y^c^}, die Abgeordneten (suveSpoi), und als stehende Beamte
des XOIVOV die ßouXeuTal, die xoivol äp^ovre; oder i&vixol ap^ov-
T£c^), insbesondere einen ap^if^XaS^), mehrere oiro<poXaxe;^), einen
Ypa^ApiaTeuc ^) und die Priester Lyciens^). In gleicher Weise feierte
Pj^op^- Parophylien seine eigene Festgemeinschaft , M}U9 na(i<puX.iaxiQ ^)
te«- unter einem YlaiiJffoXiipx"^^^) ^ auch hat die Provinz keine. gemein-
same Hauptstadt, sondern Lycien allein drei Metropolen, Tlos'^),
Xanthus ^^j und Patara i^], während in Pamphylien Side die erste ^^) ,
Perge die zweite, Aspendus die dritte Stadt ist^^). Nichtsdesto-
weniger erhielt sich die Vereinigung beider Landschaften unter
einem Statthalter mindestens bis 313 n. Chr. ^^); nicht lange
—
1) Es kommt vor in Inschriften von Xanthus (Waddfngtou n. 1250), TIos
(n. 1245), PaUra (n. 1266), Oenoanda (u. 1233), Balbura (n. 1221. 1224), Pha-
sells, C. /. Gr. 4332.
2) Inschr. von Xanthus, C. 1. Or. n. 4274. AdtUnda p. 1124 » Waddiiigton
n. 12o7; von ßubon, Waddington n. 1219; von Balbura, n. 1224; von Telmes-
sus, C. 1. Gr. n. 4198.
3) Inschr. von Balbura, Waddington n. 1221 : oovfTJi hk xai toic auv£[&pou
xa]t Auxtov dp)(oaTataic [xal ßo]'jXe['j]TaT; xal xoivoi; ap^o'j[aiv 6iJavofi.^c
dlvÄ M ß,. Die ap^oaTotrat sind unerkllrt, die xoivol ipyovxec heissen in dersel-
ben Inschr. mehrmals i^ixol dtp^ovTC^.
4) Waddingtou n. 1224.
5) C\ /. ör. 4332. Waddington n. 1224.
6) Waddington n. 1266. Die Lesart ist nicht sicher ; Henzen ergänzt rotpiCa^.
7) Eine dip^^tlpeia Auxla«, Waddington n. 1297, ein dp^iepaaspicvöc rf|t
Aux(a;, d. h. ein gewesener dpytepe6(, Römische Inschr. bei Secchi a. a. O. p. 13
= BuUeU. d. Inst, 1843 p. IdS.
8) C. /. Ot. 43Ö2. 43Ö4. 4355. Eckhei 3 p. 9 , der den Ausdruck indessen
nicht verstand. Mlounet 3, 449.
9) Waddington n. 1224.
10) C. /. Gt, n. 4240c; Waddington n. 1266.
11) C. /. Gr. n. 4276 und Addenda p. 1125 = Waddington n. 1255; C. /. Gr.
4273. 4274 «Waddington n. 1257. 1258.
12) C. l.Gr, n. 4280. 4281. 4283.
13) Eckhei 3, 17. Den Titel Metropolis finde ich nur in der sehr späten
Inschrift C. /. Gr, n. 4361.
14) Philostratus v. AyolXon, 1, 15: d^txsTO \i.hi y*P ^« "Aoirevoov Tf^v IlaiJ.-
?f' JXojv • — rpÄi EipUfxilovTi hk oUettai Trotapiip i?j ti^Xi; aunj , TpiiTj täv Ixci.
15) Die Verordnung Cod. Th. 13, 10, 2 vom Jabr 313 ist gerichtet ad Euse-
bium V. V. praeaidem Lyciae ei Pamphylicie. In dem veroneser Verzcichniss von
295 ist nur Pamphylia, nicht Lycia aufgeführt und Mommsen nimmt an, dass
der letztere Name nur durch ein Versehen ausgefallen sei. leb halte für wahr-
scheinlicher, dass die combinirte Provinz, welche damals noch cxisUrte, mit dem
einen Namen Pamphylia bezeichnet ist.
— 221 —
darauf') aber wurde sie aufgehoben und Lycia unter einen TteBmug
praeses, Pamphylia unter einen consiUaris gestellt 2). -Tiieiieder
:«:«.« II
OilioiaS).
Cilicien ist von Natur in zwei Theile getbeilt, deren Grenz-
scheide die Stadt Soloi bildet; westlich von derselben \ie%i, Cüicia
asper a (tpa^eta, Tpa^eiÄtt;), Östlich bis zur syrischen Grenze
Cilicia campestris (TlsStac)- Nur mit dem ersteren kamen die
Römer zunächst in Berührung durch die Seeräuberkriege. Der
Prätor M. Antonius nämlich*), welcher im J. i03 als Proconsul *)
gegen die cilicischen Piraten den Krieg eröffnete, eroberte zwar
nicht das rauhe Cilicien, in welchem dieselben ihre festen Plätze
hatten, aber occupirte wenigstens die benachbarten Districte, um
für künftige Land- und Seekriege mit den Ciliciern einen Aus-
gangspunct zu sichern. Von dieser Zeit an ist von einer Provinz
Cilicien die Rede, was man in doppelter Weise verstehen kann.
Entweder nämlich muss man, da von dem eigentlichen Cilicien
damals noch kein Theil in den Händen der Römer war, prot;m-
cm in dem Sinne eines militärischen Commandos nehmen, dessen
Aufgabe die Eroberung eines noch nicht occupirten Landes ist®),
oder man muss annehmen, dass die vorläufig in Besitz genom-
menen, ausserhalb des eigentlichen Kriegsobjects liegenden Land-
schaften von Anfang an den Namen erhielten, den die spätere
1) Das Jahr ist nicht za ermitteln. In den Sobscriptionen des Concils von
Nicaea (325 n. Chr.), die nach Provinzen geordnet sind (Mansi II p. 69;')), wird
bereits Pamphylia nnd Lycia einzeln aufgeführt. Indess ist diese lateinische Re-
daction der Subscriptionen eine sehr trübe Quelle, auf die wenig Gewicht zu
legen sein dürfte. In * der um 350 n. Ohr. verfassten DescripUo totiu$ orbia in
Müller Geogr. min. H p. 522 wird eine regio Pamphylia und eine regio Lycia
genannt, woraus man ebenfalls das Vorhandensein zweier Provinzen nicht sicher
folgern kann; erst Polemius SUviu^ p. 254. 255 erwähnt ansdrOcklich um das
Jahr 385 beide Provinzen.
2) Kot. IHgn. Or. I p. 6. 7. Bei Hierocles p. 679. 682 sind beide Provinzen
consularisch.
3} S. R. Preuss De Cilicia Romanorum provinciaj Regimonti Pr. 1859. 8.
Caspar Härtung De proeoruulatu Cieeronit CilicieMij Wirceburgi 1868. 8. Fr. Junge
De Ciliciae Bomanorum provincine origine ae primordiiSf Halae 1869. 8. Die In-
schriften in V. Langlois InaeripUons OrecqueSf Romainea ^ Bytantinea et Armi-
niermea de la CUicie^ Paris 1854. 4 sind, so weit sie hieher gehören, auch bei
Waddtngton zu finden, den ich allein citire.
4) Liv. ep. 68. lul. Obsequens 44 (104). Drnmann 1 S. 61.
5) Cic. de or. 1, 18, 82.
6) Dies ist die Ansicht von Norisias Cenotaph. Piaan. II, 11 in Opp. lU
p. 341, welcher über die Rntstefaung der Provinz ausführlich handelt. Ueber
den Begriff provineia ist weiter unten die Rede.
— 222 —
Provin« fuhren soUle. Die leizie Ansicht ^j, nach welcher seil
.£'^^lü^ ^^3 CID bestimmies Territorium unter dem Namen der Provinz
103 ▼. Chr.
Gilicien in römischer Verwaltung war, hat das für sich, dass eine
ganze Reihe von Statthaltern dieses Territoriums bekannt ist. Im
J. 92 commandirte in demselben Sulla ^}, in den J. 89 — 88 Q.
Oppius, der in Laodicea von Mithridales gefangen wurde. Er
heisst ^paTT^Yo?^), arpatr^Yo; nap.<poXta;*), legaius^), bei Livius
aber proconsul^)^ und wenn, wie es scheint, dieser Titel der
richtige ist, so kann er, da in Asien damals L. Cassius proconsttl
war^), nur proconsul Ciliciae gewesen sein^). Obgleich er die
Provinz an Mithridates verlor, so wurde dieselbe nach dem Frie-
densschlüsse des J. 84 sofort wieder hergestellt, wahrscheinlich von
Murena, den Sulla in Asien zurückgelassen hatte, um dort die nöthi-
gen Anordnungen zu treffen^). Von da an verwalteten die Provinz
in regelmässiger Folge: Cn. Cornelius Dolabella 80— 79^<>); P. Ser-
vilius Vatia Isauricus 78 — 74"); L. Octavius [cos. 75) im J. 74 ^2)^
Lucullus 74—67*3), Marcius Rex 67—66"). Wenn sich so die
Reihe der Statthalter von 103 bis zur Zeit des Ponipeius verfol-
1) Sie wurde schon aufgestellt von Sigonius De antiquo iure pojnili Rom.,
Lipsiae et Halae 1715. 8 Vol. II p. 68 und ist neuerdings sorgfältig begrflndet
worden von Mommsen R. G. 2, 136. Junge a. a. 0. p. 9 ff.
2) Aurel. Victor de v. ill. 75: praetor Ciliciam provineiam habuit. Bei Ap-
pfan beisst er KiXixiag ^X"*^ (AfitÄr. 57), KiXtxiac VjYO'jfjievo^ (B. O. 1, 77).
3J Appian. Mitkr. 17.' 20.
4) Athenaeus 5 p. 213a.
5) Granius Licinianus p. 35 Bonn.
6) Liv. ep. 78.
7l Appian. Miihr. 11. 17. 24.
8) Er war demnach propraetor mit dem Titel proconsul. Als solcher hatte er
Lictoren, die Appian. Mithr. 20 erwähnt.
9) Appian. MWir. 64. Drumann 2, 455 ; 4, 184. Ueber diese Anordnungen
haben wir ein bestimmtes Zeugniss bei Strabo 13, 631, nach welchem die ciby-
ratische Tetrapolis, ein Fürstenthum, bestehend aus den Städten Clbyra, Bubon,
Balbura und Oenoanda von Marena aufgelöst und die Hälfte desselben, nämlich
Bubon und Balbura dem lycischen Lande einverleibt wurde ; ein Factum, welches
die Münzen dieser Städte ebenfalls erkennen lassen. S. Waddington in Revue
numiamatique 1853 p. 92..
10) Cic. Act. 2 in Verr. 1, 16, 44: postenquam Cn» Volabellae provmcia Ci-
licia constituta est. Vgl. 1, 29, 73. Ueber die Zeit Drumann 2, 563 f.
11) Br war cos, 79, ging 78 in die Provinz und führte den Krieg dort drei
Jahre (Eutrop. 6, 3. Gros. 5, 23) , nach Cicero Act. 2 m Verr. 3, 91, 211 fiUif
Jahre, d. h, 78 — 74.
12) Er starb in CiUcien 74. Plut. LucuLl. 6.
13) Beim Ausbruch des zweiten mithridatischen Krieges erhielt er Cilicien
(^Plut. Luc. 6), zugleich aber, wie aas der Geschichte des Krieges hervorgeht,
Asien als Provinz. Mommsen R. G. 3, 72. Junge p. 38.
14) Dio Cass. 35, 15. 17. SaUnst. Eist. 5 fr. 11 Dietsch.
— 223 —
gen Idsst, so ist es dagegen schwerer, den Umfang der Provinz
in dieser Periode zu bestimmen. Es ist oben S. 178 bemerkt
worden, dass bei der Constitution der Provinz Asien im J. 1S9
Pamphylia , Phf^gia maior und Pisidia von derselben ausge-
schlossen wurden. Dass diese Lander im J. 403 von Antonius
zur Provinz gemacht sind, wird daraus wahrscheinlich, dass
schon im J. 88 sowohl Pamphylien^) als auch Grossphrygien,
d. h. die späteren Gerichtskreise von Synada und Apamea ^)
als Provincialland erscheinen^), und dass der Verwaltungsbezirk
des Dolabella (80—79), den Cicero bald Cilicia^), bald Pam--
phylia nennt ^), Grossphrygien, Pisidien, die im Norden von Lycien
gelegene Landschaft Milyas und Pamphylien umfasste®). Auch der
glücklichste der ciiicischen Proconsuln, P. Servilius Vatia, den
ein Theil unserer Quellen zum eigentlichen Grttuder der Provinz
Cilicien macht ^), eroberte zuerst in Lycien Olympus und Phaseiis, in
Pisidien Oroanda, in Pamphylien Attalea und machte die Gebiete
dieser Städte zu ager publicus^); dann erst ging er über den
Taurus und eroberte Isaura und dessen Gebiet, wovon er den
Beinamen Isauricus annahm^). Auf diesem Zuge occupirte er
1) S. Seite 222 Anm. 4.
2J Plln. N. H.6 % lOö. 106.
3) Liv. ep. 77: MithridaUs PonU rex Bühynia et CappadocUi oecupatis et
puUo AquUio Ugaio Vhrygiamy 'provinciam populi Romanik cum ingenti exercitu
inUrtmit,
4J Cic. aet, 2 in Verr. 1, 16, 44.
5) Yerres, der Qalstor des DolaböUa, heisst vexator PiampkyUae, Cic. act. 1
m Verr. 1, 2. Vgl. 4, 11 : euku legaiio exitium fuH Asiae iothtt et Pcmphyliaey
quibuM In ptüvintii» muUae domo» depoptilotu« eet, Act. 2, 1, 37, 93. Die
Räabereien verübte er namenüicb in Aspendus und Peige {Act. 2, 1, 20, 53. 54).
Nor einmal, Divin. in Caee. 2, 6, wird als Schauplatz derselben neben Pamphy-
lien auch Cillcia erwäbnt, ohne dass wir hierüber etwas Specielles erfahren.
6) Cic. act. 2 in Verr. 1, 38, 95: pro quaeelore ^>ero quomodo Ute {Verres)
commune MUyadum vexarit, quomodo Lyeiam, Pamphyliam, Piaidiam Phrygiam<]ue
totam — afpixerit , non ett neeeue demomtrare verbis. Lycien wird wohl nur
deshalb erwähnt, weil die Landschaft Milyas dazu gerechnet wird. Zur Provinz
gehörte es entschieden nicht.
7) Yelleius 2, 39, 2: Ciliciam perd(Mmit Jsawieu$. £atrop. 0, 3: U Cüi-
dtmi lubegU. Ammian. 14, 8, 4: hae duae provineiae (Isauria et Cüieia) — . —
a Servüio procontule mi$9ae mb iugwn factae $wU veetigaUe. Im Widerspruch
damit sagt Appian, ^^^hr.^ 93: MoupV^va^ te i^r^i^^a^ a'>rotc (tok K(Xi£t) o6&ev
i£e(pY<3i9To \üyQLf d}X o\>ht ZepoucXioc loaupcxoc itd tip Mo'j(:^a. Dass dies das
Richtige ist, zeigt die Fortdauer der R&ubereien.
8) Cic. de lege agr. 1, 2, 5; 2, 19, 50. Act. 2 m Verr. 1, 21, Ö6. Strabo
14 p. 671. Corycus, \^elch6s ausserdem angefQhrt wird (Eutrop. 6, 3), ist wahr^
scheinlich nicht die bekannte Stadt in Cilicien, wohin Servilius kaum gekommen
sein dürfte, sondern ein Ort in Lycien. Jnnge p. 32 f.
9) Liv. ep. 93. Florus 3, 6. Eutrop. G, 3.
— 224 —
f zuerst einen Theil von Cilicia aspera, der seitdem in römischem
Besitz blieb ^). Im Jahre 67, also während der Yen/s'altung des
Q. Marcius Rex^), erhielt in Folge der lex Gabmta Pompeius das
Commando gegen die Seeräuber, welche er nach dem Seesiege
bei Coracesium in ihre Burgen verfolgte und schliesslich im Bin-
nenlande ansiedelte'); im folgenden Jahre wurde ihm selbst das
Proconsulat von Ciliclen und Bithynien übertragen^), um von
diesen Provinzen aus den mithrida tischen Krieg zu beendigen.
Im Frieden des Jahres 66 fiel dann auch das ebene Cilicien,
weidies seit 83 Tigranes besessen hatte ^), in die Hände der
orgMisation Römer und konnte zwei Jahre darauf (64) die Organisation der
Provinz in ihrem nachherigen Umfange vollendet werden^). Sie
umfasste nunmehr sechs Theile : Cilicia campestriSy Cilicia asperoy
Pamphylia, Pisidia, Isauria, Lycaonia, wozu vorübergehend der
grösste Theil von Phrygien, nämlich die Bezirke von Laodicea,
Apamea und Synnada(S. 478), im Jahr 58 aber als achter Bestand-
theil die damals von den Römern den Ptolemäern entrissene Insel
Cyprus kam^). In diesem Umfange verwalteten die Provinz die
1} Dies erkennt man daraus, das« Mithridates im J. 73 angreifen liess:
ni9t5a; Te xai ^loaupou; xai KtXtx(av, Appian. Mithr, 75. Da Cilicia eampuifis
damals dem Tigranes gehorte, die Seeräuber aber auf Seite des Mithridates
standen, so kann dies nur auf römische Besitzungen in Cilicien gehn. Auch
Sallust Hist. b fr. 11 Dietsch: ai LucuUtu audüo Q. Marcium Regem pro consule
per Lycaoniam cum tribu» legiorubus m Cilieiam tendere iässt die Richtung des
Marsches auf Cilicia aspera nicht verkennen.
2) Die lex Oabinia verordnete: ut — e*9et ei Imperium aequum in omnibus
provinciis cum procormUibua usque ad quinquageaimwn miliarium a mari, Vellei.
2, 31 , welche Anordnung in Greta zu einem Conflict führte. Mommsen R. G.
3, 114.
3) Drumanu 4, 4J2. Cicero de imp. Pomp. 12, 35: ipse auUmj ut Brtm-
disio profeciui esi^ unäequinquagesimo die totam ad wiperium popuU Romani Ci-
lieiam adiunxU, Piut. Pomp. 28. Dio Cass. 36, 20. Appian. Mithr. 96. Flo-
riis 3, 6.
4) Dio Cass. 36, 25. Mommsen R. G. 3, 108.
5) Appian. Syr. 48 : -^pye hi 6fJL0ü xal KtXixlac ^Ttl Inj tcoaopeoxaf-
^nca. Vgl. Mithr. 105. Die 14 Jahre sind 83—^9 v. Chr. bis zu seiner Besie-
gung durch Lucullus. lustin. 40, 1 rechnet 18 Jahre, wahrscheinlich bis zur
zweiten Besiegung des Tigranes durch Pompeius 66. S. Clinton Faaii Hell. III
p. 340. Norisius nimmt mit Unrecht an, dass Lncull 69 bereits das ebene Cili-
cien besetzt habe; aus Appian. Syr. 49. 50 geht vielmehr hervor, dass er das-
selbe dsm Könige Antiochus von Syrien überliess, den erst Pompeius daraus
vertrieb.
6} Die Einrichtung der Provinzen Syrien und Cilicien erfolgte gleichzeitig
in diesem Jahre. Drumann 4, 453 und besonders Appian. Mithr. 105. 106. 118.
Syr. 49. 50. Liv. ep. 101. Plut. Pomp. 33.
7) Hierüber geben Ciceros Briefe genaue Nachrichten. Ueber die Zugehö-
rigkeit von Pamphylien und Isaurlen s. Cio. ad Alt. 5, 21, 9; von Lycaonien ad
— 225 —
•
ProcMisuln P. Lentulus 698 — 704=56 — 53^), Appius Claudius
704— ^3=:ö3-.5i2)^ und Cicero Ende Juni '703— Juli 704 =
54 — 50 3). Das ganze Land war, insofern es nicht 'noch ein-
beimischen Fürsten, die den ROmem tribuUtr waren, gehorchte,
in Gerichtssprengel (canventits) getheilt, weiche den genannten
fies'tandtheileh möglichst adüquat eingerichtet waren, n&mlich Geriehtn-
4. das ebene Gilicien oder den Bezirk von Tarsus *), welches schon *'''*"^**
zu Ciceros Zeit caput Cüidae^)^ später Metropolis^) heisst und
Residenz des Statthalters ist, 2. Iconium für Lycaonien^), 3. das
forwn /sot/nctim^j, wahrscheinlich in Philomelium®), 4. das forum
Pampkylfum^^) in Perge(?), 5. das forum CibyrcUicumj zu wel-
chem später 25 Städte gehörten, eine der grOssten DiOcesen^^},
in Laodicea und Lycum^^), an der Grenze Ca riens, 6. das forum
von Apamea ^3) « später 45 Städte enthaltende^), 7. das forum von
Synnada mit 24 Städten ^^), 8. Cyprus^^]. Die )>edeutenden Ver-ckarsCoD-
änderungen, welche gleich nach Ciceros Verwaltung in dom Um-
fange der Provinz eintraten (S. 478), scheinen von Cäsar, welcher
auf seinem Zuge gegen Phamaces im J« 47 dieselbe neu consti-
tuirte ^7) , anerkannt und die bereits frtiher zu Asien gehörigen
AU. &. 15; 5, 21, 9; ad fam. 3, ö, 4; 15, 1, 2; 15, 3; Aber Cypras ad fam,
1, 7, 4; ad Att, 6, 2, 9 und mehr weiter unten. ^
1) Drumann II, 537. 541. Dass schon dieser Cypern mitverwaltete, sagt
Cic. ad fam. 1, 7, 4.
2) Borghesi Oeuvru 2, 168.
3) Drumann II, 191. Sr hatte vier Legaten und ^inen Quästor. Der letzte
war C. Caelius Caldus, über welchen vgl. Borghesi Oeuvres 1,^23. 8. Härtung
a. a. 0. p. 27 f.
4) Cic. ad fam. 3, 6, 4. Philostr. v. ApolUmii 1, 12: ht Tapootc ^^ dfpä
dfopdv '^ifsv. Acta martyrum ed. Ruinart p. 423. Ueber Tarsus vgl. Roecking
öd Not. Dign. Or. p. 311.
6) Cic. ad fam. 2, 17, 1. ad AU. ö, 20, 3.
6} Eckhel 3, 71. 74. 75. Dfo Ghrysost. II p. 8. p. 36 R.
7) Cic. ad AU. 5, 20, 1.
8) Cic. ad AU. 5, 21, 9.
9) Cic. ad fam. 15, 4, 2.
10) Cic. ad AU. 5, 21, 9.
11) Plln. iV. Ä 5 S 105. Strabo 13 p. 631.
12) Cic. ad AU. 5, 21, 9. ad fam. 3, 8, 5; 15, 4, 2; 13, 67, 1.
13) Cic. ad fam. 13, 67, 1 und öfter.
14} Plin, K.H.b% 106.
15) Cic. und Plin. a. a. 0.
16) Cic. ad AU. 5, 21, 6.
17) Birtins B. Alex, 66: fpM eadtm eloMey qua vtneftai^ profiei$eUur in Cili-
eiam; ruius provmeiae cMtate» omntM evoent Tornmi, quod oppidum fere totius
CUMae nobilUBimum forUssknumque e$l. /6<, rehUB omnihus provintiae et ftniU'
marum eMiatum eonaitiuUs — non diutiua moratwr. Von diesem Jahre hat die
• Stadt Aegae ihre Aera. Rekhel 3, 39.
Böm. AUertk. lY. lö
— 226 —
Diöcesen von Cibyra, Apamea, Synnada und PhHomeliain ^damals
endgültig wieder dieser Provinz zugewiesen worden zu 3ßin, bei
der sie fernerhin blieben ; über den noch übrigen Theil Giliciens
verfügte im J. 36 vollends Antonius, indem er Cyprus^) und
Ciiicia aspera^) der Cleopatra, das ebene Gilicien seinem Sohne
Ptolemaeus^), Pamphylien, Isaurien und Lycaonien grossentheite
dem Amyntas von Galatieu'*) zuwies. Zwar vmrden diese Ver-
fügungen nach - Antonius Tode ungültig &), allein auch Augustus
/^^"V" stellte die Provinz nicht in ihrer früheren Ausdehnung her.
&nd«>rt den ^
Uj^»"]r d«' Denn Amyntas behielt die von ihm erworbenen Landschaften,
und als nach seinem Tode 25 v. Chr. Galatien Provinz, wurde,
blieben bei dieser Provinz auch Lycaonien^ und Isaurien, wah-
rend Pamphylien nicht zu dei*selben gezogen wurde ; CiUcia aspera
hatte Augustus ebenfalls dem Amyntas überlassen und verlieh es
im J. 25 V. Chr. nochmals einem fremden Herrscher, Archelaus
D^nastieTon von Cappadocion 7). Die Residenz desselben war die Insel Elaiussa
am Ausfluss des Lamos, von ihm dem Augustus zu Ehren Sebaste
genannt^), und noch nach seinem Tode 47 n. Chr., als Cappa-
docien Provinz wurde, scheint seine Familie im Besitze von
CiUcia trachea geblieben zu sein^), bis Caligula dasselbe nebst
einigen andern Landstrichen dem Antiochus IV von Commagene
überliess*<>). Erst im J, 74 n. Chr. wurde durch Vespasian
1) Strabo 14 p. 685. Plut. ArUon. 54.
2) Strabo i^ p. 671.
3J Plut. Ant. 54.
4) Dio Ca«8. 49, 32. Strabo 12 p. 568. 569. 571.
5) Strabo 14 p. 685.
G) Eine Zeit ]ang gehörte Lycaonien dem AntlochiiB IV von Commagene, wie
wir weiter unten sehen werden. Im Tebrigen vgl. den Abschnitt über Galatien.
7) Strabo 14 p.<671. Dio Cass. 54, 9.
8) Strabo a. a. 0. loseph. Ant. 16, 4, 6 : 'Hpd[»$-iQC Se irXIeBV «yv toi; rrctialv
(WC ^Y^vexo xoczä, KiXtxlov t* TiX.So6a^, -j piCToavofLa9fjL^v|} vuv Scßaorj, itori-
XafA.ßdi'^ei xöv ßaoiX^a ttjc KaTtitaSoxlac 'ApyiXaov, 8« aurÖN ^ii^lycTai <fiXo;pp6-
voj;. Vgl. 16, 10, 7. Steph. Byz. 1 p. 55B Meinekis: X£-yeT«i xäi ^ «pÄ; t^
Ka>p6x«i> ^epp6vi^9oc o&tcd;, nämlich ^eßaod), und über diese Stelle Norisius
De epoehia Sfffromacedonum dUa. II in Opp» II p. 142 f.
9) Tac. Arm. 6, 41 : jper idem tempw (36 n. Chr.) ClUarum naUo, Cappa-
dori Arehelao nibiecta — in iuga Tauri montis abaeetrit. Die Clitae wohnten bei
Anemurium an der Südspitze von Ciiicia Trachea. Archelaus kann aber der be-
kannte Konig von Cappadocien nicht sein, da dieser damals schon 19 Jahre todt
war. Vgl. Huschke lieber den zur Zeit Christi gehaltenen C^nsus 8. 102 f.
10) Tä Träpa^Xdo«ta t^« KiXtx(a;, Dio Cass. 59, 8. Au» seinen Münzen
ersehen wir, dass er besaas: 1. Die Stadt Sebaste und das dazu gehörige CiU-
cia Trachea; vgl. Tac. Ann, 12, 55, der die Stadt Anemurium als dem Antio-
chus zugehörig nennt. 2. Die Städte Aiexandria und wahrscheinlich auch £pi—
— 227 —
CiUcia trachea mfi der Provinz vereinigt^), obwohl auch damals
Doeh die Insel Sebasie der lolape, Tochter Antiochus IV von
Gommagene und ihrem Manne Alexander verblieb 2). Später ist
Sebaste civitas tibepa^).
In gleicher Weise Hess AugHstus in Cilicien noch zwei andere
I>ynastien bestehen, indem er von dem Grundsatze ausging, dass
gebirgige und unctvilisirte Districte, welche die beständige Gegen-
wart des Statthalters und einer Militärmacht erfordert haben wür-
den, vorlaufig besser von einem einheimischen Häuptlinge, als
von dem entfernten Legaten verwaltet würden^). Es waren dies:
1. Die Dynastie von Olbe, nördlich von Soloi im Taunus, IDj^Mtio
eine alte Priesterherrsohaft, welcher einstmals das ganze rauhe
Cilicien unterworfen war und welche ihren Ursprung auf Aias,
des Teukros Sohn, zurttckftthrte, weshalb die Fürsten grossen-
theils den Namen Aias und Teukros führten^). Im J. 714 ==43
usurpirte diese Herrschaft Aba, dte Tochter des Tyrannen Zeno-
phanes, mit Genehmigung des Antonius und der Cleopatra ; nach
ihrer Absetzung^) im J. 745 = 39 kam wieder die rechtmässige
Familie der Teukriden zur Begienung und zwar zuerst Polemon,'
der sich zu Ehren des Triumvirs Antonius M. Antonius Polemo
nannte, den Titel SovaoriQc 'OXßicov t^c Upot^ xal Rewarcov xal
AaXaaoicov auf Münzen führt, zugleich Iconium?) und das an-
grenzende Gebiet besass, und von 39 bis wenigstens S9 v. Chr.
' pbania am MeerboBen tod Iuus. 3. I>6n nordditlichen TheU OUioiens , l^aca-
nttis. 4. Lycaonien. S. Eckhel 3, 55. 56. 81. 255. 256. 258.
1) Hierauf ist zu beziehen die Stelle Sueton. Ve^p, 8: item Uraehiam CiU-
ciam et Commagenen, diUonis regiae usque CKJI id tempus, in provitysiarum formam
redegity über deren richtige Lesung vgl, S. 157 Anm. 6.
•
2) loaepb. Ant. 18, 5, 4: ict^X hk outo; (Alexander, Sohn des Königs Ti-
granes von Armenienl Äntcöyou toü Ko(Afia'y'nv&v ßoioiXii»; ^^at^pa loTämjv *
yijotd^o; xe rijt iy KiXoci^ Q^fOTiaoiav^; a'jTOv loraTai ßaoi>ia. lieber diesen
Alexander vgl. Mommsen -Hermes 4, 191.
3) Auf Mfinzen seit Gommodus. Sckhel 3, 82. .
4) Strabo 14 p. 671 sagt von CiUeia traehea: eö^uoD^ -(dtp jvroc toi> T6iroi>
itpöc Td XiQWi^pia ««l xord y?)^ «al xotd ddXorcav — ^ ih6iui rpö« Äirav
Tö Toto&ro ßaotXe6£0&at pLoXXov touc t<$iiouc ^ bnh toTc 'Peupkatotc ^7e|JL0otv elvat
Totc hd tdic xpioetc TcepiitoptivotCi ot pt,'/}T^ del icapetvai I{xcXaov piiF)TC fie^^ CitXoBV.
5) Strabo 14 p. 672. Ausser aus dieser Hauptstelle und zwei andern gelegent-
lichen Erwähnungen' kennen wir diese Dynastie aus ihren Münzen , über welche*
vortrefflich handelt Waddington Revue numiemaiique, 1866 p. 429 — 438. Die
Resultate dieser Untersuchung habe ich benutzt.
6) Stcabo a. a. 0. und über die Zeit Waddington a. a. 0. p. 432.
7J Strabo 12 p. 568.
15*
— 228 —
regierte 1). Unter seinen Nachfolgern ist bekannt Aias, Sohn des
Teukros, der in den letzten Jahren des Augastüs auf den Thron
gelangte, wenigstens 5 Jahre, etwa 4 4 — 45 n.Chr., regierte und
sich auf seinen Münzen ap^tepeoc rtmafyyi^ Kewrauv Aakaaoim^
nennt ; endlich ist als ziemlich sicher überliefert, dass der Kaiser
Claudius im J. 44 n. Chr. dem König Polemo II von Pontus das
bosporanische Reich nahm und ihm dagegen die Herrschaft von
Olbe zuwies'^}.
^{-arcondi^ " S. Eine zweite Dynastie hatte ihren Sitz im Gebirge Amanus,
motus. welches Cilicien im Osten begrenzt. Hier regierte seit Pompeius
der König Tarcondimolus P), den Cicero im J. 54 v. Chr. er-
wähnt ^). Nach der Schlacht bei Pharsalus, in welcher ^r dem
Pompeius Hülfe leistete, von Caesar begnadigt^), im J. 42 von
Cassius wieder zur Theilnahme am Kriege gezwungen^), starb er
endlich in der Schlacht bei Actium, auf der Seite des Antonius
kämpfend^). Von seinen beiden Söhnen Philopator und Tarcon-
dimolus U wurde ^ obwohl sie die Partei des Antonius ver-
liessen^), der ältere seiner Herrschaft beraubt^) und dieselbe erst
im J. 20 V. Chr. dem jüngeren wiedergegeben^^). Sein Nach-
folger und vielleicht sein Sohn, Philopator II, starb 17 n. Chr. ^^),
Unter Caligula scheint auch diese Herrschaft an Antiochus IV von
Commagene gekommen und später mit dessen übrigen Ländern
unter Vespasian zur Provinz gemacht worden zu sein ^2).
ciiicwn %n 0ie Provinz Cilicien hatte demnach nach dem letzten Büraer-
schlagen, kriege nur einen geringen Umfang; es gehörte dazu das ebene
-
1) Das Jahr 715 = 39 giebt Appian. B. C. 6, 75 an. Das lOte und Ute
RegiernngBJahr ist auf seinen MQnzen bemerkt.
2) Di# Cass. 60, 8: xtp IToXip^vi jntbpa^ r\sa.dm aixou (statt des Bospo-
rus) tTJc KiXtx(ac dsxihtorz. Es ist wenigstens sehr wahrscheinlich, dass hiemit
die Herrschaft Olbe gemeint ist, und Waddington p. 436 bezieht auf diesen Po-
lemo eine Münze, auf welcher es heisst: noX^ficuvo; ßaotX^ax. Jf. (OXßl)a>v
AaXaa^oDV xal Rew^toiv.
3) Strabo 14 p. 676. Auf Münzen heisst er ßaaiXe6;. Rckhel 3, 82.
4) Cic. ad fam. 15, 1 : mihi lUierae reddiiae sunt a Tarcondimoto , qui fidt-
Ihsimus soehu Irans Taurum amicissimusque pnjndi Romani exisUmatur.
5) Dlo Cass. 41, 63.
6) Dio Cass. 47, 26.
T) Dio Caas. 50, 14, Plut. Ani. 61.
8) Dio Cass. 51, 7.
9) Dio Cass. 51, 2.
10) Dio gass. 54, 9.
11) Tac. Ann, 2, 42.
12) Die Stadt Flaviopolia, welche in diesem Bezirke liegt, hat ihren Namen
von Vespasian und eine Aera von 74 n. Chr. Eckhel 3, 56,
— 229 —
Gilicien und wahrscheiniich Cypern '); nachdem aber auch Gypern
im J. S2 V. Chr. an den Senat .abgeineten war, isl es fraglich,
ob Gilicien überhaupt eine eigene Verwaltung behielt. Allerdings
wird zweimal ein Statthalter der Provinz erwähnt, in den ersten
Jahren des Tiberius ^) und unter Nero ^) ; allein unter dem ersten
ist vielleicht ein Procurator, gewiss kein kaiserlicher Legat zu
verstehen^) und der zweite steht ganz vereinzelt^), während aus
mehreren sicher beglaubigten Thatsachen abzunehmen ist, dass
unter den ersten Kaisern der Statthalter Syriens auch in Gilicien
commandirte ^} . Denn Quirinius, der 751. 752 = 3 und 2 v. Ghr.
mit den Homonadensern im Taurus kämpfte ^j, ist. wohl unbe-
denklich als legatus Syriae anzusehen^}; Piso, der 4 7 — 21 legalus
Syn'ae war, hatte auch Gilicien unter seiner Verwaltung •') und
die Kriege gegen diö Glitae, einen räuberischen Stamm in Gili-
cien, wurden in den Jahren 36 und 52 n. Ghr. von dem Statt-
halter van Syrien geführt i<>). Seit Vespasian**) ist aber Gilicien ^g*n^",J®"
Provinz.
1) Pio Cassius 53, 12 zählt unter den Provinzen, welche bei der Theilung
im J. 727 = 27 dem Kaiser zufielen, Coelesyria, Phoenice, Gilicia, Cyprus, Aegyptus
auf , . bemerkt aber aasdrücklicb , dass dies Provinzen seien , die zu seiner Zeit
einen eigenen Statthalter hätten, vor seiner Zeit aber zu zweien oder dreien
unter einem Statthalter gestanden hätten. Wie also Coelesyria und Phoenice zur
Provinz Syrien gehörten, so lässt sich annehmen, dass Gilicien und Cyprus eine
2eit lang zu einer Provinz vereinigt waren.
2) Philostratus v. Apoll. 1, 12 p. 13:'KiXCxcdv ''Jpxev 'jßpiorrj^ dtvdposTio;
— ^v Tapaoic &s £pa dfopdv ii^t^. Er droht dem Apollonius, ihm den Kopf ab*
/ schlagen zu lassen, wird aber bald darauf selbst hingerichtet, weil er mit Ar-
cbelaus von Cappadocjpn gegen die Römer conspirirte. Dies deutet auf das Jahr
17 n. Chr. Dio Cass. 57, 17.
3) Tac. Ann. 13, 33: CotnUianum CapiUmem Cilices detulerunt maculosum
foedwnquiiy ei idem iu$ audaciae in provinfia ratum ^uod in urbe extrcuetat (im
J. 57 n. Chr.).
4) Die ganze Erzählung von der Hinrichtung dieses ap/oiv in seiner eigenen
Provinz ist schwer Terständlich.
5) Zumpt Cmnm. ep. II p. 139 sucht daher nachzuweisen, dass Cossutianus
Capito Proconsul von Asien gewesen und von den früher cilicischen , später zu
Asiön gezogenen Dlöcesen angeklagt worden sei. Es ist indessen denkbar, dass,
wie Lycien und Pamphylien unter Claudius Statthalter erhielt, dann aber wieder
frei wurde, so Cilicien im J. 57 einen Statthalter hatte, vorher aber und viel-
. leicht auch nachher mit Syrien verbunden war.
6) Dieser Ansicht sind Zumpt Comm. epigr. l\ p. 96 If. Mommsen Res
gestae divi Attguati p. 122. Kuhn II, 144. Nipperdey zu Tac. Ann. 2, 43.
7J Tac. Ann. 3, 48. Strabo 12 p. 569.
8) Mommsen a. a. 0. p. 121.
9) Zumpt a. a, 0. hat dies ausführlich nachgewiesen. So heisst es von ihm
Tac. Ann. 2, 78: regulia CUicunij ut ae auxiliis iuvarent, acribit. 2, 80: C€uUl-
lum CiUeiae — , eui nomen Celendefia , occupat , auxilia Cilieum , quae
regnU miteraniy in numerum legionis compoauerat.
10) Tac. Ann. 6, 41; 12, 55.
diese Annahme spricht 1. dass er CHieia traehea zur Provinz machte,
10) Tac. A
11) Für di
— 230 —
m\K Einschiuss der (rachea und der genannten kleinen Dynastien
eine eigene kaiserliche Provinz, deren legatus Aug, pr. pr.^)
nebst seinem procurofor^) öfters erwähnt wird. Seit Septimius
Severus ist auch Isauria und Lycaonia, welche bis dahin zu
Galatien gezogen waren, wieder mit Gilicien verbunden; denn
Tarsos nennt sich in dieser Zeit t) icp[<u]'n) [fieY^^^ ^^^ xaXXforv)
}j.[TjTpoicoXu] tSv y' iirapx&M^v [KiXix{ac] 'laaupCac Ao)taov{[ac] ^) .
Zu Caracallas Zeit kommt ein constdaris ^) , nach Aurelian auch
ein pi'oconsul^)^ unter Dioctetian ein praeses^) Cüiciae vor. Auch
diese Provinz ist spttter in kleinere Theile zerlegt vmrden : in
dem veronesischen Verseichniss von 297 werden deren bereits
zwei, Gilicla und Isauria, d. h. das frühere- rau^ie Ciiicien^),
erwähnt; Gilicia ist sodann unter Arcadius nochmals getheilt
worden®), so dass seitdem drei Theile selbständig verwaltet wur-
den: CtVtcta prt'ma, Hst. Tarsus, unter einem {lonsularis; CUicia
secunda, Hst. Anazarbus, unter einem Präses; Isauria, Hst.
Seleucia, unter einem Präses*).
Preiestidu. Unter den Städten der alten Provinz werden sechs freie
Städte genannt: Tarsus ^<)), das seine Freiheit dem Antonius .ver-
dankte und zugleich Immunität besass^^), Anazarbus (Caesarea
2. dass FUviopoUs seine Aera von 74 hat, 3. \las Aufhören der kleinen Dyna-
stien und endlich die Einziehung des' Königreichs Gommagene und der dazu ge-
hörigen Theile Ciliciens.
1) VibiuB Varus, leg. provkieiae Cilieiae unter Hadrian, Dlg. 22, 5, 3 $ 1.
P. Pactumeius Clemens unter Antoninus Plus, Henzen 6463. Rcnier, Jmct. de
VAly. n. 1812. 1813. 1814. Venidius Rufus, leg. CiUciae, Dig. 50, 6, 2 $ 1.
(Die Inschr. Orelii 1767 s= 5024 gehört nicht hieher. 8. Henzen Irucr. p. 157.)
2) OreUi 485. Dlg. 29, 2, 86 pr.»
3] Inschr. von Tarsus Waddington n. 1480. Auch auf Münzen von Tarsus
findet sich die Aufschrift KOINOC TQN TPIQN EIIAPXIQN. Mionnet 3 p. 634
n. 478.
4) Cod. last. 9, 43, 1.
5) Carus, der 283 Kaiser wurde, war vorher proconsul CiUeiae (Vopiscus
V. Cari 4), und Aurelianus, ein Grosssohii des Kaisers Aurelian, weTcher im
J. 306, als Vopiscus das Leben des Aurelian schrieb, noch lebte, war ebenfalls
procoMul Cmdoe gewesen. Vopisc. v, Aureliani 42.
'6) Inschr; Waddington n. 1474.
71 Kuhn II, 121. 197.
8j Norisius De epoch. Syromac, IV, 1. Opp. Vol. II p. 375 — 379. Mommsen
PoUmü mivii latercuku p. 258.
9) Tfot. Dign. Or. p. 5. 6. 9 und dazu Boecking p. 130. 141. 139. Hierocles
p. 704. 705. 708. Bingham 0. B. Vol. III p. 489.
10) Plin. JV. Ä. 5 S 92. Eckhel 3, 73. 76. Mionnet 3i 639. S. 7, 266.
11) Appian. B. C. 5, 7. Ludan. Maorob. 21 schreibt dieses benefiehtm dem
Augustns zu, von welchem auch Dio Chrysost. Vol. II p. 36 R. sagt: xdxctvo«
tifftlv na^^t x<^pav, vö)i.ou<, Tt|iii^v, i^uoia^ tov kotoimO, vffi l^aXdoov^C t^C «aO'
— 231 —
Giiiciae), das eine Aera von 19 v, Chr. oder Herbst 20 v. Chr.
hat und daher wohl von Äuguslus sein Privilegium hatte ^j,
Corycus^), Mopsus oder Mopsuestia ^) , dessen Aera von 69 oder
68 V. Chr. ^) auf Lucullus Verwaltupg hinweist, Seleucia ad
CalycadnuDQ ^) und Aegae^). Als Colonien kommen im dritten
Jahrhundert A^or Selinus'^), Hallus^) und Olba®).
Das. ebene Gilicien hatte, {v^ie fast alle Provinzen, eine Fest-
gemeinaohaft, xotvov KtXtxia^^o], in welchem jährlich ein KiXt-
xapx^jc^^) gewählt wurde* Der Ifittelpunct dieser Gemeinschaft
war die Metropolis Tarsus ^^) ; seit Caracaüa erhielt indessen auch
Anazarbos den Bang der Metropolis i^} . Daneben bestanden für
ouTouc d. h. ein Gebiet, die Autonomiei die Bhre dez Metropolis und steuerfreie
Ans- und Einfahrt.
1} Von diesem hat sie den Namen Caesarea. Ueber die Aera s. Eckliel 3, 46.
Cavedoni im BuU. d. JnH, 1854 p. XXY. Auf Münzen nennt sie sich a^TÖvcfioc
Mionnet 3, 550. 8. 7, 171.
2) Eckhel 3, 58. Mionnet 8, 574. 8. 7, 204.
3) Eckhel 3, 60. Mionnet 3, 592. 8, 7, 228. In der ramlscben Inschrift
C. /. Gr, 5885 nennt sich die Stadt ^A5piav9) Klo^J/oueorCa r^c KtXixlac, lepd xa\
ike\}%i^a %a\ äouXoc xal aäxövofxoc %al ^(Xv) iial oi>(Afi.a)^oc PcD(xa(t»v und dankt
dem Kaiser Antouinus Pias im Jahr 140, dass er Ihr erhaJten habe tot i^ <ipX^C
^(xdta; in einer andern Inschr. Langlois n. 12 bs Waddington n. 1494 heisst der
Titel: 6 fiiJpLoc ^A^ptaviuv Mo4'eaT6iv tyJc lepS( xal iXeu^pac %al douXou xal
aOxovö(Jiou, ^(Xyjc xal oufji(i,a^ou 'PvfAaUnv^
4) Diese Aera, welphe Eckhel noch nicht richtig flxlren konnte, ist von
Mionnet und Waddington zn n. 1494 festgestellt. Sie kommt, ausser auf den
Münzen der Stadt, auch vor in der Inschr. Waddington n. 1503.
5) Strabo 14 p. 671 ; auf Münzen iU^H^a. Eckhel 3, 66. Mionnet 3, 605 ;
8, 7, 241. Bevue NumUmaUqut 1854 p. 22.
6) Plin. N, H, 5 $ 91. Abgabenfrei var es nicht, sondern die Aegäer zahl-
ten nach Tarsus ihre Abgaben. Dlo Chrys. II p. 38 B. Auf Münzen aMvo(i.oc.
Wonnet 3, 539. 8. 7, 151.
7) Dig. 50, 15, 1 S 11 : ««< «^ ^ Cilicia Selinu» [quae] et TraianopolU. Selinus,
wo Trsian starb, hiess hernach TraianopoUs. Dio Cass. 68, 33. Zumpt Comm.
ep, I, 419.
8) Münze des HostiUanus (249—251 n. Chr.) mit dem Revers UALLO
COLON ... bei Borrell NumiBmaUe ChrOfUeU VIIT, 4; Münze der Herennia
EtmsdUa mit dem Revers COLONIA . METRO . MALLV8. Mionnet /9. 7, 226.
9) Münze des Scptimius Severus, Mionnet 8, 7, 238, und des Gerdian, Mion-
nefc 3, 509.
10) C. /. Or, 2810, und auf Münzen seit Augustne. Eckhel 3, 78.
Ul Waddington n.'1480. Rninart Aetamari. p. 444.
12j Tarsus heisst Metropolis seit Augustus, auf Münzen bis zu Qallienus.
Aiich Strabo 14 p. 674 nennt sie Metropolis, Dio Chryaoet. II p. 36 B. (jiT^rpÖTCo-
Xtv li dpYf^z. In Tarsus war das xoivoßo6Xiov i>xe6&epo^ (Inschr. Waddiugton
n. 1480), d. h. die Tersammlung der Landtagsdeputirten, das auch auf Münzen
vorkommt. Mlonnet 8, 7, 267.
13) Bokhel 3, 42. Miouiet 3, 552. 8. 7, 173. Ruinart Acta mairt. p. 428. Die
Stadt nimmt hierauf alle Titel von Tarsus an, auch den des xotvoSo6Xtov und
nennt sich auf einer Münze des Elagabal (Waddington zu n. 1481) iv&o^o;
(i,T}Tp6noXi;.
— 232 —
die ehemals unabhängigen Theile der Provinz noch besondere
Metropolen, vfie sich Dio-Gaesarea (jir|TpoicoXic Kewatoiv^), Olba
(j.7]TpoicoXt; KT|T{So<; ^) und Mallos colonia metropoüs ^) nennt. Noch
deutlicher zeigt sich der Mangel einer einheitlichen Organisation
der Provinz in dem Umstände, dass es weder eine gemeinsame
Provmcialära noch überhaupt eine allgemein übliche Zeitrechnung
in Cilicien giebt, sondern jede der bedeutenderen Städte nach
einer andern Epoche rechnet, deren Grund sich zuweilen gar
illcht mehr ermitteln lässt. Als solche Acren kommen vor^) *
das Jahr 685 = 69 v. Chr. in Hopsus
687 = 67 in Alexandria ad Issum und Pompeio-
polis (Soloi)
695 oder 696 = 59 oder 58 in Mopsus
n Aegae
n Sebaste
n Anazarbus und Antiochia ad Sarum
n Augusta
n Anazarbus
n Epiphanea
n Irenopolis
n Flaviopolis.
707 = 47
734=20
735=49
773 = 20 n. Chr.
774 = 21 n. Chr.
790 = 37 n. Chr.
805 = 52 n. Chr.
827 = 74 n. Chr.
ZXZXV. Cyprus.
Zu Cilicien Die Insel Cypern, auf Anstiften des Clodius durch M. Cato
dem König Ptolemaeus im J. 696 = 58 entrissen^], war anfangs
mit Cilfcien unter einer Verwaltung vereinigt®), dann wurde sie
707 = 47 von Caesar an Arsinoe und Ptolemaeus, die Geschwister
der Cleopatra^), darauf von Antonius an die Kinder der Cleo-
patra ^) geschenkt. Daher erscheint sie erst nach der Schlacht
1) Eckhel 3, 54. Mionnet 3, 577. 8. 7, 209.
2) Ptolem. 5, 8, 6. Eine Münze des Garacalia bei Borrell NumUmaUc Ckro-
nicU VIII, 5 hat den Revers AAPiavdiv ANTcovtavcav OABEQN MürponöXeoic
KHtCSoc.
3) S. Seite 231 Anm. 8.
4) S. über diese Aeien, insofern sie nicht bereits besprodien siudt Mionnlt
5. 7 unter den genannten Städten.
5) Cic. pr. domo 20, 52. pro SeBüo 26, Ö7. Veil. 2, 45. Dio Caas. 38, 30.
Plut. Cato nun, 34—39. Piut. Pomp. 48. Druniann 2, 262 ff.
6) Dass Cypern unter Cicero's Verwaltung zu Cilicien gehörte, geht hervor
auä Cic. ad fam, 13, 48. ad AU, 5, 21, 6.
7) Dio Cass. 42, 35.
8) Dio Cass. 49, 32. 41. Strabo 14 p. 685.
— 233 —
bei Aciittm, nämiich bei der Theilung der Provinzen Ewischen
Kaiser und Senat im J. 727 = 27 als kaiserliche Provinz, wahr-*
scheinlich wieder vereinigt mit Cilicien ^); bald darauf aber, 738
= 22, wurde sie an den Senat abgetreten^) und seit dieser Zeit senatspro.
von einem Proprütor«^) mit dem Titel proconsul^) verwaltet, dem
ein legaltts^) und ein qiuiestor^). beigegeben ist, in nachconstan-
tinischer Zeil von einem consularis'^].
Unter persischer Herrschaft war die Insel in neun Stadtgebiete st&ate.
unter neun K&nigen getheilt^), nämlich Salamis, Amathus, Soli,
Gurium, Paphos, Cittiüm, Maria, Lapethus, Cerynia; in römi-
1) Dio Gass. 53, 12 und oben Cilicia.
2) Dio Cmb. 54, 4: t&xt V o5v xal t9jv K6itpov »al ti^v. FaXatCav n?)v
dsmtTzaxoi xal U tUi^oL xä, i%^ ir^(Airco9at iJp^avTo.
3) Strabo 14 p. 685 : d| ixcl'^ou (seit Cato) h^ i'^ist-zo inapj^Ca if) vfjooc xa-
0dlicep xal ^uv i9n orpaTVJYtxVj, vgl. 17 p. 840.
4) Der älteste bekannte proeontul ist P. Paquius Scaeva, von dem es in der
Inschr. Benzen n. 6450 ss Mommsen /. R. N, 5244 heisst, dass er nach der Prätur
pro eofuuU provinciam Cyprum opiinuit und weiter c pro eo$. Herum extra torUm
aucioritate Aug. Cacsaria et 8. C. mieao ad eomponendum etajtum in reUquum pro-
vineiae C^pri, es folgen dann noch unter Angustus : Paalns Fabins Maximas Coa,
743 CS 1 1 V. Ohr. und vorher, um 15 v. Chr. proeoa. Oyprij C. 1. Qr, 2629. Le-
tronne Journal dei Savana 1827 p. 173 f. und A. Piautius, Eckhel 3, 84. Borghesi
Oeuvre« 2, 18 ff.; unter Tiberius : G. Ummidius Quadratus, Orelli 3i28aMomm-
8en /. R. N. 4234; im J. 29 n. Chr. L. Axius Naso, Inschr. bei Waddington
n. 2773; unter Claudius: T. Cominins Proculus, Eckhel 3, 84. Borghesi Oeuvrea
2, 154; Sergius Paulus, Act. Apost. 13, 7; L. Annlus Bassus, ipi J. b2proeonaul
Cypri und eT8t-70 ^onsul, C. /. Or. 2632; unter Nero: im J. 65 Q. lulius Cor-
dns, C. J: Or, 2631. Borghesi Oetti7fe«5, 323; am Ende des Isten Jahfh. Q, Ooe-
Hus Honoratus, Waddington n. 2814; unter Hadrian: T. Claudius luncus Coa.
auff. 127, Waddington n. 2726; unter Septimius Severus: Audious oder Odius
Bassus proc. C\fpri 198, in der bilinguen Inschr. Waddington n. 2806 s: 0. /. L.
III n. 218 und Sox. Clodius, Waddington n. 2728; unter Elagabal: Claudius At-
talus, Dio Cass. 79, 3.
5) M. fStrilius Lupercus itpcopsuti^; unter Tiberius, Waddington n. 2773;
L. lulios Marinus, leg. pr. pr. provin/eiae Cypri unter Traian, Marlni Arvali n.
LYllI; M. Calpurnius Rnfus, Ug. pro, Cypro pr. pr.y Inschr. v. Ephesus bei
C: Curtins, Hermes 4,. 217; T. OX. <I>iXeivov — rpeoße^öavTa K6itpOü, K. Cur-
tius im Rhein. Museum 1843 p. 105.
. 6) Waddington n. 2773. Orelli n. 3102. Bei Grut. 492, 4 ist nach Marini
Arvall p. 766« zu leiten: Mtaeaior provine, Cipri pro praetore. Ein Proqwuaior-
provinc, Cypri Henzen n. D456a.
7) Not. D. Or, p. 5. p. 130. Hierodes p. 706.
8) Dlodor. 16, 42: iv y^P ^ vifjow Ta6T{| it^Xcic "^i^w d^t^Xo^ot (itv iv^ioi,
bnh hk Ta^ac ^^PX^ Trcomiva (Atxpa icoX(o|AaTa xd icpooxupouvra xai; £vv£a
icdXeaiv. ixiatv) 5s tÖötow tt/s ßaoiXia rlj« pu^ r^Xcok ap'/ovra , Ttp hi ßaacXei
Tov flcpoAv biroTCTa^iJiivov. Plin. N. H, 0 % 1!}9. Mola 2, '7. Ueber diese Kö-
nigreiche s. Kuhn 2, 107 ff. und einige neue Data aus den phönicischen In-
schriften der Insel bei Vogütf, Müangea d'arehiologU orientaU, Paris 1868. 8
p. 23 ff.
— 234 —
scher Zeit werden 4 5 Ortschaflea genannt i). Auch dieae Städte
waren zu einem xotvov vereinigt 2). Metropolis derselben und
Residenz des Statthalters war Papbos^), welches im J. 45 v. Ghr.
den Beinamen Augusla (SeßaotT]) erhielt*') und sich spttier 2!eßaoTf|
KAoio&(a <l>Xaß(a Udffo^y i^ iepa \kr(tp6'Koh^ xw>t xaxa Kuicpov noXfioiv
nennt^); erst im 6ten Jahrhundert wird Salamis, damals Gon-
stantia genannt, als Metropolis erwähnt^).
. Syrla'O.
efV^ciiT ^^^^ Syrien im Jahre 690 = 64 v. Chr. durch Pompeius zur
Provinz gemacht wurde, ist sicher überliefert^); nicht so, wel-
chen Umfang er dieser Provinz ursprünglich gab. Denn obwohl
er den letzten König des selcucidischen Stammes, Antiochus Asia-
ticus^), seiner Herrschaft gänzlich beraubte und ganz Syrien von
dem oberen Euphrat und dem Meerbusen von Issus an bis nach
Aegypten und der arabischen Wüste hin in Besitz nahm ^^] , so
1) PUn. iV. H. ö S 130 und das Genauere bei Kuhn 2, 312.
2) «otv^ «a^v Kuicp(aiv, Waddlngton n. 2734: ein d(»Yupeuc r9)c vif)«ou
C. /. Gt. 2633. » -TA t~ I I
3) Act. Apoftt. 13, 6, 7. MeuTsU Oyprut I c. 18.
4) Dio Cms. 54, 23. 0. /. Or. 2629.
5) Inachr. Waddington n. 2806, Tg;!. 2785.
6) Hierocles p. 706.
7) Ueber die Geichiohte dieser Provinz b. Nociahii Ammu ül epochae Syro"
macedonum in Tforirii Optfa, Veronae 1729 foi. Vol. II. K^ B. Stork Oaza und
die philistaisehe Küste, Jena 1852. 8. A. W. Zumpt CotnmeiOatiotftim epigr.
Vol. II, BeroUiü 1864. 4 p. 73 ff. £. Kuhn Verfassung des Rom. Reichs 2,
161 ff. £. Bormann Dt Syriae provmeiae Bomafute partibus oapUa nonnuüa, Be-
roHni 186Ö. 8. Ausserdem lieferten ein neues Material die Inschriften in Le Bas
et Waddington Voffogc Ezplieation Vol. III; OorpiM Ifuer. Lat, Vol. III; Bf. de
Vogu<^ Syrie centrale; Imeriptions sinUtiques, Paris 1868. 4; die vortrefflichen
Untersuchungen von I. G. Wetcstein: Reise in den beiden Tracfaoaen und um
das Hanran- Gebirge, in Neumanns Zeitschrift für allgemeine Erdkande, Berlin
18ö9 S. 409—208; 265—319 (auch einzeln gedruckt 1861) und Ausgewählte
griechische und lateinische Inschriften , gesammelt auf Reisen in den Trachonen
und um das Hauragogebirge, in Abhandlungen der Berliner Academie 1863 S. 255
— 368 , endlich das noch unvollendete Werk von £. Renan Afission de Ph^nicU,
Paris 1864. 4 mit Atlas in fol.
8) Plutarch. Pomp. 39: xal xataßÄc aÖTÖ« ek SupCav to6t7)v (tiv A« oux
l^^oüoav Y^clouc öacnXelc dnapylov dit^^ve xal xrJjfjta toü Wjfiou 'PwjjiatcDV.
Appian. 8yr, 49 : tlofiTc^ioc ^i — — 'A-mojrov iH^^ "riic 26pöiv dlpx^Ci ow^^
h 'P«fMi(o'JC dfiapTfSvTQt. Idem c. TD. Jföfi-. 106. Gros. 6, 4. Eutrop'. 6, 14.
9) Er wurde entthront 65 und lebte noch bis etwa 49. Ueber ihn und die
Reihe seiner Vorgänger s. Clinton F<uti Heil, Tll Appendix III. A'in^« of Sj/ria
p. 308-346.
10) Appian. Syr, 50: oQti» }t.hi hr^ KtXtxUc te xai Supioc Tf^ fACOOYalou xal
xoUv)c xal 4^otv(xT}C %al IlaXatoti^c , imX oea d^XXa £up(ac dnh Eufpatou piXP^
Al-y'Jircou xnX pt>e/pi ftoXaooT); ^öpiata, dtpia^ri 'PwptaToi xaria^rov. Appian. AUthr.
— 235 —
begnügte er sich doch, dieses ganze Gebiet, welches Iheiis wegen
der ganz verschiedenen Nationalität aeiner Bewohner, tbeiis wegen
der in den loteten Zeiten der Seleucidenherrschaft entstandenen
politischen Zerrissenheit des Landes eine einheitliche Organisation
UDinOglieh machte, fürs erste in der Art zu paroelliren, dass ein
Theil desselben in eine grosse Ansaht freier Stadtgebiete aufge-
l(lst, ein andrer aber verschiedenen kleinen Fürsten zugetheilt
wurde, deren gänzliche Abhängigkeit von Rom zu immer neuen
Veränderungen der Territorien Veranlassung gab, bis diese am
Ende ganz der Provinz einverieibt wurden i). Der Umfang der
Provinz hat sich sonach noch in dem ersten Jahrhundert fort-
während geändert und werden wir die Geschichte dieser Ver^
änderungen, so weit sie. bekannt ist, im Folgenden zusammen-
zustellen suchen.
0ie syrische Nationalität und Sprache^ geht im Süden • nur Bevöike-
bis Damascus^); von da wohnen östlich und südöstlich Araber,
südlich die Juden, westlich die Phöniker, in dem syrisdien, phöni-
cischen und jüdischen Gebiete aber liegt eine grosse Anzahl
hellentscher Stadtgemeinden, welche theiis aus griechischen Be-
satzungen hervorgegangen, theiis unter der Seleucidenherrschaft
gegründet waren. Zu diesen nationalen Differenzen kam noch
eine Theilung der politischen Verwaltung, indem der südliche
Theil des Landes längere Zeit im Besitze der PtolemKer, der
nördliche unter der Herrschaft der Seleuciden stand, woraus sich
die Ein theilung des Landes in zwei Syrien erklärt^), bis endlich
in den seit 152 v. Chr. ununterbrochen fortdauernden Kämpfen
106: xal Ti|v df>At]v Süp(gcv, 8o7j tc iwpl Ei^dltT)v ivd *at xolXij xaVOow(x7) xal
HaXatorlyr) Xfyrwt, *«l vfyt IdouuauBv *at Irouf^iioi^» %a\ 8öa ÄXXa dv^ixotra
2up(ac, dmdbv dljAO)^! 'Poptafotc xam^roro.
11 Appian. i9yr. 50: nop.ici^toc [Jtiv 0'3n t&voe t6bv &ir6 tok ZeXcuxl&atc
YCvo)Arvoiv ddySv tote (^^ • • • iir^otT^aev olxeCouc ßaoiXiac ^ (uvdorac %at
0^ no\\) SoTEpov xal ta^e nept'TjX^cN ^< .'PoofxaCouc , in\ Kaioapo^ jicIXiaTa toO
SeßaoToD, xaxdl F^P^*
2) WeUstein Baise S. 178. •
3) Ci«ar nenni bei Plo Gm«. 38, 38 uiter den von den Römfirn begiegten
Völkern 26pouc dfA^orlpou;. Ob »Icli die« auf du obere und ontefe, i^ ^voi
Sup(a (Dlodor 18, 6; 19, 79. 93. loeeph. Ant. 8, 6, 1 ; 13, 7, 2. 6ti«bo2 p. 134)
und 1^ näxm 2upia (loeeph. AtU. 12, 3, 1 ;'8trabo iö p. 692; 16 p. 742) bezieht,
ist nicht kJar. Der 4m Sup(« wird gewöhnlich die xeCXv] Xtipla entgegengesetzt
(Strsbo 2 p. 134. Diodor. 19, 93 n. öfter), worunter im eigentlichen Sinne das
Thsl zwischen Libanon und AntUibaaon (Strabo 16 p. 754. 75G), im weiteren
Sinne das gmze sinUiohe Syrien bis zur iigyptlschen Orense (Diodor. 18, 6) ver-
slanden wird. 8. hterfiber NorislUB a.*a. O. III c 1. Kuhn U, 179.
— 236 —
der Seieuciden unter einander das ganze Reich steh auflöste, die
Maccabäer nicht nur ihre Selbständigkeit errangen, sondern auch
eine Anzahl ctficsyrischer Städte eroberten, die grösseren Siadl^
gemeinden sich unabhängig machten und an vielen Orten kleine
Dynastien entstanden. Indem nun Pompeius nach d^ Eroberung
von Jerusalem das jüdische Gebiet wieder auf die Grenzen der
Nationalität beschränkte^} und die freien Vorfassungen der grie-
chischen Städte entweder anerkannte oder wiederherstellte, orga-
stft^^ nisirte er die neue Provinz nach diesen Stadtgebieten, unter wek
chen uns folgende entweder ausdrücklich genannt oder durch die
bei ihnen übliche Provincialära vom Jahre 64 v. Chr. bezeichnet
werden. Es gehörte demnach ursprünglich zur Provinz das obere
Syrien mit den Städten Antiocbia, Seleukeia in Pieria, Apamea,
Laodicea^), Cyrrus, Hieropolis und Beroea (Aiep) ^), Epiphania
(Hemath)^), Balanea^j, Aradus®), die phönicische Küste^ nament-
lich Tripolis, dessen Tyrannen Dionysius Pompeius hinrichten
Hess 7); Byblus, welches Pompeius ebenfalls von einem Tyrannen
'^ ■ " -^^i^w^ I P II ■ — r__»i|-|KA -i-i-r-Mi- -■_-■- ■ ^
1) loseph. Ant, 14, 4, 4 : xal xd |jiev 'lepoaöXupLa uicoteXYJ ^iSpou 'P<D|iaioic
^TtoiTjocv, Äc hk ol Ivoixoi TTpörepov iröXetc ^veipdsoavro t^;. KclX-ijc Supta;
dl9eXop.evoc 6itö xtj» a^Etiptp 0TpaT7V|ti> Ixa^e, mai t6 Oü|AT:av lO^oc , ini {li^a
itpötepov aip^pievov , dvröf roiv ioicnv Spmv ouvioreiXev. Kai Tdhapa (Aev^
fjLixpov ffATTpoa&rv xoiTaoxa^eiaav , dv^xxios, — — Tok 5e XoitcoL;, "Iitirov *at
ZxuBt^TToXiv xal n^XXav xai Alov xai £ap.dpeiav, hi oe Mdtptooav xal 'ACwtov
%a\ *Id(ii.vetav xil ^Ap£8ouaav tou oix'^Topoiv dni^xe. Kai tauta; fiiv dv t^
ptcoo^eiip, X***?^^ "^^^ xaTeaxapLjx^vmv, FdCav te iip^; ttq ^aXdaoiQ xal lÖTritrjv xot
Ao9pa xal Sipdronvoc tön 7t6pYOv ;rdaac 6 iIofJ.7CT)ioc dtpfjxev ^vcjd^pac xal
npocf^c(fi.e TJ[ ^napx^^..
2) Strabo 16 p. 749. Von diesen Städten bat Antiochia vier verschiedene
Aeren, von 312, 64, 49 und 31 v. Chr. Im J. 64 erhielt sie von Pompeius die
Antonomie, Noris. Ep. 8. ,M. dUa. III c. 3. Porphyrins fr. 26 in Müllers Fr. hist.
Or. III p. 716: h hk Xaßdiv 7:0p' 'AvTioy^mv ypihaaTa — a'irövofAOv Tr^^^ ir^SXiv
elaoe. Die Aera von 64 erwähnt Euagrius II ,12: ixelvo; piiv fdp (das Erd-
beben) ^vtauTÖv xal hxvttjxootöv xal ixaroatöv dfod^q^ Tfjc itoXcwi Ito^ t^?
aOTovopiia; ^^T^^^' Auch Seleucia erhielt die Autonomie von Pompeius (Strabo
16 p. 751), die Aera von 64 aber ist nicht sicher, Eckhel I>. ^.3, 327.
Borghesi Oeuvr. 4, 170 IT. Apamea nennt sich auf einer Münze des Jahres 41
V. Chr. (Eckhel 3, 307 n, 7) aurövojAo« (Die .Inschrift Orelli 623 ist falsch.
S. Henzon Inacr. Vol. III p. 58 und zu Borghesi Oeuvres 5,9), Laodicea in
einer InschV. Ephem. Arch. II (1862) p. 42 Upd xal douXo; xal aut(^o[jLo;.
3) Cyrnis und Hieropolis haben die Seleucidenaera von 312 v. Chr. und
kamen ohne Zweifel gleich zur Provinz.
4) Auch sie hat die Aera von 64. Eckhel D. iV. 3, 313.
5) Obwohl die Aera der Stadt uiAiestimmbar ist, so ist doch die Autonomie
derselben (s. die Inschr. bei Renan Mission p. 107, in welcher sich die Bala-
neer auTovofAo6{ji€Vot nennen) wohl von Pompeins oder Cäsar herrührend. •
6) Bei Str..bo 16 p. 764 zur Provinz gerechnet.
7) loseph. Ant, 14, 3, 2. Das Jahr giebt die Aera von Tripolis, welche
64 beginnt. Eckhel /). N. 3, 373. 377. Epftem. Archaeol. n. 362: TpmoXtxöiv Tfjs
— 237 —
befreite^); Sidon und Tyrus, welche steh schon unter den Königen
frei gemacht hatten und ihre Autonomie behielten 2), und Dora^).
Von dem südlichen Theile des Landes wurde das jüdische Gebiet,
von dem wir besonders reden werden, zwar vorläufig occupirt,
später aber einheimischen Königen übergeben, dagegen einerseits
die Städte der , samaritischen und philistäischen Küste, Tunis
Stratonis (das nachherige Caesarea]^), loppe^), Iamneia<^}, Azo-
tus 7) , Ascalon ^) , Anthedon ^) , Gaza ^^) , Raphia ^^) , anderer-
seits die Binnenstädte Cdlesyriens , Laodicea ad Libanum ^^) und
die Städte der Decapolis, Antiochia ad Hippum oder Hippos^^),
Gadara ^^) , Abila Leucas ^^) , Dium ^^) , Ganata ^^) , Scythopolis,
<I>oiviX7]c TTJc Upa; %a\ douXou xal a^Tovöfxou %a\ vauap^t^oc ol äp^ovre; xat -^
1) Strabo 16 p. 755.
2) Sidon hat eine Aera von 111 v. Chr. , Tyrus von 126 v. Chr., welche
beide wohl den Beginn der Freiheit bezeichnen: dass die Römer diese anA-
kannten, bezeugen Strabo 16 p. 757. loseph. ArU. 15, 4, 1. Erst Augnstns nahm
beiden Städten die Freiheit (Dio Cass. 54, 7) und anf den Münzen fuhren beide
nicht den Titel a^rdvofMc.
3) Dora hat die Autonomie (Münzen b. Mionnet 5, 361 f.) seit Pompeios
(loseph. Ant. 14, 4, 4) und die Aera von 94. Eckhel D. N, 3, 363.
41 loseph. AfU, 14, 4, 4. B. Jud, 1, 7, 7,
5) loseph. Ant, 14, 4, 4.
6) loseph. B. Jud, 1, 7, 7.
7) loseph. AfU, 14, 5, 3. B. lud, 1, 7, 7.
8) Ascalon hat nie zum jüdischen Reiche gehört. Es stand zuerst unter den
Konigen und hat die Seleucidenaera von 312 v. Chr. ; dann war es freie Stadt
seit 104 V. Chr., von welchem Jahre es ebenfalls eine Aera hat, Pompeius fand
es zerstört, 'und es scheint zu den Städten zu gehören, die Gabinius wieder auf-
baute (loseph. Ant, 14, 5, 3), denn seine dritte Aera ist von 58 v. Chr. Eckhel
D. JV. 3, 447.
9) loseph. Ant, 14, 5, 3.
10) loseph. a. a. 0. Gaza hat eine Aera von 61 v. Chr., Eckhel D, N. 3, 453,
oder 62 v. Chr. (Stark Oasa S. 514) und heisst in der Inschr. C. I. Qt. 5892
iepoi «ai dtouXo^ xat aM'MfJLOC. Augustus schenkte die Stadt noch einmal dem
Herodes (loseph. AfUt 15, 7, 3), schlug sie aber im Jahr 4 v. Chr. wieder zur
Provinz Syrien (loseph. AjA, 17, 11; 4).
11) loseph. AnX, 14, 5, 3. Die Aera der Stadt scheint Ton 58 v. Chr. zu
sein. Stark Qaxa S. 515.
12) Die Stadt hat die seleucidisehe Aera und ist als Theil des eigentlichen
syrischen Reichs ohne Zweifel gleich zur Provinz gekommen.
13) Es hat die Aera von 64, Eckhel 3, 347 und erhielt seine Freiheit von
Pompeius. loseph. B. lud, 1, 7, 7.
14) Es heisst oMvo^io« und hat diö Aera von 64, Eckhel^, 350. Es war
von Pompeius neu aufgebaut, loseph. B. lud, 1, 7, 7.
15) Die Stadt heisst 'AßlXT] tijc AexatcoXcoc (Inschr. von Palmyra, C. 1, Or.
4501) oder Ko(Xy]< £up(ac (auf Münzen, Kckhel 3, 345) zum Unterschied von
*AßtXa oder Abila Lysaniae , Steph. Byz. p. 6 M. Sie ist ebenfalls aÖTdvofjioc und
hat die Aera von 64.
16) Die Stadt, deren Lage unbekannt ist, hat die Aera von 64.
17} C^anata, dessen Lage erst durch Wetzstein und Waddington festgestellt
ist, jetzt Kerak in der Nukra (Batanaea), nordwestlich von Bostra, ist bisher
— 238 —
Pelia^), Gerasa oder AnUoehia am Ghrysoroas^), Philadelphia^),
Praibeit der endlich Samaria^) der Provine dnverleibl. Die Brtheihing der Frei-
heit an 80 viele Städte ist nicht als ein Zeichen von Grossmuth der
Römer, sondern als eine nothwendige Verwaltungsmassregel anzu-
sehen. Alle diese Städte hatten zwar eigene Gerichtsbfirkeit und
eigene Verwaltung ihrer Einkünfte, aber ihre Verfassung war von
den Römern nach einem Census aristocratisch organisirt^) und die
Steuern wurden in ihnen nach dem bei der Organisation der
Provinz eingerichteten romischen Steuerverfahren erhoben^}; sie
ersparten daher dem römischen Staate eine directe Verwaltung
durch Beamte oder zu sehr ins Einzelne gehende Abgabenver-
pachtung. Die ersten Statthalter, namentlich Gabinius, welcher
57 V. Chr. Proconsul Syriens war ') , betrieben eifrig den Auf-
bau der zerstörten Städte ^] und Gabinius machte den Ver-
yon alten Sehriftstellem uDd den neueren Numismatikem Identifltirt worden mit
der grösseren nnd bekannteren Stadt Kanatha (Qanawät auf dem Haurange-
birge), nordöstlich von Bostra. Canata mnss eine Stadt gewesen sein, da sie
Mfinzen schlug, welche die Aera von 64 haben (Waddington n. 2412^), nnd ein
ßouXeuTfjc auf einer Inscbr. derselben (Waddington n. 2412<^) vorkommt, aber im
J. 106 wurde sie zn der damals eingerichteten Provinz Arabia geschlagen, nahm
die Aera dieser Provinz an, aber heißst nunmehr xddfiij, Waddington n. 2412 f.
Canatha dagegen, auch Kdvo^a oder Kdtvoi^a geschrieben, welches von Joseph.
B, lud. 1, 19, 2 zu Coelesyrlen und von Plin. N: H. b % tO zur Decapolis
gerechnet wird, gehörte noch nach der Einrichtung der Provinz zum Judischen
Reiche, kam aber später zu Syrien, und gehorte dazu noch nach Septlmins Se-
vems. S. Waddington n. 2329 und die daselbst angeführte bilingue. Inschr. von
Lyon: 8a?(/ioc 6 »al louXiov^ Sad^ou 'AftetXtjvö^, SouXeuTJj« ttoMttq« xe Kovai-
l^a([(uv] ^Ttap^eia;] Suplac. DiU Manibua Thaemi luliani^ 8ati fil, 8yri de vieo
AtlieUmi, deewi<m{i) SepUmiano Canoiha,
1) Beide erhielten die Freiheit von Pompeius, loseph. B, lud, 1, 7, 7.
Pella hat auch die Aera von 64.
2) S. die Inschrift bei Mommsen Berichte der 8%chs. Geaellsch. der Wiss.
1850 S. 223 == Waddington 1722.
3) Es hat die Aera von 64 v. Chr. Eckhel 3, 361.
4) loseph. Ant. 14, 4, 4. B, lud. 1, 7, 7.
5) loseph. Ant. 14, 6, i: ht dpiotoxpaTeta ^tTJ^O''.
6) Bewiesen wird dies in einem andern Abschnitte. Ais Beispiel diene hier
Antiochia. Dies war a6tövo{iOC (s. S. 236 Anm. 2) AfiiUockia Ubtra, Plin. N, Hs Ö
% 79. CaraealU machte es zur Oolonie, jedoch aalvit tribtUiSf wie Paulus Diff. 50,
15, 8 $ 5 sagt. Die Stadt war also ebenso steueipflichtig, wie die ganze Provinz
(Syrio, quat fwUtui Btfpendkaria, VeUeius 2^ 37, 6). Vgl. Ulpian. Dig, ÖO, 15. 3:
in Syriis a quattuordeehn onnis mcueuliy a dupdeeim ftminaM u»que ad texapenri"
mum quinUfm ofmum tributo oapUU obUgafUwr, aßia$ auUm tpeotatiir ctnaendi
tempore. Ueber die Abgaben dear Stadt s. Norislns Ep. 8. M. III, 5 p. 211.
7) Borghesi Oewft. 2, 188.
8) loseph. Ant. 14, 5, 3: %a\ dvexTCoÄTjaotv Safidpeta x«l "ACwTO« »al 2itu-
l^öiToXic xat *Avd72&«bv xai 'Pa^a x%( AApa, Mdlpisodi ts xal PdfC« xa\ ^Xat
o6x 6X(fai. Zu diesen andern gehört Ascalon , das eine Aera vom Herbst 58
T. Chr. hat.
'Utk
— 239 —
SQoh, anch ludaea in fünf Verwaltungsbeiirke zu ibeilen, deren
Millelponoie die Städte Jerusalem, Gadara, Amaihus, Jericho und
Sepphoris (Diocaesarea) waren ^).
Als CXsar im J. 47 aus Aegypten durch Syrien gegen den
Pharnaces zog, traf auch er verschiedene Anordnungen in den
Besitzverhülintssen^); von Aügustus Einrichtungen sind wir sehr
mangelhaft unterrichtet, da Strabo, der hierüber die beste Quelle
sein würde, in Syrien selbst nicht gewesen ist^j.
Derselbe Grund, welcher die Einrichtung städtischer Ditksesen i)7n»«titn
' j 1 1 innerhalb
empfahl, wo sie m(%Ueh war, machte im Osten und Süden der^erProTinr.
Provinz sowohl wegen der nomadisirenden Bevölkerung des Lan-
des als wegen des starren, den Formen einer geregelten Ver-
waltung widerstrebenden Characters der Einwohner das Fortbe-
stehen dynastischer Begierifngen nothwendig, welche von den
Römern ebenfalls als durchaus abhangige, verantwortliche^} Oi^
gane der Verwaltung benuUtt wurden, da sie, was besonders zu
merken ist, abgabenpflichtig waren ^}. Der Begriff der Provinz
ist für die Römer zunächst ein financieller; die Provinz ist ein
prcLedium populi Romani^); insofern also dürfen die Dynasten
Syriens als bereits zur Provinz mitgehörig, nidit als ausser ihr
bestehend betrachtet werden ?), da sie ebenso wie die freien
Städte nur als ein Organ für die Eintreibung der Abgaben an-
zusehen sind, weshalb sie sich zuweilen selbst procuratores
1) loseph. Ant. 14, 5, 4.
2) Hirtin B B, Alex, 65 : eommorcdus fere in omnibus tivitatibuSj quae maiore
sunt dignitatej praemia bene meritis et viritim et publice Uribuit: de controvetaHi
veteribus cofinclieit'ac statuit. Reges j tyrcmnoSy dynastas ^provinciae finiiimosquej
qui omnes ad eum eoneurrerant, receptos in fidierriy conditionibus imposilit provin--
eine iuendae ac defendendae, dimittit et aibi et populo Romano amieissimoa. Er
trat loppe wieder den Juden ab (loseph. Ant, 14, 10, 6) und ertheilte besondre
Privilegien den Stidten Antiochia (Norisins Ep. <%. Mac. p. 175—213), Gabala
(Eckhei 3, 314), Laodicea am Meere, dessen Einwohner sich ihm tu Ehren
louXurc ol t,a\ Aao^txEic nennen, und Ptoi^mais (fickhel 3, 426), welche Städte
alle Ton dieser Zelt eine nene Aera begiifnen.
3) Grossknrd zn Strabo Band 3 S. 254. Eine Aera von 31 v. Chr. hat An-
tiochia und Seldncla; über die Colonisation von Berytus wird noch weiter die
Rede sein.
4) Beispiele, dass diese Konige nach Rom citirt, verurtheUt nnd bestraft
wurden, liefert die Geschichte von Üommagene und Jndaea.
5) lieber diesen widitigen 6atz verweise ich vori&uflg »nf Hiisehki» Ueber
den z. Zelt der Geburt Jesu Christi gehaltenen Census S. 100.
6) Cic. Verr. 11, 2, 3 S 7.
7) Hlrtlus B. Alex, 65 nennt sie d^mutas provineiae. Vgl. Hnschke a. a. 0«
8. 105.
— 240 —
nennen ^) , und da ihre Regierung nur so lange beibehallen
wurde, bis die allmähliche Gewöhnung an eine geordnete Ver-
waltung und die U^berwältigung der widerstrebenden Elemente
die völlige Vereinigung auch dieser Theile mit der Provinz mOg-
lieh machte. Auf diese Weise kamen zu der ursprünglichen
Provinz im ersten Jahrhundert n. Chr. noch folgende Bestand-
Iheile hinzu ^):
commftgeii«. '1. Commageue. Diese Landschaft, im N. durch den Ama-
nus, im O. durch den Euphrat begrenzt, im W. an Cilicien, im
S. an Syrien stossend, hatte schon während der Seleucidenherr-
Schaft eigene Könige^); welche mit den Seleuciden verwandt
waren ^). Von ihnen sind bekannt Antiochus (I), der in den
Jahren* 69 bis 38 v. Chr. erwähnt wird ^) und vor 34 gestorben
sein muss, in welchem Jahre Mithrid^tes das Land beherrschte ®) ;
sodann Antiochus (11), welchen Octavian im J. 99 nach Rom
kommen und zum Tode verurtheilen liess^). Im J. 20 wurde
Mitbridates (II) König von Commagene^), darauf Antiochus (III),
wahrscheinlich sein Sohn, nach dessen Tode, im J. 47 n. Chr. ^)
Tiberius Commagene zur Provinz machte ^^) , d. h. mit Syrien
vereinigte. Allein es blieb nur 20 Jahre bei der Provinz; denn
« 1) SaUust. Ju0. 14: Mictpaa pater meus morien» mihi praeeepUy uU, re^ni
• Numidiae Umtummodo procurationem exiatum(trem meam^ ceiefum iua ei imperrum
eiU9 penes vo» use,
2) Plin. N. H. b $ 74 sagt von der Decapolis: inUrcursaini ein/guiniqu€ hat
urhe$ tetrarehi(U^ regnorum in»tar tingtUaCf et regna contribuuntur , Traehoräli$f
Ptmiaa in qua Caesatea, AbHa, Area, lAmpeloessa, Gabe. $ 82 : reltqua autem 8y~
ria habet Arethusioi ^ SeroeetMet praeter tetrarchias in regna deMcriptaa
bnrbaris nonUnibus XV IL .
3) Heber die Geschichte von Commagene 8. Norisliis £p. 8. M. diss. 11 c. 4.
Eckhel 3, 254 ff. Clinton Fasti Hellen. 3, 343 f. Kuhn 2, 174 ff. Waddington
Tome UI p. 60—63.
4) S. Boeckh C.I. Qr, n. 362.
5) Im J. 59 bestätigte ihn Lucnllns in seinem Besitze, Dio Cass. 35, 2;
im Jahr 64 Pompeias, Applan. Mithr. 106. Später wird er enfähnt im J. 51,
Cic. ad fam. 15, 1, 2; im J. 49, Caesar B. C. 3, 5. Appian. B, O. 2, 49; im
J. 38, Flut. Ani. 34. Dio Cass. 49, 20. 22.
6) Plut. Ant, 61.
7) Dio Cass. 52, 43.
8) Dio Cass. 54, 9.
9) Tac. Ann. 2, 42.
10) Tac. Ann. 2, 56: Commageni» Q. Servaeu» praeponiturf tum primum ad
tus praetorii trantlatis. Strabo 16 p. 749://) Ko^^a-pQV'^ p.txpd tU ifsxis' iyti
Ä' ^pOfAv^v- TCiSXtv Soif&öoaTa Iv ^ tö ßaoiXciov 'Jit-Jjp^e , vuv h ir:a^yia -Yi^ovE.
Servaeiis war einer der Legaten des Oermanicns (Tar. Ann. 3, 13; 6, 7)^ der
die Provinz nnr einrichtete, wie Veranius, ein anderer Legat desselben, Cappa-
docien. S. oben Seite 209. Znmpt Comm. ep. 11 p. 127.
— 241 —
Caligula gab es im J. 38 dem Sohne des letzten Königs (Antio-
cfaus III] zurück^), welcher zwar von Caligula selbst wieder abge-
setzt, aber von Claudius im J. 44 nochmals auf den Thron erho-
ben ^ , unter dem Namen Antiochus IV Epiphanes Magnus ^) bis 72
regierte^} und ausser Commagene einen Theil von Cilicien be-
sass^). Im J. 72 beraubte ihn auf Befehl Yespasians der Legat
von Syrien Caesennius Paetus abermals seiner Herrschaft, worauf
er selbst in Lacedaemon, seine Söhne Epiphanes und Kallinikos
aber in Rom lebten ®) . So kam Commagene unter römische Ver-
waltung 7) : die Hauptstadt Samosata erhielt den Beinamen Flavia
und eine neue Aera vom Herbst 74 , in weldien dort der Anfang
des Jahres fiel^); über die auswärtigen Besitzungen des Königs
wurde anderweitig verfQgt. Dass aber Commagene nicht als
selbständige Provinz constituirt, sondern zu Syrien geschlagen
wurdet), darf man aus verschiedenen Gründen annehmen. Ptole-
mäus 5, 45, 40 rechnet Commagene zu Syrien ; ein eigener
Statthalter von Commagene kommt nicht vor, wohl aber ein
legatus Tratani, der Syrien und Commagene zugleich verwaltet ^<^);
endlich lag eine der syrischen Legionen, leg. XVI Flavia firma,
1) Dlo Gass. 59, 8. Der Irrthmn von Fabricins, welcher Antiochas IV fQr
den Sohn von Antiochua II hält, ist von Clinton a. a. O. berichtigt.
2) Dio Gass. 60, 8.
3) Ueber die Beinamen, die er auf Mfinzen fuhrt, s. Eekhel D. JV. 3, 255.
4) Im J. 43 verlobt er seinen Sohn Antiochns Epiphanes mit Dnisilla, der
Tochter des Agrippa. loseph. Ant. 19, 9, 1; im J. 54 erw&hnt ihn Tac. Ann,
13, 7; im J. 70 zog er mit Titus vor Jerusalem. loseph. B. I. 5, 11, 3.
5) xd napaOaXdioota Tf)c K(Xix(a(, Dio Gass. 59, 8. Dazu gehorte, wie wir
aus seinen Münzen ersehen, Lacanatis, die nordöstlichste, an Gommagene gren-
zende Landschaft Giliciens, mit der Stadt Eirenopolis, ferner Blainsa oder Se-
baste, eine Insel an der Küste zwischen Selencia Ciliciae und Tarsus, sodann
Alexandria am Meerbusen von Issus und endlich ein Stück von Lycaonien.
Eekhel D. iV. 3, 256.
6} Ausführlich erzählt dies loseph. B. i. 7, 7, 1-.3.
7) Suet. Vetp, 8. Entrop. 7, 19. Aorel. Victor epiU 9, 13. Gros. 7, 9.
, 8) Chron. Pasch, p. 464 Bonn, zum Jahr 71 : Ko(Ap.axinvol xal SafnooatEic
ivreOBcv to6c iaurinv dpt^piouat )^p6vouc. Eekhel D. ff. 3, 252. Clinton F. Rom.
I p. 60.
9) Ich selbst habe früher Gommagene als eigne Provinz angesetzt, halte
meine Ansicht Indessen für widerlegt durch Bormann De Syria prov. ^ 2; vgl.
Borghesi Oewrea 4, 159. Kuhn 2, 174.
10) Inschrift von Pergamus bei Mommsen Berichte der sächs. Ges. der
Wiss. H. Ph. Gl. 1850 S. 223 = Waddington n. 1722: [Au]Xo^ lo6Xtov [K]oü-
aip[aT0v] pU] Stoctov, «[peoÖcurMv %a\ <ivrtaipci[TTf|f]ov aircoxpdTopo« Nipoua[«]
Tpa'tavoü xa(9a[po]< [o]eßaot[ot>] rspftovcxQÜ AaxtxoD Supta[(], Ooiv(xt)c, Kopi-
Böm. Altoxth. IV. 16
— 242 —
unter H. Aiirel ond vielleicht schon seit Vespasinns Zeit ib
Samosata^).
chaieiB. 2. Die Dynastie von ChaUis^]. Soweit bei der äusserst
unsicheren Kenntniss der Geographie des alten Syriens zu urthei-
len möglich ist, sind in Syrien zwei Orte des Namens Chaicis zu
unterscheiden. Das eine (jetzt Kinnesrtn), gegründet von Seleucus
Nicator^), kommt in späterer Zeit öfters vor. Es lag auf der
Strasse von Cyrrus nach Emesa, 48 röm. Meilen von Beroea
(AIep) *) in der fruchtbaren Landschaft Chalcidice oder Chalci-
dene^), welche sich im Osten von Apamea^) und am Westrande
der palmyrenischen Wttste von Salaminias bis Beroea heraufzieht.
Es wird durch einen Beinamen, Ckakis cognomintUa ad BeluMj
von dem andern gleichnamigen unterschieden^), welches XaAxU
r oico T9 Aißavcp opsi heisst^) und auch auf einen verschiedenen
Ursprung zurttckgeftthrt wird ^}. In dem letzteren herrschte schon
etwa 71 V. Chr. *ö) Ptolemaeus, Sohn des Mennaeus^^), welcher
nicht nur Chaicis ad Libanum^^), sondern auch Heliopolis, den
Marsyas, d. h. das Thal zwischen Libanon und AntHibanon ^')
und Ituraea ^*), d. h. das Drusengebirge im Centrum des Haurftn^^),
also den ganzen Landstrich westlich und sUdlich von Damascus
1) S. Bortnann p. 9 — 11.
2} Norfsias Epoeh, Syromaetd. DU», HI c. 9 $ 3. Kuhn % 169.
81 Appian. S^. Ö7.
4) Itin. Antort. p. 194. 195. S. über die Ansdehnang der Chalctdeue Wad-
dington zu n. 2633.
51 Plin. JV. ß. 5 g 81 : rtgio ChaleideM fertüissima S^iat.
6) Strabo 16 p. 753 spricht erst von dem Chaicis des Ptolemaus, welches
wir sogleich erwähnen werden , and fahrt dann fort : Sp.opoc V dorl t^ ^AT:a\i.inn
Tipic Sw Jjtev i\ TÄv ouXdlp^flov ^ApdßfON «aXou{A£vT] irapaTTOTauta xal -^ XoXxi8ixi?j
dizb Tou MaOTOou xaBnf)Xouoa xal iraoa i^ Tipöc vötov tou AirafuDoiv , dvSpcav
oxTjviT&v TÖ nX^ov. Auch Ptolemaeus 5, 15, 18 erwähnt diese Chalcidice dicht
vor der 'ATrajiTjy^ und Hierodes p. 711 setzt Chaicis in die Sipria prima zu-
nächst Beroea.
7) Plin.' iV. if. 5 J 81: Chalcidem tognommatam ad Bdum, unde regio
CkaMdene fertiUuima äyriae. Ob Belus ein Flnss oder ein Berg ist, weiss man
nicht. In der Nähe von Chaicis l^g aber ZeXeux6ß7]Xo( (Hierocles p. 712. Notitia
1, 869, bei Parthey p. 86), dessen Einwohner ^eXeuTceic irpöc xtp ß^Xcp heissen.
Steph. Byz. p. 560.
8J loseph. Afü. 14, 7, 4. B. lud. 1, 9, 2.
9) Steph. Byz. p. 684 : itöXi« ti Supta, xTioÖelca tttth Movi^ou toD 'Apaßoc-
m loseph. AM, 13, 16, 3. 4.
llj Einen älteren Mennaens, wohl'za derselben Familie gehörig, erwähnt
schon Polybitts 5, 71 , 2.
J2) loseph. AfU, 14, 7, 4.
13) Pcftyb. ö, 45, 7 f. Strabo 16 p. 755. 756.
14) Strabo 16 p. 753. Dio Cass. 49, 32.
15) Wetzstein Reise S. 198.
— 243 —
besass und tod diesem als ein gefährlicher Nachbar gefflrchftel
wurde ^). In diesem Besitze liess ihn Poropeius^), und als er
im J. 40 starb, folgte ihm sein Sohn Lysanias^), welchen Anto-
nius ttfdlen Uess, um seine Herrschaft der Cleopatra zu schen-
ken^). .Später finden wir das Land im Besitz jüdischer Fürsten ;
denn Claudius verlieh es an Herodes, Sohn des Aristobulus
und Bruder des Herodes, Agrippa I, welcher 41 — 48 als Ktfnig
von Chalcis regierte^). Sein Nadifolger war Agrippa II, dem
Claudius nach 4 Jahren, im J. 5S, Cbaicis nahm und dagegen
die Tetrarchien des Philippus II und Lysanias gab^). Die Herr-
schaft Chalcis dauerte indessen fort, denn Im J. 72 wird noch
ein Aristobulus, König von Chalcis, erwähnt 7), und da die Stadt
Cbaicis, deren sichere Münzen erst mit Traian beginnen, eine
Aen von 845 = 98 hat und den Beinamen Flavia ftthrt, so darf
man mit Norisins annehmen, dass sie erst in dem genannten
Jahre durch Domitian der Provinz einverleibt wurde ^).
3. Die Tetrarchie Abilene^). Abila am Fluss Chrysor- Abii^iM.
rhoas, an der Strasse von HeliopoKs^^j nach Damascus an der
Ostseite des Antilibanus gelegen, jetzt Suk W^de Bärada ^^), heisst
zum Unterschiede von der gleichnamigen Stadt der Decapolis
(s. oben S. 237) Abila Lysaniae^^). Sie muss ursprünglich zu
1) loseph. AfU. 13, 15, 2; 13, 16, 3.
2) losepb. Ani. 14, 3, 2. Auf seinen Münzen nennt er steh Tetrardu.
Bekbel 3, 263. Mlonnet ö, 146.
3) loaepb. Ant. 14, 13, 3. B. Aftl. 1, 13, 1.
4) losepb. Ani. 15, 4, 1. Die Gsss. 49, 32. Porpbyrii fragm, bei Mfiller
am. Of. /V. 3 p. 724 S 9 u. dss. MQUer. Warum Renan in der Anm. 9 ange-
führten Abb. seinen Tod 34 setzt, ireiss icb nicht.
5) losepb. Ant. 19, 8, 1 ; 20, 1, 3. Er nennt sieb auf seinen Münzen Ba-
otXcuc. Eckbel D. N. 3, 492. Madden Hi$tory of Jewish ComagCj London 1864.
8. p. 112.
Q losepb. Ani. 20, 7, 1. B. lud, 2, 12, 8.
7) losepb. B. lud. 7, 7, 1.
8) Norisins a. a. O. Dist. III e. 9 $ 3. Eckbel 3, 265.
9) S. Renan Memoire tut la djfnasiU da Lysannaa d'AMlkne in Mim. de
Vaead. den huer. et 6. UUree 26, 2 (1870) p. 49—84 ; von wcriebera meine Dar-
steliung übrigens in mehreren Fnnetea. abweicht.
10) Itiner. Anton, p. 199.
11) 8. Wetzsteins Karte. Die Lage des Ortes wird bestimmt dnreb die In-
schrift OrelH 4997 a Waddington 1874: hnp. Caes. M. Aurd, Aniommu Aug.
Anneniaeue et imp. Cae$. L, Aurd, Venu Armeniaeus viam flumkiüs vi abruptam
MereiBo monU re»Utuerunt per lul. Verum leg. pr. pr, profoine* 8yr. et amhum
stittm, knpendHt AhUenorum, Der Fluss ist der Chrysorrhoas , jetzt Barada, an
dem auch Damascus Hegt.
12) Ptolem. 5, 15, 22 kennt nur ein 'AßtXa, iiMXrfitXoa AuofovCou, das er,
wie DanuuMus, zur Decapolis reebnet; bei losepb, Ant. 19, 5, 1 Terleibt Clan»
16*
— 244 —
der Dynactie von Chalcis gehttrt haben, da diese unmittelbar an
das Gebiel von Damascus stiess^)) und wenn, wie man mit
Wahrscheinlichkeit annimmt, Leucas am Ghrysorrhoas, von wel-
chem wir Münzen haben, mit Abila Lysaniae identisch ist^), so
darf man aus der älteren Aera von Leucas, welche 37 v. Chr.
beginnt 3), schliessen, dass die Stadt von dem Lysanias, den
Antonius im J. M tödten Hess, ihren Namen hat. Damais scheint
sie an Cleopatra gekommen zu sein, später aber war sie im Be-
sitz des Zenodorus^), der, wie sich aus einer neuerdings be-
kannt gewordenen Inschrift ergiebt, ein Sohn des Lysanias war^),
und dessen Familie nach seinem im J. 20 v. Chr. erfolgten Tode ^)
fortbestand. Denn obwohl der grösste Theil der Herrschaft des
Zenodorus an Herodes I übergingt), so regierte doch in Abila
selbst noch im J. 28 n. Chr. ein Tetrarch Lysanias^) und dessen
Gebiet wurde erst unter Claudius im J. 44 an Agrippa I ver-
geben^). Nach dessen Tode im J. 44 ist es wahrscheinlich zu-
dias dem Agrippa 'AßtXav ^r^s Auaav(ou xal iiröoa ^ t«{) Atßav<)> ^t, durch
welchen Zusatz die Lage des Ortes deutlich bezeichnet wird.
1) Ptolemaeus, der Sohn des Mennaeus, wird Ton loseph. Ant. 14, 16, 3
^of 'jC T|Q tcdXet Y^^'^Q'^ genannt.
2) Kckhel 3, 337. Mionnet 5, 308. Lencadii erwähnt in dieser Gegend Plüi.
JV. ß. 5 S 82, und den Namen hat auch Balanea. Steph. Byz. p. 156 : BaXavIai
icöXtc OoivtxT};, if) vüv Aeuxdc.
3) Kckhel 3, 338.
4) loseph. Ani. 15, 10, 1 : ZijViSSaipöc Tic £(U(a(9&o}to tov oi«ov toD Auoa-
viou. los. B. I, i, 20, 4: Zijvö^oipoc, 6 t6v Auoavtou fU|Atod(ofjL^oc oixov. Bei
loseph. Aht. 15, 10, 2 heisst seine Herrschaft iTiap^la, bei Dio Cass. 54, 9 xe-
Tpap^(a. £r wird erw&hnt von Strabo 16 p. 756 nnd sein District hiess noch
später oixoc tou ZT]vo^<6po'j. los. Ant. 17, 11, 4. ß. /. 2, 6, 3, wo ZiQvodc&pou
zu schreiben ist. Auf seinen Münzen nennt er sich xefzpd^jTii xai dp)^tepe6c.
Kckhel 3, 496. Diese nach der seleucidischen Aera datirten Münzen sind ans
den Jahren 32. 30. 26 y. Chr. Renan a. a. 0. p. 63.
5) Die Inschr. C. /. Or. 4523 ist nach Renan MisMion p. 318 so zu lesen:
du^aii^Jp Zt^voScÄp«!) Auo[av(oi> xjerpdpyou %a\ AuoTavtqi xol
TJoic ülol; xai xoic uloTc pivi^pkTjc X^P''' t'^^öcßö»; dvfvrncey. Ausführlich
handelt über diese Inschr. Renan Mim. de l'aead. a. a. O. p. 70 ff.
6) loseph. AfU. 15, 10, 3.
7j loseph. a. a. O.
S) Lucas Ev. 3, 1 : £v frei hk i;evrexQii5»diT(p r^c i^cvovtac Ttßepiou KaU
oapoc, i^7efiiove6ovToc riovrioU üiXchou r^c lou^atac xal TCTpap^Q^^oc ^ijc FoXt-
Xalac n^lwi, <(iXItc71ou hk tou d^eX^u aOroü Terpap^oüvroc r^c Itoupaia« xat
Tpa^wiTi^oc X^P^^ ""^^ A'jooviou rj^c 'AßiXvjvYjc TeTpapxouvToc. Auf ihn bezieht
sich die Inschr. von Abila C. /. Or. 4521 : Titep [tJ"»j[«J täv Kuptav 26[PaoTä>v]
cwxripia^ xal toD a6pi[iravT0(] auxdiv olxou Nufi^ioc Auoavtou Texpdlpx^^
d7reXe[udepoc] — — , iu welcher die xupioi £eßaOTo( Tiberius und Livia sind.
S. C. I. Or. Vol. HI p. 1174. Add. ad n. 4521, vgl. Kckhel 3, 497. Vgl. Renan
a. a. 0. p. 68 ff.
9) los^h. Ant. 19, 5, 1 ; 20, 7, 1. B. lud. 2, 12, 8.
~ 245 —
nächst von dem Procurator von ludaea verwaltet und erst im J.
48 oder 49 der Provinz Syrien einverleibt worden. Wenn näm-
lich die Identification von Abila und Leucas richtig ist, so würde
die spätere Aera dieser Stadt vom Herbst 48 so wie der Name
derselben Claudia Leucas dies Factum in den Herbst des Jahres
48 oder in das Jahr 49 zu setzen erlauben i).
4. Die Dynastie von Arethusa und Emesa^), welche Arefhnia
wahrscheinlich seit 69 v. Chr. im' Besitze des Sampsiceramus
war. Denn die Stadt Arethusa hat eine Aera v^n diesem Jahre s).
Sampsiceramus oder griechisch 2a\i.^r(ifa\uoi^) y mit dessen Namen
Cicero mehrmals spottweise den Pompeius bezeichnet^}, war von
diesem, wie es scheint, gegen eine den Römern zu zahlende
Abgabe^} in seinem Besitze bestätigt worden und wird erwähnt
in den Jahren 59 7) und 44 v. Chr. ^). Ihm folgte sein Sohn
lamblichus^], den Antonius im J. 34 vor der Schlacht bei Actium
hinrichten liess^^^}, worauf dessen Sohn, ebenfalls lamblichus ge-
nannt, im J. 20 von Augustus wieder in die väterliche Herrschaft
eingesetzt wurde i^). Im J. 44 n. Chr. regierte vrieder ein
Sampsiceramus ^^) , dessen Tochter lotape an Aristobulus , den
Grosssohn Herodes des Gr. und Bruder #d6S Agrippa I, verhei-
rathet war ^^). Sein Nachfolger war Azizus, der im J. 52 Drusiiia,
die Schwester Agrippa des 11^ heirathete ^^] und 54 starb, worauf
1) Eckhel 3, 338.
2) Norisius a. a. 0. Diss, II c. 2 $ 3. Waddington zu n. 2567.
31 Noridus a. a. 0. lU c. 9 $ 7. Eckhel 3, 310.
4j So helft8t er bei losephus lud in der Inachrift von Emisa (Homa) Wad-
dington 2567. Den Namen Samsigeram, der auch in Palmyra vorkommt, übersetzt
Vogü^ Syrie eenträle. Irueriptions SSmUiques n. 75 8oUs rohur.
b) Cic. ad Att. 2, 14, 1^ 16, 2^ 17, 2; 23, 3.
6j Cic. ad Au. 2, 16, 2: nunc vero, Sampricerame, quid dicea? vecUgal te
nobis in monte AnUUbano consUtuiate, agri Campani abstülisse?
71 Cic. a. a. 0. ♦
8) Strabo 16 p. 753: xa\ 'Apl^uoa i^ Xafx^i^epcCfMU xal lafjißXi^ou to*>
^«c(vou icat^öc, fuXdpx«»^ ^ou ^p.tOT2N&v fr^ou;. Strabo zahlt hier die Dynasten
auf, welche dem Q. Caecilios Basius bei seinem Aufruhr beistanden. Dieser fallt
aber 46—42 v. Chr. S. Dio Cass. 47, 26-^28. loseph. Ant, 14, 11, 1. Drumann
2, 126—128.
9) Dies kann sehr wohl der sein, den Cic. ad fam. 15, 1, 2 schon im
J. 51 erwähnt: eodem die ajb JamUichOy phyUifeho Arabum^ quem homknes ojpi-
thontur bene aenüte an^eumquc eaac rei pubUeae noxtroe, HUerae dt iadan re&iu
veM rtdditae wfU,
10) Dio Cass. 50, 13.
in Dio Cass. 54, 9.
12) loseph. ilnf. 19, 8, 1, wo er *E(uoo9v BaotXso« genannt wiid.
13) loseph. AM. 18, 5, 4.
14) loM)ph. AfU, 20, 7, 1.
- 246^ ^ ^ .
t
ihm sein Bruder Soemus folgte ^), der noch 69 und 7S regierte 2).
Bakl darauf erhasch die Dynastie, denn die ersten Mttnsen von
Emesa sind von Oomitian geschlagen^), die FamiUe aber scheint
fortbestanden zu haben, da in einer Inschrift von Emisa aus dem
Jahre 78 ein G. lulius Sampsigeramus vorkommt^). \
DamMcna. 5. Damascus^) geh()rte im ieteten Jahrhundert v. uor.
einer arabischen (nabatsischen) Könicsfamilie , die in P^t^ ^resi-
dirte ^) und der die DamasceoerMsich ^k^wilng aas iPurdbt vor
Ptokmaeus von Ghaleis unterworfen hattea^). ^ Sechs Könige
dieser Familie haben über Damascus regiert| Acren fllnronologie
neuerdings wenigstens annähernd hat bestimmt werden können^),
ntoilich
1. Harcihath, Aretas PhiUiellen, c. 95— c. 50 v. Chr., im Be^
sitz von Damascus seit 85.
2. Maliku, Malehus oder üalichus c. 50 — ^28.
3. Obod«s c. äO— 7:
4. Haretbatk Pbilodemus, Aretas (U), 7 v. Chr. — c. 40 n. Chr.,
dessen Tochter an den Tetrarchea Herodes Antipas ver-
heiratbei war^).
5. Maliku, Malchusoc. 40 — c. 75, Sohn des vorigen, der im
Heere dies Vespasian gegen die Juden kämpfte ^^).
6. Dabei, Zabelus c. 75--406.
M. Aemilius Scaurus, der erste von Pompeius eingesetzte Statt-
halter Syriens, machte mit dem damals regierenden Fürsten Aretas
im J. 62 einen Vertrag, nachdem derselbe für die auf die kaum
geordnete Provinz gemachten Angriffe eine Strafe gezahlt hatte ^^) .
1) Tq) itp<6Tt{) tfjc N^povoc ^pY'Qc Ixec. losoph. AtU. 20, 8, 4.
2) Im ersteren Jahre enrSfaiit ilin Tm. M. 2, dl , im letzteren losepk. Ant.
20, 7, 1.
3) Mlonnet V p. 227.
4) Waddington n. 2&67.
5) Vgl. KuhD 2, 16ö.
6) Hier residirte zur Zeit des Pompeius Aretas. loseph. Ant. 14, 1, 4; 14,
6, 1. Vgl. Kuhn 2 S. 166 Anm. 1336.
7) loseph. 13, 15, 2.
8) S. Due de Luynes in Revue numismaiique 1858 p. 292 und 382; Vict.
Langlois NunUtmatigue des Aräbes aoarU VJHaimiame^ Paris 1859. 4 und beson-
ders Meldi. de Voga^ in Revue numiam. 1868 p. 153 fT. (wdeher Aufsatz noch-
mals gedruckt Ist in dessen MiUxnges d*areh4ologie Orientale, Paris 1868. 8. Ap^
pendice p. 21 f.) und 8yrie centrale, Inacriptiona S^miUyuea , Paris 1868 fol. p.
115, dessen Resultat ich hier wiedergebe.
9) loseph. Ant. 18, 5, 1.
10) loseph. B. lud. 3, 4, 2.
llj Appian. Syr. 51. Dio Cass. 37, 15. Plut. Pomp. 41. loseph. Ani. 14,
- 5M7 —
Seitdem war die StadI den Römern factisch unterthänig^) und
hatte zu Zeiten eine römische Besatzung 2); die arabischen Könige
behielten aber, ohne Zweifel gegen Zahlung eines Tributes, den
Besitz derselben. Um das J. 39 stand in Damascus ein id^apx^fi
des Aretas mit einer Besatzung 3) und erst im J. 406, als das
peträiscbe Arabien römische Provinz wurde, ist auch Damascus
von den Römern in Besitz genommen, aber nicht zu Arabien,
sondern zu Syrien geschlagen worden^), dem es später immer
zugerechnet wird.
6. ludaea. In Folge der Eroberung durch Pompeius 694 lodM»,
=63^) wurde ludaea ein Theil der Provinz Syrien <*), erhielt in- p^mpriwr
dess schon damals eine eigene Verwaltung zunächst in Betreff
der Steuern, die es seitdem an die Römer zahlte^). Die Regie-
rung der makkabäischen Könige endete mit Aristobulus^), den
Ö, 1. Attf diesea SreigniM beziehen sich die Münzen des Scaurus mit der Auf-
scbrift BEX ABETAS. Eckhel 5, 131. Borghesi Oeuvre» 2, 186. DmmAnn 1, 29 ;
4, 457. 467.
1) Hieronymns tn lesaiam c. 17 : dUi exieümant de Bomana capUüUaU prae-
dieif quando ei ludaeorten a Bompeio eaptue est populus et Damtueua^ eui itnpe-
&icif)xoot xal £6poi.
2) Gleich nach Caesars Tode erwähnt loaeph. Ani, 14, 11, 7 einen C^ßiov
bi Aa(Jiaox(p erpoTT^ifoüivTa.
3) Paulas ep. ad CorMh, 2, 11, 32: ht Aapaoxif 6 idvölp^T)« 'Apira toD
ßaoiXieic i9po6p6i t9]v Aofiaox'nvdäv nöXtv. S. über diese Stelle und die Zeit,
auf welche sie sich bezieht, Neander Gesch. der Pflanzung und Leitung der
Christi. Kirche durch die Apostel, Bd. 1. 1847 S. 159.
4) Eckhel 3, 330.
5) Dio Gass. 37, 15. 16. loseph. Ant, 14, 4, 3. Eutrop. 6, 14. Gros. 6, 6.
Liv. ip. 102. Strabo 16 p. 762. 763. Clinton F. BeU. UI ad a. 63 und p. 342.
Fischer Roem. Zeittafeln z. J. 63. *
te
Wo
verum hos gvogv« regUynce pari eorte Pompeiiu Judaeh domitia et BieroeötiifmU
eaptU in provinoiae apeeiem reetori dekUa iurisdietione formavU. Dass es schon
damals eine eigene Verwaltung hatte , ' wie auch Cölesyrien , das unter einem
von dem Proconsul Syriae eingesetzten OTpatTjYÖc t9}c KoCXy)« Sop(ac stand
(loseph. AfU, 14, 9, 5), schliesse Ich daraus, dass Gabiniua das Land In ffinf Bezirke
theilte. loseph. Ani. 14, 5, 4. B, lud. 1, 8, 5: (lelXe ti icov xb l8voc et; nivte
ouv6&ouc, welche Kuhn 2, 336 als eonventua iuridici yersteht.
»(laCotc
int-
iirf}xooi
PofMtUoiv xaTiaTi]|Uv.
&) loseph. AfU. 14, 4, 5 : xal i^ ßooiXsta, i\ nptopov toI^ xotä fivoc ^X^"
— 248 —
Pompeius nach der Eroberung von Jerusalem nach Rom nahm^)
und im Triumphe aufführte^); sein Bruder Hyrcanus blieb in
ludaea als ap^^tepeo^ xal ä&vap;(T|^^] und wurde als soldier von
Cäsar bestätigt^). Seine Würde war indess eine nur priesier-
liche und richterliche^); das Land vsiirde, wie die Provinz Syrien
nach Siädtebezirken , welche aristocratisch organisirt waren ^),
verwaltet, und während des dauernden Kriegszustandes, in wel-
chem sich dasselbe theils wegen innerer Unruhen, theils wegea
der Einfälle der Araber und Parther befand, war die Anwesen-
heit römischer Truppen sowie des Statthalters der Provinz selbst
fast fortwährend erforderlich. Es gelang sogar noch einmal dem letz-
ten Sprösslinge der königlichen Familie, dem Sohne des abgesetzten
Aristobulus, Antigonus, im Jahre 744 = 40 mit Hülfe der Parther
den Hyrcanus zu verdrängen und sich des Thrones zu bemäch-
tigen^). Nachdem aber im folgenden Jahre die Parther durch
Ventidius aus Syrien vertrieben waren s), wurde im J. 38 v. Chr.
auch ludaea durch Sossius, den Legaten des Antonius, erobert
und Antigonus gefangen und hingerichtet^).
1) loseph. a. a. 0. nnd B. lud. 1, 7, 7. Dio Gass. 37, 16. Appian. Syr, 50.
Flui. Bmp, 45.
2) Die Nachricht Applaus B. MUhr. 117, er sei nach dem Triamphe ge*
todtet worden, wideriegt sich durch die Nachrichten, die wir von seinen spate-
ren Schicksalen haben. Im J. 56 nämlich entfloh er aus Rom und suchte sich
in ludaea wieder festzusetzen, wurde aber von Gabinius gefangen und nach Rom
zurückgeschickt. Dio Cass. 39, 56. loseph. Ant. 14, 6, j. B. lud. 1, 8, 6. Im
J. 49 liess ihn Caesar wieder frei, um in ludaea gegen die Pompeianer zu wir-
ken (Dio Cass. 41, 18); hier starb er durch Vergiftung. loseph. AtU. 14, 7, 4.
B. lud, 1, 9, 1.
3) Dio Cass. 37, 16. loseph. Ant. 14, 4, 4. Strabo 16 p. 765.
4l loseph. AtU. 14, 10, 2; 12. 3.
b) Vgl. was loseph. ArU. 14, 7, 2 von dem £9vdp^T)c der Juden in Alexandria
sagt : ina^ioTarai hk xal IdvtipYY]^ auTov, 8c ftiotxet xe tö I8vo; ral BiatTqi xp(aetc
•mlX 9U{jißoXa(oiv dictp^XetTai xol TtpocTaYfi^Tav «bc av iroXtreloc dpym^ autoTeAouc.
Ein Ethnarch existirte in ludaea noch nach der Zerstörung Jerusalems durch
Hadrian. Ihn erwähnt Origencs (starb 253 n. Chr.) responsio ad Africcmum c. 14 :
XexT^ov h\ 8x1 oüSev napdSoEov, [UfdXart lOv&v UTroveipCaiv Y^vopLivrov, itpöc
SaoiX£cDC aofUjtopTio^ai toIc olxeloic vofiot; 5^07) oÖai tou; ai^aXtfrrou« xal xoic
ixaoxTjpioi; * xal vDv ^^öv 'P«p,almv ßaotXeuövxoiv xal louSatmv xi MSpa^fiov
aüxoi; xeXouvxcDV, 8aa ou^X^P^'-^^®* Katoapo; 6 Idvopytjc Tiap aOxoic ^övaxai,
<bc [i-tfiks hiaf^i^is ßaaiXc6ovxoc xoO I8nouc top^v ol Tteireipapiivoi.
6j loseph. ArU. 1, 8, 5: Faß^vioc xa^tonjot x9jv dfXXw iroXixelav IttI
irpooxaol^ xdiv dpCoxfov. Und weiter unten: dla{ji^<nc ^k rfj; Ü Iv6c ^icixpaxe(ac
^Xeu(^ep(D&ivxeC) t6 Xom^v dpioxoxpaxelqi Sttpxouvxo.
7) loseph. AfU. 14, 13, 3. Auf seinen Münzen nennt er sich ßaatXe6c.
Bckhel 3, 480. Madden Eist, of JewUh coinage p. 76 ff.
8) Liv. ep. 127. Dio Cass. 48, 39 — 41 und über den siegreichen Feldzug
des J. 38 Dio Cass. 49, 19. 20. Plut. Anlon. 34. Liv. ep. 128.
9) Dio Cass. 49, 22. Plut. Anl. 36. Tic. H. 5, 9. Liv. ep. 128. loseph. AfU.
ft
— 249 —
Seit dieser Zeit wurde ludaea wieder ein Königreich, wel- Hend««
ches von Antonius und Octavian dem Idumaeer Herodes, der den
Beinamen des Grossen führt, bereits im J. 40 verliehen^), von
diesem aber erst 37 übernommen wurde ^]. Ueber sein Verhält-
niss zu den Römern ist zu bemerken, dass zum Schutze seiner
Herrschaft eine Legion in Jerusalem lag'], dass der Huldigungseid
zugleich dem Kaiser als dem Oberfeldherrn und dem Könige ge-
schworen wurde ^), und dass der König zur Zahlung eines Tri-
butes^) und zur Stellung von Hülfstruppen verpflichtet war.
Tribut hatte ludäa schon seit Pompeius an die Römer gezahlt
und der öfters vorkommende Fall, dass einzelne Landschaften
mitten in der Provinz zeitweise einer einheimischen dynastischen
Verwaltung übergeben wurden, ist immer so zu denken, dass
in den Einkünften des römischen Staates dabei kein Ausfall statt-
fand. So wie Hyrcanus Tribut zahlte, welchem Cäsar deshalb
in der Person des Antipater, des Vaters des Herodes, einen
lirdpoTcoc beigegeben hatte ^), so ist auch Herodes selbst factisch
als ein procurcUor des Kaisers mit dem Königstitel zu betrach-
ten ^j. Nach Cäsars Bestimmung hatten die zur Metropolis Jeru-
14, 16, 4 setzt die Eroberung von JeniMlem in das Jahc 37 , weU mit diesem
die Herrschaft des Herodes begann ; sie geschah aber im December 38. S. Clin-
ton F. Heü. in ad a. 38.
1) loseph. AfU. 14, 14, ö. B. Jitd. 1, 14, 4.
2} Dio Gass. 49, 22. Appian. B. C. 5, 75. Strabo 16 p. 765. Tae. H. 5, 9.
Ueber die Zeit loseph. Ant, 17, 8, 1 : Baa^e6aac {ts^ S fiiev dlvEiXev 'Avcifovov
irri xio9apa «al tptdtxovca (d. h. 37'--4v. Chr.), iu%^ 6 ^e &ico 'Foficüoiv dice~
BioietxTo imä xat TpidExovra d. h. 40 — 4 t. Chr.
3) inl f poupf xffi ßaocXeiac, loseph. AfU. lö, 3, 7.
4) loseph. AfU, 17, 2, 4 ; vgl. 18, 5, 3.
5) Appian. B, C. Ö, 7Ö: ton} hi irr) (Antonius) %a\ ßaotX^a«, o&c Soxiftd-
oei£v, in\ «öpotc dpa TeTaYfJifvoic, IlövTou ptev Aapetov ^IBoufialtnv hk xal
2a|Aapli0v Hpi6^v.
6) loseph. AfU. 14, 8, 5. B. lud. 1, 10, 3.
7) Die Einkünfte eines Theiles von Palastina worden anfanglich an Cleopatra
gezahlt. loseph. Ant, 15, 4, 4: iccpl hi to6( 9<6pot>c, oGc ISet teXeiv xf); (iic''AvTei-
KXeoitoTp^ {jiloouc aMav. Vgl. 15, t, 3; 15, 0, 1. Nach der Schlacht l>ei Actinm
gab ihm Angnstus diesen Theil zurück nebst den Städten Oadara, Hippos, 8a-
maria, Oaza, Anthedon, loppe und Turris Stratonis, loseph. ArU. 15, 7, 3.
B. hid, 1, 20, 3 ; femer auch die Landschaften Trachouitis, Batanaea und Aura-
nitis, loseph. Ant. 15, 10, 1. Yon diesen hatte Trachonitis, eine iizapr^ioi {prat-
fecturd) von Syrien (15, 10, 2), Zenodorus in Verwaltung gehabt, von welchem
loseph. iinl. 15, 10, 1 sagt: ^(Aep.(o9o>To tov oIxov tou Auoav(ot>, d. h. er hatte
das Land gegen Zahlung einer Abgabe übernommen. Nach dem Tode des Zeno-
dorus erhielt dies Land Herodes. loseph. AtU. 15, 10, 3 : Kaioap li xal t^v
to6tou |Ao{pav oux dXivTjv o5eav 'Hfi6o^ (Cftootv, ^ [uxaüii tou Tpd^orvoc xal
Tfjc roXiXaloc ^, OuXddov %a\ IkvtdSa xal t?)v ttlptf yifbpw ' if%axaik[^^\}9i
— 250 —
salem gehörigen Orlschaflen mit Ausnahme der Stadt k>ppe jühr-
lieb, jedoch mit Uebergehung des siebenten oder Sabbaljahres,
deo Vierten der Feldfrttchte als Abgabe zu steuern und im
folgenden Jahre in Sidon abzuliefern; ausserdem aber an Hyr-
canus den Zehnten zu zahlen^). Daneben wurde e'ine Kopfsteuer
erhoben 2), so dass in ludäa die Abgaben drückender waren, als
in irgend einer Provinz. Ein bleibendes Andenken gründete sich
Herodes durch den grossartigen Ausbau der Stadt Caesarea ^j,.
früher Turris Stratonis, welche, zu Ehren des Augustus so ge-
nannt, die Hauptstadt der späteren Provinz Palästina wurde.
HarodoB Nach dem Tode des Herodes 7S0ss4 v. Chr. ^j wurde sein
Sdhne.
Reich unter seine drei Söhne gethetlt, der Königstitel aber keinem
ertheilt.
4. Den Haupttheil, nämlich ludaea und die im Norden und
Süden angrenzenden Landschaften Samaria und Idumaea mit
Ausnahme der griechischen Städte Gaza, Gadara und Hippos, welche
sofort mit der Provinz vereinigt wurden, erhielt Archelaus mit
. dem Titel d&vapxiic^)^ welcher von 4 v. Chr. bis 6 n. Chr.
regierte und in dem letztere^ Jahre auf Anklage sdner Brüder
von Augustus abgesetzt und nach Vienna in Gallien verbannt
wurde <^). Im J. 759 = 6 n. Chr. wurde diese Herrschaft durch
den kaiserlichen Legaten von Syrien , P. Sulpicius Quirinius in
Besitz genommen und als Theil der Provinz censirt?), die weitere
o' sOtöv xal Totc ^iC(xpo7re6ouat x^c Xtip(ac, ivtciXa(uvo( (JLexa Ttjc
ixetvou 7V(i>{Ji.T]c rd neSvTa icoieTv. Wenn dawelbe B. lud, 1, 20, 4 so ausgediückt
wird: xotiorrjae hk a6TÖv xal 2up(ac I^t)« dnirpoicov — die |AY}^^ disivoi Uiol
Tf)c ixeCvou ou{AßouX[ac xolc iTTiTpönoic 5to(xeiv, so scheint das nur riclitig, wenn
sUtt ISikrii gelesen wird xo(Xy)c. Denn einen orporvj^öc Tf]^ KoiXiQc Suplflic erwähnt
losephus schon Ant, 14, 9, 5 und mit dem eigentlichen Syrien hatte Herodes
niemals etwas zu thnn. Ais eigentlicher procuraior verwaltete er dagegen das
Land, welches Antonius der Cleopatra gegeben hatte, 'Hp<66ou fj.(o&(ooa{iivo'j,
loscph. Ant, 15, 4, 2 und die Kupferbergwerke in Cypern, die er für 50 Procent
des Gewinnes von Octavian gepachtet hatte. loseph. Ant, 16, 4, 5.
1) loseph. Ant, 14, 10, 6.
2) Appian. 8yr. 50: xal htä Taur' doclv 'lou^abu Airaoiv h ^6po; twv
oopLaTov pap6xepoc Tfjc d[XXv)c icepiotxlac
3) S. die Beschreibung i>ei loseph. Ant, 15, 9, 6.
4) Clinton F. Heil, III ad a. 750.
5) loseph. Ani, 17, 11, 4. B, lud, 2, 6, 3. Ethnarches nennt er sich auch
auf seinen Münzen. Madden p. 91 f.
6) Dio Cass. 55, 25. 27. loseph. Ant, 17, 13, 2. B. lud. 2, 7, 3.
7) loseph. Ant, 17, 13, 5: rfjc Sa 'Apyjtkdorj /.(opac üitoTKXoü« 7rpo«vcjjnj-
detoTjQ TTJJ 26pwv, niii-Rszai Kup^vtoc &7tÄ Koloapo«, «JWjp üTtartx^, clnortpLvjoo-
uevoc xä is Zn^icf. xal xov 'Ap^eAoou diicoSwo^fuvoc oixov. Vgl. 18, 1, 1 : icap^v
oe xal Kup-^vtc; eU xi^v louSaltny, itpo(^x7)v x^« Supia« Y^0{iivt)v, dicoxi(ii)-
— 251 —
Verwaltung aber einem pt'ocurator cum iure gladii ttbergcben^),
der indessen dem Stattfaalter Syriens untergeordnet und sowohl
auf dessen militärische Hülfe angewiesen, als auch demselben
verantwortlich war^). Diese Verwaltung dauerte von 6 bis 44
n. Chr. und wurde wfthrend dieser Zeit von sieben Procuratoren
geftthrt^j, näffilioh 4. Coponius 6 n. Chr., %. M. Ambivius etwa
10 n. Chr., 3. Annius Rirfus hn J. 43, i. Vaierias Gratus etwa
45— S5, 5. Pondus Püatus 25— 35«), 6. Marcellus im J. 35^),
7. Maryllus 38—44«).
2. Den nordöstlichen Theil, nSmlich die Landschaften Tracbo*
nitis, Auranilis, Batanaea, Gaulonitis und Ituraea, den ärmsten
Landstrich*^), erhielt Philqppus mit dem Titel eines t8tpapx>2<^),
nach dessen Tode im J. 34 n. Ghr. auch seine Herrschaft der
Provinz Syrien einverleibt wurde ^) . Er erbaute die Stadt Caesarea
Paneas, welche ihre Zeitrechnung vom J. 3 v. Chr. beginnt ^^).
3. Galila^a, das naüh bsephus 204 Städte und Dörfer
q^fACv^ Tc odräbv tdc o6«(a«. 18, 2, 1: Ktip/p^toc hi rd 'ApYcXdbu xp^fiona
dico(6uevo< ffiily xal t&v dicofttfi'/jaeoBV ir^pac iyouowv, a( ijttnsxo Tp«axooT<f»
xol ipK^fJup fiTEt fxcrA T^v 'Avrcovloü ht 'AxtCcp -^rrttv öitö Kaloapoc — "Avavov
— iorca ^u^ia, 4. k. im J. 7 n. Chr. lieber Ae bekannte SteUe ies Lacae
Ev. 2,1, welche diesen Gensns in du Jahr der Geburt GhriBti, d. h. 752, in
irelchem Jahre Quirinins znm erstenmal legatia Syriae gewesen zn sein scheint,
veriegt, wird an einem andern Orte die Bede eein. Vgl. Momnnen Xea pMtae
l>hi AugtuU p. 124 f.
1) losepb. Ant, 18, 1, 1 : Ko)7C(fivi6c te aörm (dem Qnirinins) oupiaTa-
n^fjLTcerat, xd'nMfzoz tSv IittcIidv, i^o^fACvo; *Iouoato9V r^ inl tcsocv i^ouek.
B, Jud, 2, 8, 1 : rnc hi Ap^cXdou Ycbpac eU ^icap^^ TceptYP^?^^^^ > ^ir[Tpon6c
TIC litRtx-^c itapdt ropiaCot; td^oc Kooiri&vtoc n£p.ffCTai, fUXP^ "^^^ xTetvetv Xaßdbv
Tcapd ToO Kalaopoc iSouoCav.
2) Pontius Pilatus wurde von dem Legaten Syriens, Vitellius, auf die Klage
der ßouXV) von Samaria abgesetzt. loseph. AnX, 18, 4, 2. Auf ähnliche Weise
verfuhr der Legat Quadratus. Tac. Ana, 12, 54.
3) Hauptetelle Über sie ist loseph. Ani. 18, 2, 2 , ans welcher die Zeitbe-
stimmung indessen nur annähernd entnommen werden kann. Vgl. De Saulcy
J2etHM iViomsmottgti« 1853 p. 186 IT. und dessen UecherühtM aur la numiinudipu
Judaiqvey Parie 1854. 4 p. 136 f. Clinton FatU Rom. U p. 235.
4) Borghesi Oeuvres 5, 82. loseph. ArU. 18, 4, 2.
5} loseph. AfU, 18, 4, 2.
6) loseph. Ani, 18, 6, iO.
T) loseph. Ant, 17, 11, 4. Ueber die Grenzen und die Geschichte von Ba-
lanea und Aucanitis s. Waddington in Ccmpte$ rendus 1865 p. 102 if.
8) Ev. Lucae 3^ 1. MOhzen bei Madden p. 100 f.
9) loseph. A$U. 18, 4, 6 : ^cdte %k xal OlXtntio; ^ TeXeur^ tov ß(ov, eixoorcp
u.ev dvMUTtj} Tfjc T(ßcp(ou dpx'^C » i^'rnod[(jLevoc (e mnhi iirtd xal tptdxovca rff«
TpaycovlTiSo; xal FauXa'^CTiioc »al toQ BaTotvatwv l8vouc irpA« oörot«. T:?)v
S' opx'^v — oü ^Äp xoTcXdirexo ttaiSa; — Tifipioc icapoXaßAv iipo;8i^xY]v
dnapYlac TCOtclTai rffi S6paiv.
10) Eekhel 3, S42.
— 252 —
zählte 1), und Peraea fielen dem Herodes Aniipas zu^j, der als
teTpapx>2<; von 4 v. Chr. bis 39 n. Chr. regierte und in dem
letzteren Jahre von Caligula nach Lugdunum verbannt wurdet).
Alle diese Theile wurden indessen noch einmal in einer
Hand vereinigt. Herodes der Gr. hatte ausser den drei genann-
ten Söhnen noch zwei ältere gehabt, die er selbst hatte hinrich-
ten lassen, Antipater und Aristobulus ^) . Des Aristobulus Sohn,
isrippft Merodes Agiippa, oder wie er sich officiell nannte, M. lulius
Agrippa ^j , in Rom erzogen und mit Caligula bekannt gewor-
den^), erhielt bei de§3en Regierungsantritt im J. 37 n. Chr.
die Tetrarohie des Philippus^), darauf im J. 39 die Tetrarchie
des Herodes Antipas®) und endlich durch Claudius im J. 44
ludaea und Samaria^), während seinem Bruder Herodes das
Fttrstenthum Chalcis gegeben wurde ^^). So zuletzt die ganze
Herrschaft des grossen Herodes wieder vereinigend regierte er
sieben Jahre lang als König bis zum J. 44 ^i). Sein Sohn Hero-
des Agrippa H, auch Marcus Agrippa genannt ^^), erhielt aber,
weil er noch sehr jung war, nicht das Königreich, sondern im
J. 48/49 zunächst das Fürstenthum Chalcis, welches sein Oheim
gehabt hatte i^). Vfer Jahre darauf (53) nahm ihm Claudius das-
selbe wieder und gab ihm statt dessen die Tetrarchie des Phi-
lippus^^) mit dem KönigsiiteM^) . Hiezu bekam er noch im J. 55
' von Nero die Städte Tiberias und Taricheae in Galilaea und
1) losepM Vita $ 45.
2) loseph. Ant 17, 8, 1; 17, 11, 4; 18, 7, 1. Ev. Lucae 3, 1; 3, 19,
9, 7. Matth. 14, 1. Act. Ap. 12, 1.
3) loseph. Ant. 18, 7, 2. Der Titel zerpdpyr^ und das 43ste Jahr seiner
Regierang, d. h. das Jahr 39 findet sich auf seinen Münzen erwähnt. S. Norislas
De nummo HerodU AnUpae, in den Opp. Vol. U p. 647—665. Eckhel 3, 486 ff.
Madden p. 99.
4) loseph. Ant. 17, 7, 1. B. lud. 1 c. 22—27. Strabo 16 p. 765.
5) Waddington n. 2112, vgl. C\ I. Ör. n. 361.
6) loseph. Afd. 18, 6.
7) loseph. Ant, 18, 6, 10. B. lud. 2, 9, 6. Dio Cass. 59, 8. Philo in Flac-
cum 5.
S) loseph. Ant. 18, 7, 2.
9) loseph. Ant. 19, 5, 1. Dio Cass. 60, 8. Philo in Flaccum c. 41. loseph.
B. lud, 2, 11, 5.
10) loseph. Ant. 19, 8, 1 . Auch er heisst ßaoiXe6c auf seinen Münzen. Eckhel
3, 492.
11) loseph. Ant. 19, 8, 2. Er führt auf Münzen den Titel ßaoiXeu; [tl^a^
A^plniiac OiXoxaToap. Eckhel 3, 492. Madden p. 106.
12) Waddington n. 2365. Madden p. 117. '
13) loseph. Ant. 20, 5, 2. B. lud. 2, 12, 1.
14) loseph. Ant. 20, 7, 1. S. lud. 2, 12, 8.
15) Acta apost. 25, 13 \ 26, 2 n. öfter. Münzen bei Madden p. iiö ff.
— 253 —
lalias in Peraea^). In depi judischen Kriege kämpfte er auf
Seilen der Römer und wurde bei Gamala verwundet^); seine
Münzen gehn bis 95 n. Chr., und er starb erst im dritten Jahre
des Traian '(400 n. Chr.) als der letzte König der jüdischen
Familie^]. ludäa wurde seit dem J. 44 wieder von Procura toren ?'<»»»*<>-
verwaltet, deren Residenz Caesarea war 4), imd zwar regierten i«^»«-
das Königreich in seinem ganzen Umfange Cuspius Fadus 44 — 46^)
und Tiberius Alexander 46 — 48*}, seit 48 Ventidius Cumanus^);
im J. 58, als Herodes Agrippa 11 die Tetrarchie des Philippus
erhielt, wurde für den übrigen Theil des jüdischen Landes Clau*
dius Felix Procura lor^). Es folgen dann unter Nero Poroius
Festus (64)^), nach dessen Tode Aibinus (62— 64) i<») und Gessius
^ 1) loBepb. Ant. 20, 8, 4.
2) loseph. B. lud. 4, 1, 3.
3) Photii Bibl, «od. 33. Eokfael 3, 496, vgl. Madden p. 133. Ffir die Er-
klärung der Mfliuen Agrippa^s II' sind weder die Nachrichten des losephns, noch
die Combinationen Maddens ausreichend. Es findet sich auf ihnen namentlich
eine Aera vom Jahre 61 n. Chr., deren Grund ganz unbekannt ist. 8. Mommsen
in Hubers Numismatischer Zeitschrift III, 2 (1872) p. 449 ff.
4) loseph. B, lud, 2, 15, 6. Acte apost. 23, 23; 23, 33; 25, 1. Ueber die
Chronologie der Proeuratoren handelt Ewald Gesch. des YoUces Israel, 2te Ausg. 6
8. 46 ff. Da Tacitus Ann. 12, 23 vom Jahre 49 n. Chr. sagt: lUtraßiqfu H
Judaei dtfunetis regünu, Sohaemo atque Agrippa ^ provineiae Suriae additiv so
nimmt Bormann De 8yr. prov. p. 4 an , erst in diesem Jahre sei Palästina zu-
gleich mit Abila Lysaniae zur Provinz gezogen, von 44 — 49 aber nur wegen der
Jugend des Agrippa einem Procurator übergeben worden, der nicht unter dem
legaUu Syriae gestenden habe. Dies bestätige loseph. Ant. 19, 11, 2: firap^ov
oöv T^c 'looJoCoc *al Tfjc didiTTfi ßaciXelac dic^orciXe Ko6o7rtov <Dd8ov, tuj xa-
Tot^ofiiv<p (dem verstorbenen Agrippa I) ^tSo^c xtfjf^v t6 (A'Jj Mdlpoov iTza^a'^eX'i
tii ßaotXeiav aurcp (td^pov. Allein gleich darauf (^Ant. 20, 1, 1) erzihlt lose-
phus, dass der iegaiuB 8yriae Vibius Marsns anderweitig beseitigt wurde, und
dass sein Nachfolger Cassius Longinus, der gleichzeitig mit Fadus ankam, sofort
mit einem Heere nach Jerusalem ging um den Fadus zu unterstfitzen. Die Dif-
ferenz zwischen Tacitus und losephus ist demnach nicht ohne Weiteres zu erle-
digen, da der letztere die Vereinigung Palastinas mit Syrien wirklich 44 zu
setzen scheint. ,
5) loseph. AfU. 19, 11, 2: litopvov oSv r^c Uou^otlac %ol\ t^c dndsr^ ßaoi-
Xcioc dtc^miXe Kooomov <i>d5ov. Y^J. Ant, 15, 11, 4. B. lud. 2, 11, 6.
6) loseph. Ant. 20, &, 2. B. lud. % 11, 6. In einer Inschrift von Aradus,
€. 1. Qf. Vol. Ul p. 1178 n. 4ö36f kommt vielleicht ein dvTeit(Tpo[iioc Ttßep[oJti
louXtou 'AX[e]E[dv$poti, £7id]p)^ou [t]qu lou(at[xoO l8vouc] vor. Indessen ist die
Ergänzung unsicher. Später war er pratftetus AegypU, S. O. /. Or. Yel. III
p. 311a. Renier in MSm. de l'acad. des inacr. XXYI. 1 (1867) p. 295.
7) loseph. Ant, 20, 5, 2. B. lud, 2, 12, 1. Er wird bei dem Ugalus Syriae
Quadtatug verklagt, welcher ihn nach Rom zum Kaiser schickt. Er wird schul-
dig befunden und ins Exil geschickt. loseph. Ant. 20, 6, 2. 3. B. lud. 2, 12, 7.
8) loseph. Ant. 20, 7, 1 ; 20, 8, ö. B. lud. 2, 12, 8; 2, 13, 2. Nach Tac.
Ann. 12, 54 waren Cumanus und Felix gleichzeitig in lud&a, s. Llpsius z. d. St.
9) loseph. Ant. 20, 8, 9. B. Jud. 2, 14, 1.
10) loseph. Ant. 20, 9, 1. B. lud. 2, 14, 1.
— 254 —
Plorus^) (6&— ^6)3). Noeh sweunal versucfatea die Jaden die
diilGkende Herrschaft abzuwerfen; die Broberung Jerusalems
durdi Titas im J. 70 n. Chr. ») hatte die Zerstörung de» Stadt
sur Folge ^) und der lel&le jüdische Krieg unter Hadrian 432 —
435 n. Chr. ^) eine fast gänzKche Ausrottung der Juden <^). Jeru-
salem wurde dureh Griechen neu colonisirt und eriiieU den Namen
Golonia Aelia Capitolina^).
axmjn. 7. Der Östlichste Bestandtheil der Provinz ist endlich das
Gebiet von Palmyra^ welche Stadt lange Zeit eine neutrale Stel-
liHig einnahm und einen eintrftglidien Zwischenhandel zwischen
Parthem and Römern trieb ^). Von den Stapelptetzen der indi-
schen Waaren am persischen Meerbusen, Gbarax und dem 42
rdm\ Meilen davon entfernten Forath gingen zwei Caravanenstras-
sen nach dem Westen, die eine über Vologesias am Euphrat und
über Palmyra nach Damascus, die andere durch die Wüste direct
nach Petra ') . Die erstere wird öfters in den neuerdii^s bekannt
1) loseph. ArU, 20,,9, ö. B. lud, 2, 14, 2.
2) losej^h. B. lud. 2, 14, 4. Unter VeipasUn kommt nook vor ein M. An-
tonius Inlianus, 6 t^c 'louMac iitixoovo^f loseph. B, Ittd, 6, 4, 3 und Liberins
Maximns ditbpoiroi, Joseph. B. lud. 7, 6, 6.
3) S. tasser losephns BeihMi ludaieum Snet. Tit. 5. Tac. Bist. 5, 1. Dio
CasB. 66, 4—7. Clinton Fasti Rom. ad a. 70.
4) loseph. B. lud. 7, 1.
5) Dio Cass. 69, 12. Euseb. Omm, a. 2148 (132 n. Chr.), 2150 (1341
Easeb. Hiai. Eed. 4, 6. Spartian. Hadr. 14. Eutrop. 8^ 7 ff. Syncellus p. 660
Bonn. Pansan. 1, 5, 5. Clinton F. R. ad a. 132 f. Ewald Gesch. des Volkes
Israel, 2te Ausg. Bd. 7 S. 359 ff.
6) Dio Cass. 69, 14. Hieronymus m Daniel e. 9 : BieruMiem omnino mdh-
Vena est et luäaeaman gen» caiervatim ca«sa. Das Chron. Patch, p. 474 Bonn,
setzt die Gründung der Colonie irrthümlich schon 119 n. Chr. , worftber s. Clin-
ton a. a. O. p. 118.
7) Auf Manzen. S. Eekhel 3, 441-^443. Dio Cass. 69, 12. Euseb. B. E.
4, 6. Malalas 2 p. 279 Bonn. : 6 hk. aM; 'ASptavöc öp^to^eU «<rrd 'lou^ico^
dxiXsuoe^ eU r^v 'Iepou8aX'^f& oixetv *1BXXv]yac , {ASTOvojidittc aM)v ir^^.tv A(X(av.
ülpian. Dig. 50, 15, 1 $ 6 : <n FaUautkna duae sunt cohmae, CauariensU et Adia
CapUolina, 9ed neutra Hm ItaUeum habet,
8) Apptan.^B. C. 5, 9: h 'Avtiftvtoc fittix'iTS tou^ lintiac n(£X{M>pa 7c6Xiy, o6
fAOxpdv oSoon dnzb E^^pirou, Staprtdoat, j^ixpä ^i^ dnixaX&t a&roTc, ort To{Aa(aiv
xai flap^uaUDv ^vrec ^^öotot i^ ixor^pouc ^itiSeSicn elx<^ fffAicopot ^dp ^rrec xop.(-
Couat ykbi i% IIcpocov Ttt Ivdxd ^ 'Aptipta, StotridsvTat h' ev rj 'Faipia(aiv). Plin.
iV. if. 5 S 88: Palmgra urb$ nobili» silu, diviUu aoU et aquis amoeniSf vasto
uiwUque amhitu hareni$ ineludit agro» ae vdut terri$ exempta a rerum fiafiira,
privata aorte intet duo imperia nanma Romanorum Parthorwnque , et prima In
dUeordia temper utfinque eura, aheet a Seleucia PurthOrum quae vocatur ad Tigrim
CCCXXXVll mU. pattumn.
9) Plin. N. a. % ^ 145. Heeren De eommereiis urbU Pahngrae vieinarumque
urhhsm. In Comment. Soeiet. Ooett. Vol. Vü. 1832.
— 265 —
gewordenen 1) palmyrenischen Insdirifton et*wäbnt^. Palinyra war
eine Stadt mit grieohischer Yerfessung') und bediente sich der
selettcldiscben Aera und des macedoniaoben Calenders^). Wann
sie in den Besite der RSmer kam, wird nirgends berichtet; schon
in einer Inschrift des J. 79 n. Chr. kommt eine <puX'^ KXau&iac
vor, welche von dem Kaiser Claudius ihren Namen bat und der
älteste Beweis römischen Einflusses ist^), aber besetst ist sie
wahrscheinlich erst gleichseitig mit Petra und Damascus im J. 406.
Bald darauf, im J. 429, besuchte Hadrian die Stadt ®)c, wekdie
damals den Namen 'ASpiaviQ n<iX{Aopa annahm ?) und ihm und
seinen Na<4ifolgern die glänzendste Periode ihrer Geschichte ver-
denkt^). Die Caravanenstrasse von Bostra nach Palmyra wurde
in dieser Zeit gegen Angriffe der Araber gesichert durch Militär-
i^ * ■
i) Die ersten Inschriften aas Piümyra copfrte Halilkx im J. 1678; za die-
sen ist wenig hinzugekonunen, bis im J. 1861 Waddington einen reichen Schatz
griechischer, aramäischer und bilingiier Inschriften aus Palmyra mitbrachte, Ton
denen die aramüschen edirt sind in Vogüe Syrie eeiUnde. Jnaeripikms 8inM-
pus, Paris 1868 fol.
2) Eine Caravane heisst ouvooCa, der Führer derselben ouvoStd(pj(V)C. Die-
sem ihrem Fflbrer setzen ein Denlcmal ol MvavaßdErrcc yjet oörou e(AiTopoi dich
Oopddou xe 'OXaYaoidooc , 0. L Qt. 4489 =:» Waddington 2589; ol oi^[v aur<j>
d]vaßcivTe[c diir^] 2i7ao(vou Xdpaxoc» Vogütf n. 6 =3 Waddington 2596: ol ouv
a6ttt xateX^övTSc eic 'OXorestd^a Iviropot, Vogütf n. 4 = Waddinglon 2599. Die
Inschriften sind aus den Jahren 142, 193, 247 n. Chr. Charax, aber welches
Vogütf und Waddington Revue Num, 1866 p. 303 = MSUmges de NianUmatique
2n« Siiie p. 77 ff. weitere Nachweisungen geben , heisst Sicaoivoii Xdpa^ oder
Karak-Hispasina (palmyrenische Inschr. bei Vogfltf n. ö) Ton einem F&rtten , von
welchem eine Münze aus dem Jahr 124 v. Chr. mit der Aufschrift BaaiXicsc
ToTraoo(vo\> erhalten ist. Revue mmUemalique 1866 p. 305.
3) Im Jahr 129 n. Chr. und spätem werden ßouXi^ und ^jaoc erwähnt
(Waddington n. 2585), in demsell>en Jahre ein Ypvp^^teu« O^O* Auch gab es
Phylen in Palmyra, die allerdings mehr arabische Stamme gewesen zu sein schei-
nen (ib. n. 2578). In einer Inschrift von 114 n. Chr. sind vier dp]fupoTa(Aiat
der eponyme Magistrat (n. 2627).
4) Waddington zu n. 2571^.
5) Waddington n. 2613.
6) Die Anwesenheit des Hadrian In Palmyra erwähnt die Inschrift C. I. Or.
4482 s=Waddington^ 2585, deren palmyrenlscher Text von 130 datirt ist (Yogü^
n. 16).
7) Steph. Byz. p. 498: üdlXfLupa, «ppo6ptov 2upl«c' ol S* ourol
A^piavonoXtTat pieToivo^do^oav ^TCixtioOeiorJc t?Jc 'K6\€m^ ditö tou a^oxpolrbpo«.
In den Infthrlften von Palmyra kommt dieser Name nicht vor, wohl aber findet
sich in einer römischen Inschr. des Jahres 236 n. Chr. , C. I, Or. n. 6015 ein
A. A'jp. 'HXi6$aipo; *Ayn6jo^j 'ASptovöc ÜaXpiupijvö; , welches Ethnikon auf den
Namen der Stadt *ASp(av^ IldlXfAupa schHessen lässt. S. Norisfns De epoch.
5yrom. Diss. H c. 3 $ 2.
8) lieber die Bauwerke Palmyras aus dieser Periode s. Rob. Wood Le$ Aferines
de Palmyre auiremetU dite Titdmor, London 4753 fol. (Auch mit englischem Text
und Titel.) Vgl. Letronne Journal de» Savan» 1836 p. 335. Seeueü de» huer,
de V^pypU l p. 218 f.
— 266 —
poslen^ deren Spuren Waddingion in Nemara, östlich von Haou-
r^, eine Tagereise von den letzten Dörfern desselben, T6ina und
Tarba, sodann in der Oase Rouhb6 und am Fusse des Vulcans
Djebel Seis vorfand^), und welche von Bostra aus gestellt wur-
den^). Die Strasse von Damascus nach Palmyra aber, welche
39 Stunden beträgt, hatte nach der Tabula Peutingenana acht
Zwischenstationen, von welchen zwei festgestellt sind, nämlich
Nazala (Qari^tein)^), wo um 400 n. Chr. ein Truppencorps lag^),
und Geroda (Djeiroud) ^]; die Hauptstation war aber Danaba, wo
zur Zeit der NotiUa die kgio III GaUica stand ^). Zwei andre
Strassen führten von Palmyra nach Emesa und nach Salaminias^).
Durch diese Strassenverbindungen erhielt Palmyra für die Römer
ein politisches Interesse, namentlich als Ausgangspunct für die
parthischen Kriege, wie z. B. Alexander Severus im J. 234 bei
dem Beginn seines Parthericrieges mit seinem Oberfeidherrn
Rutilius Crispinus in Palmyra war^). Zu Ulpians Zeit, d. h.
unter Caracalla, war die Stadt colonia iuris Italici^) und den
Titel der Golonie führt sie auch in Inschriften der Jahre S42/®)
und 262^^); wem sie ihn verdankt, ist unbekannt: vielleicht war
es Septimius Severus, wenigstens ist unter den römischen Bür-
gern Palmyras der Name Septimius gewöhnlich ^^) . Die kurze
Erhebung der Familie des Odeynath ^') führte zu einer zweimali-
1) WaddiDgton n. 2264. S. die Wetzsteinsche Karte (Abh. der Berliner 'Aea-
demie 1863) und Wetzstein Reise S. 128.
2) In den Inschriften yon Nemara bei Waddington werden erwähnt ein de-
eurio (n. 2270), ein «fttca der leg. Jll CSfrenaica^ die in Bostra stand (2271).
Die 3te Cohorte der Ug. 11 Parthica (2729) 2280.
3) Porter Handbook for 5yria p. &36.
4) Not, Dign. Or. p. 85.
5) S. über diese Orte Waddington zn n. 2571.
6) Not. Dign, Or. p. 85.
7) Waddington 2629. 2632.
8) S. die Inschr. C. I. Qt. 4483 =: Waddington 4483. Ueber das Jahr s.
Eckhel 7, 273. Clinton F. B, ad a. 231.
9) Digest. 50, 15, 1 $ 5.
10) Vbgü^ n. 15.
11) Waddington 2606>, wo sie (jLT^tpoxoXoDveta heisst, 2607. cf. 2629. Im J.
252 wird ein Sua[v5ptx^;] , duumviralis, erwähnt 2601; sonst heissen die llviri
OTparvjYot, welche in den Jahren 224 — 262 vorkommen n. 2597. 2598. 2601.
2606». 2607. Vgl. Vogß^ p. 18. Daneben tLommt ein d-^opas6it.o^ vor 2598.
12) Von Septimius Severus wurden auch Tynis, Heliopolis und Laodicea zu
coUmiae iuris lUdici erhoben. Digest. 50, 15, 1.
13) S. V. SaUet Die Farsten von Palmyra, Berlin 1866. 8. Vogu^ p. 29 ff.
Waddington n. 2600 ff. Zu dieser Familie geboren Odeynath I, welcher 0U7«
»Xt^tixö«, vir »enatoriut, heisst nnd 251 starb. Seine Nachkommen sind Heyran,
- 257 -
gen Eroberung und Zerstörung der Stadt durch Aurelian 273^,
bei welcher fast die ganze Bevölkerung umkam ^. Seitdem ist
Palmyra eine Grenzfestung {(ppoopiov) 3), welche Diocletian an-
legte^) und in welcher von da ab die legio I Illyricorum statio- .
nirt war^). 'lustinian erneuerte die Befestigungen^) und die
Stadt gehörte, wie früher zu Syria Phoenice^], so seit Diocletian
zu Phoenice Libanesia^).
Pompeitts übergab nach der Eroberung von Syrien und VenrÄitpag
Palästina diese Lander dem M. Scaurus, der dieselben im J. 62
als quaestor pro praetore verwaltete. Diesem folgten als Statt-
halter zuerst zwei propraetoreSj L. Marcius Philippus 61 — 60 und
^ Lentulus Marcellinus 59 — 58; darauf wegen der ICriege mit den
Arabern proconsules mit einem Heere, zuerst Gabinius^) 57 — 55,
dann Cl*assus 55-r-53, nach dessen Tode sein Quästor Cassius
die Provinz 52 — 5< vei-waltete *^ ; darauf M. Calpurnius Bibulus
5< — 50"). Nach der Schlacht bei Pharsalus übergab Caesar
Syrien dem S. lulius Caesar im J. 47, welcher im folgenden
Jahre von dem Pompeianer Caecilius Bassus getödtet wurde i^).
In dessen Gewalt blieb die ProVinz bis Ende 44, wo Cassius
sich derselben bemächtigte und den Titel proconsul annahm ^^.
Nach der Schlacht bei Philippi setzte im J. 41 Antonius seinen
AtpelvT)c oder Herennianns, und Odeynath II, der Mann der ZenobU (mit einhei-
mischem Namen Batfazebinah), welcher 267 starb, und dessen Sohn Wahballath.
1) Ueber das Jahr OUnton F. B. ad a. 273. Waddington zu n. 2611. Ueber
die zweite Eroberung Zosimus 1, 60. 61. •
2) YopisGUB Aurelian. 31.
3) Steph. Byz. p. 498.
4) Inschr. von Palmyra, OreUi 531 s 0. /. X. UI, 133.
5) J^. Z). öf . p. 86.
6) Proeop. de aedif. 2, 11.
7l Uipian. Dig. 50, 15, 1 S 5.
8} Hierocles p. 717.
9) Applan. 8i\fr. 51 : 2up(ac ^ e606< 6 flojAinfjioc £xaOpov t6v iv xoic icoX^-
Soi( tauTtp Y(vö|A6^ov Ta|A(av IroSrv if)Yeiodat (vgl. loseph. AaU, 15 c. 4. 5.
\. lud. 1 c. 6. 7. 8. Eckhel /). N. 5, 131. Borghesi Oeuvr. 2, 186 f. und über
die Zelt Qinton F. HeU, 2 p. 342j; xal ^ ßouXV^ <P(Xiitiiov inX 2xa6pq> t6v
MdxpioVy xal MaxpeXXivov AevTXov iid tcp OcXlittctp, dtfA^oo OTpomQYtxouc xat^
dS((D9tv. dXXd Twv^ {t^ ixatiptp Sut^c irpi^p^ XP^^^^' '^^^^ teitovoc rvo^^ouvra«
iipaßac dpiuvopiivcp , xal xoDlie X^P'^ ^^ '^^ iizeira ^ivovro Supiac orpaxTjYol Tibv
xd ditt&vufia dpEdvTQiv is dforet, fva ^x^^^ ^ouolav xaTaXÖYOu tt otpanac xal
noXipiou ota tizaxoi • xal itp&roc it. Tdiv5e ifcipiopdi] Fa^ivcoc (Aerd orpatia;.
üeber Gabinlus s. Drumann 3, 46.
10) Dramann 2, 118—120.
11) Drumann 2, 101.
12) Drumann 3, 768 ; 2, 125.
13) Cic: ad fäm. 12, 11.
B6m. AltMth. IV. 17
— 288 —
L^gB^n L. Decidiua Saxa xiim StatthaUer Syriens ein, dessen
B^sifegung durch die ?artbec im 4. 40 den Verlust der ganzen
Provinz zur Folge bajtte^). Nachdem dieselben im Herbst 34
durch Yentidius, des Antonios Legaten, wieder vertrieben waren^),
wurclf^ Syrien wieder von Legaten des Antonius verwaltet, im
J. 38 von €. Sosijas, duro^ m^ekhen der jüdische Tluron dem
Antigonus entrissen und dem Herodes übergeben wurde (s. oben
S. 848], im J. 35 von L. Munatius Plancus^) und 31 von L.
Bibulus^], worauf im J. 30 Qctavians Legat Q. Didius die Provina
übernahm ^) . Bei der Theilung der Provinzen zwischen Kaiser und
Senat im J. 727 = S7 wurde Syrien kaiserlich ^) und ist später als die
in militärischer Hinsicht wichtigste Provinx, wie wir s^en wer-
den, von consularischen Legaten verwaltet worden 7), deren Resi-
denz Antiochia, an Grösse eine der ersten Städte des rüfloischen
Reiches, als Metropolis der Provinz ®) zu hoher Blüthe gelangte ^) .
Aber es bedurfte noch langer Zeit, bis die Provinz nach den
Verwirrungen, welche die Bürgerkriege im ganzen Orient zur
Folge gehabt hatten, neu organisirt wurde. Die Aufgabe, die
Ordnung in den östlichen Ländern wiederherzustellen, übertrug
Augustus dem Agrippa, welcher dieselbe in den Jahren 23—13
1) Dio Cam. 48, 24. LW. ep. 127. Norislos Cenot, Pia. p. 445.
2) Liv. ep. 127. Dio Cass. 48, 39—43. Plut. Anton, 33 und über den Feld-
zng des J. 38 Plnt. a. a. 0. Dio Gase. 49, 19—21.
3) Appian. B. C. 5, 144. Noria. C. P. p. 461. Boigheai Oeuvres 2, 86.
4) Drumann 2, 105. Borghesi Oeuvr. 2, 9&.
5) Dio GaBS. 51, 7. Ncfris. C. P. p. 454.
B) Dio GasB. 53, 12.
7) Ueber die legaü Syriae bis auf Yespasian 8. Norlsixts Ctno^hia KMuia
n c. 16 in Opp. Yol. m p. 424—531 und Diu. de epoeh, ayromae, Opp^ Vol.
n p. 259. Eckhel D. N. 3, 275. A. W. Zompt Comrn, epigr, 11 p. 73 — 152.
Die Stetthalter ^on 731 bis 770 (23 v. Ghr. — 17 n. Ghr.) bebandelt Mommsen
Res getUte D, Aug. p. 113 ff.
8) Den Titel uv]Tp67coXt( ffibrt sie schon vor der Römerzeit anf ibren Mün-
zen. Eckbel 3, 270, nnd behielt ihn sp&ter bei. Kckhel 3, 271. 283. Mtonnet
5, 148. 157. Als Residenz der Statthalter ^mmt sie oft vor. loseph. Ant. 17,
5, 7; 17, 9, 3, der sie auch {iT)Tp.^7coXtc rfjc Soptac nennt. B, i. 3, ^, 4.
9) S. 0. Müller AnliquitaUs Anlioch. in Comment. Societ. Ooetting. reeent.
Vol. Vin. Vgl. des Libanius 'AvTtoxi«öc Vol. I p. 275 R. lohannes Ghrysoato-
muB Bomil. in Ignat. $ 4 {Opp, ed. Montfancon n p. 597) bezeichnet die christ-
liche Gemeinde Ton Antiochia- als hfi^MS eTxooiv &xTet4(S(A£vov |tup(d&a(. Aber
schon Strabo 16 p. 750 sagt, dass Antiochia an Grosse nnr von Seleacia am
Tigris und Alexandria, natürlich auch von Rom, übertroffen verde. Püocop.
B. Pef$. 1, 17 p. 87 nennt 'AvTi^)^€iav — itXo6T«p «rt xal {Jicjf^^c xoui ico-
Xuav^aicia ic6XceDV diraoöv Tir* ht rote iioi^ Tciuaifu<v oiSoaN. Vgl. 2, 8
p. 189. 192. r- i~ .
s
y. Chr. ^) als Stellvertreter des Kaisern 2) löste i^nd m J. i.6 aielbst
in Syrien und Jerusalem anwesend war 5). Ob er Syrien und
die andern ihm ttbergebenen Provinzen durch seine Legaten ver-
walten liess, oder ob unter ihm die gewöhnlichen Sitatthalter
fupgirten, bedar/ noch einer weiteren Untersuchung^], l^ach
dem J. 43 ist Syrien immer von consularischen Lega^n des
Kaisers regiert worden, von denen sicher bekannt sind:
M. Titius Coß. 723 ==3.1, kg. Syriae c 745 = 95).
C. Sentius Satuminus Cos. 735 = 19, leg. Syr. 746 = 8.
P. Quinctijius Varas Cos, 74i=1^, leg, Syr. 748— 75Q = 6,^4.
^. S^pj.cw3 Quirinius Cos. 7i,2;=42, leg, Syr. 751—75:2 =
3— i
L. Volüsius Satuminus Cos. 742 = 42, leg. Syr. 7W— 758=:
4—5 n. Chr.
i) Seine Verwaltung begann '23 v. Chr., Dio Gass. 53, 32^ nnd dauerte 10
Jihre. idsdpli. Ant. i^\ 3. Zmnptp. 79. Mommflen p. 113.
. 2) Tou ii£pav loviou EtdSo^^oc Kolaapc, lo^eph. Ant. 15, 10, 2.
3) losejpb. Ant. 16, 2, 1. Philo leg^ ad Caium p. 589 Mang. Er legte da-
bmUi die Oolonle Berytus an (Sirabo 16 p. ?56), welche BaseUaB Chiron, in das
Jahr 14 ▼. Chr. setzt.
4) Dio Cass. 53, 32 : xa\ 8; (Agiippa) ix (iiv t9Jc fröXeo»^ eO^C^c d^cGpjAV^Oiv,
o& |iivTot xal Ic Tif4 Supiav ^dixero ÜX — — iuLMt ^v tö6c lyKiif9tpoMifo\K
&te(ji4«v, aMi hk is A^aß<|> ot^pttj'e. Znmpt mid l^ommsqn p. 14,4 billigen
diese Darstellung und einer ihrer Gründe dafür ist, dass in den genannten 10
l^en (23 — 13) l^ein andrer kaiaerlieher I^egat von Syrißa genannt wird.' Nun
aber berichtet Dio 54, 34, dass der Besser Volo^esus in Thraden den Rhascu-
porls getodtet habe, und' fährt dann fort: db« oov out^c tc Tatha iizoiet %a\ ol
llc^, dass. er nur. Pa^pl^Uen verwaltet hatte , da ex bereits 15 Gonsul gewesen
war, und Pamphylien nie eine consularische Prpvlnz gewesen ist. Ebenso wenig
konnte er Ugaiw OätaUae sein, denn auch dieses ist prätorisch, noch auch etwa
ffDcontul Aßkt€., da ent z^ei Jabre nach seinem Oonsolat varnngen waten.
Nun, wissen wir, dasß die Provinz Cilicien von Antonius im J. o6 aufgehoben
und tieils an Cleopatra, theils anderWeitig vergebin, nach der Schicht oe!
Actiom aber vorläullg dem Statthalter von Syrien übergeben war, und dass ein
eigner Statthalter Ciliciens erst wieder 58 n. Chr. genaqQt ifir4 Tadt, Ann.
13, 33. Znmpt p. 96. Mommsen p. 122. Pamphj^ien gehörte ohue l^w^^fol zu
den Provinzen, deren Oberbefehl Agrippa hatte (^Mommsen p. 113)/ es war über-
dies der beste AngrUfspunct gegen die Homonadenser , welche in^ J. 25 v. Chr.
^en König Amyntas von Oalatien erschlagen l^atten (Stri^bo 12 p. 569) und sich
im Kriegszustande gegen die Romer befanden, bis Quirinius, Ugatus A^g. Stfriae
sie im J. 3 und 2 v. Chr. unschädlich macl^te (Mommsen p. 117 ff.). Ich glaube
demnach, dass 1. Plso unter die legati Aug. Syriae zu rechnen ist, und dass ex
sicl^, i^ J. 13 zuOUlig in Pamphylien befand , vielleicht auch im Kriege gegen
die Homonadenser.' In diesem Falle aber würde er nicht ein tegat des Agrippa,
sondern eio kaiserlicher Statthalter gewesen sein.
5} Mommsen R. g. D. A. p. 99. Die Beweise für die folgenden Ansätze s.
b^^ Zumpt u. Mommsen a. a. o;
17*
— 260 —
P. Sulpicius Quirinius Cos. 748 = 12, leg. Syr. iterum 759
= 6 n. Chr.
Q. Caecilius Metellus Creticus Silanus, Cos. 760 = T, leg. Syr,
764—770 = 14—47.
Cn. Calpumius Piso, Cos. 747 = 7, leg, Syr. 770—772 =
47—49.
L. Aelius Lamia, Cos. 756 = 3, leg. Syr. 774—785=24—32.
L. Pomponius Flaccus, Cos. 770 = 47, leg. Syr. 785. 786 =
32. 33.
L. Vitelliuß, Cos. 787=34, leg. Syr. 788=35.
P. Petronius, Cos. 772=49, leg. Syr. 792— 795=39— 42 *).
C. Vibius Marsus, Cos. 770=47, leg. Syr. 795-797 = 42
—44.
C. Cassius Longinus, Cos. 783=30, leg. Syr. 798— c. 803
= 45—50.
C. Ummidiiis Quadratus, Cos. unter Caligula oder ClaudiuSi
leg. Syr. 804— 843 =s 54 —60.
Cd. Domitius Corbulo, Cos. 792=39, leg. Syr. 844—846 =
64—63.
Cestius Gallus, Cos. eines unbestimmten Jahres ^j, leg. Syr.
848. 849 = 65. 66.
Unter diesem begann im J. 66 der Aufruhr der Juden'}, in
welcheip sowohl der letzte selbständige Procurator ludäas Gessiüs
Florus erschlagen^) als auch Cestius Gallus sdiimpflich besiegt
wurde und bald darauf starbt). In Folge dessen erhielt noch
Ende 66 <^} ludäa einen eigenen kaiserlichen Legaten in der Per-
son des Vespasian (Cos. 54), der im Mai 67 in Galilaea einzogt],
während Syrien unter den Legaten C. Licinius Mucianus gestellt
wurdet). Nach der ^oberung Jerusalems im J. 70 blieb ludaea
n Borghesi Oewvr. 3, 357.
2j legatua eonnüari» nennt ihn Snet. Vetp. 4.
3) loseph. B, 1. 2, 14, 4.
4} Snet. Vetp. 4.
5) Suet. Ä. a. 0. Tac. B. 5, 10. Joseph. B. 1, % 19.
6} Zampt a. a. 0. p. 142.
T) loseph. B. /. 3, 6, 2 — ^73. Der Monat Artemisins, den losephus nennt,
Ut der Mai, s. Waddington n. 2ö71b.
8) Tac. H. 1, 10: Swiam et quaUuot Ugionei ohtinebcU Licinius tfticia-
*Mu , heüfsm ludaieum Flaviue Vetpasicmua (dttoem eum Nero deUgerat}
trÜnu Ugipnibtu administrabat. Der Name des Mucianns ist nicht M. Licinios
Grassus Mncianns, sondern C. Licinios Mucianus. 8. das Verz. der feriae LaUnae
hei Marini ArvaU p. 129 und üher den Namen nnd die drei Consulate des Mu-
— 261 —
eine eigene, von Syrien getrennte Provinz i}, deren Statthalter i«^ i»»-
nicht, wie vorher, ein procurator^ sondern ein" prdtoriscber, in --.^"
Kriegszeiten auch ein consularische|* Legat des Kaisers war, über
eine Truppenmacht, nämlich die legio X Fretensis und verschie-
dene Auxiliarcorps verfügte ^j und unter sich einen procurator
hatte 3). Die Reihe dieser Statthalter beginnt mit S. Vettuienus
Gerialis^); ihm folgt Lucilius Bassus^) und diesem im J. 72
Flavius Silva ^), der erst 81 Gonsul wurde ^j. Aus der folgenden
Zeit sind bekannt: unter Domitian: Cn. Pompeius Longinus,
Legat y. ludäa 839=86^]; unter Traian: Tiberianus^); AtticuS|
wahrscheinlich Ti. Claudius Atticus^% der Vater des bekannten
Herodes Atticus, im J. 407 1^); Lusius Quietus, Cos. 115 und dar-
auf Legat V. ludaea^^); Q. Pompeius* Faico, leg. Aug. pr, pr.
[ludeae] et leg. X Frei, vor dem Consulat ^^) ; unter Hadrian :
cianns Borghesi Otuort^ 4, 345 — 353. Uin erwähnt aucfc als Legaten Syriens
loaeph. jB. /. 4, 1, 5; 4, 10, 6.
1} Dem Vespasian Bchieibt die Einrichtnng der Provinz zu Anrel. Vict.
Ca€9. 9. Epü. 9.
2) loseph. B. /. 7, 1, 3. Dio Gaas. 55, 23. Henzen in Jahrb. d. Vereins t.
Alterthumsfireonden im Rheinlande 1848 S. 39 ff.
3) So hatte z. B. der gleich zu erwähnende LncUins Bassns den ^rocuiraiof
Llberius Maximus, loseph. R, I, 7, 6, 6. Der Timesitheas, proe. prov. Syriae
FialaesUnae bei Henzen n. 5530 ist wahrscheinlich derselbe, der anter Oordianas
prMfectua praetorio wurde. Capitolin. Oord. 23. Eckhel 7, 319. Benier in Borghesi
Oeuvres 3, 484.
4) loseph. B. 1. 7, 6, 1 : elc ^i ti^v louSatov ttpeoßeutihc Aou%CXioc Bdbooc
i%nefj.f delc tmX t^ OTpandv napdi KepeaXbu O^iTcXAtavoO (a. Pandschr. haben
OöcTiXtavou) napoXaßübv x. t. X. Wahrsöheinlich hless er mit voUem Namen Sex.
Yetnlenns Civica Pompeianns. S. über ihn Renier in Mim. de Vaead. dee ineer.
XXVI, 1 (1867) p. 309 ff.
5) Er heisst icpeoßsur^c bei loseph. B. /. 7, 6, 1.
6l loseph. B. I. 7, 8, 1.
7^ Borghesi Oeuvres 3, 180.
8} Milltardiplom Henzen n. 5433: et sunt in ludaea aub Cn. Pompelo Lon-
gino. Vgl. Henzen in Jahrbücher des V. v. A. im Rheinlande 1848 8. 38. Butt.
1848 p. 64—26.
9) Bei Johannes Antiochanns in Müller Fr. Hi$t. Or. IV p. 580 heisst er
'^C|iovc6<Dv Toü icpc&Tou IlaXatOTlvov ldvou< , d. h. der znr Zeit des Verfassers
bestehenden Pdlae$tina prima.
10) Borghesi Oeuvree 5, 534.
11) Eusebins E. H. 3, 32 lasst den Symeon, Bischof Ton Jerasalem, das Mar-
tyrium erleiden M TpatoNoü Kaloapo« «al &icaTt«o5 *AtnKo&. lYadi EnseHas
Chrüfk. Can. p. 163 Schoen« geschalt dies im 10. Jaht des Traian. Wenn der
Titel 6ictttt«6c, con«ii{arts, genau verstanden werden kann, so War Attieas nach
dem Gonsniat Ugatue ludaeae, und Consnl ist er wirklich zweimal gewesen (s.
borghesi a. a. 0.), allein zn Eusebius Zelt heisst bnvtfx6i, wie wir welter nnten
sehen werden, überhaupt ein Legat, auch ein pr&torischer.
12) Dio Gass. 68, 32: &9cc — xal (»iraTeOoai rijc ts IlaXatotWi)« dtp^ot.
Suseb. E. H. 4, 2. Syncellus p. 657 Bonn, wo der Name verderbt ist.
13) Henzen n. 5451. Der Name der Proyinz ist sicher ergiott' tqq Borghesi
— 662 —
Q. Tineitis Kufus, Legat v. ludaea 132 1), in welchem Jahre der
Krieg mit Baroöcheba ausbrach, tmd G. lulius Sevenis, tüos. 427,
der nacheinander legatus pr. .pr. provmdae BriUanniae^ kg. pr.
pr. provineiae Iiuieae, kg. pr. pr. provincicte Syriae war, und
ludaea als Nachfolger des Tineius bis t35 verwaltet zu haben
Söheint^); unter H. Antoninus: C. lulius Severus, Cos. .455,
icpeoßeuti]^ ÄVTtaTpaTTiYO? 2op(ac IlaXttiaTfvY]?'') ; unter "M- Aurel :
Ptovias Boethus, Cos. eines unbestimmten Jahres^), kg. Syriae
Palaestinae 467^); C. Erucius Glarns, Cos. 470, ^v^^eticov ^louSo^^a^
avtiorpttii^ac toü xop(oo aotoxptKtopo^ M. Aüp7)X(oo jAvTtovefvou*),
endlich aus unbestimmter Zeit Ulpius Arabianus, o XotfiirpotaToc
uitottixoc^ iTpisoßeotiQ^ xal imtrzpdxri'^o^ too Zeß(X(7tot> SopCac IIa-
Aus diesem Verzeichniss geht hervor, dass ludaea oder Syria
Falaestina unzweifelhaft, bis auf M. Aurel selbständige Provinz
war, als welche sie auch von Ptolemäus aufgeführt wird^). Ihr
Oewfr. 4, 125. Das Jahr des Gonsulats ist onbekannt. Ueber den . Mann s.
Mommsen Index, HinU p. 422.
1) Borghesi Oeuvres 3, 64 setzt seine Legation -136 nnd Mommsen zu
Borghesi Oeuvr, 4, 168 n. 1 macht ihn zum Nachfolger des Severas. Allein
nach der einzigen Nachricht, die wir über ihn haben, war er beim Ausbmche
des Krieges im J. 132 als Ug. ludaeae anwesend. Hieronymus in Enseb. Chr.
C<m. ed. Schone p. 167: ludoet in carma verä Palaesiinam depopulati muU
tenenU provinciam Tineio RufOy cui ad opprimendoe rdfeUe» Eadrianua mM(
exercihmt. Euseb. B. B^ 4, 6. Syncellns p. 660. Wenn, wie Henzen in iSotghesi
Oeuvr. 3, 64 ft. 3 annimmt, dieser Tineins derselbe ist, der 158 Co$. war
(Orelli n. 3701), so würde er pratorischer Legat gewesen und grade deshalb
durch Severus ersetzt sein.
2) Er heisst yollst&ndig S. Vinicius Faustinus G. I(ullus) Seyerus, C. i. L.
m n. 2830, durch welche Inschrüft er zuerst sicher bekannt geworden ist. Uebri-
gens s. Dio Gass. 69, 13. Mommsen in Borghesi Oeuvr. 4, 168 n. 1. Waddington
Mimoire ewr la Chronologie de la vie du RkSteur Arisüde (Aföm. de faead.
Qr. 4029. Borghesi Oeuvr. 3, 119; 4, 165.
26, 1) p. 26.
3J C. I.
4) Galen. Yol. U p. 215: <l»X<ißtO(; Borfi^ (iv;^p Sicotoc T(»(i«layv.
5) Galen. Yol. XIX p. 16: Bot^^c üftk^e Tfj« n^Xcnc it&ou icp^rtpo^,
^p(c»v T^re t9Jc IlaXaiotWTjc SupCeic, h iq xal an^&ave. Galen reiste ab, wilhrend
in Rom eine Pest ausbrach, d. h. 167, und kam schon Winter 168—169 zurück.
S. Glinton F. B. s. a. 167. 169.
6) Inschrift yon Ephesus bei Waddington n. 1842».
7) Inscbr. yon Amastris, C. /. Or. 4151 . Dieselbe ist zwar ditirt vom Jahr 260
der Aera von Amastris, diese Aera ist aber noch nicht flxirt. Eckhel 2, 385.
Wenn sie etwa 689 es 65 zu setzen Ist, in welchem Jahre Amastris der Prottaz
BitiiTnien einverleibt wurde, so fällt die Insdirift 949^=196 unter Severus. • •
8) Ptolem. 5, 16, 1 : i^ IlaXaiOTlvi} SopCa Ijttc ical 'Iou(a(o xcXeTtat. Dass
Mt Name Palaestlna nach Hadrians jüdisdiem Kriege üblich geworden sei (Ben-
zen in Borghesi Oeuvr. 4, 160 n. 2. Ineer. n. 4533), ist nicht unbedingt richtig,
da 'agtia Pida^Una sca^n bei Herodot 1, 105; 2, 104 uiid Potoe^tMa Bei Btrabo
— S«3 -
fsrneres Bestehen ist in Zweifel gezogen werden von Boirghesi,
der «dt Grund der Naobricht des Die Cassrus, dass S. Aurel
nach dem f^artberkriege (462 — 46%) die Sieberang ganK Asiens
• dem Avfdius Gassins anvertraut hal)ei), die Vermutbüng zu be-
gründen suchte, dass Paltstina damals mit Syrien vereinigt, und
auch später bei der gleich zu besprechendefn Theflung Syriens
niil Syria Vhoenice zusammen verwaltet worden sei^). Beides
hat sich jetzt als unbegründet erwiesen. Wenn Avidius ^lassius
. eine ausnahmsweise Stelhitig efhielt, wie sie in den Jahren V34
—744=23— 43 AgriK)a3), 770 = 47 Germamctis <) , 807i=i5*
Gorbulo^) gehabt hatte, so wissen wir doch, dass seine eigent-
Hohe Provinz Syrien war*), in welcher ihm Ifartius Verus als
Legat folgte ^) , und dass die umliegenden Provinzen während der
Zeit seines 'Gommandos ihre eigenen Statthalter behielten ^) . Denn
da er sein Gommando bei Beginn dfes Warcomannefikrieges, wairr-*
scheiniidh bei der Rückkehr des L. Teras nach Rom (949:=±466)
adtrat^), und dasselbe foftführte bis zu dem Jahre, fn welchem
er sich empörte und getödtet wurde, d. h. nach gewahnlieher
16, 776 vorkoBunt und «ndererseits noch c. 170 n. -Olir. dm Name Indaea oM^
cieU ist (s. oben Seite 262 Anm. 6).
i) Dio Gas«, 71, 3: töv fA^vroi Kda^iw 6 Mdpxoc tTJc *Ao(a< indoi]^ im-
Tponeoscv iw^fuvev. Bie Nachrieht wiid bestätigt dadmh, daaa OaBeios in
Aegypten Krieg führte, Dio Cass. 71, 4. Gapitoün. M, Ani. ph, 21, ebenso in
Arabien and Armenien. Volcat. Gall. v. Avid. Ctus. 6.
2) Borgbeai Oewffts 4, 160 ff. Bofghesia 'Annahme iat beieiia von Kuhn 2,
187 ff. und Bormann p. 19 ff. p. 24 ausführlich widerlegt worden, deren Argu-
menten ich noch eüiige nene habe hinzufügen können. Die Insübr. Mur. 343, 1,
In welcher ein leg. eunetat Syriae Tonukommen schien, und aus welcher Boigheei
4, 162 auf eine, noch später bestehende Zusammenlegung aller Thelle Syriens
schloss, steht jetzt C. i. L. II n. 3783 und ist nach Mommsen zu lesen:
M. ComeHo M, f. Oal. Nigrino Cos, Ug» Aug. pr. pr. 'provine. MoeMae
[iUm fMJoüifM*. ßyrkK.
dllfommsen B. g. d. Aug. p. 113.
4) Tae. Ann. 2, 43.
51 Tac. Ann. 13, «, 9.
6) V^Ic. GaUicaniis o. AvÜ. CaM$, Ö. Dio Gus. 71, 31. >Er heisat tepeepei>T^c
ScßaOT&v dfevtifrfbrfTfffeg In der IiHehrift d«s Jahxee iSß (C* /. Ot. 4544 »Wad-
dington n. 2525), itpseß. Sfß(a^o5) (d^mnpdrrfft^) in der Insohi. d. J. 170,
Waddington n. 2!331, Smorix^c in Inschriften der Jahxe 169 und 171, Wadding-
ton 2212. 2237. 2438.
T\ Dio Cass. 71, 29.
8) Auch unter Oermanicus war hekanntlich Piso Statthalter von Syrien,
unter Gorbulo Ummidlus Quadratus. *
9) Gapltolin. M. Ant.ph. 12, 13: dten Parthieum hellwn geiitur'y naUm eH
Mareomannieumf quod diu eorum, qui aderanlf arte m^enaum ett, ut finSto iam
OHmOaU htUo iiareomannicum agi pouei. Et quam fanUs temport (a. 167) po-
puU> fmimuMet de hello , fratre poH quinquermSum revetao (a. 16o) in tenatu
egU, amboe neee$§aiiot etH dieen$ heUo CfermcpUco imperdctörts.
— 264 —
Annahme 928 = 175, nach Waddingtons Ansatz 925 = 4 72 1)» so'
fallen in diese Zeit die Statthalter von lodaea Flavius Boethus
und Erucius Glarus (s.. S. 262), während in Caiq>adocien Mar«
tius Yerus Legat und in Aegypten Flavius Calvisius Präfect war^)«
Dass aber auch nach dieser Zeit Palaestina eine selbständige
Provinz blieb, lehrt nicht nur das Yorkommen derselben bei
Schriftstellern ^) , sondern namentlich die officielle Erwähnung
der Provinz auf den Münzen von Neapolis, das in der Zeit von
Antoninus Pius bis Alexander Severus sich ^kaonta NeaicoXt^
£op(ac Udkaiarl^T^i i\pnnt^), von Tiberias, das unter Commodus
dieselbe Bezeichnung braucht^), und von Caesarea, welches von
Decius Traianus (249 — 254) an metropoUs provinciae Syriae Pa-^
laestinae heisst^);' endlich die Erwähnung mehrerer Statthalter,
nämlich, abgesehen von dem bereits angeführten Ulpius Arabia-
nus, dessen Zeit unsicher ist^ des Achaeus unter Gallienus
(c. 264)7), des Flavianus im Jahr 303^), des Urbanus unter
Diodetian im J. 304 9) und seines Nachfolgers Pirmilianus unter
Gonstantin im J. 308^0).
Während wonach ludaea oder Syria Palaestina seit 66 n. Chr.
von Syrien abgetrennt blieb, ist auch Syrien selbst später in
''^Jjjjjj^'zwei Provinzen, Syria ma^a oder Syria Coele und Syria Phoe-
®J[J»^;jJ^* mcc zerlegt worden ^i). Der Umfang derselben entspricht nur
PhMniM. seiir unvollkommen den früher unter denselben Namen verstan-
denen Landschaften ; denn Syria Coele heisst nunmehr das ganze
nördliche Syrien, dessen Hauptstadt Antiochia ist, und zu dem
1) Waddington n. 2212.
2) Dio Cass. 71, 23. 28.
3) Dio CasB. ö5, 23 zahlt die Legionen , die zu seiner Zeit , d. h. unter
Elagabal nnd Alexander Seyenu existirten, auf , daninter zwei, die VI Ferrala
nnd X in ludaea.
4) Eckhel 3, 435. Mionnet 5, 500-^06; 8. 8, 346—352.
5) Münze des Commodus in der Numismatischen Zeitsohr. -v. Huber und
Karabaceh 1869 p. 401 : TIBcptimv töv KAaodiov CVP(ac nAAai9r(vv2c.
6) Eckhel 3, 432. Mionnet 5, 493—497. 8. 8 p. 340—343.
7) Euseb. E. H. 7, 15.
8) Euseb. Dt matt. Palaeit. prooem. p. 260 Vales. = p. 313 Schwegler:
il^tto |JL^ OXaßiQCvöc Tou tnv IlaXmoTiv&v lOvouc-
9) Euseb. De mart. Pal. 3. •
10) Euseb. De mart. Pat. 8. 9. 11.
11) Ulpian, der unter Caracalla schrieb, unterscheidet Dig. 50, 15, 1 bei
Aufzahlung der römischen Golonien drei syrische Provinzen: Syria CoeUf Syria
Phoenice und Syria PälaesUna. Ebenso bezeichnet Dio Cassius 53, 12; 55, 23;
79, 7 die beiden syrischen Provinzen, Code und Phoenice,
— 266 —
auch Goromagene gehört^), Syria Phoenice aber enlhält ausser
dem eigentlichen Phönicien das östlich liegende Binnenland von
Heliopolis, Emesa, Damascus und Palmyra ^) nebst den Landschaf-
ten Auranitis, Batanea und Trachonitis, welche erst unter Dio-
cletian zur Provinz Arabia gezogen worden sind^). Diese Thei-
lung »Syriens hatte bereits Hadrian beabsichtigt^]; sie ist aber
erst von Severus vor 1 98 ausgeführt worden ^) . Denn nicht nur,
dass Ptolemaus (unter Antoninus Pius] die Provinz noch als ein
Ganzes behandelt, sondern auch die Statthalter Syriens heissen.
bis auf Severus einfach legati Syriae, welchen Titel unter Ante«
ninus Pius und M. Aurel Burbuleius^, L. Attidius Cornelianus
(a. 468)7), lulius Vprus (463—465)8), Avidius . Cassius (4 66—
47S) »), M. Pontius Laelianus^o)^ Pertinax^^) und im J. 493 Pesoen-
nius Niger i^) fuhren, und regieren in Landschaften, welche später
1) S. Kuhn 2, 193 ff., der diesen OegenstMd sorgfältig beliandelt bat.
2) Ulplan. IHg. 60, 15, 1. HeliopoUs gehört zn Syria Phoenice im Jahr 213.
S. die lasehr. C. 1. X. DI n. 202KBenan Misiion p. 311; Emesa und Palmyi»
rechnet auch Hierodes p. 717 zn Syria Phoenice.
3) In den Ortschafken des Hanran beginnt der Gebranch der Aera von Bostra
erat 29Ö n. Chr. Bis dahin rechnet man naeh Jahren des regierenden Kaisers.
8. Waddington ro n. 2081. 2088. 2114. 2463.
4) Spartian. Hadr. 14: Anlioekefuea inUr htue Ua odh habuii, ui Syriam a
Fhomäee teparan voUterÜ, ne UA c^iMum mdfopolia AnUodiia dSeeretur, In
Ermangelung eines anderen chronologischen Anhaltes habe ich früher nach Yio-
gang von Norisius De epoeh, Sffromaefd, di$$, IV c. 1 u. 3; Gothofredus ad
Cod. Th. 7, 13, 11; Boecking ad N. D, Cr, p. 129 angenommen, Hadrian sei
der Urheber dieser Theilung gewesen, obwohl Spartian ihm nur die Absieht in-
schreibt. Nach den Jetzt vorliegenden Untersuchungen tou Borghesl Oeuvrts 4,
160—173; Kuhn 2, 190 ff.; Bormann p. 13 f. ist nicht zn bezweifeln, dass die
Theilung von Septimius Severus herrührt. Die Stelle des lustinns Haortyr, wel-
cher bald nach Hadrians jüdischem Krieg schrieb, Didl. e. Tryphon, c. 78: 6ti
(s AofAacrx^c tTJc *Apaßt«i)c TH^ ^v «al loriv, ei xal vuv icpo^vcvifitfrat t^ £t>-
pofoiv(x^ Xe^opivp ist demnach nur von der Landschaft, nicht von der Provinz
zu verstehen. S. Kuhn a. a. O. •
*
5) Ausdrücklich erwähnt sie Terinllian in der im löten Jahre des Severas
(207) verf^ssten Schrift Adv, Mofckmem 3, 13: et Vanuueue AJrabia» retro de-
fuiaiah»r, anUquam tranucripta «rat in S^rophoeniiem ex dieiincUiome SyriafVKn. .
Iß) Benzen n. 6484.
7} Capitolin. M, Ant. ph. 8: qui Syriam tuno adminietrahatt d. h. beim Ans-
bruch des Partherkrieges 162, und sUrb 198. Benzen 6057.
8) OreUi 4997 « Waddington n. 1874^ C. /. L. IH n. 199.
9) S. Seite 263.
lOl Er war Cos. 163, später leg. Sifnae. OreUi 3186.
11) in den letzten Jahren des M. Aurel. Capitol. Pert. 2. 3.
12) Berodian. 2, 7, 4: SupCac iI)X£Ito itdar^. UoWii hk ^v xol (ic^ion)
ipyA "C^ To5 hh Ootvixnv f^ouc tcqcvt^ [tmX tiJc (a^XP'^ Eö^pitou ^c &n6
TD Iii^pou ^vTmv tfouaiqi. Berodian, dessen' Geschichte bis 238 geht» sagt hier
ansdrücklich, dass die Theilung Syriens, welche er kannte, zor Zeit des Niger
noch nicht eingetreten war.
- 28» -
zu Syria 'I^hoenice gehtfren*). Dagegen kommt zuerst 198^) und
dann 843^) ein legalut frovinciae Phoenices vor, der sich auch
in der Pdlge tiachweisen Iflsst^), und ^eichzeitig beginnen die
legati Syriae Coeles^) oder Syriae maioris^), nnter denen attdh
ein procuraior Syriae Coelet steht ^, so dass die Theilung der
Provinz in Syria 'Goele und Syria t^hoenice unter Sevenis und
zwar ettra 494 zu setzen ist.
^ wdttr« Aus diesen drei' Provinzen sind s|>äter sieben geworden,
7 ProTi]»0B. deren geographische Begrenzung* um das Jahr 535 n. Chr. aus
Hierocles ersichtlich wird^), nämlich
4. Syria prima unter dnem Consniaris, mit den Städten
Alitiodiia, Seleucia, Laodicea, Gabala, Paltos, Beroea, Chaicis.
1) So lüg in der NUke Tpn BamascnS) in dem jetzigen Ort Bl-KhieM die
coh, 1 ChaXcidenarum^ die anter dem BefeU des Attldina Gorneli&nus, Ug, 8yr.
a. 162 stand, C. /. L. lU n. 129 = Waddington n. 2562<i. Derselbe Legat wird
erwähnt C. /. Or, '4661 in einer Insefair. Ton Oerasa in der Decapolis. 'loliaa
Yerüs aber baate 168 — 165 eine StMsse bei Abüa Ly«aniae, das ebenfalls spater
CT Fkoeaiee geborte, Hforocles p. 717. S. OceiU 4997 «C. /. L. UI n. m^
Waddington n. 1874.
2) OrelU n. 905 »C. i. L. Ul n. 205sWaddingtoB n. 1844: T>er Q, Tmi-
dimn Bufmn^ Ug, Augg. fr. pr. praeddem proHne, SgrUtc Phoemem, Drei andte
Inschriften von Sidon aus demselben Jabr , auf Wegebanten desselben Legaten
beafiglioh, s. Renan Miuion p. 376 IT.
3) C. /. L. III n. 202: jMr D. Pivm Oaatium, Uff. Aug. pr. pr. pmettäem
prt»meku Syriae Fhoemieei.
4) Kulm 2, 194 fuhrt noeh an Blarias Seenndns rf^c OoivCtitjc icpooraT&v
unter Maerlnus (Die Oass. 78, 35), »Crtopinne, praeHs Phömioiae unter l^o-
el0tian a. 292 (God. Instin. 1, 23, 3), MaroelUnns, praeaes Fhoeniciae a. 342
(Cod. InMin. 2, 58, 1 ) , and ans nodi späterer Zeit die corrnUarea Pho^nietB :
lolianns im J. 862 (God. Th. 12, 1, 62j, Leonttne im J. 372 (God. Th. 13, 1, 9),
Bstrna Im J. 380 (God. Th. 7, 22, 9; 12, 1, 83).
5) Von diesen sind bekannt L. Marias Maximns, Cos. 195, Ug. Attgg. (d. li.
ßweriet Oaraedlkjuf) pr.pr. proi^inciäe Syriae Gocte, Henzen 5502, besser Borghesi
Oeuor. 5, 457, ygl. p. ^6; Simenins Proculas Inllanas [leg. Avg.^Suyiae Coefds
nach Boighesi Oeuvr. 3, 482 unter Goxdian ; L. Aelias Hehius Dionyslus, pra€9e$
Spfkm'Oode vor 5298, Orelli n. 60 »Borghesi Oeuvre» 3, 106, und sj^ter Hie-
rocles, eofinilafls Sgriae Coete» a. 844 (God. Th. 11, 36, 7) and noeh^ials a. 848,
Cod. Th. 10, 1, 6; ^Theodorns, eonnOaris 8$nae Coeies a. 347, God. Th. 11, 36,
8; Festus, consularie Syriae a. 365, God. Th. 8, 4, 11. In den Snbseriptionen
der dioeletianischen Verofdnangen steht in dem Titel Sgria allein, ohne den Za-
satE Coele; so kommt TorGarisias, praeaes Syriae 2d0j God. Inst. 9, 41, 9; PH-
mosus, praeeee Syriae 293, ib. 7, 33, 6; Yerinas, praetes %rtae 294 (Ib. 2,
.13, 20).
6) Q. Atrius Glonias, leg. Aug. pr.pr. Syriae maioris, Orut. 365, 7 s=r
C. /. L. II n. 4111 , anter Sevenis. Digest. 26, 10, 7. Borghesi Oewr. 3, 396.
SAeiiae lanuaiitts [proeorator] Syriae Coeles , Grat. 346, 1 as 0. i. L. II
>. Data lU eigänsen ist proc., nidit wie Kuhn 2, 195 will, legatus, leh-
ren die übrigen in der Inschrift angeffthrten Aemter des lanaarius.
8) Ansfahrlich handelt ftber die geographischen Yerhältnisse dieser Provin-
zen Kuhn 2, 314—388.
- 2Ö^ -
i. Syria secunda unter einem praeSeSy mit den Städten
At^dtnea, Epiphanea, Arethusa, Balanea, Rapflianea^, Seleueobeflos.
3. Augusta Eupkratesia^) nnter eineita praesesy mit den
Städten Cyrus (Gyrrtius), ttierapolis, Selmosata, Zenyina, Oermahicia.
4. Vhoenice unter einem consularis j auch '^oivCxifj icdipaXoc*)
genauilt, li^it den Städten Tynis, Ptolemais, Sidön, ISerytus, 6y^
bios, Bostrys, Tripolis, Arcae» Arados, Paneas.
5. Phoenice Libanesiü uilter einem praes^^ mit den Sl^dten
Emesa, Uodicea, Heliopolis, AMIa, DUtnaacus, Palmyra.
6. Palaestina unter einem consularis^ mit den Städte Cae-
sarea, Diospolis, Azotös, Aelia Gapitolina (Jerusalem), Neapolis,
Siäbaste, Anthedon, loppe, Gaza, Ascalon.
7. PalaesHna seeunda unteir einem praeses, mit den Stttdten
Scythppolis, Gadara, Anticxibia ad Hippum, Tiberias, -Ga1)ae.
Die .Geschichte der Entstehung dieser Provinzen bedarf no<9i
^^r besonderen Ubtersuchung, 'welche Waddington in Aussicht
gestellt hat. Eine durchgreifende Yerändening in den Yerhält-
tiiasän Syriens i$t unzweifelhaft dem Diocletian zuzuschreiben,
Welcher drei oder viermal persönlich in Syrien war^), im J. 988
Von hier aus gegen die Saraeenen Krieg fahrte^), in Pälmyra
eine Festung anlegte^) und die Landsdiaften Batanea, Auranitis
und Trachonftis um S95 von Syrien abtrennte und zur Provinz
Arabia schlug^. Dass derselbe 'der Grtfjader der Provinz Augusta
Etqihrdtmsis isif deren Einrichtung man frOfaer dem Gonstadtiüs
zuschrieb^} , geht jetzt aus dem veroneser Verzeichniss von S97
hervor, das diese Provinz aufzählt®); dass er auch die andern
1) Ueber den Namen, den auch das veroneser Teraeicliniss hat, s. Boeddng
N. D. Or, p. 389. •
2) Eoagrins JET. teel, 3, 33. Malalaa 13 p. 34ö Bonn.
3) Er war 288 in Antiochia nnd Emesa, 295 in Damascas, 299 nkid 300
in Antioohia. Mommsen Ahh. d. Berl. Acad. 1860 p. 425. 443-445.
4) Mamertini panegyr. in Maximianum c. 7: credo, iHdtm opUmam ükm
ftrtlUmque Syriam velut annplexu tuo teg^itit Eupkrüie$, anU^fuam DIotUtkmo
sponU $e dedereiU rtifna FerMfwn. Mamertini GeiuM, Iteimioni <o. 4 : önMo
SarmaUae vOMbUiohem opftemimfU taftitiliaUB vMeiiüs 5«raeflfiHm.
51 Inschr. von Palmyra, OrelU 513BsWaddlDcten n. 2626 «s C. /. L, m
n. 13o.
6) IHes sieht man daraus, dass seit d. J. 295 In diesen Landschaften die
Jahreszahlnng nach den Begieron^sjahren der Kaiser aufhört nnd die Aera von
Bostra in Oebranch kommt. Waddington n. 2081. 2349. 2463.
7) Xnhn 2, 197.
8) Mommsen Abb. d. Berl. Acad. 1862 3. 501. Sie wird dann erwShnt Im
!f. 3^ 'von Ammian 14, 8, 7; im J. 359 in den Aoten des Ooneils ^von Selen-
— 268 —
neuen ProviDzen Syriens geschafien und gleichzeitig Arabien ge-
theilt habe, ist Waddingtons Ansicht. In der That finden sich,
wenn man in dem vercmeser Yerzeichniss anders interpungirt,
als es MonHnsen gethan hat, in demselben sowohl die Provinz
Augusta Libanesia als die beiden Arabiae^), und einen Statt-
halter der neuen Provinz Phoenice Libanesia wird man erkennen
müssen in dem Sossianus Hierocles perfectissimus praeses pro--
vinciae auf einer Inschrift von Palmyra aus den Jahren 292 — 304^),
weil die sonst vorkommenden Statthalter von Phoenice') consth-
lares, und als solche clarissimi praesides sind, wogegen die per--
fectissimi prcteiides eine untergeordnete Rangdasse bilden^). Mit
dieser Ansicht stehen indess im Widerspruch die bisher allein
benutzten historischen Nachrichton, auf Grund deren Mommsen
die Theilung von Syria, Phoenice und Palaestina nach 381 und
zwar vermuthungsweise zwischen 395 — 399 setzt ^), Bormann
aber eine Wiederaufhebung der diocletianischen Einrichtungen und
somit eine zweimalige Theilung annimmt®). Allein es. fragt sich,
welches Gewicht überhaupt diesen viidersprecbenden Zeugnissen
zuzuschreiben sein dürfte. Dass Malalas, der die zweito Palae-
stina und die zweite Phoenice von Theodosius I, die zweite Syria
von Theodosius II einrichten lässf^), keinen Glauben verdient,
beweist seine Nachricht über £uphratesia, welche er dem Gon-
stentin zuschreibt^); dass in der zwischen 350 und 353 abge-
fassten descriptio totius orbts^), so wie in den Acten der Goncile
cia, M&nsi III, 322; in den J. 359—363 an mehreren Stellen des Libanius, der
aoch einen Statthalter derselben, lulianus, nennt (Sievers Leben des Libanivs
p. 261. 287); im J. 38 i in den Acten des Goncils von Gonstantinopel, Manai
III, 569; im J. 385 in dem Verzelchniss des Polemius Silvias (Mommsen Abh.
d. Sachs. Gesellsch. d. Wiss. III, 255).
1) Die Stelle (Mommsen S. 491) würde so zu interpungiren sein (s. Bor-
mann De 8yr. prov. p. 27): diocensis orierUis habet provincias nuimero XVJII:
lihia tupenoTy libia inferior, thebai$, aegyptus iovia, atgypUu hercuUa, arabia^
item ardbiaf aufffuta Ubanensis, palestinay femcen^ tyriae coheU^ augusta eiupa-
iensee (lies euphrateruia), u. s. w.
2) OreUi 513 » Waddington n. 2626 = C. I. L. Hl n. 133.
31 S. oben S. 266 Anm. 4.
4) Ueber diesen Unterschied s. Gothofredus Notma Dign. Cod. Th. p. 3^
Bittex. Henzen Irucr. .im Index p. 113.
5) Polem. SÜTii laterculue p. 259. Abh. d. Berl. Acad. 1862 S. 503.
6) Bormann De 8yr. prov. p. 28.
7) Malalas 13 p. 345. 347 ; 14, 365 Bonn.
8) Malalas 13 p. 317 Bonn.
9) Sie ist in zwei lateinischen Becensionen vorhanden^ Ton denen die eine
von Gothofredus anter dem Titel Vetue ofbit deeeriptio, Genevae 1628, die andre
von Mai in Claae. Auetorum e Vat, eodd. edd. Vol. lU p. 385 ff. heraasgegaben
— 269 —
von Nicaea (325) un'd Antiochia (341) nur die drei alten Provin-
zen Phoenice, Palaeslina und Syria Goele aufgeführt werden, ist
jedenfalls in sofern nicht richtig, als Euphratensis damals schon
bestand; dass aber Ammian^), indem er bei dem Jahre 353 von
Syrien spricht, nur vier Provinzen erwähnt, hat seinen Grund
darin, dass er nicht die geographischen Verhältnisse seiner Zeit,
sondern die frühere Geschichte Syriens unter den Seleuciden und
Römern erörtert. Er würde auch Euphratensis kaum erwähnt
haben, wenn ihn nicht die Besprechung von Commagene zu der
gelegentlichen Bemerkung veranlasst hätte, dass Commagene jetzt
Euphratensis heisse. Endlich wird als Hauptbeweis angeführt,
dass in den Acten des Constantinopolitanischen Concils von 381
unter den Unterzeichnern nur Bischöfe von vier Provinzen, Goele,
Euphratensis, Phoenice und Palaestina vorkommen^ und dass
nach zwei Verordnungen des Codex Theodosianus im J. 380^)
der Consularis Phoenices, der Tyrus zum Sitze hat, in Damascus
zu i^ßsidiren scheine, woraus man schliesst, dass Phönice damals
noch ungetheilt war. Allein die Subscriptionen der Concile sind,
wo wir sie nicht in der ursprünglichen Form, sondern in einer
später gemachten lateinischen Relation haben, eine sehr trübe
Quelle^), ganz abgesehen von der Frage, ob eine Theilung einer
Provinz in zwei gleichnamige Theile auf die kirchliche Geographie
sofort von Einfluss gewesen ist; die Subscriptionen der beiden
Verordnungen des C. Th. aber, welche ebenfalls kritisch unsicher
sind^), lassen sich recht wohl so verstehen, dass das betreffende
Gesetz, zuerst 365 in Berytüs publicirt<^), im J. 380 nochmals
in zwei Stücken an den Consularis Phoenices adressirt, aber auch
in Damascus vecöffentlicht wurde 7) .
ist Beide Texte s. in Müller Oeogr. min. Vol. II p. ölS'ff., wo es p. M7 heisst:
deinde iam reffio Syriae onmU, quae dividitur in Sfrioi trt$ y Funieam et PäUte-
sUnam ei Cotlam.
1) Ammiaii. 14, 8, 7.
2) Manil m, 568. 569.
3) Cod. Th. 7, 22, 9; 12, 1, 83.
4l Manftl selbst handelt hierüber n p. 693.
ö) S. Häenel zn Cod. Th. 12, 1, 83, der die Dstining beider Gesetze so
restitnirt: lidem AAA Petro conHdafi Phoenieei. Hierauf folgt das Gesetz. Am
Schluss: Scripta Damaieo pn'd. Id. MaU dfraUano et Theodoelo /« AA. Cosa,
6) Cod. Th. 7, 22, 7.
7) Bi
Bemerkenswerth ist, dass, während In den Subscriptionen der Gesetze
des Cod. Th. es gewöhnlich heisst data, aecepia, propositüf seltner leeia, miaaaj
emiiMy prolaUi literU, dkeeta (Haenel praef. ad Cod. Th. p. XL), die Formel
eeripta niemals vorkommt, als in den beiden angeführten Gesetzen. Vielleicht
Btadte«. Jfiß sy4^^hißsx Wf^^änder^ welche YirsprUnglicb d^m Stfidte*
leben abgenei^l ^ar^% ba|>qn ibrß Gulturperiode unter den S^leu-
ciden begonnen und imter den Römern vollendet. Die Stö^t^
Sydens rObren gros^entheils von den Seleuciden, namenUfch V09
Seleucus. Nipatoc her <); ihni^ia eiferten die jüdischen Fürsteü nach,
denan Caesarea (turris Sfratqnis) , Samaria (Sebaste) , Tiberias
und andere Städte ibre^, Ursprung verdanken; auch die Römer
baben nicbl« nur gleich n^ch d^r BesitznaJ^me d^r Provinz die
zerstörten. Städte aufgebaut , sondern bis in die letzten Zeiten
ihrer Herrschaft neue g^q;^UJpdet und trotz d^r wiederholten
inneren und aussei;en Kriege, dßv^ Schaupl<atz die Provinz
wurde, durch Anlage und Sicberupg der Strassen, iind durch Er-
öffnui^g eines lebhaften Verkehrs mit dem Occident den Reich-
thui^ des Landes, gefordert ynd die grösseren Städte, insbeson-
dere diie Sitze der Verwaltung z\^ eineip blühenden Zustande
erhoben. Selbst die unwirtblicb^n Districte des Hauran traten
unter ihnen in> den Bereicb der Cultuf ein, die mit dem Auf-
hören der römischen Herrschaft sofort wieder verschwand^).
Ganz durchgedrungen ist in Syrien weder der griechische, noch
der römische l^influss; die versphiedenen Landessprachen, das
Syriscbß, Hebräispbe, ^höQ.icische, Aramäische und Palmyrenjsche
erhielten sich ebensQ wie das Leben in Stamm- und Dorfgemein-
schatten ') ; nichtädesto^enig^r gewann auch das römische Ele-
ment einen festen Boden in den, zahlreichen G^arnisonplätzen und
römischen Golonien. Von römischen Truppen ^t^den in Syrien
unter Augustus und namentlich unter der Verwaltung des Lega-
ten Vanis 748—750 = 6—4 v. Chr. drei Legionen 4), im J. 23
deutet auch dies dmraof , dass in Damasons nur eine Abschrift der Venadnyng
pablicirt wurde, deren Original der Consalaris Phoenices in Tyms hatte.
1) Ajnmian. I4, 8, 5. AnsfßhrUch handelt über das Stadtewesen Syriens
Kuhn 2, "314 ff.
2) S. Waddington zu n. 2329 : U ffaouirdn n'a jamais Joui que ^'v*^ ^^^
Periode de UranquUUU et de hon gouvtfnemerU, c'ett eelle qui emhraste lea ti^cUs
proiphres de Vtmpire romain; aprhi, eotnme avant, U a iU haUU par des raeee
pluB ou mofns nomadee et h moitiS harhares,
3) ElgentbOmlich ist der Pnrrinz Syrien der Be^ff der (JLt^tpoxiotila , d. h.
eines in SraM^ngelnnn eixier Stadt zum Haaptort eines DistriQts erhobenen Dor-
fes« So kennt man in Xrachonltis drei Metrocomiae, Bopeydd Soßdlov (Wadding-
. ton n. 2396), ^orava (ib. n. 2480>, w^elches später im J.^512 n. Chr. als Stadt
und Sitz eines Bischofs Torkommt (ib. n. 2497), und Phaena (ib. n. 2524s=
C. /. Or. 4544)i, ^0 eine Qarnison ans der leg, III Oallica und leg. XVI Flavia
Firma U^ (WaddiAgton 2525'2536>^) ; Epiphanius AnacephaL, Opp. ed. PeU^. II
p. 145 erwähnt vfyt Bdtxaftov, |i.7]TpQX«D(4.(av rjjc 'Apaß^a^ Tijc 4^iXa$eX^Cac.
4) losepfr. 4»*. 17, 10, 9. S. L 2, 3, 1.
ii
— 27t —
n. Chr. vier^), nSrolicb kg. VI ferroJta, kg, X Fx^tenMs, kg. lU
GaUica^ , kg. XII ftUminata^, unter Alexander Severus, also
nach der ersten Theilung der Provin;; {Ünf, nämlich in Syria
Coele kg. IV Scythica und kg. XVI Flavia^ in ludaea kg. VI
ferrata und kg. X Pretensis, in Phoenioe kg. IIJ Gallica^). Von,
diesen hatte noch um das J. 400 n. Chr. die kg. IV Scythica
ihr Hauptquartier in Oresa am Euphrat, womit vielleicht Orima
gemeint ist; die leg.- XVI Flavia Firma in Sura am Eupbrat^]^,
die kg. X Pretensis in Ailath in Palästina, am i^othen Ibeer^'], diß
kg. III Gallica in Danaba^. Dieselben Legionen blieben also
Jahrhunderte lang in der Provinz und zwar vertheilt auf viele
Plätze, wie z. B. Inschriften der kg. III Gaüißa siqb inSidon^j,
Berytus*), Aera in Auranitis ^^) und Phaena in Trachonitis ^^j finden.
Die Anlage römischer Colonien be^nnt mit Bapytus, wo coionira.
Augustus Veteranen der kgio V Macedonica und VIII Augusta im
J. 710 = U ansiedelte, einer cobmia iuris /toZtct^^], in welcher seit
dem Anfenge des dritten Jahrhunderts eine berühmte Schule des
römischen Rechts bestand ^^) und Heliopolis (Baalbek), welches,
i) Tac. Ann. 4, 5. Ueber die Geschichte der im Folgenden genannten Le-
gionen 8. Grotefend in Panlys Realencycl. IV S. 868 IT.
2} Sie kämpfte schon im Partherkriege des Antonios (Tac. H. 3, 24). Vor
54 n. Chr. stand sie eine Zeit lang in Germanien, seit diesem Jahre aber wieder
in Syrien. Mommsen B. g. D. A%tg. p^ 46.
3) Unter Titns wnrde sie nach Cappadocien verlegt.
4) Dio Cass. 55, 23. Ueber die leg. X Frei. s. oben S. 261.
5J N. D. Or. p. 88.
6) N, JD. Or. p. 79. Ensebii Onomosttcon ed. LarsQw et Farthey p. 22.
T) N. D. Or. p. 85.
8) C. I. L. in n. 152.
9) OrelU 932 »Waddington n. 1845 = C. i. Ir. m n. 206.
10) C. /. Gr. 4554 = Waddington n. 2413^.
11) Waddington n. 2528. 2528«.
12') A,nf Münzen nnd Inschriften CUonia lulia Auguttß feUx Bergtue, Ickhel
3« 35d. OrelU n. 514 s= Waddington n. 1842. Pass sie TOn Angustns herrahrt,
bezeugt Ulpian Dig. 50, 15, 1 ^ 1. Das Jahr der Gründung giebt an EnseJ^.
Chnn. Can. ed. Sdioene p. 143. Sin Uvif qt^nqwonatfi der Ckdö^ie kommt vor
in der Inschr. Waddington n. 1841^. Uebxigens vg|l, Strabo 16 p. 756. ^onnus
Dionys. 41, 389 ff. Norisins Cenot. JPUan. I c. 2. Zumpt Comm. ep. I, 379.
Mommsen TEL. g. D. Aug. p. 43.
13) 2VX/1M or^i's dMCfifUo in Müller Qeogt.. mj». TX p. 517: Beryttcs cwiU»
vaide delieiosa ei auditoria legum häbenSf per qnam omnia Bomanoruai mdieia
etart videniur ond dazu Gothoflredus. Gregorius Thaumatnigos erzahlt in der nm
das J. 239 geschriebenen Ora^ paneg. ad Orig. {Opp. ed. Gerard Vosaina 1603. 4)
p. 186 , er habe in Oappadocien angefangea lateinMi zn lernen nnd römisches
Recht zn studiren, dann sei ec nach Berytns gegangen: i^ hi (Berytns) qö (Mcxpdlv
diir^ouojL Twv ivTaü^ TtöXtc &e>|&aiXQ)Tipa noc xal twv vöfJiAiv xoöroiv sivat
ictcnedktoa icaiSeu'rf)piov. p. Iö7: el iicl x^ Bt)put(q9V IX9ot(iev s^Xtv, ^st t^
— 272 —
ebenfalls von Augustus gegründet, unier Septimius Severus das
ius Italicum erhielt i). Es folgen unter Claudius Ptolemais, eine
Ansiedelung von Veteranen verschiedener Legionen 2), unter Ves-
pasian. Caesarea [iurris Stratonis) ^) und Nicopolis (Emmaus),
welches letztere indess, obwohl dem Ursprung nach eine Militär-
colonie, die Bechte und den Namen einer römischen Colonie nicht
gehabt zu haben scheint^); unter Hadrian Aelia Capitolina (Jeru-
salem)^}, unter Septimius Severus Laodicea, Tyrus, Sebaste
(Samana) <^] und vielleicht Palmyra^), unter Caracalla Antiochia^)
und Emesa^), unter Elagabal Sidon^^j, unter Alexander Severus
Damascus^^j, unter Philippus Neapolis^^j, in unbestimmter Zeit
Caesarea ad Libanum (Area) ^^j, Gaza ") und Gadara ^*). Ein merk-
T&v s6\Lor4 [ud%ti[ui ixirov^aovTec. !>& er von seiner Jagend spricht, so muas
Berytus schon bald nach 200 Beditaschale gewesen sein.
1) Ulpian. Dig. bO, 15, 1 $ 2. Sie heisst CoUmia JuUa Augwta felix Ht-
UopoUUma, C. 1. L, III n. 202 = Renan Missicm p. 311; eohnia HeliupoUs, Kel-
lermami* Fi^. n. 284. Mionnet ö, 299. 8, 8, 210. Eckhel 3, 334. Zumpt 0. ep,
I, 418 schreibt sie dem Hadrian zu.
2) Plin. N. H. b ^ 75. Auf Münzen heisst sie colonia Claudia und werden
die Legionen, durch die Zahlen VI. IX. X. XI bezeichnet. Mionnet 5, 475.
3) Piln. N.H, ö % 69. Ulpian. Dig, 50, 15, 8 $ 7. Anf Münzen Colonia
prima Flavia Augusta CaetarensiSj Eckhel 3, 430 ; vgl. lustinian. Nov, 103 (pe
proeonwU Palaestinae) pr.
4) Hier wurden 800 Veteranen angesiedelt, loseph. B. I. 7, 6, 6. Ueber
den Ort s. Euseb. Onomasticon ed. Larsow et Parthey p. 187. Sozomenus H,
eecUi. 5, 21. Die Stadt hat eine Aera vom Jahr ihrer Gründung 824 =71, kommt
aber als Colonie nirgends vor. Eckhel 3, 454.
5) Sie wurde 135 n. Chr. (Clinton F. Rom. ad a. 131) durch griechische
Ansiedler gegründet. Dio Cass. 69, 12. Euseb. E. H. 4, 6. Malalas 11 p. 279
Bonn. Norislus De epoch. Syromac. in Opp. II p. 338 f. Zumpt Comm. ep, I,
417. Ulpian. Dig. 50, 15, 1 $6: in PälaesUna duae aunt coloniae, Cae$arienae$
et AeUa Capitolina, aed neuira ttM tUAieum habet ^ vgl. 50, 15, 8 $ 8. Auf
Münzen CoUmia Aeüa Capitolina^ Eckhel 3, 441 — 443. Ein deeretum deeurionum
der Colonie unter Antonlnus P. erwähnt die Inschr. Waddiugton n. 1895.
6) Dig. 50, 15, 1 S 3 ; prooem. ; $ 7. Eckhel 3, 319. 387. 440.
7) S. oben Seite 256.
8) Dig. 50, 15,8$ 5. Eckhel 3, 302. Auf Münzen führt sie ^en Titel
seit Elagabal. Mionnet 5, 204 ff. 8. 8, 145.
9) Dig. 50, 15, 1^4. Eckhel 3, 310. Mionnet 5, 228 ff. Mommsen Zeit-
schrift für Rechtsgeschichte Bd. 9 (1870) S. 112 Anm.
101 Eckhel 3, 371. 387. ^le heisst Colonia Aurdia Pia. Mionnet 5, 384 ff.
11) Eckhel 3, 331 setzt die Colonie unter Philippus, aber es giebt schon
von Alexander Sever eine Münze mit COL. /tAMAC. 'MET. Mionnet 5, 292 n. 61.
12) Eckhel 3, 437. Mionnet 5, 506.
13l Eckhel 3, 360 ff. Zumpt Corrnn. ep. I, 433.
14) Sie wird nur einmal erwihnt auf der Inschrift eines Gewichtes bei Wad-
dington n. 1904: KoXcovia« Td^i]i, inX 'UptbloM AiotpcCvtou le^
15) Sie kommt ebenfalls nur einmal vor C. I. L. III n. 181 = Renan Mission
p. 191 : D18 MAMBVS L PHILOCALVS L F [Mommsen liest [pra'^f.] CO-
Lonia VALENtia OADARA MlL LEO X Fr(eten$is) J CRANIJ ROmanI HSE.
— 273 —
-wUrdiges Beispiel vod der Einwirkung römischer Colonisation giebt
eticHich eine Ortschaft in der Batanea, die in Inschriften ^axxa(a
heisst^}, bei Ptolemaeus aber ZaxxaCa genannt wird 2); diese ist
zuerst eine xco^tj^), hat aber eine Garnison 4) , bedient sich des
römischen Calenders ^) , der römischen Rechnungsweise ^) und der
römischen Sprache ?), besitzt ein Theater^ und wird endlich aus
einer Korne eine Stadt und zwar ebenfalls eine Colonie*), deren
Aera leider nicht sicher zu flxiren, aber wahrscheinlich in das
Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. zu setzen ist^^).
üeber die sacralen Verhältnisse der Provinz sind wir wenig Sacraie Ver-
bftltniBso.
unterrichtet. Es kommt zwar ein xoivov 2opia<; **) und ein Supiap-
X^j^*^)» ^^^ XOIVOV Ootv(xYj?*^) und ein OoivixapxTQ*;^*) vor, aber
weder Ober diese Festgemeinschaften, noch über die Metropolen,
in welchen dieselben gefeiert zu werden pflegten, erhnltpo wir
genügenden Aufschluss. Antiochia war Metropolis von Syrien
schon unter den Seleuciden und blieb unter den Römern Resi-
denz des Statthalters^^), und hier wurde auch das xoivov 2Üupia<
gefeiert ^^); ebenso ist Caesarea Hauptstadt der Provinz Palästina ^^).
Wenn aber unter Hadrian auch Tyrus^^j, Damascus^^) und wie es
1) Waddington n. 2073. 2) Ptolem. 5, 15. 26.
3) Waddington n. 2136. 4) Waddington n. 2144.
ö) «p6 C I5öv Map(T(a>N) Ib. n. 2136.
6) Von einem Gebäade baut jemand 3/i2 d. h. trea unciaf. Ib. 2146.
7) S. die lateinische Inscbr. ib. 2137.
8) Ib. 2136. 9) Ib. 2139.
10) Itoü<; Tfj5 it6X(e»c) xi ib. 2159 und das. Waddington.
11) Manze des Traian, Mionnet 5, HO.
12) Cod. Iu8t. 1, 36; 5, 27, 1. lustinian. Nov, 89, 15.
13) Münze des Carac&lla, Mionnet 5, 334.
14) Cod. lust. 5, 27, 1. lustinian. Nov, 89, 15.
15) S. oben Seite 258.
16) C. /. Or. 2810.
17) Caesarea helsst •MetropolU provineiae Syriae PalaesUnae auf Münzen erst
seit Alelander Severns, Eckbel 3, 432.
18) Schon Strabo 16 p. 756 sagt zwar, es sei streitig, ob Tyrns oder Sidon
(jLVjrpöiroXu <I>otv(xo)v genannt werden müsse, und eine Münze vom J. 178 der
Aera «von Tyrus , d. h. vom J. 53 n. Chr. (EcJihel 3, 380. 386) hat ebenfalls
diesen Titel, wie es scheint in dem Sinne, wie die Münzen von Heraclea in
Bithynien , nicht ^in Bezug auf die Provinz , sondern auf die eigenen Colonien.
So heisst es noch in der Inschrift des Jahres 174 n. Chr. Grut. llOö, 8 = Momm-
sen Berichte der Sachs. Gesellscb. 1850 S. 57: t^ 7:6Xet Tuploov, rfj; Upd;
fitjTpOTröXc»« Ootvelxin; xotl dfXXoiv ttöXscdv und BuUett. 1851 p. il2: T6poc
tepÄ r.a\ dfffuXoc y[o\ fJtmpöjTtoXi; OoincUt]« x[q[1 dfXXov] TCoXemv. In offlciellem
Sinne aber erhielt die Stadt den Titel von Hadrian. Suidas II p. 147 Beruh.:
riauXo^ '^^Üf^^' ^i^Twp 8; ird 'Aoptavoö toö ßaeiXie»; rpeoßeuoa; fiijrpö-
iroXfv T^v T6pov iiroltjöcv.
19) kckhel 3, 331.
fi6m. Altarth. lY. 18
— 274 —
scheint, Samosata ^) , die Hauptstadt des früheren K<^aigreichs Goin-
magene, zu Metropolen erhoben wurden, so muss voißu anneh-
men, dass damals, wenn auch nicht die Provinz, so doch die
Festgemeinschaft derselben in vier Theile aufgelöst wurde 2). Als
Severus nach der Besiegung des Pescennius Niger Antiochia zu
einer Korne von Laodicea machte^), ging auch der Titel Metro-
polis auf die letztere Stadt übeir und blieb derselben auch, nach-
dem Antiochia seine alten Privilegien wieder erhalten hatte ^];
endlich erhielten unter Elagabal auch Sidon und Emesa densel-
ben Titel ^), dessen Bedeutung für diese Städte nicht weiter be-
kannt ist.
XZXVX Arabia.
Von Syrien aus Hess Traian im J. 405 n. Chr. den Land-
strich, welcher sich im Osten Palästinas bis an das rothe Meer
herunterzieht, und zwei grössere Städte, im Norden Bostra, im
Süden Petra enthielt, durch den Statthalter Syriens, Cornelius
Palma, in Besitz nehmen^) und bildete daraus die Provinz Arabia,
Aerader in Welcher seitdem eine ProvincialHra üblich wird^), deren erstes
P royin t.
Jahr mit dem 22. März 406 n. Chr. beginnt^). Petra, die alte
1) Der Titel kommt auf Münzen seit HadiiAn vor. Eckhel 3, 252 vermu-
thet, Vespasi&n habe ihn ertheüt.
2] Spartian. Hadr, 14: ArUiochense$ — ita odio habuit, ui Syriam a Phoe-
nice aeparare voluerit, ne tot civitatum metropolia Antiochia diceretur. Dass in
Damascus ein xois6^ gewesen sei, schliesst Eckhel 3, 333 ans einer Münze von
Damascus, auf der fünf Frauen, die er für Symbole von Städten hält, ein Opfer
bringen.
3) Herodian. 3, 6, 8.
4) Eckhel 3, 317. Waddington n. 1839.
5J Eckhel 3, 311. 388.
6) Dio Cass. 68, 14: xatA hk xhs auxöv toutov ^pövov xal IldXfAac, t^c
Zup(a; Äp^^mv, t^v Apaßiav 'd^s «pö« x^ D^Tpa d^fiip(6aata xal 'PcopLalmv öinfjxoov
iizovtitsaTo. Ammian. 14, 8, 13: huic {^Palaestinae^ Arabia est conaerto. — —
Haec qtioque civiUites habet inter oppida quaedam ingentes, Bostram et öeroBam
atque Philadelphiam — . Hanc provinciae impoaito nomine rectoreque attributo ob'
temperare legibus nostris Traianus compulit imperntor. S. Rufus breo, 20. l^nan-
des de regn. suce, 73. Hieronymus in Euseb. Chron, Can. p. 163 Schoene. Euseb.
Praep. Ev. 4, 10.
7] Ein £to; rfiQ d7:apyeia; erwähnen die Inschriften Waddington n. 1908.
1936a. 1995. 2110. 2238.^^239. 2251. 2261. 2412™. 2463. 2477.
8) Chron. Pasch, p. 472 Bonn sagt zu dem Jahre 105, Candido ei QvuidraiQ
C08S.: üeTpaioi xal BoorpTjvol IvTtO&ev touc iauTöiv ^p6vo'Jc dpidfjLOuoi. Diese
Nachricht ist indessen so zu verstehen , dass , da das Jahr der Provinz Arabia
mit der Frühlings- Tag- und Nachtgleiche beginnt (Ideler 1, 437 f.), der Anfang des
ersten Jahres der Provincialaera auf den 22. März 106 zu setzen ist, so dass man
durch Addition von lOö zu der Jahreszahl der Aera dasjenige Jahr n. Chr. findet,
.— 275 —
Residens der nabataeischen Könige i), von welcher das Land 2)
und später die Provinz ^j den Namen des peiräischen Arabien
ftthn, hat zwar auf ihren Münzen seit Hadrian den Titel 'ASpiaviq
Ilitpa fiT^TpoTcoXic^)» allein später wurde Bostra, das schon unter
Traian besondere Begttnstigilngen erfahren haben muss, da es
sich via TpaiaviQ-Boatpa nennt ^), Sitz des Statthalters und Hauplr-
quartier der legio III Cyrenaica^); unter Alexander Severus war
die Stadt römische Colonie'^) und unter Philippus erhielt sie
ebenEalis den Rang einer Metropolis^)* Zu den bedeutenderen
-■■•■■ -■ ■ I ■ ■...■.».■■.—. I. ■ '■- ....——
mit dessen 22. März das Provincia^jalii anfing. S. Wetzstein in Abhandl. d. Bei^
liner Acad. 1863 S. 258. Waddington Revue Numismatique N. 8. XI (1856)
p. 263s= Af^tonyes de numirnnatique 2« S^rie p. 160. Denselben in Voyage III
Z11 n. 2463.
1) loseph. Ant, 14, 1, 4; 14, 5, 1; 14, ^3, 8; 17, 3, 2. JB. /. 1, 29, 3.
2) -^ 'Apaßia V) iv Illrp^, Dioscorides De mal. med. 1, 91.
3) 'ApoBta flerpaia, Ptolem. 5, 17 ; V) xaxoi t^v flirpav 'Apaßto, Agatheme-
rns Oeogr. 2, 6.
4) Eckhel 3, 504. Mionnet 5, 587. C. /. Gr. 4667 und Vol. III p. 1242,
wo nach Mommsen zn lesen ist V] ßouXi^ %a\ 6 h1\[L0^ 'AhpiasSn nrrpaloov {ay]-
TpoTiöXeoDC Tfjc ^Apaßiac
5) Eckhel 3, 501.
6) Ptolem. 5, 17, 7: B^orpa Acy^^ov. Die leg, Ul Cyrenaiea diente im par-
thischen Kriege des Traian (OreUi 832 »Mommsen Inter. R. N. 3542) nnd im
Judischen Kriege des Hadrian (Henzen 6501); seit M. Aurel kommt sie oft in
Inschriften von Bostra und der Umgegend tot (Waddington n. 1927. 1933. 1942.
1944. 1945. 1947. 1948. 1953 u. ö.) und in der bilinguen Inschr. VogQ^ Inaer.
Simitiques n. 22 findet sich in dem palmyrenlschen Text eine Ugio von Bostra,
die im griechischen Text Xerflmv KupT)vaJix'l] heisst. Unter Alexander Severus
lag sie nach Dio Cass. 55, 2a in Arabien, und in Bostra stand sie noch um 400.
N. V. Or. p. 8?.
7) Eckhel 3, 500 lässt die Colonie von Septimius Severus gründen, und
ihm folgt Zumpt Comm. ep. I, 431. Beide bezieben sich auf die Stelle des Da-
mascius in Photii bibl. p. 347 Bekker: dTce^piTjaEv eU xd B<i9Tpa t^^ ^Apaßlac«
TTfiXiv p.£v o6x <ip^a(av (uit6 ^dp ISeßi^pou toO ßaatX^o); ^noXlC^tai). Anch ich
glaube nicht dass, wie Waddington zu n. 1907 annimmt, diese Stelle ohne Wei-
teres von emer Colonisirung des Alexander Severus zu verstehen sei, denn die-
ser pflegt in griechischen Quellen ' AX^^av^poc zu heissen ; aber mag auch Bostra
das Stadtrecht durch Septimius Severus erhalten haben, so steht doch fest, dass
die Colonialmiinzen von Bostra erst mit Alexander Severus beginnen, von dem
die Colonie auch Alexandriana heisst. Die einzige Münze des Elagabal mit
halblateinischer Aufschrift und dem Colonialtypus (Mionnet 5 p. 582 n. 20, vgl.
Tafelband p. 110), auf die sich Eckhel beruft, ist, wie mir Jul. Friedländer mit-
theilt, weder auf Orond der unvollständigen Umschrift, noch auf Grund der in
diesen entlegenen Provinzen immer ungenauen Darstellung des Kaiserkopfes
mit Sicherheit dem Elagabal zuzuschreiben ; von den Münzen des Caracalla aber,
die Mionnet 8, 8 p. 384 n. 9 — 13 unter Bostra anführt, und durch die Kuhn
2, 380 sich hat tauschen lassen, gehören die meisten, wie Eckhel wohl mit Recht
annimmt, nach Carrhae; n. 14 hat Sanclemente, der Mionnets Quelle ist, aus
einem handschriftlichen Catalog von Gousin^ry entnommen, in welchem das aus-
geschriebene BOSTRA wohl eine Ergänzung Cou8intfry*s ist.
8) Eckhel 3, 502.
18*
— 276 —
Städten Arabiens geborten ferner Adraa (Der Ät) <) und Philippo-
polis (Sch^bb^)^), weicben Ort Philippus Arabs') in der Zeit
zwischen 247—249 zur Stadt erhob ^] und darauf auch zu einer
römischen Coionie machte^).
In diesem Umfange bestand die Provinz unter der Verwal-
tung eines prätorischen legatus pr. pr. ^) und eines kaiserlichen
''^^^^«.^•'Procuralors') bis in das dritte Jahrhundert, in welchem sie in
zwei Theile, Arabien mit der Hauptstadt Bostra und Arabien mit
der Hauptstadt Petra getheilt wurde, welches letztere später den
Namen Palaestma salutaris oder Palaeslina tertia erhielt ^). Die
Theilung geschah vor 297, da beide Provinzen in dem verone-
1) Waddington n. 2070«.
2) Waddington n. 2072 and Revue Ntmüsmai. 1865 p. 56 »= MiUmgea
2« Stfrie p. 6i .
3) Aurel. Yict. Caea. 28; igitur Marcus lulius Philippua Araba Trach4)nite$,
tumto in eonsortium Philippo fiUo, rebus ad Orientem compositis, eonditoque apud
Arabiam Philippopoli oppido, Romam venit.
4j In diese Zeit fallt das ^toc irpöTov rrj; -(SXeoi«, Waddingtou n. 2072.
Vorbei bestand indessen der Ort scbon als xcdfjL-ir] (Waddiiigton 2071), deren
Name unbekannt ist.
b^ Waddington zu n. 2072.
6) Mebrere der bekannten Statthalter verwalteten Arabien als Consules de-
sigrhatij so unter M. Aurel [C. AeU]u8 AntisÜus Adv[entus] leg. Augg. pr. p[r.],
COS. des., Waddington n. 1944= C. /. L. III, 92; P. Inlins Oeminius Marcianus,
leg. Aug.pr. pr. Cos. des., Henzen 6911 = Waddington 1945=0. 7. L. III, 96.
Er wurde Cos. suff. 170. S. über ibn Renier MfUmges d'ipigr. p. 97—128; aus
unbestimmter Zeit Aelius Aurelius Theon, leg. Augg. pr. pr. Cos. desig.y OreiU
3392=Wadd. 1950=0. /. L. in, 89.
7) L DidiuB Marinus V. E. proe. Aug. n. provme. Arab., Grut. 402, 4 =
Waddington n. 1794; C. Furius Sabinius Aquila Temesitbeus proc. prov.
Arabiae ibi vice praesid.^ Benzen 5530.
8) Hierüber haben wir bestimmte Nachrichten ans lustlnians Zeit. Hlerocles
p. 721 : ina^^jia OaXataTtvTjc •{ bnb ifj-fCfiöva , itöXetc i\ Flkpa x. t. X. und wei-
ter : inapyia 'Apaßlac , üirö xovaouXdptov , röXci; if , B^crpa %. t. X. Procop.
de aedif. 5, 8 : dv 8e -ng ndXat |X8v 'Apaß(qi, vuv hi OaXaiorlvT) tpl-aj xaXoujjL^N^
— — Äpo; — Sivd Ävopi«. Aber schon die Not. Dign. Or. p. 9 z&lut unter den
15 Diöoesen des Orients eine Arabia und drei Palaestinae auf, nämlich Palae-
stinay Palaestina salutaris und Palaestina secundüy und in einer Verordnung vom
J. 409 (Cod. Theod. 7, 4, 30) heisst es; per primam, secundam ae terliam Pa-
laesiinam. Damit stimmt Hieronymus in der um 390 verfassten Schrift Quac'-
stiones in Genesimy Opp. III p. 337 Vall.: in Oeraris^ ubi et Bersabae hodie oppi-
dum est. Quae provirieia ante non gnmde tempus ex divisione praesidum Palae-
stina salutaris est dieta. Ich bin mit Kuhn 2, 369 der Ansicht, dass sowohl in
dieser Stelle als in der Notitia unter Palaestina salutaris die terUa, d. h. Arabift
Petraea zu verütehn ist. Anders urtheilt Mommsen Abh. der Sachs. Oesellsch.
der Wiss. 1853 S. 265. Abh. d. Berlin. Acad. 1862 S. 501. Dass derselbe aus
dem veroneser Verzeichniss für die Provinz von Bostra den Flamen Arabia
Augusta Libanensis deducirt, halte ich ebenfalls für nicht richtig. S. oben
Seite 268. Die Bezeichnung Arabia mator, welche man in der Inschr. O. /. Or.
5366 zu finden glaubte, existirt nicht, da diese Inschrift anders zu lesen ist.
S. Henzen 6911. Renier Revue Arehiologique 1853 p. 546. Renier Milanges
— 277 —
ser YerzeicbDiss erwähnt werden']. Ausserdem erhielt die Pro-
vinz von Bostra — es ist unbekannt, ob in Folge dieser Theilung
oder unabhängig davon ^j — um das Jahr 29ö eine Vergrösse-
rung dadurch, dass ihr die Districte Auranitis, Batanea und Tra~
chonitis und vielleicht gleichzeitig einige Stadtgebiete der Deca-
polis^ namentlich Gerasa und Philadelphia ^j einverleibt wurden.
Eine ausdrückliche Nachricht zwar ist hierüber nicht vorhanden,
allein der Umstand, dass die Ortschaften wenigstens der erst-
genannten Districte bis auf Diocletian nach den Regierungsjahren
des Kaisers, von 895 ab dagegen nach der Aera von Bostra
rechnen^), findet seine Erklärung nur in der Annahme einer
Veränderung der Grenze der Provinzen Syrien und Arabien^).
XXXViJL Armenia.
Armenia maiiyr, d. h. das Land von dem oberen Laufe des
Euphrat bis zum caspischen Meere®), war seit dem Siege des
d'ipifft. p. 97 — 128. Ebensowenig kommt eine Arabia v€tu$ vor, auf welche man
darch die Inschr. von Bostra, Waddington 1949 = C. /. L. III n. 90: Ael, Aur.
Theonem v. e. Ug, Augg. pr, pr. praes. provine. Ardbiae vet, inUgerrixnum benigfäs-
rimum atqUiC iustistimum u. s. w. geführt werden könnte. Mommsen erganit
vf([iMtiM«mtfm]. Dieselbe Inschr. ist auch im Rhein. Museum 1872 p. 148 als
unediit herausgegeben.
1) Abb. d. Berl. Acad. 1862 S. 491. 501.
2) Der ersteren Ansicht ist Waddington, dessen versprochene Abhandlung
fiber die Verwaltung der Provinz Syrien und Arabien indess noch zu erwar-
ten ist.
3) Ammian. 14, 8, 8: haec quoque (^ Arabia) civUaies habet inUr oppida
qwudam ingerUes: Bosttant et OeraBom atque Phüadelpkiam. Gerasa gehörte aber
unter Traian (Waddington n. 1722) und Antoninus Plus ( C. /. Or. 4661) zur
Provinz Syrien: Philadelphia hat auf ^seinen Münzen noch unter Alexander Se-
verus die Aufschrift <I>IA AAeAiDeQN KOIAHC CTPI AC (Mionnet 8. 8, 236 ;
vgl. Waddington zu n. 1620t>), und beide Städte rechnet Ptolem. 5, 15, 23 zu
Syrien.
4) Das älteste Datum dieser Art ist das Jahr 190 der Aera von Bostra =3
295 n. Chr. in der Inschrift von 'Amra, Waddington 2081. Dieser Ort liegt im
Norden des Haurän, welcher früher zu Syrien , nicht zu Arabien gehörte. Die
weiteren Nachweisungen s. bei Waddington n. 2088. 2114. 2412b. 2463.
5) Hiemlt sind indessen keineswegs alle Schwierigkeiten dieser Frage gelöst.
Einige Thatsachen deuten darauf hin, dass schon lange vor 295 eine Aenderung
der Grenze Arabiens stattgefunden hat. Namentlich scheint Canatha (s. oben
Seite 238), das noch unter M. Aurel unter dem Legaten von Syrien stand
(Waddington n. 2331), schon seit Septimius Severus zu Arabien gesogen zu
sein. Denn seitdem standen sowohl dort als in dem zu Canatha gehörigen Dorfe
Athila Soldaten der legio III Cyrenaica^ also arabische Garnison. Waddlngton
2331b. 2377b« C. /. Qr. 4610.
6) lufttin. 42, 2: Armenia a Cappadocia wque mare Catpium undeeies cen-
tum nUUia patet.
— 278 —
Antonius über den Artavasdes und seinen Sohn Artaxias im J.
34 V. Chr. 1) ein von den Römern abhängiges Königreich. Diesen
politischen Einfluss erhielten sich auch die Kaiser, so oft es
nöthig wurde, mit der Gewalt der Waffen, aber eine dauernde
Besitznahme des Landes schien ihnen nicht vortheilhaft. Augustus
selbst sagt im Monumentum Ancyranum, er hätte im J. 20 v.
Chr. Armenien zur Provinz machen können, aber es vorgezogen,
dasselbe als Königreich bestehen zu lassen ^j. Provinz wurde es
4U durch Traian, der es in Person eroberte 3) und durch einen
kaiserlichen Legaten^) und einen procurator^) vier Jahre lang
verwalten Hess, aliein Hadrian gab es gleich nach seiner Thron-
besteigung 447 wieder auf*). M. Aurel eroberte es 463 noch-
mals, ohne es zur Provinz zu machen ^j. Auch die späteren Pro-
vinzen Armenia I und // liegen westlich vom Euphrat und sind
aus Armenia minor entstanden, weshalb von ihnen in der Ge-
schichte Cappadociens S. Sl40f. gesprochen worden ist; erst unter
lustinian, der vier Armenien constituirte, umfasste die Armenia
quarta einen Theii Grossarmeniens ^).
XXX VUL Mesopotamia^ XXXIZ. Aasyria.
Erobenrng. Mcsopotamien , welches später in einen westlichen Theil
(Osrhoöne) und in einen östlichen, der den alten Namen beibe-
hielt, zerfiel, wird im N. durch Armenien, im W. durch den
Euphrat, im Süden durch die modische Mauer, die es von Baby-
lonien trennt, im Osten durch den Tigris und das jenseits des-
1) S. die Stellen bei Drumann 1, 463.
2) Mon. Anc. c. 27 : Armeniam maiorem interfecto rege eius Arta3{ia eu^n
possem facere p[r6}oinciafn , malui maiorum nostrorum exemplo reg[nuyn id Ti-
grofä r[«]pw Artavasdis pUo — p«r 2{i. iVejronem tra[dere]. Hierauf be zielin
sich auch die Münzen mit der Anfschxift Armada capta oder Armenia recepia^
S. Borgbesi Oeuvr. 2, 115 ff. Mommsen Res g. D. A. p. 76 ff.
3) Dio Cass. 68, 19. 20. Eutrop. 8, 3. S. Rufns 6r. 14. Clinton F. HeU.
III ad a. 114. Borgbesi Oeuvres 5, 22. Dierauer Gescbichte Traians S. 164.
4) Spartian. Jladr. 21: ArmeniU regem habere permiait, cum süb Traiano
legatum habuUseni.
5) Ein proc. Axtg. Armemae Ma^oris] atts dieser Zeit, Henzen 6947 s= Borgbesi
Oeuvres 5, 3 ff.
6) Fronte p. 353 ed. Frankf. =p. 206 Naber. Spartian. v. Hadr, 5, 21.
Eutrop. 8, 6. Rufus brev. 14. Euseb. Chron. Can. p. 165 Scboene. Augustinus
Be C. D. 4, 29.
7) Capitolin. M, Ant. ph. 8. Verus 7. Ciinton^F. Rom. ad a. 163.
8) lustinian. Nov. 31. Die 4te Armenia erw&hnen auch die NoUtiae episeo-
paiuam in Partbeys Hierocles p. 87 n. 909. p. 274 n. 103.
— 279 —
selben liegende Assyrien begrenzt. Dass die Römer in diesen
Gegenden schon vor Traian wenigstens zeitweise ihren Einflnss
übten, ist aus verschiedenen Thatsachen erkennbar. Ninus (Ninive)
am Tigris nannte sich Ciaudiopolis^), welchen Namen es von
Meherdates erbalten haben muss, der, im J. 49 von Claudius den
Parthern zum Könige gegeben, zwar nicht zur Regierung gelangte,
aber Ninive wenigstens in seine Gewalt bekam ^j. Anthemusia
in Mesopotamien, welches ziemlich nahe der Grenze an der Strasse
von Zeugma liegt, muss schon unter Domitian in römischem* Re-
sitz gewesen sein^). Indessen völlig erobert wurden diese Län-
der erst von Traian*), der in den Feldzügen von AM — 416 zu-
erst in Osi*hoöne einrückte, dessen Herrschaft er der in Edessa
residirenden seit dem Jahre 137 v. Chr. bestehenden einheimi-
schen Rönigsfamilie^) Hess, dann in Mesopotamien Singara und
Nisibis nahm^], bis an den persischen Meerbusen vordrang und
gleichzeitig die drei Provinzen Armenia, Mesopotamia und Assyria
einrichtete. Von diesen scheint Mesopotamia bis zum Meere ge-
reicht, also Rabylonien mit enthalten zu haben ; die Grenzen der
Provinz Assyrien sind unbekannt ^j. Traian selbst konnte die
gemachten Eroberungen nicht behaupten^) und Hadrian gab sie
völlig auf®). Unter M. Aurel aber wurde in dem parthischen
Feldzuge des L. Verus (162 — 165)^®) Mesopotamien nochmals er-
1) Auf Ml&nzen des TraUn und Maximinus bei Mionnet 8, S, 420, des AI.
SeTerus und Oordian bei Sestini Clauet gtneraUa p. 159 heisst die Stadt COL,
AVO. FELlx NINI CLW, COL NINIVA CLVV, auf einer Münze des Traian
Numitmatieal ChronieU Vol. XIX p. 1 COL, AVG, FELlx NINI CLAV, was
wohl Glaudiopolis zu lesen ist.
2) Tac. Ann. 12, 13.
3) Münze des Domitian, Mionnet 8. B, 389.
4} Dio Cass. 68, 18 ff. Dierauer Gesch. Traians S. 164 ff.
5) S. Bayer Historia 0»rh6ena et Edesaena ex nummU Ülusträta, Petrop.
1734. 4. Eckhel 3, öll. Die Könige heissen meistenthells Augaros.
6) Dio Cass. 68, 22. 23.
7j Eutrop. 8, 3: SeUueiam et Ctesiphontem y BabyUmem et Ede$8ios vicit ac
teruät: ustiue ad Indiae fines et mare rubrum accesslt atque ibi trea provincias
fecitf Armeniam , As8yriam , Meaopotamiam. Euseb. Chron, Can. p. 165 Schoene.
Rufus br. 14. lornandes de regn. succ, c. 73. Dass das rubrum mare der per-
sische Meerbusen ist, sagt Dio Cass. 68, 28 ausdrüclilich. Vgl. Forbiger Handb.
d. alten Geogr. II S. ö ; und diesen meint auch Tac. Ann. 2, 61 : exin ventum
Elcphantirun ac 8yenen, elaustra olim Romani hnperii, quod nunc ru6rum ad
mare pateicit. lieber die MQnzen Traians mit der Inschr. ARMENIA ET ME-
SOPOTAMIA IN POTESTATEM P. R, REDACTAE s. Eclihel 6, 438.
8) Dio Cass. 68, 29.
9) Spartian. Hadr. 5. Eutrop. 8, 6. Rufus hr. 14.
10) Capitolfn. M. Ant. ph. 8. 9. Veru9 6. 7. Dio Cass. 71, 1. Entrop. 8,. 10.
Orosius 7, 15. Ammian. 23, 6, 24. CUuton F. Rom. ad a. 162. 163. 166.
— 280 —
obert^j und diese Eroberung durch die Feldzüge des Septimius
Severus 195 und 197 — 199 forlgesetzt 2). Garacalla entriss wahr-
scheinlich 215 Osrho^ne dem damals regierenden Fürsten Auga~
ros^j. vielleicht nur vorübergehend , denn unter Gordian 111 finden
wir die Landschaft wieder im Besitze eines Königs Augaros^).
verwftitnng. üebcr die Verwaltung der Provinz haben wir nur spärliche
Nachrichten. Ein Legat derselben kommt, so viel ich weiss,
nirgends vor, sondern in der Zeit der Gordiane und Philippi
(239 — 249) ein praefeclus Mesopotamiae^), eirapjfog^), 5Trap;^o<; ^) ,
7;Y&(tu>v^), daneben in einer nicht bestimmbaren Zeit ein procu-
rator MesopoUimiae^) und ein procurator Chosdroe[nes]^^\. Unter
dem Statthalter standen seit Septimius Severus zwei Legionen,
die Ite und 3te Par/Äica^^), von welchen die letztere ihr Haupt-
quartier in Rhesaena hatte ^^) ; ausserdem wurden zum Schutze
der neuen Eroberungen zahlreiche Colonien angelegt, Uclmlich von
Traian Niuus (Ninive) in Assyrien, welche bis auf Maximi-
nus bestand ^^) , von M. Aurel Carrhae am Chaboras ^^) , Sin-
gara **) und wahrscheinlich Edessa *®) ; von Septimius Severus
1) S. Rufus 6r. 14: $ed postea sub AnUminia duohuB , Marco et Vero ac
Severo Plartinaee ceteriaque principibus Romarüs^ qui advermu Parthoa eveatu vario
dhnieaverunt, qiuiter amissa, quaUr reeepta Mesopotamia est,
2) Ueber den ersten Feldzug s. Dio Cass. 75, 1. 2. Eutrop. 8, 18. Spartian.
Sever. 9. OUnton F. Born. b. a. ; ül>er den zweiten Spartian. Sever, 14. Dio Cass.
75, 9. Clinton F. R. ad a. 198. 199.
3) Dio Caas. 77, 12. Clinton F. B. ad a. 215.
4) Eckbel 3, 516.
5J Henzen n. 6923. Jtfurat. 768, 1.
6) C. L Gr, 4602. 4603 = Waddington 2077. 2078.
7j Zosimas 1, 60.
8) Unter Alexander Sever im J. 229. Herodian. 6, 2, 2. Unter demselben
ein Befehlshaber der Truppen (dtpyov). Dio Cass. 80, 4.
9) Henzen 6930.
10) C. /. L. II n. 4135.
11) Dio Cass. 55, 24.
12) Eckhel 3, 518. Mionnet 5, 630 ff.
13) Sie helsst auf Münzen des Traian und später Ck>lonia Aug, ftlix Niruva
Claudiopolis , Mionnet 8. 8, 420. Vgl. oben S. 279 A. 1. Ob die Münze mit
der Aufschr. MAIO. COLONIA mit Mionnet 8. 8 p. 414 der Stadt Maiozamalcha
in Babylonien (Ammian. 24, 4, 2) zu attribuiren und diese Colonie ebenfalls auf
Traian zurück zufuhren ist, wage ich nicht zu entscheiden.
14) Auf Münzen COLonia MKTropolis ANTONINIANA AURelia, später
auch ALEXandriana, Eckhel 3, 508. Miomiet 5, 594 ff. 8. 8, 392 ff. Hieher ge-
hören wahrscheinlich auch die Münzen, die Mionnct 8. 8, 385 Bostra zutheilt.
15) Eckhel 3, 519.
16) Colonie war Edessa sicher von Caracalla bis auf Decius QBckhel 3, 510);
da es aber schon eine Münze des Commodus mit der Aufschr. KOA. M. 6A6CCA
giebt (Mionnet 8» 8, 399 n. 1), so dürfte die Colonie dem M» Aurel zuzuschrei-
ben ' sein.
— 281 —
Nisibis^), Rhesaena^) und Zaytha'^). Endlich ßnden sich in der
Provinz drei Metropolen, Carrhae*), Nisibis^) und Edessa*).
Mesopotamien brachte dem Staate nichts ein, sondern war Abtretung.
ein beständiger Kampfplatz ?); zuerst unter Gordian 24! ^), dann
unter Valerian (259 — 260), welcher von dem Partherkönige Sapor
gefangen wurde '% worauf Odenathus 264 Nisibis und Carrhae
und rtomnem Mesopotamiam nostrama wieder eroberte ^<^) . Nach
Probus Tode (282) wieder verloren, von Carus 283 nochmals
besetzt ^*), wurde es durch Diocletian noch für einige Zeit ge-
sichert >2). Im J. 363 trat indessen lovianus den grössten Theil
der Provinz milder festen Stadt Nisibis an die Perser ab^^), das
erste Beispiel, welches die römische Geschichte von einer zwangs-
weisen Länderabtretung darbietet**). Seitdem bestehen von der
früheren Provinz noch zwei lirapj^fai; Osrhoöne, östlich und
südlich begrenzt durch den Chaboras, mit der Hauptstadt Edessa,
und Mesopotamia, in w^elchem Hierocies nur eine Stadt aufführt,
nämlich Ämida an der Grenze Armeniens. Beide haben im 5ten '
und 6ten Jhdt. als Statthalter einen Präses*^).
1) Schon voo Luculi erobert (Die Gass. 35, 6 — 8), dann an Tigianes ab-
getreten (Plat. Lucuü. 32), 'von Tralan wiedererobert (Dio Gass. 68, 23), wurde
Nisibis Colonie unter Severas, von dem sie steh Septimia Colonia Nisibis nennt.
Dio CasB. 75, 3. Eckhel 3, 517.
2) Eckhel 3, 518. IKBonuet 5, 630.
31 Mionuet 8. S, 418.
4) Der Titel kommt zuerst auf einer Münze des Gommodus tot. Mionnet
ö, 594 n. 8.
5) Seit Alexander Severus , Eckhel 3, 517.
6) Seit MacriDus, Eckhel 3, 511. Mlonnet 8. 8, 401.
7) Dio Casa. 75 , 3 : ^(Smot jiiv yap i'KdyiOxa , d'^aklvusi hi na\Lith\%fi '
xal «pb« iTTOT^poo; xaX tän MV)6<iiv xai t&v Ilap^öv irpoceXirjXüWTe; dUl Tp6irov
trva oicep ai>rfi>v (jL^c^öfiefta.
8) Capitolin. Qord, 23. 26. Eutrop. 9, 2. Orosius 7, 19. 20. Zosimus 1,
18. 19.
9) Zosimus 1, 36. TrebeU. PoUio Vaierian. 8. Clinton F. Rom. ad a. 260.
10) Treb. PoU. QaUUrU duo 12. Zosimus 1, 39. Eutrop. 9, 10. 11. Oros.
7, 22.
11) Vopiscus CaruB 7. 8. Eutrop. 9, 18.. Oros. 7, 24.
12) Eutiop. 9, 24. 25. Oros. 7, 25 und mehr bei Clinton F. R. ad a. 297.
298. S. Rufus 6r. 14 : ae Diodetiani temporihua paee facta Mesopotamia
est resütuia et supra lipam Tigridis Ihnes est reformatus ita ut ftiM^ue gentium
trans Tigridcm constitutarwn dieionem adsequeremur. Diese fänf Districte nennt
Ammian 25, 7, 9 Arzanena, Moxoena, Zabdicena, Rehimena, Gorduena.
13) Ammian. 25, 6-10. Zosimus 3, 30—54. Eutrcf . 10, 17. S. Rufos br. 29.
Llbanius I p. 615. 616. Oros. 7, 31. Socrates S. E. 3, 22. Agathias 4, 25 und
dazu Clinton ad a. 309.
14) Ammian. 25, 9, 9.
15) N. D. Or. p. 6. 9. Cod. Th. 12, 1. 105. Hierocies p. 713. 715.^ Die .
Stadt Amlda war nicht, wie Malalaa p. 274 Bonn sagt, von Traian zur Metropolis
— 282 —
Xli. AegyptUB.
Die Provinz Aegyplen*), welche westiicb gegen Cyrene hin
bis an den xataßa&}io< geht^} und beide Oasen einschliesst,
nordöstlich bis zum coUis Cassius^), südlich bis Phile, Elephan-
tine und Syene^), im Südosten bis Berenike reicht^), beginnt
ihre Geschichte mit der Eroberung Alexandrias, den 1. August
Verwaltung 724 = 30 <^). In Hiusicht auf die Verwaltung hat sie vielfach
unter einem
Ticekönig. Eigenthümlichcs, welches theils in den Bodenverhältnissen, theils
in dem Gharacter der Einwohner, theils in der Administration
der ptolemäischen Zeit, welche man im Ganzen beibehielt, end~
lieh in der politischen Wichtigkeit des Landes seine Erklärung
findet. Aegypten war von jeher ein dicht bevölkertes Land^];
es soll in aller Zeit 18,000 8) oder 20,000»), unter den Ptole-
gemacht, sondern erst von ConsUntins befestigt. Vorher war sie ein unbedeu-
tender Ort, Ammian. 18, 9, 1. Boecking ad N. D. Or. p. 406. 407.
1) Die Hauptuntersuchungen über die Provinz Aegypten sind: Letronne
Recherehes pour servir h Vhistoire de V^ypte pendant la damination des Cfrecs
et des Romain», Paris 1823. 8. Letronne Recueü des insetipUons greeques et la-
tines de VtgypU, Paris 4. Voi. I. 1842. Vol. II. 1848. Franz im C, 1. Or.
Vol. III. Kuhn 2, 80—91. 454 flf. 0. E. Varges De statu Aegypti provmeiae Äo-
manae primo et secundo post Chr. n. saeeulOj Goetting. 1842. 4. Vgl. DrumaDii
Die Inschrift von Rosette, Koenigsberg 1823. 8. Kudorff Das Edict des Tlberias
lulius Alexander, im Rhein. Museum 1828 S. 64—84. 133—190. Rudorff Cn.
Vergilä Capitonis praef. Aeg. edietuniy Berol. 1834. 4. Regnier De l'^gypte sous
la dommation des Romains^ Paris 1807^ 8. S. Sharpe Tlie Bistory of Egypt from
the earliest times tili the conquest &i/ the Arahs, London 1852. 2 Voll. (3te Aufl.).
S. Sharpe's Gesch. Aegyptens — Deutsch von H. Jolowicz , revidirt und berich-
tigt von A. V. Gutschmid. 2te Ausg. Leipz. 1862. 2 Bde. 8 (verthvoU durch die
Anmerkungen von v. Gutschmid). Lepsius hat in seinem Werke Denkmäler aus
Aegypten und Aethiopien, Berlin fol. ohne J. im XII Bande 590 griechische
und 66 lateinische Inschriiften nach Abklatschen facsimiliren lassen, deren Be-
nutzung äusserst unbequem ist, da bei keiner Inschrift eine Notiz darüber ge-
geben wird, ob sie neu oder bereits edirt ist. Es sind indesseki dnrehschnlttlich
Inschriften, welche sich schon im Corpus Inscr. und bei Letronne finden, und
der Gewinn aus diesem kostbaren und schwer zu benutzenden Apparate ist ein
verhältnissmässig geringer.
2) Strabo 17 p. 798. SaUust lug. 19.
3) Strabo 17 p. 760. 803.
4) Strabo 17 p. 787. Tac. Ann. 2, 61. Plin. N. H. b % 59.
5) Die Besatzungen , welche die Römer in Nubien hatten . waren nur vor-
übergehend. Franz C. /. Or. n. 4946. 5100. 5109. 5110.
6) Dio Caas. 51, 4. Gros. 6, 19. Ideler Handbuch d. math. u. techn. Chronol.
Franz C. /. Or. III p. 809.
7) Die Aegypter sind eine gens fecundissima, Plin. paneg. 31. Senec. iV. Q.
3, 25. Plin. A. //. 7 § 33. Eckhel D. N. 4, 37.
1, 153.
8) Piodor. 1, 31.
?
9) Herodot. 2, 177. Plin. iV. H. b % 60.
— 283 —
mäern 30,000 Ortschaften i) , früher 7 Millionen *), unter den
Römern 7,800,000 Einwohner 3) gehabt haben, withrend es jetzt
etwa 5 Millionen Ew. hat. Darunter war eine Million Juden*).
Die übrigen Einwohner waren Aogypter, Gnechen, welche sich
über das ganze Land verbreiteten und mit den Aegyptern im
Connubium lebten *), Römer und Sciaven *) . Die Aegypter, durch
eine ununterbrochene despotische Regierung entsiltlicht, hart-
näckig in Lug und Trug^)j und ebenso kriechend als boshaft
und unzuverlässig, dazu grämlich und in religiösen Dingen
superstitiös und streitsüchtig^), machten eine der gewöhnlichen
Provincialeinrichtung entsprechende Verwaltung' unmöglich. Nir-
gends lässt sich das Geschick, mit welchem sich die Römer ganz
disparate Nationalitäten zu unterwerfen wusslen, deutlicher nach-
weisen als hier. ^Zuerst Hessen sie die religiösen Verhältnisse
völlig unangetastet; die ägyptischen Tempelbauten dauerten un-
1) Diodor. 1, 31. Theocrit. 17, 82, der die heilige Zahl 33,333 angiebt.
Vgl. Tzetzes ChU. 3, 67 v. 72 und über die Zahl der Städte Plin. iV. H. 5
S 60 ff. Mela 1, 9.
2) Diodor. 1, 31.
3) losepb. B. 1. 2, 16, 4 giebt nach den amtlichen Kopfsteuer-Registern an :
reNT^xovra icpoc Tai« enTaxoataic lyouca |xupi<£5a^ <iv^p(6i:<«v fiC^a xwv *AXeE(iv-
^peiav xaToixo'jvtoiv , ob« Ivsoriv i%Ti\^ xad^ ivA^ris xe^aX-^i^ eiotpopd; Texp.'^-
pao(^<xi; da die Einwohner von Alexandria nach Diodor 17, 52, der ebenfalls
amtlichen Angaben folgt, ohne die Sclaven anf 300,000 kamen, so ergiebt sich
die Oesammtzahl 7,800,000. Diese Zahl vermehrte sich noch unter romischer
Herrschaft. Letronne Journal des Sttvana 1844 p. 434. Im vierten Jahrhundert
hatte Aegypten mit Libyen und der Pentapolis zusammen 100 Bischofssitze.
Athanasii Apol. II p. 778 p. 123 ed. Paris 1698. AUzandri Ep. encyel. ap.
Socrat. 1, 6. <
4) PhUo adv. Flace. 6 (II p. 523 Mang.=p. 971 ed. Prankf.): oix ötro-
hioMci (AuptdEoiv dxaxiv ol t?|v ^AXeEavSpeiav xai r^s )r<6p5tv louBatot xaxoixoüv-
lec d,n6 toQ trp^c AißuT^v xaToßadjAot» {a^xP^ '^^^ 6p(a>v Ai^tonla;.
Ö) Dies zeigt die Inschr. Letronne Rte. 1, 99, in welcher ein Aegypter
ApTßfDt eine Griechin lat^copa zur Frau hat. Ebenso war unter den Ptolemäern
Orie<:hen und Aegyptern auf gleiche Weise der Zugang zu Staatsämtern und
Priesterthümern gestattet, so dass diese beiden Theile der Bevölkerung durch
keine gesetzliche Schranke getrennt waren. S. Droysen De Lagidarum regno^
Berol. 1831 p. 19. Kuhn 2, 464 ff.
6) Auf den Ländereien gab es durchschnittlich keine, da in Aegypten ein
Bauernstand sich immer erhalten hat (Varro De r. r. 1 , 17. Franz a. a. 0.
p. 319*), aber wohl in Alexandria. TrebeU. PoU. triginta tyr, 28. Varges p. 21.
7) Aelian. V, H. 7, 18: Alfwirrlou« cpaal oeiv&c d^xopTepeTv Tai« Baodvot«
xal 5ti ftoTTOv TcOvtjEetoi <ir?|p AIy^^ctio« orpeßXoufjLevo« ^ tdXTjÄic 6|aoXo7^««i.
Ammian. 22^ 16, 23: erubescH apud eos si qui tum inßUando irUmta pUirinuu
in eoffiort vibices oHendaty et tntUa iormentorum via inveniri adhue pohäi quae
obdurato iUius iraeUu laironi invito elieere poiuit ut nomen proprium dicai.
8) lieber diese Gfaaracterzüge der Aegypter 9. Varges p. 23 ; über die Sy-
cophautie derselben Ediet Tib. Alex, lin. 38 — 46.
- 284 —
verändert unter den Kaisern fort <) ; der Gebrauch der Hierogly-
phen ist noch unter Caracalla^) und später nachweisbar'); die
letzte durch einen Regentennamen chronologisch bestimmte hiero-
glyphische Darstellung ist eine Opferhandlung des Kaisers Decius
um 250 n. Chr. 'i); officielle Sprache blieb die von den Ptole—
mäern eingeführte griechische ^) ; der gesammten Administration
aber wurden die Einrichtungen der Ptolemäer durchgängig zu
Grunde gelegt, und an die Spitze derselben ein VicekOnig ge-
stellt^), der ohne die Insignien der römischen Magistrate und
unmittelbar <iem Kaiser untergeben, auch in Hinsicht auf alle
gebräuchlichen Ceremonien die Stelle des Königs vertrat^]. Zu
dieser ausserordentlichen Massregel veranlasste den Augustus
ausser der Rücksicht auf die Einwohner auch die politische Wich-
tigkeit der Provinz, deren Getreidelieferungen der Bevölkerung
Roms seit dieser Zeit unentbehrlich waren, und deren strategisch
gesicherte Lage im Falle der Auflehnung eines Statthalters für
die Ruhe der Stadt und für die Sicherheit der K^iserherrschaft
selbst eine dauernde Gefahr verursacht haben würdet). Er nahm
daher Aegypten weder für den Senat noch für den Fiscus in
Besitz, sondern machte es zu einem Haus- oder Chatoullengute^),
das er in Person verwaltete, so dass einerseits die königlichen
1) Dies hat Letronne ausfuhilicli bewiesen.
2) Rosellini Mon. ator. 2 p. 455.
3) Wahrscheinlich dauerte er bis in das 6te Jahrhundert n. Chr. Letronne
Journal dta Savani 1843 p. 464 ff. Franz a. a. 0. p. 30d.
4) Die hieroglyphisdien Denkmäler romischer Zeit findet man bei Lepsius,
Vierte Abtheilung , Denkmäler aus der Zeit der Griechischen und Komischen
Herrschaft, Blatt 69 bis 90. Sie beginnen mit Augustus und reichen bis Docius.
5] Dies ersieht man aus den erhaltenen offlciellen Urkunden, z. B. den
Edicten der romischen Präfecten.
6) Tac. Hist 1 , 11: Acgypium eopiaaquej quibus eoerceretur, iam inde a D.
Augusto equitea Romanl obtinent vice regum. Ita vimm expedire^ provinciam
aditu difficiUmf armonae feexmdam, ntpersUiione ao Icueivia discordem ac mobi-
leirij msciam Ugum , ignaram magistratuum , domi retinere. Strabo 16 p. 797 :
6 [kh O'jv 7tcfjLcp&eU (fitapyo?) t9jv toD ßaatXio); ^ei xd^ts.
7) Plin. N, H. b % o7: cum creaeit (^Nilus) reges aui praefectos navigare eo
nefas mdicatum est. Seneca iV. (?. 4, 2, 8 : in hriee ora atipem sacerdotea et aurea
dona praefecti, cum solenne venit sacrum, iaciunt.
8) Suet. Caes. 35: regnum Aegypti vietor Cleopatrae fratrique eiw minori
permisity veritus provinciam facere^ rhe quandotiue violentiorem praesidem nacta
novarum rerum materia esset. Tac. i4fin. 2, Ö9: nam Augustus inUr alia domi-
naiionis areana vetitis nisi permissu ingredi seruüoribus aut equittbus Bomanis
UUtstribus sepoauit Aegyptum^ ne fama urgeret lialiamf quisquis eam pravineiam
cUmstraque terrae ac maris quainvis leoi praesidio adversum ingenUs exerdtua in*
sedisaet. Vgl. Tac. H. 3, 8. 48.
9) Tao. H, 1, It lässt den Augustus provinciam {Aegyptum) — dorm rtU"
nerCf d. h. in seinem Privatbesitz. Der Gegensatz von domm ist reapubliea (Tac
— 285 —
Dotnaiaengttter in sein Eigenthum übergingen, andrerseits die Ab^
gaben des ganzen Landes in seine Privatcasse [res privata prin-
dpis) flössen 1), verbot allep Senatoren und equites iUustres das-
selbe überhaupt zu betreten 2) und ernannte zum Vicekönig einen
Ritter^), der im Verhältniss zu ihm als ein Hausbeamter, pro- Pta4fuiua
curatoTj zu betrachten ist^), \%eil er aber eine höhere Stellung,
als die gewöhnticlien Procuratoren einnahm und wie die Statt-
haller der kaiserlichen Provinzen ein Heer (es waren unter
Augustus drei*), unter Tiberius zwei Legionen*), leg. HI Cyre^
naicQ und leg. XXIl Deiotariana^ später, vielleicht seit Traian,
eine Legion, leg. II Tratana fortis'') nebst verschiedenen Auxi-
Alm. 13, 4. B. 1, 15>. Philo adv. Flaeeum 19 (II p. 540 Mangey) nennt Aegypten
TÖ pifiOTov autoü (lißeptou) twv xrrjfjLdToiv. V^. Anunian. 22, 16, 24 : Aegyptui
provinciae nomen accepit ab Octaviano Augusto possessa.
1) Die Nachricht des Strabo 17 p. 817. 818, dass die Einkünfte Aegyptens
an die fj^siAdvec gezahlt werden und dass die königliche Domaine den tj'^eiAÖvec
Ertrag liefert, habe ich früher, weil Vj^Cf^titiv eine gewöhnliche Bezeichnung des
praefeetus AegypU ist, auf diesen bezogen. Kahn 2, 473 hat dagegen mit Recht
angenommen, dass unter den -fj^^ep^vec bei Strabo die Kaiser selbst zu verstehn
sind. Denn der praefeetus hat wohl von Anfang an ein Gehalt bezogen, und
dass die Einkünfte an den Kaiser geschickt wurden, ist theils selbstverständlich,
theils Ton Dio Cms. 57, 10; 66, 8 bezeugt.
2) Tac. Amt. 2, 59. Dio Cass. Ol, 17. Dies Gesetz, dessen Aufrechterhaltung
bei der strengen Fremdencontrole , die in Aegypten .stattfand (Strabo 2 p. 101),
ohne Schwierigkeit war, überschritt zuerst Germanirus (Tac. Arm. a. a. 0.), her-
nach Andere. Zoega N. reg. p. 316 n.
3) Tac. H. 1, 11. Arrian. Afia6. 3, 5, 10: xal 'Fo>fAato( p.oi (oxouot, nap'
'AXfi^div^pou pLadövtec, ht ^uXax^ £^etv AIyuicton, xal fjiTj&^a tcuv dirö ßouX'nc
diel T(p^ Ixirlfizeiv Sicapvov Ai76irTou, dlXd t&v elc tou; irneac a^ioi &>vTi-
XouvTorv. Dio Cass. 53, 13. Darum heisst der Präfect 6 liri:ap)ro}v xaxa t^n
AIy^htov. loseph. Ant. 19, 5, 2. Dass ein Senator jemals praefeetut Aeg. gewesen
sei, ist nicht nachweisbar, Franz a. a. 0. p. 309^; ein Freigelassener Severus
(Dio Cass. 58, 19. Philo in Flaccum 1 (II p. 517 Mang.) war im Jahre 32 n. Chr.
kurze Zeit Vicar des verstorbenen Präfecteu Vitrasius PoUio und wurde noch
iu demselben Jahre von dem neu antretenden Präfecten Avillius Flaccus abge-
löst. Den Avidius Heliodorus, der nach Dio Cass. 69, 3 ab epiatolis Hadriani
gewesen war, und darauf praefeetus Aegypti wurde, braucht man nicht für einen
Freigelassenen zu halten. S. Spart. Hadr, 22: ab epistolia et a libellia pri-
mus equites' Romanos habuit. Das Yerzeichuiss der bekannten Pr&fecten findet
man bei Franz a. a. 0. p. 310 ff. Vgl. Borghesi Oeuvres 5, 23 ff. Henzen /fuer.
p. 522. Ueber die eraten Präfecten s. Mommsen Res g. D. Augusti p. 74 ff.
C. Wescher BuU. 1866 p. 51 ff.; über die Präfecten des Tierten Jahrhunderts a.
Franz a. a. 0. 323. G. R. Sievers Athanasü vita acephala in Zeitschr. für die
histor. Theologie 1868 I p. 113 ff. und denselben Leben des Libanius S. 254 ff.
4) Er heisst zuweilen auch proeurator^ wie Cornelius Gallus bei Ammian
17, 4, 5; £i:(Tpoiro« 'AXeJovÖpeCa; %a\ tt); x^^P***» ^^^^^ ^ FLaceum 1 ( II p. 517
Mang.) und sein Amt procuratio. Suet. Nero 35. Tac. Ann, 12, 60.
5) Strabo 17 p. 797.
6) Tac. Ann, 4, 5. Grotefend iu Paulys Realencyciopadie IV, 875. 899.
7} Dio Cam. 55, 24. Grotefend a. a. O. S. 874. Unter Antoninua Pias stand
— 286 —
liarcorps^)) unter sich hatte, den Titel praefectus AegypU^), in
späterer Zeit Augustalis, und ein imperium ad similiUuiineni pro-
consulis^), d. h. die Vollmacht eines Provincialstattbalters ^) ohne
dessen äussere Ausstattung und ohne fcisces^) erhielt» Sein Be-
amtenpersonal bestand aus Freigelassenen des Kaisers, welche
ihn auch vertraten ^] ; selbst für das militärische Gommando
galt in Aegypten die Ausnahme, dass die Legionen nicht von
legati senatorischen Ranges, sondern von Rittern commandiri
wurden, die den Titel praefectus castromm führten^). Die Be-
stimmung der Abgaben^), sowie die Besetzung einiger Aemter,
namentlich des Vorsteheramtes am Museum zu Atexandria/^), ist
dem Kaiser vorbehalten ; alles Uebrige steht unter dem praefectus^
welcher nicht nur die höchste Gerichtsbarkeit, sondern auch die
Controle der Finanzverwaltung*®) und das militärische Obercom-
sie bereits in Alexandria, Orelli 3456. Mommsen Archiologische Zeitung XXVI 1
(1869) S. 123 ff.
1) £s waren unter Augustns 9 cohoftea und 3 alae , Strabo 17 p. 797.
Uebrigens vgl. Franz a. a. 0. p. 314.
2) Dieser offlcielle Titel ist sehr häufig, z. b. Tac. Hut. 2, 74 u. ö., auch
in Inschriften. Vgl. über ihn Kuhn 2, 82 t[. Griechisch heisst er '/j^ejicGv, Ed.
Alex. lin. 1. 2; ifj^^fidiv t^c ^TCap^ta;, Letronne See. n. CCCIX; Tf)'Yep.ovc6(ov,
C. 1. Gr. n. 4701 und oft bei Strabo, Philo und losephus (s. die Stellen bei
Kuhn 2, 474, Anm. 4160); dfpxwv AiiÖTrrou, Die Cass. 53, 29; ö4, 19; 63, 18;
71,28; iTTap/o«, Ed. Alex. lin. 28; Sirap^o;, Arrian. Anab, 3, 5, 10. Vales.
ad Euseb. U.E. 4, 1. Boeckh C. /. Or. n. 2592. 3187. Wernsdorf ad Himer.
p. 297. <
3) Digest. 1, 17, 1.
4) Tac. Ann. 12, 60: nam divus Augusius apud cqiteBtreSy qui Aegypio prae-
aiderent, lege agi decretaque eorum proinde haberi iusserat, ae si mttgistratua
Romani constituiasent.
5) Als Caesar in Alexandria einzog, waren die Alexandriner sehr unwillig
darüber, dass ihm die fasces vorgetragen wurden, Caesar B. C. 3, 106. Die Ho-
mer selbst aber glaubten an das Vorhandensein eines Orakels, welches dies ver-
hinderte. Trebell. Pollio XXX tyr. 22: qui (GalüenuB) cum Theodoto veUet im-
ptrium proconsulare deeemere^ a sacerdotlbus est prohibituSj qui dixerunt, faacts
consulares tngredi Alexandriam non Heere, cuius rei etiam Ciceronem^ cum contra
Oabinium loquitur^ meminiase aatis novimus. Dies Orakel erwähnt auch Lucan.
8, 823 ff.
6) Strabo 17 p. 797 und S. 285 Anm. 3.
7) Hievon wird an einem andern Orte die Rede sein. S. jetzt Mommsen
Archäologische Zeitung XXVII (1869) S. 124 ff.
8) Dio Cass. 53, 18. Ed. Ti. Alex, lin. 27. 62—65. Varges p. 59.
9) Strabo 17 p. 794.
10) Philo in FUiceum 1 (II p. 517 Mang.): xaX Zoa fUv Trepl Xo']ftO(jioöc xal
rJjv TÄv 7ipoco^euo(i.dvtt)v xaTcup^oo SioIätjoiv, el xal \wfdXoi xal (iNa^xaia ^jy,
<iXX' o6his ^e heX-^^ia ^rjyf^i &7tdcpaivev •^ifep.ovix'^c. Ih. p. 518: ioixaCe xd jie^dXa
(letd Toiv is likei (nämlich Klaccns); derselbe hält ein Gericht über den jödi-
sehen Senat c. 10 p. 529. Von einem gewissen AdfiTcmv belsst es dann c. 16
p. 536 : iTpoceffTcb^ fdp tote if)7£(AÖotv 6i:ÖTe (ixdCotvro, OicefAVTjfxaTlCeto täc ^(xa«
— 287 -^
mando hat, dem Kaiser persönlich verantwortlich ist^), über
wichtige Sachen direct an den Kaiser berichtet 2) und bei Im-
mediateingaben an denselben den Vermittler macht'). Er resi-
dirt in Alexaodria^j, von wo aus er Inspectionsreisen in das
Land macht ^); die Dauer seines Amtes bringt Ton der willkühr^
liehen Bestimmung des Kaisers ab^j.
Wie den römischen Senatoren verboten war, nach Aegypten
zu kommen, so war auch den Aegyptern, insofern sie' römisches
Bürgerrecht erlangten, .untersagt, römische Aemter zu bekleiden,
weldie den Zutritt in den Senat eröffneten 7). Auch die Erlan-
gung des römischen Bürgerrechtes wurde ihnen erschwert durch
die Bedingung, dass sie zuvor Bürger von Alexandria werden
mussten^, was durch Bewilligung des Kaisers selbst und zwar
selten geschah^). Alexandrinische Bürger sind spMer, unter
Caracalla, in den römischen Senat gelangt ^^), aber die eigent-
lichen Aegypter scheinen selbst nach der durch denselben Kaiser
erfolgten Verleihung des römischen Bürgerrechtes an alle Pere-
grinen nach wie vor zur Bekleidung römischer Werden unfithig
geblieben zu sein^^).
eU^Y^x*^ ^^ ^"""^ ToC^tv, and von den Prafecten selbst: (ip,if)^avov }kks f^p '^v
Tou; if^T^fjL^vac tooo6ttj« ^<6pa« inrrpoTreOovrac dndvims {A£(iv^9^t, xai
Ta(>Ta ou SixdtCovrac |i6vov aXXot "mX Xo^iOfio^c t&v itpooö(o>v xal $aa{i.a)v Xa(i-
ßdh^ovrac, o»v .V) ^irototc tou ivtautou )^pövov dv^Xtoxev.
1) Philo in Flaecwn 12 p. 533 M. von den Prafecten des Augnstns und
Tiberins : öß« \utä xöv 6pi98f\»Ta )^p4vov rfjc ipX'^C itcavcXö^vrac cU 'P<6pi7jv ol
auTOxpoEropec Xdfov xal e6&uvac t&v iccnpaYiiivoiv ^touv, xal p.aXtod' 6iroTav
«pcoßeuoaivTo al dfiix7)8etoa4 nöXetc.
2) Ed, Ti. AUx, 1. 9: izpoif^w^ dvajxauoc iiepl ixdorou t&v ^iciCv]tou-
piivoiv, 69a QcotC {Aoi xpivccv xal itotctv. Td hi pie(Cova xal te6[i£va r?)c tou
aiiTOxpdtopoc (uvdftemc xal fie^^^^'^'^^C a^Ttji St^Xdyoo) [wzdi irdoTjc dX7]f^e(ac.
3) Philo M Haeeum 12 p. 532 M.
4) Digest. 1, 17, 1 n. o.
5) Zu diesem Zwecke stehen in Schedia, einem Orte 240 Stadien von
Alexandria, bedeckte Schiffe (TrXota 9aXa{X7)7d, Strabo 17 p. 800). Strabo selbst
begleitete auf einer solchen Reise den Prafecten Aelius Qallus, Strabo 2 p. HB;
17 p. 806. 815. 817. Andre Erwähnungen dieser Reisen Letronne Bec. II p. 472.
r. /. Or. u. 4699 l. 23.
6) Seius Strabo, Selans Vater, war wenige Monate, sein Nachfolger, Vitra-
sius Pollio 16 Jahre Prifect. S. das Verz. bei Fraui a. a. 0. p. 310.
7) Dio Cass. 51, 17. Ausführlich handelt hierüber Kuhn 2, 86 ff.
8) Plin. ep. 10. 5(4), 10(5). 6(22). 7(23).
9) loseph. c^^ntra Apionem 6 : nam AegypiÜB neque regum qiUsquam videtur
iu$ civUaiis fui8$e largitus^ ntque nunc quidem itnperaiorwn. Apion selbst hatte
es indessen erlangt, ib. c. 4.
10) Dio Cass. 51. 17.
Kahn a, a. 0.
10) Di
11) S.
— 288 —
centniiu- Die Kweite Eigenihttmlichkeit in der Organisation Aegyptens
Verurmitong. war, dass das Land nicht, wie Italien und die meisten Provin-
zen, in eine Anzahl neben einander bestehender Commuoalver-
bdnde und sUidtischer Territorien zerfiel, decen Administration
von stadtischen Senaten und Behörden ausging, sondern zum
Zwecke einer centralisirten Verwaltung in Theile zerlegt war,
welche, einander untergeordnet, von Beamten verschiedener Rang-
stufen regiert wurden. Das ganze Land zerfiel in drei grosse
Epi«trat«- Bezirke (Epistralegien) : Oberägypten (Thelxitsj *) mit der Haupt-
stadt Ptolemais^), Mittelägypten (Heptanomis) und Unterägypten
(Delta) 3). Jeder derselben war getheilt in Nomen, die Nomen
in Toparcbien^j, die Toparchien in x^\Mi und roiroi, in welchen
das Land genau nach apoopai vermessen war^j. Die drei grossen
Bezirke standen jeder unter einem ImarpaTr^Yo;, der ein Römer
war^] und die gesammte GiviU und Militärgewalt in sich ver-
einigte, so dass sämmtliche Beamten der Epistrategie ihm unter-
geordnet waren 7). Der Epistrateg der Thebais führt zugleich in
Inschriften den Titel apaßap^jT^^ ®) oder orpanfiYo? '^^ 'IvSix^? xal
'Epu&pa^ daXaa9T|;^]; zu seinem Bezirke gehört nämlich das Land
1) Strabo 17 p. 787. Ptolem. 4, 5, 62.
2) Strabo 17 p. 813. Franz a. a. 0. zu n. 4751. Letronne Ree. II, 405.
3) Strabo 17 p. 787. Ptolem. 4, 5, 45. 55.
4) Herod. 2, 109. 165 ff. Strabo 17 p. 787.
5j Strabo 17 p. 787. dlfpoupa ist ein Maass von 100 ägyptischen Ellen im
Quadrat. Herodot. 2, 168. Joumnl dea Savans 1828 p. 486. Peyion f^p. Tour. I
p. 135. Hnltsch Metrologie S. 284.
6) Nur der älteste der uns bekannten Epistrateg^n, riToXsfjLatos 'HpaitXetöou
imrz^Vfffo^ x1\i Br^ßatooc, im 14ten Jahr des Augustus (Inschr. Letronne Ree.
II, 141), hat einen griechischen Namen ; offenbar bedienten sich die Römer zu-
erst einheimischer Beamten, die das Land kannten; später kommen vor im-
orpdTTjYOi 9T]ßatSoc, und zwar Römer, C. L Gr. 4745. 4751. 4753, epiHraUgtu
Ththaidia in der lat. Inschr. Orelli 3881, vgl. C. /. 6>. 4715. 4716. 4955, wo
Brjßai^o; nicht zugesetzt, aber zu verstehen ist. Der iitiorpaTTjYoc tfliv ^tttcI
vofAWN findet sich Orelli 516 mit dem lateinischen Titel proc, Aug. epiatraUgiae
aeptem nomor. et Arsmoitae; er ist auch gemeint in der Inschr. von Antiuoe,
C. /. Qt. 4705: iTOOTpattjYOüVTo; [SJeouF^pou Oujtßiou [AipJTjXiavop], und in
einer andern Inschrift Letronne Ree. II, 46o. 466. Ein Epistrateg des Delta wird
nicht mit vollem Titel erwähnt, scheint aber zu verstehn in der Inschr. C. 1, Gr, 4701.
7) Dass er eine Oivilbehorde ist, folgt daraus, dass unter ihm die Strategen
stehn; dass er zugleich militärisches Commando hat, was Rudorff im Rhein.
Museum a. a. 0. p. 80 leugnete, zeigt der M. Artorius Priscus, der vom prae-
fectua montis Berenicea zum Epistrategen befördert wurde, Orelli n. 3881. Le-
tronne Ree. XXVI. XXVII, Franz a. a. 0. p. 315».
8) C. /. Gr. 4751 = Letronne Ree. 11 n. 180: KXa6ito; r^fAtvo; dpa^dpyrfi
xal imoxpdvTffOi Öwßatfio;.
9) C. I, Gr. 4897»> aus der Zeit der Ptolemäer : KaXXtpax^« * w^y^v^C *al
iiriOTpdwjYOC xal OTptjTaYÖc rfjc Iv^ix-fic xal 'Epudpac ^«XdacTj«. Peyron. Papyr.
— 289 —
vom Nil bis. zum rothen Meere, welches in speciellem^ Sinne
Arabia heisst, und die Strasse zwischen Koptos und Berenike,
deren Schutz ihm obliegt i). Der Nomen oder Gaue gab es ur-* nomm.
sprünglich 36 2}; ihre Zahl muss indessen später bedeutend ver-
grOssert sein, da Ptolemäus 47 anführt, aus den Münzen, welche .
unter Traian, Hadrian und Antoninus Pius in den Jahren 409 —
145 n. Chr. in diesen Nomen geprägt sind, ebenfalls 47 Namen
nachweisbar sind, die indessen nicht durchgängig denen des
Ptolemaeus entsprechen, und im Ganzen aus verschiedenen Quel-
len 76 vielleicht auf verschiedene £pochen bezügliche Namen
dieser Gaue zusammengebracht werden können^). Wenn die
Taurtn. Vol. I p. 71: *A7ioXX(6vto< IlToXeuaiou ^Apoßdpyou ulöc, oxpfxtrjf^b^ toü
'OH.ßc(TOu xal Totj ircpi *£Xc^avr(y7]> xal vKXoc xat itapaXlov tfjc ipu^pac ^a-
XoLooTjc.
1) Letronne Bee. II, 42. 334. Ganz veTschieden von diesem ^ApaßoEp^Y)« ist
der diXaßdpxv)^, welcher in Aleuindria seinen Sitz hat (loeeph. Ant. 18, 6, 3).
Dieser Titel, an dessen Richtigkeit man überhaupt gezweifelt hat, weil die Masse
der analogen Composita von Städte- und Volkernamen gebildet ist^ wie BijßdpYvjc»
BoiosToip^'T]; , 'Aotdp^7]c lind viele andere, kommt ausser in Aegypten aucn in
Lycien vor (Inschr. v. Xanthos, C. I, Ot. 4267), hat seine Analogie In elpr)-
ydip^TKi ftaXiap^oc (Hör. Cium. 1, 9, 8), üwai^pr^ii^iCL Ör. 4794), («>ott)ptdlpxv2C
( Prudent. t:. ote^v. Hymn. 2 Str. 88, t2) , iceyrTjx^ffrap^oc , h yig^ t^C ttcv-
TV}X09r9J« Tou tIXouc tmX twv iccrnpiooTAv (Bekker Aneea» Or, p. 29«), und wird
von Cuiacius Obts, 8, 37 abgeleitet von dXdIßy) die Tinte, und erklirt als teriplurae
magitUr mit Bezug auf Cod. Inst. 4, 61, 9: tisurpalioiMm iotku licentiae tum-
movamu circa veeUgal Alabarehiaie [die Lesart Ist freilich auch hier nicht sicher]
per Aegyplum atque AugutUtneam eonstUulum, fähüque 9uper traduetione anbna»
Uwn^ quae ame prohihitione aolUa minime pemÜUnda est, per UeenUam vindicari
eoneedmnu. Der Name ist vorr5misch, denn schon Cicero bezeichnet ad AU. 2,
17, 3 damit scherzhaft den Pompeius als einen ZoUner, da er sich bei seinem
Triumphe 61 v. Chr. rühmte, dass durch seine Siege die Zolle von 50 auf 85
Millionen erhöht seien (Drnmann 2, 226 )j aber In der Kaiserzeit scheint er
elften kaiserlichen Procurator zu bezeichnen. Der Alexander wenigstens, welcher
unter Tiberius, Caligula und Claudius dXaßdp)^T]c In Alexandria war (loseph.
AfU, 18, 6, 3), war vorher Procurator der Antonia, Mutter des Claudius, gewesen
(loseph. Ani. 19, 5, 1). Sein Bruder war Philo, dessen Schriften wir haben
(Joseph. AfU. 18, 8, 1. Kuseb. H. E. 2, 5), sein Sohn Ti. lulius Alexander, ein
römischer Ritter, wurde 46 n. Chr. proeurator ludaeat und 67 n. Chr. praefeetui
AegypU. Dass der Alabarch über grosse Geldsummen verfügte, zeigt der Um-
stand, dass Agrippa bei ihm eine Anleihe zu machen suchte (loseph. Ant. 18,
6, 3); daher ist er sprichwörtlich der reiche 3Cana, so bei luvenal 1, 130 und
Palladas von Alexandria ep. 30 (Anth. Pal. 11 p. 430 n. 383, 4» Anth. Gr. HI
p. 121), welcher einen Esel bedauert, dass er i^ dlXaßap^t(Y}< fpa\L\tJxn%6^ Y^^'
vcv d. h. aus reichem Hause in ein armes gekommen ist.
2) Diodor. 1, 54. Strabo 17 p. 787, welcher 10 auf die Thebais, 16 auf Mit-
telagypten, 10 auf das Delta rechnet, aber selbst nur 23 namhaft macht
3} S. Töchon d'Annecy Beeherehu tut (es m£daUU$ de» nomee de Vtgypte,
Pftris 1822. 4. PaTthey Die GaumÜnzen Aepyptens, In Pinder und Friedlinder
Beitrage zur älteren Münzkunde 1 S. 137—162. Y. langlois Numiematitiue des
fiomes d'tgypU aoue Tadmimsfration Bamainej Paris 18Ö2. 4. Vgl. Birch in Nu-
mUmaiie Chronicte 1840 p. 86 — 107. I. d« Rouge Monnaiee de wme$ de V^gypU,
Paris 1873. 8.
U«. Alterth. IV. 19
— 290 —
Alten selbst vo|jioc als einen Stadtbexirk definiren^}, so ist dies
nur in sofern richtig, als der Nomos eine Hauptstadt hat und
ein Analogon zu den städtischen Diöcesen anderer Provinzen bil-
det; unrichtig dagegen insofern, als die Stadt weder selbst eine
Commune bildet, noch das Gebiet verwaltet, sondern nur einen
Theil des Gaues ausmacht^). Beide, Stadt und Land, werden
administrirt von dem Gauverwalter, der nach Diodor so alt ist,
wie die Nomeneintheilung selbst und von ihm vofiap)^?]^ genannt
wird 3], unter den Ptolemdem die doppelte Function eines Civil-
beamten, vojAOp^iQ«;) nnd eines Militärbefehlshabers, (rrpaiiQYO«;»
hatte ^) und unter den Römern den letzten Titel beibehielt^),
obgleich er ausschliesslich mit der Vcrwallung, namentlich der
Ausübung der Polizei^), einer untergeordneten Gerichtsbarkeit'),
der Bekanntmachung und Ausführung der Edicte des Präfecten^)
und der Eintreibung der Steuern .beschäftigt war^). Der Strateg
wurde von dem Präfecten aus Eingebornen, d. h. Griechen ^^)
1) CyriUus Alex, m Esaiam 19 : so\Lhi Ik X^Tai irapol toT« nfjv AIyoittCcov
xaxoixouai xdipa.'i irdvrfi iröXtc xal ai icepiotxC^sc aurfjc xal oX bv a^rj xd»fjLat.
Epiphan. contra haeret. BatUid, Vol. II Üb. I p. 32 ed. Basil. s= I p. 68 Petav.:
vofiöv Y^^P ol AMirriot yaoi vfyt ^doTV}c itöXcm; TceptotxiSa ^oi tepC^mpov.
Plin. iV^. J?. 5 $ 49: dividitur in praefeetwras opptdbrum, qticu nomoa vocani.
2) Dies sieht man nameatUch aus den Manzen, die nicht den Namen der
Hauptstadt) sondern des Nomos tragen, Parthey a. a. O. S. 143, so wie ans Ter-
schiedenen Dedicationsinschriften , in -welchen oi dftb rl\^ fA>t)Tpo7idXe<»c xal tov
vo(j.ou unterschieden werden, C. i. Gt, 4715. 4716. Vgl. Kahn 2, 500 ff.
3) Diodor 1, 54 sagt von Sesoosis (bei Herodot Sesostris): ti^v 6e ^^pav Airaoav
elc S( xal TpidxoNta f<.^pY) S(eK(6v, & xoXoOaiv Ai^unriot vopLo6( , ^tc^OTi)orv dtcaai
vofidif }^a< Tou( iicipieXqQOOfjiivouc t&v T€ npocö^csv t&v ßaoiXixnv xal diotxifjoovTa<;
diraNTa td xaxd Tdc IhixK (AepiSac x. t. X.
4) Sein Titel ist oxparnYÖ? xal vopic£pX'r]C ? Peyron Pap. Tourtn. I p. 1 lin.
10. 14. Franz a. a. 0. p. 291b. Da der 0TpaT7]YÖc der höhere Titel wkr, so blieb
der zweite allmählich fort, Kuhn 2, 486.
5) Dem Titel des Strategen wird der Nomos immer beigefügt, z. B. orpari^Yoc
Tou ^Op^ße^Tou (vopLoO), 0. /. Qr. 5075. Das Yerzeichniss der Strategen, die iu
Inschriften vorkommen, s. bei Franz p. 317.
6) C\ i. Ot, n. 5069. Zuweilen sind einem Strategen zwei Nomen nnter*
geben. Kuhn 2, 487.
7) Strabo 17 p. 798: npaYiAdtoiv oi vurdkon iittorareiv '^&o>u.£vot, P. /. Gr.
4723; vgl. n. 5078: f/[d]e orpaTTjTÖ« [tW* 'AwoXXddvto; [M]a p]ix[<i]C»v 'Av-
opaoi, welche Verse sich auf den n. o076 erwähnten ApoUonins, 0TpaT7]Y^
'Opißeltoü, beziehn.
8) 0. /. Qr. 4956. 4957. Rndorff im Rhein. Mus. a. a. 0. S. 76.
9) Ed. Ti. Alex, (C. /. Qr. n. 4957) lin. 49. 50. Franz p. 317*. Kuhn 2,
491: ,,er ordnete die Repartirung, die Erhebung {Ed. AUx. 21. 49 — 51), wie
die Verwendung der Abgaben in dem Nomos an (ed, CapH. 1. 31—33) nnd haf*
tete deshalb für die gesanftnte Verwaltung der öiTeutlichen Einkünfte, worüber
er dem Präfecten regelmässig Rechenschaft abzulegen hatte (ed. AUx. I. 36. 38.
50), persönlich und mit seinem Vermögen (ed, AI. 1. 21. 37).'^
iOj Letronne liech. II, p. 341.
— 291 —
oder Aegyptern^) auf dpei Jahre 2) ernannt^]; das Amt gehörte
zu den j^mpixal XeixoupYfat, von welchen die Bürger von Alexan-
dria frei waren ^], es war daher wahrscheinlich ohne Gehalt^};
in officiellen Documenten wird es in der Eingangsformel neben
den beiden höchsten Aemtem der Provinz als eponym erwähnt <^].
Die Unterabtheilungen der Nomen werden xonapy^lai ge- Toparehita.
nannf^), welcher Ausdruck nicht gleichbedeutend zu sein scheint
mit Toicoi^), sondern einep Complex von Ortschaften bezeichnet
und in diesem Sinne auch in ludaea vorkommt^], wo in einer
Toparchie mehrere Städte oder Dörfer lagen, welche letztere
ihren Mittelpunct in einer ^Tjipoxcofjia hatten ^^). In Aegypten
werden als Bestandtbeile der Toparchie xo>(j,ai, Flecken ^i), und nomn.
Toicoi; loca^'^)j Districte^^], unterschieden, wobei zu bemerken ist,
1) Wenn Isidorus Pelustota I p. 489 sagt, die Aegypter hatten keine Aemter
(ipX^) verwaltet, so meint er damit römische Magistrate (Kuhn 2, 492); unter
den Strategen finden sich gar keine romischen, sondern nnr griechische und
ägyptische Namen. Letronne Beck. p. 272. Franz p. 316. 317. Kuhn 2, 492.
2} £d. AUx. lln. 35.
3) Strabo 17 p. 798: vo|idfpYOC diro5e(?avTec.
4) Ed^AUx. lin. 34. 36.
5) Rudorff a. a. 0. S. 142 Anm. 44.
6) Die Formel Ist : it:l NN lirdbvo'j Altiirrou, liaarpaTTjYOüvroc NN, orpa-
T7|70üvTo<; NN, C. /. Gr. n. 4701. 4704. 4715. 4716. 4055. Letronne Rec, H
n. 525. 526.
7) Strabo 17 p. 787 : izdkis V ol vouol Topidc dfXXac fc^ov * eU fäp TOicap^bc
o( icXetOToi ^t^pT^NTo, xal auTai V eU akXai tojjlcCc' ^Xdi^iotat (' at d[poupac (le-
piSec* Kd. Ti. Alex. lin. 49: vofii&v ^ Toica[p^i6}v]. In einem Papyrus bei Reu-
vens III, 1 p. 5 wird ein i:p6« tJ dYOpovopilf twv Mcfxvovloiv xal tSJc tätm xoirap-
]^(ac Toti flalbplTou (vopioü) erwähnt.
8) Nicht richtig scheint es, wenn Letronne See. II p. 469 deflnirt: les
mbdivisions de nomes ae nommaient x^Tcot ou Toicapytat. S. dagegen Ad. Schmidt
Die griechischen Papyrusnrkunden der k. Bibliothek za Berlin, Berlin 1842. 8.
S. 328 ff., dem Franz p. 293. 319 folgt.
9) loseph. Ant. 17, 2, 1 : Iv TottapYfqt ttq Xe^opilvD Baravi^. Die Städte
lamnia, Azotus , Phasaelis und Ascalonia bilden zusammen eine TO?capy(a. Ib. 17,
11, 5. B. lud, 1, 1, 5: FoftviTix'^ Toirap^fa. % 18, 10: NapßaxTjv^ Torap^lo.
2, 13, 2: TT 8^ 'A^plirtra ßaaiXeta T^ooapac ttöXcic itpocti^oi aw taU Toirap-
vlai;. Vgl. 2, 20, 4 ; 2, 22, 2 ; 4, 8, 1 ; 4, 9, 3 und 5 ; 4, 9, 9. Plin. N. H. 5
§ 70: reUqua ludaea dividitur in toparekUu deeem.
10) So ist Phaena die piT)TpoXQipkla von Trachonitis, C. /. Qr. 4551.
11) Als Ortsbezeichnung braucht man den Nomos nnd die xi6pLT]. Snidas II
p. 12d6 Bemh.: 'QpairöXXeov (Patveß6^eaic, X(6(X7)C toü IlavoicoXkou vofj.oü. C. /.
6r. 3692 : diri xc&uivic OusyrauOpemc tou BetvCTou voriou. Mehr bei Kuhn 2,
495 A. 4300. I r r r- r.
12) Oromat. vet. p. 407 Lachm. : maiores itaque noetri orhem in partihut^
partes in provineiiij prwineiaa in regUmibus, regiones in loci«, loca in territoriie,
tetritoria in agrie, agros in eentwriig — diviserunt. S. hierüber Gothofr. ad Cod.
Theod. 9, 40, 12.
13) T6Tro5 i«t ein Stück Land, entweder bebautes (rj aitotp^po;) oder un-
bebautes (fliXÖTOicoc). Droysen im Rhein. Museum 1832 S. 51^; Tgl. T6iroc
19*
— 292 —
dass auch die Stödie Aegyptens, da sie keine Communalverfassung
haben, als xtupAi verwaltet werden^). Sowohl die xco{j.ai als die
TOTCoi haben ihre eigenen Beamten, die xa>(jLOYpa|ji)iaTei; und totto-
Ypa(&{jLaTei<;5 welchen namentlich die Bewahrung der Vermessungs-
documente^ nach denen die durch die Ueberschwemmung des
Nil fortwährend gestörten Begrenzungen der Besitzungen regulirt
wurden, oblag: ob die letzteren Schreiber des toico; oder der
Toirap^fa waren, und in welchem Yerhältniss sie zu den xcojto-
Ypa|JL{AaTei<; standen, ist unklar ^j; beide waren indess früher dem
ßaotXixoc Ypa}i|jLaTeo;, welcher die Steuerkataster unter den Ptole-
müem anfertigte, untergeordnet -^j . Ausserdem gab es in jedem
Nomos, vielleicht auch in jeder Toparchie^), einen oiYopavo^io^,
welcher die Marktpolizei hatte, und vor welchem Kaufcontracte
abgeschlossen wurden^], und in einzelnen Städten und Ortschaf-
6etXö«, ein Bauplatz, C. 1. Gr. 3356. Er hat einen Namen, z. B. t6t:oq Bitj-y^^»
UeTeNe^i^Tou, Kuhn 2, 495 Anm. 4301. In dem töttoc 'AoTtXTjitleio;, der in den
Papyren der Zois vorkommt, lag ein Garten -von 6&/g dfpoupat. Peyron in Memorie
dell' Accademia di Tormo T. XXXIII p. 154. Später ist t^tco; allgemeine Be-
zeichnung einer Ortschaft, Kuhn 2, 496; Tgl. loseph. Ant. 14, 13, 2: xip xaxd
TÖTCov Äp^ovn 77po<^a;e.
1) Ad. Schmidt &. a. 0. S. 329. Rudorff im Rhein. Mus. a. a#0. p. 77.
Franz p. 294.
2) Letronne Rec, II p. 469 u. ö. versteht unter dem ToiiOYpafifi/xTe^^ den
Beamten der Toparcfaie und den Vorgesetzten des xo>{Jt07pa{jiLLaTeic, und in den
Turiner Papyren bei Peyron VIII lin. 51 helsst es : Toiro^p. ilo^ox xp^rov
Tiva [£7:iOTdl]Tou t' dfXXa Ttj« Umit»^ Ttal tcwv ^[XXon twv iiuA dizohuaraKyi.hita'^
xcDfjioöv , so dass er Vorsteher mehrerer Komen zu sein scheint , und er steht
auch voran in der Inschr. C. J. Gr. 4699 = Letronne Rec. n. DCCVII: löo^e
Toic diti xc&fjiTjc Bouotpettt« toü ATjTt[7roXEl]TOü TrapoaoOot Tal« Tiupaptlot xal toi«
[ii ajitffl xaTaYSivopievoi« ToitoYpafjLpLateuoi %ai xajfi.OYpafjijiaTeuat , ^ri^ifi}oL^ai
x[al dvlaSeivai onfjXT^v. Dagegen werden in dem Edict des Capito' lin. 31 in
umgekehrter Ordnung aufgezählt [ol ßjaoiXtxol '^^ayL^kvzeX^ xal xootAOfpafjLpuaTel;
xal ToiTOYpafi.pLaTeT«, und aus dem Pap. Taur. I p. 4 lin. 5 — 7 geht hervor, dass
der Toi:oYpapipiaTe6« an den xa»fi.0Tfpafji(ji.aTeu5 berichtet. Mit Beziehung hierauf
hat man den ersteren für den Schreiber des töttoc, und für untergeordnet dem
xtDfxoYpapifjLaTeu« erklärt. S. Peyron Pap. Tour. I p. 111 ; II p. 54. Droysen Die
griech. Beischriften von fünf ägypt. Papyren zu Berlin , im Rhein. Mus. 1829
S. 515. Rudorff Ed. CapU. p. 14. Schmidt a. a. 0. p. 329 ff. Franz a. *. O.
p. 293b. 319b.
3) Sein Amt heisst ßaatXixifj Ypa|ifjLaTe{a in dem Papyrus bei St. Martin
Journal des Savans 1822 Sept. p. 467. In dem leydener Papyrus bei Reuvens
III p. 38 heisst er 6 iiti töiv Ttpo^^Btov xal ßaotXixöc yP^H'-H-*'^^? > woraus man
sieht, dass er der Finanzbeamte des Nomos ist. S. Letronne Ree. I p. 374. Er
macht nämlich den Steuerkataster des Nomos, Franz p. 293. 294. Erwähnt wird
er C. 1. Gr. 5074. 5085. 5090. Letr. Rec. II n. CCCL u. ö.
4) Leydener Papyrus Reuvens HI, 1 p. Ö : 7rp6; ttq (iYOpavo|jita t&v Mcfivo-
vioöv xal Tfjc xcKToi TOTtap^tac toü IladuplTou.
6) Diese in den Papyren der ptolemäischen Zeit oft vorkommende Behörde
(fi. Franz p. 294. Varges p. 41) findet sich noch in einem Papyruji des Jahren
154 n. Chr. bei St. Martin Journal des Savans 1822 p. 066.
— 293 —
len besondere Gouverneure, deren Functionen nicht weiter be-
kannt sind^].
Von der beschriebenen bureaucratischen Verwaltung des Lan- ^^J^
des Agaren einige völlig griechische Städte eximirt, welche nicht
unter den Beamten dos Nomos standen, sondern eine griechische
Communalverfassung (aocmjfAa icoXinxov £v tcp * EXXtjvixc]) rpoircp) ^)
hatten. Ilieher sind zu rechnen Ptolemais, gegründet von
Ptolemaeus Soter^), zur Römerzeit die grösste Stadt der Thcbais
und nicht kleiner als Memphis, in welcher eine ßouXiQ^) und ein
ap}(<i>v^) vorkommen; Antinoe, von Hadrian angelegt*), in
welcher es eine' auf der Phylen Verfassung beruhende ßouXiQ^) und
einen Prytanen ^) gab, und welche nicht dem Strategen des Nomos,
sondern nur dem Epistrategen der Heptanomis untergeben war®);
endlich Naukratis^<^), eine alte Colonie von Milet i^), die Vaterstadt
des Athenaeus, des lulius Pollux und mehrerer namhaften Sophi-
sten der Kaiserzeit^^). In derselben bevorzugten Lage scheint sich
anfangs die Hauptstadt Aegyptens, Alexandria, befunden zu haben.
Der Landkreis derselben bildet zwar einen Nomos ('\XeEav6pia>v
1) So der Xp(A(ac xondp^tjc 'Apcavoaktoc , C. /. Qr. n. 4976 und die int-
lAcXTjTai n. 4684. 4684t>. Hieher gehört femer der O^ßcfpx^^) ^^^ Letronne Reo.
I p. 337. 342; n p. 112, vgl. n. 73. 299, für den Comiiiuidanten der SUdt
Theben, Frans dagegen C. i. Gr. n. 4822 für den prmctp* magUtrcäu$ urbis
Tkebarum halt. Ich bin der ersteren Ansicht.
2) Strabo 17 p. 813 : licciTa IlToXc(ia'txi^ icöXcc , fu^iotv] t&^ iv t^ Bijßaid
xal oxm ikthrmy MifA^oic, {^^ouaa xal o6ffT7]fMi icoXttt«^ is xip'EXXv^vixtp Tp6ic«p.
3) C. i. Gr. n. 4925.
4) Ein ßouXeuT^c C. /. Ot. 4989. 4996. 6000. 5032.
5) C. 1. Gr. 5000.
6) Pausan. 8, 9, 7. Steph. Byz. s. v. ^Avrtvöeia. Ghron. Pasch. Vol. I
p. 475 Bonn.
7) C. /. Gr. 4679: «^ ßouX9j i^ 'AvtivoIchn sims 'EXXf|v»v. Eine <püX9j 'Adrj-
vat« C. /. Gr. 4705. Letronne Beck. p. 281 ff.
8) C. 1. Gr. 4705.
9) Letronne Beck. p. 293.
10) Letronne £ee. II, 50. 51. Kuhn 2, 505. Ob auch HeftnupoUa magna and
I^^fCopolU für grlechisehe Commtinen zu halten sind, ist dagegen zweifelhaft.
Die erste Stadt wird in der Inschr. C. 1. Gr. 4679 so angeführt: 'H icöXic tAv
AXe^OEv^p^mN «al 'EpfAouicoXu t} p^ötXv} xal i\ ßouXY) i^ 'Avrtvoieiv , woraus man
wohl schliessen darf, dass sie ebenso wenig wie Alexandria eine ßouXif) hatte;
in der zweiten kommt zwar ein Y^fAvaoidlpYTj^ und ein dYopetvöfjio« yor, aber da
sie Hauptstadt des Lyeopolltischen Nomos Ist und ein Agoranomos auch als ägyp-
tische Behörde Torkommt, so könnte man nur in dem Qymnasiarohen ein An-
zeichen griechischer Communal'verfassung yermuthen. Vgl. C. I. Gr. 4707. Kuhn
2, 504. '
11) Strabo 17 p. 801.
12) 8. hierüber Kuhn 2, 505.
— 294 —
^(fopac vo|Aoc) mit einer eigenen Hauptstadt, ' Ep|«>oicoX.ic fjLix(>a^},
die Stadt aber war von demselben eximirt^), eingetheilt in Pbylen
und Demen^), und ohne Zweifel im Besitz einer eigenen ßouXTj-
Doch scheint diese schon unter den letzten Plolemaeern ni<dit
mehr bestanden zu haben ^). Ausdrücklich berichtet wird, dass
Augustus wegen der Unzuvertessigkeit der Bevölkerung die Ver-
waltung der Stadt nicht einem selbstgewUhlten Rathe anver—
traute^), sondern durch ein Beamtenpersonal führen liess, das
er theils vorfand, theils selbst einsetzte. Die erste Stelle in dem-
AuSaniSlL ^^^^^ nahm der iuridicm Alexandriae ein®), ein Procurator^),
den der Kaiser selbst, nicht der Präfect ernennt^], und dessen
1) Pün. iV. H. 5 S 49. Ptolem. 4, ö, 46. Kuhn 2, 476 ff.
2) Rndorff im Rhein. Mus. a. a. 0. S. 81. Die Stadi heisst n6Xic im Ge-
genaatz zu dem Lande Aegypten (x<i^pa). Ed. Ti. Alex. 1. 4—6. 33. 34.
3) Wii haben hierüber eine merkwürdige aber verwirrte Nachricht bei Theo-
phUuB ad Autolyc. II p. 94 in Müller Froi^m. hist. Or. UI p. 164 : dXXÄ wX Id-
TUpoc, loTopAv TO^c ^|AOUc 'AXc(av5p£a>v , dp^diicvoc dnö <l>tXoiidTopoc toi> xat
ÜToXeiMilou icpoacxYopeuft^oCi to6tou (jiT)N6ei Aidvuoov dpfmivrj;^ 'fe^ovivat. (Folgt
der Stammbaum.) *DOev xa\ Iv rn Aiovuo(a fuXiQ ^lAotelatv %aTa%£)^<»pia(iivoi.
£fl folgen nun 9 Namen, alle auf U endend, welche, wie Meiiieke Anal. Alexan-
drina p. 347 richtig erliannte, Namen von Phylen,. nicht von Demen sein müs-
sen, weshalb Meineke liest: 5&ev xat toIc TcpocfDVU}jL(ac l^^uaiv al xax* aiiTOuc
yüXa(, 'AXI^au — Aijtaveiplc — 'Aptaßvlc — Beortc — Bootyric — SracpuXU —
£6veU — MaptDvU- £& würden demnach seit Ptolemaens Philopator 9 Phylen in
Alexandria gewesen sein : Dionysis, Althaeis, Deianiris, Thestis, Ariadnis, Thoan-
tis, Staphylis, Euneis, Maronis. Aus früherer Zeit kennen wir nur eine Phyle,
ntoXefi.aU t welcher ApoUonius , der Dichter der Argonautica , angehörte ( Vita
Apoll. Rhod.y, Von den Demen in Alexandria ist ebenfalls nur einer, At^dcu;,
bekannt. Steph. Byz. s. v. A'y2To>e6^.
4) Spartian. Sept. Sever. 17: (Alexandrim) sine publko cofwitio, ita ut sub
regibus, ante vivebant. Kuhn 2, 479 nimmt auf Grund dieser Stelle an, dass die
letzten Ptolemäer den Rath abgeschaJBTt, und die Regierung auf die weiter unten
zu erwähnenden vier Beamten, welche allerdings aus der Königszeit herrühren,
übertragen haben.
5) Dio Cass. 51 , 17 : rote h^ "AXe^avSpeuotv (2veu ßouXeuToiv iroXtTe6€o(Kti
ixiXeuae^ • Tooa'j-nqv Ttou veoTepoTrotiocv aätov xaT^^vc».
6) Der Titel findet sich in drei Inschr. Henzen 6924: Sex. Comelio —
Dextro proe. Asiae^ iuridieo AUxandreaej proc. Neaspoleos et Mauaolei. Ib. 6925 :
Sex. Cornelius — Dexter iuridieus Alexandreae. Henzen Nuove Memorie deW /n>
sUtuio, Lips. 1865. 8 p. 286 : [Quint]iüo C. fil. [adlecto m amplissimum] ordinem
inler praetorios tu<ft6([o , ab epistu]Us latiniSf proc%watori swnmarum raiio-
[nium Ayiae, iuridieo AUxandreofij ci epistuUs {proc.] Maeedoniae, ab eom^
mentariis Comeli Be{pentini praef. praet.]. Vgl. Digest. 1, 20, 2: iuridieo, qui
Alexandriae agit, daUo tuioris constitutione divi Marei eoncessa est. Cod. lust.
1, 57: iubemus apud Alexandrinae duntaxat clatissimae ekvüatis iuridicum Uciium
et eoncessum esse, singulis quänuounque volenUbus donationis conseriptae solenniter
instrumenta reserafe. Turiner Institutionenglosse in Savigny 0. d. R. R. im M. II
p. 430 (2te Ausg.) : iuridicia apud Alexandriam certa dignüas est, qui etiam pri-
vilegiis utuntur.
7) Dies geht hervor aus den angefühlten Inschriften.
8) Inschr. von Sestinum bei Borghesi Bull. 1856 p. 142 : L. Votuseno
— 295 —
voUsifladiger Titel vielieiobt procurahr A^guiti od im dicendum
Alexandriae isi^). Dass derselbe einmal iuridkus Aegypti ge-
nannt wird 3), beweist noch nicht, wie man mehrfach angenom-*
men hat 3), dass seine Gerichtsbarkeit sich, über ganz Aegypten
erstreckt habe. Dies ist um so unwahrsdieinlicber, als einerseits
die hlkihste Gerichtsbarkeit über das Land dem praefeotus selbst
zustand (s. oben S. 286), andererseits die iuridici provindaf'umj
über welche an einer andern Stelle die Rede sein wird, ein
weit spateres Institut sind, welches vor Hadrian sich nicht nach-
weisen lässt. Vielmehr hat der iuridicus seine Analogie in den
praefectis tun (Ucundoy wie sie in alter Zeit theils in eroberten
italischen Städten Vorkommen, deren Senat ebenfalls aufjgeltfst
wurde ^), theils in den italischen Golonien, in welchen ausser
CUmenU. Sie cum nUUeretw a Ti, Caet^art] AMtf/futto] in Aegypt[wn] ad IutTm]
dic^ionem]^ decessit proviru^ia] Aqtätania.
1) Id der Inschr. v. Ephesiis, Bfarlni Arv. p. 766 = Waddington n. 176
kommt vor ein proe(uraitor) [imp]«ralori« Cae$ari» Tro[ia]m Hadriani (AugusU) ad
dioecesin Alexandrilae], Reniei bei Waddington a. a. 0. nimmt mit vieler Wahr-
scheinlichkeit an, dass dieser Titel wie die Titel proeurator Alexandriae (C. /. L,
II a. 4136 : proe. divi Tai AUxandriat) und tiirfdt<tM AUtandiiae nur gleiohb»-
deutende Abkürzungen des im Text angeführten YoUstandigen Titels sind.
2) Den lateinischen Titel linde ich nnr einmal In einer Inschr. von Mes-
sana ; Torremnzza c. 9, ö » Gmt. 373, 4. Ob in der Inschr. von Theben, C. /.
Gr. n. 4815 ss& Letionne See. II p. 273 : Ziro6fiaotc IlaXaTtvoc utö< [Tpöj^oivoc
(Letronne liest Idoovoc) [StJxoXÖYOU AIy^tttoi), ^&eaod{iV]V, der übrigens durch
Erginzung gewonnene 5txoAÖYOC den iwidieuM bezeichnet , vrie Letronne will,
ist keines;Fregs sicher. Denn StxoXÖYOC ist nach gewöhnlichem Sprachgebrauch
ein Advocat (Plut. LueuU. 1; de fratemo amore 15 p. 589 Dübner; de iranq.
anhtä 13 p. 573; de Sioieorum repugn, 10 p. 1267). In diesem Sinne braucht
das Wort noch Nilua ep. 1, 102, der um das Jahr 400 auf dem Sinai schrieb,
und in demselben steht es offenbar C. I, Or. 4808 ss Letronne II p. 274 , wo
es heisst: IlaXXcCoioc (tTtoXö^oc '£pfiOicoXcl,TV)c eiSoiv £^6(Mioa, w&hrend Strabo
17 p. 797 den iuridicua mit dem Titel (txato(^c bezeichnet, der auch für die
späteren iurUUei provineiafwn technisch ist. So kommt in Inschriften Ton Tlos
in Lycien vor: Domitius ApoIIinarius 6 (txatoSÖTTjc (^. /. Or- 4236); lullus
Marinus 6 Sncaiof^öryjc (ib. 4237), und ein ungenannter, welcher der leg, Aug. pr.
pr. JjyeUxe et Pamphgliae selbst ist (Ib. 4240)^ ferner In einer Insehr. von Sparta,
C. /. Qr, 1346 Aemilius luncus i SmaioSörqc*
3) Reinesius Inacf. 2, 26, in welcher Inschr. überhaupt kein fuW<iieiu
Aeg^fpü vorkommt, sondern zu lesen ist IVB, PER AEMiUam et LlOuriam
(Henzen JVuore Memorie d. Inet. p. 292); Franz a. a. 0. p. 31 7^, der den iuH-
iUcua zu einem Legaten des praefeetua macht. Winkler De iuridüo Alexandriae,
Lips. 1827. 8, welche Schrift voU von Irrthümern ist. Am besten handelt über
dies Amt Ritter in der Vorrede zum 5ten Theü seiner Ausgabe des Cod. Theo-
doeianut, der sich indessen dvreh die erwähnte Insehr. des Reinesins hat täu-
schen lassen.
4) S. oben Seite 41. Von dem Im J. 543 »211 eroberten Gapua sagt Liv.
26, 16 : ceterum habitari tanftim, tanquam wbem Cap%uan frequentairique plaeuil :
corpus nuUum etvitatis , nee etnatut nee plebia ooneiUmn nee magitiraUte ee$e.
Sine eoneilio pubUeo^ $ine imperio imiitiludifism, mUlHu rei inier ae eoeiam ad
— 296 —
der röroischeD Ansiedelung noch eine ursprüngliche Einwohner-
schaft' fortbestand, die zur Gemeinde nicht mitgehörte <). Die
Analogie mit dem ersteren Falle wird ausdrücklich bezeugt^) und
durch den Umstand bestätigt, dass, als Septimius Severus den
Alexandrinern ihren Senat wiederherstellte^), der iuridkus in
seinen Functionen wesentlich beschränkt und ausschliesslich auf
die freiwillige Gerichtsbarkeit angewiesen worden zu sein scheint *) ;
die Analogie mit dem zweiten Falle ergiebt sich aus den Ver-
hältnissen der Bevölkerung Aiexandrias. Diese Stadt, welche
unter Ptolemaeus Physcon sehr gelitten hatte ^), unter den Römern
aber die erste Handelsstadt der Welt wurdet) und der Grösse
nach nur hinter Rom zurückstand 7), hatte ausser den zahlreichen
Römern, welche sich des Handels oder wissenschaftlicher Studien
wegen daselbst aufhielten und unzweifelhaft unter dem inridicus
standen, eine doppelte Bevölkerung. Der eine Theil derselben
B«Töik6- bestand aus Griechen und Aeeyptern, welche sich zum Theil
Ai6XAttdru.| durch Epigamie vermischt hatten, der andere aus Juden, welche,
'iJfX"|.des Bürgerrechtes der Stadt ebenfalls theilhaftig»), von den fünf
Revieren der Stadt zwei bewohnten^). Beide wohnten getrennt
cofuetuum inhabUem fore, Pratfectian ad iura ttidenda ah Roma q^awnU mi9^
suros. Dies war im Ganzen aucb der Zustand Aiexandrias. Dass der regierende
Beiimte nicht praefectua iuri eUcundo genannt wurde, hatte seinen Qrand allein
darin, dass in Aegypten bereits ein Prafect höheren Ranges existirte; dass er
aber an der Spitze der ganzen städtischen Verwaltung stand, lehrt Capitolin.
M. Ant. ph. 25: Maeeianum et/om, fiUum Caasiif cui AUxandria erat conrnmaUj
ex€rciiu$ occidii, Vulc. Gallic. Avid. Casa. 7: Maedamanf eui erat commUsa
AUxandria. Denn da im J. 175 n. Chr. , auf welches sich diese Stellen bo-
ziehn, Flavius Calvisius Prafect ypn Aegypten war (Dio Cass. 71, 28), so kann
Maecianns diese Stelle nicht bekleidet haben, sondern wird mit Dirksen Die
Script. Hist. Aug. p. HO und Kuhn 2, 475 für den iuridicua AUxandriat zu
halten sein.
1) S. Seite 36.
2) Spartian. Sept. 8ever, 17: deinde AUxandrinia iu$ huleutarwn dediU qiU
$ine puhlico eontiUo ita ut aub rtgibua ante vivebantf uno iudiee conUnti, quem
Caeaar dediaaet.
3) S. die Torherg. Anm. und Dio Cass. 51, 17. 8eit dieser Zeit geschieht
der curia AlaxandHat oft Erwähnung. S. die Stellen bei Oothofr. ad Cod. Theod,
12, 1, 192.
4) S. Bitter a. a. 0.
5) Strabo 17 p. 797. 798. lustin. 38, 8.
6) Strabo a. a. 0.: (a^y^otov i^icopetov t^« oinouffciwjc.
7) Dio Chrys. or. XXXI J ad Alexandrinoa I p. 669 R. : t) -^äp ic6Xic 6|iAv
T^ {icy^^et %a\ T(j> TÖictp TtXeiOTOv Saov hia^ioei «otl icepitpavöö^ dicofii&stxTat
&euT£pa Tdv i>nö töv iJXtov. Ammian. 22, 16, 7.
8} Es war ihnen von Caesar (loseph. Ant, 14, 10, 1. contra Apion, 2, 4)
nnd Augusttts (loseph. Ant. 19, 5, 2) bestätigt.
9) Philo m Flaee. 8 p. 525 Mang.
— 297 —
und hatten nodb in der Römerzeit ihre eigenen Behörden; die
Griechen den i(v)Yi)D^c> dem die iirijiiXeia taiv r^ icoXet }(pi)9ifAfov,
d. h. die cura anmmae oblagt), den ipxiSixaon];, ein in einer
Familie erbliches richterliches Amt für die Gemeinde^}, dem
i8vapx>2< der Juden entsprechend, ferner dessen Gehülfen und
Gericbtsschreiber, den oi70fiV-y)|iaTOYpa<poc^) und endlich den voxre-
pivo? oTpa-njyoc {praefectus vigilum)^ unter dem ein Corps von
voxTOfoXax&c stand ^); die Juden dagegen ihren Ethnarchen^) und
eine eigene ifepot>o(a®). Ausserdem hielten sich in Alexandria
Aegypter aus dem Binnenlande und Fremde als Metoeken auf^),
wozu noch Sdaven kamen, so dass die 300,000 Bürger der
Stadt ^) bei weitem nicht die ganze Einwohnerschaft ausmachten.
In Processen der Griechen, Juden, Fremden und Römer unter
einander wird nicht der Richter der Gemeinde, sondern der
iuridicus das Forum gewesen sein und es ist eine Bestätigung
dieser Ansidit, dass der einzige iuridrctis (8ixato8otY](;) einer
Stadt, der in römischer Zeit vorkommt, sich in Palmyra findet,
dessen aus Arabern, Juden, Griechen und Römern gemischte
Bevölkerung der alexandrinischen im Wesentlichen ähnlich war']'.
1) Strftbo 17 p. 797: t6»v B' imympiar^ dfp^(5vtwv xatd itöXtv piiv 8 Te
Töv T^ 7t6Xei )^pTjatfJiaiv, xal 6 üirofjivrjjxaTOYpacpo; xai 6 dpYiStxaor^; , tlTapxoc
li h vyxxepivö« mpaTrf(6^, C. 1. Or. n. 4688. Franz p. 291». 321^.
2) Letronne ßee. U n. 352 : Faioc 'Io6Xio( Aiov6atoc dpxtficxaon^c , 8£aivoc
dpxiÖHtaOToü &6« xal itar/jp. Er kommt auch vor n. 386 (C. /. Or. n. 4734.
3) Ausführlich beschreibt sein Amt Lucian Pro mercede conducUa 11. 12.
4) Strabo 1. 1. Philo in Flaec. 14 p. 534 Mang.
5) Strabo bei loseph. ArU, 14, 7, 2: xadtoraxai 5e xat i^dpTq^ auTd»v
Clouoaiov), Bc 5ioixet xe t6 I8no; xal oiatTql xploei^ xal oufißoXalcov im\u\elx(u,
xat TrpocxaYfAaxmv, ^ av iroXixefca; doytos auxoxeXouc. Vgl. 19, 5, 2. Wesseling
De Judaeontm arehorUibu». Trai. 173o c. 3. Ethnarcheb kommen auch sonst in
Aegypten vor (Strabo 17 p. 798), obwohl ihr Begriff nicht feststeht. £9vo; ist
auch ela»$i9, ordo, und man sagt l%so^ Upiov, ornjitoupfdiv u. s. w. S. Letronne
zur Inschr. von Rosette lin. 17. Rec. I p. 278. Den Ethnarchen der Juden mit
dem Alabarchen zu identiflciren , wie Valesius ad Euseb. H. E. 2, 5 p. 24 und
nach ihm Kuhn 2, 506 thun, ist ungerechtfertigt. ^
6) Philo in Flacc. 10 p. 528 Mang.
7) Deshalb unterscheidet das Ed. Ti. Alex. lin. 33 xouc lY'feveu 'AXeSav-
opeic xal k^ xj ic6Xct hvk ^iXepY^crv xorroixo&vxac
8) I>iodor. 17, 52.
9) Insehr. v. Pafanyra aus d. J. 263 bei Waddingten n. 2606«: 'H ßou(^i}j
xal 6 ^Ifioc SsitxCi^tov OOopc&^v] xöv xpdxiorov i[ft(Tpoicov] Seßaoxou &oux7]v[>*
piov, 5tJxco(dTt]v xffi piTfcpoxoXovciac. Waddington verwirft zwar diesen Ver-
gleich, weil er den iandicu» AUxandriae mit Franz f&r einen Legaten des PrS^
fecten hält, dass er aber dies nicht war, glaube ich oben gezeigt lu haben.
— 298 —
si?^äs Unter Dioclelian wurde Aegypten eine DiOoeee des Orients
dMOrienti und spttlef me selbständige Diöoese, Al^iDfrcxiaxi^ 8io(xi}9tc>},
deren Vorsteher, der praefictus AegypU^ den vicarti praefecti prae-
iario gleichgestellt wurde 2). Diese Didoese umfasste unter Dio—
cletian 5 Provinzen, nSmlidi \. Aegyptus lovia^ Unleraegypten
westlich vom Nil, 2. Aegyptus Herculiay spater Augu$taimnica oder
Augxisia prima ^ 3. Thebais^ 4. Libya inferior (Marmarion oder
MareoUsj zunädist westlich von Aegypten), 5. Libya super ior
(Cyrenaica)^), Dazu kam später 6. i4rca(ita, benannt von Area-
dius, dem Sohne Theodosius I, welche Provinz von Aegyptus
HercuUa abgetrennt wurde ^). Die Nomeneintheilung dauerte noch
bis in das siebente Jahrhundert n. Chr. ^) .
XTiL Creta und Cyrenaioa.
mher« Die Nordkilste Africas zerfiel in der römischen Kaiserzeit in
vier Provinzen, Cyrenaica, Africa, Numidia und Mauretania^).
Denn Aegypten wird von clen älteren Geographen zu Asien ge-
rechnet, und obwohl Ptolemäus dies missbilligt und zuerst als
Grenze beider Erdtheile das rotbe Meer und die Landenge von
Suez feststellt '^), so gehört doch, wie wir gesehen haben, in der
Verwaltung auch noch nach Diocletian Aegypten zu den Provin-
zen des Orients. Westlich von Aegypten erhebt sich das Terrain
in grossen Terrassen, dem Catabathmus parvus und dem Gatabathmtts
1) C. /. Ot. 4639.
2) S. hierüber Mommsen Abh. d. Berl. Acad. 1862 S. 494 IT.
3) Yeronegiscbes Yerzeichniss bei Mommsen a. a. 0. S. 499. ÖOO.
4j EuBthatbius ad Dionys, Peritg. v. 251 : 8aaoi ^' imdrcokis jxeadrrjv
Tceipov Ivouoiv : Sri •?) xaz^ Atpircov 'ETtTairoXic xai 'ApxaSla, rf); diro toü
aoi/ico; 'Apxa5(ou Sottpov ^xXVj^, tzpb hi toütou xa\ 'Errdhiofxoc ^ 'Eirxavo-
{jkla d)Nop.<{avr2. Kai toOxo aev dxaAetxo 6id t6 iirrd l^etv N0fji.o6(.
5) Franz a. a. 0. p. 322.
6) Für alle diese Provinzen sind benutzt: Carte de VAfriqae <otu la domi-
naiion des Romains, dressie au dip6t de la guerre d^apris les travaux de Mr. Fr,
Laeroix par le capitain Nau de Champlouis (Paris) 1864 und 1865. 2 Blätter
nebst einer Notice sur la carte etc. , in welcher sich ein Yerzeichniss der römi-
schen Ortschaften mit Bestimmung ihrer Lage und Angabe der Quellen befindet ;
fenier ein Band des V Univers, enthaltend: Afriquej esquisse ginirale de fAfrique
ei Afrique aneierme par M. D'Avezac; Carthage par Dureau de la Malle et
J. Yanoski, Ntanidie et Mauritanie par L. Laeroix, L'Afrigue ehriUtnne par
J. Yanoski, Paris 1844. 8. L. Malier Numismatique de l'aneienne Afriqve, Yol. I.
Les mownaies de la Cyr^nai^u«, Gopenhague 1860. 4. YoL II. Les numnaies de
la SyrUquej de la By%aehne et de la Zeugiiane, 1861. Yol. III. Les tnonnaUs de
la Numidie ei de la Mauritanie, 1862.
7) Pudern. % 1, 69 4, 5, 1 ff.
i
— 299 —
magnuSj welcher letztere die Grenze zwischen Aegypten und
Cyrene bildet^), das, eine fruchtbare Hochebene einnehmend, im
Westen bis zu den Altären der Philaeni, der Grenze der Provinz
Africa^), reicht. Der Staat Cyrene^j, «ine dorische Colonie, bil-
dete zuerst ein Königreich unter der Herrschaft der Battiaden
(c. 640 — 450), dann einen freien Staat (c. 450 — 322), der
trotz fortwährender bürgerlicher Unruhen zu hohem Wohl-
stande gelangte, bis er 322 v. Chr. von dem ersten Ptole-
maeer erobert wurde. Erst nach dem Tode des Ptolemaeus
Physcon oder Euergetes U im J. 417 wurde er wieder definitiv
von Aegypten getrennt und dem Ptolemaeus Apion übergeben,
welcher, als er 658 = 96 kinderlos starb, das Land in seinem cym^
' ' kommt an
Testamente den Römern vermachte^). Damals lagen in dem- dies««»,
selben ausser Cyrene vier grössere Städte nebst vielen kleineren
Ortschaften, welche alle von Cyrene aus gegründet worden waren penupoiij.
und zwar geographisch als Pentapolis bezeichnet werden^), poli-
tisch aber vollkommene Selbständigkeit besassen und erst nach
Beseitigung der Königsherrschaft in einem Bundesverhältniss ge-
standen zu haben scheinen. Denn seit dieser Zeit führten sie
mehrmals gemeinsam Krieg und schlugen gemeinsame Münzen,
welche unter den Ptolemäem die Aufschrift xoivov tragen <*).
Diese fünf Städte waren 7) 4. Cyrene, 2. Barce, gegründet von
1) SalloBt lug, 19. Polyb. 31, 26. Strabo 17 p. 798.
2] Sallust a. a. 0. und c. 79. Strabo 17 p. 836. ^
3) lieber die Topographie Gyienes s. I. B. Pacbo Relation d'un voyaye dant
la Marmarique, la Cyr^naique et U» OatU d'AudJelah et de Mara^hy Paria
1827. 4, nebst Atlaa in fol. H; Barth Wanderangen durch die Küstenlander des
Mittelmeeres , Berlin 1849. 8. S. 418 ff. Kieperts Karte der Cyrenalca mit
G. Bohlfs Beuten in Zeitschr. der Gesellsch. für Erdkunde zu Berlin 1870 Taf. 5 ;
über die neuesten Ausgrabungen: History of the reeent dUcoverie$ ai Cyrene
made dwing an expedition to the Cyrenaiea in 1860 — 61 by B. Murdoch Smith
and £. A. Porcher, London 1864 fol. ; über die Geschiclite desselben Thrige Re$
Cyrenensium, Hafniae 1828. 8. Gottschick Gesch. der Gründung und Blüthe des
hellen. Staates in Kyrenalka, Leipzig 1858. 8. B. Kolbe Der Bischof Synesius
von Cyrene oder Forschungen auf dem Gebiete der Brdkunde und Geschichte
der libyschen Pentopolis, Berlin 1850. 8. L. MüUer a. a. 0. 1» 1 ff. Pauly Beal*
Encycl. 1, 1081 ff. 2, 825 ff. D Avezac a. a. 0. p. 74—158.
4) Appian. B, C, 1, 111 setzt diese Begebenheit irrig in das Jahr 74, Li-
vins ipit, 70 zwischen 97 und 92. Das Jahr 96 geben richtig an lulius Obse-
quens de prod, 49. Buseb. Chiron. Can, p. 133 Schoene. Cassiodori Chron, ad
a. 658. S. das I^ahere bei Thrige p. 258. Clinton FwU MeU, Ul p. 389.
5) PUnius iV. JSr. 5 S 31. Ptolem. 4, 4, 4. Sex. Bnfus &r. 13. tiynesiui ep,
14. 47. 58. 59. 67 u. «. Thrige p. 15.
6) L. MflUer a. a. O. p. 30. 37.
7) Strabo 17 p. 837. Piin. N. B, b % 31. Mela 1, 8 p. 13 Parthey. Die
bedeutendsten von diesen irares Cynne, Barce, Suesperidea, toh weleheo sahl«
— 300 —
den BattJaden um 550, später Piolemais genannl^), 3. Euespe-
rides oder Hesperis, eine Colonie Arcesilas IV, später Berenice^),
4. ÄpoUonia oder Sozusa^), 5. Teuchira oder Arsinoe*). Die
römische Regierung nahm zwar diese Erbschaft an, trug indessen
Bedenken, aus dem sehr entlegenen, verhältnissmässig kleinen
und eines fortwährenden Schutzes bedürftigen District sofort eine
Provinz zu machen und begnügte sich, die königlichen Domainen
der Ptolemäer in Besitz zu nehmen^), dem Lande eine Steuer
von dessen Hauptproduct, dem silphium^y aufzulegen') und im
Uebrigen den fünf Städten ihre eigne Freiheit und die Verwal-
tung ihrer Gebiete zu gestatten^). Allein die Stadtgemeinden
waren bereits unfähig geworden, sich selbst zu regieren; in
Cyrene kam es mehrmals zu einer grausamen Tyrannenherr-
schaft ^j, und als im J. 668=86 LucuUus zufällig in Cyrene
erschien, um Schiffe für Sulla zu requiriren, nahm man dessen
Hülfe zu einer neuen Constitution der Verfassung in Anspruch ^^) .
In Folge dessen wurde einige Zeit darauf, nämlich im J. 680 =
reiche Mfinzen vorhanden sind. Statt Apolionia nennt Ammian. 22, 16, 4 Damis,
welche Stadt mit Balagiae lusammea nur eine Münze geprägt hat (L. MiUler
1, 96).
1) Thrige p. 132 ff.
2) Thrige p. 180 f. .
3) Thrige p. 101.
4l Thrige p. 114.
5) €ic. De lege agr. 2, 19, 51 : adscribit eidem aueiioni CorirUhioa agros,
et CyrenenseSj qui ApioniB fuerunt. Uygin. in Oromat. v^t. I p. 122 L.:
tn provincia Ctfrenensium agri sunt regii ^ id est Uli, quos Ptolemaeua rez
populo Romano reliquit. Tac. Ann. 14, 18: idem Cyrenenses reum agebant Aei-
Uum Strabonemf praetoria potesUUe uaum et misswn diseeptatorem a Claudio
agrorum, quos regi ApUmi quondom habitos et populo Romano cum regno relictcs
proximus quisque possessor moaserant^ diutvnaque Uceniia et vritaria quasi iure et
aequo nitebantur. Igitur abiudicatis agris orta adversus iudieem invidia.
6) Ueber das Silphiom , das als Medicament verwendet wurde und hoch im
Preise stand, giebt es eine grosse Literatur. Am besten handelt darüber L. Mül-
ler a. a. O. S. 13 — 16. 31. 104 — 109, wo weitere Nachweisungen gegeben sind.
Es gab modisches und cyrenäisches Silphium ; das letztere war schon unter Nero
sehr selten geworden und ist gegenwärtig nicht mehr vorhanden. Das erstere
hat neuerdings der englische Botaniker Falkoner im nördlichen Kaschmir wieder-
gefunden, und es entspricht genau dem auf cyrenäischen Münzen abgebildeten.
5. J. Friedländer in Uubers Numismatischer Zeitschrift 1872 p. 430 f.
7) Plin. iV. J?. 19 $ 40 : quo minua omitUndwn videtur C. Valerio M. He-
rennio cosa. (661 s=93) Cyrenis advecta Romam publice laserpici pondo XXX, Cae-
sarem vero dictqtorem initio beUi etvilis inter aurUm argentumque protulisse ex
aeratio laserpiei pondo MD.
8) Livlus ep. 70.
9) Thrige p. 270 ff. und besonders Plutarch. Dt muUervm virt. 19 p. 315
Dfibner.
10) Plutazeb. LueuU. 2. loseph. Ani. lud, 14, 7, 2.
— 301 —
74 die Cyrenaica zur Provinz gemacht i) und zunächst einem wird
quaestor pro praetore untergeben^).
Im Jahre 686 = 68 führte der Proconsul Q. Caocilius Metel-
lus den Krieg gegen Greta ^j, dessen Resultat war, dass im
folgenden Jahre 687 = 67 auch Greta Provinz wurde 4) und in
demselben Jahre scheint auch in Gyrene eine nochmalige Orga-
nisation der Provinz stattgefunden zu haben ^), und zwar in
Folge des Krieges mit den Piraten, welche in Cyrenaica recht
wohl Verbindungen gehabt haben können^). Ob aber bereits
damals die combinirte Provinz Cretä-Cyrene eingerichtet ist, wie
1) Dies J&hi giebt bestimmt an Appian. B. C. 1, 111. Wenn Zxxmpt 8tud.
Rom. p. 48 und Mommsen R. G. 3, 51 das Jahr 679=3 75 annehmen, so hat
das seinen Grund darin, dass sie auch Blibynien, dessen ProTincialeinrichtung
nach Appian gleichzeitig war, 75 Provinz werden lassen. Allein auch Blthy- '
nien ist, wie wir oben nachgewiesen haben, nicht 75, sondern 74 eingerichtet.
2) Dies besagt das von Heine entdeckte, zuerst von Pertz herausgegebene
Fragment des SaUnst HUt, 2, 39 DieUch (47 KrUz): P[üblhu?]q[ue] Lentulus
Maire€i\Uinut] eodem a[u]etore quaeiüor] in novam prooinei[Qm] CurenoM misnts
est [guod] ta jmortui regit Apio[ni»\ teatamenio nobiä d[(Ua] ftmdentiQre quam
[tttos] per genti» et minui g{lo}riiae avidi itnperio co[ntijfieruia /Wl. Ueber dies
Fr. s. Pertz Ueber ein Bruchstück des 98 Buchs des Livlus, Berlin 1848. 4.
Kreysslg Conim. de T. Linii Msiorianim reliquüs ex polimp$etto ToUtano eruti«,
Misenae 1849. 4. Mommsen in Berichten d. sachs« Gesellsch. der Wlss. Ph.
Bist. Gl. 1850 S. 190, wo ein Brief Borghesi's mitgetheilt ist, \^ welchem er
die in dem Aufsatze 8uU' eth^ in cm la Cirenaiea divenne provineia Romana
(^Oeuvres 2, 395 if.) ausgeführte Ansicht zurücknimmt. Huschke Zeitschr. f.
gesch. Bechtswiss. XV, 3 S. 273. Bergk Zeitschr. f. Alterthumswlss. X S. 880.
Heerwagen in Kreyssig E^ist. ad Fr. AntsHim, Misenae 1852. K. L. Roth im
Rhein. Mus. VUI (1853} S. 436. Auch später kommen mehrmals als Statthalter
der Provinz Quaestoren vor, so A. Pupius Rufus TOftia; dviiorpettT^^oc auf Mün-
zen von Cyrene, deren Zeit nicht genau zu bestimmen ist (L. Müller 1, 161),
P. Septimius Qeta Tafzlac tax dlvTiOTpaTtj^o« Kp-^injc xal Kypi^vTjc, C. /. Or. 2591,
3) Dio Cass. fr. 178, 1 p. 102 Bekk. Drumann 2. 52 ff.
4) Die Einrichtung der Provinz dauerte bis 688 »66. Vell. 2, 34: per id
iempus a Q» MeUUo Greta innda in popidi Romani potestaiem redaeta est , quae
— per triennium Romanos exercitua fatigaverat, Eutrop. 6, 11. Uebrigens s.
Dio Cass. 36, 2 (p. 103 Bekk.). lustin. 39, 5: Creta CUieiaque piraUeo hello per-
domitae in formam provineiae rediguntur. Liv. ep. 100: Q, Meteüua perdomiti»
Crttensihw Uberae in id tempua intulae lege» dedit. Cic. pr. Mur, 35, 74 : {Crettsj
nostri imperü praeeidio diaciplinam auam legesque coneervant, Cic. pr, Flaeeo
13, 30.
5) In dem Verzeichnias der j^lege des Pompeius Fr. Vat. Diodori 40, 19
Vol. lU p. 141 Dind. heisst es : oiroroSoc — xoi ti^v xatd KiXixlav Suptav,
'lou&atov, 'Apaßio^, KvpYjva'ix'^v. Darauf scheint auch zu gehn Eutrop. 6, 11:
quo tempore (im J. 67) Lihya quoque Romano imperio per teetamentum Aptonis^
qui rex eiua fueraty aeeessU. Dieselben Worte wiederholt die Hiat, Miaeelia 6, 10.
Vgl. Hieronymus Euseb. Chron. Can. p. 135 Schoene, der zu Ol. 178, 4s=65
V. Chr. die Notiz hat : Hb^ per teatamenUmi Apionia regia Romania relicta. End-
lich hat die Stadt Berenice eine Aera, die wahrscheinlich 67 zu setzen Ist. S. die
Untersuchung von Gibert und Goepel bei Franz C, 1, Or. 5361.
6) Boighesl Oeuvrea 2, 398.
— 302 —
man gewöhnlich annimmt^}, muss in Ermangelung jeder Nach-
richt bezweifelt werden^, zumal da nach Cäsars Tode im J. 44
der Senat die Provinzen einzeln an Brutus und Gassius vergab ^) ,
und zwar Greta an Brutus, Gyrene an Gassius^), im J. 7<8 =
36 aber die Provinz Gyrene von Antonius wieder zum König-
reich gemacht und nebst einem Theile von Greta seiner Tochter
Gleopatra verliehen wurde ^). Erst nach dem Tode des Antonius
stellte Octavian die Provinz her^ und bei der Theilung der Pro—
cntatmd vinzeu 727 = 27 wurde Gyrenaica und Greta definitiv zusammen-
binirt. gelegt Und seitdem unter dem Namen Greta Gyrenae, Greta et
Gyrenae, auch wohl Greta oder Gyrenae allein^ als Senatspro-
vinz*) von einem Proprator®) mit dem Titel procoiww/ ^<^) admini-
— ■ ■ ■ ■■ — ■■■■•*■■■ I ■ ■ ■ I I I ■ ^ - ■ , , ■■ ^^ . ■ ■ !■ ■■■■■» I ■ ■ ,P« I ■■■ ■ ■ I — — —
1) Boeckh C, I. Or. 2588 nach Pighins, welcher die vereinigte Provinz
durch einen Pritor nnd zwei Qnäatoren verwalten läset, ohne einen Beweis bei-
zobringen.
2) Der Quiator M. Inventius Lateranensis (691 = 63) , von dem Cicero pro
Pkme, 26, 63 sagt: Cyrenis liberalem in pfMeanos, huiunt in soei09 f^üue be-
weist nur, dass Cyrene damals Provinz war; ob es mit Greta vereinigt, und
unter welchem Statthalter, lehrt die Stelle nicht. Ueber die ganze Frage handelt
Znmpt Comm. ep, II, 241 ff.
3) Appian. B. C. 3, 12. 16. 36. Unklarer 3, 8; 4, 57. I>io 47, 21.
4) Oic. Pfui. 2, 38, 97: miper flxa iabtda estj qua clvitatea locuplelissimae
Creteruitmi vectigalifms Uherantur statuiturque ne posi M. Bnitum jproeonsulem aii
Creta provineia. Phil. 11, 12, 27: num igitur BrviUu txspectavii decreta nostrOf
evm studio nosset? Neque enim est in provineiam suam Crtta/n profeeturus, Dio
Gass. 45, 32; 46, 23. Appian. B. C. 5, 2. Nacb Platarch. Brut. 19 erhielt Brutus
Creta, Gassius AtßuTjv. Dies ist die pentapoliM Libyae (Sex. Ruf. hr. 13, i^ Aiß6T]
V) Ttepl Kup'/)V7]V Dio Gass. 49 , 41 , in welchem Sinne Platarch Atß6T] auch
V. Anton. 54 braucht), nicht die Provinz Africa; denn diese verwaltete im J. 44
Gorniflcius fDnimann 2, 619). Uebrigens vgl. Dnimann 1, 139. Borghesi
Oeuvres 2, 400.
51 Dio Gass. 49, 32. 41. Plnt. AnUm. 54.
6) Monum. Ancyr. 5, 31 p. 81 Mommsen : provineias omnis, quat frans Ha-
dfianum mare vergwi{t a]d orJef)[te]m, Cyrenasque, tarn ex parte magna regihus
eas possid^ntibus reciperavi.
7) Caesins Cordns pro eonsule Cretaty Tac. Ann. 3, 38. Derselbe wird ange-
klagt von den Cyrenenses ib. 70: M. Aurelius — Seranus — g(iiaertor) provffi-
eiae Cretae. Gu^rin Voy. arch. dans la r€g. de TwfUs II p. 253 n. 461. Andere
Beispiele s. in den folgenden Anm.
8) Dio Gass. 53, 12. 14.
9) Strabo 17 p. 840. Anf den Mfinzen^on Gyrene kommt ein L. Lollins
vor, den Borghesi Oeunres 2, 400 nnd L. Müller 1, 158 fQr den ersten Propra-
tor von Gyrene halten, der dies Amt 67 — 66 v. Chr. bekleidet habe.
10) Bekannt sind Scato procos. auf MOnzen von Cyrene, unter Augustns nnd
zwar nach 23 v. Chr., L. Müller 1, 166; [M. Lolllus] Palik(ana8) pr{ocon3Ul) aus
derselben Zeit, L. Müller 1, 167; Occius Flamma (Seneca contr. 9 p. 273 Burs. :
secutus erat in provineiam Cretam Oecium Flammam proconsulemy cf. p. 439);,
Gaesius Cordus, proconsule CrtUie unter Tiberius, Tac. Ann. 3, 38; Cornelius
Lupus Cos. 795 = 42, vorher dvftüirato?, auf Münzen von Creta, Borghesi
Oeuvres 1, 437; Cn. Petronios Probatus proeons. provine. Oretae (nach
— 303 —
strirt, unter dem ein legatus^) und ein qxiaeBtor fungirte^). Die
Landschaft Maimarica, welche zwischen der Pentapolis und
Aegypten liegt und, wie noch jetzt, von Nomadenstämmen be-
wohnt wurde, musste erst erobert werden, und wird diese Er-
oberung dem P. Bulpicius Quirinius zugeschrieben J^), dessen Pro-
consulat vermutliungsweise in das Jahr 73 4 «=20 gesetzt wird*).
Erst unter Diocletian wurde die Combination der Provinzen Greta
und Cyrene wieder aufgelöst und das wüste Libyen unter dem
Namen Libya inferior mit der Hst. Paraetonium, die Pentapolis
unter dem Namen Libya superior mit der HsU Sozusa zur dioe-
cesis Orientis, später zur dioecesis Aegyptij Greta aber mit der
Hst. Goityne zur dioecesis Moesiae gezogen^).
■ ■ ■ — ■■■ ■■■ ■■■ I ■■■■■■ ■ ■■■■■ll»W ^B ■■■
GUndiDs), Henien n. 64Ö1; A. lulias QtutdrataB [dvOÖTroroc] Kp^rrjc Kup-fjvtjCi
Waddington 1722^; 0. /. Gr. 3Ö32, und so ist auch zu lesen in der auf den-
selben Qnadratns bezüglichen Inschr. C. 1. Qr. 3548, wo jetzt Kpi^c K6itpou
steht (aus Domitians Zeit): Q. Oai^lins Macer frf&. pldt. praetor),
proeoi, prov. Cretae Oyr(tnanan)y Omt. 415, ösC. i. I«. II n. 4120; Sex. Ta-
diu8 — Paulinus pro cos. sorUtiu prov. Cret, Cyr.t Orelli 3658; M. Nouius Bal-
bus proeo$. Henzen 5296; Q. Caecilias Rnflnus — dv86trcrroc Kp^njc xQil Ku-
^Hifi, C. /. Or. 2588. Die Inschr. Qrut. 476, 5 gehört nicht hieher. 8. Borgheti
Oeuvr. 3, 186.
1) Orelli 3659 = Hermes 3, 114: C. Julio — Comuto TertuUo Ugato
pro praetore provhu. Creiae et Cyrtnanan; Maffel Mus. Vier. p. 416 m Boissien
ln»er. and. de Lyon p. 82 : C. Alfidio Oallo ley. pr. pr. provinciae Cretae
et Cyrenamm.
2) Suet. Vesp. 2: quae$tor Cretam et Cyrenas provinciam sorte eepit. Dio
Cass. 57, 14: tötc hii ii Kpi^iTV], tou dtp^ovrec at^r9)^ dico^vtfvtoc x^ xe xapil^
xat Tfjp icapiSptp a&Toü töv Xoiicöv ^p6vov 7cpo9£Tdlj^^. Auf Münzen von Cyrene
Anden sich A. Pupius Bufus Ta(ii(ac dvTtoTpd(Tr|YOc) t L. Müller 1, 161; Capito
O^uaeitor^y L. Müller 1, 168; In Inschriften: L. Fabius GÜo ftkiest. prov,
Cret. Cyr., Marini I$er. Alb. p. 50; derselbe mit dem Titel Q. proo, Cretae
ib. p. 51 ; ein namenloser Quae^to]r provinciae [CWetae et Cyrenar(wn) ib. p. 53;
Bellldus Söllers, Q. Cret. et C{yr.], Henzen 6912; C. Luxilius -- Sabinus —,
qttaeet. pr(p) pi(aeiore) prov. Cretae Cyr., Grut. 433, Iss Orelli 3143; Marcelli-
nuB TafiiaC) C. I. Qr. 2589 ; P. Septimius Geta Tapi(ac xal dyctorpdtmoc Kp^rnc
xat KofrhmCf O. /. Or, 2591 ; quaeH. pro [pr. prjovmctoc Cretae et Cyen(artim),
Henzen 6766 ; ein pro q. prooine. Cretae et Cyrenarumj Boighesi Oeuvree 3, 186.
3) Florus 2, 31 : Mu8ulamo$ atque Üaetulos aceoUu Syrtium (^Augtutus) Coaso
duee eompescuity unde Uli OaettUiei nomen latius gtiom ^ta vietoria. (Dies ge-
schah 6 n. Chr., Dio Cass. 55, 28.) Pariter Marmaridas atque Oaramantas Qui"
rinio iubigendoi dedit; potuit et Üle redire Aformaricuj , $ed modeHior m aeHi-
manda vietoria fktU.
43 Mommsen R. g. D. A, p. 120. Ss würde dabei anzunehmen sein, dass
damals der Proconsul von Oyrene noch ein Heer hatte, wie der Proconsiü von
Africa, wofür der Name der legio III Cyrfnaica, welche doch ihren Namen von
Cyrene hat, sprechen würde. Die Bestimmung des Jahres ist aber sehr nnaieher.
Vgl. Zumpt Comrn. ep. U. 91 f, Henzen Imcr. p. 496. • •
5) Veronesisches Verz. Abh. d. Berl. Acad. 1862 S. 499. 508. Zosimus 2,
33. Boecking If. D. 1, 135. 137. Hierocies p. 649. 732. 733.
— 304 —
Die sudtg«. In der EiDwobnerscbaft der Stadt Cyrene werden vier Ciassen
maiAM Ton ^
cywne. unterscliieden ^), izoXixai, d. h. Griechen, welche indess wie die
alexandriniscben durch Epigamie mit den Eingeborenen vermischt
waren 2), Yscf>pp(^ d. h. Libyer, (iixQixoi und 'louSaloi^ welche
letzteren seit den Ptolemäem einen grossen Theil der Bevölkerung
ausmachten-'^) und das Bürgerrecht genossen ^j, aber sowohl hier
als in Berenike eine eigene Gemeinde (icoX(T6U}i.a) unter neun
Archonten bildeten^). Der in alter Zeit blühende Handel der
^*sudV*' Stadt verlor seit der Anlage Alexandrias und sank in dem Grade,
als das letztere sich erhob ^); und die römische Regierung scheint
wenig gethan 'zu haben"), um den Verfall der Stadt aufzuhalten,
welcher zu Synesius Zeit seinen höchsten Grad erreicht halte ^).
Greta, einstmals wegen seiner hundert Städte gepriesen, hatte zwar
noch unter den Römeni seine alte Stadtegemeinschaft, das xoivov ^)
unter dem Kp7]Tap;^7]^ *^) , aber es erholte sich ebenfalls nie mehr
von der Zerstörung, die mit der römischen Eroberung verbunden
gewesen war^^). Einen grossen Landbesitz bei Cnosus hatten
darin die Einwohner der von Caesar gegründeten Colonie ^^) Capua,
welche Augustus damit entschädigt hatte, als er seine Colonie
in Capua anlegte; derselbe gewährte einen Ertrag von 4,200,000
Sesterzen ^^) und war noch am Ende des vierten Jahrhunderte im
Besitze der Campaner'*).
1) Strabo bei loseph. Ani. 14, 7, 2.
2)
2) Thrige p. 122. 3) Tbrige p. 219.
4) losepb. ArU. 16, 6, 1: xmv piv ^rpoT^pwv ßaocXIoiv bo<vo(Ji(av aurotc
napco^v}|iLivaiv (in Cyrene).
o) Sie kommen vor in einer Inschr. von Berenike. C. 1, Or. 5361.
6) Thrige p. 336.
7) fickhel 4, 127 schliesst ans einer Münze mit der Aufschrift <PAAT(a
KTPHNH , dass Vespaaian sich um die Stadt besonders verdient gemacht habe,
allein Müller (p. 173) bat diese Münze nicht auffinden können. Ebenso unsicher
ist es mit dem Hu eolomaey das den Städten Cyrene und Xaucbira (Arsinoe) in
der Tabula PtuüngtrUma zugeschrieben wird.
8) Synesius, Bischof von Ptolemais, sagt in seiner im J. 399 n. Chr. gehal-
tenen Orat. dt rtgno p. 2 von Cyrene : ttöXi; TAXtjvi;, iraXai6v Ävopta xal iv loSJ
uupia T&v TCdO.ai aocpÄ-v, vOv r^vt]« xal r.dtrr^'^i xal [ki'fa lpe(7Cviov xoi ßaaiXe«;
oeofievov, ti {xiXXei Tt Trpd^etv r/j; Tcepi aunQ-v ap^aioXoYia« dTtcftiov. Aehnliche
Klagen findet man bei ihm an vielen, von Thrige p. 21 angeführten Stellen.
9) Eckhel 2, 300.
lOl C. i. Or. 2744. Hoeck Creta 11 S. 6. 290.
11 J Servius ad Verg. Aen» 3, 100: tt primo qtüdem ccnlum hahwt eiritaU»
(Creta)y unde et HteaUmvpöü» dicta ««(, post vigirUi et quatttiorj inde duatfy Onown
tt Hierapydnanij quamvia JAvixu plurts a Mttello tjcpugfuitas dicat.
12) Sue«. Com. 20.
13) Velleius 2, 81. Dio Cass. 49, 14.
14) C, I. Or. 2597 und das. Boeckh.
— 305 —
XLn. XTiTTI. Aftica und Kumidia i).
Die Besitzungen der Cartbager zur Zeit des dritten punischen Entateirang
Kri^es waren nur ein kleiner Rest des grossen Gebietes, welcbes
ihnen ebedem untertbanig gewesen war, und die ganze Nordkttste
Africas von der Cyrenaiscben Grenze bis zur Strasse von Gibral-
tar umfasst hattet). Unter dem Schutze der Römer hatte Masi-
nissa, der König des benachbarten Numidiens, während durch
die arglistige Politik der Römer in Folge des zweiten Friedens-
schlusses (204 V. Chr.) die Cartbager wehrlos gemacht waren,
nicht nur den westlichen , sondern auch den südlichen und öst-
lichen Theil der punischen Länder an sich gerissen. Was im J.
146 V. Chr. noch ttbrig war, nämlich das Land von dem Flusse
Tusca'}, jetzt Oued ZaYn oder Oued Berber, vor dessen Mün-
dung die Insel Tabraca mit der Stadt gleichen Namens liegt, bis
südlich herunter nach lliena *) am Meerbusen von Gabes, wurde
nach der grausamen Verwüstung der Stadt Carthago^] und der
Niedennetzelung ihrer frttber auf 700,000 Ew. geschätzten Be-
völkerung durch Scipio mit Hülfe von zehn Legaten zur Provinz
gemacht <^); das von Masinissa occupirte Gebiet dagegen nach dessen
1) Ausser den S. 298 A. 6 angef&hiteD, auf alle africaniachen ProTinzen be-
zügliehen Werken sind für Afiica, Nnmidia und Mauretania von älteren Quellen
ZQ erwähnen: die afHeanischen Inschriften in 0. Falconerii Inacriptiones aUUc-
Uea€, Romae 1668. 4 p. 157-^164. Maffei Mut. Veron, p. 427 ü. Th. Shaw Tra-
veU or obaervaUona relating to $everal parU of Barhary and ihe Levanty London
1738. 4. Janssen Mutei LugdurU-Batavi intcnpUone» Orateae et Laiinae, Lugd.
Bat. 1842. 4. Hefner in Abh. d. bayer. Acad. Phil. Gl. V, 2 (1849). Eine
genauere Kenntniss namentlich von Numidia und Manretania Caesariensis "ver-
danken wir erst den franzosischen Forschungen. Hleher gehören : Exf^loration
KierUißque de VAlgirU pendant le» anniet 1840 — 44. Arehiologie par de la Mare,
Parfs 1850. 3 Voll. 4. Beaux artt, architeeture et seulpture par A. Ravoisi^ j Pa-
ris 1846. 2 Voll. fol. Benier Inaeriptions Romahut de VAlgirU. Vol. I. Paris
1860. fol., das Hauptwerk, dessen zweiter Theil noch nicht erschienen ist; Ai^
nuaife de la toeUU arehiologique de la provmee de Constantine ^ Gonstantine 8.
1853 bis 1862, Yon da ab unter dem Titel Becftett des NoHeee et Mimoires de la
SoeUU areh. dt la prov, de ConH, 1863 bis 1870. Ou^rin Voyage arehiologique
dana ta rigenee de Tunis, Paris 1862. 2 Voll. 8. Der folgenden Darstellung
liegen namentlich zu (Grunde die Abhandlungen von Mommsen in Berichten der
Sachs. OeseUsch. d. Wiss. ph. h. Gl. 1852 8. 213—230 und Henzen in AtmaU
dtlV Jnst. 1860 p. 23—99.
2) Kuhn 2, 431 ff.
3) Plln. N.H.b% 22. 23. Ptolem. 5, 3, 21. 28.
4) Plln. iV. JI. 5 S 25.
öl Appian. Fun, r^, 130. Llv. ep, öl. Gros. 5, 22.
6) Appisn. Am. 13ö. Gic. de l. agt. 2, 19, 41. Dass die Provinz nur die
letzten Besitzungen der Garthager amfasste, sagt Sali. B, lug. 19: igitür hello
Bft». Altarth. lY. 20
— 306 —
im J. 606 = 148 erfolgten ^Tode seinen drei Söhnen Micipsa,
Gulussa und Mastanabal bestätigt i), deren Herrschaft an der
Kttste vom Flusse Tusca bis zum Flusse Muluccha ging, sich tief
nach Sttden hin erstreckte und im Osten bis nach Cyrene reichte^].
Den jugurthinische Krieg änderte in diesen Verhältnissen nichts,
als dass die Stadt Leptis magna im Kriege sich für die Römer
erklärte und eine römische Besatzung erhielt 3). Diese Stadt liegt
in der Syrtica, d. h. dem Landstrich zwischen der kleinen und
grossen Syrte, und bildete mit den Städten Oea und Sabrata die
sogenannte Tripolis, einen Städtebund (xoivov), der noch im
vierten Jahrhundert erwähnt wird*). Man darf daher annehmen,
dass die ganze regio Tripolitana damals zur Provinz Africa ge-
Nnmidien zogeu wurdc , Welcher sie später angehört '^). Numidien wurde
benyer- erst uach der Schlacht bei Thapsus 708=46 von den Römern
in Besitz genommen und daraus eine Provinz unter dem Namen
Africa nova geschaffen^]; sie bestand aber nur kurze Zeit, denn
— ^ — - - ■ _■ -_ _ _ ■ ■■
lugurihino pUraque tx Punicia oppida et firUs Carthciginiensium ^ quos novissume
habueraiU, popuiu» Romanua per magistraiua admini$trabat ; Oaetulorum moffna
pars et Numidae ^isque ad flumen MuLuceham sub Jugurtha erarU. Mauris omni-
bU8 rex Bocchu8 imperitabat.
1) SaU. B. Jag. 5. 11. 13 ff. Strabo 17 p..8S3. Appian. Ptm. 106.
2) Appian. Pitn, 106. Sali. B. lug. 19. 92. Dies Gebiet enthielt demnach
nicht allein Numidien, sondern auch die spätere Provinz Mauretania Gaesariensis.
Ueber die Grenzen der numidischen Königreiche und der spüteren Provinzen
dieser Gegend Ündet man eine brauchbare l'ntersnchung von Poulle Im Reeueil
de la SociStS arch. de ConstarUine 1863 p. 1 — 159,
3) Sali. Ä. lug. 77. 78.
4) Ammian. 28, 6, 7: guu ape Tripoliiani frustrati adtapso legitimo
die coneiUif quod apud eos est annuum , Severum et Flaceiatwm creavere legatoM.
Dass dieser Bund seit der Gründung der Städte bestand, ist wahrscheinlich.
S. Movers Die Phoenicier II, 2 S. 432.
5) Plin. N. H. 5 S 27. 38. Ptolem. 4, 3, 12. 13. Die Stadt Gergis schlug
unter Augustus Kupfermünzen mit der Aufschrift pefm{ia8U~) L. VoUiai pro cos.
(Müller 2 p. 35 u. 65J ; ein Streit der Städte Oea und Leptis magna wurde im
J. 70 durch Valerius Festus, den kaiserlichen Legaten von Alrica, beigelegt
(Tac. H. 4, 50) und im J. 163 unter M. Aurel und Yerus vrird ein areus in
Oea (Tripolis) dedicirt von Ser. Cornelius Orfitns procos (A/Vtca«) und seinem
Legaten Uttedius Marcellus. MafTei M. V. p. 467, 2. Borghesi Oeuvrea 3, 60.
6) AueU B. Äff. 97 : ex regnoque provincia facta , atque ibi Criapo Sglluatio
pro consule cum imperio relicto, ipae (Caeaar) Zama egreama üticam ae reeepU.
Ebenso Dio Cass. 43, 9, der hinzufügt: xal td ^Ävt) tä iv rj Aißu]] Tauxa tö
fiev Ttepl t9jv Kapyiyfi&ia , 8 hii xal 'A^pix-^v xoXoupiN , iraXaiov, ßtt Itk. 7coXXo5 ^
xaTelpYaoTO, xo hk 89) t&v Nofjidl5o>v v£ov, 8x1 vecocrl elXTjitxo, irovotJidoOT].
Appian. B. C. 2, 100: xal x^v dp-y^^fv xifjv 'I6ßa Katoap 6:roxeX^ "Pcnfjiaioic
l7to(T)aev, aux^ ZaXo6oxiov Kp(o7:ov e^xaxaoxi^oac. 4, 53: Aißutj« rmpaXot xf)v
M.ev Ixt xaXoü9i icaXaidv, So-nv Kap^7)8ovlou« dfpEtXovxo* ijv oi 'lößa^ ^^X^»
offtspöv xe IXaßov inl Tatoi» Ka(oapo(, xal 8td xo&ro N^av icpoaafopeiiouet At~
ß'jvjv. Statthalter der neuen Provinz war damals (711 «=43) T. Sextiofl, der alten
— 307 —
.724 SS 30 ttbergab sie Octavian wieder dem Jttba, Sohn des ver-
slorbenen KOnigs Juba von Numidien^), un<^ als er sie diesem
729=sS5 nahm und ihn durch das Königreich Mauretanien ent-
schädigte 2), wurde Numidia mit der alten Provinz Africa ver-
einigt 3), welche nunmehr im Westen bis zum Flusse Ampsaga^)
(Oued Rhumel oder Kebirj, im Osten bis zur Grenze der Gyre-
naica reichte. In dieser Ausdehnung wurde Africa seit Augustus^?]!^^^''
als senatorische Provinz verwaltet und zwar nicht, wie dies in i^^ons^^i
der Zeit der Republik in der Regel geschehen war, durch einen
praetor j hernach einen jyropraetor^)^ sondern durch einen Gon-
sular mit dem Titel jyrocamul^ dessen Legaten sich in ähnlicher
Weise, wie wir es bei Spanien nachgewiesen haben, in die Ad-
ministration des Landes theilten^j. Noch in späterer Zeit wer-
den erwähnt legoH dioeceseos Carthaginiensis'^), regionis Hvppo-
niemis^]^ eine dioecesis Hcutrümetina^) und ausserdem die gleich
«
GorniarittB. Dio CaM. '48, 21. Dramann 2, 618. Vgl. Plin. ^. A. ö $ 25: ta
pars^ quam Africam appeUavirmu, dwiditur in dua» provineias^ veterem et novam.
Ptolem. 4, 3, 21 : xotä vhy Not>u.(5(«v 'rijv aal N^av iTaoyiv^.
1) Dio Cass. öl, 15.
2) Dio Cass. 53, 26. Tac. Arm. 4, 5.
3) Strabo 17 p. 840.
4l Plln. N,H.b% 22. Ptolem. 4, 2, 1; 4, 3, 3; 4, 3, 28.
5) Appian. Um. 135: xa\ «rpcrrTQY^v in^otov airoTc iif. 'P^fiiAtjc iTrtirlfjitcetv
Ciiptvav. Von Propretoren sind bekannt : im J. 94 v. Chr. P. Sextilios pr. p. A/.
auf Münzen von Hadrnmetnm (Müller 2 S. 51. PlaUrcb. Mariu» 40. Appian.
B. C 1, 62, wo !E€^iX(ou statt Se^ou zu schreiben ist*), im J. 76 L. Licinius
LncnUns (Cic. Acad. 2, 1, 1. Aur. Vict. de vir, iü. 74), im J. 66 L. Serglns
OatUina (Cic im-. CaeUo 4, 10. Asconius p. 85), im J. 61 Q. Pompeins Knfns,
der bei Cic. pr. Cael. 30, 73 zwar proeon«ti2 beisst, aber nnr praetor gewesen
war. Dnunann 4, 316.
6) Nach Dio Cass. 53, 14 hatte der proeonnd Africae drei Legaten. ' Es ist
anzonehmen, dass er selbst den carthagiscben Bezirk, die Legaten die andern
drei Diöcesen verwalteten, bis für Nnmidien ein kaiserlicher Legat eingesetzt
nnd dadurch für Cartbago einer der drei vorhandenen Legaten vacaat wnrde.
Der Proconsnl selbst mandirte diesen Legaten die lurisdiction. Dig. 1, 21, 4:
imperatores Severua et AnUminus Braduae proeonnUi Africae. Cum propriam mru-
dicttxmem legatis tui» dederis^ eonaeqtien» e$t, %U etiam de autpeetis tutoribw poe-
tint cognoecere. Vgl. 26, 10, 1 S ^•
7) L. Minlclus — Natalis, 9(tiacalor) canidid{atu» dkoi^ Hadriani Aug. et
eodem tem(jpore') leg. prov. Africae dioeeeseoe Ca(rthag') proeoe. pairis.mu. C. J. L.
II n. 4510. 45il (Henzen n. 6498). Auf denselben bezieht sich die griechische
Inschrift von Megara bei Le Bas II n. 57. M. Acenna — irib. pUb. leg. pro^
vinciae Africae dioecesis Carthaginiensium. Henzen 6012. C. I. L. H n. 1262.
8) [leg. prov. africae regionis HipponienHs, Henzen 6482; Ugatus prov.
Afric. dioeceseos Hipponensis. Mommseo /. B. N. 1433. Schon Plinius ep. 9, 33
erwähnt den Octavins Avitns, legatus proconsuliSj der seinen Sitz in Hippo
Diarrhytns hat. Vgl. Mommsen Ephem. epigr. 1872 p. 133.
9) BecuOl — de lasocüU oreft. de ConstanttfM 1869 p. 690 n. 11 : M. Clau-
dio Q. f. Quif. BestitutOf ptoe. Aug. dioeceseos regionis HadrwrneUnae et Theve-
20*
— 308 —
dweiMLe-zQ besprechende dioecesis Numidica^)^ Eine ganz ausnahmsweise
wmSh' Stellung nahm der Prpconsul von Africa insofern ein, als er ein
Heer commandirte, ' wahrend alle andern Provinzen, welche eines
militärischen Schutzes bedurften, bei der Tbeilung im J. 727 =
27 kaiserlich geworden waren. Es lag nämlich in Africa die
legio III Auguiia^) nebst verschiedenen Auxiliartruppen^), zu-
sammen ein Corps von etwa 40,000 Mann: zu Zeiten auch noch
eine zweite Legion^;. Diesen ausnahmsweisen Zustand beseitigte
DiMCon-iim Jahr 37 n. Chr. ^) Galigula dadurch, dass er selbst denjeni-
nando gebt > ^ i
ui «inen kftU gen Legaten ernannte, welcher das Heer in Africa commandiren
Mrliohen
Legston solite®), ohue jedoch eine absolute Trennung der Provinz in
zwei Theile durchzuführen^), was in militärischer Hinsicht un-
practisch gewesen wttre. Da nämlich die Bfiiitftrmacht vornehm-
lich die Aufgabe hatte, die fruchtbare alte Provinz, deren Ge-
treideertrag für die Stadt Rom unentbehrlich war, vor Einfällen
der umwohnenden Nomaden zu schützen, so war dieselbe auf
der ganzen Militflrgrenze, welche sich von Mauretanien in einem
weiten Bogen bis zur Cyrenaica hinzogt), in Posten vertheilt,
slinat, Ueozen 6931 : cui divua Aurel. AnUminu» centenariam proeuiraUon(em)
pro(yineia€) Hadrimetinae dedit. Diese provincia oder dioeceaia scheint mehrere
ftgiones gehabt zu haben. Denn es kommt nntei^ Commodas aach ein proe, reg.
Thevestinae vor. Maflei Jlf. V. p. 272 n. 10.
1) Grut. 404, 7.
2) Tac. Ann. 2, 52. Bist. 2, 97 ; 4, 48. 49. Dio Cass. 55, 23 , oft in In-
schriften erwähnt.
3) Ueber die Trappen der Provinz handelt aosführlich Henzen AnRoli 1660
p. 52-71.
4) Tac. Ann. 3, 9 ; 4, 5 ; 4, 23. Auch L. Clodins Macer, der im J. 68 n.
Chr. sich selbständig zu machen sachte, errichtete. neben der Ug. 111 Aug. noch
eine Ug. 1 Maeriana UberatriXf welche auf seinen Münzen Torkommt. Müller 2
p. 171.
5) Borghesi Oeuvr. 5, 217.
6) Tac. Hist. 4, 48: legio in Africa auxttiaque tutandU hnpeHi finSbus aub
divo Auguato Tfberioque principibu8 proeonmU par^ant. Mox C, Caesar turbidus
animi et Marcum Silanum ohUnentem Afrieam (32—37 n. Chr.) metuen$, abktUm^
proconnUi Ugionem mtsso in eam rem legato tradidUj aequatua inter duo« heneft-
eiorum numerus ^ et mixtie utriusque mandatis ditcord^ quaeaiia auetaque pravo
certamine. Legatorum vis adolevit diutumitate offieii, vel quia mifkoribu» maior
aemulandi eura, proeonaulum aplendidistimua quitque Beewitati magis qutjan poten'
Uae eonsulebant. Der Nachfolger des Silanus war L. Piso. Daher sagt Dio Cass.
vc«Tsp(a^ te bith ue^akwiyria/^ , SXXwc tc xal Sri (uvapitv hoXa^v xal tcomtix'^v
xal (evtn-^v {^tv tptcXXc- xal hija t6 JfOvoc vei{i,ac, M^ t6 t« oTpancBTW&v
xaX To6« Nopui^c To6c Tcept aörö npoolTafs* xal i^ ^xelvou xal f^cupo ToOto
Yl-p^cxai.
7) Tac. Hi$t. 1,11; 4, 44. Aach Ptolem. 4, 3 rechnet Numidien zu Africa.
8) Mommsen a. a. O. p. 216 führt eine Inschrift des I^egaten von Numidien
— 309 —
communicirte mit dem Legaten, der sein Hauptquartier in Lam-
baese hatte ^), auf den durch die Provinz führenden Wegen 2)
und bezog auf ebendenselben seine Fourage ^) . Dass die Militär-
strassen durch die alte Provinz gingen^) und von dem Legaten
durch die Soldaten der dritten Legion gebaut und unterhalten
wurden^), genügt allein zu beweisen, dass die Provinzen Africa
und Numidia nicht von Anfang an getrennt waren ^'j. Auf der
andern Seite bedurfte auch der Proconsul eines kleinen Com-
mandos, welches, da die gesammte Truppe unter dem Legaten
stand, ihm von diesem gestellt wurde''). Aus dieser für die
altere Kaiserzeit ganz exceptionellen Theilung der Militär- und
Civilgewalt, welche offenbar grosse Uebelstände hatte und dem
kaiserlichen Legaten fortwährend Gel^enheit bot, seine Gompe-
tenz zu erweitern^), erklärt sich die allmählich eintretende Ver-
änderung in der Stellung des Legaten, welche sich zunächst in
seiner Titulatur erkennen lässt. Im ersten und zweiten Jahr-
hundert heisst er entweder, wie jeder andere Legat, nur mit der
Bezeichnung als kaiserlicher Beamter", leg. Aug. pr. pr.^), oder
mit der Bezeichnung als Legionscommandeur leg. Aug. leg. III
Aug. pr. pr. ^^) ; wird im Titel die Provinz genannt , so ist es
— — _______ j
Q. Anicias Fänstus vom J. 201 an, welche bei Bondschem, in der Wflste zwi-
schen Tripolis und der kyrenäischen Grenze gefunden ist. ^
1) Reeueü — de la SocUU areh. de Comiantine 1866 p. 236.
2) Im J. 70 sagt Tac. H. 4, 50 von dem kaiserlichen Legaten Yalerias Fe-
stns: Adrumeto, übt apeeulabundu$ mbstüerai, ad legionem eonUndit. Er hielt
sich also in der proconsularischen Provinz auf.
3) Die horrea bei Hadrilmetum (Itin. Ant. Aug. p. 52. 56. 58) und a& vielen
andern Orten der Provinz werden zu diesem Zweck gedient haben.
4) So führte eine Strasse von Lambese über Theveste und Thenae nach
LepÜs magna, Itin. Ant. p. 33. 46. 57. Ueber das ganze Strassennetz handelt
sehr fibersichtlich D'Avezac, Afrique ancienne p. 172 — 189.
5) So lässt unter Hadrian der Legat P. Metilius Seeundns die Strasse von
C^thago nach Theveste bauen per legionem III Aug., OrelU 3563. Reeueü de
ConeUuMne 1867 p. 392 n. 36.
6) Der zunächst sich darbietenden Ansicht, dass Numidien immer eine eigene
Provinz gebildet habe, folgte ich selbst in der ersten Ausgabe und ist auch
Zumpt Studia Bomana p. 135 ff. noch nach Mommsens Auseinandersetzungen
treu geblieben. Sie kann aber nach dem jetzt vorhandenen Quellenmaterial nicht
gehalten werden, v
7) In einem Tagesbefehl des Kaisers Hadrian, Inschr. ven Lambaese, Renier
n. 5B, heisst es: eoAori abeet^ quod onmibut amUe per vieee in ofßeium pt^ocon)-
ttdit mMUur.
8} Dies bem^t ausdrücklich Tac. HM, 4, 48.
9) Banier n. 11. n. 1631 und mehr bei Benzen AnnaU 1860 p. 31. 32 .
10) Renier n. 2296 (unter Hadrian); n. 46 (unter M. Aurel) und sonst hinüg;
noch im J. 206 heisst er bei Tertullian ad $c€^. 4: praeeee Ugionie.
— 310 —
Africa. Der Legat') L. Clodius Macer, welcher 68 n. Chr. sich
selbständig za machen suchte und von Galba getödtet wurde ^),
nennt sich auf seinen Münzen propraetor Africae ^) und die sonst
vorkommenden Titel sind: leg, pro praet, ex{ercitus 'Afric)ae*)
missus ab imp. Vespasiano Aug. kgatus pro praetore ad exercüum,
qui est in Africa^); [leg.) imp. Cassaris Traiani Hadriani Aug.
(pr. pr.) leg. III Aug. et exercitus Africani^); legatus Augitsti
pr. pr. provinciae Äfricate'^); praetorius legatus provinciae Afr.
imp. Caes. Aug.^); leg. Aug. prov. Afr. dioeces{eos) Numidicae^);
im dritten Jahrhundert dagegen lautet der Titel wesentlich ver-
ändert leg. leg. III Aug. praeses provinciae Numidiae^^); leg. Aug.
pr. pr. provinciae Numidiae ^*) oder kurz Numidiae legatus *^) . Da-
^i!5-^*5° mals muss also Numidien aus einer dioecesis Africae eine selb-
selbständige '
ProTins. ständige Provinz geworden sein, und dies gesdiah, nach den
Inschriften zu schliessen, unter Septimius Severus ^^) (493 — S41),
seit welchem auch die Finanzverwaltung Numidiens picht mehr
unter dem quaestor Africae, sondern unter einem kaiserlichen
Procurator steht '^). Der Legat behielt das Cpmmando nachweis-
1) So nennt ihn Sueton Oalba 11.
2) Tac. JET. 1, 7. 11. 37. 73; 2. 97; 4, 49. Plutarch. Qalha 6. 13. 15.
3) MüUer 2 p. 170 n. 380.
4) Henzen n. 6495 = 0. i. L.\, 1, 531. T«o. Bist. 4, 49: sed tum Ugio-
nem in Africa regebat Valeritu Fettus.
5) Murat. 766, 5 ; 858, 4.
6) OreUi 3382.
7} Benier n. 19. n. 1817.
8) OreUi 773.
9J Gmt. 404, 7. Das Patnm der Inschr. ist ni^ht genau zu flxiien. Doch
setzt sie Henzen a. a. 0. p. 33 mit genügenden Gründen in das zweite Jahrhundert.
10) OieUi 946, verbessert von Henzen AnnaU 1860 p. 33.
in Renier n. 1505. n. 101.
12) Eine eonsütutio dioi Pii ad Tusdum- Fuscianum Numidiae legaiwn citirt
Tryphonius Digest. 37, 5, 7. Wenn dieser Tuscins Fuscianus, wie Renier an-
nimmt, identisch ist mit L.Matuccius Fuscinus, der als legatus Aug, pr. pr. unter
Plus Torkommt (Renier n. 23. 24. 1631), so hat Tryphonius, der seine IHsputa-
Uonum libri XXI unter Garacalla und Geta im J. 211 verfasste (Fittingüeber
das Alter der Schriften romischer Juristen, Basel 1860. 4 p. 32), den Titel des
Legaten so formulirt, wie er zu seiner Zeit war.
13) Unter diesen fallt die älteste der angeführten Inschriften , Orelll 946,
über welche s. Bckhel 7, 245. Genauer erörtert die Zeit Mommsen a. a. O.
S. 220. Henzen a. a. O. p. 34. Wenn der Letztere als Beginn der Provinz Nu-
midien das Jahr 194 annimmt, indem er in der Inschrift Renler 1611 die Siglen
VPN erklart anno quiMto provineiae Nwnidiae , so wird zur Bestätigung dieser
Vermuthung abzuwarten sein, ob sich anderswo eine bis jetzt nicht nachweisbare
Aera Numidiens findet. ^
14) Unter Severus, Oaracalla und Geta war L. lulius Victor Modianus pro^
eurator per Nwnidiamf Renier n. 1833, wenig spater Clodianus, Renier n. 2535.
Vgl. Henzen a. a. O. p^ 48.
— 311 —
lieh bis 360^), wahrscheinlich aber bis Aurelian^) (270—275),
seit welchem die Givilverwaltung Numidiens einem praeses nicht
senatorischen Ranges (i/ir perfecimimus) übergeben^), das mili-
tärische Commando aber abgetrennt wurde ^).
Eine weitere Zerstückelung der Provinz trat unter Diocletian ^^^^
ein, seit welchem dieselbe in vier selbständige Verwaltungskreise pj^^j^^']^^
zerlegt erscheint, nämlich:
\ . Numidia mit der Hst. Cirta, daher auch Numidia Cirtensis
genannt^). Nachdem die Provinz in den Jahren 308 — 314 in
Folge des Aufstandes des Alexander und der Niederwerfung des-
selben durch Maxentius furchtbar gelitten hatte ^), scheint sich
Gonstantin d. Gr., als er nach der Besiegung des Maxentius (342)
in den Besitz Africas gelangte, um ihre Wiederherstellung beson-
dere Verdienste erworben zu haben. Denn nicht nur Girta, wel-
ches er wieder aufbaute, heisst von ihm seitdem Gonstantina ^j ,
sondern die Provinz selbst nahm von ihm den Namen Numidia
1) Unter Alexander Severus (222 — 235} kommt noch vor P. lulias lanianus •
Martiali&nus , c^Uxruwnw) v{w\ leg, Ug, III Aug. Sevtrianae Alexandrianae,
praetet (Nuimidiae)^ Benier n. 1839; im J. 237 befehligte CapeUianus als Legat
von Numidia das Heer gegen die Gordiane (Herodian. 7, 9 und dazu Mommsen
a. a. 0. 8. 221)» und als Dio Cassius schrieb (d. h. vor 238, Eckhel 8, 383),
bestand dies Commando noch (Dio Cass. 59, 20). Der letzte pratorisehe Legat,
welcher erwähnt wird, ist G. Macrinius Decianus v. c. Ug. Augg. jor. pr. prov.
A'umidioe im J. 259 oder 260. Benier n. 10i = Uenzen Inter, 74Uf.
2) Henzen Annali 1860 p. 39.
3) Beispiele sind : M. Aurelius Dectmus, v. p, p{faese9) pCrovindae) Niumi-
dui€\ unter Carinus (283) und Diocletian, Renier n. 1843. 103. 104. 105. 106.
1732; M. Aurelins Diogenes v. p. p. p. iV., Benier 110. 111. 112, unter Diocle-
tian und Maximian ; [Aurelius M]aximianus unter denselben Kaisern v. p, p. p.
A\, Benier 1844; Concordius praeaes (so ist zu lesen statt proconaul) Nunudiae
im J. 295, Cod. lust. 9, 9, 28 ; ferner unter Constantin d. Gr. Aurelius Alvacius
V. p. p. p. (Renier n. 1674); Tallius Antioobus v, p. praeuB prov, Numid, (n. 1845);
Severinius Apronianus v. p. p. p. iV. (n. 117).
4) So heisst es Benler n. 109 In einer Inschr. von Lambaese : Aqwuduetum •
Ug(Umi») III Aug. DioeletianUM et Maximkams Aug(u8tt) euranU AfiteUo
MoMunkmo v. p. p. p. iV., et Clodio HonoraU>{ v. e(ßregio)y praef{eeU)) leg(ioni$)
eiuid(em) — -^ rettiiuenmt. Dass dieser Officier den sonst in dieser Zeit be-
reits ttbUchen Titel d$»x UmUU gefuhrt habe (TrebeU. PolUo Mg. tyr. 29. Vopisc.
AumUan. 13. Mommsen a. a. 0. S. 223), lasst sich fflr Numidien wenigstens
nicht nachweisen.
5) So heisst die Provinz im veroneser Yerzeichniss S. 515 Mommsen.
6) Zosimus 2, 12. 14. Aurel. Yict. de Caes. 40, 17. 19.
7) Aurel. Vict. de Caea, 40, 28 : Cirtaeque oppido, quod oheidione AUxandri
eeeiderat , repost'lo exomaioque nomen ConatanUna ,indüum. Seitdem heisst die
SUdt ewitae ConatanUna Ctrienstufn, Cod. Th. 12, 1, 29 und Gothof^edns daselbst;
eolonia Oonattmima, Amraaire 1860 p. 136 n. 1. Becueil 1865 p. 170 »1866
p. 29; Conttantina civita$j Annuaiie 1860 p. 138 n. 2. Bescript Constantins vom
J. 330 bei Dupin in Opt^tus de achirni. Vonat. p. 189 (ed. 1702).
— 312 —
CoDstantiDa an^), und während in den ersten Jahren seiner
Regierung als Statthalter noch ein praeses vorkommt ^j, fungirl
später statt desselben ein Statthalter senatorischen Ranges mit
dem Titel legaius pro prctetore provincuie Numidiae^) oder con—
sularis Numidiae^), welcher unter Valentinian und Valens noch—
mals um eine Rangstufe erhöht wurde und den der Wttrde des
Proconsuls entsprechenden^) Titel vir clarissimus consularü sex-
fascalis provinciae Numidkie Constantinae erhielt^).
ä. Africa proconsularis oder Zeugitana mit der Hst. Carthago^).
3. Byzacium^), dem Diocletian zu Ehren provincia VtUeria
Byzacena genannt *)| mit der Hst. Hadrumetum^^), unter einem
consiUaris^^).
1) Beniei n. 1852. 2170. 2171. 2542. AnnoAlre 1862 p. lU n. 209. Re-
cueil 1865 p. 170 »1866 p. 29. 1867 p. 239 n. 63.
2) S. Seite 311 Anm, 3.
3) Orelli 3672: X. Äradhu Proeulus v, e. Ugatiu pro praeiore provmeiae
Numidiae. Er war ecnsul ordinarku 340 (bei Orelli steht in Folge eines Pmck-
fehlers irrthümlich 390) und Statthalter yon Mnmidien vor diesem Jahre, im
Beginne seiner Lanfhahn.
4) Die bereits Ton Mommsen and Henzen zusammengestellten Oonsulare
sind : Zenophilas v. c. conauktris im J. 320 oder 329 (^Ada purgattonis Caecttiani
in Optatus de scAism. DonaU^ Antverpiae 1702 fol. p. 167. Angustin. tpUt, 43
c. 6 n. 17); M. Aurelias Talerias Yalentinas eonndaris Numidiae 330 (Cod. Th.
16, 2, 7. De Ck>8tanzo Diaamina degU aeriitori e d£ mornrnitfiti tiMpAatdosiiX 8. Ru-
fino , con appendiee deUe iseriaioni , Assisi '1797, 4 n. 56) ; Alfenios Celonios
lalianas Kamenius eonaulariB provineiae Nwnidiae (Orelli 2351); Clodius Gelsi-
nas V. e. eona. p. N. zwischen 333 — 337 (Renier n. 1848); Elicus, eon&ularia
Numidiae 353, Cod. Th. 1, 15, 3; Unuarlus eoiu, Num, 399, Cod. Th. 13, 1, 17;
Generosas cons. Num, 410, Augastin. ep. 116.
5) Gothofred.' Not. dign. eod. Theod. p. 22 Ritter. Mommsen a. a. 0. S. 225.
BuU, 1852 p. 171.
6) Der erste, der diesen Titel führt, ist Pablilias Caeionias Caecina Albi-
nas, von dem wir sechs Inschriften aas der Zeit des Valentinian, Valens und
Gratian mit Titalaturen haben. Diese heissen : vir claHarimua eonndaria (Renier
1520); (eonaulayu p. JV. , Renier 4146; v. e. «ma, p, N. C. (Reeaeil — de
Gonstantine 1867 p. 239 n. 63); dann aber: v. e. oofis(Miaris) aexf. p. JV. Coa^
a[iarUinae] (Annaaire de Const. 1862 p. 144 n. 209); t7. e. eoamUaria a. f. p.
N. ConatarUinae (Recueil 1866 p. 29 n. 2); \v. e, eona,] aexfaaealia proviaieiae
[N. Conatantinae], Reeaeil 1866 p. 167 n. 179. Er scheint demnach den Titel
aexfaaedUa erst während seines Amts erhalten za haben and die beiden aussei-
dem vorkommenden aexfaaeaUa (Henzen Inaer. 6508. 6509 «Renier 1852. 2542)
werden als seine Nachfolger zu betrachten sein.
71 Veroneser Verzeichniss S. 515 Mommsen. 8. Rufns 4. Polemias Silvas
p. 25o Mommsen. Boecking iV. D, Oee. p. 147.
8) iV. D. Oeo. p. 67. S. RuAis 4. OreUi 3672.
9) OrelU 1079.
10) OrelU 3058. Cod. Th. 11, 30, 2. Isidor. Orig, 14, 5, 7.
11) Im J. 321 ist Q. Aradius prataea prov. Vol. Bwae. j allein er ist ein
praeaea v. e. d. li. senatorisrhen Ranges, Orelli 1079. 3058. 3672, spater sind die
SUtthalter immer eonaiUaru, so 363 (Cod. Th. 11, 20, 1), 369 (S. Rofiis 4), 372
— 313 —
4. Tripolitana ^) mit der Hst. Tacapae (Gabes) unter einem
pr<xese8^)>
Nachdem wir so die äusseren Verbfiltnisse der Provinz in Bewohner
der ProTinx :
ihrer geschichtlichen Entwickelung verfolgt haben, bleibt uns
noch übrig, auf die inneren Zustande derselben einen Blick* zu
werfen. Drei Nationalitfiten vereinigten sich in derselben: die ur-
sprüngliche Bevölkerung bildeten die Libyer oder Berbern, welche, Berbern,
obwohl in viele Stamme zerfallend, doch einem Spracbstamm
angehören 3]. Sie haben unter den Römern ihre Namen ^), ihren
Gottesdienst^) und theilweise auch eine politische Selbständigkeit
ihrer Horden*) conservirt, und ihre Sprache ist noch erhalten 7).
Dazu kamen zweitens die Phönider, welche, seit einem Jahr- Phönieier.
tausend im Besitz der ganzen africanischen Küste ^), in den
grossentheils von ihnen selbst gegründeten Städten die vorherr-
schende Bevölkerung ausmachten. Hier dominirte, so lange die
Provinz bestand, mehr oder weniger das phönicische Element;
die Religion bUeb die alte punische'), die Stadtmünzen haben,
so lange sie überhaupt geprägt wurden, d. h. bis Tiberius,
grossentheils punische Inschriften, die duumviri in den punischen
Städten heissen sufeUs^^) und die punische Sprache erhielt sich
nicht nur überhaupt bis in das sechste Jahrhundert i^), sondern
(Cod. Th. 8, 7y 12) , 400 (N. D. Ott, p. 5. 67) imd noch unter InstinUn, Cod.
Iu8t. 1, 27, 1 S i
1) Im TeToneser Verz. heisst die Provinz fkmddUi nUUeiana, was wohl eine
Conuption des Namens Tripolitana ist.
2) Präsidialisch nennt die Provinz im J. 369 Rnfos c. 4, um 400 di» Not.
Dign, Oee, p. 67. Ein prae$e$ kommt vor im J. 370 (Ammian. 28, 6, 22) und
399 (Cod. Th. 11, 30, 59); wenn es daher in der Verordnung des Cod. Tb. 8,
7, 12 vom Jahr 372 heisst : fudlwn müitem a quoUbet munero ad Mtationes agen-
ÖM per eonsularts Bytaeenam et TripoUtanam provincia» dettinari iubemus , so
soheint hier irgend ein Fehler der Lesart vorzuliegen. Dass damals die Colonie
Tacapae Metropolis der Provinz war, zeigt Cod. Th. 11, 30, 33 und das. Ooth.
Movers Die Phoenizier u; 2 S. 363—411.
4) Henzen ArmaU 1860 p. 80 f.
5] Henzen a. a. 0. p. 82.
6^ Henzen a. a. 0. p. 61.
7) Ceber die Berbersprache s. die Nachweisnngen bei Movers a. a. 0. S. 364.
8) Movers a. a. 0. S. 363. 412 ff.
9l Henzen a. a. O. p. 63.
10) Münze von Carthago mit den Köpfen des Caesar und Angnstns nnd der
Insehr. Aristo MiOwnbal Bicoee Suf., Müller 2 p. 149 n. 319; ein aufu der
dvOa» Themetra in Africa ans dem J. 27 n. Chr., Orelli 3056; st^etes der ehi-
toi Apiiia, Orelli 3067; tufeU» der cMUu AvitUntU Bibba, Gn^rin 1 p. 429
n. 204; ein mfe» der ekfUaa ThibieaentUy Gntfrin 2 p. 364 n. 520.
11) Arnobins iunior nm 460 erwihnt im Commmi. ad Ptalm, 104 (p. 481
Migne) noch den «ermo Amieiis als Sprache der Oaramanten in der Uelnen Syrte.
— 314 —
blieb auch noch lange die Umgangssprache der Gebildeten und
die kirchliche Sprache in vielen christlichen Gemeinden. Die
Schwester des Kaisers Septimius Severus, welcher in Leptis magna
geboren war^), sprach so schlecht lateiifisch, dass der Kaiser sie
nichi in Rom behalten konnte^): Uipian nimmt an, dass eine
verborum' obligatio auch in punischer Sprache ^tig sei^); als der
h. Augustinus um das Jahr 423 in Fussala, einem Castell bei
Hippo in Nomidien, einen Bischof einsetzte, wählte er dazu einen
Mann, qui et Punica lingua esset instructtiS^); in einer eignen
Rede braucht er einmal ein punisches Sprüchwort und fügt hin-
zu: Latine vobis dicam, quia Punice non omnes nostis^); und ein
andrer Bischof, der nicht punisch kann, muss sich bei einer An-
sprache eines Dolmetschers bedienen^). So zähe indessen der
Widerstand war, welchen die doppelte einheimische Bevölkerung
den Eroberern entgegensteUte, .so gelang es doch mit der Zeit
KomaDisi- auch dou Römom, nicht nur äusserlich sich in der Herrsdiaft
rang.
der Provinz zu befestigen, sondern auch ein geistiges Leben in
derselben zu entwickeln, in welchem sich zwar eine durchgrei-
fende Romanisirung des Landes, aber auch ein unverkennbarer
Einfluss des einheimischen Nationalcharaoters kundgiebt. Gar—
thago selbst 7) wurde der Mittelpunet einer eigenthümlich manierir-
ten, aber doch in vieler Beziehung merkwürdigen africanisch-
römischen Bildung, welche in der Literatur in profanen und
kirchlichen Schriftstellern, wie Apuleius, Tertullian, Amobius,
Gyprian und Augustinus bedeutende Vertreter fand, aber auch
in den poetischen und prosaischen Inschriften zum Theil ent-
fernter Landstriche sich characteristisch ausspricht. Es ist daher
. i
Ans Leptifl magna haben wir verschiedene punische Inschriften aus römiacher Kai-
serzeit. Movers 11, 2 S. 476. 477.^ Noch Procop sagt de b. Vand, 2, 10: xal ei;
i[t.k TQ ^otvl%(DV cpoiv^ ^p(6(Aevoi cincTjvxai.
1) Spart. 8ev. 1.
2) Spart. Sev. 15: cum soror sua Leptitana ad cum vetüsMt vix Ijatme lo-
([uens ac de iUa multum hnperator erubesceret — redire mwfterem in pat/rUxm
praecepit.
3] Digest. 45, 1, 1 $6. Vgl. Dig. 32, 1, 11 pr. : fideicommi99a quocunque
sermone relinqtU possunt, non $olum Latina vü Graeea »ed. etiam Pumoa vd Gal-
lieana.
4) Angustin. tpisi, 209, 3.
ö) Augnstin. «ermon. 167, 4.
6) Augustifl. «püt. 108, 14.
7) Salvianns de gub, dei 7 p. 149 ed. 1688. 4: iUic (in Catthago) omnium
ofßeiorum publieofum iwintmentaj iUic artium Ubtralium eaholae^ ilUe phüowpho-
rmn ofßeinatj etm<sta denique vel lingua^rum gyvnn<uia vel mofum.
— 315 —
nicht ohne Interesse, die allratthliche Zanahme rümischen Ein-
flusses in der Pr9vinz, soweit es m(igUch ist, zu verfolgen.
Bei der Besitznahme des Landes^) waren sieben Städte, Gemeinden:
welche während des dritten punischen Krieges auf Seiten der
Rdmer gestanden hatten^, als civitates liberae anerkannt und ^^j.^^,
entweder im ungeschmälerten Besitze ihres Territoriums belassen
oder auch durch VergrOsserung desselben belohnt word^, näm-
Uch Utica^), Hadrumetum^), Thapsus<^), Leptis minor <^), Achulla ^j,
Usalis^) und Thendalis^). Die Ortschaften, welche den Garthagem
treu geblieben und nicht wenigstens während des Krieges zu
den Römern Übergegangen waren, wurden zerstört i^), ihre Ein-
wohner getOdtet oder als Sclaven verkauft, das ganze (vebiet
derselben aber zum ager pubUctts gemacht und in dreifadier
Weise verwendet"). In das Stadtgebiet von Carthago führte im •^''^^^^^^^'"
J. 632 = 128 G. Gracchus eine römische Golonie, welche den ^'»«'
Namen Innonia erhielt ^^j. Zwar wrurde dieselbe, weil der Platz,
auf welchem Carthago gestanden hatte, von Sdpio feierlich devo-
virt worden war^^), im folgenden Jahre durch ein Gesetz des
Volkstribunen Hinudus RuAis wieder aufgehoben ^^), und es musste
sonach die Erbauung einer neuen Stadt auf den Trümmern Gar*
1) Ueber die älteste Constitution der Provinz ist Haaptqnelle das Plebiscit
vom J. 643 BS 111, welches von Rudorff (Das Ackergesetz des Sp. Thorias in
Zeitschi, für gesch. Rechtswissenschaft Bd. 10) and Mommsen C, i. L. 1 p. 75
n. 200 mit vortrefflichen Commentaren heiaofgegehen ist.
2) Appian. Fun. 75. Polyb. 36, 1. Liv. ep. 49.
3) Appian. Pun. 135. Lex agr, anni 643 lin. 79. 80: extraqtAe eum oyrum,
quei ager intrd firUs popiUorum Uiberorum Vtieensium H(adrwnetinorum T)ampii-
tanorum Leptitanorum Aquillitarhomm XJtcditanortmi TeudaU^aiunij quom in amel-
eitiam popuUi Romani proximum venerunt^ ftät.
4) Es heisst oppidum liberum, Plin. N, H. b % 25.
51 Plin. iV. H. 5 S ^ö.
6j Hirtins B. Afr. 7: pervenit ad oppidum Lepiimj liheram eivitcttem et im-
munem. j
7) Die Stadt, welche bei den Schriftstellern Acholli, AchUIa, in dem Ge-
setz von 643 Aquilla heisst , nennt sieh attf ihren Münzen AehnHa , Müller 2
S. 43 f. Als civitas Ubera bezeichnet sie Hirtius B, Afr. 33. PUn. N. H. b % 30.
8) Ijex agr, a. a. 0.
9) immune oppidum, Plin. N. H, b % 23.
lOj Appian. Pun, 135: 8oai hi nöXe« ou(ji(ietiia^if|xeaav Totc noXsfjilotc ^m-
(a6vcd^ f^o^e xadeXeiv dirdaa;.
11) Hierüber handelt ausführlich Mommsen C. /. L. I p. 96 ff.
12} Platarch. C. Oraceh. 10. 11. 14. Appian. B. C. 1, 24. Fun. 136. Voll.
1, 15; 2, 7. Fronto ad Vierum n p. 125 Naber: iam Or<tecft«s loeahai A$iam et
Karihaginem viritim dUidebat. Liv. ep. 60. SoUn. 27. Eutrop. 4^ 21. Oros. 5, 11.
13) Appian. Fun, l3ö. B. C. 1, 24. Gic. de l. agr. i\ 2, 5; 2, 19, 51 ; Digest,
7, 4, 21. Zonaras 9, 30.
14) Appian. Pun. 136. B. C. i, 24. bros. 5, 11. Florus 2, 3.
— 316 —
tbagos vorläufig unterbleibeD, allein die den Golonisten bestimm-
ten Aecker wurden nichlsdestoweniger viriiim assignirt^) und
somit etwa 6000 römische Bürger in Africa angesiedelt. Ein
zweiter Theil des Landes wurde vom Staate an Privatleute ver-
kauft ^j, und dass die Kaufer römische Speculanten waren, tesst
sieh um so weniger bezweifeln, da die afncanischen Landgüter
auch spüter eifrig zusammengekauft wurden und als laiifundia
in den Händen weniger römischer Gapitalisten sich befanden^).
Ein dritter Theil des Landes endlich blieb Staatsdomaine und
vnirde entweder den Einwohnern, welche noch rechtzeitig sich
den Römern unterworfen hatten, gegen Zahlung eines stxpendium
gelassen^}, oder von den Gensoren verpaditet^), in welchem
Falle die Pächter wieder zum Theil ROmer waren. In dem Grade
also, wie die einheimische Bevölkerung durch die grausame Krieg-
führung aufgerieben war, eröffnete sich Raum ftlr römische An-
siedelungen, während in den erhaltenen punischen Städten der
Handelsverkehr und die Verwaltung die Romanisirung vermittelte.
Utica, Hadrumetum und Thapsus wurden Gerichtsstädte [ccnven''
twi)^)^ das erste, welches damals am Meere lag^), zog nicht nur
den Handel Garthagos an sich, sondern war anfangs Hauptstadt
der Provinz^), erhielt von Caesar die Latinität^), von Augustus
1) Mommsen a. a. O. p. 97.
2) Von den Bedin gnuigen dieses Verkaufs wird an einem andern Orte die
Rede sein. S. Mommsen a. a. O. p. 98.
3) Frontin. in Otom, p. 53 L.: m Africa^ ubi »aUua tum minores habent
privaU quam re»ptdfliea tenitoria: quin immo mulUs aaliuB lange mcäores sunt
Urritorii» : habent autem in saltÜnu jnivaii noh exiguum populum pUbeium et vieoa
eirea vUlam in modum munüionum. Dies erwähnt auch Horaz Od, i, 1, 10:
iüum (iuvat') si proprio eondidit horreo, quidquid de Libyeiä verritur areis und be-
stimmter Plinins iV. ^. 18 $ 3Ö : sex domini semisaem Afrieae pouidebantf ewn
MerfecU eo$ Nero frvncepe. Vgl. Hör. Od, 3, 16, 31.
4) Tax agraria vom J. 111 lin. 80. 81: etim agrvm loeum, quem Ilvir ex
haß l^e jüpendiarieis dederit adtignaverit,
ö) Hierüber handelt das Gesetz lin. 83 — 89.
6) Utica erwähnt als eonventus Caesar B, C. 2, 36, Hadrumetum und Thapsus
Hirt. B. Afr, 97.
7) Die Küste hat sich seitdem wesentlich verändert und der Meerbusen von
Utica ist versandet. Müller 2 S. 162.
8) Caesar B, C. 1, 31 ; 2, 36. Hirtins B. Afr. 87. 88.
9) Dies scheint hervorzugehen aus Caesar B, 0. 2, 36: XMe/gnu» pro qui-
butdam Caesari» in $e benefieiU HU amieiuimi. Hirtius % Afr, 87: U, Cato,
quod VtieeMibuB propter henefieium legis luliae parum in suis parühus praesidii
esse exisUmaverat, plebem inermem oppido eieeerat. S. Mommsen R. G. 3, 538.
(\ i. L, I p. 98.
— 317 —
das Bürgerrecht *) and den Namen H antdpiiun lulium Uticense ^ ,
bis es unter Hadrian römische Golonie') mit dem Namen Golonia
lulia Aelia Hadriana Augusts Utikensis^) und unter Septimius
Severus cohnia iuris Itaüci wurdet). Den Rang der Hauptstadt
indessen verlor es, seitdem Carthago, welches im J. 44 v. Chr.
von CAsar neu oolonisirt^j, von 'Augustus im J. 29 durch eine
zweite Ansiedelung von 3000 Golonisten vergrOssert worden war^,
in kurser Zeit sich wieder zur ersten Stadt Africas erhobt).
Wahrend somit Utica, die älteste der punischen Städte, voll-
kommen römisch wurde, trat Carthago als ein ursprttnglicfa römi-*
sches Element in die Entwickelung der Provinz ein, und diese
doppelte Methode der allmählichen Romanisirung und der directen
Golonisirung finden wir fernerhin w&hrend der ganzen Raiserseit
angewendet. Zu Plinius Zeit hatte die- damals noch ungetheilte,
von der Grenze Mauretaniens bis zur Grenze der Cyrenaica rei-
chende Provinz 30 freie Städte^), von welchen ein Theil das
Privilegium der Freiheit erst während des Bestehens der Provinz
erhalten zu haben scheint ^^j, 45 oppida civium Romanorum und
1) Dio CasB. 49, 16 : TJtiea civium Romanorvm. Plis. N. H. b % 24.
2) Auf Münzen des Tiberins nennt es sich M, MVN. IVL. VTICEN, was
Borghesi Oeuvr, 1, 476 mit Bezog auf Hirt. B. Afr. 88 erklärt: mufädpkm
rmmitwn ItiUum VUeenn, wihrend Eckhel liest: munMp€$ luÜi ÜUetntis,
3) GeUius 16, 13.
4) Janssen Mu$ei iMgäuno-Baiavi hucr. Or. ei hat. p. 80.
5} Digest. 50, 15, 8 $ 11.
6) Strabo 17 p. 833. Plnt. Com. 57. PAUsanias 2, 1, 2. Dio Gass. 43, 50.
Appian. Fun. 136.
7) Dio Cass. 52, 43. Appian. Fun. 136. Anf Münzen heisst Carthago Kar,
Veneria oder C. /. C. , was zu lesen sein dürfte CoUmia luUa Carthago. Müller
2 p. 149. 152. 153.
8) Strabo 17 p. 833. Mela 1, 7, 2. Herodian. 7, 6, 1 : -^ -(ow icöXu ixe(yi]
dicoXclrcerat , ^iXovctxoüoa icp6^ r^v ^v Ai^^irnp 'AXe^d^v^pou ir^Xtv irspl Scute-
pc(o)v. Ausonins de ckuis urb» 2. Die Forsehungen über das alte Stadtgebiet
sind bisher von sehr geringem Erfolg gewesen. 8. BeoM FouüU$ ä Carihage^
Paris 1861. 8, auch deutsch; Leipzig 1863. 8. Davis Coftkage and her remain»,
London 1861. 8. David Eumtd eiUes wWän NunUdian and CarthagMan terrl-
tOfieSf London 1862. 8. Es ergiebt sich aus ihnen indess soviel, dass das rdmisohe
Carthago trotz der Devotion auf der Stelle des alten Carthago erbaut worden
ist. Davis Carthage p. 120.
9) Plin. N.H.b% 29.
10) Leptls magna erhielt seine Freiheit wahrscheinlich im jugurthinischen
Kriege; Sali, lug, 77. 7S; Qupea CAoiiU)» das Plinius freie ßtadt nennt, war
Im letzten punischen Kriege auf Seiten der Carthager (Appian. Fun. 110) und
wahrscheinlich noch unter Tiberius nicht frei, da es unter diesem Kaiser Mün-
zen geprägt hat: permüm L. ApronU proeofuuZls, permietu F, DolaMiat proecnr
$uUe (Müller 2 p. 155. 156), welcher BrUubniss freie Städte nicht bedurften.
/
— 318 —
6 CoIonieD. Später verwandelo siob ebenso die fvcieii Stttdte wie
^^^^<^^'*die des Stadirechts überhaupt eDÜsehrenden castdla, turres und
pogi in Mumcipien und Golonien, und es ist ^u bedauern, dass
das Material noch nicht ausreidit, diese Städtegrttndungen chro-
nologisch zu verfdgen. FUr jetzt muss es gentigen, die That-
Sache im Allgemeinen festzustellen, und idi lasse zu diesem
Zwecke ein Verseichniss der römischen Städte der Provinz fol-
gen, wobei ich, freilich auf die Gefahr hin, in der Grenzbestini-
mung zu irren, die alte Provinz Africa von der späteren Provinz
Numidia unterscheide. In Africa werden als colomae genannt:
Colonia Abilensis zur Zeit DiooletiaDS^), wohl identisch mit civi-
tas Avätensis Bibba^); Bisica Lucana (Tastour bei Tunis) ^), £y-
soctum oder CoUmia Byzacena^)^ Cop^o^), Colonia lulia Carpi-
tanorum^) Carthago, Cuina^)^ Colonia Julia Curubis^^y Hadrume-
tum oder Colonia Concordia ülpia Traiana Augusta Frugifera
Hadrumeäna ^) ; Hippo Diarrhytus ^^) ; Leptis magna ^^) ; Maxula
oder Maxula Frates^^) ; colonia luUa Neapolis^^; Oea^^); Sa-
brata^^); colonia Scülitana^^); Sufes oder colonia Sufetana^'^); Ta-
cape (Gabes) >^) ; Thaena oder colonia Aelia Augmta Mercuricdis
1) Roiuart Acta mart, ed. 1713 p. 385.
2J Gu^rin 1 p. 429 n. 204.
3) Orelli 1072 = G!itfrin 2 p. 165.
4) Reines, p. 458 n. 122. Ptolem. 4, 3, 39.
5) Tab. Peuttng. Cyprian. ep. 53. Spon. Mise. p. 162 n. 2.
6) QuMn 2 p. 23 n. 209.
7) Ptolem. 4, 3, 34.
8) In der Inschr. Orelli 530 ist nicht zu lesen COL. FVTjminatrix CVRVBFS,
sondern nach Outfrln 2 p. 243 COL. IVL. CVRVB18.
9) Orelli 3058. Die Colonie erwähnen auch Ptolem. 4, 3, 9. Spartian. Did,
lulian, 1. '
10) Gu^rin 2 p. 23 ü. 209. Plin. ep. 9, 33.
11) Die Stadt erhielt ius JtaUcum nnter Septimius Severus und Caiacalla.
Digest. 50, 15, 8 $ 11. Ob sie schon früher Colonie war, wissen wir nfcht, da
sie als solche nur Digest. 28, 6, 30. i^tin. p. 63 und in der Tab. Pent. erwähnt
wird. Die Münzen mit COL VIC JVL LEPf welche man sonst auf Leptis
magna bezog, gehören nach Celsa Lepida in Spanien. Muller 2 p. 15.
12) Plin. 5 S 24. Itin. Ant. p. 57 Wess.
13) Gu^rin 2 p. 251 n. 460. Ptol. 4, 3, 8.
14) Itiner. p. 62. Tab. Peut.
15) Itiner. p. 61.
16) Gutfrin 1 p. 324 n. 85 = Maffei Af. V. p. 462, 3, welcher Cilitana hat.
Cilium heisst der Ort auch Itin. p. 54.
17) Gutfrin 1 p. 372 n. 146. Augustin. ep, 50.
18) mt. p. 09. Tab. Pent.
- 319 —
Thaeniiana^); Thelepte^); Thugga^ unter Hadrian noch cmtas^)^
später mit dem Namen Aleai. Se^er. munidpiufn libierufn Thugga^)^
zaietzt Colonia Licinia Septtmia Al^acandriana Thuggermum^)'^
colonia lulia Aurelia Commoda Thuburbo maius^) ; Thysdrus oder
colonia Tkgsdrilana 7) ; Uthina ^) ; ValUs ^) . Hiezu kommen die
Munieipien: Munid/num Abtugnense^^]^ mun. Agbimsium^^), mun.
Canapium^^), Gigthi^^)^ mun. Giufitanum^^); Macomades minores
municipium^^); mun. Mzigitanum^^] ; mtm. Seres8itant$m^'^ ; mun.
Severianum (Antonijnianum liberum Thibussicensium Bure^^), mun.
Aurelia Ftna^^), mun. Zita^^). Veteranen wurden auch in Dörfern
angesiedelt^^), aus diesen aber, wie aus den ca$tella und iurres
entstanden allmählich Städte, wovon die turri$ Tamallefii^) ein
Beispiel giebi, die in einer Inschrift den Hadriau als conditor
mitmicipii feiert ^3).
Numidien ist von Anfang an durch militärische AnsiedeluD- Numidien
" eoloniairt.
gen colonisirt worden (es giebt nur eine freie Stadt darin, Bulla
Regia) ^*) und die zahlreichen Inschriften des Landes lassen noch
deutlich erkennen, dass die römische Bevölkerung in demselben
■ ■- ■! »!■»■■■■ — li^W— ■ ^ * ^^l. ■■■— ■IWaW ^— ■■ ■ ■■■■■■pt-^*^«l|l ■■■■ ,■ , ■■■■!■■ ■■ 1-^ ^^» ■■■ ■ ■ ■ ■
1) Itin. p. 59. Grut. p. 363, 3.
2) Gntfrin 1 p. 313 = Maffei M. V. p. 461, 3. Gu^rin 1 p. 321 n. 80/ Tab.
Renting.
3) Henzen n. 5330.
4) Temple Excursion«. app, n. 37.
5) Henzen n. 5329=Gutfrin 2 p. 123 n. 336.
6) GuÄrin 2 p. 372. Plin. iV. Ä. 5 S 29.
7) Henzen 5326=:Gu^rin 1 p. 98. Itin. p. 59. Tab. Peut.
8) Plin. N. H. b % 29.
9j Gutfrin 2 p. 178 n. 420. Die VaUitani nochmals ib. p. 181 n. 429.
lOj Acta purgaiionis Felicis bei Baliiz. Mise. 2 p. 81, wo indes» fnuniciphan
Autumnitanorum geschrieben wird ; Caecilianus , mcigiatraiu» Aptufffutanörwn^
Angiistinus contra Creseonium 3, 81.
11) Henzen n. 5328 = Gn4^rin 2 p. 144.
12) MorcelU 1 p. 117.
13) rmmicipium QiU Itin. p. 60. Die Einwohner heissen aber OigtkeMea^
Gue'rin 1 p. 225 n. 31.
14} Shaw 1 p. 231. Gutfrin 2 p. 376.
15) Itin. p. 59.
16) Gutfrin 2 p. 208.
17) Gntfrin 2 p. 354 n. 507.
18) Gu«5rin 2 p. 111 n. 307.
19) Gntfrin 2 p. 264 n. 466. p. 266 n. 469.
20) Itin. p. 60.
21) Gori Imcr. Etr. I p. 6 n. 2: tx decreto paganorum pagi Mercurialis
veUranorum Medeiilanorum.
22) Itin. p. 73. 74.
23) Gu^rin 1 p. 244 n. 37.
24) Plin. ^. Ä. 5 S 22.
— 320 —
hauptsächlich aus activen Soldaten und Veteranen bestand. Den
Hauptort, Girta^), früher die Residenz des Syphax^) und Masi-
nissa'), übergab Caesar nebst einem umfangreichen Territorium
dem P. Sittius, der, früher ein Anhanger des Catilina, sidi nach
Mauretanien geflüchtet und im J. 708 = 46 ihm mit einem selbst-
geworbenen Heere wesentlidie Dienste geleistet hatte, das ge-
schenkte Land zur Versorgung seiner Truppe verwendete^) und
Cirta als rümiscfae Colonie constituirte. Die Stadt heisst seitdem
colonia^} oder colonia Sittianarum^) und wahrscheinlich von Cae-
sar selbst ^) Cirta lulia «) oder colonia lulia luvenalis Honoris et Vir-
tutis Cirta ^) . Zu ihr gehörte ein bedeutendes Landgebiet, dessen
pagi später selbständige Gemeinden, zum Theil Golonien gewor-
den sind; im zweiten Jahriiundert finden sich drei derselben
mit Cirta zu einer gemeinsamen Communalverwaltung unter dem
Namen //// Cirtenses ^^) oder coloniae Cirtenses ^*) vereinigt, näm-
lich colonia Veneria Rusicade^^) (Philippe ville), die Hafenstadt von
Cirta, colonia Minervia Chullu^^ und colonia Samensis MUeu^^)^
welche gemeinsame /// viri IUI coUmiarum ^^) , etiles IUI cotoni-
arum^^)j decuriones IUI coloniarum^''), patroni IUI cobmiarum^^)
haben, bis etwa am Ende des dritten Jahrhunderts dieser Ver-
ein gelost und alle vier Colonien selbständig wurden ^^. Von
1) Mommsen Die Stadtvezfassnng Cirtas und der CirtenBlBchen Colonien in
Hermes 1 S. 47—68.
2) Mela 1, 6, 1. Liv. 30, 12. Appian. Pun. 27.
3) Liv. 30, 44, 12. Strabo 17 p. 832.
4) Appian. B. C. 4, 54.
51 MeU 1, 6, 1. Plln. iV. ff. 5 S 22. Benier n. 172 n. 5.
6) Mela nnd Plin. a. a. 0.
7) Zumpt Comm. ep. 1 p. 380 schreibt die Colonie- dem Augnstns cn.
8} Ptolem. 4, 3, 28 j 8, 14, 8.
9) Renier n. 1824s3Henzen n. 5317.
10) Renier 2529. 2530 = Heuzen 6592, aus dem Jahre 169: C. lolius
Crescens fiamen ptrp, quatuor CifieiuÜnu €t Ociicttittano , pomUfex omni^
butque honorünu in quinque colcniia funeUu.
11) Renier 1868: Concordiae eoUrnianun Cirtenaitmi saortim,
12) Renier 1884. 2174. 2323. 2324. Annuaire 1853 p. 25.
13) Renier 2323. 2324.
14) Renier 2323. 2324. Ordo coloniae Müevitanae. Annnaire 1860 p. 138
n. 2; Oert[io) col(pniae) Mü(evit(mae\ RecueU 1868 p. 395 n. 1.
15^ Renier 1888.
16) Renier 1879 nach Mommsen s Restitution.
17) Renler 2175.
18) Renier 1812 nnd Mommsen a. a. 0. p. 55.
19) Die Commune der quaUuof eoloniat ist aus Inschriften nachweisbar etwa
von lo8 bis 225 (Mommsen p. 61), später kommt ein besondrer ordo coloniae
Müevitanae vor, Annuaire 1860 p. 138. Mommsen bezieht aUf diese Abtrennung
. — 321 —
den ttbr^en Golonien siDd bekannt i): Aphrodishun^)] cobmia
Fl(avia) Ammaedera^); Colonia luUa Assuras^) (Zanfour), von
Plinius^] noch Oppidum ctvium Romanorum Asturiianum genannt
und auch von Ptolemaeus nicht als Golonie bezeichnet; Kalama^
zuerst muntctpttifn ^ , später Golonie''); Cuicul^ zuerst respubUca^)^
seit Severus und Caracalla Golonie^}; Hippo Regius (Bona)^<^);
Lambaese, von Plinius noch gar nicht erwSlhnt, bei Ptolemaeus
Aafißaioa , früher municiphim ^^] , zu Gonstantins Zeit Golonie '^j ;
Lares ^^) oder colonia Aelia Augitsta Lares ^^) , welche lustinian
neu erbaute ^^); Madauri^^), Sicca Veneria^'') oder colonia ItUia
Cirto novo*»); Sigus^^); SimuUu^^); Thabraca, bei Plin. 5, 28
die von Ihm zuerst richtig gelesene Inschr., Renier 2308, wonach ein IJJvir
[reiojfuUi eotUributionc a CMefM(us) Uentm in eol(pnia) (Aftt€v.), paMa jua,
primus Illlvir wird.
1) Zq Gmnde liegen der nachfolgenden Anfzahlnng die ZnaammensteUnngen
Ton Zumpt Comm, ep. I p. 422 ff. und Henzen AnnaU 1860 p. 88 ff., welche
indessen Jetzt in einigen Punctan modifleirt und erg&nzt werden können.
2) Ptolem. 4, 3, Ö.
3) Renier 3194; llvh Ammaedctren»kan ib. 2715. 3196.
4) Gutfrin 2 p. 90. 'Aoooupoc bei Ptolem. 4, 3, 30.
5) Plin. N. B. 6 % 29.
6) Renier 2715. 2719. 2821. 2824. Als solches hat Kalama llllvWi, Renier
2754. 2755.
7) Renier 2726. 2735. Augosiin. De et«, a. 22, 8, 20 p. 505 Dombart.
Die Golonie hat llviH, Renier 2756. 2757. 2767.
8) Renier 2531.
9) Renier 2529. 2533. 2535. Ptolem. 4, 3, 29.
10) Augustin. ep, 35. de e<o. dd 22, 8 p. 503 Dombart. Itln. p. 44. Es hat
Uviri, Renier 2871.
11) Renier 76. 1282. 1524.
12) Ofdo eoL. LanA,^ Renier 116, ygl. 187; Limjbtaüana eolonia, Cyprian. ep.
55; oft auf Inschriften BE8P, C. L, d. h. ttwpvJbUoa eoioniat LambaetUanorum,
Renier 118. 4314. 4316. 4364. 4367. 4368. DuunwM kommen vor n. 79. 85.
237. 1282. 1406. 1710.
13) Itin. p. 26.
14l Henzen 5327— Qntfrin 2 p. 73 n. 266.
15} Gorippus lohann. 6, 143:
urb$ Laribua fnedUt nurgü UUiukna iÜ/oU
et murii muniia nooii, quoM eondüü (pae
lutUnianu» apex.
16) So heiflst der Name bei Augustin. eonf. 2, 3 , dagegen Md^oupoc Ptolem.
4, 3, 30, die Golonie bezeugt Renier 2924. Apul. Apol. 24 p. 447: ne^ue hoc eo
dixi, ijuo mt patriae meae poeniteret , etsi adkue Sfphaeii oppidum estemui: quo
tarnen victo ad Ma$ini$9am regem munere populi Bomani eoneeaeimu» ae deineepa
veteranorum miUtum novo conditu epUndidiuima eoUmia simnis, in qua ^ßoUmia
patrem habui loeo prineipi» duumoiralem, euneüe honoribu$ perfunetum.
17) Ptolem. 4, 3, 30.
18) Gutfrin 2 p. 58 n. 233. CMhenaes Aeeenses, Gutfrin 2 p. 59 n. 234.
19) Frflher reapubliea Sigtätanorum (Renier 2468) oder munieipium (Renier
2472); hernach colonia, Exewniona dam l'A/Hque aq^tentfional , Paris 1837. 8
n. 87 in einer Tnschr. des Garacalla.
20) Itin. p. 43.
JUb. Alterih. IV. 21
— 322 —
oppidum civium Jtomanortim, später cohnia^); Tkamugagy Colonie
des TraiaD, gegründet 100 n. Chr. unter dem Namen colonia
Marciana Traiana Thamiigcts durch die leg. /// Aiig. ^); Theveste ^}
Thieba^) Thubursifwn^); Thunudromum^) Tubumica, zu Plinius
Zeit oppiduni cwmm Rom., spüler Golonie^j: colonia SepUmia
Vaga^); colonia Aelia Hadrtana Augusla Zama Begia^); colonia
luUa Zaf'aH^). Nicht aUe Ansiedelungen aber wurden sofort Co-
lonien, sondern die pagi und casteUa entwickelten sich ^Imahlich
au Städten römischer Verfassung, wie wir an verschiedenen Bei-
spielen verfolgen können. Arsacal, ein ca$teUum^^)y das zu Girta
gehörte ^^ , nennt sich respublica ^^) y Cisus helsst municipmm ^*) , so
auch /Wana**), Lamasba^^), Mastar, ein casteüum bei Cirta, res-
publtca^^); der pagus Phuensiunij welcher unter einem magister
pagi ^^) oder castelli ^^) steht, ist dabei eine respublica und hat De-
curionen^®), Thaga^te isi mtmicipiuin^^), ebenso Thignica, das sich
früher civitas^) , hernach nmnicipittm Septmmm Aurelium An-
toninianum Herculeum Prugiferum Thignica nennt 2*); femer Tid-
1) Ptolem. 4, 3, 5.
2 Renier 1479, als Colonie erwähnt auch 1505. 1508. 1509. 1510 ff. nnd
sonst hänflg.
3) Itin. p. 27.
4) 8(T]p^a xoXoov(a Ptolem. 4, 3, 29 Wilberg , sonst BiY^ßa geschrieben , viel-
leicht identisch mit oppidum civium Romanorum Tibigenae , Plin. N. B. b % 29
and civitas Thibica, üu^rin 2 p. 362 n. 515, p. 364 n. 520.
5) respub. coloniae Thvbwra. Numidarum. Recneil 1866 p. 134 n. 117.
6) 6ouvo62po(tov xoXeoNla Ptol. 4, 3, 29 nach Wilbergs Lesart.
7) Plin. iV. //. 5 S 29. Ptolem. 4, 3. 29.
8) Ou^rin 2 p. 40 n. 216. p. 41 n. 217.
9) Grut. p. 364, 1. Reinesins p. 458 n. 122.
10) Renier n. 5 F. 4113.
11) Renier 2364.
12j Es errichtet ein Monument einem patronus eoUmiarum, ein anderes dem
geniuB edUmiaey worunter wohl Cirta zu verstehn ist. Annnaire 1862 p. 80 n. 2.
p. 107 n. 111. •
13) Annuaire 1862 p. 80 n. 2.
14) Itin. p. 16.
15) Renier 1721. 4323. Weil es Itin. p. 35 Diana veUranofum genannt wird
und llvifi hat (Renier 1718. 1729. 1730 u. ö.), i»t Henzen AfmaU 1860 p. 89
geneigt es für eine Colonie zu halten.
16) Renier 1452; rttpubUea Lamasbemium Antontniofia, Renier 4332.
17) Annuaire 1858 p. 209.
18) Renier 2379. 2381 ff.
19) Reivier 2399. 2403.
20) Renier 2375 ff.
21) BuUeU. 1869 p. 33. Der ordo kommt vor Renier 2902. 2904.
22I Gn<^rin 2 p. 157 = Maffei Mus. Fcr. p. 464, 4.
23) Gutfrin 2 p. 152 n. 384, wonach Henzen n. 5325 richtiger, als es ge*
schehen ist, ergänzt werden kann.
— 323 —
dis ^) , Tigava ^) , Tubuna ^) , Unelä *) , und der frühere vicus Ve-
XLIV. XltV. Maoretaniae.
Ganz Mauretanien, d. h. den nordwestlichen Theil Africas
vom Fluss Ampsaga an^), besass zu Augustus Zeit luba 11, der
Sohn des luba, welcher sein Königreich in der Schlacht bei
Thapsus (46 v. Chr.) verloren hatte. Er war verheirathet mit
Cleopatra Selene, einer Tochter des Antonius und der berühm-
ten Cleopatra ') , wurde von Octavian im J. 25 v. Chr. zum
König beider Mauretanien erhoben^ und lebte bis 23 n. Chr.,
worauf sein Sohn Ptolemaeus von 23j — 40 n. Chr. regierte s).
Der letztere, noch von Tiberius mit Geschenken und Gunstbe-
zeugungen geehrt^), wurde im J. 40 von Caligula nach Rom
berufen und dort ermordet ^^) , worauf Claudius aus dem früheren
Königreiche zwei Provinzen, Mauretania Tingitana mit der Haupt- l^*"?J^]*
Stadt Tingis (Tanger) und Mauretania Caesariensis mit der Haupt- «»ft^M-
stadt lol, seit luba Caesarea genannt (Cherchell in der Provinz
Oran), bildete ^^), welche durch den Fluss Mulucha, den Ptole-
nenns.
1) Die Ortsehaft hat Decnrionen, AedUen, Qnaestoren, R«nier 2321. 2323 ff.
"£) Itin. p. 38.
3) Renier 1657, wo ein ^iimemi^ ^rkommt.
4) Renier 2466.
5) TpOMt%it/rt» viei Vertcundenais , Renier' 1410. Der vieuB hat schon Deco-
Honen, 1411. 1413; hernach heisst er aher munielptom, Renier 1437.' 1438. 1439.
6) S. oben S. 307.
7) Dio Gas«. 51, 15.
8) Strabo 17 p. 828. 831. 840. Die Regtemngazeit beider Könige, welche
sehr verschieden angesetzt worden ist, ergtebt sich ans ihren zahlreichen Mün-
zen, die nach dem Regierangsjahre datirt sind und beweisen, dasa Inba II 48,
Ptolemaeos 18 Jahre regierte. Da nnn der letztere 40 n. Chr. starb, also 23 znr
Regierung kam, so ist der Regieningsantritt des Inba 25 v. Chr. zu setzen.
8. L. MQUer l^ummnaUque de Vandetme Afrique III p. 114. 115. Zugleich
erweist es sich, wie L. Müller a. a. O. p. 82 n. 3 bemerkt, als ein Irrthum,
wenn Boeckh C. i. Gr. n. 360 die athenische Inschrift 6 (^(aoc ßaoiXia flroXe-
|j.atov, ßaoiX^o»; lo6ßa uiöv, ßaoiXiot»; IlToXcfiaiou i%ifx^tN dahin erkl&rt, dass
Ptolemaeus einen Sohn luba und dieser wieder einen Sohn Ptolemaeus gehabt
habe. Vielmehr bezieht sirh die Inschrift auf den in Rede stehenden Ptolemaeus,
der ein Abkömmling des ägyptischen Ptolemaeus genannt wird.
9J Tar. Afm. 4, 24. 26.
10^ Dio Cass. 59, 25. 'Suet. CaL 26. 35. Seneca dt trtmq. an, c, 11.
1 1) Dio Cass. 60, 9 : h KXau^ioc ^1%^ xouc Ma6pouc touc ()ict)«6ovc fv€t(icv,
Ic Tc xa itepl Tif^v* xaX U td fCEpl Katodpnov, df' dvixp -mü ^f&diCovtat, xal
h\iQ dfp/ouoiv Ir.nvjai icpoc^ogc. Plin. N. H, 5 $ 2: prineipto ierramm Mmtf"
taniae (q^pe/kmlfir, u$que ad C. Cae$arem Gnmaniei flUuni regna, »oivitia ems
in duoi divUae provinciat. J^ 11 : Romana armaprmum Claudio principe in Mank^
21»
— 324 —
maeus MaXoiia nennt und der jetat die Provinz Oran von Ma-
ProriJr ^^^^^ trennt, abgegrenzt waren. Die Gründung der Provinz ist
durch eine eigne Aera bezeichnet, welche so lange in Gebrauch
blieb, als die Provinz bestand, und deren erstes Jahr dem Jahr
40 n. Chr. entspricht^); da die Mauretanier aber der Besetzung
ihres Landes Widerstand leisteten, so dauerte es noch zwei Jahre,
bis das Land wirklich in den Besitz der Römer kam 2). Jede
nl^e^y^' ^^^^^^^ erhielt als Statthalter einen pt^ocuralor ritterlichen Stan-
waiiong. des'), der bis auf die Zeit der Gordiane nachweisbar ist*) und
zum Unterschiede von den ausserdem in Mauretanien fungirenden
Procuratoren *) auch procurator pro legato^) heisst. Zuweilen
wurden beide Mauretanien von einem procurator regiert, wie in
der Zeit des Galba von Lucceius Albinus^}, unter Severus, Gara-
reUmia beUavere Ptolemaeum regem a Oaio CatMrt intersinfiim tt^ewoenf« Ubewio
Atäemone. Am. Yiot. de Cktea, 4.
1] Die Aera kommt häufig vor und ist sicher festgesteUt. S. Henzen n. 5337.
5338. 5859. Renfer Inser. de l'Alg. 3455. 3504. 3568. 3520 und die auBführ-
liehen Untersuchungen von Frevost In R^out Areh4olog. 1848 p. 800. Hefner in
Abhandlungen der k. bayer. Acad. Phil. Gl. V, 2 (1849) S. 198 ff. Creuly in
Annuaire de Const 1858 p. 1—8. Benier Betme AreMol. 1854 October p. 445 f.
Victor de Bück ExpUeaUon de de^ix epigraphes diriUemkei ete. in CoUeetion de
ptetAB kUtoriqueSj Bruxelles 1854 (September) p. 477. De Rossi /iwcr. ChrUi,
V. R. I p. VI. A. PouUe in Annuaire de ConH, 1862 p. 261 ff. BecueU de
CofMi. 1869 p. 710. Es genagt hier zu erwähnen, dass das Jahr 158 der Pro-
vinz dem Jahr 197 n. Chr. (Renier Ineer, de l'Alg, 3520), das Jahr der Prov. 110
dem J. 149 n. Chr. (Inschr. v. Setlf, Annuaire de CcnU. 1862 p. 261), das Jahr
413 der Prov. dem Jahr 452 n. Chr. entspricht {Annuaire dt Con»L 1862
p. 264. 268).
2) Dies erzahlt umsUndllch Die Cass. 60, 9.
3) Dio Cass. 60, 9. Plin. iV. i7. 5 $ 11 : equitibui quoque Romanis, qui ex
eo (seit Claudius) praefuete i6i, AÜanUm penetraue in gloria fuU. Tac. H. 1, 11 :
duae MaureUmiae <, RaetiOf Norieumf Thracia et quae aliae proeuratoribw eohi-
beniur. 2, 58: iadem dieim» aceeuisee parUlnu utramque Mauretaniam, interfecto
procuraiore Albino, murUii venere,
4) Die bekannten Procuratoren beider Provinzen findet man bei Henzen
Annali 1860 p. 43. Der letzte derselben Ist Catellius Ruflnns, proe. M, Caesa-
rie$ui$ unter Gordian, Renier /. de VAlg. n. 3804. Nachzutragen sind C. Yallius
MaxlmianuB i>roe. — Mauretan, Tingitanae unter Marc. Antonin. C. I. L, U, 1120;
Fnritts Celsus proe. derselben Provinz unter Alezander Severus, Lamprid. AUz.
58; M. Aurelins Atho Marcellus unter den Philipp!, Annuaire 1860 p. 226.
5) So kommt unter Alexander Severus vor Q. Axius AeUanus proe. rat.
prio, prov. Uauir. Caee., Henzen n. 6932 ^ C. /. L, 111, 1456, und nochmals
mit dem Titel proe. Aug, r. p. per Caeearieneemj Renier Revue areh, 10. 1864
p. 2iS = ReeueU de Congt. 1864 p. 101 n. 12. Ein sti6procura(or provinciae Mau-
reUmiae TingiUmae findet sich in der ephesischei^ Inschr. Curtius Hermes 4
Sr. 218. 219. .
6) Ein solcher kommt vor unter Traian, Orelli 3570 und Vol. 1X1 p. 372;
unter Hadrian, Recueü de Conti. 1864 p. 104 n. 12.
7) Tac. HiH. % 58 : Lueeeiue Alhinus a Nerone Mauretaniae CaeearieMi prae-
po»iUi9f addita per OMam Tingitanae provineiae administratione, kaud »pernmdh
— 325 —
calla und Geta (209 — 244) von Cn. Haius Diadumenianus und
wenig später von Q. Sallustius Macrinianus i) ; auch unter Ha-
drian scheint Q. Marcius Turbo in beiden Provinzen mit dem
Titel praefectus commandirt zu habend). Der Zweck der Com-
bination war zunächst die Concentration der Truppen unter einem
Commando. Denn obgleich eine Legion in den Mauretanien nicht
stand, so waren dieselben doch von zahlreichen Auxiliartruppeu,
namentlich von Cavallerie besetzt ^^ welche der procurator com-
mandirte, insofern nicht bei gefährlichen Aufständen, welche sich
immer wiederholten, die Unterstützung durch ein grösseres Heer
unter einem kaiserlichen Legaten nOthig wurde ^). Unter Diocietian
hat der Statthalter beider Provinzen den Titel praeses^) , der im J. 288
für die 'damals noch ungetheilte Mauretania Caesariensis vorkommt ^) ;
vMbus agebat. decem novem cohoftesj quinque alae^ Hifferu Maurorum numerus
aderaiy — apkt htUo mamu.
1) Der erstere beisst proc. Auggg. uirar%imqtu MaureUmioffim, Reiiier 3891 ;
der letztere |>foe. Aug(^g.^ utriusq(ue) prov, Mauretaniae, BuU, d, In$t, 1859 p. 49.
2) Spartian. Hadr. O: Lutium Quietum whlaUs gemUbuB Mauiti$, quo» regebat
— estarmamtf Matek) Turhone ludaei» eonpreetU ad deprimendwn tumuUum Mau-
retaniae deatinato. c. 6: Maremm Turbonem po$t Maureianiae praefe^ufwn (bo
wird Jedenfalls zu lesen sein) — Parwumiae Daeiaeque ad imtpua praefecü. Ueber
diesen General ritterlicben Standes, der, wenn Ibm Spartian. üb^baupt einen
offlciellen Titel beilegt, praefeetua MaureUmiaej d. b. regierender procurator war,
8. Benzen ArmaU 1860 p. 45. Mommsen 0. i. L. UI n. 1462.
3) Tac. H, 2, 58. S. S. 324 Anm. 7. Die Corps, welcbe in MaureUnia Cae-
sariensis standen, findet man anfgezäblt bei Uenzen ArmaU 1860 p. 71 ff.
4) Capitolin. Anton, p. 5 : per legatos auoe pVurima büLa geasU — et Maiwroe
ad pacem poHuUmdcBn eoegit. v. Anton, phil. 21 : cum Mawi HieparUae omnee
vaftarentf res per legatos bene gestae sunt, Spartlan. v, Sept. 8ev. 2. Zumpt
Studia Romana p. 144. Wenn Mommsen Berichte der saebs. GeseUscb. pb. bist.
Cl. 1852 S. 216 annimmt, die MUitärgewalt des Legaten Ton Nnmidien babe sich
überhaupt auf Mauretanien erstreckt, so ist dies an sich wahrscheinlich, da die
Procuratoren immer auf das nächste höhere Commando angewiesen waren; aber
die Inschrift, auf welche er sich beruft, beweist dies nicht, da sie nicht nach
Sitifls, sondern nach Diana (Zana) gebort. S. Renier n. 1719. Dass dagegen aus
Spanien Truppen für Tingitana requirirt wurden, lehren die Inschriften des
T. Yarius Clemens, Grut. p. 482 n. 5. 6. 7. 8a C. /. L. III n. 5211 ff. , in
welchen derselbe als praefectus auxiUorum in MaufetanUan Tingifanam ex ßispa"
nja nussorum erscheint. Die ^Inschrift bezieht sich auf den Krieg des Antoninus
Plus, den Capitolin. Anf. p. 5 und Pausanias 8, 43, 3 erwihnen.
5) C. /. L. Ü n. 4135 : Ael. lanuario \jprae]sidi prov. Ting{U,],
[praesi}ii prov. Mau[fet. CaesairUnsis\ Dahin gehört auch ün Jahr 298 Anasta*
sius Fortunatus, von dem es Buinart Acta prim. martyrum, Amstelod. 1713
p. 302 heisst: in doitate Tingiiana, procufonte fMunaio prae&ide. Br comman-
dirt eine legio Traiana und wird c. 2 praeses legionis genannt. Damit muss die
legh IJ Trti^na gemeint sein, welche ihr gewöhnliches Standquartier in Alexan-
dria hatte, aber, wenn die Acta zuverlissig sind, in diesem Jahre in Tingi ge-
legen haben muss.
6) Auf dieses Jahr bezieht sich die Inschr. von Sitifls (Stftif), Annuaiire de
ComUmUne 1862 p. 173 : D. 19, hnp. Ca$s, C. Valerio Aure. {IHoeleUano} invie.
— 326 —
wenig spttter wurde die ganse Verwaltung der Provinzen dahin
verändert, dass Mauretania Tingitana zur dioecesis Hispaniarum
gezogen, Mauretania Gaesariensis aber in zwei Theile getheilt
wurde, deren Grenze der jetzige Oued Flitoun bildete i), und
ManrciMkia von denen der westliche den Namen behielt, der östliche aber
Sitifiiisu.
unter dem Namen Mauretania Sitifensis einen eignen praeses be-
kam. Die neue Einrichtung bestand schon 297^) und der Name
der Mauretania Sitifensis kommt zuerst vor in der Inschrift von
Saldae (Bougie)^), aus weicher hervorgeht, dass Aurelius Litua,
praeses von Mauretania €aesariensis^), zur Zeit des Krieges mit
den Quinquegentanei beide Provinzen verwaltete. Dieser Krieg
begann $89^], dauerte eine Reihe von Jahren^), und wurde be-
endigt von Maximianus im J. 2977); die Theilung der Provinzen
pio fei. Äug, pontif, max. Mb. (p.) V eons. UM p. p. procot. Flavku Peeuariua
«(<r) p(erftctUnMU8) p{ra€9€s) p(rovi$uiiae) Maur. Ca€$» äevohu mmnini maiesia^
tique ems. Da sie io Sitifls dem prae$c$ Maiüir. Caea, gesetzt ist, so daxf man
scbliessen, dass es damals eine Mauretania Sitifenais noch nicht gab.
1) BtüueU de C<m$knUine 1863 p. 8.
2) Das veroneser Verzeichniss der Provinaen (Mommsen Abh. d, Berl. Acad.
1862 8. 514. 515) erwähnt sie schon.
3) Armuaire de Conttantine 1862 p. 170: lunoni ceieriaq. diia immortalibua
gtaiiam teferens^ quod eoctdunatis neum miliUbue B. I). NN invietisabnorum Augg,
I tarn tx Maure, Caea. quam eiiam de 8iiifm$i adgresnu Quinquepentaneoe rtbel-
les — — repressa deeperaUane eorum vieioriam reportaverit Aurel. Litua v. p,
p{raeaee) f{TOvineUu) M. Caee.
4) Er kommt nochmals vor in der Inschr. von Caesarea, Renier Iruer. de
VAig. n. 4035 : Icvi opUmo maximo ceteriaqtte die imfnortalibu» gratum teferens^
quod eraais funditua barbaria inmaiagnenaibua aeeunda praeda facta aalvua et m-
eolumia oujn omnib, milHibua D. D, NN, DiocUtUmi et Maxbniani Augg. regrea-
aua Aurel. lAtua v. p. p. p. M. C. votum libena ponU,
51 Euseb. Chr, Can, p. 187 Scboene.
6) In dem 291 gehaltenen panegynoua genethliaeua des Mamortinus anf Maxi-
mian heisst es c. 16: aed etiam auo ipao iueia occaaUj qua THngitano Ulori Cal^
petani montia obvkun Uitua m mediterraneoa ainua admittU oeeanum, rumU onrnea
in aanguinem auum popuU, quänu nunquam oonUgit eaae RomanUf obatinataeque
feritatia poenaa nunc aponte peraolvuni. c. 17 : furit in viaeera gena effrena Mau-
rorum,
7) Ineerii panegyrieua^ JÜaximiano et Conatantino (gehalten 307) c. 8: I«
ferociaaimoa Mauretaniae populoa, inaeeeaaia tnontium iugia et nakiraU mumtione
fidentea expugnaati reeepiaii tranatuliati, Eutrop. 9, 23 : Maximianua quoque Augu-
atua beUum in AfrUa profligavit, domitia Quinquegentiania et ad paeem redactia.
Dieser Sieg ist nach Eutrop gleichzeitig mit Diodetians Sieg über den Achil-
leus, welchen Easebius in das 13te Jahr des Dlocletian, d. h. 297/8 setzt. Die
Quinquegentanei aber, die auch Eutrop. 9, 22. Aur. Yict. Cota, 39, 22. Oros.
7, 25. Euseb. Cht, Can. p. 187 Schoene. Inlias Honorins in Mola ed. Gronov.
1696. 8 p. 18 erwähnen, sind nicht, wie Sealiger TKea. temp., Amstelod. 1658
fol. Animadv, p. 243b annahm, die Einwohner der PentapoUs Cyrenaica, sondern
maurische Stamme, welche von Paeanius Metapkr. 9, 22. 23 TevriavoL von Zo-
naras 12, 31 itivxa rtvic revrtavoL genannt werden und in Mauretania Gaesarien-
sis wohnten. Sie kommen schon in der c. 260 n. Chr. gesetzten Inschr. des C.
~ 327 —
scheint demnadi vor dicusem Kriege in dem ersten Jahre des
Diocletian erfolgt ^j, die Militärgewalt aber vorläufig in den Hän-
den des praeses geblieben zn sein^). Noch im Beginn des fünf-
ten Jahrhunderts, wo es neben dem praeses einen, dux limiiis
Maurelaniae Caesariensis gab 3), finden sich, wie in andern
Provinzen^), so auch hier beide Würden vereinigt in dem ditx
et praeses provinciae Mawetaniae Caesariensis j unter welchem
acht praeposüi limüum stehn^). In Beziehung auf die Finanz-
Verwaltung waren wenigstens seit Constantin d^ Gr. die Maure-
taniae mit Numidia vereinigt und unter einen rationaUs ge-
steUt^); ob sie indessen zeitweise auch unter dem praeses iVu-
midiae gestanden haben, ist zweifelhaft ^j.
Von den Golonien, deren Anlage die R($mer in beiden Provinzen coIobmii-
eifrig förderten, haben wir insofern nur eine mangelhafte Kennt- *^'
niss, als die antiquarische Forschung sich bisher auf Mauretania
Caesariensis beschränkt s) und auf Tingitana noch nicht erstredit
hat. In der letzteren Provinz kennen vvir sieben Colonien, drei des
Macrinius Decianns (Renier n. 101 =s Orelll-Henzen 741 4^) vor , wo Jetzt sicher
ztt ergänzen igt: teriioque [QuInquegeyUantis gentiUhw Mauretaniae Caeiariensis
— eaeria fitgatugue.
1) Seitdem sind neben den prauidea Mauretaniae Caesariensia (Renier 3886.
3888) auch die praesides Mauretaniae Sitifensia unter Constantins Ghlorus, d. h.
zwischen 292—304 (Renier 3284), ConsUntin d. Or. (Renier 3285. 3286. 3oöö),
unter Yalentinian II , Theodosius und Arcadius, d. h. 383 — 391 (Renier 3289)
und am Anfang des 5ten Jahrh. (Not. D. Oec. p. 63) nachweisbar.
2) Der praepoaitua UmitU, welcher im J. 262 der Provinz s=223 n. Chr. in
Mauretania Caesarea vorkommt (Renier 3567), würde, wenn diese Vermuthung
richtig ist, unter dem praeaea gestanden haben.
3) Not. Dign. Oec. c. 1 S 21».
4} So kommt im J. 382 ein dta et praeaea Sardiniae vor, Cod. Th. 9, 27, 3.
Vgl. Cod. lust. 7, 62, 32 § 1 : quodai a duce fuerit appeUatum, ai idem et praeaea
ait, praefeetura neaeaaario tantum iure ordinario in aaero cmditorio iudieahü.
5) Not. Dign. Oee. c. 29. Ein solcher praepoattua Umitia kommt schon vor
im J. 262 der Provinz «301 n. Chr. Renler n. 3567.
6) BeeueU de ConatanUne 1869 p. 679: luUua Iuoenal(Ui) rat. Numidiae et
Mau(ret(i)niarum. In der an ihn gerichteten Verordnung des Cod. Th. vom J. 346
(Cod. Th. 10, 8. 4) fQbtt er den abgekürzten Titel rationali» Numidiae. Annuaire
de Contt, 1860 p. 141 n. 4: VeUiua Ftorentinua v. p. mtionalia Numid. et
Mautet. , wonach auch die Inschr. Renier 1847 zu lesen ist : \raUona\Ua Nu-
midiae et Mau9(eUmianm)y nicht, wie Renier will, [cotMtiiarM aexfaacajUa Nu-
midiae et Mawretaniae.
7) Unter Diodetian kommt. mehrmals vor VoIertiM Florua v. p, p. p, NM^
was Renier 1513. 1514. 1515 erklart vir perfeeüaakmaa praeaea provineiae Nu-
midiae Mauretaniae (vgl. Benzen Annali 1860 p. 37). Es fragt sich aber, ob
nicht NVM zu lesen sein dürfte, da das V in dem N enthalten ist. So liest
auch Mommsen Ephem. epigr. 1872 p. 125.
8) Ueber die Colonien beider Mauretanien s. Zumpt Comm. €p. I, 381. 424,
über ^e von Caesariensis Benzen Annali 1860 p. 92 ff.
— 328 —
Attgustus, welche, noch zur Zeil des mauretanischen Königthums
angelegt, zur Provinz Baetica gerechnet wurden: Zilis^), Babba^)
und Banasa ^) ; zwei des Claudius : Tingi ^] und Lixus oder Lix ^) ;
zwei aus späterer Zeit: Rusadder und Volubilis^. Bei weitem
mehr sind in Mauretania Caesariensis bekannt, nämlich acht des
Augustus^); Cartenna, colonisirt durch die leg. //^], Gunugi, An-
siedelung einer coAors praetorta, Igilgili^j^ Rusguniae^o), Rusazus,
Saldae^^) (Bougie) oder colonia lulia Augnsta ScUdantium Septi-
manarum immunis ^^ ; Zuccubar ^'j ; colonia lulia Augusla legionis
VlITupusuctu^^); zwei des Claudius <^) : Caesarea^®) und Oppidum
novum^'^); eine des Nerva: Sitifis (Setif) mit dem Namen colonia
Nerviana Attgusta Martialis ^^) ; ferner aus späterer Zeit : Aquae
'caiidae^^)y Arsennaria, zu Plinius Zeit oppidum Latinum^ hernadi
Colonie^^^j, Auzia (Aumale), unter Tiberius ein casteUum semiru-
1) Der Name wiid geachrteben Zi^Xic Strabo 3 p. 140; 17 p. 827, ZcXsla
Ptolcm. 4, 1, 13 p. 249 WUberg; 8, 13, 4; ZUis Itin. p. 8; während bei PUnius
5 J 2 die besten Handschriften lesen : in ora Oeeani eolonia AugvsU. Julia Con-
»tantia ZuUly regvm dicioni exempta et iura in BatUcam petere tussa. Bei MeU
3, 10, Ö, wo Vossius Zilia las, haben die Handachrifteu colonia et fluoitu Gna^
welcher Name sonst ganz unbekannt ist.
2) luUa Carttpestris Bahha, Augusti coUmiay Plin. 5 $ 5 ; anf Münzen C. C.
1. B. d. h. colonia Campestris ItUia Bahba, Müller 3 p. 173.
3) Colonia VaUrUia Banasa, Plin. 5 $ 5.
4J Plin. 5 $ 2: Tingi — a Claudio Caesare, cum coloniam faceret, appel-
latum TradUcta Julia, Da die Stadt schon auf Münzen des Augustus lulia Tingis
heisst (Müller 3 p. 146), weil sie von diesem das Bürgerrecht (iroXtTela) erhal-
ten hatte (Dio Gass. 48, 45), so war sie vorher wohl schon municipium. Vgl.
Zumpt a. a. 0. p. 387.
5) Plin. 5 S 2. Itin. p. 7.
6) Itin. p. 11. 23.
7l AUe angeführt von Plin. 5 $ 20.
8j eolonia, Renier 3851= Benzen 3334.
9l Itin. p. 18.
10) eolonia Suagunienaia , Renier 3579. 3580. Die erste Inschr. auch bei
Maffei Af. Ver, p. 463, 1.
11) Ptol. 4, 2, 9. Itin. p. 17.
12l Renier 3Ö11. 3512. Recueil 1869 p. 125.
13) Der Name kommt vor Renier 3691.
14) Inschr. von Bona vom Jahr 55 n. Chr. bei Hübner Monatsberichte der
Berliner Acad. 1861. 2te Hälfte S. 984. In nnsern Texten gewöhnlich Tubusuptu
geschrieben, Plin. 5 S 21. Ptol. 4, 2, 31. Ammian. 29, 5, 11.
15} Plin. 5 S 20.
16) eolonia CaesariemiM , Renier 3913 ; C(plonia) C(laudia') C(at$arien»iwh),
Renier 3927.
17) Ptolem. 4, 2, 25. 34.
18) Renier 3270 : cot. (^Nerv.) Aug. Marl. veUfianorum) {8itif[en8ium) ib. 3274.
3277. 3282, vgl. 3297; später auch reap. SiUfeMium Ner. Ankminianor(um)
3275. 3278. 3279.
19) irSaTa ftcpfidi «oXmvb , Ptolem. 4, 2, 26.
20) Plin. 5 S 19. Ptolem. 4, 2, 3.
^ 329 —
tum^) , später cohnia Septimia Aurelia Auziensium ^) ; Bida''};
Gilva^], IcosiuiD (Alger), bei Plinius oppidum Latinum^ bemach
Colonie*); colonia Kasturrensis^); colonia Lemellefensium'^]; Quiza^)
oder Equiza^); Rusuccurium , von Claudius mit dem Bürger-
recbt bescbenkt ^^) , nocb unter Severus Municipium ^^) , bemach
Coionie*^); Siga^^); Tipasa^^); colonia Usinazensis ^^) und ausser-
dem eine Anzahl von Municipien^^).
1) Tac. Arm, 4, 26.
2) Renier 3571 ; colonia 3578. 3579. 3581.
3) Ptolem. 4, 2, 28.
4) Itin. p. 13.
5) Plln. 5 S 20. Itin. p. 15.
6) Recueil 1864 p. 101 n^ 12» C. /. L. m n. 1456 ans dem Jaht 170 n. Chr.
7) Annuaire 1860 p. 228. Das oppidum LtmdUfenH, jetzt Zembia, Hegt
südwestlich Ton Sitüls und gehört auch nach den kiichlichen Verzeichnissen zu
Manretania Sitifensis fDopin p. XII. Morcelli 1, 201). Danach ist in der Inschr.
der Philippi (244—249), Annnaire 1860 p. 226, zu lesen: bfuianUa M. AwelU
AthonU MarceUi v(ir() e(ßregii) proe, Augg, rarissimi praesidit ^(patri), nicht
iVttmüüae, wie die Herausgeber erganzen.
8) Quiaa Cenitana peregrinorum oppidum, Plin. 5 $ 19; Ko*JiCa xoXoovla,
Ptolem. 4, 2, 3; Qui%a munißipium, Itin. p. 13; DISPunctor REJP. Qui*^'
sriim, Renier 3844.
9) eoUmia Equii(en$ui), Renier 3580.
10) Plin. 5 S 20.
11) Renier 4070.
12) Itin. p. 16. 39.
13) Ptolem. 4, 2, 2.
14) Bei Plin. 5 $ 20 oppidum Latinum; hernach colonia, Renier 4041. Itin.
p. 15. Ordo Tipoienaium^ C. I. L. II, 2110.
15) Diese beruht freilich auf einer Ergänzung der Inschr. Renier 3659, nach
welcher Severus und Garaealla „coloniaM VSINAZEN8EM PER .... COIi-
8TITVEBVNT,'*
16) Diese sind bereits von Benzen a. a. 0. p. 94 zusammengestellt worden.
Dahin gehören lomnium municfyiwn, Itin. p. 17; murUoipium Aüium Choba,\
Renier 3504, Poriua magnus, bei Plin. 5 $ 19 «ivium Romanorum oppidum;
retpubUea Portuemiumj Renier 3825 mit duumviri, Renier 3828, und andre
sonst nicht weiter bekannte Ortschaften.
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334
n. GhroDologiscbe Uebersichi.
A, Provinzen der Republik,
1.
Sic! Ha eingerichtet
513 CS 241.
2.
Sardinia eingerichtet
523 = 231.
3.
Hispania citerior
(557 = 197.
4.
Hispania ulterior
5.
IllyricttiD eingerichtet
nach 587 = 107.
G.
Macedonia eingerichtet
608=146.
7.
Achaia erobert
608=146.
b.
Africa eingerichtet
608 = 146.
9.
Ania
621—133.
10.
Gallia Narbonenais
634=120.
11.
Gallia Cisalpina '
673=81?
12.
Bithynia
680=74.
13.
Cyrene et Greta
Gilicia
680 = 74; Greta 6S7 = 67.
14.
[651 = 103] 690 = 61.
15.
Syria
690 = 64.
B. Provinzen der früheren Kaiserzeü.
1.
AegyptOB
724 = 30.
2.
MoeBia
725 = 29?
3.
4.
5.
Aqoitania
LugdunensiB
Belffica
lerobert seit 704 = 50, ge-
r theilt 17 tt. Ghr.
*
6.
LnBitania
727 = 27?
7.
8.
Germania saperior
Germania inferior
|l7 n. Ghr.
9.
GypniB
Galatia
727 = 27.
10.
729 = 25.
11.
Pamphylia
und Lycla
729 = 25.
43 n. Ghr.
12.
Raetia
739=15.
13.
Noricum
739 = 15.
14.
Alpes Maritimae
740=14.
15.
Pannonia
10 n. Ghr.
16.
Gappadocia
17 n. Ghr.
17,
Maoretania Tingitana
Uo n. Ghr.
18.
Mauretania Gaesariensis
19.
Britannia
43 n. Ghr.
20.
Thracia
46 n. Ghr.
21,
Alpes Gottiae
unter Nero.
22.
EpiruB
unter Vespasian?
23.
Arabia
105 n. Ghr. '
24.
Dada
107 n. Ghr.
25.
Armen ia
'
26.
Mesopotamia
115 n. Ghr.
27.
Assyria
2S.
Numidia
zwischen 193-211.
2».
Alpes Poeninae
im 2. Jahrh.
Atim.
Die Diff«r«iic mit der Zahl der Proviaeca in Tab. I, entsteht durch Oallia Ci$aipitta,
und die hier all ungetheilt •uf^führten ProWmen Moe*ia un>\ Pamnonia.
— 335 —
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— 388 —
3. Terwaltimg der Provinzen.
A. Binriohtang der Fxovtoz.
Nach der gegebenen Uebersicbt über die Bestanddieile des
rtteojbschen Reiches könnea wir nun die allgemeinen Grundsätze
entwidceln, welche von den Römern in der Administration der
unterworfenen Länder befolgt wurden, und deren consequeot^
Durchführung das Resultat hatte, dass die ursprünglich in allen
Beziehungen disparaten Provinzen durch den Einfluss römischer
Verwaltung, römischen Rechtes und römischen Lebens zu einem
nicht nur äusserlich gleichmäisig geregelten, sondern auch in-
nerlich übereinstimmenden Ganzen vereinigt wurden, in welchem
die verschiedenen Nationalitäten mit ihren politischen, rechtlichen
und socialen Eigenthümlichkeiten mehr oder weniger aufgingen^)«
Begriffd«r Das Wort provtncia ist viel älter als die ausseritalischen
Eroberungen, welche wir bisher mit dem Namen Provinzen be-
zeichnet haben, und bedarf einer besonderen Erklärung 3). So
lange das Königthum in Rom bestand, war der König der allei-
nige Inhaber des impertum^ d. h. der unumschränkten militäri-
schen und richterlichen Gewalt^) ; nachdem aber das imperiunk
bei dem Beginn der Republik auf zwei ConsuUi^), seit 387=367
1) Ueber die Verwaltung der Provinzen 8. Sigouine Dt ant. tute provinc^
Üb. II. Da Pol De iure provindarum imperii Romarä, Logd. Bat. 1807. 4.
G. C. Xh. Frankil Prolegom. m Cie. orat. Verr. de provinciarum Bomanarun^
forma aique adminUtratione, in Friedemann n. Seebode Mise. Crit. 11, 2 (1823)
p. 293 ff. Walter Gesch. d. rom. Rechts $ 233 ff. Rein in Pauiy's Bealency-
clop&die VI S. 144 ff. Bergfeld Die Organisation der römischen Provinzen, Nenr
fttreUtz 1846. 4. Kuhn Die Verf. des R. Reichs. Voigt Jus naturide II, 373
-492; 517—525.
2) S. Mommsen Die Rechtsfrage zwischen Caesar und dem Senat, Brealau
1857. 8. (Auch in den Abhandlungen der bist. phil. GeseUsch. zu Ike^lau Bd. I.)
S. 1 — 11; denselben Staatsrecht 1, 80; Festi ^U. p. 226: provmdae appeUctn-
tur, quod popuUu Romanus eas previcit, id est ante vidi; p. 379: vinciam tU*
e^ant eofUmenUm, in welcher letzteren Bemerkung vmaia der provineia entge*
gengesetzt zu werden scheint. S. Mommsen a. a. 0. S. 2. Die Erklärung von
Niebuhr R. G. 3, 727 ptovinda ae provmtus d. h. Steuergut des Staates, ist
unhaltbar.
3) Mommsen Staatsrecht 1, 49.
4) Die Consuln haben regium imperium^ regiam poUsUfUm. MommBen Staats-i
recht 1, 43 Anm. 1.
— 939 —
auf einen praeter^), seit 507=247 auf einen zweiten praetor^
übertragen worden war, wurde es nöthig, die jedem dieser Be-
amten zustehende, principiell unbeschränkte Gewalt zu begrenzen
und fttr jeden derselben eine bestimmte Competenz festzustellen,
deren ofScielle Bezeichnung provmcia ist. Unter provincia ver-
steht man also den durch ein Gesetz oder Senatusconsult oder
auch durch Loos oder Vereinbarung ') einem Consul oder Prator
besonders zugewiesenen Geschftftskreis , in dessen Grenzen er
sein imperium ausübt, und in diesem Sinne sagt man: consuli-
bus Ligttres pr^mncia decermtur^)y consulibui Italia provincia dt-
cemüur^) und nennt das Amt des praetor urbanus und peregri-
nn$ provincia urbema^] und provincia peregrina''). Beamten da-
gegen, welche kein imperium haben, wird auch keine provincia
zugeschrieben, dann wenn von Provinzen der Quästoren die Rede
ist, so sind damit die des Consuls oder Prators gemeint, dem
der Quästor als Unterbeamter beigegeben ist^.
Nach der Besitznahme Siciliens und Sardiniens wurden im
J. 527=: 287 statt der bisherigen zwei PrKtoren vier ernannt^)
und das imperium auch rttumlieh in der Art abgegrenzt, dass
zwei Prätoren in den neuen Amtsbezirken die Militär- und Ge-
richtsgewalt zugleich, also das alte consularische impe^iumf er-
hielten, und dieses ist auch fernerhin den übrigen Prätoren und
später den Proconsuln und Proprätoren ertheilt worden. Seit-
dem wird provincia die Bezeichnung ftu* eine überseeisdie SCattr-
halterschaft und bedeutet nunmehr einmal in abstractem Sinne
das Commando in einem ausseritaiischen Lande i^) und zwei-
tens in concretem Sinne das dem Statthalter untergebene Land
1) LW. 6, 42.
2l Liy. epii. 19. Lydns De magittr. 1. 38. 45.
3) Mommsen StMtsraeht i, 71. 81.
4) Liv. 39, 45.
6] MommBen Staatareeht 1, 83 Anm. 6.
6j Cic. in Verr. act. n , 1 , 40 , 104 : gortem naetut est urhanae provineiae.
Olc. pr, Mur, 20, 41: huius wn ea fuüy quam omnes — Ubi opiäbamu$y tum
dieundi: egttffia et ad eowulaiUfH apta provincia.
7) Liv. 39, 45: praetotes ita tortiri iuasi^ uä (C. VaUrio) fUmdni diali uti-
fue aliita iwri» dieendi Bomae provincia essei; peregrinam eat $ortiiU8.
B) Mommsen SUatareeht 1^ 86. Im gewöhnlichen Sprachgebrauch helsst pro-
vineia Jedes Geschalt. Plautns miL 1159 : nunc tibi kane ego impero provineicnn —
MÜittm Upide et faute et laute ludifiearier, Captiv. 474 : ipai opaonant, quae pa^
raiitorum ante era< provincia, Cic. pr. Bulla 18, 52: iUam — provineiam de^
popo$eit, ttl — tne in nu& leetulo trueidaret,
9) LiT. ep, 20. Dif. 1, 2 S 32.
lOj MomiBMQ Rechtafrage S. 11.
22*
— 840 —
selbst^) . Alles ProvinciallaDd unterscheidet sich aber von dem itali-
schen Lande dadurch, dass es abgabenpflichtig ist, d. h. entweder
veötigal oder Iributum zahlt 2); denn wenigstens seit den Grac—
chen^) ist es ein anerkannter staatsrechtlicher Grundsatz, dass
das Eigenthum an dem Provinciallande auf das römische Volk
übergegangen ist und den Provincialen nur der Niessnutz des—
selben zusteht ; dass sonach die Provinz ein praedium populi Ro-
mani ist^), dessen Revenuen in die Staatscasse fliessen. Hienacfa
wird man die Provinz als einen räumlich begrenzten, einem stän—
digen Oberbeamten untergebenen, steuerpflichtigen Verwaltungs-
bezirk des römischen Reichs definiren dürfen. Die Steuerpflich—
tigkeit ist ein so wichtiges Merkmal des B^riffs der Provinz,
dass die Historiker jedes von den Römern factisch in Botmässig-
keit genommene und steuerbar gemachte Land, auch wenn es
noch keine regelmässige Verwaltung erhalten hat, zu den Pro-
vinzen rechnen^), und die Dynastien, welche wir z. B. in Gili-
cien und Syrien nachgewiesen haben, obwohl sie nicht direct
unter den Statthaltern standen, der Tributpflichtigkeit wegen als
integrirende Theile des Reichs betrachtet werden <^).
1) Cic. in Verr, act. II , 2 , 2 , 1 : (Sicilia) prima omnium, id quod omamen'
tum imptrii eU, provincia appeüata.
2) Gaiafi 2, 7 : sed in provindaU tclo placH pleriique, Bohan rdigiontm non
fieri, qtäa in eo solo dominium popuU. Romani ut vtl Caesaria^ noa autam pos-
Hssionem tanlum et U9um fruetum habere videmur. 7, 21 : in eadem causa sunt
provinciaUa praedia, quorum alia MUpendiaria^ alia tributaria voeamus: sUpen-
diaria sunt ea, quae in Kis provinciis swU, quae propHae popuU Romani esse in-
telleguntur; tributaria sunt ea, quae in Am provinciis sunt, quae propriae Cot-
saris esse ereduntur, Cicero Verr, II, 3, 6, 12 : inter SiciUam cetmuque provineias
— hoc interesty quod ceteris aut impositum vectigal est eertum, quod stipendiarium
dicitur, ut Hispanis et plerisque Poenorum, — aut eensoria iocatio constituta estj
ut Asiae lege Sempronia, Frontinus in Gromat. p. 36. 63.
3^ MommBen R. G. 2», 12a
4} Gic. in Verr. 11, 2, 3, 7: €t quoniam quasi quaedam praedia popuU Ro-
mani stmt veetigaUa nostra atque provinciae^ quemadmodum vos propinquis vestris
praedüs maxime deleetamini, sie populo Romano iueunda suburbarUtas est htiiusee
provinciae.
5) So nennt Livius 45, 26,* 11 im J. 587 = 167 lllyrieum provincia, wie-
wohl es damals grade für frei erklärt wurde, ebenso Macedonien im J. 586 =s 16B
(Liv. epit. 45), bei Yelleias 2, 39 heisst Norieum provincia, obgleich es damals
noch regnum blieb und von einem Vicekonige verwaltet wurde, und in der
Inschr. Orelli 750 wird die Chersonesus Tauriea provincia genannt.
6) Strabo 17 p. 839 : T€e6t»jc oi rfjc au(i.7rdo7]c )r<6pac xfjc &wö 'PoajJia(otc ^
(lev ßaotXe6£Tai, fjv ^ l^ouoiv aikol xaX^aavrec ^itap^^tav xa\ itifittouow tJjx«-
p.6vac r.a\ «popoXÖYOU«. p. 840: xa« 5i dtXXag ^ap/Cac iy(tt KoToap, «v cl« Äc
fi^v Tc^jiTcei TOüc'iTcipi£X7)«opi6voüc öiratotoü? Ävöpac, de Ä? Si OTparrjifixo'j« , tU
Äc hk xaX litTTixoO;* xil ßaoi>^r; ti xai ^uvdifftai xal 6£xap)^Cat rffi. mtvou }U-
ptftoc %a\ elol xgel uTr^Jp^av del, Tac. Agr. 14: vetere ae iam pridem reeepta
— 341 —
Die Einrichtung der Provinz geschah zur Zeit der Republik verfahnn
durch den erobernden Feldherm selbst unter dem Beirath einer riohtang.
Commission von zehn zu diesem >Z wecke vom Senat ^) deputirten
Senatoren 2) nach einer Instruction des Senates 3); das auf diese
Weise entstandene Grundgesetz der Provinz (lex pravmciae) ^)
bildete für die ganze Folgezeit die Norm der Verwaltung, wäh-
rend privatrechtliche Bestimmungen für die. Provinzen theils durch
römische Gesetze^), theils durdi das Edict des Statthalters auch
später getroffen wurden^). Die Anordnungen der Commission
bezogen sich namentlich auf folgende Puncte. Man begann mit
einer neuen Eintheilung der ganzen Provinz in bestimmte Ver- ^^f^J*"
popuU Bomani eontuetudiney ut haberet instrumenta BenÜutis ei rtges. Deshalb
betrachtete Aügustus die regna als memibra pcarUaque imperii (Suet. Aug. 48. Tac.
Ann. 1, 11). Belehrend ist für diese Aoffassaiig das Yerhältnlss des König-
reichs ludaea, über welches S.^249 gehandelt ist.
1} Nur ausnahmsweise ist bei der Absendung einer solchen Commission das
Volk betheiligt. Polyb. 1, 63. Mommsen C. L L. I p. 99b.
2} Die Sitte, einen Ansschnss des Senates von zehn Bfönnern für beson-
dere Geschäfte zn bilden, ist nralt. S. Bergfeld a. a. 0. S. 11. Schon nach Ro-
miilas Tode wird sie erwiLhnt, Liv. 1, 17. Dionys. % 57; bei der Secession
des Pl«bs, Dionys. 6, 84; bei der lex Ckusia agraria y Dionys. 8, 80. Auch in
den Mnnicipien und Provincialstadten finden sich die deeem primi (Cic. Verr. II,
2, 67, 162), femer in den latinischen Colonien, Liv. 29, 15. Zehn Senatoren
schlies8en den Frieden nach dem ersten punischen Kriege, Polyb. 1, 63; so
auch nach dem zweiten punischen Kriege, Liv. 30, 43 ; den Frieden mit Philipp
von Macedonien, Liv. 33, 24; mit Antiochus, Liv. 37, 55. Bei der Einrich-
tung der Provinz werden die deeem legaü erwähnt in Macedonien (Liv. 44, 17),
AfHca (S. 305), Achaia (S. 164), Asia (Strabo 14 p. 646), bei der zweiten Or-
ganisation Siciliens nach dem Sclavenkriege (Cic. Verr. II, 2,' 16, 40), bei der
Einrichtung Spaniens nach der Eroberung von Numantia, Appian. HUtp. 99.
3) liiv. 45, 17. 18. Polyb. 22, 7: 5<5vt65 8^ toüc Tuiroü« ':o6toüc 5idp
T?)« ^Xtj^ SiDix-Zioecog föTTCfjnrov tou; hi%7. Trp^c Fvcttov töv STrarov eU ttjv AoCav.
Liv. 33, 31 : in senatus eonndto , quo miui deeem Ugati ab wbe erarU , eeterae
Graeeiae atque Asiae {whes) haud dubie liberabaniur.
4) Von diesen Grundgesetzen , welche lege$ datae, nicht leges rogaiae sind
(s. S. 64), kennen wir die lex RupUia für Sicilien (S. 91), die ^ des Aemi-
lius Paulus für Macedonien (S. 160) , die lex des Q. Metellus für CreU (Liv.
epit. 100), die lex Pompeia für Bithynien (S. 198) und andre asiatische Pro-
vinzen. Dio Cass. 37, 20: xd re ^vcIid IIKt) tAv ^^ Aol^ tiq ihiccCpcp Tdre
a^ToU ^vTfov v6fiOU Te {S(o(^ %at TcoXtTelgtic xaTcox^9aTO (llofiiir^ioc) xal 5iex6op.t}-
9€v, ÄoTs xaX Scupo auTOU« toTc Otc^ ixelvou vofjito^etot -/jpf^s^au
5) Ulpian. fr, 11, 18: »ed quia lex AtUia Bomae Umtum loeum habet, lege
Julia et Titia pro9peetum est, ut in provmcia quoque similiter a praesidibus earum
dentur tutores, Gaius 1, 185; 3, 122. Senatus eonsuUa in Beziehung auf das
Privatrecht der Provinzen erwähnt Cic. ad AU, 5, 21, 11 und 12.
6) Gaius 1, 6: ius autem edieendi habent magiitratus popuU Bomani, 8ed
ampUssimum ius est in edietis duorum praetorum, urbani et peregrini, quorum
in protfineiis iurisdieUonem praesides earum habent, Üem in edietis aedUntm cttfu-
Urnn, (fuorum iurisdiciionem in provineiis popuU Bomani quaesiares habent, Oie.
Verr. H, 1, 43, HO; 1, 45, Uöj 1, 46, 118; 2, 13, 33; 3, 10, 26.
— 3« —
waliungsbezirke, welche aum Miftleipunot eine {jKiSssere Stadt
erhielten, wo eine solche vorhanden war, nnd wir haben ge-
sehen, dass solcher städtischen IMöcesen in Sicilien etwa 67 (S.
93), in den drei Gallien 64 (S. ^17), in Asia 44 (S. 481), in
dem Theile von Bitliynien, der 63 v. Uhr. zur Provinz gezo-
gen wurde , der Ora Pontica, 4 1 (S. 1 9d) , im Pontus Pole-
momacus 6, in Lyclen 23 (S. 848 f.), in Gyrene 5 wärai; in
ettödtearmen Provinzen traten an die Stelle der Stadtdiöoesen
Landkreise ; man beobachtete dabei das VerCahren, mit Auflösung
der vorhandenen staatlichen Einheiten und durch wiUktthriiches
Thetlen und i^sammenlegen von Ortsdiaften die ursprünglichen
Völkerverbindungen zu zerreissen, insofern man dies nOthig
fend^), und sogar zuweilen unter den einzelnen Stadtgebieten
das commercium aufzuheben ^^ was bei der dadurch für die
Provincialen erschwerten Veransserlichkeit der Grundstttdce die
Ansiedelung römischer Grundbesitzer in der Provinz und die
Entstehung grosser Gutercomplexe in römischem Besitze zur
1) Am anschaulichsten zeigen dies die Anordnungen in Macedonien (S. 160}
und die Aufhebung der Völkervereine in Achaia (S. 168). Von Asien sa^
Strabo 13 p. 629 : Td V e^( iizl \ä, vdxta M^piQ xoic kSitoi^ to6toi( ^TtXoxdc
^ei y-t)(j^i Kpoc TÖv Toupov, &oxt %al td Vp6Yta xal xd Auda xa\ td Kapcxd
xal hl Td xms Muomv ^»c&ioxptta dvai, icapaTclirrovra eU dXX7]Xa* eU ^£ t^v
adf^/njois Ta6T72v 06 piixpd ouXXapißdvet tö touc 'PcofiAtouc {uh %axä ^ uXa SteXetv
aiyvodi, dXXd Stepov Tpoirov otatd^ou Tdc Siotwif^oetc, ht oIc xd^ d^opalou^ itoioDv-
Tttt xal xdc ^ixatofioolac. Ebenso verfuhr Augustus in Gallien , wo er die alten
Mittelpuncte der Völkerschaften sinken Hess und neue Städte zu heben suchte.
Strabo 4 p. 177. 1
2) Dies geschah in verschiedener Weise in Macedonien (S. 160), Achaia
(S. 168;) und Sicilien. Gic. Verr. U, 3, 40, 93: arabat ia (DiocUs) agrum
eonduetum in Segeitano, ncrni commetci'um in eo agro nemxni est. Mehr bei Kuhn
2, 9 ff. Nur die Genturipini hatten das Recht, in andern Städten Grundstücke
zu erwerben. Gic. Verr, II, 3, 45, 108: Ceräuri'pinij qtU agri AetnensU müito
maxinuan partem poaaident ; und hernach : CerUuripinij quod in omnium fere fini-
huB pm$e9$ione8 hahentj etfam ceierarvm eivUatum damna ae detrimenta senserunt.
Dshet wurde Gen turipae yyCiviUu totitM Sieiliae multo maxima et locupletissmuij'*^
Gic. Verr. II, 4, 23, 50, wähTend in den andern Städten die Zahl der Grund-
besitzer in dem Grade abnahm, dass es deren zu Giceros Zeit in Leontini tmr
88, in Mutyoe 1^, in Herbita 257, in Agyrium 230 gab. Voigt lua nat, 2,
398 erklärt diese meine und Kuhns Ansicht für „total falsch '* und behauptet,
f&r den Provincialfondus sei überhaupt ein Gommercium nicht erforderlich. Aber
dass die steuerpflichtigen Grundstücke gekauft und verkauft wurden (Dig. 21,
2, 66), dass die Genturipini sie kaufen konnten, die andern Bleuler aber nicht,
dass ferner in Macedonien, Achaia und Sicilien ein Verbot des Gommerciums
zwischen den Provincialstadten stattfand, ist unzweifelhaft. Was soll man aber
tvL der Voigtschen Kritik sagen, wenn er Kuhn belehrt, dass in den Worten bei
Gic. Verr. 2, 50, 124: üt iaU intelUgerety «i ae Hlvm loeum vendicUsaey eui ne
commeroiium quidem esne oportenif das eui sich ni<^t auf et beziehe, sondern zu
verstehen sei: Verres verkauft ihm einen solchen locus (Sitz im Senate), eui
ne commemium qpddtm ene oporUtei?
^ 343 —
Folge h^tle^). BegCtostigteii Städten erweiterte man ihr Gebiet
dnrch Zntheilung von Städten und Flecken, deren selfo^ndige
Existenz dadurch auAörte^); man hob und vergrtfsserte auf diese
Weise die den Römern ei^ebenen Communen, während man die
widersetzlichen vollständig vernichtete'). Gebirgige und wQste
Territorien, deren Verwaltung schwierig und deren Ertrag doch
unerheblich gewesen wäre, Hess man mitten in der Provinz unter
einbehnischen Dynasten, bis mafn es, oft nach langer Zeit, fttr
sidier hielt, auch diese Theile direot unter den Statthalter in
stellen.
Nach der Abgrenzufng der Territorien schritt man zur An«- soate Ter-
Ordnung der politischen und financiellen Stellung derselben. B«oiitti.
Die nrit Waffengewalt eroberten Städte wurden zerstöi^^), ihre
Läafdereien 2ur römischen Domafne gezogen und von den Cen*
sonan jn Rom gegen eine Abgabe vom Ertrage an Prifvatunter-
nehmer verpaofatet ^) . Wo man königliche Domainen vorfand, wie
in Syracus ^) , Macedonien , Perganbum , Bitfaynien und Gyrene,
wurden diese ebenfalls als ager pttblicits populi Romani in Be-
schlag genommen 7) und die in denselben arbeitende Bevölkerung
in der Art, wie es nach 214 v. Chr. im Gebiete von Capua ge-
ischehn *w«ir (s. S^te]30. 31), zu Dorfgemeinden verefnigt. Die-
jenigen Gommunen dagegen, Welche sich, ohne den äussersten
Widerstand zu leisten, durch Deditlon unterworfen hatten, gaben
zwar, wie es in der Deditionsformel biess, Stadt und Land,
Ifänner, Wieiber und Kinder, Flüsse, Häfen, Heiligthttmer und
Gräber in die unbeschränkte Gewalt des Siegers «) , allein in der
«
1) Kühn 2, 11.
2) So erhielt z. B. Athen üaliaitus in Bdotien, Faros, Imbros, Dolos, Sky-
ros, Aegina, Ikos, Keos, Skiathos und Peparethos (Polyb. 30, 18. Liv. 33, 30.
AppisD. B. C. 5, 7), unteAr faadrian auch Oephalenia (Dio Cass. 69, 16); Sikyon
einen Theil des corinthisohen Gebietes (S. 169), Utica einen Theil des cartha-
gischen Territorinms, Appian. Pun. 7ö. Eine reiche Zusammenstellung dieser
Tenit^rtaiveriindernBgen s. bei Kuhn 2, 41 ff.
3) S. oben Seite 16 Anm. 2.
4) Das Schicksal von Carthago, Gorinth nnd Nnmantia tfaeilten die meisten
eroberten Städte. So sagt Appian. Pün. 135 von den Anordnungen der 10 legati
in Afrioa im J. 608 ss 146 : ooat Ik iröXetc ou(jb{A€fjbaxi^9av toT^ icoXe}A(otc Iki-
5) Am besten lernen wir diese Anordnungen kennen in Africa. S. Seite 315.
6} Liv. 25, 28, 3.
7) Cic. de l, offT' 2 c 19. c. 51. Tac. Ann. 14, 18. Die kSniglichen Gü-
ter in Aegypten fielen dem Kaiser zu. Franz C. /. (7r. III p. 296^.
8) S. oben Seite 166 und Dig. 11, 7, 36: ewn loea e<qfta iuM ah hoiti-
buiy omnia de$inunt rtligiöHi vcL tacra ene, sieut hanünes Ubeii in tervituiem
'
— 344 —
Regel wurde den Bürgern und ihren Familien ihre persönliche
Freiheit und ihr Privateigenthum , der Stadt ihr Territonum und
ihr Stadtrecht gelassen, wogegen auf alle Landereien der Privaten
wie der Stadt entweder eine Naturalabgabe (vectigal) oder eine
feste Steuer ( tributum , Stipendium ) gelegt ^) , und wo es zweck-
massig erschien, ein römischer Zoll [partorium] eingerichtet
wurdet). Dies ist die Glasse der civiUUes vectigcJes^) oder sti-
pendiariae^)y zu welcher die ttberwiegende Zahl der Provincial'
Städte zu rechnen ist, und welcher eine kleine Anzahl beson-
ders privilegirter Gemeinden gegenübersteht, nämlich einmal die,
welchen auf Grund früherer Bündnisse oder bewiesener Treue ihre
Freiheiten garantirt wurden, und zweitens die, welche die Römer
selbst als römische Colonien oder Municipien coBStituirten\ Im
Ganzen also zerfallen die in der Provinz liegenden Gemeinden in
drei Hauptclassen , Städte mit freier einheimischer Verfassung,
eigentliche Unterthanenstadte , und Städte mit römischer Verfas-
sung, über welche wir einzeln zu reden haben.
•
Freie Städte.
rr«MSttdt0. Dass unter einer Ubera civitas ursprünglich ein souveräner
Staat zu verstehen ist, welcher mit den Römern entweder über-
haupt noch nicht in Berührung gekommen war oder von den-
selben als gleichberechtigt und unabhängig anerkannt wurde,
bedarf keines Beweises; schwierig zu bestimmen und streitig ist
dagegen der Begriff der politischen Freiheit in der Zeit, als die
römische Herrschaft sich über die ganze alte Welt auszudehnen
begann. Damals gab es, abgesehn von ganz entlegnen Reichen,
wie z. B. dem parthischen, keinen Staat, welcher mit den Römern
auf gleichem Fusse hätte unterhandeln können; alle standen
perveniunt: quod si ab hae ealamitaU fatrlmi Uberata, quasi quodam poiUiminio
rev€r$a prUHno atatui reatituuntur.
1) Appian. B. C. 2, 140 ; 26XXa^ de xal Kaiöap t^n 'kaX(av — tto-
X^uou vöfjKf} %al XiQOTy2p(ou v6p.(p Tif]v te "pjv d^^jpotmo xal olxiac xal rd^ouc
xat Icpd ' iSrt o08i toOc dXXocp6Aouc iroXefjiiouc d(p'Qpoup£^a, dXXd Bexd'nQV a6ToTc
|i6vT2v xapTTdv litCTCK90op.£v. Hygin. Grom. p. 205 Lachm.
2) Hierüber wird in dem Abschnitt über die Finanzen aasfübilich gehandelt
werden.
3) Cic. Verr. n, 3, 6, 12 ff.
4) Sohol. Bobiens. ad Cie, or. pr. 6cauro p. 375: aiiae ehUaUs $wU «ti-
pendkariaef aiiae Ifberae. Serv. ad Verg. Am. 3, 20.
— 345 —
vielmehr unter dem politischen Einflüsse Roms^), unter welchem
sie ihre Selbständigkeit in dem Grade erhielten, welche ihnen
das römische Interesse gestattete. Ganz besonders empfanden
natürlich diesen Einfluss die freien Städte, welche innerhalb der
Grenzen einer Provinz lagen; sie waren zunächst den willkt&hr-
liehen Eingriffen des Statthalters in ihre Freiheiten ausgesetzt,
und dass diese häufig nicht nmr in Kriegszeiten ^ , sondern auch
mitten im Frieden stattfanden ^) , ist nicht nur in einzelnen Fällen
überliefert, sondern auch aus verschiedenen Senatusconsulten und
Gesetzen ersichtlich, in welchen über das Yerhältniss des Statt-
halters zu den freien Städten Bestimmungen getroffen werden^).
Wenn also die liberae civüates keineswegs als vollkommen sou-
veräne und unabhängige ^Staaten erscheinen, so ist dies einerseits
unzweifelhaft der factischen Präponderanz der römischen Staats-
gewalt zuzuschreiben, andererseits ist aber hiemit noch nicht die
Frage erledigt, ob allen freien Staaten reohtlich dieselbe Unab-
hängigkeit zustand, oder ob unter denselben verschieden be-
rechtigte Classen angenommen werden müssen, eine Frage, welche
um so mehr einer speciellen Untersuchung bedarf, als die juristi-
schen Termini für die Unterthanenverhältnisse absichtlich euphe-
1) Dies auszuführen ist hier unnothig. Ich erinnere nur an das Auftreten
des Popilius Laenas gegen den Konig Antiochns von Syrien im J. 586 .= 168.
Polyb. 29, 11. Cic. Phil. 8, 8, 23. Liv. 45, 12.
2) Appian. B. C. 1, 102. Plnt« Pomp. 10.
3) So sagt Cicero de prov. cons. 4, 7 von Piso, damals Statthalter von Ma^
cedonlen : te imperatore — — civUa$ Ubera {By%anUurn) sie gpoUata atque nudata
e4t, ttt, fäsi C. VergiUus legaiuB — intervauMeti imiim Signum By%a$Uii ex maxhno
numsto tiiiUum habeteni^ und erwähnt desselben Habgier gegen Dyrrhachium,
eine Ubera cMia» (ad fanu 14 , 1 , 7) , Athen und andere Orte in Pison. 40,
96; femer des Verres Zumuthungen an die freien Städte SicUlens (Cic. in Vor.
II, 5, 19, 50). Andre FäUe der Art s. bei Kuhn 2, 26 f.
4) Cio. pr. domo 9, 23: quid? — L. PiBoni nenne nominaUm populos Übe-
roB^ muUfo aenaiu9eon8ulU$ y ettom reeenU lege genen iptiua liberaios^ vincio$ et
eoMtfietos tradidisti? Cic. de prov. eons. 4, 7 : a foedieeimo trtbuno emUU
grandi peewUa, ut tibi de peeunUt creditie ius m liberoa populo$ contra eenatu»-
consuUa et contra legem generi iui äieere Ueeret. Cic. in Pison. 16, 37: obti-
nuisti provineiam eonnUarem finihus iis, quo» lex eupiditaüs tuae, non quos lex
generi tut pepigerat. Nam lege Caeearie iustUekma aXque opUmß popuU liberi
plane et vere l&eri, lege autem ea, quam nemo legem praeter te et eoUegam tuum
putavUj ortmia erat tibi Aehaia, TheuaUa, Atkenae^ cuncta Gtaecia addicta.
Ib. 37, 90 : mitto ereptfxm libertatem popuUe ae ainguli» , qui erant affecti prae-
miie nominatim, quorum nihil e$ty quod non sit lege ItUia sancitum diUgenter.
Hirt. BeU. Afr. 87. Die in diesen Stellen erwähnten sefuiiusconmlta sind un-
bekannt, die legea aber sind die lex lüUa rq^tundarum von 695 =3 59 (Rudorff
KeGhtageachichte 1 $ 31. Zumpt Comm. ep. 2, 198), und die lex Clodia de
provineiis eonsular&ut 696 = 58. Drumann 2, 261.
^ B46 —
mistisch gebraucht werden. Ftlr den Ufiteriban bat die lateinische
Sprache nur den einen officiellen Ansdrudi ^Hpendiarim^ und wie
in Athen unterschieden werden xA aico Sop.)tax^^^ aofrovofioi und
oi o9ni]xoot^), so sind im rOmisdien Reiche entgegengesetrt socn
vtaA stipertüarn^) . Allein der Ansdruok sociuSy welcher ii^ alter
Zeit gant bestimmt den ftalischen Pödertrten bezeichnet^), wird
auf die Niehtitaliker in solcher Vieldeutigkeit übertragen, dass er
nicht nur von foderirten Städteb, sotidern auch von freien, aber
nicht verbttndeten Gemeinden, die nicfaft zur Provinz gereohneft
werden^), und endlich von allen Provincialen &} gebrou<!Ait wird.
Von «inem besiegten Volke, welches sich auf tinade und Ungnade
unterwirft, ist die Formel: in dedüionem venit^)^ während, w^enn
dasselbe günstigere Bedingungen einlangt, von ihm gesagt wird,
m ftdem populi Bomani venif), und doch braucht man ganz ge-
wöhnlich die letztere müde Formel auch fUr den ersten, häitesten
Fall der Uebergabe^); endKdi wird bei einem unter ungünstigen
Bedingungen abgeschlossenen Bsndnisse die Fdderung unbeding-
ten Gehorsams durch die höfliche Formet ausgedrückt : fnmsiiaiem
n Thucyd. 7, 57, 2; 6, 22; 8^'2, 2.
2j Cic. pr. Balh. 9, 24 : conMndioium ett, üs pr(iemü$ et üs honoribuä ex-
clu90$ esse fidelissimos et coniuncUsSimos sociot, quae pateant sUpendiariis.
3) Es ist tekannt, dass vor dem Bnndesgenossenkriege das römische Heer
aus zwei Theilen besteht, dea römischen Legionen und den socii.
4) Snet. Caes. 25: omnem OäUiam — praeter soeias ac hene meritas eivita-
tes in provineiae formam redegit. Tac. Arm, 15, 45: provirkciae, soeü popuU,
tivitaties Ube^ae, Uehr bei Kuhn 2, 14.
5) Wenn Cicero redet Ton soeü et extetae fujUionea (Vierr. II, 1, 27, 68),
so ist dies nur ein andrer Ausdrack für provineiae H eaetetae naiianes (ib. 31,
78). So sagt er Verr. fl, 2, 6, 15: in hae quaestione de peeuniis repeHmdiM,
quae sociorum causa eonstituta est, lege ludicioque soekdiy sociorwn qMrhnonku
audire opofteret; nennt de prov. eons. 6, 13 den Flso, Proconsnl von Macedo-
nien, und Gabinius, Proconsul von Syrien, dupliees pestes soeionrni^ und die Bin-
wohner von Lampsaous soeü (Verr. II, 1, 30, 76), wiewohl Lampsaeus nicht
freie Stadt , sondern ein oppidum provineiae (ib. 24 , 63), lud die Lampsacener
eofMb'etone soeü , fortuna servi waren (ib. 32, 81). Ebenso sagt Sneton Aug. 23 :
pftusidihus provineiarum prorogavU tmpertum, ut a peritie et asstietis socU «Of»-
tinererUur. Ausführlich handelt hierüber Kuhn 2, 21 ff.
6) S. die SteUen bei Voigt lus not. 2, 265.
7) Lir. 8, 25, 3: Luoani aique ApuU — in fidem venerunt, arma virosque
ad beUum poüicentes, Foedere ergo in anUeitiam aeeepU, Ueber diesen Unter-
schied s. Drakenb. ad Liv. 8, 1, 10; 36, 38, 4. Duk. ad Flor, 3, 1, 3.
8) Cic. de off . 1, 11, 35: tantopere eqpud nostros iustitia euUa est, ut ii,
qtä civitates aut nationes devictas hdlo in fidem reeepissent, earwn patroni e^sent
tnore maiorwn. Liv. 8, 2, 13: Campanorwn atictm eonditionem esse, qui tum
foedere, sed per dedUUmem, in fldem venissent. Sallust lug. 62: mütuntuir ad
imperatorttn legitU, qvd lugurüumi imperata fadurum dicerent ac sine uUa paetione
sese regnumque suum m ilUus fidem tradere.
— 847 —
popuU BMiiom comiter conseivanto >] , ttber deren wirk liehen Sinn
die Römer gar nicht sweifelhaft waren^}. Nach diesen Anführun-
gen wird es eich rechtfertigen, wenn wir den Umfang des Be-
griffs der Hbericis auf Grund der ttberiieferten Tbatsacben einer
Prüfung unterweffen.
Zuerst geboren so den freien Staaten >) die civitnies f^e^ a^itauz
der ata e. Moohte das Bttndniss ein aeqttum fbedm t>der ein auf
ungleiche Bedingungen geschlossenes sein^), so enthieh es immelr
die Anerkennung der gelbsttodi|^eit der Stadt neben Bi^m, war
von beiden Theilen genehmigt und besohworea und durch eine
Urkunde beglaubigt, welche, in Eift gegraben, in einem Exemplar
auf dem römischen Capitol, in einem x weiten in der betreffendeli
Stadt aufgestellt war^). Aufgehoben wurde es nur im Falle eines
Krieges^); in der Kaiserzeit ftreilidi auweflen amoli durch eine
1) Cic. pr. BM. 16 , 35. Dig. 49, 15 , 7 $ 1. Cicero eaciU«rt dM Woct
eomiter ausdrücklich durch benigne, non gravate.
2) LW. 39, 37, 19: lirni Appnu mtadefe m magnopere At^iötk äueU, iit,
dum lieeret voUaUate »ua faeertf gratiam imretU, ne mox inviU et eoaeti faeerenl.
3) Ueber die freien Städte handeln : Sigonius De iwrt prov, I c. 10 ; Guia-
cfns Obseto, XXVH, 33; Sp&hheim Orb. Som. 11 c. 9 p. 199 iT. ed. Heineccii.
Hai. 1728. 4. Eckhel i>. iV. 4, 262 ff.; Dizksen Bemerkungen tlher das ple-
bieeitum de Termenaibue in dessen Versuchen zur Kritik and Auslegung der
Quellen des Rom. Rechts, Leipz. 1823. 8 S. 137 ff.; Bergfeld a. a. 0. S. 20 ff.;
fOA Rom. Geschichte 1, 2 S. 242 — 249; Zumpt Comm. epigr, 2, 156. 198;
Voigt lue ntü. 2 S. 268 ff. und besonders Kuhn 2, 14 — il.
4) Ueber die verschiedenen Arten des foedus s. oben S. 44 ff. und LIt. 34, 57.
5) Im römischen Capitol befanden sich zu Vespasians Zeit 3000 Erztafeln
(Suet. Veep, 8), welche thells foedera mit andern Staaten, theils Privilegien von
Städten und Privatpersonen enthielten. Mommsen Annali 1858 p. 198 ff. C. J. L,
I p. 112. Von diesen sind noch zwei übrig, das pldfiseitum de Termessibus vom
J. 683 s= 71 (C. /. L. I n. 204) und das eenatusconmttum de Aselepiade Polystrato
Meniaeo von 676 = 78 (C. /. L. I n. 203], während Mos griechische Texte solcher
Urkunden mehrere vorhanden sind. Die Bündnisse mit Carthago waren zu Po-
lybius Zeit aufgestellt £v ^aX%(ouaat rapd t&v Ata xhv KaTcercbXiov h Ttp tSrt
dfopav6p.aiv Tap.te((() {Polyb. 3, 2d), d. h. in der aeäee themarum in Capitolio
(Benzen 5407. Mommsen C. 1. L. I p. 112); in dem SCtum de Aselepiade heisst
es lin. 25 : to6toic tc nfvaxa ^aXxouv ^Xta; h t<(> KaireteiXtcp dvalkTvai i^£y
und in dem SChtm über die Erneuerung des foedus mit Astypaiaea vom 3. 649
,= 105, C. /. Gr. n. 2485 1 lin. 6: TottXio; ^Ttato; ycDvTtoojta ouftadyb^ [Iv]
Ko^rcfnXtq) xa^XolHjvac ^povcCo^, und II lin. 43: fovadetvai Zk] dvddt)(jLa Sv
\t.is 'pQ>(Aa(o)V is Ttjp KatrrrmXttp vatj) tou Attf;, Sv f^i ^ AoruitaXatinv iv T<j> Uptp
•rijc ^AdtjvÄc xal To3 *Ao»XT]itioö *. t. X. Vgl. loseph. Aia. 12, 10, 6: iroii^-
oao« hk wpl To6tou (öf^i« (i/) öyptXtjtoc) tö fiiv dvrt^pacpov el; tJjv *IouSa(av
dic£oTctXs, aM V eU t& KaYnTc6Xtov eU )^aXxac d77pd(|;otyre< (IXtooc dvi^ctfocv.
Den Eid erwähnt Appian. B. 0. 1, 103; 4, 68. HUipan. 43; eiB Opfer dabei
das SCium über Astypaiaea I Iki. 11.
6) Dieser trat ein bei Massilia im J. 705 ^s« 49 , welchem Cäsar zwar die
Freiheit Hess, aber das gtesse, durch das alte föedue veiliehene Territorium nahm.
S. Seite 112. Ueberhanpt aber wurden in der Noth der Bürgerkriege aHe fod»-
lixten Städte zu Leistungen hert)eig«zogttto. Appftan. B, 0. t, 102.
— 348 —
einseitige Regierungsinassregel ^) . Die Lage der civücUes foederatae^
entsprechend der der italischen Bundesgenossensttfdte ror der lex
ItUia des Jahres 90 ^) , war die günstigste , die Zahl derselben
aber gering und auf die alteren Provinzen beschränkt, da die
Unabhängigkeit, welche das foedus auf beiden Seiten voraussetzt,
später Rom gegentlber immer mehr aufh(Hte. Wir kennen von
ihnen in Sicilien drei (s. S. 93), in Sardinien keine, in Hispania
Tarraconensis eine, in Baetica drei, in den gallischen Ländern
ausser Massilia') mehrere eingeborene Völkerschaften^), In Achaia
Athen<^), in den asiatischen Provinzen die Insel Astypalaea^^), Amisus
in Bithynien 7) , Mopsuestia in Giliden ^) , Sagalassus in Pisidien *) ,
Rhodus ^^) und Tyrus ^^). Die Souveränität aller dieser Gemeinden
war durch das foedus selbst darin beschränkt, dass ihnen eine
eigene auswärtige Politik untersagt war ^2), im Uebrigen aber in
dem Exilrecht und Mttnzrecht^^) anerkannt; in ihren inneren
Angelegenheiten waren sie eximirt von aller Einwirkung romi-
scher Behörden ^^) , so dass selbst durchreisende Magistrate die
1) Säet. Aug, 47 : urbium quaadam foederatas, nd ad exitiwn UcenUa prat-'
eipiteSj Ubertate privavit.
2) S. oben Seite 44 ff.
31 Instiii. 43, 5.
4) Die Lingones (Tae. BUt. 4, 67), Aedui (Tac. Ann, 11, 25), Vocontii
(PUn. N. B, 3, 37), Remi (OreUi 3841) und andere. S. Kahn 2, 15.
5) Tac. Arm, 2, 53.
6) C. i. Ot, 2485.
7) nin. ep. 10, 92. 93.
8) C. /. Qt, 5885. Waddington u. 1494.
9) C. /. Qt. 4368. Eckhel D. JV. 4, 271.
10) Appian. B. C. 4, 66. 67. 68.
11) Dig. 50, 15, 1 pr.
12j In allen Bündnissen findet ^ch die Formel, ui eofdrni, quoA popuiu* Ro-
mamusj amieos atque hotte» hahea$U^ lAr, 38, 8, 10; sie steht ausführlich iji
dem Bündiiiss mit Astypalaea C. /. Or, 2485 II lin. 25; von dem lycischen
Bunde, der ohne Zweifel ein foedus hatte, sagt Strabo 14 p. 665 : xal Tispt ro-
XlfjLO'j oe xal eIpi^vtq; xal ou(i(jiayJac äßouXcüovro icpötepov, vuv 5' oix zi%6^, d^X
iizX Tou Tcnfialoic Taur' dvdpiT) xeto8ai, und als Cassias die Rhodier auffor-
derte, auf seine Seite zu treten, antworteten sie ihm CAppian. B. C. 4, 66):
13) S. oben Seite 45 und besonders Polyb. 6, 14, 8. Exilrecht hatten
z. B. Athen (Oic. Twe. 5, 37, 108), Gades (Cic. pr. Balb. 12, 29), Hassilia
(Asconius in Müon, p. 54).
14) Strabo 4 p. 181 von Massilia: xal r^v lOrovop.tav i^jXo^QLv, ijv ki dpx^i
clvcv t) i:6Xtc, Aore [i-h 6tcaxo6eiv "zms ti^ tfjv iirctp^lav i;e{i.itop.£vaiN orpcrrrjY&v
(A^te aM|v pi^ Tou« uirrjucdou«. Dies bestätigt der Brief des Traian bei Plin.
ep, 10, 9o: iimJMfioJt, gtionim U&eUum epistulae tuae iunxeras, si Ugibua isto-
mm, quihu9 de officio foederi$ utuntUTf eoneestum est, eranum habere, possumiu
guo minut habe€mt non hnpedire. In eeterii eioUatibus, quat nostfo iure oftslrtctoe
— 349 —
Insignien ihres Amtes bei ihnen ablegten ^) ; ihre Gerichtsbarkeit
erstreckte sich nicht nur aof die eigenen Bürger, welche nicht
vor ein auswärtiges Gericht vorgefordert werden durften 2), son-
dern auch, wenigstens in Civilsachen, auf die bei ihnen sich
aufhaltenden Rtfmer^); ihre Ländereien hatten Gommunen und
Prirate im Eigenthum, zahlten davon keinerlei Steuer^) und waren
überhaupt zu keinen Leistungen verpflichtet, als zu denen, welche
das foedus ausdrücklich vorschrieb, und diese waren in der Regel
Stellung von Schiffen oder Truppen^), Lieferung von Getreide
gegen Bezahlung^) und Aufnahme durchziehender Beamten und
Soldaten ?) .
Die zweite Classe bilden die civiiates sine foedere im-^ otfitatM
munes et liberae^)^ deren rechtliche Stellung zwar der der ftuh^rat.
iwUj res huiumiodi prohibenda est. Ebenso Cic. Kar. 11, 2, 66, 160: Zkiiiro-
menttani, quorum est ehitcu foederata — , qui maxime ab inmriis nosirorum ma-
gistratunm rtmoH eomtueranl esse praesidio foederis. Plut. Pomp. 10 Ton Messana,
ebenCaUa einer civitas foederata (Cic. Verr. II, 3, 6, 13*): icapQUtouf«ivaiv fäp
ouTou To Pfi\iOL xal n^v $ixaioioa(av , cbc vöfjMp iroXaicj) Pop,aia}V dmi^^ti^a^
Ou ica6oc5^, elicrv, i^Vi 6iicCo>a(Aivocc ((^ v^fAOU^ dvaYtfv<6oxovTec ;
1) S. oben 3eite 170.
2) In dem Senatusconsult C. /. Or. 2737 wird den Städten Plaraaa und Aphro-
disiaa in Carien die Freiheit bewilligt, und zwar in dem Umfange, wie sie eine
urhs foederata hat: xöv Si}(ji«v xöv nXa[paa£o»v «al 'A«ppo(£iai^]oiv ti^v iXeu^~
p(av xal t9jv dTiXetov oSxoc TcdvroDV tdW npa'fyjitan ^eiN , xavjdtircp xal , JTtc
TToXiTeCa Ttji xaXX(oT(|) (txaCtp xaXXiorip te vöp.(p ^orCv, [Siirö xoO 5i^{jioJu xoü reo-
(jiattov TiPjv ^eudepCav xal t}jv dix^Xeiav f^et, ^iXt) xe xal ou[(i(j.a^oc ouaa]. Dazu
gebort, dasB sie ihre eigne Gerichtsbarkeit haben, und nicht genöthigt sind,
l^ptjv xal rJÜJEiiCts 6(AoXofetv, d. h. vadhnonium promitUre. Dionys.
Ant. 11, 32.
3) Dies wird auch der Stadt Ghios, welche nur frei, nicht foderlrt war,
zugestanden in dem Senatusconsult Yon 673 = 81 C. /. Or. 2222: if| ^-ptXrfo^
tilix&i ißsßaCoaev, Sirnc v<^uotc xe xal IBcatv xal &ixa(otc )^p<pvxai, & loyov,
Sxe 'rä 'Fa)pia(aiv ^iX(qi TTpocTjAdov, Iva X£ b%h jxrfi^ (pxtvtoiiv x6ir<(> ioaiv dpx^v-
Tfl»v ij dvxapx<5vxoiv , ol xe irap* auxoic ^vxec Jpa)|iaToi xoTc Xcloiv &7iaxoüaiatv
vö)/io(c. üeber die Beziehung des Wortes x6icoc auf die Civügerichtsbarkeit
s. Boeckh a. a. O. In Griminalsachen war dies wenigstens in der Eaiserzeit
anders. Paulus Dig. 1, 18, 3: in mandallis prineipum esty ut euret is^ qui pro-
vineiae praeeatj maU$ homifUhus provineiam pwgare^ nee disiinguwfdw^ unde äitU.
4) Cic. Verr. II, 3, 6, 13: foederaiae civiiates duae sunt (in Sicilien), quarwm
deeutnae venire non toleant.
6) Cic. Verr. II, 4, 9, 21: navem imperare debuisti ex foedere: remisisü in
tiimnium: miUUm nuUum unquam poposeisU per tot annos. II, 4, 67, 150;
und besonders II, 5 c. 19 — ^23.
6) Ib. 21, öö.
7) Hierüber enthUt die lex de Termessibus col. II lin. 6—17 specielle Be-
stimmungen.
8) Diese bezeichnet als eine eigene Classe Cicero Verr. II, 3, 6, 13 und Festus
p. 21ä^: cum popfdis lOiprit et ewn foederaU» et cum regibus postUmmium nobis
ut Ua, uU eum hosiibus.
— »M — '
foederatoe cwitates analog norroirt war^), aber nicht auf gegen**
seifiger eidlicher Yerpfliehtiong , sondern auf einem GeseU oder
eittem sencUusconsuÜum beruhte, durch welches gewissen Städten
da» Privilegium der Freiheit als ein (vnadengeschenk^) bewilligt
wurde, und swar nur auf so lange, als es dem Senate und dem
romischen Volke gefällig sein werde ^), so dass also diese Freiheit
durch eine einseitige ramische Verfügung, wie sie gegeben -war^
auch wieder genommen werden konnte^). Es erhielten aber dieses
Geschenk der Freiheit erstens Gemeinden, welche wahrend des
Erobwungskrieges bei Zeiten auf Seite der Römer getreten waren,
wie z. B. in Africa die sieben Städte Utica, Hadrumetum, Thapsus,
Leptis minor, AchuUa, Usalis und Tbeudalis (s. S. 945), in Asien
Ghios, Sroyma, Erythrae und andere, welche im Kriege mit An-
tiochus hartnäckigen Widerstand geleistet hatten^); zweitens die-
jenigen, welche in späteren Kriegen ihre Treue bewährten, wie
in den mithridatischen Kriegen Elatea in Phods ^) , Cyzicus^),
Magnesia am Sipylus^), Apollonidea^), Laodicea am Lycus und Ephe-
sus ^^) , im Kriege mit Tigranes Seleucia in Syrien ^^) ; endlich die-
jenigen, welche sich entweder des besonderen Wohlwollens des römi-
schen Senates erfreuten, wie Alexandria Troas, Roms Hutterstadt^^},
1) S. Seite 349 Anra. 2.
2) Schon im J. 570 «= 184 sagt Lycortus bei Liv. 39, 37, 13 : re apud
AchaeoB preearia UherUu, ajmd Romano» eUam imperium est. Die Formel dafür
ist immunüatem dare (Liv. 38, 39, 7), concedere (ib. S ^> ^ legibus arUiquis
titontur, permütere (ib. $ 12); Uberos esse iubere (45, 29, 4); dort libertatem
(ib. S 12); d<{>i£vai Tivcic iXcodipouc, Polyb. 18, 29. Die Cm«. 53, 12. P»ii8*n.
3) Appian. Hisp. 44: ötSoci t' •^ßouX-fj xac xoiic^e Sopedtc dd irpocxi^ciaa,
xuplac laeaOai fjiXPt «v oiir^ otal Ttp oihunp ooxj, auf welche Stelle zuerst Momm-
sen in ▼. Sybels Hist. Zeitschrift 1, 374 aufmerksam gemacht hat.
4) Cyzicufl erhielt die Freiheit nach den mithridatiBchen Kriegen; verlor
sie 734 = 20 (Dio Cass. 54, 7), erhielt sie wieder 739 = 15 (Dio Cass. 54, 231,
und verlor sie nochmals unter Tiberins. Dio Cass. 57, 24. Tac. Ann. 4, 36.
Suet. Tib. 37; Byzanz verlor sie unter Severus. Dio Cass. 74, 14,
5) Liv. 38, 39, 11. Polyb. 18, 35; 21, 10, 3; 22, 5, 4; 22, 27, 6, Nach
dem mithridatischen Kriege wurde Chios diese Freiheit bestätigt. Appian, MUhr,
61. C. I. Or, 2222. •
6) Pausan. 10, 34, 2.
7) Strabo 12 p. 576. Suet. Tih. 37.
8) Appian. Miihr. 61. Strabo 13 p. 621. Tac. Ann, 3, 62.
9) Cic. pr. FLacco 29, 71.
10) C. /. L. I n. 587. 588.
111 Strabo 16 p. 751. Kuhn 2, 19 Anm. 108.
12) Strabo 13 p. 595. Suet. CUaid, 25. Tac. Ann. i2, 58. Pig. 27, 1,
17 S 1.
— 801 —
oder die Gunal der rOoiischen Imperatoren duroh Vevdimiste,
Geschenke oder FOvsprache erworben hatten^).
Der Aiudruck ouitovouia, mit wekhem die Griechen diese ^Begrüraar
Freiheit beaeichnen, und welchem die römische Fermel legilms
mis uti entspricht^), ist keineswegs so zu verstehn, als hS^tten
die freien Städte nach beliebigen Gesetaen leben kennen; im
Gegentheil wurde denselben bei der Einrichtung der Provini von
den Römern eine lex, d. h. eine Constitution gegeben (s. S. 63),
welche überall das. acUve Bürgerrecht von einem Gensus abhttnr
gig machte 3), im Uebrigen aber von der alten Verfassung der
Stadt alles conservirte, was der neuen Gonstttution nicht wider-
sprach^), und diejenigen Bestimmungen, welche genehmigt wur-
den,' in der lex civÜQtis ausdrücklich garaaürte ^) . Die Autonomie
gewahrte also den freien Städten nur die Befugniss, auf Grund
der gegebenen freien Verfassung die Gommunaiangelegenbeiten
durch einheimische Behörden und ohne ESnfluss des Statthalters
selbständig au verwalten. Den Inhalt der Freiheit der Verfas-
sung aber bildeten vornehmlich folgende sedis Privilegien: er-
stens eigene Gerichtsbarkeit sowohl über die Bürger der Stadt
1) Vttde Stidte der Miatischen ProTinzen erMeltan ihre Freiheit Ton Pom-
peiaa. und Gtear (Kuhn 2, 20); AntiochU in Syrien erkaiifte sie tod dem ertte-
ren fOr Geld. Porphyriub f^. 26 bei Müller Fr. Aitl. 3 p. 716; MytUene ver-
dankte sie der Ftltapraobe des Theophanes, Vellei. 2, 18. Plvtarch. Foinp, 42.
2) Die Poonel für die Ertheilung der Autonomie ist: dotivai iXeul^pou;^
dopoupif)Tou(^ dfopoXqiff'iTouc, v^fjioic }^pcD(Aivouc toTc iraTp(oK ^AY'aio6c (Polyb. 8,
29), liberoäf inunufus, suit Ugibus esae ktbert Aehaeos (Liv. 33, 32, o). Diese Formel
kommt oft vor .* Liv. 35, 46 : fwUam enhn ciffitaUm te in Qraecia nosse, quae aut
praeaidium habeat^ aut stipcndhan Romanis pendat, aut foederc iniquo adUffaia^ quas
noUi Ugts patiatur. 37, 32 : urbem agrosque et muu leges iii restuiut. 38, 39 : et ut
Uffibu» antiquii uterentw, permi$9um. 45, 29 : liberos e$8e iubere Macedonas, ha^
baUe» urbet tasdem agro$que uUntss legibtu suis. Seneca de benef. 5, 16 : Aehaeis,
Rhodos et plerisque urbibus cUnis ius integrum Ubertatemque cum hnmunitate red-
diderat (Roma). Caes. B. 0, 7, 76: civiiaism eitu immunem esse huserat, iura
Ufffisque reddiderat. Dio Ghrys. Vol. II p. 36 R.: «dixctvoc (Augnstos) buXs icap-
loYC Xj^pa*^-, v6(iouc, TifA^v, i^ouolav xoD icoTa|ikOÜ. Dio Cass. 54, 9. Vgl.
3) Dieses Verfahren ist oben (Seite 169) für Achaia und Tarsus in OftUcien
Daehgewiesen worden. In Sicliien war es ebenDslis angewendei. Oic. Verr. IT,
2, 56» 139; U, 2, 53, 183; H, 2, 55, 137. V«^. Kuhn 1, 228 f.
4) Lex AnUmia de Teirmßsdbus (C. /. L. I n. 204) col. I lin. 9 : eique legfbw
sueis ita utunto — quod adversus hone legem non fiaL
5) Pspinianns IHg. 42, 5, 37: AnOoehmsium Codae Syriat eivUaii, «guod
lege eua Privilegium m bonis defunati dAüoris aeeepit^ ius persequendi. pignoris
dmrofe oonstUU. Diese Stelle ist etwa 206 geschrieben, ehe CaraoaUa Antiochia
mr Ooloüie machte.
— S52 —
als über die Rötner, welche in derselben ihr Domicil hatten i),
zweitens eigene Finansverwaltung, drittens Freiheit von römischer
Besatzung^, viertens Eigen thum am Boden, also Befreiung von
römischer Gmndsteaer '} , wogegen die freien Sttfdte wie die
civitates foederatae zu ausserordentlichen Dienstleistungen, na-
mentlich zu Lieferungen gegen Entschädigung verpflichtet waren ^);
fünftens das Recht eigene Land- und Seezölle auf ihrem Territo-
rium zu erheben, unter der Bedingung, dass die Römer von
Zahlung derselben eximirt bleiben^), sechstens das Münz- und
1) S. das 8Ctmn über CMos oben S. 340 Anm. 3 und das SCtmn über PU>
Tssa und Aphrodisias S. 349 Anm. 2. Lex de Term, col. II lin. 19 ff.
2) Die freien Städte sind d^po6pir)TOi , s. S. 351 Anm. 2. Lex de Termessi-
bns (C. 1. L. 1 n. 204) col. n Un. 7: neiqui* magUtratu$ prove magMra^'
metiiies in oppidwn Tkermesum — hiemandi roussa hUrodueUo nisei nena-
Uu nominatim, utei TKermesum — tn hlbemacula meüUe$ dedueantu/tj decreverit.
LIy. 45, 26, 12 von den Iliyriem : senatum poptäumque Somaman praeddia ex
omnüma oppidU, arcibw, eastelUt dedueturum,
3) Es ist bereits oben S. 344 bemerkt worden, dass die nicht freien Un-
terthanen Hipendiarii sind ; Merans folgt , dass die freien Staaten, sowohl foede-
ratae als Uherae kein sttpendium zahlen, und so wird auch immer nntersebieden.
Liv. 34, 57: mirari $e, qtiod Romani (uquum censeant leges ei dieere^ qua»
Asiat whhan Ubtrca et immunei — quas sUpendiairias esse velint. Appian. B. C
1, 102: xal 7c6Xetc o6y Soai uövov &icoTeXetc, dXKä xal Zoai iaaträ^ i-puer^ti^ixtauc*
ircl ouvOif^xaic Ivopxoi (d. h. die foederaiat)^ xal Saat Siol oufifta^^iav t\ Ttva dpeTTjv
dXXiyv a^ö>fOfio( tc «al ^pov -^oav dTsXsTc (d. h. die Uherae et imKMunee)^ x6tc
tcäoQU ouNTcXfitv lKeXe6ovTO. Strabo 17 p. 839: xa^rrjc Se xijc ouf&i:diai]c X^P^
TJ|< &ao 'Poi{jia(otc ^ |j>^ ßaotXs6eTat, xal n^fjiicouocv ^^^stu^ niX ^opoXÖYou^*
e(ol hi Tivsc «Oll iXs^oepat iröXeic, at {asv ^ <^X7i^ r.ax^ ^iXlov TcpogsXdoOoeu,
TQ^^ V i^Xsudipoioav auTol inaxä. Tipi-/)N. Liv. 34, o8, 9: utrum iandem videiur
toneattiis, libtrca veUe omnes, quae ubique sunt, Oraeciae urhes, an teroaa et veeU-
ffoleB facere? Scbol. Bob. in Cie. or. pr. Scauro p. 375: aliae civitates tunt etipen--
diariaej aliae Uherae. Nach der Formel der Frelheitserkl&rung sind die letzteren
dcpopoX6f 7}Tot , immunes, a. Seite 351 Anm. 2. Und dies bestätigen die sieben
freien Städte in Africa, von welchen kein veeUgal erhoben wurde (lex agraria
von 643 = 111, C. 7. L. n. 200 lin. 85), nnd von welchen Leptis ansdrQcklich
Ubera et itnmunis helsst, s. Mommsen a. a. 0. p. 98; ebenso die fünf freien Städte
Siciliens , deren ager nicht decumanus ist , Gic. Verr. II, 3, 6, 13 , und viele
andere Beispiele, wie das von Elatea in Phocis, von dem Pausanias 10, 34, 2
sagt: dycl hi toütou toO Sp^oy 'Pcofialoi (eSc&xavtv a^rouc ^eod^pouc Ärra«
dTeX?} vlpieo^at t^^ jfhprxs. Die Stadt konnte ihren Landbesitz zum Nntzen der
Stadtcasse verpachten und zog dann aas demselben ein veeÜgal, Suet Tib. 49:
plurimis etiam eivitatibus — veteres hnmunitaies et tus metaUorum ae veetigaUum
adempta.
4) Es sind dies ofßtia oder, wie Strabo 8 p. 365 sagt, ^txal XetToupY(at$
namentlich gehört hieher der Verkaof von Getreide (/Vumenlum emptumX wie er
In Halesae nnd Genturipae in SlcUien vorkommt. Gic. Verr. II, 3, 73; II, 4,
9, 20.
5) Liv. 38, 44: SCium factum est, ut Ambraeiensibus auae res omnes redde-
rentur; In Ubertate essent ac legitfus suis uterentur; portoria, quae tMentj terra
matique eaperent, dum eorum Hnmunee Romani ae soeii nomiaus Latini essent.
Lex de Termess. ool. 11 lin. 31 : quam legem portorieis terresiribus maritumeisque
Termenses — eapmiMleiJ intra suos fineis deixsermf , ea lex iei» pofiorieie capiun-
— 353 —
Exilrechi^], durch welches diese Städte als exierae^ d. h. nicht
zur Provinz gehörige, rechtlich anerkannt werden. Die freien
Suidte waren also im Ganzen den verbündeten gleichgestellt,
aber es fehlte ihnen die rechtliche Basis des foedus : sie genossen
gesetzlichen Schutz gegen Uebergriffe des Statthalters, aber sie
waren unterworfen den Verftlgungen des Senates^); sie standen
ferner immer in CTefahr, bei einem wirklichen oder scheinbaren
Missbrauche ihrer Freiheit dieselbe zu verlieren, und pflegten
sich den römischen Behörden gegenüber um so weniger auf ihr
Recht zu berufen, als ihnen für die Beeinträchtigung desselben
zuweilen materielle Yortheile geboten wurden, wie z. B. in dem
Falle, dass ein römischer Gerichtstag [conventus) ') oder die Re-
sidenz des Statthalters in eine freie Stadt gelegt wurde ^).
Unterthänige Städte.
< 1 « *»• • •
M
Den verbündeten und freien Städten sind entgegengesetzt Untertki-
die Tnterthanen, ol oiti^xoot*), to dpx^K^vov^), oi intoxtta'^^'ioi
' Ptt>|Aa(ot; '') , stipendiariu Aber auch unter diesen finden sich
nicht allein einzelne Communen, sondern ganze Länder, welchen,
obgleich sie unterthänig und abgabenpflichtig waren, dennoch
das Prädicat der Freiheit beigelegt wird. Es sind dies erstens
solche Städte, welche, wie die syrischen Communen^;, von der
d€U €8t0y dum nei quid fortcri ab (eU ooptatar, giict publica populi Romani veeti'
galia redempta habebunt. lotepli. Ant, 14, 10, 22.
1) KxUrecht hatten CyziciiB, wohin Otoeio zu gehen gedachte (Cic. ad fam,
14, 4, 3; ad AU. 3, 6); Thessalonike, wo er wirklich blieb (I>ruraann ö, 641);
Dyrrhachliim (Cic. pr. 8e$L 67, 140); Smyrna (Cic. Brut, 22, 85. pr. Baib, 11,
28. de rep. 1, 8, 13); Mytilene (Oie. Brut. 71, 250. ad AU. 5, 11, 6); Patrae
(Cic. ad fam. 13, 19, 2).
2) In der lex de Termembus wiid col. II lin. 6^13 zwar den Militärbehör-
den untersagt, in Termessns Trappen in Winterquartiere zu legen, dem Senat
aber die Yerfugnng hierüber vorbehalten.
3) W&hrend die föderirte Stadt Messana protestirte, als Pompeius in ihr ein
Gericht abhalten woUte (Plnt. Pomp. 10), werden regelmisdige eonventut gehalten
iu L'tica (Gaes. B. C. 2, 36; B. Afr. 68); Thapsas, Hadrumetum (B. Aft. 97);
Panormus (Cic. Verr, U, 2,26, 63; II, 5, 7, 16; U, 5, 54, 140); Tarsus (Cic.
ad fam. 3, 6, 4 ; 3, 8, 6. ad AU. ö, 16, 4. Phüostr. V. ApoU. 1, 12); Alabanda
lu Carien (Plin. N. H. 5, 109); Smyrna (Cic. pf. Flaeeo 29, 71. PUn. N. B.
ö, 120).
4) Thessalonike war Residenz des Statthalters von Macedonien , Antiorhia
des Statthalters voo Syrien.
5) Die Cass. 38, 36; 41, 55 ii. ö. S. Kuhn 2, 16 Anm. 79.
()) Aristides Vol. I p. 346 Dlndorf.
7) loseph. Ant. 12, 10, 6.
8) S. oben S. 2^1. 238.
Bön. Alt«rtk. IV. *23
— 354 —
köoiglichen Herrschaft , unter welcher sie bis dahin gestanden
hatten, emancipirt und gegen Zahlung eines Tributes selbständig
constituirt, unter einem römischen Statthalter sich einer eigenen
Verwaltung erfreuten, welche sie unter den Königen nicht ge-
habt hatten^}. Zweitens aber gehören hieher die Gemeinden,
welche im Kriege entweder unter Bedingungen oder auch durch
Dedition in die Gewalt der Römer kamen ^. Denn da die rö-
mische Regierung die städtischen Behörden der Verwaltung wegen
brauchte (s. S. 44) und überall bemüht war, städtische Gemein-
den zu schaffen, so lag es natürlich in ihrem Interesse, sie da,
wo sie vorhanden waren, zu erhalten. Allen unterworfenen Ort-
schaften wurde daher ihr Stadtrecht aufs neue verliehen, oder,
wie es oflBciell heisst, ihre Stadt, ihr Gebiet und ihre Gesetze
zurückgegeben 3); sie behielten also ihren Rath, ihre Volksver-
sammlung und ihre alten Behörden, besorgten die Gerichtsbar-
keit, die Verwaltung der städtischen Angelegenheiten^), die Ein-
1 - -- ---- — — — — — __ — ■ ■ _ ■ ■■ — _^^ _ ^^^^
i) Liylns ep, 59 sagt von Asien: i4ristofiioiM Eumenia regis filius AMam
occupavU, cum iesiamento AUali regt» Ugata populo Romano libera esse dcberet.
Hier besteht die Freiheit Asiens also ausschliesslich darin, dass dasselbe nicht
unter einem K5nige steht. Und diese Bemerkung ist nicht ohne Grund. Denn
eigentlich unterthanige Ortschaften haben gai keine Stadtverfassung, sondern wer-
den als Komen regiert. Die Städte, welche Athen attrlbuirt waren, Delus, Ceos,
Haliartus, standen unter einem athenischen Statthalter (imtk^Krifd)^ , C. I. (»r.
2286. 22Ö7. 2288. 2293. 2298. 2306. 2371. Annali 1848 p. 55. Kuhn 2, 43);
die königlichen Städte in Aegypten und ludaea hatten ebenfalls keine Stadtver-
fassung und Selbstverwaltung, s. Kuhn 2, 343 — 348, und die jüdischen Städte,
welche Pompeius zur Provinz Syrien schlug (Joseph. Ant. 14, 4, 4 und oben
S. 237), erhielten diese erst damals. Vgl. Kuhn 2, 17 ff. Ausserdem ist in
einem antiken Königreiche der Untertban ein Knecht, im römischen Reiche aber
ein Freier, was die in Asien wohnenden Juden bei loseph. Ant, 16, 2, 4 rtlh
men : el -^oip dxXoYtöatvTO rPjv itdXat ßaotXebv %a\ -n^jv vuv ^pX'^T'. itoXXfev ^vtqo'v,
3aa np^c cu^aip-oviav aäroU lir^^oDxev, £ti xaxä ndlvriov dlpxci t6 (ATjxIrt oo6Xoi>c
dXXd iXeud^^pou^ ^aCvcs^ai. Die Emancipation von der Konigsherrschaft bringt
also zwei wirkliche Verbesserungen der Lage, die persönliche Freiheit des Ein-
zelnen (iXeu^epla) und die Selbstregierung (a6TOvo(JL(a).
2) In der Inschrift C. i. Or. 3800= Waddington n. 588, welche nicht nach
Heraclea im Pontus, sondern nach Heraclea in Oarien gehört, verleiht Gn. Man-
lius wahrscheinlich im J. 666 » 188 der letzteren Stadt die Freiheit mit der
Formel: l'jx/otpo^ius hk ufjuiv t?|v &Xei>8ep(av, itotft^Tt xa\ tftlc dOvXatc itöXeoiv,
8öai Yjpitv T?jV IniTpoirfiV IhwKfxs, l)^ouaw xd Ttpd-fiivm zä. a&T&v TioXtieöeo^at
xard Touc ifi^Tipou« Nopiouc. Die Formel (td^vttt a&ToC»c tU t^"v 'PmfAatarv ^tti-
Tpoir/]v ist aber die Formel der Dedition , welche Polyb. 36, 4 (2) ausführlich
bespricht.
3) Ausser den weiter unten anzuführenden Fällen sind hiefur belehrend die
Beispiele von Thisbae in Boeotien, über welches S. 166 gesprochen ist,* und von
Phoraea, welchem nach seiner Dedition im J. 564 s= 190 der römische Befehls-
haber urbem agrosque ei suaa leges resUtuÜ. Llv. 37, 32.
4) S. oben Seite 16 Anm. 8.
— 355 —
scbatoung der possessores ^) selbst, und befanden sidi gewöhnlich
im Besitze des Hünzrechtes^j, häufig auch noch besonderer Be>
wijligungen [beneficia]^). Aber diese Rechte sind ihnen nicht
garantirt durch ein foedt$s oder eine lex oder ein senaius con-
sulturfiy sondern entweder durch die Commission, welche die
Provinz organisirte^), oder durch das Edict des Statthalters bis
auf Weiteres und mit den Beschränkungen gewährt, welche ihm
in jedem Falle beliebten und namentlich in einer Controle be-
standen, die er selbst über die Ausübung dieser Rechte führte.
Denn dem Statthalter lag es ob, sowohl den regelmässigen Etat
jeder Provincialstadt, als jede ausserordentliche Ausgabe dersel-
ben zu genehmigen.^), die Schuldentilgung und die gerechte Ver-
thetlung der Steuern auf alle Ortsangehörigen zu überwachen^),
die Stadtrechnung zu revidiren?), Volksversammlungen zu er-
lauben und zu verbieten^), und bei d^ Wahl des Senates*) und
der Censoren ^^) die Aufsicht zu führen-. Städte dieser Classe ha-
ben also nur eine gewisse Analogie zu den freien Städten, in-
1) Vgl. oben S. 17.
2) Mommsen Gesch. des Rom. MQnzwesens S. 727.
3) Die Stadt Tyras in Möslen (s. S. 150), welche nicht frei war, genoss
das henefieium , dass ihre Bürger Ton dem portorhmi lUyrkum bettelt waren.
Benzen n. 6429» C. /. L. m n. 781.
4) In Bithynien hatten auch die unfreien Städte Constitutionen erhalten.
Plin. ep. 10, 109 (HO): quo hure uti deheant BWiynae vel PowUeae eioiUiUs in
ii» ptcwniiM, qwu ex <[uaqut eauta reipubUcae debebuntuTj ex lege ewuaque antm-
advertendwn est, und einige waren auch im Besitz späterer Privilegien. Plin.
ep. 10, 84 (88).
b\ Die Hauptpositionen des Stadtetats betrafen Gesandtschaften (Cic. ad
fam. öy 10, 6. Plin. ep. 10, 43); Bauten, zu welchen Jedesmal die specielle
Rrlauhniss des SUtthalters nöthig war (Plin. ep. 10, 28(33); 37(46); 70(75);
90(91); 98(99), und über welche demselben Rechnung gelegt wurde (Plin. 10,
39 (48), und Spiele (Cic. ep. ad Q. fr. 1, 1, 9, 26).
6) Cic. ad Q, fr. i, 1, 25: nuüvm a€J alienum eonttahi ewitaUbut: vetere
anUem magno et gravi nrnttas o&s te esse liberata» — Mumpius et tributa ehUatum
ab omiUbu», qui eairum civüatum fines incoluiü, toUrari aequabUiter.
7) Cic. ai AU. 6, 2, 5 : mtra erant in eivitaiibuB ipsorum furta Graeeonwn,
quae magiHraius sui fecerunt. Quaesivi ipse de 0», qui annit deeem proxbniB ma-
gistratum geMerant. Aperte fatebantur. Plin. ep. 10, 17 A: nunc reipubUcae
Prwenaium impendia, redittu^ debitores exetdio, 10, 17 B: ita eerte praspieio ex
mtione Pruufuium, quam cum maxime tracto, Plin. ep. 10, 47 (56); 81 (85).
8) Von Prnsa sagt Dio Chrys. Or. 48 Vol. U p. 236 B.: icporrov (Jiiv, b
dfv^pec , T<p xpatloTcp Ouaplvcp fProconsul Bithyniae 101 n. Chr.) tsX Ydlpcv '^uac
TrdXiv i^>ffiL€. — TOUTO ^dp -Jjv TtiaT€6ovTo; ufAiv, xol eCSÖToc, 8ti itpö« o6(iv
9) Plin. ep. 10, 84 (m^.
10) Cic. Verr. II, 2, 53, 131 ; 56, 138 ff.
23*
— 356 —
sofern sie ihre Verwaltung zwar durch ihre eigenen Behörden,
aber unier der Verantwortlichkeit der Regierungsbeamten aus-
üben, und in diesem Sinne sind diejenigen Stellen zu erklären,
in welchen auch ihnen die Autonomie zugeschrieben wird. Q. Mu-
cius Scaevoia, welcher wahrscheinlich 634 = 420 Proprütor von
Asien war*), hatte in seinem Edict den Einwohnern der Pro-
vinz gestattet, Processe der Asiaten unter einander vor einhei-
mische Richter zu bringen. Dieselbe Bestimmung traf Cicero in
seinem Edict für Ciiicien, weiches er 703=54 erliess; und wäh-
rend er einmal mit einer gewissen Ironie berichtet, wie glücklich
die Cilicier in dem Gedanken seien, hiedurch die Autonomie er-
langt zu habend), rühmt er sich an einer andern Stelle selbst,
dass sie im Gebrauch eigener Gesetze und Gerichte derselben
wirklich theilhaftig geworden seiend). Und dodi waren die ci—
licischen SUidte in derselben Lage, wie alle griechischen Provin-
cialgemeinden , denen ebenfalls die Gerichtsbarkeit über ihre
Bürger bewilligt war 4), die aber Steuern zahlten und unter
dem Statthalter standen. In gleicher Weise erzählt Plutarcb,
dass Marcellus im J. 542 = 21 S den Syracusanern die Freiheit ver-
liehen habe ^) , und doch gehörte Syracus nicht zu den freien
Städten^), sondern war in der Lage wie Thermae'') und alie
nicht priviligirten Communen Siciiiens, welche eigene Gesetze
1) Waddington Fasies des provinees AsiaU^juea n. 4.
2) Gic. ad AU. 6, 1, 15: multaque ntm secutus Scaevolae, in iis iUud, in
quo Hbi UbertaUm eenaent Graeci datcanf ut Oraeci inter 8€ di$ceptent suis Uyi-
iu8. — Graeci vero ezodtant^ quod ptregrinia iudieibus tttuntw. Nugaloribus
quidem, inquies. QtUd refert? Tarnen ae a^Tovoftiav adeptoa ptäant,
3) die. ad AU. 6, 2, 4: ita muUae civitaiea omni aere alieno Uberatae,
multae v<dde Uvaiat 8unt\ omneSy ^$uia legibus et iudieiis usae , a6TOvofjL(av
adeptae^ revixenuU.
4) So hatte Prusa in Bithynien ^ eigne Gerichte. Dlo Chrys. II p. 175 R. :
ToLc ilxa« öfieTc dTtoSl^eoÄe xal wap* uuTv aOrotJC (ivd-ptTj itptve9^t, und fand
hierin auch die IXeu^ep(a (ib. II p. 196) , wiewohl es dieselbe nicht wirklich
hatte (ib. II p. 199: xavca ^Ap 6(tac — ttX^ov 6yf)öet — rijs iXeuftep(ac otirfjc,
ioN dpa xai 'ro6Tou rdjrfzi itore). Allgemein sagt Dio Cass. 37, 20 von den Ein-
richtungen des Pompeius: xd xt itXelw i%^ xdiv ^v t^ *Aala tiq iiitBi^
v^fjioic Te i^ioK xal iroXiTctatc rjaxs9Tf\9oxo -mlX Sicxöojjly^ocv, diore *aX SeOpo a'jrouc
Totc dn' dxeivou vo(i.i9(kloi ^p^adat.
b) Plut. Marceü. 23: xal r^v iXeuftepCaN, fjv dTriSomcv aurotc, xaX to6<
vöfiou; xal Tuiv XTrjp^Toiv rd icepiovta ßißata vx^iT/ft** V) oöpcXv^roc.
6) Cic. Ferr. II, 3, 6, 13.
7) Cic. Verr. 11, % 37, 90: cum — aentUus popuLuaque Romanua Thermi'
tania — lir&em, agroa^ legtaque auaa reddidiaaet.
— 357 —
und Gerichtsbarkeit über Siculer ausübten >), aber Zehnten zahl-
ten ^j und dem Statthalter gehorchten.
Wir kommen also zu dem Resultat, dass es regelmässig nur
die drei Arten peregriner Stadtgemeinden gab, welche Cicero für
Sicilien anführt, nymlich erstens verbündete, zweitens freie und
abgabenfreie und drittens steuerpflichtige ^j, nur dass die ersten
beiden nicht zur Provinz gerechnet werden, also dem Stattiialter
nicht unterworfen, die letzteren aber für die eigentlichen Pro-
vincialstädte zu halten sind. Bei der gk*ossen Ausdehnung, wel-
che dem Begriffe der Freiheit gegeben wird, haben wir nur das
eine bereits vorher festgestellte Kriterium, dass, was steuerpflich-
tig ist, zur Provinz gehörig, was steuerfrei ist, von derselben
eximirt ist, und in dieser Ansicht sagt Cicero, wenn man die
reichsten Städte Creta^s steuerfrei mache, werde Creta aufhören
eine Provinz zu sein 4). Dass es noch eine vierte Kategorie pe-
regriner Staaten gab, nämlich solche, welche als liberae civitales
durch eine Urkunde anerkannt, aber nicht steuerfrei waren, ist
allerdings richtig, aber als ein Uebergangsverhältniss zu erklären,
welches die römische Regierung um so bequemer statuiren konnte,
als s\e, wie das foedus^ so auch die Überlas nicht nach einem
für alle gleichen Schema, sondern unter ganz verschiedenen Be-
dingungen ertbeilte, welche für die freien Städte in einer lex
civitatis jedesmal besonders formulirt wurden. In dieser Kate-
gorie befinden sich diejenigen Cremeiiiden, welche nach ihrer Un-
terwerfung zwar tributär gemacht, aber zu einer Provinz nicht
geschlagen werden konnten, weil eine solche noch nicht vor-
banden war; z. B. die Macedonier und Illyrier, welche 587 =
167 frei und tributpflichtig wurden, nach der Einrichtung der
Provinz 608 = 446 aber tributpflichtig blieben und aufhörten
frei zu sein ; in demselben Verhältnisse waren ihrer geographi-
1) Cic. Verr, Ü, 2, 13, 32: Siculi hoc iure aunt, ut, quod civif cum cive agai,
domi certet auis legibiu.
2) Cic. Yen. II, 3, 6, 13 and von Thennae U, 3, 42, 99; n, 3, 43, 100.
3) Cic. Verr. II, 3, 6, 13. Freie and zugleich abgabenpflicbtige Städte gab
es nach Cicero in Sicilien nicht.
4) Cic. Pka, 2, 38, 97: nuper fixa tähula at, qua ehiiaU9 loeupUtisiimae
Vreieiuium veetigcdibtia übtrantuirf staULitMirque, ne poit M, 'Brutum pro eontule
$ii Creia provmeia. Das Wort vecUgalibuSf welche« der Yatlcaiius hat, fehlt in
don älteren Ausgaben, welchen folgend Kuhn 2, 25 von dieser Stelle einen fal-
schen Gebrauch gemacht hat.
— 358 —
t
f
sehen Lage wegen Byzanz und Ghios^); und ähnlidie Gründe
>verden bei den andern Communen vorhanden gewesen s^n,
welchen zum Theil zu verschiedenen Zeiten die Freiheit und die
Tributpflichtigkeit zugeschrieben wird^).
Tcrfsiider Wie in den italischen Municipien und Colonien sich schon
freien *^
Stute, ini ersten Jahrhundert der Kaiserzeit die Unfähigkeit der Muni-
cipalbürger zur Verwaltung ihrer eigenen Angelegenheitaa immer
mehr herausstellte und ein Einschreiten der Regierung nöthig
machte^], so war dies in noch höherem Grade der Fall in den
Provincialstädten, deren financielle Lage schon in den Stürmen
der Bürgerkriege in grosse Bedrängniss gerathen war und ins-
besondere in den Gemeinden, welche nicht unter der Controle
des Statthalters standen, auch später einer Remedur dringend
bedurfte. Daher wurde seit Traian und Hadrian sowohl die
Verfassung als besonders der Staatshaushalt der freien Städte
einer Revision und fortwährenden Aufsicht, zuerst durch ausser*
ordentliche Commissarien, co)Tect<n'eSi hiofbarcai, sodann durch
Einsetzung eines kaiserlichen curatot* oder Xo^icrnjc unterworfen^},
wodurch ein wesentliches Privilegium der Freiheit, die Exemption
von der Controle der römischen Regierung verloren ging und
der Unterschied der freien und unterworfenen Städte zum gros-
sen Theile aufgehoben wurde; die Freiheit wird seitdem als ein
leerer Name betrachtet^), besteht indessen rechtlich noch lange
1) Byzanz war nach Tac. Arm. 12, 62 ursprünglich eine foederaJta^ nach
Cic. de prov. cons. 4, 6 eine Uhera civitas , zahlte aber später tributum , Tac.
Arm. 12, 63; die Insel Ghios hatte seit Sallas Zeit einen Freundschaf tsrertrag
mit Rom, bei dessen Bestätigung der Senat ihr garantirt hatte, dass alle römi-
schen Behörden sie unbelästigt lassen sollten (C. /. Or, 2222); später aber ge-
hörte sie zur Provinz Asien und zahlte Abgaben. loseph. ArU, 16, 2, 2.
2) Antiochia in Syrien ist Ubera (Plin. N, H. b, 79), adTÖvoftoc (Euagrius
2, 12), seit dem Jahr 690 = 64, hat eine eigene kx civitatis (Dig. 42, ö, 37),
zahlt aber später wenigstens trib^um (Dig. 50, 15, 8 % 5); ebenso war Apoilo-
uidea in Asien dvita» libera (Cic. pr. Flacco 29, 71), später aber tributär. Tac.
Ann. 2, 47. Belehrend ist über diese Veränderungen der von loseph. Ani, 17,
2, 1 und 2 erzählte Fall. Eine Landschaft in Batanaea war zum Schutz der Pro-
vinz militärisch organisirt und mit Freiheit und Abgabenf^iheit beschenkt wor-
den, dann heisst es : 'Fo(AaiOi oe^dtfievot tifjv dp^i^v toü (tev iX.cu8£pou xal aurot
TT)poOot 'n^|V dSiooiN, iKiBoXaU Se "coav cp^pov eU t6 i:a|i.nflcv dTcieaav aiko6c.
31 S. oben Seite 72. *
4) Ueber die 5iopWca( s. S. 77; von den curatotts wird in dem Abschnitte
von den Stadtverfassungen gehandelt werden.
5) Plin. ep. 8, ^4 sagt von Athen und Lacedämon : qwXnus rtliquam mndfam et
re^idtmm lihertatii nomen eriptrt durum — eH. Die Chrys. Vol. II p. 20Q R. :
eis Y<*P ^^^i Stt 'rijv y.bi \t^oy.tap iXeuOcplav xal xh ^vofi^a toO^, 8 irapÄ twv
xpatoüvTwv xal Suvapivo'^ •fyyvtnXy ivtoxe ou fiuNativ XTif)oaö0at. Plutarch. prate.
— 859 —
tfurt^), selbai nachdem durch Garacalla aileD Einwohnern des rö-
mischen Reiches die Givität ertbeilt war^). Nach Gonstaniin
haben indessen die freien Städ^ gänzlich aufgehört 3).
Städte römischer Verfassung.
Wahrend verbündete und freie Städte nur in den Ländern a?f21*'*®V
phönici^cher und griechischer Gultur vorhanden waren, wurde s^-
in den Provinzen, in welchen das Städteleben sich erst ent-
wickelte, durch Organisation von römischen Gemeinden, d. h.
von Golonien, Municipien und Städten latinischen Rechtes ein
Mittel geschaffen, die eroberten Länder einerseits gegen äussere
und innere Feinde zu sichern, andererseits unmittelbar in das
römische Gultur- und Rechtsleben einzuführen ^) . Schon vor dem
J. 654 = 100 war in den gallischen Ländern eine kleine Zahl
von römischen und latinischen Golonien gegründet worden (s.
S. 39. 50), unter deren Einflüsse die Romanisirung des cisalpini-
schen Galliens in verhältnissmässig kurzer Zeit erfolgte; man
durfte mit Grund hoSen in den später erworbenen barbarischen
Provinzen ein gleiches Resultat zu erreichen, und indem man in
den beiden Germanien, den Donauprovinzen, in Arabien, Numi-
dien und Mauretanien am eifrigsten mit römischen Städteanlagen
vorging, beobachtete man dasselbe Verfahren, welches sich in
Gallia cisalpma bewährt hatte (s. S. 43. 44); einer kleinen, mit
römischem Stadtrecht ausgestatteten Gemeinde übei^ab man ein
grosses Territorium, dessen einheimische Revölkerung ihr attri-
buirt und so lange von ihr besteuert und regiert wurde, bis
sie fähig war, selbst mit activem Rürgerrecht in die Gemeinde
einzutreten. Es war dies dieselbe natürliche Entwickelung, welche
gtf. rtip, e. 32 $ 8: iXeufkpCac hit Soov ol xpotoüvrtc vifiouot tou ^(aoic,
1) Anazarbus in OUien bekommt den Titel aöx^vopo« erst noter Oommodus
(Eckbel D, JV. 3, 42) und Mopsnestia nennt sich amvofj^oc in einer loiefarift
des J. 140. C. i. Gr. 5885.
2) Dies gebt ans den Münzen z. B. von Corycas, Seleuda ad Galycadnnm
und andern freien Städten berror.
3) Inliah. Or. 3 p. 114 Spanb. : 'A^v^ai (iiv o5v ^ocoiv , Src toTc icatp(otc
IBstftv t/fiSno f %a\ ICcov tou oixeCoic icet9Ö{Uvot vöfnoi« , iie^diXt^v «al icoXu<iy-
(^pOTTOV oixOtiVTCC TlÖXtV X. T. X.
4) Seneca eonf. ad HeLv» 7, 7: hie deinde popidua quot eotonicu m omnem
prooinciam mitU? ttbicunque vieü Bonumus habiiat. 7, 10 : vix dentgtie mveme$
uUam ißtrcm, quam tUammoiö indigenae eciant, ptfmixta onrnia et imiUeia 9uni,
— 360 —
•
sieb auch in den griechischen Golonien älterer und neuerer Zeit
nachweisen lässt^], nur mit dem Unterschiede, dass die Griechen
sich von Anfang an mit den Eingeborenen durch Epigamie ver-
mischten^], während in römischen Golonien der Unterschied der
eingeborenen und der angesiedelten Bevölkerung sich gewöhnlich
langsam und durch vollständige Romanisirung der ersteren aus—
glich ^ .
luchttiobe Die Colonien , Municipien und latinischen Städte der Pro—
Btollnng der '
römiaohen vinzcu siud zwar in ihrer Verfassung von den italischen Städten
ProTinMn. gleicher Benennung, welche wir früher besprochen haben, nicht
verschieden^), in zwei Beziehungen aber stehen sie gegen die
letzteren in wesentlichem Nachtheile. Zuerst nämlich ist aller
Provincialboden, auch wenn er in das Eigenthum eines römi-
schen Bürgers übergeht, steuerpflichtig^), und, während die ita-
lische Bevölkerung von aller Grundsteuer und seit 587 = 467
auch von der römischen Kriegssteuer [Uibutum) befreit war^),
sind die Golonien, Municipien und* latinischen Städte zu allen
Provinciaisteuern verpflichtet^); zweitens scheinen zwar anfangs
1) Es genügt liier cSn Beispiel aus späterer Zeit anzuführen.. Die Landleute
im Gebiet von Antiochia in Syrien waren noch zu Johannes Chrysostomus Zeit
ungräcisirt und sprachen syrisch (Chrys. üomil. 19, 1 Vol. II p. 189*. de sanet.
mati. 1 p. 51* ed. Montf.) und die Dörfer selbst hatten syrische Namen, Gharan-
dama, Gandigura u; s. w. 0. Müller Antiquitt, AnUoch. in Comment. aoc. QoetUng.
fteent. Vol. VIII p. 233 und Götiing. Anz. 1837 p. 562. £benso brachten in
Celaenae In Phrygien Kappadocier, PamphyUer und Pisidier ihre Waaren zu
Markte, Dio Chrys. II p. 68 R., und solche Bauern , itm^tA,, welche nicht Bür-
ger sind, sondern unterthänig, finden sich auch in Cyrene (loseph. Ani. 14,
7, 2) und Aegypten. Rudoriff Das Edict des Tiber. Alex, im Rhein. Museum
1828 8. 179. Vgl. Uuschke lieber den Gensus der früheren rem. Kaiserzeit
8. 159 ff.
2) So in Aegypten (Letronne BecueÜ l p. 99) und in Cyrene. Alexander
der Gr. gründete Alexandria am laxartes: ou^otxtoac t&v te 'EXX-^vmv fua^o-
^<$pQ>v xai SoTt; TÖBV irpooomouvTwv ßapßapov d^eXovx'^c [uriayfe Tf)c ouvoixlosai;.
Arriau. exp. 4, 4, 1; vgl. 7, 6, 1. Diodor. 18, 4.
3) In Colonia Agrippinensis war sehr früh die einheimische Bevölkerung in
die Colonie aufgenommen worden. Tac. Hut. 4, 6Ö.
4) Dass die Verfassmig der latinischen Städte dieselbe war, wie die der
römisciieu Municipien, über weiche weiter unten die Rede sein wird, lehrt das
Beispiel von Nemausus, das unter Tiberius noch itu Latii hatte, und dessen
Illlviri und deeurkmu in einer Inschrift dieser Zeit bei Orelli n. 3Ö79« dessen
aediUs und quaestores von Strabo 4 p. 187 Isrwähnt werden.
5] 8. oben S. 340 und besonders Aggenus Urbicus ad FrorUinum in Gromat.
p. 4: fuod omnes eUam privatl agri in provineUs irlbuta atque vtetiifalia per-
solvatU.
6) Plut. Ami. Pt»dL 38. Cic. de off. 2, 22, 76. Plin. JV. B. 33, 56.
7} Oromai. p. 35. 62: at st ad provineiaa respicioritiM, habetU ayros eotom"
coe ewMdtm iuris (wie in Italien, vbi fwlUu ager est irihutariw)^ habeni et eoto-
— 361 —
diese Stödte von der Aulsicht des Statthalters eximirt gewesen
zu sein^), in der Kaiserzeit aber waren sie sowohl der hiiberen
Gerichtsbarkeit als auch der Verwaltung desselben unterworfen^).
Der bestimmt^ Unterschied, weicher besonders wegen des ersten
Punctes zwischen italischen und ausseritalischen Golonien und
Municipien stattfand, wird auch durch das Verfahren bestätigt,
welches in der Kaiserzeit bei der Ausführung der MilitSircolonien
beobachtet wurde, wonach man die in Italien ausgehobenen Sol-
daten, närolich die Prätorianer und cohories urbcmae wieder in
Italien ansiedelte^), dagegen die Soldaten der Legionen, welche
in den Provinzen conscribirt wurden ^j, in Provincialcolonien
ausführte^). Indessen wurden die Vorrechte der italischen Com-
inunen vermittelst eines besonderen Privilegiums ganz oder theil-
weise auch auf ausseritalische Gemeinden übertragen, und zwar
in späterer Zeit, wie es scheint, ausschliesslich an Golonien.
Während nümlich zur Zeit der Republik unter den italischen ^lo^jenaud
Städten die Municipien an Geltung voranstehn, so dass immer
aufgezählt werden municipiaj cobniaej praefecturae^)^ so erhalten
nicos, qui suni hnmunest lutbent et eolomcoi sUptffidicarioa. Paulus Dig, 50, 15, 8
^ 5 : divtu ArUoninua Antiochenses eolonoa fecit salvis irihutis. % 7 : diiHM Veäpa-
sianui CoMorieiuc« eolono$ fecit ^ non adieeto^ vi et turia liaUci easenl: $ed trt-
butum hu remhit eapUu: ted dimu Tiiua etiam aolum immune factum interpre'
tatus €9t. Die Immunität erhalten sowohl Städte romischer Bürger als einzelne
Kinwohner derselben nur als besonderes Privilegium.
1) Strabo 4 p. 187 sagt wenigstens von Nemausus iywjoa raX to xoiXo6(ie-
vov Adxiov' •— tiä, hk TOÖTO o6S* 6it6 xot« itpooT(iY|xa«t' Tä»v dx tfjc 'Pife|Jit]c
OTpanjY«^'^ ^i '^^ Idvo« toOto.
2) Seitdem ganze Provinzen das ius LatU erhielten, konnte diese Ezemption
lür die latinischen Städte natürlich nicht mehr vorhanden sein; aber auch die
römischen Golonien z. B. in Spanien rechnet Plinius zu den dem eofwentue an-
gehörigen Städten, und zu Traians Zeit waren selbst die besonders privilegirten
Colonien, von welchen wir gleich handeln werden, z. B. Apamea, nicht frei von
der Einmischung des Statthalters in ihre Verwaltung. Der Umfang der Gerichts-
barkeit der Ilviri und IJIIviri tun dicundo in den Städten war ohne Zweifel
durch eine besondere Anordnung in der Art bestimmt, wie dies durch die lex
Ruhria für QoUia eisalpma geschehen war. (S. oben Seite 65.)
3} Rudorff Feldm. 2, 365.
4) Die cohortes praetoriae und urbanae wurden in Italien ausgehoben, Tac.
AfM. 4, 5. Die Legionen, die indessen ebenfalls aus römischen Bürgern bestan-
den (Zumpt Comm. epigr, p. 452 ff.J, aus den Provinsen. Hygin. de eaetramei,
c. 2: legione»^ quoniam miU nulUia provineialee fidelimma, ad valhmn tendere
dcbent. Mehr bei l^ange Hitt. mutationum rei müUai^s ßomanorumy 1846. 4 p. 40.
b') 8. Zumpt a. a. 0. p. 454.
6) Rudorff Feldmesser 2, 412. Diese Ordnung befolgt Cicero PhiL 4, 3, 7 ;
pr. Sest. 14, 32. in Piwn. 22, 51. pr. dmno 28, 75. Q. Cicero de pet. com. 8,
30; ferner die Ux htUa fnunicipaU» lin. 9. 10. 11. 20. 83; die Ux Rubria col. II
liu. 2. 26. 53. 58 und noch die Ux lulia vicesimaria des Augustus, Paul. sent.
rec. 4, 6 $ 2.
— 362 —
in dem Militiirstaate der Kaiserzeit die Colonien den Vorrang,
wahrend die Municipien, je mehr sie an Selbständigkeit ver-
loren (s. S. 76), um so mehr ihre alte Dignität einbUssten und
als kleine Landstädte ohne politische Bedeutung angesehn wur-
den*). In den Städteregistern des Augustus, welchen Plinius
folgt 2), so wie in den Agrimensoren 3) stehen regelmässig die
Colonien vor den Municipien und später kommt es vor, dass
Municipien sich um das tttö coloniae bei dem Kaiser besonders
bewerben^). Daher werden ausserordentliche Privilegien hauptr-
sächlich oder vielleicht ausschliesslich den Colonien ertheilt, und
dieser Privilegien sind drei: die lihertas^ die immvnitas und das
ius ItaUcum, Denn dass auch das letzte nicht, wie Sigonius
annahm^), einen Stand von Personen bezeichnet, welcher eine
Mittelstufe zwisdien Latinen und Peregrinen gebildet haben soll,
sondern ein Vorrecht ganzer Communen ist, welches also nicht
einzelnen Personen, sondern nur Städten ertheilt wird, ist von
V. Savigny zur Genüge erwiesen worden •). üeber alle drei Privi-
legien liegt uns ein verhältnissmässig geringes Material vor. Die
ooumdae UbeHos Wird uur selten ausdrücklich erwähnt, wie bei Patrae in
Achaia^), auf den Münzen der betreffenden Städte aber durch die
Figur eines stehenden Silenus, des Symboles der Freiheit, ange-
1) Qeliius 16, 13, 9: (coJoniaitim) tamtn etm^Uo^ cum «tl magU obnoxia
et nUnuB libera, potior tarnen et praeaiabäior exisUmatur jrropter ampUtuditum
jfuiiestatemque popuU Romamy euiw istae eoUmiae qtuui effigiea parvat siamuia-
eraque esse quaedam videntur, et shnul qiäa obaeura oblUerataque tunt mumci"
piorwn iura, quüm$ uti iam per innotitiam non gtMimt.
2) Plin. JV. ff. 3, 7 find sonst oft. S. Zumpt Comm, ep. I, 4Ö8. Radorff
a. a. O. p. 416.
3) Gromat. p. 19, 4; 20, 18; 35, 13; 114, 2. Rudorff a. a. 0. p. 415.
4) Tac. Ann. 14, 27 : aiin Italia veUu oppidum Puteoli iu$ eoUmiae et cogno-
mentum a Nerone apiscuniur. Gellius 16, 13: (Hadrianus) rmrari ae o»tendit,
quod et ipei Italicensea et quaedam item alia tnunicipia antiqtui , in quihus VU-
ven»ea nominatj cum euis morihus legibusque uU possent, in iua coloniae mutari
gestiverint,
5) Sigonias de iure JtaUco I c. 1. Vol. I p. 460 ff.
6) Die Abhandlung v. Savigny's über das iu$ Italicwn ist dreimal heransge-
geben; cueist in den AbhandJ. der Berliner Academie 1814. 1815, Berlin 1818
8. 41—54; sodann in Zeitochr. f. gesch. Rechtswissenschaft Bd. 5 S. 242—267,
und Nachtrag dazu Bd. 11 S. 2— 19; zuletzt Verm. Sehr. Bd. 1 S. 29—80.
Ansserdem s. Walter Gesch. d. R. K. $ 319. 320. Puchta Instit. 1 % 94. 95.
Znmpt Conm. epigr. p. 482 ff. Rndorff Feldmesser 2 S. 373 ff. Faber Quaettio-
num Propowtiaearum particula J., Herfordae 1858. 4 p. 1 ff.
7) Pausan. 7, 18, 5: xat £B<»xe (Augustns) (x4v iXcu^potc ^A^aiAv {ii6votc
Totc rlarpeuoiv elvat* l^oxe hk %a\ U toi dfXXa y^P^C scplstv, 6ii69(X tote dnoi-
xoi« vi|Aetv ol 'P(D|Aatoi vofilCouot.
— 363 —
deutet 1), welchen auch Patrae auf seinen Münzen fOhrt^. So-
viel man aus einer Nachricht des jüngeren Plinius über Apamea
in Bithynien ersieht, welche Colonie it^ Italicum hattet), muss
sich die Freiheit, wie bei den peregrinen cwitates Uherae^ na-
mentlich auf die selbständige Communalverwaltung, d. h. die
Exemption von der Aufsicht des Statüialters bezogen habend),
da in Hinsicht auf die Gerichtsbarkeit diese Golonien kein be-
sonderes Privilegium gehabt zu haben scheinen^). Coloniae im- poioma$
munes werden öfters erwähnt <>) ; in der bevorzugtesten Lage
aber befinden sich die coUmiae vuris Italici 7) . Sie haben nämlich . ^¥^^ .
erstens libeviaz hi dem eben erörterten Sinne ^), weshalb sie,
1) So auf den Münzen von Bostra, Dimascuft, Deveitus, Neapolis Sama-
riae und Sidon. S. Eckhel X>. iV. 4, 493. Senr. ad Verg, Aen. 3, 20: qaod
auiem de Libero dixhnus, haee causa est, ut Signum sU Uherae civitatis, Nam
qptki mai<fres out stipendiariae erant ceut foederatae ottt überoit, Std n» liberis
civitatibus simüLaerum Marsyae erat, qui m tutela Liberi patris est. Idem ad
Verg. Aen. 4, 58: patrique Lyaeo: qui, ut supra diximus, apte urbibus liber-
latis e^ dem, unde eiiam Marsyas minister dH» per eivUaiesin foro posUus tSber-
tatis indieium est, qui erecta manu testatur, nihil urbi deesse. Ueber die Iden-
tität des Marsyas nnd Silenns s. Eckhel a. a. 0.
t^) Kckhel a. a. O.
3:) Dig. 50, 15, 1 S 10.
4} Plin. ep. 10, 47 (56): cum vMem, domine, Apameae eognoseere puMieos
debiUjres et redUum et impendia, responsum est mihi, eupere quidem universos, ut
a me raUones e<doniae legerentur, nunquam tarnen esse leetas ab uUo proconsu-
lum; häbuiese Privilegium et vetusUesimum morem arbitrio suo rempublicam ad-
rrUnistrare.
5) Die coloniae iuris Italici, welche ebenfalls libertas hatten, rechnet Plinlns
wenigstens immer zu den eonvmUuf.
6) Plin. N. H. 3, 12: kuius eonoentus sunt reUquae eaiUmiae inmnmes 3Wet
— Ituet — I7ett6t — ürso; $ 19: eoUmia immuiüs lUcii % 24: Caeaaraugusta
eolonia immunis. Dig. 50, 15, 8 pr. : Bareinonenses quoque ibidem immunes
sunt. C. I. L. 11 n. 1663: flamen co1(omarvm) immunhtm provineiäe Baetie(ae).
7) Ausser in der Verordnung des Cod. Theod. 14, 13, in welcher das Hu
Jtalicum der* Stadt Constantlnopel erneuert wird , und der Constitution im Cod.
lust. 11, 20, worin Constantinopel ausser dem ius Italiewn auch die Präroga-
tiven des alten Born erhält, kommt dasselbe nur vor bei Plin. JV. H. 3, 25:
ex eolonia Aeeitana OemeUenses et LibisosorM eognomirhe fbroaugustana , quäfus
duabus ius Italiae datum. 3, 139: ius Italinum habent eo eonventu (von Scardo
in lllyrien) Alulae, FUmates — Lopsi, Varvcarini, immunesque AssesiaUs , und In
den Dig. 50, 15 (cie censibus'), wo ein Yerzeichniss der Städte mit itis Italieum
gegeben wird. Die Inschriften, in welchen man eine Erwähnung des ius Itati-
cum hat finden wollen (s. ausser Walter a. a. O. Dirksen Die Script. Eist. Aug.
S. 123 ff.), sind beseitigt durch A. W. Zumpt Ueber die Erwähnung des ius
Italicum auf Inschriften in Ztschr. f. gesch. Rechtsw. XV, 1 S. 1 ff. Vgl. Sa-
vigny Verm. Sehr. I S. 73.
8) Hierauf bezieht sich Ulpiaii. Dig. 50, 15, 1 $ 2: est et Heliopolitana
[colonid), quae a Divo Severo per belli civilis oceasionem Üälieae coloniae rem-
publie€Bn aecepit, und Paulus Ib. 8 $ 3: iuris Italici sunt et eorum solum, wo
ausser der Steuerfreiheit des Bodens also noch eine andere Freiheit angedeutet
wild. Wenn abor Savigny annimmt, dieselbe habe darin bestanden, dass die
— 364 —
wenn aueh nicht alk, so doch grossentheils den Stien auf ihren
Münzen prägen ^) ; sie haben zweitens Befreiung sowohl von
Koptsteuer als von Grundsteuer ^j; sie haben endlich die Eigen-
thumsfähigkeit des Bodens, so dass die Grundstüdie in einer
coUmia iuris Jtalici im quiritischen Eigenthum ihrer Herren sind
und Anwendung aller Formen des römischen Rechtes, der usu—
capio, in itwe cessio y mancipatio und vindicatio auf dieselben
stattfindet^). Das letzte Privilegium ist von Zumpt wieder in
Abrede gestellt worden, aber mit Unrecht ^j: denn erstens ist es
durch ein sicheres Zeugniss beglaubigte^}, und zweitens würde,
wenn das ius Italicum in nichts weiter bestand, als der Ubertas
und immunitaSy der Name desselben unerklUrlich sein, da, wie
wir vorher gesehen haben, die Freiheit und Abgabenfreiheit auch
an Peregrinengemeinden verliehen und nicht als etwas dem ita-
lischen Rechte eigenthümliches betrachtet wird. Nun aber wird
das ius Italicum von der Ubertas und immunitas bestimmt als
ein neues Privilegium unterschieden^), welches der Provincial-
colcniae iwU ItaUei aassdiliessllch das Recht gehabt (lätteiif IIvM und IIIlf>wi
zu wählen, während in anderen Ck>ionien, Municipien und latinischen Städten
solche Magistrate nicht gewesen wären, so ist diese Ansicht mit Recht von Wal-
tor verworfen worden, und die ausführlichen Untersuehongen von Zumpt bestä-
tigen das Vorhandensein dieser Behörden in allen genannten Städten. Das Recht
der freien Verwaltung wird nach Traian und Hadrian ebenso geschmälert sein,
als bei den liberae ewiiaies der Provinzen; für die Mhere Zeit aber kann es i
seine Bedeutung deswegen immer gehabt haben.
1) Von den Städten italischen Rechtes haben den Silen auf Münzen Laodi-
oea, Berytus, Tyrus, Troas, Parium. S. Eekhel a. a. 0.
2} Dies ist schon daraus ersichtlich, dass Clpian und Paulus von den Städten
italischen Rechtes in einem Buche dt GtfMihw handelten. Ausdrücklich sagt es
Paulus Dig, 60, 15, 8: in Lusitania Pacenses^ std et Kmeritenses iuris lialiei
sunt. Jdem iu$ Valentini et JAeÜani ha5ent. Bamenonenses quoque immunes stmi,
und S 7: divus Vespasianus Caesarienses eolonos fecit, non adieeiö, ut et iuris
Italiei essent: sed trihutum kis remisit cctpitis: sed divus Titus etiam solum im^
mune factum inlerpretatus est. Auch Apamea in Bithynien war immunit. Denn
was Tacittts Ann. i% 58 berichtet: „tributumque Apamensibus terrae motu con--
volsis in quinquemäum remissum^* bezieht sich auf Apamea Cibotus in Phrygien,
wie Faber a. a. O. p. 2 gut nachgewiesen hat.
3) Savigny Verm. Sehr. 1, 44. RudorfT Feldm. 2, 373 ff.
4) Zumpt Comrn. epigr, 1, 489.
5) Es ist dies die schon vorhin angeführte Stelle des Frontin. p. 35 Laehni. :
prima enim conditio possidendi haee est ac per Jtalkxm, übt nultus ager est tri-
butarius. — At si ad provineias respieiamuSy habent agros eoUmicos eiusdem iuris
(also iuris Italiei)^ habevU et cotonieos qui sunt immunes , habent et colonieos sU-
pendiarios. Durch diese Stelle wird auch bei Gaius 1, 27 die Restitution ge-
sichert. S. Rudorff a. a. 0. S. 373.
6) Die Stadt Utica wurde bei der Einrieb tung der Provinz A/rica Ubera und
war auch immunis (s. oben Seite 315. Rudorff Zeitschr. f. gesch. Rechtswiss.
10 S. 92 IT. Mommsen C\ /. L. I p. 98), sie wurde hernach munielpiwn und
— 365 —
colonie das Reeht einer italischen Colonie verleiht, und da die
Differenz dieser beiden Arten von Colonien grade in dem Rechte
an Boden besteht, so kann der Inhalt desselben kein anderer
gewesen sein, als die Ausstattung der Colonie mit dem quiriti-
sehen Eigenthume am Boden. Der Name des ius Italicum kommt
erst unter den Kaisem vor; das Recht ist aber viel älter; die
Colonisten, vi^elche G. Gracchus 634 == 4 23 nach Gai*thago führte,
erhielten dort ihre Landanweisung als ager prwattis ex iure Qui--
ritium^), und als im J. 742 = 42 die cisalpfnische Provinz auf*
gehoben wurde (s. S. 64), ist das italische Recht auch auf sie
übertragen worden. Das eigentliche Vorbild indess für die her-
nach häufiger vorkommende Verleihung desselben gab Augustus 2),
welcher, als er in Italien seine Veteranen ansiedehe, die von
diesen aas ihren Besitzungen vertriebenen Italiker in überseeische
Colonien ausft^rte^) und denselben einen neuen Landbesitz an-
wies, durch welchen sie, ohne eine solche Bewilligung, in ihren
Rechten geschmälert worden wären.
Die Provinciallandtage.
Die Communalyerbände, deren verschiedene politische Stel-
lung wir erörtert haben, sind die Grundlage, auf welcher die
Administration der Provinz beruht. Ihre Behörden und ihr Senat,
zunächst für die Verwaltung der Commune bestimmt, dienen
zugleich der Regierung, indem sie das Geschäft der Steuerein-
treibung in den Städten und den dazu gehörigen Ortschaften
übernehmen^]; ihre Territorien werden für den Zweck der Ju-
risdiction zusammengelegt in Gerichtssprengel, conventus, 8toixT|-
oei; ^) , in deren Hauptorten der Statthalter die regelmässigen
Gerichtstage abhält; ihre Abgeordneten kommen endlich in einem
dann Colonie, wobei schnerlich eine Aufhebung der lihertoä und knmuniUu ein-
trat; dennoch erhielt sie durch Severus iuä ItaUeum und damit offenbar eine
Vermehrung ihrer Privilegien.
1) Mommsen C. 1. L. I p. 06. 97.
2) Zumpt Comm, epigt, I, 489.
3} Solche Colonien waren Dyrrhachium, Corinth, Philippi. I)io Caas. 51, 4.
Zumpt a. a. 0. p. 376 if.
4) S. Seite 14 und Dig. 50, 1, 17 $7: exigmdi Mbuti munus inter sordida
tnunera non Kaheiur ti idto decurionibus quoqfu mandaiur.
5) CofioefUiM gab es in Hispania TarraeonenBi« 7, in Baetica 4, in Liisita-
nia 8, in lllyrien 3, in Ciiicia zu Pompeins Zeit 8, in Asien etwa 11.
— 366 —
Landtage susamnien^), welcher darum ein besonderes Interesse
gewShrt, weil er der erste Versuch einer repräsentativen Ver-
sammlung ist, zu weleher ^i^hrend der Zeit der Republik die
römische Staatsverfassung selbst niemals gelangt war.
vorir«roiHche 1d den griechischen Ländern, welche die ROmer unterwar-
fen, bestanden seit alter Zeit unter den einselnen Communen
Verbindungen , welche auf Stammverwandtschaft gegründet und
zu politischen und religiösen Zwecken organisirt waren. So wie
die Römer bei der Eroberung Italiens die Völkerbttndnisse auf-
lösten (s. S. 26), so verfuhren sie anfangs damit auch in den
Provinzen, namentlich in Sicilien, Macedonien und Griechenland.
Wenn sie dieselben später wieder gestatteten, so geschah das
zunächst mit Rücksicht auf die religiöse Festfeier, welche mit
denselben verbunden war. Dass aber auch dieses Institut von
den Kaisern für politische Zwecke verwerthet wurde, lässt sich
aus der Entwickelung schliessen, welche dasselbe in der Folge
genommen hat. Die Landtage [communia, xoiva) sind nämlich
nicht nur in den Ländern erhalten worden, in welchen sie von
Alters her bestanden, wie z. R. in Lycien (s. S. 848}, sondern
auch nach dem Umfange der Provinzen, welcher den ethnogra-
^'•«jinK^- phischen Grenzen keineswegs immer entsprach, anders organisirt
Landtage, oder gauK ucu eingerichtet worden. Der Zweck dabei war ein
doppelter. Zuerst war das commune provinciae eine Festgemein-
schaft, welche nunmehr ihren Mittelpunct in dem Cultus des
Kaisers erhielt. Denn wie die Ptolemäer in Aegypten^), so glaub-
ten auch die römischen Kaiser, indem sie sich eine göttliche
Verehrung gefallen liessen, für die durch Usurpation gegründete
Monarchie eine legitime Rasis zu gewinnen, indem sie für sich
mit dem Titel Augustiis oder oeßaotoc^) ein über das mensch-
liche Geschlecht erhabenes und von diesem speeifisch verschie-
1^ Zu der Sammlung, welche Ober diese Oothofredns znm Cod. Theod. It2,
12; 16, 10, und Ihm folgend C. Menn Heber die Römischen Provinzial- Land-
tage, Köln und Neuss 18&2. 4 gegeben haben , ist Jetzt ein neues reiches Ma-
terial gekommen, welches von mir in der Ephemerit epigraphica 1872 p. 200 — 214
zusammengestellt ist. Ich verweise auf diesen Aufsatz sowohl der Quellenstellen
wegen, welche ich hier nur theilweise anführe, als auch abweichender Ansichten
wegen, welche ich dort ausf öhrlich besprochen habe.
2) Letronne Reeueil 1, 362.
3) Dio Cass. 63, 16: AÖTfouöToc, A« xa\ rXeiöv Tt t^ xard dv^pcuTrouc äv
i%liflTl, Suet. Oet 7. Ovid. Fast, 1 , 609. i^ydus De mens. 4, 72. Vegetins
2, Ö: man imperatorif cum Auytwfi nomen aecepit^ Umquam praesmti et eorpo'
rali deo fidelia est praestanda devciio et impendendua peroigil fcamdaltu»^
— 367 —
denes Wesen in Anspruch nahmen, das sie berechtigte, den un^
bedingten Gehorsam der Unterthanen za fordern. Zu Lebzeiten
des Augustus ooncentrirte sich dieser Gült an einer ora Romae ^^J^
et Augu8ti^)y nach dem Tode und der Gonsecration dessdben
aber trat die Verehrung des kaiserlichen Hauses in den Vorder-
grund und wurden in allen grösseren Stfidten templa Augusti
oder Augustofiitn, Caesarea und oeßaareia errichtet*), eine Ver-
nachlässigung dieses Gultus aber missfollig bemerkt und geradezu
bestraft 3). Auch die Festgemeinschaft der Provinz versammelte
sich daher bei dem Heiligthume des Kaisers, entweder in der
Hauptstadt der Provinz, oder abwechselnd an mehreren Orten,
in wdcben Tempel der Kaiser vortianden waren, und alle Städte,
welche eigene Tempel der Art besessen, oder zu der Unterhal-
tung derselben und den gemeinsamen Festen beitrugen^), nann-
ten sich Tempeldiener (vscoxopoi] des Kaisers^). Die Leitung der
Festgenieinschaft stand unter einem priesterlichen höchsten Beam-
ten, dem sacerdos provtVictac^), ap^^iepeo?, der in verschiedenen sacerdoa
Provinzen verschiedene Titel bat. Er wurde gewählt aus den
angesehensten und reichsten Personen, welche entweder in ihrer
Siadtgemeinde sämmUiehe Aemter bekleidet, oder römischen Rit-
terrang erlangt hatten''), verwaltete die von der Provinz aufzu-
biingenden, für die Erhaltung der Tempel erforderlichen Gelder,
so wie die zu Festzwecken legirten oder geschenkten Gapitalien ^),
mit Hülfe mehrerer Cnterbeamten ^) , führte den Vorsitz in der
1) Suet. Oct. Ö2: Umploy quanwis seifet eiiam pfoeonmäUm^ deeemi solerty
iti wMa tarnen ffovincia nM commtmi mto Bomaeque nomine reetpii.
2) Hierüber s. die Sacralalterthümer. Der Cnlt begann in Hispania Tarra-
Qonensia im J. 16 ii. Chr. ; in Narbonensls um dieselbe Zelt, in Asia 19 n. Ohr.
3) Tac. Ann, 4, 36: öbieeta fvbUee Cytieenla ineuria eaerimoniarwn divi
Augusti — et ctmisere Uhertatem,
4) Dio Chrys. Vol. II p. 70 R. sagt von Kelalnai in Phrygien : %a\ (xi^v to»v
Uptüv rJjc 'Aoiac {A^ts^nv 6|i.iv, Tijc te RaTtdvTjc foaoiSTov, 8cov ixe(vaic xai« 7:6-
öj Kckhei D. N. 4, 288 ff. Meine Schrift Cyzicug und sein Gebiet S. 84 ff.
Krause Necoxdpoc, Lipsiae 1H44. 8.
6) Cod. Theod. 12, 1, 46; 12, 1, 75. 174; 16, 2, 38. arehierosywi heisst
sein MteerdotJum, Cod. Tb. 12, 1, 112. Ueber den Titel dp)^tepe6; s. weiter unten.
7) S. Cod. Tb. 12, 1, 77 und Hübner C. /. L. II p. 541. Die» wird sehr
häufig erwähnt, 7.. B. in der Inschr. bei Herzog GaUiae Narb. hitt. Afp, n. 501 :
Sex. Attiua Sex. fU. Volt. Creticus ViemnoMis ^ omnibui honorütus in patria eua
funettM, pamen' provinciae Karhonenm.
5) Boeckh i\ 1. Or. n. 2741.
9) Hleher gehört der dp^'-^poTaiiCa; Tfj? 'Ao(a;, C. I. Qr. 2782; in Gallien
der iudex iwcae Oalliarum und der allector Oalliae (». S. 119).
*♦»
_ 368 —
Versammlung des xoivov^) und bei den Spielen 2), welche er auf
seine Kosten veranstaltete ^j , und übte wenigstens in späterer
Zeit, namentlich im vierten Jahrhundert , als Oberpriester eine
disciplinarische Gewalt über sämmtliche Priester der Provinz
aus^}. Sein Amt ist jährig^) und kann mehrmals bekleidet
llll I ■■IIBBB ■!■■■ I ll|
n C. /. (?r. S487.
2) EpiBtola eedeaiae Smymaeae bei Dressel Patrwn apoftol, opp» p. 391 ff.
460 = Euseb. H. E. 4, 15, 27.
3) Cod. Theod. 12, 1, 109; 15, 5, 1. Philostrat. Vit, 8oph. i, 21, 2:
dp^iepeuc {A^ -(dp i^i^exQ tvJc 'Aaloc auTÖ( re iial ol np d^ovot a^noö , izw iTt
iraTp6? urfvre;, h hk orlcpavo; outoc iro?vC»; xai ^Tiep ::oXXwv ^pr^pL^icov. Augnstiii.
ep. 5.
4) In alterer Zeit kommt dies nar in Aegypten vor. In Alexandrim gab es
einen apj^tepeu; ndioTjc Aipnrou, der zugleich dTsiordiTT]; xoü Mouoelov» und in
griechischer Zeit Priester f&r den Cnlt der Ptolemäer war. Unter Hadrian var
die Stelle durch einen Romer besetzt. Dieser dpYiepe6; war Vorgesetzter aller
Priester in Aegypten, die z. B. bei Setzung einer Inschrift seiner Genehmigung
bedärfen, nnd übte auch eine Censnr über die Schriften der Mitglieder des Mu-
seums aus. S. Letronne ExpUcaUon de deux imcripUons inSdUeMf iraeie» d'ornw
U piidestal de VoheUsque trouve a Philea im Journal des Savaru 1841 p. 737 (T.
und Beeueil I p. 257 ff. ; im vierteil Jahrhundert aber, als das Christenthum sich
immer mehr verbreitete, ernannte Maximinus (305-^13), wie Eusebius H. E.
8, 14, 9 berichtet, tepiac xe e(^(6Xa)v xaxd izdyza xöttov xai icöXiv xai ItzX xoü-
^wa>^ hidi Tzdor^i t\t.npi^fmfi XeiToupfUn« , und unter lulian (360 — 36ö) sind
drei solcher Oberpriester bekannt: Theodorus, dp^tspeuc x^( 'Ao(ac, an den lu-
lian ep. 63 schreibt: x( irox' o5n ionsj 8 ^"rili^i ^oi vOv litixpiireiN ; Äp^etv täv
Tiepl x^ ^Aaia^ iepwv dndivraiv, dp/öpisvo« x^c X^P^^ ^^ '^^ nöXeonv Up^iov
xcii diTTON^pt^uN xt x6 up^iroN ixdoxtp, femer Arsacius, dp^iepeu^ t9|c ra).axiac,
dem er ep. 49 aufträgt, strenge Disclplin zu üben, die gehorsamen Priester zu
belohnen, die ungehorsame» abzusetzen: xod o6x dirdypT) x^ ok pb^vov eivat
xoioirrov, dXXa Ttdvxac dita^aTiXo)« ol icepl xifjv roXoxwN eltflv Upetc ' oö; tj
ou9<&in]aov t^ itetffov elvat 07Cou5a(ouc t^ t^C Upaxix-fj; XetxoüpYl5< dTrdöXTjoov , c(
pii?| npociyotvxo pwxd Ywvaixmv »al 7ca(otov x«l ^epandvxtuv xou fteoic. — T^iteixa
hei8st: 6 6e (lulianus) dp^iep^ot dKohüZa^ xöv xe dv^pa xai xfjV YW>'ai*a xf^
A>j§(a< (Lydien war seit (Diocletian eine eigene Provinz) xed un ixcivoi« ^nt-
xp£^ac elvai x&v dtXXiov xi?iV alpeatv , aixö^ iid x^n üepatx^v ouvifj'TCXO iröXepiov,
nnd nochmals p. 111: 6 oe Xpuorfvöioc x^v dp)(iEpo)a6v72v xoi> Tiavxo« Iftvoos Xa-
ßebv — oi ßapu«; 'fjv xaxd xrjv d^ouo(av oöxe Xu7;d)v xivac x&v Xptoxia-
Vttiv Trepixxms-
5) Die stadtischen Priester des kaiserlichen Hauses pflegten flamine$ perpelui
in sein , die Provincialpriester dagegen waren nicht lebenslänglich. Sie heisseii
nach Beendigung ihres Amtes, consummato honore flamonii (C i. L. II n. 2221),
peracto honore flamonii (ib. 2344), functi flaminaiu provinciae (ib. 3711), flami-
nales (ib. 983. 4248); flaminalis und sacerdotalis sind aber die Titel abgegan-
gener Priester, wie duumviralis ein gewesener duumvir ist. Schon aus der Ana-
logie der altrömischen Titel consularei, praetoriij aedilicii^ quaeslorii darf man
schliessen, dass das Amt, wenn es nicht lebenslänglich war, einjährig sein
musste; einen bestimmten Beweis dafür haben wir aber nur in dem Bacerdosy
quem anniversaria vice VmJbria dedit (lienzen n. 5580), dem Priester der ara
Vbiorwny von dem Tac. Ann. 1, DT sagt: anno^ quo Gtrtnaniae de^civerey sacer-
— 369 —
werden ^) , der Titel bleibt ibm iiidess , so dass die gewesenen
Provincialpriester, sacerdotales^)^ in Asien die Asiarcben^), einen aaetrdetaies.
besonders angesehenen Stand in den Provincialstädten bilden^),
persönliche ImraunitSl besitzen^) und häufig mit Gesandtschaften
an den Kaiser beauftragt werden^.
Der Landtag versammelte sich in jedem Jahre ^) und wurde VbgtVr?-'
dos ttttAus €$t 8egUmim4u9, und dem Syriarehen (Noris. Opp. 11 p. 274) and
Asiarchen, welcher letztere för das Jahr eponym ist. C. 7. Qr. 34o7. Ruinart
Acta Marl. p. 4d.
1) Dig. 50, 4; 17': »p<mU provineiae saeerdotium Uerafe nemo prohibUur.
Daher der Titel 'AotdpvT)« B', y. Eckhel D. N. 4, 207. 210. C. I. Gr. 3190;
Ik FaXaTdlpxt]« C I. &r. 4075. 4076.
2) Cod. Th. 12, ö, 2. Or^li n. 1106 u. ö. Beaondera häufig wlrd^ der
qrdo sacerdotalhm in Africa erwähnt. Oothofr. ParatUlon ad Cod, Th. 16, 10.
Ammlan. 28, 6, 10. Renier Inaer. de VAlg. n. 28. 1440. 1527. 1718. 1851.
2d47. Gntfrin Voy. archiol. I n. 35. O. Hirschfeld Afmali 1866 p. 69 ff.
3) C. 1. Or, n. 3489: 'H ^cuX*^ xal 6 i'jjfioc Aoöxiov A6p^Xiov 'Aptoro-
^hrrj^ — ul6v A. Aipir)X(ou ^Apiorouf^ou; xat Aup7]X(ac TarCa« twv dfcoNO^ex&v
•m\ dpyupfoiv T^; 'Aota«. n. 4014: KX. Alp.(Xiov OiXojvlStjv to5 FaXardp^ou
AlpiiXCoü SraTopiaNoO uWv. Vgl. n, 3420. 3421. 3495. Strabo 14 p. 649 von
Tralles: ouvotxetTai hi *aX&; et Tic ÄXXtj t6&v xaxd xiPjv 'Aaiav öiro e^TTÖpoav
d>l^pt&i7Qiv , xai dcl Ttvec ^5 aÖTfj; eiatv o\ icpotreöovTec xatd t^v dicap^tav, o3;
'Aotdpyac xaXoyotv. Act. Apost. 19, 31 : twIc 5^ xal t&v *Aaiap)^»v ovre; awT«p
o(Xo(. ' Hierauf bezieht sich auch wohl die Stelle Dio Chrys. Vol. II p. 66 R.
Aus der Stelle der Aposfelgeschfchte hat man mit Unrecht geschlossen, dass es
mehrere zugleich fungtrende Asiarchen gegeben habe.
4) Gensorinus 15 sagt im j. 238: tu tarnen officUt municipalibus fuixcius,
honore $aeerdotU <n principibus tuae civitatis conspieuus. S. Gothofr. Paratitl.
ad Cod. Th. 16, 10.
5) Philostr. V. 8. nennt das Amt des dpvtepcu; Auxtoiv eine dXetToupYT^ota.
Uebrigens s. Dig. 50, 5, 8. Cod. Th. 12, 1, 75. Gothofr. zum Cod. Th. 16, 10.
d)X ^^pfjO^at [th Tdc ffifi irccpuTcupiivac , ^Xac ti fJkVj cpuTeueiv frt. £(« ^k
7tpeoße(ac dirö xotvoü* — alpoOvrat to(vüv SxoireXiaN^v icdyrec.
7) Wir haben hierüber zwei späte Zeugnisse. Ammlan. 28, 6, 7: Tripo-
litani adlapso legüimo die conciliij quod apud eos e»t annuum, Sevcrum
et Flaeeianum ereavere legatoSj und die Constitution des Honorius und Theodo-
siUB für die »eptem GalUae provinciae, d. h. die dioeeesis Viennensis vom J. 418,
Haenel Corp. leg. p. 238 : quum propter privatas <ie publicas necessitates de sin'
gtdis civitutihus , non solum de provineiis iingtdis ad examen magruficerUiae tuae
vel honcratos conpuere vd mitti legatos aut possessorttm utiiitas aut pubUcarum
ratio exigat funetionum, maxtme opporfuntim et condueibile mdiramt», ut^ servata
poithac quotarmis singuUs consuetudine y constituto tempore in metropolitana y id
ent in Arelatensi ur6f , ineipiarU Septem provinciae habere concilium. Wenn , wie
wir Torher gesehen haben, die Provincialpriester Jährlich gewählt wurden, und
wenn die Befugniss des Landtages, die abgehenden Statthalter anzuklagen, yon
der wir sogleich reden werden, eine Bedeutung haben sollte, so musste das con-
eiUum jährlich zusammentreten; nichtsdestoweniger scheint Ammlan anzudeu-
ten, dass dies nicht in allen Provinzen geschah, und vielleicht hängt damit zu-
sammen, dass in einigen Provinzen die Feste fünfjährig waren. So erwähnt
die kretische Inschr. C. I. Or. 2583: ^uordp-^t^v Upou d-^5y40i icevraerYjptxoO toIj
B4b. AUerth. IV. 24
— 370 —
beschickt von den Abgeordneten (kgaii^)^ oovsSpoi^, xotvoßim^oc^);
der $ladüu*eise, in welche die Provinz zerfiel, wie dies in Lycien
zur Zeit des freien Bundesstaates nnd in Macedonien vor seiner
Einrichtung zur Prorinz geschehen war. Er nahm nicht nur Theil
an den Festspielen, bei welchen ihm Ehrenplif^e angewiesen wur-
den^), sondern constituürte nach denselb^i das condlium protnn-
^eTdnd* ^'^^' dessen Competenz sich auf folgende Gegenstände erstreckte.
*»«»• Zunächst war eine Decharge der Casse (orca)^), der Entwurf
eines neuen Etats für Unterhaltung der Tempel *) , des Inventa-
riums, der Sclaven und Freigelassenen derselben 7) und die Aus-
Schreibung der Beiträge®) für das nächste Jahr erforderlich; dazu
kamen Beschlüsse verschiedener Art^), namentlich über Errich-
tung von Statuen und RhrendonkmMlern i*) , [und die Wahl des
Provincialpriesters für das nächste Jahr^^}. Ausserdem wurde
Ttoivoü TOJN KptjTÄv, und Suet. Od. 59 »sl^ allgemein : provinciarum pleraeque super
templa et aras ludos quoque quinqutnnaUs paene oppidatim constituerunl.
1} In den tres OaUiae heissen die Abgeordneten legati, nnd erhalten von
der Stadt, welche sie abordnet, bestimmte mandata. Inschr. v. Torigny aus dem
J. 238 bei Mommsen Berichte der sächs. Gesellsch. 1852 S. 235: Solenmis iitf
meu» proposHo eorum resiiiU, provocationc srilicet inierpositaf quod patria eius,
euni inUr ceteros leffatum tum creoMtl, nihil de accwcHione mandoMent.
2) ]S6ve^pot heissen sie in Asien (Ariatides Vol. 1 p. 631 Dind.) mid Lycien
(Inschr. bei Waddington n. 1221), dessen Landtag Strabo 14 p. 664 xotviv
ouv^^ptON nennt.
3) Dieser Name kommt in Bithynien vor, wo auch die Iterathende Versamm-
lung der Provinz xoivoßo6Xtov genannt wird. Waddington zu n. 1176.
4) Roissiea In»cT. de Jjyon p. 461 ff.
5) Die arca wird öfters erwähnt. Boissien a. a. 0. p. 278. 279.
6j Der Tempel war erbaut und wurde erhalten von den Städten der Provinz.
Strabo 4 p. 102.
7) Ein libertus irium GalUarum Henzen n. 6393.
8) Diese erwähnt Dio Chrys. Vol. II p. 70 R.
9) Ein Decret der Provinz Phoenice s. C. I. L. TII n. 167; ein o^Yfta toj
xowoO Tfj5 KpTjTojv iwapyta« C /. Qr, 2595. 2596. 2597.
10) C. /. /.. II n. 2221 ; 2344. Die Denkmäler werden errichtet im Namen
der Provinz, also z. B. von der provincia ßispania citerior (C. /. L. II p. 663 fg.),
den tres Gaüiae fOrelli 3650. 3653. Henzen 5968. 6944. 6950).
11) Die Wahl des aaceräoa provinciae wird er^vähnt in Baetica (C. /. L. II
n. 2344: hie provinciae Baeticae consensu fiaminis munus est consequutugy, in
den tres Qalliae (Liv. ep. 139. Boissieu p. 91. 92 = Mommsen Annali 1853
p. 60); In den (hmumiae (Tac. Ann, 1, 57); am ausführlichsten in Asien.
Aristides erzählt nämlich in den orationes sacrae, welche er 175 n. Chr. schrieb
(Waddington Vie du rhiteur Aristide^ in Memoires de Vacad. d, inacr, 1867 p. 252),
er sei von der Stadt Smyma vorgeschlagen worden zu der UpmTjrq -^ xotv-fj xf^;
*Aoia;} darauf heisst es: xal ö'jaJJotivei fxeTd touto, ouvIBpow; jx^v i^iiiat Ifxup-
vaiouv ei; Op'JY^'st'^ ^"^^ '^'^^ [aRaeiv ^^^petv toujaäv ^vo(ia is t<|> auvs^plip Tij>
^toivij)' — xal fi'poji.ai Tplto; tJ T^TapTo; t^ ^^eipoTovtqt. Wenn hier drei oder
vier gewählt wurden, so konnte das nur den Zweck haben, dass der Statthalter
einen der Gewählten bestätigt. Und damit stimmt Cod. Inst. 10, 61 : si de
— 371 —
dam abgehenden Stattkalter em Dank beschlosseD ^) oder auch
eine Beschwerde über ihn abgelasst^) und Gesandtschaften an
den Senat oder den Kaiser abgeordnet ^) , wie es schont , ohne
Betheiligung des Statthalters, dessen Erlaiibniss bei Petitionen
von PriTatpersonan oder einzelnen Comnuinen sonst erforderlieh
war^}. Deon die Antwort des Kaisers erfolgte direct an den Laad-
tag^]. Da die VerwaUung der Provinzen im Beginne der Kaiser-
zeit wesentlich besser wurde, als sie in der Zeit der Republik
gawesen war, so darf man annehmen, dass unter den Mitteln,
proprio 9U0 patrimopio fnuncrU editionem tuo nomine paUr twiB r^promisU, ideo^e
etiam soeerdotem te ereari hnpetravity omu erogationis eommunt omoiwn heredum
eius es8e pratte$ f>rovlneiae non iffnoräbit. Cod. Theod. 12, 1, 148: ettm mper
ordHumdo ßteerdoU prpvtneiae puhHem e^ei ex mort traetaUu, idem noKra aueto-
ritaU decretum est, ut ad mbeunda patriae munera dignissimi et meriUa et faeid-
iatibua eHpontur. Dms übrigens bei diesen Wahlen ein ambitu» statt fandi lehrt
Faoiiis Mnt. ree. 5, 30»: peUturui magutratum vei pnvIntUfe taetrdoUum $i
turbam iu/fragiorum eauta conduxerit, nervo» advoctnerity aliamve quam muttitu-
dinetn eonduxerity etmoktu» tU vi» puHieae reu» in iruukmi deportaiUT,
1) Augnatus hatte hierüber eine YeiordauBg eriaaaen Dio Caas. 56, 25:
%a\ Tc{) 6r7jTt6«}> rpo;itap7]YystX£ , (it^ScvI täv T:po;taaao)iiivaiv a^roic dpYÖvreiv
jjiV^c h* t4» TfjC ipx"^« 7pov«> , pii^ ivri« e5^y.ovTa i\\upSis ptCTol tö diraX).a^^-
"tax o^fäQ, Ttf«f|v Teva oift^ai * Srt Tt^ pLoprupiac ic«p' aorov xal iataKov« icpoc-
'napaa-xeuQiC6pie>0(, TtoXXd ^ä to'jtqu ^axcöPfow. Unter Nero wird (Tac. Arm,
15, 20 fr.) ein Cretenser angeklagt, quod aietita»aet, in atia potestaie «i'tum, an
proeomtuUbu», fni Creiam <Mnui3»eatf grates agermiitur, and in Folge deaaen be-
schlossen: ne quis ad eoneiUmm soeiorum referret ageuda» apud senatum proprae-
toribus proveeontuUbu» grates^ neu quis ea legatione fktngeretur. Dieser Oebranch
elaer Belobigung des abgehenden Statthalters dnreh eine QesaadtacbafI an den
Senat bestand schon zur ^eit der Republik und erhielt sich auch nach Neros
Zeit. L.amprid. Alex. Serj. 22: praesides provineiarufn, quo» vere, non faetioni-
hu» Iwutari comperit, — nmnaibu» adiuoU, Ammian. Marc 30, 5. Gaiaied. ep.
7, 2. Aber zur Zeit der Republik gingen sowohl laudatione» von einzelnen
Städten aus, wie in Sicilien (Cic. Verr. II, 2, ö, 13; II, 2, 26, 64; 5, 22, 57)
und in Asien (Cio. pr, Flatco 26, 63. ad fam. 3, 8), als aiieh Beschwerden
(Cic. diu. in Caeeil. 4, 14. in Verr, II, 1, 32, 82; 1, 35, 90; 2, 4, 10). .
2) Plin. ep. 3, 4, 2. Ein Antrag auf Beschwerde wird gestellt auf dem
Landtage zu Lugdunum im J. 238. Inschr. von Torigay bei Mommsen Beridite
der saÄhs. QeseUsehaft der Wiss. Phil. bist. Cl. 1852 8. 242: kU aceedit, quod,
cum CL PauUno, deeestori meOy m efmeüio OaUkmam, imtäMtu .qwmmdam, qui
ab €0 propter oierita aua laesi vidAatUur^ quasi ex eonsenMi provinciae aceuaa-
tioRem awtflifefe iemplarmUj Soltnmi» iaU meu» propo»ito eorum reHitii.
3) S. oben Seite 369 Anm. 6.
4) Zwei Fille der Art, in welehen der praefeetu» AegffpH und der Ugätus
Aug, Syriae die Petition gestattet und vermittelt, s. bei Philo lud. in Fiaeeum
12, Vol. II p. 531 Mang., Ug. ad Caium 32, Vol. II p. 580 MsAg., einen drit-
ten bei loseph. Ant. 20, 1, 1. Vgl. Cod. last. 10, 63, 6.
5) So reseribirte Hadriaa an das eondtium Boßiieae (Dig. 47, 14, 1 ss Coli.
11, 7, 1); Antoninus Pins an das xofv^v t&v BmehAv (Dig, 49, 1, 1), beide
Kaiser an das «otv^ Twv^aoaXon (Dig. 5, 1, 37; 48, 6, ö $ 1), der letztere
auch an das xoin^ 'Aoiac (Euseb. J^. E. 4, 13). Seit Constantin sind die Re-
Scripte od Afrosy Lusitanos n. s. w. häufig. Ein Yerzeichntss derselben giebt
Haenel Praef. ad Cod. Tkeod. p. XXXIX.
24*
— 372 —
durch welche, wenn nicht Augustus selbst, so doch Tiberio&,
dessen Verdienst um die Provinzen unsweifeihaft ist, diese Ver-
Besserung bewirkte, auch ein regelmässiges und erleicht^ies
Verfahren zur BeschwerdefUhrung über den Statthalter vermittelst
des Landtages der Provinz angewendet worden ist^). In nach-
coDstantinischer Zeit, in welcher die Landtage in allen Provinzeo
jährlich sowohl zum Zwecke einer Festfeier als zu gemeinsamen
Berathungen über die Interessen der Provinz statt fanden, wird
denselben wiederholentlich das Recht, Bitten und Besdiwerden
an den Kaiser zu bringen, zugestanden, und jede Behinderung
dabei dem Statthalter verboten, so dass in dieser Zeit die we-
sentliche Bedeutung der Landtage als einer Controle der kaiser-
^•B kTun' li<^hen Beamten nicht zu verkennen ist^j. Wie viel früher aber
Laadtag«. jj^ Landlage schon in Thätigkeit gewesen sind, wird sich aus
der folgenden Zusammenstellung der Provinzen ergeben, über
deren concüia Nachrichten vorliegen.
Hispania Tarraconensis baute im J. 45 n. Chr. einen Tempel
des Augustus und hat seitdem ein concäium prmunciae Hispaniae
citeriorü und ein sacerdoUum provmciae^ d. h. einen sacerdos oder
flameriy dessen Frau als fluminica, d. h. als Priesterin der weib-
lichen Mitglieder des kaiserlichen Hauses fungirt^); Baetica verklagte
unter Traian seinen Proconsul Caecilius Glassicus, hielt ein ctmci-
Imm universae provinciae Baeticae ab, an welches Hadiian ein Re-
Script erliess, und wählte jährlich provinciae consenm einen flamen
AuguslaUSj der nach Vollendung seines Amtes /7ai7ima/t> heisst^):
Lusitania Hess das Priesteramt verwalten durch einen flamen ditu
Attgtisti provinciae Lusitaniae und seine Frau , die flatninica pro-
vinciae Lusitaniae ^) ; Sicilien , dessen Landtag unter den Kaisern
nicht erwähnt wird, war schon während der Republik zu einem
1) HieraaC bezieht es sieb, wenn bei Tac. Ann. 15, 20 Paetos Tbrasea von
der novo pfooiiicIaUum auperbia redet und g. 21 sagt: olhn ^idan non modo
praetor atU eonttd , $ed privaU etiam miltehantwry qui provineias visereni et, fuid
de cuituque obsequio videretur, referrent; trepidabctntque gentes de exietimaUene
eing^dorum, Ai mme eolimus extemos et adulaimtr ; et quomodo ad nutum älicuius
graies, Ua propitna aeeueaUo decemitur, Decemaiurque et maneat provinckdibus
potenUam auam tali modo ostentandi : sed laus faUa et prtcilme eispreMsa perinde
eofäbeatur qttam malüia, quam erudelitas,
2) Gotbofr. Paraua. ad Cod. Th. 12, 12. Dirksen CiTilisttscbe Abhand-
lungen 2, 16. Boissieu Jnter. de Lyon p. 263. Mommsen Epigraph. Analekten
n. 9, in Berichten der k. sächs. Ges. der Wlss. 1850, Phil. hist. Gl. S. 208.
3) S. oben Seite 108.
4) S. oben Seite 107.
ö] S. oben Seite 108.
— 373 —
commune vereinigt, welches dem Verres zu Ehren Festspiele
{Venia) feierte und ihm in seinem Namen Statuen errichtete^);
es wird auch in der Kaiserzeit ein sctcerdotium protmciae gehabt
haben, wie es in Sardinien nachweisbar ist ^) ; in Gallia Narbo-
nensis errichtete im J. 11 n. Chr. die Stadt Narbo eine ara
Augusti^)y wenig später findet sich ein ftamen prtwinciae A^ar-
bonensis*), apxiepeoc icpwroc iicap^eta^ t^; ix Napßövoc^) ; die
von Caesar eroberten tres GaUitie, d. h. Lugdunensis, Aquitania,
Belgica , hielten ihren Landtag jährlich am 4 . August in Lugdu-
num®) ; die Alpes maritimae hatten ihren flamen im J. 484 f) ; für
die Germaniae, welche vor der Varusschlacht als gesicherte Pro-
vinzen galten, war die ara Vbvmm consecrirt, an welcher im J.
9 n. Chr. als gewählter Provincialpriester ein Cherusker fongirte^),
und in Britannien war eine der ersten Anordnungen die Errichtung
eines templum Divi Claudii und die Ernennung von Priestern an
demselben ') . In gleicher Weise ist ein Provincialconcil nachweisbar
in Pännonia superior^^^] und inferior^*), Hoesia inferior i^, Dacia >'),
1) Cic. in Verr, II, 2, 46, 114: dtn^qut nunt vide, quid hUer U, ctittu
nomiM apud Siculoa fuU die$ of^untur et praeclara ilia Venia eeUhrantury cui
statuae Romae stant inaurataey a eommufu Siciliaei quemadmoäum imeripium vi-
demUBj datae. ib. 2, 59, 145: (impertuU)^ ut üdem pro parte in eommwie Sid-
liae eonferrent. ib. 2, 63, 154 : htüe eUam Romae videmuB in ha^i etatuoffim ma--
zimi» Utteris incituniy a eommuni Sieiliae dataa, cf. 2, 42, 103: dicit praeterea
ieetimorUum tota Sieüia , quae in eommunibus postulatis eivitahtm omnium comu-
lihus edlditj ^^rogare atque orare patres eonseriptoSf ut etatuerentf ne ahtentium
nomina reetperentur.*' 2, 59, 146: nam legaUcnee otmUum eivikUwn in poahdatie
ecnummihut — etiam hoc edidemnt, ut tlatua» ne out, nlei cum i$ de provineia
decteeieeet, poUicereiUur,
2) SaeerdotaUe Sardiniat 8. Henzen n. 5969.
3) OreUi n. 2489.
4) Herzog GttU. Narh, hiH. p. 255. Append. n. 106. 107. 106.
5) Ephem. epigr. 1872 p. 203.
6) lieber den lagduBensiscben Landtag 8. oben S. 118.
7) Orelli n. 2214.
8) Tac. Ann. 1, 57.
9) Tac. Ann. 14, Si: ad hoc templwn divo ClaudiD eonetitutum quaei arx
aelemae dominatkmie aspieiebatur , deUetique saeerdotee gpecie rtUgioni$ omnti
fortuna» effundehant.
10) Die Proyinz hat eacerdotaU» (C. J. L. III n. 4183. 4178) und eine ara
Augu$U in SaTaria (ib.' 4170. 4192. 4193 und dazu Mommsen p. 525).
11) Ein eaoerdoe pfwimciae findet sich in Aqnincvm. C. /. L, III n. 3485.
3626.
12) Ein eaeerdo» provineiae kommt vor in Troesmis. C. i. L. UI n. 773.
13) Das coneiHum provineiarum Daeiarwn tirium versammelte sidi in Sarmi-
zegetusa ( C. I, L. III n..l4o2), wo ein tacerdos arae Auff. (ib. 1209. 1433.
i509. 1513) füngirte, der auch eoronatua Daeiarum Irium heisst (ib. 1433»
OreDi 2171). Coronatu$ ist ein gewöhnlicher Titel der Prorincialpriester ; s. Momm-
sen Berichte der saebs. Geiellsch. der Wies. 1850 8. 217, nnd den Brief das
— 374 — ^
Ddlmaiia^), Tbr^ia^) und Macectonia^); am auRgebiMetsten »ber
war der mii dem Landtage verbundene Galt des kaiserNcben Hau-
sed in den orienialiaeben Provinsen,- insbesondere in der Provinz
Asieta, webbe nicht allein in der Hauptstadt, sondern in mehreren
Städten, zu denen Perganios, Smyrna, Ephesus, Sardes, Gyzicus
und Philadelphia gehörten, einen oder mehrere Tempel für diesefi
Galt unterhielt, und bei diesen die jjihrliche Versammlung ab-
wechselnd feierte^). In diesen Städten findet sich ein besonderer
städtischer Priester, welcher den Titel apxtspso« ^Axna^ vac»v r»v
h nepYttfM|> > ap^upftoc 'Aa(«tc vaou tou iv 'Ef^9^ xotvou ri^
Ästete tt. s. w. fuhrt, und nicht lu verwechseln ist mit dem Über
ihm stehenden Oberpriester der Provinz, der apj^tepsuc rr^ 'Aom^
Asitfchan. ohne -Weiteren Zusatz oder '\oiap]rr|C heisst. Denn dass diese
Titel gleichbedeutend sind, kann einem Zweifel nicht unierfiegsn^).
Pabtfles Inaocenz an die Bischöfe de» Syoodu» Toleianus vom J. 400 bei U«-
duiii Coneil. 1 p. 1020. In Beziehung darauf nennt Philostratus V. Soph, i,
21, 2 die Würde des dpyiepeuc ttjc ^Aoiac einen oti^vo;.
1) Wenigstens hatte ein Theil Dalmatiens, Liburnia, eine ara Aug. in Scar-
dona C. 7. L. HI n. 2810.
2) An das xotv^v xms Bp^x&v rescribirte Antoninus Pius. Dig. 49, 1, 1.
3) Der opyiepeuc xcöv oeBaordov, oder dp)^iepeuc toü xoivoD Ma%eo6vaiy kommt
vor in zwei Inschriften, C. /. Gr. 2007 und-2Ö07b (Vol. II p. 993); das xoivov
TÄv MaxeSövcBV C. 1. Gr. Vol. II p. 993 n. 1999b; xotvöv Maxeoovoov vc»xö-
pcov auf Münzen , Eckbel D. A\ 4 p. 292. Mionuet I p. 459. Suppl. III p. 12.
13, 39.
4) S. oben Seite 187.
5) Von der älteren Literatur Über den Asiarchen hat einige« Eehhel I>. iV.
4 p. x07 angeführt. 8, ausserdem Kuiuart ad acta Martyr. (1713 fol.) p. 34.
Heineccius ad leg. Itdiam et Papiam Poppaeam, Amstelod. 1726. 4 p. 141 f.
Goth. ad Cod. Th. 15 , 9, 2. P. E. MflUer Dt gmio aeoi Theodo$iam , Havniae
1797. 8 p. 56 ff. Reiske ad Liban. II p. 557. Krause Nenm^poc, Lips. 1844
p. 71 f. Meier in Ersch und Gräbers Eneycl. Seet. Ul Bd. XVI S. 426. Die
Identität der Titel olp^ieptuc rf^i 'Ao(ac und 'AmdpY'V); habe ich bereits früher
angenommen und nach mir Kuhn 1, 107 ff. und Henzen Annali 1863 p. 285;
die Verschiedenheit beider Würden dagegen behaupten naeh Eckhels Vorgange
Waddington zu n. 885 und Perrot De GalaUa provineia p. 150 ff. Meine Grunde
^ind folgende: Erstens hatte Asien dasselbe Priesterthum, wie alle andern Pro-
vinzen (Dig. 50, 5, 8 pr. : in Asia provineia aaeerdotium eusoipere wm eog%mlmf
numero Uberorum quinque svhnixi, quod — Severus Augwius dectewU ao po$Ua
in ceterie provinoUa tertfandum esse constiiuit'); diese hatten aber nur einen
Priester. Das saeerdotwm Asiat, t^ UpoaävTjv xeivf^v Tf)( "Asio« (Aristidea
Vol. I p. 531), r^-v dp^iep«ouvT]v tou irotyröc l^ouc (Eunap. p. 111), verwaltete
der dpj^ispeu; (s. oben S. 368 Anm. 4), und er ist im Besitz der Immunität,
welche die angeführte Digestenstelle erwähnt. Wenn daher Modestinus Dig. 27,
1, 6 $ 14 sagt: l^ou« IcpmouvT) (so ist mit PoUtianus zu lesen, wenigstens
steht im Flore ntlnus nicht Upap^ia)) oiov ^Aoiapvla, Bt^jviapyla, Ka7tita5oxapx(a,
-api)^« dXctToupYT^olav dnö iniTpoitAv, Tot>x' eoriv, Itoc av dpy(i^, so lässt steh
unmöglich annehmen, dass er von einer andern Person, als dem «ipytfipe6c redet.
K4 ist aUerdifigs richtig, dass es Asiarchen noch in christlioher Zeit gab, In
— 875 —
Alle übrigen Provinzen des Orients haben eineD gleichen Priester, der
von der Provinz seinen Namen entlehnt; es sind der Bi&oviap}(r|C^)>
welcher sie priesterliche Geschäfte nicht jmehr ausübten, aber auch damals blese
ihr Amt noch immer $acerdotittm (Cod. lust. 5, 27, 1) oder ap-j^t£po}o6v7] (Cod.
Th. 12, 1, il2j, und ia den christliebon Priosterstand wurden nicht aufgenom-
men, qui poit haptismum vel coronati fuerint, vel sacerdotiwn , quod diciiur^
MMttmierMf et ediUorus publkas ceUbraverint (Innocentii Papae ep. vom Jahr 400
bei Hasduin CondL 1 p. 1020). Da Griechen und Asiaten einen besonderen Ge-
schmack ao glänzenden Titeln hatten (Dio Chrys. II p. 148 R.), so wurde die
ursprüngliche Bezeichnung dpytepeu; durch einen neuen Titel ersetzt, welchen
sich übrigens nicht bloa die Provincialpriester, sondern auch städtische Priester
beilegen, wie dies der zweimal vorkommende ^Aaiopyr^; xf^; itp<6*nrjc %al \t£yi9Ttii
(XTjTpoiT^Xeoic TT^C 'Ao(a; xoii ß vewxopoov t&v Seßaoruiv Ti(^eo(a}v t^6Xs,ok (<^- /•
Gr. 2090), Asiarcha iemfdorum spUndidisstmae civitatis Ephcaiorum (Henzen n.
6156 s= Waddington' n. 1821) darthut. Zweitens: Ueber das Martyrium de«
Polycarp, welches nach Waddington Vie du rhit. Aristide p. 235 ; Fastes des pro-
vinees AikLUques n. 144 auf den 23. Febr. löö fiel, haben wir eine epi$tola
eeeUsiM Smyrtkaeae, welche theilweiso bei Eusebius H. E. 4, 15 steht, ganz
herausgegeben ist In Ruinart Act. Matt. p. 37 ff. Drossel Patrum apostol, opp.
p. 391 ff. In dieser heisst es p. 42 R. = Euseb. 4, 15, 27: raur« "Ki-^o^t^ Itzc-
ßöov %oa. i^^pdrccM t^n 'A9tdp)nQv <l>(Xinnov, Iva iiza^^ tw IloXuxdpicip Xiovra,
und p. 45 R. = 466 Dr. : ouNeXtjtpOT) hk utto 'HpcoBou , dirt dp^teploic (I>iX(itirou
TpaXXtavo5, dv8T>icocTe6ovTo; StaTtou Ko^pdtrou ; es wird also der Vorsitzende bei
den Spielen des xoiv6v 'Aaia^ in Smyraa einmal ^Aaid^yrfi und hernach dpyjLt-
pcuc genannt. Drittens: Sowohl die stadtischen dp';(iepeic fnngiren mit ihren
Frauen zusammen (C. i. Gr. n. 4363. 4385. 3495), als auch die Frauen der
dip)(i6peu der Provinz sind dp^^tipeiai (C. i. Or, n. 3092. 3489. Ennap. p. 57).
Ebenso haben die Würde des AOic^yrfi Fran und ^ Mann, wie z. B. C. /. Or.
n. 3342: M. AOp. Ztjvwv xal M. K)v.' 'louXiavi) 'Aoiap)^ai olc, und aus diesem
Grunde durfte der saeeirdaa provincio«, d. h. der Phoeniclarch oder Syriarch, nicht
eine SclSwVin heirathen (Cod. lust. 5, 27, 1. Marciani Nov. 4). Da nun aber die
Frau des Asiarchen dp^^Upeta ist, wie hervorgeht aus C. 1. Gr, 3677: IlXooxbu
Aup. rpdbou *A5iap)^ou xal 'louXCac Aap. 'AoxXijzio5<6pa€ , xfjC ifjvaiTti; a^xoi»,
Ap^tep£iac , so ist auch der 'AotdfpyT); für den apytepeuc zu halten. Endlich
hat man aus zwei galatischen Inschriften einen Unterschied beider Würden nach-
weisen wollen. In der einen (C /. Or. 4016) heisst T. Fl. Gaianus dpytepeu;
TOü xotvou Td)v FaXaTÄv, roJ.aTötpyif);, SeßoöTo^avTT^;, in der andern (C. I. Ur,
4031) Aelius Macedo dp^iepao<£(A£voc fot» xoivou tcov FaXäTwv , roAaxdip^^T);,
oeßooTo^cUvTvjc hiä. ßiou Td>v %ems Seßast&v. Um diese Inschriften richtig zu
verstehn, muss man sich erinnern, dass der sacerdos promneiac nur aus denjeni-
gen Personen gewählt wird, welche alle honores municipales bekleidet haben
(ä. oben Seite 367). Sowie nun in der Inschr. Waddington 2741 Eurycles zuerst
dp^iepeuc 'AaCas voSjn töv In 2[juipv7j, d. h. Priester der Provinclaltempel In der
Stadt Smyrna ist, dann aber zum apyiepeu; rfjc 'Aa(otc desi^irt wird, so wurden
auch Gaianus und Macedo zuerst SepotOTO^dvTai ^>ia ßlou, d. h. pomines perpetui
der Stadt Ancyra, dann dpyiepet; tou xoivoü t&v FoXaTCöv, d. h. Priester des
bekannten Tempels, den das'xoivi^v FaXaimv in Ancyra erbaut hatte, und zuletzt
FaXordp^ai. Die Ordnung der Titel ist aber so , dass zuerst das kleinere Pro-
vinelalamt , dann das grössere, endlich nebenher das lobonslängliche, städtische
.\mt erwähnt wird.
1) Waddington n. 1142. 1178. Digest. 27, 1, 6 § 14. Er kommt auch vor
in der Constitution des Yalentlnian und Valens (364 — 367) in Haenel Corp. leg,
p. 220 und Ist wohl auch zu verstehen unter dem (äfp5a; tov> xoivou t&v £v Bei^jvl«
'EXXVjvmv bei Perrot Exploration p. 32 n. 22 = Mordtmann Berichte der .bayeri-
<5chen Acad. 1863, 1 S. 228. Das xoiviv tS»v is Btftuviqt 'EXXifjviov erscheint ah
offlcicUer Titel des Landtages auch bei Paulus Dig, 29, 1, 25.
f
— 376 —
novTapx>2C *) , FaXaTapxT^« ^) , Kainca5oxapxT|C ^) , na(j.(puXtapj^c ^) ,
Aoxtap](if]c *) , KiXixapxTjc *) , 2opiap)fifji ^) , <I>oivixap;{T|; ^) , und
nur ein Koirpiapxrj(; ist bisher nicht bekannt geworden , was
Zufall zu sein scheint, da ein xoivov tu>v Kuirpicov vorhanden
war^). In den africanischen Provinzen finden wir ein xoivov \
zwar nicht für die combinirtc Provinz Greta Cyrene, ^ohl
aber für Creta allein ^^] , feiner für die diocletianische Provinz
Tripolis ^% für Africa proconsularis , deren Feste in Garthago
gefeiert wurden ^^), füi* Numidien^^] und Mauretanien^^). Auch
als Italien eine Provincialverfassung zu einer Zeit erhielt, in wel-
cher der Gült des Alterthums seine Bedeutung schon verloren
hatte, wurden diese neuen Provinzen nach dem Muster der alten
mit einer Festversammlung und einem Priesterthume ausgestal-
tet*^). Wir dürfen demnach annehmen, dass der Landtag als ein
allen Provinzen gemeinsames und zu der Gonslitution der Pro-
vinz gehöriges Institut zu betrachten ist, dessen Einrichtung überall
1) C. /. Gr, n. 4157. W^ddington n. 1178.
2) C. /. ör. n. 4014. 4016. 4031. 4039. 4075. 4076.
3J Dig. 27, 1, 6 S 14.
4) Annali 1852 p. 179= Waddington n. 1224.
5) C. 7. Gr. n. 4198. 4274; dtp^atToO Aux(»v Iftvou;, Waddington n. 1219;
Auxtap/MÖc, Waddington n. 1224.
6) Rovne Nnmismatique 1854 p. 93. Waddington n. 1480.
7) Cod. Th. 6, 3, 1; 15, 9, 2. Cod. inst. 1, 36; 5, 27, 1. Borghcsi
Oeuvres 4, 144.
8) Cod. Inst. 5, 27, 1. lustin. Nov, 89, 15. Ein Decret der Provinz Phö-
nicien C. /. L. III n. 167.
9) Eckhel D. N. 4, 429. Waddington n. 2734.
10) £b kommt vor xotvöv tqdn KpTjrwv, C. i. Gr, 2583 und auf den Münzen
von Tiberius bis M. Aurel , h6^\Mi toj xoivoy t^5 Kpm&v inaorf ia^ , C. I. Or.
n. 2595; h6i[\ia to5 xotvou iraaij; zffi ina^y^ioiy ib. 2596. 2597; K^tixdpyfr^,
ib. 2744.
11) Ammian. 28, 6, 7.
12) Ueber die Priester dieser Provinz handelt sorgfaltig 0. Hirschfeld Armali
1866 p. 69—77. Merkwürdig ist, dass noch unter Constantin ein neues saeerdQ-
tium Flaviae genUa in Africa eingerichtet wurde (Aurel. Vict. de Caea, 40, 28),
und dass etwa im J. 368 in einer Inschrift (Henzen n. QjD04) ein Proc^nsul
Festus Uymettus gelobt wird, quod Studium saeerdoiii provineiae restüuerii, ut
nunc a conpetüoribus adpjtlaturf quod arUea formidini fuetU.
13) £ln flamen provineiae Numidiae Annuaire de Constantine 1861 p. 237 n. 1.
14) Ein flamen provineiae Mauretaniae Renier Inscr. de l'Alg. n. 3915.
15) Es sind dies der sacerdos provineige Campaniae, Henzen n. 6112; der
praek)r Etruriae XV populorumy Orelll n. 96. 97. 3149. Henzen 6183. 6497;
der iuratus ad sacra Etruriae ^ OrelU 2182; der sacerdos, quem anniversaria vice
Vmbria dedity Henzen n. 5580 ; der coronaius Tusciae et VmJbriae, über welchen,
.sowie überhaupt über die Landtage dieser Provinzen, Momnwen Epigr. Anal,
u. 8. 9 in den Berichten d. sächs. Qesellsch. der Wiss. 1850 8. 199 ff« erschö-
pfend handelt.
— 377 —
»
im Wesentlichen die gleiche war, und nur in denjenigen Provin-
zen etwas eigentbttmliches hatte, in welchen man es bereits vor-*
fand und beihehielt. Dies ist der Fall in den combinirten Pro-
vinaen Bitbynia Pontns, Pamphylia Lycia» Greta Gyrene, welche
doppelle xoivet haben, und wahrscheinlich in Griechenland, wo da»
xotvov j^/atac^) nicht den Landtag der ganzen Provinz, sondern
wahrscheinlich nur der peloponnesischen SUidte bedeutet» und
neben demselben nodi unter den Kaisem das xotvov Boioitm,
Eußoiwv^ Aoxpwv, 4>€Dxi(ov^ Aittpi^fov aus alter Zeil fortbesteht ^j.
B. Der Statthalter und seine Beamten.
In Betreff des Beamtenpersonals, in dessen Hände die Verwal-
tung der Provinzen gel^t wurde, sind sowohl während der Repu-
blik als besondei*s bei dem Regierungsantritte des Augustus verschie-
dene Bestimmungen getroffen worden und man kann in der Ge-
schichte der Provinzen drei , Perioden unterscheiden, von welchen
die erste vom Beginne der Provincial Verwaltung bis Sulla, die zweite
von Sulla bis Augustus, die dritte von Augustus bisDiocIeüan reicht.
Während der ersten wurden für die Provinzen- eigene ' Prätoren FiUor«n,
erwählt, seil 527=227 zwei für Sicilien und Sardinien 3), s^il
557 = 497 noch zwei apderc fOr tf ripanta ciUrwr und tUterior*]f'
und die Zahl von 6 Prätoren hat sich bis auf Sulla eAalten,
welcher dieselbe auf 8 erhdhte^j. In der zweiten Periode blie-
ben dagegen sämmtliche Prätoren während ihres Amtsjahres in
Rom und gingen erst im folgenden Jahre prorogato imperiQ^] mit '"'JJ^"'*"
dem Titel pro praetore oder prapraetor'^) in ihre Provinzen. Der
Grund dieser Aenderung liegt darin, dass einerseits die Zahl der
Provinzen durch das Hinzukommen von Macedonia, Africa, Asia,
n C. /, Gr, 1124. 1307. 1625, 20.
2) Ephem. epigr. 1872 p. löl. 207
Kuhn 2, 72.
und sonst oft.
o) Liv. ep. 20: praetorum numenu ampliatut tsi^ fU €Btent HU,
4) Liv. 32, 27: sex praetores primum ereati, ertsunUbus iom pro9incü$ et
latiu* pateseenie nnperio,
5) Auf 10 brachte die Zahl der Prätoren Caesar (Die Cass. 42, 51), iud«u
er der bestehfpden Zahl 2 hinzufügte (Dig. 1, 2, 2 $ 32). 8ulU kann also
nicht vier, wie in der letzteren Stelle angenommen wird, sondern nur sirei neue
Pratorenstellen eingerichtet haben. 8. Dnimann 2, 485.
6) Mommseu Staatsrecht 1, 519 ff.
7) Ueber die Formel proconaul und proeonsuU , propraeior und pfopraelore,
zwischen welchen kein Unterschied des Sinnes ist, s. Soldan QuaetUoimm de
aliquot pariibw proeonnUum et propraetontm capita eex, Uauov. 1^1. 8 p. 16^
32 und Marini ArvaU I p. 54. '
— 378 —
Gallia Narbonemis und Gilieia sich vergrüsserte, andererseits die
in Rom nacb und nach eingerichteten Criminalgdriehtshöfe [quae^
stiones perpetnae)y deren Präsidium den Prätoren ttbergeben wurde,
die Anwesenheit sämmüicher Prttioren in Rem nöthig machten.
Welcfhem Jahre und welchem Gesetze diese Aenderong zusu-
sehreifcen iaf» wird nii^gends überliefert; wenn man sie auf
'^^^^^i Sulla zurOckfühn 1) , so bat dies in sofern seine Richtigkeit, als
Sulla sowohl das consularische als das priftorische Amt, welches
solange einjährig gewesen war, gesetzlidi auf die Dauer von
zwei Jahren brachte, von denen das eine auf den Dienst in der
Stadt, das andre auf die Statthalterschaft einer Provinz verwendet
wurde, und so die Prorogation beider Aemter regelmässig machte,
während sie bis dahin zwar schon lange vorher, aber nur als
Nothbeheir in Anwendung gekommen war^]. Die erste quaesUo
perpetua wui^de nämlich bereits 605=149 in Folge der lex des
f Volkstribunen L. Calpurnius Piso de pecuniis repetundis einge-
setzt*^), damals aber zunächst unter Vorsitz des praetor pcrejrmus
abgehalten^), im J. 659=95 hatte sie aber schon einen eigenen
Präsidenten in dem praetor repeiundarum^}, der durch die uns
erhaltene lex repetundarum des Jahres 632 = 12t scheint ange-
denSich ordnet worden zu sein*). Waren also damals drei Prätoren in
wVsm. Ä^n* nöthig, so blieben ftir die vorhandenen zehn Provinzen nur
drei Pratoren disponibel, und wir finden daher schon vor Sulla
öfters Proprätoren als Statthalter, wie im J. 644 = H3 in His-
pmia ultmor'^), im J. 650 = 404 in Sardinia«), Im J. 666 = 88
in Africa*).
1) Borgte»! Omof^ 1, 233. Monnuen StMtsreckt 1, 86: RcoktsTsage 8. 9.
2) Mommsen Rom. Gesch. 2, 360 ff.
3) Die. BftU. 27, 106: nam et quaestUmes perpetuae hoe {Carbone) adolescmte
eoiutikUae mmt, quae anUanuUae fuerunZ; L. enim Piso tribunus pl. legem pri-
mua de peeuniU repetundia Cengorhw el Manilio consiiit6tu tuUt. Cic. de off. 2.
21, 75. m Verr, H, 3, 84, 195; 4, 25, 56.
4) Lex T^et. t<nb J. 032 (C. i. L. l n. 198) lin. 12.
b) In diesem Jahie (Ck. in Verr. II, 2, 49, 122) war C. Claudius Pulchcr
iudex quaesUonU veneficiis und praetor repetundis j Orelli n. 569 csl?. i. L. 1 p. 279
11. IX. Ba gab also damala acfaoii zwei quaeetiothes perpetuae*
6) Memmaen C. /. L. 1 p. 65. 9
7) Von Marina, der sieben Jahre vor seinem Gonsulat (Cic. de off. 3, 20.
79), also 640 SB 114 Prätor war, sagt Flut. Mar, 6: pkcxa ht ttjv dTparrj^iav,
xXt|p<p Xaßoav Ti?]v ixT^i 'Iß7)p(av, Xi^^^cai xaftdpai XigatTiplmv n?^v e«ap)[lav.
o) Ib dieses Jahr setzt man , wenigstens annähernd richtig, die Statthalter-
s<diaft des T. Albucios (Drumann 3, 126; 4, 319. Cic. in Pison, 38, 92. de off.
% 14, 50), den Cic. de prov. tom. 7, 16 propraetor nennt.
9) Ais Marius in diesem Jahre nach Africa floh, war doci Statthalter äexti-
— 37« —
•
Die Vev^nderung, welche im J. 122 begma und dorcb 8id-^
las Geseiee Mnetfonin wurde, dmd fiKnriieh die SMIballer nicht
als frae^oreSj sondern prüpraetore ihre PronM verwalteien, be-
zog sich indessen nur amf die Provinzen, welche als berahigt
angesebn und ohne grossere MeeriMittachi admmslrilrt werden
konnten ; diejenigen, welche noch Schauplais des Krieges waren,
worden, wie in der ersten, so auch in der iweüen Periode ent^
weder den fmigb'ehden Consuln llberiragen ^) oder ausserordenW ProooMuin.
lieber Weise einem besonders dann erwählten Befehlshaber mü
dem Titel pro eomule^) angewiesen, sei es nun, daes man dem
Consul des vorigen Jahres %nt PoriseUmig des Krieges sein im^
permm prorogirte^, oder einen früheren ConsuH) oder einen
gewesenen Prator'^), oder, was selten geschehen ist, einen noch
zu keinen höheren Würden gelangten Privatjnann mit oonaiilari-
sehem Beere und imperium ausrüstete, wie bki ^»24 4 den Scipio^),
l'ms (Flut. Mar. 40), deu Appiaii. B. C. 1, 62 Sextius nenut. Auf Münzen von
Uadrumetum hoisst dieser P. 8EXTIIJV8 PRoPraetor AFrieae. 9. Mflller Nu-
frUtmaiiqti4 de l'ancktme Aftkpu 2, öl, weloher indetseii in der Jahiesbeciim-
inong int.
1} HiefQr sind die Beispiele bftntig.
2) In den Trinvph&l&elen der Republik wird bii auf Cisafs Zeit nieoiaA^
dem der Titel procontul beigelegt , der nicht Oonsular geweies wäre , mit Aua-
nahme dos L. Coruelins f)olabella, der 656 « 98 pfoeonniU trinmpMrte , in den
Consularfasten aber nicht vorkommt. Auch er indessen dfirlle eoniul sn/fnliia
gewesen sein; dagegen zu Ciaars Zeit und spiter triumphiren ^ts pr(KcimUe$
a. 709ai4ö Q. Pedias; 711c=r43 L. Planeos; 720»ai O. SosHis, welche nieht
Consuln gewesen waren. S. MommseQ C. /. L. I p. Ö67. d68.
3) Dies geschah zuerst 427« 327. LiT. 8, 28, 12: aehm cum iHbumUett,
ad pojmkHn fertmü, iit, quum PublUiUB PkUo eomidatu akistet^ pr» ooniule rem
yereretj quoad debeUatum cum Qfaeei» esset. 8, 26, 7: duo steyutorki haec ei
vkro primum cotüigert, prorogatio hnptrii, non ante in ullo faetOf et acto konoet
triumphue.
4) So wurde im J. 290 ss 464» da ein Consoi in Rom bHeb, derafldre gegen
die Aeqaer uiiglfleküch käropfle, der Gonsul des vorigen Jahres, T. Quinctius
procoiMuts mit der Fflhrung des Krieges beauftragt.
5) S. die Sammlung bei Soldan p. 69 ff. Beispiele sind: LH. 41, 12: Ti,
(.Haudius proecnaul, qui praei^ priore anko fuerat, Gic. de leg. 1, 20, 66: cum
pmeomule ex praeiura in Graeeiam ventsfet {GetUue'). Flut. Aem. PamU. 4; in\
Toutov 6 Ai(fc(Xtoc ileicifAcpOT] 0T^vm6^, oo^ ^S ^.wv ttcX^cK, Seouc lx<M>«fv
f)l O'cpu'iTjiowtig , dXXd icfocXaßdrv etepouc Tooo6touc > Aon Tf)c ^}rf)c 6it«tTiii^
^svievat T^ d^ieifMi. Ueber diese prltorischen Proconsuln ist bei den eloaeinen
Provinzen Jedesmal die ndthige Nach Weisung gegeben worden. Q. Cleeio wurde
ex praetura proeonetd Asiae, C. Octavius, der Vater des Augustus, ex prmt^ma
proeonetd Maeedoniae (Dmmann 4, 230); der eigenttiehe Titel dleoer ptitorischen
l^TOconsnln war aber praetor pro eontute, wie die von Momusen C. /. Jj. I p. 180
angeführten Beispiele Vinicianus, pr. pro eos. (C. /. L.l n. 641), IT. Ooidius
pr. proeos, (Orelli 3142), T. Mossidlus Ptdlio — pr, proeot, protrtne. OaMoe
Sarb. (Qrnt. p. 440, 2); M. Nonius Baibus pr. pro eos. und daneben nur pftPco«.
(Mommsen i. N. 2405--2413) beweisen.
6) LiT. 26, 18.
— 380 —
548s=3S06 den L. Cornelius Lentukis^), 677=: 77 den Pompeius^^.
Des8 ein Prilior in aeiiieiii Amlsjahre eine Provinz vervraltet,
kommt nur noch einmal vor in der Verwirrung des Kriegsjabres
70533 M, in welchem C. Pannius^ dessen Pr&lur in dieses Jahr
zu fallen scheinis), die Statthalterschaft v<m Asien führte und
in dieser Würde sich den Titel crrpaTi)Yoc wratoc beilegt^), wel-
cher im sedisten Jahrhundert der griechische Titel für den Con-
sul ist^), und bei dem Prfttor nichts anderes bedeuten kann, als
das consularisehe Imperium <^); die Gonsuln haben auch nadi Stil-
la^s Zeit no<^ auweiien ein auswärtiges .Commando übernommen,
wie im J« 680=3 74 LueuUus und Gotta im Kriege gegen Mitbri-
daiefi?) und im J. 687=67 IT. Acilius Glabrio in Bithynien^).
Regel aber war es, dass sie Rom in ihrem Amtsjahre nicht ver-
liessen ^) .
ri^hrai^' Der Unterschied zwischen dem procomul und <tem prapraeior
nwi^v^i' ])erubt nicht allein auf dem Rangverhaltnisse^^^], nach welchem
TiBsen.
1) LW. 28, 38; 31, 20: per idem tempw (Öö4s:200) L. Vomelku Len-
tulu» pro cofhmüe ex Hiapania rediit. Qui quum in senaiu res ab se per muUo$
cnmos fortiter felieiterque gestas expoiuiasei poHukutetque^ ut trmmphanii a&i m-
veki lUeret Hh wrbem, re$ triumpho digna* esse eenaebat senaJtusi sed exempltan
a maioribuf non aeoepisse, «(, qui nequc diekUor neque eonsul neque praetor res
gessissetf Mwm^haret: pro eonaule iUwn Hispaniam prootnctom, non eonsnUm
aui praetotmi obtimrisse.
2) Liv. ep. 91: Cn. Pompeius cum adhuc eques B, esset, emm hnperio pro-
cumsidari adversus Sertorkun missus est. Cic. Phil, 11, 8, 18: fiom Seriorionum
bellum a senatu privato datum est, quia eonsuUs reeuaabmU; cum L. PhÜippus
pro eontuUbus eum se mittere dixit, non pro eonsuU. Cic. pr. L Manil. 21, 61.
3} Mommaen G. d. K. Münzw. 8. 375 Anm. 33. Waddin^n Fastes n. 34.
4) loaeph. Ant, 14, 10, 19. An einer andern Stelle heisst er doytOTpoctr.-
YÖ«, itni. 15, 10, 13.
5) C. /. Gr. 1770. 1325. 3800. Polyb. 1, 52, 5; 6, 14, 2; 18, 46(29), 5.
6} Deber den Titel handelt ansfßhrUch Mommaen Epk. epigr. 1872 p. 223 ff.
7) Liv. ep. 93. 94. Sntrop. 6, 6, Walter Geseh. des K. Rechts % 135 hält
dietien Fall für den letzten der Art, was diireh den gleich anzuführenden spa-
tern FaB widerlegt wird.
8) Dio Oass. 35, 2. Sallust. fr. Aül. 5, 14 Krits bei Prisdan 18, 4, 41.
Drumann 4, 159. Mommsen Rechtsfrage S. 30. Zumpt 8tud. Rom. p. 73 nimmt
an, daas nach der lex Vatima 695 es 59 kein Gonsul mehr eine auswärtige Pro-
vins erhalten habe; denn dass Crassns im letzten Monate seines Gonsulates gegen
die Parther aassog (Cic ad Att. 4, 13) und im Jahre 711 as 43 die Gonsuln
Hirtlas und Pansa in den Krieg gingen, ist für die Torliegende Frage nicht
enteeheidend.
9) Daher sagt Gic. de nai. deor* 2, 3, 9: tum enim heUa gtrere nostri du-
ces ineipkmi, quum auspieki posuerurU; de div. 2, 36, 76: belUcam rem admi-
nittirari maiores nostri nisi auspieato noluerufU ; gtiom multi anni sunt, eum beUa
a proeons%Uäms et a propraetoribus adtnhmirantur^ qui auspicia non kabent! und
bei JHo Gass. 45, 20 wirft Cicero dem Antonius vor, &rt r^^v i:6kis ht xtp ttjc
&naTc(a« ffii'^if ixXmobv iufCcpt^p^eTai t9)v x<^P^ irop^doN xal Xu|jiaivö{JL£vo$.
10) Cic. pr. Plane. 6, 15: sed seroari neeesse est gradus^ eedat eonsuilari ge-
— 381 —
der entere zwölf, der letotere sechs feaces fahrt i), sondem ur-
sprünglich wenigBteDS in dem eonralariscben Heere, welehes der
erstere unter seinem Befehle hat^). Diesell>en Provinzen werden
daher, jenachdem sie einer grösseren oder geringeren Truppen-
macht bedürfen, bald Ton Proconsufas, bald von Propräloren ver-
waltet^); erst am Ende der Republik kommt es vor, dass der
Titel procomul ohne das consularisehe Heer ertheili wird^).
Die Bestimmung über die ooDsularisohen und prStorisohen
Provinten (decemere oder nommare prm>meiaf) wurde vom Se^
nate, und zwar in der erst«») Periode entweder vor dem Antritte
der neuen Magistrate oder nadi demselben auf Antrag der Gon-
suln getroflfen. Darauf loosten oder verglichen sich zuerst die
Gonsnin über die consularisdien, sodann die Prttteren über die
prii toriseben Provinzen. Für die zweite Periode Verordnete die
lex Semprünia de provmcm (634 = 493) als regelmässiges Ver-
iMfi pfnetoHum. Flut. Oaio min, 55 : oÖti» ^ )iaßaX<lbv eU KIfftupav (Gftto),
Srou t6 vauTix^v f|V, lüoraxo [ih Ktxipaivt t^( ^PX^^t <^« 6icaTix(p OTpaTTifi^^C-
IWd. c. 57: d^iouvTcuv ^k TcdivTOBV ÄpveiN aMs, xoT TcptfirioN t&v irepl Sxttrioiva
'MX O&opov i^cotafiivoiv xal napa&oövtwv r^ ifj^cfiovlov , o6x £^ «at«X6«6iv
Tou« vö(AOuc — oui' iauTÖv dvTiorpdTTjYOV Ävta, icap6vT0( dvOuKaTou^ irpocTdCeiv.
1) Mommsen Staatsrecht 1 S. 305.
2) Glc. de pnv. eon». 1, 15: Mi pftoncm disfiimife rei <fi i9«fdlfiki aiim
moftruratis totruincii^i« a propraetore una eohorU auxiUaria ge$ta et beUum cum
maxhniä Syriae gerUibus et iyrannU consulari exereitu kmipeTioqiie confectum.
3) HiefOr sind bei den efazelnen ProvinzeD die Bewetise gegeben, in Ifs-
cedonien z. B. folgte dem Procopsnl Piso der Propzaetor Q. Ancbariu«) aod Ton
Sardinien sagt Liv. 41, 8: propter heUi magnitttdinem provineia eonsularit facta
est. Ans diesem Wechsel erkl&rt sich, dass. einem und demselben Statthalter
Tersfhiedene Titel gegeben werden , wie bei LiTins M. Fulvius einmal proeonnU
(35, 22), hernach propraeior (36, 2) genannt wird. Tgl. Puker ad Liv. 39, 29.
Insbesondere wird der Titel praetor nicht nur den propraetorei (Cic. ad fam. 13,
56. Nlpperdey Die Uge9 atmales S. 29. 30) od« denjenigen proetmniiet beige-
legt, welche ex praetura in die ProTinz gegangen waren, wie dem Q. Cicero,
welcher 693^696 »61--Ö8 proeimmd Aiku war nnd bei Cic. od (?. /V. 1, 1, 7
praetor heisst, oder in spiterer Zeit dem proconsul Bitftyniae (Tae. Arm, 1, 74),
sondern er wird seiner nrsprQnglichen Bedeutung nach als allgemelAe Beteich-
nqng des Statthalters überhaupt gebraucht, wie dies schon die Ausdrdoke eohon
praetoria, potta praetenüy navis praetoria und praetorium, d. h. die Amtswoh-
nung des Suuhalters in der Provinz (Cic. Verr. 11, 4, 28, 65 vgl. 4, 53, 118.
TpatTti&piov Marci Evang. 15, 16. loh. Evang, 18, 28. Liban. 1 p. 111 R.
lustinian. Nov, 24. Perizonii Digquisitio de praetorio, Franequerae 1690. 8) be-
weisen. Daher sagt Cicero von sich, dem proconstd Cilieiae und gewesenen Con-
snl ad Att. 5, 21 % 11 : hcmines dieere — quod praetori dare eontuessent, ^- m
a me quodammodo dare, und von Bibulus, proeonsul Syriae, ad fam. 2, 17, 2:
qvod ego offieio quaeetorio te add^etum reUeere de praetote tuto {BÜMo) non mo-
leaU fenham. Andere Beispiele s. bei Bckbel /). N. 4 p. 236. Qaraleni ad Vtr-
rin. U, 2, 10.
4) So war, während Q. Cicero als procfmnd Asien verwaltete, fn der Ptovlni
namma pax, mtmma tranquiUUtu» Cic. ep. ad Q. fr. 1, 1, 1. ö*
^'-
— 382 —
Mren ((tein emirM onUnem wurde auch «pft^ das imperium
mehrmals veriMieD), dass, ufii PafieiliohlLeii zu vermeideiif der
8mBi die b^den neuen GonsuhrisoheB Prerinseii jtfhrliGh vor
den Coosukireomitieii nomiiMren eoile, worauf die GonsulD noch
als degt^maU darüber loesteD ^) , wogegen die Tribunen anf das
Recht der ivteroession gegen diese Beslimmung verzicftilelen, wel-
ches ihnen sonst ausländ^ und für die prütorischMi Provincen,
deren Verloosmig erst wahrend des stttdüscheo Amtes der Prä-
toM^n stattlandy feroerhin in Geltung blieb 3). Seitdem die Con-
»uin und •Pl*SltOFen erst nach ibrem Axnisjahre die Rnovins ttber-
^•^*^.^^* nahmen) lag aamit awisehen der nommalio pt^oürnciarum und dem
Antritte der Verwaltung für die Censuln ein Zeitranm von 48,
fttr die RrtfloreB ein Zdtraum von 40 Monaten^), da die Coroi-
tien im Juli gehalten- zu werden pflegten; ein Senalusoansult
vom J. 704ssl>3^) and die lex Pompeia des folgenden Jahren
verlängerte diese Frist in der Art, dass alle Provinzen erat fünf
Jahre nadi dem Gonsulate oder der PrMur angetreten M'erden
sollten®). Dies Gesetz, welches von Cäsar nach der Scblachi
bei Pharsaius aufgehoben wurde, um die Pompejaner von dem
Commando in den Provinzen auszuscbliessen^), aber unter Au-
gustus v^eder zur Gattung kam ^), hob den bis dahin besiehenden
Zusammenhang des städtischen Amtes mit der Stalihallerschaft
gllnilich auf, und machte die letztere aus einer Promagistratur
zu einem dem Begriff nach selbständigen Amle.
1) Cic. ace. in Vfrr, II, 3, 95, 222.
2) Liv. 32, 28.
3) Gic. pr. domo 9, 24. pr, Balho 27, 61. ad fam, 1, 7, 10. de prov, cons.
2, 3; 7, 17. Sallost. lug. 27, 3. Ferratii epiü, 111, 8. üeber die Intercession
Cic. de ffov. COM, 7, 17 : faekan^ inquit^ iUtu praetorias , ut Pitoni et Oatinio
twseedatur 9taiim, 8i hie «Inot. Tum enim tribunus in^ercederc poUriif nunc non
ipoleft. Vgl: 10, 3Q.
4) -Cic. de ptov. con». 7, 17 und die Erklärer zu der St. Mommsen IHe
Reditsfirtge 8. 49. 50.
5") Dio C«ßs. 40, 46: h6fika ht iitoi-Zicavco , fj.7j5£va jiif,TC OTpaTTjrtöovTa,
6) Dio Cass. 40, 56: t6 xe E^YfJia t6 fjuxpöv f^jinpoo^eN ^e^^ius'wy , Aars
TcapcX^tv, xXY^pouodat, ir,sx6p(DQei,
7) Dto Cam. 42, 20: toIc T£ ii)Ye|Mrv(ac ~(üc iv ti^j i»in]«^) tqic (tev unaxot;
£^;p(oavio* £c TS Y^p "ou; &tr^ou; xal £; xouc oxpaxrjYO'^; aufttc TTsipd td de-
^07(Uva o^lacv iitav^X^ov. Zumpt Comm. iipi^r. 2, 232.
8) Dio Cm. 53, 14. Vgl. 52, 20. Suet. Aiip. 36.
— 883 — i
•E6 gik in Rom ala die UauptgaranUe der i*epyMiQ«iiiaobeB Amtsiaatr.
Freiheit, dass kein Staalsamt Ittoger ate ein labr beUeidet wird^),
und für die stödtiseben AeoUer giebt es keine Mdgliobkeit der
VeriHn^ruiBg. Anders ist es mit. wu»m auswärtigen militttriscbeo
CUimmando^j und, was daaselbe ist, der VerwaUuag ejp»er Pro-^
y'msL. Zwar ist auob fttr dies Gosrnnando die Uebariragwg auf
ein Jahr regelmüssig, nSimlicb auf das auU^rische DieDSljafar«
weiches vom ersten März bis Jtuni ieUten Februar gerecluaet
wird 3], und eine Verlängerung der Magpstraiur, welche als eine
ausserordentliche Maasre^ol (^H, bedarf in ältercHr Zeit einer üMm-
liehen prorogatio^ d. h. eines Antrages an das VoUl, in welchem
wieder eine feste S^itgrenze gesetzt wurde, entweder bis zur
Beendigung des Feldzug/es, oder auf ein folgendes Jahr; im
sechsten JahrtMindert wenigstens eines Senatsbesehlusses ohne
weitofe Befragung des Volkes^). Allein es liegt in der Natur
des ^militärischen Conunandos, dass der Feldherr, .wie der Soldat,
seifien Posten nicht verlassen darf, bevor er abgelöst wird; der
Prooonsul oder Proprätor hl&hi also jedenfalls so lange» bis sein
Nachfolger eintrifft^), und je weiter sich der Kriügsscbaaplatz
allmählich von der Hauptstadt entfernte, desto Otter wird eine
Verlängerung des Oberbefehls eingetreten sein, welcher auf ge-
setBlioher Prorogation nii^t beruhte, aber unvermeidlioh war und
häufig vorkommt^). In Sulla's lex Coiiietia de provinciis m^di- UxCor-
nandis war sogar in Rücksicht auf diejenigan Impemtoren, welche
triumphiren wollten^ und zu diesem Zwecke im Besitze des
mperium sein mussten, angeordnet, dass die nach Ankunft des
Nachfolgers ihre Provinz verlassenden Proconsuln und Proprätoren
sowohl während der dreissig Tage, welche ihnen zu den Vorbe-
reitungen der Abreise gestattet wurden^), als bis zu ihrer An-
1) Bei Livitts 4, 24 sagt Mam. Aemilius : maxinuxm liberiaUa euslodiam €<m,
m' 9Mgna imperia diutuma non eMent, et Umporh modM imponerelUT, tguihu»
iurißhnponi non po»»et.
2) Ueber die Prorogation und den BegrÜT der Promagistratnr hat Mommaaii
dreimal auaffihrlicb gebandelt: Die Rechtsfrage rwiachen C&sar und dem Senat
S. 26 ff.; Rom. Gesch. 3, 103; Staatsrecht 1, 519 AT.
3) Mommsen Rechtsfrage S. 14 ff. S. 27.
4) Mommsen Staatsrecht 1, 525. 526.
5j Ulpian. Dig, 1, 16, 10: meministe oportebit, usque ad adverUum auecet'
»orU omnia debere proeotuulem agert^ cum sii utiiM procönttdalui et uUlitoM pro-
vmciae exigat, eue aliquem, per quem rugotia sua provineialer exyiiVetU ; trgo in
adventum 9ucee93ori3 debebit hu dicere. Vgl. 1, 17.
6j Mommsen »Staatsrerbt 1 8. 524.
7j Cic. ad fam, 3, 6, 3.
— 384 —
knnft 11) Rom das impermm beibehidten ^) . Man hat daher die
Zeit der StaUhalteraebaft nicht tu datiren von dem Antritt der
Verwaltung bis sTilHtJebergabe derselben an den Nachfolger, son-
dern von dem Tage, an welchem der Statthalter Rom veriSssl,
bis zu dem Tage, an welchem er ^wieder in Rom eintrifft 2), und
diese Frist ging immer mehr oder weniger über das Jahr hinaus.
Durch die Anwendung des Grandsatzes, dass der Statthalter die
Ankunft seines Nachfolgers abzuwarten hat 3), wurde eine for-
melle Prorogation desselben Überflttssig und die Dauer der Ver-
waltung der Provinzen von dem Ermessen des Senates abhängig
gemacht'^); wir finden deshalb in der Zeit nach Sulla eine Reihe
von Statthaltern in mehrjährigem Besitze ihres Amtes ^), ohne
dass von einer Prorogation desselben im alten Sinne des Wortes
die Rede ist*], und ersehen aus Cicero^s Briefen aus €ilicten,
dass er alle Mittel aufbietet, um nicht länger als ein Jahr in
der Provinz zu bleiben ^j. Denn da auch die acht PrStoren,
welche es seit Sulla gab, nebst den zwei Consuln zur Besetzung
aller Statthalterstellen nicht ausreichten, so war in jedem Jahre
eine Combination oder eine Prorogation einiger Verwaltungen er-
forderiich. Im J. 704=50 z. B. gab es 14 Provinzen; nämlich
1) Cic. ad fam. 1^ 9, 2o: Appiu» -^ 4ieUUtbtU — «e, pumiam ex aenaJtu»-
conaulto prorinciam haberetf Lege Cornelia Imperium habiturumf (juoad in urbem
introiiaset.
2) Mommsen Die Reditafrage S. 35.
3) Dasa dieser Grundsatz in die lex Cornelia aufgenommen war, ist nlrbt
Überliefert, aber wahrRcheinlich. Mommsen R. 0. 2, 362 nimmt dagegen an.
daas dies Qeeetc die StattbalterposteB durehaus auf ein Jabr beachraniLt habe,
für welche Annabme ein Beweis ebenfalls nicht vorhanden ist.
4) Cic. Phil. 10. 11, 26.: «enaluique placere Q. Hortensium pro ronsule cum
quoBHore prove quateton et Ugatts auiB provinciam Maicedoniam ohtinere^ qttoad
ei ex »eruUuaconsuUo coneesaum ait.
5) Ks genügt, einige Beispiele anzuführen. Andre sind bei den einzelnen
Provinzen erwähnt. In Asien blieb L. Licinius Mnrena 670—672 = 84 — 82; L.
LucuUus ein Jahr als Consul und 7 Jahre als Procx)n8ul 680—688 = 74 — 66;
Q. Cicero 3 Jahre, 603—696=61—58 (Waddington f^sUs I n. 13. 20.-^);
in Cilicien P. »Servilius Isauricus 3 Jahre, 676—679 = 78—70; Lentulus 3 ^hre,
698—701 = 56—53 (Drnmann 2, 541); Appius von Juli 701=53 bis Juli 703
= 51 (Drumann 2, 191); in Macedonien Piso 2, in Syrien Oabinius 3, in 81-
eilien Verres 3 Jahre.
6) Von den Siculern unter Verres sagt Cicero Verr. 11. 4, 20, 42 nur:
intellexerunt — Q, Arrium non suceedere,
7) Cic. ad AH. 5, 1 : yifo magis erit tibi Didendum , ne qiud nooi decema-
turf ut hoe noatrum desiderium ne pltu sit nnnuum. 5, 2: fforiensio niandavi.
ne pateretUTf quantum esset in ipso^ prorogari nohia provincias, und weiter: noU
putare mihi <diam consolationem esse huitis ingentis moUsUae, lusi quod apero, non
longiorem amata fore. 5, 11 : ne provineia nobis prorogetur^ dum ad4s, quidquid
provideri potest, provide. 5, 13, 3; 5, 17, 5. ad fam, 15, 14, 5; 8, 10, 5.
— 385 —
fünf consularische und neun prütcrisohe. Von den consularischen
waren ausserordentlicher Weise zwei, nämlich das transalpinische
Gallien und das cisalpiniscbe Gallien nebst Ulyricum an Güsar,
zwei, nämlich das diesseitige und das jenseitige Spanien an
Pompeius übertragen worden ; - f ür die fünfte , nämlich Syrien,
war ein Gonsular nicht disponibel, und liess man daher dieselbe
dem Proconsul des vorigen Jahres, Bibulus^); zur Besetzung der
neun prätorischen Stellen aber, welche nach der lex Pompeia
erfolgte, war das Zurückgehen auf mehrere Jahrgänge von Prä-
toren erforderlich'^). Erst Cäsar half diesen Uebelständen ab,
indem er einerseits die Zahl der Prätoren auf zehn^), dann auf
vierzehn^), zuletzt auf seohszehn^] erhöhte und im Zusammen-
hange damit in der lex luUa de provmcüs von 708 = 46 anord- lexiuua.
nete^ dass nur die consularischen Provinzen zweijährige, die
prätorischen dagegen wieder einjährige Verwaltung haben soll-
ten <^). Hierin wird auch die von Cicero mehrmals erwähnte*^)
lex Antania de provinciis 710 ==44 principiell nichts geändert
haben, welche die Dauer der consularischen Provincialverwaitung
auf fünf oder sechs Jahre ansetzte, aber nur in der Absicht ro-
girt scheint, um den Gonsuln des laufenden Jahres, Antonius
und Dolabella, die Statthalterschaft in derselben Weise zu ver-
längern, wie sie dem Caesar durch das vatinische Gesetz normirt
woKlen war*).
Nach der definitiven Vertheilung der Provinzen wurde jedem ^^^J^-
Statthalter durch ein Senatusconsult seine Provinz mit genauer
Bestimmung über die Grenzen derselben^) und seine Ausrüstung
1) Dnunann 2, 101.
2) Gic. ep. ad fem. S, 8, 8. Mommsen Die Rechtsfrage B. 46 Anm. 118.
Znmpt Comm. epigt. 2, 209.
3) Dio Caas. 42, 51.
4) Dio Cass. 43, 47.
5) Dio Cass. 43, 51.
6} Gic. Phil, 1, 8, 19: qfWMt Ux mdioT^ uUUor, optima eUam rtpubUeasae-
phu pagUatOj quam nc praetoriae provineiae plus qucun aanum , neve plus quam
bieimium coMularts obtmerentur? Gic. Phü. 5, 3, 7; 8, 9, 28. Dio Gass. 43,
25. Drumaun 3, 624.
7) Gic. Phü. 1, 8, 19; 1, 10, 24; 2, 42, 109; 5, 3, 7; 8, 9, 28. ad
Mt. 15, 11, 4.
8) Mommsen Die Rechtsfrage 8. 43 Anm. 111. Drnmann 1, 117. 165 be-
trachtet dies Gesetz als eine AbschaffQng der lex Julia, zu welcher Annahme
kein genügender Grand vorliegt.
9) Liv. 24, 44, 4. Gic. in Piton. 16, 37; 21, 49; 24, 57.
BöB. Altcrth. nr. 25
ttnctat.
— 386 —
(omatio) an Gdd, Trappen, Schiffen und Unterbeamten
wiesen ^)y eine VoUmacbl über seine amtlichen Befugnisse ausge-
stellt^), und durch eine lex cwiala das imperiuni unter f^er-
Uchen Auapiden ttbertragen ^) . Was die Unterbeamten betriflü,
ae bestanden diese aus einem oder mehreren L4igaten, ^nem
Quäator und zahlreidien Subalternen.
^^*j^ Die legall ernennt der Senat ^) aus Männern senatorischen
Ranges in der Anzahl, welche das Bedttrfhiss erforderte; in prä-
torischen Provinsen gewl^hnlich einen, in consularischen drei^),
in besonderen Fallen auch mehrere®); sie sind zwar Beamte des
Staate^^), aber Unterbeamte, welche im Auftrage und unter Ver-
antwortlichkeit des Statthalters fungiren®). Dem Statthalter steht
es daher zu, Personen seiner Bekanntschaft, auch seiner eigenen
1) Cic. de Ug. agr. % 13 : dände omas appcarUorÜnUj »eribüj UbrarUi, prae-
eonibuM, architeeUii praeterea muUSf tabemöeuUSy mtpdUcUU. ad AU. S, 24.
ad fam. 2, 3, 1. Lamprid. AI. Sev. 42, 4: iudiees cum promovertt, exemph
vetemmy tU et Cieero doeet, et argento et necesBoriia ifuiruebat, ita ut praeHde»
provineiarum aceipereni argenU pondo vieena, mula$ $enaa, mulos binos^ eqiäot
binosy ve$te8 forenses binaSj domestieoM binaSj balnearts aingulaSy aurtot centenos.
eoeos singulot. Suet. Caet. 18. Cic. in Pison. 2, 5: ego provineiam OalUamy
aenaiuä auetoritate exereitu ei peeunia insIrtieUan et omatam — m eoncione de-
poiui. Ibid. 35, 86: norme »esterthtm eenties et octogies, quodj qiuui vasarii
nomine in veruUtiorhe mei capiii» 'adseHp»era8 , ex aerario tibi attributumf Romae
in quaestu reUquiati? Cic. Verr. II, 1, 14, 36. ad fam, 12, 3: tegato tuo via^
ticum eripuerunt. Die Lieferungen von argentum (Silbergeschirr), vestii (Cic.
Verr. II, 4, ö, 9), muU n. s. w., die Ausrüstung des Gefolges und des leeres
wuiden durch Licitation an den Mindestfordernden ausgegeben. Dio Cass. 53, 15.
Gell. 15, 4. Suet. Oct. 36. Die Form eines Senatusconsultes über die omatio
ist ersichtlich aus Cic. Phil. 10, 11, 25. Leber die Art, wie die Rosten die-
ser Ausrüstung aufgebracht wurden, wird in dem Abschnitt über die Finaaxen
die Rede sein. 8. Hofmann De provinciali aumptu populi Romani, Berlin 1851. 4.
Mommsen Staatsrecht 1, 240 ff.
2) Rein in Paulys Realencydopädie 4, 853.
3) Mommsen Staatsrecht 1, 54.
4) Cic. in Vatin. 15, 35: et qtumiam legationia tuae facta merUio est^ volo
audire de te, quo tandem tenatuscorunUto legatua als. pr. Seat. 14, 33.
5) Cic. ad fam. 1, 1, 3; 1, 2, 1; 1, 4, 1. ad Q. fr, 1, 1, 3, 10. Strabo
3 p, 166.
6) Cic. PMl. 2, 13, 31. Cisar erhielt 698 = 56 xehn UgaU, Cic. ad fam.
1, 7, 10; Dmmann 3, 233; Pompeius durch die lex Oabinia fünfzehn, Plnt.
Pomp. 25; Dio Cass. 36, 20; Cicero in Cilicien vier, Cic. ad fam. 15, 4, 8.
7) Cio. ad Q. fr. i, i, 3, 11 : (legati'), quoa eomites et adiutores negotio-
rum dedit ip$a reepublica. Sie heissen legati populi JSomom, werden, wie der
Sutthalter selbst, vom Senat ausgerüstet (Cic. ad fam. 12, 3. Verr. U, 1, 14.
36 ; 22, 60} , und im Falle sie angeklagt werden , nicht von dem Statthalter,
sondern in Rom gerichtet. Garatoni ad Cic. Verr. 1, 1, 4.
8) Liv. 29, 19. Caes. B. C, 2, 17; 3, 51. Rein Rom. Criminalrecht
S. 192. 606.
— 887 —
Familie 1), zu diesem Amte vorzuschlagen 2), dieselben, wenn sie
sieh unbrauchbar zeif^en, ohne Weiteres zu entlassen'^), im ent-
gegenges^zten Falle aber ihnen sowohl ein selbsiUndiges Com-
mando^), dis die Juriadieiion in einem Theile der Provinz a)^ als
endlich in Verhinderungsfilllen die Stellvertretung überhaupt zu
Übertragend^), weswegen sie mit vollsUlndigem Titel • iega»' pro
proetiore hdssen*^), und sich der fasces, aber ohne Beile bedie-
nen"*), insofern ihnen dies nicht hesonders untersagt wird^).
Aber im Falle sie einen Sieg erfechten, fällt die Ehre desselben
so wie der etwa zu erlangende Triumph dem Statthalter selbst
zu, da sie nicht eigene Auspicien haben, sondern unter den
1) LaeHus war Legat des ^öngeren Seiplo Al^icaoiM (CJr. de rep, 2, 40«
67; Appian. Fun. 126); P. Scipio Afric&nus Legat seines Brüdern L. Seipia
(Cic. Phfl. H, 7, 17). Au«h unter den Kaisern finden sifth zahlreiche Beispiele
<ler Art, z. B. ein ItgaltuB aoeeri mti frroeon$uU» n» Aehmay .Henaen 6463; «in
Uyaius proi\ Africae proconimlU patrh «ui, Hennen G498; ein legatus patris 9ui
proeonaulis A»iae^ Henzen 6500.
2) Schol. B^. p. 323 Orelllt rtfdlo iwe VathUum dieii tn Ugatkmem Ym
profectumj quum ioUot hoe a senatu pcti, ut praendes provinciarum poMtnt, quo$
velint y amiros 8U08 habere Ugatos. Deshalb wird die Wahl derselben zuweilen
iinf^enau dem Statthaltet selbst zu^schrieben. Cic. de prof>. ran». 7, 41 ; ad fam.
13, r>6 ; ad AU, Xb, 11, 4. Garatoni ad Oic. Vcrr. I, 23.
3) Cic. Verr, U, 3, 58, 134.
4) Beispiele sind häufig bei Caesar. S. B. t7. 1, 10. 21. 54. B. C. 2, 17.
(Hr. pr. Mur. 9, 20.
5) Dies ist oben bei den Provinzen Spanien und AfricA nachgewiesen worden.
6) Caesar B. G. i, 10. 54; 5, H; 7, 34; 8, 52. Liv. 35, 8. Lydus de
magisir. 3, 3.
7) Unter den Legaten Caaars hat einer, welcher sein gewobnlichAr Stellver-
treter ist, T. Labienus, auch in seiner Anwesenheit den Titel leg. pr. pr., wes-
halb Schneider ad Caei, B. Q. 1, 21 annimmt, unter den Legaten CiLsars sei
dieter dn erste gewoeen, and habe als AuazeichnuDg diesen Titel erhalten.
Allein in andern Fallen wird die Stellvertretung allen Legaten übertragen (Liv.
5, 8 u. o.). und In den Senatsprovinzen der Kaiserzeit ist legatu» pro praetcre
der offidelle Titel für alle legati, auch wenn sie nicht in Abwesenheit des Statt-
halters statt dessen fungiren. So heisst es in der Arvaieninschrift Marini AtU
II p. 75B : Ug. pr. pr. provinciae P6nU et BHk^iae proeoneulaiu patrit tui. Vgl.
Grat. 498, 5, wo zu lesen ist: /eg. p&. PR. PATRIS PRO V INC APRICAE.
Dieser Gegenstand ist erschöpfend behandelt von Marini AtU II p. 738— •756.
Bei Marini Iser. Alb. p. 50. 51 heisst derselbe L. Fabius Cilo auf zwei verschie-
denen Inschriften einmal leg. pr. pr. prov. Narb. , das andere Mal leg. prov.
Narbonen*. (Jeher die Münzen, auf welchen leg. und leg. pr. pr. vorkommen,
s. Eckhel 7). iV. 4 p. 232. Griechisch Trapeopeuovce^ oder 7Cpea6euTa( (Fabric. ad
Dkm. 53, 14. Lydus de mag, 3, 3: ol rpaiTopec 5j \'r]^d'zoi (irzX tou OTpaTijjoi
x9l\ 7:pe9ßeuTa(), o5^ TtaxeXfcjxTrotvov ol Uttotoi dv^' iai»T6&v ffiri toS rfjc 6ttoteio;
auToIc öuvTtXoyfiLivou yp^ou, cU tö l^corrfvat Tip orparij» df^oi rFjc foö jjiiXXewtoc
•jTrdtou im töv ic<$Xc(Miv irapouaiac)» rpcvßcjTal xai AniTt^dvqf^oi.
8) Liv. 29, 9. Cic. ad fam. 12, 30, 7. fn Verr. H, 1, 26, 67. Spartlan.
^ever, 2. Zumpt ad Verr. Aee. h 22.
9) Cic. ad fam. i% 30, 7.
25*
— 386 —
(omaüo) an Geld, Truppen, Schiffen und Unterbeamten ange^
wiesen^), eine Yoiimacbt über seine amtlichen Befugnisse ausge-
stellt^}, und durah eine lex cwiata das impermm unter feier-
lichen Auspicien übertragen^). Was die Unterbeamten betrifli,
so bestanden diese aus einem oder mehreren Legaten, einem
Quästor und zahhreichen Subalternen.
^^iSl^t ^^® %a/i ernennt der Senat ^) aus Männern senalonsclien
Rang^ in der Anzahl, welche das Bedttrfniss erforderte ; in prä-
torischen Provinzen gewöhnlich einen, in consularischen drei^),
in besonderen Fällad auch mehrere^); sie sind zwar Beamte des
Staates 7], aber Unterbeamte, welche im Auftrage und unter Ver-
antwortlichkeit des Statthalters fungiren^). Dem Statthalter sieht
. es daher zu, Personen seiner Bekanntschaft, auch seiner eigenen
1) Gic. cle Ug. agt. % 13 : d^ndt omo« opparUorJ&u«, «erifrt», U6rarii<, prae^
coni&tM, afc}dUtiU; praeterea mutis, tabemaeuUSy mtpeüectüi. ad Att, 3, 24.
ad fam. 2, 3, 1. Lamprid. AI. Sev. 42, 4: iudiees cum promoveret, exemplo
aeterum^ fU et Cicero doeetf et argenio et neceaaariit instftiebat, ita ut pfueHdet
provineiairuni aceiperent argenU pondo viaena, nwUu Hna^^ vmiIo» binoSf eqw»
hinoa^ vestes forenses binaSj domeaUcas binas^ boLnearea aingülaSy aureos centeno*,
eoeOB singfdo§. 8ii6t. Cae». 18. €ic. in Pi$on. 2, 5: ego provinekmi GaUiam,
aenatua auetotitate exercitu et peeunia inatnutam et omatam — m eoncione de-
posui. Ibid. 35, 86: norme aesterthmi centiea et oetogiea, quody quaai vaaarii
nomine in venditione mei capitia adaeHpaeraa y ex aerario tibi aUributttm, Romae
in quaeatu reliquisti? Cic. Verr. II, 1, 14, 36. ad fam. 12, 3: tegato tuo via-
ticum eripuerunt. Die LleteruDgen von argentum (Silbergeschirr), vestia (Cic.
Verr. II, 4, 5, 9), muU n. s. w., die Ausrüstung des Gefolges und des Ileeres
wurden durch Licitotion an den Mindestfordernden aasgegeben. Dio Cass. 63, 15.
Gell. 15, 4. Suet. Oct. 36. Die Form eines Senatusconsultes über die omcUio
ist ersichtlinb aus 01c. PhiL 10, 11, 25. IJeber die Art, wie die Kosten die-
ser Ausrüstung aufgebracht wurden, wird in dem Abschnitt über die Finanzen
die Rede sein. S. Hofmann De provinciali aumptu populi Romani, Berlin 1851. 4.
Mommsen Staatsrecht 1, 240 ff.
2) Rein in Paulys Realencydopädie 4, 853.
3) Mommsen Staatsrecht 1, 54.
4) Cic. tn Vatin. 15, 35: et quoniam Ugationia tuae facta mentio eat^ volo
audire de t«, quo tandem aenattuconsulto legatua aia, pr. Seat. 14, 33.
5) Cic. ad fam, 1, 1, 3; 1, 2, 1; 1, 4. 1. ad Q, fr. 1, 1, 3, 10, Strabo
3 p. 166.
6) Cic. Phil. 2, 13, 31. Cisar erhielt 698 = 56 zehn UgaU, Cic. ad fam.
1, 7, 10; Drumann 3, 233; Pompeius durch die lex GaJbinia fünfzehn, Plut.
Pomp. 25; Dio Cass. 36, 20; Cicero in CUicien vier, Ctc. ad fam. 15, 4, 8.
7) Cic. ad Q. fr. 1, 1, 3, 11: (legaii'), quoa oomitea et adkUorea n^otio-
rum dedit ipaa teepublica. Sie heissen legati poptUi Bomani, werden, wie der
Statthalter selbst, vom Senat ausgerüstet (Cic. ad fam. 12, 3. Verr. U, 1, 14.
36 ; 22, 60} , und im Falle sie angeklagt werden , nicht von dem Statthalter,
sondern in Rom gerichtet. Garatoui ad Cic. Verr. I, 1, 4.
8) Liv. 29, 19. Caes. B. C. 2, 17; 3, 51. Rein Hörn. Criminalrecht
S. 192. 606,
— 887 —
<
Pamiiiei), zu diesem Amte vorzuf^hiagen^), dieselben, wenn sie
steh unbrauchbar zeigen, ohne Weiteres zu entlassen*^), im ent-
gegengeaelzten Falle aber ihnen sowohl ein selbsUlndiges Gom-^
mando^), als die Jurisdiction in einem Theiie der Provinz ^)^ als
endlich in Verbinderungsßillen die Stellvertretung überhaupt zu
Übertragen^), weswegen sie mit vollständigem Tii^ iegaHf pro
pixietore heissen ^) , und sich der fasces, aber ohne Beile bedie-
nen ^)^ insofern ihnen dies nicht besonders untersagt wlrd^)«
Aber im Falle sie einen Sieg erfechten, föllt die Ehre desselben
so wie der etwa zu erlangende Triumph dem Statthalter selbst
zu, da sie nicht eigene. Auapicien haben, sondern unter den
1) Laelhis war Legat des jungeven Sclpio Al^ksaous (Cio. de rep. 2^ 40,
67; Appian. Pim. 126); P. Scipio Africanus Legat seines Bruders L. Scipip
(CIc. PhH. 11, 7, 17). Auch unter den Kaisern finden sich zahlreiche Beispiele
der Art, e. B. ein legatus soteri mti proeonmäia M AdutiOy .Henmii 6463; ein
Ugatus pnn\ Äfricat proconauUs patria tui , Henzen 0498; ein iegatw patrh 9ui
proffmgulis Asiae^ Henzen 6500.
2) Schol. Bc^. p. 323 Orellit rHiUn tute ViOMum dicit in UgaUonem tust
profectum^ quam soUoi hoe a «enalu petiy ui praendes provinciarum pomni, qMO$
velifUy amicos suos habere Ugatos. Deshalb wird die Wahl derselben zuweilen
ungenau dem Statthalter Mlbst zugeschrieben. Cle. depron. ronn. 7, 41; adfam.
13, ö5; ad Aü, 15, 11, 4. G^ratoni ad Cic, Yen. I, 23.
3) Oic. VetY. U, :J, 58, 134.
4) Beispiele sind häufig bei Caesar. S. B. (7. 1, 10. 21. 54. Ä. C. 2, 17.
(5ir. pr. Äwr. 9, 20.
5) Dies ist oben bei den Provinzen Spanien und Africa nachgewiesen worden.
6] Caesar B. G. \, 10. 54; 5, 8; 7, 34; 8. 52. Liv. 35, 8. Lydus de
magUW. 3, 3.
7) Unter den Legaten Casars hat einer, welcher sein gewöhnlicher Stellver-
treter ist, T. Labienus, auch in seiner Anwesenheit den Titel leg, pr. pr., wes-
halb Schneider ad Cati. B. G, 1, 21 annimmt, unter den Legaten Cäsars sei
dieser des 'ttste gewesen, und habe als Auaseichnuog diesen Titel erhalten.
Allein in andern Fällen wird die Stellvertretung allen Legaten Obertragen (Liv.
5, 8 u. öj. und in den Senatsprovinzen der Kaiserzeit ist legaUu pro praetore
der offlcielle Titel fQr alle Ugati, auch wenn sie nicht In Abwesenheit des Statt-
halters statt dessen fungiren. So heisst es in der Arvaleninschrift Marini Atti
II p. 756 : leg. pr. pr, provineiae Ponti et BHhyniae proeonndatu patri$ «tu. Vgl.
Grut. 498, 5, wo zu lesen ist: leg. pB, PR. PATRIS PRO V INC AFRICAE.
Dieser Gegenstand ist erschöpfend behandelt von Marini Atti II p. 738^-756.
Bei Marini Iser. Alb. p. 50. 51 heisst derselbe L. Fabius Cilo auf zwei verschie-
denen Inschriften einmal leg. pr. pr. prov. Narb. , das andere Mal leg. prov.
Narbonem. Ueber die Münzen ^ auf welchen leg. und leg. pr. pr. vorkommen,
8. Eckhel 7). N. 4 p. 232. Griechisch Trapeope'jovre^ oder irpeadeural (Fabric. ad
JMon. 53, 14. Lydus de mag. 3, 3: ol npaitojpec tj Xi]"(d'roi (avcl tou orpanjYoi
%tti npeaßet>Tai(), o5c ^areXtfjLravov ol öttoctoi dvö' iauT&v iJÖt] toö t?jc Sitorclac
aOxoic ouvreXoujiivou yp^ou, eU t6 i^cordivat xtp orporq) Ä^pt rfj« tou jiiXXovtoc
OttcCtou im t6v 7:öXcpu>v rapouobc)} rpwpsotai %%{ dyriarpaTtjYOi.
8) Liv. 29, 9. Cic. ad fam. 12, 30, 7. in Verr. II, 1, 26, 67. Spartian.
.^ever. 2. Zumpt ad Verr. Aee. 1, 22.
9) Cic. ad fam. 12, 30, 7.
25*
— 388 —
Auspicien des Proconsuls stahn ^) , und aucb ihre Jurisdiction
beruht auf dem Mandat des Statthalters'^), und beschränkt sich
auf die Givilgerichtsbarkeit, während die Griminalgerichtsbarkeit,
als auf dem imperium merum beruhend, nicht übertragen wer-
den kann^).
gmMi»r«9. Von den Quästoren, deren zuerst zwei, dann vier^), später
acht^), seit Sulla zwanzig^), seit Cäsar vierzig 7) waren, wurde
für jede Provinz einer, nur für Sicilien zwei, nicht auf £mpfeb-
lung des Statthalters, ^sondern durch das Loos bestimmt^). Bei
der Altersverschiedenheit, welche zwischen dem Quästor und
dem Prätor bestand, genügte die zufällige Anweisung des Looses
wenigstens in älterer Zeit, ein Pietätsverhältniss hervorzurufen,
welches dem Quästor die Pflicht auflegte, den Prätor wie seinen
Vater zu ehren ^), ihn nicht zu verlassen ^^) und bei einem in
Folge seiner Amtsführung etwa entstehenden Repetundenprocesse
vor Gericht nicht gegen ihn aufzutreten^^). Während der Re-
publik gingen in der Regel die Quästoren während ihres Amts-
jahres in die Provinz und führen daher den einfachen Titel quae-
stör; in zwei Fällen fungirt indessen statt des Quästors ein Be-
ProfMe- amter mit dem Titel pro qiuiestore. Einmal nämlich konnte der
Statthalter, wenn er seinen Quästor durch den Tod verlor oder
aus andern Gründen nicht zur Disposition hatte, die quästori-
schen Geschäfte durch einen andern seiner Unterbeamten voll-
ziehen lassen, wie Cn. Dolabella, Proprätor von Ciiicien '674 =
80 seinen Legaten Verres ^'^) nach dem Tode seines Quästors Mal-
leolus zum /egatus pro quaesiore machte ^^j und denselben Titel
der Legat des Sentius Satuminus, Proprätors von Macedonien
1) Dass UgaJU triumphiren j kommt erst spät uiid ausnahmsweise vor. Dio
Cass. 48, 42 i 49, 4. 21.
2) Digest. 1, 21 (de off. eiu$, cui ett mandaia iurUdieUo); 2, 1, 17.
3j S. Digest. 1, 16 d« off. proconauUs ei legaü.
4> Liv. 4, 43.
üj Liv. epiU 15.
6) Tac. Arm. 11, 22.
7J Suet. Caes. 41. Dio Cass. 43, 47; 51.
8) Cic. Verr. il, 1, 13, 34. ad Q. fr. 1, 1, 3, 11. ad AU, 6, 6, 4 u. o.
9) Cif. div. m Caecil. 14, 46; 19, 61; 20, 60. pr. Plane. 11, 28. j>. red.
in sen. 14, 35. ad /am. 13, 10, 1; 13, 26, 1. de orat, 2, 50, 202.
lOj Cic. Verr. U, 1, ü, 37; 15, 40.
11) Cic. div. in CaeeU. 18, 60; 19, 62. Verr. 1, 4, 11.
12) Cic. Verr. J, 17, 44.
13) Cic. Verr. I, 36, 91.
— 389 —
667 ==87 '), Bruttius Sura, auf seinen macedonischen Tetradrach-
men führt*). Zweitens aber wurde, wenn die Zahl der»gewählten
Quüstoren für alle Provinzen nicht ausreichte, ein gewesener
Qu^stor {(fuaest(irms) in eine oder die andi'e Provinz geschickt 3),
wie z. 6. P. Sestius, nachdem er in dem Jahre der catilinari-
sehen Verschwörung (694=^63) Quästor des Consuls Antonius
gewesen war^), im folgenden Jahre mit dem Antonius als pro
quaestore in die Provinz Macedonien ging *) , und noch unter Au-
gustus L. Aquillius Florus zuerst quaestor imp. Caesaris Augmti,
dann pro qwiestore provindae Cypri wird •) . Der Titel pro quae--
Store, griechisch avtita(i(a< ^] , ist während der Zeit des Freistaates
in beiden Fällen officieil^), hört aber in der Kaiserzeit fast ganz
auf*), da er durch einen andern ersetzt wird, auf den wir so-
gleich zurückkommen. *
Dem Quästor wurde zu Rom die Casse für die Verwaltung
der Provinz übergeben, aus welcher er den Unterhalt sämmtlicher
Beamten bestritt ^o), und in welche die aus den Abgaben der
Provinz an ihn zu zahlenden Gelder flössen ; über dieselbe legte
er am £nde des Jahres in seinem und seines Statthalters Namen
Rechnung^*), und zwar nach der lex lulia de pravmciis in der
1) Zumpt Comm. epigr. 2, 175.
2) Borghesi Oeuvres 2, 239.
3) Dass dies ein gewöhnlicher Fall war^ zeigt die Formulirang des Seuatus-
consnUs bei Cic. PhU. 10, 11, 26: senaiuique placere, Q. Boriennum pro comule
cum quaestore prove quaestore — provinciam Macedoruam obiinere.
4) Oic. pr. 8est. 3, 8.
5j Gic. pr. Best. 5, 13 redet von seiner quaeHura Maeedonkut, aber ad fam.
5, 6 überschreibt er einen Brief an ihn P. SesOo^ L. f. proq. Denn so, nicht
proe. ist zu lesen.
6) Henzen n. 6456a=C. i. L. III p. 985 n. 551.
7) C. I. Or. 5597. Ephem. epigr. 1872 p. 151.
8) Luculi war im mithridatischen Kriege proquaetiot des Sulla, Cic. Acad,
pr. 2, 4, 11; vgl. Plut. LucuU. 2. Dramann 4, 121; Canlnius Salin stianus (der
Name ist unsicher) proquaestor des Bibulus in Syrien, Gic. ad fam. 2, 17; Dru-
mann 2, HO. Ausserdem kommen in Inschriften und Münzen vor: G. Bruttius
(\ f. pro q, im J. 697ss57, Mommsen /. N. n. 321; L. Manlius pro q. zu
Sullas Zeit, Borghesi Oeuvres 1, 361; M. Nerva pro q. im J. 713sb41) Borghesi
Oeuvres 1, 433; L. Manlius proq.; Yarro pro q. ; Cn. Piso pro g. ; P. Minat.
Sabin, pro q. zu Pompeius 2^it. Eckhel D. .V. 4, 246.
9) Borghesi Oeurr. 1, 482. Ich finde den Titel nur noch einmal in einer
Inschrift aus Vc^paslans Zeit , Borghesi Oeuvres 3, 186 « in welcher jemand —
der Name Ist nicht erhalten — erst Q. urbanus, dann pro q. provme. Cretae et
Cyrenarum genannt wird.
10) Cic. V«rr. II, 1, 13. 34; 14, 36; II, 3, 76, 177. ad fain. 2, 17, 4.
11} raUones rtfett. Cic. Kerr. I, 13, 36; I, 38, 95 f. Vom Sutthalter, der
die Yerantwortlicbkeit dafflr hat, wird dies ebenfalls gesagt. Cic. ad fam, 5, 20,
1. 2. ad AU. 6, 7, 2. Plut. Ti. Oraeeh. 6. -^
— 5»0 —
Weise, dass das Original der RecbnuDg in dem Aerarium zu
Rom, zwei Abschriften derselben aber in der Provinz deponiri
wurden ^] . £r hat eine eigene Gerichtsbarkeil, welche der der
Aedilen in Rom entspricht 2); der Statthalter kann ihm. indessen
Quaxtor pro '^nch scine Jurisdiction^} und überhaupt seine Stellvertretung
mandiren, in welchem Falle er quae$tor pro consule^} oder qu€Me~
alor pro praetore wird, die fasces des Proprätors Übernimmt^)
und nunmehr ein doppeltes Amt iUhrt^j, weiches in dem grie-
chischen Titel xa\Liaz xai avTiaipati^Yo; ^ j oder, wenn der Stell-
vertreter selbst ein proquaestfir j also proquaestor pro proßtore
war^), in dem Titel dvtixafACac xai. avTistpan^Y^c *0 unterschieden
wird. So übertrug Marius im jugurthinischen Kriege zeitweise
die Stellvertretung dem Quastor Sulla ^^j; Cicero bei seinem Ab-
gange aus der Provinz Gilicien seinem Quästor Caelius^^l; nach
dem Tode ^des Proconsuls Trebonius 7H=s43 verwaltete Asien
dessen Quästor mit dem Titel proquaestor propraeiore ^^) , und nach
dem Tode des Grassus (701 — 53) dessen Quästor Gassius die
Provinz Syrien <^j. Zuweilen kommt es auch vor, dass von Rom
aus auf Grund eines Volks- oder Senatsbeschlusses statt des
Proprätors ein quaeslm^ pro praetore in die Provinz gesendet
wurde; wie in dieser Function im J. 679 = 75 Publius Lenlulus
Marcellinus nach Cyrene^^), im J. 689 oder 690=^65 oder 64
1) Oic. ad fam, 5, 20, 2. ad fani, 2, 17, 2. ad AU. 6, 7, 2. in
25, 61. Plut. Cato min. 38. Dio C'ass. 31), 23.
2) Oaius 1, 6: item in edictis ntdiiium cwruUum, quorum iurisdictioneni in
provincU^ populi Romani quaeAiores fiabent.
3^ Suet. Caes. 7. Cir. divin. in Caecil. 17, 56. Verr. 11, 2, lö, 44.
4) Auf eüiem Denar des jM. Antonius nennt sieb M. Silanus q. pro cos.
Eckhel D. N. 4, 246.
5) Der l^ovincialquästor hat, auch wenn er unter dem ^Statthalter fuugirt,
Lictoren, obwohl deren Zahl unbekannt ist, Cic. pr. Plane. 41, 98; MommäCD
Staatsrecht 1, 306; bei der Stellvertretung muss er aber die pratorisohen fasees
gehabt haben, und diese meint (.■ic. Verr. 11, 2, 4, 11, wenn er von den vom
Verres in der Provinz zurückgelassenen Quastoren sagt: qiMistores iariwqu€ pro^
oinciae, qui i$U> praetore fuerunt, eum fuMibua mihi praesto fuerunt.
6j Mommsen zu C. J. L. 1, 641.
7) Marini Arvidi p. 738 iT. C. 1. (ir. n. 364. 1133 = 1327. 3990.
8J Cio. ad fam. 12, lo Ueberschrift.
9j losepb. Ant, 14, 10, 17 u. ö.
10) SaUust. luy. 103: ad SuLlam per/uyiuntj quem eonsul in expedUitmem
proficiscem pro praetore reliquerat.
11) Clc. ad fam. 2, 15, 4.
12) Cic. ad fam. 12, 15. AVaddington Fattes n. 38. 40.
13) Drumann % 118.
14) Sallust. Higi. 2, 39 Dietsch : Publiusque J.>entulw Marc€Uinu$ eodem auetort
quaestor in novarn provincium Curenaa mistwt e9i.
— a9i —
Cn. Piso iiach dem diesseitigen Spanien^], iui .1. 696 = 58 Gato
nach Cyprus ging*'^), aber beide Fälle gehören ausschliesslich der
Zeit des Freistaates an, denn in der Kaiserzeit führt, wie jeder *
Legat eines Statthalters leyalits pro praetore genannt wird, auch
jeder Quästor, welcher unter dem Statthalter dient, den Titel
quaestor pro praetore'^) , so dass, wenn er einfach quaeator heisst»
was allerdings sich auch findet, dies nur als eine Abkürzung
des Titels zu betrachten ist. Hat dagegen ein Unterbeamter die
Vertretung des Proconsuls, so wird dies in der Kaiserzeit durch
eine andere Formel bezeichnet; er nennt sich dann legaius oder
quaestor vice proconsulis^). ^"J^SliW»'
Die übrige Begleitung des Statthalters besteht aus den co- Comte»,
miteSf den Subaltembeamten und der persönlichen Bedienung^].
Da es nämlich für die ausgedehnte Verwaltung und Rechtspflege
an einem Uülfsbeamtenpersonal fehlte, so pflegte der Statthalter
eine Anzahl geeigneter, zum Theil jüngerer Personen aus den
höheren Ständen in die Provinz mitzunehmen, welche nach Voll-
endung ihrer Rechtsstudien entweder als assessores bei den Ge-
1) Sali. CcU. 19 : postea PUo in citeriorem Hupaniam quaestor pro praetore
misius est. Auf seinem noch vorhandeuen Grabstein steht die Inschnft (Oiut.
383, b=:C, J. L. In. 59Ö): <:>i. Calpurmw Cn. f. Quaeitor pro pr. ex 5. C.
provineiam JJiipaniam citeriorem opiinuU, S. Drumann 2, 87 ff. Mommsen Uof-
mes 1, 47.
2) Vellei. 2, 45 : (^CUxUu«) legem tulit^ ui is (Caio^ quaestor cum iure prae-
torio, adiecto etiam qwtesiore, mitteretur in inetdam Vyprum. Drumann 5, 166.
3) Dieser Satz ist ausfahrlicb bewiesen von Borghesi Oeuvres 1 , 484 ff.
Von den dort p. 485 angeführten Beispielen genügt es^ einige zu wiederholen.
So ist C. Luxilius Sabin us in der Zeit der Gordiane quaeator pr. pr. prov. CrtUu
CV(«narvm), Orelli 3143 ; Ti. Oland. Froutinus quaesior proprctei. provine. Aehaiaey
Orelli 31 13 =3: Mommsen /. N. 1879 ; M. lulius Priscus q, pr. pr. provineiae Afri-
oae, Orelli 2369; L. Novius Grispinus — quaeator pro praet. provineiae Maetdo^
niae, Henzen n. 7420»; Cn. Domitius Lucanas quaeai. pro praetore provine.
Afrie, , Orelli 773 ; P. i'ornelius Scipio Ta^ioc xal dsxiarpdTrjf^ii^ von Achaia,
C /. Or, 364. Allein beweisend ist die sicilische Inschr. Orelli 151: dedieantir-
bua M. JiaUrio Candido procoa. et L. Comdio Mareello q. pr. pr., und das De-
cret des Proconsuls von Sardinien L. Helvius Agrippa, herausg. von Mommsen
Hermes 2, 102 ff. « nach welchem an dem eoruilium des Proconsuls Theil nah-
men der legatua pr. pr. und der q. pr. pr. ; denn beide zeigen , dass auch der
in Anwesenheit des Proconsuls fuiiglrende Quistor diesen Titel hat. Vgl. Borghesi
Oeuvr. 2, 404; 1. 252. BtüUH. 1849 p. 123. De Rossi BuU. 1852 p. 57. Müller
Numitmatique de l'anc. Afrique 1 p. 163; II p. 62. 165.
4) So ist J.. Gaesonius LuciUus legatua prov. Afrieae^ eodem tempore vice
proconfuliay Orelli 3042. Andre Beispiele giebt Borghesi Oeuvr, 1, 486.
ö) S. Mommsen Die comiUa Auyuati der früheren Kaiseizeit, in. Hermes 4.
120 ff. Mommsen De apparitoribua magiatratuum Romanorumf im Rheinischen Mu-
seum N. F. 0 (1848) S. 1 — 57. Naudet MSmoire aur la cohorte du priteur in
Mem. de l'iriatäui. Acad. des inacr, XXVI, 2 p. 499 — 555, welche Abhandlung
entbehrlich gemacht ist durch Mommsen Staatsrecht 1, 250—293.
— 392 —
richten ^] oder ais Theilnehiner an Verwallungsgeschäfien sich
selbst Erfahrung im Staatsdienst zu sammeln beabsichtigten und
zugleich unter der Anleitung des Statthalters Arbeiten zu über-
nehmen bereit waren. In der Begleitung des Cicero befanden
sich in Cilicien ausser vier Legaten und einem Quästor auch sein
Sohn Marcus 2), der Sohn seines Bruders Quintus^) und Q. Vo-
lusius, ein Verwandter des Atticus, dem Cicero eine Jurisdiction
in Cypern mandirte^); in der Begleitung des C. Memmius, Pro-
prätor von Hithynien 697 = 57, befand sich der Dichter Catullus^).
Solche Personen sind es, welche die comites^), contubemales''),
die coAor*'*), cohors amicorum^)^ cohors comüum^^) oder cohors
^^^^^P^^' ptjaetoria ^^) bilden, wobei zu bemerken ist, dass der letztere
Ausdruck, welcher in eigentlichem Sinne das Elitencorps oder
die Garde des Feldherm bezeichnete^), auf diese Begleitung, mit
welcher er ursprünglich nichts gemein hat, in uneigentlicher Be-
deutung übertragen ist^^), da z. B. Cicero ausser seinen comttes
1) Bei dem Urtheilsspruche des ProconsulB von Sardinien Im J. 68 n. Chr.
(MommBen Hermes 2, 102 ff.) bestand das consilkim aus dem Legaten, dem Qni-
stor und sechs Personen ohne Tite], welche als cuaessores unterschrieben. Cornea
et adse$8or Ugati — eomes et adseseor proco». provineiae OaUiae (^Narhon.) kommt
auch als Titel vor, C. 1. L. II n. 2129.
2) Cic. ad AH. 5, 9, 3.
3) Cic. ad AU. 5, 17, 3; 5, 20, 9.
4) Cic. ad Att. 5, 21, 6.
5) CatuJl. 10, 7 ; 28, 9.
6) Dig. 1, 22, 4; 1, 18, 16; 48, 11, ö, 48, 19, 6 $ 1. Or/slli 3446.
3447.
7) Cic. pr. CoeUo 30, 78 : quum autem panMum itan roboris accetamet aefa<t,
m Afficam profectus est, Q. Pompek) proconmdi eoniubemali». pr. Plane. 11, 27.
Frontin. strateg. 4, 1, 11. 12: Q. MeteUue Cos. qvamvi» nuUa lege impediretur,
quin fUium eont^emalem perpetuum kabereif nialuit tarnen, eum in ordine ma~
nere. P. RutiUus Cos. quum seeundum leget in eontubemio suo fiUum habere
posset, in legione nUlitem feeit, Suet. Caes. 42.
8) Cic. Verr. II, 2, 27, 66: {^Verres dixU se) iudieem de sua cohorie daturum.
9) Suet. Cal. 19.
10) luvenal. 8, 127.
11) Cic. Verf. II, 1, 14, 36: dedi stipendio, frumento, Ugati», pro quaestore,
cohorU praetoriae HS miüe sexcenta triginta quinqtte milia.
12) S. hierüber den Abschn. aber das Militarwesen. Paul. Diac. p. 223 Müll. :
praetoria cohors est dieta, quod a praeiore non diseedebat. Seipio entm Afrieanus
primus fortiasimum quemque düegtt, qui ab eo in beUo non diseederent et cetero
munere miliUae vaearenl et sesquiplex sUpendium euidperent.
13) Cic. od (?./>. 1, 1, 4, 12: quos vero aut ex domestieia eonvietiontbua out
I ex necesaariia appariUonibus teeum esse voUüsU y qui quasi ex cohorU praetoria
appeüari solent, horum non modo facta j sed etiam dicta omnia praeaUmda no-
bia sunt.
— 393 —
inililärischc cohortes pixiet^riue halte ^) , und Soldaten und Offi-
cu*re überhaupt nicht zu den comites gehören. Die comües wer-
den zwar vom Statthalter selbst gew^hlt^), welcher die Verantwort-
lichkeit für sie übernimmt 3), indessen dem Senat namhaft ge-
macht^), auf Staatskosten unterhalten und in der Kaiserzeit fest
besoldet*"^), weshalb über ihre Zahl der Senat sich die Entschei-
dung vorbehielte^}. Zu den comites kam zweitens ein zahlreiches
Personal von Subaltembeamten und Amtsdienom [apparitores)yAppm^iotM.
welche alle Gehalt erhielten, nämlich scribae, iictoreSy accensiy
nomenclatores, viatores, tabeUarit, praecones, pullarti, victimarii^
hamspices, medici, wtetyreles und archiUcli') und drittens die ||^»j^^i^c>»«
Freigelassenen und Sciaven, welche der Statthalter für die
Besorgung seiner Privatangelegenheiten und seine Bedienung
brauchte^) und welche zur Gehörte nicht gerechnet werden^).
Dass dem Proconsul oder Propriltor seine Frau in die Provinz
folgte, war zur Zeit der Republik ungesetzlich'^'), da man die
weibliche Begleitung für eine Last der Provinz und ein Hinder-
1 ) Cic. ad fam. lö, 4, 7.
2) Als Froiito um 15Ö n. Chr. dts Proconsulat von Asien übernebmeii sollte,
schreibt er tp. tid Anton. Pkan 8 p. 169 Naber: po$i Ula quaecmnque ad in-
aifuendam pfovineiam adtinertnt^ quo faeilius a me tania negoUa p» amieorwn
eopia» obwenUWf sedulo ptaeparavi, Vropmquos et amieo$ meo«, quorum fidem €t
integritatem cognoveramy domo aecivi, Alexandriam ad famüiates meo$ acripai, ut
Athenas fettinartntj ^ique me operifentur ^ iUgue graeearum epistulofum cttram
äoetitsimu virie detuU. Ex CiUcia etiam gpUndido» viros, quod magna mihi in ea
previncia imdeofum copia ett^ — uf venkrent^ hortatiu» «um. Ex Mawetania quoque
vimmn amantissimum mihique mutuo earum lulium Stnem ad me voeavi^ cmus
non modo ftde ei diligentia ^ $ed etiam militari induatria circa quaerendoa et eofi-
tinendoM latrones adiuvarer.
3) Cic. ad (J. fr. i ^ i , A y 12. Cato Or. de aumptu 8uo p. 37 Jordan :
nunquam ego argentum pro vino eongiario inier apparitores atque amieo» meo»
ditdidi atque eo$ malo publieo divite» feei. Dig. 48, 11, 1 pr.; 48, 11, 5; 12,
1, 33.
4) Dig. 4, 6, 32: comites legatoruimf qui ad aerarium delati aut in eom-
mentarium principi» reUtti aunt.
5) Dig. 1 , 22, 4 : diem fkmcto legaio Caesaris salariwn comiUbw residui tem-
pori», quod a tegaUe praeetitutum eat, dehetur.
6) Dig. 27, 1, 41, 2: eorum qui reipublicae cauta abtunty comites qui sunt
inl/ra statuium mtmerum — exeusantur.
T) S. Momnuen Staatsrecht 1, 2ö0— 293.
8) Cicero hatte bei sich seinen Freigelassenen Tiru , einen Sciaven M. Tul-
lius, den er als Secretar brauchte, und noch andere Sciaven. Uartung De pro-
eon9ul4itu (^eefonis, p. 27.
9) Auch die apparitores gehören zu derselben nicht eigentlich und Cic. sagt
daher pr. Rab. }'ost. 6, 13 : ui <ri'6uni, ut prutfecii^ ui «criboc, ui comitea omnium
magistraiuum lege hae tenerentm.
10) Seneca eontr. d, 25 p. 251 Boniaii ^ 400 Kiesaling.
— 394 —
niss ini Kriege biell^;; unter den Kaisern wurde es unter Ver-
antwortlichkeit des Mannes'^) gestattet^).
AnsKo«. Mit diesem Gefolge hielt der Statthaiter, Dachdem er die
vorgeschriebenen Opfer auf dem Capiioi gebracht und Gelttbde
gethan hatte (uolis nuncupatä) , angetban mit dem purpurnen
Kriegskleide (paludumenäim) *) unter Vortritt der mit dem sagu-
tum bekleideten Lictoren^) seinen Auszug sofort nach der £r-^
theilung des Imperium ^ da dasselbe nur ausserhalb der Tbore
Borns gUlüg war und durch den Aufeulhalt in der Stadl verloreii
gegangen wSre^^j. wie denn auch bei der Rückkehr die insignia
imperii am Thore Roms abgelegt wurden ?), insofern nicht ein
besonderer Volksbeschluss das Einziehen mit denselben zum
K«ist. Zwecke des Triumphes gestattete^]. Die Reise geschah auf einem
bestimmten Wege**^); Fuhrwerk oder Schiffe wurden theils vom
Staate theils von den Provinzen, durch welche, der Weg ging,
gestellt 1"); die Lieferungen der letzteren für diesen Zweck waren
1) T*c. Arm. 3, 33.
2) Digest. 1, 16, 4 S 2.
3) Suet. Oct. 24. GermanicuB hatte die Agrippina immer bei aich; auch
Plinius war in Bithyiiiea mit seiner Fran (PUn. ep, 10, 120. 121), ebenso die
Präfecten von Aegypten (^Letronne Recueil II n. 331), die Procuratoren von
Indaea (Matth. Evang, 27, 19. Act. Apost. 24, 24). Alexander Severos ver-
bot es aufs Neue, Lampr. AI. Sev. 42. £iu Beispiel aus uachconstontinucher
Zeit s. AcUi Mcurtymm ed. Ruinart p. 596.
4) Liv. 42, 49 : votia in CapüoUo nuncupatu paludatiu$ ab urbe est proftetus.
21, 63; 25, 16; 31, 14; 35, 3; 37, 4; 40, 26; 41, 14; 42, 27; 45, 39. Cae«.
B. C. 1. 6. Cic, in Piion. 13, 31. ad AU. 4, 13. ad fam. 15, 17. Plin. pa-
neg. 56. üeber das paludamentum Val. Max. 1, 6, 11 : ducturus erat (Crassus) a
CarrU advemu Parthoa exereitum. Ei puUum traditum est patudamentwn y cum
in proelium exeuntibua album aut purpureum dari aoierei. Purpurfarbig nennt
das paludammium auch Plin. .V. M. 22, 2, 3. SlHus IUI. 17, 396. Isidor. Orig.
19, 24, 9. Caes. B. O, 7, 88. Ferrarius De re vestiaria vett, 2, 3, 5.
Ö) Silius Ital. 9, 419. Cic. in Pison. 23, 55: togulae lictoribus ad partatn
praesto fuerunt : quibus iUi aecepti». aagula reieeerunt. Yarro de L. L. 7, 37 :
ideo ad bellum quom exit imperator ac lictores mutarunt veatem et signa incinue-
runt^ paludatua dicitur profieisci.
6) Ulpian. Dig. 1, 16, 16: proconsul portam Bomae ingressus deponit im-
perium. Cic. Verr. acc. 5, 13, 34.
7) Cic. in Pison, 23, 55. ad fam. 1, 9, 25. Appian. B. C. 1, 80. Dio Cass,
53, 13.
8) Die Statthalter blieben deshalb zuweilen ad urbem (Pseudö-Ascon. p. 147
Or.) oder extra poriam (Cic. ad Att. 1, 1, 5), um die Krlaubniss zum Triumph
abzuwarten. LucuUus verweilte nach seiner Ufickkehr aus Asien drei Jahre vor
der iStadt, bis ihm der Triumph bewilligt wurde. Drumann 4 ö. 161 1'.
9) Cic. m Vaiin. 5, 12: quum iUud iter Hispaniense pedibua fere eonfici
soUat^ autj si quis navigare velit, eerta sit ratio navigandi^ venerisne in Sieiliam
atque inde in Africam.
10) Bei der Proscriptiou der Triumvirn 42 flieht Pomponius, als Prätor an>
gekleidet (Appian. B. C. 4, 4;)): xot napa -zw ituAau öxT^fAfttoiv t( ^(Jiostmv
— 3«5 -^
gesetzlich normiri ^) . Mit dem tage der Ankunft in der Provinz,
welche der Stalthalter an einem bestimmten OHe zu betreten
pflegte *''), begann das Verwaltungsjahr und schloss mit demsel- Antritt.
ben. Dieser Tag scheint aber sehr verschieden gewesen zu sein
-nach der Entfernung der Provinz und der Schwierigkeit der Reise.
Cicero verliess Rom Anfangs Mai^), kam in Giiicien nach drei-
monatlicher Reise am 3i. Juli an, und am 30. Juli des folgenden
Jahres schloss er seine Amtsthätigkeit^), Plinius traf erst am
47. September in Bithynien^), Agricola mitten im Sommer in
Britannien em^); und da auch unter den Kaisern die Procon-
suln?) vor der Abreise in Rom und Italien oft mit der Anord-
nung ihrer Angelegenheiten noch lange Zeit zubrauhten ^) , so
verordnete Tiberius, dass sie vor dem 4. Juni^}, Claudius aber,
dass sie vor dem 4. April aufbrechen sollten ^<)).
iici^, nun TTjV IxaXla'rf ^iiibSeuev — p^XP^ ^^ ot){i.oo(a Tpiil^pei dUicXcuoc %ph^
ixehios (tov nojjtTiVjiov). Vor dem Jahre ool = 173 reiste« römische Beamte ganz
auf Staatskosten. Liv. 42, 1: ante hunc eofuuUm (L. Postnmium) nemo un-
quam toetis in tiUa re oneri out sunUui ftUt, id#o ma(fistratu» muUa tabmnaeu-
luqtifC et omni cdio inattitmento miUtari omabantur, ne quid taU imperarent soeiis,
privaia hoapitia hahebant. — — Legati, qtU repente aliquo mittereniiMr , aingtüa
iumenla per oppida, iter qua fadundum erat, imperabont: aiiam impeneam »oeii
in magisiratus Romanos non faciebant. Cic. Verr. II, 5, 18, 45 : quid emm tibi
noüi? qui si quo publice yrofteiaceria, praeeidU et vecturae eauia ntmtu ptAtico
navigia praebentur. Cicero fahr nach Cilicien auf rhodischen Schiffen, ad Att,
5, 13; 6, 8.
1) Namentlich durch die lex lulia de provineiia, Cic. ad Att. 5. 10, 2; 5, 16,
3; 5, 21, 5. in Pison. 37, 90.
2) ülpian. Dig. 1, 16, 4 $ o: in ingrestu etiam hoc tum (^proconsulem')
oportet j ut per eam partem provineiam ingrediatur , per quam ingredi moria e»t,
et quoB Oraeci iTCi^fxia; appellant sive xaxaitXouv, obaervare, in quam prlmum
civitatem veräat vtl appLieet ; magni enim faeiunt provirheiates, aervari aibi consue-
tudinem iatam et kuiuamodi praeroyativaa. Quaedam provineiae etiam hoc habenti
ut per mare in eaa proeoneul veniat, ut Aaia aeilieet ; usque adeo , ut imperator
noster Antoninua Auguatua ad deaideria Aaianorum reaeripaerit, proeonauU neceaai-
totem impoaitam per mare Aaiam applieare, xülX toon (A'r2Tpoir6Xca>v *Fi^e90v prknam
attingere. Cic. ad Att. 5, ib, 1.
3) Cic. ad AU. 0, 3.
4) Cic. ad Att. ö, lö. Dnimaiin U, 121. 17i).
5) Plin. ep. 10, 17A.
6) media iam aeatate^ Tac. Agr. 18.
7) Auf die legati der kaiserlichen Provinzen bezieht sich dies nicht, da diese
als Offleiere sogleich nach dem Befehl abgingen, Mommsen Hermes 3; 81.
8) Auch Cicero ging nach seiner Abreise von Rom zuerst auf seine Güter
und nahm Abschied von seinen Freunden, Dnimann 6, 116.
9) Dio Cass. 57, 14: iicct^ tc o*jyvoI tAv xd Idw^ xXTjpoufjtiveBv inX iroX6
In t£ ttq 'PAh"-!) **^ ^ ^ Xoittiq iTaXia iv^SilTpi^ov , Aorc touc irpodpSrvrac
a'jTÄN irapÄ to xa<^£OnptÄ? ypo^iftw» ixiKvjoi a^tmv dvröc xfj« toO 'louvtou vou-
(At)v(ac dl(pop]jiäadae.
10) DIo Cass. 60, 11: «atiSetSt hk xii trfdc, to6c tc xXinpeiTou« dl[p)rovTac
lipo 'zffi ToO 'ArpiXlov voo{ay]n(«c, intt^i^itep ^iti )coX6 iv ttp avrct ivf^p^iCov,
/
— 3«6 —
AmteKawaii. In deoi Siatlhalfccr ist die ganze Regierungagewali über die
Provinz vereinigt ; zuerst der Oberbefehl über die in der Provinz
stehenden Truppen , welcher ihm durch die lex curiata ertbeilt
ist, so wie das Recht, Aushebungen sowohl von romischen Bür-
gern als von Provincialen anzustellen ^) , und die Mittel zum
Kriege zu requiriren 2), sodann die Jurisdiction in Criminal— und
Givilsacben, die erstere mit dem Rechte über Leben und Tod,
von welchem nur römischen Bürgern Provocation zusteht'), die
letztere nach den Bestimmungen, welche theils die lex pf*ovm-
ciae^ theils das Edict, welches er selbst vor seinem Amtsantritt
bekannt zu machen pflegte^), theils die einheimischen Gesetze
der Gommunen, insofern deren Fortbesteben entweder durcb die
Constitution der Provinz oder durch das Edict gewährleistet ^^ar,
festsetzten. Als Cicero Cilicien übernahm, brachte er ein Edict
mit, das er in Rom^) mit Benutzung des im J. 637 = 417 von
Q. Mucius Scaevola für Asien erlassenen Edictes^) verfasst hattet),
und das nur diejenigen Bestimmungen enthielt, welche die eigen-
thümlichen Verhältnisse der Provinz nöthig machten; denn in
allen übrigen Puncien verhiess er, das städtische Edict bei sei-
nen Entscheidungen zu Grunde zu legen ^). Die erwähnten Be-
Stimmungen beziehen sich im Wesentlichen auf die Vermögens-
^«popudo^i. Wenn Borghesi Oeuvre« i, 489, deoi auch Mommsen UermeB 2, 110;
3, oj folgt, die Regel aufstellt, dass das Proconsularjahr in der Kaiserzeit vom
1. Juni bis 31.. März gerechnet wurde, so ist dabei einmal die zweite augeführte
Stelle des Dio Cassius übersehen und sodann nicht in Erwägung gezogen, dass
Diu nur von dem Termin der Abreise aus Rom redet, das proconsularische
Amtsjahr aber , wie man aus Ciceros Verwaltung von Cilicien mit Bestimmtheit
ersieht, mit dem Tage der Ankunft in der Provinz beginnt. Vgl. Urlichs Com-
ment. de vita et honoribus Agricolae, Wirceburgi 1868. 4 p. 12.
1) Cic. ad AU. 5, 18, 2. ad fam. 15, 1, 5.
2^ Cic. Verr. 11, 5, 17, 43. pr. Flacc. 12, 27.
3j Cic. Verr. II, 5, 54. Aus späterer Zeit vgl. das Beispiel des Apostel Pan-
lus, Act. Ap. 22, 25 ff.; 25, 10; 26, 32.
4) Rudorlf Rom. Rechtsgesch. 1 % 60. Bethmann-floUweg Der röm. Civil-
process 2 S 60. Dig. 1, 16, 4 $ 4.
5) Cic. ad fam. 3, 8, 4.
6) Cic. ad AU. 6, 1, 15.
7) Gut handelt hierüber C. liartung De proconsulatu Ciceronig p. 34 ü.
8) Cic. ad AU. 6, 1, 15: breve autem edietum est propter hone nwan outi-
p6Q(v, quod duobw generibuB edicerukun putavi : quorum unum ett provineiaUf m quo
est de raiiorübua eivitatum, de aere alieno, de usum, de »yngraphis, in co<Um
omnia de publieani»; alterum^ quod »ine edicto «atis commode transigi non pO'
tesly de herediUUum possessionibus^ de bonis postidendi»^ magistris faeiundi», vtn-
dendiSy qtuie ex edido et postutari et fieri 9olent. Terlium, de reUquo iure df^pa^pov
reUqui, Dixi me de eo genere mea decreta ad edieta urbana aoeommodaiiurwn.
— 3«7 —
verbültnisse der Cummunen und Privaten^), sie reguliren erstens
den Aosgabeetat, die Rechnungsablegung, die Schuld verbSUnisse
der Communen, den Zinsfuss und das Rechtsverhttltniss zu den
publicanij zweitens in privatreohdicher Beziehung die bonorum
possessio^ j das Concursverfahren ^) und die Gttterveräusseriing
für den Fall der Zablungsunftthigkeit, wahrend alle andern Gi-
vilprocesae der Provincialen vor die städtischen Richter kamen
und nach den eigenen Gesetzen der Communen entschieden wur-
den^). Unter den Kaisern giebi es ein edictum provindale, zu
welchem Gaius einen Gommentar geschrieben hat, und man nimmt
gewöhnlieh an, dass dieses für den gemeinschaftlichen Gebrauch
in allen Provinzen redigirt worden sei und besondere Edicte über-
flüssig gemacht habe^). Was endlich die Verwaltung des Pro-
oonsuls betrifil, so werden wir, um die^ Schwierigkeit derselbe»
zu beurtheilen, auf die allgemeinen Zustände der Provinzen in
der Zeit der Republik etwas näher eingehn müssen.
Das Verhäliniss, in welchem nach dem romischen Staats- ^^■^■^^ ^^>'
rechte der popiUus Romanus zu den Provinzen stand, ist ini "^^'ou»**^
Grossen dasselbe, welches wir im Kleinen zwischen den Muni-
cipien oder Colonien und den ihnen attribuirten agrt fructuaiii^)
nachgewiesen haben; die Provinzen sind praedia des römischen
Volkes, ihre Bedeutung für den Staat liegt ausschliesslich in den
Revenuen, die sie demselben gewähren ?). Von diesem Gesichts-
punct aus ist das Wohl oder Wehe der Personen, welche die
Bevölkerung der Provinz ausmachen, ein für die Regierung gar
nicht in Betracht kommender Gegenstand; die Entwiekelung und
Erhaltung der materiellen Zustände des Landes aber eine wich-
tige Rücksicht. Die ROmer haben daher nie Bedenken getragen,
1) Vieeto sagt selbst ad fam, 3 , 8 , 4 : dtiigtrUUahne siviptum eaput e»iy
quod pHÜnet ad tniimendos tuniptus eivitatttm.
2) Boecking Römigches Privatrecht, Renn 1862. 8 S. 262 ff. Leist Die ho-
nonofum positssiOy Oöttüigen 1844. 8.
3) Hieranf bezieht sich der Ausdruck mayiHro$ faeere, r. Walter G. d.
Rom. Rechts $ 754.
4) Cic. ad AU. 6. 1, 15.
5) Walter G. d. Rom. Rechts ^ 440. Bethmanii-HoUweg Rom. C'ivilprocesd
2, 83 Anm. i9. Hnschke lieber den zur Zeit der Geburt Jesu Christi gehalte-
nen CensuSf Breslau 1840. 8 S. 22 und iMritpr, Aniehutin. p. 77. Anderer An-
sicht ist Mommsen: Gaius ein Provinoialjurist, in Bekker and Muther Jahrbuch
des gemeinen deutschen Rechta Bd« 3 8. 1 — 15.
6) Den Aasdiock braucht Cic. ad fam, 8, 9, 4.
1) S. oben Seite 340.
— 3«8 —
die fiinwohneracbaft ganzer Lander entweder geradesu auszu-
rotten i), oder in andere Gegenden überzusiedeln, oder den här-
testen Bedingungen zu unterwerfen; aber um die Länder, wenn
sie sie einmal in Besitz genommen halten, was bei geringer Aus-
sidit auf Vortheil zuweil«! auch verschmäht wurdet, haben
sie durch Beförderung der Bodencultur, durch Ansieddungen^
Wegebauten und Erttfihung von Handelsverbindungen für den
Absatz der gewonnenen Produete sich zuweilen in hohem Grade
verdient gemacht^), und überall den Grundsatz einer verständi-
gen Staatswirthscfaaft aufgestellt, durch eine regelmässige Ver-
waltung und einen wenn auch hohen, so doch nicht auf das
Extrem getriebenen Steuersatz einer Erschlfpfung des Landes
vorzubeugen, welche voraussichtlich einen zeitweisen Ausfall in
dem Ertrage der Provinz zur Folge gehabt haben würde. Auch
in den roannichfachen Gesetzen, welche über die Administration
der Provinzen und gegen Erpressungen in denselben gegeben
sind^), seheint mehr die Besorgniss vor dem Ruin des materiellen
Wohlstandes der Provinzen als die Humanitätsrttcksicht, welche
Cicero in rhetorischer Weise hervorhebt^), das Motiv zu sein,
obgleich nicht zu leugnen ist, dass die Durchführung dieses rich-
tigen staatswirthschaftlichen Principe das einzige war, waa die
trostlose Lage der Provincialen einigermaassen erleichtem konnte.
Allein die Durchführung des Princips war unmöglich. Die Ri>-
mer nämlich, welche entweder als Beamte oder in ihrem eigenen
Interesse in den Provinzen beschäftigt waren, theiiten zwar die
Ueberzeugung von dem Satze, dass die Provinzen für das römi-
sche Volk nur des Ertrages wegen vorhanden seien; indem sie
1) Beispiele linden sich in der ganzen römischen Geschichte. Ueber Cartha-
g(M Schicksal s. S. 31Ö. Cäsar verkaufte 53,000 Adnatici auf einmal. Dnunann
3 S. 231. Ueber Xiberius Verfahren in Pannonien s. S. 137. Von Pompeins
Siegen sagt Cicero dt prov» cons. 12, 31 : nttUa gtns e»if ftioe non aui ita «ufr-
UUa stf , ui vix ex$t€t : out ita domitaj ut quusoal : aut ita pacata, ut vittoria
nottra imperioque laetetur.
2) So unter Augustus bei Britannien) Strabo 4 p. 201. Appian. praef. 7 :
iSkoK Te Ol' cü^ouXiav "rd xpdfTiora yi); xal ^a>.aoot)c lyovtfi« aiS^etv iftIXouoi
(AdXXov, 7^ T^v d^x^i"^ U dhtetpON ixcp^peiv inl ßapßapa Iftvi^ :reviypd xod dxsp^-^.
«V t^fb Tivac £i5ov t* 'P<6fiTn TrpeaÖeuopivouc te aal otS6vToc eouTou; yrt;xoo'JC
thai, imlI O'j f^E^pirvo'v ßafft/ia dvopoc ou5ev a6t(|> ypTioCpiouc £boptivot>c.
3) Strabo 2 p. 127.
A) ISs sind: die l€X Calpumia 005 6=149; Itx Jutäa, lex Acilia^ lex Servitia
Olaueiae, die ungenannte lex rep, von 632 s 122 (C. /. L. 1 n. 198), von
Klenze ohne Grund ServUia genannt, die lex Cornelia und die lex Itdia von
695b59. 8. Hudorff B. Reehtsgesch. 1 $ 31.
5) Cic. div, in Caeeii. ö, 17; 20, 6ö. Vert. 11, 2, 6, 15.
— 399 —
aber sieh selbst als die nficbsten Repräsentanten des Volks be-
trachteten, nahmen sie diesen Ertrag zunElchst für sich persönlich
in Anspruch; der zweite Satz, durch eine massige Benutzung
des Ertrages der Zukunft Rechnung zu tragen, konnte bei ihrem
nur kurzen Aufenthalt in der Provinz für sie ebensowenig be-
stimmend sein, als er fttr einen Pächter maassgebend sein wttrde,
welcher das von ihm verwaltete Gut im nächsten Jahre einem
andern zu Überliefern hat. Mit dem Aufgeben dieser Staats- \
wirthschaftlichen Rücksicht waren die Provinzen einer dauernden
Plünderung preisgegeben. Die Rdmer^ welche sich in den Pro-
vinzen aufhielten, .bestanden aus drei Classen, dem Statthalter
und seinem Gefolge, den Pächtern der Abgaben {pftblicam} und
den Banquiers (negaUeUiores) . Dem ersten war zwar speciell vor-
gieschrieben , was er von den Provincialen sich liefern lassen
durfte; ihm war verboten zu kaufen i), Geschenke zu nehmen'*^)
und sich Gefälligkeiten erweisen zu lassen 3); allein die Kosten
der Bewerbung um die Prätur oder das Consulat, welche selten
ohne Bestechung erfolgte, die Bestreitung der Spiele während
der slädtischen Aemter, die ausserdem durch ungemessenen Auf-
wand herbeigeführte Verschuldung der meisten Optimaien, end-
lich die Aussiebt auf einen Repetundenprocess, bei welchem
wiederum Bestechung durch erhebliche Summen versucht werden
rausste^], führten für den Statthalter, abgesehen von der Ge-
wissenlosigkeit, welche in der spSIteren NobiliUft allgemein war,
gewöhnlich die Noth wendigkeit herbei, mit allen ihm zustehen-
den Mitteln in der Provinz sich für die Vergangenheit schadlos ^
zu halten und für die Zukunft zu sichern. In dieser Beziehung
war die einjährige Verwaltung für die Provinz ein doppeltes Un-
glück, da die Erpressung in kürzester Zeit verübt werden musste,
und mit jedem Jahre eine neue begaun^j. Die einzige Hülfe
i) Clc. Verr. 11, 4, 5, 9. 10.
2) Cic. dt Ug. 3, 4, 11. Unrer den Kaisem war das Annehmen von Ge-
schenken bis zu einer gewissen Snmme gestattet/ Digest. 48, 11, 6. 8, ujui
von jeher war ein Beitrag für den etwaigen Triumph , aunan coronarium (Cic.
m Pison. 37, 90) gestattet.
3) Digest. 1, 16, 4 pr.
4) Clc. Verr. I, 14, 40.
6) Eine der gewöhnlichsten Avten des quatätui war der Wveher, den der
SUtthaltei selbst imd seine Begleitung trieb. Dig. 12, 1, 83: itrifteipalihw eon^
aUktUtmßnu eavtkut, ne Ai, qui provindam regmU quivt circa cos svnl, mgemim"
tur tnutuamo€ petuniam dtnt faemume exerteaut.
— 400 —
gegen dieselbe war anfänglich eine Beschwerde bei dem Senal,
die indessen selten Erfolg haben mochte; seit 605=449 war
durch die Repeiundengesetze wenigstens ein Rechtsweg für die
Klagen der Provincialen eröffnet; allein auch diese waren durch
einen patronns aneustellen i), welcher der römischen Nd>ililät
anzugehören pfl^te; die Klage selbst verursachte neue Kosten
durdi Äbsendung von Gesandtschaften und Zeugen, und es war
von der Zusammensetzung des Geschwornengerichtes abhängig,
ob trotz der zu erwartenden Bestechungen, trotz der Hindemisse,
welche die römisch^i, in städtischen Aemtem befindlichen Opti-
maten und der Nachfolger des angeklagten Statthalters in d^
Provinz durch Abmahnen und Zurückhalten der Abgeordneten
und Zeugen in den Weg legten 2), ein günstiger Erfolg des Pro-
cesses zu erwarten war. Neben der Nobilität, welche sich zur
Ausbeutung der Provinz der Statthalterstellen bediente, trieben
die dem Ritterstande angehörigen piMdcani und negotiaiores ihr
Geschäft, die einen, indem sie durch Uebervortheilung aller Art
ihren Gewinn zu steigern suchten 3), die andern, indem sie sich
massenweise ansiedelten^), um den erschöpften Gommunal- und
Privatcassen der Provincialen ^) gegen uneriiörte Zinsen mit ihren
1) Lex rep, von 632 (C. i. L. I n. 198 lin. 9. 11. 12. Oic. dio. in^CaeeU.
20, 6d f.). Die meisten Provinzen hatten in Rom patroni aus bestimmten Ge-
sehlechtern, in welchen dß» Patronat forterbte ; so Slcilien die Marcelli (Cic. div.
m Caee. 4, 13 n. ö.), Cypem die Catones (Cic ad fam. 15, 4). Mehr bei Jftein
in Paulys Realencycl. 5, 1247 f. Aber die Sicnler hielten es nicht für gerathen,
sich in ihrem Processe gegen Verres an die Marcelli zu wenden , sondern nah-
men des Cicero Hülfe in Anspruch. Auch unter den Kaisem dauerten die pa-
troni provinriarum fort. Orelli n. 529. 3058. 3063. 3661.
2) Cic. aet. in Verr. I, 10. 11.
3) Cic. ad Q. fr. i, 11, 33 und meine HUt. eqq. Rom. p. 18 ff. Vgl. Liv.
45, 18 : metalli quoqtu Macedoniei, quod ingena veetigäL ereitj loeationesque prait-
diorum rusticorum toUi placebat. Nam neque sine pubticano exerceri poMe, et
übi publieanus est^ Wi out ius publicwn vanum <uit lihertaiem »oeiis nuUam e»fe.
Dig. 39, 4, 12.
4) Ueber die negotiaiores s. Ernesti Opuac. philol. et <rit, p. 1 — ^20 und in
der Clavis zum Cicero. Auch in Inschriften kommen negotiatoret^ qui negotiantur,
o\ TtpaifAttTeüöp-evoi oder Ip^aC^ixe^oi oft vor. C. 1, Gr. n. 2053 und die Samm-
lung bei K. Keil Analeeta epigr. et onomat, p. 80.
5) Von der furchtbaren Verschuldung der Provinzen Hesse sich eine aus-
führliche Schilderung geben. Cäsar suchte derselben in Spanien abzuhelfen
(Drumann 3, 189). üeber Asien Cic. pr. Flaceo 9, 20: in aerario nihU habent
civitaiea, nihil in vecUgaUbut. Duae rationea eonficiendae peetmioc, aut vemsra
aut IHbuto, ad Q. fr. 1, 1, 25. Ueber CiUcien Cic. aii fam, 3, 8, 2: awmpim
egeniiM^kmarum civitatum. In den asiatiBchen Provinzen brach naeh dem letzten
Bürgerkriege ein allgemeiner Staatsbankerott aus, in Folge dessen Augnstns einen
SteuererlasB bewilligte. Dio Chrys. 1 p. 601 B. und dazu Casaubonus.
— 401 —
Capitalien zu HoOe zu kommen ^] , zu welchem Zwecke auch rö-
mische Senatoren, denen eigene Geschäfte der Art gesetzlich ver-
boten waren, ihnen gegen einen Antheil am Gewinn Geldsum-
men zur Verfügung stellten. Gegen Bedrückungen der Publicani
und unerlaubten Wucher der Negotiatoren konnte zwar bei dem
Statthalter geklagt werden, und zuweilen half derselbe dem Uebel
energisch ab; allein es war für ihn persönlich gefohrlich, nicht
nur in der Zeit, als die Ritter im Besitze der Gerichte waren 2),
und die Beleidigung ihrer Standesgenossen durch unfehlbare Vern
urtheilung des Statthalters rttchten^), sondern überhaupt, da der
Einfluss der Geldaristocratie, welche die Ritter bildeten^), und
das Auftreten der verletzten Personen bei einem etwaigen Re-
petundenprocesse für den Statthalter zu befüi'chten war^). Bei
dieser schwierigen Lage<^) bedurfte es nicht nur eines redlichen,
sondern eines festen Characters, um die Interessen der Provinz
nicht unbedenklich zu opfern ; nur selten finden sich Beispiele,
wie das des alteren Cato, der dem Wucher der Rdmer in Sar-
dinien entschieden entgegentrat 7) ; das unentschlossene Benehmen
!■'''■ ' " ' ' I ■■■II m , . I ■ . ■ I I I I . I I II I .1 ... I . .
1) Gic. pr. Foni. 1 : referta GalUa negotiatorum taty pleno elviuni Roma-
norum. Nemo Qallorum ahne Hve Romano qtädquam negotii gerit; nummus in
OaUia fmUua »ine eiviwn Romanorum talfiM» commooetur. Dies dauerte fort un-
ter den Kaisern. T&e. Ann. 3, 40.
2) Cic. acc. in Verr. U, 3, 41, 94: aniea, quum equeaUt ordo iudieairet,
(12S--80 V. Chr.) hnprdbi ei rapacta magiitratua in prootneiia inaervidtnnt jmhli-'
eaniM: omabant eoa, qui in operia erant; quemeunque equitem Romanum in pro-
vincia viderani, beneflciia ae libercUitate proaequfbaniur.
3) DtLS bekannteste Beiaptel ist das des Q. Mueins Scaevola, welclier, nach-
dem er in seiner vortrefflichen Verwaltung Asiens den Betrügereien der publieam
standhaft entgegengetreten war, dnroh die aus equitea bestehenden Richter ver-
urtheüt wurde. Diodor. exe. p. 610 Wess. Yol. lY p. 152 Dind. und über den
ganzen Gegenstand meine Hiat. eqq. Rom. p. 28—36.
4) Appian. B. C. 2, 13. Cic. pr. PUme. 9.
5) Der Hauptgrund, warum Asien an Mithridates abfiel, lag in den un-
menschlichen Bedrückungen der Publicani. Plut. Lueuii. 7, 20: tP;^ InapyCav
dtppmot xal dirtoroi SuoTüvtai xaTCt^ov, Inzh t»v TeXmvdtv %a\ x&v ^avctoräw
?:opvou(A£yi]y «al dv^poico^tCofi^vr^v , itinpdaxctv ihi<(, piiv utou; euitpcnelc, ^"ja-
xi^oQ Tc icapdivouc, ^|Aoatqi 5^ dva^uora, fpacpoc, Uoo6c ^vSptdhrrac dvocpia-
Cofiivnv' ouTot^ TS x^Xo^ (Jiev -^v ;cpocvfro(; jcvofxf^ou oouXcjetv. Als Lucnllus
diesem Elende abzuhelfen versuchte, zog er sich den Hass der Publicani zu,
welche ihm hernach in Rom auf alle Art entgegentraten. Drumaun 4, 140.
Andere Beispiele s. Hiti, eqq. Rom, p. 20.
6) Cic. od (^. /V. 1, 1, 11 S 33: Ula eauaa pubU^anorum quanian aeet'-
Uiatem afferat »oeii»y inielleximua ex dvilnuy qui nuper in portorUa ItaUae toi-
lendia non tarn de portorio, quam de nonnuUia iniuriia porUtorum querebantur,
Quare non igfyorOy quid aoeiiß aeddai in ulUmia terris, cum audierim in Italia
querelas civium. Hie te ita veraatij ut et publieania aaUafaeiaa — et aoeioa per^
ire non ainaa^ divinae euiuadam virtuäa eaa^ videUar,
7j Liv. 32, 7. 8. 27. Plut. Cot. m. 6. Nepos Cal. 1.
Bön. Altaiih. IV. 26
— 402 —
Cicero'^ '^^ Gilioieo war nidit vi^lbeaser, ab ^e gewöhnliche
Maassregel, nach welcher die Stattbaiter sidi geradezu oüt den
Publicani verbanden, nnd statt sie am Unrecht zu bindern^ ib-
nen so wie den Negotiatoren militärische Execution sur Eintrei-
buDg der von ihnen geforderten Summen bereitwillig zur Dis-
position stellten. M. lunius Bratiks nämlich, der IMrder des
Cäsar, ein w^en seiner Tugend nnd RecbtUichkeit berObmier
Mann^j, hatte der Stadt Salamis auf Cypem unter fremdem Na-
men eine Summe Geldes und zwar zu 48 Procent geliehen,
während der gesetzmässige Zinsbiss in Ciiicien 42 Prooent war.
Der Negotiator Scaptius, der dies Geschäft führte, verlangte un-
ter dem Proconsul Appius Claudius, dem Vorgänger Cioero's in
Ciiicien, von den Salaminiern, Zins auf Zins gerechnet, statt
406 Talente 200, erhielt von Appius ein Gommando Reiter, die
er selbst comroandirte, und schloss den Senat in Salamis ao lange
in der Curie ein, bis fünf Senatoren vor Hunger starben. Als
Cicero im J. 54 nach Ciiicien kam, nahm er dem Scaptius die
Präfectur, obgleich Brutus ihn besonders ersuchte, sie ihm zu
lassen ; die Salaminier erboten sich, das Capital mit 4 2 Proc. ver-
zinst abzuzahlen und zu deponiren, da nach Cicero^s eigenem
Edict 42 Proc. als das Haximuo) des Zinsfusses festgesetzt war;
Cicero konnte nicht umhin , den Salaminiern Recht zu geben,
aber er wagte es nicht, den Brutus zu erzürnen. Er nahm die
Deposition des Geldes nicht an, und liess die Sache unentschie-
den, indem er den Brutus auf die Zukunft helfen hiess, d. h.
auf einen gewissenloseren Statthalter, welcher sich vielleicht be-
reit finden lassen würde, da$ zu thun, dessen Cicero sich schünite.
Dies war der Schutz, welchen die Salaminier unter einer muster-
haften Verwaltung, wie die des Cicero war, genossen^}.
Di« Kaiser- Das Ende der Republik war für die Provinzen der Anfang
einer besseren Zeil, welche, wenn auch nicht ohne Unterbre-
chung-*), bis über die Periode der Antonine hinaiis dauerte.
1) Drumann 4, 41.
2} S. über dieBen Fall Savigny Deber den Zinswucher des M. Brotns, Abh.
der berliner Acad. 1818. 1819 S. 179—188. Verm. Sehr. I S. 386 — 106. Anf
ähnliche Weise machte später der Philosoph Seneca Wuchergeschäfte in Bfftan-
nf«n. Dio Cass. 62, 2.
3) lieber die Raubsncht des Tiberius in seiner späteren Zeit s. Soet. Tih,
49; über die Znstande Ciliciens unter Domitian Philostr. V. ApoU. 7, 23. Ueber
Neros Reisen in Griechenland das. 5, 7. Dacu kam, dass die ProTinxen «nter
den ersten Kaisern noch aus den Zeiten der Republik her sehr erschöpft waren
— 408 —
Sahen in dem äusserlichen Umstände, dass die Regierung
Hand ttberging, lag eine Erlösung von den Bedrückungen ,
grade durdi die Menge der Personen, die neben und na(
ander mit immer erneuter Gier die Provinzen beraubten, uner-
träglich geworden waren; allein die wesentliche Aenderung der
Verhältnisse lag in dem Principe der Monarchie, welches den
Unterschied zwischen der regierenden römischen Bürgerschaft und
den unterthanigen Provinoialen nach und nach aufhob und, indem
es beide Theile immern^ehr gleichstellte, auch den Einwohnern
der Provinzen den Schutz der Gesetze, Hülfe in ausserordent-
lichen NotbföUeni), die Wohlthaten einer regelmfissigen Verwal-
tung und nicht seilen bedeutende Begünstigungen gewährte.
Seitdem Augustus im J. 734=23 die proconsularische Gewalt
ttber alle Provinzen erhalten hattet), war eine gesetzliche Be-
hörde geschaffen, welche, über den Statthaltern stehend, die Be-
fugnisse derselben bestimmt begrenzte 3), und Appellationen^)
und Beschwerden annahm, und die Anordnungen, durch welche
Augustus die Verwaltung reorganisirte, die Strenge, mit welcher
Tiberius diese aufrecht erhielt^}, begründeten auch in den Pro-
vinzen einen geoixlneten gesetzlichen Zustand. Die ersten Jahr-
hunderte der Kaiserherrschaft sind für einige Länder als die Blü-
thezeit in der Geschichte derselben zu betrachten ; von dem
Beicbtbüm und Luxus der syrischen Städte, von den Prachtbauten
der Kaiser in dieser Provinz, von der steigenden Bevölkerung
Aegyptens, von der materiellen und zum Theil auch literarischen
Blüthe Spaniens, Galliens und Africas ist bereits früher wenig-
stens andeutend gesprochen worden.
Die Einrichtungen des Augustus begannen im J. 727 = 27 '"^'^Jjj"'
mit der Theilung der Provinzen, in welcher er diejenigen Länder, ^"g»«*»«-
und von den Sutthaltern, so viel an ihnen Ug, immer noch ausgebeutet wurden.
S. die Schilderung bei luvenal B, 87--120.
1) Suet. Oet. 47. Ceber die Unterstätzungen , welche die Provinz Asien
durch Augugtua erhielt, 8. Dio Caas. 54, 30. Dio Ghrys. 1 p. 601 R.; über
Trallea Agathiaa Bi$l. 2, 17; C. A Ot. 2923. 2927; über Nysa C. I. Gr, 2943—
2948; über Paphos Dio Casa. 54, 23; Letronne Analyte du reeu^U de M. Vidua
p. 32 ; aber Tarsua Dio Chrys. II p. 36 R. ; über Tiberius Verdienste um .die
Provinzen Tac. Ann. 2, 47; 4, 13.
2) Dio Caas. 53, 32.
3) Hierfiber giebt ausführliche Belehrung Ulpian Dig. 49, 4, 1 und der Brief-
wechsel des Plinins mit Tralan.
4) 8net. Oet. 38. Dig. 42, 1, 27; 42, 1, 33; 49, 1.
5) Tao. Ann. 4, 6.
26*
Tinzen.
— 404 —
welche einer nülitärischen Besatzung bedurften, selbst in Ver-
waltung nahm, die vollständig beruhigten aber dem Senate über-
gab^). Zu den ersteren gehörten nach Bio Cassius zwölf, näm-
lich Tarraconensis, Lusitania, Narbonensis, Lugdunensis, Aqui-
tania, Belgica, Germania superior, Germania inferior, Syria, Ct-
licia, Cyprus, Aegyptus, zu den letzteren zehn, nfimlidi Aürica,
Asia, Achaia, Illyricum oder Dalmatia, Macedonia, Sicilia, Greta
mit Cyrene, Bithynia^ Sardinia, Baetica. In dieser Theilung ist
später mehreres geändert worden ^ ; die nach dem J. 727 s= S7
erworbenen Provinzen fielen aber dem Kaiser zu ^) . Für die Se-
Beiifttepr»- natsprovinzeu wurden die Statthalter im Ganzen in alter Weise
bestimmt, nämlich durch das Loos^) und auf ein Jahr^), jedodi
1) Säet. Oct. 47. Dio Cass. 53; 12. Strabo 17 p. 840. *
2) Strabo n. a. 0. zählt nicht zehn, sondern zwölf senatorisdte Provinzen.
Er redet von der Zeit zwischen 22 — 11 t. Chr., in welcher Narbonensis and
Cypias dem Senate zugewiesen war.
3) Dio Cass. 53, 12.
4) Suet. Oet, 47. Dio Cass. 53, 13. Spartian. Sever. 4. Tac. Ann, 3, 58.
Deshalb unterscheidet man die kaiserlichen Statthalter als atperot von den Pro-
consuln als xXT]piDO(i|xevoi. Philostr. Vit. ApoU. 5, 36. Sosias Priscus, procoä.
Atiae 183 — 184 heisst noch proconsul Asiae aortitus, Orelli 2761 ; und im J. 217
wird noch in Betreff Asiens i^ toO xX'fjpou Td^u nnd gleichzeitig ein proeoa.
Afrieat, tihv A^ptXYjv xaTaxX72pa>9d|iievo( erwähnt bei Dio Cass. 78, 22; dann
aber sagt Lamprid. AI. Sever. 23 : provincias proeonsulares ex aenatus voUuUaU
ordinavit {Alex. Severtui)^ und nach Alex. Severus (222 — 235) scheint die alte
Wahlordnung für die Senatsprovinzen aufzuhören; Waddington FaUa des fto-
viw.es Asiatiquet I, Paris 1872 (ich citire die Octavausgabe) p. 263. Daher heisst
es bei CapitoUn.* Oord, trt$ 2 : ipst post eonnüatum, quem egerät cum AUxandro,
(td proconnUatum Afrieae misatu est ex senatus eontuUo, und so hernach immer.
S. Borghesi Oeuvre» 5, 469.
5) Apuleius hielt seine, Florida überschriebene , Dedamation vor dem Pro-
consul Afrieae des J. 163 Scipio Orfltus (s. Flor. o. 17), und sagt o. 9 : mUlo
niii tuo anno ad coercenda peccata plus pudor quam tkmor vtduit. Und weiter :
quid nobis cum istis proeonsulum vicibusj quid cum annis' brevibus et festmaniSfUs
mensUms? Suet. Oet. 47. Dio Cass. 53, 13. Tac. Ann. 3, 58. Die Yerordnun«
des Pescennius Niger (Spartian. Pesc. .TV. 7), ut nulli ante quinquennium sueee-
deretur provinciae praesidi, blieb nicht in Geltung. Noch im J. 253 schreibt
CyprianuB q>. 15 ad Moysen et Maximum presb. : earU nunc magistratus et eon-
stdes sive proeonsules annuae dignitatls insignibus et duodechn faseibu» glorientur.
Nichtsdestoweniger kommt es häufig vor, dass auch Proconsuln mehrere Jahre
im Amt bleiben, wie man aus Inschriften und Münzen der Provinz ersieht,
auf welchen der Statthalter eponym ist (C. /. Or. 2965. 2963«. 2966. 2993.
3146. 3170. 3179. 3180. 3211 u. ö.) und die Jahre selMer Verwaltung be-
merkt werden , z. B. izl dv^jirchou tö ß' 'E^vaT^oü AoXXiavoO, C. I. Gr. 2870,
Vgl. 2570. 2562. 3516. 3517. Eckhel i). N. 4, 147; 22^—232. Zumpt Oman,
epigr. II, 111. Mommsen Bes gestae Divi Aug. p. 112. 127 — 129. Eprius Mar-
cellus war proconsul Asiae 70 — 73, also drei Jahre; Henzen n. 5425, Wadding-
ton Fastes n. 96; M. Sllanus proconsul Afrieae 32 — 37, also sechs Jahre, Borghesi
Oeuvres 5, 217; P. Petronius proconsul Asiae 29 — 35, ebenfalls sechs Jahre,
Waddington Fasies \i. 76. Von den letzten Jahren des Tiberius sagt im Allge-
_ 405 —
mit folgenden Modificaiionen : der Unterschied der consularischen
und prätoriscfaen Provinzen dauerte zwar fort, wurde aber, da
der Grund, weshalb man in der Zeit der Republik Proconsuln
in die Provinzen schickte, nAmlich der Fall eines grosseren mili-
töriscben Commandos, in der Kaiserzeit in den senatoriscben Pro-
vinzen nicht mehr vorhanden war, in der Art fixirt, dass zwei
derselben, nämlich Asia und Africa, immer consularisch , alle
übrigen pratorisch waren*}, und dieser Unterschied erhielt sich
bis auf Gonstantin den Gr. 2). Der Antritt erfolgte unter Augu- Amtsutriti.
stus nach dem pompejischen Gesetze, also fünf Jahre nach Ver-
waltung des Consulates oder der Prdtur ^) , und zwar nach
der Anciennität^). Zuerst loosten die beiden ältesten Consulare
um die consularischen , dann die ältesten Praetoren um die
prätorischen Provinzen , insofern nicht der Kaiser , welcher die
Liste genehmigte und die Zahl der Zuzulassenden nach dem Be-
dürfniss feststellte^}, einen oder den andern, entweder weil er
anders über ihn verfügen wollte, oder weil er ihn für unwürdig
hielt, von dem Loose ausschloss ^) . Auch nach Augustus Tode
behielt das pompejische Gesetz insofern Geltung, als für den
Zwischenraum zwischen dem städtischen Amte und der Statthal-
terechaft der fünfjährige Zeitraum das gesetzKche Minimum blieb ;
in Wirklichkeit aber wurde derselbe schon seit Tiberius auf zehn
und mehr, gewöhnlich auf dreizehn Jahre 7), sowohl für die prae-
torii^) als ^ die constUares^) ausgedehnt. An dem Loose nahmen
meinen IHo Gem. 58, 23: tooo&tov fo^p irXfj^^oc tAv tc dfXXov xA t&v ßouXcu-
tAv dit(6XcT0, Aore to^c dfp^ovrac to^c xXT)porTo6c9 tou; p.^ iaTp(nrjff7i%.6xa^
in\ tpCa» ToC»c h^ 67caTCU«6Tac ii^\ K ^ toc if)Ye|jiov(ac xwv l(K6v droplqc twv
6ta&€^{AivfDV OYctv. Trotz dieser Ausnahmen sind gesetzlich die Proconsuln und
PropnitoTen nodi bis in die naeheonstantinische Zeit einjährig geblieben. Gothofr.
Not. dign. Cod, Theod. p. 22 ff. 2db. Boecking ad N. D. 11 p. 419.
1} Strabo 17 p. 84D. Dio Cass. 53, 13.
2) Borghed Oeuvres 5, 449.
3l Dio Cass. 53, 14. Snet. Oct. 36. Borgbesi Oeuvres 1, 309; 3, 185.
4) Gronov ad Tae, Ann, 3, 58. ib. 71 : ita Aeiae sors in euniy qui Conm-
lariMm Maktifinengi proximui erat, coniafa. Aach dies hörte unter Alexander
Severus auf. Borghesl Oeuvres 5, 469.
5) Dio Cass. 53, 14: laapl^ouc xt f^p toU Iftveot, xal oOc olv ^^cXi^ot),
xXt^po&oftoi %eX(uct.
. 6) Tac. Ann, 6, 27; 40.
7l Borghesl Oeuvres 4, 535; 5, 143.
8) Septimius Sevenis, der nachherige Kaiser, war praetor 178, Proprätor
mit deni Titel proeonstit von SicUien 189. Borghesi Oeuvres 3, 191. 192.
9} Obgleich die vortrefflichen Untersuchungen von Waddington erst zum
Theil herausgegeben sind, so haben sie diesen Punct für die procotmdes Asiae
bereits vollständig erledigt. Es sind in ihnen folgende Data vöiUg sicher geatellt :
— 4ei —
niebt nur die gdweaenen constUes oräinarii, Bofidern auch cKe
suffecU^ und nicht nur die gewesenen Prätoren {praetwa fUncü) ^) ,
sondern alle praetorii ^) , also auch die ullecii inier praekprid^s
Theil^j, und da es in dieser Zeit vorkam, dass eia Praetorius
eher zum Gonsulat gelangte, als die Beihe des Looaens an ihn
kam, so konnte er auch nadi dem Gonsidat zuerst die prtttorische
Provinz erioosen, ehe er die consularische erhielt^). Ausserdem
M. luniuB SiUnus, Cos. 729 = 25, procos, Asiae 740=14.
Cn. CkMmelkis Lentulus Augur, Cos. 740 = 14, pitMo«. Aikte 753—754.
C. lunius Sllanus, Cos. 10 n. Chi., procos. Asiae 20 — 21.
M. AemiliuB Lepidus, Cos. 6, proeos. Asiae 21 — 22.
C. Foateius C*|pito, Cos. 12, procos. AsUse 23—24.
M\ Aemilius Lepidus, Cos. 11, procos. Asiae 26 — ^27.
P. Petronios, Cos. 19, procos, Asiae 29 — 35.
C. Calpuralus Aviola, Cos. 24, procos. A$ia€ 38—39.
C. Cassius Longinus, Cos. 30, procos. Asiae 40-^1.
M. lunius Silanus, Cos. 46, procos. Asiae 54.
L. Salvius Otho, Cos. 62, jM'oeos. AtUu 62—63.
L. Antistius Vetus, Cos. 55, procos. Asiae 64 — 65.
M\ Adlius Aviola, Cos. 54. procos. Asiae 65 — 66.
M. Ulpins TrsUnus, Cos. 70 oder 71, procos. Asiae 79—80.
Ti. lulius Ferox, Cos. 99, procos. Ajsiae 116—117.
Cornelias Priscns, Cos. 103, procos. Asiae 120 — 121.
€. Miiiioius Fundtfias, Cos. 107, proei^. Asiat 124>-125.
L. Venoleius Apionianus, Cos. 123, procos. Asiae 138 — 139.
T. Statins Qaadratns, Cos. 142, procos. Asiae 154—155.
Pedo Apronianns, Cos. 191, procos, Astos 204 — ^205.
Q. Anicius Fanstus, Cos. 198, proeoj. Asiae 217 — ^218.
Von den proconsüles Africae mögen folgende Beispiele genügen:
L. PasstenvB Rufus, Cos. 750, procos. Afrkae 756 «s 3. Borghesi Oeuvre»
5, 159.
Cornelius Leutulus Cossus, Cos. 753, procos. Africae 759. Waddington Faetes
p. 105.
li. luains Silanus, Cos. 19 n. Chr., procos. Afrioae 31—37. Borghesi Oewtree
5, 216.
L. Calpornias Piso, Cos. 27 (Tac. Arm. 4, 62), procos. Africae 40 (Dio Cass.
59, 20).
A. Caecilins FAUstinus, Cos. 99, procos. Afrieate 116—117. Waddingion Fattas
p. 187.
Scipio Orfltus, Cos. 149, procos. Africae 163.
Serius Augurinas, Cos. 156, procos. Africae 169 — 170. lieber beide s. Wadding-
ton p. 231.
Nach Alexander Severus boren auch für Africa diese langen Zwis<^eniftnnie
auf; Cassius Dio, Cos. 291, war procos. Africae 295; AnniBS Anvhniis, Cos.
295, procos. Africae 302. S. MorceUi Af^riea Christ. II p. 175. 181. B<^esl
Oeuvres 5, 449.
1) Tac. Arm. 2, 33. 67; 3, 31. 65; 4, 68; 5, 8; 6, 7. 38; 13, 29; 14, 12.
2) Tac. Ann. 2, 47; 3, 28; 6, 3. 9. 18. 48; 14, 40.
3) Orelli 3659.
4) Borghesi Oeuvres 4, 145 f. Beispiele sind : C. lulius Comotus Tertullus.
aUectus inier praetorios a divis Vespasiano ei Tito eeneoribus (a. 71 — 74), Consul
a. 100, dann proconsiii prov. Narbonensis, endlich proconml Asiae, (^«Ui 3659;
ferner A. lulius Quadratus, der erst nach dem Consulat procontul von Creta und
Cyrene, einer pr&torischen Provinz, wurde. C. 1. Qr. n. 3532.
— 407 —
ti*8rf Muweilen mit Rücksicht auf das ins liberorum^) oder aus
besonderen Gründen, namentlich wenn bei einigen Bewerbern
eine Bekanntschaft mit einer Provinz 3) oder eine besondere Be-
fähigung vorhanden war, der Senat extra ordinem eine Bestim-
mung*), oder der Kaiser übernahm zeitweise eine senatorische
Provinz^), dhne dalss dadurch deren rechtliche Stellung für die
Zukunft verändert wurde ^). Alle Statthalter der senatorischen
Provinzen führen gleichmässig den Titel proamnU, jedoch mit dem
Bangunterschiede , dass die proconsuks Astae et Africae 12, die
übrigen 6 Lictoren haben ®) ; sie entbehren der militärischen Ge-
walt, weshalb sie in der toga, nicht wie zur Zeit der Republik
mit dem palttdafnentt$m und cum gladio ausziehen ^) ; nur ein
kleines Commando, wie es für die Erhaltung der Ordnung in der
Provinz hinreichend war, wurde ihnen zur Disposition gestellt^);
auch die Legion, welche unter Augustus der Proconsul von Africa
befehli|;te, wurde bald darauf dem legatus von Numidien über-
geben'), so dass Tacitus alle proconsularischen Provinzen im Ge-
gensatze zu den kaiserlichen, militärisch verwalteten Provinzen
iurisdictimes nennt ^<>). Das Beamtenpersonal blieb unverändert;
neben ihm finden sich aber in allen Senatsprovinzen für die an
den Fiscus zu zahlenden Abgaben sowie für die Yerwaltung der
1) Dio Cass. 53, 13. Fronto ep. 8 p. 15.
2) Es finden sich viele Beispiele, dass Piocousnln diejenigen Provinzen er-
hielten, in denen sie vorher Ug<iii gewesen waren. Auf diese Weise erwarben
sie eine familiaritas und coniuncUo mit der Provinz , die Urnen znr Empfehlung
diente. Digest. 1, 16, 4 $ 3. S. C* ^« Gr- Q- 3548. Severus war Legatus in
Africa, hernach Proconsul. Spartian. 8ev. 2. Mehr Beispiele s. bei Marini Atti
II p. 737.
3) Suet. Oälb. 7: Africam proeomuLe biennio obUnuit, txtta tortem iUeUu
ad tyrdinandam provinciam, et inUHina disaeiuione et bcarbarorum tunwUu (nquUtam.
4) Dio Cass. 53, 14; 54, 30; 55, 28. Tac. Ann, 1, 76.
5) Digest. 50, 17, 123: temporaria perrmUaUo ius provineiae non hmovai,
6) Dio 53, 13, und über die Fasces Spanheim Dt pr. et utu Nwn. dis». X.
Vol. n p. 106. 114. Mommsen BuU. 1852 p. 175. Ep. An. 1852 p. 226. Von
dem Titel sind in der statistisehen Uebersicht Beispiele gegeben. Statt des grie-
chischen div86icaTOc kommen auch ungenaue Bezeichnungen vor, wie oorpdhrr^c
Philostr. V. S. 1, 22. Scboemann ad PhU, Affin, p. 101. d^p-^oN Philostr. V.
ApoU. 7, 10. Letvonne Beak&rehe» p. 266. t^rtfAtibv Aristides Vol. I p. 532 Dind.
SttaToc C. 1. Qr. n. 1325.
7) Dio Gas«. 53, f3.
8) Truppen nämlich standen auch in den Senatsprovinzen , z. B. In Asien,
C. /. Qf. n. 3898. 3902». 3902?. 39024. 3932. 3965; in SteilMn auf dem Eryz,
ib. n. 5501. 5598; in Bithynien. S. Seite 196.
9) Tac. Hlü, 4, 17.
10) Tac. i4fiii. 1, 80 und das. EmestL
— 408 —
kaiserlichen Doinainen procurolores ^ von welchen weiter unten
besonders die Rede sein wird.
ProSriuMD* Die kaiserlichen Provinzen, deren Zahl sich bis auf Traian
um das Dreifache vermehiipe, wurden von dem Kaiser selbst
durch Stellvertreter adminisUirt und zerCallen nach dem Range
derselben in drei Classen^). Die grosseren und wichtigeren näm—
ugaUAug. |icb, in welcheu elu Hocr staud, wurden durch Ugati Augusti pro
praetorCy icpeoßsural xal avTiotpaiT^YOi too Deßaotou^) ^ verwaltet,
welche, wie die Proconsuln der Kaiserzeit, theils consukareSj
theils praetorii waren ^) . Die Provinzen, in denen mehrere Legio-
nen standen, haben durchgängig Legaten der ersteren Art gehabt,
eoMNiarM, welchc auch ausdrücklich legati cansiUares^) oder cormUares^),
t>i;atixo(^) genannt werden. Denn da der beiden Classen gemein-
same Titel legatus Augusti pro praetore das Rangveriiältniss nicht
eriLcnnen lie.ss, so. fügten diejenigen Legaten, welche entweder
das Consulat bekleidet oder auch nur vom Kaiser per codicühs
den consularischen Rang erhalten hatten, diesem Titel nodi das
1) Strabo 17 p. 840 : tac ht oXXac dinip^tac lyf ( Kaloap * dv eU ^ {tr»
hk xal limixo6<.
2) Der Titel ist UgaUu AugwU pr, pr. Moesiae inferiorisJQtuU p. 49, 6),
griechisch rpeoßeur^c Seßaoxoü dvritfrpdltTiYOC (Waddington n. 2296. 252Ö. 2071.
2399) oder Tcpeoßeur^c xal dvriaTpoTTjYOc 2.cßaoToO, Orot. p. 69, 8. Eine Stmm-
lung dieser Titel s. bei Ifarini ArvaU p. 739. Labus Ära cmiiea seoperla in
Hainburgo, Müano 1820. 4 p. 31 ff. Borghesi Oeuvru 3, 68. Boeckh C. L Gr.
n. 364 und zn n. 3548. Der Titel lautet anch legatus' Cäesaris^ Ugatus AugutU,
Ugatua pr. pr, Augutii. S. Marini a. a. 0. p. 742. Sehr selten aber heisst er
Ugatus pr. pr. mit Auslassung des kaiserlichen Namens, denn dieser Titel kommt
den Legaten der Proconsuln zu. Dagegen kann der Zusatz pro praetore bei bei-
den Arten der Ugati fehlen, Macer Dig, 1, 18, 1 : praesidis nomen generale eH,
eoque et proeonsules et legati Caesaris — appellantur. Ibid. 20. Dig. 40, 2, 7;
und auch Caesaria oder Augusti lassen die Rechtsquellen aus, wenn die Provinz
hinzugefügt und dadurch ein Missverstandniss vermieden wird. CoU. Ug. Mo*,
et Rom. 15, 2 : exetat denique dtcretum dhi Pii ad Paeatumy legaUan provmeiac
Lugdunenna. Digest. 37, 5, 7: ad Tuaeitmi Fuaeianiwn, Nunudiae Uffaium. Fr.
Vat. S 223. Ebenso auf Inschriften, Marini ArvaU p. 750 n. 109, und auf Mün-
zen, Eckhel 4, 233.
3) Dass gewisse Provinzen immer legati eonnUaree haben , andre dagegen
Ugati praetorii, sagt ausdrucklich Strabo 3 p. 166. Suet. Tib. 41. Vegp. 8.
4) Tac. Bist. 1, 56; 2, 86. Suet. Tib. 41; Calig. 14; Claud. 24; Fesp. 4.
6. Capitolin. Gord. tree 8. OreUi 3666. Auch legalm eotiMifan potestaU, Orelli
n. 1172.
* 5) Contularis Britanniae Henzen, 6701 ; eonsulairis triuVn Doeiorum, C. /. L.
III n. 1092. 1174. 1178. 1393.
6) Waddington n. 2237. 2308. 2213. 2212. Am häufigsten kommen diese
kurzen Titel vor iu den Prädicaten der militärischen Beamten, z. B. henefieiariuM
coMularis (C. /. L. III n. 823. 826. 827. 1906. 1909. 1910 u. ö. Henzen im
Index p. 143), ßo7)(^ xopvixouXaplcBV uitartxoD, Waddington n. 2700.
— 409 —
Prildicat vir consuluris bei, mit welchem sie im gewöhnlichen
Leben angeredet wurden , und dies Prädicat ersetzte den voll*-
stttndigen Ausdruck legaius Augusti pro praetorey vir consularis.
Der Titel Consuktris ist demnach im «weiten Jahrhundert genau
zu verstehen und bezeichnet einen StaUhalter, welcher erst nach
der Bekleidung des Consulates das Commando erbtit; allmählich
aber verliert er die ursprüngliche Bedeutung, und wird im vier«-
ten Jahrhundert ein officielles Prttdieat einer bestimmten Glasse
von Provincialstatthaltem , welche niemals Gonsuln gewesen wa-
ren^). Die Provinzen dagegen, in welchen eine Legion genttgte,
erhielten UgcM praetorii^ , icpeoßeotat crrpatY)7ixo(3) ; denn dass
die kaiserlichen Legat^i, sowohl consularische ab prätorische von
Histor&em zuweilen prapraelores oder praetores genannt werden,
ist eine Nachlässigkeit, durch» welche man sich nicht täuschen
lassen musa^), die aber darin ihren Grund hat, dass die Benen-
nungen der Provinzen nach ihrer Verwaltung durch die Einrich-
tungen des Augusttts einen ganz andern Sinn erhielfen, als sie
zur Zeit der Republik gehabt hatten. Denn man versteht seitdem
unter consularischen und prätorischen Provinzen die kaiserlidien,
wogegen die des Senats proconsularische heissen^).
Die kaiserlichen Legaten wurden vom Kaiser selbst ernannt^],
1) S. hierüber Vales. ad Euaeb, H, E. 4, 2 — 6. Waddington zu n. 1950.
2212. 2309. 2602. Borghesi AfmaU 18d6 p. 51. Mommsen Epigr. Analekten
n. 20 in den Berichten der Mchs. Ges. der Wiss. Phil. hist. ClMse 1852 S. 225,
und BuUemno 1852 p. 171. Kuhn 1, 192 f.
2) Tac. Agr. 7. Spart. Hadr. 3. Lamprid. AI. Sev, 24. Hin. N. B. 26, 4.
3) Strabo 3 p. 166.
4l Der'-Ausdrnck des Dio Cass. 53, 13: toi^c ^^ it£poi>c bn6 T6 eauxou
aipetavat *ai rpecpcvcÄc aOxoö dpirtvtprtvijyo^j^ te dvojJidCeoÄai — hiixa!^ , wel-
cher sich auf den griechisehen Titel ;tpeopeuTi?)c %^ ivTtOTpaTT2Yoc bezieht, worin
das «at Tegelmassig ist, wie in Tapilas xal dvrtorpdtTjYOC > (^Mestor pro pr., ist
fälschlich dahin verstanden worden, als sei propraetor der gewöhnliche Titel der
kaiserlichen Statthalter gewesen (Lipsins ad Tae. Ann. 1 exe. M. und noch Hock
R. Gesch. I, 2 8. 188). Die Inschriften, in welchen pttyptaetor statt Ug. Aug.
pr. pr. vorkommt, sind falsch oder schlecht gelesen (s. Marini AiU II p. 741),
nnx Schriftsteller erlauben sich hier wie bei allen Titeln Ungenauigkeiten. 8o
nennt Tac. Atm. 1, 74 auch den Proconsui von Blthynien prattor ^ und Arm. 2,
66 den Ug. pr. pr. Moeiiae propratlorf ebenso 4, 73 den Ug. Aug. Germ. Inf.
Dies kommt schon zur Zeit der Republik vor, Liv. 22, 8, wo der vom Consul
abgesendete Legat C. Centenius propraetor heisst statt Ug. pr. pr. S. Aischefski
zu d. 8t. 10, ^: praepoeüoque eastrU L. Scipione pro praetore. 29, 6: (?. PU"
mifMo ]m>praetort. Dass dieser Ugatue war, wird 29, 8 ausdrücklich gesagt.
S. Marini ArvaU p. 759.
5) Gapitolin. M. Anton. phiL 22 : provindas ex proconeulariku» eorumlaree aut
ex eonnUar&nu proconmlaren aut praetoriae pro belli nectsfitate feeä.
6) Die Cass. 53, 13. Tac. Ann. 2, 43 unterscheidet daher {«t $oHi aut
mis9U provineias tenerent.
— 410 —
uml blieben so lange im Amte, «Is es diesem genehm w^r^),
ohne dass eine fesle Amtsfrisi für sie bestand; sie hatten das
ius gladii'^), führten alle ohne Unterschied ffhd fasces, weswegen
namenUich die prütorischen Legalen, wenn sie einen abgekttrzten
/mSSu ^^^ brauchen, sich quinquefuscaks nennen ') , und verfügten (Iber
soviel ihnen untergebene Legaten, als sie Legionen befehligten <) .
Die verschiedenen Legaten, von weichen wir bisher gesprochen
hid[)en und welche nur durch Berücksichtigung der vollstilndigen
Ti«r Aitoii Titulatur sieher zu unterscheiden sind, zerfallen demnach in vier
Giassen, nttmlicfa zwei dessen von selbständigen Statthaltern
legaü Augtati pro prastarej inri constilares; legati AugusU pr
pr.t tnri praetorü; und zwei Giassen von Unterbefefalshabem
kgati pro praetore, welche in den Senatsprovinsen als Gehttlfen
der Proconsuln fungiren und grieehisch nidit' nur icpeoßeorai^),
sondern auch irttpsSpeoovte^ {assesM'es) genannt werden <^), weil
ihre ThXügkeit sich ausschliesslieh auf die Gerichtsbarkeit und
Verwaltung bezog; und legaii fe^itttfm^), welche in den kaiser-
lichen Provinzen nur als Gomm^adeure einer Legion siehn. Die
letzten, von denen hier zu handeln ist, waren zwar schon seit
1) Pio Casa. 53, 13. Tic Ann. 1, 80. Spurtian. Anfon. Fi. ö. AppUn. de
f. EUp. 102.
21 Pio a. a. 0.
3) Pio 53, 13: ^aB(o6xoic hh ^ icivtc icdvtcc ifftoCmc ol dYnvtpdrrjpfot
Tou dpid{ioD TouTou. Pie Zahl Tc^vre hat der VeBOtus und Medlceos und sie itt
nar seit Xylander in ii veräadeit worden , weil man die Sache nicht verstand.
Mommsen hat dieselbe zuerst Ep. Anal. n. 20 (Berichte der sichs. Oesellsch.
der Wlss. Ph. hist. GL 1862 S. 227. Buüetino 1852 p. 172 ff.) aufgeklart niid
zwar auf Grund folgender Pata. In der Inschr. v. Torigny (An. epigr. n. 22,
a. a. 0. p. 242) wird ein Brief des Aedinos lulianus, leg, Aug, prov, Lugdunen-
$i» angeführt, welcher mit den Worten beginnt : in protfincia l4»gäwun$e quinque-
fa$eaU» cum off^rtm^ plerosque bcnos viro« per^j^estu Er nennt sich also als pra-
torischer Legat kurz qumgu^aaoalie. Ebenso haben ausserordentliche legfoU des
Kaisers 5 Fasoes. Pio Cass. 57, 17: xaic re iv t« Ao(qi ^6Xe9i Tale &ico tou
eetepioü xax«8c(oai< dv9)p iotpat7)Y7]xdK ouv icivre popSouxotc itooeml^r^. Tac.
Ann. 2, 47 ; so auch Ti. Severus , )cf>6c icivTt bdl^hoo^ icsficpi^sU cic Bccdoviotv
Biop^ari^c- C\ i. 6^. 4033. 4034, vgl. oben S. 78. Später haben diese Frage
in Anerkennung des Mommsenscheu Resultates besprochen Borghesi Oeuvre» 5,
412. Henzen n: 6509, und Mommsen selbst ist darauf zurückgekommen Hermes
3, 98. Staaterechi 1, 308. Bphem. tpi^. 1872, 128. Per neueste Herausgeber
des Pio Catslus, tu Piiidorf (1864), hat Ton allem diesem keine Notiz genommen.
4) Per VbgaJbiui praetorius vo» Lnsitania hatte einen legahu^ der fefodi« eon-
sularia von Tarraconensis drei Legionen und drei Ugati. Strabo 3 p. 166.
6) C. /. Gt. n. 3548. Cuitiuä im Rhein. Museum 1842 S. 105 n. 5.
6) Pio Cass. 53, 14; 60,^; 72, 5.
Tf Tac. Ann, 2, 36; 4, 73;' 14, 32; 15, 7. Suet. Tib. 19; Vetp. 4; Oa. 23.
Veget. 2,9. Fr. Vat. S 222.
— 411 —
Aügiisiiis immer senatorisolien Ranges, bekleideten aber ihre Stelle
gewöbnltcb vor der Präiur'), während später sie dieselbe erst
nach der PrHiur erhaHen^) und in dieser Zeit filhig werden,
selbst eine Provinz su verwalten, in diesem Falle cmnbiniren
sie den zweiten und vierten Titel und nennen sidi kgaius Au-
gusii pr. pr. legionis, was namentlich, wie wir oben 8. 309 ge-
sehen haben, bei dem Statthalter von Numidten ttbUch war.
Sohwieriger ist es, über eine fünfte Art von Legaten zu urtheilen,
welche wir seit Hadrian und namentlidi seit den Antoninen in
verschiedenen Provinzen finden, nttmlich die kgati tutidici'^). lundM.
Der nvndkus ftrovincme^) hat keine erkennblire Analogie zu dem
iuruticus Ahxandriae^) und dem luridicus von Palmyra (s. S.
294). Der erste ist ein prütorischer Legat, dessen Geriobtsbar-
keit sieh über eine Provinz erstreckt, die beiden letzteren sind
Stadtriohter procuralorisdien Bsanges; ttbendies fällt die Eii^
Setzung des ittridicus Alexanäriae in eine so frühe Zeit, dass
auch ein chrenologischer Zusammenhang zwjschim ihm und den
ProvinciaMuridici nicht anzunehmen ist. Ebensowenig Aufschluss
giebt der grieehisehe Ausdruck Si)eaio8oti}C; weteber nur ab eine
ungenaue Bezeichnung des Statthalters selbst gebraucht zn wer-
den scheint^), und es bleibt nur die Annahme übrige dass das
1) Borgheti Owvre9 &, 474. T«c. Ann, 2, 36; Agfie. 7.
2) Orelli 3382. Bergh. Oeuvres 5, 93 und dazu Momm&eu Anm. 2.
3) Ueber diese iwidici 8. Borghesi Oeuvres % 404; 5, 70; 362; 8, 428 ff.
HenzMi n. 6467. Kum^t Cbmm, epigr, U, 40. 8tud, Bom, p. 146 ff. Mommten
Stoatoieoht 1, 191. Es kommen vor:
C. Octavins — lavolenus Priscus, iurid. prov. Brtfonnteie, C. /. L. III n. 2864
and p, 1062.
M. Ciescens Calpiunianus, iurid. Brit. vice Ug,, Fabretti CoL Ttaian. p. 10.
M. Vettiu8 Yaleus, iurid, provinc. Britan.y Benzen u. 6488.
C. Sabocias MaIot Caeoilianvs, Ug. iurid. prov, BHftffMleM, Heaeen b. 74^.
AUiuB Maximas, v. c. leg. iur, prov. Hisp. Tarraconensis im J. 280, C. 1, L.
II n. 3738.
M. CMdUtts NovatUIiMius, v. e. Ug. mt, (OUp. 2'aff.), (^. I. L, II n. 4113.
Derselbe keiset tuMieus ÜUpun. cü., MommaeD 7. A^. 1420.
T. lulius Maximua, (leg.) iimdicus Hisp, eiUrior, TofraeonensiSj Borghesi
Omores 4, 214.
TriaHos Ma(gous), Ug, km. v. r. {Asiuriae et Grätaecioe), i\ L L. U n. 2415.
Sex. Pedius Hirrutus, Ug, A\i^, iurid. Aaiuria€ et OaUaeciae^ Henaen a. 6498.
P. Raniua Optatus, — v. c. Ug, Aug. iwidicus Asiuriae et GaUeektet Borgheci
Oeuvres 4, 133.
4) luridicus provineiaUsy Apul. Met. 1,6 p. 29 Oudoiid.
5j Anders nrtheilt Mommsen Staatsrecht 1, 191 Anm. 4.
6) Boighesi. Oewres 8, 428 f. In der Inschrift von Tlos in Lyeien C. I. Gr.
4237: 'louX(av TepxuXXav, ^uvaTxa 'looXtou Map^tvou taS otieato^ot» ist gemeint
L. iaOiu Iteiaa» OawiiU«» Simplai (C. i. Gt, 4298«), <^* »>'• 865=^102,
— 412 —
l06liiui der iuridici lialiae (s. oben S. 73 ff.) gletdizeitig auch
in einigen und zwar kaiserlichen Provinxen znr Anwendung ge-
langt ist. Da nämlich die liaiserlichen Statthalter selbst legait
pro praetare sind, und zwar des Kaisers, durch dessen Mandat
sie ihre Gerichtsbarkeit haben, dem Legaten aber nicht zusteht,
die ihm mandirte Gerichtsbarkeit weiter zu mandiren^), so gab
es in den kaiserlichen Provinzen keine Legaten des Statthalters,
wie sie in den Senatqprovinsen vorhanden waren. Denn die
legaä legionum waren Officiere, die mit der Gerichtsbarkeit nidits
zu thun hatten. Diesem Bedürfnisse wurde dadurch abgeholfen,
dass der Kaiser selbst fttr seine Provinzen, so weit es ntfthig
war, ttirteb'ct ernannte, welche, weil ihnen die Jurisdiction nicht
von dem Statthalter, sondern von dem Kaiser mandirt wird,
legali Attgusti iuridici genannt werden, legati pro prctetore aber
nicht heissen, weil dieser Titel dem Statthalter sdbst zukommt 3),
während die iuridici dem Range nach unter dem Statthalter ste-
hen, und nur im Falle einer Vacanz zu dessen Stellvertretung
berufen werden'). Was die weiteren Unterbeamten betrifft, so
hat der kaiseriiche Statthalter für die Geldverwaltung einen QvA-
stör nicht, — denn dieser ist den Senatsprovinzen eigenthOm-
^^^oema- üch^) — soudem statt dessen e|nen procuralor provinciaCf der
zu unterscheiden ist von den verschiedenen Procuratoren, wel-
che neben ihm fttr die einzelnen fiscalischen Gefälle angestellt
sind. Zu allen andern Geschäften pflegte der Statthalter in Er-
mangelung eigentlicher Regierungsbeamten sowohl Offidere als
Personen aus seiner cohors besonders zu beauftragen, und diese
Prm/Mii. bandeln dann als praefecti. Schon während der Republik gab
es sowohl praefecti iure dicundOy die der Prätor ernannte, in
vielen Städten Italiens (s. S. 44), als auch militärische Com-
welcher in der Inscbr. Bfiiini ArvaU n. 58 Ug, imp. Nefvae Traitmi ii«^. Cferm.
provineia(e) Lyeiae et PamphyUae, also kaiMrücher Statthalter der Provliiz heisst ;
der C. /. Or. 4236 genannte Aoa(ttoc ^AroXXccvdptoc & hvMLW^^rrfi ist derselbe,
welchen die Inschr. 4240 Tcpcopeut^v xal dvTtorpdbrj^ov AOroxpitopoc Auxlac
xal [lafA^uXCac, d^fvöv &txatoo6tT)v nennt; bei losephns Ant. 18, 1, 1 heisst Qui-
rinins {>nö Kaioapo; (ixacoS^irjc to5 idvouc (inc«TaX(iivoc, nnd auch in der spar-
tanischen Inschrift C. /. Or, 1346 ist unter dem Aemilins luncns 6 Scxato^jrv];
entweder ein proeonml Aehtäae oder ein diop(^oitif)c (s. S. 78 Anm. 1) xn verstehen.
i^ Dig. 1,21, 5pr.; 2, 1, 5.
2j Mommsen Staatsrecht 1, 191 Anm. 4.
3) S. das oben 8. 411 Anm. 3 angeführte Beispiel 4es M. Crescens Cal-
pumianus, iurid. Brii. vie* Ug»
4) Qaius 1, 6 : nam m frovmeku Co/uatU omnino quaeUon* nom mitUmOw,
— 413 —
maodanleD einielner Ortschaften und Truppentheile^ namenllldi
zur Ausführung von Zwangsmaassregeln und Scfauldenexecutio-
nen^), welche diesoi Titel führten; ebenso finden sich in der
Kaiserseii unter den vielen Präfecton, welche zweckmassiger in
dem Abschnitt ttber das Militörwesen zu besprechen sind, na-
mentlich Gommandanlen von entlegenen Orten und besonders
Inseln zuweilen mit der Bezeichnung praefecius pro legato^.
Beide Aemter indessen, sowohl das des Procura tors als das des
Prttfeeten erhielten unter den Kaisem auch eine selbständige Be-
deutung.
Die dritte Classe der kaiserlichen Provinzen nämlich bilden
diejenigen, in welchen entweder die Natur des Landes, wie in
den Alpengegenden, oder der Gulturzustend, wie in Mauretenien
und Thracien, oder der sterre Gharacter der Einwohner, wie in
ludfla und Aegypten, die Einführung der gewöhnlichen Provin-
cialeinrichtungen und die Anwendung des römischen Rechtes
ganz und gar, oder doch für die erste Zeit unmöglich machte.
Sie wurden daher zunächst als Domainen bewirthschaftet und
nicht unter einen Steatsbeamten, sondern unter einen vom Kaiser
ei*nannten und ihm persönlich verantwortlichen Admioistrator ge-
stellt, der dem Lande gegenüber als VicekOnig mit sehr ver-
schiedener Vollmacht zu betrachten ist, officiell aber den Titel
procvrcUof', in Aegypten den Titel praefectus hat; erst spater
aber, nachdem die Ortlichen Hindernisse überwunden waren,
wenigstens zum Theii als eigentliche Provinzen organisirt, wie
dies mit Thracien, Gappadocien, ludaa und Rätia geschehen ist.
Ein Procurator ist während der Republik der bevoUmüch-
tigte Geschäftsführer eines romischen Privatmannes^), der entr-
weder in Geschäften verreist oder ausserhalb Italiens Grundbesitz
zu verwalten hat^). Es ist daher characteristisch für die Ver-
t ^___
1) Die Beweise findet man bei Kahn 2, 83. Mommaen R. G. 1^ S. &4Ö.
2) Hleher gehören: der jtraef. pro Ugato intulaintm BaUarum unter Nero,
Orelli 732; der praefeetus ripae fluminU Euphratb, Henzen n. 6943; der prae-
fecitu ripae TihUsi, OreUi 3234; der Präfect der Insel Pandataria, Mommsen
7. A\ 3528; der praef. cMiaUum Moeaiae et TribaUiae, praef. rivU, m Alpib.
maritwnit, Henzen n. 6988; und die prae/{ectura) N(jfmphaei) portu{s) in Sar-
dinien, Bonnann BuUett. 1869 p. 182.
3) l'ic. pr. Caeeina 20, 56. £. Huschke in J. G. Huschke AnaUcta literaria.
Ups. 1826. 8 p. 283—290.
4) Cod. last. 2, 13, 6. ColameUa <ie r. r. 1, 6, 7. Rein in Paalya Rea^
encyd. 6, 87.
— 414 —
aiuienuig^ welche die Monarohie tu dem Beamtenpersooal her-
vorbrachte, dass statt der Behörden der Repebltk, deren Wir-
kungskreis sieh immer mehr beschränkte, tfaeils Militärbehörden,
wie in Rom selbst die vier praefectif der praefectus praetorio,
urbis, vigilum und annonae^ in den kaiserlichen Provinzen die
hgati AitgusU^ tbeils Hausbeamte des Kaisers in Pnnotion traten,
zu welchen lelsteren die Proourator^i zu zählen sind. Sie wur-
den, wie die Hofbedienungen, aus Hittern oder Freigelassenen,
nicht aus Senatoren genommen^), und ihnen theils die Eintrei-
bung und Verrechnung der Abgaben an den Fiscus in Rom,
Italien und allen ^), auch den Senatsprovinzen 3), in den letzteren
unabhängig vom Proconsul^j, theils die ganze Finanz Verwaltung
der kaiserlichen Provinzen^), endlich die selbständige Admini-
stration der sogenannten proouralorisohen Provinzen übertragen^).
Diejenigen Procuratoren, welehe bloss Finanzbeamte waren und
^»ftter raHanaks heissen^), hatten unter den ersten Kaisem kei-
neriei richterliche Befugnisse^}; erst seit Claudius erhielten sie
durch ein Senatusconsult Gerichtsbarkeit in Sachen des fiscus^),
1) Friedläoder Darstellungen 13, 160 ff. Mommsen C. 1. L. Ul p. 1131 annot.
2) Hierauf liommen wir an einem andern Orte znrück. S. 0. Eichhorst
QuMsUowum epigt. de proeuralorikm imperaiorum Born, spenmenf Regimonti 1861 .
Ö ui^ in Jahns Jahrb. 1864. Kuhn 2, 203 f. Mommaen Hermes 4, 108.
3) Ein proc. Asiae Orelli 3651. Henzen 5r)30. 6924. 6928. C. I. L. III
B. 431. 6575. Tac. Aim. 4, 15. Boeckh ad C. i. Or. 2977; proe. Africae Ratnart
Act. Marl. p. 95. 231. Capitolin. Maximmi duo 14. C. /. L. 111 n. 5776; proc.
Baeticae Orelll-Henzen n. 3570. 6524. 6928; SicUiae, C. I. L. III n. 4423.
Grut. p. 437, 7; 1028, 6; proc. provmie. Narboruns. Henzen 5456; pror. Achaiae
Orelli 804. C, /. L. 111 n. 535. 6098. C I. Gr. 1328. 1329; CiWcioe OjeUi 485;
Cypri Henzen 6927.
4) IMg. 1, 16, 9: sane &i fisecdU peeunia causa $Uf quae ad proeuratorem
principii rcspicU, melius feeerU (proeonnd), ai absUneat.
5) Dio Cass. 53, 15. Gaiu« 1, 6. Capitolin. Anton. P. 6. Sowohl Dio unter-
scheidet an dieser Stelle die beiden genannten Classen der Procnratoren als auch
Paulus Di(f. 4, 6, 35 $ 2: item procuraior Caesar is, non sokuny eui rerum pro-
vinciae cuiusque procurcdio mfmdata erit, sed et is, cui rerum, quamvis non
onrnium. Der Procurator der ganzen Provinz heis.st deshalb nach Constantin proc.
aumma^ rei (Cod. last. 4,. 36, 3), in den fiaailikfin xadoXtxöc. Vgl. Lydus De
mag. 3, 7; catholicianus , Cod. lust. 9, 49, 9. C. 1. Gr. 4807 = Letroune Btcueil
n n. 219. Vgl. n. 4892. Franz C. I. Gr. III p. 324».
6) Tac. Hisl. 1, 11: duae Mauretaniae , Raetia^ Norieumy Thracia^ et quae
aliae procuratoribus cohihentur. Von dienen Provinzen ist im Einzelnen oben
gehandelt.
7) Bethmann-Hollweg Rom. Civilprocess 3 S. 78.
8) Bei Tac. Ann. 4, 15 sagt Tiberius, als der procurator Asiat Capito ange-
klagt wird: non se (iUi) ius nisi in serviiia et pecunias familiärem dedisse; quod
si vim praetoris usurpassel^ manibusque militum usus foret, spreta in eo mandata
sm. Dio Cass. 57, 23.
9) Tac. Ann. 12, 60. Suet, Claud. 12»
— 415 —
von welcher an den Kaiser AppeUaMon statt fMd^); .später kommt
es indessen vor, dass ihnen, wie früher den Legaten und QuH-- Procwator
Stören, nicht nur. in kaiserlioben^), sondern auch in senatori- «*^''-
sehen Provinzen') die Vertretung des Statthalters Übertragen
wird, so dass sie in diesem Falle vice praeaidis selbst die Pro^
vinz verwalten. Uejenig^i Procüratoreo dagegen, welchen pro«
curatorische Provinzen tlberUragen sind, werden als selbständige
Statthalter bezeichnet durch den Titel procurator et praeses^), pra^ Froatrator
curaior pro kff(Uo^), prBcurtttor cum iure gladii^)^ praeseSj wel-
cher letztere Name zwar als allgemeines Prädioat illr aUe Arten
von Staithaltern gebraucht 7), aber in specieUeoi Sinne dem lef-
gatus und procanstU entgegengesetzt wird^). Sie nahmen daher
im Ganzen eine den ttbrigen Statthaltern gleiche Stellung ein^),
obwohl sie wenigstens theilweise in einer gewissen Unterord*-
nnBg unter den n^hsten kaiserlichen Legaten stehn und milir-
tärische Hülfe, so oft es.nöthig ist, von diesen reqairiren *^). Im
dritten Jahrhundert jedoch und zwar nach Borghdsi's Annahnse
seit Alexander Severus (28S — 235) trat in der Verwaltung der
1) Dig. 49, 14, 47. 48. ÖO. Andere Jurisdiction als in Sachen des Fiscns
hatten sie nicht. Cod. Inst. 1, 54, 2; 9, 20, 4; 9, 47, 2. Collat. 14, 3.
2) Von Britannien Tac. Atm. 14, 32: sed quia proeul Suäonius täftrat, vt-
Hvere a Cato Deciano jfrocuratore atuilium. Von Qalatlen C. J. L. III n. 251 :
C. lol. Senecio, proe. prov. Qalat. item viee praesidis eiusd, prov. et Ponti; in
Qallia Lngdunensis: Badin s Cominlanus proe. et viee praeaidis agens. flffommsen
£p. Anal. 22 in Ber. d. s&chs. Oesellsch. 1852 p. 242; in Dacien: Q. Axius —
proc. prov. Dac ApuUenais) bis viee prae$idi8, Henzen n. 6932; in Mauretanien
Orelli 3570. Henzen 6933; in Moesia inferior Orelli 3664; in Arabien ein proc.
prov. Arabtaej ibi vice praeiidis Henzen n. 5530. In den Rechtsqnellen kommen
öfters diese proeuratore$ vor, qui partibua prae$idi$ fungwAu/r (Dig. 49, 1, 23. Col-
lat. 14, 3), 9tu' viee prateidU fkmguniuT (Cod. Inst. 9, 47, 2), qui vieem praesidis
tueniur (Cod. lust. 9, 20, 4), gut viee praesidis agwU (Cod. Inst. 3, 3, 1).
3) Orelli 3651 = C. I. L. V, 875: f>roc. provinciae Aeiae, ([uctm numdatu
prineipis viee defuncti proeos. rexit, Bulnart Acta Matt. p. 95: Hilarioinuä pro-
eurator , pä tunc (a. 202) loeo proeonttUis Minucii TtnärUani defuncti hu gladii
aeceperai (in Carthago); p. 231 (um 260 n. Chr.): rapti mmiui ad procuratorenif
qui defuneti proeonnUie paHe$ adminUtrabat.
4) OreUi 74. 3601. Henzen 5190.
5) Orelli 488. 3570. Henzen 6933. RecneU de Constantine 1866 p. 85 b. 10?.
6) Orelli 3664. 3888. Ruinart Aet. Mari. p. 95 , nnd mehr bei Jiarini Ar-
vali p. 623^ 624b. 547. 783. 771.
7) Dig. 1, 18, 1: praetidis nomen generale e$t eofv« et proeoHmdes et Ugati
Caeearis et omne$ provineiaa regerUeSy lieot ienatores üat, praeeideM appetlaniur:
proeoruuUs appellatio specialis est,
8) Borghesi Oeuvres 5, 405 und dazu Momrasen Aom. 5.
9) loseph. Ant. 18, 1, 1.
10) Die Procoratoren von Indaea worden mehrmals von dem leg, Aug. pr. pr.
Syriat abgeseUt. loseph. Anl. 18, 4, 2. Tac. Ann. 12, 54.
— 416 —
kaiserlichen Proviasen die wichtige AenderuBg ein ^) , welche
seitdem fortbestand, dass die Giviladministration von dem mili-
tärischen Gommando getrennt, und die erstere einem praeses^
das letztere ein^n ducc^) tübergeben wurde. Seit dieser Anord-
nung, welche vielleicht allmählich zur Ausführung gekommen und
in ihrer ersten Entwickelung nicht zu verfolgen ist, sind die
praesides Givilbeamte, und von den früheren Provinciaistatthal-
tern wesentlich unterschieden,
oebftit. Alle romischen Beamten erhielten seit Augustus ausserhalb
Eoms statt der früheren Naturalausrttstung ein festes Gehalt^),
sowohl die Proconsuln^j und legatt Augustiy als die Procuratoren,
welche letzteren nach ihrer Besoldung ^a;a^marti^), csntencuni^) ^
ducenarü'^)^ trecenaaii^) heissen, jenachdem sie 60,000, 100,000
Sesterz oder mehr Gehalt ziehn. Dennoch hörten auch unter
den Kaisern die Bedrückungen der Provinzen nicht gänzlich auf;
allein wenigstens war den Provindalen die Klage durch ein re-
gelmässiges Verfahren erleichtert, welches vor dem Senate statt
fand und wobei den Klägern ein Advocat aus dem Senate g^eben ^)
1) Lmmprid. AI. Sever. 24 : provmciof Ugatoriaa praesidiales plurhna$ ftcü.
Borgheai OtuvTt$ 3, 277 ; 5, 397. 405.
2) So wird z. B. Moesla superior in dieser Zeit von einem Praeses verwal-
tet, Borghesi 5, 396, während das Heer unter einem dux ioiiui lUyrici stand,
welcher da« Commando in Thracien, beiden Moesiae, Dalmatien. beiden Panno*
nien und Daclen hatte. Diesen erwähnt unter Yalerian '(253—260) Trebell. Pol-
lio Claud. 15. Unter demselben gab es einen dux Scythiei limitiSf einen dur
orieniaUs limiUf, einen dux lUjfrieiani limitis (Vopisc. AurcL 13); der dux limüh
pTOvineiae Softhiae findet sich dann in Diocletians Zeit (C. /. L. III n. 764),
lind später in der Not. Dign, Or. c. 36. Andre duees s. Henzen n. 5579. 651Ü.
3) Die Oass. 52, 23 lässt den Maecenas sagen: Xafißavdroiaav Ik (aio^v
. Tzd-TKi ouTot q{ Tot« £^0» T?]« TTiSXeoa; d^'/äi dTTiTpeitöfAEvoi. Vgl. 52, 23. Nach
dem Senatusconsultum bei Frontin. D0 aquaed. c. 100 erhielten auch die eura-
torts aquarwrij j^quitm eiua rti causa extra urbem essent^^, mereedem und cibaria
annufi.
4) Das Sfdarkim proconmilate (Tac. Agr. 42) betrug nach Dio Cass. 7B, 22
für AfWca 250,000 Drachmen oder i Million Sesterzen, d. h. 72,000 Thlr. Spe-
cielle Angaben über verschiedene Oehalte und damit verbundene Katuralliefe-
nmgen giebt Trebell. Pollio Dio. Claud. 14. 15. ^
5) Orelli 3178. Henzen 6930. God. Inst. 10, 19, 1 und mehr bei Marini
ArvaU 2, 674.
6) Dio Cass. o3, 15. OreUi 996 n. 5.
7) Orelli 946. 3444. 3342. 2648. Henzen 6356. C. I. Gr. 2509. 3751.
6627. 375. Waddüigton n. 2606. 2607 ff. 8uet. Claud. 24. Capitolin. PeH. 2.
inde ad dueenum HS^ Hipendiwn Iramlatu» in Üaciam. Marini Aroali p. 805 ff.
8) OreUi 3450.
9) Walter Gesch. des R. Kechts 1 ^ 311 und die dort angeführten Stellen:
Tac. Ann. 3, 66 — 70; 4, 15; 15, 20. Suet. DomitUm. 8. Plin. €p. 2, 11;
2, 12; 3, 9; 4, 9; 5, 20; 6, 29; 7, 6; 7, 7; 7, 10; 7, 33; 10, 3(20); 10.
56(64).
— 417 —
und auch der Gebrauch der griechischen Sprache gestattel
wurde ^). Sowohl die Vereinigung mehrerer Provinzen unter
einem kaiserlichen Slattbalter, welche man zuweilen eintreten
liess^, als die lange Dauer der Verwaltung, wdehe in den
kaiseriiehen Provinzen üblich wurde, gewährten den Unterlhanen
ein Wesentliche Erleichterung. Dazu kam, dass die Stellung des
Statthalters eine bei weitem unselbständigere wurde, nils sie zur
Zeit der Republik gewesen war, da der Kaiser ttber alle Sachen
von einiger Bedeutmaig Berieht forderte und selbst die Entschei-
dung traf)). Um zu diesem Zwecke eine regelmässige VerbiiH-
dniüg aller Provinzen mit Rom herzustellen, hatte Augnstns eine
Posieinricfatnng durch das ganze römische Reich veranstaltet, de- Posteia-
ricntunf.
ren vollständige Entwickelung allerdings erst in die nadiconstan-
tiniscbe Zeit fällt, auf welche näher einzugehn hier nicht der
Ort ist, deren erste Anfänge aber hier wenigstens berührt wer-
den müssen^). Wie die Römer durch das ganze Reich ein
Sirassennetz zogen, nicht für den Vortheil des Verkehrs oder für
den Nul^eif der Vergnttgungsreisenden , sondern ausschliesslich
a»m Transport der Heere und des Kriegsmaterials an aHe für
Kriegszwecke wichtigen Puncte*), so w^r auch ihre Posteinrich-
tung nicht berechnet auf die Correspondenz des Publicnms, den
Personenverkehr und eine daraus zu ziehende Einnahme für den
Staat, sondern allein auf die Beförderung der Regierungsdepe-
• J
1) Quintil. MUH, 6, i, 14. Dio Cmb. 57, 14.
2) Ttc. Ann, 1, 76.
3) Euseb. H, £. 2, 2: itaXatou X6Xf«nniöxoc K^iK tocc töbv ib^Si^ dpyouot,
To Tsopa o^ioi itauvotofAo6(Ar)»a t^ tifjv ßaoiAstov dpx'i^v intxpaTouvrt OT]|Aatvctv,
4) Ueber das Postwesen der Romer s. N. Bergier De jnMiei$ et miUtaf&m»
hnperH Sommä ffüe in Oraevii The$. a$aiq, Born. \6L. X und anter dem Titel
Bist, de» 9rand$ chmtku de t'ernpire Born., Brnxell^s 1736. 2 Bde. 4. IIb. IV e. 4.
I. Ontherins De offidia dormu Augustae, Lips. 1672. 8. üb. III c. 14 f. Le
Qnien de la Nenf^uie De l'origine des PosUs che% le» aneUns et U» moderne»,
Paris 1708 und 1730. 12. €k>Ue8obi J!>tjf. sciUe posto degU atUUhi, 1746. Radi-
ger De eu/r»u pubUeo imperH Romani, Breslau 1846. 4. Tenffel in Panlys Real-
enoycL & S. 1944—1948. Henzen AnnaU 1857 p. 94 ff. A. Flegter Zur Oe-
Bcbichte der Posten , Nffarnbeig 1858. 8. Hndemann Gesch. des PestweMns der
Rom. Kaiserzeit, Kiel 1866. 4. Nandet De l'admini»tratkm de» po»tM ehet Ua
Romain» in Mimoirt» de VinatUuL Aead. de» kuer. et b. i. XXin, 2 (1868)
p. 166--* 240. Hx Stephan Das Verhebrstoben im Allerthm, in Ramiers Hist.
Taschenbneh 1868 S. 83 «f.
5) Ueber die römischen Strassen s. Bergier a. a. 0. ; über die italischen ins-
heseodeie Forbiger Haadb. der ahen Ctoogr. 3, 703 ff. Hauptquelle sind die
Itinerarien, am Besten in Itinerarimm Amtonini Amgmti ei Hiefo»ohfmäani»m edd.
O. Parthey et M. Pinder, Berolini 1848. 8.
Bdm. Alt*rth. IT. 27
— 418 —
sehen und der Beamten ^) , und es war nur eine Ausnahme,
welche der höchsten Bewilligung bedurfte, wenn einer Privat-
person der Gebrauch der Post gestattet wurde. Zur Zeit d^
Republik hatte man sich darauf beschränkt, für die Beförderung
römischer Beamten durch eine gesetzlich regulirte Verpflichtung
der Provincialen zum Vorspann und zur Verpflegung Sorg^ zu
tragen; auch Privatpersonen aus dem Senatorenstande erhielten
durch die Ertheilung einer Ugatio liberal) von Seiten des Se-
nates die Erlaubniss, auf diese kostenfreie Weise zu reisen, wo-
durch eine um so grössere Last für die Provinzen entstand, da
dies Privilegium von derselben Person eine Beihe von Jahren
hindurch benutzt zu werden pflegte ^} . Allein die Gorrespondenz
der Statthalter wurde in der Regel durch eigne Briefboten (ia-
beUarii)^) oder Ordonanzen (stai/ores) ^)j zuweilen auch durch die
tabellarii der pubiicani^) befördert, da es zu diesem Zwe<^e kein
anderes Beförderungsmittel gab. Die Einrichtung des Augustus
dagegen bestand in einer militärisch organisirten Staatspost,
welche die amtlichen Depeschen von Station zu Station durch
Gouriere beförderte ^j , die in der Kaiserzeit spectUatorei heis-
1) Ueber diesen Zweck ist das römische Postwesen nie hinausgegangen.
Procop. Mi$t. OK. c. 30: ol fiiv -yotp Tonfialosv auToxpdlTODec iv xot« dfv« yointoti
•(iferri\t.hoi y Tipovoi^oavTe« liifoi äizoL'nd xe o^ioiv ina-^'^iKKovco xdy^ioza xat p.tj-
öejjiia Si^iro (xe^X-f^ae! , td xe t^öc xäv «roXepilcuv h X*^?^ iif-dorj^ t>|xiti7rxovxa
xal tau ir^Xcot xaxd axdocv if| (2aXo xt dikpöotrrov 9U[j.ßa(vovta icd&oc xd xe tcoöc
xtöv dpYÖvxoiv xal xcäv di)vXo)V drcdvxiov Travxo^^öl^i Tipaaa^fieva rfjc 'moopLatov
dpy(fi^, öTicDC T€ ol xou; «pöpou; Tcapairiptitovre« xou^ iTrexeiou; 5iao<6Coivxo ßpa-
Sux^xi« xe xai xiv§6vo'j X^P^^* OTipLöoio-v ö^iv xtva itavra^ööe ireiroltjvxai $p6pio'v.
2) Cic. de Leg, 3, B, 18 : iam iUud apertum est profecto, nttul esae turpitu
quam est quemqtiam Ugari nisi reipublieae causa. Omitto, quemadmodum UU h
yerani atqiLe ges$erint, qui Ugatione hereditate» aul syngraphas suas persequun-
iur u. s. w. Cic. ad fam. 11, 1, 2; 12, 21. pf. Flaeco 34, 86. Snet. Tib, 31.
Digest. 50, 7, 14.
3) Cicero beschränkte in seinem Gonsulate die Zeit der Ubera Ugatio auf
ein Jahr (Cic. deUg. 3, 8, 18); Cäsar gestattete fünf Jahre. Gic. ad AU. 15,
11, 4.
4) Auet. de hello Hispan. 2: aimulque eaptos idbeUariot^ qui a Cn. Pompeio
diapasiti omnibus loci» essent^ quo cerUorem Cn. Pompekan de Caesaris adventu
faeerent.
5) Cic. ad fam. 2, 17; 2, 19: ut ad te statores meos et Uetores cum lOteris
rmtterem. Digest. 4, 6, 10. Stator ptaetmms Grut. p. 1031, 3. Reines. Cl. VUl
n. 4. Von den statotes A%ig. e. die MlUtäralterthümer. Alexander Severus hob
diese Einrichtung auf. Lamprid. AI. 8ev. 52. Ulpian. Digest. 1, 16, 4 % 1:
nemo proeonsulum sUntores auos habere potesi^ sed viee eorum milites mirMerio in
provinciis fungunlur.
6) Glc. ad AU, 5, 15, 2. de prov, cofks, 7, 15.
7) Snet. Oet. 49: et quo eelerius ac sub manum anmmdaH eognoteique
possei, quid in provinaia quaque gereretur^ iuvtnes primo modiois inUrvaUis per
mililares vias, dehinc vehicula dispostät.
- 419 -
sen ^). Die PcrsoDenbeforderung beschränkte sich, wie zur Zeit der
Republik, auf die Beamten ; zu diesem Zwecke waren die Stationen
in mutaiiones (Pferdewechsel) und mansionea (Nachtquartiere) ein-
getbeilt und auf den letzteren für den Gebrauch der Statthalter
so wie der Kaiser selbst palatia errichtet ^) . Privatpersonen w^urde
der Gebrauch der Staatsposten in der Provinz eine Zeit lang durch
besondre Bevollmächtigung des Statthalters (diploma) ^) , später nur
vom Kaiser selbst nach genauen, darüber erlassenen Bestimmun-
gen gestattet^). Die Kosten der Posthaltereien fielen den ein-
zehien Ortschaften zur Last^j ; unter Nerva wurde zwar in Ita^
lien®]) unter Hadrian^), Antoninus Pius^) und Severus^) im
ganzen Reiche das Postwesen von dem Kaiser ttbemommen ; doch
ist dies nur auf die Beschaffung der Zugthiere und Wagen, so
wie auf die Postverwaltung zu beziehen, da die Bestreitung der
Kosten nicht dem Fiscus zufieH^). Der Dienst war, wie wir al-
1) Liv. 31, 24: et retpondittet (evetUtu), ni speeukOor, — hemerodromo» vo-
eunt Oraeci — ingens die uno curm emeiientt» apatium — ctmtemplaHu regHun afftnen
e apecula gtiadom, praepretnu nocte Athenas pcrvenisiet. Säet. Calig. 44 : maffJii-
fiews Bomam liUeras misity monitis apteukUoribua, ut vehieulo ad fomm iuque ti
Ouriam perUnderent. T&c. H. 2^ 73: vix crcdibiU memoratu est, quantum tuper-
hiae aoeordiaeque VUellio adoUveritj postquam apeeulcUoret e Syria ludaeaque ad-
arUun m verha eius orieniem nuntiavtre. Diese Bpeeulaiorea 1)efaudeii sich sowohl
in der Begleitung des Kaisers (Suet. Aug. 74. Claud. 35. Tac. H. 2, 11 : ipsum
Othonem comit<ibaniur speeuUxtorum leeia eorpora citm ceteri» praetoriia cohortihw.
Ib. 33) als in den prätorischen Cohorten (Tac. H, 1, 29. 31) and in den Legio-
nen, deren jede 10 speculatores hat. Labus Am antiea scoperta in Hamburgo,
Milano 1820. 4 p. 63. 8. G. Schwarz De apeculatoribus veter. Roman., Altdorf
1726. Eckhel D, N. 6, 53 f. Einen solchen Courier erw&hnt Aristaenet. ip.
1, 26: itoXXdc Totvüv fite Tavu; rfj; TcoXiTela; liriccuc SicXi^Xuda ttöXci^.
2) Cod. Theod. 7, 10. '
3) Auf diese 5iirXiib(jiaTa besieht sich das £dict des praefeetUB Aegypti Cfc-
pito ans dem J. 49 n. Chr. C. /. Gr. ii. 4956 , und solche diplomata stellte Pli-
nius in Bithynien aus, Plin. ep, 10, 45(54); 64(14); 120. 121. Inder Zeit der
Kepublik (Cato fr, or, 2 p. 37 Jordan) und auch in der sp&teren Kaiseraeit (Sal-
mas. ad Capüolm, Feriin. 1) heisst diese Vollmacht evectio. Vgl. Boecking ad
N. D, Or. p. 14 f. Beispiele von Personen, welche sich des eurmu publieua be-
dienen, s. Sidon. Apoll, ep. 1, 5: egresao mihi Bhodamuiae nosirae moenilnia
publiew etiTMUs unU fuit, utpote »aeria apicUnu aecito. Gregorius Thaomaturgus
oral, ad Origenem (Greg. Opp. Mognnt. 1603. 4) p. 187: 6 orpoticiiTT}« — ^^ptov
i^ouolav iiX£(övo>v Twv ^(ioolcBv ^^T^fAdErcDV T^c ^p^O€fDC -xal o6|AßoXa irXsiovoc
Cod. Th. 8. 5. 12. 38. 40. 43. 52. Boecking a. a. O.
Plut. Qalh. 8.
Eckhel D. iV. 6, 408.
7) Spart. Hadr, 7 : curnun fi$ealem tnaUiidi , ne magistraiue hoe onere gra-
varentur.
8) Capitolüi. Anionin, P. 12.
9j Spartiau. Sever. 14.
10) Badiger a. a. 0. p. 9 tt.
Ti*
^ 420 —
lerdings erst aus '^en Verordnungen des vierten und fünften
Jahrhunderts Im Einzelnen ersehen*), ein dreifacher: die Brief-
post besorgten Gouriere (veredarii), welche ausser dem Pferde,
welches sie selbst ritten, ein Handpferd [parhipptis) mit dem
Felleisen (averta) führten ; die Beförderung der Personen geschah
auf EUwagen (rhedae)^ welche mit Pferden oder Mauleseln, der
Transport von Kriegsmaterial und Gütern auf Packwagen (cbfrti-
forta), welche mit Ochsen bespannt wurden; ausserdem dienten
die auf allen Flüssen vorhandehen Schiffsstationen ebenfalls 'zur
Beforderung von Briefen, Personen und Material^),
omi- Augustus hatte die rtfmische Monarchie nicht nur imierKch
organisirt, sondern auch nach aussen hin gesichert, indem er sie
durch grosse Flüsse oder Wüsten gegen Einfälle feindlicher Nach-
barn schützte, und empfahl in seiner letzten Staatsscfarift seinen
Nachfolgern eine friedliche und auf die Erhaltung, nicht auf die
Erweiterung der von ihm festgestellten Grenzen gerichtete Politik **).
Zu dieser kehrte man, nachdem unter Claudius und Traian noch
neue Provinzen gegründet waren, seit Hadrian zurück und be-
gnügte sich das ganze Reich durch einen limes tmperti abzu-
schliessen, den man, wo die natürliche Grenze fehlte, durch
Mauern, Gräben und Befestigungen herstellte^). Diese Befesti-
gungen waren indess von der Art, dass sie nicht sowohl auf
die Yertheidigung der Grenze gegen einen massenhaflen Angriff,
als vielmehr auf die Verhinderung jeder Communication über-
haupt berechnet scheinen^)« Zu demselben Zwecke legte man
den nördlich von der Donau wohnenden Stämmen der Quaden,
Marcomannen, Jazygen und Buriern in den Friedensbedingungen
auf, dass Sie mehrere Meilen des Landes nördlich von der Grenze
unbewohnt und wüst lassen^), auf dem Flusse selbst aber keine
1) Hanptquelle ist Cod. Tb. 8, 5. Cod. lust. 12, 51.
2) lieber den letzten Punct s. Sirmond ad 8id<m, ApoU, Notae p. 12.
3J Tac. Ann. 1, 11: addideratque con$ilkmi eoereemU intfo temUno» imptrii,
inetrtum, metu an per Nnoidiam.
4j Sfie nachfolgenden Remerknngen über die Orenzverhaltnisse des rdm.
Reichs verdanke ich einem noch nngedruckten Aufsatze von 0. F. Samwer, wel>
eher mir vom Verfasser znr Benutzung gütigst mitgetheilt worden ist.
5) Dies ist ersichtlich nicht nur aus den noch vorhandenen Resten der
Grenzirille, sondern auch aus Spartian. Hädr. 12: per ea tempora et alias frt-
qitenler in pUtrimia loeia , m quihus barbari non fitiminibuB Bed limitihua dtr/tftm-
Cur, gtipiUbua magnis in modum muralis »aepi» fvnditu9 iaeti$ atque ronnexi$ bar-
baroa aeparavit,
6) Dio Cass. 71, 15. 16; 72, 3.
- 421 —
Schiffe halten sollten^), während die röiuiscbe Ponauflotte die
Wasßercomrounicaiion conlrolirie; und welobc strenge Grenzpo-
lizei man in Beziehung auf Personen- und Waarenverkehr übte,
ersehen wir aus mehreren Fällen sehr verschiedener Zeit, welche
auf ein der ganzen Kaiserzeit zuzuschreibendes Verfahren schlics-
sen lassen. Fremde dürfen die Grenze nur überschreiten bei
Tage, nach Ablieferung der Waffen und unter militärischer Es-
Corte, die sie bezahlen müssen '^} ; zu Zeiten wurde niemand über
die Grenze gelassen, es sßi denn, dass er Depeschen an den
Kaiser überbrachte ^) . Waarenverkehr dag^en ist zwar gestattet,
aber unter bestimmten Bedingungen. Zuerst wird für dieselben
ein Ausfuhr- und Einfuhrzoll entrichtet^), welchen letzteren so-
gar Gesandte fremder Völker, wenn sie etwas Steuerpflichtiges
mit sich führen, eriegep^). Zweitens ist die Ausfuhr von ge-
wissen Waaren ganz verboten, nämlich von rohem und verarbei-
tetem Eisen, Waffen aller Art, Wein, Oel, Getreide, Sdlz<^) und
Gold^), und drittens findet der Marktverkehr nur zu bestimmten
Zeilen und an bestimmten Orten, wo möglich unter polizeilicher
Aufsicht der römischen Behörden statt ^). Will aber der Ver-
^
Dio Gasfl. 71, 19.
Als im J. 70 n. Chr. sich die coUmia AgrippinensU mit den Germanen
verband, sagen die an sie geschickten Oesaodten der Tencteri: vöbisqfte gta'
tuUrniur, ^ttod tandem Uteri inter lä>eroa eritis, ' Nam ad hunc ditm flumina oe
terras et coelum quodammodo ipgum elcnuerctnt Romani, ut eoüoquia congresausque
notifos <tre€retU, vel^ quod eofUm/neUoanu tat vma ad amna naU$^ intrmea ac prope
nudi sub custode et pretio eoirermu. In der Antwort der Agrippinenses heisst es
dann : veetigal et onera commerciorum resolvimus. 8int traruitus inctutoditUy aed
' diumi et inmnea. 8. Tae. Eist. 4, 63— 6ö. Die Eseorte wird noch erwihnt Cod.
.Inst. 4, 63, 6: ai qtä indytaa nominatim vttuaüa legibus civitatea tranagredieniea
ipai, vel peregrinoa negotiatorea aine comite commerciorum auaeipientea fuerint
äeptwkmui, nee proaertpHonem bontmam, nee poenam peremUa evUU ttUerku eoodmt.
3) Cod. Theod. 7, 16, 2: onmea alationea navium^ portua, Utora, omnea ab-
aceaeua provineiarum , abdita quin etiam loea et inaulae l'tKie magnifieeniiae dia-
poeUkme aolerii euatodianiur indaginey tU nuUua vel vi vel dam vA aperit vel
etiam oecuUo nottri poasit imperii regidnea inreperey qui non out interieeüa prohi"
healw obicünuy aut, cum acceaaerit, iüieo terieatur , niai aßcroa apieea — ad me
perferre — monatraverit,
4) Dies berichtet von Aegypten Strabo 17 p. 79Ö.
oj Cod. Inst. 4, 62, 8.
6) Gothofr. ad Cod, Theod. 7, 16, 3. Cod. Inst. 4, 21, 1. 2.
7) Cod. Inst. 4, 63, 2.
8) Den Qnadi wurde im J. 174 n. Chr. überhaupt nicht erlaubt, einen rö-
mischen Markt zu besuchen , Dio Cass. 71, 11 ; den Marcomannen dagegen Ort
und Tag dazu bestimmt (Dio Cass. 71, 15), und nochmals im ). 180 Abhaltung
von Markten unter Aufsicht eines römisclieu Ceuturio, aUo ohne Zweifel ein
Handel mit Kömem, zugestanden. Dio Cass. 72, 2. Ebenso war der Markt
zwischen Persern ujid Bomern auf drei Städte, Nisibis, Artaxata und CalUnlcoa
— 422 —
kciufer seine Waaren in die Provinz bringen, so bedarf er, in-
sofern dies überhaupt gestattet wird, dazu die Erlaubniss, d. h.
einen Pass, des Statthalters^}.
.V**d«r ^^ streng von den Grenznachbarn abgeschlossen, bildete
nationaitü ^usscrlich das römische Reich ein einheitliches Ganze: innerhalb
Differensen. '
dieser Grenzen indessen zerfiel es, wie wir gesehen haben, noch
im Beginne der Kaiserzeit in sehr disparate Theile, in welchen
Religion, Sprache, Gesetz und Lebensweise ungestört durch die
römische Verwaltung fortbestanden. Auch diese nationalen Eigcn-
thttmlichkeiten sind im Laufe von vier Jahrhunderten wenn auch
nicht ganz verschwunden, so doch dem römischen Einflüsse ge-
genüber sichtlich zurückgetreten, und es dürfte eine interessante
Aufgabe sein, die Gründe zu entwickeln, welche zu der allmäh-
lichen Assimilation der Provinzen untereinander beigetragen ha-
ben. Bei dem jetzigen Stande der Untersuchung, für welche das
Material noch nirgends gesammelt ist, wird es für unseren Zweck
genügen, uns auf einige Andeutungen zu beschränken. Wir haben
n)ehrfach bemerkt, dass in den alten Culturländern , in welchen
das sociale Leben eine feste und widerstandsfähige Ausbildung
erhalten hatte, und namentlich das Städtewesen entwickelt war,
man alle vorhandenen Institutionen anfangs möglichst conservirte,
weil man sich derselben für die Zwecke der Verwaltung zu be-
dienen in Ermangelung eines römischen Beamtenstandes gezwun-
gen war. In derjenigen Periode der römischen Kaiserzeit, deren
innere Geschichte für uns bei der Dürftigkeit der üeberlieferung
am schwierigsten zu verfolgen ist, nämlich der Zeit von den
Antoninen bis auf Constantin, hat sich indessen eine bureaukra-
tische Verwaltung allmählich ausgebildet, welche wir im vierten
Jahrhundert vollendet vorfinden^). Dadurch wurden die städti-
schen Behörden für die Reichsverwaltung mehr oder weniger ent-
behrlich ; die Provinzen, durch Diocletirin in kleine Bezirke zerlegt,
kamen in die directe und specielle Administration der Regierung 3),
(s. über den letzten Platz Ammian. 23, 3, 7), beschränkt und jede Abweichnnp
von dieser vorgeschriebenen Richtung des Handels mit harten Strafen bedroht.
C. last, i, 63, 4.
1) So helsst es von den Jaz)^en Dio Cass. 71, 19: iop-^xev airou fM. An-
toninus phil.) itpö; xou; ToSoXdtvouc 5«i Tfjc Äaxlac ^7tip,(YVuaftai , öodixt; äv
2) Kuhn 1, Udff.
3) Lactantius de mort. persec» 7: adeo maior esse coeperat rmmeru» accipien-
Uum quam dantiumf ui enormitaU indictUmum conmmUi viräm$ eoUmorum den-
- 423 -
und unter dem Einflüsse einer grossen künstlich gegliederten Be-
amtenhierarchie verschwanden mit den städtischen Freiheiten zu-
[gleich die unzähligen Differenzen, welche bis dahin die Regierung
selbst conservirt hatte. Während in den spanischen, gallischen
und britischen , spüter in den Donauprovinzen ^) die völlige Ro-
manisirung schnell und ohne Widerstand vor sich ging, erfolgte
diese langsam und weniger vollständig, aber dennoch sichtlich
auch in den phönicischen und griechischen Culturländem. Zwar
widerstand ,,die zauberische Gewalt^^ der griechischen Sprache
Jahrhunderte lang dem Eindringen des Lateinischen, zumal da
sie für den Geschiiftsgebrauch im ganzen römischen Reiche ge-
nügte ^] , in den Erlassen der römischen Behörden ^) und bei den
Gerichtsverhandlungen^) zur Anwendung kam; allein wenn sie
gleich selbst in einigen Orten Italiens, namentlich in Galabrien
bis über das Mittelalter hinaus sich erhielt^), in den römischen
Golonien hie und da aufs neue zur Herrschaft gelangte®] und
wenigstens in Asien in byzantinischer Zeit in alleiniger Geltung
bliebt), so gewann doch nicht nur in Unleritalien schon seit der
lex lulia, sondern auch zunächst in Sicilien^) das römische Ele-
ment immer grösseren Einfluss ; von den Antoninen an aber im
gartzen Orient, wo, wahrend hellenische Bildung den alten Werth
verlor'^;, die Studien des römischen Rechtes als das beste Mittel
rtrentur wjri. — fc't, tU omnia terrore eompUrentur , provinciae quoque in frusta
conrisae, muUi praesides ei plvra offieia singulis rtgionibu^ itc paene ictin chita-
tibus ineubare. Dies Verfahren schildert am Ende des vierten Jahrhunderts
Claudian. in Eutrop. % 586:
provincia quaeque superstes
Dividitufj geminumque duplex pasaura tribunal
Cogitur. hae arte reperia
Reetorum numerwn terris pereuntibus atigerU'
Vgl. Prcuss Kaiser Diocletiaii und seine Zeit, Leipzig 1869. 8 S. 86 ff.
1) Vellei. 2, 110: in onmibus Pannoniis non discipUnae tcnUummodo^ Ktd
lingwie quoque notitia Bonumae,
2) Valckenaer Schbl, ad .acta Apott. p. 351. Bernbardy Gr. Syntax -S. 34
Anm. 59.
3) Die vorhandenen Edicte der Prafecten von Aegypteu und mehrere in
Asien gefundene Inschriften liefern hiefür den Beweis.
4) PMlostrat. Vit. ApoU. 5, 36 a. K. Bethmann-UoUweg Civilproc. 3 $ 148.
5) Niebuhr R. G. 1 S. 69.
6l Dio Chrysost. 11 p. 114 R. : 5ti TwfAoio; »v d^tjXXTjvtoÄT^, ÄOTtep tq ita-
TpU ^ UfACT^pa (die Colonie Corinth). Auch auf den Münzen vieler Coionieu
finden sich griechische Umschriften. Eckhel D. N. 4, 470 f.'
7) Bethmann-HoUweg a. a. 0.
8) Diodor. 4, 4; 5, 6.
9) Aristides cU ßaotX^a Vol. 1 p. 105 Diiid. : el o* au t6 «ptXiXXijva slvii
xoXÖN xal tcpinov ßaoiXct, ttp 7tpo<i^xttv 6 liraivo; outoic; oStqb y^P o<p^&pa
— 424 —
im Staalsdieiuil emporzusleigeu ^} ioioier alj(jea¥3incren Aokldiig
fanden, seit dem Beginne des dritten Jahrhunderls die Rechte-
schule zu Bery.tus in Blttthe stand ^; und neben der Sprache«^)
und dem Rechte auch SitAe und Geschmack der Röuxer^) immer
heimischer wiu*de. Nachde^i^ die politischen Vorrechte der römi-
schen Bürger durch die Mon^chie beseitigt waren, führte die
massenhafte Ansiedelung von Römern in den Provinzen die Er-
theilung des Bürgerrechtes an ganze Völkerschaflen , der unaus-
gesetzte Verkehr in Handel und vor Gericht endlich eine völlige
Ausgleichung der rechtlichen und socialen Verhältnisse im ganzicn
Reich herbei, als deren Vollendung die Ertheilung der Civität an
alle Bewohner desselben durch Caracalla zu betrachten isl^}. Mit
ihr hört der Stand der peregrini und die alte privatrechtliche
^iXiXXv}v iorlv h ßaoiXcuc (ADtoninus Plus) xal ToaoiiTov auitj» Tcepteort to^tov
toD xaXou, &ote '^fAeXTjpivT^c t?)c toiv 'EXXifjvesv itai^elac nai xaTanecppovT^pievTjCt
dv^pTjtxivmv hi xov iit au^ xtp^dv, irapea>a|i^u ^ xol iv o65€voc ^vtoc (A^pei
ravTÖ« xoO 'EXXv^vtxoD, o^ i^fiiXijaev 6 ßaoiXeuc
1) Schon anter Nero schickt ein Arcader seinen Sohn nach Rom, um das
Recht zn studieren. Philostr. Vit. ApoU. 7, 42. Später klagen die griechischen
Rhetoren vielfältig über den Verfall der griechischen Redekunst und das Ueber-
haudnehmen der Rechtsstudien. Des Libanius iitltraTricoc« ein Grieche aus An-
tiochia, konnte lateinisch und schrieb lateinische Reden. Liban. 1 p. 4 R. Festos,
ein Statthalter von Syrien zu Libanius Zeit, verstand nicht griechisch, was Li-
banius indessen unerhört findet (1 p. 103 R. j. Wer zu Aemtern gelangen will,
mus6 lateinische Redeübunge'n machen, Liban. 1 p. 133. 143. 185. vgl. 2 p. 215.
3 p. 438. Auch lohannes Chrysost. bemerkt in der Schrift Trp6c to6c 7coXe{AoOv-
To^ 'TOic tT^i TÖ jiovaCet'' iva^ouatVi indem er von der Kinderzucht redet, dass
Redekunst und Kenntniss des Lateinischen Hauptmittel seien, weiter zu kommen.
2) S. oben Seite 271.
3) Ueber die Verbreitung der römischen Sprache als Geschäftssprache im
ganzen Umfange des römischen Reichs s. die Erklärungen der Bischöfe auf dem
Concil zu £phesus 431 bei Mansl 4 p. 1282 und zu Chalcedon bei Mansi 4
p. 56. 456.
4] Dieser Gegenstand verdient noch eine umfassende monogcaphiache Be-
handlung, bei welcher der Einfluss des Lateinischen auf die griechische Sprache
besondere Berücksichtigung finden müsste. Ich erwähne als Einzelheit den Ge-
brauch der toga bei den Decurionen von Antiochia, Liban. 2 p. 142 R. und die
schöne 3teUe des Dio Chrysost. 1 p. 630 ff. R. über das »Eindringen der Gladia-
torenspiele in Griechenland : oto^^ cj^j; rä. repl 'tqu; (i^vof&ay ou; oiStqi a^ö^pa
iCvjXdbxaot (ol 'AlbjvaiQt) KoptvI^CouCi {j^oXXov H unepßeßXif^xaar tiq xaxooaifiovl^
xdxs(vouc xal touc otXXouc ^ravTa;, &otc ol Koptv0iot piev l^m rf^ icöXe»; Ikm-
pooatv ^v -^[opdhpff. Tivl — ^A^vaioi ^e £v xui dedlTpcp ^edovrai irj'v xoXihN Ta6-
tTjv %ia>t öt: a'ir^v t^^s dxpö-RoXiv, ou täv Atovuoov iirl t^jv öpy-r^orpav Ttv^otv •
Aore TcoXXdbcu iv aOrot; Ttva o^arreodat toTc §povou, ou t6v UpocpavTr|V xnt
Touc ^vouc UpcK MrpLri xa%iZßVi» Eine reiche Sammlung über die Verbreitung
der Gladiatorenspiele in Griechenland fljidet sich bei Weicker SyUoge cpigr. p. öS
und Böckh C. /. Gr. n. 2663. Die Schrift von Heyne Dt um termow Somani
m aätninistrandU provmeU» a Bomania probato {Comm. soc. reg. Bcicnt. üoettmg.
mee. Vol. I) ist sehr ungenügend.
5) Dio Cm. 77, 9. Ulpian. Dig, i, 5, .17.
— 425 —
Bevorzugung des connubium ebenfalls auf, und beginnl auch eine
verwandtschaftliche YermischUng der so lange gesonderten Theile
der Bevölkerung. Die Hauptepochen der alten Geschichte werden
durch diejenigen Ereignisse bezeichnet, durch welche nach und
nach die natürlichen Schranken der ursprünglich gesonderten
Völkerstämme niedergerissen wurden, wie der peloponnesisohe
Krieg dem gesonderten Nebeneinanderbestehen des dorischen und
ionischen Stammes, Alexanders Eroberungen dem alten Gegen-
salze des Hellenenthuros und des barbarischen Orientes ein Ende
machten. Mit der äusserlichen Vereinigung der ganzen alten Welt
unter einer Herrschaft, welche in dem ersten Jahrhundert der
Kaiserzeit vollendet war, beginnt die letzte Periode der Geschichte
der alten Welt; mit der in*nem Durchdringung der nun in fort-
dauernden Zusammenhang getretenen Nationalitäten schliesst die-
selbe, zugleich die Entwiqkelung der alten Welt vollendend, und
eine neue Epoche vorbereitend, deren Beginn dem Bewusstsein
der Zeitgenossen nicht ent|;angen ist^).
1) Die Aufgabe der römischen Herrschaft bezeichnet schon Plin. H. N. 3,
39: terra (^Jtalia), — numine Deum ttectOy qwie — sparsa eongregaret hnperia
riluaque nwlUret et tot popuiorum ducoT<Us fenuque linguas »ermonis covmivreio
contraheretj coltoquia et humanitatem homirU daret, breviter una cuneiarum gen-
tium in toto orbe pairia fieret. Denselben Gedanken s. bei Rnti). Nemesian. Itin.
1, 63: feei$ti (Borna) patriam dheraiM genUbut unam etc. Oiaudwi. de eons, Sti-
lieb. 3, 154 ff. Gregorius Tbauroaturg. Or, pan. in Orig. p. 171 : ol OauuaOTOt
i\\kmw Twv aooöäv v^p.oi, ol; vuv tä TzdyzwH t&v bnh t?)v *PcDjiata>v <ipy7|v d^^-
ftpcbitnv XQtxEuwvctac iz^dpfiueta. Als eine Yorbeieitnng fär die Verbreitung der
christlichen Religion als der Weltreligion und den Beginn der christlichen Zeit
bezeichnen die politische und sociale Vereinigung der alten Welt schon Origenes
contra Celeum 2, 30: xal oa^ic ff Sri xottd t^v Auyo6otou ßooiXelav 6 lv)9ouc
■jcf iwijTai , Toü (Is oStooc 6vo{Jiaoai) 6jiaXtoavToc 5ia (iiä« paotXelac xouc icoX-
Aou€ tou« Irl -YTi? • r^v ydp av IfATCÖoiov tou veuTjöfjvat t-^v 'Itjoo5 B(Baoxa).(av
eU foSacp* Tfjv o{xomiivv]v xö noXXdf slvai ßadiXetac x. x. X. und Pnidentius 4x1»-
tra Symmaeh. 2, 609 ff. :
Vivitur omnigeniB in partibus, haud secus ac »i
Civta eongenäos eoneludat moenibui uni»
Vrba patria atque omnet La^e conciliemur avito.
Di^tantea regione playae, divisaqtie ponto
Litora eonoeniunt nunc per vadimonia ad unum
Et eomtnune forum, nunc per eommereia et artes
Ad eoetum edehremy nunc per genialia fktlcra
EUenU ad ins eonfiii6ü. Nam $anguine mivto
Texitur aUemi8 ex gentibu« una propago.
Hoc actum e$t toMiB suecessibua atqtte triumphiM
Romani imperii: Chrieto iam tune venienii
Crede, parata via est etc.
Verfassung der Städte des römischen Eeiches.
Bei der Erörterung der äusseren polilischen SteHung, welche
die Conimunen des römischen SUiat<;s der Regierung gegenüber
einnahmen, haben wir in dem vorhergehenden Abschnitte bereits
die beiden Hauptclassen von Städten bezeichnet, von deren innerer
Organisation noch zu reden ist, Dctmlich die Städte, welche eine
der römischen analoge Verfassung haben, die Colonien und Mu-
nicipien, und diejenigen, welche ihre frühere unrömische Verfas-
sung ganz oder theilweise bewahrten, die freien und die unter-
thänigen ProvinciaisUldte. In Beziehung auf jede dieser beiden
(Hassen wird unsere Aufgabe eine verschiedene sein. Die Colo-
nien und Municipien haben seit ihrem Entstehen [S. 26 ff. 35 fl.)
eine Jahrhunderte lang dauernde Entwickelung durchgemacht, in
deren letzter Periode, der Kaiserzeit, sie nach der Beschaffenheit
unserer Quellen die deutlichste Einsicht in ihre inneren Verhält-
nisse gestatten; wir werden daher einmal diese Entwickelung
verfolgen und zweitens diese inneren Verhältnisse, wie sie sich
unter der Kaiserherrschaft gestaltet hatten, darstellen. Die unrö-
mischen Städte dagegen, von denen die Gemeinden griechischer
Bevölkerung allein bekannt sind, haben ihre Blütheperiode in vor-
römischer Zeit und befinden sich schon im ersten Jahrhundert
nach Christo in dem Zustande allmählichen Verfalles, auf welchen
namentlich die Einwirkung der römischen Regierung von Einfluss
war. Sie gehören nur insofern in den Kreis unserer Untersuchun-
gen, als dieser Einfluss in ihnen nachweisbar ist, der nach und
nach ihre Romanisirung herbeiführte.
427
Das römische Colonial- und Manicipalwesen in seiner
Entwicltelung <)•
Die Veränderungen , welche sich sowohl in dem politischen ^".^'«lo-
Z wecke als in der gesetzlichen Form der Colon iengrtlndung er-
kennen lassen, stehen im Zusammenhange mit der Umgestaltung
der ganzen römischen Staatsverfassung, und wie für die letztere,
so sind auch fttr die ersteren drei Perioden zu unterscheiden : die
der älteren Republik bis zu den Gracchen, die Uebergangsperiode
von den Gracchen bis auf Äugustus, und die Kaiserzeit. Wenn
Velleius an der bekannten Stelle über die Golonien (s. oben
S. 17 Anm. 1) zwei Perioden annimmt, die der Bürgercolonien
bis zum J. 654 = 400 und die der Militärcolonien nach diesem
Jahre, so scheidet er die beiden Hauptformen begriffsmässig, in-
dem er beiläufig die Perioden derselben durch ein bestimmtes
Factum, die Anlegung der Colonie Eporodia trennt, ohne die
Uebergangsperiode zu berücksichtigen, welche sich sowohl für
die äussere Form der Colonieanlage als -für den inneren Zweck
derselben nachweisen lässt.
Was zuerst die äusseren Verhältnisse betrifil, so unterschei- B&rgercoio-
den sich die sogenannten Bürgercolonien der ersten Periode von
den Militärcolonien der letzten nicht, wie man aus dem Namen
schliessen möchte, durch die Art der Colonisten ^) — denn einer-
seits hatten auch die alten Colonien rein militärische Zwecke
(s. oben S. 35) und dienten gleichfalls zur Vei*sorgung ausge-
dienter Soldaten '^) , andererseits sind nicht nur die Soldaten der
1) lieber den folgenden Abschnitt s ausser Sigonius De arU. iurt Italicie
2 c. 2—5. Spanheim Orbis Romanw, Halle 1728 p. 44—58. Otto De AedUibus
cohniarum et municipiorum. Zweite Ansg. Lips. 1732. 8. Trekell Antiqq. »elect.
Roman. Haga^ Com. 1744 p. 187 ff. Heyne De Romanomm prudentia in eoUmiis
regendis In Opwc. aead. Ill p. 79—^2. Walter Gesch. d. R. R. 1 S 217—223.
Roperti De Colonii9 Rom. in DissertaUoni della Pontifteia Academia Romana di
Anheologia Tom. IX, Roma 1840. 4. Schmidt Das Golonialwesen der Römer. •
Progr. des Potsdamer Oymnas. 1647. Rein in Panlys Realenc. unter Colonia
und Munieipium. Dumont Des Colonies Romainea in Annale» des UniversiU» de
Belyique Annee 1843, BrnxeUes 1844. 8 S. o22— 585. Die erste gründliche Un-
tersuchung über die Hanptpuncte dieses Capitels findet sich in A. W. Zumpt
Commentationea epiyraph. 185(h 4. Rudorff Feldmesser 2, 323 ff.
2) Man nimmt gewöhnlich einen dreifachen Unterschied zwischen den alten
Bürgercolonien und den Militärcx)lonien an. den man 1. in den Colouisten, 2. in
den die Colonie ausführenden Behörden , 3. in dem Ritus der Gründung findet.
Trekell p. 208 ff. Rein in Paulys Realem-. II S. 511. Dagegen s. Zumpt S. 442 ff.
3) Schon im Samniterkriege erhalten eonaummaii mHitea eine Aeckerassigna-
— 428 —
Kaiserzeit BUrger ^] , sondern es sind auch die Golonien dieser
Periode zur Versorgung der städtischen Plebs» wie früher, ange-
wendet worden^) -— sie unterscheiden sich ferner nicht durch
den Ritus der Ausführung, welcher im Ganzen unverändert blieb,
sondern ausschliesslich durch die Personen, durch welche die
Deduction verfügt und vollzogen wurde. Die älteren Golonien
wurden auf Antrag eines Gonsuls^) odei* Tribunen^), und auf
Grund eines Senatusconsultum, in welchem die Zahl der Goloni-
sten, die Landanweisung und die Behörde, welohe die Anlage
ausführen sollte, bestimmt war, durch einen Yoifcsbeschluss ^)
[lex, lex coUmica)^) angeordnet, und die Wahl der Gommission,
welcher dieser Auftrag gegeben wurde, und welche gewöhnlich
aus drei Personen [triumviri cohniae deducendae agroque divi--
dundo"^) ^ triumviri Qffi'arii^) ^ curatore^^)] , zuweilen aus fUnf^^),
sieben ^^), zetm^^), zwanzig i*^) Mitgliedern bestand, ebenfalls vom
Volke in Tributcomitien ^^) vorgenommen. Die Gommission, aus
angesehenen Männern , häufig aus Gonsularei) ^^) , zusammeoge-
(iou. Prontin. 8haUg. i, 3, 12s Kbenso nach der Beendiguag des zweiten pa-
nischen Krieges. Liv. 31, 4. 49.
1) S. den Abschn. über das Militärwesen und Zumpt Comm. epiyr. p. 452 f.
2) So führte Angustns in die Colonien Spidamnus, Bnthrotns, Corinthus
und Carthago nicht Soldaten, sondern 0gaU eives, S. Zumpt a. a. O. p. 362.
374. 376. 380.
3) Llv. 8, 16 ; 9, 26. 28.
4) Liv. 32, 29; 34, 53: irihwiM pl, ex 8Cto iuUt ad pUbtm, u. ö. ZuweN
Icu wird nur das Senatusconsult erwähnt, Liv. 6, 16, 9, 28; 37, 46; 43, 17.
Tcllei. 1, 14, woraus nicht zu schliessen ist, dass der Antrag an das Volk du-
terlassen worden sei. Rein a. a. O. S. 513. Dumont p. 071.
ö) Trekell p. 208 ff. Dumont p. 571 ff. Beispiele s. bei Liv. 32, 29 ; 34,
63; 35, .40. Cic. PkU, 13, 15, 31.
6) Frontin. in Grom. Yett. ed. L. p. 24. Lege» agrariae haben diese Gesetze
wohl erst seit den Gracchen geheisseu. S. unten.
7] Liv. 6, 21; 8, 16; 34, 53; triumviri ad eoUmiam deducendam creati, 4,
11 j 5, 24 ; vgl. 9, 28} 10, 21 ; 21, 25; 34, 45; 39, 55. Jllviri ayro dando 3, 1.
8) Liv. 27, 21.
9) Paulus Diac. s. v. Cic. de l. agt, 2, 7, 17: toUtt Ugibu» agrariia cura-
toru eonttituU auntj triumviri^ quinquevUri, deeemviri.
10) Liv. 6, 21. Grom. Vett. p. 236 Lachm. p. 239.
11) Cic. Fka. 5, 7, 21; 5, 12, 33; 6, 5, 14.
12) So in der lex des Rullus.
13) Dio CasB. 38, 1. Suet. Oct 4. Liber Coloniar. in Gromat. ed. Lachm.
p. 231,20.
14) Cic. de l. agr. 2, 7, 17. Wenn es heisst, der Consul (Liv. 3, 1 u. ö.) oder
der Prätor (Liv. 10, 21 ; 34, 53 ii. ö.) habe sie gewählt, so ist das nur von dem
Vorsitze bei der Wahl und der Renuntiation zu verstehen.
15) Llv. 3, 1; 8, 16; 31, 49; 32, 2. . s
— 429 —
setzt, empfing durch eine 2^ curiaia das imperium^) fllr die
ganase Dauer des Geschäftes, auf drei oder fünf Jahre ^j^ nament-
lich das Hecht zu entscheiden, was als ager privatus anzuerken-
nen oder als ager publicus in Anspruch zu nehmen sei, und eine
omatio an Geld, Kleidung, Unterhalt, Transportmitteln ^) und Ge-
folge, zu welchem letzteren pullarü, apparitoi*eSj praeconesy Äcr^-
6ae, Ubrarn, archüecti und finitores gehörten^). IKe Mitglieder
der Commission blieben auch nach Vollendung der Deduction als
patroni der Golonie in dauernder Beziehung zu derselben^). Die
MilitKrcolonien der Raiserzeit sind dagegen ohne Mitwirkung des Miiitir-
Volkes durch den imperator auf Grund seines imperium angeord-
net, und nicht durch eine gewählte Commission, sondern durch
einen Legaten des Kaisers ausgeführt, so dass die militärische
Organisation des ganzen Beamtenwesens, welche die Monarchie
mit sich brachte, auch in diesem Zweige der Verwaltung erkenn-
bar ist<^. Dieses neue Verfahren bei der Assignation der Lan-
dereien ist aber ebenso wenig plötzlich entstanden, als die Monar-
chie selbst; Sulla, der als Begründer der Militarcolonien zu be-
trachten ist, liess sich die Vollmacht zur Gründung seiner Coionien
noch durch die lex Valeria ausdrücklich übertragen^), und scheint
die Ausführung derselben einer Givilcommission überlassen zu
liaben^); Cäsar setzte in seinem ersten Consulate (695 = 59) seine
lex agraria mit Gewalt durch und Hess seine Coionien durch XXviri
deduciren^) ; erst wahrend seiner Dictatur bediente er sich zur
Aeokerassignation seiner legati^ und hierin folgten ihm die Trium-
virn des Jahres 7H=43 und später die Kaiser i^).
1) Glc. de Ug. agr. 2, 11, 28. Ueber die pote$ta» der Commission s. die
Ux Jüamilia in Orom. ed. Lachro. p. 265: dique ta tt ruratcris , qui har lege
erit, iurisdieUo reeiperatorwnque datio addictio e$k>.
2) Auf drei Jahre, Liv. 32, 29; 34, 53; auf fOnf Jahre, Cic. de l, agr. 2,
13, 32.
3) Plut. TL Gnech. 13. C. Graeeh. 10.
A) Cic. de k agr. 2, 12, 31. 13, 32.
0) Cic. pr. Sulla 21, 60. Orelli Inser. n. 3772.
6) Rodorff Feldmesser 2, 331.
7) Appian. B. C. 1, 99. Plut. Sidla 33: it};T)<p(a0T) ^* a>ry icdvrcDV äleta
Tnv YC^ovÖTov. np^ he xh (AiXXov i^ouob ^avdxou, t-qys^tmiK, «Xijfou^icBV x. t. X.
8) Zumpt Comm. epigr. p. 249, der auf die sullanische Zeit auch die Stelle
des Über eoUmiarwn p. 236 Lachm. bezieht: Praenetie oppidum: ager eku a
Vvkie pro parte in higerßme est assignatw.
9) Cic. ad AU, 2, 6. 7; 9, 2* $ 1. Vellei. 2, 46. Suet. Ort. 4. Qnfntilian.
hut. 12, 1. 16. Die Cass. 38, 1.
10) üeber Glaar s. Zitmpt a. a. O. p. 301, Über die Trlamvim und die Kai-
ser s. Zumpt a. a. O. p. 444. Den hier angenoomienen Unterschied befolgt auch
— 430 —
Derselbe allmahlidie Uebergang zeigt sich auch in den Verän-
deruDgen, welche in der politischen Bedeutung der Colonien vor-
gingen, und durch die Erschütterung aller Besitzverhältnisse di^
gefährlichsten Krisen in dem römischen Staatsleben veranlassten.
Wir werden diese Veränderungen nach den bezeichneten Perio-
den näher zu betrachten haben.
1. Colonien und Aeckerassignationen der alten
coionUanDdB^publil^ bis ZU dcu Graccheu. Nach römischem Kriegs-
d(!?tiuJen 8^'**'***^'^ hörte mit der vollständigen Ueberwindung eines Volkes
Republik, desseu ganze Existenz auf^). Die Personen, welche der Krieg
derDomatne. verschont hatte, wurden als Sciaven verkauft oder getödtet^),
das bewegliche Eigenthum der Besiegten als Beute fortgeführt
und das Land zu der Domaine des römischen Staates (dem ager
publicus) gezogen^). Selbst die Dedition d. h. die üebergabe
auf Gnade und Ungnade schützte nicht vor so harter Behand-
lung ^j. Nur im Falle einer Capitulation auf bestimmte Bedin-
gungen oder durch den Abscbluss eines Friedens trat ein gün-
stigeres Verhältniss ein, mit welchem Jedoch ebenfalls in der
Regel eine Abtretung von Ländereien verbunden war^). Von
dem durch diese Einziehungen der Domaine zufallenden Lande
wurde der in Cultur befindliche Theil entweder sogleich zur
Anlage einer Golonie benutzt^), oder verkauft (S. oben S. 35]
oder endlich von den Censoren gegen einen Grundzins ver-
Velleius 1 , 14 : huic loco inserere ($tatui) , quae quoque tempore post Romam a
OalUi eaptam dedticta Bit colonia ivMU stfiatus, Nam miUiarium et eausae et
tiuctores ex ipgarum profifkdgent nonwne,
1) Dig. 41, 1, 5 ^ 7: item quae ex hostibus eapiurUur^ iure genüwn ttatim
cnpierUium fiufU. Instit. 2, 1 § 7: iiem ea^ quae ex hoatibus capimus, iure gen-
tium statim nostra fturUj adeo quidem, ut et liberi Jiominea in servitutem nostram
dedueantur. Gaias 2 $ 69.
2) Liv. 7, 19; 31, 27 u. ö.
3) Dig. 49, 15, 20 ^ i : pubUeatur enim iUe ager, qui ex hostibus captus est.
Die Verhältnisse des ager piä>lieu8 hat zuerst Niebnhr R. G. 2 S. 146 ins Ktare
gebracht. Ich benutze ausserdem die Untersuchungen von Huschke Ueber die
Stelle des Varro Ton den Liciniern, Heidelberg 1835. 8, und Mommsen C. /. L.
1 p. 87 ff.
4} S. über Numantia Appian. de reb, Hiap. 95—98. Vgl. Liv. 7, 27; 37,
32; 42, 8. Vgl. die Deditionsformel Liv. 1, 38: rex interrogauü :^ — deditime
vos poj^umque CorUatinumf urbem agros aquam terminos delubra utensilia divina
humanaque omtUa in meam poptdique ßomani dicionem^ und oben 8. 166.
5) Liv. 1, 15: agri parte muUati, 2, 25: kis — data pax, ager ademius.
2, 41: cum Hemieis foedus ictum: agri partes duae ademtae. Andere Stellen
«. bei Zeiss Vomm. de lege Thoria^ Wimariae 1841 p. 5 not. 5.
6J Liv. 2, 31: Volscis devictis Velitemus ager ademtus: Velitras roUmi ah
urbe misai et colonia deducta.
— 431 —
pachtet 1). Das zur Cotonisation bestimmte Land pflegte in drei
Theile zu zerfallen, von welohen einer zur gemeinsamen Vieb-
nveide gegen Erlegung einer Abgabe^), der zweite zur Erhaltung
der Tempel, des Gottesdienstes und der öffentlichen Gebäude
bestimmt^), der dritte aber in alter Zeit in Parzellen von zwei
iugera den Colonisten assignirt wurde ^). lieber das unbebaute
Land, welches augenblicklich weder dem Staate noch dem Ein- posh^m.
zelnen etwas eintrug, verfügte man zu keinem der genannten
Zwecke, sondern gestattete^) vermittelst einer öffentlichen Be-
kanntmachung vorlaufig (Iv Toa^Se] die beliebige Oocupation des-
1) Cic. atc, m Yen. 2, 3, 6, 13: perpaucae SieiUat ehUaUs mmi beUo a rrni-
iorfbuB nottri$ aubaciae: quarum ager cum esset pübUeus populi Itomani factun^
tamtn Ulis est redditus. Is ager a censorihua locari solet. Sicnlas FlaccoB p. 186
Lachm. : postquam ergo maiores regiones ex hoste captae vaeare coeperunt , <Uios
ngroa diviserunt cusignavertaU : alii ita rtmanserunt, nt tarnen popidi Romani
essent; ut est in Pieeno et in rtgione ReaUnoj in quibus regUmihus montes Ro-
mani appeüaniur, JVom sunt popuH Romani^ quorttm veetigal ad aerarium pertinet.
2) Applan. B. C. 1, 7. Frontin. de eontr. p. 15 L. : est et pascuorum pro-
jyrietas pertinens ad fkmdos , sed in commune, propter tjuod ea eompasctta muliis
loeis in Italia communia appellantur. p. 48: relieta sunt et miulta loca , quae
vetercaus data non sunt, Haee variia appellationibtu per regiones \ominfjnhir : m
Etruria communalia voeanturj quibusdam provinciis pro indiviso. Niebahr 2
S. 179. Rudorff Feldm. 2, 395.
3) Aggenus Urbic. p. 18 Lachm. p. 20. 21. 23. 80. Frontin. de corUr, agr.
p. 49. 54 : est alia inscriptiOy quae diversa signifieatione videtur esse, in quo ioco
inseribiiur SILVA ET PA8CVA mit FVSDV8 8EPTIC1ANV8 COLOMAE
AVQV8TAE CONCORDIAE. haee inscriptio videtur ad personam coloniae ipsius
pertinere^ neque ullo modo abalienari posse a republica. Item si quid in tittelam
aut templorum publieorum aut balneorum adiungitur. p. 55. Siculns FI. p. 157.
Rudorff Feldm. 2, 262.
4} Yarro de R. R. 1, 10 : bina iugera^ quat a Romulo primum divisa dice^
bantur viritim: quae^ quod heredem sequerentwr ^ heredium appellarunt. Paulus
Diac. p. 53 Müll. : centuriatus ager in ducena iugera definitus^ quia Romulus ren-
tenis civibus dueena iugera tribuit. ^\m. N. H. 18, 7 : Bina tunc iugera popuio
Romano satis erant. Siculus Flaccus p. 153 L. : antiqui agrum ex hoste cftptum
victori popuio per bina iugera p<trtiti sunt. Centeräs hominibus dtieentena iugera
dederunt, Hygin. de limit. p. HO. Bei Liv. 6, 36 fragen die Tribunen Sextius
und Licinius die Patricier, auderentne postulare, ut, quum bina iugera agri ptebi
dividerentur , ipsis pUu qfungenta iugera habere lieeret? Bei Liv. 8, 21 werden
in der Colonie Anxur bina iugera agri assignirt. luvenal. 14, 161 :
Mox etiam fraetis aetate ae Punica passis
Proelia vel Pyrrhum immanan gladiosque Molossos
Tandem pro miultis vix iugera bina dabantur
Vulneribus.
S. Niebuhr 2 S. 54. 181. Huschke leber eine Stelle des Yarro S. 52. Später
sind viel grossere Landloose (sortes) von 8, 10, 20, 30, 50 iugera angewiesen
worden. RndorfT Feldm. 2, 362 fl". Mommsen C. /. L, I, 97.
ö) In dem Gesetze des Bullös werden vom angewiesenen Kigenthum die
Ausdrücke publice data, assignata gebraucht; von den Possessionen eoncessa.
Cic. de i. agr, 3, 2, 7. Ueber die fundi coneessi der späteren Zeit s. Uygiu. de
lim. eonst. p. 197 L. Rudorff Feldm* 2, 387.
— 432 -
settven gegen die Abgabe von eifiein Zehnten der Ernte und
einem Fünften der BaumtHichte unter der Bedingung, dass der
Staat si(4i die Einziehung dieser Uindereien zu jeder Zeit vor-
bebtelt^j. Die mit Erlaubniss der Regierung occupirten Aecker
[agri nccupotarii)^) können daher niemals, wie cKes sonst nach
römischem Rechte möglich ist, durch usw:afno sum Eigenthum
werden 3); für« sie ist der technische Name possessio (Besitz) *),
1) AppliB. S. C. ij7: 'pMjMciot T^jv 'haXiav TtoXiutfi «orrok fxipv) )retpO'>-
po6^ou; dizo a^a>v xaTeXe^ov * xal zdht jjiev divxl ^poup(ajv iiiev^ouv. Tijc 0£ y"*!»
tSj« 5opwT^o'J o^iotv exä^OTOTC Yfpofjk^vtjc Ti^v fjtiv ^tp^aafA^vijv a^T^xa toic
otxiCo{iivoic iniot^'pouv , TJ iirdrpaoxov , y^| l<e(jLiom>uv * xifjv ^e dp^dv ix toü ro-
XijüLou TÖTE ouaav , f^ oi?j xal ;ju£XiOTa £iiXi?)^jrv , oux 4^^''^^ '^^ o^oX-f^v ow-
Xa/etv, ^nfix-^puTcov ^v Tootpoe toic lÄiXouoiv ixwovciv, ItX xiXei tön iTT^airav
xapiriuv, oexax^ (tev Töav oireipouivfnv , Tiep^irr^ hk Td>v ^uTEUojJt.£vaiv. &pt9To oe
xal TOIC 7:poßaTe6ouoi t^Xtq (xeiCoNCDV tc xal i).aTT<5vaiv C(u<»v. Der Zehnte, von
welchem Appiui redet, ist ausschliesslich auf die posseMiones zu beziehen. Die
Stelle des Plutarch. Ti. Gracch. 8: 'PtopiaToi Ttjc toiv darj^ctTÖvov Yd^pac Sotjv
dlTreTiaovTo 7roX£(jiu), ti?]v jjlsv iTtlrpaoxov , t^^v oe Tioioupievoi ^T]{i«9(av l&(oo9av
rsvraxoatottv scheint am einfachsten auf die verpachteten Staatslandereien zu
beziehen, obwohl sie sehr verschieden gedeutet wird. S. Niebuhr a. a. O. S. 150
— 160 und dagegen Huschke Ueber eine Stelle des Varro von den Liciniern,
Fleidelb. 1835. 8 S. 8.
2) Siculus Flaccus in Grom. Vett. ed. Lachm. p. 138: oceupatorti auUm di-
cuntur agri^ ((uos quidam arcifinaUs vocant — quibus agris victor pojndus oce%t-
pando nomen dtdit. BeUia enim gcsUs victores popuU Urras omnesj ex ([Uibu»
vieios eieeerufUy publicaverey aique unhermliter terrilorium dixerunl, hUra quo» fine*
hu dicendi esset. Demde ut qtUsqtte virttUe eolendi quid occupasoU, wcendo vicinum
arciftnalem dixit, Horum ergo agrorum nuLLum. est aes^ fwlla forma, quae puhlicae
fidei possessoribus tesiimoräum reddat ; qtumiam non ex menturh aeli» unusquisqiu
modum oocepit, sed quod aut excoluit aut in spem eolendi oecupavit. Frontin. de
agr. quäl. p. 5 ibid.: ager est arciftnlus, q^i nulla mensura continetur. Fmüw
secuTuium antiquam ohserfationem , fluminihusy fossU^ moniibus — et ti qua loea
n vetere possessore potuenmt opUneri, Ueber den Unterschied der agri oecupatorii
und arcifinales s. Rudorff, Feldm. 2, 311.
3) Frontin. de contr. agr. p. 50. Agennius p. 82: iuris periU — negant,
iUud soUan , quod solum populi Romafä coepit esse , uUo modo usu capi a quo-
quam mortalium. posse. Et est verisstmunif und die Hanptstelle Gtc. de l.
agr. 3, 3.
4) Festus s. V. p. 233 M. : possessio est, ut deflnit GaUhu Adius, usus
quidam agri aut aediflci, non ipse fundus aut ager. p. 241 : possesaiones appdlaniur
agri lote patentes ^ publici privatique, qui non mancipationej sed usu tenebanUw,
et ut quisque occupaverat, possidebat. Isidor. Origg, lö, 13, 3 : possessiones maU
agri lote patentes publici privalique, quos initio non mancipatione, sed quisque ut
potuit, oceupavit atquc posseditj unde et nuneupati. Hvolenns Digest. 50,16,115:
possessio ab agro iuris proprietate distal. Quicquid enim appreiftendimus , euiw
proprietas ad nos non perlinet aut nee poiest perünere, hoe posseukmem appeUa-
mus. Possessio ergo usus*, ager proprietas loci est. Liv. 2, 41 : agri aliquanium^
quem publicum possideri a prhaUs erimino^atur. 2, 61 : possessores pubüei apri.
3,1; 4. 36. 51 : desiderium agrariae Ugis, quae possesno per iniuriatn agro pubiieo
— 433 —
während die assigntrten Aecker Eigenthum (heredium) des Colo-
nisten werden ^) . Die OocupaUon wurde anfangs ausschliesslich
von Patriciern ausgeübt ^j^ nicht sowohl aus einem rechtlicben
Grunde^), als weil die Urbarmachung des Landes einen Au^
wand von Inventarium und Menschenkräften erforderte, über
welchen die Pairicier allein verfügten, indem sie in alter Zeit
ihre dienten auf den Possessionen ansiedelten^). Die Folge da-
von war, dass, seitdem die Patricier, welche die Gewalt in
Händen hatten, sich der gesetzmässigen Abgabe entzogen^),
dem Staate eine wesentliche Einnahme verloren ging, während
die ärmeren Plebejer für alle Zeit die Hoffnung auf Tbeilnahme
an den durch ihre Mitwirkung dem Staate erworbenen Lande-
reien um so mehr aufgeben mussten, als die Possessionen zwar
ohne die Formen des strengen Rechtes, aber doch nach einem
sich allmählich bildenden Gewohnheitsrechte, welches der Prätor in
den possessorischen Interdicten in Schutz nahm<^), durch Verer-
patres pelUhai, 53: ai miuUi donum poMsemone agri publiei cedertrU. 6, 5. 14.
epU. ÖS. Flonis 2, 1 (3, 13). Clc. de off. 2, 22, 78. Digest. 21, 2, 11. üeber den
Begriff der possessio handelt ausfühilich Huschke Ueber die Stelle des Varlro von
den Liciniern S. 75 ff.
1) S. Seite 432 Anm. 4. Dieser als Eigenthom angehorige Acker heisst Im
Gegensatz zur possessio ager oder ager privatus.
2) Liv. 2, 41 ; 4, 48. 51 ; 6, 14. Diooys. 8, 70. 73. 74; 10, 32. 37.
3) Nach Niehuhr und Walter erhielten die Plebejer erst durch die Ux Li-
einia Antheil an den posseswione» , wogegen Hnschke a. a. O. S. 13, da ea an
jedem Beweise für diese Ansieht fehlt, sich mit Recht erklart. Vgl. denselben
S. 74 ff . Allerdings nahmen die Patricier ein Recht an den Possessionen in An-
sprach, wie namentlich hervorgeht ana Nonina s. v. pUbitas: *- qtüeunqtte
propier pUbOatem agro publie<y eieeti sunt, «nd ans Lir. 4, 48: cum rogctäonem
promulgassent (td6um), ut ager ex hostibus capius viriU mdividereturf magnaeque
partis nobiUum eo pldfiscOo ptibUcairtnUur fortuno/e (nee enkn ferme quieqwan agri^
%d in urhe alieno solo positUf non annis partium erai, nee quod venisset assigna-
tumve publice esset proieterguam plebs hcJfebai), atrox pl^i pairibusque propositum
videbatur eertarnen. Allein die Plebejer gestanden ihnen dies Recht nicht zu, sie
verlangten, dass die inkuU domini possessione agri publiei eederent (Liv. 4, 53, 6)
und klagten, nobües homines in pouessionem agri publiei grassari, Liv. 6, 5.
4) Hierauf bezieht Niebnhr S. 167 die StdUe des Festna p. 246 Müll.: [patres
dieU sunt quia] agrorwn partes ad[tribuerant temäoribus} pirinde ae Uberia.
5) Liv. 4, 36. Dionys. 8, 74. Später aber ist jeder ager pubUeus wieder
veetigalis. Als der Staat die im zweiten panischen Kriege gemachte Anleihe in
Land zurückzahlt, heisat es Liv. 31, 13: eonsules agros aesitimatUTos et in
istgera nsses veetigaUs , testandi eausa pubUeum agrwn esse , impoeitufos ; ut, »i
ijui», guum solvere passet populus, peeuniam Aafrers, quam agrunif nudlet , reeU-
tueret agrum populo,
6) Aelins Qallos bei Festna p. 233 Müll. : itaque in Ugitimis aetionäms nemo
ex iure QuMtiwn possessionem suani vocare audet, sed ad interdietum venll, fit
praetor hie verbie utaiuir: uti nunc possidetis cum fUndum, quo de agitUTf quod
nee vi nee etam nee preeario atter ab aUero possidäis, [uU] ita possideatis; ad-
Itbml Altartk. IV. 28
— 434 —
r
buDg, Schenknpg, Verkauf oder Yersdiuldung in andere Hände
tibergingen, und somit für den augienblicklichen Besitzer, wenn
sie eingesogen wurden, einen harten Verlust veranlassten^).
Nichtsdestoweniger blieb das Recht des Staates die Possessionen
en^eder zum Besten des Aerars zu verkaufen^), oder durch
Assignation in Privateigenthum zu verwandein, unbestritten. Was
aber den letzten Fall betrifft, 90 ist in der Periode vor den Grao-
de*/7m^^^^ zwischen einer CoIonieausfQhrung und einer Ackeranwei-
■JJSJj^J J^- sung ein wesentlicher Untersd^ied nicht zwar der Form nach —
JJJ^^^^^denn auch die assignatio agt^orum geschah in Folge einer fear
durch Illviri, Yviri^ Xviri agris domdis oBsignandis^)^ wohl aber
dem Wesen nach. Die Colonien, in eben erobertes Land geführt,
um zum militärischen Schutze ^desselben zu dienen, erfüllten
einen politisdbien Zweck, ohne den Besitz der possetsores zu
vtTMu eavhnßeH velo. Niebnlur 2 d. 166 f. Hoschke S. 93 ff. Frontln. dt
p. 16 L. : de possestUme eontroveraia est^ de (jua ad inUfdictum [hoe ttt hurt or-
dinario] liUgatur. cf. p. 44. 49.
1) Wir kennen diese YerhiltniBse, welche übrigens unTer&udert blieben, nar
ans späterer Zeit. Bei Appian B. C. 1, 10 führen die poBsesaorea an, was sie an
die Ländereien gewendet haben : ?cpo6oepov tote TEivi]Otv dip^aidE zt l^a ioBtnSn
xaX ^Td xal olxo5o(ji(ac ' xal tiu.'^v evtot ^^oja^v y^^'^ooiv — xal (catptetc
hd Totc xX-^ipotc «bc itoTptfiou* o( hi %a\ trpoTitac pvaixov i^ Ta&ra dvv}Xo>pi-
vac SaveiOTa( tc jupia xal Ta6ry]c ^ice^elxvuov. nonis 2, 1 (3, 13): reUeta$ eM
a nuUoribus »edu atiate^ qiuui hfredUmrio Hirey poatkiehaut, Cic. de off. 2, 22, 79 :
fuam autem habet aequüaiiem , ut agtum, muilis omiis out eUam sicvUe poss€*-
tum, qtä mLUmn kabuit, kmbeai, qui auUm kahuUy amUM? 23, 83: quid Ha?
ut, fuum ego emerim, aedifioarirny tueaty Itnpendamf tu me inoUo fruare meo?
de l, agr, 2, 21, 57: ^ut agrum BecenioHeum poetident, tMtestote poMettionis
se, non iwre^ mi$eneordia senatiM, non agri eondiUone defendfumt, Neon Ükmn
etgmm pubUeum ene fatentuf : ee movM poeseuknibuat amM$iimi$ «dttus ae du»
ptnaUbu», negaiU oportere.
2) Vom J. 206 sagt LIt. 28, 46: et qvin peewtia ad heUwn deeratj agri
CamparU regionemf a fo$sa Oraeea ad mare versam, vendere quaeitore$ ium.
Orosins ö, 18: eodem anno loca publica, qwu in eireuitu CapitoUi ponUfeÜu$,
ouguribusj deeenwiris et flaminibtu in poaeeeeionem tradita erantj- eogente inopia
vendita sunt. Cic. de l, agr. 2, 14, 36 : loea ptAUea uibU, — »aeeUa — «lons
Oauruä, — tdUeta ad Minituma» — penmtüa alte, quae aenaiuB propter an^u-
fttes oerorti vendenda eenmät, contulee propier ivwidiam non venMenmt, Liv.
31» 13, 5. Als Im J. 554 es 200 der dfitte Termin der Anleihe ans dem haonl-
baUsehen Kriege abgetragen werden sollte und es an Geld fehlte, besdhloas der
Senat, ut, quoniam magna para eorum (der Oläabiger) agros vulgo vemaU» eme
dieeret et sjbimst en^tia opus etse, agri jn/bliei, qui iniira quinquageainmm lapidan
esset, eopia 0$ fieret; eomndee agrw/n oesfimafufo« ee in iugera osses veeUged,
teetandi eatua, pubUemn agrxMmeeae, impoeOuroe, ut, ti quis, qmrnn aokfere poeeet
populuB, pecuniam habere quam agrum maüet, reaüiueret agfum pop^do. Diese
Aedier in der nächsten Nahe Roms mussten, wie Niebahr 2, 164 bemerkt, alle
im Besitz rdmiseher Bürger sein. Ans der Kaiseneit finden sich Beispiele siAchar
Einziehongen bei Agennins Urbions p. 81 Lachm. Panlns IHgeat, 21, 2, 11,
8) dt. de leg. agr. 2, 7, 17; 2, 12, 31. LU. 3, 1, 6 u. 6.
— 435 —
schlittern ; sie bestanden in ältester Zeit, d. h. vor Servius Tul-
lius, ausschliesslich aus Patriciem, spater aus Bürgern der Cen-
susdassen, weiche als solche dienstfähig, und zugleich bemittelt
genug waren, um die Kosten der Einrichtung in ihrem neuen
Wohnsitze zu tragen^); die Aeckerassignationen dagegen waren
eine reine largüio, deren Ursprung schon der ältesten KOnigsaeit
angehört. Damals nflmlich wurde das eroberte Land virüim
unter sammtliche BtUrger vertheilt und aus dieser 'Vertheiiung
war das Grundeigenthum der patricischen Familien entstanden^.
Denselben Anspruch auf Anweisung des eroberten Landes erho-
ben später die Plebejer, und ihr Anspruch wurde zuerst durch
die lex agraria des Sp. Cassius 868 = 486^), sodann, um nur
einige der späteren Fälle anzuführen 4), durch die Ux der Tri-
bunen Sp. Maecilius und M. Metilius von 338 ==3 41 6, tU ager ex
hostilms captus virüim di9nderetur^)j femer nach der Eroberung
von Veii 364 =393 <^), nach der Vertreibung des Pyrrhus aus
Italien 480=274?), im Jahre 528=838 durch die lex Plami-
nia agraria^) j zuletzt durch die lex Sempronia durchgesetzt.
Den heftigsten Widerstand leisteten ihm indessen die possessores,
deren ganzen Besitzstand er gefährdete^] , und den Patriciem,
wie später der Nobilität galt jede lex agraria als eine revolu-
tionäre Maassregel, der mit allen Mitteln entgegenzutreten ihnen
die Selbsterhaltung zur Pflicht machte ^^) . Während der Plebs
eine Assignation in der Nähe Roms viel erwünschter war^^), als
1] Vgl. Domont p. 647.
.2)
Cie. d0 rep. 2, 14, 26 : (i^Fuma"! agroa, quo» hello Bomuhta etperat, divi-'
»U vUitim eMbus, Vuro de R. B. 1, 10 nnd bei NoniQfl p. 43. Sohwegler Rom.
Gesch. 2 S. 4Ö6 Anm. 1.
9) LW. 2, 41. Dionys. 8, 72. 73. Er be&ntngte, r^ (t)(&oo(av f^v «or'
4) VoUsttndig findet m«n dieselben bebandeH bei Mommsen C. i. L. 1 p. 88.
ö) LU. 4, 48.
6l LiT. 6, 30, 8.
7) Colamella 1 pr. 14. Schwegler.
8) Cie. Brut. 14, 57. Caio mai. 4, 11. Val. Max. 5, 4, 6.
9) etc. de leg. agr, ^, 26, 68: fumn enA a träm» pUhie menth legte
eigtartae faeki, eonthmOf jui agroe pubUeoe out qui poeeeeeionee hwidiotae tene-
beuU, peHimeecebaiü, Liv. 4, 48: emn rogatkmem pronwigaeeent , ut ager ex ko-
eUbu» eapht» vkUim dfoideretor , magfuieque partit tiobükan eo piMeeUo pubUeO"
rmliir fortunae — nee enim ferme quScquam agri vi in whe cUmho eolo poeSta
wm amäe pofftim «rat, nee q^uod veniaeH adeignatmwe pubUee eeeei praeUrquam
pUbe kabebat — atrox pUbi pcMbueque propoeUum videbaker certamen.
10) LiT. 2, 41 : tum pHmum lex agforia prommlg<aa eet, mmqnam deinde ad
Jbofie memoriam eine maxinUe moWnu rerum agtUOa,
11) LiT. 3, 1 ; 6, 24.
28*
— 436 —
die Ansiedelung in einer fernen und den beständigen Angriflen
der kaum beruhigten Umwohner ausgesetzten Gelonie, so pflegte
der Senat den dringenden Forderungen der Menge gegenüber die
Gründung einer Colonie als das einzige Mittel in Anwendung zu
bringen, um den Besitzstand der possessores zu retten^). Das
Fortaanei bekannte Gesetz des C. Licinius (377 = 377) de modo agrorum,
•<<>M««. ne quis plus quingenta iugera possideret^ wurde von Anfang an
durdi simulirte Schenkungen oder durch fiducia cum amico con-
tractu umgangen'], und es erhielten sich nidit nur die Posses-
sionen bis zu den Gracchen, sondern sie vergrösserten sich durch
immer erneute Occupation^}, nur mit dem Unterschiede, dass
statt der Patricier und dienten die Reichen aus Rom und den
Municipien^) mit ihren zahlreichen Sclaven dieselben bewirth-
schafteten. Dazu kam, dass die bäuerlichen Eigenthümer, durch
anhaltenden Kriegsdienst von ihren Höfen entfernt, und die Be-
1) Liv. 2, 48 ; 3 , 1 : AnUum — coloniam dediuei po9se : ita sme querdi$
potBcssorum pUbem in agroa Uuram , eivitaUm in coneordia fore, 4, 51 ; 5, 24.
Dass man in Colonien ungern ging, ist oben S. 35 Anm. 7 nachgewiesen worden.
2) Liv. 6, 35. Yano de re ruit. i, 2 $ 9 ; Niebuhr und Walter bezie-
hen dies Gesetz auf die posaessiones ausschliesslich. Huschke Ueber eine Stelle
des Varro S. 4 ff. ,,auf allen Orandbesltz, mochte er Eigenthum oder blos-
ser Besitz sein, wobei aber allerdings den bestehenden Verhältnissen gemäss
sein (des Licinius) Hauptaugenmerk auf die patricischen possesiionea gerichtet
war.'* Die Ansicht von Puchta Instit. I $ 57, dass die lex Liei$iia sich nur auf
Privateigenthum, nicht auf Possessionen bezogen habe, ist unhaltbar, nicht nur
wegen des Ausdrucks poatidere, den Liv. 6, 35; 7, 16; 10, 13. Plin. iV. H.
18 S 17 von diesen Aeckern brauchen, — denn dieser kommt, wie Huschke be-
merkt, auch von Privateigenthum vor — sondern weil Liv. 6, 37 von offrie oe-
cupatis, c. 39 von imusUa poaseaaoribus redet, Plinius gradezu agri arcifinaU»
(s. S. 432 Anm. 2). bezeichnet (nee e lati/^indiia ain^fulovum contingebat areenUum
vicinoa quippe etiam lege StolonU Licinii incluao modo quingentorum iugervm),
und die Hauptstelle Appian. B, C. 1, 8 f. ihrem Zusammenhange nach ganz
gegen diese Erklärung spricht. Das Material über diese Frage findet man bei
Huschke.
3) Appian. B. C. 1, 8: rjjv ifis £c Toug olx£(o'Jt iid uico%pCaet ^livefjiov.
Licinius selbst war schon nach seinem eigenen Gesetze verurtheilt worden, quod
nüUe iugertmi agri cum filio poaaideretf emancipandogiue fiUum fraudem legi fecia-
aet, Liv. 7, 16.
4) Ager publicua gab es In ganz Italien, in Samnium und Apulien (Liv. 31,
4; 40, 38); ffitra quinquageaimum lapidem (Liv. 31, 13); in Gampanien: Liv.
42 , 1 : aenatui placuit , L. Poatumium coniuUm ad agrum publieum a priwUo
termkiandum in Campaniam ire^ euiua ingentem modum poaaidere pTwatoa, pa»-
latkn pro ferenda fnea^ eonatabat. Dieser ager publieua wurde darauf von den
Censoren verpachtet, c. 19. Die Occupation auf ager publicua dauerte noch unter
den Kaisern fort. Frontin. de eonbr, agr. p. 56 L. : m ItaUa autem denaUaa
poaaeaaorum muUum improbe facU et lucoa aaoroa oecupat^ quorum aolum hndtdii'
tote populi Bomani eit, eUamai in flmbua eolorUairum aut matnieipiorum. Vgl.
p. 55. 57. Hygin. d, gen. c. p. 133.
5) Appian. B. C, i, 36.
— 437 —
Stellung ihres Landes zu vernachlässigen gezwungen, durch die
Erhaltung ihrer Familie und die auf ihnen lastenden Abgaben
erdrückt, verschuldeten, und von Haus und Hof kamen ^), in
welchem Falle die benachbarten grossen Besitzer diese Höfe zu-
sammenkauften^). Es kam sogar vor, dass dieselben in Abwe- f^'J.^^^
senheit der Bauern mit List oder Gewalt die Bauerhöfe an sich ^'^-
rissen, wogegen dann allerdings eine Klage möglich war 3). Die
Entstehung ausgedehnter Gtttercomplexe (latifundia) vernichtete
nicht nur das Princip des römischen Landhaus^), auf welchem
der allgemeine Wohlstand des Volkes und die unerschöpflichen
Mittel des alten Italien gegründet waren ^), sondern vor allem
bewirkte den Ruin des Bauerstandes die Bewirthschaflung durch
Sclaven, deren man sich bediente, weil sie vom Kriegsdienst frei
ep. 5ö.
1) Appian. B. C. 1, 7—9. Flut. Ti. Oraceh, 8. 9. Florus 2, 1 (3, 13). LW.
2) Der technische A.iiBdruck i«t continuare agros, Cic. de l. agr. 3, 4, 14.
Frontin. de eontr. agr. p. 44 L.
3) Appian. 1, 7, und über die aach später fortdaaernden Uebelstande die
Yon HoBchie S. 76 angeführten Stellen. Sa]l. lug. 41 : interea pareate$ aut paroi
Ubeii militum, ut quUque potenUoti eonfinis erat, tedibus peÜ^mUur. Hui. fragm.
41, 25 Dletsch: — niti maneat expuUa agris plebes. Qnintil. Dtelam. 13: nee
ab inkiio, iudiees, vicinus divith fai^ pares eirea me habitavere domini et frequen-
tßma vUU$ eoneor» vidnia parva» Umiiea eotuit. Qw>d civee pase^aty nunc dMUa
unius hortui ett. Postquaim proximot <iuoiqtte repellendö termino» ager locupleU»
lathu inundavit: aequatae solo villae et exeisa patria »acra et cum coniugibue
parvieque Uberit reepeeUmUs patrium Larem nugraveniM veUree coUnU, et htae
toUtudinie indisereta uniUu facta est. Seneca «p. 90: licet agroa agris adiiciat,
vicinum vel pretio pellat aeris vel fnttiWa, licet in provinciarum »paUum rura di-
latet. Vgl. Lnean. 1, 167 ff. Seneca de benef. 1, 10. Hont. O. 2, 18, 24. Hie-
dnrch erklärt sich, wie in den S. 432 A. 4 angeführten Definitionen der poeeeseith-
nee agri privati erwähnt und in dem prätorischen Interdict (S. 433 A. 6) nur
diejenigen poeeeeeionee in Schutz genommen werden, welche nee vi nee dam nee
preeorio besessen werden.
4) Plin. N. H. 18, 35: modum agri inprimie aervandum antiqui putavere;
qtUppe ita eeneebant, eatiu» eene minue eerere et meliue arare, qua in eenlentia et
Virgühun fuiaae video. Verumque confitenUhus laUfiindia perdidere JtaUam. Co-
lumella de £. £. 1, 3 $ 8. 9: noe ad cetera praecepta iUud adiicimua, quod sa-
piens imtM de Septem in perpetmim posteritati pronüntiavit ^ adh&tendum modum
mensuramque rebus i idque ut non solum aliud aeturis sed et agrmm paraluris
dictum inteüigatur t ne maiorem^ quam ratio ealculofwn patiatur , emere veUrU.
Nam huc pertinet praeelara nostri poetae senUntia: Laudato ingentia rura, exi-
guum colito. Quod vir eruditissimus^ ut mea fert opinio, tradUum vetus praeeeptum
numeris signavit. Quippe acutissimam gentem Poenos dixisse eonvenit^ imbeeiUio-
rem agrum quam agricolam esse d^ere, quoniam, cum Sit eoUuctandum cum eo,
si fundus praevaleat, aUidi dominum; nee dubiumy quin minus reddat laxus ager
non rede cuUus^ quam augustus exhnie. Siculus Flaccus in Grom. Vett. ed. Lachm.
p. 136.
5) Schon Plin. N. H. 18, 15 schreibt es den Latifundien zu, dass, wäh-
rend in alter Zeit Italien hinreichend Getreide prodndrte, es später ganz auf die
Einfuhr aus den Provinzen angewieien war.
— 43» —
waren, deren tiM Ui^eheare nmehraende Masse aber nicht mir
eine im siciliscben Sclavenkriege (435 — 439) in ihrer Furehtbar-
keit bereits einmal sur Erscheinung gekommene Gefahr ftu* die
Folge befttrcdrten Hess, sondern auch ekoe Verminderung der
kriegsfthigen freien Mannschaft in Italien in Aussicht steille. In
diese Verhttltnisse griff die Gesetigebung der Graochen ein.
»di!!ä!L- *• Colonien und Aeckerassignationen von den
JlSudM Graochen bis auf Augustus. Mit der vollständigen Unter-
oraceiiwi. werfung haliens wttre das Institut der Colonien, weil sein Zweck
erfüllt war, antiquirt worden, wenn ttnn nicht eine neue Be~
Stimmung durch die Gracoben und ihre Nachfolger zu Theil ge-
worden wäre. Der Plan der Graochen, vermittelst einer durch-
greifenden, jttfariioh fortgesetzten Landverth^ung an die stildtisdie
Plebs dem untergehenden italischen Bauernstände aufzuhelfen,
konnte durch vereinzelte Assigoationen nicht zur Ausführung
kommen; es war nOthig, Massen von Ansiedlern dem Ackerbau
zuzuführen, und dies erreichte Gracchus, indem er, die Zwecke
der Aeckerassignation und der ColonisaUon identificirend, auch
die Golonien zur blossen Versorgung bedürftiger Bürger bestimmte.
Dies ist die Haiiptveränderung, welche in dem Wesen der römi-
schen Colonien eingetreten, und in welcher zugleich der Ursprung
der spateren Militärcolonien involvirt ist. Denn so lange die
Aushebung der Soldaten nach den Censusclassen stattfand, und
die capite censi vom Dienste frei waren, durfte höchstens von
einer ausnahmsweisen Belohnung, nicht aber von einer regel-
mässigen Versorgung der entlassenen Soldaten die Rede sein, da
dieselben als locupleUs irgend ein Vermögen, und zwar gewöhn-
lich Landbesitz hatten; seitdem aber zuerst von Marius, später
von Sulla ohne' Rüdisicht auf die Classen capite censi in die
Heere aufgenommen waren i], entstand nach Beendigung des er-
sten Bürgerkrieges eine eigene Classe von Proletariern aus den
entlassenen Soldaten, welche nur durch den besondem Anspruch,
den sie auf sofortige Versorgung hatte, und wegen der Gefahr,
welche sie ohne dieselbe dem Staate verursacht haben würde,
unter den versoigungsbedUrftigen Bürgern bevorzugt erschien,
ohne dass sie ein ausschliessliches Privilegium auf die Aecker-
assignation für die Zukunft erlangt hätte. Vielmehr kamen bis
1) SaUiul lug. 86. Pltitarch. Afor. 9. Val. Max. 2, 3, 1. G«U. 16, 10.
S. du Nihere in dem Abschnitt fibei dat MttitirweMn.
— 439 —
in die Kaiserxeii faineiii neben den Veteranen fortwährend die
besitsknen Stadler mit ia Betracht, so d^se die Militürcolonien
in Betreff der Golonisten von den gracchanisoben nicht specifisch
miterselnedai, sondern nur als eine besondere Gattung von Yer-
sorgungseolonien su betrachten sind. Das Verhältniss, in v\^el-
chem die AssagnaÜMien dieser Periode zu den posgessumes stehen,
ist ebenfoUs ein wesentlich anderes. In der ersten Periode lag
der Antrieb su dem Verlangen nach einer Aeckerv^rtheilung in
einem reohtliehen Anspruch, den die Plebejer, abgesehen von
etwaiger Bedttrftigikeit auf die rechtswidrig occupirten Ländereien
erhoben ; in der sweiten, worin es nur darauf ankam, der Noth
abauhelfen, und der Widerstand der in ihrem Besitze immer
fester gewordenen Rekhen als ein unüberwindliehes Hindemiss
jeder gegen mo gerichteten Rogation entgegentrat^ nahm qoan von
den possessianes immer mehr Aiietand, und griff zu andern Mit-
lein, wekhe zuerst Air den Staat, zuletzt auch für den gesamm-
teo Privatbesitz die verderblichsien Folgen herbeifilhrten. Eine
Anschauung hieven wird aus der folgenden kurzen Zusammen-
stellung der agrarisehen Gesetze bis auf Augustus zu gewinnen
sein^).
Das Gesetz des Ti. Gracchus war noch vorzugsweise, ^^^iS^i!SS^
nicht ausscUiesslicb gefgen die posussianes geriditet; es be-
sekränkte dieselben nach Yofgßa% des Ucinischen auf 500 iugeraf
gestattete aber ausserdem fOr jeden Haussobn SSO iugera und
gewährte für die eingezogenen Stttobe zum erstenmal eine Ent-
schädigung. Fernere Occupationen der Domaine scheint das
Gesetz verboten zu haben; denn obgleich sie auch später noch
vorkommen, werden äe doch als ungesetzlich bezeichnet 2). Das
(rffentliche Land von dem Privateigenthum zu scheiden und den
über das bestimmte Maas»^ hinausgehenden Hehrbesitz dem Staate
zu vindiciren wurde einer jährlich zu ernennenden Commission
von drei Personen übertragen 3] . Sowohl das auf diese Weise
1) 8. ülwr'diesdben Bodorff m ZeUschr. fQr geeoh. Bechtvwits. X, 1 6. 24
—43 und Rom. Rechtageacbichte 1 $ 16. Engelbregt De legibus agr, ante Orae"
cAof, Lnzd. Bat. 1842. 8. Ant. Mm^ IKstoir« de Im proprUtd^ du domame pubUc
ei de$ loi» affraires ehe% le$ BomaHUj Pazia 1851. 8. Zampt Comm. epigr. I, 205
—343. Mommsen Bericlite der Bichs. Gesellsch. der V^U$, Ph. bist. Cl. 1850
S. 89—101 und C. i. L. I p. 75—103.
2) Mqbmdmd C. i. L, I p. 87. Appian. B. C. i. 36. Oio. 4e or. 2, 70, 284.
3) Ut. «pft. 58. Aiiiel. Viot: ds vir. Oiw^. 64. AppUn. B. C. 1, 9. Cic.
pr. 8eH. 48, 103. Plnt. ». Graoo&. 8—14. Cio. de t. agr, 2, 12, 31. VeUei. 2, 2.
— 440 —
gewonnene Land als aller verpaehiete ager ptMicw mit Aus-
nahme einiger dem Staate unentbehrlicher Domainen, wozu iuh
menllich das Gebiet von Gapua und das stellaüsche Feld bei
Cales gehörte >), wurde zur Assignation bestimmt, jedoch unter
der zweifachen Bedingung, dass von den Ackerloosen eine Ab-
gabe gezahlt 2) und dass dieselben unverSusseriieh sein selten ^}.
Durch die gesetzliche Sicherung fUr die ooncedirte, und die Ent-
schädigung ftlr die abgenommene possessio sollten die possessores
befriedigt, durch die neue Abgabe das Aerarium für den Verlust
der Domaine schadlos gehalten und durch das VeriLaufsverbot
das Entstehen neuer Latifundien verbindert werden. Auf Golo-
nieanlagen bezog siqh die Rogation des Ti. Gracchus nicht, son-
dern erst im J. 634s=4S3 beantragte der Tribun Rubrius die
Ausführung einer Golonie nach Garthago^), im fönenden Jahre
G. Gracchus selbst die Gründung zweier Golonien in Italien,
nämlich in Tarent und Gapua ^),^ allein weder die Asrignaiionen
des Tiberius noch die Golonieanlagen des Gaius erreichten dem
Widerstände des Senates gegenüber ihren Zweck. Dem G. Grac-
chus trat auf Veranlassung des Senates sofort sein College im
L$xLi9kt. Tribunat des Jahres 632 = 4 22, der ältere M. Drusus entgegen <^),
indem er, die sempronischen Rogationen überbietend, den An-
trag stellte, einerseits den auf die von Ti. Gracchus assignirten
Ländereien gelegten Erbzins aufzuheben''], andererseits statt der
zwei von G. Gracchus beabsichtigten Golonien zwölf in Italien
zu gründen und dadurch 36,000 Bürger zu versorgen, einen An-
trag, der nur bezweckte, dem Gracchus die Volksgunst zu ent-
ziehen ^) , zur Verwirklichung aber niemals gelangt ist. Denn
wirklich sind Golonien in Folge der genannten Rogationen nur
ausgeführt nach Scylacium^), Tarent und Garthago, aber Tarent
hat niemals die Verfassung einer römischen Golonie gehabt, son-
1) Clc. dcl. pgr. 2 c. 29—32.
2) Plut. C. Oracch. 9.
3} Appi&n. ß. C. 1, 10. 27.
4) Plüt. C. öroceÄ. 10. 11. 14. Appian. B. C. 1 , 24. Pun. 136. VelK
1, 15. liommsen C. 1. L. I p. 96.
5) Plut. C. Oraceh. 8. Mommsen a. a. O. p. 87.
6) Plut. C. OtaceK 9. 10. Appian. B, V. i, 23.
7) Plut. C. Oraceh, 9.
8l Appian. B. C. 1, 23.
9) YelleiuB 1, 15. Da diese al« Gnusebische Golonie ni ht erwihnt wird, so
ist sie Tielleicht für eine der Golonien des Drusus zu halten. Moimnsen C. /. L.
I, 87b.
— 441 —
dern ist eine griechische Stadt geblieben^), was seinen Grund
nur in einer besonderen Maassregel des Senates haben kann, die
Golonie Garthago aber wurde schon 633 ==424 durch ein Gesetz
des Tribunen Minucius Rufus wieder aufgehoben^). Nach dem
Tode des G. Gracchus wurde sodann der flbrige Theii der sem-
pronischen Anordnungen durch drei Gesetze beseitigt ^j, von de-
nen das erste, dessen Rogator nicht genannt wird, im J. 633= ^%^^^
4S4 die UnverSiusserlichkeit der assignirten Ldndereien abstellte
und den Besitzern den Verkauf derselben gestattete, das zweite,
die lex Tkoria*) des Jahres 635 oder 636 = 4 49 oder <48, alle ^« ^*<>'*»-
Ackerassignationen für die Zukunft untersagte, die bis dahin
noch in Wirksamkeit gebliebenen triumviri agris dandis (issig-*
nandis abschaffile, und den alten possessores ihren Landbesitz
unter der Bedingung bestätigte, dass dieselben eine Abgabe von
demselben zahlen sollten, deren Ertrag zur Yertheilung unter
die bedürftigen Bürger bestimmt wurde ; das dritte, im J. 643 = ^^J.^';f Jjp*
444 vielleicht von dem Tribunen G. Baebius^) rogirte^ uns noch
erhaltene Gesetz aber auch diese Abgabe schliessiidi aufhob <^j.'
1} Cie. pro Atch. 8, 6. PKii. N. H. 3, 92. Zampt Camm. ep, l, 392.
MoiDin»ea a. a. 0.
2) S. oben Seite 315.
3) Appian. B. C. 1, 27: xa\ -^ ordioti; ^ toO ReuT^pou TpdxyoM Ic tdht
IX<^c. vöjAiOc Te o6 tcoX6 i>OTepov ^pt»^, t?jv t^v, Gicep '^c (le^dpövro, d^elvai
TCtTrpdoxeiN xoT; J)roüöiv • direipTjxo f ap hi Fpax^oü toO zpot^pou xal TÖoe. xal
e'^&uc ol 7rXo6oioi* TiapA t&v irev^tcnv iwvoüvro, ^ toTc^e taic «potpdoeoiv Ißidi-
Coyco. xal ii6pii)v de X^P^*^ ^^ "^^^^ tc^oi, pivpt Snoupioc B^ptoc (so ist mit
Pighius statt ööpio; zu schreiben) OT^piapywv eUTj-j^oaTo v6jiov, ti^Jv |j.ev ^''i''
oocp(9pka9t TotcSe to5 rpa»x^(ou v6piou itapaXu^vro« — xal toü« <p6pouc od iroXö
ß«Tcpov St^uoe l4\iLapy(fK itepoc* xal 6 6f)fjioc ^dp6«DC ^dlvtcDV dSerreiiTcfrxci.
Die richtige Anffassung dieser vielbesprochenen Stelle ist das Verdienst Monun-
sens, der darüber an den angeführten Ort«n, namentlich C /. L. 1 p, 76 ff.
ausführlich handelt.
4) Sie wixd erwähnt von Cicero Brut. 36, 136; de or. % 70, 284.
ö) Sallnst. lug. 32. 33.
6) Die noch yoihandenen Fragmente dieses Gesetzes befinden sich auf der
Rückseite der Erztafelstüeke, weiche die lex repetuinäarum des Jahres 632 sei 22
(C. 1. L, I n. 198) enthalten und sind zuletzt herausgegeben von Mommsen
C. /. L. n. 200. Rudorff, welcher dieselben in. der Abhandlung: Das Ackerge-
setz des Spurius Thorins, In Zeitschr. für geschichtl. Rechtswissenschaft Bd. 10
(1839) S. 1—^194 vortrefflich commentirt hat, glaubte in ihnen das zweite der
angeführten Gesetze, die lex ThoriOf zu erkennen, ist aber später R5m. Rechts-
geech. 1 S 16 S. 41 dem Resultate Memmsens beigetreten, nach welchem diese
Fragmente nicht der lex ThoriOf sondern dem dritten Gesetze angehören. Be-
weisend ist namentlich lin. 19. 20, In welcher die Aufhebung der veeUgciia an
— 442 —
Das erste also sanctionirte aufs Neue die Entstehiuig v<m Lati*
fundien^ das zweite vereitelte auf immer die Begeneraiioa des
italischeil Bauernstandes und die darauf besttgjidieu semproni-
schen Rogationen, das. dritte endlich entiog dorn Staaie eioe
Einnahme, ohne dass dem Bedttrfnisse des Volkes daraus irgend-
wie eine Httife erwuchs. Nach diesem Siege der Nobilittti sind
die Possessionen der römischen Reichen niemals mehr ange-
fochten worden, sondern haben durdi stete Erweiterung we-
sentiidb dazu beigetragen, die Ungleichheit der Vermögensver-
hfiitnisse zu steigern^). Was seil dieser Zeit in agrarischeii
Gesetzen zur Assignation in Anspruch genommen wird, besteht
erstens in dem verpachteten ag€r publicus, zweitens in den in
vorhandenen Colonien entweder Hoch nicht zur Vertheilung ge-
kommenen, oder durch die Länge der Zeit herrenlos geworden«!
sortes, woneben auch die im Besitze der Italiker befindlicben
Possessionen noch einmal in Betracht kommen. Statt aiao, wie
in alter Zeit, die Privatinteressen derReidi«) anzugreifen, wen-
de%Nk sidi nun die rogationei agrariae gegen die Einnahmen des
Staates, theils indem sie über das verpachtete Staatsland ver-
itlgten, theils indem sie, um durch Ankauf auf Kosten des Staa-
tes Ländereien zu erwerben, die Revenuen des Aerariums beau-
spruditen. Schon der ältere Gracchus hatte nicht nur eine Ent-
schädigung der Possessoren beabsichtigt, sondern auch die Aus-
rUstungskosten seiner Colonisten auf das aus der pergamenischen
Erbschaft Attalus des dritten dem Staatsschatze zugefallene baare
iffiSia. ®®^^ angewiesen 2) ; das Gesetz des Tribunen L. Appuleius Sa-
geordnet)^wird. AuBserd^m s. über dies OeseU Hosohlbd in Richters und Schnei-
der« Kritischen Jahrbaohem fär deutoche Rechtswissenschaft Bd. 10 (1841)
S. 579—620. G. Zeiss Commeid, de Uge Thoria, Weimar 1845. 4. Peter Epochen
S. 239. Zumpt Comm, epigr. I p. 207 ff.
1) Bei der erfolglosen Rogation einer neuen lex agraHa 104 t. Chr. sagte
der Tribun Mareius Philipfus: non eaae in oMtate 4no müia komkmm, qui rem
haherent. Cic. de off. 2, 21, 73.
2) Den Ausdruck des Yelleius 2, 6: novi$ eoUmUi teplehat pmcineku und
2y 15: in legibus Qtaeehi imler penfUeiösinimae numerav»im, quod eaira lUUam
eoUmia» p09Ui% hat man als einen nbeririebeoen bezeichnet, da nur eine ausser-
Italische Gokmie des Oiacchus, n&mlieh Oarthago, bekannt ist, und höchstens
noch die Anlage von Narbe (123) mit seinen Gesetzen in YerbinduBg gebraeht
werden kann. (Madvig OpiMc. p. 290.) Aber cUe Grdndung von Carthago hatte
besondere Ursaefaen (Zumpt Comtn. efigr, p. 217: ae Carthagiink quidmn dedm-
eendae causa haee videlur fküsie, quod a$mo 12ö a. Chr. ingmu peMentta fotom
Afrieam vaetarai [Orss. 5, 11], gmart qmm mtUo inde fimnenlo ndmo inopU
Bomae ectlitisMt, ob eamque rem iediUonu /lerenf, et /Vnrnsnieria Ugt lata fa-
— 443 —
tttrtiiniis 664:= 4 00, tveichas haiqitsäehUdi die Versorgmig der
Soldaten des Marius zum Zweck gehabt xu haben scbMn(^),
ohne dass in seinem, auf die ersten Militttreolonien bezüglichen
Antrage ii^nd ein neues Verfahren bemerkbar wttre^ war vor^
sttggweise auf den Ankauf von Ländereien gerichtet, und nahm
daiu wieder eine neue Einnahme des Staates in Beschlag ^) , ein
Ver£ahren, jdas, wie Cicero bemerkt, dem Principe der früheren
Golonien ganz entgegen ist 3) ; allein weder dieses Gesetz war von
Erfolg«), noch die »hnlidie kx Tiüa (655»=:99) &) , noch endlich Lixmia.
die Gesetze des H. Livius Drusus (663=94), welcher noch ein- ^'^'i*^^'
mal die Italiker zur Abtretung der von ihnen occupirten Staats-
Ittndereien durch die Aussicht auf das römische Bürgerrecht zu
veranlassen suchte*). Die Zerstörungen des Bundesgenossenkrie-
ges (94 — 89) scheinen einen Zuwacl^s des ager ptiblicus nicht
zur Folge gehabt zu haben, da mit der Ertheilung der Givität
auch wohl die Rückgabe des eroberten Landes an die Italiker
•>«ta*«a^i^^U
mem itdare C. Oraechu$ voluit et retUtuenda Carthaifine [Appian. Punic. 136]),
und auch Narbo hatte einen militärischen Zweck. Cic. pr. Font. 1, 3: est in
tadem pnvineia Narbo Marthu, eolonia nostrorum citTtum, ipecula popuU Bomani
ae frop¥gnaeukan itti$ ipsi$ nationibui oppoeitum et obieetum. Hierauf geht auch
Siculus Flaccus p. 136 Lachm. : Otacchtis colonos dare municipiis vel ad aupplen-
äum cMwn numentnif vel, ut aupra dietum est^ ad eoheremdot ftttymUti«, qfU
mtbinde moveböntiut. Mir scheint vielmehr ein Miasverständnist in den Stellen
des Velleius zu sein, da Gracchus zuerst die Revenuen der neu erworbenen Pro-
vinzen, namentlich die attalische Erbschaft in Ansprach nahm, nm seine Colo-
niaten auszuatatten (Plut. Ti. Qr. 14: eu&uc h Ttß^pioc S72(ji«YfDTAv eic^vrpie
v^p,ov, AiTCDC Td ßaoi)axd ^(yf)(iaTa TCOfito^vTa tok "^^^ ^li^pav otaXa'fX^'^ouoi
tAv ttoXtT&v Oitdip-^öt TCpöc xataoxEu-^v xat ieo)pY^<^c d^opfii-^v. Livlns ep. 58.
Anxel. Yiot. de vir. iit. 64), in den folgenden Rogationen aber derselbe Versuch
gemacht wird, um Landereien ankaufen zu kdnnen.
1) Zumpt Comm. tpigt. I p. 222—229. Mommsen R. O. 2, 203 ff.
2) Aurel. Yict. de vir, (U. 73 : Sieiliamy Aekaiarrij Macedcniam novi$ eoloniu
dettinavit et aurum Tolosanumj seelere CaepiorUs partum (Strabo 4 p. 188. Cic.
de N. Z>, 3, 30, 74. Oell. N. A. 3, 9. lustin. 32, 3) ad emtUmem agrorum eon-
vertu. Zumpt a. a. 0.
3) Cic. de l. agr. 2, 27, 73 : quo in genere netU in ceterU rei püblicae par-
Ubua est op«rac pretium düigentiam maiorum reeordari: qui eolonia» $ie idoneit
in locie contra mtpieionem perieuli eoUocaruntf ut eese non oppida ItaUae^ $€d
propugnacula imperii vidtrentur. Hi deduceni eoUrnioM in eoe agrot, quo» emerini,
4) Aurel. Vict. 1. 1. Appian. J5. C. 1, 29.
5) Cic. de legg. 2, 6, 14. Yaler. Max. 8, 1, 3. lul. Obsequens 45. Das Ge-
leti wurde wegen dar Anapiden aufgehoben. Cic. de legg. 2, 12, 31.
6) Liv. ep, 71. Appian. 1, 36. Florus 2, ö (3, 17), der ihm den Avaapraoh
bcitogt nthü ae od Imrgitiomin utU reU^meee, ntti ai qui» aut caamm dhidere
vOUi aut eaämn, Ueber die nach der Ermordung de« Liviua durch den Senat
bewirkte Aufhebung aeiner Gea«lze s. Liv. ep. 71. Appian. B. C, 1, 36 1 Auiel.
Yict. de vir. iU. 66. Cic. de legg. 2, 6, 14; 2, 12, 31. pr. domo 16, 41. Aaoo-
ftlQt p. 68 Or. Flot. C. «r. 9 f« Zumpt ^ a. O. p. 241.
— 444 —
verbanden war ^) ; allein die graosame Führung des soUanischen
^^^i^g^jl^j^ ^«" Krieges, in welchem ganze Gemeinden hingeschlachtet 2) und ganze
Städte völlig entvölkert wurden, die darauf folgenden Proscriptio-
nen und die Güterconfiscationen, welche nicht nur über das V^-
mögen Einzelner, sondern über die Territorien ganzer Stttdte
verhängt wurden ^) , brachten eine furchtbare Leere in Italien
hervor^ und machten dem bäuerlichen Eigenthum völlig ehi Ende.
Die Ausdehnung des ager publicus war nach diesen Ereignissen
so ungeheuer, dass nach Ansiedelung aller Soldaten ein Theil
unvergeben blieb ^). Die Soldaten wurden nicht nur massenweise
in neuen Golonien, sondern, da es darauf ankam, ganz Italien
zu besetzen, auch in kleinerer Anzahl in den meisten Munidpien
angesiedelt, ohne dass diese dadurch in Golonien verwandelt
wurden^); ausser Italien hat Sulla nur eine Golonie, nämlich
Aleria auf Gorsica angelegt. Der Verkauf der sortes assigncUae
war auch von Sulla verboten, allein ohne Erfolg; die Veteranen,
meistens ohne Familie und ohne Neigung zu regelmässiger Be-
schäftigung mit dem Ackerbau, erledigten durch Aussterben oder
Verkauf bei Lebzeiten in sehr kurzer Frist die angewiesenen
Gütchen; zwanzig Jahre nach der Ansiedelung waren aus d^i
Landloosen wieder grosse Latifundien geworden^], auf denen die
possessores Sullani sich um so ungestrafter ausbreiteten ^j , als
1) Zompt p. 242—246.
2) So z. B. die Pränestiner. Appian. B. C. 1, 94.
3) Appian. 5. C. 1, 96: dbc h' i^iXtizt xd %a%^ ha dyxX'/jjj.aTa, iid zai it^-
Xeic 6 £6XXac fimmEt xal ixoXaCe xat TcC^Se, Tön p,sv dxpoTtoXeic xaxaoxdicToiv
yJ TetVT] xadaipÄv t) xoivd^ C^fiiac iirixideU tj l^^popau lxxpö)^eöv ßaourdxcuc
xaic oe 7cXe(oGt xov^c ^a'jx^ oxpaxeuoafiilvouc ^Tr(|yxtCev , «c S(a>v cppoupia xoxd
T^C 'IxaXlac Tif)v X6 -^i^* a6xÄv xal xd olxi^[Jiaxa i^ xoya^e jiexatp^prav ^tepiipiCev.
Cic. ad AU. 1, 19, 4: Volaterranos et Arretinos , quorum agrum SiUla pubUcttrat.
Florus 2, 9, 27 (3, 21, 27): powia singulorum hominum ferre poeruuy municipia
Italiae splmdidissima sub haata vcnierunt, 8poUtium, Jnieramnium, PraenesU,
Florentia. Von Praeneste s. Strabo 5 p. 239: lx7roXtopX7]Ä£vxaiv W, itpi« xtq
xoix<6oei T?]c TC(SXeo9C xal r?)v ^<f»pav dTraXXoxpiouaftai ouußaivet.
4) Cic. de l. agr. 3, 3, 12. S. unten S. 446 Anm. 7.
5) S. das Einzelne hierüber bei Znmpt p. 250 ft. Henzen n. 7142. Was
Cicero de 1. agr, 2, 28, 75 als Absieht des RuUus angiebt, war wirklloh fer
Zweck des Sulla, nämlich totam Italiam 8tä$ praesidiü ohtidere aique oceupare.
Vgl. Appian. B. C. 1, 95.
6) Cic. de L agr. 2, 28, 78: nam agtiun quidem Campanumy quem vobU
osUntantf ip$i eoneupherunt ; dedueent suos, quorum nomine ipai teneant et fruan-
tur: eoement praeterea: Uta dena iugera continuahunt. Nam, ai dio€ni per Ugem
id non Heere: ne per ComeUam quidem licet. At videmua, ut tonginqua miUa-
muSf agrum Praenestinum (dieser war von Sulla coloniairt worden) a paud»
pouideri,
7) Die suUanischen posaessorest welche später mehrfach voikointoea (Cic. de
— 445 —
Sulla gegen die Reichen und Vornehmen , ' welche seine eigene ^
Partei bildeten, nicht mit Strenge seine Anordnungen scheint
aufrecht gehalten zu haben. Der Erfolg der suUanischen Assigna-
tionen war also, dass die den Soldaten angewiesenen Aecker in
Kurzem verloren waren, während die ausgetriebenen Besitzer
derselben, welche nach Rom ihre Zuflucht nahmen, das römische
Proletariat ins Ungeheure vermehrten, und die gefährliche, zu den
verzweifeltsten Maassregeln entschlossene Masse . der Besitzlosen
bildete, auf deren Unterstützung die catiUnarische Verschwörung ,
berechnet war. Zwar ruhten während der Beschränkung der tri-
bunicischen Gewalt durch Sulla bis zum J. 684=70 die agrari-
schen Gesetze ; gleich nach diesem Jahre machte, wie es scheint,
die dem Inhalte nach wenig bekannte lex PloUa^) und im J. LezPioUa.
694 =s 63 die lex Serviha des Tribunen Rullus den Versuch, die i^ strtiUa.
Folgen der mUanischen Gewaltschritte durch einen Act der Ver-
söhnung abzuwenden, und durch eine Entfernung der in der
Stadt zusammengehäuften Volksmasse ^j, welche früher oder später
den Umsturz des Staates herbeiführen musste, die Gefahr abzu-
wenden 3). Da aber weder die noch ansässigen suUanischen Co-
lonisten ohne Aufhebung der bestehenden suUanischen Anordnun-
gen ausgetrieben, noch die possessores Sullani ohne Gefahr von
ihrem Besitze verdrängt werden konnten, noch endlich die Ver-
theilung des geringen damals in Italien vorhandenen ager publicus,
welcher auf den ager Campanus und den campus Stellalis be-
schränkt war, ausreichte, so bestätigte Rullus den ganzen seit
Sulla vorhandenen Besitzstand ^] ; den ager Campanus und campus
l. offT, % 26, 69), sind, wie Zumpt p. 261 bemerkt, zweierlei Art; nimlicli
erstens die Kaufer der Güter der Proscribirten , gegen deren Rechte nichts ein-
zuwenden war, zweitens solche, die conflscirte Aecker widerrechtlich oecupirt
oder assignirtes Land gegen das Gesetz zusainmengekaTift hatten; diesen letzte-
ren konnte ihr Eigenthomsrecht angefochten werden.
1) Sie kommt nur Tor bei Cic. ad Aii. 1, 18, 6: {tgraria autem promulgata
eit a FUmiö töne letfU, eadem fare, quae fuit PEolta, und wird von Pighius An-
noL Rom, Tom. m p. 186 in das Jahr 98, von Ernesti in das J. 89, von Zumpt
a. a. O. p. 262 wegen der Aehnlichkeit mit dem Flavlschen Gesetze, welches
gegen die poue9ior€S SuUani gerichtet war, bald nach 70 gesetzt.
2) Cic. de l. agr. 2, 26, 70: et nknirwn ietud ett, quod ab hoc trihuno pU-
hii dictum est in aenaUt : urhanam pUbem nimhim in reptibliea powe .* exkaurien*
dam etse,
3) Zumpt a. a. O. p. 262.
4) Nach Cic. de l. agr, 3, 2, 7 stand im 40sten Capitel des Gesetzes: quae
po$t Marium et Carhonem Cob$. (072b=82) agn, aedificia, laau, Hagnaf loea,
pot$e9$ione$ publiee data, aesignata^ vendita, conoeMa, poetesaa naU, ta omnia eo
iure sint^ vt quae optjmo iwfe priwOa MNtf.
-- 446 —
Stellatis brachte er zwar zur Yertheilung^), aber als das haupt-
sächliche Mittel schlug er eine GeldentschSdigung an die ihres
Eigenthums durch Sulla Beraubten vor, weldie durch den ¥er*
kauf alles ager publicus in Italien ^) und den Provinzen ^) und die
Einkünfte, welche aus den durch Pompeins neuerdings gemach-
ten Eroberungen dem aerartum zufielen, beschaft, und zuid An-
kauf von LSndereien in Italien verwendet werden sollte^}. Das
Gesetz wurde den Bestrebungen Giceros und der Nobilitflt gegen-
flber von seinem Urheber selbst aufgegeben^), es war der letzte
Versuch, in dem Sinne der Graochen durch eine radieale Maass-
regel der Ueberfüllung der Stadt entgegenzuarbeiten und dem
Bauernstände zu helfen. Das zunfidist folgende Ackergesetz des
i*xFUi9ia. Tribunen L. Flavius (694 = 60) veranlasste Pompeius, der im vor-
hergehenden Jahre aus Asien zurückgekehrt, für die Versorgung
seiner Soldaten bemüht war. Die gleichzeitige BerttdLsiobtigung
der stadtischen Plebs war nur ein Mittel, das Gesetz leichter
durchzubringen*). Die Assignation sollte iheils durch Einziehung
der von den Anhängern des Sulla unreditmttssig occupirten Lan-
dereien, theils durch die aus Pompeius Eroberungen neu eröff-
neten Einnahmen des Staates möglich gemacht werden '') ; das
1) Gic. d4 L agr. % 26.
2) Es ^ßjb in Italien noch einige Dom&inen aosser 4ein ager CfonpanuM^
welche aber zur Assignation nicht geeignet waren, wie die Silva Scanlia (de l.
agr, 1, 1, 3; 3, 4, 16).
3) Cie, de l, agr, 2, 15, 38: quidguid wgo sit extra lUdiam^ quod pybUemn
fopuU Bomani factum sil» L. Sulla Q, Pompeio connUihu» (666 si 88) out poetea,
id deeemvlroa (übet vendere. £r meint namentlich die in den Jahren 676—680
(78—74) durah P. Serrilius Isanricus in Pamphylien erworbenen Landexeien, die
im J. 679 SB 75 durch die bithynische Erbschaft dem a«rariuin zugefallene kö-
nigliche Domaine (agri regU) und die durch den mithridatlschen Krieg, mit wel-
chem Pompeius noch beschiftigt war, zu erwartenden Erwerbungen; ferner die
Pomainen der macedonischen Könige , die jetzt ager pubUew waren , den ager
Cormthnu in Achaia und andere Ländereien in Spanien und Africa. Cic. de L
agr. 1 c. 2; 2, 20. Zompt p. 267 f.
4) Colonien ausserhalb Italiens anzulegen lag nicht in der Absieht des Bnl-
lus. Cio. de l, agr. 2, 25, 66 : cur eo$ (agroe) non definis neque nomhuu, tU $t^
(an diliberare pUbe$ Bomana pouU, quid inUnU eua^ quid expediaJt, quanium
tibi in emendis et in vendendis reivs eonunitUndum putet? Definio, iaquit, Jialianu
6) S. Dnimann 3 S. 168, weloher aber die Zwecke des Oeaetzee eine von
der Uar vorgeitrsgenen Tetsohiedane Ansicht hat.
6) Dio Gass. 37, 49. 50.
7) Oie. de l. agr. 3, 3, 12: sunt enhn muUi agri lege Cornelia pMieati nee
euiquam aeeignati neque venditi^ qui a paueis hommibue iw^^udentieakne poeeiden-
tur. Dem ersten Puncte des Gesetzes trat Cicero entgegen. Oie. ad Au. 1, 19,
4: agraria Ux a Hovto tr. pl. vehementer agiUAatuir auetore Pompeie. — Ex
Kae ego lege — omnia iUa toUdMmi , quae ad pHoatorum tnoomno^ken pmtim
— 447 —
Gesetz scheiterte iBdessen an der Furcht des Seilates^ dass Pem-
peius, wie vordem Sulla, durch die Ansiedelung seiner Soldaten
eine Befestigung seiner Gewalt in gani Italien l>eabsiditige i). Erst
In CHsars erstem Gonsulate (695s=59) kam es zu einer grossartigen
Aeckervertheilung durch die Itges Ixdiae agrcariae^, bei weldier die itgtt müm.
Possessionen ganz unangefoditen blieben ^) , das Land durch frei-
willigen Verkauf der Inhaber nadi dem im letzten Census ange-
nommenen Werthe erworben, das Geld aber, wie in den vorher-
gehenden Gesetzen aus den neuen durch Pompeius gewonnenen
Staatsrevenuen genommen wurde ^). Den Golonisten wurde der
Verkauf ihrer sorte$ innerhalb zwanzig Jahren verboten ^) . Damals
kam endlich auch der seit 5 43 «s 941 zur Domaine gezogene aget^
Campanta (s. S. 30) und der campus Stellatis^) zur Vertbeilung,
und zwar ohne Unterschied an Soldaten und andere Bürger, aus
welchen zusammen S0,000 Personen ausgewählt wurden, welche
haut. — StiUamofwn hominmn fOtte8$Um€$ eonfinnabam; Völaterrano$ et ArreU'-
nasj Quorum agrwn 8uUa pubüearat nique dioistrat, in tua poueuione rctiMham ;
unam raUonem non rtiiciebam , ut ager hac advenUda peeunia (ans den durch
Pompeina Siobeningen nea entitandenen Einkünfteii) em»elur, quae ex novis
veetigalibus per quinquennium reciperetur. Huie toU raUoni agrariae ienatui ad-
tfer$(ä>atury euspieana Pompeio novam quandam potenUam quaeri, I^tmpehu vero
ad voluntaUm perferendae legU Mcufttierot. Ego oiitem magna ewtn agranofum
graUa eonflrmabam onmium prioaU)rum p09$e»rione9 — i» enim eit noiUr exerei-
tus, hominum, ut tute «et», loeupletium,
1) Dlo Gast. a. a. O.
2) Von mehreren Gesetzen redet LU, ep, 103 : legea agrariae a Caeeate eon-
suie cum magna eontenUone, inoUo tenatu et aUero eoneute M. Bibulo, latae iunt.
Cie. ad Att. % 18, 2 : quo aUter ager poteideatur, atque ut ex leg(bu$ luUU, Ap-
pian. B, €. 2, 10. Flut. Cato min. 31. Deshalb unterseheidet Znmpt p. 289
zwei Gesetze, die eigpentUohe lex agraria , wi^^ehe er in den Aprü, und die lex
de agro Campano, die er in den Mai setzt. Dio Oaas. 38, 7: Iks olW v^o<
oStoc km^dAn^ xai icpociti wi if) tAv Ka(&icflNAv fi} xet« tcfa icXt(ei t6 In
xhsa fYouotv äU(h]. 8. ausser den angeffihrten SieUen Säet. Ca», 20; VeUe-
lua 2, 44 ; Schol. Bob. in or. pr, FUme. p. 263, und Cio. ad Att. 2, 16, l'-2 ; 2,
18, 2. ad fam. 13, 4, 2, und mehr bei Zumpt p. 277 ff. YieUeioht ist auch an
die lex MamiUa, Bo$eia, Fedwsea, AUiena, JFabia (GrcMuat. ed. Lachm. p. 263)
tu denken, welche CallLitratua JHg, 47, 21, 3 pr. ala eine Ux agraria, quam
Qaiue Coetar iuiit, dtlrt, und welche nach Mommsens Anaicht (Feldmesser 2,
223) mit dem Juliaehen Gesetze Ton 695 «»59 im Zosammenhaoge stand.
3) Dies folgert Zumpt mit Recht aus Die Oasa. 38, 1 : toO ^ Mj o5v m^
fAou ivexa o6(cU o^t^ Mkt haatjM^m iMvorce.
4) Dio Caas. a. a. 0.
5) Appian. B. C. 3, 2 sagt in der Erzählung der Begebenheiten nach Oäsars
Tode von M. Brutus und C. Gassfus: (taT(iY(Aaocv 6la orpoenjYol toI^ «Xi2po6-
^ou« iOepdliceuov , Cootc tt iXXotc iictvöouv %aX xd «Xv}|KR>x;if)(Aorra ou'^^aipoSvTS«
«AtoTc itticpdexfitv, toO <M|aou «ttX6evToc ivt6c cfwMtv Mn dnoM5oeMc, wo un-
ter vöfioc wohl nur die lex luUa agearta zu beistehen ist S. Zmipt p. 280.
6) Den letiteien nennt Snet. C^iei. 20.
— 448 —
drei oder mehr Kinder hatten, und so der UnlersUltzuDg am be-
dürftigsten waren ^j.
^iwi" ^^® Golonien, welche Cäsar während seiner. Dictatur (705 —
709 = 49 — 45) anlegte, tragen bereits den Character ihrer' letzten
Entwickelung ; sie sind ohne ein neues Gesetz^} und durch le-
gati ausgeführt 3), was die Bedeutung bat, dass der Soldat seine
Versorgung nunmehr nicht dem Staate, sondern der Person des
Imperators verdankte. Die Ansiedelungen sind ferner zwar theil-
weise in Italien auf vacant gewordenen^ im Bürgerkriege confis-
cirten oder gekauften Ldndereien bewirkt^), allein zum ersten-
maie auch in den Provinzen, namentlich in Spanien und Gallien
in grösserer Anzahl gegründet, in Spanien besonders seit 709 =
45 nach Besiegung der Söhne des Pompeius, in Folge deren über
die pompejatiischen Städte Confiscationen ihrer Ländereien ver-
hängt wurden, welche neuen Ansiedelungen Raum gewährten^}.
Die Uebersiedelung von 80,000 armen Städtern in überseeische
Provinzen®) ist von Cäsar nur intendirt, nicht ausgeführt wor-
den ; sein Tod vereitelte nicht nur diese Abhülfe, sondern führte
1) Dass nicht allein Soldaten in der lex luUa bedacht waren, sagt ausdrück-
lich Dio Cas8. 38, 1, nnd auch in Betreff des ager Campanus macht er c. 7 kei-
nen Unterschied. Plut. Cat. min, 33 sagt xoTg dTiöpotc xal zt^T^al. Mehr bei
Zampt p. 293. Ueber die erste Anwendung des später immer wichtiger werden-
den hu trium lUterorum bei dieser Gelegenheit s. Dio Cass. 38, 7. Suet. Cae»,
20. Appian. B. C. 2, 10.
2) Die Ux Julia, welche nicht nur unter der Dlctatur Cäsars, sondern auch
nach dessen Tode (Appian. B. C. 3, 2; Gic. Phil, 5, 19, 53) in Gültigkeit blieb
(Zumpt a. a. 0. p. 300 f.) , gewährte wohl auch zu diesen Golonien die Voll-
macht. Zumpt p. 301 nimmt au, dass „de agro publico extra liaUam cUvidundo"
eine neue liogatlon eingebracht worden sei, von der indess nichts bekannt ist.
3) Einer von diesen war Q. Valerius Oica, legatuB propr., an welchen die
Briefe Giceros ad fam. 13, 4. 5. 7. 8 erhalten sind. Mehr s. bei Zumpt p. 301.
4) Es waren meistens einzelne Landanweisungen, nicht ganze Golonien.
Dio Gass. 42, 54 : xai Jf^P'^"^ ^* "^ '"J* St]uodac xal fot lij? iotoToü 5^ itoot
acptotv fvetfjiev, dfXXoui; akki^ xal Ttdivü iroppco «t:' dlXX*/|X»v dnap^oac * Aorc jjf^E
ToT« öfto^ipoic c<jpa? cpoßepoi« [jl-^t a5 icp6c vecorepiapt^v lTo(fi.ouc, "MlW ht itou
ODvoixoDvra« , '(€slts%ai. Hauptstelle ist Appian. B. C. 2, 94: hAsfo hi xal ff^
ÄTtaoiv, ixTeXcüd^cuv t»v iroXiji.08^, o6, xaWirep 26XXac, d^atpo6fi,evoc Wo«'«, ,
f[^ iyj)\J9it xal Toic dcpaipe^iat touc Xaßövroc ouvotx^Cav xal Tcotdv dXXVJXoi; *
ii dcl 7roXepi(ouc, dXXa rifjv toü Cn^pioti y^v hasi\uat>i xal tjjn ifiaurou xal td
hkosra 7:po(a>vo6pievo<. Vgl. Suet. Caes. 38: assignavU et agro$, aed non conti-
nuoSf ne quis posseBSorwn expelleretur. Das Nähere bei Zumpt p. 302 — ^308.
5) S. über Hispalis 2himpt p. 310 f. Ausser den spanischen und gallischen
Golonien (Zumpt p. 310 — 316) führte Gäsar Golonien nach Sinope und Heradeaaus.
6) Suet. Caes. 42 : oetoginta civium mHia in transmarinas coloniiu distr&mit.
Die transmairinae provineiae sind Griechenland, Asien« Afdca. Gio. de k agr, 2,
29,80.
— 449 —
noch eiomal zur Erschtitterung aller italischen Besitzverbälinisse ^) .
Die Triumviro des Jahres 744=43 hatten, nachdem es un- coiouian der
möglich geworden war, in Italien über Ländereien zu verfügen,
ihren Soldaten nichts als einen Gewaitschritt in Aussicht zu stel-^
len, indem sie ihnen achtzehn italische Stiidte geradezu preis-
gaben^). Nach der Schlacht bei Philippi (742 = 42) waren die-
sem Versprechen gemäss 470,000 Mann zu versorgen 3); ausser
den Gütern der Proscribirten, und den zur Strafe eingezogenen
Landstücken vieler Gemeinen wurden die vorher bestimmten
Gommunen wahrscheinlich unter der Form eines gezwungenen
Verkaufes zur Abtretung ihres ganzen Landeigenthums gebracht,
die Kaufsumme aber bei der damaligen Noth des Aerariums nie-
mals ausgezahlt, und da einmal offenbare Gewalt geübt wurde,
blieb es nicht einmal bei den vorherbestimmten Territorien, son-
dern die Austreibung der Italiker fand in noch grösserem Um-
fange 4) und mit einer Härte statt, von welcher die noch vor-
handenen vielfachen Klagen Zeugniss fseben^). Diese gewaltsame
Störung der Besitzverhältnisse Italiens nahm erst unter Augustus
ein Ende.
3. Die Militärcolonien der Kaiser zeit. Augustus coiomen des
erwähnt im monumenttiin Ancyranum zwei Ausführungen von Mi- ^^
1) Ich übergehe das einen Monat nach Cäsars Ermordung im April 44 be-
antragte Gesetz des Tribnnen L. Antonius, Bruder des M. Antonius, welches
eine nach dem Tode Cäsars nothwendige Erneuerung der Ux Itdia bezweckt zu
haben scheint. Dio Cass. 45, 9: 6pfi>v oi>v 6 AvTt6vio; rhs Kataapa (den Octa-
▼ian) a^Sov^fJLCvov , i7:eye(pY)«€ SeXedlaai rh irXMoc, et 7ta>C Ixclvou te auTo6c
dnwTzdaeu r.oX iaiyzij^ npoc^or^aete. xaX ^c&pov oXXTp* re iroXX'fjV mal t9)v is toT?
IXe«t ToT« riovrlvoi«, db? xey(oa(A^otc ffiri, xaCTOt •^tw^eio^on $'jNap.^oi; , xXt]-
poü^Ti^fj^ai hiä Aeint(o'j Avt»v(oü d^Xopou ÖTjpÄpyoOvTo? ^orj-yi^öaTO. Das Gesetz
wurde am Anfange des folgenden Jahres aufgehoben. Cic. PMl. 13, 15, 31; 6,
5, 13 f. Zumpt p. 324 f.
2) Appian. B. C. 4, 3: direXitioai hk ffi-n tov otpa-röv eU tÄ vixTjnfjpta toü
TToX^fxou oXXatc TC hmptaX^, xal i; TtatoixCocv Woeöi Ta»v 'iTotXixouv :r6Xec)V dxTO)-
itaihtx'iy ai %i\ TTEptouaia %a\ ihd(^£i xal otxoic eU xdXXoc ßiaco^poucai, CfxcXXov
auToTc ihd^oi xaX otxot; aixu) 5iavefjL*f|aeöftat , A;7rep aitoTc avrl rij; itoXcixtac
SoptXijirrot Y^^öfievai. Von dieser Zahl wurden hernach zwei ,■ nämlich Rhegium
und Yibo ausgenommen. Appian. B. C. 4, 86.
3) Appian. B. C. 5, 5. Zumpt p. 327—329.
4) Appian. B. C. 5, 13 : xal 6 arporö« xal toi« y^^'^^^*'' iicipaive auv ßSpet,
TrXiovd Te 'ztbs oe5o(jLdvo>v 0(f (ot Tceptoicf^pLevoi xat t6 d^fxcivov inXe^^fJ^evot* Ucber
die Güter der Proscribirten s. Dio Cass. 48, 7.
5} Anf diese Beraubongen beziehen sich die bekannten Stellen des Hora-
tiuB ep. 2, 2, 49, der sein väterliches Gut verlor, des TibuU 1, 1, 19; 4, 1, 182,
des Propertius 4, 1, 129, des Vergil Eelog. 9, 28. Vgl. Servlus ad Verg. Ecl.
9, 7. Martial. 8, 56.
Böm. Alterth. iV. 29
— 450 —
litaroolonien 1) , ntttniich in den Jahren 794=30 und 740 1» 4 4.
In dem ersten Jahre, also unmittelbar nach Beendigung des Bür-
gerkrieges, hatte er die Veteranen nicht-nur seines eigenen Hee-
res, sondern auch des Antonius und Lepidus zu entlassen und
zu versorgen. Das Verfahren, welches er dabei einschlug, war
folgendes: die Nichtbürger, d. h. die Auxiliartruppen, wurden
in ihre Heimath dirigirt; von den römischen Kriegern, d. h. den
Legtonssoldaten erhielten wahrscheinlich die jüngeren Jahr^^nge,
insofern sie nicht in das stehende Heer eintraten, eine Geident-
Schädigung, die älteren dagegen eine Landanweisung entweder
in einer Provinz oder in Italien 2). Zu dem letzteren Zwecke
wurden die Einwohner derjenigen italischen Städte, welche die
Partei des Antonius ergriffen hatten, in überseeische Golonien,
namentlich nach Dyrrhachium und Philipp!, übergesiedelt und
ihre Gommunen als augusteische Coionien neu constituirt^); aus-
serdem aber in andern italischen Städten die Bewohner gezwun-
gen, von ihrem Landbesitze einen Theil gegen Geldentschädigung
abzutreten und die so zusammengebrachten Ländereien (praedia
coUaticia) den Veteranen übergeben, so dass in diesen Territo-
rien entweder eine doppelte Commune, der cives veUres und
der cives novi entstand^}, welche erst mit der Zeit zu einem
1) Mon. Aoc. c. 16: pecufä<J[m pro] affri$, quo» in eonnUatu meo quarto et
poatia eonmlüm» M. Cr[cuao e]l On. LtnUdo Augtwe adsignavi mUUibu$j toioi
muiUeipis, Ea {s}u[mnui se$t]trtium ekcüer bcxsiom miUUna fuU, quam \j^o] col-
k^iyeU praed{U njumeravi tt ca[r}citer hU vrUUUns et aeMenUenSj quod pro agris
proviin{c]ialibw »olvi. U primus et »olus ommtim, qui [djfiduxerurU coUmia» nU-
litum in JtaUa out in provmei», ad memoriam aetatie meat feci. S. übei diese
Steile Mommften Ee» g, d, Aug. p. 40 ff. 82 ff.
2) Dio Cm8. 51, 3. 4.
B) Dio Cass. 51, 4: to6c fotp ^fiouc tou« ^v tj[ 'haXCqi tou« tä tou ^Av-
Toyvlou 9poy]f)oavTac ^(otxbac toi« p.iv orpaTuJ^aic tckc xe nöXew xal Td X^P^
a^ä»v ijia^oaxo ' ixeisms hk h^ xoU ^ nXeloai t6 xe Aupp^^^ov xal tous <l>t-
X(7citoü^, iXXa T€ ^TToixeiv dvti^oixe* tou ^^ Xotirotc dp76piov dvrl ryjg Ydbpac
t6 [kks Iveipie xö ^ bizitjyit'zo. Dies Veifahren hat Aügustus schon 718 bs3o nach
Beendigung des sioUischen Krieges angewendet, indem er in Regium Seesolda-
ten (Strabo 6 p. 2Ö9), in Capua Landtruppen ansiedelte. Die alten Oolonisten
in Capua, deren 'sortM er einzog, erhielten als Ersatz einen grossen Landbesitz
in Creta (Dio Cass. 49, 14. Yell. 2, 81), der noch im J. 383 n. Chr. in oam-
panischem Besitze war (Bockh C 1. Or. n. 2597); den KeapoUtanern aber wnrde
für ein von ihnen abgetretenes Terrain eine jährlich zu zahlende Rente bewil-
ligt. Plin. iV. E. 18, 114.
4) Hygin. Crom. p. 117 — 120. Mommsen Feldmesser 2, 155. Die Utesten
nnd bekanntesten dieser Doppelgemeinden sind Pompeii (Cic. pr, SuUa 21, 60)
und Arretinm (Plin. N. B, 3, 52. Orelli 100). In Yalentia in Hispania Tamco-
nensis theilte sich die Einwohnerschaft in VtjdmiJtiini veUrani et vttBrt», C. 1. L,
II n. 3733. 3734 ff. und gab es einen doppelten Senat, uterque ordo^ ib. 3745,
— 451 — ,
Gemeinwesen versohmolz, oder die Veteranen sofort als Bürger
in die vorhandene Gemeinde eintraten. Beide Arten von Ansie-
delungen werden Colonien genannt i). Es waren ihrer im Gan-
zen acht und zwanzig ^j, welche, wenn auch nicht alle gleich
sicher, neuerdings haben nachgewiesen werden können 3), nflm-
lieh 4. Acerrae^), 8. Atella^}, 3. Beneventum ^) , 4. Cumae, 5. Gra*-
viscae, 6. Nuceria, 7. Puteoli, 8. Sora, 9. Teanum Sidicinum,
40. Liternum, 44. Voltumum^), 42. Minturnae^), 43. Capua*),
44. Ariminum^o], 45. Augusta Taurinorum i^) , 46. Perusia^^),
47. Parma 13), 48. Verona"), 49. Ateste^*), 20. Brixia"), 24. Der-
währeüd es von Agrigent bei Cic. Verr. II, 2, 50, 123 heisst: cum Agrigentmo-
fum d%AO genera smt^ unum veterum^ altentm colonorum , quos T. Manlius prae-
tor tx 8. C. d€ oppidii Sieiäorum deduxit Agrigentvmy ccnOum e$t in SeipiOfUt
legibus t ne plures esteni in senatu ex colonorum numerOy qtiam ex vetere Agri'
geniinorum. Wie Yalentia, so scheint auch Apulum in Dacien in zwei ganz ge-
trennte Gemeinden zerfallen zu sein , von denen die eine ein muniUsipvum , die
andre eine Golonie war, Mommsen C. /. L. III p. 183, und dergleichen Fälle
kommen öfters vor, s. Zampt Comrn. ep, I, 252. Henzen n. 6962 und im BuUett.
1851 p. 85. 173; und die Inschrift von Thignica in AfHea bei Ontfrin 2 p. 157:
C. Memmio Felicia flamini Aug. perp. utriusque pariis civHaiit Thignieensis,
C. Memmius Foriunatua, flam. Aug. perp, utriusque partif civitatis Thignicensis.
1) Hygin. Grom. p. 177: aeque divus Augustus in adsigtuUa orbi terrarum
paee exercüus qui aut sub Antonio aut Lepido müitaverant pariter et suarum l^
gionum milites colonos feeit^ alios in Italia, alios in prooinciis: quibusdam de-
letis hosüum eivitatibus novas urbes eof^tuH, quosdam in veteribus oppidis de-
duxit et colonos nominavit, Jüas quoque urbes , quae deduetae a regibus aut
dictatoribus fuerant , qttas bellorum civilium inUrventus exkauserat , ' dato iterum
eotoniae nomine numero civiwn ctmpUavU, quasdam et fhUbus.
2) Mon. Anc. c. 28: Italia au{te]m [cotoyUaSf quae vivo me ceMter-
rimae et frefpuntisiimae fuerumXy duodetriginta a me deduetas habet. Suet. Aug.
46 : Italiiam diuxietriginta coloniarum numero deductarum ah se frequentavit.
3) Borghesi Sulla iscruUone Perugina deUa porta Mania In Oewores 5, 257
— 283 hat 24 derselben bezeichnet, die übrigen sind von Renier p. 275 nach-
getragen. Unsicher beglaubigt sind 10, welche nur in dem Über eoUmiarum an-
gegeben werden , einer Quelle , über deren geringe Zuverlässigkeit Mommsen
Feldm. 2, 145 ff. handelt. Vgl. Mommsen R. g, d. Aug. p. 83.
4) Gromat. p. 229. 5] Gromat. p. 230.
61 Gromat. p. 54. 231. 282. Orelli 907.
7) Alle diese kommen nur in dem über coloniarum vor. Gromat. p. 232. 220.
235. 236. 237. 238. 239.
8) Hygin. Grom. p. 178. Lib, eol. p. 235.
9) Plin. 18, 114. 10) Crem 5124. 4025.
11) Maffei Mus. Veron. p. 214, 1; 225, 7. Auch bei OreUi 2179 ist zu lesen:
COL. AVQ. TAVR.
12) OreUi 94.
13) I>e Lama Iseri%ioni Parmtnsi p. 121, 3.
14) OielU 1014 asC. i. L. Y n. 3329. Ob Verona zu den augusteischen Co-
lonien zu rechnen ist, läast sieh nieht mit Sicherheit ermitteln. S. Mommsen
C. /. L. y p. 327. Tac. Bist. 3, 8 nennt es aUerdings eolonia im J. 69 , aber
bei Plinius N. H. 3, 130 wird es als oppidum aufgeführt.
15) Henzen 6959 = C. /. L. V n. 2501.
16) Orelli 66.
29*
— 452 —
tona^), 22. Augusta Praetoria Salassorum^), 23. lulia Augusta Ba-
giennorum 3) , 24. Firmum^), 25. Bononia^), 26. Venafruin<^),
27. AbelliDum 7) , 28. Plorentia (Firenzuola bei Parma} ^). Von
diesen Stadien sind die meisten seit alter Zeit bestehende Ge-
meinden, weiche durch die Deduction von Veteranen nur eine
Verstärkung der Bürgerschaft und zugleich das ius coloniae er-
hielten, wie wir dies namentlich von Ateste wissen, in welchem
ein nach der Schlacht bei Actium entlassener Soldat unter die
Decurionen aufgenommen wurde ^). Die zweite Colonieanlage des
Jahres 740 = 44 scheint sich namentlich auf die spanischen Pro-
vinzen und Gallia Narbonensis bezogen zu haben, in welchen
Provinzen Augustus in den Jahren 16 bis 43 n. Chr. persönlich
Anordnungen traf (s. S. 404 f. 4 44 f.), und wird im monumen-
tum Ancyranum darum besonders erwSlhnt, weil auch bei ihr
die Erwerbung der zu assignirenden Ländereien durch Ankauf
geschah. Man darf daher annehmen, dass bei den übrigen Co-
lonien, weiche Augustus nach den africaniscben Provinzen, nach
Sicilien, Macedonien, Achaia, Asien, Syrien und Pisidien aus-
führte ^o), dies Verfahren nicht in Anwendung gekommen ist, weil
DomainenlSindereien zur Verfügung standen. Patrae in Achaia
z. B. war schon seit der Diadochenzeit verarmt und entvölkerte^) ;
im J. 723 = 34 wurde es von Agrippa erobert ^2] und sein Ter-
ritorium reichte nicht allein für die Ansiedelung der Veteranen
der X und XII Legion aus^^], sondern gestattete auch die Her-
1) Bottazzi AnUchita di Tortona p. 35.
2) - -
2) Murat. p. 1031, 1. IHolem. 3, 1, 34. Plin. N. H, 3, 123. Dio Ca»s. 53, 25.
3) YerD&zza Monumenla Albae Pompeiae p. 13. Muletti Memorie di Salutgo
I p. 36.
4} Henzen n. 6958.
5j Borghesi Oeuvres 8, 296 ff. Dio Cass. 50, 6.
6j Mommaen i. N. 4622.
7) Mommsen /. N. 1875.
8) Borghesi Oeuvres b, 274 und daselbst Henzen.
9) C. /. L. V n. 2501 : M. BiUimw, M. f,, Rom. Acliaeua Ugione XI ffroe-
lio naviüi facto in colofUam dedueiua ab ordine decurio cUletftus]. S. Mommsen
a. a. 0. p. 240.
10} Mon. Anc. c. 28 : eolonias in Afrieaf Sieiliaj Macedonia, utraque Hispa-
niOf Aehaiot Asia, Syria^ GalUa Narbonensi miliium deduxi. Unter Africa scheint
nicht die proconsularische Provinz ausschliesslich zu verstehen , sondern auch
Mauretanien, in welchem acht Golouien des Augastus nachweisbar sind; von
diesen sowie den übrigen Provinclalcolonien ist bei den einzelnen Provinzen
gesprochen worden.
11) Pausan. 7, 18, 5.
12) Dio Cass. 50, 13. Vellei. 2, 84.
13) Mommsen C. 1. L, 111 p. 95.
— 453 —
beiziebuDg der in den benachbarten Flecken ansässigen Griechen,
welche ebenfalls in die Colonie aufgenommen wurden^).
Nachdem dem augenblicklichen, durch die Beendigung des gf*/y^i,
Bürgerkrieges hervorgerufenen Bedürfnisse genügt war, schritt ^'JJ^**^
Augustus zu der Organisation des stehenden Heeres, auf welche
wir an einem andern Orte zurückkommen, und zu der Anord-
nung einer regelmassigen Versorgung der ausgedienten Soldaten.
Die gesetzliche Dienstzeit wurde zuerst für die Prätorianer auf
42, für die Legionare auf 16 2), später für die Prätorianer auf
16, für die Legionäre auf SIO Jahre festgesetzt ^j , so dass nicht
alle, sondern nur die versorgungsberechtigten Soldaten auf die
praemia tnüüfae Anspruch zu machen hatten, und dies blieb un-
verändert bis auf Diocietian ^) . Die Belohnung bestand nach
der ursprünglichen Einrichtung des Augustus in einer Geld-
summe^}, zu deren regelmässiger Zahlung eine eigene Gasse, das
aerarium militare bestimmt, und auf besonders dazu beschaffte
Einnahmen angewiesen wurde ^) ; später ist statt des Geldes eine
Aeckeranweisung ^) In Italien oder in den Provinzen gegeben
worden. Was zuerst die Landanweisungen in Italien betrifft, so '^•^^•Jl^^^^'^
B«TÖlke-
nmg.
1) Pansan. 7, 18, 5.
2) Dio Cass. 54, 25 Im J. 13 v. Chr. : xal hihaie td Te Irv] , 89a ot tco-
XiTai orpaTcuooiNTo , xal rä vp'^p.aTa, 80a irauaaftevoi T?jc orpaTelac «ivrl tJJc
^dbpaCi Tjv dei itoxe ^toüv, Xi^ipoivxo, Sinuc iid ^tjtoü ^xeTÄev ffiri xataXe-fo-
(Acvoi, \»,rfie^ TOüTfDV fc Svsxa v6fl9Tep(C<»oiv. '^v hk. 8 tc dlpi9(i.ic t«iv izms to7(
[kkri Bopucp^pou h(hh€XOif Totc ^* dlXXoK lxxa(Eexa xal xö yiks dlpY6p(ov toT^ [Us
tXarcov T0T5 8i itXetov. Sueton. Oet. 49.
3) Dio Tas». 55, 23 (im J. 5 n. Chr.): ^^^(a(h], toi« uiv Ix toü 8opü-
^opixot; it£VTaxiayiX(o€ 8payp.eE<, ItcetSdv ixxailtxa Inr;, toTc 8e Mpotc, Tpiavi-
XCaCi Itret8i^ etxoäi OTpaTeOoinycai 8(5oo^at. Monnm. Ancyr. 3, 37: praemia da-
rentur m&iiibuä^ qu,i viginti aUpendia emerviatent.
4) Cod. Iu6t.7, 64, 9: v€terani»y qtU in legione vd vexiUatione müitanU»
post vieesima stipendia fumestam vel cawariam mis8i<mem eofuecuti sunt. Ueber
die frühere Zeit s. Modestin. Dig. 27, 1, 8 $ 2: 6 ifdp clxoaröv Ito^ tTJc orpa-
Tstac 6?ccpßdk, 8pLotoc clvac ttiOT€6cTat ttp irXTjpfftoavrt töv t^c orpaTetac XP^^^*
5) Monam. Ancyr. 3, 28: postea Ti. Nerone et Cn. Ptsone eonnUihus
(7 V. Chr.) itemque C. Antistio et D. Laelio eos. (6 v. Chr.) et C, Calvisio et
L. Paaieno eonmlibus (4 v. Chr.) et L. Lentulo et M. Meseala eons^USbus (3 ▼. Chr.)
et L. Caninio et Q. Fabrieio eonmilStms (2 v. Chr.) vete/^aioe , emeriteU atipendi»
in eua munieipia remieiy praemia aere numerato persolvi, quam in rem teatertium
[cireiter aexiens] miliem impendi,
6) Suet. Oet, 49: ut perpetuo ac »ine diffieultate wmku ad tuendos militee
pro$equendosque Buppeteret^ aerarium mlUtare cum veeHgalibu» novi» inetHuU.
Dio Cass. 55, 25. 26.
7) Gleich nach dem Tode des Augustus sagen die pannonischen Soldaten
bei Tac. Ann, 1, 17: ai quit tot easue vita euperavefit, irahi adhue divertae in
terras^ ubi per nomen agrorum uliginei paludum vei ineuUa numtium aeeipiant,
Zumpt p. 346.
— 454 —
hatten sich die Verhältnisse derselben nach den grossen Verän-
derungen der Bevölkerung, deren Polgen schon unter den Grao-
chen sichtbar wurden, unter den Kaisem aber auffallend her-
vortraten, wesentlich umgestaltet. Der ursprüngliche Bauernstand
Italiens war ausgerottet, die grossen Güter wurden durch Sciaven
bearbeitet, welchen die Provinzen den Unterhalt liefern miissten ^) .
Die überall und wiederholentlich angesiedelte Soldatenmasse,
grossentheils ohne Frauen und Kinder, schmolz so schnell zu-
sammen 3), dass die italischen Städte, einstmals die unerschöpf-
liche Quelle der römischen Militärmacht, spärlich bevölkert, theil-
weise verödet waren'], und ein fortwährender künstlicher Ersatz
durch neue Ansiedelungen für die Erhaltung derselben nothwen-
dig war. In den Provinzen, wo die Abnahme der Bevölkerung
zwar etwas später, aber seit Hadrian in dem Grade merklich
wurde, dass man barbarische Stämme für die Zwecke des Acker-
baus in dieselben aufzunehmen gezwungen war, trat ausserdem
das Bedürfniss militärischer Ansiedelungen wegen der Sicherung
gegen äussere und innere Feinde ein, welches, seitdem zuerst
Cäsar zahlreiche Colonieanlagen in den Provinzen begonnen hatte,
bei den Colonien der Kaiserzeit bis zuletzt maassgebend geblie-
ben ist. Somit waren die grossen Streitfragen, welche seit den
Gracchen in Betreff der Colonien entstanden waren, nicht nur
1) Xac. Ann. 3, 54: at Hereule nemo teferi^ quod ItaUa alienae opis indi-
gel, quod vita poptUi Romani per incerta maria et tempestatum eoUdie volvitur.
ac nisi provineiarum copiae et dommis et aervitUs et agri$ tiibvenerintf nostra no$
aeäieei nemora noatraeque viUae twhuntur. Vgl. 12, 43.
2) Tao. Ann. 14, 27: veterani Tarentum et Anthmi adaoripti non tarnen
infrequentiae locorum aubvenerey dUapaia plurihua in provineiaa, in quibua atipen-
dia expleverant; neque eoniugiia auacipiendia neque aUndia liberia aueti orbaa aine
poateria domoa relinquebani. Plin. JV. B. 3, 70: aunt et morienUa Caaüini reU-
gui'a«. AogQstus rühmt daher von sich im Monum. Ancyr. 5, 37: Ualia auUm
coloniaa^ quae vivo ine celeberrimae et frequentiaaimae fkierwU, duodetriginta de-
ductaa habet. AOs den angeführten Verhältnissen erklärt sich, dass die Colonien
nach sehr kurzer Zeit schon wieder Supplemente von Colonisten bedurften.
3) Tibw vaeuum Horat. ep. 1, 7, 45. Acerrae vaeuae Verg. Georg. 2, 225.
^Cumae vaeuae luvenal. 3, 2. üeber Cuma^ und Neapolis Veliei. 1, 4, 2: vires
autem veterea eantm urbium hodieque magnitudo oatentat moenium, Italiae vasH-
taa nach der Schlacht bei Mutina, Pollio bei Cic. ad fam. 10, 33, 1. Die sam-
nitische Bevölkerung war durch SuUa ganz vertilgt. Strabo 5 p. 249 extr. : xal
Yöip TOI vuvl x&fAat ftf6>iaan ai 7r6X«c (der Samniter)' Iviai 6' iitXeXodtaot ts-
X^foc. Bei der Erzählung der Volskerkriege wirft Livius 6, 12 die Frage auf,
unde totiea vietia Volacia et Aequia auffeeerint miUtea. Er antwortet: ahnile veri
eat — inmamerabitem mütUtudinem liberorvm eapitwn in eia fiäaae locia, quae
fiuno, v» aeminario exiguo müitum reUeto, aervitia Romana ab aoUtudine vln-
dieant. •
— 455 —
durch die militärischen Einrichtiiiigen des Augustus, sondern zu-
gleich durch die Umgestaltung der Verhältnisse gelöst, und die
Colonien ihrer ursprünglichen Bestimmung^) wieder näher ge-
bracht, indem sie in Italien die einaige Abhülfe gegen die zu-
nehmende Entvölkerung, in den Provinzen aber militärischen
Schutz gewährten , der ager publicus aber, ehedem der Gegen-
stand des Kampfes der Parteien, nunmehr zur Verfügung des
Kaisers war 2).
Auch unter den Kaisem sind indess nicht alle Ansiedelungen j^^^^JJ,^^.
unter der Form von Colonien bewirkt worden. In neu eroberten >i«^«in«ff-
Provinzen an Soldaten Land zu assigniren war weder dem alten
Grundsatze gemäss, nach welchem Colonien in bereits bewohnten
und bebauten Ortschaften angelegt zu werden pflegten (s. oben
S. 36) , noch liess sich von Colonien , deren Portbestehen selbst
in Italien zweifelhaft war, in wenig cultivirten Ländern für die
Länge ein Erfolg erwarten^). Die ersten Städteanlagen in neu-
gewonnenen barbarischen Ländern wurden daher nicht durch
Soldaten, sondern durch die Einwohner des Landes selbst auf
Anordnung des Kaisers vorgenommen, von welchem sie häufig
den Namen führen, ohne dass sie deshalb für Colonien zu halten
sind ^) ; unter den vielen Ortschaften , mit welchen Traian das
völlig verwüstete Dacien neu bevölkerte^), waren nur zwei Co-
lonien ^) , und diese waren wahrscheinlich an noch erhaltenen
1) Isidor. Origff. 15, 2, 9 : eoionia vero ut, q^»a€ defeetu indiffmharum novU
cuUoribw adhnpUiwr. Llv. 27, 9 : in eoloniai atque in agrum hello eaptum itirpU
augendae cauta mi»80$. Vgl. 5, 30. Hygin. de Um. con$t. p. 176: augendae rei-
publieae eauea,
2) HAbsüclitige Kaiser, wie TiberiuB, waren daher mit Aeckerassignationen
sehr sparsam. Suet. Tib. 48. Tac. Ann. 1, 17. Zampt p. 382. 444. Dass auch
über den in Italien vacanten ager publieus der Kaiser verfügte , zeigt Hygin. de
gener. eontr. p. 133 L. : cum divue Veap<uianu8 subsieiva omnia (d. h. die nicht
assignirten Landst&cke der Colonien) quae non veniieeent out aliquihus peraoni$
conceesa esaent^ aibi vindicasset, iUm^ue dUjus TUua a patre eoeptum hunc ritum
teneretj Domitianua per totam ItaUam tubsiciva posfidentibua dtmavii.
3) Die besonderen Verhältnisse der wenigen Colonien, welche ganz nen an-
gelegt za sein sebeinen, Lugdunnm, Angnsta Praetoria, Angosta Taurinoram,
Augosta ßnerita in Spanien, Oarthago und Corintb, kennen wir nicht; entweder
waren anch hier wenigstens Dorfschaften vorhanden (s. S. 12 Anm. 3), oder et
muBste far die AuffOhning von Oeb&nden Sorge getragen werden. 8. Zumpt
p. 451.
4) Dies beweist avsffihriloh Zumpt p. 441 f.
5j Kutrop. 8, 3: «e toto orhe Romano inflniUu eo eopia» homtnum tranelU' '
Urai ad agroa ei urbes eolendae. Dada enim dkUumo h^lo Deeebali virie futfot
6) Nimlich Sarmizegetusa (S. 155) und Zeraa (C. 1. L. lU p. 248).
— 456 —
Orten angelegt. Unter den Soldatenansiedelungen aber, T^velche,
wie bemerkt^ in bereits vorhandenen Städten meistens auf gekauf-
ten Grundstücken zu geschehen pflegten, sind wieder zwei Arten
zu unterscheiden. Entweder nämlich war die Ansiedelung eine
parlielle, in der Art, dass die Veteranen zu einem bestehenden
Communalverbande hinzutraten, ohne dass derselbe seinen poli-
tischen Zustand änderte; in welchem Falle die neuen Ansiedier
eine eigene Gemeinde bildeten , nicht aber die ganze Stadt die
Rechte und den Namen einer Colonie erhielt ^) ; oder es wurde
bei dem Eintritt der Golonisten die alte Verfassung der ganzen
Gommune aufgelöst, und dieselbe als Golonie durch eine eigene
formula neu constituirt ^j . In dem letzteren Falle konnte die
rechtliche Stellung der alten und neuen Einwohner zu einander
verschieden festgesetzt werden, indem die alte Einwohnerschaft
entweder geradezu der neuen unterworfen, und alles Antheils
an der Gommunalverwaltung beraubt 3), oder zu gleichen Rechten
in die Colonie aufgenommen^) oder endlich der Antheil beider
Theile an der Verwaltung durch eine specielle Festsetzung regu-
lirt werden konnte ^} . Als Colonien sind nur diejenigen Ansiede-
lungen zu betrachten, in welchen auf eine der zuletzt genannten
Arten römische Rürger zu einer neuen Gemeinde unter den her-
gebrachten Förmlichkeiten, über welche noch zu reden sein wird,
durch eine besondere lex cohniae constituirt wurden <^) . Zwar ist
schon in der früheren Raisei*zeit das Privilegium einer Colonie
als blosser Titel auch an Städte übertragen worden, in welchen
1) S. oben S. 450.
2l Rudorff Feldm. 2, 410 ff.
3) Ueber dieses Rechtsverhältniss s. oben S. 7 ff. 13. 36. 61. Es war auch
unter den Kaisern bei Anlage von Colonien in den Provinzen das regelmäBsige.
So heisst es von der Colonie Camulodunum in Britannien Tac. Ann. 14, 31 :
(Britanni) rapiunt arma — acerrimo in veteranos odio. quippe in eoloniam Ca-'
mulodunum recens dedueti pellebant domihiu , exturbabant agris , eaptivos , aervos
appeUondOy foventibua impotentiam veteranorum rhiliiibiu similitudine vitat et spt
eiusdem licentiae. Ein ähnliches Verhältniss bestand in der Colonie Thugga in
civitaa
Africa, wo eine Statue errichten pagus et ({ives] ThttggenBtum (Gutfrin Voy.
archiol. II p. 124 n. 337. p. 125 n. 338. p. 128 n. 341). Ausführlich handelt
hierüber Zumpt Comm. ep. I, 465 ff.
4] Ein Beispiel hiefür ist Ateste. S. oben Seite 452. Andre s. bei Zumpt
a. a. 0.
5) 'Wie dies geschah , sehen wir aus den Anordnungen , welche schon in
älterer Zeit in Sicilien für die Doppelgemeinden Agrigent und Heraelea getroffen
waren. Cic. Vtfr. II, 2, 50, 123. 125.
6) Ueber die lex coloniae Hygin. de cond. agr. p. 118. 164. S. oben S. 63
Anm. 2.
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eine neue Ansiedelung nicht vor sich ging (s. oben Seite 36$),
allein daneben bestehen die eigenthtimlichen Golonieanlagen, be-
sonders in den Grenzprovinzen fort. Eine der letzten wirklich
ausgeführten Colonien ist Verona, welches im J. 265 durch Gal-
lienus nochmals eine Ansiedelung erhielt >) ; noch spater, viel-
leicht unter Diocletian, ist Nicomedia in Dithynien zum Range
einer Golonie erhoben 2). Unter Gonstantin ist das Institut der
Colonien nicht mehr vorhanden.
4. Ritus der Goloni^anlage ^j. Wir haben in d©** ^jj^^j«^*«^^
Uebersicht der Entwickelungsgeschichte der Golonien bisher die nnUgn.
Veränderungen bezeichnet, die in denselben vorgingen; es ist
noch dasjenige zu erwähnen , was sich im Ganzen unverändert
erhielt, und dies ist die bei der Ausführung beobachtete Förm-
lichkeit. In der Zeit der Republik hielten die Golonisten , über
deren Anzahl^) und Auswahl^) das Gesetz bestimmte, unter An-
führung der von dem Volke erwählten , mit dem imperium aus-
gerüsteten^) ausserordentlichen Beamten (Uiviri) ?) in militärischer
Ordnung unter Vortragung der Fahnen ihren Einzug in die Go-
lonie^). Die Gründung derselben wurde nach Anstellung von
Auspicien®) in der Art vollzogen, dass der damit beauftragte
Magistrat [lllvir] , angethan mit dem cinctus Gabinus, mit einem
1) Orelli Inser. n. 1014« C. i. L. V n. 3329. ••
2l Zumpt p. 437.
33 Es wird gestattet sein, diesen Gegenstand kurz zu behandeln nnd auf
die Yortreifliche Darstellung desselben in Rudorffs gromatischen Institutionen,
Feldmesser 2 S. 229 — 464 zu verweisen.
4) Die gewohnliche Zahl der alten Burgercolonien betrug 300, die der lati-
nischen Colonien dagegen war bei weitem grösser (s. S. 36. 52).
5) Diese geschah in alter Zeit auf sehr verschiedene Weise, theils auf eine
freiwillige Anmeldung (Paulus Diac. p. 14 Müll.: adseripti dieebaräur , qui in
coloniaß nomina dedisaent, ut essent coloni. Liv. 1, 11: plures inventiy qui propter
ubtrtaUm terrae m Crustuminum nomina darent. 3,1: ius$i nomina dare, qui
agrum accipere vellent.^ — theils, wenn sich niemand meldete (Liv. 10, 21 : nee
qui nomina darent , facile inveniebantur ^ quin in stationem te prope perpetuam
infestae regionis, non in agroa mitti reddlttur.l durch militärische Aushebung.
S. oben S. 35 Anm. 7 und Dionys. Hai. 7, 27; 9, 59. Liv. 37, 46: deerevit
senatuSf uti C. Laeiius consul — $ex miUia famiUarum eonseriberet ^ quae in taa
eoloniaa dividereniur^
6) Mommsen Staatsrecht 1, 63. 99.
7) S. oben Seite 428.
83 Cic. de l. agr. 2, 32, 86: Urne iVLud vtxiUum Campanae eoloniae —
Capuam a deeemviria inferetur. Cic. Phil. 2, 40, 102: tu autem — Caäilinum
coloniam deduxiati — ut vexiUum tollerts, ut aratrum eireumdueerti. Von der
Anlage von Carthago Plut. C. Qracch. 11: -JJ xe icpc6DQ 07)fAa(a, TcveöfjiaToc dcpap-
ic«lCovToc a6r^v, toü re (p^povroc ipcpaT&c avtevofAivou, ouveTplßt).
9) Appian. £. C. 1, 24. Cic. de l. agr. 2, 12, 31. Cic. Phü, 2, 40, 102.
— 458 —
Pfluge, welcher rechts mit einem Stiere, links mit dner Kuh
bespannt war, eine Furche sog, und dadurch den Umkreis der
neuen Stadt bezeichnete. Die ausgepflttgten Erdschollen musstea
dabei nach innen fallen; an den Stellen, wo die Stadtthore an*
gelegt werden sollten, wurde der Pflug ausgehoben, auf der Furche
aber die Mauer errichtet ^) . Der militärische Einzug ^) und der
alte Ritus der Gründung 3) dauerte auch unter den Kaisem fort;
statt der vom Volke gewählten triumviri aber fungirte ein kaiser-
licher Bevollmächligter, curaior^ der bis zur Vollendung der Ein-
richtung und bis zum Antritte der neuen Magistrate der Colonle
die Geschäfte führte«].
T«nB6ifi«ng. Schon vor der Ankunft der Cdonie war das für dieselbe
bestimmte Territorium durch Agrimensoren nach denselben Grund*
sStsen vermessen, weldie bei der Augurallehre in Anwendung
kamen ^). Zwei Linien, die eine von Süden nach Norden, die
andere von Osten nach Westen durch den Mittelpunct des Ter-
ritoriums gezogen, in welchem sie sich in einem rechten Winkel
schnitten, bildeten dazu die Grundlage. Die von Norden nach
Süden heisst cardo maxmtis, die von Westen nach Osten dectt-
1) Vtr«) de L, L, b, 143: oppida eondehani m Lotio Btmico Hfa«, «C
multa j id eat iunetia hobus , tauro, et vacea interiore , arairo cireumagebant nd»
ewn, — Terram unde exBculpserant, fo9$äm voeabant^ ei bnirortum iacUan murum.
Pott ta qtä fiebat orbU^ urhis prindpiium. — — Quart et oppida^ qUM prfui erant
cireumdata aratro, ab orbe et urvo urbesy et ideo eoloniae noatrae omnia in literu
antiqfiU seribfmiur urheia^ quod item conditae ut Borna, Zu Vergil Äen, b, 755 :
interea Aen^aa wbem deaignat aratro sagt Senrius: quem Cato in Originibua dieU
morem fitiaae, Conditorea ^nim civitatia ta/urum in dextramy ixieeam intirinmcita
iwngebant et incineti ritu Oabino , i, e. togae parte eaput veUxU parte «iioetfielt
tenebant ativam incurvamy iu glebae omnea hutrinaecua eaderent. Et ita auloo du^o
loea murorum deaignabant , ar<Urum auapendentea ciroa loea poriarum. Dasselbe
berichtet Plut. Quaeat, Rom, 24 Vol. VII p. 97 Reiske. Plat. Bomul. 11. Dio-
nys. 1, 88. Dio Casa. 72, 15. Ovid. Faat. 4, 825. Festus p. 237 s. v. primi^
geniua ; p. 302 s. y. auld. Isidor. Orig, 15, 2, 3. S. über den ganzen Ritus
Rudorff Feldm. 2, 294 ff. Nissen Das Templam S. 55 ff.
2) Hyginns Orom« p. 176: multia legionÜma contigä beUa feUciter tnmaigere
et ad laiborioaam agricuUwrae req^dem primo tirocinii gradu pervenkre: nam iaam
aignia et aquüa et primia ordinibua ae tribunia dedueebantur, Tac. Ann. 14, 27:
non entm, ut oliMf univeraae legionea dedueebantur cum tribwaia et ctnturionibua
et aui euiuaque ordinia mUitibua , ut eonaenau et earitate rem pubUeam efjßeertaU,
aed ignoti Inter ae , diveraia manipulia , aina reetore , eine affietibua maittäa , quaai
ex alio genere mortalium repente in unum coUecU , numenia magia quam ootonia,
Appian. B. C. 2, 120; 3, 81. Die aigna militaria sind der gewdhnliohe Typus
der Coloniaimüttzen. Eckhel D. N, 4, 490 ff.
3) Aach dieser Ritus findet sich auf den Golonialmflnzen daigetteUt. Sekhel
D. N. 4, 489.
4} Oromat. p. 265. Rudorff Feldm. 2, 334.
5} 8. Nissen Das Templum 8. l-<-29. Rudorff Feldmesser 2, 336 ff.
— 459 —
manus maximus ^j ; durch beide wird das ganze Territorium in
vier Theile zerlegt, welche bezeichnet werden durch die Aus-
drücke dextra decumanum oder sinistray citra cardmem oder
ultra ^ . Indem man diesen Linien parallel über das ganze Ter-»
ritorium in der durch die Grösse der einzelnen Anweisungen
normirten Entfernung Linien zog, welche ebenfalls cardines und
decumani, oder mit gemeinsamem Namen limites genannt wer-
den, zerschnitt man die ganze Flur in rechtwinkliche gleichsei-
tige Vierecke {cenUtriae). Die Schnittpuncte der Linien, also die
Ecken der Genturien, wurden durch Grenzsteine') oder Grenz-
pfiihle^) bezeichnet, auf welchen die Zahl des cardo und decu^
mantts vom Mittelpuncte an gerechnet, vermerkt wurde, so dass
danach die Centurie zu bezeichnen war^}. Jeder fünfte^) Limes
bildete eine Hauptabtheilung und hiess actuaruis oder qumtarius^
die dazwischen liegenden kleineren limites Imeofii oder in Italien
subruncivi. Alle diese limites, welche eine bestimmte Breite er-
hielten, dienten zugleich als Wege indem Gebiete der Golonie 7) .
1) Ueber Etymologie und Bedeutung des Wortes decwnanui s. Nissen a. a. O.
S. 12. Unge im Philologas VIII p. 178.
2) Fiontin. de Umit. p. 27. 28: limitum prima origOt sicut Vcmro deteripsU,
a diseiplina Etrueea. — Ab hoc fundamento maiorta nottri in agrorum mentuira
videntur conititui»9C raUonem, pHmo duo Umites duxerunt , unum ab Oriente in
oecomm, quem vocaverunt deeimanum^ aftertim a meridiano ad upienirixmemt
quem vocaverunt eardinem, Decimamu autem dividebai agrvm dex§ra et sinisl/ra,
eardo citra et ultra. Hygin. de limit, p. 108. Biculns Flacens de eond. agr, p. 153.
Hygin. de Um. eonst. p. 166. 167. Ueber die Bezeichnung Hygin. de lim. p. 111:
m maximo autem deeimano et eardine lapidem ponis et imeribis DECIMANVS
MAXJMV8 et CARDO MAX1MV8. Forma autem sie neHbi dd>ehit DEXTRA
DECVMANVM et ßlNlSTRA, CITRA CARD2NEM et VLTRA.
3) Hygin. de lim. const. p. 172.
4l Hygin. de gen. eontf. p. 126. 127.
5j Die Inschrift einer Gentaria war z. B. DD! : VKI. d. h. dextira tfee«-
manum primumf uUra kardinem primum; oder 8DI : CKI, d. h. etniHra deetih-
manimi i, citra kardinem I, und so mit verschiedenen Zahlen. Frontin. de eontr.
p. 14. Hygin. de limU. p. 111, z. B. D. D. LXXXXYIII. V. K. LXXV. Hygin.
de Um. eonet. p. 173. 195 und Figur 179. Rodorff S. 352 ff.
6) Dabei wird der decimanu$ maximui und cardo maximtM selbst nicht mit-
gftzlhlt. Hygin. de Vkm. eon»t. p. 168: decimamu auUm pfh/nus maxiimu» appel-
latut, item kardo: nam latitudine cetero8 praeeedunt. alii limites sunt aetua-
rii atque eUii linearii. Actuarius limes est, qui primius actus est, et ab eo
quintus quisque ; quem si numeraveris cum primo , sextus erit , quoniam quinqme
eenturias sex limites cludunt.
T) Frontin. de corUr. p. 24 : omnes enim limites stcundum legem eoUmieam
iUneri publico servire d^ent. p. 41. 58. Siculus Flacc. p. 153. 158. j^Seeundum
Ugtm et oonstitutionem divi Augusti** hatte der decimanus maxvnus eine Breite
-von 40, der cardo maximus von 20, der actuarius von 12, der stArrmeivus von
8 Fass. Hygin. de lim. const. p. 194. Doch gab es darüber auch andere Be-
stimmungen. Hygin. de Um, p. 111.
— 460 —
Der SchnittpuDci des cardo maxtmus und decumsmus maximus
würde der Theorie nach zugleich IMittelpuQCt der Golonie haben
sein müssen, wie dies bei der Abstechung des Lagers, welche
im Ganzen nach denselben Grundsätzen geschah, der Fall war^),
und bei neuen Städteanlagen pflegte dies beobachtet zu werden 2);
allein da bei Golonieanlagen die Stadt meistens schon vorhanden
war, so nahm man dazu einen willkürlichen Punct gewöhnlich
ausserhalb derselben^). Dies war auch meistens aus dem Grunde
nöthig, weil die Stadt gewöhnlich auf Höhen, zuweilen auf festen
Felsen gegründet wurde, welche als unfruchtbares Land von der
Limitation ganz ausgeschlossen waren ^), so dass man in diesem
Falle die Theorie absichtlich aufgab^). Die Centurien enthielten
durchschnittlich 200 mgera, doch waren sie auch grösser^) ; sie
heissen in dem Vermessungsdocumente der Golonie 7), weil sie
innerhalb des durch die genannten Linien gebildeten Netzes lie-
1) Klenze Philolog. Abhandlungen, heraasgeg. von Lachmann, Berlin 1839.
8 S. 184: ,, Dieser Mittelpunct des Lagers liegt nach den 100 Füssen freien
Raums , der vor der Zeltreihe der Tribunen blieb und den die Römer prineipia
nannten. Auf diesen Mittelpunct stellten nun die Römer sowohl bei der Acker-
vermessung als bei der Lagerabsteckung jenes Signalzeichen, nach dem unter
rechtem Winkel die Hauptlimites nach allen vier Seiten fortgeführt wurden. Das
Instrument war von Eisen, oben drauf ein Winkelmesser, teirans, und das Ganze
wurde, wie auch der Schneidepunct der Linien selbst gruma oder groma ge-
nannt, wonach die Feldmesser selbst den Namen gromaiiei haben.'* S. die Stel-
len daselbst und bei RudorJT Feldm. 2, 335 f.
2) Hygin. de lim. const. p. 180: guibusdam coiontis posUa eonstiUäis, aicut
in Affiea Admederat^ dedmonoB maxinw$ et kardo a civitaU orntnttir et per
quattuor portas in vnorem eaatromm ut viae amplifsimae UmiiibuB diriguntur.
haec eit conatituendorum limitwn ratio pulcKerrima. — Sic et in castrii groma
ponitur in tetrantemt qua velut ad forum conveniatur. Vgl. p. 191.
3) Ders. p. 178 : quihusdam coloniis kardo maximus et decimamu» tion lange
a eivitaie oriuntur. nam in proximo esse deberUj hnmo, si fieri potest^ in ipsa
colonia inekoari: sed quom vetusta munieipia in ius coloniae transferuntur j stan-
tibus iam muris et ceteris moenibus Umites primos nisi a fori» (d. h. von ausser-
halb) accipere non possunt. S. die dazu gehörige Figur.
4) Ders. p. 179. Rudorff S. 360 ff.
5j Ders. p. 181 : itaque si loci natura permittit, rationem servare debemus :
sin autem, proximum rationi. Vgl. p. 194.
6) Siculns Flaccns de cond. agr. p. 159 : eerUuriae autem non per omnes regio-
nes ducenta iugera obtinent, in quibusdam dueentena dena, quadragena. Hygin. de
lim. eonst. p. 170: modum autem centurOs quidam secundum. agri ampUtudinem
dedentnt; in Italia triumviri iugerum quinqueigenum j aliubi dueeTHum; Cremonae
iug. CCXi divtis Augustus in Beturia Emeritae iug, CCCC; quibus divisionibuM
dedmani habent longitudinis acttu XL^ kardines actus XX. In dem liber eoHonUi''
rum p. 209 ff. werden diese Differenzen bei den einzelnen Colonien bezeichnet.
Ein iugerum AisX 2 actus, ein actus ist 120 Fuss ins Geviert. Klenze a. a. O.
S. 130. Rudorff S. 351. 363.
7) forma coloniae oder aes. Frontin. de contr. agr. p. 46. 51. Sicul. Flaoe.
de cond. agr. p. 154 f. Rudorff S. 405.
— 461 —
gen, agri inlra chisty und umfassen nur urbares Land^); im
Gegensau dazu heissen die ausserhalb der Limitation befindlichen
nicht urbaren Stücke hca reHeia ei exira clusa^)j dagegen die
Stücke urbaren Landes, welche, zu klein, eine eigene Centurie
zu bilden, zwischen der unregelmässigen Grenze des Territoriums
und dem äussersten Limes lagen, oder auch innerhalb der Li-
mitation durch nicht vermessbare Stücke zwischen den limiies
entstanden, subseciva^). Kam nun das ganze Gebiet zur Assig-
nation^), so wurden die Centurien in sorieSy deren Grösse bei
verschiedenen Golonien verschieden war^), vertheilt, und diese
unter den Golonisten zur Yerloosung gebracht <^) ; blieb noch ur-
bares Land übrig, so wurde dies den Angesiedelten zur Posses-
sion concedirt'^), und später zu einer neuen Ansiedelung be-
1) Frontin. de contr. agr, p. 51 : agri sunt ad$ignati, qua Uiqiie tunc aoUrni
uUle vUwn ert. Hygin. p. 112: meruura ierritorii tuque fieri dtbet seeundum le-
gem divi AugusU QVA FALX ET ARATEB lERIT ; p. 199: solent enim culU
agri ad pretittm emeritorum aestimari ; p. 201 : adsignare agrum 8eeundum legem
divi AuguHi eaUnus ddMbimua, qua falx et oraler exierit.
2) Frontin. de eorUr, agr. p. 55 : loea autem relieta et extra cluta non tunt
ni$i in flnihua eoloniarum, ubi aMignaÜo perverät usque qua eullum fuii^ quate-
nui ordinaUone eenturiarum (ntermtasa finitur. ultra a»tem sü/oeetria fere füenint
et iuga quaedam monlium, quae visa ntnt finem colorüae non iine magno argu-
mento faeere poMe, — propter quod haec loca^ q%u>d adsignata non »int, relieta
appeUcmiur; extra clusa, quod extra ImUtum ordinationem »int et Uxmen fine
eludaniur. Hygin. de lim, consl. p. 198.
3) War z. B. innerhalb der ]imitirten Aecker ein Teich, so entstanden da-
durch, dass derselbe von dem Qaadrat der nächsten Limites eingeschlossen
wurde, innerhalb dieses Quadrates aus den Uferstucken des Teiches mbseeiva.
Hygin. de gen. eontr. p. 132 f. : aubsieiva autem ea dieuntur, quae adsignari non
potuerunt. id eaiy cum Sil ager centwiatus^ aliqua ineuXta loca, quae in centuriia
erant , non sunt assignata, Haee ergo subsieiva aliquando auctor divisionis aut
s&i reservavit aut aliquibus coneessit aut rebus püblieis aut privatis persoms.
Frontin. de agr. quäl, p. 6. 7. Agennius Urb. de contr. agr. p. 81 : subsicivo-
rum autem genera sunt duo; unum, quod extremis adsignatorum agrorum finibus
eenturiam non explet: cdiud etiam integris eenturUs intervenit. Hygin. de Um,
p. HO. Ueber diese subseciva verfugten die Kaiser. Frontin. de contr. p. 8. 54.
Siculus Flacc. de eond. agr, p. 163. Rudorff S. 390 fiT.
4) Hygin. de lim. eonst. p. 203 : si vero munieipium in coloniam eins Irans-
feretur y eondicionem regionis excutiemus, et secundum suam pottulationem ad-
signabimus. Multis locis eonditores Universum locum coemerunt, multis male meritos
fundorum possessione privaverunt.
5) Ursprünglich betrug die sors 2 iugeraj spater aber auch viel mehr; in
Vibo 15 iugera fOr die pedites, 30 iugera für die equites (LIt. 35, 40); in der
latinischen Ck)lonie Bononia 50 für die pedites, 70 für die equites (Liv. 37, 57);
in Potentia und Pisaumm 6 iugera (Liv. 39, 44); in Parma 8, in Mutina 5
(Liv, 39, 55); in Graviscae 5 (Liv. 40, 29). Rudorff S. 362 ff.
6) Das Verfahren bei der Yerloosung beschreibt ausführlich Hygin. de Um.
p. 113. 199 f.
7) Frontin. de eontr. agr. p. 53: per longum enim tempus atUgui possesso-
rts vaeantia loea quasi iswiiante oUosi soli opportmdtate invasefuni et per longum
tempus inpfsne eommaUeaverunt.
— 462 —
nutzt 1) ; liess man aber, was meistens der Fall war, einen Theil
des vermessenen Landes im Eigenthum der ursprünglichen Ein-
wohner, so wurde dieser zun&cbst festgestellt, wobei in Folge
der neuen Begrenzung der alten Güter zuweilen Tauach oder
Ersatz nttthig war^). Die Ausstattung der Veteranen, unter
welchen sich nicht nur gemeine Soldaten, sondern auch Centu-
rionen und wenigstens ein Theil der tribuni militum befanden^),
fand übrigens nach dem Rangverhältnisse {secundum gradum mi-
Utine) in softes ungleicher Grosse statt ^).
rnn^'defBe. ^^^ ^^^ Golonion ^ SO haben auch die Munioipien in der
ifonTci^feu '^^B^° ^^^ ihres Bestehens in Folge der allgemeinen Entwicke-
lung der römischen Staatsverfassung ihren Character wesentlich
geändert. Ursprünglich bezeichnete das Wort municipium ein*
mal in abstractem Sinne das unvollständige Bürgerrecht und
zweitens in concretem Sinne eine Gemeinde mit unvollständigem
Bürgerrecht (S. 28} und unvollständiger Stadtverfassung (S. 43}.
Nach der lex lulia des J. 664=s90 ist dagegen municipium eine
städtische Gemeinde, der das vollständige römische Bürgerrecht
(S. 34) und eine vollständige römische Stadtverfassung (S. 43}
ertheilt ist, ohne dass sie römische Colonisten erhalten hat. Seit-
dem endlich im J. 665=: 89 den transpadanischen Gemeinden
und später den Communen ganzer Provinzen das ius Latii in
1) Frontin. 1. 1. p. 51 : scio in iMsitania, /3ni6tM Emeritensium, non exigtmm
per medkan coloniae perticam ire ^vmen Anam , circa quod agri suni, adsignaii,
qua usqtie tunc solum utile visum est. Propter magnitudinem enim agrorum vete-
rano8 circa extremwn fere finem velut terminos diapomit, pauciBsimoa elrea eölO'
rüam et circa flumen Anam : reliquum ita remanserat, ut postea repUretur. Nikilo
mintu et seeunda et teriia postea facta est assignatio: nee tarnen agrorum modus
divisioru vinci potuit, sed superfuit inadsignatus. Ebenso varen in Gapua sortes
übrig geblieben y Yellei. 2, 81 ; desgleichen in Augusta Emerita in Lusitanien.
Rudorff S. 409.
2) Siculns FlaccuB in Gromat. p. 155 : nee tarnen Omnibus personis victis a6-
laii sunt agri: rurni quorundam dignitas out gratia aut amicitia victorem dueem
movit, ut eis coneederet agros suos. Itaque limitibus actis cum centurio/e exigeren-
tur, eoruifif quorum rumiina continenty agri notckbantur, quarUum in qua/que cen-
turia haherent. InscripUones itaque in eerUuriis sunt taUs : DEXTRA aut 8INJSTRA
DECIMATfVM TOTVM, VLTBA CITRAve CARDINEM TOTVM, A8SI0NA-
TVM JLLI TANTVM. Inde subscriptum est nomen eui concessum est, inseriptione
tali, REDDITVM 1LL1 TANTVM. Practerea scriptum est et REDDITVM ET
COMMVTATVM PRO 8V0, quod ideo fit, quoniam particulas quasdam agro-
rum in diversis locis habentes duo qutbiu agri reddehantur, ut coniinuam passes^
sionem hdbtrent, modum pro modo secundum bonitatem taxabant.
3) Zumpt Comm, ep, I, 447 ff.
4) Sicnlaa Flaeeus p. 156, 9: non enim onmibus aeqwtUter daku, «ed et
secundum gradum militiae et m!odus est datus.
— 463 —
derselben Weise, nttmlich ohne Ansiedelung einer launischen
Colonie bewilligt war (S. 60), begann man, wie coloniae chtum
and coloniae Latinae, so auch municipia ctvium Romanorum und
municipia Latina tn unterscheiden; denn dass z. B. die von
Yespaslan mit dem ti^ Latii beschenkten spanischen Städte mu-
nicipia waren, kann einem Zweifel nicht unterliegen^). Allein
alle diese Arten von Gemeinden waren nach altitalischem Muster
im Ganzen gleichmSssig eiogerichtet und in dieser Gleichheit der
Verfassung ist es hauptsächlich begründet, wenn, obgleich die
römischen Colonien bis zum dritten Jahrhundert sich dem Range
nach von den Municipien unterschieden (S. 362), doch im ge-
wöhnlichen^) wie im juristischen 3) Sprachgebrauch municipium
der allgemeine Ausdruck für alle Arten römischer Städte, nach
Caracalla's Zeit (S. 484) für alle Arten von Gemeinden im Ge-
gensatz zu Rom wird. In diesem Sinne dürfen wir von einem
Municipalrecht reden, welches den Colonien und den Municipien
gemeinsam ist.
Die Mnnidpalyerfassimg.
Bei der Wichtigkeit der Stellung, welche die Communen in Qaeu«B.
dem Organismus des römischen Reiches einnehmen, musste es
stets als eine interessante Aufgabe betrachtet werden, von den
inneren Terhältnissen derselben eine möglichst vollständige An-
1} h
U p. 95.
i) Momnuen Stadtrechte von Stlpensa und Malaca S. 400. H&bner C. I, L,
p. 95. Zumpt 8tud. Born. p. 273 ff. igt der Ansicht, dass diese Municipien
eine gemischte BeTÖikening Ton römischen BOrgem und Latinern und einen
gemiechten Ordo gehabt hätten, und dieser Ansicht stimmt Walter O. d. R.
Hechte % 317 bei. Ich yerwelse hlerftber auf Hübner C. /. L. II p. 261. Das
Vorhandenhein von rmmieipia laUni hirU im Jahre 643^111 halte ich dagegen
durch die Ton Mommsen O. i. L. 1 p. 94 in diesem Sinne Interpretirte Stelle
der Ux agraria C. /. L. I n. 200 lin. 31 noch nicht fflr erwiesen.
2) Namentlich steht in diesem allgemeinen Sinne murUeept und municipaUi.
So schreibt Fronto ep, ad am. 2, 10 p. 200 Naber, an die Decorlonen der Co-
lonie Olrta : Aufidhtm Vietorimtm, quem in numero munieipum habeUt ; und Tac.
mtl. 3, 43 redet Ton einem favor munieip<Ui$ in der Colonie Forum lulium.
Ausführlich handelt hierüber Zumpt Comm. ep. I, 476 f.
3) €lpian. Dig. 50, 1, 1, 1 : sed nunc abuaive munieipes dicimu» tuae cuitM-
que civitatis eivu, ut puia CampanoMj PtUtolanos. Capua und Puteoli sind Colo-
nien. In diesem Sinne sprechen die Juristen über magittraUu munieipaUi (Dlg.
50, 1, 25), iuritdieUo rmmidpaUs (50, 1, 29), honor munie^alit (50, 4, 14),
Ugalua m(unkipali$ (50, 7, 1), u. s. w. und Fr. Vat. $ 191 werden entgegenge-
setat ftttetde, quae Bomae turU inimnetae und hUeUu, quae in munieSpiU Italitii
Mungtmtwr. S. Savlgny System des heutigen R. Reclits 8, 54.
— 464 —
schauuDg zu gewinnen. Allein diese Aufgabe war noch vor
zwanzig Jahren in vieler Beziehung unlösbar, da fUr die BlUÜie-
Periode der Municipien und Colonien nur spärliche Nachrichten
vorlagen, die juristischen Quellen aber, welche sich zunächst
darboten, zu einer Zeit redigirt sind, in welcher die ursprüng-
lichen Institutionen der römischen Sladtgemeinden unter dem
Einfluss der kaiserlichen Verwaltung sich in wesentlichen Puncten
verändert hatten^). In ein neues Stadium ist dagegen diese Un-
tersuchung getreten seit der im J. 1851 gemachten Entdeckung
Die Ge»etze der Municipalgesctze von Salpensa und Malaca^), welche, zwi-
nnd Mtiftc». sehen den Jahren 82 — 84 n. Chr. erlassen ^ uns einen völlig
neuen Aufscbluss über die Municipal Verhältnisse der früheren
Kaiserzeit gegeben haben, und die theils im Anschluss an diese
Urkunden^), theils auf Grund des in der neusten Zeit reichlich
13 Untersuchungen über einzelne diesem Gegenstande angeborige Fragen
sind in älterer Zeit vielfach, aber nur gelegentlich angestellt worden und werden
unten angeführt werden; die erste umfassende Behandlung des ganzen Stoffes
findet sich in Fr. Roth De re munieipali Bomanorwn libri 11^ Stuttgart 1801.
8; eine übersichtliche Darstellung in Savigny Gesch. des K. Rechts im Mittel-
alter Bd. I c. 2. Vgl. Rein in Paulys Realenc. Bd. 5 S. 223 ff. C. Hegel Gesch.
der Städte Verfassung von Italien Bd. I, 1847. 8. Die gelehrten und umfangrei-
chen Forschungen von A. W. Zumpt im ersten Bande der Commmtaiione» epi-
graphieae, Berlin 1850. 4 haben Ober viele schwierige Puncte zuerst ein sicheres
Urtheil möglich gemacht und neue Resultate festgestellt, welche ich benutze;
aber auch sie konnten einige wichtige Fragen nicht erledigen, über welche ge-
genwärtig ein neues Material vorliegt.
2) Beide Urkunden, jetzt enthalten im C. /. L. U n. 1963. 1964 und bei
Henzen n. 7421, wurden zuerst herausgegeben von R. de Berlanga Eattidios sobre
los dos hronees encontrados en Malaga a fines de Oetubre de 1851, Malaga 1853.
4; sodann mit einem vortrefflichen Commentar von Mommsen JDie Stadtrechte
der latinischen Gemeinden Salpensa und Malaca in der Provinz Baetica, Leipz.
1855, auch im 3ten Bande der Abhandl. d. K. S. Gesellsdi. der Wiss. S. 363 ff.
nebst Nachtrag ebendas. S. 489 — 507, endlich nochmals von Berlanga MonumerUos
histori^os del munieipio Flavio Malaeitano , Malacae 1864. 8. Die neuen That-
sachen, welche sich aus diesen Documenten ergeben, erregten zuersf Bedenken
über die Aechtheit derselben, welche namentlich geltend gemacht sind von E. La-
boulaye Les Tables de bronce de Malaga et de Salpensa, Paris 1856, später von
CM. Asher Notice sur l'ipoque et la mSthode de la fabrieation des tabtes de
Malaga^ Paris 1868. 8 und: Ueber das XXII. Capitel der Tafel von Salpensa
nebst einer Analyse der ganzen Tafel , Heidelberg 1867. 8. Diese Zweifel sind
indess jetzt als beseitigt anzusehn namentlich durch zwei gelehrte und sorgfal-
tige Abhandlungen von Gh. Giraud Les tables de Salpensa et de Malaga , Paris
1856. 8 und La lex Matacitana^ Paris 1868. 8, von denen die erste gegen La-
boulaye, die zweite gegen Asher gerichtet ist.
3) Auf die Erklärung der Tafeln beziehen sich zunächst die Abhandlungen
von Dernburg in Dernburg und Hiilebrand Krit. Zeitschr. für die gesammte
Rechtswissenschaft, Bd. 3 (1855) S. 74 ff. Iluschke Gaius. Beiträge zur Kritik
und zum Yerständniss seiner Institutionen, Leipzig 1855. 8 S. 14 ff. Stintxing
Krit. Zeitschr. für die ges. Reohtswiss. Bd. 4 (1856) S. 328 f. Dirksen Ein
— 465 —
■
zugeflossenen epigraphischen Materials Oberhaupt mit glücklichem
Erfolge den Verfassungen der römischen Gemeinden aufs Neue
zugewendete Forschung i) hat es möglich gemacht, gegenwärtig
mit grösserer Sicherheit über diejenigen Fragen zu urtheilen,
welche den Gegenstand der folgenden Darstellung ausmachen.
Die Gemeinde und die yolksyersammlimg.
Die Gemeinde besteht überall aus zwei Theilen, Bürgern ^'•*^**
und Insassen, cives ei incolaej TtoXitai xal jjlstoixoi 2) . Die Bür-
gerschaft ergänzt sich erstens aus denen, welche von Bürgern
abstammen (cw^ na/t, ctt;e$ or/^mß), zweitens aus solchen, welche
durch alleclio inter cives ausdrücklich in das Bürgerrecht aufge-
nommen werden, drittens aus den von Bürgern manumittirten
Sclaven und viertens durch Fremde, welche von Bürgern adop-
tirt werden 3). Der Stand der incolae dagegen hat seinen Ur-
sprung in dem Zuzug solcher Personen, welche in einer Gemeinde,
der sie durch Geburt nicht angehören, ihren dauernden Wohnsitz
[domicilium) nehmen, ohne dadurch das Bürgerrecht ihrer Vater-
stadt zu verlieren. Zu den incolae sind also nicht diejenigen zu
rechnen, welche zum Zwecke von Studien^} oder wegen kauf-
männischer Geschäfte sich zeitweise in einer Stadt aufhalten —
Beitrag zur Auslegung der epigr. Urkunde einer Stadteordnung für die latinische
Bürgergemeiiide zu Sulpensa, Abh. der Berliner Acad. 1866 S. 677 fr. Q. Bruns
Die Römischen Popularklagen in Rudorff und Bruns Zeitschr. für Rechtsge-
schicbte, Bd. 3 (1864) S. 341 ff.
1) Vor Allem sind zu erwähnen die schönen Untersuchungen von £. Kuhn
Die städtische und bürgerliche Verfassung des R. Reichs, Bd. 1 Leipzig 1864. 8
und Henzen Jntomo (UeurU magi$irati municipali de' Bomani in AnnaU deW inst.
1859 p. 193 — 226. Anderes vird weiter unten angeführt werden. Ganz uner-
giebig ist dagegen F. B^chard Droit munieipal dans i'anliquiti, Paris 1860. 8,
dessen Verfasser mit allen neueren Arbeiten über diesen Gegenstand, auch denen
seiner eigenen Landsleute, unbekannt geblieben ist.
2j So gtebt es in Herculaneum mtmicipes et incolae (Orelll 3705s=Momm8en
/. N. 2430); in Perusia munieipet et ineolae (Orelli 3707); in Benevent eoUmi
et inquilini (Orelli 3712 = Monunsen i. N. 1503); in Narbo eoloni ineolaeque
rOrelli 2489); und in der Insehr. von Antipolis in GaUia Narbonensis, Orelli
3708, wird erwähnt C. TuU. Flaminius, domo Catina ex provineia Sieiliae, tn-
eola Antipolitanut. Eine grössere Sammlung von Beispielen giebt Kubn 1, 6.
3) Ulpian. Dig. 50, 1, 1 pr.: municipem aut nativita» faeit aut manumi$sio
aut adopUo. Cod. lust. 10, 39, 7: cives quidem origoy manMfnisnOy aUeetio vel
adoptio^ ineolcu vero — doiTüeiliwn faeit, Ausfuhrlicb handeln hierüber Savigny
System des heutigen Rom. Rechts 8, 44 ff. Kuhn 1, 1 ff.
4) Cod. lust. 10, 39, 2.
Rom. Amrth. IV. 30
— 466 —
denn di^e werden von den incohe a\s hospües oder adventores^),
von den xatoixouvTe^ als Tcapsm6T]{iouvTe(;^), xaT8pY0iCo}ievoi oder
icpaY|AaTeuo|j«voi ^) , d. h. als Fremde^), ausdrücklich unterschie-
den — sondern mcola wird man nur durch wirkliche Nieder-
lassung, Laris coUocatio^),
Zur Uebernahme der gemeinen Lasten [munera] ^} sind beide,
cives und incolae, in gleicher Weise verpflichtet'), zur Beklei-
dung von Ehrenstellen dagegen in filierer Zeit nur die Bürger
befähigt^). Auch dieses änderte sich in der Kaiserzeit, in wel-
cher, wie wir unten sehn werden, die hcmores municipaks zu
den drückendsten Lasten zu gehören anfingen. In dieser Zeit
war es eine Wohlthat für die Bürger, dass auch die incolae zu
den Municipalämtem zugezogen wurden^]; andererseits wurde
aber den incolae keineswegs eine Freizügigkeit in dem Sinne ge-
stattet, dass sie durch Verlegung ihres Wohnsitzes von den
Pflichten gegen ihre Vaterstadt entbunden wurden ^^) ; sie blieben
vielmehr Gemeindemitglieder zweier Städte, ihref Vaterstadt und
1) Orelli 2287. 3326. Henzen 6962. Cic. Verr, II, 4, 58, 130.
2) C. /. Gr. 2286. Eckhel D. N. 3, 306b. Letronne Beeueil 1, 340.
3) Keil Analeeia epigr, et onomatol. p. 80. Derselbe EpignphiMhe Excorse
S. 370. Kuhn 1, 22 ff.
4) Liban. Vol. I p. 456 R, : iroXlxai, piTOixoi, E^ot.
5) Cod. Theod. 12, 1, 52. Cod. lust. 3, 24, 2; 10, 39, 7.
* 6) lieber diese mimera s. das Nähere hei Kuhn 1, 7 ff.
7) Cod. last. 10, 39, 5 : si in pairia uxoris tuae vel quaUbet alia domiei-
{tum deftxitU, incolatut iure fdiro te eiusdem eiviiatia munerUnu obligasti. Ibid. 6 :
privUegio speeiali eivitatia non inUrveniente tarnen originia ratione ae domieUii
voluntate ad munera civiUa quemque voeari eertisaimum est.
8) Dies liegt in der Natur der Sache. S. Cic. (U off. 1, 34, 125: peregrmi
autem at^ue incolae officium eHy nihil praeter auum negotium agere^ niAit dt alio
anquirere mintmeque ease in aUena republiea curiotum. Es war anfänglich eine
Ausnahme, wenn die incolae zu den honorea Zutritt hatten. Agennius Urbicus
in Gromat. p. 84: aed haec quaedam coloniae aut beneficio conditorum pereepe-
funif ut Tuderiinif atit poaiea apud principea egerunt, ut Faneatres^ ut incolae
etiamai eaaent alienigenae, qui intra territorium oolereni, omnibua Konoribua fungi
in colonia deberent. Hoc Faneatrea nuper impetraveruni, Tudertini autem beneficio
habent conditoria. In der Stadt GKgthi in Africa gehorten die incolae weder zum
populua noch zum ordo. S. die Inschr. Gutfrin I p. 227 n. 32: L. ümmidio
Quir(ina) Pacato ordo populuaq(ue') Gigthenaia, conferenUbua et incolia.
9) Beispiele geben die Inschr. des Sex. Venciua luvenüamu — adleeius in
euriam Lugdunenaium nomine ineolatua a aplendidiaaimo ordine eorum (Orelli
3725) ; Muratori 1088, 6 » Miliin Voyage dana lea dipartemenU du midi de la
France l p. 336: Q, Seeund. Quigonia civia Treveri, IlJUIvit, ilu^ttttotif in
AeduU eonaiatentia omnäma konoribua inter eoa funcli. Vgl. OreUi 2066. 3709.
10) Cod. lust. 10, 38, 4: origine propria neminem poaae vobuntate bwx exkni
manifeetum eat.
— 467 -
ihres Wohnortes, waren der Gerichtsbarkeit beider unterworfen
und zur Leistung aller munera in beiden angehalten^].
Die politische Organisation der Btti^erschaft {populus) in den ^in^^oiinng
Municipien und Golonien trägt noch in den ersten Jahrhunderten BohKftin
der christlichen Zeitrechnung das Gepräge ihres alten Ursprungs,
welcher in die Periode der römischen Könige oder der ältesten
römischen Republik fällt, und ist von den grossen Umwälzungen,
welche die römische Staatsverfassung selbst erfuhr, nur langsam
und theilweise influirt worden. Die Bürgerschaft war, wie die
älteste römische Gemeinde, in cwiae getheilt, welche entweder
mit Zahlen oder* mit besonderen Namen bezeichnet werden und
den altlatinischen Städten, wie den römischen Colonien und Mu-
nicipien geroeinsam sind. Sie finden sich in Italien in Lanu-
vium^, in alter Zeit Stadt des latinischen Bundes 3), und in
Caere ^); in Sardinien^); in Spanien in Malaca, einer latinischen
Stadt ^'J, und in Acinipo''), besonders aber in Africa und Nu-
midia, nämJioh in den Colonien : Hippo Regius ^) ; lulia Neapolis^);
Colonia Scillilana^^^), Thamugas^^), Theveste^^}; in den Municipien :
1) Kuhn 1, 11 ff. Oaiu3 Dig. 60, 1, 29: tncUa et Ms magi9traUbu$ parere
dUbetj apud quo$ ineola estj et iUU, apud quos civis e$t: neo Umtum municipali
iuris dictioni in tUroque munieipio subiectus est^ verum eiiam Omnibus pubticis
muneribus fungi dd>ei. Cod. lust. 10, 38, 1: cum te BybUum origine, ineolam
autem apud Berytios esse proponas, m/erito apud utrasque eivitates muneribus fungi
compelleris.
21 Orelli 3740: virUim divisU decurionibus et auguttaUb.et cwriis n. XXllII. •
3j Dionya. 5, 61.
4) Henzen 5772, welche Insehr. indessen Mommaen Stadtrechte p. 410 an-
ders erklärt.
5) Henzen n. 7420 e ß (p. 523): (?. AUio — PudesUiUo auguri euriae XXI IL
Gefunden in Porto Tones in Sardinien.
6) Henzen 7421.
7j C. 1. L. 11 n. 1346: (jponi.?) saerorum euriarum. In dem mtmicipium
Arva in Baetica wird (C. I. L. II n. 1064] eine Statue beschlossen von acht
centuriae. Ob dies auch eine Eintheilung der Bürgerschaft war? Mommsen hUt
dieselben für eoUegia possessontm.
8) Renier n. 2871 » Henzen n. 7420': L, Postumio Fdiei CeUrino
singulae euriae singuUu statuas de suo posuerunt,
9) Gu^rin II p. 250 n. 457: memoriae M. Numisi Clodiani dee. augw,^ ho-
mini bono, qui deeedens testamento suo ad remtuMromioa euriaUs ewriae Aeliae
8S X mil, n. reliquit, ob honorem eius hane staiuam Idem eur(iales) sua peeunia
posuer^uni).
10) Maffei Af. V, p. 462, 3»6utfriA I p. 324 n. 85: Q. ManUius Fdix C.
filius Papiria Reeepius post alia oroum quoque — erextt, oh euius detUeationem
deeurionibus sporteku, euriis epuQwn dedit).
11) Benier n. 1525 : L. JuUo — ConUekano -* patrono euHaUs cuf(iae) Com"
modae sua pe€(unia) fec^efunf) idemque dedieanef(wuy.
12) Beuier n. o096: ob honorem fUmumü anmd miunus (curiaU)bus
Omnibus senis (sentorüms?') euriae suae (dedit'), ünicer(soe) euriae (et dj/ugudiües
(jpeeufiQa sua,
30*
— 468 —
Agbi ^), Lambaese, in welchem die Curialen in seniof^es and m-
niores zerfielen 2), und die Curien mit besondern Beinamen, Sa-
bina, Antoniniana, Saturnia, Papiria, Aurelia, Augusta, Traiana
benannt waren ^j, in Thagaste^), dem Municipium Thibaritanum^),
in Turuza^), Verecunda^) und einem nicht zu bestimmenden
Orte«).
^'»»J^o»>- Wenn so, wie wir nach den angeführten Beispielen als
wahrscheinlich anzunehmen berechtigt sind, die Curienverfassung
für alle römischen Gemeinden die regelmässige war, so mussten
auch die Volksversammlungen in denselben Guriatcomitien sein,
wie wir sie in der That in Malaca kennen lernen. Dass nämlich
in allen Municipien und Colonien das Volk zur Wahl der Magi-
strate*), zur Gesetzgebung '^<^) und zu allen Arten von BeschlOs-
sen^^) ursprünglich berechtigt war, ist an sich unzweifelhaft und
1) Maffei M, V. p. 458 n. 7 : munieipü civilis Agbitmium et unioersü
euriii d. d. p. p.
2) Renier n. 91 : curiae Sabinae tetUores qu(orum nomina infra »eripta naU).
Es folgen 14 Namen.
3) Mit diesen Namen sind im Amphitheater von Lambaese die Plätze der
Corien bezeichnet. Renier n. 185.
4) Renier n. 2902: donavit ei c(urii')s (singtdis) — denarios quingenoa.
b) Gn^rin II p. 83 n. 282: popuUu ewriarum X loco ab ordine dato aüeram
Btatuam posuit et ob dedieaiionem decurionib. sportulaa, curiia epul(um) ACTRIS
EIV8 (Dies ist corrupt. Vielleicht natalibua ehts?) deder{uTU). Vgl. p. 8ö
n. 284. p. 81 n. 279, ^wo in einer fragmentirten Inschr. die Worte eurinrum X
Torkommen.
6) Orelli 3727 = Maffei Mu$. Ver. p. 462, 5. Nach der Inschrift, welche in
das Jahr 230 n. Chr. fällt, errichten universae curiae eine Statne.
7) Renier n. 1430 : condecurionäms BportuLaa duplas et curiis sing(uUs) H8.
CXX n.
8) Renier n. 3461 : curia 8ex(ta) Verulana,
9j Lex Julia muräcipalia (C. /. L. I n. 206) lin . 83 : queiquomque in mu-
nicipieis coloneia praefeetureis foreis conciliabuleis c(ivium) R{omanorum) IIvir(ei)
IIllvir{ei) erumi aliove quo nomine mag(i8tratum) potestatemve sufragio eorum^
quei quoiusque municipi eoloniae praefecturae fori coneüiabuli erunt^ habebwU^ nei
quis eorum e, q. s. Ibid. lin. 98: queiquomque in munieipio colcnia praefeetura
post K. Quinct(iUt) prim{a8) eomitia Ilvir{ei8) lllJvirUia) aleive quoi mag(istra'
tui') Togondo iubrogandove kabebit e. q. s. Ib. lin. 130: neve quiSy quei in eo
munieipio coUmia praefectura foro eoneiliäbulo sufragio eorum maxumam potesta^
lern habebity eorum quem ibei m senatum — ire — sinito — neve quis eius ra^
tionem comitieis conciliove hdbeto. :Cic. pr. Cluent. 8, 25 : quaituorvirosy quos mu-
nicipes feceranty suehdit. Cic. ad Att. 5, 2, 3: eraique rttmor de TranspadaniSy
eos iussos Illlviros creare. Id. ad fam. 8, 1, 2: nam Uli rumores de eomitiis
Transpadanorum Cumarum tenus caluerunt. Id. ad fam. 10, 32, 2: (Oadihus)
eomitia bienrüi biduo habuity hoc est^ renuntiavit, quos ei viaum est.
10) Cic. de leg. 3, 16, 36 : et avus quidem noster singulari virttäe m hoc
mufUcipio (Arpimim), quoad viaat, rettitil M. Oratidio, — ferenii legem tabellariam.
11) Cenotoph. Pisan. Orelli 643: ob eas res universi deeuriones e<Aonique
quando eo casu in colonia neque llvir neque praefeeii eranty neque qfäsqttam hure
dicundo praeerai, inier sese eoMenseruni.
— 469 —
fttr die Zeit der Republik hinreichend bezeugt; fraglich ist nur,
wie lange dieses Recht sich erhalten hat, da zur Zeit der das-
sischen Juristen die Wahl der Magistrate nicht mehr durch das
Volk, sondern durch den Senat i), nicht mehr aus dem Volke,
sondern aus den Decurionen^) erfolgte. Die Zeit dieser Verän-
derung festzustellen hatte man früher nur einen Anhalt an der
Nachricht des Tacitus, nach welcher in Rom selbst Tiberius die
Wahlen dem Volke nahm und dem Senate übertrugt), und es
war eine verzeihliche, wenn auch jetzt als falsch erwiesene Ver-
muthung» dass diese Maassregel sich auch auf die Municipalstitdte
erstreckt habe^). Man wusste allerdings, dass die ganze Kaiser-
zeit hindurch eine gewisse Betheiligung des Volkes an Wahlacten
und Beschlüssen verschiedener Art stattfand; es wurden in der
Kaiserzeit Statuen gesetzt und andere Ehren decretirt von dem
popuhis^)j der plebs universal), der plebs urbana''), oder decu-
rionum decreto et pcpuli consensu^)] es wurden Patrone cooptirt
von dem senatus popultisque *) oder den decttriones et coloni ^^) ,
Magistrate gewählt eo; postulatione popuU^^); nicht nur in Pompeii
Hess man seine Vorschläge zu den Wahlen der Beamten mit
Farbe an die Mauern schreiben i^) , sondern dies scheint überall
1) Ulpian. Dig. 49, 4, 1 § 3. 4. Cod. Theod. 11, 30, 53 «Cod. last . 7
62, 2f: nominationea libeuU vei edietis fadae eitta conailium publicum non va-
lent. Cod. last. 10, 31, 46. Cod. Theod. 12, 6, 20. Savigny a. a,.0.
2) Paulus Dig. 50, 2, 7 $ 2: t«, qui non ait decurio^ duumviratu vtl alii$
honorihua fungi non poteat, quia deewrionum honoribua pleheii fkmgi prohibevUur.
3) Tac. Ann. 1, 15: tum primum e campo eomiüa ad patrea tranalata aunt:
nam ad eam diem, etai potiaaima arbitrio prineipia, quaedam tarnen atudOa tribuum
fiebant. Negue popultia adempUim iua queatua eat niai inani rumore , et aenaiua
largüionibua et precibua aordidia exaolutua Ubena tenuitf moderante Tiberio, ne
plurea quam quatittor candidatoa eommendaret, aine repulaa et ambitu deaignandoa,
cf. 81. Vellei. 2, 124: poat redditum coelo patrem — primum eiua operwn ^Ut
ordinatio comitiorumj quam manu aua acriptum divua Auguatua rdiquerat, c. 126 :
aummota e foro aeditio, anibitio campo,
4) Savigny Gesch. des R. Rechts In M. 1 S. 40.
5) Mommsen i. N. 1432: popxdua Bcnevent(anua') atatuam coUocavU,
6j Mommsen i. N, 1429. OreUi 2603.
7) OreUi 114. 2182. 2220. 2531. 2645. Henzen 5439. 5963. 5991.
8j Mommsen I. N, 2342. Henzen 7170.
9l C. i. L, V n. 4920. 4922.
lOj Gnit. p. 363, 3. 6. £d. PhUippi Zar Geschichte des Patronats über
juristische Personen, im Rheinischen Museum N. F. 8 (1853) 8. 511.
111 Grut. p. 431, Is OreUi 4020.
12} Die Formeln dieser Commendationen hat Zangemeister C. i. L. IV p. 9
zusammengestellt. Leber den Wahlact, selbst ist aus denselben nichts zu ersehen.
Gewöhnlich ist die Formel Q. Caecilium quaeatorem — oro voa faeiaüa (O. /. L,
lY n. 29], auch mit Zusatz einer besondem c^aeeraiio^ s. B. n. 26 : JV(tmMrittm)
Bafeha{m) IJv(irum) «(irurn) ((onum) o(ro) o(o«) /(oelott«) Ua vobeia Venua Pom-
— 470 —
Sitte gewesen su sein^), und noch im Jahre 326 war in Africa
eine nominalio (candidatorum] popuU suffragiu ttblidi^); in den
St£idten der griechischen Provinxen bestanden die Volksversamm-
lungen, z. B. in Tarsus^), Amisus^), Prusa^) und Tralles^) noch
am Anfange des zweiten, in Soiyrna^) vielleicht am AnCange
des dritten Jahrhunderts, und es Hess sich annehmen, dass die
römischen Städte in dieser Beziehung nicht schlechter gestellt
waren ; allein an jeder sichern und instructiven Nachricht Ober
die Comitien fehlte es^). Auch in Rom selbst hatte die Anord-
nung des Tiberius nicht eine gesetzlidie Aufhebung der Comi-
tien, sondern nur eine thatsSchliche Beeinträchtigung des Wahl-
rechts derselben zur Folge. Die Consuhi schlug der Kaiser selbst
j^ciofia) wera («ofieta fropiüa «tt). Angetedet werden dabei einzelne Personen oder
auch oolUgia^ z. B. eau^pones facite^ n. 336; pomari faciU^ n. 183; unquentan
facite, n. 609. Die Empfehlenden sind ab^r nicht nur ingenui^ sondern anch
liherU und aogai Franen, s. n. 171. 207 und mehr bei Zangemeister p. 11.
1) Aus der Zusammenstellung bei Zangemeister p. 10 ist ersichtlich, dass
man sich in Yerschiedenen Städten das Anschreiben von Namen der ciindidaU
auf Monomente Torbitten musste ; so in Rom (Henzen 6977 : mseriptor rogo U,
tU trcaueoi hoc monumewtum. Ast [cum?] quoius eandidati nom«n in hoc monu-
merUo inacriptum fuerit^ tepuUam ferat neque honorem uUum gerat S), in Narnia
(Henzen 6975), in Forum Popilii (Henzen 6976), Formiae (Henzen 6566) und
andern Orten. Dies sind die nominationes libtlUa vel edieUs factae, weiche die
Verordnung des Cod. lust. 7, 62, 27 für ungültig erklart.
2) Cod. Theod. 12, 5, 1: hi magUtraiu$i qui suffteiendis duumvirü m /u-
turum afmi officium nominationea impertiunt , perieuU tui conUmplatione provi-
deantf ut, quamvU popuU quoquc tuffragiU nominalio in Africa ex eoneueludine
eeUbretur, tarnen ipei nitanUir pariter ae laborent, guemadrnodwn poeeint &i, 9111'
nominaU fuerintj idonei reperiri,
3) Dio Chrys. II p. 43 R. : o&« ci [kbi oleo(k ßXöiirTCtv 6(iac xal ordssoK
äpXCiv xal Taf>ax'9)c, SXo>; ^p^v diteXdloai xat {ai^ irapa^iycofhtt täte ixiiXv)o(atc.
4) Pilo. ep. 10, HO: hiile et ecelesia eoneentiente.
5) Hier bedurfte sie allerdings einer besondem (Genehmigung des Statthal-
ters. Dio Chrys. or. 48 Vol. II p. 236 R. : icpAro"^ (x^, 9> dfv^pc^, T<f> xpaxlvnp
O^apivtp ItX ydu^vi iiyt-OQ tlhhtai — &rt ßouXo(A^oic "^(Jitv exxXY]ot(£oai ndlXtv
6) C. I. Gr, 2927: xa8<bc i\ itaxpU aOt«}) ipiapTüpT)oc noXXdxic licL rJJc ye-
vo|xiNt]c cU aMs Tetpi'TJc Iv tc tou axTOi^ xal toi? t|Jtj^lojiaoi Tfj; tc ßouXfj;
xal Toü (if)piou (unter Uadrian).
7) Inscbr. ▼. Smyrna, C. I. Qr. 3162, wie es scheint aus der Zeit des Se-
verus und Caracalla (um 211): Mdpxoc TapL^a? xal ot ouvap^avTec atjTcp xaxoL 'rijv
Tou ^piou ^etpoTovCav.
8) Die Inschrift von Ostia, Orelli 3882, in welcher ein duumvir eeneoriae
potestatis quinquennalia in eomitii» factum vorkommt, ist aus der Zeit zwischen
716 — 718 =s 38 — 36, also für die Kalserzeit nicht beweisend; und wir haben
eigentlich nur eine einzige hieher gehdrige aber auf einen speeiellen uns nicht
verstandlichen Fall bezügliche Inschrift, Orelii 3107, in welcher es von einem
eurator der Stadt Bovillae bei Rom im J. 157 n. Chr. heisst: (hie} primut] eo-
mitia magietratuum (ereandorwn) eauea instituit.
— 471 —
vor^), die Candidaten zu den übrigen Aemtern liess er vom Se-
nate vorschlagen (nominare), und zwar nur so viele, als Stellen
SU besetzen waren 2); eine wirkliche Wahl stand also dem Volke
nicht mehr zu ^} ; nichtsdestoweniger aber dauerten Centuriat-
und Tributcomitien fort^) und die Consularcomitien wurden noch
zu Traians Zeit und selbst am Anfange des dritten Jahrhunderte
mit Beibehaltung aller alten Gebrauche, der Auspicien, des ein-
leitenden langen Gebetes, des Aufsteckens der Fahne auf dem
laniculum, des Vorsitzes des Consuls und zuletzt der Renuntia-
Uon gehalten, worauf dann sogleich der Antritt des Consuls durch
den Amtseid erfolgte^). Auch eine Abstimmung fand dabei
statt ^), wenn nicht unter dieser eine Acclamation zu verstehen
ist, wie -dieselbe noch lange nachher in Gebrauch war^]. Es
1) Tac. Ann. 1, 81 : eandidatoa hortatu$, ne amhitu eomitia kurbarent, tuam
ad id cu/ram poUicUua est ; pUrwnque tos tantum apud se profenos ditseruit, quo-
rum nomina consulibus edidisset; posse tl alios profiUri, ai graiiae aut meritis
eonfiderent. Sptciosa verhii , re inania aut subdola^ quantoqite maiore UbertaUs
imagine tegtbantvr, tanlo eruptura ad infensius servUium,
2) Dio Cas8. 58, 20 sagt, nachdem er erwähnt hat, da38 Tiberias die Con-
snln selbst in Vorschlag brachte: xwv hk ^ xal toi^ SKKa^ ^PX^ alTo6vTaiv
a6T(f , otirep bnb ttoivtiov -^pouvro, toC»< ti irzi xe tou Sixat<6uaot xal iid rn
6u.oXoy(^ T({> te xXrjptp itoiouttevo;. Kai [wzä toOto Ic xe x6v o^fxov %a\ i^ xö
iiAY)&oc ol icpoc^ovrcc iTCoxtptp (d. fa. jenachdem die Wahlen vor Tribut- oder
Centuriatcomitien gehörten), xt^; dp^alac 6o(a< Svexa» xadeHnep %a\ vOv, &oxe
ti €i%6s% Y(Yveo^a(, dotövxec diteoeixvuvuo. S. hierüber Mommsen O. /. L. 1 p. 383.
Stobbe im Philologus 27 (1866) S. 97 ff.
3) Iuvenil. 10, 77:
lam pridenij ex quo suffragia nuUi
VendimiM, effüdU euroi (popultui), Nam qui dahat othn
Imperium^ faaeesy legiones, omniaf nunc ae
Continet atque duas tantum res anxius optat
Panem et cireenaes,
4) Dio Cass. 58, 20.
ö) Plinius beschreibt in seinem im J. 100 n. Chr. gehaltenen Panegyricns
c. 63. 64. 77 die Wahl des Traian xum Gonsul, und lobt denselben, dass er
•ich allen F^mliohlLeiten derselben unterzogen habe, wahrend die Mberen Kaiser
sich abwesend renuntilren Hessen. Darin heiast es : perpeaaua ea longwn iUud
Carmen eomiUorum — conaulque hia factua ea ut unua ex nobia, quoa faeia con-
»uU$ . Averaeria tu honori tuo »ptrata mifpragia, renvntiarique te eoheulem
iuaaiaae corUentuaj liberae civitatia ne aimuLatUmem qiädem aervea? Welter er-
wähnt er die auapicia^ wahrend des Aufsteckens der Fahne auf den laniculum
Dio Cass. 37, 28 gedenkt.
6) auffroffia Plin. pan, 63.
7) Nachdem im J. 275 n. Chr. der KaUer Tacitus im Senat erwählt ist,
heisst es von ihm Vopisc. Tac. 7 : inde Uum ad campum Mariium : ibi comitiale
Ifünmcd ctacendit: ibi praefeetua wbia Aetiua CeaetlUafwa aic loeviua eat: Voa,
aanetiaawü miUtea et aaeratiaaimi voa Quiriteay quem de aententia omnium exerci-
tuum aenatua eUgiit , Toetfufn dioo. AddamaJiwn tat o pofuto : t^ieiaabne
— 472 —
lag nahe, nach dieser Analogie anzunehmen, dass auch in den
Municipalstödten die Volksversammlungen seil Tiberius nur noch
als eine herkömmliche Form ohne Bedeutung eine Zeit lang fort-
bestanden und alimählich aufhörten, und dass, wenn von einem
consensus oder einer poslulatio populi die Rede ist, gar nicht an
eine Volksversammlung, sondern an eine gelegentliche Acclama-
tion, z. B. im Theater >) zu denken sein durfte. Allein diesen
Vermuthungen hat das Bekanntwerden der lex Malacüana ein
Ende gemacht, aus welcher wir lernen, dass wenigstens noch
am Ende des ersten Jahrhunderts die Wohl der Gemeindebeamten
dem Volke ohne alle Beschränkung zustand und sonach die w-
dinatio comäiorum des Tiberius sich nur auf Rom bezog, nicht
aber auf die Municipalstädte erstreckte. Denn dass in der Ur-
kunde von Malaca uns ein Municipalrecht vorliegt, welches, ab-
gesehn von localen Bestimmungen, nicht einer Provinciaistadt
eigenthümlich, sondern allen latinischen Städten gemeinsam war,
und auch auf ähnliche Rechtsverhältnisse römischer Municipien
und Colonien einen Scbluss gestattet, kann, wie Mommsen be-
merkt^), aus dem Grunde nicht bezweifelt werden, weil die
häufige Ertheilung solcher Gemeindeordnungen ebenso zu einem
gleichförmigen Schema führen musste, wie der jährliche Erlass
der Provincialedicte unter den Kaisem zu einem normalen edictum
provinciale (s. S. 397) geführt hat. Wir werden daher nicht
irren, wenn wir auf Grund der einzigen aber vollständigen
Quelle, welche, uns jetzt eröffnet ist^), uns eine allgemeine An-
schauung von den Vorgängen in den Municipalcomitien zu ver-
schaffen suchen.
TeraHs. Den Vorsitz führt hei alfen Wahlen, sowohl der livirt als
der aediles und quaestores der duovii\ welcher den Jahren nach
der ältere ist; nur wenn er verhindert ist, tritt der andre duofn*
Wahl der eiu^). Die Gandidaten haben sich bis zu einem bestimmten
Termine vor der Wahlversammlung zu melden {profiteri). Der
Vorsitzende prüft ihre Qualificatipn und macht, wenn er diese in
TaciU Augtute^ du U $ervaü, et reliqua quae solent dicL Ueber diese Acelama-
tiooen s. Marini Arvali p. 652.
1) Mommsen /. N. 2Ö69 : cum et populua in speetaeulia adsiäue higaa atatui
po$luUu8et. C. I. L. HI, 289: posiu^latiotu) jpop(u^O ^ theatto.
2) Mommsen Stadtrechte S. 398.
3) Lex Mal, 51—60. Mommsen SUdtrechte S, 421—427.
4l Lex Mal. 52.
— 473 —
OrdDUDg findet, ihre Namen durch Anschlag bekannt (proscrip"
tio). Melden sich nicht soviel Candidaten, als Stellen zu be-
setzen sind) so prUsentirt (nominal) der Vorsitzende selbst so
viele Personen, als noch fehlen; jeder derselben steht es aber
zu, ihrerseits nunmehr einen Gandidaten vorzuschlagen und auch
dieser hat wieder das Recht, dem Vorsitzenden einen Candidaten
zu prdsentiren (apud eum nominare). Alle diese Namen werden
angeschlagen und es steht niemandem frei, die Wahl, wenn sie
auf ihn föllt, abzulehnen i] .
Den Tag der Wahl setzt der Vorsitzende an und zwar zu-
erst für die Wahl der duoviri^ dann für die der Aedilen, zuletzt
für die der Quaestoren ^) . Gestimmt wird nach Gurion ; aber
nicht nur die Bürger sind stimmfähig, sondern auch für dieje-
nigen incolae^ welche gleiches oder besseres Recht hatten» 3]$ stimnTeciit
die m\micipe$y wurde vor dem Beginne der Abstimmung eine
Gurie ausgeloost, in welcher sie ihre SUmme abgaben'). So hatte
sich also in Malaca, obgleich dieses ohne Zweifel das ius der jün-
geren latiniscben Golonien (S. 54) besass^ das ursprüngliche isopo-
litische Niederlassungsrecht des latinischen Bundes erhalten, in
Folge dessen Latiner, wenn sie in eine andre latinische Stadt
oder auch nach Rom übersiedelten, dort ein beschränktes Stimm-
recht ausübten (S. 25), welches natürlich auch den Römern in
diesem Falle in den latinischen Städten zustand. Der weitere
Vorgang bei der Abstimmung beruht ebenfalls auf der alten Ord-
nung der römischen Guriatcomitien, über welche wir gar keine
Nachricht haben, der aber, wie wir jetzt erkennen können, die
Ordnung der römischen Tributcoroitien nachgebildet war, denen
daher der Wahimodus in den Municipien im Ganzen entspricht^).
Nach der Ausloosung der für die incolae bestimmten Gurie ruft
der Vorsitzende sämmtliche Guricn zur gleichzeitigen Abgabe der
Stimmen auf^). Dieselben begeben sich jede auf den für sie
1) Lex Med. 51.
2I Lex Mal. 54.
3j Lex Mal, 53 : quieumque in eo munieipio eomitia llvirity iUm <tediUbiUf
item quaestonbus rogandi» häbebit , ex eurü* sorte ducito unam , in qua incolae^
qui ctvet B(onuaU) Latinhe eives crurU, tufftagia feranif eUqut in ea curia tuf-
fragü laUo e$to,
4) Mommsen Stodtrechte S. 421—427.
5) Lex Mal. 55: qui eomitia ex hae lege hab^it, i$ municipe$ euriatim ad
luffragium ferendum voeato ita, ut uno vocalu omnet curiat in iuffragium voeety
eaeque eingulae in singtUis ecnaaeptie tuffragium per tabeUam ferani. Auch in
den römischen Tributeomitien wird \kiq, «XVjoei gestimmt. Dionyt. 7, 59.
— 474 —
abgesMttuten Platz {consaeptum) und beim Eintritt in denselben
legt jeder SUmmberechtigte ein mit den Namen der Candidaten
beschriebenes Stimmtäfelcfaen (tabella) in den Stimmkorb {cista}.
An dem Stimmkorbe jeder Curie stehen drei vereidigte Bürger,
welche indessen aus einer andern Curie genommen sind, als
unparteiische Stimmwächter (custodes) und Stimmzahler (dtW-
büores) , und ausserdem hat jeder Candidat die Erlaubniss in
seinem Namen an jede cista einen ctistos zu steilen. Alle diese
custodes geben, da sie in ihrer eigenen Curie zu erscheinen ver-
hindert sind, in derjenigen Curie eine gültige Stimme ab, in
welcher sie die Aufsicht führen^). Ist die Abstimmung fertig,
so zahlen die diribitores die Stimmen {rati(mem habentj, schrei-
ben das Besultat, welches sich in jeder Curie ergeben hat, auf
eine Tafel (tabula) und liefern dieselbe dem Vorsitzenden ein,
der zuerst das Ergebniss jeder einzelnen Cumenabstimmung nach
folgenden Grundsätzen feststellt. Gewählt ist, wer die relative
Majorität der Stimmen hat; bei Stimmengleichheit haben Väter
von Kindern oder wenigstens Verheirathete den Vorzug vor den
Kinderlosen und Unverehlichten ; ist auch in dieser Beziehung
Gleichheit vorhanden, so entscheidet das Loos^). Die so festge-
stellten Stimmen der Curien werden nunmehr nach der durch
das Loos bestimmten Ordnung verlosen und diejenigen Candi-
daten, welche zuerst die absolute Majorität der Curien erreichen,
als gewählte Magistrate von dem Vorsitzenden renuntiirt ^) .
deMvSuen Während so uns das Municipalgesetz von Malaca eine deut-
»n den Senat. iJQhe Vorstellung von den Hunicipalcomitien giebt, wie sie unter
Domitian noch in voller Wirksamkeit bestanden, enthält es doch
bereits, wie Mommsen bemerkt hat, eine Andeutung über die
Gründe, welche später die Uebertragung der Wahlen von dem
Volke an den Senat und damit das Verschwinden der Volksvei^
Sammlungen herbeiführten. Der Umstand, dass dem versitzenden
Duovir gestattet war, im Falle dass sich die Candidaten nicht
von selbst meldeten, seinerseits Candidaten zu präsentiren und
von diesen wieder andere präsentiren zu lassen, zeigt unzwei-
felhaft, dass schon damals der Zudrang zu den municipalen Eh-
renstellen nicht gross war. Jemehr sich aber in der Folge das
1^ Lex Mal. 55.
2j Lex Mal. 56 und dam Mommsen S. 420.
3) Lex Mal. Ö7. Mommsen S. 426.
— 475 —
Ehrenami in eine Last verwandelte, um so liäufiger wird das
Prasentationsrecht des Duovir zur Anwendung gekommen sein.
»War aberf, sagt Mommsen ^), «die Zahl der Gandidaten nicht
grosser, als die der zu besetzenden Stellen, so war die Wahl
eine Formalität, indem alle auf Nicbtcandidaten lautende Stimm-
zettel ohne Zweifel nichtig waren; dieser Fall aber, der auch
schon nach unserm Stadtrecht sehr leicht eintreten konnte, ward
immer häufiger, je seltener die freiwillige Meldung erfolgte. That^
sächlich kam es jetzt allein auf die Nomination an, und da bei
dieser die Duovirn den Ordo zuzuziehn pflegten 2), so lag in spä-
terer Zeit (Ue Wahl des Beamten factisch allerdings in den Hän-
den des Vorgängers und de& Gemeinderaihes , wenn auch das
Volk noch hie und da befragt ward«^). Dies ist also dieselbe
Sachlage, welche in Rom unter Tiberius eintrat; in den Muni-
dpien indessen kommt dieselbe erst viel später und allmählich
zur Erscheinung, bis sie, vielleicht erst im Beginne des dritten
Jahrhunderts^), ebenfalls gesetzlich regulirt wurde.
Die Behörden.
Wie die Gurion Verfassung der Municipalgemeinden so hat
auch das Beamtenthum derselben seinen Ursprung in der älte-
sten Periode der römischen Geschichte^). In den Städten des
latinischen Bundes^) erhielten sich noch lange, nachdem diesel-
ben das volle römische Bürgerrecht erlangt halten, die ursprüng-
lichen Behörden , nämlich entweder ein dictator ') , wie er in Dictatoreii.
1) Mommsen Sudtrechte S. 424. Kuhn 1, 239.
2) Cod. Theod. 11, 30, 53; 12, 1, 84.
3) Cod. Theod. 12, ö, 1.
4) Kuhn 1, 241.
5) S. Mommsen StadtTechte S. 429 IT. Henzen Annali 1859 p. 195 ft. und
AtmaU 1846 p. 253 ff. BulL 1851 p. 186 f.
6) Das VerzeicIinUs derselben giebt Dionys. 5, 61. Mommsen R. Gesch.
1, 337 Anm.
7) Dass die Dictatoren und Prätoren die ursprünglichen Behörden der Uti-
nischen Städte sind, geht hervor ans der Uz reptiundafwn des Jahres 632 =s
122. C. 1. L. I n. 198 lin. 78: sei tjuis eorum, quti [nominis LatiiU tunt — — ,
q%iei eorum in ma guisque eivitate dieta]/tor praetor aedilisve non fuerhU — ' — ,
▼gl. Mommsen ib. p. 71, und Spartian. Badr, 19: per LaUna oppida dictator et
aediUe et duumvir fSät, Uebrigens s. Lorenx De dietatoribu» LoUnie et muniei'
p<dibusy Grimma 1841. 4.
— 476 —
Aricia'), LaDUvium>), NomenUim'), Tusculum*), io der latini-
sehen Colonie Sulrium^) und in den nichilatinischen Städten
Caere ^) und Fabrateria vetus^j vorkommt, oder zwei den römi-
Pr&toren. schon Consttln entsprechende^) praetores, wie sie sich in Lavi-
uium^), Praeneste^^) und Cora^^) 6nden. Prfitoren hatten auch
die latinischen Colonien ^2] Signia^^) undSetia^^), die Bürgeroolo-
nien ^^) Gastrum novum ^^) und Auximum ^^) , die Städte der Her-
niker, welche seit S68 = 486 in den latinischen Bund aufgenom-
men worden waren (S. 25), Anagnia^®), Capitulum Hemicorum^^),
Perentinum^^^), und mehrere Municipien, in welchen früher praefecU
Recht gesprochen hatten, sei es nun, dass in diesen nach Erthei-
lung des vollen rOmisdien Bürgerrechtes den alten Magistraten
die Jurisdiction aufs Neue ühei^eben^^j oder erst damals die
1) Noch unter Traian, Orelli 14ÖÖ.
2) Cic. pr. Mü, 10, 27; 17, 45. Asconius p. 32. Orelli u. 3786. Henren
5157. 6086.
3) Orelli 208. Heozen 6138. 7032.
4) Liv. 3, 18 ; 6, 26.
5) Henzen BuU. 1865 p. 248.
6) Orelli 3787 « Mommsen 7. N, 6828. Uenzen 5772. Die beiden dietaiares^
welche in Fidenae unter Oallienua vorkommen (Orelli 112), sind duoviri, denen
dieser Titel nur missbrauchlich beigelegt ist, Mommsen C. i. L. I n. 1111. Hen-
zen ArmaU 1859 p. 195; der Dictator Albanus aber (OrelU 2293) ist ein Prie-
Bter. Henzen a. a. 0. p. 195.
7) Henzen BuU. 1865 p. 247 f.
8) In Rom selbst heissen bekanntlich die nachherigen Consuln ursprünglich
prattoret, Liv. 3, 55, 12; 7, 3, 5. Festus p. 161. 223. 241. Varro de L. L.
5, 14 und bei Nonius p. 23 M.
9) Orelli 2276 = Mommsen 1. N. 2211. Henzen 6709 und AnnaU 1846
p. 258.
10) Murat. p. 132, 1. Henzen ArmaU 1846 p. 257. C. L. I. l n. 1134.
1136. 1137. 1141.
11) Henzen 7022» C. /. L. I n. 1148.
12) S. oben S. 48. 49.
13) Henzen n. 7023= C. /. L. I n. 1146.
14) Henzen n. 7024 =C. /. L. I n. 1159.
15) S. oben S. 38. 39.
16) Henzen n. 7026.
17) Orelli 3868. Orut. 445, 9; 445, 10; 459, 9; 465, 4, in welchen In-
schriften Henzen AnnaU 1859 p. 197 PSaetor Iure Dicundo liest, da praefechu
abgekürzt PRAEF. geschrieben zu werden pflegt.
18) Grut. p. 394, 8; 464, 2; 487, 3. BuU. 1859 p. 46.
19) Orelli 125.
20J OreUi 3785.
21j Dies anzunehmen ist Henzen AnnaU 1859 p. 198 geneigt und zwar aus
folgendem Grunde: Anagnia erhielt im J. 448 = 306' eivUa« sine mffragk) und
wurde Prafectur; die früheren Behörden gingen aber nicht ganz ein, sondern
Liv. 9, 43 sagt: magisiraUbus praeterquam saerorum curatione mterdiotum. Als
nun Anagnia später volles Bürgerrecht erhielt und aufhörte Prifectur zu sein,
konnten die alten Behörden wieder in Thatigkeit kommen.
— 477 —
Prftloren eingesetzt wurden '). Endlich heissen auch in Gallia
Narbonensis die höchsten StadtbehOrden Prätoren ^) , und zwar
nicht nur in der 646 = 448 gegiilndeten (S. H4] römischen Co~
lonie Narbo^], sondern auch in den latinischen Golonien Nemau-
sus *) , ' Garcaso ^) , Aquae Sextiae «) , A venio ') , Vasio s) , Dea ®) , und
auch in Hispania Tarraconensis hat die civitas Bocchorüanorumj
nach Plinius eine verbündete Stadt ^<^}, im J. 759 = 6 zwei Prä-
toren ^^). Consuln nennen sich diese Oberbeamten sehr selten, contain.
indessen führten sie diesen Titel in alter Zeit in Tusculum ^^j und
Beneventum ^3) . In einigen der genannten Gemeinden haben sich
die alten Titel bis in die Kaiserzeit erhalten; der des Dictators
in Aricia, Lanuvium, Nomentum, Sulrium, Caere; der der Prä-
toren in Lavinium, Anagnia, Gapitulum Hernicorum, Gumae; in
den meisten aber sind später an die Stelle der praelores duoviri
oder gua/fiorvirf getreten, wie in Praenesle^*),Cora**), Signia^^),
Setia ^7) , Ferentinum ^^) , Avenio ^^) , und hie und da ist der
Uebergang noch erkenntlich an den combinirten Titeln praetores
n. 149B,
1^ So hatte Cumae zuerst jtraefeeli (S. 41 IT.) und später praetores , Orelli
welche Inschr. nach Cumae gehört (Mommsen /. N, ind. p. 459],
n. 2263.
2) Herzog De quämtdcan praetorum Qalliae Nafbonensis municipalium in'
$eripiionibus, Lips. 1862. 8. Derselbe OaUiae Narb, historia p. 213 ff.
3) praetores duumviri, Herzog O. N. H. app. n. 16= C. 1, L, I n. 1488.
4) praetor Illlvir, ib. n. 127.
5) ib. n. 266.
6J ib. n. 31. 366. C. /. L. I n..l488.
73 ib. n. 403.
8) ib. n. 430.
9) ib. n. 457.
10) Plln. N. H. 3, 77.
11) C. /. X. II n. 3695.
12) Plin. iV. H. 7, 136.
13) Heuzen BuU, 1860 p. 251. Mommsen i. N. 1381. In späterer Zeit wer-
den die duoviri nur znweilen ironisch Consuln genannt, wie von Cic. in Piaon,
11, 24; pr. domo 23, 60; <ic t. offr. 2, 34, 93, und wenn Ausonlus Clarae urbe$
14, 39 p. 135 Bip. sagt:
DiUgo Burdigalam: Bomam eolo: eivis in hae tuniy
ConnU in ambafnu: cuna Ue, ibi »eUa etmiii«,.
80 ist daraus auf einen officieUen Titel nicht zu schiiessen.
14) Jlviri. O.eUi 2391. 2532. 3923. Henzen 6093. 7163. 7164.
15) Ilviri, OreUi 3808 ==:: e. 7. L. I n. 1149; llllviri scheinen vorzukommen
C. /. L. I n. 1158.
16) Jlllviri. Murat. p. 477, 2. AnnaU 1829 p. 87 = C. /. L. 1 n. 1145. 1147.
17) Grut. 1066, 7.
18) Jlllviri. Orelli 784. Henzen 7083.
19) Herzog Qaü. Narb. Mit. app. n. 404.
— 478 —
Ilviriy wie in Abeliinumi), Gruraentum *) , Telesia*), Narbo*),
oder praelores quatuorviri^ wie in Htspellum^] und Nemausus^.
lediien. Ausser den beiden Pi^loren haben alle römischen und lati-
nischen Gemeinden zwei Aedilen, entsprechend den curulischen
Aedilen in Rom 7). Da die letztem in Rom selbst erst 387 = 367
eingesetzt^), hernach aber allen Städten römischen und latini-
schen Rechtes gemeinsam sind, so scheinen sie durch eine allge-
meine gesetzliche Anordnung, vielieicbt bald nach dem genannten
Jahre, in diesen Städten ebenfalls eingeführt worden zu sein*);
eine Nachricht hierüber aber ist nicht vorhanden. Wir wissen
nur, dass schon in den Präfecturen (S. k\] die Verwaltungs-
geschäfte von Aedilen besorgt wurden^ und dass in den drei
Städten Ariminum, Fundi und Formiae, welche 566 = 488 volles
Bürgerrecht erhielten und aufhörten, Präfecturen zu sein (s. S. 34),
keine Prätoren eingesetzt wurden, sondern die Aedilen, und zwar
hier in der Dreizahl, das Magistratscoilegium bildeten ^^) .
sp&t«reMtt- Am Ende der Republik und im Besinne der Kaiserzeit sind
nicipalord- ' ^
iiiing. die Differenzen, welche zwischen den alten Stadtverfassungen
Italiens bestanden, zum grossen Theile verschwunden und hat
sich ein im Wesentlichen gleichartiges Municipal recht ausgebildet,
welches wir zu betrachten haben werden. Die Entstehung des-
selben dürfen wir auf die lex lulia des Jahres 664=90 (S. 58)
zurückfuhren, in Folge deren allen italischen Gemeinden, welche
die civitas erhielten , ihr besonderes Stadtrecht {kx municipii,
S. 63) nach einem gleichen Princip verliehen wurde. W^ann aber
und in welcher Weise dieses, in die damals bestehenden alten
Bürgergemeinden Eingang fand, ist aus dem uns zu Gebote ste-
henden Quellenmaterial nicht zu ermitteln. Dass namentlich Sullas
Anordnungen in dieser Beziehung von durchgreifendem Einfluss
1) OreUi 3895 « Mommsen /. N. 1891. Henzen 7027.
2) Henzen n. 7028.
3) Henzen n. 7029. 7030.
4i Herzog OaU. N. hist. app. n. 16.
ö) Henzen n. 7031.
6l Herzog Gall. N. fUU, app. 127.
7) Mommaen Stadtrechte S. 430 Anm. 118.
8) Llv. 6, 42.
9) Mommsen Stadtrechte S. 430.
10) Ueber Arpinum s. Cic. ad /am. '13, 11, 3. Henzen n. 7033. 7034; fiber
Formiae Henzen n. 7035. Mommsen i. JV. 4094. 4102; über Fundi Henzen
n. 7036. Mommsen /. N. 4146. 4147. 4148. 4150. S. Henzen ÄnnaU 1859
p. 201.
— 479 —
gewesen wären ^) , Idsst sich weder beweisen noch mit einiger
Wahrscheinlichkeit annehmen, da selbst Cäsars lex lulia munt-
cipalis (S. 65) , die erste allgemeine Communalordnung für die
italischen und ausseritalischen Municipien, die fiigenthttmlichkeiten
der bestehenden alten Verfassungen keineswegs gänzlich besei-
tigte^). Wie langsam diese aufgegeben wurden, sieht man z. B.
daraus, dass Cicero es im Jahre 694=63 fUr eine Anmaassung
erklärt, dass duoviri einer Colonie sich Prätoren nennen^) und
dass doch noch im J. 705 = 49 die latinische Colonie Nemausus
Ton Cäsar Prätoren erhielt^).
Die Oberbehörde der späteren Municipalstädte besteht regel- ^{^tKnad
massig aus vier Personen, zwei höchsten richterlichen Beamten
und zwei Aedilen. Sie bilden entweder zwei Collegien von Zwei-
männern, nämlich duoviri iure dicundo und duoviri aediles (aeeti-
Heia poteslate)j oder ein Colleginm von Viermännern, von denen
zwei qtJLaiuorviri iure dicundo^ die beiden andern quatuorviri
aedües genannt werden^). Die quatuorviri sind den Municipien,
die duoviri den Colonien eigenthttmlich^), ein Unterschied, der
1) Mommsen R. O. % 366 f. Bethmann-HoUweg Rom. Civilprocess 2 S. 20.
2) So heisst es Ux lul. man. lin. 83: queiquomque m municipieis coloneis
praefeeiureU foreU eoneiUabulei» civium Bomanorum IJvirei Jlllvirti emnl (diooe
quo nomint magUtraium poie$tatemve habdnmtf tind en ist vorher nachge-
wiesen , dass es noch in der Kaiserzeit Diet&toren und PrStoren in den Muni-
cipien gab.
3) Von der durch den Marianer M. lunius Brutus im J. 671«s=83 nach
Capua geführten, aber von SuUa wieder aufgehobenen Colonie Gapua (Drumann
3, 14) sagt Gic. de leg. agr, % 34, 93, um die Anmaassung der Colonisten und
ihrer Behörden zu beweisen: cum ceietuin eolomit duumoiri cgppeUefUufj ki ae
practore» appellari voUbant,
4) Ueber die Colonie s. 8. 113; über die praetore» Herzog OaU. N. kUt.
app. n. 127.
5) Dies ist von Zumpt Comrn, tp, I, 170 ti. durch eine reiche Sammlung
von Beispielen erwiesen. Vgl. Henzen Armali 1859 p. 206. Mommsen Stadt-
rechte S. 433.
6) Dass dieser schon von Manutius iid Cie. pr. 6ext. 8 aufgestellte, später
von Zumpt Comm, ep. I, 161 ff. bestrittene und auch von mir bezweifelte Satz
als allgemeine Regel richtig ist, lehren jetzt die Zusammenstellungen zahlreicher
Beispiele bei Mommsen i. N. Index XXV. XXYI. Henzen Jnser. Vol. UI p. 154.
155. S. besonders Mommsen im cltirten Index s. v. duoviri. Henzen ÄimaU 1857
p. 111; 1859 p. 206 und in Borghesi Oeuvres 6, 319. Hubner C. /. L. II
p. 540^. Allerdings linden sich Ausnahmen von der Regel, aber verhaltniss-
misslg wenige. So kommen Illlviri vor In den Colonien Carsioli (Mommsen
/. JV. 5688. 5690. 5691), Luceria Qb. 946. 947. 948. 949), Sora (ib. 4498), In
der letztern daneben Jlviri (ib. 4496. 4497); dagegen llviri in den Municipien
Atin« Campaniae (ib. 4552. 4553 u. d.\ Aufldena (ib. 5140. 5142) , Caiatia (ib.
3903. 3917. 3918) , Herculaneum (ib. 2428. 2423) , Surrentum (ib. 2123) , Lam-
bftese in Af^iea (Henzen n. 7048) und einigen anderen (Henzen Index p. 155),
und beide, Ullvki und llv^i in den Munidpien: eivltas Marsorum [ilUvM^
— 480 —
•
namentlich in den Städten hervortritt, welche zuerst Municipien
waren und später Colonien wurden und daher zuerst lUIviri^
dann Ilviri haben ^). Die Magistratur der Colonien entsprach also
am genauesten der römischen Verfassung; allein wie in Rom
selbst der Prätor als collega minor consulum gilt^), so sind auch
in den Colonien die Aedilen, insofern sie ebenfalls richterliche
Beamte sind, trotz ihrer niedrigeren Competenz CoUegen der
Duovim, und es kommt, wenn auch ausnahmsweise, so doch
mehrfach vor^ dass bei Geschäften, bei welchen die Ilviri i. d.
und die Ilviri aediles gemeinsam betheiligt sind, sich alle vier
als IJIIvin bezeichnen ^j . Es gab sogar Städte^), welche nicht
allein die höheren Beamten, sondern alle Beamten in einem Col-
Yiirnri. legium von ocloviri vereinigten^), zu welchen dann zwei Vlllviri
duumvirali potestaU^) j zwei VIJIvtjH aediliciae poiestaUs'^) . zwei
Vlllviri aerarii^) (Quästoren) und zwei Vlllviri fanoimm^) (sonst
cw^atares fanorum] ^^) gerechnet wurden. In den latiniscben
Städten finden sich , wie in den römischen JlUviri ^^) und
Ilviri ^^} , aber in Salpensa wenigstens werden die Ilviri t. d.
und die Ilviri aediles ebenfalls als Collegen betrachtete^).
Mommsen /. iV. 5501, Ilviri 5498), Tereventum {lUlviri 5171, /ivirt 5173),
Volceii {imvifi 219. 220. 221, Ilviri 2630).
1) Beispiele sind Aeclanum, das als immieipium II Ilviri (Mommsen I. N.
1116. 1122. 1123. 1127), als Oolonie Ilviri hat (ib. 913. 1110. 1127 u. ö.); Ca-
nusium {Illlviri ib. 648. 649, Ilviri 635); Teanum (////t?fri 3997, //ciW 3985.
3998. 3984); Brixia (Mommsen C. i. L. V p. 439b).
2) Mommsen Staatsrecht 1, 20 Anm. 2.
3) Pompeii war eine Colonie des Sulla und hatte als solche duoviri^ welche
häaflg vorkommen. Nichtsdestoweniger finden sich in der Inschrift Henzen 7058
s= Mommsen /. N. 2198 alle vier Beamten, die Ilviri i. d. and die Ilviri aedi-
les als Illlviri bezeichnet nnd ebenso sind auch die vorher angefahrten IllJviri
zu verstehen, welche sich in Colonien finden.
4) Ihre Zahl scheint gering gewesen zu sein. Bekannt sind nur Amiternnm
(Orelli 3965. Henzen 7123), Interamna Praetutianorum (Henzen 7124), Penisia
(Orelli 3967), Nursia (Orelli 3966) und Trebula Mutuesca (Orelli 3963).
5) Ueber diese hat zuerst Aufschluss gegeben Borghesi Oeuvre$ 7, 206.
221 ff.
6) OreUi 3966.
T) Fabretti p. 401 n. 297 = 0r. 3963; p, 369 n. 132.
8) Orelli 3963.
9) Orelli 3963.
10) Orelli 3964.
11) So in Nemausus, Tolca, Reii ApoUinares, Cabellio, Avenio, Aptae in
Gallia Narbonensis. S. Herzog GaU. Narb. hiai, p. 213. 214.
12) So in Camunni in der lOten italischen Region. C. 1. L. T p. 519 nnd
in Malaca und Salpensa.
13) Lex Salptns. 29. Mommsen Stadtrechte S. 433.
^- 481 —
Nach Vorausschickung dieser allgemeinen Bemerkungen wen-
den wir uns zu den einzelnen Municipalamtern ^) .
4. Die beiden duovin oder quatuorviri iure^) dicundo sind competanr
* ' der lltiri
der Regel nach die höchsten Beamten; sie führen ausschliesslich i"»^ //^/v^w.
den Namen magistratus^) und sind, wie die Gonsuln in Rom, für
das Jahr ihres Amtes eponym^]. Zu ihren Befugnissen gehören:
Erstens die Gerichtsbarkeit, und zwar sowohl die streitige
Gerichtsbarkeit in dem Umfange, weichen wir oben S. 66 f. 76 f.
bezeichnet haben , als auch in den latinischen Gemeinden ^] und
den dazu besonders privilegirten römischen Municipien ^] , nicht
aber in den römischen Colonien , die freiwillige Gerichtsbarkeit,
d. h. die Vornahme der Manumission, Emancipation und Adop-
tion '^) . Diese Differenz ist ein merkwürdiges Zeugniss dafür, dass
die latinischen Gemeinden wie ein Theil der Municipien noch in
später Zeit einen Rest ihrer ursprünglichen Selbständigkeit be-
wahrt hatten , während die römischen Colonien von Anfang an
in der römischen Bürgerschaft völlig aufgingen ^) . In gleicher
Weise geschieht die Ernennung eines Vormundes in den italischen
Municipien und Colonien durch den römischen Prätor, in den
Provinzen durch den Statthalter •) , welchem von den Municipal-
1) Was ich im Folgenden zusammenstelle, sind die Resultate der Unter-
suchungen Ton Zumpt a. a. 0., Mommsen Stadtrechte S. 433 ff. und Henzen
Annali 1859 p. 208 ff.
2) lieber die in diesem Titel gewohnliche alte Dativform s. Orelli n. 121.
602. 3807. Marini At/ti p. 806. Neue Formenlehre 1, 193.
3} Dig. 50, i, 13: quid ttgOy ai alter ex magiitratibus toto anno afuerii —
ei omnia eollega aolua adnäniatravtrit? 26, 5, 19 $ 1 : magiairatus municipcdia
eolUgam auum quin dare tutorem poaait, non tat dubium, 27, 8, 1 $ 9. Fragm.
Vat. S 112. '
4) In der Inschrift von Puteoli, C. /. L. l n. 577 ist das Jahr 649 »105
so bezeichnet : ab coUmia dedueta anno XC, N. Fuftdio N. f. M. PuUio duooir(eia)y
P. RuUÜo Cn. Malüo eoa. Von der marianischen Ck)lonie Capua sagt Cic. de
l. agr. 2, 34, 92 : cum veniaatm Capuam, eoUmiam deduetam L, Conaidio et Sex,
SaliiOj quemadmodum ipai loquebantufj praetoribua* In Fizmum wird eine Statue
gesetzt Q. Licinio CriapinOy C. Berennio Maximo JJvir(ia% Grut. 490, 3, und
auch aut Golonialmünzea finden sich die Namen der Ilviri; Kckhel D. JV. 4,
474 f. Mehr a. bei Zumpt Comm» ep, I, 168.
5) Lex Salp. 28.
6) Paulus 2, 25, 4: apud magiatraiua munie^aUa^ si habeafU legia aeUonem,
emaneipari ei manumitU poteatr- Cod. lust. 7, 1, 4: apud eonaiUum noatfimi oei
apud conaulea praetorea praeaidea magiatfoiuave earum ci«tlaiiim, quibua häua-
modi iua est, adipiaei poteat — aervitiua Itifertaian.
7) Dig. 1, 7, 4; 1, 16. 3. Cod. lust. 8, 48, 1.
8) Mommsen Stadtrechte S. 436.
9) Qaius 1, 185. Ulpian. 11, 18. Instit. 1, 20 pr.
B&m. Altartb. lY. 31
— 482 —
hebttrden nur ein Vorschlag (nominatio) zugeht^), während in
den latinischen Gemeinden auch zu diesem Acte die dnoviri com-
petent sind 2).
Zweitens der Vorsitz in der Volksversammlung und das Recht,
die gewSthlten Magistrate zu ernennen [facere creareque) und zu
proclamiren [renuntiare] ^] .
Drittens die Ernennung und Vereidigung eines Stellvertre-
ters [praefecttts) für den Fall , dass der Duovir in Abwesenheit
meines Collegen die Stadt auf liSnger als einen Tag verlassen
wilM). Es ist dies ebenfalls ein altlatinisches Recht, nach wel-
chem der König, hernach der Consul, in seiner Abwesenheit einen
praefectus urbi ernannte, und bis in die Kaiserzeit während der
Tage des latinischen Festes alljährlich ein praefectus urbi bestellt
wurde *) .
Viertens der Vorsitz im Senat*).
Qwngue^ g. Die quinquetinnles'^). Einer der erheblichsten Unterschiede
der antiken Stadtrechte lag, wie wir mehrmals zu bemerken Ge-
legenheit hatten, in dem Grade der Freiheit, mit welcher der
städtische Haushalt geführt wurde. Alle Gemeinden hatten als
Einnahmequellen erstens ein städtisches Grundeigenthum an
Ackerland, Wiesen, Wäldern, Seen, Flüssen und Bergwerken^),
1) Ulpian. Dig. 27, 8, 1. Mommsen Stadtrechte S. 438 Anm. 137.
2) r^ ßalpens. c. 29.
3) Lex Malacü. c. 52. 59.
4) Lex Snlpens. c. 25.
5) Mommsen Staatsrecht 1, 167 ff. "
6j Cod. lust. 10, 31, 2: öbservare oporUhii magistraUu , tU deeürionihu$ bc-
Unniter in curiam convocatif nominationem ad certa munera fackmt. Beispiele
sind: Patronatftdecret aus Traians Zeit Orelli 784: M. Aciiius PlaMuSj L. Pt-
tronfus fyonto Ullvir i. d. 9(enatum') c(oiutU%KrurU) Ferentini in curia <udis
Mereuri; Senatsdecrete bei Marini Atti p. 4. 5. 6. Dass nämlich zwei duoviri den
Senat berufen und den Antrag steilen (yerba faekmt), ist der römischen Sitte
gemäss (s. die Senatasconsolte bei Frontin. de aquaed. ^ 100. 104. 106) und zei-
gen auch die Beschlüsse von Tergeste, C. I. L. V n. ö32, Putaoli, Mommsen
i. N. 2517 , Sera, Mommsen /. N. 4496} Vgl. Zampt Comm, tp. I, 167. Momm-
sen SUdt rechte S. 444.
7) Ueber die qiiinquefmaU$ haben zuerst die Untersuchungen von Zumpt
Comm. ep. I p. 73—158 und Henzen Annali 1851 p. 5 ff. 1858 p. 6 ff. 1^9
p. 208 ff. Aufschluss gegeben, durch welche die auf unzureichendem Material
beruhenden Erörterungen von Korislus Cenot, Piian. Dig». I p. 5; Oliverius
Marmorn Pisauremia p. 68 ff. ; £ckhel D. N, 4, 476 ; Savigny Geach. des R. R.
im Mittelalter 1 S. 41 ergänzt und berichtigt worden sind.
8) Die agri frueUiarii und die auf denselben liegenden Abgaben gehören
zu der noth wendigen Ausstattung jeder Gemeinde. Suet. Oct, 46 : JtuUam dtto-
detriginta eoUmiarum numero deduetarum ab «e frequentavü operibmque ae vecti"
galibus pubUcis plurifariam inttruxit. Rescript des Vespasian an die Decurio-
.— 483 —
welches eDtweder in Erbpacht oder in Zeitpacht ausgethan war,
und von welchem die Naturalabgaben oder die Pachtgelder in die
Stadtcasse flössen ^) ; zweitens ein Capitalvenndgen, welches aus
Stiftungen entstanden und zu besondern Zwecken fundirt war 2),
und drittens eine Steuer, welche \m Falle des Bedürfnisses auf
Bürger und Insassen ausgeschrieben wurdet). Ebenso machten
sich überall regelmässige Ausgaben n()thig für Bauten aller Art
und für die verschiedenen Leistungen, zu weichen die Commune
verpflichtet war^). Die Aufstellung des für diese Zwecke erfor-
derlichen Budgets war bekanntlich in Bom den Gensoren über-
tragen, welche für die fünQährige Etatsperiode die vectigalin ver-
pachteten und die Bauten in Entreprise gaben, ausserhalb Borns
aber nur den besonders privilegirten Gemeinden zugestanden.
Denn in den Provincialstydten machte oder genehmigte den Etat
der Statthalter (S. 355) ; in den freien Städten der Provinzen da-
nen von Sabora in Baetica, C. 7. L. II n. 1423: cwn nwHi» difßcuUatibus
mfirmitatem veatram premi indiceiis, permitto vohis oppidum «u5 nomine meo, ut
voiUSj in pUmum exstfutre, Vtetigalia, qnae ab diüo Augutto tieeepisse dicith^
eusiodio. 8i qua nova adieere voUis, de hU proeonmtUm adtrt d^eti». Diese Län*
dereien lagen nicht immer in dem Territorium der Stadt, sondern zuweilen in
andern Gegenden ^ theilweise auch in den Provinzen (s. oben S. 9). Ariminum
hatte Communalgüter in Gallien (Cic. ad fam, 13, 11, 1), Capua in CreU (Vel-
lei. 2, 81. ßoeckh C. 7. Or. 2597). Reiche Nachweisungen ähnlicher Fälle s. bei
Kuhn 1, 63. 64.
1) Gaius 3, 145: velvti si qua res m ptrpeiuum locixta 8itj quod evenii in
praedUs municipumy quae ta legt locantur , ut quamdiu inde vectigal 2f<^^^^^*
neque ip8i eonduetori neque heredi eiu$ praedium auferatur. Dig. 6, 3, 1. 2. 3:
ayri civitathim alii vectigaUt vocofüfif, alii non, VeeUgaUi voeantutj qui in ptt"
pttuum loccmiuf — ' — , mm vcctigalet auni^ qui Ha coUndi dantur, ui privaUm
agro$ nosttos colendoa dare Bolemui, Qui in perpetuum fundum fmendum eon-
duxerunt a mwUeipibuSt quamvis non efßciantur domhu, tarnen plaeuit eompetere
eis in rem aetionem advernu quemvia po$*e$sorem et advertus ipsos miunieipea,
ita tarnen f »i veeUgal solvani. Jdem est, sf si ad tempus habuerint eonductumnee
tempu» conduetionis finitwn bU. Dig. 19, 1, 13 $ 6; 27, 1, lö $ 10; 30, 1, 71
5 5; 43, 14, 1 S 7; 50, 1, 2 8 4; 50, 2, 6 S 2; 50, 8, 2 S 1. Cod. Tkeod. 15, 1,
48. Cod. lust. 4, 61, 10.
2) Cod. Inst. 1, 4, 26 pr. : Trepl Tflav xot^' fxaOTOv £toc xaic ireSXtae irpociooawv
iroXtTtxwv icpo^ö^oiv ^ icöpcov , ix hmmoUas ^ i| ihiom'XjSn y(»}|jtdkcDV, itapd xt-
VQ9V auTat; t) xaTaXi|jL7ravofi.ivo)v ^ oiupou|Aivoiv ^ dlXXtoc iicivooufiivaiv ^ iccpt'
7co(ir)dT)ao;xivcDV , etTE elc fpfa etts c(c otTwvlav sIts sie ^(iÖQtov 6Xx6v, dts
e(c iff-^ii^ii^ ßaXa^einv eIts ei; Xifji^Nac sttc eU TSf^^iiv t^ iropY(n>f olxoSofAdc ^
-(StfupmN ^ 6oo9tpo}Otoiv dicav6pfto>oiv YJ dnX&e <U xäc t&v iroXtTixdov Vp^^^^
rpo/oopouvToiv, %£Oir(Co)Aev x. t. X. Ausfübrilch bandelt hievoa Kuhn 1, öl-— 56.
3) Cod. lust. 1, 4, 26 S 7; 8, 12, 12; 10, 25, 2; 12, 64, 2. Cic. pr. Flaeeo
9, 20 : in aerario nüäl hahmi eivitatti, nihU in i>€etigaUbu§, Dwtt toHonu eon-
fleiendae pecuniaey aut versura -aut tributo. Auch in den sicllischen Städten ist
öfters von einem solchen tribuium für Communalz wecke die Bede. Cic. Verr, II,
2, 55, 138.
4) lieber diese munera s. Kuhn 1, 51 ff.
— 484 —
gegen und in den italischen Communen bildeten die censorischen
Geschäfte einen wesentlichen Theil der Selbstverwaltung, auf
welche indess ebenfalls einen controlirenden Einfluss auszuüben
die römische Regierung im Laufe der Zeit immer dringendere
Veranlassung fand. Diesem Umstände ist es zuzuschreiben, dass
in dem der römischen Gensur entsprechenden Municipalamte ver-
schiedene Veränderungen vorgingen, welche wir hier zu erwähnen
haben.
So wie in Rom selbst vor der Einsetzung der Gensoren,
d. h. vor 341 =443 ij die Geschäfte derselben von den Gon-
suln verwaltet wurden, so gehörte auch in den altitalischen Ge-
meinden die Gensur zu den Functionen der jährlichen Oberbe-
amlen, und diesen ursprünglichen Zustand finden wir noch im
J. 649=105 in der 560 = 194 gegründeten (S. 39) römischen
Golonie Puteoli, in welcher ein Bau von den Duovim locirt wird^),
und noch in der Kaiserzeit in dem latinischen Municipium Ma-
laca, dessen Duovim sowohl die Einziehung der Vectigalien als
die Bauten an Unternehmer austhun^). Allein je wichtiger es
für die römische Regierung wurde, jederzeit über die Steuerf^-
higkeit und die Stärke der dienstpflichtigen Bevölkei*ung Italiens
unterrichtet zu sein^j, um so mehr musste sie danach streben,
die Municipalcensur gleichmässig und mit der römischen über-
einstimmend einzurichten. Den ersten Beweis hiefUr liefern die
zwölf latinischen Golönien, in welchen, weil sie sich dem Kriegs-
JjjJ^«*J^^^f dienste entzogen halten, der römische Senat im J. 550=: 204
p»iceBror. Gensoreu einselzte, die den Census nach römischem Formular
vollziehen^) und die Gensuslisten an den römischen Gensor ab-
liefern mussten ^) ; und zwei Gensoren, welche, wie in Rom, als
eine eigene Behörde fungiren?), lassen sich in einer Anzahl von
1) Liv. 4, 8.
2) C. /. L. I n. 577.
3) Lez MaUte. c. 63: ^t Ilvir iure dieundo praeerii, rfeetigalia xdtroqtu
U'Umta »iv€ qtiid alhit eonmtunt nomine munieipum eius municipi loeari oporUbit,
loeaio. Mommaen Stadtrechto S. 445.
4) Vgl. Mommsea R. G. 1, 417.
5) Llv. 29, 15. Der Senat zieht zuerst die regelm&säigen Beamten dieser
Colonleo zur Verantwortung ; dann befiehlt er : eenstmn in iis eoloniis agi ex for-
mMla ah Uomanis eensoribus data; dari auiem placere eandem quam populo Ro^
mono; deferrique Romam ab iwraUe eentoribus eoloniarumy priusquam magistratu
abirerU,
6J Liv. 29, 37.
7j S. Henzen Annali 1858 p. 7, der die Bedeutung dieser Gensoren zuerst
einer eingehenden Untersuchung unterzogen hat.
— 485 —
latiniscben und föderirten Stadien Italiens nachweisen, nämlich
in Abellinum ^) . Aletrium 2) , Beneventum ^) , Copia (Thurii) *),
Cora *) , Ferentinum •) , Hispellum 7) , Teanum ^) , Tibur ») und
Caere *^) und sind auch in Sicilien^*) und andern Provinzen ^^j jn
die Stadtverwaltung eingeführt worden. Allein diese Anordnung
wurde in Italien wieder aufgegeben, als in Folge der lex lulia
vom J. 664 = 90 eine gleichförmige Municipalverfassung in den
mit dem Bürgerrecht neu ausgestatteten Gemeinden zur Geltung
kam: denn seit dieser Zeit*^) wurde das Censoramt alle fünf uebertr».
^ '' gong dersel-
Jahre von den regelmässigen höchsten Beamten ausgeübt, welche /j!J^JJ^^J
nicht censot^es^ sondern llviri [Illlvivi] censoria potestate quin- J^^ü^,
qumfiales oder. qumqtiennales censoria potestate oder llviri [llllviri]
censoria potestate oder llvijt [U llviri) quinquennales oder kurz
quinquennales, in denjenigen Gemeinden aber, in welchen noch
1) Mommsen /. N. 1892. 1889. 1890. 1891. 1893.
2) InBchr. ans der Zeit zwischen 620>-664 » 134--90, C. i. Xr. I n. 1166.
3) C. /. L. I n. 1221.
4)' C. /. L. I II. 1264.
5) C I. L. 1 n. 1153.
6) Inschr. aus Sullas Zeit C. /. L. I n. 1161. 1162. 1163.
7) Henzen n. 7031 = Annali 1851 p. 11.
8) C. /. L. I n. 1198.
9) C. /. L. I n. 1113. 1120.
10) In Caere kommt ein cenaor perpetuus vor, der einzig in seiner Art ist
nnd den ich hier nur der YoUständigkeit wegen anführe. S. über ihn Henzen
Ära Ceretana in Annali 1858 p. 5 — 9.
11) Cic. Verr. II, 2, 53, 131: iam vero cenaores quem ad modum in SicUia
isto praetore creati sint, optrae prtiitan e»t eognoteere. UU entm est magi$tratu$
apud SiculoM , qui diligeniissime mandntuir a populo propter hone eautam , q%u>d
omnes Siculi ex censu quotannis tributa conferunt. Ib. 56, 139: qtUtUo quoque
anno SicUia tota eensctur. Es wurden bini eensores in Jeder Stadt gewählt. Ib.
53, 133.
12) In Bithynien waren durch die lex Pomptia in allen Städten Censoren ein-
gesetzt, welche auch die ^ctio «€na(u< hatten. Plin. ep. 10, 112(113); 113(114).
13) Ich hatte früher nach Zumpt angenommen, daas der Name quinquemudi»
erst in der Kaiserzeit vorkomme. Dies hat Henzen berichtigt Annali 1851 p. 8 ff.
Annali 1858 p. 7. Annali 1859 p. 209, welcher denselben in verschiedenen In-
schriften republicanischer Zeit nachweist. Es sind dies namentlich die jetzt
C. i. L. Vol. I zuHndeuden Beispiele von llviri quinquennales in Abella n. 1228;
Gaiatia n. 1216; Castrum novum n. 1341; Pompeii u. 1246. 1247; Praeneste
n. 1140; Fasti Min. p. 474 n. XIII; femer von llllviri quinquenmUes in Gera
n. 1157; Puteoli 1235. 1236. Die letzten beiden Beispiele sind besonders lehr-
reich, da sie beweisen, dass in Cora die früher vorhandenen Censoren abgeschafft
und durch llllviri quinquennales ersetzt wurden, wie dies auch in Ferentinum
und Tibur geschah (Henzen Annali 1851 p. 8—10), während in Puteoli die
llllviri quinquennales als eine neue Behörde statt der fi'fiheren llviri erscheinen.
In einigen Städten erhielten sich indessen die eensores bis in die Kaiserzeit, wie
in Abellinum (Mommsen /. N. 1888. 1892), doch wird auch hier nur der Titel
geblieben, die Cenaur aber mit dem Hviraius verbunden worden sein.
— 486 —
Praetoren oder Aedilen an der Spitze der Verwaltung standen,
auch praetor es quinquennales und aediles quinquennaies hiessen^j.
Es geht namentlich, wie zuerst Zumpt nachgewiesen hat, aus
den uns erhaltenen Municipalfasten^) hervor, dass in den Gen-
susjahren neben den Quinquennalen keine Ilviri und llllviri in
Funcliou waren, sondern dass in denselben statt der Ilviri oder
JI Ilviri iure dicundo Ilviri oder llllviri qwnquennales gewählt
wurden. Die Gensur aber wurde wenigstens nach der lex luUa
municipalis gleichzeitig in Rom und den Municipien abgehalten ^j,
weshalb z. B. in den Fasten von Yenusia , welche die Jahre
720— 726 = 34— 28 umfassen, nur im J. 725 = 29, in welchem
in Rom ein Gensus statt fand^j, Ilviri quinqiiennaleSj in 'allen
übrigen Ilviri verzeichnet sind^). Das Amt der Ilviri (llllviri)
quinquennalen war einjährig^) und für dies Jahr eponym^), ob-
wohl die fünfjährige Periode zwischen zwei Censusjahren auch
1) Die Beweise hiefur s. bei Henzen /twer. n. 7075 und im Index p. 157.
Zompt Comm, ep. p. 93. Mommsen /. N. Index XXVI.
2) MunicipaUasten haben wir von Praeneste (C /. L. I p. 474 n. Xlll
= Henzen 716o), Nola (Orelli 4033 = Mommsen /. N. 1968), Interamna Lirinas
(Orelll 3680 = Mommsen i. N. 4195), Venusla (0. /. L. 1 p. 471) und Ostia
(Mommsen £p. Anal. n. 4).
3) Lex luUa munic, C. I. L. I n. 206 lin. 142: quat mumcipia cöUmiat
praefeclurae civium Romanorum in Italia sunt erunt, quei in eei$ municipieü eo-
ioneis praefectureis maximum magistratum maximamve potestatem ibci hahebit tum,
cum censor diusve quis magistratus Bomae populi censum agei, is diebus LX
proximeis, quibus seiet Bomae censum popuLi api, omnium municipium eolonorum.
suorum queique eiu» praefecturae eruni, quei cives Romanei erttnt ^ censum agito
eorumque nomina praenomina patres aut patronos tribus cognomina et quot annos
quisque eorum habet, et rationem peeuniae ex fbrmula census, quae Bomae ah
eo y qui tum censum populi acturus erit, proposita eritj ab ieis iurateis accipito
eaque omnia in tabulas pMicas sui municipi referunda curato. Eosque libros per
legatos — ad eos, quei Bomae censum agent, mittito.
4) Monom. Ancyr. c. 8. Mommsen Res gestae Divi Augusii p. 20 f.
5) Ebenso sind In Nola im J. 30 n. Chr. Ilviri ^ im J. 31 Ilviri quinq., im
J. 32 Ilviri, im J. 33 Ilviri und in der pompejanischen Inschrift Orelli 2530
= Mommsen I. N. 2378 nennt sich A. Clodius Flaccus Ilvir i, df. ter quinq., indem
er, wie aus der Inschrift hervorgeht, zuerst Ilvir , dann Ilvir quinquenndlig,
zuletzt Ilvir gewesen war. Er rechnet also die Quinquennalltät nicht als ein
besonderes Amt, sondern als eine Function des regelmässigen Duovirates.
6) Dies lehren ausser den angeführten Municipalfasten die Inschriften Orelli
82: huic anno quinquennalitatis Peiini Apri mariti eius pieps urbana Pieauten-
sium (statuam posuit')^ Henzen 7081: quod A. Lucemius Vecricmus L. TXtüHu
Cerialis IIvir{i) v(erba') f^ecerunt') de Ilviro quinquenn(^ali) in prox(Jmum') atinum,
fleri placere M. Vibium auctorem.
7) S. Orelli 3737 und die von Henzen AnnaU 1851 p. 12 angeführte In-
schrift von Veii, in welcher das Datum der Dedication bezeichnet wird : III non,
Ion. Aemiliano II et Aquilino cos. P. Sergio Maximo M. IMlio Sabiniano Ilvir,
qq, (a. 249 n. Chr.).
— 487 —
in den Municipien lustrum genannt wird>); ihre amtliche TbSitig-
keil bezog sich einmal auf die Aufstellung der BUi'gerlisten und
die lectio senalus, und zweitens ohne Zweifel auf die censorischcn
Finanzgeschäfte; denn dass sie, wie die römischen Gensoren, ein
regimen monim geübt hätten, ist schwerlich anzunehmen ^j .
Als seit dem Anfange des zweiten Jahrhunderts die Selbst-
verwaltung der Städte in Italien wie in den Provinzen in Ver-
fall zu gerathen begann und die kaiserliche Regierung sich ver-
anlasst sah, die Feststellung und Einhaltung der städtischen Etats
ihrer Gontrole zu unterwerfen, musste gerade das Amt der Quin-
quennalen, welches so lange das höchste und wichtigste unter
den städtischen Aemtern gewesen war, eine erhebliche Beschrän-
kung erleiden. Allerdings wurde anfänglich die Revision der
städtischen Finanzen nur in Fällen des Bedürfnisses einem aus-
serordentlichen Regierungscommissar übertragen, in ganzen Di-
stricten oder Provinzen einem vorreclor oder Siopdcoti^c (s. S. 78],
in einzelnen Städten einem curutor oder XoYto'nQ;^), allein wie Der carfttor.
aus dem Gorrcctor zuletzt ein Statthalter wurde (S. 79 ff.), so
verwandelte sich schliesslich auch der Gurator in einen ständigen
Beamten, auf welchen von den Functionen der Quinquennalen
ein so grosser Theil überging, dass man lange geglaubt hat, die
Guratoren mit den Quinquennalen für identisch halten zu müs-
sen^). Erst neuerdings ist ^ gelungen diesen Irrthum zu be-
seitigen und in der Hauptsache über das Verhältniss beider Be-
hörden ins Klare zu kommen ^) .
Die Quinquennalen sind, wie wir gesehen haben, ein Gol-
legium von zwei Personen; sie werden von der Stadt aus der
1) Orelli 2547. Henzen 7082.
2) Ueber die Befugnisse der quinq^ennaUs sind yiit fast ganz ohne specielle
Nachrichten. Wir sehen nur, dass sie im Allgemeinen die Fnnctionen der rö-
mischen Censoren hatten, was auch Festus p. 261 zu sagen scheint : quiv{(j%itn-
naUs .... app€Uay>antur y qui luBtrum eom^derent quinto quoque antw, a quo
nominyiri coepioa. Dahin gehört namentlich die Aufstellung der Gensuslisten
{lex Itd. mun. lin. 142 ff.), die leetio senaUu (ib. lin. 83 ff.), die loeatio vteti-
gaUum und die Vergebung der Bauten.
3) Cod. lust. 1 , 54, 3 : eurator reipublieae , qui graeeo vocabido logüia nun-
cupatur. Logisten kommen vor in Andros (C. /. Or. ?349), Alexandria in Aegypten
(Acta S. Didymi ei Thtodorae ans dem J. 304 ad 28 April.), Oyzicus (C. /. Or.
2782), Nicomedia (ib. 3771. 3773. Orelli 798), Nicaea (ib. 3747. 3748), Ephesus
(ib. 2987b. Orelli 798) und andern Städten. Vgl. Kuhn 1, 86.
4) Savigny Oesch. des R. it. Im Mittelalter 1 S. 41 ff.
5) Es ist dies das Verdienst Ton Zumpt Comm. ep. I, 146 ff. Uenzen 8ui
cwatoH delU eittä in ArmaU 1851 p. 6— 35.
„ 488 —
Bürgerschaft gewählt, und haben sieb bis auf die Zeit Constan-
tins des Gr. erhalten ^) . Der curator rei publicae dagegen —
denn von diesem reden wir ausschliesslich 2) — ist ein einzelner
Beamter 3), den der Kaiser ernennt^]. Er kommt seit Nerval)
und Traian^j vor, also seit der Zeit, in welcher auch die Cor-
rectoren beginnen^, und war also mit den Quinquennalen gleich--
zeilig in Wirksamkeit^). Ernannt wird er regelmässig nicht aus
den Bürgern der Stadt selbst^] , sondern entweder aus einem
andern Municipium ^^) oder aus den höchsten Ständen des Reiches,
den oiri egregii oder perfectissimi, d. h. dem Ritterstande, und
den viri clarissimi, d. h. dem Senatorenstande ^^), zum grössten
1) Im J. 249 D. Cbr. waren in Veii die Quinquennalen noch eponym (s. S. 486
Anm. 7), und in unsern jaristischen Quellen, in welchen sonst von Qninqnen-
n&len nicht mehr die Rede ist, haben sich noch zwei Verfügungen aas den Jahren
321 und 336 erhalten (Cod. Theod. 13, 3, 1 und 4, 6, 3), in welchen quin^iuen-
naU8 erwähnt werden. Die letzte ist auch in den Cod. lust. 5, 27, 1 aufgenom-
men, aber mit Weglassung des Wortes quinquennalftcu, das damals keine Bedeu-
tung mehr hatte.
2) £s giebt nämlich auch euratoret für besondere Geschäfte, z. B. curator
operum publicorum , kaUndarii , muneris jmhliei , viarum 8Umend€trum , welche
theils von der Stadt gewählt, theils vom Kaiser eingesetzt werden. S. über diese
lienzen Inaer. Index p. 161 und Annali 1851 p. 15. Kuhn 1, 46 ff.
3) Dies erglebt sich aus vielen Inschriften. S. Henzen Inscr. Index p. 109 f.
Afmali 1851 p. 13. Zumpt Comm. ep. p. 149. Boecking ad N. I). II p. 1000 ff.
4J So lange die Einsetzung des Curators noch eine ausserordentliche Maass-
regel war, wird gewohnlich der Name des Kaisers dem Titel hinzugefügt; z. B.
curator rdip, Bergomatium dolus est ah hnp. Traiano, Orelli 3898 ; curator reip.
Comens. datus ab imp. Hadriano, Orelli 3898; curator rcip. AcserrUnorum dolus
ab imp. optimo Antonino Aug.Pio, Orelli 2603. S. Henzen Inscr. Index p. 109
und Annali 1851 p. 14. Marini Atti p. 781. Zumpt Comm. ep. I, 153 f. Später
blieb dieser Zusatz weg, aber die Ernennung geschah immer nosh durch den
Kriscr. Cod. Theod. 12, 1, 20. Philostorgius Hist. eccles. 3, 27, wo Montins zum
Caesar Oallus sagt: o\>hi Xofiori^v, dyreiitev, l^eotl oot irpoyeiplaaodai, xai rdc
fltv ripaiTaiploDV Inap^ov dveXeiv ouvaio;
5) Die erste Erwähnung des curator reipublicae in den juristischen Quellen
findet sich, wie Kuhn 1, 37 bemerkt, in einem Rcscript des Nerva Dig, 43, 24,
3 J 4; von einem Xo^iöt^«;, d. h. curator, in Smyrna unter Nerva berichtet
Philostratus V. Soph, 1, 19.
6) Unter Traian sind wenigstens zuerst die curatores nachweisbar. Orelli
3798. 3887. Henzen AnnaU 1851 p. 33.
7) S. oben Seite 78.
8) Nach der Inschr. Orelli 3898 ist P. Clodius Sura zuerst IJvir quinpscn-
mtlis in Brlxla, dann et«rator reip, in Bergomum; nach Orelli 3806 war C. Ma-
trinius Aurelius Antoninus in Hispellum zuerst quinquennalis ^ dann curator.
Andere Beispiele s. bei Henzen Annali 1851 p. 20.
9) lienzen. a. a. 0. p. 18 kennt nur drei Falle , welche dieser Begel wider-
sprechen. Einer derselben (Orelli 3866) ist soeben angeführt.
10) S. die Sammlung bei Henzen a. a. O. p. 16.
11) Capitolin. M. Ani. philos. 11: curatores multis civitatibus, quo lalius s€-
natorias tendertt dignitates, a sefuUu dedit.
— 489 —
Theil sogar aas Prätoriern und Gonsularon i). Der Curator steht
demnach dem Range nach weit über den Municipalheamten ; er
braucht in der Stadt, welcher er vorgesetzt ist, gar nicht seinen
Wohnsitz zu nehmen 2), sondern führt seine Verwaltung als ein
Nebenamt, öfters in mehreren Municipien gleichzeitig^), und er-
scheint daher wenigstens anfangs als ein ausserordentlicher Auf-
Sichtsbeamter, dessen Amtsdauer nirgends angegeben wird, weil
sie von deo) Auftrag des Kaisers abhing, der aber auch nach
Erfüllung dieses Auftrags wiederhotentlich committirt werden
konnte^). Diese Stellung ändert sich in der späteren Raiserzeit,
etwa nach der Regierung der Severe *) ; seitdem ist der vurator
ein ständiger Reamter, der aus der RUrgerschaft selbst und zwar
aus den Personen, welche bereits die übrigen Municipalämter
bekleidet hatten^), zuerst noch immer vom Kaiser, ernannt^),
später aber, wie alle städtischen Magistrate, von den DecurJonen
gewählt und vielleicht nur vom Kaiser bestätigt wurde ^). Das
Yerhältniss der Quinquennalen dem Curator gegenüber wird man
sich demnach so zu denken haben, dass die Quinquennalen im
zweiten Jahrhundert ihre Geschäfte in vollem Umfange ausübten,
aber mit Genehmigung und unter Controle des ihnen vorgesetzten
Curators, im dritten Jahrhundert dagegen ihre Functionen nach
und nach einstellten und an den Curator abtraten, denn die
städtischen Guratoren der späteren Zeit führen wenigstens die
censorischen Finanzgeschäfte in eigener Person ; sie verpachten
die städtischen Ländereien ®) , legen die Gapitalien der Stadt
1) Ausführlich handelt hierüber Benzen Annali 1851 p. 22 ff. VgK Henzen
InBcr. Index p. 109.
2) Aus der Inschr. Orelli 3787 s= Momnisen /. N, 6828 geht hervor, dass
Ouriatius ('osanus, curator von Caere im J. 113 n. Chr. sich in Ameria aufhielt
und von dort schriftlich seinen Cousens zu einem Bau in Caere ertheilte. Vgl.
Borghesi Oeuvra 4^ 138. Henzeu a. a. 0. p. 25.
31 S. Borghesi und Henzen a. a. 0. Henzen Inscr. Index p. 109.
4) So kommt unter Alexander 8everu8 ein curator rp. Laniviorum vor, Grut.
p. 381, 1.
5) Zumpt Comm. <p, I, 154 f. Henzen Annali 1851 p. 29.
6} Cod. Theod. 12, 1, 20.
7) Marini Arvali p. 781. Inschr. vonSens bei Renier M€langes d'epigraphie
p. 43 : C. DecimiuB, C. Dtcimi Severi fil, Sabiniantu^ omnih. honorib. ajfud »{uos) '
fu!nciiu9\ curaiof r. p. civit, Yentt. ah impp. Severo et Antonin. ordinatus.
8) Nov. lustiniani 128 c. 16. Kuhn 1, 37. Ueber den Amtskreis dieser
äpäteren Curatoren handeln Roth De re munic. p. 98. Rüdiger De curiaUbua imr
perii Romani post Constantinum, Breslau 1837. 4. Kuhn 1, 58 f.
9) Dig. 50, 8, 3 pr. : praedium publicum in quinque armo9 idonea antiione
non exaeta curator reipublicae loeavit. Vgl. 50, 8, 11 $ 2. Kuhn 1« 43.
— 490 —
an*), conlrahiren Schulden für dieselbe 2], verwalten das ganze Bau-
wesen^) und haben eine Jurisdiction inter civitulem et priva-
tum^) j durch welche sie zuweilen den ihnen untergeordneten
Städten sehr lästig wurden^). Nur die Anfertigung der Gensus-
listen und die lectio senatus wird ihnen nicht besonders zuge-
schrieben und mag auch am längsten den Quinquennalen geblie-
ben sein, allein aus dem Umstände, dass im vierten Jahrhundert
die Gerichte bei ihnen Erkundigungen über Personen einziehn®),
darf man schliessen, dass auch die Führung der Personallisien
in dieser Zeit auf sie übergegangen war?).
r -■ - I I ■ 11^ > iB^ I I I — r - -- - — - ^^
1) Hierüber haben wir ein Fragment aus TJIpians liher aingvlarii de officio
cur<üori$ rei publicaef Dig. 22, 1, 33 Cod. lust. 11, 32, 2: ideoque eura jMiiris
civitatis aptid idoneos — pecunia öoUoranda est. Pater civitatis, iran^Jp 7r6Xeai(
ist nämlieb der spatere Titel des Curators. C. 1. Or. 2745. Gothofr. ad Cod. Th.
12, 1, 20. Cuiacil opp. ed. Fabretti. Vol. IV p. 6.
2J Dig. 20, 1, 11 pr.
3) Dig. 39, 2, 46 : ad curatoris reipublicae officium spectatf ut dirutae domus
a dominw cxatruantur. Dig. 43, 24, 3 i A ; 43, 24, 5 S ^ ? *3, 8, 2 « 17. Orelli
3701. 3767. 3787.
4) Dig. 50, 8, 2 S 6. Dig. 1, 22, 6: in conailium curatoris reipublicae vir
eiusdem civitatis adsidere non prohibetur, quiQ publica salario rton fruiiur.
5) PhÜostr. V. 8oph. 1, 19: dv-^p ßTtoTo;, «p ^vopia 'Poucpo«, toix; Sfiup-
vaioi>< iXo^toTEue TCtxp&c *ai duarpÖTToo^. ToÄrip xi Trpocxpouoa^ h Nixtjttj;
»jlppojao" etTtev xal oiTt^Ti irpoc^'ei otxaCo'^Ti.
6) Marini Arvali p. 786 hat hierauf aufmerksam gemacht auf Grund zweier
merkwürdiger Zeugnisse, nämlich Acta 89, Didymi et Theodorae vom J. 304, in der
Ausg. der BoUandisten ad 28 Apr. append. p. LXIIl: 6 Waortj^ eiirrv' xdXeiTov
XoYiOTTjv rrjc itöXera?. *H xdiSi; (d. h. officium, apparitores. Vales. ad Euseb. H. E.
p. 208. 216) eiirev "EöTnxev 6 Xoywt^;* 0 öixowjt^; elitev Ei«6 fiot, Aooxtc,
t( oISoc^ BeöScopav v^s ae(7ratSa; Ao6xto^ ^?''Q" Aixaord, (xd ti^v o9)v 'jy^iav
xal Xa|ji.7rp6T7]Ta , Eu^e^cardtTj ^orlv xal dEi6XoYOC xal itptfrco'J yI'Jou?. Acta S.
8ebaatianae aus der Zeit des Domitlan ad 7 luulum: Sep^ioc Tj-yspt^div eltrcv tui
Xo^tOTTJ) Uti^afslip ' U6^ts dorlv tö ^'^vatov toDto, xal iroia^ itöXeoi« dortv ; ÜTj^d-
oioc 6 Xo-yiOT^C siTie • [IÖXeo9( Scßaaxfjc iorw, Xoyixi^ 7rp<»Trj xc&v XaputpotdTOBV.
rioi^ hi piav(^ itcpiiitcacv , o6x oi5a. Kai y^P 4 iTaTJ|p aOrfj« Tplrov xdv5i^
l5(oxe (d. h. Spiele bei dem Antritt eines' Amtes geben, Vales. ad Ammian. 27,
3. Du Gange s. v.) xal cptXo« i-r^ero twv 9au(i.a9(a)v ^eSv, xal vuv xi ^ivo;
aux-^c ^v t^ FiUpdoir^ xfjc pir|xpoir6Xe(»^ *HpaxXe(ac ^v ttoXXtq eO^atpiovl^ djci.
7) Noch unerklärt ist eine andere den Gurator betreffende Nachricht, welche
ich wenigstens erwähnen will. In der diocletianischen Gbristenverfolgung des
J. 303 wurden In Girta in Numidlen den Christen ihre Beligionsbücher conflscirt
und zwar durch eine Person, welche Felix, flamen perpetuu^, eurator reipublicae
titulirt wird. Das Protocoll über die Thätigkeit desselben ist erhalten und her-
ausg. in Optati de schismate Donatillarum libri VII ed. Dupln, Antverp. 1702
fol. p. 168 ff. Henzen Annali 1851 p. 33 glaubt, hiezn sei Felix als Gurator
befugt gewesen , weil er eine Sittencensur ausgeübt habe , wovon sonst kein
Beispiel vorliegt ; Renier M/langes p. 45 nimmt dagegen an , dass Felix als fla-
men perpetuus gegen die Christen eingeschritten sei. Eine solche Befngniss be-
sass in dieser Zelt allerdings der saeerdos provindae (s. S. 368); ob sie aber
einem flamen munieipaUs zustand, Ist noch zu beweisen.
Sk
ren.
— 491 —
3. Die Aedilen sind, wie bereits bemerkt worden ist, regel- Die iediien.
mtissig dem Range nach die zweite jiihrJich fungirende Muniei-
palbehörde; und gellen als collegae mtnores der Genchtsherren,
mögen sie nun Jlllviri oder llviri aediliciae potesiatis genannt
werden. Sie entsprechen den curulischen Aedilen in Rom und
in Interamna findet sich auch der Titel aedth's cin-ulis^), wilhreud
in Ariminum ganz vereinzelt aedtles cundes und aediles plebis
gleichzeitig vorkommen^). Ihr AmUkreis^) umfasstc die Sorge
fttr die öffentlichen Geböude und Wege^) , die Erhaltung der
Bäder ^j, die cura an7wnae^]f und namentlich die Marktpolizei ^]
und Controle der bei dem Marktverkehr angewendeten Maasse
und Gewichte ^) ; ihnen steht dag Recht zu körperliche ^) und
Geldstrafen zu verfügen : die letzteren müssen sie aber nach dem
Gesetz von Malaca bei den Duovirn anzeigen, welche die Ein-
ziehung übernehmen ^<>) .
4. Die Quaestoren. In der Rangfolge der jährlich zu be- Die Quisto-
setzenden Munidpalämter ist das dritte die Quaestur, in Betreff
deren indessen die Stadtrechte wesentlich differirten. In einigen
Gemeinden scheint es Quaestoren gar nicht gegeben zu haben,
1) Orelli 3279.
2) Orelli 3979 = Toiiini Rimini avanti il principio deW tra volyare, Kimini
1848. 8 p. 336 n. 13: L. Beiutio L. f. Pal. Furiano AediU, cui et curulia
i(urif) d{kiio) et plebeia mandata ett. Ein aediUs cunUis Orelli 3836 = Tonini
n. 14. Die übrigen Inschriften , in welchen omii einen aediUs plebU gefunden
hat, sind sehr zweifelhaft. In der Inschr. von Ariminum Henzen n. 6008
= Tonini p. 299 n. 25 liest Mommsen Hermes 1, 66 II J VIR AEDiUeiae Po-
teslaUSj in der Inschr. von Cremona aber Orelli 3843, jetzt C, i. L. V n 53,
AEDILI8 PoUfae). Der Unterschied beider Aedilen bezog sich auf ihr verschie-
denes Multirungsrecht. Tac. Ann. 13, 28: cohihita atima ei aediUum pötestcu
sUüuttanque y quanUun cutuUm^ quantum pUbei pignoris caperent vel poenae irro-
gorent. S. Mommsen 8tadtrechte S. 451.
3) S. £v. Otto De <xedUibus coloniofum et municipiorumj Lips. 1732. 8.
Kuhn 1, 57.
4) Dig. 43, 10, 1. Orelli 3973. Mommsen /. N. 1481 : C. Enniua M. f. C.
Beryonhts Q. f. atd. viam Bt^aiotrunt ei laeuu$ feeenaU. Aasführiich handelt hie-
von Otto p. 323—332.
5) Platarcb. Sympoi, III. Vol. VIJI p. 614 Beiske. Digest. 19, 2, 30 % 1.
Otto p. 315 ff.
6) PetroD. .44: initrim nemo curat , quid annona mordet. Non mehercuUa
hodie huecam pania invtnire potiu. aeditea male eveniat, gut* cum pUioribus
eolludunt: ^yServa me servabo <e". Itaque populua minutus lahorat. Dig. 16, 2,
17: condemnaiuSy quod ariiorem annonam a^ilitatis tempore praehuit. Otto p. 357.
7) Apulel. Met. 1, 24. 25. Dig. 50, 2, 12.
8) luvenal. 10, 100. Persius 1, 129. Dig. 19, 2, 13. Henzen n. 7133.
9) Dig. 50, 2, 12 : eos , qui tUensUia negoUantur et vendvnt , licet ab aedi--
libu$ caedantWf non oportet quasi vilea perdonaa neglegi.
lOj Lex Malae. c. 56. Mommsen Stadtrecbte 6. 450.
— 492 —
wie in Arpinum, wo von den drei Aedilen <) einer die Sladtcasse
verwaltetet)^ und ebenso dürfte es in Fundi und Formiae') ge-
wesen sein. In denjenigen Städten aber, welche Quaestoren
hatten, nahmen diese wieder eine verschiedene Stellung ein, in-
sofern die Quästur in einigen als ein Aof?or, in andern als ein
miinus ga1t<). Derselbe Unterschied tritt namentlich hervor in
den latinischen Gemeinden, in welchen durch die Bekleidung
eines honor die rdmische Civität erworben wurde (S. 55) . Dieser
honnr war für die Gami die Aedilität von Tergeste (s. S. 56), in
Salpensa aber die Qudstur^).
Es ist bisher von den regelmässigen Municipalmagistraten
gesprochen worden und es liejgt nicht in der Absicht dieser Dar-
stellung die einzeln vorkommenden zum Theil noch jetzt aus
besondern Ursachen zu erklärenden Abweichungen von dieser
Regel vollständig aufzuführen, wie z. B. die in Venusia^), Tea-
num^) und vielleicht in Pisa ^) sich findenden tribuni pfebis^ die
Ariminum ^) und Cirta ^^) in Numidien eigenthümlichen tresviri
und andre Beamtencollegien, die überhaupt zu den regelmässigen
Magistraten nicht zu rechnen sein dürften ^^), dagegen ist es nö-
thig die Fälle noch besonders zu erwähnen, in welchen für
die regelmässigen Magistrate eine Vertretung durch praefecti^^)
statt fand.
Fra$f$ctii.d. 5. Eine ausserordentliche Stellvertretung war nur erforder-
1) Henzen 7033. 7034.
2) Cic. ad AU. 15, 15, 1 : tu nwnmoB Arpinaium^ »i L» Fadius aetUlU peUt,
vel omnes reddito.
S) Hier sind ebenfaUs drei Aedilen. Henzen 703Ö. 7036. 7037.
4) Dig. 50, 4, 18 ^ 2: et quaeatura in aliqua eivitate inter honores non ha-
betur, sed personale munus est. Dies scheint in Aqaileia der Fall gewesen zu
sein, wo quaestoree niemals vorkommen (Mommsen C. /. L. V p. 83), und in
Nola. wo sie in den Fasten (Mommsen /. iV. 1968) nicht aufgeführt werden.
5) Lex Salp. 21. Ob aus Strabo 4 p. 187, welcher von Nemavsus sagt:
t^f>*jya xaX t6 'xaXo6fuvov AdTtov, &ox£ to6( d^toift^ac dYopctvopilac xal Tafjiielac
is Nefia6oq> 'Po>p.a(ou; uicapyeiv, mit Mommsen Stadtrechte S. 416 zu folgeni
ist, dass man beliebig die amtliche Laufbahn mit der Aedilität oder mit der
Qnästur habe beginnen können, scheint mir sehr zweifelliaft.
6) Henzen 7143.
7) Henzen -5985.
8) Orelll 3145.
9) Tonini Rimmi p. 247.
10) Mommsen Hermes 1, 55 ff.
11) Hieher gehören die zuweilen vorkommenden quinqueotri, über welche
vortrefflich handelt Henzen Annali 1859 p. 221 ff.
12) Ueber die praefecti in den Municipien s. namentlich 'Mommsen Stadt-
rechte S. 446 ff. Henzen Annali 1859 p. 212 ff.
— 493 —
lieh bei dem obersten Magistrate ^j und zwar in zwei Füllen:
einmal wenn derselbe durch Abwesenheit oder andere Gründe
zeitweise verhindert war zu fungiren, und zweitens, wenn er
überhaupt nicht vorhanden war*). Was den ersten Fall betrifft,
so ist bereits S. 482 bemerkt worden, dass der Duovir zunächst
von seinem Col legen vertreten wurde, wenn er aber in Abwe-
senheit seines Collegen auf länger als einen Tag verreiste, einen
praefectus selbst ernannte, der somit allein Vertreter beider Duo-
virn war. Ein ähnliches Verfahren wurde befolgt, wenn der
Kaiser oder ein Mitglied der kaiserlichen Familie, was nicht selten
geschah 3), ein Municipalamt annahm, welchem er natürlich per-
sönlich nicht- vorstehn konnte, nur mit dem Unlerschiede, dass,
da es sich hier um eine Vertretung nicht auf wenige Tage, son-
dern auf das ganze Amtsjahr und um die Ehre, den Kaiser zum
Duovirn zu haben handelte, nicht der zweite Duovir, wie es ge-
setzlich möglich gewesen wäre, die Geschäfte allein führte, son-
dern ein von dem Kaiser ernannter^} Präfect im Namen des Kai-
sers^) die erste Duovirnstelle bekleidete, und wenn zwei Mit-
glieder des kaiserlichen Hauses beide Duovirnstellen übernahmen,
für sie zwei kaiserliche Präfecti gleichzeitig eintraten^).
Im zweiten Falle, nämlich wenn die höchste Magistratur über-
1) Mommsen i. JV. p. 480 stellt dio Regel auf^ daas nur für die JJviri prae-
fecti ern&nnt worden seien,. 'wogegen Henzeu a. a. O. p. 214 bemerkt, dass nicht
nur in Brixia praefeeti aedüicia potestate (Orelli 3909. Henzen 7073), sondern
auch in Patavium (Uenzeu 7072) vier praefeeti statt der Jlllviri vorkommen,
von denen zwei also aedüicia potestate waren.
2) Das Decret von Pisa Orelli 643 wurde im J. 4 n. Chr. gefasut, ,,ettm
in colimia nostra propter contentiones candidatorum magistratus non esserU/* Und
weiter : ob eas res universi decurione$ eolonique, quando eo com in colonia neque
Uvir neque praefeeti erarU, neque quisquam iure dicundo prauratj inter sc con-
aenaerufU.
3) 8partian. Hadr. 19 : in Eiruria praeturam imperator egit, per Latina op-
pida diciator et aedilis et duumvir fuit^ apud Neapolim demarchutf in putria aua
quinquennalis et item Hadriae (f%ünq%tennali9^ quasi in alia pairia^ et AÜtenis arehon
fuit. Zahlreiche Beispiele hievou s. bei Henzen Inscr. Index p. 160. Zumpt
Comm, ep, p. 56 IT. Mariui Arvali p. 175. 419. Boxghesi Oeuvres 1, 490; 6, 31Ö.
4) Wenn einigemal ein kaiserlicher Präfect ex «enaftis eonsuUo erwähnt wird
(Orelli 3874. Mommsen I, N. Ö330) , so ist anzunehmen , dass in diesem Falle'
der Kaiser die Ernennung ausnahmsweise dem Gemeinderath Qberiiess. S. Momm-
sen Stadtrechte S. 448.
5) Daher fügt der kaiserliche Präfect seinem Titel den Namen des Kaisers
hinzu. Henzen 6470: Q. Deeio Saiwmino praef. Quinq(uennali) Ti. Cae-
saris AugusU , iter{um') Dntsi Caesaris Ti. f. , terüo Neronis Caesans Oermaniei,
Andere Beispiele bei Henzen Index p. 1&9 f.
6) OreUi 3874. Borghesi Oeuvres 1, 490.
ntcr.
— 494 —
haupt vacant war, pflegte in älterer Zeit, wie in Rom ^}, so auch
in den Municipien von dem Senat ein inten^ex ernannt zu wer-
den 2), um die Wiederbesetzung der Stellen zu veranlassen und
zu leiten. Später, wie Mommsen annimmt^ seit dem Ende der
^*ti^'''^" Republik, verordnete eine fea; Peironia^)^ dass in diesem Falle
der Stadisenat praefecti wählen solle, welche, da ihnen die Stell-
vertretung nicht von dem Inhaber der Stelle mandirt, sondern
durch Wahl des Senats übertragen war, sich als eine besondere
Art von praefecti bezeichnen. Ihr Titel ist nämlich: praefectiis
iure dicundo ex decurionum decreto lege Petronia*)^ Illlvir prae-
fectiis lege Petronia^],^ Illlvir lege Petronia^)^ Ilvir praef. iure
dicundo ab decurionibus creatus ') , praefectus i. d, ab, decurionibus
rreatus^) oder praefeclus decurionum decreto iure dicundo^). Es
kam vor, dass nach diesem Gesetze für alle vier Oberbeamten,
also auch für die Aedilen, quatuorviri praefecti gewählt wurden ^^] ,
dagegen aber auch, dass, wenn bei der Wahl der Ilviri t. d.
nur ein Candidat die Majorität erhielt, für die zweite Stelle ein
praefectus von dem Senat bestellt wurde. Die Function der Prä-
fecti währte regelmässig nur bis zur Neuwahl der ordentlichen
Beamten : selbst wenn diese Wahl innerhalb des Jahres nicht zu
Stande kam, scheinen die Präfecten wenigstens einmal, vielleicht
nach sechs Monaten ^^j erneuert worden zu sein. Die Fasten von
1) Mommsen StaAtsrecht 1 , 15 f. und besonder^ Liv. 1, 17. Cic. de T<p,
2, 12. Dionys. 2, 57. Appian. B. C. 1, 98.
2) Er findet sich in Benevent, C. /. L. I n. 1221 und Fonniae. Orelli 3876
= Mommsen 1. N. 4094.
3) Diese lex wird mit vollem Namen angeführt in der Inschrift v. Pompeii,
Orelli 3679 = Mommsen /. N. 2250 und in der Inschr. von Aesernia, Henzen
6957. Dass aber auch die Abkürzung P, L. P, zu lesen ist praefeetw lege Pt'
ironia, sah zuerst Borghesi Oeuvres 6, 322. Ueber den Inhalt und die Zeit des
Gesetzes ist nichts überliefert; die erste Erwähnung desselben findet sich in den
Fasten von Venusia im J. 722 = 32 (Mommsen 7. N. n. 697), weshalb die Ver-
oiuthnng von Borghesi Oeuvre» 3, 366, der es dem tonml auffectus des J. 778
a&2ö n. Chr., C. Petronius Umbrinus zuschreibt, nicht richtig sein kann. Ohne
irgend ein brauchbares Resultat ist die Schrift von Arditi La legge Petronia,
Napoli 1817. 4. Später haben über das Gesetz gehandelt Zumpt Comm. ep.
I, 60. Mommsen 8tadtrechte 8. 447. Henzen Annali 1859 p. 213.
4) Orelli 3679 = Mommsen 7. N. 2260.
b) Mommsen /. N, 4195.
6) Henzen n. 6957.
7j Orelli 3818.
8j Orelli 2287.
9) Mommsen /. ^. 1948.
10) Henzen n. 7072 und in Annali 1859 p. 214.
11) Henzen Annali 1859 p. 215.
— 495 —
Venusin ^) führen im Jahre 722=32 zwei praefecii für die Zeil
vom 1. Juli bis 1. September auf, d. h. bis zur Wahl der re-
gelmässigen Beamten; in den Fasten von Interamna Lirinas ^)
finden wir im J. 67 n. Chr. zwei JJlIviri i. d. ; im J. 68 zwei
qitinqueimaleSy im J. 69 zwei IJJlviri i\ cLj dann einen JJlIvir
praefectus lege Petronia und nochmals einen iJIlvir praefectu^ lege
Petronia, welcher der Nachfolger des ersten zu sein scheint; im
J. 70 zwei JUIviri praefecti lege Petronia und nochmals zwei
Ullviri praefecii lege Petronia^ so dass jedes dieser beiden Colle-
gien ein halbes Jahr im Amt gewesen sein dürfte. In Hinsicht
auf die Gompetenz stehen natürlich die Präfecten den ordentlichen
Beamten, deren Stelle sie einnehmen, gleich; insbesondere haben
sie, wie schon ihr Name anzeigt, die Jurisdiction und den Vorsitz
im Senat 3) und sind für die Zeit ihrer Amtsverwaltung eponym^).
Wir haben endlich noch zu reden von den Ehrenrechten,
welche den Municipalbeamten zustanden, und andererseits von
der Qualification, welche von ihnen gefordert wurde.
Wie die Magistrate der MunicipalstiSdte überhaupt den pa-^J^JJ^***'^!*
tricischen, nicht den plebejischen Aemtern der Stadt Rom nach- ''^'»^«•
gebildet sind, so nehmen sie auch in ihrem äusseren Auftreten
eine Analogie mit den curulischen Würden Roms in Anspruch.
Sie erscheinen innerhalb ihres Territoriums in der praetexla^) Prattexta.
unter Vortritt wahrscheinlich zweier Lictoren, welche fasces tra- Fasces,
gen^'). Die fasces unterscheiden sich zwar von den römischen
nicht nur dadurch, dass sie keine Beile haben, da den Munici-
palbeamten ein militärisches Imperium nicht zusteht '), sondern
auch wahrscheinlich in der Form, weshalb sie auch virgae ^) oder
1) Mommsen /. N. 697.
2) Mommsen L N. 4195.
3) Henzen n. 7072. Orelli 4041 = C. i. L. V n. 961.
4) ViÄCOuti Mont^merUi Gabini^ Milano 1835. 8 p. 11.
b) LiT. 34, 7 : magistratibus in eoloniis municjpü«ju«, lUe Romae inflmo ge-
neri magistris vicorum togae praetextae habendae ius est, nee ut vivi $olum ha-
beant tuntum insigney sed etiam ut cum eo trementur mortui: feminU dumioxat
purpurae utu interdieem^ua ? Horat. Serm, 1, 5, 34:
Pundos Aufldio Lusco praetore libentes
ImquimuSy msani ridentea praemia seribaty
praet€xtam et latum clavum prunaeque batiUum,
Apul. Met, 1, 24.
6), Cic. cU leg, agr. 2, 34, 93: (feinde anieibant lieiores , non cum barillis,
»ed ut hie praetoribu» anteeunt, cum fascibua duolnu,
7) Mommsen Staatsrecht 1, 302 A. 3. Wenn bei Patron, c. 30 auch securts
erwähnt -werden, so ist das, wie Mommsen bemerkt, eine Ironie.
8) Anson. Met. 1, 24.
— 496 —
bucilli^) genannt werden, sind aber allen Beamten gemeinsam^,
den Ilviri^)^ Illlviri*)^ qumquennales^)j aediles^) und sogar den
VIviri Augustales '^), von welchen wir noch besonders reden wer-
seUacuntii». den; die höchsten Beamten bedienen sich femer der sella cwu-
Tribunai. //s ^j , Sprechen Recht auf einem tribunal^) und verfügen über
ein zahlreiches Dienstpersonal von servi publici^^) und Beamten,
AppaHiitris. namenlHch apparitoreSj arcarii^ commeniarienses^ librarii, Uctores,
praecones, scribae^ tabellarii, viatores^^), dispunctores^^).
Der Eintritt in den Gommunaldienst eröffnete auf diese Weise
die Aussicht auf eine einflussreiche und äusserlich angesehene
1) Cic. (U l. agr. 2, 34, 93. Vgl. Cic. ad Alt. 11, 6, 2.
2j S. Borghesi in Cavedoni Martni Modeneai p. 302.
3) Cod. Theod. 12, 1, 174 = Cod. lust. 10, 31, 53: duumvirum impune
non lieeat extollere potesiatem fascium extra metas propriae civitatis. Aaf einen
JJvir von Lambaese in Numidien bezieht sich die Inschrift Henzen ö7ö8*s=Re-
nier Inaer. de l'Algir. n. 93:
Bane aram Nymphis exitruxi nomine laetus^
Cum gererem fascea pairioie r%anort seeundo.
Plus tarnen est mihi grattts honos, (juod fasdbus annus
Is nostri datus est^ quod sancto nomine dives
Lambaesem largo perfudit flwnine Nympha.
Einen lictor duumtfiralis in Oapua s. Henzen n. 71 56, und von dem Ilvir von
Narbo, Artanus, sagt Martial 8, 72:
Quem puUherrima Usm redire Narho
Ad leges iuhet aafmuosque fasces.
4) Auf dem Monument eines illlvir von Apulum in Dacien (C. /. L. III
n. 1063) sind neben der Inschrift zwei Lictoren mit fasees dargestellt.
5) Apuleins Met. 10, 18: oriundus patria Corintho\ quod eaput est totius
Achaiae provinciae, — — gradatim permensis honoribus quinquennali magistraiui
fuerat desUnatus ^ et ut tpündori eapessendorum responderet faaeiumt muntu pUz-
diaiorium triduani speetaeuU poUicitus, latius munijleenUam suam porrigebai.
6) Apulei. Met. 1, 24.
7) Petron. c. 30. 65. Maffei Mus. Ver. p. 117 n. 2. 3, wo sechs fasees
dargestellt sind. Ob diese sich auf die VIviri Augustales beziehen, ist nicht aus«
zumachen. Leber diese sechs fasces vgl. Furlanetto Le antiche lapidi del nwseo
di EsU, Padova 1837. 8 p. 119.
8) Diese kommt unter den Insignien eines pontifex munieipalis vor. Hen-
zen n. 5957, unter den Insignien eines IJvirf Mommsen /. N. n. 2001 und dazu
Corrigenda p. XXIII; n. 2096. •
9) Dies tribunal wird erwähnt in Benevent (Orelll 2744 = Mommsen /. iV.
1502J, tribunal et roslra in Kusicade, Henzen 6956 s= Renier Inscr. de l*Alg,
u. 2169; tribimal iudicum in Auzla in Numidien, Renier n. 3575. Auch in der
Inschr. von Ostia, Orelli 3882 heisst es : tribunal in foro marmorewn feeit. Huie
staiua inaurata d. d. p. p, posita est, ilem ahenea d, d. p. p. posita est proxume
tribunal quaes(torisy^ das letztere ist indess nicht das Tribunal des Monidpal-
quästors von Ostia, sondern das des römischen Quästors , der seit 487 «s 267 in
Ostia residirte. S. Mommsen Epigraphische Analecten n. 5 S. 297.
10) Mommsen Staatsrecht 1, 252.
11) S. Uenzen Inscr. Ind. p. 164.
12) Mommsen C. I. L. UI p. 1030 zu n. 2026. Der dispunctor scheint ein
Rechuungsrevisor zu sein.
— 497 —
Stellung, und wurde demgemass in allen Stadtverfassungen von
gewissen Bedingungen abhängig gemacht, auf defen Erfüllung zu
halten der Vorsitzende bei dem Wahlacte verpQicbtet war. Es
waren in der Regel ftttif Forderungen, welche das Municipalgesetz
an den Amtsbewerber stellte^), erstens, dass er ein frei gebo-
rener Mann [mgenum) war^), zweitens, dass er weder eine Cri-
minalstrafe erlitten hatte ^) noch ein unanständiges Gewerbe
trieb ^j, drittens, dass er entweder eine gewisse Zahl von Feld-
zttgen mit gemacht, oder, wenn dies nicht der Fall war, das
dreissigste Jahr erreicht hatte ^), welche Yorschrift Augustus da-
hin änderte^), dass er als Normaljahr für den Eintritt in den
Communaldienst difb 25ste Jahr bestimmte 7) ; viertens, dass die
1) Mommsen Stadtrechte S. 416 ff. "^
2) Lex M(dae. c. 54. Cod. lust. ^, 21, 1; 10, 32, 1. OreUi 3914 =C. I. JL.
II n. 1943: omnibiu honorihus, quo« Übtrtini gerere potueruni, honoraiu». Vgl.
C. /.' L. n n. 2023. 2026,
3) Lex Julia munic. (C. /. L. I n. 206) Un. 108: quae mwUeipia — eivium
Romanofum sunt eninf, nei quis in torum qiio munieipio in aenaiu —
eato qitei fwiei quod ipae feeii feeerit eondenmatut paetutve eH erit; queive
iudicio fidueiaey pro socio, tutelaey mandatei, inturtorum deve dolo malo con^
demnatua est «rii; queive lege Plaetoria ob eamve rem, quod advernu eam legem
feeit feeerit eondemnatus est erit; queive depugnandei eaussa aueloratus est erit
fuit fuerü; queive in iure 5onam eopiam ahiuranit abiuraverit honamve copiam
iuravü luraverit; queive sponsoribus ereditoribusve sueis renuntiavit renuntiaverU
ae soldum solvere non posse vl. b. w. Alle diese Gründe, welche den Eintritt in
den Senat verhindern, gelten auch für die Amtsbewerber, ' da die Bekleidung des
Amtes zum Eintritt in den Senat führt. S. lex lul. mtm. lin. 135. Vgl. Dig.
47, 10, 40: aProcis knxwriae damnaius m ordine deeurionum esse non poteet, Dig.
48, 7, 1. Lex Malac. c. 54. \
4) Lex Julia munie, lin. 94 : neve quis, quei praeeonium dissignationem tibi-
tinamve faeiet, dum eorum quid faeiet, m munieipio coUmia pruefeetura JJviratum
JJJJviratum aUumwe quem magistfotum petito neve eapiio neve gmrito neve habeto.
£ine ahnliche Verordnung de quaestu, quem quis feeisset, enthalt die lex muni-
eipaUe der Haiesini in SiciUen, Cic. Verr. II, 2, 49, 122. Vgl. Dig. 50, 2, 12. *
5) Lex Julia mutiic. lin. 89: quei mMor annos XXX nafiM est erit, nei quis
eorum post K. JamMoria» seeundas in munieipio eolonia praefeelura JJviratum
JJJJviratum neve quem alium magistratum petito neve eapiio neve gerito , nisei
quei eorum sOpendia equo in legione JJJ aui pedestria in legione VJ feeerit. In
den Provincialgesetzep war für die Stadtbeamten in der Zeit der Republik das
30ste Jahr für den Amtsantritt Yorgeschrieben. So heisst es von Sicilien bei
Cic. Verr. II, 2, 49, 122: C. Claudius, adhibitis omrubus MareeUu, qui tum
erofU, de eorum sententia leges JJalesinis dedU: in quibus multa sanxit de aetate
hominum , ne qui minor triginta . annis ruUu ,* de quaestu, •quem qui feeisset , ne
legereUir. Dasselbe verordnete die lex Pompeia für die Städte Bithyniens. Plin.
ep. 10, 79 (83).
6) Dass Augustus diese Aeuderung traf, ist wenigstens wahrscheinlich nach
seinen in Betreff des römischen Senats getroffenen Anordnungen. Dio Cass. 51, 20.
7) Dig. 50, 4, 8; 50, 2, 11; 50, 2, 6 $ 1. Lee jtfaiae. c. 54. Im vierten
Jahrhundert wurde das 18te Jahr für den Eintritt in die Curie angesetst. God.
Theod. 12, 1, 7; 12,' 1, 19.
Bdm. Alt«rth. IV. 32
— 498 —
Aemter in der ge8etzli<^eD Reihenfolge bekleidet wurden i), also
saerst die Quäsiur, dann die Aedilitäi, dann der Duovirat, nur
dass eine zweite Bekleidung des letzteren Amtes erst nach einem
Zwischenräume von 5 Jahren erfolgte ^) ; fünftens endlich, dass
ein Vermögen nachgewiesen wurde, mit welchem der Beamte
für seine Amtsthätigkeit .haftete. Die letzte Vorschrift kam in
den verschiedenen Municipien auf verschiedene Weise zur Aus-
CMtioAs- ftthrung. In Malaca stellten diejenigen Beamten, welche mit den
städtischen Finanzen zu thun hatten, die duoviri und quaestoreSy
eine bestimmt^ Gaution durch Bürgen oder Verpfändung von
Grundstücken {praedibus et praediis) ^) ; wie aber in Rom seihst
eine Gaution nicht gefordert wurde, dagegen^aber seit Augnstus
ein Senatorencensus bestand^}; welcher die verlangte Sicherheit
gewährte, so wird in der Kaiserzeit auch in den Municipien die
Zulassung zu den Aemtern und in Folge derselben der Eintritt
8«Mtori- in den Senat regelmässig an die Bedingung eines gewissen Gen-
au. ' sus geknüpft^), welcher z. B. in Comum 100,000 Sesterzen be-
1) Modestin. Dig. bO, 4, 11: %U gradatim honores deferantur^ «dteto, dt tit
a minor(bu$ ad maiores perterUatur, epistola Divi PU ad Tüianum exprimitut.
Callistntus Dig. 50, 4, 14 $ 5 : gerendorum honortmi non promiseua facvUtas est^
sed ordo certus huic rei adhihitus est; nam neque prius maiorem magUtratum
quisquam , nisi minoreM suseeperit , gerere potest , neque db omni aetate ; neque
eonUnuare quisquam honores potest. Die Vorschriften, welche Callistratas giebt,
sind für die Praxis der früheren Kaiserz^it keineswegs immer maassgebend ge-
wesen. Zuerst kommen Abweichungen in der Folge der Aemter insofern vor, als
zuweilen die Quastiir nach der Aedilit&t bekleidet wird (s. Zumpt p. 67. Momm-
sen Stadtrechte S. 416); zweitens fuhren römische Senatoren oder Ritter, wenn
sie ein höheres Municipalamt übernehmen, wie z.- B. die Qoinqnennalitas, das-
selbe, ohne die nledem Aemter bekleidet zu haben; endlich kommt das eonU-
nuare honorea zVar insofern nicht vor, als ein Magistrat dasselbe Amt über das
Jahr hinaus behält; wohl aber findet sich,' was in Rom ungesetzlich war, dass
eine Person in zwei auf einander folgenden Jahren zwei Aemter, z. B. die Qua-
stur und den Duumviiat führt. Zumpt p. 68. 136.
2) Lex Malae. e. 54. Cod. lust. 10, 40, 2: ab honoribus ad honorts eo9dem
qutnquennii datur vocdtto, triennii vero ad alioe.
B") Lex Malac, c. 57. 60. Mommsen Stadtrechte S. 419. 466 1f.
A) Mommsen Staatsrecht 1, 400.
5) Dig. 50, 1, 21 $4: idem respondit, eonttante mattimonio dotem in 6onü
mariti e&se: sed et $i ad munera municipalia a certo modo tubataniiae vocentur^
dotem non debere computari. 50, 4, 6 pr.: qui pro substantia aua eapiant ho-
noris dignitatem. 50^ 4, 14 $ 3: de honoribue sive munerlbus gerendU cum quae-
ritury inprimis coruideranda persona est «wm, cm defertur honor : facuUaies
quoque an suffieere iniuneto muneri possint. Verlor ein decurio sein Yermögen,
so scheint er nicht sofort aus dem Senat entfernt zn sein (Dig. Ö, 2, 8: deeu-
rionibus faeultatibus lapsis cdimenta decemi permistum estj maxime si cb muni-
fiemtkan in patriam Patrimonium exhauserint. Vgl. Zumpt Comm. ep. I, 121),
aUeln sehiiesslich rausste er doch aus dem Albnm gestrichen werden. Libanius
Vol. II p. 506 Beiske : oQto ßouXctiTV)c [tf)« ßauX*?)«] iSoXcC^tat , oö oitö^oo
— 499 —
trug ^) , in grösseren Städten aber auch höher sein mochte ^) .
Daneben wurde es üblich, bei Uebemahme eines Amtes nicht
nur freiwillig eine Geldsumme für Communalzwecke, insbesondre
Spiele und Bauten, zu versprechen^), sondern auch ein für jedes
Amt gesetzlich normirtes Capital an die Stadtcasse zu zahlen ^/^'
^onorariam surnmam duoviratus^ aedilitatiSy rei publicae inferre).
Diese Leistung findet sich sdion in der Zeit der Republik in den
pagi von Capua, deren magistri ex lege pagana eine Summe
zahlen, für welche Spiele gegeben werden^), insofern nicht durch
einen Beschluss des pagTiS über die Verwendung anders bestimmt
wird^), und scheint in der Kaiserzeit, wenn auch nicht überall
gesetzlich vorgeschrieben <^] , so doch^ allgemein üblich gewesen zu.
sein. Sie kommt vor in Italien, nSmlich in Aeclanum^j, Asisium
in ümbria^), Brixia®), Capua*®), Concordia ^^j , Nuceria^^, Pom-
peii^*), Tergeste^*), Teanum **); in Baetica im Municipium Ossigi*^);
•
YpdbA|xaTa dcpaipotjvToCf dkV o6xIt^ oGoy^c oOaCac * rwrc ^XdErrou^ itotel tdc ßouXdc
divTi (iei'6vo^, Taut' dX(puc to6c xa^ fetdtöXTjv dvrl irXetövmv.
1) Plin. «p. 1, 19. Denselben Censas erwähnt Petron. o. 44 nnd Gatall.
23, 26.
23 In Gades z. B. gab es zu StraboB Zeit ÖOO Personen, welche den Rlt-
tercensos von 400,000 H8, besassen. Strabo 3 p. 169.
3) Dlg. 50, 12, 13. Beispiele sind sehr häufig. S. Kuhn 1, 53.
4) C. I. L. I u. 565. 566. 567. Mommsen p. 159.
5) C. /. L, I n. 571. 573.
6) In Bithynien verlangte die Ux Pompeia diese Zahlung nicht ; zu Traians
Zeit leisteten sie diejenigen Senatoren, welche auper tegiUmum numwum in den
Senat aufgenommen wurden, und zwar zahlten diese 1000 oder 2000 Denare.
PliniuB ep. 10, 112 fragt bei dem Kaiser an, ob alle hüieuUu pro kUroau eine
Summe zahlen- sollen und erhalt die Antwort : aequendam euUugue civUaUi Ugem.
7) Henzen 7057: pecuniay quam pro honore debuerurU,
8) Grut. p. 400, 7: &tc pro aevirtOu in remp, dedU H8, MM.
9) C. i. X. y n. 4431 : VJvir Auguti. gratuitm. Tgl. 443ft. 4480.
10) Oielli a213 » Mommsen /. N. 3643 : huie ordo deeurtonum ob merita
eku honorem AuguttaUiaiia graiuUmn demrevü.
11) Fionto ad amie. 2, 7 p. 193 Naber: faetume est Volvmnku decreto of^
dhkU serÜHM ei deeuriof Feneiones pturhnae ad qwtrtum uaque ob decurionatum
dependitne? Bin cfecurto gratuüua omammUe JIvwdUbue C. I. L, Y n. 1892.
12) Mommsen /. N. 2096 : eui dtewiones —^ duumoiratum gratuäum dederuni.
137 Mommsen 1. N. 2378 : H8, n. deeem rmUa in publicum pro duomioiratd
{jMulii).
14) Das Decret von Tergeste, Henzen n. 7168« C. /. L. Y n. 532 erkennt
dankbar an, dass die Zulassung der Garni und Gatali zur AediUtat von Tergeste
dbr Stadt eine neue Einnahme verschafft habe per honorariae nwnerationem,
15) Henzen Zeitschrift für Alterthumswitaenschaft 1848 S. 302: baltmun — -
emptum ex peounia Augustal(i),
16) C. i. L. II n. 2100: ob honorem VIvk(atU8) ex deereto ordinis sohita
pteunia.
32*
— 500 —
in Lositanien in Collipo^); in Sicilien in Panormus^); in Sardi>
nien in der Colonia Turritana ^) ; in Dalmatien in Salonae ^) ; in
Creta in Gortyna^) ; in einenn Theile der bithynischen Städte <^),
besonders häufig aber in Africa und Numidien, nämlich in dem
Hunicipium Alexandrianum''), in Auzia^), Calama^), Cirta^^j,
Cuicul ^^), Diana *^) , Lambaese **) , Madauri **), Rusicade **)*
Sitifis 1«) , Thamugas ^'j , Theveste i«) , Thibica *») , Thuburti-
1) Ephemeris epigr. 1872 p. 44 : quod deeurionem ewn remUso honorario —
fecerini.
2) Toiremoua p. 4 n. 10: M. ülpiu$ Italiei lib. Euiychus aram et hatim
Mercuri proter (lies praeter) iwnmam honorariam pro ievkaiu pecunia tua poeuit.
Vgl. p. 11 D. 26.
3) Henzen n. 7080: T. Flaohu Jtutinus JJvir quinquennalis , aedUUj guper
HS XXXV f quae ob honorem qwnq%tennalitaUa pra€$enUa (d. h. baar) poUiet^tu
e9t)j kteum — feeit.
4) Henzen n. 7049= 0. /. L. HI n. 1978: JJvir i. d. ex pecunia hotiorana
ducviraku wi.
5) C. /. L. III n. 4: ex tummaf quam intulit pro deeurionaUi mto.
6) Plin. ep. 10, 112. 113.
7) Gotfrin 2 p. 375 n. 531 : J). Fundaniu» — aedilia ob honorem aediUtatiM
— htme statuam — ex H8. VJJJ mHüju» n. $ua UberäUUOey numeratä prhu- a
te rd publica^ summa honorarla, posuii.
8) Renier In$er, de VAlg, n. 3572.
9) Henzen n. 7060 ss Renier n. 2754: L. Vibius Satuminus JJ JJvir, cBOtpHus
ad honorariam mmi(mam), cum H8. tria milia promisiMsety ex HS. sex milibua n.
pfeeunia) <fia)'j<o«*ft). Vgl. 2757.
10) Renier n. 1832 : C. Sitihu — FlavianuSy aediUs, triumvir praefeetus eo-
loniarum , ob honorem triumvirtUus dedit dedieavitque , repraesentatis etiam suo
quoq%u tempore utriusque honoris reipublieae honbrarüs summis HS. vicenum mil^
Uumnummum. Vgl. n. 1823. Recueil de la prOT. Constantine 1869 p. 695 n. 13:
ob honorem JlJviratus et aed(aaatis) r. p. intüUt. Recneil 1867 p. 358 n. 1 :
ob honorem pontifieatus inlatis rei publieae Ugitimis HS. X nummi». Renier
n. 1835: praeter HS n. LXy quae ob honorem aedüitaiis et JJJviratus et quin-
quemuditatis reipublieae inluUt, Vj^. n. 1836. 4145.
11) super legitimam (aedilitaUs) y Renler n. 2532; super legilimam (auffura-
hl«), ib. 2549.
12) Renier n. 1726: ob honorem fUam[onii perljpetui praeter leg(itimay sestertium
X miUa n., quae rei p. intulit, — dedit. Ib. f735: ob honorem JJtirfatus] sui
praeter legitimam — dedit. n. 1744 : inlatis reip. Ugitimis honortsm suorum «um-
mis. n. 1727: ob honorem JJvMbus quam ex JJJJ mü(WHa) n. polUeUus erat.
13) Renier n. 73, wo ein flamen perpetuus als honoraria summa 12,000 HS zahlt.
14) Renier n. 2926: [ex* Ugitimis] de6wr[ionatus] et fiamc{nü s}ui perpfetui]
summis feeit.
• 15) Renier n. 2172: super HS XX UgUnmaJi, quae ob hono[reni\ aedilitai[is] r.
p. dedity — et HS XXXJV inibi Ugil[ima] ob h(mor[em] augurat\uslr. p. intu-
Ut. Vgl. n. 2173. 2175: [praeter] HS XX n., quae ob honorem a[eeurionaiuSy
et] HS LV n. quae ob honorem p6n(Ufieatus dedit).
16^ Renier n. 3268.
17) Renier n. 1492: ob honor[em] q[uin]q[uennalitatis'\ illata f[ei] p[ubUcae]
sum^ma] honoraria; n. 1531 : C. Publieius — CeUrj JJvir q\uinquennalis] desig[na'-
tus\ inlata rei publieae summa Ug[iUma] JJvir[atus'] — posuit.
18) Renier n. 4259: ob honorem a^iUtatis] — inlatU reip, HS JJ Ugitimis.
19) Gu^rin 2 n. 361. n. 513: multiplieatis summis honoraris aedHitatis «uo«.
— 501 —
cum^], Tubuna^j, Tubusuctus'), Verecunda^) UDd dem Mutiici-
pium Aurelia Vina^). Aus den Zeugnissen, welche Ober die an-
geführten Orte vorliegen, ist ersichtlich, dass daB Antrittsgeld
zwar nur bei der ersten, nicht bei der wiederholten Bekleidung
eines Amtes gezahlt wurdet), übrigens aber nicht nur bei den
bürgerlichen, sondern auch bei den priesterlichen Ehrenstellen
gesetzlich war. Wenn es bei der Qu^stur nicht nachweisbar ist,
so wird doch anzunehmen sein, dass, wo dieselbe zu dep honores
gehörte, sie keine Ausnahme von der Regel gemacht haben wird,
da auch diejenigen Personen, welche, ohne ein Amt verwaltet
zu haben , in den ^nat eintraten , eine summa honoraria pro
(Ucurionatu entrichteten. Die zu zahlenden Summen selbst waren
nach der Bedeutung des Amtes und des Ortes sehr verschieden;
sie betragen für den duovir 3000, 4000, 40,000, für den quin-
quennalis einmal 35,000, für den aedilis 4000, auch 20,000, für
den decurio 4000, SIOOO, 20,000, für den ponlifex 40,000, auch
55,000, für den flamm 2000, 40,000, 42,000, für den augur
einmal 34,000, für die seviri Augustales ^ deren Stellung noch
besonders zur Sprache kommen wird, 2000 Sesterzen.
Der Senat.
Der Senat der auf römische Weise organisirten Communen^,
welcher mit verschiedenen Namen: senatus^ ordo^ ordo decurio^
num^)^ curia^]y decuriones (in spaterer Zeit curmfe«) ^®) , auch
ganz nach dem Vorbilde des römischen Senats patres et can--
scripti, decuriones conscriptive ^^) bezeichnet wird, bestand aus
einer in dem Gesetze der Colonie oder des Munidpiums bestimm-
1) Recoeil de Constantine 1866 p. 137 n. 118: ob honartm aedaUtOi» mla-
tia rei p, H8 IUI n. leptllmi«.
2) Renier n. 1657 : ob honortm IlvWatui praeter leglüknani] 111 (mUium n.)
— pomH, ' .
31 Recuell de Constantlne 1867 p. 376 n. 26: ex summa honoris fiamoni sui.
i) Renier n. 1430: ob honorem Mamonä'] p[er}p{etui] Mdia] legiUma H8
11 n. Vgl. n. 1446. 1448. 1449. 1453.
51 Ou^rin 2 p. 265 d. 467: MLaia rdp, IHWatas honorana summa»
6) Mommsen /. N. n. 2378 and dazu p. 479 im Index s. t. duovM,
7) S. über diesen insbesondere Kuhn 1, 227 ff.
8) S. Henzen Index p. 151. 152.
9l Oreüi 3725.
10 j Curiales kommen in Inschriften überhaupt selten, and erst seit dem drit-
ten Jahrhundert vor. Henzen 6414. C. i. L, V n. 335.
11) Mommsen Stadtrechte 8. 411. Henzen im Index p. 153.
— 502 —
ten^AnzabM) von lebenslänglichen Mitgliedern, in der R^el aus
Dmi^oiiVb. hundert^, und erinnert durch diese Zahl und den Namen decitrio
an den ältesten römischen Senat ^) und die Theilung der römi-
schen curiae in 10 decuriae unter 10 decuriones^). Auf welche
Weise er ursprünglich, z. 6. bei der Anlage einer Colonie con-
stituirt wurde, ob durch die Behörde, welche die Colonie aus-
führte^), oder durch WahH], ist unbekannt; nach der lex lulia
^^Jl^ municipalis wurde die lectio senatus alle fünf Jahre durch den
höchsten Magistrat der Stadt, d. h. wie wir oben gesehen haben,
durch die Quinquenqalen veranstaltet 7} und das Respltat dersel-
ben in dem album decurionutn verzeichnet. • Das Verfahren dabei
• 1) Lex Julia munte. lln. 85: nd quU eofum quem in eo tnunieipio coUmia
praefectura foro eoncAUabulo m senatum decut^gmes conacriipioeve Ugiio neve müh-
UgUo neve cooptato neve redtandos eurato nisi in demortuei damnateiv€ locum
ehuve quei eonfeeau» erii^ se HntAorem decwionem conscreiptumve ibei kae legt
«SM non {teere. Dig. 50, 2, 2 pr. : gut ad tempuB reUgaUu tti , ai deeftrio sü,
desinet eeae deewio. Reversue plane locum euum quidem non ohUnäfÜf sed non
eemper prohibeiur decurio fUri. Denique in loeum tuum non restituetur (nam et
mibUgi in locum Mue poteii) et si numerue ordinie plemu nt, ex«pectare eum
oportet, donee aliu$ vaeet.
2) Nach der lex ServUia des RuUas sollten in Capna eentum decurionee sein,
Cic. de l. agr. 2, 35, 96. In einigen Städten hiessen sie aach eentsumoiri , wie
in Veti rOrelli 108. 3448. 3706. 3737. 3738. 4046) und Cures (OreUl 764. 3739.
Henzen o998). Auch in dem Album von Canusium , welches weiter besprochen
werden wird, linden sich 100 Decurionen. Dagegen gab es in kleineren Orten
auch weniger zahlreiche Senate, wie z. B. in Gastrimoenium einen Senat von
30 (Henzen 6B99), wihrend in griSsseren Stidten die Zahl der Decurionen mehr als
100 betrug. In Antiochia betrug dieselbe in der Blüthezeit der Stadt 1200,
spater 600, zu Libanius Zeit 60. S. Kuhn 1, 247.
3) Liv. 1, 8. Dionys. 2, 12. Plnt. Bom. 13. Festus p. 339.
4l Dionys. 2, 7.
5) Digest. 50, 16, 239 % 5 : deeuriofie« quidam dietos aiunt ex eo, quod tniOo,
cum eoloniae dedueerentury decima pars eorum qui dueefentw coneiUi pubUd gra~
Ua eonscribi tUita eit. Dio Cass. 49, 14 : xal toü^s ixaTOVidp^ouc, d>c toX ic xoq
ßouXoic aUTo6c tdc iv Tau TcaTplotv xaToXi^osv dmf^XTrioe.
6) Dies wiQrde nicht ohne Analogie sein. Als zu Dio Chrysostomus Zeit in
Prosa in Bithynien der Senat neu organisirt wurde, geschah dies durdb Wahl
des Volks per UibelUu, Dio Ghrys. Vol. n p. 207. 208 Reiske.
7) In dem Ganusinischen Album (Moramsen /. N. 635) heisst es am Anfange :
L. Mario Maximo II L. Boaeio' AeUano Cos, M. Antonius Priseus L. AnnHu
Seeundus IIvvi[i'] quinquennfaUs] nomina decurionum in aere ineidenda curave-
runt. Dass die Anfertigung des Album you derselben Behörde, welche die leetio
hatte, ausging, sieht man aus der lex lülia munidpaUs lln. 87, wo es von der-
selben heisst recttan<io< eurato y was sich eben auf dies Album bezieht. Walter
Gesch. des R. B. 1 $ 301 und Hegel nehmen an , dass die Gurie selbst sich
durch Göoptation er^nzt habe. Die Stellen Indessen , aus welchen dies folgen '
soU (Digest. 50, 2, 6 S 5 und Fronto epist. ad amic. 2, 7 p. 193 Naber), sind
von Zumpt p. 114. 115 auf andere Weise genügend erklirt worden. Auf die erste
' Stelle komme Ich noch einmal zur&ck. In den siclHschen Städten fand allerdings
Göoptation der Senatoren statt, d. h. Ergänzung durch Wahl des Senates, Gic.
Verr. n, 2, 49, 120: eognoscere potuittiSf tota 9ieüia per iriennium neminem üUa
— 503 —
war in der lex muntc^tt oder coloniae specieU vorgeschriebea ^) ;
im AllgemeiDen aber war es folgendes:
So wie in Rom ausser den in dem Album des letzten Census
enthaltenen Senatoren diejenigen Magistcate, deren Amt Anspruch
auf die Senatorenwttrde gewährte, d. h. die Quästoren und die
höheren Beamten, insofern diese nicht bereits durch eine frühere
Amtsverwaltung in den Senat gekommen waren, sowohl in ihrem
Amtsjahre als bis zur nächsten Censur Sitz und Stimme im Se~
nat hatten, ohne eigentliche Senatoren zu sein, und daher zwei
Classen von Personen im Senate unterschieden werden, senatores,
quibusque in senatu sententiam tUcere licel^)^ so werden dieselben
beiden Classen auch in den Municipalstädten unterschieden ^j . ^
•
m ehitaU senaiorem factum «m« graUs, nenunerriy %U leges eorum wnt^ ntffragiU
— (Uqtte in hi8 omnibtu senatoribuB coopUmdis non modo iuffragia nuUa faUu^
sed tu genera quidem 9ptctaia eue, «c quibut in eum ordinem eooptaH Ueeret.
c. 50 : AgrigenUm de stnalu cooptanio SeipionU Uget antiqwu haberU. Aach in
Italien ist in früherer Zeit von Cooptation der Decurionen die Bede, z. B. in
Puteoli, welches seine Yerfassnug durch Snlla erhalten hatte (Flut. 8uUa 37:
hivjo. [iJh Y^P ^P>^pttC IfAicpooi^sv rik TsXeuT^c to6( is Atxaiap^lqi qraoidCovTac
SiaXXd^ac v<5|Aov Ijpatpev auroTc , xad* 8v TroXtTeuoovrai). S. Cic. pr. Coel. % 6 :
nam, quod e$t obkHumj mtMieipilua eue adoUtcenUm non probatwn nU»: nc-
mini unquam prcfsunti FuUolani mcaortä honorts AoMienmt, jiMim abitniÜ M. Coa-
Uo: (ju/em et ahientem in amplissimum ordinem oooptarunt, cett. Allein aus
der Ux htUa ' m/rniidpalis sieht man , dass der auch dort immer vorkommende
Ausdruck cooptare nicht eine Wahl durch die Dectirionen, sondern eine Aufhahme
in eine vacante Stelle durch den Magistrat, d. h. die qfänquennale$ hezeichnet,
und von den daneben vorkommenden Ausdrücken legere j sMegere dem Sinne
nach nicht verschieden ist. Es scheint daher, dass wenigstens nach diesem Ge-
setze, d. h. nach 45 v. Chr., überall eine gleichförmige Aufhahme durch die
Quinquennalen stattfand, wenn auch die Erinnerung an frühere Verfahr ungs-
weisen sich noch in der bei der Aufnahme gebrauchten Formel erhielt.
1) ülpian. Dig. 50, 3: {de alho eerihendo) deeurione» in alba üa eeriptOB
oportet , ut lege municipali praecipitur (d. h. durch« das Grundgesetz des Munl-
eipiums, das demselben von den Römern gegeben war. S. Seite 63). Sed si
lex eesiatf tune digniiaiea erunt apectandae, ut eertbantur eo ordinem quo quieqtae
eorum nuixtmo honore in munieipio fStnetua est, puto, qni duumvifütum gUeerumH,
$i^ hie honor praeeeUat, et inUr duumoiralee arUiquiesimus quieque prior , deinde
hi , qtä secundo poet duumviratum honore in reptibUea fimeU mnt , poit eoa , qui
ierUo et deMeep«, mox hi, qui nuüo honore fkmeti sufrf, prcut quiaque eoitim in
ordiftem venit. In eerUentiie quoque dieendiM idem ordo »ptetandue ett, quem in
albo scribendo diximtu.
2) Hofmann Der römische Senat, Berlin 1847. 8 S. 3ö ff.
3j Lex Ittlia mun. lin. 96: neoe ibei serurfor, neve deewrio neve eoneoriptm
etto, neve aentenliam didio. lin. 109 : nei quis in eorum quo munidpiOy eolonia,
praefeetwra — in eenatu, deeurioniibua eoneereipteisque eeto neoe quH ibi in eo
ordine eententiam deieere ferre lieeto. Auf diese Glasse bezieht Zumpt p. 114 die
Stelle des Papinlan Digest, ÖO, 2, 6, 5 : privilegiit eee^ßntibua eeterie torum eauea
potior habetur in aententii» ferendi», qui piuribu* eodem tempore euffragiia höre
deeurionie deeorati eufU.. Sed et qui ptures Uberoe habet, in «uo coU^^io primae
tenUnUam rogatur, eeteroeque honori» ordine praeceUü, Das fui deeurioni» ist das
ms eententiae dieendae; die Rangfolge derer, die dasselbe haben, wird durch dl»
— 504 —
Erg&uiuig Denn auch in diesen fand die Ergänzung des Senates durch die-
doroiidi« jenigen statt, welche honore gesto einen Anspruch auf die Decu—
BMmtoD^ rionenwürde erhielten ^] ; erst in späterer Zeit, wahrscheinlich seit
den Severen, ist dies Verhaltniss dahin geändert worden, dass
die Decurionen nicht nur Wähler, sondern auch allein wählbar
waren ^j , eine Veränderung , welche damit zusammenhängt, dass
in dieser Zeit die Municipalämter eine Last wurden, welcher man
sich auf alle Weise zu entziehen suchte, und dass somit die
Candidaten nur aus den Curien genommen werden konnten,
welche zwangsweise aus den possessores ergänzt wurden, seit-
dem der Zudrang zu ihnen aufgeh(^rt hatte 3).
Bei der leciio des Senates kamen also drei Arten von Per-
sonen in Betracht: zuerst die seit dem letzten Gensus in dem
album befindlichen Decurionen, aus welchen die Quinquennalen
nicht mit der Freiheit der römischen Gensoren, sondern im An-
schluss an bestimmte Gesetze nur diejenigen ausstossen konnten,
welche wegen eines Griminalverbrechens verurtheilt oder sonst
bescholten waren ^); zweitens die seit dieser Zeit gewählten Ma-
gistrate, welche bereits das Stimmrecht in der Gurie hatten, aber
noch nicht in das Album aufgenommen waren, endlich diejeni-
^ , , f -- - - -
Anciennit&t , und unter denjenigen , welche gleichzeitig honore gato in den Se-
nat eingetreten sind, durch die Mehrheit der Stimmen, mit welcher sie den honor
erhalten haben, sowie durch das hu Uberorum bestimmt. Unter den Decurfonen,
welche in dem album verzeichnet waren, konnte eine Rangstreitigkeit , wie sie
Papinian erwähnt, auf keine Weise entstehen. Auch in Rom wurde in einem
gleichzeitig in den Senat eintretenden CoUegium, z. B. der Quästoren eines und
desselben Jahres ohne Zweifel eine Bangordnung nach dem von Papinian ange-
gebenen Principe beobachtet , wie die Ausdrücke quaesior primus , praetor pri-
mtM, secundiu u. s. w. zeigen.
1) Lex lüUa mun. lin. 135 : quibus hae lege in municipio colonia prctefeetura
— in »enatu decwrionibuB eonaeripteh e»9e non lieebitf ni qui$ eorum IJvi-
ratum IllJmratum aliamve quam poteeiaUm, ex quo honore in eum ordmemper-
veniatj petito ruve eapüo. Nach dem Beeret von Xergeste Henzen n. 7168 ssC.
i. L. y n. 532 hatte Antoninus Pius den an Xergeste attribuirten Cctmi CataU
gestattet, ut — proui qui mertässent vita atque ceneUy per aediliUäia gradum m
curiam nostram admitifirentur. Nach Fronte ep, cuL amic, 2, 7 (p. 193 Naber) fvhrte
in der Colonie Concordia die Bekleidung des Amtes eines scriba pubUeu» zum
Eintritt in die Curie, und aus verschiedenen Inschriften geht hervor, dass erst
die Aedilitat bekleidet, dann die Decurionen würde verliehen wurde. S. Zumpt
Comm, ep. I, 135. 136. Auch in Bithynien galt nach der lex Pompeia die Ein-
richtung, uif qui eeperint mtigieUraUmif eint in senatu. Plin. ep. 10, 79 (83).
2) Paulus Dig. 50, 2, 7 $ 2: is qui non $it deeurio, duumviratu vel alüt
honortinu fungi non potent quia deeurionum honoribw pUbeii fungi prohibentur.
3J Kuhn 1, 23i «f.
4j Die Bestimmungen über diese FiUe enthält die lex lulia ntunicipaüt
lin. lQi8 ff. Vgl. Pauli 9ent. ree. 5, 15, 5. Cod. lust. 10, 31, 8. Die Ausstossnng konnte
geschehn ad temput oder in perpetuum. Dig. 50, 2, 5 ; 48, 10, 13 $ 1 ; 50, 2, 13.
— 505 —
gen Municipes, welche durch ihren Census befähigt waren, auch «ud aas der
ohne ein Amt bekleidet zu hoben, die noch etwa unvoUständise »chenCen-
'sqbcImm.
Anzahl der Decurionen zu ergänzen. Für die letzten wurde
übrigens dieselbe Qualification verlangt, welche zum' Eintritt in
die stadtischen Aemter gesetzlich vorgeschrieben war^). Die An-
ordnung der Namen in dem Album beruhte auf dem ^^^^gver- 1P^»k»w-
hältnisse der Decurionen, nach welchem sie in der Curie ihren
Sitz .einnahmen und bei der Umfrage stimmten^); eine Anschauung
seiner Einrichtung gewahrt uns das Album von Canusium^] aus
dem Jahre S23 n. Chr., welches folgendermaassen abgefasst ist:
L, Mario Maximo II L, Roscio Aeliano Cos.
m
M, Antonius Priscus L. Annius Secundus Ilvir, Quinquenn.
nomind decurionutn in aere incidenda cui^averunL
Patroni c. c. v. v^ (es folgen 34 Namen).
Patroni e. e. q. q. i?. R, 8 Namen.
Quinquennalicii. 7 Namen.
Allecti inter quinq. 4 Namen.
Ilviralicii. 29 Namen.
AedtUcii. 49 Namen.
Quaestoricii. 9 Namen.
Pedant. 32 Namen.
Pi'aetextati. 25 Namen.
Die erste Stelle nehmen, wie dies auch Ulpian vorschreibt^},
die patroni clarissimi viri und die patroni equües Romani ein, Patrom.
d. h. Personen, weiche Aemter in Rom bekleidet haben und rö-
mische Senatoren sind, oder Personen des römischen Ritterstan-
des. Nur von den letzteren hatten zwei in Canusium selbst
ein Amt bekleidet, welche nochmals unter den Quinquennalicii
vorkommen; die andern werden nur als überzahlige Ehrenmit-
glieder unter den Decurionen aufgeführt. Es war eine alte
Sitte ^), dass, «wie ganze Provinzen^), so auch die einzelnen Go-
lonien, Municipien und Provincialstädte sich in die Clientel eines
1) 8. oben Seite 497, wo für diesen Satz die Beweise bereits gegeben sind.
2) Ulpian. Dig. &0, 3.
3) Mommsen /. JV. n. 63ö ; im Auszüge auch Orelli n. 3721. S. darüber
Zumpt Comm. ep. I, 123 ff.
4) Dig. 50, 3, 2 : in alba deeunonum tn municipio nomina ante $ctibi opor-
tet eorum, 911J d^fnüaiee pHndpie iudieto coneeouiti naUf postea eorum^ qui tan-
tum munieipalilnu honorihus funeU eunt.
5) Dionys. 2, 11.
)) Dl
0 s.
6} S. S. 400 nnd meine R5m. Privatalterthamer 1, 210.
~ 506 —
oder mehrerer angesehener und einflussreidier Römer begaben,
welche als patroni^) für sich und ihre Desoendenten ^ die Ver-
pflichtung übernahmen, in allen Rechtsangeiegenhjeiten für die
betreffende Commune einzutreten^), in jeder Weise für das Beste
dersidlben zu sorgen^), allen Hitgliedern derselben bei Processen
in Rom Beistand z}i[ leisten, und auch bei persönlichen Wfln-
sehen ihre Hülfe angedeihen zu lassen^). Die Wahl der paironi
geschah auf Grund eines Decurionenbeschlusses durch die Volks-
versammlung, welche den Patron cooptirte, d. h. in die Ge-
meinde aufnahm <^), und es wurde über diesen Act eine Dil.unde,
tabula hospitalis oder tabula patronattiSf in zwei Exemplaren aus-
gefertigt, von welchen eines für den Patron, das andere für die
Commune bestimmt war 7). Wie es in dem Interesse der Ge-
meinde Jag, solche Personen als patroni zu gewinnen, welche in
einer gewissen persönlichen Verbindung mit derselben standen^),
und diese Verbindung durch Ehrennezeugungen und Aufmerk-
1) lieber diese patroni e. Dirksen CivilistiBche Abhandlungen 2, 61 ff.
£. Philipp! Zur Geschichte des Patronats über juristische Personen , im Rheini-
schen Museum N. F. 8 (1853) S. 497 ft. Dass jede Gemeinde durchschnittlich
mehrere patroni in Rom hatte, zeigt die Aensserung des Cicero pr, Sest. 4, 9;
m PUon. 11, 25, der sich rühmt, dass Capua ihn allein zum patromu gewählt
habe. Auf der andern Seite konnte ein Rdmer Patron vieler Städte sein. So
sagt Yalerius Maximus 4, 3, 6 von Fabrlcius Luscinus: univer$08 (ßamnite») m
elientela habebat.
2) Dass der Patronat in den Familien erblich war, sieht man aus vielen Bei-
spielen. Bononia war in clienUla Antonionim (Sueton. Oct. 17), Lacedaemon m
ttdtla Claudiorum (Suet. Ti. 6), die sicilischen Städte hatten zu Patronen die
Marcelli, Scipiones, Metelli (Psendo-Asconius p. 100). In der Insohrilt von Pu-
teoli, Orelli 3767 =: Mommsen /. N. 2505 kommt ein puer egregiua, ab origine
patromu ordinia et popuU vor und in der Yerleihungsurkunde ist die Formel :
eumque e^^n Uberis poiteriaque nü» patronum eooptaveru$U. Henzen n. 6413.
3) Tacit. /Üal, 3 : quam te tot anUeorum cotwo«, tot eoloniarum et mumd-
piorum elientelae in forum voeent»
4) Auch durch Bauwerke, welche sie auf ihre Kosten enrlchteteD. ]ni&. ep,
4, 1.
5) S. Dirksen a. a. 0. S. 64 ff.
6l Mommsen Stadtrechte S. 452 ff.
7j Beispiele solcher Urkunden s. Henzen n. 6413 ff. Ueber die Sammlun-
gen derselben s. meine Rom. Privatalterthümer 1, 204 Anm. 1268. Nachzutragen
sind dazu die neu herausgegebenen : Hermes 5, 371. Ephem. epigr. 1872 p. 46.
a /. L. U n. 2210. 2211. 2633. 2958. 2960. V n. 4919. 4920. 4921. 4922.
8) Fronte ep. ad am. 2, 10 p. 200 Naber, schreibt an die Illviri et detuHo-
nes von Girta: quare tuadeo vobis patronoB ereare et deereta in eam rem nuttere
ad eo8, qui nunc fori prineipem loeum oecupantj Aufldium Vietorinumy quem in
numero munieipum habetUf H cÜ eontilia mea iiiverint. ServÜium quakte
Silanum, optimmn et. faeundi$8imum virum iure munieipi» patronum habebüU,
cum 9it vicina et amiea eivitaie Bippone Regio. PoBtumium Festum et morum et
eloquenUae rkomine rede patronum vobi» feceritia, et ipsum noetrae provinciae
et dvUotiß non longinquae.
— 507 —
samkeiten zu erhalten^}, so war es auch in der Ordnung, die
Patrone als Angehörige der Commune an der ehrenvollsten Stelle,
in dem Album der €urie, namentlich aufzuführen. Dass diesel-
ben indessen nicht ordentliche, sondern überzählige Mitglieder
des Senates waren, ist ersichtlich daraus, dass, wenn man die
patroni und die am Ende der Liste erwähnten praetextati in
Abzug bringt, die normale Zahl ^v^n 4 00 Decurionen übrig bleibt.
Die fungirenclen Magistrate kommen in der Liste gar nicht vor,
sondern sind bereits ais honore futtcti in derselben verzeichnet;
die beiden Quinquennalen, welche das Album angefertigt hab^,
nehmen den letzten Platz ein unter den quir^quennaliciu Im
Uebrigen sind die Decurionen nach dem Rangverfaältnisse geord-
net^. Da das höchste Amt die QuinquennaliCas ist^), so folgen
unmittelbar auf die patroni die quinquennalicii j dann die dutim- ^^^^^^SmT
viraliciiy sonst gewöhnlich duumvirales genannt^), die aediUcii ^^^'^^^
und die quaestoricii (sonst quaestorii). Ausser diesen kommen AeHUcHf
indessen drei Kategorien vor, über weldie noch eine Bemerkung fl^«•*•"«••
hinzuzufügen ist. Was zuerst die allecü betrifit, so versteht man ^«««^»'•
unter einer aUectio des römischen Senates 4^e Ergänzung des-
selben auf ausserordentlichem Wege, d. h. aus andern Ständen^).
Bei derselben erhielten die neu aufgenommenen Senatoren ihren
Sitz in einer bestimmtet Bangclasse, weshalb unter den Kaisern
häufig die (ülecli inter consulares, inter praetorios^ tribunicios,
quaestorios vorkommen®). In derselben Weise wurdea in den
1) Man errichtete den Patronen Statnen (Cic. in PUon. 11, 25), sdiickte
ihnen Geschenke (Valer! Max. 4, 3, 6. Horat. Carm, 2, 18, 8) und ehrte sie anf
alle Weise. Plin. ^. 4, 1.
2) In dieser Beziehnng scheinen einige Verschiedenheiten stattgefunden zn
hahen. Der öfter vorkommende prineep^ eoUmiae oder munieipii (Henzen Index
p. 153) ist nicht ein Beamter; denn er kommt in Pisa in einer Zeit vor, als es
dort gar keine Beamten gab (Orelli n: 643); er ist vielmehr e prmdpaUbw,
d. h. er gehört einer Rangdasse an, nämlich der Glasse der cmnibu$ honoränu
funcUy s. OreUi 3761. Renier 3695. Apnleios Apolog. 24, und der Sitz in die-
ser Rangdasse konnte als honor verliehen werden. Renier 3662. Es ist also
möglich, dass in einigen Mnnidpien statt der Classe der patroni' eine Glasse der
pHneipaU» bestand; denn in dieser befanden sich vornehme Römer. S. OreUi
3758. 3108.
3) Apulei. Af(0tam. 10, 18: oriundua paMa CoriniKOf qw>d eaput eit toUus
Aehaiae provinekUy gradatim permenais konorÜnu quinq%tennati magUtratui
ftural detUnatut,
4) FOr beide Titel findet man Beispiele bei Henzen Index p. 155.
5) Sneton. Claud. 24: Appium Caeeum eensorem — UberUnorvm fiHo» in
$enatum adUgiue doeuit. Vetpaa. 9: honestiHimo quoque JtaUeorum ac provin-
eiaUmn oUeefo.
6) PHn. ep. 1, 14, 5: Af<nicttis JfocHfms, eqtteitris crdSnia prineept, — ad-
— 508 —
Municipien Leute, welche sich besondere Verdienste erworben
hatten, wahrsdieinlicb mit besonderer Erlaubniss des Kaisers,
nicht bei der Gensur, sondern durch einen Beschluss des Se-
nates entweder unter die Decurionen ohne höheren Rang>) oder
sogleich "in die ersten Rangclassen der Curie ^j aufgenommen.
Die zweite noch su besprechende Glasse von Decurionen, welche
Ptdani. iq unserer Inschrift pedani hdissen, im römischen Senate als
pedanei oder pedarii vorkommen^), bestand, wie das *Album selbst
deutlich bezeichnet, aus denjenigen Mitgliedern, welche, ohne ein
Amt bekleidet zu haben, in den Senat aufgenommen waren.
Der Name ist zweifelhaften Ursprungs^), findet sich aber in der
späteren Kaiserzeit wieder in den iudices pedanei oder ^^fi^atSi-
Pta9t€xiaii.%fgJ7ZfBX^). Unter den proetexiaii endlich sind Söhne der Decu-
rionen zu verstehen^) 9 welche seit Augustus auch im römischen
Senate als Zuhörer zu erscheinen Erlaubniss hatten'^]; sie wer-
den indessen nur aus besonderen Gründen in das Album aufge-
nommen^), z. 6. wegen einer Munificenz gegen die Commune^)
oder auf Wunsch ihrer Väter ^^) . Sie geniessen die äusseren Aus-
i
leetui a divo Vespcuiano hUer praetorios. Capitolin. M. ArU. Phü. 10 : multo$ tx
amicis in senatum adUgit cum aedilieUs aut praetoriis dignitatüm», Capitolin.
Pert. 6. AusführUch handelt hierübei Mailni ArvaU p. 727. 790; vgl. p. 146.
1) Orelli n. 2533s=Mon)m8en /. N. n. 2569: adleeto in ordin. deewion.
OreUi 3882: älUcto — gratis decurioni. n. 3745 = Mommsen i. N. 2243: hune
deeurionea ob Uhtralitatem cwn eaaet amnorum aexs ordiru $uo gratU adUgirunt,
Orelli n. 1229 und mehr bei Zumpt Comm, ep. I, 126. 128. .
2) OreUi n. 3816s=Momm8en /. N. 1888: hunc deeuriones gtatis tn ordthem
«titim adUgtrwit dtiumviroltum fium«ro. Andere Beispiele bei Henzen Index p. 155.
3) Gellins 3, 18, der zu dem Resultat kommt: hoe voeabulum a pleri»qu€
barbart dici anirnadvertimuB, Nam pro pedariis pedaineo% appeUant,
' 4) OelUns a. a. O. Hof mann Der röm. Senat S. 19—34. Zampt Comm.
ep. p. 131.
5) S. über diese Bethmann-Holiwe^ Der röm. Civilprocess Bd. 3 $ 140.
6) In dem Album- werden vier unter den praetextaU durch den Zusatz IVN,
von ihren Vätern unterschieden, von welchen einer unter den quinguennaUeü,
zwei unter den IlviraUeüj einer unter den pedani aufgeführt wird.
7) Snet. Oct. 38: liberis senatorwn, quo eeUriua reipuiUieae adaueseertnl,
proUnua virilem iogam latum davwn induere et ewriae inieresae permiaii. Dio
Cass. 59, 9. Stat. SUv. 4, 8, 59.
8) Dig. 50, 2, 11 : ruque enim minorea vigh/Ui quinque anaüa daeurUmea aüegi
niai ex eauaa poaaunt. So ¥drd in Tarvisium ein Knabe nach dem Tode seines
Oheims zum Decurlo gemacht, damit der Senatorenplatz der Familie verbleibe.
0. /. L. y n. 2117. Dies geschah durch alUeUo, Orelli 3747, und so findet sich
als decurio ein fnfana (Henzen 7010) oder ein Knabe von 4, Ö, 6^ 8 und 14
Jahren. OreUi 3747. 3748. 3746. 3745. 4912. Henzen 7177. Sin vio« in der ßouX^
von Antiochia, Libanins Yok U p. 561, 6 Reiske.
9) OreUi 3745.
10] Dig. 50, 1, 21 $6: pro infanU ßio, quem deeurionem ene voku*tij
quanquam fldem Uaam in poaterum adatrinxeria, tarnen interim ontra «mtiiMrie non
— 509 —
Zeichnungen der Decurionen, indem sie im Theater und bei öf-
fentlichen Mahlzeiten unter ihnen sitzen, und nehmen an den
Lasten derselben Theil, sind aber nicht stimmberechtigt, bis-lsie
das gesetzmässige Alter erlangen, wodurch sie in eine der an-
dern Rangclassen übertreten^). Personen, welche die Erforder-
nisse zum Decttrionen nicht besassen, pflegte man im Falle aus-
serordentlicher Verdienste, w^nn es Freigelassene waren; durdi
die Verleihung der omameMa decurionalia ^) , wenn es hoher OmamHäa
iteuriimaUa
gestellte Römer waren, durch Ertheilung der omamenta duum--
viralia ') oder omomenta qimquenncUücUis ^j auszuzeichnen, welche
durch ein Decret der Curie in derselben Weise bewilligt wurden,
wie in Rom die omamenta consularia, praetotia, aedilicmf quae-
storia, aber nur die äusseren Vorrechte des Standes, nicht den
Eintritt in die Curie gewährten.
Das Verhältniss des Senates zu den Magistraten ist in den competenc
ersten beiden Jahrhunderten dasselbe, wie in Rom; der Senat
hat die berathende und beschliessende, die Hagistrate haben
die ausführende Gewalt; die ^tzteren handeln selbständig, so-
weit ihre Vollmacht reicht; alle nicht unter ihre potestas geht^
rigen Fälle kommen im Senat zur Berathung, der überdies, wie
wir aus dem Gesetze von Malaca ersehen, auch Appellationen
gegen die von den Duovim und Aedilen auferlegten Geldstrafen
annimmt^).
cogerii. 50, 1, 2 pr. : quoUtb fiUut famüias voltuUate patris decurio creatuTj utä-
veraU muneribuay quat decuricni flUo kmmgurUur, obatrictiu eai pater. 50, 1, 17
S 2; 50, 2, 7 S 3.
1) Dig. 50, 2, 6 $1: minores viginU qumque cmnorumy deeurionca faetij
aportulas deeurionum accipiunt, atd interim mtffragium inttr ceUroa ferre non *
po$$uiU.
2) Henzen n. 7006 und mehr im Index p. 152; 0. /. L, Y n. 34^3. 4392.
4477. Renier n. 1529.
3) C. /. L. III n. 384. 650. 753. 1493. Henzen Index p. 155. Zumpt De
AuguitaUbua p. 25—30; Comm. ep. J, 134.
4) OreUl 4020. Henzen 6956 ; Tgl. OieUi 3897.
5) In den lege» y<m MalacA and Salpensa kommen acht Falle vor, welche
zur Comnetenz des Senates gehören: 1. die Cooptation eines Patrones (l. Mal,
c. 61); 2. die Bestimmung über Bekanntmachung des stadtischen Budgets (l.
Mal. 0. 63); 3. die Rlnwiliigung in den Verkauf der der Gemeinde gestellten
Bürgschaften (I. Mal, c. 64); 4. die Niedersetzung einer* Commission zur Ab-
nahme der Gemeinderechnungen (l. Mal. c. 67. 68); 5. die Zustimmung zum
Abbrechen eines Geb&udes in der Stadt (l. Mal, c. 62); 6. die Freilassung eines
Sclaven durch einen noch nicht zwanzigjährigen Municeps (l, Salp, c. 28) ; 7. die
Zustimmung zu der obrigkeitlichen Yormundsbestellung (l, 8alp» c. 29); 8. Ap-
pellation gegen die Ton den Duumvim oder Aedilen auferlegten Geldstrafen (l.
Mal. G. 66). S. Mommsen Stadtrechte S. 412 f. Kuhn 1, 235.
— 510 —
SftnatiiTer. Zu einem gültigen Beschlüsse ist die Anwesenheit von zwei
Drittein der Senatoren erforderlich, welche dann nach der Majo-
rität der Stimmen entscheiden ^) . Der Duo vir oder sonstige hikshste
Magistrat . beruft den Senat, hält die Sitzung [habet senatum oder
ordmem)^}, stellt den Antrag (referl^) , verba facit*)) und tesst
nach der Rangfolge abstimmen (sententiam rogat) ^). Die Decurio-
nen geben in der Regel eine motiVirte Stimme mündlich ab [sen-
tentiam dicunt) ^ , und die Motive dtssen, welcher zuerst stimmt,
werden, wenn die übrigen zustimmen, in das D^cret aufgenora-
men^) ; für gewisse Fälle war indessen eine Abstimmung per
tahellas vorgeschrieben', wofür die Formel ist: ienJtentiam ferre^).
^curien *' Mit dem Ende des zweiten Jahrhunderts •) scheint die grosse
Veränderung in den Verhältnissen der Curien zu beginnen, welche
in nachconstantinischer Zeit zu dem ^nzlichen Ruine derselben
führte. Bis dahin waren, wie wir in dem ganzen Verlaufe un-
serer Darstellung nachzuweisen versucht haben, die Gommunen
zwar von der römischen Regierung für die Zwecke der Staats-
verwaltung benutzt worden, ab|^ so lange denselben Freiheit
und Selbständigkeit gestattet war, hatte sich in ihnen ein muni-
dpaler Patriotismus erhalten, der in dem städtischen Dienste seine
Befriedigung fand. Seit dem Ende des zweiten Jahrhunderts be-
gann dagegen eine Centralisation der kaiserlichen Verwaltung ver-
mittelst einer zahlreichen Beamtenhierarchie ^^) , welche einerseits
1) Ltx Mal, c. 61 : nt qWB patromtm publice ynurUeipibus muntetpti Flavi
MaUiciUtM eooptaio patroeirmtmve eui deferto ni$i ex maioris parHs decunonum
diereto^ quod deeretum factum erüj cum duae partes non mint» adfrierhü, Dig.
3, 4, 3 und 4; 50, 9, 3: lege autem municipali eavetur, ui^ordo non äliter ha-
heatur quam duabut pairtibua adhäfiti». Cod. Theod. 12, 1, 84. Edict von Vena-
* frum bei Momm»en /. N. n. 4601 Un. 36: ex maiorU partU deeurUmum doorelo,
quod deeretum Ua factum erit, cum in decwrionilnu non minus quam duae parte»
decurionum adfuerint. Mommsen SUdtrechte S. 412.
2) habet senatum ^ deewioneSf eonseriptos. Lex hd, mtm. Un. 128. 129;
ordinem habet, OreUi d. 4036 = Mommsen i. N. 6034. Dig. 50, 9, 3.
3) Henzen n. 7170.
4) OreUi n. 4038. 4040. Henzen n. 7169. C. /. L. V n. 532.
5) Lex Julia munie. lin. 106.
6) Lex luUa munie. lin. 125.
7) C. 1. L. V n. 532: primo eensente Calpmnio Certo — eensuenmt, Hen-
zen 7170: teferenie L. Vorio Firmo mimr{o), censenU C. Clwoio Sabino Ha
eensuere. Orelü 40411 primus eensuit L. LuereUus Helvianus.
8) Lex Mal. c. 61 : iwaU per tabellam sententiam tuUrhU. Dies kommt auch
sonst in Inschriften Tor. S. Mommsen Stadtreehte 8. 413 Anm. 55. Deshalb
braucht die lex luUa munieipalis die doppelte Formel sententiam dieere ferre
lin. 107. 110. 127. 129i 132.
9) Knhn 1, 241.
10) Die Aasbildnng dieses Beamtenthoms ist eines von den Rithseln, welches
— 511 —
die städtische Verwaltung in ihre Controle nahm, andererseits
strebsamen Personen die Aussicht auf ein Staatsamt in viel hö-
herem Grade als früher eröffnete. Seitdem treten die eigenen
Interessen der Städte immer mehr zurück, der Beruf derselben
ist allein, die Lasten des Staates zu tragen; es fehlte nunmehr
an Candidaten für die stadtischen Aemter; die Wahlen durch die
Volksversammlungen hörten auf; die Curien wurden nicht mehr
ei^änzt durch den Eintritt der Beamten , sondern ausschliesslich
aus den possessores y welche den senatorischen Gensus besassen
und zwangsweise der Curie einverleibt wurden ^) ; aus diesen
wurden von dem Senat auch die Beamten gestellt, so dass man
nun erst decuriOj «dann Beamter wurde ^j. Ausserdem aber über-
trug man auch denjenigen Decurionen, welche keines der regel-
mässigen Aemter bekleideten, verschiedene ctirationes und mu--
nera^], wie z. B. die Eintreibung der Steuern^), so dsiss schliesslich
sich der Character der Municipalsenate gänzlich veränderte und
der decurio nicht mehr als Mitglied einer berathenden Versamm-
lung dem magütratus entgegengesetzt, sondern selbst als eiji
Beamter, und zwar des Staates betrachtet wird^]. Bei immer
zunehmender Verschlechterung des Conlmunal Vermögens, über
welches oftmals von den Kaisern willkürlich verfügt wurdet),
und dem von der Staatsregierung befolgten Grundsatze, füjr die
der künftige Geschiehteachieiber der römischen Kaiserzeit zu lösen haben wird. Sie
beginnt mit Hadrian nnd nimmt ihren Fortgang unter den folgenden Kaisem, na-
mentlich unter Septimins Severas und Caracalla, unter weiche auch die Ver&nde-
rung der Municipalverfassung, von welcher wir reden, zu fallen scheint. Welchen
Antheil an diesem neuen Princip der römischen Staatsverwaltung die grossen Juristen
haben, welche damals im Rathe der Kaiser sassen, Papinianus, Ulpianus, Paulus,
Modestinus, wissen wir nicht; aber ihre schriftstellerische ThäÜgkeit wenigstens
bezog sich nicht allein auf das Privatrecht, sondern auch auf wichtige Gegen-
stande der Administration, wie des Papinlanus daTUvo{Aix6c , ^es Ulpian Bücher
d» officio proeoMfilUj de censibtis , de officio euratori$ rdpubUeaej des Paulus
Bücher de eentibuSy ad munieipaUmf beweisen.
1) Die früheste Erwähnung von Leuten, qui inoiti ftutU deeuriones^ findet
sich in einem Briefe des Tralan bei Plin. ep. 10, 113 (114). Später mehren sich
die Verfügungen über diesen Zwang. Ulpian. Dig. 50, 2, 1 ; 50, 2, 2 $ 8.
2) Paulus Dig. 50, 2, 7 J 2: <«, ^tii non sit deeuir^j dwmiviraiu vel aliis
honoribus fungi non poUit, quta deeturionum honotäma pleheii fungi prohibeniur.
3) Kuhn 1, 242 f.
4) Dig. 50, 1, 17 S 7.
5) Kuhn a. a. 0.
6) Ammian. 25, 4 sagt von Julian : liberäUtatis eiu$ testknonia plurima mmt
et veriMtma, inter quae veeUgalia dvitatibfu resUtuia cum fu/ndu^ quM vehU iure
vendidere praeteritae poUaiaUs, S. hierüber Both p. 36. Walter Gesch. d. röm.
Bechts 1 S B97.
— 512 —
LeistUDg aller auf der Stadt liegenden Lasten und aller in ihr zu
erhebenden Abgaben die Decurionen persönlich verantwortlich zu
Dachen ^) , wurde der Decurionenstand aus einer Ehre eine un-
erträgliche Last, der sich die besitzenden Einwohner jeder Stadt
auf alle Weise zu entziehen suchten ^) , während die Regierung
zur Erhaltung der Curien die strengsten Maassregein in Anwen-
dung bradite^). In Folge derselben wurde der Decurionat ein
im Mannsstamme erblicher Stand»; er ging auf alle Söhne über,
welche von dem achtzehnten Jahre an demselben angehörten. Im
FaUe auch dies nicht genfigte, um die Zahl der Curialen voll-
ständig zu erhalten, fand eine allecUo aus den ttbrigen tnunicipes
und incolae statt, bei welcher nur Sclaven, JFreigelassene und
Bescholtene eximirt waren, kleine Kinder aber und unächte Söhne
zugelassen wurden ; im vierten Jahrhundert sind die Curien sogar
als Strafanstalt benutzt worden, wohin jemand wegen eines Ver-
brechens geschickt wurde ^).
Die Xugnstalen.
^■uiaiT Ausser dem Decufionenstande , welcher, wie in Rom der
Siand der Senatoren, seit dem Anfange der Kaiserzeit immer
abgeschlossener und am Ende, wie wir gesehen haben , auch in
gesetzlicher Form erblich wurde, gab es unter den Kaisem vor
Constantin in den meisten Municipalstädten noch einen zweiten
bevorzugten Stand , nämlich die ctugustales ^) . In der ganzen
1) Huschke Ueber den Census der früheren Kaiserzeit S. 136. 143. Rüdiger
JJfe curialibtu p. 12.
.2) Cod. Tfaeod. 12, 1, 50. Roth p. 44. 45. Ebenso suchte man sieb den
Aemtern zu entziehen. Cod. Th. 12, 1, 16: ii ad magUiraium nominati aufu-
germtf requirantury e(, ai perünaci animo laUre faUätrkU^ hU tpiomm bona ptr-
mittantUTf qui praesenti tempore m locum torvun ad duumvifotUM muntra voca-
hufüuT, iia vi, si poatea reptrU fiietinty hiermio inUffro onera duumviratua cogantur
agnoseere, Omne» erum, qui öbuquio pubUcorum munerum dicUnare tentaverhU^
shnili eonditione teneri oportet. Die späteren Decurionen bedürfen daher bei jeder
Entfernung ans ihrer jStadt eines Urlaubs. Cod. lust. 10, 31, 16.
3) Da die nachconstantinische Zeit ausser dem Plane dieses Buches liegt,
so verweise ich hierüber auf Gothofredus ParatiÜon ad Cod. Th. 12, 1. Roth
p. 65 ff. und 32 ff. Rüdiger De euriaUttu imperii BomarU post Constantmum Af.,
Breslau 1837. 4. Walter 6. d. R. R. 1 $ 396 ff. Savigny a. a«0. Hegel Gesch.
der Stidteveifassnng von Italien Bd. 1 S. 64^98. Wallon Hiat. de Veadavagt
3 p. 188—207. Kuhn 1 S. 245 ff.
4) Cod. Th. 12, 1, 66. Roth p. 40. 46. öl.
5} Ofdo deeurionium ei AiLguataUum ei pleha wiioeiraa. Inschr. von Snessa
OreUl n. 4047, von Praeneste Orelli 1167. 4009, oder deewi&nea, Auguatalea,
— 513 —
römischen Literatur werden dieselben nur einmal erwähnt^), in
Inschriften kommen sie aber um so öfter vor und sind neuerdings
Gegenstand einer Untersuchung geworden, welche noch nicht in
allen Punclen zum Abschluss gekommen ist^). Es fragt sich
namentlich, erstens: wer sind die Augustalen"? zweitens: wie
sind sie entstanden? drittens: wie verhalten sich zu ihnen die
ebenfalls als ordo vorkommenden^) seoiri Augustales? Um mit ^/,\P/|^Jg
der zweiten Frage zu beginnen, so ist es unzweifelhaft, dass die
Augustalen m*sprttnglich mit dem Gült des Augustus zusammen-
hängen ; nur das ist streitig, welch ein römisches Institut in ihnen
nachgeahmt ist. Egger nimmt an, dass die magistri vicorum,
welche die Feier der ludi compüalkii und den Dienst der in den
sacella der compita aufgestellten Lares und des mit denselben
verehrten genius Augusti hatten, das Vorbild der Augustalen
seien ^) , aber die magistri Augustales ^) oder magistri Larum
populus Oielli 3976. 3807. Grut. 446, 7, oder decuriones, AugwtaUs, eoloni
Oielli n. 3062, ordo et AugustaUt et vicani Orelli n. 3690. S. die grosse Samm-
lung bei Egger p. 384. 385.
1) Petion. c. 30, 2: Trimalehiom, VIviro AugwtaU, Vgl. c. 57: uvir gra-
U» faetus 8um.
2) Was in älterer Zeit Reiiiesius SynUtgma in$cr, p. 133. Norisiiis Cenot.
Pi$an, 1 c. 6. Odericus (^Diaiertationea et adnotationea j llomae 1765. 4 p. 101
—111) mehr beiläufig über die Augustalen beigebracht haben, ist von Morcelli
Opp. Vol. I p. 18 kurz zusammengestellt. Ausführlich behandelt den Gegenstand
zuerst Egger Examen critique des hiatoriens anciens de la vie et du regne d'Au-
gutte, Paris 1844. 8. Append. II. Recherehee nouvellea $w Vkistoire de» tnstito-
(iofii niMWiipaUe che% le» Romain» p. 357 ff. und A. W. Zumpt De Augtutalibu»
et »eviri» Auguttalibu» eommentatio epigraphiea, Berol. 1846. 4. Auf diese bei-
den Schriften bezieht sich mein Aufsatz Ueber die Augustalen in Zeitschr. f.
Alterthumswiss. 1847 n. 63—65 und der von Egger in Revue arehiologiquey
aimUe IJJ, livr. 10 und 12. Eine Entscheidung über die durch die ganz ver-
schiedene Auffassung des Gegenstandes von Seiten Eggers und Zumpts entstan-
denen Streitfragen ist erst durch die Abhandlungen von Henzen Ueber die Au-
gustalen in Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1848 n. 25—27 und n. 37—40 möglich
geworden, in welcher ein bedeutendes neues Material mitgetheilt und benutzt
ist. S. auch Henzen Ineer. n. 7089—7129. Ich habe hiernach meine eigenen
früher ausgesprochenen Ansichten modiflciren müssen.
3) So werden in der marsisohen Inschr. Orelli n. 3940 die drei Staude be-
zeichnet als deetwUmetf »exvWi, plA». Vgl. Grut. p. 344, 6: deeurione», Vivtri,
pM» urbana, 422, 3 : deeurione» et VIvM et munielpe». Mehr bei Zumpt p. 78.
Egger p. 382.
4) Diese zuerst von Orelli In»er. II p. 197 aufgestellte Ansicht beruht be-
sonders auf Porphyrie zu Horat. 8at. 2, 3, 281 : a6 Augu»to enim Ijare», id e»t
du domutiei in oompiU» poeiti »unt: ex libertini» »acerdote» doli, qfä AugwtaU»
»wü appellati, und Acro daselbst : iueaerat enim Augwtu» in eompiti» deo» pena-
te» con»tituif ut 8tudio»iu» eolerentur» Erant autem libertini loeerdote«, qui Au-
guetale» dicuntw.
5) Orelü dOld^Mommsen i. N. 6130. Henzen a. a. 0. p. 198 n. 4. Zumpt
a a. 0. p. 50.
Rom. Alterth, lY. 33
— 514 -
Augustorum >) , welche sich auch in den MunicipalsUfdt^n finden,
scheinen mit den in Rede stehenden Augustaien nicht identisch
zu sein^), und man wird deshalb die Augustaien vielmehr far
eine Nachbildung des Priestercoliegiums der sodales Atigustales
haken müssen, welches, aus den Mitgliedern der kaiserlichen
Familie und den vornehmsten Personen des Staates gebildet, dem
Giilt der gens Inlia gewidmet war"^}. Wie in Rom selbst nach
diesem Vorgange Gollegia von Privatleuten zur Verehrung des
Angustus zusammentraten ^) , . so müssen auch in den Municipien
sich solche Gollegia gebildet haben, die, weil sie aus freiem
Willen, nicht durch ein gemeingüUiges Gesetz entstanden^), weder
in der Zahl noch in der Glasse der aufzunehmenden Personen
genau mit ihrem Muster übereinstimmten*), noch auch überall
gleichartig «organisirt gewesen zu sein scheinen. In Betreff dieser
Organisation handelt es sich namentlich um den oben bezeich-
^^i?au$^^ neten dritten Punct, nämlich die Bedeutung der seviri Augustales.
In Unteritalien, d. h. in Lucanien, Bruttii, Apulien^ Caldbden,
1) Orelll 1661. C. /. L. U n. 2181. 2233. 4306. Henten p. 198 n. &. 6. 7.
In Tanaco findet sich auch ein Vlvir mag. Lamm Aug. (.'. I. L. II n. 4293.
4297. 4304. 4307 ; Vlvir Augu$t. et magUter n. 4303.
2) S. Zumpt p. 50 ff. Henzen p. 194. Namentlich geht dies hervor vits
den Inschriften OrelH 3959. Henzen 7115. 6062. 6093. Vgl. aüoh die In dar
Torigen Anm. angeführten In sehr.
3) Tacit. Arm. 1, 54: idem annus (14 n. Chr.) n&va$ eetimonias aecepit ad-
diio fodalium Augustalhtm sacerdotio, ut quondam T. Tatiu» retinendis Sdbmorum
MCfia aodaUs Tiths in»tituerat. SorU dueti e primorihu« civUaiis umu et vigMi.
T&>eriu$ Dnuwque et Claudma et Oermanicus adiiehmtur. Hitt. 2, 95: eaetae
publice vietimae eremataeque; facem Augu$iaU9 «übdiderej quod Mcerdothmif ut
Bomulu9 Tatio regi, ila Caesar Tiberiua luliae genti sacravit. Vgl. Armal. 3, 64.
Borghesi Memorie delV Inatüuto di corrkp&^efusa areh. 1 p. 261 ff. Oeuvr. 3,
397. Znmpt a. a. 0. p. 12 t. Der Annahine, dass diesen aodales die Munidpal-
Migustalen nachgebildet seien , feigen Borghesi Ball. d. Inst. 1842 p. 106 ff.
Zumpi nnd Henzen p. 290.
4) Tae. Ann. 1, 73: Etiler euUores'Augutti ^ qut per omnes dotnus in modwn
eolteghrwn habdfontur.
5) Henzen p. 293. Zumpt p. 16.
6) Der HauptbeM^is dafür, dass die sodales AmguHales das VorbiM der Mu-
tticipalaugnstalen sind, liegt darin, dass sich die letzteren nicht tot Tiberitte
nachweisen lassen. Sie kommen zuerst im Jahre 22 n. Ohr. (Henzen p. 19Ö},
dann 26 n. Chr. (Orelli n. 4046), dann immer häufiger vor. Dagegen ist dnreh-
aus unerklärt , warum , wahrend die römischen sodales aus den ervteft Personen
des Staates gewählt sind, die Munieipalaugustalen auch in der ersten Zeit nie
aus den patroni oder honoribus funeti, noch aus Decurionen, sondern immer ans
gewöhnlichen Bürgern, häufig aus Freigelassenen gewählt werden, ein Umstand,
auf den Egger mit liecht besonderes Gewicht legt (s. meine Abhandl. S. 502).
Dass die Augustaien ein CoUegium bildeten, zeigen viele Inschriften. CoUegkan
AugüstaUum Orelli n. 3953. Corpus A^gmlaUum MäfM Mus. Ver. p. 477, 2.
Orut. p. 372. Auyusiales corporati. S. Zumpt p. 40 ff. £gger p. 382.
— 515 —
ferner in einem Theile von Samnium und Gampanien kommen
als zweiter Stand nur Augustales , nicht sevin vor ^) ; als Vor-
steher derselben ein curaior ^) , femer quinquennales ^) , quaesio-
re$*)\ dagegen giebt es nur seviri^ nicht aber Augustales j in
Gallia Narbonensis^) und Lugdunensis <^) ; endlich ist die regel-
massigste und vollständigste Form der Organisation die, dass es
seviri Augustcdes. und Augustales zugleich giebt, wie dies in den
meisten Städten Mittelitaliens üblich war?). In diesem Falle
scheinen die Augustales als lebenslängliche ^j Mitglieder des Col-
legiums, die sevin aber als jährlich wechselnde Beamte desselben
zu betrachten^) zu sein.
Die Ernennung der Augustalen geschieht decreto <^«cttrio- ^JJJ»^*»*»^«»
num ^^) ; wählbar sind sowohl ingenui als Freigelassene ^^) ; dem ^^'^^^JJ
Bange nach stehen sie den Decurionen zunächst, weshalb sie auch
zuweilen die cnTiamenta decurionalia (S. 509) erhalten ; sie bilden
ein CoUegium, welches ursprünglich dem Cult der gens luUa ge-
widmet ist, seine priesterlichen Functionen aber später auch auf
den Cult der übrigen Kaiser ausgedehnt zu haben scheint; denn
wo eigene Goliegia für diese erwähnt werden, wie die Giaudiales
und Flaviales, scheinen diese mit den Augustalen entweder iden-
tisch zu sein, oder doch in genauer Verbindung zustehn^^). Sie
fuhren eine eigene Gasse ^^j^ aus welcher sie ihre Opfer und Fest-
1) Henzen p. 201 ff. Du Nichtvorhandensein derselben in diesen Gegenden
ersieht man auch daraus, dass die Augustales Spiele geben, was, wo »tviri sind,
diesen zukommt. S. die Inschr. von Luceria Monimsen 1, N. n.9öl.
2) Henzen M$er, n. 577Ö. 6111.
3} Beispiele s. bei Henzen Jtucr. im Index p. 167.
A\ OrelU 3101. 3954. 7114. 6499.
o1 Henzen a. a. O. S. 209 ff.
6j In Lugdunum wenigstens kommen nur aeoiri AugtutaUi vor. S. Boissieu
inser. de Lyon p. 169 ff. Mommsen AtmaU 1853 p. 64.
71 Henzen S. 213.
8) Mommsen i. N, 2527 und dazu Uenzen a. a. 0. S. 215.
9j Henzen a. a. 0. S. 214. Man ersieht dies namentlich aus dem sevir
Augustalium qtunquennaUa Orelli 3741 (mehr bei Zumpt p. 62) und aus der
wiederholten Bekleidung des Amtes , OreUi 3919. 3922 , doch kommt auch ein
aevfr Aug, perpetuua \vot (C. /. L, II n. 2026), und in manchen Orten muss
das Verh<nias der aeviri und AufftutaUi ein ganz anderes gewesen sein , wie
in AquUeia, wo regelmassig »exviri vor]u>mmen, viermal aber sexviri et Augtuia-
les, einmal ein uzvit tt äteurionum dtereto AMtguatoLis, für welchen Tiiel es
noch an einer befiriedigenden Erklärung fehlt. S. Mommsen C. /. L. V p. H4.
10) OreUl 3920. 2980. 7112. 3914. 3942.
11) Zumpt a. a. 0. p. 22.
12} Eine ond dieselbe Person ist Aiigu$laUs ClaudialUf Sevir et ClaudiaiU,
Augustalia FlaviaUt, S. Henzen /nicr. im Index p. 168.
13) Ein curator arc. Auy. bei Marini her. Alban. p. 85: eine area Sevi^
33*
— 516 —
mahlzeiten bestreiten. Die ersteren hniten sie ohne Zweifel in
den Tempeln des Auguslus, die in keiner Municipaisfadt fehlten ;
die zweiten zuweilen in eigenen Localen, wie in Caere in einem
phrelrium^). Bei der Aufnahme zahlen sie ein Äntritlsgeld und
sowohl bei dem Beginne als während der Zeit ihres Amtes geben
sie auf ihre Kosten Gastmahle und Spiele ^j.
Verfall dM- Das lustitut der Augustalen hatte ein ähnliches Schicksal
reiben. ^
wie das der Decurionen; was anfänglich eine Ehre gewesen
war, fing an eine Last zu werden*), deren Uebernahme am Ende
ebenso erblich in den Familien der Augustalen w*urde, als die
Lasten der Curie in den Familien der Decurionen, so dass viel-
leicht erst hiedurch sich ein ordo Augustalium bildete, in wel-
chem schon die Kinder zu den Leistungen des Collegiums her-
angezogen wurden 4), während neue Mitglieder fast ausschliesslich
aus Freigelassenen hinzukamen, weil diese für die Curien nicht
in Anspruch genommen werden konnten. In diesem Um-
stände liegt wenigstens fur die spätere Zeit eine Erklärung
der grossen Unähnlichkeit, welche in Hinsicht auf das genus ho-
miniim zwischen den grösstentheils aus Freigelassenen bestehen-
den Municipalaugustalen und den aus den höchsten Personen des
römischen Staates genommenen sodales Augustales statt findet.
Mit der Verbreitung des Christenthums nimmt der Stand der
Augustalen ein Ende.
Die Städte nichtromischer Yerfassang.
Unrumisciie Nachdom Wir bisher die römische Municipal Verfassung be-
sprochen haben, ist es noch übrig, diejenigen Stadtgememden
rum Auyusialium in Brixia (Orelli 3913), Gabii (Henjten 7335), Ostia (Henzen
7116). In Brixia scheint dazu eine Erlanbniss des Kaisers nöthig gewesen zu
sein. S. Orelli 3913= C. /. /.. V n. 4428: VIviri Aug. 80ci, quibus ex permhm
divi Pii arcam habere permistuim.
1) Orelli 3787.
2) C. /. L. II n. 2100.
3) In dem Testamente bei Orelli n. 3978 = Mommsen /. N. n. 79 hinter-
lässt jemand den Augustalen von Petilia in Calabrien ein Vermächtniss , und
ffigt hinzu : quod ipsum ad utiUUHem reipublicae nostrae pertinere exisUmavi^ fa-
eilius aubiturU onus AugustnlitatUj dum hoc commodum ante oculoa habeirU . und
in einem andern Testamente (C. /. L, II n. 4510) vermacht jemand der Stadt
Barcino ein Capital, aus welchem Spiele und andre Largitionen beatritten werden
sollen , ea conditione , ut liberti mei, item libertorum meorum Ubertammque liberti,
quos honor aeviratfu contigerit, ab omnibu$ muneribua aevircdus exeuaati aint.
4) Orelli 3937. 3938.
— 517 —
einer Erörterung zu unterziehen, welche die Römer in den von
ihnen occupirten Ländern ^bereits constituirt vorfanden. Wir fra-
gen: wie lange bestanden diese eigenthttnilich organisirten Ge-
meinden im römischen Reiche,' und welchen Einfluss übte auf
sie die römische Verwaltung? Diese Fragen <iber lassen sich bei
dem gegenwärtigen Zustande unserer Kenntniss noch nicht mit
einiger Sicherheit beantworten, und die nachfolgenden Remer-
kungen beabsichtigen mehr, die Lücken unseres Wissens zu be-
zeichnen und der AufmerkBamkeit künftiger Forscher zu empfeh-
len, als einen Gegenstand zu erledigen, für den es an Quellen-
material und Vorarbeiten in gleicher Weise fehlt.
Stadtgemeinden mit eigen thttmlicher Organisation waren vor-
handen in allen Ländern griechischer Revölkerung, in dem Ge-
biete von Carthago und auch in Spanien und Gallien. Von den inAMca,
punischen Städten wissen wir indessen nichts, als dass sich in
ihnen nom eine Zeit lang die mfeles nachweisen lassen (s., S.
343); in Spanien finden wir verschiedene Stüdte, ehe sie durch Spanien,
Vespasian das ws Lata erhielten, von Decemvim regiert, von
denen einer decemvir maximus heisst ^) ; in den gallischen Stad- GnUi»,
ten führte noch im Reginne des fünften Jahrhunderts die Re-
gierung der erste im Album der Curie mit dem Titel principalis
und zwar fünfzehn Jahre hindurch 2), was doch wohl auf eine
alte Institution zurückzuführen sein dürfte. Ein viel reicheres
Material liegt in historischen Nachrichten, Inschriften und Münzen
über die griechischen Stildte vor, und dieses würde, wenn es
zu einer übersichtlichen Darteilung verarbeitet wSIre^), auch überind«B|ri«-
diejenigen Veränderungen einigen Aufschluss zu geben geeignet Provinsen.
sein, welche in den griechischen Communen durch die römische
Regierung veranlasst wurden. Diese Veränderungen sind zweierlei
Art: sie fanden statt bei der Einrichtung der Provinzen, und
durch directe Umwandelung griechischer Gemeinden in römische.
Rei der Einrichtung der Provinz wurden die democratischen Aendenin-
*^ g»n in d«n-
Verfassungen überall aufgehoben und durch timocratische er- g?«il»«n^i
. ■ d«r Provinz.
1) Hübner zu C. 1. L. II n. 19Ö3.
2) Cod. Theod, 12, 1, 171 ; vgl. 75. 127. Kahn 1, 39.
3) Eine solche glebt allerdings F. W. Tittmann Darstellung der griechischen
StaatsTerfassangen, Leipzig 1822, allein der in dieses Bach gehörige Stoff ist
seit dieser Zeit so Yermehrt worden , dass man ihn von neaem zasammenbriji-
gen müsste.
— 518 —
Einf&hniiiK seizt M . Das Verfahre» dabei war. dass die Zahl der acUven.
des Censasi
d. b. zu Wahlen berediUgten und zugleich wählbaren Bürger
auf die Besitzenden beschränkt und der besitzlosen Menge das
active Bürgerrecht entzogen wurdet). Wie man im J. 414 v.
Chr. die alte Democratie der Athener dadurch beseitigte, dass
der Rath der Vierhundert die Zahl der athenisohen Vollbürger
auf 5000 beschrankte 3), welche die dreissig Tyrannen hernach
auf 3000 brachten^), so wurde in allen griechischen Stadien die
beschliessende Volksversammlung auf die Besitzenden reducirt
und so aus der Masse der Plebs der später oftmals vorkommende
Stand der possessores, d. h. der Activbtti^er , ausgesondert^).
Ein Beispiel hievon giebt die Stadt Tarsus in Cilicien, in welcher
es zu Die Ohrysostomus Zeit ausser der ßooA.iQ und dem S^fio<;
ein TtX^t^o; oox okl'^w <S3irsp e^codev t^c TroXiTeta^ gab, von wel-
chem Dio sagt : toutouc eioiftaatv ivioi XittoupfGo; xaXstv ^) . Diese
Proletarier, zu denen namentlich Handwerker mit gehörten, ka-
men in die Volksversammlung zwar als Zuhdrer ^j , aber active
Bürger waren sie nicht, da das Bürgerrecht 500 Drachmen ko-
Di« fiek^r- stoto ^) . Die Behörden der Communen konnten dabei ohne irgend
wdche Veränderung fortbestehn und erhielten sich in der That
bis in die späte Kaiserzeit ^); die Folgen der timocratisc^en Ver-
fassung traten dagegen hervor in der Constitution des Rathes
Der Rath. uud dcT Eiusetzung eines Censoramtes. Den Rath einer gi*ie-
chiscben democi^atisoh oonstituirten Stadt ^^) haben wir uns überall
1) Es wird dies besonders beriohtet von Sieüien, Macedonien, Aebftia, Bt-
thynien und Syrien, und allgemein ansgespiocben von Cic. aä Q, fr. i, 1, 6,
25: provideri ahs ie, tU eivitates optimaUum eonsUtU admifUstrentur.
2) Kuhn 1, 229 ff.
3) Tliucyd. 8, 67. Hennann Griech. Staatsaltertb. % 166.
4) Xenophon HiH. Qr, 2, 3, 18 f.
öj Daher ordo po&$ei»oreafue, OreUi zu n. 3734. Dig. 50, 9, 1. Cod. Tbeod.
5J Dal
11, 22, 2.
6) Dio Chrys. Vol. II p. 43 R. Es gehören dazu namentlich ßatpei;, oxu-
TOT^jioi, tl-jitovc?. Ibid. p. 46.
iyp'^v di;:eXd9at xal p.*^ T:apaht^eo%ai xaic lxxXY]a(atc.
8) t1 oöv «6 xsXe6eic i^f^ftc ; foüc finor^a; dvaifpdd«i iroXlta; ; va( ^jiit * —
QU (A^v -fdpf dv TIC xaTaßdX-)) icevTaxoo[a< ^payjAdc, d6vaxai «piXsiv Of^ac xac t^c
'irö^xo); eum»; ^io< y^T^"^^""^''
9) Kuhn 2, 64 flf.
10) Ffir Afiflilocratische Veifaaaungen, wie sie in Sparta, den eietiaehen Stidten
und in MassiUa waren, gilt dies nicht. Von Massiüa sagt Stcabo 4 p. 179:
dtoikotivTat ^' 4l{>iotoxpaTix&c ol MttOOiXt&rai dvj^pä^ i^ixotfiiiyv «oraor^
öavTc? auveoptov, 5ia ß(oü TauT/jv iy6sTm*4 r;?)v TifAf^v , oOc Tifxo'jyou^ xocXoüsi.
— 519 —
ähnlich der athenischen Bole *) zu denken, d. h. als einen jtthr*
lieh wechselnden, aus den Phyien gewählten oder crloosten Ans*
scbass des Volkes. Auch er war vereinbar mit einer timocra-
Üsehen Verfassung und scheint in der Provinz Asien nicht um-
gestaltet worden zu sein, sondern sich in Milet^), Epfaesus^)
irod Gyzicus^) bis t&ber die Zeit der Anlonine hinaus erhalten
SU haben. In Sicilien wurden die Senatoren rwar ebenfalls ge-
wählt, aber, wie es scheint, durch Cooptation^) und nach be-
stimmlen Vorschriften, welche die von den Römern gegebenen
kges civüatum über das Alter, den Stand, den quaestus und den
cetims der Senatoren enthielten <^), während in den bithynischen
SUNiten durch die kx Pompeia der auf den Phylcn beruhende
Ralh 7) ganz abgeschafft und durch einen neuen ersetzt war, der,
wie die Curien der römischen Municipien, aus den abgegangenen
Magistralen durch die Censoren ergänrt wurde ^). Eine ähnliche ^^»*^^■•"-
Verschiedenbeit, wie in der Constitution des ftathes, mag auch
»B der Ausübung des Gensusa rotes statt gefunden haben; denn
die beiden Censoren, welche in den sieilischon Städten alle fünf
Jahre gewählt wurden^, und in den bithynischen Gemeinden
die lectio senatus vornahmen ^^), heissen griechisch Ti{i.v)TaCj, es
kommt aber sowohl in Bithynien als in andern Provinzen aus-
serdem ein einzelner Magistrat vor, welcher noXttOYpQupo^ genannt
wird 12), und nicht nur die Bttrgeriisten aufnimmt, sondern auch
ntvtcxa(66xa S* siol to9 auve^(o'j icpocoräitE^, toörotc Be toi icpiS^etpa ^oixciv
o£ooTai* i;d(Xtv hk tov [ncvtsxal&exa irpoxddtjvrat tpeit oi tcXcToton io/uoviec,
TO^TCDV li etc. Sollte dieser vieUeicht das Vorbild des in den gallischen l^t&dten
vorkomnenden prinefpaU» sein?
1) HerrmMin Grlech. Staatealterth. g 108.
2) C. /. Or. n. 2878.
3) O. Ourtiias im fienoM 4 ». 223.
4) S. meine Schrift Cyzicus und sein Gebiet S. 53. Boeckh C. /. ür. 3663.
Ö) Cic. Verr. U, 2, 49, 120. 122; II, 2, 50, 123.
6) Cic. Verr. II, 2 c. 49. c. ÖO.
7) Die Phyien selbst wurden nicht anfgehoben, sondern kommen anter den
Kaisern z. B. in Prusias vor. Waddington n. 1176. 1177.
8) Plin. ^. 10, 79(83): eadem lege (^Pompeid) compfeheneum est, ut qui
teperint magMrtttum ahU in eenatu. — quaeritur ergo, an qui minor trigHita
annoTum gesait magiitratttm possU a eeruwibus in Hnatum Ugi,
^-Cic. Vm. II, 2, 66, 139; II, 2, 55, 137.
10)
10) Plin. ep. 10, 79(83); 114(115).
11) Ein T({iT]Teuoac in Prusias in Bithynien Waddiugton n. 1176 und in
Prosa n. 1111.
12) Kiu iroXeiTOYpa<po; Btd ßiou in Prusias neben dem TtjAT^rV);, Waddington
n. 1178; ausserdem in Ancyra, C. I. Gr. n. 4016 und In Tarsus. Dio Chrys. ll
p. 44 K. In einer Inschrift von Mesunbria (s. 8. 149)^ i\ i. Or, 2053, fordern dio
— 520 —
in Anoyra wenigstens die leclio senatum (ßouX.oYpaf la) zu besor-
gen scheint^).
Umwände- D^f zweite Umsitand, welcher auf die Communen unrömi-
lang unro- '
™*^^«^^«- scher Verfassung influirte, war die £rtheilung des römischen
römische. Bürgerrechtes^ odcr der Latinität, in Folge deren dieselben in rö-
mische oder latinische Municipien und Golonien umgewandelt
wurden und die römische Municipalverfassung erhielten. Aber
auch diese Umwandelung ging in den griechischen Städten nicht
ohne einen zähen Widerstand, welchen Sprache und Herkommen
leisteten, vor sich. Nachdem in Folge der lex lulia von 664 =
90 alle italischen Städte das römische Bürgerrecht erhalten hat-
ten, blieb z. B. Neapolis noch immer eine giiechische Stadt und
hatte, selbst nachdem sie im Beginne der Kaiserzeit römische
Golonie geworden war, Behörden eigenthümlicher Art, wie den
honor demarchiae'^); und als schliesslich Garacaüa dieselbe Maass-
regel auf das ganze römische Reich ausdehnte (s. S. 484), scheint
allerdings die Decurionenverfassung, wie wir sie im vierten Jahr-
hundert vorfinden, allgemein eingeführt worden zu sein, selbst
in Gegenden, in welchen dies besondere Schwierigkeiten halte,
wie in Aegypten und Gappadocien ^J , aber auch damals nicht
ohne eine gewisse Schonung alter Institutionen, wenn gleich die-
selben mehr dem Namen als der Sache nach erhalten blieben.
In Athen war der arpan^Yo^ tid xm oicAwv^ wie zu Demosthenes
Zeit, so auch unter Gonstanlin dem Gr. vorhanden, welcher des-
sen Stelle selbst bekleidete^), aliein er hatte damals eine ganz
andre Geschäftsthätigkeit, nämlich die cura annonae ^j ; noch nach
Gonstantin ist in Athen der ap^^oov, wie in alter Zeit, der epo-
nyme Magistrat ^] ; in Antiochia in Syrien war zu Libanius Zeit
zwar die Decurionenverfassung längst eingeführt, daneben aber
Aedilen auch alle Fremden auf, sich einschreihen zu lassen : aYopav6(j^i — ira-
paxaXouoiv itdvToic tous xarepYoiCofii^'vout (s. S. 466) n^v icoXiv Ip^eo^ai %a\
diicoYpdi^eo^Gu xard t6v v6(jlov TiJ«> TiöXewc xat t6 I^o;.
1) Inschi. V. Ancyra C, I. Qt. n. 4015 : xal xi?)v ßouXoYpacp(av ix noXXoO
xaTa>vsXc((A(jL£v7]v p^xot Xöfou dxpißtbaavTa. Der Anfang der Inschr. fehlt und
man ersieht nicht, auf welchen Magistrat sich dieselbe bezieht.
2) Mommsen i. N. 2444. Den gewesenen ^lAapyoc bezeichnet die Inschr.
n. 2454 mit dem lateinischen Ausdruck demarckisanta.'
3) Kuhn 2, 240.
4) lulian. or. 1 p. 8 Spanh. Vgl. Spanheim Vol. II p. 76. Libanius Vol. I
p. 427 R.
5) Phüostr. V. Soph. 1, 23, 1 ; 2, 16; 2, 20, 1.
6) Marini Vita PtocU c. 36 ed. Boissonade.
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bestanden 18 Phylen/ welcbe vielleichi damals Sladtbesirke ohne
potitische Bedeniung waren *); namentlich maditen die rtf mischen
Titel Schwierigkeit; denn wenn man auch Sexopiovs^^ statnirte,
so nannte man doch die Daumviri gewöhnlich ap/wTt^^) oder
oTpainfjT o{, selbst in den römischen Golonien ^) . Ein drittes Mo- ^^„^^1^^
ment, welches in einer Geschichte des griechischen Communal-*
Wesens in Betracht tu liehn sein wttrde, ist die Einführung
neuer Stadtbeamten von Seilen der Siaatsregierung. Wir haben
einige derselben bereits kennen gelernt in dem Curator oder
Logislen (S. 487) und in den Censoren; es gehören dazu aber
auch verschiedene Mizeibeamte, der voxto9tpomi)YO(;^) und der
e{piQvapxo<*), welcher letztere wohl identisch war mit dem in j^^',^
Smyma vorkommenden oTpati]7oc iicl ttjc etpTjViQC^}, aus zehn
von der Stadt vorgeschlagenen Personen durch den Statthalter
der Provinz gewählt wurde ^) und ein Corps von Stadtsoldaten
oder Gensdarraen (Stoiximai) ^) zur VerfBgung hatte ; femer die
decemprimi (Ssxairpeycot), welche nidit s« identifidren sind mit der gjf
in aher Zeit in ftom und den Municipien oft vorkommenden Gom-
missiott der deoem primi^^, qumdecim primi^^], quinque prmi^^)j
s<mdem in den asiatischen Stlldten.^^} nicht, wie die decem prrmi
der italischen Mnnicipien, die ersten Senatoren nach der Rang-
ordnung des Album, sondern ein wechselnder Ausschuss der
l).Kuhi! % 318.
2) Dien grieckiache Wort kommt öfters vor, z. B. in SlcUien in der romi-
tehMi C4rionie LBybMtim. C. 1. Gr. &495.
31 t. B. in Keapolis. C. /. Qr. 5836. 5838. 5843.
4J So in Corinth (Libanins Yol. I p. 429 R.) und Palmyn. Waddington
n. 2507. 2601. 2606*. 2607.
5) Dig. 50, 4, 18 $ 12. Er kommt vor in TraUes C. /. Gr. n. 2930: «rpa-
TtjTVjaovra t?Jv vintTtpr^jV oiponj^iav. Vgl. n. 3948. Br entspricht dem ftat-
ftetiu vtgüum, der auch in Nemaosas vorkommt. Orelli n. 2157.
6) Kahn 1, 43. C. /. Gr. Vol. U p. 1123 n. 2930«». Pig. 48, 3, 8 pr. ; 50,
4, 18 S 7. Cod. Tbeod. 12, 14, 1. Cod. Inst. 10, 75. HiBikg kommt er bei den
Christenverfolgungen vor. Angustini ep. 140. 159. Easeb. Hist. eeeL 4, 15.
Rninart Acta prbnofwn moft ed. 1713 f. 32. 46. 62.
7) C. J. Gr. B. 3151.
8) Axistidef Vol. I p« 523 Dind.
9j Sie erwähnt Capitolin. v. M. AfU. phil. 21. Ammian. 27, 9, 6, und über
sie bandelt Waddisgtoa ui n. 992.
10) S. obM Seite 341 Abb. 2. Lir. 8, 3: 29, 15. Cie. pr. J2o«r. Am». 9;
25. ad AU. 10, 13. Ocelli 642. 3757.
11) Sirabo 4 p. 179. Caesar B. C. 1, db.
12) Cie. Verr. II, 2, 67, 162.
13) 9ie korameo ^r •. B. ia Amorgoe, C. /. Gr. n. 2264; Smyrna, n. 3201 7
eins in Bithynieo, n. 3732; lotapa CUioiae, n. 4413.
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ßooXi] ^j sind, der miL der Eintreibung der Steuern beauftragt
und für jeden Ausfall in denselben verantwortlich ist 2), so dass
er den Beamten zugezahlt wird, während die italischen decem
primi im Gegensatze zu den Magistraten als ausserordentliche
Repräsentanten der Curie fungiren. Endlich würden noch zu
erwähnen sein der IxStxo^ und der ouvSixo;; für welche beide
^' 4^r lateinische Titel defensor gebraucht wird^j. Der IxSixo;
kommt schon bei Cicero vor*) und scheint damals ein Advocat
gewesen zu sein, welcher auswärtige Processe der Gemeinde
führte^). Später erscheint er als ein regelmässiger Beamter,
welcher in einer Stadt als Stellvertreter des Statthalters fungirt
und alle Geschäfte zwischen der Stadt und dem Statthalter ver-
mittelt; als solchen wenigstens erwähnt ihn Plinius imter Tra-
sMtmi. ian ^) ; der oüvSixo^ dagegen gehört nicht zu den Beamten, son-
dern ist ein ausserordentlicher Bevollmächtigter der Stadt" zur
Führung einer einzelnen Sache bei dem Kaiser oder dem Statt-
halter^), und wird als solcher noch von einem Juristen aus der
Zeit Constantins definirt^). Eine ganz neue Einrichtung ist der
SÜSlSl^, (^f^^^ civüatüf welchen der Kaiser Yalentinian 1 im Jahre 364
1) Dies ezsieht nun sclioii aus den Titeln oexaicpoiTeuoac in den Insehr.
von Tralles (Waddlngton n. 610), lotopa (C. /. Or. n. 4415), Thyatira (C. 1. Gr,
n. 3490. 34%. 3498), Patara (C. J. Gr. n. 4289) und 6cxaicp<Dteu%6; (Inschr. v.
Philadelpliia C. i. Gr. n. 3418). Ob sie indessen immer jährlich gewählt wurden,
wie Waddinfrton zu n. 1176 annimmt, ist zweifelhaft, da in Thyatira ein hexa-
icpoite6oac £t7] ( Torkommt (C. /. Gr. n. 3490).
2) Digest. 50, 4, 1 $ 1 : patrhnonii autU munera rti vehicularis , Utm navi-
«tiZam, decemprhnfxtiw ; ab istU crum perietdo iptonun exactiones soienruttm eeU-
brantur. Ulpian. Dig. 50 , 4, 3 $ 10 : deeaproto8 etiam minorea annia viginti
quinque fUri — pridem plaetüt, quia paUrimonii magia onus videtur tue. 50, 4,
18 $ 26 : mtxta munera sunt deeaproUae et tcoaaprottoc, ut HerennUu Modestinus
— deerevit. Nam deeaproti et icosaproti trihuta exigerUes et corporäU mhU-
sterium gerunt, et pro munerlbua defkmeiorum fUcalia detrimenia resarciunt.
S. Huschke lieber den Gensus der früheren Kaiserzeit S. 143. Roth p. 71. Rü-
diger p. 10. Hegel S. 41. 51. 95. 96. Kuhn 1, 55.
3) Am besten handelt über sie Waddington zu n. 628 und n. 1175.
41 Gic. ad fam. 13, 56, 1.
5) S. die Inschr. von Gibyra, Waddington n. 1212: Kö'tvrov Ourjpavtov —
icp6oßc6aacvTa ^opedv Terpdxic iipöc touc Zeßavtou; e(c 'P(&(iV]v x«l \U'^dkm^
icpoYudTfDN diripjYÖvxa, xal iY^txihaavTa STjaoöCo^ bicodiaeic TioAXdc xal oeirdXac.
6) Plin. «p. H 110(111).
7) So helsst es in einem Rescript des Kaisers Hadrian an die Athener C.
/. Gr. n. 355 lin. 55 : idv hi IxxoXioY^Tal n« ^ ^pks ^ tov dvdOnarov , ysipoTo>
velto) ouvilxouc h SfjfJLO«, und bei Philostr. v. 8oph. 1, 25, 8: fi^if^e^ t) ^(jL6pva
{»icip xdiv vomv xal Tnv iir* a6toic (txadnv, o6vitxov reicottjpLivT) tov noXi(ie»va.
8) Arcadius Gharisius Dig, 50, 4-, 18 $ 13: defensores quoquej quoe Graeci
syndieot appeUaat, et ^t ad eertam eausam agendam vel defendindam eliguntur^
laborem personalit muneria adgrediuntur.
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einsetzte, um der niederen städtischen Bevölkerung {plebs ur-
bona) gegen die Bedrückungen der Vornehmen und Mächtigen
{potentiores) den Schutz zu gewähren, welchen derselben die
Statthalter versagten i); aber auch seine Wirksamkeit wurde bald
darauf dahin geändert, dass er eine eigene städtische Gerichtsbar-
keit erhielt; und in diesem Sinne erneuerte sein Amt im Jahre
538 der Kaiser lustinian durch eine Verfügung, in welcher die-
sem Defensor der Titel exStxo«;, nicht oovSixo; beigelegt wird 2).
Es war einer der Zwecke dieses Buches, die Bedeutung der
römischen Stadtgemeinden für die ganze römische Staatsverwal-
tung zur Anschauung zu bringen. Dieser Zweck hat sich nicht
für alle Perioden in gleicher Weise erreichen lassen. Wenn na-
mentlich, wie wir gesehen, der Uebergang der sehr verschiede-
nen Stadtverfassungen in die conforme Decurionatsordnung sich
unserer Kenntniss fast ganz entzieht, so ist dies nur eine der
dunkelen Seiten der Geschichte des dritten Jahrhunderts, welches
in allen Fragen der inneren Entwickelung des Reiches bis jetzt
der Forschung unüberwindliche Schwierigkeiten darbietet. Hoffen
wir, dass es dem diesen Untersuchungen gegenwärtig lebhaft
zugewendeten Eifer gelingen möge, in neuen Quellen neue An-
haltspuncte für das Verständniss auch dieser Periode zu gewinnen.
1) Bethmann-Hollweg Rom. Civilprocess 3 S. 107. Walter Gesch. d. Rom.
Rechts $ 394.
2) lustinian. Novell. 15: icspl t&v ix^Cxoov.
Dniek roa Breitkopf nitd H&rtel in L«ipiig.