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Full text of "Römische Staatsverwaltung"

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HAJtDBUCH 


DER 


ßÖmSCHEN  ALTERTHÜMER 


VON 


JOACHIM  MARQUARDT  UND  THEODOR  MOMMSEN. 


VIERTER  BAND. 


ROMISCHE  STAATSVERWALTUNG  VON  J.  MARQUARDT.    I. 


LEIPZIG 


VERLAG  VON  8.  HIRZEL. 


1873. 


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RÖMISCHE    *^  ' 


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STAATSVERWALTUNG 


VON 


K A  JOACHIM  MARQÜARDT. 


EBSTEB  BAND. 


LEIPZIG 

VERLAG  VOM  S.  HIR2EL. 

1873. 


Das  Recht  der  UebersetKung  ist  vorbehalten. 


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SEDIEM  YEEEHBTEN  FBEÜNDE 


HERRN 


GEH.  JUSTIZMTH  Yf"  MAKTEN8 


IN  DANZIO 


ZÜQKBIQNET. 


Das  Bach,  welches  ich  den  Freunden  des  römischen  Alter- 
thnms  ttbergebe,  enthält  eine  fast  in  allen  Theilen  neue  Bear- 
beitung des  Stoffes,  welchen  der  im  Jahre  1851  erschienene 
dritte' Band  des  von  mir  fortgesetzten  Beckerschen  Handbuches 
in  seiner  ersten  Abtheilung  behandelte.  Diesen  Stoff  zu  ver- 
einigen und  zu  einigem  Verständniss  zu  bringen  war  vor  zwan- 
zig Jahren  ein  gewagter  Versuch,  fbr  welchen  weder  Quellen 
noch  Vorarbeiten  ausreichten.  Wenn  derselbe  gegenwärtig  mit 
mehr  Zuversicht  erneuert  werden  kann,  so  ist  das  zunächst  das 
Verdienst  der  vielseitigen  und  erfolgreichen  Betheiligung ,  welche 
den  hier  in  Betracht  komQienden  Fragen  in  den  letzten  Decen- 
nien  zugewendet  worden  ist.  Insbesondere  war  es  fQr  mich 
eine  erfreuliche  Aufgabe,  den  reichen  Zuwachs  an  Quellen- 
material und  daraus  gewonnenen  neueif  Aufschlttssen ,  welcher 
der  unermUdlichen  und  glttcklichen  Thätigkeit  Hommsens  ver- 
dankt wird,  sowie  die  meisterhaften  Arbeiten  Waddington's, 
deren  Benutzung  in  Deutschland  bisher  nur  einem  kleinen 
Kreise  vergönnt  war,  fllr  meine  Zwecke  zu  verwerthen.  So 
mit  andern  Mitteln  ausgerüstet  und,  wie  ich  hoffe,  durch  längere 
Beschäftigung  mit  dem  Gegenstande  in  meinem  eigenen  Urtheil 
sicherer  geworden,  bin  ich  bemüht  gewesen,  meine  fiühere 
Darstellung  einer  völlig  objectiven  Kritik  zu  unterziehen;  was 
sich  trotz  manchem  Widerspruche  schliesslich  bewährt  hat,  bei- 


VIU       

zubehalten,  was  sich  als  falsch  herausgestellt  haf,  ohne  Wei- 
teres zu  verbessern.  Es  liegt  in  der  Natur  eines  Handbuches, 
dass  jeder  Fortschritt  der  Disciplin,  welche  es  zum  Gegen- 
stande hat,  Berichtigungen  und  Erweiterungen  nothwendig 
macht,  und  auch  die  vorliegende  Arbeit  dürfte  ihrem  Zwecke 
entsprechen,  wenn  sie,  über  den  gegenwärtigen  *  Stand  der 
Unterspchung  orientirend  und  noch  ungelöste  Fragen  bezeich- 
nend, zu  weiteren  Forschungen  Veranlassung  wird. 

Gotha,  im  November  1873. 


INHALT. 


I.  Organisation  des  romischen  Reiclis. 


Die  städtisohen  Oemeinden  S.  3— 18. 

Entwickelang  des  Städtewesens  Seite  3.  Pagif  nicht  selbständige  Gemein- 
den 4.  Pcigi  in  Rom,  in  Italien  5..  Aufhören  der  Gauverfassung.  Die  Städte  6. 
Viei  7.  CaateUa.  Ptaefeeturae  als  Dorfisemeinden  9;  Fora  und  eoneiUabula  10. 
Pagi  der  Stadtgemeinden  12. 

Die  Stadtgemeinde  als  Organ  der  Verwaltung  in  Italien,  in  Qallia  Ciaal- 
pma  13,  in  den  Provinzen  14.  Stadtterritorinm.  Attribuirte  Ortschaften  15. 
Neue  Städteanlagen  von  der  Regierung  gef5rdert  17. 


A.  Italia  S.  19—89. 

Grenzen  Italiens  19.     Geschichtliche  Entwickelung : 

Erste  Periode.  ItaUen  TOr  der  iex  JuUtu  Erweiterung  der  Stadt- 
gemeinde Roms  22.  Latinerbund.  Bfindniss  des  Spurius  Gassins  23.  Isopoll- 
tie  24.  Stimmrecht  der  Latiner  In  Rom  25.  Auflosung  des  Latinerbundes.  Yer- 
hältniss  Italiens  nach  der  Auflösung  26. 

1.  Municipia  26.  ursprünglicher  Begriff  28.  Zwei  Arten  von  Munici- 
pieu  29.     Späterer  Begriff  des  mtMudptum  34. 

2.  Romische  Golonien  35.  Yerzeiohniss  derselben  39.  Folgen  der 
Ausdehnung  der  romischen  Gemeinde.  Veränderte  Zusammensetzung  der  Tribus. 
ItaUa  iributim  deseripta  40.  Die  Ausdehnung  der  Bürgerschaft  beeinträchtigt 
die  Ausübung  des  Stimmrechtes.  Praefeeiurae  41.  Die  pro^fectl  werden  er- 
nannt 41.    Auf)idren  der  praefteturae  43. 

3.  Civiiaies  foederaiae  44.  Freundsehaftsvertr&ge.  Ho9piUum  puHi- 
cum  44.  Foedw.  Bundesstaaten  mit  vollständiger  Souveränität.  Exilrecht.  Bun- 
desstaaten mit  beschränkter  Selbständigkeit  45.  Ueber sieht  der  Bundesstaaten. 
Latin  Ische  Golonien,  vom  Latineibunde  gegründet  47;  von*  Rom  gegrün- 
det. Yerzeichniss  48.  Die  eoloniae  mariUmae  bleiben  römisch  50:  die  Golo- 
nien im  Binnenlande  sind  latinisch.     Zahl  der  Golonisten  51.     Rechte  der  La- 


Uni  coloniarii  52.  Beechränkuugen  derselben.  Jüngeres  Recht  der  12  Golonien  53. 
Beschränkung  des  MQnzrechts,  des  cotmubium  54,  der  Freizügigkeit  und  Ar  Er- 
werbung des  römischen  Bürgerrechts  55.     Latium  maius  und  mmus  57. 

Zweite  Fexiode.  Italien  nach  dem  BiuidesgrenoBsenkriege.  Erwei- 
terung Italiens  dnreli  HlnzujEleliiing  ron  Ctallia  Ciaalpina  57.  Un- 
zufriedenheit der  Italiker.  Bundesgenossenkrieg.  Lex  hdia  Do.  Lex  liautia 
PapHia  59.  Das  cisalpinische  Gallien.  Das  cispadanische  erhalt  das  Bürger- 
recht, das  transpadanische  das  Recht  der  jüngeren  latinischen  Golonien,  dann 
das  Bürgerrecht.  Itis  Latü  der  Provinzen  60.  Folgen  der  Ertheilung  des  Bür- 
gerrechts an  ganz  Italien.  Die  Municipien  als  selbständige  Staaten  constituirt 
und  in  ein  neues  Verhaltniss  zur  Regierung  gesetzt  62.  Leges  municipales  63. 
Lex  Bubria.    Lex  Ixdia  municipalis  65. 

Dritte  Periode.  Italien  nnter  den  Kaltem  67.  Italien  im  Uebergang 
zur  Provincialverfassung  67.  Eintheilung  desselben  in  11  Regi5nen.  Yerzeich- 
niss  derselben  68.  Mänj^el  der  städtischen  Verwaltungen  71.  Italien  unter 
Consulare  gestellt  72.  Italien  unter  den  iuridici  73.  Zahl  dej^elben  74.  Be- 
schränkung der  Municipalgerichtsbarkeit  durch  dieselben  76.  Ausserordentliche 
Verwaltungsbehörden,  correctores  77.  Ständige  correciores  78.  Eintheilung  Ita- 
liens in  Provinzen.  Aufhören  der  Steuerfreiheit.  Regio  annonaria  und  ur6ica- 
ria  80.  Diodetianische  Reichsein theilung.  Praefeetura  ItdUae  81.  Provinzen 
des  Vleariui  ItaUae  83,   des  Vicariua  TJrbU  85. 


B,  Die  römißchen  Provinzen  S.  90—425. 

!•  Statigtigche  Ueberdcht. 

I.  Bicilia.    Einrichtung  der  Provinz  91.     Verwaltung  92.     Gemeinden  93. 

n.  aardinia  mit  Condea  95. 

III — V.  Die  spanisolien  Froyinien.  Einrichtung  99.  Hispania  citerior  und 
uUerior.  Spanien  in  drei  Provinzen  getheilt  101:  1.  Tarraconensis  102; 
2.  Baetica  105;  3.  Lusitania  106.  Romanisirung  Spaniens  106.  Land- 
tage der  drei  Provinzen  107.     Eintheilung  Spaniens  nach  Diocletian  109. 

VI — XIV.  Die  gaUiiehea  Provinsen.  Einrichtung  der  provincia  Narbonen- 
sia  110.  Seit  Cäsar  vier  gallische  Provinzen  112.  Provinzen  der  Kaiserzeit: 
1.  Narbonen$i8  113;  .2.  Aquitania  114;  3.  Lugdunensis'y  4.  Bei- 
giea  115.  Verwaltung  116.  Gauverfassung.  Entstehung  der  grösseren  Städte 
117.  Landtag  in  Lugdunum  118.  5.  und  6.  Germania  auperior  und  in- 
ferior 120.  Romanisirung  der  gallischen  Provinzen  125.  7.  Alp  et  maritim 
mae;  8.  Alpes  Cottiae  127;  9.  Alpes  Poeninae  128.  Eintheilung  Gal- 
liens im  vierton  Jahrhundert  129. 

XV.  Britannia.     Einrichtung  der  Provinz.     Verwaltung  130. 

XVI.  Baeti».  Procuratorische  Provinz  133,  erhalt  einen  Legaten  135.  Wird 
zu  Italien  gezogen  135. 

XVII.  Koricom  135.  i?«^um  iVoricum  unter  einem  Procurator ;  erhält  einen 
Legaten  136. 

XVIII.  XIX.  Pannonia  137.  Eroberung  des  Landes.  Theilung  in  P.  in- 
ferior.  und  auperior  138.     Städteanlagen  139.     Weitere  Theilung  140. 

XX.  IllyHoam,  später  Balmatia  141.  Ethnographischer  Begriff  von  lUyri- 
cum.  Erste  Eroberungen  142.  Beginn  der  Provinz  143.  Verwaltung.  Der 
Name  Dalmaiia  144.     Gemeinden  146.  % 


XI      

XXI.  XXn.  Koeila  146.  Erste  Erobermigen.  Eiariohtang  der  Provinz  147. 
TheiliiDg  derselben  148.  Stidteanlagen  149.  Politischer  Elnflnss  der  Römer 
auf  die  Nordkflste  des  schwarzen  Meeres  150. 

XXIII.  Dada.  Einrichtang  der  Provinz  152.  Theflnng  derselben  in  zwei, 
dann  in  drei  I^vinzen  153.     Stadteanlagen  154.    Aufgabe  der  Provinz  155. 

XXrV.  Thraeiay  procnratorische  Provinz  156.  Pr&torische  Provinz.  Städte 
158.     Xheiinng  der  Provinz  159. 

XXT.  Kaoedonia.  Yorlänfige  Organisation  ^60.  Provinz.  Grenzen  161. 
Verwaltung  162.     Colonleanlagen.     Theilung  der  Provinz  163. 

XXTI.  XXYII.  Aohaia  mit  Epim»  164.  PolitÜL  der  Romer  in  Griechen- 
land 165.  Unterwerfung  Griechenlands  167.  Regnlirung  der  städtischen  Terri- 
torien 169.  Neue  Stadtverfassujagen  169.  Freie  Staaten  171.  AchaiamitMa- 
cedonien  vereinigt  171.  Acbaia  selbständige  Provinz.  Thessalien.  Epirus  173. 
Verwaltung  174.     Colonien.     Zustand  der  Provinz  175. 

XXVHI.  Aiia  176.  Aera  der  Provinz.  Grenzen  177.  Statthalter  178. 
Sullanische  Constitution;  Eintheilung  in  44  Districte  180.  Convmtus  iuridici 
182.  Metropolen  185.  Landtag  187.  Freie  Städte  188.  Colonien  189.  Dio- 
cletianische  Theilung..   Insularum  provineia  190. 

XXIX.  Bithynia  und  Fontns  191.  Verwaltung  193.  Pllnius  in  Bithynien 
194.  Doppelter  Landtag  197.  Stadtgebiete  198.  Freie  Städte.  Colonien.  Thei- 
lung im  4.  Jahrhundert  199. 

XXX.  Oalatia  mit  dem  Fontuf  Polemoniaeus  200.  Bestandtheile  der  Pro- 
vinz: 1.  Galatia;  2.  Pisidia;  3.  Phrygia.;  4.  Lyeaonia;  5.  Isauria;  6.  Paphla- 
gonia;  7.  Pontus  Galaticus;  S.Pontus  Polemoniacus;  9.  Armenia  minor  200. 
Verwaltung  203.     Städte  206.     Spätere  Theüung  207. 

XXXI.  Oappadoda.  Umfang  207.  Eintheilung  in  Strategien  208.*  Pro- 
cnratorische, später  consularische  Provinz  209.  Grenzen  seit  Traian.  Armenia 
minor  211.     Politische  Bedeutung  der  Provinz  211.     Neue  Städteanlagen  214. 

Spätere  Theilung  216. 

• 

XXXn.  Lyeia  et  Pamphylia  216.    Lydsche  Bundesverfassung  218.    Pam- 

phylischer  Landtag  221. 

XXXin.  CUicU  221.  Organisation  des  Jahres  64  v.  Chr.  225.  Gerichts- 
sprengel. Cäsars  Constitution  225.  Augnstus  ändert  den  Umfang  der  Provinz 
226.  Dynastie  von  Elaiussa  226.  Dynastie  von  Olbe  W,  Dyna- 
stie des  Tarcondlmotus  228.  CUicien  zu  Syrien  geschlagen  228.  Ciiicien 
besondere  Provinz  229.     Freie  Städte  230. 

XXXIV.  Cypxiui.  Senatsprovinz  232.     Städte  233. 

XXXV.  Syria  234.  Bevölkerung  235.  Stadtgebiete  236.  Freiheit  der 
Städte  238.  Dynastien  innerhalb  der  Provinz :  1.  Commagene  240.  2.  Chal- 
cis  242.  3.  Abilene  243.  4.  Arethusa  und  Emesa  245.  5.  Damas- 
cus  246.  6.  ludaea  247.  Herodes  d.  Gr.  249.  Herodes  Söhne  251.  Hero- 
des  Agrippa  252.     Procuratoren  von  ludaea  253.     Palmyra  254. 

Verwaltung  der  Provinz  257.  ludaea  besondere  Provinz  seit  70  n.  Cht.  261. 
Theilung  von  Syrien  in  Syria  Coele  und  Syria  Phoenice  264.  Weitere  Theilung 
in  7  Provinzen  266.  Stadtgemeinden  270.  Colonien  271.  Saerale  Verhält- 
nisse 273. 

XXXVI.  AxaUa.    Aera  der  Provinz  274.     Theilung  der  Provinz  276. 

XXXVII.  Armenia  277. 

XXX\1II.  XXXIX.  XaMp«tamia.   Aaayria  278. 


XII       

XL.  Aagyptns.  Yerwaltoog  unter  einem  Yicekonig  282.  PraefeeUa  Aß- 
gypti  285.  Centialisation  der  Verwaltung.  Kpistrategien.  Nomen.  Topaichien. 
Komen  288.  Exlmiite  Städte  293.  lufidieua  AUxandriafi  294.  BeTÖlkening  von 
Alexandria  296.     Aegypten  zur  Diocese  des  Orients  gezogen  298. 

XLI.  Cx«ta  und  Cyreaaioa.  Fr&here  Geschichte.  Pentapolis  298.  Cyrene 
wird  Provinz  301.  Creta  und  Cyrene  combinirt  302.  Die  Stadtgemeinde  von 
Cyrene.     Verfall  der  SUdt  304. 

XLII.  XLin.  Afriea  und  HnmidiA.  Entstehung  der  Provinz.  Numidien 
mit  derselben  vereinigt  306.  Airica  hinter  einem  Proconsul,  der  eine  Legion  com- 
mandirt  307.  Dies  Commando  geht  an  einen  kaiserlichen  Legaten  über  308. 
Numldien  selbständige  Provinz  310.     Weitere  Theilung  durch  Diodetian  311. 

Bewohner  der  Provinz:  Berbern,  Phonider.  Romanlsirung  313.  CrvikUe$ 
Uberae.  Ansiedelungen  der  Römer  315.  Stadtegründungen  318.  Numidlen 
colonisirt  319. 


XLIV.  XLV.  Xaiixetaiiiae,  Tingitana  und  Caenrieniii.  Aera  der  Pro- 
vinz 323.  Procuratorische  Verwaltung.  Mauretania  Sltifensis.  Colonie- 
anlagen  327. 

Ueber sieht:  I.  Römische  Provinzen  im  J.  117  n.*  Chr.  330.  ü.  Chro- 
nologische Uebersicht  334.  III.  Eintheilung  der  Provinzen  nach  der  Verwaltung 
im  ersten  und  am  Anfange  des  zweiten  Jahrhunderts  33Ö.  FV.  Verwaltung  des 
Römischen  Reiches  um  400  n.  Chr.  336. 


&  Yerwaltiuig  der*ProTinzen* 

A.  Einxiohtoiig  der  Provins. 

Begriff  der  Provinz  338.  Verfahren  bei  der  Einrichtung.  Stadtbezirke  341. 
Städte  verschiedenen  Rechtes  343. 

Freie  Städte  344:  1.  CivÜaUa  fotderatae  347.  2.  CivitaUs  sine  fotdert 
imxmints  ei  Uberae  349.     Begriff  der  Autonomie  351. 

Unterthänige  Städte  353.     Verfall  der  freien  SUdte  358. 

Städte  römischer  Verfassung  359.  Rechtliche  Stellung  der  römi- 
schen Städte  in  den  Provinzen  360.  Colonien  und  Municipien  361.  Cölomae 
Uberae  362  j   immiuneif  iuris  Italiei  363. 

Die  Provinciallandtage  365.  Vorrömische  Landtage.  Neueingerich- 
tete Landtage  366.  Cult  des  Kaisers;  sacerdoa  provinciae  367.  Saeerdotales. 
Landtagsabgeordnete  369.  Competenz  des  Landtags  370.  Alle  Provinzen  haben 
Landtage  372.    Bedeutung  der  Titel  ^Ao[ip)^T]g,  BiOuvieCp^T^C  u-  b.  w.  374. 

B.  Der  Statthalter  and  leise  Beamten. 

Beamtenpersonal  der  republicanischen  Zeit  377.  Prätoren,  Pro- 
prätoren ,  regelmässig  seit  Sulla ,  ausserordentlich  schon  seit  632  s=  122 ;  Pro- 
consuln  378.  Proconsularische  und  proprätorische  Provinzen  380.  Zeit  des  An- 
tritts. Lex  Pompeia  382.  Amtsdauer.  Lex  ComeUa  383.-  Lex  Julia  de  pro- 
vineiisT  OmaUo  provincUxe  385.  Unterbeamte:  legaU  pro  praetore  386. 
Quaestoree,  Pro  quaestore  388.  Quaestor  pro  praetore.  Quaeator  vice  proeon- 
mdis  390.  Comites.  Cohora  praetoria  391.  Apparitoree,  Persönliche  Bedie- 
nung 394. 

Aaszug  des  Statthalters.  Reise.  Antritt  394.  Amtsgewalt  396.  Zustand 
der  Provinzen  während  der  Republik  397. 

Die  Kaiserzeit  402.  Einrichtungen  des  Augustus  403.  Senatspro- 
vinzen 404.    Amtsantritt  405.     Proconsulu  verschiedenen  Ranges  407. 


XIII 


Kaiserliche  Provinzen:  legaii  Augiuti  pro  ftaetore,  ConmUtres  408. 
Quinqiicfascalea.  Vier  Arten  von  legaU  410.  luridiei  provinciarum  411.  Pro- 
euraiorts.  Ptaefeeti  412.  Drocuralor  viee  prauidia.  Ptoeurator  et  praeat»  415. 
Gehalt  der  Provincialbeamten  416.  * 

Posteinrichtnng  417.  Grenzpolizei  420.  Ausgleiphong  der  nationalen  Dif- 
ferenzen 422. 


Yerfasanng  der  Städte  des  römlBohen  Beiol^es  S.  426—523. 

Das  römisoke  Colonlal«  und  Mnnldpaliieseii  in  seiner 

Entifickelongr. 

Die  Oolonien.  Bürgercolonien  427.  Militärcolonien  429.  Golonien  und 
Aeckerassignationen  der  älteren  Republik.  Entatehnng  der  Domaine  430.  Fos- 
sesiiQ  431.  Unterschied  der  viritanisohen  Assignation  und  der  Colonieausfüh- 
Tung  434.  Fortdauer  der  posaeasiones  436.  Entstehung  der  latifundia  437.  Oo- 
lonien und  Assignationen  seit  den  Gracchen  438.  Lex  Semprofäa  agraria  439. 
Lex  Livia  440.  Lex  agraria  von  633  «s  121.  Lex  Thoria,  Lex  agraria  von 
631:^111  441.  Lex  Appuleia  442.  Lex  mia,  Ugea  Liviae  443.  Golonien 
des  Sulla  444.  Lex  Plotia^  lex  ServiUa  445.  Lex  Flavia  446.  Legea  luliae 
447.  Golonien  Oasars  448,  der  TriuniVim,  des  Augustus  449.  Regelmässige 
Versorgung  der  Veteranen  in  der  Kaiserzeit  453.  Doppelte  Art  der  Ansiede- 
lung 455.  Ritus  der  Colonieanlage  457.  Vermessung  458.  Veränderung  des 
Begriffs  der  Munidpien. 

IHe  HmüeipalTerfassnng« 

Quellen.    Die  Gesetze  von  Salpensa  und  B£alaca  464. 

1*  Die  Gemeinde  und  die  YolkSTersammlnng. 

OoeM  und  incolae  465.  Elntheilung  der  Bürgerschaft  in  Gurion  467.  Gu- 
riatcomitien  468.  Vorsitz.  Wahl  der  Beamten  472.  Stimmrecht  der  incolae 
473.    Uebeigang  der  Wahlen  an  den  Senat  474. 

8«  Die  Behörden« 

Diciatoren  und  Prätoren  475.  Gonsuln  477.  Aedilen  478.  Spätere  Munl- 
cipalordnung :  duoviri  und  quatuorviri  478.  Oetoviri  480.  Gompetenz:  1.  Die 
duovM  und  quatuorviri  481.  2.  Die  qiänqwnnaUa  482.  Entstehung  der  Mu- 
nicipalcensur  484.  Uebertragung  derselben  auf  die  Ilviri  oder  llllvki  fuin- 
qaetmaUa  485.  Der  ewaXor  reipubUeae  487.  3.  Die  Aedilen.  4.  Die  Quästo- 
ren  491.     5.  Die  praefeeU  iure  dieundo  492. 

Ehrenrechte  der  Magistrate.  Praetexta;  faacea  495;  aeüa  ewruUa,  Die 
appariiorea  496. 

Qualiflcation  der  Beamten  497.  Gautionsstellung.  Senatorischer  Gensus  498. 
Antrittsgeld  499. 

8«  Der  Senat. 

Zahl  der  Decurlonen.  Leetio  aenatua  502.  Ergänzung  des  Senats  durch 
die  gewesenen  Beamten  und  aus  der  senatorischen  Gensusdasse  504.  Rangver- 
hältniss  der  Senatoren:  1.  patrorü  505;  2.  quinquennalieü ;  3.  duumvhralieii ; 
4.  aedaieii;    5.  quaeatorüi    6.  alUeti  507;    7.  pedatU;    8.  praeiextaU  508. 

OmamefUa  deeurionaüa  509. 

Gompetenz  des  Senates  509.     Senatsverhandlungen.    Verfall  der  Gurion  510. 


XIY 


4.  Die  An^stalen. 

Unprang  deTselbeii  Ö13.  Sevki  AugwtaUB  514.  Orgaolaation  de«  CoUe« 
ginrns  der  Augastalen  515.    Verfall  desselben  516. 

YertäMSung  d^r  nieiitrOmIgeheii  Stidte« 

ünromlsclie  SUdtveifasBungen  in  Africa,  Spanien,  Gallien  und  den  grlechi- 
gehen  ProTinzen  516.  1.  Aendernogen  derselben  bei  der  Elnrlchtnng  der  Pro- 
vinz 517.  Einführung«  des  Censna.  Die  Behörden.  Der  Rath.  Das  Censas- 
amt  518.  2.  Umwandlong  unrömiscber  Oemeinden  in  romische  520.  3.  Nene 
Stadtbehörden :  Der  Logtst;  der  Eirenareh;  die  l^cviiipsiTOt,  der  ix5t«o(,  o6v- 
itxoc,  defensor  521. 


I      ir 


ROMISCHE  STAATSVERWALTUNG 


I 


ORGANISATION  DES  RÖMISCHEN  REICHS 


Bim.  Altcrdu  IV.  | 


Die  städtischen  Gemeinden. 


liie  VerwaitUDg  des  rtfmiscben  Reiches  war  in  der  Periode,  ^i"*^*^^"" 
auf  weldie  sich  die  folgende  Darstellung  xunttchsi  beziehen  wird,  ^^p~ 
d.  h.  am  Ende  der  Republik  und  in  den  ersten  Jahrhunderten 
der  Kaisenseit  basirt  auf  die  siadtiscben  Gemeinden.  Sowohl 
Italien  bestand  damals  aus  einem  Gomplex  von  Stadtbexiriien, 
deren  jeder  in  Resug  auf  die  Verwaltung  eine  Einheit  attsau^chte^), 
als  auch  die  Provinzen  zerfielen  gixissentheils  in  eine  boiii^mte, 
Bei  der  Organisation  derselben  g^[iau  festgestellte  Anzahl  von 
selbständigen  Gommunen  (civitates) ,  so  dass  der  ganze  Boden 
Italiens  und  wenigstens  ein  grosser  Tbeil  des  Provinciallandes  in 
den  Gebieten  dieser  Städte  enthalten  war.  Indessen  ist  dies  Sy- 
stem weder  in  Italien  ursprünglich  vorbanden  gewesen ,  noch  in 
den  Provinzen  unmittelbar  bei  der  Einrichtung  gleichmUssig  durch- 
geführt worden ;  es  war  vielmehr  nur  dui^chfübrbar  in  dem  Grade, 
als  das  StHdtewesen  selbst  sich  entwickelte,  und  es  wird  daher 
nöthig  sein  über  diese  Entwickelung  einige  einleitende  Bemer- 
kungen vorauszuschicken  2). 

Die   italischen  YOlkerschaflen  wohnten   in  llltesler  Zeit  nicht     Pagi. 
in   Städten,    sondern  in  Geschlechlergemeinschaflen   oder  Gauen 
(pa^i)^),  in  welchen  Hütten  und  Hufe  (vici,  oixoi)  zerstreut  lagen, 


1)  S.  V.  Savigny  System  des  heutigen  römischen  Rechts  2,  248  ff.  und  die 
dort  angefahrten  Stellen. 

2)  Ein  reiches  Material  flndel  man  hierüber  In  E.  Kuhn  Die  städtische 
nnd  bürgerliche  Verfassung  des  ^m.  Reichs,  Leipzig  1864.  65.  2  Bde.  8. 

3)  lieber  pctgi  und  viei  s.  Masoehi  Commentariorum  in  Regii  Hereuianenai» 
mu8ei  aenea$  tahulas  HeracUentei  P.  1.  II.  Neapoll  1754.  1755.  fol.  p.  397  ff. 
Blmard  in  Muratori  theiaunu  I  p.  18  sqq.  ATellino  OpuscoU^  Napoli  1826--37. 
8.  Vol.  HI  p.  5  ff.    Henzen  Tabula  akimeniaria  Ba^ianorum  ,    Romae  1845.  8 


—     4     — 

aber  fttr  den  Kriegsfall  eine  Burg  [at'Xf  castellum)  vorhanden  war, 
welche  den  Gaugenossen  zur  ZuOuchtsUiUe  diente  und  die  Hei- 
liglhttmer  des  Gaues  schützte^).  Da  die  Burg  ebenfalls  pagus 
heisst^),  so  darf  man  diese  Benennung,  welche  die  Allen  von 
in)Y^  ableiten  und  als  Brunnengenossenschafl  erklaren  3),  die  Neue- 
ren auf  den  Verbalslamm  irTjyvuiii,  pago,  pango  zurückfuhren  und 
auf  einen  Landgemeindeverband  deulen,  zu  welchem  die  Gauge- 
nossen sich  rechllich  vereinigten^),  vielleicht  auf  den  festen  um- 
friedigten Plalz  beziehn,  um  welchen  der  Gau  lag,  und  an  welchem 
durch  Zuzug  allmählich  eine  Ortschaft  entstand.  Jedenfalls  wird 
unter  pagus  auch  später  beides  verstanden,  ein  Landbezirk  ^)  und 
^flUndT«*'  eine  Ortschafl,  welche  den  Mitlelpunct  desselben  bildel.  Indessen 
Oenein&n.  hat  man  dcu  italischen  Gau  selbsl  der  ältesten  Zeil  nicht  als  eine 
selbständig  organisirte  Commune,  sondern  als  ein  unselbslündi- 
ges  Glied  einer  grösseren  Gemeinde  {civüaSj  populus)  zu  denken  ^), 
welche  zu  Märkten,  Gerichtstagen,  Beratbungon  und  Opferhand- 
lungen zusammentrat.  Denn  die  MalsläUen  dieser  grossen  Ge- 
meinde ifora  oder  concüiubula)^  in  welchen  sich  der  Verkehr  der 
sämmt^ichen  zu  derselben  gehörigen  Gaue  concentrirte^),  führten 
schliesslich  zu  der  Entstehung  von  Städten,  in  deren  Territorien 
nunmehr  die  pagi  entweder  ganz   verschwanden  oder  nur  noch 

p..75  sqq.  RudoriT  Rum.  Feldmesser  2,  236.  M.  Voigt  Drei  epigraphisrhe  Ck>n' 
stitatlonen  ConsUntins  des  Gr.,  Leipzig  18(i0.  8.  A.  Jacobs  Ofographie  de  Ori- 
goire  de  7otirs,  Paris  1861.  8  p.  43  ff, 

1)  Mommsen  Rom.  Gesch.  1,  37. 

2)  Dionys.  4,  15:  (uXdiv  5*  o3v  6  TüXXio«  eU  hno9azl-f\iC(yzt  p.o(pac  t^jv 
Yfjv  xard  tou«  öpeivouc  x«ft  icoXu  T<b  do^aXi«  rote  ftm^oU  iropi^j^ctv  &uvT)90fi^ouc 
Qyi%o»i  xptjocp6YeTa  xaTeoxe6acev,  'EXXtjvixou  dvöfxaaiv  a^T«  xaAtüv  ird^ouc,  ^vtta 
oyvI^UYov  ix  Twv  4f pöv  Änavre;,  bn&tt  -^tiofzo  itoXcfjiiaiv  l<poöo;.  Eine  Analogie 
dieser  Urzustände  findet  sich  später  in  Namidien,  wo  Alexander  Severus  einem 
nomidischen  Stamme  die  Mauern  seines  pagus  {ynuroa  paganicenses)  ausbessern 
liess.    Renier  Comptes  rendus  1865  p.  367. 

3)  Festi  epU,  p.  221  M. :  pagi  dieii  a  forUibtu,  quod  eadem  aqua  uUrentur. 

Servius  ad  Verg,  Gt,  2,  381:   pagi  dnh  täv  thj^wv  appelUmlur unde  et 

pagani  dicti  sunt  quasi  ex  uno  fönte  potanies. 

4)  Rudorff  Feldmesser  2,  239. 

5)  In  demselben  Sinne,  wie  pagut^  wird  regio  gebraucht.  Siculus  Flaocns  in 
Oromatid  ed.  Lachm.  p.  165,  8.  Acron  ad  Jior.  Od.  2,  13,  4.  Zu  der  SUdt  Nola 
gehören  ausser  drei  pagi  auch  zwei  regiones^  welche,  da  sie  Beschlüsse  fassen, 
nur  Dorfgemeinden,  pc^i^  sein  können.  Mommsen  /.  N,  1989.  1990.  Griechisch 
wird  pagus  mit  Sijjxo«  übersetzt,  Festus  epit.  p.  72,  in  den  Glossarien  auch  mit 
TOirap)^ia,  vopi^^. 

6)  Diese  Ansicht  Mommsens  R.  G.  1,  37.  C.  /.  L.  1  n.  801  scheint  auch 
mir  für  die  italischen  Gaue  die  richtige.  Anders  urtheilen  Voigt  a.  a.  0.  und 
Detlefsen  BuU,  1861  p.  54. 

7)  Kuhn  2,  8.    Niebahr  R.  G.  2,  27  ff. 


—     5     — 

als  geosiraphische  Bezirke  und  untergeordnete  Dorfgemeinden  fort- 
bestanden ,  ein  Vorgang,  der  in  den  spateren  Verhältnissen  der 
Stadt  Rom  wie  ganz  Italiens  noch  deutlich  erkennbar  ist. 

Was  zuerst  Rom  betrifft,  so  zerfielen  dessen  älteste  Bewohner  Pay»  in  Rom, 
in  montani  und  paguni.  Montani  heissen  die,  welche  in  der  ülle- 
sten  Stadt,  dem  Sqyfimontmm ^  pngrmi  die,  welche  in  den  zur 
Stadt  gehörigen  Fluren  ansässig  waren  ^).  Aus  beiden  machte 
S*rvius  die  vier  städtischen  Tribus^) ;  nichtsdestoweniger  bestan- 
den noch  zu  Giceros  Zeit  montam  und  pngani  als  religiöse  Golle- 
gien  *) ,  und  von  den  pagi  der  Sladt  haben  sieb  bis  zum  Jahre 
747=7,  in  welchem  Augustus  die  neue'Eintheilung  der  Stadt  in 
regiones  und  via  vornahm  4),  wenigstens  zwei,  der  pagus  Janko- 
lensis^)  und  der  pagus  Aventmensis  erhalten^).  Ebenso  sind  die 
iändtichen  Tribus  unzweifelhaft  aus  pagi  entstanden,  deren  Name 
zum  Tbeil  auf  sie  überging ;  denn  die  tribm  Lemania  ist  benannt 
von  dem  pagus  Lemonius'')^  die  tribus  Claudia  von  dem  pagus 
Claudius^)  und  die  Geschlechternamen  der  tribus  AemiUa,  Cornelia, 
Pabia^  Horaiin^  Menenia,  Pupiria,  Sergia,  Veturia  weisen  gleich- 
falls auf  gentilicische  pagi  desselben  Namens  hin. 

Viel  länger  dauerten  die  Gaue  in  Italien  und  dem  cisalpini-  in  Italien. 
sehen  Gallien,  aber  auch  hier  waren  sie  schon  in  der  Zeit  der 
Republik  eine.  Antiquität  geworden  und  hatten  aufgehört  ein  or- 
ganisches Glied  des  Staats  zu  sein.  In  einigen  Gegenden  war  ihre 
Begrenzung  zweifelhaft  geworden ;  denn  es  g^b  für  dieselbe  keine 
andre  Beurkundung,  als  den  nach  alter  Sitte  jährlich  stattfinden- 
den Umzug  bei  der  luslratio  pagi^) ;   anderswo  waren   sie  durch 


^    1)  Festas  p.  340,  15.  Ysrro  de  L.  L.  5,  41 ;  6,  24.    Mommsen  Die  Rom. 
Tribus  S.  15—20.  211—215.    Mommsen  R.  O.  1,  109.  C.  I.  L.  1  n.  801. 

2)  Die  tribus  8tämrana  oder  Stteeuaana  bat  ibren  Namea  von  dem  pagua 
Suectuanus.   Festus  p.  309,  5.   Varro  de  L.  L.  Ö,  48. 

3)  Cic.  ff,  domo  28,  74:  fiMUtim  est  m  hacwhe  ccÜegium,  mUU  pagani  aut 
montani  {quowiam  plebei  quoque  urbanae  maioree  noet/ri  conventieula  et  qvasi  con- 
eilia  quaedam  eete  voluerwU),  fui  non  ampUaaime  non  modo  de  ealute  mea^  eed 
etiam  de  dignitaie  deereverhU.  Gic.  de  pet.  cona.  8,  30:  deinde  habeto  ralionem 
urbie  totius,  eoUegiorum  omfUumj  pagorumf  vieiwitatwn, 

4)  Dio  Cas8.  55,  8.  Säet.  Aug.  30.  Prellei  Die  Regionen  der  Stadt  Rom 
S    83 

5)  C.  /.  L.  l  n.  801.    Detlefen  Buü,  1861  p.  4S  ff . 

6)  Benzen  n.  6010. 

7)  Pestus  epit.  p.  115,  10. 

8)  Dionys.  5,  40.    Liv.  2,  16.    Mommsen  R.  Trib.  S.  6. 

9)  Siculus  Flaccas  p.  164 :  $edet  pagi  taepe  signiflccmter  finkmiur.  De  qui- 
bui  non  puto  quaeetionem  fuiuram ,  quorum  tenitoriorum  ip$i  pagi  eint ,  »ed  qua- 


—     6     - 

wiederholte  SUIdieanlagen  zerrissen,  so  dass  z.  B.  der  pagus  Ro- 
tnanus  und  Meflunus  iheils  zu  Beneveni,  Uieils  zu  der  Colonie' 
der  Ugure^  Baebianiy  der  pagus  Minervhis  iheils  zu  Luca,  theils 
zu  Placeniia,  der  pagus  Salvivs  theils  zu  Veleia,  theils  zu  Parnia, 
der  pagus  Salularis,  Valen'uSj  Venerim  theils  zu  Veleia,  theils  zu 
Placenlia  gehörte  *) ,  und  in  den  beiden  Gesetzen ,  durch  welche 
Güsar  die  municipalen  Verhältnisse  Italiens  und  des  cisalpinisohen 
(lalliens  ordnete,  der  lex  Rubria  de  dvitale  GalUae  cisalpinae  vom 

^Anfbdreii  jjih|.  49  y.  Chr    Und   der  lex  Julia  nwnicipalis  von  45  v.  Chr., 
fMnung.    geschieht  der  pagi  überhaupt  keine  Erwähnung  mehr.  Nach  diesen 
Gesetzen   gab  es  vielmehr   in  Italien   nur  sieben  Arten  von  Ort- 
schaften, municipiuy  coloniae^  praefeclurae^  fora^  concilidbula^  vki^ 
castella^)^  welche  sich  auf  drei  Classen  reduciren  lassen. 

Diesudt«.  Dio  muntcipüi ,  coloniae  und  praefecturae  ^   mit  gemoinsamoni 

Namen  oppida  genannt,  sind  städtische  Communcn  mit  eigener 
Verwaltung  und  Gerichtsbarkeit'^].  Zu  ihnen  gehört  ein  Landbe*- 
bezirk  {tetrilonum*),  regio^))^  welcher  bei  Colonien  durch  Grenz- 
monumentc  bezeichnet  und  durch  of6cielle  Documente,  namentlich 
einen  Grund riss  {aes,  forma)  ^)  beurkundet  war,  bei  den  andern 
Stadtgemeinden  aber  entweder  von  Alters  her  feststand  oder, 
wenn  sich  Zweifel  darüber  erhoben,  durch  eine  Gommissiou  des 
Senats  regulirt  wurde  ^}. 


tenu$  Urriioria.     Quod  tarnen   inteUegi  polest  vel  ex  hoc ,  magutri  pagorum  quod 
pagos  IxAttrare  wiiU  wnl,  uti  trakamuny  quaiemu  luMrartfd. 

1)  Henzen  Tab.  alim,  Baeb,  p.  76. 

2)  /.«:  Rubria  (C.  /.  L.  1  n.  205)  H  lin.  3.  26.  53.  56.  58.  Ux  Julia 
municipalis  (C.  /.  L.  n.  206)  lln.  83.  108.  124.  126.   128. 

3)  Sicalus  Flaccus  p.  163:  inter  eivitaUty  id  est  inter  munieipia  et  colonia* 
et  praefeeturas. 

4)  Gromat.  ed.  Lachm.  p.  19,  20;  114,  30;  164,  26.  Digest.  50,  16,  239 
$  8:  terriiorkun  ^$t  universitas  agrorum  intra  ftnes  euiusque  eivitati». 

5)  Siculus  Flaccus  p.  135,  4:  regiones  auiem  dieimtM,  intra  quorttm  fines 
singularum  eoloniarwn  auA  nvunieipiorum  magistrtMbus  ins  eUeendi  coercenäique  est 
libera  poUstas.  Rndorff  Feldmesser  8.  235.  251.  6o  liegen  in  der  regio  von  Fi> 
cQlea  (nahe  bei  Rom)  drei  pagi  (Orelli  111)  und  die  regio  Arimmensium  erwähnt 
die  Inschr.  Henzen  6519. 

6)  Mommsen  und  Rudorff  Feldmesser  8.  152.  405  ff. 

7)  Diese  Orenzregulirungen  fanden  nicht  allein  bei  der  ersten  Constituirung 
römischer  Erwerbungen,  sondern  in  jedem  Falle  des  Bedürfnisses  während  der 
Republik  wie  wahrend  der  Kaiserzeit,  in  lUlien  wie  in  den  Provinzen  statt.  So 
wurde  619=135  die  Grenze  zwischen  Ateste  und  Vicetia  (OrelM  3110.  C.  L  L. 
V  2490),  vielleicht  um  dieselbe  Zeit  die  Grenze  «wischen  Ateste  und  Patovlnm 
(C.  I.  L.  V,  2191),  im  J.  637^117  das  Gebiet  von  Genua  ex  SCto  regulirt. 
Andre  Fälle  findet  man  gesammelt  bei  Borghesi  Oeuvres  7,  200.  Henzen  BuU, 
1856  p.  73.    S.  ausserdem  Mommsen  Hermes  2,  102—127, 


—     7     — 

Innerhalb  dieser  SladibezirLe  liegen  die  vici  und  caslella,  fia. 
welche  der  Sladt  attribuirli)  oder  contribuirt^) ,  d.  h.  der  Ver- 
waltung und  Gerichtsbarkeit  derselben  unterworfen  sind  3).  Ein 
vtcits  ist  ein  Gompiox  von  Gebäuden  ^) ,  in  der  Stadt  eine  Strasse  ^) 
oder  ein  StadttbeiH),  ausserhalb  der  Stadt  ein  Dorf,  in  welchem 
die  Gehöfte  zusammen,  nicht,  wie  in  dem  pagtiSy  zerstreut  liegen  7). 

1)  Isidor  Or,  15,  2,  11 :  vM  et  cu$i^ia  €t  pt^fi  maU,  giMe  nMa  dignUaU 
civitatis  omantury  ttd  vulgari  hominum  converUu  ineoluntur  et  propter  parvitatem 
8ui  maioribtu  eivitaUbu$  attrihuuntur,   Plin.  N.  H.  3,  134:   Cüomuni  compluresque 

MimiUa  fimiümis  aUriffUti  munieipÜM.    3,  138:  civUaUs aUHbutäi  munieipiu 

lege  Pompeia.  3,  37:  oppida  vero  ifffiobilia  XXIII I  Nenumsiensilms  attributa, 
Deeretum  TergeHinum  (C.  /.  L.  Y,  1  n.  532)  col.  2,  5:  Cami  Catalique  aUri- 
6tfti  a  divo  Augusto  rei  pubUeae  nottrae.  Edict  des  Claudius  C.  I.  L.  V,  1, 
5050  =a  Mommsen  Hermes  4,  103.  lin.  23 :  jtiorum  (Anawwrwrn)  pnrtem  delator 
adiribuiam  TridentinU  —  orguiMe  dicjfitr.  Wenn  oppida  attribairt  i^erden,  so  ver- 
lieren sie,  wie  wir  unten  sehen  werden,  die  selbständige  Verwaltung  und  treten 
in  die  Kategorie  der  vid.  Daher  helssen  die  an  Nemausus  attribuirten  Ort- 
schaften bei  Strabo  4  p.  186  a.  E.  %ft(iat. 

2)  Caesar  B.  C.  1,  60:  CalagunOani,  ftii  cremt  eutn  Oscemibua  contiribuU, 
Plin.  N.  H,  4,  117:  ccvirflbiuta  tunt  in  eam  (coUmiam  Norbenaem)  Castro  Servilia, 
Ca»tra  Caecilia,  3,  18:  civitatea  provineia  ipsa  (Tarraconenais)  praeter  eorUributa$ 
aUiM  CCXVIII  eonikntt,  3,  20 :  in  eam  (eoUmiam  Ilici)  eofdribttuxüuir  leoeitani. 
14,  62:  edLonunn  S\iUanam  nuper  Capuae  contributam. 

3)  Isidor  Or,  15,  2,  11.  UlpUn  Dig,  50,  1,  30:  qui  et  vteo  oreia  eai,  eam 
patriam  ini^legitur  habere,  eui  reipubUeae  vieua  ilU  respoiukl.  Cod.  Just.  5,  27, 
3:  etiM  civitatis  —  mtb  qua  vietu  iUe  vel  possessio  censeiur,    10,  19,  8:  eiusdem 

civiUUiSy   sub  qua  vid  svnt.    1,  3,  28   $  4:  Ulius  duitaU», sub  qua  vieus 

vH  ierrUorium  esse  dignoseUm, 

4)  Isidor  Or»  15,  2,  12:  vicus  auiem  dietus  a  vicinis  tantum  habUatoribuSj 
vel  quod  vias  \akeai  fanfum  sine  mwris.  Pladdl  gloss,  in  Mai  CIom.  AuH,  VI 
p.  574 :  vieaUm ,  eosteUalim.  8uni  enim  <oca,  quae  ab  ingenula  kabiUuiiur  et  quia 
nee  viUae  nee  dviiates  posswü  appeUarij  vid  dicunhsr. 

5)  Varro  de  L.  L.  5,  145 :  in  oppido  vid  a  via,  quod  ex  utraque  parte  viae 
sunt  aediüda.     Festus  p.  371  nach  der  Lesung  von  Mommsen  Abb.  d.  Berlin. 

Acad.  1864  p.  77:   [otd]  acftpitmliir alieto,  cum  id  genus  aedifleio{rum 

€f«/t]fiifiir,  quae  eoniineniia  sunt  hü  oppidiSj  quae itineHbus  regUmibusque 

distrfbuta  inter  se  distant  nominibusque  dissbntlibus  diserhnints  causa  sunt  dispar- 
Uta,  8.  Jordan  de  vids  wbis  Bomae  in  Nuove  memorie  dtW  InstitutOy  Lips. 
1865.  8  p.  237  flf. 

6)  Bom  hatte  nach  Plin.  N.  B.  3,  66:  eompiJta  Larum  CCLXV,  d.  h.  265 
vid  (Jordan  p.  221);  Ariminum  hatte  ihrer  sieben.  S.  Tonini  Bimini  avantiil  prin- 
cipio  dell'  era  volgare,  Rimini  1848  p.  206  ff.  Orelli  80.  3116.  3177;  Alexandri* 
Troas  zehn,  Henzen  5970  ==  C.  /.  L.  III,  384;  ebenso  kommen  vid  vor  in  An- 
tiochia  Pisidiae  Henzen  6156.  6981;  Atella  Or.  4430,  Luceria  Benzen  6984; 
MedioUnom  Or.  713.  Mogontiacum  Or.  4095.  4978. 

7)  Varfo  d«  r.  r.  3,  1 :  fuU  tempue,  eun^rutra  eolereni  homSnes  nequM  wbem 
haberesU,  und  weiter  redet  er  von  der  Zeit,  quo  agri  ooU  susU  eoepti  atque  in 
easis  et  imgwriis  habttabani,  nee  murus  nee  porla  quid  esset ,  scMtoM,  Ammian. 
31,  2, 17  dr&ckt  dtesen  G«gepsalz  von  pagus  und  vieus  noch  starker  aus:  AUmU 
-^  per  pa^of,  ut  nomades^  vagamitmr  immimsoSf  und  im  gewöhnlieheD  Spraehge- 
brauch  werden  Stadter  und  Laadleute  eotgegengesetst  als  oppidani  und  paganü, 
Biit.  BM.  A\$9,  36. 


—     8     — 

Es  gab  Dörfer,  welche  Eigenihum  einer  Privatperson  waren'), 
gewöhnlich  aber  bestanden  dieselben  aus  einer  Anzahl  von  Grund- 
stücken ffundi)^),  deren  Eigenibümer  (possessores)  grossentheils  in 
der  Stadt  wohnten  und  auf  dem  Gute  nur  Bauern  {cohnfjj  Sciaven 
und  Freigelassene  zurUckliessen^).  Diese  Dorfbewohner  (vicani) 
machtet)  eine  bäuerliche  Gemeinde  aus  *) ,  hatten  ihre  eigenen 
aacra,  Tempel  und  Altäre^),  besassen  ein  Gemeindevermögen^j, 
aus  welchem  sie  Bauten  und  Denkmäler  errichteten  und  erhiel- 
ten'^), fassten  in  Comitien  Beschlüsse^]  und  wählten  in  denselben 
jährliche  Ortsvorsteher  (ma^/Ä'/n^),  aediles^^)),  denen  die  Verwal- 

1)  Cic.  ad  fam.  14,  1,  5 :  scrihis  U  vicum  venditurum.  Ton  der  Provinz 
Afric«  8&gt  Frontin  in  Orom.  p.  53:  kabent  autem  in  saltibua  privati  non  exiguum 
populum  pUbeium  et  vicos  circa  viUam  in  modutn  mwütionum.  Der  vicu$  8pu- 
rianus  bei  Piiteoli ,  welchen  A.  Plautius  Euhodus  zur  Erhaltung  seines  Grabmo- 
numents  bestimmt  (Mommsen  /.  R.  N.  3545),  scheint  ein  einzelnes  Haus  zu  sein. 

2)  In  der  2'abuLa  aLimentaria  von  Veleia  werden  die  fundi  theils  nach  dem 
vieu8  und  pagus,  theils  nach  dem  letzteren  allein  bestimmt;  so  heisst  es  I,  65: 
debet  ohliyare  fundos  11^  Antonianwn  et  Comelianum  qui  auni  in  Veleiaie  pag^o) 
Albense,  vico  SeceninCy  dagegen  I,  6 :  debet  obligare  fundum  Plamanumf  qui  est 
in  Veleiate  pago  Jun  nio.    S.  die  Uebersicht  bei  Desjardins  p.  XLUI  ff. 

3)  Dig.  50,  5,  1  8  2.    Kuhn  1,  32. 

4)  Ckni.  Theod.  II,  24,  5:  agricolis  vel  vicanU  und  dazu  Gothofr. 

5)  Die  eigentlichen  Gottheiten  der  vici  sind  die  Lore»,  Arnobius  adv.  naL 
3,  41.  Marini  in  Visconti  Museo  Pio  Ctem.  T.  IV  tab.  45  p.  343  ff.  der  Mai- 
länder Ausg.  Doch  sind  in  den  viei  auch  andre  Gülte,  wie  z.  ß.  in  dem  vieua 
Furfo  bei  Peltuinum  ein  Tempel  des  Jupiter  über  (C  I.  L.  I  n.  603)  und  in 
dem  vicus  Novanensis  bei  Suessula  ein  aacerdos  matri»  magnae  (Mommsen  /.  R.  N. 
3562)  war. 

6)  Der  vieus  kauft  und  verltauft  (C.  i.  L.  1  n.  603.  Mommsen  Inscr,  Ueiv. 
n.  86  und  mehr  bei  Voigt  S.  214),  empfangt  Sehenkungea  und  ist  berechtigt 
Legate  anzunehmen.  Dig.  30,  J,  73  $  1.  Voigt  S.  215. 

71  8.  die  Sammlung  bei  Voigt  S.  216. 

S)  Nach  der  Insclir.  von  Furfo  (C.  /.  L.l  n.  603)  wählen  diese  Comitien  den 
OrtsYorsteher  (liu.  9:  vendiiio  locaiio  aedilia  e»tOj  quemquomque  veicu9  Furfenaia 
fecerini)  und  bilden  eine  Appellationsinstanz,  an  welche  man  von  den  Urtheilen 
des   Ortsvorstehers   provociren.  kann  (lin.  15:    sei   qui  keic  sacrum  surupu^rit, 

aedilis  multatio  esto  quanti  volet.     Jdque  veicus  Furfensis  mai{or)  para 

»ei  abaolvere  voUnt  »ive  eondemnaret  Üeetci). 

9)  Festus  p.  371,  21 :  magiatri  vici  —  quoiannia  fiunt.  Festi  epit,  p.  126,  6. 
Ueber  die  Zahl  der  magiHri  wissen  wir  nichts  Sicheres,  da  ein  grosser  Theil  der 
sie  betreffenden  Inschriften  sich  auf  die  stadtischen  vici  zu  beziehen  scheint. 
Wie  in  Rom  selbst  jeder  vicua  vier  magiatri  hatte  (Egger  examen  critique  dea 
hiatoriena  anciena^  Paris  1844.  8  p.  365),  so  kommen  vier  magiatri  vici  vor  in 
dem  vicua  Furfo  C.  1.  L.  1,  1285  und  in  Concordia  (r.  J.  L.  V,  1,  1890),  wel- 
ches, ehe  es  Golonie  wurde,  ein  vicua  gewesen  sein  wird,  dagegen  drei  in  Verona 
(C.  I.  L.  V,  1  n.  3257),  Pisaurum  (Olivieri  Afarm.  PUaur.  n.  IX.  X.  XI), 
Senagallia  (Mur.  p.  693,  1),  welche  ich  mit  Borghesi  bei  Furlanetto  Muteo  di 
Eate  p.  13  für  stjidtische  magiatri  halte ;  zwei  in  JuUum  Catnieumf  einem  vieua, 
der  später  zur  Golonie  erhoben  wurde  C.  J.  L.  Y,  1,  1829.  1830,  in  Nauportus, 
dem  heutigen  Oberlaibach,  C.  I.  L.  I,  1466,  1467;  Salonae  und  Narona  CLL. 
111  p.  "291.  304.  433  und  Mommsen  Hermes  7,  321. 

10)  Einen  Aedilen  hat   der  vicua   Furfo  (C.  /.  L.  I  n.  603);   ein  anderer 


—     9     — 

lang  des  Culius,  das  Bauwesen  und  die  Ortspolizei  oblag  ^) .  Nicht  CaattUa. 
anders  war  die'Lage  der  casleUa  oder  castra^).  So  bestand,  wie  wir 
aus  einer  merkwürdigen  uns  erhaltenen  Urkunde  ^j  ersehen,  im  J. 
637  =  117  das  Territorhim  von  Genua,  damals  noch  einer  ausser- 
italiscben  cwiias  foederuta ,  aus  fünf  Castellen ,  welche  ihre  Ab- 
gaben an  die  Stadleasse  tahlten  ^)  und  unter  den  städtischen 
Gerichten  standen^],  im  Uebrigen  aber  über  ihre  eigenen  Ange- 
legenheilen in  Volksversammlungen  abstimmten^),  eigene  Ortsvor- 
steher hatten  7)  und  eine  Streitigkeit  mit  der  städtischen  Verwal- 
tung zur  Entscheidung  des  römischen  Senats  brachten.  Zuweilen 
kam  es  vor,  dass  die  Stadtgemeinde  auch  ausserhalb  ihres  Ter- 
ritoriums Grundbesitz  hatte,  und  dass  namentlich  denjenigen 
Colonien,  für  welche  der  vorhandene  Stadtbezirk  nicht  ausreichte. 
Ländereien  in  dem  Territorium  einer  benachbarten  oder  auch 
weit  entlegenen  Stadt  angewiesen  wurden^).  Solche  vicif  welche 
weder  der  Jurisdiction  des  Municipiums,  in  welchem  sie  lagen, 
unterworfen  werden,  noch  der  EntfernuDg  wogen  in  der  Colonie, 
welcher  sie  attribuirt  waren,  Recht  holen  konnten,  erhielten,  wie 
es  scheint,  von  ihren  Stadtgeroeinden  einen  pi'aefectus  iure  dicundo 
und  heissen  praefecturae^],  wie  die  Stadtgemeinden  dieses  ^^'^^/^ru* 
mens,   von  denen  weiter  unten  die  Rede  sein  wird.  gemeinden. 


AediUs  wird  erwähnt  in  Geneva  (Mommsen  /.  Helv.  n.  87).  Dt  in  Furfo  auch 
Tier  magistri  viel  vorkommeo,  so  vermuthet  Voigt  S.  70,  dasa  unter  diesen  vier 
magiatri  zwei  Aedllen  gewesen  seien. 

1)  Wir  besitzen  hierüber  nnr  ein  Zeugniss  in  der  Inschrift  von  Furfo,  in 
welcher  dem  Aedilen  die  genannten  Functionen  nur  in  Betreff  des  Tempels  zu- 
geschrieben werden. 

2)  Solche  castra  kommen  öfters  vor,  z.  B.  castrum  Frentinum  bei  Thurii 
Liv.  ö6,  9;  caatrum  novwn  in  Picenum,  welches  später  Colonie  wurde.  Liv. 
ep.  11. 

3j  0.  /.  L.  I  n.  199.  S.  ausser  Mommsen  zu  dieser  In  sehr.  Rudorff  Sen- 
UtUia  Q.  M,  Minuciorum  inier  Omuaies  ei  Vitunoa  dteta,  Beroiini  1842.  4. 

4)  C.  7.  L.  1  n.  199.  Um.  25:  pro  eo  agro  veetigal  Larigeffuea  VeUurU  in 
pobUewn  Genuam  dent  in  annoB  aingulos  vic(toriato8)  n(wnmo8)  CCC(\ 

Ö)  Ib.  Un.  43:  Vituriea  (luei  eontroversias  Oenuemium  ob  iniourias  htdieatt 
out  damnati  suntt  ^i  T^w  in  vinculeis  ob  eaa  res  est,  eoa  omneis  aolvei  miUei 
Uiberoftigue  OttmenatB  videlur  oporiere. 

6)  Ib.  lin.  30:  praeterea  in  eo  agro  ni  qui$  posideio  nisi  de  maiore  parte  Lan- 
genaium  VeUuriorum  senlentia.   C(.  lin.  32. 

7}  Die  poues$ores  agri  publiei  zahlen  ihre  Steuer  an  die  Langen aet^  d.  h.  an 
die  CäsM  des  Gasteils,  und  diese  zahlt  dann  die  ganze  Summe,  welche  in  dem 
Gasten  aufgebrarht  werden  muss,  an  die  Stadt  Genua,  ein  Geschäft,  welches 
einen  Ortsvorsteher  voraussetzen  lässt,  s.  lin.  29. 

8)  Beispiele  hiervon  s.  bei  Kuhn  1,  63. 

9)  Frontinus  In  Cfrom.  p.  49 :  cotaniae  quoqtie  loea  quaeda  mhabent  adaignata 
m  alieiUa  ftnibua,  qtaat  loca  sotemus  praefactwraa  t^ppeUart.  Sleulus  Flaceus  p.  Iö9 : 


—     10     — 

Weno  ausser  den  Siädlen  und  den  dem  Territorium  dersel- 
ben eingeordneten  D($rfern,  welche  für  die  Organisation  der  römi- 
schen Vcrwallung  ausreichend  waren,  noch  swei  Ciasseo  von 
c^KüMMa  Ortschaften,  die  fora  und  concäiabukij  erwähnt  werden,  so  bat 
das  darin  seinen  Grund,  dass  zu  Gäsars  Zeit  in  Italien  die  Gau*^ 
Verfassung  der  Stadtverfassung  noch  nicht  vollkommen  gewichen 
war.  Ccndliabuhm  ist  nämlich  ein  Sammelplatz  ^)  nicht  sowohl 
für  den  einzelnen  Gau^j,  als  für  alle  au  einem  populva  gehöri- 
gen Gauen.  Hier  hielt,  so  lange  es  noch  an  einer  Stadt  feUte, 
die  ganze  Volksgeraeiode  ihre  Märkte  ^) ,  Truppenaushebun- 
gen^),  Gerichte^)  und  religiösen  Feierlichkeiten®),  hier  war  der 
Sitz  der  Verwaltung.  Ein  conciUabulum  oder  foi'wn  hat  daher 
ein   bestimmtes  Territorium^),   wie  die  Stadt;   es  hat  Decurio- 


illud  praeterea  compirimxMy  defleienU  fwmero  mililum  veUranorum  agro,  91a  ter- 
rUoHo  €ius  loci  conthutuTj  in  quo  vetenaU  mUitet  deducebiaUur ,  mtmpio$  agroB 
ex  vidms  ierritoriU  divisiase  et  assiffntute.  Borum  eUam  agrorumf  qui  ex  vieini» 
poptUi«  mtmpti  guntj  proprias  faetas  esse  formaSy  id  est  «ut«  limitibtu  quaeque  regio 
divUa  est  et  non  ab  uno  puncto  omnes  Umites  acti  sunt,  sed,  Kt  supra  dielium  «C, 
suam  quaeque  regio  formam  habet,  Quae  singulae  praefeeiuras  appeUantw  -^  -^ 
ex  eo  quod  in  diversis  regiombtu  magistraiiu  eoloniarum  iuris  dietionem  mittete 
solent.  Vgl.  Oroin.  p.  26,  8.  55,  18.  80,  3.  171,  ö.  Ifommsen  Feldmesser  2, 
15ö.  Mommsen  Heimes  1,  62. 

1)  Festos  epit.  p.  38:   Concilicümlum  locus y  übt  in  concilium  convpiitur. 

2)  Wenn  Isidor  Or.  15,  2,  14  sagt:  pagi  sunt  <^ta  <xedipciis  loea  intet  agros 
kabitantibus.    Haee  et  concHiabula  dicta  a  conventu  et  socieUUe  muUorwn  in  unum, 
so  ist  dies  zwar  insofern  richtig,  als  oonciliabuUim  überhaupt  ein  Yersamnüiuigs- 
ort  ist;  allein  die  pagani  versammelten  sich  in  compiUs  d.  h.  an  eiaem  Central- 

punct  der  Wege  des  pagits  (Pbilarg.  ad  Verg,  Oe.  2,  382:  compita  locus 

ubi  pagani  agrestes  buceina  convocati  solent  certa  inire  consilia'),  wo  sie  anch  ihre 
Feste  feierten.  Verg.  a.a.O.  Propert.  5,  1,  23.  5,  3,  57.  Mommsen  i.  B.  N,  1504. 

3)  Liv.  7,  15:  hominun  —  qui  nundinas  et  conciUahula  obire  soUti  erant, 

4)  Vom  Jahr  542  &=  212  sagt  Liv.  25,  5:  senatus  —  ttiumviros  hinos  ereari 
iussit,  aUeroBy  qiU  curat  cdteroSf  qui  uUra  quinquagesirnum  U^idem  in  pagis  fotiS'^ 
que  et  concUiabulis  ortvnem  copiam  ingenuorum  inspicerent. 

5)  So  Hess  im  J.  574  es  180  der  römische  Senat  dnrch  zwei  PriLtoren  eine 
quaestk)  veneficH  per  fora  eonoUiabulaque  halten  (Liv.  40,  37),  und  wenn  Festos 
p.  371  zweierlei  viei  unterscheidet,  indem  er  sagt:  ex  vids  partim  habent  tem 
publieam  et  ius  dicitut  partim  nihil  eotum  et  tarnen  ibi  nundinae  aguntur  negotii 
gerendi  causa  et  magistri  vici  item  magistri  pagi  quotanrus  fiunt,  so  versteht  er 
unter  der  eraten  Classe  die  fora  und  conciUabula. 

6)  Liv.  40,  37:  decemviri  supplicationem  in  biduum  valeUidinis  eama  et 
per  ormüa  fora  eonciliaSbulaque  edixerunty  maiores  duodecim  antäs  omnes  coroneM 
et  Uxwteam  vn  manu  tenenJtes  suppUcaverunt. 

7)  Lex  Mamilia  in  Crom.  p.  263:  quae  coiUmia  kae  lege  dsdueta  quodve 
munioipium  praefectura  forum  conciliabulum  constitutum  ml,  qiü  ager  iniro  ftnes 
eormn  eriXy  qui  termini  in  eo  agro  statuti  erunt,  quo  in  loco  terminus  non  stabit^ 
in  eo  loco  is,  cuius  is  ager  erity  terminum  restituenäum  eurato,  uU  quod  rede 
factum  esse  volety  idque  magistraius  jut  in  ea  eolonia  munie^k)  praefectura  foro 
eoneiUabulo  iure  dicundo  praeetit  faeito  uti  fiat.  p.  265:  cum  eutator  hae  lege 
non  eritf  tum  quicsmque  magistraius  m  ea  coUmia  munie^io  praefectura  foro  eon^ 


—    11    — 

nen^),  welche  aus  den  po^/^  gewählt  sein  werden,  und  Beamte, 
die  im  Namen  des  ganzen  Volkes  Recht  sprechen.  Wurde  ein 
cmciliabubim  im  Laufe  der  Zeit  einer  benachbarten  Stadt  attri- 
buirt^),  so  zerfällt  das  Territorium  derselben  in  zwei  Theile,  das 
der  Stadt  und  das  des  Conciliabulums,  und  in  dem  letzteren  wird 
das  Gericht  von  der  städtischen  Behljrde  abgehalten  ^) ;  weitere 
Nachrichten  aber  fehlen  über  die  fora  und  conciliabula  gänzlich  ^) , 
da  dieselben  nur  ein  Uebergangsverhältniss  darstellen  und  schliess-* 
lieh  zu  selbständigen  Stadtgemeinden  erhoben  worden  sind^]. 

ciliahtUo  iure  dicundo  praetrit,  eins  magiHratiLS  de  ea  re  iurisdictio  iudieisque 
datio  addietk)  egto. 

1)  Pies  ist  ersichtlich  «us  der  lex  Julia  munieipaUa  C.  1.  L.  J  n.  206, 
welche  an  den  Stellen,  wo  sie  von  den  Erfordernissen  zum  Duunivirat  und  Qua- 
tttorvifat  handelt,  nur  die  Municipien ,  Oolonien  und  Präfeeturen  erwähnt  (lin. 
89  ff.  98  ff.  142  ff.)v  dagegen  bei  der  Befähigung  zum  Peeurionat  ausser  dlßsen 
auch  die  fora  und  conciliabula  in  Betracht  zieht  (lin.  83  11.  108  ff.  124.  126. 
135).  In  ähnlicher  Weise  finden  wir  später  easteUa,  welche  Decurionen  haben, 
wie  das  ea$tdlum  Arsagalitanum  Renier  Inser.  de  VAlgSr.  n.  2364. 

2)  Dass  die  concüiahulaf  welche  zur  Zeit  der  lex  Julia  munieipaliB  bestan- 
den ,  nicht  selbständige  Stadtgemeinden  waren ,  beweist  der  Umstand ,  dass  der 
Census  nicht  in  ihnen,  sondern  nur  in  den  Municipien,  Golonien  und  Präfecturcn 
abgehalten  wurde.    8.  lin.  142  ff.  157.    Savigny  Verm.  Schriften  3,  333. 

3)  Auch  aus  der.  Stelle  der  lex  Julia  man,  lin.  83:  queiquomque  in  muni- 
etpieis  coloneiB  praefectureia  foreis  coneiliäbulei$  civium  Romanontm  JI  virei  IUI  virei 
erunt  aliove  quo  nomine  magistratum  potestatemve  sufragio  eorumy  quei  quoiusque 

muntctpi  coloniae  praefecturae  fori  conciliabuli  erunt,  habebunty  nei  qui8  eorum 

darf  man  nicht  folgern ,  dass  die  fora  und  conciliabula  II  viri  oder  IUI  viri 
gehabt  haben,  vielmehr  werden  auf  sie  sich  die  Worte  beziehen :  aliove  quo  no- 
mine magistratum  potestatemve — habeburU;  denn  ihre  Beamten  werden  magiatri  ge- 
wesen sein.  Ygl.  Dirksen  Observ.  ad  TabuUte  Heracleensis  partem  alteram,  Berol. 
1817.  8  p.  8.    Savigny  Verm.  Schriften  3,  333. 

4*)  Selbst  für  Yermutbungen  fehlt  es  an  dem  nothigen  Anhalt.  Wenn  Zumpt 
Comm.  tp,  1,  91  annimmt,  es  sei  aus  jedem  foTV!fn  oder  conciliobulum  eine  be- 
stimmte Anzahl  von  Personen  in  die  Curie  des  Hauptortes  gewählt  worden,  diese 
Pecuriooen  hätten  aber  gleichzeitig  auch  für  ihren  Ort  einen  Senat  gebildet,  und 
dies  durch  das  Beispiel  des  vicw  Augustin/ytum,  beweist,  welcher  Decurionen  für 
seine  Stadtgemeinde  Lavinium  gestellt  zu  haben  scheint  (Grut.  318,  6=398,  7: 
dtturioni  Z^urentium  viel  Aug.  Murat.  158,  i:  dec.  Laur.  vic,  Aug.'),  so  ist  zu 
bemerken,  dass,  wenn  dies  aus  den  beiden  angeführten,  sehr  unsicher  beglau- 
bigten Inschriften  wirklich  zu  schliessen  ist ,  doch  'der  vicus  Augustinus  keinen 
eignen  Senat  hatte  und  somit  für  die  conciliabula  keine  Analogie  darbietet. 

5)  Den  Namen  forum  hat  eiue  grosse  Anzahl  von  Städten  in  Italien  und 
Oallies  behalten,  wie  forum  Clodii,  Livü,  Papilii,  Truentinorum,  Comelüy  lAcinii 
fplin.  JV.  a,  3,  116),  Appii  3,  64';  PeeU  3,  107;  FulvH  3,  49;  forum  novum  3, 
107;  f.  Fktminii  in  Umbrien,  Benzen  6747;  f.  Julii  in  Samnium,  Mommsen 
/.  Ä,  N.  4628;  f  Julxum  bei  AquiJeia  C.  /.  L.  V,  1  p.  163;  f.  JuUum  oder 
edonia  Paeensis  in  Gallia  Narbonensis  Heuzen  5231.  Auch  Julium  Camicum 
war  ein  forum  oder  vieua,  bevor  es  Colonie  wurde  C.  I.  L.  V,  1  n.  1829.  1830. 
Ueber  die  <ooficiiia&uia  aber  s.  Frontin.  grom.  p.  55:  Sunt  autem  loca  publica 
eoloniarumj  ubi  prius  fuere  conciliabula  et  postea  sunt  in  municipii  ius  relata. 
Ygl.  p.  21,  18;  p.  19:  hoc  (pppidum  Interamnatium  Praetutianorum  in  Piceno) 
ajnciUabu^um  fuisse  ferpur  fl  poUea  in  municipii  ius  fclatum.    Auch  der  vicu^ 


—     12     — 

£a«^d^r  Nach   diesen   VeründeruDgen    erhiellen   sich   «war  die   alten 

■•isdeo.  pogi  noch  Jahrhunderte  lang,  aber  für  die  Administration  hatten 
sie  keine  eig6nthflm1i<!be  Bedeutung  mehr^).  In  der  Raiserzeit  ist 
aus  dem  Gau  selbst  ein  geographischer  Bezirk  geworden  ^) ,  der 
einen  Theil  eines  städtischen  Territoriums  ausmacht,  und  in  wel- 
chem Dörfer  [vici],  Herrschaften  (vUiae)  und  Höfe  {fitndi,  prae- 
dia)  liegen ;  der  Sammelplatz  des  Gaues  aber  besteht,  insofern  er 
nicht  in  ein  cotwtlt'nbnhim  oder  schliesslich  eine  selbständige  Stadt- 
gemeinde verwandelt  ist^),  noch  als  Dorf  fort,  das,  obgleich  es 
noch  den  Namen  pagus  führt,  genau  die  Verfassung  des  vicus  hat. 
Es  ist  einer  civitas  untergeordnet^) ,  bcschliesst  aber  über  seine 
eigenen  Angelegenheiten  in  Comitien*^,  wählt  in  denselben  jähr- 
lich^) einen  Orts  vorstand ,  der  sowohl  prieslerliche  Functionen 
ausübt  7),  als  auch  die  Ortspolizei  verwallet  ^)y    in  Latium  wahr- 

Cen90Tglactn»i$  bei  Camcrinum ,   welcher  unter  Autouinus  Pius  sich  muniäpium 
nennt  (Orelli  804),  wird  ein  conciüabulum  gewesen  sein. 

1)  Dass  die  j^agi  administrative  Bezirke  gewesen  und  in  kleinere  Verwal- 
tungsbezirke {yicC\  zerfallen  seien  (Voigt  S.  80J,  bestreitet  mit  Recht  Desjardina 
De  iabulU  aUmerUarii»  p.  50.  Zu  Trajans  Zeit  lagen  die  Grundstücke  zum  klein- 
sten Theil  in  vici»,  die  meisten  zerstreut  in  pagis^  ohne  zu  einem  virus  zu  ge- 
hören (s.  die  Uebersieht  bei  Desjardins  p.  XLIII  (f.). 

2)  Ulpian  Dig.  50,  15,  4  pr. :  forma  censuaU  cavetufy  ut  agri  sie  in  eensum 
rtferantwr:  nomen  fundi  cuius(iiie  et  in  qua  civitaU  et  in  qw>  pago  bU  et  quos 
diios  vicino»  proximoa  kabeat.  Siculus  Fiaccus  p.  160,  18.  Dieselbe  Regel  ist 
befolgt  in  den  beiden  tabulae  cdimentariae  (s.  oben  S.  8  Anm.  2)  und  in  einer 
andern  Urkunde  bei  Mommsen  /.  R.  N.  216.  Vgl.  Dig.  33,  1,  12:  Oaim  8eiu$ 
praedia  diversis  pagis  Malviae  et  Seiae  legavit. 

3)  Ein  Beispiel  hiefQr  ist  der  pagus  Condatus,  an  dessen  Stelle  die  Colon ie 
Lugdunum  trat.    Boissieu  Inser.  ant.  de  Lyon  p.  19  ff. 

4)  Siculus  Fiaccus  p.  164,  25.  Isidor  Or.  15,  2,  11 :  pagi  ii  sunt  (pü  nuila 
dignitate  civitatis  omantur  —  et  propter  parvitatem  sui  maioribus  eivitattbus  attri- 
buuntur.  So  kennen  wir  von  der  colonia  Comelianorum  Ligwrum  13  pagi  (Desjar- 
dins p.  72),  von  Benevent  11  pagij  nämlich  ausser  den  in  der  tabula  Ligurum 
Baebianorum  vorkommenden  (Desjardins  a.  a.  0.)  den  pagus  LueuHUanus')  (Momm- 
sen 1.  R.  N.  1504)  und  Veianus  (ib.  n.  1487);  von  Nola  drei  pagi  und  zwei 
regiones  (Mommsen  /.  Ä.  N.  1981.  1982.  1983.  1989.  1990),  von  Pompeii  einen 
pagus  Aug.  Felix  Suburbanus  (ib.  2209.  2252.  2203.  2255.  2378;  von  Sulmo  einen 
pagus  Fabiantu  (Plin.  N.  H.  17,  250);  von  Ficulea  in  der  Nahe  Roms  drei  pagi 
Orelli  111 ;  von  Voleia  20,  von  Placentia  15,  von  Parma  3,  von  Libarna  3  (Desjar- 
dins a.  a.  O.  p.  46),  von  Verona  den  pagus  Antanaiium  C.  I.  L.  V,  1  p.  390. 

5)  Daher  die  Formeln  Pagus  Hereulaneus  scivit  (C  /.  L.  1  n.  571),  ex 
pagei  seitu  (ib.  n.  573),  ex  scitu  pagi  paganorum  FarTatic(anorum)  C.  I.  L.  V 
n.  4148  =  Heuzen  6132,  de  pagi  sententia  Mommsen  /.  R.  N.  6024  «=  OrelU  4948, 
ex  pagi  decreto  Henzen  6594.  Mommsen  /.  R.  N.  5474 :  l(pcus')  d(atu8)  d(eeretd) 
p(ngi)  Cond(ati).  Boissieu  Inscr.  ant.  de  Lyon  p.  19. 

6)  Festus  p.  371 :  magistri  pagi  quotannis  fiunt. 

7)  Der  priesterliche  Character  des  magisier  pagi  geht  besonders  daraus  her- 
vor, dass  bei  Opfern  seine  Frau  als  magistra  füngirt.   Orelli  1495, 

8)  Er  hat  insbesondre  die  eura  viarum.  Siculus  Fiaccus  p.  146 :  vidnales 
autem  viae,  de  puUicis  quae  deifertuntur muniuntur  per  pagos ,    id  est  per 


/ 


-     t3     - 

scheinlich  einen  mttgister  ^) ,  anderswo  mehrere  magistri^)  oder 
aedües^)]  verfügt  über  ein  GcmeindevermOgen^),  au5  welciiem  es 
Bauten  und  ßhremlenkinfiler  bestreitet^),  und  feiert  namentlich 
noch  immer  seine  altliergebrachten  scicra  pogonulia^  zu  denen  die 
jährliche  lustraiio  pagi  gehört^). 

In  den  Entwickelungsgang,  welchen  wir  bisher  verfolgt  haben,  nie  staatg». 
hatte  von  Anfang  an  die  römische  Regierung  in  ihrem  Interesse  organder 
fördernd  und  organisirend  eingegriffen  und  in  dem  Grade,    wie  "^* 

sich  die  rtoiische  Herrschaft  in  Italien  verbreitete,  in  den  aus- 
geführten Goionien  und  den  als  zuverlässig  bewtthilen  Muntcipien  in  itaii<»a, 
und  verbündeten  Städten ,  welchen  sie  die  unterworfenen  Terri«* 
torien  attribuirte,  Mittelpnncte  für  die  Administration  geschaffen, 
durch  welche  es  allein  möglich  wurde,  das  ganze  Land  von  Rom 
aus  zu  beherrschen.  Als  sie  später  Gallia  cisalpina  ebenfalls  in  X^^J^*'* 
ihren  Verwallungskreis  zog,  war  es  ihre  erste  Maassregel,  auch 
hior  städtische  Territorien  zu  gründen,  welchen  die  gallischen 
Völkerschaften  zunächst  nicht  als  gleichberechtigte  Mitglieder  der 
Gemeinde^  sondern  als  unterthänige  Insassen  einverleibt  wurden. 
So  unterwarf  die  lex  Pompeia  des  J.  065  =  89,  welche  die  Ver- 
hältnisse des  trans|)adanischen  Galliens  ordnete,  die  alpinischen 
Stämme  den  latinischen  Stadtgemeinden  Tridentum,  Verona,  Brixia, 

magUtro»  pagorvm,  qtä  operaa  a  poMe$soribu8  ad  eas  tuenda»  exigere  tolUi  «imt, 
auty  ut  eomperkmUy  unieuiqfie  po9$e$wri  per  »inpiUos  agros  certa  »paiia  adsiyfumturf 
quae  tuis  hnpendiis  iueantur.    Vgl.  die  Ktelle  ex  Ubris  Magonis  p.  348,  23. 

1)  Dionyn.  2,  76.  (Niima)  histks  -rijv  ydtpav  Äita^otv  th  to6«  xaXo'jjJi^vouc 
irvfriMz  xal  xiT^OTTjceN  1^'  ^xaOTOU  tö>v  nd'^iis  dtp^ovra.  Vgl.  4,  15.  Einen  ma- 
giater  scheint  der  rampanische  pagiis  Herettlaneus  gehabt  zu  haben.  C,  I.  L.  I 
n.  571  und  Mommsen  zu  n.  801. 

2)  Auch  von  Kuma  sagt  Plut.  Num.  16:  eU  ['•^9'^  '^v  )^(6pav  ^letXev,  S. 
icdfO'jQ  iTpo;iQ'][^peu9e  xal  xa^  Ixarco-v  ^iriaxoiTOuc  ^toi^c  xal  irepin^Xou;.  l)er 
pagtis  Lavemi  bei  Sulmo  hat  vier  magistri  OreI1{  4941  =  Mommsen  /.  R.  S, 
5351  ,  in  einer  andern  Inschrift ,  welche  demselben  pagus  anzugehören  scheint, 
kommen  nur  drei  vor  (Henzen  6.094),  und  magistri  pagi,  also  in  der  Mehrzahl, 
erwähnt  Festus  p.  37l,  21,  während  aus  dei\jenigen  Stellen,  in  welchen  im 
Allgemeinen  der  magistri  pagorum  gedacht  wird  (Feltus  ep.  126,  6.  Siciilu.-; 
Flarcus  p.  146,  8.  164,  28),  und  dem  Vorkommen  eines  einzelnen  maginUr  pagi 
(Mommsen  1.  R,  N.  2209.  2262.  2355.  2378)  auf  t^e  Zahl  der  nuigiatri  kein 
Schluss  gemacht  werden  kann« 

3)  Drei  aedUea  eines  pagtu  a.  Mommsen  /.  R,  N,  5474.  6475;  einen  OrelU 
3984.  £in  aedilit  pagi  findet  sich  auch  in  Q<üUa  NarboneMi»  (Mommsen  Annaii 
1854  p.  43)  und  in  dem  pagua  Qemtva  (Genf)  Mommsen  InMcr.  Jieln,  n.  87. 

4)  So  wird  einem  pagut  eine  Stiftung  zur  Verwaltung  übergeben  Orelli  4419. 

5)  Orelli  197.  202.  Henzea  5177«.  Mommsen  /.  R.  N.  5351.  5472.  5786. 
6024.  7235. 

6)  Siculus  Flaccus  p.  164.  Von  diesen  Festen  wird  in  den  Sacralalterthä- 
mern  weiter  die  Rede  sein. 


▼taten. 


—     14     — 

Cremona ,  Mediolanum  <) ;  die  Anauni ,  TulUasses  und  Sinduni, 
weiche  an  Trident  attribuirt  waren,  erhielten  erst  unter  Claudios 
römisches  Bargerrecht  und  damit  auch  Bürgerrecht  in  dem  muni^ 
cipium  ^) ;  den  Gami  und  Gataii ,  die  Octavian  der  Goionie  Ter- 
geste  (Triest)  zugewiesen  hatte'),  wurde  erst  unter  Antoninus 
Pius  die  LatiniUlt,  alsd'  auch  damals  noch  nicht  die  civiias  ge- 
währt*). Bei  dieser  Einrichtung  ttbemahmen  die  stadtischen  Be- 
hörden ausser  ihrem  Munidpalamte  zugleich  wichtige  Functionen 
im  Dienste  des  Staates:  sie  stellten  die  Recruten  der  vici  zur 
Aushebung,  übernahmen  die  Sorge  für  Einquartierung  und  Ver- 
pflegung von  Beamten  und  Soldaten,  den  Transport  von  Pferden 
und  Proviantvorräthen  ^) ,  den  Bau  und  die  Unterhaltung  der  öffent- 
lichen Wege  ^ ,  in  den  Provinzen  aber  namentlich  die  Erhebung 
der  Steuern  (tributa)  und  Naturalabgaben  (annona),  bei  welcher 
sie  für  jeden  Ausfall  mit  ihrem  eigenen  Vermögen  einzutreten 
verpflichtet  waren  7). 
in^anPro-  Es  leuchtct  ein,   dass   schon    aus  dem    zuletzt  angeführten 

Grunde  auch  für  die  Provinzen  die  Einrichtung  von  Stadtbezirken 

1)  Plin.  N,  H,  3,  138:  wm  mml  ediedat  CoUianae  ehUaUt  XJI,  «iMe  tum 
fuerunt  hosUleSf  item  aUributae  municipiia  legt  Pompeia, 

2)  Edict  des  ülandlns  0.  /.  £.  Y,  1,  5050  Hn.  23. 

3)  Henzen  7168«»  C.  /.  L.  Y,  1,  532.  col.  2  Un.  4:  Cami  Calalifue  alM- 
huU  a  divo  Augueto  rti  jmbUcae  noeirae» 

4)  Das.  ool.  2  lin.  6  und  dazu  Mommseo  p.  53. 
5J  Frontin  in  Oromat.  p.  53:  tum  reepubiieae  eotUrovenioM  da  iute  Urritorii 

ttolent  moverty  quod  out  indUert  munera  dicunt  opoHere  in  ea  parte  toU,  aut  Ugere 
Urofiem  ex  vico,  aut  vteturcu  atä  copias  devehenda»  indieere  eU  loeU,  tguae  loea 
respubUeae  asserere  eorumtur.  Sicnlus  Flaccus  p.  165:  nam  et  quotien»  müiti 
praetereunti  €diive  eui  eomitatui  annona  publica  pfaeetanda  eet,  ei  ligna  aut  atra- 
menta  deportanda^  quoerendum,  quae  civitatee  quibus  pagia  huiusmodi  munera 
praebere  eoUtae  aint.  Welche  Yerantwortllchkeit  namentlich  durchreisende  Ma^- 
Btrate  den  städtischen  Behörden  auflegten,  erw&hnt  schon  C.  Gracchus  hei  OelHus 
10,  3:  nuper  Teanum  Sidicinum  coneul  venit.  Vxor  eius  dixity  ee  in  balneia  viri- 
libus  lavari  veüe.  Quaestori  Sidicino  a  M.  Mario  datum  est  negotium,  uii  balneia 
exigerentur,  qui  tavabantur.  Vxor  renuntiat  viro ,  parum  cito  aibi  batneaa  tradiiaa 
eaae  et  parum  lautaa  fuiaae.  Ideireo  palua  deatittUus  eat  in  foro  eoque  adductua 
auae  eivitatia  nobiliaaimua  iomo  M*  Marina,  VeaUmenta  detracta  »untf  virgia  caeäua 
eat.  -^  —  Ferentini  ob  eandem  cauaam  pnietor  noater  quaeatorea  arripi  iuaait. 

6)  Siciilns  Flaccus  p.  146,  A:  et  in  quarundam  (viarum  pubUcarum)  UUelam 
a  poaaeaaoribua  per  tempora  aumma  certa  exigitur.  Digest.  31,  1,  30:  quidam  in 
teatamento  ita  ser^ait:  rei  pubtieae  Oraoiaeanorum  lego  rn  tutelam  viae  refi- 
etendae,  quae  eat  in  eokmia  eorum  uaqu4  ad  viam  Auretiam,  Dig.  50,  4,  1  $  2. 
50,  4,  18  8  7.  S  lö.  So  wird  auch  in  Syrien  ein  Weg  auf  Kosten  der  Stadt 
Abila  (^impendiia  Abilenorum  Orelli  4997  « Waddington  1874),  in  Afrika  eine 
BrQckenTerbindung  auf  dem  Wege  nach  Ilusicade  von  der  Sudt  CirU  gebaut. 
Renier  Inacr.  d'Alg.  2296.  lieber  die  Wegebauten  in  der  Schweiz  s.  Mommsen 
Inaer.  canf.  HeUs.  p.  63. 

7)  Dig.  50,  4,  18  S  26.  27.    Ausführlich  handelt  hier&ber  Kuhn  1,  49—67. 


—     15     — 

nothwMQdig  erseheiaen  musste;  indessen  waren  in  diesen  die 
Vorbedingungen  su  einer  solchen  Organisation  nur  iheiiweise  und 
ungletchmässig  vorbanden.  In  den  Ländern  griechiscber  und  pho- 
nicischer  Gullur,  d.  h.  im  eigentlicben  Griechenland,  in  Sicilieni 
den  wesilicben  und  sttdiichen  Theilen  Kleinasiens  und  dem  car- 
thagischen  Afrika  war  das  lerstreute  Wohnen  in  Landbesirken, 
von  welchem  auch  in  Aitika  eine  alte  Kunde  sieh  erhalten  hatte  V» 
schon  in  früher  Zeit  dem  städtischen  Leben  gewieben  und  fanden 
die  Römer  überall  vollstfindig  constituirte  Gemeinden  vor.  Jede 
Stadt  hat  ihr  bestimmtes  Territorium  (regio ^,  i^9^xrflui^],  opoi^j,  ^^^"i- 
fines)  und  der  Stadtname  dient  nicht  allein  sur  Bezeichnung  der 
mkü  sdbst,  sondern  gilt  auch  für  den  daxu  gehörigen  geogra*- 
phischen  Bezirk^},  in  welchem  Landgemeinden  ohne  selbständige 
Verfassung,  xcofiai  (vici)^)  und  <ppoopta  (castella)  "^  y  liegen.  Es  ^ttribairte 
sind  dies  nicht  durchgängig  unbedeutende  Dürfer,  sondern  tbeil- 
weise  Ortschaften,  welche  früher  Stadtrecht  gehabt^),  aber  theils 

1)  Bei  Liv.  31,  30  sagen  die  Athener,  delubra  aibi  fuUse,  quap  quondam 
pagathn  habiUnUet  m  parvis  HUi  easUUh  vieisque  consecrata  ne  in  unam  urUm 
guiäem  contrÜmti  mmortt  9ui  dtserta  rdiquermt, 

2]  C.  Jf,  €h.  3436:  ßoY)^6«  iniTpöicmv  ht-^iümQ  4>tXa^X^fyy)vf^.  Orut,  521,  7: 
tkdl.  My$ia  mpwiort  reff(i(me)  Batiarue  fd.  ii.  im  Gebiet  der  Golonie  Ulpia  liatia- 
fUi)  vico  Cifuaco,  Gr.  527,  7:  natu»  ex  provineia  Mae$ia  inftriort,  regioM  Nieo^ 
politaxuM  vieo  8<^i$afra.  Or.  526, '3:  nat  Beuui  natw  reg,  Serdiea,  vioo  Ma- 
aari.  Andere  Beispiele  s.  bei  Marini  Air.  p.  476.  Mommsen  Hermes  4,  108.  In 
byzantinischer  Zelt  heisst  die  rjik^t\  »elbst  ^Cfei^v.  S,  Kuhn  2,  239.  CoUeci, 
Concü,  ed.  Harduio  11  p,  565:  d-ydi  Ik  ^eUvufJLi,  BaotXtNo6:coXiv  dd  bitb  N(- 
xaiov  Y^OfA^yijv  *  xal  -^a^  ^^  ^rjfccuv  aOrTj;  und  bei  Hierocles  finden  sich  xmyjan, 
deren  Name  mit  hmin  zusammengesetzt  ist,  wie  'PeY^Tro^av^öc,  ^PerMapa, 
'Pe^ejAWxwoi;  (P.  699.  700.  701  Wess.). 

3)  AioCxiQatc  hat  verschiedene  Bedeutungen  und  bezeichnet  namentlich  den 
esnverUus  htridicus;  Stadtbezirk  aber  Ist  es  bei  Cic.  ad  fam.  13,  53:  praecipue 
auUm  tibi  commendo  negoUa  eha,  quae  sunt  in  HeUesponto,  primum ,  ul  obline(d 
id  iuris  in  agri»,  qttod  ei  Pariana  civitas  decrevU,  —  deinde,  $i  quid  tuibebil  ewn 
alique  UeUespontio  eontrover$iaej  ut  in  tUam  ((o(x7)0iv  relicias.  Denn  der  conventus 
des  Uellespontes  war  nicht  in  Partum,  sondern  in  Gyzicus. 

4)  C.  i.  Or.  9893 :  i^Mlc  xTxat  'ACiCo«  'A^plita  2ypo«  xAQjLtj;)  KrjiirpoCa- 
ßaMsDv,  2p(ov  'ArtOLyÄvn.    Das  Dorf  gehörte  zu  Apamea  in  Syrien. 

5)  Stephanus  Byz.  p.  10  Mein. :  t9jv  ii  MiXi^Ttp  ''Aßut^ov.  p.  151 :  fort  li 
X6(poc  ^  Kapöorq)  xal  t^ttoc  Sid^opoc.  p.  226:  A'/)Xiov,  iroXi^viov  Botfuriac  is 
Tj  Tcivoijpa.  p.  366:  Kdatvtov,  opo«  iv  'Aa7riv5<|j  Tfj;  IlaifjKpuXiac.  p.  442:  fori 
xal  hi  Ku^(k<p  xdi^AV]  MIXtooa. 

6)  8.  Kuhn  Die  Orieeh.  Komenverfassung ,  im  Rheinischen  MaAeum  1860 
S.  20  ff. 

7)  Steph.  By«.  v.  'Avti^^v««  .  .  .  iati  %tA  ^po&piov  rfj«^  KuCtxi/vfjc  und  die 
von  Kuhn  2,  251  angef&hrten  Stellen. 

8)  Strabo  p.  436 :  IxTtoc  tik  AT](Jkif|tpie;  6  icoXiopXT^r^c  lirifivuuov  iauro^  nfjv 
AY^^AtjTptdiia  —  —  Tok  itXTjotov  itoXl^a«  «U  aWjv  o*>vocx(aac,  ni^Xetciv  tc  mal 
ria^aoac  %a\  'OpiAiviov,  (fn  hk  'PiCo^ma  IriitiAla  'OXtCAva  BoißT^v  'kuXx^v,  at 
^  vuv  ebi  Xi&{Mlt  Tf)c  Ai)ptT]Tpi<ifto«. 


—  le- 
in Folge  von  Veranonng  i) ,  Iheils  unter  dem  Rinfloss  pdittseher 
Verhältnisse  ihre  Selbständigkeit  verloren  hatten^,  theilweise  auch 
Fledien ,  welche  durch  gttnsiige  Lage  aufblähten  und  seUiesslioh 
zu  Städten  erhoben  wurden  ^) .  Alle  Komen  haben,  wie  die  römi- 
schen vici,  ihr  Geroeindevermtigen  (xotvov)^),  fassen  Beschlüsse^) 
über  Erriditung  von  Bauten  und  Denkmälern*),  wählen  ihre  Ge- 
roeindebeamten  (x«*pLapxai)  ^))  xahlen  aber  Abgaben  an  die  Stadt- 
gemeinde und  sind  dem  Gerichte  derselben  unterworfen^). 

Die  späteren  Griechen  definiren  die  Provinz  gradezu  als  einen 
Complex  von  Städtebezirken  ^) ;  und  es  handelte  sich  bei  der 
Einrichtung  der  Provinzen  dieser  Ciegend  in  erster  Stelle  nur  um 
die  Bestimmung,   welche  Städte  als  selbständige  Gommunen  an- 

1)  Strabo  14  p.  636  :  MuoOc,  H-la  t6»v  'IdEScDV  t&v  hihh^xa,  •?)  vw  hi  ÄXt^avSf^tav 
MtX7]9(otc  aufiTceTTÖXiorat. 

2)  Es  war  dies  iheils  in  Tonomischer  Zeit  gesdieben,  theiU  gescliah  es 
durch  die  Romer.  Um  nnr  einige  von  den  Beispielen  anznfQbren,  die  man  bei 
Kuhn  Verf.  dea  R.  Reichs  2,  41  ff.  gesammelt  findet,  so  wurden  nach  und  nach 
von  den  Romern  die  Stadt  Haliartns  in  Bootien  nnd  die  Inseln  Skyros ,  Imbros, 
Lemnos,  Dolos,  Aegina,  Keos,  Skiathiis,  Peparethus  und  Kephalenia  an  Athen 
attribuirt  (Polyb.  S(f,  21  (18).  Appian  B.  C.  5,  7.  Dio  Cass.  69,  16),  und  der 
Kaiser  Severas  nahm  der  Stadt  Byzantiam,  welche  auf  Seiten  des  Niger  gestan- 
den hatte,  nicht  nur  ihre  Freiheit,  sondern  auch  ihr  Stadtrecht  (xö  d^dofia  t6 
7roXmx6v),  machte  sie  zu  einer  x^^t)  und  übergab  sie  der  Stadt  Perinth  als 
Eigenthum.    Dio  Cass.  74^  14. 

3)  So  sind  z.  B.  die  Orte  Ancyra,  Synaus,  Oadi  in  Phrygia  Epictetus  im 
ersten  Jahrhundert  vor  Chr.  aus  Komen  zu  Städten  geworden.  Waddington  In 
Le  Bas   Voy.  Explieation  <U$  irueripüofu  III,  p.  257. 

4)  An  diese  Dorfcasse  werden  Strafgelder  gezahlt  in  den  Bithynischen  Komen 
Lesa  und  xd){x7]   *ApßeiXavwv.    "Waddington  n.  1171.  C.  /.  Qr,  3785. 

5^  Waddington  n.  2505 :  ÄoSev  rote  ditö  Ka>[p]tvoü  X(6|ji7)c  ^  xoiv^c  aluTÄv] 

6)  Eine  Rome  beschliesst  einen  Bau  h.  xoivwv  dvaXoofKifxoiv  x^<  X((>|jl7)C 
(Waddington  1963),    oder  ij   ISIobn   (n.  2399),    oder   es   heisst:    ol   dtzb  xAjitjc 


[xoivöv  T?ic]  x<6fi72( ix  TTpovoia«  xal  aitouS"^«  xtfjLtcDxdxoiv  Öioixtjxwv  (folgen 

drei  Namen) :  xoiTO'j;  7t<ivj  OTtouSaiouc  xififATjc   iireXi^axo  (^fjioc.     Wetzstein  Gr. 
n.  Lat.  Inschr.  in  Abliandl.  der  Berliner  Academie  1863  S.  308  n.  151. 

7)  Die  xcGjAT)  MuXetxdiv  bei  Philadelphia  auf  dem  Wege  nach  Sardes  hat 
zwei  7UxifAap)^at.  Waddington  n.  1669.  In  Bataiiaea  in  Syrien  haben  die  Komen 
einen  orpaxrjY^C  (Waddington  n.  2399),  in  Aegypten  einen  xai(jiOYp(zpL{Aaxe6c. 

8)  Theodoret.  hUt,  relig,  c.  2  T.  UI  Vol.  II  p.  1126  ed.  Schulz:  iv  xoTc 
itepi  x^v  FivSapov  ^«pCoic,  xdtfiT)  hk  aöxij  [leYloxt]  xeksX^  bizb  r^s  'AvxtOYCiav 
xexttYpivn.  Jnsdniani  Nov,  89  c.  2  S  2 :  x^  iriXet  —  &^'  -^v  xö  y  wpiov  ^  xd  t?j< 
x(&fi.inc  xeVoiT).  Dio  Chrysostomus  sagt  in  einer  in  Prosa  gehaltenen  Rede  II 
p.  lo3  R. :  eu  Yolp  faxe,  Zxi  xal  xoic  olxo^opi'^p.aoi  xal  xai«  iopxatc  xal  x<j) 
oixdCetv  a6xol  xal  xcp  (i.:^  irap'  Mpoi^  i^T(K,t9%ai  fLrfii  ouvxeXelv  d^Xoi; ,  xaddlnep 
olpiai  xi&f«.i]v,  Tcäot  xo6xotc  ouvaCpeo^at  iiitpuxe  x6  ^p6vv)(jka  x<mv  TcöXemv. 

9)  S.  die  Stellen  bei  Kuhn  2,  5. 


—     17     — 

erkannt,  und  welobe  Ortschaften  denselben  attribnirt  werden  soll- 
ten, mit  einem  Wort  um  die  Feststellung  einer  bestimmten  Zahl 
von  Stadtterritorten ,  welche  für  einen  Theil  der  Provinzen  auch 
ausdrücklich  überliefert  oder  annähernd  festzustellen  ist.  Dodi 
wurde  es  zuweilen  fUr  zweckmässig  erachtet,  einer  Korne  das 
Stadtrecbt  zu  verleihen,  oder  mehrere  kleinere  benachbarte  Orte 
in  der  Art  zu  einer  Commune  zu  vereinigen,  dass  alle  darin  glei- 
ches Recht   erhielten,  einer  aber  Sitz   der  Verwaltung  wurde. 

^  Für  den  ersten  Fall  haben  wir  ein  zwar  einer  späteren  Zeit 
angehüriges  aber  urkundlich  überliefertes  Beispiel  an  Orcistus  in 
Phrygia  sahUaris.  Dieser  Ort  war  seit  alter  Zeit  eine  Stadt  ge- 
wesen, und  hatte  noch  unter  M.  Aurel  (471 — 480)  vier  Archen- 
ten^),  eine  Gerusie  und  einen  8^(ioc^),  verlor  aber  darauf  das 
ius  cvüüntis  und  wurde  eine  xcofiiQ  der  benachbarten  Stadt  Na- 
colia,  wo  nunmehr  seine  Grundbesitzer  eingeschätzt  wurden.  Erst 
Gonstantin  d.  Gr.  verlieh  im  J.  334  durch  eine  Verordnung,  in 
welcher  er  es  für  PQicht  erklärt,  neue  Städte  zu  gründen  und 
alte  zu  erhalten  und  zu  heben ') ,  den  Einwohnern  von  Orcistus 
aufs  Neue  das  Stadtrecht,  in  Folge  dessen  sie  nun  aufh($rten  ihre 
Abgaben  nach  Nacolia  zu  zahlen,  und  seihst,  gerechter  als  es 
unter  dem  fremden  Regimente  geschehen  war,  das  tributum  auf 
die  possessores  ausschrieben.  Der  zweite  Fall  kommt  vor  in  Ly- 
oien,  wo  die  vier  Ortschaften  Aperlae,  Simena,  Apollonia  und 
Isinda  zu  einer  Gemeinde  zusammen  gelegt  waren,  eine  ßouXi^ 
hatten,  und  einen  B^(to<  bildeten^). 

Ganz  andere  Verhältnisse  fanden  sich  bei   der  Organisation  ^«;>«s^^- 

^  Anlagen  Ton 

der  übrigen  Provinzen  vor,  von  welchen  eine,  nämlich  Aegypten,  ^^l^^j-^^ 
eine  seit  den   ältesten  Zeiten  fest  ausgebildete '  centralisirte  Ver-     ^^rt- 
waltung  besass  und  auch  unter  der  römischen  Herrschaft  behielt, 
die  meisten   aber  sich  in   verschiedenen  Stadien  desselben   Ent- 
wickelungsprocesses  befanden,  welchen  die  Länder  italischer,  grie- 
chischer und  cartbagischer  Bevölkerung  längst  durchgemacht  hat- 

1)  C.  /.  Gt,  3822b«.  2)  C.  /.  Gr.  3822  b. 

3)  C.  I.  L.  III  n.  352.  Die  citirte  Stelle  ist  zwar  lackenhaft,  aber  doch  in 
der  Hauptsache  deutlich:  ineolae  Oreutiy  Uan  twne  oppidi  et  cMtatU^  iueundam 
mimipctniiae  nostrae  maieriem  fratbuertmt.  Quibus  enim  sUuUwn  eat,  urbes  vel 
novo»  condert  vti  UmgaeoM  erudire  v€i  inUrmoHuas  repa/rcart  -^  — .  Der  Schloas 
des  Satzes  fehlt. 

41  S.  Waddington  zu  n.  1290.  Vgl.  1292:  'ATccpXctTwv  «ai  toiv  0'>ivmXc(- 
TcuofJifiov  i7|  ßGoX-^  xal  6  ^(Aoc.  Dass  Aperlae  der  Sitz  der  Regierung  war,  zeigt 
n.  1296:  Bcpve(xT)  *AXx((i.oy  'AirepXra;  drzh  2i(A'f)vaiv. 

Böm.  Altortk.  IV.  2 


—   1»   — 

ten,  und  welchen  im  Intereeee  der  Adminisiration  cu  fordern  die 
Rtaier  als  ihre  Aufgabe  betrachteten.  In  den  spanischen  Provinzen 
war  bei  ihrer  Entstehung  die  Gauverfassung  noch  in  voUer  Gel- 
tung, aber  während  Agrippa  bei  seinen  statistischen  Aufoabflien, 
welche  Plinius  seinem  Berichte  zu  Grunde  legt,  in  Hispania  Tar-- 
racwiensis  293  Gemeinden  (popuH,  civUates)  vorfand,  von  welchen 
479  sich  in  einer  Stadt  {oppidum)  concentrirten ,  444  aber  keine 
Stadt  besessen,  so  zählt  Ptolemäus,  der  unter  Antoninus  Pias 
schrieb,  in  derselben  Provinz  248  Städte  und  27  ländliche  Ge-. 
meinden  ^j ;  die  gallischen  Provinzen  bestanden  ebenfalls  Ursprung-- 
lidi  nicht  aus  Städtebezirken,  sondern  aus  Yölkerschaft^i,  welche 
cwücUei  genannt  wurden  und  in  Gaue  zerfielen,  aber  im  naiito- 
nensischen  Gallien  vornehmlich  nahm  die  StädtebilduBg  einen 
schnellen  Aubchwung ;  in  den  dstlichsten  Provinzen,  in  Galataen, 
Gappadocien  und  den  nicht  gräcisirten  Theilen  Syriens  entstanden 
zwar  langsam  aber  doch  fortwährend  neue  Gommunen  und 
selbst  in  den  Uferländern  der  Donau  und  in  Nuraidien  und  Mau- 
retanien hatte  die  durch  die  militärische  Besatzung  sich  v<ril- 
ziehende  Romanisirung  zahlreiche  Städteanlagen  zur  unmittelbaren 
Folge  2).  Wie  nun  einerseits  die  Gommunen,  wo  sie  vorhanden 
waren,  zu  grösseren  Verwaltungsbezirken  zusammengelegt  und 
mit  dem  Gentrum  der  Regierung  in  Rom  in  Verbindung  gesetzt, 
andererseits  fttr  die  Länder,  in  welchen  Stadtgemeinden  nur  in 
unzureichender  Zahl  vorhanden  waren,  andere  Grundlagen  fttr  die 
Administration  gewonnen  wurden,  werden  wir  in  dem  ersten 
Abschnitte  der  folgenden  Erörterung  nachweisen,  in  welchem  wir 
den  Zustand  Italiens,  insofern  dasselbe  ein  Ganzes  bildet,  und 
die  sehr  disparaten  Verhältnisse  der  Provinzen  zur  Anschauung 
bringen  werden,  während  der  zweite  Abschnitt  die  Verfassung 
der  in  Italien  und  den  Provinzen  enthaltenen  Stadtgemeinden 
besonders  behandeln  soll. 


1)  Detlefsen  im  PhUologus  Bd.  32  S.  604  IT. 

2)  Um  hier  nur  ein  Beispiel  von  vielen  anzufahren,  go  war  die  nachherige 
Colonie  Apulum  in  Dacien  (Carlsburg)  zuerst  ein  vicus^  der  unter  magUtri  stand 
und  Canabao  hiess.  Seit  142  n.  Chr.  hatte  dort  die  Ugio  XIII  gemina  Ihre  eastra 
staUva,  unter  Antoninus  Pitts  wurde  die  Stadt  grosser  und  168  Sitz  efnea  i>ro- 
euraior.  S.  Mommsen  C.  /.  L.  III  p.  182.  Ausfnhrlich  handeln  hierüber  I.  Vetter 
Ueber  das  röm.  Ansiediangs-  und  Befestigungswesen  —  so  wie  Ober  den  Ur- 
sprung der  Städte  und  Burgen  —  im  södwetslichen  Deutschland,  Karlsruhe  1868 
4.  und  Mommsen  im  Herme«  7,  299  ff. 


Italiens. 


A.  Italia. 


Der  Name  Italien,  ^welcher  nach  Niebuhrs  Ansieht^)  Ursprung*  ^j^f^;^ 
lieh  die  alten  Wohnsitze  der  Oenotrer  oder  Italer  zwischen  dem 
Tiber  und  dem  Vorgebirge  Garganus  bezeiehneley  und  durch 
diese,  als  sie  von  den  Sabellem  verdrängt  wurden,  auf  die  Stid- 
spitfee  Italiens,  das  Land  der  Bruttter,  übergingt),  wurde  erst  in 
Folge  der  Ausdehnung  der  römischen  Herrschaft  über  die  ganee 
Halbinsel  verbreitet.  Geographisch  reiohl  schon  ini  sweiten  Jahr- 
hundert V.  Chr.  Italien  bis  zu  den  Alpen  ^) ,  aber  staatsrechtlich 
wird  es  nach  dem  Kriege  mit  Pyrrhus  im  Norden  durch  die  Flüsse 
Arnus  und  Aesis  begrenzt.  An  der  Westseite  haben  sich  in  der 
Gegend  von  Livorno  noch  spater  zwei  Orte  ciiialten,  welche  den 
Namen  ad  fines  führen,  und  die  alte  italische  Haii.  bezeichnen^]; 
denn  die  Macra,  welche  in  der  Kaiaeraeit  die  9te  Region  (Ligu- 
rien)  von  der  7ten  (Etrurien)  scheidet^),  gehörte  im  J.  569=185 
noch  in  das  ligurische  Gebiet^),  welches  erst  574=480  erobert 
wurde  ^) ;  auf  der  Ostseite  ist  der  Aesis  ^)  bei  Ancona  der  Grenz- 
fluss  zwischen  Italien  und  Gallien;   denn  das  Gebiet  zwischen 

1)  NlelmiiT  R.  6.  1,  17. 

P.  2 

3)  Im  J.  183  V.  Chr.  lägst  Livius  39 ,  54  den  Senti  den  Qesvidten  eines 
gaUisehen  Stommea,  welcher  Über  die  Alpen  gekommen  war,  erSifnen:  neque 
iUo$  TteU  ftciue^  ipium  tn  ItailUam  venerhU,  oppidumque  in  alimo  affro  nuMhu 
Romani  mapistfatus  ^  qui  ei  frovinciae  praeeMeij  penrnsMu  aedifieare  eonati  $int, 
Aveh  Polybins  giebt  sis  Noidgrenze  ItaUens  die  Alpen  an  2,  14.  3,  54;  ebenso 
Cato  Orig,  4,  11  bei  Serv.  ad  Verg,  Aen.  10,  13 :  Alpe$  —  quae  $ecundum  Ca- 
lonem  ti  Umfum  muH  viee  luehamtuir  ItaUam  nnd  bei  Liv.  21,  35  zeigt  schon 
Hannifaal  von  den  Alpen  aus  seinen  Soldaten  Italien:  mUiUbua  Jtaliam  o$tentat 

^motnSaijue  eos  tum  transeendere  non  ItaUae  modo  ud  tiiam  tuhU  Romae, 

4)  Mommsen  R.  0.  1^,  432  Anm. 

5)  Plin.  N,  H.  3.  49.  50. 

6)  Uv.  39,  32,  2. 

7)  Li?.  40,  41,  3. 

8)  Strabo  5  p.  217:  &uov  ^k  tQ^  X^'^P^  Taön^c»  ^c*  ^^  KcXtix^^i 
xaXoO(A€v,  irp^c  t9jv  Xotirf)v  iroXiov  t6  xe  'Aicf/vtvov  ^po(  xh  \jtI^  t^(  Tuppi^- 

2* 


2)  Von  diesem  braucht  den  Namen  Antioehus  von  Syncus  bei  Strabo  6 
.  254. 


—     20     ~ 

Aesis  und  Rubico  (jetzt  Fiamicino)  ^)  mit  seinem  Hauplorle ,  der 
486=268  gegründeten  Golonie  Ariminumy  gehört  nicht  mehr  lu 
Italien ,  sondern  führt  den  Namen  ciger  Gailicus  ^)  oder  provincia 
Arimmum  ') .  Es  ist  bekannt ,  dass  dies  in  der  Folge  geändert 
wurde,  und  dass,  als  im  Jahre  59  v.  Chr.  Cäsar  durch  die  lex 
Vatinia  die  gallischen  Provinzen  erhielt^),  der  Rubico  die  Grenze 
Italiens  bildete^),  so  dass  die  südlichste  Stadt  Galliens  Ravenna, 
die  nördlichste  Stadt  auf  der  Ostseite  Italiens  Ariminum  war^); 
über  die  Zeit  aber,  wann  diese  Veränderung  eintrat,  wird  ebenso 
wenig  etwas  berichtet,  als  über  den  Ursprung  der  Provinz  Ga/- 
Ua  cisidpina,  in  welchem  aller  Wahrsdieinlichkeit  nach  die  Ver- 
anlassung der  neuen  Grenzbeatimmung  zu  suchen  ist»  Dies  Land, 
welches  die  Römer  im  J.  563^494  in  ihre  Gewalt  bekamen^)  und 
seitdem  durch  Anlage  verschiedener  Colonien  sicherten^),  wurde 
unzweifelhaft  nicht  sofort  einem  eigenen  Statthalter  (ibergeben, 
sondern  lange  Zeit,  wie  halien,  von  den  römischen  Behörden  ver- 
waltet ;  wer  es  zuerst  von  Italien  trennte,  ist  eine  streitige  Frage, 
über  welche  man  die  verschiedensten  Vermuthungen  aufgeslelH 
hat^);  nadi  Miummsens  Ansicht  war  es  Sulla,  der  im  J.  673=84 


v(ac  dTTcl^^ietxTo  xal  6  Alffi;  noTapiö«,  öorepov  8e  6  Touß(x«v.  p.  227 :  irp^repov 
fiiv  YC  f^N  AIow  licoiouvro  5piov,  TtÄiv  hk  "rtv  'PouplxoBNa  Ttorotjxöv. 

1)  L.  Tonini  Rimini  aoanti  ü  prineipk)  dell'  tra  vclgart,  Rlmini  1848.  8 
p.  82. 

2)  Liy.  24,  10,  3 :  iussique  in  provincüa  manere  Ti.  Oraeehua  Luceriaey 

C.  Terelit  JIM  Vairro  in  agro  Pieevto,  M\  Pön^oräut  in  OaUiüO, 

3)  Liv.  24,  44,  2;  28,  38,  13  (J&hr  205  v.  Chr.):  twn  praetoriae  protun- 
eiae  in  $ortem  coniectae.  Urhana  Cn.  Servilio  obtigitj  Ariminum  (ita  GaUiam  ap- 
peUahant')  8p.  LucreHo,  SieÜia  L.  Aemilio^  Cn.  Ociafno  Sarditda.  Vgl.  Voigt 
/im  naturale  2,  357  ff. 

4)  Suet.  Caes.  22:  et  initio  quidem  OalUam  Cisalpinam  Jüyrieo  adieeio  lege 
Vatinia  aeeepit.    Dio  Cass.  38,  8.  Appian.  B.  O.  2,  13.  VeU.  2,  44. 

5)  Cic.  Phil.  6,  3,  5:  an  iUe  id  faeiat,  quod  paulo  ante  deeretum  est,  «I 
exereÜMtm  citra  flumen  BiAiconem,  qui  pnia  est  GalUae^  edureretP  Suet.  Caea.  31. 
Plnt.  Com.  20.  32.  Appian.  B.  C.  2,  35.  Lucan.  1,  185  ff.  Plln.  M  H.  3,  115 

6)  Appian.  B.  C.  2,  32,  35. 

7)  Liv.  36,  38. 

8)  Mommsen  R.  O.  1*,  676.  677.  A.  W.  Zumpt  De  OaUia  Bomanorwn  pvö^ 
vincia  In  8tudia  Bomana^  Berol.  1859.  8  p.  5  ff. 

9)  PlghiuB  Annal.  Vol.  II  p.  140  datlrt  die  Provinz  von  217  v.  Chr.;  Voigt 
Ju$  not.  2  p.  359  und  ihm  folgend  Walter  Gesch.  d.  R.  Rechts  1  $  245  neh- 
men an,  dass  die  Provinz  Ariminum  548=206  eingerichtet  und  dann  allmihlich 
zu  der  Provinz  Oallia  Cisalpina  erweitert  worden  sei ;  allein  das  ist  durch  Zumpt 
a.  a.  O.  ausser  Frage  gestellt,  dass  das  cisalpinische  Gallien  zu  den  Provinzen, 
welche  j&hrllch  einen,  besondern  Statthalter  erhielten,  wenigstens  bis  auf  die  Zeit 
des  Sulla  nicht  gehorte.  Auch  die  von  Zumpt  noch  nicht  benutzte  Stelle  des 
Oranius  Licinianus  p.  39  Bonn. :  data  erat  et  fhdlae  provincia  Oaüia  eiaalpina 
widerspricht  dem  nicht;    sie  bezieht   sich   auf  das  Jahr  89,   in   welchem  SoUa 


—     21     — 

sowohl  die  EinricbtuDg  der  cisalpinischen  Provinz  als  die  Erwei- 
terung Italiens  bis  zum  Rubico  vollzogt) ;  und  in  der  That  scheint 
die  Reihe  regelmässiger  Statthalter  der  Provinz  Gallia  cisalpina 
schon  mit  dieser  Zeit  zu  beginnen^).  Dieselbe  dauert  aber  nur 
bis  zum  J.  718=48,  in  welchem  die  Provinz  wieder  aufgeho- 
ben 3)  und  die  Grenze  Italiens  nördlich  bis  zu  den  Alpen,  dsüicb 
bis  zu  dem  Flusse  Formio  (jetzt  Risano]  bei  Tergeste  (Triest) 
vorgeschoben  wurde  ^],  bis  endlich  Augustus  bei  der  Eintheilung 
Italiens  in  4  \  Regionen  die  zehnte  Region  (Venetien  und  Histrien) 
noch  weiter  südöstlich  bis  zum  Flusse  Arsia  ausdehnte  ^). 

Auf  diesen  Umfang  Italiens  wird  sich  die  nachfolgende  Erör-  ^iJ^^jJ'^ 
terung  der  politischen  Zustände  desselben  beziehen,  bei  welcher  wickeinng. 
wir  drei  Perioden  unterscheiden,   von  denen  die  erste  mit  der 
allmählichen  Unterwerfung  der  italischen  Völkerschaften,  die  zweite 
mit  der  lex  Julia  (664=90)  und  Plauiia  Papiria  (665=89],   die 
dritte  mit  der  Regioneneintheilung  des  Augustus  beginnt. 

Legat  des  Consuls  L.  Oato  war  (Drumaiin  2,  433),  so  dass  damals  wie  früher 
GaUia  daalpina  unter  einem  der  Oonsoln  selbst  stand.  Wenn  aber  Znmpt  p.  70 
die  Einrichtung  der  Provinz  erst  der  Ux  Vaiinia  (59)  zuschreibt,  so  scheint  mir 
diese  Annahme  za  weit  zu  gehn  und  auch  mit  den  historischen  Zeugnissen 
schwer  zu  vereinigen.  [Borghesis  Untersuchung  bei  Toi^inf  a.  a  0.  p.  151  if.  hat 
ebenfalls  zu  keinem  sicheren  Resultate  geführt.     S.  Mommsen  C.  /.  JL.  I  n.  583. 

1)  Mommsen  R.  0.  2,  361  Anm.  erinnert  namentlich  daran,  dass  Sulla  das 
pomoerium  erweiterte,  was  nur  geschah,  wenn  die  italische  Grenze  vorgerückt 
wurde.  Seneca  de  hrevüate  vii.  13 :  SuUam  uUhnum  Romanonan  protuli$$e  pomoe- 
rfcim,  (juod  nunquam  provintiali  ted  ItaUeo  agro  adquisito  proferre  moris  apud 
antiquos  ftät.  Dio  Cass.  43,  50.  Tac.  Arm,  12,  23.  Der  Mommsenschen  Ansicht 
ist  auch  Lange  Rom.  Alterth.  3,  160. 

2)  So  heisst  im  J.  72  Cassius  6  tijc  itepl  Ilaftov  roXaxCac  oxpaTTiiföc  Plut. 
Cra$9,  9  und  im  J.  62  verwaltete  Q.  Metellus  Geler,  nachdem  er  63  praetor  gewe- 
sen war,  OaükL  eUaipma  als  propraetor.  Oic.  ad  fam.  5,  1  und  2.  Plin.  N,  H, 
2,  170.   Mala  3,  5  p.  72,  22  Parthey.   Pio  Cass.  37,  33.  Drumann  2,  26. 

3J  Mommsen  0.  /.  L.  1  p.  118. 

4)  Plin.  N.  H.  8,  127  nennt  den  Formio  antfgtius  oticfae  Haliae  temUnw, 
Vgl.  Ptolem.  3,  1,  27. 

5)  PUn.  N.  H.  3,  44.  129.  132.  150,  Mommsen  C.  /.  L.  V^  1  p.  1.  Vgl. 
Strabo  5  p.  210:  6^  o£  Tcoxe,  d^*  ou  (uriiooav  'Pofxaioi  toT;  ItoXitivTaic  t^v 
(ooiroXtxeCav,  ISo^e  *al  toU  trzb^  *AXto®v  FaXdlTaic  -xal  'EvctoTc  ti?^^  aWjv 
ditoveifAai  ti{at)v,  icpo^a'yopcDaat  ^e  xal  ItaXuörac  icdvxoc  *aX  T(o(xa{ouc. 


—     22 


Erste  Period*. 
Italien  Tor  der  lex  Julia  ^) . 

Erwditonmg         Bei  den   ersten  Erweiterungen   des  rdmischen  Stadtgebietes 
gemeiBde  waren   die   benachbarten  Gaue  völlig  in  dasselbe  aufgenommen 
worden ;   mochten  die  Ueberwundenen   nach  Rom   ziehn  ^)   oder 
auf  dem  Lande  bleiben,  so  bildeten  sie  einen  Zuwachs  der  Stadt- 
bevölkerung und   wurden   in  ältester   Zeit  dienten   des   Königs, 

*  1)  FAr  die  Behandlnog  der  stMttsrechtUcheii  Fragen ,  welcke  in  diesem  Ab- 

■chnitte  zu  erledigen  lind,  liegt  eine  ebenso  grosse  Scbwierigkeit  ¥or  in  dem 
ärmlichen  und  unzoreichenden  Quellenmaterial  wie  in  der  Masse  neuerer  For- 
schungen, welche,  zum  Theil  mit  aosserordentliehem  Scharfsinn  dnrcbgeffihrt, 
doch  zn  ganz  disparaten  Ergebnissen  gelangt  sind.  £s  war  nnmSgllch  in  den 
engen  Grenzen  eines  Handbuches  auf  eine  Kritik  dieser  Ansichten  einzugehn, 
und  es  schien  mir  zweckm&ssiger,  den  Zusammenhang  der  Thatsaehen,  wie  leh 
ihn  auffasse,  bestimmt  und  vielleicht  einseitig  darzustellen,  als  durch  eine  0e- 
gen&berstellung  entgegengesetzter  Behauptungen  den,  welcher  sich  zuerst  über 
diese  Fragen  orientiren  will,  zu  verwirren.  Bei  weiterer  eigener  Forschung  ist 
auf  die  folgende  Literatur  zurAckzugehn :  Sigonius  de  antiquo  wm  popmU  Bo^ 
mani^  Ups.  et  Halae  1715.  8.  Vol.  I  p.  342  ff.  Spanhemii  OihU  Homasm» 
ed.  Heineccins,  Hai.  et  Lips.  1728.  4.  I  c.  7.  J.  Wasteau  dektrett  turUd.  nrn- 
nicip,  Lugd.  Bat.  1727,  auch  in  Oelrichs  Thet.  diu,  H,  2  p.  233  ff.  TrekeU 
SeUeiarum  aniiquUalum  pan  prbna,  Hagae  Comit.  1744.  8.  Maiochii  Commen- 
tariorum  in  ameat  tahulas  HeraeUetm»  P.  I  et  II.  Neapol.  1754.  foL  p.  389  ff. 
Niebuhr  R.  G.  2,  56  ff.  Madvig  dt  iure  et  eondicione  eoUmiarum  popuU  Bonumi 
in  dessen  Opuec.  Havniae  1834  p.  208  ff.  CG.  Zumpt  Ueber  den  Unterschied 
der  Benennungen  Municipiunif  Cototua,  Praefeetura  im  röm.  Staatsrecht;  in  den 
Abb.  der  Berliner  Acad.  Hist.  phil.  Classe  1839,  auch  einzeln  abgedruckt  mit 
der  Abh.  über  die  Ritter,  1840.  4.  Chr.  N.  Grauer  De  re  munie^pali  Romano- 
nun  particula  im  Programm  der  Kieler  Universit&t  1840.  Peter  Das  Verhältniss 
Roms  zu  den  besiegten  italischen  Städten  und  Völkern  bis  zur  lex  Julia  im  J. 
90  T.  Chr.  in  Zeitschr.  für  Alterthumswiss.  1844  N.  25  —  28.  Rublno  Ueber 
die  Bedeutung  der  Ausdrücke  nvunieipium  und  mmnieepe,  in  Zeitschr.  f.  Alter- 
thumswiss. 1844  N.  109—111;  121-124.  1847  N.  86.  87.  100.  101.  121-123. 
Kiene  Der  rdm.  Bundesgenossenkrieg,  Leipz.  1845.  8.  Rein  Diet.  de  Bomano^ 
rwn  munidpüe,  Eisenach  1847.  4  und  in  Paulys  Kealeneyci.  5,  212  ff.  Kiene 
in  Zeitschr.  f.  Alterthumswiss.  1849  p.  219  ff.  Kuhn  in  der  inhaltreichen  Re- 
oension  der  ersten  Ausgabe  dieses  Bandes  (Zeitschr.  f.  Alterthumswiss.  1854 
N.  57 — 59;  67 — 69),  deren  Ergebnisse  ich  im  Einzelnen  dankbar  benutze  ,  in 
Betreff  der  Municipien  mir  aber  nicht  habe  aneignen  können;  Voigt  Das  im  eivile 
und  iu»  gefUium  der  Römer,  Leipzig  1858.  8  S.  280.  Walter  G.  d.  R.  Rechts  $  80  ff . 
Puchta  Institutionen  $  60  ff.  A.  W.  Zumpt  De  propagatione  eiviiaUe  Rom,  in 
atudia  Romana,  Berol.  1859.  8  p.  364  ff.  Mommsen  Die  röm.  Tribus  S.  157. 
R.  G.  13,  339.  349  und  besonders  Gesch.  d.  Röm.  Münzwesens ,  Berlin  1860.  8 
S.  308  ff.  Haeckermann  SentenUarwn  aliquot  de  municipiis  Bomanorum  poet  Nie- 
huhriwn  propoeitarwn  examinatiOy  Stolp.  1861.  4.  Dubois  Essai  sut  Us  munieipee 
dans  le  droU  romainy  Paris  1862.  8.  Zoeller  De  eiviUUe  sine  suffragio  et  muni- 
cipio  Bomanofum.  Heidelberg  1866.  4.  Vilatte  De  propagatione  eiv.  Bom.  Bonn 
1870.  8. 

2)  So  die  Albaner  unter  Tullus  Hostilins  Liv.  1,  29.  30.    Dionys.  3,  31; 
die  Einwohner  von  Politorium  unter  Anous  Liv.  1,  33. 


—     23     — 

hernach  rtfmisebe  Plebejer^,  insofern  nicht,  was  unler  den  Kör- 
nigen und  in  den  ersten  Jahren  der  Republik  vorkam,  ein  Theil 
der  anziehenden  Familien  unter  den  Patriciern  Aufnahme  fand^). 
Nach  der  Eroberung  von  Alba  longa  trat  Rom  in  ein  aequum  ^»tiDer- 
foedus  mit  den  Latinern,  welche  damals  eine  Eidgenossenschaft 
von  30  Städten  bildeten  ^j,  deren  Vorort  Alba  gewesen  war^). 
hl  dessen  Stelle  tretend  erhob  Rom  von  Anfang  an  den  Anspruch 
auf  ein  Protectorat  des  Rundos;  das  Widerstreben  der  Latiner 
fahrte  zum  Kriege^},  und  die  Reendigung  desselben  unter  Tarqui- 
nius  Prisctts  hatte  die  Folge,  dass  die  Latiner  zwar  dem  Namen 
naeh  oufiiia^oi  blieben,  aber  factiscb  von  Rom  abhängig  wurden^. 
Durch  die  Anlegung  eines  gemeinsamen  Heiiigthums  auf  dem  Aven- 
tinus,  welches  den  frttheren  Zusammenkunflsorl  der  Rundesmitr- 
giieder  am  Quelle  der  Perentina  im  Albanergebirge  7)  zu  ersetzen 
bestimmt  war,  bezeichnete  Servius  Tullius  zuerst  die  neue  Hege- 
monie Roms^),  welche  Tarquinius  Superbus  in  eine  völlige  Ober- 
herrschaft verwandelte^).  Die  Demüthigung  Roms  durch  Persona 
(247  =  507]  gab  indessen  den  Latinern  Gelegenheit,  das  ihnen 
aufgedrungene  Joch  abzuschütteln,  und  der  im  J.  $58=496  be- 
gonnene Krieg,  wenn  auch  vorläufig  durch  die  Schlacht  am  See 
Regitlus  zu  Gunsten  der  Römer  entschieden,  führte  doch  am  Ende 
im  J.  264=493  zu  der  Erneuerung  des  Ründnisses  durch  Spu-  B*i»*ni«« 
rius  Gassius^^},  in  welchem  ewiger  Friede  zwischen  beiden  Gon-    cauins. 

1)  Mommsen  R.  G.  1,  88.  R5m.  Forschungen  1,  338. 

2)  Liv.  1,  30:  principes  Albanomm  in  patres  —  ^pit,  TuUios ,  8ervUio$, 
QuttkcUos,  QtganioSy  Curiaiios,  Cloclioa.  Im  J.  250 — 504  wurde  der  Sabiuer  Attus 
Clausus  unter  die  Patricier  aufgenommen.  Llv.  2,  16.  Dionys.  ö,  40.  Plut.  Publ. 
21.   Suet.  m.  1.  Tac.  Ann,  4,  9j  11,  23. 

3)  Dionys.  5,  61.    Mommsen  R.  Q.  1,  337  Anm. 

4l  Dionys.  3,  10.  11.  31.    Llv.  1,  52,  2.    Festus  p.  241,  10. 

51  Dionys.  3,  34. 

6j  Elvai  ^(Xouc  'Pom-aliuv  xal  ou(jkfjidl^ou;  Äiravra  TTpchrovra;  65«  av  ixeivot 
xcXe6cDat<v  sagt  Dionys.  3,  54.    Vgl.  Llv,  1,  35 — 38. 

7)  Dionys.  3,  34.  51. 

8]  Liv.  1,  45:  ea  erat  eonfetsio,  eaput  rerwn  Roniam  esse,  de  quo  ioües 
armis  eertafum  fuerat. 

9)  Cic.  cfe  ftfp.  2,  24,  44:  omnc  I^Hum  hello  devicit,  Llv.  1,  52.  Dionys. 
4,  49.    Vgi.  LlT.  1,  50—52.    Dionys.  4,  45—48. 

10)  Liv.  2,  33.  Cic.  pr .  Balh.  23,  53.  Diony».  6,  95.  Die  Worte  des  Bünd- 
nisses sind:  'Pa>(Aa(ou  ^  f^U  Aarfvoiv  tc^Xeocv  Andmui  tipifTq  icp6c  dXX'^Xouc 
loT€B  (^pic  Äv  o6pav6c  Te  *at  rJj  t?Jv  aOt^v  ^rdtav^  iy;m9i '  xa\  jiwrc  aixol  ito~ 
Xs(Ae(To9av  itpö«  dAX-ZiXou« ,  fx-Zir  äk'Ko^t^  icoXepiCouc  iitotY^woctv,  fiTjr«  tot«  im- 
o^pouoi  icöXcfjiov  6$o6;  iTapeyite>9av  do^XcT^,  ßoT)^iTa»9dv  tc  toic  icoXefAOU(iftfOtc 
aicdaif^  ^dfui,  Xa^6pe9V  Te  W  Xc(ac  xfj;  ^  iroXif&oiv  xotvdbv  t6  toov  Xa^Y^v^- 
Tooav  piipo(  ixdtf  pot '  x&s  is  Idtnttxwv  oufJkSoXaioiv  al  xpbct«  iv  "^fiitpaic 
Itr^miOQCV  ftlxoty  itop   oIc.£n  ftrqzat  xb  oufApöXaiov. 


—     24    — 

trahenlen,  gegenseitiger  Beistand  im  Kriege,  gleicher  Antbeil  an 
der  Beute,  Wechsel  des  Oberbefehls  über  das  Heer  swisohen 
beiden  Tbeilen  ^) ,  eine  Bestimmung  ttber  Geld-  and  Pfendge- 
Schäfte^)  und  ein  gerichtUcbes  Verfahren  fUr  Processe  aus  Gon<^ 
tracten  festgesetzt  wurde.  Das  ist  das  aequum  foedui^  welches 
iMpoiiü«.  von  Dionysius  als  Isopolitie  bezeichnet  wird ') ,  d.  h.  als  ein 
Rechtsverhäitniss ,  nach  welchem  ddn  Hitf(liedem  zweier  oder 
mehrerer  selbständiger  und  von  einander  unabhXng^;er  Staaten 
gleiche  Fähigkeit  tu  Erwerb  von  Grundbesitz  und  beweglichem 
Vermögen  {commercium),  zur  Schliessung  von  Ehen  [cotmubium) 
und  zur  Niederlassung  in  jeder  der  Bundesstddte  zugestanden 
wird^).  Das  Commercium  haben  die  Latiner  sowohl  unter  sich 
als  mit  den  Römern  unzweifelhaft  gehabt^);  connubium  bestand 
zwischen  den  launischen  Städten  ebenfalls  ^) ,  und  auch  zwischen 
Rom  und  Latium  wird  es  unter  denjenigen  Beschränkungen  be- 
standen haben,  welche  zu  einer  Zeit,  wo  in  Rom  selbst  zwischen 

1)  FestüB  p.  241  nach  Müllers  Lesang:  praetor  ad  portam  nunc  $aMaUtr 
i«,  qui  in  prooinctam  pro  pratiore  aut  pro  connUe  exü :  eutiu  rei  morem  ait  ftüue 
Cindut  in  übro  de  eontuium  poiestaU  taltm :  Alhanos  rerum  pofitof  usque  ad  2W* 
hon  regem;  Alba  deinde  diruta  usqtte  ad  P.  Deeium  Murem  cos.  populot  LaÜnoe 
ad  Caput  Ferentinae,  quod  est  sub  monte  AlbanOj  eonsuUrt  solitos  et  imperium 
communi  eonsiUo  administrare,  Itaqu/t  ijao  aitmo  Romanos  imperaiores  ad  exereüum 
mittere  oporteret  i%AS9u  nominis  tioiiniy  complures  nostros  m  CapUolio  a  sote  Oriente 
auspiciis  operam  dare  solitos  ubi  aves  addixissent ,  militem  iUumj  ^i  a  communi 
LaUo  missus  esset,  iUumj  quem  aves  addixerofUf  praetortm  salütare  aoUlum,  qui 
eam  provineiam  optineret  praetoris  nomine, 

2)  Festus  p.  166^,  24:  item  in  foedere  Latino:  ,,petfufiiam  quis  nanciior, 
kabeto**  et:  ,,«'  quid  pignoris  naneiseüur,  sibi  habeio.^*^ 

3)  Dionys.  8,  70:  AaTCvow«  —  eU  ffMvrfix  ao'rfyffx'^t  rrjc  looitoXttclo«  |Ae- 
TaEo6c*  8,  74:  ^'Epvtxac  (atv  fäp  xal  AatCvouc,  oU  veoiotl  ^&(6xafAev  r^v  (aoTco- 
XiTclav  — .  8,  76 :  toi«  Ö2  (oonoXlTaic ;  ebenso  wird  8,  77  mit  Sylbnrg  und  Nie- 
bahr R.  G.  2,  56  zu  lesen  sein:  Aaxlvou«  [i,h  npäärov,  oU  dn^ri  ^okiteiai 
xoivfj«  d^toD^jvai,  pi-ya  cixü^^ifiia  i^70U|jlIvoi<,  e(  %a\  xaüTrj;  t^^^oiev,  oö  (aövov  -J^v 
nxouv  ioo7CoX(Te(av  (der  Cod.  Ürblnas  hat  iroXiTciav)  SttaTo«  cuv  ivapioato,  dlXX' 
6Ti  xal  Töv  ix  xoD  TroXiuou  XGi^6pfov  idv  xoivifj  Tfiyijrai  orpatcla  t^^  TpCxrjv 
i^t^iaaro  SlSoo^ai.   Vgl.  7,  53.  6,  o3. 

4)  UauptqueUe  für  die  Definition  der  Isopolitie  ist  der  Vertrag  der  erotischen 
Gemeinden  der 'leoairötvtot  und  Ilptdvoiot.  C.  /.  Or,  2556:  'IcpaTcmvloic  xal  Ilpiav- 
otou  ^fA^  ^ap'  dXXdXotc  isonoXiTciav  xal  im-^a^kiai^  (connubium)  xal  ivxTT]Otv  Qx>m- 
mereium')  xal  fi^xoydv  xal  ^eCcov  xol  <ivdp»7riv«v  itcfvrwv,  8ffoi  xa  fovn  ^fMpuXot  icap' 
ixaxipoii,  xal  ico>llövTac  xal  divospiivoc  xal  ^avelCovrac  xal  ^vetCofiivoc  xal  tdXXa 
TcavTa  ouvaXXo^aovrac  xuploc  'Qfi^v  xaxd  xöc  (ticdlpxovToc  icap'  ixoripotc  vÖ(m><. 
i££oT(»  (e  TW  Te  ^lepanurvlip  9ice(pev  iv  Ta  üpiaval^L  xal  xtp  flptavstsi  iv  xf 
'lepaTTuxvCa ,  oiddot  xa  xiXea  xaddirep  oi  dtXXoi  ttoXixai  xoxd  x6c  vöpioc  x6c  ixa- 
xipT)  xsifjievoc.  X.  X.  X.  Vgl.  den  ähnlichen  Vertrag  zwischen  AUoria  und  Creta 
und  Faros  n.  2557.   Viel  häufiger  wird  einzelnen  Personen  die  Isopolitie  ertbeilt. 

5)  Walter  G.  d.  R.  R.  §  227. 

6)  Es  wurde  im  J.  338  aufgehoben»  bestand  also  vorher.   Liv.  8,  14.  9,  43. 


—     25     — 

Pairiciern  und  Plebejern  die  Ehegemeinschaft  ausgeschlossen  war, 
vorausgesetzt  werden  müssen  ^) ;  auf  die  Niederlassung  von  Lati- 
nern  in  Rom  werden  wir  später  zurückkommen ,  hier  erwähnen 
wir  nur,  dass  den  in  Rom  angesiedelten  Latinem  sogar  ein  be- 
schränktes Stimmrecht  in  den  Tributcomitien  und  zwar  in  einer  ^"^^^^^ 
für  sie  besonders  ausgeloosten  Tribus  gestattet  wurde 3).  Der  ^^^^' 
durch  den  Cassianisdien  Vertrag  aufs  Neue  constituirte  Bund,  in 
welchen  im  J.  268=486  als  drittes  Glied  die  Herniker  auCjgenom- 
men  wurden 3),  bestand  etwa  400  Jahre;  im  J.'365=s389  traten 
die  Latiner  wie  die  Herniker  aus  demselben  aus,  um  sich  mit 
den  Volskem  gegen  Rom  zu  erheben  ^) ;  es  gelang  im  J.  396 
==s358  nodimals  das  Bündniss  herzustellen  ^) ,  und  im  ersten  sam- 
nitischen  Kriege  (14  4=343)  hielten  anfangs,  wie  es  scheint,  die 
Latiner  zu  den  Römern :  als  die  letzteren  zwei  Jahre  später  einen 
einseitigen  Frieden  mit  Samnium  abschlössen,  führten  sie  ihrer- 
seits den  Krieg  weiter  fort,  zugleich  gegen  Rom  eine  feindliche 
Stellung  einnehmend,  bis  endlich  ihre  Forderung,  einer  der  Con- 
suln  $olle  immer  ein  Latiner  sein,  im  J.  444=s340  den  latinischen 
Krieg  veranlasste <^),  dessen  siegreiche  Beendigung  im  J.  446as338 
uns  zum  erstenmal  einen  Einblick  in  die  politischen  Gruncbätee 

1)  Mommsen  R.  G.  I,  40.  104  nimmt  an  ,,dafla  Jeder  YoUbürger  einer  lau- 
nischen Gemeinde  mit  Jeder  latinischen  Vollbürgerin  eine  echte  Ehe  abschliessen 
konnte.''  Vgl.  Walter  $  87  Anm.  21.  Voigt  Das  hu  ehiU  und  iu»  gtnlHm  der 
Romer  S.  140  f. 

2)  Ueber  diesen  vielbesprochenen  Satz  s.  die  Literatur  bei  Rein  in  Paulys 
Realencyclopadie  4,  817.  Dionysius  8,  72  redet  von  dem  Stimmrecht  der  In  Rom 
angesiedelten  Latiner  schon  im  J.  268^486:  xa\  putajziwnsxo  (6  K^iboto«)  Aotrl- 
v«9v  TS  %a\  'Epvixov  (diese  waren  eben  in  den  latinisciien  Bund  aufgenommen 
worden)  Soouc  iWvaxo  TrXetorooc  ^7:1  t?jv  <lnr)cpocpop(av ,  ol  hi  ODv^eoav  d%p6(n, 
rai  hl  6V700  (amtV)  ^on  r^^  ^  7cöXt<*  Ta&ra  (ladibv  6  Ouap^lvioc  xY)p6T- 
T€iv  ix^Xeycs  xaxd.  tou«  orevwTTou«  ditiivai  to^c  J*ifj  xaxoixoOvTac  ti  Tj  iroXec, 
spater  (&42=:212)  Liv.  23,  3,  16:  iesiibus  daUs  Uribuni  populum  twnnuyDerwU, 
sUeüaque  lata  est,  ui  sortirentur,  fjtbi  Laiini  suffragfvm  ferrent,  und  noch  spiter 
Appian«  B,C,  1,23 :  %a\  toO;  Aarivoo;  M.  Ttdvra  irdktt  rd  T»J«xlarv  (6  r(>«fat)^oc), 

Xüti  hi  izioms  oup.{jidl)^(ov,  olc  oöx  ijfjv  4^^ov  h  rat;  r»aa(»v  /eiporo- 

vCoic  «pipctv,   Ifitoov)   9£peiv  iirö  Toüße i^'  &  ^  [a^Xiot«  tj  BouX-Jj  Stora- 

paYBetaa  tou«  bizfixo^i  IxiXeuae  irpoYpdij'oti »  wTjSeva  t&v  06  ;pepoyr«v  t);fJ®ov 
iTCtii)pi€iv  TTQ  7i6Xei.  Vgl.  Niebuhr  R.  G.  2,  86.  89;  3,  620.  Walter  S  227. 
Mommsen  R.  G.  1,  332.    Zumpt  Stud,  Rom.  p.  291—295.  344  flf. 

3)  Dionys.  8,  69.  72.  74;  9,  2.  Sie  dienen  daher  mit  den  Latlncrn  im 
römischen  He«M,  Dionys.  9,  15.  16.  Liv.  2,  64,  3.  4.  5.  6.  22,  nnd  die  Beute 
wird  nnnmehr  In  drei  Theile  getheilt.  Dionys.  a.  a.  0.  Plih.  N,  H.  34,  20 :  La* 
ÜnoSf  9U{&tM  ex  foedere  tertias  praedae  poptdus  Bomanus  praestabat, 

4)  Liv.  6,  2.  10  flf. 

5)  Liv.  7,  12;  8,  2.    Niebuhr  R.  G.  3,  102  ff. 

6)  Ich  verweise  auf  die  Aasführang  von  Mommsen  R.  G.  1,  329^341. 


—     26     — 

erOflnet,  weiche  die  Rtaier  bis  dahin  nur  io  eioBehien  FälleD  und 
aosseriialb    ihrer   bundesrechUichen    Verpflicbiangen    haUen    zur 
Anwendung  bringen  können,    von  dieser  Zeit  an   aber  bei  der 
Organisation  ihrer  ferneren  italischen  und  ausseritaiischen  Erobe- 
Anftösnng  rungeu  mit  Gonsequenx  durchführten.    Der  latinische  Bund  wurde 
buBdes.    als  politischer  Körper  aufgelöst  und  behielt  nur  als  religiöse  Fest- 
gemeinschaft  sein   Bestehen ;    die   Verbindungen    der    eroberten 
Städte  unter  einander,  die  Befugniss  zu  gemeinsamen  Versatnm-* 
Inngen  {conctlia) ,   zu  gegenseitiger  Eheschliessung   (conmubium) 
nnd  civilrechtlichem  Verkd^  (commerciian)  wurden  aufgehoben  i) 
und  jede  Stadt  einzeln  in  dn  bestimmtes  aber  keineswegs  gleiches 
Rechtsverhöltniss  zu  Rom  gesetzt,  um  auch  durch  diese  Ungleich- 
heit der  politischen  Lage  jede  Gemeinsamkeit  der  Interessen  fern 
verhiitnifM  ZU  halten.    Unter  den  italischen  Staaten  lassen  sich  seitdem  zwei 

I(au6n8  nach 

derAnfiö-  Hauptclasscn  unterscheiden,  nämlich  solche ,  wdche  das  römische 
Bürgerrecht  theilweise  oder  ganz  erhielten,  und  solche»  die  durch 
em  foedus  in  ihrer  Selbständigkeit  anerkannt  und  nur  zu  be-* 
stimmten  Leistungen,  namentlich  zur  Stellung  von  Truppen  ver- 
pflichtet waren.  Zu  der  ersten  Classe  gehören  einmal  die  Muni- 
cipien  und  zweitens  die  römischen  Bttrgercolonien ,  zu  der  zweiten 
die  civitales  foederatcte  und  insbesondre  die  zu  denselben  zu 
rechnenden  coloniae  Laiinae.  Von  diesen  vier  Arten  von  Städten, 
über  deren  innere  Verfassung  später  die  Rede  sein  wird,  haben 
wir  hier  in  ihrer  Beziehung  zu  Rom  einzeln  zu  handeln. 

iHejffMM-  \,  Municipia.    Weder  die  Etymologie  des  Wortes   muni- 

ceps,  welches  im  Alterthum  auf  muntis  capere  oder  capessere  im 
Sinne  von  munere  fungi  zurückgeführt  ^} ,  in  neuerer  Zeit  von 
muntiS  capere  ,, Geschenk  erhalten '^^j  abgeleitet  und  auf  das  ins 

1)  Liv.  8,  14:  principea  aenatus  relationem  consulis  de  $umima  rerum  lau- 
darc,  ud  quum  aliorum  causa  alia  eautf  iia  expediri  po8$e  eonsüium  cticere,  ut 
pro  merito  cuhuque  sUiiueretur,  ai  de  eingulis  nonUnatim  referrent  popuUe  (es  fol- 
gen die  einzelnen  Bedingungen).  CeUria  Latinia  poptdis  connubia  commerciaque 
et  eoncilia  inter  ae  ademerurU.  Ebenso  erging  es  448a=306  den  Anagninern.  Liv. 
9y  43,  24 :  Herfiicorum  tribua  popuHa^  AUtrinaiit  VerulanOj  Fehntinati,  quia  ma- 
luerurU  gtiain  eivitatem^  auae  legea  redditae  (d.  h.  sie  blieben  foderirte  Städte), 
connubiumque  inter  ipaoa^  quod  aliquamdiu  aoli  HerrUcorum  habuerant,  permiawm. 
Anaffninia  quique  arma  Bomania  intülerarU ,  eivitaa  ahu  auffragii  latione  data  ; 
eoneilia  eormübiaque  adempta.  ^ 

2)  Gellius  16,  13:  munieipea  ergo  aunt  civea  Romani  ex  munieipiia  ^  legihua 
auia  ei  auo  iure  utentea^  muneria  tantum  cum  populo  Romano  honorarii  participea, 
a  quo  mMtnere  capeaaendo  appeUati  videntur.  Varro  de  L.  L.  b  $  179  MiiU. 
LUpian.  Dig,  50,  1,  1  S  1.   Paulus  Dig.  50,   16,  18. 

3)  Rttdorff  im  BeTlinei  Lectionsoatalog,  Winter  1848-49. 


c*pta. 


—     27     — 

hospitn  bezogen  worden  ist,  welches  zwischen  Rom  und  italischen 
Staaten  bestand  *),  noch  die  unvollkommenen  Definitionen  dessel-* 
ben,  wriche  auf  nns  gekommen  sind,  geben  über  den  Staatsrecht* 
licfaen  Begriff  von  munictpium  genügenden  Aofschluss,  und  wir 
habto  kein  anderes  Mittel  denselben  zu  bestimmen,  als  die  Thatr* 
Sachen,  welche  seinen  Inhalt  ausmachen. 

Bis  zur  Mitte  des  vierten  Jahrhunderts  der  Stadt  hatte  Rom 
die  eroberten  Ortschaften  entweder  seiner  eigenen  Stadtgeroeinde 
incorporirt  oder  in  den  latinischen  Bund  eintreten  lassen.  Beides 
konnte  nicht  fortgesetzt  werden.  Das  Zusammenlegen  von  Ge- 
meinden oder,  um  mich  eines  griechischen  Ausdrucks  zu  bedie- 
nen, der  Synoikismos,  hat  seine  natürliche  Grenze  und  di^  poli- 
tische Gleichberechtigung  des  latinischen  Bundes  war  für  die 
Machtentwickelung  Roms  eine  so  unerträgliche  Schranke  gewor^ 
den,  dass  sie  unter  allen  Umstanden  gebrochen  werden  mussle. 
Es  war  eine  Aenderung  der  bisherigen  Politik  geboten  und  diese  ^'^^^1J[2|^' 
beginnt  wirklich  um  das  Jahr  370=384  und  kommt  zur  vollen  "«i;» 
Ausführung  im  J.  446=338;  sie  bestand  darin,  dass  erstens  die- 
jenigen Orte,  welche  das  Bürgerrecht  nicht  erhielten,  nur  zu  Rom 
selbst  in  ein  BundesverhKltniss  traten ,  ohne  unter  sich  irgend- 
welche Verbindung  zu  haben  ^j,  und  dass  zweitens  die  Einwohner 
derjenigen  Orte,  welche  man  in  das  Bürgerrecht  aufnahm,  nicht 
mehr  nach  Rom  übersiedelten,  sondern  fortfuhren  eine  eigene, 
freilich  unselbständige  und  von  Rom  aus  constituirte  Stadt-  oder 
Dorfgemeinde  zu  bilden.  Es  begann  somit  in  Reziehung  auf  die 
Ertheilung  des  Bürgerrechtes  schon  damals  das  Verfahren,  welches 
wir  später  in  den  Provinzen  beobachtet  sehen  ^).     Man  liess  die 

1)  Wie  nimlich  PrWatgMtfrennde  sich  beim  AbaoMede  ein  S^vtov  »chenken, 
so  orbalten  koMplUa  pubUd  und  legaU  in  Rom  Ausser  Wohnung  und  Beköstigung 
(lauUa)  ein  Abschiedsgeschenk.  S.  die  von  Rudorff  angefühlten  Stellen  Liv.  28, 
39;  30,  17;  33,  24;  35,  23;  42,  6.  19;  43,  5.  6.  8;  44,  14;  45,  42  und  das 
8Ctum  d9  AicUpiade  CUuomenh  C.  i.  L.  I  n.  203.  Vgl.  Mommsen  Die  röm. 
Tribus  S.  159.  Derselbe  Das  röm.  Qastrecht  und  die  röm.  Clientel  in  v.  Sybels 
Hist.  Zeitschr.  I,  2  S.  232  ff.  Ein  Bezug  auf  diese  Geschenke  scheint  in  der 
Definition  bei  Isidor.  Orig,  9,  4,  21  zu  liegen:  municipet  sunt  in  eodem  tnunt- 
eipto  naUf  ab  officio  munerum  dicii^  eo  quod  publica  munia  accipmnt,  obgleich 
er  fortfahrt:  munia  enhn  ofßcia  sunt,  unde  et  immunet  dicuntur,  qut  nuUum 
gerunt  officium^  was  auf  die  8.  26  Anm.  2  angeführte  Erklärung  hinauskommt. 

2)  Man  sieht  dies  namentlich  daraas,  dasa  die  vor  370^^384  gegründeten 
latinischen  Colonien  in  dem  Yerzeichniss  der  Bundesmitglieder  bei  Dionys.  5,  61 
stehn,  die  später  gegründeten  aber  nicht.   S.  Mommsen  R.  Q.  1^,  337  Anm. 

3)  Ba  ist  bekannt,  dass  im  J.  48  n.  Chr.  unter  dem  Kaiser  Claudius  die 
römischen  Bürger  der  OaUia  comflta  das  iua  honorum  nooh  nioht  bosassen.    Tac. 


—    28     — 

Neubttrger  Theil  nehmen  an  den  privalrediUicben  Privilegien  des 
röroisohen  Bürgers,  dem  comtubium  und  commercium ^  aber  be- 
willigte ihnen  nicht  die  politischen  Rechte,  wel<^e  in  Rom  selbst 
ausgeübt  wurden,  das  im  suffragii  und  das  ins  honorum^),  und 
sdiuf  somit  ein  Passivbttvgerrecht,  welches  die  Historiker  mit  dem 
wohl  nicht  ofißciellen  und  jedenfalls  unvollständigen  AusdrudL 
dvitas  sine  suffiragio  beseichnen.  Der  technische  Ausdruck  für 
char  JB«"  riif  ^^^^^  Rcdit  ist  vielmehr  municipium.  Denn  wie  mancipiam  oder 
d«8  mntuci'  civitas,  so  wird  auch  municipium  in  abstra<^em  wie  in  concretem 
Sinne  gebraudit:  im  ersten  bedeutet  es  das  unvollständige  Bür- 
gerrecht, im  zweiten  den  Ort,  welchem  dasselbe  verliehen  ist. 
Dass  die  Geschichtschreiber  den  Ausdruck  im  erstai  Sinne  anzu- 
wenden vermeiden,  hat  seinen  Grund  in  dem  Umstände,  dass  zu 
der  Zeit,  als  sie  schrieben,  das  unvollständige  Bürgerrecht  in 
Italien  in  ein  vollsUlndiges  übergegangen  und  der  ursprüngliche 
Begriff  des  Municipiums  verändert  war^);  denn  wie  Cicero  civis 
BomanuSj  municeps  Arpinas  war,  so  gehörten  damals  alle  muni- 
cipes  Italiens  zur  romischen  Vollbürgerschaft  ^).  Für  die  StadI 
aber,  in  der  sie  ihren  Wohnsitz  hatten,  war  audi  fernerhin  der 
Name  municipium  von  Bedeutung,  weil  diese,  genau  gesprochen, 
zwar  eine  retptAlica  (d.  h.  eine  Commune  mit  Stadtrecht)  war, 
aber  eine  civitas  im  Sinne  eines  selbständigen  Staates  nicht  ge- 
nannt werden  konnte^). 

Zwei  CIm- 

Ben  von  Vou  Anfang  an  hatten  indessen  die  Munidpien  nicht  sämmt- 

Xanicipien.  _____________^ 

Arm.  11,  23:  A,  VitdUo  L,  Vipstano  consulibus  cum  de  supplendo  ienatu  agita-' 
retur,  primoresque  OaUiae^  quae  Comaia  appeüaim,  foedera  et  civUaUm  Romanam 
pridan  a$$eeuii,  iiw  adipiaeendofwn  m  urhe  honorum  expeterent,  muUu$  ea  8up«r 
re  vafhuque  rumer  und  o.  25:  primi  AedtU  Benatorwn  in  urbe  ins  adepti  mtU. 
Hierüber  s.  Znmpt  Sind.  Rom,  p.  332  it. 

1]  Festos  p.  142  M. :  at  Servius  filius  aiebat  (^municipes)  initio  füisse^  qui 
ea  condiUone  cives  Romctni  fitissent,  lU  aemper  rem  püblicam  Hparatbn  a  pppulo 
Romano  habereni,  Cwnanos^  Aeerranos,  AtelUmo»,  qui  aeque  cives  Romani  erant 
et  in  Ugione  merebctntj  aed  dignitates  non  capiebant. 

2)  Diese  Aenderung  bezeichnet  ausdrücklich  Ulpian  Dig.  50,  1,  1  $  1:  et 
proprie  ^(uidem  munieipea  appellantur  muneria  participea ,  recepti  in  civitatem ,  tit 
munera  nobiacum  faecrent:  aed  ntinc  abuahe  munictpe»  dicimua  suae  cuiuaque  ci'- 
vitatia  civea^  ut  puta  Campanoa^   PuteoUxnoa. 

3)  Cio.  de  Ug.  1^  %  b\  ego  meherctde  el  Uli  (^CatorU)  et  ommbua  muniei- 
pibua  duaa  eaae  cenaeo  patriaa^  unam  naturae^  alteram  eivitatia.  Üt  iUe  Cato,  quum 
eaaet  Tuaculi  natua^  in  popuU  RomarU  civitatem  auaeeptua  eat,  ita^ie,  quum  ortu 
Tuae^üanua  eaaet,  civitate  JRoimintM,  habuUt  alteram  loci  patrlcmrij  alieram  iwria. 

4)  Festas  zwar  und  Ulpian  nennen  auch  das  municipium  eine  civitaa^  aber 
dem  Rechtsbegriff  nach  ist  eivitaa  eine  politisch  selbständige  Gemeinde,  tind  das 
ist  weder  eine  Golonie  noch  ein  municipium.  Dies  ist  gut  erwiesen  von  Rnbino 
Zeitschr.  f.  Alterthumswiss.  1844  8.  872.  1847  S.  684. 


~     29     — 

lieb  eine  Gommunalverfassung ,  sondern  sie  zerfielen  in  zwei 
dessen,  jenachdem  ihnen  dieselbe  gegeben  oder  genommen  war. 
Zu  der  ersten  €lasse  gehörte  schon  373=381  Tusculom^),  seit 
404s=s353  Caere,  welches  cwilas  sine  suffragio  erhielt  2)  und  das 
eigene  Gemeinwesen  nicht  eingebttsst  zu  haben  scheint^) ,  seit 
416=338  Cumae,  Fundi,  Formiae,  Suessula^),  vielleicht  seit  der- 
selben Zeit  AteDa^]  und  Ga1aiia<^],  seit  422=332  Acerrae?),  seit 
454=:303  Arpinum  und  Trebula^) ;  zu  der  zweiten  Giasse  Anag- 
nia^)  und  ein  grosser  Theil  der  Orte,  welche  als  praefecturae 
erwähnt  10)  und  weiter  unten  besonders  besprochen  werden.  Auf 
diesen  Unterschied  bezieht  sich  das  vielbesprochene  Excerpt  aus 
Festus  p.  427  M.  :  muntcipitmi  id  genus  hoimmum  dicitur,  qai 
qimm  Romatn  ventssent^  neqtte  cives  Romemi  essent  (d.  h.  welche 
nidit  in  den  Tribuslisten  standen ;  denn  in  eine  tribus  waren  die 

!■■  ■■■  I  ■■■■Il|<l..|ll  I  I.»  »  .lll.       .^.^»Ji^ 

1)  Es  heisst  bei  Cic.  pr,  Planeio  8,  19:  munUipium  antiqui$8i!mium  und  ist 
in  der  That  das  älteste,  von  dem  vir  wissen,  da  es  Im  J.  373=381  bereits  volles 
BörgerrecM  erhielt  (Liv.  6,  26,  vgl.  6,. 36,  2;  8,  14.  Val.  Max.  7,  3  ext.  9), 
und  schon  vorher  ehUai  äne  aufj^agio  hatte  (Festus  p.  127). 

2)  Gellius  16,  13:  pfimo9  aiuUin  nwadcipu  stee  mffragii  iure  Caaite»  esu 
faeios  aecephnua  eoneesgumque  /Uia,  ut  ehitatit  honorem  quidem  eaperentf  sed  ne- 
goiiis  tarnen  atque  onerÜma  vacareni.  —  Hkic  tabfdae  Caerites  appeUatae  verm 
viee^  in  quas  cenaorea  referri  iubebanty  quos  nolae  cauaa  mffragii»  privobani.  Scho- 
liasta  Gruquianus  ad  Hör.  episi.  1,  6,  62:  quae  (aaera)  qman  aervaaaent  iniegray 
pro  eo  heneficio  Caeriiea  civitaU  donaU  ataü  munieipeaque  facti,  At  poaUaquam 
aunt  otwf  Romania  rebellare,  ua  dtvietia  iierumque^  eivltate  donaUa  iua  auffragiorum 
ademtum  eat,  cenauaque  eorwn  in  tabuUia  relati  et  a  eeterorum  eenaibua  rmu>ti  aunt. 
Strabo  5  p.  220 :  itoXtteCav  y<^P  ^^vrtc  o6x  dvffpa<j^av  e(c  to6c  icoXirac,  dXKA  %a\ 
To6c  dXXouc  Tou«  [kii  [uxt/(orza^  Tf)«  ioovofila«  tU  xd;  SIXtou«  ^piCov  täc 
KaipeTovwv.    Ueber  die  Zeit  s.  Liv.  7,  20.    Dio  Cass.  fr.  142. 

3)  Rubino  a.  a.  0.  S.  8B3.  Mommsen  Rom.  Mflnzw.  S.  333.  Es  ist  anzu- 
nehmen, dass  der  in  Caere  noch  unter  den  Kaisern  vorkommende  dietator  und 
aediUa  (Orelli  3787  =  Mommsen  I.  B.  ^.  6828)  die  alten  Behörden  des  Munici- 
piams  sind.  Dem  widerspricht  indessen  das  Excerpt  des  Festus  p.  127  M., 
welches  Oaere  zu  der  zweiten  Classe  rechnet. 

4)  Diese  nennt  Liv.  8,  14.  vgl.  Vellei.  1,  14,  3.  Der  aenatua  f^aiulanorum 
kommt  noch  nach  dieser  Zeit  vor  Liv.  8,  19. 

5)  Festus  p.  131.  142  M. 

6)  Mommsen  Rom.  Mflnzw.  S.  335  Anm.  123. 

7)  Liv.  8,  17.    VeUei.  1,  14,  4. 

8)  Liv.  10,  1.  Die  aedUea  in  Arpinum  (Cic.  ad  fam.  13,  11,  3.  OreUi  571) 
8tn3  ebenso  wie  die  diciatorea  von  Tusculum  und  Lanuvium  als  die  alten  Stadt- 
behdrden  zu  betrachten. 

9)  Liv.  9,  43,  24  vom  Jahr  448 «» 306:  Anagninia,  .quique  arma  Bomania 
intuleranty  eioiiaa  aine  auffragii  latione  data:  eoneilia  tvnimubiaqut  (mit  den  übri- 
gen hemicischen  Stüdten)  ademta  et  magiatratibua  praeterquam  aatrorwn  eußtalkmt 
interdietwn. 

10)  Festus  p.  233:  praefecturae  eae  appeUabantur  in  Jtalia,  in  quihua  et  im 
dieebatur  et  nundinae  agebaniur,  et  erat  quaed/tm  earttm  reapubUeaj  neque  tarnen 
magiatraiua  auoa  habehant. 


—     30     — 

municipes  nickt  aufgenootfUM)  ^) ,  participei  iamen  fuerunt  cmnnm 
verum  ad  munus  fungendum  una  cum  Ramanis  cwibuM^^  praeter- 
quam  de  suffragio  ferenda  aul  magistratu  capimdo^  ekul  fuenmt 
Fundamy  Formianiy  Cumani^  Aceirani,  LofMvmi^  Tueculaniy  qui 
poet  aliqtwt  annos  cwe»  Romani  effecii  sunt.  Mio  modo,  quum  id 
genus  haminum  definitury  quorum  civika  tmwena  in  cwitatem 
Romanam  venu,  ui  Aridnij  Ceriles,  Anagnmi  ^) .  Die  beiden  Clas- 
sen  von  Huniclpien,  welche  in  dieser  Sielle  unierscbieden  werden, 
haben  das  Gemeinsame,  dass  die  BOi^er  derselben  dvee  Ramam 
sine  sufft'agio  sind,  dagegen  ist  unter  ihnen  der  Unterschied,  dass 
die  erste  Glasse  den  Vorzug  hat,  eine  ^ne  Gemeinde  zu  .bilden 
(ut  semper  rempublicam  eeparalim  a  populo  Romano  haberenij  wie 
es  an  einer  andern  Stelle  des  Festus  p.  H2  M.  heisst),  wahrend 
die  zweite  keinen  Senat,  keine  Magistrate,  keine  Volksversamm- 
lung hat,  sondern  als  ein  vicus  von  Rom  aus  regiert  wird.  Fttr 
beide  Glassen  haben  wir  ausser  den  in  der  angeführten  Stelle 
genannten  Städten  ein  Beispiel  an  Gapua,  welches  von  Festus 
offenbar  absichtlich  übergangen  wird,  in  den  neueren  Forschungen 
aber  eine  ausserordentliche  Verwirrung  verursacht  hat.  Gapua 
erhielt  im  J.  446=338  die  civitas  iine  eu/fragio*),  und  da  es  als 
Commune  fortbestand,  so  ist  es  zu  der  ersten  Glasse  der  Muni- 
cipien  zu  rechnen.  Als  es  aber  nach  der  Schlacht  bei  Cannae 
von  Rom  abgefallen  und  543=21 1  wieder  unterworfen  war,  wurde 
es  in  die  zweite  Glasse  versetzt  und  war  seitdem,  seiner  Beh(^r- 
den  und  seines  Senats  beraubt,  nichts  als  ein  receplacubim  araio- 
rum  und  ein  locus  condendis  frttctibus^).    Das  campanische  Gebiet 

1)  Es  sind  die,  von  denen  Strabo  5  p.  320  stgt:  itoXtTi(av  ^dp  ft^vre«  o^ 
M'^^^a^  elc  ToOc  itoXlrac. 

2)  Zu  diesem  muniu  gehört  naraenttich  der  Kriegsdienst  im  römischen  Heere, 
wie  ausdjrftckUch  bei  Festus  p.  142  von  den  mtmle^pM  gesagt  wird:  aeque  ehes 
Romani  erant  ei  in  legione  merebant^  sed  digniiaU$  non  eapitbanl. 

3)  Von  diesen  drei  Beispielen  ist  das  letzte  gesichert  durch  Liv.  9,  43;  in 

Beziehung  auf  Aricia  berichtet  Liv.  8,  14  abweichend:  Aridni eodem  iure 

quo  Tjonuvini  in  eivitatem  reeepti  und  auch  Caere  scheint  nicht  in  diese  Glasse 
zu  gehören.    S.  oben  S.  20  Anm.  3. 

A^  Liv.  8»  14.  Vellei.  1,  14,  welcher  letztere  die  Verleihung  420=334  setzt. 

b)  Cicero  de  l.  agr.  2,  33,  89.  Livius  26,  16:  eeUrttm  habitari  tanbunj 
Umquam  urberriy  Cajmam  firtquerUariquc  placuU :  eovpu»  wdlum  eivitatis  nee  sena- 
tum nee  plebiä  eoncüium  nee  magittraiut  eue:  eine  conailio  publico^  eine  imperio 
muUUudinemf  nullius  rei  inUr  u  soeiam,  ad  eonsensum  inhabilem  fore :  praefectum 
ad  iura  reddenda  ab  Roma  quotannis  missuros.  Genauer  schildert  diesen  Zustand 
Cicero  a.  a.  0.  32,  88 :  statuerunt  homines  sapiMl€s,  si  agrum  Campanis  ademis- 
senl,  maifisiratus,  publicum  ex  iUa  urbe  consiUum  sustulissent,  hnagimem  rekpuhUeae 
nuUam  reliquissent,  nihil  fore,  quod  Capuam  Umeremus.     Seitdem,  fahrt  er  fort, 


—    31     — 

zerfiel  in  pagi,  die  tmier  magisfri  pagi  standen,  und  die  frühere 
Stadt,  welche  noch  immer  ein  wohlhabender  Ort  blieb,  war  eben* 
falls  zu  einem  pagus  oder  conciiiabulum  degradirt,  in  welchem  ein 
römischer  praefectus  iure  dictmdo  Recht  sprach  ^) .  Die  letztere  Stel- 
lung Capuas  zu  Rom  ist  sicher  beglaubigt,  die  erste  dagegen 
streitig.  Denn  auch  nach  416=338  erscheint  die  Stadt,  welche 
unzweifelhaft  Btlrgerrecht  hatte,  in  unsern  Quellen  als  eine  foederata 
civitas^)  y  und  man  muss  entweder  eine  zwiefache,  sich  wider- 
sprechende Ueberlieferung  tiber  diesen  Punkt  3)  oder  eine  unklare 
Auffassung  desselben  in  unseren  Nachrichten  annehmen,  zu  welr 
ober  die  Veranlassung  allerdings  gegd>en  war.  Denn  die  Stellung 
der  Halbbtlrgergemeinden  war  in  der  That  ein  Uebergangsver- 
httltniss;  die  Mitglieder  derselben  werden  Römer  genannt  4)  und 
sind  es  in  privatrechüicher  Hinsicht,  da  sie  aber  in  die  römischen 
Tribus  nicht  aufgenommen  sind*),  sondern  eine  eigne  respubUca 
bildeii^),  so  wird  von  ihnen  auch  wiedergesagt,  dass  sie  Btlrger 
in  ihrer  Stadt  ^),   nicht  aber  in  Rom  sind  ^);     Sie  haben  nichf 

Ist  Gapua  Immer  ruhig  geblieben.  33,  91 :  neque  enim  eofMonandi  poteiUu  erat 
ctUquam  nee  eonsüii  capiundi  pübUM;  non  glortae  eupiäitaU  efftfebantwr,  proptarem 
quodj  übi  hono9  publice  non  e«t,  ibi  gloriat  eupidiiae  e»H  non  poieH, 

1)  lieber  die  campanisohen  pagi,  von  welchen  uns  eine  Anzahl  Inschriften 
erhalten  ist,  s.  Mommsen  C.  /.  L.  I  p.  1Ö9  ff. 

2)  Sodi  nennt  die  Campaner  Liv.  9,  6,  5 ;  23,  5,  1 ;  23,  10,  1 ;  25,  18, 
19;  dass  dieser  Ausdnick  aber  in  der  Zeit,  Ton  welcher  er  ihn  braucht,  falsch 
war,  scheint  ihm  selbst  nicht  unbekannt  gewesen  zu  sein.  Denn  wean  er  23«, 
5,  9  sagt:  adiieUe  ad  haec^  quod  foedue  aequum  dtditU,  quod  Uge$  ve9tnu,  tptod 

ad  exirenmm civHatem  nosiram  magnae  parti  veetrum  dedknui  eommuni- 

eavimuaqite  vobiacum,  und  31,  31,  10:  qitum ip908  (Campanoe)  foedere  prh 

munif  dände  ctmnvhio  cAq^  cognatUmiUu^  postremo  eivitate  nobts  coniunxisiemut, 
so  unterscheidet  er  deutlich  die  Zeit  des  aequum  foedus^  welches  sie  nach  Ihrer 
Deditlon  im  J.  411^343,  und  der  Glvitat,  welche  sie  416  «338  erhielten. 
Vgl.  Rubino  Zeitschr.  f.  Alterthumswiss.  1844  S.  972. 

3)  Mommsen  G.  d.  R.  Manzw.  8.  334  Anm.  122.  R.  Gesch.  1»,  345  f. 

4)  Ennius  atm,  174  Yahlen:  eivea  Romani  tunc  faeü  tuni  Campani.  Llv. 
8,  14;  26,  33,  10:  per  senatum  agi  de  Campani$,  qui  eive$  Bomiml  swfit,  inkum 
nopuli  non  video  poMe.  Die  Truppen  der  Campaner  nennt  Polybius  1,  6.  7.  8 
P(u(iia(ou<,  und  unterscheidet  sie  2,  24  ebenso  wie  Liv*  10,  26,  14  von  den  eoeii 
und  allgemeiner  sagt  Festus  p.  142:  CumanoSf  Acarranoe^  Ateltanoe,  pä  aeq^ue 
civee  Somani  awU  et  in  legione  merdKmi.  Liv.  8,  17 :  Bomani  facti  Aeerrani  lege 
ab  L.  Papirio  praetore  lata,  qua  civitaa  sine  suffragio  data, 

5)  Strabo  5  p.  220.  Formiae,  Fundi  und  Arpinum  wurden  ent  566  »=s  188, 
als  sie  volles  Bärgerrecht  erhielten,  in  die  Tribus  eingeschrieben.  Liv.  38,  36: 
Togalio  periata  est,  ut  in  Aemüia  tribu  Formiam  et  Fundani,  in  Comelia  Arpt^ 
naies  ferrent,  atque  in  Ms  tribubtse  tum  primum  ex  VaUHo  plebiaeito  eensi  mmt. 

&\  Festus  p.  142. 

7)  Bb  ist  indessen  zu  bemerken,  dass,  wenn  Livius  23,  7;  23,  46;  26,  12; 
26,  16;  28,  46  eM$  Campanu»  sagt,  dies  sich  auf  die  Zeit  des  Abfalls  bezieht, 
in  welcher  Gapua  Autonomie  (jmas  lege»  Liv.  23,  7,  1^  hatte  und  mit  den  Pu- 
niecn  verbündet  war.  8)  Festus  p.  127  M. 


—     82     — 

Autonomie  {guas  leges)^)^  wie  die  fdderirten  Staaten,  aber  ihr 
Recht  ist  für  jede  Stadt  besonders  constituirt^)  und  ihre  einhei- 
mischen Behörden,  z.  B.  in  Gapua  der  Heddix^,  anerkannt;  sie 
dienen  im  Heere  nicht,  wie  die  Rundesgenossen,  unter  Pmfeoien 
in  Cohorten,  sondern,  wie  die  Römer,  unter  Tribunen  in  Legio* 
nen,  aber  da  sie  nicht  nach  den  Tribuslisten  ausgehoben  werden, 
in  eignen  Legionen^),  sie  bedienen  sich  endlich  ihrer  Landes«- 
spräche,  z.  B.  die  Gampaner  der  oskischen^).«  In  Betracht  dieser 
Sachlage  sind  Niebuhr  und  seine  Anhänger  zu  dem  Resultate 
gelangt,  dass  unter  der  ersten  Classe  der  von  Festus  erwähnten 
Municipien  selbständige  Staaten  zu  verstehen  seien,  welche  mit 
Rom  in  gegenseitigem  Bürgerrecht,  d.  h.  Isopolitie  gestanden 
hatten  <^).  Nach  seiner  Meinung  bestand  also  das  Municipium, 
wie  Walter  es  formulirt?) ,  darin,  ,,dass  der  Bürger  der  andern 
Stadt,  der  sich  in  Rom,  oder  der  Römer,  der  sich  in  der  andern 
Stadt  aufhielt  oder  niederliess,  hier  aller  Yortheile  und  Lasten 
des  Landrechts  und  Büi^errechts,  mit  Ausnahme  des  Stimmrechts 
und  des  Zutritts  zu  den  öfTentlichen  Aeratem,  theilbaftig  wurde, 
ohne  jedoch  Bürger  zu  sein  und  ohne  das  Bürgerrecht  seiner 
Heimälh  zu  verlieren/'  Mit  dieser  Definition  aber  ist  weder  das 
angeführte  Excerpt  des  Festus,  auf  dessen  falscher  Erklärung  der 
letzte  Theii  derselben  beruht  ^)^  noch  der  Begriff  der  griechischen 
Isopolitie^),   noch  endlich  der  Grundsatz  des  späteren  römischen 

1)  LW.  9,  43,  23.  24;  9,  45,  7. 

2)  Liv.  9,  20.  Dass  den  Municipien,  welche  ihre  eignen  Gesetze  anfgaben 
(Llv.  a.  a.  0.) ,  romisches  Recht  gegeben  wurde ,  ist  nicht  zu  bezweifeln ,  aber 
dies  geschah  in  einer  Form,  welche  den  Vebergang- des  alten  Rechtszustandes  in 
den  neuen  practisch  vermittelte.    S.  Mommsen  G.  d.  R.  Münzw.  S.  339, 

3)  Liv.  24,  19;  27,  6.  Scheemann  im  Progr.  der  Greifs walder^  Univers. 
Sommer  1840.    Mommsen  Die  unteritalischen  DialelLte,  Leipz.  1850  S.  278. 

4)  Die  Ugio  Campana  wird  erwähnt  Liv.  epU.  12.  15.  Polyb.  1,  7;  2,  24. 
Vgl.  Liv.  28,  28.    Frontin.  ßtfai,  4,  1,  38.    Grauer  a.  a.  0.  p.  14.  15. 

5)  Mommsen  Die  unteritalischen  Dialekte  S.  104  ff.  J.  Friedläiider  Die 
oskiBchen  Münzen,  Leipz.  1850  S.  7  ff, 

6)  Niebohr  R.  G.  2,  65. 

7)  Walter  G.  d.  R.  R.  §  86. 

8j  Die  Worte  neque  cwea  eismt  (Festus  p.  127)  bedeuten  nicht  „ohne  über- 
haupt Irgend  eine  Art  des  Bürgerrechts  zu  haben''  wie  Walter  annimmt,  son- 
dern ,,ohne  VoUbürger  zu  sein.*'  Denn  dves  Romani  waren  die  tmmicip««  nach 
den  S.30Anm.  1  8.  31A.4  angeführten  Zeugnissen. 

9)  Dies  scheint  auch  Kuhn  Zeitschr.  f.  Alterthumswiss.  1854  8.  466  zuzu- 
geben, wenn  er  annimmt,  eiviia»  bedeute  dreierlei :  1.  volles  Bürgerrecht,  2.  Bür- 
gerrecht ohne  Stimmrecht,  3.  Isopolitie,  und  die  letzte  Bedeutung  bei  Livins 
31,  15,  7  findet,  wo  in  den  Worten  civUa3q%ie  RhodiU  data,  ipiemadmodum  Bhoäii 
pritu  Ath€ni€n»iinu  dtderani  von  £rtheilung  gegenseitigen  Bürgerrechts  die  Rede 


—     33     — 

Rechts  vereinbar^  dass  ein  römischer  Bürger  nicht  zugleich  Bürger 
einer  andern  selbständigen  Stadt  sein  darf^).  Denn  die  ausführ- 
liche Interpretation,  welche  Cicero  an  mehreren  Stellen  von  diesem 
Satze  giebt,  lasst  keinen  Zweifel  darüber,  dass  die  griechische 
Isopolitie  den  römischen  Gesetzen  seiner  Zeit  widersprechend  war. 
Gab  es  aber  bis  zu  dem  Latinerkriege  zwischen  Rom  und  andern 
Staaten  ein  gegenseitiges  Bürgerrecht,  und  war  dies  in  späterer 
Zeit  gesetzlich  nicht  gestattet,  so  muss  in  dem  römischen  Staats- 
recht ein  anderes  Princip  in  dieser  Beziehung  zur  Geltung  ge- 
kommen sein,  dessen  Entstehung  seine  natürliche  Erklärung  in 
dem  Kampfe  mit  dem  latinischen  Bunde  findet.  In  der  That  wird 
das  Municipalrecht  dargestellt  als  entstanden' nicht  aus  dem  aequum 
foedus  der  Latiner,  sondern  im  Gegensatze  zu  demselben :  Tuscu- 
lum,  eine  der  30  latinischen  Städte,  wurde  durch  Verleihung  des 
Municipalrechts  dem  latinischen  Bunde  entfremdet  und  dem  römi- 
schen Staate  einverleibt  3).  Gellius  nennt  Caere  das  älteste  Muni- 
cipium,  lässt  also  diese  Classe  von  Städten  404=353  entstehen^), 
und  Festus  wählt  a.  a.  0.  seine  Beispiele  nicht  aus  den  latinischen 
Gemeinden,  sondern  aus  denjenigen,  welche  seit  370==384  und 
namentlich  im  Jahre  446=338  Municipien  geworden  waren.  Wir 
werden  also  das  municipium  als  eine  neue,  im  Gegensatz  zu 
dem  alten  Rechte  der  Latiner  eingeführte  Institution  zu  betrachten 
haben,  welche  in  der  ersten  Zeit  mannigfache  Yermittelungen  mit 
den  früheren  Rechtszuständen  der  Städte,  denen  sie  verliehen 
ward,  nöthig  machte,  und  über  welche  wir  darum  so  unvollständig 

ist,  welches  Walter  nicht  Btatuirt.  Uebrigens  scheint  mir  ans  der  Stelle  des  Li- 
yins  nur  hervorzngehn ,  dass  die  Römer  für  Isopolitie  gar  kein  Wort  haben;  in 
der  Zeit  des  Latinerbnndes  nennen  sie  dieselbe  aequum  foedua,  spater  ist  ioo- 
icoXtxela  nichts  als  dviUu,  Bürgerrecht ,  wie  bei  Strabo  Ö  p.  210 :  6^k  hi  icotc, 
dff*  o5  fUT^Booav  'PcD|Aaiot  toTc  'IiaXidbraic  vfyt  looicoXrceCocv,  Aofc  xal  toic  ^vt^c 
jlVAncaiv  FaXdltatc  xal  'EveroTc  t^v  a6T^v  dicovci{&ai  ttf&^v,  npooayopeuaai  hk  xal 
iToXidbroc  itdtvTO«  %al  'PofjiaCouc. 

1)  Cio.  pr.  Balbo  11,  28:  duarwn  chikdum  eiviä  nosUr  e$te  iure  civiü 
nemo  potett,  12,  29 :  txtqiü  eeterae  eivitaiet  omnea  non  dubitarent  nogtro8  homineB 
redpere  in  nuu  ewitates,  si  idem  nd$  iuris  haberemusy  quod  ceteri,  8ed  nos  non 
pouumue  et  huiu$  esse  eiviiatis  et  euiusvii  praeterea^  eeteria  eoneesaum  est.  Jtaque 
in  Oraeeis  eivitaiibua  videmue  Athenis  RhodioSf  Laeedaemonioa ,  eeleroi  undique 
adaeribi  muUairumque  esse  eotdem  homines  dvtlatum.  Quo  ertore  ductoa  vidi 
egomet  nonnuUoa  hnperitos  hominea,  noaUroa  etvea^  AiKenia  in  numero  iudieum  atque 
Areopagitarum  eerta  trihUj  eerto  numerOj  cum  ignorarent,  ai  iUam  eivitatem  eaaent 
adepUy  hone  ae  perdidiaae.  —  Periiua  vero  noaM  moria  ae  iuria  nemo  unquaim, 
qui  hone  dvitaUm  reUnere  veUet,  in  aüam  ae  eivilaiem  dieavii;  13,  31 ;  pr.  CM" 
eina  34,  100. 

2)  Liv.  6,  26.  26. 

3)  QeU.  16,  13. 

Bftm.  AlUrih.  XV.  3 


—    34     ~ 

sp&terer B6- uoUHTichtet  SHid ,  Weil  816  u)  dcT  Periode,  welcher  wir  ttosere 
municifiHm.  Nadirichteii  über  sie  verdankeD,  nur  nech  dem  Naoieo  nach  vor- 
handen war.  Denn  iheils  in  Fol^  des  Einfkisees,  weleheo  m 
Rom  die  Democrafiie  alhnäblich  gewann,  iheils  auf  Grund  der  ge- 
redilen  Ansprüche,  welche  diese  SUidte,  die  die  Gefahren  und 
Anstrengungen  der  r(H»ischen  Eroberungskriege  Iheilten,  für  die 
Verbesserung  ihrer  Lage  gemacht  haben  werden^),  wurde  den- 
selben allen  nach  und  nach  das  volle  Bürgerrecht  ertheUt,  und 
zwar  bei^eüs  zu  einer  Zeit|  als  die  verbündeten  Städte  Italiens 
mit  denselben  Ansprüchen  noch  nicht  hervorautreten  wagten. 
Dasselbe  erhielten  schon  373»: 384  Tusculum^j,  446 «338  La- 
uuvium,  Aricia,  Nomentum,  Pedum'),  4860s268  die  sabinisdien 
Gommunen^),  566c£488  Arpinum,  Fundi,  Formiae^),  und  eu  einer 
nicht  bestimmt  angegebenen  Zeit  Atina^)  und  s&mmtliche  ftquische, 
hemikisohe  und  volskische  StUdte  ^j .  Durch  das  so  gehinderte 
Rechisverbttltniss  wurde  auch  der  Begriff  der  fntmidpes  ein  an- 
derer, welcher  nunmehr  solche  Personen  bcEeichnet,  die  zwar 
der  Geburt  nach  nicht  der  Stadt  Rom  angehören,  aber  cives  opiimo 
iure  und  somit  in  einer  römischen  Tribus  sind^).  Hierauf  bezieht 
sich  die  dritte  Definition  in  der  angeführten  Stelle  des  Paulus^): 
tsrtio,  quum  id  genus  hommum  definitur,  qui  ad  civUaleni  Roma-- 
nam  üa  venerum,  ut  mtmictpe«  essetii  suae  cuiusqiie  civilaUs^^)  ei 
colonicie,  ui  Tiburtes,  Ih*<ienestini ,  Püani,  Urbinates^  Nolani,  J9o- 
wmiemes,  Piacentini,  Nepesini,  Sutrini,  Lucenees.  Die  hier  als 
Beispiel  angeführten  Städte  sind,  wie  es  scheint,  alle  erst  durch 

1)  n.  Peter  in  Zeitechr.  f.  Alterthumswiss.  1844  S.  217. 

2)  Liv.  6,  26.  S.  oben  S.  29  Anm.  1. 

3)  Liv.  8,  14. 

4)  Vdlei.  1,  14,  7. 

5)  Liv.  38,  36. 

6)  ßi  htUe  Bftrgeneeht  652  ==  102«   Pl!n.  N.  B.  22,  11. 

7)  Gic.  Tpr.  Bcdho  13,  31,  de  off,  1,  11,  35.  Ueber  diese  SÜdte  s.  MommatrUi 
epi$tola  in  T.  LivU  perlochae  ed.  Jahn  p.  XXII  fT. 

8)  Diese  früheren  nnd  späteren  municipcs  unterscheidet  die  Stelle  des  Festas 
im  Cod.  Vatie,  bei  Mommsen  Festi  eodicis  quatemio  XVI  in  Abb.  d.  Berl.  Acad. 
1864  p.  61 :  mwüceps  [tst],  ut  ait  Aeliua  GaUus ,  qui  m  municipio  liber  natus 
est;  ittm  qtä  ex  alio  genere  kominum  muniAi  funeius  eH}  item  qui  in  municipio 
ex  Servitute  se  liberavit  a  municipe  (d.  h.  also  munieeps  wird  Jemand  Jetzt  1 .  durch 
Geburt,  2.  durch  Aufnahme,  3.  durch  Freilassung).  At  $er.  filiu$  aiehot^  iniUo 
fuiiae,  qui  ea  eondUione  eivea  fuisaent,  ut  semper  rempuhlieam  Beparatim  a  populo 
Romano  hc^reint  \yidelicet]  Ctmumos,  AeerranoSf  Aieltanos. 

9)  Paulus  p.  127  MüU. 

10)  So  lesen  Niebuhr  und  Madvfg  statt  der  handsr.hriftlichen  Lesart  Uli  mu> 
nieipia  essent  aua  cuiuaque  civiteUis.  * 


—     36     — 

die  lex  Julia  Municipien  geworden  ^) ,  sie  hatten  demnach  volles 
Bürgerrecht  und  von  der  Verfassung  dieser  Municipien,  welche 
nach  der  lex  JuUa  noch  allein  bestanden,  werden  wir  später 
handeln. 

2.   Römische  Colonien^).     Den  unterworfenen  Völkern  S*«»»«'»« 

'  Colomen. 

pflegten  die  Römer,  gleichviel  ob  denselben  ihre  Selbständi^eit 
gelassen  oder  die  civitas  sine  suffragio  verliehen  wurde  ^  einen 
Theil  ihres  Gebietes,  und  zwar  in  der  Regel  ein  Drittel  desselben 
EU  nehmen'),  welches  Land  entweder  ager  pubUcus  blieb  oder 
verkauft^)  oder  endlich  römischen  Colonisten  angewiesen  warde. 
Die  aus  ihren  Besitzungen  vertriebenen  Einwohner  zogen  nach 
Rom,  im  Falle  ihnen  nicht  die  Möglichkeit  gelassen  wurde,  in 
ihrer  Heimath  zu  bleiben  &) ;  die  Ansiedlung  von  Römern  aber 
hatte  vorzüglich  den  Zweck,  die  neue  Eroberung  der  römischen 
Herrschaft  zu  eiiialten  und  geschah  somit  zunächst  aus  mili- 
Ulrischen  Gründen,  da  ein  stehendes  Heer  zur  Behauptung  der 
unterworfenen  Orte  nicht 'vorhanden  war^)  ;  erst  in  der  Zeit  der 
Gracchen  sind  Colonien  zur  Versorgung  des  ärmsten  Theiles  der' 
städtischen  Bevölkerung  angelegt  worden^).    Da  die  neue  Ansiede- 

1)  Savigny  in  Zeitschr.  f.  geschichtl.  Rechtswiss.  IX,  3  S.  223.  C.  G.  Zumpt 
a.  a.  0.   Peter  a.  a.  0.  S.  220. 

2)  üeber  die  Ckdonien  ist  die  Haaptnntennchung  Madvig  de  iure  et  eondi- 
cUme  coloniaTum  popuLi  Born,  in  dessen  Opusc,  p.  208  ff.  Ausserdem  handeln  dar- 
ijber  Sigonins  de  ant»  hüte  Jtaliae  II  c.  2—5.  Spanheim  Orh.  Rom.  1  c.  9.  Trekell 
a.  a.  0.  p.  187  ff.  Heyne  de  veU.  eolon.  itir«,  Opuse.  1  p.  290  ff.;  de  Romanorum 
prudentia  tn  eolon.  regendis,  Opuse.  HI  p.  79  ff.  Niehuhr  K.  G.  2,  48—56.  Wei- 
land de  hello  Marsieo,  Berol.  1834  c.  2.  Ruperti  de  eoloniis  Romanorumf  Bomae 
1834.  4.  C.  Dumont  Essai  sur  les  colordts  RomaineSj  Brüssel  1844.  8.  Schmidt 
Pas  Golonialwesen  der  Römer,  Potsdam  1847.  4.  Sambeth  De  Romanorum  eolo- 
niüj  Tübingen  Pars  1.  2.  1861.  62.  4.  Rudorff  Rom.  Feldmesser  2,  323  ff. 
Voigt  lus  natur.  2,  337  ff. 

31  Dionys.  2,  35.  50.  53.   Liv.  10,  1. 

4j  Hygin.  Chrom,  p.  115  Lachm. :  quaestorii  autem  dicuntur  ayW,  quos  po- 
puXus  Romanus  devieUs  pulsUque  hostibus  possedii  mandavitque  quaestoribus  j  ut 
eos  venderent.  Vgl.  p,  116.  117.  131.  136.  137.  151.  152. 

5)  S.  oben  S.  27.  Dionys.  2,  35 :  6  hk  'PofAuXo^  tpiaxoo(ouc  \i^  Mpa^ 
clc  ixoT^C  diio(xouc  dicioreiXcv,  olc  £iooav  al  icöXcu  Tp(Ty]v  «XY^pou^fioat  (iiotpav 

6)  Daher  heisst  die  Golonie  cpuXax'^  oder  ^poupcC  (Dionys.  2,  53.  54),  die 
Colonisten  opoupot  (Dionys.  6,  32.  34,  und  von  Crtutumerium  heisst  es  bei  dem- 
selben 3,  49:  Tou  hk  u-ffikrt  izi  iTapaxivl)9at  y^h^"*  iicoixouc  aärotc  xa-ciXiire  To- 
fioteu«,).   Vgl.  7,  13.  Liv.  1,  56;  %  34;  4,  fl.  Appian.  B.  C.  1,  7. 

7)  Die  Ansieht,  dass  die  Colonien  den  Zweck  gehabt  h&tten,  die  Hefe  der 
römischen  pUbs  zu  versorgen  (Roth  de  re  munieipali,  Stuttgart  1801  p.  5  Anm.) 
ist  von  Madvig  p.  245  schlagend  widerlegt  worden,  der  das  Beispiel  der  Coloni- 
sation  yon  Velitrae  262=s492  anführt,  bei  welcher,  als  es  an  freiwilligen  Colonen 


—     36     — 

long  in  der  Regel  an  bereits  bewohnten  Orten  und  in  schon  vor- 
handenen Gemeinden  stattfand^),  so  sind  in  der  Golonie  iwei 
verschiedene  Bestandtheile  zu  unterscheiden,  die  Golonisien  und 
die  ursprünglichen,  unterworfenen  Einwohner.  Die  ersteren,  mei- 
stens 300  an  Zahl  2),  haben  unter  sich  ein  der  Mutterstadt  Rom 
nadigebildetes  Gemeinwesen'),  wie  denn  auch  die  Zahl  selbst 
den  ursprünglichen  300  römischen  gentes  analog  ist^).  Sie  bil- 
deten in  dem  Orte  den  bevorzugten  Stand,  wie  die  Patricier  in 
Rom^),  besessen  den  dritten  Theil  des  zu  dem  Orte  gehörigen 
Gebietes,  wählten  aus  sich  ihren  Senat  und  ihre  Behörden  und 
blieben,  so  viel  wir  erkennen  können,  auch  nach  ihrer  Ansiede- 
lung im  Besitze  der  unverminderten  civiias  cum  suffragio  et  iure 
honorum^).  Auf  sie  allein  bezieht  sich  ursprünglich  der  Begrifi 
der  Golonie,  der  die  unterworfenen  Einwohner  nicht  mit  umfasst^). 
Im  Gegentheil  versuchten  die  letzteren  oftmals  ihre  Freiheit  durch 

fehlte,  durch  das  Loos  ans  dem  ganzen  Volke  die  Colonlsten  bestimmt  und  durch 
Androhung  schwerer  Strafe  gezwungen  wurden,  an  der  Golonie  TheU  zu  neh- 
men. Dionys.  7,  13.  Plut.  CorioL.  13.  Allerdings  benutzte  man  schon  in  dem  Streite 
zwischen  Patriciem  und  Plebejern  die  Colonien,  um  die  pUbt  zu  beruhigen  und 
einen  Theil  derselben  zu  entfernen  (Ltv.  5,  24.  6,  16),  oder,  wie  Liv.  8,  16 
sagt:  ut  beneftcU)  praevenirefU  desiderium  pUhis^  aber  dabei  ging  die  Golonie  im- 
mer in  eben  erobertes  Gebiet  und  erfüllte  so  auch  ihren  eigentlichen  Zweck. 

1)  Was  Niebuhr  2,  49  bemerkt,  die  griechischen  Golonien  seien  durchge> 
hends  neu  erbaute  Orte  gewesen,  die  römischen  dagegen  nicht,  erleidet  zwar  in 
Bezug  auf  die  letzteren  einige  Ausnahmen,  da  Ostia  (Liv.  1,  33)  und  Signia 
(Dionys.  4,  63)  neu  angelegt  wurden,  seheint  aber  auch  in  den  alten  Definitio- 
nen der  Golonie  als  Regel  angenommen  zu  werden.  Slculus  Flaccus  in  Orom. 
ed.  Lachm.  p.  135:  coloniae  autem  inde  dietae  sunt,  quod  Romani  in  ta  muni- 
cvpUi  mUerini  colonoa ,  vel  ad  iptoi  priores  munieipiorum  populos  eotreendosy  vH 
ad  hosiium  ineurmu  repeUendos.  Serv.  ad  Verg.  Aen,  1,  12:  $ane  veierea  eolonias 
ita  definiunt.  Colonia  est  coetus  eomm  hominum,  gtii  universi  deducti  sunt  in 
locum  eertum  aedlfieiis  munitum,  quem  certo  iure  obUntreni.  Alü:  colonia  est, 
quae  Oraece  dizoixla  vocatur:  dieta  aiutem  est  a  eolendo:  est  autem  pars  civium 
aut  soeiorum  missaj  übi  rempublieam  haheant  ex  eonsensu  suae  civitatis  aut  publieo 
eins  populi,  unde  profeeti  stmt^  eonaUio.  Hae  autem  coloniae  sunt,  quae  ex  eon- 
sensu publieo,  non  ex  seeessione  sunt  eonditae.  Dionys.  2,  16. 

2)  Madvig  p.  226  und  die  dort  angeführten  Stellen  Dionys.  2,  35.  53.  Liv. 
7,  21 ;  32,  29;  34,  45.  Doch  ist  dies  nicht  ohne  Ausnahme  geschehen,  wie  z.  B. 
Lavid  1500  eoUmi  erhielt  Liv.  4,  47. 

3)  Oellius  16,  13:  quasi  effigies  parvae  simulaeraique  populi  RomanL 

4)  Niebuhr  R.  Q,  2,  55.  MadTig  p.  225. 

5)  Niebuhr  a.  a.  0. 

6)  Ein  dlrectes  Zeugniss  für  diese  Ansicht,  welche  Madyig  p.  244 — 254 
ausführlich  entwickelt  und  Peter  Zeitschr.  f.  Alterth.  1844  S.  198,  Rein  in 
Pauly's  Realenc.  2,  506,  Walter  $  219  theüen,  ist  nicht  vorhanden;  ebenso  we- 
nig aber  giebt  es  einen  Beweis  für  die  entgegengesetzte  Annahme,  für  welche 
sich  Kuhn  Zeitschr.  f.  Alterth.  1854  N.  67.  68  und  A.  W.  Zumpt  Siudia  Born. 
p.  367  erklären. 

7)  Dionys.  8,  14:  iitl  KipxalaN  tc6Xiv,  iv  ijj  xXt^poO^^oi  TofxaUnv  -Jj^ov  äyja 
Tou  ^Trix«f>loic  itoXiTcu6j«voi.    Niebuhr  2,  52. 


—     37     — 

Austreibung  oder  Ermordung  der  coloni  wieder  zu  gewinnen  ^), 
woraus  zu  ersehen  ist,  dass  ihi*e  Uige  sehr  ungünstig  sein  musste. 
Etwas  Näheres  über  dieselbe  wird  nirgends  berichtet.  Unter  den 
verschiedenen  Ansichten  darüber  ist  indessen  die  von  Madvig  die 
bei  weitem  wahrscheinlichste,  wonach  sie,  wie  die  älteren  muni" 
cipia,  dviias  sine  mfjragio  hatten^).  Denn  erstens  wird  ausdrück- 
lich erwähnt,  dass  sie  Bürger  wurden  3),  was  natürlich  bei  eben 
unterworfenen  Orten  in  dem  vorhin  besprochenen  Sinne  einer 
Unterthänigkeit  ohne  politische  Rechte  zu  verstehen  ist;  sodann 
gab  es  für  die  alten  Einwohner  keine  anderen  Behörden,  als  die 
der  Golonie,  unter  welchen  sie  ebenfalls  standen,  und  kein  an- 
deres Recht,  als  das  der  römischen  Colonen^),  so  dass  sie  in 
keiner  Beziehung  diesen  gegenüber  als  eine  eigene  Gemeinde  zu 
betrachten  sind ;  und  endlich  würde  die  Verschmelzung  der  beiden 
Bestandtheile   in  den  Colonien,    welche   lange   vor  der  lex  Julia 

m 

eintrat,  und  durch  welche  der  Begriff  der  colonia  auf  die  ganze 
Bevölkerung  derselben  ausgedehnt  wurde  ^},  viel  schwieriger  er- 
folgt sein,  wenn  die  alten  Einwohner  pefegrini  geblieben  wären. 
So  aber  erhielten  einerseits  diese  allmählich  das  volle  Bürger- 
recht, wie  die  mimicipes,  andrerseits  verloren  die  Golonisten  den 
Character  einer  militärischen  Besatzung,  welche  nach  Unterwer- 
fung Italiens  nicht  mehr  nöthig  war.  Das  alte  Verfahren ,  neu- 
eroberte Länder  durch  Büi^ercolonien  zu  sichern,  haben  die  Römer 
nur  noch  auf  Gallia  Gisalpina  angewendet,  wovon  weiter  unten 
die  Rede  sein  wird ;  seit  den  Gracchen  hört  dieser  ursprüngliche 

1)  B.  Madvig  p.  227.  So  heisst  es  von  Catneria  Dionys.  2,  54:  tou;  fiev 
ditixT^tvav  Tu)v  Itrotxoov  touc  ^  ifißoXov.  So  fiel  Sora  444=310  zn  den  Samnlten 
ab  ifUerfeetU  eoUmis  Bomanorum.  Liv.  9,  23.  Diodor  14,  102. 

2)  Madvig  p.  232—244. 

3)  Niebnhr  2,  56.  S.  Dionys.  2,  35.  50;  3,  49.  Llv.  8,  14;  vgl.  6,  17; 
9,  16  nnd  über  diese  Stellen  Rein  a.  a.  0.  S.  506  f. 

4)  S.  unten  über  die  Prifectnren. 

5)  Niebnbr  2,  52:  ,, Allein  der  Sprachgebrauch  änderte  sich  angemessen, 
wenn  Colonen  nnd  Einwohner  zu  einer  gesanunten  Bürgerschaft  verschmolzen, 
wie  zu  Rom  Bürger  und  Gemeinde  zu  einem  gesammten  römischen  poptUus,  Ehe 
es  zu  Rom  so  weit  gekommen  war,  konnte  das  freilich  nicht  geschehen,  und  als 
die  Patricier  den  gemischten  Ehen  noch  keine  bürgerliche  Gültigkeit  zugestan-* 
den,  werden  sie  auch  in  den  nach  der  Form  des  alten  Rechts  gegründeten  Colo- 
nien kein  cofinubium  mit  den  alten  Einwohnern,  schwerlich  nur  ein  commercium, 
gestattet  haben.'*  Die  letztere  Bemerkung  bezieht  sich  auf  die  ältesten  Colonien 
vor  Servitts  Tullius,  in  welche  nur  Patricier  ausgeführt  wurden,  und  von  wel- 
chen ich  absichtlich  hier  nicht  spreche,  weil  über  ihre  Verfassung  nichts  über- 
liefert ist.  Für  die  Colonien  der  fjrüheren  Republik  giebt  die  Verfassung  der 
damaligen  Munldpien  die  einzige  sichere  Analogie. 


—     38     — 

Zweck  derselben  gänslich  auf,  und  bei  neuen  Golonisationeii  isl 
nur  noch  die  Versorgung' ärmerer  Büiiger  maassgebeiKl;  bis  endlich 
seit  dem  J.  \  00  v.  Chr.  ^)  die  Bestimmung  derselben  wieder  eine 
andere  wird,  nämlich  die  Belohnung  ausgedienter  Soldaten  durch 
einen  Ackerbesiti.  In  dieser  letzten  Entwickelungsperiode,  welche 
hier  nicht  in  Betracht  kommt,  stdien  die  Golonien,  nunmehr  aus- 
schliesslich Militärcolonien,  ihrer  ursprünglichen  Bestimmung  uxm 
vcrzejch-  gehutze  eroberter  Länder  wieder  näher.     Das  Verzetdiniss  der 

B18B  der- 

Miben.  BUrgercoIonien  in  Italien,  denen  wir,  um  uns  hernach  darauf  lu 
beziehen,  zugleich  die  wenigen  ausserttalisohen  bis  zum  J.  654t= 
4  00  hinzufügen,  ist  nach  Madvig  und  Mommsen  foigendes  ^  : 

1.  Ostia  gegründet  unter  Ancus  Marcius^}. 
[Labici  336=448]*). 

2.  AnUum  446=:338&). 

3.  Anxur  oder  Terracina  425=329«). 

4.  Hinturnae  in  Campaniep, 

5.  Sinuessa  in  Gampanien,  beide  458 =296  7). 

6.  Sena  Gallica  in  Umbrien, 

7.  Gastrum  novum  in  Picenum,  beide  um  474=283^). 

8.  Aesium  in  Umbrien  (jetzt  Jesi)  507=247»). 

9.  Alsium  in  Etrurien  507=247i«). 

1)  Vellei.  1,  15,  5:  in  Bagiennis  Eporedia  (^deducta  colonia  esi^  Mario 
sextum  Valerioque  Flaceo  consulÜfnis.  Neque  faciU  memoriae  mandaveHm^  quae, 
nisi  nUlitarUj  poat  hoc  tempiu  deducta  8Ü.   Vgl.  Zumpt  comment.  epigr.  I  p.  205. 

2)  Madvig  p.  265.  295  IT.  Mommsen  R.  Münzw.  S.  332  ff.  Das  Yerzelcliniss 
ist,  wie  Mommsen  S.  860  bemerkt,  nicht  voUstindig;  denn  nach  Asoonius  in 
Pison.  p.  3  war  die  536  =  218  gegründete  Colonie  die  ÖSste,  vir  kennen  Indess 
bis  zu  diesem  Jahre  nur  11  Bürger-  und  34  latinische,  im  Ganzen  45  Golo- 
nien, so  dass  hienach  8  unbekannt  sind.  Viel  ist  aber  auf  diese  Notiz  nicht  zu 
geben,  da  der  ToKt  des  Asconius  auf  der  unkritischen  cditio  princeps  beruht. 
Madv.  p.  300  Anm.  1. 

3)  Liv.  1,  33;  27,  38.  Dlonys.  3,  44.  Polyb.  6,  2,  9.  Cic.  de  rep.  2,  18,  33. 

4)  Liv.  4,  47,  7.  Die  Nachricht  ist  aber  EweifeHiaft  und  Mommsen  R.  6.  13, 
338  glaubt,  dass  in  derselben  nur  von  einer  Ackerasslgnation  die  Rede  ist.  Vgl. 
Madvig  p.  264. 

5)  Liv.  8,  14;  27,  38;  36,  3.  Es  war  schon  seit  287=467  Oolonle  gewor- 
den (Liv.  3,  1.  Dionys.  9,  59),  aber  wahrscheinlich  latinische.  S.  Madvig  p.  260. 
Mommsen  S.  311  Anm.  63. 

6)  Liv.  8,  21 ;  27,  38;  36,  3.   Velleius  setzt  sie  1,  14  ins  Jahr  427  =  327. 

7)  Liv.  10,  21;  27,  38;  36,  3. 

8)  Das  Jahr  ist  nicht  bestimmt  überliefert.  Für  Sena  Gallica  ergiebt  es  sich 
aus  Polyb.  2,  19,  12;  Castrum,  worunter  wohl  Castrum  novum  Fieeni  zu  ver- 
stehen Ist,  erwähnt  mit  Sena  und  Hadria  zugleich  Liv.  ep.  11,  während  Velleius 
1,  14,  8  es  in  den  Beginn  des  ersten  punisohen  Kriegs,  490 es 264  setzt 
Castrum  novian  nennt  die  Colonie  Liv.  36,  3. 

9)  VelleL  1,  14,  8  wo  Aesulnm  steht.  6.  Mommsen  a.  a.  O.  S.  332  Anm.  113. 
lOj  Vellei.  1,  14,  8.    Liv.  27,  38. 


—     39    — 

40.  Fregenae  io  Eirurien  509^=245^). 
14.  Pyrgi  in  Eirurien  vor  563=  Bl  '^), 

u 

42.  Puteoli  in  Gampanien, 

13.  Voliumuoi  in  Catiipaniony 

44.  Liiecnum  in  Campanien, 

45.  Saleroum  in  Gampanien, 

46.  Buxentum  in  Lueanten, 

47.  SipoBlum  in  Apulien, 

48.  Tempsa  io  BruUüs, 

49.  Groton  in  Bruttüs,  alle  560=494  3). 
20.  Potanlia  in  Picenum, 

24.  Püsaurum  in  Uoibria  570=484^). 

22.  Parma  in  Gallia  Cispadana, 

23.  liniina  in  Gallia  Gispadana, 

24.  Salumia  in  Eirurien  574  =  483^). 

25.  Graviseae  in  Eirurien  573  =  484  «). 

26.  Luna  in  Etnuien  574  =  480  und  noehniais  577:^177  7). 

27.  Auxifflum  in  Picenum  597  =  457»). 

28.  Fabrateria  in  Laiium  630  =  424^). 

29.  Mtnervia,  ehemals  SeylaGiuni,  in  BruUiis, 

30.  NepUinia,  eberoais  Tarcni,  632=122^^). 

31.  Dertona  in  Ligurien?^^). 

32.  Eporedia  in  Gallia  Transpadana  654=400^2). 
Endlidi  ausserhalb  Italiens: 

Goiooia  Junonia  Garibago,  weiche  keinen  Besland  haile, 
Narbe  Martius  636  =  4  48^3). 


i)  Vell.  a.  a.  O.    Llv.  ep.  19.   Llv.  36,  3. 

2}  Llv.  36,  3.  3)  LiT.  34»  45. 

4)  Uv.  39,  44.   UieroDym.  ad  OL  160,  2. 

5)  Liv.  39,  55.  6)  LW.  40,  29. 
7)  Llv.  41,  13.   IfoiiUMeii  C,  /.  L,  I  ad  n.  539. 

ö)  VelJ.  1,  15,  3.  91  Vell.  1,  15,  4. 

10)  Vell.  1,  15,  4. 'Appian.  B.  C.  2,  23.  S.  Mommsen  Ueber  zwei  röm.  Co- 
lonien  bei  Velleius  in  Berichten  der  s&chs.  Oescllscb.  d.  Wiss.  Philol.  hf^tor. 
Glasse  1849  S.  49  ff.  Castra,  d.  h.  castra  HofmihalU^  der  Hafenort  von  Scyla- 
cium,  wurde  nach  Livius  32,  7  schon  im  J.  555=199  durch  300  Ansiedler  colo- 
nisirt ,  blieb  aber  znnichst  nach  Mommsens  Ansicht  ein  faguB  und  wurde  erst 
632s3l22  mit  der  damals  ausgeführten  Colonie  Scylacium  zu  einer  Stadtgemeinde 
vereinigt. 

11)  Vell.  1,  15,  5.   Es  ist  unsicher,  ob  dies  eine  BOrgercdonie  war. 
12l  Vell.  1,  16,  5. 

13)  Von  ihnen  ist  bei  den  ProvinEon  Africa  und  QalMa  Narboneosis  nochmals 
die  Rede. 


—     40     — 

FoiMder  Wir   haben    bisher   die    beiden    StaatsinsUtule    besprochen, 

AaM«]iBaiig  ^  ' 

derrftmi-  deren  die  Römer  sich  als  Mittel  bedienten,  um  einen  Theil  der 
meUde.  Bevölkerung  Italiens  durch  unmittelbare  Aufnahme  in  den  römi- 
schen Staat  seinen  früheren  Interessen  und  Verbindungen  zu 
entziehen  und  der  römischen  Gemeinde  fUr  alle  Zeit  unter  ver-> 
schiedenen  Modificationen  einzuverleiben.  Ehe  wir  zweitens  ihr 
Verfahren  gegen  diejenigen  italischen  Gemeinden  in  Betracht  ziehn, 
welche  sie  als  selbständige  Staaten  fortbestehen  Hessen,  müssen 
wir  in  Kürze  die  Folgen  andeuten,  welidie  dieses  VerhSdtniss  so- 
wohl für  den  römischen  Staat  als  für  die  in  denselben  neu  ein- 
getretenen Gemeinden  hatte.  Für  den  ersten  war  die  Folge  die, 
dass,  da  nicht  nur  die  ausgesendeten  Golonisten  in  den  Tribus 
blieben ,  sondern  audi  die  in  den  Colonien  und  Municipien  ur- 
sprünglich ansässige  Einwohnerschaft  nadi  und  nach  ebenfalls  das 
volle  Bürgerrecht  und  damit  Aufnahme  in  eine  Tribus  erlangte  i), 
ziimiimei^  die  Zahl  der  Tribus ,  welche  nunmehr  ihren  Namen  nicht  mehr 
"^Tribusl"  ^^^  patricischen  Geschlechtem ,  sondern  von  den  eroberten  Ort- 
schaften erhielten  2),  bis  zum  Jahr  543=241  auf  35  erhöht  wurde, 
und  dass  in  diesen  35  Tribus  schon  damals  ein  grosser  Theil 
Italiens,  nach  der  lex  Julia  (90)  aber  das  ganze  Italien  enthalten 
war.  Die  Tribus  sind,  wie  man  aus  ihrer  Eintheilung  in  ttrbanae 
und  'Histicae  und  aus  ihren  Localnamen  erkennt,  ursprünglich 
geographische  Bezirke  gewesen,  sie  sind  aber  als  solche  nicht 
erhalten  worden,  sondern  man  scheint  schon  früh,  um  das  Prä- 
valieren  einer  näher  gelegenen  Tribus  gegen  eine  entferntere  in 
den  Comitien  zu  verhindern,  neu  aufgenommene  Städte  einer  und 
derselben  Gegend  absichtlich  in  verschiedene  Tribus  vertheilt  zu 
haben:  nach  dem  Schluss  der  Tribuszabl  (513  =  244)  aber  war 
man  genöthigt,  die  grosse  Hasse  der  Neubürger  in  die  vorbände- 
^^2lJl  ^^^  Tribus  gleichmässig  aufzunehmen.  Unter  der  Italia  iribuiim 
scripta,    descripta  3)  hat  man  daher  nicht  eine  chartographische  Darstellung, 

•  1)  Die  Bewilligung  des  volleo  Bürgerreohtes  an  eine  Gemeinde  geschah  durch 
ein  Plebiscit,  in  welchem  bestimmt  wurde ,  welcher  Tribus  die  neue  Bürgerg&- 
meinde  angehören  solle.   Liv.  Sd,  36. 

2)  Die  trüma  Crusiumina  hat  ihren  Namen  von  Cmstumeria,  das  die  Römer 
255  =  499  eroberten  (Liv.  2,  19),  und  Ist  wohl  259  =  495  eingerichtet  (Liv. 
2,  21);  die  Maecia  und  Seaptia,  entstanden  421=333  (Liv.  8,  17),  sind,  die 
erstere  von  einem  e<utrumf  die  zweite  von  einer  urb$  Scaptia  benannt.  Festus 
p.  136.  343 ;  die  Teretina  Ist  abzuleiten  vom  Flusse  Teres,  dem  heutigen  Sacro. 
S.  hleraber  Grotefend  in  der  gleich  anzuführenden  ^chrlft  S.  4. 

3)_Q.  Cic.  de  petit,  cofM.  8,  30. 


—     41     — 

sondern  eine  Liste  zu  verstehn,   in  welcher  jede  Stadt  Italiens 
nebst  der  Tribus,   zu  der  sie  gehörte,  verzeichnet  war^).    Allein 
trotz  der  gleichmassigen  Yertheilung  der  italischen  Bürger  auf  alle  ^0^^°^^*^^' 
Tribus  konnte  es  nicht  verhindert  virerden,  dass  die  Ausdehnung  g^^*J|J^-.j^_ 
der  stimmberechtigten  Bürgerschaft  über  die  ganze  Halbinsel  die  ^^g^^^^V^^ 
Ausübung  des  Stimmrechtes  einem  Theile  derselben  gradezu  un~  ^«"  stimm- 
möglich  machte,  und  eine  vollständige  Vertretung  der  Bürgerschaft 
in  den  Gomitien  nicht  mehr  vorhanden  war  2). 

Für  die  Mnnicipien  und  Colonien  war  andererseits  die  Folge 
die,  dass,  nachdem  sie  in  die  civäas  Romana  aufgegangen  waren, 
sie  selbst  aufhörten ,  civäates  zu  sein  ^) ,  und  dass,  seitdem  das 
römische  Recht  bei  ihnen  Geltung  erhalten  hatte,  sie  unter  die 
Jurisdiction  des  praetor  urbnnus  gestellt  wurden.  Der  PrStor  sprach  Frae/e- 
indessen  in  diesen  Ortschaften  nicht  in  Person  Recht,  sondern 
mandirte  seine  Jurisdiction  an  Stellvertreter^)  {praefecti  iure  di- 
ctmdo) ,  von  welchen  die  praefecturae  ihren  Namen  bekommen 
haben,  deren  Begriff  noch  zu  erörtern  ist^).  Die  praefecti  iure 
dicundo  gehören  zu  den  Beamten,  welche  ursprünglich  nicht  ge- 
wählt, sondern  ernannt  wurden^),  und  zwar  in  diesem  Falle  vom  nie/va«- 
praetor  urbanus;  auch  später  werden  von  ihnen  nur  vier,  welche  werden* 
in  den  campanischen  Städten  Recht  sprachen,  den  Titel  IJIIviri 
praefecti  iure  dicundo  Capuae  Cumis  führen,  und  zu  dem  Celle- 
gium  der  XXVIviri  gerechnet  werden,  auf  Vorschlag  des  Prätors 
in  Tributcomitien  gewählt,  die  übrigen  aber  nach  wie  vor  vom 
Prätor  ernannt^.    Fraglich  ist  nur,  ob  dieselben  ursprünglich  in 

1)  IMeses  Veneichniss  herzvstelleii  ist  der  Zweck  der  vortreflriichen  Schrift: 
Oiotefend  Imperium  Romanum  iributim  dtaeriptumy  Hannover  1863.  8. 

2)  Erst  in  der  Kaiserzeit  bat  man  angefangen^  ganze  Provinzen  einer  Tribus 
zuzuweisen.  So  gehören  seit  Augustus  alle  neuen  Colonien  und  Muuicipien 
von  Lusltania  und  HJspania  zur  QÜarina  und  Qaleriaf  die  von  Oallta  Narbonensis 
zur  VoUmiOy  die  von  Griechenland,  Kleinasien  und  AMea  zur  QuMna,  Grote- 
fend  S.  7. 

3)  S.  oben  8.  28  Anm.  4.     So  sagt  Cicero  von  Placentia  bei  Asconius  m 

Pimmianam  p.  4  Or. :    hh  (PUonii  avw) in  eam  eivÜaUm  (nam  tum  erat 

eioUa$\  adseendU, 

*)  Mommsen  Staatsrecht,  185. 

öj  S.  Rein  in  Pauly's  Realencycl.  VI,  4—8.  A.  W.  Zumpt  Comment,  epigt, 
I  p.  50 — 66  und  namentlich  Mommsen  C.  1.  L,  I  n.  637. 

6)  Alle  Alten  von  praefecti  werden  ernannt,  nicht  gew&hlt,  so  der  praefeeUu 
praeiorio ,  praef,  tir&i,  praef.  anncnae.  Auch  die  Befehlshaber  der  Flotte  heissen, 
so  lange  sie  vom  Volke  gewählt  werden,  Ilviri  navaUa  (Liv.  9,  30;  40,  18.  26; 
41,  1);  seitdem  sie  ernannt  werden,  was  schon  in  den  Bfirgerkriegen  und  spater 
unter  den  Kaisern  geschah,  praefecti.  S.  Zumpt  a.  a.  O. 

7)  Liv.  9,  20:  eodem  anno  (436ss318)  primwn  praefecti  Capuam  ereari 
eoepUi  legibua  ab  L,  Furio  praetore  datiSy  gwim  utrwnque  ip$i  pro  remedio  aegri» 


eroannt. 


-.    42    - 

alle  Cotooien  und  Municipien  abgesendet  wurden,  oder  nur  in 
einige;  ob  also  der  Name  pntefectura  ursprUnglieh  allen  Ortr- 
Schäften  rtfmiscben  ftechtes  gemeinsaoi  zukommi,  oder  die  Be- 
zeichnung einer  besonders  organisirten  Goannune  iai,  wie  nach 
der  kx  Julia  wirklich  drei  Arten  röraiBcher  Slfldte,  colimkte, 
municipiaj  praefedwae  unterschieden  werden^).  In  der  Haupi-* 
stelle  über  die  Präfecturen  bei  Pestus  p.  Sä3  lassen  sich  nun 
namentlich  auf  Grund  der  angeführten  Beispiele  drei  Glassen  der- 
selben unterscheiden:  erstens  Municipien  ohne  Stimnireeht  und 
ohne  Gemeinwesen,  zu  welchen  seit  448=306  Anagnia^),  seii 
543 SS 24 4  Capua  gehörte;  zweitens  Municipien  ohne  Stimmrecht 
mit  erhaltenem  Gemeindewesen,  wie  Gapua  seil  44 6==^ 3%  war, 
als  es  436  =  348  Prttfectur  wurde  ^),  femer  Gumae^),  Aoerrae^), 
Suessula^j,  Atella,  Galatia^),  Pundi,  Forroiao^),  Alifae*),  Priver- 
num^<^),  Prusino^^),  Arptnum^^),  und  drittens  Gdonien,  wie  Liter- 
num,  Volturnuia,  Puteoli,  Saturnia,  in  welchen  Recht  zu  sprechen 

rcbtu  diseordia  kUeatina  petissent.  Wenn  Livius  Sftgon  will,  die  praefeeti  seien 
schon  damals  vom  Volk  gewählt  worden,  so  ist  das  eine  Ungenaaigkeit.  S.  Momm» 
son  C\  I.  L.  I  p.  47.  R.  G.  13,  412.  Festas  p.  233:  prmftetwme  eae  appeUa- 
hanlur  in  Italiay  in  quibua  ti  i%ks  dicebatur  et  nundinae  agebantutt  et  erat  quaedam 
earum  res  publica^  neque  tarnen  magiatrattu  «uo«  habebantj'in  quaa  legibus  prae^ 
feeii  miUehainiiUT  qmoUmnU  qui  iuB  dioemtU,  Qwmmn  gen&ra  fttrnmU  äuo :  «Ifertim, 
in  qitaa  soUbant  ire  praefecti  quaUttor  e  viginti  sex  virwn  numero  popuLi  au/fragio 
creaii  in  haee  oppid<i:  Capuanif  Cumaa,  CaaiUnumj  Voltumumj  Ltlemum,  i\i- 
teolo$,  AcerfxUy  SueuuUtmj  AtMam,  Calatiam :  aü^mm,  in  qua»  ibant,  fuot  praetor 
urbanu8  qtiotannis  in  quaeque  loca  miterat  Ugibua^  ut  Fundoa,  Formia»,  Catre, 
Venafrum,  AUifas,  Privemum,  Anagniam^  Ftuainonem^  Reate^  Satumiam,  Nur- 
siam,  Arpinum  aliaqut  eomphara.     Die  CaM.  Ö4,  28  vom  Jahr  741  es  13;  et  te 

5V)  etxooiv  ouTOi  d[vdpcc  i«  t&v  S?  xoti  etxo9(v  «l«v  • ol  YÄp  8V|  d6o  ol 

Tdc  ISw  Tot>  teCydvc  6^i)C  h^}KW.^6^tiKy  ot  Te  tiooapcc  ol  iz  tt|v  Ka}jLicav(av 
itep,Tc6|jievoi  xoteXiX'jyco  ( nach  Mommsen  734Ba20.  Dio  Gaas.  Ö4,  8).  In  In- 
schriften finden  sich  die  Titel:  ////  VlUi  PBae/Mi  (C.  /.  L.  I  n.  637);  PRAEF. 
CAPuae  CVMit  (Henzen  n.  6463). 

1)  Cic.  pr.  8ext.  14,  32:  nuUum  erat  Üaliae  municiphim,  tmUa  ootomia, 
nuUa  praefeeturay  —  nciUKm  coUegiium  —  quod  tamt  wm  ItonorifieentUsime  decrt- 
vißaet  de  mea  salute.  in  Piaon.  22,  51 :  neque  enim  regio  fuU  uUa  nee  mumei- 
pium  neque  praefeetura  aut  eoUmiOy  ex  qua  mm  pubtiee  ad  me  venerkU  gratulatum. 
Pliü,  4,  3,  7:  quid?  mutiietpfci,  coloniaSj  pratfectußra/i  nuin  üliUr  tudioar^  ettn- 
setU?  Vgl.  oben  S.  6. 

2)  Liv.  9,  43,  24.  3)  Liv.  9,  20. 

4)  Liv.  6,  14,  11.   Festus  p.  142. 

5)  Liv    8,  17,  12.  "6)  Lir.  8,  14,  11. 

7)  Festas  p.  142.  8ie  verloren  ihr  Recht  mit  Gapua  zugleich  544  =»210. 
Liv.  26,  34,  6. 

8)  Liv.  8,  14,  10. 

9)  Seit  444  «310.   Liv.  9,  38,  1. 

10)  Seit  425  «329.    Liv.  8,  21. 

11)  Wohl  seit  451  »303.   Liv.  10,  1. 

12)  Seit  451  =r  303.   Liv.  10,  1. 


—     43     — 

war  nicht  nur  fttr  die  Goloniston,  sondern  auch  für  die  ui*sprUng- 
liehen  Einwohner,  denen  das  volie  Bürgerrecht  nicht  verliehen 
war.  Nach  der  Ansicht,  des  Festus  .waren  also  alle  Municipien 
und  Golonion  ursprünglich  praefecturae ,  und  für  die  Richtigkeit 
dieser  Ansicht  spricht  der  Umstand,  dass  noch  in  der  Kaiserzett 
Municipien  und  Golonien  aus  besonderen  Gründen  vorübergehend 
in  praefecturae  verwandelt  werden  *),  woraus  man  schliessen  darf, 
dass  in  dem  Begriffe  der  Präfectur  ni<^t8  liegt,  was  mit  dem  der 
Gaionie  und  des  Municipiuras  unvereinbar  wXre.  Die  Pi^fecturen 
haben  in  den  besprochenen  Gemeinden  grosscntheils  nur  so  lange 
gedauert,  bis  dieselben  das  volle  Bürgerrocht  erhielten,  in  wel* 
cbem  Falle  den  Golonien,  die  nunmehr  keine  doppelte  BevMke- 
rung  mehr  hatten,  und  den  Municipien  gestattet  ward,  ihre  eig~ 
nen  ricbterlidien  Behi^rden  selbst  zu  wählen  2]  ;  nach  der  lex  Julia  /«^«'«n 

'  '  .der  «ra«- 

finden  sich  nur  noch  in  geringer  Anzahl  praefecturae^  aber  auch  /*^^oe 
diese  haben  später  immer  mehr  aufgehört^).  Wo  sie  aus  Grün- 
den, welche  uns  unbekannt  sind,  noch  nach  der  lex  Julia  (90) 
lortbestanden,  haben  auch  sie  ihren  Begriff  verändert;  denn  wäh- 
rend unter  ihnen  ursprünglich  entweder  municipia  ohne  ius  suf- 
fragü  und  honoi^m  oder  soldie  Golonien  zu  verstehen  sind,  deren 
ahe  Einwohnerschaft  noch  nicht  das  Vollbürgerrechi  erlangt  hat, 
sind  die  späteren  Präfecturen  ebenfalls  Vollbürgerst^te,  und  un- 
terscheiden sich  von  den  Municipien  und  Golonien  durch  nichts 
weiter  als  dadurch,  dass  sie  statt  der  von  der  Gemeinde  gewählten 
Ilviri  oder  IVviri  iure  dicundo  einen  praefoclus  iure  dicunäo  hatten, 
welcher  in  Rom  ernannt  wurde. 

1)' Cenot.  Pisan.  bei  Orelli  643:  quando  eo  com  in  colonia  negue  II  vir 
neque  praefteti  erant  neque  quidquam  iure  dieundo  praeerat.  In  die  iUliscbeii 
Municipien  und  Golonien  pflegte  nämlich,  wenn  wegen  Puteiungen  in  denselben 
oder  aus  andern  Gründen  die  Wahl  der  Ilviri  oder  IVviri  nicht  zu  Stande  kam, 
yon  Rom  aus  ein  praefeetus  iure  dicundo  geschickt  zu  werden,  welchen  vielleicht, 
wie  in  alter  Zeit,  der  praetor  ernannte,  und  welcher  interimistisch  fungirtc, 
namentlich  der  Curie  prasidirte.   S.  Zumpt  Comm.  ep.  I  p.  58 — 60. 

2)  Von  deji  bei  Festus  aufgezahlten  Präfectureu  erhielten  Formiae,  Fundi 
und  Arpinum  im  J.  566  =  188  volles  Burgerrecht  Liv.  38,  36.  Arpinum  ist  her- 
nach munieipium  (Cic.  de  leg.  %  3,  6)  und  hat  drei  aedHe$  (Cic.  ad  fam.  13, 
11,  3.  Orelli  571);  ebenso  finden  sich  aediles  als  höchster  Magistrat  in  Fundi. 
Uenzen  7035.  7036.  Die  Golonie  Pnteoll  hatte  649  =»  105  aufgebort  Präfectur  zu 
sein  und  sUnd  unter  Ilviri,  C,  L  L.  I  n.  577;  Cumao  hatte  705  =  49  Illlviri, 
Cic.  ad  AU.  10,  13. 

3)  Mutina,  welches  noch  bei  der  Auflösung  der  cisalpinischen  Provinz  Prä- 
laetiir  war,  hat  hemaeh  quatmonHri  (Zumpt  Comm»  ep,  I  p.  54),  AmitMrnum, 
uoch  unter  Augustus  Präfectur  (OrelU  3689),  später  dimnoM  OreUi  3838. 


—     44     — 

^su^to*^  3.  Civitaies  foederatae.  Völkerrechtliche  Beziehungen  sind 
dem  Altferthum  ursprünglich  unbekannt ,  und  wie  bei  den  Grie- 
chen, so  siriit  bei  den  Römern  der  Fremde  ausser  jeder  Verbin- 
dung des  Rechtes  und  der  Sitte,  bei  jenen  als  ßopßapo^,  bei 
diesen  als  hostis^);  erst  allmählich  hat  sich  ein  itis  gentium  aus- 
gebildet, dessen  erste  Spuren  in  der  Unvei*letzlichkeit  der  Ge- 
sandten zu  erkennen  sind^).  Einem  reditlichen  Verhflltniss  zwi- 
schen zwei  unabhängigen  Staaten  muss  daher  ein  ausdrücklicher 
Vertrag  zu  Grunde  liegen,  und  durch  einen  solchen  haben  die 
Römer  schon  frühe  mit  italischen  und  ausserilalischen  Staaten 
Verbindungen  angeknüpft,  unter  welchen  sidi  hauptsächlich  drei 
Formen  unterscheiden  lassen  3),   nämlich  erstens  die  eines  ailge- 

sc^ftlnfer.  "^^1^00   Freundschaftsverhältnisses,    wodurch    zunächst   nur   ein 

trig«.     Friedenszustand  und  Verkehr  zwischen   beiden  Theilen  gesichert 

wurde  ^   wie   in  dem  Vertrag  des  Romulus  mit  Alba^)   und  den 

beiden  ersten  Freundschaftstractaten  zwischen  Rom  und  Garthago 

aus  den  Jahren  406  =  318  und  448=306^);    zweitens  die  des 

^frfi^äir  ho$piiium  publicum,  welches  nach  der  gallischen  Invasion  der 
Stadt  Caere  ertheilt  ward^j,  und  wodurch,  wie  es  scheint,  den 
Mitgliedern  einer  ganzen  Commune  die  Rechte  zuerkannt  wurden, 
welche  einzelne  Fremde  öfters  durch  ein  besonderes  Privilegium 
erhielten,  nämlich  ehrenvolle  Aufnahme,  Verpflegung  auf  öffent- 
liche Kosten,  Zutritt  zu  Opfern  und  Spielen,  Anspruch  auf  ein 
Gastgeschenk  und  vornehmlich  die  Befähigung  zu  kaufen  und  zu 
verkaufen  und  in  diesen  Geschäften  in  eigener  Person  und  ohne 
die   Vermittelung    eines    römischen   Bürgers    vor  Gericht    aufzu- 

1)  Yarro  de  l,  L,  5,  3 :  müUa  verha  aUud  nunc  ostendunt^  aliud  ante  signi- 
fieabafU,  ut  hostis :  nam  tum  eo  verho  dicebant  peregrinum ,  qui  auia  Ugibua  uU- 
retur,  nunc  dieurU  eum,  quem  tum  dicebant  perduellem.  Festus  p.  314:  Status 
dies  vocatuT  qui  iudici  causa  est  eonsUtutus  cum  peregrmo.  eius  enim  generis  ab 
antiquis  hostes  appeüäbantur  ^  quod  erant  pari  iure  cum  poptdo  R.  atque  hostire 
ponebatur  pro  aequare.  Paulus  p.  82  s.  v.  exesto,  Dig.  49,  15,  5^2.  Oseubrüg- 
gen  de  iure  belli  et  pacis^  Lips.  1836.  8  p.  8  if. 

2)  S.  Voigt  Das  ius  civile  und  ius  gentium  der  Römer  S.  26  und  die  dort 
angeführten  Stellen  Clc.  acc.  in  Verr.  1,  33,  85.  Caes.  JB.  O.  3,  9.  Nepos  P«iop. 
5.  Tac.  Bist.  3,  80.  Cic.  de  off,  3,  29,  108. 

3)  Dig.  49,  15,  5  S  2. 
4j  Dionys.  3,  1. 

öl  Polyb.  3,  22.  24,  Der  erste  beginnt  mit  den  Worten:  irX  xoicSc  q>tXlav 
elvai  Poi|Jt,a{oi«  *al  rot«  TcD[i.alcöV  oufj.|xdl)roic  xal  Kap/7)5ovlotc  xal  xoT;  KapyjQ- 
(ovlcov  ou(Ji{JKÜYot<.     Ueber  die   Zeit  derselben    s.   Mommsen  Rom.    Chronologie 

2te  Aufl.  S.  320. 

6)  Liv.  5,  50 :  retiiM  ^  cum  Caeritibw  hospitiwn  publice  /ieret,  quod  saem 
populi  Romani  ae  sacerdotes  'recepissefU, 


—     45    — 

treten^) ,  driUens  endlich  die  Form  eines  wirklichen  Bündnisses  Fotiiu^ 
mit  bestimmten  Rechten  und  Verpflichtungen,  welches  indessen 
unter  verschiedenen  Bedingungen  abgeschlossen  wurde.  Gemein- 
sam nämlich  ist  allen  cwüates  foederatae^  dass  sie  autonome,  oder 
wie  wir  sagen,  souveräne  Staaten  sind ;  als  solche  haben  sie  das 
Mttnzrecht^),  Befreiung  vom  Dienste  in  den  Legionen  gegen  Stellung 
von  Httlfstruppen  oder  Schiflen  und  Matrosen ') ,  eigene  städtische 
Verwaltung  und  eigene  Gerichtsbarkeit;  im  übrigen  aber  kann  ihre 
Souveränität  von  Rom  entweder  vollständig  aneriiannt  oder  durch 
die  Bedingungen  des  foedm  beschränkt  werden. 

Die  vollständige  Souveränität  zeigt  sich  namentlich   in  dem  g^^^^^it 
Exilrechte,  d.  h.  der  gegenseitigen  Anerkennung  politischer  Selb- J^J*]^»^^ 
ständigkeit,  wie  diese  zwischen  Tibur,  Praeneste,  Neapolis  einer-  ^,^1^^*^^ 
seits  und  Rom  andererseits  statt  fand  ^) ,  in  Folge  deren  ein  römi- 
scher exul  in  diesen  Städten    sich   niederlassen   und  statt  des 
verlorenen  rtfmischen  Bürgerrechts  das  dortige  Bürgerrecht  erwer- 
ben konnte^).    Städte,  welche  in  diesem  Bündniss  standen,  hielten 
ihre  Stellung  für  so  vortheilhaft,  dass  sie  nicht  allein  im  hanni- 
balischen  Kriege  ihre  Treue  gegen  Rom  bewährten  <^) ,    sondern 
auch  nach  dem  Bundesgenossenkriege  zur  Annahme  des  römischen 
Bürgerrechtes  wenig  Neigung  zeigten*^). 

Die  Beschränkung  der  Souveränität  eines  Bundesstaates  findet  ^j^^it^be^' 
dagegen  ihren  Ausdruck  in  der  Clausel  des  Bündnisses:  ui  t^ g^^l^faSug- 
pcpulus  alteritts  papuH  maiestatem  comäer  conservarel^  deren  Sinn     ^*^^- 

1)  8.  Mommsen  in  v.  Sybels  bist  Zeitschr.  1,2  8.  332  ff.   Walter  $  83. 

2)  Dies  ist,  wie  in  neuerer  Zeit,  so  auch  im  Alterthum  ein  Vorrecht  sou- 
veräner Staaten.   8.  Mommsen  0.  d.  B.  Münzw.  8.  309. 

3)  8.  die  Nachweisnngen  bei  Mommsen  a.  a.  O.  8.  323. 

4)  Polyb.  6,  14,  8:  fort  V  dof^dUia  toi^  ^^Youotv  Iv  tc  ro  NcaitoXtT&v 
xal  Ilpaiveffdvaiv  £tt  hk  Tißoup(voiv  TtöXei  xak  Tale  dIXXalc,  irpöc  A<  Ivouatv  Spxia. 
Liv.  43,  2,  10. 

ö)  Gie.  pr,  Balho  11,  28:  duairum  ehitatwn  eivU  notier  esae  iwt  'dvüi  nemo 
poUH:  non  eiae  kukt»  efottctftc,  qui  u  alU  eioitaU  dieatU,  j^otett:  neque  aolum 
dieaUon»,  quod  in  talamüaU  elarisiimU  virU  Q.  Maxhno,  C.  Lcm/Ai,  Q,  Phüippo 
Nfteeriae,  C.  Catoni  Tbiraeone,  Q.  Caepioni^  P,  ButiUo  Zmgfntu  videnms  aeei- 
ctttse,  ut  earym  chttiatum  fUrenl  dves,  —  ^  —  led  eUam  po$iUminio  poieBt  eM" 
taUt  fieri  nrnOaUo,  Ib.  12,  29 :  eM  Bomano  Ueet  eue  GadUamim  $iv€  exUlo  atoe 
potUinUnio  afoe  reitetione  huhu  dvitatU. 

6)  So  NomoUb  LiT.  23,  1;  24,  13:  Pete]|a  Liv.  23,  30:  Croton,  Regiam 
Ut.  23,  30.  .    . 

7)  So  Heradea  und  NeapoHs.  Cic.  pr,  Brno  8,  21.  Ein  ibnliehes  Beispiel 
kommt  schon  im  J.  448 « 306  vor  bei  Liv.  9,  43,  23:  Hemkorum  tribut  populU^ 
AUMnaUj  VtnUanOf  FerenUnaUj  qviamaiuerwU  quam  eivKotom,  mae  Ugtt  red" 
dltae.  Vgl.  c.  46,  7. 


—    46    — 

ist,   dass  der  in  den  Bund  mit  Rom  eintretende  Staat  nicht  ein 
aequum  foedus  erhält,  sondern  als  in  einem  Abhängigkeits-  oder 
Glienlel Verhältnisse  stehend   betraditet  wird^).     Es  handelt  sieh 
also  bei  dieser  Unterscheidung  nicht  um  die  fioctische  PrSpoteoE 
des  romischen  Staates,  welche  sich  mit  der  Zeit  gegen  alle  Bon* 
desstlidte  geltend  madite^ ,    sondern    um  eine  von  Anfang   an 
rechtlich  festgestellte  Unterordnung,  in  welche  wahrscheinlidi  der 
grOsste  Theil  der  föderirten  Sttfdte  sich  fOgen  mussla. 
«ier^nndeiL         Deuu  aufgenommen  sind  in  das  Bttndniss  mit  Rom  nach  und 
suaton.    i^aci^  ^11^  Städte  Mittel-  und  Unteritaliens,  welche  nicht  entweder 
actives  oder  passives  Bürgerrecht  erlangt  oder  sur  Strafe  in  einen 
Zustand  der  politischen  Unfreiheit  versetst  waren,  wie  Tarent  im 
zweiten  punisdien  Kriege  3)  und  nach  demselben  die  Bruttier^)  ; 
über  die  Bedingungen  desselben  aber  können  wir  nur  suweilen 
aus  den  Verhältnissen  einen  Schluss  ziehn,   unter  welchen  das 
foedus  zu  Stande  kam.     Den  ältesten  Theil  der  sodi  bilden  die 
latinischen  Städte,   mit  welchen,  nachdem  sie  anfangs  dem  lau- 
nischen Bunde  angehört  hatten,   später  ein  besonderes  Bttndniss 
geschlossen  worden  war,  wie  Tibur,  Praeneste^),  Lavinium®)  und 

1)  Proculus  Dig.  49,  15,  7  §  1 :  Über  autcm  populus  est  ia ,  qui  nullius 
aUeriua  popuU  poUtttUi  e$t  »vhieclus :  U  foederaius  est  itenif  tive  aequo  foedere  in 
amicitiam  vttUt  ahe  foedert  eomprtkauum  ui,  ut  U  popuUu  aUerhu  fiipuLi  ma- 
iealatem  comiter  eon»ervareL  Hoc  entm  adüeiiur,  ut  tnteUe^atur,  äUerum  populmn 
$uperioretn  esse,  non  ut  inieUegatur,  alterum  tum  esse  Ubemm:  et  quemadmodum 
cUenies  nostros  inteUegimus  Uberos  esse,  eUamsi  neque  auetoriiaie  ne^nc  dignUate 

nobis  praesurU,  sie  eos,  qui  maiestatem  nostram  eomiter  conservare  deberU, 

Uberos  esse  intellegendttm  est.   At  fiunt  apud  nos  rei  ex  eiviiatibus  foederatis  et  m 
eos  damnatos  animadvettimus. 

2)  So  wurde  das  Mflnzrecht  den  fodeilrten  Staaten  aeit  486=3268  entweder 
beschränkt  oder  ganz  entzogen  (Mommaen  a.  a.  O.  S.  322^;  das  römische  Geld- 
schuldrecht  durch  das  Seropronische  Plebiaoit  von  561bs19o  auf  alle  Italiker  aus- 
gedehnt (Liv.  35,  7)  und  die  Feier  der  Bacchanalien  568»  186  in  ganz  Italien 
verboten  (Liv.  39,  18,  7). 

31  Strabo  6  p.  281 :  ircpt  te  xd  Avvlßcia  %a\  t^v  iXeu0ep(av  d^^pl^T^ootv. 
Liv.  27,  25. 

4)  Gellius  10,  3, 19 :  Romani  —  Bruttios  ignonUnkte  causa  non  miUtes  seri- 
bebanif  nee  pro  soeiis  habthant,  sed  magistTcdiXtus  in  provMeiVu  ewnWms  parere  el 
praeministrare  servorum  vieem  iussenuU, 

5)  Polyb.  6,  14,  8.  Liv.  43,  2,  10:  FuHus  PtaenesU,  Mtttieniu  Tibur  exula-^ 
iwn  abUrunl  (a.  583«  171).  Keide  Stidte  blieben  verbündet  bis  zur  tex  JuUa  (90) 
Appian.  B,  C  1,  65.  Ob  sie  aber  die  Bedingungen  des  alten  oassianiachen  BOnd* 
niases  hatten,  wie  aus  Cic.  pr,  Baibo  23,  53  geschlossen  worden  ist,  bezweifle 
ich,  da  mir  das  Exilrecht  mit  dem  gegenseitigen  Bürgerrecht  nicht  ohne  weiterea 
vereinbar  erscheint.  Auch  bei  den  latinischen  Colonien  wird  das  Exilrecht  nie- 
mals erwähjit. 

6)  Im  J.  4i4»340.  Liv.  8,  11,  15.  Orelli  n.  2276.  Zumpt  de  Lavinio  et 
LaurerUibus  Lavinatibus  p.  12. 


—     47     — 

die  hemlkisdieii  SVSAie  Aletrium ,  Ferentiauin ,  Verokae  ^) ;  daiu 
kamen  ^)  nach  und  nach  die  etruskischen  Stfidte'),  namenlHch 
FopulonlA^),  Tarqninii,  Virfateirae,  Arreiium,  Penisia,  Clusium, 
Rusellae^);  in  Dmbrien  Iguviuin  <^) ,  Gamerinum^),  Ocriculum^), 
die  Samnitischen  SUImnie  der  Picentes  ^) ,  Yestini  ^^) ,  Marrucini, 
Marsi,  Peligni,  Prentani^V)  in.  Gampanien  Neapolia^^y,  Nola^^), 
Kuceiia  ^*) ,  Teanum  Sidicinum  ^^) ;  in  Lncanien  Veiia  ^^) ,  Hera- 
clea^')^  Thurii;!^)-;  im  Lande  der  BruUii  Rhegiumi«),  Locri^«), 
Petelia^^).  Neben  diesen  und  den  übrigen  verbündeten  Staaten,  Latiniacbe 
über  weiche  besondre  Zeugnisse  nicht  voriiegen,  sind  endlich 
die  latinisdien  Golonien  zu  eniv^hnen,  die  ausdrücklich  zu  den 
^emtates  foederatae  gerechnet  werden  ^^\  Der  Kriegsgebrauch 
Hümlieh)  besiegten  Völkern  ein  Drittel  des  Landes  zu  nehmen 
und  auf  dieses  Land  eine  Ansiedelung  auszuführen,  war  nicht 
den  Rümem  eigenthümlidi  ^^) ,  sondern  gemeinsame  ätte  aller 
Italiker^^).  Auch  die  Latiner  haben  Golonien  gegründet,  welche,  TonLatiner- 
da  sie  von  dem  Bunde  ausgingen,  in  diesem  eine  Stellung  erhalten    grandet. 

11  LW.  9,  43.    Die  FertfdfnaUt  nennt  daher  Liv.  34,  42,  6  Tjolmi. 

2)  Ueber  die  folgenden  Angaben  s.  die' Sammlungen  bei  Mommsen  G.  d.  R. 
M flnzw.  S.  322  ff.    Voigt  Das  iu»  eiviU  und  ius  gentium  S.  211  ff. 

3)  Seit  471  »283.  Polyb.  2,  20,  5.   Sie  stellen  im  zveiten  piuiinehen  Kriege 
Hülfstruppen.  Polyb.  2,  24,  5.  Liv.  27,  26,  11. 

4)  Liv.  28,  45,  15.   Ueber  die  Mfinzen  s.  Mommsen  a.  a.  O.  S.  216.  285. 

5)  LiY.  28,  45.  Mommsen  a.  a.  O.  S.  219—222. 

6)  Cic.  ©f.  Balbo  20,  47. 

7)  .Liv.  9,  36,  7;  28,  45,  20.  Val.  Max.  6,  5,  i.   CIc.  pt.  Balbo  7J0,  46. 

8)  Liv.  9,  41. 

9)  Liv.  10,  10,  12. 

10)  Liv.  10,  3,  1  vgl.  44,  40,  6. 

ll).Liv.  9,  45,  18  vgl.  25,  14,  4;  33,  36,  10;  44,  40,  5. 

12)  Seit  428  =  326.  Liv.  8,  26  vgl.  23,  15;  29,  21;  35,  16;  36,  42.  Polyb. 
1,  20;  6,  14.  Cic.  pr.  Balbo  8,  21;  24,  55. 

13)  Liv.  8,  26;  9,  28;  23,  14;  23,  44.    Panlns  p.  127  Mull. 
143 


Cic.  IH-.  BaU),  11,  28. 
15)  Liv.  22,  57 ;  23,  24 ;  26,  14. 

Balbo  24,  55,  vgL  Polyb.  1,  20,  14.  Liv.  26,  39,  5. 
BaU»  8,  21. 


15)  Liv.  22, 
16l  Cic.  pr. 
17)  Cic.  pr. 


18J  Von  452^302.  Liv.  10,  2;  tpit,  11.  Plin.  N.M.  34,  32.  Appian.  Sitmnit. 
7,  1.  2.    Im  J.  560=194  wurde  es  latinische  Colonie.  Liv.  34,  53. 

19)  Polyb.  1,  7;  Liv.  26,  39;  31,  31;  35,  16;  36,  42;  42; 48. 

20)  Polyb.  1,  20,  14.  Liv.  29,  17  ff. ;  36,  42;  42,  48. 

21)  Appian.  de  beUo  harmibalieo  29.  57.  Mommsen  a.  a.  O.  S.  324. 
221  Cic.  pr.  Bulh.  24,  54 :  hatkU»,  id  eH  foederatU. 

23)  Dionysius  2,  16  macht  freilich  den  Romuliis  zum  Erfinder  der  Colonien. 

24)  So  kommen  OdMiien  der  Samniter  (Liv.  4,  37),  Aeqaer  (Liv.  4,  49), 
Ctruskw  (HadriA  Liv.  5,  33),  der  Aniiaten  (Satrienm  Liv.  7,  27),  der  Umbrer 
(Stnbe  5  p.  216) ,  der  Lneaner  (Postdeoia  Strabo  6  p.  254.  Atkenaeua  14,  31 
Scbweigb.)  vor,  welche  Beispiele  Walter  $  217  anfthrt. 


—    48     — 

haben  werden.  Noch  nach  der  Erneuerung  des  Bundes  durch 
Spurius  Gassius  und  der  Aufnahme  der  Hemiker  in  das  BOnd- 
niss  beiheiligten  sich  bei  diesen  Golonien  Rtaier,  Latiner  und 
Hemiker  ^) ,  aber  auf  alle  Golonisten  ging  der  Name  der  LcUmi 
über,  von  welchem  der  Bund  selbst  benannt  war.  Nach  den  im 
J.  365=389  beginnenden  Zerwürfnissen  zwischen  den  Bundes- 
mitgliedern war  eine  fernere  gemeinsame  Goionieanlage  unmOgUch 
und  die  nach  dieser  Zeit  entstandenen  iatinisdien  Golonien  Su- 
trium,  Nepete  und  Setia  werden  in  Rom  selbst  beschlossen  sein. 

^on^n  Als  nach  Beendigung  des  Krieges  mit  den  Latinem  (446  =  338) 
und  Hemikem  (448=306)  das  BUndniss  definitiv  aufgelöst  war, 
fuhren  die  Römer  fort,  in  ihren  ausserhalb  Latiums  erworbenen 
Gebieten  Golonien,  nicht  r6mischer  Bürger,  sondern  mit  dem 
Redite  der  bisher  bestehenden  latiniscfaen  Golonien  anzulegen,  so 
dass  man  drei  Perioden  in  dieser  Golonisation  unterscheiden  kann, 
die  des  alten  latinischen  Bundes  vor  261=493,  die  des  Drei- 
vtflkerbündnisses  bis  365=389  und  die  der  römischen  Deduction. 

Teneicii-  Das  Verzeichniss  der  latinischen  Golonien  ist  nach  Madvig  und 
ben.      Mommsen  folgendes: 

4.  Signia, 

i.  Girceii,  beide  dem  Tarquinius  Superbus  zugeschrieben^), 

beide  nochmals  deducirl,  die  erste  859  =  495,  die  letztere 

361=393  3). 

3.  Suessa  Gometia  im  Yolskerlande, 

4.  Gora  im  Yolskerlande,    beide  ebenfalls  vielleicht  aus  der 
Königszeit  ^) . 

5.  Velitrae  im   Yolskerlande,   gegründet  260  =  494,   wieder 
aufgehoben  41 6=338  i^). 


1)  Dionys.  9,  59  sagt  von  der  Colonie  Autium :  iXi-^w*  tc  dliroYpa4^a|Af#o>v 
iho^  TiQ  ßouXiQ   —   intTpl^^at  AatCvcDV  te  %a\  'Epvlxcov    toU   ßouXofjilvotc  tTJc 

2)  Liv.  1,  56.   Dionya.  4,  63. 

3)  Llv.  2,  21.   Dlodor.  14,  102  vgl.  Liv.  6,  21. 

4)  Liv.  2,  16.  Niebnhr  B.  Q.  2,  123.  Madvlg  p.  259.  Mommsen  a.  a.  O. 
8.  311. 

5)  Liv.  2,  30.  31.  Dion.  6,  42.  43;  sie  waxde  ventfokt  262  »492  Liv.  2, 
34.  Dionys.  7,  13  and  nochmals  350 «»404  Diodor.  14,  34,  wird  aber  nach  416 
sss33d  nicht  mehr  erwähnt  und  hat  damals  wahrscheinlich  dvUoB  sine  auffragio 
erhalten.    Madvig  p.  295.   Mommsen  S.  312. 


—     49     — 

6.  Norba  im  Volskerlande  Sl6SI«»49S|i). 

7.  Aniium  287  =  467^,  hernach  44 6 »336  in  eine  rümische 
Golonie  verwandelt'). 

8.  Ardea  im  Rutuierlande  342  =  442«). 

9.  Satricum  im  Volskerlande  369  =  385  <^). 
40.  Suirium  in  Etrurien  374=383«). 

44.  Nepete  in  Etrurien  374=383?). 
42.  Seiia  im  Volskerlande  372=382»). 


43.  Gales  in  Campanien  420  =  334»). 

44.  Fregellae   im  Volskerlande  426=328^0),    wurde  zerstört 
629  =  425  n). 

45.  Luceria  in  Apulien  440  ==34  4^^). 

46.  Suessa  im  Aurunkergebiete  444  =343^ 

47.  Pontiac,  Insel  der  Volsker  444  =343  i'). 

48.  SaUcula  in  Samnium  444=3431«). 

49.  Interamna  Lirinas  im  Volskerlande  442  =  342  i^). 
20.  Sora  im  Volskerlande  454=303i<)). 

24.  Alba  am  lacjis  Pucinus  451=303^7). 

22.  Namia  in  Umbrien  455  =  299 1»). 

23.  Carseoli  im  Aequerlande  456=298 1«). 

1)  Llv.  2,  34.   Diony».  7,  13. 

2)  LW.  3,  1.   Diony8.  9,  59. 

3)  LW.  8,  14. 

4)  Liv.  4,  11.   Dlodor.  12,  34. 

5)  Livios  6,  16  sagt  zwar:  »enaius  —  Satricwn  eolonkmi  duo  mUUa  ehium 
R&rmmorum  deduei  iu$$itf  allein  Satricum  gehört  zu  den  30  latinischen  Oemeinden 
(Dioiiys.  5,  61.  Mommsen  R.  G.  1^  337)  und  kann  erst  später  Bürgerrecht  erhal- 
ten haben.  Nach  ihrem  Abfall  zu  den  Samniten  wurde  sie  4352=319  ganz  auf- 
gelöst. Liy.  9,  16.  Mommsen  O.  d.  R.  MQnzw.  S.  313. 

6)  VeUei.  1,  14. 

7)  Liv.  6,  21.  Velleius  setzt  die  Gründung  10  Jahre  nach  8utrinm,  also 
381  =373. 

8)  VeUei.  1,  14.    Liv.  6,  30. 

9)  Liv.  8,  16.   Vell.  1,  14. 

10)  Liv.  8,  22. 

11)  Liv.  epit.  60.  Obsequens  c.  30(90).  Auct.  ad  Herenn.  4, 15,  22  und  öfters. 

12)  Liv.  9,  26;  nach  Diodor.  19,  72  im  J.  439  »31Ö;  nach  Velleius  431=^323. 

13)  Ueber  beide  s.  Liv.  9,  28. 

14)  Festus  p.  340.   Liv.  9,  22.    Teil.  1,  14. 

15)  Liv.  9,  28.   ATell.  1,  14.    Diodor.  19,  105. 

16)  Liv.  10,  1.  Vell.  1,  14.  Livins  9,  23.  24  (vgl.  Diodor.  19,  72)  erwähnt 
freilich  schon  439  «315  Oolonisten,  welche  bei  dem  Abfall  der  Stadt  zu  den 
Samniten  ermordet  wurden;  Ober  diese  Colonie  ist  aber  nichts  weiter  bekannt. 

17)  Liv.  10,  1.   VeU.  1,  14.    Ueber  die  Stadt  s.  Plin.  N.  K.  3,  107. 

18)  Liv.  10,  10. 

19)  Liv.  10,  13. 

t»m.  Altorth.  IT.  A 


—     50     — 

ii.  Venusia  in  ApoHm  463^=894  1). 

»5.  Hairia  in  Pieenum  465 =M9^. 

26.  Cosa   (in  Campanien?)  484  =173^). 

%7.  Paestum  in  Lucanien  481  »273«). 

28.  Ariminum  im  ager  Gailicua  486  »s  268, 

29.  Benevenium  in  Samnium  486=268»). 

30.  Firmum  in  Picenuro  490=:«264<^). 
34.  Aesemia  in  Samnlom  491=263?). 

32.  Brundisium  in  Calabrien  540  =  244  <»). 

33.  Spoletium  in  ümhrien  543=244«»). 

34.  Gremona  in  Gaiiten  und 

35.  Placentia  in  Gallien  536  =  248 1<^). 

36.  Gopia  (Tburii)  in  Lucanien  564  =  493  i^). 

37.  VaienUa  (Vibo)  im  Lande  der  BruUier  562  =  492^2) 

38.  Bononia  in  Gallien  565  =  489<3). 

39.  Aquileia  in  Gallien  573=484  i«). 


Die  toionias         Vergleicht  man  das  Vemeiehniss  der  launischen  Colonien  seit 
bleiben     446  =  338   mit  dem   der  Bttfgercolooien    derselben   Periode,    so 
findet  man,   dass   bis  zum  Ende  des  zweiten   pusischen  Krieges 
die  letzteren  immer  noch  zum  Schutze  der  beiden  Seektisten  Ita- 
liens ausgeführt  wurden  ^^)    und  die  vacatio  milUiae   fttr  sich  in 

t)  Dionys.  Exe.  p.  2335.    Vell.  1,  14. 

2)  LW..  epft.  11. 

3)  Liv.  epit,  14.    Vell.  1,  14.    Die  Lage  ist  unbekannt.    S.  darilber  Ifomm- 
seil  Q.  d.  B.  Münzw.  S.  315. 

4)  Vell.  und  Liv.  a.  a.  0. 

5)  Ueber  beide  s.  Vell.  1,  14.    Liv.  epii.  15.    Eutrop.  2,   16. 
6J  VeU.  1,  14. 

7J  Vell.   1,   14.    Liv.  tpU.  16. 

8)  Vell.   1,  14.    Liv.  epU.  19. 

9)  Vell.   1,  14.    Liv.  epii.  20. 

10)  Asconius  in  Cie.  Piaonianam  p.  3  Or.  Polyb.  3,  40.  Liv.  ep.  20.  VeU. 
1,  14,  8. 

11)  Liv.  34,  53.  Es  scheint  dieselbe  Colooie,  welche  in  das  eastntm  IVenti- 
nwn  gefuhrt  wurde.    Liv.  35,  9.    Mommsen  S.  316. 

12)  Liv.  35,  40,  vgl.  34,  53.    Velleius  setzt  sie  schon  515  =  239. 

13)  Liv.  37,  57.    Vell.  1,   15. 

14)  Liv.  40,  34.    VeU.   1,   15.    Mommaeii  C.  /.  L.  1  n.  538;  V  p.  83. 

15)  Dass  n&mlicb  alle  sogenannten  eoloniae  mariUmae  BOrgercotonien  alnd, 
beweist  Madvig  p.  265  daraus,  dass  Livins  27,  9.  10,  wo  er  die  in  J.  54&«s209 
bestehenden  latlnUchen  Colonien  aufzahlt,  diese  nicht  aufführt;  das«  bei  Liv. 
36,  3  die  rotoniue  mttritimae  das  auxiUum  Mhunhium  anrufen  und  da«i  die 
Au-<hebung  in  ihnen  durch  römische  Magistrate  geschieht. 


—     51     — 

Anspruch  i[f0bmen  ^) ,  welche  den  alten  QürgercQlonien  ipsoferp 
gewährt  worden  war,  als  der  Stationsdienst  als  Kriegsleistung 
angesehn  wurde  ^j.    Zur  Besetzung  des  ausserhalb  Latiums  erober- i>i«<?oioiüeii 

im  Binnsn- 

ten  Lapdes  bedienten  sich  dagegen  die  Römer  in  der  Regel  nicht  i»ude  sind 
mehr  der  eigenen  Bürger,  sondern  verbündeter  und  verwandter 
Stämme,  welche,  nunmehr  unter  sich  ohne  alle  Verbindung,  mitten 
unter  fremden  und  eben  unterworfenen  Völkern ,  zum  fortwäh- 
renden engen  Anschluss  an  Rom  durch  ihre  Lage  selbst  gezwun- 
gen waren,  und  den  ihnen  assignirten  Acker  als  eine  Wohlthat 
annahmen,  wogegen  die  römische  Bürgerschaft  zusammen  blieb 
und  nur  ärmere  Personen  aus  derselben  von  der  Erlaubniss  Ge- 
brauch machten,  mit  Aufgabe  ihres  Bürgerrechtes  3]  um  des  Acker- 
besitzes willen  sich  einer  latinischen  Golonie  anzuschliessen.  Nur 
noch  zweimal  finden  wir  später  Bürgercolonien  zum  Schutz  erober- 
ten Landes  angelegt,  einmal  nach  dem  zweiten  punischen  Krißge 
in  den  von  Hannibal  längere  Zeit  besessenen  Gegenden  Unter- 
italiens, wo,  während  die  Einwohner  selbst  hart  bestraft  wurden, 
an  der  Küste  mehrere  coloniae  maritimaej  im  Binnenlande  da- 
gegen zwei  latinische  Golonien  gegründet  worden  sind  *) ,  und 
zuletzt  zur  Befestigung  der  römisphen  Herrschaft  auf  dem  galli- 
schen Gebiete. 

Die  latinischen  C<donien  der  letzten  unter  den  drei  oben  be-  ^^f^*.^«' 

Colomsten. 

zeichneten  Perioden  wurden  zwar,  wie  die  Bürgercolonien,  auf 
Beschluss  des  Volks  durch  ^riumt;2ri  ausgeführt^),  allein  sie  waren 

1)  Liv.  27,  38;  36,  3. 

2)  Hufichke  Die  Verf.  des  Servius  Tallius   S.  4dl  ff. 

3)  Der  eivi$  Romaniu ,  welcher  sich  in  eine  latinische  Colonie  einschreiben 
Uess,  erlitt  eapitU  diminuiio  minor.  Gaius  3,  56:  iMtmoa  ideo  (appeUatoa  esse), 
quia  l€X  eos  liberos  perinde  esse  voiuit  aique  si  essent  eives  Bomafu  mgenui ,  9111 
ex  urbe  Borna  in  luotinas  colcnias  dedueti,  iMtini  coloniarii  esse  coeperunt.  i ,  131 
nach  Huschkes  Restitution :  olim  quidem,  tpso  tempore  populua  Bomanus  in  La- 
Unas  rtgionea  eolonias  dedueebcU,  qw  iussu  pafentis  profectus  erat  in  Latinam 
eoiomom,  et  ipse  eSt  potestate  exibaty  ctan  qui  ita  eivitaU  Romana  cesserant,  aeei- 
perentur  cdterius  civitatis  eives.  Boethius  in  Cic.  Topica  p.  302  Or. :  media  vero 
(capitis  deminutio)  est,  m  qua  eivitas  amittitur,  reiinetur  Uhertas^  ut  in  Latinas 
coUmias  tranamigtatio.  Cic.  pr,  Caecifia  33,  98:  eerte  quaeri  hoc  soUre  me  non 
praeUrit  —  quemadmodum ,  si  eivitas  adimi  non  possit,  m  eolonias  Latinas  saepe 
nostri  eioes  profecti  sirU.  Aut  sua  voluntatef  aut  legis  multa  profeeti  sunt:  quam 
muUam  si  eufferre  voluissent^  tum  matysre  in  civitate  potuissent.  Cic.  pr.  domo 
30,  78:  qui  eives  Bomani  in  eolonias  hatinas  proficiscebantur ,  fieri  non  poterant 
Latini,  qui  non  erani  auctores  facti  nomenque  dederatU. 

4)  S.  über  die  Brnttier  Gelliaä  10,  3.  Paulus  s.  v.  BruUani  p.  31  M. 
Liv.  34,  63. 

6)  LiT.  34,  53. 

4* 


—     52     — 

darin  von  jenen  wesentlich  verschieden,  dass  sie  nicht  in  kleiner 
Anzahl  als  praesidia  in  bewohnte  Städte  gelegt,  sondern  in  grossen 
Massen  zu  neuen  SUIdteanlagen  gebraucht  wurden.  Cales  z.  B. 
erhielt  S500,  Luceria  ebensoviele,  Alba  6000,  Sora  4000  Coloni- 
sten,  eine  Anzahl,  die,  wenn  man  Weiber  und  Kinder  hin- 
BMihtodar  zurechnet,  zur  Bevölkerung  einer  Stadt  hinreichte.  Die  neue 
eohntoHi.  Gemeinde  bildet  einen  souveränen  Staat,  ist  nicht  verbunden, 
römische  Gesetze  anzunehmen,  ausser  wenn  sie  dieselben  beson- 
ders genehmigt  (fundus  fit]^),  ist  keinem  römischen  Magistrate 
untei*worfen^  und  besitzt  das  Münzrechl,  dessen  die  Bttrgercolo- 
nien  entbehren,  da  sie  in  die  civilas  Romana  aufgehn ;  ihre  Mit- 
glieder sind  peregrini^]  und  dienen  daher  nicht  in  den  Legionen, 
sondern,  wie  die  übrigen  Bundesgenossen  in  alae  und  cohartes. 
Im  Uebrigen  traten  die  latinischen  Colon ien  auch  nach  dem  Jahre 
44 6=: 338  in  dasselbe  Rechts verhältniss  ein,  in  weichem  sich 
damals  die  ursprünglichen  Bundesstädte,  wie  Tibur  und  Praeneste, 
erhalten  hatten :  sie  bildeten  mit  diesen  zusammen  das  nomen 
Latinum*),  welches  zwar  keine  politische  Einheit,  aber  einen 
bevorzugten  Theii  der  socii  bezeichnet,  der  sich  noch  im  Genüsse 
eines  Theils  der  Zugeständnisse  befand,  weiche  das  cassianische 
Bündniss  den  latinischen  Städten  gewährt  hatte  ^) ,  namentlich  des 
commercium  *} ,  des  connubium  '^)  und  des  Niederlassungsrechtes  in 

1)  Aifidiw  ist  auetor.  Piautas  IWn.  5,  1,  6  (1122):  nunc  nä  ia  propere 
eonvenhmdustt  uty  quae  cum  eiu8  fllio  egi^  d  rei  fwndvM  pater  tit  potior.   Oellins 

16,  13 :  munieipe$  sunt  eive$  Rom(tni  ex  munieipUt , nuUa  popuU  Bomani 

lege  ad$trieU,  ni  in  quam  popuhu  eorum  fundui  faettu  est.  19,  8 :  non  ul  huhu 
•entenUae  Ugiique  fundus  subieriptorque  fierem.  Cic.  pr.  Salb.  8,  21 :  tulit  apud 
maiorea  nottroi  legem  C.  PurHu  de  teHamentis,  ttdit  Q.  Voconius  de  mfuUertan 
hereditaiibut,  innumerabiles  aliat.  legea  de  eiviU  iure  aunt  laiae ;  quae  LaUni  ooitie- 
TurU,  adBciverunti  ipsa  denique  lege  /ulta,  qua  lege  cMtas  est  BOeiU  et  LatinU 
dato,  qui  fundi  populi  facti  non  tsBerU,  civitatem  non  kabererU.  So  hatten  die 
latinischeii  Städte  ein  eigenes  iui  aporualiorwn ,  weiches  den  Römern  unbekannt 
war.    Gelt.  4,  4. 

2)  Von  Nemausus  in  Gallien,  welches  latinische  Stadt  war,  sagt  Strabo  4 
p.  187:  iid  hk  TOüTo  oW*  67:6  toic  irpoord-yfiotöi  täv  Ix  •rijc''P<6ji,T)€  «rpopriQYÄv 
ioTi  t6  IOnoc  toQto. 

3)  Gaius  1,  79:  sed  ad  alio»  Latinoe  perttnet^  qtii  proprio»  popaloe  propricuque 
eivltatea  habebcmt  et  erant  peregrinorum  numero.  Liv.  43,  13 :  duo  non  euseepta  pro^ 

digia  eunt aUerum^  quod  in  loco  peregrino  (factum  euet):  FregelU»  —  haeta 

—  ar$i$se  —  dicdmtur. 

4)  Sie  heissen  aocii  Ijatini  nominis.  S.  die  Stellen  bei  Kiene  R5m.  Bundes- 
genossenkrieg  S.  112  ff. 

ö)  Auf  dieses  fährt  noch  Cicero  pr.  Balbo  23,  53  das  Recht  von  Tibur  und 
Praneste  zurück.     Doch  s.  oben  S.  46  Anm.  5. 

6J  Dies  geht  namentlich  daraus  hervor,  dass  ein  Latiner  seine  Kinder  einem 
Römer  mancipiren  konnte.  Liv.  41,  8.  S.  Walter  G.  d.  R.  R.  $  8ö.  87.  227  Anm.  29. 

7j  Uiefür  t'eltlt  ein  besiimmtes  Zeugiiitss   und  die  Meinungen   sind  hierüber 


—     53     — 

Rom.    Allein  in  diesen  Zugeständnissen  sind  später  wesentliche  Beechrkn- 
Beschränkungen  eingetreten^).    Denn  wie  bei  der  Auflösung  des  d«rBe!beii. 
latinischen  Bundes  den  latinischen  Städten  ein  Theil  ihrer  Rechte 
verloren  ging,  nämlich  die  Befugniss  zu  jeder  politischen  Verbin- 
dung untereinander,    die  gegenseitige  Ehegemeinschaft  und  das 
gegenseitige  Commercium,  so  hat  auch  die  Unterwerfung  des  gan- 
zen  Italiens  den   Unterschied  des  herrschenden  Volkes  und  der 
Verbündeten  immer  ungleicher  gestaltet,  den  Zutritt  zu  dem  rtf- 
misdien  Bürgerrechte  erschwert  und  die  Weiterbewilligung  des 
alten  Latinerrechtes  an  neue  Gemeinden  aufhören  lassen.     Wir 
haben  hierüber  ein  zwar  vereinzeltes,   aber  bestimmtes  Zeugniss 
des  Cicero,   nach  welchem  Sulla  durch  eine  lex  Cornelia  sowohl 
andern  Municipien^}   als  auch  Volaterrae   das  Bürgerrecht  nahm 
und  ihnen  nur  das  Commercium  Hess,  indem  er  sie  in  die  Classe 
der  zwölf  latinischen  Colonien  versetzte,   welche  das  Recht  von   JftngerM 
Ariminum  hatten^).  Er  meint,  wie  nach  vielen  vergeblichen  Er-ncoionUn. 
klärungsversuchen  dieser  Stelle  4)  zuerst  Mommsen  bemerkt  hat  ^), 

getheilt.  S.  Walter  $  227  Aiim.  30.  Man  kann  dahei  nur  aagen,  dass  die  An- 
nahme des  eonnubiunu  wahrscheinlich  ist  (Mommsen  R.  G.  1',  104.  411),  zumal 
da  dasselbe  auch  später  noch  an  peregrM  erthellt  wurde.  S.  die  von  Momm- 
sen angeführten  Stellen  Diodor.  Exeerpta  de  virt.  p.  590 ,  62  Wess. ;  fr,  Vai. 
p.  130  Dind. 

1)  Ueber  die  Reohtsverhiltnlase  der  Latin!  s.  Savigny  Ueber  die  Entstehung 
und  Fortbildung  der  Latinitat,  zuerst  herausgeg.  in  Abh.  d.  Berliner  Acad.  1812. 
1813,  sodann  In  Zeitochr.  f.  gesch.  Rechtswiss.  ö,  2.  1823  S.  229—241,  zuletzt 
In  SavignT's  Yeim.  Schriften,  Berlin  1850.  8.  Bd.  1,  14—28.  Savigny  Der  röm. 
Yolksbeschluss  der  Tafel  yon  Heraclea  in  Zeitschr.  f.  gesch.  Rechtswiss.  9,  3 
8.  300—378;  Verm.  Sehr.  3,  279—412.  Madvig  a.  a.  0.  Walter  S  227.  Rein  in 
Pauly's  Realenc.  4,  818  IT.  Rudorff  R.  Rechtsgesch.  1  §  11.  Zum^t  8tud,  Bom. 
p.  354  und  im  Philologus  17,  1  (1860)  p.  111  IT.  Huschke  Gaius,  Beiträge  zur 
Kritik  und  zum  Verständniss  seiner  Institutionen.  Leipz.  1855.  8  S.  3ff. 

2)  Cic.  pr.  dorn,  30,  79:  popuLua  Romanua  L.  Sulla  dietatore  fereräe  eo- 
inUiit  eerUuriaU»  rmmieipii»  eivUatem  ademU,  Sallust.  Hiat.  I  tt.  41  p.  12,  6 
Dietsch. 

3)  Cic.  pr.  Caeeitha  35,  102:  iubet  enim  (^8uUa  Volaierranot)  eodem  iure 
«««€,  quo  fueritU  Ariminense$,  quoa  qui»  ignorai  duodeeim  eoUmiarum  fkäsae^  et  a 
elväfus  Bomania  hereditates  capert  potuisae? 

4)  Ueber  diese  ^telJe  handeln  Savigny  Verm.  Sehr.  1,  20—26;  3,  301  — 302 
[Sa^gny  denkt  an  die  12  latiniscben  Colonien,  welche  im  zweiten  punischen 
Kriege  von  Rom  abfielen  (Liv.  27,  9.  10;  29,  15),  während  18  treu  blieben. 
Von  diesen  letzteren,  glaubt  er,  rede  Cicero,  und  es  sei  daher  in  der  angefahrten 
Stelle  XII  in  XIIX  zu  ändern].  Vangerow  LaUni  luniani  $  19.  Madvig  a.  a.  0. 
p.  282.  283.  Huschke  Servius  Tullius  S.  571.  C.  G.  Zumpt  Ueber  die  Bevölke- 
rung im  Alterthum  N.  26.  A.  W.  Zumpt  Comm.  ep.  I  p.  230—239.  Eine  Kritik 
der  verschiedenen  Ansichten  giebt  Walter  §  253  Anm.  84. 

5)  Mommsen  O.  d.  R.  Münzw.  S.  317  ff.  Ihm  folgen  Rudorff  R.  Rechtsge- 
sehichte  1  S.  30;  Lange  2,  118;  Voigt  Das  i'im  eh>iU  und  iua  gentium  der  Römer 
8.  348  ff. 


-     54    — 

die  zwölf  jüngsU^b  Golonien  unseres  Yerseichnisses ,  Ariminiito, 
Beneventum,  Firmum,  Aesernia,  Brundisium,  Spolelium,  Cre- 
mond ,  Piacentia ,  Gopia ,  Valentia ,  Bononia ,  Aquiiela ,  und  lässi 
erkennen,  dass  seitdem  J.  486=: 268  den  launischen  Golonien 
nicht  mehr  die  bis  dahin  anerkannten  YorrechUs  bewilligt,  son- 
dern ein  anderes  Recht  gegeben  wurde,  nämlibh  dasjenige,  wel- 
ches spater,  wie  wir  sehen  werden,  dem  transpadanischen  Gal- 
lien und  verschiedenen  sicilischen  Städten,  und  unter  den  Kai- 
sern ganten  Provinzen  verliehen  worden  ist.  Worin  der  Unter- 
schied der  alteren  und  jüngeren  latitiiscben  Gemeinden  lag^),  ist 
zwar  voilstttndig  nicht  mehr  zu  erkennen,  in  drei  Puncten  aber 
noch  deutlich  nachweisbar. 

« 

Vr^^'deV  Zuerst  ist  den  jüngeren   latinischen  Städten  ein  Haupterfor- 

Htturechu.  derniss  der  Souveränität,  das  Münzrecht^  entweder  gat*  nicht,  oder 
nur  in  beschränkter  Weise  zugestanden  worden;  von  den  ge- 
nannten zwölf  Golonien  haben  fünf,  nämlich  Spoletium,  Bononia, 
Piacentia,  Gremona,  Aquileia  überhaupt  nicht,  die  übrigen  sieben 
nur  in  Kupfer  gemünzt^) ;  zweitens  haben  sie  zwar  commercium 
^wanmw  mit  dcu  Römem^)  aber  nicht  connubium*):  und  drittens  sind 
ihren  Gemeindemitgliedem  für  die  Erwerbung  des  römischen  Bür- 
gerrechtes neue  und  erschwerende  Bedingungen  gestellt  worden. 
Die  Latiner,  welche  sich  noch  im  Besitze  der  alten  Vorrechte  befan- 
den, hatten  die  Befugniss,  sich  in  Rom  niederzulassen,  dort  ein 
Passivbürgerrecht  auszuüben  und  sogar  an  den  Gomitien  einen  ge- 
wissen Äntheil  zu  nehmen  (S.  25);  auch  die  Erwerbung  des  vollen 
römischen  Bürgerrechtes  war  ihnen  durch  ein  Gesetz  ausdrüdi- 
lich  gestattet,    im  Falle  sie  einen  Sohn  in  ihrer  Colonie   zurück- 


1)  Dite  Stellen,  In  welchen  altes  und  neues  Latiwn  unterschieden  inrd,  ge- 
ben über  die  vorliegende  Frage  keinen  Aufschlnss.  Denn  wenn  Tacitas  Arm. 
Ay  5  sagt,  die  eohortes  urbanac  und  praetoriae  seien  ausgehoben  worden  Etruria 
fenne  Vmbriaque  aut  veUre  Lotio  et  cotorU»  arUiquiUu  RomaniSf  so  meint  er,  wie 
Nipperdey  richtig  erklärt,  die  Städte,  welche  vor  der  lez  Itdia  latlnisehes  Recht 
gehabt  hatten ;  und  wenn  Plinius  in  Spanien  oppidani  LaUi  vetefu  (3,  25),  mu- 
nieipia  Ijatil  ctnUqui  (4,  1 17),  oppida  Laiio  antifpätu»  donata  (3,  7),  oppidü  Lati- 
norum  veierum  anführt,  so  meint  er  die  Städte,  welche  vor  Yespasian  das  iiu  LaiU 
erhalten  haben.    S.  RudorlT  De  maiore  ctc  minore  Laiio  p.  22. 

2)  Momrasen  G.  d.  R.  Münzw.  S.  319. 

3)  Ulpian  fr.  19,  4:  mancipcUio  loeum  habet  inter  cives  Romanos  et  Latinoa 
eokmiarios  Latinotque  lunianoa  eosque  peregrinos  ^  quibtts  commercium  datum  est. 
Ausführlich  handelt  hierüber  Mommsen  Die  Stadtrechte  S.  401  Anm.  27. 

4)  Ulpian  fr.  5,  4:  connuhium  hahent  cives  Romani  cum  civibus  Romanist 
cum  Lalinis  autem  et  peregrinis  tta,  sl  coneesstan  sit.  In  der  Urkunde  von  Sal- 
pensa  und  Malaca  findet  sich  keine  Erwähnung  des  connübium. 


—     55     — 

Kefisen^).  Je  grösser  die  Neigung  der  Laiiner  war)  diese  Freibeit 
selbst  ddit  Umgehung  der  gesetzlichen  Bedingung^)  und  zuni  Nach- 
theil  ihl*er  heimatlichen  Gemeinde^)  zu  benutzen,  desto  geringer 
wurde  in  Rom  die  Bereitwilligkeit,  immer  aufs  Neue  Latinei'n  die 
Gleichberechtigung  zuzugestehn,  und  namentlich  ihnen  den  Zutritt 
zu  den  Ehrenämtern  zu  gestatten^).  Man  wies  ttli  J.  567  =£=4 87  ^^^v^j; 
tSOOO  Latiner  aus  Rom  aus^)  und  wiederholte  diese  Maassregel 
zehn  Jahre  spHter  ^) ,  aber  der  Uebelstand  dauerte  fort  bis  zum 
Eüde  dieser  Periode  *) ,  und  mit  demselben  steht  es  offenbar  im 
Zusammenhange,  dass  man  den  Latini  coloniaru  seit  466>=c2€8 
diese  Freiheiten  nicht  mehr  zugestand,  sondern  ihnen  den  Eintritt 
in  chs  römische  Bürgerrecht  nur  in  einzelnen  Fallen  als  eine  per- 
sönliche Belohnung  gestattete.  Dieser  Falle  sind  zwei.  Einmal  werbanffdM 
erwerben  diejenigen  der  jüngeren  Latini  die  civüas  Romana,  'BftrMr-° 
welche  in  ihrer  Gemeinde  einen  Aonor,  d.  h.  das  Amt  eines 
duumvir ,  aedilis  oder  quaestor  bekleidet  haben  ^] ,   und   zweitens 

1)  LW.  41,  8,  9  vom  J&hr  577  as  177:  lex  »oeiis  nommi$  Latini^  qui  Btifpem 
ex  seit  domi  relinquerentj  dabat,  ut  ehes  Romani  flennt.  Lange  2,  120  veirixitt- 
thist,  68  sei  bei  der  Grandung  von  Galefi  (420  =  334)  uud  FregeUae  (426  »328) 
gegeben,  um  die  Bürger  zur  Theilnahme  an  den  launischen  Ck)lonien  ifülftbrig 
tu  machen. 

2)  Liv.  41,  8,  10  nnd  dazu  Hnschke  Gaius  p.  8. 

3)  Bei  Liv.  41,  8  sagen  die- Gesandten  der  ioeii  nominh  Latini:  perpaueia 
luttria  /^Ourum,  ut  deHrta  oppida,  deserti  agri  nuUum  militem  dort  ponint, 

4)  Liv.  23,  22;  34,  42. 

5)  Liv.  39,  3. 

6)  Liv.  41,  9,  9. 

7)  Das  letzte  Gesetz,  welches  sich  mit  demselben  besahaftigt,  ist  die  lex 
Lieinia  et  Mueia  de  civibu»  regundi»  vom  J.  6593b 95.  Asconius  p.  67:  cum 
9umma  cupiditate  eivitaiis  Bomanae  Jtalici  poptUi  tenerentury  et  oh  id  ma^fna  para 
eofutn  pro  eivüma  Romani»  ae  gererety  neeeaaaria  lex  viaa  eaty  ut  in  auat  quia(pu 
eivUaUa  iua  redigeretur.  Verum  ea  lege  Uta  cdienati  anind  auni  pnncipum  ItaUeo- 
mm  populorumy  ut  ea  vel  maxiima  caiuaa  belli  Jtalici  —  -—  fuerü,  Oic.  pr.  Seat. 
13,  30.   Schol.  Bobiens.  p.  296. 

8)  Dieses  Becht  erhielten  im  J.  665ts89  durch  den  Consnl  Cn.  Fompeius 
Strabo  die  transpadanlschen  Gemeinden,  wie' es  bis  dahin  die  andern  latinischen 
Städte  gehabt  hatten.  Ascon.  in  Piaonianam  p.  3:  Pömpeiua  enim  non  wwia  eo- 
lonia  eaa  {eoloniaa')  eonuIxUMÜ^  aed  tyeter&ua  ineoUa  manentibua  iua  dedit  LaUiy  ut 
poasent  heuere  (Rudorff  liest :  ut  poatea  haberent)  iua ,  quod  ceterae  LaUnae  colo- 
niae ,  id  eai,  ut  gerendo  magialratua  eivitatem  Romanam  adipiaeerentwr.  Von  Co- 
mum,  welches  695  b  59  latinische  Colonie  wurde  und  seitdem  Novum  Comum 
heisst  (s.  Madvig  p.  291.  Zumpt  Comm.  epigr.  1,  308),  sagt  Appian.  B,  C.  2,  26 : 

.^^^ ...   a.     1^T_^.. (    f/     «• 1.      A t •( .^ ! ..      ^...     ff^_.    ..-^^    X_.^    JL^..^.> 


di\m%inai  i'^opwoainLi  %a\  TOfjiieia«  tt  Ncfiauoip  Tfl»fA«iou<  6icS(p^ctv.  Lex  m«* 
nieipii  Saipenaa^d  (Mommsen  Die  Stadtrechte  S.  374»  C.  i.  L,  2,  1963.)  {£«*- 
hrica,    üt  magiitratua  eioHatem  Romanam  eonHq^amtur,    XXI  ....  Qui  II  vir 


—     56    — 

wurde,  nacbdem  die  lex  AciUa  repetundarum  des  Jahres  631  oder 
632  (423  oder  428)  jedefo  PeregrioeD,  wenn  er  eine  Anklage 
nach  diesem  Geselle  durchführte,  entweder  das  i^mische  Bürger- 
recht ^) ,  oder ,  wenn  er  dieses  nicht  wflnschte ,  wenigstens  das 
Provoeationsrecht  der  r^Mnischen  Bttrger^)  als  Belohnung  suge- 
sidiert  hatte,  durch  die  lex  Sefvilia  fepehmdarum  des  J.  643=: 
141')  diese  Belohnung  den  Latinern  allein  vorbehalten  ^) .  Die 
zweite  Art  der  Erwerbung  des  Bürgerrechtes  konnte  nur  selten  vor- 
kommen :  die  erste  war  die  regelmAssige ;  auf  sie  besieht  sich  die 
Formel  per  LaUum  venire  in  civiUUem^)»  In  der  Kaiserxeit  ist  aber 
auch  in  Besiehung  auf  die  erste  Art  der  Unterschied  gemacht 
worden,   dass  der  LaiinuSj   welcher  einen  honar  bekleidet  hatte, 

ctedilis  quaeslor  ex  hae  lege  faciut  erit,  eives  Bomani  twüo  cum  pott  annum  ma- 
gittraiu]  äbierirUj  cum  parentibus  eoniugibuaqtie  ac  Ifheri».  Vgl.  cap.  XXII.  XXIII. 
XXV.  Inschrift  von  Tergeste  aus  der  Zeit  des  AntoninoB  Pins  C.  /.  L  5  n.  532 
eo).  %  3 :  ^petraindo^  uü  Cami  CatdUque  aiMbuii  a  dwo  Augusio  rei  publieae 
nostrae  —  per  aedtUtatis  gradum  in  euricarn  noatram  admiiterentur  ae  per  hoc  ei- 
vitalem  Bomanam  apUeerenltir,  et  atfonium  noMfum  dUavU  et  euriam  eompUvit 
et  univeream  rempubUcam  notiram  cum  fomeaUe  mnpUavit  admitiendo  ad  ftonomm 
eommunionem  et  usurpationem  Bomanae  eivUatii  et  optimum  et  loeupletiseimum 
gfuemque.  C.  /.  L.  2  n.  163t :  L.  lutUus  Fauttinw,  L.  lunius  L,  f.  Mamhu  Fau- 

eiinut  t(ivitatem)  S(pmanam)  per  honorem  oonaet^uti).  Ib.  n.  2096  : m(tcnt- 

dpea)  m(uräeipi()  ben(eficio)  imp.  CaesarU  Aug.  Vespasiani  —  —  c(ivitaiem^ 
B(pmanam}  cofUfeouU)  cum  u{x}i>r\e  et  liberü]  per  hon(prem  IJvir(atu9).  Daher 
führt  ein  gewesener  II vir  in  seinem  Namen  die  Tribus.  Insehr.  v.  Astigi  in 
Baetica  C.  i.  L.  2,  1478. 

1)  C.  I.  L.  I,  198  lin.  76 :  de  ceivitate  danda.   Sei  quia  eorum,  quei  ceivia  Bo- 

manua  non  erit^  ex  hae  lege  alterei  nomen [ad  praetor}emj  quoku  ex  hoc  lege 

quaeitio  erit,  detoleritj  et  i»  [eo]  iudieto  hace  Uge  eondemnaUu  en't,  ta[m  eiSy  quei 
eiu8  nomen  detolerit,  quoku  eorum  opera  maxime  uniue  eum  eondemnatum  e$ae  ei 

iudieio  eorutitertt^    sei  volet ipee  fiiieique  quei  eiei  gnatei  erunty    cum"] 

eeivis  Bomanus  ex  hace  lege  fietj  nepotesque  [tu]m  eiei  filio  gruUeia,  dveis  Bomanei 
iustei  suntOy  [et  in  qua  tribu,  quoiu»  i»  nomen  ex  hace  lege  detolerit,  sufragium 
tulerit,  in  ea  tribu  aufragiuyn  ferunto  inque  eam  trÜmm  eer^sento. 

2)  Ibid.  lin.  78  und  dazu  Mommsen  p.  71.  Dies  Privilegium  sicherte  dem 
Latiner  die  Yortheile  der  lex  Valeria  (LIt.  10,  9)  und  der  drei  leget  Porciae, 
d.  h.  die  Provocation  gegen  körperliche  Strafen,  welche  dem  gewöhnlichen  Latinnu 

nicht  instand.     Sali.  Jug.  69 :    Turptliua condemnatus  verberatusque  capite 

poena»  eolvit :  nam  ia  eivia  ex  Lotio  erat.    Rudorff  a.  a.  O.  p.  15  ff. 

3)  Mommsen  a.  a.  0.  p.  55. 

4)  Cic.  pr.  Baüh.  23,  53:  quomodo  L.  Coaainiua  Tibura  —  —  damnato 
T.  CoeUo,  quomodo  ex  eadem  eivitate  T.  Coponiua  —  damnato  C.  Maaaone  eivia 
Bomanua  eat  factua?  —  24,  54:  quod  ai  acerbiaaima  lege  ServiUa  principea  viri 
et  graviaaimi  dvea  hanc  Ixitinia,  id  eat  foederaiia^  viam  ad  eivitatem  populi  iuaau 
patere  paaai  aunt  —  —  cum  praeaertim  genua  ipaum  aecuaationia  et  nomen  et 
eiuamodi  praemiumy  quod  nemo  aaaequi  poaaet  niai  ex  aenatoria  eakmütaiet  neque 
aenatori  neque  bona  euiquam  rUmia  iueundum  eaae  poaaet,  dubitandum  fuit,  quin  quo 
in  genere  iudieum  praemia  rata  eaaent,  in  eodem  iudicia  hnperatorum  vdlefent? 
Nwn  fundoa  igitur  faetoa  populoa  Lalinoa  arbitramur  out  Serviliae  legi  aut  eete- 
ri$i  quibua  Latinia  homtnibua  erat  propoaitum  aliqua  ex  re  praemium  eivitatia? 

5)  PUn.  paneg.  37.    Gaius  1,  95. 


—     57     — 

io  einigen  Gemeinden  nur  für  seine  Person  den  Anspruch  er-  LaUwm 
langte,  sich  in  eine  Tribus  einschreiben  zu  lassen,  in  andern  minui. 
Gemeinden  dagegen  mit  seiner  ganzen  Familie,  seinen  Eltern,  seiner 
Frau  und  seinen  Kindern  des  Bürgerrechts  tbeilhaftig  wurde  ^}, 
und  dies  ist  der  Unterschied,  welchen  die  Ausdrücke  Lntium  oiams 
und  Latium  minus^)  bezeichnen,  welche  auf  die  hier  in  Bede  ste- 
hende Zeit  keine  Anwendung  zu  haben  scheinen. 


Zweite  Periode. 

ItalleH  nach  dem  Bundesgenossenkriege.    Erweiterang 
Italiens  doreh  Hinzuziehung  Ton  OaUia  Cisalpina. 

Das   Verhaltniss    der  Bundesstädte ,    von   welchen    wir   ee-  y^*^^*- 

'  ^       denbeit  der 

sprechen  haben,  war  durch  die  wachsende  Macht  Borns  schon  itaiiker. 
nach  dem  zweiten  punischen  Kriege  ein  so  ungleiches  gew^orden, 
dass,  wahrend  die  Lasten  der  fortdauernden  Kriege  grossentheils 
den  Verbündeten  aufgebürdet  wurden,  die  Flüchte  der  Erobe- 
rungen den  Bömern  aliein  zu  Gute  kamen.  Seit  dem  J,  536=S18 
hatten  die  socii  doppelt  so  viel  Truppen  gestellt,  als  die  Bömer^) 
und  ihr  Contingent  selbst  besoldet  ^) ,  bei  dem  Triumph  des 
C.  Claudius  Pulcher  über  die  Ligurer  577  =r  177  erhielten  sie 
dagegen  als  Triumphalgeschenk  die  Hälfte  von  dem,  was  die 
römischen  Soldaten  bekamen^),  und  bei  der  Ackerassignation  in 
Ligurien  im  J.  584=173  wurden  den  Romem  zehn,  den  Lati- 
nem  drei  iagera  angewiesen^).    Dies  sind  nur  einzelne  Beispiele 

1)  Lex  munic.  Salptns.  c.  21.  MommseD  Stadtrechte  S.  405.  RudorflF  De 
mahre  ae  minore  TmHo  ad  Gaium  1,  95.  96  diajmtatio  eriUca,  Berol.  1860.  4. 

2)  Garns  1 ,  95  nach  Rudorffs ,  Mommsens  und  Huschkes  Restitutioa  in 
Hnschke  lurUprudentia  anUhutiniana :  alia  causa  e$i  eorum ,  qui  Lati[i  iwt]  cum 
UberU  9uU  ad  eivitatem  Bomanam  perveniunt ;  nam  korum  in  poiesUiU  fiunt  Uberi. 
Quod  iui  quänudam  pi^regrinU  ewUaÜhus  eompelil,  ti  modo  mahu  LaUum  kabetU, 
Nam  auf  mahu  LaUwn  dteittir  aui  mhms.  Maiut  Latium  est,  cum  magiHraium 
vel  honorem  in  eivitate  tua  gerendo  eiiam  parenles  et  Uberi  et  uxor  cum  his,  qui] 
magietratum  gerunt,  eiifitalem  Romanam  eonsequunlur ;  minus  Latium  est,  cum 
hi  tanium,  qui  vel  magistratum  vel  honorem  gerunl ,  ad  eivitatem  Romanam  per- 
veniunty  idque  eomplurihus  epistuUt  priTicijmm  significatur. 

3)  So  stellten  im  J.  536  =  218  die  Römer  24,000  M.  Infanterie,  1800  Reiter; 
die  toeii  40,000  M.  Fussvolk,  4400  Reiter.  Liv.  21,  17,  vgl.  Polyb.  2,  24. 

4)  Liv.  27.  9,  13. 

5)  Liv.  41,  13. 

6)  Liv.  42,  4. 


—     58     — 

eittbr  Zurücksettung,  welche,  mit  Gonsequens  dtirchgefubfi  ^) ,  die 
Italiker  in  eben  dem  Grade  erbitterte  ^j ,  wie  die  Ausdcfaliessung 
von  den  gesetslichen  Schattmitteln,  welche  die  römischen  Bürger 
der  anmaassenden  Willkühr  der  Behörden  gegenüber  zu  ihrer  per- 
sönlichen Sicherstellung  errungen  hatten').  Dam  kam,  dass  die 
eigene  Verwaltung  eines  Gemeinv^sens  um  so  mehr  an  ihrem 
Werthe  verlor,  je  mehr  dieselbe  den  Eingriffen  des  flbermächtigen 
Rom  fortwahrend  ausgesetzt  war,  wfihrend  das  Streben  nach 
politischem  Einflasse,  welches  in  Rom  durch  die  Fortschritte  der 
Demokratie  immer  allgemeiner  ward,  sich  den  Italikern  mittheilte 
und  am  Ende  zu  der  Ueberzeugung  führte,  dass  nur  in  einer 
voltftliindig^n  61eichbei*echtigung  zwischen  Rom  Und  Italieü  eine 
Abhülfe  der  vorhandenen  Uebel  zu  finden  sei.  Der  erste  Antrag, 
allen  italischen  Bundesgenossen  das  Bürgerrecht  zu  ertheilen,  ging 
von  dem  Gonsul  M.  Fulvius  Flaccus  (629  =  125)  aus^l,  aber  weder 
er  noch  drei  Jahre  darauf  G.  Gracchus  <^)  drangen  damit  gegen  die 
Nobilität  durch;  die  härte  Ausweisung  aller  Italiker,  welche  iti 
Rom  das  Bürgerrecht  zu  usurpiren  suchten,  durch  die  lex  Lmnia 
Mucia  des  J.  659  =  95®)  und  die  Vereitelung  der  durch  den  Tri- 
bunen M.  Livius  Drusus  im  J.  663=91  zum  dritten  Mal  den 
„J^^*^^"  Italikern  erregten  Hoffnungen^)  führte  endlich  zu  dem  kurzen 
aber  blutigen  Bundesgenossenkriege ,  durch  welchen  die  Italiker 
ihren  Forderungen  Gewährung  verschafften.  Schon  Ende  664  =:  90 
ux  luua.  wm'de  das  Gesetz  des  Gonsuls  L.  lulius  Gaesar  {lex  Min)  geneh- 
migt, durch  welches  die  bis  dahin  treu  gebliebenen  föderirten 
und  namisntlich  alle  latinischen  SUtdte  Italiens  das  Bürgerrecht 
erhielten,  wenn  sie  dasselbe  annehmen  wollten  [si  ei  legi  fundi  facti 
essent)  ^) ;  unmittelbar  darauf.  Im  December  desselben  Jahres  oder 

1)  S.  die  Ausfahrungen  bei  Mommsen  R.  O.  1^,  796  ff.  Lange  2,  254  ff. 

2)  Liv.  41,  13,  8.   AsconiuB  p.  67. 

3)  8.  oben  S.  Ö6  Anm.  2. 

4)  Appian.  B.  C.  1,  21.  34.  Yal.  Max.  9,  5,  1. 

5)  Appian.  B.  C.  1,  23.  34.  Plut.  C.  Otacch.  5.  8.  9.  VeU.  2,  6:  döbai  ciW- 
taUm  omnibu»  ItaUeiB,  extendebat  eam  point  iM^tte  AVpts, 

6)  S.  oben  S.  55  Anm.  7  und  Rudoiff  R.  Rechtsgescb.  1,  30.  Lange  3,  88. 

7)  Appian.  B,  C.  1,  35.  Liv.  ep.  71.  VeU.  2,  14. 

8)  Appian.  B.  C.  l,-49:  iToXiairmv  hk.  tou;  in  4v  tj[  ou|Ajj,a)^lqt  itapajxi- 
vovrac  d^jflQcploaTo  (V)  ßouXVj)  elvai  iroXtra?  •  ou  ^  p-eiXiOTa  jjlövov»  irdvtec  dff€Ööfi.ouv. 
xal  tdhz  U  TuppTjNO^«  TrepiÄTcejjiire'v  *  ol  li  dfapievoi  T?j«  TToXiTela«  pteTcXolfjißavov. 
Gic.  pr.  Balb.  8,  21:  ip$a  dmique  {lege  /uüa),  qua  Ugt  civitaa  e$l  soeiiB  et 
Latinis  data^  qui  fundi  popuU  faeU  non  eseent,  emiatem  non  haberent.  Gell.  4, 
4^  3.  VeU.  2,  16. 


—     59     -- 

im  Januar  665  =  89  >),  bestimmte  ein  zweites,  von  den  Yolkstri- 
bunen  M.  Plautius  Silvanus  und  G.  Pdpirius  Garbo  rogirtes  Gesetz, 
die  lex  Plautia  Papiria,  dass  alle  cives  und  mcoiae  der  fdderirten  ^^^Jj^'* 
Staaten,  welche  zur  Zeit  des  Gesetzes  in  Italien  ihr  Üdmicil  hatten, 
das  rötnische  Bürgerrecht  bekommen  sollten,  im  Falle  sie  sich 
innerhalb  60  Tagen  bei  dem  städtischen  Pl*ätor  in  Rom  melde- 
ten^. Allein  die  Ausführung  dieser  Gesetze  stiess  dBf  versdiiedene 
Schwierigkeiten.  Die  erste  war  die  Einschreibung  der  neuen  Bür- 
ger in  die  Tribus.  Mah  beabsichtigte,  dieselben,  uin  sie  nicht  ein 
Uebergewicht  in  den  Gomiticn  erlangen  zu  lassen,  in  acht  Tribus 
zu  vertheilen  ^ ,  in  det*selben  Art,  ^ie  man  die  Freigelassenen  in 
vier  Tribus  stimmen  Hess,  allein  diese  halbe  Maassregel  kam  weder 
bei  dem  nächsten  Gensus  des  J.  665  =  89*],  noch  überhaupt  zur 
Ausfuhrung,  sondern  nach  einem  vergeblichen  Versuche  des  Tri- 
bunen P.  Sulpicius  666  =  88,  diese  beschränkende  Bedingung 
durth  ein  neues  Gesetz  aufzuheben  &) ,  gestand  schliesslich  der 
Senat  durch  einen  Beschluss  des  Jahres  670:==  84  den  Neubttr- 
gern  das  Stimmrecht  in  allen  Tribus  zu*).  Sodann  hatte  ein 
Theil  der  Bundesgenossen  das  angebotene  rOmisdie  Bürgerrecht 
nicht  sofort  angenotlimen^) ,  ein  anderer  Theil  durch  Sullas  Ibx 
Cörneb'a  de  civitate  (673=81)  wieder  verloren^);  es  dauerte  so- 
nach noch  einige  Zeit,  bis  ganz  Italien  wirklich  desselben  theil- 
haftig  wurde®). 

1)  Mommsen  R.  G.  2,  242  Anin. 

2)  Cic.  pr.  Areh.  4,  7:  daUi  tat  civitas  Silvani  lege  et  CarbonU  ,,«i  gut 
foedtraiis  eivitatibus  adacripii  fuissent;  «i  tum^  quum  lex  ferebatur,  in  Itaüa  do- 
mkilium  habuinent;  et  fi  »exagintn  diebu8  apud  praelortm  eatent  profeuU*  8chol. 
Bob.  p.  353.  Cic.  adfam.  13,  30. 

3)  Yelleius  2,  20 :  iiaque  quum  iia  civitaa  ItaUae  data  eatet^  ut  m  octo  tribus 
coniribuerentur  novi  cives  ^  ne  potentia  eorum  et  muUitudo  veterum  civium  digni' 
totem  frangeret,  plusque  posaent  recepU  in  beneficiumj  quam  auctores  henefici, 
Cinna  in  omnibus  tribuhus  eos  se  distributurum  pollicitus  est.  Appian  i,  49  sagt 
dagegen,  da£s  neue  Tribus  gebildet  werden  sollten.  Die  Stelle  ist  iudess  in  der 
Erklärung  zweirelbaft.    S.  Mommsen  Die  R.  Tribus  S.  11. 

4)  Cic.  pr.  Arch.  5,  11 :  est  enim  obscurumy  —  primis  (^cemoribus)  lulio  et 
Crosse,  nuUam  populi  paHem  esse  eensam. 

5)  Liv.  ep,  77.    Appun.  B.  C,  1,  55.  56. 
6]  Liv.  ep.  84. 

7)  So  die  Lucaner  und  Samniten.  Appian.  B.  C.  1,  53.  Die  Cass.  fr.  102, 
tÜ  Bekk. 

8)  Sali.  Bist,  I  fr,  41  p.  12,  6  Dietsch.    Cic.  pr.  domo  30,  79.  de  lege  agr. 
Appian.  B.  C.   1,  100. 

9)  Yell.  2,  16:  paulatlm  deinde  reeipiendc  in  dvitatem  qut  arma  aM  non 
ceperofU  out  deposuerant  maturius  virti  refsetai  sttfrt. 


3,  2,  6. 


—     «0    — 

Dm  ciMi-  Wir  haben  oben  S.  1 9  gesehn .  dass  Italien  damals  im  Nor- 

GftiUM.  den  nur  bis  lum  Amus  und  Aesis  reichte,  Gallia  Cisalpina  aber 
ebenfalls  von  Rom  aus  verwaltet  und,  nachdem  es  aus  unbe- 
kannten  Gründen  auf  kurxe  Zeil»  wahrscheinlich  von  673 =8 f 
bis  742=42,  mit  einer  neuen  Begrenzung  als  Provinz  admini- 
sU-iri  war,  definitiv  zu  Italien  gezogen  wurde.  Wahrend  des  Bun- 
desgenossenkrieges stand  das  cisalpinische  Gallien  treu  zu  Rom 
und  nahm  am  Ende  desselben  Theil  an  den  Bewilligungen  der 
lex  iulia.  Es  lagen  in  ihm  sieben  Golonien,  drei  cobniae  civium 
Hofnanorum^  Mutina,  Parma  und  Eporedia,  und  vier  latinische, 
nämlich  südlich  vom  Po  Placentia  und  Bononia,  nördlich  vom  Po 
Cremona  und  AquUeia ;  die  ersteren  blieben  in  ihrem  alten  Ver- 
hältnisse, die  letzteren  wurden  in  die  civitca  aufgenommen  und 
in  municipia  verwandelt*).    In  Beziehung  auf  die   übrigen  (bde- 

^«  c^p^  rirten  Stttdte  unterschied  man  zwischen  dem  cispadanischen  Lande, 
welches  bereits  grossentheils  romanisirt  war,  und  dem  transpa- 
danischen,  in  welchem  sich  noch  bis  in  die  Kaiserzeit  barbarische 

«rkiitdM  Keltenstämme  erhielten;    dem  ersteren   scheint  damals  das  Bür- 

B(krg«T7echt, 

gerrecbt  allgemein  verliehen  zu  sein^),  das  Verhältniss  des  letz- 
teren oitlnete  im  J.  665s=89  der  Consul  Gn.  Pompeius  Strabo 
durch  ein  eigenes  Gesetz  (lex  Pompeia)  ^) ,    indem  er  dasselbe  in 

1)  Paher  nennt  Cicero  in  der  PUoniana  bei  Asconius  p.  3  Placentia  ein 
munieipiumt  nnd  es  iBt  nur  Unkenntniss,  wenn  Asconins  dazu  bemerkt:  magno 
optre  me  hatiitare  eonftUor^  fuid  <if  gtiare  Cicero  \Placentiam  munic^ium  tue 
dhat,  Vidto  tntm  <n  afmaUbus  torwn,  qui  Punicum  htUvm  aecwndum,  seripseruni, 
tradi,  FlacenUam  eolomam  dedudam.  Auch  AquUeia  beisst  municipium.  Yitruv. 
1,  4,  11.  C.  i.  L.  y  n.  903.  968  und  dazu  Mommsen  p.  83. 

2)  Hiefür  giebt  es  ein  directes  Zeugniss  nicht,  man  kann  nur  einen  Scbluss 
machen  aus  dem  besonderen  Verfahren,  welches  die  Transpadaner  nöthig  machten. 
Im  J.  689  SS  65  hatten  die  Cispadaner  bereits  das  Bärgerrecht.  Denn  Cicero  ad 
AU.  1,  1|  2  sagt  in  diesem  Jahre:  videtur  ht  »uffragiU  muUum  po$9e  GaUiaj  und 
Dio  Cass.  37,  9  von  den  Censoren  desselben  Jahres :  xal  ol  Ttfitjral  irepl  tq>v 
öirip  TÖv  'Hpifiavov  oIxo6vtwv  ^teveyd^vTec  (tä  jjiev  ^Ap  U  t^v  itoXireCav  atirou« 
^odlYccv  ^5dxst ,  T<p  hi  o&)  o^ftev  ouos  t&v  iXAoiv  Inpa^av,  düO^A  xal  v^s  dpy^iv 
^TCctTcov.  Ausführlich  handelt  über  die  ganze  Frage  Savigny  Verm.  Sehr.  3, 
304  ff.  Mommsen  R.  G.  2,  242  f.  und  im  Widerspruch  zu  SaTigny  Zumpt  8tud. 
Rom.  p.  32—42. 

3)  Plin.  N.  H.  3,  138  giebt  das  Verzeichniss  der  von  Augustus  unterwerfe- 
nen  Alpen  Völker  und  fügt  hinzu :  non  «tmt  adUetae  CotUanae  eiüUaie$  \ll,  qua€ 
non  /tierunl  hotiiUiy  iUm  aUtibuUu  munieipiU  lege  Pompeia.  Asconius  in  Pisth- 
nianam  p.  3:  neque  ilhtd  dici  potest,  Mie  eam  eolcniam  esse  deduetam  (nämlich 
Placontiam),  quemadmodum  post  plures  aeiates  Cn.  Pompeius  Strabo^  pater  Cn. 
PompeU  Magni^  Ttantpadanas  coionias  deduxerat.  P&mpeius  enkn  non  novis  eolonis 
eas  eonslittitt,  sed  veterihus  incoUs  manenUbus  ius  dedii  LaHi,  tU  posseni  habere 
[ut  post  ea  haberent  Rudorff]  His,  quod  eeterae  Laiinas  cotonsoe,  id  est,  %d  gerendo 
ma^ittraUu  eiviiaUm  Romanmn  aiHpimmtnHif, 


währte,  und  ihren  Stadtgebieten  die  noch  ganz  unrömischen  ^^^^jjjjft^^n 
tenslämme  nicht  als  gleichberechtigte  Genieindemitglieder,  sondern  ^^j^^^ 


—      61      — 

eine  Anzahl  von  stadtischen  Territorien  eintheilte,  diese  Städte 
auf  italische  Weise  constituirte,  ihnen  zwar  nicht  die  römische 
CiviUlt,   aber  das  Recht  der  jüngeren   latinischen   Colonien  g©- ^^JJ^IoiS*' 

derjl 

als  unterworfene  und  zinspflichtige  Peregrtnen  einverleibte  ^) .  Fttr 
die  Transpadaner  selbst  war  diese  Organisation  nur  eine  vorbe- 
reitende Maassregel,  deren  baldige  Abstellung  sowohl  sie  selbst 
erstrebten  als  auch  die  römischen  Behörden  von  vom  herein  an- 
nahmen^). Im  J.  705=49  gewährte  Gfisar  ihnen  das  Bürgerrecht  ^Jj»»^ 
und  römische  Municipalverfassung  3) ;  nach  der  Schlacht  bei  Phi* 
lippi,  742=s4SI,  wurde  die  Provinz  Gallien  aufgehoben^),  das 
Land  definitiv  mit  Italien  vereinigt,  und  seitdem  giebt  es  in  Ita- 
lien keine  latinischen  Städte  mehr.  Nichtsdestoweniger  erhielt 
sich  aber  das  neue  Rechts verhältniss,  welches  Cn.  Pompeius 
Strabo  dadurch  geschaffen  hatte,  dass  er,  ohne  Colonisten  aus- 
zuführen, vorhandene  Gemeinden  mit  einem  fingirten  Rechte  von 
coloni  Latini  ausstattete,  durch  die  ganze  Kaiserzeit  als  ein  neues 
ru*  Lalii  oder  Laiium^),  welches  theils  ganzen  Provinzen,  wie^««?ffW»^«r 
Spanien  durch  Yespanian^^),  theils  durch  die  lex  lunia  Not^bana 
des  J.  77St=19  n.  Chr.  einer  geviissen  Ciasse  von  Freigelas- 
senen   mit    besonderen    Beschränkungen    ertheilt   wurde  ^) ,    so 

1)  S.  oben  S.  13  f.  Mommsen  Hennes  4,  112  ff. 

2)  Im  J.  688^66  beisst  es  von  Caesar  Suet.  Cae$.  8:  deceden»  ttgo  ante 
lempus  eotoniaa  Lathuu  de  petendo  eivUaU  agitanie$  odiH,  weninter  nur  die  trans- 
padaniscben  Terstanden  werden  können  (Savigny  Verm.  Scbr.  3,  309);  Im  fol- 
genden Jabre  war  einer  der  Gensoren  Willens,  die  Transpadaner  in  die  Tribus 
anfzuiiebmen  (Dlo  Cass.  37,  9j;  Cäsar  Hess  sie  schon  vor  706^49  in  den  Le- 
gionen dienen  (Caes.  B.  C.  3,  87:  hae  copiaef  quai  videiis^  ex  dUecUbu$  korum 
imnorum  in  eiteriore  QalUa  tunt  refectae:  et  plerique  wnt  ex  cclonis  Tranaipada'- 
mB\  im  J.  703  SS  51  spricht  Cicero  ad  AU.  5,  2,  3:  erotgtie  tumor  de  Tranaipa- 
daniSy  eos  htsaoe  JJIJviros  oreare.  Vgl.  ad  fam.  8,  l,  2  und  Mommsen  R.  G. 
3,  309  Anm. 

3)  Dio  Cass.  41,  36:  toTc  TaKdxw  toi<  ^^C  t6v  'AXicemv  bnkp  t^v  'Hpi- 
^av6v  o(itoöai  tifjv  TCoXtTsCav  — -  dicitmu. 

4)  Appian.  B.  C.  f),  3 :  ri\s  ts  fäp  KcXtcx*^  rjjv  dvc^c  'AXicesov  ^(dxci, 
Kocbapo;  dl|to\moc,  aOrövofAov  d^tivat,  Yvjdbfi^  to&  icporlpou  Kalaopocy  ▼gl*  c.  22. 
Dio  Cass.  48,  12.  Es  war  dies  schon  Mher  beahsiehtigl.  Appian.  B.  (\  3,  30: 
^a<xv  ^  o\  xa\  x6  l8vo;  8X0;  iXcu(kpouv  '^-rcuoviac  '^^ouv*  o&toK  4(c&o(xeoav 
dfYw  vfyt  KfXTtxi^N  ouOQtv.    S.  Drumann  1,  o8y.    Mommsen  C.  7.  L.  I  p.  118. 

5)  Ueber  die  Bezeichnungen  ku  iMtü  (Tac.  Ann.  16,  32),  Acriou  (ixatov 
(Appian.  B.  C.  2,  26),  Ijüium  (Tac.  HUt,  3>  55.  Plin.  AT.  M.  3,  7  u.  d.)  s.  Ru- 
dorff  De  mahre  et  minore  Lotio  p.  21  Anm. 

6)  Kin.  N.  H.  3,  30. 

7)  8.  Vangerow  Ueber  die  LaUni  JunUmi,  Marburg  1833.  8.  Rudorff  R. 
Reeht;.gesch.  S.  62.  Ueber  die  Zeit  des  Gesetzes  Borghesi  Oeuvre$  ö,  216. 


—  ^%  - 

cU98  es  bis  auf  (oBlioian  noch  immer  ein  latuiiscl^es  Recbt  dop- 
pelter Art  giebi ,  das  der  Laiini  coloniarii  und  der  LaUni  luniani  ^) . 
ErtTü^^  Die  EriheiluDg  der  Givitäl  brachte  in  Italien  wie  in  dem  eis- 

^MBtrger-  alpifiischen  Gallien  eine  völlige  Umwandelung  der  Verhdltnisse  her- 
gvtt  itoUai.  vor ;    mit  ihr  erhielt  die  römische  Sprache  officielle  Geltung  und 
allgemeine  Verbreitung,  wogegen  die  einheimischen  Dialecte,  z.  B. 
in  Gampanien  das  Oskische ,  ausstarben ;  die  Berechtigung  Münzen 
SU  schlagen  hörte   in  ganz  Italien  auf;    das  alte  Privatreeht  der 
föderirtan  SUldte  wurde  durch  das  römische  Recht  ersetzt;  römische 
Tracht,  römische  Sitte,  römische  Vornamen,  römische  Zeitbestim- 
mung kamen  auch   in  Unteritalien  in  Gebrauch   und  die  Erinne- 
rungen an  vorrömiscbe  Zustände  verschwanden  in  Kurzem  gänz- 
lich ^).     Die   wichtigste  Folge   dieser  Umgestaltung  war  indesseu 
Di«  Munici- die  Ausbildung  des  römischen  Municipalwesens.    Der  dem  ganzen 
bstiDdig« Alterlhum  gemeinsame  Grundsatz,   dass  Stadt  und   Staat  iden- 

Btaaten 

eonstitnirt  tischc  Begriffe  siud,  war  bisher  auch  von  den  Römern  in  der 
Weise  befolgt  worden,  dass  der  römische  Staat  nur  eine  Gemeine 
bildete,  die  römischen  Municipien  und  Colonien  nicht  selbständige 
civitates,  sondern  Theile  der  römischen  civitas  ausmachten,  die 
föderirten  Stcldte  dagegen,  zu  denen  die  latinischen  Colonien  ge- 
hörten, als  formell  selbständige,  ausserhalb  der  römischen  civitas 
stehende  Staaten  betrachtet  wurden.  Nunmehr  war  jeder  Unter- 
schied der  italischen  Städte  beseitigt,  sowohl  die  alten  Munici- 
pien (s.  S.  26  ff.)  als  die  Bundesstaaten  waren  römische  VollbUrger- 
gemeinden  geworden,  und  es  stellte  sich  als  unmöglich  heraus  die 
Einwohnerschaft  ganz  Italiens  zu  einer  Stadtgemeinde  zu  vei'eini- 
gon^).  Die  städtische  Republik  hatte  sich  zu  einem  grossen 
republikanischen  Staat  erweitert;  und  es  kam  darauf  an,  die 
neuen  Btlrgergemeinden  als  gleichberechtigte  Glieder  in  den  Or- 
ganismus desselben  einzufügen^).    Vollständig  ist  dies  den  Römern 


1)  UlpUn.  fr.  19,  4:  mancipatio  loeum  habet  mter  eive$  Romanoi  et  lAitinoa 
eoloniarioM  iMtinotque  itmicinoi.  DoaiUieus  de  tnanumhs.  J  6  p.  49  Bücking :  sed 
nunc  hiAent  prapnam  Ubertaietn  inUr  amieot  numufiiisii  et  fiunt  Latini  Juniani, 
quoniam  lex  lumia,  quae  Ubertattm  eig  dedUy  exaeqwivU  eos  Lutinit  eoloniariU, 
qui  cum  tasefä  eives  Romani  Ubertif  nomen  wum  in  coloniam  dedissent.  Gaius 
3,  56. 

2)  8.  Mommseii  UntariUliache  Dialekte  S.  113. 

3)  Mit  Bezug  hierauf  bezeichnet  Tiberius  bei  Tacit.  Ann.  3,  04  drei  Pe- 
rioden der  rümischen  Geschichte.  Von  der  ersten  sagt  er:  uniua  urbi»  cive»  era- 
mus;  die  zweite,  d.  h.  die  Zeit  nach  dem  Bundesgenossenkriege)  nennt  er  Ro- 
manorum  intra  Italiam  dominatiof   die  dritte  ist  die  Periode  der  Weltherrschaft. 

4)  Mommsen  R.  ti.  2,  366  ff. 


—     63     — 

nie  gelungen,  namentlich  haben  sie  keia  Mittel  gefunden  die  Aus- 
übung des  Stimmrechtes  den  entfernter  wohnenden  Municipes  zu 
ermöglichen  ;  sie  begnügten  sich  vielmehr,  die  neuen  Bürgerge- 
roeinden  einerseits  selbständig  lu  machen,  indem  sie  ihnen  die 
Wahl  eigener  Gerichts-  und  Verwaltungsbeamten  gestatteten,  an- 
dererseits in  ein  bestimmtes  Abhangigkeitsverbttliniss  lur  Staats-  neMsVil^. 
regierung  zu  setzen,  indem  sie  die  Grenze  zwischen  der  Gompetenz  ^^^l^ni^ 
der  Stadt-  und  Staatsbehörden  durch  besondere  gesetzliche  Be-  9^*^^- 
Stimmungen  (ieges  munieipales)  feststellten.  '^pa!!». 

Der  Ausdruck  lex  munictpalis  kommt  in  zweierlei  Bedeutung 
vor  ^j .  Zuerst  hat  jede  römische  Colonie  ^) ,  jedes  römische  Muni- 
eipium,  jede  latinische  Stadt  ^),  endlich  jede  autonome  Provineial- 
gemeinde^)  ihr  eigenes  Gesetz  (lex  mumcipalis^)^  lexmunicipii^), 

1)  Savigny  Yerm.  Scbr.  3,  354.  Mooimsen  Sudtiecbte  von  Salpensa  und  Ma- 
laca  B.  392. 

2)  Frontin.  grom.  p.  19,  4:  quiäfuid  embn  ad  coUnkie  nwniciptioe  f>rioAe- 
giwn  ptfiinUf  terriiorü  tum  apptUofU.  Hygin.  p.  118,  9:  $€d  et  haee  meminerimua 

in  legibut  aaept  mveniri inscriptum:  y^Ovo»  agro»  —  intra  finet  —  dedero 

liUignavfro,  «i  üa  agrU  iurimUeiio  et^ereiUoque  uio  coUmiae  Hiku.'''^   p.  133,  17: 

de  iure  terrUpriorum quid  po»9wnu9  aliud  tuadere .  quam  ut  UgcM  —  per- 

leg(xmu$  et  ut  interpretemur  aeeundum  singula  momenta.  Sulla  schrieb  der  Stadt 
Puteoli  ( Dikaearchia ) ,  welche  damals  schon  Militircolonle  war,  Gesetze  (Plnt. 
SuU,  37),  und  Fronto  ad  amicoi  2,  7  p.  193  Naber.  lag^  von  der  Cokmia  Julia 
Coneordia  (C.  1.  L,  Y  p.  178):  etim  lege  Ooneordemihmi  eautwn,  ne  qui»  $eribam 
faxü  fM  ewn,  quem  deeurionem  quoque  reete  faeere  pomtf 

3)  Die  formvUa  von  NeoMusus  erwihnt  PUn.  N.  U,  3,  37,  «ad  die  Inechrif- 
ten  YOB  Salpensa  und  Malaca  enthalten  iwei  Ugta  wtumtipaUe. 

4)  Hierüber  s.  den  Abschnitt  von  den  ProYinzen.  Als  Beispiele  mögen  die- 
nen Amisas  in  Bithynien,  dessen  legee  bei  Plin.  ep.  ad  TVokm.  93  erwähnt  wer- 
den, nnd  Antioohia  in  Syrien.  Paplnian.  Big,  42,  &,  37:  iintioeftefuHm  CoA^ 
S/gftiait  eivitoti,  ^uod  lege  atia  pfiviUgWm  <n  honU  defkmeti  dtbitorie  aeeepit,  iiia 
pereequendi  pipnQriJ  durare  conetitU,  welche  Stelle  sich  anf  die  Zelt  besieht,  in 
welcher  Antivchia  noch  nicht  Colonie  war.  Erhalten  ist  noch  die  lex  AMUonia  de 
TtrmeuHme  vom  Jahre  683:^=71.  C.  i.  L.  I  n.  204.  In  Sicilien  hatte  Jede  Stadt 
ihre  lex,  Cic.  aee,  in  Verr.  2,  49,  120:  UgaU  Centunpmi,  MaUtkü,  GotfiMiiMa, 
PanofmiUxnique  dixenmt  —  — ,  neminem  uUa  in  eivitate  emuitoftm  faetum  e$$e 
proltf,  neminemy  ut  legte  eonmik  euniy  mafjfiragü».  Vgl.  $  122. 

5)  Dig.  43,  24,  3  S  4 :    koe  iia  verum  est ,    $i  non   lex  munieipfdia  eurai&ri 
•  rei  pMieae  a$nptiuB  toneedat.     47,  12,  3  $  5 :  quid  tarnen ,    ei  lex  munieipalia 

permittat  in  eivitate  aepelirif  50,  1,  26:  magiaifatua  municipaUe  cum  unum  ma^ 
giatiratum  adminiatrtnt  y  eiiam  uniua  kominia  vieem  auaiinenl.  Et  hoe  plerumque 
quidan  lege  munieipaU  eia  datur,  verum  ei  ei  non  eit  datumy  dummodo  non  dene- 
gatumy  morihue  eompetit.  50,  3,  1  pr. :  deeurionee  in  albo  ita  eenptoe  eeae  oporteiy 
ut  lege  mmueipali  praedpitur.  50,  4,  11  ^  1 :  etai  lege  munieipali  eaioeatury  ut 
praeferamüm  fn  homorihue  eertae  eonditionia  hominea^  aUamm  aeiendum  eaiy  hoe 
eeae  ckeervandumy  ai  idionti  aint. 

6)  Dig.  3,  4,  6  pr. :  quod  et  in  konontm  petitione  erU  etreandum ,  niai  lex 
tmmieipii  —  —  prohiheat.  Cod.  Inst.  8,  49,  1  und  von  einer  griechischen  Stadt : 
Dig.  50,  9,  6:  munieipii  lege  ita  eaulum  erat:   ids  tu  I&»  toI»  ouve^iou  hnuir 

OT^Tfll  X.  T.  X. 


—     64     — 

lex  civitatis^),  lex  hci^))^  woninier  weder  ein  röoiis^er  Volks- 
beschluss,  noch  eine  von  der  Sladtgemeinde  seibsl  ausgegangene 
Bestimmung,  sondern  eine  ConsUtulion  zu  versieben  ist,  welche 
ein  vom  rdmischen  Volke  bevollmäcbtigier  CSommissar,  und  zwar 
ein  magistrotiis  cum  imperioy  gewöhnlich  ein  commandirender 
Feldherr  der  betreffenden  Stadt  verlieh  >) .  Hiefttr  ist  die  Formel  : 
legetfä  dare^),  d.  h.  ein  Stadtrecht  oder  ein  Provinciairecht  vor- 
schreiben, wahrend  die  Romischen  Gesetze  beim  Volke  beantragt 
(legem  rogare)  und  vom  Volke  genehmigt  werden.  Der  £rlass 
solcher  speciellen  Municipalgesetze  wird  zwar  in  alter  Zeit  selten 
erwähnt^),  wurde  aber  schon  damals  nOthig,  als  man  den  Ma- 
nicipien  mit  unvollsUindigem  Bürgerrecht  nach  und  nach  die  volle 
cwitiis  ertheilte  und  statt  der  bisher  aus  Rom  gesendeten  prae- 
fecii  iure  dicundo  eigene  richterliche  Beamte  bewilligte®),  und  es 
ist  unbedenklich  anzunehmen,  dass  es  specielle  leges  municipales 
dieser  Art  lange  vor  dem  Bundesgenossenkriege  gab. 

Nach  der  lex  Julia  dagegen  bedurfte  es  einer  allgemeinen 
und  gleicbmassigen  Gesetzgebung  fUr  eine  grosse  Anzahl  neuer 
Vollbttrgermunicipien  und  zu  diesem  Zwecke  sind  in  Rom  selbst 


1)  Dig.  50,  4,  18  S  26.  Cod.  Inst.  11,  29,  4.  Plin.  ep,  ad  Traian.  113  (114). 

2)  Dig.  50,  6,  6  S  1  Tgl.  &0,  4,  3:  ceteri  autem  —  Ugihua  patriae  8uae  et 
provineiae  oboedire  debent. 

3)  Ueber  diese  Bedeutung  von  Ux  handelt  Mommsen  a.  a.  O.  S.  393.  Bei- 
spiele sind:  die  Constitotton ,  welche  L.  Aemilius  Panliis  587^:167  für  Mace- 
donien  gab.  Sie  bestand  ans  einer  formula  (Liv.  44,  31),  welche  die  Grenzen 
der  vier  Theile  Maoedoniens  feststiellte ,  und  ans  leges  entweder  ffir  diese  vier 
Theile  oder  für  die  einzelnen  Städte  (Liv.  45,  32,  7:  leges  Maeedoniae  dedit. 
lustin.  33,  2:  legesquej  quibus  adhue  «iitor,  a  Paulo  aecepü);  die  Constitution 
des  Muounitts  für  Acbaia  (Polyb.  40,  9.  10.  Pausan.  7,  16,  6.  Zonar.  9,  31); 
die  Ux  Pompeia  von  691=63  für  Bithyuien  und  Pontus  (Plin.  ep.  ad  Traian. 
79  (83),  80(84).  Die  Ux  RupUia  (623  =»131)  für  Sicilien  war  nur  auf  Anord- 
nung des  Senates  erlassen  (Oic.  acetu.  in  Verr.  2,  16,  40;  2,  37,  90)  und  daher 
nicht  eigentlich  eine  Ux  zu  nennen.  Oic.  aec.  in  Verr.  2,  13,  32:  ex  Rupilii 
deerelOj  quod  is  de  decem  Ugatorum  sententia  statuU,  quam  iUi  legem  BttpUiam 
voeanl.  üeber  die  leges  eolonicae  s.  Mommsen  nnd  liudorfT  Feldmesser  S.  188. 
332  und  besonders  Hygin.  grom.  p.  117,  15:  ki  agri  legts  aeefpiunt  ah  his,  qui 
veUranos  deducunt  et  ita  proprium,  ohservationem  eorum  lex  data  praesiai. 

4)  S.  Mommsen  a.  a.  O.  S.  394.  So  heisat  es  in  der  Ux  luUa  mmnieip. 
Uli.  lo9:  quei  lege  pUbeive  scito  permissus  est  fiät,  ulei  leges  in  munieipio  fvn- 
dano  municipibusque  eius  mwucipii  daret;  in  der  Ux  von  Salpensa  S.  26:  post 
h(ane)  Ifegem)  d<Uam;  von  der  Ux  Äemilia  für  Maeedonien  Uges  se  datiurum 
(psUndit)  (Liv.  45,  31 :  leges  dedit,  ib.  45,  32.  Andere  St.  s.  b.  Mommsen). 

5)  Liv.  9,  20  erwähnt  nur  eine  ausnahmsweise  Constitution  dieser  Art  im 
J.  436  =  318:  eodem  anno  primum  praefeeti  Caputam  creari  eoeptiy  UgAus  a 
L.  Furio  praetore  datis,  quum  utrumque  ipsi  pro  remedio  aegris  rebus  diseordia 
intestina  petissent. 

6)  Dies  ist  auch  Mommsens  Ansicht  a.  a.  0.  S.  392  Anm.  10. 


—     66     — 

leges  municipcdes  rogirt  worden,  um  geiDeinschaftliche  Bestim- 
mungen  über  deren  Verfassung  zu  treffen.  Die  älteren  Gesetze 
dieser  Art  kennen  wir  nicht,  dagegen  sind  zwei  Munictpalgesetze 
aus  Gäsars  Zeit  wenigstens  theilweise  erhalten. 

Das  eine  ist  die  lex  Rubria^)^  auf  Veranlassung  Gäsars  yon  Lex  BuMc, 
einem  sonst  unbekannten  Tribunen  Rubrius  eingebracht  im  h 
705=492).  Es  enthält  eine  Gerichtsordnung  fUr  die  cisalpinischen 
MunicipieU)  welche  sich  der  römischen  Gerichtsordnung,  d.  h.  dem 
prätorischen  Edict,  anschliesst  und  in  dem  uns  erhaltenen  Theiie 
anordnet,  dass  die  Municipalmagislrate  die  Befugniss  haben  soU-^ 
ten,  alle  Processe,  deren  Object  4  5000  Sesterzen  nicht  überstieg, 
und  ausserdem  gewisse  Processe  ohne  Rücksicht  auf  den  Betrag 
des  Objectes  durch  Geschworene  aburtheilen  zu  lassen,  in  Sachen 
aber,  in  welchen  sie  nicht  competent  waren,  nur  die  Vorunter-' 
suchung  zu  übernehmen  und  di»-  Parteien  an  den  römischen 
Prätor  zu  verweisen  ^) . 

Das  zweite  Gesetz  ist  die  lex  Julia  tnunicipalis^).  von  Gäsar  Ltxiidia 

1)  Von  mehreren  Erztafeln,  welche  das  Gesetz  enthielten,  ist  eine,  nämlich 
die  vierte,  im  J.  1760  in  den  Ruinen  von  Yeleia  gefanden  und  zuerst  in  Carl! 
AmUehiia  ItaUehe  T.  I,  1788  p.  135,  zuletzt  in  C.  /.  L.  I  n.  205  herausgegeben. 
Zur  Erklärung  desselben  s.  Hugo  im  Civilistischen  Magazin  Bd.  2  (3te  Ausg. 
1812)  S.  431— 496;  Dirksen  Oh$8,  ad  8decta  Ugi$  Qaliiae  Citaipinae  capita^ 
Berol.  1812.  4;  Huschke  Oahu  S.  203—242.  Huschke  u.  Ritschi  im  Rhein.  Mu- 
seum N.  F.  8,  44b;  Mommsen  Ueber  den  Inhalt  des  rubrischen  Gesetzes  in 
Bekker  u.  Muther  Jahrbuch  des  Deutschen  Rechts  2,  319 — 334  und  im  C.  /.  L. 
I,  205.    Den  Namen  des  Gesetzes  gefunden  zu  haben  ist  das  Verdienst  Puchtas. 

2)  Sicher  ist  das  Gesetz  nicht  vor  705  »49  und  nicht  nach  712  =  42  ge- 
geben. FOr  das  letztere  Jahr  entscheiden  sich  Savigny  Verm.  Sehr.  3,  319  und 
Puchta  Institutionen  %  90 ,  für  das  erste  Mommsen  und  RudorfT  R.  Rechtsgesch. 
S.  34.  Für  das  J.  7i^ss49  spricht  namentlich,  dass  das  Land  in  dem  Gesetze 
col.  II  lin.  26.  27  QaUiQ  eis  AlpeU,  lin.  54  QaUia  CUalpeina  genannt ,  und  dass 
in  der  mehrfach  vorkommenden  Formel  (col.  II  lin.  53)  queiquomque  in  eorum 
quo  c(ppidd)  m(fmieipio)  e(oUmia)  p(Ta€fte1urä)  f(pr6)  v(eteo)  c(oneiUaffulo)  {(aaUUo) 

((erritorioyoe i(wre)  dfti^mdo)  pfraeetii)  hinter  territonovt  nicht  zugesetst 

ist  c(ivittm)  B^omanoruni)  ^   so  dass  also  die  Ortschaften  noch  nicht  als  Burgei- 
gemeinden  bezeichnet  werden,  wie  es  in  der  Ux  Julia  munidpaUa  geschieht. 

3)  Mommsen  in  Bekker  u.  Muther  Jahrbuch  des  gemeinen  Deutschen  Rechts 


t,  326. 


4)  CLL.  I  n.  206  und  dazu  Mommsen.  Ueber  dies  Gesetz  s.  Mazochl 
Commentariorum  in  Regit  Hereulanensis  musei  aeneat  tahvUu  Heraeleemes  P.  I. 
II,  Keap.  1754.  1755  fol.  Marezoll  Fragmentum  legis  Romanae  m  aversa  tabulae 
HtfoeUensis  parUf  Gott.  1816.  8.  Dirksen  Obss.  ad  tob.  Heracl,  partem  altermrif 
Berel.  1817.  8  und  in  Civilistische  Abhandl.,  Berlin  1820.  8  Bd.  2  S.  145  «T., 
besonders  aber  Savigny  Verm.  Sehr.  3,  279—412.  Der  Name  Ux  Julia  mimict- 
palis  für  dies  Gesetz  war  schon  von  Mazochl  p.  409  vermuthet  und  wurde  erwie- 
sen von  Savigny  S.  365  ff.  403  ff.  Kr  findet  sich  in  der  Inschrift  von  Padua 
C.  i.  L.  V,  1  n.  2864. 

B6ai.  Alterih.  IT.  5 


—    «6    — 

selbst  rogirt  im  J.  709»:  45^),  uns  wenigstens  theilweise  erhalten 
auf  swei  ins  J.  4732  in  dem  alten  Heraciea  gefondenen  Bronce— 
tafeln  und  daher  anfange  tabula  UeradeenM  genannt  3) ;  eine 
vollständige  und  allgemeine,  sowohl  für  die  Hauptstadt  selbst  als 
fitr  die  italischen  und  ausseritalisohen  Municiplen  geltende  Com— 
munalordnung,  welche  in  der  Kaiserseit  fortbestand  ^j.  Der  Zu- 
sammenhang der  sehr  disparaten  Theile  derselben,  insbesondere 
der  erste  Theil,  welohör  Anordnungen  über  Getreidespenden  und 
Strassenpolisei  der  Stadt  Rom  enthalt,  hat  zu  verschiedenen  Er- 
klärungen Veranlaasung  gegeben^),  nach  Mommsens  Ansicht^)  gab 
Gttsar  in  seinem  Gesetie  zuerst  dem  Resultate  der  bis  hieher 
dargestelltad  Entwickelung  Ausdruck,  indem  er  Rom,  welches 
nun  aufgehört  hatte  die  ganze  Bürgerschaft  zu  umfassen,  als  eine 
und  zwar  die  erste  der  italischen  Munidpalslädte  behandelte.  Dies 
war  unvermeidlich  in  einem  Gesetze,  dessen  Hauptzweck  dahin 
ging,  sämmtliche  Städte  rtfmischen  Rechtes  von  ihrer  Unterord- 
nung unter  die  Stadt  Rom  loszulösen  und  ihnen  eine  Selbstän- 
digkeit neben  der  Stadt  Rom  zu  gewähren,  welche  hauptsächlich 
in  drei  Puncten  enthalten  ist.  Zuerst  wurde  für  alle  diese  Städte 
eine  Communalverfassung  festgestellt  mit  eigener  Volksversamm- 
lung, eigenem  Senat  und  eigenen  Behörden  <^),  welchen  das  ganze 
Territorium  der  Stadt  mit  den  darin  liegenden  concüiabtda  und  vici 
untergeben  wurde,  zweitens  übertrug  das  Gesetz  die  Abhaltung 
des  Census,  welche  bisher  für  alle  römischen  Bürger  in  Rom 
statt  gefunden  halte,  den  höchsten  Hunicipalmagistraten  in  der 
Art,  dass  dieselben  die  CensusHsten  in  ihren  Gommunen  anfer- 
tigten und  nach  Rom  ablieferten^);  drittens  endlich  verlieh  es 
jeder  Stadt'  eine  eigene  Gerichtsbarkeit,  welche  von  den  IVviri 
oder  Uvwi  iure  dicundo  ausgeübt  wurde,  und,  obgleich  sie  die- 
jenigen Handlungen  nicht  gestattete,   welche  der  Prätor  vermit- 

i)  Die  Zeit  ergiebt  sich  aus  Cic.  ad  fam.  6,  18,  2. 

2)  Von  den  drei  gefundenen  Tafeln,  auf  welchen  sich  eine  griechisehe, 
C.  1.  Ur.  n.  5774.  Ö77ö  edirte  Inschrift  befindet,  sind  zwei  auf  der  Rückseite 
beschrieben  und  enthalten  den  grösseren  Theil  der  l.  luUa  mtin. 

3)  Bei  den  classf sehen  Juristen  heisst  sie  nur  lex  municipaUs.  Savigny  S.  356. 
Dig.  ÖO,  9,  3.  Dig.  50,  1  ad  muräcipaUm.   Cod.  lust.  7,  9,  1. 

4)  Savigny  a.  a.  0.  S.  328. 

öj  Mommsen  O.  /.  L,  1  p.  124.  Vgl.  Bethmann-Hollweg  Rom.  CiTÜprocess 
2,  21.  Anderer  Ansicht  sind  Zumpt  CommtfU.  epigr,  I  p.  82  ff.  Nipperdey  Die 
Uget  annales^  Lelpz.  1865.  8  p.  14 — 19. 

6)  Hierüber  s.  unten  den  Abschnitt  über  die  Municipal Verfassung. 

1)  Lex  häia  munieipaUs  lin.  142  ff.    Mommsen  R.  U.  3,  542. 


—     67     — 

telst  des  ihm  durcb  Vdksbeschluss  ttb^rtragenen  Imperium  aus^ 
Ubte^),  doch  darin  der  prätorischen  gleichstand,  dass  sie  nicht 
deiegirt,  sondern  selbstifndig  war  2).  Sie  bezog  sich  sowohl  auf 
Givilsachen^),  jedoch  mil  Besdirünkung  auf  eine  bestimmte  Summe 
des  Streitobjects,  als  auch  auf  Griminaiprocesse  von  Sdaven^) 
und  Freien  mit  Ausnahme  derjenigen,  welche  nach  den  legei 
ituUciorum  publicorum  vor  eine  romische  quctesHo  gehörten^). 

Dritte  Periode. 
Italien  unter  den  Kaisern^). 

Während  in  der  ersten  der  von   uns  unterschiedenen  Perio-  itaiieniro 
den  die  Bevölkerung  des  römischen  Reichs  in  drei   ungleich  be-  zur  PrSrSf- 
rechtigte  Classen  zerfiel,  nämlich  die  herrschende  Nation,  welche    'snng** 
sich  in  der  Stadt  Rom  concentrirte,  die  italischen  Bundesgenossen 
und  die  Unterthanen   der  Provinzen,    hatte   sich   in  der  zweiten 
Periode  der  Gegensatz    zwischen  Römern   und  Italikern  ausgegli- 
chen;   ganz  Italien  bestand  am  Ende  derselben  aus  einem  Gom- 
plex  freier  römischer  Städte,  welche  zunächst  einer  concentrirten 
Verwaltung    durch    einen    Statthalter    nicht    bedurften,    da    sie 
Grundsteuer  nicht    zahlten    und   unter   den   Kaisem    wenigstens 
auch  Recruten  zum  Heere  regelmässig  nicht  stellten.    Es  gab  nur 
noch  einen  Gegensatz  zwischen   Italien   und  den^  Provinzen.     In 
der  dritten  Periode  verschwindet  auch  dieser.    Denn  nachdem  die 
Souveränität  des  Volkes   factisch    auf   den   Kaiser  übergegangen 

1)  Panlus  Dig.  50,  1,  20:  ea,  quae  magU  knptrü  stau  quam  Htris  dietioniSf 
fnapMrahu  mtmieipaUB  faeere  non  poteH.  MagittraHhuB  munieipaUbui  non  ptr^ 
miiUtur  in  inUgrum  regtUuere  aut  bona  rei  Bervandae  causa  (ubere  posiideri  aut 
dotis  ttrvandae  causa  vel  Ugatorwn  servandofum  causa.  S.  hierüber  Mommsen 
Jahrbuch  des  gemeinen  Deutschen  Rechts  v.  Bekker  u.  Muther  2,  328  ff.  und 
Staatsrecht  1,  48  f. 

2)  Mommsen  Jahrbuch  a.  a.  0.  S.  332. 

3l  Lex  lul.  mun.  1.  116—118.   Bethmann-Hollweg  Rom.  Civilprocess  2,  23. 

4)  Gic.  pro  Chunt,  64—66,  nach  welcher  Stelle  in  Larinum  ein  Sclave  ge- 
kre«sift  wird.  In  der  Kaiserzeit  ist  diese  Jurisdiction  ebenfalls  beschränkt  worden. 
Ulpian.  Dig,  %  1 ,  12 :  magisiratfbus  rmtnidpaUbus  supplicium  a  servo  sumere  non 
licet,  modica  autem  casUgatio  eis  non  est  deneganda, 

5)  Boihmann-HoUweg  a.  a.  O.  S.  24  Anm.  32. 

6)  S.  Mommsen  Die  Schriften  d.  Rom.  Feldmesser  Bd.  2,  Berlin  1852  8.  172 
Borghesi  Jserhsitme  onawria  di  Coneordia,  Oeuyres  5,  383—422.    A.  W. 

Zuupt  Tüulius  Coneordiehsis  Atrii  Antonini  in  Comment.  epigr.  2  p.  3  —  72. 
▼.  Bethmann>UoUweg  Der  Rom.  Cirilprocess  Bd.  2  8.  63  ff.  Roulez  ExpUeaUon 
d'uns  fnseriptian  laline  hrUdiU  in  BulUUn  de  Vaead.  rop.  de  Bdgique  XVIJI 
n.  11.  12.   Dirksen  Die  Seriplores  Historie  Augmiae,  Leipzig  1842.  8  S.  78  ff. 


—  214. 


—    68     — 

war,  wurde  die  italisdie  Bevölkerung,  ihres  Antbeils  an  der  Re- 
gierung beraubt,  immer  mehr  in  ein  Unierthanenverhalinias  hinab- 
g^rangi,  weiches  vor  der  polilischen  Stellung  der  Provinctalen 
wenig  mehr  voraus  hatte,  und  einer  staatlichen  Administration 
unterworfen,  weiche  schliesslich  in  eine  völlige  Provincialverwal- 
tung  ttberging. 
^^^«Sit^B  m  ^^  ^^  bekannt,  dass  bereits  Augustus  Italien  in  elf  Regionen 
^  «if Begio-  theilte,  zu  denen  als  zwölfte  der  Stadtkreis  von  Rom  zu  rechnen 

HAB.  ' 

ist.  Welchen  Zweck  diese  EintheUung  hatte,  wissen  \^r  nicht: 
kein  Historiker  gedenkt  ihrer  ^)  und  der  einzig  vorhandene  Be- 
richt desPlinius^)  beschrankt  sich  auf  die  geographische  Darstel- 
lung derselben.  Ging  aber  die  Absicht  des  Kaisers  zunächst  nur 
auf  eine  statistische  Aufnahme  Italiens  3),  so  ist  diese  doch  sofort 
zu  gewissen  administrativen  Zwecken  verwerihet  worden;  die  in 
dem  kaiserlichen  tabtäarium^)  deponirten  Verzeichnisse  der  sub- 
secivüj  d.  h.  der  bei  der  Anlage  von  Colonien  nicht  assignirten, 
entweder  den  Gemeinden  überlassenen  oder  noch  verfügbaren 
Centurientheile^],  waren  nach  Regionen  verzeichnet^);  in  der  Ver- 
waltung  der  Domainen  7) ,    der    firbschaftsteuer    [XX  hered.)  ^]j 


1)  Nur  Dio  CasB.  52,  22  lasst  den  Maecenas  dem  AaguBtus  den  Rath  geben : 
T^  TS  IraXlav  icotoaN  nfjv  bicep  icevt^xovta  xai  imaxoaioMi  ditö  rf)«  fcöXea)« 
axahiou^  ouoav  xal  xdXXa  Ttdvra  xd  te  ^  xatc  vV^ooi;  tuiX  rd  is  Tai«  ^TceCpotc 
6(ioXoYOüVTa  i^jaiv  xaxdveifAov  ixaoxayiß^t  xard  xe  y^^  *«t  l^vrj.  Man  lernt 
aber  aas  dieaer  Stelle  nicbt«  über 'die  Regioneneintheilung. 

2)  Plin.  N.  H.  3f  46:  nunc  ambUum  eiut  (^lialiae)  urbisque  enumerabimiaj 
qua  m  re  praefari  neeesaarium  est  auetorem  noB  diwm  Attgusium  ucuturoSf 
deaeripUonemque  ab  to  factam  ItaUae  tothu  in  regionts  XI,  sed  ordhie  eo,  qui 
lüorum  traetu  fUty  wrhmm  quidem  vidnitate»  öratione  utiquc  praepropcra  tervari 
non  poutj  üaque  mieriore  parte  digeationem  in  tUera»  eitudem  no»  aeeuturoe^ 
eoloniarwn  mentione  aignata  qu€U  iUe  in  eo  pfodidit  numeto.  Der  augusteische 
liber  regionum  (Qromat.  vet.  p.  229,  12 ;  2ö8,  2)  enthielt  also  ein  alphabetisches 
Yerzeichniss  der  in  Jeder  Region  liegenden  Städte. 

3)  Mommsen  a.  a.  O.  S.  190. 

4l  Gromat.  p.  202,  17 ;  203,  3 ;  400,  9.  14. 
öl  Rudorff  Feldmesser  S.  455. 

6)  N&mllch  in  den  Ubri  henefieiorum.  Gromat.  p.  202,  6 ;  203,  1 ;  295,  12 : 
vel  quatri»  »i  in  tibro  benefieiorufn  regUmi»  iUiua  benefieiwn  alicui  Auguatus  diderit. 
So  wird  in  dem  Über  eoloniarum  erwähnt  p.  221,  14  regio  Ckunpaniaty  p.  2^, 
5  Picenum,  229,  12  civiUitea  Campaniae  ex  Ubro  regionum,  262  eivUai€s  Pjircm', 
259  chitatea  regionia  Samnii, 

7)  Es  ist  damit  nicht  behauptet,  dass  jede  Region  einen  proeuralor  gehabt 
hatte»  wie  ein  proc.  tegiionia)  Calabric(ae')  Mommsen  /.  li,  iV.  2627  nachweisbar 
ist,  sondern  nur,  dass  die  procuratorischen  l>istricte  auf  der  Grundlage  der  Re- 
gioneneintheilung beruhn,  also  entweder  Theile  einer  Region  oder  auch  mehrere 
Regionen  umfassten.  S.  Mommsen  Feldmesser  2,  190  Anm.  57. 

81  Orelli  3835:  proc.  XX  her.  region.  Camp.  Apui.  Calabr.  Grut.  411  i; 
[proe.J  XX  her.   Vmbriae  Tuaeioiei  Fieeni. 


—     69     — 

der  Steuer  der  Freigelassenen  {vicesima  lä>ertatis)  ^)  sind  die  Ver- 
ivaltungsbezirke  nach  Regionen  normiri ;  die  Resultate  des  Census 
werden  nach  Regionen  zusammengestellt^],  und  später  bilden  die 
Regionen  die  Grundlage  für  die  ganze  Administration  und  die 
schliesslicho  Provincialeinrichtung  Italiens.  Es  wird  daher  zweck-  Ji'SJrsei- 
mässig  sein  der  folgenden  Darstellung  eine  Uebersicht  der  augu-  ^^* 
stoischen  Regionen  voranzuschicken. 

A.  Oberitalien. 

Regio  XI,  regio  Transpadana^),  lialia  Transpadima^),  begrenzt 
im  N.  und  W.  durch  die  Alpen,  im  S.  durch  den  Po,  im  Osten 
durch  die  Addua^). 

Regio  X^),  Venetia  et  Histria^],  im  W.  durch  die  Addua,  im 
N.  durch  die  carnischen  Alpen ,  im  O.  durch  den  Fluss  Arsia, 
im  S.  durch  das  adriatische  Meer  und  den  Padus  begrenzt^). 

Regio  IX,  Liguria,  begrenzt  im  W.  durch  den  Fluss  Varus, 
die  Alpes  maritimae  und  Alpes  Cottiae,  welche  vor  Diocietian 
nicht  zu  Italien  gerechnet  wurden,  im  N.  durch  den  Padus,  im 
O.  durch  die  Trebia  und  Macra,  im  S.  durch  das  tyrrhenische 
Meer  ») . 

Regio  VIII,  begrenzt  im  N.  durch  den  Padus,  im  W.  durch 
die  Trebia,  im  S.  durch  den  Apenninus  und  an  der  Küste  durch 
den  Fluss  Crustumius,  der  südlich  von  Ariminum  ausfliesst,  im 
O.  durch  das  adriatische  Meer^^).    Sie  erhielt  den  Namen  ilemt- 


1)  Eine  famaia  XX  lib.  reg(i<mis)  Tranapad.  OreUi  3340=0.  I,  L,  V, 
1,  3351. 

2)  Plin.  iV.  H.  7f  162  ff.:  acoedurU  experimenta  recentitaimi  census^  quem  hUra 
quadTiermium  imperatores  Cciesares  Vetpa$iani  pater  fUiusque  cemores  egerunt, 
—  —  (1^)  >**  regione  Italiae  octava  eenUnum  armorum  centi  sunt  komme» 
Lim,  eenUnum  denum  homine»  XII II,  centenum  vieeman  quinum  homines  diio, 
cenUnum  tticenum  konUnei  quattuor. 

3)  Plin.  N.  H.  3,  123.  OreUi  2273.  3143.  Orut.  1054,  3.  MommMii  /.  R.  N. 
3604. 

4)  OreUi  1194. 

5)  Plin.  iV.  H,  3,  123—125.  Paulus  Diac.  de  gestU  Jjongoh,  2,  14:  Venelia 
enun  non  tolum  in  paucU  tn^»,  quas  minc  Veneiias  dicimuSj  constat,  aed  etcM 
terminu$  a  Parmoniae  ßnibua  tuque  Adduam  fluvium  protelatur, 

6)  Plin.  N.  U.  3,  126-131. 

7)  Pliii.  a.  a.  O.  OreUi  2285.  Boeckiiig  N.  JK  Occ.  p.  440  ff. 
S)  Diese  Region  bUdet  den  Inhalt  Ton  C.  I.  L.  V,  1. 

9)  PUn.  N.  li.  3,  47—49. 
10)  PUn.  N,  H.  3,  115.  116. 


—     70     — 

ba^)  iroB  der  via  AemUay    weldie    der  Conaul   H.  AemUnw  Le- 
pidus  567  SS 487  von  Arimiiuiin  bis  PlaoMtia  gtflüul  hatle^. 


Regto  Vit,  Etruna^]^  später  Tuscia*!^  im  N.  durch  die  Macra 
und  den  Apenninus,  im  O.  und  S.  durch  den  Tiber  begrenit. 

Regio  VI,  Uwtbria^,,  Sie  gehi  an  der  Kttsle  des  adrialischen 
Meeres  vom  Flusse  Cruslumius  bis  lum  Flusse  Aesis,  im  W.  bis 
lum  Tiber,  im  S.  bis  Ocnculum,  und  hat  als  Ostgrenie  den  Nar 
und  Aesis. 

Regio  V,  Picenum,  der  Küsienslrich  xwischen  Aesis  und 
Alemus*). 

Regio  IV ^  Samnium''^.  Die  Grenxe  gegen  Umbria  bildet  der 
obere  Lauf  des  Nar,  gegen  Einnia  der  Tiber;  im  SO.  reichl  es 
bis  in  die  Nähe  Roms;  im  S.  wird  es  von  Campanien  getrennt 
durch  eine  Linie,  welche  sttdiich  von  den  Städten  Fidenae,  Tibur, 
Subiaqueum,  Antinum,  Aufidena,  Aesemia,  Bovianum  undeco- 
manorum  liegt;  im  O.  umfasst  es  das  Kfistenland  vom  Atemus 
bis  xum  Frento^}. 

Regio  ly  Campcmia^)  ^  deren  Nordgrenxe  bereils  bezeidinet 
ist,  reichte  an  der  Küste  vom  Tiber  bis  xum  Silarus  ^^  ,  schloss 
also  ganx  Latium  ein.  Die  Ostgrenxe  ist  xu  verschiedenen  Zeiten 
versdiieden  gewesen;  denn  das  Land  der  Uirpini  mit  der  Stadt 
Beneventum  rechnet  PUnius  xur  xweiten  Region^') ;  später  gehörte 
es  xur  ersten  ^^ . 

1)  MmxÜmI.  3,  4,  1: 

Somam  vanUy  lUier:  m,  vcncrii  toide,  n^vtrat, 
AtmiUae  dict»  de  regiomt  viae. 
6,  85,  5 :  Fundt  tuo  laerimai,  orbaia  Bononia,  Bufo^ 
Et  resonet  tota  pkmeiua  m  Amnitia, 
OreUi  3044.   Mommsen  I,  M,  S.  4237. 

2)  Liv.  39,  2,  10.    Stnbo  ö  p.  217. 

3)  Plin.  .V.  Ä  3,  50—52. 

4)  Foibiger  Handb.  der  alten  Geogr.  3,  569. 

5)  Plin.  .V.  H.  3,  112—114. 

6l  PUn.  N,  E.  3,  HO.  111.  Über  eoUmianun  in  Giomat.  yet.  p.  252  ff. 
7l  Plin.  ».  •.  O.  3,  106—109. 

8j  Teate,  welches  in  der  Nahe  des  Fiento  Uegl,  rechnet  PtinloA  S  106  znr 
Tierten  Region. 

9)  Plin.  .Y.  Ä  3,  53—70. 
10)  PUn.  iV.  Ä  3,  63.  71. 
in  Plin.  .V.  H.  3,  99.  105. 

1^  MomniMn  SMa  tofograpkia  degU  Irpini  im  BttUetf.   1847  p.  161  niniBt 
fiadeza  einen  Izrlhnm  de«  PUnios  an,  spater  (Feldmesser  2,  206  Anm.  113)  be- 


71 


G.  UnteritaUen. 

Regio  III,    Bruttii  et  Lucania^),   gegen  Campanien  begrenzt* 
durch    den    Silarus,    gegen  Apulien    wahrscheinlich    durch    den 
Bradanus  ^) . 

Regio' 11,  Apulia  et  Calabria^), 

Dass  die  Stadt  Rom,  welche  Plinius  zur  ersten  Region  rech- 
net^), von  Anfang  an  einen  eigenen  Bezirk  bildete,  ist  an  sich 
anzunehmen^],  welche  Ausdehnung  dieser  Bezirk  aber  hatte  und 
wie  er  sich  zu  der  alten  Bannmeile  der  Stadt  ^]  und  der  später 
vorkommenden  urbica  dioecesis  verhielt,   ist  unbekannt. 

Wir  haben  bereits  bemerkt,  dass  die  augusteische  Regio- 
neneintheilung  nicht  den  Zweck  hatte,  die  durch  die  lex  lulia^^^^iill 
municipalis  den  italischen  Städten  gewährte  Selbständigkeit  zu  ^"J^S!"'" 
beeinträchtigen;  vielmehr  bestand  diese  ungeschmälert  fort  bis 
zum  Anfange  des  zweiten  Jahrhunderts,  um  welche  Zeit  sich  zu- 
erst ein  Verfall  der  freien  Communen  und  gleichzeitig  eine  Ab- 
nahme des  Gemeinsinnes  in  Italien  wie  in  den  Provinzen  be- 
merklich macht.  Die  grOssten  Uebelstände  scheinen  in  der 
Rechtspflege  hervorgetreten  zu  sein;   aber  auch  die  Finanzen  der 

zeichnet  er  die  Grenze  als  schwankend.  8.  auch  Desjardins  De  tabiuUs  alimer^ 
iariiSj  Paris  18M.  4  p.  73  ff.  Dass  Benevent  sp&ter  zu  Campanien  gehörte,  geht 
hervor  aus  den  von  Mommsen  angefahrten  Zeugnissen  /.  Regni  Neap,  n.  1413. 
1418.  1419.  1432.  1429.  1431,  der  Unterschrift  d6s  sardischen  Goneüs  von  347, 
Mansi  3  p.  42  und  dem  liber  colon,  in  Gromatlci  vet.  p.  231,  in  irelehem  unter 
den  eivikUet  Campaniae  ««  Ukro  rtgionum  aucJi  BentfPMUum  aufgeführt  wird. 

1)  Plin.  JV.  H.  3,  71—75. 

2)  Dieser  Flnss  kommt  nur  einmal  vor  im  Itinerar.  Antonini  p.  104  Wesa., 
allein  seine  Lage  ist  sicher ;  er  heisst  noch  Bradano  und  macht  die  Grenze  iwi- 
schen  der  Basilicata  und  terra  d'Otranto. 

3)  Plin.  iV.  H.  3,  99—105. 
4J  Plin.  iV.  H.  3,  65. 

5)  Vgl.  Huachke  Ueber  den  Census  und  die  Steuerverfassung  der  früheren 
röm.  Kaiserzeit,  Berlin  1847.  8  S.  63.  Bethmann-Hollweg  2,  64.  Dass  in  Be- 
ziehung auf  die  Erbschaftsteuer  Rom  einen  eigenen  Bezirk  bildete,  zeigt  die 
Inschrift  C.  /.  Qr,  2980 :    [töv  xpatiorjov  iitlTpoTro[v]  6ix[o]aT[-flc]   xXtjpovo|j.iqiv 

6)  Llv.  3,  20,  7 :  nequ€  entm  provocaikm/em  tme  Umgim  ab  urbe  nuiU  im«- 
«utim  et  tribunosj  si  eo  vtniantt  in  <üia  iurba  QuiriUmn  miibUetQ*  for§  oonmlari 
baperk).  Dio  Gas«.  51,  19:  xal  t6v  Ka(oapa  rfyt  ts  ^(ousCom  ti^v  twv  ^ftip^^w 

xal  Ko  (A^/pic  ^fioou  -m&iora^Cou  (d.  h.  bis  auf  7Vt  Stadien,  was  1000  pa$9u$ 
ist)  d(i6vcivr  Gaius  4,  1U4:  UgiUma  twU  mdicia,  qua€  m  urh€  Borna  vei  Mra 
primum  urbü  Romae  fniliarhan  initr  omniu  cives  Bomanot  mA  uno  Mief  oeei- 
phmtur. 


—     72     — 

freien  Städte  fingen  an  in  Unordnung  zu  gerathen;  die  Verant- 
wortlichkeit für  dieselben,  welche  auf  den  Magistraten  und  Decu- 
rionen  lag,  machte  deren  Stellung  bereits  damals  zu  einer  lastigen 
und  gefährlichen  ^];  die  Sicherheit  des  Verkehrs  litt  unter  schlechter 
Strassenpolizei  und  für  das  BedUrfniss  der  Truppenaushebung, 
obwohl  diese  in  Italien  nur  eine  sehr  beschränkte  war^j ,  schei- 
nen die  sUidtischen  Behörden  ebenfalls  ungeeignet  geworden 
zu  sein. 

Diesen  Uebelständen  gegenüber  begnügte  man  sich  zunächst, 
die  Rechtspflege  wiederholentlich  neu  zu  organisiren,  die  ver- 
schiedenen Zweige  der  Verwaltung  aber,  soweit  es  nöthig  war, 
durch  Einsetzung  ausserordentlicher  Commissarien  in  Controle  zu 
nehmen,  und  es  dauerte  noch  beinahe  zweihundert  Jahre,  ehe 
man  sich  entschloss,  die  alten  gesetzlich  garantirten  Freiheiten 
Italiens  abzustellen  und  dasselbe  einer  dauernden  und  regel- 
mässigen Staatsverwaltung  zu  unterwerfen. 

T?ii*con8n-'         ^^^  ^^^  Organisation   des  Justizwesens  unternahm  Hadrian 
lare gestern,  j^  47  __  43 gj^   Welcher  Italien  in  vier,   mehrere  Regionen   umfas- 
sende 3)  Gerichtssprengel  theilte^j,  jeden  derselben  einem  Consu- 
laren  übergab ,  und  diesem  nicht  nur  die  höhere  Civiljurisdiction, 

1)  Hie  von  wird  weiter  ausführlich  die  Bede  sein,  ich  bemerke  hier  nur,  dass 
schon  Plin.  ep.  10,  113  Leute  erwähnt,  qui  invUi  fiunt  decurione$. 

2)  In  Italien  fanden  seit  dem  Ende  der  Bürgerkriege  allgemeine  Trappen- 
aushebungen nicht  mehr  statt.  Herodian.  2,  11  und  mehr  in  meiner  Hi$i.  eqtätum 
Rom.  p.  62  ff.  Nur  die  Besatzung  der  Stadt  Rom  recrutirte  sich  aus  Itilikem 
(Tae.  Arm.  4,  5);  Freiwillige  dienten  allerdings  in  den  eohortes  Italieae  civium 
Bomanomm  voluntariorum  (Kellermann  Vig.  n.  269.  Borghesi  Oeuvres  4  p.  198), 
aber  wenn  in  Zeiten  der  Noth  eine  Conscription  in  Italien  versucht  wurde,  so 
stiess  diese  auf  grosse  Hindernisse,    wie  unter  Augustus  nach  der  Varusschlacht 

ETac.  Ann.  1,  31  mit  Nipperdeys  Note  und  dazu  Dio  Cass.  56,  23),   unter  Nero 
Suet.  JVffo  44)  und  Vitellius  (Suet.  ViteU.  15). 

3)  Die  Region,  welche  Antoninns  als  Consular  verwaltete  (Capitolin.  Ani.  P. 
2,  11),  war  Campanien  (ib.  7),  wahrscheinlich  mit  Hinzufügung  zweier  anderen 
Itegionen. 

4)  Spartian.  Hadr.  22,  13 :  quattuor  con*ulare8  per  omnem  Italiam  iudicea 
eonsUiuit.  Capitolin.  Anion.  P.  2,  11:  a&  Jladriano  inter  quattw>r  consuktreSf 
quibuB  Italia  committebaiw  ^  dectus  est  ad  eam  partem  Jtaliae  regendarrij  m  qua 
plurimwn  possidebat.  c.  3 :  ftuie,  quum  Italiam  regeret^  hnperii  omen  est  factum. 
Nam  cum  tribunal  aBcendissei,  inter  alias  aedamationes  dictum  est:  Auguste^  di 
te  servent.  Capitolin.  M.  Ant.  11:  ad  id  exemplumj  qtio  Hadnanus  consuUxres 
vifos  reddere  iura  praeceperat.  Appian.  B.  C.  1,  38:  -^aav  yo^P>  <i>C  loixe,  t6t€ 
ital  tTj;  'IraXia?  apyovre;  dvft^Ttaxoi  (er  versteht  darunter  consulares.  S.  Marini 
Arval.  p.  759)  xaxa  fi£pT).  *'0  xal  'ABptavb«  Äpa  fiip.o6tirvo(  ßorcpov  XP^M*  ^o^^M» 
vfyi  aÖToicpdlTopa  (ipx^v  'Faifiaioic  %o6fji£voc  dvexaCvtoe  xal  p-ex   aitöv  ^ir^jietvev 


—     73     — 

sondern  auch  die  Griminaljustis  in  diesem  Sprengel  ertheilte^). 
Die  Gonsularen  blieben  indess  nicht  lange  in  Wirksamkeit  3). 
M.  Aurel  ersetzte  sie  in  der  Zeit  zwischen  464 — 4  69  3)  durch 
eine  andere  Behörde,  die  turidici*),  welche  sich  von  den  Con- ^*^JJ2jS?*' 
sularen  dadurch  unterschieden,  dass  sie  erstens  praetorii  waren  ^], 
zweitens  eine  beschrankte  Competenz  hatten  ^) ,  und  drittens  nur 
in  einem  Theile  von  Italien  Recht  sprachen  ?).  Die  Griminalgerichts- 
barkeit  hat  nSlmlich  seit  dieser  Zeit  in  der  Stadt  Rom  und  hun- 
dert römische  Meilen  im  Umkreise  derselben  der  praefectus  wbi, 
in  dem  Übrigen  Italien  der  praefectus  praetorio  ^) :  in  Beziehung 
auf  die  Civiljurisdiction  zerfällt  Italien  ebenfalls  in  zwei  Theile, 
die  urbica  dioecesis,  in  welcher  die  stadtischen  Prätoren  Recht 
sprechen,  und  die  entfernteren  Regionen,  in  welchen  die  prdto- 
rische  Gewalt  auf  die  iuridici  übergingt).   Leider  giebt  es  weder 

•      _ _^ 

1)  Die  verschiedenen  Ansichten  über  die  Befugnisse  der  Gonsolaren  findet 
man  zusammengestellt  bei  Dirksen  Die  8er.  Bist,  Aug.  S.  80  if.  S.  besonders 
S.  95. 

2)  Appian.  B.  C.  1,  38. 

3)  Diese  Zeitbestimmung  ergiebt  sich  aus  der  Inschrift  von  Coneor^Üa  C.  I.  L. 
\y  1874.    Borghesi  Oeuvres  6,  392. 

4)  CapitoHti.  Af.  AfU.  phil.  11:  daUs  iuridicU  ItaUae  cormduü  ad  id  exem- 
pUmiy  q[UO  Hadriamu  eonntlares  viroa  reddtre  iura  praeeeperai.  Binen  iuridieua 
erwähnt  ScaevoU  Dig.  40,  6,  41  %  6. 

b)  Dies  ergiebt  sich  aus  den  weiter  unten  angefahrten  Inschriften; 

6)  Zuerst  beschränkte  sich  ihre  Jurisdiction  auf  CivUsachen;  dass  sie  aber 
auch  in  diesen  nur  über  Objecto  bis  zu  einer  gewissen  Summe  urtheüten»  schliessi 
man  aus  zwei  Zeugnissen.  Dio  Gass.  78,  22  sagt  zum  J.  217  von  Macrinus: 
otxaiovöp.ot  oi  TiPjv  'iTQiXCav  (toixouvrsc  iiioi6oavTo  bicep  xd  vo(ftto(^£vTa  bnh  toD 
Mdlpxou  SixdlCovTec,  d.  h.  nach  der  Erklärung  von  Henzen  BuU.  1853  p.  25, 
welcher  Borghesi  und  Mommsen  zustimmen:  iuridM  Italiam  adminißtrcaUes  de- 
siertml  ultra  ea,  quae  a  Marco  Uge  ordinata  eranty  iudieare.  Allein  dieser  Satz 
ist  in  dem  Excerpt  des  Xiphilin  so  ausser  allem  Zusammenhange  mit  dem  Vor- 
hergehenden, dass  seine  Interpretation  jedenfalls  unsicher  scheint.  Beweisender 
ist  der  unter  Valerianus  und  Gallienus  (2ö3)  vorkommende  Haidieus  de  mfiniic 
per  Flam.  et  Vmbriam  Fieenum  (Orelli  3174),  welcher  im  Gegensätze  zu  den 
übrigen  iwridiei  mit  ausserordentlicher  Vollmacht  versehn  gewesen  sein  muss. 

T\  Dirksen  Die  8er.  H.  Aug.  S.  94  IT.    Bethmann-Hollweg  a.  a.  O.  S.  66. 

8}  Mos.  et  Rom.  legum  coli.  14,  3,  2 :  ud  enim  iam  eo  perveiUwn  est  ron- 
tÜUUionibus^  ut  Bomae  qfüdem  praefectus  urhis  boIu$  super  ea  re  eognoseaty  si 
intra  rmliarium  eentesbnum  bU  in  Fabiam  eommissum.  Enhnoero  ai  ultra  eerUesi- 
mtun,  praefeetorum  praetorio  erit  eognitio.  Dig.  1,  12,  1  pr. :  omnia  omnino  crl- 
mina  praefeetura  urhis  sibi  vindieavü ,  nee  iantum  ea ,  quae  intra  utrbem  admif- 
tiintur,  verum  ea  ftio^ue,  qtioe  exira  utbem  intra  Italiam.  $  4:  quidqutd  igitur 
intira  urbtm  admUtUurj  ad  prtufectum  urhi  videtwr  pertinere.  8ed  et  si  quid  intra 
eent/SBimsum  rmLiarimn  admissum  sit,  ad  praefeetum  urhi  pertinet.  Diesen  Gerichts- 
Sprengel  giebt  auch  Dio  Gass.  52,  22  an.  Vgl.  Fr.  Vat.  %  155.  Gaius  1,  27. 
Herodian.  2,  13,  9.  Xod.  Th.  16,  5,  62. 

9)  Ulpian.  fr.  Vat.  $  20:  si  quis  ad  urbieam  dioecesin  pertinens  [teslomenlo 
futor  daiujrf  exeusare  se  debsbit  ab  eo  jKitrtmonio,  quod  in  regio\nibus  kmidtco- 
rum  est,  simitöer]  a  re  prooineidü.    %  232 :  obstrvairi  a/tUan  opofiU,  ne  bis  pufiiUts 


—     74     — 

über  den  Umfang  der  sWdiisohen  Dittcese')  noch  über  die  Zahl 
der  iuridici  und  ihrer  Bezirke  eine  bestimmte  Naofariohi ;  die  in* 
schriftliclien  Zeugnisse  lassen  uns  erkennen,  dass  die  ^rengel 
der  iuridici  nach  Regionen  abgegrenst,  aber  im  Laufe  der  Zeit 
vielfach  verändert  worden  sind^)  ;  indessen  darf  man  als  die 
ZAbiderMi- Normalzahl  der  iuridici  fünf  annehmen^),  deren  Bezirke  sich  fol* 
gendermaassen  vertheilen: 

4 .  regio  Transpaäana^]  mit Einschluss  von  Venetia  und  Uistria, 
also  Reg.  XI  und  X^). 

lutorem  dti  (praetor),  qui  patrhnonia  in  Jus  regionibua  haberUj  quae  sunt  mb  iuri- 
dkUt  til  daudio  Pompeiano  praetorl  Imperator  nost^  rescriptit,  $  241 :  »i  qui« 
patrimanimn  in  ta  regione,  quam  iuridieu$  aäminUtrat,  habet.   Dig.  40,  5,  41  $  5. 

1)  Der  Gerichtssprengel  der  Prätoren  ist  weder  identisch  mit  der  alten  Bann- 
meUe  (s.  8.  71  Anm.  6)  noch  mit  dem  unter  dem  praefectu»  urbi  stehenden  Po- 
Uzeibezirki  der  bis  zum  hundertsten  Meilenstein  reichte.  Denn  Campanien,  wel- 
ches zur  urbiea  dioeceais  gehörte,  lag  schon  ultra  eentesimum  lapidem.  S^  Tac. 
Ann.  13,  26 :  quid  enim  dUMid  laeto  patrono  coneesmmj  quam  ut  centesimum  uUra 
lapidem  in  oram  Campaniae  Uhtrtum  reUget  und  die  Ausleger  zu  d.  St. 

2)  Mommsen  Feldmesser  2,  193  nimmt  an,  dass  die  iuritfiei  bleibende  Spren- 
gel überhaupt  nicht  hatten,  sondern  bald  für  diese,  bald  für  jene  Landschaften 
nach  Umstanden  committirt  wurden,  und  hierin  stimmt  ihm  bei  Benzen  AnnaU 
1863  p.  282,  während  Borghesi  die  Bezirke  als  eine  dauernde  Organisation  nach- 
zuweisen sucht,  in  welcher  nur  einmal  und  zwar  unter  Caracalla  eine  wesent- 
liche Aenderung  eingetreten  sei.  Die  DIlTerenz  hat  ihren  Grund  in  der  verschie- 
denen Art,  wie  beide  die  inschriftlioh  überlieferten  Namen  der  Bezirke  zusam^ 
menstellen.  Giebt  man  zu,  was,  wie  ich  glaube,  von  Borghesi  erwiesen  ist,  dass 
in  dem  Titel  der  iuridici  nicht  immer  aHe  Regionen  aufgeführt  werden,  welche 
EU  ihrem  Sprengel  gehören ,  sondern  dass  dieser  Titel  abgekürzt  wird,  wie  dies 
auch  bei  den  später  zu  besprechenden  correctoree  unzweifelhaft  geschieht,  so 
vereinfacht  sich  die  Liste  der  Sprengel  erheblich  und  beschränkt  sich  die  Zahl 
der  Veränderungen  auf  da^euige  Maass,  welches  bei  einem  hundertjährigen  Be- 
stehen der  Einrichtung  nichts  auffallendes  hat. 

3)  Zumpt  Cbmm.  epigr.  2,  45,  welcher  mit  Borghesi's  Ansicht  übereinstimmt, 
nimmt  4  an,  indem  er  die  Zahl  der  iuridiei  mit  der  der  Gonsularen  identiflcirt, 
wie  dies  schon  Garli  ilnl.  Ital,  III  p.  38  gethan  hatte.  Diese  Annahme  lässt 
sieh  indessen  mit  den  inschriftliohen  Zeugnissen  nicht  vereinigen. 

4)  Uieher  gehören : 

[C]  Arnut  Antoninu$  —  iuridimu  per  JtaUam  rpgionis  Tranepadanae  prinme 
(zwischen  161  und  169),  Inschr.  v.  Gonoordia  C.  i.  L.  V,  1874 »  Borghesi 
Oeuvr.  5,  383. 

AT.  Noniue  Arriua  PouUnus  Aper  —  hmdieua  region(i9)  Tr(m(9padanae')f 
Inschr.  v.  Brixla  (vor  207)  C.  /.  L.  V,  4341  »>  Borghesi  O.  ö,  393. 

L.  fSdviut  Oaviu»  N{umi9iua  Petroniua)  AemUioMu»  —  eUebue  ab  op(timo  ianp. 
8eoero)  AUxandro  Aug.  ad  (hu  dieendum)  per  regionem  Tra(n9padanam)  (223 
*23ö.   Mommsen  /.  B.  N.  3604»H6nzeu  6486). 

C.  lAtxiUua  Sabinu»  Egnatiu$  ProeuUu  —  tur.  reg.  Trampad.  (unter  den 
Gordianen,  nach  237.   OraUi  3134). 

(8i)m(miu8  Procuhu  IuUanu$  —  (iiu)ridieu»  per  Tnmtpadum,  aus  derselben 
Zeit.  Borghesi  O.  ö,  403. 

L.  Gaboniua  Anmeuleiui  PaeiUüa  Seoerua,  iwnd.  rtg.  Xranapad.  Inschr.  v. 
Briiia  C.  J.  L.  V,  4332. 

5)  Dass  die  X.  Region  ( Vewitia)  unter  diesem  tiirüUetta  stand,  teigen  nicht 
nur  die  angefühttea  Inschrifton  von  Brlxia  und  GonoonÜa,  sondern  namentUeh 


—     75     — 

2.  AemiHa  Liguria  (Reg.  IX  und  YllI)  i) . 

3.  ApuUa  ei  Calabria  (Reg.  II)  2). 

4.  Lucania  BriUii  (Reg.  III)  3). 

5.  Umbria  et  Picenum  nebst  dem  ager  GcUUcns,  welcher  in 
dieser  Zeil  ^on  der  durch  denselben  führenden  Strasse  den  Na- 
men Flaminia  hat  (Reg.  V  und  Yl)  ^) . 

Es  sind  sonach  in  diesen  Bezirken  acht  Regionen  enthalten, 
während  drei,  Campania  (Reg.  1)<^),  Tascia  (Reg.  VII)  und  Samnium 
(Reg.  IV)  ^)  nicht  vorkommen ;  man  wird  vermuthen  dürfen,  dass 

I  11    ■  X-         I  I        «»     I     I  ■■,.-..  I  ■     I  I  I  I    11  I    I  I  ■  ■  ■  - 

ein  Brief  des  Fronto  an  Arrius  Antoninas  (ad  amicoa  2,  7  p.  192  Naber),  in 
welchem  Fronto  sich  in  einer  Processsache  für  den  Ooncordieiiser  Yolnmnins  Se- 
renne  bei  dem  Arriut  Antoninut  verwendet,  und  von  diesem  sagt,  dass -er  sich 
admmiitrdnda  provincia  Lob  erwerben  müsse.  Man  sieht  also  deutlich,  dass  der 
Titel  des  Arrius,  iuridicua  regionis  Tranapadanae,  ein  abgekürzter  ist,  in  welchem 
VmeUa  nicht  besonders  erwähnt  wird,  und  ist  somit  berechtist  auch  in  den  an- 
dern Titeln  eine  Abkürzung  anzunehmen. 

1)  P.  Plotius  Bomaniu  —  tur.  per  Aem.  Hg.  (vor  Alexander  Severus. 
OrelU  3044). 

(Ohne  Namen)  —  mridioua  per  Aemiliam  et  Liguriam.  Mommsen  /.  B.  N. 
4237»Henzen  B482. 

2)  L.  Semproniu»  CeUu$  ServIUus  FtibiamUy  <—  [1u}rid.  per  Apd^Uam  et] 
CuLabfkifm),  Marini  Arv.  p.  180. 

Af.  Caedliw  Novatülianus  —  iurid.  Apul.  et  Calabr,  Mommsen  /.  R,  N. 
1420=  Orelli  1178.    Und  hieher  gehört  wohl  auch 

L.  Uagonius  ünnaUus  Lareiua  Quintianua iuridicua  per  ApuL.   unter 

Commodus  in  drei  Inschriften:  Grut.  p.  1029 j  Orelli  2377  =  0.  i.  L.  V,  2112; 
Henzen  6492. 

3)  Dieser  Sprengel  beruht  allerdings  nur  auf  einer  Vermuthung  Borghesi's 
5,  39o,  für  welche  der  Umstand  spricht,  dass  auch  später  Lucania  und  Brittii 
einerseits  (Cod.  Theod.  11,  29,  1;  11,  ;30,  1)  und  Apulla  und  Calabria  anderer- 
seits unter  einem  Corrector  stehn.  S.  Borghesi  O.  5,  398;  6,  384  ff.  In  der  Zeit 
de»  CaracalU  war  Calabrien  zu  diesem  Sprengel  gezogen,  Apulien  dagegen  mit 
Picenum  zu  einem  Bezirk  vereinigt.   Dies  geht  hervor  aus  den  Inschriften  des 

O.  Herennku  Süvius  Maximui  —  iurid.  per  Calabr,  Lücaniam  BriUio$, 
Henzen  6745  und  des 

C.  8aUiu9  Aristaenetut  •—  iuridicus  per  Picenum  et  ApuUam.  Grut.  465,  5.  6. 

4)  C.  ßdbuciua  Maior  CoeeiUamu  —  ttirid.  per  Flamm,  <t  ümJbriamy  unter 
Commodus.  Henzen  7420. 

0.  Comdttw  FeUx  TkraUus,  iurid.  per  Flam,  et  ümbr.  OreUi  3177. 

P,  Aelim  Coeranue  —  ImidieuB  per  Flami$hiam  et  ümbrieunj  nnt«r  CancalU. 
Orelli  3851. 

L.  Armiue  itoUeuf  JJonorata«,  —  iurid.  per  FL  et  ümbriam,  Deajaidins  Annali 
1868  p.  97. 

Q.  MamOiui  CapOolinuey  iurid.  per  Ftaminiam  et  ümbrimn  et  Picenum. 
C.  J.  L.  n,  2634. 

Jlf.  Aeliu»  AureUm  Theo,  Aug(u»i{)  iuriditue  de  infiniio  per  Flam.  et  Vn^ 
hriam  Picenum  (Orelli  ^174),  aus  der  Zeit  des  Valerianus  und  GaUienua  (253). 

5)  Die  Inschrift  OreUi  3173,  in  welcher  ein  turidieue  prov.  Campaniae  vor- 
kommt, ist  falsch.  8.  Mommsen  1.  E.  iV.  Faleae  n.  538.  Borghesi  Oeuvr.  5,  393. 

6)  Einen  Bezirk  Pioenum  VateriOj  in  welchem  man  die  vierte  Segion  hat 
erkennen  wollen,  giebt  es  tberhanpt  nicht.  Die  Inechrift,  in  welcher  man  Ihn 
zu  finden  glaubte,  ist  nach  Borges!  O,  5,  401  sb Henzen  6489  ra  lesen:  Sex, 


—     76     — 

die  beiden  ersteren  gatis  und  von  der  leisten  wenigstens  ein 
Theil  zur  arbica  dioecesis  gehörten.  Nichtsdestoweniger  war  auch 
diese  Einrichtung  nicht  constant,  sondern  am  Ende  des  zweiten 
Jahrhunderts  wenigstens  hatte  Tuscia  ebenfalls  einen  ittndicus^). 
^^^T  ^^^^  unmittelbare  Folge  der  durch  M.  Aurel  eingeffdirten  Or- 

?richuur-' 3^^*^^^^  der  höheren  Gerichte  scheint  die  Beschränkung  der 
diaMibaii^  Municipalgerichtsbarkeit  gewesen  zu  sein,  welche  filr  das  zweite 
und  dritte  Jahrhundert  die  classischen  Juristen  bezeugen  2).  Das 
Strafverfahren  der  städtischen  Behörden  war  in  dieser  Zeit  auf 
eine  massige  Züchtigung  der  Sclaven  reducirt  ^) ;  in  Civilprocessen 
unter  einer  gewissen,  uns  unbekannten  Summe  urtheilten  sie  zwar 
sowohl  selbst^)  als  mit  Hinzuziehung  von  Geschworenen  ^j,  aber 
wichtigere  Sachen  kamen  extra  ordtnem^)  zur  Cognition  des 
iuridicm''),  während  alle  Entscheidungen,  die  auf  dem  imperwm 
beruhten,  selbstverständlich  den  römischen  Behörden  vorbehalten 
blieben^).  Das  Wichtigste  war  indess,  dass  die  Municipalmagi- 
strate  überhaupt  in  ein  untergeordnetes  YerhäUniss  zu  dem  Priitor 
und  iuridiciis  traten,   welche  in  einigen  Sachen  ihnen  die  Juris- 

Pedio.  Sex.  f.  Am.  Hirruto   Lucilio   Poüion.    Cos.  praef.  aer.  mUitar.  leg.  Aug. 
iurid.  {Aatwiae')  et  OaUaet(iae). 

1)  InscbT.  TOn  Chiusi  bei  Henzen  AfimaJU  1863  p.  277:  M.  Fabio  M.  f, 
Qulr.  Magno  VaUriaino  —  tur.  reg.  Tuseiae  ei  Pi'eeni.  Henzen  erklärt  sich  zwar 
bestimmt  gegen  Borghesfs  Annahme  einer  Abkürzung  der  Titel  der  iuridici\  da 
aber  Tuscia  und  Picenum  durch  Umbria  getrennt  sind«  so  sehe  ich  doch  auch  in 
diesem  Falle  keine  leichtere  Erklärung  der  Sache,  als  die  Supposition,  dass 
Tuscia  zeitweise  mit  dem  Bezirk  XJmbria  Picenum  vereinigt,  und  in  der  Titu> 
latur   Umbria  ausgelassen  ist. 

2)  Bethmann-Hollweg  a.  a.  0.  S.  68.  Anders  Puchta  in  Zeitschr.  f.  gesch. 
Rechtswiss.  10  S,.  204.  Institutionen  1  $  92.  Savigny  Gesch.  d.  R.  H.  im  Mittel- 
alter  1    55 

3)' Dig.  2,  1,  12;  47,  10,  15  S  39;  47,  10,  17  S  2;  47,  2,  52  S  12. 

4J  Paulus  5,  5*,   1 :   res  iudicatae  videniur a  magiairatibua  mtmicipa- 

libus  usque  ad  aummamy  qua  ius  dieere  poasunl.    Dig.  2,  1,  20;  50,  1,  28. 

5)  Dig.  2,  1,  13  §  1. 

6)  Uebcr  den  Begriff  der  exbramdinatiae  cogniUones  and  die  Fälle,  in  wel- 
chen sie  zur  Anwendung  kamen,  verweise  ich  auf  Bethmann-HoUweg  Oivilprocess 
2  S  122  S.  763  flf. 

7}  In  dem  Digestentitel  de  variis  et  extraordinanie  cogniUonibua  et  si  iudex 
Utem  suam  fecisse  dicetur  (Dig.  50,  13j  heisst  es  in  dem  fr.  des  Callistratus  1.  5 
pr. :  numerus  ergo  cogniUonum  in  quaUuor  fere  genera  dividi  poleA :  aut  enim  de 
honoribus  sive  muneribus  gerendis  agitatur,  aut  de  re  pecuniaria  disceptatur,  aut 
de  exisiimatione  alicuius  cognoseitur,  tad  de  eapitaU  crtmtne  quaeritur.  In  die 
dritte  Classe  gehört  die  Sache  des  Yolumnins  Serenns  aus  Concordia,  welcher 
seriba  und  deeurio  gewesen,  dann  aber  relegirt  worden  war  und  nach  seiner 
Rückkehr  verhindert  wurde  wieder  in  die  Curie  von  Concordia  einzutreten.  Diese 
Sache  kam  vor  den  iuridicue  regionia  Tranepadanae  Arrius  Antouinus,  au  welchen 
Fronto  ep.  ad  amicoa  2,  7  p.  193  Naber  darüber  berichtet. 

8)  Paulus  Dig.  50,  1,  26.   S.  obenS.  67  Anm.  1. 


—     77     — 

diction  delegirten  ^) ,  in  andern  die  Vollziehung  des  Urttieils  auf- 
trugen ^) ,  dabei  *  ein  Aufsichisrecht  über  die  Ausführung  ihrer 
Aufträge  übten ^)  und  in  allen  Sachen  Appellation  annahmen^). 
Ueberhaupt  werden  die  iuridid  im  gewöhnlichen  SprachgelNrauch 
schon  den  praestdesy  d.h.  den  Provinzialstatthaltem,  gleichge- 
stellt ^) ,  obgleich  ihnen  dieser  Titel  officiell  nicht  zukam  und  sie 
Verwaltungsgeschafte  nur  ausnahmsweise  übernommen  zu  haben 
scheinen^).  Vielmehr  lag  die  ganze  Administration  damals  noch 
in  den  Händen  der  MunicipalbehGrden ,  und  nur  wo  diese  sich 
unwirksam  zeigten,  griff  der  Staat  durch  ausserordentliche  Com-  ^^^^.^.'^^ 
missarien  ein,  welchen  in  einzelnen  Regionen  oder  in  ganz  Italien  ^  ^«7^- 
gewisse  Verwaltungszweige  zeitweise  übertragen  wurden,  ohne  den,  cor- 
dass  dieselben  dabei  mit  den  iuridici  concurrirten.  Das  erste  Bei- 
spiel einer  solchen  Specialcommission  giebt  schon  vor  der  Epoche 
der  iuridici,  nämlich  unter  Traian,  ein  leg[atus)  Aug(usttj  p[ro) 
p(raetore)  regi(m{is}  Transpadanae,  dessen  Auftrag  uns  unbekannt 
isf) ;  später  kommen  vor  ein  praepositus  tractus  Apuliae  Cala- 
briae  Lucaniae  Bruttiorum^  dessen  Sorgfalt  in  der  Erhaltung  der 
Sicherheit  des  Landes  erwähnt  wird^),  und  ein  praepositus  Um- 
briae  Piceni  et  Apuliae^).    Das  dringendste  BedUrfniss  einer  Staats- 

1)  Dig.  39,  2,  1 ;  39,  2,  4  S  3. 

2)  Paulus  4,  4,  2. 

3)  Dig.  27,  8  pr.  S  ö.  6. 

4)  Dig.  49,  1,  21  pr.;  49,  4,  1  S  3.  4. 

b)  In  den  angeführten  Stellen  der  Digesten  ist  immer  vom  praetor  und 
praetea  die  Rede,  vom  i%indicus  speciell  nur  40,  5,  41  $  5,  aber  man  sagt :  iuri- 
dieuB  regümem  admmUi/rai  (fr.  Vat.  $  241)  oder  provmciam  admmUtrai  (Fronto 
ep.  ad  am.  2,  7  p.  192  Naber),  wie  man  dies  auch  vom  prae9€t  sagt. 

6)  Ein  Fall  dieser  Art  wird  erwähnt  in  der  Inschr.  Orelli  3177:  C.  Cor- 
fieiio  —  ThroUa,  iurid.  per  Fkan.  ei  ü$nhr.  —  furidicatua  eku  ob  exmUam  mode- 
ratUmem  et  in  sterüitate  amnonae  lahorio$aiin  erga  ip808  fidem  et  industriamf  ut  et 
eivibus  atmona  eupeteeset  et  vicmU  eivitatibu»  eubveniretur.  Man  darf  aber  aus 
diesem  einen  Falle  nicht  mit  Zumpt  Comm.  ep,  2,  47  schliessen,  dass  die  iuri- 
diei  Oberhaupt  Verwaltungsbeamte  gewesen  w&ren. 

7)  Orelli  2273«  Marini  Jeer.  Alb.  p.  54.  Zumpt  Comm.  ep,  2,  41  hilt  diesen 
Legaten  für  einen  während  des  Dacischen  Krieges  in  der  Transpadana  eingesetz- 
ten milit&rischen  Gouverneur;  Borghesi  Oeuvres  5,  408,  dem  Henten  zu  n.  6482 
fblgt ,  für  einen  Vorlaufer  der  spateren  Gorreetoren ;  Mommsen  Ephem,  epigr. 
1872  p.  138  für  einen  mit  der  Aushebung  beauftragten  Omder  {dileetator^  Ke- 
nier  MHangee  p.  73),   wie  er  erwähnt  wird  in  ^der  Inschr.  Keni^r  ifwer.  de  VAtg. 

H.  1817.  T,  Cateemio nUaeo  ad  diUe[tu]fn  iunlorwn  a  divo  ßadriano  m 

regionem    Trantpadanam,     Nach  dieser  inschr.    glaubt  Mommsen  auch  /.  B.  N. 
3004   lesen   zu   dürfen:    L.  Puimio  Aemüiano  —  eteeto  ab  op[(mio  hnp.  8evero^  . 
Alexandro  ad[dUectum  habendwn]  per  regionem  Tra[n»padanam]. 

8)  Mommsen  /.  N.  646:  ob  —  singutarem  induelriam  ad  quietem  regUmie 
eervaindam. 

9)  OkIU  317Ö. 


—    78    — 

aofsiobi  Isg  aber  vor  in  der  Finanzverwnltung  der  freien  Städte, 
SU  deren  Revition  nicht  nur  in  denjenigen  Provinzen,  welohe 
nicht  unmittelbar  unter  dem  Kaiser,  sondern  unter  dem  Senat 
standen,  seit  Traian  besondere  kaiserliche  Legaten  commiltirt  wur- 
den ,  welche  griechisch  fitopAwtaf  oder  iitavopdwtat ,  auch  wohl 
ktqwvuiy  lateinisch  correctores  heissen^),  sondern  auch  für  ganz 
Italien  seitweise  ein  corrector  eingesetzt  wurde,  der  wenigstens 
seit  Garacalla  nachweisbar  ist  und  suerst  ohne  eigentlichen  Titel 
eleetus  od  corrigendum  staUsm  ttaliae  genannt  wird^.  Alle  diese 
interimistischen  Maassregeln  wurden  beseitigt  am  Ende  des  dritten 
Jahrhunderts,  su  welcher  Zeit  die  niTMäct  aufhörten^),  die  urbica 
dioecesis  eingingt),  und  gans  Italien  in  feste  Verwaltungsbezirke 
getheili  wurde,  welche  sich  von  den  Provinzen  nur  dadurch  un- 
terschieden, dass  man  fUr  ihre  Statthalter  den  in  Italien  bereits 
st&ndige  bekannten    Titel   corrector^)    beibehielt,    obgleich    dieselben    die 

correctores. „__ 

1)  Ausführlich  handelt  über  diese  kaiserlichen  CommissarieR  Borghesi  Oeuvret 
5,  408  IT.  S.  EpicUU  diu,  3,  7 ,  weiches  Capitel  die  Uebencbrif t  hat :  np^c  t^v 
fiiopdom^v  Toiv  iXeudipojv  iröXeoiv.  Ein  solches  Amt  bekleidete  unter  Traian  in 
Achaia  Messius  Maximus  —  —  misaus  in  provinciam  Achaiam  ad  ordinandum 
Hatvm  liberarum  eiviiaium  (Plin.  ep.  8^  24,  2),  in  Bithynien  Plinins  selbst,  von 
dem  Traian  (Plin.  ep.  10,  32(41))  schreibt:  memifherimus ,  idcireo  te  in  istam 
provinciam  miaaunif  quoniam  müUa  in  ea  emendanda  appnruerurU.    Vgl.  ep.   117 

(118);  18,  29;  unter  Hadrian  P.  Pactumeins  Clemens Ugahu  divi  Hadriani 

Athenis  Thegpiis  PtaUi»  item  in  Thessaliay Ugatus  divi  Hadriani  ad  ratio- 

nes  civitatium  Syriae  putandai  (Henzen  64838=Renier  inscr.  de  VAlg.  1812); 
L.  Egnatius  Victor,  ItiavopWr^c  'Avatac  {C.  J.  Qr.  1624);  Ti.  Severus,  icp^  nhnt 
^d^hom  ireu^eU  eU  Bet^v(av  otop^orr^c  xal  Xoftar^c  &ic6  Ikoü  'A^ptavoü 
C.  J.  Or,  4033.  4034;  L.  Bsrbuleius  OpUtas  —  logista  Syriae  Hensen  6484; 
Herodes  Atticus,  iron  dem  PhUostratus  Vit,  Soph»  1,  25,  6  sagt:  d^ixto  u^  U 
TJjv  £pk6fiMav  —  «atd  ^^pövouc^  o^C  xdc  iXcu&ipac  t6iv  n^^Xcmv  o^tbc  Bioofcoüro  * 
und  2,  1,  3:  ^p^e  pitv  7aip  x&v  xotrcd  tj)v  'Aoiov  ^Xcu^ipov  icöXeoav  ö'HpabST)^* 
endlich  unter  Septimius  Severus  Ti.  Claudius  Callippianus,  CuaToc«  itpee^uT^« 
%ax  dvTfOTp4Ti)Yoc  Töv  ScßatfcAv,  Xo^ivr^C  "mX  iicoNop^r^«  t&v  ^cufepwv  ic6- 
Xeviv  (Athenische  Inschr.  BulUU.  d.  Intl,  1862  p.  119).  Wenn  Papinian  im 
ersten  Buche  seiner  Digesten,  welches  zwischen  198  und  206,  also  unter  Seve» 
rus,  geschrieben  ist,  sagt:  Ugatm  Cae$ari$,  id  eai  praeset  vel  eofreetot  pwvki^ 
daty  abdieando  te  non  amitUt  imperimn  (Dig.  1,  18,  20),  so  untencheidet  er  zwei 
Arten  kgati,  die  ordentlichen  Statthalter  der  kaiserlichen  PrOTlnzen,  welche  er 
prae$id4»  nennt,  und  die  ansserwdentlichen  kaiserlichen  Gommlssarien,  corrMfores 
oder  ^uDp^otai. 

2)  So  C.  Octavios  Sabinus  aus  Caraeallas  Zeit  in  zwei  Inschr.  Ephem.  epigr. 
1872  p.  130  und  Henzen  6482.  Dagegen  war  Pomponins  Bassus,  wahrscheinlich 
der  Cos.  271,  vor  seinem  Consulat  ^novop^nt^c)  tcdoY)(c  'ItoXta«),  Insehr.  b^ 
de  Rossi  Bulktiino  eriiUam}  1871  p.  45aMommsen  E^han,  tpigt.  1872  p.  139. 

8)  Die  lurMÜd  sind  bis  zu  Auraiians  Zeit  nachzuweisen ;  C.  Luxilius  (Orelli 
3143)  und  Simonlus  Proculus  lebten  unter  oder  nach  den  Qordianen,  Aelius 
Aurelius  Theon  (Orelli  3174)  unter  Yalerian  und  Gallien.  8.  Borghesi' Oeuvre« 
5,  403. 

4)  Dies  zeigt  der  spater  vorkommende  eorteetor  Campemiae. 

5)  lieber  den  Namen,  der  von  eorrigere  abzuleiten  ist,  das  QmeUenmaterial 


—     79     — 

Gewalt  der  Provincialslatlhalter  ^in  voilein  Umfang  erhielten,  die 
Civilgerichlsbarkeil  wie  die  CrimiDaljustiz  ^)  ausübten  und  die 
ganse  Verwaltung  übernahmen. 

Dies  ist  die  letzte  Organisation  Italiens,  welche  mit  einigen 
Veränderungen  bis  zum  Untergange  des  westriSmiscfaen  Reiches 
bestehen  blieb;  wir  haben  von  derselben  eine  Anschauung  erst 
aus  dem  vierten  Jahrhundert,  in  weldiem  in  einigen  Provinzen 
der  Statthalter  einen  höheren  Rang  erhalten  und  von  einem  cor- 
vecUiT  mit  fünf  fasces^)  zu  einem  consularis  mit  sechs  fatces^) 
erhoben  war.  Ob  die  Emrichtung  der  correctorischen  Provin- 
zen  von  Aurelian  herrührt  ^) ,   oder  ob  zuerst  für  ganz  Italien 

ein  Corrector  fortbestand^),    und  erst  Diocietian ,    wie   die  Pro^ 

■  ..»-iii  ■        I  .1. 

und  die  Ansichten  der  älteren  Forscher  über  die  eorrectores  findet  sich  die 
Hauptsammlnng  bei  Boecking  Not.  Vign.  Occ.  p.  1180  ff.;  Borghesi  0€uvTt$  5, 
395  ff.  Die  büher  sehr  unklaren  Verhältnisse  Italiens  während  dieser  letzten 
Periode  hat  Mommsen  Feldmesser  2,  196  ff.  mit  glucklichem  Scharfsinn  erörtert 
und  nochmals  Ephem,  epigr.  1872  8.  188  ff.  einer  Prüfung  unterworfen.  Die  uns 
vorliegenden  Zeugnisse  sind  indessen  so  unzureichend,  dass  eine  sichere  Behand- 
lung dieser  Zeit  noch  nicht  möglich  ist. 

1)  Ammian.  15,  7,  Ö.    Cassiodor.    Kor.  6,  21. 

2J  C.  i.  Qt.  4033.  4034. 

SJ  Rutilius  NamaÜanus  lUn,  I,  579  sagt  Ton  seinem  Vater  Lachanius,  der 
um  389  als  eoMularis  TuscIa  und  Umbria  verwaltete: 

Namque  pater  quondam  TyrtherUs  praefuü  arvu, 
Fa$cibu$  et  senis  credita  iura  dedit. 
Die  fcuees  werden   auch  bei  dem  eonsulctrU  Campaniae  erwähnt  in  der  Inschr. 
Orelli  3170 «Mommsen  i.  N,  1422. 

4)  Dies  nehmen  an  Borghesi  a.  a.  0.  nnd  Mömmsen  Feldmesser  2,  196. 
Nach  Vopisc.  Aurel,  39 ;  Aurel.  Vict.  Caes.  35  und  epit.  35,  7 ;  Entrop.  9,  13 
war  Tetricus  bereits  unter  Aurelian  corrector  Lucaniaey  nach  Aurel.  Vict.  Caea, 
39,  10  war  lulianua  bei  dem  Tode  des  Carus  (284)  corrector  VeneUat,  und  unter 
Carinus  (f  285)  kommt  in  einer  freilich  unsicher  und  ohne  Ortsangabe  überlie- 
ferten Inschrift  Mommsen  i.  iV.  6328  Buffius  Volusianus  als  corrector  Campaniae 
vor.    Die  Zelt  wird  bestimmt  durch  n.  2497a:Henzen  6481. 

5)  Von  den  ebenangeftthrtea  drei  Zeugnissen  werden  zwei  ansicher  gemacht 
durch  wideispreebende  Nachrichten.  Nach  Trebellins  PolUo  iri^.  tyr.  24  war 
Tetricus  nicht  corrsctor  LuegnkUy  sondern  toUu»  Jtaliae.  Die  Stelle  ist  merk- 
wflxdig  wegen  der  Aufzählung  der  nachheiigen  Provinsen,  und  so  zu  inteipun- 
giren:  {Aurelianu$  Mrieum}  eorreetorem  toiku  JtaUae  ßdA^  id  esi  CoHnpaniae, 
JSamnUy  Lueaniat  BrUtiorumy  Apuliae  C<Uabriae,  EUruriae  atque  Ümbria€y  Pheni 
et  Ftamirwe  omnisqfie  otmonariae  regUmi».  £benso  heisst  Bufttus  V(4usiamu  in 
zwei  aadevn  Inschriften  corrector  Italiae  per  annoe  oeto  (Orat.  p.  387,  5)  und 
it«rym  eometor  okne  Zusatz  Mommsen  i.  N.  2497,  so  dass  nur  nceh  lulia- 
nos  bei  Aur.  Victor  Cae$.  39,  10  übrig  bleibt,  der,  wenn  Victor  in  Betreff  des 
Tetricus  irrt,  ebenfalls  auf  einem  Irrthum  beruhen  kann.  Dagegen  findet  sich 
n<>ch  unter  DiodetlaB  Numidius  corrector  Jkdiae  im  J.  290  (Ood.  lutt.  7,  35,  3) 
und  PaetU0  Uonprates  —  eorr«ctor  ItaU{cui)  (a.  293.  Cod.  lust.  2,  11,  1)  C,  i.  L, 

\\  2817.  Auch  gehört  hleher  wohl  L.  Aeiius  Helvius  Dionysius corrector 

utrkuque  Italiae  (Orelli  60),  der  also  nach  der  gleich  zu  besprechenden  Thei- 
lung  Italiens  in  zwei  Diooesen  zu  setaen  sein  würde.  Dieser  scheint  ia  einer 
andern  Inschrift  Mommsen  i.  AT.  40B7  als  corr.  Cafnpaiif(uk)  yorznkonmen,  alte 


—     80     — 

EiBUaiivBg  vinzen  ^} ,    so  auch  Italien   in  kleine  Amtsbezirke  iheilte ,  ist  bei 

proTiBMB.  der  uDvollatöndigen  und  widersprechenden  Ueberlieferung  nichl 

ins  Klare  zu  bringen.     In  den  Jahren  290  —  300  war  die  neue 

Provinzialeinlheilung  Italiens  voUendet^),    und  die  unmittelbare 

dtrStoiMr-  ^^^  derselben  war,   dass  die  alte  Steuerfreiheit  des  italischen 

tnih9ii.    Bodens  aufhörte.   Maximian,  welcher  seit  886  Augustus  war  und 

in  Mailand  residirte^) ,    erhob  in  dem  Theile  Italiens,    welcher 

nördlich  von  den  Flüssen  Macra  und  Hubico  liegt  ^),  eine  Abgabe 

für  seine  Hofhaltung  (cumona)^  von  welcher  seitdem  diese  Land- 

^^2[^<'!|lJf' Schaft  regio  annonaria  heisst,   während  Mittel-  und  Unleritali^A 

«rMcorio.  wenigstens  im  vierten  Jahrhundert  zur  Versorgung  der  Stadt  Rom 

Kalk,   Holz,   Schweine,    Rinder    und  Wein   lieferte^)    und   den 

Namen  der  urbicariae  oder  suburbicaricie  regiones  erhielt®]. 

eben  die  sich  widersprechenden  Titel  zn  haben ,  welche  dem  Tetricus  und  dem 
Kufflag  Volusi4nu8  beigelegt  werden  (vgl.  über  ihn  Mommsen  Eph,  epigr.  1872 
p.  141).  Die  Lösung  dieser  Widerspr&die  geben  nach  meiner  Ansicht  die  beiden 
Inschriften  des  F,  Fl.  PosUmUua  TUianus  (Cos.  301)  bei  Henzen  Tab,  ALhn.  p. 
52.  53.  In  der  einen  heisst  dieser  correetor  Italiae  Tranapadanaej  in  der  andern 
eorrtctor  lialiae  regionii  Tratispactanoe.  Der  Jitel  war  also  ursprünglich  eorrector 
JiaUae  oder  eorrtctor  ohne  Zusatz ,  wie  auch  die  vier  praefeeti  praetorio  bis  zum 
Ende  des  4ten  Jahrb.  ihre  Diocese  ihrem  Titel  nicht  zusetzen  (Mommsen  Mt- 
morie  d.  Intl.  2,  301),  es  folgt  aber  aus  demselben  nicht,  dass  dieser  eomector 
nach  Aurelians  Zeit  noch  ganz  Italien  verwaltete.  Tetricus  konnte  demnach  eor- 
reetor  ItiUiae  regioni»  Lucaniae  sein,  und  Trebellius  Pollio  durch  die  Abkür* 
zung  dieses  Titels  getiuscht  werden. 

1)  Lactant.  de  mort.  pertee.  7. 

2)  Die  Correctoren  dieser  Zeit  sind  unten  bei  den  einzelnen  Provinzen  an- 
geführt. 

3)  Burkhardt  Die  Zeit  Constantins  des  Grossen,  Basel  1853  S.  56  ff.  Ausonii 
Ordo  nobUtum  urbium  5. 

4)  Trebellius  PoUio  trig.  tyr.  24  bezeichnet  als  armonatia  regio  das  Land 
nördlich  von  Tuscia  und  Flaminia. 

5)  Die  Beweisstellen  s.  bei  Mommsen  Feldmesser  2,  199. 

6)  Ueber  die  regiones  armanariae  und  auburbieariae  ist  ein  heftiger  Streit 
namentlich  mit  Rücksicht  auf  die  ursprungliche  Herrschaft  des  Pabstes  geführt 
worden,  über  welchen  man  eine  vollständige  literarische  Nachweisnng  findet  in 
der  Vorrede  zu  Jac.  Qothofiredi  Opera  iuridiea  minora  ed.  Trotz ,  Lugd.  Bat«  1733 
fol.  p.  16  f.  Qothofredus  in  der  anonym  erschienenen  Schrift  De  9ubwbiearU$ 
regionibua  et  eeeUsiis,  aeu  de  praefeckura  et  epiecopi  urbi»  Bomae  dioeeeei  eon- 
ieeiura,  Francofurti  1618.  4,  und  zum  Cod.  Theod.  2,  16,  2  deflnirt  die  regio 
urbiearia  als  die  nächste  Umgebung  Roms  bis  zum  100  Meilenstein,  welche  unter 
dem  Stadtpräfecten  stand,  die  regio  annofiaria  aber  als  das  ganze  übrige  Italien. 
Seiner  Ansicht  sind  ausser  Salmasius  auch  Savigny  Venu.  Sehr.  2,  105  und 
Boecking  N.  D.  Occ.  p.  172  beigetreten.  Nach  Jac.  Sirmond  dagegen  (s.  Jac. 
Hirmondi  Opera,  Venetiis  1728  fol.  Vol.  lY  p.  1  — 159)  umfasst  die  afwhonaria 
regio  nur  die  Lombardei;  die  turbicaria  regio  aber  ist  nicht  der  Sprengel  des 
praefeeUu  urbi,  sondern  die  Diocese  des  vicaHue  urbis  Bomae  und  umfasst  ganz 
Mittel-  und  Unteritalien.  Mommsen  Feldm.  2,  200  entscheidet  sich  für  Sirmonds 
Ansicht,  dessen  Argumente  er  kurz  zusammenstellt.  Auch  ich  bin  dieser  Ansiebt 
gefolgt  und  verweise  darüber  auf  Sinnond  und  Mommsen. 


—      Si- 
lin J.    292    wurde   das    römische   Reich    unter    vier  Kaiser  Diocietimni- 

Bche  Beicbs- 

geiheilty  nämlich  Diocletianus,  Maximianus,  Gonstantius  und  Gale-  einthaiiung. 
rius^),  von  welchen  jeder  seinen  praefectus  praetor io  hatte  ^), 
und  als  Gonstantin  im  J.  324  zur  Alleinherrschaft  gelangte,  be- 
hielt  er  die  vier  praefecti  praetorio  für  die  vier  von  ihm  con- 
stituirten  Theile  des  Reiches,  Oriens^  lUyricum^  ItoUa^  Galliae, 
bei  3).  Unter  ihnen  standen  42  vicarii^)  und  unter  diesen  H6 
Statthalter  der  einzelnen  Provinzen  mit  verschiedenen  Titeln ,  aber 
sowohl  die  ersteren  ^)  als  die  letzteren  sind  nicht  von  Gonstantin, 
sondern  bereits  von  Diocletian  eingesetzt,  und  auf  diesen  hat 
man  wenigstens  in  der  Hauptsache  die  spätere  Organisation  Ita- 
liens zurückzuführen  ®] ,  welche  wir  im  Folgenden  übersichtlich 
darstellen. 

Die  praefectura  ItaHae  umfasste  drei  Diöcesen,  Africa,  llalia  Prtuuetwra 
und  Ulyricum  occideniale.  Das  letztere,  welches  in  dem  veroneser 
Yerzeichniss  äioecesis  Pannoniarum  heisst '') ,  stand  unmittelbar 
unter  dem  praefectus  praetorio  Italiae^) ,  während  Africa  einen 
vicarivSj  Italien  aber,  mit  welchem  unter  Diocletian  mehrere  be- 
nachbarte Provinzen  vereinigt  worden  waren,  zwei  vicarii  hatte, 
von  welchen  der  eine  in  Rom  residierte  und  daher  vicatius  in 
urbe  oder  vicarius  urbis  heisst®),  der  andre  in  Mediolanum  seinen 

1)  Aar.  Vict.  Caes.  c.  39  %  23—30. 

2)  Gonstantius  hatte  zum  Tpr.  praet.  den  Asdepiodotns  (Aar.  Victor  Cae$,  39, 
42),  Maxentias  (306—312)  den  Roflas  Volasianns  (Zosim.  2,  14.  Aar.  Vict.  40,  18). 

3)  Zosimus  2,  32  schreibt  die  Einsetzung  der  4  fraefeeü  dem  Gonstantin 
zu,  was  nicht  genau  ist.  S.  Tiilemont  4,  284.  Mommsen  MtmofU  delV  IruHtuio 
2  p.  301.  Bethmann-HoUweg  Rom.  Givilprocess  3,  14. 

4)  Bethmann-HoUweg  Rom.  CivUprocess  3,  49  if . 

ö)  Lactant.  de  mort,  persee.  7  sagt  Ton  Diocletian :  tr€$  enim  partieip£s 
regni  9ui  feeii^  in  quatuor  partes  orbe  diviso,  -^  —  provineiae  quoqtu  in  fnuia 
ecneiiae,  muUi  praesides  et  pUira  ofßeia  stnptiUt  regUmänu  ae  paene  Unn  doUaU" 
6tis  tfieudore,  item  raUonale$  nrnlU  et  tnciffiairi  et  vicarii  praefeetorum ,  und  dies 
bestätigt  die  römische,  von  Mommsen  Memorie  deW  Instituto  2,  298  behandelte 
Inschrift  des  G.  Caelius  Saturninus,  welcher  schon  vor  Gonstantin  vicarius  praeff. 
praetorio  bis  in  urbe  Roma  et  per  Mysias  gewesen  zu  sein  scheint ;  ferner  Septimius 
Valentio  v,  e.  a(jffens)  v(iees')  praejf.  praett.  aus  dem  Jahre  293  Orelli  1049.  Ein 
vieaHus  Africae  ist  schon  315  nachweisbar.  Mommsen  Feldmesser  2,  202. 

6)  Dies  folgt  jetzt  auch  aus  dem  veroneser  Yerzeichniss  von  297,  welches, 
obwohl  an  dieser  SteUe  Ifickenhaft,  doch  die  JProvinzen  der  Italischen  Diöcese 
beielti  aufzählt.   S.  Mommsen  Abh.  d.  Berliner  Acad.  1862  S.  513. 

7)  Mommsen  a.  a.  0.  S.  491. 

5)  Mommsen  a.  a.  0.  S.  497  und  Polemii  8UvU  Latereulus  (Abh.  der  sachs. 
Gesellseh.  d.  Wiss.  3,  260).  Bethmann-HoUweg  R.  Givilprocess  3,  47  fT.  51  ff. 

9)  Bethmann-HoUweg  a.  a.  O.  S.  51  Anm.  27.  Der  Titel  ist  vieariua  prae» 
feetormn  praetorio  in  urbe  Borna,  Inschr.  bei  Mommsen  Memorte  d.  Inst,  2,  315  { 
nicht  viearius  praefeeti,  denn  er  ist  ein  selbständiger  Beamter,   der  unmittelbar 

Bdm.  Alterüi.  IV.  6 


-    82    — 

Site  nahm^)  und  den  Titel  vicarius  Italiae  bekam  ^).  Der  Name 
Italia  hat  also  in  dieser  Zeit  zwei  neue  Bedeutungen  erhalten: 
er  bezeichnet  zuerst  den  Verwaltungsbezirk  des  fraefecius  prae- 
torio,  zu  weichem  ausser  der  apenninischen  Halbinsel  verschiedene 
früher  selbständige  Provinzen  gehorten,  zweitens  aber  in  speciel- 
lern  Sinne  die  Italia  annonaria,  welche  zur  Hauptstadt  Mediola- 
num  hat^)  und  der  urbs  mit  den  regiones  suburbicariae  entge- 
gengesetzt wird^).  Es  zerfilllt  demnach  die  ganze  Diöoese  in 
folgende  Unterabtheilungen  ^). 

unter  dem  Kalaer  steht.  8.  MommAen  «.  t.  O.  Auch  pro  praeftetii  ptaeiorlo  In 
urbe  Borna  fkätimUfue  provincüa  OreUi  11 86  oder  kurz  vieariut  urbii  oder  vica- 
riiu  urhi  Cod.  Theod.  10,  4,  1  ans  dem  Jahr  313;  Orelli  3171.  Henzen  6471. 
6473.  6904.   Cassiodor.  6,  15. 

1)  Bocking  N.  D,  Oee,  p.  440.  Auch  der  praef,  pmei.  lUtUtu  residiert  in 
Mailand.    Ck)d.  Th.  8,  4,  6;   16,  2,  15;  8,  11,  3. 

2)  Vie(arius)  pra€f(jectwae)  per  Iial[iam]  OrelU  3764,  vgl.  Borghesi  Oeuvres 
6,  385.  Mominsen  Memorie  2,  9lö.  Im  Codex  Theodos.  wird  er  enrihnt  in  den 
Jahren  320  (9,  8,  1),  321  (6,  36.  4),  365  (9,  1,  12),  370  (8,  5,  31 ;  11,  10,  2), 
374  (13,  1,  10);  im  J.  368  erzählt  Ammian  27,  7,  5  von  drei  apparitorea  poie- 
ftotis  vieaarioM  per  Jtal4am, 

3)  Aihanasius  Hi»t.  Arianomm  ad  monackos  in  Äthan.  Opp.  Paris  1698 
fol.  I  p.  363 :  Aiov6oioc  6  dizh  MeiioXcCvoiv '  iorl  tk  xa\  aunj  ixv^tpöiroXtc  tyJc 
ItoXlac.    Die  Notiz  bezieht  sich  auf  das  Jahr  355. 

4)  Schon  Trebellius  Poilio  trig,  Ufr.  24  setzt  der  anttonaria  regio  die  suft- 
urbieariae  regiones  entgegen,  welche  er  einzeln  aufführt ;  ebenso  werden  in  einer 
Verordnung  des  Cod.  Th.  11,  1,  9  die  suburbicariae  regiones  den  regiones  Jt€Uiae 
entgegengesetzt.  Vgl.  11,  16,  9:  non  enknper  Italtam  iofihim,  $ed  eUam  per  ur- 
biearias  regUmes.  11,  13,  1 :  per  omnem  ItaUam,  twn  etiam  per  urbiearia»  Afri- 
eanatqae  regiones.  In  den  Acten  der  Concilien  finden  sich  die  Unterschriften: 
Meroiies  episeopui  de  eivUate  Mediolanensi ,  ptovmeia  Judia  (Conc.  Arelatense 
a.  314  bei  Mansi  2,  476),  Lwius  ab  Italia  de  Verona,  Fortunatianua  ab  ItaUa 
de  Aquileiaf  Uraaehu  ab  ItaUa  de  Britta,  Severtu  ab  Italia  de  Ravenna  (Con. 
Sardicense  a.  347.  Mansi  3,  38.  42).  In  der  NoUtia  ZHgn.  endlich  haben  nicht 
not  die  viearii  ihre  Titel  von  diesen  beiden  Didcesen,  sondern  auch  andere  Be- 
amten, wie  der  rationaKs  rei  privatae  per  Italiam  und  der  raüonaih  rei  privatae 
per  vrbem  Romam  et  wburbiearias  regiones  {N.  D.  Occ.  c.  XI). 

5)  I)ie  Provinzen  Italiens  sind  anfgeffihrt  im  veroneser  Verzeichniss  S.  513, 
Im  laterculus  des  Polemlus  Silvios  S.  251,  welchem  Mommsen  auch  das  fk-üher 
bekannte,  von  Schonhoven  in  der  Ausgabe  des  Eutrop  BasÜ.  1552  publicirte, 
hernach  oft  wiedefholte  Verzeichniss  der  römischen  Provinzen  hinzugefügt  hat, 
und  in  der  Notitia  Dignitatum  Ocdd.  c.  2 ;  die  Diöcese  des  vicarius  urbis  ist  in 
derselben  besonders  behandelt  c.  18,  das  Capltel  aber,  welches  die  Provinzen 
des  vicarius  Italiae  enthielt,  ist  in  der  Notitia  nicht  mehr  voriianden  und  von 
B5cking  p.  439  ergänzt.  In  der  geographischen  Begrenzung  der  Provinzen  ist 
mehrfach  geändert  worden,  es  fehlt  über  dieselbe  aber  noch  eine  Untersuchung, 
denn  das  Hauptwerk  Caroli  a  S.  Paulo  Qeographia  saera.  Aeeessertmt  Lueae 
JSolstenii  cmimadversioneSy  Amstelaedami  1704  fol.,  enthält  nur  ein  kritisch  un- 
gesichtetes  Material,  das  Bingham  OrigineSy  vertU  I.  H.  Orischov,  Halae  1727.  4 
Vol.  111  p.  504  ff.  benutet  und  auch  Böcking  nieht  überall  einer  PrüAnig  unter- 
zogen hat. 


—     83     — 


A.  Unter  dem  Vicarius  lUMae. 

4.  Venetia  ei  Histria  (Reg.  X)  mit  der  Hauptstadt  Aqui-  ^[^J'^* 
leia^)  unter  einem  corrector^],  später  unter  einem  amstUaris^).      j^^£* 

2.  Italia  Transpadana  (Reg.  XIj ,  unter  Diocletian  eine 
besondere  Provinz  unter  einem  carrecior^).  Sie  faiess  später  Li- 
guria,  hatte  zur  Hauptstadt  Medioianum  ^)  und  stand  damak  unter 
einem  consularis^).  Die  Uebertragung  des  Namens  Lignria,  wel- 
cher früher  die  IX  Region  bezeichnete ,  auf  die  XI  Region  ist  nur 
durch  die  Annahme  erklärbar,  dass  beide  Regionen  zu  einer  Pro- 
vinz vereinigt  waren  ^) ,  bis  etwa  in  der  Zeit  lustinians  (587 — 
,565)  die  Bezeichnung  Liguria  auf  die  mailändische  Provinz  be- 
sdbrfinkt^)   und  die  IX  Region  mit  den  Alpes  Cotüae  zu  einem 

1)  Polemins  Silvins  p.  2&1.  Gothoflred.  Ibpo^opMa  codieU  Th€odo$iami  p. 
112  f.  ed.  Ups.  Boecking  li.  JD.  Occ,  p.  441. 

2)  bdUxMu  (corr.  Venetiae)  a.  284.  Aur.  Yict.  Cae$.  39,  10.  Cor,  Oaudeniku 
V,  p.  eom(e9)  et  corr.  Vm,  et  HUtr.  C.  2.  L.  Y,  4327.  4328. 

Jetehu  TertuUue  —  eotr,  Yen,  et  BiUriae  unter  Maximian  (286  — 305)  Or. 
1050=  C.  I.  L.  V,  2818. 

C.  Vettiw  CoaeMm  Rufinua  e.  v.  eorr.  Venetiae  et  HietHae  rnn  812.  OtelU 
2285. 

M.  Maecius  Balbwriua  —  eorrecior  Venetiarvm  et  HysMae  vor  343.  Or.  3191 
«Mommsen  1.  N.  2618. 

L.  Nonitu  Vertu  —  correci.  Venetiarwn  et  JatrUte  unter  Constantin.  OreUi 
3764.  Borghesi  Oeuvre»  6,  388. 

3)  Florianm  consiUari»  Venetiae  365  Cod.  Th.  8,  8,  1 ;  11,  7,  10.  Conaularee 
hat  die  PioYinz  auch  nach  der  N,  D.  Oce.  p.  5. 

4)  T.  Fl.  Pöttumiu»  TiUainuB  —  •—  oorr.  Ca^aniae,  eorr,  Xtaliae  Tratupa^ 
danae  (Orelli  1194)  vor  301,  in  welchem  Jahre  er  zum  zweiten  Haie  Consul 
war.  Auf  ihn  bezieht  sich  eine  zweite  Inachrift  bei  Janssen  Muaei  Lugduno- 
Batavi  Jnscr.  tob.  IX  n.  2.  Henzen  Tab.  Alkn.  p.  52,  in  welcher  er  den  Titel 
(eof)rector  IlaUae  r€p(ionu)  Tr(anapadanae')  führt. 

5)  Polem.  SUvius  p.  251 :  Liguria,  in  qua  est  Medioianum.  Not.  Dign.  Oee. 
p.  47 :  praepoaitua  theeaurorum  Mediolanemium  Liguriae.  p.  48 :  proeurator  Qy- 
naecii  Mediolaneneia  Uguriae,  Procop.  de  B.  Ooth.  1,  14 :  ix  MeSioX^Noiv  —  f^is 
Ai7o6poic  xctT«,  vgL  2,  18.  Paulus  Diao.  de  geet.  Lombard.  2,  15:  Liguria  — 
in  qua  MedioUmum  e$%.  Auch  Veroellae,  welches  nördlich  vom  Po  liegt,  heisst 
bei  Hieronym.  ep.  1,1  $  3  (um  370)  Ligurt/m  eivitaa. 

6)  £in  Stotthalter  Idguriens,  BiagniUus,  vor  392  bei  Symmachus  ep.  3,  34  { 
Afriajiu»,  eontuUuia  Liguriae  396.  Cod.  Theod.  4,  22,  4.  Einen  eonnOarU  pro- 
vineiae  Liguriae  erwähnt  noch  Caasiodor.  Var.  12,  8. 

7)  Zu  Liguria  gehören  z.  B.  PollentU,  welches  südlich  vom  Po  in  der  IX  Re- 
gion liegt,  noch  um  400  (JV.  D.  Oee.  p.  121.  1137),  Asto  (am  tyrrhenischen 
Meerbusen,  westlich  von  Genua)  noch  [um  500  (Cassiodor.  Var.  11,  15),  worauf 
Henke  im  AUas  antiq.  m  Taf.  XX  auAnerksam  gemacht  hat,  endlich  im  J.  355 
Oemuiy  Liguriae  oppidum.  Ammiaa.  15,  10,  10. 

8)  Procop.  B.O,  1,  15:  6icip  Ik  'FaSirrnc  ic^Xee>c  HiSou  to&  ntna^ü  h 
^torcp*  At-(o6pioi  ^xvjvrat  —  xov  U  UJilbw  iv  hei^  AipitXl«  ti  ian  «al  tä 
To6oxaiv. 

6» 


—    84     — 

Bezirk   verbunden  wurde,   der  von  da   ab  Alpes  Cottiae  genannt 
wird*). 

3.  Aemiliaf  die  VIII  Region  mit  Ausnahme  des  Ravenna- 
tischon  Gebietes,  war  zeitweise,  vielleicht  bis  396  mit  Liguria 
SU  einer  consularischen  Provins  verbunden  ^) ,  bildete  aber  nach 
diesem  Jahre  einen  eigenen  Verwaltungsbezirk  mit  der  Hauptstadt 
Plaeentia^). 

4.  Plaminia  et  Picenum  annonarium  unter  einem 
consularü^),  auch  Plaminia  genannt,  mit  der  Hauptstadt  Ra- 
venna^),  ist  keine  Diocletianische  Provinz,  sondern  erst  nach  364 
von  der  Provinz  Picenum  und  Flaminia  abgesondert,  welche  bis 
dahin  ganz  zu  den  urbicai^iae  regiones  gerechnet  wurde  ^).  Fla- 
minia reichte  südlich  bis  zum  Aesis  und  es  gehörten  dazu  ausser 
Ravenna  auch  Forum  Popilii,  Ariminum,  Pisaurum,  Fanum  und 
Sena  ?) . 

5.  Alpes  Cottiae j  eine  der  gallischen  Provinzen,  seit  Dio— 
cletian  zu  Italien  gezogen^],  unter  einem  praeses^), 

6.  und  7.  Raetia,  früher  eine  der  Donauprovinzen,  wurde 
unter    Diocletian    ungetheilt    mit    Italien    vereinigt ,     im    vierten 

1)  Paalus  Diac.  de  gest,  Longcb.  %  16:  quinta  vero  provincia  Alpes  Cottiae 
dicuiU%Mr,  —  In  his  Aquis  —  Dertona^  ei  monasUriwn  Bchium^  Qenua  quoq}ie  et 
Savona  eiviiates  habentur.  Diese  geographische  Bezeichnung  braucht  auch  Jor- 
nandes  in  seinem  552  geschriebenen  Buche  de  rebus  Oetieis  c.  30,  indem  er  den 
Stilico  die  Schlacht  des  Jahres  402  gegen  die  Westgothen  liefern  lässt  ad  Po- 
lenUam  eivitatem,  in  Alpibus  CoiUis  loeatam.  Auch  in  dem  Über  Selumhovianus 
(Mommsen  Polem.  Silv.  p.  251)  findet  sich  die  Notiz:  Alpes  Cottieae  et  Apemi. 
in  qtäbtis  est  Genua. 

2)  Es  kommen  ^or: 

a.  321  lunius  Rufus^  consularis  Aemiliae  Cod.  Th.  4,  12,  1. 

a.  323  Vlpius  Flavianus ,  eons.  Aemiliae  et  Liguriae  Cod.  Th.   11,   16,  2. 

unter  Gonstantin  (324 — 337)  C.  hUius  Rufiniamu  AbUnius  Tatianus,  —  con- 
sularis Aemiliae  et  Liguriae  Orelli  1181. 

a.  357  DuUitius,  consularis  AemUiae  Cod.  Th.  13,  10,  3. 

a.  385  RomuluSf  consularis  Aemiliae  et  Liguriae  Cod.  Th.  2,  4,  4. 
Man  kann  daher  wohl  mit  Mommsen  Feldm.  2,  204  annehmen,  dass  der 
zweimal  erwähnte  Titel  consularis  Aemiliae  abgekürzt  ist.  Im  J.  396  findet  sich 
dagegen  ein  consularis  Liguriae  (Cod.  Tb.  4,  22,  4)  und  vor  399  Ckronhts  Euse- 
bius  V.  e.  consularis  Aemiliaey  addita  praedictae  provineiae  —  eUam  RavennaHum 
civiUite,  quae  antea  Pieeni  caput  provineiae  videbatur.  Orelli  3649.  In  der  JVol. 
Dign.  ist  AemiUa  eine  besondere  Provinz. 
3}  Boecking  iV.  jD.  Oee,  p.  442. 

4)  Not.  Dign.  Occ,  p.  5.  p.  10. 

5)  Polem.  Silvius  p.  251.    Zosimus  5,  27:  TaßiwT)  utjtp^hoXk  ^^Xapr^oc. 

6)  Cod.  Th.  9,  30,  1  und  3.   Mommsen  Feldm.  2,  216. 

7)  8.  Mommsen  a.  a.  O. 

8)  Veroneser  Verzeichniss  S.  514. 

9)  Not,  Dign.   Oee.  p.  6. 


—     85    — 

Jahrhundert  aber  getrennt  i)  in  Raetia  prima  mit  der  Hst.  Curia 
(Chur)  ^)  und  Raelia  secunda  mit  der  Hst.  Augusta  Vindelicorum 
(Augsburg)  3)  f  jede  unter  einem  praeses^). 

m 

B.  Unter  dem  Vie€iriu9  Urhis. 

8.   Tuscia  et  ümbria,   schon  vor  Gonstantin  durch  einen  Prorinxen 

'  unter  dein 

gemeinsamen  Landtag  verbunden,  welcher  in  Yolsinii  zusammen-  ^jSSl^ 
kam^),  stand  bis  366  unter  Gorrectoren,  welche  Öfters  mit  abge- 
kürztem Titel  correctores  Tusciae  genannt  wurden^)  und  in  Flo- 
rentia  residirten^),  seit  370  aber  unter  Gonsnlaren  ^) .  Schon  367 
war  die  Provinz  in  zwei  Theile  getheilt :  Tuscia  amnonaria  nörd- 
lich vom  Arnus  und  Tuscia  suburbicaria  südlich  vom  Arnus, 
welche  beide  ursprünglich  unter  dem  corrector  oder  consularis 
gestanden   zu  haben  scheinen^.     Später,  im  J.  458,  kommt  ein 

1)  Im  veroneser  Yeneichnifts  S.  514  helsst  sie  RaeUa  und  im  J.  290  kommt 
ein  TpraeH»  provineiae  v.  p.  vor  C.  I.  L.  III,  5810;  Baetia  prima  and  Saetia  «e- 
eunda  hat  zuerst  der  Catalog  des  Polemius  Silvias,  abgefassi  385,  dann  die  Notitia 
Dign,  Occ.  (um  400)  p.  6.  p,  10. 

2)  Boecking  N.  D.  Oce.  p.  444. 

3)  N.  D.  Oce.  p.  48. 

4)  N.  D,  Oec.  p.  6. 

5)  Mommsen  Berichte  d.  sächs.  Gesellsch.  1850  S.  209. 

6)  C.  VetUua  Co$tkUu8  Rufinu»  —  eorr.  Tuteiae  et  ürrOtriae  um  312.  OrelU 
2285 »Mommsen  i.  N.  4ÖÖ0. 

Tatianus eomcUnr   Tuseiat  ei   l/mbrtcM^  unter  Gonstantin  (324  —  337). 

Orelli  1184 «Mommsen  i.  iV.  1883. 

L.  TvretiM  Aptomumu»  —  eorreeior  Tutciae  et  ümbrkte  a.  346.  Orelli  1100. 
Grut.  379,  1. 

Anonymer  corrector  Ttueiae  et  ümbriae  zwischen  315 — 366.  Boll.  1863  p.  208. 

DynamHu  correcUrr  Tiweiae  a.  355.  Ammian.  15,  5,  14. 

hUiu»  FcbUu  HymeUuM  corrector  Ttueiae  et  ümbriae  vor  362.  Henzen  6904 
und  BuU.  1862  p.  178. 

VetUui  Ägoriua  Praetextattu  —  corrector  Tuadae  ei  ümbriae  vor  367.  Orelli 
2354.   Borghesi  Oeuvres  3,  505. 

Amoniue  corrector  Twciae  a.  362.   Cod.  Th.  8,  1,  6. 

TerentHu  corrector  Tusciae  a.  364  und  365.  Cod.  Th.  2,  1,  4;  12,  1,  61;  12, 
1,  65.  Ammian.  27,  3,  2. 

Maximua  corrector  Tusciae  a.  366.  Cod.  Th.  9,  1,  8. 

Maximinus  — -  rexit  Tusciam  vor  368.    Ammian.  28,  1,  6. 

Ixdius  Eubulides  c.  v.  corr,  Tusciae  aus  unbestimmter  Zelt.  Grut.  422,  1. 

Publicius  Caeionius  lulianus  v.  c.  corrector  Ttueiae  et  üwibriae  aus  unbest. 
Zeit.  Henzen  5130. 

7)  Cod.  Th.  9,  1,  8. 

8}  0(yfrrttM  cormOofis  Tusciae  a.  370.  Cod.  Th.  12,  1,  72. 
BeUeius  Perpetuus  Artkius  cons.  Thusciae  ei  ümbr..  Orelli  3648. 
*     Claudius  Laehanius  consularU  Tusciae  a.  389.  Cod.  Tb.  2,  4,  5.    Rutilius  Na- 
mat.  lUn.  1,  579. 

Caeeina  Dechu  Albhms  a.  416.  Rat.  Nam.  Jiin.  1,  599. 
9)  Ammian.  27,  3,  1  und  Mommsen  Feldm.  2,  207. 


—     86    — 

eigener  consulariM  Tusdae  suburbicari(ie  vor^).  Pttr  Tkiscia  an- 
fionarta  ist  ein  solcher  nicht  nachiuweisen,  und  da  in  der  Notitia 
dignitatum  die  Stadt  Luca,  welche  in  7\ttcia  annanaria  liegt,  zur 
DiOcese  Italia  gezahlt  wird^),  ohne  dass  Titscia  amnonaria  ala 
Provinz  dieser  Diöeese  genannt  ist,  so  muss  man  annehmen,  dass 
dieser  kleine  District  überhaupt  keinen  eigenen  Statthalter  erhielt, 
sondern  zur  Aemilia  gezogen  wurde  und  zwar,  wie  es  scheint, 
bereits  vor  dem  Jahr  400. 

9.  Campania  (tieg.  I}')  mit  der  Hauptstadt  Capua^).  Die 
corredores  Cafnpaniae  sind  von  Anfang  an  viri  clarisiimi  oder  viri 
c<m$tAlare9^)f  von  etwa  333  an  haben  sie  den  Titel  c<nuularef^)j 
einmal  kommt  auch  ein  procanstU  Campaniae  vor^). 

40.  Lucania  et  Britta  (Reg.  UI)^)  mit  der  Hauptst.  Re- 


1)  Not.  Haiorian.  9,  1  p.  327  Haenel. 

2)  Not.  Difti.  Occ.  p.  43,  24. 

3)  Uebar  die  Aüsdelinaiig  dieser  Begioo  s.  den  Uher  eolönktrurn  1  in  Groma- 
ttd  ed.  Lachm.  I  p.  229  ff.  Mommsen  Feldm.  2,  203. 

4)  Athanasias  Bist.  AHan.  ad  mtmachoi  (geschrieben  358)  in  Äthan.  Oyp, 
Pixifl  1698  fol.  I  p.  355 :  KatiÖT]« '  Coti  hk  aOrt)  (j.7}tp^iroXi(  t^c  Ra|iirav(a«. 

5)  Wenn  die  nicht  mehr  vorhandene  Inschrift  Mommsen  i.  iV.  1413:  Dioo 
Valeinano  pannti  reip.  Pio  FvUei  Vicliori  Naeratim  Scopi,  v.  c.  Com.  Camp,  mt^ 
mini  dua  maieataUque  deoot.  richtig  überliefert  ist  und  sich  auf  den  Kaiser 
Saloninus  bezieht,  welcher  260  starb,  so  war  Naeratius  Scoplus,  der  nochmals 
n.  1987  als  Con».  Camp,  vorkommt,  schon  in  diesem  Jahre  oder  nicht  lange 
darauf,  Jedenfalls  vor  der  Zeit  der  Gorrectoren  Statthalter  von  Campanien,  eine 
Thatsache,  deren  Erhlirang  für  jetat  ganz  unsicher  ist.    Sp&ter  kommen  vor: 

Bufftua  Vohuianu»  v.  c.  eorreetor  Campaniae  (Mommsen  i.  N.  6328),  Herum 
coffetor  unter  Carinus  im  J.  283.   Mommsen  /.  N.  2497«»  Henasen  6481. 

P.  HeLvitu  Atlhu  DUmyaiu»,  Cont(uU»it)  vir,  oonr.  Campaniae  a.  298.  Momm- 
sen /.  JV.  4087 »Benzen  6909.  Ftagm.  Vat.  $41. 

T.  Fl.  PoshtmiUB  TiUamu  v.  e.  — corr.  Campaniae  vor  301.   Orelli  1194. 

JPompeftM  Fau9timu  v.  c,  corr.  Campaniae  zwischen  292—306.  Mommsen  /.  N. 
3992.  Borghesi  Oeuvre  6,  381. 

C.  VetUuM  Cossinhu  Bufinue  e.  v.  —  corr.  Ccmy.  um  312.  OreUi  2286  s= 
Mommsen  i.  N.  4550. 

Virius  OdUua  v.  c.  Corr.  Campaniae  aus  unbestimmter  Zeit  Benzen  5156. 

6)  Von  den  contularu  Campaniae  kommen  im  Cod.  Theod.  sowie  in  Momm- 
sens  Neapolitanischen  Inschriften,  ferner  Bull.  1863  p.  208.  Benzen  6909  zu- 
sammen etwa  29  vor,  von  denen  der  Uteste  Barbarut  PompeianuSj  ConmUsri» 
Campaniae  1.  J.  331  ist.  Cod.  Th.  1,  2,  6.  OreUi  3316=  Mommsen  I.  iV.  1946. 
Einer  der  spätesten  ist  AeUiut  Olahrio  um  438.   Benzen  6910. 

7)  AfUeiuB  Auehenku  Baaeue,  v,  e.  proeonauL  Campaniae^  hernach  praefectua 
uH>i  383.  Orelli  105.  Mommsen  /.  N.  1418.  1419.  C.  /.  Qr.  2597.  Oarucci  BuU, 
1859  p.  90  ff.  Die  Insohr.  OreUi  753 «Mommsen  i.  N,  520*  ist  falsch;  ebenscf 
Orelli  1425»  Mommsen  I.  N.  749*. 

8)  Ueber  den  Umfang  der  Proylnz    s.   Lßf.  Colon,  in  Orom.   ed.  Laohm. 


K  209. 


—     87     — 

gium  1) ,  stand  von  AureliaD  bi$  weoigstens  500  upter  cor- 
reci$res^). 

44.  Apulia  et  Calabria  (Beg.  II),  deren  correctores  bis 
zom  Ende  des  vierten  Jahrhunderts  nachweisbar  sind^). 

42.  Samnium  (Reg.  IV) ^),  zuweilen  init  Campainia  ver- 
einigt,  scheint  correctores  nicht  gehabt  zu  haben.  Die  Statthalter 
heissen  wenigstens  nach  352  rectorei  oder  praeeidee^). 

1)  Cod.  Th.  11,  29,  1 ;  7,  22,  1 ;  Olympiodor  bei  Pkotin«  p.  58»,  20  lekk. : 

2)  TetriciM  corrector  Lucanicu  Dach   274.     Yopisc.    AureUan.  39.    Eutrop. 
9,  13.   Anr.  Vict.  Caea.  35. 

C(aiidHM  BoUanm  contctor  Lwsaniae  et  BraUotym  a.  313.  Cod.  Th.  11,  29,  1 ; 
11,  30,  1. 

MtekSLhu  BüarUinm  cortectar  lAMiniae  et  Britttofum  a.  316.  Cod.  Th.  9,  19, 

1  i  12,  1,  3. 

Octavianua  Correotor  Lucaniae  et  Brütiorum  Cod.  Th.  7,  22,  1 ;  16,  2,  2. 

ArthmäuB  correetor  a.  364.  Cod.  Th.  8,  3,  1. 

Q,  Auf,  8^fmmachus  o.  c.  correetor  LuooniM  et  BriUhrum  a.  365.  Orelli  1187. 

Alpimu  Magnu9  v.  c.  eorr.  Lucaniae  ei  Brittiorum  unter  Constantin.  Orelli  1074. 

Anniua  Victorinue  v.  e.  eorr.  Lueaniat  et  Brittiorum.   Mommsen  /.  iV.  107. 

BuUue  Feeiiue  corr.  Lmcan,  it  Brtt,   MommseD  /.  N.  81Ö. 

Venantku  vir  mectabiliSy  correetor  Lucaniae  et  Brittiorum  unter  Theodorich. 
Cassiodor.  Vor.  3,  8.  46.  47.  Marini  Pap.  Dipl.  p.  138. 

3)  Vibofmu  CaeciUanua  v.  p.  corr,  Apulia€  et  (^Calabriae')  a.  312.    Borghesi 
Oeuvres  6,  388.     Die  Inschr.  Lnpoli  Iter  Venus,   p.  312  hält  Mommsen  /.  N. 

210**  fflr  falaoh;    der   Caecilianus  p.  v. corr.  Apul.  et  Calab»  wird   aber 

gesichert  durch  eine  andre  Inschr.  OreUi  3764  b=  GaTedoni  Marmi  Modeneai  n.  ZI. 

L,  tfonius  Venu  v.  cons.  bis  eorreet.  Apuliae  et  Calab.  unter  Gonstantin,  in 
mehreren  Inschr.  Orelli  3764  s=  Gavedoni  Marm.  Mod.  n.  XI.  Henzen  5574=» 
Mommsen  /.  N.  1107.  BulleU.  1855  p.  XXVU.  Henzen  ÖÖ74». 

Voiusius  Vmuaius  v.  c.  correetor  Apul.  et  Calabr.  um  337.  OreUi  3285» 
Mommsen  /.  N.  7205. 

Annius  Antiochus  v.  p\  corr.  Apul.  et  Cal.  unter  Constantius  II  (Mommsen 
1.  N.  1108,  fehlerhaft  OreUi  1087)  und  lolianus  (Mommsen  /.  N.  631  »Henzen 
5588),  also  a.  361. 

llavius  SexiOj  vir  perfeetissknuSf  correetor  Apuliae  et  Calobriae  um  376.  OreUi 
1126.  Mommsen  /.  N.  642. 

Clodius  CelsinuSy  c.  v.  corr.  regionum  duarum,  Inschrift  y.  BeneTont  Mommsen 
/.  N.  1423. 

Ael.  BesUtutianus  v.  p.  corr.  Apuliae  et  Cälabriae,  Mommsen  1.  N.  706. 

Fl.  Cornelius  Marcellinus  v.  [c.  corr.  Apul,]  et  Caldbriae.   Mommsen  1425. 
Auch  in  der  Not.  Viffn,  Occ.  p.  6  hat  die  Provinz  einen  Gorrector. 

4)  Ueber  die  Ausdehnung  der  Provinz  s.  Mommsen  Feldm.  2,  159.  207. 

5)  Fabius  Maximus  v.  e.  rtet.  provindae  a.  352.  MommAi  J.  N.  4756.  4850. 
4926.  5018. 

Fl,  Vranius  v.  p,  rec  prov.  Mommsen  i.  N,  5191. 
Maecius  Felix  —  rector  provineiae  Samnii  adlnimkelivae  «ieis.  Ib.  4620. 
Avionius  lustinianus  praeses  provineiae.  Ib.  4617.  5017.  5292. 
FlttvHu  hiUus  Innocentims  V{ir)  F[erfeetissimus]  Ifraases]  SlemnU],  Ib.  5020. 
QuintiUanus  [reetor  ef\amnitieus.  Ib.  4621. 

Julius  Festus  UffmeOm  «—  cmssdaris  Campemae  cum  Samnio  vof  362.  Hen- 
zen 6904. 


—     88     — 

43.  Plaminia  et  Picenum,-  (Beg.  V  und  ein  Theil  von 
Reg.  VI)  mit  den  Stadleo  Tibur,  Amiternuin,  Albd  am  locus  Fu- 
cmusy  Aocona,  Panum,  Bavenna^).  Die  Geschichte  dieser  Pro- 
vinz, welche  nach  und  nach  in  drei  Theile  zerlegt  wurde,  ist 
noch  sehr  unklar.  In  dem  veroneser  Verzeicbniss  von  297  wer- 
den bereits  Flaminia  und  Picenum  getrennt  aufgeführt  2} ;  nichts- 
destoweniger scheinen,  wie  wir  oben  S.  84  geseh^i  haben,  beide 
Bezirke  bis  36i  unter  einem  corrector^)  vereinigt  gewesen  zu  sein. 
Um  diese  Zeit  wurde  das  Küstenland  nördlich  vom  Aesis,  d.  h. 
der  alte  aget*  Galliens  mit  der  Hauptstadt  Ravenna,  zuerst  viel- 
leicht mit  der  Aemilia  zusammengelegt^),  dann  aber  als  eigene 
Provinz  unter  dem  Namen  Plaminia  et  Picenum  nnnonarium  dem 
vicarius  Itab'ae  untergeben ;  das  Land  südlich  vom  Aesis  dagegen 
nochmals  in  zwei  Provinzen  getheilt,  von  denen  die  östliche,  mit 
den  Städten  Potentia,  Firmum,  Asculum,  Truentum,  Hadria^),  nun- 
mehr Picenum  suburbicarium  •)  oder  Picenum  hiess  und  einen  con- 
sularis  erhielt^),  die  westliche,  mit  den  Städten  Tibur,  Carseoli, 
Beate,  Amitemum,  Nursia^},  als  eine  selbständige  Provinz,  nämlich 

1)  8.  MommBen  Feldm.  2,  210. 

2l  Abh.  der  Berl.  Acad.  1862  S.  513. 

3)  Bekannt  sind  folgende: 

Af.  Aurelitu  Yaleriu»  Valentimu  —  corr.  Flam.  ei vor  330.  De  Con- 
stanze mem.  di  S.  Rußno  p.  56 ,  angeführt  von  Mommsen  Feldm.  2,  208. 

FabHu  Titianus  v.  e.  eorreetor  Flammiae  et  Pieeni  vor  337.  Grut.  407,  8. 
Borghesi  Oeuvres  3,  466. 

eorreetor  Pieeni.  Fr.  Vat.  %  35.  a.  337. 

L.  Crepereiua  Madaliantu  v.  e. eorreetor  Ftaminiae  et  [Pi]e.   Tor  341. 

Renier  Intcr.  de  VAlg.  2743.   Mommsen  Feldm.  2,  209. 

Turcitw  Secundua  Asteriut  corr.  Fkan,  Pieeni  vor  350  in  mehreren  Inschr. 
Orelli  603.  1099.  Henzen  6475.  erat.  1079,  1.   Borghesi  Oeuvres  3,  162  ff. 

Furiua  Maeeiut  Or<ieehu$  v.  e.  eorreetor  Flaminiae  ei  Pieeni.  Orelli  3172. 

M.  Aur.  Consiua  Qunrius  Junior  e.  v.  eorreetor  Flaminiae  ei  Pieeni,  Orelli  3969. 
Unter  den  Orellischen  Inschr.  ist  n.  3173  falsch  (s.  Borghesi  Oeuvr.  5,  393), 
n.  1087  s=3  Mommsen  1.  N.  1108  falsch  gelesen. 

4)  Orelli  3649:  Cronio  Euaehio  v,  e.  Consulari  Aemiliae  addita  praedietae 
provinciae  eontuitu  vigilantiae  et  iustitiae  eiu$  eUam  Ravennaiensium  civilatej  quae 
antea  Pieeni  caput  provinciae  videbatur,  Mommsen  Feldm.  2,  210  hält  diesen 
Eusebius  fOr  den  Consnl  des  J.  359,  obgleich  Ihm  die  Inschrift  erst  40  Jahre 
später  a.  399  gesetzt  Ist. 

51  Mommsen  Feldm.  2,  212. 
61  Not.  Dign.  Oee,  p.  5. 

7)  Patruinu$  eonwlaria  Pieeni  nach  355.  Ammian.  15,  7,  5. 
Valmtiniamu  Con$,  Pieeni  365.  Cod.  Th.  15,  1,  17;  9,  30,  4;  9,  2,  2. 
SophroniuB  Cons,  Pieeni  370.   Cod.  Th.  12,  1,  71. 

Tarrulenlus  Maximüianm  v.  e%  —  eonaularia  Pieeni  438.  Cr.  3171,  in  welcher 
Inschr.  zn  lesen  ist:  eonsulari  Pieeni^  anno  aeiatis  nonodedmo. 
Conmdaris  Pieeni  458.  Nov.  Maioriani  5,  2  ed.  Haenel  p.  305. 

8)  Mommsen  Feldm.  2,  212. 


—     89     — 

4  4.  Valeria,  unter  einen  praeses  gestellt  wurde ^).  Hiezu 
kamen  endlich  noch  drei  Provinzen,  welche  vor  Diocietian  eine 
selbständige  Verwaltung  gehabt  hatten 2),  nämlich: 

15.  Sicüia,  zuerst  unter  einem  cotTector^),  dann  unter 
einem  consularis^), 

46.  Sardinia,  unter  einem  praeses ^)j 

17.  Corsica,  unter  einem  praeses^). 
Die  beiden  letzteren   Provinzen   wurden    nach   439   von   den 
Yandalen  besetzt  und  nach  ihrer  Wiedereroberung  534  dem  neuen 
praefectus  praetor io  von  Africa  zugewiesen. 

1)  Not.  Vign.  Oee,  p.  6.  64.  Die  provincia  VaUiria  wird  erwähnt  399.  Cod. 
Th.  9,  30,  5. 

2)  In  dem  veroneser  Yerzeichniss  von  297,  welches  an  dieser  Stelle  un- 
Yolhtandig  ist,  wird  wenigstens  Corsica  unter  den  italischen  Provinzen  schon 
aufgeführt. 

3)  Calviiiamu  eorrector  SieÜiae  304.  Ruinart  Acta  primofum  martyrum  p.  406. 
Darüber,  dass  hier  eorrector ,  nicht  eormdarU  zu  lesen  ist,  s.  Acta  6anctortnn 
Augtuti  Tom.  II  p.  717.   Hienaeh  ist  Böcking  zu  berichtigen. 

Latronianus  corteetor  Sieiliae  314.  Mansi  2,  467.  Euseb.  H.  E.  10,  5.  Tor- 
remuzza  p.  35  n.  32. 

Betithu  Perpetuus  v.  c.  eorr.  prov.  SiciL  unter  Constantin.  Torremuzza  p.  36. 
Zenofilus  v.  e.  eorr.  prov.  Steil.  Torremuzza  p.  6ö  n.  42. 

4)  Fabhu  TUianua  v.  e. eonnOaris  SidUae  vor  337.     erut.  407,  8. 

Borghesi  Oeuvr.  3,  466. 

L.  Aradhu  V<ä.  Ptocvliu  v.  e.  —  eonsulari»  provinciae  SicÜiae  vor  340. 
Oreüi  3672. 

C.  Caelitu  Ceiuorimu  —  coa.  provme,  8icil.  unter  Constantin.  Henzen  6507. 

Memmhu  Vitrasius  Orfitua  — -  eontularU  Sicil.  vor  353.    Orelli  3185. 

OrfituB  et  Fl,  DüUUttiu  w.  ee.  Conndaret  p.  8,  Orelli  3181. 

Arsiniw  v.  e.  eonnUariB  c.  8.  vor  359.  Orelli  5049«=  C.  /.  Gr.  5649^. 

Sf.  ValerHu  QuifieUanu$  7  c.  eons.  p.  8.  unter  Valentinian  (364^375).  Tor- 
remnzza  p.  37.  n.  35.  n.  37. 

nomnuu  Ommüaria  SiciUae  368.    Cod.  Th.  8,  5,  29. 

VMu9  meomachu»  Flavianut  —  arnndarU  Sicüiae  vor  377.  Orelli  1188. 
Henzen  5593. 

5)  Sex.  Rufus  hrev.  4.  JV.  l>..Oce,  p.  6.  64.    Es  kommen  vor: 
8eptimiu8  Januarhu  v.  e.  praet.  prov.  8ard.  um  312.    Henzen  5567. 
Fe$tU8  praeaes  8ardiniat  319.    Cod.  Th.  9,  40,  3. 

BibuUrUui  Sesütutu»  praetet  Sardiniae  353?  Cod.  Th.  11,  7,  7. 
Laodieiui  praeset  Sardiniae  374.  Cod.  Th.  9, 1,  12.    . 

6)  Sex.  Ruf.  brev.  4.  Not,  Dign.  Oee.  p.  6.  64.  Felix,  praeeea  Corsieae  319. 
Cod.  Th.  1,  16,  3;  2,  6,  2. 


B.  Die  römischen  Provinzen. 


1.  statistische  üebersicht. 

Bevor  ich  'von  den  allgemeinen  Grandsätzen  bandele,  welche 
die  Rdmer  bei  der  Errichtung  und  Verwaltung  der  Provinzen 
befolgt  haben,  ist  es  nöthig  eine  specielle  Uebersicht  der  Pro- 
vinzen selbst  voranzuschicken,  welche  theils  zur  Orientierung  über 
die  äusseren  Verhältnisse  derselben,  theils  zur  Grundlage  für  die 
folgende  Erörterung  der  inneren  Organisation  der  unterworfenen 
Länder  dienen  soll.  Bei  der  Aufzählung  der  Provinzen  kann  man 
nach  chronologischer  oder  nach  geographischer  Ordnung  verfahren ; 
bei  der  ersteren  Methode  würden  drei  Perioden  zu  unterscheiden» 
sein,  die  Zeit  der  Republik,  die  Zeit  von  Augustus  bis  Dioclelian 
und  die  Zeit  Diocletians  und  seiner  Nachfolger  ^j ;  ich  wähle 
indess  für  diesen  Abschnitt  die  letztere  Methode,  um  nicht  bei 
den  in  einem  und  demselben  Lande  zu  verschiedenen  Zeiten  vor- 

1)  Ueber  die  Provinzen  dei  ersten  Periode  s.  Sigonius  De  anUqw)  iure  po- 
puli  äomanif  Lips.  et  Halae  1715  Vol.  U.  W.  Bergfeld  Commentatio  de  iure  et 
conditione  provinciarum  Born,  anU  Cae$arU  prineipatwn,  Neustrelitz  1841.  4; 
über  die  der  zweiten  Periode  Hoeck  Rom  Gesch.  vom  Verfall  der  Rep.  bis  zur 
Vollendung  der  Monarchie  Th.  I  S.  356—387.  Mommsen  Res  getiae  Vivi  Auifu$ti, 
Berolitt.  lo65.  8.  A.  M.  Poinsignon  Sw  le  mombre  et  Vorigine  des  provincea  So- 
maine«y  erlies  depuis  Auguste  jusqu'h  DioeUtienj  Paris  1846.  8  und  die  in  den 
letzten  Jahren  erschienenen  Untersuchungen  über  einzelne  Provinzen,  welche  an 
ihrem  Orte  citlrt  werden;  für  die  Zeit  des  Diodetian  und  seiner  Nachfolger 
endlich  haben  wir  jetzt  fünf  Quellen:  1.  Ein  Verzeichuiss  der  Provinzen  aus 
dem  Jahr  297,  herausg.  von  Mommsen  in  Abh.  d.  Berliner  Academle  1862 
S.  489  if.  2.  Das  Breviarium  des  Rufus  Festus ,  geschrieben  um  369.  3.  Den 
laUreuius  '  dea  Polemiui?  Silvius,  verfasst  um  ^5,  herausg.  von  Mommsen  in 
Abhandl.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wlss.  III  (4853)  S.  233  ff.  4.  Die  TfoUUa  digni- 
tatum,  abgefasst  um  400,  herausg.  von  Boecking,  Bonn  1839 — 53.  8.  Endlich 
5.  fQr  den  Orient  den  um  535  redigirten  ßyneedemus  des  Hierodes,  zuletzt 
herausg.  von  Parthey,  Berolini  1866,  8, 


—     91     — 

genomroeDen  YeiüDdeniogeii  wiederholenilich  auf  eine  and  dieselbe 
Provinz  surttckcukommen.  Vier  Tabellen  werden  am  Ende  dieses 
Abschnittes  die  Resultate  desselben  sowohl  geographisch  als  chro- 
nologisch zusammenstellen ;  aas  ihnen  wird  die  Zahl  der  Provinzen 
fttr  jede  Zeit  zu  ersehen  sein.  Bei  der  Zllhlung  ist  das  Ende  der 
Regierung  des  Traian  zu  Grunde  gelegt,  zu  welcher  Zeit  das 
römische  Reich  seinen  grttssten  Umfang  erreicht  hatte. 

I.  Stoma. 

Der  westliche,  bei  weitem  grössere  Theil  Siciliens,  welchen Eivrichtviig 

ttOT  Pro  vini . 

die  Römer  nach  dem  ersten  puniscben  Kriege  241  besetzten^), 
bildete  die  erste  Römische  Provinz^].  Daneben  bestand  damals 
noch  das  Königreich  Syracus,  welches  aber  nur  die  Territorien 
von  sieben  Städten,  Syracusae,  Acrae,  Leontini,  Megara,  Elorum, 
Netum  und  Tauromenium  in  sich  begriff*).  Nachdem  auch  Sy- 
racus im  zweiten  punischen  Kriege  542=3  212  von  Marcellus 
erobert  war^),  wurde  ganz  Sicilien  durch  M.  Valerius  Laevinus 
im  J.  544=210  beruhigt  und  zur  Provinz  gemacht^}.  Noch  ein- 
mal störte  den  Frieden  der  Sclavenkrieg  der  Jahre  649  —  622  = 
435  —  432^),  nach  dessen  Beendigung  der  Proconsul  P.  Bupilius 
die  rechtlichen  Verhältnisse  Siciliens  mit  Hülfe  einer  Gommission 
w>n  40  Legaten  in  einem  Grundgesetz,  der  lex  AupiVui,  fest- 
stellte 7) .  Der  zweite  Sclavenkrieg  651  —  654  =  1 03  —  4  00  scheint 
für  den  Zustand  der  Provinz  von  weniger  nachtheiliger  Etnwir-- 
kung  gewesen  zu  sein^). 

1)  Polyb.  1,  63;  2,  1.  Zonaras  8,  17.  Gros.  4,  ii.  Appian.  Sie.  2,  2  und 
Über  die  Grenzen  der  Provinz  Bergfeld  a.  a.  G.  S.  6  ff.  Eine  kurze  Sohüdening 
der  Pwvinelalverbahnisse  giebt  0.  6.  Znmpt  Ueber  den  Zustand  und  die  Ver- 
waltnng  Ton  Sicilien  unter  röm.  Herrscbaft  in  Seebode'a  Archiv  f.  Pbilol.  und 
Paedagogik  U,  2  (1825)  S.  259  ff.  R.  Dareste  De  fimna  et  eondititme  SielUae 
provfnctoe  Sonumae,  Lutetiae  1850.  8. 

2)  Cic.  aet.  JI  in  Yen.  2,  1,  2. 

3)  Dlodor.  €ve.  Hoesdi.  23,  6. 

4)  LiT.  25,  23-31. 
öl  LlT.  26,  40. 

6)  Diodor.  exe.  l.  34  (Exe.  Pbot.  p.  625—29.  Sie.  Vales.  p.  698  —  601. 
Sie.  Yatlo.  p.  100-.102). 

7)  Olc.  «et.  11  *i  Ferr.  2,  16,  39:  legem  esee  Rupüiamj  quam  P.  Btipiliue 
eonMl  de  deeem  legatorum  eetUenlUa  dedieeet:  hone  omnes  eemper  in  8MUa  c<m^ 
nOeepraetort&queeetvaeee.  Tgl.  2,  16,  40;  13,  32.  34;  lö,  37;  37,  90.  Paendo- 
Aaeonlas  M  dhtn,  p.  106.  <fi  Aet.  II  p.  212.  Scbol.  GronoT.  p.  391  Gr.  Valer. 
Max.  6,  9,  8. 

8)  Fierus  3,  19.  Die  Gas»,  ft,  Peiieee.  101.  104  (93  Bekk.).  LW.  ep.  69. 
Dlodor.  36  p.  536,  26 ;  608,  23. 


—     92     — 

verwaitsD«.  Nach  AppisD  ^)  wiifde  Sicilieii  schon  seit  513  =  244  von  einem 
Pr^tor  verwaltet.  Wenn  dies,  wie  es  scheint,  eine  irrthUmHche 
Nachricht  ist,  da  nach  Livius  epit.  XX  erst  um  das  J.  öS7=227 
die  Zahl  der  Prätoren  von  swei  auf  vier  erhöht  und  einer  der 
beiden  neuen  Pratoren  zur  Regierung  Sictiiens  bestimmt  wurde, 
so  wissen  wir  von  der  frühesten  Administration  dei*  Provinz 
nichts  und  kttnnen  nur  vermuthen,  dass  sie  unter  einem  d^* 
beiden  städtischen  Pratoren  oder  unter  einem  vom  Volke  ausser- 
ordentlich gewählten  Statthalter  gestanden  hat.  Seit  527  =  227 
war  aber  in  Sicilien  ein  praetor^),  und  später,  seit  632  =  122  3) 
ein  propraetor  *) .  Bei  der  Theilung  der  Provinzen  unter  Augustus 
im  J.  727  =  27  wurde  Sicilien  eine  senatorische  Provinz,  deren 
Stauhalter  den  Titel  proconsul  führt  ^)  und  auch  einen  Legaten 
hat^) ;  erst  unter  Diocletian  wurde  Sicilien  zu  Italien  gezogen  und 
erhielt  einen  correcior  wie  die  italischen  Provinzen  7],  nach  Con— 
stantin  einen  consularis^]. 

Die  beiden  Theile  der  Provinz  liess  man  insofern  gesondert, 
als  Sicilien,  was. sonst  nirgends  vorkommt,  zwei  quaestores  hatte ^), 
von  denen  der  eine  in  Lilybaeum,  der  andere  in  Syracus  resi- 
dierte^^). Ob  diese  Einrichtung  unter  den  Kaisern  fortdauerte,  ist 
unbekannt  ^1). 

1)  Appian.  Sie.  2:  ^^ouc  xe  oätoTc  Mdeoa^  xal  t^t]  toI  ^aXcCooca  Täte 
it<iXeot  iJLcpiodfxevot  orpatiQYÖv  ixifjoiov  lice^jiTrov  i^  2(xeX(av. 

2)  Liv.  ep.  20 :  praeiorum  numerus  amplialu$  est,  ut  essent  qwütftor.  Pom- 
ponius  de  orig.  iur.  (Dig.  1,  2  $  32)  :  capta  deinde  Sardinia  mox  Sicilia  item 
Hispania  deinde  Narbonensi  provineia  ioiidem  praetorea ,  qitot  provinciae  in  ditio- 
nem  venerant,  ereati  »unt.  Vgl.  LW.  32,  27.  Der  erste  Prator  Ton  Sicilien,  also 
im  J.  226,  war  nach  Solinns  polyh.  5,  1  G.  Flaminius.  Pratoren  von  Sicilieo 
erwähnt  in  den  Jahren  216  und  215  Liv.  23,  22,  8;  30,  18;  32,  2. 

3)  Ueber  diese  Zeitbestimmung  wird  weiter  unten  die  Rede  sein. 

Aj  Cicero  nennt  zwar  noch  den  Yerres  öfters  praetor  (aet,  /,  4,  13.  aeL  II, 
13,  3o  u.  d.),  allein  dies  ist  nur  ein  ungenauer  Ausdruck,  da  Verrea  74  praetor 
wbanus  war  und  73  als  propraetor  nach  Sicilien  ging. 

5)  OreUi-Henzen  Inser.  n.  151.  723  3179.  6506.  Borghesi  Oeuvres  2  p.  208. 
451—457. 

6)  Als  solcher  kommt  ein  Tl.  Claudius  Herodianus,  vielleicht  der  Historiker, 
vor  auf  der  Inschr.  Henzen  5604.    Vgl.  Borghesi  Oeuvres  3  p.  120. 

7)  S.  oben  S.  89  Anm.  3.  8)  S.  oben  S.  89  Anm.  4. 
9)  Gio.  aet.  JJ  in  Verr.  2,  4,  11  u.  ö. 

lOj  Pseudo-Ascon.  p.  100:  eumaduobus  quaesiorWus  SieiUa  regi  soleat,  uno 
LUybaetono  aUero  Syraeusano,  ipse  vero  {Cicero)  Lilybaetamu  quaestor  fuerU 
Sex,  Pedueaeo  praeiore,  Omnibus  tarnen  se  placuiue  dieU.  p.  298:  Lüybaetamu 
seHieet  quaeetorj  non  Syracusanus.  Nam  hos  binos  quaestores  ahtmos  habuit  Si- 
cUia,  Cio.  pr.  Plancio  27,  65.  Ein  dvTtTO|Alac  (pro  quaeetore)  C.  Yergüius  Balbos, 
wahrscheinlich  der,  welcher  60  v.  Chr.  praetor  war,  kommt  vor  C.  /.  Or,  n.  5597. 
11)  Sonst  kommen  quaestores  SieiUae  dfters  vor.  Orelli-Henzen  n.  3177.  6452 
6491.  6506. 


—     93     — 

Sicilien  bestand  zu  Ciceros  Zeit  aus  etwa  68  Gommunalver- oemeindan. 
banden  ^) ,  deren  innere  Verfossung  sich  noch  lange  unverändert 
erhielt^).  Bei  der  Einrichtung  der  Provinz  wurden  von  diesen 
47  durch  ein  besonderes  Privilegium  bei  dem  Gült  der  Venus 
Erycina  ausgezeichnet 3),  alle  aber  ihrer  politischen  Berechtigung 
nach  in  4  Glassen  getheilt^),  nttmlich:  4.  drei  civitates  foederaiae^ 
Messana,  Tauromenium  und  Netum^),  welche  ihr  Land  frei  be- 
sassen,  keinerlei  Abgaben  zahlten  und  nur  zu  Leistungen  fttr  den 
Fall  eines  Krieges  verpflichtet  waren ;  2.  fünf  cwitates  liberae  et 
immunes^  Genturipae,  zu  Gioeros  Zeit  die  blühendste  Stadt  der 
Insel^)  mit  40,000  Bürgern ^j,  Alesa,  Segesta,  Panormus,  Halicyae; 
3«  34  civitates  decumanQe^)^  welche,  wie  schon  unter  Hiero,  den^ 
Zehnten  des  jahrlichen  Ertrages  an  Weizdta ,  Gerste ,  Wein ,  Oel 
und  kleinen  Früchten  als  Abgabe  zahlten  *) ;  4.  26  civitates  cen-^ 
soriae,  welche  im  Kriege  erobert  worden  waren,  und  deren  Land 
ager  publictis  yvnrde^^].  Zu  ihnen  gehören  Syracusae,  Lilybaeum, 
und  ursprünglich  vielleicht  auch  Agrigent,  dessen  Einwohner  nach 
der  Eroberung  544  =  240  hingerichtet  oder  in  die  Sciaverei  ver- 


1)  Im  ersten  pnjilechen  Kriege  werden  67  Städte  angegeben,  Diodor.  exe, 
Hoeschel.  23,  5 ;  im  zweiten  panischen  Kriege  66,  Liv.  26,  40,  14.  Entrop.  3,  8 ; 
nacli  Cicero  wurden  in  Sicilien  130  Gensoren  gewählt  {aet.  11  in  Verr.  II,  55, 
137),  zwei  anf  jede  Stadt  (ib.  II,  53,  133);  er  zahlt  demnifth  65  Städte,  wobei 
freiiicb  nicht  sicher  ist,  ob  er  die  zn  Sicilien  gehörigen  kleinen  Inseln  oder  auch 
die  freien  Städte  mitrechnet.  Plinius  iV.  H.  3  $  88  giebt  die  Zahl  68  an,  Ptole- 
maeus  3,  4  die  Zahl  58. 

2)  üeber  die  griechische  Verfassung  der  sicilischen  Städte  und  deren  unter 
den  Rdmeni  fortbestehende  Behörden  s.  Tittmann  Darstellung  der  griech.  Staats- 
verfassungen, Leipzig  1822.  8.    Kuhn  a.  a.  O.  S.  58—63. 

3)  Diodor.  4,  83:  -Jj  re  aiptXTjroc  täv  'PayiaCcov  de  td«  rfk  %ew  Ttfidc 
siXoTtfi?)^^^^^  "^^^  (^^  irivTOTdkac  t&v  xaTd  t^v  2(xeX(av  iröXeoov  obaac  iTna%ai- 
ocML  ypucocpopeiv  iho^iidtxiae  tiq  *Acpf>oS(rg.  In  Beziehung  hierauf  sagen  bei  Cic. 
aet.  II  m  Verr.  5,  47,  124  die  Tyndaritaner :  nos  in  septemdechn  popuUs  nume- 
rrnnw.        * 

4)  HauptsteUe  ist  Cic.  aet,  11  in  Verr.  3,  6,  12.  13. 

5)  Oio.  aei,  II  in  Verr.  5,  22,  56.    Ueb.  Messana  Plut.  Pomp.  10. 

6)  Ib.  4,  23,  50. 

7)  Ib.  2,  68,  163. 

8)  Wie  es  scheint,  zählt  Cicero  in  der  dritten  Verrinisohen  Rede  sie  voll- 
ständig auf,  nämlich  in  alphabetischer  Zusammenstellung :  Acestenses ,  Acherini, 
Aetnenses,  Agyrinenses,  Amestratini,  Apollonienses,  Assorini,  Calactini,  Gapitini, 
Catinenses,  Cephaloeditani,  Cetarini,  EngnUii,  Elorini,  Ennenses,  Enteilini,  Oe- 
lenses,  Haiuntini,  Heracleenses,  Herbitenses,  Hyblenses,  letini,  Imacharenses, 
luenses,  Leontini,  Liparenses,'  Menaeni,  Murgentini,  Mutycenses,  Petrini,  Solun- 
tini,  Thermitani,  Tissenses,  Tyndarltani. 

9)  Zumpt  in  Seebode  s  Archiv  a.  a.  0.  S.  265. 

10)  Diese  Zahl  glebt  Liv.  26,  40,  14  an.    Auf  sie  kommt  auch  Zumpt  ad 
Verr.  3,  6,  13,  wiewohl  dort  durch  einen  Druckfehler  XXI  statt  XXVI  steht. 


—     94    — 

kauft  wurden  1).  Drei  Jahre  spflter  wurden  dabin  Golonisten  aus 
sictiiacben  Stttdten  ^  gefobrt^  woraus  ich  nicht  mit  Mommsen  auf 
eine  schon  chmals  statigefundene  Gründung  einer  launischen  Co- 
lonie  in  Agrigent  sdiliessen  möchte^). 

Ueber  die  Verminderungen,  welche  diese  VerbttHnisse  am  Ende 
der  Republik  und  im  Beginne  der  Kaiseneit  erfuhren,  sind  wir 
mehrfach  auf  Vermuthungen  angewiesen,  da  unsre  Hauptquelle, 
der  Bericht  des  Plinius,  nachweislich  unvollstilndig  und  ungenau 
ist.  Piinius  zUhlt  unter  den  noch  zu  seiner  Zeit  vorhandenen  68 
Gommunen  3  SiSIdte  latinischen  Rechtes,  Genturipae,  Netum,  Se- 
gesta^  %  oppMa  civium  Rümanomm,  Messana  und  Lipara,  und  5 
römische  Colonien.  Die  übrigen  Stttdte  nennt  er  oppida  ohne  wei- 
teren Zusatz  oder  ctviiales  stipendiariae.  Nun  aber  befinden  sich 
unter  diesen  oppidis  Agrigent,  welches  nachweislich  latinische 
Stadt  war^),  und  AlunUum,  welches  in  Inschriften  tnumcipium 
heisst^) ;  unter  den  sttperuUuriae  aber  Henna,  ebenfalls  eine  lati- 
Bische  Stadt*),  Melite  (Malta)  und  Gaulos,  welche  zur  Provinz 
geborten^),  aber  von  Piinius  nur  als  geographische  Namen  erwähnt 
werden,  waren  römische  Municipien^).  Es  ergiebt  sich  hieraus, 
dass  zu  Piinius  Zeit  viel  mehr  latfnische  und  romische  Gemeinden 
in  Sicilien  waren,  als  man  aus  seinem  Berichte  ersieht.  Diese 
Veränderung  aber  ist  herbeigeführt  durch  Caesar,  Antonius  und 
Augustus.  Cäsar  scheint  nicht  nur  die  Abgabenverbälinisse  der 
Provinz  anders  geordnet^)    und  namentlich    die  Naturalabgaben 

1}  Llv.  26,  40,  13. 

21  Cio.  ad.  II  in  Verr,  %  50,  123:  ,,de  oppidis  ßieulofum.*' 

3)  Mommsen  0.  d.  R.  Münzw.  S.  663  hält  diese  Grandang  für  wehrschein- 
lieh;  dagegen  R.  G.  I&  S.  631;  113  s.  4  fOr  sicher.  Keiner  Ansicht  ist  Henzen 
AnnaU  d.  i.  1867  p.  114;  Mommsen  folgt  Walter  G.  d.  R.  R.  S  ^^45.  246. 

4)  Agrigent  schlägt  Kapfermünzen  mit  römischer  Anfsohrift  und  hat  Ilviti. 
Eckhel  1,  194.   Mionnet  5i«>p£.  1,  368.   Mommsen  G.  d.  R.  M.  S.  663. 

5)  C.  I.  Or.  5608 :  t^  fjioü^txdciov  töiv  'AXovtCvouv,  wo  zwei  andre  lateinische 
Inschriften  citirt  werden. 

6)  Anf  Münzen  MVNidpium  HENNA  nehst  den  Namen  von  Ilviri,  Eckhel 
1,  207.  Mionnet  1,  234.  SuppL  1,  385.  Henzen  AtmaU  1857  p.  113. 

7)  Ueher  Malta  s.  Oie.  aßt.  II  in  Verr.  4,  46,  103;  4,  18,  39,  tther  beide 
Plin.  JV.  Ä  3  S  92, 

8)  DiiB  Bürger  beider  Städte  sind  in  der  tHhu8  Quirina  C.  /.  Or,  5754. 
Henzen  6469.  Grotefend  Imperium  SomanUm  irihutim  desoripium,  HannoTer 
1863.  8  p.  92. 

9)  Mommsen  R.  G.  HI*  S.  492  bemerkt,   dass  bereits  Varro  de  r.  r.  II  pr. 
unter  den  Komprovinzen  nur  noch  Afirica  und  Sardinien,   nicht  Sicilien  nennt 
tind  in  dem  Yerzelchniss  des  Piinius  fehlen  cioHetUs  deeumanaej  wogegen  47  ci- 
vitofM  tiipendiariae  aufgezählt  werden. 


—    95    — 

aafgehoben,  sondern  auch  vielen  —  Mommsen  nimmt  an  allen  — 
aiciKschen  dUkhen  die  LatinitHt  vertiehen  zu  faaben  ^) ;  in  wie 
weit  das  Gesetz  des  Antonius  über  Ertheilttng  des  Bürgerrechtes 
an  die  Sicnler  tur  Ausführung  gekommen  ist,  lasst  sich  ebenfells 
im  Einzelnen  nicht  nachweisen^  ;  Augustus  endlich  gründete  in 
der  Provinz  sieben  Militttrcolonien'),  Tauromenium,  Gatina,  6y- 
racusae,  Tbermae  Himerenses,  Tyndaris^),  Lilyhaeum  und  Pa- 
normus  ^) . 

In  Beziehung  auf  die  Jurisdiction  zerfiel  die  Provinz  von 
Anfang  an  in  eine  Anzahl  conventtu  (Geriohtsbezirke)  ^) ,  unter 
weldien  der  von  Syracus^],  Lilybaeum,  Panörmus^)  und  Agri- 
gentum*)  erwähnt  wird. 

H.  Sardinia  mit  Ckuradoa. 

Bald  nach  dem  Ende  des  ersten  punischen  Krieges,  im  J. 
546=S38^^),  entrissen  die  Römer  ohne  einen  genügenden  recht- 


1)  Di( 
14,  12,  1 : 


Die  einzige  Erwäfanong  dieser  Verleihung  findet  sich  bei  Cic.  ad  AU. 
acia ,  quam  diligam  Siculoa  et  quam  iUian  elienUlam  honeatam  iudkem, 
MuÜa  illis  Cauatf  neque  me  invitOy  eUi  LatinUat  erat  ntin  ferenda,  verwn  Usmen  — 
welche  Stelle  bisher  so  verst&nden  worden  ist  (s.  z.  B.  Voigt  lua  not.  U  S.  720), 
dass  Cis&rs  Absichten  nicht,  oder  doch  nicht  YoUständig,  zur  Durchführung  ka- 
men. Mommsen  R.  0.  ni^  S.  491  versteht  sie  dahin,  dass  ganz  SicUien  die 
Latiniat  erhielt. 

2)  Cic.  ad  AU.  14,  12,  1 :  ecee  autem  Antonhu,  aeeepta  grandi  peeunkif  fixU 
legem  a  dietatore  comHiii  latamj  qua  Siculi  cive$  Romafä;  euhu  rei  vivo  ülo 
mentio  nuüa.  Hierauf  geht  auch  Cic.  Phü.  2,  30,  92:  toto  Capitolio  iabulae  fige- 
hantur ,  neque  »olum  singutia  venibant  immunUatea  aed  etiam  popuUa  wniveraie: 
civUas  non  iam  aingiUaUm^  aed  provinciia  toiU  dabatur.  Dio  Cass.  44,  53 ;  45,  23. 
Diodor.  13,  35:  icoXXal  fow  twv  xard  t^v  vi^oov  icöXeorv  ^p(6{i.eNat  (ler^Xeoav 
tot«  to6tou  NÖjLioic  (des  Diocles) ,  [i^xpi  Srou  ndtrcec  ol  SixsXi&Tai  r9)c  'Pcop^Unv 
iroXiTsiac  '^^ffrihnoav.  Dass  diese  Gesetze  aufgehoben  wurden,  berichtet  Cic.  PhÜ. 
12,  5,  12;  13,  3,  5. 

3]  Dio  Cass.  54,  7.   Monum.  Ancyr.  5,  35.   Borghesi  Oeuvret  2  p.  209.  453. 

4)  Diese  5  Colonien  nennt  Plinius  N.  H.  3  %  88.  89.  90.  lieber  Syracns 
s.  Dio  54,  7;  über  Tyndaris  Appian.  ß.  C.  5,  116.  Borghesi  Oeuvrea  2 
p.  452  ff.   Henzen  Inaer.  n.  5483. 

5)  Dass  auch  diese  beiden,  welche  Plinius  als  Colonien  nicht  bezeichnet 
und  Zumpt  Comm.  Epigr.  I  p.  409  als  Colonien  Hadrians  ansieht,  bereits  von 
Augustus  herrühren ,  zeigen  Borghesi  Oeuvrea  2  p.  208.  Henzen  Annali  d.  Inat. 
1867  p.  115  ff.  lieber  Panormus  s.  auch  Schubring  Der  historischen  Topographie 
von  Panormus  erster  Tbeil,  Lübeck  1870.  4  S.  15. 

a)  etc.  aet.  11  in  Verr.  5,  11,  28:  nam  aeitote  oppidwn  e$$e  in  Sieilia  nul- 
tum  ex  iia  oppidia,  In  qutbua  eonaiitere  praetorea  et  eonoentum  agert  aoUant,  quo 
in  oppido  non  ieii  ex  aliqua  famüia  non  ignöbüi  deleeta  ad  l&idium  mulier  eaaet. 

f)  Ib.  4,  25,  55. 

8)  Büide  erw&hnt  ib.  5,  54,  140. 

9)  Ib.  2,  26,  63. 

10)  Polyb.  1,  88;  3,  10.  27.    Appian.  6,  4;  8,  2.  5.    Zonir.  8,  18.  Llv.  21, 
1,5.   g.  Hiidemann  im  PhlMogns  2,  4.  S.  632  ff. 


—  ge- 
liehen VorwaiKl^)  auch  Sardinien  den  Garihagern.  Sie  mussien 
es  indess  vollständig  erobern,  und  obwohl  dies  im  J.  549  =  235 
durch  T.  Manlius  Torquatus  geschah  2),  so  ist  doch  noch  in  beiden 
folgenden  Jahren  der  Kampf  fortgesetzt  worden').  Zugleich  mit 
Sardinien  wurde  im  J.  51 6=^:238  Gorsica  oecupiri^)  und,  nach- 
dem es  523  =  831  durch  G.  Papirius  Maso  unterworfen  war^), 
zu  einer  Provinz  mit  Sardinien  vereinigt^  und  einem  praetor 
untergeben  7) ,  weshalb  im  J.  527  =  827  nur  zwei  Pratoren,  einer 
für  Sicilien,  der  andre  für  Sardinien  neu  gewühlt  wurden^). 
Unter  Sardinia  ist  daher  immer  die  combinirte  Provinz  Sardinia- 
Gorsica  zu  verstehn«).     Seit  632  =  422   führen   die   Verwaltung^ 

1)  Die  Bedingungen  des  Friedens  von  241  enthielten  keine  Abdetang  von 
Sardinien.  Polyb.  1,  63:  t«v  te  v^aarv  ixjmptJy  Kapyrfio^iou^  frpooeitiraEav, 
5oai  (iXToSu  T?jc  'ItoXtac  «Ivrai  xal  t^c  StxeXiotc ,  vgl/  3,  27 ;  Zonar.  8,  17 ; 
Appian.  5,  2:  xal  SixeXiac  'Pai|Jwtlot«  iiroarfjvac  xai  t&v  ßpayurlpcov  yif)o«iiv, 
Soat  icepl  2txeX(av.  Erst  spite  Schriftsteller  verstehen  diese  "Worte  von  einer 
Abtretnng  Sardiniens.  Entrop.  3,  2.  Aurel.  Vict.  de  v.  iU.  41.  Gros.  4,  11,  wah- 
rend Polyb.  3,  28  urtheilt:  d^onep  o5v  xiT^v  eic  SixeXUv  BidLßaotv  'PoitAaioiv  o6 
itopd  Touc  Spxouc  e6p(oxofAev  Y^YevTjii.fvt^'v ,  oStcdc  ^n^p  toD  (eutIoqu  ;coX£p,ou, 
TMLü  8v  i7co(T]9GivTO  Tttc  "Tcepl  2apo<Svo«  ouvÖ^xoc,  o&ce  irp6^a9tv  o&r  aixioLS  eSpot 
Ti«  äv  eöXojov,  dXX'  6fjLoXoYou(ji.£vtt>c  toö;  Kap^Tj^o^touc  "^«ptaaii^uc  Ttapd  tccma 
xd  6(xata  oiA  tov  xaipÄv  ^^aiofjaai  j*^  SapB^voc  ^jevc^xeiv  oe  tö  itpoetpT]fx.ftrov 
itX-fjÄo«  T&v  ^pTijjtdTwv.  Liv.  21,  1,  5.    Vgl.  Bergfeld  a.  a.  O.  S.  10. 

2)  Velleins  2,  38:  Sardinia  —  ductu  T,  Manli  eonwli$  certum  recepit  im- 
peri  iugum.   Entrop.  3,  3. 

3)  Die  FaHi  triumph.  CapitUini  (C.  1.  L.  I  p.  458)  lassen  den  T.  Maniins 
519  =  235,  den  Sp.  Carvillus  520  =  234,  den  Q.  Fabius  Maximus  521=233  de 
Sardia  triamphiren. 

4)  Festns  p.  322^ :  Sinnius  Capiio  ait ,  Ti.  Oraechum  coruuUm ,  oolUgam 
P.  VaUri  FalUmiSj  Sardiniam  Corsieamque  subegisse.  Ueber  abweichende  Zeitbe- 
stimmungen Neuerer  s.  Bergfeld  p.  12.  Hudemann  a.  a.  0.  —  J.  Rospatt  de 
Corsiea  innda  a  Romanis  eapta,  Monasterii  1850.  8  p.  21  nimmt  ohne  Grund 
das  Jahr  236  an. 

5)  Faati  inwnph.  in  C.  1.  L,  I  p.  458  ad  a.  523.  Val.  Max.  3,  6.  5.  Plin. 
N.  H.  15  S  126.    Zonaras  8,  18. 

6)  S.  Ruf  US  4:  tiineta  adintnisiraUo  harum  insularuin  fuerat;  post  qtuielibet 
9U08  praetores  habiät:  niune  tingulat  a  stds  praeridibus  regurUur. 

7)  Zonaras  8,  19:  [k&zä  hk  touto  SapSövtoi  ^  (eivcp  icoiouoevoi,  frtt  orpa- 
'nQföc  'PoBfialoov  dcl  xa^etor/jxet  a^xcic,  itiaN^otT^Gav.  Liv.  40,  l8,  3:  promneiae 

iia  Sorte  eüenenmt: Af.  Pinario  Sardinia.  c.  19,  6:  pestilenUae  tanta  vis 

erat^  ut  cum  propter  defeciiontm  Corsorum  beUumque  ab  Iliensibus  eoncitatum  in 
Sardinia  octo  milia  peditum  —  ptaeuisstt  scribi  —  is  numerus  effiei  miUium  non  po- 
tuerU.  G.  34»  12:  in  Corsiea  pugnatum  cum  Corsis,  —  inde  in  Sardiniam  exer^ 
citus  ductus.  42,  1,  3 :  ad  hoc  miUe  et  quingenti  pedites  —  seribi  iussiy  cum  quibus 
praetor y  cui  Sardinia  obtigisset,  in  Corsicam  transgressus  bellum  gererei,  c  7,  2: 
ex  Corsiea  subacta  Cieereitss  in  Sardiniam  transmisit, 

8)  S.  S.  92  Anm.  2.  Unter  den  Prätoren  ist  der  bekannteste  der  altere 
Cato,  der  die  Provinz  556«198  verwaltete.  Liv.  32,  8,  5.  Nepos  Cot.  m,  1.  Plut. 
Cat.  m.  6. 

9)  Auch  Strabo  p,  840  zählt  unter  den  Provinzen  der  augusteischen  Zeit  auf 
2ap^(b  {UTot  K6pvou.     Beide  Provinzen  gelten  immer  als  zusammengehörig;    bei 


—     97     — 

ProprätoreD,    von  denen  bekannt  sind  T.  Albucius  propraetor^) 
Sardiniae  um  650  =  404  2)  und  Bf.  Aemilius  Scaurus  pr.  pr.  Sard. 
699  =  55  3),    von  dem  wieder  ausdrücklich  bezeugt  wird,    dass 
ihm  auch  Corsica  untergeben  war  4).    Bei  der  Theilung  der  Pro- 
vinzen  im  J.  727  =  S7   verblieb   Sardinien    dem  Senate^)    und 
erhielt  als   Statthalter  einen   Proprätor  mit  dem  Titel  proconsul, 
dem  ein  legatus^)  und  ein  quaestor'^)   beigegeben  wurde.     Allein 
theils   der   unruhige  und  unzuverlässige  Character  der  Einwoh- 
ner ^) ,    theils    äussere  Veranlassungen   machten   wiederholentlich 
einen  Wechsel  der  Verwaltung  nöthig.     Im  J.  6   n.  Chr.  wurde 
dieselbe  einem   kaiserlichen  Procurator   übergeben  ^) ,    und   erst 
unter  Nero  erhielt  der  Senat  Sardinien    zurück  als   Ersatz   für 
Achaia,   welches  Nero  im  Herbste  67  für  frei  erklärte  ^o).     Unter 

Varro  fr.  Vol.  II  p.  358  Blp.  kommt  schon  in  mythischer  Zeit  ein  Phorrys,  rex 
CoTsieae  et  Sardiniae,  Yor. 

1)  Cic.  de  prov,  eona,  7,  15. 

2)  Er  wurde  repetundarum  belangt  und  verurtheilt  Cic.  in  Piaon.  SS,  92; 
de  off.  2,  14,  50;  in  Q,  Caecilium  divin.  19,  GS.  S.  OreUi  Onomaat.  p.  27. 

3)  Asconins  p.  118.  Ueber  seinen  Process  s.  Drumann  Gesch.  Roms  6,  36  ff. 

4)  Asconins  p.  19  sagt  Ton  den  Anklagern  des  Scaurus:  [in]  ingtäsitionem 
in  Sardiniam  itemque  Coraicam  inatUas  diea  trieenoa  aecepentnt. 

5)  Dio  Gass.  03,  12.    Strabo  p.  840. 

6)  M.  Inl.  Romulus,  Ug.  pr.  pr.  des  proeonaul  L.  Helvins  Agrippa  im  J.  68 
kommt  vor  in  dem  Decret  des  letzteren  bei  Mommsen  Hermes  2,  104;  C.  Caesius 
Aper  —  Ugat.  pro  pr.  provineiae  Sardiniae  in  der  Insohr.  v.  SesÜnum  Borghert 
BuUeU.  1856,  141.   Mommsen  Hermes  2,  173. 

7)  Der  Kaiser  Severus  hatte  die  quaeatwa  Sofdinienaia  bekleidet.  Spartian. 
8ev.  2,  5. 

8)  Oic.  pr.  Seaufo  2,  38:  ipaa  natio,  euiua  Umta  vanitaa  eH,  ut  liberUUem 
a  aervitute  mUla  re  idia  ni«t  menUendi  lieentia  diatinguendcan  puUnt.  Vgl.  $  42 ; 
ad  fam.  7,  42,  2:  habea  Sardoa  venaUa^  alium  äUo  nequiorem.  Ueber  dies 
Sprüchwort  s.  Varro  fr.  p.  304  Bip.  Festus  p.  322. 

9)  Dio  Cass.  65,  28:  xdv  toTc  a6ToTc  toütok  X9^'*^^  **^  itöXcjxoi  iroXXol 
Iy^ovto"  %a\  YÄp  X7|0Tal  oo^vA  xaTixpe^ov,  fiarc  t?jn  ^apW)  pLtjo'  dfp^^oNxa 
ßouXcuT?)v  Ixeal  ti9i  (,die  yon  Bekker  aufgenommene  Gonjectur  Tptol  entbehrt  der 
historischen  Begründung)  o^eiv,   dXXd  orpaTidbiaic  xe  xal  orpaTtdp^aic  tmccöcw 

10)  Pausan.  7,  17,  2:  xal  iXei^pov  6  Nipwv  rftpCtjoiv  dicdbxmv,  dXXafJjv 
i:pöc  "rtv  ft'JJp.ov  TroiTjoifUvoc  x&v  'Po)(i^(fDV  •  Zapftcb  -fdp  -njv  vijcov  £c  xd  fwlXioxa 
eo^z[|iova  ovxl  'EXXo^o«  o^laiv  ditiSooxsv.  Diese  Nachricht  wird  jetzt  bestätigt 
durch  das  von  Mommsen  Hermes  2,  102 — 127  herausgegebene  Decret  des  Pre- 
consul  L.  HeWius  Agrippa,  der  im  J.  68  n.  Chr.  eine  Grenzstreitigkeit  zwischen 
zwei  sardinischen  Gemeinden  entscheidet,  in  welcher  vor  ihm  der  procurator 
Auguati  M.  luventius  Rixa  und  darauf  sein  Vorgänger  Cae«ilius  Simplex,  ein  Ur- 
theil  gesprochen  hatten.  Nimmt  man  mit  Mommsen  an,  dass  diese  drei  Personen 
in  der  Verwaltung  Sardiniens  unmittelbar  auf  einander  folgten,  was  wahrschein- 
lich ist,  so  dauerte  das  Regiment  der  Procuratoren  in  Sardinien  von  6  n.  Chr. 
bis  1.  Juni  66.  Von  da  begann  die  proconsularische  Verwaltung  des  Caeciiius 
Simplex,  auf  den  am  1.  Juni  67  der  Proconsul  L.  Helvius  Agrippa  folgte.  Un- 
gelöst bleibt  indessen  bei   diesen  Annahmen   eine  chronologische  Schwierigkeit. 

Bdn.  Aliarth.  IV.  7 


—    »8     - 

Tespasian  verior  Achaia  diese  Freiheit  wieder  i)  und  gleichzeitig 
wurde  Sardinien  kaiserliche  Provinz  unter  einem  procurator  et 
praeses^).  Dieser  Wechsel  scheint  noch  einmal  eingetreten  zu  sein 
unter  M.  Anrel,  der  auf  kurze  Zeit  dem  Senate  die  Provinz  zu- 
rtidigab  )).  Gommodus  stellte  aber  die  kaiserliehe  Verwaltung 
wieder  her^)  und  von  ihm  an  lassen  sich  bis  in  das  dritte  Jahr- 
hundert procurcitores  Augusti  ei  praesides  (oder  praefecti)  provin- 
ciae  Sardmiae  nachweisen^).  Seit  Diocietian  sind  Sardinien  und 
Corsica  getrennte  Provinzen,  jede  unter  einem  Präses^). 

In  Hinsicht  auf  die  politische  Stellung  der  Einwohner  geh(Hte 
Sardinien  zu  den  am  wenigsten  begünstigten  Provinzen;   es  war 

Denn  da  Nero  die  Freiheit  Griechenlands  an  den  iathmischen  Spielen  des  Jahres 
67  procUmirte  (Plutarch.  Tiiu9  flamm.  12.  Suet.  fftro  24.  Dio  Cass.  43,  11. 
Clinton  Fa*U  Rom,  ad  a.  67)|  so  mass  das  dem  Senat  dafür  verliehene  Sardi- 
nien aneh  erst  67  proconsnlarische  Provinz  geworden  sein.  Die  Losung  dieser 
Schwieriglteit  versucht  nochmals  Mommsen  Hermes  3,  172 ,  ohne  ein  überzen« 
gendes '  Kesnltat  zu  gewinnen. 

1)  Suet.  Vup.  8.  Pausan.  a.  a.  O.  Dass  bis  auf  Vespasian  und  vielleicht 
noch  unter  diesem  die  Verwaltung  proconsularisch  war,  zeigt  die  Inschr.  von 
Sestinnm  Ballett.  1806  p.  141  n.  3;  vgl.  Mommsen  Hermes  2,  173.  Der  pro- 
curator von  Corsica,  den  Tac.  HUi,  2,  16  unter  Otho  erwähnt,  kann  ein  kaiser- 
licher Beamter  sein,  wie  er  auch  sonst  in  senatorischen  Provinzen  vorkommt. 

2)  Orelli-Henzen  4031.  5190.  ^ 

3)  Spartian.  Sener.  2,  3:  po9i  qwuiiuram  $orie  Baetieam  aeeepü  atque  inde 
Africam  petita  u<  moriuo  pairt  rem  domettieam  eomponeret.  8ed  dum  in  Afrioa 
est,  pro  BaeUca  Sardinia  ei  aitributa  t»i,  quod  Baeiicam  Mauri  populabantur, 
Severus  ging  also  nach  Vollendung  der  stadtischen  Quästur  als  quaestor  pro  prae- 
iore  (s.  Borghesi  Oeuvret  I,  482)  nach  Sardinien,  welches  somit  Senatsprovinz 
war.  Es  ist  eine  ansprechende  Vermuthung  von  Zumpt  8iud.  Rom,  p.  144,  dass 
wegen  des  Einfalls  der  Mauren  in  Baetica  etwa  im  J.  172  M.  Aniel  diese  Pro- 
vinz übernommen  habe,  um  darin  den  Krieg  zu  führen,  und  dass  an  Stelle  der- 
selben Sardinien  dem  Senat  überlassen  worden  sei. 

4)  Unter  Commodus  war  L.  Ragonius  Ürinatius  proconnd  prov,  ßardkiiae 
(Orelli-Henzen  2377.  6492),  aber  unter  ihm  kommt  auch  wieder  ein  procurator 
vor.  Origenes  oder  Hippolytus  refut.  hacrcBiwn  IX  p.  288  Miller:  'ruyoOoa  o&v 
■rfl^C  (iSi(6aeoic  if)  MapxU  Tcapd  toO  Kofipt6dou  (((mot  T^jv  d7CoX6o({jiov  ^toroX-j^v 
'Iax(v^  Ttvl  oicdiovTi  irpeapotifxp,  öc  Xaßdiv  &ti?cXeuacv  eU  i^v  £a(>(ov(<g(v  %a\ 
dnoSo^c  Tq>  xat  ^tvo  xaipou  Tf}c  ydipa«  intTpoTieuovTt  dr^ihiot  touc  pidipTupa^. 
Gleich  darauf  nennt  er  wieder  den  eitkpoicoc  d.  h.  procurator. 

ö)  £s  sind  dies:  M.  Metellus  proc,  unter  Septimius  Severus  und  Caraoalla 
Henzen  5191;  M.  Ulplue  Victor,  proc.  Aug.  praef,  prov,  8ard.  unter  PhUlppus 
(243—249),  Orelli-Henzen  4929.  5192.  5195 ;  M.  Calpurnius  Caellanus  priu^ses 
prov.  Sardiniae,  proc.^  um  254,  Henzen  5542;  lanuarius  proc.  im  Jahr  257  unter 
Gallienus,  Henzen  5544 ;  M.  Aelius  Vitalis,  praesea  pr.  8ard.  unter  Garns ,  Gaz- 
zera  di  un  decreto  dl  patronato  p.  53.  Borghesi  Annali  1853  p.  211.  Ausserdem 
kommen  vor  P.  Vibius  Marianus  proc,  ei  pracaes  prov.  Sardiniae  Orelll  74; 
Q.  Cosconius  Fronto  proc.  Augg.  et  pratf.  pr.  Sardiniae  Henzen  6940;  L.  Bal- 
bius  luncinns,  proc.  Aug.  praef.  prov,  Bard.  Murat.  782,  4;  Qo.  SaXXojorto; — 
OutxToip  —  •h^t^jkn  maX  Sountjvtipioc  Sap^ovla«  C.  i.  Gr.  2509. 

6)  Mommsen  Verz.  d.  röm.  Prov.  von  297  in  Abh.  d.  Beri.  Acad.  1862,  513. 
Boecking  Not.  Dign.  U  p.  6,  28;  10,  14;  p.  805  AT.    S.  Rufus  4. 


—     9«     — 


im  Kriege  erobert  und  in  seinem  ganzen  Umfange  ager  publicus 
geworden ;  es  zahlte  von  allem  Lande  den  Zehnten  und  ausser- 
dem ein  Stipendium  ^) ;  in  Zeiten  grösseren  Bedarfs  wurde  ein 
zweiter  Zebnle,  indessen  dieser  gegen  eine  Entschädigung  aus 
der  Staatscasse,  aufgelegt  ^j,  so  dass  Sardinien  unter  die  tria  fru- 
menlaria  subsidia  reipublieae  gerechnet  werden  konnte^).  Zu  Ci- 
ceros  Zeit  gab  es  in  der  Pfovinz  keine  Stadt  mit  besonderen 
Vorrechten 4) ,  sondern  die  Communen  wurden,  wie  die  campa- 
nischen, durch  praefecti  verwaltet^),  die  in  Sardinien  der  Pro«- 
praetor  ernannt  haben  wird.  Dagegen  hatte  Corsica  unter  seinen 
32  Städten  <^)  zwei  Militärcolonien ,  Mariana,  eine  Golonie  des 
Marius,  und  Aleria,  eine  Golonie  des  Sulla '') ,  und  später  erhielt 
auch  Sardinien  einige  Ansiedelungen,  die  Stadt  ad  ttnrim  Liby^ 
sonis^),  vielleicht  unter  Augustus^),  üselisi«)  undComus*^).  Ca- 
rales  wird  als  municipium  aufgeführt  i^) . 

m— V.  Die  spanischen  Provinaen. 

Der  Krieg,    in   welchem   die  Völker  Spaniens  einzeln   und  Einrichtung. 
nacheinander  von  den  Römern  unterworfen  wurden,   hat  zwei- 
hundert Jahre  gedauertes),    nämlich   vom  Anfange   des   zweiten 
punischen  Krieges   536=218   bis   zur  definitiven  Besiegung  der 

1)  Gic.  pr.  Balbo  IB,  41:  quod  d  Afru,  ai  Satdia,  «i  Hiaptmu,  agtU  aH- 
pendioque  mtiZtat»,  virtuU  adipiaei  Uctt  ehitatemy  Oaditania  autem  —  idtm  non 
lieAü,  non  foedua  aibi  nobiaeum  aed  iniquisahnaa  legea  hnpoaiUu  a  nobia  eaae  ar*- 
hürabuntur.  Liv.  23,  32,  9:  {Sardoa')  gravi  tributo  et  eonlaUone  iniqua  flrumenti 
preaaoa,  vgl.  41,  6. 

2)  Uv.  36,  2,  13:  idem  L,  OppU>  de  alterU  deeunUa  €xigendi$  in  Sardinia 
imperatum.  37,  2,  12;  37,  50,  10;  42,  31,  8. 

3)  Clo.  de  hnp.  Pomp.  12,  34.  Yal.  Max.  7,  6,  1.  Varro  der.  r.  2,  1.  Hn- 
demann  a.  a.  O.  S.  630  Anm.  Gothofr.  ad  C.  Th.  9,  40,  3;  14,  17,  5. 

4)  Cic.  pr.  Seauro  2,  44:  quae  est  mfm  praeter  Sardiniam  provineiaf  quae 
nuUam  habeai  canieam  populo  Romano  ae  liberam  eivitatemf 

5)  Dies  läMt  sich  schliessen  ans  einer  der  Zeit  der  Republik  angehorl- 
gen  Inschrift:  TERMIN V8  CIDDJLITANORVM  PRAEFeeturae  N(ymphaei?) 
PORTVa,  über  welche  s.  Bormann  BuUeU.  1869  p.  182  fr. 

6)  Plin.  iV.  H.  3  S  80. 

7)  Plin.  1.  1.  Senec.  eons.  ad  Helv.  7,  9.  SoUn.  3,  3.  Mela  2,  7,  19.  Zampt 
Comm.  epigr.  I,  228.  25ö. 

8)  Plin.  N,  H,  ^  $  85. 

9)  Zampt  a.  a.  O.  p.  364. 

10)  Ptoiem.  3,  3,  2.  Sie  heisst  Oolonia  Itdia  Auguata  UaeUU.  Henzen  6413. 
•    11)  Znmpt  a.  a.  0.  p.  410. 

12)  Es  beisst  oppidum  eivkam  Romanorwn.  Plin.  N.  H.  3  ^  85. 

13)  Strabo  3  p.  158,  vgl.  Liv.  28,  12,  12.  Velleius  2,  38,  4. 

.   .'    :  •   ••  '7* 


—     100     — 

Gantabrer  735  =  49 *).  Nachdem  die  Caiihager  anler  Hamilcar 
seit  547=S37  in  Spanien  feslen  Fuss  gefasst  hatten^],  schlössen 
586  =  828  die  Römer  mit  ihnen  den  Vertrag,  dass  der  Ebro  die 
Grenze  des  carthagischen  Gebietes  sein  3)  und  Sagant,  welches 
schon  um  diese  Zeit  mit  Rom  verbündet  war^),  neutral  bleiben 
sollte.  Sie  selbst  hatten  damals  noch  keinen  Resitz  in  Spanien  ^) . 
Der  Rruch  dieses  Vertrages  durch  die  Eroberung  von  SagunL 
(535=819)  hatte  zur  Folge,  dass  die  Römer  536=848  den 
Krieg  in  Spanien  begannen <^)  und,  nachdem  P.  Cornelius  Scipio, 
der  543  SS  84  4  die  Führung  desselben  erhielt  ^j,  im  folgenden 
Jahre  Neucarthago  erobert  hatte®),  die  Garthager  548  =  806  zur 
gänzlichen  Räumung  Spaniens  nOthigten  ^) .  Von  dieser  Zeit  an 
schritt  man  zur  Unterwerfung  der  einheimischen  Völkerschaften  ^^} . 
Der  Verlauf  dieser  Unterwerfung  ist  im  Allgemeinen  bekannt, 
während  über  die  Ausdehnung  des  römischen  Gebietes  in  den 
verschiedenen  Perioden  des  Krieges  es  an  jeder  speciellen  Nach- 
richt fehlt.  Die  Entstehung  der  Provinz  setzt  Appian  schon  in 
das  Jahr  548=806 ^i),  in  welchem  Scipio  nach  Rom  zurückgingt^); 
aber  obwohl  es  richtig  ist,  dass  die  Römer  ihre  Eroberung  be- 
haupteten und  zu  diesem  Zwecke  jährlich  zwei  ausserordentlich 
gewählten  Proconsuln  das  Gommando  in  Spanien  übertrugen^'), 

1)  In  den  Jahien  26  und  25  v.  Chr.  vru  Angastus  selbst  des  Krieges  wegen 
in  der  Provinz,  Sueton.  Oet.  26.  81.  Dio  Cws.  53,  22.  25,  im  J.  19  v.  Chr. 
beendigte  Agrippa  den  Krieg.  Dio  Gass.  54,  11 ;  vgl.  Strabo  3  p.  156.  Mon. 
Anc.  5,  10—12.   Tac.  Ann,  4,  4. 

2)  Polyb.  2,  1.   Liv.  22,  2,  1. 
.  3)  Polyb.  2,  13. 

4l  Polyb.  3,  30. 

5)  Liv.  34,  13,  7:  pairet  nottrij  cum  in  Hiaipama  CarthaghUemium  et  tm- 
peraiorei  et  exercituB  essentj  ipsi  nuUum  in  ea  militem  haberent,  tarnen  addete  hoc 
in  foedere  vduerufU,  ut  imperii  sui  Hiberua  fluoiui  e$ut  fini$.  21,  2,  7.  Appian. 
Higp,  7. 

6)  Polyb.  3,  76.   Liv.  21,  22.  60.  61. 

7)  Liv.  26,  18. 

8)  Polyb.  10,  8  —  20.  Liv.  26,  41  —  51. 

9)  Polyb.  11,  24».  Liv.  28,  16. 

10)  Polyb.  11,  31. 

11)  Appian.  Hisp.  38:  orpa'nQYOi^c  (^  lßY]p(a<  injoCouc  h  Td  IdvrjTd  elXTjfXfjifva 
litEfjiicov,  diz6  tou^e  dpid^u^oiy  (jitxpöv  izoh  rqc  teTdlpTTjc  xal  Teooapaxoor^c  xal 
ixaTOOTfjc  6'hjyiizidloi  (diese  beginnt  204),  dpfjiootolc  ^  immdra^  a^rolc  Tfjc 
elpi^vrjc  icojA-^voüc.  Kol  aÖTOic  6  2xtii((»v  öXt^'T'  orpatidv,  tbc  ^tcI  eip^vD,  xora- 
Xiird)^  —  i^  'PttttTiv  —  (tliiXet. 

121  Liv.  28,  38. 

13 J  Die  Nachfolger  des  Scipio  waren  die  Proconsnln  L.  Lentulus  nnd 
L.  Manllus  Acidlnus  (Liv.  28,  38,  1 ;  29,  13,  7),  von  denen  der  erste,  welcher 
erst  200  nach  Rom  znrückkehrte,  nicht  triumphiren  konnte,  weil  er  weder  eonntl 
noch  praetor  gewesen  war.  Liv.  31,  20. 


—     101     — 

so  wird  man  doch  die  Organisation  der  beiden  Provinzen  Hispania   ^*»if«»^^ 
dterwr  und  uUeriof^^)  erst  557=4  97  setzen  müssen,  von  welchem    vUerior. 
Jahre  an  zwei  ständige  Prätoren  ^),  gewöhnlich  ebenfalls  mit  pro- 
consularischer  Gewalt')    und  mit  42  fasces^) ,   für  dieselben  ge- 
wählt wurden.    Die  Grenze,  beider  Provinzen  bildete  seit  dem  J. 
557  =  1 97  Ä)  der  saltus  Cashdonensis  *) ,  so  dass  Neucarthago,  zur 
Zeit  der  Punier  die  erste  Stadt  in  ganz  Spanien,  Hauptstadt  der 
diesseitigen,  Corduba  Hauptstadt  der  jenseitigen  Provinz  wurde  7). 
Eine  Vereinigung  beider  Provinzen  fand  vorübergehend  im  zweiten 
macedonischen  Kriege  statt;  seit  587  =  467  sind  wieder  zwei  Pro- 
vinzen vorhanden^).    Eine  weitere  Theilung  von  Hispania  lUterior ^*^ }^ 
in  zwei  Provinzen,  Baetica  und  Lusitania,  welche  sich  schon  dem>«ng<>^i^0iit. 
Pompeius  im  spanischen   Kriege   des  J.  705  =  49   empfohlea  zu 
haben  scheint  ^) ,  kam  zur  Ausführung  im  Beginne  der  Kaiserzeit, 
nach  gewöhnlicher  Annahme  im   J.  727  =  27.     Diese  Annahme 
beruht  nicht  allein  auf  einer  unsicheren  Aeusserung  Appians^^) 

1)  Strabo  3  p.  166:  'Paip^Toi  hk  nTjv  o6|jLira9av  xaXioavrec  ouvoiv6fi(9C 
'Iptjptav  T€  xal  'Ioirav(^v  x6  fxiv  aurfj^  (xdpoc  elirov  r^v  dxTÖc»  t6  hk  ixtpos  ti?|v 
ivTO«  •  dfXXote  5*  dfXXwc  SiaipoDot  itpö«  toi»;  %aipo5;  TtoMTcuöpLevoi.  HitparUa  ulie- 
rior  erwähnt  Varro  d«  r.  r.  1,  10,  1.  Cic.  pr.  FonUio  20,  45;  duae  Bispaniae 
Cic.  pr.  FonUio  7,  16;  de  imp.  Pomp.  12,  35. 

2)  Liv.  32,  27,  6:  sex  praetores  illo  anno  primum  ereati  erescentibfW  iam 
provinciis  et  latiw  pateseente  hnperio.  Ib.  c.  28,  2:  Htgpaniaa  SemprofUus  eUerio- 
renij  Helvhu  ulieriorem  e$t  aortitus. 

3)  Liv.  37,  46,  7;  39,  29,  4;  40,  39. 

4)  Plutarch.  AemÜ.  Paul.  4:  iid  toütov  (t6v  Iv  'lßT]p(^  ttöXcfjiov)  h  Aipi(Xioc 
iEeiti|j.afr»j  fftpoTtjYÖc  (er  war  190—189  propraetor  Hiapaniae  uUeHori$  Liv.  36, 
2,  8;  37,  57,  5),  oiy  li  lx«v  iceX^xeic,  8aooc  l^euoiv  ol  ^toavT^foWa^ ,  dÄXd 
icpo;Xaß«bv  Mpotic  tooo6to'jc,  &vtt  ti)«  ^PX'^i^  unaTixöv  -(rv^ovat  tö  (iE(ai|xa. 

5)  Liv.  32,  28,  11^  et  ierminare  twti  (praeiores),  qtta  uUerlor  eiteriotve  pro- 
vincia  aervaretur. 

6)  Hübner  im  Hermes  1,  106.  Weissenborn  zu  Liv.  32,  28,  11. 

7)  HQbner  a.  a.  O.  S.  106  —  109  und  fiber  Neucarthago  Strabo  3  p.  158. 
Häbner  C,  /.  L.  II  p.  462. 

8)  Liv.  44,  17,  10 ;  45,  16,  1 :  Q.  Aelio  M.  lunio  eonndibue  (167)  de  pro- 
vinciU  refererUibtts  cemuere  patres,  duas  provmeiaa  Hispaniam  rurnu  fleriy  ptae 
una  per  bellum  Macedonicum  füerat, 

9)  Caesar  B,  C.  1,  38:  Afranius  et  Petreius  ei  Varro,  legaU  Pompeii,  quo- 
rum  unus  tiribus  legionUnu  HUpamkan  ciUriotem,  aUer  a  saltu  Caatulonensi  ad 
Anam  (dies  ist  die  nachherige  Provinz  Baetica)  duabus  legionibuSf  tertius  ab  Ana 
Veitonum  a^rum  Lusitamamque  pari  numero  Ugiomtm  obUnebat,  oflßeia  tnter  ae 

partiuntur, 

101  Appian.  Hitp,  102 :  xal  ii  ixtliou  (dem  Angnstas)  piot  ^oxouot  'Po>fj.aioi 
xi)y  'Ipt^plav,  fjv  59)  vtW  'loTcavtav  xaXouocv,  i^  tpla  oiatpetv  xal  arparmw^ 
iiciic^pitcsiv ,  dttjolouc  (t^  ^c  xd  (6o  "^  ßoüXi^,  T^  hi  Tp(Tov  ßaaiXe^c  i^  ooov 
^tfidoetev.  Er  spricht  also  nur  eine  Vermiithung  ans  und  ist  insofern  ebenfalls 
schlecht  unterrichtet,  als  er  Lnsltanien  für  eine  Senatoprovinz  hilt. 


ntnsu. 


—     102     — 

und  dem  späten  Zeugniss  des  Dio  Cassius^),  sondern  auch  auf 
Sirabos  Aussage,  welcher,  unmittelbar  nach  Augustus  Tode 
schreibend  2),  die  Theilung  nicht  als  eine  so  eben  eingetretene, 
sondern  als  seit  87  bestehend  deutlich  bezeichnet^).  Wenn  daher 
Augustus  selbst  im  Monumentum  Ancyranum  Y,  35.  36  von  seinen 
Colonieanlagen  m  utraque  Hispania  redet,  so  möchte  ich  diesen 
Ausdruck  nicht  sofort  als  einen  Beweis  dafür  betrachten,  dass 
Lusitaniens  Einrichtung  erst  dem  Tiberius  zuzuschreiben  set^), 
sondern  vielmehr  von  dem  kaiserlichen  und  dem  senatorischen 
Spanien  verslehn  ^}.  Unter  Tiberius  kommt  ein  iegatus  Tt.  Caesaris 
Aug.  provinciae  Lusitaniae  vor 6)  und  seit  dieser  Zeit  ist  immer 
von  drei  spanischen  Provinzen  die  Rede 7).  Es  sind  dies: 
^iüsiT  ^'    Hispania  citerior  oder   Tar'raconensis,   begrenzt 

gegen  die  beiden  andern  Provinzen  durch  den  Dnrius  ^) ,  den 
saltus  Castulonensis  und  die  Stadt  Urci  am  mittelländischen  Meere^), 
kaiserliche  Provinz  unter  einem  consularischen  tegalus  Augusti  pro 
praetore^^)j   durch  dessen  Residenz   nunmehr  Tarraco  Hauptstadt 

1)  Dio  Cass.  53,  12. 

2)  Strabo  schiieb  das  6te  Buch  zwischen  14—19  n.  Chr.  (Strabo  7  p.  288), 
das  4te  Buch  im  J.  18  (4  p.  206.  Clinton.  Faati  Hellen,  from  the  CXXIV  Olytn- 
piad  to  the  (Uath  of  Augwias  ad  a.  14).  Wenn  also  Tiberius  die  ProYinzen 
getheilt  hätte,  so  wäre  dies  eine  ganz  neue  Einrichtung  gewesen,  die  wohl  eine 
besondre  Andeutung  verdient  hätte. 

3)  Strabo  3  p.  166:  vuvl  hk  T6äv' dTuap^^iöiv  t&v  p.ev  dnoSer^^tsoiv  Tqi  ^fjic)> 
xe  xal  TQ  ou']f%)vi^Tip  täv  %k  TtJ»  ^Yefji(5vt  töjv  'FcoproCoD-v  (d.  h.  jetzt,  nach  der 
Theilung  der  Provinzen  im  J.  2f  j  i^  piv  BaiTtxi^  Tip^oneiTai  Tcp  ^titp,  xal 
7:i(ji7ceTai  orpatTjf 6;  hC  aOnPjv  l^wv  xattlav  xe  xal  Trpeoßcurfjv  •  —  i\hi  Xoiirfj 
Kaiaapöc  ^ori*  ic^ptnovrat  V  biC  aäroO  o6o  icpeoßeurai,  orpaTv^^cxö«  xe  xal  6iia- 
xixöc ,  6  \i.hi  oxpaxYjf  txöc  ^X*"^  ^'^  a£»x<j)  icpeoßeux^v ,  ftixaio^ox^ooiv  Auotxavotc 
xoic  napaxeifjiiivoK  xtJ  Batxixijj  •  —  xaXoOoi  y<*P  oSrcw  x9)v  ythpas  xauxTjv  IStioc 
is  xcp  Ttapövxt  .  .  .  (Lusitania  ist  also  ein  neuer  Name)  —  -i]  hk  Xotiri^  (a5xt] 
S'  daxlv  •/)  itXeioxv]  xTj«  'Ißt]pia<)  bizh  xcji  (»itaxixcp  "^feii-övi  oxpaxidLv  xe  l^ovxt 
dliöXofov  xpiOäv  iro'j  xa^piaxwv  xal  7cpsoßei>xotc  xpeTc,  c»v  6  \U'i  5üO  ijjar*  xciiirjA.oxa 
Trapacppoupei  xi^v  ir^pav  xoü  Aouplou  Tcäoov  Im  xac  apxxouc,  ^>i  ol  [ih  irpoxepov 
Auoixavouc  O^t-^w,  ol  tk  vOv  KaAXaixou^  xaXouai  *  —  x^v  o'  ijijc  napöpciov  |iixP^' 
Ilup^vt^c  6  5e6xepoc  t&v  icpeaßeuxnv  piexd  xoü  ixepou  xdYjxaxoc  ^loxoTcet.  6  oe 
xptxo?  x9)v  pteo^ifaiav. 

4)  Mommsen  Res  g.  d.  Axig.  p.  83. 
öj  Was  Mommsen  zu  Henzen  n.  6928  vermuthete,  dass  die  getheilte  Provinz 

Baetiea  vetua  und  Baetiea  nova  genannt  worden   sei,  hat  sich  nicht  bestätigt. 
S.  C.  i.  L.  II  n.  1970. 

6)  OreUi  3128  » Mommsen  /.  R,  N.  4234.  Mommsen  H.  g.  d.  Aug.  p.  83. 

7)  Mola  2,  6,  3.  Plin.  N.  H.  3  %  6.    Solin.  23,  2  p.  116.    Mommsen  Ma- 
rtm  AtU  p.  78öb. 

8)  Ptolemaeus  2,  6,  1. 

9)  Plin.  iV.  H.  3  8  6. 
10)  Oefters  in  Inschriften.  Orelli-Henzen  798.  1045.  6495.    Tac.  Ann.  4,  45. 

Galba  war  8  Jahre  leg.  Aug.  pr.  pr.  pr,  Tarraeonensis.    Suet.  Oalb.  9. 


—     103     — 

wurde  ^).  Die  Provinz  bestand  aus  vier  DistricteD,  drei  des  Fest- 
landes und  einem  der  balearischen  Inseln.  Die  erstem  wurden 
von  drei  Legaten  des  Statthalters  verwaltet,  von  denen  einer  das 
Land  nördlich  voin  Durius  mit  zwei  Legionen,  der  zweite  die 
übrige  Nordkttste  mit  einer  Legion  besetzt  hielt,  der  dritte  das 
bereits  romaqisirte  Binnenland  ohne  Truppenmacht  administrirte  ^) , 
während  die  Inseln  von  einem  praefectus  pro  legalo  regiert  wer- 
den ^j.  Aus  allen  vier  Districten  sind  später  selbständige  Provin- 
zen gemacht  worden.  Der  erste,  in  welchem  schon  in  dem  Be- 
ginne der  Eaiserzeit  ein  praefectus  Gatlaeciae*)  j  ein  praefecius 
Asturiae  ^)  und  verschiedene  procuratores  Asturiae  et  Gallaeciae 
oder  procuratores  Hispaniae  citerioris  per  Asturicam  et  Gallaeciam 
vorkommen  ^)  und  welcher  seit  Antoninus  Pius  vorübergehend  von 
Tarraconensis  getrennt  durch  einen  legatus  Augusti  turidicus  Astu- 
riae et  GcUheciae  verwaltet*^),  dann  aber  vielleicht  wieder  mit  der 
tarraconensischen  Provinz  verbunden  wurdet),  ist  seit  216  oder 
817  n.  Chr.  besondre  Provinz  mit  dem  Namen  provincia  Hispania 
nova  citerior  oder  Astwia  et  Gallaecia  und  hat  einen  prätorischen 
kaiserlichen  Legaten  ^) ;  aus  den  drei  andern  Bezirken  sind  unter 

1)  Strabo  3  p.  159.  167.  Mela  2,  6,  5.  Hübner  im  Hermes  1,  109  und 
C.  /.  L.  II  p.  538. 

2)  Einen  dieser  Legaten  erwähnt  die  Inschr.  Henzen  5449. 

3j  Ein  praefeeiUM  pro  legato  intularum  Bcdiarwn  Orelli  732.  Versehieden 
davon  ist  der  praefeelus  orae  marttimae^  welcher  in  Tarraoo  stand.  S.  Hübner  Im 
Hermes  I,  123.  Henzen  6942.  C.  /.  L.  II  n.  4138.  4224.  4264.  4266.  4217.  4239. 

4)  C.  i.  L.  n  n.  3271. 

5)  e.  /.  L.  U  n.  4616  b  Henzen  6937. 

6)  Ein  proe.  imp,  Nervae  Traian(i)  Com: —  pfOfoine.  Atiuir.  H  OaÜaee.  Henzen 
Ö212;  Q.  Petnmiua  Modeitu»  proc,  provine»  HUpaniae  euer.  Asturiae  et  Ccdlae^ 
ciarvm  Grat.  193,  3,  besser  Farlanetto  Jser,  Patavhu  n.  87»  C.  /.  L.  V,  1,  534, 

ebenfalls  unter  Traian;  Bassaeos  Rufus  -^ proc.  Asturiae  et  ÖaÜaeeiae  unter 

den  Antoninen,  Orelli  3574 ;  0.  Innius  Flavianus  —  proc.  Hitpaniae  citerioris  per 
Astwieam  et  OaÜaeeiam  aus  derselben  Zeit,  Orelli  3331.  Auf  den  einheimischen 
Inschriften  kommt  ein  proc.  Asturiae  et  OaUaeoiae  nur  einmal  Tor  0.  /.  L.  II, 
2643,  sonst  heisst  er  proeurator  ohne  Zusatz. 

7)  Von  diesen  sind  bekannt  L.  Noyius  Crispinus  —  Satuminns  —  leg.  Aug. 
iuridieus  Astyriae  et  GaUaeeiae  vor  146,  Henzen  p.  511  n.  7420a;  Sex.  Pedius 
Hinutus  —  leg.  Ayy.  iurid,  (^Asturiae)  et  Qaüaec{iae')  Henzen  6489;  L.  Banius 
Optatus,  welcher  ^rut.  463,  4  legatus  Aug.  et  iiuiridiixus  Astyriae  et  GaUieeiae,  in 
einer  andern  Inschr.  Borghesi  Oeuvrrs  4,  133  leg.  Aug.  iuridieus  A8tur(iae  et 
gal^eeiae  heisst.  In  diese  Zeit  scheint  audi  Q.  Mamil.  Capitolinus,  leg.  Aug.  per 
Asturiam  et  GaUaeciam^  dux  leg.  VII  G.  P.  F.  bei  Murat.  716,  5  «  C.  i.  L, 
II  n.  2634  zu  gehören,  wiewohl  er  sich  nicht  iuridieus  nennt. 

8)  Dies  Bchliesst  wenigstens  Zumpt  8t,  Rom.  p.  1^19  aus  der  Inschr.  Orelli 
798  >s  C.  /.  L.  II,  4114,  in  welcher  Tib.  Claudius  Gandidus  unter  Septimius 
Sevems  (s.  Henzen  Inser.  p.  78  und  Bhein.  Jahrb.  XU  (1848)  S.  5  ff.)  leg,  Augg. 
pr.  pr.  provineiae  Hisp.  Citerioris  heisst. 

9)  In  der  Inschr.  Henzen  6914  »  C.  i.  L.  II  a.  2661  aus  Caracallas  Be- 


—     104     — 

Diocielian  die  Pwviasen  Tarraoonensis  uod  Carihaginieosis  und 
zwischen  369  und  386  die  Provins  der  tmulae  Baleai^es  enl- 
standen  <j. 
oeMiBdaa.  Nach  den  unter  Augustus  gemachten  Aufnahmen  2)  gab  es 
in  der  ganzen  tarraconensischen  Provinz,  ungerechnet  die  Inseln, 
293  selbständige  civitaies,  nämlich  479  städtische  Gemeinden 
[oppida] ,  unter  denen   42  coloniae^j    43  oppida  civium  Rofna$u>- 

gierung  (n.  Chr.  216  oder  217)  heiMt  C.  lulius  Cere&Us  cos.  Ug.  Aug.  pr.  pr, 
pr(<>vineifte)  Ii{i$paniae)  S(ova€)  C(iterioris)  Antonhüanae ,  post  dhiäorilem)  pro- 
vine.  primuB  ab  eo  m(i#«Uf).  Zu  seinen  Nachfolgern  scheinen  xu  rechnen: 
L.  Coelius  Festus  leg.  imp.  ArUonini  Aug.  (des  Carscalla)  Astun42e  ti  CaUaeciaey 
OreUi  77s=Borghe8i  Oeuvres  IV,  128;  der  Ug,  AVO.  PROVINCIABum  ASturiae 
ei  gALLElCAE  Mariiii  AiU  p.  341 ;  L.  Albinios  Satominus  leg,  Aug.  Astuineae 
ei  OaUaee(iae)  Mommsen  I,  B.  N.  4033.  Auch  der  Triariut  Ma(jgnu8  ?)  leg.  itir.  in 
der  luschr.  von  Braga  fallt  der  Schrift  nach  frühestens  in  die  Zeit  des  Caracalla. 
Hühner  Berl.  M.  B.  1861  S.  791  =^  C.  I.  L.  II  n.  2415.  Von  diesen  Yeiände- 
rangen  handeln  Borghesi  Oeuvres  8,  324  ff. ;  Zumpt  Stud.  Rom,  p.  144  ff.;  Kuhn 
Verf.  d.  Rom.  Reichs  11,  182.  Üebrigens  kommen  auch  in  Terraconensis  iuri- 
diei  vor,  nihnlich  T.  lulius  Maximus  iuridieus  Hi9p.  eütrior,  Tarraeonens.  aus 
M.  Aureis  Zeit,  Henzen  6490;  M.  GaecUius  Novatillianus  iurid,  Hisp.  cU.  aus 
Qordlans  Zeit,  Mommsen  J.  B.  N.  1420  und  C.  /.  L.  II  n.  4113;  AUius  Marimus 
leg.  iur.  prov.  Hisp.  Tarraconens.  im  J.  280  n.  Chr.  Mur.  250,  2  =  Hübuer  Berl. 
M.  B.  1860  S.  430.   C.  L  L.  II  u.  3738. 

1)  Mommsen   A.    d.   Berl.    Acad.    1862   S.  514.     Not,   Dign.    Oce,    c.  XX, 
Boecking  II  p.  466  ff. 

2)  Dieser  Quelle  folgt  Plinlns  (S.  Zumpt  Comm.  ep.  l  p.  197  ff.),  welcher 
über  die  Urraconensische  Provinz  N,  B,  3  ^  18  —  30.  76  —  79;  4  $110—112 
handelt.  Die  Resultate,  welche  sich  aus  seinem  Bericht  ergeben,  findet  man  auf 
Grund  eines  zum  erstenmal  kritisch  gesicherten  Textes  zusammengestelit  von 
Detlef  seil  Die  Geographie  der  tarraconensischen  Provinz  bei  Piinius  im  Philolo- 
gus  Bd.  XXXII  S.  600  ff.  Ein  wesentliches  Ergebniss  dieser  Untersuchung  ist 
die  Feststellung  des  summarischen  Berichtes  3  $  18,  welcher  so  zu  lesen  ist: 
nunc  usUversa  provineia  dividituir  in  converUus  Septem,  Carthaginiensem  Tarraco^ 
nensem  Caesaraugustanum  Cluniensem  Asturum  lAteensem  Braearum.  aecedurU 
insulae^  quarum  menUone  seposita  chitates  provineia  ipsa  praeter  contribuUu  aliis 
CCXCIII  cofUinet,  oppida  CLXXVIJJJ,  in  iU  coUmias  XII,  oppida  eiviwn  Bo- 
manorum  XIII  y  LaUnorum  veterum  XVIII,  foederaiorum  umiui,  stipendicwia 
CXXXV. 

3J  Es  sind  dies:  ö  Colonlen  Casars:  1.  Carthago  nova  oder  colonia  VUArix 
luUa  Nova  Carthago;  2.  Valentia  (C.  I.  L.  II  p.  501);  3.  Tarraeo,  oder  COL. 
I.  V.  T.  TABBAC,  nach  Hübner  im  Hermes  I,  96  ff.  C.  /.  L.  II  p.  538  zu 
lesen  Colonia  lulia  Vietrix  Triumphalis  Tarraeo;  4.  Celsa  oder  C<doma  lulia 
Victrix  Celsa  i  5.  Aeei,  Colonia  lulia  Oemella  Aecitana,  über  welche  s.  Zumpt 
Comm,  epigr.  I,  311  ff.  Hübner  C.  I.  L.  II  p.  458.  Ferner  6  des  Augustus: 
6.  Iliei;  7.  Bareino;  8.  Caesaraugusta;  9.  Lihisosa;  10.  Solana  (C.  /.  L.  II 
p.  448);  11.  nach  Zumpts  Vermuthung  CUaua  (s.  Zumpt  Comm.  epigr,  I,  366  f.), 
welches  aber  erst  unter  Hadrian  (C.  /.  L.  II  n.  2780)  eolonia  genannt  wird 
(Hübner  C.  /.  L.  II  p.  383);  nach  Hühners  Annahme  (C.  /.  L.  II  p.  535)  Der- 
tosa,  welche  Stadt  Piinius  3,  23  als  (oppidum)  civium  Bomanorum  bezeichnet; 
nach  Detlefsen   p.  616  BelhlU  oder  BUJbUis;  vgl.  Plin.  iV.  H.  3  $  24:    Caesar- 

aupu«(a  colonia  immunis reeipit  populos  LV ,  ex  Ms  civium   Bomanorum 

Belhlitanos^  Celsenses  tx  eolonia,  welche  Stelle  Detlefsen  so  versteht,  dass,  weil 
der  von  PUnlus  beobachteten  Rangfolge  nach  Muiiiciplen  nicht  vor  den  Colonlen 


—     105     — 

rum^)y  18  appida  mit  im  Lalü^)^  4  urbs  foederaia^)^  135  civi- 
tates  stipendiariae  waren,  und  H4  ländliche  Gemeinden,  welche 
keine  Stadt  hatten.  Alle  diese  waren  unter  sieben  Gerichtsspren- 
gel [ccnvenius)  verlheilt^),  deren  Hauptorte  Carthago  nova,  Tar- 
raco,  Caesaraugusta,  Clunia  und  fUr  Asturien  Lucus  Augusti  [con- 
ventus  Lttcensisjj  Bracara  Augusta  und  Astuiica  Augusta  waren  ^}. 

2.  Hispania  ulterior^  nach  der  Abtrennung  von  Lusita-  Biutica. 
nien  auch  Baelica^)  genannt,  erstreckte  sich  von  Urci  bis  zum 
Anas,  und  wurde  als  senatorische  Provinz^}  von  einem  proprae- 
tor^)  mit  dem  Titel  proconsiU^)  verwaltet,  der  einen  legatus  und 
einen  quaestor  unter  sich  hatte  ^^j  und  in  Gorduba  residirte^^). 
Nur  vorttbergehend  während  des  Krieges  mit  den  Mauren  unter 
M.  Aurel  scheint  der  Kaiser  selbst  die  Provinz  übernommen  zu 
haben  ^2).  Dieselbe  zerfiel  in  4  convefitits,  Gades ,  Gorduba, 
Astici  und  Hispal,  und  enthielt   1 75  Städte  ^^) ,   darunter  9  colo- 

anfgefQhrt  werden,  der  Zusatz  ex  colonia  auf  beide  Städte,  Belblis  und  Oelsa  zu 
beziehn  ist.  Die  12te,  Flaöiobriga ,  bezeichnet  Plin.  N.  H.  i  %  HO  als  eine 
Coloule  seiner  Zeit:  Amanum  portu8j  uhi  nunc  Flctviobriga  colonia. 

1)  Von  diesen  13  nennt  Plinius  11.  nämlich  Saguntum  (3  $  20),  Baeiulo, 
Hwo,  BUmdae,  En^oriae  (§  22),  Dertoaani,  Bisgargitani  ($  23),  CalagurrUanif 
JUrdenset,  Oseensa,  TurrioBonensea  ($  24). 

2)  Namentlich  nennt  Plinius  hievon  16  iu  %  20.  23.  24.  25. 

3)  foederaU  Tarracenses  Plin.  JV.  Ä.  3  §  24. 
41  PUn.  JV.  Ä  3  S  18. 

öj  Ueber  die  conventu$,  deren  Namen  Plinius  anfuhrt,  s.  Hübner  im  Hermes 
1,  111  ff.  and  im  C.  I.  L.  II;  über  den  Ort  Lucus  Augusti  ausserdem  Boecking 
N.  D.  II,  1035  f.   Ewpmia  sagrada  Vol.  XL  p.  1—49. 

6)  Plin.  N.  H.S  %ß:  idUriar  appellata  eadem  Baetica.  —  Vlterior  m  dwu 
per  longitudinem  provineias  dividituft  siquidem  Baeticae  latere  septentrionali 
praeiendüur  lAtsiiania  amne  Ana  disereta.  Den  alten  Namen  hat  Tac.  Ann,  4,  13 : 
Vibius  Strenus,  proconml  ulteriorU  Hitpaniat;  beide  Namen  hat  die  Provinz  Orelli 
5040 :  pr(ye,  Aug,  provinciae  uUeriori$  Hispaniae  Baeticae.  Bei  LIy.  28,  2,  15  ist 
in  Baetica  jedenfalU  an  falscher  Stelle.  Mommsen  B.  g-  d.  A.  p.  83  streicht  es 
gänzlich,  da  für  diese  Zeit  der  Name  ganz  nnerhöit  ist. 

T\  Strabo  3  p.  166.    Dio  Caas.  53,  12. 

8j  Strabo  a.  a.  O. :  xaX  ic£fjiir€Tat  0TpoT7)YÖc  in  aM^s. 

9)  Beispiele  sind:  unter  Tiberius  Tac.  Ann.  4,  13;  unter  Traian  Plin.  ep. 
3,  4,  2;  6,  29,  8;  7,  16,  3;  7,  33,  4.  Orelli  3570.  Henzen  6497;  unter  Hadrian 
Orelli  2759.  3306;  unter  Antoninus  Pius  Digest.  1,  6,  2;  unter  Septimius  Se- 
verus  C.  I.  L  2073;  aus  unbestimmter  Zeit  Orelli  3670.    Henzen  6461. 

10)  Strabo  3  p.  166 :  iyjioN  xafxtav  te  xal  icpeopeuT^v.  Beispiele  von  Lega- 
ten: Orelli  3179.  3306.  Marinl  ilMi  p.  793.  C.  1.  L.  II  n.  4967,  1;  von  Quä- 
storen :  Tac.  Bist.  1,  53.   Henzen  5199.  5494. 

11}  Hübner  Berl.  Monatsben  1861  S.  51;  C.  /.  L.  H  p.  306. 

12)  S.  oben  Sardinien.  Zumpt  8tud,  Rom.  p.  144  ff.  Hübner  Berl.  M.  B. 
1860  S.  614.  1861  8.  92. 

13)  Plin.  iV.  J?.  3  S  7  ff.  und  dazu  Detlefsen  Die  Geographie  der 
Provinz  Baetica  bei  Plinius  im  Philologus  Bd.  XXX  S.  265—310.  Strabo 
3  p.  141  hat  von  200  Stldten  gehört;  Ptolemaeus  2,  4  zählt  92  Sadte  auf. 


—     106     — 

niae^)f  40  munkipia,  27  dvitaiet  iuris  Latini^  6  liberae^  3  fi 
dercUae,  HO  stipendiatiae. 

Lutitania.  3.  Lusüantay  vom  Anas  bis  zum  Dunus,  kaiserliche  Pro- 

vinz unter  einem  prSItorischen  legatus  AugusÜ^]  j  der  unler  sich 
einen  legatm^)  und  einen  procuraior^)  hatte,  war  in  drei  coft- 
ventM  getheiit,  nämlich  Emerita^  Pax  lulia  und  Scallabis^),  und 
enthieli  zu  AugusUis  Zeit  5  Golonien,  nämlich  Augmia  ßmerita, 
MetelUnensis ,  Pax  lulia,  Norba  colonia  Caesarina ^  SccUlabiSy  ein 
municipium  civium  Romanorumj  3  civitales  mit  ius  Latii  und  36 
civüates  stipendiari4ie^).  Hauptstadt  der  Provinz  war  Emerita^) 
(Merida). 

ra^^s^'  Sowohl  BaeUca^)  als  der  angrenzende  Theil  von  Tarraconen- 

Aiena.     gi^oj  waren  bereits  zu  Strabos  Zeit  in  Sitte  und  Sprache  völlig 


1)  Es  sind  dies  1)  Hup<dU  oder  Itdia  Romulay   2)  Jtuci  oder  Virtu*  Julia, 


3)  üeubi  oder  Ciaritaa  lulia,  4)  Corduba  oder  colonia  Pairida,    5)  Hwia  Regia, 
V "  "     " 

Hübner  C.  /.  L,  Ü  p.  152.  213.  21Ö.  306.  175.  201.  221.  191).    Die  9te  ist  bei 


6)  Ästigi,   eoUmia  Augu$ta  F^rma,  7)  Tueei,   AuffuUa  OemeUa,   8)  Vrso  oder 
Genua  Urbanorum  (s.  PUn.  N.  H.  3K  11.  12.  Zumpt  Comm,  ep,  l,  311  ff.;  365  f. 

10. 


Plinias  3  $  11  Aßido,  quae  Caeaarina,  welches  in  Inschriften  nicht  als  Colonie 
erscheint  (C.  /.  L.  n  n.  1315  Munieipe$  Caesarini,  n.  1305  P0PVLV8  Munieipii 
Caesarini).  Hühner  will  daher  hei  Plinius  lesen  colonia  (statt  eoloniae)  Atta,  quat 
Regia  dieitur,  et  in  mediterraneo  A$ido,  quae  Cauarina,  und  betrachtet  als  9ta 
Colonie  Carteia  (s.  CLL,  II  p.  152.  242) ,  von  welcher  wir  indessen  nur  wis- 
sen ,  dass  sie  als  latinische  Colonie  im  J.  171  v.  Chr.  angelegt  war.  Liv.  43,  3, 
wozu  Detlefsen  S.  271  als  9te  Colonie  Munda  rechnet. 

2)  Strabo  3  p.  166.  Borghesl  BuUeU.  1856  p.  85.  Ein  Ug.  Ti.  Caesaris  Aug. 
prov.  LusiL  Orelli  3128  »  Mommsen  1.  R,  N:  4234,  vgl.  OreUi  25.  3665,  ein 
Ug.  Aug.  propr.  prov.  Lxuitan.  unter  Hadrian  Orelli  2759.  3306 ;  unter  Alexan- 
der Severus,  Marinl  AUi  p.  793=sOrat.  p.  381,  1;  ein  TCpeoßeuT?)^  xal  dvnorpdt- 
Ti]Y0C  AuToxpatropoc  Kaloapoc  Tpaiavou  !A.&piavoO  Seßaorou  licap/sCa^  AouoiTa- 
v(ac  C.  /.  Qr.  2638.  Vgl.  C.  /.  L.  II  n.  ^58.  259.  Dass  der  Kaiser  Traianus 
Decius  vor  seiner  Thronbesteigung  etwa  238  Legat  von  Lusitania  war  (Borghesi 
Oeuvres  4,  289),  ist  nicht  sicher. 

3)  Strabo  3  p.  166. 

4)  Er  heisst  procurator  prov.  Lusitaniae  C,  I.  L.  II  n.  1120.  Orelli  485. 
Henzen  6767;  unter  Nero  s.  Borghesi  Oeuvr.  3  p.  307  oder  proc.  Augusti  C.  I,  L. 
II  n.  2015;  nach  Septimlus  Severus  proe.  provinciae  Ltuitaniae  et  VeitorUae 
C.  /.  L.  II  n.  484  (»OreUl  3664),  n.  1178.  1267,  so  wie  in  dieser  Zeit  auch 
ein  tabularius  Lu$itaniae  et  VetUmiae  C.  1.  L.  II  n.  485  vorkommt.  Vettonia 
ist  derjenige  Theil  Lusitaniens,  der  von  der  heutigen  Grenze  Portugals  östlich 
liegt.  S.  die  Karte  im  C.  /.  L.  II.  Ein  iubprocurotot  provine.  Lu$iianiae  nach 
Borghesfs  Lesung  Borghesi  Oeuvr.  5,  275. 

5)  Plin.  N.H.i%  117. 

6)  Plin.  a.  a.  0.  Zumpt  Comm.  ep.  I  p.  369.  C.  I.  L.  U  p.  52.  72.  8. 
81.  35. 

7)  Hübner  C.  /.  L.  U  p.  52. 

8)  Strabo  3  p.  151 :  ol  piircoi  Toup^xavol  xal  iidXiora  ol  irepl  töv  Baltiv 
TtXimc  «U  töv  'Pa)(iiai<9V  |i.CTaßißXif]vxai  Tpöirov  o6&i  t9)(  StaXixTou  tj}<  o^cr^poc 
Iti  |ACfAVt)pivoi.    Vgl.  Ukert  Qeogr.  d.  Gr.  u.  Rom.  U,  i  S.  332. 

9j  Stcabo  3  p.  167 :  6  (i  tpitoft  (x9n  npcoßcux&v  iicioxonei)  t^v  (teo^Yaiov, 


—     107     — 

römisch  geworden.     Die  Anlage  von  Landsirassen  i) ,   um  welche 
sich  namentlich  Pompeius,  später  die  Kaiser  verdient  machten  2), 
die  Ansiedelung  von  Römern  im  Lande  und  der  Militärdienst  im. 
römischen   Heere  zogen  auch  die   übrigen   Theile  der  Halbinsel 

m 

immer  mehr  in  den  Bereich  römischer  Gultur,'  so  dass,  als  Ve- 
spasian,  welchem  bei  seiner  Erhebung  die  Provinzen  Spaniens 
sich  sogleich  anschlössen  3),  denselben  während  seiner  Gensur  im 
J.  75  sämmtlich  das  ius  Latü  ertheilte^) ,  die  Romanisirung  der 
Halbinsel  als  vollendet  betrachtet  werden  konnte.  Unter  den 
Mitteln,  welche  man  anwendete ,  um  einerseits  die  noch  dispara- 
ten Theile  der  Provinz  zu  vereinigen,  anderseits  dem  kaiserlichen 
Regiment  in  denselben  eine  innere  Autorität  zu  schaffen,  ist 
namentlich  eine  Institution  zu  erwähnen,  welche  wir  bei  den 
andern  Provinzen  wiederfinden  werden,  nämlich  der  religiöse 
Cult  der  Stadt  Rom  und  des  kaiserlichen  Hauses.  Schon  zu  Leb- 
zeiten äes  Augustus  gab  es  in  Tarraco  eine  ara  Augt^ü^)  und 
im  J.  45  n.  Chr.  gestattete  Tiberius  der  provincia  Tarraconensis 
einen  Tempel  des  Augustus  zu  bauend).    Seit  dieser  Zeit  versam-  Landtage 

der  drei 

melte  sich  jährlich  einmal  in    Tarraco  ein    concilium  provinciae  Proviusen. 
Tarraconensis'')   und  in  gleicher  Art  bald  darauf  in  Emerila  ein 
concHium  provmcicie  Lusitaniae  ^) ,    in  Gorduba  ein  concilium  pro- 
vinciae Bcieticae^)  y  d.  h.  eine  Festgemeinschaft  von  Abgesandten 

xal  t6v  ^IroXiTt^  t6t[ov  ueraxeiuiviDV  Iv  Tn  Tijßevvot^  dcfttJTi. 
1)  Polyb.  3,  39. 
2J  Ukert  a.  a.  O.  S.  246. 
3l  Tac.  Hist,  3,  53.  70. 

4)  Pliu.  N.  H,  3  %  30:   uräver^ae  Hhpaniae    Vespa$ianu8  imperaior  Augu- 

$tu$ LatHrni  tribtüt.     Daher  bezeichnet  PUnius  3   $  18  u.  ö.  di^enigen, 

welche  schon  vorher  das  hm  Latii  hatten  y  als  Latini  veleres.  Dass  Vespasian 
während  seiner  Censnr  Im  J.  75  den  Spaniern  die  Latlnit&t  verlieh,  erglebt  sich 
aus  den  Inschr.  C.  /.  L.  II  n.  1049.  1050,  vgl.  1610.  1631.  ^ 

5)  Münzen  von  Tarraco  mit  viereckigem  Altar,  aus  dem  eine  Palme  hervor- 
wachst Eckhel,  D.  N.  I  p.  58.  Florez  MedaUas  H  t.  44.  45,  vgl.  Qulntillan.  6, 
3,  77:  Augtt$tu3  nuntiarUibus  Tarraeonauibu9  palmam  in  ara  eiua  fnatam:  Ap- 
partty  inquü,  quam  saepe  accendaUs. 

6)  Tac.  Ann.  1,  78:  templum  ut  In  eoUmia  Tartaeonenai  itnuretur  Augusto, 
p€tentibu3  Hiitpani»  permissum ,  datumque  in  omnea  proüineiaa  exemplum.  Dieser 
Tempel,  der  ebenfalls  auf  Münzen  von  Tarraco  erscheint,  welche  auf  der  H.  S. 
den  sitzenden  Augustus  mit  der  Inschr.  DEO  AV0V8T0  darstellen  (Eckhel  D.  N. 
I  p.  57},  wird  noch  sp&ter  erwähnt  bei  Spartian  v.  Hadr.  12;  v.  Sweri  3. 

7}  C.  /.  L.  U  n.  4055.  4127.  4230.  4246. 

8j  Obwohl  das  coneilium  nicht  besonders  erwähnt  wird,  ergiebt  sich  das  Yor^ 
handensein  desselben  aus  dem  flamen  divi  Augtuii  provinciae  lAuitaniae  C.  7.  L, 
U  n.  473.  35.  160.  396  u.  ö. 

9)  eonciUum  wuvtrBoe  provinciae  Baetieae  C.  /.  L.  U  o.  2221.   cf.  2344. 


I 

■ 

I 


—     108     — 

(legati)  aller  selbständigeo  Städte  jeder  Provinz  ^j,  welche  bei 
den  Festspielen  Ehrenplatze  erhielten  ^)  und  zugleich  einen  Land- 
.tag  der  Provinz  bildeten,  der  zunächst  die  fUr  die  Bestreitung 
der  Opfer  und  Spiele  erforderlichen  Geldbeiträge  ausschrieb,  diese 
Gelder  durch  eigne  Beamte  verwaltete  3) ,  für  den  Tempel  einen 
curator*)  und  für  den  Opferdienst  einen  jährlich  wechselnden^) 
Priester  (flamen  Romae  et  (Uvot^m  Augusiorum  provinci€te^))  aus 
einer  der  betheiligten  Provincialstädte 7)  erwählte,  dessen  Frau 
zugleich  als  flaminica  fungirte  ^) ;  ausserdem  aber  bei  dem  Hei~ 
ligthume  als  dem  Mittelpunct  der  Provinz  verdienten  Männern 
Statuen  decretirte  ^) ,  Beamte  zur  Ausführung  dieser  Beschlüsse 
ernannte  ^^] ,  Privatpersonen  die  Errichtung  von  Monumenten 
gestattetet^)     und   zuweilen   auch    im   Interesse   allgemeiner  Be~ 


Falsch  ist  demnach,  was  Nlpperdey  zu  Tac.  A,  1,  78  annimmt,  dass  für  alle  drei 
spanischen  Provinzen  in  Tarraco  ein  Tempel  gegründet  worden  sei. 

1)  Dass  die  Abgesandten  legati  hiessen  nnd  von  ihrer  Stadt  eine  Instruction 
(mandaid)  erhielten,  lehrt  in  Bezug  auf  den  Landtag  in  Lugdunum,  von  welchem 
unten  die  Rede  sein  wird,  die  Inschr.  von  Torigny  (Mommsen  JE^.  An.  in  Ber. 
d.  K.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  phil.  hist.  Glasse.  1852  p.  242).  Hienach  scheint  mir 
die  Inschr.  C.  /.  L.  II  n.  4055,  welche  Hübner  nicht  gesehn  hat,  von  einer  dop- 
pelten Legation  zu  verstehn  und  so  zu  lesen:  ob  UgtUtones  in  concUio  Provm- 
eiae  Hisp,  Cii.  [et]  aput  Antonlnum  Aug,  prospere  gesta». 

2)  C.  I,  L.  II  n.  4280.   Dasselbe  wissen  wir  von  den  Spielen  in  Lugdonum. 

3)  Hierüber  s.  unten  bei  Galliae. 

4)  C.  /.  L.  n  n.  4202. 

ö)  Dass  das  Amt  jährlich  war,    lehrt   1)  die  Inschr.  C.  I.  L.  II  n.  2221: 

FMo flamhU  divorum  Aug.  provinc.  Baetieae.    Huie  eoruummato 

honore  flamoni  —  —  consensu  concili  universat  prov.  Baei.  decreti  tuni  honorts. 
Vgl.  n.  2344:    hie  provinciae  Baetieae  eonaensu  flaminis  munus  est  conseqttutus. 

Peraeto  honore omn(e)  coneH(ium)  et  ctmsentus  (lies  ex  eonsentu)  sta- 

iiiam  deerevit.  2)  der  Ausdruck  flaminatis,  der  nach  Analogie  von  duuimviraliSj 
aaeerdotalia  den  gewesenen  flamen  bezeichnet.  C.  /.  L.  II  n.  983:  0.  Varinio 
Pienti$a,  viro  flamUiaU  provinciae  Batticae  annorum  LXX,  n.  4248 :   C.  Val.  Ära- 

hino aacerdoti  Romae  ei  Aug.  P.  H,  C. siatuam  inter  flaminalea  viros 

poaitam  exomandam  umvers(i')  cenauer(e').  Aus  diesen  Inschriften  geht  hervor, 
dass  die  Statuen  vor  dem  Tempel  den  flamtnes  nach  ihrem  Austritte  aus  dem 
Amt  gesetzt  wurden,  dass  die  flamines  also  nicht  lebenslänglich  waren. 

6)  Der  Titel  wechselt:  flamen  Romae  divorum  et  Augusti  (oder  Auguttorum') 
prov.  Hisp.  euer.  (n.  4205.  4222  u.  ö.);  flamen  Romae  et  Aug.  (4224.  422ÖV, 
saeerdo8  Romae  et  Aug.  (4248);  flamen  divorum  et  Augustorum  (4199.  4217  j; 
flamen  AugwtaUs  (4223)  oder  flamen  provinciae  (2220  u.  oft).  S.  Hübner  C.  /.  L. 
II  p.  541. 

7)  Die  in  den  Inschriften  erwähnten  flamines  prov.  Tarraeonensit  sind  aus 
39  verschiedenen  Städten.    S.  Hübner  a.  a.  0.  p.  541. 

8)  C.  /.  L.  II  n.  4198.  4233.  4236.  4241.  4242.  4252.  Meine  von  Hübners 
Resultaten  in  einigen  Puncten  abweichende  Ansicht  über  den  ganzen  Gegenstand 
habe  ich  in  der  J^hemeris  epigr.  1872  p.  201  ff.  ausführlich  begründet. 

9)  n.  4127.  4192.  4210. 

10)  n.  4230. 

11)  n.  4246.  4233.  4269. 


—     109     — 

dttrihisse     der    Provinz    Gesandtschaften     an    den     Kaiser    ab- 
schickte ^) . 

Der  Cultus  des  kaiserlichen  Hauses  bestand,  den  Denkmälern 
nach  zu  urtheilen,  so  lange,  als  die  Provinzen  in  ihrer  Integrität 
sich  erhielten,  d.  h.  bis  ins  dritte  Jahrhunden,  in  welchem  die 
Provinzen  selbst  verkleinert  und  einer  andern  Verwaltung  unter- 
geben wurden.    Die  Entstehung  der  Provinz  CaUaecia  ist  bereits  EintheUiing 

SpU11608 

erwtthnt  worden;  nach  der  diocletianischen  Einrichtung  2)  besteht  nach  Diocie- 
die  dioecesis  Hispaniarum  aus  ftti^f  spanischen  Provinzen  und  einer 
africanischen ,  Mauretania  Tingitana;  dazu  wurde  noch  zwischen 
369  und  386  eine  siebente  Provinz  der  balearischen  Inseln  ein- 
gerichtet ^) ,  so  dass  im  5ten  Jahrhundert  unter  dem  vicarms 
Hispaniarum  sieben  Provinzen  stehn^},  Baetica,  Lusitania^  Car- 
thaginienstSj  GaUaecia,  Tan^aconensiSy  Tingitana^  insiUae  Bakares, 
Alle  diese  Provinzen  wurden  am  Ende  des  dritten  Jahrhunderts 
von  praesides  verwaltet,  die  kein  Militärcommando  haben  und  zu 
der  untergeordneten  Rangclasse  der  viri  perfecUssimi  (entgegen- 
gesetzt den  viri  clarissimi)  gehören ;  indessen  erhielt  Baetica  unter 
Constantius  II  (337 — 364)  zum  Statthalter  wieder  einen  vir  da- 
rissimus  consularis  ^) ;  um  dieselbe  Zeit  ebenfalls  Ltisitania^), 
spater,  zwischen  383  und  388,  Gallaecia'^)]  die  übrigen  Provinzen 
sind  prSisidialisch  geblieben  9). 

n  n.  4201.  405Ö.  4208. 

2)  S.  das  Veizeichnlss  dei  röm.  Provinzen  von  297  herausg.  y.  Mommsen 
Abb.  d.  Berl.  Acad.  1862  S.  514. 

3)  Mommsen  a.  a.  0.  S.  515. 

AS  Not,  Dign.  Occid.  c.  XX  und  Boecking  dazu  n  p.  464  ff. 

5)  Prcbuide»  BaeUeat,  viri  perfecUssimi  kommen  vor:  im  J.  276  CLL.  II 
n.  1115.  1116;  unter  €k)n8Unt1n  llr.  n.  2204;  im  J.  337  ib.  n.  2205.  Cod.  Theod. 
XI,  9,  2.  Dagegen  unter  Ck)n8tantiu8  II  etn  eontularis  C.  L  L.  II  n.  2206.  Aucb 
S.  Rufus,  der  369  schrieb,  nennt  Baetica  eine  consulariscbe  Provinz. 

6)  S.  RnAis  hrev,  5.  Praesides  lAutUmiae  sind  bekannt  aus  dem  J.  315 
C.  /.  L.  U  n.  481;  aus  dem  J.  336  ib.  n.  191 ,  und  aus  derselben  Zeit  Orelli 
n.  3764BGavedoni  Marmi  Moden,  p.  163  ff.;  ein  consularis  aus  dem  J.  390  Orelli 
n.  2354. 

7)  In  der  Inschr.  C.  /.  L.  U  n.  4911  aus  der  Zeit  des  Maximus  (383—388) 
heisst  es:  Antonius  Maximinus  a  nova  provineia  [Q]a![(}a{eeia]  primus  eonsulariSj 
[anijfi  praeses.  Die  Erg&nzung  Ist  sehr  wahrscheinlich,  da  369  GaUaecia  noch  prä- 
sidiaiisch  war  (Ruftis  c.  ö),  um  400  aber  (^Not.  Dign.  1. ).)  consularisch  ist.  Hie- 
nach  aber  kann  der  CatuUinus  vir  eonsularis  praeses  prov.  CaUaeiae  C.  L  L.  II 
n.  2635  nicht  in  das  Jahr  315  gesetzt  werden. 

8)  S.  Rufns  (f.  5.  Not:  Dign.  1.  1.  Ein  praeses  prov.  Tairraeonensis  ist  nach- 
weisbar aus  dem  J.  288  C.  L  L.  4104,  aus  dem  J.  312  ib.  4105,  aus  dem  J. 
316  Cod.  Theod.  II,  6,  1  und  aus  etwas  sp&terer  Zeit  0.  L  L.  U  n.  4106. 
4108.  4112.  4133.  FOr  die  andern  spanischen  Provinzen  sind  Beispiele  nicht 
vorhanden. 


—     HO 


VI— XIV.  Die  galÜBOhen  Proviiisen. 

Einriciitiinff  Ungeachlel  der  vielen  und  zum  Theil  sorgfältigen  Unter- 
Narbimen-  suchungen  über  die  gallischen  Provinzen  *)  ist  die  Geschichte 
derselben  in  vieler  Beziehung  dunkel.  Die  erste  Eroberung  in 
Gallia  Cellica  oder  Transalpina^)  —  denn  von  dieser  allein  haben 
wir  hier  zu  reden  —  machte  der  Gonsnl  Q.  Opimius,  als  er  600 
=  154  den  Massiliern  gegen  die  Ligurer  zu  Hülfe  zog^).  Diese 
Kämpfe  wurden  fortgesetzt  in  den  Jahren  629  und  630=^  4  S5  und 
durch  M.  Fulvius  Flaccus*),  423  und  48«  durch  C.  Sexlius  Cal- 
vinus,  die  Gründer  von  Aquae  Sextiae,  welches  eine  römische 
Besatzung  erhielt^) ;  der  doppelte  entscheidende  Sieg,  welchen  des 
letzteren  Nachfolger,  Gnaeus  Domitius  Ahenobarbus,  und  der  ihm 
zu  Hülfe  gesendete  Gonsul  Q.  Fabius  Maximus  über  die  Allobro- 
ger  und  Avemer  im  J.  633  ==4  24  an  dem  Einfluss  der  Is^re  in 
die  Rhone  und  bei  Vindalium  in  der  Nähe  von  Avignon  erfoch- 
ten«), hatte  zur  Folge  die  Einrichtung  der  Provinz'),  welche  von 

1)  lieber  die  altere  Geschichte  derselben  s.  A.  Thierry  Hittoir€  du  Qaulois 
depuis  Us  temps  Us  plus  reeuUs  Jusqu'  h  l'entihre  iottmission  de  la  OmUe  sous 
l'admini$tration  rcmainey  Paris  1828.  8.  Derselbe  HUtoire  de  la  GauU  »ous  la 
domination  romainef  Paris  1840.  8.  £.  Herzog  Qalliae  Narbonen$is  provineiae 
Bomanae  historia,  Lips.  1869.  8.  Zompt  Studia  Rom.,  Berol.  1859.  8.  Kuhn 
Verf.  d.  R.  R.  II  S.  407  ff.  Mommsen  R.  G.  II«  166  iff.  HI«,  211  und  beson- 
ders E.  Desjardins  GiographU  dt  la  Qaiide,  Paris  1869.  8. 

2)  Das  von  Cäsar  eroberte  Gallien  heisst  gewöhnlich  CelÜca  oder  Nova  (Ben- 
zen /nsor.  p.  28  ad  n.  186),  aber  OcdUa  tran$alpma  intu$  ad  Bhenwn  hat  V&rro 
de  r.  f.   1,  7,  8. 

3)  Polyb.  33,  5.  7.  8.  Liv.  ep.  47.   Herzog  a.  a.  0.  p.  42. 

4)  Fasti  tritunph.  ad  a.  631  (C.  /.  L,  I  p.  460).  Llv.  ep,  60.  Ammian.  Marc. 
15,  12:  kaeregkmes,  praeeipue  quae  eonßnet  Italicis,  pauUatim  levi  sudore  snh 
imperium  venire  Romanum:  primo  Untatae  per  Ptdviium,  Uetnde  prodiis  parvU 
qwusatae  per  Sextiunij  ad  yüimum  per  Fabium  Maximum  domitae. 

5)  Fasti  triumph.  ad  a.  632  (C.  /.  L.  I  p.  460).  Liv.  ep.  61.  Cassiodori 
Chron,  (Abh.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  VIII  p.  618)  zum  J.  632:  hU  eonss. 
0.  SexUus  oppidum  aediftcavit^  in  quo  Aquae  8exiiae^  in  OalUa,  Aquae  Sextiae 
wird  von  Livius  a.  a.  O.  irrthümlich  Colonie  genannt;  es  war  ein  casteUumj 
9(>oupdi.    Strabo  4  p.  180.    Vellei.  1,  15.    Herzog  a.  a.  0.  p.  50  f. 

6)  Fasti  triumph.  ad  a.  634  (C.  /.  L.  I  p.  460).  Strabo  4  p.  185.  191  und 
mehr  bei  Dramann  3,  226.  Herzog  p.  46  und  über  die  Zeitbestimmung  der 
beiden  Schlachten  Mommsen  R.  G.  11^  166  f. 

7)  Ein  direetes  Zeugnis«  über  das  Jahr  der  Einrichtung  der  ProTinz  ist  nicht 
vorhanden.  Da  Jedoch  Caesar  B.  O,  1,  45  sagt:  hello  auperaioa  ette  AvtmoM  et 
Rutenos  a6  Q,  Fabio  Mcaimo,  quibw  populua  Bomamu  ignoviiset^  neque  in  pro- 
vineiam  redegiuet  neque  MÜp^ndhan  impo8W8$et,  so  lasst  sich  aus  dieser  Erwäh- 
nung von  Völkerschaften,  die  nicht  zur  Provinz  gezogen  wurden,  auf  die  Ein- 
rlehtung  der  Provinz  selbst  schliessen.  Zümpt  8tud,  Rom,  p.  25  VUst  die  Pro- 
vinz im  J.  100  durch  Marias  einrichten,  gegen  welche  Annahme  sich  auch  Her- 
zog p.  63  erklärt. 


—   111    — 

der  H8  gegründeten  Colonie  Narbo  Martins  ^j  den  Namen  Nar- 
bonensis  erhielt  2).  Dass  die  Eroberung  einer  neuen  Provinz  schon 
bei  dem  Beginne  des  Krieges  beabsichtigt  war,  lässt  sich  theils 
aus  der  Notbwendigkeit  einer  Landverbindung  zwischen  Spanien 
und  Italien,  theils  aus  den  Ptönen  der  GraQcbischen  Parthei,  wel- 
cher Fulvius  Flaccus  angehörte,  schiiessen.  Man  hoflte  hier  ein 
neues  Gebiet  fttr  die  römische  Colonisation  zu  gewinnen,  das 
ohne  den  Widerstand  der  Gegenparthei  ausgebeutet  werden 
konnte  3). 

Die  Grenzen  der  Provinz  bildeten  im 'Osten  die  Alpen,  im 
Norden  der  Lauf  der  Rhone  vom  Genfer  See^)  bis  Vienna,  im 
Westen  die  Cevennen^)  und  der  obere  Lauf  der  Garonne,  im 
Süden  die  Pyrenäen  und  das  mittelländische  Meer,  sie  sind  in  der 
nächsten  Zeit  nicht  verändert  worden ,  da  der  Sturz  der  Gracchen 
das  politische  Interesse  an  dieser  Erwerbung  für  eine  Zeit  lang 
beseitigte.  Der  Krieg  mit  den  Cirobern  646—652=109  —  402 
stellte  sogar  das  Bestehen  der  Provinz  in  Frage,  und  erst  Cäsar 
fand  es  seinen  Absichten  entsprechend,  den  Eroberungskrieg  in 
Gallien  aufs  Neue  zu  beginnen  ^).  Im  J.  695  =  59  erhielt  er  beide 
Gallien,  das  cisalpinische  und  das  narbonensische,  dazu  Dalmatien 
und  IsUien?),   und  in  acht  Jahren,   von  58—54,    hatte  er  die 

1)  Velleins  1,  15,  der  du  Jahr  angiebt.  Eotrop.  4,  23.  Gründer  der  Colonie 
war  L.  Licinlns  Grassns.   Gic.  Brut,  43,  160. 

2)  Sie  hiess  znerst  Gallia  Braccato.  Mela  2,  5,  1 :  /uif  aUquando  Braeeata, 
mme  NarboneniU.  Plln.  iV.  H.  3  $  31 :  Nofhonmais  provineia  —  Braecata  anUa 
dieta.  Im  Gegensätze  dazu  heisstdas  übrige  Gallien  Comata,  PUn.  N,H,  A%  105. 

3)  Mommsen  R.  G.  119,  167. 

4)  Genava  (GenQ  liegt  im  Gebiete  von  Vienna.  Caesar.  B.  (?.  1,  6.  Momm- 
sen Inmr,  Confoed,  Heivet,  p.  11. 

5)  Naoh  der  Jetzt  bei  Cicero  pr,  Fontäo  9,  19  aufgenommenen,  von  Momm- 
sen in  Halms  Ausgabe  II,  1  p.  477  vertbeidigten  Lesart  gehörte  noch  Segodu- 
nnm  im  Gebiet  der  Ruteni  zur  Provinz »  und  lag  demnach  die  Grenze  vestlich 
von  den  Cevennen.  Indessen  ist  dies  unsicher,  da  Caesar  B.  O,  1,  45  ausdrück- 
lich sagt,  dass  Q.  Fahims  Maximus  die  Ruteni  nicht  in  provinciam  ftd/egi»9€t, 
vgl.  Herzog  p.  47. 

6)  Cic.  dt  prov,  eons.  13,  32:  heUum.  Gaüicumf  patres  conwjWpti,  C,  Caesare 
hnperatore  gutum  est,  anUa  tanttimmodo  repuUwn,  Semper  iüat  naüones  nostti 
<fiq>eratorc«  refiäandtu  potku  hello  quam  laeestendas  putavenml,  Ipse  iUe  C.  Marius 
—  influefUet  in  JUdiam  OaUorwn  maxima»  eopiaa  repressitj   non   ipse  ad  eorum 

wbea  sedeaque  pemtraoü. C.  Caesaris  longe  dtiam  video  fuisse  rationem : 

non  enim  sSH  solum  cum  «s,  gwos  iam  armatos  contra  populum  Romarwm  vidt- 
hat,  bellandum  esu  dusüf  sed  totam  OaUiam  in  nostram  dieionem  esse  redigendam. 

7)  Flut.  Pomp.  48:  Kabapi  hk  vfyt  tnhc  'AXittmv  xal  rJjv  ixTi«  l^eiv  Ta- 
httifFi  xal  'IXXup(ouc.  Ders.  Caes.  14:  Tf,v  hrzb<i  'AkTxm^taX  t^v  Ixtöc  ditaoov 
KcXttx-fjv.   Ders.   Cato  min,  33:  l^jflfj^loavro  Kaiaapi  jJtiv  iXXuptÄv  xal  roXarCa« 


—     112     — 

Eroberang  von  ganz  Gallien  vollendet,  so  dass  das  Jahr  704=50 
BeiiCintr  als  Aofangspunct  der  neuen  Provinzen  gellen  kann^).    Das  ganze 
jiTcYÄo.  Land,  die  alte  Provinz  mit  eingeschlossen.  Hess  er  bis  zum  Jahre 
''*""■•    740  =  44  ungetheili  verwalten  2),  und  erst  kurz  vor  seinem  Tode 
verlieh  er  das  Goroniando  in   der  Narbonensis  dem  Lepidus,    in 
der  Belgica  dem  Hirtius,  in  dem  übrigen  Gallien,  also  der  nach- 
herigen Aquitania  und  Lugdunensis  dem  Munatius  Plancus^).  Eine 
eigentlich  organisatorische  ThStigkeit  hatte  er  bis  dahin  nur  der 
alten  Provinz  zuwenden  können.   In  Folge  des  Widerstandes  näm- 
lidi,   welchen  ihm  im  J.  705=49  Massilia,    die  älteste  Bundes- 
genossin Roms  auf  gallischem  Boden  und  die  durch  die  Ausdeh- 
nung ihres  Gebietes   mächtigste  Commune  des   Landes,    leistete, 
hatte  er  der  Stadt  zwar  ihre  Freiheit  gelassen^),  aber  den  grOssten 
Theil  des  Territoriums  genommen^)  und  als  ager  publicus  einge- 
zogen ®) ,   so  dass  damals   der  ursprüngliche  Plan   der  Gracchen, 
das  Land  zu  romanisiren,  aufs  Neue  aufgenommen  werden  konnte. 
In  Folge   dessen   wurde    seit  dem   J.  708  =  46   nicht   nur  nach 
Narbo  eine  neue  Colonie  ausgeführt^),   sondern   auch  zur  Anlage 
der  Colonien   Baeterrae  (Beziers),   Arelate  (Arles),   Forum   lulii 
(Frejus) ,   Arausio  (Orange)   geschritten  ^) ,    von  welchen   die  drei 
ersten  auf  dem  früheren  Gebiete  von  Massilia  gelegen  sind,  und 
gleichzeitig  einer  grossen  Anzahl  von  Ortschaften  latinisches  Recht 

• 

dpx'^v  dicdoT)«.  Dio  Gasfl.  38,  8.  Appian.  B.  C.  2,  13.  Suet.  Com.  22:  et  iräüo 
quidem  OaUiam  (Htalpinam,  Ulyrieo  adiectOf  lege  Vatmia  accepit^  mox  per  sena- 
tum Comatam  q%u>que, 

1)  Säet.  Caes.  2ö :  omnem  OalUamy  quae  saüu  Pyrenaeo  Alpibtuque  et  monte 
Oebenna,  fiwnifubus  Bheno  et  Rhodano  eontinetur  —  m  provinciae  formam  re- 
degit,   Dio  Gass.  40,  43.   VeUeius  2,  39.   Eutrop.  6,  17.    Rufas  brev.  6. 

2)  So  verwaltete  im  J.  48  und  46  D.  Brutus  alle  transalpinischen  Provinzen. 
Appian.  B.  C.  2,  48.  111  und  Schweighäuser  zu  3,  98.  Drumann  3,  568. 

3)  Drumann  3,  685. 

4)  Strabo  4  p.  181.   Plin.  H.  N.  3  %  34. 

5)  Dio  Gass.  41,  25:  xal  8c  (Caesar)  tetvmv  r6it  uev  xd  te  Zizka  %a\  xck 
vttü«  xd  Te  /pi^fiaT«  i^eCXrco,  ßoTEpov  U  xa\  tA  Xoiicd  iravta  Tt'K^s  toö  tK;  IXcu- 
H^ioi  öv6|jLaT0«,  Florus  2,  13.  Orosius  6;  15. 

6)  Darauf  geht,  wie  Mommsen  R.  G.  HI*,  537  bemerkt,  Cic.  de  off.  2,  8,  27 : 
aeeutus  e$t  (^8uüam)j  qxü  in  causa  tmpia,  victoria  etkrni  foediore  non  singulorum 
eivhm  bona  publicarety  $ed  universaa  provincias  regionesqite  uno  calamitatia  iure 
comprehenderet.  Itaque  vexutie  ae  perditie  exteris  nationibus  ad  exttnplum  amissi 
Unperii  portari  in  triumpho  Masiiliam  vidimus  et  ex  ea  urbe  IrtimtpAari,  eine  qua 
nunquam  nostri  imperatoree  ex  transcdpinis  bellia  iriumpharwU. 

7)  Suet.  Ti.  4.  Zumpt  Conrni.  epigr,  1,  313.  Herzog  QoU,  Narh.  p.  81.  Sie 
heisst  später  Colonia  Julia  Patema  Claudia  Narbo  Martiue.    Uenzen  5232.  7253. 

8)  Zumpt  Comm.  ep.  1,  315  IT. 


—    118    — 

verlieben  y  namentlich  Nemansus  ^)  und  Gabellio  ^) ,  ebenfalls  auf 
dem  Gebiet  von  Massilia,  und  wahrscheinlich  zu  derselben  Zeit 
Antipolis ,  Avenio ,  Alba  Hetviorum ,  Glanum  Livii ,  Gaenicenses, 
Anatilia,  Forum  Voconii,  Sextiae^).  Die  neuerworbenen  Land- 
schaften waren  dagegen  bei  Beendigung  des  Krieges  weder  völlig 
unterworfen^],  noch  vollständig  besetzt,  noch  endlich  neu  orga- 
nisirt  worden;  im  J.  708  =  46  empörten  sich  die  Bellovaci  in 
Belgien^)  und  in  den  Jahren  43,  98  und  27  ist  noch  dreimal 
über  Gallien  triumphirt  worden <^).  Wie  viel  noch  an  der  voll- 
ständigen Einrichtung  der  Provinz  fehlte,  sieht  man  daraus,  dass 
bei  der  neuen  Organisation  des  Reiches  im  J.  727=27  v.  Chr. 
Augustus  den  ganzen  gallischen  Ländercomplex  mit  Einschluss  l^^"^^^^ 
der  Narbonensis  selbst  übernahm,  und  alle  vier  Provinzen,  in  ^^^^' 
welche  er  denselben  theilte,  zuerst  äusserlich  fest  begrenzte  und 
innerlich  constituirte'^).    Diese  Provinzen  waren: 

4.  iVaröonen^i^,  welche,  so  lange  die  Organisation  dauerte,   i-^at«o 
n&mlich  von  27 — 22  v.  Chr.,  in  kaiserlicher  Verwaltung  blieb, 
im  J.  22  aber  dem  Senate  übergeben  wurdet)  und  seitdem,  wie 

1)  Dass  Nemausus  latinische  Golonie  war,  sagt  ausdrücUich  Strabo  4  p.  187. 
Plin.  Tf.  H.3  %  37.  Dass  diese  Colonie  yon  Caesar  lienilkhrt,  lehren  ihre  Hfin- 
zen;  das  Jahr  ihrer  Grflndung  scheint  49  ▼.  Chr.  zn  sein.  S.  Hommsen  a.  a.  O. 
S.  675.  Herzog  p.  85.  Die  übrigen  oppida  Latina  der  Provinz  s.  bei  Hin.  N.  H, 
2  S  36.  37. 

2)  Herzog  O.  iV.  p.  86.  Die  Mönzen  von  Gabellio  aus  den  Jahren  44  und 
42  y.  Chr.  haben  die  Inschrift  COL  CABE.    S.  De  la  Saussaye  p.  42.  pl.  XVII. 

3)  Herzog  G.  N.  p.  87.   Mommsen  R.  O.  3,  536. 

4)  Sali.  HM.  1 ,  9  Kritz :  omnia  Oallia  eis  Rhenum  atque  inier  mart  nMtrwn, 
fUBi  qua  a  ptUudibua  invia  fuit,  perdomiia.  Vgl.  Mommsen  O.  d.  Rom.  Mänzw. 
8.  686.  Noch  vom  J.  27  v.  Chr.  sagt  Dio  Cass.  53,  22 :  %a\  xd  toötoiv  (toiv  Ta- 
XoT&v)  dxtfxdvtara  Irt,  5xt  t(»v  ^fi^oXloiv  iroXif&oav  e696«  M  tiq  dXdbosi  inv^E'  » 

VO{AivCDV,   ^s, 

5J  Liv.  ep,  114. 

6)  a.  43  von  L.  Munatius  Plauens,  a.  28  von  C.  Carinas,  a.  27  von  M.  Va- 
lerius  Messalla.  C.  7.  L.  I  p.  461. 

7)  Die  Einthellnng  Galliens  In  vier  Provinzen  geben  einstimmig  an  Strabo 
4  p.  177;  Plin.  iV.  H.  4  $  105;  Dio  Cass.  53,  12;  Ptolemaeus  2,  7^9.  Dass 
sie  von  Augustus  herrührt,  sagt  Strabo  ausdrücklich  und  folgt  auch  aus  Plinins, 
welcher  die  statistischen  Nachrichten  aus  augusteischer  Zeit  benutzt ;  in  das  Jahr 
27  n.  Chr.  9etzt  sie  Dio  Cassius,  und  dieser  Ansatz  wird  bestätigt  durch  den 
Umstand,  dass  im  J.  27  der  erste  Census  in  allen  Theilen  Galliens  abgehalten 
wurde,  welcher  eine  feste  Begrenzung  dieser  Theile  und  eine  Einthellnng  der- 
selben in  Steuerbezirke  voraussetzen  l&sst.  Liv.  ep.  134 :  C.  Caesar  rebus  com- 
posüis  et  omfUbus  provineiis  In  certam  formam  redaetis  —  Augustus  quoque  eogno- 
nUnatus  est,  —  Cum  Ule  conventum  Nofhone  egtt,  eensus  a  trilms  OaUiiSj  quas 
Caesar  paier  vieeraty  actus.  Dio  Cass.  53,  22 :  xal  d((6p(A7]9e  }».ks  d>(  xal  i^  ti^v 
Bprcra^flav  OTpaTe6ooiv,  ic  ^i  ^  FaXaTCac  iX9(6vy  fvrau&a  dtiTpt^^ev.  —  Kai 
auT6v  nal  diroYpa^^  litoc^aaTO  xal  t^v  ß(ov  vht  re  TtoXirelov  ^t£x6o|jLT)0c. 

8)  Dio  Cass.  53,  12;  54,  4.   Strabo  17  p.  840. 

B6m.  AltarKk.  lY.  8 


—     114     — 

früher^),  unter  einem  propraHor  stand,  weldier  nunmehr  den  Titd 
proconsul^}  führte  und  einen  legatm^  und  einen  guoextor^)  unter 
sich  hatte.  Von  den  speciellen  EinridbtungeA  erfahreu  wir  wenig, 
wie  z.  B.  die  Gerichtssprengel  (convenius)  nirgends  aufgeeählt 
werden  ^) ;  dagegen  wissen  wir ,  dass  Augustus  theils  während 
des  Triumvirats,  theils  bei  einem  späteren  Aufenthalte  in  der 
Provinz  in  den  J.  46  —  43  neue  Bttrgeroolonien  grtladete^)»  zu 
denen  wahrscheinlich  Garcaso^),  Ruscino^),  Vienna*),  Valentia^^) 
und  Aquae  Sextiae^^)  zu  rechnen  sind. 
2.Äquaania.  S.  Aquttanta,  erobert  im  J.  56  durch  P.  Licinius  Crassus, 
den  Sohn  des  Triumvir  und  Cfisars  Legaten  ^^] ,  musste  in  Folge 
wiederholter  Aufstände  noch  zweimal  unterworfen  werden,  im 
J.  38  darch  M.  Agrippa  ^^)  und  bald  nach  der  Schlacht  bei 
Actium^^)  durch  Messala^^),    welcher  am  25.  September  27  über 

1}  So  var  M.  Fonteius  propraetor  OalUae  NarbonenaiSy  wie  Mommaeo  R.  0. 
m*,  212  annimmt,  von  76  —  74,  sicher  yon  75  —  74.  8.  Drnmann  5,  330;  er 
heiBBt  pra€tor  Cic.  pr.  Foni,  5,  11;  7,  16  und  batte  zwei  UpaU  ib,  8,  18.  Im 
J.  64  war  propraetor  L.  Licinias  Mureoa,  Cic.  pr.  Mut.  26,  53 ;  im  J.  62  C.  Pon- 
tinas,   Liv.  ep.  103. 

'  2)  Beispiele  von  proeonaulCM  G,  N.:  unter  Claudias :  Borgbesi  O^uor,  5,  7.  8; 
unter  demselben  oder  Nero:  Tac.  //.  1,  48.  Plin.  N,  H,  35  ^20;  unter  Traian : 
OreUi-Henzen  3659.  6915;  unter  Antoninus  Plus:  Benzen  7420a;  unter  Septi- 
mius  Severus:  Marini  Jscr.  Alh.  p.  50;  unter  Caracalla:  Henzen  6450;  unter 
Alexander  Severus :  Borgbesi  Oeuvres  4,  133.  lust.  Cod.  9,  9,  4 ;  aus  unbestimm- 
ter Zeit:  C.  1.  Or,  n.  5800. 

3)  OreUi-Henzen  3179.  6488.   Marini  /ter.  Alb.  p.  50.  51. 

A)  OreUi  3179.  3186.  3865.   Marini  AUi  p.  793. 

b)  Erwähnt  werden  sie  von  Caesar  B,  &.  8,  46 ;  genannt  wird  nur  der  con- 
vetUua  Na/rhonemU  Liv.  ep,  134. 

6)  Monum.  Anc.  5,  36 :    Colonias  in OaUia  Narh(on€an)  —  militum 

deduxi.    Dio  Cass.  54,  23  :  ttöXei;  h  tiq  FoXail^  xal  dv  tt}  'lßT]p(^  aoyiyä^  dn^^tiat» 

7)  Colonia  JuUa  Carecuo  in  einer  Inscbr.  bei  Herzog  QoUl.  N,  H.  App.  n.  266. 
8j  Auf  ihren  zwischen  27  und  23  v.  Chr.  geprägten  Münzen  beisat  die  Stadt 

COL  HVSC  LEO   VI.    De  la  Saussaye  Numitmatique  dt  la  Oaule  Narbormaiae, 
Blois  et  Paris  1842.  4  p.  193  pl.  XXUI. 

9)  Auf  Münzen  Colonia  Julia  Viefma.  Eckhei  D.  N.  I  p.  71.  De  la  Saussaye 
a.  a.  0.  p.  131.    Borgbesi  Oeuvr.  5  p.  260. 

10)  Plin.  iV.  ff.  3  S  36.  Herzog  Qaü.  N,  H,  p.  94.  95.  Zumpt  Comm.  tp. 
I  p.  370. 

11)  Herzog  (?.  iV.  H.  App.  356:  COLonia  JVLIA  AVGusta  AQV18  SEXTiS. 
Dass  Plinius  die  Stadt  unter  die  oppida  lAiUna  rechnet,  hat  darin  seinen  Grund, 
dass  seine  Quelle  ausschliesslich  Agrippa  ist.    S.  Desjardins  p.  429. 

12)  Caesar  B.  O.  3,  27.   Drumann  4,  116;  3,  269. 

13)  Appiau.  B.  C.  5,  92.   Dio  Cass.  48,  49.   Eutrop.  7,  5. 

14)  Appian.  B.  C.  4,  38.  Messala  war  Consul  31  t.  Chr.  und  führte  den  Krieg 
als  Proconsul ,  also  frühestens  von  30  an.  Fastl  triumph.  ad  a.  727.  C.  /.  L.  I 
p.  461. 

15)  TibuU.  1,  7,  3ir.  L.  Wiese  De  M.  Valerii  Messalae  Corvini  vita  et  studüt 
doctrinae,  Berol.  1829.  8  p.  22.  Vgl.  Sueton.  Oet  21.  Eutrop.  7,  9.  Aurel,  Vict. 
Epit.  1,  7. 


—     tl5     — 

AquüAbien  trfoiii|>hirtö^).  Bei  der  GoftstituiraDg  der  Previnz  wur- 
den ztt  dier  aquilaüiM^heti  Landschaft^  welche  zwisoben  den  Py- 
reMen^  den%  Meer,  der  Garenüe  «nd  den  Geyennen  Hegi^),  noch 
44  Sttttntoe  tfwisdieivi  Caroline  und  Loire  gefügt  nnd  Mmit  die 
Nordgrenze  bis  zur  Loire  vorgesehobeo^). 

9.   Lugdunensis,   der  Landstrich  zwisolieDr  Loire,    Seine  ^.Lugdw 
und  Sa6ne  ^} ,  erfaiett  seinen  Namen  von  der  an  dem  stidlichsl^i    **'**^'' 
Pttnete  der  Provinz  geli^genen,  im  J.  744=2:43  gegründeten  römi- 
sehen  Colonie  Lugdunam^). 

4.  Die  vierte,  dem  Umfange  nach  grössle  Provinz,  BelgtcUj  A.stigica. 
Wahr  bei  ihrer  Binrichtong  begi*enzt  im  Westen  durch  die  Seine 
nnd  Sa6ne,  im  Norden  durch  die  Nordsee,  im  Osten  durch  den 
RlMin  von  seiner  Mündung  bis  zum  Bodensee  ^) ;  ihr  südlichstes 
Gfeiblet  nmfasste  den  ganzen  v^estlichen  Tbeil  der  Schweiz,  den 
bereits  Gttser  imf  J.>  d8  durch  Besiegvng  der  Helvetier  und  Rau- 
riker^)  mnd  im  J.  9l  durch  die. Besetzung  des  Hhonetlials  unter- 
worfen haltet),  und  in  welchem  zwei  Golonien,  Colama  Equeslris 
oder  NtHfioätifmm  (Nyon)  ^)  und  Colonia  Raariea  (Äugst  bei  Ba- 
sel) *^),  schon  im  J.  43  angelegt  waren.  Die  Residenz  des  Statt- 
halters der  Provinz  war  IHcrocortorum  Hemorum  (Reims)  **^). 

-  -     -     ■      -  -  -    —  —  -    -  — 

1)  FM«i  tr.  ad  s.  727.  C.  L  L.  I  p.  461.  Appian.  B.  C,  4,  38.  TibuU.  2, 
1,  38;  2,  5,  116  ff. 

2)  Cmwu*  B»  O.  1,1:  Aqnikmia  a  Qarumna  flumine  ad  By^tnaeos  montea  et 
$ain  paHirti  Oeeani,  quae  est  nk  Siapanimfn^  pertinel»  Strabo  4  p.  177 :  'Axuctovo^c 

S)  Strabo  a.  a.  O. :  6  U  2cß«0T^<  Kataap  terpayf)  (teXdbv  roiic  |jun  KdXrac 
xffi  NappmvhriSo«  lizapyiia^  dit^ytjvev ,  'Axüiravoü^  tf'  oSoircp  x^Ttelvoc  (Ca««ar), 
icpooidYjxs  5^  Tmapetf)e«((€]fcoi  ^^Knr)  xdW  f&tra^^  toü  Fapoöva  xal  tou  Al^iQpo« 
itotauot^  vtttott^vflov.   Pltn.  JV.  JV.  4  $  108.   Ptolemaeud  2,  7. 

4)  Ptoknn.  2,  8. 

5)  lieber  die  Anlage  der  Colonie  s.  Znmpt  Comm,  ep,  i,  371.  Boissieu 
hucr,  de  Lyon  p.  126  ff. 

6)  FUn.  M  Jü.  4  5  105.  106.  Ptolem.  2,  9. 

7i  Oaee.  B.  O.  i,  9—90.  Ur,  q».  103.  Plo  Oats.  38,  31—38.  Flut.  Cat$,  18. 

81  Caea.  B.  &.  3,  1. 

9)  Ba  die  Golonie  nur  Mia^  nieht  Auptifla  heisst,  so  ist  de  Tor  27  ▼.  Ohr., 
eatweder  von  Caesar  selbst  oder  von  den  TriamTirn  oder  von  Octavian  angelegt 
wotden.  Colonia  equeeMe  nennt  sie  Plln.  If,  H,  A  %  106,  chitas  equeaMwn  die 
Instthr.  bei  Hommsen  Ineer.  Conf.  Helv.  n.  115. 

10)  Von  L.  Mnnativs  Plancas,  der  in  den  Jahren  44  nnd  43  Statthalter  in 
dem  neuen  Gallien  war  (Dromann  4,  207) ,  heisst  es  in  dessen  Gimbinscbfill, 
Orelll  590aMommsen  1.  R.  N.  4089:  in  QaUia  eoUmias  deduxU  Lugdumum  et 
Bamtkam.  Den  Titel  AaguUa  hat  die  Colonie  erst  spiter  erhalten,  wahrschein- 
lich in  Folge  einer  Emenerung  der  Colonie,  Tielleicht  10 — 13  v.  Chr.,  w&fareOd 
welcher  Jahre  Augnstns  mehrere  Colonien  in  Gallien  grQndete. 

11)  Strabo  4  p.  194. 

8» 


—     116    — 

y«rw«Hug-         ^i^  <irei  von  Cttsar  eroberten  Ptovinzen,   welche  im  Gegen- 
sätze zur  Narboneruis  die  tres  GolUae  belesen  ^) ,    wurden  nicht 
nur  gleichmässig  eingerichtet|  sondern  auch,  theils  weil  sie  noch 
nicht  vollständig  beruhigt  waren,    theils  weil  sie  zum  Ausgangs- 
punct  für  die  fortdauernden  Eriege  gegen  die  Germanen  dienten, 
wahrend  der  ganzen  Regierung  desAugustns  einem  gemeinsamen 
miliUlrischen  Commandeur  untergeben,  der  die  einzelnen  Provin- 
zen durch  seine  Lofoten  verwaltete  2).    Auf  diese  Weise  regierte 
in  den  sammtlichen  drei  Provinzen  in  den  J.  20  und  4  9  v.  Chr. 
Agrippa'),   darauf,    vielleicht  im  J.  48  Tiberius^),    von  46 — 13 
Augustus  selbst,  welcher  sich  fast  drei  Jahre  in  Gallien  aufhielt  ^) ; 
von  43  —  9  der  altere  Drusus<^),   von  9  —  7  Tiberius^),  und  erst 
damals  kann  die  getheilte  Verwaltung  der  Provinzen  begonnen 
haben  ^).     Noch  einmal  indessen  finden  wir  alle  drei  Provinzen 
zusammen  unter  dem  Gommando  des  Germanicus,    welcher   von 
43— 47  n.  Chr.  *)  nicht  nur  den  Krieg  gegen  die  Germanen  führte, 
sondern  auch  während  dieser  Zeit  den  Census  in  den  drei  €ial- 
lien  abhielt  ^^),  die  Huldigung  beim  Regierungsantritt  des  Tiberius 

1)  LiY.  ep.  134:  cum  ilU  {Augwiu»)  ccnventwn  Narbotu  tgU^  eentiM  a  iri^ 
hus  Oalliis,  gua«  Cauar  pater  vieeröiy  aetiu.  Plin.  Pf.  H,  i  %  105.  Ein  4aeerdo8 
111  provineiantm  Oalliarum  Orelli  184.  186,  Tgl.  OreUi  36Ö0.  3653.  Henzen 
5967.  5968.  6393.  6944.  6949.  6950.  Die  Insclir.  OreUl  3178,  in  welcher  ein 
praef.  vehieul.  trium  prov.  OaU.  lAtgdunens,  Narbonena.  ei  Aq%iÜani(ac)  vorkommt, 
also  die  trti  Oamae  in  andeim  Sinne  gebraucht  werden,  ist  ligorianlach. 

2)  DasB  dies  aach  in  andern  Provinzen  der  Fall  gewesen  sein  mag,  lehrt 
Dio  Cass.  53,  12,  der,  nachdem  er  die  im  Jahr  27  zwischen  Senat  und  Kaiser  ge- 
theilten  Provinzen  aufgezahlt  hat,  hinzufügt:  Taura  hk  oStoi  xaT^X€(a,  Sri  vuv 
^oiplc  IxaoTov  a6Töv  ^TCfAovcuerat.  iizwi  x6  ^c  dpyiaXo'i  xai  ii:\  icoXu  «al  ouvSuo 
xal  o6yTpia  xä  IdvT]  &\ui  IJp^£To. 

31  Dio  Cass.  54,  11.    Zampt  Studia  Romana  p.  103. 

4)  Suet.  Tih,  9 :  poai  hoe  Comatam  OalUam  anno  fere  rtxU^  d.  h.  das  von  Cäsar 
eroberte  ganze  Gallien.  Die  Zeitbestimmung  ist  nicht  sicher  gegeben.  S.  ^urnpt 
8t.  Rom.  p.  103. 

5)  Dio  Cass.  54,  19.  20.  25. 

6)  Dio  Cass.  54,  25  und  die  übrigen  Stellen  bei  Zumpt  8t.  Rom.  p,  118. 
Obgleich  er  in  Germanien  commandirte,  hielt  er  doch  den  Censas  in  Gallien  ab 
(Liv.  ep.  139.  Oratio  Claudii  bei  Boissieu  Inaer.  de  Lyon  p.  139:  et  qwtidem 
cum  a  eenaua  novo  tum  opere  et  knadaueto  QalUU  ad  hettum  avoeaUu  esaet)  und 
gründete  in  Logdunum  die  ara  Augueti  (Liv.  ep.  139).  Seine  Residenz  war 
Lugdunum,  wo  am  1.  Aug.  11  v.  Chr.  sein  Sohn  Claudius  geboren  wurde,  Suet. 
Claud.  2.  Nach  seinem  Tode  wurde  ihm  bei  Mainz  ein  tumulue  errichtet,  ekea 
quem  deineepa  itaio  die  mite»  deewrreret  OalUarumque  civitaUs  pubÜce  euppUea- 
rent.   Suet.  Claud.  1. 

7)  VeUel.  2,  97.  Dio  Cass.  55,  6.  8. 

8)  Das  unvollständige  Material  über  die  Verwaltung  Galliens  seit  dieser  Zeit 
findet  man  bei  Zumpt  8l!ud.  Rom.  p.  119  ff. 

9)  Suet.   Cal.  8.   Tac.  Ann.  2,  41. 
10)  Tac.  Ann.  1,  31.  33. 


—     11 7     — 

in  Belgica   veranstaltete  *)   und  sechs  legati  hatte  ^) ,    von  denen 
einige  in  den  gallischen  Provinzen  verwendet  wurden  3). 

Das  ganxe  Land  enthielt,  als  es  Cäsar  eroberte,  wenige  Städte ;  oanrerf^ 
es  zerfiel  in  Völkerschaften,  Iftv-y),  civitcUes^) ,  und  diese  waren 
getheilt  in  Gaue,  deren  Cäsar  300  <^)  oder  400  ^)  vorgefunden 
haben  soll.  Aus  diesen  bildete  Augustus  64  Yerwaltungs-  und 
Steuerdistricte^,  und  gab  *  jedem  Districte  einen  Vorort  als  Mit- 
telpunct  der  Administration.  So  bestand  z.  B.  die  civitas  Hetoe" 
tiontm  aus  4  pagi^)^  in  welchen  die  Helvetier  vor  ihrem  Auszuge 
nach  Gallien  400  t>ioi  und  43  oppida  niederbrannten^),  nach  ihrer 
BQckkebr  aber  wieder  eine  Anzahl  vici  aufbauten,  wie  Lousonna 
(Lausanne),  Bburodunum  (Yverdun),  Minnodunum  (Moudon),  Sa- 
lodurum  (Solothurn) ,  Turicum  (Zürich) ,  Vitudurum  (Oberwinter- 
thur),  Aquae  (Baden  bei  Zürich) ,  Vindonissa  (Windisch)  ^^) ,  deren 
gemeinsamer  Vorort  Aventicum  ^^)  schon  unter  Augustus  der  Sitz 
des  Steuereinnehmers  für  den  District  ist^^).  Aus  diesen  Vororten  satstehoiig 
sind  die  grosseren  Städte  Prankreichs  entstanden,  deren  Name  renSUdte. 
grossentheils  noch  ein  Andenken  ihrer  urspünglichen  Bestimmung 


1)  Ttc.  Ann,  1,  34. 
2) 


2)  Es  waren  C.  SlUos,  A.  Caecina,  Tac.  Ann.  1,  31,  L.  Apronius  1,  56, 
P.  YitollfuB  1,  70,  der  keineswegs  Ugaiu$  legionis  war,  wie  Nipperdey  annimmt; 
G.  Antias  2,  6,  L.  Seins  Tabeio  2,  20. 

3}  Tac.  Ann.  2,  6:  nOuis  ad  eemus  QalUarwn  P.  Vitdlio  et  C.  Antiö. 

4)  S.  Mommsen  Die  Schwefs  in  römischer  Zeit  S.  17  ff.  Kuhn  2,  407^425. 

5)  Plut.  Cae$,  15. 

6)  Appian.  d4  r.   Oaü.  2. 

T)  Tac.  Ann,  3,  44:  gtiolltior  0t  texagmta  GaUiarwn  ehiiates.  Die  Zahl  hat 
ancfa  Serr.  od.  Verg,  Aen.  1,  285,  nar  irrt  er  darin,  dass  er  den  Caesar  64  eivitate$ 
Ocdliofum  besiegen  lissi.  In  mnder  Zahl  giebt  60  an  Strabo  4  p.  102:  ivn 
tk  ßaitJi6c  äfy6\ofO^  (in  Lngdanum),  im^pa^ihv  l/ov  toov  idvwv  i^xovxa  r^ 
dptlrfjL^.  Auch  Ftolemius  uüilt  in  Aqaitania  l7,  iii  Lugdunensis  26,  in  Belgioa 
tä,  im  Ganzen  also  64  I8v7).  Aas  der  Icirchlichen  NotiUa  OaUiofwn  des  Mittel- 
alters sucht  die  civitate$  zu  ermitteln  Brambach  im  Rhein.  Mus.  N.  F.  XXIII 
(1868)  S.  263—302.  Tgl.  Desjardins  Oiogr.  de  la  OauU  p.  XXYIII.  Nach  diesen 
Districten  wurde  auch  das  Milit&r  ausgehoben,  und  darauf  bezieht  sich  der  df- 
ledator  per  Aguüanieae  XI  populoe  Henzen  6029,  der  also  nur  in  einem  Theile 
der  ProTins  die  Aushebung  besorgte. 

8)  Caes.  B.  Q,  1,  12:  HdwUa  in  quatuor  pagoe  divi$a  est.  Die  pagi  er- 
wihnt  die  Inschr.  ron  Aventicum  Mommsen  Jnter.  Conf.  Helm,  n.  192 :  C.  Valer, 
—  —  CamiUOf  quoi eivUa«  Helvet,  qua  pagatim  qua  publice  itatuaa  deerevit. 

Caes.  B.O,  1,  5. 

Mommsen  Inter.  Conf.  Uüv.  n.  133.  142.  149.  219.  236.  239.  241.  245. 

QeniU  eoptiC,  Tac.  Hi^l.  1,  68.  Unter  Yespasian  oder  seinen  Sdhnen  ist 
Aventicum  Colonie  geworden  und  heisst  seitdem  Colonia  pia  Fiavia  Conttam 
Emerita  B^vetiorum,  Mommsen  a.  a.  O.  p.  27.  lieber  die  Alterthümer  von  Aven- 
tieum  8.  Bursian  Mittheilungen  d.  ant.  Ges.  in  Zfirich  ICVI,  1,  1.  2. 

12)  Der  Bin  nehmer  ist  ein  Sdave,    X>ofiaftM,  Caetarit  Au(jg.  eervwiySalvia» 
mu,  exaelor  trümlormn  in  Hel(vetia)  Mommsen  Miot,  Conf.  Hüo.  n.  178. 


—     118     — 

geMieben  ist.  Der  Vorori  verlor  nttttlich  allmttblioh  den  Orts- 
namen, und  erhielt  seine  Benennung  von  dem  Distriote;  «nd  die 
leistore  ist  noch  verlanden.  AvanouiPf  der  Vorort  der  Biiuriges, 
beisst  noch  Bourges,  Samarobrivai  der  Vorort  der  Ambiani^}, 
Amieos,  Novioroagus,  der  Vorort  der  Lexovii,  Lisieux,  Gondevin- 
cum,  der  Vorort  der  Namnetes,  Nantes,  Gondate,  der  Vorort  der 
Bedones,  Rennest . 
Landtag  u  Die  64  Districte    haftten   zu   ihrer  oeineinBanen  Hauptstadt 

LugdoQum,  das  sich  wegen  seiner  Lage  an  dem  Puncto,  in  wels- 
chem die  drei  Provinsen  susammeosliesseo ,  aum  Sitse  der  He- 
giemng  besonders  eignete.  Von  hier  gingen  die  Strassen  nach 
allen  Biditungen  des  Landes  aus  ^) ,  hier  wurde  am  ^ .  August 
42  v.  Chr. ^)  die  ara  Rcmae  et  Augusti  eingeweiht^),  an  welcher 
die  64,  oder  wie  Strabo  sagt,  60  civüatßs  der  Ires  GaUim  ver- 
leiehnet  waren  ^)  und  ein  Priester  (sacerdos  ad  iemphm  Ihmae 
al  Augusti  ad  confluentM  Ai^aris  et  Bhodani) ,  abwechselnd  aus 
verschiedenen  Districten  aller  drei  Provinsen  gewählt,  fungirte^). 

1)  Vom  Jahr  3öö  sagt  Ammian  15,  ll,  10:  Bdifica,  qua  Ambiani  nuUy 
urbs  inUr  <Uia$  eminena.    Vgl.  27,  8,  1. 

2)  YoUstandig  findet  man  die  Namen  zusammeiigettoUt  in  A.  Bernaid  Le 
UmpU  d'AugutU  p.  120  ff.  Desjardins  Oiogr.  dt  la  QavU  p.  54 — 69.  Vgl.  K«hR 
Verf.  d.  Rom.  Reichs  2,  419  ff. 

3)  Strabo  4  p.  208. 

4}  Dio  Gass.  54,  32.  Ueber  den  Tag  Suet.  Claud,  2.  Vgl.  Liv.  epU,  139. 
Üeber  das  Jahr  s.  Clinton  Fa$ti  Hell,  ad  a.  742.  744. 

5)  Ueber  die  aTa,  deren  Form  aus  den  Münzen  ersichUidi  iit,  ihre  Lage 
und  ihre  Bedeutung  s.  Artaud  Dwcour«  mr  U$  mddaUUs  d^Afif^uaU  et  de  Tibtre 
au  revere  de  l'auUl  de  Lyon,  Lyon  1818.  4.  Boissieu  Inetr,  oitU.  de  Lytm,  Lyon 
1864  fol.  p.  82  ff.  Comarmond  DeeeripUon  du  Mutde  de$  amtiquee  de  la  vUU  d€ 
Lyon.  2  Voll.  fol.  Lyon  1854—58.  Spon  Bechtrche  dee  awUqfMe  d  mtrioeiUe  de 
la  viUe  de  Lyon.  2m«  ed.  p.  L.  Renier,  Lyon  1867.  8.  A.  Beroud  Le  tempU 
d'Auguste  et  la  naOonatiti  Oautoiee,  Lyon  1863  fol. 

6^  Strabo  4  p.  192. 

7)  Die  auf  diese  Priester  bezögliehen  Inschriften  s.  bei  Boissieu  p.  84 — 114. 
Bernard  p.  51  ff.  Vgl.  OreUi-Henzen  n.  184.  185.  5965—5968.  Renier  Comptee 
rendus  1865  p.  96.  Boissieu  und  Bernard  nehmen  an,  dass  60  PriiBBter,  für  Jed« 
eivUaa  einer,  gleichzeitig  im  Amt  gewesen  seien ,  wogegen  Kuhn  2  S.  408  sich 
mit  Recht  erklart.  Von  der  Gründung  des  Altars  sagt  Liv.  ep.  139:  ara  Cac- 
sari  ad  confluerUem  Ararie  et  Bhodani  dedUataj  eaeerdote  er^aio  C.  lütio  Vereon^ 
daridubno  Aeduoi  er  nennt  also  einen  eaeerdoSy  und  auch  später  ist  dieser 
eacerdos  irium  provineiafiun  Oalliarum  (Or.  184),  wird  auch  ernannt  von  den 
drei  Provinzen,  nicht  von  seiner  eivitae  (Henzen  5967).  Wenn  nun  Priester  aus 
aUen  drei  Provinzen  vorkommen,  nämlich  aus  Lugdnnensis  ein  Aeduut  (Or.  184), 
ein  Carmiiinui  (Boissieu  p.  90.  607),  ein  Tricaumue  (Henzen  5965);  aus  A|ul- 
tania  ein  Avtnma  (Boissieu  p.  86),  ein  Cadwreue  (Boissieu  p.  95.  Bernaid  p.  68) ; 
aus  Belgica  ein  Nerviue  (Boissieu  p.  114)  und  ein  ^^iKiniM  (Orelli  4018),  so  ist 
anzunehmen,  dass  das  Priesterthum  jährlich  besetzt  wurde,  und  die  luschr.  Boiss. 
p.  91.  92:  Q,  LkSnio,  Vl/pi  UcMi  Taufki  fil,^  fui  BocefdoUtm  apud  ormi  duo  «4 


—     119     — 

Hier  fand  an  dem  Stiftungstage  bis  zu  Dio  Gassius  Zeit  ein  Fest 
statt  ^),  bei  welchem  im  Amphitheater  allen  60  civüates  ihre  Plätze 
angewjescnn  waren  ^)  und  seit  Gaiigula  Wettkämpfe  griechischer 
und  lateinischer  Redner  gehalten  wurden  ^j ;  hier  versammelte 
sich  wahrscheinlich  gleichzeitig  der  Landtag  der  drei  Provinzen, 
um  Ehren  zu  decretiren  ^) ,  Beschwerden  zu  erheben  ^) ,  die  zu 
Provincialzwecken  bestehende  Gasse,  arca  Galltai^m^  zu  revidi** 
ren,  deren  Beamte  zu  ernennen  oder  zu  belohnen  <^)  und  andre 
Provincialgesohäfte  zu  ordnen^) ;  hier  war  endlich  die  oberste 
Sieiierverwaltung  der  drei  Provinzen,   deren  direcie^)  und  indi-^ 

recte  Steuern^)  in  eine  Gasse  flössen  und  auch  in  späterer  Kaiser- 

'•^        .     ■■,.*..  ...     — .    -■■■    .1    ,.»... ., ■  ■ 

—  *^  wt  Mommien  AamaU  1863  p.  60  m  ersiazen :  viginii  anno8  nahu  gewU, 
Genauer  habe  ich  hierüber  gehandelt  Ephem.  Epigr.  1872  p.  203  ff. 
n  Dio  Cass.  54,  32. 

2)  Diei  ergiebt  dck  ans  den  Insehriften  des  Ampbitbeaters,  Boissien  p.  467. 
Benard  p.  30  ff. 

3)  Suet  Cal.  20.   luven.  1,  44. 

4)  Die  ßtotaen  und  Insohriften  werden  immer  gesetzt  von  den  ///  pTwün^ 
ciae  QaSÜM. 

5)  Eine  solche  Beschwerde  erwähnt  die  Inschr.  von  Thorigny  bei  Mommsen 
Ber.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  1852  phil.  bist.  Cl.  S.  243,  aus  welcher  man 
ersieht,  dass  die  Landtagsdeputirten  eine  Instruction  von  ihrer  eivUaB  erhielten : 
Att  acetdii^  f^MX^?  <'wt  ^-  Paulkno  deeessori  meo  in  eoneilio  Gaüiarum  inttifietu 
fuonmdamj  qui  ah  €0  propUr  merita  $ua  laut  videbantur^  qtuui  ex  eonsensu  pro- 
vifkciae  cucusationem  imUtuere  iemptarent.  SoUrnnU  iste  meus  proposito  eorum 
r€$UUtt  provocatUme  acilicet  interposUay  qiiod  patria  eiu$y  cum  inter  cetetos  Ugaivm 
tum  ereasset,  nihÜ  de  aceuscUione  mandastct,  immo  contra  laudaiionem.  Qua 
ratione  efftcium  etty  %U  ornnes  ab  accusatione  detiaUrent. 

6)  Als  Beamte  dieser  Casse  scheinen  zu  betrachten  der  alUctor  arc<xe  OaU 
Uarum ,  dem  ob  alUctwam  fideliter  adminisiratam  von  den  tret  provinciae  eine 
Inschrift  gesetzt  wird,  Henzen  6950;  nochmals  erwähnt  in  der  Inschr.  Boiss. 
p.  259;  der  inqtäsiior  GaUiarum  Boiss.  p.  265.  266;  der  iudex  arcae  OaUiarum 
Boiss.  p.  278.  279,  über  deren  Geschäfte  wir  nicht  weiter  unterrichtet  sind. 

7)  Z.  B.  die  Freilassung  eines  der  Commune  gehörigen  Sclaven,  der  dann 
Mwm  OaUiamm  libertui  heisst.   Henzen  6393. 

8)  Dass  der  Census  in  allen  drei  Provinzen  von  dem  älteren  Drusus  und 
von  Germanicas  abgebalten  wurde,  ist  oben  bemerkt  worden;  aber  noch  unter 
M.  Aurel  oder  Severus  errichten  die  tre»  Oattiae  einem  proeurator  a  oeMihut 
oüelpiendit  eitto  Statne,  Henzen  6944. 

9)  Der  BingangszoU  für  Waaren  von  21/3%,  die  quadtageshna  Gaüiarum^ 
wurde  an  der  Grenze  für  alle  drei  Provinzen  erhoben,  so  dass  der  Verkehr  zwi* 
sehen  den  drei  Provinzen  frei  war.  Zollstationen  finden  sich  1)  in  Zürich  (prae- 
potfhu  tUiUon($  7\iricen8ia  quadrageHmae  OaUiarum  Mommsen  Inser.  Conf.  Helv. 
n.  236»Orelli  459),  2)  in  St.  Maurice  in  Wallis  (Mommsen  1.  1.  n.  14),  3J  in 
Oonflans  im  Thal  der  Isire,  deesen  Name  Ad  publieanoa  (^lUnerar,  Anton.  Attg. 
ed.  Parthey  p.  164)  auf  eine  Zollstation  sohliessen  lasst;  vgl.  Desjardins  a.  a.  O. 
p.  392k  Hier  ist  kuralich  eine  Insebr.  gefunden  (Butt.  d.  Inst.  ^869  p.  265),  in 

welcher  ein  80  C.  XL  VIL  d.  h.  soeioftun  quadrageehnae  vülieut  erwähnt  wird. 
4)  in  AvigUana  (ad  ftne$  VoUii,  ad  fine»  Quadragttimae) ,  der  Grenze  der  alten 
OalUa  eUefiOTy   später  des  regnum  CattU,    B.  Premls  fiKoria  cieii'  anUieo  Torfno 


—     120     — 

zeit  entweder  in  allen  drei  ^) ,  oder  doch  in  zwei  Provinzen  von 
einem  Procurator  administriri  werden 2). 

Das  grosse  Gebiet,  welches  somit  wenigstens  während  der 
RegieruDgszeit  des  Augustus  der  gemeinsamen  Verwaltung  eines 
Oberstatthalters  Übergeben  war,  wurde  noch  erweitert  durch  die 
Eroberungen  jenseits  des  Rheines,  welche  die  Entstehung  zweier 
V'^'^iy^n^uer  Provinzen,  nämlich  5.  Germania  superior  und  6.  Cät- 
QBdffirmor. maniQ  inferior  zur  Folge  hatten.  Wann  diese  Provinzen  ent- 
standen sind,  ist  namentlich  deshalb  streitig'),  weil  dieselben 
ebenfalls  dem  Oberstatthalter  der  ires  Galliae  übergeben  wurden, 
ohne  sofort  eine  selbständige  Verwaltung  zu  erhalten  und  ihre 
Organisation  überdies  durch  die  Einwirkung  unerwarteter  Ereig* 
nisse  gestört  und  verzögert  wurde.  Zwei  Umstände  s<^einen  in- 
dess  für  die  Gründung  dieser  Provinzen  maassgebend  gewesen  zu 
sein :  einmal  hatten  die  bereits  von  Cäsar  zur  Sicherung  Galliens 
begonnenen,  von  Augustus  fortgesetzten,  und  namentlich  von  dem 
älteren  Drusus  (13— 9  v.  Chr.)^),  von  Tiberius  (8  v.  Chr.)  ^)  und 
Domitius  Ahenobarbus   (6  v.  Chr.  —  2  n.  Chr.]^}   mit  GMXdt  ge- 


p.  286  ff.  De^Jardins  Revue  Ärekiol.  XI,  8  (1870)  p.  124  ff.  5)  Die  staUo  Afoleii- 
iium  quadragesimae  Oalliarum  zwischen  Ghur  und  Bregen z,  Orelli  3343.  C.  1.  L, 
III  p.  705 ;  V  n.  5090.  S.  Über  den  ganzen  Gegenstand  Mommsen  Die  Schweiz 
in  löm.  Zeit  (9ter  Bericht  der  antiq.  Gesellschaft  in  Zürich  1853.  4  S.  7  f.). 

1)  Henzen  6928,  besser  C.  I.  L.  II  n.  1970. 

2)  Von  einem  proc.  Oalliamm  Ltigdunen$i8  et  Aquiianiae  haben  wir  minde- 
stens acht  Beispiele,  alle  aus  der  Zeit  nach  Hadrian:  Orelii-Henzen  3331.  3651. 
5530.  6642.  6933.  Boissieu  p.  246.  251.  252.  Doch  kommt  auch  ein  iicbpoiroc 
Aou^^ouvou  FaXXla«  unter  M.  Aurel  vor  C.  I.  Or.  3888. 

3)  Ueber  die  beiden  Oermaniae  s.  Schoepflin  AUaiia  iUuetrata  Vol.  I  (Golmar 
1751  fol.)  p.  139—148.  Walckenaer  Geographie  —  des  Oaules,  Paris  1839.  8  U 
p.  310  ff.  Fechter  Helvetien  in  der  vorconstantinischen  Provincialeintheilung  Gal- 
liens in  Gerlachs,  Hottingers  und  Wackernagels  Schweiz.  Museum  für  bist.  Wiss. 
Bd.  III,  Frauenfeld  1839  S.  308 — 341.  Mommsen  Die  Schweiz  in  römischer  Zeit 
(Neunter  Bericht  der  ant.  Ges.  in  Zürich  1853.  4)  S.  6.  7;  Mommsen  Bp.  Anal, 
21  in  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  ph.  bist.  Cl.  1852  S.  230—235,  nach  dessen 

.Ansieht  die  beiden  Oermaniae  überhaupt  keine  Provinzen ,  sondern  eine  MUitar- 
grenze  waren,  und  zu  Belgica  in  einem  ähnlichen  Verbiltnisse. standen,  wie  No- 
midien  zu  Africa.  Gegen  diese  Ansicht  erklären  sich  Roulez  Examen  de  la  que- 
ation:  Us  deux  Oermaniet  faisaienl-eUea  partie  de  la  province  de  la  Oaule  Bel^ 
gique?  im  BuiX,  de  Vacad,  roy.  de  Belgique  Tome  XXIII  n.  6.  Zumpt  8tud, 
Bomanaj  Berol.  1859.  8  p.  94  ff.  Desjardlns  Giographie  de  la  Gaule,  Paris  1869. 
8  p.  38  ff.  Neuerdings  hat  Mommsen  die  Frage  nochmals  behandelt  in  dem  Auf- 
satz: Die  germanische  Politik  des  Augustus,  in  der  Wochenschrift  Im  neuen 
Reich  1871.  Bd.  1  S.  537  ff . 

4)  Dio  Cass,  54,  32—36;  55,  1.   Llv.  ep.  139—142.  » 

5)  Dio  Cass,  56,  5.    VeU.  2,  97.    Suet.  Äug,  21.  • 

6)  Dio  Cass.  55  Vol.  lU  p.  363  Sturz.  Tac.  Ann.  4,  44.  Ueber  die  nicht 
sichere  Zeit  seines  Gommandos  s.  Zumpt  a.  a.  O.'p.  119. 


—     121     — 

fahrten  Kriege  das  Resultat,  dass  das  Land  zwischen  Rhein  und 
Elbe  als  bereits  erobert  und  seine  Einrichtung  zur  Provinz  als 
gesidiert  betrachtet  wurde  ^) ;  zweitens  aber  machte  der  ursprüng- 
liche Plan  des  Äugustus,  den  Rh^n  und  die  Donau  als  Umes  im-r 
perü  zu  benutzen,  die  Eroberung  Graubündtens,  Tirols  und  des 
südlichen  Bayern  ntfthig,  welche  durch  einen  gleichzeitigen  An- 
griff des  Drusus  und  Tiberius  im  J.  45.  v.  Chr.  ausgeführt  wurde 3). 
Da  nun  die  grosse  HiliUirmacht  von  8  Legionen  und  den  dazu 
gehörigen  Auxiliartnippen ,  d.  h.  im  Ganzen  von  80,000  Mann, 
bereits  unter  Augustus  ihre  Standquartiere  am  Rhein  hattet), 
da  temer  im  J.  9  n.  Chr.  in  der  civilas  Ubiorum,  dem  nachherigen 
Cöln,  nach  dem  Beispiele  der  ara  Lugdunensis  ein  Altar  des 
Augustus  bestand,  an  welchem  ein  Cherusker  als  gewählter  Prie- 
ster fungirte^) ,  so  kann  man  annehmen,  dass  die  Organisation 
der  beiden  Germaniae  von  Augustus  selbst  herrührt,  und  dass 
diese  Provinzen,  deren  Hauptwaffenplätze  auf  dem  linken,  durch 
Gttsar,  Agrippa  und  Tiberius  ebenfalls  mit  germanisdien  Ansie- 

1)  MoD.  Anc.  y,  10—12:  Galliai  et  Hispaniai  jm>oi[n]cta[«  ab  ta  parte, 
qua  eas  adhu]i  oceanu$y  [a]  OadUnu  ad  oHium  Albis  flum[ifäs  pacctvi].  S.  Momm- 
Ben  Be$  gestae  divi  AugtuU  p.  71 .  Yell.  2,  97 :  moles  dtinde  eitu  bdU  tramlata  in 
Neronem  est,  qiu>d  ia  eua  et  virtule  ei  fortuna  adminitiravit ,  peragratuaque  vietor 
onmie  partU  Oemumiae  —  «ic  perdomuit  eam,  ut  in  formam  paene  etipendiariae 
redigeret  provineiae.  Gassiod.  ad  a.  746 :  hie  eonee.  inter  Albim  et  Rhenum  Ger- 
mani  omnee   Tiberio  Neroni  dediti.     Floras  2,  30  (4,  12):    Oermaniam  quoque 

(AugutUui) eoncupierat  /beere  provinciam. Vrtuus -in  tuteiaan 

proüineiae  prafsidia  atque  euitodias  uhique  dieposuit  per  Motam  flumen,  per  Albin, 
per  Vieurgin.  —  —  Ea  denique  tu  Oermania  pax  erat^  ut  mutati  hominee,  alia 
terra,  eoehan  ipsum  mittue  moUhuque  soUto  videreiur.  Darauf  erzahlt  er,  dass 
Varus  es  versucht  habe,  einen  gerichtlichen  conventus  in  der  Provinz  zu  halten, 
und  dies  habe  zum  Aufstände  geführt,  in  Folge  dessen  die  ^rovinz  verloren 
worden  sei.  Dies  emühnt  ebenfalls  Tac.  Ann.  1,  59:  Oemtanoe  nunquam  aatfe 
eMiwaftiroe,  quod  inter  Albim  et  Rhenium  virgae  et  eecwrea  et  togam  viderint. 
HIenach  wird  es  unbedenklich  sein  in  allen  Stellen  des  Tacitus  (Ann,  1,  57: 
anno,  quo  Oermaniae  deeeivere.  Agr.  15:  sie  Oermanias  exeussisse  iugum.  Vgl. 
Ann,  2,  73;  3,  46;  11,  19)  den  Plural  Oermaniae  von  demjenigen  Theile  Deutsch- 
lands KU  verstehn,  welcher  Provinz  war  oder  gewesen  war,  wihrend  der  geogrs^ 
phische  Name  des  ganzen  Landes  Germania  ist  (Tac.  O.  1  u.  d.  Paulus  IHg,  21, 
2,  1  i :  JMeius  TiUus  praedia  in  Germania  trans  Rhenum  emä,y 

2)  S.  die  Beweisstellen  in  dem  Abschnitt  über  Raetia. 

3)  Tac.  Ann.  1,  31. 

4)  Tac.  Ann,  1,  39.  57:  addiderat  Segestes  legatis  fllium,  nomine  Segimun- 
dum  i  sed  iwenis  eorhseientia  cunetab<xtwr.  Quippe  anno,  quo  Germaniae  deseivere, 
aaeerdoe  apud  aram  übiorwn  ereatus  ruperat  vittas,  profugus  ad  rebeUes.  Aus 
der  Wahl  eines  Cheruskers  zum  Priester  ist  ersichtlich,  dass  die  ara  nicht  ein 
Heiligthum  der  Ubier,  sondern  der  ganzen  Provinz  war.  Von  ihr  hat  die  Stadt 
Coln  den  Namen  Colonia  Claudia  Ara  Agrippinensis  oder  Claudia  Ara.  S.  die 
Inschr.  Borghesi  Oeuvres  VI  p.  282  und  dazu  Benler  p.  284. 


—     122     — 

ddungen  beseUten'j  ftheiDufer  lagen,  nach  Osten  bin  bis  sur 
Elbe  reidien  sollten.  Erst  nadidem  emeraeits  dieser  Plan  durch 
die  Niederlage  des  Vanis  vereüelty  andenerseits  die  Gonoeniraiion 
so  bedeutender  miliiärischer  und  financieller  Mitlei  anter  einem 
Gommando  ein  Gegenstand  der  fiesorgniss  fOr  den  Kaiser  selbst 
geworden  war,  scheint  in  Folge  der  Abberufung  des  Germanicus 
im  J.  47  n.  Chr.  die  getbeilte  Yerwaltung  der  sechs  Provinsen 
unter  selbständigen  Statthaltern  begonnen  zu  haben  ^)  und  der 
Umfang  der  beiden  Gennaniae  wesentlich  beschränkt  worden  zu 
sein*).  Sott  dieser  Zeit  lassen  sich  selbstSlndige  prätorische  legati 
Augusli  pro  fraetore  fttr  Aquilania^),  Lugdunensis  ^j ,   Beigica^) 

1)  Der  Name  Germania  oder  Germaniae  für  das  linke  Rheinafer  ist  wahr- 
sehelnlioh  ilter  alt  die  Provins,  da  scbon  tot  G&Bars  Zeit  deuteche  Stimme  hier 
aosesiedelt  waren  (Caes.  B.  O,  1,  31.  33;  4,  16.  Strabo  4  p.  193),  andre,  wie 
die  Ubli,  durch  Agrippa  (Strabo  4  p.  194),  noch  andre,  wie  die  Sigambri  (Tac. 
AfMi.  12,  39.  Soei.  OeL  21.  Soet.  Tib.  9)  darch  Tiberius  hier  Wohfisitoe  erhal- 
ten hatten. 

2)  S.  Zumpt  8tud.  Rom,  p.  129  f.    Mommsen  Die  Schweiz  S.  7. 

3)  Im  J.  28y.  Chr.  nennt  Tac.  Ann.  4, 74  das  Gebiet  d^r  Frisü  aUrema  imperti. 

4)  Unter  Tiberius  oder  Claudias  setzt  Piin.  N,  IT.  26  $  4  den  ManUiuB 
Comutus  e  praeloriU,  legatut  Äqtutanieae  provineitu;  unter  Claudios  wird  zu 
■etzen  sein  Duhiu$  AmUu  j^rMttdin$  provineiae  AquUcmieu  (Plin.  AT.  /f.  34  §  47), 
welcher  hernach  im  J.  58  n.  Chr.  Uffatus  Aug.  betnuiniat  inferioH»  war  (Tac. 
Ann.  13,  Ö4;  vgl.  Urlidis  Oornm.  de  vita  et  konoribtis  Aj^neoiae,  Wirceburgi 
1868.  4  p.  21),  dessen  Name  nach  Borghesi  Oeuvre»  3,  14;  ö,  183  A.  Vibhu 
Habitus  zu  lesen  ist;  im  J.  69  n.  Chr.  bekleidete  diese  Stelle  Q.  liMus  Cordue 
(Tac.  H.  1,  76.    Borgh.  Oeuvr.  5,  323),  unter  Vespasian  Agricola.  Tao.  Agr,  9: 

rtvertentem  ab  Ugatione  legioni$  dhus  Veipasianus provinciae  Aquitaniae 

praepotuiif  epUndidae  inprimia  dignitftlU  adminUtfatione  ae  spe  coTwiUatiM,  eui 
deaUnatai*  Ueber  diese  St.  s.  Urlichs  a.  a.  0.  Andre  legati  unter  Traian  OrelÜ 
36ö9,  unter  Hadrian  Dig.  48,  3,  12  pr.,  aus  sp&terer  Zeit  Orelli-Henzen  n.  189. 
4910.  6907.  Borghesi  Oeuvres  3  p.  109.  Realer  in  Spon  ReckertM  des  tmtiq.  — 
de  Lyon.  2^  4d.  p.  1S4. 

Ö)  Die  ältesten  bekannten  sind:  im  J.  21  n.  Chr.  AciHus  Aviola,  der  später, 
Tielleicht  27,  cos,  auff.  wurde  (Tac.  Ann.  3,  41);  im  J.  68  lulius  Vindex  (Tac 
Ann.  15,  74.  Suet.  Ner.  40);  im  J.  69  Innius  Blaesus  LugdmiensU  OtdUae  rector 
(Tac.  H.  1,  59;  2,  59;  3,  39);  im  J.  77  Tettienus  Serenus,  im  J.  83  Cornelius 
Gallicanus,  im  J.  88  Minicius  Rufus  (alle  drei  bei  Mommsen  Inser.  Oon^.  Heiv. 
n.  781.   Ueber  die  späteren  Legaten  s.  Boissieu  p.  225  ff. 

d)  Strabo,  welcher  das  vierte  Buch  im  J.  18  n.  Chr. ,  also  gleich  nach  des 
•Germanicus  AbbemAing  schrieb  (Clinton  Fa$ti  Hell,  ad  a.  14  n.  Chr.)  8agt*4 
p.  194:  xaXii  UT^Tp^itoXic  «ötäv  (tÄv * Pi^{A<dv)  Aouptxopröpa  fidXiTca  ouvoixsiTai 
xal  5^)^eTai  touc  t&v  'P<»|xa((ov  i^6(ji6va<.  Ein  legutus  Belgicae  wird  zuerst  ge- 
nannt im  J.  58  n.  Chr.  Tac.  Ann.  13,  53,  wo  erzählt  wird,  dass  L.  Yetus,  leg, 
Oerm.  inf,  einen  Canal  zwischen  Mosel  und  Sa6ue  graben  lassen  wollte,  worauf 
es  heisst:  iwfidU  operi  Aelhu  OtaciU$  Belgieae  legatus,  deterrendo  Veterem,  ne 
legkmes  aUenae  provineiiMe  inferret.  Im  J.  69  war  Valerius  Asiaticus  BHgtcae  pro»' 
vineiae  legatus  (Tao.  H,  1,  59).  Dass  er  prätoriseher  Legat  war,  zeigen  die  In^- 
schriften  Henzen  5448.  5449.  5502.  7420.  Die  leUte  ist  besonders  commentirt 
von  Roulez  Butl.  de  VAcad.  roy.  de  Belgique  XYIU  n.  11.  12.  Eine  Samm- 
lung der  Statthalter  giebt  derselbe  Mimoire  sur  les  Tnagistr,  Bom.  de  la  Beigigue 
in  M^m.  de  VAead.  roy.  de  Bru9,  XVII  (1843). 


—     123     — 

und  eoDsularische  legali  Aug.  pr,  pr»  f(ir  Crermama  mferiar  ^) 
und  Mijsertor^j  nachweisen,  und  wenn  gleich  die  Geographen  und 
Historiker  späterer  Zeit  noch  immer  an  der  Vierlbeilung  Galliens 
festhalten  und  die  beiden  Germaniae  su  Belgica  rechnen  ^) ,  so 
werden  doch  diese  officiell  als  Provinzen  betrachtet^)  und  be- 
nannt^). Uiemit  steht  nicht  in  Widerspruch,  dass  in  Beziehung 
auf  die  Finanzverwaltung  allerdings  die  Gernianiae  mit  Belgica 
zvsammengehörig  erscheinen;  denn  wenn  oben  mit  Recht  ange^ 
nommen  worden  ist,  dass  ursprünglich  alle  kaiserlichen  Provinzen 

1)  fan  Jahre  21  d.  Chr.  Yisellius  Yarxo,  mfefioris  Oefmaniae  UgaUu  (Tac, 
Ann,  3,  41),  Co8.  12  n.  Chr.,  im  J.  28  n.  Chr.  L.  Apronias,  Oermaniae  inf, 
propraetor,  d.  h.  legattu  pr,  pr.  Tac.  Ann.  1,  73. 

2)  Lentolut  Qaetulicus  war  29 — 39  o.  Chr.  leg.  Aug,  pr,  pr.  inf.  O^rm. 
Dio  Cass.  59,  22.  Tac.  Ann.  6,  30.  Die  folgenden  Statthalter  beider  Germaniae 
bia  anf  Yespaslan  sind  bekannt  und  zusammengestellt  Ton  Zumpt  Stud.  ßom. 
p.  152  f.  Desjardins  a.  a.  0.  p.  44.    Dass  sie  Consnlaren  waren,  zeigen  Tao.  U. 

I,  56  und  die  Inschriften,  in  denen  sie  öfters  Ugati  eontulares  heissen  (Oreüi 
3666.  Bramfoach  C.  /.  Bh.  n.  484).  Leg.  Aug.  pr.  pr.  Oer^n.  inf.  kommen  Tor 
OreUl-Henzen  505.  822.  1270.  1767.  3297.  5024.  5458.  5502.  6500  (besser 
Benier  Inacr.  de  l'Alg.  n.  2319).  6804.  Brambach  C.  /.  Rh.  6*.  55.  151.  334. 
464.  484.  668.  1844;  Ug.  A.  pr.  pr.  Qerm.  sup.  OreUi-Henzen  182.  391.  5501. 
6051.  6501.   Brambach  n.  1559.  1560.  1608. 

3)  Plin.  N.  H.  i%  106.  Dio  Cass.  53,  12.  Ptolemaeus  2,  9,  14—21 ;  8, 
5,  1,  der  indessen  Oermania  inferior  und  mperior  als  eigene,  von  Belgica  abge- 
trennte Provinzen  namhaft  macht.  Vgl.  Desjardins  a.  a.  0.  p.  42.    Ammian.  15, 

II,  6  zu  lesen  nach  der  Emendation  von  Zumpt  Sind.  Rom.  p.  100:  regebantur 
auUm  OalUae  omtiM,  iam  inde  uU  crehritate  heUortan  urgenti  cessere  luUo  dicta- 
iorif  poiestate  in  partes  divisa  quatuor,  quarum  Narhorhengis  una  Viennensem  intra 
te  contin^atf  altera  Aquitanis  praeerat  univerais,  Lugdunensem^  auperiorem  et  in- 
feriorem  Oermaniam  Belgasque  duae  iwisdietioneB  Hadern  rexere  temporibw.  Und 
so  noch  Orosius  1,  2.   Isldor.   Or.  14,  4,  25. 

4)  Mommsen  Ber.  d.  sachs.  Ges.  d.  Wiss.  h.  ph.  Classe  1852  8.  232  ver- 
weist namentlich  auf  die  Inschriften  eines  nattia  in  Germania  auperiore  Orelli 
3528 ;  eines  Tribocua  ex  Germania  Superiore  Luco  Auguati  Grut.  850,  10  =  Fea 
Jndie.  deUa  viUa  Albani  p.  97;  wozu  noch  kommt  der  Meloniua  Senilia  ex  Pt(o- 
vineia)  Qef(fnania)  $up(eriore)  Hübner  Monatsber.  der  Acad.  zu  Berlin  1866  S.  794 

und  Victoria   Verina domu  foro  Hadrianenai ,  provineia  Germania  inferiori 

C.  i.  L.  III  n.  4279;  auf  den  Rechtssatz  Dig.  1,  22,  3:  ai  eadem  provhhcia 
petita  diviaa  avh  duolma  praeaidibua  eonatituta  eaty  veluti  Germania,  Myaia,  ex 
altera  ortua  in  altera  adaidehit  nee  videtur  in  «iia  provineia  adaediaae;  endlich 
auf  Tac.  Ann.  13,  53,  wo  Belgica  in  Bezug  auf  Germania  attperior  eine  atiena 
provineia  genannt  wird.  Plinius,  welcher  in  der  Geographie  Galliens  durchaus 
dem  Agrippa  folgt  und  deshalb  nur  4  Provinzen  Galliens  erwähnt  (Desjardins 
Oiogr.  de  la  Gaade  p.  36  ff.  Zumpt  Siud.  Rom.  p.  107.  Oomm.  ep.  1  p.  198), 
redet  dooh  19  ^  145  von  Spergeln ,  die  in  mperior  Germania  waehaen ,  und  ii 
S  2  von  einer  Germania  provineim. 

5)  Unter  Hadrian  kommen  vor :  A.  natortus  —  leg.  propr.  provine.  Germtm. 
inferior.  Orelli  822;  Q.  Lolllus  —  Urbieus  —  leg.  Aug.  provine.  Germ,  inferio^ 
ria  UeoEen  6500;  flulins  Sevenis],  Ug.  Aug.  pr.  pr.  provine.  Germmiae  infe^ 
rioria  Henzen  5458  nach  der  Srginzung  von  Borghesi  Bwh.  p.  67  e  Oeiivrss 
4  p.  169.  Spätere  laschr.  mit  Erwähnung  der  provineia  a.  bei  Mommseu  a.  a.  0. 
8.  233. 


—     124     — 

Galliens  unter  einem  Procurator  standen,  so  wird  die  Thatsacbe, 
dass  später  Aquitania  mit  Lugdanensis  und  Belgka  mit  den  bela- 
den «Germaniae  ebenfalls  einen  Verwaltungsbezirk  bilden  ^) ,  sich 
aus  dem  Hinzutreten  dieser  neuen  Provinzen  erklären,  durch 
welches  die  Tbeilung  der  zu  umfangreichen  Verwaltung  noth- 
wendig  wurde.  Allein  auch  in  Beziehung  auf  die  financielle  Ver- 
waltung bestand  zwischen  den  Germaniae  und  Belgica  eine  feste 
Sfollgrenze;  denn  um  den  Heeren  Zollfreiheit  zu  gewahren,  hatte 
man  die  Acdsestaiion  fttr  Gallien  nach  Metz  verlegt  3). 

Von  den  beiden  Provinzen,  welche  durch  die  Nahe  (Nava) 
von  einander  getrennt  wurden  s).  umfasste  die  südliche,  Germania 
superioVy  die  Gegenden  um  Strassbui*g,  Spcier,  Worms  bis  Mainz 
(Moguntiacum)  hinauf,  wo  der  Statthalter  residirte^).  Noch  bei 
Auguslus  Tode  bildete  der  Rhein  die  Ostgrenze  der  Provinz, 
später,  wahrscheinlich  durch  Domitian^),  wurde  dieselbe  nach 
Osten  bin  erweitert,    und  noch  später,    vielleicht  seit  Hadrian^), 

1)  T.  y&rins  Clemens  heisst  in  mehreren ,  c.  160  n.  Chi.  gesetzten  In- 
schriften fro€(uTalor)  provinciairum  Btlgieae,  Germaniae  superioriSf  Oermaniat 
inferioria  (C.  /.  L.  III  n.  5212);  proc.  provineiarum  Belgieae  et  uiriusque  Oer- 
maniae  ib.  n.  5215;  vgl.  5213.  5214.  Ein  proc.  a  rationih.  provineiarum  Belgieae 
et  duarum  Oermaniar.  unter  M.  Aurel  Orelli  3574;  ein  vice  proc.  patrimon. 
prov,  Belgie.  ei  duarum  Oermaniar.  Henzen  5530;  ein  proc.  ratfionis)  priv(atae) 
per  Belgicam  et  duas  OetmanioB  Henzen  6932.  Tac.  H.  1,  12:  paucis  po»t  Ka~ 
lendaa  Januariaa  diehua  Pompeii  Propinqui  procuratoria  e  Bdgiea  Utterae  adfe- 
runtur  j  auperioria  Germaniae  Ugionea  rupta  saeramenli  reverentia  imperatorem 
aUurn  flagitare;  vgl.  c.  58.  Doch  unter  Hadrlan  auch  ein  proc.  provineiae  Bel- 
gieae ohne  weiteren  Zusatz,  Henzen  6539.  Der  cena(itor)  Germ.  infericr(ia^  bei 
Schiassi  Guida  al  mua,  di  Bologna  p.  72,  welchen  Mommsen  anführt,  Ist  ein 
Unterbeamter,  wie  der  aubproeurator  provine.  Belgieae  in  der  Inschr.  Hermes  4 
S.  218.  Bei  den  procuratorea  viceaimae  hereditatum  findet  sich  noch  eine  andre 
Combination;  einer  verwaltet  Lugdanensis,  Belgica  und  beide  Germaniae  (Orelli 
798  aus  der  Zeit  des  Septimius  Severus  s.  Henzen  Rhein.  Jahrb.  XII  (1848)  und 
Inacr.  p.  78),  ein  andrer  Narbonensis  und  Aquitania ,  Henzen  5480  aus  der  Zeit 
der  Antonine.  Ib.  6929. 

2)  Inschr.  v.  Metz  bei  Desjardlns  p.  46:  QENIO  C.  AVR.  MATERNi 
PREP,  STATIonia  (juadrageaimae  eivitaiia  mediomatricorum.  CATHlRIOua 
VELFICV8  CLIENS. 

3)  Boecking  zu  Ausonius  Moa.  v.  10  und  Not.  Dign.  II  p.  483.  849. 

4)  Boecking  N.  D.  II  p.  483. 

5)  8.  K.  L.  Both  Die  Vereinigung  Schwabens  mit  dem  römischen  Reiche 
durch  DonütianuB,  im  Schweizer.  Museum  für  bist.  Wiss.  2  S.  30.  Frontin.  SlraU 
1,  3,  10:  imp€TaU}r  Caeaar  Domüianua  Auguatua,  cum  Oermani  more  auo  e  aal- 
Ubua  et  obaewia  lat^bria  H^inde  impugnartrU  noatroa,  Uäumque  rtgreaaum  in  pro- 
funda \ailvafum  haberent,  Umitibua  per  centum  viginti  milia  paaauum  acOa^  non 
nwiavU  tanium  ataium  bäU,  aed  aubieeit  diUoni  auae  hoaUa,  quorum  refugia  fiu- 
daverai.    Auf  ihn  beziehen  sich  die  Arae  Flaviae  (Rottweil). 

6)  Man  beruft  sich  für  diese  Annahme  auf  Spart,  v.  Hadr.  12,  6:  per  ea 
tempora  et  aUaa  frequenier  in  plurimia  loeia,  in  qtUbua  barbari  fton  flumini^  aed 


—     125    — 

ilurch  eine  Mauer  gesichert,  welche,  an  der  Lahn  begiaDend  und 
in  einer  krummen  Linie  bis  Regensburg  geführt  ^) ,  die  Ostgrenze 
der  Germania  superior  und  die  Nordgrenze  von  Raetia  bildend, 
das  Dreieck  zwischen  Rhein  und  Donau  abschloss,  das  unter  dem 
Namen  der  agri  decumates  bekannt  ist.  Der  nur  einmal  vorkom- 
mende Name^)  ist  von  unsicherer  Deutung,  indessen  wird  er 
doch  jedenfalls  auf  den  Zehnten  zu  beziehen  sein  3),  welchen  die 
Ansiedler  zahlten.  Aus  den  vielen  erhaltenen  Denkmälern  der 
Gegend  ist  ersichtlich,  dass  das  Land  bevölkert  war,  durch  Kunst, 
Handel  und  Gewerbe  blühte,  und  dass  auch  römische  Truppen 
darin  stalioniri  waren.  £rst  nach  Aurelians  Tode  durchbrachen 
die  Deutschen  den  Grenzwall  und  nahmen  das  Land  in  Besitz  ^j, 
welches,  obwohl  noch  einmal  von  Probus  276  erobert  und  be- 
festigt^), doch  wieder  verloren  ging;  denn  Valcntinian  und  Gra- 
ttan  befestigten  im  J.  369  den  Rhein  als  Grenze^).  Germcmia 
inferior  ging  schon  seit  der  Niederlage  des  Varus,  wenn  man 
einzelne  befestigte  Puncto,  wie  das  unter  Tiberius  erwiihnte  Ga- 
steil Aliso  an  der  Lippe  abrechnet,  östlich  nicht  über  den  Rhein 
hinaus  7).  Seine  Hauptstadt  wurde  Colonia  Agrippinensis ,  früher 
oppidum  Ubioj^m  genannt^),  das  im  J.  5f  n.  Chr.  zu  Ehren  der 
Agrippina,  Gemahlin  des  Claudius,  zur  römischen  Colonie  erho- 
ben wurde  •). 

Von  den  durch  Cäsar  eroberten  Provinzen  leistete  Aguitanien  BoauBUi- 

rang  d«r  g»U 

dem  Eindringen  römischer  Gesittung  am  wenigsten  Widerstand  ^o);UMS«i&Pro- 

limiUhuB  ctividurrtur,    stipiHbns  maffnis  Jn  modum  muralU  taepia  fimdUui  iaciis 
aique  eonexi»  harharoi  aeparavii. 

1)  S.  Ukert  Geogr.  d.  Gr.  n.  R.  Germania  S.  278  ff.  G.  T.  LeiehUen  Schwa- 
ben unter  den  Römern,  Freiburg  1825.  8. 

2)  Tac.  Qerm,  29 :  non  numeravtrhn  inier  Germaniae  popuU>$y  ptanquam  Uram 
Rhenum  Danubhtmque  eonsederint,  eo»,  qui  d€eumaU$  agros  exercent.  Leviuhnui 
quisque  Oallofum  et  inopia  audax  dubiae  pMiesttonU  $ohtm  oeeupovere.  Mo»  UnäU 
aeto  promotUque  praetidii$  tkms  hnperü  et  patt  prootnetee  habeniur.  Ein  lime$  be- 
stand also  schon  im  J.  98  n.  Ohr.,  in  welchem  die  Germania  herausgegeben  ist. 

3)  Deeumaa  hat  eine  Analogie  mit  infema»  und  niperna«. 

4)  Yopiscus  V.   Taum  3,  4. 
öl  Yopiscus  V.  Pfobi  13.  14. 

6j  Ammian.  28,  2:    Bhefiiiuni  omnem  a  RoeÜamun  exordio  adtaque  freiaUm 
Oeeanum  mt^fnia  molibtu  eommuniebaty  easira  exUMem  altiu$  et  eatteUa,  tuneaque 
(utiduai  per  hahiUs  locot  et  opportUfiM.  qua  OalUartan  extenditur  loruiitudo.  Vgl. 
30,  3. 

7)  Ukert  Oermania  S.  270  ff. 

8)  Tac.  Arm.  1,  36. 

9)  Zumpt  Comm.  tpigt.  I  p.  384. 

10)  Ammian.  15,  11 :  Aq^uUani  «nim,  ad  fuomm  lUofa  «1  proarfmo  ploMaq^e 


—     126     — 

in  den  andero  sudite  man  eiastine  StSmme  doreb  GewäbrvDg 
eines  tnUigen  BQndnissee  ^) ,  die  Vornehmen  aber  dareh  Yerleihung 
der  römischen  Civitat^)  in  das  hOmische  Interesse  zu  sieben. 
Die  leUlere  lehnten  die  Gallier  anfangs  entschieden  ab^) ,  aber 
bereits  unter  Claudius  strebten  sie  nach  dem  tut  hKmorum  in 
Rom  ^)  y  wie  dieses  die  Bürger  aus  Galiia  Narbonensis  schon 
seit  Casars  Zeiten  theilweise  ertialten  halten^).  Dareh  Claudius 
erhielten  dieAedui^),  durch  Galba  eine  Ansabl  anderer  dÜmme  7) 
das  volle  Bflrgerrecht;  den  Lingones  wurde  es  durch  Olho  ver- 
liehen^), und  auch  Hadrian  scheint  in  dieser  Beziehung  thatig  ge« 
Wesen  zu  sein  *) .  Von  den  Colonten,  welche  erwähnt  werden,  ist 
ausser  der  Cotonia  Agrippinensis  (Köln)  auch  Augusta  Treverorum 
(Trier)  wahrscheinlich  dem  Claudius  ^^),  Aventicum  (Avenches  in 
der  Schweiz)  dem  Vespasian  oder  einem  seiner  Sohne^^),  Colonia 
Traiana  (Kelln  bei  Cteve)  dem  Traian  zuzuschreiben.    Unbekannt 

^ii^—^^i*^— ^^*i^i^iP^*^>^i— ^M^—^^^i^i^   I     ■      ■  II  ■     ^^^^Pi*i^^>— ^Mi^i^^^^— — ^^  ^ßm^^,^  m    ^.^p^^—  ■  ■    ■     l^fc— ^1^— —       ■  ,^— ^i^— ^w^pi^^^^»^ 

mtrees  advenüdat  «onoMcintur,   moridiM  ad  moUitUm  k^is^  fmlU  in  dUiontm 
vwnere  Bomanam. 

1)  Nach  Plin.  iV.  /f.  4  $  106  waren  in  Belgica  liberi  dfe  Neryii ,  Suesslo- 
DM}  Ulmaneotes,  Treviri,  foederoH  die  Lingones,  Remi.  Von  den  Batevi  tm^ 
Tac.  Oerm.  29:  manet  hono$  et  antiquae  soeUtatis  insigne,  Nam  nee  tribuiis 
eontemnuntur,  nee  pubUeanus  aUerii:  exempU  oneribus  et  eoÜattonibiu  et  tankan 
in  «Mitm  proeliorum  $epoeiU  velut  tela  titque  eatma  heiUe  fe$«rocmtur.  cf .  Tae.  .ffi^l. 
5,  25,  2.  In  Liigdunensis  waren  die  Meldi  und  Secusiavi  liberi,  die  Aedui  und 
Carnutenl  foederati  (Plin.  4  %  107) ,  in  Aquitanica  die  Santones,  Bituriges  und 
AYeral  UbeH  (S  106> 

2)  Tac.  Ann,  11,  23:  primore«  Oamae^  quae  Comata  appelUit^r,  foedera  et 
civitatem  Romanam  pridem  asaeeuti.  Hier&ber  handelt  ausfUIirlich  Zumpt  De  pro- 
pagatione  civitatis  Romanae  in  8tud.  Rom,  p.  32Ö  ff. 

3)  Oic.  pr.  Balbo  14,  32:  eUnim  quaedam  foedera  exttant,  ut  Cenomanorum^ 
ifwu&rtum,  Helvetionmif  Japydum,  nonnuHorum  item  ex  Oallia  barbarorum^  quorum 
in  foederiima  exeeptum  e$ty  im  q/ui»  eorum  a  nobis  eivis  recipiatur. 

4)  Tac.  Ann.  11,  23. 

5)  Tao.  Ann,  11,  24:  wum  patiUtet  Balbos  ex  Hispania  nee  minue  in$igne$ 
vko$  e  OalUa  Nofbonenü  tranäiviue?  und  in  der  Originalrede  des  Kaiser  Glaa- 
ditts  auf  der  Broncetafel  von  Lyon  (abgedr.  im  Tacitus  v.  Nipperdey  Bd.  2)  heisst 
es:  omatieskna  eeee  colonia  valenUuimague  ViennenUum  quam  longo  iam^  tem- 
pore eenatorea  huie  curiae  eonfertl  und  weiterhin:  quod  n  baec  ita  eue  conBeu- 
titia ,  quid  uUra  de»ideralis  quam  ut  vobis  digito  demonatrem ,  solum  ipeum  ultra 
fines  provineiae  Narbonensis  iam  vobis  senntores  mittere,  quando  ex  Lugdüno  ha- 
bere nos  nostri  ordinis  viros  non  poenitet? 

6)  Tac.  Ann.  11,  25. 

7)  Tac.  JET.  1,  8.   Plut.  Qalba  18. 

8)  Tac.  H.  1,  78. 

9)  Wenn  es  bei  Spart.  Hadr.  21,  7  von  ihm  heisst :  Latium  muUis  etvitaü- 
bus  dedity  so  ist  daraus  wohl  zu  schliessen,  dass  er  den  Communen,  die  bereits 
das  iiM  Lata  hatten,  das  Bürgerrecht  verlieh. 

10)  Zumpt  Comm,  ep,  I  p.  385. 

11)  MomoMB  /«tev.  Confoed,  B4het.  p*  27. 


—     127     — 

wl  dagegen  der  Ursprung  der  nerboneDsisohen  BOrgercolonieA 
Aeusio,  Apta  (Golonia  hilia  Apta  Yulgieniiuin,  jetst  Api),  GabelUo 
(Cavaillon),  Dea  Augusta  Yocontiorum  (Die},  Marilima,  Nemaustts 
(Nlmes),  Golooia  lulia  Augusla  Apollinariuin  Reiorum  (Riez)  und 
Tolosa  (Toulouse)  ^) . 

Zu  den  genannten   6  Provinzen  Galliens  kommen  nun  noch 
drei  Alpendistricte,  nSimlich 

7.  Alpes  marititnaef   im  J.  44  v.  Chr.  durch  Augusius  ^^j^«^ 
zur  Provinz  gemacht^].     Sie  standen  unter  einem  frocuratar^) 

und  erhielten  63  n.  Chr.  durch  Nero  das  tttf  Laiii^). 

8.  Alpes   Cotliae.     Die  44  Gemeinden,   welche  im  J.  8    ^f^ff/ 
V.  Chr.  dem  Augustus  den  Triumphbogen  in  ihrem  Hanplorl  der 
civitas  Segusinorum  errichteten  und  in  dessen  Inschrift  verzeichnet 
sind^},  bildeten  damals  ein  Königreiche^,  regnum  CoUii'')^  welches 
hernach  Claudius  anerkannte  und  vergrösserte^),  Nero  aber  nach 

dem  Tode  des  Cottius  in  eine  procuratorische  Provinz  verwan- 
delte^).   Die  Einwohner  hatten,  vielleicht  seil  dieser  Zeit,  latini- 

1)  S.  Desjardin«  zn  den  einzelnen  Städten  und  Zumpt  a.  a.  0.  p.  412,  der 
diese  Colonien  ohne  Grund  dem  UadrUn  zuschreibt. 

2)  Dio  Cass.  54,  24:    xöte  hk  ol  xe  Hawöviot  vecDTepCoavrec  aufti«  t^u^A- 

ümM^9K  (ti  tmlI  i6ftt  vs(i6|jievat  i(ouX(66720QEV. 

3}  Strabo  4  p.  203:  tSn  hk  {Mra^  tou  O&d^oou  xat  r9]c  Fevoöac  AtTÖoiv  ol 
l^iv  iirl  t;q  doXdhr^Q  tote  ^HaXtfÄratc  t(olv  ot  a6Toc,  iv\  H  to6c  dpetvo^c  irlatiCTaC 
TIC  6ica{)^oc  TdW  litittxc9v  dv5pd>v,  xa^Mirep  xal  Itc  dfXXouc  xSn  teXee»;  ßappd^poiv. 
Der  pfooufoior  Aiphim  Mariihnarwn  (denn  diesen  meint  Strabo)  kommt  öfters 
▼or.  Tac.  H.  2,  12:  moHtimaa  htm  Alpt$  tenebat  2>roeura<or  Marhu  MaiunUf  Tgl. 
3,  42.  OrelH  2223.  3331.  Benzen  6928  =^0. 1.  L.  H  m  1970.  Ein  praefeetu$ 
Alpiwn  mattthnar.  Grut.  p.  287,  7;  ein  jtraef.  cMtat.  in  Aipib.  Maritumis^ 
Henzen  6938.  Ein  l7c(Tp07coc  %a\  '^pidiv  tAv  fcapa9aXaooCcDV  'AXireoiv  in  einer 
Inschr.  von  Massiiia  C.  /.  Gr,  6771.  Ein  (flamm)  jmnindae  Alpimn  MoHUmofum 
aus  dem  Jahr  181  n.  Chr.  Orelli  2214.  Ein  Awaius  Bhodimnaniu»  Aug.  Üb.  (a) 
eonimeni(arÜB)  Alp.  Marit.   Murat.  p.  1022,  5. 

4)  Tac.  Ann.  15,  32:  eodem  anno  Caeaar  naikmM  ALphtm  mariUmofum  im 
hu  Lata  tranaUdit. 

5)  Maffel  Mu$.   Ver.  p.  234:=OrelU  626. 

6)  Der  König  heisst  in  der  Inschrift  M.  JuUui  regit  Donni  f.  Cöüku,  prat" 
feelu»  e^MtaUum  quoB  mb$eripta€  mmU 

7)  ftgnmi  CoUi  heiset  der  Distriei  noch  auf  der  Feutlngersohea  Tafel.  De»» 
jardins  a.  a.  O.  p.  35  f. 

8)  Dlo  Casa.  60,  24:   M<ipiup  louXd^  Kotrfaf  ti||v  noRptpcn  ^'^PT^*  ^^  ^ 

dvofidbac. 

9)  Suet.  Ntfo  18:  Fonii  mcdo  ri^uMm,  eonM^mU  BtUmcmt^  iUm  Alpium 
dtfitneto  Coitio  in  proolncfaf  formam  redegit.  Eiitrop.  7,  14.  Aiirel.  Viel.  Cau. 
5,  2;  epit.  5,  4.  RiiMb.  p.  161  Seal,  »avtes  IHae.  Hi$t.  miMt.  8,  6.  Vopise. 
AmmI,  21.  Rates  6r«o.  3.  Eis  proeiMotor  Aug,  Aiptrnn  CoiUtm.  OnHl  21öd; 
proeufator  Am$,  noUri,  ptmut  AigUmi  Camair,  Henien  6988*;  OrMiir>l0r  ^ 


—     128     — 

scbes  Recht  ^).  In  der  diodetianischen  Reicfaseiiitlieiluiig  gehörm 
die  Alpes  CoUiae  zur  iiaiischen  Didcese,  und  bei  dieser  blieben 
sie  auch  in  der  Folge  ^). 

PMHiHQi  ^'  ^*®  Alpes  PoeninQe^)j  auch  Alpes  Atr€icti€mae  et  Poe-- 

ninae^  Alpes  Graiae  et  Poeninae^  vielieicht  anfangs  zu  Raetia  ge- 
hörig^), dann  aber,  man  weiss  nicht  seit  wann,  jedenfalls  im  zwei- 
ten Jahrhundert,  eine  procuratorische  Provinz  ^) ,  umfassten  das 
ganze  schweizerische  Rhonethal  (Ganton  Vallis)  ^)  mit  4  cwitcUes'') 
und  das  südlich  vom  Genfersee  liegende  Gebiet  der'  Ceutrones, . 
deren  Westgrenze  gegen  das  Gebiet  von  Vienne  im  Jahr  74  durch 
den  Statthalter  von  Obergermanien ,  Gnaeus  Pinarius  Cornelius 
Clemens,  unter  dem  die  westliche  Schweiz  stand  ^),  regulirt  ward^}. 

pratUB  Alpmm  C<AU  Grat  p.  493,  7.  In  der  römlMhen  Inschr.  aus  Tiberins 
Zeit  BiMett.  1853  p.  182  ist  nach  Mominsen  (C.  /.  L.  111  p.  088)  zu  lesen: 
proeutator  Te\gfü  Coüi\  et  ptovii^el  iVaifbonefw]. 

1)  Min.  N.  Ä  3  S  135. 

2)  S.  oben  S.  83.  84. 

3)  Ueber  die  Schreibart  Poeninaty  nicht  Pewninae  s.  Mommsen  Die  Schweiz 
in  römischer  Zeit.  9ter  Bericht  der  antiq.  QeseUsch.  in  Zürich  1863.  4  S.  6. 
Mommsen  Intcr.  Conf,  Hüv.  p.  4  if. 

4)  Mommsen  Die  Schweiz  S.  6. 

5)  Ein  proc,  Alpium  AtraeUanar.  et  Poenmar.  iur.  gladi,  Orelli  3888 ;  proe. 
Alp.  Atreetianar.  Orelli  2223.  Ausserdem  haben  sich  in  Axima  Ceutronnm  (Ptolem. 
3,  1,  37),  jetzt  Aixme,  eine  Anzahl  von  Inschriften  gefunden,  in  welchen  4 
Prociiratoren  genannt  werden :  1.  T.  Pomponius  Victor  proe,  Augu$i.  (Orelli  1613), 
der  in  der  von  ihm  gesetzten  versiflcirten  Inschrift  sagt:  dum  itis  gubemo  rem- 

que  fungor  Caesarum;   2.  MaUi(tu) proe.  Ati(y.);  3.  Caetronhu  (Xu(p)iia'' 

nu8  proe.  Aug.  4.  L.  Atinius  Marhinianut  v(tr)  e(jgregnu)  proe.  Aug,  S.  AUmer 
im  BuU.  d.  Jfut.  1869  p.  263  ff.  Von  diesen  nennt  sich  der  erste  proe.  Augusto- 
rum,  lebte  also  wohl  unter  M.  Aurel  und  Veras  (161 — 172)  oder  M.  Anrel  und 
Commodus  (177—180)  oder  Sever  und  Caracalla  (198  ff.). 

6)  Mommsen  Die  Schweiz  S.  6. 

7)  Inschr.  ▼.  S.  Maurice,  Mommsen  Inter.  Conf.  Hdv.  n.  17  aus  dem  Jahr 
23  n.  Chr. :  Druso  Caesari  —  —  eivitate$  IUI  vaüis  Poeninae.  Es  sind  dies 
ßedunorum  ehiias  (Sitten),  VdUensium  eivitas  oder  Octodurum  (Martigny),  Nan- 
iuütium  eivitai  oder  Tamaiae  (S.  Maurice),  Penneloei  (Yilleneuve). 

8)  Vgl.  Mommsen  Die  Schweiz  S.  7. 

9)  Die  Inschrift,  ans  welcher  sich  dies  ergiebt  (Henzen  5256),  ist  erst  neuer- 
dings von  Renier  Revue  arehSol.  XVl«  annie  p.  358  ff.  sicher  gelesen  winden  und 
lautet:  ex  auetorUa(te')  imp.  Caes.  Vespasian,  Aug.  pontifteU  max.  irib.  poteet.  V 
eo9,  V  dtsign,  VJ  Gn.  Pinarius  Comel,  CUmem  leg,  eius  pro  pr.  ixereitua  Oer- 
maniei  euperioria  inier  Viennenaea  ei  Ceutrona»  terminavU.  Ans  dieser  Inschrift 
und  dem  dazu  von  Renier  beigebrachten  Material  geht  hervor,  1)  dass  die  in 
den  Jetzigen  Texten  des  Caesar,  Strabo,  Plinius  und  Ptolemaeus  vorkommenden 
Centronee  richtiger  Ceutronee  zu  schreiben  sind;  2)  dass,  da  die  Grenze  zwi- 
schen ihnen  und  den  Viennenses  nicht  durch  den  Statthalter  der  Narbonensis 
festgestellt  wird,  die  Oeutrones  nicht  zu  OalUa  Narhoneneit  gehören,  sondern 
za  einer  andern  Provinz,  die  nur  die  der  Alpes  Poeninae  sein  kann. 


—     129     — 

Nach  DiocIeUan  heissl  die  Provinz  Alpes  Groiae  et  Poenmae  ^),  ge- 
wöhnlich  Alpes  Graiae^  und  gehört  zur  dioecesis  Galliarum^). 

Im  vierten  Jahrhundert  finden   wir  eine  wesentlich   andere  Bintheiiang 
Theilung  der  gallischen  Provinzen,   welche  im  Ganzen  dem  Dio-nMhDioci«- 
cletian  zuzuschreiben  ist,   später  aber  noch  einige  Veründerungen 
erfahren  hat^).     Nach  dieser  zerfällt  ganz  Gallien  in  zwei  grosse 
Ländercomplexe,   die  dioecesis  GaUiarum  und  die  dioecesis  Vien- 
nensis. 

Die  dioecesis  Galliarum  hat'um  S97  8  Provinzen: 

1.  Belgica  prima  unter  einem  consularis,  Hauptstadt  civitas 
Trevtrorum  (Trier). 

2.  Belgica  secunda  unter  einem  consulariSj  Hst.  Durocortorum 
Remorum  (Reims). 

3.  Germania  prima  u.  e.  consulariSy  Hst.  Moguntiacum  (Mainz). 

4.  Germania  secunda  u.  e.  consularis  ^    Hst.  Colonia  Amrippi-       a. 
nensis  (Köln).  ^  * 

5.  Maxima  Sequanorum  u.  e.  praeses^)^  Hst.  Vesontio  (Be- 
san9on). 

6.  Lugdimensis  prima  u.  e.  praeses^),  Hst.  Lugdunum  (Lyon). 

7.  Lugdunensis  secunda  u.  e.  praeses,  Hst.  Botomagus  (Ronen). 

8.  A^es  Graiae  et  Poeninae  u.  e.  praeses^  mit  den  Städten 
civitas  Vdllensium  Octodurum  (Hartigny)  und  civitas  Ceu- 
tronum  Darantasia  (Moutiers-en-Tarentaise). 

Hiezu  kommen  um  385  ^) : 

9.  Lugdunensis  u.  e.  praeses,  Hst.  Caesarodunum  Turonum 
(Tours). 

10.  Lugdunensis  Senonia  u.  e.  praeses,   Hst.  civitas  Senonum 
(Sens) . 

1}  Ammlan.  15,  11. 

2}  Verz.  der  Prov.  v.  297  p.  511.  Polamil  SUvli  laiereulus  ed.  Mommsen 
p.  253.  266.    Not.  Dign.  Oee.  ed.  Boecking  p.  489. 

3)  Quellen  fQr  diese  neue  Provincialverfassnng  sind  ausser  dem  veroneser 
Verzeichniss  der  Provinzen  (um  297),  dem  breviarium  des  S.  Rufas  (um  369), 
dem  laUfeuluB  des  Polemius  Silvias  (um  386)  und  der  Notitia  Dignitatum  auch 
die  NoUUa  provineiarum  t%  dviiaium  Oalliae  aus  Honorius  Zeit  (395—423)  her. 
V.  Sinnend  in  der  zweiten  Ausgabe  der  Goncilien  Tom.  I  (1629  fol.)  und  bei 
Bonquet  Beeueü  de$  hiitoneM  des  OauUt  et  de  la  Vrcmet,  Paris  1738  ff.  fol.  1 
p.  122  ff.  Andere  Recensionen  dieses  Yeneicbnisses  s.  bei  J.  F.  Gronov.  V<xr, 
Qeogr, ,   Lugd.  Bat.  1739.  8  p.  40  ff.  Bouquet  Yol.  2. 

4)  InscJ^r.  von  294.  Mommsen  Inacr.  Conf,  Helv,  n.  239. 

5)  Diesen  hatte  sie  noch  319.  Cod.  Th.  11,  3,  1,  dagegen  hat  sie  372 
einen  eonsulariB,  Fr.  Vat.  $  36. 

6)  S.  Mommsen  Verz.  d.  R.  Pr.  um  297  S.  511. 

tarn.  A  tarth.  IT.  9 

1 


—     130     — 

Die  dicecesis  Viennensii  hat  um  297  7  Proviosen: 
4.  Viefmensis  miler  einem  cmtuhris,  Hst.   Vietma. 

2.  Narbonensit  prima  u.  e.  praeseSj   Hst.  Narbo. 

3.  Narbanensis  sectmda  u.  e.  praeseSj  Hat.  Aquae  Sextiae  (Aix). 

4.  iVav0in  popu/i  oder  Novempopulana  n.  e.  prae$eSj  Hfit.  Efti^a 
(Giulai  prto  dVause). 

5.  ilfiMfontca  prtvMa  u.    e.    praesei,    Hst.   ctt^tito  Bilurigtim 
(Bourges). 

6.  i4fi«ilantca  fecunda  u.  e.  praeses,  Hst.  Aurd/^a/a  (Bordeaux). 

7.  i4i|pM  martljma6  u.  e.  praeses,  Hst.  Ebradimum  (Bmbrun). 

Die  TheiluDg  der  Narbonensis  und  Aquitanica  in  zwei  Pro- 
vinzen muss  später  erfolgt  sein,  als  die  Einrichtung  der  DiOcese, 
deren  Statthalter  noch  im  vierten  Jahrhundert  den  Titel  vicarius 
quinque  provinciamm  fuhrt*},  wahrend  er  spater  allerdings  vica- 
rhu  Septem  pravinciarum  genannt  wird^. 

ZV.  Britannia. 

Die  Eroberung  von  Britanirien  ist  langsam  vor  sich  gegangen, 
zunächst  vielleicht  deshalb,  weil  sie  wenig  Vortheil  zu  versprechen 
schien  3).  Die  beiden  Expeditionen',  welche  Cäsar  in  den  Jahren 
55  4j  und  54  ^j  dahinunternahm,  hatten  keine  dauernden  Folgen ; 
denn  die  Abgabe,  weiche  er  den  von  ihm  besiegten  Stämmen 
auflegte^),  wird,  da  er  eine  Besatzung  nicht  zurückliess,  nicht 
lange  gezahlt  worden  sein.    Augustus  hat  einen  Zug  nach  Britan- 

1}  Inscbr.  Henzen  6471. 

tn  Henzen  6910.  Vgl.  Oothofr.  ad  C.  Tk,  16,  10,  15.  Boecking  N,  D.  2 
p.  470  ff.   Mommsen  a.  a.  0.  9.  512. 

3)  Appian.  prooem.  Vol.  I  p.  5,  28  Bekk. :   xol  rbs  ßöpeiov  dmcovöv  U  Tiijv 

Bperravi&a  v^jöov  itepdoovrsc t6  «pdTiorov  oArJJc  fvouotv  ÖTtep  fipitou,  oiiev 

Tfj«  4XXtjj  5£Öfi.eNoi'  o6  Y°^p  eö^ope«  aitoT;  ioriv  ouV  -fv  l^oiictv.    Cic.  ad  Att. 

4,  16,  lo :  etiam  Ülud  iam  cognitttm  e$t ,  neque  argenti  scrlpulum  esse  uUum  in 
iUa  innüa^  neque  uUam  tpem  praedae  nisi  ex  mancipiis.  —  ad  fam.  7,  7:  in 
Britannia  nihil  esse  audio  neque  auri  neque  argenti. 

4)  Caesar  B.  O.  4,  20—36.  Drumann  3,  293  ff. 

5)  Caesar  B.  G.  5,  5—23.  DruBiann  3,  299  ff. 

6)  Caesar  B.  G,  5,  22:  obsides  imperat  et  quid  in  annos  singulos  veetigalis 
populo  Romano  Britannia  pendertt ,  eonaUtuii.  Ck.  ad  Alt.  4,  17,  3 :  eonfecta 
Britannia,  obsidibus  aeeeptis  nuMa  praeda,  imperata  tarnen  peetmia,  Liv.  ep.  105 : 
aliquam  partem  inmdae  in  potestaUm  redegit.  Hieraus  haben  Spätere  eine  Erobe- 
rung des  Landes  gemacht,  wie  Katrop.  6,   17(14):  BrOaiiwos  sUpendiarios  fecit. 

5.  Ruf  US  6:  deeimo  anno  Gaüias  et  Bfitatmia»  trAutmiae  feeü. 


—     131     — 

nkm  zwar  iweimal ,  34  ^)  und  27  v.  Chr.  ^)  vorbereitet,  aber  nie- 
mala  wirklich  ausgalUirl  ^)  und  sich  begottgt  eineo  gewissen 
poütiachen  Einfluaa  in  BritanoieD  geltend  zu  machen^).  Einige 
Häuptlioge  suchten  bei  ihm  Schutz  ^) ,  andere  Öffneten  ihr  Land 
dem  römischen  Handel <^),  und  das  Land  blieb  frei,  bis  der  im 
i.  43  ünternomniene  Feldiug  des  Kaisers  Glaudiua^)  au  einer 
tbeilweiseii  Besetzung  der  Insel  ^) ,  der  Auflegung  regelmiissiger 
Abgaben»)  und  der  Emricfatung  der  Provmzi<^)  fahrte.  In  Fn1ge|>;j^i^tans 
dessen  wurde,  obwohl  die  Eroberung  des  Landes  erst  nach  und 
nach,  nanentlich  durch  Agrioola  (78  —  ^4)  im  Ausführung  kom^ 
doeh  aogleich  ein  Heer  in  der  Provinz  stntioiyrt>i),  ein  Slatthalter 
eingfieeUi4i2)  xmd  im  J.  50  die  Gcrionie  Gamutodunum  (Goldiestor) 


1)  Dio  Cu8.  49,  38. 

2)  Dio  Cass.  53,  22.  25.  Horat.  Od.  1,  35,  30;  3,  5,  3;  vgl.  1,  21,  15; 
4    14   48. 

■ '     ar)  IMo  Cass.  62,  4. 

4)  Strabo  4  p.  200:  vjvl  (i^vroi  tüiv  iuvaorägv  xtvec  tö)v  aur^^i  ;:peaße69sot 
*a\  OcpaiceCaic  xaTao^cuaooCfACvot  r^  np^^  Katoapa  töv  Xeßaor^v  ^tXiciv  avad^- 
uorrf  xe  dh/idr^xav  iv  xtp  KaTcetoiXltp  xal  oUelav  o^^eSöv  xt  7;ap£9xe6aaav  xoTc 
Tai|iaCotc  JXtjv  x^v  vjoov. 

5}  MoD.  Ancyr.  6,  54. 

61  Strabo  4  p.  200. 

7)  Sneton.  Claud.  17.  Vespaa.  4.  Dio  Cass.  60,  19—23.  H.  LehnMinn  Clau- 
dlDS  nnd  Nero  und  Ihre  Zeit  Bd.  I,  Gotha  1858.  S.  225—229. 

8)  Suet.  Claud,  17 :  parte  inaulae  in  ditionem  recepta.  Suet.  Vesp.  4 :  Claudio 
prtne^e  Nareissi  gratia  Ugalui  Ugionis  in  Oermaniam  nässu»  est;  inde  in  Bri- 
tanniam  tran»laiu$  trieiet  cum  hoste  eonflixit,  Duoi  validissinuts  gentes  superque 
viginti  oppida  ei  insulam  Veetem  fWight)  Britanniae  proximam  in  dieionem  rede- 
gUj  pariim  Auli  Ptauii  legati  tonsularis  partim  Claudü  ipsius  ductu.  Es  Ist  noch 
ein  TheU  der  Inadudlt  des  Triumphbogens  vorhanden,  welcher  in  Rom  dem  Clau- 
dius wegen  der  Besiegung  Britanniens  errichtet  war.  Die  Inschrift  ist  von  Bor- 
mano  Eph,  epigraph,  1872  p.  221  so  erginzt  worden:  Tl.  CLAVdio  drusi  f. 
eaiSARI  AVOVsto  germaniCO  PONTirJCi  maximo  trib.  potesTAT,  XI  cos  Y 
IMp,  xxi  patrt  paTRIAI  SENAT  V8  POptdusque  ROmanus  qVOD  REO  ES 
BBITanniai  sine  VLLA  lACTVRa  in  dcdiUonem  acceperit  OENTESQVE  Bar- 
baras Irans  oceanum  PRTMVS,  IN  DICIonem  popuU  romani  redegerit, 

9)  Dio  Cass.  62,  3. 

10)  Taoit.  iipr.  13:  divus  Claudius  auctor  iterati  operis  transvecUi  legianibw 

auxÜiisque  ei  asswnpio  in  partem  r«rum  Vespasiano, DomUae  gentes,  capU 

reges  et  mionstratus  fatis  Vespasianus.    c.  14 :  eonsularium  primus  Aulus  PlauUus 

praeposiius  ae  subhuU  Ostoritis  Seapula redactaque  paiulaiim  in  formam 

provineiae  proxima  pairs  Britanniae.  Claudius  selbst  erwähnt  in  seiner  Rede  col. 
I  a.  Ende  (Nlpperdey  Taeitus  2  p.  224)  die  gloria  prolaU  imperi  uUra  Ooeanum. 
Auf  die  Eroberung  beziehn  sich  auch  die  Inschr.  OreUi  715  und  acht  Epigramme 
der  Anthologia  Lat.  2,  84—91  Burm.  n.  762—769  Meyer. 

11)  S.  Hübner  Die  römischen  HeeresabtheUuagen  in  Britannien  im  JBäliein. 
Muaewn  N.  F.  XI  (1857)  &  1—57  und  Nachträge  XU  (1857)  S.  84  ff.  XIY 
(1859)8.347^357. 

i^)  JCtie  Reihe  der  Statthalter  bis  aof  Domittan  ist  voUständig  bekannt.  Es 
sind  1.  Aalue  Plaatias  44-47.    2.  P.  Oetorms  Seep«l«  47-*51.    3.  A.  Dfdiiis 

9* 


—     132     — 

angelegt^).  Im  J.  84  begann  Agricola  das  Befestigangswerk,  wel- 
ches den  Norden  der  ProvinE  gegen  die  Picten  und  Galedonier 
sichern  sollte.  Dasselbe  liegt  zwischen  der  Glota  and  Bodotria 
[the  Früh»  of  Clyde  und  of  Porth)^)  und  ist  im  J.  UO  unter 
Anioninus  Pius  zum  zweitenmale  gebaut  worden ') ,  nachdem  es 
theilweise  zerstört  worden  war.  Unter  Hadrian  nHmlidi  fand  eine 
grosse  Empörung  [der  Einwohner  statt  ^) ,  die  der  Kaiser  zwar 
persönlich  niederwarft),  in  Folge  deren  er  aber  die  Grenze  süd- 
licher rttckte,  und  dieselbe  durch  einen  neuen  Grenzwall,  den 
murus  Hadriam  sicherte,  der  vom  Frith  von  Solway  [Ituna  Aestua- 
riufn)  bis  zur  MUnc^g  des  Flusses  Tyne  reichend,  fllr  die  fol- 
genden Jahrhunderte'  den  limes  pravinciae  bildet.  Diese  Mauer 
ist  von   Severus  verstärkt  worden  ®)    und  bestand  seitdem  aus 

GallQB  52 — 57.  4.  Q.  Veranios  Nepos  58.  5.  C.  Saetonins  Paulinns  59—61. 
6.  Q.  Petronias  Tnrpilianus  62—64.  7.  TrebelliuB  Maximns  64—69.  8.  Vettins 
Bolanus  69—71.  9.  Q.  PetiUus  Cerealls  71—74.  10.  8.  Julius  Fronünus  74—78. 
11.  Cn.  Inlias  Agricola  78—85.  S.  Tactt.  Agr.  14 — 18.  Hühner  Die  rom.  Le- 
gaten von  Britannien,  Im  Rhein.  Museum  N.  F.  XH  (1857)  S.  46—83;  vgl.  XIV 
8.  357  ff.  Urlichs  Comm,  de  vUa  et  TumoHbue  Agrieolaey  Wirzehurgi  1868.  4 
p.  25  ff.   Borghesi  Oeuvres  3,  70.  188 ;  6,  34.  476.    Boecking  N.  D.  2  p.  498  f. 

1)  Tac.  Ann.  12,  32.  Zumpt  Comm.  ep.  i  p.  389.  Ueber  die  zweifelhafte 
Lage  de«  Ortes  s.  W.  Smith  Dictionary  of  Oreek  and  Roman  Oeography,  London 
1856.  8  Vol.  I  p.  645. 

2)  Tac.  Agr.  23:  qfiarta  aestas  ohiinendis,  quae  pereucurrerat ,  insumpia, 
ae,  H  viriue  exerdtuum  et  Romani  nomhUa  gloria  pateretury  invenUu  m  ipaa  Bri- 
Umnia  terminus.  Namque  Clota  et  Bodotria ,  diversi  marie  aestibus  per  immenswn 
reüeetae^  anguHo  terrofum  epatio  dirimiunturj  quod  tum  praesidiia  firmabaturf  atque 
omnit  propior  sinue  tenebatWf  tummotis  velut  in  aliam  (nndam  hoetibtu.  Ueber 
diesen  Wall  handelt  mit  Benutzung  der  englischen  Quellen  Boecking  N.  D.  2, 
887  Anm.    Vgl.  Hflbner  Monatsberichte  der  Acad.  zu  Berlin  1866  S.  794  ff. 

3)  Capltolin.  Anton.  P.  5,  4:  Britannos  per  Loüium  Vrbieum  vieit  legalum 

äUo  muro  eespiticio  eummotii  harbarU  ducto.  Pausan.  8,  43 :  'Avtrovivoc 

dizexiikBxo  ti  xa\  x&v  Iv  Bperravlqi  t?)v  tioX.X'Jjv,  8ti  ^eoßatvetv  %a\  oütoi  ci^v 
SicXotc  "^pEav  ii  t^v  revoüvfov  p.oTpav,  &Tnr]x6ouc  'PoijjLatoiN.  Dio  Cass.  72,  8. 
Orelll  n.  845.  Dass  Antonius  Wall  mit  dem  des  Agricola  ein  und  derselbe  ist, 
wird  allgemein  angenommen.  Vgl.  Mannert  Geogr.  d.  Gr.  u.  Römer  2,  2  (1822) 
S.  67.  113.  215  ff. 

4)  Spart.  Hadr,  5,  2:  Britanni  teneri  tuh  Bomana  ditione  non  poteranl. 
Fronte  p.  200  ed.  Rom.  1823» p.  144  ed.  Rom.  1846  =  p.  218  Naber.:  quid? 
ovo  vestro  Hadriano  imperium  ohUnenie  quantum  militum  a  ludatis ,  quanium  ah 
BfiUannie  eaeeumf 

5)  Spart.  Hadr.  11 :  Britanniitm  petit  m  qua  miäta  correxit  murwnque  per 
octoginta  milia  pasmum  primu$  duxit,  qui  harharoi  Romanosque  divideret.  Bie 
expeditio  Britanniea  des  Hadrian  erw&hnen  die  Inschriften  Orelli  804.  Ben- 
zen 5456. 

6)  Spart.  Sever.  18,  2:  BrÜtanniam,  quod  maximum  eius  imperii  deeua  ett, 
miuro  per  tranaver$am  intulam  dueto  utrimque  ad  finem  Oceani  munivii.  Vgl.  c. 
22,  4.  Aurel.  Vict.  Caes.  20.  Eutrop.  8,  10  (191  Cassiodor  ad  a.  207  in  Momm- 
sen  Die  Chronik  des  Gassiodoms  Senator  p.  640:  Ma  eon$$.  Severus  in  Brittan^ 
nos  heUum  movit,  ubi  ut  tteeptas  provineias  ab  ineursione  barbariea  faceret  «eeii- 


—     133     — 

einer  doppelten  Kette  von  Verscbanzungen.  Die  nördliche  Linie 
ist  gemauert  und  enthalt  84  Gestelle,  die  sttdliche  ist  nur  durch 
einen  ErdwaU  und  dazu  gehörigen  Graben  befestigt.  Die  letztere 
schreibt  man  dem  Hadrian,  die  erstere  dem  Severus  zu^). 

Die  ungetheilte  Verwaltung  der  so  begrenzten  Provinz  'ührtey^,^^^^ 
ein  consulariscber  legtUus  Aug.  pr,  pr.  ^) ,  der  einen  Procurator 
unter  sich  hattet),  bis  sie  im  J.  197  n.  Chr.  nach  dem  Tode  des 
Glodius  Albinus  von  Septimius  Severus  in  zwei  Theile  getheilt 
wurde,  Britannia  superior  und  inferior ^)^  jede,  wie  es  scheint, 
unter  einem  praeses^).  Nach  der  Diocletianischen  Organisation 
hat  das  Land  vier  Provinzen:  1.  Briianniß  prima ,  S.  Btitannia 
secunda,  3.  Maxima  Caesariensis,  4.  Flavia  Caesariensis^)^  wozu 
im  J.  369  als  fünfte  Provinz  Valentia  gefügt  wurde  "^j.  Von  die- 
sen waren  Maxima  Caesariensis  und  Valentia  consularisch,  die 
drei  andern  präsidialisch  ^] . 

Die  Donauprovinzen. 

XVI.  BaetU»> 

■ 

Ration,  welches  den  von  der  Donau  südlich  liegenden  Theil 
Baiems,  den  nördlichen  Theil  von  Tirol  und  den  östlichen  Theil 

riore$,  vaüum  per  CXXXII  paatuum  milia  a  man  ad  mare  duxü.  Die  übrigen 
Zeugnisse  s.  bei  Boecking  N.  D,  2  p.  889  ff. 

1)  üeber  diesen  Wall  ist  die  Hanptantersnchung  C.  Bruce  TAe  Boman 
wall ;  deacripi.  of  the  mttrat  harrier  of  ihe  Nord  of  England.  3  edit.  London 
1867.  4.  Vg:l.  Boeeking  N.  D.  2  p.  887  ff.  Hübner  Monatsberichte  der  Beri.  Acad. 
1866  S.  789. 

2)  Dies  sagt  Tac.  Agr.  14.  Anch  ergiebt  es  sich  aus  den  bekannten  Lega- 
ten, vgl.  Borghesi  Oeuvr,  6  p.  145. 

3)  Proe.  Aug.  prov.  Brüanniae  Orelli  2222.  Henzen  6701.  6936.  C.  /.  Qr. 
6627.    Hübner  Im  Rhein.  Mns.  N.  F.  XIV  S.  361.  362. 

4)  Herodian.  3,  8,  2:  (Severus^  Stoix^ac  ^i  tg^  "Mrä  t9|v  Bperravtav  xal 

SttXtbv  c(c  Wo  '|jj6fj.ov(ac  ti^>'  toö   IOvooc  wuolav elc  •W|>'    r«6ji7)v  i^7re(- 

ftxo.  Von  der  Bperrovia  i^  ävra  spricht  Dlo  Gass.  öö,  23  schon  bei  der  Aufzah- 
lung der  Legionen  unter  Augnstus,  offenbar  den  Namen  anachronistisch  anwen- 
dend ;  pfcvineia  BriUatmia  H^erior  hat  die  Inschr.  Henzen  741 4ß  (p.  494)  und 
die  fragmentirte  Inschrift  t.  Musti  in  Gntfrin  Voy.  Areh,  dana  la  rigenee  de 
TunU  2  p.  102  n.  2%.  Die  Art  der  Abgrenzung  Ist  unbekannt.  8.  Hübner  im 
Rhein.  Museum  N.  F.  XII,  84. 

5)  Ulpian.  Dig,  28,  6,  2  $  4:  qwu  aenteniia  reseripio  hnperaiorU  noetri 
(dies  ist  Caracalla.  S.  Fitting  Ueber  das  Alter  der  Schriften  Römischer  Juristen, 
Basel  1860  S.  43)  ad  VMum  Lupwn  BriUanniae  praeeidem  eon^robata  eet. 

6}  Verzeichnlss  yon  297  S.  510. 

7)  Ammian.  28,  3,  7. 

8)  Not,  Dig.  Oee.  c.  22.    Boecking  2  p.  500  ff. 

9)  Ueber  diese  Provinz  handelt  erschöpfend  Mommsen  C.  7.  L.  III  p.  706  ff. 
S.  auch  P.  G.  PUnta  Das  alte  Raetien,  Beriin  1872.  8.  J.  S.  Dougiass  Die  Rö- 
mer in  Vorarlberg,  S.  Gallen  1871.  4. 


_     134     — 

der  Seh  weis  lunfassi^),  wurde  im  Jahre  739  =  15  von  den  Stief-» 
söhnen  des  Augusios,  Drusus  und  Tiberius  unterworfen  und  zur 
ProTins  gemacht^).  Drusus  schlug  die  Rttter  in  den  iridenti- 
nischen  Alpen  ^,  drang  über  den  Brenner  sum  Aenus  (Inn)  und 
dem  Lande  der  Breuni  vor^)  und  erttffiiete  so  die  Strasse  von 
Italien  bis  sur  Donau  ^) ;  Tiberius  kam  seinem  Bruder  von  Gallieii 
aus  Kur  Httife,  schlug  am  Bodenaee  (locus  BrigatUmus)  die  Vin- 
delici  und  gelangte  bis  zu  den  Quellen  der  Donau  ^) .  Auf  diesen 
Sieg  bezieht  sich  die  Inschrift  des  iropaeum  Alpiumf  welches  der 
romische  Senat  und  das  römische  Volk  im  Jahre  747  «»7  cbm 
Tiberius  errichtete'), 
ril^  P^  Regiert  wurde  Ration  zuerst  von  einem  Procuralor  oder  mit 
^^*'  vollständigem  Titel  procurator  et  pro  legato  provmdae  Raetiae  H 
Vindeliciae  et  VcUlä  Poeninae^],  welchem  nur  einbeimisehe  ala€ 
et  cohortes  zur  Verfügung  standen  9);   If.  Aurd   legte  indess  die 

1)  Aasfahrlich  alnd  die  Oieiueo  betttmmt  "poa  Mommsen  a.  a.  O.  p.  707. 
Planta  S.  55  ff.,  welcher  letztere  auch  eine  Karte  der  Provinz  entworfen  bat. 

2)  Vellei.  2,  39:  Baetiam  avUm  et  FMdeUeoa  —  nova$  1mperk>  nottm  mb- 
iunxU  provineia9.  Liv.  ep.  138 :  Baeti  a  Tiberio  Nertme  et  Dnuo  Coetam  pri- 
vignis  domitt  Säet.  Oet,  21.  Tib.  9.  Horat.  Od.  4,  4,  17;  4,  14,  6  ff . ;  4,  15,  21. 
Flonu  4,  12,  4.  Oros.  6,  21.  Aurel.  Vict.  ep.  1.  Eutiop.  7,  9. 

3)  Dio  Cass.  54,  22. 

41  Horat.  Od,  4,  14,  11;  4,  4,  17.   Florua  2,  22  (4,  12). 

5)  Daher  sagt  sein  Sohn  Claudius,  welcher  diese  Strasse  spater  haute,  in 
der  Inschr.  Marini  Arvali  p.  77;  Ti/CUmdhu  DruHf.  CatMr  Aug.  Germanieut, 
fontifex  maxitmu,  triburäeia  poteHate  VI,-  0)i.  /K,  /mp.  X/,  p.  p.  eensor,  otom 
Claudiam  Auguttam,  quam  Drunu  pater  Alptbut  heUo  patefaetU  detiomvit,  muntt 
ab  AUino  uaque  ad  flwnen  DanuvUtm.  MP.  CCCL.  Ueber  diese  Strasse  s.  Psll* 
hausen  Beschreibung  der  rom.  Heeistrasse  von  Verona  nach  Augsburg,  München 
1816.    Plante  a.  a.  A.  S.  75  ff. 

6)  Strabo  7  p.  292. 

7)  Plin.  N.  H.  3  %  136:  hnperatori  CaetaH  Divi  f.  Aug.  ponüfid  maxmno, 
imp.  XIIIJ,  tribunieiae  poteitaiu  XVII  8^B,  q%u>d  eku  duetu  auipieUsque  genUe 
Alpinae  omnet  quae  a  mari  supero  ad  mferum  pertinebani ,  itt6  imperlum  pop. 
Rom.  9UfU  redactae.  Es  folgen  die  Namen  von  44  Yölkerschaften ,  Ton  welchen 
aber  nur  ein  Theil  nach  BaeUen  gehört.  S.  Mommsen  p.  706. 

8)  Tac.  Bist.  1,  11:  BaeUa,  Norkwn,  7%rada  el  quae  aliae  proemaioribu» 
eohibentur.    Genannt  werden: 

Poreiua  SeptinUnui  procurator  im  J.  68.    Tac.  J7M.  3,  5. 

Ti.  Julius  AquiLinua  a.  108.   C.  J.  L.  UI  p.  867. 

Q.  CaieUiuM  Cisiaeui  —  proeur»  Augu$tor,  et  pro  leg.  provindai  SaitkU  et 
VindOie.  et  VaUis  JPöenin.  OrelH  486  »  C.  /.  L.  Y,  3936.  (Die  vtdlh  Poeniha 
hat  einen  eigenen  praefeetus,  Henzen  n.  6939.) 

T.  Varius  Clemeru  proe.  —  RaeUae,  OreUi  485.  C.  I.  L.  in,  5211.  5212 
um  152. 

L.  Tit[ulenu8 proe.]  Aug.  BaeUae  e[t  Vtnddkiae],  Henzen  BuUett,  1860 

p.  200. 

Die  Inschrift  Grat.  446,  3  Ut  llgoriaaisch*   S.  Borgfaesi  Otuvree^S,  186. 

9)  Tac.  HiBt.  1,  68. 


—     135    — 

von  ihm  neu  errichtete   legio  111  Ilalica  oder  Ccncordia^]  nacb^ri^^iteinan 
Rätien^)  und  seit  dieser  Zeit  war  der  Cominandeur  derselben  zu- 
gleich Statthalter  der  Provinz  mit  dem  Titel  legatus  Augusti  pro 
prctetore  legionis  III  lialicae^]^  bis  unter  Diocletian,  unter  welchem  wim zu ita- 
sich  schon  im  J.  890  ein  praeies  provinciae  Raetiae  vir  perfec-  •"••■®*®"' 
Uisimus  flndet^),  die  Provinz  mit  der  Diöcese  des  vicarius  Italiaß 
vereinigt  wurde.    Unter  den  wenigen  Städten  Rfitiens  war  Augusta 
VmdeUcorum  die  bedeutendste.     Gegrtindet  unter  Augustus,  war 
sie  wohl  Anfangs  ein  forum  ohne  Stadtrecht,   später  heisst  sie 
municipium  ^) . 

XVIX«  Norieui&0> 

Im  Jahre  706  =  48  war  Noricum  ein  Königreich,  welches  Regnum 
im  Bürgerkriege  zwischen  Cttsar  und  Pompeius  auf  Seiten  des 
ersieren  stand ^).  Als  im  J.  738  =  46  die  Noriker  und  Pannonier 
einen  Einfall  in  Histria  machten,  wurden  sie  von  dem  Proconsul 
von  Ulyricum,  P.  SiUus  geschlagen^]  und  scheinen  sich  in  Folge 
dieser  Schlacht  ohne  weiteren  Widerstand  unterworfen  zu  haben  ; 
denn  in  der  Inschrift  des  tropaeum  Alpium  wird  ihrer  nicht  ge- 
dacht.   Seit  dieser  Zeit  wird  Noricum  provincia  genannt^),  inso- 

1)  C.  /.  L.  in,  1980. 

2)  Dio  Casg.  55,  24. 

3)  Inschr.  y.  Augsburg  C.  /.  L.  UI,  5793:  Applos  Cl.  Lateranus  —  leg, 
Aug,  pr,  fT,  leg.  JJI  Ital.  Aasserdem  kommt  vor:  Olus  Terentias  Pudens  — 
leg.  Augg.  leg,  XIIl  Oem.j  leg,  Augg.  pro  praet.  provinciae  Retiae,  Orelli  1943 
=  C.  /.  L.  III,  993 ;  C.  Octavius  Sabinus  —  legalw  [Aug.]  pr,  pr,  prov,  Baet. 
a.  213.  Mommsen  Ephem.  epigr.  1872  p.  130.  135.  [Aelios  Diolnysiaa  leg.  Aug, 
pr.  pr,  C.  /.  L.  in  5874;  Petronius  Pollanus  leg.  Aug.  pr,  pr.  Raei,  ib.  n.  1017. 

4)  C,  I,  L,  III,  5810. 

5)  C.  /.  L.  ni,  5800.  Wenn  Tac.  Oerm.  41  sagt:  (^Hermwiduris)  toUs  Ger^ 
manorum  non  in  ripa  eommercium,  »ed  penitut  atgue  in  tplendidiuima  Baetiae 
provinciae  eolonia^  so  meint  er  obne  Zweifel  Augsburg,  colonia  scheiot  er  die 
Stadt  aber  nur  zu  nennen,  insofern  sie  eine  römische  Gründung  war,  nicht,  weil 
sie  das  Hm  eoUmiae  Romanae  hatte.  S.  über  diese  Stelle  Zumpt  Comm.  ep.  1 
p.  403.  Mommsen  C.  i.  L.  III  p.  708. 

6)  Auch  diese  Provinz  behandelt  Mommsen  C.  /.  L.  III  p.  587  fr.  Vgl. 
Muchar  Das  rdm.  Norikum ,  Gritz  1825.  8.  G.  v.  Ankershoven  Handb.  der  Gesch. 
des  Herz.  Kärnten  Bd.  I,  KlagenfVirt  1850.  8.  Büdinger  Oestreichische  Geschichte 
bis  zum  Ausgang  des  13ten  Jahrhunderts  Bd.  I,  Leipzig  1858.  8.  Aschbach  l'eber 
die  rom.  Bfilitilrstationen  im  Ufer- Noricum,  Wien  1861.  8.  v.  Jabomegg- Alten- 
fels Kirntens  Römische  Alterthümer,  Klagenfurt  1870.  4.  L.  Grotefend  Epigra- 
pUsehes,  Hannover  1857.  8. 

7)  Caesar  B.  C,  1,  18. 

8l  Dio  Cass.  54,  20.   Vgl.  Strabo  4  p.  206. 

9)  Velleius  2,  39 :  Bhaetiam  autem  ei  VirukUeoe  ao  Norieo»  Pannomamque 
ei  8cordUeo$  ncvae  impetio  noeifto  whimnxü  provineias.    Tac.  ilfin.  2,  63:  Danu- 


—     136     — 

fem  es  dem  rtfmiscben  Reiche  einverleibt  wurde ;  eine  eigentliche 
Organisation  als  Provinz  indessen  erhielt  es  nicht  sofort,  sondern 
es  blieb  ein  Königreich  mit  dem  Namen  regnum  Noricum  ^) ,  dessen 

PMcTOto*  I^^^^rung  ein  kaiserlicher  prociira^or^j  führte,  der,  wie  der  prae-- 
fectus  Aegypti  als  ein  Yicekönig  zu  betrachten  ist  und  über  eine 
römische  Truppenroacht  nicht  verfügte.  Erst  unter  M.  Antoninus 
kam  die  legio  II  Pia^)^  hernach  IlcUica  genannt,  nach  Noricum ^) , 

•'*J^* •!■•■  und  seit  dieser  Zeit  wurde  der  Legat  dieser  Legion,  wie  dies 
auch  in  Raetia  und  Numidia  vorkommt,  Statthalter  der  Provinz  ^) . 
Unter  Diocletian  ist  auch  Noricum  in  zwei  Theile  getheilt  wor- 
den, nämlich  Noricum  ripense  und  Noficum  viedtterraneum,  jedes 
unter  einem  Präses  <^).  Als  römisdie  Colonien  lassen  sich  mit 
Sicherheit  nur  zwei  Städte  nachweisen,   Virunum^j    (Hariasaal) 


v<tim,  ftia  NorUam  provmeiam  praefkUt.  Ptolemaens  2,  13,  2 :  xä  p^  (uOftixib- 
Tcpa  xfj«  inapYJLa^.    Qrut.  1028,  6  (unter  Traian):  p«)c(tiraeor)|pr(w.  Noricae, 

1)  YeUei.  2,  109.  Suet.  Tib.  16.  So  heisst  es  in  den  offlciellen  Titulata- 
Ten:  proettrator  regni  Noriei  (s.  die  folgende  Anm.),  dispensalor  p.  T(€gfU)  Noriei 
(a  /.  L.  III,  4828);  tab(ularm8)  p.  r.  Noriei  (OrelU  2348  =»  C.  i.  L.  4800); 
arcar(iu$)  tegn.  Norie,  (OreUi  495  =  C.  /.  L.  lU,  4797). 

2)  Tac.  Hi»t.  1,  11;  1,  70.  Das  Yerzeichniss  der  Piocnratoren  von  Nori- 
cum, welches  Seidl  Sitzungsberichte  der  phü.  hist.  Classe  der  Wiener  Aoademie 
1854  S.  62  ff.  zusammengestellt  hat,  kann  jetzt  sehr  veryoIUtändlgt  werden. 
Es  kommen  vor :  unter  Claudius  (41— -54) :  G.  Baebius  Atticus  —  procurator  Ti. 
ClaueU  CaetarU  Aug,  Oermanici  in  Norico,  Henzen  6938  =  C.  /.  L.  lU,  1838; 

unter   Traian :    Paetus  Memmins  Apollinaris proc.  prov(ineiae)  Norieaef 

Ömt.  p.  1028,  6.  Vgl.  C.  /.  L.  III,  5179 ;  unter  Antoninus  Plus :  M.  Bassaeus 
Rufus  —  proc.  regni  (nori}ei,    Henzen  Inscr,  III  p.  372;  ohne  Zeitangabe:  Tl. 

Cl.  Priscianus proc.  regni  Noriei,  Renler  Inter.  d'Alg.  n.  3889 ;  endlich  In 

einheimischen  Inschriften  mit  dem  kurzen  Titel  proc.  Aug. :  Flavius  Titianus, 
C.  1.  L.  ni,  5164.  5172;  ülp.  Victor  (um  158)  ib.  5161.  5169;  üsienus  Secun- 
dus  im  J.  158  n.  5162.  5166;  G.  Antistius  Auspex  n.  5173;  Q.  CaecUius  Red- 
ditus  n.  5163;  G.  Rasinius  Silo  n.  5165;  Q.  Lisinlns  Sabinus  n.  5167.  5168. 
5175.  5176;  L  .Cammius  Secundinus  n.  5328;  Drusius  Proculus  n.  5170;  C.  Cen- 
sorinus  Niger  n.  5174.  5181;  Plautlus  Gaesianus  n.  5177;  M.  Porcius  Verus 
n.  5317;  G.  Antonius  Rufus  n.  5117.    Gaecüius  luventianus  n.  5182. 

3)  C.  /.  L.  m,  1980. 

4)  Dio  Gass.  55,  24. 

5)  Renier  Inacr.  de  l'Alg.  n.  101 :  G.  Marcinius  DeciaHus,  v.  e.  leg.  Augg, 
pr.  pr.  prov.  NunUdlae  et  Noriei.  C.  1.  L.  III,  5746:  curante  M.  luventio  Suro 
Proeulo  leg.  pr.  pr.  im  J.  201.  Tl.  Cl.  Gandidus  —  leg.  Augg.  pr.  pr.  pro- 
vinciae  —  Noricae  unter  Severus  und  Garacalla.  Orelli  798.  Henzen  Inser,  III 
p.  78. 

6)  Not.  Dign,  Oee.  p.  10  und  Boecking  p.  146.  Rufus  brev.  8.  Ein  p(raeäei) 
p(rovineiae')  N(pric()mt  (d.  h.  mediterranei)  kommt  zuerst  vor  311.  S.  Orelli  1064. 
Später  werden  diese  praesides  erwähnt  Henzen  5258.  5259  ss  C.  /.  L,  III,  5209, 
vgl.  5207.  5208.  5326. 

7)  OrelU  3504. 


~     137     — 

and  Ovilava    (Wels) ,    welche    letztere   col   Aurelin  Antoniniana 
Ovilava  beisst^). 

XVIIL  XDC  Paxmoziia>> 

Viel  grösseren  Widerstand  als  die  Noriker  traben  den  Römern  Krob«ning 
die  Pannonier  geleistet,  deren  Land  erst  nach  langen  Kämpfen 
stückweise  occupirt  werden  konnte.  Den  ersten  pannonischen 
Krieg  führte  in  den  Jahren  719—20  =  35—34  Octavian  selbst. 
Er  drang  bis  zur  Donau  vor^)  und  eroberte  die  Stadt  Siscia  am 
Einfluss  des  Colops  in  den  Savus^],  welche  er  besetzt  behielt^ 
um  sie  zum  Ausgangspunct  späterer  Unternehmungen  zu  be- 
nutzen^). Zu  einer  wirklichen  Unterwerfung  des  Landes  kam 
es  indessen  erst  im  zweiten  pannonischen  Kriege^  welcher,  von 
Agrippa  und  M.  Vinicius  begonnen  <^),  in  den  Jahren  742 — 745 
=  i  2 — 9  von  Tiberius  beendigt  wurde  7) .  -  Das  in  demselben  ge- 
wonnene Terrain  wurde  zu  Illyricum  gezogen  und  diese  Provinz 
bis  zur  Donau  hin  erweitert^].  Obgleich  aber  Tiberius  zur  Siche- 
rung der  neuen  Eroberung  kein  Mittel  unversucht  gelassen  und 
den  grössten  Theil  der  waffenfähigen  Männer  als  Sclaven  in  das 
Ausland  verkauft  hatte®),  so  erneuerte  sich  nochmals  der  Auf- 
stand in  den  Jahren  6 — 9  n.  Chr.  und  es  bedurfte  eines  noch- 
maligen zweijährigen  Feldzuges  unter  dem  Gommando  des^Ger- 
manicQs  und  Tiberius,  um  denselben  niederzuwerfen  ^^) .  In  Folge 
dieses  letzten  Sieges  wurde  im  J.  10  n.  Chr.  Pannonien  als  eine 
eigene  Provinz  organisirt^^).    Wenigstens  hatte  im  J.  44  n.  Chr. 


1)  C.  /.  L.  in,  5606.  5630. 


2)  8.  Mommsen  C.  /.  L.  in  p.  415  ff. 

3)  Dio  Gms.  50,  24. 

4)  Dlo  Ca86.  49,  36  ff. 

5)  Dio  Gm8.  49,  38.    Appian.  lUyr,  24. 

6)  Yelleliu  2,  96. 

71  Dio  Oam.  54,  31-«34.  36.   VeU.  2,  39.  LW.  epit.  141.   Säet.  Äug.  21. 

8)  Honnin.  Anc.  5,  44  o.  30  nach  Mommsens  Restitntion  (JB«  g,  D.  Aug, 
p.  86):  Paimoniomm  gtnteSy  gm»  anU  me  prineipmi  popuU  Romani  exercitui 
fnmgiforn  aiUt,  dtvietai  ptr  Ti,  Neronenif  qiU  tum  erat  privignu$  et  legatnu  meu9, 
imperU}  popuÜ  Romani  msbUei  prahüique  fini»  lUyriei  ad  ripam  flumMM  DamtvU, 
Tiberins  scheint  damals  UgaiuB  Aug.  pr.  pr.  JUyHei  gewesen  eu  sein;  ebenso  ist 
im  J.  6  n.  Chr.  Yalerins  Messalinns  t9Jc  ^Xfxorlac  "mX  t?)«  Ilawoviac  ^pYov, 
Dio  Gas«.  55,  29. 

9)  Dio  Oass.  54,  31. 

10)  Dio  Cass.  55,28—32;  56, 1.  Yell.  2, 110—115.  Zonar.  10, 37.  8aet.  T&.  16. 

11  j  BoTghesi  Otuvres  4,  457.  8.  Rnfus  hrev,  7:  Baione,  ^mnonhrum  rege, 
mtbaeto  m  ditionem  wMram  Pannoniae  venierunt,  Zumpt  Siudia  Bomana  p.  116 
llsst  die  Provinz  erst  im  J.  20  n.  Chr.  einrichten. 


—     138     — 

'  Pannimia  sdion  einen  .eigenen  Legaten,  lunius  Blaesus,  welcher 
drei  Legionen  commandirte  i)i  während  der  südliche  Theil  Illy- 
riens  (tnarüma  pars  lUyrici)  gleichzeitig  unter  einem  andern 
Statthalter,  dem  P.  Dolabella,  aland^).  Wahrend  des  ersten  Jahr- 
hunderts blieb  die  Provins,  welche  damals  noch  nicht  ihren  nach- 
herigen  Umfang  gehabt  zu  haben  scheint'),  ungetheilt  unter  einem 
consularischen  legatus  AugusÜ*),  Zwischen  dem  Jahre  4  02,  in 
welchem  der  erste  dacische  Krieg  ^) ,  und  dem  Jahre  1 07,  in  wel- 
chem der  zweite  endete*),  wurde  indessen  die  Provinz  in  zwei 
Theile,  einen  westlichen,  Pannonta  inferior ^  und  einen  östlichen, 
"J'^WJ!^»  Ponnonia  superior,  getheilt^),  die  Grenze  des  römischen  Gebietes 
v.Mip«H(M-.  bis  zur  Donau  vorgeschoben  und  später  von  Hadrian  durch  die 
Anlage  der  Colonien  Aelia  Mursa  und  Aelia  Aquincum  gesichert^). 
Pannonia  inferior  hatte  anfänglich  einen  prätorischen  Legaten  und 
als  Besatzung  eine  Legion^),  unter  und  nach  M.  Aurel  einen  con- 
sularischen Legaten  ^<^),  der  indess  ebenfalls  nur  eine  Legion  com- 


1)  Tac.  Ann.  1,  16,  der  dieselben  PannonieaB  legionea  nennt. 

2)  VeUel.  2,  i2ö.  Vgl  Grut.  p.  396,  1  =  C.  /.  JL.  III,  1741 :  P.  CorrMo 
DolabcUae  —  Ug.  pro  pr.  Divi  AuffUsU  et  Ti.  Caeiari»  Augutti  eivitaU»  9iiperiorU 
provinciae  HiUyrici. 

3)  Den  limes  scheinen  damals  die  Städte  Garanntom,  Poetovio  ond  Siscia 
gebildet  zn  haben.  Mommsen  C.  /.  L.  III  p.  416. 

4]  Borghesi  Oeuvre$  Ö,  353.  Auch  Blaesas  war  bereits  763  =  10  Consul  ge- 
wesen, ehe  er  legatu»  Pcmntmiat  wurde.    Borghesi  Oeuvret  4,  449.  458. 

ö)  Im  J.  102  and  wahrscheinlich  bis  xom  Fr&hjahr  103  fßhrt  der  Consnlar 
Q.  Glitius  Agricola  noch  den  Titel  Ug.  propr.  [imp.  Nervae]  Traiani  —  provm- 
eiae  Pannonkie  (Henzen  5449.  Borghesi  Annali  1846  p.  343.  1855  p.  24.  Oeuvre» 
3,  72),  wie  ihn  auch  seine  Yoiganger  G.  Calpetanns  Kantins  Quirinalis  unte? 
Yespasian  (Henzen  6495),  L.  Funisnlanua  Yettonianus  (Henzen  5431.  5432. 
Borgh.  Oetiof.  3,  73)  und  L.  Neratius  Priscus  (Henzen  5446.  6562.  Borghesi 
OciftTTCS  5,  353)  unter  Domitian  fQhrten. 

6)  Im  J.  107  war  der  nachherige  Kaiser  Hadrian  prätorischer  Legat  von 
Patmiiüa  inferior,  Spartian.  Hadr,  3 :  praeior  faetua  est.  —  Legalus  poitea  praeto- 
riua  tn  Pannoniam  inferiorem  mtssiis  Sormatas  compremt.  Athenische  Inschr. 
Awnali  1862  p.  139 :  P.  Aello  P.  f,  8erg,  Hadriano  —  Ug,  pro  pr,  imp.  Nervae 
Traiani  Caeearie  Aug.  —  PamionJae  inferioria.  Ueber  das  Jahr  s.  Borghesi  und 
Henzen  a.  a.  0.  p.  155. 

7)  Seitdem  sind  beide  ProTinzen  nachweisbar.  So  heisst  es  z.  B.  in  dem 
BlUiardiplom  d.  J.  114,  Henzen  n.  6857«»  AnnaU  1855  p.  22:  et  sunt  in  Pa$^ 
nonia  inferiore  eub  P.  Af^ranio  Flaviano.  Ueber  die  Zeit  der  Theilung  der  Pro- 
vinz s.  Borghesi  Oew^ret  3,  72;  5,  353.  367  und  in  Mommsen  /.  N,  u.  4931. 
Henzen  AnnaU  1862  p.  155.  156  und  in  Borghesi  Oeuvres  3,  76.  Mommsen 
C.  /.  L,  III  p.  415.  Die  Grenzen  beider  Provinzen  giebt  Ptolemaeus  2,  14.  15 
an.  Ygl.  Muohar  Das  röm.  Norikum  1  S.  2  und  desselben  Gesch.  des  Herz. 
Steieraark,  Gr&tz  1844.  8  Tb.  I  S.  18  ff. 

8)  Mommsen  0.  J.  L,  IH  p.  415. 

9)  Moransen  a.  *.  O.  p.  416. 

10)  S.  hier&ber  Beruhest  AmuU  1855  p.  24  f.  «a^Oeiiofe«  8,  456  ff. 


—     139     — 

mandirte  und  mit  seineoi  Hauptquartier  in  Acumiucum  staud^), 
bis  dieses  uuter  Diocletiau  nach  Aquincum  verlegt  wurde  ^j ;  Pon- 
nonia  ntperior  dagegen  behielt  den  consulariscben  Legaten,  wel- 
cher vorher  die  ungetheiite  Provinz  verwaltet  hatte').  Er  hatte 
unter  sich  drei  Legionen,  deren  Hauptquartiere  seit  Antoninus 
Pius  Brijgetio,  Camuntum  und  Vindobona  waren  ^). 

Das  Land  hatte  ursprünglich  wenig  Städte  und  war  in  pagi  stMtaui. 
getheilt,  in  welchen  vici  lagen  ^).  Die  grosseren  Städte  sin4  rO» 
mischen  Ursprungs,  wie  in  PanH(mia  inferior  Sinnium  oder  Co* 
lonia  Fla  via  Sirmium  (Mitrovic),  von  Yesposian  oder  seinen  S(di- 
nen<^),  Colonia  Aelia  Mursa  (Eszeg)  von  Hadrian^)  herrührend, 
Aquincum  (Alt-Ofen) ,  seit  Hadrian  Hunicipium ,  seit  Septimius 
Severus  Golonie  mit  dem  Namen  Colonia  Aelia  Septimia  Aquin- 
cum ^} ;  in  Poimonia  superior  Colonia  Claudia  Savaria  (Stein  am 
Anger),  Golonie  des  Claudius^),  Colonia  lulia  Emona  (Laibach), 
schon  von  Plinius  erwähnt  und  später  zu  Italien  gerechnet  i<>), 
Siscia  (Sziszek),  von  Augustus  erobert  im  J.  7<9=35,  Cdonie 
wahrscheinlich  seit  Yespasian,  später  Colonia  Flavia  Septimia 
Siscia  genannt  ^^);  Colonia  Ulpia  Traiana  Poetovio  (Pettau)^^) ;  Bri- 
getio,  zuerst  ein  Castell,  dann  Municipium,  zuletzt  Colonie^'), 
Camuntum  (Petronell),  zuerst  Municipium  Aelium  Camuntum  ^^) , 
später  Colonie  ^^),  ferner  Municipium  La tovicomm  (Treffen),  Muni- 

1}  PtolemMQf  2,  15,  5. 

2)  Itfnerar.  Anton,  p.  245. 

3)  Pio  Cass.  78,  13.  So  war  CUvdlus  Maxirnns,  leg.  Aug.  Pcmnonlo«  tu- 
periori»  im  J.  163  (Militiidlplom  Marini  ArvcM  p.  464),  Oonsnl  gewesen  c.  144. 
Waddington  in  Borghesi  O^potu  8  p.  460.  Die  Übrigen  NachirelBungen  giebt 
Borgbefi  Otuwru  8,  456  ff. 

4)  Mommsen  C.  /.  L.  m  p.  481.  482. 

5)  Appian.   iUyr.  22:   &Xi6(v}(  hi  iffitv  ifj  Ilai^oiv' «al  o6  ic6Xtu 

&COUV  o(  Ilalovc«  oT(a,  dXX*  dypoö^  ^  xc6(iac  «aTd  ouTfivciov.  Inschr.  Maiinl 
itrvdii  p.  477 :  —  ex  Pen».  8uip.  notiu  ad  Aqua»  SaUMos  pago  loviata  Vko  Coe  . . 
netOnu,  an  weleher  Stelle  mehrere  Umliehe  Inachrfflen  znsammengestelU  sind, 
lieber  die  pagi  der  Donanprovinzen  8.  auch  Mnchar  1  S.  150  ff. 

6)  C.  /.  L.  in  n.  3230.  3242.  3243.  3683. 

7)  Steph.  Byz.  s.  ▼.  Vgl.  C.  /.  L.  III  n.  3279.  3280.  Golonie  beiset  die 
SUdt  Ptolem.  2,  15,  7.  C.  i.  L.  lU  n.  3288.  3560. 

8)  Momrasen  0.  /.  L.  III  p.  439. 

9)  PUn.  N.  H.  3,  146.    Mommaen  a.  a.  O.  p.  526. 
10)  Plin.  iV.  H.  3,  147.    Mommsen  a.  a.  O.  p.  489. 
lll  Mommsen  a.  a.  O.  p.  501. 

123  Mommsen  a.  a.  O.  p.  510. 

13)  C.  /.  L,  in,  4335. 

14)  C.  I.  L.  m,  4554.    OrelU  2676. 

15)  C.  /.  L.  m,  4236.  4567.  4539. 


—     140     — 

cipiom  Flaviom  Neviodunum^),  Manicipium  Andautonia^),  Mudi- 
cipium  Flaviam  Scarbantia  (Oedenburg)  ^j,  Municipium  Yindobona 
(Wien),  wahrscheinlich  von  Vespasian  angelegt^). 
iiaUimc.  Unter  Diocieiian  erlitten,    wie  die  meisten   Provinzen,   auch 

die  beiden  Pannonien  eine  weitere  Zerstückelung^).  Pannonia  in- 
ferior zerfällt  seitdem  in  zwei  Theile,  von  denen  der  nördliche 
von  Diocietians  Tochter,  der  Gemahlin  des  Galerius,  den  Namen 
Valeria  erhielt^]  und  einem  praeses  und  einem  dux  untergeben 
wurde,  deren  Residenzen  Sopianae  (Fünfkirchen)  7)  und  Äquin- 
cum  waren  ^).  Der  südliche,  mit  der  Hauptstadt  Sirmium*),  hiess 
nunmehr  Pannonia  secunda  und  stand  unter  einem  constilaris^^ 
und  einem  dux^^).  Pannonia  superior  wurde  gleichzeitig  nicht 
nur  überhaupt  verkleineit,  indem  Poetovio  zu  Noricum  gezogen 
wurde  ^^),  sondern  ebenfalls  in  zwei  Theile  zerlegt.  Der  nörd- 
liche hiess  Pannonia  prima  und  erhielt  einen  praeses  ^^  und  einen 
diix^*)  und  zum  Hauptort  wahrscheinlich  Savaria  (Stein  am  An- 
ger) **) ,  der  südliche ,  Savia  oder  Pannonia  ripariensis  *«) ,  einen 
correcft>r*^),  der  in  Siscia  residirte*^). 


4)  c.  i,  L, 

5}  Die  neu( 


1)  Mommsen  a.  a.  0.  p.  496.  498. 

2)  CLL.  UI  n.  4013. 

3)  C.  /.  L.  m  n.  4192  ff. 
m  n.  4657. 

neuen  Provinzen  nennt  schon  das  veroneser  Verzeichuiss  S.  510. 

6)  Ammian.  19,  11,  4:  Valeriam  venitf  partem  qtiondcan  Parmonia€  $td  ad 
honortm  Valeriae  DiocUtiani  filiae  et  irutUulam  et  ita  eognominaUun,  Aar.  Vict. 
C€i€9.  40,  10 :  (Galerins)  provmeiam  uxorU  nomine  VaUriam  appellavit.  Die  Pro- 
vinz wird  erwähnt  im  veroneser  Yerz.  p.  510,  bei  S.  Rufus  br.  8,  Poiemius 
Silvias  p.  254,  Zosimus  2,  33,  fehlt  aber  ans  unbekannten  Gründen  in  der  JVo- 
UUa  Dignüatum  Oce.  c.  2,  wahrend  von  ihr  handelt  c.  32.  S.  hierüber  Boecking 
p.  144.  691.  1193.  Mommsen  zu  Polem.  Silv.  S.  263.  Ammian.  28,  3,  4  nennt 
sie  Valeria  Pannoniae  zum  Unterschiede  von  Valeria  Italiae, 

T)  Ammian.  28,  1,  5.    Boecking  ad  N.  D.  Oce,  p.  691. 

8j  Ein  dux  Valeriae  wird  erwähnt  Ammian.  29,  6,  3.  In  Aquincum  musste 
er  reeidiren,  weil  dort  noch  unter  Diocletlan  die  leg.  Jl  adivJt,  stand.  Itiner.  Anton, 
p.  245.   Böcking  iV.  D.  Oce.  p.  1194. 

9)  Böcking  ^.  D.  Oce.  p.  310.  1179.   Mommsen  C.  /.  L.  HI  p.  416. 

10)  Böcking  a.  a.  0.  p.  1178.    Henzen  n.  6916. 

11)  mt.  D.   Oec.  c.  31  p.  91. 

12)  Mommsen  C.  1.  L.  m  p.  482. 

13)  Not,  D.  Oce.  p.  6. 

14)  Not.  D.  Oec.  p.  4. 

15)  Böcking  a.  ».  0.  p.  1194.   Mommsen  C.  /.  L.  III  p.  525. 

16)  Böcking  a.  a.  0.  p.  142  ff. 

17)  Not.  D.  Oce.  p.  6. 

18)  Böcking  a.  a.  0.  p.  347. 


—     141 


ZX.  niyiicani,  spater  Dalmatia  ^). 

Der  Name  Illyricum  dienl  den  Allen  zur  ethnographischen  Be-  ^^{[^c^*; 
Zeichnung  aller  der  stammverwandten  Völker,  welche  sich  von  IJJ'T'*" 
den  Alpen  Östlich  bis  zum  Ausfluss  der  Donau  und  von  der  Donau 
südlich  bis  zum  adriatischen  Meere  und  zum  Hamus  hinziehn^). 
Es  gehörten  dazu  die  römischen  Provinzen  Dalmatia,  Pannonia, 
Moesia'),  nach  Appian  auch  Raetia  und  Noricum^)^  weiche  in  der 
ganzen  Kaiserzeit  in  Betreff  der  Steuerverwaltung  eine  Einheit 
unter  dem  alten  Namen  Illyricum  bilden^)  und  deren  Truppen 
oft  als  exercitus  Illyrici  erwShnt  werden«),  femer  Dada 7),  end- 

1)  lieber  diese  Provinx  handelt  MommBen  C.  /.  L.  lU  p.  278  ff.  Die  Schreib* 
art  Ddmatia^  welche  TacltuB,  Yelleius  und  Dio  Cassius  befolgt  za  haben  geheinen, 
war  nicht  allgemein;  in  offlcielien  Docamenten  finden  sich  beide  Formen,  Dal- 
maUa  und  Delmaiia. 

2)  Appian.  lUyr.  1 :  lXXup(ouc  ^EXXi^vec  fj^ouvtai  xoOc  &Tc£p  tc  Maxe^o^lav 
xal  8p^x7]v  d.T:h  Xa^vcov  %a\  BeOTrpcoTdiv  irX  TioTafjiöv  'lorpov.  Eine  brauchbare 
UnCersuchung  Über  den  Begriff  IllyrienB  ist  A.  M.  Poinsignon  Quid  praeeipue 
apud  Bomanoa  aduique  DioeleUani  iempora  lUyriewm  fatrit^  Parisiis  1846.  8  mit 
einer  Karte. 

3)  Snet.  TQ).  16:  Mo  lUyrUo ,  quod  Häer  ItaUam  regmanque  Noriemn  et 
Thraeiam  €i  Maeedcniam  inttrque  bcmmbhun  flwnen  H  iinum  marts  AdriatM 
paUt,  perdomiio.  Suet.  Aug.  21.  Strabo  7  p.  313  ff.  Joseph.  B.  lud.  2,  16,  4; 
Tac.  Hitt.  1,  2.  76.  Arm,  1,  46. 

4)  Wenn  Appian.  ZU.  6  nicht  nnr  die  Dalmater,  Paanonler  imd  Moeser, 
sondern  auch  die  Biter  und  Noriker  ta  Ulyrien  rechnet,  so  befindet  er  sich 
nicht  nur  mit  den  In  der  vorigen  Anm.  angeführten  Stellen,  sondern  auch  mit 
der  sonstigen  Ueberllefbrung  in  Widersprach,  wie  Poinsignon  p.  41  —  54  gut 
nachgewiesen  hat,  und  es  scheint  auf  Applaus  Zengniss  um  so  weniger  zu  geben, 
als  er  über  die  Rater  und  Noriker  sich  auch  o.  29  schlecht  unterrichtet  zeigt. 
Allerdings  gehört  Noricum  in  der  diocletianischen  Verfassung  zu  der  Dlöeese 
Illyricum  (iVot.  D.  Oee.  p.  6),  und  dass  es  schon  Arüher  zu  dem  Steuerbezirk 
Illyricum  gezogen  war,  zeigt  der  in  Boiodurum  (Innstadt  bei  Passau)  vorkom- 
mende vUflieut)  tt€et{igaU$)  IUyr(iei),  Mommsen  C.  i.  L.  m  n.  6691;  RaetiLaaber 
gehorte  auch  später  nicht  zu  Blyricum,  sondern  zu  Italien. 

5]  Appian.  lllyr,  6 :  %a\  t6  tIXo;  tosv^  tosv  I8v6»v,  dic6  dvlovovTOC  'lorpou 
(jiypi  Tfjc  IIovTtxfJc  %akdc9ri^  69*  Sv  ixp,totouot  xal  MXXuptxiv  tIaoc  TCpocsYC- 
pcüotioiv.  Das  Hauptsteneramt  scheint  in  Poetovio  gewesen  zu  sein,  wo  ein  Wf. 
Aug.  ex  tabulario  veet.  Illyr(iei)  (C.  /.  L.  III  n.  4063),  eontnucriptoree  portorii 
JUyriei  (ib.  4015.  4017.  4024),  ein  arkarhu  conduetorU  portoH  lUyriei  (4015)  vor- 
kommen; ausserdem  wird  erwähnt  ein  eotiducfor  p(ortori()  p(ubliei?')  lUyrki 
n.  751  (sHenzen  AnnaU  1859  p.  109):  n.  753;  ein  eervuB  viUieus  vecUgalU 
lUyriei  n.  752 ;  das  vecUgcd  lUyrieum  n.  1647 ;  ein  proe.  veet.  lUyrieorum,  C.  /.  L. 
II,  4135. 

6)  lUyrici  exereüus,  Tac.  Eist.  2,  60.  85.  86,  eeterae  JUgriei  Ugionee,  ib.  2, 
74;  praepositua  numeri  equUum  eUetorum  et  lUyrieOf  Henzen  6729.  Vgl.  das 
Militärdiplom  des  J.  60,  Henzen  5407 :  et  sunt  in  JUyrieo  sub  L.  Salvidieno  — 
Rufo. 

7)  Trebell.  Pollio  v.  CUmdii  15:  dm  faetue  eet  et  dux  iotku  lUyriei,  Met 
m  poteetatem  Tkrados,  Meeeos,  DatmatoMf  Pamsonio«,  Daeoe  exerettue. 


—     142     ~ 

lieh  das  swiacben  Dalmaiien  und  Epinis  liegeDde  Kttstenlaod  mit 
den  Städten  Aulona,  Apotionia,  DyirbadbHim  und  Lissns^  welches 
grossentheils  xur  Provinx  Macadoniea  gezogen  wurde.  Dies  letz— 
Er8UBrob«-tere  SUlck  isl  es,  welches  die  Römer  in  ftltester  Zeit  unter  dem 
Namen  Illyrien  verstehen,  und  in  welchem  sie  sich  zuerst  fest* 
seUten.  Der  erste  iUyriache  Krieg  525— 526  ==  2S9— 228  endete 
mit  der  Absetzung  der  Königin  Teuta,  statt  deren  ihr  Sohn  Pin— 
neus  unter  Vormundschaft  des  Demetrius  von  Pharus  die  Begio- 
rung  erhielt^),  und  der  Abmachung,  dass  die  illyrischen  Schiffe 
nicht  fiber  Lissus  hinaus  bewaffnet  fahren  sollten.  Schon  damals 
scheinen  die  Römer  das  Land  in  verschiedene  Theile  zerstückelt 
zu  haben;  ApoUonia,  Gorcyra,  welches  Teuta  ebenfalls  besessen 
hatte,  und  Dyrrhachium  wurden  fttr  frei  erklUrt  und  erhielten  ein 
Bündniss  mit  den  Römern^;  einige  Städte  wurden  dem  Königs- 
hause  gelassen;  andere  Orte  nahmen  die  Bömer  selbst  in  Besili 
und  sicherten  sie  durch  eine  Besatzung'),  deren  Commandant  zu- 
nächst unter  den  römischen  Gonsuln,  später  vielleicht  unter  den 
Statthaltern  von  Gallia  Gisalpina  oder  Macedonien  gestanden  haben 
wird^).  Von  dem  zweiten  illyrischen  Kriege  535=249^]  wissen 
wir  nicht  viel  mehr,  als  dass  er  die  Vertreibung  des  Demetrius 
von  Pharus  zur  Folge  hatte.  Erst  zweiundfUnfzig  Jahre  später  führte 
der  Untergang  das  Königs  P^rs^is  von  Macedonien  auch  seines 
Verbündeten,  des  JS^önigs  Gentius  von  lUyrien,  Unterwerfung  her- 
bei ^ .  Das  Rdch  des  Gentius,  welches  zur  Hauptstadt  Scodra 
hatte  und  nur  den  südlichsten  Theil  der  nachherigen  Provinz  um- 
fasste,  wurde  in  drei  Theile  getheilt,  in  derselben  Weise,  wie 
Macedonien  in  vier;  das  Land  wurde  für  frei  erklärt  und  die  Be- 
satzung der  Römer  zurückgezogen,  allein  es  wurde  abgaben- 
pflichtig  mit  Ausnahme  der  Städte,  welche  während  des  Krieges 

1)  Polyb.  2,  12.  AppUn.  itf.  7.  Zonaras  S,  19.   Entn^.  3,  4. 

2)  Appian.  iW.  8.   Polyb.  2,  11. 

3)  Im  J.  535  =  219  erwEhnt  Polyb.  3,  16:  tac  xotd  t^v  IXXupWa  ir^Xetc 
Tol;  bnb  T(D(ia(ou(  Tattojjivac.  Nach  AppUo.  lü.  7  waren  diea  Corcyia,  Pliarofl, 
Isaa  und  Epidamnus  (Dyrrhachiom).  In  Issa  stand  584=3  170  ein  legatiu,  qui 
cum  prae»idio  duarum  I$$en8ium  navhmi  iniulae  prcuergt  (Liv.  43,  9),  und  565 
al89  in  Corcyra  ein  do^oiv  (Polyb.  22,  15,  6),  de/ wohl  nicht,  wie  Liv.  38, 
11,  5  annimmt,  ein  stäatischei  Magiatrat  war.  Der  Titel  dieses  Coramandanten 
wird  praefectU8  gewesen  sein. 

4)  Mommsen  R.  0.  1,  545.  C.  /.  L.  III  p.  279.  •* 

5)  Polyb.  3,  16.  18-^1».  33.  Appian.  lU,  8.   Zon.  8,  20. 

6)  Lly.  44,  23.  dG->82.   Appiaa.  JU,  9. 


—     143     — 

auf  Seiten  der  Römer  gewesen  waren  ^).  Diese  587  =  467  ge-  B«ginnder 
troflTene  Anordnung,  welche  Livius,  wie  bei  der  Einrichtung  einer 
Provinz,  fcrmula  nennt ^),  kann  als  der  thatsäehliche  Beginn  der 
Provinz  betrachtet  werdenr^,  obwohl  ein  Statthalter  derselben 
damals  noch  nicht  ernannt  wurde  und  wir  auch  nicht  sicher 
wissen,  wann  dies  geschehen  ist.  Die  Grenze  derselben  biklele 
im  Süden  der  Fluss  Drilo  und  diese  Grenze  blieb  spater  un- 
verändert^), nach  Norden  zog  sich  das  rOmisdie  Gebiet  an  der 
Küste  hin  bis  zu  den  Sitzen  der  Dalmater  und  der  ihnen  ver- 
wandten VöllLer,  mit  welchen  nunmehr  erst  eine  Reihe  von  Krie- 
gen begann  ^) ,  in  welchen  wenigstens  ein  Theit  Dalmatiens  nadi 
und  nach  occuptrt  wurde.  Ein  Beweis  für  die  Existenz  der  Pro- 
vinz Illyrien  Ifisst  sich  aber  erst  für  die  letzten  Zeiten  der  Repu- 
blik geben ;  sie  ward  dem  Cäsar  zusammen  mit  Gallien  im  J.  59 
V.  Chr.  auf  fünf  Jahre  verliehen*)  und  hatte  damals  bereits  eine 
ordentliche  Organisation,  namentlich  eine  Eintheilung  in  Gonventus, 
welche  Cäsar  mehrmals  erwähnt^.  Im  J.  49  commandirte  darin 
sein  Legat  Antonius  ^) ;  als  selbständiger  Verwaltungsbezirk  er- 
scheint sie  aber  zuerst  unter  Yalinius*)  709 — 740  =  45 — 44*<'). 

1)  Li¥.  45,  2S,  wo  et  %  14  heiut:  SeodumOHu  €t  DmmtmwAim  et  Mep(- 
tafUs  eeterUque  lUyrü»  veeU(fal  ditMhun  eiu$  (ünpotUum),  quod  rtgi  ptjf€näi$amL 

2)  LlY.  45,  26,  15. 

3)  Liv.  45,  26,  11  bezeichnet  schon  damals  niyrien  als  provineia, 

4)  S.  Appian.  B,  C.  5,  65,  der  im  J.  40  ▼.  Chr.  Scodia  als  Grenze  er- 
wähnt, nnd  Plin.  N.  H,  3,  146. 

5)  Im  J.  508 s=  156  kämpfte  gegen  dieselben  0.  Matdns  Figiilns  (Appian. 
/tt.  11.  LW.  cp.  47.  Polyb.  32,  24);  599  »156  P.  Scifio  Nasiea  (Liv.  ep.  47. 
Appian.  lU.  5.  Fast!  trinmph.  Capitol.  ad  a.  599.  C.  I,  L,  I  p.  459);  625«»  t^ 
C.  Sempronins  Tnditanas  (LIt.  ep.  59.  Appian.  lU.  10.  B.  C.  1,  19.  Plin.  IT.  H. 
3,  129);  637»  117  h.  CaecUins  Metellns  (Appian.  /tt.  111.  LIt.  ep.  67). 

6)  Dio  Case.  38,  8.  Sekol.  Bob.  ds  Tatfii.  p.  317:  mvanie  de  eodo  Bfbido 
eommU  kune  Vatinium  Uffem  iulime  4e  hnperto  CaetarUj  «t  exerdtum  per  lüy- 
Tkum  et  GaUku  duüeret.   Suet.  Caee,  22.   Oaes.  B.  O.  2,  35;  5,  1.  2. 

7)  Gaes.  B.  Q,  2,  2:  Mi  perfectU  reMie,  eonvenUhueque  peracUa  in  eUeriorem 
OdlUam  reoertUur,   Den  ConTontas  in  Salonae  erwähnt  er  B.  0.  3,  9. 

8)  Appian.  B.  C.  2,  41. 

9)  Oie.  Pm.  10,  5,  11. 

10)  Er  sUnd  dort  schon  47.  Bett,  iiiex.  46.  Nadi  seinem  Oonsnlat,  das  er 
Bnde  47  erhielt ,  «endete  ihn  Cäsar  46  wieder  nach  Dlyrien.  Appian.  JU.  13. 
Ans  dem  J.  46,  in  welehem  «r  einen  Feldzug  nntemahm,  sind  seine  Briefe  ans 
Nsiena  verbanden,  Cio.  ad  fem.  5,  9,  10;  5,  10,  3.  Ueber  das  Jahr  44  s.  die 
Stellen  bei  Dmmann  1,  262  Anm.  96.  Tg^.  das  fr.  der  Trinmphalfasten  C  J.  L. 
I  p.  478:  P.  VaUnku  de  ElUvrteö  prid,  K,  Sex.  tfimmphaieü.  Mommsen  R.  G.  3, 
524  und  C.  i.  L.  HI  p.  279  glaubt  deshalb  den  Anfkng  der  Provinz  etwa  47 
setzen  zu  müssen. 


—     144     — 

Octavian  war ,  nachdem  er  sie  im  Bnindusinischen  Vertrage 
744  =  40  übernommen  hatte  i),  gezwungen,  nochmals  einen 
schweren  und  wecbselvoUen  Krieg  gegen  die  Dalmater  xa 
führen  y  in  welchem  zuerst  Agrippa,  dann  er  selbst,  und  sdiliess- 
lieh  Staülius  Taurus  das  Commando  übernahm  >) ;  nach  Beendi- 
gung desselben  im  J.  720=s34   schien  die  Ruhe  soweit  berge- 


vermütaBg  Stellt,  dass  bei  der  Theilung  der  Provinzen  im  J.  727=27  Uly- 

rien  dem  Senate  übergeben  3)  und  seitdem  von  einem  Proconsul  \ 

verwaltet  wurde  ^).  Allein  der  Widerstand  der  dalmatinischen 
Bergvölker  war  noch  keineswegs  gebrochen  und  die  Nordgrenze 
der  Provinz  noch  fortwährend  durch  die  Pannonier  beunruhigt; 
in  Folge  dessen  trat  im  J.  743=:  4  4  der  Senat  die  Provinz  an  den 
Kaiser  ab^) ;  als  Legat  desselben  beendigte  Tiberius  im  J.  745:=  9 
den  ersten  dalmatisch-pannonischen  Krieg,  welcher  die  Erweite- 
rung der  Provinz  Ulyricum  bis  zur  Donau  zum  Resultat  hatte 
(S.  4S7);  erst  nach  dem  zweiten  pannonischen  Kriege  (6 — 9  n. 
Chr.)  wurde  Pannonien  im  J.  40  als  eigene  Provinz  constituirt, 
und  gleichzeitig  der  altere  Theil  der  Provinz,  d.  h.  das  Küsten- 
land von  der  Grenze  Macedoniens  bis  zur  Grenze  Italiens  oder 
von  der  Stadt  Lissus  bis  zu  den  Städten  Albona  und  Flanona 
und  dem  Flusse  Arsia,  selbständig  organisirt  zuerst  unter  dem 
Namen  superior  provincia  lüyncitm^)  oder  kurz  Illyrtcum'^)^  wo- 

dlnNlmei  für  Später,   und  zwar  bald  nach  Augustus,   der  Name  Dabnatia 

DaimaUa.  gewöhnlich  wurdc^). 

1}  Bio  0m8.  48,  28. 

2)  Dia  Cas8.;49,  38.  Liv.  ep,  132.  Applan.  lU.  24—27.  VeU.  2,  90.  Säet. 
Ort.  20. 

3)  Dio  GuB.  53,  12. 

4)  Im  J.  738r=16  verwaltete  sie  P.  Slliiis  (Dio  Gass.  54,  20)  als  Proconsal 
(C,  /.  L.  111,  2973),  nachdem  er  734  Gonsol  gewesen  war.  Butrop.  6,  4  erwähnt 
schon  früher  einen  Proconsul  Gosconins,  der  in  lUyrioum  Krieg  fQhrte,  vgl.  Orh 
eins  5,  23.  Hieraus  ist  aber  auf  das  Bestehen  einer  Provinz  lÜyrien  noch  kein 
Schluss  zu  machen.   S.  Mommsen  C.  /.  L.  III  p.  279. 

5)  Dio  Gass.  54,  34. 

6)  S.  oben  S.  138  Anm.  1.  2. 

7)  Plin.  iV.  H.  3,  139.  147.  Ptolemaeus  2,  16  nennt  die  Provinz  'IXXuptc 
nnd  lässt  sie  bestehen  aus  Aa>.(MtT(a  und  Aißoupv(a;  bei  Stnbo  17  p.  840  heisst 
sie  'IXXupU  il  «pöc  TQ  Hitclp«)).   Vgl.  Poinslgnon  p.  35. 

8)  Dio  GassiuB»  welcher  selbst  Statthalter  von  Dalmatia  war  (49,  36:  |ACTd 
YctP  Toi  T^jv  is  T^  'Atppixin  if)Yeu.ovCav  TJ  tc  AeXfiaxioi  —  xa\  rin  Elowovl^  tiq  ^m» 
%aAou(tiv^  icpoc£td^d^v,  odev  axpißdi;  Ttdvra  rd  xvx  a^ouc  elocbc  jpdlfoi),  nennt 
die  Provinz  vor  Augustus  lllyrien  (38,  8;  48,  21),  unter  und  nach  Angustus 
immer  Delmatia.  Bei  der  Aufzahlung  der  Legionen,  deren  in  Dalmatien  bis  auf 
Yespasian  zwei  standen,  heisst  die  Provinz  bei  Tac.  Ann,  4,  5;  Joseph. B.  lud. 
2,  16  Delmatia. 


—     145     — 

Dalmatien  stand  unter  einem  consulariscben  legatus  Augusti 
pro  praetore^),  der  nebst  dem  Procurator  der  Provinz  2)  in  Sa- 
lonae  residirte^),  seit  dem  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  dage- 
gen unter  einem  praeses  *) ;  es  war  zusammengesetzt  aus  zwei 
Bestandtheilen,  Libumia,  nördlich  vom  Flusse  Titius,  und  dem 
eigentlichen  Dalmatien,  südlich  von  demselben  ^) ;  von  den  drei 
conventus  mridici,  in  welche  die  Provinz  getheilt  war,  umfasste 
der  Conventus  von  Scardona  Liburnien  ®) ,  die  Conventus  von  Na- 
rona  und  Salonae  dagegen  das  eigentliche  Dalmatien  ^) .  In  dieser 
Verwaltung  erhielt  sich  die  Provinz  bis  auf  Diocletian,  unter  wel- 
chem auch  sie  zerstückelt  wurde,  indem  der  südliche  Theil  mit 
der  Hauptstadt  Scodra  zu  einem  eigenen  District  mit  dem  Namen 
Praevalitana  oder  Praevalis  gemacht  und  unter  einen  besonderen 
praeses  gestellt  wurde  ^). 

1)  Borghesl  Oeuvres  6,  246.  Tac.  Bist.  2,  86:  iuncU  inde  Moetiei  ae  Pan- 
noniei  exercitut  Dalmatieum  militem  traxerty  quanquam  conBularibus  UgatU  nihil 
twbanUbui.  Später  heisst  er  mit  abgekürztem  Titel  eontutari».  C.  /.  L.  III  n. 
2015.  1906.  1909.  1910.  1911.    Es  kommen  namenüicb  Tor: 

P.  Comelku  DolaheUa  leg.  pr.  pr.  im  J.  18—19,  C.  /.  L.  HI,  2908. 

Af.  Fwiu»  Canülku  SerWcniamu,  a.  42  Dtlmaiiae  legatus,  Suet.  ClaucL  18, 
ygl.  Tac.  Ann.  12,  52.  AaX|AaT(a«  ^^X^on,  Dio  Cass.  60,  15.  Dagegen  sagt  Plin. 
ep.  3,  16:  Serihonianus  arma  in  Jllyrico  contra  Claudium  moverat. 

Pompeius  SUvanus  (Cos.  45)  DatmaUam  tendtat  (a.  69),  Tac.  HUt,  2,  86. 

L.  FunisuUmus  Vettonianus leg.  pr.'pr.  provine.  DeHmaUaie,  Henzen  5431. 

5432.   Borghesl  Oeavr.  3,  78  unter  Domitian. 

Q.  P&mponius  Sufus  (leg.  pr.  pt.)  DelmaOae,  Cardinali  DipUmi  n.  IX.  Oielli 
802,  im  J.  93. 

M.  Cutius  Priseus  —  leg.  (Aitg,')  pro  pr.  provinei<u  Delmat.  a.  147,  C.  1.  L. 
II,  1282. 

Seapula  Terluüus,  leg.  Augg.  p(roü.)  Daimaiiae  a.  180,  C.  /.  L.  UI,  2809. 
Borghesl  Oewjf.  6,  246. 

L.  lunhu  Bufinus  -^  leg.  pr.  pr»  a.  184,  Henzen  5272. 

L.  Donätius  CfalUeamu  —  leg.  Aug.  pr.  pr.  XkdmaUae,  C.  1.  L,  11,  4115  = 
Orot.  p.  402,  6. 

2)  procurator  dueenarius  prov.  DaUn,,  C.  1.  L.  III,  1985;  ^iritpotioc  (ouxt}- 
vfliptoc  itzapjtia^  AaXfiiaTlac  xa\  'loxpta«,  C.  /.  Qr.  3751. 

3)  C.  1.  L.  ni,  1985.  2075. 

4)  Znerst  kommt  dieser  yor  im  J.  280,  C.  I.  L.  in,  1805.  Spätere  Bei- 
spiele s.  Orelli  1098.  C.  1.  L.  Ill,  1938.  2771.  Not.  Dign.  Oee.  p.  127  und 
dazu  Boecking  p.  1188  ff. 

5)  PtolemaeuB  2,  16.  Schon  Yor  dem  J.  31  n.  Chr.  errichten  die  eivitates  Li- 
humlae  dem  Nero,  Sohn  des  Germanlcns,  ein  Denkmal,  C.  /.  L.  III,  2808,  und 
später  scheint  Libnmia  eine  eigne  am  A%tgu^i  und  einen  saeetdos  derselben  ge- 
habt zu  haben,  C.  /.  L.  HI,  2810.  Vielleicht  dürfte  auch  n.  1919  jproc.  eentena- 
rius  provinciae  Li(humi<us)  zn  ergänzen  sein. 

6)  Plin.  N.  II.  3,  139  ff. 

7)  Plin.  N.  jr.  3,  141  ff. 

8)  Veroneser  Verz.  8.  508.  S.  Rufus  6r<t).  8.  Not.  Dign.  Orient,  p.  7.  14. 
Boecking  ad  Not.  Dign.  Oee.  p.  1189. 

B«iii.  Alterih.  lY.  10 


—     146     — 

Gemeisden.  ,      Slädtische  Gemeinden    muss    es   ursprün^ch    in  Balinatien 
wenige  gegeben  haben,   da  die  ccnventifs  nicht,    wie  in  andern 
Provinzen,  aus  einsr  Anzahl  von  Städten,  sondern  ans  einer  An— 
iM  von  gentes  bestamden,   welche  wieder  in  Decurien  zerfieleii. 
So  gehörten   z.  B.  znm  Convent  von  Salonae  S42  Decurien  der 
Delmatae,  22  der  Denni,    239  der  Ditiones,    269  der  Mazaei,    52 
der  Särdiates  ^)  und  diese  Decoribn  müssen  audi  eine  administra- 
tive Einheit  gebildet  haben,    da  sie  eine  eigene  Gasse   hatten^). 
Mit  der  Romanisinmg  der  Provinz  entwidcelte  sich  indessen  audi 
das  Städtewesen,  und  zu  Plinius  Zeh  gab  es  bereits  eine  erheb- 
liche Anzahl  von  römischen  Municipien,   unter  denen  Scardona, 
die  Hauptstadt  von  Liburnia,  das  bedeutendste  ist  3).    Ausserdem 
lagen  in  Dalmatien  fünf  römische  Golonien,  Epidaurus^),  Narona*^), 
Salonae^),  Aequum^)  und  lader ^). 

XXI.  XXn.  Hoesia. 

Erste  Erobe-  Mocsia^),  bcgrcnzt  im  N.  durch  die  Donau,  im  W.  durch 
nrngen.  ^^^  Fluss  Drinus,  im  S.  durch  den  Scardus  und  Haemus,  im 
.  0.  durch  den  Pontus  Euxinus^®),  bei  den  Griechen  Muota  ge- 
nannt, kam  mit  den  Römern  zuerst  679  ==75  in  Bertihrung,  als 
C.  Scribonius  Curio,  proconsul  Macedoniae^  in  das  Land  bis  zur 
Donau  vordrang  ^^).  Die  Unterwerfung  der  Hoeser  ist  indess,  wie 
es  scheint,  dem  M.  Licinius  Grassus,  Grosssohn  des  Triumvir  und 

1)  Plin.  N,  ff.  3,  142. 

2)  C.  1.  L.  ni,  2107:  81  quis  eam  arcam  post  mortem  eorwn  aperire  t>o- 
lueritf  (^inferet)  dtcuriae  meae  denartoa  XXV. 

3)  Municiptum  Flavium  Scardona,  C.  I.  L.  III,  2802.  Das  Appeflativ  Fla- 
vium,,  das  ein  grosser  Theil  dieser  Municipien  führt,  läset  auf  ein  besonderes 
Verdienst  der  flaviscben  Kaiser  um  die  Städte  Dahnatiens  schliessen.  S.  Borghesi 
OtuvTts  6,  248. 

4)  Plin.  JV.  H.  3,  143. 

5)  Plin.  N.  ff.  3,  142.   Ptol.  2,  16,  12. 

6J  Plin.  iV.  ff.  3,  141.  Der  Name  Colonia  Martia  lulia  Salonae  C.  I.  X.  III, 
1933  zeigt,  dass  die  Anlage  der  Colonie  yor  727=: 27  erfolgt  i8t,  da  sie  sonst 
Angusta  heissen  vörde.     Colonia  nennt  sie  auch  Plin.  iV.  ff.  3,  141. 

7)  Colonia  Claudia  Aeqmim ,  C.  1.  L.  III,  2026.  Grotefend  Imperhm  Rom. 
tributim  descriptum  p.  135. 

8)  Colonia  lader,  C.  /.  L.  HI  n.  2909.  2932. 

9)  S.  Mommsen  C.  /.  L.  III  n.  749  ff.  1641  IT.  P.  Becker  Beiträge  znr  ge- 
naueren Kenntniss  Tomis  und  der  Nachbarstadte  in  Jahns  Jahrb.  f.  Philologie 
u.  Pädag.    Supplementband  XIX  (1853J  S.  325  ff. 

10)  Dio  Cass.  61,  27.    Ptolem.  3,  9  und  10. 

11)  Kutrop.  6,  2.  Oros.  5,  23.  Liv.  ep.  92.  S.  Rufus  brev.  7. 


—     147    — 

■  • 

im  J.  ?S5sa29  Proconsal  von  MacedonieTi/  zuzaschreiben  ^) ; 
wenigstens  lässt  Dio  Gassins  zwei  Jahre  spSiter  den  Augustus  von 
der  Unterwerfung  Galliens,  H(5siens  und  Aegyptens  reden  ^,  ob- 
wohl er  eine  Provinz  Moesia  in  diesem  Jahre  noch  nicht  kennt  3). 
In  den  letzten  Regierungsjahren  des  August  war  aber  Moesia  be-  Einrichtung 
reits  Provinz*);  im  J.  6  n.  Chr.  kommt  ihr  erster  Statthalter 
vor 5);  im  Jahre  9  n.  Chr.  erwähnt  Ovid  sie®) ;  dia  Nachricht  des 
Appian  dagegen,  welcher  die  Einrichtung  der  Provinz  dem  Tibe- 
rius  zuschreibt;  scheint  wie  der  übrige  Bericht  desselben  über 
dieses  Land  ungenau  und  irrihttmlich  ^)  und  ist  wohl  darauf  zu- 
rtlck^ufShren,  dass  Tiberius  in  dem  grossen  pannonischen  Kriege 
743 — 745  ==14 — 9  v.  Chr.  auch  die  Eroberung  von  Mösien.be- 
wirkt  hat. 

Moesia  wurde  zuerst  als  eine  Provinz  von  einem  kaiser- 
lichen, in  der  Regel  consularischen  Legaten  verwaltet,  und  in  den 
Jahren  4  5 — 44,  in  welchen  Macedonien  und  Achaia  vorttbergehend 
vom  Kaiser  ttbernommen  waren,  wurden  auch  diese  Provinzen 
zeitweise  unter   denselben  Legaten  gestellt^).     Nach   44  bildete 

1)  Liv.  ^.  134.  135.   Dio  Casa.  51,  25—27.  Florus  2,  26.       . 

2)  Dio  Cass.  53,  7. 

3)  Dio  Cass.  53,  12. 

4)  Zumpt  Comm.  epigr,  2,  253  ff.   setzt,   freilich  oiir  vermathungsweise, 
die  Einrichtung  derselben  738  »16. 

5)  Dio  Cass.  55,  29:  Koiixlvac  Zeouijpo^  h  tjJc  nXt)«iox^pou  Mvolac  äf^ow. 

6)  Ovid.  Trist.  2,  197: 

MaeUmu  Evxini  pars  est  RowMna  sinittiri ; 
Proxima  Basternae  Sauromalatfue  tenmt, 
Bau  est  Ausonio  $ub  iure  noviuima  vixque 
Hatret  m  imperü  margmc  terra  tui. 
Dies  Buch  ist  762» 9  geschrieben.   S.  Fisches  Zeittafeln  zu  761. 

7)  Appian.  lU^,  30  erw&hnt  den  Carlo  nioht»  dagegen  seinen  Nachfolger 
Lucullns,  den  Bruder  des  bekannten  Lucnllus,  der  682  =  72  gegen  die  Barba- 
ren des  Haemns  zog  (Dmmann  4,  177);  dann  sagt  er:  xal  nXetov  Mis  eupov 
inl  rJjc  TiDfMt(oiv  hriiw*pvdai  U  Mo«oi<  jsvöfACVov '  oW  h  flp^po^  öitavÄIvTrac 
ouS'  ditl  ToD  SeßaffTou.  iiivfy^%rj9v^  hi  bnh  Tißsptou,  toö  ptsrA  töv  Seßaoriv  toTc 
'P(DfjLa(oic  oÖTOxpo^Topoc  ^cvoiiivou,  und  am  Ende  des  Capitels  wiederhdt  er: 
xal  Ttßdpioc  «rXe  (to^c  Mwow«)  tAxä  tJjv  (A^ap^ov  i&)Uo(av.  Dass  dies  falsch 
ist,  zeigt  Tac.  Ann,  1,  80,  nach  welchem  im  J.  14  n.  Chr.  Poppaens  Sabinus 
Ugäiua  Moesiae  war,  Säet.  Tib.  41 ,  welcher  die  Provinz  Moesia  alB  unter  Tibe- 
lins  bestehend  erwlUmt,  und  das  Schweigen  des  Yelleius,  welcher  Mosiene  wohl 
gedacht  haben  würde,  wenn  die  Provinz  von  Tiberius  herrührte,  endlich  das  an- 
geführte Zengniss  des  Dio  Cassius,  der  über  die  Verwaltung  Mösiens  wahrend 
der  ganzen  Regierungazeit  des  Tiberius  gut  orleattrt  ist  (58,  24.  25). 

8)  Poppaeus  Sabinus  verwaltete  Moesia,  nachdem  er  9  n.  Chr.  Consul  ge- 
wesen war,  schon  14  n.  Chr. ;  seit  15  n.  Chr.  aber  auch  Achaia  und  Macedenia, 
Tac.  AfM.  1,  80.  Nach  Dio  Cassius  28,  25  hlieh  er  in  dieser  Stellung  bis  35, 
also  21  Jahre,  sein  Nachfolger  P.  Memmtus  Regulus ,  Coe.  31 ,   erhielt  ebenfalls 

10* 


-     i48    — 

das  ungeiheilte  MOsien  eine  eigene  Verwaltung  bis  auf  Domilian  ^), 
TheUnng  uuter  welchem  es  in  zwei  Theile,  MoeMa  superior^,  das  jetzige 
eree  en.  g^j^j^^^  westHch  vooi  Fluss  Ciabrus,  und  Moesia  mfertor^),  mit 

alle  drei  Provinzen,  und  erst  Claudius  gab  im  J.  43  Achaia  und  Macedonia  dem 
8enat  zurück  (Die  Cass.  60,  24).  Da  indessen  in  dieser  Zeit  drei  besondre  Ugali 
Attg.  Moeniae  vorkommen ,  nimlicfa  Ti.  Latinlus  Pandusa  (Tac.  Ann,  %  66)  im 
J.  19,  sein  Nachfolger  Pomponius  Flaccus,  Cos.  17  (Tac.  a.  a.  0.  Orid  ep,  ex 
Ponto  4,  9,  75),  und  Pomponius  Labeo  im  J.  26 ,  welcher  nicht  Consular ,  son- 
dern nur  pToetorku  war  (Tac.  Arm.  4,  47.  Die  Cass.  58,  24),  so  kann  die  Verbin- 
dung der  drei  Provinzen  nur  zu  Zeiten  stattgefunden  haben.  S.  Zumpt  Comm. 
epigr.  2,  257  ff. 

1)  Aus  dieser  Zeit  sind  von  den  Statthaltern  bekannt 

unter  Claudius:  L.  Mattitu  —  Macer  —  Ug.  TL  Claudi  Caea»  Aug*  pr.  pr. 
provmciae  MoesiaCj  ein  praeioriw.   Borghesi  Oeuvres  3,  183. 

a.  51—57  oder  58:  Flaviua  Sabhms.  Tac.  Hiit,  3,  75.  Henzen  ArmaU  1859 
p.  16. 

•  a.  62  (vielleicht  schon  seit  57):  Ti.  PUnüius  Silvamu  Aelianui,  Cos.  45.  Orelli 
750.  Henzen  a.  a.  O.  p.  16.  20.  Waddington  Fa$te9  de$  provinces  Aaiatiques, 
Paris  1872.  8  n.  85.  Vol.  I  p.  130.    Mommsen  C.  I.  L.  III  n.  781. 

a.  67 — 69:  M.  Aponius  Satuminus,  Cos.  66  (Henzen  Seavi^.  22).  Tac.  Hist, 

I,  79;  2,85;  5,  26. 

a.  69 :  Fonteius  Agrippa.  Tac.  Hist.  3,  46  \  icpeoßeur^c  &naTtx6c.  Joseph.  B, 
lud.  7,  4,  3. 

a.  71 :  Bübrku  Gaüus,  Joseph.  B.  lud,  7,  4,  3. 

2)  Es  kommen  vor: 

Bald  nach  85:    L,  Funindanui  VettorUamu leg,  pro  pr,  provmr,  Dtl'^ 

matiae,  item  provinc.  PannorUae,  item  Moesiae  superiorig,  Henzen  5431.  5432. 
Pannonien  regierte  er  85  (Henzen  5430),  Mösien  wahrscheinlich  bald  darauf, 
jedenfalls  noch  unter  Domitian.   Henzen  Atmali  1857  p.  19. 

Unter  Traian :  P,  TuUiua  Varro  —  leg.  Aug.  pro  pr.  Moesiae  super ior.  Hen- 
zen 6497. 

nach  159:  M.  Staiku  Priseus  —  leg.  Augg,  pr.  pr,  prov.  Moesiae  super. 
Henzen  5480. 

c.  167:  M,  Cl.  FrontOf  leg.  Aug.  pr.  pr,  —  Moes.  sup.  Henzen  5478.  5479 
=  C.  /.  L.  III,  1457.   Borghesi  Oeuvr.  6,  266. 

c.  168.  P.  Mummhu  Sisenna  —  legatus  Aug.  pr,  pr.  Moesiae  superioris, 
Cos.  c.  157.    Henzen  6499.   Waddington  Fastes  n.  153. 

c.  176 :  Pertinax  Cassiano  motu  eomposilo  (175)  —  Moesiae  utriusque  —  regi- 
men  accepit.   Capitolin.  Pert.  2,  11.  202  —  209.    Q,  Aniciw  Faustus,   C.  I.   L, 

II,  1685. 

Aus  unbestimmter  Zeit:  M,  CaecHius  NovatUianus  c.  v,  —  cUltctua  inter  eon-' 
suUireSj  praeses  prov.  Maes.  super,    Orelli  1178  »=  Mommsen  /.  N,  1420. 

3)  Spartian.  Hadr.  2,  3:  post  hoc  in  inferiorem  Moesiam  Iranslatus  extremis 
iam  Domitiarü  iemporibus,   Statthalter  dieser  Provinz  sind: 

a.  99  :  Q,Pompottius  Bufus,  Renier  in  Borghesi  Oeuvres  6^  525.  Vgl.  Orelli  802« 

a.  106 :  A,  Caecilius  FausUniu.  Henzen  6857. 

a.  112:  P.  Calpumius  Macer,  C.  I,  L,  III  n.  777.   Vgl.  Plln.  ep.  5,  18. 

a.  113:  Q.  Boacius  Pompeius  Falco,  Henzeu  5451.  Waddington  Fastes  n.  133 
p.  203. 

nach  127:  L,  Miräcius  Natalis,  Orelli  1551.  Henzen  6498.  C.  1.  Or.  5977. 

a.  134:  Julius  Maior,  Militärdiplom  Henzen  Annali  1857  p.  6.  19  ff.  Vgl. 
AnnaU  1868  p.  69  n,  70. 

nach  133:  Antonius  Hiberus,  Henzen  0429  =r\  /.  L.  III,  781. 

nach  138:   T.  Vitrasius  PoUio.  Henzen  5290.    Waddington  Fa««««  n.  142. 

zwischen  161—172:   M.  Servilius  Fahianus.  Orelli  2274. 


—     149     — 

altem  Namen  auch  Ripa  Thracia  genannt  i),  östlich  von  demsel- 
ben, getheilt  wurde,  von  vsrelchem  jeder  Theil  einen  consulari- 
schon  Legaten  2)  und  einen  procurator^)  erhielt. 

Die  Städte  der  beiden  Moesiae  sind  entweder  römische  An-  st&dteAnift- 
lagen  oder  griechische  Handelsplatze,  welche  die  Römer  bereits 
vorfanden.  Unter  ihnen  sind  die  bedeutendsten  in  .der  oberen 
Provinz  Ratiaria,  Colonie  des  Traian  {cohmia  Ulpia  Ratiaria)  ^) ; 
Aelium  Viminacium,  zuerst  Municipium^),  später  Colonie  ^)^  Sin- 
gidunum,  Colonie 7] ;  in  der  unteren  Provinz:  OescuS;  Colonie 
(colonia  Ulpia  Oescensium) »),  jetzt  GiSen,  Novae  (Sistov),  Nico- 
polis  (Nikup),  Troesmis  (Iglizza),  Municipium^),  endlich  die  grie- 
chischen Ktlstenstädte  Istros,  Tomi  (Dorf  Anadol-Köi  bei  Koestendje) , 
civUasPonlicaTomitanorum^^)^  jjLTlTpoicoXi<;");  Odessu8(Varna),  civi- 
tas  Odessiianoruin^^)j  Mesambria,  welche  zusammen  mit  Apollonia, 

nach  195:  A.  FMmHu  Atupex.  Dio  Gau.  76,  9,  wo  der  Name  Auspex  noch 
in  den  neuesten  Texten  corrumplrt  ist.    S.  Borgbesi  Oeuvres  2,  234. 

a.  201:  L.  Ovmhu  TertuUut.  Henien  6429=  0.  /.  L.  781.  Gnit.  446,  9. 
Mommaen  /.  N.  6819.  Dig.  49,  15,  9;  38,  17,  1  $  3.  Cod.  Inst.  8,  51,  1. 
Rorghesi  Oeuvres  2,  225. 

unter  Elagabal  (218  —  222):  T.  Fl.  Novius  Rufua.  Desjardins  Annali  1868 
p.  75  =C.  J.L,  III,  773. 

a.  238  — 240 :  TuUiue  MenophUus ,  auf  Münzen  von  Marcianopolis  (Borgbesi 
Oeuvres  2,  227  fF.),  erwähnt  von  Petrus  Patricius  fr.  8  (Müller  fr,  Hist,  Gr.  IV 
p.  186).  YieUeicht  hiesa  er  lüUua  MenophUus  und  besieht  sich  auf  ihn  die  loscbr. 
Pe^ardins  Annali  1868  p.  38. 

ohne  Zeitbestimmung:  T.  Flavius  Longinus.    0.  /.  L.  III,  767. 

M.  JP&nUus  AeUanus.   Annali  1868  p.  74=  C.  I.  L,  lU,  774. 

P,  Vigdüus  Raius  Satuminus,   AnnaJi  1868  p.  74  =  C.  /.  L.  III,  775. 

L.  Junius  FausUnianu»,  Annali  1868  p.  77. 

L.  Annius  Italieus  Honoraius.  Annali  1868  p.  97,  wohl  unter  Garacalla.  Vgl. 
MaiTei  Mus.  Veron.  p.  240,  6.  Ueber  die  zuletzt  angeführten  s.  auch  Renier  /n- 
seripiions  de  Troesmis  ^  Paris  1865.  8. 

1)  C.  I.  L.  m,  751.  752.  753.    Henzen  Annali  1859  p.  109. 

2)  Tac.  ßisl.  2,  86  nennt  sie  consulares  Ugati.  Vgl.  Capltolin.  Pertin.  2. 
Ausführlich  handelt  hierüber  Borghesi  Oeuvres  4,  290 ;  6,  250. 

3)  Hauflg  erwähnt,  z.  B.  Orelli  3664.  C.  1.  Gr.  3751. 

4)  C.  /.  L.  III,  753.  1641. 

5)  C.  /.  L.  m,  1654.  1655. 

6)  C.  /.  L.  III,  1474.    Eckhel  Z>.  JV.  2,  8  ff. 

7)  C.  7.  L.  in,  1660. 
8^  C.  I.  L.  m,  753. 

9j  De^ardina  AmMli  1858  p.  63.  67.  Die  Stadt  ist  aus  einem  grossen  Lager 
entstanden  und  bildete  eine  Grenzfestung.  Derselbe  p.  48.  Sie  wird  erwähnt  von 
Ovid  ep,  ex  Ponto  4,  9,  79.   Ptolem.  3,  10,  11. 

10)  C.  /.  L.  III,  753. 

11)  In  dem  Epigramm  bei  De^ardins  Annali  1868  p.  92  helsst  Tomi  {tarpo- 
YCoXtc  EO^etvoto;  fjiT)Tp(SicoXtc  auch  in  der  Inschr.  ebend.  p.  95  und  auf  Münzen. 
Mionnet  8uppl.  2  p.  185.  Die  Stadt  hat  eine  griechische  Verfassung,  buleulae 
(C.  /.  L.  111,  753)  und  Phylen.  Annali  1868  p.  96. 

12)  C.  /.  L.  III,  762 «Henzen  5290. 


—     15«     -^ 

das  Ptalcmäus  zu  Tbracieq  reobnei  ^) ,  eine  Penftapoiis  gebildei  zu 
haben  scheinen^. 
PoUiiscbAr  Der  SlaUbalter  von  Niddcr-Hitoien  war  xugleicb  der  oäehsla 

Einfltttis  der  .     ■  -rr    n  *!•««■ 

Hitmet  ani  HepräseotaDt  des  r^Hoiscben  EintUtsses  auf  die  Noitlküate  des 
kttstede«  scbwarzoD  Meeres,  welche  zwar  keine  römiache  Provinz  wurde, 
MMres.  aber  doch  niiUelbar  unter  römisdiem  Imperium  stand.  Die  grie- 
chischen Goionien  dieser  Gegend,  über  deren  lange  BItttbe  uns 
aus  den  Funden  der  letzten  Decennien  ein  reiches  bistorisches 
und  archäologisches  Material  vorliegt  3),  waren  zwar  freie  Städte, 
aber  den  sarmatiscben  Königen  tributär^),  und  da  diese  von  den 
Edmern  tbeils  gradezu  eingesetzt,  tbeils  wenif^ns  in  Abhängig- 
keit gehalten  wurden^),  so  fanden  die  R<)roer  beständig  Gelegen- 
heit, zwischen  beiden  Theilen  politisch  zu  vermitteln  oder  zuoa 
Schutze  der  Städte  tbatsächlich  einzugreifep.  Das  Gebiet  der 
Stadt  Tyras,  einer  milesischen  Golonie  zwischen  Donau  und 
Dniester,  wurde  unter  Nero,  wie  die  Aera  derselben  vom  Jahre 
56  oder  57  anzeigt,  ganz  zur  Provinz  Niedermösien  gezogen*) 
und  blieb  bei  derselben  7),  bis  Maximinus  es  etwa  im  Jahre  937 
den  Barbaren  preis  gab  ^j ;  der  cimmerische  Bosporus  dagegen  blieb 

1)  Ptolem.  3,  11,  4. 

2)  Insclir.  v.  Odessus  C.  I,  Or.  2066«:  'HpöooSov  ^apvdlY^u,  dpEovra  rfj? 
n6\tmQ  xa\  dtpSavta  toü  xowoQ  ttjc  irevTairöXs««  xal  Teip,7)d^v-a  öiri  toO  xoivoO 
T?i<  TrcvroTcöXeooc-  In  einer  andern  Insclir.  von  Mesambria  C.  I.  Or.  2053<*  Vol.  II 
p.  995  wird  jemand  durch  ein  Denkmal  geehrt  von  den  Städten  Tomi,  Istros 
und  Apollonia,  so  dass  die  f&nf  Städte  unzweifelhaft  sind. 

3)  Boeckh  C.  /.  Cfr,  Vol.  II  p.  80—170.  H.  K.  E.  Koehlers  Gesammelte 
Schriften  herausg.  von  Stephan!  Bd.  2,  Petersburg  1850.  8.  B.  Koehne  Beiträge  zur 
Geschichte  und  Archäologie  von  Ghersonesus  in  Taurien.  II  Die  Romisch-Bospo- 
ranische  Zeit.  In  den  Memoiren  der  Gesellsch.  für  Archäologie  und  Numismatik 
in  Petersburg.  Vol.  II  1848  S.  301  ff.  353  ff.  Auch  daraus  separat  abgedruckt 
Sabaticr  Souvenirs  de  Kertch  et  Chronologie  du  royaume  de  Bosphore^  Petersburg 
1849.  4.  B.  de  Koehne  Vescription  du  mus^e  de  feu  U  Prince  Basile  Kotschouhey 
et  recherches  eur  Vhistoire  et  la  numismatique  des  colonies  grecques  en  Btusie  ainsi 
tiue  des  royaumes  du  Pont  et  du  Bosphore  Cimmirien,  Petersburg  1857.  2  Vol.  4 
mit  28  Tafeln.  Comie-Bendu  de  la  Commission  Imperiale  Arch£ologique  ^  Peters- 
burg 1859  und  folgende  Jahrgänge.  4  mit  Atlas  in  fol. 

4)  üeber  Olbia  s.  Boeckh  C.  J.  Gr,  11  p.  8?>. 

5)  Boeckh  C.  /.  Or.  II  p.  107b  und  zu  n.  2108b.  2106^.  2122.  2123.  2124. 
2125.  2126. 

6)  C.  /.  L.  III,  781  o=  Henzen  6429. 

7)  PtolÄmaeus  3,  8,  10. 

8]  Die  Münzen  der  Stadt  beginnen  mit  Vespasian  und  hören  auf  mit  Alexan- 
der Severus,  es  ist  daher  wohl  in  dem  Kriege  mit  den  Carpen  und  Scythen  auf- 
gegeben worden,  dessen  Capitolin  v.  Ma».  et  BM,  16  gedenkt.  S.  Monimsen 
C.  l  L,  III,  781. 


—     151     — 

ein  Königreicb,  ia  weichem  zu  Gäi^ars  Zeit  Pharnaccs,  der  Sobn, 
Milhridates  des  Grossen  regierte^).  Semen  Nachfolger  Asaader 
machte  M.  Antonius  im  J.  743  =  41  zum  König;  als  er  737  starb, 
übernahm  Scribonius  die  Regierung  und  heirathete  seine  Wittwe 
Dynamis,  beides  mit  £r]aubniss  des  Auguslus  ^) .  Im  J.  740  =  14 
ordnete  Agrippa  die  bosporanischcn  Verhältnisse^]  und  die  ganze 
Reihe  der  bosporanischcn  Fürsten  bis  auf  Rescuporis  VHI  (f  336 
n.  Chr.)  prägte  auf  ihren  Münzen  das  Bildniss  des  regierenden 
römischen  Kaisers.  Dieselbe  Oberhoheit  der  Römer  zeigt  sich 
darin,  dass  sie  die  bedeutendste  Stadt  der  taurischon  Cherronc- 
sus,  Heraclea  Ghersonesus,  von  dem  bosporanischcn  Reiche  ab- 
sonderten und  für  frei  erklärten^).  Diese  Freiheit  dauerte  bis 
auf  Constantin  ^} ,  anter  welchem  die  Chersonesiten  die  iXsu&epta 
xal  axiXtia  genicssen,  aber  dabei  umfxooi  tr^;  Tu>p.aCtt>v  ßaaiXe(ac 
genannt  werden  <^}.  In  demselben  Sinne  ist  die  merkwürdige 
Stelle  des  Procop  zu  eiiilären,  der  von  mehreren  alten  Besitzun- 
gen der  Römer  in  der  taurischen  Halbinsel  redet '^;  es  sind  dies 
keine  andern,  als  die  freien  griechischen  Städte,  um  welche  sie 
sich  in  der  That  wesentliche  Verdienste  erwarben.  Denn  sie 
zogen  ihnen  nicht  nur  zu  Hülfe,  wie  unter  Nero  der  legalus 
Moeside  inferioris  Tu  PlauÜus  Silvanm  der  Stadt  Cherronesus  ge- 
gen den  bosporaniscben  König  ^}  und  Kaiser  Antoninus  Pius  der 
Stadt  Olbia  gegen  die  Tauroscytae^j,   oder  erwiesen  ihnen  sonst 


1)  Ueber  das  Folgende  s.  y,  Sallet  Beiträge  zur  Gesdiichte  uud  Numismatik 
der  Konige  des  Cimmerischen  Bosporus  und  de«  Pootus  tob  der  Schlacht  bei 
Zela  bis  zur  Abdankung  Polemo  II,  Berlin  1866.  8.  Waddington  in  Bevue  nu- 
mismatique  1866  p.  417  ff. 

2)  Dio  Cass.  54,  24. 

3)  Dio  Cass.  a.  a.  O. 

4)  Plin.  N.  B,  4,  85:  Heraclea  Cherronesus  (^oppidum')  UbertaU  a  Romanis 
donatum,  Boeckh  C.  /.  Gr.  p.  90. 

5}  Gonstantin.  Porphyrog.  de  adminisir,  hnp,  53  p.  251  Bekk. 

6)  a.  a.  0.  p.  250,  8;  251,  9. 

7)  Prooop.  J9.  Ooih.  4,  ö:  jjtSToi  5i  xä  £dv»j  -raiiTa  it^Xt;  ftaXa^at«  oh^Ttai, 
BiSaiüopoc  ^vo|Mi  xal  'PQ)(i.a{o9N  itaTif)xoo^  ft^\xiYr\  o6  iToXX(j>  trporepo*^.  ^Ex  hk 
Booit6pou  icöXco;  i^  ir6Xtv  Xepo&va  lövti,  f)  xeltai  |jLev  ht  rj  itapaXiqt,  'Pojjiaiwv 
hk  %a\  aMi  xerrfjxooc  h.  iraXaioi>  iott,  ßdpßapot  —  xd  fiirra^u  dfiravra  f^ouat. 
Kai  dEXXa  ht  TcoXlafxaxa  h6o  d^YOU  Xepocuvo«,  KfjTro(  xe  xal  <I>avdYO'jpig  xaXo6~ 
(jLCva,  'PopxtCoiv  xaTi^o«  i%  itcKA.aioO  xe  xal  H  iih^  '^• 

S)  Inschrift  Orelli  750 :  Seytharum  quoque  regem  (lies  rege)  a  Cherronenii  quat 
est  \dtra  BorysOienem  opsidione  summoto  primus  ex  ea  provmcia  magno  tritiei  modo 
annonam  P.  R»  adlev<toit.  Ueber  die  Zeit  dieses  Ereignisses  s.  oben  S.  148  Anm.  1. 

9)  CapitoUn.  AßL  F.  9. 


—     152     — 

WohKhaleni),  sondern  sie  hielten  auch  in  Cherronesus  wenigstens 
zeitweise  eine  römische  Militärstation  ^} . 

XXm.  Daoia^. 

Mit  den  Dakem  sind  die  Römer  schon  seit  Cäsars  Zeiten  in 
Berührung  gekommen^];  ihf  König  Gotiso  war  im  Jahre  723  =  34 
Bundesgenosse  des  Antonius  ^) ,  so  dass  man  .damals  in  Rom 
neben  den  Aegyptern  auch  die  Daker  fürchtete  ^) ,  und  unter 
Augustus  sind  später  noch  mehrere  Feldzüge  gegen  sie  unter- 
nommen worden  7);  Provinz  aber  wurde  Dacien,  dessen  sehr  be- 
deutendes Gebiet  nach  Ptolemäus  in  Westen  durch  den  Tibiscus 
(Temes)  und  die  westlich  von  demselben  wohnenden  lazyges 
Metanastae  von  Pannonion  getrennt,  im  N.  durch  die  Karpatben, 
im  0.  durch  den  Tyras,  im  S.  durch  die  Donau  begrenzt  ist^), 
erst  nach  dem  Tode  des  Königs  Decebalus,  gegen  welchen  Traian 
zwei  dacische  Kriege  führte,  nach  Beendigung  derselben  im  J. 
ErVii^^^iOT^].     Nachdem  die  Provinz  eine  Zeit  lang  von  einem  Statt- 

1)  Ueber  Phanagoria  b.  Boeckh  C.  I.  Or.  ad  n.  2126l>  und  über  die  freund- 
lichen Beziehungen  mehrerer  Kaiser  za  Olbfa  n.  2060.  2087.  2091. 

2]  Inschr.  v.  Ghersonesus  bei  Koehne  Beiträge  S.  308 :  /).  M.  Aur,  ScUvia- 
nu8  iub(ieen)  Ug.  XI  Cl.,  qui  militavü  anno$  XI 111  vixH  armo«  XXXVI.  Die 
Ugio  XI  Claudia  lag  zu  Dio  Oassius  Zeit  in  Moesia  mfeiior.  Die  Cass.  55,  23. 
Ein  älteres  Zeugnlss  aus  dem  J.  66  giebt  losephus  B,  lud,  2,  16,  4:  t{  6ei 
Xi^ctv  'Hvi4)^ou;  Te  xai  KöX^oo?  xal  xh  twv  Taupov  ®üXov  ,  BoOTCopavo'jc  re  xal 
Td  TcepCoixa  toD  flövrou  xal  tfjc  Maiddrt^oc  ^Oyt),  icap  olc  icplv  (J.ev  ou&e  .oixetoc 
d^tvcGoxeto  SeaTtörijc,  vüv  hi  Tpiff^iXlotc  hnXixai^  bizordoofcai  xal  teoaapdxovia 
v^ec  aaxpal  T?jv  itplv  dfirXeoTOV  xal  d-^pifx^  e(pT)Ne6ouai  ^dEXaoaav. 

ö)  Nach  den  erschöpfenden  Untersuchungen  von  Mommsen  C.  2.  L.  III  p. 
160  ff.  bedarf  es  einer  vollständigen  Anführung  der  früheren  Literatur  über  Da- 
cien  nicht.  Ich  erwähne  nur:  Fabretti  de  eolumna  Traiani,  Romae  1690  foL 
Marsili  Danubius  Pannonieo  -  Afi/ncua,  Hag.  Com.  et  Amstelod.  1726.  6  Bde.  fol. 
Seivert  In»cripiUme9  monummiorum  Rom,  m  Dacia  mediterranea,  Yiennae  1773.  4. 
Sulzer  Gesch.  des  transalpin.  Daciens,  Wien  1781.  2  Bde.  8.  Maunert  Res  DriUani 
ad  Dixnubium  gestae,  Norimb.  1793.  8.  t.  Hohenhausen  Alterth.  Daciens  zu  Zelten 
der  Romer,  1775.  4.  Katancsich  latri  accolarum  geographia  vetua,  Budae  1827. 
2  Bde.  4.  Franke  Zur  Geschichte  Traians,  Güstrow  1837.  8.  Neigebaur  Dacien, 
Kronstadt  1851.  8.  W.  Froehner  La  colonne  Trajana,  Paris  1865.  8.  Dierauer 
Beiträge  zu  einer  kritischen  Gesch.  Traians,  Leipzig  1868.  8.  M.  J.  Ackner  und 
Fr.  Hüller  Die  röm.  Inschriften  in  Dacien,  Wien  1865.  8. 

4^  Appian.  /Wyr.'  22.  23. 

55  Dio  Cass.  51,  22.  Ausführlich  handelt  hierüber  Mommsen  Res  gesta€  divi 
AugusU  p.  88. 

6)  Verg.  Oe,  2,  497.   Hör.  8erm.  2,  6,  53.    Od,  3,  6,  13. 

7)  Auf  den  Krieg  des  M.  Crassus  gegen  sie  724  —  726=30—28  (Dio 
Cass.  51,  23.  Liv.  ep.  134)  bezieht  sich  Horat.  Od.  3,  8,  18:  occidit  DaciCo- 
tisonis  agmen,    Ueber  die  späteren  Kriege  s.  Mommsen  a.  a.  0. 

81  Ptolem.  3,  8. 

9)  Dio  Cass.  68,  14:   AcTcißaXoc  (^  M  raX  t6  ßaolXeto^»  a^rou  xal  if)  X^P^ 


—     153     — 

balter  verwaltet  worden  war  ^) ,  wurde  sie  unter  Hadrian  in  der- 
selben  Weise,   wie   dies   früher   mit  Pannonia   und  Moesia  ge- 
schehen war,    in  zwei  Hälften  zerlegt,   von  denen   die  westliche 
Dada  superiar^)  y   die  Ostliche  Dacia  inferior^)  hiess.     Unter  M.   Theünn^ 
Aurel  dagegen,  vielleicht  schon  seit  Antoninus  Plus,  unter  wel-     zw», 
ehern  eine  Empörung  der  Daker  unterdiilckt  werden  musste^), 
war  die  Provinz  in  drei  Theile,    tres  Daciae,   getheilt,  nämlickdann  in  drei 
Dacia  Parolissensis  *) ,  benannt  von  der  Stadt  Porolissum  im  Nor- 
den  des  Landes    bei  Mojgrad,   Dacia  Apulensis^),   benannt  von 
Apulum    (Garlsburg),  und    Dacia  Maluensis'') ,   benannt  von    der 
Colonia  Maluensis^),  die  der  Lage  nach  unbekannt,  aber  wohl  in 
den  östlichen  Theil  von  Dacien   zu  setzen   ist.    Die  tres  Daciae 
bilden  zwar  ein  Commune,  welches  eine  gemeinsame  Hauptstadt, 
Sarmizegetusa®},   einen  gemeinsamen   Landtag  ^^   und  einen  ge- 

xaTe(XT]irro  o6|Aicaoa, fiie^p-fjaaTo  iaurov  —  xal  outodc  t^  Aaxia  'PcD|xat«v 

6irif)xooc  i^fi^tro.  Aurel.  Yict.  Cae9.  13.  Der  erste  dacische  Krieg  dauerte  von 
101—102,  der  zweite  105—107.  S.  Henzen  Afmcdi  1862  p.  J48ff.  Dass  der 
letztere  nicht  106,  wie  Henzen  annimmt,  sondern  erst  107  beendigt  wurde, 
zeigt  Mommsen  ad  C.  I.  L.  lU  n.  550. 

1)  In  dem  Militardiplom  des  Traian  Ton  110,  Uenzen  5443,  heisst  es :  et  iwU 
in  Dada  sub  D.  Tereniio  SeaurianOj  und  nach  der  Inschrift  C.  /.  L.  III,  2830 
ist  Sex.  lulius  Severus  kurz  vor  seinem  Gonsnlat  (127)  leg.  pr.'  pr.  imp,  Traiani 
Hadriani  Aug.  provineiae  Daeiae.  Auf  den  Mflnzen  seit  Traian  heisat  die  Pro- 
vinz immer  Dacia  Augusi(f)  provineia.   Eckhei  D.  JV.  6,  428. 

2)  Inschrift  C.  I^L.  III,  753  (zwischen  161—168):  Ivlio  CapHoni  —  hono- 
rato  (A  ordinibu9  coloniarttm  Vlpiae  Poeiovientis  ex  Pannonia  8uperiore  —  TVaia- 
nae  Sarmitegetkiuensium  ex  Dacia  Buperiore.  Vgl.  n.  4501 :  Valeria  Dionysia 
domo  8a(rmi%egetiud)  Da(ciae)  S(uperiori8). 

3)  Militardiplom  des  Hadrian  von  129  bei  Arneth  n.  YII:  et  sunt  m  Dada 
inferiore  wb  Piautio  Caesiano. 

4)  Capitolin.  Anion.  P.  5,  4.   Henzen  zu  n.  6919. 

5j  C.  /.  L.  1464  (a.  211—12):    Vlpio proc(uTaiOTi)  Aug.  (provineiae) 

Dac.  Apul.  a^genti")  v(icei)  p(rae$idis),  item  proc.  prov.  Porol(iaiensi8).  Inschr.  bei 
Perrot  Exploration  archiol.  de  la  Oalatie  et  de  la  BUhynie  p.  264  n.  146: 
P.  8emp.  Ael.  Lydno  proc.  Aug.  nn.  prov.  Syriae  Palaestinae,  proc.  hidilogi,  proc. 
Daciae  PoroUiemia,  proc.  XX  h(ereditatum)  OcUliamm  Narhonenaia  et  AquitafUae  etc. 
Die  erwähnten  Auguati  sind  Caracalla  und  GeU  (211—212),  s.  Grut.  259,  1  =:Mur. 
247,  4.  Waddington  in  Le  Bas  Voy.  n.  1786 ;  proc.  hidüogi  ist  dirlrporo;  Soux(T]Nd[- 
pio«)  'AXeSav&pc(ac  totJ  ihiou  \6'^o\i  d.  h.  rei  privatae,  C.  1.  Qr.  3751 ,  der  ge- 
wöhnlich kurz  Utoc  X6yoc  (C.  /.  Or.  n.  4957  lin.  39.  44),  iStöXo^oc  (Strabo  17 
p.  797),  jdiotoptia,  Henzen  6926,  genannt  wird.  Die  Annalune  von  Borghesi  BuJU. 
1848  p.  153  und  Otuvr.  6,  482,  dass  eine  der  drei  Provinzen  Dada  Anraria  ge- 
heisaen  habe,  beruhte  auf  einer  fehlerhaften  Lesung  der  Inachr.  Henzen  6920, 
welche  jetzt  C.  /.  L.  UI,  1464  steht  und  eben  angeführt  ist. 

6)  Kommt  öfters  vor.  Orelli  3888.  Henzen  6932. 

7)  Grut.  p.  433,  5  »  Borghesi  Otuorte  3,  481 :  AT.  Maerinio  Aoilo  ^  proc. 
prov.  Daß.  MdLv. 

8^  Henzen  5520. 

9)  Im  dritten  Jahrhundert  führt  sie  auch  den  Titel  metropolis,  C.  J.  L.  lU, 
1456.  1175. 

10)  Condlium  provinciarum  Dadarum  (Wtim  im  J.  241.  C.  /.  L.  UI,  1454. 


—     154     — 

meinsamen  Gull  des  kaiseriieben  Hauses  hai%  aliein  ak  Ver— 
waiiuBgsbezirk  sieht  jede  als  besondere  Provinz 2)  niebl  onr  unter 
einem  eigenen  Procurator  ^) ,  sondern  auch  wahrschekiUch  unter 
einem  eigenen  Legaten^),  obwohl  der  Titel  desselben  immer  /e^a- 
tus  trium  Daciarum  ist  ^) .  Derselbe  war  anfangs  nur  prätoriscbea 
Ranges  und  pflegte  erst  nach  seiner  dacischon  Legaiion  das  Gon- 
suiat  zu  erhalten  ^) ;  seit  M.  Äurel  aber  kommen  in  den  Daciae 
nur  consularische  Legaten  vor^). 
siädicania-  Die  Kriege    des   Traian    müssen   mit   der  schooiuigslosesten 

Energie  geführt  worden  sein,  denn  sie  hatten  zur  Folge,  dass  die 
Provinz  bei  ihrer  Einrichtung  menschenleer  war  UAd  Golonisten 
aus  andern,  zum  Theil  entfernten  Provinzen  nach  Dacien  über- 
gesiedelt wurden^).  In  der  Gokmie  Napoca  gab  es  noch  lange 
nachher  ein  co/fe(/ttim  ^^lanorum^),  und  zu  den  Colouisten  gehör^ 

1)  Hierauf  boziebt  sich  der  sacerdos  arae  Augtuti  C.  I.  L.  1209.  1433. 
1509.  1513  und  der  coronaiu»  Daciarum  trium  n.  1433. 

2)  Ulp.  Dig.  48)  22,  7  ^  10:  irUerdicer<  auUm  qtus  ea  provincia  poiesi, 
quam  regit,  alia  non  poteat.  $  14:  quibuadam  tarnen  praeBidibuSf  ut  mtUUs  pro- 
vineUa  interdieere  possinty  ind/ultum  eat,  ut  prattidibus  Syriarum,  sed  ei  Daeiantm. 

3)  Es  kommen  vor  ein 

procurator  pTov(inciae')  PotoliMenii»,  C  /.  L.  IlT,  1464. 
proe,  prov.  Dao.  Mah(erMa)y  Borghesi  Oeuvret  3,  481. 
proc,  Aug,  Daciae  ApOUnsiaf  Orelli  3888. 

4)  Dies  sieht  man  schon  daraas,  dass  die  genannten  Procuratoren  auch  vice 
praesidia  fungiren,  d.  h.  im  Falle  einer  Vacanz  der  Statthalterstelle.  So  ist 
Q.  Axiua  —  proc.  prov.  Dao,  Apul.  bia  vice  praeaidia,  Henzen  6932=  C.  /.  L.  III, 
1456;  Ulpiua  —  proo.  Aug.  prov.  Dae.  Apul,  agena  vlcea  pracaidia^  C.  I.  L. 
III,  1464. 

5)  Die  vorkommenden  Legaten  der  dacisohen  Provinzen  findet  man  gesam- 
melt bei  Borghesi  Oeuvrea  8,  471  ff.  Darunter  sind:  M.  Cl.  Fronto  Coa,  Leg, 
Aug.  pr.  pr,  trium  Dac(iarum^  et  Moea.  aup.  im  J.  168,  C.  J.  L.  III,  1457; 
'L.  Aemiliua  Carua  leg.  Aug.  pr,  pr,  111  Daciarum  ^  C.  1,  L.  III,  1153.  1415; 
L.  Pomp.  Liberalia  Coa.  (d.  h.  eonsularia^  Dae.  111  unter  Sever  und  Caracallaj 
C.  1.  L.  m,  1174;  L.  Mariua  Perpetuua  Coa,  Dae.  111  nach  dem  J.  210,  C.  /.  L. 
HI,  1178;  L,  Octaviua  lulianua  coa.  111  Dae,  C.  1.  L.  HI,  876.  1393;  D.  8imo- 
fUua  Proculua  lulianua  praeaea  Daciarum  111,  C.  1.  L,  III,  1578;  Sex.  ComeUua 
Clemena,  Coa,  et  dux  trium  Daciarum^  Renler  Inacr.  de  l'Algirie  n.  3897. 

6)  S.  Borghesi  Oeuvrea  8,  480  ff.  So  ist  M,  8taiiua  Priama  im  J.  Iö7  Ug, 
Aug,  pr,  pr.  Coa.  deaign,  Henzen  6858^;  P,  Furiu»  Saiuminua  leg,  pr.  pr,  Coa, 
de$,  im  J.  161,  C.  /.  L.  III,  1171. 

7)  Borghesi  a.  a.  0.  Sie  heissan  spftter  mit  karsem  Titel  comaularea,  8.  «aseer 
den  Anm.  5  angeführten  Beispielen  C,  L  L.  lU,  823.  826.  827.  1092.  Vg).  Gapi- 
tolin.  Pertin.  2.  3 ,  nach  'welchem  Perttnax  quatuar  provineiaa  eonmUarea  verwal- 
tete, nämlich  Moeaia  uiraque^  Syria  und  Dada, 

8)  Eutrop.  8,  6:  Traianua  vieta  Daeia  ex  toto  orhe  Romano  mfinHaa  eo  eo- 
piaa  hominum  tranatulerat  ad  agroa  et  urbea  coUndaa,  Dacia  erUm  diutumo  bello 
Decebali  viria  fuerat  exhaitata. 

9)  C.  /.  L.  m,  870. 


—     155'  — 

len  Galater  aus  Taviumi).  In  keiner  andern  Provinz  lässt  sich 
die  Eniwickeiüng  der  rOiniscben  Stödteaniagen  so  genau  verfol- 
gen, als  in  Dacien.  Die  einzige  grössere  Stadt,  welche  die  Hdmer 
vorfanden,  war  Sarmizegetusa,  die  Residenz  des  Decebalus^),  die, 
von  Traian  zur  Colonie  erhoben,  den  Namen  Golonia  Ulpia  Traiana 
Augusta  Daoica  Sarmizegelusa  führt  ^j;  die  neuen  Anlagen  waren 
theils  Grenzfestungen,  casteUa^)^  thoils  Dorijgemeinden ,  welche 
im  Laufe  der  Zeit  Stadtrecbt  und  zuletzt  das  ius  coloniae  erhiel- 
ten. So  wurde  Apulum  (Carlsburg)  unter  Traian^)  als  Dorf  an- 
gelegt; es  faiess  zuerst  Canabae^)  und  hatte  magistri;  Hadrian 
baute  die  caib^a  legionü  XIIJ,  welche  hier  ihr  Hauptquartier  er- 
hielt, später  ist  die 'Stadt  Municipium^),  Residenz  des  Procura- 
tors,  und  wird  endlich  colonia  iuris  Italici^).  Ebenso  ist  Potaissa 
seit  Traian  vicus^) ,  seit  Severus  Coloniei<>),  Napoca  (Klausenburg) 
zuerst  Municipium  i^),  dann  Colonie^^);  das  mtmicipium  Drobelarum 
an  der  Donau  wird  später  Colonie^*).  Ausserdem  werden  noch 
drei  Colonien  erwähnt.  Über  deren  Geschichte  nichts  bekannt  ist, 
Zerna,  colonia  iuris  Italici^*),  Colonia  Aequum**^)  und  Colonia  Mal- 
vensis*®),  der  Hauptort  der  Provinz  gleichen  Namens. 

Trotz  dieser  Ansiedelungen  blieb  der  Besitz  des  Landes  für  Aufgabe  der 
die  Römer  ein  unsicherer  und  schon  Hadrian  hatte  die  Absicht, 
wie   er  Armenien,  Mesopotamien  und  Assyrien  aufgab,    so  auch 
die  Provinz  Dacien  wieder  eingehen  zu  lassen,  und  nur  die  Rück- 
sicht auf  die  Menge  der  bereits  eingewanderten  römischen  Bürger 

1)  O.  J.  L.  UI,  860.  Henzen  BvU,  1848  p.  129. 

2)  Dio  Gms.  68,  8.  9. 

3)  Ausführlich  handelt  über  die  Stadt  Mommsen  C.  /.  L.  III  p.  228.   Vgl. 
Zumpt  im  Rhein.  Museum  1843  S.  253  ff.  und  Comm,  tplgr,  1,  404. 

4)  C.  /.  L.  m,  786.  821. 
5}  C.  /.  L.  m,  1004. 

6)  C.  1.  L.  m,  1008.  1093  u.  d.     S.  Über  diesen  Ort  überhaupt  Mommsen 
C.  1.  L.  III  p.  182. 

7)  Sie  helsst  municipium  Aurdiumj  C.  1,  L.  III,  986.  1132  von  M.  Aurel 
und  municipium  Septimium  (n.  976.  985.  1051)  von  Septimlus  Severus. 

8)  np.  Dig.  50,  15,  1  $  8.  9  und  Mommsen  a.  a.  0. 

9)  C.  /.  L.  UI,  1627. 

10)  Dig.  50,  15,  1  S  8.  9.   C.  /.  L.  HI,  1030. 

11)  C.  1.  L,  m,  860.  1100. 

12)  Ib.  865.  1141.  Dig.  50,  15,  1  S  9. 

13)  C.  i.  L.  m,  1209.  1559.  2679. 

14)  Dig.  50,  15,  1   S  8.    Bei  Ptol.  3,  8,  10  heiäst  der   Ort  AUpva;    eine 
JtaCio  T$Umen(8ium)  kommt  Tor  C.  /.  L.  111,  1568  f. 

15)  C.  /.  L.  III,  1596. 

16)  Henzen  5520. 


—     156     — 

hiell  ihn  von  der  Ausführung  dieses  Planes  zurück^).  So  bestand 
die  Provinz,  bis  sie  unter  Gallienus  im  J.  256  veiloren  ging^}, 
mit  Ausnahme  der  festen  Plätze,  aus  welchen  dann  Aurelian 
(270—275)  ebenfalls  die  Besatzungen  zurückzogt).  Diese  und  was 
noch  von  römischen  Einwohnern  in  der  Provinz  vorhanden  war, 
versetzte  er  an  das  südliche  Ufer  der  Donau  und  richtete  zwi- 
schen Moesia  superior  und  Moesia  inferior  zwei  neue  Provinzen 
ein^),  D<wia  ripensis  an  der  Donau  mit  der  Hauptstadt  Ratiaria 
und  Dada  mediterrat^a  oder  Dardania  mit  der  Hauptstadt  Ser- 
dica.  Vor  dem  J.  386  ist  die  letztere  nochmals  in  zwei  Hälften 
getheilt  worden,  nämlich  Dardania  und  Dada  tnediierranea  mit 
der  Hauptstadt  Scupi^). 

XXiV.  Thracia. 

Schon  zur  Zeit  der  Bepublik  war  die  Südküste  Thraciens^  an 
welcher  eine  Strasse  nach  dem  Hellespont  führte^),  sowie  die 
thracische  Ghersonesus  ^j  in  der  Gewalt  der  Römer  und  wurde  zu 
Macedonien  gerechnet.  Die  Ghersonesus  war  später  Privatbesitz  des 
Agrippa,  von  welchem  sie  auf  die  kaiserliche  Familie  vererbte. 
Sie  wurde  noch  unter  Traian  als  kaiserliche  Domaine  von  einem 
besondern  Procurator  administrirt^).    Mit  den  ihracischen  Völker- 

n  Eutrop.  8,  6. 

2)  S.  Mommsea  C.  /.  L,  111  p.  161,  welcher  bemerkt,  dass  auch  die  Munden 
der  provlncia  Dada ,  die  247  beginnen,  256  aufhören.  Eckhel  D.  N.  2,  9.  Das 
Factum  erwähnen  Sex.  Rufus  br.  8:  «u6  Oallieno  imptratore  amism  eH  (^Dacia'). 
Qros.  7,  22.  lornaudes  de  rtgn.  succ.  Öl.  Den  Krieg  im  vierten  Jahre  des  Yale- 
rianus  und  Gallienus  erwähnt  Vopiscus  Aurelian.  11.  Clinton  Fa$U  Bomani  ad 
a.  256.  257. 

3)  Vopiscus  Aurelian,  39:  cum  vcutofum  lU^icum  et  Moeaiam  deperdiUmi 
videretj  provincitsm  Transdanuvianam  Dadam  a  Trcdano  coMtÜuiam  sublato  exer- 
citu  et  provineialibu9  reliquity  desperans,  eam  poese  reUneri,  abductosque  ex  ea 
populoa  in  Moesia  eoUocavit  appeUavitque  suttm  Daciam^  quae  nunc  dua$  Hioesias 
dividit.  S.  Rufus  brev.  8 :  sed  sub  Gallieno  impemtore  amiasa  est  (^Daeia')  ft  per 
AureUanum  translatis  exinde  Romanis  duae  Daciae  in  regionä)Us  Moesiae  ae  Ikar- 
daniae  faeiae  sunt.  lornandes  de  regn,  sticc.  bi:  sed  Gallienus  eos  {Daeos')y  dum 
regnarety  amisit^  Aurelianusque  imperator  evoeatis  exinde  legionibus  in  Moesia  col- 
loraviiy  ibique  aliquam  partem  Daciam  mediterranecan  Daciamque  ripensem  eon- 
stituit  et  Dardaniam  coniunxit.  Malalas  12  p.  301  Bonn. :  6  hk  sMc  Außt^Xia- 
NÖc  xal  Aaxlov  iTColiQoev  inapjias  t^v  irapaicoTOfiiiav,  t^Xt^oCov  O'joov  toD  Aotvoti- 
ß(ou  iroTOfxoO. 

4)  S.  über  diese  Provinzen  Boecking  N.  D.  Or.  p.  135  f.  153.  244  und 
Mommsen  lum  veroneser  Verzeichniss  Abh.  d.  Berl.  Acad.  1862  S.  508. 

5)  Mommsen  a.  a.  0.  S.  509.    Boecking  N.  D.  Or.  p.  229. 

6)  Cic.  de  prov.  cons,  2,  4. 

7)  Cic,  m  Piwm.  35,  86. 

8)  Dio  Cass.  54,  29.  £in  procurator  Augusti  regionis  Chersonesi  aus  dieser 


—     157     — 

Schäften  wurde  von  Macodonien  aus  ein  sich  immer  wieder  er- 
neuernder  Krieg  geführt,  in  Folge  dessen  alle  zu  einem  Bündnisse 
mit  Rom  gezwungen  und  die  einheimischen  Fürsten,  welche  bis 
auf  Rboemetalces  11 ,  d.  h.  bis  auf  Caltgulas  Regierung,  nach- 
weisbar sind^),  TöUig  abh&ngig  wurden.  Tiberius  Hess  während 
der  Minderjährigkeit  des  Cotys  das  Reich  durch  den  gewesenen 
Prätor  Trebellenus  Rufus  ^)  verwalten,  unter  Claudius  wurde  das- 
selbe im  J.  46  Provinz  5)  und  zwar  eine  procuratorische,  als  Pj^cwutori 
welche  es  auch  unter  Nero^]  und  Galba^), erwähnt  wird.  Die  rimia. 
Annahme,  dass  erst  Yespasian  die  Provinz  gegründet  habe,  be- 
ruht nur  auf  einer  verderbten  Stelle  Suetons<^],  und  eine  späte 
Nachricht,  dass  derselbe  Thracien  von  Europa  getrennt  und  zu 
Asien   gezogen    habe,    vielleicht    auf    einem   Missverständniss^), 

Zeit  C.  /.  L.  III  n.  726.    Vielleicht  ist  mit  diesem  identisch  der  proe.  provine. 
HelUspofO^i).  Orelli  3651. 

1)  S.  die  unter  Calignla  geschlagene  Münze  dieses  Forsten  bei  Visconti 
Iconographit  Qfeeque  III  p.  302.  Vgl.  Gary  HUtoire  de$  roia  de  Tkraee  et  de 
eeux  du  Boaphort  Cjmm^tm,  Paris  1752.  4.    Boeckh  C.  /.  Qr.  n.  359. 

2)  Tacit.  Ann.  2,  67:  TrebeUemu  (nicht  TrebeUienius^  hat  der  Medicens 
und  die  von  Mommsen  gesehene  Inschrift  Borghesi  Oewore»  3^  272. 

3)  Eusebii  Ckron»  Cain,  p.  153  Schoene:  Thraeia  hueuaque  tegnata  in  pro- 
vineiam  redigitur.  Syncellus  p.  630,  3:  Bpaxv]  dicö  tou(6  toO  ^pdvou  iiza^ia 
^pv)(A<iTioe  ßaoiXeöouoa  icpCv.  Die  Anlage  der  Golenie  Apros  im  Binnenlande 
Thraciens  durch  Claudius  bestätigt  dies  Zengniss. 

4)  Bei  losepb.  B.  J.  2,  16,  4  sagt  im  J.  66  dec.  König  Agrippa ,  indem  er 
alle  Provinzen  der  Römer  aufzählt:  t(  %k  Bp^xe^i  —  o6^i  (to^^iMotc  'Pmfiiaiov 
{)iraxo6ou9t  ^poupoTc; 

5)  Bei  Tac.  IlUt,  1,  11  heisst  es  vom  J.  69:  Thraeia  et  gucie  aliat  procu- 
ratorihus  eohibentur. 

6)  Bei  Suet.  Veap.  8  steht  allerdings  in  den  besten  Handschriften,  auch  dem 
Memmianus:  Aehaiamy  Tjyeiam^  Bkodum^  By%ainUum,  Samum  Übertäte  adempta^ 
item  Thraeiamf  CÜieiam  et  Commagenen  ditioni»  regiae  u$que  ad  id  tempiu,  in 
provincianan  formam  redegit,  und  diese  Worte  wiederholen  Eutrop.  7,  19,  bei 
welchem  der  Cod.  Oothanus  Thraciam,  der  griechische  Uebersetzer  Bp^cU  Te  inX 

TO'JTOK  «al  KlXixac  hat,  ferner  Hieronymus  Eusebii  Chron.  Can.  p.  159  Schoene,  , 

bei  welchem  der  Leydener  Codex  traehia  hat,  endlich  Aurel.  Victor  epit,  9.  Dass 
aber  bei  Sueton  gelesen  werden  muss  trachiam  CUiciam  oder  tracheam  CÜieiam, 
habe  ich  bereits  fr&her  bemerkt  und  hat  Borghesi  Oeuvres  3,  273  ausführlich 
erwiesen.  Erstens  nämlich  steht  es  fest,  dass  Thracien  bereits  vor  Vespasian 
Provinz  war  (Tac.  Eist.  1,  11),  zweitens  ist  es  falsch,  dass  Cilicien  ditionis  regiae 
usgue  ad  id  tempu»  gewesen  sei,  da  es  schon  seit  103  v.  Chr.  eine  Provinz  Ci- 
licia  gab,  und  das  ebene  Cilicien  namentlich  seit  64  Provinz  war ;  endlich  wurde 
Hieronymus  sich  gradezu  widersprechen ,  wenn  er  Thracien  unter  Claudius,  und 
nochmals  unter  Vespasian  Provinz  werden  lässt.  Alles  ist  dagegen  richtig  bei 
der  Lesung  tracheam  CUiciam,  wie  schon  Soaliger  und  Turnebus  erlcannten. 

7)  Eastath.  ad  Dionya,  perieg.  v,  270:  xdxcTvo  (e  yvidtt^ov,  &ct  E^<67tt) 
[kh  irdvra  tä  «axd  (6otv,  dp^apivoic  dvh  TjXXt)Oic^tou.  Ol  hi  iraXaio(  cpaoiv,  Src 
Oueairaoiavöc  tjfib^m  r^jv  Bp^xT^v  dir'  aurij«.  Und  zu  n.  323  sagt  er,  die  Thra- 
cier  seien  ein  grosser  Stamm  und   wohnten  auch  Jenseits  des  Hellespontes  in 


—     158     — 

denn  es  ist  Steher,  dass  bis  auf  Traian  Thracien  unter  einem 
Procurator  stand  ^),  welcher  dem  kg»  pr,  pr.  Aug.  Maesiae  unter- 
geben war  2).  Unter  Traian  aber  wurde  diese  Verwaltung  ge— 
Pr&torische  ändert  uud  zum  Statthalter  der  Provinz  ein  prätorischer^)  kaiser-^ 
lieber  Legat  gemacht^],  unter  dem  swar  auch  ein  Procurator, 
indessen  nicht  mehr  als  praeies,  fungirt^). 
siftdte.  Die  Städte,  welche  die  Römer  in  Thracien  yorfaoden,  waren 

griechische  Ansiedelungen  und  erhielten  zum  Tbeil  das  Privile- 
gium der  Freiheit,  wie  Abdera,  Aenus,  Byzantium<^)  und  die  zu 
Thracien  gehörige  7)  Insel  Samothrace  ^) ;  das  Binnentand  war  da- 
gegen arm  an  Städten  und  wie  Cappadoeien  und  Grossarmenien 
in  Strategien  getheilt,  deren  Zahl  Piinius  auf  50,  Ptolemaeus  aber 
auf  14  angiebt^),  was  vielleicht  darin  seinen  Grund  hat,  dass 
durch  die  Römer  selbst  ein  Theii  derselben  in  Stttdtebezirke  ver- 
wandelt worden  war,  wie  wir  dies  In  den  spanischen  Provinzen 
für  dieselbe  Zeit  nachgewiesen  haben.     Denn  auch   hier  haben 

■■        J'     '■      "      ■  ■lim  I  II  I       »■IUI  ^^^^»-  I      .  I  . 

Asien,  xal  Tc£^a  ^A  th  o5ttD  TCoXurevec  Tf}c  X^P^^  ^^^  trcptcpocvec  iBbosv  aM)v 
Tijc  EJ^ptbnr^  O^eoicaotav^  dbc  itpoeipr)tat.  Der  Sinn  der  Stelle  Ist  dso,  dass 
Vespasian  Thracien  zu  Asien  gerechnet  habe.  In  anderm  Sinne  berichtet  Malalas 
10  p.  262  Bonn.,  indem  er  Yon  der  spateren  Provinz  Thraciens,  Europa  redet 
nnd  diese  dem  Vespasian  zuschreibt:  xal  t^v  EOpcüm^v  dirö  ^^kt}«  ifUpi9€, 
xtI^oc 'HpebcXctav  it6Xtv,  rf^v  «ptpijv  'K&'^o^UYri^  Jleiptv^v,  -JjvTiva  tico(T}9e  {ATjrpo- 
icoXiv,  &OUC  aÖTJ  ApyosxüL.  Natürlich  ist  diese  Notiz  ebenso  verkehrt,  als  die 
p.  261,  wonach  Vespasian  Macedonien  in  prima  nnd  -secunda  getheilt  haben  soll, 
was  frühestens  386  geschah. 

1)  Unter  Domitian  war  Yettidius  Bassus  iTctTpoiroc  Bpaxiic-  Borghesi  Ocuvr. 
3,  274. 

2)  Man  kann  dies  daraas  schliessen ,  dass  nnter  Traian  die  Byzantier  Jähr- 
lich einen  Gesandten  zur  Begrüssong  des  legaHu  Moesiae  zu  schicken  pflegten. 
Piin.  ep.  lO;  43  (52). 

3)  S.  Borghesi  Oeuvr.  3,  278. 

4j  Unter  Traian  fallen  noch:  luvenUm  CeUus,  npeaßeut^c  dyrtorpdEtTjYOC. 
Münzen  Ton  Perinth,  Borghesi  Oeuvr.  3,  275.     Mommsen  in  Plin.    ep.  ed.  Keil 
p.  416  j  und  AtUu»  Piatorius  Nepos  leg.  pr.  pr,  provinc.  Thraciae,  C.  1.  L.  y ,  877 
■  nnd  dazu  Mommsen;  unter  Uadrian:  Tineias  Rufus,  Tupea.  %a\  dytt.  tot>  C^ßao. 

Borgh.  Oeuvr,  3,  275  j  und  aus  der  Zeit  des  Septimius  Severus  und  Garacalla 
kennen  wir  ihrer  zwei:  Statilius  Barbarus  —  leg.  Augg.  prov.  Thrae.  Henzen 
5501.  Borghesi  Oeuvr.  3,  263  ff.  und  Q.  Atriua  ClorUus,  leg.  Aug.  pr.  pr.  pro- 
vlneiarum  Thraciae  Cappadoeiae  Syriae^  C.  I.  L.  11,  4111.  Es  ist  daher  ein  Irr- 
thum ,  wenn  Eckhel  2,  20,  43  ans  dem  auf  Münzen  thracischer  Städte  vorkom- 
menden Titel  der  Statthalter,  ifiY^P*^*^»  schliesst,  dass  seit  Antoninus  Plus  die 
legaii  Thraciae  aufgehört  hätten  und  an  ihre  Stelle  wieder  Procuratoren  getre- 
ten seien ;  vielmehr  ist  unter  dem  -fi^e^tdyt  der  Legat  selbst  zu  verstehn. 

5)  Ein  solcher  ist  der  inkpoizo^  ^irapvefa«  Op^Virj;  in  einer  Inschr.  vom 
Ende  des  zweiten  Jahrhunderts,   C.  I.  Qr.  oTol. 

6)  Plin.  JV.  Ä  4  S  42.  43.  46. 

7)  Ptolem.  3,  11,  14. 
8J  Plin.  Ti.  H.  4,  73. 


ü 


9)  PHn.  N.  ff.  4,  40.    Ptolem.  3,  11  $  8.  9.  10. 


—     159     — 

sich  die  Römer  um  Gründung  neuer  Slädte  verdient  gemacht. 
Apri*),  oder  coUmia  Claudia  Aprensis^ ,  verdankt  seinen  Ur- 
sprung dem  Claudius,  die  Colonien  Develtus  und  FJaviopolis  3) , 
wahrscheintidi  auch  die  Golonia  AoXaCoo  tsixo<;  (Olekicos),  welche 
in  einem  Militärdiplom  des  Domitian  vom  Jahre  86  erwähnt  wird^), 
dem  Vespasian ;  die  Städte  Plotinopolis,  Marcianopolis  und  Tra- 
ianopolis  dem  Traian,  von  welchem  auch  Anchialus  und  Serdica 
den  Beinamen  Ulpia  fuhren  ^) ;  endlidi  ist  auch  Pfajlipp<^lis  kurz 
vor  seiner  Zerstörung  durch  die  Gothen  (85t)  Golonie  geworden, 
und  zwar,  wie  Eusebius  berichtet,  durch  den  Kaiser  Phili{^us 
im  J.  248  6). 

Nach  der  Diocletianischen  Verfassung  gehörten  zur  DioecesisTheWxmgder 
Thraciae  sechs  Provinzen,  nämiich 

4.  Europa  mit  den  Städten  Perintbos  und  Apri, 
ä.  Bhodope  mit  den   Städten  Haximianopolis,   Maronea  und 
Aenus, 

3.  Thracia  im  engem  Sinne   mit   den  Städten   Philqipopolis 
und  Beroea, 

4.  Haemimontus  mit  den  Städten  Hadrianopolis  und  Anchialos, 

5.  Scythia  mit  den  Städten  Dionysopolis,  Tomi  und  Gaiatis, 

6.  Moesia  inferior  mit  den  Städten  Marcianopolis  und  Ni$o- 
polis^). 

Ob  diese  Eintheilung  von  Diooletian  selbst  het*rUhrt  oder  älter 
ist,  lässt  sich  nach  unseren  Quellen  nicht  mit  Bestimmtheit  aus- 
machen, da  einige  dieser  Provinzen  schon  vor  Diocletian  gesetzt 
werden,  allein  von  Schriftstellern,  welche  vielleicht  die  Einrich- 
tungen ihrer  Zeit  auf  eine  frühere  Periode  übeitragen  haben  ^). 

• 

l]  Zumpr  Comm,  ep.  1,  386.  Boeckh  C.  /.  Qr,  3G85.  Boecking  N,  D.  Or, 
p.  302. 

2)  W«d<Ungt<m  in  Le  Bas  Foy^  lU  n.  1731»Or8Ui  512. 

3)  Zumpi  «.  «.  O.  p.  396. 

4)  Henzen  n.  5433. 

ö)  SkiUiel  i>.  N.  2  p.  45.  47.  24.  46.  Ammiaii.  27,  4,  12 :  MardanopoUs  est 
a  »örort  Ttaiani  prindpia  ita  cognomiifMUi, 

6)  Zoinpt  a.  a.  O.  p.  435. 

7)  AmmiaD.  27»  4,  12.  13.  Veronesisches  Verzeichnlss  S.  507.  Sex.  Rnfns 
o.  9.  Polemk»  Stlviiw  8.  254.  Not.  JOign.  Or.  p.  10.  11  und  dazu  Boecking 
p.  134. 

8]  So  beisst  «s  in  einem  Briefe  des  Kadsen  Claudius  OoUiicas  an  Aarehan 
bei  Vopisc.  Aura.  17 :  Gotiki  a  TkradU  amovtndi.  Eontm  enim  pUrique  Haemi- 
montum  Ewvpamque  vexant*  Ueber  diese  Frage  bandelt  ansfübTlicb  Kubn  Verf. 
des  Rom.  Beicbs  2,  206.  Der  Brief  bei  Vopiseus  wird  aber  scbwerlicb  glaubwür- 
diger sein  als  die  ftbrigen  In  den  8eriptOM$  Mtt.  Aug.  Yorkoosnenden  Actenstüoke, 


—     160 


XXV.  ICaoedDiiiai). 

voriiQflge  Es  ist  bekannt,   dass  nach   dem  Siege  des  Aemiliiis  Paulus 

tioni68.  bei  Pydna  586=468  Macedonien  zwar  factisch  aber  noch  nicht 
der  Form  nach  Provinz  wurde;  man  sendete  zehn  Legaten,  mit 
deren  Hülfe  Aemilius  die  YerhUltnisse  des  Landes  in  folgender 
Weise  ordnete^).  Macedonien  wurde  in  vier  Theile  gelheilt  und 
jedem  dieser  Theile  ein  Goncilinm  in  dem  Hauptorte  bewilligt, 
als  Hauptorte  aber  für  die  erste  regio  Amphipolis,  fttr  die  zweite 
Tbessalonike,  fttr  die  dritte  Pella,  fttr  die  vierte  Pelagonia  be- 
stimmt'). Jede  Verbindung  der  vier  Regionen  unter  einander 
wurde  aufgehoben,  connubiuin  und  commercium  nur  innerhalb  je- 
der Region,  nicht  aber  zwischen  den  Regionen  gestattet*},  alle 
Macedonier  fttr  frei  erklart,  ihnen  der  Gebrauch  ihrer  Gesetze, 
die  Wahl  jfihriger  Behörden  und  eine  kleine  Truppenmacht  zum 
Schutze  der  Grenzen  bewilligt,  aber  die  Zahlung  ihrer  frttheren 
Abgaben,  eines  tribiUum  und  vectigcUy  welche  freUich  auf  die  Hälfte 
herabgesetzt  wurden,  auferlegt^).  Die  Eintreibung  der  Steuern 
wurde  ihnen  selbst  ttberlassen,  indess  das  dabei  zu  beobachtende 
Verfahren  ohne  Zweifel  durch  die  Gesetze  normirt,  welche  Aemi- 
lius  ihnen  gab  und  welche  das  Grundgesetz  fttr  die  spätere  Pro- 
vinz bildeten^).  Nach  diesen  führten  die  Verwaltung  der  vier 
Regionen  selbstgewählte  aoveSpoi^),  und  Hessen  die  Regionen  eigene 

über  welche  b.  C.  Ozwallna  De  epittularum  aetorumque,  quae  a  seriptoribus  UaiO' 
ri<ie  Aug.  profenmtur^  fide  atque  aucloritaUj   Bonn  1870.  8. 

1)  A.  W.  Zampt  De  Macedorüae  Romanomm  provtneiae  praesidünia^  qtü  fue- 
runt  usque  ad  T,  Veapananum  in  Comm.  epigr,  2  p.  153  ft.  Consin^ry  Voyage 
daru  la  MacidotnUy  conUnani  des  recherchcs  sur  'l'histoire ,  la  giographie  et  les 
antiquiUs  de  ee  pays,  2  Voll.  Paris  1831.  4.  L<^on  Heuzey  Mission  arckiologijue 
de  Macedoinej  Paris  1864.  4  (noch  unvoUendet). 

2)  Liv.  45,  17.  18.  29. 

3)  Die  genauere  Begrenzung  dieser  Regionen  giebt  hU,  45,  29  an. 

,  4)  Liv.  a.  a.  0.:  pronuncioüit -deinde ,  neque  connubium  neqae  commercium 
agrorum  aediflciorumque  inter  se  placere  cuiquam  extra  fines  regionis  mute  esse, 

5)  Liv.  45,  18.  Plut.  Aem.  Paul.  28 :  to^  (^  U%ol  icp^aßeow  ix  T<6fAT2C 
d^txo(Jiiv(DV  MaxeSöot  fiiv  dir^5o>x£  t^v  jß9^^  ^  '^°^  itöXeic  iXsu^lpoc  oixeiv 
%a\  a6Tovö(jiouc,  ixaxöv  hk  tiXavta  'Poafjiatotc  üitoreXelv,  ou  iiXiov  tj  dtirXdGioN 
Tou  ßaotXsuaiv  eUi^epov. 

d)  Liv.  4Ö,  30.  32:  leges  Macedoniae  dedit  cum  tanta  cura,  .ut  ncn  hostibus 
vietiSf  sed  sociis  bene  meritis  dare  videretur:  et  quas  ne  usus  quidem  longo  tem- 
pore {qui  unus  est  legwn  correetor^  experiendo  argueret,  lustin.  33,  2:  itaque 
quum  in  diUonem  Bomanorum  cessissety  magistraUbus  per  singulas  civitaUs  con- 
sUtutlSy  Ubera  facta  est  legesque,  qmbus  adbuc  utUur^  a  PauUo  aecepit. 

7)  Liv.  a.  a.  0. :  quod  ad  statum  Macedoniae  pertinebat ,  senatores ,  quos 
»gnedros  voeant,  legtndos  esse,  'quorum  consiUo  respublica  administraretur.    In  einer 


—     161     — 

Münzen  sdilagen^),  welches  Recht  in  der  Zeit  der  Republik  nur 
souveränen  Staaten  zusteht^).  Die  künstlich  errichtete  Scheide- 
wand zwischen  den  vier  Regionen  hinderte  jede  Verbindung  der 
macedonischen  Stämme  ^)  und  gab  den  Siegern  eine  Gewähr  gegen 
eine  gemeinsame  Auflehnung ;  dennoch  erfolgte  dieselbe  noch  ein- 
mal im  J.  606  =  448  unter  Andriscüs  oder  Pseudophilippus,  nach 
dessen  Besiegung  durch  Q.  Gaecilius  Metellus^)  Macedonien  im 
J.  608=446  Provinz  wurde *^).  ProTin.we. 

Nach  Ptolemäus<^)  reichte  die  Provinz  im  Osten  bis  an  den  Orenze». 
Fluss  Nestus,  im  Westen  bis  an  das  adriatische  Heer,  im  Norden 
wurde  sie  von  Dalmatien  durch  den  Fluss  Drilo^  von  Mösien  durch 
das  Gebirge  Scardus  geschieden;  im  Südeti  stiess  sie  an  Epirus 
und  ging  im  S.O.  bis  an  den  Oeta  und  Sinus  Maliacus.  Im 
Norden,  Westen  und  Osten  scheint  sie  diese  Grenzen  von  Anfang 

Inschrift  von  Pelagonia,  dem  Hanptorte  der  vierten  Region,  C.  /.  Qr,  1999  findet 
sich  Maxc&ÖNoiv  ot  o6ve5po(. 

1)  Die  Münzen  haben  die  Aufschrift:  Maxeftövoov  irp(6T7]C,  M.  5euT£pac, 
M.  TfTdlpTtjc.    Eckhel  D.  N.  2,  63. 

2)  Mommsen  G.  d.  Rom.  Ifünzwesena  309.  727.  748. 

3)  Liv.  45,  30 :  haee  pronunUaia  primo  die  conventus  varie  adfeceruni  ani- 
moM,  LiberUa  praeUr  tpem  data  adrexit  et  levatum  annuum  veeügal,  Begionatim 
eommereio  mUrrupto  Ua  videri  laceraU,  tanquam  animali  in  artua  <dterum  aUerius 
indigerUe$  digtrcuio. 

4)  Liv.  ep.  50:  Paeudopküippus  in  Maeedonia  •—  ah  Q.  Caeeilio  vietua 
capiua^ue  est  et  reeepta  Maeedonia, 

5)  Bei  Liv.  ep.  45  heisst  es  schon  vom  J.  168:  Maeedonia  tn  provineiae 
formam  redaeta.  Dagegen  sagt  Floros  1,  30  (2,  14):  Metdlw  —  Macedoniam 
Servitute  muUavüj  nnd  1,  32  (2,  16)  vom  Jahre  146:  igOur  MeteUo  ordinanti  cum 
maxime  Maeedoniae  [statum]  mandata  est  fMo,  Gesichert  Trird  dies  Jahr  durch 
die  Aera  der  Provinz.  Macedonien  rechnet  nämlich  später  nach  einer  doppelten 
Aen.  Eine  derselben  findet  sich  in  den  Inschriften  von  Thessalonike  C.  /.  Or. 
1965.  1971;  Vol.  n  p.  993  n.  2007d.  2007«;  p.  994  n.  2007».  2007«.  Le  Bas 
Foya^e.  Jnäeription»  U  n.  1359;  beide  zusammen  C.  /.  Or.  n.  1970,  aus  welcher 
Inschrift  bereits  Boeckh  festgestellt  hat,  dass  die  ältere  Aera  von  608  =s  146,  die 
jüngere  von  724=s30,  der  Schlacht  bei  Actilum  beginnt.  Neuerdings  sind  noch 
zwei  Inschriften  von  Thessalonike  mit  doppeltem  Datum  bekannt  geworden.    In 

der  einen  bei  Heuzey  Mission  p.  234  n.  105  ist  datirt :  Itouc  cEo  Ssßaorou  %a\ 

dirr  d.  h.  im  Jahr  266  der  jüngeren ,  im  Jahr  382  der  älteren  Aera.  Also 
266  +  723^=989;  382  +  607  =  989  oder  236  n.  Chr.  Die  andre,  mitgetheUt  von 
Vidal-Lablache  Revue  archiol.  XX  (1869)  p.  62 ,  fflhre  ich ,  da  sie  weder  sicher 
gelesen  noch  erklärt  ist,  hier  an :  ^touc  <;o  üSeßaoroü  toO  xal  ßqp  ||  aÖToxpcCTOpt 
TtßcpCq)  KXau(((p  II  Katoapi  Seßaoorq)  Fepijavixtp  ||  dpytepT,  At](jiapYix-^c  i^ou- 
o(ac  II  ti  titapTOV,  &ird^X(p  diro^e^tYt^^vq)  1|  t6  T^raprov,  aOxoxpciTopt  to  ^poov,  || 

icoTpl  «axplSo«  -i]  itöXic  7roXtTap||7o6vTaiv .  Claudius  war  Co$.  111  des.  IV 

im  J.  799  «46.  Das  erste  Datum  ist  also  76 +723  =»799;  das  zweite  192  +  607 
BS  799.  Aus  beiden  Inschriften  lernt  man,  dass  das  Jahr  der  jüngeren  Aera  Iroc 
£spaotöv  oder  ZeßaoroO  hiess. 

6)  Ptolem.  3,  13. 

fiöm.  Alterfh.  IV.  U 


—     162     — 

an  gehabt  zu  haben;  dean  die  illyrisohe  Kttste  swisoheD  E|Mrus 
und  Dalmatien,  d.  h.  von  Lissos  bis  Aukna  war  schon  zur  Zeit 
der  Republik  ein  Besiandtheil  derselben ;  in  den  Jahren  ^97  und 
698s=57 — 56,  als  Piso  Macedonieu  verwaltete,  stand  unter  ihm 
Dyrrhachium  ^)  und  Apoilonia^)  und  diese  Städte  werden  imoier 
SU  Macedonieu  gerechnet  3).  Was  aber  die  Sttdgrenze  betrifft,  so 
ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  in  der  Zeit  der  Republik  nicht 
nur  Thessalien,  welches,  seit  dem  zweiten  Philipp  mit  Macedonieu 
verbunden^),  von  Flamininus  fttr  frei  erklärt  wurde*)  und  eine 
arisU^^raliscbe  Verfassung  auf  Grund  eines  Census^),  sowie  eine 
gemeinsame  Organisation  erhidlt,  deren  Mittelpunct  das  cancilium 
in  Larissa  war^),  sondern  auch  Epirus^}  und  endlich,  wie  wir 
sehen  werden,  ganz  Griechenland  als  ein  Theil  Macedoniens  zu 
betrachten,  so  dass  diese  Provinz  die  ganze  Hämushalbinsel  um- 
fasste,  bis  sie  im  Beginne  der  Kaiserzeit  mit  Ausscheidung  von 
Epirus  und  Achaia  auf  die  von  Ptolemäus  angegebenen  Grenzen 
reducirt  wurde. 
y^nraiung.  Bei  der  Theilung  der  Provinzen  im  J.  7S7  —  S7  blieb  Mace- 
donien  Senatsprovinz  ^) ;  von  Tiberius^®)  bis  Claudius  ^^),  nämlich 
von  15 — 44,  war  es  kaiserlich  und  wieder  mit  Achaia  vereinigt; 
nach  dieser  Zeit  stand  es  unter  einem  Propraetor  ^*')  mit  dem  Titel 
Proconsul  ^^) ,  dessen  legati  ^*)    und  quaestoi^es  ^.^)  ebenfalls  oft  er- 

1)  Cic.  de  prov.  com.  3,  5 ;  in  Pi$on.  34,  83 ;  38,  93. 

2)  Cic.  in  PUon,  35,  86. 

31  Dio  Gm8.  41,  49:  t6  hk  Auppd^ytov  ^v  tj  y^I  "^  icp^pov  fi,^  IXXuptftv 
TdÄv  Uap^tvwv,  vOv  hi  %a\  r6re  f6  fi&i  Maxe&ov(a<  vevo(itO|«.iv7g  'X£lTat.  Von 
ApoUonia  begann  die  Hauptstnsae  Maoedoniens,  die  via  Egnatia.  Strabo  7  p.  322. 

4)  S.  hierüber  Fr.  Hom  De  TkeesaUa  Maeedonum  imperio  tM&ieefa,  Grypbiae 
1829.  8. 

5)  Liv.  32,  10 ;  33,  32. 

6)  Liv.  34,  52:  a  eeneu  maxime  et  Benaiwn  et  iadiees  legit:  poihremque 
eam  pariem  wfHaUum  feeit,  eui  ealva  tfonqttiUaqtie  omnia  magis  eeae  expediehai. 

7)  Liv.  36,  8;  42,  38. 

8)  Eplm»  stand  auf  Seite  des  Perseus  (Liv.  45,  26),  Aemilins  PauUuB  plftn- 
derte  dort  70  Städte  und  schleppte  150,000  Menschen  in  die  Sdaverei.  Plnt. 
Aem.  PauU.  29.   Liv.  45,  34. 

9)  Dio  Cass.  53,  12.   Strabo  17  p.  840. 

10)  Tac.  Ann.l,  76,  80  j  5,  10. 

11)  Snet.  Claud,  25.    Dio  Cass.  60,  24.   S.  oben. 

12)  Strabo  17  p.  840.   Borghesi  Oeuvree  3,  185. 

13J  Orelli  1170.  3851.    Benzen  6006.  6504.  6512.  6908.  6911.  C.  /.  Qr,  U 
p.  993  n.  1999b.   Renier  Jnaef,  de  VAlgir.  1818. 

14)  OreUi  3658.  C.  i.  Gr.  3990. 

15)  Orelli  822.  3144.  6488.  Grut.  p.  436,  7;  446,  3;  1102,  3.   Ein  fmmt»r 
pro  praetore  Benzen  7420*. 


—     163     ~ 

wttbni  werdcüi.  Der  8iU  der  Regierang  wer  Thessalonlke  ^) ,  welohe 
Stadt  icfMiTiQ  MaxdSovcov  ^)  und  f&TjrpoitoXu  ^)  hiess  und  nebst  Dyrrba- 
ohium,  AmphipoUs  und  mehreren  einheimiscfaen  Yoikersehaften  die 
libertas  besass^).  Römische  Golonien  wurden  unier  den  Kaisem  Coioniea. 
folgende  Städte :  Dyrrhachium  (Epidamnus)  durch  Augustus  nach 
der  Schlacht  bei  Aotium'^),  PeUa,  Goienie  desselben  <^),  Philippi, 
gegründet  748  =  427]^  verstärkt  nach  der  Schlacht  bei  Aotium, 
seitdem  Colonia  Aug.  lul.  Philippensis  benannt^),  Byllis  oder 
colania  ByUidefisium^)j  Dium  (Colonia  luiia  Augusts  Di  um)  ^^]y  Gas-* 
sandria,  früher  Potidaea^^),  Stobi'^))  endlich  unter  Valerian  auch 
Thessalonike^^). 

Im  dritten  und  vierten  Jahrhundert  sind  aus  Hacedonien  vier  TbeUung  der 
Provinzen  geworden ;  unter  Diocletian  wurden  selbständig  consti- 
tttirt  Thessalia  unter  einem  p^aeses^*)^  und  das  illyriscbe  Küsten- 
land,  welches  seitdem  Epirm  nova  heisst,   ebenfalls  unter  einem 

1)  Boecking  ad  N,  D.  Or.  p.  243.  lieber  die  Geschichte  der  Stadt  handelt 
«QSfülürlieh  T.  L.  F.  Tafsl  Histotia  Thestalonicae  res  gestoi  wqiu  ad  a.  Chr.  904 
con^etem,  Xnbingae  1836.  4. 

2)  C.  /.  Öf.  1967. 

3)  Eckhel  D.  N,  2,  80. 

4)  Ueber  Thessalonike  8,  Plin.  iV.  H.  4,  36;  über  Amphlp«^!  4,  38;  über 
DyrrhackiQm  Oic.  ad  fam,  13,  1,  7.  Die  Amantini,  Orestae  und  Scotusaaei,  welche 
Fliniua  4,  35  ebenfallfl  frei  nennt,  bildeten  wohl  um  parUm  provineiody  fimc 
libera  appeUatur,  wie  Caesar  B,  C.  3,  34  sagt.  Ygl«  8trabo  7,  326:  xa\  ^  w\ 
tä  nspl  A6jx6v  «al  HeXa^ovlav  -mü  'Opeattd^  %a\  '£Xi(Mtav  ti^v  äwn  M«nit&oviav 
ixdXouv,  of  V  {Sorepov  xa\  ^Xeu^pav.  Daas  diese  Freiheit  des  ganzen  Thesaa^ 
llens  von  Caesar  herrührte,  sagt  Appian  B.  C,  2,  88.  Plut.  Cau.  48.  Auch 
Plin.  N.  H,  4,  29  erwähnt  Phartaliei  ean^  cum  ehitaU  Wtera.  Die  Insel  Thasos 
war  ebeuialli  Ubera,   Plin.  N.  H.  4,  73. 

5)  Iffl  J.  696a-ö8  war  Dynrhaehinm  noch  Uhera  chUa$  (Cie.  ad  fam.  14, 
1,  7);  naeh  der  Schlacht  bei  Actinm  siedelte  hier  Angnetas  Italiker  an,  welche 
er  ihres  Ackerbesitses  beraubt  hatte.  Die  Caas.  51,  4.  Seitdem  ist  es  oolonta, 
Plin.  3,  145 ,  und  swar  iwrU  Jtaliei.  Dig.  50,  16,  8  S  8.  S.  Mommsen  C.  1.  L. 
m  n.  602. 

6)  CoUmia  Itdia  Aug.  PtUa^  0.  /.  €fr.  1997. 

7)  Strabo  7,  fr,  42. 

8)  Dio  Cass.  51,  4.  HernMk  ebenfalls  iuris  /fottei.  Dig.  50,  15,  8^8. 
lloBunsen  ad  C.  /.  L.  III,  633.  OrolU  512.  Waddington  in  Le  Bas  Vog.  M- 
BoripUom  Hl  n.  1731. 

9)  C.  i.  L.  III,  600  «B  Henien  AmuM  1863  p.  263. 

10)  Plin.  4,  85.  WUikm.  3,  13,  15  td,  iuris  iiaUei.  Dig.  50,  15,  8  S  8.  Der 
Name  auf  Münzen  bei  Eckhel  D.  N.  2,  71. 

11)  Plin.  4,  36.  Dig.  60,  15,  8  g8.  Eekhel  D.  N.  2,  70. 

12)  Zu  Plinius  Zeit  (Plin.  4,  34)  nnd  bis  auf  £lagabal  Mnniciplnm  (Münzen 
b«l  Bekhel  D.  N.  2,  77.  C.  /.  I.  Hl,  629),  hemaeh  «A,  iur.  lud,  Dig.  50, 
15,  8  S  8. 

13)  Bekhel  D.  N,  %  80.   Vgl.  C.  i.  Qr.  1969. 

14)  Yeiweser  Terzeiohniss  S.  508.  Noi.  Dign.  Or.  I  p.  7  nnd  dazn  Boecking 
p.  löl. 

11» 


-^     164     — 

praeses  steht,  und  Dyrrhachiuin  xur  Hauptstadt  hat^);  noch  spä- 
ter,  vidleicbt  um  386  >),  wurde  auch  das  <»geDiliche  Maoedonien 
in  zwei  Theile,  Macedonia  prima  und  Maeedoma  secunda  oder 
salutorü  getheilt'). 

XXVI.  XXVH.  Aehaia  mit  SpJrna. 

Die  Besitznahme  Macedoniens  im  Jahre  608  —  4  46  führte  auch 
für  Griechenland  noch  in  demselben  Jahre  ^]  die  entscheidende 
Katastrophe  herbei,  welche  Q.  Caecilius  Melellus,  der  Besieger 
des  Pseudophilippus,  selbst  bewirkt  haben  würdet],  wenn  nicht 
der  Gonsul  des  J.  4  46  L.  Mummius  einen  besondem  Auftrag  dazu 
erhalten  hätte.  Nach  der  Zerstörung  von  Gorinth  kam  eine  Com- 
raission  von  zehn  Senatoren  nach  Griechenland  und  ven^eilte  da- 
selbst sechs  Monate,  um  den  Zustand  des  Landes  zu  ordnen^], 
und  es  galt  seit  Sigonius^}  als  unzweifelhaft,  dass  diese  Com- 
mission  den  Auftrag  gehabt  habe,  sofort  mit  der  Einrichtung  der 
Provinz  vorzugehn.  Erst  seit  dem  Jahre  4847  hat  sich  tiber  die 
Richtigkeit  dieser  Ansicht- ein  lebhafter  Streit  entsponnen^),  wel- 

1)  Veroneser  Terz.  S.  508.    Boecking  N,  D.  Or.  p.  152.  153. 

2)  Mommsea  zun  yeroneser  Yen.  S.  509. 

Sj  Wie  es  sich  mit  dieser  Theiloog  verhielt,  ist  indessen  miUar.  Die  Not. 
Dign.  Or.  p.  7  führt  Macedonia  saUOaris  unter  einem  proettt  an,  p.  14  aber 
wird  ein  Theil  derselben  mit  Epiru»  tiova,  der  andre  mit  PraevalHana  verbun- 
den. Hierocles  p.  391  Bonn,  hat  dagegen  die  Prorinz  wieder.  S.  hierüber  Knhn 
Verf.  d.  £.  Reichs  2,  228. 

4)  Dass  dies  das  Jahr  der  Eroberung  ist,  zeigt  C.  F.  Hermann  Die  Erobe- 
rung von  Korinih  und  ihre  Folgen  für  Griechenland,  zuerst  in  den  Verhand- 
lungen der  Phüologenversammlung  zu  Basel  1847  S.  32  ff.,  hernach  in  C.  F.  H.*b 
Gesammelten  Abb.  und  Beitr.  zur  class.  Literatur  und  Alterthumskunde ,  Göt- 
tingen  1849.  8.  Für  das  Jahr  146  hatte  sich  erklärt  K.  Ilaica^^Yi^tcooXoc  Th 
TcXeuTatov  froc  xn«  'EXXTjstx-Jjc  iXfiudepiac,  loroptxi^  xal  jij^wokfrfxxii  icpv^yiwctia. 
'^En  'AW|vaic  1844.  8. 

ö)  Pausan.  7,  15,  1  :  M^reXXoc  ^^  i:apauT(xa  li:£iru9ro,  d^  Mö(Mi,to{  %a\  6 
o^jN  a^^  OTpari^  iid  ^A;^atoi>c  d^ixotto,  xai  Iicouito  oicou^v  irtvel^  aurö^; 
Ttipoc  T^  :roX£fjLfp  cpovfjvai,  irpW  ^  Möfi^tov  ic  TfjV  '£X}vdoa  d^t^^at.  Dass  der 
achäische  Krieg  in  unmittelbarem  Zusammenhange  mit  dem  Aufstande  des  An* 
driscus  oder  Pseudophilippus  stand,  sagt  ausdrücklieh  Liv.  ep.  öl :  belli  Achtgiei 
eetnina  referuniur  haec,  quod  legaii  Romani  a6  Aehaeis  puUati  #tfif  OorcpilAi,  mfssi, 
tU  eas  eivitates,  quae  »üb  dieione  Phäippi  fuetaniy  db  Athako  coneilio  eeeemerent. 
ep.  52:  cum  Aehaeis ,  qm  m  auxilio  Boeotoa  et  Chaleidemes  habebanlj  Q.  Caed- 
liu9  Metellu»  ad  Thermopylas  bdlo  eonfiixH. 

6)  Polyb.  39,  15  (40,  9):  (urd  t^h  xardoraatv  tAv  (ixa,  i)v  ^rodjooMTO  ^ 
x^  'Axola.  39,  16  (40,  10):  raura  tk  ^toodjoavTCc  iv  !£  f^Tjoiv  ol  Ihta  xai  t^^ 
iaptv9j(  &pac  ^viOTOuivn;  dÄitcXcuaow  ci«  -rijv  'IroXCav.  Cic.  ad  Att.  13,  6,  4; 
13,  32,3;   13,33. 

7)  Sigonios  de  <mi.  iure  pop.  Bam.  11,  Hb.  I  c.  9  p.  70. 

8)  Eine  belehrende  Uebersicht  über  diese  Frage  und  ihre  Literatur  giebt 
Q.  F.  Hertzberg  Gesch.  Griechenlands  unter  der  Herrschaft  der  Römer,    Br^Hi» 


—     165    — 

ober  eine  genaue  Prüfung  der  überlieferten  Thateachen  veranlasst 
und  wenigstens  für  den  unbefangen  urtbeilenden  als  Resultat 
herausgestellt  hat,  dass  Griechenland  im  Jahre  608=446  aller- 
dings zur  Provinz  gemacht,  damals  aber  noch  nicht  von  einem 
eigenen  Statthalter  verwaltet,  sondern  als  ein  Theil  der  Provinz 
Macedonien  in  das  römische  Reich  aufgenommen  worden  ist. 

Eine  grossmüthige  Politik  haben  die  Römer  in  Griechenland  Politik  der 

BönoT  in 

niemals  getrieben*).  Die  Freiheit,  welche  Flamininus  558=496  Griechea- 
bei  den  Isthmischen  Spielen  verkündete,  war  die  Refreiung  von 
der  macedonischen  Herrschaft^);  da  aber  Macedonien  der  einzige 
natürliche  Rundesgenosse  war,  auf  welchen  die  Griechen  im  Falle 
eines  Conflictes  mit  Rom  sich  stützen  konnten,  so  hatte  diese 
Freiheit  eine  ähnliche  Wirkung,  wie  die  ehedem  in  dem  antal- 
ddischen  Frieden  gegebene  Selbständigkeit  der  einzelnen  Städte, 
d.  h.  eine  völlige  Wehrlosigkeit,  und  zu  dieser  Erkenntniss  kamen 
einige  der  Griechen  sogleich^),  alle  aber  in  der  Folge ^).     Zwar 

1860.  8  Bd.  1  S.  284  ff.  und  Im  Philologns  XXVIII  (1869)  S.  123  ff.  Hennann 
in  dem  eben  angefObiten  AnfsAtz:  Die  Eroberung  von  Korinth  (Ges.  Abb. 
S.  3ö9  ff.),  war  es,  der  die  alte  Annabme  für  einen  »jYexjäbrten  Irrtbum^*  erklarte, 
eine  Provinz  Acbaia  erst  seit  727^=27  annabm,  und  behauptete,  bis  dabin  sei 
Griechenland  im  Besitze  seiner  Freiheit  geblieben.  In  Folge  meines  Widerspruchs 
in  der  ersten  Ausgabe  dieses  Bandes  schrieb  Hermann  seine  Defentio  diaputa- 
Uonis  de  Oraeciae  po8t  captam  Corinthum  conditione ,  GDtting.  1852.  4.  Da  ich 
auch  auf  diese  Ausführung  erwidert  habe  in  der  Schrift  Zur  Statistik  der  rom. 
Provinzen,  Leipzig  18Ö4.  4,  so  kann  loh  mich  in  diesem  Handbuche  auf  eine 
objective  Darstellung  der  Sache  beschränken  und  führe  von  der  weiteren  Litera- 
tur nur  die  bedeutenderen  Schriften  an.  Für  Hermanns  Ansicht  sind:  Kuhn 
Yerf.  des  rom.  Reichs  2,  68  ff .  £.  Curtius  Peloponnes  1,  76.  Heltz  De  poliiico 
Qraeeiae  statu  inde  ab  AeKaUi  foederis  inUritu  usque  ad  Vespasianitm,  Strassburg 
18Ö1.  8.  G.  Hoefler  Untersuchung  der  Frage,  ob  Griechenland  mit  der  Zerstö- 
nuig  Korlntbs  römische  Provinz  geworden  sei,  in  den  Sitzungsberichten  der  phil. 
hist.  Ciasse  der  Wiener  Academie  LXV  (1870)  S.  267—310.  Gegen  Hermanns 
Ansicht :  A.  W.  Zumpt  De  Maeedoniae  Romanorum  provinciae  praesidibus  in  Com- 
mmt,  epigr.  Vol.  II,  Berol.  1854.  4  p.  153  ff. ,  dessen  gründliche  Untersuchung 
den  Streit,  wie  ich  glaube,  entscheidet.  G.  F.  Hertrberg  Gesch.  Griechenlands 
unter  der  Herrsehaft  der  Romer,  Halle  1866  Th.  1  S.  284.  Mommsen  R.  G. 
2,  48  f.  Lange  R.  Alterth.  2,  312.  Ausserdem  handelt  über  die  letzte  Perlode 
der  Geschichte  Griechenlands  G.  Finlay  Oreece  under  the  Romans  j  Edinburg 
18Ö1.  8,  Deutsch  Leipzig  1861.  8.  Brunet  de  Presle  et  A.  Blanchet  La  Grlce 
dtp.  la  eonqUiU  des  RomtänSj  Paris  1860.  8. 

1)  S.  C.  Peter  Die  Macchiavellistische  Politik  der  Romer  in  der  Zeit  vom 
Ende  des  2.  punischen  Kriegs  bis  zu  den  Gracchen,  in  desselben  Studien  zur 
römischen  Geyhlchte,  HaUe  1863.  8  S.  115  ff. 

2)  Die  Cmechen  hatten  früher  immer  geltend  gemacht,  ihr  Land  würde  nie 
frei  sein,  so  lange  PhUipp  feste  Platze  in  Griechenland  besetzt  halte,  oder  Über* 
haupt  lebe.  Liv.  32,  37;  33,  12.  In  dem  Senatusconsult ,  das  Flamininus  aus- 
führte, war  daher  die  Zurückziehung  aller  macedonischen  Besatzungen  aus  Grie- 
chenland angeordnet.   Polyb.  18,  27.  Liv.  33,  30. 

3)  Liv.  33,  31.  Polyb.  18,  28.  4)  Polyb.  25,  9, 


^     166     — 

bestanden  nach  4  96  noch  die  Bttndniese  der  grieebifloheo  Slämme 
(xoiva),  aber  schon  bei  der  nflohalen  Gelegenheit,  dem  AnriinKdie 
des  Krieges  mit  Perseus,  fand  es  der  rdmisebe  Senat  gebor- 
ten, sowohl  mit  der  Auflösung  dieser  Bündnisse  su  beginnen 
als  auch  zur  directen  Besilsnabme  griechischer  Territorien  su 
schreiten.  Im  J.  583  =>  4  74  sobickte  dersdbe  filnf  Legaten  ab, 
um  sich  der  Griechen  in  dem  bevorstehenden  KampCe  su  Ter- 
sichern^).  Mit  den  Betern,  welche  grossentheils  maeedeniscii 
gesinnt  waren,  weigerten  sie  sich  im  Ganzen  su  verhandein; 
vielmehr  verlangten  sie  von  jeder  Stadt  eine  besondere  Brkitt«* 
rung^),  veranlassten  eine  jede,  einsein  in  Rom  ihre  Unterwer* 
fung  anzukündigen  3)  und  linsten  auf  diese  Weise  den  bOotischen 
Bund  völlig  auf^].  Drei  Städte  blieben  trotzdem  auf  Seite  der 
Macedonier,  Haliartus,  Thisbae  und  Goronea  ^) .  Von  diesen  wurde 
Haliartus  sofort  belagert,  erobert  und  zerstört^),  Thisbae  ergab 
sich    nach   der   römischen  DeditionsformeP)  und   vmrde   in  die 

1)  Liv.  42,  37. 

2)  Polyb.  27,  1:  4v  Tip  xaiptp  Toöttp  Tzapt^fhtrrrm  Tzpi^m,  —  ol  y^k*  T:to\ 
Aa96v  ^'nctplCovtc;  r^v  iauröv  irorpf^a  'Pwfi-aCot? ,  6  hk  lOfi,ev(ac  xarA  xotvoN 
iidaac  Ta?  t*  ttq  Boiomqi  nöXet^  St^ouc  eU  ti^v  täv  TrpeoßeurAv  ttCotw.  "^v  ^e  toOto 
isavTidbraxo^  tok  ttepl  t6v  MeipxtON  (dies  war  einer  der  rSmfschen  legaH) '  rb  ti 
x«tA  «öXw  (uXeiN  To6«  Bot<»To6c  olwiötatov  x.  t.  X.    Liv.  42,  38. 

31  Polyb.  27,  2,  6:  itop^j^eiXav  Trpeoße^eiv  rÄci  toi?  diro  täv  TCÖXeoav  cfe 
tiljv   rdbjATjv,  hih6sxai  a^xo&c  eu  r^jv  Tilortv  xax*  lÄlav  Ixdöxo'j;. 

4)  Polyb.  27,  2,  10:  tö  hk  t&v  Boiwtwv  S8voc,  iwl  7:oX6v  ^pövov  ouvrettj- 
pijxöc  T^v  xoivi?jv  ou(i.i:oXtTciav  —  TÖxe  —  «axeXdih)  xal  ^uoxopnlo^  xarA 
TToXeu.  Liv.  42,  44.  Nach  ihrer  Rückkehr  rühmten  sich  die  GesaudtMi :  Boeotoritm 
quoque  te  eoncilium  arte  distraxisäe^  ne  eoniunffi  amplitu  uUo  oomemu  Macedoni^ 
hiu  posserU.  Liv.  42,  47,  3. 

5)  Polyb.  27,  5.  lieber  Thisbae,  welches  am  sCuUichen  Fusae  d«a  HeUkoa 
liegt  und  sich  mit  seinem  Gebiete  bis  zum  Meere  arstieckte,  ist  vor  Kur^m  9Uk 
merkwürdiges  Document  bekannt  geworden,  welches  zuerst  von  Foncart,  sodann 
von  Mommsen  Ephem,  epi^r,  1872  p.  278  £f.  herausgegeben  und  oomi»eatlr^  it(. 
Die  Inschrift  enthält  ein  doppeltes  Senatusconsult  vom  9ten  und  14ten  Oetobor 
584  ss:  170,  welches  einerseits  ein  ganz  neues  Licht  auf  die  griechische  PoUftik 
der  Römer  wirft,  andererseits  einen  alten  Fehler  im  Texte  des  Polybtus  onea- 
dirt,  welchen  schon  Livius  vorfand.  Polybius  nennt  nämlich  die  djrei  erwähntou 
Städte  Ko9p({>V6tav  xal  6i^ßac  hi  (''AXlaprov,  was  schon  Casanbonas  als  Fehler 
erkannte ,  aber  Livius  42,  46,  7  ebenfalls  hat.  Aus  dem  Senatutconsnlt  ergiebt 
sich,  dass  Bioßoc  zu  lesen  ist.   S.  Mommsen  a.  a.  0.  S.  290. 

6)  Liv.  42,  56,  3 ;  42,  63. 

7)  Die  Formel  ist  (Liv.  1,  38,  2):  dsdUUffhe  vos  populumque  {>oUaUmtm  «r- 
htm  agro»  aquam  t€rmino$  dtlubra  uUn»Hia  divina  kuakanttqtit  omnia  In  mtam 
populique  Bomant  dieionem?  —  .^Dtdimus"^  —  At  §go  reeiph.  Polyb.  36,  4(2): 
ol  ^äa  hiHnu^  a^6;  fU  t^v  'Pai|Aai»v  iicttpoir^jv  Si|^^«ai  irp&tev  fAiv  X<^f^ 
Ti^v  ondpxouoav  outoTc  tmX  icöX^tc  xdc  Iv  "^^^^f  '»v  hk  Tovro«  dfvfipac  Ksd 
^üvaTxa;  —  itoraixoöc  Xt|jL^ai;  lepd  -odi^ovc  ouXX'/jPötjv  Ä«te  iwfcrctnv  tlM«i  xup(«v« 
*"  FoopialouC}  auToi»c  ^  tq5c  St&övroc  dnX&c  pi7)x4ti  piT^ftevöc» 


—     167    — 

Glasse  der  dedUitii  verseilt,  d.  b.  es  erhielt  zwar  sein  Gebiet 
zurück,  aber  gegen  Zahlung  einer  Abgäbe;  es  wurde  also  eine 
stipendittre  Gemeinde  1).  Dieselben  Bedingungen  wird  Coronea  er- 
halten haben,  ttber  welches  der  Senat  ebenfalls  eine  besondere 
Verfügung  erliess^).  Nach  diesen  Vorgängen  hatten  die  Achtter 
allen  Grund,  ein  ähnliches  Schicksal  für  ihren  Bund  zu  fürchten^), 
und  dies  Schicksal  vollendete  sich  wirklich  durch  den  aohäisohen 
Krieg  und  die  in  Folge  desselben  von  den  sehn  rümischen  Ge- 
sandten getroffenen  Anordnungen. 

Ganz  Griechenland  wurde  als  erobertes  Land  in  rtfmischen  ünterwer- 

rang  Grie- 

Besiiz    genommen^)    und   jeder    wirklichen   Freiheit    beraubt^),  eheniands 
Corintli,  Theben,  Ghalcis^)  wurden  zerstört,  der  Platz,  auf  wel- 

1)  Es  heisst  in  der  Inschrift  lin.  17:  'QaauToic  ttsoi  c&v  ol  a^Tol  Xö^ou^  diroiif)- 
aavTO  iicpl  )^<6pac  xal  irepl  Te(jievrov  %a\  Ttpoaö^oDV  xat  irepl  6p((ov  lauTööv,  itztX 
dvetaav  Ta&ca,  f|fAAv  uiv  Svexev  l^civ  i^eTvai  fSo^ev.  Die  Erklärung  der  For- 
meln, besonders  des  tftvi,  s.  bei  HommMif  p.  293. 

2)  Liv.  43,  4,  11. 

3)  Dass  die  Römer  vor  dem  Beginne  des  aebftisdien  Krieges  die  Forderung 
gestellt  iMtten,  den  acbäischen  Bund  «ufzulSsen,  stellt  Polybius  38,  1  in  Abrede, 
bemerkt  aber,  einige  seien  der  Meinung  gewesen,  dass  sie  nur  deswegen  noch 
mit  dieser  Forderung  curuekgehalten  h&tten ,  weil  der  earthagische  Krieg  damals 
noeh  nicht  beendet  war.  Einer  andern  Quelle  folgt  lustin.  34,  1 :  nd  legatis 
eeeuita  mandaia  dcUa  sunt,  vt  corptM  Äehaeorwn  dUBolverent ,  8ingula$que  tu^^es 
propra  iwia  faeerent,  quo  faeäius  ad  obtequia  co^ermHir,  et  ti  qucie  urhes  eontu- 
maeet  ewenl,  frangert/nJtur.  Jgitur  tegati ,  omnium  civUatHim  prineipibuB  Corin- 
tkwn  evoeatUf  deerttum  Benatu»  reeilant  ,*  guid  eontilH  habeantj  aperiunt :  exptdirt 
omnibua  dieunt^  ul  aingulae  eMtaie$  «tut  iura  et  nuu  Uges  kaheaira. 

4)  Liv.  ep.  Ö2:  omni  Aekaia  in  dediUonmn  aeeepta,  Inschr.  Orelli  ö63  = 
C.  /.  L.  I,  541:  Ij,  Mummi.  L.  f.  Coe.  dwA.  au«ptcto  impirioqm  eUu  Aekaia 
eap1(a)  CorhUo  ddeto  Bomam  redieit.  Gic.  aeeue,  in  Farr.- 1,  21,  öö:  quid  de 
L,  MummiOy  qui  —  Corinlkum  —  «ujttt^it,  urbesque  Achaiae  et  BoeoUae  rrndtae 
8ub  imperium  popuLi  Romani  dicionemque  tubiunxit,  Strabo  8  p.  381 :  xa\  rdXX« 
(auster  Ooriath)  ptixf^  Ma«tiov(ac  6tc6  TopiAlot«  iyivcTo.  p.  377:  'ApveTot  — 
urccM^övTtc  ni  twv  *A)^atdv  ouorifjfJLaTOC  9iW  ixsWotc  eU  tfjV  tAv  ToiimlIov 
lEouolaN  fjXdov.  Tac.  Arm.  14,  21:  poateaa  Aehaia  Aeiaque,  Maccab.  1,  o,  10. 
8.  Ruf  US  om.  7:  Ubera  diu  mA  aimeittw  noslrls  Atihaia  fuU:  ad  exiiremum  — 
per  L,  ßhmimimBfi  proeoneuUm  eapta  ConeUho  Aeikaia  cmnie  öbtenlta  est.  Um  dies 
m  veratehen ,  bubs  man  wissen ,  dass  o6tinere  protHndam  als  teehnischer  Aus- 
draek  vom  Statthalter  der  Provinz  gebraucht  wird.  8.  ßCtum  de  Aeelepiade 
a  /.  L,  l  n.  203  lin.  10.  Cie.  in  Pieon.  16,  37.  Liv.  32,  27;  37,  2.  Val.  Max. 
7,  6,  1 ;  ö,  8,  3. 

ö)  Polybius  in  Mai  Nova  eoU.  U  p.  452  («^  38,  3  Hultsch)  stellt  den  Zu- 
stand Griechenlands  nach  dem  Kriege  als  den  schreokliehsten  und  traurigsten 
dar,  der  jemals  das  Land  betroffen  habe,  und  Diodor  fasst  seine  Schilderung 
XQsammen  In  den  Worten:  «al  t6  a6voXov  n^v  ^Xet»9ep(av  xal  t9)v  ico^^oiav 
dnoßoXÖVTSc  ucYlotmv  d^aC^&v  '^XXd^avro  xo^  doyarac  ouiJi^^opdk.  (Diodor.  fr,  Fat. 
p.  106  Dind.) 

6)  Liv.  ep.  52.  Ueber  Theben  s.  Dio  Chrysost.  I  p.  263  R. ;  über.  Corinth 
Cic.  pr.  l.  ManU.  5,  11;  de  off.  2,  22,  76.  Vell.  1,  13;  2,  38.  Plin.  N.  H.  34, 
12;  3ö,  162.  Florus  1,  32  (2,  16);  Dio  Chrys.  U  p.  123  R.  Anthol.  Gx.  ed.  Jacobs 
U  p.  30  n«  84;  p.  1  D.  2;  p.  20  n.  60;  p.  132  n.  20, 


—     168     — 

chem  Gorinth  gestanden  hatte,  devoviri  i) ,  die  Befestigungen  aller 
Städte  geschleift,  allen  Hellenen  die  Waffen  abgenommen  2) .  Das 
Gebiet  von  Corinth  war  seitdem  <iger  pubUcus  und  somit  vecti-- 
galü^),  ebenso  ganz  Böotien  ^)  und  EubOa^),  und  dasselbe  SchidL- 
sal  theilten  ohne  Zweifel  alle  andern  in  diesem  Kriege  mit  Waf- 
fengewalt eroberten  Städte  ^) .  Aber  auch  das  ttbrige  Land  wurde 
Provincialboden  und  als  solcher ^j  steuerpflichtig^)  mit  Ausnahme 
derjenigen  Städte,  welche  die  Steuerfreiheit  jetzt  oder  später  als 
besonderes  Privilegium  erhielten^). 

Nicht  nur  der  achäisdie  Bund,  sondern  sämmtliche  Bünd- 
nisse der  griechischen  Stämme  wurden  aufgelöst  *^)  und  Griechen- 
land bestand  nunmehr  aus  einem  Compiex  völlig  von  einander 
gesonderter  Stadtgemeinden ;  den  Besitzenden  wurde  zuerst  sogar 
. 1  , ■ 

1)  Maciob.  Sai.  3,  9. 

21  Pausan.  7,  16,  5;  2,  1,  2.  Zonaias  9,  31. 

3)  Cic.  de  lege  agr.  1,  2,  5 :  deinde  agrwn  Optimum  ei  fruetuoaUtimium  Co- 
Hnthiumy  qui  L,  Memmii  imperio  ac  felicUaU  ad  veetigaUa  popuU  Bomani  ad^ 
iunetus  est.  Ein  Theil  desselben  wurde  den  Sicyoniern  überlassen,  wogegen  sie 
die  Bestreitung  der  isthmischen  Spiele  übernahmen.  Pansan.  2,  2,  2.  Strabo  8 
p.  381.  Der  grösste  Theil  wurde  von  den  Gensoren  in  Rom  verpachtet.  RuUns 
wollte  ihn  verkaufen.  Cic.  de  leg.  agr.  1,  2,  5;  2,  19,  51.  Von  ihm  handelt  auch 
die  lex  agraria  des  J.  643.  C.  i.  L.  1  n.  200.  Budorff  in  Zeit&chr.  f.  gesch. 
Rechtswiss.  X,  133. 

4)  Cic.  de  nat.  deor,  3,  19,  49:  an  Amphiofaus  erit  deua  et  Trophonitu? 
nostri  quidem  publicani,  cum  etsent  agri  in  Boeotia  deorum  ünmortalium  exe^U 
lege  centoria  negabant  immortales  esse  uUos^  qui  aliquando  homines  fuUaeni, 

5)  SCtum  de  AicUpiade  C.  1,  Qr,  n.  5879»  C.  i.  L  I  n.  203  (aus  dem  J. 
676  =  78)  Lat.  Textlin.  6:  magistratua  nostri  queiquomque  A$iam  Euboeam.  loea- 
bunt  vectigalve  Asiae  Euboeae  imponent.  lin.  10:  magietratu$  noetros,  qui  AHam 
Maeedoniam  provincias  optinent.  Aus  der  Vergleichnng  beider  Stellen  ergiebt 
sich,  dass  damals  £uboea  unter  dem  Statthalter  von  Macedonien  stand. 

6)  Daher  heisst  es  aligemein  bei  Aur.  Victor  de  v,  ill,  73:  Satuimmue  — . 
trilnmue  plebi$  refectus,  Siciliamy  Achaiam^  Maeedoniam  novia  eoUmie  deatinavü» 

T)  Qaius  2,  21.    S.  den  Abschnitt  über  die  Finanzverwaltung. 

8)  Pausan.  7,  16,  6:  %a\  ^po^  te  httih]  ttq  'EXXdiSt.  Tac.  Ann.  1,  76: 
Achaiam  ,et  Maeedoniam  onera  depi^cantia  levari  in  praetenB  proeomulari  imperio 
tradique  Cmesari  plaeuit.  Cic.  de  prov.  con».  3,  5 :  ^Us  ignorai,  AehaetM  ingenitem 
pecuniam  pendere  L.  PisorU  quotannis,  veetigal  ae  portorium  Dyrrhackinorum  toUtm 
in  huius  unius  quaeaium  ease  converaum?  Tac.  Arm.  4,  13:  factaque  auctore  eo 
aenatua  eonauUa,  ut  eivitati  Cibyraiicae  apud  Aaiam,  Aegienai  apud  Aehaittm  — 
aubveniretur  remiaaione  trihuti  in  triennium.  Die  Insel  Gyaros  zahlte  schon  vor 
der  Kaiserzeit  150  Drachmen  Tribut  (^6po;),  Strabo  10  p.  485  exlr.  und  der 
Stadt  Pallantion  in  Arcadien  gab  Antoninus  Pius  iXcudepCav  xal  dT^Xetov  ^pcnv, 
Pausan.  8,  43,  2;  Elatea  in  Phocls  erhielt  erst  nach  dem  mithridatischen  Kriege 
das  Privilegium  dxcXfj  v^{j.eodai  t?)v  X"^?^**»  Pausan.  10,  34,  2. 

9)  Ausdrücklich  erwähnt  werden  nur  wenig  Städte  dieser  Art,  nämlich  alle 
der  Locri  Ozolae  (Plin.  N.  U.  4,  7) ,  Amphissa  (daselbst  4,  8) ,  Pailantium  und 
Elatea  (Pausan.  8,  43,  2 ;  10,  34,  2l 

10)  Pausan.  7,  16,  6:    (Juv^Öoia  re  xaToi  lOvo«  t6  ^teaiv,  'ÄYatÄv,  xal  t6 
^v  Ooixeüotv  ^  BotoiToTt  ^  friptovi  icou  tfj^  'EXXdSoc,  xoxcXiXuxo  OfxoUac  icdLvra» 


—     169    — 

verboten,  ausser  ihrer  Heimaib  Grundstttcke  zu  erwerben^)  und 
obgleich  beide  Anordnungen  nach  einiger  Zeit  zurückgenommen  ^ 
und  die  Bundesversammlungen  der  Achfier,  Böoter,  Phocenser, 
Locrer,  Euböer,,  £leutherolaconen ,  Nesioten  und  Amphiktyonen 
wieder  gestattet  wurden,  so  bestanden  dodi  ferner  diese  Verbin- 
dungen nur  in  der  Umwandlung  fort,  welche  ehedem  das 
latinische  Bttndniss  erfahren  hatte,  d.  h.  sie  erhielten  sich  als 
Festgemeinschaften  ohne  politischen  Character^). 

An  Städten  war  Griechenland  reich,  es  lassen  sich  in  dem 
eigentlichen  Griechenland  (mit  Ausschluss  von  Epirus  und  Thessa- 
lien) etwa  hundert  Ortschaften  nachweisen^].  B^  der  lieber- 
nähme  des  Landes  musste  zuerst  festgestellt  werden,  welche  von  Beguiimng 
diesen  als  Stadtgemeinden  anerkannt  werden  sollten  und  welche  sehen  Tani- 
nicht.  Die  Territorien  der  ersterenwuoden  abgegrenzt  und  den- 
selben die  Territorien  der  letzteren  attribuirt,  insofern  sie  nicht 
zur  römischen  Domaine  gezogen  wurden,  wie  z.  B.  Athen,  das 
damals  bereits  die  Inseln  Lemnos,  Imbros,  Dolos  und  Scyros  be- 
sass^},  jetzt  auch  Haliartos  in  Böotien<^),  Sikyon  aber  einen  Theil 
des  corinthischen  Gebietes  erhielt  ^j.  Von  früher  unselbständigen 
Gemeinden  wurden  dagegen  einige  mit  Stadtrecht  ausgerüstet, 
wie  die  Eomen  von  Sparta,  welche  seitdem  als  Städte  der  Eleu- 
therolaconen  erscheinen^). 

Den  anerkannten  Stadtgemeinden  wurde  zweitens  eine  neue  Nenestadt- 
Verfassung  gegeben.    In  allen  wurde  die  Demokratie  abgeschafft  ^^'gen!^''' 
und  eine  Timokratie  eingerichtet,    welche  darauf  beruhte,   dass 
das  active  Bürgerrecht  von  einem  Census  abhängig  gemacht  wurde 
und  somit  nur  die  Besitzenden  (possessores)  YoUbürger  waren  ^). 

1)  Pansan.  7|  16,  6 :  xal  ol  tä  ^pnfjftaTa  l^ovxec  ixoDX6oyro  iv  xin  &itepop(^ 
xxfiodat.  Also  Aufbebiuig  des  Gommeroiums,  ob  zwischen  den  Stadtgebieten  oder 
den  Landschaften,  ist  aus  dem  Ausdruck  is  bntpopiq.  nißht  deutlich  zu  ersehen. 

2)  Pausan.  7,  16,7:  ^coi  hk  o6  tcoXXoic  Corcpov  ^pdinovro  ic  .IXcov  'Pa>- 
puaXoi  vfi^  *EKkäho^  xal  auviSpid  tc  xotd  l^o(  dirodcoöaotv  ixdorou  xd  dp^aia  xal 
■f^v  iv  Tig  6ic8pop(a  xmo^at. 

3)  Kubn  Verfassung  2,  13. 
41  Kuhn  a.  a.  0.  2,  65  ff. 

5]  LiT.  33,  30,  11.  Vitniv.  7,  7:  Lemno,  euiu$  mwlae  vecUgaUa  Athenim-' 
nbu$  Stfustui  popfüu$gue  Bomanus  eoneessU  fruenda. 

6)  Polyb.  30,  18.  Strabo  9  p.  411 :  'AX(aptoc  U  vüv  oöxiri  dort,  xoraoxa- 
^Toa  Iv  Ti^  iip6«  Iltpoia  icoX^fup,  t^v  x^^^P^  ^'  Ixouoiv  !A97)vatot  (^vrov  'Fm- 
(ladnv. 

7)  Strabo  8  p.  584. 

8]  Kuba  Verfassung  2,  48.  49.   Strabo  8  p.  366. 

9)  Pausan.  7,  16,  Q:  6k  ^  d^lxoyco  ot  aüv  aÖT«jp  ßouXeuo^picvoi  (die  zehn 


Frei« 
Steateu. 


—     170     — 

Im  Uebrigen  änderte  man  nkdkt  an  den  Eigenthttmüchkeiieii  der 
städtischen  Verhttltnisee,  gestattete  den  Gemeinden  eigene  Y^— 
waltnng  durch  ihre  einheimischen  Behörden  i);  sowie  eigene  Ge- 
richtsbarkeit^) und  erklArte  offideli  die  auf  Grund  der  net^n 
Verfassung  gewährte  SdbsUkndigkeit  der  Stadtgemeinden  als  eine 
an  ganx  Griechenland  verliehene  Freiheil*). 

Trotzdem  war  die  Lage  dieser  selbständigen  Staaten  eine 
sehr  verschiedene.  Bei  einigen  war  ein  aites  Bttndniss  mit  den 
Römern  vorhanden,  und  die  foedercUae  cwitatei^  zu*  denen  nament- 
lich Athen  und  Sparta  gehörte,  scheinen  aliein  diejenigen  zu  sein, 
welche  auch  fernerhin  als  extemae  angesehen,  nur  zu  den  Lei- 
stungen, weldie  ihnen  das  Bttndniss  ausdrücklich  auflegte,  her- 
beigezogen^) und  von  der  Regierung  des  Statthalters  ttberbaopt 
eximirt  wurden^).     Ausserdem  erhielten  einige  Abgabenfreiheit*) 

Legaten),  ivraOda  hti^oxparia^  (a^v  xaninwjt,  xa^oxoro  hk  dtzh  Tifxt^fi^xoiv  xd^ 
dpyiAif  nämlich  Mummius.  Diese  Einrichtung,  irelche  die  Römer  in  allen  Pro> 
vinzen  yornahmeii,   bMchreihi  fOr  Tarmt  in  Cillclen  «nsffihrlicli  Dio  Ohiysost. 

K  43  f.  B.    Die  posacssoreij  ol  xä  )(pilj|Aata  l^ovre^,  werden  auch  bei  Pausan. 

^6,  6  ausdrücklich  erwähnt. 
1^  Hier&ber  liegt  ein  reiches  Material  vor.   S.  Kuhn  Verfassung  2,  65  ff. 

2)  Tac.  Ann.  2,  55:  (^PUo)  offentus  urbi  (^Athenit)  quia  Theophilum  qnendam 
Areo  iudieio  faUi  damnatum  precibtu  suis  non  eoneederent, 

3)  Zonaras  9,  31 :  (Mammias)  iU\}%ipo^i  tcdvtac  x«l  aÖTOv^fAou«  izX^  t&n 
Kopivmmv  dcptjxe,  und  weiter:  ^-/jpuSe  vht  rt  tän  Ä>.Xow  ^u^plav  xotl  x^ 
Td)v  Koptv^Coiv  So6X(D9t'^.  Aus  dem  Decret  des  Proconsuls  von  Macedonien,  Q.  Fa- 
Mus  Masimus ,  dessen  Verwaltung  von  Zumpt  Ccmm.  ep.  2,  167  in  das  J.  638 
SS  1 16  gesetzt  wird  und  jedenfalls  bald  nach  der  Besitznahme  Achaiaa  anzusetzea 
ist  (C.  I.  Qr.  n.  1543),  ersieht  man,  dass  damals  in  Dyme  in  Achaia  ein  gewis- 
ser Bosus  den  Versuch  gemacht  hatte,  die  Timokratie  aufzuheben.  Er  hatte  die 
Archive  und  %m6<i\a  i^^^vzti  d.  h.  die  Censuslisten  verbrannt  und  schrieb 
vo{i.ouc  67revavTioü«  t^  dTrooodelaTg  toi;  'Ayaioi«  öirö  'PwiAaCcov  KoXixetqi  und 
diese  Verwirrung  (Tap'oQ^  wird  in  d«m  Decret  filr  strafbar  erklärt  und  dXXe- 
xpla  T?ic  dico5e5o{ji£vTj<  xard  xoivov  tols  "EXXtjoiv  £Xeu&ep(ac. 

4)  So  heisst  es  von  Lacedaemon  hei  Strabo  8  p.  365 :  xai  Ifjieivav  dXeudepot, 
itX-fJv  TÄv  »iXixoov  XetToupYi*^  ^^o  oüvreXoDyce«  o&^f^. 

5}  In  Betreff  Athens,  das  Plinius  N,  H.  4,  24  einfsch  Uhtta  eMtaa  nennt, 
sagt  Tac.  Ann.  2,  53  von  Germanicos:  hine  ventum  Athenaa^  fbttUrique  $oei<ie 
et  vetustae  urbia  datwnf  ut  uno  Uctort  uUretur.  Appian.  B,  O.  5,  76  von  Anto- 
nius :  ^l^o(  xe  ^««xv  6|i.o(<)»<  dfvsu  orjpLclwv  aörcp.  Von  Sparta  heisst  _e8  bei  Strabo 
8,  376:  5iex£Xe«av  t?)v  aöxovopttav  <puXdiTrovT€c ,  während  er  über  Arges,  die 
zweite  Stadt  des  Peloponnes  zu  seiner  Zeit,  hinzufügt:  sU  t^v  xAv  'Pcaualosv 
iSouo(av  -JjXdov.  Vielleicht  gehört  hieher  auch  Sicyon,  dessen  Gebiet  146ver- 
grdssert  wurde,  und  dessen  Magistrat  bei  Cic.  aee,  in  Verr,  1,  17,  45  sochts 
popuU  Bomani  atque  amicua  heisst,  und  ich  denke,  diese  Städte  bezeichnet  Caesar 
B.  C.  3,  3 ;  Pimpätu  —  imperatam  —  Wfterto  Ac^oios  pofmiia  peouniam  txegeraU 


II  p.  4 
7,26, 


civitatis  ifisius,  ut  eognaii  obtervipren^f  o  RomcmU* 
6)  S.  Seite  168  A.  9. 


—     171     — 

und  XU  Plinius  und  Pausanias  Zeit  gab  es  in  Acbaia  überhaupt 
nur  eine  Ueine  Anzahl  von  freien  Städten,  von  welchen  mehrere 
erst  unter  den  Kaisern  dies  Privilegium  erhalten  hatten  ^) ;  ihnen 
stand  die  Masse  der  nicht  privilegirten  SUIdte  gegenüber,  und 
wenn  auweilen  von  einer  allgemeinen  Freiheit  der  Städte  Achaias 
die  Rede  ist  3),  so  kann  sich  das  nur  auf  die  SelbstMnd^eit  der 
Gommunen  beziehen^),  welche  auch  den  civiiatei  stipendiariae, 
s.  B.  Thisbae  in  Bitotien,  fürs  Erste  bewilligt  war  4),  und  gegen 
die  Existenz  der  Provinz  nichts  beweist. 


Dass  nttmlich  Achaia  bereits  60883  146  Provinz,   d.  h.  ein  Achaiamit 
Theil  der  Provinz  Maeedonien  wurde,  ergiebt  sich  aus  zwei  Grün-  T«rein?[|t'' 

14« 

den.   Der  erste  liegt  in  der  maoedonisdie&  Aera  von  6083=s4  46^), 


welche  wir  auch  in  den  Stfldten  Megara^),  Argos^,  Hermione^), 
Mantinea^),  Messene^^),  Goronea  in  M essenien  ^i) ,  Limnae^^),  An* 

1}  Es  sind  (s.  Kuhn  YoifMsiiiig  2,  71]  LAcedaemoD  und  die  SUdte  der 
SlentherolAconen  (PUn.  N.  J7.  4,  16.  Kahn  2,  49),  Athen,  Delphi  (PUn.  N.  H. 
4,  7),  ThespiM  (Hin.  4,  2Ö),  Tanagn  (4,  26),  Abae  (PavBan.  10,  35,  2), 
FhaiaalQS  (Plin.  4,  29),  «eü  dem  mithridatisehen  Kriege  Elatea  in  Phocis 
(Paus.  10,  34,  2),  seit  Angnstns  Patrae  (Paus.  7,  18,  5)  nnd  Nicopolis;  seit 
Tiiian  Mothone  in  Messenlen  (Pans.  4,  36,  2) ;  seit  Antoninas  Pias  Pallantiam 
(Paas.  8,  43,  2). 

2)  So  sagt  bei  Appian.  B.  Mithr,  58  Solla  zum  Mithridates :  Maxe(ov(av  tc 
'^(fttripoev  o3aav  iie^pt)^«  ««d  to6c  ^EXXyjvac  ti^v  dXtu#ep(av  dcpjjpeQ.  Qai  nichts 
beweist  die  rhetorisch  flbertrtebene  Stelle  Seneoa  de  benef,  5,  16,  6 :  AnionHu  — 
paJtfiam  —  heUi»  Uieeraknn  post  tot  mala  desUnavit  ne  Romania  ^idcm  regibtu: 
mi  quae  AehaeUy  Rhodiii,  pUfUqut  urMbiM  elarfo  iui  HUegrum  UbertaUmfue  cum 
kmmmUaU  teddiderat^  ipta  IW&utimi  ipadonOnu  penderet, 

3)  So  sagt  lolian.  ep.  35  yon  Argos:  %a\  Aoicep  olfMt,  p-rrei^e  xal  aMj 
MiMicap  «l  ijMzaX  rTjc  ^iJOlkpCoc  «al  tAv  dXXeiv  (niaiov,  5oa  v^outft  tvfc  itcpl 
T^v  'EXXd^a  TcöXeatv  ot  xporouvrec  dc(.  Allein  der  Anspruch,  den  lulian  in  dem 
Briefe  für  die  Argirer  macht,  heschr&nkt  sich  darauf,  dass  sie  nicht  an  Gorinth 
Abgaben  zahlen  sollten,  wozu  die  Corinthler  sie  nöthigten.  Hierdurch  horten  sie 
auf  eine  selbstindige  Stadt  zu  sein,  und  auf  diesen  Gegensatz  des  {^ndfta^ai 
itp6<  kripon  ouvr^Xeiov  bezieht  sich  dieser  Begriff  der  Freiheit ,  unter  welcher 
also  nur  dl«  Existenz  als  selbstindige  Stadt  zu  yerstehn  ist. 

4)  Mommsen  Ephem,  epigr.  1872  p.  298. 

5)  Am  besten  handelt  Über  dieselbe  Foueart  in  Le  Bas  Voy.  ExpUeation  d€$ 
teser.  n  B.  116a. 

6}  0.  /.  Gr.  B.  1063.  1062. 

7)  Foneaft  In  Le  Bas  Voy.  Eitpl,  de$  Mser.  //  n.  116*  aad  Stoue  ofckid. 
XXI i  (1870--71)  p.  100.  Diese  Insehr.  ist  yom  J.  32  d«  Aera,  d.  h.  115  v.  Chr. 

8J  C.  7.  Ör.  1203. 

9)  Foooait  oitlrt  vier  Insohfiften  aus  den  Jahren  85 — 407,  welche  noch  nicht 
edtrt  sind.  Ish  kenne  nur  zwei  mit  den  Jahren  der  Aera  47  nnd  46,  edirt  im 
BuUeikn  de  VicoU  FtanfoiM  iT  AIMnea  ^T.  7  b.  8.  9,  die  erste  anch  Ton  W.  Vi- 
aeber  Bpigraphlaehe  oad  arehlologiiebe  Beitrtge  ans  Griechenland,  Basel  1855. 
4  p.  38. 

10)  C.  7.  (7f.  1297  sliO  Bas  II  n.  314.    Messenisch  ist  nach  Foncart  auch 
C.  7.  6>.  n.  1395. 

11)  Le  Bas  II  n.  305.  12)  Le  Bas  U  a.  298. 


—     172     — 

dania^)  und  der  Insel  Aegina^j,  weiche  ebenfalls  zum  acbaiscben 
Bande  gehört  hatte  ^j,    eingenihrt  finden.     Wir  werden  weiter 
unten  sehen,  dass  die  dreizehn  Jahre  spater  gegründete  Provinz 
Asia  ihre  Jahre  ebenfalls  von  der  ^ftung  der  Provinz  zählte,  nod 
nach  dieser  ihre  Provincialmttnzen,  die  Cistophoren,  datirte,  dass 
in  Syrien,   Gilicien,   Bithynien,   dem   Pontus  Polemoniacus    und 
Galatien   solche  mit  dem  Beginne  der  römischen  Herrschaft  an- 
fangende  Zeitrechnungen  bestanden;  dass  Alexandria  in  Aegyp— 
ten  eine  Aera  von  dem  Jahre  seiner  Eroberung  durch  die  Römer 
hatte,  dass  endlich  in  Mauretanien  und  Arabien   nach  dem  Jahre 
der  Provinz,    annus  prot^mciae^),   Ito;  t^c  iirap^^^C^)?   gerechnet 
wird,  und  dürfen  aus  dieser  Analogie  den  sicheren  Schluss  zi^n, 
dass  die  in  Macedonien   und  in   Griechenland  vorhandene  Aera 
von  608=446,  wie  in  dem  einen,  so  auch  in  dem  andern  Lande 
auf  die  Einrichtung  der  Provinz  zurückzuführen  ist.     Denn  dass 
die  achäischen   StSdte  wegen   des  Beginnes  der  ihnen  von  den 
Römern  gestatteten  Freiheit  diese  Zeitrechnung  eingeführt  hätten, 
widerlegt  sich  einfach  dadurch,  dass  die  beiden  als  civitates  Uberae 
sicher  beglaubigten  Städte  Athen  und   Sparta   die   Provincialära 
niemals  gebraucht  haben  ^j. 

Der  zweite  Grund  ist,  dass  Griechenland  seit  608  =  446 
nachweislich  unter  einem  Proconsul  stand.  Wir  haben  hierüber 
das  ausdrückliche  Zeugniss  des  Pausanias^)  und  einen  urkund- 
lichen Beweis^),  nach  welchem  der  in  den  ersten  Jahren  der 
Provinz  in  Dymae  in  Achaia  gemachte  Versuch,  die  von  den  Rö- 

1)  Unedlrte  Inschrift ,  citirt  Yon  Foucart. 

2)  C.  1.  Gr.  2140. 

3)  0,  MüUer  Aeginet.  p.  191. 

4)  S.  z.  B.  Henzen  5337 :  ANno  FrovineiM  CLXXIllJ,  AusfuhrUcberea  8. 
in  dem  Abschnitt  über  Mauretanien. 

5)  Waddington  in  Le  Bas  Voy.  n.  2238.  2239. 

6)  Athen  bezeichnet  anch  in  der  Römerzeit  seine  Jahre  nach  seinen  Ar- 
chonten;  in  Sparta  kommt  die  Provincialaera  niemals  vor.  S.  Foncart  a.  a.  O. 
Dies  alles  ignorlrt  Hermann  Defensio  p.  9,  wenn  er  sagt:  nemo  unquam  audhit 
anUMoe  lihertatis  tarn  dtUeem  rwordationem  fui9se  ut  vdut  novoe  aetaiu  inde  ini- 
than  caperent;  er  ignorirt  auch,  dass  der  Stadt  Alexandria  vom  Senat  befohlen 
wurde  die  Zeitrechnung  vom  Jahre  ihrer  Eroberung  einzuführen  (Dlo  Cass.  51, 
19),  und  doch  findet  Höfler  a.  a.  0.  S.  301  Hermanns  Ansicht  so  überzeugend, 
dass  es  nicht  nothwendig  sei,  darauf  zurückzukommen. 

7)  Paosan.  7,  16,  7:  to6t«v  (der  Ton  Mummius  aufgelegten  Kriegssteuer) 
p.^v  wi  i(ffi9tv  7rap(i  TcDfxaloov  supovto  "EKkr^s^ '  '^Y^[jkd>v  Et  in  xal  i^  i\Kk 
dixvtüKksxo, 

8)  C.  /.  Or.  n.  1543.  Das  Jahr  der  Urkunde  ist  nicht  sicher,  wahrscheinlich 
aber  638  «116.   S.  Zumpt  a.  a.  0.  p.  167. 


—     173    — 

mem  eingefUhite  Timokraiie  aufzuheben,  von  dem  Proconsul  Q. 
Pabius  Maximus  mit  dem  Tode  des  Anstifters  bestraft  Tv^urde. 
Dieser  Proconsul  war  aber  nicht  ein  Statthalter  von  Achaia  — 
denn  ein  solcher  ist  in  der  Zeit  der  Republik  überhaupt  nicht 
vorhanden  1)  —  sondern  der  Proconsul  von  Maoedonien.  Auch 
dies  ist  bestimmt  bezeugt  von  Plutarch,  nach  welchem  zur  Zeit 
des  LucuUus  ein  Griminalprocess  gegen  die  Stadt  Chaeronea  in 
Bootien  vor  dem  Proconsul  von  Macedonien  geführt  wurde,  und 
zwar  deshalb,  weil  Achaia  damals  noch  keinen  eigenen  Proconsul^ 
hattet).  Hiemit  stimmt  überein,  was  wir  namentlich  in  der 
Ciceronischen  Zeit  von  der  Verwaltung  Macedoniens  erfahren. 
Denn  in  den  Jahren  676=78,  als  Cn.  Cornelius  Dolal^ella^), 
und  697  und  698=:  57  und  56,  als  L.  Galpumius  Piso  das  Pro- 
consulat  von  Macedonien  bekleideten  1),  gehörte  zu  ihrem  Amts- 
bezirke auch  Achaia. 

Man  wird  deshalb  nach  dem  jetzigen  Stande  unserer  Kennt-  Achaia 
niss  annehmen  müssen,  dass  Griechenland  eine  eigene  Provinz  "'^  ^ovinx 
erst  7S7  =  S7,  d.  h.  bei  der  Theilung  der  Provinzen  zwischen 
Senat  und  Kaiser^)  geworden  ist.  Es  behielt  als  Provinz  den 
Namen  Achaia,  welchen  ihm  in  Folge  der  Besiegung  des  achai- 
schen  Bundes  die  Römer  gegeben  hatten^),  und  wurde  gegen 
Macedonien  damals  so  abgegrenzt ,   dass  Thessalien  ^)   und  Epi-  ^®•»w•'»• 


Spims. 


1)  Die  Stollen,  welche  ffli  du  Vorhandensein  eines  StatthalteTs  von  Achafa 
während  der  Zeit  der  Kepnblik  sowohl  yon  andern  als  Ton  mir  selbst  angeführt 
wurden,  sind  nicht  beweisend.  8.  Znmpt  a.  a.  O.  p.  160  und  fiber  den  von 
Boighesi  OeuoreM  4,  62  angeführten  M\  AcUias  Glabrio  Zumpt  p.  227. 

2)  Plntarch.  Cimon.  2:  i^  5e  xp(otc  -^v  iirl  toü  otpatTj^ow  t^«  MuxcSovCac  * 
o6i;o)  Y^p  eU  r^  '£>^di5a  'PaipiaToi  orpatT^^o^c  (irRipicovco. 

3^  Damals  gehörte  Eaboea  zu  Macedonien ,  8Ctum  de  Aidepiade  C.  i.  L.  I 
n.  203.  S.  oben  Seite  108  A.  5.  Als  Dolabella  nach  seiner  Rückkehr  repetondorum 
angeklagt  wurde,  traten  die  griechischen  Städte  als  Zeugen  gegen  ihn  auf ,  Flut. 
Ca€s.  4:  xa\  icoXXal  dirö  Ti)c  'EXXdl&oc  xösv  nöXcoiv  i^aptuplac  aür^  icapio*^ov. 

4)  Cicero  redet  von  Pisos  Unthaten  in  Griechenland  an  vielen  Stellen  der 
PUonianaj  welche  man  bei  Zumpt  Oomm,  ep,  2,  197  angeführt  und  erklart  fin- 
det, besonders  c.  40,  96.:  Achaia  exkauHa/  Thessalia  vexata,  laeeraUu  Aihmae 
—  Loeri^  Phoeü,  BoeoUi  exuaU  —  AetoUa  amiam, 

5)  Dio  Cass.  53,  12.    Strabo  17  p.  840. 

6)  Pausan.  7,  16,  7 :  MtXouai  U  o6y  'EXXdifio« ,  dXV  'Ax^tac  %c(A^va  ol 
PcD(jLaroi>  Sidti  i^tip6i9<tno  '"EXXt^voc  (i*  'Ä^at&v  Tdtc  toü  'EXXyjvcxoü  npoeon]- 

x^TCBfV.  Suidas  I  p.  911  Bernh. :  89ev  Soxoüot  xaX  vüv  'AxaHoi  ^0(A(iCtn  x^v 
'EXXeföa.  'Po>uatoi  hk  Iq  x6  yu^iM^  l8voc,  8  npoeonbc  'ijv  Tdte  ri)c  'EXXd^oc, 
Ti^-v  Eikff*  (AerapoXövTsc  t9)c  X^P^^  inovufilctv,  dl^lxovto. 

7)  Strabo  17  p.  840  z&hlt  unter  den  angusteisclien  Pxovinsen  auf  iß&öfATjv 
V  ^A](avn  pi^pi  BetraXbc  %a\  AirraXösv  %a\  ^Axapvdvoiv  «aC  ttvnv  'HnctpmtnUbv 
iiKwv,  6oa  T^  Maxs(ov(f  npooiibpcoTo.  Da  die  Aetoler  immer  zu  Aohala  gehört 
haben  (Ptol.  3,  15,  14),  so  ist  mit  Orosskurd  und  Hertaberg  1,  öOö  das  {U^P« 
BmoXbc  zu  verstehen  „mit  Binschliua  von  Thesaalien.'' 


—     174     — 

rus^)  neiMl  AeanianieD  zu  Aohaia  gesogen  wurden.  Als  dege^n 
Plolemaeus  schrieb,  d.  h.  unler  Anton inus  Pius^};  war  Thessalien 
ein  Theil  Macedoniens^),  Epirus  aber  eine  eigene^),  proouraiorisdie 
Provins*)  geworden,  welche  auch  Aoamanien  enihiek  und  von 
Achaia  durch  den  Achelous  getrennt  wurde*).  Es  ist  euw  wahr-* 
scheinliche  Vermuthung,  dass  diese  Aenderung  dem  Te^Mtsiaii 
zuzuschreiben  ist,  unter  welchem  eine  neue  Constitution  der  Pro- 
vinz statt  fand  7). 
vemaitang.  Auch  die  Verwaltung  Adiaias  unterlag  noch  manchen  Wech^ 
sei.  Nachdem  es  727 =S7  senatorische  Provinz  geworden  war^}, 
stand  es  45-^44  n.  Chr.  mit  Blaoedonien  zueammen  unter  eineai 
kaiserlichen  Legaten,  bis  es  Claudius  dem  Senat  zurückgab*). 
Es  war  nur  ein  thtfrichtos  Spiel,  welches  Nero  mit  den  Bellenea 
trieb,  als  er  im  Herbst  67  bei  den  isthmisehen  Spielen  ihnen 
noch  einmal  Freibett  und  Abgabenfreiheit  verkündigte  ^o);  sie  endete 
schon  unter  Vespasian,  welcher  die  Griechen  für  unfkhig  der  Frei- 
heit erklärte  und  die  senatorische  Provinz  aufs  Neue  einrieht^e  ^^) . 
Seitdem  regierte  in  derselben  dauernd  ein  Propraetor  ^^)  mit  dem 
Titel  proconsul^^)^  der  einen  Legaten  ^^)  und  einen  Quaestor^^}  unter 

1)  Bei  Dio  CaS8.  53,  12  heUst  die  Provinz  •?)  'EXXol?  ixerd  Tfjc  'HneCpou 
and  Tacitas  Ann.  2,  53  nennt  das  in  Epirus  gelegene  (PColem.  3,  14,  5)  Nico- 
polis  urbs  Achaiae. 

2)  Mommsen  C.  /.  L.  HI  p.  416.     • 

3)  Ptolem.  3,  13  $  44.  45.  46. 

4)  Ptolem.  3,  14. 

5)  Arriaii.  £jpt0i.  dias.  3,  4  erwähnt  einen  £ic(tpottoc  Tf}c  ^Hice(pou ,  den  er 
auefa  nennt  x^  a^rocrv  dfpyovra,  rou  Kataapoc  ^(Xov  xal  Mtooicov.  Kin  MTpe- 
iioc  SeßaaroO  'Hireipou  C.  J.  Qt.  Vol.  11  p.  383  n.  1813t>.  Vgl.  OrolH  2952» 
0.  i.  L.  in,  536. 

6)  Ptolem.  3,  14  $  1.  6. 

7)  Hertsberg  2,  129. 

8)  Dio  CaM.  53,  12.   Strabo  17  p.  840. 

9)  Tac.  ilfifi.  1,  76.   Dio  Cass.  58,  24.   Snet.  CUmd.  25.   Dio  Gass.  60,  24. 

10)  Snet.  Ntfo  24.  Plut.  FUmkn.  12.  Plin.  Ji.  B.  4,  22.  Dio  Oase.  63,  ii. 
Panaan.  7,  17,  2.  Eckhel  D.  N.  2,  256.    Hertzberg  2,  112  ff. 

11)  Snet.  Veap.  8.  Pansan.  a.  a.  0. :  tulI  04pek  ^icorreXeT^  te  afi4hc  6  Oöceicv- 
OMivöc  etvai  ^p<sv  xal  duouciv  ixiXeuocv  i^fEuivoc,  dicofi.c(i«^iUvcc  ^p^fjeoc  t^ 
iXe'j0£piav  t6  'EXXtjvixöv.    Philoatr.  V.  ApoU.  5,  14. 

12)  Strabo  17  p.  840. 

13)  Ueber  die  proeonMi^  Aehakie  a.  Marini  Atvali  p.  763  ff.  771.  Beispiele 
8.  Crem  2272.  Henzen  6456».  6483.  7420.  C.  i.  <?r.  1072.  1073.  1732.  Vgl. 
Pltttareb  rei  p,  g^Hndat  praee»  Vol.  IX  p.  279  R.  Noch  im  Tierten  Jahrhoiidert 
ein  dN^icoTO«  Tf)c  'EXXi^oc,  C.  /.  Gr.  372.  Ueber  die  delpbiBebe  Inschrift  des 
C.  Avidhu  Nigrimu  leg,  Aug,  pr,  pr,  AchaioM,  der  als  anaserordeBtli^er  ktdes 
bei  einer  Qiensstteitigkeit  fann^  nnd  nicht  als  Statthalter  Achaias  zu  betrach- 
ten ist,  B.  Mommsen  C.  i.  L,  UI  n.  566. 

14)  Orelli-Henzen  n.  3143.  3177.  6451.  6910. 

15)  Henzen  5448.  6915.  C.  i.  L.  II  n.  2075.  4117;  ei»  quaeator  pr,  pr, 
rini  Arvaü  p.  764.   OreUl  3113-iMonunsen  i.  N.  1879. 


—     176     ^ 

sich  hatte.  Unter  den  Colonien,  welche  die  Römer  in  Griechen-  Coionien. 
land  anlegten  —  es  waren  in  Achftta  Corinth,  Laus  lulia  Corin- 
thus,  Colonie  des  Cssar^),  Patrae  oder  Colonia  Augusta  Aroe 
Patrae,  wohin  Augustus  Veteranen  der  X  und  XII  Legion  nebst 
Leuten  aus  der  Umgegend  angesiedelt  hatte  ^),  und  Dyme,  das 
zuerst  eine  eigene  Ansiedelung  erhalten  zu  haben  scheint'),  aber 
noch  von  Augustus  an  Patrae  attribuirt  wurde  ^);  in  Epirus  aber 
Aclium  und  Buthrotum^}  — ,  erhob  sich  Corinth  allmählich  wie- 
der zu  einer  bedeutenden  Stadt,  in  welcher  der  Proconsul  seine 
Residenz  nahm^). 

Keines  von  allen  den  Römern  unterworfenen  Ländern  war  zastand  der 
im  Vergleich  zu  seiner  früheren  Lage  in  einen  so  elenden  Zu- 
stand gerathen,  wie  Griechenland.  In  den  spanischen,  gallischen, 
germanischen  und  illyrischen  Provinzen  wich  unter  römischer  Ad- 
ministration der  barbarische  Character  der  alten  Bevölkerung  bei 
dem  durch  Ackerbau  und  Handel  sich  entwickelnden  materiellen 
Gedeihen  einer  gewissen  früher  unbekannten  Civilisation  ;  in  Grie- 
chenland schwand  mit  der  politischen  Freiheit  auch  die  materielle 
Blüthe  des  Landes.  Schon  zu  Strabos  Zeit  war  die  Bevölkerung 
auf  furchtbare  Weise  zusammengeschmolzen,  ein  Theil  der  Städte 
völlig  verschwunden,  ein  anderer  verfallen  und  nur  theilweise 
bewohnt ;  die  Inseln  waren  grossentheils  zu  einsamen  Felsen  ver- 
ödet, auf  welchen  Verbannte  ein  freudeloses  Leben  fristeten.  Noch 
trauriger  ist  die  Schilderung,  welche  Pausanias  von  den  Zustän- 
den seiner  Zeit  entwirft,  und  welche  die  gelegentlichen  Bemer- 
kungen anderer  Schriftsteller  der  Kaiserteit  bestätigen.  Allerdings 
gelangten  einige  Gegenden  Griechenlands  noch  einmal  zu  einem 
gewissen  Wohlstande  und  erfreuten  sich  der  Gunst  entweder  der 
Kaiser  selbst,  oder  bemittelter  Römer;  Industrie,  Kunst  und 
Wissenschaft  fanden  wieder  ihre  Vertreter  und  die  Bewunderung 
der  Denkmäler  alter  Zeiten  veranlasste  einen  lebhaften  Fremden- 
verkehr, aber  das  allgemeine  Bild,  welches  die  Geschichte  von 
Achaia  darbietet,  ist  das  eines  sich  langsam  auslebenden  Volkes, 
dessen  Thatkraft  längst  gebrochen  ist  7). 

1)  Hertzberg  1,  461. 

2)  Hertzberg  1,  495  ff.   Mommsen  C.  /.  X..  HI  n.  498. 

3)  Plin.  iV.  H.  4,  13.  Str»bo  14  p.  665. 

4)  Pausan.  7,  17,  3. 

5)  Hertzberg  1,  493.  498. 

6)  Acte  ftj^ost.  18,  12.   Boeekiag  Not,  IH^  Or.  p.  277. 

7j  Eine  eingehende  DarsteUnng  dieser  Znstibid«,    irelaba  cn  flebei»   nieln 


—     176 


Nach  der  Besiegung  des  Antiochus  bei  Magnesia  am  Sipy- 
lus^)  schickten  die  ROmer  im  J.  565  =  489  den  Consul  Gn.  Man- 
Hus  nach  Asien,  um  die  Bundesgenossen  des  Antiodhus  zur 
Rechenschaft  zu  ziehen  und  die  Territorialverhältnisse  Asiens  zu 
ordnen.  Das  erste  Geschäft,  namentlich  der  Krieg  gegen  die 
Galater,  nahm  das  Jahr  489  ganz  in  Anspruch  ^j,  Manlius  blieb 
aber  als  Proconsul  in  Asien  ^)  und  regulirte  im  Frühjahr  4  88, 
untersttltzt  Ton  zehn  Commissaren  des  Senats  in  Apamea  Phry- 
giae  den  Besitzstand  in  der  Weise  ^),  dass  Lycien  und  Carien  an 
die  Rhodier,  Hysien,  Lydien,  Gross-  und  Kleinphrygien,  endlich 
die  Landschaft  Milyas  und  Lycaonien  (also  auch  wohl  Pisidien) 
an  den  König  Eumenes  von  Pergamum  kamen,  Pamphylien  aber, 
über  welches  zunächst  keine  Bestimmung  getroffen  wurde  ^),  seine 
wird  ProTini  Unabhängigkeit  behielt  ?).  Im  J.  6S4=433  starb  der  letzte  König 
von  Pergamum,  Attalus  III  und  vermachte  durch  Testament  sein 
Reich  den  Römern^).  In  dasselbe  Jahr  wird  officiell  der  Ur- 
sprung der  Provinz   Asien  gesetzt;    denn  auf  den   Cistophoren, 

eioer  Münze,    welche  dieselbe  in  ganzen,   halben  und  Viertel- 

■ 

meine  Absicht  ist,  findet  man  bei  Zinkeisen  Gesch.  Griechenlands  1  S.  516 — 574 
nnd  im  zweiten  Theile  von  Hertzbergs  Gesch.  Griechenlands. 

1)  Ueber  Asien  s.  die  leider  nnyollendeten  Untersnchnngen  von  Bergmann 
De  Asia  Bomanorwn  provincia^  Berol.  1846.  8 ;  De  Asiat  Bomanorum  provindae 
praesidibus  im  Philologus  II,  4  (1847) ;  De  Atiae  Bomanorwn  provinciae  eivitati- 
hu8  Ubefit,  Brandenburg  18ÖÖ.  4  (handelt  nur  Ton  Rhodus).  W.  Merckens  Qtiomodo 
Bomani  A8iam  provinciam  eonstituerint  exponüUTy  Vratislaviae  1860.  8.  Kuhn  II 
S.  264  ff.,  endlich  W.  H.  Waddington  Fastes  des  provinees  Asiatiques  de  Vempire 
Bomain  depuia  leur  origine  jusqu'au  rhgne  de  DioeUUen  in  Le  Bas  et  Waddington 
Voyage  areh,  ExpUcaüon  des  inscripUons,  T.  HI  p.  655  ff.,  auch  separat  heraus- 
gegeben, Paris  1872.  8. 

2)  Liv.  37,  38—44. 

3)  Liv.  38,  12  ff. 

4)  Liv.  38,  35, 

5)  Liv.  38,  37.  38.  39.  Auf  diese  Entscheidung  wird  Bezug  genommen  in 
der  Inschrift  von  Priene,  Waddington  n.  195 — 198;  eine  andre  Inschrift  von 
Heraclea  ad  Ltftmum  in  Carlen  enthält  ein  Beeret  des  Manlius  und  der  10  Ugati, 
durch  welches  dieser  Stadt  die  Autonomie  garantirt  wird.  Waddington  n.  588. 

6)  Polyb.  22,  27.   Liv.  38,  39. 

7)  Von  der  im  J.  169  in  Bom  erscheinenden  Gesandtschaft  der  Pamphylier 
sagt  wenigstens  Livius  44,  14:  benigneque  amicUiam  renovare  voleniibus  legatis 
responsum, 

8)  Livius  epü.  58.  59.  Plutarch.  TL  Otaech.  14.  lustin.  36,  4.  Strabo  13 
p.  624.   Plin.  N.H.BS^  148. 


—     177     — 

Stücken  geprägt  hat^),  findet  sich  die  Datining  nach  der  Provin- 
cialaera  von  624=4332).  In  Wirklichkeit  aber  verhinderte  die  ^^JiJ^J 
sofortige  Organisation  des  neu  erworbenen  Gebietes  der  Aufstand 
des  Aristonicus  (434 — 429)  und  erst  nach  dessen  Unterdrückung 
durch  M.  Perpema  constituirte  im  J.  625  =  4  S9  M'.  Aquilius  die 
Provinz^)  in  dem  Umfange,  dass  dieselbe  Mysia  bis  zum  Berge  Grenzen. 
Olympos  nebst  Aeolis,  Lydia  und  die  ionischen  Städte,  Caria  und 
die  dorischen  Städte,  jedoch  mit  Ausnahme  von  Rhodus  und  der 
diesem  gehörigen  Peraea  umfasste^j.  Von  den  übrigen  Theilen 
des  pergamenischen  Reiches  wurde  die  thrakische  Chersonesos  zu 
Macedonien  gezogen,  zu  welcher  Provinz  sie  später  gerechnet 
wird^);  Phrygia  maior  kam  an  Mithridates  V  von  Pontus«)  und 
wurde  nach  dessen  Tode  634  =  420'')  seinem  Nachfolger  Mithri- 
dates VI  Eupator  genommen  und  für  frei  erklärt^) ;  Lycaonien  und 
das  angrenzende,  nördlich  vom  Taurus  gelegene  <]|ilicien  mit  den 
Stttdten  Gastabala,  Cybistra  und  Derbe  erhielten  die  Söhne  des 
Ariarathes  von  Gappadocien,  der  im  Kriege  gegen  Aristonicus  ge- 
fallen  war^) ;   Pamphylien   und  Pisidien   wurden   ebenfalls  noch 


1)  S.  M.  Pinder  Ueber  die  Gistophoren  nnd  Über  die  kaiserlichen  Silberme- 
daillons  der  Römischen  Provinz  Asia,  Berlin  1856.  4.  (Aus  den  Abh.  d.  Berl. 
Acad.  1855.) 

2)  Diese  Jahreszahlen  kommen  vor  auf  den  Gistophoren  yon  Ephesus,  Nysa 
ond  Phllomellnm.  Ueber  die  Bestimmung  der  Aera  s.  Pinder  a.  a.  O.  S.  544  ff. 
nnd  in  Pinder  und  Friedländer,  Beiträge  zur  älteren  Münzkunde  I,  ,1  (1851) 
p.  26  ff.  Borghesi  DelV  era  Efeatna  y  Oeuvres  2,  435  ff.  setzt  den  genauen  An- 
fang auf  den  24.  Sept.  620  =  134  t.  Ghr.,  nämlich  den  Anfang  des  asiatischen 
Jahres.  S.  Glinton  FaH,  HM.  III  p.  419.  Waddington  FomUb  I  p.  19. 

3)  Strabo  14  p.  646:  Mdfvtoc  ^  'Ax6X>vioc  iiceXdihv  5itaT0c  yxzä  hixa  irpeo- 
ßeuTov  &i^ta&  Tf,v  iirapviav  eU  tö  vOv  ixi  ouf&f&^ov  t?)«  itoXiTeloc  «X'^lf**-  ^®*' 
leius  2,  38.  lustin.  36,  4.  Auf  ihn  bezieht  sich  die  Inschr.  C.  /.  Qr.  2920  »= 
C.  /.  L.  l  n.  557. 

4)  Garien  war  nach  dem  Kriege  mit  Antiochus  190  den  Rhodiern  gegeben, 
nach  dem  Kriege  mit  Perseus  (168)  aber  denselben  wieder  genommen  worden, 
und  war  seitdem  firei.  Polyb.  30,  5;  31,  7.  Liv.  44,  15.  Appian.  8yrM.  Mlthr. 
23.  Im  J.  129  muss  es  zur  Provinz  Asien  gezogen  sein,  welchem  es  später  an- 
gehört. Die  Bestandtheile  der  Provinz  nennt  Gic.  pr.  FLateo  27,  65 :  namque  ut 
opmof  Atia  vettra  eonrtal  ex  Fhrygia,  Mysia,  Caria,  Lydia. 

5)  Gic.  in  Pison.  38,  86. 

6}  AfpUn.  fi.  MUhr.  57.  lustin.  37,  1. 
7}  Glinton  F.  Hdl.  DI  p.  426. 

8)  Appian.  B.  MUkr,  11.  12.  15.  56. 

9)  lustin.  37,  1 :  fiUis  Anairalhis ,  regis  Cappadodae ,  qui  eodem  hello  oeel- 
derat,  *Lyeaonia  et  CiUeia  dalae.  Unter  Gilicien  lat  nicht  die  nachherige  romische 
Provinz,  sondern  ein  Tbeil  Gappadociens  zu  verstehn.  l'nd  zwar  hiess  erstens 
eine  der  10  Strategien  Gappadociens  Güicia  (Strabo  12  p.  534.  Ptolem.  5,  6,  15), 
nnd  war  zweitens  von  den  Römern  ein  Stück  von  Gilicien,  das  nördlich  vom  Tan- 
rus  lag,  zu  Gappadocien  gefügt  worden.  Strabo  12  p.  534.  535:  tTpoce^^vcTO 
h    CoTcpov  icapol  'PfD(Aa((0V   i%   Tfjc  KiXixtac    tote  itpl  'A^'/ikdu(i*j  xai  iv^eTcanr] 

lUn.  AltaHk.  lY.  12 


—     t78     —     . 

nicht  besetzt,  sondern  zusammen  mit  Phrygia  matoVy  d.  h.  den 
nachherigen  Gerichtsbezirken  Apamea  und  Synnada  ^)  wahrschein- 
lich erst  403  v.  Chr.  als  Provinz  Cilioien  in  Besitz  genommen^). 
Die  phrygischen  Diöcesen  blieben  indess  nachher  nicht  dauernd 
bei  Cilicien ;  in  den  Jahi^n  6% — 56  v.  Chr.  gehören  sie  zu  Asien  ^)y 
man  darf  daher  annehmen,  dass  Sulla  oder  Murena  im  J.  672  =  82 
diese  Veränderung  der  Grenze  vornahm,  als  er  Cibyra  zur  Pix>- 
vinz  Asien  zog^).  In  den  Jahren  56—50  waren  die  drei  Diöcesen 
Cibyra,  Apamea  und  Synnada,  es  ist  unbekannt  aus  welchem 
Grunde,  mit  Cilicien  vereinigt^) ;  seit  49  dagegen  werden  sie  im- 
mer zu  Asien  gerechnet®).  Das  (östliche  Phrygien  dagegen,  die 
sogenannte  icapoipeioc  mit  den  Städten  ApoUonia  und  Antiochia, 
ist  wenigstens  seit  36  v.  Chr.  zu  Galatien  gezogen  worden  7). 
sutthftiter.  Zur  Zeit  der  Republik  hatte  'die  Provinz  in  der  Regel  einen 
pt'opraetor  zum  Statthalter,  der  indessen  auch  den  Titel  proconsul 
führte^) ;  nur  in  Zeiten  des  Krieges  commandirte  in  ihr  einer- der 

CTpanj^ta,  ifj  tcept  KaardtßaXa  xe  xai  Kußtorpa  (i>^XP^  "^^  'Avrtit^pou  toO  X]qotoI> 
AepßT}^.  Von  aieser  Landschaft  spricht  lustin.  a.  a.  0.  S.  Junge  De  Cüieiae 
origifke  p.    20.  21. 

1)  Plin.  JV.  Ä.  5  S  105.  106. 

2)  S.  unten  den  Abschnitt  Gllicia.  Die  Anwesenheit  des  P.  Lentulus,  Pro-r 
quästors  des  Proconsuls  von  Asien  Trebonius,  in  Pamphylien  im  J.  43  war  nur 
durch  Rüstungen  veranlasst,  die  er  dort  im  Interesse  der  Mörder  Cäsars  vornahm, 
und  beweist  nicht,  dass  damals  Pamphylien  zu  Asien  gehörte.  Cic.  ad  fam,  12,  15. 
Dmmann  2,  544. 

3)  Man  sieht  dies  einerseits  aus  den  Nachrichten  über  die  Verwaltung  des 
L.  Valerius  Flaccus  (62 — 61  j,  für  welchen  Cicero  die  Vertheidigung  in  dem  Re- 
petundenprocess  führte,  des  Q.  TuUius  Cicero  (61~5B),  des  G.  Fabius  Adrianus 
(58—57)  und  T.  Ampius  Baibus  (57—56),  worüber  ausführlich  handelt  Bergmann 
im  Philologus  a.  a.  O.  S.  644.  670 — 678,  andererseits  aus  den  Cistophoren,  die 
C.  Fabius  in  Apamea  geprägt  hat.  (Piuder  p.  567.  568.  Borghesi  Oeuvre»  1 
274  ff.  2,   166  ff.) 

A)  Strabo  13  p.  631.    Waddington  Fris«««  p.  22. 

5)  Bergmann   a.  a.  O,  S.  644.  678 — 680.     Von  den  Proconsuln    Ciliciene 

P.  Lentulus  (56 — 53),    Appius  Claudius  Pulcher  (53—51)  und  Cicero  (51 50) 

sind  Cistophoren  in  Apamea  und  Laodicea  geschlagen  worden.  Pinder  p.  547. 
Vgl.  auch  den  Abschnitt  über  Cilicien. 

6)  Bergmann  a.  a.  0.  S.  681.  684.  Für  das  J.  46  liegt  dafür  ein  Beweis  in 
dem  Empfehlungsschreiben,  das  Cicero  ad  fam.  13,  67  für  den  Laodicenser  Andre 
an  den  damaligen  propraetor  Asiat  P.  Servilius  richtet.  Wenn  er  daria  sagt :  ex 
provineia  mea  Cüicienai,  cui  acia  Tpsii;  6iot7t"f,«ic  Aaiatieaa  attrilmtaa  fuisae,  ritdlo 
sum  familiarius  usus  qiumi  Androne,  so  sind  unter  diesen  Diöcesen  nicht,  wie  No- 
riöiiis  wiU,  Laodicea,  Pamphylia,  Lycaonia,  sondern  Cibyratica  (Laodioensis)  Apa- 
mensis und  Synnadensis  zu  verstehn.    Vgl.  Beigmann  a.  a.  O.  S.  643.        .* 

7)  ApoUonia,  gewöhnlich  ApoUonia  Pisidiae  genannt,  gehörte  uraprunf^lich 
EU  Asien,  denn  es  bedient  sich,  wie  es  scheint,  der  gleich  zu  besprechenden 
BuUanischen  Aera  von  84.    Waddington  n.  1192=*  f.'.  /.  Gr,  3973. 

8)  S.  hierüber  Bergmann  De  Asiae  Homanorum  provinciae  praefidilnäM  in» 
PhUologus  II,  4  (1847)  .p.  641—690,    Waddingtou  Fmu»  1  p.  28  ff. 


—     179    -- 

fungiretiden  Consuln,  wie  z.  B.  Luculi  im  J.  74,  oder  ein  Con- 
sular  mit  dem  Titel  proconsul^);  bei  der  Tbeilung  der  ProviDzen 
im  J.  97  blieb  sie  dem  Senate  und  wurde  seitdem  von  einem 
Proconsui  mit  zwölf  Fasces  verwaltet  ^j .  Dem  Statthalter  vnirden 
in  derzeit  der  Republik  gewöhnlich  drei  legati^),  während  eines 
Krieges  auch  mehrere^),  beigegeben;  nach  der*Anordnung  des 
Augustus  ebenfalls  drei^);  er  trat  seine  Verwaltung  im  Mai^), 
unter  den  Kaisern  im  Juli^)  an  und  zwar  in  Ephesus^),  der 
Hauptstadt  der  Provinz^),  in  welcher  auch  die  publicani  Asiae 
ihren  Verwaltungssitz  hatten  <o). 

Nach  der  ersten  Einrichtung  der  Provinz  durch  M\  Aquilius 
ist  die  Verwaltung  derselben  in  Folge  der  Kriege,  deren  Schau- 
platz sie  wurde,  noch  fünfmal  reorganisirt  worden,  nrimlich  von 
Sulla  und  seinem  Nachfolger  Hurena,   von  LucuUus,    von  Pom- 

1)  So  Siilk  Cos,  88,  proconwl  Asiae  87;  C.  Tiel>oniQ8  Cos.  suff.  4ö,  pro- 
consui Asiae  44 ;  P.  Ventidius  Bassns  Cos,  suff,  43 ,  procos.  Asiae  39.  Bergm&nn 
p.  684.  689. 

2)  Strabo  17  p.  840.  Ddo  Cass.  53,  12.  14.  S.  Mommsen  Staatsr.  J,  304. 
Wenn  in  der  Inschiift  OreUi  798  «C.  J,  L,  U  n.  4114:  7%.  CL  Candido  Cos. 
XV,  vir  s.  f.  leg,  Augg.  pr.  pr,  provinc,  H(ispaniae^  Cfiterioris')  et  in  ea  duci 
terra  marique  adversus  rebeUes  h.  h.  p,  R.  item  Asiae  die  Worte  item  Asiae  noch 
abhängig  sind  von  legaUiSf  was  unklar  ist,  so  hat  Candldos  diesen  Titel  ganz 
ausnahmsweise  als  Feldherr  des  Septinuus  Seyerus  gegen  Pescennlns  Niger,  also 
wahrend  eines  Krieges  erhalten.    S.  Henzen  Jnscr.  p.  78. 

3)  L.  Valeritts  Flaccus,  seit  62  ▼.  Chr.  propraetor  Asiae ,  und  Q.  Tullius 
Cicero  (61—58)  hatten  drei.   Bergmann  p.  671.  673. 

4)  So  dem  Lucullus.   Bergmann  p.  666. 

51  Dlo  Cass.  53,  14.  Der  Titel  derselben  Ist  legatus  provineiae  Asiae  ^  Hen- 
zen 6w7.  6461;  legaius  pro  praetore  provincias  Asiae y  OreUi-Henzen  2761.  3658. 
6454.  tipedtBcuT^jc  'Aolac  C.  /.  Qr.  3532,  besser  Borghesi  Oeuvres  2,  15;  Ttpea- 
ßeuT^«  mal  dfvtiorpiji'njYO«,  C.  /.  Qr,  2977,  besser  Waddington  n.  147»;  irpeoßeuTTjc 
dvnoTpd-njYo«  C.  /.  Qr.  4238<i. 

6)  Q.  TuUius  Cicero  kam  nach  Asien  im  Mai  61  und  reiste  zurück  im  Mai 
58  (Biergmann  p.  673);  Trebonius  war  im  Mai  44  auf  der  Reise  nach  Asien. 
Cic.  ad  fam.  12,  16. 

7)  Die  Abreise  aus  Rom  wurde  von  Tiberius  auf  den  1.  Juni  angesetzt, 
Dio  Cass.  57,  14;  von  Claudius  wieder  auf  den  1.  April,  Dlo  Cass.  60,  11. 

8)  Ulp.  Dig,  1,  16,  4^5:  in  ingressu  etiam  hoe  eum  observare  oportet,  ut 
per  eam  pariem  provfneiam  ingrediatur,  per  quam  ingredi  moris  est^  et  quas  Qraeei 
^i^(i.(ac  app^kmt  sive  xattiitXouv  observare  ^  in  quam  primum  eivitatem  veniat 
vel  applicet:  magni  enhn  faeient  prüvhieiales  servari  sibi  eonsuetudinem  istam  et 
huiusmodi  praerogaiivas,  quaedam  provineiae  etiam  hoe  hdbentj  ut  per  mare  in 
eam  provHtcican  proeomul  veniaty  ut  Ajsia,  seilicet  usque  adeo,  üt  Imperator  noster 
itfilonffius  Augustus  ad  desideria  Asianotvm  reseripsertt  proconsuli  neeessitatem 
impositam  per  mare  Asirnn  applieare  «al  t&v  trnTpoiröXetuv  'Evsaov  primam  attingere. 
Hierauf  beziehen  sich  die  Münzen  mit  E<I»£ClQN  A  KATAnAOYC  d.  h.  prima 
adnavigatio.  Eckhel  2,  518. 

9)  loaeph.  Ant.  14,  10,  11. 
10)  Cio.  ad  fam.  5,  20. 

12* 


—     180     — 

peius,  von  Caesar  und  von  Augusius.  Die  Grundlage  fttr  alle 
^^f,^.^,^^  späteren  Einriebtungen  scheint  aber  die  Constitution  des  Sulla 
^uon^^  vom  Jahre  84  geblieben  zu  sein,  von  welchem  die  Provinz  eine 
neue  Zeitrechnung  beginnt  i)  und  bis  in  das  sechste  Jhdt.  n.  Chr. 
fortfuhrt^).  Die  Constitution  des  Sulla  und  Murena^)  bezog  sich 
theils  auf  die  Feststellung  der  Territorien^),  theils  auf  die  Er- 
^  theilung  politischer  Rechte  an  einzelne  Städte^],  theils  auf  die 
AbgabenverhUltnisse.  In  Beziehung  auf  die  letzteren  war  Asien 
191  J.  129  sehr  schonend  behandelt  worden,  C.  Gracchus  aber 
hatte  im  J.  423,  theils  um  die  Einkünfte  des  Staates  zu  ver- 
mehren, theils  um  dem  von  ihm  geschaffenen  Ritterstande  eine 
finanzielle  Grundlage  zu  geben,  durch  ein  besonderes  Gesetz  nicht 
nur  die  gewöhnlichen  Abgaben,  d.  h.  den  Zehnten  {decuma)y 
das  Weidegeld  (scriptura)  und  die  ZoUe  {portoria)  in  Asien  ein- 
geführt, sondern  auch  die  Verpachtung  dieser  Abgaben  durch  die 
Censoren  an  römische  publicani^  d.  h.  Ritter,  angeordnete^}.  Es 
lag  allerdings  bei  der  feindlichen  Stellung,  welche  Sulla  den 
Rittern  gegenüber  einnahm,  für  ihn  die  Veranlassung  vor,  die 
Verpachtung  der  Abgaben   an  dieselben   abzuschaffen;   wenn   er 

1)  Die  Sullanische  Aera,  welche  zuerst  Franz  C.  I.  Ot.  III  Addtnda  p.  1103 
festgestellt  hat,  wird  nach  Waddington  zu  n.  980  vom  Herbst  85  an  gerechnet 
und  ist  jetzt  nachweisbar  in  folgenden  Orten  (ich  citire  der  KOrze  wegen 
vorzugsweise  Waddington):  in  LydU:  MaeonU,  Wadd.  667.  668.  669.  671. 
1672.  1674;  Gordus  677—683;  Coloe  700  flf.;  Silandus  709.  710;  Saitta  1667. 
1668;  f>hUadelphia  1669;  in  Phrygia  maior:  Traianopolis  718.  722.  727.  1676; 
Sebaste  733.  735.  737 ;  Enmenia  C.  i.  Qr.  3892.  3896 ;  Eucarpia,  Waddington 
772;  in  Phrygia  epictetus:  Cotiaenm  802;  Aezani831.  946.  966.  980.  998;  An- 
cyral012;  inMysia:  ApoUonia  ad  Rhyndacnm  1069.  1088  and  Umgegend  1771. 
1774. 

2)  Traianopolis  bediente  sich  dieser  Aera  noch  279  n.  Chr.  (Wadd.  n.  727) 
und  Aezani  noch  508  n.  Chr.    Wadd.  n.  980. 

3)  Appian  l&sst  den  SuUa  xa^bTaoOai  djv  'Aa(av  (^MiüCr,  61.  62)  and 
ebenso  den  Murena  (AfttAr.  64).  Die  eonsUtata  SuUae  erwähnt  auch  Tac.  Ann. 
3,  62. 

4*)  Die  Grenzregulirung  der  Provinz  nach  Süden  hin  wird  bei  Strabo  13 
p.  631  .lind  Cic.  <id  Q.  fr,  i,  i,  ii  erwähnt.  , 

5)  Appian.  Mithr.  61.  Tac.  Arm.  3,  62.  Auf  diese  Bewilligungen  beziehn 
sich  die  Inschriften,  welche  Laodicea,  £phesus  und  das  Commune  Lyciae  zum 
Dank  für  die  erhaltene  Freiheit  auf  dem  Capitol  in  Rom  setzten,  C.  /.  L.  I 
n.  587.  588.  589. 

6)  Bei  Appian.  B.  C.  5,  4  sagt  Antonius  bei  einer  Versammlung  in  Pergamum : 

%ai  eu9uc  dfu(vovec  b^tXs  '^(xev  ^AttcIXou*  oÖc  fäp  heksitt  ^öpoug  'ATTaX<fi, 
(Ae^-/]xap.ev  bvXs,  (iiYP^>  (y)|aox6ito>v  dvSpcüv  xal  Tcap^  i^fxtv  iftsQ^m^,  io^7}se 
«öpoiv.  'EtccI  hi  ihtqcis,  ou  npoQ  to^  Tiiut^kaxa  6(jiTv  ^7ce8i^xafASv ,  dbc  av  i^fAeU 
dxivSuvo'v  ^öpov  ixKifOiiiS'it  dX/.d  lUpri  ^ ipeiv  t&v  ixdotore  xaptiwv  iTteTd^ooev, 
Iva  xal  Tcbv  ^avrloiv  xotvwvoi^v  CtfAiv.  tÄv  ti  Tauta  Tiapd  rijc  ßouX^c  {aiovou" 


—     181     — 

dies  versucht  hat,  worüber  ein  directes  Zeugniss  nicht  vorliegt  i), 
so  ist  diese  Anordnung  nur  von  vorübergehender  Wirkung  ge- 
wesen 3);  denn  die  Ritter  blieben  Abgabenpächter  ^)  bis  auf  Cäsar, 
der  erst  im  J.  48  die  Verpachtung  aufhob  und  der  Provinz  ein 
festes  von  den  Provincialen  direct  aufzubringendes  Tributum  auf- 
legte^). Nichtsdestoweniger  erhielt  sich  die  Eintheilung  Asiens 
in  44  Distriete^),  welche  Sulla  zum  Zwecke  der  Aufbringung  der  sintiiaUiiiig 
von  ihm  aufgelegten  Zahlung  einer  fünfjährigen  Steuer  und  der  ^äricte.' 
Kriegskosten  ®)  anordnete.  Denn  in  den  Jahrei)  82,  64  und  6S 
werden  nach  diesen  Bezirken  Auflagen  ausgeschrieben  ^j ,  im  J.  63 

|iiv<DV  ivußptCovToiv  6fj,lv  x.al  icoX5  7iXe(ova  akoOvcov,  Faioc  Katoap  t&v  (j.ev 
fjm^6xfssH  xd  TpCxa  ufxtv  ö^yfjuev  wv  ^xeUotc  ^cp^pexc,  xdc  V  ößpeic  firaoacv  *  (»iitv 
Yotp  xo6c  «p'Spoü?  ^Tclxpe^^ev  af^lpetv  Trapd  x&v  Yeo)p-fo6vx(DV.  Olc.  Verr.  3,  6,  12: 
etXffri»  (jprovmoiia)  <nU  Unpositum  veeUgid  t$t  certwnj  quod  stipendiarium  didiur 
—  —  aut  ccruoria  locatio  constituta  est^  ui  Aiiae  lege  Sempronia.  Fronto  ad 
Verum  p.  121  Frankf.  ssp.  125  Naber.:  iam  Grtieehus  loeabat  Asiam, 

1)  Mommsen  R.  G.  2,  351,  der  die  Einführang  einer  festen  jährlichen  Ab- 
gabe Asiens  bereits  dem  Sulla  zuschreibt,  folgt  dem  Appian.  Miihr.  62,  bei  dem 
Sulla  sagt:  |ji^vou4  6(iTv  iitifpdffm  nivxe  irms  f^pouc  iatst futXs.  Ks  firagt  sich 
indess,  ob  dies  ein  festes  Tributum  war,  oder  eine  nach  dem  Ertrage  der  bis- 
herigen locatio  eensoria  flxirte  Summe. 

2)  Dies  scheint  anzudeuten  Oic.  ad  Q.  fr.  1,  1,  11  $  33:  nomen  auiem 
publieani  oipemari  non  poamnt  (i4«ümi),  qui  pendere  ipti  veeUgal  8ine  publiccmo 
non  potuerirU,  quod  üb  aequaliter  Sulla  descripBerat.  Denn  die  Asiaten  brachten 
auf  die  von  Sulla  vorgeschriebene  Weise  das  Geld  nicht  auf,  sondern  Helen  den 
romischen  Wucherern  in  die  Hände.  Plut.  LucuU,  20. 

3)  Hierüber  liegen  Zeugnisse  vor  aus  verschiedenen  Jahren.  Plut.  Lucuü,  7, 
wo  die  Bedrückungen  der  publieani  vor  74  geschildert  werden.  Yal.  Max.  6,  9,  7 : 
T.  AufiditUj  cum  Aaiatiei  publiei  exiguam  admodum  partieulam  habuissetj  poitea 
totam  Aniam  proeontulari  imperio  obtinwt  (wahrscheinlich  69  v.  Chr.  Bergmann 
Philologus  2,  650).  Cic.  de  imp.  Pompeii  6,  15  (a.  66)  von  der  Provinz  Asien: 
iia  neque  ex  portu  neque  ex  decumis  neque  ex  scriptura  vedigal  eonservari  polest, 
Cic.  de  l.  agt.  2,  29,  80  (a.  63):  quid  nos  Aaiae  portus,  quid  Bcripiuray  quid 
omrUa  iransmarina  veeiigalia  iuvabuni  tenuisBima  suBpicione  praedonum  aut.  hostium 
iniecta?  Cic.  ad  AU,  1,  17,  9:  Asiani  (equites),  qui  de  eensorihuB  eonduxerunt, 
queBÜ  Bunt  in  Benatu^  bc  cupiditate  pröläpBOB  nimium  magno  conduxisBe;  ut  in- 
dueereiur  loeaUOj  poBtidavenmt.  Diese  Verhandlung  dauerte  von  61  —  59,  wo 
Cäsar  den  Wunsch  erfQllte.  Suet.  Ca€8,  QX).  Garatoni  ad  Cic.  pro  Plancio  14. 
Im  J.  60  instruirt  Cicero  ad  Q.  fr,  1,  1,  11  f.  ausführlich  seinen  Bruder  über 
die  Behandlung  der  pubUcani  in  Asien ,  im  J.  51  empfangt  derselbe  in  Ephesus 
den  Besuch  der  deeumani  Asiens  (ad  Att.  5,  13),  und  noch  im  J.  47  erwähnt  er 
ad  Att,  11,  10,  1  einen  P.  Terentins,  der  kurz  vorher  operoa  fn  portti  et  Bcriptura 
ÄBiae  pro  magistro  dedit. 

4i  Appian.  JB.  C,  5,  4.   Dlo  Oass.  42,  6. 

0)  Sie  erwähnt  Appian.  Mithr.  62:  Staipi^oo)  (e  xau8^  ixdürot^  ii[A,t.aLxä. 
n^Xctc  und  genauer  Cassiodor  (Mommsen  Die  Chronik  den  Cadsiodorus  Senator 
p.  622)  ad  a.  670 :  hh  eorua.  Asiam  m  XLIIU  regionea  SüUa  diBtribuU.  Die 
Zahl  XLIIU  haben  der  Parisinus  und  Cuspinianus,  wogegen  die  Münchener 
Hdschr.  XL  glebt. 

6)  Appian.  MWir,  62.  Die  ganze  Summe  giebt  Plut.  Luculi,  20  auf  20,000 
Talente  an. 

7)  Ueber  das  Jahr  82  s.  Cic.  in  Verr,  ad.  II,  1,  35,  89:  deeem  erUmnavcB 


—     t82     -^ 

werden  die  vecligalia  nicht  in  Born,  sondern  in  Asien,  nicht  im 
Ganzen,  sondern  nach  Berirken  yeipachtet^),  und  dass  auch  Cüsar 
diese  Bezirke  bei  seiner  neuen'  Stauereinriohtang  beibehielt,  lässl 
sich  aus  dem  Umstände  schliessen,  dass  Asien  auch  später  in 
regiones  zerfieP)  und  dass  in  den  Hauptorten  derselben  sich 
Archive  befanden^),  in  denen  die  Vermessungsdocumente,  welche 
der  Steuererhebung  zu  Grunde  lagen  ^),  die  Besitzurkunden  ^)  und 
die  Hypothekenacten  ^  aufbewahrt  wurden.  Bei  der  grossen  An- 
zahl zum  Theil  kleiner  Sladtgiemeinden  Asiens  —  sie  wird  auf 
500  angegeben  7)  und  betrug  noch  zu  lüstinians  Zeit  über  200^) 
—  war  es  eine  wesentliche  Vereinfachung  der  Verwaltung,  grössere 
Bezirke  unter  einen  Vorort  zu  vereinigen,  wie  dies  auch  in  an- 
dern Provinzen,  z.  B.  in  Gallien^)  und  unter  Gabinius  in  ludaea 
coHtentus  geschah ;  für  die  Gerichtsverwaltung  legte  man  von  diesen  Bezir- 

iuridici, 

iuMu  L.  Murenae  popuUu  MiUaHis  ex  pecunia  vectigali  populo  Bomano  feceraty 
sieui  pro  ttia  quaeque  parte  Aeiae  eeterae  cMiaUi.  Ueber  die  Jahre  64  und  62 
Gic.  pro  Flaeco  14,  32:  deseripait  eaUem  peexmUam  ad  Pompeii  rationenif  quae 
fiäi  aeeömmodata  L.  SuUae  detoripUoni :  qtä  ewn  omnes  Aeiae  eiviiaUs  pro  por- 
Uone  in  provineia  deeeripsisaet  y  illam  rcUkmem  in  hnpefando  mmptu  et  Pompeiu» 
et  Flaceue  eeeutua  est. 

1)  Gic.  pr.  Fkieco  37,  91 :  ai  fructus  i$ti  TralUanorum  (Jlohtdo  praetore  ve^ 
nieratU:  Faleidius  emerat  HS  nongenUe  milibus. 

2)  Mcrckens  a.  a.  0.  p.  16  bezieht  wohl  mit  Grand  auf  diese  Eintheilung 
die  regio  Apamena,  regio  Eumenetica  (Plin.  N.  H.  6%  113),  regio  Hiileaia  (Plin. 
iV.  77.  11  S  95),  regio  Philadelphena  (C.  1.  Gr.  3436:  Scoufjpo«,  XeßaaToO  direXeÄ- 
Oepo;,  ßoT]l^^^  £7:iTpÖ7CQ)v  ^cf  6&No;  <l>iXa^eXQpT)y^c),  wiewohl  es  immer  unsicher  sein 
wird  festzustellen,  ob  hier  eine  der  Sullanischen  Regionen  oder  ein  Stadtbezirk 
überhaupt  gemeint  ist. 

3)  Ein  dp^eiov  in  Smyrua  C.  /.  Or.  3292.  3295.  3318.  3335.  3356  u.  ö. ; 
in  Aphrodisias  n.  2842,  in  Assus  in  Mysien  n.  3573,  in  Eumenia  In  Phrygien 
n.  3892;  ein  'ifpafAfiaTCiov  in  Nysa  in  Garien  n.  2943. 

4)  Hygin.  de  Umit,  eonst,  p.  205  Lachm. :  agri  veetigaUs  multas  haJbent  con- 
atitutionea.  In  quibuedam  provinciie  fructua  partem  praeatcaü  eertam,  alii  quintaSf 
alii  aeptimas,  alii  pecuniam  et  hoc  per  aoli  aeatimationem.  Certa  enim  prelia  agria 
conatituta  aunt^  ut  in  Pannonia  arvi  primi^  arvi  aecundi,  prati,  ailvae  gUmdiferaty 
ailvae  viUgaria,  paseuae.  Ria  omnihua  agria  veciigal  eat  ad  tnodum  tAbertaiia  per 
singula  iugera  conatitutum,  Horum  aeatimio  ne  qua  uaurpatio  per  falaaa  profeaaio- 
nea  fiaty  adhibenda  eat  menauria  diligentia.  Nam  et  in  Phrygia  et  tola  Aaia  ex 
huiuamodi  cauaia  tarn  frequenter  diaeonvenit  quam  in  Pannonia. 

b^  C.  I.  Or.  3264.  3266.  3286. 

xiov  in  Aphrodisias  n.  2826.  2827.  2829  u.  ö. 

7)  Philoötratus  V.  soph.  p.  56,  21  Kayser«  Opp.  1  p.  235,  25.  ApoUonii 
Tyanensis  qpist.  58  in  Philostrati  Opp,  ed.  Kayser  II  p.  53,  30.  losepbus  B.  1.  2, 
16,  4.  SUtios  8ilv.  5,  2,  56  redet  sogar  von  1000  Städten.  Vgl.  Aristides  I 
p.  770  Dind.;  o^xe  Y^p  nöXet;  Tooa6Tac  toIc  irotaac  O'j^efAia  dD^Xr)  t^n  tcao&iy 
ffopi^rcai  om  (i^  Tdfc  ^s  (MYiorac  Toia6Tac< 

8)  Kuhn  2,  264  rechnet  nach  Hierocles  auf  die  alte  Provinz  Asien  206. 

9)  S.  Seite  117. 


6)  Daher  dp^eiov  yütmt^^Adxr.o^  in  Smyrna  C,  /.  Gr,  3282  oder  ^peca^uXa- 

n.  2826.      ""^ 


—    183    — 

ken  wieder  mehrere  losammen,  so  dass  die  Zahl  der  conventta 
iuridici  eine  bei  weitem  kleinere  ist.  Die  Gerichtsorte  kennen 
wir  nur  unvollständig;  da  sie  aber  dieselben  sind,  in  welchen 
die  Landesmttnzen,  die  Gistophoren,  geprägt  wurden,  so  ist  es 
zweckmässig,  beide  Listen  zusammenzustellen.  Bekannt  sind 
nämlich  als 

Convenlus:  Prägorie^) : 

Alabanda^), 

Adramyttium  ^)  Adramyitium 

Apamea  ^)  Apamea 

Cyzicus*») 

£pbesus<^  Epbesus 

Eumenia??) 

1)  S.  über  diese  Pinder  a.  a.  O. 

2)  Plln.  N.  H.  6%  109 :  Alahanda  libera  quae  eonoentum  eum  eoffnominavit 
3j  Plin.    N.  H.  b  %  122.     Der  Convent  erstreckte  sich  bis   Apoilonia  ad 

Rhyndacum. 

4)  Plin.  iV.  A.  5  $  106 :  tirliiu  (conventus)  Apameam  vadit  ante  etpptUaiam 
Celaenasy  dein  Ciboton.  Cicero  ad  AH.  5,  21,  9;  ad  fam,  3,  8,  5;  15,  4,  2.  Dio 
Chrysost.  Vol.  II  p.  68.  69  R. ,  welche  Rede  in  Kelainai  gehalten  ist:  dIXXa  tc 
fOwj  iceptoixsl  icoXuav5p6TaTa  •—  xal  to6tou  Aiiaotv  dyopdv  t>|uTc  xal  S'^vo(o>^ 
irapc^eaoe  ti?)v  «ötöv  ic^Xiv  —  —  itp^c  Se  to6tok  al  ^t*ai  w«p'  Ixoc  dC^ovrai 
itap'  6|aTv  xal  &)vdYeTai  nXfj^oc  dN^pdbfroDV  dfnecpov  (ixaCo|JkivcDV ,  (txaCövtoiv, 
^t<Sp<DV,  i^f6(x6v<DV,  6niQpeT&v  x.  t.  X. 

5)  Dass  hier  der  Hellespont  (vgl.  Clc.  ad  fam,  13,  53,  2)  seinen  Conven- 
tns  hatte ,   ist  wahrscheinlich  aus  Aristides  Vol.  I  p.  544  Dind. :    odpc  &ih  xal 

Ttepl  t9j<  Iva^yoc  eU  K6Cixov  a6hw  Y«vofJiiv7jc  ifrfjy^ffeipLai  • aoTO?  S«  xal 

{TT]oa  t6v  Oc6v  9V}(ji'7Wa(,  dltc  xal  &ixnv  o69<üv  xal  T6bv  ^(Xmv  (cofiivoiv  'jjxetv. 

^  6)  Plln.  N.  ^.  5  ^  120.  loseph.  Ant.  16,  6,  7,  wo  Antonius  schreibt:  ol  iv 
TJ  'Aala  xaTotxoOvTCC  *Toü5oToi  —  ßtxatoSoToDvxC  pioi  iv  'E^^acp  6i:^$ei(av  x.  t.  X. 
Aristides  I  p.  Ö2Ö  D. :    fxsxd  Taöta  Seßf^pog  —  eU  ti^jV  'E^Mov  xarig'et   5ixd)v 

.  7}  Die  Inschr.  yon  Enmenia  In  Phrygien  C.  /.  Or.  3902^-  enth&lt  ein  (eXto- 
Ypd^fxa  ToO  dhOuitdfrou  xal  <|/i^^iou.a  r^;  ^Aola«,  welches  aufgestellt  werden 
soll  Iv  xaU  <i9t]^oupivaic  t&v  (lotXTjaeeiv  röXeotv.  Zu  diesen  Dunste  also  Eume- 
nia  gehören.  Unter  f^to(xT]9tc  ist  nun  gewöhnlich  der  Gerichtsbezirk,  convenlus^ 
zu  verstehn.  Gic.  ad  fam,  13,  67,  1 :  ex  provineia  mea  Cüieiensif  eui  aci$  Tpet« 
(loix'^oetc  A»ialieaa  attributod  fUiBte,  nämlich  Cibyratica,  Apamensis  und  Synna- 
densis.  Strabo  13  p.  629:  de  ^i  r^^v  oO^yvotv  Ta6Tir)v  o^  (Jitxpdt  ouXXapißdvst  t6 
Touc  *Po>(va(ou;  UT)  xaxa  ^OXa  ^icXsTn  a6TÖiic,  dlXXd  Ercpov  rpöitov  fiiaTdE^at  rd; 
5coixif)aEK ,  ^  au  Tdc  d70pa(ouc  icotoOvrat  xal  rdc  StxatoSooCac-  p.  631 :  oOSev 
ö'  ifSrroN  iv  Taic  piC7(«at«  i^ixdZßxat  Äioixi^öeffi  rfjc  'Ao(ac  ii  Kißupartx:^.  Auch 
bei  der  Stadt  Prusa  in  Bithynien,  welche  zu  Dio  Chrysostomus  Zeit  eine  eigene 
Stol«v]9tc  erhielt  (Dio  Chr.  IJ  p.  205.  208  R. :  xal  toivuv  Stoix'f]9eo)c  vuv  itp&rov 
d'/f^ti^^li),  bezieht  sich  dieser  Ausdruck  auf  den  conoenttis.  Dio  Ghrys.  II  p.  195  R.: 
xal  \kijfi  T^  v5v  oupiBtpTjx^c  icepl  r^iv  i^urripav  ii6Xtv  to  fxiv  d>vt)Mc  ^rtrrai 
ttoXXAv  xal  xvlCct  xouc  dXXouc  irdvra;,  ort  o9j  rdc  ((xac  (»(acT«  dico5^eo^  xal 
irap'  ^pilv  aÖTouc  dvdrxij  xpivcaftai.  Airistides  I  p.  527  D. :  xal  -^ap  -T^v  iid  tf^^ 
(toixi^acax  tf)c  irepl  IfjLUpvav.  Allein  das  Wort  kommt  allerdings  auch  in  allge- 
meiner Bedeutung  in  dem  Sinne  von  Stadtbezirk  oder  Verwaltungsbezirk  vor  und 
ist  daher  die  Inschrift  für  den  eorweniuB  nicht  unbedingt  beweisend. 


—     184    — 

Convenlus:  Prägorie: 

Laodicea  ^)  Laodioea 

Nysa 
Parium?2) 

Pergainum  ^)  Pergamum 

[Philadelphia «] 

Philomelium  ^)  Philomelium  *) 

Sardes  ^j  Sardes 

Synnada  ^) 

Smyma  •)  Smyrna 


1)  Plin.  iV.  A.  5  S  105:  una  (hiriadietk)  appeUatur  CibyraUca,  —  convc- 
mufil  eo  XXV  ehjüaies  ceUberrima  urbe  Laodieea.  Strabo  13  p.  631.  Der  6e- 
richtsUg  wurde  io  Laodicea  gebalten,  nicbt  in  Kibyra.  Cic.  ad  AU,  5,  21,  9. 
ad  fam,  3,  8.  5;  15,  4,  2. 

2)  Die  Cistopboren,  welche  man  jetzt  Parium  zutbeilt,  wurden  früher  Apamea 
zugeschrieben  und  diese  ältere  Ansicht,  der  sich  auch  Finder  a.  a.  O.  p.  540.  562 
zuneigt,  erhalt  eine  Bestätigung  dadurch,  dass  der  conveniw  des  Hellespontes 
nicht  in  Parium,  sondern,  wie  oben  als  wahrscheinlich  angenommen  ist,  in  Kyzikos 
sich  versammelte. 

3)  Plin,  N.  H.  b  %  126.  Cic.  pr.  Flaeco  29,  71.  Aristides  I  p.  532  D.  : 
dYopa  f  f|V  5tx&v  (in  Pergamum  162  n.  Chr.)  —  h  hi  %thi  rty*  re  icp69o&ov  d^eOpe 
TTjv  7:p6;  t6v  "^yeiii^aL.  Aristides  selbst  gewann  in  dieser  Sitzung  einen  Process 
wegen  eines  Landgutes.  Pergamum  heisst  bei  Plinius  longe  dariMimum  A$iae; 
es  hatte  40,000  iroXitai  und  im  Ganzen  120,000  Einw.  Galen  Vol.  V  p.  49. 

4)  Nacli  Plin.  f^.  H.b  ^i\\  gehörte  Philadelphia  zum  Conventus  von  Sar- 
des. Aber  Aristides  I  p.  529.  530  erzählt,  dass,  als  er  zum  ixXoyc^c  gewählt 
sei ,  der  Legat  des  Proconsuls  diese  Wahl  bestätigt  habe  ht  <I>iXa^X9(^  ^ixaoTT]- 
pioi«.  Aristides  schreibt  darauf  einen  Brief  an  den  Proconsul  und  den  Legaten: 
eU  ^c  ti^v  <I>iXa&eX9(av  d^Cxovto  ol  7te(j,^p8ivTec  xal  "^v  \Lki  i^ioipto«,  d>(  £^aoav, 
i^ui^pa  (d.  h.  der  Tag ,  wo  die  Session  geschlossen  wurde),  iq  td  Ypdi(i.p.aTa  dne- 
Stöooav. 

5)  Philomelium,  nach  Kiepert  das  heutige  Ak-Cher,  gelegen  an  der  Strasse 
von  Synnada  nach  Iconinm,  gehörte  im  J.  70  v.  Chr.  zur  Provinz  Asien  und 
war  einer  der  östlichsten  Orte  derselben  (Cic.  act.  II  in  Vtft.  3,  83,  191).  Aas 
dem  J.  66  haben  wir  einen  Cistophorus  von  Philomelium,  der  ebenfalls  die  Za- 
gehörigkeit dez^tadt  zu  Asien  bezeugt.  Im  J.  51  war  sie  ein  conoenius  der 
Provinz  Ciliclen.  Cic.  ad  fam.  3,  8.  5.  Ibid.  6:  iUdem  diebua  meu$  eonvenhu 
erat  Apameae^  S}fnnadiSj  Phüomeliiy  tuut  TarBi,  Cic.  ad  fam.  lö,  4,  2;  ad  AU. 
5,  20,  1.  Später  Ut  sie  wieder  zu  Asia  gezogen  und  erscheint  in  dieser  Provinz 
bei  Ptolem.  5,  2,  25  (erst  bei  Hierocles  ist  sie  Pisidien  zugetheilt  p.  672).  Auch 
Plinius  N,  H,  b  ^  95  erwähnt  sie :  hos  includit  Lyeaonia  m  Asiaticam  iurisdictio^ 
nem  versa  ^  cum  qua  eonveniurU  Philomelienses ,  J)fmbriani  u.  s.  w.  Ob  sie  aber 
damals  noch  einen  eigenen  conventus  bildete,  ist  nicht  ersichtlich. 

6)  Einen  Cistophorus  mit  dem  Stadtnamen  Ol  und*  der  Aera  SZ  d.  h.  67 
8.  bei  Borrell  I^umismatic  ChronicU  VIII  (1846)  p.  32.  Dass  derselbe  nach  Phi- 
lomelium, nicht  nach  Philadelphia  zu  setzen  ist,  hat  Borrell  aus  den  gekreuzten 
Füllhörnern ,  die  auf  Münzen  von  Philomelium  vorkommen ,  mit  Recht  geschlos- 
sen.   Pinder  hat  diesen  Cistophorus  übersehen. 

7)  Plin.  N.n.b$  111. 

8)  Plin.  JV.  H.  5  S  105.  Cic.  ad  fam,  3,  8,  5;  15,  4,  2;  ad  AtL  5,  20,  1 ; 
5    21    9  '  7      ?     » 

9)  Plin.  TV.  H.  5  S  120.   Cic.  jw.  llacc.  29,  71, 


—     185    — 

Conventus:  Prägorie: 

Trolles  ^)  Trolles 

Thyatiro 

(Tabae?]2) 

In  der  Kaiserzeit  werden  unter  den  Städten  Asiens  über- Metropole, 
haupt  drei  Glassen  untei'schieden,  ai  (ir^tpoitoXei^,  al  fx^ooai  *yQ*" 
pat;  Sixcov  und  ai  IXarrouc  itoXei^^).  Nur  über  die  erste  Glasse 
ist  noch  eine  Bemerkung  hinzuzufügen.  Gewöhnlich  wird  unter 
Metropolis  die  Hauptstadt  der  Provinz  verstanden  ^) ;  allein  in  Asien 
gab  es,  wenigstens  im  zweiten  und  dritten  Jahrhundert,  mehrere 

1)  Flin.  N.  H  b  $  108  fuhrt  Tralles  nicht  als  etmoenHu  auf,  zum  deutlichen 
Beweise,  daas  sein  VerzeichnlBS  unvollständig  ist;  denn  Tralles  war  ein  conven- 
tus. Cic.  j9f.  Flaeco  29,  71 :  cur  non  Pergami,  Smymae,  TnüUhus ,  ubi  et  multi 
eives  Ronumi  mmt^  et  iua  d'notiro  magistraiu  dieitur.  loseph.  Ant.  14,  10,  21 
in  einem  Bescript  des  Proconsuls  Servilius  Galba:    7:poceXd<&v  (jioi   iv  TpdDJUotv 

2)  Die  Annahme  dieses  Prägortes  beruht  auf  einer  Vermuthung  von  Borghesi 
Oeuvres  2,  163,  welche  Plnder  nicht  gekannt,  Mommsen  C.  I.  L,  I  p.  556 
{Addenda  ad  p.  143  n.  526)  aber  als  richtig  bezeichnet  hat.  Meines  Erachtens 
ist  dieselbe  unhaltbar.  Zuerst  irrt  Borghesi  nachweislich  in  der  Behauptung,  dass 
der  von  Liebe  O.  N.  p.  227  herausgegebene  Ci^tophorus  falsch  gelesen  sei.  Ich 
kann  versichern,  dass  auf  demselben  steht:  PVLCHER  IMP  und  unten:  HPA 
MQNOSi  Also  K((JLCDV0C  oder  Tlpicovoc,  nicht  aber  MIAQN02.  Was  zweitens  den 
abgekürzten  Namen  der  Stadt  betrifft,  so  steht  dieser  links  am  Rande,  und  ist 
von  ihm,  da  der  Rand  nicht  vollständig  ist,  zu  lesen  lA.  Jedoch  hat  das  I  oben 
einen  horizontalen  Strich  nach  rechts  hin,  so  dass  man  TA  oder  AIIA  vermu- 
then  kann.  Borghesi  liest  nun  auf  seinem  Exemplar  ein  deutliches  TA  und  ist 
sicher,  dass  vor  dem  T  nichts  weiter  gestanden  hat.  Ich  kann  dagegen  nur  be- 
merken, dass  im  gothaischen  Cabinet  ein  anderer,  mehrfach  vorhandener,  bei 
Finder  Taf.  1  n.  3  abgebildeter  Cistophonis  sich  bellndet,  auf  dem  man  ebenfalls 
ganz  deutlich  TA  liest,  während  es  aus  den  sonst  bekannten  Exemplaren  fest- 
steht, dass  ADA  zu  lesen  und  das  T  nur  ein  Stück  des  U  ist.  Sollte  nicht 
auch  Borghesi  sich  hierin  haben  irren  können,  zumal  da  Tabae,  eine  unbedeu- 
tende, selten  erwähnte  Stadt,  gar  keinen  Anspruch  auf  das  Recht,  Mittelpunct 
eines  conventus  zu  sein,  hat? 

3)  Modestin.  Dlg.  27,  1  (de  excusaUonibtu),  6^2:  Sirep  StiXoinai  i^  im- 
OToX-fic  'AvToivtvou  Tou  £6aeßoDc  -^pOLfftioriZ  |A€n  tip  xotv<j)  tÄc  Aoia;  —  ifj;  iortv 
xi  xe^diXaiov  toüto  üiroTCtaYfiivov  *  AI  pttv  iXeHTTooc  itdXetc  SivavTai  irlvre  (axpouc 

dTeXeu  ftci'*  —  al  ^6   pxiCou;  icöXei;   ima al  Se  ^U-^iorai  ic6Xeic  fcixa* 

Eix6c  ^4  Ttji  jiiv  (U^ioTtp  dpiOpup  y!^p4i9a9%fjn  rä^  (jivrrpo7r6Xetc  täv  i%s9>% 

Tfp  hi  h&yzipt^  tdc  £x^6oac  ifo^  Six69V ,  xtp  Ik  Tp(T<p  rac  XotTidk-  Vgl.  Cod. 
Theod.  12,  1,  12:  si  quis  ex  maiore  vel  ex  minore  dviiate  originem  duettf  zu 
welchen  beiden  Arten  drittens  die  ur5e«  magnifico  statu  praeditae  (Cod.  Th.  12, 
5,  3)  d.  h.  die  metropoUs  kommen. 

4)  Procop.  de  aed.  5,  4:  ^  ou  ^  xal  el«  fify^tpotct&Xemc  düimiux  "^Xdcv 
(Mocesus)  *  o&TQB  ydp  tc^Xiv  t^v  iip<6Tt]v  toO  I9vouc  xaXouot  'Pmfiatoi '  de  B.  Ooth. 
2,  23:  A&&|A0<  hi  a&n]  |iiv  TCpdkr)  xftv  iv  ntxijvoU  ic6X((6v  äortv,  f}y  h^  \t.rr 
Tp^icoXiv  xoXclv  vevoftixaai  xou  IBvou^  'PopMilot.  Nur  selten  f&hrt  eine  Stadt 
den  Titel  in  altem  Sinne  in  Bezug  auf  seine  Colonien,  wie  z.  B.  Heraclea  In 
Bithynien,  Tyrua  und  MUet  (s.  S.  187  Anm.  8). 


—     186     — 

Metropolen  1)  y  von  denen  namentlich  Smyroa^),  Sardes^),  Perga— 
muni^),  Lampsacus^)  und  Cyzicus^^)  bekannt  sind,  so  dass  die 
wirkliche  Hauptstadt  Epbesus  noch  besondere  Titel,  itpoiti)  iraoosv 
xal  jie-jf laTij ') ,  icpton)  xal  yLti^larr^f  (ir^TpoiroXi^  xrfi  'Ao(a;®),  annimmt. 
In  andern  Provinzen  hat  das  Vorhandensein  mehrerer  Metropolen 
seinen  Grund  darin,  dass  diese  Provinzen  aus  verschiedeneD, 
früher  selbständigen  Theilen  zusammengesetzt  waren,  wie  wir 
dies  bei  Bithynien  nachweisen  werden;  sowohl  in  Asien  als  in 
Bithynien  aber  finden  wir,  dass  bei  dem  eitlen  Streben  der 
meisten  Städte  nach  einem  besonderen  Titel  die  Würde  der 
Metropolis  als  ein  blosser  Ehrenname  verliehen  wird^).    In  Asien 


1)  Nach  der  Verorduang  des  CaracalU  Dig.  1,  16,  4  $  5  muM  der  Procoa- 
sqI  Atiae  t&v  {jiT]TpoiroXeo)v   £^£9ov  primam  attingere. 

2)  C.  /.  Or.  3202.  3197.  3204.  3205.  3206,  Welche  InschiifleD  in  die  Zeit 
des  Commodus  fallen.  Id  einer  andeni  Inschrift  3179<^  aus  CaraeaiU*8  Zeit  and 
auf  Münzen  hat  Smyrna  den  Titel  nicht. 

3)  Auf  Münzen:  Mionnet  4,  128.  13b,  und  Inschriften:  C.  /.  Gr.  n.  3467; 
seit  Caracalla  auch  'Aola«,  Aü^(a;,  'EXXaoo«  d  (d.  h.  rpc^TTj)  {itjTp^iioXt« ,  über 
welchen  Titel  s.  Spanheim  De  praest,  et  usu  nwn.  I  p.  618.  Kckhel  3,  116. 

4)  Unter  OaracaUa,  C.  /.  Or.  n.  3538.  Mionnet  S.  5,  459.  Unter  Macrin 
verlor  die  SUdt  den  Titel  wieder.  Eckhel  2,  472. 

5)  Unter  Caracalla,  Eckhel  2,  458.  Mionnet  2,  566. 

6)  Unter  Caracalla,  Boeckh  C.  /.  GV.  3497.  3665.  Ueber  Halicarnass  und 
Magnesia  (Mionnet  3,  148.  8.  6,  238),  denen  dasselbe  Prädicat  nicht  mit  Sicher- 
heit zugeschrieben  wird,  s.  Eckhel  2.  583.  529. 

7)  Eckhel  2,  521.  C.  /.  Gr.  2968. 

8)  C.  /.  Or,  2988.  2990.  299i.  vgl.  n.  335. 

9)  Das  belehrendste  Beispiel  hierüber  giebt  die  Stadt  Nicaca  in  Bithynien, 
weshalb  ich  dies  hier  gleich  anführe.  Schon  zu  Dio  Chrysostomus  Zeit  stritt  es 
mit  Nicomedia  ircpl  nporrsiov,  d.  h.,  wie  Dio  Chrysost.  Or.  XXXVIIl  Vol.  II 
p.  141  R.  sagt,  iicpt  6vö|AaTo;  fA.6Nov,  und  p.  144:  -iwisX^  hi  oi6\u%a,  ids  iTzi- 
Ypa^&fiiv  1C0U  TTpöiToi,  t^  icpoiTciov  l^etv*  icoiov,  d^hpti  Nticop.Y)^eT; ,  icpoTCtov; 
—  oü  xi  t6  6(pik6i  ^OTiv;  oo  t(  xb  IpYOv;  dm  ou  trötspov  i;Xot>oi<6T6p«)i  Y«vtjo6- 
at%a  T)  fieCCovec  ^  (uvartiiTepot ;  x.  t.  X.  p.  148:  xont^ttnaai  hi  6fjLoiv  ^lav 
0T]fA09(^  (die  romischen  Statthalter)  xal  )rp»vTai  %a%di:tp  töic  nat^Cotc  ^f^tv,  olc 
TToXXdxi«  dvrl  toiv  [myCotidv  irpoTewstai  xd  (iUxpÖTora'  —  xd  y«?  Toiaüra,  iff* 
oic  \»-ifOL  ^poveiTs,  irapdt  iraoi  {iks  tote  öpBoic  ewoou{i£voic  ^tairruerat,  fir(jXt9ta 
%t  itfipd  Toic  'Pa)|Jia(ot;  -^ikmxoL  xivet  xal  xaXeitai  xb  fri  5ßpiOTixc6-epov  'EXXtj- 
vtxd  dfjLapTi^fAata.  Damals  galt  der  Streit  dem  Titel  Tcpdbrr],  worüber  weiter 
unten  die  Rede  ist ;  durch  Valentinian  and  Valens  erhielt  Nioaea  anch  den  Titel 
Metropolis;  auf  dem  Concil  von  Chaicedon  451  actio  Xlil  (ConcÜ.  ed.  Par.  Vol. 
IX  p.  95  ff.)  wird  deshalb  verhandelt ,  ob  in  Folge  dessen  auch  eine  Aendemng 
der  kirchlichen  Sprengel  eingetreten  sei,  es  wird  aber  entschieden,  dass  Nicaea 
blos  den  Titel,  Nicomedia  aber  die  Rechte  der  Metropolis  unverändert  habe,  nud 
p.  103  folgendes  Rescript  Valentinians  an  die  Stadt  Nicomedia  angeführt :  'H  irepl 
xd  Ttpi^iX-^Y**  "^^  «öXe»;  Tij?  ujActipac  icdXat  CiitdpEotöa  dpjpüoL  mjy^ftsta  «pu- 
XayfHjörcfti*  oS«  ^dp  i?j  itpoofttjXT)  rJjc  tipi'?)«  xSn  Ntxa^oiv  Ti^Xem«  xb  iixotiov 
xb  J>|Atrepov  S6vaTat  pXdtl'ai,  bn6xs.  ina^ferat  xb  dö»pwx  Tfj;  Nixo^atj^^ibv,  cKirep 
ix€(v72,  1]  is  (c'jripfp  x6'ttip  oüa«,  piTjTpoTCÖXtw;  ^^fxaTt  xaXeTrai.  Unter  den  Con- 
cilbeschlfisseu  helsst  es  dann  Canon  XII  (a.  a.  0.  p.  147):  Ssii  hk  ffifi  i;6Xet; 
otd  YpafjifJLdxmv  pototXixÄv  Ttj»  rf^c  fAtjTponöXc»;  8TtpL-/)0Tjoav  6v(Jfx«Ti,  jjmSvtjc  dtco- 


—     187     — 

ist  dies  besonders  unler  Caracalla  geschehen  und  zwar,  wie  es 
seheini,  bei  denjenigen  Städten,  in  welchen  sich  abwechselnd 
die  Festgemeinschaft  Asiens  (to  xotvov  'Aorta<;J  versammelte.  Denn  Ludtag. 
in  Bezug  hierauf  wird  zwischen  den  Städten,  welche  theilnehmen 
und  beitragen/  und  denen,  in  welchen  das  Fest  selbst  stattfindet^ 
unterschieden^).  Zu  den  letzteren  gehören  Ephesus ^) ,  Smyrna^], 
Sardes^),  Pergamum^),  Gyzicus^),  wahrscheinlich  s^uch  Lamp- 
saeus,  Philadelphia '').  In  anderer  Beziehung,  nämlich  als  Haupt- 
ort der  43  ionischen  Städte,  weldie  ein  eigenes  xotvov  bilden, 
heisst  Hiletus  )i7|tpoiroXi<  t^<  'lciiv(ac^). 

Vielfach  ist  ferner  Über  die  Bedeutung  gestritten,  welche  die 
asiatischen  Städte  mit  dem  Titel  icpcinQ  verbanden'],  den  Ephesus, 
Pergamus  und  Smyma  fuhren,    neben  welchen  Mytilene  Tüpcon] 

Xau^Ta>9av  t^c  tifJi'JIc  —  StjXovöri  ooCofAivaiv  tq  xaT*  dXif]l^ctav  (jiv^^poie^Xci  tAv 
oixclwv  hvMXms.  Auf  die  Anmaasaug  des  Titels  der  Metropolis  geht  das  Epi- 
gramm Jacobs  AfUh,  Gr,  III  p.  94  n.  7: 

loTO)  {AY)Tp67roXK  icpArov  7z6Xi^,  elta  XcYeo^^on 
fjLTjTpÖTCoXtc  •  jjf^  v5v,  i^i'rftxa  yjrfit  nöXi«. 

i)  Die  Chrys.  Vol.*  11  p.  70  R.  sagt  In  Apamea:  xal  p-V  '^*''  Itpm^  «nj; 
*A«tac  jitreOTiv  6ji.tN  t?];  xe  BawrfvTjc  Toootkov,  2oov  ^xeivau  taic  it^Xeatv,  iv  atc 
ian  Tot  tepa. 

2)  Mönren  mit  «oivöv  'Aolac  Kckhel  2,  521;  vgl.  Euseb.  H.  Eccl,  4,  13. 
Hier  befinden  sich  aach  die  von  Dio  Chrysostomus  erwähnten  Upa,  d.  h.  ein 
va^c  TiJ;  'Ao(ac,  worunter  nicht  ein  Tempel  einer  Göttin  Asia,  welche  nicht  vor- 
kommt (Eckhel  4,  209^),  sondern  ein  für  die  Feier  des  xoiv^v  bestimmter  Tempel 
verstanden  wird.  Ein  dlpy upeuc  'Ao(a;  vauv  tosv  h  '£^to<p.  C.  /.  Gr,  2987^ ,  eine 
dpytipeta  ^Ao(«c  vaoO  xo'i>  is  'E^ioq)  ib.  3415. 

'  3)  Koiviv  'Ao(a«  in  Smyma,   C.  L  Or.  n.  247.  1720.  2810b,   in  Add.  3208. 
3910.  5804  lin.  26.  5913  lin.  26.  5918.  Eckhel  2,  560.    C.  i.  Ci'r.  2741 :  Mdipicoc 

£|i6pv^  TÖ  ß'.  Eine  dp^iipeta  tfj«  ^Aoloc  ^a«v  tübv  ^V'£{x6pN^  n.  3211.  3508.  3151. 

4)  C.  /.  &r.  5918:  2dlp(eic  xotvov  ^Aoia«.  n.  3461:  dpytepeuc  Tf)<  'Aatocc 
va&v  Tnv  iv  Au((^  2ap5(avAv.  Ennap.  p.  57  Bolss. :  h  hi  (lullanus)  dpyupioL 
ivfihtiioL^  t6v  äshpa  (den  Chryaanthius)  xal  r^v  Yuvatxa  rfjc  Au(iac  xoi  uic' 
^(voic  iiciTpd^MK  clvai  T&v  dl^wv  TJ;v  alpeotv,  amc  ^nt  t6v  Ilcpatx^  rniv^^rro 
i:öXc(AOV. 

5)  Koiv^  'Aoi«;  iv  nepY<£pL«f ,  C  /.  Gr.  1720.  2810.  Vol.  11  p.  1112^.  Vol. 
Ul  n.  5806.  Ein  dpyteoeüc  'Ma^  va6v  xd^  iv  IlepYdlatp  0.  /.  G^r.  3416. 
3494.  3839. 

6)  Koiv^v  'AoUc  iv  Küöxy,  C.  /.  Gr.  3674.  3675;  ein  dpxtcpci»«  x^c  *Aö(a« 
vaou  xoO  iv  KuC(%H)  n.  3662.  lieber  den  Tempel  selbst  s.  meine  Scbrlft  Gyzicus 
und  »ein  Gebiet  S.  150  ff. 

7)  Koivi>v  'Aow;  iv  OiXa^eX^peCqt,  C.  /.  Gr,  1068.  3428. 

8)  Koiv^  -^i  nöXeov  auf  Münzen,  Eckhel  2.  508,  vgl.  Boeokh  C.  /.  Gr,  3461. 
Ein  diYyispe^c  xf|C  loivlac  ib.  n.  2880.  C.  /.  (?r.  2878:  x^«  irp^c  rf|c'Iov(ac 
(inct9)Uv7jc  xai  {jiY)xpoic6X£aK  icoXXwv  xai  fiSY^Xcov  icöXtesv  £v  xc  x<j>  Uovxip  xal 
T§  Aiif6tmp  xal  icoXXoyou  xfjc  olxou^ivt)«  MiXi}oUov  nöXeoK  ^  ßovX'^. 

9}  Eckhel  4,  282  ff. 


—     188     — 

A^oßou»  Samos  irpioTi)  'Icov^ac^  Tralles  icpom)  'EXXaSoc^)  heisst. 
Da  derselbe  nicht  identisch  ist  mit  dem  Titel  fiY^TpoitoXic^),  so 
könnte  man  nach  einer  Aeusserung  des  Dio  Ghrysostomus^)  glau- 
ben, er  bezeidine  die  conventus;  allein  theiis  haben  nur  drei 
Städte  den  Titel,  theiis  widersprechen  sowohl  Dio  Ghrysostomus 
selbst  als  auch  andere  dieser  Ansicht,  indem  sie  den  in  Asien 
geführten  Streit  irepl  icpcoretov^j  als  einen  eitlen  und  iücherlidien 
darstellen^).  Es  ist  unzweifelhaft,  dass  dieses  RangverhdUaiss  der 
Städte,  wonach  es  auch  eine  dritte  und  siebente  Stadt  gab®),  sich 
nur  auf  den  Vortritt  bei  dem  Pestaufzuge  bezieht,  mit  welchem  die 
Spiele  des  xotvov  'Aola^  eröffnet  wurden  7). 
Frei«  Von  Wesentlicherer  Bedeutung  war  das  Privilegium  der  Prei- 

heit  (auTovo}i(a),  weiches  theiis  wegen  ihres  Widerstandes  gegen 
Antiochus  den  Gr.,  theiis  wegen  ihrer  im  mithridatischen  Kriege 
bewiesenen   Treue,   theiis  aus  unbekannten  Gründen   viele  der 

1)  Dieser  Titel  bezieht  sich  auf  das  xoivov  tTJ^  '£XXd5o;,  wozu  auch  Kibyra 
gehörte  (r.  7.  Gr.  5852),  d.  h.  auf  den  Bund  der  [lav^XXTjvec,  der  seit  Hadrian 
bestond  und  seinen  Mittelpunkt  in  Athen  hatte.    S.  Boeckh  C.  /.  Gr.  2910.  3822. 

2)  Ein  und  dieselbe  SUdt  föhrt  beide  Titel.  Auch  in  Bithynien  heisst  Mi- 
comedia  pi7^p(SicoXic  xal  Tzpdrvn  Beiftuvlac?  Nicaea  dagegen  itp«9Ti],  aber  nicht 
fi.T2TpöiroXi(.  bio  Chrys.  11  p.  148  R.:  atv  hiko  fj,ev  rTJc  fJLTrrpoiroXeaic  i^t^iv  ^vofta 
i5«tp6Tov  tJ,  t6  H  täv  icpoiTclflov  xoivöv  TQ,  t(  xvzä  TOüTo  eXaTToüo8e ; 

3)  II  p.  69  R. :  Toi^apouv  piftorov  vofi.(Ca>  ^pöc  i^X^'^  TcöXeoo^  xb  tAv  Sixöov, 
%a\  Tcovrec  daroufiöExaatv  bizkp  o'^Sevöc  oStod  *  pL^xeort  ht  a^roü  tsU  npffrratc  nö- 
Xeocv  Iv  piipei  rap'  Ito;. 

4)  Aristides  I  p.  771  Dind. :  ^ipe  ^  xaX  tdc  itöXcic  licIX&o»  xoc  nepl  to5 
7cpfl9Tc(ou  vuv  dpLtXXnpL^voi^.  In  der  Rede  bezeichnet  er  als  die  streitenden  Per> 
gamum,  Smyrna^und  Ephesus,  welche  letztere  Stadt  er  p.  775  nennt  dptf^pitb 
Tol'nQv,  o<j  Tdi^eu  Philostratus  V,  8.  8  In  Opp.  ed.  Kayser  p.  231,  24:  ^ptCev  ^ 
ZfA6p^a  bnkp  tdiv  vawv  xal  t&v  in'  aurotc  ^txaloiv.  Der  Streit  wird  vor  dem 
Kaiser  Antoninus  geführt.  Kat  didjXIkv  i^  £pL6pva  rä,  i:fwzeXa  vixo>oa.  Vgl.  He- 
rodian.  3,  2 :  dlp^aiov  touto  r:d%oi  'EKk-hnar^,  ot  fcp^  dXXi^Xouc  orafftc^ovrcc  dti, 
xal  Touc  birepi^scv  ^oxouvtac  xa^atpeiv  viXovte«,  eTpu^aioocv  t^v  'EXXdfia. 

5)  Die  Stellen  des  Dio  Chr.  s.  oben  S.  186  Anm.  9.  Auch  Aristides  prüft 
die  Ansprüche  der  Städte  nur  nach  der  Grosse  und  Schönheit  derselben  (I  p.  791), 
das  Object  des  Streites  sind  nach  ihm  nur  al  itcovupilai  (p.  790),  al  twv  6vo« 
(jkfllTcov  c6^T]pi(ai  (p.  791),  auch  nach  Dio  Cass.  52,  37:  iicovuulxi  xivi«  xevaC. 
So  nennen  sich  die  Smyrnaeer  auf  Münzen  irp<ikou<  'Ao(ac  xiXXet  xal  [ur^i^u 

6)  Magnesia  ist  ißf^opLt)  r^c  'Aa(ac.  Eckhel  2,  527.  Aspendns  in  Gilicien 
Tpirnröav  ixet.   Philostratus  v.  ApoU.  1,  15. 

7)  Diese  Ansicht  von  Mazzolenus  und  Eckhel  4,  288,  welche  sich  stützt  auf 
Dio  Chrys.  II  p.  148  R. :  ei  p.*^  Tt  vüv  toxeixe  atiTOu«  6irip  t9)c  Trpoicopiicelac 
xoX&c  dfoviCeo&ai,  xa^dhi^p  iv  pi.u9TT]p((|>  ttvl  icaiCovroi^  birip  dXXoxpCoi»  TTpaYIAOTo«, 
wird  bestätigt  durch  die  von  ihnen  nicht  benutzte, Verordnung  des  Valentinian 
und  Valens  in  den  Acten  des  Concils  yon  Ghaicedon  (451)  bei  Haenel  Corpus 
UgtMi  anteitut.  p.  220 :  xal  ci«  rö  i^c  olM^  (den  Bithyniarches)  orit^ovrec  i^  t{ 
OucTip^  ir6Xet  npoUvat  i9eon(oapLev  *  6tapieviT«i  toI'^uv  c(c  t6  5iT]Nexic  "h  suv^^t« 
aöTw,  xal  -^  7t6Xic  öfi&v  (NicaeaJ  jiTjrpöitoXtc  Cotoo,  tJJ;  ouyt)(^e(a;  Tfj;  im  t^ 
tcpooS<p  Tou  Btduvtdpxou  (iapLevo6oY]c. 


—     189    — 

asiatischen  Stödie  erhallen  hatten^),  unter  welchen  Alabanda^), 
Aphrodisias  ^j ,  Apollonis  ^) ,  Astypalaea  ^) ,  Cannes  ^) ,  Chics  ^j , 
Cnidus^),  Cos»),  Cyzicus*®),  Ilium^^),  Magnesia  am  Sipylus*^), 
Mytilene^^),  Mylasa^^),  Phocaeai^),  Samosi<^)j  Stratoniceai?),  Ter- 
mera  ^^)  und  Teos  ^»]  bekannt  sind.  Indessen  ist  weder  dies  Yer- 
zeichniss  vollständig,  noch  lässt  sich  ein  solches  überhaupt  auf- 
stellen ,  da  die  Freiheit  diesen  Städten  unter  unerheblichen 
Vorwänden  wieder  theilweise  entzogen  wurde.  Römische  Colonien  ^loBien. 
gab  es  in  Asien  nur  wenige,  nämlich  Alexandria  Troas^^)  und 
Parium^^). sAuch  Tralles  war  nach  seiner  Zerstörung  durch  ein 
Erdbeben   unter  Augustus    grossentheils    von   ROmem    colonisirt 

1)  Dio  Ctss.  37,  20  (von  Pompeias):  rd  xe  TrXeCei  Idvrj  xöv  ht  Tig  'Aafa 
TiQ  -^TreCptp  -zixB  a^xoTc  d^myt  vÖ|aou  xe  i&(oic  xal  noXixetatc  xaxeoxifjoaxo  tuja 
Strxöafxtjoev,  &9xe  xal  fieOpo  a6To6c  xoi;  b'r'  lxc(vou  vofAiofteTöt  ^pfjaftai.  losepb. 
ArU.  16,  2,  4  liest  den  Nicolans  DamascennB  von  ganz  lonien  sagen :  ei  y^P  ^^Xo^i- 
aaivxo  xi?iv  irdXai  ßaaiXelav  xal  zir^  vöv  dpxh'^^   icoXXöiv  ivxcov,  5ca  irpii  eiSat- 

Sovwv  aÄxoTc  iitiitoxs^,   Ixi  xaxa  Ttdivxcöv  dlpxet  xö  p,tpt£xi  $o6Xouc  dXXd  dXeu- 

2J  Plin.  A^  Ä  5  S  109.   Llv.  43,  6.   £ckhel  2,  571. 

3)  Plin.  N.  H.  b  %  109.  Die  Stadt  erhielt  dorch  Antonios  in  den  Jahren 
39—35  iXeu^ptav  xal  dxiXewv,  C.  I.  Ot.  n.  2737.  2845. 

4)  Cic.  pr.  FUxeeo  29,  71,  vgl.  %  74. 

5)  Plin.  N.H.i%  71. 

6)  Plin.  iV.  Ä.  5  8  104. 

7)  PUn.  A'.  H.  bl  136.  C.  /.  Ör.  2222. 

8)  Plin.  iV.  Ä  5  S  104. 

9)  Seit  Claudius  hnmunii,  Tac.  Arm.  12,  61. 

id)  Strabo  12  p.  576.  Es  verlor  die  Freiheit  Im  J.  20  v.  Chr.  (Dio  Cass. 
54,  7.  Zonaras  10,  34),  erhielt  sie  wieder  15  v.  Chr.  Dio  Cass.  54^  23,  verlor 
sie  aufs  Neue  24  n.  Chr.  Dio  Cass.  57,  24.  Snet.  Tib.  37.  Tac.  Arm.  4,  36. 

11)  Strabo  13  p.  595.  Snet.  Claud.  25.  Tac.  Arm.  12,  58.  Callistratns  Dig. 
27,  1,  17  %  1.  C.  i.  Qr.  3610. 

12)  Appian.  Mithr.  61.  Strabo  13  p.  621.  Tac.  Arm.  3,  62.  Liv.  ep.  81. 
C,  I.  Qr.  Vol.  n  p.  581». 

13)  Plin.  JV.  IT.  5  S  139.  Vellei.  2,  18.  Plut.  Pomp.  42,  vgl.  Dio  Chrys.  n 
p.  621.  622  R. 

14)  Plin.  N.  B.b  %  108.  C.  1.  Or,  2695b. 

15)  Dio  Cass.  41,  25.   Lncan.  Phart.  5,  53. 

16)  Plin.  N.  H.b  %  135.   Dio  Cass.  54,  9. 

17)  Plin.  iV.  H.  ö  S  109. 

18)  PUn.  N.  H.b  %  107. 

19)  "AoüXoc  xal  dflpopoX^TTjxoc,  C.  1.  Gr.  3045. 

20)  Angelegt  von  Augustus.  PUn.  N,  H.  b  %  124.  Paulus  Dig.  50,  15,  8 
und  mehr  bei  Zumpt  Conrni.  epigr.  I,  378.  Ein  decurio  eoloräae  und  ein  duumvir 
Waddington  n.  1734.  1740^.  C.  I.  L.  III  n.  392. 

21)  PUn.  iV.  /I.  4  S  48;    5  $  141.    OrelU  n.  512.   Zumpt  a.  a.  0.  Cokmia , 
I%üia  Paricma  in  der  Inschf.  Waddington  n.  1731,  eoltmia  n.  1746.  1747. 


—     190    — 

worden^)  und  nahm  seit  dieser  Zell  den  Namen  Caesarea  oder 
Caesarea  Tralles  an^. 

uioewtui-  Am  Ende  des  drillen  Jahrhunderts  wurde,   wahrscheinlich 

luBff.  von  Dioclelian,  die  Provinz  Asien  in  sieben  kleine  Provinzen  zer- 
legt, die  im  Jahre  297  bereits  bestanden^)  und  sich  in  den  fol- 
genden Jahrhunderten  erhielten.  Es  sind  dies  4.  Asia  procon-- 
stitariSj  damals  ein  schmaler  Ktlslenstrich  von  Assus  bis  zum 
Maeander  mit  der  Ust.  Ephesus^),  2.  Helkipontus  mit  der  Hst. 
Gyzicus  unter  einem  constüaris^),  3.  Lydia  mit  der  Hsl.  Sardes 
unter  einem  consularis^)^  4.  Phrygia  prima  oder  Phrygia  Paca- 
tiana  mit  der  Hst.  Laodicea,  der  westliche  Theii  Phrygiens  bis 
herauf  nach  Ancyra  Phrygiae  und  Aezani,  unter  einem  praetes'^)^ 
5.  Phrygia  tecunda  oder  salutariSj  der  nordöstliche  Theil  Phry- 
giens mit  der  Hst.  Eukarpia  und  den  Städten  Dorylaeum,  Syn- 
nada  und  Metropolis^)  —  der  dritte  Conventus  Phrygiens,  Apamea, 
gehorte  in  dieser  Zeit  zu  Pisidien  — ,  6.  Carta  mit  der  Hst.  Aphro- 

jnsuiarwn  disias^),  7.  Ifisularum  provhicta^^)j  iirapj((a  vr|aa)v^*)  oder  v-^ocov 
xoxXaScov  ^2),  welche  53  Inseln  umfasste  ^'j,  und  zu  der  nach  Hiero- 

1)  Agathias  Hist.  2,  17  nennt  die  SUdt  dnoixla.  Dann  sagt  er:  vOv  ouv 
o\  ^xcIn^  doTol  rieXao^ol  p.iv  oitrjhi  5iv  Sixaloic  xXvi&eTev,  'F«»|xaIo(  tk  (xaXXov. 
Die  ^v  TpdXXeai  xaTotxoOvrec  'PospiaToi  werden  erwähnt  C.  /.  Or.  2927.  Sie 
haben  einen  eigenen  curator,  C.  J.  Gr.  2930. 

2)  Eckhel  3,  125.  C.  /.  Or.  2929.   Waddington  zu  n.  600». 

3)  Mommsen  Verz.  d.  R.  Provinzen  von  297.  Abh.  d.  Berl.  Acad.  1862 
S.  506.   Waddington  FasUs  I  p.  25. 

4)  V)  tcepi  'Ecpcoov  'AoCa,  Eunap.  I  p.  32  Boiss.  Derselbe  I  p.  60 :  dv^uirorrov 
a6töv  im9vf\9ai  xffi  vw  {6(mc  'AoCac  xaXoufjiivY)«.  A&ri]  hk  dizh  nepYÖtfAou  rh 
dXtrev^C  iit^Youoa  iip6c  rj)v  (mcpMifJulynv  ijTcetpov  df/pi  Kapbc  dnoripLvrrai,  %a\ 
It  TpituXoc  auT^c  iripiYpdl^ei  tö  np^  Auo(av.  Hierocles  p.  658  ff.  lieber  den  Um- 
fang dieser  nnd  der  übrigen  asiatischen  Provinzen  s.  fiingham  Orig.  eeeUa.  Hl 
p.  481  ff. 

5]  Hierocles  p.  661. 
6)  Hierocles  p.  669. 

T)  Phrygia  prima  helsst  die  Provinz  im  veroneser  Verceichnisa  bei  SilviuSi 
Paeatiana  in  der  Notiiia  Dign,  nnd  bei  Hierocles  p.  664  f. 

8)  Fhrygia  secunda  im  veroneser  Verzeichniss ,  sfrater  immer  HdutarU.  In 
der  Noiitia  hat  sie  einen  praens  (iVoi«  D.  Or.  I  p.  7),  bei  Hierocles  p.  676  einen 

j  consulariB. 

9)  Unter  Diodetian  hat  Carla  einen  praettSj  C.  J,  L,  HI  n.  449.  So  auch 
einen  V)yc(ji(6v  anter  Constontius  H,  C.  /.  Qr.  2744.  2745.  Noch  in  der  Notüia 
ist  die  Provinz  präsidialisch ,   bei  Hierocles  p.  687  consularisch.     Ueber  die  Me- 

!  tropolis  Aphrodisias  s.  Boe<;kh  zn  C.  /.  Qr.  2712.  2746. 

I  10)  Ueber  diese  vgl.  Knhn  II  S.  202.  277.   Merckens  a.  a.  O.  p.  11  ff. 

llj  Hierocles  p.  685.  686. 

12)  'CiTt(pav(ou  fxOeou  bei  Constant.  Porphyr,  dt  caerim.  I  p.  793,  3;  797, 
12  Bonn.    ' 

13)  Des^ripUo  totiu»  orbia  ed.  Gothofir.  1628  p.  43,   anch   in  Mttller  Geogr. 


—     191     — 

des  namentlich  die  Städte.  Rhodus,  Cos,  Samos,  Chios^  Mytilene, 
Methymna.,  Tenedos,  Poroselene,  Andros,  Tenos,  Naxos,  Faros, 
Siphnos,  Melos,  los,  Thera,  Amorgos,  Astypalaea  gerechnet  wur- 
den 1) .  Wenn  Sextus  Rufus  die  Einrichtung  dieser  Provinz,  deren 
Metropolis  Rhodus  war  2),  den)  Yespasian  zuschreibt  3),  so  ist  dies 
in  sofern  richtig,  als  Rhodus  den  unsicheren  Besitz  seiner  Frei- 
heit, welche  ihm  von  Claudius  genommen,  aber  auf  Neros  Ver- 
wendung wiedergegeben  war^),  unter  Yespasian  eingebUsst  zu 
haben  scheint^).  Es  wird  aber,  wie  die  übrigen  Inseln,  der 
Provinz  Asien  einverleibt  worden  sein ;  denn  einer  eigenen  pro- 
vincia  imuhrum  geschieht  zuerst  unter  Diocletian*)  und  später 
öfters  Erwähnung  ^j . 

XXIX.   Bitbynia  und  Fontua^). 

Das  eigentliche  Bithynien,  d.  h.  das  Küstenland  vom  Rhyn-  Bithynien 
dacus  bis  zur  Mündung  des   Sangarius^)   kam  nach  dem  Aus- 
sterben der  bithynischen  Könige^®]  durch  das  Testament  des  letz- 

min.  II  p.  528  B. :  inde  quae  8ic  vocantur  Cyclada»  insulas  numtro  qtänquagirUa 
tteiy  quae  omnes  sutan  iudicem  habent, 

1)  Hierocles  p.  686  nennt  ausserdem  n^TeXoc,  welcher  Name  cormmpirt  ist. 

21  Wesseling  ad  Hierocl.  p.  481  Bonn.  Constantinus  Porph.  a.  a.  0. 

3)  Sex.  Rufus  br.  10'.  et  sub  Veapcuiano  principe  Insularum  provineia 
facta  est. 

4)  Dio  Cass.  60,  24.  Tac.  Ann.  12,  58.  Auf  das  Verdienst  des  Nero  um  die 
Insel  bezieht  man  das  Epigramm  Anthol.  Pal.  II,  60.  S.  Jacobs  ad  Anih.  Qt.  II, 
2  p.  51,  Tgl.  Suet.  Net.  1.  lieber  das  fk^ühere  Yerhältniss  zwischen  Rhodus  und 
Rom  8.  Schneidcrwirth  Gesch.  der  Insel  Rhodus,  Heiligenstadt  1868.  8  S.  123  ff. 

5)  Suet.  Vesp.  8 :  Lyeiamy  Rhodunif  Byzantium,  Samum  —  in  provinciarum 
formam  rtdegit^  was  wiederholt  wird  von  Eutrop.  7,  19.  Euseb.  chron.  p.  163  Seal. 
In  dem  'Po^toxöc  des  Dio  Chrysostomns ,  der  am  Anfang  der  Regierung  des 
Yespasian  gehalten  zu  sein  scheint,  wird  die  Insel  als  frei  geschildert.  Vol.  II 
p.  621.  625  R. 

6)  Ein  praeset  prov.  insul.  unter  Diodetian  in  einer  Inschr.  v.  Mytilene 
Orelli  1059,  besser  C.  /.  L.  TU  n.  450.  Derselbe  scheint  erwähnt  zu  werden  in 
der  Inschr.'  von  Cos,  C.  /.  L.  III  n.  460.  Eine  Verordnung  an  den  praeaea  inm- 
lantm  aus  dem  Jahre  293  s*.  Cod.  lust.  3,  22,  5. 

7)  S.  Oothofr.  ad  Cod.  Theod.  13,  5,  32.    Boecking  ad  N.  D.  Or.  p.  145. 
8j  Ueber  diese  Provinz  handeln  A.  Gu.  0.  Schoenemann  De  Bitkynia  et  Ponto 

provineia  Bomana,  Goettingae  1855.  4.  F.  W.  A.  Faber  Quaestionwn  Propontia- 
earum  paH.  prior  ^  Herfordae  1858.  4.  Neue  Inschriften  von  Bithynien  s.  bei 
Mordtmann  in  Sitzungsber.  der  bayer.  Acad.  1863  I  S.  205 — ^241. 

9)  Strabo  12  p.  543.  Heradea  gehörte  nebst  dem  Küstenlande  Paphlago«^ 
niens  seit  Mithridates  Eupator  zum  Königreiche  Pontus  und  so  blieb  es  auch 
unter  den  Römern.  Strabo  12  p.  541 :  xaraXu^^wv  hi  tfiiv  ßaotXIory  d^6Xa^v 
oi  'Pa>}iQitot  To^c  a^ToOc  6pou<,  &9r6  t^v  'HpdlxXetav  tipoexeto0ai  Tcp  Ilöyrtj),  td 
S*  izmt>KL  BtiK)votc  icpooxo>p6lv. 

lOJ  S.  über  diese  CUoton  Fhtti  HeU,  HI  p.  410-'420. 


—     192     — 

ten  derselben,  Nicomedes  III,  im  J.  680  =  74  v.  Chr.  an  die 
PoBtiis65.  Riemer  ^].  Za  diesem  wurde  im  J.  65  ^J,  noch  vor  dem  Tode 
des  Mithridates^)  der  westliche  Theil  des  ponUschen  Reiches, 
d.  h.  der  Küstenstrich  Paphlagoniens  von  Heraclea  bis  zum  Halys^} 
hinzugeftigt,  welchen  Pompeius  in  44  Stadtgebiete  theilte^).  Die 
Ostgrenze  der  Provinz  hat  sich  indessen  im  Laufe  der  Zeit  mehr- 
fach geändert.  Namentlich  scheint  die  Stadt  Amisus,  östlich  vom 
Halysy  schon  im  Jahr  73  zu  Bithynien  gehört  zu  haben  <^),  viel- 
leicht nur  als  ein  militärisch  wichtiger  Punct ,  gleich  darauf  aber 
im  dritten  mithridatischen  Kriege  wieder  verloren  zu  sein.    Denn 

1)  Appian.  B,  C.  1,  111:  toO  V  ^ici6vToc  Itouc  (SdOesTi),  Sxtt^c  Ü^lo^iri' 
xooT?)«  xa\  ixaTOOT?);  6Xuuirid5oc  oGot^c  ,  (6o  (x^  i%  hia^rpL&s  I8vt]  'Po)(Mi(otc 
ff poce^CY^rro ,  Btduv(a  re  NtxofJiif)$ouc  diro)air^vToc  xax  KupV]vr]  ÜToXe^iatou  tou 
Aa^l^ou  ßaatXIoK»  8;  MxX'tjoin  f^v  Ämmv.  Appian.  B.  MUhr,  7.71.  Liv.  ep.  93: 
Nicom€de$  Sithyniiu  rex  populum  Bomanum  feeii  heredem,  regnumque  ehu  in 
provindae  formam  redcuAum  est,  Vellei.  2,  4,  1.  Eutrop.  6,  6 :  L.  LiekUo  Lueullo 
et  M.  Aurelio  Cotta  com.  (74  v.  Chr.)  mofiuu»  est  Nicomedes  rex  Bilhyniae  et 
testamento  pojndum  Bomanum  fecit  heredem.  S.  Rufus  hrev.  11.  Aman  bei 
Photius  Cod.  93  Vol.  I  p.  73  Bekk.  Wenn  MommBen  R.  G.  III«,  51 ,  Henzen 
n.  5354,  Zumpt. Oomm.  ep.  II,  191  gegen  die  Zengnisse  des  Appian  nnd  Eutrop 
die  Provinz  im  J.  7Ö  entstehen  lassen,  so  folgen  sie  hierin  der  Ansicht  Ton 
Borghesi  Oeuvres  3,  173,  welche,  wie  Waddington  in  Le  Bas  et  Waddington 
Voyage  ofcMologique.  ExplieaUon  des  inacriptions  Vol.  III  p.  121  ff.  nachweist, 
aaf  einem  Irrthume  bernht.  Nicomedes  III  starb  erst  im  Anfang  74;  eine  Te- 
tradrachme desselben,  geschlagen  in  Nicomedia  (Mionnet  SuppUm.  V  p.  274),  hat 
die  Jahrzahl  223,  d.  h.  da  die  bithynische  Aera  mit  297  v.  Chr.  beginnt,  74, 
während  eine  grosse  Anzahl  Münzen  von  Nicaea,  Nicomedia,  Prasa  ad  Olympnm 
und  Bithynium  mit  der  Jahrzahl  224  (73)  von  dem  propraetor  Bithyniens,  G.  Pa- 
pirius  Garbo,  geschlagen  sind.  Vom  Mai  75  bis  zum  Mai  74  war  propraetor  Asiat 
nicht  Silanus,  der  vielmehr  Mai  76  bis  Mai  75  zu  setzen  ist  (Plin.  N.  U.  2 
S  100;  35  S^^l)*  sondern  luncus  (so  ist  zu  lesen  Plnt.  Caes.  2.  Yell.  II, 
42.  Gellius  5,  13,  6.  S.  Nipperdey  Philologus  VI,  377),  welchen  Gasar  damals, 
als  er  die  Piraten,  die  ihn  gefangen  hatten,  kreuzigen  lassen  wollte  (Suet.  lul.  4), 
in  Bithynien  bei  der  Organisation  der  neuen  Provinz  beschäftigt  fand  (Vell. 
2,  42).  Das  eognomen  luncus  kommt  vor  in  der  gens  Aemilia  und  Claudia 
(Borghesi  .Otfuvr.  3,  63  ff.  Waddington  a.  a.  0.  p.  123)  und  In  der  athenischen 
Inschr.  Ephan.  Arehaeol.  n.  363 :  TptttoXtTwv  r^c  Ooivixi^c  —  ol  Äp^ovrec  xax  if) 
ßouXiP)  xai  6  hf^iioi  A((ii(Xtov  'Iouyxöv  TrpeopeuTiPjv  SeßaoroO  xai  dvTtorpdnQ'yov  töv 
lauxfuv  itoXsln^v  x.  t.  X. 

2)  Plutarch.  Pomp.  38.  Llv.  ep.  102:  Cn.  Pompeius  in  provindae  formam 
Pontum  redegit.  Phamaees  ßius  Mithridatis  bellum  patri  inttdit.  Vgl.  Dmmann 
IV,  450  A.  93. 

3)  Er  sUrb  erst  63.   Appian.  Miikr.  112.   Dio  Gass.  37,  12. 

4)  Diesen  giebt  Strabo  12  p.  544  als  Ostgrenze  an :  xa\  p^^XP'  Seupo  toU 
'pQ>(ia(oic  if)  icovTiX'f)  iiia^y(ia  d^dbptoxat. 

5)  Strabo  12  p.  541 :  xal  8^  Ilofiir^'Coc  xaTaX6oac  ixeivov  h  to6toic  toT« 
8poic  oÖoav  r?jv  x<^pav  xaÖTTjv  icapiXaße  •  tä  \xh  «pö;  'Appieviocv  xai  tä  irepi  t^n 
KoX^C^a  ToU  ouva^ovioapiivoi^  ^uveccraic  xotTevcifte,  Toi  6s  Xocird^  eic  fvoexa  iroXi' 
Tcia^  StelXe  xoX  t{[  Btduvia  npoo^^xev,  &m   i^  dfjL^oiv  dirapyCav  f^v^o^ai  piiav. 

6)  Auf  ihren  Münzen  kommt  bereits  G.  Papirius  Garbo  vor  (Eekhel  D.  N, 
2,  347.  Mlonnet  2  p.  344),  welcher  73  propraetor  Bitht/niae  war. 


—     193     — 

im  Winter  73— 7S  belagerte^)  und  im  folgenden  Jahne  eroberte 
sie  Lucullus^);  ob  sie  65  zur  Provinz  gezogen  wurde,  ist  unbe- 
kannt; im  J.  47  wurde  sie  von  Phamaces  erobert^),  dann  von 
Cäsar  frei  gemacht^);  später  wieder  von  Tyrannen  regiert^)  und 
erst  im  J.  33  v.  Chr.  durch  Antonius  mit  Bithynien  vereinigt  *), 
dessen  östlichste  Stadt  sie  seitdem  ist.  Unter  Traian  lassen  sich 
von  den  14  Städten  der  pontischen  Landschaft  wenigstens  6  mit 
Sicherheit  nachweisen:  Heradea,  Tium'),  Amastris^),  Abonotei«- 
chos'),  (lonopoHs)  i<i) ,  Sinope^^)  und  Amisus^^),  aber  sdion  unter 
Antoninus  Pius  war  die  Grenze  wieder  anders  regulirt,  so  dass 
Bithynia  Pontus  nur  noch  bis  Amastris  und  den  dazu  gehörigen 
Komen^')  Cromna  und  Cytorus  ging  ^^),  Abonoteichos,  Sinope  und 
Amisus  dagegen  zu  Galatien  gehörte  ^^) . 

Die  Provinz  hat  von  Anfang  an  einen  propraetor^^)^  seit  27  v«nr»iuiif . 
V.  Chr.  einto  prätorischen  procansiU  ^'') ,  und  ftthrt  seit  65  v.  Chr. 
den  Namen  Bithynia  et  Pontus  ^®]  oder  Bithynia  Pontus  ^^) .   Bei  der 
Theilung  der  Provinzen  im  J.  87  v.  Chr.  blieb  sie  Senatsprovinz ^^) 

1)  Appian.  Mükr.  78.  Plutarob.  Lue.  14.  15.  33. 

2)  AppUn.  Miihr,  82.  83.  Plut.  Lw.  19.  Memnon  bei  Photins  p.  235*  Bekk. 

3)  Dio  CasB.  42,  45.  46. 

4)  Dio  Gass.  42,  48. 

5)  Strabo  12  p.  547. 

6)  Strabo  a.  a.  0.  sagt  zwar :  cIt'  ^Xsu^eptb^  ircCXtv  ustä  td  'Axxtaxd  &ici 
KaiooDoc  ToD  SeßaoTou,  aber  die  Aera  der  Stadt  von  721  «33  (BrJihel  D.  i^. 
2,  344)  beweist,  dass  dies  schon  vor  der  Schlacht  geschah. 

7)  Plln.  €p.  ad  Tr.  75  (79). 

8)  Fun.  ap.  ad  2V.  98  (99).  99  (100). 

9)  Ptol^.  5,  4  $  2.    Mlonnet  Bufpl,  4  p.  550. 

10)  Ueber  die  Entstehung  dieses  Namens  berichtet  Lnclan  P»€%Adoma!fU.  58. 

11)  Plin.  ep.  ad  Tr,  90  (91).  91  (92). 

12)  Plin.  a.  a.  O.  92(93).  93(94).  110(111). 

13)  Kuhn  n,  261. 

14)  Ptolem.  5,  1  S  7. 

15)  Ptolem.  5,  4  S  2.  3. 

16)  Appian.  Mitkr.  121:  II^ou  hk  %al  Bi(bv(ac  itifjLitcta(  Ttc  dn6  Tf)c  ßouX^c 
orpatTjY^C  Ixifjoioc  So  helsst  i.  B.  P.  Silios  Nerva,  Statthalter  51  ▼.  Chr.  in  den 
Ueberschiiften  der  Briefe  Gic.  ad  fam.  13,  61.  62.  63.  64.  65  pwpraetor. 

17)  Dio  Cass.  53,  13.  Daher  bei  Tac.  Ann,  1,  74:  €fran(um  Mar^xÜnm, 
fraetorem  BUhyniae  nnd  16,  18:  proconsiii  BOkynkte,  Auf  den  Münzen  von  Bi- 
thynien erscheinen  die  Propr&toren  der  Republik  ohne  Titel  mit  blossem  Namen 
(ächoemann  p.  4  n.  2  irrt),  von  27  v.  Chr.  an  mit  dem  Tlt^  dv86icaToc. 

18)  OreUi  n.  77  u.  5. 

19)  C.  /.  Qt.  1720  n.  ö, 

20)  Dio  Cass.  53,  12. 

R&m.  Alterth.  IV.  13 


~     194    — 

und  ihr  proemmd^)  sowie  deflsea  Legat^  und  Quaestor*)  wird 
Öfters  erwähnt.  Die  Verwallung  scheiDt  indess  in  Folge  des 
jabrlif^B  Wedisels  der  Preoonsaln  inoHiseqnent«)  und  mangdr- 
haA  gewesen  zu  sein ;  dena  sie  DMidite  wiederholentlidi  das  Ein- 
greüen  des  Kaisers  nötbig.  Zuerst  besuchte  Augustus  im  J.  SO 
V.  Chr.  BithyBaea  und  traf  verschiedene  Anordnungen^);  sodann 
piiiiiM  in  sendete  Traian  den  jüngeren  Plimus  als  kaiserlidien  ausserordenl- 
^*  ^'  lidien  Gommissar  mit  dem  Titel  kgolm  pro  praeiore  prot^mctoe 
Penii  et  BUhyniae  consulari  poteskUe  in  die  Provinz  <^),  wo  der- 
selbe wahrseheinlich  vom  47.  Sqpterober  444  bis  Ende  Januar 
443    verweilte  7),    und   nach  ihm   findet  sich  unter  Traian,   wir 

1)  Ein  VerzeiohniM  der  Proconsnln  wird  Waddington  geben;  vorlin^  s.  Jfickliel 
V,  N.  2,  400—403.   Schoemann  p.  10  ff. 

7)  C.  L  Gr.  n.  3Ö48  wird  C.  Antins  A.  lalias  Quadratus  Cot,  miff.  93, 
eo».  ord.  lOÖ  n.  Chr.  iipcaßeuT^c  xal  dvttorpdTV^^oc  [ndvTOu]  xal  BiUbvlac  ge- 
nannt, d.  h.  UgaiuM  pro  praetore;  n.  3632  heiäst  er  irpeapeuTi^c  Dövrou  xal  Bt8uv(a€, 
n.  4238*  itpcaße'iTi^c  dvTiarp^bT^YOc  Ilövrou  xal  BcivKivCac  In  der  ArTaleninschrift 
Marlnl  Atü  n.  LYIU  ist  iiiUiM  MarinuM  le^uM  pro  pr,  provineiae  PonU  et  Bf- 
thyniae  proeormdatu  patris  nä,  bei  Grat.  471,  1.  2  P.  Stathu  PauUus  leg.  pro 
pr.  PonU  et  Bithyniae;  ygl.  das  Fragment  einer  Inschr.  Marini  iser.  Alb,  p.  53: 
leg,  provine,  Ponii  et  Bith^fniae.  Auch  bei  PUn.  ^.  ad  Tr.  31  (40):  imtu.pro- 
eoneulum  legatorumve  ist  der  legtxttu  des  Proconsnl  zu  verstehn. 

3)  Aas  der  Zeit  der  Republik  sind  bekannt  die  Quästoren  P.  Oppios  im 
J.  74,  Dio  36,  23,  nnd  Crassipes  im  J.  51,  Cic.  ad  fam,  13,  9;  ans  der  Kai- 
seneit.:  Caepio  Crispinus  14  n.  Chr.,  Tac.  Arm.  1,  74;  M.  Opsius  Navius  Annia- 
nus,  C.  i.  Qr,  n.  5793;  Inlios  Bassns,  Plin.  ep.  4,  9,  6;  S.  Tadius,  OrelU  3658; 
0.  Dilütts  Yocala,  Henzen  5426;  S.  Qninctillus  Yalerius  Maximns,  Henzen  5970; 
L.  Bnrbiilttius,  Henzen  6484. 

41  Plin.  ep.  ad  Tr.  31  (40).  32  (41).  56  (64).  57  (65). 

5^  Dio  Cass.  54,  7 :  xal  U  Tifjv  AoCav  —  xofAto^lc  rdvra  Ti  xt  iiux  xal  tä  iv 
T^  Btouv(qi  ^^a(6v.  Plinias  erw&hnt  zwei  seiner  Sdiete,  das  eine  über  das  In 
den  Stidten  zur  Fahrung  eines  Amtes  nöthige  Alter  («p.  ad  2V.  79.  80),  das 
andre  Über  Intestaterbschaften,  ep.  ad  Tr.  84. 

6)  In  der  oft  edirten  Inschrift  auf  Plinias,  Orelli  1172  »  Henzen  p.  124 
heisst  es  nach  der  neuesten  Restitution  derselben  von  Mommsen  im  Hermes  3, 
112:  C.  Plinhu,  L.  f.  Ouf.  CaeeUitu  [SeeunduSj  cos.]  Augur^  I^tgaU  propr.  pro- 
vincUu  A)fi[ti  et  BUhyräae\,  consulari  potesta[te]  fn  eam  provineiam  e[z  s.  e.  ah] 
imp,  Caeear.  Nervo  Traiano  Aug.  Oermcm{ieo  Dacieo  missttf]  u.  s.  w.  nnd  Traian 
schreibt  an  Plinias  ep.  32  (41) :  rMmmeriimua  ideireo  U  in  istam  provineiam  mts- 
sum,  quoniam  mkiUa  inea  emendanda  apparuerusU,  ep,  117(118):  ego  ideo  pru- 
deffOiam  tuam  elegi,  ut  fomumdie  iaUue  provineiae  moribme  ip$e  moderarerie  et  ea 
eorutUueree ,  fuae  ad  perpetuam  eiu»  provineiae  quietem  eieenl  profkOura.  ep,  18 
(29) :  provineiaUa^  credo,  protpectum  sibi  a  me  inteUigent.  ruun  et  tu  dabis  operam, 
fit  manifettum  ät  tUis,  eieetcim  te  esse,  qui  ad  eoa  mei  loco  nuttererie. 

7)  Des  Plinios  Verwaltang  dauerte,  wie  man  aus  seinen  Briefen  sieht,  etwa 
18  Monate.  Er  kam  in  der  Provinz  an  am  17.  September  (ep.  ad  Tr,  17»  (28), 
feierte  am  3.  Januar  des  folgenden  Jahres  die  vota  f&r  den  Kaiser  (a>,  ad  Tr. 
35  (44) ,  beging  dieselbe  Feier  nochmals  im  nächstfolgenden  Jahre  [ep,  ad  TV. 
100  (lOr)  und  auch  die  Feier  des  Regierungsantrittes  Traians  den  27.  Januar, 

*  zweimal  (ep.  ad  Tr,  52  (60),  102  (103).    Die  Bestimmung  der  Jahre  Indess  Ist 
eine  vielbehandelte  Streitfrtge.  Tülemont  (II,  295,  913),  Massen  v,  PUnü  p.  129 


—     1&5     — 

wissen  nieht,  ob  als  sein  nnmiUelbafer  NacMolgef,  ä^h  ein 
legattis  pro  praetore  divi  Traiani  provinciae  Panti  el  Bitkymae  m 
der  Person  des  C.  lulius  Cornulus  Tertottus^).  Endlich  über- 
trug Hadrian,  nachdem',  wie  es  scheint,  die  Provinc  inzwischen 
dem  Senat  zurttckgegeben  war,  nechmah  die  Reerganisatium  der- 
selben dem  Ti.  IqKus  Severus,  welcher  nicht,  wie  früher  aus 
dem  ungeschickt  gemaditen  Excerpt  des  Dio  Gassius  geschlossen 
wurdet,  identisch  ist  mit  dem  berühmten  General  des  Hadrian, 
Sex.  lulius  Severus^),  sondern,  wie  wh*  aus  zwei  Inschriften 
von  Ancyra  erfahren^),    zuerst  die   leg.   IV  Scythica  in  Syrien 

— 165,  Marliii  AtU  II,  757 ,  Clinton  FatU  Som,  Betzeo  die  Legatfon  des  Plinlng 
Ton  September  103  bis  Jsnuar  105,  Norisins  Cenot.  Pi$.  di$8.  II  c.  11  Vol.  UI 
p.  329  ins  Jahr  HO,  Mazochi  CdUnd.  Nap.  H,  376  zwischen  107—111;  Borghesi, 
der  diese  Frage  mehrfach  behandelt  hat  (^Oeuvres  2,  213;  4,  118;  BuU.  1846,^ 
173),  entscheidet  sich  zuletzt  Oeuvres  8,  324  ff.  für  die  Jahre  109.  HO.  Zu- 
letzt hat  Mommsen  Hermes  3,  55  für  die  Entscheidung  der  Frage  einen  neuen 
Anhalt  dadurch  gewonnen,  dass  Galpumius  Macer,  welcher  gleichzeitig  mit  Pli- 
nius  eine  Bithynlen  benachbarte  Provinz  verwaltete  (ep.  ad  2V.  42  (51),  61  (69), 
62  (70),  77  (81)  sich  durch  die  Inschrift  C.  /.  L.  UI,  777  als  legatm  Aug.  pr. 
pt.  Moesiae  tnferiorit  in  dem  Jahr  112 — 113  nachweisen  l&sst 

1)  Orelll  3659  s3  Mommsen  Hermes -3,  114.  Dass  derselbe  nach  Plinius 
Bithynien  verwaltet  hat,  ist  nicht  zu  bezweifeln.   Borghesi  Oeuvr.  4,  117. 

21  Dio  Gass.  69,  13 :  iirel  l'f^n  loo^ata  Tcaoa  Ix€x(v»]to  (132  n.  Chr.) 

T^Te  v?j  x6rzt  ToCic  xpaTloTOu;  rSr*  orpaTv^Yoiv  h  'ASptav6(  iit'  auro^c  fitSfA^ev, 
wv  icp&TOc  ^Io6Xto«  Seou-^poc  ^^px^i  ^^^  BpcTavtac  ri^  ^PX^  ^^^  "^^^^  'Iou(a(ouc 
OToXsU-  c.  14:  T^  tk  Ssou'fjpov  i;  ßt^jviov  fiteu.^'ev,  öicXoiv  (xiv  o6Siv,  dtp^ovroc 
hk  xal  imvzdxw  rm  5ixa(ou  xal  ^ pov(|jkOU  xal  oJiim\m  £yovco<  $cop.£vT)v  '  ä  icd^vra 
Iv  lxslv<p  "^v.     Kai  &  (Jtiv  liii^a-rt  xa\  S(({rxT]oe  xal  xd  iSia  xal  Td  xotvd  a^x&v 

xXifjptp  -i]  üafiif uX(a  dvrl  xffi  Btiuvtac  il6m.  Dass  der  c.  14  erw&hnte  Verwalter 
Bithynlens  nicht  identisch  ist  mit  dem  c.  io  genaonten  General,  lehrt  nicht  nur 
die  verschiedene  Charakteristik  beider  Personen,  sondern  auch  der  Umstand,  dass 
ein  gewesener  Legat  von  Syrien  nicht  hinterher  Bithynien  als  Provinz  erhalten 
konnte,  und  hat  dies  bereits  Zumpt  Comm.  epigr.  11  p.  10—17  gegen  Borghesi 
Oeuvr.  4,  165  ff.  zur  Evidenz  gebracht.  Neuerdings  handelt  über  die  beiden  Se- 
vere W.  H.  Waddington  Mimoire  mr  la  Chronologie  de  la  vie  du  rhiteur  Aeliu» 
AriiUde,  Paris  1867.  4  (Aus  den  Mim.  de  Vacad,  XXYI,  1).  Vgl.  denselben  in 
Borghesi  Oeuvr.  5,  413  not.  1. 

*S)  Aus  der  von  Mommsen  gefundenen  dalmatinischen  Inschr.  CLL.  TU 
n.  2830,  welche  den  ganzen  eurnu  honorum  dieses  Generals  enth&lt,  geht  her- 
vor, dass  derselbe  nach  seinem  Gonsulat  (127  n.  Chr.  Borghesi  Oeuvr,  5,  69. 
509.. Digest.  40,  5,  28,  4)  legatus  pr.  pr,  provineiae  Moesiae  inferiorU,  leg^  pr. 
pr.  provineiae  Brüianniae,  leg.  pr.  pr.  provineiae  ludeae^  leg.  pr.  pr.  provineiae 
Syriae  war,  während  Bithynien  in  der  Inschrift  nicht  erw&hnt  wird. 

4)  In  den  beiden  Inschriften  von  Ancyra  (C.  LOr.  n.  4033.  4034)  heisst  es 
gleichlautend :  Tu  Seo'j^pov icpeoßeöoavra  tt  *AoCf  iE  ^totoXiJc  xal  xos^i-- 

xUXoBv  dco&  ^A^tovou,  'hf€\u6nai  Xaji&ryoc  (  2xu4^ixii«  xal  ^ODt!4|OocvTa  tok  ht 
2t>p(^  icp^Y^Mtra,  -jjvixa  lloußXlxtoc  MöLpxsXXo«  5id_'Hiv  x(yi)«tv  tJjv  lou^'ixV}v 

ucraßc^^t  dic^  2up(ac,  dv#6icaTov  'Ayatac,  itp^  c  ^^I^jc  iiC|A^p§ivTa  sU  Bct- 
«uviov  (top^vrffV  x«d  XoTtvrVjv  bic6  0eetr'A5piavou,  lirap^ov  alpap(ot>  toü  Kp^voo, 
5icaT0V.  Er  war  also  1)  ausserordentlicher  kaiserlicher  Legat  von  Aehaia,  2)  leg. 

13* 


—     196    — 

etwa  438  commandirte,  dann  proc^msul  Achaiae  war,  und  in  dan 
Jahren  435 — 437  mit  dem  Range  eines  legatm  Attgustiy  aber  mit 
dem  Titel  &topdcoT:Qc  xal  XofiotiQ^,  d.  h.  corrector  et  curalarj  die 
Angelegenheiten  Bithyniens  ordnete.  Seit  dieser  Zeit  blieb  Bithy- 
nien  kaiserlich  und  wurde  dafür  Pamphylien  dem  Senate  über^ 
lassen  ^) ;  indessen  scheint  auch  diese  Anordnung  nicht  ohne 
Unterbrechung  bestanden  zu  haben,  da  neben  den  kaiserlichen 
Legaten  der  folgenden  Zeit^]  noch  einmal  unter  Garacalla  mehrere 
proconsuks  provmoiae  Ponli  et  Bitkyniae. genannt  werden^). 

fifilitär  stand  in  Bithynien  nur  in  sehr  geringer  Anzahl,  so 
dass  die  Gefängnisse  von  servi  piAlici  bewacht  werden  mussten  *) . 
Doch  hatte  Plinius  mehrere  Gehörten  zu  seiner  Disposition^),  deren 
Hauptstation  Nicomedia  war*),  und  fttr  welche  wohl  auch  die  Ge- 

treideeinkfiufe  gemacht   wurden,   die  Plinius  einmal  erwähnt^). 

* 

Ug.  IV  Scyth.  und  als  solcher  Vertreter   des  abwesenden  Statthalters  In  Syrien 

izwi^en  132 — 135),  3]  proconaul  Achaiae,  4)  np^c  iclvxe  ^diß&ouc  Tcefi^^eU  ek 
)i^v(av.  Denn  dass  diese  Worte  zu  verbinden  sind,  was  Franz  nicht  erkannte, 
geht  hervor  aus  der  von  Mommsen  BaU.  1B52  p.  172,  Berichte  der  sächs.  Oe- 
seUsch.  der  Wiss.  1852  Phiiol.  Uist.  Glasse  S.  127,  aus  Dio  Cass.  53,  13  entwickel- 
ten Regel,  dass  die  Ugati  Augusti  fünf,  die  priitorischen  Proconsuln  sechs,  die 
Proconsnln  von  Asia  und  Africa  zwölf  Lictoren  haben ,  und  ist  bereits  von 
Borghesi  Oeuvr,  5,  411  und  Waddington  p.  20  anerkannt  worden.  Letzterer 
setzt  die  Legation  des  Severus  in  die  Jahre  134 — 136  oder  135  — 137.  Das 
Jahr  137  nahm  schon  Zampt  Comm.  ep.  II  p.  14  an. 
i)  Dio  Cass.  69,  14. 

2)  Unter  Gommodus  war  [Didku  8ev]eru8  lulianiua  Ug.  Aug,  [pr .  pr.  P]onU 
et  Bitkyniae,  Reinesius  GL  VI  n.  42.  Vgl.  Spartian.  v,  Didü  IuUa$ü  2;  unter 
Septimlus  Severus  L.  Fabha  CUo  leg.  Aug.  pr.  pr.  provinc.  Pann(pmae')  et  Moe- 
siae  sup.y  Bithyn(iae)  et  PonÜy  Grut.  407,  1.  2s=Marini  Ucr.  Alb,  p.  50.  51  und 
M.  Claudiua  Demetrius  ^  6  Xau.irp6TaToc  ^TiaTixö«  irpeoßeuti^c  xal  divTiOTparv^YOC 
T«v  Seßairrav,  C.  1.  Qr.  3771.  3773.  L.  Albinhu  Satuminus  —  Ug.  Aug.  pr. 
pr.  Ponti  et  Bitk.  fMurat.  p.  365,  1)  ist  nach  Muratori's  Vermuthuug  identisch 
mit  dem  Gonsul  2o4;  endlich  war  im  J.  269  In  Bithynien  VeUeiu$  Macrinua, 
6  XafiTTpöraToc  uTcatixöc  irpeoß.  xai  dlvTiorpdTrjYO«  toü  Seßaorou,  C.  /.  Or.  3747. 
3748. 

3)  So  L.  CoeUus  Festus  Orelll  77  a  Borghesi  Oewor.  4,  129  und  daselbst 
Reniers  Note.  In  dieselbe  Zeit  Ist  eine  zweite  Inschrift  zu  setzen,  in  welcher 
ein  proconaul  Ponti  et  BithyrUae  ohne  Namen  vorkommt.  Perrot  De  Oalatia  pr.  Born. 
p.  134  =  Texier  Deseript.  de  l'Aiu  mineure  I  p.  189.  Endlich  gehört  ebendahin 
M.  Clodius  Puppienus  Maximus ,  der  238  Kaiser  wurde  und  vor  dieser  Zeit  pro- 
conauUitum  Bithyrüae  egit.  CGapitoiln.  Aiax.  et  Balb.  5.)  ■ 

4)  Plin.  ad  Tr.  20  (21). 

5)  PUn.  ad  Tr.  21  (32),  vgl.  52  (60).  106,  wo  ein  P.  Aecius  Aquila,  eenturio 
eohorUs  VI  equeatris  genannt  wird.  Auch  erw&hnt  Plin.  ep.  29.  30  einen  Offtcier 
(etwa  einen  trib.  mit.')  Sempronnu  Caelianua,  welcher  Truppen  aushebt,  und  der 
praefectua  orae  PofUieaey  OaoHi»  Ba»$u8  (^ep.  21.  22.  86)  wird  ebenfalls  als  ein 
Militär  zu  betrachten  sein. 

6)  Plin.  ad  Tr.  74  (16). 

7)  PUn.  ad  Tr.  27.  28.  Der  in  einer  Inschr.  von  Cius  ( Waddingtoir  III 
u.  1159)  vorkommende  OeniaUa,  Coieaairia  Aug.  aervos  vema  diapma^ator  ad)  fru' 


—     197     — 

Bedeutend  war  dagegen  das  Pdrsonal  von  Finanzbeamien.  Schon 
in  der  Zeit  der  Republik  gab  es  eine  socielas  Bithynica  publica- 
norum  und  namentlich  waren  die  pascua  an  publicani  verpachtet  ^] , 
so  wie  auch  die  früheren  königlichen  Gttter,  welche  ager  publi- 
ciis  geworden  waren  ^.  Diese  letzteren  sind  bei  der  Theilung 
der  Provinzen  im  J.  S7  v.  Chr.  wahrscheinlich  in  den  Besitz 
des  Kaisers  übergegangen  und  von  einem  Procurator  verwaltet 
worden,  der  schon  unter  den  Proconsuln  fungirte^).  In  der  Zeit 
der  kaiserlichen  Verwaltung  giebt  es  in  Bithynien  gleichzeitig 
mehrere  Procuratoren^),  nSmlich  ausser  dem  procurator  Ponti  et 
Bithyniae,  der  an  die  Stelle  des  Quaestors  trat^),  besondere 
procuratores  für  das  Privatvermögen  des  Kaisers®],  die  vigesima 
hereditatum'^) ,  die  vigesima  libertatis^)  und  für  die  Grenzzölle 
von  2V2  Procent  (quadragesima)  ^) . 

Die  beiden  Theile  der  Provinz,   obgleich  unter  einem  Statt-  Doppelter 

Landtag. 

halter  vereinigt,  behielten  doch  auch  in  der  Administration  eine 
gewisse  Selbständigkeit.  Bithynien  hat  zur  Metropolis  Nicomedia  ^^) , 

mmhtm  best&tigt  diese  Yermothang.  Denn  diaperuator  ist  beim  Militär  ein  Zahl- 
meister, Renier  Milanges  p.  177. 

1)  Gic.  ad  fam.  13,  9  und  65. 

2)  (Jic.  de  lege  agr.  2,  19,  50:  adiungit  agros  Btthyniae  regios,  qiUbu$  nunc 
pübUeani  fruuntur ,  deinde  AUalieos  agros  in  Cherroneso.  §  51 :  adiungit  regio» 
agtoe  MitkridatiSj  qui  in  Paphlagonia  —  fkierunt, 

3)  So  war  proc.  Bithyniae  unter  Clandias  Innius  Gilo  vier  Jahre  lang ,  46 
— 49  (Dio  Cass.  60,  33.  Tac.  Ann.  12,  21,  der  ihn  proe..  Ponti  nennt),  unter 
Nero  C.  lulins  Aqnila  im  J.  58  (C.  /.  (Sr.  3743),  unter  Vespasian  L.  Antonius 
Naso  (Eckhel  D.  N.  2,  404.  Mionnet  2,  408),  unter  Pomitian  Terentius  Maxi- 
mus (Plin.  ad  Tr.  58  (66). 

4)  Plinius  hatte  ihrer  wenigstens  drei :  Virdius  Gemelünus  (ep.  ad  Tr.  27.  28), 
Epimachus  (ep.  84)  und' Maximus,  der  ein  tubproeurator  des  Gemellinus  gewe- 
sen zu  sein  scheint,   ep.  28  (37). 

5)  C.  1.  Or,  n  p.  983  n.  1813b.  Es  ist  wohl  derselbe,  der  in  der  späteren 
Kaiseneeit  (ouxY^^dlptoc  tou  Scßaorou  Ilövrou  xal  Bci8w(a;  heisst,  C.  /.  Or.  2509. 

6)  Henzen  5530:  C.  Furio  Sahinio  AqttUae  Temeeitheo  — >  —  proe.  prov. 
Bdkyniae  Ptmti  Papklagon,  tarn  paMmonU  quam  rat.  privatar.  ibi  viee  proc.  XXXX. 
Er* ist  der  Schwiegervater  des  Oordian,  praef.  prati.  a.  241.  Capitolin.  Gord.  tre» 
23,  6,  wo  statt  Mi$iih4i  zu  lesen  ist  Timeiiihei.  S.  Eckhel  D.  N.  7,  319.  Borghesl 
Oeuvr.  3,  484  und  das.  Renier. 

7)  Henzen  6940:  Q,  Ooeeonio  —  proc.  Augg.  ad  vectig.  XX  her.  per  Pontum 
et  Sithgniam. 

8)  Grat.  402,  4aC.  /.  L.  UI  n.  249:  Marianu»  Aug.  n.  Üb.  pr.  XX  Uh. 
BithfftUae  Ponti  Paflag. 

9)  Henzen  5530. 

10)  Metropolis  heisst  die  Stadt  schon  unter  Oaligula,  Mionnet  5.  V,  170  n.  983; 
ab  Hauptstadt  der  ganzen  Provinz  nennt  sie  sich  seit  Domitian  piT^TpöicoXic  %a\ 
icpifrn)  BtauvCac  %al  U^vrou.  Eckhel  2>.  N.  2,  399.  Mionnet  8.  V,  174  f.,  vgl. 
C.  i.  Or,  1720.  3771  aus  Septimlus  Severus  Zeit,  wo  sie  heisst:  -^  (asy^^  ^ 
|jii)Tp6icoXtc  xal  Tcpcfrn]  Bsi9uvCa<  tc  xal  Ilövrou  'A^ptav^  2couT)pcav9)  (U  vscBXÖpo« 


—     198     — 

die  ora  Pontka  dagegen  Amastris  ^) .  In  Nicomedia,  v/o  schon 
bei  Lebzeiten  des  Augustus  ein  Tempel  des  Kaisers  war^),  wird 
das  xoivov  Biftovtac^)^  in  Amastris  das  xoivov  tob  Ilovrou^)  be- 
gangen ;  durch  das  Grundgesetz,  worin  Pompeins  die  Verwaltung 
st».<»t««- .  der  Provinz  regelte,  die  lex  Pompeia^)^  war  dieselbe  in  eine  be- 
stimmte Anzahl  von  Stadtgebieten  (Sioixijoei^)  ^)  getbeilt,  nämlich 
der  Pontus,  wie  bereits  oben  bemerkt  ist,  in  elf,  das  eigentliche 
Bithynien  etwa  in  zwölf  ^j  und  zwar  waren  dies,  nach  den  Mün- 
zen zu  urtheilen,  Nicomedia,  Nicaea,  Gius  oder  Prusias  am  Meer, 
Apamea  (früher  Myrlea),  Tius,  Prusias  am  Hypius,  Gbaloedon, 
Bithynium  oder  Claudiopolis,  Gratia-Flaviopolis,  Gordu-Kome  oder 
luliopolis  und  vielleicht  Dascylium.  Die  übrigen  Ortsdiaften  der 
Provinz  sind  als  Komen  [victj  zu  betrachten,  welche  der  Gerichts- 

NetxofA^if^^eta  Upd  xal  aouXoc,  ^(Xy],  monfj  xai  96|AfjMi^oc  olfvo&e  Tip  ^fLq>  töi 
TaB(Aa(o)v.  Sie  stritt  anfänglich  um  diesen  Rang  mit  Nicaea,  welches  bei  Strabo 
12  p.  565  ebenfalls  ^ffz^Koki^  rrjc  Bt^uv(ac  und  auf  Münzen  seit  Domitian 
Netxaieic  npSrzoi  rf^i  inap^slac,  Neixateic  np&rot  Ildrcou  xal  Bi&.  genannt  wird 
(£ckhel  2,  427.  Mionnet  2,  451 ;  8.  5,  85  IT.),  und  weitiäiiflg  handelt  über  diese 
Rivalität  Dio  Chrys.  Or.  38.  So  besonders^  Vol.  II  p.  140—144.  148 :  av  5e  t6  (a£v 
Tfjc  (jiYrrpoicöXfoc  &{Atv  ^vofia  iZai^'Tos  {,  t^  hk  toiv  ;iperce(oiv  xotväv  {,  t(  täxä 
TOüTo  IXaTTOüO^e;  hm  uiv  "^äo  ToXiif^aaiixi  äv  eIttcTv,  8ti  xSv  TrdtvTCBv  ixor^xe 
Tdsv  6vo(AdTarv,  ou5evoc  i^loraove  Tcpa^ixaTo;.  In  späterer  Zeit  gewann  Nicomeaia 
immer  mehr  an  Bedeutung  (s.  die  Schilderung  der  Stadt  bei  Llbanlus  Or.  62 
Vol.  III  p.  337  R.  Ammian.  22,  9,  3),  wogegen  Nicaea  den  Titel  (jnfJrpönoXic 
auf  Münzen  nicht  führt  und  auch  den  Titel  irp(6tt]  nach  Domitian  wieder  auf- 
glebt.  Dass  es  den  Titel  (XT^xpÖTioXi;  zu  usurplren  versnehte,  aber  ohne  Erfolg, 
zeigt  die  Inschrift  eines  Thores  von  Nicaea  (Texier  Descr.  de  VAsU  mineitre  i 
p.  30):  TujTY)  TiöXecDC'  Neixata  fAVjxpÖTioXiCi  in  welcher  die  Buchstaben  (AT^rpo  aus- 
getilgt sind.'  Wirklicii  wurde  die  Stadt  erst  nach  der  Einrichtung  der  Provinz 
Bithynia  uewnda  Metropolis. 

1)  Wenigstens  seit  Traian,  Eckhel  2,  386.  Mionnet  %  391.  0.  /.  Or,  4149. 
Ausserdem  hat  auch  Heradea  den  Titel  (A7|TpÖ7roXic ,  indess  in  einem  andern 
Sinne,  wie  die  Münzen  lehren  mit  'HpaxXetDrav  uaTpöc  dnolTUo^  ic6Xcfiiv.  Eckhel 
%  418.   Mionnet  2,  440.  443  8.  Y,  56  ff. 

2J  Dio  Cass.  51,  20. 

3)  xoivÖN  tQc  BeiduvCac  Iv  Nixo(iiT]B6iat,  C.  /.  Gr,  1720.  Auf  dieses  xotv6v 
beziehen  sich  der  Bt^vidlpx'V)«  (Waddington  Ul  u.  1142),  die  BtduNtapvla,  Digest. 
27,  1,  6  $  14  and  der  xoivößouXoc  d.  h.  der  von  jeder  am  xotvov  theilnehmen- 
den  Stadt  zur  Festversammlung  Delegirte  (Waddington  III  n.  1176),  von  welchen 
Titeln  weiter  unten  die  Rede  sein  wird. 

4)  Auf  dies  xotvöv  hat  Bezug  der  dp^iepeu«  toü  IIöntou  in  der  Inschr.  v. 
Amastris,  C.  /.  Qr.  4149  und  der  novrop^Tjc,  ib.  4157. 

5)PUn.  ad  Trai,  79.  80.  112.  114.  Die  Ux  Bithynorwn  erwähnt  auch  Gaius 
1,  193. 

6)  Das  Wort  Sio[xT)9tc  kommt  in  verschiedenen  Bedeutungen  vor.  S.  Seite 
183  Anm.  7.  Verwaltung  eines  Stadtbezirks,  zu  welchem  ausser  der  Stadt  selbst 
Komen  (vien  gehören,  heisst  es  bei  Dio  Chrys.  U  p.  205.  208  R.  Llbanlus  l 
p.  102  R. :  ßouXal  Kai  5totx-^ocK  iröXemv. 

7)  Plin.  N,  H,b  %  143  glebt  diese  Zahl  an  und  rechnet  zu  diesen  Städten 
Dascylium,  von  dem  es  Münzen  nicht  giebt. 


—     199     — 

I 

barkeil  und  Verwaltung  einer  der  genannten  Gemeinen  ange- 
hörten; im  Laufe  der  Kaiserteit  hat  sich  indessen  die  Zahl  der 
Sttfdte  vermehrt,  indem  theils  Komen  zu  selbständigen  Diöcesen 
erhoben  wurden,  wie  dies  mit  Prusa  am  Olymp  unter  Traian 
geschehen  tu  sein  scheint^),  theils  einige  Stttdte  der  Provinz 
Asien  zu  Bithynien  gezc^en  wurden  3). 

Besonders  priviiegirte  Städte  giebt  es  in  der  ganzen  Provinz  Freie  sudt«. 
sehr  wenige:  nHmlich  zwei  liberae  civitateSy  Chaicedon  und 
Amisus^},  und  drei  Colonien,  Apamea^),  mit  vollständigem  Namen  coIodIcb. 
Colonia  lulia  Gonoordia  Augosta  Apamea^),  eine  Golonie  nicht 
des  Augustus^'),  sondern  des  Caesar  7),  Sinope^)  oder  Colonia 
lulia  Caesarea  Felix  Sinope,  ebenfalls  von  Cäsar  gegründet  709 
=  45,  von.  welcher  Aera  die  Stadt  ihre  Jahre  zählt  ^),  und  im 
vierten  Jahrhundert  auch  Nicomedia  ^^) . 

In  der  Mitte  dieses  Jahrhunderts  bestand  noch   die  combi- .Theiiimgeii 

im  4.  Jftlir^. 

nirte  Provinz  ^^).  Theodosius  der  Gr.  (379 — 395)  scheint  sie  dann 
aber  getheilt  zu  haben  ^^,  denn  nach  ihm  finden  wir  sie  getrennt 
in  die  Provinzen  Bithynia  unter  einem  Consularis  und  Honorias 
unter  einem  prae^es^^)]  die  erste  umfasst  nach  Hierocles  p.  690, 

i\  Diö  Chrys.  U  p.  175  B.   Faber  Qwusi,  iVopofit.  p.  7. 
2j  loh  verweise  hierüber  auf  die  ypllstindige  Untersuchung  bei  Kuhn  II, 
258  ff.  -^ 

3)  Die  erste  erwähnt  nur  Plinios  H,  H,  b  %  149,  auf  Münien  und  Inschrift 
ten  wüd  ihrer  UbtrioM  nie  gedacht ;  Amisus  dagegen  heisst  nicht  nur  bei  Plinias 
Ji,  M,  6^7  AmUum  Ubtnmn^  sondern  auch  auf  den  Münzen  iXcuMpa  (Bokhel 
2,  347.  3&.  Mionnet  2,  344.  ^9.  4,  438  n.\  Piinius  ad  Tr.  92  nennt  sie  Ami- 
senoftim  cfottas  Ifbera  et  foedsfoia  und  Traian  ip.  93  erkennt  ihre  Autonomie 
ausdrücklich  an:  ilmtssnos  —  ri  leg&nu  istomm,  quibut  de  ofßeio  foederia  «tim- 
tuTy  conoeemm  eet  eranum  habere^  poaemme  quo  mhm»  habeant  non  unpedire  — . 
m  eeteri»  ehÜaUbus,  quae  nottro  iure  ob$Mokie  eunt,  re$  huinumodi  proK^enda 
«sl.  Erhalten  hatten  die  Amlsener  die  Freiheit  von  Augnstns.  Strabo  12,  647. 

4)  Plin.  N,  H.  b  %  149.  Strabo  12  p.  564.  Plin.  ep,  ad  Tr.  i7  (56).  UI- 
pian.  Dig.  50,  15  1  $  10.   Dio  Chrys.  n  p.  183  R. 

5)  Eckhel  2,  406.  Mionnet.  2,  412.  8.  5,  10.  C.  i.  L.  III  n.  335.  NumU- 
maUe  ChfonieU  VUI  p.  40. 

6}  Im  Äfotiuin.  .^le.  erwähnt  Augostus  unter  den  ProTinzen,  in  welchen  er 
Colonien  anlegte,  Bithynien  nicht.   Ygt  Mommsen  R.  g.  d.  A.  p.  83. 

7)  Faber  Quaeet,  Prop,  p.  5.  Die  Colonie ,  welche  Heradea  erhalten  hatte, 
wurde  noch  vor  der  Schlaeht  bei  Actium  yerniohtet  (Strabo  12  p.  543)  und  nicht 
wieder  hergestellt. 

8)  Strabo  12  p.  546.  Plin.  JV.  H.  6  $  6.  Ulpian.  Dig,  50,  15,  1  $  10. 
C.  /.  Or.  4164. 

9)  Eckhel  2,  391  ff. 
10)  OreUi  n.  1060. 

'  11)  Ein  eonnitaris  PonU  ei  BUhffniae  um  340  kommt  Tor  Henzen  n.  6480. 

12)  Boecking  ad  Not.  ZHg.  Or,  p.  129.  Kuhn  II,  262. 

13)  N.  D.  Or.  p.  6.  7  und  dazu  Böcklng  p.  132.  146. 


-     200     — 

der  sie  Pontica  prima  nennt,  das  eigenüiche  Bithynien  mit  Hin* 
zufttguog  einiger  früher  zur  Provinz  Asien  gehöriger.  Städte  ^j, 
die  letzte  enthält  nur  sechs  Städte:  Heraclea,  Tium,  Claudio- 
polis,  Prusias,  Kratia  und  Adrianopolis ;  die  weiter  östlich  liegen- 
den, Abonoteichos,  Sinope  und  Amisus  waren,  wie  oben  erwähnt 
ist,  schon  unter  Antoninus  Pius  zu  Galatien  gezogen  worden, 
und  auch  Amastris  gehört  bei  Hierodes  p.  696  zur  Provinz 
Paphlagonien. 

M it  iK.  Galatla'^  mit  Ham  Pontna  "PAijwwoflaiii/wiii 

Amyntas,  der  letzte  König  Galatiens,  welchem  im  J.  36  von 
Antonius  Galatien  nebst  verschiedenen  angrenzenden  Ländern  ver- 
liehen'), im  J.  34  aber  dieser  Besitz  von  Octavian  bestätigt  wor- 
ProftoBSfri  den  war^),  hatte  bei  seinem  Tode  im  J.  25  v.  Chr.  einen  grossen 
Ländercomplex  unter  sich,   welcher  mit  Ausnahme  des  rauhen 
Giliciens^]  und  PamphyJiens^},   ttber  welche  Landschaften  weiter 
unten  die  Rede  sein  wird,   in  demselben  Jahre  zur  römischen 
imuSmi'  P^^^*'^*   gemacht   wurde ^).     Die.  zur  Provinz  gehörigen  Land- 
Mib«a.    Schäften,  welche  in  einer  Insdirift  des  ersten  Jahrhunderts  auf- 
oaiaüA.    gezählt   werden®),    waren   folgende:    4.    Die   drei   Stämme   der 

1)  8.  Kuhn  II,  262.  '  •  ' 

2)  S.  G.  Perrot  De  OalaUa  prwineia  Jtofiuma,  Lutet.  Parifi.  1867.  8,  welche 
Abhandlimg  wesentlich  benutzt  ist  in  Fr.  Sieffert  Galatien  und  seine  ersten  Chri- 
stengemeinden,  in  Zeitschr.  ffir  die  histonsohe  Theologie  1871  S.  257—292. 
Ueber  die  firübere  Geschichte  der  Q^ater  ist  noch  brauchbar  Wernsdorf  De  re- 
publica  QaUEtarvmy  Nürnberg  1743.  4.  Ausserdem  s.  Kuhn  II  p.  148  ff.  255  ff. 
Zumpt  Comm.  ep.  II  p.  93  ff.  und  einige  neue  Inschriften  bei  Le  Bas  et  Wad- 
dington Voyage  arek£ologique,  ExpUcaUon  det  infcripUoM  III  p.  425  ff.  Perrot 
EtplofQiion  ardhiclogiqat  de  la  GaUUie  et  de  la  BUhi/nU,  Paris,  2  Voll.  fol.  1872. 

:  Mommsen  C  J,  L.  III  n.  235  ff.     Nicht  gesehn  habe  Ich  G.  H.  Hermes  Bsrum 

1  6<aaUbarwn  speeimen^  Vratlsl.  1822.  8. 

3)  Dio  Cass.  49,  32. 
4j  Dio  Cass.  51,  2. 
5)  Strabo  12  p.  671. 
61  Dio  Cass.  53,  26.  ^  .         • 

7)  Dio  Cass.  53,  26 :  toD  V  'A{Jk6vTou  TcXeuxifloavToc  o6  xotc  icatolv  ot^o» 
t9)v  d^x^  infcpetj/ev,  dXX'  Ic  t9)v  &in]xoov  irti-^arrt'  xai  oStid  ifj  FaXottla  ixera 
tf^i  Auxaovlac  rnuatov  dp^ovTa  lox^.  Strabo  l2  p.  567.  569.  571.  S.  Rufus 
hrev.  11.    Eutrop.  7,  10.  Euseb.  Chron,  p.  168  Seal. 

8)  Inschr.  Ton  Antiochia  Pisidiae  (^nzen  6912,  Tgl.  dazu  p.  521«  Wad- 
dington Voy,  III  p.  432  n.  1816  =  C.  /.  L.  UI  n.  291):  [L.  BeUieio]  P.  [f,] 
St^laUfko]  8c[U€r]fi,  feiiaU,  Ug,  Aug.  pro  pr.  provine,  Oa!(aUae)  Pi8idi(ae) 
FhrygQae)  Lytfaoniat)  Iaauf(iae)  Paphlag(pniae)  Ponii  [üfjalaQUci)  PonU  Polemo- 
nkmm  i4{r]m(eiita«),  Ug(Qt6)  legQanu)  Xr/JT^Xminoe),  donal{t)]  doi^U]  mmta- 
rt6[tMj  expedii[tofui)  Swh  '»]c[a]  et  8afvriatica\  ciif(pn(C)  mui{ali)  r<n{pna)  voUipri) 
eof{pnd)    ottf(ett)    ha»l{i$\    puffia]    trt6(tMj,    vexiU(i»)    «rÄ(tM),    cwrai(ori)    eolo- 


Blft. 


—     201     — 

Galaler^),   welche  damals  den  Beinamen  Saßaanrivol  annahmen, 
mit  drei  Hauptstädten,  nämlich  die  SeßaoxTjvol  TsxTooaYec  mit  der 
Hauptstadt  Ancyra^),   die  IleßoRrngvol  ToXioToßoyjfiot   mit  der  Hst. 
Pessinus^],  die  2eßa(rn}vol  Tpoxfiot  mit  der  Hst.  Tavium^),  welche 
letstere  die  Aera  der  Provinz   vom  Jahr  S5^)  hat;   2.  Pisidia^^),    Pisidia. 
3.  Der  östliche  Theil  von  Phrygia  mit  den  Städten  Antiochia  ad   Phrjrgi». 
Pisidiam  ^) ,   Amorium  ^] ,   Aezani  ^) ,   Orcistus  ^^) ;    4 .   Lycaonia  ^^) ;  L^csonis. 
5.  baaria^^.   Hiezu  kamen  später  nodi:  6.  Das  Binnenland  von    iwnria. 
Paphlagonien  um  den  Berg  Olgassys,  welches  Pompeius  im  J.  6&  ^^p^^eo- 
V.  Chr.  der  Familie  des  Pyiaemenes  überlassen  hatte  i');  Augustus 
aber  im  Jahre  747=:  7  zur  Provinz   machte^  d.  h.  mit  Galatien 
vereinigte  ^4) .    Das  Jahr  geht   hervor  aus   der  Aera   der  Städte 
Gangra  (Germanicopolis),  Andrapa  (Neoclaudiopolis)  ^^)  und  Pom- 
pdopolis^^),  welches  sich  fiTjTpoiroXtc  üa^Xa^ovCo^  nennt  i^).  7.  Der 

fU[a}r(um)  et  munieipiof(um')j  jfrat(feeto)  frufn(mU)  dcKnd[i]  ex  ^(enatui)  c(ofi- 
näto)j  praeiori,  aecUU  eiiru{(r),  qfuaestm)  [C}ret(ae^  et  (\yrenartan')  ^  tr{b(un6) 
leg{ioni$)  XXJJ  Priinl(ß}eniae ,  Illviro  a.  a.  a.  f,  f.  TMamu  Wffertwi).  Ueber 
die  ZeitbeBtimmung  der  Inschr.  s.  nnten. 

1)  Wenigdorf  c,  II  $  25—27. 

2)  C,  I,  Or.  n.  4010.  4011 :  ■/)  [Ltfzp6'K6ka  xffi  FaXatiac  Seßaonfj  TexT09eifav 
"A-ptüpa. 

3)  C.  /.  Or.  4085. 

4)  Blionnet  IT  p.  402  n.  171.  Bt^l.  VU  p.  651.  653. 

5)  Eckhei  D.  N,  III  p.  182;  IV  p.  377.  C.  /.  Or.  n.  4099.  4112.  Cavedonl 
BtM.  1845  p.  94. 

6)  Pisidien  gehorte  zum  Reiche  des  Amyntas  (Appian.  B.  C.  5,  75)  und 
die  pisidisehen  Städte  SugalassoB  (irpi6T7)  Iltol^ciiv  auf  Mflnzen,  vgl.  C.  I.  Or. 
4368)  und  Selge  standen  unter  dem  Statthalter  von  Galatien.  Strabo  12  p. 
569.  571. 

7)  Aueh  diese  Landschaft  besass  Amyntas,  Strabo  12  p.  569.  In  Antiochia 
ad  Pisidiam  Ist  die  Inschrift  des  Legaten  L.  Bellidus  Sollers  gefanden  worden. 

8)  Hier  stand  eine  vexiUatio  leg,  XII  fidm,j  welche  zur  Garnison  von  Gala- 
tien gehörte,  C.  /.  L.  III  n.  3^3. 

9)  Mommsen  C.  I.  L.  Ul  n.  355. 

10)  Mommsen  C.  I.  L.  III  p.  67«. 

11)  Die  Cass.  53,  26.    Vgl.  die  Inschr.  von  Iconium,   in  weleher  ein  M- 
TfMno«  r«XaTtxiic  iiTafyy(a<  vorkommt,  C.  i.  Or.  3991. 

12)  Isauria  besass  Amyntas  (Strabo  12  p.  569)  und  noch  Ptolemaeus  5,  4 
S  12  rechnet  es  zu  Galatien. 

13)  Strabo  12  p.  541:    futo^  hi  tAv  Ela^Xafdvofv    tAv    la^bfatoiv  ttvdc 
p«unXeoco9at  napl^mxc  tote  ditb  IluXaitUvouc  * Corepov  h^  o\  xdv  To>(Aa(nv 

«atftvrdvrec  «al  rcöXeic  T«ic  \t^  iXet^^epoüvrec  tdc  ti  iy^eipiCovTsc  tote  (uNdbratc, 
To^  C  b/rA  T<p  SVjfjup  T(b  'P(D(mi(q}v  iSxrzt^. 

14)  Dies  ist  ersichthch  ans  Henzen  6912  und  Ptolemaeus  5,  4  €  5.  6. 
15}  Bckhel  D.  N.  II  p.  345.  346.  387. 
16j  C.  /.  Or.  4154.   Borghesi  Öeuvree  5,  430. 
17)  Eckhei  D.  N.  II  p.  389.   Mionnet  U  p.  379.  S.  IV  p.  569.    Aueh  Pom- 

peiopolis  hat  eine  Aera,  die  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ebenfalls  7  v.  Chr.  be- 
ginnt. C.  /.Gr.  4154.  Borghesi  Otuvr.  5,  429. 


moniacnii. 


—     202     — 

PoBtiiBGft-  Pootus  Galatious,  »a  dem  an  der  Seekttste  die  Städte  Themi- 
scyra  und  Pbanagoria,  im  Binnenlande  die  Gebiete  von  Amasia 
und  ComaDa  gehören  i).  Er  wurde,  wie  die  Aera  von  Amasia 
>®iS^^}  ebeofaUs  747=7  zur  Provini  gemacht  und  noch  am  Ende 
des  ersten  Jahrhunderts  su  Galatien  gerechnet  3).    8.  Der  Ponius 

Poainc  Polo- poieiiio(ii3i.Qg  4\  oder  Polcmonianus^).  Diese  Landschaft,  welche 
an  der  Küste  vom  Thermodon  bis  zur  Stadt  Cyteorum  reicht, 
und  ausser  der  Seestadt  Polemonium  (Side)  das  Binnenland  von 
Zela,  Neocaesarea  und  Sebasteia  (MegalopoUs)  umfasst®),  war  ein 
Theii  des  Königreiches,  welches  Antonius  um  748=r36  dem 
Polemo  I,  Sohn  des  Zeno,  verlieh'),  und  welchem  damals  auch 
Armmia  minor  ^)  und  das  Küstenland  um.  Trapezus^]  (von  Ptole- 
maeus  Pontus  Cappadocicus  genannt)  ^®) ,  zugehörig  war.  Als 
Polemo  I  746  oder  747=8/7  v.  Chr.  starb,  folgte  ihm  seine  Frau 
Pythodoris ^^)  bis  wenigstens  772  =  49  n.  Chr.,  und  ihre  Nach- 
kommen regierten  noch  bis  816=63^2),  in  welchem  Jahre  Nero 
das  Land  zu  einer  l'rovinz  machte  ^^),  die  zunächst  einen  Theil 
von  Galatien  bildete  ^^). 

1)  Ptolem.  5,  6  S  3.  9. 

2)  Eckhel  D.  iV.  H  p.  345.  C.  /.  Qt,  4170. 

3)  Henzen  6912. 

4)  Ptolem.  5,  6  S  4.  10. 

5)  Henzen  6912. 
6}  Ptolem.  Ö,  6  S  10. 
7)  Strabo  12  p.  578.  Seine  Einsetzung  mnss  zwischen  715  und  718  fallen. 

Im  letzteren  Jahre  war  er  bereits  König.    Dio  Cass.  49,  25. 
8}  Dio  Gass.  49,  33.  44. 

9)  Strabo   12  p.  556.     Trapezus  und   Cerasus   gehorten  bis  auf  lustinian 
dazu.    lustinian.  iVov.  31  c.  1. 

10)  Ptolem.  5,  6  S  11.  Im  J.  31  V.  Ohr.  bUdete  es  noch  ein  eignes  König- 
reich. Dio  Gass.  51,  2. 

in  Strabo  12  p.  556.  559.  560. 

123  lieber  die  Dynastie  des  Polemo  und  besonders  die  schwierige  Ohronologie 
derselben*  8.  t.  Sallet  Beitrage  zur  Geschichte  und  Numismatik  der  Könige  des 
dmmerischen  Bosporus  und  des  Pontus,  Berlin  1866.  8.  Waddington  Bur  la  ehro- 
noiogU  ds$  roi$  du  Pont  et  du  Bo9phore  in  Revue  numi$maUquef  1866  p.  417 
-441. 

13)  Suet.  iViefO  18:  PonU  — refffnum  eonoedmU  PoUmone^  item  Aipkmt  de» 
functo  CotUo  in  previneUMe  formam  redegU*  Vopiscus  Aurel,  21 :  Nero^  tub  quo 
Pontui  PolemoniaeuB  et  AVpee  Cottiae  Romano  nomini  sunt  trünUae,  Eutrop. 
7,  14.  Aur.  Ylct.  Caes.  5,  2.  apU.  5,  4.  Das  Jahr  wird  bestimmt  durch  die 
Aera  von  Neocaesarea,  Trapezus  und  Zela.   Eckhel  2>.  N,  II  p.  356.  358.  359. 

14)  Dass  der  Pontus  Polemonlacus  nicht  eine  selbständige  Provinz  wurde, 
wie  idi  fdiher  nach  Analogie  der  Alpes  Gottlae  annahm,  sondern  zuerst  wenig- 
stens mit  Qalatien  verbunden  wurde,  zeigt  die  Inschr.  Henzen  6912.  Er  hat  aber 
eine  eigene  Metropolis,  Neocaesarea,  deren  Münzen  das  xoivöv  IldvTOU  und  auch 
das  xocv^v  i7t(ap^c(a«)  Hövcou  erwähnen  (Mipnnet  Suppl.  4  p.  448  n.  173  unter 
]tf.  Aurel.).    Er  war  also  eine  procuratorische  PfOTlnz ,  wie  auch  bezeugt  die 


—     203     — 

Die  beiden  zuletzt  genannten  Di^tricte,  der  Pontus  Galatious 
und  Pontus  Polemoniacus,  wie  aueh  9.  Artnenia  minor,  welches  '^'»«q» 
ebenfalls  als  Tbeil  Galatiens  vorkommt^),  scheinen  nur  vorttber- 
gebend  dieser  Provinz  angehört  zu  haben,  da  sie  später  zu  Gap* 
padocien  gerechnet  werden,  weshalb  wir  auf  dieselben  nochmals 
znrttckkommen.  Da  nämlich  bis  zum  J.  47  n.  Chr.  Cappadoden 
^n  Königreich,  von  da  aber  bis  auf  Vespasian  eine  procurato- 
rische  Provinz  war,  so  konnte  der  militärische  Schutz  dieser 
Districte,  sowie  der  Bau  der  Heerstrassen,  welcher  in  diesen 
undvilisirten  Gegenden  eine  Hauptaufgabe  der  Verwaltung  bildete, 
nur  dem  Statthalter  von  Galatien  übertragen  werden;  seitdem 
aber  durch  Vespasian  Cappadoden  einen  consularischen  Legaten 
und  eine  eigene  Militärmacht  erhielt,  ist  nicht  nur  eine  Zeit  lang 
Galatien  selbst  zu  Cappadocien  geschlagen,  sondern  es  sind  auch 
nach  der  wiedererfolgten  Trennung  von  Cappadocien  und  Gala- 
tien die  östlichen  Nebenländer  Galatiens  ihrer  geographischen  Lage 
wegen  mit  Cappadocien  vereinigt  worden,  lieber  die  Zeitbestim- 
mung dieser  Veränderungen  lässt  sich  wenigstens  FolgeYides  fest- 
stellen. 

Dass  die  legati  Aug.  pr.  pr.  Galaiiae  praetor ii  waren,  zeigen v«rw»itQBf. 
die  uns  bekannten  Statthalter,   von  denen  der  erste^  M.  Lollius, 
25  V.  Chr.  die  Provinz  übernahm  2} ,  aber  erst  ii  Consul  wurdet). 

Inwlir.  ▼.  Ancyn  MArlni  AUi  p.  766^=»  Waddington  Voy.  III  p.  427  n.  1793« 
e.  /.  L.  in  n.  251:  B(pnae)  JF^orfimae).  C.  Iv(l),  Seneeionem,  v(ifuni)  d^re- 
9hmi)f  pro€(uratormC)  prov.  Oalat.,  it€m  vke  pranidU  eiusdem  prov(inei(u)  et 
PionU,  Ztno  Ati^(tMlorttm)  Ub{trUu\  tabuLar(iu8)  proo(ineiQe),  enudem  pratpo$iio 
MtompafäbiU, 

i)  Hensen  6912.  Auch  im  Jahr  75  baut  On.  Pompeiua  Collega,  Legat  von 
Galatien,  die  Wege  in  Aftnenia  minor.  8.  die  Inschr.  Waddington  Voy,  III  p.  430 
n.  1814b  »C.  i.  X,.  m  n.  306. 

2)  8.  Rnfiu  frfM.  11:  eam  (QalaUani)  prtmm  LoÜku  pro  pro/Oore  admmi" 
$trauU.  Maxens  nennt  ihn  Entrop.  7,  10  und  Ensebius  Chron.  co».  p.  142 
Sdioene.  8.  über  ihn  Borgheai  Oeuvr,  2,  399,  wo  indessen  in  Beziehung  auf 
die  Inschr.  Mnratori  643,  1  ein  Irrthum  vorliegt,  den  Perrot  Oal.  p.  69  bereits 
aufgeklart  hat. 

3)  C.  i.  L.  I  n.  600.  Von  den  übrigen  Statthaltern  vor  Vespasian  ist  nur 
noch  bekannt  Axius  (Insohr.  v.  Aneyra,  Waddington  Voy,  m  p.  426  n.  1791  s» 
C.  /.  X.  III  n.  248),  wahrscheinlich  identisch  mit  L.  Axius  Naso,  der  im  J.  30 
n.  Chr.  proeormA  Oypri^  war  (Waddington  a.a.  0.  m  p.  640  n.  2773);  ferner 
unter  Claudins  der  auf 'einer  Münze  von  Pesainns  (Annali  1847  p.  281)  vorkom- 
mende Afreans,  dessen  CoBsuUt  Borghesi  BüU.  Nap,  IV  p.  58  in  das  Jahr  59 
setzte,  indessen  auf  Qrund  eines  pompcjanisohen  graffUo  {BM,  Nap.  IV  p.  6. 
C.  i.  Jj.  IT  n.  1544),  dessen  Lesart  unsicher  ist  (Henzen  Seaoi  nd  botco  $aero 
dei  fr,  ArvaU  p.  19);  endlieh  im  J.  70  Calpumius  Asprenas  (Tac  H.  2,  9), 
über  deren  Gonsulat  überhaupt  nichts  bekannt  ist. 


—     204     — 

Unter  Vespasian  verwaltete  im  J.  75  die  Provins  C.  Pompeius 
Gollega');  ob  derselbe  Consular  war  und  zugleich  Gappadocien 
unter  sich  hatte,  ist  unbekannt^),  seine  Nachfolger  dagegen  sind 
Gonsulare  und  Legaten  von  Cappadocia  und  Gaiatia,  nttmlich  im 
J.  78  M.  Neraiius  Pansa'),  in  den  Jahren  80 — 82  A.  Gaesennius 
Gallus^),  nach  dem  J.  86  Ti.  lulius  Gandidus,  Marius  Celsus^). 
Hierauf  sind,  soviel  sidi  erkennen  lasst,  beide  Provinzen  wieder 
getrennt  und  dann  nochmals  vereinigt  worden.  Denn  bald  nadi 
dem  J.  92   war  Statthalter  Galatiens  L.  Bellicius  Söllers^),  der 


1)  Er  kommt  Tor  auf  einer  MfiD]2e  von  Ancyra  (Mionnet  TV  p.  377  n.  17} 
und  der  datirten  Iiifiehrift  C.  1.  L.  in  n.  306  a  Waddington  Foy.  Ul  p.  430 
n.  iSUK 

1)  Der  Cn.  Poropeins  GoUega,  welcher  im  J.  93  (Tsc.  Agr.  44.  Borghesi 
Oeuvr.  6,  209)  xosammen  mit  OomeUus  Priaeiniu  (Hommsen  Index  Plmü 
p.  407)  Consiil  war,  kann  mit  dem  Legaten  nicht  identisch  sein,  sondern  ist 
vielleicht  sein  Sohn  (Perrot  Oal.  p.  99). 

3)  Er  hat  Mflnzen  geprigt  in  Caesarea  Cappadociae  und  zugleich  in  Ancyra, 
Mionnet  lY  p.  377  n.  16;  p.  441  n.  29.  Eekhel  D.  N.  HI,  190,  und  zwar  in 
Ancyra  eine  im  lOten  Jahr  des  Tespasian,  d.  h.  78.  Mionnet  8uppl.  VII  p.  662 
n.  18.  Sein  Consulat  erwähnt  eine  Insehr.  von  Lyon.    S.  Borghesi  Oeuvr.  b,  348. 

4)  Münzen  von  Caesarea  Mionnet  Suppl.  YH  p.  663  n.  25.  Insehr.  v.  J.  80 
in  Meulk  in  GaUtien,  Henzen  6913»  Waddington  ni  p.  425  n.  1784»  C.  I.  L. 
m  n.  318 :  ^  />np.  [T.]  Ccfesjffr]  divi  Vespasiani  f.  Aug,  poni.  max,  Mb. 
poteit.  X,  imp.  XV,  co$.  V1[II],  eerwor ,  p.  p.  [et]  Caesar  divi  f.  DomUianus] 
eoi.  VJIy  print{ept]  iuvent^Uit,  {per]  A.  Caeeennhun  OaUum  leg.  pr.  pr.  via$ 
jifxmtfieiaru[m]  Q[ala}Uae  Cappad(o}inae  Ponti  Pieidiae  Paphlagoniae  I^caoniae 
Armetüae  mhiorU  stravertmt  LXXJ.  Auf  denselben  scheint  sich  zu  beziehen  die 
Insehr.  von  Sardes,  Wadd.  627.  Insehr.  von  Ancyra  aus  d.  J.  82  bei  Henzen 
BuU.  d.  In$t.  1862  p.  66  »  Perrot  ExploraUon  p.  227  n.  111  »  Perrot  Ocd.  p. 
102  «  Waddington  HI  p.  425  n.  1784»:  Imp.  Cae$ar,  dioi  Veepasicmi  [fiUue  Do- 
müianua]  Aug.  po[n]t.  max.  trib.  potest.  eo$.  VIIl,  desig.  IX ,  p.  p.  per  A.  Cae^ 
$efmium  OaUum  leg.  pr.  pr.  vicu  provineiarum  OaUüiae  Cappadoeiafi  PonlU  Piti- 
diae  Paphlagoniae  Lyeaoniae  Armeruae  Minorie  elravU.  VIII.  i].  Vgl.  Boighesi 
Oeüor.  6,  251. 

5)  Waddington  HI  p.  426  n.  1789 » 0.  /.  L.  III  n.  250  (Insehr.  von  An- 
cyra). Er  war  eoi.  euffeetue  86  (Henzen  5433),  dann  wohl  legaUte  Oalaiiae  und 
zum  zweiten  Male  Consui  105. 

6)  Insehr.  von  Antiochia  ad  Pisidiam,  Henzen  6912  (s.  S.  201  A.  7)  und 
dazu  Borghesi  Oeuvr.  6,  330.  411.  Mommsen  Hermes  3,  115  und  Ithdex  Kinti 
p.  404.  Perrot  Oal.  p.  109.  Der  L.  Bellicius  Sollers,  dem  die  Inschrift  gesetzt 
ist,  war,  ehe  er  Legat  von  Galatien  wurde,  legahu  Ugionie  XIII  geminae  gewe- 
sen und  als  solcher  beschenkt  worden  donis  militarihu»  expedüione  8udfica  et 
SarmaUea.  Henzen  versteht  darunter  den  Krieg,  welchen  im  J.  70  unter  Vespa- 
sian  Rubrius  Gallus  gegen  die  Sarmaten  führte  (loseph.  ß.  lud.  7,  4,  3),  allein 
der  Umstand,  dass  in  dieser  Inschrift,  wie  in  zwei  ähnlichen  (OreÜi- Henzen 
3049,  v|^.  Henzen  p.  265,  und  6766),  der  Kaiser  nicht  genannt  wird,  von  dem 
die  Geschenke  herrühren ,  lasst ,  wie  Perrot  und  Mommsen  bemerkt  haben ,  auf 
Domitian  schliessen,  dessen  Namen  auf  öffentlichen  Documenten  zu  erwähnen 
ein  Senatusoonsult  verbot  (Sueton.  Dom.  23).  üeber  den  sarmatischen  Krieg  Do- 
mitians  berichten  Suet.  Dom.  6.   Eutrop.  7,  15,  23 ;  über  seine  Zeit  ist ,  da  die 


—     205     — 

noch  nicht  Consul  gewesen  war^),  M^ährend  C.  Anlins  lulias 
Quadratus,  cos.  suff.  93,  im  J.  94,  also  wohl  gleichzeitig,  Gap- 
padocien  verwaltete^).  Allein  96  bis  Ende  99  waren  nochmals 
und  zwar  zum  letzten  Male  beide  Provinzen  vereinigt  unter  dem 
Gonsularen  T.  Pomponiüs  Bassus*"^),^  worauf  dann  eine  neue  Son- 
derung der  Provinzen  vorgenommen  worden  zu  sein  scheint,  bei 
welcher  die  geographisch  zu  Cappadocien  gehörigen  Districte, 
Armenia  minor,  der  Pontus  Gappadocicus ,  Polemcmiacus  und 
Galaticus,  endlich  Lycaonien  dieser  Provinz  zugewiesen  wurde  ^), 
während  Galatien,  wie  es  scheint,  gleichzeitig  von  dem  bisher 
mit  Bithynien  verbundenen  Pontus  die  Gebiete  von  Abonoteichos, 
Sinope  und  Amisus  erhielt.  Siehe  oben  S.  493.  Seitdem  hat 
Galatien  wieder  einen  eigenen  prätorischen  Lasten  ^)  mit  einem 

Münze  Eckhel  I).  N.  VI,  371  keinen  Anhalt  gei?Uirt,  llartUt  die  einzige  Quelle, 
welcher  7,  2.  6.  7.  8;  8,  11  den  Krieg  besingt  und  namentlich  sagt,  daas 
P<»nitian  8  Monate  wegen  desselben  entfeTnt  war  (9,  31,  3)  und  Im  Januar 
zurückkehrte  (8,  2,  8),  ohne  zu  triumphiren  (8,  15,  vgl.  Suet.  Dom.  6). 
In  Betreff  des  Jahres,  in  welchem  das  7te  Buch  des  Martial  geschrieben  ist,  hat 
man  aber  nur  die  Wahl  zwischen  93  (Clinton  F.  R,  s.  a.  L.  Friediander  Königs- 
berger Progr.  1862  und  1865)  und  92  fStobbe  Philologus  26  [1867]  S.  51),  und 
ich  glaube ,  da  Domltian  im  Winter  9o  bereits  in  *  Rom  anwesend  gewesen  zu 
sein  scheint  (Stobbe  a.  a.  O.),  den  sarmatischen  Krieg  nicht  mit  Mommsen  und 
Perrot  90,  sondern  tou  Mai  bis  Ende  92  setzen  zu  müssen.  . 

1)  Dies  geht  mit  Sicherheit  daraus  hervor,  dass  in  der  Inschrift  das  Gonsulat 
nicht  erwähnt  wird.  War  aber  Bellicius  ein  praetorhu,  so  konnte  er  nicht  legatua 
Cappadociat  sein,  und  hat  die  Yermuthung  Kuhns  (II,  158)  und  Mommsens 
C.  /.  X.  III  n.  291 ,  daas  in  der  Inschrift  unter  seinen  Titeln  das  Wort  Cappa- 
dodae  nur  dorch  ein  Yersehn  ausgefallen  sei,  keinen  Grund. 

2)  Borghesi  Oeuvres  2,  16.  C.  i.  Ot.  3532.  3548.  3549.  Waddington  III 
n.  1722.  1722». 

3)  Dies  geht  namentlich  aus  den  Münzen  hervor.  S.  Peirot  Oal.  p.  110. 
Mommsen  Hermes  3,  125.    Inschr.  C.  1.  L,  III  n.  309  aus  dem  Jahr  98. 

4)  Kuhn  II,  147.  Arrian,  welcher  Legat  von  Cappadocien  war  (Dio  Cass. 
69,  15),  rechnet  in  seinem  Periplue  P<mU  BuxM  1,  2;  2,  1;  3,  Ij  6,  2;  9,  8; 
10,  3;  17,  2  Müller,  die  Küste  von  Trapezus  bis  ..zum  Phasis  zu  Cappadocien. 
Nach  Ptolemaeus  gehört  zu  derselben  Provinz  der  Pontus  Galaticus,  Polemoniacus 
und  Cappadocicus  (Ptol.  5,  $  2.  3.  4). 

5)  Penot  Gal.  p.  112  ff.  Kuhn  II,  159.  Bekannt  sind  von  diesen  Legaten 
A.  Larcius  Macedo  unter  Hadrian  im  J.  122^123  (Inschr.  C.  /.  L,  III  n.  310. 
313.  Henzen  BuU,  d,  IntL  1862  p.  68);  C.  lulius  Scapula,  in  den  J.  135—137, 
worauf  er  138  Consul  wurde.  Er  heisst  in  zwei  Inschriften  von  Ancyra  (C.  /.  Or. 
4022.  4023)  Snaxoc  dnoScSet^piivoc,  icpeoßcuriPjc  xal  dvTtorpdtt^Yoc ;  unter  M.  Aurel 
P.  luveatius  Celsus  (Mionnet  lY,  393),  und  A.  Fnlviu»  Rusticus  AemiUmnus 
C.  /.  Or.  n.  4012,  wohl  derselbe,  den  die  Fragmenta  Vai.  $  189.  211  unter 
M.  Aurel  setzen,  und  der  Vater  des  Oonsuls  206  n.  Chr.  S.  Borgh.  Oeuvr.  4,  299 ; 
etwaa  sp&ter  P.  Plotius  Romanus  (Orelli  3044);  etwa  unter  Commodus  L.  Fabius 
CÜo  (Marinl  iacr.  Alb,  n.  40.  165),  und  aus  unbestlnunter  Zeit  L.  Petronlus  Yems, 
Ug,  Attg.  pr.  pr,  t(lafUiima€)  m(emofi<u)  v(ir)  co$.  deHg,  in  der  Insehr.  von 
Ancyra  C.  /.  L.  Ul  n.  262. 


—     206     — 

eigenen  proettraft>r^),  weldier  in  seiner  Abwesenkieii  seine  Stelle 
vertrat*). 

«Die  Residenz  des  SCattbaltera  und  der  Sitz  der  Verwaltung 
ist  Ancyra');  daneben  hat  jeder  der  Bestandlheile  der  Provinz 
seine  eigene  Metropolis,  und  in  derselben  vieHetchi  seine  beson- 
dere Festvereinigung.  Die  drei  galatischen  StStmme  wenigstens 
bilden  ein  xotvov  raXerrm^)  (commune  GiUatiae),  bei  dessen  Zn- 
sammenkunfl  der  weiter  unten  zu  besprechende  FaXaTap^ijc  den 
Vorsitz  fuhrt;  ebenso  giebt  es  ein  xoivov  Aoxaov(ac,  das  sich  in 
Iconium^)  und  Dalisandus*)  versammelt;  von  den  andern  Thei- 
1«!  der  Provinz  sind  wenigstens  die  Metropolen  bekannt,  Mm^ 
lieh  von  Pisidien  Sagalassus^),  von  Isaurien  Isaura^),  von  Paphla^ 
gonien  Pompeiopolis,  von  Pontus  Galatieas  Amasia^),  von  Pontes 
Polemoniacus  Neocaesarea  ^^) .  Im  Uebrigen  hatte  die  Provinz  zwei 
suate.  dvitaks  liberaej  Tetmessxts  mslor^^)  und  Sagalassus^^,  und  meh- 
rere römische  Golonien,  nämlidi  im  eigentlichen  Galatien  Germe  ^^), 
in  Lycaonien   loonium,    welches  Claudius ^^),    und   Pariais,    das 

1)  iTclTpoiroc  raXanx-TJc  itta^tiaz  unter  Claudias  and  Sero,  C.  L  Qt.  3991 , 
^rocurator  OdLaüat  Waddington  IH  n.  1794»  C.  i.  L.  HI  n.  249,  vgl.  C.  /.  Ot. 
3969.  3970.  4037.    Marini  AtvaU  p.  706». 

2)  S.  oben  Seite  202  Anm.  14. 

3)  Ancyia  heisst  utrcoiSicoXtc  rljc  TaXaTta«,  C.  1.  Qt.  ^11.  4020.  4030. 
4042.  5896.  Bckhel  D.  k  lU,  177. 

4)  e.  i.  Qt,  4039.   Bckhel  D,  N.  DI,  176. 
ö)  Bokliel  D.  JV.  III,  32. 

6)  HQnce  des  Phüippns  im  britischen  Mnsenm :  A AA1€ ANAEQN  KOIMON 
ATKADvCac  BorreU  NunUtmalie  ChronieU  vm,  2. 

7^  Sie  heJBst  itpcfrcT)  Iltdfteiv.  Bckhel  I>.  N.  IV,  271.  C.  /.  Qr.  4368. 

8)  Auf  Münzen  uiryrp6noX(c  Iaa6poiv ,  Bckhel  2>.  N,  III,  29.  Mionn^t  III 
p.  &31.  8,  Vn  p.  144. 

9)  Anf  Münzen  fAYjxD^icoXic  Ilövrou,  Bckhel  D.  JV.  II,  344.  Mionnet  II,  335. 
8,  rv,  419.  C.  /.  Ot,  4168  j  auch  utitd^itoXi;  xal  trpcKrnn  toQ  nivxou ,  Mionnet 
8uppl.  IV  p.  420  ff. 

lOJ  Bckhel  D.  N,  II,  355.  Mlonnet  II  p.  352.  6.  TV  p.  449. 

llj  Termessus  erhielt  seine  Autonomie  schon  565  »189  (Polyb.  22,  18.  LIt. 
38,  151;  sie  wurde  bestätigt  durch  die  lex  AnUmia  de  Termeatibus  fC.  I,  L.  T 
n.  204).  Dirksen  Yersuche  zur  Kritik  und  Auslegung  S.  136—202.  Die  TcpfAino- 
ocT<  nennen  sich  daher  aMvopiOt.  Bckhel  D.  N,  in,  27.  Waddington  n.  358, 
und  auf  einer  unedirten  Mflnze  des  britischen  Museums  (Waddington  zu  n.  1202} 
heisst  die  Stadt  iXeu^^pa. 

12)  Die  Stadt  nennt  sich  cpCXv]  %a\  o6afMtyoc  'Pm\Mim^ ,  Bckhel  D,  N,  IT, 
271.    0,  L  Qr.  3468. 

13)  Colonia  erst  genannt  unter  Gommodus  (Bckhel  D.  JV.  IV  p.  178),  aber 
wahrscheinlich  früher  gegründet. 

14)  Die  Stadt  heisst  Claudia,  die  Binwohner  KXauBstxovuTc,  Bckhel  D,  N,  lll, 
31.  38.  C,  I.  Qr.  n.  3991.  3993;  auch  wird  sie  Coloiiia  Aeiia  looniensis  genuint 
(Mtonnet  m  p.  535  n.  13),  weshalb  Zumpt  Comm.  epSgr,  X  p.  418  sie  von  Ha- 
drian  gründen,  Perrot  Qal.  p.  144  von  Hadrian  durch  eine  nene  Oolonlsation 
yermehren  ttsst. 


—     207     — 

wahrscheinlich  Ai^ustos  colonimrte  i) .  Auch  Antiodiia  IHsidiae 
erhielt  dorch  Augustos^)  eine  Golotiie')  von  Veteranen  der  leg,  V 
Gallica  (Alcmche)^),  ebenso  von  demselben 'Kaiser  Gremna^). 

Im  dritten  und  vierten  Jahrhundert 'finden  wir  Galatien,  nach-  ^^p^}«"« 

'  Theilnng. 

dem  es  bereits  etwa  unter  Traian  seine  nördlichen  und  östlichen 
Districte,  unter  Septimius  Severus  auch  Isauria  und  Lycaonia 
abgegeben  hatte,  seinem  damals  noch  vorhandenen  LUnderbestande 
nach  in  3  kleinere  Provinzen  getheilt^).  Von  diesen  bestanden 
sdM)n  WJ  4.  Galatia,  das  Gebiet  der  drei  galatisohen  Stämme, 
unter  einem  cansularis'');  2..P&phlagonia  unter  einem  corrector^); 
3.  Pisidia  unter  einem  piyzesea^).  Galatien  selbst  aber  wurde 
bald  nach  381  in  Galalia  prima  mit  der  Hauptstadt  Ancyra  und 
GofoNa  secmnda  oder  sabdaris  mii  der  Hauptstadt  Pessinos  ge- 
theHt  mtd  der  letztem  Provfnz  ein  eigser  praeses  gegeben  ^^) . 

XKXI,  Cappadooia<i> 

Als  Tiberius  im  J.  47  n.  Chr.  beschloss,  Gappodocien  nach    umfong. 
dem  Tode  seines   letzten  Königs  Archelaus  i^)    zur   Provinz    zu 

1)  Dies  li88t  der  Name  M.  Aug.  Col.  ParlaU  (Eckhel  ni,  34)  aof  den 
Münzen  schliessen,  die  wir  indessen  erst  seit  M.  Aurel  haben. 

2)  Monnm.  Ancyr.  c.  28 :  dnotxlac  iv [ItotSCqt  orpattwrÄv  xon^Y^Y**^- 

Strabo  12  p.  577. 

3)  0er  Name  derselben  ist  Coloaia  Caesarea  Antiochia.  Plin.  N,  H,  6  %  94. 
SeUkel  D.  N.  m,  18.  Mionnet  III  p.  491 :  'Avrtoveu  KatdapeTc  Kfl^mvol,  C.  7.  Or, 
2811b  BS  Waddington  1620*.  Sie  hat  dunmwM  (C.  /.  6^.  3979)  nnd  decwriotie» 
(Waddington  n.  1190). 

^        4^  Henzen  n.  9074.  Grolefend  Jmptriwnk  Romamun  trUmüm  duer.  p.  17. 

b)  Strabo  12  p.  569.  Anf  einer  MQnze  (Mlonnet  Sufpl,  VH  p.  115  n.  1401 
Aitg.  Col.  Crem,  Der  Name  Golonia  Inlia  Angnsta  Velix  (Eckhel  D.  N.  III,  20) 
liest  sich  ans  Mftnzen  nicht  mit  Sicherheit  nachweisen.  8.  Waddington  n.  1200. 

6)  Ueber  diese  TfaeUnngen  s.  Mommsen  Yerz.  d.  rchn.  Provinzen  Ton  297 
in  Abb.  d.  Berl.  Acad.  1862  p.  503  tt.  Kuhn  II,  211. 

7)  Inschr..T.  Ancyra,  C.  I.  Or,  4050:  iizX  xou  XotpLicpordiToii  bicaxtuoC  Mivtx. 
^Xnpcvxiou.  Binen  Consiüar  hatte  die  Provittz  «ach  vor  5o&.  Hierodes  p.  696  W. 
»36  Parthey.  Vgl.  Boeckiag  N.  X>.  Or.  p.  132.  Im  J.  535  dagegen  einen  comes. 
IvttiniaD.  Nov.  8:  TvAotc  rffi  icW  itdffvtfi  «.  t.  L  $  4. 

8)  Hierodes  p.  695  W.  »35  P; 

9)  N.  i>.  Or.  c.  I;  seit  InstiiiUn  hat  Pisidia  einen  eoinmtlari»,  Hierodes 
p.  672  W.  Boecking  N.  D.  Or.  p.  141.   luetln.  Nov.  30,  1. 

10)  Ueber  die  Z«^  s.  Kahn  n,  210  f.  j  über  den  proeset  N.  D.  Or.  e.  I  n. 
Boecking  p.  150.  Hierodes  p.  697. 

11)  Ueber  diese  Provinz  giebt  es  nur  eine  Utere  Abhaadlmig:  Htsely  De  iUr 
slofto  CeqjfNMlMiatf,  Amstdod.*1836.  4. 

12)  Er  erhielt  Gappadocien  im  J.  36  v.  Chr.  dorch  Antonius.  Dio  Oass.  49,  32. 
Es  herrschten  damals  neben  ihm  Lycomedes  im  cappadocischen  Pontns.  Dio 
Oass.  51,  2.   Stimbo  12  p.  560,  Pdemo  im  übrigen  Pontos,  Plut.  AtU.  61.   Ueber     • 


—     208     — 

machen  ^)y  hatte  dasselbe  noch  keineswegs  die  Ausdehnung,  welche 
es  spttter  unter  r(^mischer  Verwaltung  erhielt.  Im  Westen  stiess 
es  an  G^latien,  im  Norden  an  den  Pontus  Galatiiius  und  Pole- 
moniacus  und  an  Armeniä  minore  im  Osten  wurde  es  durch  den 
Euphrat  von  Armenia  mator^^  im  Süden  durch  den  Taurus  und 
Amanus  von  Cilicien  und  Gommagene  getrennt.  Das  Land  war 
fast  ganz  ohne  grossere  Städte')  und  ist  im  Gegensatz  zu  Gala- 
tien,  welches  im  vierten  Jahrhundert  als  völlig  romanisirt  ge- 
schildert wird^)>  Überhaupt  nur  langsam  und  unvollkommen  der 
EiB^«ii^f  römischen  Cultur  zugänglich  geworden^).  FUr  die  Verwaltung 
gira.  behielt  man  daher  die  Eintheilung  des  Landes  in  40  Strategien 
bei,  wie  sie  unter  den  Königen  bestanden  hatte,  nämlich 
4.  MzkirriYr^,  8.  KoraovCa^  3.  KtXixCa,  4.  Toavitw^  5.  rapoaoplnc, 
6.  Aaouiavoijvi) ,  7.  DapYapauoijviQ ,  8.  Dapaoui^vi^,  9.  XaiMiwjviQy 
40.  Mopt(jLif]vi^,  wozu  unter  den  letzten  Königen  als  44te  Strate- 
gie noch  ein  Stttck  von  Cilicien  mit  den  Städten  Kastabala  und 
Kybistra  kam<^).  Diese  Organisation  war  noch  zu  Ptolemaeus 
Zeit,  d.  h.  unter  Antoninus  Pius,  vorhanden  ?][. 

Dem  Könige  Archelaus,  weldier  leidend  und  schwachsinnig 
war,   hatte  bereits  Augustus  einen  römischen  Procurator  beige- 

die  GeBchichte  der  cappadociflchen  Könige  s.  Clinton  FasU  Hell.  III  App.  IX 
p.  429-438. 

1)  Tftc.  Ann,  2,  A2:   iUe  (Archdmu)  ignaruB  doli m  whem  properai, 

exeeptuique  imMti  a  prmeipe  ei  mox  aecu»atu$  in  senottf  —  '—  finem  vüae  aponU 
an  faio  implevü.  Begnum  in  pfx>vineiam  redaetum  est.  Es  ist  hier  von  einem 
BesohloBs  des  Senats  die  Rede,  der  erst  im  folgenden  Jahr  zur  Ausführung  kam. 
Noch  im  Jahz  21  schrieb  Strabo  12  p.  534:  rf^  tk  {jieYdlXTic  Kaict;a$ox(ac  vuv 
uiv  0^  toucv  IC«}  T^v  (tdixaEiv  *  TeXeuT^eavro«  fkp  x^  ßiov  ApyeXdou  tou  ßa9t-* 
A^o<moc  irm  Kaioap  xe  xal  if)  ourxXT)Toc  ^apYiov  elvai  'PoofiatcBV  aMjy,  Vgl. 
Dio  Cass.  57,  17.  Suet.  Tib.  38.  CaUg,  1.  Suidas  s.  t.  Ttßiptoc  VeU.  2,  39. 
Eutrop.  7,  11  (6).  Aur.  Yict.  Caes,  2.  3.  tpU,  2.  8.  Rofüs  hrev,  11,  wo  unter 
dem  Claudius  Caesar  Tiberins  gemeint  ist. 

2)  Tac.  Ann.  15,  7. 

3)  Strabo  12  p.  537.   Kuhn  II,  231  ff. 

4)  Themistios  Or.  16  p.  257  Dlnd. :  xal  vtv  euxirt  ßapßdlpouc  FfxX^Tac 
dlv  TIC  icpooclirot,  dlXXd  xal  icdvu  'Po>pi.aiouc^  to&vopba  fdp'aöroic  xo  itikw.  itapa- 
pLspiiw]xcV|  6  ß(oc  ^i  96yL^uXoc  ffit]» 

5)  Auch  von  dem  Pontus  im  Norden  von  Cappadocien  sagt  Barth  Reise  Ton 
Trapezunt  durch  die  nordliche  HUfte  Kleinasiens/  Gotha  1860.  4  S.  7:  „Wir  fan- 
den niehts  von  AltertfaQmem  in  dieser  Gegend,  wie  denn  dies  ganze  Binnenland 
sehr  wenig  unter  den  Einfluss  der  Griechen  nnd  R5mer  gekommen  zu  sein 
scheint '  *  Auch  aus  der  Schilderung  der  Provincialveirhiltnisse  in  luBtinlans  Nov, 
30  ersieht  man,  dass  noch  im  J.  Ö36  die  Provinz  schwer  zu  regieren ,  und  daaa 
Mord  und  Raub  darin  häufig  war. 

6)  Strabo  12  p.  534.   VgL  Forbiger  Handb.  d.  a.  Geogr.  II,  292  ff. 
7j  Ptolem.  5,  6  und  7. 


—     209     — 

geben  ^),    und  nachdem   im  J.  18  n.  Chr.  Germanicus  im  Auf- 
trage des  Kaisers  Tiberius  durch  seinen  Legaten  Q.  Veranius  die 
Provincialverwaltung    organisirt  hatte  ^j,   blieb  die  Regierung  in  ^^^^"1*^^" 
der  Hand  eines  Procurators^),  der  im  Falle  des  Bedürfnisses  auf     ^i"'- 
die  militärische  Ubtersttttzung  des  Statthalters   von  Syrien  ange- 
wiesen war 4).     Hierin  liegt  der  Grund,   dass  die   nördlich  von 
Cappadocien  gelegenen  Landschaften,   als  sie   ihre  Selbständigkeit 
verloren,  nicht  zu  Cappadocien,   sondern   zu  Galatien  geschlagen 
wurden,  dessen  prätoriscber  Legat,  wenn  auch  nicht  Über  römische 
Legionen,    so  doch  über  Auxiliartruppen   verfügte^}.     Dies  Ver- 
haltniss  änderte  Yespasian,  der  im  J.  70  Cappadocien  unter  einen  iconimu- 
consularischen  Legaten  stellte^),  diesem  eine  bedeutende  Militär-     vinz. 
macht  zuwies,  und  in  Folge  dessen  auch^Galatien,  wie  oben  er- 
wähnt ist,  bald  darauf  mit  Cappadocien  vereinigte.     Ais  später, 
wie  es   scheint,    unter  Traian   beide  Provinzen   wieder  getrennt 
wurden,  so  geschah  dies    in   der  Weise,   dass  die  Pontusland- 
Schäften,  welche  geographisch  und  historisch  zu  Cappadocien  ge- 
hörten^),   dieser  Provinz   zugewiesen    wurden,    so   dass  damals 


1)  Dio  Cass.  57,  17:  t^v  hk  h^  'Apx^Xaov (A6Teirif*«j;aTo 

ou  fiuSvov  &7cepYihpoov  ^vca  dXXd  xai  oeivfii^  ;:o5aYptt»vTa  xal  icpoo^t  xat  rapa^po- 
veTv  ooxoüvTGt '  Ira^e  (jiiv  -^dp  icote  touto  ^vtcu^  ,  diore  %a\  dic(Tpoi:ov  napol  toO 
A\i^O'JOT0*j  t^^  dpyf^i  Xaßetv.  Hieraus  erklärt  sich  Appian.  Mithr.  105,  der  Cap- 
padocien unter  Augnstus  Provinz  werden  Hess :  xal  TCoXXal  (iexaßoXal  fxiypi  Kat- 

oapo;  i'fiswzo  toO  Scßaorou,   icp    Oü xal  ffit  if;  ßa9iXe(a  nepi^Xlkv   i^ 

ffTpatt^Y^av. 

2)  Tac.  Ann,  2,  56 :  at  CappadoeeSj  in  formam  provinciae  redaeti ,  Q.  Vt- 
ranium  legatum  acceperc.  Veranius  war  Legat  des  Germanicus  (und  Tac.  Ann. 
2,  74;  3,  10.  13.  17.  19)  und  blieb  nur  so  lange  in  der  Provinz,  \ls  die  Ein- 
rirhtung  dauerte. 

5)  Dio  Cass.  57,  17 :  xdx  to6tou  (von  17  n:  Chr.  an)  xal  ifj  KaTtira8ox(a  tän 
Tt  'Po>fAa(<nv  i'^istzo  xal  iTticet  iTteTpdfir»].  Tac.  Ann,  12,  49:  erat  Cappadociae 
proeurator  lulhts  Pelignus,  Der  procurator  Cappadociae  llenzen  6928=  C.  1.  L. 
II  p.  1970  gehört  in  .die  Zeit  nach  Yespasian. 

4)  Tac.  Ann.  12,  45—49.  Zumpt  Comm.  epigr.  11,  127.  Auch  der  Hünz- 
fu88  der  von  den  Römern  in  Cappadocien  geprägten  Geldst&cke  ist  der  syrische. 
Monunsen  Gesch.  d.  rom.  MQnzw.  S.  713. 

^5)  So  hat  im  J.  62  Caesennius  Paetus  Pontiea  et  Galatartan  Cappadorum- 
fiue  auxiUa,  d.  h.  Auxiliarcohorten,  die  in  Galatien  ausgehoben  waren  (Tac.  Ann. 
15,  6)  und  schon  58  v.  Chr.  werden  in  Galatien  Truppen  ausgehoben.  Tac.  Ann, 
13,  35. 

6)  Soet.  Vesp.  8:  Cappadociae  propter  adaiduos  barharofum  ineurmu  Ugionea 
nddidit,  contularemque  reetorem  impfmtit  pro  equite  Romano.  Tac.  Hist.  2,  81 : 
ted  inerme$  legati  reg^anX  (die  asiatisehen  Provinzen  im  J.  69),  nondum  additis 
Cappadociae  legiombu*.  Da  die  legio  XII  fuhninaia  im  J.  70  nach  Melitene  ge- 
legt wurde  (loseph.  B.  lud.  7,  1,  3),  so  muss  damals  auch  der  consularisehe 
Legat  eingesetzt  worden  sein. 

7)  Unter  den  Persern  bildete  Cappadocien  zwei  Satrapien,  Gross  -  Cappado» 
cien   und  Kanica^oxia  i\  icp^^  t«j>  (Iövtui.    Strabo  12  p.  534.  541.     Mithridates 

B4b.  Alt«rth.  IT.  14 


—     210     — 

Gappadocien  den  Umfang  erhielt,  in  dem  wir  es  bei  Piolemäos 
Qrenxeniiaii  finden.  Es  gehörte  also  damals  zu  Gappadocien  I.  Der  Ponttis 
Galattcus^),  i.  der  Pontus  Pokmoniacug  nebst  dem  Pantus  Cap- 
padociaiS,  Dazu  kam  3.  Armenia  minor  und  nach  Ptolemäus 
4.  Lyccumia  mit  der  Hauptstadt  Iconium^).  'lieber  die  Pontos- 
landschaften  haben  wir  einen  interessanten  Beiicht  des  Legaten 
von  Gappadocien,  Flavius  Arrianus'^),  der  in  denselben  im  Jahre 
431/132  eine  miiitHriscbe  Inspection  abhielt^).  Wir  ersten  aus 
demselben,  dass  damals  die  Provinz  Gappadocien  an  der  Küste 
im  Norden  bis  Dioscurias  (Sebastopolis)  hinaufgingt)  und  durch 
eine  Reihe  von  Festungen  mit  römischer  Besatzung  gesichert  war, 
nftmlich  Trapezus,  Hyssiportus,  Apsarus,  Phasis  und  Dioscurias®], 
da  das  Binnenland  hinter  der  Seekttsle  von  einheimischen  Fttrsten 
regiert  wurde,  welche  zwar  abhängig  von  den  Römern,  aber 
immer  unzuverlässig  waren''].  Apsarus  war  noch  unter  lustinian 
in  römischem  Besitze;  Phasis  und  Dioscurias  scheinen  aber,  man 
weiss  nicht,  seit  wann,  aufgegeben  zu  sein^. 

Armenia  minor  am  oberen  Euphrat  war  ein  Königreich  ge- 


ArmenU 
minor. 


heisBt  in  der  Inschrift  von  Ephesus  (Waddington  II{  n.  136»):  Kama5ox([ac 
ßaotXci^;]  und  der  Name  Pontus  wird  erst  in  romischer  Zeit  Qblich.  8.  Wad- 
dington m  p.  59. 

1)  Auch  Plin.  N.  H.  d  %  S  rechnet  z.  B.  Amaseia,  die  Metropolis  des  Pon- 
tus Oalaticus,  zu  Gappadocien. 

2)  Ptolem.  5,  6. 

3)  'Aj^biavoü  iiciOToX'9)  ttpö;  Tpaiaviv  ['Aßpiavov]  dv  ^  xai  TreplitXou;  EO^etvo'j 
n6vT0o  in  Müller  Geogr.   Oraeci  minores  I  p.  370  ff. 

4)  Der  Bericht  ist  geschrieben  in  dem  Jahre,  in  welchem  Cotys  II,  Konig 
des  clinmerisohen  Bosporus,  starb  TArrian.  1.  1.  ^  26),  d.  h.  im  Jahr  428  der 
bosporanischen  Aeras=i31  n.  Chr.  (gerechnet  vom  Herbst  297  v.  Chr.).  C.  I.  Or. 
n.  2108^. 

5)  Arrian.  1.  1.  ^  26:  ^ttI  Aio;xoupia$a,  ii  Sirep  orpaTiSrc^ov  TcXeui^  'Pa»- 
fjt«(ot(  1^  iizixpd'zna. 

6)  Ueber  Trapezus  Arrian.  S  1.  In  ''Yaooü  Xip./jv  steht  eine  eokffrs,  J  4. 
vgl.  Not.  D,  Or.  p.  96 :  cohort  ApuUia  eivium  Romanomm  Ysiporto.  In  Apsarus 
stehn  5  Cohorten  (S?),  in  dem  Castell  Phasis  400  <npaTia>T«i  IraexTGi  (S  12), 
in  Dioscurias  ist  eine  grosse  Festung  mit  Lazarethea  und  Magazinen,  $  14. 

7)  ArrUn.  1.  1.  S  15. 


8)  Procop.  B.  Goth,  4,  2  p.  466  Dind. :  —  im  €)daiv  te  iroTaji^v  xal  tou; 
iv^OTdiTo»  ßapßapou;.    A^y^^^^   l*^^   ^^^   ^  xora  to'j«  Tpatavou   toO  'PnpLoidiiv 


itöXsoi;  ii  n^pav  Te  itöXiv  xal  toüc  AaCöw  Spov>;,  o5  5^  TeXtutd  6  E(>$eivoc  iröv- 
'ZQiy  f^iäc  ^otiv  if^fA^pac  6&d(.  Petra  im  Lande  der  Colchi  hatte  noch  lustinian 
befestigt  (Proc.  B.  Pers.  2,  17),  es  war  aber  wieder  verloren  worden  (Proc.  de 
aed.  3,  7).  Die  Stadt  Sebastopolis,  welche  lusUuian  N(n\  31  c.  1  im  J.  536 
erwähnt,  ist  Sebastopolis  in  Armenia  minor,    S.  Boecking  A'ot.  D,  Or,  p.  438. 


—     211     — 

Wesen,  welches  Pompaius  an  Deiotarus^),  Caesar  an  Ariobarza- 
nes  III  von  Cappadocien  2) ,  Antonius  an  Polemo,  König  des  Pon- 
Uis^),  Augustus  an  Archelaus  von  Cappadocien  ^)  gegeben  hatte. 
Es  wurde  mit  der  Provinz  Cappadocien  nicht  sofort  vereinigt, 
sondern  im  J.  38  n.  Chr.  aufs  Neue  durch  Caligula  an  Cotys^), 
im  J.  54  durch  Nero  an  Aristobulus  abgetreten®)  und  ist  wahr- 
scheinlich von  Yespasian  der  erweiterten  Provinz  einverleibt  wor- 
den. Wenngleich  Ptolemäus  Armenia  minor  in  einem  eigenen 
Capitel  behandelt,  so  ist  doch  die  Zugehörigkeit  dieses  Bezirks 
zu  Cappadocien  nicht  zu  bezweifeln  7) .  Denn  Melitene,  das  zu 
Armenia  minor  gehört  ^),  war,  wie  bereits  bemerkt  ist,  seit  dem 
J.  70  Hauptquartier  der  legio  XII  fulminata^)  und  im  J.  75  baute 
in  Kleinarmenien  der  Legat  von  Cappadocien  die  Strassen  ^^). 

Wenn  der  Statthalter  von  Syrien  insofern  die  wichtigste  Poutischa 
Stelle  unter  allen  Statthaltern  der  orientalischen  Provinzen  ein-  der  Pro?hfz. 
nahm,  als  er  die  römische  Grenze  unmittelbar  gegen  die  Parther 
zu  deckeh  hatte,  so  war  die  Hauptaufgabe  des  Legaten  von  Cap- 
padocien dageg/en,  Grossarmenien  und  die  caucasischen  Stämme 
von  der  Einmischung  parthischen  Einflusses  frei  zu  halten  und 
den  Römern  zu  sichern.  Wenn  die  Römer  in  diesen  Gegenden 
Könige  einsetzten,  mussten  sie  dieselben  auch  thatsädilich 
schützen:  wie  z.  B.  im  armenischen  Kriege  Neros  (58 — 63  n.  Chr.} 


1)  Strabo  12  p.  547,  vgl.  Hirtius  B.  AUx,  34.  67. 

2)  Dio  Cass.  41,  68;  42,48. 

3)  Dio  Cass.  49,  33.  44. 

4}  Dio  Cass.  64,  9.  Btrabo  12  p.  555. 

5)  Dio  Cas».  59,  12.  Tac.  Ann,  11,  9.   loseph.  Ani.  19,  8,  1. 

6J  Tafi.  Ann.  13,  7.  loseph.  Ant.  20,  8,  4.  Btü,  lud.  2,  13,  2. 

7)  S.  Kuhn  11  S.  145  f.  Die  Einwohner  von  Armenia  minor  sind  Cappado- 
nier.  S.  die  Inschrift  ans  dem  J.  3Bö  n.  Chr.  bei  de  Bossi  Inscr.  Chriai.  I  p.  155 
n.  355;  Civem  ArrMniaeum  Ci/ppadoeem  numine  (soll  heissen  nomine^  Quiril- 
lu$  u.  8.  w. 

8)  Ftoieia.  5,  7,  5. 

9)  Vgl,  Procop.  dt  aedif.  3,  4:  -^^v  hi  xi  yftopios  dv  xoic  ^Ao^uvloic  Ti  iza- 
Xaiöv  uixpoTc  xaXoufjivou  o6  iroXXtj»  dfiro^ev  TcorapLOÜ  E^opd^tou,  eop'  oS  ^  Xöyo; 
'FoBfialoiv  orpaTioBTttv  Upuro.  MeXiTi]N^  (Jiev  to  yimpio'^,  Af^tt^  hi  6  Xö/oc  ^iccu- 
vo^idCsTo.  'EvraO^d  nti  fyj\t,a  Iv  xetpafouvtp  iiti  x^P^^  6irTia«  l^ifi.avro  ^v  toU 
ism  )^)övoi;  'Po))iaioi*  (d.  h.  untei  Yespasian)  —  p.exd  tk  Tpaiavip  Tu>'Pa>uau»v 
a'jToxpdfTopi  ^eSoYJxivov ,  i^  nöXei6(  xe  d^iotfia  6  x^po(  d^Txxat  "mX  (it^xpoTToXtc 
xax^oxTj  tü^  IOnci. 

10)  Meilenstein,    gefunden   in  M^iki-Ch^rlf  in  Kleinarmenien,    Waddington 

IH  n.   1814^:  Imp.   Ve^aaicmo  Caeaare  [Aug.  p.  m.  tr.  pot.  Vf]  imp.  XIII  eos. 

[VI,  des.]  YII,  Imp.  Tito  Caeaare  cos.  fVJ  K,  [des.]  V,  Cn,  Pompems  Co^Uega  leg. 

^Aug,]  pr.  pr.  [miUiaria  posutt].     Ueber  die  fiestimmung  des  Jahres  s.  Borghesi 

Optier.  6,  42. 

14* 


—    212     — 

Gorbulo,  der  damals  ein  ausserordentliches  Gommando  erhalten 
hatte,  dem  von  ihm  eingesetzten  Könige  Tigranes  von  Armenien 
1000  kgionarti,  3  cohortes  sociorum  und  2  aide  equäum  als 
Schutz  wache  liess^).  Dass  diese  Truppen  in  Armenien  längere 
Zeit  bleiben  konnten,  ist  nicht  anzunehmen,  da  Corbulo  noch  in 
demselben  Jahre  (60  n.  Chr.)  sein  Gommando  in  Artnenien  nie- 
derlegte. Seitdem  aber  seit  Yespasian  die  kgio  XII  fubninata  in 
Melitene^)  und  etwa  seit  Traian^)  die  legio  XV  ApoUinaris  in 
Sat^a  (Sadaghj  4)  ihr  Hauptquartier  hatte  ^],  ausserdem  eine  Reihe 
von  Festungen  durch  Garnisonen  von  Auxiliartruppen  geschützt 
und  namentlich  die  Seeplätze  des  Pontus  zu  Militärdepots  einge- 
richtet waren®),  wurde  Cappadocien  nicht  nur  ein  sicherer  Aus- 
{^angspunct  für  die  armenisch-parthischen  Kriege  des  Traian  im 
J.  iU?)  und  des  M.  Aurel  und  Verus  462—165,  sondern  auch 
ein  wesentlicher  Schutz  fttr  die  römische  Politik,  deren  Einfluss 
sich  bis  über  die  Grenzen  Armeniens  erstreckte.  Wir  finden, 
dass  Yespasian  im  J.  75  dem  Könige  Mithridates  von  Iberien  eine 
Feslung  am   Gyrus  (Kous)    bauen   liess^),   dass   unter  Antoninus 

1)  Tac.  Ann.  14,  26.  S.  über  diesen  Krieg  E.  Egli  Feldzüge  in  Armenien 
von  41 — 63  n.  Chr.  in  M.  Büdinger  Untersuchungen  zur  röm.  Kaisergeschichte. 
Bd.  1  Leipzig  1868.  8  S.  267—362. 

2)  loseph.  B.  lud.  7,  1,  3.  Hier  lag  sie  noch  unter  Hadrian  (Arrian.  AeUs 
c.  AUmos  p.  100.  103.  106  ed.  Blanc),  unter  Alexander  Severus  (Dio  Cass.  55, 
23),  und  bis  In  das  fünfte  [JSo\.  D,  Or.  p.  97.  421)  und  sechste  Jahrhundert, 
Procop.  de  aed.  3,  ö. 

3)  Obgleich  Sneton  Veap.  8  sagt:  (^Vefpaaifmiui)  Caippadoeiae  legiones  addidity 
so  wissen  wir  doch  nur  Ton  einer  Legion,  dass  sie  unter  ihm  in  die  Provinz 
verlegt  wurde.  Die  legio  XV  kam  nach  dem  jüdischen  Kriege  zunächst  nach 
Pannonlen  (losepb.  BeU.  lud.  7,  5,  3);  in  Cappadocien  finden  wir  sie  erst  unter 
Hadrian  (Arriani  aeiet  c.  ALanoa  $  5.  6). 

4)  Petermann  Geogr.  Mittheilungen.  Erg&nzungsh.  20  S.  63  Anm.  2. 

5)  Itlner.  Anton,  p.  183  Wess.  N.  D.  Or.  p.  96.  420. 

6)  Arrian.  peripl.  Ptmti  Euxini  S  1.  4.  7.  12.  14.  Tac.  Hisi.  2,  6:  Cappa- 
docia  Pontusque  ei  quidqtäd  easlrorum  Armeniis  pmetenditur.  Dass  namentlich 
über  Trapezus  auf  dem  Seewege  Vorräthe  für  die  cappadoci sehen  Tnippeu  be> 
schafft  wurden,  zeigt  Tac.  Ann.  13,  39. 

7)  Diö  Cass.  68,  18.  Dierauer  Gesch.  Traians  S.  160. 

8)  Griechische  In  sehr.,  gefunden  zwischen  Tifiis  und  Metskhtfta  am  rechten 
l'fer  des  Kour  in  Georgien,  herausg.  v.  Renier  im  Joumcd  A$iaiique^  Sixi^me 
Serie.  Tome  XIII  (1869)  p.  93 :  [A'jTOTtpd^TcDp  KotT«a]p  Oü6[aTraoiavÖ5  Seßjxorö;, 

dpyt£[peCi;  ixi-^^iaro}; ,    ^'If^'^tp/iW^«  l;ov>[ala;  t6]  C»  aÖTOxpd(T[w]p  t6i5,  ßTraxo^ 

t6  c,  tÄTCoSfiOciiffjidvo;  t6  C,   Tiar^p  Tiarpi^oC}  T[eipnr]}ffj;,   xai  tiitroxpd-cm^  T(to5 

KaT[oap]  ^eßaoToO  ulö;,  ^fAap)^i[x]f|<  i$ouo(ac  tö  e ,  ÖTcaxoc  tö  ö  ,  diro^sfisiYH''^'' 

voc  t6  i,  Tei|xTjT^5,  %a\  Ao^JitTtavöc  KfzToop,  Sc^oroO  uii?,  öitato;  xb  [yJi  <iito- 

ie^ei^jx^vo;  t6  B  ,  ßaatXet  'l^ifjpajv  MiÄpiodtiQ,  ßaaiXfoi;  <I>apaafidbo'j,  xal  la^aa- 


—     213     — 

Plus  die  südlichen  Landschaften  Armeniens,  Sophene  und  Gor- 
dyene,  von  Cappadocien  aus  verwaltet  wurden  >),  und  dass  im 
J.  185  unter  Commodus  eine  vexiUalio  der  leg.  XV  Apoliinaris 
im  Osten  Armeniens  am  Gyrus  stand  ^].  Bei  dieser  Bedeutung 
der  Provinz  hat  dieselbe  auch  nach  ihrer  Abtrennung  von  Gala- 
tien  immer  consularischc  Legaten  behalten,  von  denen  aus  dem 
2ten  Jhdt.  bekannt  sind  H.  lunius,  o  tfj;  KaniraSoxCac  ap^cov 
144  n.  Chr.^),  Flavius  Arrianus  cos.  suff.  eines  unbestimmten 
Jahres^),  leg.  Cappad.  134^)  bis  wenigstens  136^),  in  welchem 
Jahre  er  seine  Tactica  schrieb*^);  sein  Nachfolger  L.  Burbuleius 
Optatus  Ligarianus^),  wenig  später  L.  Aemilius  Carus^)»  beim 
Beginne  der  Regierung  M.  Aureis  P.  Aelius  Severianus  Maxi- 
mus, der  462  in  Elegia  in  Armenien  mit  der  ganzen  Besatzung 
des  Ortes  von  Vologeses  lil,  KOnig  der  Parther  i^^),  niedergemacht 
wurde  ^1);  dessen  Nachfolger  Statius  Priscus,  cos.  459,  leg.  Capp. 

1)  Appian.  Miihr.  105  eagt  von  diesen  Landschaften:  xal  arparnY^tTai  vOv 
ä|jia  T^  Kanicaooxla  r.a\  "zdhe,  Appian  sclirieb  nach  Hadrians  Tode  (s.  Clinton 
Faiii  Rom.  ad  a.  l47).  Da  Ptolemäus,  der  ihm  fast  gleichzeitig  ist,  diese  Land- 
schaften zu  Glossarmenien  rechnet  (5,  13,  13  und  !K)),  so  scheint  ihre  Zuge- 
hörigkeit zu  Cappadocien  nur  eine  vorübergehende  gewesen  zu  sein. 

2)  Inschr.  gef.  im  Kloster  Edchmiadzin  bei  Tiflis,  herausg.  Journal  Asiatique 
a.  a.  0.  p.  103:  Jmp.  Caes,  M.  Aurel.  Antonino  Aug.  [Commodo]  Qerma.  Sarm. 
Max.,  trib.  pot.y  imp.  VJIj  cos.  7V,  p.  p.  vexül((itU))  leg.  XV  Apoll,  sub  Caelio 
Calvino,  Ug,  Aug.  pr.  pr.,  curam  agente  Licinio  Satumino  trib.  mil.  et  Aurel. 
Labrase  eenturione  leg.  eiusdem, 

3)  Dio  Cass.  68,  19. 

4)  Photius  bibl.  p.  17b  Bekk.  Suidas  s.  v.  'A^^iv*6^.  Borghesi  Oeuvr.  4,  157. 

5)  S.  Seite  210  Anm.  4. 

6)  Dio  Cass.  69,  15  und  über  das  Jalir  Müller  Geographi  6r.  mm.  I  p.  CXII. 
T)  Arrian.    Taet.   e.   44:    U  t/w^c   t?j"v  ii«pouo«v   ßaaiXeiav,   •SJv  'A^ptov^ 

cixoaxov  tout'  frog  ßaoiXeusi.    Das  208te  Jahr  des  Hadrian  ist  136  n.  Chr. 

8)  Henzen  n.  6484.   Borghesi  Oeuvr.  4,  158. 

9)  Henzen  n.  6049.   Borghesi  Oeuor.  4,  159. 

10)  Er  regiert  148 — 192.  8.  De  Bartholomaei  Reeherehes  sur  la  numismaUque 
üTHieide  in  Mimoirei  de  la  Soeiiti  d^archiologie  et  de  numigmatique  de  Paters- 
bufp.  Vol.  II  (1848.  8)  p.  75  ff.  I.  Lindsay  A  view  of  the  M$tory  and  eomage 
of  the  Parthiani,  Cork,  1852.  4  p.  107  ff. 

11)  Den  Namen  Severianus  nennt  Ludan  Quomodo  hist.  ait  eonsct.  21  u.  25. 
Dio  71,  2:  xal  «rpaTÖircS^v  ts  5Xov  'Pofxaix&v  tö  bnb  ScouYjptavfp  TCtaYpi^vov 
h  T^  'EXc^cif aÖToT;  i^jisvö«  xotreTÖSeoac  xal  (ife^eipc.  Den  vollstän- 
digen Namen  gicbt  die  Inschrift  v.  Bostra  Waddington  n.  1Ö43.  Wenn  Borghesi 
Oeuvr.  4,  254;  5,  375  aus  der  Stelle  des  Dio  Cass.  folgert,  dass  bei  dieser  Ge- 
legenheit die  legio  XXII  Deiolariana  vernichtet  worden  sei,  so  fehlt  hiefür  jeder 
Beweis.  Capitolln.  v.  Verl  6  redet  von  eaesi»  legSonibus,  was  jedenfalls  ein  über- 
triebener Ausdruck  ist,  die  Ug.  XXII  Deiotariana  scheint  aber  schon  unter  Traian 
eingegangen  zu  sein ,  nach  dessen  Zeit  sie  nicht  vorkommt ,  und  orpaTditc^ov 
heisst  bei  Dio  überhaupt  nicht  nothwendig  eine  Legion,  sondern  wird  auch  von 
Irgend  einer  Heeresabtheilung  gebrauchi. 


—    214     — 

462^),  auf  welchen  dann  folgte  Mariius  Venis  cos,  46S^)  und 
vielleicht  T.  Arrius  Antoninus^) ;  unter  Gommodus  der  bereits 
erwähnte  Gaelius  Calvinus  im  J.  i  85,  endlich  im  Anfang  des  3tea 
Jhdts.  Sulla  ^)  und  Q.  Atrius  Cionius^).  Unter  dem  Legaten 
stand  ohne  Zweifel,  wie  in  allen  kaiserlichen  Provinzen,  ein  Pro- 
cura tor*). 
N«ii«sudt«.  Das  eigentliche  Gappadocien  hatte,  als  es  Provinz  wurde, 
nur  vier  Städte,  Tyana,  Mazaca^),  Ariarathia^)  und  Archelais^); 
alle  übrigen  Ortschaften  waren  vici,  xmfjiaiy  ohne  Stadtverfassung 
und  städtische  Behörden,  so  dass  das  Land  in  ähnlicher  Weise, 
wie  wir  es  in  Aegypten  Gnden  werden,  von  10  Strategen  admi- 
nistrirt  wurde  ^^}.  Ausserdem  war  ein  bedeutender  Theil  des 
Landes  kaiserliche  Domaine,  welche  zwar  erst  im  5ten  und  6ten 
Jahrhundert  erwähnt  wird^^),  aber  ohne  Zweifel  aus  den  könig- 
lichen Gütern  herrührte  und  seit  Tiberius  unter  Verwaltung  des 
Procurators  stand.  In  römischer  Zeit  6nden  wir  nicht  nur  die 
vier  genannten  Städte,  von  denen  Mazaca  oder  Eusebia  Haupt- 
stadt der  Provinz  ist^'^)  und  den  Namen  Gaesarea  führt  ^"^j,  Tyana 
■ 

1)  Henzen  n.  5480.    Borghesi  Oeuvr.  3,  249. 

2)  Borghesi  Oeuvr.  5,  25o.  Er  heisst  Kanita$ox(ac  dp-^isti,  Dio  Cass.  71,  23. 
Dass  er  des  Priscus  Nachfolger  war,  sieht  man  ans  Suldas  s.  y.  Md(>Tioc- 

3)  C.  /.  Or.  4193  und  dazu  Waddington  In  Borghesi  Oeuvres  5,  418.  Auch 
in  der  Inschr.  von  Amasia  C.  1.  Or,  4168  wird  er  nicht,  wie  Borghesi  a.  a.  O. 
annimmt,  als  Statthalter  von  Bithynieu,  sondern,  wie  Kuhn  II,  160  richtig  be- 
merkt ,  als  Legat  von  Gappadocien  erwähnt.  Denn  Amasia  mit  dem  Pontus  Gala- 
ticus  gehörte  damals  zu  Cappadocien. 

4)  Dio  Cass.  79,  4  (unter  Elagabalus). 

5)  Henzen  n.  6057.  C.  /.  L.  II  n.  4111.  Ulpian.  Dig,  26,  10,  7  $  2  citlrt 
eine  epiHola  imperaiorU  notiri  QCaraeaUae')  et  divi  Severi  ad  AtrHan  CUmium. 
Die  zweite  der  citirten  Inschriften  ist  aber  unter  Alexander  tSeverus  gesetzt  uiid 
daher  erheblich  Jünger. 

6)  Er  liommt  nur  einmal  vor  in  der  spanischen  Inschr.  Orelli  5040=^6928, 
besser  C.  i.  L,  II  n.  1970,  wo  Hübner  proc.  prov.  Cappcuiociae  liest,  Mommsen 
dagegen  proc.  provine.  Capp.  Paflag.  Gal.  vermuthet. 

7)  Strabo  12  p.  537  kennt  nur  diese  beiden.  Tyana  nennt  auch  PhUestratut 
V,  Apoll.  1,  4  eine  hellenische  Stadt. 

8)  Steph.  Byz.  s.  v.   Ptelem.  ö,  6  S  13. 

9)  Ptolem.  5,  6,  14. 

10)  Hierüber  handelt  vortrefflich  Kuhn  11,  231—258. 

11)  In  der  N.  D,  Or,  p.  37  werden  sie  augeführt  unter  dem  Namen  Domut 
divina  per  Cappadociam  und  lustiuian  ordnete  im  J.  536  eine  neue  Verwaltung 
derselben  an.  Nov.  30. 

12)  Den  Titel  (AT]Tp6;ioXtc  hat  sie  auf  Münzen  seit  M.  Antoniuus.  Mlonnet 
Suppl.  7  p.  672. 

13)  Den  Manen  erhielt  sie  nach  Gonstantlnus  Porphyrog.  de  themaiib.  1,  2 
und  lustinian.  Nw.  30  pr.  Ton  lulius  Caesar,  nach  S.  Rofos  brev.  11  voo  Augu- 
stus,  nach  Eutrop.  7,  11  von  Tiberius,  nach  Sozomenus  JB.  E.  ö,  4  von  CUadius. 


—     215     — 


auf  Mttnzen  seit  Hadrian  Upa,  aooXoc,  aotovofio;  heisst^)  und  im 
Jahr  213  unter  Garacalia  Colonie  wurde  ^),  endlich  Archeiais  von 
GlaudiuB  zur  Colonie  erhoben  war^j,  sondern  auch  Gasiabala 
und  Gybistra  sind  Städte  geworden  und  prägen  Münzen^];  aus 
dem  vicus  Halalae  machte  M.  Aurel  die  Stadt  Faustinopolis^), 
und  Diocaesarea  bezeugt  durch  seinen  Namen  den  römischen  Ur- 
sprung^]. Gleicher  Entstehung  sind  in  Armenia  minor  Nicopolis, 
das  Pompeius  bautet),  Melitene,  das  unter  Traian  Stadt  wurde  ^), 
ferner  Glaudiopolis  ^) ,  Sebastopolis  ^^j  und  die  von  Ptolemttus  er- 
wähnte Golonie  Sinis^^j;  im  Pontus  Gaiaticus  Neapolis,  vor  Pom- 
peius eine  xm|i7)  Namens  4>aCT][Jioiv  ^^) ,  Gomana,  zu  Mithridates 
Zeit  noch  ein  vicus  ^^),  und  Sebastopolis^^);  im  Pontus  Polemoniacus 
Zela,  früher  ein  t;icu$  ^^j ,  seit  Pompeius  eine  Stadt  ^<^),  Cabira,  das 
von   Pompeius  DiospolisL  benannt,    später   Sebaste   biess^^)  und 

Die  Aera  der  SUdt,  deren  Anfang  vor  Einrichtung  der  Provinz  zwischen  27<— 16 
vor  Chr.  fallen  muss,  datirt  Borghesi  Bullttt.  d.  Inst,  1852  p.  156  vom  Jahr  20 
V.  Chr.,  in  welchem  Angnstus  dem  König  Archelaus  Armenia  minor  schenkte. 
Mit  der  Aera  dürfte  der  Name  zusammenhängen. 

1)  Mlonnet  Suppl,  7  p.  713. 

2)  Sie  heisst  Antoniniana  eoUmia  TyarM.  Eckhel  D,  N,  3,  195.  Mionnet 
Suppl,  7  p.  715. 

3)  Plin.  N,  H.  &  %  8.  Itin.  Anton,  p.  144.  Ptol.  5,  6  S  14. 

4)  Eckhel  D,  N,  3,  192.  193.  Miounet  Suppl.  7  p.  709.  711.  Dass  Comana, 
welches  auf  Münzen  als  Colonie  erscheint  (Mionnet  a.  a.  0.  p.  710),  das  cappa- 
docische  Cemana  sei,  ist  mir  sehr  zweifelhaft,  da  es  Col.  AugustOj  Comcma  p.  p, 
eol.  Iul(ia),  auch  Col,  Jul.  Auff.,  0,  1.  F,  Comanorum  genannt  wird,  wozu  mir 
jede  Erklärung  fehlt. 

ö)  Capitolin.  M,  AaU.  pkU,  26:   Fauslinam  mam  in  radieibtu  mxmth  Tauri 

in  vieo  HalaUu  —  amisit feeit  et  coloniam  viciun  m  quo  obiit  Faustina. 

Als  Colonie  kommt  der  Ort  sonst  nicht  vor. 

6)  Plin.  iV.  JJ.  6  8  8. 

7)  Dio  Cass.  36,  33.  Strabo  12  p.  565.  Plin.  JV.  JST.  6  §  26.  Ptol.  5,  7  $  3. 
Itin.  Anton,  p.  183.  207.  Später  hat  es  die  Titel  ^A^piavT  und  uT^TO^itoXi;.  C.  /. 
Gr.  4189. 

8)  Procop.  de  aed.  3,  4.    S.  oben  Seite  211  Anm.  9. 

9)  Plin.  N.  H.  ö,  8ö.    Ptol.  6,  7  $  7. 

10)  Ptolem.  6,  6  8  7  rechnet  «io  zu  Cafpadocien.  Hierooles  p.  703.  lustir 
niau.  Nov,  31  c.  1. 

11)  Ptolem.  5,  7  S  5. 

12)  Strabo  12  p.  oißO. 

13)  Appian.  Mitiir,  64.  Hernach  prägt  es  Münzen.  Auch  diejenigen  Münzen, 
in  welchen  COL.  IVL.  AVQ.  FeUx  COMAi\ORVM  vorkommt,  möchte  ich  eher 
mit  Eckhel  D.  N,  2,  351  auf  das  pontische,  als  mit  Mionnet  8uppl.  7  p.  710 
auf  das  cappadodsche  Comana  beziehen. 

14)  PtoUm.  5,  6  S  9^  Eckhel  D.  N,  2,  357. 

15)  Strabo  12  p.  &09. 

16)  Strabo  12  p.  560.   Plin.  N.  //.  6  $  ö. 

17)  Strabo  12  p.  557. 


i 


—     216     — 

wohl  auch  mit  Neocaesarea  identisch  ist<),  ausserdem  Magno- 
polis^]  und  Megaiopolis  (Sebasteia)  3) .  Deutlicher  als  diese  ein- 
zelnen Beispiele  lassen  die  kirchlichen  Quellen  der  späteren  Zeit, 
sowie  der  um  535  geschriebene  Synekdemos  des  Hierocles  er- 
kennen, dass  wührend  der  römischen  Verwaltung  die  als  Statio- 
nen an  den  Blilitärstrassen  oder  Garnisonsorten  sich  vergrössern- 
den  vici  zu  SUidten  entwickelt  und  zu  Bischofssitzen  erhoben 
wurden,  und  man  darf  annehmen,  dass,  wie  in  Thracien  und 
Aegypten,  so  auch  in  Cappadocien  namentlich  in  der  Zeit  zwi- 
schen Alexander  Severus  und  Gonstantin  die  Aufhebung  der 
Strategien  und  die  Einführung  der  der  ganzen  Verwaltung  zu 
Grunde  liegenden  Decurionatsverfassung  stattgefunden  hat^). 
sp&ter«  Seit   Dioclelian    ist  sodann  die  Provinz    wieder  in  kleinere 

Th«iinng.  fij^jjg  verlegt  worden,  nämlich  4.  Diosptmlus  oder  Hellenoponlus 
mit  den  Städten  Amasia,  Zela,  Amisus,  Sinope,  schon  vor  297; 
2.  Pantus  Polemoniacus  mit  den  Städten  Neocaesarea,  Comana, 
Polemonium,  Cerasus,  Trapezus,  ebenfalls  vor  297;  3.  Cappa- 
docia  prima  mit  den  Städten  Caesarea,  Nyssa,  Therma,  Regepo- 
dandus  und  4.  Cappadocia  secunda  mit  den  Slädten  Tyana, 
Faustinopolis,  Cybistra,  Nazianzus,  beide  getrennt  zwischen  384 
und  386 ;  5.  Armenia  prima  mit  den  Städten  Sebastia,  Nicopolis, 
Salala,  Sebastopolis,  6.  Armenia  secunda  mit  den  Städten  Meli- 
tene,  Comana,  Ariarathia,  ebenfalls  getheilt  um  386.  Alle  diese 
Provinzen  gehören  zu  der  dioecesis  Pontica,  withrend  7.  Lycaonia 
mit  den  Städten  Iconium,  Lyslra,  Derbe  um  373  eine  Provinz 
der  dioecesis  Asiana  wurde  ^). 

ZXXil.  Lyoia  et  Famphylia. 

Nach  Besiegung  des  Antiochus  durch  Scipib  im  J.  564  =  190 
setzten  die  Römer  im  folgenden  Jahre  den  Krieg  gegen  die  Gala- 
ter  fort,  bei  welcher  Gelegenheit  sie  zum  ersten  Male  in  Pam- 
phylien  einrückten^).    In  dem  Friedensschlüsse  des  J.  188  wurde 

1)  Fofbiger  Geogr.  II,  428.  429. 

2)  Strabo  12  p.  556.    Plln.  JV.  Ä.  6  J  8. 

3)  Strabo  12  p.  559.  560.   Kuhn  II,  249. 
4l  S.  hierQber  Kuhn  II,  240. 

5)  Mommsen  Yerz.  d.  röm.  Provinzen  von  297  S.  503.  Kuhn  II  S.  243. 
lusiinian  richtete  im  Jahr  536  vier  Armeniae  ein.  S.  lustinian.  Nov.  31.  Kuhn 
II,  244.    Mommsen  a.  a.  0.  S.  505. 

6)  Polyb.  22,  18.   Liv.  38,  15. 


—     217     — 

aber  Über  Pamphylien  noch  keine  Bestimmung  getroffen  ^),  sondern 
es  blieb  vorläufig  unabhängig,  bis  es  654=103  wieder  besetzt 
und  mit  der  damals  entstehenden  Provinz  Gilicien  vereinigt 
wurde  2).  Eine  Provinz  Paniphylia  wird  zuerst  im  J.  25  v.  Chr. 
erwähnt  3);  dass  sie  aber  einen  eigenen  Statthalter  gehabt  hat, 
ist  bei  dem  geringen  Umfange  des  Landes  nicht  wahrscheinlich  ^) . 
Lycien  dagegen,  welches  im  mithridatischen  Kriege  auf  Seiten 
der  Römer  gestanden  hatte,  erhielt  zuerst  von  Sulla  ^),  und  ob- 
wohl es  später  zu  Lieferungen  und  Abgaben  mehrmals  in  An- 
spruch genommen  wurde  ^]  und  namentlich  im  J.  43  v.  Chr. 
unter  Cassius  sehr  zu  leiden  hatte,  zum  zweiten  Male  durch 
Antonius^)  die  Anerkennung  seiner  Freiheit,  in  weicher  es  blieb, 
bis  Kaiser  Claudius  im  J.  43  n.  Chr.  die  Provinz  Lycia  Pam- 
phylia  einrichtete^).  Aber  auch  diese  Einrichtung  war  noch  nicht 
definitiv,  da  Lycien  unter  Nero  oder  Galba  nochmals  frei  gewor- 
den zu  sein  scheint,  Pamphylien  aber  unter  Galba  mit  Galatien 
verbunden  war  ^) .  Sonach  ist  die  eigentliche  Gründung  der  Pro- 
vinz  erst  unter  Vespasian  und   wahrscheinlich   in   das  J.  74  zu  ^*^c^/* 

1)  Polyb.  22,  27.   Liv.  38,  39. 

2j  S.  oben  Seite  178  Anm.  2  and  den  AbschniU  über  Cilicia. 

3)  Dio  Gass.  53,  26.:  zd  xe  xoopCa  rd  i%  t^<  Ilafji^uXCat  np^repov  xcjp 
'Aftuvrqt  ii(>ocve{AT)^VTa  xtp  ihit^  vofMp  dnc5ö87).  Das  persische  Reich  war  in  20 
Steuerdistricte  getbeiltT  gewesen,  die  Herodot  o,  90  ff.  aufzählt  und  vofAoi  nennt. 
So  ist  auch  bei  Dio  Cassins  vopK^c  eine  Provinz,  36,  33 :  NtxoicoXiTat  —  ic  xöv 
Ka7tica(oxix6v  vofjibv  ouvreXouvtsc.  Ebenso  sagt  er  &  t9j^  Bi^v(ac  vofxö;  42,  4ö, 
6  rj)c  Muolac  vo(ji6c  51,  22,  6  t-Pjc  flafA^uXCac  ^ottö^  60,  17. 

4)  Im  J.  13  V.  Chr.  war  nach  Dio  Cass.  54,  34  L.  Piso  Statthalter  von 
Pamphylien.  Da  derselbe  aber  ein  Consular  war  nnd  Pamphylien  niemals  eine 
consularische  Provinz  gewesen  ist,  so  sclieint  Pamphylien  wie  Gilicien  damals 
mit  Syrien  zusammen  verwaltet  worden  zu  sein,  worüber  das  Nähere  bei  Syrien 
nachzusehen  ist. 

5)  Appian.  Mühr.  61.  Wir  haben  noch  eine  Inschrift  C  /.  L.  I  p.  169  = 
C.  i.  Or.  5882,  welche  eine  lycische  Stadt  zum  Dank  für  diese  Privilegien  in 
Rom  setzte. 

6)  Gic.  Qct.  1  in  Verr.  38,  95. 
7l  Appian.  B.  C.  5,  7. 

8)  Suet.  Claude  25 :  Lyeti»  oh  exiUahües  inUr  »e  diseordias  libertaiem  ademit, 
Dio  Cass.  60,  17:  xo^;  xe  Au)c(oi>^  oxaoidoavxa; ,  &oxe  xal  '^Poifialou^  xtvd; 
dTTOxxeivai,  l^ouXd&oaxö  xe  xal  i^  xöv  xij;  JlafifipuXla^  \o\kh^  ioi^pa^^ev.  Es  wer- 
den in  den  nächsten  Jahren  auch  bereits  zwei  Statthalter  Lyciens  genannt, 
nämlich  erstens  Eprius  Marcellus  praetor  48  n.  Chr.  (Tac.  Ann.  12,  4),  Statt- 
halter von  Lycien  wohl  54 — 56,  da  er  57  von  den  Lyciern  wegen  Repetunden 
verklagt  wurde  (Tac.  Ann.  13,  33.  Borghesl  Oeuvres  3,  286:  4,  349);  zweitens 
Licinius  Mutianus,  Lyeiat  Ugatu»  (Plin.  N.  H.  12  $  9),  wahrscheinlich  der  Nach- 
folger des  Eprius  Marcellus  (ßorghesi  Oeuvr.  4,  350). 

9)  Tac.  Hist.  2,  9 :  Qdlatiam  ae  Pamphyliam  jprovineia$  Calpumio  Aaprenaii 
regendas  Oalba  permiserat.  Zumpt  Comm.  ep.  II  p.  143  nimmt  an,  dass  über- 
haupt seit  Claudius  Lycien  und  Pamphylien  nuter  dem  Legaten  von  Galatien 
standen,    lieber  das  Freiwerden  Lydens  fehlt  jede  Nachricht. 


—     218    — 

setzen  ^) ,  von  welcher  Zeit  an  Lycia  Pamphylia  unter  kaiserticber 
Verwaltung,  wie  bereits  früher  unier  Claudius,  stand,  bis  im  J. 
135  Hadrian  sie  gegen  Bithynien  austauschte  und  zur  senatori- 
schen Provinz  machte^).  Aus  diesem  Umstände  erklärt  sich, 
dass  als  Statthalter  in  ihr  bis  zu  dem  genannten  Jahre  ein  leg<P- 
tus  Augusti  pro  praeiore'^) ^  spHter  ein  Proprätor  mit  dem  Titel 
proconsul  fungirt^). 
Lycisciie  Obgleich  durch  eine  gemeinsame  Verwaltung  äusserlidi  ver- 

fMüiing.  einigt,  erhielten  sich  doch  die  beiden  Landschaften  als  getrennte, 
selbständige  Nationalitäten.  Lycien  hatte  in  der  Zeit  seiner  Frei- 
heit einen  Städtebund  (Aoxiaxov  oootrjfia]  gebildet^),  in  welchem 
von  den  zahlreichen  Ortschaften  des  Landes  ^)  nach  Artemidonis, 

1)  Suet.  Veap.  8:  Aehaiamy  Lydamiy  Rbodum,  Bysantiumy  8amum  Ubertaie 
ademta  —  in  provinciarum  formam  redegit.  Kutrop.  7,  19.  Eusebius  Chron,  Can. 
p.  150  Schoene  setzt  die  Binrlchtuug  dieser  Provinzen  Olymp.  213,  2ss74,  also 
in  das  6te  Jahr  des  Vespasian.  Von  diesem  Jahr  scheint  auch  die  oilidache 
Aera  zu  datlren.    Clinton  F.  Rom.  ad  a.  74. 

2)  Dio  Cass.  69,  14:  tq  hi  Hi  ßo'jX'n  xal  xA  xXr|p<{>  if)  IlaiAqpuXta  dvri  ttjC 
BiibN(ac  iU%r^.    Das  Nähere  hierfiber  s.  oben  S.196  Anm.  1.  2.  3. 

3)  Ein  Vcrzeichniss  der  Statthalter  Lyeiens  und  Pamphyliens  hat  schon 
Secchi  MonumenU  inediti  d*un  antieo  aepolcro  di  famigUa  Greca  9coperio  in  Roma 
SU  la  via  Latina,  Roma  1843  fbl.  p.  18 — 20  zusammengestellt.  Von  Legaten  Ly- 
eiens sind  jetzt  bekannt :  unter  Yespasian  S.  Marcius  Priscus,  C.  J.  Or.  4270.  4271 
=s  Waddington  n.  1253.  1254  und  L.  Luscius  Ocrea,  Henzen  Annali  1852  p.  185 
»Waddingtou  n.  1225;  unter  Tltus  im  J.  80  T.  Aureliüs  Avitus,  Waddfngton 
n.  1292;  unter  Traian  A.  lulius  Quadratus,  C.  /.  Gr.  3548.  3532.  4238<>,  Wad- 
dington n.  1722»;  L.  lalins  Marinus  Simplex,  Marinl  Atv.  n.  LVIU.  C.  /.  Or. 
n.  4238<^;  Q.  Pompeius  Faleo,  Uenzea  5451. 

4)  Hleher  gehört  Q.  Ranius  Honoratianus  Festus,  Mur.  517,  4,  der  zuerst 
Ugatus  des  ProcoDstüs  -von  Lycia  Pamphylia,  dann  proconmd  der  Provinz  war  und 
in  die  Zeit  zwischen  M.  Aurel  und  Alexander  Serenis  fallt  (Borghesi  Oeuore* 
5,  388);  C.  Porcina  Priscus  Longinus  unter  Alex.  Sever. «  Maiini  Arv.  n.  LXI; 
ein  namenloser  Proconsul,  Grut.  491,  12  und  Lollianus,  Ruinart  Acta  matt. 
p.  479.     Schwierigkeit  macht  dagegen  die  Inscbr.  C.  /.  Or.  Vol.  ITI  p.  1140  n. 

4303b*  BS  Waddington  1286,  in  welcher  unter  Antoninus  Pius  der  Rath  und  das 
Volk  von  Gyaneae  ein  Bad  jdediciren:  im  Fvalou  'Applou  Kop<^'r]X(ou  np(S%)vOU 
irpeoßEUTOu  xal  dvTiorpaTnYOU.  Denn  dieser  Proculus,  der  in  den  Digesten  mehr- 
mals erw&hnt  wird  (Dig.  2,  8,  7;  26,  5,  24;  48,  18,  1),  ist  nicht  für  einen  Le- 
gaten des  Proconsuls,  sondern  i^r  den  Statthalter  selbst  zu  halten.  Es  würde 
demnach,  wie  bei  Bithynien,  so  auch  bei  Lycien  nach  Hadrian  eine  nochmalige 
Aenderung  der  Administration  anzunehmen  sein. 

5)  S.  Strabo  14  p.  664.  665  und  die  vortrelTlichen  Untersuchungen  von 
Koner  Beiträge  zur  Münzkunde  Lyeiens  in  Pinder  und  Friedländer  Beiträge  zur 
älteren  Münzkunde  Bd.  1,  Berlin  1851  S.  93—122  und  Waddington  in  Revue  nu- 
mitmalique  1853  p.  85  —  98  (vgl.  denselben  in  Le  Bas  Voy.  Expl.  des  inscr.  lU 
n.  1221),  welche  Kuhn  II  S.  292  unbenutzt  gelassen  hat. 

6)  Nach  Plinius  zählte  Lycion  früher  70,  zu  seiner  Zeit  36,  nach  Ptole- 
maeus  33,  nach  Hierocles  28,  nach  Stephanus  von  Byzanz  64.  Aus  andern 
Quellen,  Münzen  und  Inschriften  sind  nahe  an  100  lycischc  Ortscbafton  be- 
kannt, die  Konor  a.  a.  0,  p.  96  ff.  zusauuaenstelit. 


—     219     — 

der  etwa  400  v.  Chr.  schrieb  <)  und  Strabos  Quelle  ist,  S3  stimm- 
berechtigt waren.  Auch  diese  zerfielen  wieder  in  drei  Classen, 
grosse  Städte,  welche  drei,  mittlere,  welche  zwei,  und  die  übri- 
gen, welche  eine  Stimme  hatten  2);  nur  die  ersten,  sechs  an  Zahl, 
fuhrt  Strabo  an ;  die  übrigen  würden  uns  unbekannt  sein,  wenn 
nicht  der  lycische  Bund  ein  gemeinsames  Münzsystem  gehabt 
hätte,  nach  welchem  die  Münzen  der  Bundesstfidte  neben  dem 
abgekürzten  Namen  der  Stadt  das  auf  den  gemeinsamen  Apollo- 
cult  bezügliche  Wappen  des  Bundes,  eine  dreisaitige  Leier  oder 
Bogen  und  Köcher,  nebst  der  Umschrift  ATKIQN  führen.  Mit 
Hülfe  dieser  Münzen  sind  ausser  den  von  Strabo  angeführten 
Bundesstädten:  4.  Patara,  ä.  Olympus,  3.  Myra,  4.  Tics,  5.  Xan- 
thus,  6.  Pinara^j  noch  elf  mit  Sicherheit  nachzuweisen:  7.  Anti- 
phellus,  8.  Aperlae,  9.  Arycanda,  40.  Cragus,  44.  Cyaneae, 
42.  Limyra,  43.  Ma^icytus,  44.  Phellus,  45.  Podalia,  46.  Rho- 
diapolis,  47.  Trebenna  (oder  Trabala).  Nicht  ganz  sicher  sind 
dagegen:  48.  Apollonia,  49.  Araxa,  20.  Telmissus.  Es  fehlen 
somit  für  die  Zeit  des  Artemidorus  wenigstens  drei  Stüdte.  Für 
die  spätere  Zeit  lässt  sich  indessen  auch  diese  Lücke  ergänzen, 
da  seit  d.  J.  84  v.  Chr.  Bubon^)  und  Balbura^)  und  in  nicht 
näher  zu  bestimmender  Zeit  Phaseiis  ^)  dem  Bunde  angehört 
haben.  Diese  Ortschaften  waren  es,  welche  jährlich  in  einer  aus 
ihrer  Zahl  durch  Wahl  bestimmten  Stadt  die  Landesversanmilung 
[ouviBpiov  xoivov}  durch  ihre  Deputirten  (ooveSpoi]  abhalten  Hessen. 
In  derselben  wurden  zuerst  der  Lykiarch,  dann  die  anderen 
Bundesbeamten  7)    gewählt,    ein  Bundesgericht   constituirt,    Krieg 

1)  Marcianns  Heracleensis  epHome  peripli  Mtnippti  in  Müller  Geogt,  min. 
1,  5.6o:  'A(>T6|A(ofDpoc  hi  h  '£(p£o(oc  y$m^pd^^  xatd  r?)v  ^xaToor-^jv  i^axooT^v 
ivvdtxTjN  'OXüjjiTtiaßa  -ycTOvcÄCi  d.  h.  104  v.  Chr. 

2)  Strabo  braucht  die  Bezeichnungen  al  (jii^taTat  —  al  (liaai  —  al  dfXXai. 

3)  Von  den  fünf  ersten  sind  Bundesmünxen  vorhanden,  von  Pinara  ist  noch 
keine  aufgefunden. 

4)  Von  Bubon  giebt  es  eine  Bundesmnnze,  allein  erst  durch  Murena  ivurde 
84  V.  Chr.  die  Tetrapolis  Kibyra,  Bubon,  Balbura  und  Oenanda,  welche  bis  dahin 
eine  eigne  Dynastie  biMete,  aufgelost  und  Bubo  und  Balbura  zu  Lycien  geschla- 
gen (Strabo  13  p.  631).  Es  konnte  also  erst  seit  84  Bundesstadt  sein. 

5]  Ton  Balbura  giebt  es  Bundesmünzen  nicht,  seine  Zugehörigkeit  zum 
Bunde  beweisen  aber  mehrere  Inschriften.  Henzen  Annali  1852  p.  178  IT.  Wad- 
dington  n.  1221  ff. 

6)  PhMelis  hat  neben  eigenen  Münzen  auch  Buudesmünzen  gepriigt  und 
daher  zu  irgend  einer  Zeit  dem  Bunde  angehört. 

7)  Zu  diesen  gehören  zur  Zeit  der  lydachen  Freiheit  der  Admiral,  va6ap)r(K) 
der  in  den  Inschriften  Waddington  n.  12öl.  1252  erwähnt  wlid. 


—     220     — 

und  Frieden  beschlossen  und  Abgaben  ausgeschrieben  und  diese 
Verfassung  des  Bundes  bestand  unter  römischer  Herrschaft  fort, 
nur  dass  die  Gompctenz  für  äussere  Politik  und  ohne  Zweifel  das 
Abgabenwesen  dem  Bunde  entzogen  war.  Auch  unter  der  Pro- 
vincial Verwaltung  also  finden  wir  das  xoivov  Aox(o)v')9  den  Aoxt- 
ap^Y^c^},  die  Abgeordneten  (suveSpoi),  und  als  stehende  Beamte 
des  XOIVOV  die  ßouXeuTal,  die  xoivol  äp^ovre;  oder  i&vixol  ap^ov- 
T£c^),  insbesondere  einen  ap^if^XaS^),  mehrere  oiro<poXaxe;^),  einen 
Ypa^ApiaTeuc  ^)  und  die  Priester  Lyciens^).  In  gleicher  Weise  feierte 
Pj^op^-  Parophylien  seine  eigene  Festgemeinschaft ,  M}U9  na(i<puX.iaxiQ  ^) 
te«-  unter  einem  YlaiiJffoXiipx"^^^) ^  auch  hat  die  Provinz  keine. gemein- 
same Hauptstadt,  sondern  Lycien  allein  drei  Metropolen,  Tlos'^), 
Xanthus  ^^j  und  Patara  i^],  während  in  Pamphylien  Side  die  erste  ^^) , 
Perge  die  zweite,  Aspendus  die  dritte  Stadt  ist^^).  Nichtsdesto- 
weniger  erhielt  sich   die  Vereinigung  beider  Landschaften   unter 

einem    Statthalter   mindestens  bis    313  n.   Chr.  ^^);    nicht   lange 

— 

1)  Es  kommt  vor  in  Inschriften  von  Xanthus  (Waddfngtou  n.  1250),  TIos 
(n.  1245),  PaUra  (n.  1266),  Oenoanda  (u.  1233),  Balbura  (n.  1221.  1224),  Pha- 
sells,  C.  /.  Gr.  4332. 

2)  Inschr.  von  Xanthus,  C.  1.  Or.  n.  4274.  AdtUnda  p.  1124  »  Waddiiigton 
n.  12o7;  von  ßubon,  Waddington  n.  1219;  von  Balbura,  n.  1224;  von  Telmes- 
sus,   C.  1.  Gr.  n.  4198. 

3)  Inschr.  von  Balbura,  Waddington  n.  1221 :  oovfTJi  hk  xai  toic  auv£[&pou 
xa]t  Auxtov  dp)(oaTataic  [xal  ßo]'jXe['j]TaT;  xal  xoivoi;  ap^o'j[aiv  6iJavofi.^c 
dlvÄ  M  ß,.  Die  ap^oaTotrat  sind  unerkllrt,  die  xoivol  ipyovxec  heissen  in  dersel- 
ben Inschr.  mehrmals  i^ixol  dtp^ovTC^. 

4)  Waddingtou  n.  1224. 

5)  C\  /.  ör.  4332.   Waddington  n.  1224. 

6)  Waddington  n.  1266.  Die  Lesart  ist  nicht  sicher ;  Henzen  ergänzt  rotpiCa^. 

7)  Eine  dip^^tlpeia  Auxla«,  Waddington  n.  1297,  ein  dp^iepaaspicvöc  rf|t 
Aux(a;,  d.  h.  ein  gewesener  dpytepe6(,  Römische  Inschr.  bei  Secchi  a.  a.  O.  p.  13 
=  BuUeU.  d.  Inst,  1843  p.  IdS. 

8)  C.  /.  Ot.  43Ö2.  43Ö4.  4355.  Eckhei  3  p.  9 ,  der  den  Ausdruck  indessen 
nicht  verstand.  Mlounet  3,  449. 

9)  Waddington  n.  1224. 

10)  C.  /.  Gt,  n.  4240c;  Waddington  n.  1266. 

11)  C.  /.  Gr.  n.  4276  und  Addenda  p.  1125  =  Waddington  n.  1255;  C.  /.  Gr. 
4273.  4274 «Waddington  n.  1257.  1258. 

12)  C.  l.Gr,  n.  4280.  4281.  4283. 

13)  Eckhei  3,  17.  Den  Titel  Metropolis  finde  ich  nur  in  der  sehr  späten 
Inschrift  C.  /.  Gr,  n.  4361. 

14)  Philostratus  v.  AyolXon,  1,  15:  d^txsTO  \i.hi  y*P  ^«  "Aoirevoov  Tf^v  IlaiJ.- 
?f' JXojv  •  —  rpÄi  EipUfxilovTi  hk  oUettai  Trotapiip  i?j  ti^Xi;  aunj ,  TpiiTj  täv  Ixci. 

15)  Die  Verordnung  Cod.  Th.  13,  10,  2  vom  Jabr  313  ist  gerichtet  ad  Euse- 
bium  V.  V.  praeaidem  Lyciae  ei  Pamphylicie.  In  dem  veroneser  Verzcichniss  von 
295  ist  nur  Pamphylia,  nicht  Lycia  aufgeführt  und  Mommsen  nimmt  an,  dass 
der  letztere  Name  nur  durch  ein  Versehen  ausgefallen  sei.  leb  halte  für  wahr- 
scheinlicher, dass  die  combinirte  Provinz,  welche  damals  noch  cxisUrte,  mit  dem 
einen  Namen  Pamphylia  bezeichnet  ist. 


—     221     — 

darauf')    aber   wurde   sie   aufgehoben   und   Lycia   unter  einen  TteBmug 
praeses,  Pamphylia  unter  einen  consiUaris  gestellt  2).  -Tiieiieder 


:«:«.« II 


OilioiaS). 


Cilicien  ist  von  Natur  in  zwei  Theile  getbeilt,  deren  Grenz- 
scheide die  Stadt  Soloi  bildet;  westlich  von  derselben  \ie%i, Cüicia 
asper a  (tpa^eta,  Tpa^eiÄtt;),  Östlich  bis  zur  syrischen  Grenze 
Cilicia  campestris  (TlsStac)-  Nur  mit  dem  ersteren  kamen  die 
Römer  zunächst  in  Berührung  durch  die  Seeräuberkriege.  Der 
Prätor  M.  Antonius  nämlich*),  welcher  im  J.  i03  als  Proconsul *) 
gegen  die  cilicischen  Piraten  den  Krieg  eröffnete,  eroberte  zwar 
nicht  das  rauhe  Cilicien,  in  welchem  dieselben  ihre  festen  Plätze 
hatten,  aber  occupirte  wenigstens  die  benachbarten  Districte,  um 
für  künftige  Land-  und  Seekriege  mit  den  Ciliciern  einen  Aus- 
gangspunct  zu  sichern.  Von  dieser  Zeit  an  ist  von  einer  Provinz 
Cilicien  die  Rede,  was  man  in  doppelter  Weise  verstehen  kann. 
Entweder  nämlich  muss  man,  da  von  dem  eigentlichen  Cilicien 
damals  noch  kein  Theil  in  den  Händen  der  Römer  war,  prot;m- 
cm  in  dem  Sinne  eines  militärischen  Commandos  nehmen,  dessen 
Aufgabe  die  Eroberung  eines  noch  nicht  occupirten  Landes  ist®), 
oder  man  muss  annehmen,  dass  die  vorläufig  in  Besitz  genom- 
menen, ausserhalb  des  eigentlichen  Kriegsobjects  liegenden  Land- 
schaften von  Anfang  an  den  Namen   erhielten,   den  die  spätere 

1)  Das  Jahr  ist  nicht  za  ermitteln.  In  den  Sobscriptionen  des  Concils  von 
Nicaea  (325  n.  Chr.),  die  nach  Provinzen  geordnet  sind  (Mansi  II  p.  69;')),  wird 
bereits  Pamphylia  nnd  Lycia  einzeln  aufgeführt.  Indess  ist  diese  lateinische  Re- 
daction  der  Subscriptionen  eine  sehr  trübe  Quelle,  auf  die  wenig  Gewicht  zu 
legen  sein  dürfte.  In  *  der  um  350  n.  Ohr.  verfassten  DescripUo  totiu$  orbia  in 
Müller  Geogr.  min.  H  p.  522  wird  eine  regio  Pamphylia  und  eine  regio  Lycia 
genannt,  woraus  man  ebenfalls  das  Vorhandensein  zweier  Provinzen  nicht  sicher 
folgern  kann;  erst  Polemius  SUviu^  p.  254.  255  erwähnt  ansdrOcklich  um  das 
Jahr  385  beide  Provinzen. 

2)  Kot.  IHgn.  Or.  I  p.  6.  7.  Bei  Hierocles  p.  679.  682  sind  beide  Provinzen 
consularisch. 

3}  S.  R.  Preuss  De  Cilicia  Romanorum  provinciaj  Regimonti  Pr.  1859.  8. 
Caspar  Härtung  De  proeoruulatu  Cieeronit  CilicieMij  Wirceburgi  1868.  8.  Fr.  Junge 
De  Ciliciae  Bomanorum  provincine  origine  ae  primordiiSf  Halae  1869.  8.  Die  In- 
schriften in  V.  Langlois  InaeripUons  OrecqueSf  Romainea  ^  Bytantinea  et  Armi- 
niermea  de  la  CUicie^  Paris  1854.  4  sind,  so  weit  sie  hieher  gehören,  auch  bei 
Waddtngton  zu  finden,  den  ich  allein  citire. 

4)  Liv.  ep.  68.  lul.  Obsequens  44  (104).  Drnmann  1  S.  61. 

5)  Cic.  de  or.  1,  18,  82. 

6)  Dies  ist  die  Ansicht  von  Norisias  Cenotaph.  Piaan.  II,  11  in  Opp.  lU 
p.  341,  welcher  über  die  Rntstefaung  der  Provinz  ausführlich  handelt.  Ueber 
den  Begriff  provineia  ist  weiter  unten  die  Rede. 


—     222     — 

Provin«   fuhren    soUle.     Die  leizie  Ansicht  ^j,   nach  welcher  seil 
.£'^^lü^    ^^3  CID   bestimmies  Territorium   unter  dem  Namen  der  Provinz 

103  ▼.  Chr. 

Gilicien  in  römischer  Verwaltung  war,  hat  das  für  sich,  dass  eine 
ganze  Reihe  von  Statthaltern  dieses  Territoriums  bekannt  ist.  Im 
J.  92  commandirte  in  demselben  Sulla ^},  in  den  J.  89 — 88  Q. 
Oppius,  der  in  Laodicea  von  Mithridales  gefangen  wurde.  Er 
heisst  ^paTT^Yo?^),  arpatr^Yo;  nap.<poXta;*),  legaius^),  bei  Livius 
aber  proconsul^)^  und  wenn,  wie  es  scheint,  dieser  Titel  der 
richtige  ist,  so  kann  er,  da  in  Asien  damals  L.  Cassius  proconsttl 
war^),  nur  proconsul  Ciliciae  gewesen  sein^).  Obgleich  er  die 
Provinz  an  Mithridates  verlor,  so  wurde  dieselbe  nach  dem  Frie- 
densschlüsse des  J.  84  sofort  wieder  hergestellt,  wahrscheinlich  von 
Murena,  den  Sulla  in  Asien  zurückgelassen  hatte,  um  dort  die  nöthi- 
gen  Anordnungen  zu  treffen^).  Von  da  an  verwalteten  die  Provinz 
in  regelmässiger  Folge:  Cn.  Cornelius  Dolabella  80— 79^<>);  P.  Ser- 
vilius  Vatia  Isauricus  78 — 74");  L.  Octavius  [cos.  75)  im  J.  74  ^2)^ 
Lucullus  74—67*3),  Marcius  Rex  67—66").  Wenn  sich  so  die 
Reihe  der  Statthalter  von  103  bis  zur  Zeit   des  Ponipeius  verfol- 

1)  Sie  wurde  schon  aufgestellt  von  Sigonius  De  antiquo  iure  pojnili  Rom., 
Lipsiae  et  Halae  1715.  8  Vol.  II  p.  68  und  ist  neuerdings  sorgfältig  begrflndet 
worden  von  Mommsen  R.  G.  2,  136.   Junge  a.  a.  0.  p.  9  ff. 

2)  Aurel.  Victor  de  v.  ill.  75:  praetor  Ciliciam  provineiam  habuit.  Bei  Ap- 
pfan  beisst  er  KiXixiag  ^X"*^  (AfitÄr.  57),  KiXtxiac  VjYO'jfjievo^  (B.  O.  1,  77). 

3J  Appian.  Mitkr.  17.' 20. 

4)  Athenaeus  5  p.  213a. 

5)  Granius  Licinianus  p.  35  Bonn. 

6)  Liv.  ep.  78. 

7l  Appian.  Miihr.  11.  17.  24. 

8)  Er  war  demnach  propraetor  mit  dem  Titel  proconsul.  Als  solcher  hatte  er 
Lictoren,  die  Appian.  Mithr.  20  erwähnt. 

9)  Appian.  MWir.  64.  Drumann  2,  455 ;  4,  184.  Ueber  diese  Anordnungen 
haben  wir  ein  bestimmtes  Zeugniss  bei  Strabo  13,  631,  nach  welchem  die  ciby- 
ratische  Tetrapolis,  ein  Fürstenthum,  bestehend  aus  den  Städten  Clbyra,  Bubon, 
Balbura  und  Oenoanda  von  Marena  aufgelöst  und  die  Hälfte  desselben,  nämlich 
Bubon  und  Balbura  dem  lycischen  Lande  einverleibt  wurde ;  ein  Factum,  welches 
die  Münzen  dieser  Städte  ebenfalls  erkennen  lassen.  S.  Waddington  in  Revue 
numiamatique  1853  p.  92.. 

10)  Cic.  Act.  2  in  Verr.  1,  16,  44:  postenquam  Cn»  Volabellae  provmcia  Ci- 
licia  constituta  est.   Vgl.  1,  29,  73.   Ueber  die  Zeit  Drumann  2,  563  f. 

11)  Br  war  cos,  79,  ging  78  in  die  Provinz  und  führte  den  Krieg  dort  drei 
Jahre  (Eutrop.  6,  3.  Gros.  5,  23)  ,  nach  Cicero  Act.  2  m  Verr.  3,  91,  211  fiUif 
Jahre,  d.  h,  78  — 74. 

12)  Er  starb  in  CiUcien  74.  Plut.  LucuLl.  6. 

13)  Beim  Ausbruch  des  zweiten  mithridatischen  Krieges  erhielt  er  Cilicien 
(^Plut.  Luc.  6),  zugleich  aber,  wie  aas  der  Geschichte  des  Krieges  hervorgeht, 
Asien  als  Provinz.   Mommsen  R.  G.  3,  72.   Junge  p.  38. 

14)  Dio  Cass.  35,  15.  17.  SaUnst.  Eist.  5  fr.  11  Dietsch. 


—     223     — 

gen  Idsst,  so  ist  es  dagegen  schwerer,  den  Umfang  der  Provinz 
in  dieser  Periode  zu  bestimmen.  Es  ist  oben  S.  178  bemerkt 
worden,  dass  bei  der  Constitution  der  Provinz  Asien  im  J.  1S9 
Pamphylia ,  Phf^gia  maior  und  Pisidia  von  derselben  ausge- 
schlossen wurden.  Dass  diese  Lander  im  J.  403  von  Antonius 
zur  Provinz  gemacht  sind,  wird  daraus  wahrscheinlich,  dass 
schon  im  J.  88  sowohl  Pamphylien^)  als  auch  Grossphrygien, 
d.  h.  die  späteren  Gerichtskreise  von  Synada  und  Apamea  ^) 
als  Provincialland  erscheinen^),  und  dass  der  Verwaltungsbezirk 
des  Dolabella  (80—79),  den  Cicero  bald  Cilicia^),  bald  Pam-- 
phylia  nennt ^),  Grossphrygien,  Pisidien,  die  im  Norden  von  Lycien 
gelegene  Landschaft  Milyas  und  Pamphylien  umfasste®).  Auch  der 
glücklichste  der  ciiicischen  Proconsuln,  P.  Servilius  Vatia,  den 
ein  Theil  unserer  Quellen  zum  eigentlichen  Grttuder  der  Provinz 
Cilicien  macht  ^),  eroberte  zuerst  in  Lycien  Olympus  und  Phaseiis,  in 
Pisidien  Oroanda,  in  Pamphylien  Attalea  und  machte  die  Gebiete 
dieser  Städte  zu  ager  publicus^);  dann  erst  ging  er  über  den 
Taurus  und  eroberte  Isaura  und  dessen  Gebiet,  wovon  er  den 
Beinamen  Isauricus    annahm^).     Auf    diesem   Zuge   occupirte   er 

1)  S.  Seite  222  Anm.  4. 

2J  Plln.  N.  H.6  %  lOö.  106. 

3)  Liv.  ep.  77:  MithridaUs  PonU  rex  Bühynia  et  CappadocUi  oecupatis  et 
puUo  AquUio  Ugaio  Vhrygiamy  'provinciam  populi  Romanik  cum  ingenti  exercitu 
inUrtmit, 

4J  Cic.  aet,  2  in  Verr.  1,  16,  44. 

5)  Yerres,  der  Qalstor  des  DolaböUa,  heisst  vexator  PiampkyUae,  Cic.  act.  1 
m  Verr.  1,  2.    Vgl.  4,  11 :  euku  legaiio  exitium  fuH  Asiae  iothtt  et  Pcmphyliaey 

quibuM  In  ptüvintii»  muUae  domo» depoptilotu«  eet,   Act.  2,  1,  37,  93.    Die 

Räabereien  verübte  er  namenüicb  in  Aspendus  und  Peige  {Act.  2,  1,  20,  53.  54). 
Nor  einmal,  Divin.  in  Caee.  2,  6,  wird  als  Schauplatz  derselben  neben  Pamphy- 
lien auch  Cillcia  erwäbnt,  ohne  dass  wir  hierüber  etwas  Specielles  erfahren. 

6)  Cic.  act.  2  in  Verr.  1,  38,  95:  pro  quaeelore  ^>ero  quomodo  Ute  {Verres) 
commune  MUyadum  vexarit,  quomodo  Lyeiam,  Pamphyliam,  Piaidiam  Phrygiam<]ue 
totam  —  afpixerit ,  non  ett  neeeue  demomtrare  verbis.  Lycien  wird  wohl  nur 
deshalb  erwähnt,  weil  die  Landschaft  Milyas  dazu  gerechnet  wird.  Zur  Provinz 
gehörte  es  entschieden  nicht. 

7)  Yelleius  2,  39,  2:  Ciliciam  perd(Mmit  Jsawieu$.  £atrop.  0,  3:  U  Cüi- 
dtmi  lubegU.  Ammian.  14,  8,  4:  hae  duae  provineiae  (Isauria  et  Cüieia)  —  . — 
a  Servüio  procontule  mi$9ae  mb  iugwn  factae  $wU  veetigaUe.  Im  Widerspruch 
damit  sagt  Appian,  ^^^hr.^  93:  MoupV^va^  te  i^r^i^^a^  a'>rotc  (tok  K(Xi£t)  o6&ev 
i£e(pY<3i9To  \üyQLf  d}X  o\>ht  ZepoucXioc  loaupcxoc  itd  tip  Mo'j(:^a.  Dass  dies  das 
Richtige  ist,  zeigt  die  Fortdauer  der  R&ubereien. 

8)  Cic.  de  lege  agr.  1,  2,  5;  2,  19,  50.  Act.  2  m  Verr.  1,  21,  Ö6.  Strabo 
14  p.  671.  Corycus,  \^elch6s  ausserdem  angefQhrt  wird  (Eutrop.  6,  3),  ist  wahr^ 
scheinlich  nicht  die  bekannte  Stadt  in  Cilicien,  wohin  Servilius  kaum  gekommen 
sein  dürfte,  sondern  ein  Ort  in  Lycien.   Jnnge  p.  32  f. 

9)  Liv.  ep.  93.   Florus  3,  6.   Eutrop.  G,  3. 


—     224     — 

f  zuerst  einen  Theil  von  Cilicia  aspera,   der  seitdem  in  römischem 

Besitz  blieb  ^).  Im  Jahre  67,  also  während  der  Yen/s'altung  des 
Q.  Marcius  Rex^),  erhielt  in  Folge  der  lex  Gabmta  Pompeius  das 
Commando  gegen  die  Seeräuber,  welche  er  nach  dem  Seesiege 
bei  Coracesium  in  ihre  Burgen  verfolgte  und  schliesslich  im  Bin- 
nenlande ansiedelte');  im  folgenden  Jahre  wurde  ihm  selbst  das 
Proconsulat  von  Ciliclen  und  Bithynien  übertragen^),  um  von 
diesen  Provinzen  aus  den  mithrida tischen  Krieg  zu  beendigen. 
Im  Frieden  des  Jahres  66  fiel  dann  auch  das  ebene  Cilicien, 
weidies   seit  83  Tigranes    besessen   hatte  ^),   in    die  Hände    der 

orgMisation  Römer  und  konnte  zwei  Jahre  darauf  (64)  die  Organisation  der 
Provinz  in  ihrem  nachherigen  Umfange  vollendet  werden^).  Sie 
umfasste  nunmehr  sechs  Theile :  Cilicia  campestriSy  Cilicia  asperoy 
Pamphylia,  Pisidia,  Isauria,  Lycaonia,  wozu  vorübergehend  der 
grösste  Theil  von  Phrygien,  nämlich  die  Bezirke  von  Laodicea, 
Apamea  und  Synnada(S.  478),  im  Jahr  58  aber  als  achter  Bestand- 
theil  die  damals  von  den  Römern  den  Ptolemäern  entrissene  Insel 
Cyprus  kam^).     In  diesem  Umfange  verwalteten   die  Provinz  die 


1}  Dies  erkennt  man  daraus,  das«  Mithridates  im  J.  73  angreifen  liess: 
ni9t5a;  Te  xai  ^loaupou;  xai  KtXtx(av,  Appian.  Mithr,  75.  Da  Cilicia  eampuifis 
damals  dem  Tigranes  gehorte,  die  Seeräuber  aber  auf  Seite  des  Mithridates 
standen,  so  kann  dies  nur  auf  römische  Besitzungen  in  Cilicien  gehn.  Auch 
Sallust  Hist.  b  fr.  11  Dietsch:  ai  LucuUtu  audüo  Q.  Marcium  Regem  pro  consule 
per  Lycaoniam  cum  tribu»  legiorubus  m  Cilieiam  tendere  iässt  die  Richtung  des 
Marsches  auf  Cilicia  aspera  nicht  verkennen. 

2)  Die  lex  Oabinia  verordnete:  ut  —  e*9et  ei  Imperium  aequum  in  omnibus 
provinciis  cum  procormUibua  usque  ad  quinquageaimwn  miliarium  a  mari,  Vellei. 

2,  31 ,   welche  Anordnung  in  Greta  zu  einem  Conflict  führte.    Mommsen  R.  G. 

3,  114. 

3)  Drumanu  4,  4J2.  Cicero  de  imp.  Pomp.  12,  35:  ipse  auUmj  ut  Brtm- 
disio  profeciui  esi^  unäequinquagesimo  die  totam  ad  wiperium  popuU  Romani  Ci- 
lieiam adiunxU,  Piut.  Pomp.  28.  Dio  Cass.  36,  20.  Appian.  Mithr.  96.  Flo- 
riis  3,  6. 

4)  Dio  Cass.  36,  25.   Mommsen  R.  G.  3,  108. 

5)  Appian.  Syr.  48 :   -^pye  hi  6fJL0ü  xal  KtXixlac ^Ttl  Inj  tcoaopeoxaf- 

^nca.  Vgl.  Mithr.  105.  Die  14  Jahre  sind  83—^9  v.  Chr.  bis  zu  seiner  Besie- 
gung durch  Lucullus.  lustin.  40,  1  rechnet  18  Jahre,  wahrscheinlich  bis  zur 
zweiten  Besiegung  des  Tigranes  durch  Pompeius  66.  S.  Clinton  Faaii  Hell.  III 
p.  340.  Norisius  nimmt  mit  Unrecht  an,  dass  Lncull  69  bereits  das  ebene  Cili- 
cien besetzt  habe;  aus  Appian.  Syr.  49.  50  geht  vielmehr  hervor,  dass  er  das- 
selbe dsm  Könige  Antiochus  von  Syrien  überliess,  den  erst  Pompeius  daraus 
vertrieb. 

6}  Die  Einrichtung  der  Provinzen  Syrien  und  Cilicien  erfolgte  gleichzeitig 
in  diesem  Jahre.  Drumann  4,  453  und  besonders  Appian.  Mithr.  105.  106.  118. 
Syr.  49.  50.   Liv.  ep.  101.  Plut.  Pomp.  33. 

7)  Hierüber  geben  Ciceros  Briefe  genaue  Nachrichten.  Ueber  die  Zugehö- 
rigkeit von  Pamphylien  und  Isaurlen  s.  Cio.  ad  Alt.  5,  21,  9;  von  Lycaonien  ad 


—    225     — 

• 

ProcMisuln   P.  Lentulus   698 — 704=56 — 53^),   Appius   Claudius 
704— ^3=:ö3-.5i2)^   und   Cicero  Ende  Juni '703— Juli  704  = 
54 — 50  3).     Das  ganze  Land   war,   insofern   es  nicht 'noch  ein- 
beimischen Fürsten,  die   den  ROmem  tribuUtr  waren,   gehorchte, 
in  Gerichtssprengel    (canventits)   getheilt,    weiche   den  genannten 
fies'tandtheileh    möglichst   adüquat    eingerichtet   waren,    n&mlich  Geriehtn- 
4.  das  ebene  Gilicien  oder  den  Bezirk  von  Tarsus  *),  welches  schon  *'''*"^** 
zu   Ciceros  Zeit  caput   Cüidae^)^   später  Metropolis^)  heisst  und 
Residenz  des  Statthalters  ist,  2.  Iconium  für  Lycaonien^),  3.  das 
forwn  /sot/nctim^j,  wahrscheinlich  in  Philomelium®),  4.  das  forum 
Pampkylfum^^)   in  Perge(?),    5.  das  forum  CibyrcUicumj   zu  wel- 
chem später  25  Städte  gehörten,    eine  der  grOssten  DiOcesen^^}, 
in  Laodicea  und  Lycum^^),  an  der  Grenze  Ca riens,  6.  das  forum 
von  Apamea ^3) «  später  45  Städte  enthaltende^),  7.  das  forum  von 
Synnada  mit  24  Städten  ^^),  8.  Cyprus^^].   Die  )>edeutenden  Ver-ckarsCoD- 
änderungen,  welche  gleich  nach  Ciceros  Verwaltung  in  dom  Um- 
fange der  Provinz  eintraten  (S.  478),  scheinen  von  Cäsar,  welcher 
auf  seinem  Zuge  gegen  Phamaces  im  J«  47  dieselbe  neu  consti- 
tuirte  ^7) ,    anerkannt  und    die  bereits  frtiher  zu  Asien   gehörigen 

AU.  &.  15;  5,  21,  9;  ad  fam.  3,  ö,  4;  15,  1,  2;  15,  3;    Aber  Cypras  ad  fam, 
1,  7,  4;  ad  Att,  6,  2,  9  und  mehr  weiter  unten.  ^ 

1)  Drumann  II,  537.  541.  Dass  schon  dieser  Cypern  mitverwaltete,  sagt 
Cic.  ad  fam.  1,  7,  4. 

2)  Borghesi  Oeuvru  2,  168. 

3)  Drumann  II,  191.  Sr  hatte  vier  Legaten  und  ^inen  Quästor.  Der  letzte 
war  C.  Caelius  Caldus,  über  welchen  vgl.  Borghesi  Oeuvres  1,^23.  8.  Härtung 
a.  a.  0.  p.  27  f. 

4)  Cic.  ad  fam.  3,  6,  4.  Philostr.  v.  ApolUmii  1,  12:  ht  Tapootc  ^^  dfpä 
dfopdv  '^ifsv.  Acta  martyrum  ed.  Ruinart  p.  423.  Ueber  Tarsus  vgl.  Roecking 
öd  Not.  Dign.   Or.  p.  311. 

6)  Cic.  ad  fam.  2,  17,  1.   ad  AU.  ö,  20,  3. 

6}  Eckhel  3,  71.  74.  75.    Dfo  Ghrysost.  II  p.  8.  p.  36  R. 

7)  Cic.  ad  AU.  5,  20,  1. 

8)  Cic.  ad  AU.  5,  21,  9. 

9)  Cic.  ad  fam.  15,  4,  2. 

10)  Cic.  ad  AU.  5,  21,  9. 

11)  Plln.  iV.  Ä  5  S  105.   Strabo  13  p.  631. 

12)  Cic.  ad  AU.  5,  21,  9.   ad  fam.  3,  8,  5;  15,  4,  2;  13,  67,  1. 

13)  Cic.  ad  fam.  13,  67,  1  und  öfter. 
14}  Plin,  K.H.b%  106. 

15)  Cic.  und  Plin.  a.  a.  0. 

16)  Cic.  ad  AU.  5,  21,  6. 

17)  Birtins  B.  Alex,  66:  fpM  eadtm  eloMey  qua  vtneftai^  profiei$eUur  in  Cili- 
eiam;  ruius  provmeiae  cMtate»  omntM  evoent  Tornmi,  quod  oppidum  fere  totius 
CUMae  nobilUBimum  forUssknumque  e$l.  /6<,  rehUB  omnihus  provintiae  et  ftniU' 
marum  eMiatum  eonaitiuUs  —  non  diutiua  moratwr.     Von   diesem  Jahre  hat  die 

•  Stadt  Aegae  ihre  Aera.   Rekhel  3,  39. 

Böm.  AUertk.  lY.  lö 


—    226    — 

Diöcesen  von  Cibyra,  Apamea,  Synnada  und  PhHomeliain  ^damals 
endgültig  wieder  dieser  Provinz  zugewiesen  worden  zu  3ßin,  bei 
der  sie  fernerhin  blieben ;  über  den  noch  übrigen  Theil  Giliciens 
verfügte  im  J.  36  vollends  Antonius,  indem  er  Cyprus^)  und 
Ciiicia  aspera^)  der  Cleopatra,  das  ebene  Gilicien  seinem  Sohne 
Ptolemaeus^),  Pamphylien,  Isaurien  und  Lycaonien  grossentheite 
dem  Amyntas  von  Galatieu'*)  zuwies.  Zwar  vmrden  diese  Ver- 
fügungen nach  -  Antonius  Tode  ungültig  &),  allein  auch  Augustus 
/^^"V"  stellte    die   Provinz    nicht    in   ihrer   früheren   Ausdehnung   her. 

&nd«>rt  den  ^ 

Uj^»"]r  d«'  Denn  Amyntas  behielt  die  von  ihm  erworbenen  Landschaften, 
und  als  nach  seinem  Tode  25  v.  Chr.  Galatien  Provinz,  wurde, 
blieben  bei  dieser  Provinz  auch  Lycaonien^  und  Isaurien,  wah- 
rend Pamphylien  nicht  zu  dei*selben  gezogen  wurde ;  CiUcia  aspera 
hatte  Augustus  ebenfalls  dem  Amyntas  überlassen  und  verlieh  es 
im  J.  25  V.  Chr.  nochmals  einem   fremden  Herrscher,  Archelaus 

D^nastieTon  von  Cappadocion  7).  Die  Residenz  desselben  war  die  Insel  Elaiussa 
am  Ausfluss  des  Lamos,  von  ihm  dem  Augustus  zu  Ehren  Sebaste 
genannt^),  und  noch  nach  seinem  Tode  47  n.  Chr.,  als  Cappa- 
docien  Provinz  wurde,  scheint  seine  Familie  im  Besitze  von 
CiUcia  trachea  geblieben  zu  sein^),  bis  Caligula  dasselbe  nebst 
einigen  andern  Landstrichen  dem  Antiochus  IV  von  Commagene 
überliess*<>).      Erst   im  J,    74   n.   Chr.   wurde    durch    Vespasian 

1)  Strabo  14  p.  685.   Plut.  ArUon.  54. 

2)  Strabo  i^  p.  671. 
3J  Plut.  Ant.  54. 

4)  Dio  Ca«8.  49,  32.   Strabo  12  p.  568.  569.  571. 

5)  Strabo  14  p.  685. 

G)  Eine  Zeit  ]ang  gehörte  Lycaonien  dem  AntlochiiB  IV  von  Commagene,  wie 
wir  weiter  unten  sehen  werden.   Im  Tebrigen  vgl.  den  Abschnitt  über  Galatien. 

7)  Strabo  14  p.<671.   Dio  Cass.  54,  9. 

8)  Strabo  a.  a.  0.  loseph.  Ant.  16,  4,  6 :  'Hpd[»$-iQC  Se  irXIeBV  «yv  toi;  rrctialv 
(WC  ^Y^vexo  xoczä,  KiXtxlov  t*  TiX.So6a^,  -j  piCToavofLa9fjL^v|}  vuv  Scßaorj,  itori- 
XafA.ßdi'^ei  xöv  ßaoiX^a  ttjc  KaTtitaSoxlac  'ApyiXaov,  8«  aurÖN  ^ii^lycTai  <fiXo;pp6- 
voj;.  Vgl.  16,  10,  7.  Steph.  Byz.  1  p.  55B  Meinekis:  X£-yeT«i  xäi  ^  «pÄ;  t^ 
Ka>p6x«i>  ^epp6vi^9oc  o&tcd;,  nämlich  ^eßaod),  und  über  diese  Stelle  Norisius 
De  epoehia  Sfffromacedonum  dUa.  II  in  Opp»  II  p.  142  f. 

9)  Tac.  Arm.  6,  41 :  jper  idem  tempw  (36  n.  Chr.)  ClUarum  naUo,  Cappa- 
dori  Arehelao  nibiecta  —  in  iuga  Tauri  montis  abaeetrit.  Die  Clitae  wohnten  bei 
Anemurium  an  der  Südspitze  von  Ciiicia  Trachea.  Archelaus  kann  aber  der  be- 
kannte Konig  von  Cappadocien  nicht  sein,  da  dieser  damals  schon  19  Jahre  todt 
war.    Vgl.  Huschke  lieber  den  zur  Zeit  Christi  gehaltenen  C^nsus  8.  102  f. 

10)  Tä  Träpa^Xdo«ta  t^«  KiXtx(a;,  Dio  Cass.  59,  8.  Au»  seinen  Münzen 
ersehen  wir,  dass  er  besaas:  1.  Die  Stadt  Sebaste  und  das  dazu  gehörige  CiU- 
cia Trachea;  vgl.  Tac.  Ann,  12,  55,  der  die  Stadt  Anemurium  als  dem  Antio- 
chus zugehörig  nennt.    2.  Die  Städte  Aiexandria  und  wahrscheinlich  auch  £pi— 


—     227     — 

CiUcia  trachea  mfi  der  Provinz  vereinigt^),  obwohl  auch  damals 
Doeh  die  Insel  Sebasie  der  lolape,  Tochter  Antiochus  IV  von 
Gommagene  und  ihrem  Manne  Alexander  verblieb  2).  Später  ist 
Sebaste  civitas  tibepa^). 

In  gleicher  Weise  Hess  AugHstus  in  Cilicien  noch  zwei  andere 
I>ynastien  bestehen,  indem  er  von  dem  Grundsatze  ausging,  dass 
gebirgige  und  unctvilisirte  Districte,  welche  die  beständige  Gegen- 
wart des  Statthalters  und  einer  Militärmacht  erfordert  haben  wür- 
den, vorlaufig  besser  von  einem  einheimischen  Häuptlinge,  als 
von  dem  entfernten  Legaten  verwaltet  würden^).    Es  waren  dies: 

1.  Die  Dynastie  von  Olbe,  nördlich  von  Soloi  im  Taunus,  IDj^Mtio 
eine  alte  Priesterherrsohaft,  welcher  einstmals  das  ganze  rauhe 
Cilicien  unterworfen  war  und  welche  ihren  Ursprung  auf  Aias, 
des  Teukros  Sohn,  zurttckftthrte,  weshalb  die  Fürsten  grossen- 
theils  den  Namen  Aias  und  Teukros  führten^).  Im  J.  714  ==43 
usurpirte  diese  Herrschaft  Aba,  dte  Tochter  des  Tyrannen  Zeno- 
phanes,  mit  Genehmigung  des  Antonius  und  der  Cleopatra ;  nach 
ihrer  Absetzung^)  im  J.  745  =  39  kam  wieder  die  rechtmässige 
Familie  der  Teukriden  zur  Begienung  und  zwar  zuerst  Polemon,' 
der  sich  zu  Ehren  des  Triumvirs  Antonius  M.  Antonius  Polemo 
nannte,  den  Titel  SovaoriQc  'OXßicov  t^c  Upot^  xal  Rewarcov  xal 
AaXaaoicov  auf  Münzen  führt,  zugleich  Iconium?)  und  das  an- 
grenzende Gebiet  besass,  und  von  39  bis  wenigstens  S9  v.  Chr. 

'  pbania  am  MeerboBen  tod  Iuus.     3.  I>6n  nordditlichen  TheU  OUioiens ,   l^aca- 
nttis.  4.  Lycaonien.   S.  Eckhel  3,  55.  56.  81.  255.  256.  258. 

1)  Hierauf  ist  zu  beziehen  die  Stelle  Sueton.  Ve^p,  8:  item  Uraehiam  CiU- 
ciam  et  Commagenen,  diUonis  regiae  usque  CKJI  id  tempus,  in  provitysiarum  formam 

redegity  über  deren  richtige  Lesung  vgl,  S.  157  Anm.  6. 

• 

2)  loaepb.  Ant.  18,  5,  4:  ict^X  hk  outo;  (Alexander,  Sohn  des  Königs  Ti- 
granes  von  Armenienl  Äntcöyou  toü  Ko(Afia'y'nv&v  ßoioiXii»;  ^^at^pa  loTämjv  * 
yijotd^o;  xe  rijt  iy  KiXoci^  Q^fOTiaoiav^;  a'jTOv  loraTai  ßaoi>ia.  lieber  diesen 
Alexander  vgl.  Mommsen  -Hermes  4,  191. 

3)  Auf  Mfinzen  seit  Gommodus.   Sckhel  3,  82.  . 

4)  Strabo  14  p.  671  sagt  von  CiUeia  traehea:  eö^uoD^  -(dtp  jvroc  toi>  T6iroi> 

itpöc  Td  XiQWi^pia  ««l  xord  y?)^  «al  xotd  ddXorcav  —  ^ ih6iui  rpö«  Äirav 

Tö  Toto&ro  ßaotXe6£0&at  pLoXXov  touc  t<$iiouc  ^  bnh  toTc  'Peupkatotc  ^7e|JL0otv  elvat 
Totc  hd  tdic  xpioetc  TcepiitoptivotCi  ot  pt,'/}T^  del  icapetvai  I{xcXaov  piiF)TC  fie^^  CitXoBV. 

5)  Strabo  14  p.  672.  Ausser  aus  dieser  Hauptstelle  und  zwei  andern  gelegent- 
lichen Erwähnungen'  kennen  wir  diese  Dynastie  aus  ihren  Münzen ,  über  welche* 
vortrefflich  handelt  Waddington  Revue  numiemaiique,  1866  p.  429  —  438.  Die 
Resultate  dieser  Untersuchung  habe  ich  benutzt. 

6)  Stcabo  a.  a.  0.  und  über  die  Zeit  Waddington  a.  a.  0.  p.  432. 
7J  Strabo  12  p.  568. 

15* 


—    228    — 

regierte  1).  Unter  seinen  Nachfolgern  ist  bekannt  Aias,  Sohn  des 
Teukros,  der  in  den  letzten  Jahren  des  Augastüs  auf  den  Thron 
gelangte,  wenigstens  5  Jahre,  etwa  4  4 — 45  n.Chr.,  regierte  und 
sich  auf  seinen  Münzen  ap^tepeoc  rtmafyyi^  Kewrauv  Aakaaoim^ 
nennt ;  endlich  ist  als  ziemlich  sicher  überliefert,  dass  der  Kaiser 
Claudius  im  J.  44  n.  Chr.  dem  König  Polemo  II  von  Pontus  das 
bosporanische  Reich  nahm  und  ihm  dagegen  die  Herrschaft  von 
Olbe  zuwies'^}. 

^{-arcondi^ "  S.  Eine  zweite  Dynastie  hatte  ihren  Sitz  im  Gebirge  Amanus, 
motus.  welches  Cilicien  im  Osten  begrenzt.  Hier  regierte  seit  Pompeius 
der  König  Tarcondimolus  P),  den  Cicero  im  J.  54  v.  Chr.  er- 
wähnt ^).  Nach  der  Schlacht  bei  Pharsalus,  in  welcher  ^r  dem 
Pompeius  Hülfe  leistete,  von  Caesar  begnadigt^),  im  J.  42  von 
Cassius  wieder  zur  Theilnahme  am  Kriege  gezwungen^),  starb  er 
endlich  in  der  Schlacht  bei  Actium,  auf  der  Seite  des  Antonius 
kämpfend^).  Von  seinen  beiden  Söhnen  Philopator  und  Tarcon- 
dimolus U  wurde  ^  obwohl  sie  die  Partei  des  Antonius  ver- 
liessen^),  der  ältere  seiner  Herrschaft  beraubt^)  und  dieselbe  erst 
im  J.  20  V.  Chr.  dem  jüngeren  wiedergegeben^^).  Sein  Nach- 
folger und  vielleicht  sein  Sohn,  Philopator  II,  starb  17  n.  Chr.  ^^), 
Unter  Caligula  scheint  auch  diese  Herrschaft  an  Antiochus  IV  von 
Commagene  gekommen  und  später  mit  dessen  übrigen  Ländern 
unter  Vespasian  zur  Provinz  gemacht  worden  zu  sein  ^2). 

ciiicwn  %n  0ie  Provinz  Cilicien  hatte  demnach  nach  dem  letzten  Büraer- 

schlagen,   kriege  nur  einen  geringen  Umfang;   es  gehörte  dazu  das  ebene 
- 

1)  Das  Jahr  715  =  39  giebt  Appian.  B.  C.  6,  75  an.  Das  lOte  und  Ute 
RegiernngBJahr  ist  auf  seinen  MQnzen  bemerkt. 

2)  Di#  Cass.  60,  8:  xtp  IToXip^vi  jntbpa^  r\sa.dm  aixou  (statt  des  Bospo- 
rus) tTJc  KiXtx(ac  dsxihtorz.  Es  ist  wenigstens  sehr  wahrscheinlich,  dass  hiemit 
die  Herrschaft  Olbe  gemeint  ist,  und  Waddington  p.  436  bezieht  auf  diesen  Po- 
lemo eine  Münze,  auf  welcher  es  heisst:  noX^ficuvo;  ßaotX^ax.  Jf.  (OXßl)a>v 
AaXaa^oDV  xal  Rew^toiv. 

3)  Strabo  14  p.  676.  Auf  Münzen  heisst  er  ßaaiXe6;.   Rckhel  3,  82. 

4)  Cic.  ad  fam.  15,  1 :  mihi  lUierae  reddiiae  sunt  a  Tarcondimoto ,  qui  fidt- 
Ihsimus  soehu  Irans  Taurum  amicissimusque  pnjndi  Romani  exisUmatur. 

5)  Dlo  Cass.  41,  63. 

6)  Dio  Cass.  47,  26. 

T)  Dio  Caas.  50,  14,    Plut.  Ani.  61. 

8)  Dio  Cass.  51,  7. 

9)  Dio  Cass.  51,  2. 

10)  Dio  gass.  54,  9. 

11)  Tac.  Ann,  2,  42. 

12)  Die  Stadt  Flaviopolia,  welche  in  diesem  Bezirke  liegt,  hat  ihren  Namen 
von  Vespasian  und  eine  Aera  von  74  n.  Chr.    Eckhel  3,  56, 


—     229     — 

Gilicien  und  wahrscheiniich  Cypern ');  nachdem  aber  auch  Gypern 
im  J.  S2  V.  Chr.  an  den  Senat  .abgeineten  war,  isl  es  fraglich, 
ob  Gilicien  überhaupt  eine  eigene  Verwaltung  behielt.  Allerdings 
wird  zweimal  ein  Statthalter  der  Provinz  erwähnt,  in  den  ersten 
Jahren  des  Tiberius  ^)  und  unter  Nero  ^) ;  allein  unter  dem  ersten 
ist  vielleicht  ein  Procurator,  gewiss  kein  kaiserlicher  Legat  zu 
verstehen^)  und  der  zweite  steht  ganz  vereinzelt^),  während  aus 
mehreren  sicher  beglaubigten  Thatsachen  abzunehmen  ist,  dass 
unter  den  ersten  Kaisern  der  Statthalter  Syriens  auch  in  Gilicien 
commandirte  ^} .  Denn  Quirinius,  der  751.  752  =  3  und  2  v.  Ghr. 
mit  den  Homonadensern  im  Taurus  kämpfte  ^j,  ist.  wohl  unbe- 
denklich als  legatus  Syriae  anzusehen^};  Piso,  der  4 7 — 21  legalus 
Syn'ae  war,  hatte  auch  Gilicien  unter  seiner  Verwaltung  •')  und 
die  Kriege  gegen  diö  Glitae,  einen  räuberischen  Stamm  in  Gili- 
cien, wurden  in  den  Jahren  36  und  52  n.  Ghr.  von  dem  Statt- 
halter van  Syrien  geführt  i<>).     Seit  Vespasian**)  ist  aber  Gilicien  ^g*n^",J®" 


Provinz. 


1)  Pio  Cassius  53,  12  zählt  unter  den  Provinzen,  welche  bei  der  Theilung 
im  J.  727  =  27  dem  Kaiser  zufielen,  Coelesyria,  Phoenice,  Gilicia,  Cyprus,  Aegyptus 
auf , .  bemerkt  aber  aasdrücklicb ,  dass  dies  Provinzen  seien ,  die  zu  seiner  Zeit 
einen  eigenen  Statthalter  hätten,  vor  seiner  Zeit  aber  zu  zweien  oder  dreien 
unter  einem  Statthalter  gestanden  hätten.  Wie  also  Coelesyria  und  Phoenice  zur 
Provinz  Syrien  gehörten,  so  lässt  sich  annehmen,  dass  Gilicien  und  Cyprus  eine 
2eit  lang  zu  einer  Provinz  vereinigt  waren. 

2)  Philostratus  v.  Apoll.  1,  12  p.  13:'KiXCxcdv  ''Jpxev  'jßpiorrj^  dtvdposTio; 
—  ^v  Tapaoic  &s  £pa  dfopdv  ii^t^.   Er  droht  dem  Apollonius,  ihm  den  Kopf  ab* 

/  schlagen  zu  lassen,  wird  aber  bald  darauf  selbst  hingerichtet,  weil  er  mit  Ar- 
cbelaus  von  Cappadocjpn  gegen  die  Römer  conspirirte.  Dies  deutet  auf  das  Jahr 
17  n.  Chr.   Dio  Cass.  57,  17. 

3)  Tac.  Ann.  13,  33:  CotnUianum  CapiUmem  Cilices  detulerunt  maculosum 
foedwnquiiy  ei  idem  iu$  audaciae  in  provinfia  ratum  ^uod  in  urbe  extrcuetat  (im 
J.  57  n.  Chr.). 

4)  Die  ganze  Erzählung  von  der  Hinrichtung  dieses  ap/oiv  in  seiner  eigenen 
Provinz  ist  schwer  Terständlich. 

5)  Zumpt  Cmnm.  ep.  II  p.  139  sucht  daher  nachzuweisen,  dass  Cossutianus 
Capito  Proconsul  von  Asien  gewesen  und  von  den  früher  cilicischen ,  später  zu 
Asiön  gezogenen  Dlöcesen  angeklagt  worden  sei.  Es  ist  indessen  denkbar,  dass, 
wie  Lycien  und  Pamphylien  unter  Claudius  Statthalter  erhielt,  dann  aber  wieder 
frei  wurde,  so  Cilicien  im  J.  57  einen  Statthalter  hatte,    vorher  aber  und  viel- 

.  leicht  auch  nachher  mit  Syrien  verbunden  war. 

6)  Dieser  Ansicht  sind  Zumpt  Comm.  epigr.  l\  p.  96  If.  Mommsen  Res 
gestae  divi  Attguati  p.  122.    Kuhn  II,  144.  Nipperdey  zu  Tac.  Ann.  2,  43. 

7J  Tac.  Ann.  3,  48.    Strabo  12  p.  569. 

8)  Mommsen  a.  a.  0.  p.  121. 

9)  Zumpt  a.  a,  0.  hat  dies  ausführlich  nachgewiesen.  So  heisst  es  von  ihm 
Tac.  Ann.  2,  78:  regulia  CUicunij  ut  ae  auxiliis  iuvarent,  acribit.  2,  80:  C€uUl- 

lum  CiUeiae  — ,    eui  nomen   Celendefia ,   occupat , auxilia    Cilieum ,    quae 

regnU  miteraniy  in  numerum  legionis  compoauerat. 

10)  Tac.  Ann.  6,  41;  12,  55. 

diese  Annahme  spricht  1.  dass  er  CHieia  traehea  zur  Provinz  machte, 


10)  Tac.  A 

11)  Für  di 


—     230     — 

m\K  Einschiuss  der  (rachea  und  der  genannten  kleinen  Dynastien 
eine  eigene  kaiserliche  Provinz,  deren  legatus  Aug,  pr.  pr.^) 
nebst  seinem  procurofor^)  öfters  erwähnt  wird.  Seit  Septimius 
Severus  ist  auch  Isauria  und  Lycaonia,  welche  bis  dahin  zu 
Galatien  gezogen  waren,  wieder  mit  Gilicien  verbunden;  denn 
Tarsos  nennt  sich  in  dieser  Zeit  t)  icp[<u]'n)  [fieY^^^  ^^^  xaXXforv) 
}j.[TjTpoicoXu]  tSv  y'  iirapx&M^v  [KiXix{ac]  'laaupCac  Ao)taov{[ac]  ^) . 
Zu  Caracallas  Zeit  kommt  ein  constdaris  ^) ,  nach  Aurelian  auch 
ein  pi'oconsul^)^  unter  Dioctetian  ein  praeses^)  Cüiciae  vor.  Auch 
diese  Provinz  ist  spttter  in  kleinere  Theile  zerlegt  vmrden :  in 
dem  veronesischen  Verseichniss  von  297  werden  deren  bereits 
zwei,  Gilicla  und  Isauria,  d.  h.  das  frühere-  rau^ie  Ciiicien^), 
erwähnt;  Gilicia  ist  sodann  unter  Arcadius  nochmals  getheilt 
worden®),  so  dass  seitdem  drei  Theile  selbständig  verwaltet  wur- 
den: CtVtcta  prt'ma,  Hst.  Tarsus,  unter  einem  {lonsularis;  CUicia 
secunda,  Hst.  Anazarbus,  unter  einem  Präses;  Isauria,  Hst. 
Seleucia,  unter  einem  Präses*). 
Preiestidu.  Unter  den  Städten  der  alten  Provinz  werden  sechs  freie 
Städte  genannt:  Tarsus  ^<)),  das  seine  Freiheit  dem  Antonius  .ver- 
dankte  und  zugleich  Immunität  besass^^),    Anazarbus  (Caesarea 

2.  dass  FUviopoUs  seine  Aera  von  74  hat,  3.  \las  Aufhören  der  kleinen  Dyna- 
stien und  endlich  die  Einziehung  des'  Königreichs  Gommagene  und  der  dazu  ge- 
hörigen Theile  Ciliciens. 

1)  VibiuB  Varus,  leg.  provkieiae  Cilieiae  unter  Hadrian,  Dlg.  22,  5,  3  $  1. 
P.  Pactumeius  Clemens  unter  Antoninus  Plus,  Henzen  6463.  Rcnier,  Jmct.  de 
VAly.  n.  1812.  1813.  1814.  Venidius  Rufus,  leg.  CiUciae,  Dig.  50,  6,  2  $  1. 
(Die  Inschr.  Orelii  1767  s=  5024  gehört  nicht  hieher.    8.  Henzen  Irucr.  p.  157.) 

2)  OreUi  485.  Dlg.  29,  2,  86  pr.» 

3]  Inschr.  von  Tarsus  Waddington  n.  1480.  Auch  auf  Münzen  von  Tarsus 
findet  sich  die  Aufschrift  KOINOC  TQN  TPIQN  EIIAPXIQN.  Mionnet  3  p.  634 
n.  478. 

4)  Cod.  last.  9,  43,  1. 

5)  Carus,  der  283  Kaiser  wurde,  war  vorher  proconsul  CiUeiae  (Vopiscus 
V.  Cari  4),  und  Aurelianus,  ein  Grosssohii  des  Kaisers  Aurelian,  weTcher  im 
J.  306,  als  Vopiscus  das  Leben  des  Aurelian  schrieb,  noch  lebte,  war  ebenfalls 
procoMul  Cmdoe  gewesen.   Vopisc.  v,  Aureliani  42. 

'6)  Inschr;  Waddington  n.  1474. 

71  Kuhn  II,  121.  197. 

8j  Norisius  De  epoch.  Syromac,  IV,  1.  Opp.  Vol.  II  p.  375 — 379.  Mommsen 
PoUmü  mivii  latercuku  p.  258. 

9)  Tfot.  Dign.  Or.  p.  5.  6.  9  und  dazu  Boecking  p.  130.  141.  139.  Hierocles 
p.  704.  705.  708.   Bingham  0.  B.  Vol.  III  p.  489. 

10)  Plin.  JV.  Ä.  5  S  92.   Eckhel  3,  73.  76.   Mionnet  3i  639.  S.  7,  266. 

11)  Appian.  B.  C.  5,  7.  Ludan.  Maorob.  21  schreibt  dieses  benefiehtm  dem 
Augustns  zu,  von  welchem  auch  Dio  Chrysost.  Vol.  II  p.  36  R.  sagt:  xdxctvo« 
tifftlv  na^^t  x<^pav,  vö)i.ou<,  Tt|iii^v,  i^uoia^  tov  kotoimO,  vffi  l^aXdoov^C  t^C  «aO' 


—     231     — 

Giiiciae),  das  eine  Aera  von  19  v,  Chr.  oder  Herbst  20  v.  Chr. 
hat  und  daher  wohl  von  Äuguslus  sein  Privilegium  hatte  ^j, 
Corycus^),  Mopsus  oder  Mopsuestia  ^) ,  dessen  Aera  von  69  oder 
68  V.  Chr.  ^)  auf  Lucullus  Verwaltupg  hinweist,  Seleucia  ad 
CalycadnuDQ  ^)  und  Aegae^).  Als  Colonien  kommen  im  dritten 
Jahrhundert  A^or  Selinus'^),  Hallus^)  und  Olba®). 

Das.  ebene  Gilicien  hatte,  {v^ie  fast  alle  Provinzen,  eine  Fest- 
gemeinaohaft,  xotvov  KtXtxia^^o],  in  welchem  jährlich  ein  KiXt- 
xapx^jc^^)  gewählt  wurde*  Der  Ifittelpunct  dieser  Gemeinschaft 
war  die  Metropolis  Tarsus  ^^) ;  seit  Caracaüa  erhielt  indessen  auch 
Anazarbos  den  Bang  der  Metropolis  i^} .     Daneben  bestanden  für 

ouTouc  d.  h.  ein  Gebiet,  die  Autonomiei  die  Bhre  dez  Metropolis  und  steuerfreie 
Ans-  und  Einfahrt. 

1}  Von  diesem  hat  sie  den  Namen  Caesarea.  Ueber  die  Aera  s.  Eckliel  3,  46. 
Cavedoni  im  BuU.  d.  JnH,  1854  p.  XXY.  Auf  Münzen  nennt  sie  sich  a^TÖvcfioc 
Mionnet  3,  550.  8.  7,  171. 

2)  Eckhel  3,  58.   Mionnet  8,  574.  8.  7,  204. 

3)  Eckhel  3,  60.  Mionnet  3,  592.  8,  7,  228.  In  der  ramlscben  Inschrift 
C.  /.  Gr,  5885  nennt  sich  die  Stadt  ^A5piav9)  Klo^J/oueorCa  r^c  KtXixlac,  lepd  xa\ 
ike\}%i^a  %a\  äouXoc  xal  aäxövofxoc  %al  ^(Xv)  iial  oi>(Afi.a)^oc  PcD(xa(t»v  und  dankt 
dem  Kaiser  Antouinus  Pias  im  Jahr  140,  dass  er  Ihr  erhaJten  habe  tot  i^  <ipX^C 
^(xdta;  in  einer  andern  Inschr.  Langlois  n.  12 bs  Waddington  n.  1494  heisst  der 
Titel:  6  fiiJpLoc  ^A^ptaviuv  Mo4'eaT6iv  tyJc  lepS(  xal  iXeu^pac  %al  douXou  xal 
aOxovö(Jiou,  ^(Xyjc  xal  oufji(i,a^ou  'PvfAaUnv^ 

4)  Diese  Aera,  welphe  Eckhel  noch  nicht  richtig  flxlren  konnte,  ist  von 
Mionnet  und  Waddington  zn  n.  1494  festgestellt.  Sie  kommt,  ausser  auf  den 
Münzen  der  Stadt,  auch  vor  in  der  Inschr.  Waddington  n.  1503. 

5)  Strabo  14  p.  671 ;  auf  Münzen  iU^H^a.  Eckhel  3,  66.  Mionnet  3,  605 ; 
8,  7,  241.  Bevue  NumUmaUqut  1854  p.  22. 

6)  Plin.  N,  H,  5  $  91.  Abgabenfrei  var  es  nicht,  sondern  die  Aegäer  zahl- 
ten nach  Tarsus  ihre  Abgaben.  Dlo  Chrys.  II  p.  38  B.  Auf  Münzen  aMvo(i.oc. 
Wonnet  3,  539.  8.  7,  151. 

7)  Dig.  50,  15,  1  S  11 :  ««<  «^  ^  Cilicia  Selinu»  [quae]  et  TraianopolU.  Selinus, 
wo  Trsian  starb,  hiess  hernach  TraianopoUs.  Dio  Cass.  68,  33.  Zumpt  Comm. 
ep,  I,  419. 

8)  Münze  des  HostiUanus  (249—251  n.  Chr.)  mit  dem  Revers  UALLO 
COLON  ...  bei  Borrell  NumiBmaUe  ChrOfUeU  VIIT,  4;  Münze  der  Herennia 
EtmsdUa  mit  dem  Revers  COLONIA  .  METRO  .  MALLV8.  Mionnet /9.  7,  226. 

9)  Münze  des  Scptimius  Severus,  Mionnet  8,  7,  238,  und  des  Gerdian,  Mion- 
nefc  3,  509. 

10)  C.  /.  Or,  2810,  und  auf  Münzen  seit  Augustne.  Eckhel  3,  78. 

Ul  Waddington  n.'1480.   Rninart  Aetamari.  p.  444. 

12j  Tarsus  heisst  Metropolis  seit  Augustus,  auf  Münzen  bis  zu  Qallienus. 
Aiich  Strabo  14  p.  674  nennt  sie  Metropolis,  Dio  Chryaoet.  II  p.  36  B.  (jiT^rpÖTCo- 
Xtv  li  dpYf^z.  In  Tarsus  war  das  xoivoßo6Xiov  i>xe6&epo^  (Inschr.  Waddiugton 
n.  1480),  d.  h.  die  Tersammlung  der  Landtagsdeputirten,  das  auch  auf  Münzen 
vorkommt.  Mlonnet  8,  7,  267. 

13)  Bokhel  3,  42.  Miouiet  3,  552.  8.  7,  173.  Ruinart  Acta  mairt.  p.  428.  Die 
Stadt  nimmt  hierauf  alle  Titel  von  Tarsus  an,  auch  den  des  xotvoSo6Xtov  und 
nennt  sich  auf  einer  Münze  des  Elagabal  (Waddington  zu  n.  1481)  iv&o^o; 
(i,T}Tp6noXi;. 


—     232     — 

die  ehemals  unabhängigen  Theile  der  Provinz  noch  besondere 
Metropolen,  vfie  sich  Dio-Gaesarea  (jir|TpoicoXic  Kewatoiv^),  Olba 
(j.7]TpoicoXt;  KT|T{So<;  ^)  und  Mallos  colonia  metropoüs  ^)  nennt.  Noch 
deutlicher  zeigt  sich  der  Mangel  einer  einheitlichen  Organisation 
der  Provinz  in  dem  Umstände,  dass  es  weder  eine  gemeinsame 
Provmcialära  noch  überhaupt  eine  allgemein  übliche  Zeitrechnung 
in  Cilicien  giebt,  sondern  jede  der  bedeutenderen  Städte  nach 
einer  andern  Epoche  rechnet,  deren  Grund  sich  zuweilen  gar 
illcht  mehr  ermitteln  lässt.  Als  solche  Acren  kommen  vor^)  * 
das  Jahr  685  =  69  v.  Chr.  in  Hopsus 

687  =  67  in  Alexandria  ad  Issum  und  Pompeio- 

polis  (Soloi) 
695  oder  696  =  59  oder  58  in  Mopsus 

n  Aegae 

n  Sebaste 

n  Anazarbus  und  Antiochia  ad  Sarum 

n  Augusta 

n  Anazarbus 

n  Epiphanea 

n  Irenopolis 

n  Flaviopolis. 


707  =  47 
734=20 
735=49 

773  =  20  n.  Chr. 

774  =  21  n.  Chr. 
790  =  37  n.  Chr. 
805  =  52  n.  Chr. 
827  =  74  n.  Chr. 


ZXZXV.  Cyprus. 

Zu  Cilicien  Die  Insel  Cypern,    auf  Anstiften   des  Clodius  durch  M.  Cato 

dem  König  Ptolemaeus  im  J.  696  =  58  entrissen^],  war  anfangs 
mit  Cilfcien  unter  einer  Verwaltung  vereinigt®),  dann  wurde  sie 
707  =  47  von  Caesar  an  Arsinoe  und  Ptolemaeus,  die  Geschwister 
der  Cleopatra^),  darauf  von  Antonius  an  die  Kinder  der  Cleo- 
patra ^)    geschenkt.     Daher  erscheint  sie   erst  nach   der  Schlacht 

1)  Eckhel  3,  54.   Mionnet  3,  577.  8.  7,  209. 

2)  Ptolem.  5,  8,  6.  Eine  Münze  des  Garacalia  bei  Borrell  NumUmaUc  Ckro- 
nicU  VIII,  5  hat  den  Revers  AAPiavdiv  ANTcovtavcav  OABEQN  MürponöXeoic 
KHtCSoc. 

3)  S.  Seite  231  Anm.  8. 

4)  S.  über  diese  Aeien,  insofern  sie  nicht  bereits  besprodien  siudt  Mionnlt 
5.  7  unter  den  genannten  Städten. 

5)  Cic.  pr.  domo  20,  52.  pro  SeBüo  26,  Ö7.  Veil.  2,  45.  Dio  Caas.  38,  30. 
Plut.  Cato  nun,  34—39.    Piut.  Pomp.  48.  Druniann  2,  262  ff. 

6)  Dass  Cypern  unter  Cicero's  Verwaltung  zu  Cilicien  gehörte,  geht  hervor 
auä  Cic.  ad  fam,  13,  48.   ad  AU,  5,  21,  6. 

7)  Dio  Cass.  42,  35. 

8)  Dio  Cass.  49,  32.  41.   Strabo  14  p.  685. 


—     233     — 

bei   Aciittm,   nämiich  bei  der  Theilung  der  Provinzen   Ewischen 

Kaiser  und  Senat  im  J.  727  =  27  als  kaiserliche  Provinz,  wahr-* 

scheinlich  wieder  vereinigt  mit  Cilicien  ^);  bald  darauf  aber,  738 

=  22,  wurde  sie  an  den  Senat  abgetreten^)  und  seit  dieser  Zeit  senatspro. 

von  einem  Proprütor«^)  mit  dem  Titel  proconsul^)  verwaltet,  dem 

ein  legaltts^)  und  ein  qiuiestor^).  beigegeben  ist,   in  nachconstan- 

tinischer  Zeil  von  einem  consularis'^]. 

Unter  persischer  Herrschaft  war  die  Insel  in  neun  Stadtgebiete    st&ate. 
unter  neun  K&nigen  getheilt^),   nämlich  Salamis,  Amathus,  Soli, 
Gurium,  Paphos,    Cittiüm,  Maria,  Lapethus,   Cerynia;    in  römi- 

1)  Dio  Gass.  53,  12  und  oben  Cilicia. 

2)  Dio  Cmb.  54,  4:  t&xt  V  o5v  xal  t9jv   K6itpov   »al  ti^v.  FaXatCav  n?)v 

dsmtTzaxoi  xal  U  tUi^oL  xä,  i%^  ir^(Airco9at  iJp^avTo. 

3)  Strabo  14  p.  685 :  d|  ixcl'^ou  (seit  Cato)  h^  i'^ist-zo  inapj^Ca  if)  vfjooc  xa- 
0dlicep  xal  ^uv  i9n  orpaTVJYtxVj,  vgl.  17  p.  840. 

4)  Der  älteste  bekannte  proeontul  ist  P.  Paquius  Scaeva,  von  dem  es  in  der 
Inschr.  Benzen  n.  6450  ss  Mommsen  /.  R.  N,  5244  heisst,  dass  er  nach  der  Prätur 
pro  eofuuU  provinciam  Cyprum  opiinuit  und  weiter  c  pro  eo$.  Herum  extra  torUm 
aucioritate  Aug.  Cacsaria  et  8.  C.  mieao  ad  eomponendum  etajtum  in  reUquum  pro- 
vineiae  C^pri,  es  folgen  dann  noch  unter  Angustus :  Paalns  Fabins  Maximas  Coa, 
743  CS  1 1  V.  Ohr.  und  vorher,  um  15  v.  Chr.  proeoa.  Oyprij  C.  1.  Qr,  2629.  Le- 
tronne  Journal  dei  Savana  1827  p.  173  f.  und  A.  Piautius,  Eckhel  3,  84.  Borghesi 
Oeuvre«  2,  18  ff.;  unter  Tiberius  :  G.  Ummidius  Quadratus,  Orelli  3i28aMomm- 
8en  /.  R.  N.  4234;  im  J.  29  n.  Chr.  L.  Axius  Naso,  Inschr.  bei  Waddington 
n.  2773;  unter  Claudius:  T.  Cominins  Proculus,  Eckhel  3,  84.  Borghesi  Oeuvrea 
2,  154;  Sergius  Paulus,  Act.  Apost.  13,  7;  L.  Annlus  Bassus,  ipi  J.  b2proeonaul 
Cypri  und  eT8t-70  ^onsul,  C.  /.  Or.  2632;  unter  Nero:  im  J.  65  Q.  lulius  Cor- 
dns,  C.  J:  Or,  2631.  Borghesi  Oetti7fe«5,  323;  am  Ende  des  Isten  Jahfh.  Q,  Ooe- 
Hus  Honoratus,  Waddington  n.  2814;  unter  Hadrian:  T.  Claudius  luncus  Coa. 
auff.  127,  Waddington  n.  2726;  unter  Septimius  Severus:  Audious  oder  Odius 
Bassus  proc.  C\fpri  198,  in  der  bilinguen  Inschr.  Waddington  n.  2806  s:  0.  /.  L. 
III  n.  218  und  Sox.  Clodius,  Waddington  n.  2728;  unter  Elagabal:  Claudius  At- 
talus,  Dio  Cass.  79,  3. 

5)  M.  fStrilius  Lupercus  itpcopsuti^;  unter  Tiberius,  Waddington  n.  2773; 
L.  lulios  Marinus,  leg.  pr.  pr.  provin/eiae  Cypri  unter  Traian,  Marlni  Arvali  n. 
LYllI;  M.  Calpurnius  Rnfus,  Ug.  pro,  Cypro  pr.  pr.y  Inschr.  v.  Ephesus  bei 
C:  Curtins,  Hermes  4,. 217;  T.  OX.  <I>iXeivov  —  rpeoße^öavTa  K6itpOü,  K.  Cur- 
tius  im  Rhein.  Museum  1843  p.  105. 

.  6)  Waddington  n.  2773.  Orelli  n.  3102.     Bei  Grut.  492,  4  ist  nach  Marini 
Arvall  p.  766«  zu  leiten:   Mtaeaior  provine,  Cipri  pro  praetore.     Ein  Proqwuaior- 
provinc,  Cypri  Henzen  n.  D456a. 

7)  Not.  D.  Or,  p.  5.  p.  130.  Hierodes  p.  706. 

8)  Dlodor.  16,  42:  iv  y^P  ^  vifjow  Ta6T{|  it^Xcic  "^i^w  d^t^Xo^ot  (itv  iv^ioi, 
bnh  hk  Ta^ac  ^^PX^  Trcomiva  (Atxpa  icoX(o|AaTa  xd  icpooxupouvra  xai;  £vv£a 
icdXeaiv.  ixiatv)  5s  tÖötow  tt/s  ßaoiXia  rlj«  pu^  r^Xcok  ap'/ovra ,  Ttp  hi  ßaacXei 
Tov  flcpoAv  biroTCTa^iJiivov.  Plin.  N.  H,  0  %  1!}9.  Mola  2, '7.  Ueber  diese  Kö- 
nigreiche s.  Kuhn  2,  107  ff.  und  einige  neue  Data  aus  den  phönicischen  In- 
schriften der  Insel  bei  Vogütf,  Müangea  d'arehiologU  orientaU,  Paris  1868.  8 
p.  23  ff. 


—     234     — 

scher  Zeit  werden  4  5  Ortschaflea  genannt  i).  Auch  dieae  Städte 
waren  zu  einem  xotvov  vereinigt  2).  Metropolis  derselben  und 
Residenz  des  Statthalters  war  Papbos^),  welches  im  J.  45  v.  Ghr. 
den  Beinamen  Augusla  (SeßaotT])  erhielt*')  und  sich  spttier  2!eßaoTf| 
KAoio&(a  <l>Xaß(a  Udffo^y  i^  iepa  \kr(tp6'Koh^  xw>t  xaxa  Kuicpov  noXfioiv 
nennt^);  erst  im  6ten  Jahrhundert  wird  Salamis,  damals  Gon- 
stantia  genannt,  als  Metropolis  erwähnt^). 


.  Syrla'O. 

efV^ciiT  ^^^^  Syrien  im  Jahre  690  =  64  v.  Chr.  durch  Pompeius  zur 

Provinz  gemacht  wurde,  ist  sicher  überliefert^);  nicht  so,  wel- 
chen Umfang  er  dieser  Provinz  ursprünglich  gab.  Denn  obwohl 
er  den  letzten  König  des  selcucidischen  Stammes,  Antiochus  Asia- 
ticus^),  seiner  Herrschaft  gänzlich  beraubte  und  ganz  Syrien  von 
dem  oberen  Euphrat  und  dem  Meerbusen  von  Issus  an  bis  nach 
Aegypten  und  der  arabischen  Wüste  hin  in  Besitz  nahm  ^^] ,  so 

1)  PUn.  iV.  H.  ö  S  130  und  das  Genauere  bei  Kuhn  2,  312. 

2)  «otv^  «a^v  Kuicp(aiv,  Waddlngton  n.  2734:  ein  d(»Yupeuc  r9)c  vif)«ou 
C.  /.  Gt.  2633.  »  -TA  t~         I       I 

3)  Act.  Apoftt.  13,  6,  7.  MeuTsU  Oyprut  I  c.  18. 

4)  Dio  Cms.  54,  23.  0.  /.  Or.  2629. 

5)  Inachr.  Waddington  n.  2806,  Tg;!.  2785. 

6)  Hierocles  p.  706. 

7)  Ueber  die  Geichiohte  dieser  Provinz  b.  Nociahii  Ammu  ül  epochae  Syro" 
macedonum  in  Tforirii  Optfa,  Veronae  1729  foi.  Vol.  II.  K^  B.  Stork  Oaza  und 
die  philistaisehe  Küste,  Jena  1852.  8.  A.  W.  Zumpt  CotnmeiOatiotftim  epigr. 
Vol.  II,  BeroUiü  1864.  4  p.  73  ff.  £.  Kuhn  Verfassung  des  Rom.  Reichs  2, 
161  ff.  £.  Bormann  Dt  Syriae  provmeiae  Bomafute  partibus  oapUa  nonnuüa,  Be- 
roHni  186Ö.  8.  Ausserdem  lieferten  ein  neues  Material  die  Inschriften  in  Le  Bas 
et  Waddington  Voffogc  Ezplieation  Vol.  III;  OorpiM  Ifuer.  Lat,  Vol.  III;  Bf.  de 
Vogu<^  Syrie  centrale;  Imeriptions  sinUtiques,  Paris  1868.  4;  die  vortrefflichen 
Untersuchungen  von  I.  G.  Wetcstein:  Reise  in  den  beiden  Tracfaoaen  und  um 
das  Hanran- Gebirge,  in  Neumanns  Zeitschrift  für  allgemeine  Erdkande,  Berlin 
18ö9  S.  409—208;  265—319  (auch  einzeln  gedruckt  1861)  und  Ausgewählte 
griechische  und  lateinische  Inschriften ,  gesammelt  auf  Reisen  in  den  Trachonen 
und  um  das  Hauragogebirge,  in  Abhandlungen  der  Berliner  Academie  1863  S.  255 
—  368 ,  endlich  das  noch  unvollendete  Werk  von  £.  Renan  Afission  de  Ph^nicU, 
Paris  1864.  4  mit  Atlas  in  fol. 

8)  Plutarch.  Pomp.  39:  xal  xataßÄc  aÖTÖ«  ek  SupCav  to6t7)v  (tiv  A«  oux 
l^^oüoav  Y^clouc  öacnXelc  dnapylov  dit^^ve  xal  xrJjfjta  toü  Wjfiou  'PwjjiatcDV. 
Appian.  8yr,  49 :  tlofiTc^ioc  ^i  —  —  'A-mojrov  iH^^  "riic  26pöiv  dlpx^Ci  ow^^ 
h  'P«fMi(o'JC  dfiapTfSvTQt.    Idem  c.  TD.    Jföfi-.  106.  Gros.  6,  4.   Eutrop'.  6,  14. 

9)  Er  wurde  entthront  65  und  lebte  noch  bis  etwa  49.  Ueber  ihn  und  die 
Reihe  seiner  Vorgänger  s.  Clinton  F<uti  Heil,  Tll  Appendix  III.  A'in^«  of  Sj/ria 
p.  308-346. 

10)  Appian.  Syr,  50:  oQti»  }t.hi  hr^  KtXtxUc  te  xai  Supioc  Tf^  fACOOYalou  xal 
xoUv)c  xal  4^otv(xT}C  %al  IlaXatoti^c ,  imX  oea  d^XXa  £up(ac  dnh  Eufpatou  piXP^ 
Al-y'Jircou  xnX  pt>e/pi  ftoXaooT);  ^öpiata,  dtpia^ri  'PwptaToi  xaria^rov.  Appian.  AUthr. 


—     235     — 

begnügte  er  sich  doch,  dieses  ganze  Gebiet,  welches  Iheiis  wegen 
der  ganz  verschiedenen  Nationalität  aeiner  Bewohner,  tbeiis  wegen 
der  in  den  loteten  Zeiten  der  Seleucidenherrschaft  entstandenen 
politischen  Zerrissenheit  des  Landes  eine  einheitliche  Organisation 
UDinOglieh  machte,  fürs  erste  in  der  Art  zu  paroelliren,  dass  ein 
Theil  desselben  in  eine  grosse  Ansaht  freier  Stadtgebiete  aufge- 
l(lst,  ein  andrer  aber  verschiedenen  kleinen  Fürsten  zugetheilt 
wurde,  deren  gänzliche  Abhängigkeit  von  Rom  zu  immer  neuen 
Veränderungen  der  Territorien  Veranlassung  gab,  bis  diese  am 
Ende  ganz  der  Provinz  einverieibt  wurden  i).  Der  Umfang  der 
Provinz  hat  sich  sonach  noch  in  dem  ersten  Jahrhundert  fort- 
während geändert  und  werden  wir  die  Geschichte  dieser  Ver^ 
änderungen,  so  weit  sie.  bekannt  ist,  im  Folgenden  zusammen- 
zustellen suchen. 

0ie  syrische  Nationalität  und  Sprache^  geht  im  Süden  •  nur  Bevöike- 
bis  Damascus^);  von  da  wohnen  östlich  und  südöstlich  Araber, 
südlich  die  Juden,  westlich  die  Phöniker,  in  dem  syrisdien,  phöni- 
cischen  und  jüdischen  Gebiete  aber  liegt  eine  grosse  Anzahl 
hellentscher  Stadtgemeinden,  welche  theiis  aus  griechischen  Be- 
satzungen hervorgegangen,  theiis  unter  der  Seleucidenherrschaft 
gegründet  waren.  Zu  diesen  nationalen  Differenzen  kam  noch 
eine  Theilung  der  politischen  Verwaltung,  indem  der  südliche 
Theil  des  Landes  längere  Zeit  im  Besitze  der  PtolemKer,  der 
nördliche  unter  der  Herrschaft  der  Seleuciden  stand,  woraus  sich 
die  Ein  theilung  des  Landes  in  zwei  Syrien  erklärt^),  bis  endlich 
in  den  seit  152  v.  Chr.  ununterbrochen  fortdauernden  Kämpfen 

106:  xal  Ti|v  df>At]v  Süp(gcv,  8o7j  tc  iwpl  Ei^dltT)v  ivd  *at  xolXij  xaVOow(x7)  xal 
HaXatorlyr)  Xfyrwt,  *«l  vfyt  IdouuauBv  *at  Irouf^iioi^»  %a\  8öa  ÄXXa  dv^ixotra 
2up(ac,  dmdbv  dljAO)^!  'Poptafotc  xam^roro. 

11  Appian.  i9yr.  50:    nop.ici^toc   [Jtiv   0'3n  t&voe   t6bv   &ir6  tok   ZeXcuxl&atc 

YCvo)Arvoiv  ddySv  tote  (^^  •  •  •  iir^otT^aev  olxeCouc  ßaoiXiac  ^  (uvdorac %at 

0^  no\\)  SoTEpov  xal  ta^e  nept'TjX^cN  ^<  .'PoofxaCouc ,  in\  Kaioapo^  jicIXiaTa  toO 
SeßaoToD,  xaxdl  F^P^* 

2)  WeUstein  Baise  S.  178.    • 

3)  Ci«ar  nenni  bei  Plo  Gm«.  38,  38  uiter  den  von  den  Römfirn  begiegten 
Völkern  26pouc  dfA^orlpou;.  Ob  »Icli  die«  auf  du  obere  und  ontefe,  i^  ^voi 
Sup(a  (Dlodor  18,  6;  19,  79.  93.  loeeph.  Ant.  8,  6,  1 ;  13,  7, 2.  6ti«bo2  p.  134) 
und  1^  näxm  2upia  (loeeph.  AtU.  12,  3,  1  ;'8trabo  iö  p.  692;  16  p.  742)  bezieht, 
ist  nicht  kJar.  Der  4m  Sup(«  wird  gewöhnlich  die  xeCXv]  Xtipla  entgegengesetzt 
(Strsbo  2  p.  134.  Diodor.  19,  93  n.  öfter),  worunter  im  eigentlichen  Sinne  das 
Thsl  zwischen  Libanon  und  AntUibaaon  (Strabo  16  p.  754.  75G),  im  weiteren 
Sinne  das  gmze  sinUiohe  Syrien  bis  zur  iigyptlschen  Orense  (Diodor.  18,  6)  ver- 
slanden wird.  8.  hterfiber  NorislUB  a.*a.  O.  III  c  1.  Kuhn  U,  179. 


—    236     — 

der  Seieuciden  unter  einander  das  ganze  Reich  steh  auflöste,  die 
Maccabäer  nicht  nur  ihre  Selbständigkeit  errangen,  sondern  auch 
eine  Anzahl  ctficsyrischer  Städte  eroberten,  die  grösseren  Siadl^ 
gemeinden  sich  unabhängig  machten  und  an  vielen  Orten  kleine 
Dynastien  entstanden.  Indem  nun  Pompeius  nach  d^  Eroberung 
von  Jerusalem  das  jüdische  Gebiet  wieder  auf  die  Grenzen  der 
Nationalität  beschränkte^}  und  die  freien  Vorfassungen  der  grie- 
chischen Städte  entweder  anerkannte  oder  wiederherstellte,  orga- 
stft^^  nisirte  er  die  neue  Provinz  nach  diesen  Stadtgebieten,  unter  wek 
chen  uns  folgende  entweder  ausdrücklich  genannt  oder  durch  die 
bei  ihnen  übliche  Provincialära  vom  Jahre  64  v.  Chr.  bezeichnet 
werden.  Es  gehörte  demnach  ursprünglich  zur  Provinz  das  obere 
Syrien  mit  den  Städten  Antiocbia,  Seleukeia  in  Pieria,  Apamea, 
Laodicea^),  Cyrrus,  Hieropolis  und  Beroea  (Aiep)  ^),  Epiphania 
(Hemath)^),  Balanea^j,  Aradus®),  die  phönicische  Küste^  nament- 
lich Tripolis,  dessen  Tyrannen  Dionysius  Pompeius  hinrichten 
Hess  7);  Byblus,  welches  Pompeius  ebenfalls  von  einem  Tyrannen 

'^  ■    "     -^^i^w^  I  P  II  ■        —  r__»i|-|KA -i-i-r-Mi-  -■_-■- ■  ^ 

1)  loseph.  Ant,  14,  4,  4 :  xal  xd  |jiev  'lepoaöXupLa  uicoteXYJ  ^iSpou  'P<D|iaioic 
^TtoiTjocv,  Äc  hk  ol  Ivoixoi  TTpörepov  iröXetc  ^veipdsoavro  t^;.  KclX-ijc  Supta; 
dl9eXop.evoc  6itö  xtj»  a^Etiptp  0TpaT7V|ti>  Ixa^e,  mai  t6  Oü|AT:av  lO^oc ,  ini  {li^a 
itpötepov  aip^pievov ,  dvröf  roiv  ioicnv  Spmv  ouvioreiXev.  Kai  Tdhapa  (Aev^ 
fjLixpov  ffATTpoa&rv  xoiTaoxa^eiaav ,  dv^xxios,  —  —  Tok  5e  XoitcoL;,  "Iitirov  *at 
ZxuBt^TToXiv  xal  n^XXav  xai  Alov  xai  £ap.dpeiav,  hi  oe  Mdtptooav  xal  'ACwtov 
%a\  *Id(ii.vetav  xil  ^Ap£8ouaav  tou  oix'^Topoiv  dni^xe.  Kai  tauta;  fiiv  dv  t^ 
ptcoo^eiip,  X***?^^  "^^^  xaTeaxapLjx^vmv,  FdCav  te  iip^;  ttq  ^aXdaoiQ  xal  lÖTritrjv  xot 

Ao9pa  xal  Sipdronvoc  tön  7t6pYOv ;rdaac  6  iIofJ.7CT)ioc  dtpfjxev  ^vcjd^pac  xal 

npocf^c(fi.e  TJ[  ^napx^^.. 

2)  Strabo  16  p.  749.  Von  diesen  Städten  bat  Antiochia  vier  verschiedene 
Aeren,  von  312,  64,  49  und  31  v.  Chr.  Im  J.  64  erhielt  sie  von  Pompeius  die 
Antonomie,  Noris.  Ep.  8.  ,M.  dUa.  III  c.  3.  Porphyrins  fr.  26  in  Müllers  Fr.  hist. 
Or.  III  p.  716:  h  hk  Xaßdiv  7:0p'  'AvTioy^mv  ypihaaTa  —  a'irövofAOv  Tr^^^  ir^SXiv 
elaoe.  Die  Aera  von  64  erwähnt  Euagrius  II  ,12:  ixelvo;  piiv  fdp  (das  Erd- 
beben) ^vtauTÖv  xal  hxvttjxootöv  xal  ixaroatöv  dfod^q^  Tfjc  itoXcwi  Ito^  t^? 
aOTovopiia;  ^^T^^^'  Auch  Seleucia  erhielt  die  Autonomie  von  Pompeius  (Strabo 
16  p.  751),  die  Aera  von  64  aber  ist  nicht  sicher,  Eckhel  I>.  ^.3,  327. 
Borghesi  Oeuvr.  4,  170  IT.  Apamea  nennt  sich  auf  einer  Münze  des  Jahres  41 
V.  Chr.  (Eckhel  3,  307  n,  7)  aurövojAo«  (Die  .Inschrift  Orelli  623  ist  falsch. 
S.  Henzon  Inacr.  Vol.  III  p.  58  und  zu  Borghesi  Oeuvres  5,9),  Laodicea  in 
einer  InschV.   Ephem.  Arch.  II  (1862)  p.  42  Upd  xal  douXo;  xal  aut(^o[jLo;. 

3)  Cyrnis  und  Hieropolis  haben  die  Seleucidenaera  von  312  v.  Chr.  und 
kamen  ohne  Zweifel  gleich  zur  Provinz. 

4)  Auch  sie  hat  die  Aera  von  64.    Eckhel  D.  iV.  3,  313. 

5)  Obwohl  die  Aera  der  Stadt  uiAiestimmbar  ist,  so  ist  doch  die  Autonomie 
derselben  (s.  die  Inschr.  bei  Renan  Mission  p.  107,  in  welcher  sich  die  Bala- 
neer  auTovofAo6{ji€Vot  nennen)  wohl  von  Pompeins  oder  Cäsar  herrührend.    • 

6)  Bei  Str..bo  16  p.  764  zur  Provinz  gerechnet. 

7)  loseph.  Ant,  14,  3,  2.  Das  Jahr  giebt  die  Aera  von  Tripolis,  welche 
64  beginnt.   Eckhel  /).  N.  3,  373.  377.  Epftem.  Archaeol.  n.  362:  TpmoXtxöiv  Tfjs 


—     237     — 

befreite^);  Sidon  und  Tyrus,  welche  steh  schon  unter  den  Königen 
frei  gemacht  hatten  und  ihre  Autonomie  behielten  2),  und  Dora^). 
Von  dem  südlichen  Theile  des  Landes  wurde  das  jüdische  Gebiet, 
von  dem  wir  besonders  reden  werden,  zwar  vorläufig  occupirt, 
später  aber  einheimischen  Königen  übergeben,  dagegen  einerseits 
die  Städte  der ,  samaritischen  und  philistäischen  Küste,  Tunis 
Stratonis  (das  nachherige  Caesarea]^),  loppe^),  Iamneia<^},  Azo- 
tus  7) ,  Ascalon  ^) ,  Anthedon  ^) ,  Gaza  ^^) ,  Raphia  ^^) ,  anderer- 
seits die  Binnenstädte  Cdlesyriens ,  Laodicea  ad  Libanum  ^^)  und 
die  Städte  der  Decapolis,  Antiochia  ad  Hippum  oder  Hippos^^), 
Gadara  ^^) ,    Abila  Leucas  ^^) ,    Dium  ^^) ,    Ganata  ^^) ,    Scythopolis, 

<I>oiviX7]c  TTJc  Upa;  %a\  douXou  xal  a^Tovöfxou  %a\  vauap^t^oc  ol  äp^ovre;  xat  -^ 

1)  Strabo  16  p.  755. 

2)  Sidon  hat  eine  Aera  von  111  v.  Chr. ,  Tyrus  von  126  v.  Chr.,  welche 
beide  wohl  den  Beginn  der  Freiheit  bezeichnen:  dass  die  Römer  diese  anA- 
kannten,  bezeugen  Strabo  16  p.  757.  loseph.  ArU.  15,  4,  1.  Erst  Augnstns  nahm 
beiden  Städten  die  Freiheit  (Dio  Cass.  54,  7)  und  anf  den  Münzen  fuhren  beide 
nicht  den  Titel  a^rdvofMc. 

3)  Dora  hat  die  Autonomie  (Münzen  b.  Mionnet  5,  361  f.)  seit  Pompeios 
(loseph.  Ant.  14,  4,  4)  und  die  Aera  von  94.  Eckhel  D.  N,  3,  363. 

41  loseph.  AfU,  14,  4,  4.   B.  Jud,  1,  7,  7, 

5)  loseph.  Ant,  14,  4,  4. 

6)  loseph.  B.  Jud,  1,  7,  7. 

7)  loseph.  AfU,  14,  5,  3.   B.  lud,  1,  7,  7. 

8)  Ascalon  hat  nie  zum  jüdischen  Reiche  gehört.  Es  stand  zuerst  unter  den 
Konigen  und  hat  die  Seleucidenaera  von  312  v.  Chr. ;  dann  war  es  freie  Stadt 
seit  104  V.  Chr.,  von  welchem  Jahre  es  ebenfalls  eine  Aera  hat,  Pompeius  fand 
es  zerstört,  'und  es  scheint  zu  den  Städten  zu  gehören,  die  Gabinius  wieder  auf- 
baute (loseph.  Ant,  14,  5,  3),  denn  seine  dritte  Aera  ist  von  58  v.  Chr.  Eckhel 
D.  JV.  3,  447. 

9)  loseph.  Ant,  14,  5,  3. 

10)  loseph.  a.  a.  0.  Gaza  hat  eine  Aera  von  61  v.  Chr.,  Eckhel  D,  N.  3,  453, 
oder  62  v.  Chr.  (Stark  Oasa  S.  514)  und  heisst  in  der  Inschr.  C.  I.  Qt.  5892 
iepoi  «ai  dtouXo^  xat  aM'MfJLOC.  Augustus  schenkte  die  Stadt  noch  einmal  dem 
Herodes  (loseph.  AfUt  15,  7,  3),  schlug  sie  aber  im  Jahr  4  v.  Chr.  wieder  zur 
Provinz  Syrien  (loseph.  AjA,  17,  11;  4). 

11)  loseph.  AnX,  14,  5,  3.  Die  Aera  der  Stadt  scheint  Ton  58  v.  Chr.  zu 
sein.  Stark  Qaxa  S.  515. 

12)  Die  Stadt  hat  die  seleucidisehe  Aera  und  ist  als  Theil  des  eigentlichen 
syrischen  Reichs  ohne  Zweifel  gleich  zur  Provinz  gekommen. 

13)  Es  hat  die  Aera  von  64,  Eckhel  3,  347  und  erhielt  seine  Freiheit  von 
Pompeius.  loseph.  B.  lud,  1,  7,  7. 

14)  Es  heisst  oMvo^io«  und  hat  diö  Aera  von  64,  Eckhel^,  350.  Es  war 
von  Pompeius  neu  aufgebaut,   loseph.  B.  lud,  1,  7,  7. 

15)  Die  Stadt  heisst  'AßlXT]  tijc  AexatcoXcoc  (Inschr.  von  Palmyra,  C.  1,  Or. 
4501)  oder  Ko(Xy]<  £up(ac  (auf  Münzen,  Kckhel  3,  345)  zum  Unterschied  von 
*AßtXa  oder  Abila  Lysaniae ,  Steph.  Byz.  p.  6  M.  Sie  ist  ebenfalls  aÖTdvofjioc  und 
hat  die  Aera  von  64. 

16)  Die  Stadt,  deren  Lage  unbekannt  ist,  hat  die  Aera  von  64. 

17}  C^anata,  dessen  Lage  erst  durch  Wetzstein  und  Waddington  festgestellt 
ist,   jetzt  Kerak  in  der  Nukra  (Batanaea),   nordwestlich  von  Bostra,   ist  bisher 


—     238     — 

Pelia^),  Gerasa  oder  AnUoehia  am  Ghrysoroas^),  Philadelphia^), 
Praibeit  der  endlich  Samaria^)  der  Provine  dnverleibl.  Die  Brtheihing  der  Frei- 
heit an  80  viele  Städte  ist  nicht  als  ein  Zeichen  von  Grossmuth  der 
Römer,  sondern  als  eine  nothwendige  Verwaltungsmassregel  anzu- 
sehen. Alle  diese  Städte  hatten  zwar  eigene  Gerichtsbfirkeit  und 
eigene  Verwaltung  ihrer  Einkünfte,  aber  ihre  Verfassung  war  von 
den  Römern  nach  einem  Census  aristocratisch  organisirt^)  und  die 
Steuern  wurden  in  ihnen  nach  dem  bei  der  Organisation  der 
Provinz  eingerichteten  romischen  Steuerverfahren  erhoben^};  sie 
ersparten  daher  dem  römischen  Staate  eine  directe  Verwaltung 
durch  Beamte  oder  zu  sehr  ins  Einzelne  gehende  Abgabenver- 
pachtung. Die  ersten  Statthalter,  namentlich  Gabinius,  welcher 
57  V.  Chr.  Proconsul  Syriens  war ') ,  betrieben  eifrig  den  Auf- 
bau   der    zerstörten    Städte  ^]    und  Gabinius    machte    den  Ver- 

yon  alten  Sehriftstellem  uDd  den  neueren  Numismatikem  Identifltirt  worden  mit 
der  grösseren  nnd  bekannteren  Stadt  Kanatha  (Qanawät  auf  dem  Haurange- 
birge), nordöstlich  von  Bostra.  Canata  mnss  eine  Stadt  gewesen  sein,  da  sie 
Mfinzen  schlug,  welche  die  Aera  von  64  haben  (Waddington  n.  2412^),  nnd  ein 
ßouXeuTfjc  auf  einer  Inscbr.  derselben  (Waddington  n.  2412<^)  vorkommt,  aber  im 
J.  106  wurde  sie  zn  der  damals  eingerichteten  Provinz  Arabia  geschlagen,  nahm 
die  Aera  dieser  Provinz  an,  aber  heißst  nunmehr  xddfiij,  Waddington  n.  2412  f. 
Canatha  dagegen,  auch  Kdvo^a  oder  Kdtvoi^a  geschrieben,  welches  von  Joseph. 
B,  lud.  1,  19,  2  zu  Coelesyrlen  und  von  Plin.  N:  H.  b  %  tO  zur  Decapolis 
gerechnet  wird,  gehörte  noch  nach  der  Einrichtung  der  Provinz  zum  Judischen 
Reiche,  kam  aber  später  zu  Syrien,  und  gehorte  dazu  noch  nach  Septlmins  Se- 
vems.  S.  Waddington  n.  2329  und  die  daselbst  angeführte  bilingue.  Inschr.  von 
Lyon:  8a?(/ioc  6  »al  louXiov^  Sad^ou  'AftetXtjvö^,  SouXeuTJj«  ttoMttq«  xe  Kovai- 
l^a([(uv]  ^Ttap^eia;]  Suplac.  DiU  Manibua  Thaemi  luliani^  8ati  fil,  8yri  de  vieo 
AtlieUmi,  deewi<m{i)  SepUmiano  Canoiha, 

1)  Beide  erhielten  die  Freiheit  von  Pompeius,  loseph.  B,  lud,  1,  7,  7. 
Pella  hat  auch  die  Aera  von  64. 

2)  S.  die  Inschrift  bei  Mommsen  Berichte  der  8%chs.  Geaellsch.  der  Wiss. 
1850  S.  223  ==  Waddington  1722. 

3)  Es  hat  die  Aera  von  64  v.  Chr.    Eckhel  3,  361. 

4)  loseph.  Ant.  14,  4,  4.   B,  lud.  1,  7,  7. 

5)  loseph.  Ant.  14,  6,  i:  ht  dpiotoxpaTeta  ^tTJ^O''. 

6)  Bewiesen  wird  dies  in  einem  andern  Abschnitte.  Ais  Beispiel  diene  hier 
Antiochia.  Dies  war  a6tövo{iOC  (s.  S.  236  Anm.  2)  AfiiUockia  Ubtra,  Plin.  N,  Hs  Ö 
%  79.  CaraealU  machte  es  zur  Oolonie,  jedoch  aalvit  tribtUiSf  wie  Paulus  Diff.  50, 
15,  8  $  5  sagt.  Die  Stadt  war  also  ebenso  steueipflichtig,  wie  die  ganze  Provinz 
(Syrio,  quat  fwUtui  Btfpendkaria,  VeUeius  2^  37,  6).  Vgl.  Ulpian.  Dig,  ÖO,  15.  3: 
in  Syriis  a  quattuordeehn  onnis  mcueuliy  a  dupdeeim  ftminaM  u»que  ad  texapenri" 
mum  quinUfm  ofmum  tributo  oapUU  obUgafUwr,  aßia$  auUm  tpeotatiir  ctnaendi 
tempore.     Ueber  die  Abgaben  dear  Stadt  s.  Norislns  Ep.  8.  M.  III,  5  p.  211. 

7)  Borghesi  Oewft.  2,   188. 

8)  loseph.  Ant.  14,  5,  3:  %a\  dvexTCoÄTjaotv  Safidpeta  x«l  "ACwTO«  »al  2itu- 
l^öiToXic  xat  *Avd72&«bv  xai  'Pa^a  x%(  AApa,  Mdlpisodi  ts  xal  PdfC«  xa\  ^Xat 
o6x  6X(fai.  Zu  diesen  andern  gehört  Ascalon ,  das  eine  Aera  vom  Herbst  58 
T.  Chr.  hat. 


'Utk 


—    239     — 

SQoh,  anch  ludaea  in  fünf  Verwaltungsbeiirke  zu  ibeilen,  deren 
Millelponoie  die  Städte  Jerusalem,  Gadara,  Amaihus,  Jericho  und 
Sepphoris  (Diocaesarea)  waren  ^). 

Als  CXsar  im  J.  47  aus  Aegypten  durch  Syrien  gegen  den 
Pharnaces  zog,  traf  auch  er  verschiedene  Anordnungen  in  den 
Besitzverhülintssen^);  von  Aügustus  Einrichtungen  sind  wir  sehr 
mangelhaft  unterrichtet,  da  Strabo,  der  hierüber  die  beste  Quelle 
sein  würde,  in  Syrien  selbst  nicht  gewesen  ist^j. 

Derselbe  Grund,  welcher  die  Einrichtung  städtischer  Ditksesen  i)7n»«titn 

'  j  1  1        innerhalb 

empfahl,  wo  sie  m(%Ueh  war,  machte  im  Osten  und  Süden  der^erProTinr. 
Provinz  sowohl  wegen  der  nomadisirenden  Bevölkerung  des  Lan- 
des als  wegen  des  starren,  den  Formen  einer  geregelten  Ver- 
waltung widerstrebenden  Characters  der  Einwohner  das  Fortbe- 
stehen dynastischer  Begierifngen  nothwendig,  welche  von  den 
Römern  ebenfalls  als  durchaus  abhangige,  verantwortliche^}  Oi^ 
gane  der  Verwaltung  benuUtt  wurden,  da  sie,  was  besonders  zu 
merken  ist,  abgabenpflichtig  waren  ^}.  Der  Begriff  der  Provinz 
ist  für  die  Römer  zunächst  ein  financieller;  die  Provinz  ist  ein 
prcLedium  populi  Romani^);  insofern  also  dürfen  die  Dynasten 
Syriens  als  bereits  zur  Provinz  mitgehörig,  nidit  als  ausser  ihr 
bestehend  betrachtet  werden  ?),  da  sie  ebenso  wie  die  freien 
Städte  nur  als  ein  Organ  für  die  Eintreibung  der  Abgaben  an- 
zusehen   sind,    weshalb    sie   sich    zuweilen   selbst  procuratores 

1)  loseph.  Ant.  14,  5,  4. 

2)  Hirtin B  B,  Alex,  65 :  eommorcdus  fere  in  omnibus  tivitatibuSj  quae  maiore 
sunt  dignitatej  praemia  bene  meritis  et  viritim  et  publice  Uribuit:  de  controvetaHi 
veteribus  cofinclieit'ac  statuit.  Reges  j  tyrcmnoSy  dynastas  ^provinciae  finiiimosquej 
qui  omnes  ad  eum  eoneurrerant,  receptos  in  fidierriy  conditionibus  imposilit  provin-- 
eine  iuendae  ac  defendendae,  dimittit  et  aibi  et  populo  Romano  amieissimoa.  Er 
trat  loppe  wieder  den  Juden  ab  (loseph.  Ant,  14,  10,  6)  und  ertheilte  besondre 
Privilegien  den  Stidten  Antiochia  (Norisins  Ep.  <%.  Mac.  p.  175—213),  Gabala 
(Eckhei  3,  314),   Laodicea  am  Meere,   dessen  Einwohner  sich  ihm   tu  Ehren 

louXurc  ol  t,a\  Aao^txEic  nennen,  und  Ptoi^mais  (fickhel  3,  426),  welche  Städte 
alle  Ton  dieser  Zelt  eine  nene  Aera  begiifnen. 

3)  Grossknrd  zn  Strabo  Band  3  S.  254.  Eine  Aera  von  31  v.  Chr.  hat  An- 
tiochia und  Seldncla;  über  die  Colonisation  von  Berytus  wird  noch  weiter  die 
Rede  sein. 

4)  Beispiele,  dass  diese  Konige  nach  Rom  citirt,  verurtheUt  nnd  bestraft 
wurden,  liefert  die  Geschichte  von  Üommagene  und  Jndaea. 

5)  lieber  diesen  widitigen  6atz  verweise  ich  vori&uflg  »nf  Hiisehki»  Ueber 
den  z.  Zelt  der  Geburt  Jesu  Christi  gehaltenen  Census  S.  100. 

6)  Cic.    Verr.  11,  2,  3  S  7. 

7)  Hlrtlus  B.  Alex,  65  nennt  sie  d^mutas  provineiae.  Vgl.  Hnschke  a.  a.  0« 
8.  105. 


—     240     — 

nennen  ^) ,  und  da  ihre  Regierung  nur  so  lange  beibehallen 
wurde,  bis  die  allmähliche  Gewöhnung  an  eine  geordnete  Ver- 
waltung und  die  U^berwältigung  der  widerstrebenden  Elemente 
die  völlige  Vereinigung  auch  dieser  Theile  mit  der  Provinz  mOg- 
lieh  machte.  Auf  diese  Weise  kamen  zu  der  ursprünglichen 
Provinz  im  ersten  Jahrhundert  n.  Chr.  noch  folgende  Bestand- 
Iheile  hinzu  ^): 
commftgeii«.  '1.  Commageue.  Diese  Landschaft,  im  N.  durch  den  Ama- 
nus,  im  O.  durch  den  Euphrat  begrenzt,  im  W.  an  Cilicien,  im 
S.  an  Syrien  stossend,  hatte  schon  während  der  Seleucidenherr- 
Schaft  eigene  Könige^);  welche  mit  den  Seleuciden  verwandt 
waren ^).  Von  ihnen  sind  bekannt  Antiochus  (I),  der  in  den 
Jahren*  69  bis  38  v.  Chr.  erwähnt  wird  ^)  und  vor  34  gestorben 
sein  muss,  in  welchem  Jahre  Mithrid^tes  das  Land  beherrschte  ®) ; 
sodann  Antiochus  (11),  welchen  Octavian  im  J.  99  nach  Rom 
kommen  und  zum  Tode  verurtheilen  liess^).  Im  J.  20  wurde 
Mitbridates  (II)  König  von  Commagene^),  darauf  Antiochus  (III), 
wahrscheinlich  sein  Sohn,  nach  dessen  Tode,  im  J.  47  n.  Chr.  ^) 
Tiberius  Commagene  zur  Provinz  machte  ^^) ,  d.  h.  mit  Syrien 
vereinigte.     Allein  es  blieb  nur  20  Jahre  bei  der  Provinz;   denn 

«  1)  SaUust.  Ju0.  14:    Mictpaa  pater  meus  morien»  mihi  praeeepUy   uU,  re^ni 

•    Numidiae  Umtummodo  procurationem  exiatum(trem  meam^  ceiefum  iua  ei  imperrum 
eiU9  penes  vo»  use, 

2)  Plin.  N.  H.  b  $  74  sagt  von  der  Decapolis:  inUrcursaini  ein/guiniqu€  hat 
urhe$  tetrarehi(U^  regnorum  in»tar  tingtUaCf  et  regna  contribuuntur ,  Traehoräli$f 
Ptmiaa  in  qua  Caesatea,  AbHa,  Area,  lAmpeloessa,  Gabe.    $  82 :  reltqua  autem  8y~ 

ria  habet  Arethusioi  ^  SeroeetMet praeter  tetrarchias  in  regna  deMcriptaa 

bnrbaris  nonUnibus  XV IL  . 

3)  Heber  die  Geschichte  von  Commagene  8.  Norisliis  £p.  8.  M.  diss.  11  c.  4. 
Eckhel  3,  254  ff.  Clinton  Fasti  Hellen.  3,  343  f.  Kuhn  2,  174  ff.  Waddington 
Tome  UI  p.  60—63. 

4)  S.  Boeckh  C.I.  Qr,  n.  362. 

5)  Im  J.  59  bestätigte  ihn  Lucnllns  in  seinem  Besitze,  Dio  Cass.  35,  2; 
im  Jahr  64  Pompeias,  Applan.  Mithr.  106.  Später  wird  er  enfähnt  im  J.  51, 
Cic.  ad  fam.  15,  1,  2;  im  J.  49,  Caesar  B.  C.  3,  5.  Appian.  B,  O.  2,  49;  im 
J.  38,   Flut.  Ani.  34.  Dio  Cass.  49,  20.  22. 

6)  Plut.  Ant,  61. 

7)  Dio  Cass.  52,  43. 

8)  Dio  Cass.  54,  9. 

9)  Tac.  Ann.  2,  42. 

10)  Tac.  Ann.  2,  56:  Commageni»  Q.  Servaeu»  praeponiturf  tum  primum  ad 
tus  praetorii  trantlatis.  Strabo  16  p.  749://)  Ko^^a-pQV'^  p.txpd  tU  ifsxis'  iyti 
Ä'  ^pOfAv^v-  TCiSXtv  Soif&öoaTa  Iv  ^  tö  ßaoiXciov  'Jit-Jjp^e ,  vuv  h  ir:a^yia  -Yi^ovE. 
Servaeiis  war  einer  der  Legaten  des  Oermanicns  (Tar.  Ann.  3,  13;  6,  7)^  der 
die  Provinz  nnr  einrichtete,  wie  Veranius,  ein  anderer  Legat  desselben,  Cappa- 
docien.   S.  oben  Seite  209.    Znmpt  Comm.  ep.  11  p.  127. 


—     241     — 

Caligula  gab  es  im  J.  38  dem  Sohne  des  letzten  Königs  (Antio- 
cfaus  III]  zurück^),  welcher  zwar  von  Caligula  selbst  wieder  abge- 
setzt, aber  von  Claudius  im  J.  44  nochmals  auf  den  Thron  erho- 
ben ^ ,  unter  dem  Namen  Antiochus  IV  Epiphanes  Magnus  ^)  bis  72 
regierte^}  und  ausser  Commagene  einen  Theil  von  Cilicien  be- 
sass^).  Im  J.  72  beraubte  ihn  auf  Befehl  Yespasians  der  Legat 
von  Syrien  Caesennius  Paetus  abermals  seiner  Herrschaft,  worauf 
er  selbst  in  Lacedaemon,  seine  Söhne  Epiphanes  und  Kallinikos 
aber  in  Rom  lebten  ®) .  So  kam  Commagene  unter  römische  Ver- 
waltung 7) :  die  Hauptstadt  Samosata  erhielt  den  Beinamen  Flavia 
und  eine  neue  Aera  vom  Herbst  74 ,  in  weldien  dort  der  Anfang 
des  Jahres  fiel^);  über  die  auswärtigen  Besitzungen  des  Königs 
wurde  anderweitig  verfQgt.  Dass  aber  Commagene  nicht  als 
selbständige  Provinz  constituirt,  sondern  zu  Syrien  geschlagen 
wurdet),  darf  man  aus  verschiedenen  Gründen  annehmen.  Ptole- 
mäus  5,  45,  40  rechnet  Commagene  zu  Syrien ;  ein  eigener 
Statthalter  von  Commagene  kommt  nicht  vor,  wohl  aber  ein 
legatus  Tratani,  der  Syrien  und  Commagene  zugleich  verwaltet  ^<^); 
endlich  lag  eine  der  syrischen  Legionen,   leg.  XVI  Flavia  firma, 

1)  Dlo  Gass.  59,  8.  Der  Irrthmn  von  Fabricins,  welcher  Antiochas  IV  fQr 
den  Sohn  von  Antiochua  II  hält,  ist  von  Clinton  a.  a.  O.  berichtigt. 

2)  Dio  Gass.  60,  8. 

3)  Ueber  die  Beinamen,  die  er  auf  Mfinzen  fuhrt,  s.  Eekhel  D.  JV.  3,  255. 

4)  Im  J.  43  verlobt  er  seinen  Sohn  Antiochns  Epiphanes  mit  Dnisilla,  der 
Tochter  des  Agrippa.  loseph.  Ant.  19,  9,  1;  im  J.  54  erw&hnt  ihn  Tac.  Ann, 
13,  7;  im  J.  70  zog  er  mit  Titus  vor  Jerusalem.  loseph.  B.  I.  5,  11,  3. 

5)  xd  napaOaXdioota  Tf)c  K(Xix(a(,  Dio  Gass.  59,  8.  Dazu  gehorte,  wie  wir 
aus  seinen  Münzen  ersehen,  Lacanatis,  die  nordöstlichste,  an  Gommagene  gren- 
zende Landschaft  Giliciens,  mit  der  Stadt  Eirenopolis,  ferner  Blainsa  oder  Se- 
baste,  eine  Insel  an  der  Küste  zwischen  Selencia  Ciliciae  und  Tarsus,  sodann 
Alexandria  am  Meerbusen  von  Issus  und  endlich  ein  Stück  von  Lycaonien. 
Eekhel  D.  iV.  3,  256. 

6}  Ausführlich  erzählt  dies  loseph.  B.  i.  7,  7,  1-.3. 

7)  Suet.  Vetp,  8.   Entrop.  7,  19.  Aorel.  Victor  epiU  9,  13.   Gros.  7,  9. 

,  8)  Chron.  Pasch,  p.  464  Bonn,  zum  Jahr  71 :  Ko(Ap.axinvol  xal  SafnooatEic 
ivreOBcv  to6c  iaurinv  dpt^piouat  )^p6vouc.  Eekhel  D.  ff.  3,  252.  Clinton  F.  Rom. 
I  p.  60. 

9)  Ich  selbst  habe  früher  Gommagene  als  eigne  Provinz  angesetzt,  halte 
meine  Ansicht  Indessen  für  widerlegt  durch  Bormann  De  Syria  prov.  ^  2;  vgl. 
Borghesi  Oewrea  4,  159.   Kuhn  2,  174. 

10)  Inschrift  von  Pergamus  bei  Mommsen  Berichte  der  sächs.  Ges.  der 
Wiss.  H.  Ph.  Gl.  1850  S.  223  =  Waddington  n.  1722:  [Au]Xo^  lo6Xtov  [K]oü- 
aip[aT0v]  pU]  Stoctov,  «[peoÖcurMv  %a\  <ivrtaipci[TTf|f]ov  aircoxpdTopo«  Nipoua[«] 
Tpa'tavoü  xa(9a[po]<  [o]eßaot[ot>]  rspftovcxQÜ  AaxtxoD  Supta[(],    Ooiv(xt)c,  Kopi- 

Böm.  Altoxth.  IV.  16 


—    242     — 

unter   H.  Aiirel    ond   vielleicht    schon    seit   Vespasinns  Zeit   ib 
Samosata^). 
chaieiB.  2.  Die  Dynastie  von  ChaUis^].    Soweit  bei  der  äusserst 

unsicheren  Kenntniss  der  Geographie  des  alten  Syriens  zu  urthei- 
len  möglich  ist,  sind  in  Syrien  zwei  Orte  des  Namens  Chaicis  zu 
unterscheiden.  Das  eine  (jetzt  Kinnesrtn),  gegründet  von  Seleucus 
Nicator^),  kommt  in  späterer  Zeit  öfters  vor.  Es  lag  auf  der 
Strasse  von  Cyrrus  nach  Emesa,  48  röm.  Meilen  von  Beroea 
(AIep)  *)  in  der  fruchtbaren  Landschaft  Chalcidice  oder  Chalci- 
dene^),  welche  sich  im  Osten  von  Apamea^)  und  am  Westrande 
der  palmyrenischen  Wttste  von  Salaminias  bis  Beroea  heraufzieht. 
Es  wird  durch  einen  Beinamen,  Ckakis  cognomintUa  ad  BeluMj 
von  dem  andern  gleichnamigen  unterschieden^),  welches  XaAxU 
r  oico  T9  Aißavcp  opsi  heisst^)  und  auch  auf  einen  verschiedenen 
Ursprung  zurttckgeftthrt  wird  ^}.  In  dem  letzteren  herrschte  schon 
etwa  71  V.  Chr.  *ö)  Ptolemaeus,  Sohn  des  Mennaeus^^),  welcher 
nicht  nur  Chaicis  ad  Libanum^^),  sondern  auch  Heliopolis,  den 
Marsyas,  d.  h.  das  Thal  zwischen  Libanon  und  AntHibanon  ^') 
und  Ituraea  ^*),  d.  h.  das  Drusengebirge  im  Centrum  des  Haurftn^^), 
also  den   ganzen  Landstrich  westlich  und  sUdlich   von  Damascus 

1)  S.  Bortnann  p.  9 — 11. 

2}  Norfsias  Epoeh,  Syromaetd.  DU»,  HI  c.  9  $  3.   Kuhn  %  169. 
81  Appian.  S^.  Ö7. 

4)  Itin.  Antort.  p.  194.  195.  S.  über  die  Ansdehnang  der  Chalctdeue  Wad- 
dington  zu  n.  2633. 

51  Plin.  JV.  ß.  5  g  81 :  rtgio  ChaleideM  fertüissima  S^iat. 

6)  Strabo  16  p.  753  spricht  erst  von  dem  Chaicis  des  Ptolemaus,  welches 
wir  sogleich  erwähnen  werden ,  and  fahrt  dann  fort :  Sp.opoc  V  dorl  t^  ^AT:a\i.inn 
Tipic  Sw  Jjtev  i\  TÄv  ouXdlp^flov  ^ApdßfON  «aXou{A£vT]  irapaTTOTauta  xal  -^  XoXxi8ixi?j 
dizb  Tou  MaOTOou  xaBnf)Xouoa  xal  iraoa  i^  Tipöc  vötov  tou  AirafuDoiv ,  dvSpcav 
oxTjviT&v  TÖ  nX^ov.  Auch  Ptolemaeus  5,  15,  18  erwähnt  diese  Chalcidice  dicht 
vor  der  'ATrajiTjy^  und  Hierodes  p.  711  setzt  Chaicis  in  die  Sipria  prima  zu- 
nächst Beroea. 

7)  Plin.'  iV.  if.  5  J  81:  Chalcidem  tognommatam  ad  Bdum,  unde  regio 
CkaMdene  fertiUuima  äyriae.  Ob  Belus  ein  Flnss  oder  ein  Berg  ist,  weiss  man 
nicht.  In  der  Nähe  von  Chaicis  l^g  aber  ZeXeux6ß7]Xo(  (Hierocles  p.  712.  Notitia 
1,  869,  bei  Parthey  p.  86),  dessen  Einwohner  ^eXeuTceic  irpöc  xtp  ß^Xcp  heissen. 
Steph.  Byz.  p.  560. 

8J  loseph.  Afü.  14,  7,  4.  B.  lud.  1,  9,  2. 

9)  Steph.  Byz.  p.  684 :  itöXi«  ti  Supta,  xTioÖelca  tttth  Movi^ou  toD  'Apaßoc- 
m  loseph.  AM,  13,  16,  3.  4. 

llj  Einen   älteren  Mennaens,   wohl'za  derselben  Familie  gehörig,  erwähnt 
schon  Polybitts  5,  71 ,  2. 

J2)  loseph.  AfU,  14,  7,  4. 

13)  Pcftyb.  ö,  45,  7  f.  Strabo  16  p.  755.  756. 

14)  Strabo  16  p.  753.   Dio  Cass.  49,  32. 

15)  Wetzstein  Reise  S.  198. 


—    243     — 

besass  und  tod  diesem  als  ein  gefährlicher  Nachbar  gefflrchftel 
wurde  ^).  In  diesem  Besitze  liess  ihn  Poropeius^),  und  als  er 
im  J.  40  starb,  folgte  ihm  sein  Sohn  Lysanias^),  welchen  Anto- 
nius ttfdlen  Uess,  um  seine  Herrschaft  der  Cleopatra  zu  schen- 
ken^). .Später  finden  wir  das  Land  im  Besitz  jüdischer  Fürsten ; 
denn  Claudius  verlieh  es  an  Herodes,  Sohn  des  Aristobulus 
und  Bruder  des  Herodes,  Agrippa  I,  welcher  41 — 48  als  Ktfnig 
von  Chalcis  regierte^).  Sein  Nadifolger  war  Agrippa  II,  dem 
Claudius  nach  4  Jahren,  im  J.  5S,  Cbaicis  nahm  und  dagegen 
die  Tetrarchien  des  Philippus  II  und  Lysanias  gab^).  Die  Herr- 
schaft Chalcis  dauerte  indessen  fort,  denn  Im  J.  72  wird  noch 
ein  Aristobulus,  König  von  Chalcis,  erwähnt  7),  und  da  die  Stadt 
Cbaicis,  deren  sichere  Münzen  erst  mit  Traian  beginnen,  eine 
Aen  von  845  =  98  hat  und  den  Beinamen  Flavia  ftthrt,  so  darf 
man  mit  Norisins  annehmen,  dass  sie  erst  in  dem  genannten 
Jahre  durch  Domitian  der  Provinz  einverleibt  wurde  ^). 

3.  Die  Tetrarchie  Abilene^).    Abila  am  Fluss  Chrysor-   Abii^iM. 
rhoas,   an  der  Strasse  von  HeliopoKs^^j  nach  Damascus  an  der 
Ostseite  des  Antilibanus  gelegen,  jetzt  Suk  W^de  Bärada  ^^),  heisst 
zum  Unterschiede   von    der   gleichnamigen  Stadt   der  Decapolis 
(s.  oben  S.  237)  Abila  Lysaniae^^).     Sie  muss  ursprünglich  zu 

1)  loseph.  AfU.  13,  15,  2;  13,  16,  3. 

2)  losepb.  Ani.  14,  3,  2.  Auf  seinen  Münzen  nennt  er  steh  Tetrardu. 
Bekbel  3,  263.  Mlonnet  ö,  146. 

3)  loaepb.  Ant.  14,  13,  3.  B.  Aftl.  1,  13,  1. 

4)  losepb.  Ani.  15,  4,  1.  Die  Gsss.  49,  32.  Porpbyrii  fragm,  bei  Mfiller 
am.  Of.  /V.  3  p.  724  S  9  u.  dss.  MQUer.  Warum  Renan  in  der  Anm.  9  ange- 
führten Abb.  seinen  Tod  34  setzt,  ireiss  icb  nicht. 

5)  losepb.  Ant.  19,  8,  1 ;  20,  1,  3.  Er  nennt  sieb  auf  seinen  Münzen  Ba- 
otXcuc.  Eckbel  D.  N.  3,  492.  Madden  Hi$tory  of  Jewish  ComagCj  London  1864. 
8.  p.  112. 

Q  losepb.  Ani.  20,  7,  1.  B.  lud,  2,  12,  8. 

7)  losepb.  B.  lud.  7,  7,  1. 

8)  Norisins  a.  a.  O.  Dist.  III  e.  9  $  3.   Eckbel  3,  265. 

9)  S.  Renan  Memoire  tut  la  djfnasiU  da  Lysannaa  d'AMlkne  in  Mim.  de 
Vaead.  den  huer.  et  6.  UUree  26,  2  (1870)  p.  49—84 ;  von  wcriebera  meine  Dar- 
steliung  übrigens  in  mehreren  Fnnetea.  abweicht. 

10)  Itiner.  Anton,  p.  199. 

11)  8.  Wetzsteins  Karte.  Die  Lage  des  Ortes  wird  bestimmt  dnreb  die  In- 
schrift OrelH  4997  a  Waddington  1874:  hnp.  Caes.  M.  Aurd,  Aniommu  Aug. 
Anneniaeue  et  imp.  Cae$.  L,  Aurd,  Venu  Armeniaeus  viam  flumkiüs  vi  abruptam 
MereiBo  monU  re»Utuerunt  per  lul.  Verum  leg.  pr.  pr,  profoine*  8yr.  et  amhum 
stittm,  knpendHt  AhUenorum,  Der  Fluss  ist  der  Chrysorrhoas ,  jetzt  Barada,  an 
dem  auch  Damascus  Hegt. 

12)  Ptolem.  5,  15,  22  kennt  nur  ein  'AßtXa,  iiMXrfitXoa  AuofovCou,  das  er, 
wie  DanuuMus,   zur  Decapolis  reebnet;  bei  losepb,  Ant.  19,  5,  1  Terleibt  Clan» 

16* 


—     244     — 

der  Dynactie  von  Chalcis  gehttrt  haben,  da  diese  unmittelbar  an 
das  Gebiel  von  Damascus  stiess^))  und  wenn,  wie  man  mit 
Wahrscheinlichkeit  annimmt,  Leucas  am  Ghrysorrhoas,  von  wel- 
chem wir  Münzen  haben,  mit  Abila  Lysaniae  identisch  ist^),  so 
darf  man  aus  der  älteren  Aera  von  Leucas,  welche  37  v.  Chr. 
beginnt  3),  schliessen,  dass  die  Stadt  von  dem  Lysanias,  den 
Antonius  im  J.  M  tödten  Hess,  ihren  Namen  hat.  Damais  scheint 
sie  an  Cleopatra  gekommen  zu  sein,  später  aber  war  sie  im  Be- 
sitz des  Zenodorus^),  der,  wie  sich  aus  einer  neuerdings  be- 
kannt gewordenen  Inschrift  ergiebt,  ein  Sohn  des  Lysanias  war^), 
und  dessen  Familie  nach  seinem  im  J.  20  v.  Chr.  erfolgten  Tode  ^) 
fortbestand.  Denn  obwohl  der  grösste  Theil  der  Herrschaft  des 
Zenodorus  an  Herodes  I  übergingt),  so  regierte  doch  in  Abila 
selbst  noch  im  J.  28  n.  Chr.  ein  Tetrarch  Lysanias^)  und  dessen 
Gebiet  wurde  erst  unter  Claudius  im  J.  44  an  Agrippa  I  ver- 
geben^).    Nach  dessen  Tode  im  J.  44  ist  es  wahrscheinlich  zu- 

dias  dem  Agrippa  'AßtXav  ^r^s  Auaav(ou  xal  iiröoa  ^  t«{)  Atßav<)>  ^t,  durch 
welchen  Zusatz  die  Lage  des  Ortes  deutlich  bezeichnet  wird. 

1)  Ptolemaeus,  der  Sohn  des  Mennaeus,  wird  Ton  loseph.  Ant.  14,  16,  3 
^of 'jC  T|Q  tcdXet  Y^^'^Q'^  genannt. 

2)  Kckhel  3,  337.  Mionnet  5,  308.  Lencadii  erwähnt  in  dieser  Gegend  Plüi. 
JV.  ß.  5  S  82,  und  den  Namen  hat  auch  Balanea.  Steph.  Byz.  p.  156 :  BaXavIai 
icöXtc  OoivtxT};,  if)  vüv  Aeuxdc. 

3)  Kckhel  3,  338. 

4)  loseph.  Ani.  15,  10,  1 :  ZijViSSaipöc  Tic  £(U(a(9&o}to  tov  oi«ov  toD  Auoa- 
viou.  los.  B.  I,  i,  20,  4:  Zijvö^oipoc,  6  t6v  Auoavtou  fU|Atod(ofjL^oc  oixov.  Bei 
loseph.  Aht.  15,  10,  2  heisst  seine  Herrschaft  iTiap^la,  bei  Dio  Cass.  54,  9  xe- 
Tpap^(a.  £r  wird  erw&hnt  von  Strabo  16  p.  756  nnd  sein  District  hiess  noch 
später  oixoc  tou  ZT]vo^<6po'j.  los.  Ant.  17,  11,  4.  ß.  /.  2,  6,  3,  wo  ZiQvodc&pou 
zu  schreiben  ist.  Auf  seinen  Münzen  nennt  er  sich  xefzpd^jTii  xai  dp)^tepe6c. 
Kckhel  3,  496.  Diese  nach  der  seleucidischen  Aera  datirten  Münzen  sind  ans 
den  Jahren  32.  30.  26  y.  Chr.  Renan  a.  a.  0.  p.  63. 

5)  Die  Inschr.  C.  /.  Or.  4523  ist  nach  Renan  MisMion  p.  318  so  zu  lesen: 

du^aii^Jp  Zt^voScÄp«!)  Auo[av(oi>  xjerpdpyou  %a\  AuoTavtqi xol 

TJoic  ülol; xai  xoic  uloTc  pivi^pkTjc  X^P'''  t'^^öcßö»;  dvfvrncey.    Ausführlich 

handelt  über  diese  Inschr.  Renan  Mim.  de  l'aead.  a.  a.  O.  p.  70  ff. 

6)  loseph.  AfU.  15,  10,  3. 
7j  loseph.  a.  a.  O. 

S)  Lucas  Ev.  3,  1 :  £v  frei  hk  i;evrexQii5»diT(p  r^c  i^cvovtac  Ttßepiou  KaU 
oapoc,  i^7efiiove6ovToc  riovrioU  üiXchou  r^c  lou^atac  xal  TCTpap^Q^^oc  ^ijc  FoXt- 
Xalac  n^lwi,  <(iXItc71ou  hk  tou  d^eX^u  aOroü  Terpap^oüvroc  r^c  Itoupaia«  xat 
Tpa^wiTi^oc  X^P^^  ""^^  A'jooviou  rj^c  'AßiXvjvYjc  TeTpapxouvToc.  Auf  ihn  bezieht 
sich  die  Inschr.  von  Abila  C.  /.  Or.  4521 :  Titep  [tJ"»j[«J  täv  Kuptav  26[PaoTä>v] 

cwxripia^  xal  toD  a6pi[iravT0(]  auxdiv  olxou  Nufi^ioc Auoavtou  Texpdlpx^^ 

d7reXe[udepoc]  —  — ,  iu  welcher  die  xupioi  £eßaOTo(  Tiberius  und  Livia  sind. 
S.  C.  I.  Or.  Vol.  HI  p.  1174.  Add.  ad  n.  4521,  vgl.  Kckhel  3,  497.  Vgl.  Renan 
a.  a.  0.  p.  68  ff. 

9)  los^h.  Ant.  19,  5,  1 ;  20,  7,  1.   B.  lud.  2,  12,  8. 


~     245    — 

nächst  von  dem  Procurator  von  ludaea  verwaltet  und  erst  im  J. 
48  oder  49  der  Provinz  Syrien  einverleibt  worden.  Wenn  näm- 
lich die  Identification  von  Abila  und  Leucas  richtig  ist,  so  würde 
die  spätere  Aera  dieser  Stadt  vom  Herbst  48  so  wie  der  Name 
derselben  Claudia  Leucas  dies  Factum  in  den  Herbst  des  Jahres 
48  oder  in  das  Jahr  49  zu  setzen  erlauben  i). 

4.  Die  Dynastie  von  Arethusa  und  Emesa^),  welche  Arefhnia 
wahrscheinlich  seit  69  v.  Chr.  im'  Besitze  des  Sampsiceramus 
war.  Denn  die  Stadt  Arethusa  hat  eine  Aera  v^n  diesem  Jahre  s). 
Sampsiceramus  oder  griechisch  2a\i.^r(ifa\uoi^) y  mit  dessen  Namen 
Cicero  mehrmals  spottweise  den  Pompeius  bezeichnet^},  war  von 
diesem,  wie  es  scheint,  gegen  eine  den  Römern  zu  zahlende 
Abgabe^}  in  seinem  Besitze  bestätigt  worden  und  wird  erwähnt 
in  den  Jahren  59  7)  und  44  v.  Chr.  ^).  Ihm  folgte  sein  Sohn 
lamblichus^],  den  Antonius  im  J.  34  vor  der  Schlacht  bei  Actium 
hinrichten  liess^^^},  worauf  dessen  Sohn,  ebenfalls  lamblichus  ge- 
nannt, im  J.  20  von  Augustus  wieder  in  die  väterliche  Herrschaft 
eingesetzt  wurde  i^).  Im  J.  44  n.  Chr.  regierte  vrieder  ein 
Sampsiceramus  ^^) ,  dessen  Tochter  lotape  an  Aristobulus ,  den 
Grosssohn  Herodes  des  Gr.  und  Bruder  #d6S  Agrippa  I,  verhei- 
rathet  war  ^^).  Sein  Nachfolger  war  Azizus,  der  im  J.  52  Drusiiia, 
die  Schwester  Agrippa  des  11^  heirathete  ^^]  und  54  starb,  worauf 

1)  Eckhel  3,  338. 

2)  Norisius  a.  a.  0.    Diss,  II  c.  2  $  3.   Waddington  zu  n.  2567. 
31  Noridus  a.  a.  0.  lU  c.  9  $  7.    Eckhel  3,  310. 

4j  So  helft8t  er  bei  losephus  lud  in  der  Inachrift  von  Emisa  (Homa)  Wad- 
dington 2567.  Den  Namen  Samsigeram,  der  auch  in  Palmyra  vorkommt,  übersetzt 
Vogü^  Syrie  eenträle.  Irueriptions  SSmUiques  n.  75  8oUs  rohur. 

b)  Cic.  ad  Att.  2,  14,  1^  16,  2^  17,  2;  23,  3. 

6j  Cic.  ad  Au.  2,  16,  2:  nunc  vero,  Sampricerame,  quid  dicea?  vecUgal  te 
nobis  in  monte  AnUUbano  consUtuiate,  agri  Campani  abstülisse? 

71  Cic.  a.  a.  0.  ♦ 

8)  Strabo  16  p.  753:  xa\  'Apl^uoa  i^  Xafx^i^epcCfMU  xal  lafjißXi^ou  to*> 
^«c(vou  icat^öc,  fuXdpx«»^  ^ou  ^p.tOT2N&v  fr^ou;.  Strabo  zahlt  hier  die  Dynasten 
auf,  welche  dem  Q.  Caecilios  Basius  bei  seinem  Aufruhr  beistanden.  Dieser  fallt 
aber  46—42  v.  Chr.  S.  Dio  Cass.  47,  26-^28.  loseph.  Ant,  14,  11,  1.  Drumann 
2,  126—128. 

9)  Dies  kann  sehr  wohl  der  sein,  den  Cic.  ad  fam.  15,  1,  2  schon  im 
J.  51  erwähnt:  eodem  die  ajb  JamUichOy  phyUifeho  Arabum^  quem  homknes  ojpi- 
thontur  bene  aenüte  an^eumquc  eaac  rei  pubUeae  noxtroe,  HUerae  dt  iadan  re&iu 
veM  rtdditae  wfU, 

10)  Dio  Cass.  50,  13. 
in  Dio  Cass.  54,  9. 

12)  loseph.  ilnf.  19,  8,  1,  wo  er  *E(uoo9v  BaotXso«  genannt  wiid. 

13)  loseph.  AM.  18,  5,  4. 

14)  loM)ph.  AfU,  20,  7,  1. 


-     246^  ^  ^     . 

t 

ihm  sein  Bruder  Soemus  folgte  ^),  der  noch  69  und  7S  regierte  2). 
Bakl  darauf  erhasch  die  Dynastie,  denn  die  ersten  Mttnsen  von 
Emesa  sind  von  Oomitian  geschlagen^),  die  FamiUe  aber  scheint 
fortbestanden  zu  haben,  da  in  einer  Inschrift  von  Emisa  aus  dem 
Jahre  78  ein  G.  lulius  Sampsigeramus  vorkommt^).  \ 

DamMcna.  5.  Damascus^)  geh()rte  im  ieteten  Jahrhundert  v.  uor. 
einer  arabischen  (nabatsischen)  Könicsfamilie ,  die  in  P^t^  ^resi- 
dirte  ^)  und  der  die  DamasceoerMsich  ^k^wilng  aas  iPurdbt  vor 
Ptokmaeus  von  Ghaleis  unterworfen  hattea^).  ^  Sechs  Könige 
dieser  Familie  haben  über  Damascus  regiert|  Acren  fllnronologie 
neuerdings  wenigstens  annähernd  hat  bestimmt  werden  können^), 
ntoilich 

1.  Harcihath,  Aretas  PhiUiellen,  c.  95— c.  50  v.  Chr.,  im  Be^ 
sitz  von  Damascus  seit  85. 

2.  Maliku,  Malehus  oder  üalichus  c.  50 — ^28. 

3.  Obod«s  c.  äO— 7: 

4.  Haretbatk  Pbilodemus,  Aretas  (U),  7  v.  Chr. — c.  40  n.  Chr., 
dessen  Tochter  an  den  Tetrarchea  Herodes  Antipas  ver- 
heiratbei  war^). 

5.  Maliku,  Malchusoc.  40 — c.  75,  Sohn  des  vorigen,  der  im 
Heere  dies  Vespasian  gegen  die  Juden  kämpfte  ^^). 

6.  Dabei,  Zabelus  c.  75--406. 

M.  Aemilius  Scaurus,  der  erste  von  Pompeius  eingesetzte  Statt- 
halter Syriens,  machte  mit  dem  damals  regierenden  Fürsten  Aretas 
im  J.  62  einen  Vertrag,  nachdem  derselbe  für  die  auf  die  kaum 
geordnete  Provinz  gemachten  Angriffe  eine  Strafe  gezahlt  hatte  ^^) . 

1)  Tq)  itp<6Tt{)  tfjc  N^povoc  ^pY'Qc  Ixec.   losoph.  AtU.  20,  8,  4. 

2)  Im  ersteren  Jahre  enrSfaiit  ilin  Tm.  M.  2,  dl ,  im  letzteren  losepk.  Ant. 
20,  7,  1. 

3)  Mlonnet  V  p.  227. 

4)  Waddington  n.  2&67. 

5)  Vgl.  KuhD  2,  16ö. 

6)  Hier  residirte  zur  Zeit  des  Pompeius  Aretas.  loseph.  Ant.  14,  1,  4;  14, 
6,  1.    Vgl.  Kuhn  2  S.  166  Anm.  1336. 

7)  loseph.  13,  15,  2. 

8)  S.  Due  de  Luynes  in  Revue  numismaiique  1858  p.  292  und  382;  Vict. 
Langlois  NunUtmatigue  des  Aräbes  aoarU  VJHaimiame^  Paris  1859.  4  und  beson- 
ders Meldi.  de  Voga^  in  Revue  numiam.  1868  p.  153  fT.  (wdeher  Aufsatz  noch- 
mals gedruckt  Ist  in  dessen  MiUxnges  d*areh4ologie  Orientale,  Paris  1868.  8.  Ap^ 
pendice  p.  21  f.)  und  8yrie  centrale,  Inacriptiona  S^miUyuea ,  Paris  1868  fol.  p. 
115,  dessen  Resultat  ich  hier  wiedergebe. 

9)  loseph.  Ant.  18,  5,  1. 
10)  loseph.  B.  lud.  3,  4,  2. 

llj  Appian.  Syr.  51.    Dio  Cass.  37,  15.    Plut.  Pomp.  41.    loseph.  Ani.  14, 


-     5M7    — 

Seitdem  war  die  StadI  den  Römern  factisch  unterthänig^)  und 
hatte  zu  Zeiten  eine  römische  Besatzung  2);  die  arabischen  Könige 
behielten  aber,  ohne  Zweifel  gegen  Zahlung  eines  Tributes,  den 
Besitz  derselben.  Um  das  J.  39  stand  in  Damascus  ein  id^apx^fi 
des  Aretas  mit  einer  Besatzung  3)  und  erst  im  J.  406,  als  das 
peträiscbe  Arabien  römische  Provinz  wurde,  ist  auch  Damascus 
von  den  Römern  in  Besitz  genommen,  aber  nicht  zu  Arabien, 
sondern  zu  Syrien  geschlagen  worden^),  dem  es  später  immer 
zugerechnet  wird. 

6.  ludaea.     In  Folge  der  Eroberung  durch  Pompeius  694     lodM», 
=63^)  wurde  ludaea  ein  Theil  der  Provinz  Syrien  <*),  erhielt  in-  p^mpriwr 
dess  schon  damals  eine  eigene  Verwaltung  zunächst  in  Betreff 
der  Steuern,  die  es  seitdem  an  die  Römer  zahlte^).     Die  Regie- 
rung der  makkabäischen  Könige  endete  mit  Aristobulus^),   den 

Ö,  1.  Attf  diesea  SreigniM  beziehen  sich  die  Münzen  des  Scaurus  mit  der  Auf- 
scbrift  BEX  ABETAS.  Eckhel  5,  131.  Borghesi  Oeuvre»  2,  186.  DmmAnn  1,  29  ; 
4,  457.  467. 

1)  Hieronymns  tn  lesaiam  c.  17 :  dUi  exieümant  de  Bomana  capUüUaU  prae- 
dieif  quando  ei  ludaeorten  a  Bompeio  eaptue  est  populus  et  Damtueua^  eui  itnpe- 


&icif)xoot  xal  £6poi. 

2)  Gleich  nach  Caesars  Tode  erwähnt  loaeph.  Ani,  14,  11,  7  einen  C^ßiov 
bi  Aa(Jiaox(p  erpoTT^ifoüivTa. 

3)  Paulas  ep.  ad  CorMh,  2,  11,  32:  ht  Aapaoxif  6  idvölp^T)«  'Apira  toD 
ßaoiXieic  i9po6p6i  t9]v  Aofiaox'nvdäv  nöXtv.  S.  über  diese  Stelle  und  die  Zeit, 
auf  welche  sie  sich  bezieht,  Neander  Gesch.  der  Pflanzung  und  Leitung  der 
Christi.  Kirche  durch  die  Apostel,  Bd.  1.  1847  S.  159. 

4)  Eckhel  3,  330. 

5)  Dio  Gass.  37,  15.  16.  loseph.  Ant,  14,  4,  3.  Eutrop.  6,  14.  Gros.  6,  6. 
Liv.  ip.  102.  Strabo  16  p.  762.  763.  Clinton  F.  BeU.  UI  ad  a.  63  und  p.  342. 
Fischer  Roem.  Zeittafeln  z.  J.  63.  * 


te 

Wo 

verum  hos  gvogv«  regUynce  pari  eorte  Pompeiiu  Judaeh  domitia  et  BieroeötiifmU 
eaptU  in  provinoiae  apeeiem  reetori  dekUa  iurisdietione  formavU.  Dass  es  schon 
damals  eine  eigene  Verwaltung  hatte , '  wie  auch  Cölesyrien ,  das  unter  einem 
von  dem  Proconsul  Syriae  eingesetzten  OTpatTjYÖc  t9}c  KoCXy)«  Sop(ac  stand 
(loseph.  AfU,  14,  9,  5),  schliesse  Ich  daraus,  dass  Gabiniua  das  Land  In  ffinf  Bezirke 
theilte.  loseph.  Ani.  14,  5,  4.  B,  lud.  1,  8,  5:  (lelXe  ti  icov  xb  l8voc  et;  nivte 
ouv6&ouc,  welche  Kuhn  2,  336  als  eonventua  iuridici  yersteht. 

»(laCotc 

int- 

iirf}xooi 

PofMtUoiv  xaTiaTi]|Uv. 

&)  loseph.  AfU.  14,  4,  5 :  xal  i^  ßooiXsta,  i\  nptopov  toI^  xotä  fivoc  ^X^" 


—    248    — 

Pompeius  nach  der  Eroberung  von  Jerusalem  nach  Rom  nahm^) 
und  im  Triumphe  aufführte^);  sein  Bruder  Hyrcanus  blieb  in 
ludaea  als  ap^^tepeo^  xal  ä&vap;(T|^^]  und  wurde  als  soldier  von 
Cäsar  bestätigt^).  Seine  Würde  war  indess  eine  nur  priesier- 
liche  und  richterliche^);  das  Land  vsiirde,  wie  die  Provinz  Syrien 
nach  Siädtebezirken ,  welche  aristocratisch  organisirt  waren  ^), 
verwaltet,  und  während  des  dauernden  Kriegszustandes,  in  wel- 
chem sich  dasselbe  theils  wegen  innerer  Unruhen,  theils  wegea 
der  Einfälle  der  Araber  und  Parther  befand,  war  die  Anwesen- 
heit römischer  Truppen  sowie  des  Statthalters  der  Provinz  selbst 
fast  fortwährend  erforderlich.  Es  gelang  sogar  noch  einmal  dem  letz- 
ten Sprösslinge  der  königlichen  Familie,  dem  Sohne  des  abgesetzten 
Aristobulus,  Antigonus,  im  Jahre  744  =  40  mit  Hülfe  der  Parther 
den  Hyrcanus  zu  verdrängen  und  sich  des  Thrones  zu  bemäch- 
tigen^). Nachdem  aber  im  folgenden  Jahre  die  Parther  durch 
Ventidius  aus  Syrien  vertrieben  waren s),  wurde  im  J.  38  v.  Chr. 
auch  ludaea  durch  Sossius,  den  Legaten  des  Antonius,  erobert 
und  Antigonus  gefangen  und  hingerichtet^). 

1)  loseph.  a.  a.  0.  nnd  B.  lud.  1,  7,  7.  Dio  Gass.  37,  16.  Appian.  Syr,  50. 
Flui.  Bmp,  45. 

2)  Die  Nachricht  Applaus  B.  MUhr.  117,  er  sei  nach  dem  Triamphe  ge* 
todtet  worden,  wideriegt  sich  durch  die  Nachrichten,  die  wir  von  seinen  spate- 
ren Schicksalen  haben.  Im  J.  56  nämlich  entfloh  er  aus  Rom  und  suchte  sich 
in  ludaea  wieder  festzusetzen,  wurde  aber  von  Gabinius  gefangen  und  nach  Rom 
zurückgeschickt.  Dio  Cass.  39,  56.  loseph.  Ant.  14,  6,  j.  B.  lud.  1,  8,  6.  Im 
J.  49  liess  ihn  Caesar  wieder  frei,  um  in  ludaea  gegen  die  Pompeianer  zu  wir- 
ken (Dio  Cass.  41,  18);  hier  starb  er  durch  Vergiftung.  loseph.  AtU.  14,  7,  4. 
B.  lud,  1,  9,  1. 

3)  Dio  Cass.  37,  16.  loseph.  Ant.  14,  4,  4.  Strabo  16  p.  765. 
4l  loseph.  AtU.  14,  10,  2;  12.  3. 

b)  Vgl.  was  loseph.  ArU.  14,  7,  2  von  dem  £9vdp^T)c  der  Juden  in  Alexandria 
sagt :  ina^ioTarai  hk  xal  IdvtipYY]^  auTov,  8c  ftiotxet  xe  tö  I8vo;  ral  BiatTqi  xp(aetc 
•mlX  9U{jißoXa(oiv  dictp^XetTai  xol  TtpocTaYfi^Tav  «bc  av  iroXtreloc  dpym^  autoTeAouc. 
Ein  Ethnarch  existirte  in  ludaea  noch  nach  der  Zerstörung  Jerusalems  durch 
Hadrian.  Ihn  erwähnt  Origencs  (starb  253  n.  Chr.)  responsio  ad  Africcmum  c.  14 : 
XexT^ov  h\    8x1  oüSev  napdSoEov,    [UfdXart  lOv&v  UTroveipCaiv  Y^vopLivrov,   itpöc 

SaoiX£cDC  aofUjtopTio^ai  toIc  olxeloic  vofiot;  5^07) oÖai  tou;  ai^aXtfrrou«  xal  xoic 
ixaoxTjpioi;  *  xal  vDv  ^^öv  'P«p,almv  ßaotXeuövxoiv  xal  louSatmv  xi  MSpa^fiov 
aüxoi;  xeXouvxcDV,  8aa  ou^X^P^'-^^®*  Katoapo;  6  Idvopytjc  Tiap  aOxoic  ^övaxai, 
<bc  [i-tfiks  hiaf^i^is  ßaaiXc6ovxoc  xoO  I8nouc  top^v  ol  Tteireipapiivoi. 

6j  loseph.  ArU.  1,  8,  5:  Faß^vioc xa^tonjot  x9jv  dfXXw  iroXixelav  IttI 

irpooxaol^  xdiv  dpCoxfov.  Und  weiter  unten:  dla{ji^<nc  ^k  rfj;  Ü  Iv6c  ^icixpaxe(ac 
^Xeu(^ep(D&ivxeC)  t6  Xom^v  dpioxoxpaxelqi  Sttpxouvxo. 

7)  loseph.  AfU.  14,  13,  3.  Auf  seinen  Münzen  nennt  er  sich  ßaatXe6c. 
Bckhel  3,  480.   Madden  Eist,  of  JewUh  coinage  p.  76  ff. 

8)  Liv.  ep.  127.  Dio  Cass.  48,  39  — 41  und  über  den  siegreichen  Feldzug 
des  J.  38  Dio  Cass.  49,  19.  20.   Plut.  Anlon.  34.   Liv.  ep.  128. 

9)  Dio  Cass.  49,  22.  Plut.  Anl.  36.  Tic.  H.  5,  9.  Liv.  ep.  128.  loseph.  AfU. 


ft 


—    249    — 

Seit  dieser  Zeit  wurde  ludaea  wieder  ein  Königreich,  wel-  Hend«« 
ches  von  Antonius  und  Octavian  dem  Idumaeer  Herodes,  der  den 
Beinamen  des  Grossen  führt,  bereits  im  J.  40  verliehen^),  von 
diesem  aber  erst  37  übernommen  wurde  ^].  Ueber  sein  Verhält- 
niss  zu  den  Römern  ist  zu  bemerken,  dass  zum  Schutze  seiner 
Herrschaft  eine  Legion  in  Jerusalem  lag'],  dass  der  Huldigungseid 
zugleich  dem  Kaiser  als  dem  Oberfeldherrn  und  dem  Könige  ge- 
schworen wurde  ^),  und  dass  der  König  zur  Zahlung  eines  Tri- 
butes^) und  zur  Stellung  von  Hülfstruppen  verpflichtet  war. 
Tribut  hatte  ludäa  schon  seit  Pompeius  an  die  Römer  gezahlt 
und  der  öfters  vorkommende  Fall,  dass  einzelne  Landschaften 
mitten  in  der  Provinz  zeitweise  einer  einheimischen  dynastischen 
Verwaltung  übergeben  wurden,  ist  immer  so  zu  denken,  dass 
in  den  Einkünften  des  römischen  Staates  dabei  kein  Ausfall  statt- 
fand. So  wie  Hyrcanus  Tribut  zahlte,  welchem  Cäsar  deshalb 
in  der  Person  des  Antipater,  des  Vaters  des  Herodes,  einen 
lirdpoTcoc  beigegeben  hatte  ^),  so  ist  auch  Herodes  selbst  factisch 
als  ein  procurcUor  des  Kaisers  mit  dem  Königstitel  zu  betrach- 
ten ^j.     Nach  Cäsars  Bestimmung  hatten  die  zur  Metropolis  Jeru- 

14,  16,  4  setzt  die  Eroberung  von  JeniMlem  in  das  Jahc  37 ,  weU  mit  diesem 
die  Herrschaft  des  Herodes  begann ;  sie  geschah  aber  im  December  38.  S.  Clin- 
ton F.  Heü.  in  ad  a.  38. 

1)  loseph.  AfU.  14,  14,  ö.   B.  Jitd.  1,  14,  4. 

2}  Dio  Gass.  49,  22.  Appian.  B.  C.  5,  75.  Strabo  16  p.  765.  Tae.  H.  5,  9. 
Ueber  die  Zeit  loseph.  Ant,  17,  8,  1 :  Baa^e6aac  {ts^  S  fiiev  dlvEiXev  'Avcifovov 
irri  xio9apa  «al  tptdtxovca  (d.  h.  37'--4v.  Chr.),  iu%^  6  ^e  &ico  'Foficüoiv  dice~ 
BioietxTo  imä  xat  TpidExovra  d.  h.  40 — 4  t.  Chr. 


3)  inl  f  poupf  xffi  ßaocXeiac,  loseph.  AfU.  lö,  3,  7. 

4)  loseph.  AfU,  17,  2,  4 ;  vgl.  18,  5,  3. 


5)  Appian.  B,  C.  Ö,  7Ö:  ton}  hi  irr)  (Antonius)  %a\  ßaotX^a«,  o&c  Soxiftd- 

oei£v,  in\  «öpotc  dpa  TeTaYfJifvoic,  IlövTou  ptev  Aapetov ^IBoufialtnv  hk  xal 

2a|Aapli0v   Hpi6^v. 

6)  loseph.  AfU.  14,  8,  5.   B.  lud.  1,  10,  3. 

7)  Die  Einkünfte  eines  Theiles  von  Palastina  worden  anfanglich  an  Cleopatra 
gezahlt.  loseph.  Ant,  15,  4,  4:  iccpl  hi  to6(  9<6pot>c,  oGc  ISet  teXeiv  xf);  (iic''AvTei- 

KXeoitoTp^  {jiloouc  aMav.  Vgl.  15,  t,  3;  15,  0,  1.  Nach  der  Schlacht  l>ei  Actinm 
gab  ihm  Angnstus  diesen  Theil  zurück  nebst  den  Städten  Oadara,  Hippos,  8a- 
maria,  Oaza,  Anthedon,  loppe  und  Turris  Stratonis,  loseph.  ArU.  15,  7,  3. 
B.  hid,  1,  20,  3 ;  femer  auch  die  Landschaften  Trachouitis,  Batanaea  und  Aura- 
nitis,  loseph.  Ant.  15,  10,  1.  Yon  diesen  hatte  Trachonitis,  eine  iizapr^ioi  {prat- 
fecturd)  von  Syrien  (15,  10,  2),  Zenodorus  in  Verwaltung  gehabt,  von  welchem 
loseph.  iinl.  15,  10,  1  sagt:  ^(Aep.(o9o>To  tov  oIxov  tou  Auoav(ot>,  d.  h.  er  hatte 
das  Land  gegen  Zahlung  einer  Abgabe  übernommen.  Nach  dem  Tode  des  Zeno- 
dorus erhielt  dies  Land  Herodes.  loseph.  AtU.  15,  10,  3 :  Kaioap  li  xal  t^v 
to6tou  |Ao{pav  oux  dXivTjv  o5eav  'Hfi6o^  (Cftootv,  ^  [uxaüii  tou  Tpd^orvoc  xal 
Tfjc  roXiXaloc  ^,  OuXddov  %a\  IkvtdSa  xal  t?)v  ttlptf  yifbpw '  if%axaik[^^\}9i 


—     250    — 

salem  gehörigen  Orlschaflen  mit  Ausnahme  der  Stadt  k>ppe  jühr- 
lieb,  jedoch  mit  Uebergehung  des  siebenten  oder  Sabbaljahres, 
deo  Vierten  der  Feldfrttchte  als  Abgabe  zu  steuern  und  im 
folgenden  Jahre  in  Sidon  abzuliefern;  ausserdem  aber  an  Hyr- 
canus  den  Zehnten  zu  zahlen^).  Daneben  wurde  e'ine  Kopfsteuer 
erhoben  2),  so  dass  in  ludäa  die  Abgaben  drückender  waren,  als 
in  irgend  einer  Provinz.  Ein  bleibendes  Andenken  gründete  sich 
Herodes  durch  den  grossartigen  Ausbau  der  Stadt  Caesarea ^j,. 
früher  Turris  Stratonis,  welche,  zu  Ehren  des  Augustus  so  ge- 
nannt, die  Hauptstadt  der  späteren  Provinz  Palästina  wurde. 
HarodoB  Nach  dem  Tode  des  Herodes  7S0ss4  v.  Chr.  ^j  wurde  sein 

Sdhne. 

Reich  unter  seine  drei  Söhne  gethetlt,  der  Königstitel  aber  keinem 
ertheilt. 

4.  Den  Haupttheil,  nämlich  ludaea  und  die  im  Norden  und 
Süden  angrenzenden  Landschaften  Samaria  und  Idumaea  mit 
Ausnahme  der  griechischen  Städte  Gaza,  Gadara  und  Hippos,  welche 
sofort  mit  der  Provinz  vereinigt  wurden,  erhielt  Archelaus  mit 
.  dem  Titel  d&vapxiic^)^  welcher  von  4  v.  Chr.  bis  6  n.  Chr. 
regierte  und  in  dem  letztere^  Jahre  auf  Anklage  sdner  Brüder 
von  Augustus  abgesetzt  und  nach  Vienna  in  Gallien  verbannt 
wurde  <^).  Im  J.  759  =  6  n.  Chr.  wurde  diese  Herrschaft  durch 
den  kaiserlichen  Legaten  von  Syrien ,  P.  Sulpicius  Quirinius  in 
Besitz  genommen  und  als  Theil  der  Provinz  censirt?),  die  weitere 

o'  sOtöv  xal  Totc  ^iC(xpo7re6ouat  x^c  Xtip(ac,  ivtciXa(uvo(  (JLexa  Ttjc 
ixetvou  7V(i>{Ji.T]c  rd  neSvTa  icoieTv.  Wenn  dawelbe  B.  lud,  1,  20,  4  so  ausgediückt 
wird:  xotiorrjae  hk  a6TÖv  xal  2up(ac  I^t)«  dnirpoicov  —  die  |AY}^^  disivoi  Uiol 
Tf)c  ixeCvou  ou{AßouX[ac  xolc  iTTiTpönoic  5to(xeiv,  so  scheint  das  nur  riclitig,  wenn 
sUtt  ISikrii  gelesen  wird  xo(Xy)c.  Denn  einen  orporvj^öc  Tf]^  KoiXiQc  Suplflic  erwähnt 
losephus  schon  Ant,  14,  9,  5  und  mit  dem  eigentlichen  Syrien  hatte  Herodes 
niemals  etwas  zu  thnn.  Ais  eigentlicher  procuraior  verwaltete  er  dagegen  das 
Land,  welches  Antonius  der  Cleopatra  gegeben  hatte,  'Hp<66ou  fj.(o&(ooa{iivo'j, 
loscph.  Ant,  15,  4,  2  und  die  Kupferbergwerke  in  Cypern,  die  er  für  50  Procent 
des  Gewinnes  von  Octavian  gepachtet  hatte.  loseph.  Ant,  16,  4,  5. 

1)  loseph.  Ant,  14,  10,  6. 

2)  Appian.  8yr.  50:  xal  htä  Taur'  doclv  'lou^abu  Airaoiv  h  ^6po;  twv 
oopLaTov  pap6xepoc  Tfjc  d[XXv)c  icepiotxlac 

3)  S.  die  Beschreibung  i>ei  loseph.  Ant,  15,  9,  6. 

4)  Clinton  F.  Heil,  III  ad  a.  750. 

5)  loseph.  Ani,  17,  11,  4.  B,  lud,  2,  6,  3.  Ethnarches  nennt  er  sich  auch 
auf  seinen  Münzen.  Madden  p.  91  f. 

6)  Dio  Cass.  55,  25.  27.   loseph.  Ant,  17,  13,  2.  B.  lud.  2,  7,  3. 

7)  loseph.  Ant,  17,  13,  5:  rfjc  Sa  'Apyjtkdorj  /.(opac  üitoTKXoü«  7rpo«vcjjnj- 
detoTjQ  TTJJ  26pwv,  niii-Rszai  Kup^vtoc  &7tÄ  Koloapo«,  «JWjp  üTtartx^,  clnortpLvjoo- 
uevoc  xä  is  Zn^icf.  xal  xov  'Ap^eAoou  diicoSwo^fuvoc  oixov.  Vgl.  18,  1,  1 :  icap^v 
oe  xal  Kup-^vtc;  eU  xi^v  louSaltny,  itpo(^x7)v  x^«  Supia«  Y^0{iivt)v,  dicoxi(ii)- 


—     251     — 

Verwaltung  aber  einem  pt'ocurator  cum  iure  gladii  ttbergcben^), 
der  indessen  dem  Stattfaalter  Syriens  untergeordnet  und  sowohl 
auf  dessen  militärische  Hülfe  angewiesen,  als  auch  demselben 
verantwortlich  war^).  Diese  Verwaltung  dauerte  von  6  bis  44 
n.  Chr.  und  wurde  wfthrend  dieser  Zeit  von  sieben  Procuratoren 
geftthrt^j,  näffilioh  4.  Coponius  6  n.  Chr.,  %.  M.  Ambivius  etwa 
10  n.  Chr.,  3.  Annius  Rirfus  hn  J.  43,  i.  Vaierias  Gratus  etwa 
45— S5,  5.  Pondus  Püatus  25— 35«),  6.  Marcellus  im  J.  35^), 
7.  Maryllus  38—44«). 

2.  Den  nordöstlichen  Theil,  nSmlich  die  Landschaften  Tracbo* 
nitis,  Auranilis,  Batanaea,  Gaulonitis  und  Ituraea,  den  ärmsten 
Landstrich*^),  erhielt  Philqppus  mit  dem  Titel  eines  t8tpapx>2<^), 
nach  dessen  Tode  im  J.  34  n.  Ghr.  auch  seine  Herrschaft  der 
Provinz  Syrien  einverleibt  wurde  ^) .  Er  erbaute  die  Stadt  Caesarea 
Paneas,  welche  ihre  Zeitrechnung  vom  J.  3  v.  Chr.  beginnt  ^^). 

3.  Galila^a,    das    naüh    bsephus    204    Städte    und    Dörfer 


q^fACv^  Tc  odräbv  tdc  o6«(a«.  18,  2,  1:  Ktip/p^toc  hi  rd  'ApYcXdbu  xp^fiona 
dico(6uevo<  ffiily  xal  t&v  dicofttfi'/jaeoBV  ir^pac  iyouowv,  a(  ijttnsxo  Tp«axooT<f» 
xol  ipK^fJup  fiTEt  fxcrA  T^v  'Avrcovloü  ht  'AxtCcp  -^rrttv  öitö  Kaloapoc  —  "Avavov 
—  iorca  ^u^ia,  4.  k.  im  J.  7  n.  Chr.  lieber  Ae  bekannte  SteUe  ies  Lacae 
Ev.  2,1,  welche  diesen  Gensns  in  du  Jahr  der  Geburt  GhriBti,  d.  h.  752,  in 
irelchem  Jahre  Quirinins  znm  erstenmal  legatia  Syriae  gewesen  zn  sein  scheint, 
veriegt,  wird  an  einem  andern  Orte  die  Bede  eein.  Vgl.  Momnnen  Xea  pMtae 
l>hi  AugtuU  p.  124  f. 

1)  losepb.  Ant,  18,  1,  1 :  Ko)7C(fivi6c  te  aörm  (dem  Qnirinins)  oupiaTa- 
n^fjLTcerat,  xd'nMfzoz  tSv  IittcIidv,  i^o^fACvo;  *Iouoato9V  r^  inl  tcsocv  i^ouek. 
B,  Jud,  2,  8,  1 :  rnc  hi  Ap^cXdou  Ycbpac  eU  ^icap^^  TceptYP^?^^^^  >  ^ir[Tpon6c 
TIC  litRtx-^c  itapdt  ropiaCot;  td^oc  Kooiri&vtoc  n£p.ffCTai,  fUXP^  "^^^  xTetvetv  Xaßdbv 
Tcapd  ToO  Kalaopoc  iSouoCav. 

2)  Pontius  Pilatus  wurde  von  dem  Legaten  Syriens,  Vitellius,  auf  die  Klage 
der  ßouXV)  von  Samaria  abgesetzt.  loseph.  AnX,  18,  4,  2.  Auf  ähnliche  Weise 
verfuhr  der  Legat  Quadratus.   Tac.  Ana,  12,  54. 

3)  Hauptetelle  Über  sie  ist  loseph.  Ani.  18,  2,  2 ,  ans  welcher  die  Zeitbe- 
stimmung indessen  nur  annähernd  entnommen  werden  kann.  Vgl.  De  Saulcy 
J2etHM  iViomsmottgti«  1853  p.  186  IT.  und  dessen  UecherühtM  aur  la  numiinudipu 
Judaiqvey  Parie  1854.  4  p.  136  f.  Clinton  FatU  Rom.  U  p.  235. 

4)  Borghesi  Oeuvres  5,  82.   loseph.  ArU.  18,  4,  2. 
5}  loseph.  AfU,  18,  4,  2. 

6)  loseph.  Ani,  18,  6,  iO. 

T)  loseph.  Ant,  17,  11,  4.  Ueber  die  Grenzen  und  die  Geschichte  von  Ba- 
lanea  und  Aucanitis  s.  Waddington  in  Ccmpte$  rendus  1865  p.  102  if. 

8)  Ev.  Lucae  3^  1.  MOhzen  bei  Madden  p.  100  f. 

9)  loseph.  A$U.  18,  4,  6 :  ^cdte  %k  xal  OlXtntio;  ^  TeXeur^  tov  ß(ov,  eixoorcp 
u.ev  dvMUTtj}  Tfjc  T(ßcp(ou  dpx'^C »   i^'rnod[(jLevoc  (e  mnhi  iirtd  xal  tptdxovca  rff« 

TpaycovlTiSo;  xal  FauXa'^CTiioc  »al  toQ  BaTotvatwv  l8vouc  irpA«  oörot«. T:?)v 

S'  opx'^v  —  oü  ^Äp  xoTcXdirexo  ttaiSa;  —  Tifipioc  icapoXaßAv  iipo;8i^xY]v 
dnapYlac  TCOtclTai  rffi  S6paiv. 

10)  Eekhel  3,  S42. 


—     252     — 

zählte  1),  und  Peraea  fielen  dem  Herodes  Aniipas  zu^j,  der  als 
teTpapx>2<;  von  4  v.  Chr.  bis  39  n.  Chr.  regierte  und  in  dem 
letzteren  Jahre  von  Caligula  nach  Lugdunum  verbannt  wurdet). 
Alle  diese  Theile  wurden  indessen  noch  einmal  in  einer 
Hand  vereinigt.  Herodes  der  Gr.  hatte  ausser  den  drei  genann- 
ten Söhnen  noch  zwei  ältere  gehabt,  die  er  selbst  hatte  hinrich- 
ten lassen,  Antipater  und  Aristobulus  ^) .  Des  Aristobulus  Sohn, 
isrippft  Merodes  Agiippa,  oder  wie  er  sich  officiell  nannte,  M.  lulius 
Agrippa  ^j ,  in  Rom  erzogen  und  mit  Caligula  bekannt  gewor- 
den^), erhielt  bei  de§3en  Regierungsantritt  im  J.  37  n.  Chr. 
die  Tetrarohie  des  Philippus^),  darauf  im  J.  39  die  Tetrarchie 
des  Herodes  Antipas®)  und  endlich  durch  Claudius  im  J.  44 
ludaea  und  Samaria^),  während  seinem  Bruder  Herodes  das 
Fttrstenthum  Chalcis  gegeben  wurde  ^^).  So  zuletzt  die  ganze 
Herrschaft  des  grossen  Herodes  wieder  vereinigend  regierte  er 
sieben  Jahre  lang  als  König  bis  zum  J.  44  ^i).  Sein  Sohn  Hero- 
des Agrippa  H,  auch  Marcus  Agrippa  genannt  ^^),  erhielt  aber, 
weil  er  noch  sehr  jung  war,  nicht  das  Königreich,  sondern  im 
J.  48/49  zunächst  das  Fürstenthum  Chalcis,  welches  sein  Oheim 
gehabt  hatte  i^).  Vfer  Jahre  darauf  (53)  nahm  ihm  Claudius  das- 
selbe wieder  und  gab  ihm  statt  dessen  die  Tetrarchie  des  Phi- 
lippus^^)  mit  dem  KönigsiiteM^) .  Hiezu  bekam  er  noch  im  J.  55 
'  von  Nero  die   Städte  Tiberias   und  Taricheae   in   Galilaea   und 


1)  losepM  Vita  $  45. 

2)  loseph.  Ant  17,  8,  1;  17,  11,  4;  18,  7,  1.  Ev.  Lucae  3,  1;  3,  19, 
9,  7.  Matth.  14,  1.  Act.  Ap.  12,  1. 

3)  loseph.  Ant.  18,  7,  2.  Der  Titel  zerpdpyr^  und  das  43ste  Jahr  seiner 
Regierang,  d.  h.  das  Jahr  39  findet  sich  auf  seinen  Münzen  erwähnt.  S.  Norislas 
De  nummo  HerodU  AnUpae,  in  den  Opp.  Vol.  U  p.  647—665.  Eckhel  3,  486  ff. 
Madden  p.  99. 

4)  loseph.  Ant.  17,  7,  1.  B.  lud.  1  c.  22—27.  Strabo  16  p.  765. 

5)  Waddington  n.  2112,  vgl.  C\  I.  Ör.  n.  361. 

6)  loseph.  Afd.  18,  6. 

7)  loseph.  Ant,  18,  6,  10.  B.  lud.  2,  9,  6.  Dio  Cass.  59,  8.  Philo  in  Flac- 
cum  5. 

S)  loseph.  Ant.  18,  7,  2. 

9)  loseph.  Ant.  19,  5,  1.  Dio  Cass.  60,  8.  Philo  in  Flaccum  c.  41.  loseph. 
B.  lud,  2,  11,  5. 

10)  loseph.  Ant.  19,  8,  1 .  Auch  er  heisst  ßaoiXe6c  auf  seinen  Münzen.  Eckhel 
3,  492. 

11)  loseph.  Ant.  19,  8,  2.     Er  führt  auf  Münzen  den  Titel   ßaoiXeu;  [tl^a^ 
A^plniiac  OiXoxaToap.    Eckhel  3,  492.   Madden  p.  106. 

12)  Waddington  n.  2365.   Madden  p.  117.    ' 

13)  loseph.  Ant.  20,  5,  2.    B.  lud.  2,  12,  1. 

14)  loseph.  Ant.  20,  7,  1.    S.  lud.  2,  12,  8. 

15)  Acta  apost.  25,  13  \  26,  2  n.  öfter.   Münzen  bei  Madden  p.  iiö  ff. 


—     253     — 

lalias  in  Peraea^).  In  depi  judischen  Kriege  kämpfte  er  auf 
Seilen  der  Römer  und  wurde  bei  Gamala  verwundet^);  seine 
Münzen  gehn  bis  95  n.  Chr.,  und  er  starb  erst  im  dritten  Jahre 
des  Traian  '(400  n.  Chr.)  als  der  letzte  König  der  jüdischen 
Familie^].  ludäa  wurde  seit  dem  J.  44  wieder  von  Procura toren  ?'<»»»*<>- 
verwaltet,  deren  Residenz  Caesarea  war  4),  imd  zwar  regierten  i«^»«- 
das  Königreich  in  seinem  ganzen  Umfange  Cuspius  Fadus  44 — 46^) 
und  Tiberius  Alexander  46 — 48*},  seit  48  Ventidius  Cumanus^); 
im  J.  58,  als  Herodes  Agrippa  11  die  Tetrarchie  des  Philippus 
erhielt,  wurde  für  den  übrigen  Theil  des  jüdischen  Landes  Clau* 
dius  Felix  Procura lor^).  Es  folgen  dann  unter  Nero  Poroius 
Festus  (64)^),  nach  dessen  Tode  Aibinus  (62— 64)  i<»)  und  Gessius 

^  1)  loBepb.  Ant.  20,  8,  4. 

2)  loseph.  B.  lud.  4,  1,  3. 

3)  Photii  Bibl,  «od.  33.  Eokfael  3,  496,  vgl.  Madden  p.  133.  Ffir  die  Er- 
klärung der  Mfliuen  Agrippa^s  II'  sind  weder  die  Nachrichten  des  losephns,  noch 
die  Combinationen  Maddens  ausreichend.  Es  findet  sich  auf  ihnen  namentlich 
eine  Aera  vom  Jahre  61  n.  Chr.,  deren  Grund  ganz  unbekannt  ist.  8.  Mommsen 
in  Hubers  Numismatischer  Zeitschrift  III,  2  (1872)  p.  449  ff. 

4)  loseph.  B,  lud,  2,  15,  6.  Acte  apost.  23,  23;  23,  33;  25,  1.  Ueber  die 
Chronologie  der  Proeuratoren  handelt  Ewald  Gesch.  des  YoUces  Israel,  2te  Ausg.  6 
8.  46  ff.  Da  Tacitus  Ann.  12,  23  vom  Jahre  49  n.  Chr.  sagt:  lUtraßiqfu  H 
Judaei  dtfunetis  regünu,  Sohaemo  atque  Agrippa ^  provineiae  Suriae  additiv  so 
nimmt  Bormann  De  8yr.  prov.  p.  4  an ,  erst  in  diesem  Jahre  sei  Palästina  zu- 
gleich mit  Abila  Lysaniae  zur  Provinz  gezogen,  von  44 — 49  aber  nur  wegen  der 
Jugend  des  Agrippa  einem  Procurator  übergeben  worden,  der  nicht  unter  dem 
legaUu  Syriae  gestenden  habe.  Dies  bestätige  loseph.  Ant.  19,  11,  2:  firap^ov 
oöv  T^c  'looJoCoc  *al  Tfjc  didiTTfi  ßaciXelac  dic^orciXe  Ko6o7rtov  <Dd8ov,  tuj  xa- 
Tot^ofiiv<p  (dem  verstorbenen  Agrippa  I)  ^tSo^c  xtfjf^v  t6  (A'Jj  Mdlpoov  iTza^a'^eX'i 
tii  ßaotXeiav  aurcp  (td^pov.  Allein  gleich  darauf  (^Ant.  20,  1,  1)  erzihlt  lose- 
phus,  dass  der  iegaiuB  8yriae  Vibius  Marsns  anderweitig  beseitigt  wurde,  und 
dass  sein  Nachfolger  Cassius  Longinus,  der  gleichzeitig  mit  Fadus  ankam,  sofort 
mit  einem  Heere  nach  Jerusalem  ging  um  den  Fadus  zu  unterstfitzen.  Die  Dif- 
ferenz zwischen  Tacitus  und  losephus  ist  demnach  nicht  ohne  Weiteres  zu  erle- 
digen, da  der  letztere  die  Vereinigung  Palastinas  mit  Syrien  wirklich  44  zu 
setzen  scheint.  , 

5)  loseph.  AfU.  19,  11,  2:  litopvov  oSv  r^c  Uou^otlac  %ol\  t^c  dndsr^  ßaoi- 
Xcioc  dtc^miXe  Kooomov  <i>d5ov.  Y^J.  Ant,  15,  11,  4.   B.  lud.  2,  11,  6. 

6)  loseph.  Ant.  20,  &,  2.  B.  lud.  %  11,  6.  In  einer  Inschrift  von  Aradus, 
€.  1.  Qf.  Vol.  Ul  p.  1178  n.  4ö36f  kommt  vielleicht  ein  dvTeit(Tpo[iioc  Ttßep[oJti 
louXtou  'AX[e]E[dv$poti,  £7id]p)^ou  [t]qu  lou(at[xoO  l8vouc]  vor.  Indessen  ist  die 
Ergänzung  unsicher.  Später  war  er  pratftetus  AegypU,  S.  O.  /.  Or.  Yel.  III 
p.  311a.    Renier  in  MSm.  de  l'acad.  des  inacr.  XXYI.  1  (1867)  p.  295. 

7)  loseph.  Ant,  20,  5,  2.  B.  lud,  2,  12,  1.  Er  wird  bei  dem  Ugalus  Syriae 
Quadtatug  verklagt,  welcher  ihn  nach  Rom  zum  Kaiser  schickt.  Er  wird  schul- 
dig befunden  und  ins  Exil  geschickt.  loseph.  Ant.  20,  6,  2.  3.  B.  lud.  2,  12,  7. 

8)  loseph.  Ant.  20,  7,  1 ;  20,  8,  ö.  B.  lud.  2,  12,  8;  2,  13,  2.  Nach  Tac. 
Ann.  12,  54  waren  Cumanus  und  Felix  gleichzeitig  in  lud&a,  s.  Llpsius  z.  d.  St. 

9)  loseph.  Ant.  20,  8,  9.   B.  Jud.  2,  14,  1. 
10)  loseph.  Ant.  20,  9,  1.  B.  lud.  2,  14,  1. 


—     254    — 

Plorus^)  (6&— ^6)3).  Noeh  sweunal  versucfatea  die  Jaden  die 
diilGkende  Herrschaft  abzuwerfen;  die  Broberung  Jerusalems 
durdi  Titas  im  J.  70  n.  Chr. »)  hatte  die  Zerstörung  de»  Stadt 
sur  Folge  ^)  und  der  lel&le  jüdische  Krieg  unter  Hadrian  432 — 
435  n.  Chr.  ^)  eine  fast  gänzKche  Ausrottung  der  Juden  <^).  Jeru- 
salem wurde  dureh  Griechen  neu  colonisirt  und  eriiieU  den  Namen 
Golonia  Aelia  Capitolina^). 
axmjn.  7.  Der   Östlichste  Bestandtheil  der  Provinz  ist  endlich  das 

Gebiet  von  Palmyra^  welche  Stadt  lange  Zeit  eine  neutrale  Stel- 
liHig  einnahm  und  einen  eintrftglidien  Zwischenhandel  zwischen 
Parthem  and  Römern  trieb  ^).  Von  den  Stapelptetzen  der  indi- 
schen Waaren  am  persischen  Meerbusen,  Gbarax  und  dem  42 
rdm\  Meilen  davon  entfernten  Forath  gingen  zwei  Caravanenstras- 
sen  nach  dem  Westen,  die  eine  über  Vologesias  am  Euphrat  und 
über  Palmyra  nach  Damascus,  die  andere  durch  die  Wüste  direct 
nach  Petra ') .    Die  erstere  wird  öfters  in  den  neuerdii^s  bekannt 

1)  loseph.  ArU,  20,,9,  ö.   B.  lud,  2, 14,  2. 

2)  losej^h.  B.  lud.  2,  14,  4.  Unter  VeipasUn  kommt  nook  vor  ein  M.  An- 
tonius Inlianus,  6  t^c  'louMac  iitixoovo^f  loseph.  B,  Ittd,  6,  4,  3  und  Liberins 
Maximns  ditbpoiroi,  Joseph.  B.  lud.  7,  6,  6. 

3)  S.  tasser  losephns  BeihMi  ludaieum  Snet.  Tit.  5.  Tac.  Bist.  5,  1.  Dio 
CasB.  66,  4—7.  Clinton  Fasti  Rom.  ad  a.  70. 

4)  loseph.  B.  lud.  7,  1. 

5)  Dio  Cass.  69,  12.  Euseb.  Omm,  a.  2148  (132  n.  Chr.),  2150  (1341 
Easeb.  Hiai.  Eed.  4,  6.  Spartian.  Hadr.  14.  Eutrop.  8^  7  ff.  Syncellus  p.  660 
Bonn.  Pansan.  1,  5,  5.  Clinton  F.  R.  ad  a.  132  f.  Ewald  Gesch.  des  Volkes 
Israel,  2te  Ausg.  Bd.  7  S.  359  ff. 

6)  Dio  Cass.  69,  14.  Hieronymus  m  Daniel  e.  9 :  BieruMiem  omnino  mdh- 
Vena  est  et  luäaeaman  gen»  caiervatim  ca«sa.  Das  Chron.  Patch,  p.  474  Bonn, 
setzt  die  Gründung  der  Colonie  irrthümlich  schon  119  n.  Chr. ,  worftber  s.  Clin- 
ton a.  a.  O.  p.  118. 

7)  Auf  Manzen.  S.  Eekhel  3,  441-^443.  Dio  Cass.  69,  12.  Euseb.  B.  E. 
4,  6.  Malalas  2  p.  279  Bonn. :  6  hk.  aM;  'ASptavöc  öp^to^eU  «<rrd  'lou^ico^ 
dxiXsuoe^  eU  r^v  'Iepou8aX'^f&  oixetv  *1BXXv]yac ,  {ASTOvojidittc  aM)v  ir^^.tv  A(X(av. 
ülpian.  Dig.  50,  15, 1  $  6 :  <n  FaUautkna  duae  sunt  cohmae,  CauariensU  et  Adia 
CapUolina,  9ed  neutra  Hm  ItaUeum  habet, 

8)  Apptan.^B.  C.  5,  9:  h  'Avtiftvtoc  fittix'iTS  tou^  lintiac  n(£X{M>pa  7c6Xiy,  o6 
fAOxpdv  oSoon  dnzb  E^^pirou,  Staprtdoat,  j^ixpä  ^i^  dnixaX&t  a&roTc,  ort  To{Aa(aiv 
xai  flap^uaUDv  ^vrec  ^^öotot  i^  ixor^pouc  ^itiSeSicn  elx<^  fffAicopot  ^dp  ^rrec  xop.(- 
Couat  ykbi  i%  IIcpocov  Ttt  Ivdxd  ^  'Aptipta,  StotridsvTat  h'  ev  rj  'Faipia(aiv).  Plin. 
iV.  if.  5  S  88:  Palmgra  urb$  nobili»  silu,  diviUu  aoU  et  aquis  amoeniSf  vasto 
uiwUque  amhitu  hareni$  ineludit  agro»  ae  vdut  terri$  exempta  a  rerum  fiafiira, 
privata  aorte  intet  duo  imperia  nanma  Romanorum  Parthorwnque ,  et  prima  In 
dUeordia  temper  utfinque  eura,  aheet  a  Seleucia  PurthOrum  quae  vocatur  ad  Tigrim 
CCCXXXVll  mU.  pattumn. 

9)  Plin.  N.  a.  %  ^  145.  Heeren  De  eommereiis  urbU  Pahngrae  vieinarumque 
urhhsm.  In  Comment.  Soeiet.  Ooett.  Vol.  Vü.  1832. 


—     265    — 

gewordenen  1)  palmyrenischen  Insdirifton  et*wäbnt^.  Palinyra  war 
eine  Stadt  mit  grieohischer  Yerfessung')  und  bediente  sich  der 
selettcldiscben  Aera  und  des  macedoniaoben  Calenders^).  Wann 
sie  in  den  Besite  der  RSmer  kam,  wird  nirgends  berichtet;  schon 
in  einer  Inschrift  des  J.  79  n.  Chr.  kommt  eine  <puX'^  KXau&iac 
vor,  welche  von  dem  Kaiser  Claudius  ihren  Namen  bat  und  der 
älteste  Beweis  römischen  Einflusses  ist^),  aber  besetst  ist  sie 
wahrscheinlich  erst  gleichseitig  mit  Petra  und  Damascus  im  J.  406. 
Bald  darauf,  im  J.  429,  besuchte  Hadrian  die  Stadt  ®)c,  wekdie 
damals  den  Namen  'ASpiaviQ  n<iX{Aopa  annahm  ?)  und  ihm  und 
seinen  Na<4ifolgern  die  glänzendste  Periode  ihrer  Geschichte  ver- 
denkt^). Die  Caravanenstrasse  von  Bostra  nach  Palmyra  wurde 
in  dieser  Zeit  gegen  Angriffe  der  Araber  gesichert  durch  Militär- 


i^     *  ■ 


i)  Die  ersten  Inschriften  aas  Piümyra  copfrte  Halilkx  im  J.  1678;  za  die- 
sen ist  wenig  hinzugekonunen,  bis  im  J.  1861  Waddington  einen  reichen  Schatz 
griechischer,  aramäischer  und  bilingiier  Inschriften  aus  Palmyra  mitbrachte,  Ton 
denen  die  aramüschen  edirt  sind  in  Vogüe  Syrie  eeiUnde.  Jnaeripikms  8inM- 
pus,  Paris  1868  fol. 

2)  Eine  Caravane  heisst  ouvooCa,  der  Führer  derselben  ouvoStd(pj(V)C.  Die- 
sem ihrem  Fflbrer  setzen  ein  Denlcmal  ol  MvavaßdErrcc  yjet  oörou  e(AiTopoi  dich 
Oopddou  xe 'OXaYaoidooc ,  0.  L  Qt.  4489  =:»  Waddington  2589;  ol  oi^[v  aur<j> 
d]vaßcivTe[c  diir^]  2i7ao(vou  Xdpaxoc»  Vogütf  n.  6  =3  Waddington  2596:  ol  ouv 
a6ttt  xateX^övTSc  eic  'OXorestd^a  Iviropot,  Vogütf  n.  4  =  Waddinglon  2599.  Die 
Inschriften  sind  aus  den  Jahren  142,  193,  247  n.  Chr.  Charax,  aber  welches 
Vogütf  und  Waddington  Revue  Num,  1866  p.  303  =  MSUmges  de  NianUmatique 
2n«  Siiie  p.  77  ff.  weitere  Nachweisungen  geben ,  heisst  Sicaoivoii  Xdpa^  oder 
Karak-Hispasina  (palmyrenische  Inschr.  bei  Vogfltf  n.  ö)  Ton  einem  F&rtten ,  von 
welchem  eine  Münze  aus  dem  Jahr  124  v.  Chr.  mit  der  Aufschrift  BaaiXicsc 
ToTraoo(vo\>  erhalten  ist.  Revue  mmUemalique  1866  p.  305. 

3)  Im  Jahr  129  n.  Chr.  und  spätem  werden  ßouXi^  und  ^jaoc  erwähnt 
(Waddington  n.  2585),  in  demsell>en  Jahre  ein  Ypvp^^teu«  O^O*  Auch  gab  es 
Phylen  in  Palmyra,  die  allerdings  mehr  arabische  Stamme  gewesen  zu  sein  schei- 
nen (ib.  n.  2578).  In  einer  Inschrift  von  114  n.  Chr.  sind  vier  dp]fupoTa(Aiat 
der  eponyme  Magistrat  (n.  2627). 

4)  Waddington  zu  n.  2571^. 

5)  Waddington  n.  2613. 

6)  Die  Anwesenheit  des  Hadrian  In  Palmyra  erwähnt  die  Inschrift  C.  I.  Or. 
4482  s=Waddington^  2585,  deren  palmyrenlscher  Text  von  130  datirt  ist  (Yogü^ 
n.  16). 

7)  Steph.  Byz.   p.  498:    üdlXfLupa,    «ppo6ptov  2upl«c' ol   S*   ourol 

A^piavonoXtTat  pieToivo^do^oav  ^TCixtioOeiorJc  t?Jc  'K6\€m^  ditö  tou  a^oxpolrbpo«. 
In  den  Infthrlften  von  Palmyra  kommt  dieser  Name  nicht  vor,  wohl  aber  findet 
sich  in  einer  römischen  Inschr.  des  Jahres  236  n.  Chr. ,  C.  I,  Or.  n.  6015  ein 
A.  A'jp.  'HXi6$aipo;  *Ayn6jo^j  'ASptovöc  ÜaXpiupijvö; ,  welches  Ethnikon  auf  den 
Namen  der  Stadt  *ASp(av^  IldlXfAupa  schHessen  lässt.  S.  Norisfns  De  epoch. 
5yrom.  Diss.  H  c.  3  $  2. 

8)  lieber  die  Bauwerke  Palmyras  aus  dieser  Periode  s.  Rob.  Wood  Le$  Aferines 
de  Palmyre  auiremetU  dite  Titdmor,  London  4753  fol.  (Auch  mit  englischem  Text 
und  Titel.)  Vgl.  Letronne  Journal  de»  Savan»  1836  p.  335.  Seeueü  de»  huer, 
de  V^pypU  l  p.  218  f. 


—    266    — 

poslen^  deren  Spuren  Waddingion  in  Nemara,  östlich  von  Haou- 
r^,  eine  Tagereise  von  den  letzten  Dörfern  desselben,  T6ina  und 
Tarba,  sodann  in  der  Oase  Rouhb6  und  am  Fusse  des  Vulcans 
Djebel  Seis  vorfand^),  und  welche  von  Bostra  aus  gestellt  wur- 
den^). Die  Strasse  von  Damascus  nach  Palmyra  aber,  welche 
39  Stunden  beträgt,  hatte  nach  der  Tabula  Peutingenana  acht 
Zwischenstationen,  von  welchen  zwei  festgestellt  sind,  nämlich 
Nazala  (Qari^tein)^),  wo  um  400  n.  Chr.  ein  Truppencorps  lag^), 
und  Geroda  (Djeiroud)  ^];  die  Hauptstation  war  aber  Danaba,  wo 
zur  Zeit  der  NotiUa  die  kgio  III  GaUica  stand  ^).  Zwei  andre 
Strassen  führten  von  Palmyra  nach  Emesa  und  nach  Salaminias^). 
Durch  diese  Strassenverbindungen  erhielt  Palmyra  für  die  Römer 
ein  politisches  Interesse,  namentlich  als  Ausgangspunct  für  die 
parthischen  Kriege,  wie  z.  B.  Alexander  Severus  im  J.  234  bei 
dem  Beginn  seines  Parthericrieges  mit  seinem  Oberfeidherrn 
Rutilius  Crispinus  in  Palmyra  war^).  Zu  Ulpians  Zeit,  d.  h. 
unter  Caracalla,  war  die  Stadt  colonia  iuris  Italici^)  und  den 
Titel  der  Golonie  führt  sie  auch  in  Inschriften  der  Jahre  S42/®) 
und  262^^);  wem  sie  ihn  verdankt,  ist  unbekannt:  vielleicht  war 
es  Septimius  Severus,  wenigstens  ist  unter  den  römischen  Bür- 
gern Palmyras  der  Name  Septimius  gewöhnlich  ^^) .  Die  kurze 
Erhebung  der  Familie  des  Odeynath  ^')  führte  zu  einer  zweimali- 

1)  WaddiDgton  n.  2264.  S.  die  Wetzsteinsche  Karte  (Abh.  der  Berliner 'Aea- 
demie  1863)  und  Wetzstein  Reise  S.  128. 

2)  In  den  Inschriften  yon  Nemara  bei  Waddington  werden  erwähnt  ein  de- 
eurio  (n.  2270),  ein  «fttca  der  leg.  Jll  CSfrenaica^  die  in  Bostra  stand  (2271). 
Die  3te  Cohorte  der  Ug.  11  Parthica  (2729)  2280. 

3)  Porter  Handbook  for  5yria  p.  &36. 

4)  Not,  Dign.   Or.  p.  85. 

5)  S.  über  diese  Orte  Waddington  zn  n.  2571. 

6)  Not.  Dign,  Or.  p.  85. 

7)  Waddington  2629.  2632. 

8)  S.  die  Inschr.  C.  I.  Qt.  4483  =:  Waddington  4483.  Ueber  das  Jahr  s. 
Eckhel  7,  273.   Clinton  F.  B,  ad  a.  231. 

9)  Digest.  50,  15,  1  $  5. 

10)  Vbgü^  n.  15. 

11)  Waddington  2606>,  wo  sie  (jLT^tpoxoXoDveta  heisst,  2607.  cf.  2629.  Im  J. 
252  wird  ein  Sua[v5ptx^;] ,  duumviralis,  erwähnt  2601;  sonst  heissen  die  llviri 
OTparvjYot,  welche  in  den  Jahren  224  —  262  vorkommen  n.  2597.  2598.  2601. 
2606».  2607.   Vgl.  Vogß^  p.  18.   Daneben  tLommt  ein  d-^opas6it.o^  vor  2598. 

12)  Von  Septimius  Severus  wurden  auch  Tynis,  Heliopolis  und  Laodicea  zu 
coUmiae  iuris  lUdici  erhoben.    Digest.  50,  15,  1. 

13)  S.  V.  SaUet  Die  Farsten  von  Palmyra,  Berlin  1866.  8.  Vogu^  p.  29  ff. 
Waddington  n.  2600  ff.  Zu  dieser  Familie  geboren  Odeynath  I,  welcher  0U7« 
»Xt^tixö«,  vir  »enatoriut,  heisst  nnd  251  starb.    Seine  Nachkommen  sind  Heyran, 


-     257     - 

gen  Eroberung  und  Zerstörung  der  Stadt  durch  Aurelian  273^, 
bei  welcher  fast  die  ganze  Bevölkerung  umkam  ^.  Seitdem  ist 
Palmyra  eine  Grenzfestung  {(ppoopiov)  3),  welche  Diocletian  an- 
legte^) und  in  welcher  von  da  ab  die  legio  I  Illyricorum  statio-  . 
nirt  war^).  'lustinian  erneuerte  die  Befestigungen^)  und  die 
Stadt  gehörte,  wie  früher  zu  Syria  Phoenice^],  so  seit  Diocletian 
zu  Phoenice  Libanesia^). 

Pompeitts  übergab  nach  der  Eroberung  von  Syrien  und  VenrÄitpag 
Palästina  diese  Lander  dem  M.  Scaurus,  der  dieselben  im  J.  62 
als  quaestor  pro  praetore  verwaltete.  Diesem  folgten  als  Statt- 
halter zuerst  zwei  propraetoreSj  L.  Marcius  Philippus  61 — 60  und 
^  Lentulus  Marcellinus  59 — 58;  darauf  wegen  der  ICriege  mit  den 
Arabern  proconsules  mit  einem  Heere,  zuerst  Gabinius^)  57 — 55, 
dann  Cl*assus  55-r-53,  nach  dessen  Tode  sein  Quästor  Cassius 
die  Provinz  52 — 5<  vei-waltete  *^  ;  darauf  M.  Calpurnius  Bibulus 
5<  — 50").  Nach  der  Schlacht  bei  Pharsalus  übergab  Caesar 
Syrien  dem  S.  lulius  Caesar  im  J.  47,  welcher  im  folgenden 
Jahre  von  dem  Pompeianer  Caecilius  Bassus  getödtet  wurde  i^). 
In  dessen  Gewalt  blieb  die  ProVinz  bis  Ende  44,  wo  Cassius 
sich  derselben  bemächtigte  und  den  Titel  proconsul  annahm  ^^. 
Nach  der  Schlacht  bei  Philippi  setzte  im  J.  41  Antonius   seinen 

AtpelvT)c  oder  Herennianns,  und  Odeynath  II,  der  Mann  der  ZenobU  (mit  einhei- 
mischem Namen  Batfazebinah),  welcher  267  starb,  und  dessen  Sohn  Wahballath. 

1)  Ueber  das  Jahr  OUnton  F.  B.  ad  a.  273.    Waddington  zu  n.  2611.   Ueber 
die  zweite  Eroberung  Zosimus  1,  60.  61.  • 

2)  YopisGUB  Aurelian.  31. 

3)  Steph.  Byz.  p.  498. 

4)  Inschr.  von  Palmyra,  OreUi  531  s  0.  /.  X.  UI,  133. 

5)  J^.  Z).  öf .  p.  86. 

6)  Proeop.  de  aedif.  2,  11. 

7l  Uipian.  Dig.  50,  15,  1  S  5. 

8}  Hierocles  p.  717. 

9)  Applan.  8i\fr.  51 :  2up(ac  ^  e606<  6  flojAinfjioc  £xaOpov  t6v  iv  xoic  icoX^- 

Soi(  tauTtp  Y(vö|A6^ov  Ta|A(av  IroSrv  if)Yeiodat  (vgl.  loseph.  AaU,  15  c.  4.  5. 
\.  lud.  1  c.  6.  7.  8.  Eckhel  /).  N.  5,  131.  Borghesi  Oeuvr.  2,  186  f.  und  über 
die  Zelt  Qinton  F.  HeU,  2  p.  342j;  xal  ^  ßouXV^  <P(Xiitiiov  inX  2xa6pq>  t6v 
MdxpioVy  xal  MaxpeXXivov  AevTXov  iid  tcp  OcXlittctp,  dtfA^oo  OTpomQYtxouc  xat^ 
dS((D9tv.  dXXd  Twv^  {t^  ixatiptp  Sut^c  irpi^p^  XP^^^^'  '^^^^  teitovoc  rvo^^ouvra« 
iipaßac  dpiuvopiivcp ,  xal  xoDlie  X^P'^  ^^  '^^  iizeira  ^ivovro  Supiac  orpaxTjYol  Tibv 
xd  ditt&vufia  dpEdvTQiv  is  dforet,  fva  ^x^^^  ^ouolav  xaTaXÖYOu  tt  otpanac  xal 
noXipiou  ota  tizaxoi  •  xal  itp&roc  it.  Tdiv5e  ifcipiopdi]  Fa^ivcoc  (Aerd  orpatia;. 
üeber  Gabinlus  s.  Drumann  3,  46. 

10)  Dramann  2,  118—120. 

11)  Drumann  2,  101. 

12)  Drumann  3,  768 ;  2,  125. 

13)  Cic:  ad  fäm.  12,  11. 

B6m.  AltMth.  IV.  17 


—    288     — 

L^gB^n  L.  Decidiua  Saxa  xiim  StatthaUer  Syriens  ein,  dessen 
B^sifegung  durch  die  ?artbec  im  4.  40  den  Verlust  der  ganzen 
Provinz  zur  Folge  bajtte^).  Nachdem  dieselben  im  Herbst  34 
durch  Yentidius,  des  Antonios  Legaten,  wieder  vertrieben  waren^), 
wurclf^  Syrien  wieder  von  Legaten  des  Antonius  verwaltet,  im 
J.  38  von  €.  Sosijas,  duro^  m^ekhen  der  jüdische  Tluron  dem 
Antigonus  entrissen  und  dem  Herodes  übergeben  wurde  (s.  oben 
S.  848],  im  J.  35  von  L.  Munatius  Plancus^)  und  31  von  L. 
Bibulus^],  worauf  im  J.  30  Qctavians  Legat  Q.  Didius  die  Provina 
übernahm  ^) .  Bei  der  Theilung  der  Provinzen  zwischen  Kaiser  und 
Senat  im  J.  727  =  S7  wurde  Syrien  kaiserlich  ^)  und  ist  später  als  die 
in  militärischer  Hinsicht  wichtigste  Provinx,  wie  wir  s^en  wer- 
den, von  consularischen  Legaten  verwaltet  worden  7),  deren  Resi- 
denz Antiochia,  an  Grösse  eine  der  ersten  Städte  des  rüfloischen 
Reiches,  als  Metropolis  der  Provinz  ®)  zu  hoher  Blüthe  gelangte  ^) . 
Aber  es  bedurfte  noch  langer  Zeit,  bis  die  Provinz  nach  den 
Verwirrungen,  welche  die  Bürgerkriege  im  ganzen  Orient  zur 
Folge  gehabt  hatten,  neu  organisirt  wurde.  Die  Aufgabe,  die 
Ordnung  in  den  östlichen  Ländern  wiederherzustellen,  übertrug 
Augustus  dem  Agrippa,   welcher  dieselbe  in  den  Jahren  23—13 

1)  Dio  Cam.  48,  24.   LW.  ep.  127.   Norislos  Cenot,  Pia.  p.  445. 

2)  Liv.  ep.  127.  Dio  Cass.  48,  39—43.  Plut.  Anton,  33  und  über  den  Feld- 
zng  des  J.  38  Plnt.  a.  a.  0.  Dio  Gase.  49,  19—21. 

3)  Appian.  B.  C.  5,  144.  Noria.  C.  P.  p.  461.  Boigheai  Oeuvres  2,  86. 

4)  Drumann  2,  105.  Borghesi  Oeuvr.  2,  9&. 

5)  Dio  GaBS.  51,  7.   Ncfris.  C.  P.  p.  454. 
B)  Dio  GasB.  53,  12. 

7)  Ueber  die  legaü  Syriae  bis  auf  Yespasian  8.  Norlsixts  Ctno^hia  KMuia 
n  c.  16  in  Opp.  Yol.  m  p.  424—531  und  Diu.  de  epoeh,  ayromae,  Opp^  Vol. 
n  p.  259.  Eckhel  D.  N.  3,  275.  A.  W.  Zompt  Comrn,  epigr,  11  p.  73  — 152. 
Die  Stetthalter  ^on  731  bis  770  (23  v.  Ghr.  —  17  n.  Ghr.)  bebandelt  Mommsen 
Res  getUte  D,  Aug.  p.  113  ff. 

8)  Den  Titel  uv]Tp67coXt(  ffibrt  sie  schon  vor  der  Römerzeit  anf  ibren  Mün- 
zen. Eckbel  3,  270,  nnd  behielt  ihn  sp&ter  bei.  Kckhel  3,  271.  283.  Mtonnet 
5,  148.  157.  Als  Residenz  der  Statthalter  ^mmt  sie  oft  vor.  loseph.  Ant.  17, 
5,  7;  17,  9,  3,  der  sie  auch  {iT)Tp.^7coXtc  rfjc  Soptac  nennt.  B,  i.  3,  ^,  4. 

9)  S.  0.  Müller  AnliquitaUs  Anlioch.  in  Comment.  Societ.  Ooetting.  reeent. 
Vol.  Vin.  Vgl.  des  Libanius  'AvTtoxi«öc  Vol.  I  p.  275  R.  lohannes  Ghrysoato- 
muB  Bomil.  in  Ignat.  $  4  {Opp,  ed.  Montfancon  n  p.  597)  bezeichnet  die  christ- 
liche Gemeinde  Ton  Antiochia-  als  hfi^MS  eTxooiv  &xTet4(S(A£vov  |tup(d&a(.  Aber 
schon  Strabo  16  p.  750  sagt,  dass  Antiochia  an  Grosse  nnr  von  Seleacia  am 
Tigris  und  Alexandria,  natürlich  auch  von  Rom,  übertroffen  verde.  Püocop. 
B.  Pef$.  1,  17  p.  87  nennt  'AvTi^)^€iav  —  itXo6T«p  «rt  xal  {Jicjf^^c  xoui  ico- 
Xuav^aicia  ic6XceDV  diraoöv  Tir*  ht  rote  iioi^  Tciuaifu<v  oiSoaN.  Vgl.  2,  8 
p.  189.  192.  r-  i~  . 


s 


y.  Chr.  ^)  als  Stellvertreter  des  Kaisern  2)  löste  i^nd  m  J.  i.6  aielbst 
in  Syrien  und  Jerusalem  anwesend  war  5).  Ob  er  Syrien  und 
die  andern  ihm  ttbergebenen  Provinzen  durch  seine  Legaten  ver- 
walten liess,  oder  ob  unter  ihm  die  gewöhnlichen  Sitatthalter 
fupgirten,  bedar/  noch  einer  weiteren  Untersuchung^],  l^ach 
dem  J.  43  ist  Syrien  immer  von  consularischen  Lega^n  des 
Kaisers  regiert  worden,  von  denen  sicher  bekannt  sind: 

M.  Titius  Coß.  723  ==3.1,  kg.  Syriae  c  745  =  95). 

C.  Sentius  Satuminus  Cos.  735  =  19,  leg.  Syr.  746  =  8. 

P.  Quinctijius  Varas  Cos,  74i=1^,  leg,  Syr.  748— 75Q  =  6,^4. 

^.  S^pj.cw3  Quirinius  Cos.  7i,2;=42,  leg,  Syr.  751—75:2  = 
3— i 

L.  Volüsius  Satuminus  Cos.  742  =  42,  leg.  Syr.  7W— 758=: 
4—5  n.  Chr. 

i)  Seine  Verwaltung  begann  '23  v.  Chr.,  Dio  Gass.  53,  32^  nnd  dauerte  10 
Jihre.  idsdpli.  Ant.  i^\  3.  Zmnptp.  79.  Mommflen  p.  113. 
.   2)  Tou  ii£pav  loviou  EtdSo^^oc  Kolaapc,  lo^eph.  Ant.  15,  10,  2. 

3)  losejpb.  Ant.  16,  2,  1.  Philo  leg^  ad  Caium  p.  589  Mang.  Er  legte  da- 
bmUi  die  Oolonle  Berytus  an  (Sirabo  16  p.  ?56),  welche  BaseUaB  Chiron,  in  das 
Jahr  14  ▼.  Chr.  setzt. 

4)  Dio  Cass.  53,  32 :  xa\  8;  (Agiippa)  ix  (iiv  t9Jc  fröXeo»^  eO^C^c  d^cGpjAV^Oiv, 
o&  |iivTot  xal  Ic  Tif4  Supiav  ^dixero  ÜX  —  —  iuLMt  ^v  tö6c  lyKiif9tpoMifo\K 
&te(ji4«v,  aMi  hk  is  A^aß<|>  ot^pttj'e.  Znmpt  mid  l^ommsqn  p.  14,4  billigen 
diese  Darstellung  und  einer  ihrer  Gründe  dafür  ist,  dass  in  den  genannten  10 
l^en  (23 — 13)  l^ein  andrer  kaiaerlieher  I^egat  von  Syrißa  genannt  wird.'  Nun 
aber  berichtet  Dio  54,  34,  dass  der  Besser  Volo^esus  in  Thraden  den  Rhascu- 
porls  getodtet  habe,  und' fährt  dann  fort:   db«  oov  out^c  tc  Tatha  iizoiet  %a\  ol 


llc^,  dass.  er  nur.  Pa^pl^Uen  verwaltet  hatte ,  da  ex  bereits  15  Gonsul  gewesen 
war,  und  Pamphylien  nie  eine  consularische  Prpvlnz  gewesen  ist.  Ebenso  wenig 
konnte  er  Ugaiw  OätaUae  sein,  denn  auch  dieses  ist  prätorisch,  noch  auch  etwa 
ffDcontul  Aßkt€.,  da  ent  z^ei  Jabre  nach  seinem  Oonsolat  varnngen  waten. 
Nun,  wissen  wir,  dasß  die  Provinz  Cilicien  von  Antonius  im  J.  o6  aufgehoben 
und  tieils  an  Cleopatra,  theils  anderWeitig  vergebin,  nach  der  Schicht  oe! 
Actiom  aber  vorläullg  dem  Statthalter  von  Syrien  übergeben  war,  und  dass  ein 
eigner  Statthalter  Ciliciens  erst  wieder  58  n.  Chr.  genaqQt  ifir4  Tadt,  Ann. 
13,  33.  Znmpt  p.  96.  Mommsen  p.  122.  Pamphj^ien  gehörte  ohue  l^w^^fol  zu 
den  Provinzen,  deren  Oberbefehl  Agrippa  hatte  (^Mommsen  p.  113)/  es  war  über- 
dies der  beste  AngrUfspunct  gegen  die  Homonadenser ,  welche  in^  J.  25  v.  Chr. 
^en  König  Amyntas  von  Oalatien  erschlagen  l^atten  (Stri^bo  12  p.  569)  und  sich 
im  Kriegszustande  gegen  die  Romer  befanden,  bis  Quirinius,  Ugatus  A^g.  Stfriae 
sie  im  J.  3  und  2  v.  Chr.  unschädlich  macl^te  (Mommsen  p.  117  ff.).  Ich  glaube 
demnach,  dass  1.  Plso  unter  die  legati  Aug.  Syriae  zu  rechnen  ist,  und  dass  ex 
sicl^,  i^  J.  13  zuOUlig  in  Pamphylien  befand ,  vielleicht  auch  im  Kriege  gegen 
die  Homonadenser.'  In  diesem  Falle  aber  würde  er  nicht  ein  tegat  des  Agrippa, 
sondern  eio  kaiserlicher  Statthalter  gewesen  sein. 

5}  Mommsen  R.  g.  D.  A.  p.  99.    Die  Beweise  für  die  folgenden  Ansätze  s. 
b^^  Zumpt  u.  Mommsen  a.  a.  o; 

17* 


—     260    — 

P.  Sulpicius  Quirinius  Cos.  748  =  12,   leg.  Syr.  iterum  759 

=  6  n.  Chr. 
Q.  Caecilius  Metellus  Creticus  Silanus,  Cos.  760  =  T,  leg.  Syr, 

764—770  =  14—47. 
Cn.  Calpumius  Piso,   Cos.  747  =  7,    leg,   Syr.  770—772  = 

47—49. 
L.  Aelius  Lamia,  Cos.  756  =  3,  leg.  Syr.  774—785=24—32. 
L.  Pomponius  Flaccus,  Cos.  770  =  47,   leg.  Syr.  785.  786  = 

32.  33. 
L.  Vitelliuß,  Cos.  787=34,  leg.  Syr.  788=35. 
P.  Petronius,  Cos.  772=49,  leg.  Syr.  792— 795=39— 42  *). 
C.  Vibius  Marsus,   Cos.  770=47,    leg.  Syr.  795-797  =  42 

—44. 
C.  Cassius  Longinus,   Cos.  783=30,   leg.  Syr.  798— c.  803 

=  45—50. 
C.  Ummidiiis  Quadratus,   Cos.  unter  Caligula  oder  ClaudiuSi 

leg.  Syr.  804— 843  =s  54 —60. 
Cd.  Domitius  Corbulo,  Cos.  792=39,  leg.  Syr.  844—846  = 

64—63. 
Cestius  Gallus,   Cos.  eines  unbestimmten  Jahres  ^j,    leg.  Syr. 

848.  849  =  65.  66. 

Unter  diesem  begann  im  J.  66  der  Aufruhr  der  Juden'},  in 
welcheip  sowohl  der  letzte  selbständige  Procurator  ludäas  Gessiüs 
Florus  erschlagen^)  als  auch  Cestius  Gallus  sdiimpflich  besiegt 
wurde  und  bald  darauf  starbt).  In  Folge  dessen  erhielt  noch 
Ende  66  <^}  ludäa  einen  eigenen  kaiserlichen  Legaten  in  der  Per- 
son des  Vespasian  (Cos.  54),  der  im  Mai  67  in  Galilaea  einzogt], 
während  Syrien  unter  den  Legaten  C.  Licinius  Mucianus  gestellt 
wurdet).    Nach  der  ^oberung  Jerusalems  im  J.  70  blieb  ludaea 

n  Borghesi  Oewvr.  3,  357. 

2j  legatua  eonnüari»  nennt  ihn  Snet.   Vetp.  4. 

3)  loseph.  B,  1.  2,  14,  4. 

4}  Snet.   Vetp.  4. 

5)  Suet.  Ä.  a.  0.   Tac.  B.  5,  10.   Joseph.  B.  1,  %  19. 

6}  Zampt  a.  a.  0.  p.  142. 

T)  loseph.  B.  /.  3,  6,  2 — ^73.  Der  Monat  Artemisins,  den  losephus  nennt, 
Ut  der  Mai,  s.  Waddington  n.  2ö71b. 

8)  Tac.  H.  1,  10:    Swiam  et  quaUuot  Ugionei  ohtinebcU  Licinius   tfticia- 

*Mu ,   heüfsm  ludaieum  Flaviue  Vetpasicmua  (dttoem  eum  Nero  deUgerat} 

trÜnu  Ugipnibtu  administrabat.  Der  Name  des  Mucianns  ist  nicht  M.  Licinios 
Grassus  Mncianns,  sondern  C.  Licinios  Mucianus.  8.  das  Verz.  der  feriae  LaUnae 
hei  Marini  ArvaU  p.  129  und  üher  den  Namen  nnd  die  drei  Consulate  des  Mu- 


—    261     — 

eine  eigene,  von  Syrien  getrennte  Provinz  i},  deren  Statthalter  i«^ i»»- 
nicht,  wie  vorher,  ein  procurator^  sondern  ein"  prdtoriscber,  in  --.^" 
Kriegszeiten  auch  ein  consularische|*  Legat  des  Kaisers  war,  über 
eine  Truppenmacht,  nämlich  die  legio  X  Fretensis  und  verschie- 
dene Auxiliarcorps  verfügte  ^j  und  unter  sich  einen  procurator 
hatte  3).  Die  Reihe  dieser  Statthalter  beginnt  mit  S.  Vettuienus 
Gerialis^);  ihm  folgt  Lucilius  Bassus^)  und  diesem  im  J.  72 
Flavius  Silva  ^),  der  erst  81  Gonsul  wurde  ^j.  Aus  der  folgenden 
Zeit  sind  bekannt:  unter  Domitian:  Cn.  Pompeius  Longinus, 
Legat  y.  ludäa  839=86^];  unter  Traian:  Tiberianus^);  AtticuS| 
wahrscheinlich  Ti.  Claudius  Atticus^%  der  Vater  des  bekannten 
Herodes  Atticus,  im  J.  407 1^);  Lusius  Quietus,  Cos.  115  und  dar- 
auf Legat  V.  ludaea^^);  Q.  Pompeius*  Faico,  leg.  Aug.  pr,  pr. 
[ludeae]  et  leg.  X  Frei,  vor  dem  Consulat  ^^) ;    unter  Hadrian : 

cianns  Borghesi  Otuort^  4,  345 — 353.    Uin  erwähnt  aucfc  als  Legaten  Syriens 
loaeph.  jB.  /.  4,  1,  5;  4,  10,  6. 

1}  Dem  Vespasian  Bchieibt  die  Einrichtnng  der  Provinz  zu  Anrel.  Vict. 
Ca€9.  9.  Epü.  9. 

2)  loseph.  B.  /.  7,  1,  3.  Dio  Gaas.  55,  23.  Henzen  in  Jahrb.  d.  Vereins  t. 
Alterthumsfireonden  im  Rheinlande  1848  S.  39  ff. 

3)  So  hatte  z.  B.  der  gleich  zu  erwähnende  LncUins  Bassns  den  ^rocuiraiof 
Llberius  Maximus,  loseph.  R,  I,  7,  6,  6.  Der  Timesitheas,  proe.  prov.  Syriae 
FialaesUnae  bei  Henzen  n.  5530  ist  wahrscheinlich  derselbe,  der  anter  Oordianas 
prMfectua  praetorio  wurde.  Capitolin.  Oord.  23.  Eckhel  7,  319.  Benier  in  Borghesi 
Oeuvres  3,  484. 

4)  loseph.  B.  1.  7,  6,  1 :  elc  ^i  ti^v  louSatov  ttpeoßeutihc  Aou%CXioc  Bdbooc 
i%nefj.f delc  tmX  t^  OTpandv  napdi  KepeaXbu  O^iTcXAtavoO  (a.  Pandschr.  haben 
OöcTiXtavou)  napoXaßübv  x.  t.  X.  Wahrsöheinlich  hless  er  mit  voUem  Namen  Sex. 
Yetnlenns  Civica  Pompeianns.  S.  über  ihn  Renier  in  Mim.  de  Vaead.  dee  ineer. 
XXVI,  1  (1867)  p.  309  ff. 

5)  Er  heisst  icpeoßsur^c  bei  loseph.  B.  /.  7,  6,  1. 
6l  loseph.  B.  I.  7,  8,  1. 

7^  Borghesi  Oeuvres  3,  180. 

8}  Milltardiplom  Henzen  n.  5433:  et  sunt  in  ludaea  aub  Cn.  Pompelo  Lon- 
gino.  Vgl.  Henzen  in  Jahrbücher  des  V.  v.  A.  im  Rheinlande  1848  8.  38.  Butt. 
1848  p.  64—26. 

9)  Bei  Johannes  Antiochanns  in  Müller  Fr.  Hi$t.  Or.  IV  p.  580  heisst  er 
'^C|iovc6<Dv  Toü  icpc&Tou  IlaXatOTlvov  ldvou< ,  d.  h.  der  znr  Zeit  des  Verfassers 
bestehenden  Pdlae$tina  prima. 

10)  Borghesi  Oeuvree  5,  534. 

11)  Eusebins  E.  H.  3,  32  lasst  den  Symeon,  Bischof  Ton  Jerasalem,  das  Mar- 
tyrium erleiden  M  TpatoNoü  Kaloapo«  «al  &icaTt«o5  *AtnKo&.  lYadi  EnseHas 
Chrüfk.  Can.  p.  163  Schoen«  geschalt  dies  im  10.  Jaht  des  Traian.  Wenn  der 
Titel  6ictttt«6c,  con«ii{arts,  genau  verstanden  werden  kann,  so  War  Attieas  nach 
dem  Gonsniat  Ugatue  ludaeae,  und  Consnl  ist  er  wirklich  zweimal  gewesen  (s. 
borghesi  a.  a.  0.),  allein  zn  Eusebius  Zelt  heisst  bnvtfx6i,  wie  wir  welter  nnten 
sehen  werden,  überhaupt  ein  Legat,  auch  ein  pr&torischer. 

12)  Dio  Gass.  68,  32:  &9cc  —  xal  (»iraTeOoai  rijc  ts  IlaXatotWi)«  dtp^ot. 
Suseb.  E.  H.  4,  2.   Syncellus  p.  657  Bonn,  wo  der  Name  verderbt  ist. 

13)  Henzen  n.  5451.  Der  Name  der  Proyinz  ist  sicher  ergiott' tqq  Borghesi 


—     662    — 

Q.  Tineitis  Kufus,  Legat  v.  ludaea  132 1),  in  welchem  Jahre  der 
Krieg  mit  Baroöcheba  ausbrach,  tmd  G.  lulius  Sevenis,  tüos.  427, 
der  nacheinander  legatus  pr.  .pr.  provmdae  BriUanniae^  kg.  pr. 
pr.  provineiae  Iiuieae,  kg.  pr.  pr.  provincicte  Syriae  war,  und 
ludaea  als  Nachfolger  des  Tineius  bis  t35  verwaltet  zu  haben 
Söheint^);  unter  H.  Antoninus:  C.  lulius  Severus,  Cos.  .455, 
icpeoßeuti]^  ÄVTtaTpaTTiYO?  2op(ac  IlaXttiaTfvY]?'') ;  unter  "M-  Aurel : 
Ptovias  Boethus,  Cos.  eines  unbestimmten  Jahres^),  kg.  Syriae 
Palaestinae  467^);  C.  Erucius  Glarns,  Cos.  470,  ^v^^eticov  ^louSo^^a^ 
avtiorpttii^ac  toü  xop(oo  aotoxptKtopo^  M.  Aüp7)X(oo  jAvTtovefvou*), 
endlich  aus  unbestimmter  Zeit  Ulpius  Arabianus,  o  XotfiirpotaToc 
uitottixoc^   iTpisoßeotiQ^  xal  imtrzpdxri'^o^  too  Zeß(X(7tot>  SopCac  IIa- 

Aus  diesem  Verzeichniss  geht  hervor,  dass  ludaea  oder  Syria 
Falaestina  unzweifelhaft,  bis  auf  M.  Aurel  selbständige  Provinz 
war,  als  welche  sie  auch  von  Ptolemäus  aufgeführt  wird^).     Ihr 

Oewfr.  4,  125.     Das  Jahr  des  Gonsulats  ist  onbekannt.     Ueber  den .  Mann  s. 
Mommsen  Index,  HinU  p.  422. 

1)  Borghesi  Oeuvres  3,  64  setzt  seine  Legation  -136  nnd  Mommsen  zu 
Borghesi  Oeuvr,  4,  168  n.  1  macht  ihn  zum  Nachfolger  des  Severas.  Allein 
nach  der  einzigen  Nachricht,  die  wir  über  ihn  haben,  war  er  beim  Ausbmche 
des  Krieges  im  J.  132  als  Ug.  ludaeae  anwesend.  Hieronymus  in  Enseb.  Chr. 
C<m.  ed.  Schone  p.  167:  ludoet  in  carma  verä  Palaesiinam  depopulati  muU 
tenenU  provinciam  Tineio  RufOy  cui  ad  opprimendoe  rdfeUe»  Eadrianua  mM( 
exercihmt.  Euseb.  B.  B^  4,  6.  Syncellns  p.  660.  Wenn,  wie  Henzen  in  iSotghesi 
Oeuvr.  3,  64  ft.  3  annimmt,  dieser  Tineins  derselbe  ist,  der  158  Co$.  war 
(Orelli  n.  3701),  so  würde  er  pratorischer  Legat  gewesen  und  grade  deshalb 
durch  Severus  ersetzt  sein. 

2)  Er  heisst  yollst&ndig  S.  Vinicius  Faustinus  G.  I(ullus)  Seyerus,  C.  i.  L. 
m  n.  2830,  durch  welche  Inschrüft  er  zuerst  sicher  bekannt  geworden  ist.  Uebri- 
gens  s.  Dio  Gass.  69,  13.  Mommsen  in  Borghesi  Oeuvr.  4,  168  n.  1.  Waddington 
Mimoire  ewr   la  Chronologie  de   la  vie  du  RkSteur  Arisüde   (Aföm.   de  faead. 


Qr.  4029.   Borghesi  Oeuvr.  3,  119;  4,  165. 


26,  1)  p.  26. 
3J  C.  I. 

4)  Galen.  Yol.  U  p.  215:  <l»X<ißtO(;  Borfi^  (iv;^p  Sicotoc  T(»(i«layv. 

5)  Galen.  Yol.  XIX  p.  16:  Bot^^c  üftk^e  Tfj«  n^Xcnc  it&ou  icp^rtpo^, 
^p(c»v  T^re  t9Jc  IlaXaiotWTjc  SupCeic,  h  iq  xal  an^&ave.  Galen  reiste  ab,  wilhrend 
in  Rom  eine  Pest  ausbrach,  d.  h.  167,  und  kam  schon  Winter  168—169  zurück. 
S.  Glinton  F.  B.  s.  a.  167.  169. 

6)  Inschrift  yon  Ephesus  bei  Waddington  n.  1842». 

7)  Inscbr.  yon  Amastris,  C.  /.  Or.  4151 .  Dieselbe  ist  zwar  ditirt  vom  Jahr  260 
der  Aera  von  Amastris,  diese  Aera  ist  aber  noch  nicht  flxirt.  Eckhel  2,  385. 
Wenn  sie  etwa  689  es  65  zu  setzen  Ist,  in  welchem  Jahre  Amastris  der  Prottaz 
BitiiTnien  einverleibt  wurde,  so  fällt  die  Insdirift  949^=196  unter  Severus.  •  • 

8)  Ptolem.  5,  16,  1 :  i^  IlaXaiOTlvi}  SopCa  Ijttc  ical  'Iou(a(o  xcXeTtat.  Dass 
Mt  Name  Palaestlna  nach  Hadrians  jüdisdiem  Kriege  üblich  geworden  sei  (Ben- 
zen in  Borghesi  Oeuvr.  4,  160  n.  2.  Ineer.  n.  4533),  ist  nicht  unbedingt  richtig, 
da  'agtia  Pida^Una  sca^n  bei  Herodot  1,  105;  2,  104  uiid  Potoe^tMa  Bei  Btrabo 


—    S«3     - 

fsrneres  Bestehen  ist  in  Zweifel  gezogen  werden  von  Boirghesi, 
der  «dt  Grund  der  Naobricht  des  Die  Cassrus,  dass  S.  Aurel 
nach  dem  f^artberkriege   (462 — 46%)  die  Sieberang  ganK  Asiens 

•  dem  Avfdius  Gassins  anvertraut  hal)ei),  die  Vermutbüng  zu  be- 
gründen suchte,  dass  Paltstina  damals  mit  Syrien  vereinigt,  und 
auch  später  bei  der  gleich  zu  besprechendefn  Theflung  Syriens 
niil  Syria  Vhoenice  zusammen  verwaltet  worden  sei^).  Beides 
hat  sich  jetzt  als  unbegründet  erwiesen.     Wenn  Avidius  ^lassius 

.  eine  ausnahmsweise  Stelhitig  efhielt,  wie  sie  in  den  Jahren  V34 
—744=23— 43  AgriK)a3),  770  =  47  Germamctis <) ,  807i=i5* 
Gorbulo^)  gehabt  hatte,  so  wissen  wir  doch,  dass  seine  eigent- 
Hohe  Provinz  Syrien  war*),  in  welcher  ihm  Ifartius  Verus  als 
Legat  folgte  ^) ,  und  dass  die  umliegenden  Provinzen  während  der 
Zeit  seines  'Gommandos  ihre  eigenen  Statthalter  behielten  ^) .  Denn 
da  er  sein  Gommando  bei  Beginn  dfes  Warcomannefikrieges,  wairr-* 
scheiniidh  bei  der  Rückkehr  des  L.  Teras  nach  Rom  (949:=±466) 
adtrat^),  und  dasselbe  foftführte  bis  zu  dem  Jahre,  fn  welchem 
er  sich  empörte  und  getödtet  wurde,   d.  h.  nach  gewahnlieher 

16,  776  vorkoBunt  und  «ndererseits  noch  c.  170  n.  -Olir.  dm  Name  Indaea  oM^ 
cieU  ist  (s.  oben  Seite  262  Anm.  6). 

i)  Dio  Gas«,  71,  3:  töv  fA^vroi  Kda^iw  6  Mdpxoc  tTJc  *Ao(a<  indoi]^  im- 
Tponeoscv  iw^fuvev.  Bie  Nachrieht  wiid  bestätigt  dadmh,  daaa  OaBeios  in 
Aegypten  Krieg  führte,  Dio  Cass.  71,  4.  Gapitoün.  M,  Ani.  ph,  21,  ebenso  in 
Arabien  and  Armenien.   Volcat.  Gall.  v.  Avid.  Ctus.  6. 

2)  Borgbeai  Oewffts  4,  160  ff.  Bofghesia  'Annahme  iat  beieiia  von  Kuhn  2, 
187  ff.  und  Bormann  p.  19  ff.  p.  24  ausführlich  widerlegt  worden,  deren  Argu- 
menten ich  noch  eüiige  nene  habe  hinzufügen  können.  Die  Insübr.  Mur.  343,  1, 
In  welcher  ein  leg.  eunetat  Syriae  Tonukommen  schien,  und  aus  welcher  Boigheei 
4,  162  auf  eine,  noch  später  bestehende  Zusammenlegung  aller  Thelle  Syriens 
schloss,    steht  jetzt  C.  i.  L.   II  n.  3783  und  ist    nach  Mommsen   zu   lesen: 

M.  ComeHo  M,  f.  Oal.  Nigrino Cos,  Ug»  Aug.  pr.  pr.  'provine.   MoeMae 

[iUm  fMJoüifM*.  ßyrkK. 

dllfommsen  B.  g.  d.  Aug.  p.  113. 

4)  Tae.  Ann.  2,  43. 

51  Tac.  Ann.  13,  «,  9. 

6)  V^Ic.  GaUicaniis  o.  AvÜ.  CaM$,  Ö.  Dio  Gus.  71,  31.  >Er  heisat  tepeepei>T^c 
ScßaOT&v  dfevtifrfbrfTfffeg  In  der  IiHehrift  d«s  Jahxee  iSß  (C*  /.  Ot.  4544  »Wad- 
dington  n.  2525),  itpseß.  Sfß(a^o5)  (d^mnpdrrfft^)  in  der  Insohi.  d.  J.  170, 
Waddington  n.  2!331,  Smorix^c  in  Inschriften  der  Jahxe  169  und  171,  Wadding- 
ton  2212.  2237.  2438. 

T\  Dio  Cass.  71,  29. 

8)  Auch  unter  Oermanicus  war  hekanntlich  Piso  Statthalter  von  Syrien, 
unter  Gorbulo  Ummidlus  Quadratus.       * 

9)  Gapltolin.  M.  Ant.ph.  12,  13:  dten  Parthieum  hellwn  geiitur'y  naUm  eH 
Mareomannieumf  quod  diu  eorum,  qui  aderanlf  arte  m^enaum  ett,  ut  finSto  iam 
OHmOaU  htUo  iiareomannicum  agi  pouei.  Et  quam  fanUs  temport  (a.  167)  po- 
puU>  fmimuMet  de  hello ,  fratre  poH  quinquermSum  revetao  (a.  16o)  in  tenatu 
egU,  amboe  neee$§aiiot  etH  dieen$  heUo  CfermcpUco  imperdctörts. 


—    264     — 

Annahme  928  =  175,  nach  Waddingtons  Ansatz  925 = 4  72 1)»  so' 
fallen  in  diese  Zeit  die  Statthalter  von  lodaea  Flavius  Boethus 
und  Erucius  Glarus  (s..  S.  262),  während  in  Caiq>adocien  Mar« 
tius  Yerus  Legat  und  in  Aegypten  Flavius  Calvisius  Präfect  war^)« 
Dass  aber  auch  nach  dieser  Zeit  Palaestina  eine  selbständige 
Provinz  blieb,  lehrt  nicht  nur  das  Yorkommen  derselben  bei 
Schriftstellern  ^) ,  sondern  namentlich  die  officielle  Erwähnung 
der  Provinz  auf  den  Münzen  von  Neapolis,  das  in  der  Zeit  von 
Antoninus  Pius  bis  Alexander  Severus  sich  ^kaonta  NeaicoXt^ 
£op(ac  Udkaiarl^T^i  i\pnnt^),  von  Tiberias,  das  unter  Commodus 
dieselbe  Bezeichnung  braucht^),  und  von  Caesarea,  welches  von 
Decius  Traianus  (249 — 254)  an  metropoUs  provinciae  Syriae  Pa-^ 
laestinae  heisst^);'  endlich  die  Erwähnung  mehrerer  Statthalter, 
nämlich,  abgesehen  von  dem  bereits  angeführten  Ulpius  Arabia- 
nus,  dessen  Zeit  unsicher  ist^  des  Achaeus  unter  Gallienus 
(c.  264)7),  des  Flavianus  im  Jahr  303^),  des  Urbanus  unter 
Diodetian  im  J.  304  9)  und  seines  Nachfolgers  Pirmilianus  unter 
Gonstantin  im  J.  308^0). 

Während  wonach  ludaea  oder  Syria  Palaestina  seit  66  n.  Chr. 
von  Syrien   abgetrennt  blieb,   ist  auch  Syrien  selbst  später  in 
''^Jjjjjj^'zwei  Provinzen,  Syria  ma^a  oder  Syria  Coele  und  Syria  Phoe- 
®J[J»^;jJ^*  mcc  zerlegt  worden  ^i).     Der  Umfang  derselben    entspricht  nur 
PhMniM.  seiir  unvollkommen  den  früher  unter  denselben  Namen  verstan- 
denen Landschaften ;  denn  Syria  Coele  heisst  nunmehr  das  ganze 
nördliche  Syrien,   dessen  Hauptstadt  Antiochia  ist,   und  zu  dem 

1)  Waddington  n.  2212. 

2)  Dio  Cass.  71,  23.  28. 

3)  Dio  CasB.  ö5,  23  zahlt  die  Legionen ,  die  zu  seiner  Zeit ,  d.  h.  unter 
Elagabal  nnd  Alexander  Seyenu  existirten,  auf ,  daninter  zwei,  die  VI  Ferrala 
nnd  X  in  ludaea. 

4)  Eckhel  3,  435.  Mionnet  5,  500-^06;  8.  8,  346—352. 

5)  Münze  des  Commodus  in  der  Numismatischen  Zeitsohr.  -v.  Huber  und 
Karabaceh  1869  p.  401 :  TIBcptimv  töv  KAaodiov  CVP(ac  nAAai9r(vv2c. 

6)  Eckhel  3,  432.  Mionnet  5,  493—497.  8.  8  p.  340—343. 

7)  Euseb.  E.  H.  7,  15. 

8)  Euseb.  Dt  matt.  Palaeit.  prooem.  p.  260  Vales.  =  p.  313  Schwegler: 
il^tto  |JL^  OXaßiQCvöc  Tou  tnv  IlaXmoTiv&v  lOvouc- 

9)  Euseb.  De  mart.  Pal.  3.  • 

10)  Euseb.  De  mart.  Pat.  8.  9.  11. 

11)  Ulpian,  der  unter  Caracalla  schrieb,  unterscheidet  Dig.  50,  15,  1  bei 
Aufzahlung  der  römischen  Golonien  drei  syrische  Provinzen:  Syria  CoeUf  Syria 
Phoenice  und  Syria  PälaesUna.  Ebenso  bezeichnet  Dio  Cassius  53,  12;  55,  23; 
79,  7  die  beiden  syrischen  Provinzen,  Code  und  Phoenice, 


—    266    — 

auch  Goromagene  gehört^),  Syria  Phoenice  aber  enlhält  ausser 
dem  eigentlichen  Phönicien  das  östlich  liegende  Binnenland  von 
Heliopolis,  Emesa,  Damascus  und  Palmyra  ^)  nebst  den  Landschaf- 
ten Auranitis,  Batanea  und  Trachonitis,  welche  erst  unter  Dio- 
cletian  zur  Provinz  Arabia  gezogen  worden  sind^).  Diese  Thei- 
lung  »Syriens  hatte  bereits  Hadrian  beabsichtigt^];  sie  ist  aber 
erst  von  Severus  vor  1 98  ausgeführt  worden  ^) .  Denn  nicht  nur, 
dass  Ptolemaus  (unter  Antoninus  Pius]  die  Provinz  noch  als  ein 
Ganzes  behandelt,  sondern  auch  die  Statthalter  Syriens  heissen. 
bis  auf  Severus  einfach  legati  Syriae,  welchen  Titel  unter  Ante« 
ninus  Pius  und  M.  Aurel  Burbuleius^,  L.  Attidius  Cornelianus 
(a.  468)7),  lulius  Vprus  (463—465)8),  Avidius .  Cassius  (4 66— 
47S) »),  M.  Pontius  Laelianus^o)^  Pertinax^^)  und  im  J.  493  Pesoen- 
nius  Niger  i^)  fuhren,  und  regieren  in  Landschaften,  welche  später 

1)  S.  Kuhn  2,  193  ff.,  der  diesen  OegenstMd  sorgfältig  beliandelt  bat. 

2)  Ulplan.  IHg.  60,  15,  1.  HeliopoUs  gehört  zn  Syria  Phoenice  im  Jahr  213. 
S.  die  lasehr.  C.  1.  X.  DI  n.  202KBenan  Misiion  p.  311;  Emesa  und  Palmyi» 
rechnet  auch  Hierodes  p.  717  zn  Syria  Phoenice. 

3)  In  den  Ortschafken  des  Hanran  beginnt  der  Gebranch  der  Aera  von  Bostra 
erat  29Ö  n.  Chr.  Bis  dahin  rechnet  man  naeh  Jahren  des  regierenden  Kaisers. 
8.  Waddington  ro  n.  2081.  2088.  2114.  2463. 

4)  Spartian.  Hadr.  14:  Anlioekefuea  inUr  htue  Ua  odh  habuii,  ui  Syriam  a 
Fhomäee  teparan  voUterÜ,  ne  UA  c^iMum  mdfopolia  AnUodiia  dSeeretur,  In 
Ermangelung  eines  anderen  chronologischen  Anhaltes  habe  ich  früher  nach  Yio- 
gang  von  Norisius  De  epoeh,  Sffromaefd,  di$$,  IV  c.  1  u.  3;  Gothofredus  ad 
Cod.  Th.  7,  13,  11;  Boecking  ad  N.  D,  Cr,  p.  129  angenommen,  Hadrian  sei 
der  Urheber  dieser  Theilung  gewesen,  obwohl  Spartian  ihm  nur  die  Absieht  in- 
schreibt.  Nach  den  Jetzt  vorliegenden  Untersuchungen  tou  Borghesl  Oeuvrts  4, 
160—173;  Kuhn  2,  190  ff.;  Bormann  p.  13  f.  ist  nicht  zn  bezweifeln,  dass  die 
Theilung  von  Septimius  Severus  herrührt.  Die  Stelle  des  lustinns  Haortyr,  wel- 
cher bald  nach  Hadrians  jüdischem  Krieg  schrieb,  Didl.  e.  Tryphon,  c.  78:  6ti 
(s  AofAacrx^c  tTJc  *Apaßt«i)c  TH^  ^v  «al  loriv,  ei  xal  vuv  icpo^vcvifitfrat  t^  £t>- 
pofoiv(x^  Xe^opivp  ist  demnach  nur  von  der  Landschaft,  nicht  von  der  Provinz 
zu  verstehen.   S.  Kuhn  a.  a.  O.      • 

* 

5)  Ausdrücklich  erwähnt  sie  Terinllian  in  der  im  löten  Jahre  des  Severas 
(207)  verf^ssten  Schrift  Adv,  Mofckmem  3,  13:  et  Vanuueue  AJrabia»  retro  de- 
fuiaiah»r,  anUquam  tranucripta  «rat  in  S^rophoeniiem  ex  dieiincUiome  SyriafVKn. . 

Iß)  Benzen  n.  6484. 

7}  Capitolin.  M,  Ant.  ph.  8:  qui  Syriam  tuno  adminietrahatt  d.  h.  beim  Ans- 
bruch  des  Partherkrieges  162,  und  sUrb  198.  Benzen  6057. 

8)  OreUi  4997 « Waddington  n.  1874^  C.  /.  L.  IH  n.  199. 

9)  S.  Seite  263. 

lOl  Er  war  Cos.  163,  später  leg.  Sifnae.  OreUi  3186. 

11)  in  den  letzten  Jahren  des  M.  Aurel.  Capitol.  Pert.  2.  3. 

12)  Berodian.  2,  7,  4:  SupCac  iI)X£Ito  itdar^.  UoWii  hk  ^v  xol  (ic^ion) 
ipyA  "C^  To5  hh  Ootvixnv  f^ouc  tcqcvt^  [tmX  tiJc  (a^XP'^  Eö^pitou  ^c  &n6 
TD  Iii^pou  ^vTmv  tfouaiqi.  Berodian,  dessen' Geschichte  bis  238  geht»  sagt  hier 
ansdrücklich,  dass  die  Theilung  Syriens,  welche  er  kannte,  zor  Zeit  des  Niger 
noch  nicht  eingetreten  war. 


-    28»    - 

zu  Syria  'I^hoenice  gehtfren*).  Dagegen  kommt  zuerst  198^)  und 
dann  843^)  ein  legalut  frovinciae  Phoenices  vor,  der  sich  auch 
in  der  Pdlge  tiachweisen  Iflsst^),  und  ^eichzeitig  beginnen  die 
legati  Syriae  Coeles^)  oder  Syriae  maioris^),  nnter  denen  attdh 
ein  procuraior  Syriae  Coelet  steht  ^,  so  dass  die  Theilung  der 
Provinz  in  Syria  'Goele  und  Syria  t^hoenice  unter  Sevenis  und 
zwar  ettra  494  zu  setzen  ist. 
^  wdttr«  Aus   diesen   drei'  Provinzen   sind   s|>äter   sieben   geworden, 

7  ProTi]»0B.  deren  geographische  Begrenzung*  um  das  Jahr  535  n.  Chr.  aus 
Hierocles  ersichtlich  wird^),  nämlich 

4.  Syria  prima  unter  dnem  Consniaris,    mit  den   Städten 
Alitiodiia,  Seleucia,  Laodicea,  Gabala,  Paltos,  Beroea,  Chaicis. 

1)  So  lüg  in  der  NUke  Tpn  BamascnS)  in  dem  jetzigen  Ort  Bl-KhieM  die 
coh,  1  ChaXcidenarum^  die  anter  dem  BefeU  des  Attldina  Gorneli&nus,  Ug,  8yr. 
a.  162  stand,  C.  /.  L.  lU  n.  129  =  Waddington  n.  2562<i.  Derselbe  Legat  wird 
erwähnt  C.  /.  Or,  '4661  in  einer  Insefair.  Ton  Oerasa  in  der  Decapolis.  'loliaa 
Yerüs  aber  baate  168 — 165  eine  StMsse  bei  Abüa  Ly«aniae,  das  ebenfalls  spater 
CT  Fkoeaiee  geborte,  Hforocles  p.  717.  S.  OceiU  4997  «C.  /.  L.  UI  n.  m^ 
Waddington  n.  1874. 

2)  OrelU  n.  905  »C.  i.  L.  Ul  n.  205sWaddingtoB  n.  1844:  T>er  Q,  Tmi- 
dimn  Bufmn^  Ug,  Augg.  fr.  pr.  praeddem  proHne,  SgrUtc  Phoemem,  Drei  andte 
Inschriften  von  Sidon  aus  demselben  Jabr ,  auf  Wegebanten  desselben  Legaten 
beafiglioh,  s.  Renan  Miuion  p.  376  IT. 

3)  C.  /.  L.  III  n.  202:  jMr  D.  Pivm  Oaatium,  Uff.  Aug.  pr.  pr.  pmettäem 
prt»meku  Syriae  Fhoemieei. 

4)  Kulm  2,  194  fuhrt  noeh  an  Blarias  Seenndns  rf^c  OoivCtitjc  icpooraT&v 
unter  Maerlnus  (Die  Oass.  78,  35),  »Crtopinne,  praeHs  Phömioiae  unter  l^o- 
el0tian  a.  292  (God.  Instin.  1,  23,  3),  MaroelUnns,  praeaes  Fhoeniciae  a.  342 
(Cod.  InMin.  2,  58,  1 ) ,  and  ans  nodi  späterer  Zeit  die  corrnUarea  Pho^nietB : 
lolianns  im  J.  862  (God.  Th.  12,  1,  62j,  Leonttne  im  J.  372  (God.  Th.  13, 1,  9), 
Bstrna  Im  J.  380  (God.  Th.  7,  22,  9;  12,  1,  83). 

5)  Von  diesen  sind  bekannt  L.  Marias  Maximns,  Cos.  195,  Ug.  Attgg.  (d.  li. 
ßweriet  Oaraedlkjuf)  pr.pr.  proi^inciäe  Syriae  Gocte,  Henzen  5502,  besser  Borghesi 
Oeuor.  5,  457,  ygl.  p.  ^6;  Simenins  Proculas  Inllanas  [leg.  Avg.^Suyiae  Coefds 
nach  Boighesi  Oeuvr.  3,  482  unter  Goxdian ;  L.  Aelias  Hehius  Dionyslus,  pra€9e$ 
Spfkm'Oode  vor  5298,  Orelli  n.  60 »Borghesi  Oeuvre»  3,  106,  und  sj^ter  Hie- 
rocles, eofinilafls  Sgriae  Coete»  a.  844  (God.  Th.  11,  36,  7)  and  noeh^ials  a.  848, 
Cod.  Th.  10,  1,  6;  ^Theodorns,  eonnOaris  8$nae  Coeies  a.  347,  God.  Th.  11,  36, 
8;  Festus,  consularie  Syriae  a.  365,  God.  Th.  8,  4,  11.  In  den  Snbseriptionen 
der  dioeletianischen  Verofdnangen  steht  in  dem  Titel  Sgria  allein,  ohne  den  Za- 
satE  Coele;  so  kommt  TorGarisias,  praeaes  Syriae  2d0j  God.  Inst.  9,  41,  9;  PH- 
mosus,  praeeee  Syriae  293,  ib.  7,  33,  6;    Yerinas,  praetes  %rtae  294  (Ib.  2, 

.13,  20). 

6)  Q.  Atrius  Glonias,  leg.  Aug.  pr.pr. Syriae  maioris,  Orut.  365,  7 s=r 

C.  /.  L.  II  n.  4111 ,  anter  Sevenis.    Digest.  26,  10,  7.    Borghesi  Oewr.  3,  396. 

SAeiiae  lanuaiitts  [proeorator]  Syriae  Coeles ,  Grat.  346,  1  as  0.  i.  L.  II 
>.    Data  lU  eigänsen  ist  proc.,  nidit  wie  Kuhn  2,  195  will,  legatus,  leh- 
ren die  übrigen  in  der  Inschrift  angeffthrten  Aemter  des  lanaarius. 

8)  Ansfahrlich  handelt  ftber  die  geographischen  Yerhältnisse  dieser  Provin- 
zen Kuhn  2,  314—388. 


-     2Ö^     - 

i.  Syria  secunda  unter  einem  praeSeSy  mit  den  Städten 
At^dtnea,  Epiphanea,  Arethusa,  Balanea,  Rapflianea^,  Seleueobeflos. 

3.  Augusta  Eupkratesia^)  nnter  eineita  praesesy  mit  den 
Städten  Cyrus  (Gyrrtius),  ttierapolis,  Selmosata,  Zenyina,  Oermahicia. 

4.  Vhoenice  unter  einem  consularis  j  auch '^oivCxifj  icdipaXoc*) 
genauilt,  li^it  den  Städten  Tynis,  Ptolemais,  Sidön,  ISerytus,  6y^ 
bios,  Bostrys,  Tripolis,  Arcae»  Arados,  Paneas. 

5.  Phoenice  Libanesiü  uilter  einem  praes^^  mit  den  Sl^dten 
Emesa,  Uodicea,  Heliopolis,  AMIa,  DUtnaacus,  Palmyra. 

6.  Palaestina  unter  einem  consularis^  mit  den  Städte  Cae- 
sarea, Diospolis,  Azotös,  Aelia  Gapitolina  (Jerusalem),  Neapolis, 
Siäbaste,  Anthedon,  loppe,  Gaza,  Ascalon. 

7.  PalaesHna  seeunda  unteir  einem  praeses,  mit  den  Stttdten 
Scythppolis,  Gadara,  Anticxibia  ad  Hippum,  Tiberias,  -Ga1)ae. 

Die  .Geschichte  der  Entstehung  dieser  Provinzen  bedarf  no<9i 
^^r  besonderen  Ubtersuchung,  'welche  Waddington  in  Aussicht 
gestellt  hat.  Eine  durchgreifende  Yerändening  in  den  Yerhält- 
tiiasän  Syriens  i$t  unzweifelhaft  dem  Diocletian  zuzuschreiben, 
Welcher  drei  oder  viermal  persönlich  in  Syrien  war^),  im  J.  988 
Von  hier  aus  gegen  die  Saraeenen  Krieg  fahrte^),  in  Pälmyra 
eine  Festung  anlegte^)  und  die  Landsdiaften  Batanea,  Auranitis 
und  Trachonftis  um  S95  von  Syrien  abtrennte  und  zur  Provinz 
Arabia  schlug^.  Dass  derselbe  'der  Grtfjader  der  Provinz  Augusta 
Etqihrdtmsis  isif  deren  Einrichtung  man  frOfaer  dem  Gonstadtiüs 
zuschrieb^} ,  geht  jetzt  aus  dem  veroneser  Verzeichniss  von  S97 
hervor,  das  diese  Provinz  aufzählt®);   dass  er  auch  die  andern 

1)  Ueber  den  Namen,  den  auch  das  veroneser  Teraeicliniss  hat,  s.  Boeddng 
N.  D.  Or,  p.  389.  • 

2)  Eoagrins  JET.  teel,  3,  33.  Malalaa  13  p.  34ö  Bonn. 

3)  Er  war  288  in  Antiochia  nnd  Emesa,  295  in  Damascas,  299  nkid  300 
in  Antioohia.  Mommsen  Ahh.  d.  Berl.  Acad.  1860  p.  425.  443-445. 

4)  Mamertini  panegyr.  in  Maximianum  c.  7:  credo,  iHdtm  opUmam  ükm 
ftrtlUmque  Syriam  velut  annplexu  tuo  teg^itit  Eupkrüie$,  anU^fuam  DIotUtkmo 
sponU  $e  dedereiU  rtifna  FerMfwn.  Mamertini  GeiuM,  Iteimioni  <o.  4 :  önMo 
SarmaUae  vOMbUiohem  opftemimfU  taftitiliaUB  vMeiiüs  5«raeflfiHm. 

51  Inschr.  von  Palmyra,  OrelU  513BsWaddlDcten  n.  2626  «s  C.  /.  L,  m 
n.  13o. 

6)  IHes  sieht  man  daraus,  dass  seit  d.  J.  295  In  diesen  Landschaften  die 
Jahreszahlnng  nach  den  Begieron^sjahren  der  Kaiser  aufhört  nnd  die  Aera  von 
Bostra  in  Oebranch  kommt.  Waddington  n.  2081.  2349.  2463. 

7)  Xnhn  2,  197. 

8)  Mommsen  Abb.  d.  Berl.  Acad.  1862  3.  501.  Sie  wird  dann  erwShnt  Im 
!f.  3^ 'von  Ammian  14,  8,  7;  im  J.  359  in  den  Aoten  des  Ooneils  ^von  Selen- 


—     268     — 

neuen  ProviDzen  Syriens  geschafien  und  gleichzeitig  Arabien  ge- 
theilt  habe,  ist  Waddingtons  Ansicht.  In  der  That  finden  sich, 
wenn  man  in  dem  vercmeser  Yerzeichniss  anders  interpungirt, 
als  es  MonHnsen  gethan  hat,  in  demselben  sowohl  die  Provinz 
Augusta  Libanesia  als  die  beiden  Arabiae^),  und  einen  Statt- 
halter der  neuen  Provinz  Phoenice  Libanesia  wird  man  erkennen 
müssen  in  dem  Sossianus  Hierocles  perfectissimus  praeses  pro-- 
vinciae  auf  einer  Inschrift  von  Palmyra  aus  den  Jahren  292 — 304^), 
weil  die  sonst  vorkommenden  Statthalter  von  Phoenice')  consth- 
lares,  und  als  solche  clarissimi  praesides  sind,  wogegen  die  per-- 
fectissimi  prcteiides  eine  untergeordnete  Rangdasse  bilden^).  Mit 
dieser  Ansicht  stehen  indess  im  Widerspruch  die  bisher  allein 
benutzten  historischen  Nachrichton,  auf  Grund  deren  Mommsen 
die  Theilung  von  Syria,  Phoenice  und  Palaestina  nach  381  und 
zwar  vermuthungsweise  zwischen  395 — 399  setzt ^),  Bormann 
aber  eine  Wiederaufhebung  der  diocletianischen  Einrichtungen  und 
somit  eine  zweimalige  Theilung  annimmt®).  Allein  es. fragt  sich, 
welches  Gewicht  überhaupt  diesen  viidersprecbenden  Zeugnissen 
zuzuschreiben  sein  dürfte.  Dass  Malalas,  der  die  zweito  Palae- 
stina  und  die  zweite  Phoenice  von  Theodosius  I,  die  zweite  Syria 
von  Theodosius  II  einrichten  lässf^),  keinen  Glauben  verdient, 
beweist  seine  Nachricht  über  £uphratesia,  welche  er  dem  Gon- 
stentin  zuschreibt^);  dass  in  der  zwischen  350  und  353  abge- 
fassten  descriptio  totius  orbts^),   so  wie  in  den  Acten  der  Goncile 

cia,  M&nsi  III,  322;  in  den  J.  359—363  an  mehreren  Stellen  des  Libanius,  der 
aoch  einen  Statthalter  derselben,  lulianus,  nennt  (Sievers  Leben  des  Libanivs 
p.  261.  287);  im  J.  38 i  in  den  Acten  des  Goncils  von  Gonstantinopel,  Manai 
III,  569;  im  J.  385  in  dem  Verzelchniss  des  Polemius  Silvias  (Mommsen  Abh. 
d.  Sachs.  Gesellsch.  d.  Wiss.  III,  255). 

1)  Die  Stelle  (Mommsen  S.  491)  würde  so  zu  interpungiren  sein  (s.  Bor- 
mann De  8yr.  prov.  p.  27):  diocensis  orierUis  habet  provincias  nuimero  XVJII: 
lihia  tupenoTy  libia  inferior,  thebai$,  aegyptus  iovia,  atgypUu  hercuUa,  arabia^ 
item  ardbiaf  aufffuta  Ubanensis,  palestinay  femcen^  tyriae  coheU^  augusta  eiupa- 
iensee  (lies  euphrateruia),  u.  s.  w. 

2)  OreUi  513 » Waddington  n.  2626  =  C.  I.  L.  Hl  n.  133. 
31  S.  oben  S.  266  Anm.  4. 

4)  Ueber  diesen  Unterschied  s.  Gothofredus  Notma  Dign.  Cod.  Th.  p.  3^ 
Bittex.   Henzen  Irucr. .im  Index  p.  113. 

5)  Polem.  SÜTii  laterculue  p.  259.  Abh.  d.  Berl.  Acad.  1862  S.  503. 

6)  Bormann  De  8yr.  prov.  p.  28. 

7)  Malalas  13  p.  345.  347 ;  14,  365  Bonn. 

8)  Malalas  13  p.  317  Bonn. 

9)  Sie  ist  in  zwei  lateinischen  Becensionen  vorhanden^  Ton  denen  die  eine 
von  Gothofredus  anter  dem  Titel  Vetue  ofbit  deeeriptio,  Genevae  1628,  die  andre 
von  Mai  in  Claae.  Auetorum  e  Vat,  eodd.  edd.  Vol.  lU  p.  385  ff.  heraasgegaben 


—     269    — 

von  Nicaea  (325)  un'd  Antiochia  (341)  nur  die  drei  alten  Provin- 
zen Phoenice,  Palaeslina  und  Syria  Goele  aufgeführt  werden,  ist 
jedenfalls  in  sofern  nicht  richtig,  als  Euphratensis  damals  schon 
bestand;  dass  aber  Ammian^),  indem  er  bei  dem  Jahre  353  von 
Syrien  spricht,  nur  vier  Provinzen  erwähnt,  hat  seinen  Grund 
darin,  dass  er  nicht  die  geographischen  Verhältnisse  seiner  Zeit, 
sondern  die  frühere  Geschichte  Syriens  unter  den  Seleuciden  und 
Römern  erörtert.  Er  würde  auch  Euphratensis  kaum  erwähnt 
haben,  wenn  ihn  nicht  die  Besprechung  von  Commagene  zu  der 
gelegentlichen  Bemerkung  veranlasst  hätte,  dass  Commagene  jetzt 
Euphratensis  heisse.  Endlich  wird  als  Hauptbeweis  angeführt, 
dass  in  den  Acten  des  Constantinopolitanischen  Concils  von  381 
unter  den  Unterzeichnern  nur  Bischöfe  von  vier  Provinzen,  Goele, 
Euphratensis,  Phoenice  und  Palaestina  vorkommen^  und  dass 
nach  zwei  Verordnungen  des  Codex  Theodosianus  im  J.  380^) 
der  Consularis  Phoenices,  der  Tyrus  zum  Sitze  hat,  in  Damascus 
zu  i^ßsidiren  scheine,  woraus  man  schliesst,  dass  Phönice  damals 
noch  ungetheilt  war.  Allein  die  Subscriptionen  der  Concile  sind, 
wo  wir  sie  nicht  in  der  ursprünglichen  Form,  sondern  in  einer 
später  gemachten  lateinischen  Relation  haben,  eine  sehr  trübe 
Quelle^),  ganz  abgesehen  von  der  Frage,  ob  eine  Theilung  einer 
Provinz  in  zwei  gleichnamige  Theile  auf  die  kirchliche  Geographie 
sofort  von  Einfluss  gewesen  ist;  die  Subscriptionen  der  beiden 
Verordnungen  des  C.  Th.  aber,  welche  ebenfalls  kritisch  unsicher 
sind^),  lassen  sich  recht  wohl  so  verstehen,  dass  das  betreffende 
Gesetz,  zuerst  365  in  Berytüs  publicirt<^),  im  J.  380  nochmals 
in  zwei  Stücken  an  den  Consularis  Phoenices  adressirt,  aber  auch 
in  Damascus  vecöffentlicht  wurde  7) . 

ist  Beide  Texte  s.  in  Müller  Oeogr.  min.  Vol.  II  p.  ölS'ff.,  wo  es  p.  M7  heisst: 
deinde  iam  reffio  Syriae  onmU,  quae  dividitur  in  Sfrioi  trt$ y  Funieam  et  PäUte- 
sUnam  ei  Cotlam. 


1)  Ammiaii.  14,  8,  7. 


2)  Manil  m,  568.  569. 

3)  Cod.  Th.  7,  22,  9;  12,  1,  83. 

4l  Manftl  selbst  handelt  hierüber  n  p.  693. 

ö)  S.  Häenel  zn  Cod.  Th.  12,  1,  83,  der  die  Dstining  beider  Gesetze  so 
restitnirt:  lidem  AAA  Petro  conHdafi  Phoenieei.  Hierauf  folgt  das  Gesetz.  Am 
Schluss:  Scripta  Damaieo  pn'd.  Id.  MaU  dfraUano  et  Theodoelo  /«  AA.  Cosa, 


6)  Cod.  Th.  7,  22,  7. 

7)  Bi 


Bemerkenswerth  ist,  dass,  während  In  den  Subscriptionen  der  Gesetze 
des  Cod.  Th.  es  gewöhnlich  heisst  data,  aecepia,  propositüf  seltner  leeia,  miaaaj 
emiiMy  prolaUi  literU,  dkeeta  (Haenel  praef.  ad  Cod.  Th.  p.  XL),  die  Formel 
eeripta  niemals  vorkommt,  als  in  den  beiden  angeführten  Gesetzen.     Vielleicht 


Btadte«.  Jfiß  sy4^^hißsx  Wf^^änder^  welche  YirsprUnglicb  d^m  Stfidte* 

leben  abgenei^l  ^ar^%  ba|>qn  ibrß  Gulturperiode  unter  den  S^leu- 
ciden  begonnen  und  imter  den  Römern  vollendet.  Die  Stö^t^ 
Sydens  rObren  gros^entheils  von  den  Seleuciden,  namenUfch  V09 
Seleucus.  Nipatoc  her  <);  ihni^ia  eiferten  die  jüdischen  Fürsteü  nach, 
denan  Caesarea  (turris  Sfratqnis) ,  Samaria  (Sebaste) ,  Tiberias 
und  andere  Städte  ibre^,  Ursprung  verdanken;  auch  die  Römer 
baben  nicbl«  nur  gleich  n^ch  d^r  BesitznaJ^me  d^r  Provinz  die 
zerstörten.  Städte  aufgebaut ,  sondern  bis  in  die  letzten  Zeiten 
ihrer  Herrschaft  neue  g^q;^UJpdet  und  trotz  d^r  wiederholten 
inneren  und  aussei;en  Kriege,  dßv^  Schaupl<atz  die  Provinz 
wurde,  durch  Anlage  und  Sicberupg  der  Strassen,  iind  durch  Er- 
öffnui^g  eines  lebhaften  Verkehrs  mit  dem  Occident  den  Reich- 
thui^  des  Landes,  gefordert  ynd  die  grösseren  Städte,  insbeson- 
dere diie  Sitze  der  Verwaltung  z\^  eineip  blühenden  Zustande 
erhoben.  Selbst  die  unwirtblicb^n  Districte  des  Hauran  traten 
unter  ihnen  in>  den  Bereicb  der  Cultuf  ein,  die  mit  dem  Auf- 
hören der  römischen  Herrschaft  sofort  wieder  verschwand^). 
Ganz  durchgedrungen  ist  in  Syrien  weder  der  griechische,  noch 
der  römische  l^influss;  die  versphiedenen  Landessprachen,  das 
Syriscbß,  Hebräispbe,  ^höQ.icische,  Aramäische  und  Palmyrenjsche 
erhielten  sich  ebensQ  wie  das  Leben  in  Stamm-  und  Dorfgemein- 
schatten ') ;  nichtädesto^enig^r  gewann  auch  das  römische  Ele- 
ment einen  festen  Boden  in  den,  zahlreichen  G^arnisonplätzen  und 
römischen  Golonien.  Von  römischen  Truppen  ^t^den  in  Syrien 
unter  Augustus  und  namentlich  unter  der  Verwaltung  des  Lega- 
ten Vanis  748—750  =  6—4  v.  Chr.  drei  Legionen  4),   im  J.  23 

deutet  auch  dies  dmraof ,  dass  in  Damasons  nur  eine  Abschrift  der  Venadnyng 
pablicirt  wurde,  deren  Original  der  Consalaris  Phoenices  in  Tyms  hatte. 

1)  Ajnmian.  I4,  8,  5.  AnsfßhrUch  handelt  über  das  Stadtewesen  Syriens 
Kuhn  2,  "314  ff. 

2)  S.  Waddington  zu  n.  2329 :  U  ffaouirdn  n'a  jamais  Joui  que  ^'v*^  ^^^ 
Periode  de  UranquUUU  et  de  hon  gouvtfnemerU,  c'ett  eelle  qui  emhraste  lea  ti^cUs 
proiphres  de  Vtmpire  romain;  aprhi,  eotnme  avant,  U  a  iU  haUU  par  des  raeee 
pluB  ou  mofns  nomadee  et  h  moitiS  harhares, 

3)  ElgentbOmlich  ist  der  Pnrrinz  Syrien  der  Be^ff  der  (JLt^tpoxiotila ,  d.  h. 
eines  in  SraM^ngelnnn  eixier  Stadt  zum  Haaptort  eines  DistriQts  erhobenen  Dor- 
fes« So  kennt  man  in  Xrachonltis  drei  Metrocomiae,  Bopeydd  Soßdlov  (Wadding- 

.  ton  n.  2396),  ^orava  (ib.  n.  2480>,  w^elches  später  im  J.^512  n.  Chr.  als  Stadt 
und  Sitz  eines  Bischofs  Torkommt  (ib.  n.  2497),  und  Phaena  (ib.  n.  2524s= 
C.  /.  Or.  4544)i,  ^0  eine  Qarnison  ans  der  leg,  III  Oallica  und  leg.  XVI  Flavia 
Firma  U^  (WaddiAgton  2525'2536>^) ;  Epiphanius  AnacephaL,  Opp.  ed.  PeU^.  II 
p.  145  erwähnt  vfyt  Bdtxaftov,  |i.7]TpQX«D(4.(av  rjjc  'Apaß^a^  Tijc  4^iXa$eX^Cac. 

4)  losepfr.  4»*.  17,  10,  9.  S.  L  2,  3,  1. 


ii 


—     27t    — 

n.  Chr.  vier^),  nSrolicb  kg.  VI  ferroJta,  kg,  X  Fx^tenMs,  kg.  lU 
GaUica^ ,  kg.  XII  ftUminata^,  unter  Alexander  Severus,  also 
nach  der  ersten  Theilung  der  Provin;;  {Ünf,  nämlich  in  Syria 
Coele  kg.  IV  Scythica  und  kg.  XVI  Flavia^  in  ludaea  kg.  VI 
ferrata  und  kg.  X  Pretensis,  in  Phoenioe  kg.  IIJ  Gallica^).  Von, 
diesen  hatte  noch  um  das  J.  400  n.  Chr.  die  kg.  IV  Scythica 
ihr  Hauptquartier  in  Oresa  am  Euphrat,  womit  vielleicht  Orima 
gemeint  ist;  die  leg.- XVI  Flavia  Firma  in  Sura  am  Eupbrat^]^, 
die  kg.  X  Pretensis  in  Ailath  in  Palästina,  am  i^othen  Ibeer^'],  diß 
kg.  III  Gallica  in  Danaba^.  Dieselben  Legionen  blieben  also 
Jahrhunderte  lang  in  der  Provinz  und  zwar  vertheilt  auf  viele 
Plätze,  wie  z.  B.  Inschriften  der  kg.  III  Gaüißa  siqb  inSidon^j, 
Berytus*),  Aera  in  Auranitis  ^^)  und  Phaena  in  Trachonitis  ^^j  finden. 

Die   Anlage   römischer  Colonien   be^nnt  mit  Bapytus,    wo  coionira. 
Augustus  Veteranen  der  kgio  V  Macedonica  und  VIII  Augusta  im 
J.  710  =  U  ansiedelte,  einer  cobmia  iuris  /toZtct^^],  in  welcher  seit 
dem  Anfenge  des  dritten  Jahrhunderts  eine  berühmte  Schule  des 
römischen  Rechts  bestand  ^^)    und  Heliopolis   (Baalbek),  welches, 

i)  Tac.  Ann.  4,  5.  Ueber  die  Geschichte  der  im  Folgenden  genannten  Le- 
gionen 8.  Grotefend  in  Panlys  Realencycl.  IV  S.  868  IT. 

2}  Sie  kämpfte  schon  im  Partherkriege  des  Antonios  (Tac.  H.  3,  24).  Vor 
54  n.  Chr.  stand  sie  eine  Zeit  lang  in  Germanien,  seit  diesem  Jahre  aber  wieder 
in  Syrien.  Mommsen  B.  g.  D.  A%tg.  p^  46. 

3)  Unter  Titns  wnrde  sie  nach  Cappadocien  verlegt. 

4)  Dio  Cass.  55,  23.  Ueber  die  leg.  X  Frei.  s.  oben  S.  261. 
5J  N.  D.  Or.  p.  88. 

6)  N,  JD.  Or.  p.  79.   Ensebii  Onomosttcon  ed.  LarsQw  et  Farthey  p.  22. 
T)  N.  D.  Or.  p.  85. 

8)  C.  I.  L.  in  n.  152. 

9)  OrelU  932 »Waddington  n.  1845  =  C.  i.  Ir.  m  n.  206. 

10)  C.  /.  Gr.  4554  =  Waddington  n.  2413^. 

11)  Waddington  n.  2528.  2528«. 

12')  A,nf  Münzen  nnd  Inschriften  CUonia  lulia  Auguttß  feUx  Bergtue,  Ickhel 
3«  35d.  OrelU  n.  514  s=  Waddington  n.  1842.  Pass  sie  TOn  Angustns  herrahrt, 
bezeugt  Ulpian  Dig.  50,  15,  1  ^  1.  Das  Jahr  der  Gründung  giebt  an  EnseJ^. 
Chnn.  Can.  ed.  Sdioene  p.  143.  Sin  Uvif  qt^nqwonatfi  der  Ckdö^ie  kommt  vor 
in  der  Inschr.  Waddington  n.  1841^.  Uebxigens  vg|l,  Strabo  16  p.  756.  ^onnus 
Dionys.  41,  389  ff.  Norisins  Cenot.  JPUan.  I  c.  2.  Zumpt  Comm.  ep.  I,  379. 
Mommsen  TEL.  g.  D.  Aug.  p.  43. 

13)  2VX/1M  or^i's  dMCfifUo  in  Müller  Qeogt..  mj».  TX  p.  517:  Beryttcs  cwiU» 
vaide  delieiosa  ei  auditoria  legum  häbenSf  per  qnam  omnia  Bomanoruai  mdieia 
etart  videniur  ond  dazu  Gothoflredus.  Gregorius  Thaumatnigos  erzahlt  in  der  nm 
das  J.  239  geschriebenen  Ora^  paneg.  ad  Orig.  {Opp.  ed.  Gerard  Vosaina  1603.  4) 
p.  186 ,  er  habe  in  Oappadocien  angefangea  lateinMi  zn  lernen  nnd  römisches 
Recht  zn  studiren,  dann  sei  ec  nach  Berytns  gegangen:  i^  hi  (Berytns)  qö  (Mcxpdlv 
diir^ouojL  Twv  ivTaü^  TtöXtc  &e>|&aiXQ)Tipa  noc  xal  twv  vöfJiAiv  xoöroiv  sivat 
ictcnedktoa  icaiSeu'rf)piov.    p.  Iö7:  el  iicl  x^  Bt)put(q9V  IX9ot(iev  s^Xtv,   ^st  t^ 


—     272     — 

ebenfalls  von  Augustus  gegründet,  unier  Septimius  Severus  das 
ius  Italicum  erhielt  i).  Es  folgen  unter  Claudius  Ptolemais,  eine 
Ansiedelung  von  Veteranen  verschiedener  Legionen  2),  unter  Ves- 
pasian.  Caesarea  [iurris  Stratonis)  ^)  und  Nicopolis  (Emmaus), 
welches  letztere  indess,  obwohl  dem  Ursprung  nach  eine  Militär- 
colonie,  die  Bechte  und  den  Namen  einer  römischen  Colonie  nicht 
gehabt  zu  haben  scheint^);  unter  Hadrian  Aelia  Capitolina  (Jeru- 
salem)^}, unter  Septimius  Severus  Laodicea,  Tyrus,  Sebaste 
(Samana)  <^]  und  vielleicht  Palmyra^),  unter  Caracalla  Antiochia^) 
und  Emesa^),  unter  Elagabal  Sidon^^j,  unter  Alexander  Severus 
Damascus^^j,  unter  Philippus  Neapolis^^j,  in  unbestimmter  Zeit 
Caesarea  ad  Libanum  (Area)  ^^j,  Gaza  ")  und  Gadara  ^*).  Ein  merk- 

T&v  s6\Lor4  [ud%ti[ui  ixirov^aovTec.  !>&  er  von  seiner  Jagend  spricht,  so  muas 
Berytus  schon  bald  nach  200  Beditaschale  gewesen  sein. 

1)  Ulpian.  Dig.  bO,  15,  1  $  2.  Sie  heisst  CoUmia  JuUa  Augwta  felix  Ht- 
UopoUUma,  C.  1.  L,  III  n.  202  =  Renan  Missicm  p.  311;  eohnia  HeliupoUs,  Kel- 
lermami*  Fi^.  n.  284.  Mionnet  ö,  299.  8,  8,  210.  Eckhel  3,  334.  Zumpt  0.  ep, 
I,  418  schreibt  sie  dem  Hadrian  zu. 

2)  Plin.  N.  H.  b  ^  75.  Auf  Münzen  heisst  sie  colonia  Claudia  und  werden 
die  Legionen,  durch  die  Zahlen  VI.  IX.  X.  XI  bezeichnet.  Mionnet  5,  475. 

3)  Piln.  N.H,  ö  %  69.  Ulpian.  Dig,  50,  15,  8  $  7.  Anf  Münzen  Colonia 
prima  Flavia  Augusta  CaetarensiSj  Eckhel  3,  430 ;  vgl.  lustinian.  Nov,  103  (pe 
proeonwU  Palaestinae)  pr. 

4)  Hier  wurden  800  Veteranen  angesiedelt,  loseph.  B.  I.  7,  6,  6.  Ueber 
den  Ort  s.  Euseb.  Onomasticon  ed.  Larsow  et  Parthey  p.  187.  Sozomenus  H, 
eecUi.  5,  21.  Die  Stadt  hat  eine  Aera  vom  Jahr  ihrer  Gründung  824  =71,  kommt 
aber  als  Colonie  nirgends  vor.  Eckhel  3,  454. 

5)  Sie  wurde  135  n.  Chr.  (Clinton  F.  Rom.  ad  a.  131)  durch  griechische 
Ansiedler  gegründet.  Dio  Cass.  69,  12.  Euseb.  E.  H.  4,  6.  Malalas  11  p.  279 
Bonn.  Norislus  De  epoch.  Syromac.  in  Opp.  II  p.  338  f.  Zumpt  Comm.  ep,  I, 
417.  Ulpian.  Dig.  50,  15,  1  $6:  in  PälaesUna  duae  aunt  coloniae,  Cae$arienae$ 
et  AeUa  Capitolina,  aed  neuira  ttM  tUAieum  habet ^  vgl.  50,  15,  8  $  8.  Auf 
Münzen  CoUmia  Aeüa  Capitolina^  Eckhel  3,  441 — 443.  Ein  deeretum  deeurionum 
der  Colonie  unter  Antonlnus  P.  erwähnt  die  Inschr.  Waddiugton  n.  1895. 

6)  Dig.  50,  15,  1  S  3 ;  prooem. ;  $  7.    Eckhel  3,  319.  387.  440. 

7)  S.  oben  Seite  256. 

8)  Dig.  50,  15,8$  5.  Eckhel  3,  302.  Auf  Münzen  führt  sie  ^en  Titel 
seit  Elagabal.    Mionnet  5,  204  ff.  8.  8,  145. 

9)  Dig.  50,  15,  1^4.  Eckhel  3,  310.  Mionnet  5,  228  ff.  Mommsen  Zeit- 
schrift für  Rechtsgeschichte  Bd.  9  (1870)  S.  112  Anm. 

101  Eckhel  3,  371.  387.  ^le  heisst  Colonia  Aurdia  Pia.  Mionnet  5,  384  ff. 

11)  Eckhel  3,  331  setzt  die  Colonie  unter  Philippus,  aber  es  giebt  schon 
von  Alexander  Sever  eine  Münze  mit  COL.  /tAMAC.  'MET.  Mionnet  5,  292  n.  61. 

12)  Eckhel  3,  437.   Mionnet  5,  506. 

13l  Eckhel  3,  360  ff.  Zumpt  Corrnn.  ep.  I,  433. 

14)  Sie  wird  nur  einmal  erwihnt  auf  der  Inschrift  eines  Gewichtes  bei  Wad- 
dington n.  1904:  KoXcovia«  Td^i]i,  inX  'UptbloM  AiotpcCvtou  le^ 

15)  Sie  kommt  ebenfalls  nur  einmal  vor  C.  I.  L.  III  n.  181  =  Renan  Mission 
p.  191 :  D18  MAMBVS  L  PHILOCALVS  L  F  [Mommsen  liest  [pra'^f.]  CO- 
Lonia   VALENtia  OADARA  MlL  LEO  X  Fr(eten$is)  J  CRANIJ  ROmanI  HSE. 


—     273     — 

-wUrdiges  Beispiel  vod  der  Einwirkung  römischer  Colonisation  giebt 
eticHich  eine  Ortschaft  in  der  Batanea,  die  in  Inschriften  ^axxa(a 
heisst^},  bei  Ptolemaeus  aber  ZaxxaCa  genannt  wird  2);  diese  ist 
zuerst  eine  xco^tj^),  hat  aber  eine  Garnison  4) ,  bedient  sich  des 
römischen  Calenders  ^) ,  der  römischen  Rechnungsweise  ^)  und  der 
römischen  Sprache ?),  besitzt  ein  Theater^  und  wird  endlich  aus 
einer  Korne  eine  Stadt  und  zwar  ebenfalls  eine  Colonie*),  deren 
Aera  leider  nicht  sicher  zu  flxiren,  aber  wahrscheinlich  in  das 
Ende  des  ersten  Jahrhunderts  n.  Chr.  zu  setzen  ist^^). 

üeber  die  sacralen  Verhältnisse  der  Provinz  sind  wir  wenig  Sacraie  Ver- 

bftltniBso. 

unterrichtet.  Es  kommt  zwar  ein  xoivov  2opia<;  **)  und  ein  Supiap- 
X^j^*^)»  ^^^  XOIVOV  Ootv(xYj?*^)  und  ein  OoivixapxTQ*;^*)  vor,  aber 
weder  Ober  diese  Festgemeinschaften,  noch  über  die  Metropolen, 
in  welchen  dieselben  gefeiert  zu  werden  pflegten,  erhnltpo  wir 
genügenden  Aufschluss.  Antiochia  war  Metropolis  von  Syrien 
schon  unter  den  Seleuciden  und  blieb  unter  den  Römern  Resi- 
denz des  Statthalters^^),  und  hier  wurde  auch  das  xoivov  2Üupia< 
gefeiert  ^^);  ebenso  ist  Caesarea  Hauptstadt  der  Provinz  Palästina  ^^). 
Wenn  aber  unter  Hadrian  auch  Tyrus^^j,  Damascus^^)   und  wie  es 

1)  Waddington  n.  2073.  2)  Ptolem.  5,  15.  26. 

3)  Waddington  n.  2136.  4)  Waddington  n.  2144. 

ö)  «p6  C  I5öv  Map(T(a>N)  Ib.  n.  2136. 

6)  Von  einem  Gebäade  baut  jemand  3/i2  d.  h.  trea  unciaf.    Ib.  2146. 

7)  S.  die  lateinische  Inscbr.  ib.  2137. 

8)  Ib.  2136.  9)  Ib.  2139. 

10)  Itoü<;  Tfj5  it6X(e»c)  xi  ib.  2159  und  das.  Waddington. 

11)  Manze  des  Traian,  Mionnet  5,  HO. 

12)  Cod.  Iu8t.  1,  36;  5,  27,  1.    lustinian.  Nov,  89,  15. 

13)  Münze  des  Carac&lla,  Mionnet  5,  334. 

14)  Cod.  lust.  5,  27,  1.    lustinian.   Nov,  89,  15. 

15)  S.  oben  Seite  258. 

16)  C.  /.  Or.  2810. 

17)  Caesarea  helsst  •MetropolU  provineiae  Syriae  PalaesUnae  auf  Münzen  erst 
seit  Alelander  Severns,  Eckbel  3,  432. 

18)  Schon  Strabo  16  p.  756  sagt  zwar,  es  sei  streitig,  ob  Tyrns  oder  Sidon 
(jLVjrpöiroXu  <I>otv(xo)v  genannt  werden  müsse,  und  eine  Münze  vom  J.  178  der 
Aera  «von  Tyrus ,  d.  h.  vom  J.  53  n.  Chr.  (EcJihel  3,  380.  386)  hat  ebenfalls 
diesen  Titel,  wie  es  scheint  in  dem  Sinne,  wie  die  Münzen  von  Heraclea  in 
Bithynien ,  nicht ^in  Bezug  auf  die  Provinz ,  sondern  auf  die  eigenen  Colonien. 
So  heisst  es  noch  in  der  Inschrift  des  Jahres  174  n.  Chr.  Grut.  llOö,  8  =  Momm- 
sen   Berichte  der  Sachs.  Gesellscb.  1850   S.  57:    t^   7:6Xet  Tuploov,   rfj;   Upd; 

fitjTpOTröXc»«  Ootvelxin;  xotl  dfXXoiv  ttöXscdv  und  BuUett.  1851  p.  il2:  T6poc 

tepÄ  r.a\  dfffuXoc  y[o\  fJtmpöjTtoXi;  OoincUt]«  x[q[1  dfXXov]  TCoXemv.  In  offlciellem 
Sinne  aber  erhielt  die  Stadt  den  Titel  von  Hadrian.     Suidas  II  p.  147  Beruh.: 

riauXo^  '^^Üf^^'  ^i^Twp 8;  ird  'Aoptavoö  toö  ßaeiXie»;  rpeoßeuoa;  fiijrpö- 

iroXfv  T^v  T6pov  iiroltjöcv. 

19)  kckhel  3,  331. 

fi6m.  Altarth.  lY.  18 


—     274     — 

scheint,  Samosata  ^) ,  die  Hauptstadt  des  früheren  K<^aigreichs  Goin- 
magene,  zu  Metropolen  erhoben  wurden,  so  muss  voißu  anneh- 
men, dass  damals,  wenn  auch  nicht  die  Provinz,  so  doch  die 
Festgemeinschaft  derselben  in  vier  Theile  aufgelöst  wurde  2).  Als 
Severus  nach  der  Besiegung  des  Pescennius  Niger  Antiochia  zu 
einer  Korne  von  Laodicea  machte^),  ging  auch  der  Titel  Metro- 
polis auf  die  letztere  Stadt  übeir  und  blieb  derselben  auch,  nach- 
dem Antiochia  seine  alten  Privilegien  wieder  erhalten  hatte  ^]; 
endlich  erhielten  unter  Elagabal  auch  Sidon  und  Emesa  densel- 
ben Titel  ^),  dessen  Bedeutung  für  diese  Städte  nicht  weiter  be- 
kannt ist. 

XZXVX  Arabia. 

Von  Syrien  aus  Hess  Traian  im  J.  405  n.  Chr.  den  Land- 
strich, welcher  sich  im  Osten  Palästinas  bis  an  das  rothe  Meer 
herunterzieht,  und  zwei  grössere  Städte,  im  Norden  Bostra,  im 
Süden  Petra  enthielt,  durch  den  Statthalter  Syriens,  Cornelius 
Palma,  in  Besitz  nehmen^)  und  bildete  daraus  die  Provinz  Arabia, 
Aerader    in  Welcher  seitdem  eine  ProvincialHra  üblich  wird^),  deren  erstes 

P  royin  t. 

Jahr  mit  dem  22.  März  406  n.  Chr.  beginnt^).     Petra,    die  alte 

1)  Der  Titel  kommt  auf  Münzen  seit  HadiiAn  vor.  Eckhel  3,  252  vermu- 
thet,  Vespasi&n  habe  ihn  ertheüt. 

2]  Spartian.  Hadr,  14:  ArUiochense$  —  ita  odio  habuit,  ui  Syriam  a  Phoe- 
nice  aeparare  voluerit,  ne  tot  civitatum  metropolia  Antiochia  diceretur.  Dass  in 
Damascus  ein  xois6^  gewesen  sei,  schliesst  Eckhel  3,  333  ans  einer  Münze  von 
Damascus,  auf  der  fünf  Frauen,  die  er  für  Symbole  von  Städten  hält,  ein  Opfer 
bringen. 

3)  Herodian.  3,  6,  8. 

4)  Eckhel  3,  317.   Waddington  n.  1839. 
5J  Eckhel  3,  311.  388. 

6)  Dio  Cass.  68,  14:  xatA  hk  xhs  auxöv  toutov  ^pövov  xal  IldXfAac,  t^c 
Zup(a;  Äp^^mv,  t^v  Apaßiav  'd^s  «pö«  x^  D^Tpa  d^fiip(6aata  xal  'PcopLalmv  öinfjxoov 
iizovtitsaTo.  Ammian.  14,  8,  13:  huic  {^Palaestinae^  Arabia  est  conaerto.  —  — 
Haec  qtioque  civiUites  habet  inter  oppida  quaedam  ingentes,  Bostram  et  öeroBam 
atque  Philadelphiam  — .  Hanc  provinciae  impoaito  nomine  rectoreque  attributo  ob' 
temperare  legibus  nostris  Traianus  compulit  imperntor.  S.  Rufus  breo,  20.  l^nan- 
des  de  regn.  suce,  73.  Hieronymus  in  Euseb.  Chron,  Can.  p.  163  Schoene.  Euseb. 
Praep.  Ev.  4,  10. 

7]  Ein  £to;  rfiQ  d7:apyeia;  erwähnen  die  Inschriften  Waddington  n.  1908. 
1936a.  1995.  2110.  2238.^^239.  2251.  2261.  2412™.  2463.  2477. 

8)  Chron.  Pasch,  p.  472  Bonn  sagt  zu  dem  Jahre  105,  Candido  ei  QvuidraiQ 
C08S.:  üeTpaioi  xal  BoorpTjvol  IvTtO&ev  touc  iauTöiv  ^p6vo'Jc  dpidfjLOuoi.  Diese 
Nachricht  ist  indessen  so  zu  verstehen ,  dass ,  da  das  Jahr  der  Provinz  Arabia 
mit  der  Frühlings-  Tag-  und  Nachtgleiche  beginnt  (Ideler  1,  437  f.),  der  Anfang  des 
ersten  Jahres  der  Provincialaera  auf  den  22.  März  106  zu  setzen  ist,  so  dass  man 
durch  Addition  von  lOö  zu  der  Jahreszahl  der  Aera  dasjenige  Jahr  n.  Chr.  findet, 


.—     275     — 

Residens  der  nabataeischen  Könige  i),  von  welcher  das  Land  2) 
und  später  die  Provinz  ^j  den  Namen  des  peiräischen  Arabien 
ftthn,  hat  zwar  auf  ihren  Münzen  seit  Hadrian  den  Titel  'ASpiaviq 
Ilitpa  fiT^TpoTcoXic^)»  allein  später  wurde  Bostra,  das  schon  unter 
Traian  besondere  Begttnstigilngen  erfahren  haben  muss,  da  es 
sich  via  TpaiaviQ-Boatpa  nennt  ^),  Sitz  des  Statthalters  und  Hauplr- 
quartier  der  legio  III  Cyrenaica^);  unter  Alexander  Severus  war 
die   Stadt   römische   Colonie'^)    und   unter   Philippus   erhielt   sie 

ebenEalis  den  Rang  einer  Metropolis^)*     Zu  den  bedeutenderen 

-■■•■■     -■         ■  I  ■   ■...■.».■■.—. I.    ■  '■-    ....—— 

mit  dessen  22.  März  das  Provincia^jalii  anfing.  S.  Wetzstein  in  Abhandl.  d.  Bei^ 
liner  Acad.  1863  S.  258.  Waddington  Revue  Numismatique  N.  8.  XI  (1856) 
p.  263s=  Af^tonyes  de  numirnnatique  2«  S^rie  p.  160.  Denselben  in  Voyage  III 
Z11  n.  2463. 

1)  loseph.  Ant,  14,  1,  4;  14,  5,  1;  14,  ^3,  8;  17,  3,  2.  JB.  /.  1,  29,  3. 

2)  -^  'Apaßia  V)  iv  Illrp^,  Dioscorides  De  mal.  med.  1,  91. 

3)  'ApoBta  flerpaia,  Ptolem.  5,  17 ;  V)  xaxoi  t^v  flirpav  'Apaßto,  Agatheme- 
rns  Oeogr.  2,  6. 

4)  Eckhel  3,  504.  Mionnet  5,  587.  C.  /.  Gr.  4667  und  Vol.  III  p.  1242, 
wo  nach  Mommsen  zn  lesen  ist  V]  ßouXi^  %a\  6  h1\[L0^  'AhpiasSn  nrrpaloov  {ay]- 
TpoTiöXeoDC  Tfjc  ^Apaßiac 

5)  Eckhel  3,  501. 

6)  Ptolem.  5,  17,  7:  B^orpa  Acy^^ov.  Die  leg,  Ul  Cyrenaiea  diente  im  par- 
thischen  Kriege  des  Traian  (OreUi  832 »Mommsen  Inter.  R.  N.  3542)  nnd  im 
Judischen  Kriege  des  Hadrian  (Henzen  6501);  seit  M.  Aurel  kommt  sie  oft  in 
Inschriften  von  Bostra  und  der  Umgegend  tot  (Waddington  n.  1927.  1933.  1942. 
1944.  1945.  1947.  1948.  1953  u.  ö.)  und  in  der  bilinguen  Inschr.  VogQ^  Inaer. 
Simitiques  n.  22  findet  sich  in  dem  palmyrenlschen  Text  eine  Ugio  von  Bostra, 
die  im  griechischen  Text  Xerflmv  KupT)vaJix'l]  heisst.  Unter  Alexander  Severus 
lag  sie  nach  Dio  Cass.  55,  2a  in  Arabien,  und  in  Bostra  stand  sie  noch  um  400. 
N.  V.  Or.  p.  8?. 

7)  Eckhel  3,  500  lässt  die  Colonie  von  Septimius  Severus  gründen,  und 
ihm  folgt  Zumpt  Comm.  ep.  I,  431.  Beide  bezieben  sich  auf  die  Stelle  des  Da- 
mascius  in  Photii  bibl.  p.  347  Bekker:  dTce^piTjaEv  eU  xd  B<i9Tpa  t^^  ^Apaßlac« 
TTfiXiv  p.£v  o6x  <ip^a(av  (uit6  ^dp  ISeßi^pou  toO  ßaatX^o);  ^noXlC^tai).  Anch  ich 
glaube  nicht  dass,  wie  Waddington  zu  n.  1907  annimmt,  diese  Stelle  ohne  Wei- 
teres von  emer  Colonisirung  des  Alexander  Severus  zu  verstehen  sei,  denn  die- 
ser pflegt  in  griechischen  Quellen  '  AX^^av^poc  zu  heissen ;  aber  mag  auch  Bostra 
das  Stadtrecht  durch  Septimius  Severus  erhalten  haben,  so  steht  doch  fest,  dass 
die  Colonialmiinzen  von  Bostra  erst  mit  Alexander  Severus  beginnen,  von  dem 
die  Colonie  auch  Alexandriana  heisst.  Die  einzige  Münze  des  Elagabal  mit 
halblateinischer  Aufschrift  und  dem  Colonialtypus  (Mionnet  5  p.  582  n.  20,  vgl. 
Tafelband  p.  110),  auf  die  sich  Eckhel  beruft,  ist,  wie  mir  Jul.  Friedländer  mit- 
theilt, weder  auf  Orond  der  unvollständigen  Umschrift,  noch  auf  Grund  der  in 
diesen  entlegenen  Provinzen  immer  ungenauen  Darstellung  des  Kaiserkopfes 
mit  Sicherheit  dem  Elagabal  zuzuschreiben ;  von  den  Münzen  des  Caracalla  aber, 
die  Mionnet  8,  8  p.  384  n.  9 — 13  unter  Bostra  anführt,  und  durch  die  Kuhn 
2,  380  sich  hat  tauschen  lassen,  gehören  die  meisten,  wie  Eckhel  wohl  mit  Recht 
annimmt,  nach  Carrhae;  n.  14  hat  Sanclemente,  der  Mionnets  Quelle  ist,  aus 
einem  handschriftlichen  Catalog  von  Gousin^ry  entnommen,  in  welchem  das  aus- 
geschriebene BOSTRA  wohl  eine  Ergänzung  Cou8intfry*s  ist. 

8)  Eckhel  3,  502. 

18* 


—     276     — 

Städten  Arabiens  geborten  ferner  Adraa  (Der  Ät)  <)  und  Philippo- 
polis  (Sch^bb^)^),  weicben  Ort  Philippus  Arabs')  in  der  Zeit 
zwischen  247—249  zur  Stadt  erhob  ^]  und  darauf  auch  zu  einer 
römischen  Coionie  machte^). 

In  diesem  Umfange  bestand  die  Provinz  unter  der  Verwal- 
tung eines  prätorischen  legatus  pr.  pr.  ^)  und  eines  kaiserlichen 
''^^^^«.^•'Procuralors')  bis  in  das  dritte  Jahrhundert,  in  welchem  sie  in 
zwei  Theile,  Arabien  mit  der  Hauptstadt  Bostra  und  Arabien  mit 
der  Hauptstadt  Petra  getheilt  wurde,  welches  letztere  später  den 
Namen  Palaestma  salutaris  oder  Palaeslina  tertia  erhielt  ^).  Die 
Theilung  geschah  vor  297,    da   beide  Provinzen  in   dem  verone- 

1)  Waddington  n.  2070«. 

2)  Waddington  n.  2072  and  Revue  Ntmüsmai.  1865  p.  56  »=  MiUmgea 
2«  Stfrie  p.  6i . 

3)  Aurel.  Yict.  Caea.  28;  igitur  Marcus  lulius  Philippua  Araba  Trach4)nite$, 
tumto  in  eonsortium  Philippo  fiUo,  rebus  ad  Orientem  compositis,  eonditoque  apud 
Arabiam  Philippopoli  oppido,  Romam  venit. 

4j  In  diese  Zeit  fallt  das  ^toc  irpöTov  rrj;  -(SXeoi«,  Waddingtou  n.  2072. 
Vorbei  bestand  indessen  der  Ort  scbon  als  xcdfjL-ir]  (Waddiiigton  2071),  deren 
Name  unbekannt  ist. 

b^  Waddington  zu  n.  2072. 

6)  Mebrere  der  bekannten  Statthalter  verwalteten  Arabien  als  Consules  de- 
sigrhatij  so  unter  M.  Aurel  [C.  AeU]u8  AntisÜus  Adv[entus]  leg.  Augg.  pr.  p[r.], 
COS.  des.,  Waddington  n.  1944=  C.  /.  L.  III,  92;  P.  Inlins  Oeminius  Marcianus, 
leg.  Aug.pr.  pr.  Cos.  des.,  Henzen  6911  =  Waddington  1945=0.  7.  L.  III,  96. 
Er  wurde  Cos.  suff.  170.  S.  über  ibn  Renier  MfUmges  d'ipigr.  p.  97—128;  aus 
unbestimmter  Zeit  Aelius  Aurelius  Theon,  leg.  Augg.  pr.  pr.  Cos.  desig.y  OreiU 
3392=Wadd.  1950=0.  /.  L.  in,  89. 

7)  L   DidiuB  Marinus   V.  E.  proe.  Aug.  n.  provme.  Arab.,   Grut.  402,  4  = 

Waddington  n.  1794;   C.  Furius  Sabinius  Aquila  Temesitbeus proc.  prov. 

Arabiae  ibi  vice  praesid.^  Benzen  5530. 

8)  Hierüber  haben  wir  bestimmte  Nachrichten  ans  lustlnians  Zeit.  Hlerocles 
p.  721 :  ina^^jia  OaXataTtvTjc  •{  bnb  ifj-fCfiöva ,  itöXetc  i\  Flkpa  x.  t.  X.  und  wei- 
ter :  inapyia  'Apaßlac ,  üirö  xovaouXdptov ,  röXci;  if ,  B^crpa  %.  t.  X.  Procop. 
de  aedif.  5,  8 :  dv  8e  -ng  ndXat  |X8v  'Apaß(qi,  vuv  hi  OaXaiorlvT)  tpl-aj  xaXoujjL^N^ 
—  —  Äpo;  —  Sivd  Ävopi«.  Aber  schon  die  Not.  Dign.  Or.  p.  9  z&lut  unter  den 
15  Diöoesen  des  Orients  eine  Arabia  und  drei  Palaestinae  auf,  nämlich  Palae- 
stinay  Palaestina  salutaris  und  Palaestina  secundüy  und  in  einer  Verordnung  vom 
J.  409  (Cod.  Theod.  7,  4,  30)  heisst  es;  per  primam,  secundam  ae  terliam  Pa- 
laesiinam.  Damit  stimmt  Hieronymus  in  der  um  390  verfassten  Schrift  Quac'- 
stiones  in  Genesimy  Opp.  III  p.  337  Vall.:  in  Oeraris^  ubi  et  Bersabae  hodie  oppi- 
dum  est.  Quae  provirieia  ante  non  gnmde  tempus  ex  divisione  praesidum  Palae- 
stina salutaris  est  dieta.  Ich  bin  mit  Kuhn  2,  369  der  Ansicht,  dass  sowohl  in 
dieser  Stelle  als  in  der  Notitia  unter  Palaestina  salutaris  die  terUa,  d.  h.  Arabift 
Petraea  zu  verütehn  ist.  Anders  urtheilt  Mommsen  Abh.  der  Sachs.  Oesellsch. 
der  Wiss.  1853  S.  265.  Abh.  d.  Berlin.  Acad.  1862  S.  501.  Dass  derselbe  aus 
dem  veroneser  Verzeichniss  für  die  Provinz  von  Bostra  den  Flamen  Arabia 
Augusta  Libanensis  deducirt,  halte  ich  ebenfalls  für  nicht  richtig.  S.  oben 
Seite  268.  Die  Bezeichnung  Arabia  mator,  welche  man  in  der  Inschr.  O.  /.  Or. 
5366  zu  finden  glaubte,  existirt  nicht,  da  diese  Inschrift  anders  zu  lesen  ist. 
S.  Henzen  6911.     Renier  Revue  Arehiologique  1853  p.  546.     Renier  Milanges 


—     277     — 

ser  YerzeicbDiss  erwähnt  werden'].  Ausserdem  erhielt  die  Pro- 
vinz  von  Bostra  —  es  ist  unbekannt,  ob  in  Folge  dieser  Theilung 
oder  unabhängig  davon  ^j  —  um  das  Jahr  29ö  eine  Vergrösse- 
rung  dadurch,  dass  ihr  die  Districte  Auranitis,  Batanea  und  Tra~ 
chonitis  und  vielleicht  gleichzeitig  einige  Stadtgebiete  der  Deca- 
polis^  namentlich  Gerasa  und  Philadelphia  ^j  einverleibt  wurden. 
Eine  ausdrückliche  Nachricht  zwar  ist  hierüber  nicht  vorhanden, 
allein  der  Umstand,  dass  die  Ortschaften  wenigstens  der  erst- 
genannten Districte  bis  auf  Diocletian  nach  den  Regierungsjahren 
des  Kaisers,  von  895  ab  dagegen  nach  der  Aera  von  Bostra 
rechnen^),  findet  seine  Erklärung  nur  in  der  Annahme  einer 
Veränderung  der  Grenze  der  Provinzen  Syrien  und  Arabien^). 

XXXViJL  Armenia. 

Armenia  maiiyr,  d.  h.  das  Land  von  dem  oberen  Laufe  des 
Euphrat  bis  zum  caspischen  Meere®),  war  seit  dem   Siege  des 

d'ipifft.  p.  97 — 128.  Ebensowenig  kommt  eine  Arabia  v€tu$  vor,  auf  welche  man 
darch  die  Inschr.  von  Bostra,  Waddington  1949  =  C.  /.  L.  III  n.  90:  Ael,  Aur. 
Theonem  v.  e.  Ug,  Augg.  pr,  pr.  praes.  provine.  Ardbiae  vet,  inUgerrixnum  benigfäs- 
rimum  atqUiC  iustistimum  u.  s.  w.  geführt  werden  könnte.  Mommsen  erganit 
vf([iMtiM«mtfm].  Dieselbe  Inschr.  ist  auch  im  Rhein.  Museum  1872  p.  148  als 
unediit  herausgegeben. 

1)  Abb.  d.  Berl.  Acad.  1862  S.  491.  501. 

2)  Der  ersteren  Ansicht  ist  Waddington,  dessen  versprochene  Abhandlung 
fiber  die  Verwaltung  der  Provinz  Syrien  und  Arabien  indess  noch  zu  erwar- 
ten ist. 

3)  Ammian.  14,  8,  8:  haec  quoque  (^  Arabia)  civUaies  habet  inUr  oppida 
qwudam  ingerUes:  Bosttant  et  OeraBom  atque  Phüadelpkiam.  Gerasa  gehörte  aber 
unter  Traian  (Waddington  n.  1722)  und  Antoninus  Plus  (  C.  /.  Or.  4661)  zur 
Provinz  Syrien:  Philadelphia  hat  auf  ^seinen  Münzen  noch  unter  Alexander  Se- 
verus  die  Aufschrift  <I>IA AAeAiDeQN  KOIAHC  CTPI AC  (Mionnet  8.  8,  236 ; 
vgl.  Waddington  zu  n.  1620t>),  und  beide  Städte  rechnet  Ptolem.  5,  15,  23  zu 
Syrien. 

4)  Das  älteste  Datum  dieser  Art  ist  das  Jahr  190  der  Aera  von  Bostra  =3 
295  n.  Chr.  in  der  Inschrift  von  'Amra,  Waddington  2081.  Dieser  Ort  liegt  im 
Norden  des  Haurän,  welcher  früher  zu  Syrien ,  nicht  zu  Arabien  gehörte.  Die 
weiteren  Nachweisungen  s.  bei  Waddington  n.  2088.  2114.  2412b.  2463. 

5)  Hiemlt  sind  indessen  keineswegs  alle  Schwierigkeiten  dieser  Frage  gelöst. 
Einige  Thatsachen  deuten  darauf  hin,  dass  schon  lange  vor  295  eine  Aenderung 
der  Grenze  Arabiens  stattgefunden  hat.  Namentlich  scheint  Canatha  (s.  oben 
Seite  238),  das  noch  unter  M.  Aurel  unter  dem  Legaten  von  Syrien  stand 
(Waddington  n.  2331),  schon  seit  Septimius  Severus  zu  Arabien  gesogen  zu 
sein.  Denn  seitdem  standen  sowohl  dort  als  in  dem  zu  Canatha  gehörigen  Dorfe 
Athila  Soldaten  der  legio  III  Cyrenaica^  also  arabische  Garnison.  Waddlngton 
2331b.  2377b«  C.  /.  Qr.  4610. 

6)  lufttin.  42,  2:  Armenia  a  Cappadocia  wque  mare  Catpium  undeeies  cen- 
tum  nUUia  patet. 


—     278     — 

Antonius  über  den  Artavasdes  und  seinen  Sohn  Artaxias  im  J. 
34  V.  Chr.  1)  ein  von  den  Römern  abhängiges  Königreich.  Diesen 
politischen  Einfluss  erhielten  sich  auch  die  Kaiser,  so  oft  es 
nöthig  wurde,  mit  der  Gewalt  der  Waffen,  aber  eine  dauernde 
Besitznahme  des  Landes  schien  ihnen  nicht  vortheilhaft.  Augustus 
selbst  sagt  im  Monumentum  Ancyranum,  er  hätte  im  J.  20  v. 
Chr.  Armenien  zur  Provinz  machen  können,  aber  es  vorgezogen, 
dasselbe  als  Königreich  bestehen  zu  lassen  ^j.  Provinz  wurde  es 
4U  durch  Traian,  der  es  in  Person  eroberte  3)  und  durch  einen 
kaiserlichen  Legaten^)  und  einen  procurator^)  vier  Jahre  lang 
verwalten  Hess,  aliein  Hadrian  gab  es  gleich  nach  seiner  Thron- 
besteigung  447  wieder  auf*).  M.  Aurel  eroberte  es  463  noch- 
mals, ohne  es  zur  Provinz  zu  machen  ^j.  Auch  die  späteren  Pro- 
vinzen Armenia  I  und  //  liegen  westlich  vom  Euphrat  und  sind 
aus  Armenia  minor  entstanden,  weshalb  von  ihnen  in  der  Ge- 
schichte Cappadociens  S.  Sl40f.  gesprochen  worden  ist;  erst  unter 
lustinian,  der  vier  Armenien  constituirte,  umfasste  die  Armenia 
quarta  einen  Theii  Grossarmeniens  ^). 

XXX VUL  Mesopotamia^   XXXIZ.  Aasyria. 

Erobenrng.  Mcsopotamien ,    welches   später    in    einen    westlichen    Theil 

(Osrhoöne)  und  in  einen  östlichen,  der  den  alten  Namen  beibe- 
hielt, zerfiel,  wird  im  N.  durch  Armenien,  im  W.  durch  den 
Euphrat,  im  Süden  durch  die  modische  Mauer,  die  es  von  Baby- 
lonien  trennt,  im  Osten  durch  den  Tigris  und  das  jenseits  des- 

1)  S.  die  Stellen  bei  Drumann  1,  463. 

2)  Mon.  Anc.  c.  27 :  Armeniam  maiorem  interfecto  rege  eius  Arta3{ia  eu^n 
possem  facere  p[r6}oinciafn ,  malui  maiorum  nostrorum  exemplo  reg[nuyn  id  Ti- 
grofä  r[«]pw  Artavasdis  pUo  —  p«r  2{i.  iVejronem  tra[dere].  Hierauf  be zielin 
sich  auch  die  Münzen  mit  der  Anfschxift  Armada  capta  oder  Armenia  recepia^ 
S.  Borgbesi  Oeuvr.  2,  115  ff.  Mommsen  Res  g.  D.  A.  p.  76  ff. 

3)  Dio  Cass.  68,  19.  20.  Eutrop.  8,  3.  S.  Rufns  6r.  14.  Clinton  F.  HeU. 
III  ad  a.  114.    Borgbesi  Oeuvres  5,  22.    Dierauer  Gescbichte  Traians  S.  164. 

4)  Spartian.  Jladr.  21:  ArmeniU  regem  habere  permiait,  cum  süb  Traiano 
legatum  habuUseni. 

5)  Ein  proc.  Axtg.  Armemae  Ma^oris]  atts  dieser  Zeit,  Henzen  6947  s=  Borgbesi 
Oeuvres  5,  3  ff. 

6)  Fronte  p.  353  ed.  Frankf.  =p.  206  Naber.  Spartian.  v.  Hadr,  5,  21. 
Eutrop.  8,  6.  Rufus  brev.  14.  Euseb.  Chron.  Can.  p.  165  Scboene.  Augustinus 
Be  C.  D.  4,  29. 

7)  Capitolin.   M,  Ant.  ph.  8.    Verus  7.  Ciinton^F.  Rom.  ad  a.  163. 

8)  lustinian.  Nov.  31.  Die  4te  Armenia  erw&hnen  auch  die  NoUtiae  episeo- 
paiuam  in  Partbeys  Hierocles  p.  87  n.  909.  p.  274  n.  103. 


—     279     — 

selben  liegende  Assyrien  begrenzt.  Dass  die  Römer  in  diesen 
Gegenden  schon  vor  Traian  wenigstens  zeitweise  ihren  Einflnss 
übten,  ist  aus  verschiedenen  Thatsachen  erkennbar.  Ninus  (Ninive) 
am  Tigris  nannte  sich  Ciaudiopolis^),  welchen  Namen  es  von 
Meherdates  erbalten  haben  muss,  der,  im  J.  49  von  Claudius  den 
Parthern  zum  Könige  gegeben,  zwar  nicht  zur  Regierung  gelangte, 
aber  Ninive  wenigstens  in  seine  Gewalt  bekam  ^j.  Anthemusia 
in  Mesopotamien,  welches  ziemlich  nahe  der  Grenze  an  der  Strasse 
von  Zeugma  liegt,  muss  schon  unter  Domitian  in  römischem*  Re- 
sitz  gewesen  sein^).  Indessen  völlig  erobert  wurden  diese  Län- 
der erst  von  Traian*),  der  in  den  Feldzügen  von  AM — 416  zu- 
erst in  Osi*hoöne  einrückte,  dessen  Herrschaft  er  der  in  Edessa 
residirenden  seit  dem  Jahre  137  v.  Chr.  bestehenden  einheimi- 
schen Rönigsfamilie^)  Hess,  dann  in  Mesopotamien  Singara  und 
Nisibis  nahm^],  bis  an  den  persischen  Meerbusen  vordrang  und 
gleichzeitig  die  drei  Provinzen  Armenia,  Mesopotamia  und  Assyria 
einrichtete.  Von  diesen  scheint  Mesopotamia  bis  zum  Meere  ge- 
reicht, also  Rabylonien  mit  enthalten  zu  haben ;  die  Grenzen  der 
Provinz  Assyrien  sind  unbekannt  ^j.  Traian  selbst  konnte  die 
gemachten  Eroberungen  nicht  behaupten^)  und  Hadrian  gab  sie 
völlig  auf®).  Unter  M.  Aurel  aber  wurde  in  dem  parthischen 
Feldzuge  des  L.  Verus  (162 — 165)^®)  Mesopotamien  nochmals  er- 

1)  Auf  Ml&nzen  des  TraUn  und  Maximinus  bei  Mionnet  8,  S,  420,  des  AI. 
SeTerus  und  Oordian  bei  Sestini  Clauet  gtneraUa  p.  159  heisst  die  Stadt  COL, 
AVO.  FELlx  NINI  CLW,  COL  NINIVA  CLVV,  auf  einer  Münze  des  Traian 
Numitmatieal  ChronieU  Vol.  XIX  p.  1  COL,  AVG,  FELlx  NINI  CLAV,  was 
wohl  Glaudiopolis  zu  lesen  ist. 

2)  Tac.  Ann.  12,  13. 

3)  Münze  des  Domitian,  Mionnet  8.  B,  389. 

4}  Dio  Cass.  68,  18  ff.    Dierauer  Gesch.  Traians  S.  164  ff. 

5)  S.  Bayer  Historia  0»rh6ena  et  Edesaena  ex  nummU  Ülusträta,  Petrop. 
1734.  4.   Eckhel  3,  öll.  Die  Könige  heissen  meistenthells  Augaros. 

6)  Dio  Cass.  68,  22.  23. 

7j  Eutrop.  8,  3:  SeUueiam  et  Ctesiphontem  y  BabyUmem  et  Ede$8ios  vicit  ac 
teruät:  ustiue  ad  Indiae  fines  et  mare  rubrum  accesslt  atque  ibi  trea  provincias 
fecitf  Armeniam ,  As8yriam ,  Meaopotamiam.  Euseb.  Chron,  Can.  p.  165  Schoene. 
Rufus  br.  14.  lornandes  de  regn.  succ,  c.  73.  Dass  das  rubrum  mare  der  per- 
sische Meerbusen  ist,  sagt  Dio  Cass.  68,  28  ausdrüclilich.  Vgl.  Forbiger  Handb. 
d.  alten  Geogr.  II  S.  ö ;  und  diesen  meint  auch  Tac.  Ann.  2,  61 :  exin  ventum 
Elcphantirun  ac  8yenen,  elaustra  olim  Romani  hnperii,  quod  nunc  ru6rum  ad 
mare  pateicit.  lieber  die  MQnzen  Traians  mit  der  Inschr.  ARMENIA  ET  ME- 
SOPOTAMIA IN  POTESTATEM  P.  R,  REDACTAE  s.  Eclihel  6,  438. 

8)  Dio  Cass.  68,  29. 

9)  Spartian.  Hadr.  5.    Eutrop.  8,  6.    Rufus  hr.  14. 

10)  Capitolfn.  M.  Ant.  ph.  8.  9.    Veru9  6.  7.    Dio  Cass.  71,  1.   Entrop.  8,. 10. 
Orosius  7,  15.  Ammian.  23,  6,  24.  CUuton  F.  Rom.  ad  a.  162.  163.  166. 


—     280     — 

obert^j  und  diese  Eroberung  durch  die  Feldzüge  des  Septimius 
Severus  195  und  197 — 199  forlgesetzt  2).  Garacalla  entriss  wahr- 
scheinlich 215  Osrho^ne  dem  damals  regierenden  Fürsten  Auga~ 
ros^j.  vielleicht  nur  vorübergehend ,  denn  unter  Gordian  111  finden 
wir  die  Landschaft  wieder  im  Besitze  eines  Königs  Augaros^). 
verwftitnng.  üebcr  die  Verwaltung  der  Provinz  haben  wir  nur  spärliche 
Nachrichten.  Ein  Legat  derselben  kommt,  so  viel  ich  weiss, 
nirgends  vor,  sondern  in  der  Zeit  der  Gordiane  und  Philippi 
(239 — 249)  ein  praefeclus  Mesopotamiae^),  eirapjfog^),  5Trap;^o<; ^) , 
7;Y&(tu>v^),  daneben  in  einer  nicht  bestimmbaren  Zeit  ein  procu- 
rator  MesopoUimiae^)  und  ein  procurator  Chosdroe[nes]^^\.  Unter 
dem  Statthalter  standen  seit  Septimius  Severus  zwei  Legionen, 
die  Ite  und  3te  Par/Äica^^),  von  welchen  die  letztere  ihr  Haupt- 
quartier in  Rhesaena  hatte  ^^) ;  ausserdem  wurden  zum  Schutze 
der  neuen  Eroberungen  zahlreiche  Colonien  angelegt,  Uclmlich  von 
Traian  Niuus  (Ninive)  in  Assyrien,  welche  bis  auf  Maximi- 
nus bestand  ^^) ,  von  M.  Aurel  Carrhae  am  Chaboras  ^^)  ,  Sin- 
gara  **)    und   wahrscheinlich   Edessa  *®) ;    von   Septimius  Severus 

1)  S.  Rufus  6r.  14:  $ed  postea  sub  AnUminia  duohuB ,  Marco  et  Vero  ac 
Severo  Plartinaee  ceteriaque  principibus  Romarüs^  qui  advermu  Parthoa  eveatu  vario 
dhnieaverunt,  qiuiter  amissa,  quaUr  reeepta  Mesopotamia  est, 

2)  Ueber  den  ersten  Feldzug  s.  Dio  Cass.  75,  1.  2.  Eutrop.  8,  18.  Spartian. 
Sever.  9.  OUnton  F.  Born.  b.  a. ;  ül>er  den  zweiten  Spartian.  Sever,  14.  Dio  Cass. 
75,  9.  Clinton  F.  R.  ad  a.  198.  199. 

3)  Dio  Caas.  77,  12.   Clinton  F.  B.  ad  a.  215. 

4)  Eckbel  3,  516. 

5J  Henzen  n.  6923.   Jtfurat.  768,  1. 

6)  C.  L  Gr,  4602.  4603  =  Waddington  2077.  2078. 

7j  Zosimas  1,  60. 

8)  Unter  Alexander  Sever  im  J.  229.  Herodian.  6,  2,  2.  Unter  demselben 
ein  Befehlshaber  der  Truppen  (dtpyov).  Dio  Cass.  80,  4. 

9)  Henzen  6930. 

10)  C.  /.  L.  II  n.  4135. 

11)  Dio  Cass.  55,  24. 

12)  Eckhel  3,  518.   Mionnet  5,  630  ff. 

13)  Sie  helsst  auf  Münzen  des  Traian  und  später  Ck>lonia  Aug,  ftlix  Niruva 
Claudiopolis ,  Mionnet  8.  8,  420.  Vgl.  oben  S.  279  A.  1.  Ob  die  Münze  mit 
der  Aufschr.  MAIO.  COLONIA  mit  Mionnet  8.  8  p.  414  der  Stadt  Maiozamalcha 
in  Babylonien  (Ammian.  24,  4,  2)  zu  attribuiren  und  diese  Colonie  ebenfalls  auf 
Traian  zurück  zufuhren  ist,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

14)  Auf  Münzen  COLonia  MKTropolis  ANTONINIANA  AURelia,  später 
auch  ALEXandriana,  Eckhel  3,  508.  Miomiet  5,  594  ff.  8.  8,  392  ff.  Hieher  ge- 
hören wahrscheinlich  auch  die  Münzen,  die  Mionnct  8.  8,  385  Bostra  zutheilt. 

15)  Eckhel  3,  519. 

16)  Colonie  war  Edessa  sicher  von  Caracalla  bis  auf  Decius  QBckhel  3,  510); 
da  es  aber  schon  eine  Münze  des  Commodus  mit  der  Aufschr.  KOA.  M.  6A6CCA 
giebt  (Mionnet  8»  8,  399  n.  1),  so  dürfte  die  Colonie  dem  M»  Aurel  zuzuschrei- 
ben '  sein. 


—     281     — 

Nisibis^),  Rhesaena^)   und  Zaytha'^).     Endlich  ßnden  sich  in  der 
Provinz  drei  Metropolen,  Carrhae*),  Nisibis^)  und  Edessa*). 

Mesopotamien  brachte  dem  Staate  nichts  ein,  sondern  war  Abtretung. 
ein  beständiger  Kampfplatz ?);  zuerst  unter  Gordian  24!  ^),  dann 
unter  Valerian  (259 — 260),  welcher  von  dem  Partherkönige  Sapor 
gefangen  wurde '%  worauf  Odenathus  264  Nisibis  und  Carrhae 
und  rtomnem  Mesopotamiam  nostrama  wieder  eroberte  ^<^) .  Nach 
Probus  Tode  (282)  wieder  verloren,  von  Carus  283  nochmals 
besetzt ^*),  wurde  es  durch  Diocletian  noch  für  einige  Zeit  ge- 
sichert >2).  Im  J.  363  trat  indessen  lovianus  den  grössten  Theil 
der  Provinz  milder  festen  Stadt  Nisibis  an  die  Perser  ab^^),  das 
erste  Beispiel,  welches  die  römische  Geschichte  von  einer  zwangs- 
weisen Länderabtretung  darbietet**).  Seitdem  bestehen  von  der 
früheren  Provinz  noch  zwei  lirapj^fai;  Osrhoöne,  östlich  und 
südlich  begrenzt  durch  den  Chaboras,  mit  der  Hauptstadt  Edessa, 
und  Mesopotamia,  in  w^elchem  Hierocies  nur  eine  Stadt  aufführt, 
nämlich  Ämida  an  der  Grenze  Armeniens.  Beide  haben  im  5ten  ' 
und  6ten  Jhdt.  als  Statthalter  einen  Präses*^). 

1)  Schon  voo  Luculi  erobert  (Die  Gass.  35,  6 — 8),  dann  an  Tigianes  ab- 
getreten (Plat.  Lucuü.  32),  'von  Tralan  wiedererobert  (Dio  Gass.  68,  23),  wurde 
Nisibis  Colonie  unter  Severas,  von  dem  sie  steh  Septimia  Colonia  Nisibis  nennt. 
Dio  CasB.  75,  3.  Eckhel  3,  517. 

2)  Eckhel  3,  518.   IKBonuet  5,  630. 
31  Mionuet  8.  S,  418. 

4)  Der  Titel  kommt  zuerst  auf  einer  Münze  des  Gommodus  tot.  Mionnet 
ö,  594  n.  8. 

5)  Seit  Alexander  Severus ,  Eckhel  3,  517. 

6)  Seit  MacriDus,  Eckhel  3,  511.    Mlonnet  8.  8,  401. 

7)  Dio  Casa.  75 ,  3 :  ^(Smot  jiiv  yap  i'KdyiOxa ,  d'^aklvusi  hi  na\Lith\%fi ' 
xal  «pb«  iTTOT^poo;  xaX  tän  MV)6<iiv  xai  t&v  Ilap^öv  irpoceXirjXüWTe;  dUl  Tp6irov 
trva  oicep  ai>rfi>v  (jL^c^öfiefta. 

8)  Capitolin.  Qord,  23.  26.  Eutrop.  9,  2.  Orosius  7,  19.  20.  Zosimus  1, 
18.  19. 

9)  Zosimus  1,  36.    TrebeU.  PoUio  Vaierian.  8.    Clinton  F.  Rom.  ad  a.  260. 

10)  Treb.  PoU.  QaUUrU  duo  12.  Zosimus  1,  39.  Eutrop.  9,  10.  11.  Oros. 
7,  22. 

11)  Vopiscus  CaruB  7.  8.   Eutrop.  9,  18..   Oros.  7,  24. 

12)  Eutiop.  9,  24.  25.    Oros.  7,  25  und  mehr  bei  Clinton  F.  R.  ad  a.  297. 

298.     S.  Rufus  6r.  14 :   ae  Diodetiani  temporihua paee  facta  Mesopotamia 

est  resütuia  et  supra  lipam  Tigridis  Ihnes  est  reformatus  ita  ut  ftiM^ue  gentium 
trans  Tigridcm  constitutarwn  dieionem  adsequeremur.  Diese  fänf  Districte  nennt 
Ammian  25,  7,  9  Arzanena,  Moxoena,  Zabdicena,  Rehimena,  Gorduena. 

13)  Ammian.  25,  6-10.  Zosimus  3,  30—54.  Eutrcf .  10,  17.  S.  Rufos  br.  29. 
Llbanius  I  p.  615.  616.  Oros.  7,  31.  Socrates  S.  E.  3,  22.  Agathias  4,  25  und 
dazu  Clinton  ad  a.  309. 

14)  Ammian.  25,  9,  9. 

15)  N.  D.  Or.  p.  6.  9.    Cod.  Th.  12,  1.  105.    Hierocies  p.  713.  715.^   Die  . 
Stadt  Amlda  war  nicht,  wie  Malalaa  p.  274  Bonn  sagt,  von  Traian  zur  Metropolis 


—     282     — 


Xli.  AegyptUB. 

Die  Provinz  Aegyplen*),  welche  westiicb  gegen  Cyrene  hin 
bis  an  den  xataßa&}io<  geht^}  und  beide  Oasen  einschliesst, 
nordöstlich  bis  zum  coUis  Cassius^),  südlich  bis  Phile,  Elephan- 
tine  und  Syene^),  im  Südosten  bis  Berenike  reicht^),  beginnt 
ihre  Geschichte  mit  der  Eroberung  Alexandrias,  den  1.  August 
Verwaltung  724  =  30  <^).     In   Hiusicht   auf   die    Verwaltung   hat   sie   vielfach 

unter  einem 

Ticekönig.  Eigenthümlichcs,  welches  theils  in  den  Bodenverhältnissen,  theils 
in  dem  Gharacter  der  Einwohner,  theils  in  der  Administration 
der  ptolemäischen  Zeit,  welche  man  im  Ganzen  beibehielt,  end~ 
lieh  in  der  politischen  Wichtigkeit  des  Landes  seine  Erklärung 
findet.  Aegypten  war  von  jeher  ein  dicht  bevölkertes  Land^]; 
es  soll   in  aller  Zeit   18,000  8)  oder  20,000»),  unter   den  Ptole- 


gemacht,  sondern  erst  von  ConsUntins   befestigt.    Vorher  war  sie   ein  unbedeu- 
tender Ort,  Ammian.  18,  9,  1.  Boecking  ad  N.  D.  Or.  p.  406.  407. 

1)  Die  Hauptuntersuchungen  über  die  Provinz  Aegypten  sind:  Letronne 
Recherehes  pour  servir  h  Vhistoire  de  V^ypte  pendant  la  damination  des  Cfrecs 
et  des  Romain»,  Paris  1823.  8.  Letronne  Recueü  des  insetipUons  greeques  et  la- 
tines  de  VtgypU,  Paris  4.  Voi.  I.  1842.  Vol.  II.  1848.  Franz  im  C,  1.  Or. 
Vol.  III.  Kuhn  2,  80—91.  454  flf.  0.  E.  Varges  De  statu  Aegypti  provmeiae  Äo- 
manae  primo  et  secundo  post  Chr.  n.  saeeulOj  Goetting.  1842.  4.  Vgl.  DrumaDii 
Die  Inschrift  von  Rosette,  Koenigsberg  1823.  8.  Kudorff  Das  Edict  des  Tlberias 
lulius  Alexander,  im  Rhein.  Museum  1828  S.  64—84.  133—190.  Rudorff  Cn. 
Vergilä  Capitonis  praef.  Aeg.  edietuniy  Berol.  1834.  4.  Regnier  De  l'^gypte  sous 
la  dommation  des  Romains^  Paris  1807^  8.  S.  Sharpe  Tlie  Bistory  of  Egypt  from 
the  earliest  times  tili  the  conquest  &i/  the  Arahs,  London  1852.  2  Voll.  (3te  Aufl.). 
S.  Sharpe's  Gesch.  Aegyptens  —  Deutsch  von  H.  Jolowicz ,  revidirt  und  berich- 
tigt von  A.  V.  Gutschmid.  2te  Ausg.  Leipz.  1862.  2  Bde.  8  (verthvoU  durch  die 
Anmerkungen  von  v.  Gutschmid).  Lepsius  hat  in  seinem  Werke  Denkmäler  aus 
Aegypten  und  Aethiopien,  Berlin  fol.  ohne  J.  im  XII  Bande  590  griechische 
und  66  lateinische  Inschriiften  nach  Abklatschen  facsimiliren  lassen,  deren  Be- 
nutzung äusserst  unbequem  ist,  da  bei  keiner  Inschrift  eine  Notiz  darüber  ge- 
geben wird,  ob  sie  neu  oder  bereits  edirt  ist.  Es  sind  indesseki  dnrehschnlttlich 
Inschriften,  welche  sich  schon  im  Corpus  Inscr.  und  bei  Letronne  finden,  und 
der  Gewinn  aus  diesem  kostbaren  und  schwer  zu  benutzenden  Apparate  ist  ein 
verhältnissmässig  geringer. 

2)  Strabo  17  p.  798.    SaUust  lug.  19. 

3)  Strabo  17  p.  760.  803. 

4)  Strabo  17  p.  787.   Tac.  Ann.  2,  61.    Plin.  N.  H.  b  %  59. 

5)  Die  Besatzungen ,  welche  die  Römer  in  Nubien  hatten .  waren  nur  vor- 
übergehend.   Franz  C.  /.  Or.  n.  4946.  5100.  5109.  5110. 

6)  Dio  Caas.  51,  4.  Gros.  6,  19.  Ideler  Handbuch  d.  math.  u.  techn.  Chronol. 
Franz  C.  /.  Or.  III  p.  809. 

7)  Die  Aegypter  sind  eine  gens  fecundissima,  Plin.  paneg.  31.  Senec.  iV.  Q. 
3,  25.   Plin.  A.  //.  7  §  33.   Eckhel  D.  N.  4,  37. 


1,  153. 


8)  Piodor.  1,  31. 


? 


9)  Herodot.  2,  177.   Plin.  iV.  H.  b  %  60. 


—     283     — 

mäern  30,000  Ortschaften  i) ,  früher  7  Millionen  *),  unter  den 
Römern  7,800,000  Einwohner 3)  gehabt  haben,  withrend  es  jetzt 
etwa  5  Millionen  Ew.  hat.  Darunter  war  eine  Million  Juden*). 
Die  übrigen  Einwohner  waren  Aogypter,  Gnechen,  welche  sich 
über  das  ganze  Land  verbreiteten  und  mit  den  Aegyptern  im 
Connubium  lebten  *),  Römer  und  Sciaven  *) .  Die  Aegypter,  durch 
eine  ununterbrochene  despotische  Regierung  entsiltlicht,  hart- 
näckig in  Lug  und  Trug^)j  und  ebenso  kriechend  als  boshaft 
und  unzuverlässig,  dazu  grämlich  und  in  religiösen  Dingen 
superstitiös  und  streitsüchtig^),  machten  eine  der  gewöhnlichen 
Provincialeinrichtung  entsprechende  Verwaltung'  unmöglich.  Nir- 
gends lässt  sich  das  Geschick,  mit  welchem  sich  die  Römer  ganz 
disparate  Nationalitäten  zu  unterwerfen  wusslen,  deutlicher  nach- 
weisen als  hier.  ^Zuerst  Hessen  sie  die  religiösen  Verhältnisse 
völlig  unangetastet;    die  ägyptischen  Tempelbauten  dauerten   un- 

1)  Diodor.  1,  31.  Theocrit.  17,  82,  der  die  heilige  Zahl  33,333  angiebt. 
Vgl.  Tzetzes  ChU.  3,  67  v.  72  und  über  die  Zahl  der  Städte  Plin.  iV.  H.  5 
S  60  ff.    Mela  1,  9. 

2)  Diodor.  1,  31. 

3)  losepb.  B.  1.  2,  16,  4  giebt  nach  den  amtlichen  Kopfsteuer-Registern  an : 
reNT^xovra  icpoc  Tai«  enTaxoataic  lyouca  |xupi<£5a^  <iv^p(6i:<«v  fiC^a  xwv  *AXeE(iv- 
^peiav  xaToixo'jvtoiv ,  ob«  Ivsoriv  i%Ti\^  xad^  ivA^ris  xe^aX-^i^  eiotpopd;  Texp.'^- 
pao(^<xi;  da  die  Einwohner  von  Alexandria  nach  Diodor  17,  52,  der  ebenfalls 
amtlichen  Angaben  folgt,  ohne  die  Sclaven  anf  300,000  kamen,  so  ergiebt  sich 
die  Oesammtzahl  7,800,000.  Diese  Zahl  vermehrte  sich  noch  unter  romischer 
Herrschaft.  Letronne  Journal  des  Sttvana  1844  p.  434.  Im  vierten  Jahrhundert 
hatte  Aegypten  mit  Libyen  und  der  Pentapolis  zusammen  100  Bischofssitze. 
Athanasii  Apol.  II  p.  778  p.  123  ed.  Paris  1698.  AUzandri  Ep.  encyel.  ap. 
Socrat.  1,  6.  < 

4)  PhUo  adv.  Flace.  6  (II  p.  523  Mang.=p.  971  ed.  Prankf.):  oix  ötro- 
hioMci  (AuptdEoiv  dxaxiv  ol  t?|v  ^AXeEavSpeiav  xai  r^s  )r<6p5tv  louBatot  xaxoixoüv- 
lec  d,n6  toQ  trp^c  AißuT^v  xaToßadjAot»  {a^xP^  '^^^  6p(a>v  Ai^tonla;. 

Ö)  Dies  zeigt  die  Inschr.  Letronne  Rte.  1,  99,  in  welcher  ein  Aegypter 
ApTßfDt  eine  Griechin  lat^copa  zur  Frau  hat.  Ebenso  war  unter  den  Ptolemäern 
Orie<:hen  und  Aegyptern  auf  gleiche  Weise  der  Zugang  zu  Staatsämtern  und 
Priesterthümern  gestattet,  so  dass  diese  beiden  Theile  der  Bevölkerung  durch 
keine  gesetzliche  Schranke  getrennt  waren.  S.  Droysen  De  Lagidarum  regno^ 
Berol.  1831  p.  19.   Kuhn  2,  464  ff. 

6)  Auf  den  Ländereien  gab  es  durchschnittlich  keine,  da  in  Aegypten  ein 
Bauernstand  sich  immer  erhalten  hat  (Varro  De  r.  r.  1 ,  17.  Franz  a.  a.  0. 
p.  319*),  aber  wohl  in  Alexandria.    TrebeU.  PoU.  triginta  tyr,  28.    Varges  p.  21. 

7)  Aelian.  V,  H.  7,  18:  Alfwirrlou«  cpaal  oeiv&c  d^xopTepeTv  Tai«  Baodvot« 
xal  5ti  ftoTTOv  TcOvtjEetoi  <ir?|p  AIy^^ctio«  orpeßXoufjLevo«  ^  tdXTjÄic  6|aoXo7^««i. 
Ammian.  22^  16,  23:  erubescH  apud  eos  si  qui  tum  inßUando  irUmta  pUirinuu 
in  eoffiort  vibices  oHendaty  et  tntUa  iormentorum  via  inveniri  adhue  pohäi  quae 
obdurato  iUius  iraeUu  laironi  invito  elieere  poiuit  ut  nomen  proprium  dicai. 

8)  lieber  diese  Gfaaracterzüge  der  Aegypter  9.  Varges  p.  23 ;  über  die  Sy- 
cophautie  derselben  Ediet  Tib.  Alex,  lin.  38 — 46. 


-     284     — 

verändert  unter  den  Kaisern  fort  <)  ;  der  Gebrauch  der  Hierogly- 
phen ist  noch  unter  Caracalla^)  und  später  nachweisbar');  die 
letzte  durch  einen  Regentennamen  chronologisch  bestimmte  hiero- 
glyphische Darstellung  ist  eine  Opferhandlung  des  Kaisers  Decius 
um  250  n.  Chr. 'i);  officielle  Sprache  blieb  die  von  den  Ptole— 
mäern  eingeführte  griechische  ^) ;  der  gesammten  Administration 
aber  wurden  die  Einrichtungen  der  Ptolemäer  durchgängig  zu 
Grunde  gelegt,  und  an  die  Spitze  derselben  ein  VicekOnig  ge- 
stellt^), der  ohne  die  Insignien  der  römischen  Magistrate  und 
unmittelbar  <iem  Kaiser  untergeben,  auch  in  Hinsicht  auf  alle 
gebräuchlichen  Ceremonien  die  Stelle  des  Königs  vertrat^].  Zu 
dieser  ausserordentlichen  Massregel  veranlasste  den  Augustus 
ausser  der  Rücksicht  auf  die  Einwohner  auch  die  politische  Wich- 
tigkeit der  Provinz,  deren  Getreidelieferungen  der  Bevölkerung 
Roms  seit  dieser  Zeit  unentbehrlich  waren,  und  deren  strategisch 
gesicherte  Lage  im  Falle  der  Auflehnung  eines  Statthalters  für 
die  Ruhe  der  Stadt  und  für  die  Sicherheit  der  K^iserherrschaft 
selbst  eine  dauernde  Gefahr  verursacht  haben  würdet).  Er  nahm 
daher  Aegypten  weder  für  den  Senat  noch  für  den  Fiscus  in 
Besitz,  sondern  machte  es  zu  einem  Haus-  oder  Chatoullengute^), 
das   er  in  Person  verwaltete,    so  dass  einerseits  die   königlichen 

1)  Dies  hat  Letronne  ausfuhilicli  bewiesen. 

2)  Rosellini  Mon.  ator.  2  p.  455. 

3)  Wahrscheinlich  dauerte  er  bis  in  das  6te  Jahrhundert  n.  Chr.  Letronne 
Journal  dta  Savani  1843  p.  464  ff.    Franz  a.  a.  0.  p.  30d. 

4)  Die  hieroglyphisdien  Denkmäler  romischer  Zeit  findet  man  bei  Lepsius, 
Vierte  Abtheilung ,  Denkmäler  aus  der  Zeit  der  Griechischen  und  Komischen 
Herrschaft,  Blatt  69  bis  90.    Sie  beginnen  mit  Augustus  und  reichen  bis  Docius. 

5]  Dies  ersieht  man  aus  den  erhaltenen  offlciellen  Urkunden,  z.  B.  den 
Edicten  der  romischen  Präfecten. 

6)  Tac.  Hist  1 ,  11:  Acgypium  eopiaaquej  quibus  eoerceretur,  iam  inde  a  D. 
Augusto  equitea  Romanl  obtinent  vice  regum.  Ita  vimm  expedire^  provinciam 
aditu  difficiUmf  armonae  feexmdam,  ntpersUiione  ao  Icueivia  discordem  ac  mobi- 
leirij  msciam  Ugum ,  ignaram  magistratuum ,  domi  retinere.  Strabo  16  p.  797 : 
6  [kh  O'jv  7tcfjLcp&eU  (fitapyo?)  t9jv  toD  ßaatXio);  ^ei  xd^ts. 

7)  Plin.  N,  H.  b  %  o7:  cum  creaeit  (^Nilus)  reges  aui  praefectos  navigare  eo 
nefas  mdicatum  est.  Seneca  iV.  (?.  4,  2,  8 :  in  hriee  ora  atipem  sacerdotea  et  aurea 
dona  praefecti,  cum  solenne  venit  sacrum,  iaciunt. 

8)  Suet.  Caes.  35:  regnum  Aegypti  vietor  Cleopatrae  fratrique  eiw  minori 
permisity  veritus  provinciam  facere^  rhe  quandotiue  violentiorem  praesidem  nacta 
novarum  rerum  materia  esset.  Tac.  i4fin.  2,  Ö9:  nam  Augustus  inUr  alia  domi- 
naiionis  areana  vetitis  nisi  permissu  ingredi  seruüoribus  aut  equittbus  Bomanis 
UUtstribus  sepoauit  Aegyptum^  ne  fama  urgeret  lialiamf  quisquis  eam  pravineiam 
cUmstraque  terrae  ac  maris  quainvis  leoi  praesidio  adversum  ingenUs  exerdtua  in* 
sedisaet.   Vgl.  Tac.  H.  3,  8.  48. 

9)  Tao.  H,  1,  It  lässt  den  Augustus  provinciam  {Aegyptum)  —  dorm  rtU" 
nerCf  d.  h.  in  seinem  Privatbesitz.    Der  Gegensatz  von  domm  ist  reapubliea  (Tac 


—     285     — 

Dotnaiaengttter  in  sein  Eigenthum  übergingen,  andrerseits  die  Ab^ 
gaben  des  ganzen  Landes  in  seine  Privatcasse  [res  privata  prin- 
dpis)  flössen  1),  verbot  allep  Senatoren  und  equites  iUustres  das- 
selbe überhaupt  zu  betreten  2)  und  ernannte  zum  Vicekönig  einen 
Ritter^),  der  im  Verhältniss  zu  ihm  als  ein  Hausbeamter,  pro-  Pta4fuiua 
curatoTj  zu  betrachten  ist^),  \%eil  er  aber  eine  höhere  Stellung, 
als  die  gewöhnticlien  Procuratoren  einnahm  und  wie  die  Statt- 
haller  der  kaiserlichen  Provinzen  ein  Heer  (es  waren  unter 
Augustus  drei*),  unter  Tiberius  zwei  Legionen*),  leg.  HI  Cyre^ 
naicQ  und  leg.  XXIl  Deiotariana^  später,  vielleicht  seit  Traian, 
eine  Legion,  leg.  II  Tratana  fortis'')  nebst  verschiedenen  Auxi- 

Alm.  13,  4.  B.  1,  15>.  Philo  adv.  Flaeeum  19  (II  p.  540  Mangey)  nennt  Aegypten 
TÖ  pifiOTov  autoü  (lißeptou)  twv  xrrjfjLdToiv.  V^.  Anunian.  22,  16,  24 :  Aegyptui 
provinciae  nomen  accepit  ab  Octaviano  Augusto  possessa. 

1)  Die  Nachricht  des  Strabo  17  p.  817.  818,  dass  die  Einkünfte  Aegyptens 
an  die  fj^siAdvec  gezahlt  werden  und  dass  die  königliche  Domaine  den  tj'^eiAÖvec 
Ertrag  liefert,  habe  ich  früher,  weil  Vj^Cf^titiv  eine  gewöhnliche  Bezeichnung  des 
praefeetus  AegypU  ist,  auf  diesen  bezogen.  Kahn  2,  473  hat  dagegen  mit  Recht 
angenommen,  dass  unter  den  -fj^^ep^vec  bei  Strabo  die  Kaiser  selbst  zu  verstehn 
sind.  Denn  der  praefeetus  hat  wohl  von  Anfang  an  ein  Gehalt  bezogen,  und 
dass  die  Einkünfte  an  den  Kaiser  geschickt  wurden,  ist  theils  selbstverständlich, 
theils  Ton  Dio  Cms.  57,  10;  66,  8  bezeugt. 

2)  Tac.  Amt.  2,  59.  Dio  Cass.  Ol,  17.  Dies  Gesetz,  dessen  Aufrechterhaltung 
bei  der  strengen  Fremdencontrole ,  die  in  Aegypten  .stattfand  (Strabo  2  p.  101), 
ohne  Schwierigkeit  war,  überschritt  zuerst  Germanirus  (Tac.  Arm.  a.  a.  0.),  her- 
nach Andere.   Zoega  N.  reg.  p.  316  n. 

3)  Tac.  H.  1,  11.  Arrian.  Afia6.  3,  5,  10:  xal  'Fo>fAato(  p.oi  (oxouot,  nap' 
'AXfi^div^pou  pLadövtec,  ht  ^uXax^  £^etv  AIyuicton,  xal  fjiTj&^a  tcuv  dirö  ßouX'nc 
diel  T(p^  Ixirlfizeiv  Sicapvov  Ai76irTou,  dlXd  t&v  elc  tou;  irneac  a^ioi  &>vTi- 
XouvTorv.  Dio  Cass.  53,  13.  Darum  heisst  der  Präfect  6  liri:ap)ro}v  xaxa  t^n 
AIy^htov.  loseph.  Ant.  19,  5,  2.  Dass  ein  Senator  jemals  praefeetut  Aeg.  gewesen 
sei,  ist  nicht  nachweisbar,  Franz  a.  a.  0.  p.  309^;  ein  Freigelassener  Severus 
(Dio  Cass.  58,  19.  Philo  in  Flaccum  1  (II  p.  517  Mang.)  war  im  Jahre  32  n.  Chr. 
kurze  Zeit  Vicar  des  verstorbenen  Präfecteu  Vitrasius  PoUio  und  wurde  noch 
iu  demselben  Jahre  von  dem  neu  antretenden  Präfecten  Avillius  Flaccus  abge- 
löst. Den  Avidius  Heliodorus,  der  nach  Dio  Cass.  69,  3  ab  epiatolis  Hadriani 
gewesen  war,  und  darauf  praefeetus  Aegypti  wurde,  braucht  man  nicht  für  einen 
Freigelassenen  zu  halten.  S.  Spart.  Hadr,  22:  ab  epistolia  et  a  libellia  pri- 
mus  equites'  Romanos  habuit.  Das  Yerzeichuiss  der  bekannten  Pr&fecten  findet 
man  bei  Franz  a.  a.  0.  p.  310  ff.  Vgl.  Borghesi  Oeuvres  5,  23  ff.  Henzen  /fuer. 
p.  522.  Ueber  die  eraten  Präfecten  s.  Mommsen  Res  g.  D.  Augusti  p.  74  ff. 
C.  Wescher  BuU.  1866  p.  51  ff.;  über  die  Präfecten  des  Tierten  Jahrhunderts  a. 
Franz  a.  a.  0.  323.  G.  R.  Sievers  Athanasü  vita  acephala  in  Zeitschr.  für  die 
histor.  Theologie  1868  I  p.  113  ff.  und  denselben  Leben  des  Libanius  S.  254  ff. 

4)  Er  heisst  zuweilen  auch  proeurator^  wie  Cornelius  Gallus  bei  Ammian 
17,  4,  5;  £i:(Tpoiro«  'AXeJovÖpeCa;  %a\  tt);  x^^P***»  ^^^^^  ^  FLaceum  1  (  II  p.  517 
Mang.)  und  sein  Amt  procuratio.    Suet.  Nero  35.  Tac.  Ann,  12,  60. 

5)  Strabo  17  p.  797. 

6)  Tac.  Ann,  4,  5.  Grotefend  iu  Paulys  Realencyciopadie  IV,  875.  899. 

7}  Dio  Cam.  55,  24.  Grotefend  a.  a.  O.  S.  874.  Unter  Antoninua  Pias  stand 


—     286     — 

liarcorps^))  unter  sich  hatte,  den  Titel  praefectus  AegypU^),  in 
späterer  Zeit  Augustalis,  und  ein  imperium  ad  similiUuiineni  pro- 
consulis^),  d.  h.  die  Vollmacht  eines  Provincialstattbalters  ^)  ohne 
dessen  äussere  Ausstattung  und  ohne  fcisces^)  erhielt»  Sein  Be- 
amtenpersonal bestand  aus  Freigelassenen  des  Kaisers,  welche 
ihn  auch  vertraten  ^] ;  selbst  für  das  militärische  Gommando 
galt  in  Aegypten  die  Ausnahme,  dass  die  Legionen  nicht  von 
legati  senatorischen  Ranges,  sondern  von  Rittern  commandiri 
wurden,  die  den  Titel  praefectus  castromm  führten^).  Die  Be- 
stimmung der  Abgaben^),  sowie  die  Besetzung  einiger  Aemter, 
namentlich  des  Vorsteheramtes  am  Museum  zu  Atexandria/^),  ist 
dem  Kaiser  vorbehalten ;  alles  Uebrige  steht  unter  dem  praefectus^ 
welcher  nicht  nur  die  höchste  Gerichtsbarkeit,  sondern  auch  die 
Controle  der  Finanzverwaltung*®)  und  das  militärische  Obercom- 
sie bereits  in  Alexandria,  Orelli  3456.  Mommsen  Archiologische  Zeitung  XXVI 1 
(1869)  S.  123  ff. 

1)  £s  waren  unter  Augustns  9  cohoftea  und  3  alae ,  Strabo  17  p.  797. 
Uebrigens  vgl.  Franz  a.  a.  0.  p.  314. 

2)  Dieser  offlcielle  Titel  ist  sehr  häufig,  z.  b.  Tac.  Hut.  2,  74  u.  ö.,  auch 
in  Inschriften.  Vgl.  über  ihn  Kuhn  2,  82  t[.  Griechisch  heisst  er  '/j^ejicGv,  Ed. 
Alex.  lin.  1.  2;  ifj^^fidiv  t^c  ^TCap^ta;,  Letronne  See.  n.  CCCIX;  Tf)'Yep.ovc6(ov, 
C.  1.  Gr.  n.  4701  und  oft  bei  Strabo,  Philo  und  losephus  (s.  die  Stellen  bei 
Kuhn  2,  474,  Anm.  4160);  dfpxwv  AiiÖTrrou,  Die  Cass.  53,  29;  ö4,  19;  63,  18; 
71,28;  iTTap/o«,  Ed.  Alex.  lin.  28;  Sirap^o;,  Arrian.  Anab,  3,  5,  10.  Vales. 
ad  Euseb.  U.E.  4,  1.  Boeckh  C.  /.  Or.  n.  2592.  3187.  Wernsdorf  ad  Himer. 
p.  297.  < 

3)  Digest.  1,  17,  1. 

4)  Tac.  Ann.  12,  60:  nam  divus  Augusius  apud  cqiteBtreSy  qui  Aegypio  prae- 
aiderent,  lege  agi  decretaque  eorum  proinde  haberi  iusserat,  ae  si  mttgistratua 
Romani  constituiasent. 

5)  Als  Caesar  in  Alexandria  einzog,  waren  die  Alexandriner  sehr  unwillig 
darüber,  dass  ihm  die  fasces  vorgetragen  wurden,  Caesar  B.  C.  3,  106.  Die  Ho- 
mer selbst  aber  glaubten  an  das  Vorhandensein  eines  Orakels,  welches  dies  ver- 
hinderte. Trebell.  Pollio  XXX  tyr.  22:  qui  (GalüenuB)  cum  Theodoto  veUet  im- 
ptrium  proconsulare  deeemere^  a  sacerdotlbus  est  prohibituSj  qui  dixerunt,  faacts 
consulares  tngredi  Alexandriam  non  Heere,  cuius  rei  etiam  Ciceronem^  cum  contra 
Oabinium  loquitur^  meminiase  aatis  novimus.  Dies  Orakel  erwähnt  auch  Lucan. 
8,  823  ff. 

6)  Strabo  17  p.  797  und  S.  285  Anm.  3. 

7)  Hievon  wird  an  einem  andern  Orte  die  Rede  sein.  S.  jetzt  Mommsen 
Archäologische  Zeitung  XXVII  (1869)  S.  124  ff. 

8)  Dio  Cass.  53,  18.  Ed.  Ti.  Alex,  lin.  27.  62—65.  Varges  p.  59. 

9)  Strabo  17  p.  794. 

10)  Philo  in  FUiceum  1  (II  p.  517  Mang.):  xaX  Zoa  fUv  Trepl  Xo']ftO(jioöc  xal 
rJjv  TÄv  7ipoco^euo(i.dvtt)v  xaTcup^oo  SioIätjoiv,  el  xal  \wfdXoi  xal  (iNa^xaia  ^jy, 
<iXX'  o6his  ^e  heX-^^ia  ^rjyf^i  &7tdcpaivev  •^ifep.ovix'^c.  Ih.  p.  518:  ioixaCe  xd  jie^dXa 
(letd  Toiv  is  likei  (nämlich  Klaccns);  derselbe  hält  ein  Gericht  über  den  jödi- 
sehen  Senat  c.  10  p.  529.  Von  einem  gewissen  AdfiTcmv  belsst  es  dann  c.  16 
p.  536 :  iTpoceffTcb^  fdp  tote  if)7£(AÖotv  6i:ÖTe  (ixdCotvro,  OicefAVTjfxaTlCeto  täc  ^(xa« 


—     287     -^ 

mando  hat,  dem  Kaiser  persönlich  verantwortlich  ist^),  über 
wichtige  Sachen  direct  an  den  Kaiser  berichtet  2)  und  bei  Im- 
mediateingaben an  denselben  den  Vermittler  macht').  Er  resi- 
dirt  in  Alexaodria^j,  von  wo  aus  er  Inspectionsreisen  in  das 
Land  macht ^);  die  Dauer  seines  Amtes  bringt  Ton  der  willkühr^ 
liehen  Bestimmung  des  Kaisers  ab^j. 

Wie  den  römischen  Senatoren  verboten  war,  nach  Aegypten 
zu  kommen,  so  war  auch  den  Aegyptern,  insofern  sie'  römisches 
Bürgerrecht  erlangten,  .untersagt,  römische  Aemter  zu  bekleiden, 
weldie  den  Zutritt  in  den  Senat  eröffneten  7).  Auch  die  Erlan- 
gung des  römischen  Bürgerrechtes  wurde  ihnen  erschwert  durch 
die  Bedingung,  dass  sie  zuvor  Bürger  von  Alexandria  werden 
mussten^,  was  durch  Bewilligung  des  Kaisers  selbst  und  zwar 
selten  geschah^).  Alexandrinische  Bürger  sind  spMer,  unter 
Caracalla,  in  den  römischen  Senat  gelangt  ^^),  aber  die  eigent- 
lichen Aegypter  scheinen  selbst  nach  der  durch  denselben  Kaiser 
erfolgten  Verleihung  des  römischen  Bürgerrechtes  an  alle  Pere- 
grinen  nach  wie  vor  zur  Bekleidung  römischer  Werden  unfithig 
geblieben  zu  sein^^). 

eU^Y^x*^  ^^  ^"""^  ToC^tv,   and  von  den  Prafecten   selbst:    (ip,if)^avov  }kks  f^p  '^v 

Tou;  if^T^fjL^vac  tooo6ttj«  ^<6pa«  inrrpoTreOovrac dndvims  {A£(iv^9^t,   xai 

Ta(>Ta  ou  SixdtCovrac  |i6vov  aXXot  "mX  Xo^iOfio^c  t&v  itpooö(o>v  xal  $aa{i.a)v  Xa(i- 
ßdh^ovrac,  o»v  .V)  ^irototc  tou  ivtautou  )^pövov  dv^Xtoxev. 

1)  Philo  in  Flaecwn  12  p.  533  M.  von  den  Prafecten  des  Augnstns  und 
Tiberins :  öß«  \utä  xöv  6pi98f\»Ta  )^p4vov  rfjc  ipX'^C  itcavcXö^vrac  cU  'P<6pi7jv  ol 
auTOxpoEropec  Xdfov  xal  e6&uvac  t&v  iccnpaYiiivoiv  ^touv,  xal  p.aXtod'  6iroTav 
«pcoßeuoaivTo  al  dfiix7)8etoa4  nöXetc. 

2)  Ed,  Ti.  AUx,  1.  9:  izpoif^w^  dvajxauoc  iiepl  ixdorou  t&v  ^iciCv]tou- 
piivoiv,  69a  QcotC  {Aoi  xpivccv  xal  itotctv.  Td  hi  pie(Cova  xal  te6[i£va  r?)c  tou 
aiiTOxpdtopoc  (uvdftemc  xal  fie^^^^'^'^^C  a^Ttji  St^Xdyoo)  [wzdi  irdoTjc  dX7]f^e(ac. 

3)  Philo  M  Haeeum  12  p.  532  M. 

4)  Digest.  1,  17,  1  n.  o. 

5)  Zu  diesem  Zwecke  stehen  in  Schedia,  einem  Orte  240  Stadien  von 
Alexandria,  bedeckte  Schiffe  (TrXota  9aXa{X7)7d,  Strabo  17  p.  800).  Strabo  selbst 
begleitete  auf  einer  solchen  Reise  den  Prafecten  Aelius  Qallus,  Strabo  2  p.  HB; 

17  p.  806.  815.  817.  Andre  Erwähnungen  dieser  Reisen  Letronne  Bec.  II  p.  472. 

r.  /.  Or.  u.  4699  l.  23. 

6)  Seius  Strabo,  Selans  Vater,  war  wenige  Monate,  sein  Nachfolger,  Vitra- 
sius  Pollio  16  Jahre  Prifect.   S.  das  Verz.  bei  Fraui  a.  a.  0.  p.  310. 

7)  Dio  Cass.  51,  17.  Ausführlich  handelt  hierüber  Kuhn  2,  86  ff. 

8)  Plin.  ep.  10.  5(4),  10(5).  6(22).  7(23). 

9)  loseph.  c^^ntra  Apionem  6 :  nam  AegypiÜB  neque  regum  qiUsquam  videtur 
iu$  civUaiis  fui8$e  largitus^  ntque  nunc  quidem  itnperaiorwn.  Apion  selbst  hatte 
es  indessen  erlangt,  ib.  c.  4. 

10)  Dio  Cass.  51.  17. 
Kahn  a,  a.  0. 


10)  Di 

11)  S. 


—     288     — 

centniiu-  Die  Kweite  Eigenihttmlichkeit  in   der  Organisation  Aegyptens 

Verurmitong.  war,  dass  das  Land  nicht,  wie  Italien  und  die  meisten  Provin- 
zen, in  eine  Anzahl  neben  einander  bestehender  Commuoalver- 
bdnde  und  sUidtischer  Territorien  zerfiel,  decen  Administration 
von  stadtischen  Senaten  und  Behörden  ausging,  sondern  zum 
Zwecke  einer  centralisirten  Verwaltung  in  Theile  zerlegt  war, 
welche,  einander  untergeordnet,  von  Beamten  verschiedener  Rang- 
stufen regiert  wurden.  Das  ganze  Land  zerfiel  in  drei  grosse 
Epi«trat«-  Bezirke  (Epistralegien) :  Oberägypten  (Thelxitsj  *)  mit  der  Haupt- 
stadt Ptolemais^),  Mittelägypten  (Heptanomis)  und  Unterägypten 
(Delta)  3).  Jeder  derselben  war  getheilt  in  Nomen,  die  Nomen 
in  Toparcbien^j,  die  Toparchien  in  x^\Mi  und  roiroi,  in  welchen 
das  Land  genau  nach  apoopai  vermessen  war^j.  Die  drei  grossen 
Bezirke  standen  jeder  unter  einem  ImarpaTr^Yo;,  der  ein  Römer 
war^]  und  die  gesammte  GiviU  und  Militärgewalt  in  sich  ver- 
einigte, so  dass  sämmtliche  Beamten  der  Epistrategie  ihm  unter- 
geordnet waren  7).  Der  Epistrateg  der  Thebais  führt  zugleich  in 
Inschriften  den  Titel  apaßap^jT^^  ®)  oder  orpanfiYo?  '^^  'IvSix^?  xal 
'Epu&pa^  daXaa9T|;^];  zu  seinem  Bezirke  gehört  nämlich  das  Land 


1)  Strabo  17  p.  787.   Ptolem.  4,  5,  62. 

2)  Strabo  17  p.  813.    Franz  a.  a.  0.  zu  n.  4751.    Letronne  Ree.  II,  405. 

3)  Strabo  17  p.  787.    Ptolem.  4,  5,  45.  55. 

4)  Herod.  2,  109.  165  ff.   Strabo  17  p.  787. 

5j  Strabo  17  p.  787.  dlfpoupa  ist  ein  Maass  von  100  ägyptischen  Ellen  im 
Quadrat.  Herodot.  2,  168.  Joumnl  dea  Savans  1828  p.  486.  Peyion  f^p.  Tour.  I 
p.  135.    Hnltsch  Metrologie  S.  284. 

6)  Nur  der  älteste  der  uns  bekannten  Epistrateg^n,  riToXsfjLatos  'HpaitXetöou 
imrz^Vfffo^  x1\i  Br^ßatooc,  im  14ten  Jahr  des  Augustus  (Inschr.  Letronne  Ree. 
II,  141),  hat  einen  griechischen  Namen ;  offenbar  bedienten  sich  die  Römer  zu- 
erst einheimischer  Beamten,  die  das  Land  kannten;  später  kommen  vor  im- 
orpdTTjYOi  9T]ßatSoc,  und  zwar  Römer,  C.  L  Gr.  4745.  4751.  4753,  epiHraUgtu 
Ththaidia  in  der  lat.  Inschr.  Orelli  3881,  vgl.  C.  /.  6>.  4715.  4716.  4955,  wo 
Brjßai^o;  nicht  zugesetzt,  aber  zu  verstehen  ist.  Der  iitiorpaTTjYoc  tfliv  ^tttcI 
vofAWN  findet  sich  Orelli  516  mit  dem  lateinischen  Titel  proc,  Aug.  epiatraUgiae 
aeptem  nomor.  et  Arsmoitae;  er  ist  auch  gemeint  in  der  Inschr.  von  Antiuoe, 
C.  /.  Qt.  4705:  iTOOTpattjYOüVTo;  [SJeouF^pou  Oujtßiou  [AipJTjXiavop],  und  in 
einer  andern  Inschrift  Letronne  Ree.  II,  46o.  466.  Ein  Epistrateg  des  Delta  wird 
nicht  mit  vollem  Titel  erwähnt,  scheint  aber  zu  verstehn  in  der  Inschr.  C.  1,  Gr,  4701. 

7)  Dass  er  eine  Oivilbehorde  ist,  folgt  daraus,  dass  unter  ihm  die  Strategen 
stehn;  dass  er  zugleich  militärisches  Commando  hat,  was  Rudorff  im  Rhein. 
Museum  a.  a.  0.  p.  80  leugnete,  zeigt  der  M.  Artorius  Priscus,  der  vom  prae- 
fectua  montis  Berenicea  zum  Epistrategen  befördert  wurde,  Orelli  n.  3881.  Le- 
tronne Ree.  XXVI.  XXVII,    Franz  a.  a.  0.  p.  315». 

8)  C.  /.  Gr.  4751  =  Letronne  Ree.  11  n.  180:  KXa6ito;  r^fAtvo;  dpa^dpyrfi 
xal  imoxpdvTffOi  Öwßatfio;. 

9)  C.  I,  Gr.  4897»>  aus  der  Zeit  der  Ptolemäer :  KaXXtpax^«  *  w^y^v^C  *al 
iiriOTpdwjYOC  xal  OTptjTaYÖc  rfjc  Iv^ix-fic  xal  'Epudpac  ^«XdacTj«.   Peyron.  Papyr. 


—     289     — 

vom  Nil  bis.  zum  rothen  Meere,  welches  in  speciellem^  Sinne 
Arabia  heisst,  und  die  Strasse  zwischen  Koptos  und  Berenike, 
deren  Schutz  ihm  obliegt  i).  Der  Nomen  oder  Gaue  gab  es  ur-*  nomm. 
sprünglich  36  2};  ihre  Zahl  muss  indessen  später  bedeutend  ver- 
grOssert  sein,  da  Ptolemäus  47  anführt,  aus  den  Münzen,  welche  . 
unter  Traian,  Hadrian  und  Antoninus  Pius  in  den  Jahren  409 — 
145  n.  Chr.  in  diesen  Nomen  geprägt  sind,  ebenfalls  47  Namen 
nachweisbar  sind,  die  indessen  nicht  durchgängig  denen  des 
Ptolemaeus  entsprechen,  und  im  Ganzen  aus  verschiedenen  Quel- 
len 76  vielleicht  auf  verschiedene  £pochen  bezügliche  Namen 
dieser   Gaue    zusammengebracht   werden   können^).     Wenn   die 

Taurtn.  Vol.  I  p.  71:  *A7ioXX(6vto<  IlToXeuaiou  ^Apoßdpyou  ulöc,  oxpfxtrjf^b^  toü 
'OH.ßc(TOu  xal  Totj  ircpi  *£Xc^avr(y7]>  xal  vKXoc  xat  itapaXlov  tfjc  ipu^pac  ^a- 
XoLooTjc. 

1)  Letronne  Bee.  II,  42.  334.  Ganz  veTschieden  von  diesem  ^ApaßoEp^Y)«  ist 
der  diXaßdpxv)^,  welcher  in  Aleuindria  seinen  Sitz  hat  (loeeph.  Ant.  18,  6,  3). 
Dieser  Titel,  an  dessen  Richtigkeit  man  überhaupt  gezweifelt  hat,  weil  die  Masse 
der  analogen  Composita  von  Städte-  und  Volkernamen  gebildet  ist^  wie  BijßdpYvjc» 
BoiosToip^'T]; ,  'Aotdp^7]c  lind  viele  andere,  kommt  ausser  in  Aegypten  aucn  in 
Lycien  vor  (Inschr.  v.  Xanthos,  C.  I,  Ot.  4267),  hat  seine  Analogie  In  elpr)- 
ydip^TKi  ftaXiap^oc  (Hör.  Cium.  1,  9,  8),  üwai^pr^ii^iCL  Ör.  4794),  («>ott)ptdlpxv2C 
( Prudent.  t:.  ote^v.  Hymn.  2  Str.  88,  t2) ,  iceyrTjx^ffrap^oc ,  h  yig^  t^C  ttcv- 
TV}X09r9J«  Tou  tIXouc  tmX  twv  iccrnpiooTAv  (Bekker  Aneea»  Or,  p.  29«),  und  wird 
von  Cuiacius  Obts,  8,  37  abgeleitet  von  dXdIßy)  die  Tinte,  und  erklirt  als  teriplurae 
magitUr  mit  Bezug  auf  Cod.  Inst.  4,  61,  9:  tisurpalioiMm  iotku  licentiae  tum- 
movamu  circa  veeUgal  Alabarehiaie  [die  Lesart  Ist  freilich  auch  hier  nicht  sicher] 
per  Aegyplum  atque  AugutUtneam  eonstUulum,  fähüque  9uper  traduetione  anbna» 
Uwn^  quae  ame  prohihitione  aolUa  minime  pemÜUnda  est,  per  UeenUam  vindicari 
eoneedmnu.  Der  Name  ist  vorr5misch,  denn  schon  Cicero  bezeichnet  ad  AU.  2, 
17,  3  damit  scherzhaft  den  Pompeius  als  einen  ZoUner,  da  er  sich  bei  seinem 
Triumphe  61  v.  Chr.  rühmte,  dass  durch  seine  Siege  die  Zolle  von  50  auf  85 
Millionen  erhöht  seien  (Drnmann  2,  226  )j  aber  In  der  Kaiserzeit  scheint  er 
elften  kaiserlichen  Procurator  zu  bezeichnen.  Der  Alexander  wenigstens,  welcher 
unter  Tiberius,  Caligula  und  Claudius  dXaßdp)^T]c  In  Alexandria  war  (loseph. 
AfU,  18,  6,  3),  war  vorher  Procurator  der  Antonia,  Mutter  des  Claudius,  gewesen 
(loseph.  Ani.  19,  5,  1).  Sein  Bruder  war  Philo,  dessen  Schriften  wir  haben 
(Joseph.  AfU.  18,  8,  1.  Kuseb.  H.  E.  2,  5),  sein  Sohn  Ti.  lulius  Alexander,  ein 
römischer  Ritter,  wurde  46  n.  Chr.  proeurator  ludaeat  und  67  n.  Chr.  praefeetui 
AegypU.  Dass  der  Alabarch  über  grosse  Geldsummen  verfügte,  zeigt  der  Um- 
stand, dass  Agrippa  bei  ihm  eine  Anleihe  zu  machen  suchte  (loseph.  Ant.  18, 
6,  3);  daher  ist  er  sprichwörtlich  der  reiche  3Cana,  so  bei  luvenal  1,  130  und 
Palladas  von  Alexandria  ep.  30  (Anth.  Pal.  11  p.  430  n.  383,  4»  Anth.  Gr.  HI 
p.  121),  welcher  einen  Esel  bedauert,  dass  er  i^  dlXaßap^t(Y}<  fpa\L\tJxn%6^  Y^^' 
vcv  d.  h.  aus  reichem  Hause  in  ein  armes  gekommen  ist. 

2)  Diodor.  1,  54.  Strabo  17  p.  787,  welcher  10  auf  die  Thebais,  16  auf  Mit- 
telagypten,  10  auf  das  Delta  rechnet,  aber  selbst  nur  23  namhaft  macht 

3}  S.  Töchon  d'Annecy  Beeherehu  tut  (es  m£daUU$  de»  nomee  de  Vtgypte, 
Pftris  1822.  4.  PaTthey  Die  GaumÜnzen  Aepyptens,  In  Pinder  und  Friedlinder 
Beitrage  zur  älteren  Münzkunde  1  S.  137—162.  Y.  langlois  Numiematitiue  des 
fiomes  d'tgypU  aoue  Tadmimsfration  Bamainej  Paris  18Ö2.  4.  Vgl.  Birch  in  Nu- 
mUmaiie  Chronicte  1840  p.  86 — 107.  I.  d«  Rouge  Monnaiee  de  wme$  de  V^gypU, 
Paris  1873.  8. 

U«.  Alterth.  IV.  19 


—     290    — 

Alten  selbst  vo|jioc  als  einen  Stadtbexirk  definiren^},  so  ist  dies 
nur  in  sofern  richtig,  als  der  Nomos  eine  Hauptstadt  hat  und 
ein  Analogon  zu  den  städtischen  Diöcesen  anderer  Provinzen  bil- 
det; unrichtig  dagegen  insofern,  als  die  Stadt  weder  selbst  eine 
Commune  bildet,  noch  das  Gebiet  verwaltet,  sondern  nur  einen 
Theil  des  Gaues  ausmacht^).  Beide,  Stadt  und  Land,  werden 
administrirt  von  dem  Gauverwalter,  der  nach  Diodor  so  alt  ist, 
wie  die  Nomeneintheilung  selbst  und  von  ihm  vofiap)^?]^  genannt 
wird  3],  unter  den  Ptolemdem  die  doppelte  Function  eines  Civil- 
beamten,  vojAOp^iQ«;)  nnd  eines  Militärbefehlshabers,  (rrpaiiQYO«;» 
hatte ^)  und  unter  den  Römern  den  letzten  Titel  beibehielt^), 
obgleich  er  ausschliesslich  mit  der  Vcrwallung,  namentlich  der 
Ausübung  der  Polizei^),  einer  untergeordneten  Gerichtsbarkeit'), 
der  Bekanntmachung  und  Ausführung  der  Edicte  des  Präfecten^) 
und  der  Eintreibung  der  Steuern  .beschäftigt  war^).  Der  Strateg 
wurde  von  dem  Präfecten   aus  Eingebornen,    d.   h.   Griechen  ^^) 


1)  CyriUus  Alex,  m  Esaiam  19 :  so\Lhi  Ik  X^Tai  irapol  toT«  nfjv  AIyoittCcov 
xaxoixouai  xdipa.'i  irdvrfi  iröXtc  xal  ai  icepiotxC^sc  aurfjc  xal  oX  bv  a^rj  xd»fjLat. 
Epiphan.  contra  haeret.  BatUid,  Vol.  II  Üb.  I  p.  32  ed.  Basil.  s=  I  p.  68  Petav.: 
vofiöv  Y^^P  ol  AMirriot  yaoi  vfyt  ^doTV}c  itöXcm;  TceptotxiSa  ^oi  tepC^mpov. 
Plin.  iV^.  J?.  5  $  49:  dividitur  in  praefeetwras  opptdbrum,  qticu  nomoa  vocani. 

2)  Dies  sieht  man  nameatUch  aus  den  Manzen,  die  nicht  den  Namen  der 
Hauptstadt)  sondern  des  Nomos  tragen,  Parthey  a.  a.  O.  S.  143,  so  wie  ans  Ter- 
schiedenen  Dedicationsinschriften ,  in  -welchen  oi  dftb  rl\^  fA>t)Tpo7idXe<»c  xal  tov 
vo(j.ou  unterschieden  werden,  C.  i.  Gt,  4715.  4716.  Vgl.  Kahn  2,  500  ff. 

3)  Diodor  1,  54  sagt  von  Sesoosis  (bei  Herodot  Sesostris):  ti^v  6e  ^^pav  Airaoav 
elc  S(  xal  TpidxoNta  f<.^pY)  S(eK(6v,  &  xoXoOaiv  Ai^unriot  vopLo6( ,  ^tc^OTi)orv  dtcaai 
vofidif  }^a<  Tou(  iicipieXqQOOfjiivouc  t&v  T€  npocö^csv  t&v  ßaoiXixnv  xal  diotxifjoovTa<; 
diraNTa  td  xaxd  Tdc  IhixK  (AepiSac  x.  t.  X. 

4)  Sein  Titel  ist  oxparnYÖ?  xal  vopic£pX'r]C  ?  Peyron  Pap.  Tourtn.  I  p.  1  lin. 
10.  14.  Franz  a.  a.  0.  p.  291b.  Da  der  0TpaT7]YÖc  der  höhere  Titel  wkr,  so  blieb 
der  zweite  allmählich  fort,  Kuhn  2,  486. 

5)  Dem  Titel  des  Strategen  wird  der  Nomos  immer  beigefügt,  z.  B.  orpari^Yoc 
Tou  ^Op^ße^Tou  (vopLoO),  0.  /.  Qr.  5075.  Das  Yerzeichniss  der  Strategen,  die  iu 
Inschriften  vorkommen,  s.  bei  Franz  p.  317. 

6)  C\  i.  Ot,  n.  5069.  Zuweilen  sind  einem  Strategen  zwei  Nomen  nnter* 
geben.    Kuhn  2,  487. 

7)  Strabo  17  p.  798:  npaYiAdtoiv  oi  vurdkon  iittorareiv  '^&o>u.£vot,  P.  /.  Gr. 
4723;  vgl.  n.  5078:  f/[d]e  orpaTTjTÖ«  [tW*  'AwoXXddvto;  [M]a  p]ix[<i]C»v  'Av- 
opaoi,  welche  Verse  sich  auf  den  n.  o076  erwähnten  ApoUonins,  0TpaT7]Y^ 
'Opißeltoü,   beziehn. 

8)  0.  /.  Qr.  4956.  4957.   Rndorff  im  Rhein.  Mus.  a.  a.  0.  S.  76. 

9)  Ed.  Ti.  Alex,  (C.  /.  Qr.  n.  4957)  lin.  49.  50.  Franz  p.  317*.  Kuhn  2, 
491:  ,,er  ordnete  die  Repartirung,  die  Erhebung  {Ed.  AUx.  21.  49  —  51),  wie 
die  Verwendung  der  Abgaben  in  dem  Nomos  an  (ed,  CapH.  1.  31—33)  nnd  haf* 
tete  deshalb  für  die  gesanftnte  Verwaltung  der  öiTeutlichen  Einkünfte,  worüber 
er  dem  Präfecten  regelmässig  Rechenschaft  abzulegen  hatte  (ed.  AUx.  I.  36.  38. 
50),  persönlich  und  mit  seinem  Vermögen  (ed,  AI.  1.  21.  37).'^ 

iOj  Letronne  liech.  II,  p.  341. 


—     291     — 

oder  Aegyptern^)  auf  dpei  Jahre 2)  ernannt^];  das  Amt  gehörte 
zu  den  j^mpixal  XeixoupYfat,  von  welchen  die  Bürger  von  Alexan- 
dria frei  waren ^],  es  war  daher  wahrscheinlich  ohne  Gehalt^}; 
in  officiellen  Documenten  wird  es  in  der  Eingangsformel  neben 
den  beiden  höchsten  Aemtem  der  Provinz  als  eponym  erwähnt  <^]. 

Die  Unterabtheilungen  der  Nomen  werden  xonapy^lai  ge- Toparehita. 
nannf^),  welcher  Ausdruck  nicht  gleichbedeutend  zu  sein  scheint 
mit  Toicoi^),  sondern  einep  Complex  von  Ortschaften  bezeichnet 
und  in  diesem  Sinne  auch  in  ludaea  vorkommt^],  wo  in  einer 
Toparchie  mehrere  Städte  oder  Dörfer  lagen,  welche  letztere 
ihren  Mittelpunct  in  einer  ^Tjipoxcofjia  hatten  ^^).  In  Aegypten 
werden  als  Bestandtbeile  der  Toparchie  xo>(j,ai,  Flecken  ^i),  und  nomn. 
Toicoi;  loca^'^)j  Districte^^],  unterschieden,  wobei  zu  bemerken  ist, 

1)  Wenn  Isidorus  Pelustota  I  p.  489  sagt,  die  Aegypter  hatten  keine  Aemter 
(ipX^)  verwaltet,  so  meint  er  damit  römische  Magistrate  (Kuhn  2,  492);  unter 
den  Strategen  finden  sich  gar  keine  romischen,  sondern  nnr  griechische  und 
ägyptische  Namen.   Letronne  Beck.  p.  272.   Franz  p.  316.  317.   Kuhn  2,  492. 

2}  £d.  AUx.  lln.  35. 

3)  Strabo  17  p.  798:  vo|idfpYOC  diro5e(?avTec. 

4)  Ed^AUx.  lin.  34.  36. 

5)  Rudorff  a.  a.  0.  S.  142  Anm.  44. 

6)  Die  Formel  Ist :  it:l  NN  lirdbvo'j  Altiirrou,  liaarpaTTjYOüvroc  NN,  orpa- 
T7|70üvTo<;  NN,  C.  /.  Gr.  n.  4701.  4704.  4715.  4716.  4055.  Letronne  Rec,  H 
n.  525.  526. 

7)  Strabo  17  p.  787 :  izdkis  V  ol  vouol  Topidc  dfXXac  fc^ov  *  eU  fäp  TOicap^bc 
o(  icXetOToi  ^t^pT^NTo,  xal  auTai  V  eU  akXai  tojjlcCc'  ^Xdi^iotat  ('  at  d[poupac  (le- 
piSec*  Kd.  Ti.  Alex.  lin.  49:  vofii&v  ^  Toica[p^i6}v].  In  einem  Papyrus  bei  Reu- 
vens  III,  1  p.  5  wird  ein  i:p6«  tJ  dYOpovopilf  twv  Mcfxvovloiv  xal  tSJc  tätm  xoirap- 
]^(ac  Toti  flalbplTou  (vopioü)  erwähnt. 

8)  Nicht  richtig  scheint  es,  wenn  Letronne  See.  II  p.  469  deflnirt:  les 
mbdivisions  de  nomes  ae  nommaient  x^Tcot  ou  Toicapytat.  S.  dagegen  Ad.  Schmidt 
Die  griechischen  Papyrusnrkunden  der  k.  Bibliothek  za  Berlin,  Berlin  1842.  8. 
S.  328  ff.,  dem  Franz  p.  293.  319  folgt. 

9)  loseph.  Ant.  17,  2,  1 :  Iv  TottapYfqt  ttq  Xe^opilvD  Baravi^.  Die  Städte 
lamnia,  Azotus ,  Phasaelis  und  Ascalonia  bilden  zusammen  eine  TO?capy(a.  Ib.  17, 
11,  5.  B.  lud,  1,  1,  5:  FoftviTix'^  Toirap^fa.  %  18,  10:  NapßaxTjv^  Torap^lo. 
2,  13,  2:  TT  8^  'A^plirtra  ßaaiXeta  T^ooapac  ttöXcic  itpocti^oi  aw  taU  Toirap- 
vlai;.  Vgl.  2,  20,  4 ;  2,  22,  2 ;  4,  8,  1 ;  4,  9,  3  und  5 ;  4,  9,  9.  Plin.  N.  H.  5 
§  70:  reUqua  ludaea  dividitur  in  toparekUu  deeem. 

10)  So  ist  Phaena  die  piT)TpoXQipkla  von  Trachonitis,  C.  /.  Qr.  4551. 

11)  Als  Ortsbezeichnung  braucht  man  den  Nomos  nnd  die  xi6pLT].  Snidas  II 
p.  12d6  Bemh.:  'QpairöXXeov  (Patveß6^eaic,  X(6(X7)C  toü  IlavoicoXkou  vofj.oü.  C.  /. 
6r.  3692 :  diri  xc&uivic  OusyrauOpemc  tou  BetvCTou  voriou.  Mehr  bei  Kuhn  2, 
495  A.  4300.  I       r       r  r-  r. 

12)  Oromat.  vet.  p.  407  Lachm. :  maiores  itaque  noetri  orhem  in  partihut^ 
partes  in  provineiiij  prwineiaa  in  regUmibus,  regiones  in  loci«,  loca  in  territoriie, 
tetritoria  in  agrie,  agros  in  eentwriig  —  diviserunt.  S.  hierüber  Gothofr.  ad  Cod. 
Theod.  9,  40,  12. 


13)  T6Tro5  i«t  ein  Stück  Land,   entweder  bebautes  (rj  aitotp^po;)  oder  un- 
bebautes (fliXÖTOicoc).     Droysen  im  Rhein.    Museum  1832  S.  51^;   Tgl.  T6iroc 


19* 


—     292     — 

dass  auch  die  Stödie  Aegyptens,  da  sie  keine  Communalverfassung 
haben,  als  xtupAi  verwaltet  werden^).  Sowohl  die  xco{j.ai  als  die 
TOTCoi  haben  ihre  eigenen  Beamten,  die  xa>(jLOYpa|ji)iaTei;  und  totto- 
Ypa(&{jLaTei<;5  welchen  namentlich  die  Bewahrung  der  Vermessungs- 
documente^  nach  denen  die  durch  die  Ueberschwemmung  des 
Nil  fortwährend  gestörten  Begrenzungen  der  Besitzungen  regulirt 
wurden,  oblag:  ob  die  letzteren  Schreiber  des  toico;  oder  der 
Toirap^fa  waren,  und  in  welchem  Yerhältniss  sie  zu  den  xcojto- 
Ypa|JL{AaTei<;  standen,  ist  unklar  ^j;  beide  waren  indess  früher  dem 
ßaotXixoc  Ypa}i|jLaTeo;,  welcher  die  Steuerkataster  unter  den  Ptole- 
müem  anfertigte,  untergeordnet -^j .  Ausserdem  gab  es  in  jedem 
Nomos,  vielleicht  auch  in  jeder  Toparchie^),  einen  oiYopavo^io^, 
welcher  die  Marktpolizei  hatte,  und  vor  welchem  Kaufcontracte 
abgeschlossen  wurden^],  und  in  einzelnen  Städten  und  Ortschaf- 

6etXö«,  ein  Bauplatz,  C.  1.  Gr.  3356.  Er  hat  einen  Namen,  z.  B.  t6t:oq  Bitj-y^^» 
UeTeNe^i^Tou,  Kuhn  2,  495  Anm.  4301.  In  dem  töttoc  'AoTtXTjitleio;,  der  in  den 
Papyren  der  Zois  vorkommt,  lag  ein  Garten  -von  6&/g  dfpoupat.  Peyron  in  Memorie 
dell'  Accademia  di  Tormo  T.  XXXIII  p.  154.  Später  ist  t^tco;  allgemeine  Be- 
zeichnung einer  Ortschaft,  Kuhn  2,  496;  Tgl.  loseph.  Ant.  14,  13,  2:  xip  xaxd 
TÖTCov  Äp^ovn  77po<^a;e. 

1)  Ad.  Schmidt  &.  a.  0.  S.  329.  Rudorff  im  Rhein.  Mus.  a.  a#0.  p.  77. 
Franz  p.  294. 

2)  Letronne  Rec,  II  p.  469  u.  ö.  versteht  unter  dem  ToiiOYpafifi/xTe^^  den 
Beamten  der  Toparcfaie  und  den  Vorgesetzten  des  xo>{Jt07pa{jiLLaTeic,  und  in  den 

Turiner  Papyren  bei  Peyron  VIII  lin.  51  helsst  es :  Toiro^p.  ilo^ox xp^rov 

Tiva  [£7:iOTdl]Tou  t'  dfXXa  Ttj«  Umit»^  Ttal  tcwv  ^[XXon  twv  iiuA  dizohuaraKyi.hita'^ 
xcDfjioöv ,  so  dass  er  Vorsteher  mehrerer  Komen  zu  sein  scheint ,  und  er  steht 
auch  voran  in  der  Inschr.  C.  J.  Gr.  4699  =  Letronne  Rec.  n.  DCCVII:  löo^e 
Toic  diti  xc&fjiTjc  Bouotpettt«  toü  ATjTt[7roXEl]TOü  TrapoaoOot  Tal«  Tiupaptlot  xal  toi« 
[ii  ajitffl  xaTaYSivopievoi«  ToitoYpafjLpLateuoi  %ai  xajfi.OYpafjijiaTeuat ,  ^ri^ifi}oL^ai 
x[al  dvlaSeivai  onfjXT^v.  Dagegen  werden  in  dem  Edict  des  Capito'  lin.  31  in 
umgekehrter  Ordnung  aufgezählt  [ol  ßjaoiXtxol  '^^ayL^kvzeX^  xal  xootAOfpafjLpuaTel; 
xal  ToiTOYpafi.pLaTeT«,  und  aus  dem  Pap.  Taur.  I  p.  4  lin.  5 — 7  geht  hervor,  dass 
der  Toi:oYpapipiaTe6«  an  den  xa»fi.0Tfpafji(ji.aTeu5  berichtet.  Mit  Beziehung  hierauf 
hat  man  den  ersteren  für  den  Schreiber  des  töttoc,  und  für  untergeordnet  dem 
xtDfxoYpapifjLaTeu«  erklärt.  S.  Peyron  Pap.  Tour.  I  p.  111 ;  II  p.  54.  Droysen  Die 
griech.  Beischriften  von  fünf  ägypt.  Papyren  zu  Berlin ,  im  Rhein.  Mus.  1829 
S.  515.  Rudorff  Ed.  CapU.  p.  14.  Schmidt  a.  a.  0.  p.  329  ff.  Franz  a.  *.  O. 
p.  293b.  319b. 

3)  Sein  Amt  heisst  ßaatXixifj  Ypa|ifjLaTe{a  in  dem  Papyrus  bei  St.  Martin 
Journal  des  Savans  1822  Sept.  p.  467.  In  dem  leydener  Papyrus  bei  Reuvens 
III  p.  38  heisst  er  6  iiti  töiv  Ttpo^^Btov  xal  ßaotXixöc  yP^H'-H-*'^^?  >  woraus  man 
sieht,  dass  er  der  Finanzbeamte  des  Nomos  ist.  S.  Letronne  Ree.  I  p.  374.  Er 
macht  nämlich  den  Steuerkataster  des  Nomos,  Franz  p.  293.  294.  Erwähnt  wird 
er  C.  1.  Gr.  5074.  5085.  5090.    Letr.  Rec.  II  n.  CCCL  u.  ö. 

4)  Leydener  Papyrus  Reuvens  HI,  1  p.  Ö :  7rp6;  ttq  (iYOpavo|jita  t&v  Mcfivo- 
vioöv  xal  Tfjc  xcKToi  TOTtap^tac  toü  IladuplTou. 

6)  Diese  in  den  Papyren  der  ptolemäischen  Zeit  oft  vorkommende  Behörde 
(fi.  Franz  p.  294.  Varges  p.  41)  findet  sich  noch  in  einem  Papyruji  des  Jahren 
154  n.  Chr.  bei  St.  Martin  Journal  des  Savans  1822  p.  066. 


—    293    — 

len  besondere  Gouverneure,    deren  Functionen   nicht  weiter   be- 
kannt sind^]. 

Von  der  beschriebenen  bureaucratischen  Verwaltung  des  Lan-  ^^J^ 
des  Agaren  einige  völlig  griechische  Städte  eximirt,  welche  nicht 
unter  den  Beamten  dos  Nomos  standen,  sondern  eine  griechische 
Communalverfassung  (aocmjfAa  icoXinxov  £v  tcp  *  EXXtjvixc])  rpoircp)  ^) 
hatten.  Ilieher  sind  zu  rechnen  Ptolemais,  gegründet  von 
Ptolemaeus  Soter^),  zur  Römerzeit  die  grösste  Stadt  der  Thcbais 
und  nicht  kleiner  als  Memphis,  in  welcher  eine  ßouXiQ^)  und  ein 
ap}(<i>v^)  vorkommen;  Antinoe,  von  Hadrian  angelegt*),  in 
welcher  es  eine' auf  der  Phylen Verfassung  beruhende  ßouXiQ^)  und 
einen  Prytanen  ^)  gab,  und  welche  nicht  dem  Strategen  des  Nomos, 
sondern  nur  dem  Epistrategen  der  Heptanomis  untergeben  war®); 
endlich  Naukratis^<^),  eine  alte  Colonie  von  Milet  i^),  die  Vaterstadt 
des  Athenaeus,  des  lulius  Pollux  und  mehrerer  namhaften  Sophi- 
sten der  Kaiserzeit^^).  In  derselben  bevorzugten  Lage  scheint  sich 
anfangs  die  Hauptstadt  Aegyptens,  Alexandria,  befunden  zu  haben. 
Der  Landkreis  derselben  bildet  zwar  einen  Nomos  ('\XeEav6pia>v 

1)  So  der  Xp(A(ac  xondp^tjc  'Apcavoaktoc ,  C.  /.  Qr.  n.  4976  und  die  int- 
lAcXTjTai  n.  4684.  4684t>.  Hieher  gehört  femer  der  O^ßcfpx^^)  ^^^  Letronne  Reo. 
I  p.  337.  342;  n  p.  112,  vgl.  n.  73.  299,  für  den  Comiiiuidanten  der  SUdt 
Theben,  Frans  dagegen  C.  i.  Gr.  n.  4822  für  den  prmctp*  magUtrcäu$  urbis 
Tkebarum  halt.    Ich  bin  der  ersteren  Ansicht. 

2)  Strabo  17  p.  813 :  licciTa  IlToXc(ia'txi^  icöXcc ,  fu^iotv]  t&^  iv  t^  Bijßaid 
xal  oxm  ikthrmy  MifA^oic,  {^^ouaa  xal  o6ffT7]fMi  icoXttt«^  is  xip'EXXv^vixtp  Tp6ic«p. 

3)  C.  i.  Gr.  n.  4925. 

4)  Ein  ßouXeuT^c  C.  /.  Ot.  4989.  4996.  6000.  5032. 

5)  C.  1.  Gr.  5000. 

6)  Pausan.  8,  9,  7.  Steph.  Byz.  s.  v.  ^Avrtvöeia.  Ghron.  Pasch.  Vol.  I 
p.  475  Bonn. 

7)  C.  /.  Gr.  4679:  «^  ßouX9j  i^  'AvtivoIchn  sims  'EXXf|v»v.  Eine  <püX9j  'Adrj- 
vat«  C.  /.  Gr.  4705.   Letronne  Beck.  p.  281  ff. 

8)  C.  1.  Gr.  4705. 

9)  Letronne  Beck.  p.  293. 

10)  Letronne  £ee.  II,  50.  51.  Kuhn  2,  505.  Ob  auch  HeftnupoUa  magna  and 
I^^fCopolU  für  grlechisehe  Commtinen  zu  halten  sind,  ist  dagegen  zweifelhaft. 
Die  erste  Stadt  wird  in  der  Inschr.  C.  1.  Gr.  4679  so  angeführt:  'H  icöXic  tAv 
AXe^OEv^p^mN  «al  'EpfAouicoXu  t}  p^ötXv}  xal  i\  ßouXY)  i^  'Avrtvoieiv ,  woraus  man 
wohl  schliessen  darf,  dass  sie  ebenso  wenig  wie  Alexandria  eine  ßouXif)  hatte; 
in  der  zweiten  kommt  zwar  ein  Y^fAvaoidlpYTj^  und  ein  dYopetvöfjio«  yor,  aber  da 
sie  Hauptstadt  des  Lyeopolltischen  Nomos  Ist  und  ein  Agoranomos  auch  als  ägyp- 
tische Behörde  Torkommt,  so  könnte  man  nur  in  dem  Qymnasiarohen  ein  An- 
zeichen griechischer  Communal'verfassung  yermuthen.  Vgl.  C.  I.  Gr.  4707.  Kuhn 

2,  504.  ' 

11)  Strabo  17  p.  801. 

12)  8.  hierüber  Kuhn  2,  505. 


—     294     — 

^(fopac  vo|Aoc)  mit  einer  eigenen  Hauptstadt,  '  Ep|«>oicoX.ic  fjLix(>a^}, 
die  Stadt  aber  war  von  demselben  eximirt^),  eingetheilt  in  Pbylen 
und  Demen^),  und  ohne  Zweifel  im  Besitz  einer  eigenen  ßouXTj- 
Doch  scheint  diese  schon  unter  den  letzten  Plolemaeern  ni<dit 
mehr  bestanden  zu  haben  ^).  Ausdrücklich  berichtet  wird,  dass 
Augustus  wegen  der  Unzuvertessigkeit  der  Bevölkerung  die  Ver- 
waltung der  Stadt  nicht  einem  selbstgewUhlten  Rathe  anver— 
traute^),  sondern  durch  ein  Beamtenpersonal  führen  liess,  das 
er  theils  vorfand,  theils  selbst  einsetzte.  Die  erste  Stelle  in  dem- 
AuSaniSlL  ^^^^^  nahm  der  iuridicm  Alexandriae  ein®),  ein  Procurator^), 
den  der  Kaiser  selbst,  nicht  der  Präfect  ernennt^],  und  dessen 

1)  Pün.  iV.  H.  5  S  49.   Ptolem.  4,  ö,  46.   Kuhn  2,  476  ff. 

2)  Rndorff  im  Rhein.  Mus.  a.  a.  0.  S.  81.    Die  Stadi  heisst  n6Xic  im  Ge- 
genaatz  zu  dem  Lande  Aegypten  (x<i^pa).   Ed.  Ti.  Alex.  1.  4—6.  33.  34. 

3)  Wii  haben  hierüber  eine  merkwürdige  aber  verwirrte  Nachricht  bei  Theo- 
phUuB  ad  Autolyc.  II  p.  94  in  Müller  Froi^m.  hist.  Or.  UI  p.  164 :  dXXÄ  wX  Id- 
TUpoc,  loTopAv  TO^c  ^|AOUc  'AXc(av5p£a>v ,  dp^diicvoc  dnö  <l>tXoiidTopoc  toi>  xat 
ÜToXeiMilou  icpoacxYopeuft^oCi  to6tou  (jiT)N6ei  Aidvuoov  dpfmivrj;^  'fe^ovivat.  (Folgt 
der  Stammbaum.)  *DOev  xa\  Iv  rn  Aiovuo(a  fuXiQ  ^lAotelatv  %aTa%£)^<»pia(iivoi. 
£fl  folgen  nun  9  Namen,  alle  auf  U  endend,  welche,  wie  Meiiieke  Anal.  Alexan- 
drina  p.  347  richtig  erliannte,  Namen  von  Phylen,.  nicht  von  Demen  sein  müs- 
sen, weshalb  Meineke  liest:  5&ev  xat  toIc  TcpocfDVU}jL(ac  l^^uaiv  al  xax*  aiiTOuc 
yüXa(,  'AXI^au  —  Aijtaveiplc  —  'Aptaßvlc  —  Beortc  —  Bootyric  —  SracpuXU  — 
£6veU  —  MaptDvU-  £&  würden  demnach  seit  Ptolemaens  Philopator  9  Phylen  in 
Alexandria  gewesen  sein :  Dionysis,  Althaeis,  Deianiris,  Thestis,  Ariadnis,  Thoan- 
tis,  Staphylis,  Euneis,  Maronis.  Aus  früherer  Zeit  kennen  wir  nur  eine  Phyle, 
ntoXefi.aU  t  welcher  ApoUonius ,  der  Dichter  der  Argonautica ,  angehörte  (  Vita 
Apoll.  Rhod.y,  Von  den  Demen  in  Alexandria  ist  ebenfalls  nur  einer,  At^dcu;, 
bekannt.   Steph.  Byz.  s.  v.  A'y2To>e6^. 

4)  Spartian.  Sept.  Sever.  17:  (Alexandrim)  sine  publko  cofwitio,  ita  ut  sub 
regibus,  ante  vivebant.  Kuhn  2,  479  nimmt  auf  Grund  dieser  Stelle  an,  dass  die 
letzten  Ptolemäer  den  Rath  abgeschaJBTt,  und  die  Regierung  auf  die  weiter  unten 
zu  erwähnenden  vier  Beamten,  welche  allerdings  aus  der  Königszeit  herrühren, 
übertragen  haben. 

5)  Dio  Cass.  51 ,  17 :  rote  h^  "AXe^avSpeuotv  (2veu  ßouXeuToiv  iroXtTe6€o(Kti 
ixiXeuae^  •  Tooa'j-nqv  Ttou  veoTepoTrotiocv  aätov  xaT^^vc». 

6)  Der  Titel  findet  sich  in  drei  Inschr.  Henzen  6924:  Sex.  Comelio  — 
Dextro  proe.  Asiae^  iuridieo  AUxandreaej  proc.  Neaspoleos  et  Mauaolei.  Ib.  6925 : 
Sex.  Cornelius  —  Dexter  iuridieus  Alexandreae.  Henzen  Nuove  Memorie  deW  /n> 
sUtuio,  Lips.  1865.  8  p.  286  :  [Quint]iüo  C.  fil.  [adlecto  m  amplissimum]  ordinem 

inler  praetorios  tu<ft6([o ,   ab  epistu]Us  latiniSf  proc%watori  swnmarum  raiio- 

[nium  Ayiae,  iuridieo  AUxandreofij  ci  epistuUs {proc.]  Maeedoniae,  ab  eom^ 

mentariis  Comeli  Be{pentini  praef.  praet.].  Vgl.  Digest.  1,  20,  2:  iuridieo,  qui 
Alexandriae  agit,  daUo  tuioris  constitutione  divi  Marei  eoncessa  est.  Cod.  lust. 
1,  57:  iubemus  apud  Alexandrinae  duntaxat  clatissimae  ekvüatis  iuridicum  Uciium 
et  eoncessum  esse,  singulis  quänuounque  volenUbus  donationis  conseriptae  solenniter 
instrumenta  reserafe.  Turiner  Institutionenglosse  in  Savigny  0.  d.  R.  R.  im  M.  II 
p.  430  (2te  Ausg.) :  iuridicia  apud  Alexandriam  certa  dignüas  est,  qui  etiam  pri- 
vilegiis  utuntur. 

7)  Dies  geht  hervor  aus  den  angefühlten  Inschriften. 

8)  Inschr.  von  Sestinum  bei  Borghesi  Bull.  1856  p.  142 :  L.  Votuseno 


—     295     — 

voUsifladiger  Titel  vielieiobt  procurahr  A^guiti  od  im  dicendum 
Alexandriae  isi^).  Dass  derselbe  einmal  iuridkus  Aegypti  ge- 
nannt wird  3),  beweist  noch  nicht,  wie  man  mehrfach  angenom-* 
men  hat 3),  dass  seine  Gerichtsbarkeit  sich,  über  ganz  Aegypten 
erstreckt  habe.  Dies  ist  um  so  unwahrsdieinlicber,  als  einerseits 
die  hlkihste  Gerichtsbarkeit  über  das  Land  dem  praefeotus  selbst 
zustand  (s.  oben  S.  286),  andererseits  die  iuridici  provindaf'umj 
über  welche  an  einer  andern  Stelle  die  Rede  sein  wird,  ein 
weit  spateres  Institut  sind,  welches  vor  Hadrian  sich  nicht  nach- 
weisen lässt.  Vielmehr  hat  der  iuridicus  seine  Analogie  in  den 
praefectis  tun  (Ucundoy  wie  sie  in  alter  Zeit  theils  in  eroberten 
italischen  Städten  Vorkommen,  deren  Senat  ebenfalls  aufjgeltfst 
wurde  ^),   theils  in  den  italischen  Golonien,   in  welchen  ausser 

CUmenU.  Sie  cum  nUUeretw  a  Ti,  Caet^art]  AMtf/futto]  in  Aegypt[wn]  ad  IutTm] 
dic^ionem]^  decessit  proviru^ia]  Aqtätania. 

1)  Id  der  Inschr.  v.  Ephesiis,  Bfarlni  Arv.  p.  766  =  Waddington  n.  176 
kommt  vor  ein  proe(uraitor)  [imp]«ralori«  Cae$ari»  Tro[ia]m  Hadriani  (AugusU)  ad 
dioecesin  Alexandrilae],  Reniei  bei  Waddington  a.  a.  0.  nimmt  mit  vieler  Wahr- 
scheinlichkeit an,  dass  dieser  Titel  wie  die  Titel  proeurator  Alexandriae  (C.  /.  L, 
II  a.  4136 :  proe.  divi  Tai  AUxandriat)  und  tiirfdt<tM  AUtandiiae  nur  gleiohb»- 
deutende  Abkürzungen  des  im  Text  angeführten  YoUstandigen  Titels  sind. 

2)  Den  lateinischen  Titel  linde  ich  nnr  einmal  In  einer  Inschr.  von  Mes- 
sana ;  Torremnzza  c.  9,  ö  »  Gmt.  373,  4.  Ob  in  der  Inschr.  von  Theben,  C.  /. 
Gr.  n.  4815  ss&  Letionne  See.  II  p.  273 :  Ziro6fiaotc  IlaXaTtvoc  utö<  [Tpöj^oivoc 
(Letronne  liest  Idoovoc)  [StJxoXÖYOU  AIy^tttoi),  ^&eaod{iV]V,  der  übrigens  durch 
Erginzung  gewonnene  5txoAÖYOC  den  iwidieuM  bezeichnet ,  vrie  Letronne  will, 
ist  keines;Fregs  sicher.  Denn  StxoXÖYOC  ist  nach  gewöhnlichem  Sprachgebrauch 
ein  Advocat  (Plut.  LueuU.  1;  de  fratemo  amore  15  p.  589  Dübner;  de  iranq. 
anhtä  13  p.  573;  de  Sioieorum  repugn,  10  p.  1267).  In  diesem  Sinne  braucht 
das  Wort  noch  Nilua  ep.  1,  102,  der  um  das  Jahr  400  auf  dem  Sinai  schrieb, 
und  in  demselben  steht  es  offenbar  C.  I,  Or.  4808  ss  Letronne  II  p.  274 ,  wo 
es  heisst:  IlaXXcCoioc  (tTtoXö^oc  '£pfiOicoXcl,TV)c  eiSoiv  £^6(Mioa,  w&hrend  Strabo 
17  p.  797  den  iuridicua  mit  dem  Titel  (txato(^c  bezeichnet,  der  auch  für  die 
späteren  iurUUei  provineiafwn  technisch  ist.  So  kommt  in  Inschriften  Ton  Tlos 
in  Lycien  vor:  Domitius  ApoIIinarius  6  (txatoSÖTTjc  (^.  /.  Or-  4236);  lullus 
Marinus  6  Sncaiof^öryjc  (ib.  4237),  und  ein  ungenannter,  welcher  der  leg,  Aug.  pr. 
pr.  JjyeUxe  et  Pamphgliae  selbst  ist  (Ib.  4240)^  ferner  In  einer  Insehr.  von  Sparta, 
C.  /.  Qr,  1346  Aemilius  luncus  i  SmaioSörqc* 

3)  Reinesius  Inacf.  2,  26,  in  welcher  Inschr.  überhaupt  kein  fuW<iieiu 
Aeg^fpü  vorkommt,  sondern  zu  lesen  ist  IVB,  PER  AEMiUam  et  LlOuriam 
(Henzen  JVuore  Memorie  d.  Inet.  p.  292);  Franz  a.  a.  0.  p.  31 7^,  der  den  iuH- 
iUcua  zu  einem  Legaten  des  praefeetua  macht.  Winkler  De  iuridüo  Alexandriae, 
Lips.  1827.  8,  welche  Schrift  voU  von  Irrthümern  ist.  Am  besten  handelt  über 
dies  Amt  Ritter  in  der  Vorrede  zum  5ten  Theü  seiner  Ausgabe  des  Cod.  Theo- 
doeianut,  der  sich  indessen  dvreh  die  erwähnte  Insehr.  des  Reinesins  hat  täu- 
schen lassen. 

4)  S.  oben  Seite  41.  Von  dem  Im  J.  543  »211  eroberten  Gapua  sagt  Liv. 
26,  16 :  ceterum  habitari  tanftim,  tanquam  wbem  Cap%uan  frequentairique  plaeuil : 
corpus  nuUum  etvitatis ,  nee  etnatut  nee  plebia  ooneiUmn  nee  magitiraUte  ee$e. 
Sine  eoneilio  pubUeo^  $ine  imperio  imiitiludifism,  mUlHu  rei  inier  ae  eoeiam  ad 


—    296     — 

der  röroischeD  Ansiedelung  noch  eine  ursprüngliche  Einwohner- 
schaft' fortbestand,  die  zur  Gemeinde  nicht  mitgehörte <).  Die 
Analogie  mit  dem  ersteren  Falle  wird  ausdrücklich  bezeugt^)  und 
durch  den  Umstand  bestätigt,  dass,  als  Septimius  Severus  den 
Alexandrinern  ihren  Senat  wiederherstellte^),  der  iuridkus  in 
seinen  Functionen  wesentlich  beschränkt  und  ausschliesslich  auf 
die  freiwillige  Gerichtsbarkeit  angewiesen  worden  zu  sein  scheint  *) ; 
die  Analogie  mit  dem  zweiten  Falle  ergiebt  sich  aus  den  Ver- 
hältnissen der  Bevölkerung  Aiexandrias.  Diese  Stadt,  welche 
unter  Ptolemaeus  Physcon  sehr  gelitten  hatte  ^),  unter  den  Römern 
aber  die  erste  Handelsstadt  der  Welt  wurdet)  und  der  Grösse 
nach  nur  hinter  Rom  zurückstand  7),  hatte  ausser  den  zahlreichen 
Römern,  welche  sich  des  Handels  oder  wissenschaftlicher  Studien 
wegen  daselbst  aufhielten  und  unzweifelhaft  unter  dem  inridicus 
standen,   eine  doppelte  Bevölkerung.     Der   eine  Theil  derselben 

B«Töik6-  bestand  aus  Griechen  und  Aeeyptern,  welche  sich  zum  Theil 
Ai6XAttdru.| durch  Epigamie  vermischt  hatten,  der  andere  aus  Juden,  welche, 

'iJfX"|.des  Bürgerrechtes  der  Stadt  ebenfalls  theilhaftig»),  von  den  fünf 
Revieren  der  Stadt  zwei   bewohnten^).     Beide  wohnten   getrennt 

cofuetuum  inhabUem  fore,  Pratfectian  ad  iura  ttidenda  ah  Roma  q^awnU  mi9^ 
suros.  Dies  war  im  Ganzen  aucb  der  Zustand  Aiexandrias.  Dass  der  regierende 
Beiimte  nicht  praefectua  iuri  eUcundo  genannt  wurde,  hatte  seinen  Qrand  allein 
darin,  dass  in  Aegypten  bereits  ein  Prafect  höheren  Ranges  existirte;  dass  er 
aber  an  der  Spitze  der  ganzen  städtischen  Verwaltung  stand,  lehrt  Capitolin. 
M.  Ant.  ph.  25:  Maeeianum  et/om,  fiUum  Caasiif  cui  AUxandria  erat  conrnmaUj 
ex€rciiu$  occidii,  Vulc.  Gallic.  Avid.  Casa.  7:  Maedamanf  eui  erat  commUsa 
AUxandria.  Denn  da  im  J.  175  n.  Chr. ,  auf  welches  sich  diese  Stellen  bo- 
ziehn,  Flavius  Calvisius  Prafect  ypn  Aegypten  war  (Dio  Cass.  71,  28),  so  kann 
Maecianns  diese  Stelle  nicht  bekleidet  haben,  sondern  wird  mit  Dirksen  Die 
Script.  Hist.  Aug.  p.  HO  und  Kuhn  2,  475  für  den  iuridicua  AUxandriat  zu 
halten  sein. 

1)  S.  Seite  36. 

2)  Spartian.  Sept.  8ever,  17:  deinde  AUxandrinia  iu$  huleutarwn  dediU  qiU 
$ine  puhlico  eontiUo  ita  ut  aub  rtgibua  ante  vivebantf  uno  iudiee  conUnti,  quem 
Caeaar  dediaaet. 

3)  S.  die  Torherg.  Anm.  und  Dio  Cass.  51,  17.  8eit  dieser  Zeit  geschieht 
der  curia  AlaxandHat  oft  Erwähnung.  S.  die  Stellen  bei  Oothofr.  ad  Cod.  Theod, 
12,  1,  192. 

4)  S.  Bitter  a.  a.  0. 

5)  Strabo  17  p.  797.  798.   lustin.  38,  8. 

6)  Strabo  a.  a.  0.:  (a^y^otov  i^icopetov  t^«  oinouffciwjc. 

7)  Dio  Chrys.  or.  XXXI J  ad  Alexandrinoa  I  p.  669  R.  :  t)  -^äp  ic6Xic  6|iAv 
T^  {icy^^et  %a\  T(j>  TÖictp  TtXeiOTOv  Saov  hia^ioei  «otl  icepitpavöö^  dicofii&stxTat 
&euT£pa  Tdv  i>nö  töv  iJXtov.    Ammian.  22,  16,  7. 

8}  Es  war  ihnen   von  Caesar  (loseph.  Ant,  14,  10,   1.    contra  Apion,  2,  4) 
nnd  Augusttts  (loseph.  Ant.  19,  5,  2)  bestätigt. 
9)  Philo  m  Flaee.  8  p.  525  Mang. 


—     297     — 

und  hatten  nodb  in  der  Römerzeit  ihre  eigenen  Behörden;  die 
Griechen  den  i(v)Yi)D^c>  dem  die  iirijiiXeia  taiv  r^  icoXet  }(pi)9ifAfov, 
d.  h.  die  cura  anmmae  oblagt),  den  ipxiSixaon];,  ein  in  einer 
Familie  erbliches  richterliches  Amt  für  die  Gemeinde^},  dem 
i8vapx>2<  der  Juden  entsprechend,  ferner  dessen  Gehülfen  und 
Gericbtsschreiber,  den  oi70fiV-y)|iaTOYpa<poc^)  und  endlich  den  voxre- 
pivo?  oTpa-njyoc  {praefectus  vigilum)^  unter  dem  ein  Corps  von 
voxTOfoXax&c  stand  ^);  die  Juden  dagegen  ihren  Ethnarchen^)  und 
eine  eigene  ifepot>o(a®).  Ausserdem  hielten  sich  in  Alexandria 
Aegypter  aus  dem  Binnenlande  und  Fremde  als  Metoeken  auf^), 
wozu  noch  Sdaven  kamen,  so  dass  die  300,000  Bürger  der 
Stadt  ^)  bei  weitem  nicht  die  ganze  Einwohnerschaft  ausmachten. 
In  Processen  der  Griechen,  Juden,  Fremden  und  Römer  unter 
einander  wird  nicht  der  Richter  der  Gemeinde,  sondern  der 
iuridicus  das  Forum  gewesen  sein  und  es  ist  eine  Bestätigung 
dieser  Ansidit,  dass  der  einzige  iuridrctis  (8ixato8otY](;)  einer 
Stadt,  der  in  römischer  Zeit  vorkommt,  sich  in  Palmyra  findet, 
dessen  aus  Arabern,  Juden,  Griechen  und  Römern  gemischte 
Bevölkerung  der  alexandrinischen  im  Wesentlichen  ähnlich  war']'. 

1)  Strftbo  17  p.  797:    t6»v  B'  imympiar^  dfp^(5vtwv  xatd  itöXtv   piiv   8  Te 

Töv  T^  7t6Xei  )^pTjatfJiaiv,  xal  6  üirofjivrjjxaTOYpacpo;  xai  6  dpYiStxaor^; ,   tlTapxoc 
li  h  vyxxepivö«  mpaTrf(6^,    C.  1.  Or.  n.  4688.   Franz  p.  291».  321^. 

2)  Letronne  ßee.  U  n.  352 :  Faioc  'Io6Xio(  Aiov6atoc  dpxtficxaon^c ,  8£aivoc 
dpxiÖHtaOToü   &6«  xal  itar/jp.    Er  kommt  auch  vor  n.  386  (C.  /.  Or.  n.  4734. 

3)  Ausführlich  beschreibt  sein  Amt  Lucian  Pro  mercede  conducUa  11.  12. 

4)  Strabo  1.  1.  Philo  in  Flaec.  14  p.  534  Mang. 

5)  Strabo  bei  loseph.  ArU,  14,  7,  2:  xadtoraxai  5e  xat  i^dpTq^  auTd»v 
Clouoaiov),  Bc  5ioixet  xe  t6  I8no;  xal  oiatTql  xploei^  xal  oufißoXalcov  im\u\elx(u, 
xat  TrpocxaYfAaxmv,  ^  av  iroXixefca;  doytos  auxoxeXouc.  Vgl.  19,  5,  2.  Wesseling 
De  Judaeontm  arehorUibu».  Trai.  173o  c.  3.  Ethnarcheb  kommen  auch  sonst  in 
Aegypten  vor  (Strabo  17  p.  798),  obwohl  ihr  Begriff  nicht  feststeht.  £9vo;  ist 
auch  ela»$i9,  ordo,  und  man  sagt  l%so^  Upiov,  ornjitoupfdiv  u.  s.  w.  S.  Letronne 
zur  Inschr.  von  Rosette  lin.  17.  Rec.  I  p.  278.  Den  Ethnarchen  der  Juden  mit 
dem  Alabarchen  zu  identiflciren ,  wie  Valesius  ad  Euseb.  H.  E.  2,  5  p.  24  und 
nach  ihm  Kuhn  2,  506  thun,  ist  ungerechtfertigt.  ^ 

6)  Philo  in  Flacc.  10  p.  528  Mang. 

7)  Deshalb  unterscheidet  das  Ed.  Ti.  Alex.  lin.  33  xouc  lY'feveu  'AXeSav- 
opeic  xal  k^  xj  ic6Xct  hvk  ^iXepY^crv  xorroixo&vxac 

8)  I>iodor.  17,  52. 

9)  Insehr.  v.  Pafanyra  aus  d.  J.  263  bei  Waddingten  n.  2606«:  'H  ßou(^i}j 
xal  6  ^Ifioc  SsitxCi^tov  OOopc&^v]  xöv  xpdxiorov  i[ft(Tpoicov]  Seßaoxou  &oux7]v[>* 
piov,  5tJxco(dTt]v  xffi  piTfcpoxoXovciac.  Waddington  verwirft  zwar  diesen  Ver- 
gleich, weil  er  den  iandicu»  AUxandriae  mit  Franz  f&r  einen  Legaten  des  PrS^ 
fecten  hält,  dass  er  aber  dies  nicht  war,  glaube  ich  oben  gezeigt  lu  haben. 


—    298     — 

si?^äs  Unter  Dioclelian   wurde  Aegypten   eine  DiOoeee  des  Orients 

dMOrienti  und  spttlef  me  selbständige  Diöoese,  Al^iDfrcxiaxi^  8io(xi}9tc>}, 
deren  Vorsteher,  der  praefictus  AegypU^  den  vicarti  praefecti  prae- 
iario  gleichgestellt  wurde  2).  Diese  Didoese  umfasste  unter  Dio— 
cletian  5  Provinzen,  nSmlidi  \.  Aegyptus  lovia^  Unleraegypten 
westlich  vom  Nil,  2.  Aegyptus  Herculiay  spater  Augu$taimnica  oder 
Augxisia  prima ^  3.  Thebais^  4.  Libya  inferior  (Marmarion  oder 
MareoUsj  zunädist  westlich  von  Aegypten),  5.  Libya  super ior 
(Cyrenaica)^),  Dazu  kam  später  6.  i4rca(ita,  benannt  von  Area- 
dius,  dem  Sohne  Theodosius  I,  welche  Provinz  von  Aegyptus 
HercuUa  abgetrennt  wurde  ^).  Die  Nomeneintheilung  dauerte  noch 
bis  in  das  siebente  Jahrhundert  n.  Chr.  ^) . 

XTiL  Creta  und  Cyrenaioa. 

mher«  Die  Nordkilste  Africas  zerfiel  in  der  römischen  Kaiserzeit  in 

vier  Provinzen,  Cyrenaica,  Africa,  Numidia  und  Mauretania^). 
Denn  Aegypten  wird  von  clen  älteren  Geographen  zu  Asien  ge- 
rechnet, und  obwohl  Ptolemäus  dies  missbilligt  und  zuerst  als 
Grenze  beider  Erdtheile  das  rotbe  Meer  und  die  Landenge  von 
Suez  feststellt '^),  so  gehört  doch,  wie  wir  gesehen  haben,  in  der 
Verwaltung  auch  noch  nach  Diocletian  Aegypten  zu  den  Provin- 
zen des  Orients.  Westlich  von  Aegypten  erhebt  sich  das  Terrain 
in  grossen  Terrassen,  dem  Catabathmus  parvus  und  dem  Gatabathmtts 

1)  C.  /.  Ot.  4639. 

2)  S.  hierüber  Mommsen  Abh.  d.  Berl.  Acad.  1862  S.  494  IT. 

3)  Yeronegiscbes  Yerzeichniss  bei  Mommsen  a.  a.  0.  S.  499.  ÖOO. 
4j  EuBthatbius    ad  Dionys,   Peritg.    v.   251 :    8aaoi  ^'  imdrcokis    jxeadrrjv 

Tceipov   Ivouoiv :   Sri  •?)  xaz^  Atpircov  'ETtTairoXic  xai  'ApxaSla,   rf);  diro   toü 
aoi/ico;  'Apxa5(ou   Sottpov  ^xXVj^,   tzpb  hi  toütou  xa\  'Errdhiofxoc  ^  'Eirxavo- 
{jkla  d)Nop.<{avr2.   Kai  toOxo  aev  dxaAetxo  6id  t6  iirrd  l^etv  N0fji.o6(. 

5)  Franz  a.  a.  0.  p.  322. 

6)  Für  alle  diese  Provinzen  sind  benutzt:  Carte  de  VAfriqae  <otu  la  domi- 
naiion  des  Romains,  dressie  au  dip6t  de  la  guerre  d^apris  les  travaux  de  Mr.  Fr, 
Laeroix  par  le  capitain  Nau  de  Champlouis  (Paris)  1864  und  1865.  2  Blätter 
nebst  einer  Notice  sur  la  carte  etc. ,  in  welcher  sich  ein  Yerzeichniss  der  römi- 
schen Ortschaften  mit  Bestimmung  ihrer  Lage  und  Angabe  der  Quellen  befindet ; 
fenier  ein  Band  des  V Univers,  enthaltend:  Afriquej  esquisse  ginirale  de  fAfrique 
ei  Afrique  aneierme  par  M.  D'Avezac;  Carthage  par  Dureau  de  la  Malle  et 
J.  Yanoski,  Ntanidie  et  Mauritanie  par  L.  Laeroix,  L'Afrigue  ehriUtnne  par 
J.  Yanoski,  Paris  1844.  8.  L.  Malier  Numismatique  de  l'aneienne  Afriqve,  Yol.  I. 
Les  mownaies  de  la  Cyr^nai^u«,  Gopenhague  1860.  4.  YoL  II.  Les  numnaies  de 
la  SyrUquej  de  la  By%aehne  et  de  la  Zeugiiane,  1861.  Yol.  III.  Les  tnonnaUs  de 
la  Numidie  ei  de  la  Mauritanie,  1862. 

7)  Pudern.  %  1,  69  4,  5,  1  ff. 


i 


—     299     — 

magnuSj  welcher  letztere  die  Grenze  zwischen  Aegypten  und 
Cyrene  bildet^),  das,  eine  fruchtbare  Hochebene  einnehmend,  im 
Westen  bis  zu  den  Altären  der  Philaeni,  der  Grenze  der  Provinz 
Africa^),  reicht.  Der  Staat  Cyrene^j,  «ine  dorische  Colonie,  bil- 
dete zuerst  ein  Königreich  unter  der  Herrschaft  der  Battiaden 
(c.  640  —  450),  dann  einen  freien  Staat  (c.  450  —  322),  der 
trotz  fortwährender  bürgerlicher  Unruhen  zu  hohem  Wohl- 
stande gelangte,  bis  er  322  v.  Chr.  von  dem  ersten  Ptole- 
maeer  erobert  wurde.  Erst  nach  dem  Tode  des  Ptolemaeus 
Physcon  oder  Euergetes  U  im  J.  417  wurde  er  wieder  definitiv 
von  Aegypten  getrennt  und  dem  Ptolemaeus  Apion  übergeben, 
welcher,  als  er  658  =  96  kinderlos  starb,   das  Land  in   seinem     cym^ 

'  '  kommt  an 

Testamente  den  Römern  vermachte^).  Damals  lagen  in  dem-  dies««», 
selben  ausser  Cyrene  vier  grössere  Städte  nebst  vielen  kleineren 
Ortschaften,  welche  alle  von  Cyrene  aus  gegründet  worden  waren  penupoiij. 
und  zwar  geographisch  als  Pentapolis  bezeichnet  werden^),  poli- 
tisch aber  vollkommene  Selbständigkeit  besassen  und  erst  nach 
Beseitigung  der  Königsherrschaft  in  einem  Bundesverhältniss  ge- 
standen zu  haben  scheinen.  Denn  seit  dieser  Zeit  führten  sie 
mehrmals  gemeinsam  Krieg  und  schlugen  gemeinsame  Münzen, 
welche  unter  den  Ptolemäem  die  Aufschrift  xoivov  tragen  <*). 
Diese  fünf  Städte  waren  7)    4.  Cyrene,  2.  Barce,    gegründet   von 

1)  SalloBt  lug,  19.  Polyb.  31,  26.  Strabo  17  p.  798. 

2]  Sallust  a.  a.  0.  und  c.  79.   Strabo  17  p.  836.  ^ 

3)  lieber  die  Topographie  Gyienes  s.  I.  B.  Pacbo  Relation  d'un  voyaye  dant 
la  Marmarique,  la  Cyr^naique  et  U»  OatU  d'AudJelah  et  de  Mara^hy  Paria 
1827.  4,  nebst  Atlaa  in  fol.  H;  Barth  Wanderangen  durch  die  Küstenlander  des 
Mittelmeeres ,  Berlin  1849.  8.  S.  418  ff.  Kieperts  Karte  der  Cyrenalca  mit 
G.  Bohlfs  Beuten  in  Zeitschr.  der  Gesellsch.  für  Erdkunde  zu  Berlin  1870  Taf.  5 ; 
über  die  neuesten  Ausgrabungen:  History  of  the  reeent  dUcoverie$  ai  Cyrene 
made  dwing  an  expedition  to  the  Cyrenaiea  in  1860 — 61  by  B.  Murdoch  Smith 
and  £.  A.  Porcher,  London  1864  fol. ;  über  die  Geschiclite  desselben  Thrige  Re$ 
Cyrenensium,  Hafniae  1828.  8.  Gottschick  Gesch.  der  Gründung  und  Blüthe  des 
hellen.  Staates  in  Kyrenalka,  Leipzig  1858.  8.  B.  Kolbe  Der  Bischof  Synesius 
von  Cyrene  oder  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Brdkunde  und  Geschichte 
der  libyschen  Pentopolis,  Berlin  1850.  8.  L.  MüUer  a.  a.  0.  1»  1  ff.  Pauly  Beal* 
Encycl.  1,  1081  ff.  2,  825  ff.   D  Avezac  a.  a.  0.  p.  74—158. 

4)  Appian.  B,  C,  1,  111  setzt  diese  Begebenheit  irrig  in  das  Jahr  74,  Li- 
vins  ipit,  70  zwischen  97  und  92.  Das  Jahr  96  geben  richtig  an  lulius  Obse- 
quens  de  prod,  49.  Buseb.  Chiron.  Can,  p.  133  Schoene.  Cassiodori  Chron,  ad 
a.  658.    S.  das  I^ahere  bei  Thrige  p.  258.    Clinton  FwU  MeU,  Ul  p.  389. 

5)  PUnius  iV.  JSr.  5  S  31.  Ptolem.  4,  4,  4.  Sex.  Bnfus  &r.  13.  tiynesiui  ep, 
14.  47.  58.  59.  67  u.  «.   Thrige  p.  15. 

6)  L.  MflUer  a.  a.  O.  p.  30.  37. 

7)  Strabo  17  p.  837.  Piin.  N.  B,  b  %  31.  Mela  1,  8  p.  13  Parthey.  Die 
bedeutendsten  von  diesen  irares  Cynne,  Barce,  Suesperidea,  toh  weleheo  sahl« 


—     300     — 

den  BattJaden  um  550,  später  Piolemais  genannl^),  3.  Euespe- 
rides  oder  Hesperis,  eine  Colonie  Arcesilas  IV,  später  Berenice^), 

4.  ÄpoUonia  oder  Sozusa^),  5.  Teuchira  oder  Arsinoe*).  Die 
römische  Regierung  nahm  zwar  diese  Erbschaft  an,  trug  indessen 
Bedenken,  aus  dem  sehr  entlegenen,  verhältnissmässig  kleinen 
und  eines  fortwährenden  Schutzes  bedürftigen  District  sofort  eine 
Provinz  zu  machen  und  begnügte  sich,  die  königlichen  Domainen 
der  Ptolemäer  in  Besitz  zu  nehmen^),  dem  Lande  eine  Steuer 
von  dessen  Hauptproduct,  dem  silphium^y  aufzulegen')  und  im 
Uebrigen  den  fünf  Städten  ihre  eigne  Freiheit  und  die  Verwal- 
tung ihrer  Gebiete  zu  gestatten^).  Allein  die  Stadtgemeinden 
waren  bereits  unfähig  geworden,  sich  selbst  zu  regieren;  in 
Cyrene  kam  es  mehrmals  zu  einer  grausamen  Tyrannenherr- 
schaft ^j,  und  als  im  J.  668=86  LucuUus  zufällig  in  Cyrene 
erschien,  um  Schiffe  für  Sulla  zu  requiriren,  nahm  man  dessen 
Hülfe  zu  einer  neuen  Constitution  der  Verfassung  in  Anspruch  ^^) . 
In  Folge  dessen  wurde  einige  Zeit  darauf,    nämlich   im  J.  680  = 

reiche  Mfinzen  vorhanden  sind.  Statt  Apolionia  nennt  Ammian.  22,  16,  4  Damis, 
welche  Stadt  mit  Balagiae  lusammea  nur  eine  Münze  geprägt  hat  (L.  MiUler 
1,  96). 

1)  Thrige  p.  132  ff. 

2)  Thrige  p.  180  f.    . 

3)  Thrige  p.  101. 
4l  Thrige  p.  114. 

5)  €ic.  De  lege  agr.  2,  19,  51 :    adscribit  eidem  aueiioni   CorirUhioa  agros, 

et  CyrenenseSj  qui  ApioniB  fuerunt.    Uygin.  in  Oromat.  v^t.  I  p.  122  L.: 

tn  provincia  Ctfrenensium agri  sunt  regii  ^   id  est  Uli,  quos  Ptolemaeua  rez 

populo  Romano  reliquit.  Tac.  Ann.  14,  18:  idem  Cyrenenses  reum  agebant  Aei- 
Uum  Strabonemf  praetoria  potesUUe  uaum  et  misswn  diseeptatorem  a  Claudio 
agrorum,  quos  regi  ApUmi  quondom  habitos  et  populo  Romano  cum  regno  relictcs 
proximus  quisque  possessor  moaserant^  diutvnaque  Uceniia  et  vritaria  quasi  iure  et 
aequo  nitebantur.  Igitur  abiudicatis  agris  orta  adversus  iudieem  invidia. 

6)  Ueber  das  Silphiom ,  das  als  Medicament  verwendet  wurde  und  hoch  im 
Preise  stand,  giebt  es  eine  grosse  Literatur.  Am  besten  handelt  darüber  L.  Mül- 
ler a.  a.  O.  S.  13 — 16.  31.  104 — 109,  wo  weitere  Nachweisungen  gegeben  sind. 
Es  gab  modisches  und  cyrenäisches  Silphium ;  das  letztere  war  schon  unter  Nero 
sehr  selten  geworden  und  ist  gegenwärtig  nicht  mehr  vorhanden.  Das  erstere 
hat  neuerdings  der  englische  Botaniker  Falkoner  im  nördlichen  Kaschmir  wieder- 
gefunden,   und  es  entspricht  genau  dem  auf  cyrenäischen  Münzen  abgebildeten. 

5.  J.  Friedländer  in  Uubers  Numismatischer  Zeitschrift  1872  p.  430  f. 

7)  Plin.  iV.  J?.  19  $  40 :  quo  minua  omitUndwn  videtur  C.  Valerio  M.  He- 
rennio  cosa.  (661  s=93)  Cyrenis  advecta  Romam  publice  laserpici  pondo  XXX,  Cae- 
sarem  vero  dictqtorem  initio  beUi  etvilis  inter  aurUm  argentumque  protulisse  ex 
aeratio  laserpiei  pondo  MD. 

8)  Livlus  ep.  70. 

9)  Thrige  p.  270  ff.  und  besonders  Plutarch.  Dt  muUervm  virt.  19  p.  315 
Dfibner. 

10)  Plutazeb.  LueuU.  2.    loseph.  Ani.  lud,  14,  7,  2. 


—     301     — 

74    die  Cyrenaica    zur  Provinz   gemacht  i)    und    zunächst  einem      wird 
quaestor  pro  praetore  untergeben^). 

Im  Jahre  686  =  68  führte  der  Proconsul  Q.  Caocilius  Metel- 
lus  den  Krieg  gegen  Greta ^j,  dessen  Resultat  war,  dass  im 
folgenden  Jahre  687  =  67  auch  Greta  Provinz  wurde  4)  und  in 
demselben  Jahre  scheint  auch  in  Gyrene  eine  nochmalige  Orga- 
nisation der  Provinz  stattgefunden  zu  haben  ^),  und  zwar  in 
Folge  des  Krieges  mit  den  Piraten,  welche  in  Cyrenaica  recht 
wohl  Verbindungen  gehabt  haben  können^).  Ob  aber  bereits 
damals  die  combinirte  Provinz  Cretä-Cyrene  eingerichtet  ist,  wie 

1)  Dies  J&hi  giebt  bestimmt  an  Appian.  B.  C.  1,  111.  Wenn  Zxxmpt  8tud. 
Rom.   p.  48  und  Mommsen  R.  G.  3,  51  das  Jahr  679=3  75   annehmen,   so  hat 
das  seinen  Grund  darin,   dass  sie  auch  Blibynien,   dessen  ProTincialeinrichtung 
nach  Appian  gleichzeitig  war,    75  Provinz  werden   lassen.     Allein   auch  Blthy-  ' 
nien  ist,  wie  wir  oben  nachgewiesen  haben,  nicht  75,  sondern  74  eingerichtet. 

2)  Dies  besagt  das  von  Heine  entdeckte,  zuerst  von  Pertz  herausgegebene 
Fragment  des  SaUnst  HUt,  2,  39  DieUch  (47  KrUz):  P[üblhu?]q[ue]  Lentulus 
Maire€i\Uinut]  eodem  a[u]etore  quaeiüor]  in  novam  prooinei[Qm]  CurenoM  misnts 
est  [guod]  ta  jmortui  regit  Apio[ni»\  teatamenio  nobiä  d[(Ua]  ftmdentiQre  quam 
[tttos]  per  genti»  et  minui  g{lo}riiae  avidi  itnperio  co[ntijfieruia  /Wl.  Ueber  dies 
Fr.  s.  Pertz  Ueber  ein  Bruchstück  des  98  Buchs  des  Livlus,  Berlin  1848.  4. 
Kreysslg  Conim.  de  T.  Linii  Msiorianim  reliquüs  ex  polimp$etto  ToUtano  eruti«, 
Misenae  1849.  4.  Mommsen  in  Berichten  d.  sachs«  Gesellsch.  der  Wlss.  Ph. 
Bist.  Gl.  1850  S.  190,  wo  ein  Brief  Borghesi's  mitgetheilt  ist,  \^  welchem  er 
die  in  dem  Aufsatze  8uU'  eth^  in  cm  la  Cirenaiea  divenne  provineia  Romana 
(^Oeuvres  2,  395  if.)  ausgeführte  Ansicht  zurücknimmt.  Huschke  Zeitschr.  f. 
gesch.  Bechtswiss.  XV,  3  S.  273.  Bergk  Zeitschr.  f.  Alterthumswlss.  X  S.  880. 
Heerwagen  in  Kreyssig  E^ist.  ad  Fr.  AntsHim,  Misenae  1852.  K.  L.  Roth  im 
Rhein.  Mus.  VUI  (1853}  S.  436.  Auch  später  kommen  mehrmals  als  Statthalter 
der  Provinz  Quaestoren  vor,  so  A.  Pupius  Rufus  TOftia;  dviiorpettT^^oc  auf  Mün- 
zen von  Cyrene,  deren  Zeit  nicht  genau  zu  bestimmen  ist  (L.  Müller  1,  161), 
P.  Septimius  Qeta  Tafzlac  tax  dlvTiOTpaTtj^o«  Kp-^injc  xal  Kypi^vTjc,  C.  /.  Or.  2591, 

3)  Dio  Cass.  fr.  178,  1  p.  102  Bekk.  Drumann  2.  52  ff. 

4)  Die  Einrichtung  der  Provinz  dauerte  bis  688  »66.  Vell.  2,  34:  per  id 
iempus  a  Q»  MeUUo  Greta  innda  in  popidi  Romani  potestaiem  redaeta  est ,  quae 
—  per  triennium  Romanos  exercitua  fatigaverat,  Eutrop.  6,  11.  Uebrigens  s. 
Dio  Cass.  36,  2  (p.  103  Bekk.).  lustin.  39,  5:  Creta  CUieiaque  piraUeo  hello  per- 
domitae  in  formam  provineiae  rediguntur.  Liv.  ep.  100:  Q,  Meteüua  perdomiti» 
Crttensihw  Uberae  in  id  tempua  intulae  lege»  dedit.  Cic.  pr.  Mur,  35,  74 :  {Crettsj 
nostri  imperü  praeeidio  diaciplinam  auam  legesque  coneervant,  Cic.  pr,  Flaeeo 
13,  30. 

5)  In  dem  Verzeichnias  der  j^lege  des  Pompeius  Fr.  Vat.  Diodori  40,  19 
Vol.  lU  p.  141  Dind.  heisst  es :  oiroroSoc  —  xoi  ti^v  xatd  KiXixlav  Suptav, 
'lou&atov,  'Apaßio^,  KvpYjva'ix'^v.  Darauf  scheint  auch  zu  gehn  Eutrop.  6,  11: 
quo  tempore  (im  J.  67)  Lihya  quoque  Romano  imperio  per  teetamentum  Aptonis^ 
qui  rex  eiua  fueraty  aeeessU.  Dieselben  Worte  wiederholt  die  Hiat,  Miaeelia  6,  10. 
Vgl.  Hieronymus  Euseb.  Chron.  Can.  p.  135  Schoene,  der  zu  Ol.  178,  4s=65 
V.  Chr.  die  Notiz  hat :  Hb^  per  teatamenUmi  Apionia  regia  Romania  relicta.  End- 
lich hat  die  Stadt  Berenice  eine  Aera,  die  wahrscheinlich  67  zu  setzen  Ist.  S.  die 
Untersuchung  von  Gibert  und  Goepel  bei  Franz  C,  1,  Or.  5361. 

6)  Boighesl  Oeuvrea  2,  398. 


—     302     — 

man  gewöhnlich  annimmt^},  muss  in  Ermangelung  jeder  Nach- 
richt bezweifelt  werden^,  zumal  da  nach  Cäsars  Tode  im  J.  44 
der  Senat  die  Provinzen  einzeln  an  Brutus  und  Gassius  vergab  ^) , 
und  zwar  Greta  an  Brutus,  Gyrene  an  Gassius^),  im  J.  7<8  = 
36  aber  die  Provinz  Gyrene  von  Antonius  wieder  zum  König- 
reich gemacht  und  nebst  einem  Theile  von  Greta  seiner  Tochter 
Gleopatra  verliehen  wurde  ^).  Erst  nach  dem  Tode  des  Antonius 
stellte  Octavian  die  Provinz  her^  und  bei  der  Theilung  der  Pro— 
cntatmd  vinzeu  727  =  27  wurde  Gyrenaica  und  Greta  definitiv  zusammen- 
binirt.  gelegt  Und  seitdem  unter  dem  Namen  Greta  Gyrenae,  Greta  et 
Gyrenae,  auch  wohl  Greta  oder  Gyrenae  allein^  als  Senatspro- 
vinz*)  von  einem  Proprator®)  mit  dem  Titel  procoiww/ ^<^)  admini- 

—       ■    ■  ■  ■■  —  ■■■■•*■■■  I  ■         ■  ■       I     I  I     ■  ^     -  ■  ,      ,  ■■    ^^  .     ■  ■  !■  ■■■■■»  I  ■     ■    ,P«  I      ■■■      ■  ■  I  — —  — 

1)  Boeckh  C,  I.  Or.  2588  nach  Pighins,  welcher  die  vereinigte  Provinz 
durch  einen  Pritor  nnd  zwei  Qnäatoren  verwalten  läset,  ohne  einen  Beweis  bei- 
zobringen. 

2)  Der  Quiator  M.  Inventius  Lateranensis  (691  =  63) ,  von  dem  Cicero  pro 
Pkme,  26,  63  sagt:  Cyrenis  liberalem  in  pfMeanos,  huiunt  in  soei09  f^üue  be- 
weist nur,  dass  Cyrene  damals  Provinz  war;  ob  es  mit  Greta  vereinigt,  und 
unter  welchem  Statthalter,  lehrt  die  Stelle  nicht.  Ueber  die  ganze  Frage  handelt 
Znmpt  Comm.  ep,  II,  241  ff. 

3)  Appian.  B.  C.  3,  12.  16.  36.   Unklarer  3,  8;  4,  57.   I>io  47,  21. 

4)  Oic.  Pfui.  2,  38,  97:  miper  flxa  iabtda  estj  qua  clvitatea  locuplelissimae 
Creteruitmi  vectigalifms  Uherantur  statuiturque  ne  posi  M.  Bnitum  jproeonsulem  aii 
Creta  provineia.  Phil.  11,  12,  27:  num  igitur  BrviUu  txspectavii  decreta  nostrOf 
evm  studio  nosset?  Neque  enim  est  in  provineiam  suam  Crtta/n  profeeturus,  Dio 
Gass.  45,  32;  46,  23.  Appian.  B.  C.  5,  2.  Nacb  Platarch.  Brut.  19  erhielt  Brutus 
Creta,  Gassius  AtßuTjv.  Dies  ist  die  pentapoliM  Libyae  (Sex.  Ruf.  hr.  13,  i^  Aiß6T] 
V)  Ttepl  Kup'/)V7]V  Dio  Gass.  49 ,  41 ,  in  welchem  Sinne  Platarch  Atß6T]  auch 
V.  Anton.  54  braucht),  nicht  die  Provinz  Africa;  denn  diese  verwaltete  im  J.  44 
Gorniflcius  fDnimann  2,  619).  Uebrigens  vgl.  Dnimann  1,  139.  Borghesi 
Oeuvres  2,  400. 

51  Dio  Gass.  49,  32.  41.   Plnt.  AnUm.  54. 

6)  Monum.  Ancyr.  5,  31  p.  81  Mommsen :  provineias  omnis,  quat  frans  Ha- 
dfianum  mare  vergwi{t  a]d  orJef)[te]m,  Cyrenasque,  tarn  ex  parte  magna  regihus 
eas  possid^ntibus reciperavi. 

7)  Caesins  Cordns  pro  eonsule  Cretaty  Tac.  Ann.  3,  38.  Derselbe  wird  ange- 
klagt von  den  Cyrenenses  ib.  70:  M.  Aurelius  —  Seranus  —  g(iiaertor)  provffi- 
eiae  Cretae.  Gu^rin  Voy.  arch.  dans  la  r€g.  de  TwfUs  II  p.  253  n.  461.  Andere 
Beispiele  s.  in  den  folgenden  Anm. 

8)  Dio  Gass.  53,  12.  14. 

9)  Strabo  17  p.  840.  Anf  den  Mfinzen^on  Gyrene  kommt  ein  L.  Lollins 
vor,  den  Borghesi  Oeunres  2,  400  nnd  L.  Müller  1,  158  fQr  den  ersten  Propra- 
tor  von  Gyrene  halten,  der  dies  Amt  67 — 66  v.  Chr.  bekleidet  habe. 

10)  Bekannt  sind  Scato  procos.  auf  MOnzen  von  Cyrene,  unter  Augustns  nnd 
zwar  nach  23  v.  Chr.,  L.  Müller  1,  166;  [M.  Lolllus]  Palik(ana8)  pr{ocon3Ul)  aus 
derselben  Zeit,  L.  Müller  1,  167;  Occius  Flamma  (Seneca  contr.  9  p.  273  Burs. : 
secutus  erat  in  provineiam  Cretam  Oecium  Flammam  proconsulemy  cf.  p.  439);, 
Gaesius  Cordus,  proconsule  CrtUie  unter  Tiberius,  Tac.  Ann.  3,  38;  Cornelius 
Lupus  Cos.  795  =  42,  vorher  dvftüirato?,  auf  Münzen  von  Creta,  Borghesi 
Oeuvres  1,  437;  Cn.  Petronios  Probatus proeons.  provine.  Oretae  (nach 


—     303     — 

strirt,  unter  dem  ein  legatus^)  und  ein  qxiaeBtor  fungirte^).  Die 
Landschaft  Maimarica,  welche  zwischen  der  Pentapolis  und 
Aegypten  liegt  und,  wie  noch  jetzt,  von  Nomadenstämmen  be- 
wohnt wurde,  musste  erst  erobert  werden,  und  wird  diese  Er- 
oberung dem  P.  Bulpicius  Quirinius  zugeschrieben  J^),  dessen  Pro- 
consulat  vermutliungsweise  in  das  Jahr  73 4 «=20  gesetzt  wird*). 
Erst  unter  Diocletian  wurde  die  Combination  der  Provinzen  Greta 
und  Cyrene  wieder  aufgelöst  und  das  wüste  Libyen  unter  dem 
Namen  Libya  inferior  mit  der  Hst.  Paraetonium,  die  Pentapolis 
unter  dem  Namen  Libya  superior  mit  der  HsU  Sozusa  zur  dioe- 
cesis  Orientis,  später  zur  dioecesis  Aegyptij  Greta  aber  mit  der 
Hst.  Goityne  zur  dioecesis  Moesiae  gezogen^). 

■  ■  ■  —  ■■■  ■■■  ■■■  I  ■■■■■■  ■  ■■■■■ll»W  ^B  ■■■ 

GUndiDs),  Henien  n.  64Ö1;  A.  lulias  QtutdrataB  [dvOÖTroroc]  Kp^rrjc  Kup-fjvtjCi 
Waddington  1722^;  0.  /.  Gr.  3Ö32,  und  so  ist  auch  zu  lesen  in  der  auf  den- 
selben Qnadratns  bezüglichen  Inschr.  C.  1.  Qr.  3548,  wo  jetzt  Kpi^c  K6itpou 

steht  (aus  Domitians  Zeit):  Q.  Oai^lins Macer frf&.  pldt.  praetor), 

proeoi,  prov.  Cretae  Oyr(tnanan)y  Omt.  415,  ösC.  i.  I«.  II  n.  4120;  Sex.  Ta- 
diu8  —  Paulinus  pro  cos.  sorUtiu  prov.  Cret,  Cyr.t  Orelli  3658;  M.  Nouius  Bal- 
bus  proeo$.  Henzen  5296;  Q.  Caecilias  Rnflnus  —  dv86trcrroc  Kp^njc  xQil  Ku- 
^Hifi,  C.  /.  Or.  2588.  Die  Inschr.  Qrut.  476,  5  gehört  nicht  hieher.  8.  Borgheti 
Oeuvr.  3,  186. 

1)  Orelli  3659  =  Hermes  3,  114:  C.  Julio  —  Comuto  TertuUo Ugato 

pro  praetore  provhu.  Creiae  et  Cyrtnanan;  Maffel  Mus.  Vier.  p.  416  m  Boissien 

ln»er.  and.  de  Lyon  p.  82 :  C.  Alfidio  Oallo ley.  pr.  pr.  provinciae  Cretae 

et  Cyrenamm. 

2)  Suet.  Vesp.  2:  quae$tor  Cretam  et  Cyrenas  provinciam  sorte  eepit.  Dio 
Cass.  57,  14:  tötc  hii  ii  Kpi^iTV],  tou  dtp^ovrec  at^r9)^  dico^vtfvtoc  x^  xe  xapil^ 
xat  Tfjp  icapiSptp  a&Toü  töv  Xoiicöv  ^p6vov  7cpo9£Tdlj^^.  Auf  Münzen  von  Cyrene 
Anden  sich  A.  Pupius  Bufus  Ta(ii(ac  dvTtoTpd(Tr|YOc)  t  L.  Müller  1,  161;   Capito 

O^uaeitor^y  L.  Müller  1,  168;  In  Inschriften:  L.  Fabius  GÜo ftkiest.  prov, 

Cret.  Cyr.,  Marini  I$er.  Alb.  p.  50;  derselbe  mit  dem  Titel  Q.  proo,  Cretae 
ib.  p.  51 ;  ein  namenloser  Quae^to]r  provinciae  [CWetae  et  Cyrenar(wn)  ib.  p.  53; 
Bellldus  Söllers,  Q.  Cret.  et  C{yr.],  Henzen  6912;  C.  Luxilius  --  Sabinus  —, 
qttaeet.  pr(p)  pi(aeiore)  prov.  Cretae  Cyr.,  Grut.  433,  Iss  Orelli  3143;  Marcelli- 
nuB  TafiiaC)  C.  I.  Qr.  2589 ;  P.  Septimius  Geta  Tapi(ac  xal  dyctorpdtmoc  Kp^rnc 
xat  KofrhmCf  O.  /.  Or,  2591 ;  quaeH.  pro  [pr.  prjovmctoc  Cretae  et  Cyen(artim), 
Henzen  6766 ;  ein  pro  q.  prooine.  Cretae  et  Cyrenarumj  Boighesi  Oeuvree  3,  186. 

3)  Florus  2,  31 :  Mu8ulamo$  atque  Üaetulos  aceoUu  Syrtium  (^Augtutus)  Coaso 
duee  eompescuity  unde  Uli  OaettUiei  nomen  latius  gtiom  ^ta  vietoria.  (Dies  ge- 
schah 6  n.  Chr.,  Dio  Cass.  55,  28.)  Pariter  Marmaridas  atque  Oaramantas  Qui" 
rinio  iubigendoi  dedit;  potuit  et  Üle  redire  Aformaricuj ,  $ed  modeHior  m  aeHi- 
manda  vietoria  fktU. 

43  Mommsen  R.  g.  D.  A,  p.  120.  Ss  würde  dabei  anzunehmen  sein,  dass 
damals  der  Proconsul  von  Oyrene  noch  ein  Heer  hatte,  wie  der  Proconsiü  von 
Africa,  wofür  der  Name  der  legio  III  Cyrfnaica,  welche  doch  ihren  Namen  von 
Cyrene  hat,  sprechen  würde.  Die  Bestimmung  des  Jahres  ist  aber  sehr  nnaieher. 
Vgl.  Zumpt  Comrn.  ep.  U.  91  f,   Henzen  Imcr.  p.  496.  •       • 

5)  Veronesisches  Verz.  Abh.  d.  Berl.  Acad.  1862  S.  499.  508.  Zosimus  2, 
33.   Boecking  If.  D.  1,  135.  137.   Hierocies  p.  649.  732.  733. 


—     304     — 

Die  sudtg«.         In  der  EiDwobnerscbaft  der  Stadt  Cyrene  werden  vier  Ciassen 

maiAM  Ton  ^ 

cywne.  unterscliieden  ^),  izoXixai,  d.  h.  Griechen,  welche  indess  wie  die 
alexandriniscben  durch  Epigamie  mit  den  Eingeborenen  vermischt 
waren 2),  Yscf>pp(^  d.  h.  Libyer,  (iixQixoi  und  'louSaloi^  welche 
letzteren  seit  den  Ptolemäem  einen  grossen  Theil  der  Bevölkerung 
ausmachten-'^)  und  das  Bürgerrecht  genossen ^j,  aber  sowohl  hier 
als  in  Berenike  eine  eigene  Gemeinde  (icoX(T6U}i.a)  unter  neun 
Archonten  bildeten^).  Der  in  alter  Zeit  blühende  Handel  der 
^*sudV*'  Stadt  verlor  seit  der  Anlage  Alexandrias  und  sank  in  dem  Grade, 
als  das  letztere  sich  erhob  ^);  und  die  römische  Regierung  scheint 
wenig  gethan  'zu  haben"),  um  den  Verfall  der  Stadt  aufzuhalten, 
welcher  zu  Synesius  Zeit  seinen  höchsten  Grad  erreicht  halte  ^). 
Greta,  einstmals  wegen  seiner  hundert  Städte  gepriesen,  hatte  zwar 
noch  unter  den  Römeni  seine  alte  Stadtegemeinschaft,  das  xoivov  ^) 
unter  dem  Kp7]Tap;^7]^  *^) ,  aber  es  erholte  sich  ebenfalls  nie  mehr 
von  der  Zerstörung,  die  mit  der  römischen  Eroberung  verbunden 
gewesen  war^^).  Einen  grossen  Landbesitz  bei  Cnosus  hatten 
darin  die  Einwohner  der  von  Caesar  gegründeten  Colonie  ^^)  Capua, 
welche  Augustus  damit  entschädigt  hatte,  als  er  seine  Colonie 
in  Capua  anlegte;  derselbe  gewährte  einen  Ertrag  von  4,200,000 
Sesterzen  ^^)  und  war  noch  am  Ende  des  vierten  Jahrhunderte  im 
Besitze  der  Campaner'*). 


1)  Strabo  bei  loseph.  Ani.  14,  7,  2. 
2) 


2)  Thrige  p.  122.  3)  Tbrige  p.  219. 

4)  losepb.  ArU.  16,  6,  1:  xmv  piv  ^rpoT^pwv  ßaocXIoiv  bo<vo(Ji(av  aurotc 
napco^v}|iLivaiv  (in  Cyrene). 

o)  Sie  kommen  vor  in  einer  Inschr.  von  Berenike.    C.  1,  Or.  5361. 

6)  Thrige  p.  336. 

7)  fickhel  4,  127  schliesst  ans  einer  Münze  mit  der  Aufschrift  <PAAT(a 
KTPHNH ,  dass  Vespaaian  sich  um  die  Stadt  besonders  verdient  gemacht  habe, 
allein  Müller  (p.  173)  bat  diese  Münze  nicht  auffinden  können.  Ebenso  unsicher 
ist  es  mit  dem  Hu  eolomaey  das  den  Städten  Cyrene  und  Xaucbira  (Arsinoe)  in 
der  Tabula  PtuüngtrUma  zugeschrieben  wird. 

8)  Synesius,  Bischof  von  Ptolemais,  sagt  in  seiner  im  J.  399  n.  Chr.  gehal- 
tenen Orat.  dt  rtgno  p.  2  von  Cyrene :  ttöXi;  TAXtjvi;,  iraXai6v  Ävopta  xal  iv  loSJ 
uupia  T&v  TCdO.ai  aocpÄ-v,  vOv  r^vt]«  xal  r.dtrr^'^i  xal  [ki'fa  lpe(7Cviov  xoi  ßaaiXe«; 
oeofievov,  ti  {xiXXei  Tt  Trpd^etv  r/j;  Tcepi  aunQ-v  ap^aioXoYia«  dTtcftiov.  Aehnliche 
Klagen  findet  man  bei  ihm  an  vielen,  von  Thrige  p.  21  angeführten  Stellen. 

9)  Eckhel  2,  300. 

lOl  C.  i.  Or.  2744.   Hoeck  Creta  11  S.  6.  290. 

11 J  Servius  ad  Verg.  Aen»  3,  100:  tt  primo  qtüdem  ccnlum  hahwt  eiritaU» 
(Creta)y  unde  et  HteaUmvpöü»  dicta  ««(,  post  vigirUi  et  quatttiorj  inde  duatfy  Onown 
tt  Hierapydnanij  quamvia  JAvixu  plurts  a  Mttello  tjcpugfuitas  dicat. 

12)  Sue«.   Com.  20. 

13)  Velleius  2,  81.   Dio  Cass.  49,  14. 

14)  C,  I.  Or.  2597  und  das.  Boeckh. 


—     305     — 


XLn.  XTiTTI.    Aftica  und  Kumidia  i). 

Die  Besitzungen  der  Cartbager  zur  Zeit  des  dritten  punischen  Entateirang 
Kri^es  waren  nur  ein  kleiner  Rest  des  grossen  Gebietes,  welcbes 
ihnen  ebedem  untertbanig  gewesen  war,  und  die  ganze  Nordkttste 
Africas  von  der  Cyrenaiscben  Grenze  bis  zur  Strasse  von  Gibral- 
tar umfasst  hattet).  Unter  dem  Schutze  der  Römer  hatte  Masi- 
nissa,  der  König  des  benachbarten  Numidiens,  während  durch 
die  arglistige  Politik  der  Römer  in  Folge  des  zweiten  Friedens- 
schlusses (204  V.  Chr.)  die  Cartbager  wehrlos  gemacht  waren, 
nicht  nur  den  westlichen ,  sondern  auch  den  südlichen  und  öst- 
lichen Theil  der  punischen  Länder  an  sich  gerissen.  Was  im  J. 
146  V.  Chr.  noch  ttbrig  war,  nämlich  das  Land  von  dem  Flusse 
Tusca'},  jetzt  Oued  ZaYn  oder  Oued  Berber,  vor  dessen  Mün- 
dung die  Insel  Tabraca  mit  der  Stadt  gleichen  Namens  liegt,  bis 
südlich  herunter  nach  lliena  *)  am  Meerbusen  von  Gabes,  wurde 
nach  der  grausamen  Verwüstung  der  Stadt  Carthago^]  und  der 
Niedennetzelung  ihrer  frttber  auf  700,000  Ew.  geschätzten  Be- 
völkerung durch  Scipio  mit  Hülfe  von  zehn  Legaten  zur  Provinz 
gemacht  <^);  das  von  Masinissa  occupirte  Gebiet  dagegen  nach  dessen 

1)  Ausser  den  S.  298  A.  6  angef&hiteD,  auf  alle  africaniachen  ProTinzen  be- 
zügliehen  Werken  sind  für  Afiica,  Nnmidia  und  Mauretania  von  älteren  Quellen 
ZQ  erwähnen:  die  afHeanischen  Inschriften  in  0.  Falconerii  Inacriptiones  aUUc- 
Uea€,  Romae  1668.  4  p.  157-^164.  Maffei  Mut.  Veron,  p.  427  ü.  Th.  Shaw  Tra- 
veU  or  obaervaUona  relating  to  $everal  parU  of  Barhary  and  ihe  Levanty  London 
1738.  4.  Janssen  Mutei  LugdurU-Batavi  intcnpUone»  Orateae  et  Laiinae,  Lugd. 
Bat.  1842.  4.  Hefner  in  Abh.  d.  bayer.  Acad.  Phil.  Gl.  V,  2  (1849).  Eine 
genauere  Kenntniss  namentlich  von  Numidia  und  Manretania  Caesariensis  "ver- 
danken  wir  erst  den  franzosischen  Forschungen.  Hleher  gehören :  Exf^loration 
KierUißque  de  VAlgirU  pendant  le»  anniet  1840 — 44.  Arehiologie  par  de  la  Mare, 
Parfs  1850.  3  Voll.  4.  Beaux  artt,  architeeture  et  seulpture  par  A.  Ravoisi^  j  Pa- 
ris 1846.  2  Voll.  fol.  Benier  Inaeriptions  Romahut  de  VAlgirU.  Vol.  I.  Paris 
1860.  fol.,  das  Hauptwerk,  dessen  zweiter  Theil  noch  nicht  erschienen  ist;  Ai^ 
nuaife  de  la  toeUU  arehiologique  de  la  provmee  de  Constantine  ^  Gonstantine  8. 
1853  bis  1862,  Yon  da  ab  unter  dem  Titel  Becftett  des  NoHeee  et  Mimoires  de  la 
SoeUU  areh.  dt  la  prov,  de  ConH,  1863  bis  1870.  Ou^rin  Voyage  arehiologique 
dana  ta  rigenee  de  Tunis,  Paris  1862.  2  Voll.  8.  Der  folgenden  Darstellung 
liegen  namentlich  zu  (Grunde  die  Abhandlungen  von  Mommsen  in  Berichten  der 
Sachs.  OeseUsch.  d.  Wiss.  ph.  h.  Gl.  1852  8.  213—230  und  Henzen  in  AtmaU 
dtlV  Jnst.  1860  p.  23—99. 

2)  Kuhn  2,  431  ff. 

3)  Plln.  N.H.b%  22.  23.  Ptolem.  5,  3,  21.  28. 

4)  Plln.  iV.  JI.  5  S  25. 

öl  Appian.  Fun,  r^,  130.  Llv.  ep,  öl.  Gros.  5,  22. 

6)  Appisn.  Am.  13ö.  Gic.  de  l.  agt.  2,  19,  41.  Dass  die  Provinz  nur  die 
letzten  Besitzungen  der  Garthager  amfasste,  sagt  Sali.  B,  lug.  19:    igitür  hello 

Bft».  Altarth.  lY.  20 


—    306    — 

im  J.  606  =  148  erfolgten  ^Tode  seinen  drei  Söhnen  Micipsa, 
Gulussa  und  Mastanabal  bestätigt  i),  deren  Herrschaft  an  der 
Kttste  vom  Flusse  Tusca  bis  zum  Flusse  Muluccha  ging,  sich  tief 
nach  Sttden  hin  erstreckte  und  im  Osten  bis  nach  Cyrene  reichte^]. 
Den  jugurthinische  Krieg  änderte  in  diesen  Verhältnissen  nichts, 
als  dass  die  Stadt  Leptis  magna  im  Kriege  sich  für  die  Römer 
erklärte  und  eine  römische  Besatzung  erhielt  3).  Diese  Stadt  liegt 
in  der  Syrtica,  d.  h.  dem  Landstrich  zwischen  der  kleinen  und 
grossen  Syrte,  und  bildete  mit  den  Städten  Oea  und  Sabrata  die 
sogenannte  Tripolis,  einen  Städtebund  (xoivov),  der  noch  im 
vierten  Jahrhundert  erwähnt  wird*).  Man  darf  daher  annehmen, 
dass  die  ganze  regio  Tripolitana  damals  zur  Provinz  Africa  ge- 
Nnmidien  zogeu  wurdc ,  Welcher  sie  später  angehört '^).  Numidien  wurde 
benyer-  erst  uach  der  Schlacht  bei  Thapsus  708=46  von  den  Römern 
in  Besitz  genommen  und  daraus  eine  Provinz  unter  dem  Namen 
Africa  nova  geschaffen^];  sie  bestand  aber  nur  kurze  Zeit,  denn 

—  ^    —     -       -  ■     _■  -_  _    _       ■  ■■ 

lugurihino  pUraque  tx  Punicia  oppida  et  firUs  Carthciginiensium  ^  quos  novissume 
habueraiU,  popuiu»  Romanua  per  magistraiua  admini$trabat ;  Oaetulorum  moffna 
pars  et  Numidae  ^isque  ad  flumen  MuLuceham  sub  Jugurtha  erarU.  Mauris  omni- 
bU8  rex  Bocchu8  imperitabat. 

1)  SaU.  B.  Jag.  5.  11.  13  ff.   Strabo  17  p..8S3.   Appian.  Ptm.  106. 

2)  Appian.  Pitn,  106.  Sali.  B.  lug.  19.  92.  Dies  Gebiet  enthielt  demnach 
nicht  allein  Numidien,  sondern  auch  die  spätere  Provinz  Mauretania  Gaesariensis. 
Ueber  die  Grenzen  der  numidischen  Königreiche  und  der  spüteren  Provinzen 
dieser  Gegend  Ündet  man  eine  brauchbare  l'ntersnchung  von  Poulle  Im  Reeueil 
de  la  SociStS  arch.  de  ConstarUine  1863  p.  1 — 159, 

3)  Sali.  Ä.  lug.  77.  78. 

4)  Ammian.  28,  6,  7:   guu  ape  Tripoliiani  frustrati adtapso  legitimo 

die  coneiUif  quod  apud  eos  est  annuum ,  Severum  et  Flaceiatwm  creavere  legatoM. 
Dass  dieser  Bund  seit  der  Gründung  der  Städte  bestand,  ist  wahrscheinlich. 
S.  Movers  Die  Phoenicier  II,  2  S.  432. 

5)  Plin.  N.  H.  5  S  27.  38.  Ptolem.  4,  3,  12.  13.  Die  Stadt  Gergis  schlug 
unter  Augustus  Kupfermünzen  mit  der  Aufschrift  pefm{ia8U~)  L.  VoUiai  pro  cos. 
(Müller  2  p.  35  u.  65J ;  ein  Streit  der  Städte  Oea  und  Leptis  magna  wurde  im 
J.  70  durch  Valerius  Festus,  den  kaiserlichen  Legaten  von  Alrica,  beigelegt 
(Tac.  H.  4,  50)  und  im  J.  163  unter  M.  Aurel  und  Yerus  vrird  ein  areus  in 
Oea  (Tripolis)  dedicirt  von  Ser.  Cornelius  Orfitns  procos  (A/Vtca«)  und  seinem 
Legaten  Uttedius  Marcellus.   MafTei  M.  V.  p.  467,  2.   Borghesi  Oeuvrea  3,  60. 

6)  AueU  B.  Äff.  97 :  ex  regnoque  provincia  facta ,  atque  ibi  Criapo  Sglluatio 
pro  consule  cum  imperio  relicto,  ipae  (Caeaar)  Zama  egreama  üticam  ae  reeepU. 
Ebenso  Dio  Cass.  43,  9,  der  hinzufügt:  xal  td  ^Ävt)  tä  iv  rj  Aißu]]  Tauxa  tö 
fiev  Ttepl  t9jv  Kapyiyfi&ia ,  8  hii  xal  'A^pix-^v  xoXoupiN ,  iraXaiov,  ßtt  Itk.  7coXXo5  ^ 
xaTelpYaoTO,  xo  hk  89)  t&v  Nofjidl5o>v  v£ov,  8x1  vecocrl  elXTjitxo,  irovotJidoOT]. 
Appian.  B.  C.  2,  100:  xal  x^v  dp-y^^fv  xifjv  'I6ßa  Katoap  6:roxeX^  "Pcnfjiaioic 
l7to(T)aev,  aux^  ZaXo6oxiov  Kp(o7:ov  e^xaxaoxi^oac.  4,  53:  Aißutj«  rmpaXot  xf)v 
M.ev  Ixt  xaXoü9i  icaXaidv,  So-nv  Kap^7)8ovlou«  dfpEtXovxo*  ijv  oi  'lößa^  ^^X^» 
offtspöv  xe  IXaßov  inl  Tatoi»  Ka(oapo(,  xal  8td  xo&ro  N^av  icpoaafopeiiouet  At~ 
ß'jvjv.   Statthalter  der  neuen  Provinz  war  damals  (711  «=43)  T.  Sextiofl,  der  alten 


—     307     — 

.724  SS  30  ttbergab  sie  Octavian  wieder  dem  Jttba,  Sohn  des  ver- 
slorbenen  KOnigs  Juba  von  Numidien^),  un<^  als  er  sie  diesem 
729=sS5  nahm  und  ihn  durch  das  Königreich  Mauretanien  ent- 
schädigte 2),  wurde  Numidia  mit  der  alten  Provinz  Africa  ver- 
einigt 3),  welche  nunmehr  im  Westen  bis  zum  Flusse  Ampsaga^) 
(Oued  Rhumel  oder  Kebirj,  im  Osten  bis  zur  Grenze  der  Gyre- 
naica  reichte.  In  dieser  Ausdehnung  wurde  Africa  seit  Augustus^?]!^^^'' 
als  senatorische  Provinz  verwaltet  und  zwar  nicht,  wie  dies  in  i^^ons^^i 
der  Zeit  der  Republik  in  der  Regel  geschehen  war,  durch  einen 
praetor j  hernach  einen  jyropraetor^)^  sondern  durch  einen  Gon- 
sular  mit  dem  Titel  jyrocamul^  dessen  Legaten  sich  in  ähnlicher 
Weise,  wie  wir  es  bei  Spanien  nachgewiesen  haben,  in  die  Ad- 
ministration des  Landes  theilten^j.  Noch  in  späterer  Zeit  wer- 
den erwähnt  legoH  dioeceseos  Carthaginiensis'^),  regionis  Hvppo- 
niemis^]^  eine  dioecesis  Hcutrümetina^)   und  ausserdem  die  gleich 

« 

GorniarittB.  Dio  CaM.  '48,  21.  Dramann  2,  618.  Vgl.  Plin.  ^.  A.  ö  $  25:  ta 
pars^  quam  Africam  appeUavirmu,  dwiditur  in  dua»  provineias^  veterem  et  novam. 
Ptolem.  4,  3,  21 :  xotä  vhy  Not>u.(5(«v  'rijv  aal  N^av  iTaoyiv^. 

1)  Dio  Cass.  öl,  15. 

2)  Dio  Cass.  53,  26.   Tac.  Arm.  4,  5. 

3)  Strabo  17  p.  840. 

4l  Plln.  N,H.b%  22.   Ptolem.  4,  2,  1;  4,  3,  3;  4,  3,  28. 

5)  Appian.  Um.  135:  xa\  «rpcrrTQY^v  in^otov  airoTc  iif.  'P^fiiAtjc  iTrtirlfjitcetv 
Ciiptvav.  Von  Propretoren  sind  bekannt :  im  J.  94  v.  Chr.  P.  Sextilios  pr.  p.  A/. 
auf  Münzen  von  Hadrnmetnm  (Müller  2  S.  51.  PlaUrcb.  Mariu»  40.  Appian. 
B.  C  1,  62,  wo  !E€^iX(ou  statt  Se^ou  zu  schreiben  ist*),  im  J.  76  L.  Licinius 
LncnUns  (Cic. Acad.  2,  1,  1.  Aur.  Vict.  de  vir,  iü.  74),  im  J.  66  L.  Serglns 
OatUina  (Cic  im-.  CaeUo  4,  10.  Asconius  p.  85),  im  J.  61  Q.  Pompeins  Knfns, 
der  bei  Cic.  pr.  Cael.  30,  73  zwar  proeon«ti2  beisst,  aber  nnr  praetor  gewesen 
war.  Dnunann  4,  316. 

6)  Nach  Dio  Cass.  53,  14  hatte  der  proeonnd  Africae  drei  Legaten.  '  Es  ist 
anzonehmen,  dass  er  selbst  den  carthagiscben  Bezirk,  die  Legaten  die  andern 
drei  Diöcesen  verwalteten,  bis  für  Nnmidien  ein  kaiserlicher  Legat  eingesetzt 
nnd  dadurch  für  Cartbago  einer  der  drei  vorhandenen  Legaten  vacaat  wnrde. 
Der  Proconsnl  selbst  mandirte  diesen  Legaten  die  lurisdiction.  Dig.  1,  21,  4: 
imperatores  Severua  et  AnUminus  Braduae  proeonnUi  Africae.  Cum  propriam  mru- 
dicttxmem  legatis  tui»  dederis^  eonaeqtien»  e$t,  %U  etiam  de  autpeetis  tutoribw  poe- 
tint cognoecere.   Vgl.  26,  10,  1  S  ^• 

7)  L.  Minlclus  —  Natalis,  9(tiacalor)  canidid{atu»  dkoi^  Hadriani  Aug.  et 
eodem  tem(jpore')  leg.  prov.  Africae  dioeeeseoe  Ca(rthag')  proeoe.  pairis.mu.  C.  J.  L. 
II  n.  4510.  45il  (Henzen  n.  6498).  Auf  denselben  bezieht  sich  die  griechische 
Inschrift  von  Megara  bei  Le  Bas  II  n.  57.  M.  Acenna  —  irib.  pUb.  leg.  pro^ 
vinciae  Africae  dioecesis  Carthaginiensium.   Henzen  6012.    C.  I.  L.  H  n.  1262. 

8)  [leg.  prov.  africae  regionis  HipponienHs,  Henzen  6482;  Ugatus  prov. 
Afric.  dioeceseos  Hipponensis.  Mommseo  /.  B.  N.  1433.  Schon  Plinius  ep.  9,  33 
erwähnt  den  Octavins  Avitns,  legatus  proconsuliSj  der  seinen  Sitz  in  Hippo 
Diarrhytns  hat.    Vgl.  Mommsen  Ephem.  epigr.  1872  p.  133. 

9)  BecuOl  —  de  lasocüU  oreft.  de  ConstanttfM  1869  p.  690  n.  11 :  M.  Clau- 
dio  Q.  f.  Quif.  BestitutOf  ptoe.  Aug.  dioeceseos  regionis  HadrwrneUnae  et  Theve- 

20* 


—     308     — 

dweiMLe-zQ  besprechende  dioecesis  Numidica^)^  Eine  ganz  ausnahmsweise 
wmSh'  Stellung  nahm  der  Prpconsul  von  Africa  insofern  ein,  als  er  ein 
Heer  commandirte, '  wahrend  alle  andern  Provinzen,  welche  eines 
militärischen  Schutzes  bedurften,  bei  der  Tbeilung  im  J.  727  = 
27  kaiserlich  geworden  waren.  Es  lag  nämlich  in  Africa  die 
legio  III  Auguiia^)  nebst  verschiedenen  Auxiliartruppen^),  zu- 
sammen ein  Corps  von  etwa  40,000  Mann:  zu  Zeiten  auch  noch 
eine  zweite  Legion^;.    Diesen  ausnahmsweisen  Zustand  beseitigte 

DiMCon-iim  Jahr  37  n.  Chr.  ^)  Galigula  dadurch,  dass  er  selbst  denjeni- 

nando  gebt  >  ^  i 

ui  «inen  kftU  gen  Legaten  ernannte,  welcher  das  Heer  in  Africa  commandiren 

Mrliohen 

Legston  solite®),  ohue  jedoch  eine  absolute  Trennung  der  Provinz  in 
zwei  Theile  durchzuführen^),  was  in  militärischer  Hinsicht  un- 
practisch  gewesen  wttre.  Da  nämlich  die  Bfiiitftrmacht  vornehm- 
lich die  Aufgabe  hatte,  die  fruchtbare  alte  Provinz,  deren  Ge- 
treideertrag für  die  Stadt  Rom  unentbehrlich  war,  vor  Einfällen 
der  umwohnenden  Nomaden  zu  schützen,  so  war  dieselbe  auf 
der  ganzen  Militflrgrenze,  welche  sich  von  Mauretanien  in  einem 
weiten   Bogen   bis  zur  Cyrenaica  hinzogt),   in  Posten   vertheilt, 

slinat,  Ueozen  6931 :  cui  divua  Aurel.  AnUminu»  centenariam  proeuiraUon(em) 
pro(yineia€)  Hadrimetinae  dedit.  Diese  provincia  oder  dioeceaia  scheint  mehrere 
ftgiones  gehabt  zu  haben.  Denn  es  kommt  nntei^  Commodas  aach  ein  proe,  reg. 
Thevestinae  vor.    Maflei  Jlf.  V.  p.  272  n.  10. 

1)  Grut.  404,  7. 

2)  Tac.  Ann.  2,  52.  Bist.  2,  97 ;  4,  48.  49.  Dio  Cass.  55,  23 ,  oft  in  In- 
schriften erwähnt. 

3)  Ueber  die  Trappen  der  Provinz  handelt  aosführlich  Henzen  AnRoli  1660 
p.  52-71. 

4)  Tac.  Ann.  3,  9 ;  4,  5 ;  4,  23.  Auch  L.  Clodins  Macer,  der  im  J.  68  n. 
Chr.  sich  selbständig  zu  machen  sachte,  errichtete. neben  der  Ug.  111  Aug.  noch 
eine  Ug.  1  Maeriana  UberatriXf  welche  auf  seinen  Münzen  Torkommt.  Müller  2 
p.  171. 

5)  Borghesi  Oeuvr.  5,  217. 

6)  Tac.  Hist.  4,  48:  legio  in  Africa  auxttiaque  tutandU  hnpeHi  finSbus  aub 
divo  Auguato  Tfberioque  principibu8  proeonmU  par^ant.  Mox  C,  Caesar  turbidus 
animi  et  Marcum  Silanum  ohUnentem  Afrieam  (32—37  n.  Chr.)  metuen$,  abktUm^ 
proconnUi  Ugionem  mtsso  in  eam  rem  legato  tradidUj  aequatua  inter  duo«  heneft- 
eiorum  numerus  ^  et  mixtie  utriusque  mandatis  ditcord^  quaeaiia  auetaque  pravo 
certamine.  Legatorum  vis  adolevit  diutumitate  offieii,  vel  quia  mifkoribu»  maior 
aemulandi  eura,  proeonaulum  aplendidistimua  quitque  Beewitati  magis  qutjan  poten' 
Uae  eonsulebant.  Der  Nachfolger  des  Silanus  war  L.  Piso.    Daher  sagt  Dio  Cass. 

vc«Tsp(a^  te  bith  ue^akwiyria/^ ,  SXXwc  tc  xal  Sri  (uvapitv  hoXa^v  xal  tcomtix'^v 
xal  (evtn-^v  {^tv  tptcXXc-  xal  hija  t6  JfOvoc  vei{i,ac,  M^  t6  t«  oTpancBTW&v 
xaX  To6«  Nopui^c  To6c  Tcept  aörö  npoolTafs*  xal  i^  ^xelvou  xal  f^cupo  ToOto 
Yl-p^cxai. 

7)  Tac.  Hi$t.  1,11;  4,  44.  Aach  Ptolem.  4,  3  rechnet  Numidien  zu  Africa. 

8)  Mommsen  a.  a.  O.  p.  216  führt  eine  Inschrift  des  I^egaten  von  Numidien 


—     309     — 

communicirte  mit  dem  Legaten,  der  sein  Hauptquartier  in  Lam- 
baese  hatte  ^),  auf  den  durch  die  Provinz  führenden  Wegen  2) 
und  bezog  auf  ebendenselben  seine  Fourage  ^) .  Dass  die  Militär- 
strassen durch  die  alte  Provinz  gingen^)  und  von  dem  Legaten 
durch  die  Soldaten  der  dritten  Legion  gebaut  und  unterhalten 
wurden^),  genügt  allein  zu  beweisen,  dass  die  Provinzen  Africa 
und  Numidia  nicht  von  Anfang  an  getrennt  waren  ^'j.  Auf  der 
andern  Seite  bedurfte  auch  der  Proconsul  eines  kleinen  Com- 
mandos,  welches,  da  die  gesammte  Truppe  unter  dem  Legaten 
stand,  ihm  von  diesem  gestellt  wurde'').  Aus  dieser  für  die 
altere  Kaiserzeit  ganz  exceptionellen  Theilung  der  Militär-  und 
Civilgewalt,  welche  offenbar  grosse  Uebelstände  hatte  und  dem 
kaiserlichen  Legaten  fortwährend  Gel^enheit  bot,  seine  Gompe- 
tenz  zu  erweitern^),  erklärt  sich  die  allmählich  eintretende  Ver- 
änderung in  der  Stellung  des  Legaten,  welche  sich  zunächst  in 
seiner  Titulatur  erkennen  lässt.  Im  ersten  und  zweiten  Jahr- 
hundert  heisst  er  entweder,  wie  jeder  andere  Legat,  nur  mit  der 
Bezeichnung  als  kaiserlicher  Beamter",  leg.  Aug.  pr.  pr.^),  oder 
mit  der  Bezeichnung  als   Legionscommandeur  leg.  Aug.  leg.  III 

Aug.  pr.  pr.  ^^) ;    wird  im  Titel  die  Provinz  genannt ,   so  ist  es 

— — _______ j 

Q.  Anicias  Fänstus  vom  J.  201  an,   welche  bei  Bondschem,  in  der  Wflste  zwi- 
schen Tripolis  und  der  kyrenäischen  Grenze  gefunden  ist.  ^ 

1)  Reeueü  —  de  la  SocUU  areh.  de  Comiantine  1866  p.  236. 

2)  Im  J.  70  sagt  Tac.  H.  4,  50  von  dem  kaiserlichen  Legaten  Yalerias  Fe- 
stns:  Adrumeto,  übt  apeeulabundu$  mbstüerai,  ad  legionem  eonUndit.  Er  hielt 
sich  also  in  der  proconsularischen  Provinz  auf. 

3)  Die  horrea  bei  Hadrilmetum  (Itin.  Ant.  Aug.  p.  52.  56.  58)  und  a&  vielen 
andern  Orten  der  Provinz  werden  zu  diesem  Zweck  gedient  haben. 

4)  So  führte  eine  Strasse  von  Lambese  über  Theveste  und  Thenae  nach 
LepÜs  magna,  Itin.  Ant.  p.  33.  46.  57.  Ueber  das  ganze  Strassennetz  handelt 
sehr  fibersichtlich  D'Avezac,  Afrique  ancienne  p.  172 — 189. 

5)  So  lässt  unter  Hadrian  der  Legat  P.  Metilius  Seeundns  die  Strasse  von 
C^thago  nach  Theveste  bauen  per  legionem  III  Aug.,  OrelU  3563.  Reeueü  de 
ConeUuMne  1867  p.  392  n.  36. 

6)  Der  zunächst  sich  darbietenden  Ansicht,  dass  Numidien  immer  eine  eigene 
Provinz  gebildet  habe,  folgte  ich  selbst  in  der  ersten  Ausgabe  und  ist  auch 
Zumpt  Studia  Bomana  p.  135  ff.  noch  nach  Mommsens  Auseinandersetzungen 
treu  geblieben.  Sie  kann  aber  nach  dem  jetzt  vorhandenen  Quellenmaterial  nicht 
gehalten  werden,  v 

7)  In  einem  Tagesbefehl  des  Kaisers  Hadrian,  Inschr.  ven  Lambaese,  Renier 
n.  5B,  heisst  es:  eoAori  abeet^  quod  onmibut  amUe  per  vieee  in  ofßeium  pt^ocon)- 
ttdit  mMUur. 

8}  Dies  bem^t  ausdrücklich  Tac.  HM,  4,  48. 

9)  Banier  n.  11.  n.  1631  und  mehr  bei  Benzen  AnnaU  1860  p.  31.  32   . 
10)  Renier  n.  2296  (unter  Hadrian);  n.  46  (unter  M.  Aurel)  und  sonst  hinüg; 
noch  im  J.  206  heisst  er  bei  Tertullian  ad  $c€^.  4:  praeeee  Ugionie. 


—     310     — 

Africa.  Der  Legat')  L.  Clodius  Macer,  welcher  68  n.  Chr.  sich 
selbständig  za  machen  suchte  und  von  Galba  getödtet  wurde  ^), 
nennt  sich  auf  seinen  Münzen  propraetor  Africae  ^)  und  die  sonst 
vorkommenden  Titel  sind:  leg,  pro  praet,  ex{ercitus  'Afric)ae*) 
missus  ab  imp.  Vespasiano  Aug.  kgatus  pro  praetore  ad  exercüum, 
qui  est  in  Africa^);  [leg.)  imp.  Cassaris  Traiani  Hadriani  Aug. 
(pr.  pr.)  leg.  III  Aug.  et  exercitus  Africani^);  legatus  Augitsti 
pr.  pr.  provinciae  Äfricate'^);  praetorius  legatus  provinciae  Afr. 
imp.  Caes.  Aug.^);  leg.  Aug.  prov.  Afr.  dioeces{eos)  Numidicae^); 
im  dritten  Jahrhundert  dagegen  lautet  der  Titel  wesentlich  ver- 
ändert leg.  leg.  III  Aug.  praeses  provinciae  Numidiae^^);  leg.  Aug. 
pr.  pr.  provinciae  Numidiae  ^*)  oder  kurz  Numidiae  legatus  *^) .  Da- 
^i!5-^*5°   mals  muss  also  Numidien  aus  einer  dioecesis  Africae  eine  selb- 

selbständige  ' 

ProTins.  ständige  Provinz  geworden  sein,  und  dies  gesdiah,  nach  den 
Inschriften  zu  schliessen,  unter  Septimius  Severus  ^^)  (493 — S41), 
seit  welchem  auch  die  Finanzverwaltung  Numidiens  picht  mehr 
unter  dem  quaestor  Africae,  sondern  unter  einem  kaiserlichen 
Procurator  steht '^).   Der  Legat  behielt  das  Cpmmando  nachweis- 

1)  So  nennt  ihn  Sueton  Oalba  11. 

2)  Tac.  JET.  1,  7.  11.  37.  73;  2.  97;  4,  49.  Plutarch.  Qalha  6.  13.  15. 

3)  MüUer  2  p.  170  n.  380. 

4)  Henzen  n.  6495  =  0.  i.  L.\,  1,  531.  T«o.  Bist.  4,  49:  sed  tum  Ugio- 
nem  in  Africa  regebat  Valeritu  Fettus. 

5)  Murat.  766,  5 ;  858,  4. 

6)  OreUi  3382. 

7}  Benier  n.  19.  n.  1817. 
8)  OreUi  773. 

9J  Gmt.  404,  7.  Das  Patnm  der  Inschr.  ist  ni^ht  genau  zu  flxiien.    Doch 
setzt  sie  Henzen  a.  a.  0.  p.  33  mit  genügenden  Gründen  in  das  zweite  Jahrhundert. 
10)  OieUi  946,  verbessert  von  Henzen  AnnaU  1860  p.  33. 
in  Renier  n.  1505.  n.  101. 

12)  Eine  eonsütutio  dioi  Pii  ad  Tusdum- Fuscianum  Numidiae  legaiwn  citirt 
Tryphonius  Digest.  37,  5,  7.  Wenn  dieser  Tuscins  Fuscianus,  wie  Renier  an- 
nimmt, identisch  ist  mit  L.Matuccius  Fuscinus,  der  als  legatus  Aug,  pr.  pr.  unter 
Plus  Torkommt  (Renier  n.  23.  24.  1631),  so  hat  Tryphonius,  der  seine  IHsputa- 
Uonum  libri  XXI  unter  Garacalla  und  Geta  im  J.  211  verfasste  (Fittingüeber 
das  Alter  der  Schriften  romischer  Juristen,  Basel  1860.  4  p.  32),  den  Titel  des 
Legaten  so  formulirt,  wie  er  zu  seiner  Zeit  war. 

13)  Unter  diesen  fallt  die  älteste  der  angeführten  Inschriften ,  Orelll  946, 
über  welche  s.  Bckhel  7,  245.  Genauer  erörtert  die  Zeit  Mommsen  a.  a.  O. 
S.  220.  Henzen  a.  a.  O.  p.  34.  Wenn  der  Letztere  als  Beginn  der  Provinz  Nu- 
midien  das  Jahr  194  annimmt,  indem  er  in  der  Inschrift  Renler  1611  die  Siglen 
VPN  erklart  anno  quiMto  provineiae  Nwnidiae ,  so  wird  zur  Bestätigung  dieser 
Vermuthung  abzuwarten  sein,  ob  sich  anderswo  eine  bis  jetzt  nicht  nachweisbare 
Aera  Numidiens  findet.  ^ 

14)  Unter  Severus,  Oaracalla  und  Geta  war  L.  lulius  Victor  Modianus  pro^ 
eurator  per  Nwnidiamf  Renier  n.  1833,  wenig  spater  Clodianus,  Renier  n.  2535. 
Vgl.  Henzen  a.  a.  O.  p^  48. 


—     311     — 

lieh  bis  360^),  wahrscheinlich  aber  bis  Aurelian^)  (270—275), 
seit  welchem  die  Givilverwaltung  Numidiens  einem  praeses  nicht 
senatorischen  Ranges  (i/ir  perfecimimus)  übergeben^),  das  mili- 
tärische Commando  aber  abgetrennt  wurde  ^). 

Eine  weitere  Zerstückelung  der  Provinz  trat  unter  Diocletian  ^^^^ 
ein,  seit  welchem  dieselbe  in  vier  selbständige  Verwaltungskreise  pj^^j^^']^^ 
zerlegt  erscheint,  nämlich: 

\ .  Numidia  mit  der  Hst.  Cirta,  daher  auch  Numidia  Cirtensis 
genannt^).  Nachdem  die  Provinz  in  den  Jahren  308 — 314  in 
Folge  des  Aufstandes  des  Alexander  und  der  Niederwerfung  des- 
selben durch  Maxentius  furchtbar  gelitten  hatte  ^),  scheint  sich 
Gonstantin  d.  Gr.,  als  er  nach  der  Besiegung  des  Maxentius  (342) 
in  den  Besitz  Africas  gelangte,  um  ihre  Wiederherstellung  beson- 
dere Verdienste  erworben  zu  haben.  Denn  nicht  nur  Girta,  wel- 
ches er  wieder  aufbaute,  heisst  von  ihm  seitdem  Gonstantina  ^j , 
sondern  die  Provinz  selbst  nahm  von  ihm   den  Namen  Numidia 

1)  Unter  Alexander  Severus  (222 — 235}  kommt  noch  vor  P.  lulias  lanianus  • 
Martiali&nus ,  c^Uxruwnw)  v{w\  leg,  Ug,  III  Aug.  Sevtrianae  Alexandrianae, 
praetet  (Nuimidiae)^  Benier  n.  1839;  im  J.  237  befehligte  CapeUianus  als  Legat 
von  Numidia  das  Heer  gegen  die  Gordiane  (Herodian.  7,  9  und  dazu  Mommsen 
a.  a.  0.  8.  221)»  und  als  Dio  Cassius  schrieb  (d.  h.  vor  238,  Eckhel  8,  383), 
bestand  dies  Commando  noch  (Dio  Cass.  59,  20).  Der  letzte  pratorisehe  Legat, 
welcher  erwähnt  wird,  ist  G.  Macrinius  Decianus  v.  c.  Ug.  Augg.  jor.  pr.  prov. 
A'umidioe  im  J.  259  oder  260.   Benier  n.  10i  =  Uenzen  Inter,  74Uf. 

2)  Henzen  Annali  1860  p.  39. 

3)  Beispiele  sind :  M.  Aurelius  Dectmus,  v.  p,  p{faese9)  pCrovindae)  Niumi- 
dui€\  unter  Carinus  (283)  und  Diocletian,  Renier  n.  1843.  103.  104.  105.  106. 
1732;  M.  Aurelins  Diogenes  v.  p.  p.  p.  iV.,  Benier  110.  111.  112,  unter  Diocle- 
tian und  Maximian ;  [Aurelius  M]aximianus  unter  denselben  Kaisern  v.  p,  p.  p. 
A\,  Benier  1844;  Concordius  praeaes  (so  ist  zu  lesen  statt  proconaul)  Nunudiae 
im  J.  295,  Cod.  lust.  9,  9,  28 ;  ferner  unter  Constantin  d.  Gr.  Aurelius  Alvacius 
V.  p.  p.  p.  (Renier  n.  1674);  Tallius  Antioobus  v,  p.  praeuB  prov,  Numid,  (n.  1845); 
Severinius  Apronianus  v.  p.  p.  p.  iV.  (n.  117). 

4)  So  heisst  es  Benler  n.  109  In  einer  Inschr.  von  Lambaese :  Aqwuduetum  • 

Ug(Umi»)  III  Aug. DioeletianUM  et  Maximkams  Aug(u8tt)  euranU  AfiteUo 

MoMunkmo  v.  p.  p.  p.  iV.,  et  Clodio  HonoraU>{  v.  e(ßregio)y  praef{eeU))  leg(ioni$) 
eiuid(em)  —  -^  rettiiuenmt.  Dass  dieser  Officier  den  sonst  in  dieser  Zeit  be- 
reits ttbUchen  Titel  d$»x  UmUU  gefuhrt  habe  (TrebeU.  PolUo  Mg.  tyr.  29.  Vopisc. 
AumUan.  13.  Mommsen  a.  a.  0.  S.  223),  lasst  sich  fflr  Numidien  wenigstens 
nicht  nachweisen. 

5)  So  heisst  die  Provinz  im  veroneser  Yerzeichniss  S.  515  Mommsen. 

6)  Zosimus  2,  12.  14.  Aurel.  Yict.  de  Caes.  40,  17.  19. 

7)  Aurel.  Vict.  de  Caea,  40,  28 :  Cirtaeque  oppido,  quod  oheidione  AUxandri 
eeeiderat ,  repost'lo  exomaioque  nomen  ConatanUna  ,indüum.  Seitdem  heisst  die 
SUdt  ewitae  ConatanUna  Ctrienstufn,  Cod.  Th.  12,  1,  29  und  Gothof^edns  daselbst; 
eolonia  Oonattmima,  Amraaire  1860  p.  136  n.  1.  Becueil  1865  p.  170  »1866 
p.  29;  Conttantina  civita$j  Annuaiie  1860  p.  138  n.  2.  Bescript  Constantins  vom 
J.  330  bei  Dupin  in  Opt^tus  de  achirni.  Vonat.  p.  189  (ed.  1702). 


—     312     — 

CoDstantiDa  an^),  und  während  in  den  ersten  Jahren  seiner 
Regierung  als  Statthalter  noch  ein  praeses  vorkommt  ^j,  fungirl 
später  statt  desselben  ein  Statthalter  senatorischen  Ranges  mit 
dem  Titel  legaius  pro  prctetore  provincuie  Numidiae^)  oder  con— 
sularis  Numidiae^),  welcher  unter  Valentinian  und  Valens  noch— 
mals  um  eine  Rangstufe  erhöht  wurde  und  den  der  Wttrde  des 
Proconsuls  entsprechenden^)  Titel  vir  clarissimus  consularü  sex- 
fascalis  provinciae  Numidkie  Constantinae  erhielt^). 

ä.  Africa  proconsularis  oder  Zeugitana  mit  der  Hst.  Carthago^). 

3.  Byzacium^),  dem  Diocletian  zu  Ehren  provincia  VtUeria 
Byzacena  genannt  *)|  mit  der  Hst.  Hadrumetum^^),  unter  einem 
consiUaris^^). 

1)  Beniei  n.  1852.  2170.  2171.  2542.  AnnoAlre  1862  p.  lU  n.  209.  Re- 
cueil  1865  p.  170  »1866  p.  29.  1867  p.  239  n.  63. 

2)  S.  Seite  311  Anm,  3. 

3)  Orelli  3672:  X.  Äradhu  Proeulus  v,  e.  Ugatiu  pro  praeiore  provmeiae 
Numidiae.  Er  war  ecnsul  ordinarku  340  (bei  Orelli  steht  in  Folge  eines  Pmck- 
fehlers  irrthümlich  390)  und  Statthalter  yon  Mnmidien  vor  diesem  Jahre,  im 
Beginne  seiner  Lanfhahn. 

4)  Die  bereits  Ton  Mommsen  and  Henzen  zusammengestellten  Oonsulare 
sind :  Zenophilas  v.  c.  conauktris  im  J.  320  oder  329  (^Ada  purgattonis  Caecttiani 
in  Optatus  de  scAism.  DonaU^  Antverpiae  1702  fol.  p.  167.  Angustin.  tpUt,  43 
c.  6  n.  17);  M.  Aurelias  Talerias  Yalentinas  eonndaris  Numidiae  330  (Cod.  Th. 
16,  2,  7.  De  Ck>8tanzo  Diaamina  degU  aeriitori  e  d£  mornrnitfiti  tiMpAatdosiiX  8.  Ru- 
fino ,  con  appendiee  deUe  iseriaioni ,  Assisi  '1797,  4  n.  56) ;  Alfenios  Celonios 
lalianas  Kamenius  eonaulariB  provineiae  Nwnidiae  (Orelli  2351);  Clodius  Gelsi- 
nas V.  e.  eona.  p.  N.  zwischen  333  —  337  (Renier  n.  1848);  Elicus,  eon&ularia 
Numidiae  353,  Cod.  Th.  1,  15,  3;  Unuarlus  eoiu,  Num,  399,  Cod.  Th.  13,  1,  17; 
Generosas  cons.  Num,  410,  Augastin.  ep.  116. 

5)  Gothofred.'  Not.  dign.  eod.  Theod.  p.  22  Ritter.  Mommsen  a.  a.  0.  S.  225. 
BuU,  1852  p.  171. 

6)  Der  erste,  der  diesen  Titel  führt,  ist  Pablilias  Caeionias  Caecina  Albi- 
nas, von  dem  wir  sechs  Inschriften  aas  der  Zeit  des  Valentinian,  Valens  und 
Gratian  mit  Titalaturen  haben.  Diese  heissen :  vir  claHarimua  eonndaria  (Renier 
1520);  (eonaulayu  p.  JV. ,  Renier  4146;  v.  e.  «ma,  p,  N.  C.  (Reeaeil  —  de 
Gonstantine  1867  p.  239  n.  63);  dann  aber:  v.  e.  oofis(Miaris)  aexf.  p.  JV.  Coa^ 
a[iarUinae]  (Annaaire  de  Const.  1862  p.  144  n.  209);  t7.  e.  eoamUaria  a.  f.  p. 
N.  ConatarUinae  (Recueil  1866  p.  29  n.  2);  \v.  e,  eona,]  aexfaaealia  proviaieiae 
[N.  Conatantinae],  Reeaeil  1866  p.  167  n.  179.  Er  scheint  demnach  den  Titel 
aexfaaedUa  erst  während  seines  Amts  erhalten  za  haben  and  die  beiden  aussei- 
dem  vorkommenden  aexfaaeaUa  (Henzen  Inaer.  6508.  6509 «Renier  1852.  2542) 
werden  als  seine  Nachfolger  zu  betrachten  sein. 

71  Veroneser  Verzeichniss  S.  515  Mommsen.  8.  Rufns  4.  Polemias  Silvas 
p.  25o  Mommsen.   Boecking  iV.  D,  Oee.  p.  147. 

8)  iV.  D.  Oeo.  p.  67.   S.  RuAis  4.   OreUi  3672. 

9)  OrelU  1079. 

10)  OrelU  3058.   Cod.  Th.  11,  30,  2.   Isidor.  Orig,  14,  5,  7. 

11)  Im  J.  321  ist  Q.  Aradius  prataea  prov.  Vol.  Bwae.  j  allein  er  ist  ein 
praeaea  v.  e.  d.  li.  senatorisrhen  Ranges,  Orelli  1079.  3058.  3672,  spater  sind  die 
SUtthalter  immer  eonaiUaru,  so  363  (Cod.  Th.  11,  20,  1),  369  (S.  Rofiis  4),  372 


—     313    — 

4.  Tripolitana  ^)    mit  der  Hst.  Tacapae  (Gabes)   unter  einem 
pr<xese8^)> 

Nachdem  wir  so  die  äusseren  Verbfiltnisse  der  Provinz  in  Bewohner 

der  ProTinx : 

ihrer  geschichtlichen  Entwickelung  verfolgt  haben,  bleibt  uns 
noch  übrig,  auf  die  inneren  Zustande  derselben  einen  Blick*  zu 
werfen.  Drei  Nationalitfiten  vereinigten  sich  in  derselben:  die  ur- 
sprüngliche Bevölkerung  bildeten  die  Libyer  oder  Berbern,  welche,  Berbern, 
obwohl  in  viele  Stamme  zerfallend,  doch  einem  Spracbstamm 
angehören  3].  Sie  haben  unter  den  Römern  ihre  Namen  ^),  ihren 
Gottesdienst^)  und  theilweise  auch  eine  politische  Selbständigkeit 
ihrer  Horden*)  conservirt,  und  ihre  Sprache  ist  noch  erhalten 7). 
Dazu  kamen  zweitens  die  Phönider,  welche,  seit  einem  Jahr-  Phönieier. 
tausend  im  Besitz  der  ganzen  africanischen  Küste  ^),  in  den 
grossentheils  von  ihnen  selbst  gegründeten  Städten  die  vorherr- 
schende Bevölkerung  ausmachten.  Hier  dominirte,  so  lange  die 
Provinz  bestand,  mehr  oder  weniger  das  phönicische  Element; 
die  Religion  bUeb  die  alte  punische'),  die  Stadtmünzen  haben, 
so  lange  sie  überhaupt  geprägt  wurden,  d.  h.  bis  Tiberius, 
grossentheils  punische  Inschriften,  die  duumviri  in  den  punischen 
Städten  heissen  sufeUs^^)  und  die  punische  Sprache  erhielt  sich 
nicht  nur  überhaupt  bis  in  das  sechste  Jahrhundert  i^),  sondern 

(Cod.  Th.  8,  7y  12) ,  400  (N.  D.  Ott,  p.  5.  67)  imd  noch  unter  InstinUn,  Cod. 
Iu8t.  1,  27,  1  S  i 

1)  Im  TeToneser  Verz.  heisst  die  Provinz  fkmddUi  nUUeiana,  was  wohl  eine 
Conuption  des  Namens  Tripolitana  ist. 

2)  Präsidialisch  nennt  die  Provinz  im  J.  369  Rnfos  c.  4,  um  400  di»  Not. 
Dign,  Oee,  p.  67.  Ein  prae$e$  kommt  vor  im  J.  370  (Ammian.  28,  6,  22)  und 
399  (Cod.  Th.  11,  30,  59);  wenn  es  daher  in  der  Verordnung  des  Cod.  Tb.  8, 
7,  12  vom  Jahr  372  heisst :  fudlwn  müitem  a  quoUbet  munero  ad  Mtationes  agen- 
ÖM  per  eonsularts  Bytaeenam  et  TripoUtanam  provincia»  dettinari  iubemus ,  so 
soheint  hier  irgend  ein  Fehler  der  Lesart  vorzuliegen.  Dass  damals  die  Colonie 
Tacapae  Metropolis  der  Provinz  war,  zeigt  Cod.  Th.  11,  30,  33  und  das.  Ooth. 

Movers  Die  Phoenizier  u;  2  S.  363—411. 
4)  Henzen  ArmaU  1860  p.  80  f. 
5]  Henzen  a.  a.  0.  p.  82. 
6^  Henzen  a.  a.  0.  p.  61. 

7)  Ceber  die  Berbersprache  s.  die  Nachweisnngen  bei  Movers  a.  a.  0.  S.  364. 

8)  Movers  a.  a.  0.  S.  363.  412  ff. 
9l  Henzen  a.  a.  O.  p.  63. 

10)  Münze  von  Carthago  mit  den  Köpfen  des  Caesar  und  Angnstns  nnd  der 
Insehr.  Aristo  MiOwnbal  Bicoee  Suf.,  Müller  2  p.  149  n.  319;  ein  aufu  der 
dvOa»  Themetra  in  Africa  ans  dem  J.  27  n.  Chr.,  Orelli  3056;  st^etes  der  ehi- 
toi  Apiiia,  Orelli  3067;  tufeU»  der  cMUu  AvitUntU  Bibba,  Gn^rin  1  p.  429 
n.  204;  ein  mfe»  der  ekfUaa  ThibieaentUy  Gntfrin  2  p.  364  n.  520. 

11)  Arnobins  iunior  nm  460  erwihnt  im  Commmi.  ad  Ptalm,  104  (p.  481 
Migne)  noch  den  «ermo  Amieiis  als  Sprache  der  Oaramanten  in  der  Uelnen  Syrte. 


—     314     — 

blieb  auch  noch  lange  die  Umgangssprache  der  Gebildeten  und 
die  kirchliche  Sprache  in  vielen  christlichen  Gemeinden.  Die 
Schwester  des  Kaisers  Septimius  Severus,  welcher  in  Leptis  magna 
geboren  war^),  sprach  so  schlecht  lateiifisch,  dass  der  Kaiser  sie 
nichi  in  Rom  behalten  konnte^):  Uipian  nimmt  an,  dass  eine 
verborum' obligatio  auch  in  punischer  Sprache  ^tig  sei^);  als  der 
h.  Augustinus  um  das  Jahr  423  in  Fussala,  einem  Castell  bei 
Hippo  in  Nomidien,  einen  Bischof  einsetzte,  wählte  er  dazu  einen 
Mann,  qui  et  Punica  lingua  esset  instructtiS^);  in  einer  eignen 
Rede  braucht  er  einmal  ein  punisches  Sprüchwort  und  fügt  hin- 
zu: Latine  vobis  dicam,  quia  Punice  non  omnes  nostis^);  und  ein 
andrer  Bischof,  der  nicht  punisch  kann,  muss  sich  bei  einer  An- 
sprache eines  Dolmetschers  bedienen^).  So  zähe  indessen  der 
Widerstand  war,  welchen  die  doppelte  einheimische  Bevölkerung 
den  Eroberern  entgegensteUte,  .so  gelang  es  doch  mit  der  Zeit 
KomaDisi-  auch  dou  Römom,   nicht  nur  äusserlich  sich   in  der  Herrsdiaft 

rang. 

der  Provinz  zu  befestigen,  sondern  auch  ein  geistiges  Leben  in 
derselben  zu  entwickeln,  in  welchem  sich  zwar  eine  durchgrei- 
fende Romanisirung  des  Landes,  aber  auch  ein  unverkennbarer 
Einfluss  des  einheimischen  Nationalcharaoters  kundgiebt.  Gar— 
thago  selbst  7)  wurde  der  Mittelpunet  einer  eigenthümlich  manierir- 
ten,  aber  doch  in  vieler  Beziehung  merkwürdigen  africanisch- 
römischen  Bildung,  welche  in  der  Literatur  in  profanen  und 
kirchlichen  Schriftstellern,  wie  Apuleius,  Tertullian,  Amobius, 
Gyprian  und  Augustinus  bedeutende  Vertreter  fand,  aber  auch 
in  den  poetischen  und  prosaischen  Inschriften  zum  Theil  ent- 
fernter Landstriche  sich  characteristisch  ausspricht.  Es  ist  daher 
. i 

Ans  Leptifl  magna  haben  wir  verschiedene  punische  Inschriften  aus  römiacher  Kai- 
serzeit. Movers  11,  2  S.  476.  477.^  Noch  Procop  sagt  de  b.  Vand,  2,  10:  xal  ei; 
i[t.k  TQ  ^otvl%(DV  cpoiv^  ^p(6(Aevoi  cincTjvxai. 

1)  Spart.  8ev.  1. 

2)  Spart.  Sev.  15:  cum  soror  sua  Leptitana  ad  cum  vetüsMt  vix  Ijatme  lo- 
([uens  ac  de  iUa  multum  hnperator  erubesceret  —  redire  mwfterem  in  pat/rUxm 
praecepit. 

3]  Digest.  45,  1,  1  $6.  Vgl.  Dig.  32,  1,  11  pr. :  fideicommi99a  quocunque 
sermone  relinqtU  possunt,  non  $olum  Latina  vü  Graeea  »ed.  etiam  Pumoa  vd  Gal- 
lieana. 

4)  Angustin.  tpisi,  209,  3. 

ö)  Augnstin.  «ermon.  167,  4. 

6)  Augustifl.  «püt.  108,  14. 

7)  Salvianns  de  gub,  dei  7  p.  149  ed.  1688.  4:  iUic  (in  Catthago)  omnium 
ofßeiorum  publieofum  iwintmentaj  iUic  artium  Ubtralium  eaholae^  ilUe  phüowpho- 
rmn  ofßeinatj  etm<sta  denique  vel  lingua^rum  gyvnn<uia  vel  mofum. 


—     315     — 

nicht  ohne  Interesse,   die  allratthliche  Zanahme  rümischen  Ein- 
flusses in  der  Pr9vinz,  soweit  es  m(igUch  ist,  zu  verfolgen. 

Bei   der   Besitznahme   des   Landes^)    waren   sieben  Städte,  Gemeinden: 
welche  während  des  dritten  punischen   Krieges  auf  Seiten  der 
Rdmer   gestanden   hatten^,    als  civitates  liberae  anerkannt  und   ^^j.^^, 
entweder  im  ungeschmälerten  Besitze  ihres  Territoriums  belassen 
oder  auch  durch  VergrOsserung  desselben  belohnt  word^,  näm- 
Uch  Utica^),  Hadrumetum^),  Thapsus<^),  Leptis  minor <^),  Achulla ^j, 
Usalis^)  und  Thendalis^).   Die  Ortschaften,  welche  den  Garthagem 
treu   geblieben  und  nicht  wenigstens  während  des  Krieges  zu 
den  Römern  Übergegangen  waren,  wurden  zerstört  i^),  ihre  Ein- 
wohner getOdtet  oder  als   Sclaven   verkauft,    das   ganze   (vebiet 
derselben   aber   zum    ager  pubUctts  gemacht   und  in   dreifadier 
Weise  verwendet").    In  das  Stadtgebiet  von  Carthago  führte  im  •^''^^^^^^^'" 
J.  632  =  128  G.  Gracchus  eine   römische   Golonie,    welche   den    ^'»«' 
Namen  Innonia  erhielt  ^^j.   Zwar  wrurde  dieselbe,  weil  der  Platz, 
auf  welchem  Carthago  gestanden  hatte,  von  Sdpio  feierlich  devo- 
virt  worden  war^^),   im  folgenden  Jahre  durch  ein  Gesetz  des 
Volkstribunen  Hinudus  RuAis  wieder  aufgehoben  ^^),  und  es  musste 
sonach  die  Erbauung  einer  neuen  Stadt  auf  den  Trümmern  Gar* 

1)  Ueber  die  älteste  Constitution  der  Provinz  ist  Haaptqnelle  das  Plebiscit 
vom  J.  643 BS  111,  welches  von  Rudorff  (Das  Ackergesetz  des  Sp.  Thorias  in 
Zeitschi,  für  gesch.  Rechtswissenschaft  Bd.  10)  and  Mommsen  C,  i.  L.  1  p.  75 
n.  200  mit  vortrefflichen  Commentaren  heiaofgegehen  ist. 

2)  Appian.  Fun.  75.    Polyb.  36,  1.   Liv.  ep.  49. 

3)  Appian.  Pun.  135.  Lex  agr,  anni  643  lin.  79.  80:  extraqtAe  eum  oyrum, 
quei  ager  intrd  firUs  popiUorum  Uiberorum  Vtieensium  H(adrwnetinorum  T)ampii- 
tanorum  Leptitanorum  Aquillitarhomm  XJtcditanortmi  TeudaU^aiunij  quom  in  amel- 
eitiam  popuUi  Romani  proximum  venerunt^  ftät. 

4)  Es  heisst  oppidum  liberum,   Plin.  N,  H.  b  %  25. 
51  Plin.  iV.  H.  5  S  ^ö. 

6j  Hirtins  B.  Afr.  7:  pervenit  ad  oppidum  Lepiimj  liheram  eivitcttem  et  im- 
munem.  j 

7)  Die  Stadt,  welche  bei  den  Schriftstellern  Acholli,  AchUIa,  in  dem  Ge- 
setz von  643  Aquilla  heisst ,  nennt  sieh  attf  ihren  Münzen  AehnHa ,  Müller  2 
S.  43  f.   Als  civitas  Ubera  bezeichnet  sie  Hirtius  B,  Afr.  33.  PUn.  N.  H.  b  %  30. 

8)  Ijex  agr,  a.  a.  0. 

9)  immune  oppidum,   Plin.   N.  H,  b  %  23. 

lOj  Appian.  Pun,  135:  8oai  hi  nöXe«  ou(ji(ietiia^if|xeaav  Totc  noXsfjilotc  ^m- 
(a6vcd^  f^o^e  xadeXeiv  dirdaa;. 

11)  Hierüber  handelt  ausführlich  Mommsen  C.  /.  L.  I  p.  96  ff. 

12}  Platarch.  C.  Oraceh.  10.  11.  14.  Appian.  B.  C.  1,  24.  Fun.  136.  Voll. 
1, 15;  2,  7.  Fronto  ad  Vierum  n  p.  125  Naber:  iam  Or<tecft«s  loeahai  A$iam  et 
Karihaginem  viritim  dUidebat.  Liv.  ep.  60.  SoUn.  27.  Eutrop.  4^  21.  Oros.  5,  11. 

13)  Appian.  Fun,  l3ö.  B.  C.  1,  24.  Gic.  de  l.  agr.  i\  2,  5;  2,  19, 51 ;  Digest, 
7,  4,  21.  Zonaras  9,  30. 

14)  Appian.  Pun.  136.  B.  C.  i,  24.  bros.  5,  11.  Florus  2,  3. 


—     316     — 

tbagos  vorläufig  unterbleibeD,  allein  die  den  Golonisten  bestimm- 
ten Aecker  wurden  nichlsdestoweniger  viriiim  assignirt^)  und 
somit  etwa  6000  römische  Bürger  in  Africa  angesiedelt.  Ein 
zweiter  Theil  des  Landes  wurde  vom  Staate  an  Privatleute  ver- 
kauft ^j,  und  dass  die  Kaufer  römische  Speculanten  waren,  tesst 
sieh  um  so  weniger  bezweifeln,  da  die  afncanischen  Landgüter 
auch  spüter  eifrig  zusammengekauft  wurden  und  als  laiifundia 
in  den  Händen  weniger  römischer  Gapitalisten  sich  befanden^). 
Ein  dritter  Theil  des  Landes  endlich  blieb  Staatsdomaine  und 
vnirde  entweder  den  Einwohnern,  welche  noch  rechtzeitig  sich 
den  Römern  unterworfen  hatten,  gegen  Zahlung  eines  stxpendium 
gelassen^},  oder  von  den  Gensoren  verpaditet^),  in  welchem 
Falle  die  Pächter  wieder  zum  Theil  ROmer  waren.  In  dem  Grade 
also,  wie  die  einheimische  Bevölkerung  durch  die  grausame  Krieg- 
führung aufgerieben  war,  eröffnete  sich  Raum  ftlr  römische  An- 
siedelungen, während  in  den  erhaltenen  punischen  Städten  der 
Handelsverkehr  und  die  Verwaltung  die  Romanisirung  vermittelte. 
Utica,  Hadrumetum  und  Thapsus  wurden  Gerichtsstädte  [ccnven'' 
twi)^)^  das  erste,  welches  damals  am  Meere  lag^),  zog  nicht  nur 
den  Handel  Garthagos  an  sich,  sondern  war  anfangs  Hauptstadt 
der  Provinz^),    erhielt  von  Caesar  die  Latinität^),    von  Augustus 

1)  Mommsen  a.  a.  O.  p.  97. 

2)  Von  den  Bedin  gnuigen  dieses  Verkaufs  wird  an  einem  andern  Orte  die 
Rede  sein.    S.  Mommsen  a.  a.  O.  p.  98. 

3)  Frontin.  in  Otom,  p.  53  L.:  m  Africa^  ubi  »aUua  tum  minores  habent 
privaU  quam  re»ptdfliea  tenitoria:  quin  immo  mulUs  aaliuB  lange  mcäores  sunt 
Urritorii» :  habent  autem  in  saltÜnu  jnivaii  noh  exiguum  populum  pUbeium  et  vieoa 
eirea  vUlam  in  modum  munüionum.  Dies  erwähnt  auch  Horaz  Od,  i,  1,  10: 
iüum  (iuvat')  si  proprio  eondidit  horreo,  quidquid  de  Libyeiä  verritur  areis  und  be- 
stimmter Plinins  iV.  ^.  18  $  3Ö :  sex  domini  semisaem  Afrieae  pouidebantf  ewn 
MerfecU  eo$  Nero  frvncepe.   Vgl.  Hör.  Od,  3,  16,  31. 

4)  Tax  agraria  vom  J.  111  lin.  80.  81:  etim  agrvm  loeum,  quem  Ilvir  ex 
haß  l^e  jüpendiarieis  dederit  adtignaverit, 

ö)  Hierüber  handelt  das  Gesetz  lin.  83 — 89. 

6)  Utica  erwähnt  als  eonventus  Caesar  B,  C.  2,  36,  Hadrumetum  und  Thapsus 
Hirt.  B.  Afr,  97. 

7)  Die  Küste  hat  sich  seitdem  wesentlich  verändert  und  der  Meerbusen  von 
Utica  ist  versandet.   Müller  2  S.  162. 

8)  Caesar  B,  C.  1,  31 ;  2,  36.   Hirtins  B.  Afr.  87.  88. 

9)  Dies  scheint  hervorzugehen  aus  Caesar  B,  0.  2,  36:  XMe/gnu»  pro  qui- 
butdam  Caesari»  in  $e  benefieiU  HU  amieiuimi.  Hirtius  %  Afr,  87:  U,  Cato, 
quod  VtieeMibuB  propter  henefieium  legis  luliae  parum  in  suis  parühus  praesidii 
esse  exisUmaverat,  plebem  inermem  oppido  eieeerat.  S.  Mommsen  R.  G.  3,  538. 
(\  i.  L,  I  p.  98. 


—    317    — 

das  Bürgerrecht  *)  and  den  Namen  H antdpiiun  lulium  Uticense  ^ , 
bis  es  unter  Hadrian  römische  Golonie')  mit  dem  Namen  Golonia 
lulia  Aelia  Hadriana  Augusts  Utikensis^)  und  unter  Septimius 
Severus  cohnia  iuris  Itaüci  wurdet).  Den  Rang  der  Hauptstadt 
indessen  verlor  es,  seitdem  Carthago,  welches  im  J.  44  v.  Chr. 
von  CAsar  neu  oolonisirt^j,  von  'Augustus  im  J.  29  durch  eine 
zweite  Ansiedelung  von  3000  Golonisten  vergrOssert  worden  war^, 
in  kurser  Zeit  sich  wieder  zur  ersten  Stadt  Africas  erhobt). 
Wahrend  somit  Utica,  die  älteste  der  punischen  Städte,  voll- 
kommen römisch  wurde,  trat  Carthago  als  ein  ursprttnglicfa  römi-* 
sches  Element  in  die  Entwickelung  der  Provinz  ein,  und  diese 
doppelte  Methode  der  allmählichen  Romanisirung  und  der  directen 
Golonisirung  finden  wir  fernerhin  w&hrend  der  ganzen  Raiserseit 
angewendet.  Zu  Plinius  Zeit  hatte  die- damals  noch  ungetheilte, 
von  der  Grenze  Mauretaniens  bis  zur  Grenze  der  Cyrenaica  rei- 
chende Provinz  30  freie  Städte^),  von  welchen  ein  Theil  das 
Privilegium  der  Freiheit  erst  während  des  Bestehens  der  Provinz 
erhalten  zu  haben  scheint  ^^j,   45  oppida  civium  Romanorum  und 

1)  Dio  CasB.  49,  16 :   TJtiea  civium  Romanorvm.   Plis.  N.  H.  b  %  24. 

2)  Auf  Münzen  des  Tiberins  nennt  es  sich  M,  MVN.  IVL.  VTICEN,  was 
Borghesi  Oeuvr,  1,  476  mit  Bezog  auf  Hirt.  B.  Afr.  88  erklärt:  mufädpkm 
rmmitwn  ItiUum  VUeenn,  wihrend  Eckhel  liest:  munMp€$  luÜi  ÜUetntis, 

3)  GeUius  16,  13. 

4)  Janssen  Mu$ei  iMgäuno-Baiavi  hucr.  Or.  ei  hat.  p.  80. 
5}  Digest.  50,  15,  8  $  11. 

6)  Strabo  17  p.  833.  Plnt.  Com.  57.  PAUsanias  2,  1,  2.  Dio  Gass.  43,  50. 
Appian.  Fun.  136. 

7)  Dio  Cass.  52,  43.  Appian.  Fun.  136.  Anf  Münzen  heisst  Carthago  Kar, 
Veneria  oder  C.  /.  C. ,  was  zu  lesen  sein  dürfte  CoUmia  luUa  Carthago.  Müller 
2  p.  149.  152.  153. 

8)  Strabo  17  p.  833.  Mela  1,  7,  2.  Herodian.  7,  6,  1 :   -^  -(ow  icöXu  ixe(yi] 

dicoXclrcerat ,  ^iXovctxoüoa  icp6^  r^v  ^v  Ai^^irnp  'AXe^d^v^pou  ir^Xtv  irspl  Scute- 
pc(o)v.  Ausonins  de  ckuis  urb»  2.  Die  Forsehungen  über  das  alte  Stadtgebiet 
sind  bisher  von  sehr  geringem  Erfolg  gewesen.  8.  BeoM  FouüU$  ä  Carihage^ 
Paris  1861.  8,  auch  deutsch;  Leipzig  1863.  8.  Davis  Coftkage  and  her  remain», 
London  1861.  8.  David  Eumtd  eiUes  wWän  NunUdian  and  CarthagMan  terrl- 
tOfieSf  London  1862.  8.  Es  ergiebt  sich  aus  ihnen  indess  soviel,  dass  das  rdmisohe 
Carthago  trotz  der  Devotion  auf  der  Stelle  des  alten  Carthago  erbaut  worden 
ist.  Davis  Carthage  p.  120. 

9)  Plin.  N.H.b%  29. 

10)  Leptls  magna  erhielt  seine  Freiheit  wahrscheinlich  im  jugurthinischen 
Kriege;  Sali,  lug,  77.  7S;  Qupea  CAoiiU)»  das  Plinius  freie  ßtadt  nennt,  war 
Im  letzten  punischen  Kriege  auf  Seiten  der  Carthager  (Appian.  Fun.  110)  und 
wahrscheinlich  noch  unter  Tiberius  nicht  frei,  da  es  unter  diesem  Kaiser  Mün- 
zen geprägt  hat:  permüm  L.  ApronU  proeofuuZls,  permietu  F,  DolaMiat  proecnr 
$uUe  (Müller  2  p.  155.  156),  welcher  BrUubniss  freie  Städte  nicht  bedurften. 


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—     318    — 

6  CoIonieD.  Später  verwandelo  siob  ebenso  die  fvcieii  Stttdte  wie 
^^^^<^^'*die  des  Stadirechts  überhaupt  eDÜsehrenden  castdla,  turres  und 
pogi  in  Mumcipien  und  Golonien,  und  es  ist  ^u  bedauern,  dass 
das  Material  noch  nicht  ausreidit,  diese  Städtegrttndungen  chro- 
nologisch zu  verfdgen.  FUr  jetzt  muss  es  gentigen,  die  That- 
Sache  im  Allgemeinen  festzustellen,  und  idi  lasse  zu  diesem 
Zwecke  ein  Verseichniss  der  römischen  Städte  der  Provinz  fol- 
gen, wobei  ich,  freilich  auf  die  Gefahr  hin,  in  der  Grenzbestini- 
mung  zu  irren,  die  alte  Provinz  Africa  von  der  späteren  Provinz 
Numidia  unterscheide.  In  Africa  werden  als  colomae  genannt: 
Colonia  Abilensis  zur  Zeit  DiooletiaDS^),  wohl  identisch  mit  civi- 
tas  Avätensis  Bibba^);  Bisica  Lucana  (Tastour  bei  Tunis)  ^),  £y- 
soctum  oder  CoUmia  Byzacena^)^  Cop^o^),  Colonia  lulia  Carpi- 
tanorum^)  Carthago,  Cuina^)^  Colonia  Julia  Curubis^^y  Hadrume- 
tum  oder  Colonia  Concordia  ülpia  Traiana  Augusta  Frugifera 
Hadrumeäna  ^) ;  Hippo  Diarrhytus  ^^) ;  Leptis  magna  ^^) ;  Maxula 
oder  Maxula  Frates^^)  ;  colonia  luUa  Neapolis^^;  Oea^^);  Sa- 
brata^^);  colonia  Scülitana^^);  Sufes  oder  colonia  Sufetana^'^);  Ta- 
cape   (Gabes)  >^)  ;    Thaena  oder  colonia  Aelia  Augmta  Mercuricdis 

1)  Roiuart  Acta  mart,  ed.  1713  p.  385. 
2J  Gu^rin  1  p.  429  n.  204. 

3)  Orelli  1072  =  G!itfrin  2  p.  165. 

4)  Reines,  p.  458  n.  122.  Ptolem.  4,  3,  39. 

5)  Tab.  Peuttng.    Cyprian.  ep.  53.   Spon.  Mise.  p.  162  n.  2. 

6)  QuMn  2  p.  23  n.  209. 

7)  Ptolem.  4,  3,  34. 

8)  In  der  Inschr. Orelli  530  ist  nicht  zu  lesen  COL.  FVTjminatrix  CVRVBFS, 
sondern  nach  Outfrln  2  p.  243  COL.  IVL.  CVRVB18. 

9)  Orelli  3058.  Die  Colonie  erwähnen  auch  Ptolem.  4,  3,  9.   Spartian.  Did, 
lulian,  1.  ' 

10)  Gu^rin  2  p.  23  ü.  209.   Plin.  ep.  9,  33. 

11)  Die  Stadt  erhielt  ius  JtaUcum  nnter  Septimius  Severus  und  Caiacalla. 
Digest.  50,  15,  8  $  11.  Ob  sie  schon  früher  Colonie  war,  wissen  wir  nfcht,  da 
sie  als  solche  nur  Digest.  28,  6,  30.  i^tin.  p.  63  und  in  der  Tab.  Pent.  erwähnt 
wird.  Die  Münzen  mit  COL  VIC  JVL  LEPf  welche  man  sonst  auf  Leptis 
magna  bezog,  gehören  nach  Celsa  Lepida  in  Spanien.   Muller  2  p.  15. 

12)  Plin.  5  S  24.  Itin.  Ant.  p.  57  Wess. 

13)  Gu^rin  2  p.  251  n.  460.  Ptol.  4,  3,  8. 

14)  Itiner.  p.  62.  Tab.  Peut. 

15)  Itiner.  p.  61. 

16)  Gutfrin  1  p.  324  n.  85  =  Maffei  Af.  V.  p.  462,  3,  welcher  Cilitana  hat. 
Cilium  heisst  der  Ort  auch  Itin.  p.  54. 

17)  Gutfrin  1  p.  372  n.  146.   Augustin.  ep,  50. 

18)  mt.  p.  09.  Tab.  Pent. 


-     319    — 

Thaeniiana^);  Thelepte^);  Thugga^  unter  Hadrian  noch  cmtas^)^ 
später  mit  dem  Namen  Aleai.  Se^er.  munidpiufn  libierufn  Thugga^)^ 
zaietzt  Colonia  Licinia  Septtmia  Al^acandriana  Thuggermum^)'^ 
colonia  lulia  Aurelia  Commoda  Thuburbo  maius^) ;  Thysdrus  oder 
colonia  Tkgsdrilana  7) ;  Uthina  ^) ;  ValUs  ^) .  Hiezu  kommen  die 
Munieipien:  Munid/num  Abtugnense^^]^  mun.  Agbimsium^^),  mun. 
Canapium^^),  Gigthi^^)^  mun.  Giufitanum^^);  Macomades  minores 
municipium^^);  mun.  Mzigitanum^^] ;  mtm.  Seres8itant$m^'^ ;  mun. 
Severianum  (Antonijnianum  liberum  Thibussicensium  Bure^^),  mun. 
Aurelia  Ftna^^),  mun.  Zita^^).  Veteranen  wurden  auch  in  Dörfern 
angesiedelt^^),  aus  diesen  aber,  wie  aus  den  ca$tella  und  iurres 
entstanden  allmählich  Städte,  wovon  die  turri$  Tamallefii^)  ein 
Beispiel  giebi,  die  in  einer  Inschrift  den  Hadriau  als  conditor 
mitmicipii  feiert  ^3). 

Numidien  ist  von  Anfang  an  durch  militärische  AnsiedeluD-  Numidien 

"  eoloniairt. 

gen  colonisirt  worden  (es  giebt  nur  eine  freie  Stadt  darin,  Bulla 
Regia)  ^*)  und  die  zahlreichen  Inschriften  des  Landes  lassen  noch 
deutlich  erkennen,   dass  die  römische  Bevölkerung  in  demselben 

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1)  Itin.  p.  59.   Grut.  p.  363,  3. 

2)  Gntfrin  1  p.  313  =  Maffei  M.  V.  p.  461,  3.    Gu^rin  1  p.  321  n.  80/  Tab. 
Renting. 

3)  Henzen  n.  5330. 

4)  Temple  Excursion«.  app,  n.  37. 

5)  Henzen  n.  5329=Gutfrin  2  p.  123  n.  336. 

6)  GuÄrin  2  p.  372.  Plin.  iV.  Ä.  5  S  29. 

7)  Henzen  5326=:Gu^rin  1  p.  98.   Itin.  p.  59.  Tab.  Peut. 

8)  Plin.  N.  H.  b  %  29. 

9j  Gutfrin  2  p.  178  n.  420.    Die  VaUitani  nochmals  ib.  p.  181  n.  429. 
lOj  Acta  purgaiionis  Felicis  bei  Baliiz.  Mise.  2  p.  81,  wo  indes»  fnuniciphan 
Autumnitanorum    geschrieben    wird ;    Caecilianus ,    mcigiatraiu»  Aptufffutanörwn^ 
Angiistinus  contra  Creseonium  3,  81. 

11)  Henzen  n.  5328  =  Gn4^rin  2  p.  144. 

12)  MorcelU  1  p.  117. 

13)  rmmicipium  QiU  Itin.  p.  60.    Die  Einwohner   heissen  aber    OigtkeMea^ 
Gue'rin  1  p.  225  n.  31. 

14}  Shaw  1  p.  231.    Gutfrin  2  p.  376. 

15)  Itin.  p.  59. 

16)  Gutfrin  2  p.  208. 

17)  Gntfrin  2  p.  354  n.  507. 

18)  Gu«5rin  2  p.  111  n.  307. 

19)  Gntfrin  2  p.  264  n.  466.  p.  266  n.  469. 

20)  Itin.  p.  60. 

21)  Gori  Imcr.   Etr.  I  p.   6  n.  2:    tx  decreto  paganorum  pagi    Mercurialis 
veUranorum  Medeiilanorum. 

22)  Itin.  p.  73.  74. 

23)  Gu^rin  1  p.  244  n.  37. 

24)  Plin.  ^.  Ä.  5  S  22. 


—     320     — 

hauptsächlich  aus  activen  Soldaten  und  Veteranen  bestand.  Den 
Hauptort,  Girta^),  früher  die  Residenz  des  Syphax^)  und  Masi- 
nissa'),  übergab  Caesar  nebst  einem  umfangreichen  Territorium 
dem  P.  Sittius,  der,  früher  ein  Anhanger  des  Catilina,  sidi  nach 
Mauretanien  geflüchtet  und  im  J.  708  =  46  ihm  mit  einem  selbst- 
geworbenen Heere  wesentlidie  Dienste  geleistet  hatte,  das  ge- 
schenkte Land  zur  Versorgung  seiner  Truppe  verwendete^)  und 
Cirta  als  rümiscfae  Colonie  constituirte.  Die  Stadt  heisst  seitdem 
colonia^}  oder  colonia  Sittianarum^)  und  wahrscheinlich  von  Cae- 
sar selbst  ^)  Cirta  lulia  «)  oder  colonia  lulia  luvenalis  Honoris  et  Vir- 
tutis  Cirta  ^) .  Zu  ihr  gehörte  ein  bedeutendes  Landgebiet,  dessen 
pagi  später  selbständige  Gemeinden,  zum  Theil  Golonien  gewor- 
den sind;  im  zweiten  Jahriiundert  finden  sich  drei  derselben 
mit  Cirta  zu  einer  gemeinsamen  Communalverwaltung  unter  dem 
Namen  ////  Cirtenses  ^^)  oder  coloniae  Cirtenses  ^*)  vereinigt,  näm- 
lich colonia  Veneria  Rusicade^^)  (Philippe ville),  die  Hafenstadt  von 
Cirta,  colonia  Minervia  Chullu^^  und  colonia  Samensis  MUeu^^)^ 
welche  gemeinsame  ///  viri  IUI  coUmiarum  ^^) ,  etiles  IUI  cotoni- 
arum^^)j  decuriones  IUI  coloniarum^''),  patroni  IUI  cobmiarum^^) 
haben,  bis  etwa  am  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  dieser  Ver- 
ein gelost  und  alle  vier  Colonien  selbständig  wurden  ^^.     Von 

1)  Mommsen  Die  Stadtvezfassnng  Cirtas  und  der  CirtenBlBchen  Colonien  in 
Hermes  1  S.  47—68. 

2)  Mela  1,  6,  1.   Liv.  30,  12.  Appian.  Pun.  27. 

3)  Liv.  30,  44,  12.    Strabo  17  p.  832. 

4)  Appian.  B.  C.  4,  54. 

51  MeU  1,  6,  1.  Plln.  iV.  ff.  5  S  22.   Benier  n.  172  n.  5. 

6)  Mela  nnd  Plin.  a.  a.  0. 

7)  Zumpt  Comm.  ep.  1  p.  380  schreibt  die  Colonie-  dem  Augnstns  cn. 
8}  Ptolem.  4,  3,  28  j  8,  14,  8. 

9)  Renier  n.  1824s3Henzen  n.  5317. 

10)  Renier  2529.   2530  =  Heuzen  6592,    aus    dem  Jahre   169:    C.   lolius 

Crescens fiamen  ptrp,  quatuor  CifieiuÜnu  €t  Ociicttittano ,  pomUfex   omni^ 

butque  honorünu  in  quinque  colcniia  funeUu. 

11)  Renier  1868:  Concordiae  eoUrnianun  Cirtenaitmi  saortim, 

12)  Renier  1884.  2174.  2323.  2324.    Annuaire  1853  p.  25. 

13)  Renier  2323.  2324. 

14)  Renier  2323.  2324.  Ordo  coloniae  Müevitanae.  Annnaire  1860  p.  138 
n.  2;  Oert[io)  col(pniae)  Mü(evit(mae\  RecueU  1868  p.  395  n.  1. 

15^  Renier  1888. 

16)  Renier  1879  nach  Mommsen s  Restitution. 

17)  Renler  2175. 

18)  Renier  1812  nnd  Mommsen  a.  a.  0.  p.  55. 

19)  Die  Commune  der  quaUuof  eoloniat  ist  aus  Inschriften  nachweisbar  etwa 
von  lo8  bis  225  (Mommsen  p.  61),  später  kommt  ein  besondrer  ordo  coloniae 
Müevitanae  vor,  Annuaire  1860  p.  138.  Mommsen  bezieht  aUf  diese  Abtrennung 


.       —     321     — 

den  ttbr^en  Golonien  siDd  bekannt i):  Aphrodishun^)]  cobmia 
Fl(avia)  Ammaedera^);  Colonia  luUa  Assuras^)  (Zanfour),  von 
Plinius^]  noch  Oppidum  ctvium  Romanorum  Asturiianum  genannt 
und  auch  von  Ptolemaeus  nicht  als  Golonie  bezeichnet;  Kalama^ 
zuerst  muntctpttifn ^ ,  später  Golonie'');  Cuicul^  zuerst  respubUca^)^ 
seit  Severus  und  Caracalla  Golonie^};  Hippo  Regius  (Bona)^<^); 
Lambaese,  von  Plinius  noch  gar  nicht  erwSlhnt,  bei  Ptolemaeus 
Aafißaioa ,  früher  municiphim  ^^] ,  zu  Gonstantins  Zeit  Golonie  '^j ; 
Lares  ^^)  oder  colonia  Aelia  Augitsta  Lares  ^^) ,  welche  lustinian 
neu  erbaute ^^);  Madauri^^),  Sicca  Veneria^'')  oder  colonia  ItUia 
Cirto  novo*»);  Sigus^^);    SimuUu^^);    Thabraca,   bei  Plin.  5,  28 

die  von  Ihm  zuerst  richtig  gelesene  Inschr.,  Renier  2308,  wonach  ein  IJJvir 
[reiojfuUi  eotUributionc  a  CMefM(us)  Uentm  in  eol(pnia)  (Aftt€v.),  paMa  jua, 
primus  Illlvir  wird. 

1)  Zq  Gmnde  liegen  der  nachfolgenden  Anfzahlnng  die  ZnaammensteUnngen 
Ton  Zumpt  Comm,  ep.  I  p.  422  ff.  und  Henzen  AnnaU  1860  p.  88  ff.,  welche 
indessen  Jetzt  in  einigen  Punctan  modifleirt  und  erg&nzt  werden  können. 

2)  Ptolem.  4,  3,  Ö. 

3)  Renier  3194;  llvh  Ammaedctren»kan  ib.  2715.  3196. 

4)  Gutfrin  2  p.  90.  'Aoooupoc  bei  Ptolem.  4,  3,  30. 

5)  Plin.  N.  B.  6  %  29. 

6)  Renier  2715.  2719.  2821.  2824.  Als  solches  hat  Kalama  llllvWi,  Renier 
2754.  2755. 

7)  Renier  2726.  2735.  Augosiin.  De  et«,  a.  22,  8,  20  p.  505  Dombart. 
Die  Golonie  hat  llviH,  Renier  2756.  2757.  2767. 

8)  Renier  2531. 

9)  Renier  2529.  2533.  2535.  Ptolem.  4,  3,  29. 

10)  Augustin.  ep,  35.  de  e<o.  dd  22,  8  p.  503  Dombart.  Itln.  p.  44.  Es  hat 
Uviri,  Renier  2871. 

11)  Renier  76.  1282.  1524. 

12)  Ofdo  eoL.  LanA,^  Renier  116,  ygl.  187;  Limjbtaüana  eolonia,  Cyprian.  ep. 
55;  oft  auf  Inschriften  BE8P,  C.  L,  d.  h.  ttwpvJbUoa  eoioniat  LambaetUanorum, 
Renier  118.  4314.  4316.  4364.  4367.  4368.  DuunwM  kommen  vor  n.  79.  85. 
237.  1282.  1406.  1710. 

13)  Itin.  p.  26. 

14l  Henzen  5327— Qntfrin  2  p.  73  n.  266. 
15}  Gorippus  lohann.  6,  143: 

urb$  Laribua  fnedUt  nurgü  UUiukna  iÜ/oU 

et  murii  muniia  nooii,  quoM  eondüü  (pae 

lutUnianu»  apex. 

16)  So  heiflst  der  Name  bei  Augustin.  eonf.  2,  3 ,  dagegen  Md^oupoc  Ptolem. 
4,  3,  30,  die  Golonie  bezeugt  Renier  2924.  Apul.  Apol.  24  p.  447:  ne^ue  hoc  eo 
dixi,  ijuo  mt  patriae  meae  poeniteret ,  etsi  adkue  Sfphaeii  oppidum  estemui:  quo 
tarnen  victo  ad  Ma$ini$9am  regem  munere  populi  Bomani  eoneeaeimu»  ae  deineepa 
veteranorum  miUtum  novo  conditu  epUndidiuima  eoUmia  simnis,  in  qua  ^ßoUmia 
patrem  habui  loeo  prineipi»  duumoiralem,  euneüe  honoribu$  perfunetum. 

17)  Ptolem.  4,  3,  30. 

18)  Gutfrin  2  p.  58  n.  233.  CMhenaes  Aeeenses,  Gutfrin  2  p.  59  n.  234. 

19)  Frflher  reapubliea  Sigtätanorum  (Renier  2468)  oder  munieipium  (Renier 
2472);  hernach  colonia,  Exewniona  dam  l'A/Hque  aq^tentfional ,  Paris  1837.  8 
n.  87  in  einer  Tnschr.  des  Garacalla. 

20)  Itin.  p.  43. 

JUb.  Alterih.  IV.  21 


—     322    — 

oppidum  civium  Jtomanortim,  später  cohnia^);  Tkamugagy  Colonie 
des  TraiaD,  gegründet  100  n.  Chr.  unter  dem  Namen  colonia 
Marciana  Traiana  Thamiigcts  durch  die  leg.  ///  Aiig.  ^);  Theveste  ^} 
Thieba^)  Thubursifwn^);  Thunudromum^)  Tubumica,  zu  Plinius 
Zeit  oppiduni  cwmm  Rom.,  spüler  Golonie^j:  colonia  SepUmia 
Vaga^);  colonia  Aelia  Hadrtana  Augusla  Zama  Begia^);  colonia 
luUa  Zaf'aH^).  Nicht  aUe  Ansiedelungen  aber  wurden  sofort  Co- 
lonien,  sondern  die  pagi  und  casteUa  entwickelten  sich  ^Imahlich 
au  Städten  römischer  Verfassung,  wie  wir  an  verschiedenen  Bei- 
spielen verfolgen  können.  Arsacal,  ein  ca$teUum^^)y  das  zu  Girta 
gehörte  ^^ ,  nennt  sich  respublica  ^^)  y  Cisus  helsst  municipmm  ^*) ,  so 
auch  /Wana**),  Lamasba^^),  Mastar,  ein  casteüum  bei  Cirta,  res- 
publtca^^);  der  pagus  Phuensiunij  welcher  unter  einem  magister 
pagi  ^^)  oder  castelli  ^^)  steht,  ist  dabei  eine  respublica  und  hat  De- 
curionen^®),  Thaga^te  isi  mtmicipiuin^^),  ebenso  Thignica,  das  sich 
früher  civitas^) ,  hernach  nmnicipittm  Septmmm  Aurelium  An- 
toninianum  Herculeum  Prugiferum  Thignica  nennt  2*);   femer  Tid- 

1)  Ptolem.  4,  3,  5. 

2  Renier  1479,  als  Colonie  erwähnt  auch  1505.  1508.  1509.  1510  ff.  nnd 
sonst  hänflg. 

3)  Itin.  p.  27. 

4)  8(T]p^a  xoXoov(a  Ptolem.  4,  3,  29  Wilberg ,  sonst  BiY^ßa  geschrieben ,  viel- 
leicht identisch  mit  oppidum  civium  Romanorum  Tibigenae ,  Plin.  N.  B.  b  %  29 
and  civitas  Thibica,  üu^rin  2  p.  362  n.  515,  p.  364  n.  520. 

5)  respub.  coloniae  Thvbwra.  Numidarum.    Recneil  1866  p.  134  n.  117. 

6)  6ouvo62po(tov  xoXeoNla  Ptol.  4,  3,  29  nach  Wilbergs  Lesart. 

7)  Plin.  iV.  //.  5  S  29.   Ptolem.  4,  3.  29. 

8)  Ou^rin  2  p.  40  n.  216.  p.  41  n.  217. 

9)  Grut.  p.  364,  1.   Reinesins  p.  458  n.  122. 

10)  Renier  n.  5  F.  4113. 

11)  Renier  2364. 

12j  Es  errichtet  ein  Monument  einem  patronus  eoUmiarum,  ein  anderes  dem 
geniuB  edUmiaey  worunter  wohl  Cirta  zu  verstehn  ist.  Annnaire  1862  p.  80  n.  2. 
p.  107  n.  111.  • 

13)  Annuaire  1862  p.  80  n.  2. 

14)  Itin.  p.  16. 

15)  Renier  1721.  4323.  Weil  es  Itin.  p.  35  Diana  veUranofum  genannt  wird 
und  llvifi  hat  (Renier  1718.  1729.  1730  u.  ö.),  i»t  Henzen  AfmaU  1860  p.  89 
geneigt  es  für  eine  Colonie  zu  halten. 

16)  Renier  1452;  rttpubUea  Lamasbemium  Antontniofia,  Renier  4332. 

17)  Annuaire  1858  p.  209. 

18)  Renier  2379.  2381  ff. 

19)  Reivier  2399.  2403. 

20)  Renier  2375  ff. 

21)  BuUeU.  1869  p.  33.   Der  ordo  kommt  vor  Renier  2902.  2904. 
22I  Gn<^rin  2  p.  157  =  Maffei  Mus.  Fcr.  p.  464,  4. 

23)  Gutfrin  2  p.  152  n.  384,  wonach  Henzen  n.  5325  richtiger,  als  es  ge* 
schehen  ist,  ergänzt  werden  kann. 


—     323     — 

dis  ^) ,  Tigava  ^) ,  Tubuna  ^) ,  Unelä  *) ,  und  der  frühere  vicus  Ve- 

XLIV.  XltV.  Maoretaniae. 

Ganz  Mauretanien,  d.  h.  den  nordwestlichen  Theil  Africas 
vom  Fluss  Ampsaga  an^),  besass  zu  Augustus  Zeit  luba  11,  der 
Sohn  des  luba,  welcher  sein  Königreich  in  der  Schlacht  bei 
Thapsus  (46  v.  Chr.)  verloren  hatte.  Er  war  verheirathet  mit 
Cleopatra  Selene,  einer  Tochter  des  Antonius  und  der  berühm- 
ten Cleopatra ') ,  wurde  von  Octavian  im  J.  25  v.  Chr.  zum 
König  beider  Mauretanien  erhoben^  und  lebte  bis  23  n.  Chr., 
worauf  sein  Sohn  Ptolemaeus  von  23j — 40  n.  Chr.  regierte  s). 
Der  letztere,  noch  von  Tiberius  mit  Geschenken  und  Gunstbe- 
zeugungen geehrt^),  wurde  im  J.  40  von  Caligula  nach  Rom 
berufen  und  dort  ermordet  ^^) ,  worauf  Claudius  aus  dem  früheren 
Königreiche  zwei  Provinzen,  Mauretania  Tingitana  mit  der  Haupt-  l^*"?J^]* 
Stadt  Tingis  (Tanger)  und  Mauretania  Caesariensis  mit  der  Haupt-  «»ft^M- 
stadt  lol,  seit  luba  Caesarea  genannt  (Cherchell  in  der  Provinz 
Oran),    bildete  ^^),   welche  durch  den  Fluss  Mulucha,   den  Ptole- 


nenns. 


1)  Die  Ortsehaft  hat  Decnrionen,  AedUen,  Qnaestoren,  R«nier  2321.  2323  ff. 
"£)  Itin.  p.  38. 

3)  Renier  1657,  wo  ein  ^iimemi^  ^rkommt. 

4)  Renier  2466. 

5)  TpOMt%it/rt»  viei  Vertcundenais ,  Renier'  1410.  Der  vieuB  hat  schon  Deco- 
Honen,  1411.  1413;  hernach  heisst  er  aher  munielptom,  Renier  1437.' 1438.  1439. 

6)  S.  oben  S.  307. 

7)  Dio  Gas«.  51,  15. 

8)  Strabo  17  p.  828.  831.  840.  Die  Regtemngazeit  beider  Könige,  welche 
sehr  verschieden  angesetzt  worden  ist,  ergtebt  sich  ans  ihren  zahlreichen  Mün- 
zen,  die  nach  dem  Regierangsjahre  datirt  sind  und  beweisen,  dasa  Inba  II  48, 
Ptolemaeos  18  Jahre  regierte.  Da  nnn  der  letztere  40  n.  Chr.  starb,  also  23  znr 
Regierung  kam,  so  ist  der  Regieningsantritt  des  Inba  25  v.  Chr.  zu  setzen. 
8.  L.  MQUer  l^ummnaUque  de  Vandetme  Afrique  III  p.  114.  115.  Zugleich 
erweist  es  sich,  wie  L.  Müller  a.  a.  O.  p.  82  n.  3  bemerkt,  als  ein  Irrthum, 
wenn  Boeckh  C.  i.  Gr.  n.  360  die  athenische  Inschrift  6  (^(aoc  ßaoiXia  flroXe- 
|j.atov,  ßaoiX^o»;  lo6ßa  uiöv,  ßaoiXiot»;  IlToXcfiaiou  i%ifx^tN  dahin  erkl&rt,  dass 
Ptolemaeus  einen  Sohn  luba  und  dieser  wieder  einen  Sohn  Ptolemaeus  gehabt 
habe.  Vielmehr  bezieht  sirh  die  Inschrift  auf  den  in  Rede  stehenden  Ptolemaeus, 
der  ein  Abkömmling  des  ägyptischen  Ptolemaeus  genannt  wird. 

9J  Tar.  Afm.  4,  24.  26. 

10^  Dio  Cass.  59,  25.  'Suet.  CaL  26.  35.  Seneca  dt  trtmq.  an,  c,  11. 

1 1)  Dio  Cass.  60,  9 :  h  KXau^ioc  ^1%^  xouc  Ma6pouc  touc  ()ict)«6ovc  fv€t(icv, 
Ic  Tc  xa  itepl  Tif^v*  xaX  U  td  fCEpl  Katodpnov,  df'  dvixp  -mü  ^f&diCovtat,  xal 
h\iQ  dfp/ouoiv  Ir.nvjai  icpoc^ogc.  Plin.  N.  H,  5  $  2:  prineipto  ierramm  Mmtf" 
taniae  (q^pe/kmlfir,  u$que  ad  C.  Cae$arem  Gnmaniei  flUuni  regna,  »oivitia  ems 
in  duoi  divUae  provinciat.    J^  11 :  Romana  armaprmum  Claudio  principe  in  Mank^ 

21» 


—     324     — 

maeus  MaXoiia  nennt  und   der  jetat  die  Provinz  Oran  von  Ma- 

ProriJr   ^^^^^  trennt,    abgegrenzt  waren.     Die  Gründung  der  Provinz   ist 

durch  eine  eigne  Aera  bezeichnet,   welche  so  lange   in  Gebrauch 

blieb,    als  die  Provinz  bestand,   und  deren  erstes  Jahr  dem  Jahr 

40  n.  Chr.  entspricht^);    da  die  Mauretanier  aber   der  Besetzung 

ihres  Landes  Widerstand  leisteten,  so  dauerte  es  noch  zwei  Jahre, 

bis   das  Land   wirklich   in  den  Besitz   der   Römer  kam  2).     Jede 

nl^e^y^'  ^^^^^^^  erhielt  als  Statthalter  einen  pt^ocuralor  ritterlichen  Stan- 

waiiong.    des'),    der  bis  auf  die  Zeit  der  Gordiane  nachweisbar  ist*)  und 

zum  Unterschiede  von  den  ausserdem  in  Mauretanien  fungirenden 

Procuratoren  *)    auch   procurator  pro    legato^)    heisst.      Zuweilen 

wurden  beide  Mauretanien  von  einem  procurator  regiert,   wie  in 

der  Zeit  des  Galba  von  Lucceius  Albinus^},  unter  Severus,  Gara- 

reUmia  beUavere  Ptolemaeum  regem  a  Oaio  CatMrt  intersinfiim  tt^ewoenf«  Ubewio 
Atäemone.  Am.  Yiot.  de  Cktea,  4. 

1]  Die  Aera  kommt  häufig  vor  und  ist  sicher  festgesteUt.  S.  Henzen  n.  5337. 
5338.  5859.  Renfer  Inser.  de  l'Alg.  3455.  3504.  3568.  3520  und  die  auBführ- 
liehen  Untersuchungen  von  Frevost  In  R^out  Areh4olog.  1848  p.  800.  Hefner  in 
Abhandlungen  der  k.  bayer.  Acad.  Phil.  Gl.  V,  2  (1849)  S.  198  ff.  Creuly  in 
Annuaire  de  Const  1858  p.  1—8.  Benier  Betme  AreMol.  1854  October  p.  445  f. 
Victor  de  Bück  ExpUeaUon  de  de^ix  epigraphes  diriUemkei  ete.  in  CoUeetion  de 
ptetAB  kUtoriqueSj  Bruxelles  1854  (September)  p.  477.  De  Rossi  /iwcr.  ChrUi, 
V.  R.  I  p.  VI.  A.  PouUe  in  Annuaire  de  ConH,  1862  p.  261  ff.  BecueU  de 
CofMi.  1869  p.  710.  Es  genagt  hier  zu  erwähnen,  dass  das  Jahr  158  der  Pro- 
vinz dem  Jahr  197  n.  Chr.  (Renier  Ineer,  de  l'Alg,  3520),  das  Jahr  der  Prov.  110 
dem  J.  149  n.  Chr.  (Inschr.  v.  Setlf,  Annuaire  de  CcnU.  1862  p.  261),  das  Jahr 
413  der  Prov.  dem  Jahr  452  n.  Chr.  entspricht  {Annuaire  dt  Con»L  1862 
p.  264.  268). 

2)  Dies  erzahlt  umsUndllch  Die  Cass.  60,  9. 

3)  Dio  Cass.  60,  9.  Plin.  iV.  i7.  5  $  11 :  equitibui  quoque  Romanis,  qui  ex 
eo  (seit  Claudius)  praefuete  i6i,  AÜanUm  penetraue  in  gloria  fuU.  Tac.  H.  1,  11 : 
duae  MaureUmiae  <,  RaetiOf  Norieumf  Thracia  et  quae  aliae  proeuratoribw  eohi- 
beniur.  2,  58:  iadem  dieim»  aceeuisee  parUlnu  utramque  Mauretaniam,  interfecto 
procuraiore  Albino,  murUii  venere, 

4)  Die  bekannten  Procuratoren  beider  Provinzen  findet  man  bei  Henzen 
Annali  1860  p.  43.  Der  letzte  derselben  Ist  Catellius  Ruflnns,  proe.  M,  Caesa- 
rie$ui$  unter  Gordian,  Renier  /.  de  VAlg.  n.  3804.  Nachzutragen  sind  C.  Yallius 
MaxlmianuB  i>roe.  —  Mauretan,  Tingitanae  unter  Marc.  Antonin.  C.  I.  L,  U,  1120; 
Fnritts  Celsus  proe.  derselben  Provinz  unter  Alezander  Severus,  Lamprid.  AUz. 
58;  M.  Aurelins  Atho  Marcellus  unter  den  Philipp!,  Annuaire  1860  p.  226. 

5)  So  kommt  unter  Alexander  Severus  vor  Q.  Axius  AeUanus  proe.  rat. 
prio,  prov.  Uauir.  Caee.,  Henzen  n.  6932  ^  C.  /.  L,  111,  1456,  und  nochmals 
mit  dem  Titel  proe.  Aug,  r.  p.  per  Caeearieneemj  Renier  Revue  areh,  10.  1864 
p.  2iS  =  ReeueU  de  Congt.  1864  p.  101  n.  12.  Ein  sti6procura(or  provinciae  Mau- 
reUmiae  TingiUmae  findet  sich  in  der  ephesischei^  Inschr.  Curtius  Hermes  4 
Sr.  218.  219.      . 

6)  Ein  solcher  kommt  vor  unter  Traian,  Orelli  3570  und  Vol.  1X1  p.  372; 
unter  Hadrian,  Recueü  de  Conti.  1864  p.  104  n.  12. 

7)  Tac.  HiH.  %  58 :  Lueeeiue  Alhinus  a  Nerone  Mauretaniae  CaeearieMi  prae- 
po»iUi9f  addita  per  OMam  Tingitanae  provineiae  administratione,  kaud  »pernmdh 


—     325     — 

calla  und  Geta  (209 — 244)  von  Cn.  Haius  Diadumenianus  und 
wenig  später  von  Q.  Sallustius  Macrinianus  i) ;  auch  unter  Ha- 
drian  scheint  Q.  Marcius  Turbo  in  beiden  Provinzen  mit  dem 
Titel  praefectus  commandirt  zu  habend).  Der  Zweck  der  Com- 
bination  war  zunächst  die  Concentration  der  Truppen  unter  einem 
Commando.  Denn  obgleich  eine  Legion  in  den  Mauretanien  nicht 
stand,  so  waren  dieselben  doch  von  zahlreichen  Auxiliartruppeu, 
namentlich  von  Cavallerie  besetzt  ^^  welche  der  procurator  com- 
mandirte,  insofern  nicht  bei  gefährlichen  Aufständen,  welche  sich 
immer  wiederholten,  die  Unterstützung  durch  ein  grösseres  Heer 
unter  einem  kaiserlichen  Legaten  nOthig  wurde  ^).  Unter  Diocietian 
hat  der  Statthalter  beider  Provinzen  den  Titel  praeses^) ,  der  im  J.  288 
für  die 'damals  noch  ungetheilte  Mauretania  Caesariensis  vorkommt  ^) ; 

vMbus  agebat.  decem  novem  cohoftesj  quinque  alae^  Hifferu  Maurorum  numerus 
aderaiy  —  apkt  htUo  mamu. 

1)  Der  erstere  beisst  proc.  Auggg.  uirar%imqtu  MaureUmioffim,  Reiiier  3891 ; 
der  letztere  |>foe.  Aug(^g.^  utriusq(ue)  prov,  Mauretaniae,  BuU,  d,  In$t,  1859  p.  49. 

2)  Spartian.  Hadr.  O:  Lutium  Quietum  whlaUs  gemUbuB  Mauiti$,  quo»  regebat 
—  estarmamtf  Matek)  Turhone  ludaei»  eonpreetU  ad  deprimendwn  tumuUum  Mau- 
retaniae  deatinato.  c.  6:  Maremm  Turbonem  po$t  Maureianiae  praefe^ufwn  (bo 
wird  Jedenfalls  zu  lesen  sein)  —  Parwumiae  Daeiaeque  ad  imtpua  praefecü.  Ueber 
diesen  General  ritterlicben  Standes,  der,  wenn  Ibm  Spartian.  üb^baupt  einen 
offlciellen  Titel  beilegt,  praefeetua  MaureUmiaej  d.  b.  regierender  procurator  war, 
8.  Benzen  ArmaU  1860  p.  45.    Mommsen  0.  i.  L.  UI  n.  1462. 

3)  Tac.  H,  2,  58.  S.  S.  324  Anm.  7.  Die  Corps,  welcbe  in  MaureUnia  Cae- 
sariensis standen,  findet  man  anfgezäblt  bei  Uenzen  ArmaU  1860  p.  71  ff. 

4)  Capitolin.  Anton,  p.  5 :  per  legatos  auoe  pVurima  büLa  geasU  —  et  Maiwroe 
ad  pacem  poHuUmdcBn  eoegit.  v.  Anton,  phil.  21 :  cum  Mawi  HieparUae  omnee 
vaftarentf  res  per  legatos  bene  gestae  sunt,  Spartlan.  v,  Sept.  8ev.  2.  Zumpt 
Studia  Romana  p.  144.  Wenn  Mommsen  Berichte  der  saebs.  GeseUscb.  pb.  bist. 
Cl.  1852  S.  216  annimmt,  die  MUitärgewalt  des  Legaten  Ton  Nnmidien  babe  sich 
überhaupt  auf  Mauretanien  erstreckt,  so  ist  dies  an  sich  wahrscheinlich,  da  die 
Procuratoren  immer  auf  das  nächste  höhere  Commando  angewiesen  waren;  aber 
die  Inschrift,  auf  welche  er  sich  beruft,  beweist  dies  nicht,  da  sie  nicht  nach 
Sitifls,  sondern  nach  Diana  (Zana)  gebort.  S.  Renier  n.  1719.  Dass  dagegen  aus 
Spanien  Truppen  für  Tingitana  requirirt  wurden,  lehren  die  Inschriften  des 
T.  Yarius  Clemens,  Grut.  p.  482  n.  5.  6.  7.  8a  C.  /.  L.  III  n.  5211  ff. ,  in 
welchen  derselbe  als  praefectus  auxiUorum  in  MaufetanUan  Tingifanam  ex  ßispa" 
nja  nussorum  erscheint.  Die  ^Inschrift  bezieht  sich  auf  den  Krieg  des  Antoninus 
Plus,  den  Capitolin.  Anf.  p.  5  und  Pausanias  8, 43,  3  erwihnen. 

5)  C.  /.  L.  Ü  n.  4135 :    Ael.    lanuario \jprae]sidi  prov.    Ting{U,], 

[praesi}ii  prov.  Mau[fet.  CaesairUnsis\  Dahin  gehört  auch  ün  Jahr  298  Anasta* 
sius  Fortunatus,  von  dem  es  Buinart  Acta  prim.  martyrum,  Amstelod.  1713 
p.  302  heisst:  in  doitate  Tingiiana,  procufonte  fMunaio  prae&ide.  Br  comman- 
dirt eine  legio  Traiana  und  wird  c.  2  praeses  legionis  genannt.  Damit  muss  die 
legh  IJ  Trti^na  gemeint  sein,  welche  ihr  gewöhnliches  Standquartier  in  Alexan- 
dria hatte,  aber,  wenn  die  Acta  zuverlissig  sind,  in  diesem  Jahre  in  Tingi  ge- 
legen haben  muss. 

6)  Auf  dieses  Jahr  bezieht  sich  die  Inschr.  von  Sitifls  (Stftif),  Annuaiire  de 
ComUmUne  1862  p.  173 :  D.  19,  hnp.  Ca$s,  C.  Valerio  Aure.  {IHoeleUano}  invie. 


—     326     — 

wenig  spttter  wurde  die  ganse  Verwaltung  der  Provinzen  dahin 
verändert,  dass  Mauretania  Tingitana  zur  dioecesis  Hispaniarum 
gezogen,  Mauretania  Gaesariensis  aber  in  zwei  Theile  getheilt 
wurde,  deren  Grenze  der  jetzige  Oued  Flitoun  bildete  i),  und 
ManrciMkia  von   denen   der   westliche   den  Namen  behielt,    der  östliche  aber 

Sitifiiisu. 

unter  dem  Namen  Mauretania  Sitifensis  einen  eignen  praeses  be- 
kam. Die  neue  Einrichtung  bestand  schon  297^)  und  der  Name 
der  Mauretania  Sitifensis  kommt  zuerst  vor  in  der  Inschrift  von 
Saldae  (Bougie)^),  aus  weicher  hervorgeht,  dass  Aurelius  Litua, 
praeses  von  Mauretania  €aesariensis^),  zur  Zeit  des  Krieges  mit 
den  Quinquegentanei  beide  Provinzen  verwaltete.  Dieser  Krieg 
begann  $89^],  dauerte  eine  Reihe  von  Jahren^),  und  wurde  be- 
endigt von  Maximianus  im  J.  2977);  die  Theilung  der  Provinzen 

pio  fei.  Äug,  pontif,  max.  Mb.  (p.)  V  eons.  UM  p.  p.  procot.  Flavku  Peeuariua 
«(<r)  p(erftctUnMU8)  p{ra€9€s)  p(rovi$uiiae)  Maur.  Ca€$»  äevohu  mmnini  maiesia^ 
tique  ems.  Da  sie  io  Sitifls  dem  prae$c$  Maiüir.  Caea,  gesetzt  ist,  so  daxf  man 
scbliessen,  dass  es  damals  eine  Mauretania  Sitifenais  noch  nicht  gab. 

1)  BtüueU  de  C<m$knUine  1863  p.  8. 

2)  Das  veroneser  Verzeichniss  der  Provinaen  (Mommsen  Abh.  d,  Berl.  Acad. 
1862  8.  514.  515)  erwähnt  sie  schon. 

3)  Armuaire  de  Conttantine  1862  p.  170:  lunoni  ceieriaq.  diia  immortalibua 
gtaiiam  teferens^  quod  eoctdunatis  neum  miliUbue  B.  I).  NN  invietisabnorum  Augg, 

I  tarn  tx  Maure,  Caea.  quam  eiiam  de  8iiifm$i  adgresnu  Quinquepentaneoe  rtbel- 
les  —  —  repressa  deeperaUane  eorum  vieioriam  reportaverit  Aurel.  Litua  v.  p, 
p{raeaee)  f{TOvineUu)  M.  Caee. 

4)  Er  kommt  nochmals  vor  in  der  Inschr.  von  Caesarea,  Renier  Iruer.  de 
VAig.  n.  4035 :  Icvi  opUmo  maximo  ceteriaqtte  die  imfnortalibu»  gratum  teferens^ 
quod  eraais  funditua  barbaria  inmaiagnenaibua  aeeunda  praeda  facta  aalvua  et  m- 
eolumia  oujn  omnib,  milHibua  D.  D,  NN,  DiocUtUmi  et  Maxbniani  Augg.  regrea- 
aua  Aurel.  lAtua  v.  p.  p.  p.  M.  C.  votum  libena  ponU, 

51  Euseb.  Chr,  Can,  p.  187  Scboene. 

6)  In  dem  291  gehaltenen  panegynoua  genethliaeua  des  Mamortinus  anf  Maxi- 
mian heisst  es  c.  16:  aed  etiam  auo  ipao  iueia  occaaUj  qua  THngitano  Ulori  Cal^ 
petani  montia  obvkun  Uitua  m  mediterraneoa  ainua  admittU  oeeanum,  rumU  onrnea 
in  aanguinem  auum  popuU,  quänu  nunquam  oonUgit  eaae  RomanUf  obatinataeque 
feritatia  poenaa  nunc  aponte  peraolvuni.  c.  17 :  furit  in  viaeera  gena  effrena  Mau- 
rorum, 

7)  Ineerii  panegyrieua^  JÜaximiano  et  Conatantino  (gehalten  307)  c.  8:  I« 
ferociaaimoa  Mauretaniae  populoa,  inaeeeaaia  tnontium  iugia  et  nakiraU  mumtione 
fidentea  expugnaati  reeepiaii  tranatuliati,  Eutrop.  9,  23 :  Maximianua  quoque  Augu- 
atua  beUum  in  AfrUa  profligavit,  domitia  Quinquegentiania  et  ad  paeem  redactia. 
Dieser  Sieg  ist  nach  Eutrop  gleichzeitig  mit  Diodetians  Sieg  über  den  Achil- 
leus,  welchen  Easebius  in  das  13te  Jahr  des  Dlocletian,  d.  h.  297/8  setzt.  Die 
Quinquegentanei  aber,  die  auch  Eutrop.  9,  22.  Aur.  Yict.  Cota,  39,  22.  Oros. 
7,  25.  Euseb.  Cht,  Can.  p.  187  Schoene.  Inlias  Honorins  in  Mola  ed.  Gronov. 
1696.  8  p.  18  erwähnen,  sind  nicht,  wie  Sealiger  TKea.  temp.,  Amstelod.  1658 
fol.  Animadv,  p.  243b  annahm,  die  Einwohner  der  PentapoUs  Cyrenaica,  sondern 
maurische  Stamme,  welche  von  Paeanius  Metapkr.  9,  22.  23  TevriavoL  von  Zo- 
naras  12,  31  itivxa  rtvic  revrtavoL  genannt  werden  und  in  Mauretania  Gaesarien- 
sis wohnten.    Sie  kommen  schon  in  der  c.  260  n.  Chr.  gesetzten  Inschr.  des  C. 


~     327     — 

scheint  demnadi  vor  dicusem  Kriege  in  dem  ersten  Jahre  des 
Diocletian  erfolgt  ^j,  die  Militärgewalt  aber  vorläufig  in  den  Hän- 
den des  praeses  geblieben  zn  sein^).  Noch  im  Beginn  des  fünf- 
ten Jahrhunderts,  wo  es  neben  dem  praeses  einen,  dux  limiiis 
Maurelaniae  Caesariensis  gab 3),  finden  sich,  wie  in  andern 
Provinzen^),  so  auch  hier  beide  Würden  vereinigt  in  dem  ditx 
et  praeses  provinciae  Mawetaniae  Caesariensis  j  unter  welchem 
acht  praeposüi  limüum  stehn^).  In  Beziehung  auf  die  Finanz- 
Verwaltung  waren  wenigstens  seit  Constantin  d^  Gr.  die  Maure- 
taniae  mit  Numidia  vereinigt  und  unter  einen  rationaUs  ge- 
steUt^);  ob  sie  indessen  zeitweise  auch  unter  dem  praeses  iVu- 
midiae  gestanden  haben,  ist  zweifelhaft  ^j. 

Von  den  Golonien,  deren  Anlage  die  R($mer  in  beiden  Provinzen  coIobmii- 
eifrig  förderten,  haben  wir  insofern  nur  eine  mangelhafte  Kennt-        *^' 
niss,   als  die  antiquarische  Forschung  sich  bisher  auf  Mauretania 
Caesariensis  beschränkt  s)  und  auf  Tingitana  noch  nicht  erstredit 
hat.    In  der  letzteren  Provinz  kennen  vvir  sieben  Colonien,  drei  des 

Macrinius  Decianns  (Renier  n.  101  =s  Orelll-Henzen  741 4^)  vor ,  wo  Jetzt  sicher 
ztt  ergänzen  igt:  teriioque  [QuInquegeyUantis  gentiUhw  Mauretaniae  Caeiariensis 
—  eaeria  fitgatugue. 

1)  Seitdem  sind  neben  den  prauidea  Mauretaniae  Caesariensia  (Renier  3886. 
3888)  auch  die  praesides  Mauretaniae  Sitifensia  unter  Constantins  Ghlorus,  d.  h. 
zwischen  292—304  (Renier  3284),  ConsUntin  d.  Or.  (Renier  3285.  3286.  3oöö), 
unter  Yalentinian  II ,  Theodosius  und  Arcadius,  d.  h.  383  —  391  (Renier  3289) 
und  am  Anfang  des  5ten  Jahrh.  (Not.  D.  Oec.  p.  63)  nachweisbar. 

2)  Der  praepoaitua  UmitU,  welcher  im  J.  262  der  Provinz  s=223  n.  Chr.  in 
Mauretania  Caesarea  vorkommt  (Renier  3567),  würde,  wenn  diese  Vermuthung 
richtig  ist,  unter  dem  praeaea  gestanden  haben. 

3)  Not.  Dign.  Oec.  c.  1  S  21». 

4}  So  kommt  im  J.  382  ein  dta  et  praeaea  Sardiniae  vor,  Cod.  Th.  9,  27,  3. 
Vgl.  Cod.  lust.  7,  62,  32  §  1 :  quodai  a  duce  fuerit  appeUatum,  ai  idem  et  praeaea 
ait,  praefeetura  neaeaaario  tantum  iure  ordinario  in  aaero  cmditorio  iudieahü. 

5)  Not.  Dign.  Oee.  c.  29.  Ein  solcher  praepoattua  Umitia  kommt  schon  vor 
im  J.  262  der  Provinz  «301  n.  Chr.  Renler  n.  3567. 

6)  BeeueU  de  ConatanUne  1869  p.  679:  luUua  Iuoenal(Ui)  rat.  Numidiae  et 
Mau(ret(i)niarum.  In  der  an  ihn  gerichteten  Verordnung  des  Cod.  Th.  vom  J.  346 
(Cod.  Th.  10,  8.  4)  fQbtt  er  den  abgekürzten  Titel  rationali»  Numidiae.  Annuaire 
de  Contt,  1860  p.  141  n.  4:  VeUiua  Ftorentinua  v.  p.  mtionalia  Numid.  et 
Mautet. ,  wonach  auch  die  Inschr.  Renier  1847  zu  lesen  ist :  \raUona\Ua  Nu- 
midiae et  Mau9(eUmianm)y  nicht,  wie  Renier  will,  [cotMtiiarM  aexfaacajUa  Nu- 
midiae et  Mawretaniae. 

7)  Unter  Diodetian  kommt. mehrmals  vor  VoIertiM  Florua  v.  p,  p.  p,  NM^ 
was  Renier  1513.  1514.  1515  erklart  vir  perfeeüaakmaa  praeaea  provineiae  Nu- 
midiae Mauretaniae  (vgl.  Benzen  Annali  1860  p.  37).  Es  fragt  sich  aber,  ob 
nicht  NVM  zu  lesen  sein  dürfte,  da  das  V  in  dem  N  enthalten  ist.  So  liest 
auch  Mommsen  Ephem.  epigr.  1872  p.  125. 

8)  Ueber  die  Colonien  beider  Mauretanien  s.  Zumpt  Comm.  €p.  I,  381.  424, 
über  ^e  von  Caesariensis  Benzen  Annali  1860  p.  92  ff. 


—     328    — 

Attgustus,  welche,  noch  zur  Zeil  des  mauretanischen  Königthums 
angelegt,  zur  Provinz  Baetica  gerechnet  wurden:  Zilis^),  Babba^) 
und  Banasa  ^) ;  zwei  des  Claudius :  Tingi  ^]  und  Lixus  oder  Lix  ^) ; 
zwei  aus  späterer  Zeit:  Rusadder  und  Volubilis^.  Bei  weitem 
mehr  sind  in  Mauretania  Caesariensis  bekannt,  nämlich  acht  des 
Augustus^);  Cartenna,  colonisirt  durch  die  leg.  //^],  Gunugi,  An- 
siedelung einer  coAors  praetorta,  Igilgili^j^  Rusguniae^o),  Rusazus, 

Saldae^^)  (Bougie)  oder  colonia  lulia  Augnsta  ScUdantium  Septi- 
manarum  immunis  ^^ ;  Zuccubar  ^'j ;  colonia  lulia  Augusla  legionis 
VlITupusuctu^^);  zwei  des  Claudius  <^) :  Caesarea^®)  und  Oppidum 
novum^'^);  eine  des  Nerva:  Sitifis  (Setif)  mit  dem  Namen  colonia 
Nerviana  Attgusta  Martialis  ^^) ;  ferner  aus  späterer  Zeit :  Aquae 
'caiidae^^)y  Arsennaria,  zu  Plinius  Zeit  oppidum  Latinum^  hernadi 
Colonie^^^j,  Auzia  (Aumale),  unter  Tiberius  ein  casteUum  semiru- 

1)  Der  Name  wiid  geachrteben  Zi^Xic  Strabo  3  p.  140;  17  p.  827,  ZcXsla 
Ptolcm.  4,  1,  13  p.  249  WUberg;  8,  13,  4;  ZUis  Itin.  p.  8;  während  bei  PUnius 
5  J  2  die  besten  Handschriften  lesen :  in  ora  Oeeani  eolonia  AugvsU.  Julia  Con- 
»tantia  ZuUly  regvm  dicioni  exempta  et  iura  in  BatUcam  petere  tussa.  Bei  MeU 
3,  10,  Ö,  wo  Vossius  Zilia  las,  haben  die  Handachrifteu  colonia  et  fluoitu  Gna^ 
welcher  Name  sonst  ganz  unbekannt  ist. 

2)  luUa  Carttpestris  Bahha,  Augusti  coUmiay  Plin.  5  $  5 ;  anf  Münzen  C.  C. 
1.  B.  d.  h.  colonia  Campestris  ItUia  Bahba,  Müller  3  p.  173. 

3)  Colonia   VaUrUia  Banasa,  Plin.  5  $  5. 

4J  Plin.  5  $  2:  Tingi  —  a  Claudio  Caesare,  cum  coloniam  faceret,  appel- 
latum  TradUcta  Julia,  Da  die  Stadt  schon  auf  Münzen  des  Augustus  lulia  Tingis 
heisst  (Müller  3  p.  146),  weil  sie  von  diesem  das  Bürgerrecht  (iroXtTela)  erhal- 
ten hatte  (Dio  Gass.  48,  45),  so  war  sie  vorher  wohl  schon  municipium.  Vgl. 
Zumpt  a.  a.  0.  p.  387. 

5)  Plin.  5  S  2.    Itin.  p.  7. 

6)  Itin.  p.  11.  23. 

7l  AUe  angeführt  von  Plin.  5  $  20. 
8j  eolonia,  Renier  3851=  Benzen  3334. 
9l  Itin.  p.  18. 

10)  eolonia  Suagunienaia ,  Renier  3579.  3580.  Die  erste  Inschr.  auch  bei 
Maffei  Af.  Ver,  p.  463,  1. 

11)  Ptol.  4,  2,  9.    Itin.  p.  17. 

12l  Renier  3Ö11.  3512.    Recueil  1869  p.  125. 

13)  Der  Name  kommt  vor  Renier  3691. 

14)  Inschr.  von  Bona  vom  Jahr  55  n.  Chr.  bei  Hübner  Monatsberichte  der 
Berliner  Acad.  1861.  2te  Hälfte  S.  984.  In  nnsern  Texten  gewöhnlich  Tubusuptu 
geschrieben,  Plin.  5  S  21.   Ptol.  4,  2,  31.  Ammian.  29,  5,  11. 

15}  Plin.  5  S  20. 

16)  eolonia  CaesariemiM ,  Renier  3913 ;  C(plonia)  C(laudia')  C(at$arien»iwh), 
Renier  3927. 

17)  Ptolem.  4,  2,  25.  34. 

18)  Renier  3270 :  cot.  (^Nerv.)  Aug.  Marl.  veUfianorum)  {8itif[en8ium)  ib.  3274. 
3277.  3282,  vgl.  3297;  später  auch  reap.  SiUfeMium  Ner.  Ankminianor(um) 
3275.   3278.  3279. 

19)  irSaTa  ftcpfidi  «oXmvb ,  Ptolem.  4,  2,  26. 

20)  Plin.  5  S  19.    Ptolem.  4,  2,  3. 


^    329    — 

tum^) ,  später  cohnia  Septimia  Aurelia  Auziensium  ^) ;  Bida''}; 
Gilva^],  IcosiuiD  (Alger),  bei  Plinius  oppidum  Latinum^  bemach 
Colonie*);  colonia  Kasturrensis^);  colonia  Lemellefensium'^];  Quiza^) 
oder  Equiza^);  Rusuccurium ,  von  Claudius  mit  dem  Bürger- 
recbt  bescbenkt  ^^) ,  nocb  unter  Severus  Municipium  ^^) ,  bemach 
Coionie*^);  Siga^^);  Tipasa^^);  colonia  Usinazensis  ^^)  und  ausser- 
dem eine  Anzahl  von  Municipien^^). 

1)  Tac.  Arm,  4,  26. 

2)  Renier  3571 ;  colonia  3578.  3579.  3581. 

3)  Ptolem.  4,  2,  28. 

4)  Itin.  p.  13. 

5)  Plln.  5  S  20.    Itin.  p.  15. 

6)  Recueil  1864  p.  101  n^  12»  C.  /.  L.  m  n.  1456  ans  dem  Jaht  170  n.  Chr. 

7)  Annuaire  1860  p.  228.  Das  oppidum  LtmdUfenH,  jetzt  Zembia,  Hegt 
südwestlich  Ton  Sitüls  und  gehört  auch  nach  den  kiichlichen  Verzeichnissen  zu 
Manretania  Sitifensis  fDopin  p.  XII.  Morcelli  1,  201).  Danach  ist  in  der  Inschr. 
der  Philippi  (244—249),  Annnaire  1860  p.  226,  zu  lesen:  bfuianUa  M.  AwelU 
AthonU  MarceUi  v(ir()  e(ßregii)  proe,  Augg,  rarissimi  praesidit  ^(patri),  nicht 
iVttmüüae,   wie  die  Herausgeber  erganzen. 

8)  Quiaa  Cenitana  peregrinorum  oppidum,  Plin.  5  $  19;  Ko*JiCa  xoXoovla, 
Ptolem.  4,  2,  3;  Qui%a  munißipium,  Itin.  p.  13;  DISPunctor  REJP.  Qui*^' 
sriim,  Renier  3844. 

9)  eoUmia  Equii(en$ui),  Renier  3580. 

10)  Plin.  5  S  20. 

11)  Renier  4070. 

12)  Itin.  p.  16.  39. 

13)  Ptolem.  4,  2,  2. 

14)  Bei  Plin.  5  $  20  oppidum  Latinum;  hernach  colonia,  Renier  4041.  Itin. 
p.  15.    Ordo  Tipoienaium^  C.  I.  L.  II,  2110. 

15)  Diese  beruht  freilich  auf  einer  Ergänzung  der  Inschr.  Renier  3659,  nach 
welcher  Severus  und  Garaealla  „coloniaM  VSINAZEN8EM  PER  ....  COIi- 
8TITVEBVNT,'* 

16)  Diese  sind  bereits  von  Benzen  a.  a.  0.  p.  94  zusammengestellt  worden. 
Dahin  gehören   lomnium  municfyiwn,   Itin.  p.  17;    murUoipium  Aüium  Choba,\ 
Renier  3504,    Poriua  magnus,   bei  Plin.  5  $  19  «ivium  Romanorum  oppidum; 
retpubUea  Portuemiumj   Renier  3825  mit  duumviri,   Renier  3828,   und  andre 
sonst  nicht  weiter  bekannte  Ortschaften. 


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334 


n.    GhroDologiscbe  Uebersichi. 

A,    Provinzen  der  Republik, 


1. 

Sic!  Ha  eingerichtet 

513  CS  241. 

2. 

Sardinia  eingerichtet 

523  =  231. 

3. 

Hispania  citerior 

(557  =  197. 

4. 

Hispania  ulterior 

5. 

IllyricttiD  eingerichtet 

nach  587  =  107. 

G. 

Macedonia  eingerichtet 

608=146. 

7. 

Achaia  erobert 

608=146. 

b. 

Africa  eingerichtet 

608  =  146. 

9. 

Ania 

621—133. 

10. 

Gallia  Narbonenais 

634=120. 

11. 

Gallia  Cisalpina  ' 

673=81? 

12. 

Bithynia 

680=74. 

13. 

Cyrene  et  Greta 
Gilicia 

680  =  74;  Greta  6S7  =  67. 

14. 

[651  =  103]  690  =  61. 

15. 

Syria 

690  =  64. 

B.    Provinzen  der  früheren  Kaiserzeü. 


1. 

AegyptOB 

724  =  30. 

2. 

MoeBia 

725  =  29? 

3. 
4. 
5. 

Aqoitania 

LugdunensiB 

Belffica 

lerobert  seit  704  =  50,  ge- 
r    theilt  17  tt.  Ghr. 

* 

6. 

LnBitania 

727  =  27? 

7. 
8. 

Germania  saperior 
Germania  inferior 

|l7  n.  Ghr. 

9. 

GypniB 
Galatia 

727  =  27. 

10. 

729  =  25. 

11. 

Pamphylia 
und  Lycla 

729  =  25. 

43  n.  Ghr. 

12. 

Raetia 

739=15. 

13. 

Noricum 

739  =  15. 

14. 

Alpes  Maritimae 

740=14. 

15. 

Pannonia 

10  n.  Ghr. 

16. 

Gappadocia 

17  n.  Ghr. 

17, 

Maoretania  Tingitana 

Uo  n.  Ghr. 

18. 

Mauretania  Gaesariensis 

19. 

Britannia 

43  n.  Ghr. 

20. 

Thracia 

46  n.  Ghr. 

21, 

Alpes  Gottiae 

unter  Nero. 

22. 

EpiruB 

unter  Vespasian? 

23. 

Arabia 

105  n.  Ghr.     ' 

24. 

Dada 

107  n.  Ghr. 

25. 

Armen  ia 

' 

26. 

Mesopotamia 

115  n.  Ghr. 

27. 

Assyria 

2S. 

Numidia 

zwischen  193-211. 

2». 

Alpes  Poeninae 

im  2.  Jahrh. 

Atim. 


Die  Diff«r«iic  mit  der  Zahl  der  Proviaeca  in  Tab.  I,  entsteht  durch  Oallia  Ci$aipitta, 
und  die  hier  all  ungetheilt  •uf^führten  ProWmen  Moe*ia  un>\  Pamnonia. 


—     335     — 


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—     388     — 


3.  Terwaltimg  der  Provinzen. 

A.  Binriohtang  der  Fxovtoz. 

Nach  der  gegebenen  Uebersicbt  über  die  Bestanddieile  des 
rtteojbschen  Reiches  könnea  wir  nun  die  allgemeinen  Grundsätze 
entwidceln,  welche  von  den  Römern  in  der  Administration  der 
unterworfenen  Länder  befolgt  wurden,  und  deren  consequeot^ 
Durchführung  das  Resultat  hatte,  dass  die  ursprünglich  in  allen 
Beziehungen  disparaten  Provinzen  durch  den  Einfluss  römischer 
Verwaltung,  römischen  Rechtes  und  römischen  Lebens  zu  einem 
nicht  nur  äusserlich  gleichmäisig  geregelten,  sondern  auch  in- 
nerlich übereinstimmenden  Ganzen  vereinigt  wurden,  in  welchem 
die  verschiedenen  Nationalitäten  mit  ihren  politischen,  rechtlichen 
und  socialen  Eigenthümlichkeiten  mehr  oder  weniger  aufgingen^)« 
Begriffd«r  Das   Wort  provtncia   ist  viel   älter   als    die   ausseritalischen 

Eroberungen,  welche  wir  bisher  mit  dem  Namen  Provinzen  be- 
zeichnet haben,  und  bedarf  einer  besonderen  Erklärung  3).  So 
lange  das  Königthum  in  Rom  bestand,  war  der  König  der  allei- 
nige Inhaber  des  impertum^  d.  h.  der  unumschränkten  militäri- 
schen und  richterlichen  Gewalt^) ;  nachdem  aber  das  imperiunk 
bei  dem  Beginn  der  Republik  auf  zwei  ConsuUi^),  seit  387=367 

1)  Ueber  die  Verwaltung  der  Provinzen  8.  Sigouine  Dt  ant.  tute  provinc^ 
Üb.  II.  Da  Pol  De  iure  provindarum  imperii  Romarä,  Logd.  Bat.  1807.  4. 
G.  C.  Xh.  Frankil  Prolegom.  m  Cie.  orat.  Verr.  de  provinciarum  Bomanarun^ 
forma  aique  adminUtratione,  in  Friedemann  n.  Seebode  Mise.  Crit.  11,  2  (1823) 
p.  293  ff.  Walter  Gesch.  d.  rom.  Rechts  $  233  ff.  Rein  in  Pauiy's  Bealency- 
clop&die  VI  S.  144  ff.  Bergfeld  Die  Organisation  der  römischen  Provinzen,  Nenr 
fttreUtz  1846.  4.  Kuhn  Die  Verf.  des  R.  Reichs.  Voigt  Jus  naturide  II,  373 
-492;  517—525. 

2)  S.  Mommsen  Die  Rechtsfrage  zwischen  Caesar  und  dem  Senat,  Brealau 
1857.  8.  (Auch  in  den  Abhandlungen  der  bist.  phil.  GeseUsch.  zu  Ike^lau  Bd.  I.) 
S.  1 — 11;  denselben  Staatsrecht  1,  80;  Festi  ^U.  p.  226:  provmdae  appeUctn- 
tur,  quod  popuUu  Romanus  eas  previcit,  id  est  ante  vidi;  p.  379:  vinciam  tU* 
e^ant  eofUmenUm,  in  welcher  letzteren  Bemerkung  vmaia  der  provineia  entge* 
gengesetzt  zu  werden  scheint.  S.  Mommsen  a.  a.  0.  S.  2.  Die  Erklärung  von 
Niebuhr  R.  G.  3,  727  ptovinda  ae  provmtus  d.  h.  Steuergut  des  Staates,  ist 
unhaltbar. 

3)  Mommsen  Staatsrecht  1,  49. 

4)  Die  Consuln  haben  regium  imperium^  regiam  poUsUfUm.  MommBen  Staats-i 
recht  1,  43  Anm.  1. 


—    939     — 

auf  einen  praeter^),  seit  507=247  auf  einen  zweiten  praetor^ 
übertragen  worden  war,  wurde  es  nöthig,  die  jedem  dieser  Be- 
amten zustehende,  principiell  unbeschränkte  Gewalt  zu  begrenzen 
und  fttr  jeden  derselben  eine  bestimmte  Competenz  festzustellen, 
deren  ofScielle  Bezeichnung  provmcia  ist.  Unter  provincia  ver- 
steht man  also  den  durch  ein  Gesetz  oder  Senatusconsult  oder 
auch  durch  Loos  oder  Vereinbarung ')  einem  Consul  oder  Prator 
besonders  zugewiesenen  Geschftftskreis ,  in  dessen  Grenzen  er 
sein  imperium  ausübt,  und  in  diesem  Sinne  sagt  man:  consuli- 
bus  Ligttres  pr^mncia  decermtur^)y  consulibui  Italia  provincia  dt- 
cemüur^)  und  nennt  das  Amt  des  praetor  urbanus  und  peregri- 
nn$  provincia  urbema^]  und  provincia  peregrina'').  Beamten  da- 
gegen, welche  kein  imperium  haben,  wird  auch  keine  provincia 
zugeschrieben,  dann  wenn  von  Provinzen  der  Quästoren  die  Rede 
ist,  so  sind  damit  die  des  Consuls  oder  Prators  gemeint,  dem 
der  Quästor  als  Unterbeamter  beigegeben  ist^. 

Nach  der  Besitznahme  Siciliens  und  Sardiniens  wurden  im 
J.  527=: 287  statt  der  bisherigen  zwei  PrKtoren  vier  ernannt^) 
und  das  imperium  auch  rttumlieh  in  der  Art  abgegrenzt,  dass 
zwei  Prätoren  in  den  neuen  Amtsbezirken  die  Militär-  und  Ge- 
richtsgewalt zugleich,  also  das  alte  consularische  impe^iumf  er- 
hielten, und  dieses  ist  auch  fernerhin  den  übrigen  Prätoren  und 
später  den  Proconsuln  und  Proprätoren  ertheilt  worden.  Seit- 
dem wird  provincia  die  Bezeichnung  ftu*  eine  überseeisdie  SCattr- 
halterschaft  und  bedeutet  nunmehr  einmal  in  abstractem  Sinne 
das  Commando  in  einem  ausseritaiischen  Lande  i^)  und  zwei- 
tens in  concretem  Sinne  das  dem  Statthalter  untergebene  Land 

1)  LW.  6,  42. 

2l  Liy.  epii.  19.     Lydns  De  magittr.  1.  38.  45. 

3)  Mommsen  StMtsraeht  i,  71.  81. 

4)  Liv.  39,  45. 

6]  MommBen  Staatareeht  1,  83  Anm.  6. 

6j  Cic.  in  Verr.  act.  n ,  1 ,  40 ,  104 :  gortem  naetut  est  urhanae  provineiae. 
Olc.  pr,  Mur,  20,  41:  huius  wn  ea  fuüy  quam  omnes  —  Ubi  opiäbamu$y  tum 
dieundi: egttffia  et  ad  eowulaiUfH  apta  provincia. 

7)  Liv.  39,  45:  praetotes  ita  tortiri  iuasi^  uä  (C.  VaUrio)  fUmdni  diali  uti- 
fue  aliita  iwri»  dieendi  Bomae  provincia  essei;  peregrinam  eat  $ortiiU8. 

B)  Mommsen  SUatareeht  1^  86.  Im  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  helsst  pro- 
vineia  Jedes  Geschalt. Plautns  miL  1159 :  nunc  tibi  kane  ego  impero  provineicnn  — 
MÜittm  Upide  et  faute  et  laute  ludifiearier,  Captiv.  474 :  ipai  opaonant,  quae  pa^ 
raiitorum  ante  era<  provincia,  Cic.  pr.  Bulla  18,  52:  iUam  —  provineiam  de^ 
popo$eit,  ttl  —  tne  in  nu&  leetulo  trueidaret, 

9)  LiT.  ep,  20.    Dif.  1,  2  S  32. 
lOj  MomiBMQ  Rechtafrage  S.  11. 

22* 


—     840     — 

selbst^) .  Alles  ProvinciallaDd  unterscheidet  sich  aber  von  dem  itali- 
schen Lande  dadurch,  dass  es  abgabenpflichtig  ist,  d.  h.  entweder 
veötigal  oder  Iributum  zahlt  2);  denn  wenigstens  seit  den  Grac— 
chen^)  ist  es  ein  anerkannter  staatsrechtlicher  Grundsatz,  dass 
das  Eigenthum  an  dem  Provinciallande  auf  das  römische  Volk 
übergegangen  ist  und  den  Provincialen  nur  der  Niessnutz  des— 
selben  zusteht ;  dass  sonach  die  Provinz  ein  praedium  populi  Ro- 
mani  ist^),  dessen  Revenuen  in  die  Staatscasse  fliessen.  Hienacfa 
wird  man  die  Provinz  als  einen  räumlich  begrenzten,  einem  stän— 
digen  Oberbeamten  untergebenen,  steuerpflichtigen  Verwaltungs- 
bezirk des  römischen  Reichs  definiren  dürfen.  Die  Steuerpflich— 
tigkeit  ist  ein  so  wichtiges  Merkmal  des  B^riffs  der  Provinz, 
dass  die  Historiker  jedes  von  den  Römern  factisch  in  Botmässig- 
keit  genommene  und  steuerbar  gemachte  Land,  auch  wenn  es 
noch  keine  regelmässige  Verwaltung  erhalten  hat,  zu  den  Pro- 
vinzen rechnen^),  und  die  Dynastien,  welche  wir  z.  B.  in  Gili- 
cien  und  Syrien  nachgewiesen  haben,  obwohl  sie  nicht  direct 
unter  den  Statthaltern  standen,  der  Tributpflichtigkeit  wegen  als 
integrirende  Theile  des  Reichs  betrachtet  werden  <^). 

1)  Cic.  in  Verr,  act.  II ,  2 ,  2 ,  1 :  (Sicilia)  prima  omnium,  id  quod  omamen' 
tum  imptrii  eU,  provincia  appeüata. 

2)  Gaiafi  2,  7 :  sed  in  provindaU  tclo  placH  pleriique,  Bohan  rdigiontm  non 
fieri,  qtäa  in  eo  solo  dominium  popuU.  Romani  ut  vtl  Caesaria^  noa  autam  pos- 
Hssionem  tanlum  et  U9um  fruetum  habere  videmur.  7,  21 :  in  eadem  causa  sunt 
provinciaUa  praedia,  quorum  alia  MUpendiaria^  alia  tributaria  voeamus:  sUpen- 
diaria  sunt  ea,  quae  in  Kis  provinciis  swU,  quae  propHae  popuU  Romani  esse  in- 
telleguntur;  tributaria  sunt  ea,  quae  in  Am  provinciis  sunt,  quae  propriae  Cot- 
saris  esse  ereduntur,  Cicero  Verr,  II,  3,  6,  12 :  inter  SiciUam  cetmuque  provineias 
—  hoc  interesty  quod  ceteris  aut  impositum  vectigal  est  eertum,  quod  stipendiarium 
dicitur,  ut  Hispanis  et  plerisque  Poenorum,  —  aut  eensoria  iocatio  constituta  estj 
ut  Asiae  lege  Sempronia,    Frontinus  in  Gromat.  p.  36.  63. 

3^  MommBen  R.  G.  2»,  12a 

4}  Gic.  in  Verr.  11,  2,  3,  7:  €t  quoniam  quasi  quaedam  praedia  popuU  Ro- 
mani stmt  veetigaUa  nostra  atque  provinciae^  quemadmodum  vos  propinquis  vestris 
praedüs  maxime  deleetamini,  sie  populo  Romano  iueunda  suburbarUtas  est  htiiusee 
provinciae. 

5)  So  nennt  Livius  45,  26,*  11  im  J.  587  =  167  lllyrieum  provincia,  wie- 
wohl es  damals  grade  für  frei  erklärt  wurde,  ebenso  Macedonien  im  J.  586  =s  16B 
(Liv.  epit.  45),  bei  Yelleias  2,  39  heisst  Norieum  provincia,  obgleich  es  damals 
noch  regnum  blieb  und  von  einem  Vicekonige  verwaltet  wurde,  und  in  der 
Inschr.  Orelli  750  wird  die  Chersonesus  Tauriea  provincia  genannt. 

6)  Strabo  17  p.  839 :  T€e6t»jc  oi  rfjc  au(i.7rdo7]c  )r<6pac  xfjc  &wö  'PoajJia(otc  ^ 
(lev  ßaotXe6£Tai,  fjv  ^  l^ouoiv  aikol  xaX^aavrec  ^itap^^tav  xa\  itifittouow  tJjx«- 
p.6vac  r.a\  «popoXÖYOU«.  p.  840:  xa«  5i  dtXXag  ^ap/Cac  iy(tt  KoToap,  «v  cl«  Äc 
fi^v  Tc^jiTcei  TOüc'iTcipi£X7)«opi6voüc  öiratotoü?  Ävöpac,  de  Ä?  Si  OTparrjifixo'j« ,  tU 
Äc  hk  xaX  litTTixoO;*  xil  ßaoi>^r;  ti  xai  ^uvdifftai  xal  6£xap)^Cat  rffi.  mtvou  }U- 
ptftoc  %a\  elol  xgel  uTr^Jp^av   del,     Tac.  Agr.  14:   vetere  ae  iam  pridem  reeepta 


—     341     — 

Die  Einrichtung  der  Provinz  geschah  zur  Zeit  der  Republik  verfahnn 
durch  den  erobernden  Feldherm  selbst  unter  dem  Beirath  einer  riohtang. 
Commission  von  zehn  zu  diesem  >Z wecke  vom  Senat  ^)  deputirten 
Senatoren  2)  nach  einer  Instruction  des  Senates  3);  das  auf  diese 
Weise  entstandene  Grundgesetz  der  Provinz  (lex  pravmciae)  ^) 
bildete  für  die  ganze  Folgezeit  die  Norm  der  Verwaltung,  wäh- 
rend privatrechtliche  Bestimmungen  für  die.  Provinzen  theils  durch 
römische  Gesetze^),  theils  durdi  das  Edict  des  Statthalters  auch 
später  getroffen  wurden^).  Die  Anordnungen  der  Commission 
bezogen  sich  namentlich  auf  folgende  Puncte.  Man  begann  mit 
einer  neuen  Eintheilung  der  ganzen  Provinz  in  bestimmte  Ver-    ^^f^J*" 


popuU  Bomani  eontuetudiney  ut  haberet  instrumenta  BenÜutis  ei  rtges.  Deshalb 
betrachtete  Aügustus  die  regna  als  memibra  pcarUaque  imperii  (Suet.  Aug.  48.  Tac. 
Ann.  1,  11).  Belehrend  ist  für  diese  Aoffassaiig  das  Yerhältnlss  des  König- 
reichs ludaea,  über  welches  S.^249  gehandelt  ist. 

1}  Nur  ausnahmsweise  ist  bei  der  Absendung  einer  solchen  Commission  das 
Volk  betheiligt.    Polyb.  1,  63.    Mommsen  C.  L  L.  I  p.  99b. 

2}  Die  Sitte,  einen  Ansschnss  des  Senates  von  zehn  Bfönnern  für  beson- 
dere Geschäfte  zn  bilden,  ist  nralt.  S.  Bergfeld  a.  a.  0.  S.  11.  Schon  nach  Ro- 
miilas  Tode  wird  sie  erwiLhnt,  Liv.  1,  17.  Dionys.  %  57;  bei  der  Secession 
des  Pl«bs,  Dionys.  6,  84;  bei  der  lex  Ckusia  agraria y  Dionys.  8,  80.  Auch  in 
den  Mnnicipien  und  Provincialstadten  finden  sich  die  deeem  primi  (Cic.  Verr.  II, 
2,  67,  162),  femer  in  den  latinischen  Colonien,  Liv.  29,  15.  Zehn  Senatoren 
schlies8en  den  Frieden  nach  dem  ersten  punischen  Kriege,  Polyb.  1,  63;  so 
auch  nach  dem  zweiten  punischen  Kriege,  Liv.  30,  43 ;  den  Frieden  mit  Philipp 
von  Macedonien,  Liv.  33,  24;  mit  Antiochus,  Liv.  37,  55.  Bei  der  Einrich- 
tung der  Provinz  werden  die  deeem  legaü  erwähnt  in  Macedonien  (Liv.  44,  17), 
AfHca  (S.  305),  Achaia  (S.  164),  Asia  (Strabo  14  p.  646),  bei  der  zweiten  Or- 
ganisation Siciliens  nach  dem  Sclavenkriege  (Cic.  Verr.  II,  2,' 16,  40),  bei  der 
Einrichtung  Spaniens  nach  der  Eroberung  von  Numantia,  Appian.  HUtp.  99. 

3)  liiv.  45,  17.  18.  Polyb.  22,  7:  5<5vt65  8^  toüc  Tuiroü«  ':o6toüc  5idp 
T?)«  ^Xtj^  SiDix-Zioecog  föTTCfjnrov  tou;  hi%7.  Trp^c  Fvcttov  töv  STrarov  eU  ttjv  AoCav. 
Liv.  33,  31 :  in  senatus  eonndto ,  quo  miui  deeem  Ugati  ab  wbe  erarU ,  eeterae 
Graeeiae  atque  Asiae  {whes)  haud  dubie  liberabaniur. 

4)  Von  diesen  Grundgesetzen ,  welche  lege$  datae,  nicht  leges  rogaiae  sind 
(s.  S.  64),  kennen  wir  die  lex  RupUia  für  Sicilien  (S.  91),  die  ^  des  Aemi- 
lius  Paulus  für  Macedonien  (S.  160) ,  die  lex  des  Q.  Metellus  für  CreU  (Liv. 
epit.  100),  die  lex  Pompeia  für  Bithynien  (S.  198)  und  andre  asiatische  Pro- 
vinzen. Dio  Cass.  37,  20:  xd  re  ^vcIid  IIKt)  tAv  ^^  Aol^  tiq  ihiccCpcp  Tdre 
a^ToU  ^vTfov  v6fiOU  Te  {S(o(^  %at  TcoXtTelgtic  xaTcox^9aTO  (llofiiir^ioc)  xal  5iex6op.t}- 
9€v,  ÄoTs  xaX  Scupo  auTOU«  toTc  Otc^  ixelvou  vofjito^etot  -/jpf^s^au 

5)  Ulpian.  fr,  11,  18:  »ed  quia  lex  AtUia  Bomae  Umtum  loeum  habet,  lege 
Julia  et  Titia  pro9peetum  est,  ut  in  provmcia  quoque  similiter  a  praesidibus  earum 
dentur  tutores,  Gaius  1,  185;  3,  122.  Senatus  eonsuUa  in  Beziehung  auf  das 
Privatrecht  der  Provinzen  erwähnt  Cic.  ad  AU,  5,  21,  11  und  12. 

6)  Gaius  1,  6:    ius  autem  edieendi  habent  magiitratus  popuU  Bomani,     8ed 

ampUssimum  ius  est  in  edietis  duorum  praetorum,  urbani  et  peregrini,  quorum 

in  protfineiis  iurisdieUonem  praesides  earum  habent,  Üem  in  edietis  aedUntm  cttfu- 

Urnn,  (fuorum  iurisdiciionem  in  provineiis  popuU  Bomani  quaesiares  habent,    Oie. 

Verr.  H,  1,  43,  HO;  1,  45,  Uöj  1,  46,  118;  2,  13,  33;  3,  10,  26. 


—     3«     — 

waliungsbezirke,  welche  aum  Miftleipunot  eine  {jKiSssere  Stadt 
erhielten,  wo  eine  solche  vorhanden  war,  nnd  wir  haben  ge- 
sehen,  dass  solcher  städtischen  IMöcesen  in  Sicilien  etwa  67  (S. 
93),  in  den  drei  Gallien  64  (S.  ^17),  in  Asia  44  (S.  481),  in 
dem  Theile  von  Bitliynien,  der  63  v.  Uhr.  zur  Provinz  gezo- 
gen wurde ,  der  Ora  Pontica,  4 1  (S.  1 9d) ,  im  Pontus  Pole- 
momacus  6,  in  Lyclen  23  (S.  848  f.),  in  Gyrene  5  wärai;  in 
ettödtearmen  Provinzen  traten  an  die  Stelle  der  Stadtdiöoesen 
Landkreise ;  man  beobachtete  dabei  das  VerCahren,  mit  Auflösung 
der  vorhandenen  staatlichen  Einheiten  und  durch  wiUktthriiches 
Thetlen  und  i^sammenlegen  von  Ortsdiaften  die  ursprünglichen 
Völkerverbindungen  zu  zerreissen,  insofern  man  dies  nOthig 
fend^),  und  sogar  zuweilen  unter  den  einzelnen  Stadtgebieten 
das  commercium  aufzuheben  ^^  was  bei  der  dadurch  für  die 
Provincialen  erschwerten  Veransserlichkeit  der  Grundstttdce  die 
Ansiedelung  römischer  Grundbesitzer  in  der  Provinz  und  die 
Entstehung   grosser    Gutercomplexe    in    römischem    Besitze    zur 

1)  Am  anschaulichsten  zeigen  dies  die  Anordnungen  in  Macedonien  (S.  160} 
und  die  Aufhebung  der  Völkervereine  in  Achaia  (S.  168).  Von  Asien  sa^ 
Strabo  13  p.  629 :  Td  V  e^(  iizl  \ä,  vdxta  M^piQ  xoic  kSitoi^  to6toi(  ^TtXoxdc 
^ei  y-t)(j^i  Kpoc  TÖv  Toupov,  &oxt  %al  td  Vp6Yta  xal  xd  Auda  xa\  td  Kapcxd 
xal  hl  Td  xms  Muomv  ^»c&ioxptta  dvai,  icapaTclirrovra  eU  dXX7]Xa*  eU  ^£  t^v 
adf^/njois  Ta6T72v  06  piixpd  ouXXapißdvet  tö  touc  'PcofiAtouc  {uh  %axä  ^ uXa  SteXetv 
aiyvodi,  dXXd  Stepov  Tpoirov  otatd^ou  Tdc  Siotwif^oetc,  ht  oIc  xd^  d^opalou^  itoioDv- 
Tttt  xal  xdc  ^ixatofioolac.  Ebenso  verfuhr  Augustus  in  Gallien ,  wo  er  die  alten 
Mittelpuncte  der  Völkerschaften  sinken  Hess  und  neue  Städte  zu  heben  suchte. 
Strabo  4  p.  177.  1 

2)  Dies  geschah  in  verschiedener  Weise  in  Macedonien  (S.  160),  Achaia 
(S.  168;)  und  Sicilien.  Gic.  Verr.  U,  3,  40,  93:  arabat  ia  (DiocUs)  agrum 
eonduetum  in  Segeitano,  ncrni  commetci'um  in  eo  agro  nemxni  est.  Mehr  bei  Kuhn 
2,  9  ff.  Nur  die  Genturipini  hatten  das  Recht,  in  andern  Städten  Grundstücke 
zu  erwerben.  Gic.  Verr,  II,  3,  45,  108:  Ceräuri'pinij  qtU  agri  AetnensU  müito 
maxinuan  partem  poaaident ;  und  hernach :  CerUuripinij  quod  in  omnium  fere  fini- 
huB  pm$e9$ione8  hahentj  etfam  ceierarvm  eivUatum  damna  ae  detrimenta  senserunt. 
Dshet  wurde  Gen turipae  yyCiviUu  totitM  Sieiliae  multo  maxima  et  locupletissmuij'*^ 
Gic.  Verr.  II,  4,  23,  50,  wähTend  in  den  andern  Städten  die  Zahl  der  Grund- 
besitzer in  dem  Grade  abnahm,  dass  es  deren  zu  Giceros  Zeit  in  Leontini  tmr 
88,  in  Mutyoe  1^,  in  Herbita  257,  in  Agyrium  230  gab.  Voigt  lua  nat,  2, 
398  erklärt  diese  meine  und  Kuhns  Ansicht  für  „total  falsch '*  und  behauptet, 
f&r  den  Provincialfondus  sei  überhaupt  ein  Gommercium  nicht  erforderlich.  Aber 
dass  die  steuerpflichtigen  Grundstücke  gekauft  und  verkauft  wurden  (Dig.  21, 
2,  66),  dass  die  Genturipini  sie  kaufen  konnten,  die  andern  Bleuler  aber  nicht, 
dass  ferner  in  Macedonien,  Achaia  und  Sicilien  ein  Verbot  des  Gommerciums 
zwischen  den  Provincialstadten  stattfand,  ist  unzweifelhaft.  Was  soll  man  aber 
tvL  der  Voigtschen  Kritik  sagen,  wenn  er  Kuhn  belehrt,  dass  in  den  Worten  bei 
Gic.  Verr.  2,  50,  124:  üt  iaU  intelUgerety  «i  ae  Hlvm  loeum  vendicUsaey  eui  ne 
commeroiium  quidem  esne  oportenif  das  eui  sich  ni<^t  auf  et  beziehe,  sondern  zu 
verstehen  sei:  Verres  verkauft  ihm  einen  solchen  locus  (Sitz  im  Senate),  eui 
ne  commemium  qpddtm  ene  oporUtei? 


^     343     — 

Folge  h^tle^).  BegCtostigteii  Städten  erweiterte  man  ihr  Gebiet 
dnrch  Zntheilung  von  Städten  und  Flecken,  deren  selfo^ndige 
Existenz  dadurch  auAörte^);  man  hob  und  vergrtfsserte  auf  diese 
Weise  die  den  Römern  ei^ebenen  Communen,  während  man  die 
widersetzlichen  vollständig  vernichtete').  Gebirgige  und  wQste 
Territorien,  deren  Verwaltung  schwierig  und  deren  Ertrag  doch 
unerheblich  gewesen  wäre,  Hess  man  mitten  in  der  Provinz  unter 
einbehnischen  Dynasten,  bis  mafn  es,  oft  nach  langer  Zeit,  fttr 
sidier  hielt,  auch  diese  Theile  direot  unter  den  Statthalter  in 
stellen. 

Nach  der  Abgrenzufng  der  Territorien  schritt  man  zur  An«-  soate  Ter- 
Ordnung  der  politischen  und  financiellen  Stellung  derselben.  B«oiitti. 
Die  nrit  Waffengewalt  eroberten  Städte  wurden  zerstöi^^),  ihre 
Läafdereien  2ur  römischen  Domafne  gezogen  und  von  den  Cen* 
sonan  jn  Rom  gegen  eine  Abgabe  vom  Ertrage  an  Prifvatunter- 
nehmer  verpaofatet  ^) .  Wo  man  königliche  Domainen  vorfand,  wie 
in  Syracus  ^) ,  Macedonien ,  Perganbum ,  Bitfaynien  und  Gyrene, 
wurden  diese  ebenfalls  als  ager  pttblicits  populi  Romani  in  Be- 
schlag genommen  7)  und  die  in  denselben  arbeitende  Bevölkerung 
in  der  Art,  wie  es  nach  214  v.  Chr.  im  Gebiete  von  Capua  ge- 
ischehn  *w«ir  (s.  S^te]30.  31),  zu  Dorfgemeinden  verefnigt.  Die- 
jenigen Gommunen  dagegen,  Welche  sich,  ohne  den  äussersten 
Widerstand  zu  leisten,  durch  Deditlon  unterworfen  hatten,  gaben 
zwar,  wie  es  in  der  Deditionsformel  biess,  Stadt  und  Land, 
Ifänner,  Wieiber  und  Kinder,  Flüsse,  Häfen,  Heiligthttmer  und 
Gräber  in  die  unbeschränkte  Gewalt  des  Siegers «) ,  allein  in  der 

« 

1)  Kühn  2,  11. 

2)  So  erhielt  z.  B.  Athen  üaliaitus  in  Bdotien,  Faros,  Imbros,  Dolos,  Sky- 
ros,  Aegina,  Ikos,  Keos,  Skiathos  und  Peparethos  (Polyb.  30,  18.  Liv.  33,  30. 
AppisD.  B.  C.  5,  7),  unteAr  faadrian  auch  Oephalenia  (Dio  Cass.  69,  16);  Sikyon 
einen  Theil  des  corinthisohen  Gebietes  (S.  169),  Utica  einen  Theil  des  cartha- 
gischen  Territorinms,  Appian.  Pun.  7ö.  Eine  reiche  Zusammenstellung  dieser 
Tenit^rtaiveriindernBgen  s.  bei  Kuhn  2,  41  ff. 

3)  S.  oben  Seite  16  Anm.  2. 

4)  Das  Schicksal  von  Carthago,  Gorinth  nnd  Nnmantia  tfaeilten  die  meisten 
eroberten  Städte.  So  sagt  Appian.  Pün.  135  von  den  Anordnungen  der  10  legati 
in  Afrioa  im  J.  608  ss  146 :  ooat  Ik  iröXetc  ou(jb{A€fjbaxi^9av  toT^  icoXe}A(otc  Iki- 

5)  Am  besten  lernen  wir  diese  Anordnungen  kennen  in  Africa.  S.  Seite  315. 
6}  Liv.  25,  28,  3. 

7)  Cic.  de  l,  offT'  2  c  19.  c.  51.  Tac.  Ann.  14,  18.  Die  kSniglichen  Gü- 
ter in  Aegypten  fielen  dem  Kaiser  zu.    Franz  C.  /.  (7r.  III  p.  296^. 

8)  S.  oben  Seite  166  und  Dig.  11,  7,  36:  ewn  loea  e<qfta  iuM  ah  hoiti- 
buiy  omnia  de$inunt  rtligiöHi  vcL  tacra  ene,  sieut  hanünes  Ubeii  in  tervituiem 


' 


—     344     — 

Regel  wurde  den  Bürgern  und  ihren  Familien  ihre  persönliche 
Freiheit  und  ihr  Privateigenthum ,  der  Stadt  ihr  Territonum  und 
ihr  Stadtrecht  gelassen,  wogegen  auf  alle  Landereien  der  Privaten 
wie  der  Stadt  entweder  eine  Naturalabgabe  (vectigal)  oder  eine 
feste  Steuer  ( tributum ,  Stipendium )  gelegt  ^) ,  und  wo  es  zweck- 
massig  erschien,  ein  römischer  Zoll  [partorium]  eingerichtet 
wurdet).  Dies  ist  die  Glasse  der  civiUUes  vectigcJes^)  oder  sti- 
pendiariae^)y  zu  welcher  die  ttberwiegende  Zahl  der  Provincial' 
Städte  zu  rechnen  ist,  und  welcher  eine  kleine  Anzahl  beson- 
ders privilegirter  Gemeinden  gegenübersteht,  nämlich  einmal  die, 
welchen  auf  Grund  früherer  Bündnisse  oder  bewiesener  Treue  ihre 
Freiheiten  garantirt  wurden,  und  zweitens  die,  welche  die  Römer 
selbst  als  römische  Colonien  oder  Municipien  coBStituirten\  Im 
Ganzen  also  zerfallen  die  in  der  Provinz  liegenden  Gemeinden  in 
drei  Hauptclassen ,  Städte  mit  freier  einheimischer  Verfassung, 
eigentliche  Unterthanenstadte ,  und  Städte  mit  römischer  Verfas- 
sung, über  welche  wir  einzeln  zu  reden  haben. 

• 

Freie  Städte. 

rr«MSttdt0.  Dass  unter  einer  Ubera  civitas  ursprünglich  ein  souveräner 
Staat  zu  verstehen  ist,  welcher  mit  den  Römern  entweder  über- 
haupt noch  nicht  in  Berührung  gekommen  war  oder  von  den- 
selben als  gleichberechtigt  und  unabhängig  anerkannt  wurde, 
bedarf  keines  Beweises;  schwierig  zu  bestimmen  und  streitig  ist 
dagegen  der  Begriff  der  politischen  Freiheit  in  der  Zeit,  als  die 
römische  Herrschaft  sich  über  die  ganze  alte  Welt  auszudehnen 
begann.  Damals  gab  es,  abgesehn  von  ganz  entlegnen  Reichen, 
wie  z.  B.  dem  parthischen,  keinen  Staat,  welcher  mit  den  Römern 
auf   gleichem    Fusse    hätte    unterhandeln   können;    alle   standen 

perveniunt:  quod  si  ab  hae  ealamitaU  fatrlmi  Uberata,  quasi  quodam  poiUiminio 
rev€r$a  prUHno  atatui  reatituuntur. 

1)  Appian.  B.  C.  2,  140 ;  26XXa^  de  xal  Kaiöap t^n  'kaX(av  —  tto- 

X^uou  vöfjKf}  %al  XiQOTy2p(ou  v6p.(p  Tif]v  te  "pjv  d^^jpotmo  xal  olxiac  xal  rd^ouc 
xat  Icpd '  iSrt  o08i  toOc  dXXocp6Aouc  iroXefjiiouc  d(p'Qpoup£^a,  dXXd  Bexd'nQV  a6ToTc 
|i6vT2v  xapTTdv  litCTCK90op.£v.   Hygin.  Grom.  p.  205  Lachm. 

2)  Hierüber  wird  in  dem  Abschnitt  über  die  Finanzen  aasfübilich  gehandelt 
werden. 

3)  Cic.  Verr.  n,  3,  6,  12  ff. 

4)  Sohol.  Bobiens.  ad  Cie,  or.  pr.  6cauro  p.  375:   aiiae  ehUaUs  $wU  «ti- 
pendkariaef  aiiae  Ifberae.   Serv.  ad  Verg.  Am.  3,  20. 


—     345     — 

vielmehr  unter  dem  politischen  Einflüsse  Roms^),  unter  welchem 
sie  ihre  Selbständigkeit  in  dem  Grade  erhielten,  welche  ihnen 
das  römische  Interesse  gestattete.  Ganz  besonders  empfanden 
natürlich  diesen  Einfluss  die  freien  Städte,  welche  innerhalb  der 
Grenzen  einer  Provinz  lagen;  sie  waren  zunächst  den  willkt&hr- 
liehen  Eingriffen  des  Statthalters  in  ihre  Freiheiten  ausgesetzt, 
und  dass  diese  häufig  nicht  nmr  in  Kriegszeiten  ^ ,  sondern  auch 
mitten  im  Frieden  stattfanden  ^) ,  ist  nicht  nur  in  einzelnen  Fällen 
überliefert,  sondern  auch  aus  verschiedenen  Senatusconsulten  und 
Gesetzen  ersichtlich,  in  welchen  über  das  Yerhältniss  des  Statt- 
halters zu  den  freien  Städten  Bestimmungen  getroffen  werden^). 
Wenn  also  die  liberae  civüates  keineswegs  als  vollkommen  sou- 
veräne und  unabhängige  ^Staaten  erscheinen,  so  ist  dies  einerseits 
unzweifelhaft  der  factischen  Präponderanz  der  römischen  Staats- 
gewalt zuzuschreiben,  andererseits  ist  aber  hiemit  noch  nicht  die 
Frage  erledigt,  ob  allen  freien  Staaten  reohtlich  dieselbe  Unab- 
hängigkeit zustand,  oder  ob  unter  denselben  verschieden  be- 
rechtigte Classen  angenommen  werden  müssen,  eine  Frage,  welche 
um  so  mehr  einer  speciellen  Untersuchung  bedarf,  als  die  juristi- 
schen Termini  für  die  Unterthanenverhältnisse  absichtlich  euphe- 

1)  Dies  auszuführen  ist  hier  unnothig.  Ich  erinnere  nur  an  das  Auftreten 
des  Popilius  Laenas  gegen  den  Konig  Antiochns  von  Syrien  im  J.  586  .=  168. 
Polyb.  29,  11.   Cic.  Phil.  8,  8,  23.   Liv.  45,  12. 

2)  Appian.  B.  C.  1,  102.   Plnt«  Pomp.  10. 

3)  So  sagt  Cicero  de  prov.  cons.  4,  7  von  Piso,  damals  Statthalter  von  Ma^ 
cedonlen :  te  imperatore  —  —  civUa$  Ubera  {By%anUurn)  sie  gpoUata  atque  nudata 
e4t,  ttt,  fäsi  C.  VergiUus  legaiuB  —  intervauMeti  imiim  Signum  By%a$Uii  ex  maxhno 
numsto  tiiiUum  habeteni^  und  erwähnt  desselben  Habgier  gegen  Dyrrhachium, 
eine  Ubera  cMia»  (ad  fanu  14 ,  1 ,  7) ,  Athen  und  andere  Orte  in  Pison.  40, 
96;  femer  des  Verres  Zumuthungen  an  die  freien  Städte  SicUlens  (Cic.  in  Vor. 
II,  5,  19,  50).    Andre  FäUe  der  Art  s.  bei  Kuhn  2,  26  f. 

4)  Cio.  pr.  domo  9,  23:  quid?  —  L.  PiBoni  nenne  nominaUm  populos  Übe- 
roB^   muUfo  aenaiu9eon8ulU$  y  ettom  reeenU  lege  genen  iptiua  liberaios^  vincio$  et 

eoMtfietos  tradidisti?    Cic.  de  prov.  eons.  4,  7 :  a  foedieeimo  trtbuno emUU 

grandi  peewUa,  ut  tibi  de  peeunUt  creditie  ius  m  liberoa  populo$  contra  eenatu»- 
consuUa  et  contra  legem  generi  iui  äieere  Ueeret.  Cic.  in  Pison.  16,  37:  obti- 
nuisti  provineiam  eonnUarem  finihus  iis,  quo»  lex  eupiditaüs  tuae,  non  quos  lex 
generi  tut  pepigerat.  Nam  lege  Caeearie  iustUekma  aXque  opUmß  popuU  liberi 
plane  et  vere  l&eri,  lege  autem  ea,  quam  nemo  legem  praeter  te  et  eoUegam  tuum 
putavUj  ortmia  erat  tibi  Aehaia,  TheuaUa,  Atkenae^  cuncta  Gtaecia  addicta. 
Ib.  37,  90 :  mitto  ereptfxm  libertatem  popuUe  ae  ainguli» ,  qui  erant  affecti  prae- 
miie  nominatim,  quorum  nihil  e$ty  quod  non  sit  lege  ItUia  sancitum  diUgenter. 
Hirt.  BeU.  Afr.  87.  Die  in  diesen  Stellen  erwähnten  sefuiiusconmlta  sind  un- 
bekannt, die  legea  aber  sind  die  lex  lüUa  rq^tundarum  von  695  =3  59  (Rudorff 
KeGhtageachichte  1  $  31.  Zumpt  Comm.  ep.  2,  198),  und  die  lex  Clodia  de 
provineiis  eonsular&ut  696  =  58.    Drumann  2,  261. 


^    B46     — 

mistisch  gebraucht  werden.  Ftlr  den  Ufiteriban  bat  die  lateinische 
Sprache  nur  den  einen  officiellen  Ansdrudi  ^Hpendiarim^  und  wie 
in  Athen  unterschieden  werden  xA  aico  Sop.)tax^^^  aofrovofioi  und 
oi  o9ni]xoot^),  so  sind  im  rOmisdien  Reiche  entgegengesetrt  socn 
vtaA  stipertüarn^) .  Allein  der  Ansdruok  sociuSy  welcher  ii^  alter 
Zeit  gant  bestimmt  den  ftalischen  Pödertrten  bezeichnet^),  wird 
auf  die  Niehtitaliker  in  solcher  Vieldeutigkeit  übertragen,  dass  er 
nicht  nur  von  foderirten  Städteb,  sotidern  auch  von  freien,  aber 
nicht  verbttndeten  Gemeinden,  die  nicfaft  zur  Provinz  gereohneft 
werden^),  und  endlich  von  allen  Provincialen &}  gebrou<!Ait  wird. 
Von  «inem  besiegten  Volke,  welches  sich  auf  tinade  und  Ungnade 
unterwirft,  ist  die  Formel:  in  dedüionem  venit^)^  während,  w^enn 
dasselbe  günstigere  Bedingungen  einlangt,  von  ihm  gesagt  wird, 
m  ftdem  populi  Bomani  venif),  und  doch  braucht  man  ganz  ge- 
wöhnlich die  letztere  müde  Formel  auch  fUr  den  ersten,  häitesten 
Fall  der  Uebergabe^);  endKdi  wird  bei  einem  unter  ungünstigen 
Bedingungen  abgeschlossenen  Bsndnisse  die  Fdderung  unbeding- 
ten Gehorsams  durch  die  höfliche  Formet  ausgedrückt :  fnmsiiaiem 

n  Thucyd.  7,  57,  2;  6,  22;  8^'2,  2. 

2j  Cic.  pr.  Balh.  9,  24 :  conMndioium  ett,  üs  pr(iemü$  et  üs  honoribuä  ex- 
clu90$  esse  fidelissimos  et  coniuncUsSimos  sociot,  quae  pateant  sUpendiariis. 

3)  Es  ist  tekannt,  dass  vor  dem  Bnndesgenossenkriege  das  römische  Heer 
aus  zwei  Theilen  besteht,  dea  römischen  Legionen  und  den  socii. 

4)  Snet.  Caes.  25:  omnem  OäUiam  —  praeter  soeias  ac  hene  meritas  eivita- 
tes  in  provineiae  formam  redegit.  Tac.  Arm,  15,  45:  provirkciae,  soeü  popuU, 
tivitaties  Ube^ae,    Uehr  bei  Kuhn  2,  14. 

5)  Wenn  Cicero  redet  Ton  soeü  et  extetae  fujUionea  (Vierr.  II,  1,  27,  68), 
so  ist  dies  nur  ein  andrer  Ausdrack  für  provineiae  H  eaetetae  naiianes  (ib.  31, 
78).  So  sagt  er  Verr.  fl,  2,  6,  15:  in  hae  quaestione  de  peeuniis  repeHmdiM, 
quae  sociorum  causa  eonstituta  est,  lege  ludicioque  soekdiy  sociorwn  qMrhnonku 
audire  opofteret;  nennt  de  prov.  eons.  6,  13  den  Flso,  Proconsnl  von  Macedo- 
nien,  und  Gabinius,  Proconsul  von  Syrien,  dupliees  pestes  soeionrni^  und  die  Bin- 
wohner  von  Lampsaous  soeü  (Verr.  II,  1,  30,  76),  wiewohl  Lampsaeus  nicht 
freie  Stadt ,  sondern  ein  oppidum  provineiae  (ib.  24 ,  63),  lud  die  Lampsacener 
eofMb'etone  soeü ,  fortuna  servi  waren  (ib.  32,  81).  Ebenso  sagt  Sneton  Aug.  23 : 
pftusidihus  provineiarum  prorogavU  tmpertum,  ut  a  peritie  et  asstietis  socU  «Of»- 
tinererUur.    Ausführlich  handelt  hierüber  Kuhn  2,  21  ff. 

6)  S.  die  SteUen  bei  Voigt  lus  not.  2,  265. 

7)  Lir.  8,  25,  3:  Luoani  aique  ApuU  —  in  fidem  venerunt,  arma  virosque 
ad  beUum  poüicentes,  Foedere  ergo  in  anUeitiam  aeeepU,  Ueber  diesen  Unter- 
schied s.  Drakenb.  ad  Liv.  8,  1,  10;  36,  38,  4.    Duk.  ad  Flor,  3,  1,  3. 

8)  Cic.  de  off .  1,  11,  35:  tantopere  eqpud  nostros  iustitia  euUa  est,  ut  ii, 
qtä  civitates  aut  nationes  devictas  hdlo  in  fidem  reeepissent,  earwn  patroni  e^sent 
tnore  maiorwn.  Liv.  8,  2,  13:  Campanorwn  atictm  eonditionem  esse,  qui  tum 
foedere,  sed  per  dedUUmem,  in  fldem  venissent.  Sallust  lug.  62:  mütuntuir  ad 
imperatorttn  legitU,  qvd  lugurüumi  imperata  fadurum  dicerent  ac  sine  uUa  paetione 
sese  regnumque  suum  m  ilUus  fidem  tradere. 


—     847     — 

popuU  BMiiom  comiter  conseivanto  >] ,  ttber  deren  wirk  liehen  Sinn 
die  Römer  gar  nicht  sweifelhaft  waren^}.  Nach  diesen  Anführun- 
gen wird  es  eich  rechtfertigen,  wenn  wir  den  Umfang  des  Be- 
griffs der  Hbericis  auf  Grund  der  ttberiieferten  Tbatsacben  einer 
Prüfung  unterweffen. 

Zuerst  geboren  so  den  freien  Staaten >)  die  civitnies  f^e^  a^itauz 
der  ata  e.  Moohte  das  Bttndniss  ein  aeqttum  fbedm  t>der  ein  auf 
ungleiche  Bedingungen  geschlossenes  sein^),  so  enthieh  es  immelr 
die  Anerkennung  der  gelbsttodi|^eit  der  Stadt  neben  Bi^m,  war 
von  beiden  Theilen  genehmigt  und  besohworea  und  durch  eine 
Urkunde  beglaubigt,  welche,  in  Eift  gegraben,  in  einem  Exemplar 
auf  dem  römischen  Capitol,  in  einem  x weiten  in  der  betreffendeli 
Stadt  aufgestellt  war^).  Aufgehoben  wurde  es  nur  im  Falle  eines 
Krieges^);   in  der  Kaiserzeit  ftreilidi  auweflen  amoli  durch  eine 

1)  Cic.  pr.  BM.  16 ,  35.  Dig.  49,  15 ,  7  $  1.  Cicero  eaciU«rt  dM  Woct 
eomiter  ausdrücklich  durch  benigne,  non  gravate. 

2)  LW.  39,  37,  19:  lirni  Appnu  mtadefe  m  magnopere  At^iötk  äueU,  iit, 
dum  lieeret  voUaUate  »ua  faeertf  gratiam  imretU,  ne  mox  inviU  et  eoaeti  faeerenl. 

3)  Ueber  die  freien  Städte  handeln :  Sigonius  De  iwrt  prov,  I  c.  10 ;  Guia- 
cfns  Obseto,  XXVH,  33;  Sp&hheim  Orb.  Som.  11  c.  9  p.  199  iT.  ed.  Heineccii. 
Hai.  1728.  4.  Eckhel  i>.  iV.  4,  262  ff.;  Dizksen  Bemerkungen  tlher  das  ple- 
bieeitum  de  Termenaibue  in  dessen  Versuchen  zur  Kritik  and  Auslegung  der 
Quellen  des  Rom.  Rechts,  Leipz.  1823.  8  S.  137  ff.;  Bergfeld  a.  a.  0.  S.  20  ff.; 
fOA  Rom.  Geschichte  1,  2  S.  242  — 249;  Zumpt  Comm.  epigr,  2,  156.  198; 
Voigt  lue  ntü.  2  S.  268  ff.  und  besonders  Kuhn  2,  14 — il. 

4)  Ueber  die  verschiedenen  Arten  des  foedus  s.  oben  S.  44  ff.  und  LIt.  34,  57. 

5)  Im  römischen  Capitol  befanden  sich  zu  Vespasians  Zeit  3000  Erztafeln 
(Suet.  Veep,  8),  welche  thells  foedera  mit  andern  Staaten,  theils  Privilegien  von 
Städten  und  Privatpersonen  enthielten.  Mommsen  Annali  1858  p.  198  ff.  C.  J.  L, 
I  p.  112.  Von  diesen  sind  noch  zwei  übrig,  das  pldfiseitum  de  Termessibus  vom 
J.  683  s=  71  (C.  /.  L.  I  n.  204)  und  das  eenatusconmttum  de  Aselepiade  Polystrato 
Meniaeo  von  676  =  78  (C.  /.  L.  I  n.  203],  während  Mos  griechische  Texte  solcher 
Urkunden  mehrere  vorhanden  sind.  Die  Bündnisse  mit  Carthago  waren  zu  Po- 
lybius  Zeit  aufgestellt  £v  ^aX%(ouaat  rapd  t&v  Ata  xhv  KaTcercbXiov  h  Ttp  tSrt 
dfopav6p.aiv  Tap.te((()  {Polyb.  3,  2d),  d.  h.  in  der  aeäee  themarum  in  Capitolio 
(Benzen  5407.  Mommsen  C.  1.  L.  I  p.  112);  in  dem  SCtum  de  Aselepiade  heisst 
es  lin.  25 :  to6toic  tc  nfvaxa  ^aXxouv  ^Xta;  h  t<(>  KaireteiXtcp  dvalkTvai  i^£y 
und  in  dem  SChtm  über  die  Erneuerung  des  foedus  mit  Astypaiaea  vom  3.  649 

,=  105,  C.  /.  Gr.  n.  2485  1  lin.  6:  TottXio;  ^Ttato;  ycDvTtoojta  ouftadyb^  [Iv] 
Ko^rcfnXtq)  xa^XolHjvac  ^povcCo^,  und  II  lin.  43:  fovadetvai  Zk]  dvddt)(jLa  Sv 
\t.is  'pQ>(Aa(o)V  is  Ttjp  KatrrrmXttp  vatj)  tou  Attf;,  Sv  f^i  ^ AoruitaXatinv  iv  T<j>  Uptp 
•rijc  ^AdtjvÄc  xal  To3  *Ao»XT]itioö  *.  t.  X.  Vgl.  loseph.  Aia.  12,  10,  6:  iroii^- 
oao«  hk  wpl  To6tou  (öf^i«  (i/)  öyptXtjtoc)  tö  fiiv  dvrt^pacpov  el;  tJjv  *IouSa(av 
dic£oTctXs,  aM  V  eU  t&  KaYnTc6Xtov  eU  )^aXxac  d77pd(|;otyre<  (IXtooc  dvi^ctfocv. 
Den  Eid  erwähnt  Appian.  B.  0.  1,  103;  4,  68.  HUipan.  43;  eiB  Opfer  dabei 
das  SCium  über  Astypaiaea  I  Iki.  11. 

6)  Dieser  trat  ein  bei  Massilia  im  J.  705  ^s«  49 ,  welchem  Cäsar  zwar  die 
Freiheit  Hess,  aber  das  gtesse,  durch  das  alte  föedue  veiliehene  Territorium  nahm. 
S.  Seite  112.  Ueberhanpt  aber  wurden  in  der  Noth  der  Bürgerkriege  aHe  fod»- 
lixten  Städte  zu  Leistungen  hert)eig«zogttto.    Appftan.  B,  0.  t,  102. 


—     348     — 

einseitige  Regierungsinassregel  ^) .  Die  Lage  der  civücUes  foederatae^ 
entsprechend  der  der  italischen  Bundesgenossensttfdte  ror  der  lex 
ItUia  des  Jahres  90  ^) ,  war  die  günstigste ,  die  Zahl  derselben 
aber  gering  und  auf  die  alteren  Provinzen  beschränkt,  da  die 
Unabhängigkeit,  welche  das  foedus  auf  beiden  Seiten  voraussetzt, 
später  Rom  gegentlber  immer  mehr  aufh(Hte.  Wir  kennen  von 
ihnen  in  Sicilien  drei  (s.  S.  93),  in  Sardinien  keine,  in  Hispania 
Tarraconensis  eine,  in  Baetica  drei,  in  den  gallischen  Ländern 
ausser  Massilia')  mehrere  eingeborene  Völkerschaften^),  In  Achaia 
Athen<^),  in  den  asiatischen  Provinzen  die  Insel  Astypalaea^^),  Amisus 
in  Bithynien  7) ,  Mopsuestia  in  Giliden  ^) ,  Sagalassus  in  Pisidien  *) , 
Rhodus  ^^)  und  Tyrus  ^^).  Die  Souveränität  aller  dieser  Gemeinden 
war  durch  das  foedus  selbst  darin  beschränkt,  dass  ihnen  eine 
eigene  auswärtige  Politik  untersagt  war  ^2),  im  Uebrigen  aber  in 
dem  Exilrecht  und  Mttnzrecht^^)  anerkannt;  in  ihren  inneren 
Angelegenheiten  waren  sie  eximirt  von  aller  Einwirkung  romi- 
scher Behörden  ^^) ,    so  dass  selbst  durchreisende  Magistrate  die 

1)  Säet.  Aug,  47 :  urbium  quaadam  foederatas,  nd  ad  exitiwn  UcenUa  prat-' 
eipiteSj  Ubertate  privavit. 

2)  S.  oben  Seite  44  ff. 
31  Instiii.  43,  5. 

4)  Die  Lingones  (Tae.  BUt.  4,  67),  Aedui  (Tac.  Ann,  11,  25),   Vocontii 
(PUn.  N.  B,  3,  37),  Remi  (OreUi  3841)  und  andere.    S.  Kahn  2,  15. 

5)  Tac.  Arm,  2,  53. 

6)  C.  i.  Ot,  2485. 

7)  nin.  ep.  10,  92.  93. 

8)  C.  /.  Qt,  5885.    Waddington  u.  1494. 

9)  C.  /.  Qt.  4368.    Eckhel  D.  JV.  4,  271. 

10)  Appian.  B.  C.  4,  66.  67.  68. 

11)  Dig.  50,  15,  1  pr. 

12j  In  allen  Bündnissen  findet  ^ch  die  Formel,  ui  eofdrni,  quoA  popuiu*  Ro- 
mamusj  amieos  atque  hotte»  hahea$U^  lAr,  38,  8,  10;  sie  steht  ausführlich  iji 
dem  Bündiiiss  mit  Astypalaea  C.  /.  Or,  2485  II  lin.  25;  von  dem  lycischen 
Bunde,  der  ohne  Zweifel  ein  foedus  hatte,  sagt  Strabo  14  p.  665 :  xal  Tispt  ro- 
XlfjLO'j  oe  xal  eIpi^vtq;  xal  ou(i(jiayJac  äßouXcüovro  icpötepov,  vuv  5'  oix  zi%6^,  d^X 
iizX  Tou  Tcnfialoic  Taur'  dvdpiT)  xeto8ai,  und  als  Cassias  die  Rhodier  auffor- 
derte,  auf  seine  Seite   zu  treten,  antworteten  sie  ihm  CAppian.  B.  C.  4,  66): 

13)  S.  oben  Seite  45  und  besonders  Polyb.  6,  14,  8.  Exilrecht  hatten 
z.  B.  Athen  (Oic.  Twe.  5,  37,  108),  Gades  (Cic.  pr.  Balb.  12,  29),  Hassilia 
(Asconius  in  Müon,  p.  54). 

14)  Strabo  4  p.  181  von  Massilia:  xal  r^v  lOrovop.tav  i^jXo^QLv,  ijv  ki  dpx^i 
clvcv  t)  i:6Xtc,  Aore  [i-h  6tcaxo6eiv  "zms  ti^  tfjv  iirctp^lav  i;e{i.itop.£vaiN  orpcrrrjY&v 
(A^te  aM|v  pi^  Tou«  uirrjucdou«.  Dies  bestätigt  der  Brief  des  Traian  bei  Plin. 
ep,  10,  9o:  iimJMfioJt,  gtionim  U&eUum  epistulae  tuae  iunxeras,  si  Ugibua  isto- 
mm,  quihu9  de  officio  foederi$  utuntUTf  eoneestum  est,  eranum  habere,  possumiu 
guo  minut  habe€mt  non  hnpedire.  In  eeterii  eioUatibus,  quat  nostfo  iure  oftslrtctoe 


—    349    — 

Insignien  ihres  Amtes  bei  ihnen  ablegten  ^) ;  ihre  Gerichtsbarkeit 
erstreckte  sich  nicht  nur  aof  die  eigenen  Bürger,  welche  nicht 
vor  ein  auswärtiges  Gericht  vorgefordert  werden  durften  2),  son- 
dern auch,  wenigstens  in  Civilsachen,  auf  die  bei  ihnen  sich 
aufhaltenden  Rtfmer^);  ihre  Ländereien  hatten  Gommunen  und 
Prirate  im  Eigenthum,  zahlten  davon  keinerlei  Steuer^)  und  waren 
überhaupt  zu  keinen  Leistungen  verpflichtet,  als  zu  denen,  welche 
das  foedus  ausdrücklich  vorschrieb,  und  diese  waren  in  der  Regel 
Stellung  von  Schiffen  oder  Truppen^),  Lieferung  von  Getreide 
gegen  Bezahlung^)  und  Aufnahme  durchziehender  Beamten  und 
Soldaten  ?) . 

Die  zweite  Classe  bilden  die  civiiates  sine  foedere  im-^   otfitatM 
munes  et  liberae^)^   deren  rechtliche  Stellung  zwar  der  der  ftuh^rat. 

iwUj  res  huiumiodi  prohibenda  est.  Ebenso  Cic.  Kar.  11,  2,  66,  160:  Zkiiiro- 
menttani,  quorum  est  ehitcu  foederata  — ,  qui  maxime  ab  inmriis  nosirorum  ma- 
gistratunm  rtmoH  eomtueranl  esse  praesidio  foederis.  Plut.  Pomp.  10  Ton  Messana, 
ebenCaUa  einer  civitas  foederata  (Cic.  Verr.  II,  3,  6,  13*):  icapQUtouf«ivaiv  fäp 
ouTou  To  Pfi\iOL  xal  n^v  $ixaioioa(av ,  cbc  vöfjMp  iroXaicj)  Pop,aia}V  dmi^^ti^a^ 
Ou  ica6oc5^,  elicrv,  i^Vi  6iicCo>a(Aivocc  ((^  v^fAOU^  dvaYtfv<6oxovTec ; 

1)  S.  oben  3eite  170. 

2)  In  dem  Senatusconsult  C.  /.  Or.  2737  wird  den  Städten  Plaraaa  und  Aphro- 
disiaa  in  Carien  die  Freiheit  bewilligt,  und  zwar  in  dem  Umfange,  wie  sie  eine 
urhs  foederata  hat:  xöv  Si}(ji«v  xöv  nXa[paa£o»v  «al  'A«ppo(£iai^]oiv  ti^v  iXeu^~ 
p(av  xal  t9jv  dTiXetov  oSxoc  TcdvroDV  tdW  npa'fyjitan  ^eiN ,  xavjdtircp  xal ,  JTtc 
TToXiTeCa  Ttji  xaXX(oT(|)  (txaCtp  xaXXiorip  te  vöp.(p  ^orCv,  [Siirö  xoO  5i^{jioJu  xoü  reo- 
(jiattov  TiPjv  ^eudepCav  xal  t}jv  dix^Xeiav  f^et,  ^iXt)  xe  xal  ou[(i(j.a^oc  ouaa].  Dazu 
gebort,    dasB   sie  ihre   eigne  Gerichtsbarkeit  haben,    und  nicht  genöthigt  sind, 

l^ptjv xal  rJÜJEiiCts  6(AoXofetv,   d.  h.   vadhnonium  promitUre.     Dionys. 

Ant.  11,  32. 

3)  Dies  wird  auch  der  Stadt  Ghios,  welche  nur  frei,  nicht  foderlrt  war, 
zugestanden  in  dem  Senatusconsult  Yon  673  =  81  C.  /.  Or.  2222:  if|  ^-ptXrfo^ 
tilix&i  ißsßaCoaev,  Sirnc  v<^uotc  xe  xal  IBcatv  xal  &ixa(otc  )^p<pvxai,  &  loyov, 
Sxe  'rä  'Fa)pia(aiv  ^iX(qi  TTpocTjAdov,  Iva  X£  b%h  jxrfi^  (pxtvtoiiv  x6ir<(>  ioaiv  dpx^v- 
Tfl»v  ij  dvxapx<5vxoiv ,  ol  xe  irap*  auxoic  ^vxec  Jpa)|iaToi  xoTc  Xcloiv  &7iaxoüaiatv 
vö)/io(c.  üeber  die  Beziehung  des  Wortes  x6icoc  auf  die  Civügerichtsbarkeit 
s.  Boeckh  a.  a.  O.  In  Griminalsachen  war  dies  wenigstens  in  der  Eaiserzeit 
anders.  Paulus  Dig.  1,  18,  3:  in  mandallis  prineipum  esty  ut  euret  is^  qui  pro- 
vineiae  praeeatj  maU$  homifUhus  provineiam  pwgare^  nee  disiinguwfdw^  unde  äitU. 

4)  Cic.  Verr.  II,  3,  6,  13:  foederaiae  civiiates  duae  sunt  (in  Sicilien),  quarwm 
deeutnae  venire  non  toleant. 

6)  Cic.  Verr.  II,  4,  9,  21:  navem  imperare  debuisti  ex  foedere:  remisisü  in 
tiimnium:  miUUm  nuUum  unquam  poposeisU  per  tot  annos.  II,  4,  67,  150; 
und  besonders  II,  5  c.  19 — ^23. 

6)  Ib.  21,  öö. 

7)  Hierüber  enthUt  die  lex  de  Termessibus  col.  II  lin.  6—17  specielle  Be- 
stimmungen. 

8)  Diese  bezeichnet  als  eine  eigene  Classe  Cicero  Verr.  II,  3,  6,  13  und  Festus 
p.  21ä^:  cum  popfdis  lOiprit  et  ewn  foederaU»  et  cum  regibus  postUmmium  nobis 
ut  Ua,  uU  eum  hosiibus. 


—     »M    — ' 

foederatoe  cwitates  analog  norroirt  war^),  aber  nicht  auf  gegen** 
seifiger  eidlicher  Yerpfliehtiong ,  sondern  auf  einem  GeseU  oder 
eittem  sencUusconsuÜum  beruhte,  durch  welches  gewissen  Städten 
da»  Privilegium  der  Freiheit  als  ein  (vnadengeschenk^)  bewilligt 
wurde,  und  swar  nur  auf  so  lange,  als  es  dem  Senate  und  dem 
romischen  Volke  gefällig  sein  werde  ^),  so  dass  also  diese  Freiheit 
durch  eine  einseitige  ramische  Verfügung,  wie  sie  gegeben  -war^ 
auch  wieder  genommen  werden  konnte^).  Es  erhielten  aber  dieses 
Geschenk  der  Freiheit  erstens  Gemeinden,  welche  wahrend  des 
Erobwungskrieges  bei  Zeiten  auf  Seite  der  Römer  getreten  waren, 
wie  z.  B.  in  Africa  die  sieben  Städte  Utica,  Hadrumetum,  Thapsus, 
Leptis  minor,  AchuUa,  Usalis  und  Tbeudalis  (s.  S.  945),  in  Asien 
Ghios,  Sroyma,  Erythrae  und  andere,  welche  im  Kriege  mit  An- 
tiochus  hartnäckigen  Widerstand  geleistet  hatten^);  zweitens  die- 
jenigen, welche  in  späteren  Kriegen  ihre  Treue  bewährten,  wie 
in  den  mithridatischen  Kriegen  Elatea  in  Phods  ^) ,  Cyzicus^), 
Magnesia  am  Sipylus^),  Apollonidea^),  Laodicea  am  Lycus  und  Ephe- 
sus  ^^) ,  im  Kriege  mit  Tigranes  Seleucia  in  Syrien  ^^) ;  endlich  die- 
jenigen, welche  sich  entweder  des  besonderen  Wohlwollens  des  römi- 
schen Senates  erfreuten,  wie  Alexandria  Troas,  Roms  Hutterstadt^^}, 

1)  S.  Seite  349  Anra.  2. 

2)  Schon  im  J.  570  «=  184  sagt  Lycortus  bei  Liv.  39,  37,  13 :  re  apud 
AchaeoB  preearia  UherUu,  ajmd  Romano»  eUam  imperium  est.  Die  Formel  dafür 
ist  immunüatem  dare  (Liv.  38,  39,  7),  concedere  (ib.  S  ^>  ^  legibus  arUiquis 
titontur,  permütere  (ib.  $  12);  Uberos  esse  iubere  (45,  29,  4);  dort  libertatem 
(ib.  S  12);  d<{>i£vai  Tivcic  iXcodipouc,  Polyb.  18,  29.   Die  Cm«.  53,  12.   P»ii8*n. 

3)  Appian.  Hisp.  44:  ötSoci  t'  •^ßouX-fj  xac  xoiic^e  Sopedtc  dd  irpocxi^ciaa, 
xuplac  laeaOai  fjiXPt  «v  oiir^  otal  Ttp  oihunp  ooxj,  auf  welche  Stelle  zuerst  Momm- 
sen  in  ▼.  Sybels  Hist.  Zeitschrift  1,  374  aufmerksam  gemacht  hat. 

4)  Cyzicufl  erhielt  die  Freiheit  nach  den  mithridatiBchen  Kriegen;  verlor 
sie  734  =  20  (Dio  Cass.  54,  7),  erhielt  sie  wieder  739  =  15  (Dio  Cass.  54,  231, 
und  verlor  sie  nochmals  unter  Tiberins.  Dio  Cass.  57,  24.  Tac.  Ann.  4,  36. 
Suet.  Tib.  37;   Byzanz  verlor  sie  unter  Severus.   Dio  Cass.  74,  14, 

5)  Liv.  38,  39,  11.  Polyb.  18,  35;  21,  10,  3;  22,  5,  4;  22,  27,  6,  Nach 
dem  mithridatischen  Kriege  wurde  Chios  diese  Freiheit  bestätigt.  Appian,  MUhr, 
61.   C.  I.  Or,  2222.       • 

6)  Pausan.  10,  34,  2. 

7)  Strabo  12  p.  576.    Suet.  Tih.  37. 

8)  Appian.  Miihr.  61.   Strabo  13  p.  621.   Tac.  Ann,  3,  62. 

9)  Cic.  pr.  FLacco  29,  71. 
10)  C.  /.  L.  I  n.  587.  588. 

111  Strabo  16  p.  751.   Kuhn  2,  19  Anm.  108. 

12)  Strabo  13  p.  595.    Suet.  CUaid,  25.   Tac.  Ann.  i2,  58.    Pig.   27,  1, 
17  S  1. 


—     801     — 

oder  die   Gunal   der   rOoiischen   Imperatoren   duroh  Vevdimiste, 
Geschenke  oder  FOvsprache  erworben  hatten^). 

Der  Aiudruck  ouitovouia,  mit  wekhem  die  Griechen  diese  ^Begrüraar 
Freiheit  beaeichnen,  und  welchem  die  römische  Fermel  legilms 
mis  uti  entspricht^),  ist  keineswegs  so  zu  verstehn,  als  hS^tten 
die  freien  Städte  nach  beliebigen  Gesetaen  leben  kennen;  im 
Gegentheil  wurde  denselben  bei  der  Einrichtung  der  Provini  von 
den  Römern  eine  lex,  d.  h.  eine  Constitution  gegeben  (s.  S.  63), 
welche  überall  das.  acUve  Bürgerrecht  von  einem  Gensus  abhttnr 
gig  machte  3),  im  Uebrigen  aber  von  der  alten  Verfassung  der 
Stadt  alles  conservirte,  was  der  neuen  Gonstttution  nicht  wider- 
sprach^), und  diejenigen  Bestimmungen,  welche  genehmigt  wur- 
den,' in  der  lex  civÜQtis  ausdrücklich  garaaürte  ^) .  Die  Autonomie 
gewahrte  also  den  freien  Städten  nur  die  Befugniss,  auf  Grund 
der  gegebenen  freien  Verfassung  die  Gommunaiangelegenbeiten 
durch  einheimische  Behörden  und  ohne  ESnfluss  des  Statthalters 
selbständig  au  verwalten.  Den  Inhalt  der  Freiheit  der  Verfas- 
sung aber  bildeten  vornehmlich  folgende  sedis  Privilegien:  er- 
stens eigene  Gerichtsbarkeit  sowohl  über  die  Bürger  der  Stadt 


1)  Vttde  Stidte  der  Miatischen  ProTinzen  erMeltan  ihre  Freiheit  Ton  Pom- 
peiaa.  und  Gtear  (Kuhn  2,  20);  AntiochU  in  Syrien  erkaiifte  sie  tod  dem  ertte- 
ren  fOr  Geld.  Porphyriub  f^.  26  bei  Müller  Fr.  Aitl.  3  p.  716;  MytUene  ver- 
dankte sie  der  Ftltapraobe  des  Theophanes,  Vellei.  2, 18.  Plvtarch.  Foinp,  42. 

2)  Die  Poonel  für  die  Ertheilung  der  Autonomie  ist:  dotivai  iXeul^pou;^ 
dopoupif)Tou(^  dfopoXqiff'iTouc,  v^fjioic  }^pcD(Aivouc  toTc  iraTp(oK  ^AY'aio6c  (Polyb.  8, 
29),  liberoäf  inunufus,  suit  Ugibus  esae  ktbert  Aehaeos  (Liv.  33,  32,  o).  Diese  Formel 
kommt  oft  vor  .*  Liv.  35,  46 :  fwUam  enhn  ciffitaUm  te  in  Qraecia  nosse,  quae  aut 
praeaidium  habeat^  aut  stipcndhan  Romanis  pendat,  aut  foederc  iniquo  adUffaia^  quas 
noUi  Ugts  patiatur.  37,  32 :  urbem  agrosque  et  muu  leges  iii  restuiut.  38,  39 :  et  ut 
Uffibu»  antiquii  uterentw,  permi$9um.  45,  29 :  liberos  e$8e  iubere  Macedonas,  ha^ 
baUe»  urbet  tasdem  agro$que  uUntss  legibtu  suis.  Seneca  de  benef.  5,  16 :  Aehaeis, 
Rhodos  et  plerisque  urbibus  cUnis  ius  integrum  Ubertatemque  cum  hnmunitate  red- 
diderat  (Roma).  Caes.  B.  0,  7,  76:  civiiaism  eitu  immunem  esse  huserat,  iura 
Ufffisque  reddiderat.  Dio  Ghrys.  Vol.  II  p.  36  R.:  «dixctvoc  (Augnstos)  buXs  icap- 
loYC  Xj^pa*^-,  v6(iouc,   TifA^v,  i^ouolav   xoD  icoTa|ikOÜ.     Dio  Cass.  54,  9.    Vgl. 

3)  Dieses  Verfahren  ist  oben  (Seite  169)  für  Achaia  und  Tarsus  in  OftUcien 
Daehgewiesen  worden.  In  Sicliien  war  es  ebenDslis  angewendei.  Oic.  Verr.  IT, 
2,  56»  139;  U,  2,  53,  183;  H,  2,  55,  137.    V«^.  Kuhn  1,  228  f. 

4)  Lex  AnUmia  de  Teirmßsdbus  (C.  /.  L.  I  n.  204)  col.  I  lin.  9 :  eique  legfbw 
sueis  ita  utunto  —  quod  adversus  hone  legem  non  fiaL 

5)  Pspinianns  IHg.  42,  5,  37:  AnOoehmsium  Codae  Syriat  eivUaii,  «guod 
lege  eua  Privilegium  m  bonis  defunati  dAüoris  aeeepit^  ius  persequendi.  pignoris 
dmrofe  oonstUU.  Diese  Stelle  ist  etwa  206  geschrieben,  ehe  CaraoaUa  Antiochia 
mr  Ooloüie  machte. 


—    S52    — 

als  über  die  Rötner,  welche  in  derselben  ihr  Domicil  hatten  i), 
zweitens  eigene  Finansverwaltung,  drittens  Freiheit  von  römischer 
Besatzung^,  viertens  Eigen thum  am  Boden,  also  Befreiung  von 
römischer  Gmndsteaer '} ,  wogegen  die  freien  Sttfdte  wie  die 
civitates  foederatae  zu  ausserordentlichen  Dienstleistungen,  na- 
mentlich zu  Lieferungen  gegen  Entschädigung  verpflichtet  waren  ^); 
fünftens  das  Recht  eigene  Land-  und  Seezölle  auf  ihrem  Territo- 
rium zu  erheben,  unter  der  Bedingung,  dass  die  Römer  von 
Zahlung  derselben  eximirt  bleiben^),   sechstens  das  Münz-   und 

1)  S.  das  8Ctmn  über  CMos  oben  S.  340  Anm.  3  und  das  SCtmn  über  PU> 
Tssa  und  Aphrodisias  S.  349  Anm.  2.  Lex  de  Term,  col.  II  lin.  19  ff. 

2)  Die  freien  Städte  sind  d^po6pir)TOi ,  s.  S.  351  Anm.  2.  Lex  de  Termessi- 

bns  (C.  1.  L.  1  n.  204)  col.  n  Un.  7:   neiqui*  magUtratu$  prove  magMra^' 

metiiies  in  oppidwn  Tkermesum  —  hiemandi  roussa  hUrodueUo nisei  nena- 

Uu  nominatim,  utei  TKermesum  —  tn  hlbemacula  meüUe$  dedueantu/tj  decreverit. 
LIy.  45,  26,  12  von  den  Iliyriem :  senatum  poptäumque  Somaman  praeddia  ex 
omnüma  oppidU,  arcibw,  eastelUt  dedueturum, 

3)  Es  ist  bereits  oben  S.  344  bemerkt  worden,  dass  die  nicht  freien  Un- 
terthanen  Hipendiarii  sind ;  Merans  folgt ,  dass  die  freien  Staaten,  sowohl  foede- 
ratae als  Uherae  kein  sttpendium  zahlen,  und  so  wird  auch  immer  nntersebieden. 
Liv.  34,  57:  mirari  $e,  qtiod  Romani  (uquum  censeant  leges  ei  dieere^  qua» 
Asiat  whhan  Ubtrca  et  immunei  —  quas  sUpendiairias  esse  velint.  Appian.  B.  C 
1,  102:  xal  7c6Xetc  o6y  Soai  uövov  &icoTeXetc,  dXKä  xal  Zoai  iaaträ^  i-puer^ti^ixtauc* 
ircl  ouvOif^xaic  Ivopxoi  (d.  h.  die  foederaiat)^  xal  Saat  Siol  oufifta^^iav  t\  Ttva  dpeTTjv 
dXXiyv  a^ö>fOfio(  tc  «al  ^pov  -^oav  dTsXsTc  (d.  h.  die  Uherae  et  imKMunee)^  x6tc 
tcäoQU  ouNTcXfitv  lKeXe6ovTO.  Strabo  17  p.  839:  xa^rrjc  Se  xijc  ouf&i:diai]c  X^P^ 
TJ|<  &ao  'Poi{jia(otc  ^  |j>^  ßaotXs6eTat,  xal  n^fjiicouocv  ^^^stu^  niX  ^opoXÖYou^* 
e(ol  hi  Tivsc  «Oll  iXs^oepat  iröXeic,  at  {asv  ^  <^X7i^  r.ax^  ^iXlov  TcpogsXdoOoeu, 
TQ^^  V  i^Xsudipoioav  auTol  inaxä.  Tipi-/)N.  Liv.  34,  o8,  9:  utrum  iandem  videiur 
toneattiis,  libtrca  veUe  omnes,  quae  ubique  sunt,  Oraeciae  urhes,  an  teroaa  et  veeU- 
ffoleB  facere?  Scbol.  Bob.  in  Cie.  or.  pr.  Scauro  p.  375:  aliae  civitates  tunt  etipen-- 
diariaej  aliae  Uherae.  Nach  der  Formel  der  Frelheitserkl&rung  sind  die  letzteren 
dcpopoX6f 7}Tot ,  immunes,  a.  Seite  351  Anm.  2.  Und  dies  bestätigen  die  sieben 
freien  Städte  in  Africa,  von  welchen  kein  veeUgal  erhoben  wurde  (lex  agraria 
von  643  =  111,  C.  7.  L.  n.  200  lin.  85),  nnd  von  welchen  Leptis  ansdrQcklich 
Ubera  et  itnmunis  helsst,  s.  Mommsen  a.  a.  0.  p.  98;  ebenso  die  fünf  freien  Städte 
Siciliens ,  deren  ager  nicht  decumanus  ist ,  Gic.  Verr.  II,  3,  6,  13 ,  und  viele 
andere  Beispiele,  wie  das  von  Elatea  in  Phocis,  von  dem  Pausanias  10,  34,  2 
sagt:  dycl  hi  toütou  toO  Sp^oy  'Pcofialoi  (eSc&xavtv  a^rouc  ^eod^pouc  Ärra« 
dTeX?}  vlpieo^at  t^^  jfhprxs.  Die  Stadt  konnte  ihren  Landbesitz  zum  Nntzen  der 
Stadtcasse  verpachten  und  zog  dann  aas  demselben  ein  veeÜgal,  Suet  Tib.  49: 
plurimis  etiam  eivitatibus  —  veteres  hnmunitaies  et  tus  metaUorum  ae  veetigaUum 
adempta. 

4)  Es  sind  dies  ofßtia  oder,  wie  Strabo  8  p.  365  sagt,  ^txal  XetToupY(at$ 
namentlich  gehört  hieher  der  Verkaof  von  Getreide  (/Vumenlum  emptumX  wie  er 
In  Halesae  nnd  Genturipae  in  SlcUien  vorkommt.  Gic.  Verr.  II,  3,  73;  II,  4, 
9,  20. 

5)  Liv.  38,  44:  SCium  factum  est,  ut  Ambraeiensibus  auae  res  omnes  redde- 
rentur;  In  Ubertate  essent  ac  legitfus  suis  uterentur;  portoria,  quae  tMentj  terra 
matique  eaperent,  dum  eorum  Hnmunee  Romani  ae  soeii  nomiaus  Latini  essent. 
Lex  de  Termess.  ool.  11  lin.  31 :  quam  legem  portorieis  terresiribus  maritumeisque 
Termenses  —  eapmiMleiJ  intra  suos  fineis  deixsermf ,  ea  lex  iei»  pofiorieie  capiun- 


—    353     — 

Exilrechi^],  durch  welches  diese  Städte  als  exierae^  d.  h.  nicht 
zur  Provinz  gehörige,  rechtlich  anerkannt  werden.  Die  freien 
Suidte  waren  also  im  Ganzen  den  verbündeten  gleichgestellt, 
aber  es  fehlte  ihnen  die  rechtliche  Basis  des  foedus :  sie  genossen 
gesetzlichen  Schutz  gegen  Uebergriffe  des  Statthalters,  aber  sie 
waren  unterworfen  den  Verftlgungen  des  Senates^);  sie  standen 
ferner  immer  in  CTefahr,  bei  einem  wirklichen  oder  scheinbaren 
Missbrauche  ihrer  Freiheit  dieselbe  zu  verlieren,  und  pflegten 
sich  den  römischen  Behörden  gegenüber  um  so  weniger  auf  ihr 
Recht  zu  berufen,  als  ihnen  für  die  Beeinträchtigung  desselben 
zuweilen  materielle  Yortheile  geboten  wurden,  wie  z.  B.  in  dem 
Falle,  dass  ein  römischer  Gerichtstag  [conventus)  ')  oder  die  Re- 
sidenz des  Statthalters  in  eine  freie  Stadt  gelegt  wurde  ^). 

Unterthänige  Städte. 


<  1  « *»•  •  • 


M 


Den  verbündeten  und  freien  Städten  sind  entgegengesetzt  Untertki- 
die  Tnterthanen,  ol  oiti^xoot*),  to  dpx^K^vov^),  oi  intoxtta'^^'ioi 
'  Ptt>|Aa(ot; '') ,  stipendiariu  Aber  auch  unter  diesen  finden  sich 
nicht  allein  einzelne  Communen,  sondern  ganze  Länder,  welchen, 
obgleich  sie  unterthänig  und  abgabenpflichtig  waren,  dennoch 
das  Prädicat  der  Freiheit  beigelegt  wird.  Es  sind  dies  erstens 
solche  Städte,   welche,    wie  die  syrischen  Communen^;,  von   der 

d€U  €8t0y  dum  nei  quid  fortcri  ab  (eU  ooptatar,  giict  publica  populi  Romani  veeti' 
galia  redempta  habebunt.   lotepli.  Ant,  14,  10,  22. 

1)  KxUrecht  hatten  CyziciiB,  wohin  Otoeio  zu  gehen  gedachte  (Cic.  ad  fam, 
14,  4,  3;  ad  AU.  3,  6);  Thessalonike,  wo  er  wirklich  blieb  (I>ruraann  ö,  641); 
Dyrrhachliim  (Cic.  pr.  8e$L  67,  140);  Smyrna  (Cic.  Brut,  22,  85.  pr.  Baib,  11, 
28.  de  rep.  1,  8,  13);  Mytilene  (Oie.  Brut.  71,  250.  ad  AU.  5,  11,  6);  Patrae 
(Cic.  ad  fam.  13,  19,  2). 

2)  In  der  lex  de  Termembus  wiid  col.  II  lin.  6^13  zwar  den  Militärbehör- 
den untersagt,  in  Termessns  Trappen  in  Winterquartiere  zu  legen,  dem  Senat 
aber  die  Yerfugnng  hierüber  vorbehalten. 

3)  W&hrend  die  föderirte  Stadt  Messana  protestirte,  als  Pompeius  in  ihr  ein 
Gericht  abhalten  woUte  (Plnt.  Pomp.  10),  werden  regelmisdige  eonventut  gehalten 
iu  L'tica  (Gaes.  B.  C.  2,  36;  B.  Afr.  68);  Thapsas,  Hadrumetum  (B.  Aft.  97); 
Panormus  (Cic.  Verr,  U,  2,26,  63;  II,  5,  7,  16;  U,  5,  54,  140);  Tarsus  (Cic. 
ad  fam.  3,  6,  4  ;  3,  8,  6.  ad  AU.  ö,  16,  4.  Phüostr.  V.  ApoU.  1,  12);  Alabanda 
lu  Carien  (Plin.  N.  H.  5,  109);  Smyrna  (Cic.  pf.  Flaeeo  29,  71.  PUn.  N.  B. 
ö,  120). 

4)  Thessalonike  war  Residenz  des  Statthalters  von  Macedonien ,  Antiorhia 
des  Statthalters  voo  Syrien. 

5)  Die  Cass.  38,  36;  41,  55  ii.  ö.   S.  Kuhn  2,  16  Anm.  79. 
())  Aristides  Vol.  I  p.  346  Dlndorf. 

7)  loseph.  Ant.  12,  10,  6. 

8)  S.  oben  S.  2^1.  238. 

Bön.  Alt«rtk.  IV.  *23 


—     354     — 

köoiglichen   Herrschaft ,    unter  welcher  sie  bis  dahin  gestanden 
hatten,  emancipirt  und  gegen  Zahlung  eines  Tributes  selbständig 
constituirt,    unter  einem  römischen  Statthalter  sich  einer  eigenen 
Verwaltung  erfreuten,   welche  sie  unter  den  Königen  nicht  ge- 
habt  hatten^}.     Zweitens   aber  gehören  hieher  die  Gemeinden, 
welche  im  Kriege  entweder  unter  Bedingungen  oder  auch  durch 
Dedition  in   die  Gewalt  der  Römer  kamen  ^.     Denn   da  die  rö- 
mische Regierung  die  städtischen  Behörden  der  Verwaltung  wegen 
brauchte  (s.  S.  44)  und  überall  bemüht  war,  städtische  Gemein- 
den zu  schaffen,   so  lag  es  natürlich  in  ihrem  Interesse,    sie  da, 
wo  sie  vorhanden  waren,  zu  erhalten.    Allen  unterworfenen  Ort- 
schaften wurde  daher  ihr  Stadtrecht  aufs  neue  verliehen,    oder, 
wie  es  oflBciell  heisst,   ihre  Stadt,    ihr  Gebiet  und  ihre  Gesetze 
zurückgegeben  3);    sie   behielten   also  ihren   Rath,    ihre  Volksver- 
sammlung und  ihre  alten  Behörden,    besorgten  die  Gerichtsbar- 
keit, die  Verwaltung  der  städtischen  Angelegenheiten^),  die  Ein- 

1       -  --    ----        —  — —  —  — __  —  ■ ■  _   ■  ■■  — _^^       _        ^^^^ 

i)  Liylns  ep,  59  sagt  von  Asien:  i4ristofiioiM  Eumenia  regis  filius  AMam 
occupavU,  cum  iesiamento  AUali  regt»  Ugata  populo  Romano  libera  esse  dcberet. 
Hier  besteht  die  Freiheit  Asiens  also  ausschliesslich  darin,  dass  dasselbe  nicht 
unter  einem  K5nige  steht.  Und  diese  Bemerkung  ist  nicht  ohne  Grund.  Denn 
eigentlich  unterthanige  Ortschaften  haben  gai  keine  Stadtverfassung,  sondern  wer- 
den als  Komen  regiert.  Die  Städte,  welche  Athen  attrlbuirt  waren,  Delus,  Ceos, 
Haliartus,  standen  unter  einem  athenischen  Statthalter  (imtk^Krifd)^ ,  C.  I.  (»r. 
2286.  22Ö7.  2288.  2293.  2298.  2306.  2371.  Annali  1848  p.  55.  Kuhn  2,  43); 
die  königlichen  Städte  in  Aegypten  und  ludaea  hatten  ebenfalls  keine  Stadtver- 
fassung  und  Selbstverwaltung,  s.  Kuhn  2,  343 — 348,  und  die  jüdischen  Städte, 
welche  Pompeius  zur  Provinz  Syrien  schlug  (Joseph.  Ant.  14,  4,  4  und  oben 
S.  237),  erhielten  diese  erst  damals.  Vgl.  Kuhn  2,  17  ff.  Ausserdem  ist  in 
einem  antiken  Königreiche  der  Untertban  ein  Knecht,  im  römischen  Reiche  aber 
ein  Freier,  was  die  in  Asien  wohnenden  Juden  bei  loseph.  Ant,  16,  2,  4  rtlh 
men :  el  -^oip  dxXoYtöatvTO  rPjv  itdXat  ßaotXebv  %a\  -n^jv  vuv  ^pX'^T'.  itoXXfev  ^vtqo'v, 
3aa  np^c  cu^aip-oviav  aäroU  lir^^oDxev,  £ti  xaxä  ndlvriov  dlpxci  t6  (ATjxIrt  oo6Xoi>c 
dXXd  iXeud^^pou^  ^aCvcs^ai.  Die  Emancipation  von  der  Konigsherrschaft  bringt 
also  zwei  wirkliche  Verbesserungen  der  Lage,  die  persönliche  Freiheit  des  Ein- 
zelnen (iXeu^epla)   und  die  Selbstregierung  (a6TOvo(JL(a). 

2)  In  der  Inschrift  C.  i.  Or.  3800= Waddington  n.  588,  welche  nicht  nach 
Heraclea  im  Pontus,  sondern  nach  Heraclea  in  Oarien  gehört,  verleiht  Gn.  Man- 
lius  wahrscheinlich  im  J.  666  »  188  der  letzteren  Stadt  die  Freiheit  mit  der 
Formel:  l'jx/otpo^ius  hk  ufjuiv  t?|v  &Xei>8ep(av,  itotft^Tt  xa\  tftlc  dOvXatc  itöXeoiv, 
8öai  Yjpitv  T?jV  IniTpoirfiV  IhwKfxs,  l)^ouaw  xd  Ttpd-fiivm  zä.  a&T&v  TioXtieöeo^at 
xard  Touc  ifi^Tipou«  Nopiouc.  Die  Formel  (td^vttt  a&ToC»c  tU  t^"v  'PmfAatarv  ^tti- 
Tpoir/]v  ist  aber  die  Formel  der  Dedition ,  welche  Polyb.  36,  4  (2)  ausführlich 
bespricht. 

3)  Ausser  den  weiter  unten  anzuführenden  Fällen  sind  hiefur  belehrend  die 
Beispiele  von  Thisbae  in  Boeotien,  über  welches  S.  166  gesprochen  ist,*  und  von 
Phoraea,  welchem  nach  seiner  Dedition  im  J.  564  s=  190  der  römische  Befehls- 
haber urbem  agrosque  ei  suaa  leges  resUtuÜ.  Llv.  37,  32. 

4)  S.  oben  Seite  16  Anm.  8. 


—     355     — 

scbatoung  der  possessores  ^)  selbst,  und  befanden  sidi  gewöhnlich 
im  Besitze  des  Hünzrechtes^j,  häufig  auch  noch  besonderer  Be> 
wijligungen  [beneficia]^).  Aber  diese  Rechte  sind  ihnen  nicht 
garantirt  durch  ein  foedt$s  oder  eine  lex  oder  ein  senaius  con- 
sulturfiy  sondern  entweder  durch  die  Commission,  welche  die 
Provinz  organisirte^),  oder  durch  das  Edict  des  Statthalters  bis 
auf  Weiteres  und  mit  den  Beschränkungen  gewährt,  welche  ihm 
in  jedem  Falle  beliebten  und  namentlich  in  einer  Controle  be- 
standen, die  er  selbst  über  die  Ausübung  dieser  Rechte  führte. 
Denn  dem  Statthalter  lag  es  ob,  sowohl  den  regelmässigen  Etat 
jeder  Provincialstadt,  als  jede  ausserordentliche  Ausgabe  dersel- 
ben zu  genehmigen.^),  die  Schuldentilgung  und  die  gerechte  Ver- 
thetlung  der  Steuern  auf  alle  Ortsangehörigen  zu  überwachen^), 
die  Stadtrechnung  zu  revidiren?),  Volksversammlungen  zu  er- 
lauben und  zu  verbieten^),  und  bei  d^  Wahl  des  Senates*)  und 
der  Censoren  ^^)  die  Aufsicht  zu  führen-.  Städte  dieser  Classe  ha- 
ben also  nur  eine  gewisse  Analogie  zu  den   freien  Städten,   in- 

1)  Vgl.  oben  S.  17. 

2)  Mommsen  Gesch.  des  Rom.  MQnzwesens  S.  727. 

3)  Die  Stadt  Tyras  in  Möslen  (s.  S.  150),  welche  nicht  frei  war,  genoss 
das  henefieium ,  dass  ihre  Bürger  Ton  dem  portorhmi  lUyrkum  bettelt  waren. 
Benzen  n.  6429»  C.  /.  L.  m  n.  781. 

4)  In  Bithynien  hatten  auch  die  unfreien  Städte  Constitutionen  erhalten. 
Plin.  ep.  10,  109  (HO):  quo  hure  uti  deheant  BWiynae  vel  PowUeae  eioiUiUs  in 
ii»  ptcwniiM,  qwu  ex  <[uaqut  eauta  reipubUcae  debebuntuTj  ex  lege  ewuaque  antm- 
advertendwn  est,  und  einige  waren  auch  im  Besitz  späterer  Privilegien.  Plin. 
ep.  10,  84  (88). 

b\  Die  Hauptpositionen  des  Stadtetats  betrafen  Gesandtschaften  (Cic.  ad 
fam.  öy  10,  6.  Plin.  ep.  10,  43);  Bauten,  zu  welchen  Jedesmal  die  specielle 
Rrlauhniss  des  SUtthalters  nöthig  war  (Plin.  ep.  10,  28(33);  37(46);  70(75); 
90(91);  98(99),  und  über  welche  demselben  Rechnung  gelegt  wurde  (Plin.  10, 
39  (48),  und  Spiele  (Cic.  ep.  ad  Q.  fr.  1,  1,  9,  26). 

6)  Cic.  ad  Q,  fr.  i,  1,  25:  nuüvm  a€J  alienum  eonttahi  ewitaUbut:  vetere 
anUem  magno  et  gravi  nrnttas  o&s  te  esse  liberata»  —  Mumpius  et  tributa  ehUatum 
ab  omiUbu»,  qui  eairum  civüatum  fines  incoluiü,  toUrari  aequabUiter. 

7)  Cic.  ai  AU.  6,  2,  5 :  mtra  erant  in  eivitaiibuB  ipsorum  furta  Graeeonwn, 
quae  magiHraius  sui  fecerunt.  Quaesivi  ipse  de  0»,  qui  annit  deeem  proxbniB  ma- 
gistratum  geMerant.  Aperte  fatebantur.  Plin.  ep.  10,  17 A:  nunc  reipubUcae 
Prwenaium  impendia,  redittu^  debitores  exetdio,  10,  17  B:  ita  eerte  praspieio  ex 
mtione  Pruufuium,  quam  cum  maxime  tracto,   Plin.  ep.  10,  47  (56);  81  (85). 

8)  Von  Prnsa  sagt  Dio  Chrys.  Or.  48  Vol.  U  p.  236  B.:  icporrov  (Jiiv,  b 
dfv^pec ,  T<p  xpatloTcp  Ouaplvcp  fProconsul  Bithyniae  101  n.  Chr.)  tsX  Ydlpcv  '^uac 

TrdXiv   i^>ffiL€.  —  TOUTO  ^dp  -Jjv  TtiaT€6ovTo;   ufAiv,   xol  eCSÖToc,   8ti  itpö«  o6(iv 

9)  Plin.  ep.  10,  84  (m^. 

10)  Cic.    Verr.  II,  2,  53,  131 ;  56,  138  ff. 

23* 


—     356    — 

sofern  sie  ihre  Verwaltung  zwar  durch  ihre  eigenen  Behörden, 
aber  unier  der  Verantwortlichkeit  der  Regierungsbeamten  aus- 
üben, und  in  diesem  Sinne  sind  diejenigen  Stellen  zu  erklären, 
in  welchen  auch  ihnen  die  Autonomie  zugeschrieben  wird.  Q.  Mu- 
cius  Scaevoia,  welcher  wahrscheinlich  634  =  420  Proprütor  von 
Asien  war*),  hatte  in  seinem  Edict  den  Einwohnern  der  Pro- 
vinz gestattet,  Processe  der  Asiaten  unter  einander  vor  einhei- 
mische Richter  zu  bringen.  Dieselbe  Bestimmung  traf  Cicero  in 
seinem  Edict  für  Ciiicien,  weiches  er  703=54  erliess;  und  wäh- 
rend er  einmal  mit  einer  gewissen  Ironie  berichtet,  wie  glücklich 
die  Cilicier  in  dem  Gedanken  seien,  hiedurch  die  Autonomie  er- 
langt zu  habend),  rühmt  er  sich  an  einer  andern  Stelle  selbst, 
dass  sie  im  Gebrauch  eigener  Gesetze  und  Gerichte  derselben 
wirklich  theilhaftig  geworden  seiend).  Und  dodi  waren  die  ci— 
licischen  SUidte  in  derselben  Lage,  wie  alle  griechischen  Provin- 
cialgemeinden ,  denen  ebenfalls  die  Gerichtsbarkeit  über  ihre 
Bürger  bewilligt  war  4),  die  aber  Steuern  zahlten  und  unter 
dem  Statthalter  standen.  In  gleicher  Weise  erzählt  Plutarcb, 
dass  Marcellus  im  J.  542  =  21 S  den  Syracusanern  die  Freiheit  ver- 
liehen habe  ^) ,  und  doch  gehörte  Syracus  nicht  zu  den  freien 
Städten^),  sondern  war  in  der  Lage  wie  Thermae'')  und  alie 
nicht    priviligirten   Communen   Siciiiens,    welche    eigene    Gesetze 


1)  Waddington  Fasies  des  provinees  AsiaU^juea  n.  4. 

2)  Gic.  ad  AU.  6,  1,  15:  multaque  ntm  secutus  Scaevolae,  in  iis  iUud,  in 
quo  Hbi  UbertaUm  eenaent  Graeci  datcanf  ut  Oraeci  inter  8€  di$ceptent  suis  Uyi- 
iu8.  —  Graeci  vero  ezodtant^  quod  ptregrinia  iudieibus  tttuntw.  Nugaloribus 
quidem,  inquies.    QtUd  refert?  Tarnen  ae  a^Tovoftiav  adeptoa  ptäant, 

3)  die.  ad  AU.  6,  2,  4:  ita  muUae  civitaiea  omni  aere  alieno  Uberatae, 
multae  v<dde  Uvaiat  8unt\  omneSy  ^$uia  legibus  et  iudieiis  usae ,  a6TOvofjL(av 
adeptae^  revixenuU. 

4)  So  hatte  Prusa  in  Bithynien  ^  eigne  Gerichte.  Dlo  Chrys.  II  p.  175  R. : 
ToLc  ilxa«  öfieTc  dTtoSl^eoÄe  xal  wap*  uuTv  aOrotJC  (ivd-ptTj  itptve9^t,  und  fand 
hierin  auch  die  IXeu^ep(a  (ib.  II  p.  196) ,  wiewohl  es  dieselbe  nicht  wirklich 
hatte  (ib.  II  p.  199:  xavca  ^Ap  6(tac  —  ttX^ov  6yf)öet  —  rijs  iXeuftep(ac  otirfjc, 
ioN  dpa  xai  'ro6Tou  rdjrfzi  itore).  Allgemein  sagt  Dio  Cass.  37,  20  von  den  Ein- 
richtungen des  Pompeius:    xd  xt  itXelw  i%^  xdiv   ^v  t^  *Aala  tiq  iiitBi^ 

v^fjioic  Te  i^ioK  xal  iroXiTctatc  rjaxs9Tf\9oxo  -mlX  Sicxöojjly^ocv,  diore  *aX  SeOpo  a'jrouc 
Totc  dn'  dxeivou  vo(i.i9(kloi  ^p^adat. 

b)  Plut.  Marceü.  23:  xal  r^v  iXeuftepCaN,  fjv  dTriSomcv  aurotc,  xaX  to6< 
vöfiou;  xal  Tuiv  XTrjp^Toiv  rd  icepiovta  ßißata  vx^iT/ft**  V)  oöpcXv^roc. 

6)  Cic.    Ferr.  II,  3,  6,  13. 

7)  Cic.  Verr.  11,  %  37,  90:  cum  —  aentUus  popuLuaque  Romanua  Thermi' 
tania  —  lir&em,  agroa^  legtaque  auaa  reddidiaaet. 


—     357     — 

und  Gerichtsbarkeit  über  Siculer  ausübten  >),  aber  Zehnten  zahl- 
ten ^j  und  dem  Statthalter  gehorchten. 

Wir  kommen  also  zu  dem  Resultat,  dass  es  regelmässig  nur 
die  drei  Arten  peregriner  Stadtgemeinden  gab,  welche  Cicero  für 
Sicilien  anführt,  nymlich  erstens  verbündete,  zweitens  freie  und 
abgabenfreie  und  drittens  steuerpflichtige  ^j,  nur  dass  die  ersten 
beiden  nicht  zur  Provinz  gerechnet  werden,  also  dem  Stattiialter 
nicht  unterworfen,  die  letzteren  aber  für  die  eigentlichen  Pro- 
vincialstädte  zu  halten  sind.  Bei  der  gk*ossen  Ausdehnung,  wel- 
che dem  Begriffe  der  Freiheit  gegeben  wird,  haben  wir  nur  das 
eine  bereits  vorher  festgestellte  Kriterium,  dass,  was  steuerpflich- 
tig ist,  zur  Provinz  gehörig,  was  steuerfrei  ist,  von  derselben 
eximirt  ist,  und  in  dieser  Ansicht  sagt  Cicero,  wenn  man  die 
reichsten  Städte  Creta^s  steuerfrei  mache,  werde  Creta  aufhören 
eine  Provinz  zu  sein  4).  Dass  es  noch  eine  vierte  Kategorie  pe- 
regriner Staaten  gab,  nämlich  solche,  welche  als  liberae  civitales 
durch  eine  Urkunde  anerkannt,  aber  nicht  steuerfrei  waren,  ist 
allerdings  richtig,  aber  als  ein  Uebergangsverhältniss  zu  erklären, 
welches  die  römische  Regierung  um  so  bequemer  statuiren  konnte, 
als  s\e,  wie  das  foedus^  so  auch  die  Überlas  nicht  nach  einem 
für  alle  gleichen  Schema,  sondern  unter  ganz  verschiedenen  Be- 
dingungen ertbeilte,  welche  für  die  freien  Städte  in  einer  lex 
civitatis  jedesmal  besonders  formulirt  wurden.  In  dieser  Kate- 
gorie befinden  sich  diejenigen  Cremeiiiden,  welche  nach  ihrer  Un- 
terwerfung zwar  tributär  gemacht,  aber  zu  einer  Provinz  nicht 
geschlagen  werden  konnten,  weil  eine  solche  noch  nicht  vor- 
banden war;  z.  B.  die  Macedonier  und  Illyrier,  welche  587  = 
167  frei  und  tributpflichtig  wurden,  nach  der  Einrichtung  der 
Provinz  608  =  446  aber  tributpflichtig  blieben  und  aufhörten 
frei  zu  sein ;   in  demselben  Verhältnisse  waren  ihrer  geographi- 

1)  Cic.  Verr,  Ü,  2,  13,  32:  Siculi  hoc  iure  aunt,  ut,  quod  civif  cum  cive  agai, 
domi  certet  auis  legibiu. 

2)  Cic.   Yen.  II,  3,  6,  13  and  von  Thennae  U,  3,  42,  99;  n,  3,  43,  100. 

3)  Cic.  Verr.  II,  3,  6,  13.  Freie  and  zugleich  abgabenpflicbtige  Städte  gab 
es  nach  Cicero  in  Sicilien  nicht. 

4)  Cic.  Pka,  2,  38,  97:  nuper  fixa  tähula  at,  qua  ehiiaU9  loeupUtisiimae 
Vreieiuium  veetigcdibtia  übtrantuirf  staULitMirque,  ne  poit  M,  'Brutum  pro  eontule 
$ii  Creia  provmeia.  Das  Wort  vecUgalibuSf  welche«  der  Yatlcaiius  hat,  fehlt  in 
don  älteren  Ausgaben,  welchen  folgend  Kuhn  2,  25  von  dieser  Stelle  einen  fal- 
schen Gebrauch  gemacht  hat. 


—     358    — 

t 

f  

sehen  Lage  wegen  Byzanz  und  Ghios^);    und  ähnlidie  Gründe 
>verden   bei   den   andern  Communen  vorhanden    gewesen   s^n, 
welchen  zum  Theil  zu  verschiedenen  Zeiten  die  Freiheit  und  die 
Tributpflichtigkeit  zugeschrieben  wird^). 
Tcrfsiider  Wie  in  den  italischen  Municipien  und  Colonien  sich  schon 

freien  *^ 

Stute,  ini  ersten  Jahrhundert  der  Kaiserzeit  die  Unfähigkeit  der  Muni- 
cipalbürger  zur  Verwaltung  ihrer  eigenen  Angelegenheitaa  immer 
mehr  herausstellte  und  ein  Einschreiten  der  Regierung  nöthig 
machte^],  so  war  dies  in  noch  höherem  Grade  der  Fall  in  den 
Provincialstädten,  deren  financielle  Lage  schon  in  den  Stürmen 
der  Bürgerkriege  in  grosse  Bedrängniss  gerathen  war  und  ins- 
besondere in  den  Gemeinden,  welche  nicht  unter  der  Controle 
des  Statthalters  standen,  auch  später  einer  Remedur  dringend 
bedurfte.  Daher  wurde  seit  Traian  und  Hadrian  sowohl  die 
Verfassung  als  besonders  der  Staatshaushalt  der  freien  Städte 
einer  Revision  und  fortwährenden  Aufsicht,  zuerst  durch  ausser* 
ordentliche  Commissarien,  co)Tect<n'eSi  hiofbarcai,  sodann  durch 
Einsetzung  eines  kaiserlichen  curatot*  oder  Xo^icrnjc  unterworfen^}, 
wodurch  ein  wesentliches  Privilegium  der  Freiheit,  die  Exemption 
von  der  Controle  der  römischen  Regierung  verloren  ging  und 
der  Unterschied  der  freien  und  unterworfenen  Städte  zum  gros- 
sen Theile  aufgehoben  wurde;  die  Freiheit  wird  seitdem  als  ein 
leerer  Name  betrachtet^),   besteht  indessen  rechtlich  noch  lange 

1)  Byzanz  war  nach  Tac.  Arm.  12,  62  ursprünglich  eine  foederaJta^  nach 
Cic.  de  prov.  cons.  4,  6  eine  Uhera  civitas ,  zahlte  aber  später  tributum ,  Tac. 
Arm.  12,  63;  die  Insel  Ghios  hatte  seit  Sallas  Zeit  einen  Freundschaf tsrertrag 
mit  Rom,  bei  dessen  Bestätigung  der  Senat  ihr  garantirt  hatte,  dass  alle  römi- 
schen Behörden  sie  unbelästigt  lassen  sollten  (C.  /.  Or,  2222);  später  aber  ge- 
hörte sie  zur  Provinz  Asien  und  zahlte  Abgaben.   loseph.  ArU,  16,  2,  2. 

2)  Antiochia  in  Syrien  ist  Ubera  (Plin.  N,  H.  b,  79),  adTÖvoftoc  (Euagrius 
2,  12),  seit  dem  Jahr  690  =  64,  hat  eine  eigene  kx  civitatis  (Dig.  42,  ö,  37), 
zahlt  aber  später  wenigstens  trib^um  (Dig.  50,  15,  8  %  5);  ebenso  war  Apoilo- 
uidea  in  Asien  dvita»  libera  (Cic.  pr.  Flacco  29,  71),  später  aber  tributär.  Tac. 
Ann.  2,  47.  Belehrend  ist  über  diese  Veränderungen  der  von  loseph.  Ani,  17, 
2,  1  und  2  erzählte  Fall.  Eine  Landschaft  in  Batanaea  war  zum  Schutz  der  Pro- 
vinz militärisch  organisirt  und  mit  Freiheit  und  Abgabenf^iheit  beschenkt  wor- 
den, dann  heisst  es :  'Fo(AaiOi  oe^dtfievot  tifjv  dp^i^v  toü  (tev  iX.cu8£pou  xal  aurot 
TT)poOot  'n^|V  dSiooiN,  iKiBoXaU  Se  "coav  cp^pov  eU  t6  i:a|i.nflcv  dTcieaav  aiko6c. 

31  S.  oben  Seite  72.  * 

4)  Ueber  die  5iopWca(  s.  S.  77;  von  den  curatotts  wird  in  dem  Abschnitte 
von  den  Stadtverfassungen  gehandelt  werden. 

5)  Plin.  ep.  8,  ^4  sagt  von  Athen  und  Lacedämon :  qwXnus  rtliquam  mndfam  et 
re^idtmm  lihertatii  nomen  eriptrt  durum  —  eH.  Die  Chrys.  Vol.  II  p.  20Q  R. : 
eis  Y<*P  ^^^i  Stt  'rijv  y.bi  \t^oy.tap  iXeuOcplav  xal  xh  ^vofi^a  toO^,  8  irapÄ  twv 
xpatoüvTwv  xal  Suvapivo'^  •fyyvtnXy  ivtoxe  ou  fiuNativ  XTif)oaö0at.  Plutarch.  prate. 


—     859    — 

tfurt^),  selbai  nachdem  durch  Garacalla  aileD  Einwohnern  des  rö- 
mischen Reiches  die  Givität  ertbeilt  war^).  Nach  Gonstaniin 
haben  indessen  die  freien  Städ^  gänzlich  aufgehört  3). 

Städte   römischer  Verfassung. 

Wahrend  verbündete  und  freie  Städte  nur  in  den  Ländern  a?f21*'*®V 
phönici^cher  und  griechischer  Gultur  vorhanden  waren,  wurde  s^- 
in  den  Provinzen,  in  welchen  das  Städteleben  sich  erst  ent- 
wickelte,  durch  Organisation  von  römischen  Gemeinden,  d.  h. 
von  Golonien,  Municipien  und  Städten  latinischen  Rechtes  ein 
Mittel  geschaffen,  die  eroberten  Länder  einerseits  gegen  äussere 
und  innere  Feinde  zu  sichern,  andererseits  unmittelbar  in  das 
römische  Gultur-  und  Rechtsleben  einzuführen  ^) .  Schon  vor  dem 
J.  654  =  100  war  in  den  gallischen  Ländern  eine  kleine  Zahl 
von  römischen  und  latinischen  Golonien  gegründet  worden  (s. 
S.  39.  50),  unter  deren  Einflüsse  die  Romanisirung  des  cisalpini- 
schen  Galliens  in  verhältnissmässig  kurzer  Zeit  erfolgte;  man 
durfte  mit  Grund  hoSen  in  den  später  erworbenen  barbarischen 
Provinzen  ein  gleiches  Resultat  zu  erreichen,  und  indem  man  in 
den  beiden  Germanien,  den  Donauprovinzen,  in  Arabien,  Numi- 
dien  und  Mauretanien  am  eifrigsten  mit  römischen  Städteanlagen 
vorging,  beobachtete  man  dasselbe  Verfahren,  welches  sich  in 
Gallia  cisalpma  bewährt  hatte  (s.  S.  43.  44);  einer  kleinen,  mit 
römischem  Stadtrecht  ausgestatteten  Gemeinde  übei^ab  man  ein 
grosses  Territorium,  dessen  einheimische  Revölkerung  ihr  attri- 
buirt  und  so  lange  von  ihr  besteuert  und  regiert  wurde,  bis 
sie  fähig  war,  selbst  mit  activem  Rürgerrecht  in  die  Gemeinde 
einzutreten.   Es  war  dies  dieselbe  natürliche  Entwickelung,  welche 

gtf.  rtip,  e.  32  $  8:   iXeufkpCac  hit   Soov  ol  xpotoüvrtc  vifiouot  tou  ^(aoic, 

1)  Anazarbus  in  OUien  bekommt  den  Titel  aöx^vopo«  erst  noter  Oommodus 
(Eckbel  D,  JV.  3,  42)  und  Mopsnestia  nennt  sich  amvofj^oc  in  einer  loiefarift 
des  J.  140.  C.  i.  Gr.  5885. 

2)  Dies  gebt  ans  den  Münzen  z.  B.  von  Corycas,  Seleuda  ad  Galycadnnm 
und  andern  freien  Städten  berror. 

3)  Inliah.  Or.  3  p.  114  Spanb. :  'A^v^ai  (iiv  o5v  ^ocoiv ,  Src  toTc  icatp(otc 
IBstftv  t/fiSno  f  %a\  ICcov  tou  oixeCoic  icet9Ö{Uvot  vöfnoi« ,    iie^diXt^v  «al  icoXu<iy- 

(^pOTTOV    oixOtiVTCC   TlÖXtV   X.  T.  X. 

4)  Seneca  eonf.  ad  HeLv»  7,  7:  hie  deinde  popidua  quot  eotonicu  m  omnem 
prooinciam  mitU?  ttbicunque  vieü  Bonumus  habiiat.  7,  10 :  vix  dentgtie  mveme$ 
uUam  ißtrcm,  quam  tUammoiö  indigenae  eciant,  ptfmixta  onrnia  et  imiUeia  9uni, 


—     360    — 

• 

sieb  auch  in  den  griechischen  Golonien  älterer  und  neuerer  Zeit 

nachweisen  lässt^],  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  die  Griechen 
sich  von  Anfang  an  mit  den  Eingeborenen  durch  Epigamie  ver- 
mischten^], während  in  römischen  Golonien  der  Unterschied  der 
eingeborenen  und  der  angesiedelten  Bevölkerung  sich  gewöhnlich 
langsam  und  durch  vollständige  Romanisirung  der  ersteren  aus— 
glich  ^ . 
luchttiobe  Die  Colonien ,   Municipien   und  latinischen   Städte  der   Pro— 

Btollnng  der  ' 

römiaohen  vinzcu  siud  zwar  in  ihrer  Verfassung  von  den  italischen  Städten 
ProTinMn.  gleicher  Benennung,  welche  wir  früher  besprochen  haben,  nicht 
verschieden^),  in  zwei  Beziehungen  aber  stehen  sie  gegen  die 
letzteren  in  wesentlichem  Nachtheile.  Zuerst  nämlich  ist  aller 
Provincialboden,  auch  wenn  er  in  das  Eigenthum  eines  römi- 
schen Bürgers  übergeht,  steuerpflichtig^),  und,  während  die  ita- 
lische Bevölkerung  von  aller  Grundsteuer  und  seit  587  =  467 
auch  von  der  römischen  Kriegssteuer  [Uibutum)  befreit  war^), 
sind  die  Golonien,  Municipien  und*  latinischen  Städte  zu  allen 
Provinciaisteuern   verpflichtet^);    zweitens   scheinen  zwar  anfangs 

1)  Es  genügt  liier  cSn  Beispiel  aus  späterer  Zeit  anzuführen..  Die  Landleute 
im  Gebiet  von  Antiochia  in  Syrien  waren  noch  zu  Johannes  Chrysostomus  Zeit 
ungräcisirt  und  sprachen  syrisch  (Chrys.  üomil.  19,  1  Vol.  II  p.  189*.  de  sanet. 
mati.  1  p.  51*  ed.  Montf.)  und  die  Dörfer  selbst  hatten  syrische  Namen,  Gharan- 
dama,  Gandigura  u;  s.  w.  0.  Müller  Antiquitt,  AnUoch.  in  Comment.  aoc.  QoetUng. 
fteent.  Vol.  VIII  p.  233  und  Götiing.  Anz.  1837  p.  562.  £benso  brachten  in 
Celaenae  In  Phrygien  Kappadocier,  PamphyUer  und  Pisidier  ihre  Waaren  zu 
Markte,  Dio  Chrys.  II  p.  68  R.,  und  solche  Bauern ,  itm^tA,,  welche  nicht  Bür- 
ger sind,    sondern   unterthänig,   finden   sich  auch   in  Cyrene   (loseph.  Ani.  14, 

7,  2)  und  Aegypten.     Rudoriff  Das  Edict  des  Tiber.  Alex,  im  Rhein.  Museum 
1828  8.  179.     Vgl.  Uuschke  lieber  den  Gensus  der  früheren  rem.   Kaiserzeit 

8.  159  ff. 

2)  So  in  Aegypten  (Letronne  BecueÜ  l  p.  99)  und  in  Cyrene.  Alexander 
der  Gr.  gründete  Alexandria  am  laxartes:  ou^otxtoac  t&v  te  'EXX-^vmv  fua^o- 
^<$pQ>v  xai  SoTt;  TÖBV  irpooomouvTwv  ßapßapov  d^eXovx'^c  [uriayfe  Tf)c  ouvoixlosai;. 
Arriau.  exp.  4,  4,  1;  vgl.  7,  6,  1.    Diodor.  18,  4. 

3)  In  Colonia  Agrippinensis  war  sehr  früh  die  einheimische  Bevölkerung  in 
die  Colonie  aufgenommen  worden.    Tac.  Hut.  4,  6Ö. 

4)  Dass  die  Verfassmig  der  latinischen  Städte  dieselbe  war,  wie  die  der 
römisciieu  Municipien,  über  weiche  weiter  unten  die  Rede  sein  wird,  lehrt  das 
Beispiel  von  Nemausus,  das  unter  Tiberius  noch  itu  Latii  hatte,  und  dessen 
Illlviri  und  deeurkmu  in  einer  Inschrift  dieser  Zeit  bei  Orelli  n.  3Ö79«  dessen 
aediUs  und  quaestores  von  Strabo  4  p.  187  Isrwähnt  werden. 

5]  8.  oben  S.  340  und  besonders  Aggenus  Urbicus  ad  FrorUinum  in  Gromat. 
p.  4:  fuod  omnes  eUam  privatl  agri  in  provineUs  irlbuta  atque  vtetiifalia  per- 
solvatU. 

6)  Plut.  Ami.  Pt»dL  38.   Cic.  de  off.  2,  22,  76.   Plin.  JV.  B.  33,  56. 

7}  Oromai.  p.  35.  62:  at  st  ad  provineiaa  respicioritiM,  habetU  ayros  eotom" 
coe  ewMdtm  iuris  (wie  in  Italien,  vbi  fwlUu  ager  est  irihutariw)^  habeni  et  eoto- 


—     361     — 

diese  Stödte  von  der  Aulsicht  des  Statthalters  eximirt  gewesen 
zu  sein^),  in  der  Kaiserzeit  aber  waren  sie  sowohl  der  hiiberen 
Gerichtsbarkeit  als  auch  der  Verwaltung  desselben  unterworfen^). 
Der  bestimmt^  Unterschied,  weicher  besonders  wegen  des  ersten 
Punctes  zwischen  italischen  und  ausseritalischen  Golonien  und 
Municipien  stattfand,  wird  auch  durch  das  Verfahren  bestätigt, 
welches  in  der  Kaiserzeit  bei  der  Ausführung  der  MilitSircolonien 
beobachtet  wurde,  wonach  man  die  in  Italien  ausgehobenen  Sol- 
daten, närolich  die  Prätorianer  und  cohories  urbcmae  wieder  in 
Italien  ansiedelte^),  dagegen  die  Soldaten  der  Legionen,  welche 
in  den  Provinzen  conscribirt  wurden  ^j,  in  Provincialcolonien 
ausführte^).  Indessen  wurden  die  Vorrechte  der  italischen  Com- 
inunen  vermittelst  eines  besonderen  Privilegiums  ganz  oder  theil- 
weise  auch  auf  ausseritalische  Gemeinden  übertragen,  und  zwar 
in  späterer  Zeit,  wie  es  scheint,  ausschliesslich  an  Golonien. 
Während  nümlich  zur  Zeit  der  Republik  unter  den  italischen  ^lo^jenaud 
Städten  die  Municipien  an  Geltung  voranstehn,  so  dass  immer 
aufgezählt  werden  municipiaj  cobniaej  praefecturae^)^  so  erhalten 


nicos,  qui  suni  hnmunest  lutbent  et  eolomcoi  sUptffidicarioa.  Paulus  Dig,  50,  15,  8 
^  5 :  divtu  ArUoninua  Antiochenses  eolonoa  fecit  salvis  irihutis.  %  7 :  diiHM  Veäpa- 
sianui  CoMorieiuc«  eolono$  fecit  ^  non  adieeto^  vi  et  turia  liaUci  easenl:  $ed  trt- 
butum  hu  remhit  eapUu:  ted  dimu  Tiiua  etiam  aolum  immune  factum  interpre' 
tatus  €9t.  Die  Immunität  erhalten  sowohl  Städte  romischer  Bürger  als  einzelne 
Kinwohner  derselben  nur  als  besonderes  Privilegium. 

1)  Strabo  4  p.  187  sagt  wenigstens  von  Nemausus  iywjoa  raX  to  xoiXo6(ie- 
vov  Adxiov'    •—  tiä,  hk  TOÖTO  o6S*   6it6  xot«  itpooT(iY|xa«t'  Tä»v  dx  tfjc  'Pife|Jit]c 

OTpanjY«^'^  ^i  '^^  Idvo«  toOto. 

2)  Seitdem  ganze  Provinzen  das  ius  LatU  erhielten,  konnte  diese  Ezemption 
lür  die  latinischen  Städte  natürlich  nicht  mehr  vorhanden  sein;  aber  auch  die 
römischen  Golonien  z.  B.  in  Spanien  rechnet  Plinius  zu  den  dem  eofwentue  an- 
gehörigen  Städten,  und  zu  Traians  Zeit  waren  selbst  die  besonders  privilegirten 
Colonien,  von  welchen  wir  gleich  handeln  werden,  z.  B.  Apamea,  nicht  frei  von 
der  Einmischung  des  Statthalters  in  ihre  Verwaltung.  Der  Umfang  der  Gerichts- 
barkeit der  Ilviri  und  IJIIviri  tun  dicundo  in  den  Städten  war  ohne  Zweifel 
durch  eine  besondere  Anordnung  in  der  Art  bestimmt,  wie  dies  durch  die  lex 
Ruhria  für  QoUia  eisalpma  geschehen  war.  (S.  oben  Seite  65.) 

3}  Rudorff  Feldm.  2,  365. 

4)  Die  cohortes  praetoriae  und  urbanae  wurden  in  Italien  ausgehoben,  Tac. 
AfM.  4,  5.  Die  Legionen,  die  indessen  ebenfalls  aus  römischen  Bürgern  bestan- 
den (Zumpt  Comm.  epigr,  p.  452  ff.J,  aus  den  Provinsen.  Hygin.  de  eaetramei, 
c.  2:  legione»^  quoniam  miU  nulUia  provineialee  fidelimma,  ad  valhmn  tendere 
dcbent.  Mehr  bei  l^ange  Hitt.  mutationum  rei  müUai^s  ßomanorumy  1846.  4  p.  40. 

b')  8.  Zumpt  a.  a.  0.  p.  454. 

6)  Rudorff  Feldmesser  2,  412.  Diese  Ordnung  befolgt  Cicero  PhiL  4,  3,  7 ; 
pr.  Sest.  14,  32.  in  Piwn.  22,  51.  pr.  dmno  28,  75.  Q.  Cicero  de  pet.  com.  8, 
30;  ferner  die  Ux  htUa  fnunicipaU»  lin.  9.  10.  11.  20.  83;  die  Ux  Rubria  col.  II 
liu.  2.  26.  53.  58  und  noch  die  Ux  lulia  vicesimaria  des  Augustus,  Paul.  sent. 
rec.  4,  6  $  2. 


—    362     — 

in  dem  Militiirstaate  der  Kaiserzeit  die  Colonien  den  Vorrang, 
wahrend  die  Municipien,  je  mehr  sie  an  Selbständigkeit  ver- 
loren (s.  S.  76),  um  so  mehr  ihre  alte  Dignität  einbUssten  und 
als  kleine  Landstädte  ohne  politische  Bedeutung  angesehn  wur- 
den*). In  den  Städteregistern  des  Augustus,  welchen  Plinius 
folgt  2),  so  wie  in  den  Agrimensoren  3)  stehen  regelmässig  die 
Colonien  vor  den  Municipien  und  später  kommt  es  vor,  dass 
Municipien  sich  um  das  tttö  coloniae  bei  dem  Kaiser  besonders 
bewerben^).  Daher  werden  ausserordentliche  Privilegien  hauptr- 
sächlich  oder  vielleicht  ausschliesslich  den  Colonien  ertheilt,  und 
dieser  Privilegien  sind  drei:  die  lihertas^  die  immvnitas  und  das 
ius  ItaUcum,  Denn  dass  auch  das  letzte  nicht,  wie  Sigonius 
annahm^),  einen  Stand  von  Personen  bezeichnet,  welcher  eine 
Mittelstufe  zwisdien  Latinen  und  Peregrinen  gebildet  haben  soll, 
sondern  ein  Vorrecht  ganzer  Communen  ist,  welches  also  nicht 
einzelnen  Personen,  sondern  nur  Städten  ertheilt  wird,  ist  von 
V.  Savigny  zur  Genüge  erwiesen  worden  •).  üeber  alle  drei  Privi- 
legien liegt  uns  ein  verhältnissmässig  geringes  Material  vor.  Die 
ooumdae  UbeHos  Wird  uur  selten  ausdrücklich  erwähnt,  wie  bei  Patrae  in 
Achaia^),  auf  den  Münzen  der  betreffenden  Städte  aber  durch  die 
Figur  eines  stehenden  Silenus,  des  Symboles  der  Freiheit,  ange- 

1)  Qeliius  16,  13,  9:  (coJoniaitim)  tamtn  etm^Uo^  cum  «tl  magU  obnoxia 
et  nUnuB  libera,  potior  tarnen  et  praeaiabäior  exisUmatur  jrropter  ampUtuditum 
jfuiiestatemque  popuU  Romamy  euiw  istae  eoUmiae  qtuui  effigiea  parvat  siamuia- 
eraque  esse  quaedam  videntur,  et  shnul  qiäa  obaeura  oblUerataque  tunt  mumci" 
piorwn  iura,  quüm$  uti  iam  per  innotitiam  non  gtMimt. 

2)  Plin.  JV.  ff.  3,  7  find  sonst  oft.  S.  Zumpt  Comm,  ep.  I,  4Ö8.  Radorff 
a.  a.  O.  p.  416. 

3)  Gromat.  p.  19,  4;  20,  18;  35,  13;  114,  2.  Rudorff  a.  a.  0.  p.  415. 

4)  Tac.  Ann.  14,  27 :  aiin  Italia  veUu  oppidum  Puteoli  iu$  eoUmiae  et  cogno- 
mentum  a  Nerone  apiscuniur.  Gellius  16,  13:  (Hadrianus)  rmrari  ae  o»tendit, 
quod  et  ipei  Italicensea  et  quaedam  item  alia  tnunicipia  antiqtui ,  in  quihus  VU- 
ven»ea  nominatj  cum  euis  morihus  legibusque  uU  possent,  in  iua  coloniae  mutari 
gestiverint, 

5)  Sigonias  de  iure  JtaUco  I  c.  1.  Vol.  I  p.  460  ff. 

6)  Die  Abhandlung  v.  Savigny's  über  das  iu$  Italicwn  ist  dreimal  heransge- 
geben;  cueist  in  den  AbhandJ.  der  Berliner  Academie  1814.  1815,  Berlin  1818 
8.  41—54;  sodann  in  Zeitochr.  f.  gesch.  Rechtswissenschaft  Bd.  5  S.  242—267, 
und  Nachtrag  dazu  Bd.  11  S.  2— 19;  zuletzt  Verm.  Sehr.  Bd.  1  S.  29—80. 
Ansserdem  s.  Walter  Gesch.  d.  R.  K.  $  319.  320.  Puchta  Instit.  1  %  94.  95. 
Znmpt  Conm.  epigr.  p.  482  ff.  Rndorff  Feldmesser  2  S.  373  ff.  Faber  Quaettio- 
num  Propowtiaearum  particula  J.,  Herfordae  1858.  4  p.  1  ff. 

7)  Pausan.  7,  18,  5:  xat  £B<»xe  (Augustns)  (x4v  iXcu^potc  ^A^aiAv  {ii6votc 
Totc  rlarpeuoiv  elvat*  l^oxe  hk  %a\  U  toi  dfXXa  y^P^C  scplstv,  6ii69(X  tote  dnoi- 
xoi«  vi|Aetv  ol  'P(D|Aatoi  vofilCouot. 


—     363     — 

deutet  1),  welchen  auch  Patrae  auf  seinen  Münzen  fOhrt^.  So- 
viel man  aus  einer  Nachricht  des  jüngeren  Plinius  über  Apamea 
in  Bithynien  ersieht,  welche  Colonie  it^  Italicum  hattet),  muss 
sich  die  Freiheit,  wie  bei  den  peregrinen  cwitates  Uherae^  na- 
mentlich auf  die  selbständige  Communalverwaltung,  d.  h.  die 
Exemption  von  der  Aufsicht  des  Statüialters  bezogen  habend), 
da  in  Hinsicht  auf  die  Gerichtsbarkeit  diese  Golonien  kein  be- 
sonderes Privilegium  gehabt  zu  haben  scheinen^).  Coloniae  im-  poioma$ 
munes  werden  öfters  erwähnt  <>) ;  in  der  bevorzugtesten  Lage 
aber  befinden  sich  die  coUmiae  vuris  Italici  7) .  Sie  haben  nämlich  .  ^¥^^  . 
erstens  libeviaz  hi  dem  eben    erörterten  Sinne  ^),    weshalb   sie, 

1)  So  auf  den  Münzen  von  Bostra,  Dimascuft,  Deveitus,  Neapolis  Sama- 
riae  und  Sidon.  S.  Eckhel  X>.  iV.  4,  493.  Senr.  ad  Verg,  Aen.  3,  20:  qaod 
auiem  de  Libero  dixhnus,  haee  causa  est,  ut  Signum  sU  Uherae  civitatis,  Nam 
qptki  mai<fres  out  stipendiariae  erant  ceut  foederatae  ottt  überoit,  Std  n»  liberis 
civitatibus  simüLaerum  Marsyae  erat,  qui  m  tutela  Liberi  patris  est.  Idem  ad 
Verg.  Aen.  4,  58:  patrique  Lyaeo:  qui,  ut  supra  diximus,  apte  urbibus  liber- 
latis  e^  dem,  unde  eiiam  Marsyas  minister  dH»  per  eivUaiesin  foro  posUus  tSber- 
tatis  indieium  est,  qui  erecta  manu  testatur,  nihil  urbi  deesse.  Ueber  die  Iden- 
tität des  Marsyas  nnd  Silenns  s.  Eckhel  a.  a.  0. 

t^)  Kckhel  a.  a.  O. 

3:)  Dig.  50,  15,  1  S  10. 

4}  Plin.  ep.  10,  47  (56):  cum  vMem,  domine,  Apameae  eognoseere  puMieos 
debiUjres  et  redUum  et  impendia,  responsum  est  mihi,  eupere  quidem  universos,  ut 
a  me  raUones  e<doniae  legerentur,  nunquam  tarnen  esse  leetas  ab  uUo  proconsu- 
lum;  häbuiese  Privilegium  et  vetusUesimum  morem  arbitrio  suo  rempublicam  ad- 
rrUnistrare. 

5)  Die  coloniae  iuris  Italici,  welche  ebenfalls  libertas  hatten,  rechnet  Plinlns 
wenigstens  immer  zu  den  eonvmUuf. 

6)  Plin.  N.  H.  3,  12:  kuius  eonoentus  sunt  reUquae  eaiUmiae  inmnmes  3Wet 
—  Ituet  —  I7ett6t  —  ürso;  $  19:  eoUmia  immuiüs  lUcii  %  24:  Caeaaraugusta 
eolonia  immunis.  Dig.  50,  15,  8  pr. :  Bareinonenses  quoque  ibidem  immunes 
sunt.    C.  I.  L.  11  n.  1663:  flamen  co1(omarvm)  immunhtm  provineiäe  Baetie(ae). 

7)  Ausser  in  der  Verordnung  des  Cod.  Theod.  14,  13,  in  welcher  das  Hu 
Jtalicum  der*  Stadt  Constantlnopel  erneuert  wird ,  und  der  Constitution  im  Cod. 
lust.  11,  20,  worin  Constantinopel  ausser  dem  ius  Italiewn  auch  die  Präroga- 
tiven des  alten  Born  erhält,  kommt  dasselbe  nur  vor  bei  Plin.  JV.  H.  3,  25: 
ex  eolonia  Aeeitana  OemeUenses  et  LibisosorM  eognomirhe  fbroaugustana ,  quäfus 
duabus  ius  Italiae  datum.  3,  139:  ius  Italinum  habent  eo  eonventu  (von  Scardo 
in  lllyrien)  Alulae,  FUmates  —  Lopsi,  Varvcarini,  immunesque  AssesiaUs ,  und  In 
den  Dig.  50,  15  (cie  censibus'),  wo  ein  Yerzeichniss  der  Städte  mit  itis  Italieum 
gegeben  wird.  Die  Inschriften,  in  welchen  man  eine  Erwähnung  des  ius  Itati- 
cum  hat  finden  wollen  (s.  ausser  Walter  a.  a.  O.  Dirksen  Die  Script.  Eist.  Aug. 
S.  123  ff.),  sind  beseitigt  durch  A.  W.  Zumpt  Ueber  die  Erwähnung  des  ius 
Italicum  auf  Inschriften  in  Ztschr.  f.  gesch.  Rechtsw.  XV,  1  S.  1  ff.  Vgl.  Sa- 
vigny  Verm.  Sehr.  I  S.  73. 

8)  Hierauf  bezieht  sich  Ulpiaii.  Dig.  50,  15,  1  $  2:  est  et  Heliopolitana 
[colonid),  quae  a  Divo  Severo  per  belli  civilis  oceasionem  Üälieae  coloniae  rem- 
publie€Bn  aecepit,  und  Paulus  Ib.  8  $  3:  iuris  Italici  sunt  et  eorum  solum,  wo 
ausser  der  Steuerfreiheit  des  Bodens  also  noch  eine  andere  Freiheit  angedeutet 
wild.     Wenn  abor  Savigny  annimmt,   dieselbe  habe  darin  bestanden,  dass  die 


—     364     — 

wenn  aueh  nicht  alk,  so  doch  grossentheils  den  Stien  auf  ihren 
Münzen  prägen  ^) ;  sie  haben  zweitens  Befreiung  sowohl  von 
Koptsteuer  als  von  Grundsteuer  ^j;  sie  haben  endlich  die  Eigen- 
thumsfähigkeit  des  Bodens,  so  dass  die  Grundstüdie  in  einer 
coUmia  iuris  Jtalici  im  quiritischen  Eigenthum  ihrer  Herren  sind 
und  Anwendung  aller  Formen  des  römischen  Rechtes,  der  usu— 
capio,  in  itwe  cessio  y  mancipatio  und  vindicatio  auf  dieselben 
stattfindet^).  Das  letzte  Privilegium  ist  von  Zumpt  wieder  in 
Abrede  gestellt  worden,  aber  mit  Unrecht ^j:  denn  erstens  ist  es 
durch  ein  sicheres  Zeugniss  beglaubigte^},  und  zweitens  würde, 
wenn  das  ius  Italicum  in  nichts  weiter  bestand,  als  der  Ubertas 
und  immunitaSy  der  Name  desselben  unerklUrlich  sein,  da,  wie 
wir  vorher  gesehen  haben,  die  Freiheit  und  Abgabenfreiheit  auch 
an  Peregrinengemeinden  verliehen  und  nicht  als  etwas  dem  ita- 
lischen Rechte  eigenthümliches  betrachtet  wird.  Nun  aber  wird 
das  ius  Italicum  von  der  Ubertas  und  immunitas  bestimmt  als 
ein   neues  Privilegium  unterschieden^),    welches   der  Provincial- 

colcniae  iwU  ItaUei  aassdiliessllch  das  Recht  gehabt  (lätteiif  IIvM  und  IIIlf>wi 
zu  wählen,  während  in  anderen  Ck>ionien,  Municipien  und  latinischen  Städten 
solche  Magistrate  nicht  gewesen  wären,  so  ist  diese  Ansicht  mit  Recht  von  Wal- 
tor verworfen  worden,  und  die  ausführlichen  Untersuehongen  von  Zumpt  bestä- 
tigen das  Vorhandensein  dieser  Behörden  in  allen  genannten  Städten.  Das  Recht 
der  freien  Verwaltung  wird  nach  Traian  und  Hadrian  ebenso  geschmälert  sein, 
als  bei  den  liberae  ewiiaies  der  Provinzen;   für  die  Mhere  Zeit  aber  kann  es  i 

seine  Bedeutung  deswegen  immer  gehabt  haben. 

1)  Von  den  Städten  italischen  Rechtes  haben  den  Silen  auf  Münzen  Laodi- 
oea,  Berytus,  Tyrus,  Troas,  Parium.     S.  Eekhel  a.  a.  0. 

2}  Dies  ist  schon  daraus  ersichtlich,  dass  Clpian  und  Paulus  von  den  Städten 
italischen  Rechtes  in  einem  Buche  dt  GtfMihw  handelten.  Ausdrücklich  sagt  es 
Paulus  Dig,  60,  15,  8:  in  Lusitania  Pacenses^  std  et  Kmeritenses  iuris  lialiei 
sunt.  Jdem  iu$  Valentini  et  JAeÜani  ha5ent.  Bamenonenses  quoque  immunes  stmi, 
und  S  7:  divus  Vespasianus  Caesarienses  eolonos  fecit,  non  adieeiö,  ut  et  iuris 
Italiei  essent:  sed  trihutum  kis  remisit  cctpitis:  sed  divus  Titus  etiam  solum  im^ 
mune  factum  inlerpretatus  est.  Auch  Apamea  in  Bithynien  war  immunit.  Denn 
was  Tacittts  Ann.  i%  58  berichtet:  „tributumque  Apamensibus  terrae  motu  con-- 
volsis  in  quinquemäum  remissum^*  bezieht  sich  auf  Apamea  Cibotus  in  Phrygien, 
wie  Faber  a.  a.  O.  p.  2  gut  nachgewiesen  hat. 

3)  Savigny  Verm.  Sehr.  1,  44.     RudorfT  Feldm.  2,  373  ff. 

4)  Zumpt  Comrn.  epigr,  1,  489. 

5)  Es  ist  dies  die  schon  vorhin  angeführte  Stelle  des  Frontin.  p.  35  Laehni. : 
prima  enim  conditio  possidendi  haee  est  ac  per  Jtalkxm,  übt  nultus  ager  est  tri- 
butarius.  —  At  si  ad  provineias  respieiamuSy  habent  agros  eoUmicos  eiusdem  iuris 
(also  iuris  Italiei)^  habevU  et  cotonieos  qui  sunt  immunes ,  habent  et  colonieos  sU- 
pendiarios.  Durch  diese  Stelle  wird  auch  bei  Gaius  1,  27  die  Restitution  ge- 
sichert.   S.  Rudorff  a.  a.  0.  S.  373. 

6)  Die  Stadt  Utica  wurde  bei  der  Einrieb tung  der  Provinz  A/rica  Ubera  und 
war  auch  immunis  (s.  oben  Seite  315.  Rudorff  Zeitschr.  f.  gesch.  Rechtswiss. 
10  S.  92  IT.    Mommsen  C\  /.  L.  I  p.  98),   sie  wurde  hernach  munielpiwn  und 


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colonie  das  Reeht  einer  italischen  Colonie  verleiht,  und  da  die 
Differenz  dieser  beiden  Arten  von  Colonien  grade  in  dem  Rechte 
an  Boden  besteht,  so  kann  der  Inhalt  desselben  kein  anderer 
gewesen  sein,  als  die  Ausstattung  der  Colonie  mit  dem  quiriti- 
sehen  Eigenthume  am  Boden.  Der  Name  des  ius  Italicum  kommt 
erst  unter  den  Kaisem  vor;  das  Recht  ist  aber  viel  älter;  die 
Colonisten,  vi^elche  G.  Gracchus  634  ==  4  23  nach  Gai*thago  führte, 
erhielten  dort  ihre  Landanweisung  als  ager  prwattis  ex  iure  Qui-- 
ritium^),  und  als  im  J.  742  =  42  die  cisalpfnische  Provinz  auf* 
gehoben  wurde  (s.  S.  64),  ist  das  italische  Recht  auch  auf  sie 
übertragen  worden.  Das  eigentliche  Vorbild  indess  für  die  her- 
nach häufiger  vorkommende  Verleihung  desselben  gab  Augustus  2), 
welcher,  als  er  in  Italien  seine  Veteranen  ansiedehe,  die  von 
diesen  aas  ihren  Besitzungen  vertriebenen  Italiker  in  überseeische 
Colonien  ausft^rte^)  und  denselben  einen  neuen  Landbesitz  an- 
wies, durch  welchen  sie,  ohne  eine  solche  Bewilligung,  in  ihren 
Rechten  geschmälert  worden  wären. 

Die  Provinciallandtage. 

Die  Communalyerbände,  deren  verschiedene  politische  Stel- 
lung wir  erörtert  haben,  sind  die  Grundlage,  auf  welcher  die 
Administration  der  Provinz  beruht.  Ihre  Behörden  und  ihr  Senat, 
zunächst  für  die  Verwaltung  der  Commune  bestimmt,  dienen 
zugleich  der  Regierung,  indem  sie  das  Geschäft  der  Steuerein- 
treibung in  den  Städten  und  den  dazu  gehörigen  Ortschaften 
übernehmen^];  ihre  Territorien  werden  für  den  Zweck  der  Ju- 
risdiction zusammengelegt  in  Gerichtssprengel,  conventus,  8toixT|- 
oei;  ^) ,  in  deren  Hauptorten  der  Statthalter  die  regelmässigen 
Gerichtstage  abhält;  ihre  Abgeordneten  kommen  endlich  in  einem 

dann  Colonie,  wobei  schnerlich  eine  Aufhebung  der  lihertoä  und  knmuniUu  ein- 
trat; dennoch  erhielt  sie  durch  Severus  iuä  ItaUeum  und  damit  offenbar  eine 
Vermehrung  ihrer  Privilegien. 

1)  Mommsen  C.  1.  L.  I  p.  06.  97. 

2)  Zumpt  Comm,  epigt,  I,  489. 

3}  Solche  Colonien  waren  Dyrrhachium,  Corinth,  Philippi.    I)io  Caas.  51,  4. 
Zumpt  a.  a.  0.  p.  376  if. 

4)  S.  Seite  14  und  Dig.  50,  1,  17  $7:  exigmdi  Mbuti  munus  inter  sordida 
tnunera  non  Kaheiur  ti  idto  decurionibus  quoqfu  mandaiur. 

5)  CofioefUiM  gab  es  in  Hispania  TarraeonenBi«  7,  in  Baetica  4,  in  Liisita- 
nia  8,  in  lllyrien  3,  in  Ciiicia  zu  Pompeins  Zeit  8,  in  Asien  etwa  11. 


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Landtage  susamnien^),   welcher  darum  ein  besonderes  Interesse 
gewShrt,    weil  er  der  erste  Versuch  einer  repräsentativen  Ver- 
sammlung ist,    zu  weleher  ^i^hrend  der  Zeit  der  Republik   die 
römische  Staatsverfassung  selbst  niemals  gelangt  war. 
vorir«roiHche         1d  den  griechischen  Ländern,    welche  die  ROmer  unterwar- 
fen,    bestanden  seit  alter  Zeit  unter  den   einselnen  Communen 
Verbindungen ,    welche  auf  Stammverwandtschaft  gegründet  und 
zu  politischen  und  religiösen  Zwecken  organisirt  waren.    So  wie 
die  Römer  bei  der  Eroberung  Italiens  die  Völkerbttndnisse  auf- 
lösten  (s.  S.  26),   so  verfuhren  sie  anfangs  damit  auch  in  den 
Provinzen,   namentlich  in  Sicilien,  Macedonien  und  Griechenland. 
Wenn  sie  dieselben  später  wieder  gestatteten,   so  geschah  das 
zunächst  mit  Rücksicht  auf  die  religiöse  Festfeier,   welche  mit 
denselben  verbunden  war.     Dass  aber  auch  dieses  Institut  von 
den  Kaisern  für  politische  Zwecke  verwerthet   wurde,   lässt  sich 
aus  der  Entwickelung  schliessen,    welche  dasselbe  in  der  Folge 
genommen  hat.     Die  Landtage    [communia,   xoiva)   sind  nämlich 
nicht  nur  in  den  Ländern  erhalten  worden,   in  welchen  sie  von 
Alters  her  bestanden,  wie  z.  R.  in  Lycien  (s.  S.  848},   sondern 
auch   nach  dem  Umfange  der  Provinzen,    welcher  den  ethnogra- 
^'•«jinK^-  phischen  Grenzen  keineswegs  immer  entsprach,  anders  organisirt 
Landtage,  oder  gauK   ucu  eingerichtet  worden.     Der  Zweck  dabei  war  ein 
doppelter.     Zuerst  war  das  commune  provinciae  eine  Festgemein- 
schaft,   welche  nunmehr  ihren  Mittelpunct  in   dem  Cultus    des 
Kaisers  erhielt.    Denn  wie  die  Ptolemäer  in  Aegypten^),  so  glaub- 
ten  auch   die  römischen   Kaiser,    indem   sie  sich   eine    göttliche 
Verehrung  gefallen   liessen,    für  die  durch  Usurpation  gegründete 
Monarchie  eine   legitime  Rasis   zu   gewinnen,    indem  sie  für  sich 
mit   dem  Titel  Augustiis  oder  oeßaotoc^)    ein   über  das  mensch- 
liche Geschlecht  erhabenes   und   von   diesem  speeifisch  verschie- 


1^  Zu  der  Sammlung,  welche  Ober  diese  Oothofredns  znm  Cod.  Theod.  It2, 
12;  16,  10,  und  Ihm  folgend  C.  Menn  Heber  die  Römischen  Provinzial- Land- 
tage, Köln  und  Neuss  18&2.  4  gegeben  haben ,  ist  Jetzt  ein  neues  reiches  Ma- 
terial gekommen,  welches  von  mir  in  der  Ephemerit  epigraphica  1872  p.  200 — 214 
zusammengestellt  ist.  Ich  verweise  auf  diesen  Aufsatz  sowohl  der  Quellenstellen 
wegen,  welche  ich  hier  nur  theilweise  anführe,  als  auch  abweichender  Ansichten 
wegen,  welche  ich  dort  ausf öhrlich  besprochen  habe. 

2)  Letronne  Reeueil  1,  362. 

3)  Dio  Cass.  63,  16:  AÖTfouöToc,  A«  xa\  rXeiöv  Tt  t^  xard  dv^pcuTrouc  äv 
i%liflTl,  Suet.  Oet  7.  Ovid.  Fast,  1 ,  609.  i^ydus  De  mens.  4,  72.  Vegetins 
2,  Ö:  man  imperatorif  cum  Auytwfi  nomen  aecepit^  Umquam  praesmti  et  eorpo' 
rali  deo  fidelia  est  praestanda  devciio  et  impendendua  peroigil  fcamdaltu»^ 


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denes  Wesen  in  Anspruch  nahmen,  das  sie  berechtigte,  den  un^ 
bedingten  Gehorsam  der  Unterthanen  za  fordern.  Zu  Lebzeiten 
des  Augustus  ooncentrirte  sich  dieser  Gült  an  einer  ora  Romae  ^^J^ 
et  Augu8ti^)y  nach  dem  Tode  und  der  Gonsecration  dessdben 
aber  trat  die  Verehrung  des  kaiserlichen  Hauses  in  den  Vorder- 
grund und  wurden  in  allen  grösseren  Stfidten  templa  Augusti 
oder  Augustofiitn,  Caesarea  und  oeßaareia  errichtet*),  eine  Ver- 
nachlässigung dieses  Gultus  aber  missfollig  bemerkt  und  geradezu 
bestraft  3).  Auch  die  Festgemeinschaft  der  Provinz  versammelte 
sich  daher  bei  dem  Heiligthume  des  Kaisers,  entweder  in  der 
Hauptstadt  der  Provinz,  oder  abwechselnd  an  mehreren  Orten, 
in  wdcben  Tempel  der  Kaiser  vortianden  waren,  und  alle  Städte, 
welche  eigene  Tempel  der  Art  besessen,  oder  zu  der  Unterhal- 
tung derselben  und  den  gemeinsamen  Festen  beitrugen^),  nann- 
ten sich  Tempeldiener  (vscoxopoi]  des  Kaisers^).  Die  Leitung  der 
Festgenieinschaft  stand  unter  einem  priesterlichen  höchsten  Beam- 
ten, dem  sacerdos  provtVictac^),  ap^^iepeo?,  der  in  verschiedenen  sacerdoa 
Provinzen  verschiedene  Titel  bat.  Er  wurde  gewählt  aus  den 
angesehensten  und  reichsten  Personen,  welche  entweder  in  ihrer 
Siadtgemeinde  sämmUiehe  Aemter  bekleidet,  oder  römischen  Rit- 
terrang erlangt  hatten''),  verwaltete  die  von  der  Provinz  aufzu- 
biingenden,  für  die  Erhaltung  der  Tempel  erforderlichen  Gelder, 
so  wie  die  zu  Festzwecken  legirten  oder  geschenkten  Gapitalien  ^), 
mit  Hülfe  mehrerer  Cnterbeamten  ^) ,   führte  den  Vorsitz  in   der 


1)  Suet.  Oct.  Ö2:  Umploy  quanwis  seifet  eiiam  pfoeonmäUm^  deeemi  solerty 
iti  wMa  tarnen  ffovincia  nM  commtmi  mto  Bomaeque  nomine  reetpii. 

2)  Hierüber  s.  die  Sacralalterthümer.  Der  Cnlt  begann  in  Hispania  Tarra- 
Qonensia  im  J.  16  ii.  Chr. ;  in  Narbonensls  um  dieselbe  Zelt,  in  Asia  19  n.  Ohr. 

3)  Tac.  Ann,  4,  36:  öbieeta  fvbUee  Cytieenla  ineuria  eaerimoniarwn  divi 
Augusti  —  et  ctmisere  Uhertatem, 

4)  Dio  Chrys.  Vol.  II  p.  70  R.  sagt  von  Kelalnai  in  Phrygien :  %a\  (xi^v  to»v 
Uptüv  rJjc  'Aoiac  {A^ts^nv  6|i.iv,  Tijc  te  RaTtdvTjc  foaoiSTov,  8cov  ixe(vaic  xai«  7:6- 

öj  Kckhei  D.  N.  4,  288  ff.  Meine  Schrift  Cyzicug  und  sein  Gebiet  S.  84  ff. 
Krause  Necoxdpoc,  Lipsiae  1H44.   8. 

6)  Cod.  Theod.  12,  1,  46;  12,  1,  75.  174;  16,  2,  38.  arehierosywi  heisst 
sein  MteerdotJum,  Cod.  Tb.  12,  1,  112.  Ueber  den  Titel  dp)^tepe6;  s.  weiter  unten. 

7)  S.  Cod.  Tb.  12,  1,  77  und  Hübner  C.  /.  L.  II  p.  541.  Die»  wird  sehr 
häufig  erwähnt,  7..  B.  in  der  Inschr.  bei  Herzog  GaUiae  Narb.  hitt.  Afp,  n.  501 : 
Sex.  Attiua  Sex.  fU.  Volt.  Creticus  ViemnoMis  ^  omnibui  honorütus  in  patria  eua 
funettM,  pamen' provinciae  Karhonenm. 

5)  Boeckh  i\  1.   Or.  n.  2741. 

9)  Hleher  gehört  der  dp^'-^poTaiiCa;  Tfj?  'Ao(a;,  C.  I.  Qr.  2782;  in  Gallien 
der  iudex  iwcae  Oalliarum  und  der  allector  Oalliae  (».  S.  119). 


*♦» 


_    368     — 

Versammlung  des  xoivov^)  und  bei  den  Spielen  2),  welche  er  auf 
seine  Kosten  veranstaltete  ^j ,  und  übte  wenigstens  in  späterer 
Zeit,  namentlich  im  vierten  Jahrhundert ,  als  Oberpriester  eine 
disciplinarische  Gewalt  über  sämmtliche  Priester  der  Provinz 
aus^}.     Sein  Amt    ist  jährig^)   und    kann    mehrmals    bekleidet 

llll  I  ■■IIBBB  ■!■■■  I  ll| 

n  C.  /.  (?r.  S487. 

2)  EpiBtola  eedeaiae  Smymaeae  bei  Dressel  Patrwn  apoftol,  opp»  p.  391  ff. 
460  =  Euseb.  H.  E.  4,  15,  27. 

3)  Cod.  Theod.  12,  1,  109;  15,  5,  1.  Philostrat.  Vit,  8oph.  i,  21,  2: 
dp^iepeuc  {A^  -(dp  i^i^exQ  tvJc  'Aaloc  auTÖ(  re  iial  ol  np d^ovot  a^noö ,  izw  iTt 
iraTp6?  urfvre;,  h  hk  orlcpavo;  outoc  iro?vC»;  xai  ^Tiep  ::oXXwv  ^pr^pL^icov.  Augnstiii. 
ep.  5. 

4)  In  alterer  Zeit  kommt  dies  nar  in  Aegypten  vor.  In  Alexandrim  gab  es 
einen  apj^tepeu;  ndioTjc  Aipnrou,  der  zugleich  dTsiordiTT];  xoü  Mouoelov»  und  in 
griechischer  Zeit  Priester  f&r  den  Cnlt  der  Ptolemäer  war.  Unter  Hadrian  var 
die  Stelle  durch  einen  Romer  besetzt.  Dieser  dpYiepe6;  war  Vorgesetzter  aller 
Priester  in  Aegypten,  die  z.  B.  bei  Setzung  einer  Inschrift  seiner  Genehmigung 
bedärfen,  nnd  übte  auch  eine  Censnr  über  die  Schriften  der  Mitglieder  des  Mu- 
seums aus.  S.  Letronne  ExpUcaUon  de  deux  imcripUons  inSdUeMf  iraeie»  d'ornw 
U  piidestal  de  VoheUsque  trouve  a  Philea  im  Journal  des  Savaru  1841  p.  737  (T. 
und  Beeueil  I  p.  257  ff. ;  im  vierteil  Jahrhundert  aber,  als  das  Christenthum  sich 
immer  mehr  verbreitete,  ernannte  Maximinus  (305-^13),  wie  Eusebius  H.  E. 
8,  14,  9  berichtet,  tepiac  xe  e(^(6Xa)v  xaxd  izdyza  xöttov  xai  icöXiv  xai  ItzX  xoü- 

^wa>^  hidi  Tzdor^i  t\t.npi^fmfi  XeiToupfUn« ,  und  unter  lulian  (360 — 36ö)  sind 
drei  solcher  Oberpriester  bekannt:  Theodorus,  dp^tspeuc  x^(  'Ao(ac,  an  den  lu- 
lian  ep.  63  schreibt:  x(  irox'  o5n  ionsj  8  ^"rili^i  ^oi  vOv  litixpiireiN ;  Äp^etv  täv 
Tiepl  x^  ^Aaia^  iepwv  dndivraiv,  dp/öpisvo«  x^c  X^P^^  ^^  '^^  nöXeonv  Up^iov 
xcii  diTTON^pt^uN  xt  x6  up^iroN  ixdoxtp,  femer  Arsacius,  dp^iepeu^  t9|c  ra).axiac, 
dem  er  ep.  49  aufträgt,  strenge  Disclplin  zu  üben,  die  gehorsamen  Priester  zu 
belohnen,  die  ungehorsame»  abzusetzen:  xod  o6x  dirdypT)  x^  ok  pb^vov  eivat 
xoioirrov,  dXXa  Ttdvxac  dita^aTiXo)«  ol  icepl  xifjv  roXoxwN  eltflv  Upetc '  oö;  tj 
ou9<&in]aov  t^  itetffov  elvat  07Cou5a(ouc  t^  t^C  Upaxix-fj;  XetxoüpYl5<  dTrdöXTjoov ,  c( 
pii?|  npociyotvxo  pwxd  Ywvaixmv  »al  7ca(otov  x«l  ^epandvxtuv  xou  fteoic.  — T^iteixa 


hei8st:  6  6e  (lulianus)  dp^iep^ot  dKohüZa^  xöv  xe  dv^pa  xai  xfjV  YW>'ai*a  xf^ 
A>j§(a<  (Lydien  war  seit  (Diocletian  eine  eigene  Provinz)  xed  un  ixcivoi«  ^nt- 
xp£^ac  elvai  x&v  dtXXiov  xi?iV  alpeatv ,  aixö^  iid  x^n  üepatx^v  ouvifj'TCXO  iröXepiov, 
nnd  nochmals  p.  111:  6  oe  Xpuorfvöioc  x^v  dp)(iEpo)a6v72v  xoi>  Tiavxo«  Iftvoos  Xa- 

ßebv  —  oi   ßapu«;  'fjv  xaxd  xrjv   d^ouo(av oöxe  Xu7;d)v  xivac  x&v  Xptoxia- 

Vttiv  Trepixxms- 

5)  Die  stadtischen  Priester  des  kaiserlichen  Hauses  pflegten  flamine$  perpelui 
in  sein ,  die  Provincialpriester  dagegen  waren  nicht  lebenslänglich.  Sie  heisseii 
nach  Beendigung  ihres  Amtes,  consummato  honore  flamonii  (C  i.  L.  II  n.  2221), 
peracto  honore  flamonii  (ib.  2344),  functi  flaminaiu  provinciae  (ib.  3711),  flami- 
nales  (ib.  983.  4248);  flaminalis  und  sacerdotalis  sind  aber  die  Titel  abgegan- 
gener Priester,  wie  duumviralis  ein  gewesener  duumvir  ist.  Schon  aus  der  Ana- 
logie der  altrömischen  Titel  consularei,  praetoriij  aedilicii^  quaeslorii  darf  man 
schliessen,  dass  das  Amt,  wenn  es  nicht  lebenslänglich  war,  einjährig  sein 
musste;  einen  bestimmten  Beweis  dafür  haben  wir  aber  nur  in  dem  Bacerdosy 
quem  anniversaria  vice  VmJbria  dedit  (lienzen  n.  5580),  dem  Priester  der  ara 
Vbiorwny  von  dem  Tac.  Ann.  1,  DT  sagt:  anno^  quo  Gtrtnaniae  de^civerey  sacer- 


—     369     — 

werden  ^) ,   der  Titel   bleibt  ibm  iiidess ,   so  dass  die  gewesenen 
Provincialpriester,  sacerdotales^)^  in  Asien  die  Asiarcben^),  einen  aaetrdetaies. 
besonders  angesehenen  Stand  in  den  Provincialstädten  bilden^), 
persönliche  ImraunitSl  besitzen^)  und  häufig  mit  Gesandtschaften 
an  den  Kaiser  beauftragt  werden^. 

Der  Landtag  versammelte  sich  in  jedem  Jahre  ^)  und  wurde  VbgtVr?-' 

dos  ttttAus  €$t  8egUmim4u9,  und  dem  Syriarehen  (Noris.  Opp.  11  p.  274)  and 
Asiarchen,  welcher  letztere  för  das  Jahr  eponym  ist.  C.  7.  Qr.  34o7.  Ruinart 
Acta  Marl.  p.  4d. 

1)  Dig.  50,  4;  17':  »p<mU  provineiae  saeerdotium  Uerafe  nemo  prohibUur. 
Daher  der  Titel  'AotdpvT)«  B',  y.  Eckhel  D.  N.  4,  207.  210.  C.  I.  Gr.  3190; 
Ik  FaXaTdlpxt]«  C  I.  &r.  4075.  4076. 

2)  Cod.  Th.  12,  ö,  2.  Or^li  n.  1106  u.  ö.  Beaondera  häufig  wlrd^  der 
qrdo  sacerdotalhm  in  Africa  erwähnt.  Oothofr.  ParatUlon  ad  Cod,  Th.  16,  10. 
Ammlan.  28,  6,  10.  Renier  Inaer.  de  VAlg.  n.  28.  1440.  1527.  1718.  1851. 
2d47.    Gntfrin  Voy.  archiol.  I  n.  35.    O.  Hirschfeld  Afmali  1866  p.  69  ff. 

3)  C.  1.  Or,  n.  3489:  'H  ^cuX*^  xal  6  i'jjfioc  Aoöxiov  A6p^Xiov  'Aptoro- 
^hrrj^  —  ul6v  A.  Aipir)X(ou  ^Apiorouf^ou;  xat  Aup7]X(ac  TarCa«  twv  dfcoNO^ex&v 
•m\  dpyupfoiv  T^;  'Aota«.  n.  4014:  KX.  Alp.(Xiov  OiXojvlStjv  to5  FaXardp^ou 
AlpiiXCoü  SraTopiaNoO  uWv.  Vgl.  n,  3420.  3421.  3495.  Strabo  14  p.  649  von 
Tralles:  ouvotxetTai  hi  *aX&;  et  Tic  ÄXXtj  t6&v  xaxd  xiPjv  'Aaiav  öiro  e^TTÖpoav 
d>l^pt&i7Qiv ,  xai  dcl  Ttvec  ^5  aÖTfj;  eiatv  o\  icpotreöovTec  xatd  t^v  dicap^tav,  o3; 
'Aotdpyac  xaXoyotv.  Act.  Apost.  19,  31 :  twIc  5^  xal  t&v  *Aaiap)^»v  ovre;  awT«p 
o(Xo(.  '  Hierauf  bezieht  sich  auch  wohl  die  Stelle  Dio  Chrys.  Vol.  II  p.  66  R. 
Aus  der  Stelle  der  Aposfelgeschfchte  hat  man  mit  Unrecht  geschlossen,  dass  es 
mehrere  zugleich  fungtrende  Asiarchen  gegeben  habe. 

4)  Gensorinus  15  sagt  im  j.  238:  tu  tarnen  officUt  municipalibus  fuixcius, 
honore  $aeerdotU  <n  principibus  tuae  civitatis  conspieuus.  S.  Gothofr.  Paratitl. 
ad  Cod.  Th.  16,  10. 

5)  Philostr.  V.  8.  nennt  das  Amt  des  dpvtepcu;  Auxtoiv  eine  dXetToupYT^ota. 
Uebrigens  s.  Dig.  50,  5,  8.    Cod.  Th.  12,  1,  75.    Gothofr.  zum  Cod.  Th.  16,  10. 


d)X  ^^pfjO^at  [th  Tdc  ffifi  irccpuTcupiivac ,  ^Xac  ti  fJkVj  cpuTeueiv  frt.  £(«  ^k 
7tpeoße(ac  dirö  xotvoü*  —  alpoOvrat  to(vüv  SxoireXiaN^v  icdyrec. 

7)  Wir  haben  hierüber  zwei   späte  Zeugnisse.    Ammlan.  28,  6,  7:   Tripo- 

litani adlapso   legüimo  die  conciliij    quod  apud  eos  e»t  annuum,  Sevcrum 

et  Flaeeianum  ereavere  legatoSj  und  die  Constitution  des  Honorius  und  Theodo- 
siUB  für  die  »eptem  GalUae  provinciae,  d.  h.  die  dioeeesis  Viennensis  vom  J.  418, 
Haenel  Corp.  leg.  p.  238 :  quum  propter  privatas  <ie  publicas  necessitates  de  sin' 
gtdis  civitutihus ,  non  solum  de  provineiis  iingtdis  ad  examen  magruficerUiae  tuae 
vel  honcratos  conpuere  vd  mitti  legatos  aut  possessorttm  utiiitas  aut  pubUcarum 
ratio  exigat  funetionum,  maxtme  opporfuntim  et  condueibile  mdiramt»,  ut^  servata 
poithac  quotarmis  singuUs  consuetudine  y  constituto  tempore  in  metropolitana  y  id 
ent  in  Arelatensi  ur6f ,  ineipiarU  Septem  provinciae  habere  concilium.  Wenn ,  wie 
wir  Torher  gesehen  haben,  die  Provincialpriester  Jährlich  gewählt  wurden,  und 
wenn  die  Befugniss  des  Landtages,  die  abgehenden  Statthalter  anzuklagen,  yon 
der  wir  sogleich  reden  werden,  eine  Bedeutung  haben  sollte,  so  musste  das  con- 
eiUum  jährlich  zusammentreten;  nichtsdestoweniger  scheint  Ammlan  anzudeu- 
ten, dass  dies  nicht  in  allen  Provinzen  geschah,  und  vielleicht  hängt  damit  zu- 
sammen, dass  in  einigen  Provinzen  die  Feste  fünfjährig  waren.  So  erwähnt 
die  kretische  Inschr.  C.  I.  Or.  2583:  ^uordp-^t^v  Upou  d-^5y40i  icevraerYjptxoO  toIj 

B4b.  AUerth.  IV.  24 


—     370     — 

beschickt  von  den  Abgeordneten  (kgaii^)^  oovsSpoi^,  xotvoßim^oc^); 
der  $ladüu*eise,  in  welche  die  Provinz  zerfiel,  wie  dies  in  Lycien 
zur  Zeit  des  freien  Bundesstaates  nnd  in  Macedonien  vor  seiner 
Einrichtung  zur  Prorinz  geschehen  war.  Er  nahm  nicht  nur  Theil 
an  den  Festspielen,  bei  welchen  ihm  Ehrenplif^e  angewiesen  wur- 
den^), sondern  constituürte  nach  denselb^i  das  condlium  protnn- 
^eTdnd*  ^'^^'  dessen  Competenz  sich  auf  folgende  Gegenstände  erstreckte. 
*»«»•  Zunächst  war  eine  Decharge  der  Casse  (orca)^),  der  Entwurf 
eines  neuen  Etats  für  Unterhaltung  der  Tempel  *) ,  des  Inventa- 
riums,  der  Sclaven  und  Freigelassenen  derselben  7)  und  die  Aus- 
Schreibung  der  Beiträge®)  für  das  nächste  Jahr  erforderlich;  dazu 
kamen  Beschlüsse  verschiedener  Art^),  namentlich  über  Errich- 
tung von  Statuen  und  RhrendonkmMlern  i*) ,  [und  die  Wahl  des 
Provincialpriesters   für  das   nächste  Jahr^^}.     Ausserdem   wurde 

Ttoivoü  TOJN  KptjTÄv,  und  Suet.  Od.  59  »sl^  allgemein :  provinciarum  pleraeque  super 
templa  et  aras  ludos  quoque  quinqutnnaUs  paene  oppidatim  constituerunl. 

1}  In  den  tres  OaUiae  heissen  die  Abgeordneten  legati,  nnd  erhalten  von 
der  Stadt,  welche  sie  abordnet,  bestimmte  mandata.  Inschr.  v.  Torigny  aus  dem 
J.  238  bei  Mommsen  Berichte  der  sächs.  Gesellsch.  1852  S.  235:  Solenmis  iitf 
meu»  proposHo  eorum  resiiiU,  provocationc  srilicet  inierpositaf  quod  patria  eius, 
euni  inUr  ceteros  leffatum  tum  creoMtl,  nihil  de  accwcHione  mandoMent. 

2)  ]S6ve^pot  heissen  sie  in  Asien  (Ariatides  Vol.  1  p.  631  Dind.)  mid  Lycien 
(Inschr.  bei  Waddington  n.  1221),  dessen  Landtag  Strabo  14  p.  664  xotviv 
ouv^^ptON  nennt. 

3)  Dieser  Name  kommt  in  Bithynien  vor,  wo  auch  die  Iterathende  Versamm- 
lung der  Provinz  xoivoßo6Xtov  genannt  wird.    Waddington  zu  n.  1176. 

4)  Roissiea  In»cT.  de  Jjyon  p.  461  ff. 

5)  Die  arca  wird  öfters  erwähnt.    Boissien  a.  a.  0.  p.  278.  279. 

6j  Der  Tempel  war  erbaut  und  wurde  erhalten  von  den  Städten  der  Provinz. 
Strabo  4  p.  102. 

7)  Ein  libertus  irium  GalUarum  Henzen  n.  6393. 

8)  Diese  erwähnt  Dio  Chrys.  Vol.  II  p.  70  R. 

9)  Ein  Decret  der  Provinz  Phoenice  s.  C.  I.  L.  TII  n.  167;  ein  o^Yfta  toj 
xowoO  Tfj5  KpTjTojv  iwapyta«  C  /.  Qr,  2595.  2596.  2597. 

10)  C.  /.  /..  II  n.  2221 ;  2344.  Die  Denkmäler  werden  errichtet  im  Namen 
der  Provinz,  also  z.  B.  von  der  provincia  ßispania  citerior  (C.  /.  L.  II  p.  663  fg.), 
den  tres  Gaüiae  fOrelli  3650.  3653.    Henzen  5968.  6944.  6950). 

11)  Die  Wahl  des  aaceräoa  provinciae  wird  er^vähnt  in  Baetica  (C.  /.  L.  II 
n.  2344:  hie  provinciae  Baeticae  consensu  fiaminis  munus  est  consequutugy,  in 
den  tres  Qalliae  (Liv.  ep.  139.  Boissieu  p.  91.  92  =  Mommsen  Annali  1853 
p.  60);  In  den  (hmumiae  (Tac.  Ann,  1,  57);  am  ausführlichsten  in  Asien. 
Aristides  erzählt  nämlich  in  den  orationes  sacrae,  welche  er  175  n.  Chr.  schrieb 
(Waddington  Vie  du  rhiteur  Aristide^  in  Memoires  de  Vacad.  d,  inacr,  1867  p.  252), 
er  sei  von  der  Stadt  Smyma  vorgeschlagen  worden  zu  der  UpmTjrq  -^  xotv-fj  xf^; 
*Aoia;}  darauf  heisst  es:  xal  ö'jaJJotivei  fxeTd  touto,  ouvIBpow;  jx^v  i^iiiat  Ifxup- 
vaiouv  ei;  Op'JY^'st'^  ^"^^  '^'^^  [aRaeiv  ^^^petv  toujaäv  ^vo(ia  is  t<|>  auvs^plip  Tij> 
^toivij)'  —  xal  fi'poji.ai  Tplto;  tJ  T^TapTo;  t^  ^^eipoTovtqt.  Wenn  hier  drei  oder 
vier  gewählt  wurden,  so  konnte  das  nur  den  Zweck  haben,  dass  der  Statthalter 
einen   der   Gewählten   bestätigt.      Und    damit   stimmt   Cod.  Inst.  10,  61  :    si   de 


—     371     — 

dam  abgehenden  Stattkalter  em  Dank  beschlosseD  ^)  oder  auch 
eine  Beschwerde  über  ihn  abgelasst^)  und  Gesandtschaften  an 
den  Senat  oder  den  Kaiser  abgeordnet  ^) ,  wie  es  schont ,  ohne 
Betheiligung  des  Statthalters,  dessen  Erlaiibniss  bei  Petitionen 
von  PriTatpersonan  oder  einzelnen  Comnuinen  sonst  erforderlieh 
war^}.  Deon  die  Antwort  des  Kaisers  erfolgte  direct  an  den  Laad- 
tag^].  Da  die  VerwaUung  der  Provinzen  im  Beginne  der  Kaiser- 
zeit  wesentlich  besser  wurde,  als  sie  in  der  Zeit  der  Republik 
gawesen  war,   so  darf  man  annehmen,   dass  unter  den  Mitteln, 


proprio  9U0  patrimopio  fnuncrU  editionem  tuo  nomine  paUr  twiB  r^promisU,  ideo^e 
etiam  soeerdotem  te  ereari  hnpetravity  omu  erogationis  eommunt  omoiwn  heredum 
eius  es8e  pratte$  f>rovlneiae  non  iffnoräbit.  Cod.  Theod.  12,  1,  148:  ettm  mper 
ordHumdo  ßteerdoU  prpvtneiae  puhHem  e^ei  ex  mort  traetaUu,  idem  noKra  aueto- 
ritaU  decretum  est,  ut  ad  mbeunda  patriae  munera  dignissimi  et  meriUa  et  faeid- 
iatibua  eHpontur.  Dms  übrigens  bei  diesen  Wahlen  ein  ambitu»  statt  fandi  lehrt 
Faoiiis  Mnt.  ree.  5,  30»:  peUturui  magutratum  vei  pnvIntUfe  taetrdoUum  $i 
turbam  iu/fragiorum  eauta  conduxerit,  nervo»  advoctnerity  aliamve  quam  muttitu- 
dinetn  eonduxerity  etmoktu»  tU  vi»  puHieae  reu»  in  iruukmi  deportaiUT, 

1)  Augnatus  hatte  hierüber  eine  YeiordauBg  eriaaaen  Dio  Caas.  56,  25: 
%a\  Tc{)  6r7jTt6«}>  rpo;itap7]YystX£ ,  (it^ScvI  täv  T:po;taaao)iiivaiv  a^roic  dpYÖvreiv 
jjiV^c  h*  t4»  TfjC  ipx"^«  7pov«> ,  pii^  ivri«  e5^y.ovTa  i\\upSis  ptCTol  tö  diraX).a^^- 
"tax  o^fäQ,  Ttf«f|v  Teva  oift^ai  *  Srt  Tt^  pLoprupiac  ic«p'  aorov  xal  iataKov«  icpoc- 
'napaa-xeuQiC6pie>0(,  TtoXXd  ^ä  to'jtqu  ^axcöPfow.  Unter  Nero  wird  (Tac.  Arm, 
15,  20  fr.)  ein  Cretenser  angeklagt,  quod  aietita»aet,  in  atia  potestaie  «i'tum,  an 
proeomtuUbu»,  fni  Creiam  <Mnui3»eatf  grates  agermiitur,  and  in  Folge  deaaen  be- 
schlossen: ne  quis  ad  eoneiUmm  soeiorum  referret  ageuda»  apud  senatum  proprae- 
toribus  proveeontuUbu»  grates^  neu  quis  ea  legatione  fktngeretur.  Dieser  Oebranch 
elaer  Belobigung  des  abgehenden  Statthalters  dnreh  eine  QesaadtacbafI  an  den 
Senat  bestand  schon  zur  ^eit  der  Republik  und  erhielt  sich  auch  nach  Neros 
Zeit.  L.amprid.  Alex.  Serj.  22:  praesides  provineiarufn,  quo»  vere,  non  faetioni- 
hu»  Iwutari  comperit,  —  nmnaibu»  adiuoU,  Ammian.  Marc  30,  5.  Gaiaied.  ep. 
7,  2.  Aber  zur  Zeit  der  Republik  gingen  sowohl  laudatione»  von  einzelnen 
Städten  aus,  wie  in  Sicilien  (Cic.  Verr.  II,  2,  ö,  13;  II,  2,  26,  64;  5,  22,  57) 
und  in  Asien  (Cio.  pr,  Flatco  26,  63.  ad  fam.  3,  8),  als  aiieh  Beschwerden 
(Cic.  diu.  in  Caeeil.  4,  14.    in  Verr,  II,  1,  32,  82;    1,  35,  90;   2,  4,  10).     . 

2)  Plin.  ep.  3,  4,  2.  Ein  Antrag  auf  Beschwerde  wird  gestellt  auf  dem 
Landtage  zu  Lugdunum  im  J.  238.  Inschr.  von  Torigay  bei  Mommsen  Beridite 
der  saÄhs.  QeseUsehaft  der  Wiss.  Phil.  bist.  Cl.  1852  8.  242:  kU  aceedit,  quod, 
cum  CL  PauUno,  deeestori  meOy  m  efmeüio  OaUkmam,  imtäMtu  .qwmmdam,  qui 
ab  €0  propter  oierita  aua  laesi  vidAatUur^  quasi  ex  eonsenMi  provinciae  aceuaa- 
tioRem  awtflifefe  iemplarmUj  Soltnmi»  iaU  meu»  propo»ito  eorum  reHitii. 

3)  S.  oben  Seite  369  Anm.  6. 

4)  Zwei  Fille  der  Art,  in  welehen  der  praefeetu»  AegffpH  und  der  Ugätus 
Aug,  Syriae  die  Petition  gestattet  und  vermittelt,  s.  bei  Philo  lud.  in  Fiaeeum 
12,  Vol.  II  p.  531  Mang.,  Ug.  ad  Caium  32,  Vol.  II  p.  580  MsAg.,  einen  drit- 
ten bei  loseph.  Ant.  20,  1,  1.    Vgl.  Cod.  last.  10,  63,  6. 

5)  So  reseribirte  Hadriaa  an  das  eondtium  Boßiieae  (Dig.  47,  14,  1  ss  Coli. 
11,  7,  1);  Antoninus  Pins  an  das  xofv^v  t&v  BmehAv  (Dig,  49,  1,  1),  beide 
Kaiser  an  das  «otv^  Twv^aoaXon  (Dig.  5,  1,  37;  48,  6,  ö  $  1),  der  letztere 
auch  an  das  xoin^  'Aoiac  (Euseb.  J^.  E.  4,  13).  Seit  Constantin  sind  die  Re- 
Scripte  od  Afrosy  Lusitanos  n.  s.  w.  häufig.  Ein  Yerzeichntss  derselben  giebt 
Haenel  Praef.  ad  Cod.  Tkeod.  p.  XXXIX. 

24* 


—     372    — 

durch  welche,  wenn  nicht  Augustus  selbst,  so  doch  Tiberio&, 
dessen  Verdienst  um  die  Provinzen  unsweifeihaft  ist,  diese  Ver- 
Besserung  bewirkte,  auch  ein  regelmässiges  und  erleicht^ies 
Verfahren  zur  BeschwerdefUhrung  über  den  Statthalter  vermittelst 
des  Landtages  der  Provinz  angewendet  worden  ist^).  In  nach- 
coDstantinischer  Zeit,  in  welcher  die  Landtage  in  allen  Provinzeo 
jährlich  sowohl  zum  Zwecke  einer  Festfeier  als  zu  gemeinsamen 
Berathungen  über  die  Interessen  der  Provinz  statt  fanden,  wird 
denselben  wiederholentlich  das  Recht,  Bitten  und  Besdiwerden 
an  den  Kaiser  zu  bringen,  zugestanden,  und  jede  Behinderung 
dabei  dem  Statthalter  verboten,  so  dass  in  dieser  Zeit  die  we- 
sentliche Bedeutung  der  Landtage  als  einer  Controle  der  kaiser- 
^•B  kTun' li<^hen  Beamten  nicht  zu  verkennen  ist^j.  Wie  viel  früher  aber 
Laadtag«.  jj^  Landlage  schon  in  Thätigkeit  gewesen  sind,  wird  sich  aus 
der  folgenden  Zusammenstellung  der  Provinzen  ergeben,  über 
deren  concüia  Nachrichten  vorliegen. 

Hispania  Tarraconensis  baute  im  J.  45  n.  Chr.  einen  Tempel 
des  Augustus  und  hat  seitdem  ein  concäium  prmunciae  Hispaniae 
citeriorü  und  ein  sacerdoUum  provmciae^  d.  h.  einen  sacerdos  oder 
flameriy  dessen  Frau  als  fluminica,  d.  h.  als  Priesterin  der  weib- 
lichen Mitglieder  des  kaiserlichen  Hauses  fungirt^);  Baetica  verklagte 
unter  Traian  seinen  Proconsul  Caecilius  Glassicus,  hielt  ein  ctmci- 
Imm  universae  provinciae  Baeticae  ab,  an  welches  Hadiian  ein  Re- 
Script  erliess,  und  wählte  jährlich  provinciae  consenm  einen  flamen 
AuguslaUSj  der  nach  Vollendung  seines  Amtes /7ai7ima/t>  heisst^): 
Lusitania  Hess  das  Priesteramt  verwalten  durch  einen  flamen  ditu 
Attgtisti  provinciae  Lusitaniae  und  seine  Frau ,  die  flatninica  pro- 
vinciae Lusitaniae  ^) ;  Sicilien ,  dessen  Landtag  unter  den  Kaisern 
nicht  erwähnt  wird,  war  schon  während  der  Republik  zu  einem 

1)  HieraaC  bezieht  es  sieb,  wenn  bei  Tac.  Ann.  15,  20  Paetos  Tbrasea  von 
der  novo  pfooiiicIaUum  auperbia  redet  und  g.  21  sagt:  olhn  ^idan  non  modo 
praetor  atU  eonttd ,  $ed  privaU  etiam  miltehantwry  qui  provineias  visereni  et,  fuid 
de  cuituque  obsequio  videretur,  referrent;  trepidabctntque  gentes  de  exietimaUene 
eing^dorum,  Ai  mme  eolimus  extemos  et  adulaimtr ;  et  quomodo  ad  nutum  älicuius 
graies,  Ua  propitna  aeeueaUo  decemitur,  Decemaiurque  et  maneat  provinckdibus 
potenUam  auam  tali  modo  ostentandi :  sed  laus  faUa  et  prtcilme  eispreMsa  perinde 
eofäbeatur  qttam  malüia,  quam  erudelitas, 

2)  Gotbofr.  Paraua.  ad  Cod.  Th.  12,  12.  Dirksen  CiTilisttscbe  Abhand- 
lungen 2,  16.  Boissieu  Jnter.  de  Lyon  p.  263.  Mommsen  Epigraph.  Analekten 
n.  9,  in  Berichten  der  k.  sächs.  Ges.  der  Wlss.  1850,  Phil.  hist.  Gl.  S.  208. 

3)  S.  oben  Seite  108. 

4)  S.  oben  Seite  107. 
ö]  S.  oben  Seite  108. 


—     373     — 

commune  vereinigt,  welches  dem  Verres  zu  Ehren  Festspiele 
{Venia)  feierte  und  ihm  in  seinem  Namen  Statuen  errichtete^); 
es  wird  auch  in  der  Kaiserzeit  ein  sctcerdotium  protmciae  gehabt 
haben,  wie  es  in  Sardinien  nachweisbar  ist  ^) ;  in  Gallia  Narbo- 
nensis  errichtete  im  J.  11  n.  Chr.  die  Stadt  Narbo  eine  ara 
Augusti^)y  wenig  später  findet  sich  ein  ftamen  prtwinciae  A^ar- 
bonensis*),  apxiepeoc  icpwroc  iicap^eta^  t^;  ix  Napßövoc^) ;  die 
von  Caesar  eroberten  tres  GaUitie,  d.  h.  Lugdunensis,  Aquitania, 
Belgica ,  hielten  ihren  Landtag  jährlich  am  4 .  August  in  Lugdu- 
num®) ;  die  Alpes  maritimae  hatten  ihren  flamen  im  J.  484  f) ;  für 
die  Germaniae,  welche  vor  der  Varusschlacht  als  gesicherte  Pro- 
vinzen galten,  war  die  ara  Vbvmm  consecrirt,  an  welcher  im  J. 
9  n.  Chr.  als  gewählter  Provincialpriester  ein  Cherusker  fongirte^), 
und  in  Britannien  war  eine  der  ersten  Anordnungen  die  Errichtung 
eines  templum  Divi  Claudii  und  die  Ernennung  von  Priestern  an 
demselben  ') .  In  gleicher  Weise  ist  ein  Provincialconcil  nachweisbar 
in  Pännonia  superior^^^]  und  inferior^*),  Hoesia  inferior i^,  Dacia  >'), 

1)  Cic.  in  Verr,  II,  2,  46,  114:  dtn^qut  nunt  vide,  quid  hUer  U,  ctittu 
nomiM  apud  Siculoa  fuU  die$  of^untur  et  praeclara  ilia  Venia  eeUhrantury  cui 
statuae  Romae  stant  inaurataey  a  eommufu  Siciliaei  quemadmoäum  imeripium  vi- 
demUBj  datae.  ib.  2,  59,  145:  (impertuU)^  ut  üdem  pro  parte  in  eommwie  Sid- 
liae  eonferrent.  ib.  2,  63,  154 :  htüe  eUam  Romae  videmuB  in  ha^i  etatuoffim  ma-- 
zimi»  Utteris  incituniy  a  eommuni  Sieiliae  dataa,  cf.  2,  42,  103:  dicit  praeterea 
ieetimorUum  tota  Sieüia ,  quae  in  eommunibus  postulatis  eivitahtm  omnium  comu- 
lihus  edlditj  ^^rogare  atque  orare  patres  eonseriptoSf  ut  etatuerentf  ne  ahtentium 
nomina  reetperentur.*'  2,  59,  146:  nam  legaUcnee  otmUum  eivikUwn  in  poahdatie 
ecnummihut  —  etiam  hoc  edidemnt,  ut  tlatua»  ne  out,  nlei  cum  i$  de  provineia 
decteeieeet,  poUicereiUur, 

2)  SaeerdotaUe  Sardiniat  8.  Henzen  n.  5969. 

3)  OreUi  n.  2489. 

4)  Herzog  GttU.  Narh,  hiH.  p.  255.   Append.  n.  106.  107.  106. 

5)  Ephem.  epigr.  1872  p.  203. 

6)  lieber  den  lagduBensiscben  Landtag  8.  oben  S.  118. 

7)  Orelli  n.  2214. 

8)  Tac.  Ann.  1,  57. 

9)  Tac.  Ann.  14,  Si:  ad  hoc  templwn  divo  ClaudiD  eonetitutum  quaei  arx 
aelemae  dominatkmie  aspieiebatur ,  deUetique  saeerdotee  gpecie  rtUgioni$  omnti 
fortuna»  effundehant. 

10)  Die  Proyinz  hat  eacerdotaU»  (C.  J.  L.  III  n.  4183.  4178)  und  eine  ara 
Augu$U  in  SaTaria  (ib.'  4170.  4192.  4193  und  dazu  Mommsen  p.  525). 

11)  Ein  eaoerdoe  pfwimciae  findet  sich  in  Aqnincvm.  C.  /.  L,  III  n.  3485. 
3626. 

12)  Ein  eaeerdo»  provineiae  kommt  vor  in  Troesmis.  C.  i.  L.  UI  n.  773. 

13)  Das  coneiHum  provineiarum  Daeiarwn  tirium  versammelte  sidi  in  Sarmi- 
zegetusa  (  C.  I,  L.  III  n..l4o2),  wo  ein  tacerdos  arae  Auff.  (ib.  1209.  1433. 
i509.  1513)  füngirte,  der  auch  eoronatua  Daeiarum  Irium  heisst  (ib.  1433» 
OreDi  2171).  Coronatu$  ist  ein  gewöhnlicher  Titel  der  Prorincialpriester ;  s.  Momm- 
sen Berichte  der  saebs.  Geiellsch.  der  Wies.  1850  8.  217,   nnd  den  Brief  das 


—     374     — ^ 

Ddlmaiia^),  Tbr^ia^)  und  Macectonia^);  am  auRgebiMetsten  »ber 
war  der  mii  dem  Landtage  verbundene  Galt  des  kaiserNcben  Hau- 
sed in  den  orienialiaeben  Provinsen,- insbesondere  in  der  Provinz 
Asieta,  webbe  nicht  allein  in  der  Hauptstadt,  sondern  in  mehreren 
Städten,  zu  denen  Perganios,  Smyrna,  Ephesus,  Sardes,  Gyzicus 
und  Philadelphia  gehörten,  einen  oder  mehrere  Tempel  für  diesefi 
Galt  unterhielt,  und  bei  diesen  die  jjihrliche  Versammlung  ab- 
wechselnd feierte^).  In  diesen  Städten  findet  sich  ein  besonderer 
städtischer  Priester,  welcher  den  Titel  apxtspso«  ^Axna^  vac»v  r»v 
h  nepYttfM|>  >  ap^upftoc  'Aa(«tc  vaou  tou  iv  'Ef^9^  xotvou  ri^ 
Ästete  tt.  s.  w.  fuhrt,  und  nicht  lu  verwechseln  ist  mit  dem  Über 
ihm  stehenden  Oberpriester  der  Provinz,  der  apj^tepsuc  rr^  'Aom^ 
Asitfchan.  ohne  -Weiteren  Zusatz  oder  '\oiap]rr|C  heisst.  Denn  dass  diese 
Titel  gleichbedeutend  sind,  kann  einem  Zweifel  nicht  unierfiegsn^). 


Pabtfles  Inaocenz  an  die  Bischöfe  de»  Syoodu»  Toleianus  vom  J.  400  bei  U«- 
duiii  Coneil.  1  p.  1020.  In  Beziehung  darauf  nennt  Philostratus  V.  Soph,  i, 
21,  2  die  Würde  des  dpyiepeuc  ttjc  ^Aoiac  einen  oti^vo;. 

1)  Wenigstens  hatte  ein  Theil  Dalmatiens,  Liburnia,  eine  ara  Aug.  in  Scar- 
dona  C.  7.  L.  HI  n.  2810. 

2)  An  das  xotv^v  xms  Bp^x&v  rescribirte  Antoninus  Pius.  Dig.  49,  1,  1. 

3)  Der  opyiepeuc  xcöv  oeBaordov,  oder  dp)^iepeuc  toü  xoivoD  Ma%eo6vaiy  kommt 
vor  in  zwei  Inschriften,  C.  /.  Gr.  2007  und-2Ö07b  (Vol.  II  p.  993);  das  xoivov 
TÄv  MaxeSövcBV  C.  1.  Gr.  Vol.  II  p.  993  n.  1999b;  xotvöv  Maxeoovoov  vc»xö- 
pcov  auf  Münzen ,  Eckbel  D.  A\  4  p.  292.  Mionuet  I  p.  459.  Suppl.  III  p.  12. 
13,  39. 

4)  S.  oben  Seite  187. 

5)  Von  der  älteren  Literatur  Über  den  Asiarchen  hat  einige«  Eehhel  I>.  iV. 
4  p.  x07  angeführt.  8,  ausserdem  Kuiuart  ad  acta  Martyr.  (1713  fol.)  p.  34. 
Heineccius  ad  leg.  Itdiam  et  Papiam  Poppaeam,  Amstelod.  1726.  4  p.  141  f. 
Goth.  ad  Cod.  Th.  15 ,  9,  2.  P.  E.  MflUer  Dt  gmio  aeoi  Theodo$iam ,  Havniae 
1797.  8  p.  56  ff.  Reiske  ad  Liban.  II  p.  557.  Krause  Nenm^poc,  Lips.  1844 
p.  71  f.  Meier  in  Ersch  und  Gräbers  Eneycl.  Seet.  Ul  Bd.  XVI  S.  426.  Die 
Identität  der  Titel  olp^ieptuc  rf^i  'Ao(ac  und  'AmdpY'V);  habe  ich  bereits  früher 
angenommen  und  nach  mir  Kuhn  1,  107  ff.  und  Henzen  Annali  1863  p.  285; 
die  Verschiedenheit  beider  Würden  dagegen  behaupten  naeh  Eckhels  Vorgange 
Waddington  zu  n.  885  und  Perrot  De  GalaUa  provineia  p.  150  ff.  Meine  Grunde 
^ind  folgende:  Erstens  hatte  Asien  dasselbe  Priesterthum,  wie  alle  andern  Pro- 
vinzen (Dig.  50,  5,  8  pr. :  in  Asia  provineia  aaeerdotium  eusoipere  wm  eog%mlmf 
numero  Uberorum  quinque  svhnixi,  quod  —  Severus  Augwius  dectewU  ao  po$Ua 
in  ceterie  provinoUa  tertfandum  esse  constiiuit');  diese  hatten  aber  nur  einen 
Priester.  Das  saeerdotwm  Asiat,  t^  UpoaävTjv  xeivf^v  Tf)(  "Asio«  (Aristidea 
Vol.  I  p.  531),  r^-v  dp^iep«ouvT]v  tou  irotyröc  l^ouc  (Eunap.  p.  111),  verwaltete 
der  dpj^ispeu;  (s.  oben  S.  368  Anm.  4),  und  er  ist  im  Besitz  der  Immunität, 
welche  die  angeführte  Digestenstelle  erwähnt.  Wenn  daher  Modestinus  Dig.  27, 
1,  6  $  14  sagt:  l^ou«  IcpmouvT)  (so  ist  mit  PoUtianus  zu  lesen,  wenigstens 
steht  im  Flore ntlnus  nicht  Upap^ia))  oiov  ^Aoiapvla,  Bt^jviapyla,  Ka7tita5oxapx(a, 
-api)^«  dXctToupYT^olav  dnö  iniTpoitAv,  Tot>x'  eoriv,  Itoc  av  dpy(i^,  so  lässt  steh 
unmöglich  annehmen,  dass  er  von  einer  andern  Person,  als  dem  «ipytfipe6c  redet. 
K4  ist  aUerdifigs  richtig,   dass  es  Asiarchen  noch  in  christlioher  Zeit  gab,  In 


—     875     — 

Alle  übrigen  Provinzen  des  Orients  haben  eineD  gleichen  Priester,  der 
von  der  Provinz  seinen  Namen  entlehnt;  es  sind  der  Bi&oviap}(r|C^)> 

welcher  sie  priesterliche  Geschäfte  nicht  jmehr  ausübten,  aber  auch  damals  blese 
ihr  Amt  noch  immer  $acerdotittm  (Cod.  lust.  5,  27,  1)  oder  ap-j^t£po}o6v7]  (Cod. 
Th.  12,  1,  il2j,  und  ia  den  christliebon  Priosterstand  wurden  nicht  aufgenom- 
men, qui  poit  haptismum  vel  coronati  fuerint,  vel  sacerdotiwn ,  quod  diciiur^ 
MMttmierMf  et  ediUorus  publkas  ceUbraverint  (Innocentii  Papae  ep.  vom  Jahr  400 
bei  Hasduin  CondL  1  p.  1020).  Da  Griechen  und  Asiaten  einen  besonderen  Ge- 
schmack ao  glänzenden  Titeln  hatten  (Dio  Chrys.  II  p.  148  R.),  so  wurde  die 
ursprüngliche  Bezeichnung  dpytepeu;  durch  einen  neuen  Titel  ersetzt,  welchen 
sich  übrigens  nicht  bloa  die  Provincialpriester,  sondern  auch  städtische  Priester 
beilegen,  wie  dies  der  zweimal  vorkommende  ^Aaiopyr^;  xf^;  itp<6*nrjc  %al  \t£yi9Ttii 

(XTjTpoiT^Xeoic  TT^C  'Ao(a;  xoii  ß  vewxopoov  t&v  Seßaoruiv  Ti(^eo(a}v  t^6Xs,ok  (<^-  /• 
Gr.  2090),  Asiarcha  iemfdorum  spUndidisstmae  civitatis  Ephcaiorum  (Henzen  n. 
6156 s=  Waddington' n.  1821)  darthut.  Zweitens:  Ueber  das  Martyrium  de« 
Polycarp,  welches  nach  Waddington  Vie  du  rhit.  Aristide  p.  235 ;  Fastes  des  pro- 
vinees  AikLUques  n.  144  auf  den  23.  Febr.  löö  fiel,  haben  wir  eine  epi$tola 
eeeUsiM  Smyrtkaeae,  welche  theilweiso  bei  Eusebius  H.  E.  4,  15  steht,  ganz 
herausgegeben  ist  In  Ruinart  Act.  Matt.  p.  37  ff.  Drossel  Patrum  apostol,  opp. 
p.  391  ff.  In  dieser  heisst  es  p.  42  R.  =  Euseb.  4,  15,  27:  raur«  "Ki-^o^t^  Itzc- 
ßöov  %oa.  i^^pdrccM  t^n  'A9tdp)nQv  <l>(Xinnov,  Iva  iiza^^  tw  IloXuxdpicip  Xiovra, 
und  p.  45  R.  =  466  Dr. :  ouNeXtjtpOT)  hk  utto  'HpcoBou ,  dirt  dp^teploic  (I>iX(itirou 
TpaXXtavo5,  dv8T>icocTe6ovTo;  StaTtou  Ko^pdtrou ;  es  wird  also  der  Vorsitzende  bei 
den  Spielen  des  xoiv6v  'Aaia^  in  Smyraa  einmal  ^Aaid^yrfi  und  hernach  dpyjLt- 
pcuc  genannt.  Drittens:  Sowohl  die  stadtischen  dp';(iepeic  fnngiren  mit  ihren 
Frauen  zusammen  (C.  i.  Gr.  n.  4363.  4385.  3495),  als  auch  die  Frauen  der 
dip)(i6peu  der  Provinz  sind  dp^^tipeiai  (C.  i.  Or,  n.  3092.  3489.  Ennap.  p.  57). 
Ebenso  haben  die  Würde  des  AOic^yrfi  Fran  und ^ Mann,  wie  z.  B.  C.  /.  Or. 
n.  3342:  M.  AOp.  Ztjvwv  xal  M.  K)v.'  'louXiavi)  'Aoiap)^ai  olc,  und  aus  diesem 
Grunde  durfte  der  saeeirdaa  provincio«,  d.  h.  der  Phoeniclarch  oder  Syriarch,  nicht 
eine  SclSwVin  heirathen  (Cod.  lust.  5,  27,  1.  Marciani  Nov.  4).  Da  nun  aber  die 
Frau  des  Asiarchen  dp^^Upeta  ist,  wie  hervorgeht  aus  C.  1.  Gr,  3677:  IlXooxbu 
Aup.  rpdbou  *A5iap)^ou  xal  'louXCac  Aap.  'AoxXijzio5<6pa€ ,  xfjC  ifjvaiTti;  a^xoi», 
Ap^tep£iac ,  so  ist  auch  der  'AotdfpyT);  für  den  apytepeuc  zu  halten.  Endlich 
hat  man  aus  zwei  galatischen  Inschriften  einen  Unterschied  beider  Würden  nach- 
weisen wollen.  In  der  einen  (C  /.  Or.  4016)  heisst  T.  Fl.  Gaianus  dpytepeu; 
TOü  xotvou  Td)v  FaXaTÄv,  roJ.aTötpyif);,  SeßoöTo^avTT^;,  in  der  andern  (C.  I.  Ur, 
4031)  Aelius  Macedo  dp^iepao<£(A£voc  fot»  xoivou  tcov  FaXäTwv ,  roAaxdip^^T);, 
oeßooTo^cUvTvjc  hiä.  ßiou  Td>v  %ems  Seßast&v.  Um  diese  Inschriften  richtig  zu 
verstehn,  muss  man  sich  erinnern,  dass  der  sacerdos  promneiac  nur  aus  denjeni- 
gen Personen  gewählt  wird,  welche  alle  honores  municipales  bekleidet  haben 
(ä.  oben  Seite  367).  Sowie  nun  in  der  Inschr.  Waddington  2741  Eurycles  zuerst 
dp^iepeuc  'AaCas  voSjn  töv  In  2[juipv7j,  d.  h.  Priester  der  Provinclaltempel  In  der 
Stadt  Smyrna  ist,  dann  aber  zum  apyiepeu;  rfjc  'Aa(otc  desi^irt  wird,  so  wurden 
auch  Gaianus  und  Macedo  zuerst  SepotOTO^dvTai  ^>ia  ßlou,  d.  h.  pomines  perpetui 
der  Stadt  Ancyra,  dann  dpyiepet;  tou  xoivoü  t&v  FoXaTCöv,  d.  h.  Priester  des 
bekannten  Tempels,  den  das'xoivi^v  FaXaimv  in  Ancyra  erbaut  hatte,  und  zuletzt 
FaXordp^ai.  Die  Ordnung  der  Titel  ist  aber  so ,  dass  zuerst  das  kleinere  Pro- 
vinelalamt ,  dann  das  grössere,  endlich  nebenher  das  lobonslängliche,  städtische 
.\mt  erwähnt  wird. 

1)  Waddington  n.  1142.  1178.  Digest.  27,  1,  6  §  14.  Er  kommt  auch  vor 
in  der  Constitution  des  Yalentlnian  und  Valens  (364 — 367)  in  Haenel  Corp.  leg, 
p.  220  und  Ist  wohl  auch  zu  verstehen  unter  dem  (äfp5a;  tov>  xoivou  t&v  £v  Bei^jvl« 
'EXXVjvmv  bei  Perrot  Exploration  p.  32  n.  22  =  Mordtmann  Berichte  der  .bayeri- 
<5chen  Acad.  1863,  1  S.  228.  Das  xoiviv  tS»v  is  Btftuviqt  'EXXifjviov  erscheint  ah 
offlcicUer  Titel  des  Landtages  auch  bei  Paulus  Dig,  29,  1,  25. 


f 


—     376     — 

novTapx>2C  *) ,  FaXaTapxT^«  ^) ,  Kainca5oxapxT|C  ^) ,  na(j.(puXtapj^c  ^) , 
Aoxtap](if]c  *)  ,  KiXixapxTjc  *)  ,  2opiap)fifji  ^) ,  <I>oivixap;{T|;  ^) ,  und 
nur  ein  Koirpiapxrj(;  ist  bisher  nicht  bekannt  geworden  ,  was 
Zufall  zu  sein  scheint,  da  ein  xoivov  tu>v  Kuirpicov  vorhanden 
war^).     In  den  africanischen  Provinzen    finden   wir    ein    xoivov  \ 

zwar  nicht  für  die  combinirtc  Provinz  Greta  Cyrene,  ^ohl 
aber  für  Creta  allein  ^^] ,  feiner  für  die  diocletianische  Provinz 
Tripolis  ^%  für  Africa  proconsularis ,  deren  Feste  in  Garthago 
gefeiert  wurden  ^^),  füi*  Numidien^^]  und  Mauretanien^^).  Auch 
als  Italien  eine  Provincialverfassung  zu  einer  Zeit  erhielt,  in  wel- 
cher der  Gült  des  Alterthums  seine  Bedeutung  schon  verloren 
hatte,  wurden  diese  neuen  Provinzen  nach  dem  Muster  der  alten 
mit  einer  Festversammlung  und  einem  Priesterthume  ausgestal- 
tet*^). Wir  dürfen  demnach  annehmen,  dass  der  Landtag  als  ein 
allen  Provinzen  gemeinsames  und  zu  der  Gonslitution  der  Pro- 
vinz gehöriges  Institut  zu  betrachten  ist,  dessen  Einrichtung  überall 

1)  C.  /.  Gr,  n.  4157.   W^ddington  n.  1178. 

2)  C.  /.  ör.  n.  4014.  4016.  4031.  4039.  4075.  4076. 
3J  Dig.  27,  1,  6  S  14. 

4)  Annali  1852  p.  179=  Waddington  n.  1224. 

5)  C.  7.  Gr.  n.  4198.  4274;  dtp^atToO  Aux(»v  Iftvou;,  Waddington  n.  1219; 
Auxtap/MÖc,  Waddington  n.  1224. 

6)  Rovne  Nnmismatique  1854  p.  93.   Waddington  n.  1480. 

7)  Cod.  Th.  6,  3,  1;  15,  9,  2.    Cod.  inst.  1,  36;  5,  27,  1.     Borghcsi 
Oeuvres  4,   144. 

8)  Cod.  Inst.  5,  27,  1.  lustin.  Nov,  89,  15.    Ein  Decret  der  Provinz  Phö- 
nicien  C.  /.  L.  III  n.  167. 

9)  Eckhel  D.  N.  4,  429.   Waddington  n.  2734. 

10)  £b  kommt  vor  xotvöv  tqdn  KpTjrwv,  C.  i.  Gr,  2583  und  auf  den  Münzen 
von  Tiberius  bis  M.  Aurel ,  h6^\Mi  toj  xoivoy  t^5  Kpm&v  inaorf  ia^ ,  C.  I.  Or. 
n.  2595;  h6i[\ia  to5  xotvou  iraaij;  zffi  ina^y^ioiy  ib.  2596.  2597;  K^tixdpyfr^, 
ib.  2744. 

11)  Ammian.  28,  6,  7. 

12)  Ueber  die  Priester  dieser  Provinz  handelt  sorgfaltig  0.  Hirschfeld  Armali 
1866  p.  69—77.  Merkwürdig  ist,  dass  noch  unter  Constantin  ein  neues  saeerdQ- 
tium  Flaviae  genUa  in  Africa  eingerichtet  wurde  (Aurel.  Vict.  de  Caea,  40,  28), 
und  dass  etwa  im  J.  368  in  einer  Inschrift  (Henzen  n.  QjD04)  ein  Proc^nsul 
Festus  Uymettus  gelobt  wird,  quod  Studium  saeerdoiii  provineiae  restüuerii,  ut 
nunc  a  conpetüoribus  adpjtlaturf  quod  arUea  formidini  fuetU. 

13)  £ln  flamen  provineiae  Numidiae  Annuaire  de  Constantine  1861  p.  237  n.  1. 

14)  Ein  flamen  provineiae  Mauretaniae  Renier  Inscr.  de  l'Alg.  n.  3915. 

15)  Es  sind  dies  der  sacerdos  provineige  Campaniae,  Henzen  n.  6112;  der 
praek)r  Etruriae  XV  populorumy  Orelll  n.  96.  97.  3149.  Henzen  6183.  6497; 
der  iuratus  ad  sacra  Etruriae ^  OrelU  2182;  der  sacerdos,  quem  anniversaria  vice 
Vmbria  dedity  Henzen  n.  5580 ;  der  coronaius  Tusciae  et  VmJbriae,  über  welchen, 
.sowie  überhaupt  über  die  Landtage  dieser  Provinzen,  Momnwen  Epigr.  Anal, 
u.  8.  9  in  den  Berichten  d.  sächs.  Qesellsch.  der  Wiss.  1850  8.  199  ff«  erschö- 
pfend handelt. 


—    377     — 

» 

im  Wesentlichen  die  gleiche  war,  und  nur  in  denjenigen  Provin- 
zen etwas  eigentbttmliches  hatte,  in  welchen  man  es  bereits  vor-* 
fand  und  beihehielt.  Dies  ist  der  Fall  in  den  combinirten  Pro- 
vinaen  Bitbynia  Pontns,  Pamphylia  Lycia»  Greta  Gyrene,  welche 
doppelle  xoivet  haben,  und  wahrscheinlich  in  Griechenland,  wo  da» 
xotvov  j^/atac^)  nicht  den  Landtag  der  ganzen  Provinz,  sondern 
wahrscheinlich  nur  der  peloponnesischen  SUidte  bedeutet»  und 
neben  demselben  nodi  unter  den  Kaisem  das  xotvov  Boioitm, 
Eußoiwv^  Aoxpwv,  4>€Dxi(ov^  Aittpi^fov  aus  alter  Zeil  fortbesteht ^j. 

B.   Der  Statthalter  und  seine  Beamten. 

In  Betreff  des  Beamtenpersonals,  in  dessen  Hände  die  Verwal- 
tung der  Provinzen  gel^t  wurde,  sind  sowohl  während  der  Repu- 
blik als  besondei*s  bei  dem  Regierungsantritte  des  Augustus  verschie- 
dene Bestimmungen  getroffen  worden  und  man  kann  in  der  Ge- 
schichte der  Provinzen  drei , Perioden  unterscheiden,  von  welchen 
die  erste  vom  Beginne  der  Provincial Verwaltung  bis  Sulla,  die  zweite 
von  Sulla  bis  Augustus,  die  dritte  von  Augustus  bisDiocIeüan  reicht. 
Während  der  ersten  wurden  für  die  Provinzen-  eigene '  Prätoren  FiUor«n, 
erwählt,  seil  527=227  zwei  für  Sicilien  und  Sardinien  3),  s^il 
557  =  497  noch  zwei  apderc  fOr  tf ripanta  ciUrwr  und  tUterior*]f' 
und  die  Zahl  von  6  Prätoren  hat  sich  bis  auf  Sulla  eAalten, 
welcher  dieselbe  auf  8  erhdhte^j.  In  der  zweiten  Periode  blie- 
ben dagegen  sämmtliche  Prätoren  während  ihres  Amtsjahres  in 
Rom  und  gingen  erst  im  folgenden  Jahre  prorogato  imperiQ^]  mit  '"'JJ^"'*" 
dem  Titel  pro  praetore  oder  prapraetor'^)  in  ihre  Provinzen.  Der 
Grund  dieser  Aenderung  liegt  darin,  dass  einerseits  die  Zahl  der 
Provinzen  durch  das  Hinzukommen  von  Macedonia,   Africa,   Asia, 


n  C.  /,  Gr,  1124.  1307.  1625,  20. 
2)  Ephem.  epigr.  1872  p.  löl.  207 


Kuhn  2,  72. 
und  sonst  oft. 


o)  Liv.  ep.  20:  praetorum  numenu  ampliatut  tsi^  fU  €Btent  HU, 

4)  Liv.  32,  27:  sex  praetores  primum  ereati,  ertsunUbus  iom  pro9incü$  et 
latiu*  pateseenie  nnperio, 

5)  Auf  10  brachte  die  Zahl  der  Prätoren  Caesar  (Die  Cass.  42,  51),  iud«u 
er  der  bestehfpden  Zahl  2  hinzufügte  (Dig.  1,  2,  2  $  32).  8ulU  kann  also 
nicht  vier,  wie  in  der  letzteren  Stelle  angenommen  wird,  sondern  nur  sirei  neue 
Pratorenstellen  eingerichtet  haben.    8.  Dnimann  2,  485. 

6)  Mommseu  Staatsrecht  1,  519  ff. 

7)  Ueber  die  Formel  proconaul  und  proeonsuU ,  propraeior  und  pfopraelore, 
zwischen  welchen  kein  Unterschied  des  Sinnes  ist,  s.  Soldan  QuaetUoimm  de 
aliquot  pariibw  proeonnUum  et  propraetontm  capita  eex,  Uauov.  1^1.  8  p.  16^ 
32  und  Marini  ArvaU  I  p.  54.  ' 


—     378     — 

Gallia  Narbonemis  und  Gilieia  sich  vergrüsserte,  andererseits  die 
in  Rom  nacb  und  nach  eingerichteten  Criminalgdriehtshöfe  [quae^ 
stiones  perpetnae)y  deren  Präsidium  den  Prätoren  ttbergeben  wurde, 
die  Anwesenheit  sämmüicher  Prttioren  in  Rem  nöthig  machten. 
Welcfhem  Jahre  und  welchem  Gesetze  diese  Aenderong  zusu- 
sehreifcen  iaf»  wird  nii^gends  überliefert;  wenn  man  sie  auf 
'^^^^^i  Sulla  zurOckfühn  1) ,  so  bat  dies  in  sofern  seine  Richtigkeit,  als 
Sulla  sowohl  das  consularische  als  das  priftorische  Amt,  welches 
solange  einjährig  gewesen  war,  gesetzlidi  auf  die  Dauer  von 
zwei  Jahren  brachte,  von  denen  das  eine  auf  den  Dienst  in  der 
Stadt,  das  andre  auf  die  Statthalterschaft  einer  Provinz  verwendet 
wurde,  und  so  die  Prorogation  beider  Aemter  regelmässig  machte, 
während  sie  bis  dahin  zwar  schon  lange  vorher,  aber  nur  als 
Nothbeheir  in  Anwendung  gekommen  war^].  Die  erste  quaesUo 
perpetua  wui^de  nämlich  bereits  605=149  in  Folge  der  lex  des 
f  Volkstribunen  L.  Calpurnius  Piso  de  pecuniis  repetundis  einge- 
setzt*^), damals  aber  zunächst  unter  Vorsitz  des  praetor  pcrejrmus 
abgehalten^),  im  J.  659=95  hatte  sie  aber  schon  einen  eigenen 
Präsidenten  in  dem  praetor  repeiundarum^},  der  durch  die  uns 
erhaltene  lex  repetundarum  des  Jahres  632  =  12t  scheint  ange- 
denSich  ordnet  worden  zu  sein*).  Waren  also  damals  drei  Prätoren  in 
wVsm.  Ä^n*  nöthig,  so  blieben  ftir  die  vorhandenen  zehn  Provinzen  nur 
drei  Pratoren  disponibel,  und  wir  finden  daher  schon  vor  Sulla 
öfters  Proprätoren  als  Statthalter,  wie  im  J.  644  =  H3  in  His- 
pmia  ultmor'^),  im  J.  650  =  404  in  Sardinia«),  Im  J.  666  =  88 
in  Africa*). 

1)  Borgte»!  Omof^  1,  233.   Monnuen  StMtsreckt  1,  86:  RcoktsTsage  8.  9. 

2)  Mommsen  Rom.  Gesch.  2,  360  ff. 

3)  Die.  BftU.  27,  106:  nam  et  quaestUmes  perpetuae  hoe  {Carbone)  adolescmte 
eoiutikUae  mmt,  quae  anUanuUae  fuerunZ;  L.  enim  Piso  tribunus  pl.  legem  pri- 
mua  de  peeuniU  repetundia  Cengorhw  el  Manilio  consiiit6tu  tuUt.  Cic.  de  off.  2. 
21,  75.   m  Verr,  H,  3,  84,  195;  4,  25,  56. 

4)  Lex  T^et.  t<nb  J.  032  (C.  i.  L.  l  n.  198)  lin.  12. 

b)  In  diesem  Jahie  (Ck.  in  Verr.  II,  2,  49,  122)  war  C.  Claudius  Pulchcr 
iudex  quaesUonU  veneficiis  und  praetor  repetundis j  Orelli  n.  569  csl?.  i.  L.  1  p.  279 
11.  IX.   Ba  gab  also  damala  acfaoii  zwei  quaeetiothes  perpetuae* 

6)  Memmaen  C.  /.  L.  1  p.  65.  9 

7)  Von  Marina,  der  sieben  Jahre  vor  seinem  Gonsulat  (Cic.  de  off.  3,  20. 
79),  also  640 SB  114  Prätor  war,  sagt  Flut.  Mar,  6:  pkcxa  ht  ttjv  dTparrj^iav, 
xXt|p<p  Xaßoav  Ti?]v  ixT^i  'Iß7)p(av,  Xi^^^cai  xaftdpai  XigatTiplmv  n?^v  e«ap)[lav. 

o)  Ib  dieses  Jahr  setzt  man ,  wenigstens  annähernd  richtig,  die  Statthalter- 
s<diaft  des  T.  Albucios  (Drumann  3,  126;  4,  319.  Cic.  in  Pison,  38,  92.  de  off. 
%  14,  50),  den  Cic.  de  prov.  tom.  7,  16  propraetor  nennt. 

9)  Ais  Marius  in  diesem  Jahre  nach  Africa  floh,  war  doci  Statthalter  äexti- 


—     37«    — 

• 

Die  Vev^nderung,  welche  im  J.  122  begma  und  dorcb  8id-^ 
las  Geseiee  Mnetfonin  wurde,  dmd  fiKnriieh  die  SMIballer  nicht 
als  frae^oreSj  sondern  prüpraetore  ihre  PronM  verwalteien,  be- 
zog sich  indessen  nur  amf  die  Provinzen,  welche  als  berahigt 
angesebn  und  ohne  grossere  MeeriMittachi  admmslrilrt  werden 
konnten ;  diejenigen,  welche  noch  Schauplais  des  Krieges  waren, 
worden,  wie  in  der  ersten,  so  auch  in  der  iweüen  Periode  ent^ 
weder  den  fmigb'ehden  Consuln  llberiragen  ^)  oder  ausserordenW  ProooMuin. 
lieber  Weise  einem  besonders  dann  erwählten  Befehlshaber  mü 
dem  Titel  pro  eomule^)  angewiesen,  sei  es  nun,  daes  man  dem 
Consul  des  vorigen  Jahres  %nt  PoriseUmig  des  Krieges  sein  im^ 
permm  prorogirte^,  oder  einen  früheren  ConsuH)  oder  einen 
gewesenen  Prator'^),  oder,  was  selten  geschehen  ist,  einen  noch 
zu  keinen  höheren  Würden  gelangten  Privatjnann  mit  oonaiilari- 
sehem  Beere  und  imperium  ausrüstete,  wie  bki  ^»24  4  den  Scipio^), 


l'ms  (Flut.  Mar.  40),  deu  Appiaii.  B.  C.  1,  62  Sextius  nenut.  Auf  Münzen  von 
Uadrumetum  hoisst  dieser  P.  8EXTIIJV8  PRoPraetor  AFrieae.  9.  Mflller  Nu- 
frUtmaiiqti4  de  l'ancktme  Aftkpu  2,  öl,  weloher  indetseii  in  der  Jahiesbeciim- 
inong  int. 

1}  HiefQr  sind  die  Beispiele  bftntig. 

2)  In  den  Trinvph&l&elen  der  Republik  wird  bii  auf  Cisafs  Zeit  nieoiaA^ 
dem  der  Titel  procontul  beigelegt ,  der  nicht  Oonsular  geweies  wäre ,  mit  Aua- 
nahme  dos  L.  Coruelins  f)olabella,  der  656 « 98  pfoeonniU  trinmpMrte ,  in  den 
Consularfasten  aber  nicht  vorkommt.  Auch  er  indessen  dfirlle  eoniul  sn/fnliia 
gewesen  sein;  dagegen  zu  Ciaars  Zeit  und  spiter  triumphiren  ^ts  pr(KcimUe$ 
a.  709ai4ö  Q.  Pedias;  711c=r43  L.  Planeos;  720»ai  O.  SosHis,  welche  nieht 
Consuln  gewesen  waren.  S.  MommseQ  C.  /.  L.  I  p.  Ö67.  d68. 

3)  Dies  geschah  zuerst  427«  327.  LiT.  8,  28,  12:  aehm  cum  iHbumUett, 
ad  pojmkHn  fertmü,  iit,  quum  PublUiUB  PkUo  eomidatu  akistet^  pr»  ooniule  rem 
yereretj  quoad  debeUatum  cum  Qfaeei»  esset.  8,  26,  7:  duo  steyutorki  haec  ei 
vkro  primum  cotüigert,  prorogatio  hnptrii,  non  ante  in  ullo  faetOf  et  acto  konoet 
triumphue. 

4)  So  wurde  im  J.  290  ss  464»  da  ein  Consoi  in  Rom  bHeb,  derafldre  gegen 
die  Aeqaer  uiiglfleküch  käropfle,  der  Gonsul  des  vorigen  Jahres,  T.  Quinctius 
procoiMuts  mit  der  Fflhrung  des  Krieges  beauftragt. 

5)  S.  die  Sammlung  bei  Soldan  p.  69  ff.  Beispiele  sind:  LH.  41,  12:  Ti, 
(.Haudius  proecnaul,  qui  praei^  priore  anko  fuerat,  Gic.  de  leg.  1,  20,  66:  cum 
pmeomule  ex  praeiura  in  Graeeiam  ventsfet  {GetUue').  Flut.  Aem.  PamU.  4;  in\ 
Toutov  6  Ai(fc(Xtoc  ileicifAcpOT]  0T^vm6^,  oo^  ^S  ^.wv  ttcX^cK,  Seouc  lx<M>«fv 
f)l  O'cpu'iTjiowtig ,  dXXd  icfocXaßdrv  etepouc  Tooo6touc  >  Aon  Tf)c  ^}rf)c  6it«tTiii^ 
^svievat  T^  d^ieifMi.  Ueber  diese  prltorischen  Proconsuln  ist  bei  den  eloaeinen 
Provinzen  Jedesmal  die  ndthige  Nach  Weisung  gegeben  worden.  Q.  Cleeio  wurde 
ex  praetura  proeonetd  Asiae,  C.  Octavius,  der  Vater  des  Augustus,  ex  prmt^ma 
proeonetd  Maeedoniae  (Dmmann  4,  230);  der  eigenttiehe  Titel  dleoer  ptitorischen 
l^TOconsnln  war  aber  praetor  pro  eontute,  wie  die  von  Momusen  C.  /.  Jj.  I  p.  180 
angeführten  Beispiele  Vinicianus,  pr.  pro  eos.  (C.  /.  L.l  n.  641),  IT.  Ooidius 
pr.  proeos,  (Orelli  3142),  T.  Mossidlus  Ptdlio  —  pr,  proeot,  protrtne.  OaMoe 
Sarb.  (Qrnt.  p.  440,  2);  M.  Nonius  Baibus  pr.  pro  eos.  und  daneben  nur  pftPco«. 
(Mommsen  i.  N.  2405--2413)  beweisen. 

6)  LiT.  26,  18. 


—    380    — 

548s=3S06  den  L.  Cornelius  Lentukis^),  677=:  77  den  Pompeius^^. 
Des8  ein  Prilior  in  aeiiieiii  Amlsjahre  eine  Provinz  vervraltet, 
kommt  nur  noch  einmal  vor  in  der  Verwirrung  des  Kriegsjabres 
70533  M,  in  welchem  C.  Pannius^  dessen  Pr&lur  in  dieses  Jahr 
zu  fallen  scheinis),  die  Statthalterschaft  v<m  Asien  führte  und 
in  dieser  Würde  sich  den  Titel  crrpaTi)Yoc  wratoc  beilegt^),  wel- 
cher im  sedisten  Jahrhundert  der  griechische  Titel  für  den  Con- 
sul  ist^),  und  bei  dem  Prfttor  nichts  anderes  bedeuten  kann,  als 
das  consularisehe  Imperium  <^);  die  Gonsuln  haben  auch  nadi  Stil- 
la^s  Zeit  no<^  auweiien  ein  auswärtiges  .Commando  übernommen, 
wie  im  J«  680=3  74  LueuUus  und  Gotta  im  Kriege  gegen  Mitbri- 
daiefi?)  und  im  J.  687=67  IT.  Acilius  Glabrio  in  Bithynien^). 
Regel  aber  war  es,  dass  sie  Rom  in  ihrem  Amtsjahre  nicht  ver- 
liessen  ^) . 
ri^hrai^'  Der  Unterschied  zwischen  dem  procomul  und  <tem  prapraeior 
nwi^v^i'  ])erubt  nicht  allein   auf  dem  Rangverhaltnisse^^^],  nach  welchem 


TiBsen. 


1)  LW.  28,  38;  31,  20:  per  idem  tempw  (Öö4s:200)  L.  Vomelku  Len- 
tulu»  pro  cofhmüe  ex  Hiapania  rediit.  Qui  quum  in  senaiu  res  ab  se  per  muUo$ 
cnmos  fortiter  felieiterque  gestas  expoiuiasei  poHukutetque^  ut  trmmphanii  a&i  m- 
veki  lUeret  Hh  wrbem,  re$  triumpho  digna*  esse  eenaebat  senaJtusi  sed  exempltan 
a  maioribuf  non  aeoepisse,  «(,  qui  nequc  diekUor  neque  eonsul  neque  praetor  res 
gessissetf  Mwm^haret:  pro  eonaule  iUwn  Hispaniam  prootnctom,  non  eonsnUm 
aui  praetotmi  obtimrisse. 

2)  Liv.  ep.  91:  Cn.  Pompeius  cum  adhuc  eques  B,  esset,  emm  hnperio  pro- 
cumsidari  adversus  Sertorkun  missus  est.  Cic.  Phil,  11,  8,  18:  fiom  Seriorionum 
bellum  a  senatu  privato  datum  est,  quia  eonsuUs  reeuaabmU;  cum  L.  PhÜippus 
pro  eontuUbus  eum  se  mittere  dixit,  non  pro  eonsuU.    Cic.  pr.  L  Manil.  21,  61. 

3}  Mommaen  G.  d.  K.  Münzw.  8.  375  Anm.  33.    Waddin^n  Fastes  n.  34. 

4)  loaeph.  Ant,  14,  10,  19.  An  einer  andern  Stelle  heisst  er  doytOTpoctr.- 
YÖ«,  itni.  15,  10,  13. 

5)  C.  /.  Gr.  1770.  1325.  3800.   Polyb.  1,  52,  5;  6,  14,  2;  18,  46(29),  5. 
6}  Deber  den  Titel  handelt  ansfßhrUch  Mommaen  Epk.  epigr.  1872  p.  223  ff. 

7)  Liv.  ep.  93.  94.  Sntrop.  6,  6,  Walter  Geseh.  des  K.  Rechts  %  135  hält 
dietien  Fall  für  den  letzten  der  Art,  was  diireh  den  gleich  anzuführenden  spa- 
tern FaB  widerlegt  wird. 

8)  Dio  Oass.  35,  2.  Sallust.  fr.  Aül.  5,  14  Krits  bei  Prisdan  18,  4,  41. 
Drumann  4,  159.  Mommsen  Rechtsfrage  S.  30.  Zumpt  8tud.  Rom.  p.  73  nimmt 
an,  daas  nach  der  lex  Vatima  695  es  59  kein  Gonsul  mehr  eine  auswärtige  Pro- 
vins  erhalten  habe;  denn  dass  Crassns  im  letzten  Monate  seines  Gonsulates  gegen 
die  Parther  aassog  (Cic  ad  Att.  4,  13)  und  im  Jahre  711  as  43  die  Gonsuln 
Hirtlas  und  Pansa  in  den  Krieg  gingen,  ist  für  die  Torliegende  Frage  nicht 
enteeheidend. 

9)  Daher  sagt  Gic.  de  nai.  deor*  2,  3,  9:  tum  enim  heUa  gtrere  nostri  du- 
ces  ineipkmi,  quum  auspieki  posuerurU;  de  div.  2,  36,  76:  belUcam  rem  admi- 
nittirari  maiores  nostri  nisi  auspieato  noluerufU ;  gtiom  multi  anni  sunt,  eum  beUa 
a  proeons%Uäms  et  a  propraetoribus  adtnhmirantur^  qui  auspicia  non  kabent!  und 
bei  JHo  Gass.  45,  20  wirft  Cicero  dem  Antonius  vor,  &rt  r^^v  i:6kis  ht  xtp  ttjc 
&naTc(a«  ffii'^if  ixXmobv  iufCcpt^p^eTai  t9)v  x<^P^  irop^doN  xal  Xu|jiaivö{JL£vo$. 

10)  Cic.  pr.  Plane.  6,  15:  sed  seroari  neeesse  est  gradus^  eedat  eonsuilari  ge- 


—    381     — 

der  entere  zwölf,  der  letotere  sechs  feaces  fahrt  i),  sondem  ur- 
sprünglich wenigBteDS  in  dem  eonralariscben  Heere,  welehes  der 
erstere  unter  seinem  Befehle  hat^).  Diesell>en  Provinzen  werden 
daher,  jenachdem  sie  einer  grösseren  oder  geringeren  Truppen- 
macht  bedürfen,  bald  Ton  Proconsufas,  bald  von  Propräloren  ver- 
waltet^); erst  am  Ende  der  Republik  kommt  es  vor,  dass  der 
Titel  procomul  ohne  das  consularisehe  Heer  ertheili  wird^). 

Die  Bestimmung  über  die  ooDsularisohen  und  prStorisohen 
Provinten  (decemere  oder  nommare  prm>meiaf)  wurde  vom  Se^ 
nate,  und  zwar  in  der  erst«»)  Periode  entweder  vor  dem  Antritte 
der  neuen  Magistrate  oder  nadi  demselben  auf  Antrag  der  Gon- 
suln  getroflfen.  Darauf  loosten  oder  verglichen  sich  zuerst  die 
Gonsnin  über  die  consularisdien,  sodann  die  Prttteren  über  die 
prii toriseben  Provinzen.  Für  die  zweite  Periode  Verordnete  die 
lex  Semprünia  de  provmcm  (634  =  493)    als  regelmässiges  Ver- 

iMfi  pfnetoHum.  Flut.  Oaio  min,  55 :  oÖti»  ^  )iaßaX<lbv  eU  KIfftupav  (Gftto), 
Srou  t6  vauTix^v  f|V,  lüoraxo  [ih  Ktxipaivt  t^(  ^PX^^t  <^«  6icaTix(p  OTpaTTifi^^C- 
IWd.  c.  57:  d^iouvTcuv  ^k  TcdivTOBV  ÄpveiN  aMs,  xoT  TcptfirioN  t&v  irepl  Sxttrioiva 
'MX  O&opov  i^cotafiivoiv  xal  napa&oövtwv  r^  ifj^cfiovlov ,  o6x  £^  «at«X6«6iv 
Tou«  vö(AOuc  —  oui'  iauTÖv  dvTiorpdTTjYOV  Ävta,  icap6vT0(  dvOuKaTou^  irpocTdCeiv. 

1)  Mommsen  Staatsrecht  1  S.  305. 

2)  Glc.  de  pnv.  eon».  1,  15:  Mi  pftoncm  disfiimife  rei  <fi  i9«fdlfiki  aiim 
moftruratis  totruincii^i«  a  propraetore  una  eohorU  auxiUaria  ge$ta  et  beUum  cum 
maxhniä  Syriae  gerUibus  et  iyrannU  consulari  exereitu  kmipeTioqiie  confectum. 

3)  HiefOr  sind  bei  den  efazelnen  ProvinzeD  die  Bewetise  gegeben,  in  Ifs- 
cedonien  z.  B.  folgte  dem  Procopsnl  Piso  der  Propzaetor  Q.  Ancbariu«)  aod  Ton 
Sardinien  sagt  Liv.  41,  8:  propter  heUi  magnitttdinem  provineia  eonsularit  facta 
est.  Ans  diesem  Wechsel  erkl&rt  sich,  dass.  einem  und  demselben  Statthalter 
Tersfhiedene  Titel  gegeben  werden ,  wie  bei  LiTins  M.  Fulvius  einmal  proeonnU 
(35,  22),  hernach  propraeior  (36,  2)  genannt  wird.  Tgl.  Puker  ad  Liv.  39,  29. 
Insbesondere  wird  der  Titel  praetor  nicht  nur  den  propraetorei  (Cic.  ad  fam.  13, 
56.  Nlpperdey  Die  Uge9  atmales  S.  29.  30)  od«  denjenigen  proetmniiet  beige- 
legt, welche  ex  praetura  in  die  ProTinz  gegangen  waren,  wie  dem  Q.  Cicero, 
welcher  693^696  »61--Ö8  proeimmd  Aiku  war  nnd  bei  Cic.  od  (?.  /V.  1,  1,  7 
praetor  heisst,  oder  in  spiterer  Zeit  dem  proconsul  Bitftyniae  (Tae.  Arm,  1,  74), 
sondern  er  wird  seiner  nrsprQnglichen  Bedeutung  nach  als  allgemelAe  Beteich- 
nqng  des  Statthalters  überhaupt  gebraucht,  wie  dies  schon  die  Ausdrdoke  eohon 
praetoria,  potta  praetenüy  navis  praetoria  und  praetorium,  d.  h.  die  Amtswoh- 
nung des  Suuhalters  in  der  Provinz  (Cic.  Verr.  11,  4,  28,  65  vgl.  4,  53,  118. 
TpatTti&piov  Marci  Evang.  15,  16.  loh.  Evang,  18,  28.  Liban.  1  p.  111  R. 
lustinian.  Nov,  24.  Perizonii  Digquisitio  de  praetorio,  Franequerae  1690.  8)  be- 
weisen. Daher  sagt  Cicero  von  sich,  dem  proconstd  Cilieiae  und  gewesenen  Con- 
snl  ad  Att.  5,  21  %  11 :  hcmines  dieere  —  quod  praetori  dare  eontuessent,  ^-  m 
a  me  quodammodo  dare,  und  von  Bibulus,  proeonsul  Syriae,  ad  fam.  2,  17,  2: 
qvod  ego  offieio  quaeetorio  te  add^etum  reUeere  de  praetote  tuto  {BÜMo)  non  mo- 
leaU  fenham.  Andere  Beispiele  s.  bei  Bckbel  /).  N.  4  p.  236.  Qaraleni  ad  Vtr- 
rin.  U,  2,  10. 

4)  So  war,  während  Q.  Cicero  als  procfmnd  Asien  verwaltete,  fn  der  Ptovlni 
namma  pax,  mtmma  tranquiUUtu»   Cic.  ep.  ad  Q.  fr.  1,  1,  1.  ö* 


^'- 


—     382     — 

Mren  ((tein  emirM  onUnem  wurde  auch  «pft^  das  imperium 
mehrmals  veriMieD),  dass,  ufii  PafieiliohlLeii  zu  vermeideiif  der 
8mBi  die  b^den  neuen  GonsuhrisoheB  Prerinseii  jtfhrliGh  vor 
den  Coosukireomitieii  nomiiMren  eoile,  worauf  die  GonsulD  noch 
als  degt^maU  darüber  loesteD  ^) ,  wogegen  die  Tribunen  anf  das 
Recht  der  ivteroession  gegen  diese  Beslimmung  verzicftilelen,  wel- 
ches ihnen  sonst  ausländ^  und  für  die  prütorischMi  Provincen, 
deren  Verloosmig  erst  wahrend  des  stttdüscheo  Amtes  der  Prä- 
toM^n  stattlandy  feroerhin  in  Geltung  blieb  3).  Seitdem  die  Con- 
»uin  und  •Pl*SltOFen  erst  nach  ibrem  Axnisjahre  die  Rnovins  ttber- 
^•^*^.^^*  nahmen)  lag  aamit  awisehen  der  nommalio  pt^oürnciarum  und  dem 
Antritte  der  Verwaltung  für  die  Censuln  ein  Zeitranm  von  48, 
fttr  die  RrtfloreB  ein  Zdtraum  von  40  Monaten^),  da  die  Coroi- 
tien  im  Juli  gehalten-  zu  werden  pflegten;  ein  Senalusoansult 
vom  J.  704ssl>3^)  and  die  lex  Pompeia  des  folgenden  Jahren 
verlängerte  diese  Frist  in  der  Art,  dass  alle  Provinzen  erat  fünf 
Jahre  nadi  dem  Gonsulate  oder  der  PrMur  angetreten  M'erden 
sollten®).  Dies  Gesetz,  welches  von  Cäsar  nach  der  Scblachi 
bei  Pharsaius  aufgehoben  wurde,  um  die  Pompejaner  von  dem 
Commando  in  den  Provinzen  auszuscbliessen^),  aber  unter  Au- 
gustus  v^eder  zur  Gattung  kam  ^),  hob  den  bis  dahin  besiehenden 
Zusammenhang  des  städtischen  Amtes  mit  der  Stalihallerschaft 
gllnilich  auf,  und  machte  die  letztere  aus  einer  Promagistratur 
zu  einem  dem  Begriff  nach  selbständigen  Amle. 

1)  Cic.  ace.  in  Vfrr,  II,  3,  95,  222. 

2)  Liv.  32,  28. 

3)  Gic.  pr.  domo  9,  24.  pr,  Balho  27,  61.  ad  fam,  1,  7,  10.  de  prov,  cons. 
2,  3;  7,  17.  Sallost.  lug.  27,  3.  Ferratii  epiü,  111,  8.  üeber  die  Intercession 
Cic.  de  ffov.  COM,  7,  17 :  faekan^  inquit^  iUtu  praetorias ,  ut  Pitoni  et  Oatinio 
twseedatur  9taiim,  8i  hie  «Inot.  Tum  enim  tribunus  in^ercederc  poUriif  nunc  non 
ipoleft.  Vgl:  10,  3Q. 

4)  -Cic.  de  ptov.  con».  7,  17  und  die  Erklärer  zu  der  St.  Mommsen  IHe 
Reditsfirtge  8.  49.  50. 

5")  Dio  C«ßs.  40,  46:   h6fika  ht  iitoi-Zicavco ,   fj.7j5£va  jiif,TC  OTpaTTjrtöovTa, 

6)  Dio  Cass.  40,  56:   t6  xe  E^YfJia  t6  fjuxpöv  f^jinpoo^eN  ^e^^ius'wy ,  Aars 

TcapcX^tv,  xXY^pouodat,  ir,sx6p(DQei, 

7)  Dto  Cam.  42,  20:  toIc  T£  ii)Ye|Mrv(ac  ~(üc  iv  ti^j  i»in]«^)  tqic  (tev  unaxot; 

£^;p(oavio*   £c  TS  Y^p  "ou;  &tr^ou;  xal  £;  xouc  oxpaxrjYO'^;  aufttc  TTsipd  td  de- 
^07(Uva  o^lacv  iitav^X^ov.   Zumpt  Comm.  iipi^r.  2,  232. 

8)  Dio  Cm.  53,  14.    Vgl.  52,  20.    Suet.  Aiip.  36. 


—    883     —  i 

•E6  gik  in  Rom  ala  die  UauptgaranUe  der  i*epyMiQ«iiiaobeB  Amtsiaatr. 
Freiheit,  dass  kein  Staalsamt  Ittoger  ate  ein  labr  beUeidet  wird^), 
und  für  die  stödtiseben  AeoUer  giebt  es  keine  Mdgliobkeit  der 
VeriHn^ruiBg.  Anders  ist  es  mit.  wu»m  auswärtigen  militttriscbeo 
CUimmando^j  und,  was  daaselbe  ist,  der  VerwaUuag  ejp»er  Pro-^ 
y'msL.  Zwar  ist  auob  fttr  dies  Gosrnnando  die  Uebariragwg  auf 
ein  Jahr  regelmüssig,  nSimlicb  auf  das  auU^rische  DieDSljafar« 
weiches  vom  ersten  März  bis  Jtuni  ieUten  Februar  gerecluaet 
wird  3],  und  eine  Verlängerung  der  Magpstraiur,  welche  als  eine 
ausserordentliche  Maasre^ol  (^H,  bedarf  in  ältercHr  Zeit  einer  üMm- 
liehen  prorogatio^  d.  h.  eines  Antrages  an  das  VoUl,  in  welchem 
wieder  eine  feste  S^itgrenze  gesetzt  wurde,  entweder  bis  zur 
Beendigung  des  Feldzug/es,  oder  auf  ein  folgendes  Jahr;  im 
sechsten  JahrtMindert  wenigstens  eines  Senatsbesehlusses  ohne 
weitofe  Befragung  des  Volkes^).  Allein  es  liegt  in  der  Natur 
des  ^militärischen  Conunandos,  dass  der  Feldherr,  .wie  der  Soldat, 
seifien  Posten  nicht  verlassen  darf,  bevor  er  abgelöst  wird;  der 
Prooonsul  oder  Proprätor  hl&hi  also  jedenfalls  so  lange»  bis  sein 
Nachfolger  eintrifft^),  und  je  weiter  sich  der  Kriügsscbaaplatz 
allmählich  von  der  Hauptstadt  entfernte,  desto  Otter  wird  eine 
Verlängerung  des  Oberbefehls  eingetreten  sein,  welcher  auf  ge- 
setBlioher  Prorogation  nii^t  beruhte,  aber  unvermeidlioh  war  und 
häufig  vorkommt^).  In  Sulla's  lex  Coiiietia  de  provinciis  m^di-  UxCor- 
nandis  war  sogar  in  Rücksicht  auf  diejenigan  Impemtoren,  welche 
triumphiren  wollten^  und  zu  diesem  Zwecke  im  Besitze  des 
mperium  sein  mussten,  angeordnet,  dass  die  nach  Ankunft  des 
Nachfolgers  ihre  Provinz  verlassenden  Proconsuln  und  Proprätoren 
sowohl  während  der  dreissig  Tage,  welche  ihnen  zu  den  Vorbe- 
reitungen der  Abreise  gestattet  wurden^),   als  bis  zu  ihrer  An- 

1)  Bei  Livitts  4,  24  sagt  Mam.  Aemilius :  maxinuxm  liberiaUa  euslodiam  €<m, 
m'  9Mgna  imperia  diutuma  non  eMent,  et  Umporh  modM  imponerelUT,  tguihu» 
iurißhnponi  non  po»»et. 

2)  Ueber  die  Prorogation  und  den  BegrÜT  der  Promagistratnr  hat  Mommaaii 
dreimal  auaffihrlicb  gebandelt:  Die  Rechtsfrage  rwiachen  C&sar  und  dem  Senat 
S.  26  ff.;  Rom.  Gesch.  3,  103;  Staatsrecht  1,  519  AT. 

3)  Mommsen  Rechtsfrage  S.  14  ff.  S.  27. 

4)  Mommsen  Staatsrecht  1,  525.  526. 

5j  Ulpian.  Dig,  1,  16,  10:  meministe  oportebit,  usque  ad  adverUum  auecet' 
»orU  omnia  debere  proeotuulem  agert^  cum  sii  utiiM  procönttdalui  et  uUlitoM  pro- 
vmciae  exigat,  eue  aliquem,  per  quem  rugotia  sua  provineialer  exyiiVetU ;  trgo  in 
adventum  9ucee93ori3  debebit  hu  dicere.    Vgl.  1,  17. 

6j  Mommsen  »Staatsrerbt  1  8.  524. 

7j  Cic.  ad  fam,  3,  6,  3. 


—    384    — 

knnft  11)  Rom  das  impermm  beibehidten  ^) .  Man  hat  daher  die 
Zeit  der  StaUhalteraebaft  nicht  tu  datiren  von  dem  Antritt  der 
Verwaltung  bis  sTilHtJebergabe  derselben  an  den  Nachfolger,  son- 
dern von  dem  Tage,  an  welchem  der  Statthalter  Rom  veriSssl, 
bis  zu  dem  Tage,  an  welchem  er  ^wieder  in  Rom  eintrifft  2),  und 
diese  Frist  ging  immer  mehr  oder  weniger  über  das  Jahr  hinaus. 
Durch  die  Anwendung  des  Grandsatzes,  dass  der  Statthalter  die 
Ankunft  seines  Nachfolgers  abzuwarten  hat  3),  wurde  eine  for- 
melle Prorogation  desselben  Überflttssig  und  die  Dauer  der  Ver- 
waltung der  Provinzen  von  dem  Ermessen  des  Senates  abhängig 
gemacht'^);  wir  finden  deshalb  in  der  Zeit  nach  Sulla  eine  Reihe 
von  Statthaltern  in  mehrjährigem  Besitze  ihres  Amtes  ^),  ohne 
dass  von  einer  Prorogation  desselben  im  alten  Sinne  des  Wortes 
die  Rede  ist*],  und  ersehen  aus  Cicero^s  Briefen  aus  €ilicten, 
dass  er  alle  Mittel  aufbietet,  um  nicht  länger  als  ein  Jahr  in 
der  Provinz  zu  bleiben  ^j.  Denn  da  auch  die  acht  PrStoren, 
welche  es  seit  Sulla  gab,  nebst  den  zwei  Consuln  zur  Besetzung 
aller  Statthalterstellen  nicht  ausreichten,  so  war  in  jedem  Jahre 
eine  Combination  oder  eine  Prorogation  einiger  Verwaltungen  er- 
forderiich.     Im  J.  704=50  z.  B.  gab  es  14  Provinzen;  nämlich 

1)  Cic.  ad  fam.  1^  9,  2o:  Appiu»  -^  4ieUUtbtU  —  «e,  pumiam  ex  aenaJtu»- 
conaulto  prorinciam  haberetf  Lege  Cornelia  Imperium  habiturumf  (juoad  in  urbem 
introiiaset. 

2)  Mommsen  Die  Reditafrage  S.  35. 

3)  Dasa  dieser  Grundsatz  in  die  lex  Cornelia  aufgenommen  war,  ist  nlrbt 
Überliefert,  aber  wahrRcheinlich.  Mommsen  R.  0.  2,  362  nimmt  dagegen  an. 
daas  dies  Qeeetc  die  StattbalterposteB  durehaus  auf  ein  Jabr  beachraniLt  habe, 
für  welche  Annabme  ein  Beweis  ebenfalls  nicht  vorhanden  ist. 

4)  Cic.  Phil.  10.  11,  26.:  «enaluique  placere  Q.  Hortensium  pro  ronsule  cum 
quoBHore  prove  quateton  et  Ugatts  auiB  provinciam  Maicedoniam  ohtinere^  qttoad 
ei  ex  »eruUuaconsuUo  coneesaum  ait. 

5)  Ks  genügt,  einige  Beispiele  anzuführen.  Andre  sind  bei  den  einzelnen 
Provinzen  erwähnt.  In  Asien  blieb  L.  Licinius  Mnrena  670—672  =  84 — 82;  L. 
LucuUus  ein  Jahr  als  Consul  und  7  Jahre  als  Procx)n8ul  680—688  =  74 — 66; 
Q.  Cicero  3  Jahre,  603—696=61—58  (Waddington  f^sUs  I  n.  13.  20.-^); 
in  Cilicien  P.  »Servilius  Isauricus  3  Jahre,  676—679  =  78—70;  Lentulus  3  ^hre, 
698—701  =  56—53  (Drnmann  2,  541);  Appius  von  Juli  701=53  bis  Juli  703 
=  51  (Drumann  2,  191);  in  Macedonien  Piso  2,  in  Syrien  Oabinius  3,  in  81- 
eilien  Verres  3  Jahre. 

6)  Von  den  Siculern  unter  Verres  sagt  Cicero  Verr.  11.  4,  20,  42  nur: 
intellexerunt  —  Q,  Arrium  non  suceedere, 

7)  Cic.  ad  AH.  5,  1 :  yifo  magis  erit  tibi  Didendum ,  ne  qiud  nooi  decema- 
turf  ut  hoe  noatrum  desiderium  ne  pltu  sit  nnnuum.  5,  2:  fforiensio  niandavi. 
ne  pateretUTf  quantum  esset  in  ipso^  prorogari  nohia  provincias,  und  weiter:  noU 
putare  mihi  <diam  consolationem  esse  huitis  ingentis  moUsUae,  lusi  quod  apero,  non 
longiorem  amata  fore.  5,  11 :  ne  provineia  nobis  prorogetur^  dum  ad4s,  quidquid 
provideri  potest,  provide.  5,  13,  3;  5,  17,  5.    ad  fam,  15,  14,  5;  8,  10,  5. 


—     385     — 

fünf  consularische  und  neun  prütcrisohe.  Von  den  consularischen 
waren  ausserordentlicher  Weise  zwei,  nämlich  das  transalpinische 
Gallien  und  das  cisalpiniscbe  Gallien  nebst  Ulyricum  an  Güsar, 
zwei,  nämlich  das  diesseitige  und  das  jenseitige  Spanien  an 
Pompeius  übertragen  worden ;  -  f ür  die  fünfte ,  nämlich  Syrien, 
war  ein  Gonsular  nicht  disponibel,  und  liess  man  daher  dieselbe 
dem  Proconsul  des  vorigen  Jahres,  Bibulus^);  zur  Besetzung  der 
neun  prätorischen  Stellen  aber,  welche  nach  der  lex  Pompeia 
erfolgte,  war  das  Zurückgehen  auf  mehrere  Jahrgänge  von  Prä- 
toren erforderlich'^).  Erst  Cäsar  half  diesen  Uebelständen  ab, 
indem  er  einerseits  die  Zahl  der  Prätoren  auf  zehn^),  dann  auf 
vierzehn^),  zuletzt  auf  seohszehn^]  erhöhte  und  im  Zusammen- 
hange damit  in  der  lex  luUa  de  provmcüs  von  708  =  46  anord-  lexiuua. 
nete^  dass  nur  die  consularischen  Provinzen  zweijährige,  die 
prätorischen  dagegen  wieder  einjährige  Verwaltung  haben  soll- 
ten <^).  Hierin  wird  auch  die  von  Cicero  mehrmals  erwähnte*^) 
lex  Antania  de  provinciis  710  ==44  principiell  nichts  geändert 
haben,  welche  die  Dauer  der  consularischen  Provincialverwaitung 
auf  fünf  oder  sechs  Jahre  ansetzte,  aber  nur  in  der  Absicht  ro- 
girt  scheint,  um  den  Gonsuln  des  laufenden  Jahres,  Antonius 
und  Dolabella,  die  Statthalterschaft  in  derselben  Weise  zu  ver- 
längern, wie  sie  dem  Caesar  durch  das  vatinische  Gesetz  normirt 
woKlen  war*). 

Nach  der  definitiven  Vertheilung  der  Provinzen  wurde  jedem  ^^^J^- 
Statthalter   durch  ein   Senatusconsult  seine  Provinz   mit  genauer 
Bestimmung  über  die  Grenzen  derselben^)  und  seine  Ausrüstung 

1)  Dnunann  2,  101. 

2)  Gic.  ep.  ad  fem.  S,  8,  8.  Mommsen  Die  Rechtsfrage  B.  46  Anm.  118. 
Znmpt  Comm.  epigt.  2,  209. 

3)  Dio  Caas.  42,  51. 

4)  Dio  Cass.  43,  47. 

5)  Dio  Cass.  43,  51. 
6}  Gic.  Phil,  1,  8,  19:  qfWMt  Ux  mdioT^  uUUor,  optima  eUam  rtpubUeasae- 

phu  pagUatOj  quam  nc  praetoriae  provineiae  plus  qucun  aanum ,  neve  plus  quam 
bieimium  coMularts  obtmerentur?  Gic.  Phü.  5,  3,  7;  8,  9,  28.  Dio  Gass.  43, 
25.    Drumaun  3,  624. 

7)  Gic.  Phü.  1,  8,  19;  1,  10,  24;  2,  42,  109;  5,  3,  7;  8,  9,  28.  ad 
Mt.  15,  11,  4. 

8)  Mommsen  Die  Rechtsfrage  8.  43  Anm.  111.  Drnmann  1,  117.  165  be- 
trachtet dies  Gesetz  als  eine  AbschaffQng  der  lex  Julia,  zu  welcher  Annahme 
kein  genügender  Grand  vorliegt. 

9)  Liv.  24,  44,  4.   Gic.  in  Piton.  16,  37;  21,  49;  24,  57. 
BöB.  Altcrth.  nr.  25 


ttnctat. 


—     386     — 

(omatio)  an  Gdd,  Trappen,  Schiffen  und  Unterbeamten 
wiesen  ^)y  eine  VoUmacbl  über  seine  amtlichen  Befugnisse  ausge- 
stellt^),  und  durch  eine  lex  cwiala  das  imperiuni  unter  f^er- 
Uchen  Auapiden  ttbertragen  ^) .  Was  die  Unterbeamten  betriflü, 
ae  bestanden  diese  aus  einem  oder  mehreren  L4igaten,  ^nem 
Quäator  und  zahlreidien  Subalternen. 
^^*j^  Die  legall  ernennt  der  Senat  ^)   aus  Männern  senatorischen 

Ranges  in  der  Anzahl,  welche  das  Bedttrfhiss  erforderte;  in  prä- 
torischen  Provinsen  gewl^hnlich  einen,  in  consularischen  drei^), 
in  besonderen  Fallen  auch  mehrere®);  sie  sind  zwar  Beamte  des 
Staate^^),  aber  Unterbeamte,  welche  im  Auftrage  und  unter  Ver- 
antwortlichkeit des  Statthalters  fungiren®).  Dem  Statthalter  steht 
es  daher  zu,  Personen  seiner  Bekanntschaft,   auch  seiner  eigenen 

1)  Cic.  de  Ug.  agr.  %  13 :  dände  omas  appcarUorÜnUj  »eribüj  UbrarUi,  prae- 
eonibuM,  architeeUii  praeterea  muUSf  tabemöeuUSy  mtpdUcUU.  ad  AU.  S,  24. 
ad  fam.  2,  3,  1.  Lamprid.  AI.  Sev.  42,  4:  iudiees  cum  promovertt,  exemph 
vetemmy  tU  et  Cieero  doeet,  et  argento  et  necesBoriia  ifuiruebat,  ita  ut  praeHde» 
provineiarum  aceipereni  argenU  pondo  vieena,  mula$  $enaa,  mulos  binos^  eqiäot 
binosy  ve$te8  forenses  binaSj  domestieoM  binaSj  balnearts  aingulaSy  aurtot  centenos. 
eoeos  singulot.  Suet.  Caet.  18.  Cic.  in  Pison.  2,  5:  ego  provineiam  OalUamy 
aenaiuä  auetoritate  exereitu  ei  peeunia  insIrtieUan  et  omatam  —  m  eoncione  de- 
poiui.  Ibid.  35,  86:  norme  »esterthtm  eenties  et  octogies,  quodj  qiuui  vasarii 
nomine  in  veruUtiorhe  mei  capiii»  'adseHp»era8 ,  ex  aerario  tibi  attributumf  Romae 
in  quaestu  reUquiati?  Cic.  Verr.  II,  1,  14,  36.  ad  fam,  12,  3:  tegato  tuo  via^ 
ticum  eripuerunt.  Die  Lieferungen  von  argentum  (Silbergeschirr),  vestii  (Cic. 
Verr.  II,  4,  ö,  9),  muU  n.  s.  w.,  die  Ausrüstung  des  Gefolges  und  des  leeres 
wuiden  durch  Licitation  an  den  Mindestfordernden  ausgegeben.  Dio  Cass.  53,  15. 
Gell.  15,  4.  Suet.  Oct.  36.  Die  Form  eines  Senatusconsultes  über  die  omatio 
ist  ersichtlich  aus  Cic.  Phil.  10,  11,  25.  Leber  die  Art,  wie  die  Rosten  die- 
ser Ausrüstung  aufgebracht  wurden,  wird  in  dem  Abschnitt  über  die  Finaaxen 
die  Rede  sein.  8.  Hofmann  De  provinciali  aumptu  populi  Romani,  Berlin  1851.  4. 
Mommsen  Staatsrecht  1,  240  ff. 

2)  Rein  in  Paulys  Realencydopädie  4,  853. 

3)  Mommsen  Staatsrecht  1,  54. 

4)  Cic.  in  Vatin.  15,  35:  et  qtumiam  legationia  tuae  facta  merUio  est^  volo 
audire  de  te,  quo  tandem  tenatuscorunUto  legatua  als.     pr.  Seat.  14,  33. 

5)  Cic.  ad  fam.  1,  1,  3;  1,  2,  1;  1,  4,  1.  ad  Q.  fr,  1,  1,  3,  10.  Strabo 
3  p,  166. 

6)  Cic.  PMl.  2,  13,  31.  Cisar  erhielt  698  =  56  xehn  UgaU,  Cic.  ad  fam. 
1,  7,  10;  Dmmann  3,  233;  Pompeius  durch  die  lex  Oabinia  fünfzehn,  Plnt. 
Pomp.  25;  Dio  Cass.  36,  20;  Cicero  in  Cilicien  vier,    Cic.  ad  fam.  15,  4,  8. 

7)  Cio.  ad  Q.  fr.  i,  i,  3,  11 :  (legati'),  quoa  eomites  et  adiutores  negotio- 
rum dedit  ip$a  reepublica.  Sie  heissen  legati  populi  JSomom,  werden,  wie  der 
Sutthalter  selbst,  vom  Senat  ausgerüstet  (Cic.  ad  fam.  12,  3.  Verr.  U,  1,  14. 
36 ;  22,  60} ,  und  im  Falle  sie  angeklagt  werden ,  nicht  von  dem  Statthalter, 
sondern  in  Rom  gerichtet.    Garatoni  ad  Cic.  Verr.  1,  1,  4. 

8)  Liv.  29,  19.  Caes.  B.  C,  2,  17;  3,  51.  Rein  Rom.  Criminalrecht 
S.  192.  606. 


—     887    — 

Familie  1),  zu  diesem  Amte  vorzuschlagen  2),  dieselben,  wenn  sie 
sieh  unbrauchbar  zeif^en,  ohne  Weiteres  zu  entlassen'^),  im  ent- 
gegenges^zten  Falle  aber  ihnen  sowohl  ein  selbsiUndiges  Com- 
mando^),  dis  die  Juriadieiion  in  einem  Theile  der  Provinz  a)^  als 
endlich  in  Verhinderungsfilllen  die  Stellvertretung  überhaupt  zu 
Übertragend^),  weswegen  sie  mit  vollsUlndigem  Titel  •  iega»'  pro 
proetiore  hdssen*^),  und  sich  der  fasces,  aber  ohne  Beile  bedie- 
nen"*), insofern  ihnen  dies  nicht  hesonders  untersagt  wird^). 
Aber  im  Falle  sie  einen  Sieg  erfechten,  fällt  die  Ehre  desselben 
so  wie  der  etwa  zu  erlangende  Triumph  dem  Statthalter  selbst 
zu,    da   sie   nicht  eigene   Auspicien   haben,    sondern   unter  den 

1)  LaeHus  war  Legat  des  ^öngeren  Seiplo  Al^icaoiM  (CJr.  de  rep,  2,  40« 
67;  Appian.  Fun.  126);  P.  Scipio  Afric&nus  Legat  seines  Brüdern  L.  Seipia 
(Cic.  Phfl.  H,  7,  17).  Au«h  unter  den  Kaisern  finden  sifth  zahlreiche  Beispiele 
<ler  Art,  z.  B.  ein  ItgaltuB  aoeeri  mti  frroeon$uU»  n»  Aehmay  .Henaen  6463;  «in 
Uyaius  proi\  Africae  proconimlU  patrh  «ui,  Hennen  G498;  ein  legatus  patris  9ui 
proeonaulis  A»iae^  Henzen  6500. 

2)  Schol.  B^.  p.  323  Orelllt  rtfdlo  iwe  VathUum  dieii  tn  Ugatkmem  Ym 
profectumj  quum  ioUot  hoe  a  senatu  pcti,  ut  praendes  provinciarum  poMtnt,  quo$ 
velint  y  amiros  8U08  habere  Ugatos.  Deshalb  wird  die  Wahl  derselben  zuweilen 
iinf^enau  dem  Statthaltet  selbst  zu^schrieben.  Cic.  de  prof>.  ran».  7,  41 ;  ad  fam. 
13,  r>6 ;  ad  AU,  Xb,  11,  4.   Garatoni  ad  Oic.  Vcrr.  I,  23. 

3)  Cic.  Verr,  U,  3,  58,   134. 

4)  Beispiele  sind  häufig  bei  Caesar.  S.  B.  t7.  1,  10.  21.  54.  B.  C.  2,  17. 
(Hr.  pr.  Mur.  9,  20. 

5)  Dies  ist  oben  bei  den  Provinzen  Spanien  und  AfricA  nachgewiesen  worden. 

6)  Caesar  B.  G.  i,  10.  54;  5,  H;  7,  34;  8,  52.  Liv.  35,  8.  Lydus  de 
magisir.  3,  3. 

7)  Unter  den  Legaten  Caaars  hat  einer,  welcher  sein  gewobnlichAr  Stellver- 
treter ist,  T.  Labienus,  auch  in  seiner  Anwesenheit  den  Titel  leg.  pr.  pr.,  wes- 
halb Schneider  ad  Caei,  B.  Q.  1,  21  annimmt,  unter  den  Legaten  CiLsars  sei 
dieter  dn  erste  gewoeen,  and  habe  als  AuazeichnuDg  diesen  Titel  erhalten. 
Allein  in  andern  Fallen  wird  die  Stellvertretung  allen  Legaten  übertragen  (Liv. 
5,  8  u.  o.).  und  In  den  Senatsprovinzen  der  Kaiserzeit  ist  legatu»  pro  praetcre 
der  offidelle  Titel  für  alle  legati,  auch  wenn  sie  nicht  in  Abwesenheit  des  Statt- 
halters statt  dessen  fungiren.  So  heisst  es  in  der  Arvaieninschrift  Marini  AtU 
II  p.  75B  :  Ug.  pr.  pr.  provinciae  P6nU  et  BHk^iae  proeoneulaiu  patrit  tui.  Vgl. 
Grat.  498,  5,  wo  zu  lesen  ist:  /eg.  p&.  PR.  PATRIS  PRO V INC  APRICAE. 
Dieser  Gegenstand  ist  erschöpfend  behandelt  von  Marini  AtU  II  p.  738— •756. 
Bei  Marini  Iser.  Alb.  p.  50.  51  heisst  derselbe  L.  Fabius  Cilo  auf  zwei  verschie- 
denen Inschriften  einmal  leg.  pr.  pr.  prov.  Narb. ,  das  andere  Mal  leg.  prov. 
Narbonen*.  (Jeher  die  Münzen,  auf  welchen  leg.  und  leg.  pr.  pr.  vorkommen, 
s.  Eckhel  7).  iV.  4  p.  232.  Griechisch  Trapeopeuovce^  oder  7Cpea6euTa(  (Fabric.  ad 
Dkm.  53,  14.  Lydus  de  mag,  3,  3:  ol  rpaiTopec  5j  \'r]^d'zoi  (irzX  tou  OTpaTijjoi 
x9l\  7:pe9ßeuTa(),  o5^  TtaxeXfcjxTrotvov  ol  Uttotoi  dv^'  iai»T6&v  ffiri  toS  rfjc  6ttoteio; 
auToIc  öuvTtXoyfiLivou  yp^ou,  cU  tö  l^corrfvat  Tip  orparij»  df^oi  rFjc  foö  jjiiXXewtoc 
•jTrdtou  im  töv  ic<$Xc(Miv  irapouaiac)»  rpcvßcjTal  xai  AniTt^dvqf^oi. 

8)  Liv.  29,  9.  Cic.  ad  fam.  12,  30,  7.  fn  Verr.  H,  1,  26,  67.  Spartlan. 
^ever,  2.    Zumpt  ad   Verr.  Aee.  h  22. 

9)  Cic.  ad  fam.   i%  30,  7. 

25* 


—     386     — 

(omaüo)  an  Geld,  Truppen,  Schiffen  und  Unterbeamten  ange^ 
wiesen^),  eine  Yoiimacbt  über  seine  amtlichen  Befugnisse  ausge- 
stellt^}, und  durah  eine  lex  cwiata  das  impermm  unter  feier- 
lichen Auspicien  übertragen^).  Was  die  Unterbeamten  betrifli, 
so  bestanden  diese  aus  einem  oder  mehreren  Legaten,  einem 
Quästor  und  zahhreichen  Subalternen. 
^^iSl^t  ^^®  %a/i  ernennt  der  Senat  ^)   aus  Männern  senalonsclien 

Rang^  in  der  Anzahl,  welche  das  Bedttrfniss  erforderte ;  in  prä- 
torischen  Provinzen  gewöhnlich  einen,  in  consularischen  drei^), 
in  besonderen  Fällad  auch  mehrere^);  sie  sind  zwar  Beamte  des 
Staates  7],  aber  Unterbeamte,  welche  im  Auftrage  und  unter  Ver- 
antwortlichkeit des  Statthalters  fungiren^).  Dem  Statthalter  sieht 
.  es  daher  zu,  Personen  seiner  Bekanntschaft,  auch  seiner  eigenen 

1)  Gic.  cle  Ug.  agt.  %  13 :  d^ndt  omo«  opparUorJ&u«,  «erifrt»,  U6rarii<,  prae^ 
coni&tM,  afc}dUtiU;  praeterea  mutis,  tabemaeuUSy  mtpeüectüi.  ad  Att,  3,  24. 
ad  fam.  2,  3,  1.  Lamprid.  AI.  Sev.  42,  4:  iudiees  cum  promoveret,  exemplo 
aeterum^  fU  et  Cicero  doeetf  et  argenio  et  neceaaariit  instftiebat,  ita  ut  pfueHdet 
provineiairuni  aceiperent  argenU  pondo  viaena,  nwUu  Hna^^  vmiIo»  binoSf  eqw» 
hinoa^  vestes  forenses  binaSj  domeaUcas  binas^  boLnearea  aingülaSy  aureos  centeno*, 
eoeOB  singfdo§.  8ii6t.  Cae».  18.  €ic.  in  Pi$on.  2,  5:  ego  provinekmi  GaUiam, 
aenatua  auetotitate  exercitu  et  peeunia  inatnutam  et  omatam  —  m  eoncione  de- 
posui.  Ibid.  35,  86:  norme  aesterthmi  centiea  et  oetogiea,  quody  quaai  vaaarii 
nomine  in  venditione  mei  capitia  adaeHpaeraa  y  ex  aerario  tibi  aUributttm,  Romae 
in  quaeatu  reliquisti?  Cic.  Verr.  II,  1,  14,  36.  ad  fam.  12,  3:  tegato  tuo  via- 
ticum  eripuerunt.  Die  LleteruDgen  von  argentum  (Silbergeschirr),  vestia  (Cic. 
Verr.  II,  4,  5,  9),  muU  n.  s.  w.,  die  Ausrüstung  des  Gefolges  und  des  Ileeres 
wurden  durch  Licitotion  an  den  Mindestfordernden  aasgegeben.  Dio  Cass.  63,  15. 
Gell.  15,  4.  Suet.  Oct.  36.  Die  Form  eines  Senatusconsultes  über  die  omcUio 
ist  ersichtlinb  aus  01c.  PhiL  10,  11,  25.  IJeber  die  Art,  wie  die  Kosten  die- 
ser Ausrüstung  aufgebracht  wurden,  wird  in  dem  Abschnitt  über  die  Finanzen 
die  Rede  sein.  S.  Hofmann  De  provinciali  aumptu  populi  Romani,  Berlin  1851.  4. 
Mommsen  Staatsrecht  1,  240  ff. 

2)  Rein  in  Paulys  Realencydopädie  4,  853. 

3)  Mommsen  Staatsrecht  1,  54. 

4)  Cic.  tn  Vatin.  15,  35:  et  quoniam  Ugationia  tuae  facta  mentio  eat^  volo 
audire  de  t«,  quo  tandem  aenattuconsulto  legatua  aia,     pr.  Seat.  14,  33. 

5)  Cic.  ad  fam,  1,  1,  3;  1,  2,  1;  1,  4.  1.  ad  Q,  fr.  1,  1,  3,  10,  Strabo 
3  p.  166. 

6)  Cic.  Phil.  2,  13,  31.  Cisar  erhielt  698  =  56  zehn  UgaU,  Cic.  ad  fam. 
1,  7,  10;  Drumann  3,  233;  Pompeius  durch  die  lex  GaJbinia  fünfzehn,  Plut. 
Pomp.  25;  Dio  Cass.  36,  20;  Cicero  in  CUicien  vier,    Ctc.  ad  fam.  15,  4,  8. 

7)  Cic.  ad  Q.  fr.  1,  1,  3,  11:  (legaii'),  quoa  oomitea  et  adkUorea  n^otio- 
rum  dedit  ipaa  teepublica.  Sie  heissen  legati  poptUi  Bomani,  werden,  wie  der 
Statthalter  selbst,  vom  Senat  ausgerüstet  (Cic.  ad  fam.  12,  3.  Verr.  U,  1,  14. 
36 ;  22,  60} ,  und  im  Falle  sie  angeklagt  werden ,  nicht  von  dem  Statthalter, 
sondern  in  Rom  gerichtet.    Garatoui  ad  Cic.  Verr.  I,  1,  4. 

8)  Liv.  29,  19.  Caes.  B.  C.  2,  17;  3,  51.  Rein  Hörn.  Criminalrecht 
S.  192.  606, 


—     887    — 

< 

Pamiiiei),  zu  diesem  Amte  vorzuf^hiagen^),  dieselben,  wenn  sie 
steh  unbrauchbar  zeigen,  ohne  Weiteres  zu  entlassen*^),  im  ent- 
gegengeaelzten  Falle  aber  ihnen  sowohl  ein  selbsUlndiges  Gom-^ 
mando^),  als  die  Jurisdiction  in  einem  Theiie  der  Provinz  ^)^  als 
endlich  in  Verbinderungsßillen  die  Stellvertretung  überhaupt  zu 
Übertragen^),  weswegen  sie  mit  vollständigem  Tii^  iegaHf  pro 
pixietore  heissen  ^) ,  und  sich  der  fasces,  aber  ohne  Beile  bedie- 
nen ^)^  insofern  ihnen  dies  nicht  besonders  untersagt  wlrd^)« 
Aber  im  Falle  sie  einen  Sieg  erfechten,  föllt  die  Ehre  desselben 
so  wie  der  etwa  zu  erlangende  Triumph  dem  Statthalter  selbst 
zu,    da   sie   nicht  eigene.  Auapicien   haben,    sondern   unter  den 


1)  Laelhis  war  Legat  des  jungeven  Sclpio  Al^ksaous  (Cio.  de  rep.  2^  40, 
67;  Appian.  Pim.  126);  P.  Scipio  Africanus  Legat  seines  Bruders  L.  Scipip 
(CIc.  PhH.  11,  7,  17).  Auch  unter  den  Kaisern  finden  sich  zahlreiche  Beispiele 
der  Art,  e.  B.  ein  legatus  soteri  mti  proeonmäia  M  AdutiOy  .Henmii  6463;  ein 
Ugatus  pnn\  Äfricat  proconauUs  patria  tui ,  Henzen  0498;  ein  iegatw  patrh  9ui 
proffmgulis  Asiae^  Henzen  6500. 

2)  Schol.  Bc^.  p.  323  Orellit  rHiUn  tute  ViOMum  dicit  in  UgaUonem  tust 
profectum^  quam  soUoi  hoe  a  «enalu  petiy  ui  praendes  provinciarum  pomni,  qMO$ 
velifUy  amicos  suos  habere  Ugatos.  Deshalb  wird  die  Wahl  derselben  zuweilen 
ungenau  dem  Statthalter  Mlbst  zugeschrieben.  Cle.  depron.  ronn.  7,  41;  adfam. 
13,  ö5;  ad  Aü,  15,  11,  4.    G^ratoni  ad  Cic,  Yen.  I,  23. 

3)  Oic.  VetY.  U,  :J,  58,   134. 

4)  Beispiele  sind  häufig  bei  Caesar.  S.  B.  (7.  1,  10.  21.  54.  Ä.  C.  2,  17. 
(5ir.  pr.  Äwr.  9,  20. 

5)  Dies  ist  oben  bei  den  Provinzen  Spanien  und  Africa  nachgewiesen  worden. 
6]  Caesar  B.  G.  \,  10.  54;    5,  8;  7,  34;   8.  52.    Liv.  35,  8.    Lydus  de 

magUW.  3,  3. 

7)  Unter  den  Legaten  Casars  hat  einer,  welcher  sein  gewöhnlicher  Stellver- 
treter ist,  T.  Labienus,  auch  in  seiner  Anwesenheit  den  Titel  leg,  pr.  pr.,  wes- 
halb Schneider  ad  Cati.  B.  G,  1,  21  annimmt,  unter  den  Legaten  Cäsars  sei 
dieser  des  'ttste  gewesen,  und  habe  als  Auaseichnuog  diesen  Titel  erhalten. 
Allein  in  andern  Fällen  wird  die  Stellvertretung  allen  Legaten  Obertragen  (Liv. 
5,  8  u.  öj.  und  in  den  Senatsprovinzen  der  Kaiserzeit  ist  legaUu  pro  praetore 
der  offlcielle  Titel  fQr  alle  Ugati,  auch  wenn  sie  nicht  In  Abwesenheit  des  Statt- 
halters statt  dessen  fungiren.  So  heisst  es  in  der  Arvaleninschrift  Marini  Atti 
II  p.  756  :  leg.  pr.  pr,  provineiae  Ponti  et  BHhyniae  proeonndatu  patri$  «tu.  Vgl. 
Grut.  498,  5,  wo  zu  lesen  ist:  leg.  pB,  PR.  PATRIS  PRO V INC  AFRICAE. 
Dieser  Gegenstand  ist  erschöpfend  behandelt  von  Marini  Atti  II  p.  738^-756. 
Bei  Marini  Iser.  Alb.  p.  50.  51  heisst  derselbe  L.  Fabius  Cilo  auf  zwei  verschie- 
denen Inschriften  einmal  leg.  pr.  pr.  prov.  Narb. ,  das  andere  Mal  leg.  prov. 
Narbonem.  Ueber  die  Münzen  ^  auf  welchen  leg.  und  leg.  pr.  pr.  vorkommen, 
8.  Eckhel  7).  N.  4  p.  232.  Griechisch  Trapeope'jovre^  oder  irpeadeural  (Fabric.  ad 
JMon.  53,  14.  Lydus  de  mag.  3,  3:  ol  npaitojpec  tj  Xi]"(d'roi  (avcl  tou  orpanjYoi 
%tti  npeaßet>Tai(),  o5c  ^areXtfjLravov  ol  öttoctoi  dvö'  iauT&v  iJÖt]  toö  t?jc  Sitorclac 
aOxoic  ouvreXoujiivou  yp^ou,  eU  t6  i^cordivat  xtp  orporq)  Ä^pt  rfj«  tou  jiiXXovtoc 
OttcCtou  im  t6v  7:öXcpu>v  rapouobc)}  rpwpsotai  %%{  dyriarpaTtjYOi. 

8)  Liv.  29,  9.  Cic.  ad  fam.  12,  30,  7.  in  Verr.  II,  1,  26,  67.  Spartian. 
.^ever.  2.    Zumpt  ad  Verr.  Aee.  1,  22. 

9)  Cic.  ad  fam.  12,  30,  7. 

25* 


—     388     — 

Auspicien  des  Proconsuls  stahn  ^) ,  und  aucb  ihre  Jurisdiction 
beruht  auf  dem  Mandat  des  Statthalters'^),  und  beschränkt  sich 
auf  die  Givilgerichtsbarkeit,  während  die  Griminalgerichtsbarkeit, 
als  auf  dem  imperium  merum  beruhend,  nicht  übertragen  wer- 
den  kann^). 

gmMi»r«9.  Von  den  Quästoren,  deren  zuerst  zwei,  dann  vier^),  später 
acht^),  seit  Sulla  zwanzig^),  seit  Cäsar  vierzig 7)  waren,  wurde 
für  jede  Provinz  einer,  nur  für  Sicilien  zwei,  nicht  auf  £mpfeb- 
lung  des  Statthalters,  ^sondern  durch  das  Loos  bestimmt^).  Bei 
der  Altersverschiedenheit,  welche  zwischen  dem  Quästor  und 
dem  Prätor  bestand,  genügte  die  zufällige  Anweisung  des  Looses 
wenigstens  in  älterer  Zeit,  ein  Pietätsverhältniss  hervorzurufen, 
welches  dem  Quästor  die  Pflicht  auflegte,  den  Prätor  wie  seinen 
Vater  zu  ehren  ^),  ihn  nicht  zu  verlassen  ^^)  und  bei  einem  in 
Folge  seiner  Amtsführung  etwa  entstehenden  Repetundenprocesse 
vor  Gericht  nicht  gegen  ihn  aufzutreten^^).  Während  der  Re- 
publik gingen  in  der  Regel  die  Quästoren  während  ihres  Amts- 
jahres in  die  Provinz  und  führen  daher  den  einfachen  Titel  quae- 
stör;    in  zwei  Fällen  fungirt  indessen  statt  des  Quästors   ein  Be- 

ProfMe-  amter  mit  dem  Titel  pro  qiuiestore.  Einmal  nämlich  konnte  der 
Statthalter,  wenn  er  seinen  Quästor  durch  den  Tod  verlor  oder 
aus  andern  Gründen  nicht  zur  Disposition  hatte,  die  quästori- 
schen  Geschäfte  durch  einen  andern  seiner  Unterbeamten  voll- 
ziehen lassen,  wie  Cn.  Dolabella,  Proprätor  von  Ciiicien '674  = 
80  seinen  Legaten  Verres  ^'^)  nach  dem  Tode  seines  Quästors  Mal- 
leolus  zum  /egatus  pro  quaesiore  machte  ^^j  und  denselben  Titel 
der  Legat  des    Sentius   Satuminus,    Proprätors   von  Macedonien 


1)  Dass  UgaJU  triumphiren  j   kommt  erst  spät  uiid   ausnahmsweise  vor.    Dio 
Cass.  48,  42  i  49,  4.  21. 

2)  Digest.  1,  21  (de  off.  eiu$,  cui  ett  mandaia  iurUdieUo);  2,  1,  17. 
3j  S.  Digest.  1,  16  d«  off.  proconauUs  ei  legaü. 

4>  Liv.  4,  43. 

üj  Liv.  epiU  15. 

6)  Tac.  Arm.  11,  22. 

7J  Suet.   Caes.  41.    Dio  Cass.  43,  47;  51. 

8)  Cic.    Verr.  il,   1,  13,  34.    ad  Q.  fr.  1,   1,  3,  11.  ad  AU,  6,  6,  4  u.  o. 

9)  Cif.  div.  m  Caecil.  14,  46;   19,  61;  20,  60.  pr.  Plane.  11,  28.  j>.  red. 
in  sen.  14,  35.   ad  /am.  13,  10,  1;  13,  26,  1.    de  orat,  2,  50,  202. 

lOj  Cic.  Verr.  U,  1,  ü,  37;   15,  40. 

11)  Cic.  div.  in  CaeeU.  18,  60;  19,  62.     Verr.  1,  4,  11. 

12)  Cic.  Verr.  J,  17,  44. 

13)  Cic.  Verr.  I,  36,  91. 


—    389    — 

667  ==87  '),  Bruttius  Sura,  auf  seinen  macedonischen  Tetradrach- 
men  führt*).  Zweitens  aber  wurde,  wenn  die  Zahl  der»gewählten 
Quüstoren  für  alle  Provinzen  nicht  ausreichte,  ein  gewesener 
Qu^stor  {(fuaest(irms)  in  eine  oder  die  andi'e  Provinz  geschickt  3), 
wie  z.  6.  P.  Sestius,  nachdem  er  in  dem  Jahre  der  catilinari- 
sehen  Verschwörung  (694=^63)  Quästor  des  Consuls  Antonius 
gewesen  war^),  im  folgenden  Jahre  mit  dem  Antonius  als  pro 
quaestore  in  die  Provinz  Macedonien  ging  *) ,  und  noch  unter  Au- 
gustus  L.  Aquillius  Florus  zuerst  quaestor  imp.  Caesaris  Augmti, 
dann  pro  qwiestore  provindae  Cypri  wird  •) .  Der  Titel  pro  quae-- 
Store,  griechisch  avtita(i(a<  ^] ,  ist  während  der  Zeit  des  Freistaates 
in  beiden  Fällen  officieil^),  hört  aber  in  der  Kaiserzeit  fast  ganz 
auf*),  da  er  durch  einen  andern  ersetzt  wird,  auf  den  wir  so- 
gleich zurückkommen.    * 

Dem  Quästor  wurde  zu  Rom  die  Casse  für  die  Verwaltung 
der  Provinz  übergeben,  aus  welcher  er  den  Unterhalt  sämmtlicher 
Beamten  bestritt  ^o),  und  in  welche  die  aus  den  Abgaben  der 
Provinz  an  ihn  zu  zahlenden  Gelder  flössen ;  über  dieselbe  legte 
er  am  £nde  des  Jahres  in  seinem  und  seines  Statthalters  Namen 
Rechnung^*),   und   zwar  nach  der  lex  lulia  de  pravmciis  in  der 


1)  Zumpt  Comm.  epigr.  2,   175. 

2)  Borghesi  Oeuvres  2,  239. 

3)  Dass  dies  ein  gewöhnlicher  Fall  war^  zeigt  die  Formulirang  des  Seuatus- 
consnUs  bei  Cic.  PhU.  10,  11,  26:  senaiuique  placere,  Q.  Boriennum  pro  comule 
cum  quaestore  prove  quaestore  —  provinciam  Macedoruam  obiinere. 

4)  Oic.  pr.  8est.  3,  8. 

5j  Gic.  pr.  Best.  5,  13  redet  von  seiner  quaeHura  Maeedonkut,  aber  ad  fam. 
5,  6  überschreibt  er  einen  Brief  an  ihn  P.  SesOo^  L.  f.  proq.  Denn  so,  nicht 
proe.  ist  zu  lesen. 

6)  Henzen  n.  6456a=C.  i.  L.  III  p.  985  n.  551. 

7)  C.  I.  Or.  5597.    Ephem.  epigr.  1872  p.  151. 

8)  Luculi  war  im  mithridatischen  Kriege  proquaetiot  des  Sulla,  Cic.  Acad, 
pr.  2,  4,  11;  vgl.  Plut.  LucuU.  2.  Dramann  4,  121;  Canlnius  Salin stianus  (der 
Name  ist  unsicher)  proquaestor  des  Bibulus  in  Syrien,  Gic.  ad  fam.  2,  17;  Dru- 
mann  2,  HO.  Ausserdem  kommen  in  Inschriften  und  Münzen  vor:  G.  Bruttius 
(\  f.  pro  q,  im  J.  697ss57,  Mommsen  /.  N.  n.  321;  L.  Manlius  pro  q.  zu 
Sullas  Zeit,  Borghesi  Oeuvres  1,  361;  M.  Nerva  pro  q.  im  J.  713sb41)  Borghesi 
Oeuvres  1,  433;  L.  Manlius  proq.;  Yarro  pro  q. ;  Cn.  Piso  pro  g. ;  P.  Minat. 
Sabin,  pro  q.  zu  Pompeius  2^it.    Eckhel  D.  .V.  4,  246. 

9)  Borghesi  Oeurr.  1,  482.  Ich  finde  den  Titel  nur  noch  einmal  in  einer 
Inschrift  aus  Vc^paslans  Zeit ,  Borghesi  Oeuvres  3,  186 «  in  welcher  jemand  — 
der  Name  Ist  nicht  erhalten  —  erst  Q.  urbanus,  dann  pro  q.  provme.  Cretae  et 
Cyrenarum  genannt  wird. 

10)  Cic.    V«rr.  II,  1,  13.  34;   14,  36;  II,  3,  76,  177.   ad  fain.  2,  17,  4. 

11}  raUones  rtfett.  Cic.  Kerr.  I,  13,  36;  I,  38,  95  f.  Vom  Sutthalter,  der 
die  Yerantwortlicbkeit  dafflr  hat,  wird  dies  ebenfalls  gesagt.  Cic.  ad  fam,  5,  20, 
1.  2.   ad  AU.  6,  7,  2.  Plut.  Ti.  Oraeeh.  6.  -^ 


—     5»0    — 

Weise,  dass  das  Original  der  RecbnuDg  in  dem  Aerarium  zu 
Rom,  zwei  Abschriften  derselben  aber  in  der  Provinz  deponiri 
wurden  ^] .  £r  hat  eine  eigene  Gerichtsbarkeil,  welche  der  der 
Aedilen  in  Rom  entspricht  2);  der  Statthalter  kann  ihm.  indessen 
Quaxtor  pro '^nch  scine  Jurisdiction^}  und  überhaupt  seine  Stellvertretung 
mandiren,  in  welchem  Falle  er  quae$tor  pro  consule^}  oder  qu€Me~ 
alor  pro  praetore  wird,  die  fasces  des  Proprätors  Übernimmt^) 
und  nunmehr  ein  doppeltes  Amt  iUhrt^j,  weiches  in  dem  grie- 
chischen  Titel  xa\Liaz  xai  avTiaipati^Yo; ^ j  oder,  wenn  der  Stell- 
vertreter selbst  ein  proquaestfir  j  also  proquaestor  pro  proßtore 
war^),  in  dem  Titel  dvtixafACac  xai.  avTistpan^Y^c  *0  unterschieden 
wird.  So  übertrug  Marius  im  jugurthinischen  Kriege  zeitweise 
die  Stellvertretung  dem  Quastor  Sulla  ^^j;  Cicero  bei  seinem  Ab- 
gange aus  der  Provinz  Gilicien  seinem  Quästor  Caelius^^l;  nach 
dem  Tode  ^des  Proconsuls  Trebonius  7H=s43  verwaltete  Asien 
dessen  Quästor  mit  dem  Titel  proquaestor  propraeiore  ^^) ,  und  nach 
dem  Tode  des  Grassus  (701 — 53)  dessen  Quästor  Gassius  die 
Provinz  Syrien  <^j.  Zuweilen  kommt  es  auch  vor,  dass  von  Rom 
aus  auf  Grund  eines  Volks-  oder  Senatsbeschlusses  statt  des 
Proprätors  ein  quaeslm^  pro  praetore  in  die  Provinz  gesendet 
wurde;  wie  in  dieser  Function  im  J.  679  =  75  Publius  Lenlulus 
Marcellinus  nach  Cyrene^^),    im   J.  689   oder  690=^65   oder   64 


1)  Oic.  ad  fam,  5,  20,  2.   ad  fani,  2,   17,  2.    ad  AU.  6,  7,  2.    in 
25,  61.   Plut.  Cato  min.  38.    Dio  C'ass.  31),  23. 

2)  Oaius  1,  6:  item  in  edictis  ntdiiium  cwruUum,  quorum  iurisdictioneni  in 
provincU^  populi  Romani  quaeAiores  fiabent. 

3^  Suet.  Caes.  7.    Cir.  divin.  in  Caecil.   17,  56.     Verr.  11,  2,   lö,  44. 

4)  Auf  eüiem  Denar  des  jM.  Antonius  nennt  sieb  M.  Silanus  q.  pro  cos. 
Eckhel  D.  N.  4,  246. 

5)  Der  l^ovincialquästor  hat,  auch  wenn  er  unter  dem  ^Statthalter  fuugirt, 
Lictoren,  obwohl  deren  Zahl  unbekannt  ist,  Cic.  pr.  Plane.  41,  98;  MommäCD 
Staatsrecht  1,  306;  bei  der  Stellvertretung  muss  er  aber  die  pratorisohen  fasees 
gehabt  haben,  und  diese  meint  (.■ic.  Verr.  11,  2,  4,  11,  wenn  er  von  den  vom 
Verres  in  der  Provinz  zurückgelassenen  Quastoren  sagt:  qiMistores  iariwqu€  pro^ 
oinciae,  qui  i$U>  praetore  fuerunt,  eum  fuMibua  mihi  praesto  fuerunt. 

6j  Mommsen  zu  C.  J.  L.  1,  641. 

7)  Marini  Arvidi  p.  738  iT.  C.  1.  (ir.  n.  364.  1133  =  1327.  3990. 

8J  Cio.  ad  fam.   12,   lo  Ueberschrift. 

9j  losepb.  Ant,  14,  10,  17  u.  ö. 

10)  SaUust.   luy.  103:    ad  SuLlam  per/uyiuntj    quem   eonsul  in  expedUitmem 
proficiscem  pro  praetore  reliquerat. 

11)  Clc.  ad  fam.  2,   15,  4. 

12)  Cic.  ad  fam.  12,  15.    AVaddington  Fattes  n.  38.  40. 

13)  Drumann  %  118. 

14)  Sallust.  Higi.  2,  39  Dietsch  :  Publiusque  J.>entulw  Marc€Uinu$  eodem  auetort 
quaestor  in  novarn  provincium  Curenaa  mistwt  e9i. 


—   a9i    — 

Cn.  Piso  iiach  dem  diesseitigen  Spanien^],  iui  .1.  696  =  58  Gato 
nach  Cyprus  ging*'^),  aber  beide  Fälle  gehören  ausschliesslich  der 
Zeit  des  Freistaates  an,  denn  in  der  Kaiserzeit  führt,  wie  jeder  * 
Legat  eines  Statthalters  leyalits  pro  praetore  genannt  wird,  auch 
jeder  Quästor,  welcher  unter  dem  Statthalter  dient,  den  Titel 
quaestor  pro  praetore'^) ,  so  dass,  wenn  er  einfach  quaeator  heisst» 
was  allerdings  sich  auch  findet,  dies  nur  als  eine  Abkürzung 
des  Titels  zu  betrachten  ist.  Hat  dagegen  ein  Unterbeamter  die 
Vertretung  des  Proconsuls,  so  wird  dies  in  der  Kaiserzeit  durch 
eine  andere  Formel  bezeichnet;  er  nennt  sich  dann  legaius  oder 
quaestor  vice  proconsulis^).  ^"J^SliW»' 

Die  übrige  Begleitung  des  Statthalters  besteht  aus  den  co-  Comte», 
miteSf  den  Subaltembeamten  und  der  persönlichen  Bedienung^]. 
Da  es  nämlich  für  die  ausgedehnte  Verwaltung  und  Rechtspflege 
an  einem  Uülfsbeamtenpersonal  fehlte,  so  pflegte  der  Statthalter 
eine  Anzahl  geeigneter,  zum  Theil  jüngerer  Personen  aus  den 
höheren  Ständen  in  die  Provinz  mitzunehmen,  welche  nach  Voll- 
endung ihrer  Rechtsstudien  entweder  als  assessores  bei  den  Ge- 


1)  Sali.  CcU.  19 :  postea  PUo  in  citeriorem  Hupaniam  quaestor  pro  praetore 
misius  est.  Auf  seinem  noch  vorhandeuen  Grabstein  steht  die  Inschnft  (Oiut. 
383,  b=:C,  J.  L.  In.  59Ö):  <:>i.  Calpurmw  Cn.  f.  Quaeitor  pro  pr.  ex  5.  C. 
provineiam  JJiipaniam  citeriorem  opiinuU,  S.  Drumann  2,  87  ff.  Mommsen  Uof- 
mes  1,  47. 

2)  Vellei.  2,  45 :  (^CUxUu«)  legem  tulit^  ui  is  (Caio^  quaestor  cum  iure  prae- 
torio,  adiecto  etiam  qwtesiore,  mitteretur  in  inetdam  Vyprum.  Drumann  5,  166. 

3)  Dieser  Satz  ist  ausfahrlicb  bewiesen  von  Borghesi  Oeuvres  1 ,  484  ff. 
Von  den  dort  p.  485  angeführten  Beispielen  genügt  es^  einige  zu  wiederholen. 
So  ist  C.  Luxilius  Sabin us  in  der  Zeit  der  Gordiane  quaeator  pr.  pr.  prov.  CrtUu 
CV(«narvm),  Orelli  3143 ;  Ti.  Oland.  Froutinus  quaesior  proprctei.  provine.  Aehaiaey 
Orelli  31 13  =3:  Mommsen  /.  N.  1879 ;  M.  lulius  Priscus  q,  pr.  pr.  provineiae  Afri- 
oae,  Orelli  2369;  L.  Novius  Grispinus  —  quaeator  pro  praet.  provineiae  Maetdo^ 
niae,  Henzen  n.  7420»;  Cn.  Domitius  Lucanas  quaeai.  pro  praetore  provine. 
Afrie, ,  Orelli  773 ;  P.  i'ornelius  Scipio  Ta^ioc  xal  dsxiarpdTrjf^ii^  von  Achaia, 
C  /.  Or,  364.  Allein  beweisend  ist  die  sicilische  Inschr.  Orelli  151:  dedieantir- 
bua  M.  JiaUrio  Candido  procoa.  et  L.  Comdio  Mareello  q.  pr.  pr.,  und  das  De- 
cret  des  Proconsuls  von  Sardinien  L.  Helvius  Agrippa,  herausg.  von  Mommsen 
Hermes  2,  102  ff. «  nach  welchem  an  dem  eoruilium  des  Proconsuls  Theil  nah- 
men der  legatua  pr.  pr.  und  der  q.  pr.  pr. ;  denn  beide  zeigen ,  dass  auch  der 
in  Anwesenheit  des  Proconsuls  fuiiglrende  Quistor  diesen  Titel  hat.  Vgl.  Borghesi 
Oeuvr.  2,  404;  1.  252.  BtüUH.  1849  p.  123.  De  Rossi  BuU.  1852  p.  57.  Müller 
Numitmatique  de  l'anc.  Afrique  1  p.  163;  II  p.  62.  165. 

4)  So  ist  J..  Gaesonius  LuciUus  legatua  prov.  Afrieae^  eodem  tempore  vice 
proconfuliay  Orelli  3042.    Andre  Beispiele  giebt  Borghesi  Oeuvr,  1,  486. 

ö)  S.  Mommsen  Die  comiUa  Auyuati  der  früheren  Kaiseizeit,  in.  Hermes  4. 
120  ff.  Mommsen  De  apparitoribua  magiatratuum  Romanorumf  im  Rheinischen  Mu- 
seum N.  F.  0  (1848)  S.  1  —  57.  Naudet  MSmoire  aur  la  cohorte  du  priteur  in 
Mem.  de  l'iriatäui.  Acad.  des  inacr,  XXVI,  2  p.  499  —  555,  welche  Abhandlung 
entbehrlich  gemacht  ist  durch  Mommsen  Staatsrecht  1,  250—293. 


—    392    — 

richten  ^]  oder  ais  Theilnehiner  an  Verwallungsgeschäfien  sich 
selbst  Erfahrung  im  Staatsdienst  zu  sammeln  beabsichtigten  und 
zugleich  unter  der  Anleitung  des  Statthalters  Arbeiten  zu  über- 
nehmen bereit  waren.  In  der  Begleitung  des  Cicero  befanden 
sich  in  Cilicien  ausser  vier  Legaten  und  einem  Quästor  auch  sein 
Sohn  Marcus  2),  der  Sohn  seines  Bruders  Quintus^)  und  Q.  Vo- 
lusius,  ein  Verwandter  des  Atticus,  dem  Cicero  eine  Jurisdiction 
in  Cypern  mandirte^);  in  der  Begleitung  des  C.  Memmius,  Pro- 
prätor von  Hithynien  697  =  57,  befand  sich  der  Dichter  Catullus^). 
Solche  Personen  sind  es,  welche  die  comites^),  contubemales''), 
die  coAor*'*),  cohors  amicorum^)^  cohors  comüum^^)  oder  cohors 
^^^^^P^^' ptjaetoria  ^^)  bilden,  wobei  zu  bemerken  ist,  dass  der  letztere 
Ausdruck,  welcher  in  eigentlichem  Sinne  das  Elitencorps  oder 
die  Garde  des  Feldherm  bezeichnete^),  auf  diese  Begleitung,  mit 
welcher  er  ursprünglich  nichts  gemein  hat,  in  uneigentlicher  Be- 
deutung übertragen  ist^^),   da  z.  B.  Cicero  ausser  seinen  comttes 


1)  Bei  dem  Urtheilsspruche  des  ProconsulB  von  Sardinien  Im  J.  68  n.  Chr. 
(MommBen  Hermes  2,  102  ff.)  bestand  das  consilkim  aus  dem  Legaten,  dem  Qni- 
stor  und  sechs  Personen  ohne  Tite],  welche  als  cuaessores  unterschrieben.  Cornea 
et  adse$8or  Ugati  —  eomes  et  adseseor  proco».  provineiae  OaUiae  (^Narhon.)  kommt 
auch  als  Titel  vor,  C.  1.  L.  II  n.  2129. 

2)  Cic.  ad  AH.  5,  9,  3. 

3)  Cic.  ad  AU.  5,  17,  3;  5,  20,  9. 

4)  Cic.  ad  Att.  5,  21,  6. 

5)  CatuJl.  10,  7 ;  28,  9. 

6)  Dig.  1,  22,  4;  1,  18,  16;  48,  11,  ö,  48,  19,  6  $  1.  Or/slli  3446. 
3447. 

7)  Cic.  pr.  CoeUo  30,  78 :  quum  autem  panMum  itan  roboris  accetamet  aefa<t, 
m  Afficam  profectus  est,  Q.  Pompek)  proconmdi  eoniubemali».  pr.  Plane.  11,  27. 
Frontin.  strateg.  4,  1,  11.  12:  Q.  MeteUue  Cos.  qvamvi»  nuUa  lege  impediretur, 
quin  fUium  eont^emalem  perpetuum  kabereif  nialuit  tarnen,  eum  in  ordine  ma~ 
nere.  P.  RutiUus  Cos.  quum  seeundum  leget  in  eontubemio  suo  fiUum  habere 
posset,  in  legione  nUlitem  feeit,    Suet.  Caes.  42. 

8)  Cic.  Verr.  II,  2,  27,  66:  {^Verres  dixU  se)  iudieem  de  sua  cohorie  daturum. 

9)  Suet.  Cal.  19. 

10)  luvenal.  8,  127. 

11)  Cic.  Verf.  II,  1,  14,  36:  dedi  stipendio,  frumento,  Ugati»,  pro  quaestore, 
cohorU  praetoriae  HS  miüe  sexcenta  triginta  quinqtte  milia. 

12)  S.  hierüber  den  Abschn.  aber  das  Militarwesen.  Paul.  Diac.  p.  223  Müll.  : 
praetoria  cohors  est  dieta,  quod  a  praeiore  non  diseedebat.  Seipio  entm  Afrieanus 
primus  fortiasimum  quemque  düegtt,  qui  ab  eo  in  beUo  non  diseederent  et  cetero 
munere  miliUae  vaearenl  et  sesquiplex  sUpendium  euidperent. 

13)  Cic.  od  (?./>.  1,  1,  4,  12:  quos  vero  aut  ex  domestieia  eonvietiontbua  out 
I                                   ex  necesaariia  appariUonibus  teeum  esse  voUüsU  y    qui  quasi  ex  cohorU  praetoria 

appeüari  solent,   horum  non  modo  facta  j  sed  etiam  dicta   omnia  praeaUmda  no- 
bia  sunt. 


—    393    — 

inililärischc  cohortes  pixiet^riue  halte  ^) ,  und  Soldaten  und  Offi- 
cu*re  überhaupt  nicht  zu  den  comites  gehören.  Die  comües  wer- 
den zwar  vom  Statthalter  selbst  gew^hlt^),  welcher  die  Verantwort- 
lichkeit für  sie  übernimmt  3),  indessen  dem  Senat  namhaft  ge- 
macht^), auf  Staatskosten  unterhalten  und  in  der  Kaiserzeit  fest 
besoldet*"^),  weshalb  über  ihre  Zahl  der  Senat  sich  die  Entschei- 
dung vorbehielte^}.  Zu  den  comites  kam  zweitens  ein  zahlreiches 
Personal  von  Subaltembeamten  und  Amtsdienom  [apparitores)yAppm^iotM. 
welche  alle  Gehalt  erhielten,  nämlich  scribae,  iictoreSy  accensiy 
nomenclatores,  viatores,  tabeUarit,  praecones,  pullarti,  victimarii^ 
hamspices,  medici,  wtetyreles  und  archiUcli')  und  drittens  die  ||^»j^^i^c>»« 
Freigelassenen  und  Sciaven,  welche  der  Statthalter  für  die 
Besorgung  seiner  Privatangelegenheiten  und  seine  Bedienung 
brauchte^)  und  welche  zur  Gehörte  nicht  gerechnet  werden^). 
Dass  dem  Proconsul  oder  Propriltor  seine  Frau  in  die  Provinz 
folgte,  war  zur  Zeit  der  Republik  ungesetzlich'^'),  da  man  die 
weibliche  Begleitung  für  eine  Last  der  Provinz  und  ein  Hinder- 

1 )  Cic.  ad  fam.  lö,  4,  7. 

2)  Als  Froiito  um  15Ö  n.  Chr.  dts  Proconsulat  von  Asien  übernebmeii  sollte, 
schreibt  er  tp.  tid  Anton.  Pkan  8  p.  169  Naber:  po$i  Ula  quaecmnque  ad  in- 
aifuendam  pfovineiam  adtinertnt^  quo  faeilius  a  me  tania  negoUa  p»  amieorwn 
eopia»  obwenUWf  sedulo  ptaeparavi,  Vropmquos  et  amieo$  meo«,  quorum  fidem  €t 
integritatem  cognoveramy  domo  aecivi,  Alexandriam  ad  famüiates  meo$  acripai,  ut 
Athenas  fettinartntj  ^ique  me  operifentur  ^  iUgue  graeearum  epistulofum  cttram 
äoetitsimu  virie  detuU.  Ex  CiUcia  etiam  gpUndido»  viros,  quod  magna  mihi  in  ea 
previncia  imdeofum  copia  ett^  —  uf  venkrent^  hortatiu»  «um.  Ex  Mawetania  quoque 
vimmn  amantissimum  mihique  mutuo  earum  lulium  Stnem  ad  me  voeavi^  cmus 
non  modo  ftde  ei  diligentia  ^  $ed  etiam  militari  induatria  circa  quaerendoa  et  eofi- 
tinendoM  latrones  adiuvarer. 

3)  Cic.  ad  (J.  fr.  i  ^  i  ,  A  y  12.  Cato  Or.  de  aumptu  8uo  p.  37  Jordan : 
nunquam  ego  argentum  pro  vino  eongiario  inier  apparitores  atque  amieo»  meo» 
ditdidi  atque  eo$  malo  publieo  divite»  feei.  Dig.  48,  11,  1  pr.;  48,  11,  5;  12, 
1,  33. 

4)  Dig.  4,  6,  32:  comites  legatoruimf  qui  ad  aerarium  delati  aut  in  eom- 
mentarium  principi»  reUtti  aunt. 

5)  Dig.  1 ,  22,  4 :  diem  fkmcto  legaio  Caesaris  salariwn  comiUbw  residui  tem- 
pori»,  quod  a  tegaUe  praeetitutum  eat,  dehetur. 

6)  Dig.  27,  1,  41,  2:  eorum  qui  reipublicae  cauta  abtunty  comites  qui  sunt 
inl/ra  statuium  mtmerum  —  exeusantur. 

T)  S.  Momnuen  Staatsrecht  1,  2ö0— 293. 

8)  Cicero  hatte  bei  sich  seinen  Freigelassenen  Tiru ,  einen  Sciaven  M.  Tul- 
lius,  den  er  als  Secretar  brauchte,  und  noch  andere  Sciaven.  Uartung  De  pro- 
eon9ul4itu  (^eefonis,  p.  27. 

9)  Auch  die  apparitores  gehören  zu  derselben  nicht  eigentlich  und  Cic.  sagt 
daher  pr.  Rab.  }'ost.  6,  13 :  ui  <ri'6uni,  ut  prutfecii^  ui  «criboc,  ui  comitea  omnium 
magistraiuum  lege  hae  tenerentm. 

10)  Seneca  eontr.  d,  25  p.  251  Boniaii  ^  400  Kiesaling. 


—     394     — 

niss  ini  Kriege  biell^;;  unter  den  Kaisern  wurde  es  unter  Ver- 
antwortlichkeit des  Mannes'^)  gestattet^). 

AnsKo«.  Mit   diesem  Gefolge  hielt  der  Statthaiter,    Dachdem    er   die 

vorgeschriebenen  Opfer  auf  dem  Capiioi  gebracht  und  Gelttbde 
gethan  hatte  (uolis  nuncupatä) ,  angetban  mit  dem  purpurnen 
Kriegskleide  (paludumenäim)  *)  unter  Vortritt  der  mit  dem  sagu- 
tum  bekleideten  Lictoren^)  seinen  Auszug  sofort  nach  der  £r-^ 
theilung  des  Imperium  ^  da  dasselbe  nur  ausserhalb  der  Tbore 
Borns  gUlüg  war  und  durch  den  Aufeulhalt  in  der  Stadl  verloreii 
gegangen  wSre^^j.  wie  denn  auch  bei  der  Rückkehr  die  insignia 
imperii  am  Thore  Roms  abgelegt  wurden  ?),  insofern  nicht  ein 
besonderer   Volksbeschluss    das   Einziehen    mit    denselben    zum 

K«ist.  Zwecke  des  Triumphes  gestattete^].  Die  Reise  geschah  auf  einem 
bestimmten  Wege**^);  Fuhrwerk  oder  Schiffe  wurden  theils  vom 
Staate  theils  von  den  Provinzen,  durch  welche,  der  Weg  ging, 
gestellt  1");   die  Lieferungen  der  letzteren  für  diesen  Zweck  waren 

1)  T*c.  Arm.  3,  33. 

2)  Digest.  1,  16,  4  S  2. 

3)  Suet.  Oct.  24.  GermanicuB  hatte  die  Agrippina  immer  bei  aich;  auch 
Plinius  war  in  Bithyiiiea  mit  seiner  Fran  (PUn.  ep,  10,  120.  121),  ebenso  die 
Präfecten  von  Aegypten  (^Letronne  Recueil  II  n.  331),  die  Procuratoren  von 
Indaea  (Matth.  Evang,  27,  19.  Act.  Apost.  24,  24).  Alexander  Severos  ver- 
bot es  aufs  Neue,  Lampr.  AI.  Sev.  42.  £iu  Beispiel  aus  uachconstontinucher 
Zeit  s.  AcUi  Mcurtymm  ed.  Ruinart  p.  596. 

4)  Liv.  42,  49 :  votia  in  CapüoUo  nuncupatu  paludatiu$  ab  urbe  est  proftetus. 
21,  63;  25,  16;  31,  14;  35,  3;  37,  4;  40,  26;  41,  14;  42,  27;  45,  39.  Cae«. 
B.  C.  1.  6.  Cic,  in  Piion.  13,  31.  ad  AU.  4,  13.  ad  fam.  15,  17.  Plin.  pa- 
neg.  56.  üeber  das  paludamentum  Val.  Max.  1,  6,  11 :  ducturus  erat  (Crassus)  a 
CarrU  advemu  Parthoa  exereitum.  Ei  puUum  traditum  est  patudamentwn  y  cum 
in  proelium  exeuntibua  album  aut  purpureum  dari  aoierei.  Purpurfarbig  nennt 
das  paludammium  auch  Plin.  .V.  M.  22,  2,  3.  SlHus  IUI.  17,  396.  Isidor.  Orig. 
19,  24,  9.   Caes.  B.  O,  7,  88.    Ferrarius  De  re  vestiaria  vett,  2,  3,  5. 

Ö)  Silius  Ital.  9,  419.  Cic.  in  Pison.  23,  55:  togulae  lictoribus  ad  partatn 
praesto  fuerunt :  quibus  iUi  aecepti».  aagula  reieeerunt.  Yarro  de  L.  L.  7,  37 : 
ideo  ad  bellum  quom  exit  imperator  ac  lictores  mutarunt  veatem  et  signa  incinue- 
runt^  paludatua  dicitur  profieisci. 

6)  Ulpian.  Dig.  1,  16,  16:  proconsul  portam  Bomae  ingressus  deponit  im- 
perium.    Cic.  Verr.  acc.  5,   13,  34. 

7)  Cic.  in  Pison,  23,  55.  ad  fam.  1,  9,  25.  Appian.  B.  C.  1,  80.  Dio  Cass, 
53,  13. 

8)  Die  Statthalter  blieben  deshalb  zuweilen  ad  urbem  (Pseudö-Ascon.  p.  147 
Or.)  oder  extra  poriam  (Cic.  ad  Att.  1,  1,  5),  um  die  Krlaubniss  zum  Triumph 
abzuwarten.  LucuUus  verweilte  nach  seiner  Ufickkehr  aus  Asien  drei  Jahre  vor 
der  iStadt,  bis  ihm  der  Triumph  bewilligt  wurde.    Drumann  4  ö.  161  1'. 

9)  Cic.  m  Vaiin.  5,  12:  quum  iUud  iter  Hispaniense  pedibua  fere  eonfici 
soUat^  autj  si  quis  navigare  velit,  eerta  sit  ratio  navigandi^  venerisne  in  Sieiliam 
atque  inde  in  Africam. 

10)  Bei  der  Proscriptiou  der  Triumvirn  42  flieht  Pomponius,   als  Prätor  an> 
gekleidet  (Appian.  B.  C.  4,  4;)):   xot  napa  -zw  ituAau  öxT^fAfttoiv  t(  ^(Jiostmv 


—     3«5     -^ 

gesetzlich  normiri  ^) .  Mit  dem  tage  der  Ankunft  in  der  Provinz, 
welche  der  Stalthalter  an  einem  bestimmten  OHe  zu  betreten 
pflegte  *''),  begann  das  Verwaltungsjahr  und  schloss  mit  demsel-  Antritt. 
ben.  Dieser  Tag  scheint  aber  sehr  verschieden  gewesen  zu  sein 
-nach  der  Entfernung  der  Provinz  und  der  Schwierigkeit  der  Reise. 
Cicero  verliess  Rom  Anfangs  Mai^),  kam  in  Giiicien  nach  drei- 
monatlicher Reise  am  3i.  Juli  an,  und  am  30.  Juli  des  folgenden 
Jahres  schloss  er  seine  Amtsthätigkeit^),  Plinius  traf  erst  am 
47.  September  in  Bithynien^),  Agricola  mitten  im  Sommer  in 
Britannien  em^);  und  da  auch  unter  den  Kaisern  die  Procon- 
suln?)  vor  der  Abreise  in  Rom  und  Italien  oft  mit  der  Anord- 
nung ihrer  Angelegenheiten  noch  lange  Zeit  zubrauhten  ^) ,  so 
verordnete  Tiberius,  dass  sie  vor  dem  4.  Juni^},  Claudius  aber, 
dass  sie  vor  dem  4.  April  aufbrechen  sollten  ^<)). 

iici^,  nun  TTjV  IxaXla'rf  ^iiibSeuev  —  p^XP^  ^^  ot){i.oo(a  Tpiil^pei  dUicXcuoc  %ph^ 
ixehios  (tov  nojjtTiVjiov).  Vor  dem  Jahre  ool  =  173  reiste«  römische  Beamte  ganz 
auf  Staatskosten.  Liv.  42,  1:  ante  hunc  eofuuUm  (L.  Postnmium)  nemo  un- 
quam  toetis  in  tiUa  re  oneri  out  sunUui  ftUt,  id#o  ma(fistratu»  muUa  tabmnaeu- 
luqtifC  et  omni  cdio  inattitmento  miUtari  omabantur,  ne  quid  taU  imperarent  soeiis, 
privaia  hoapitia  hahebant.  —  —  Legati,  qtU  repente  aliquo  mittereniiMr ,  aingtüa 
iumenla  per  oppida,  iter  qua  fadundum  erat,  imperabont:  aiiam  impeneam  »oeii 
in  magisiratus  Romanos  non  faciebant.  Cic.  Verr.  II,  5,  18,  45 :  quid  emm  tibi 
noüi?  qui  si  quo  publice  yrofteiaceria,  praeeidU  et  vecturae  eauia  ntmtu  ptAtico 
navigia  praebentur.  Cicero  fahr  nach  Cilicien  auf  rhodischen  Schiffen,  ad  Att, 
5,  13;  6,  8. 

1)  Namentlich  durch  die  lex  lulia  de  provineiia,  Cic.  ad  Att.  5.  10,  2;  5,  16, 
3;  5,  21,  5.   in  Pison.  37,  90. 

2)  ülpian.  Dig.  1,  16,  4  $  o:  in  ingrestu  etiam  hoc  tum  (^proconsulem') 
oportet j  ut  per  eam  partem  provineiam  ingrediatur ,  per  quam  ingredi  moria  e»t, 
et  quoB  Oraeci  iTCi^fxia;  appellant  sive  xaxaitXouv,  obaervare,  in  quam  prlmum 
civitatem  veräat  vtl  appLieet ;  magni  enim  faeiunt  provirheiates,  aervari  aibi  consue- 
tudinem  iatam  et  kuiuamodi  praeroyativaa.  Quaedam  provineiae  etiam  hoc  habenti 
ut  per  mare  in  eaa  proeoneul  veniat,  ut  Aaia  aeilieet ;  usque  adeo ,  ut  imperator 
noster  Antoninua  Auguatua  ad  deaideria  Aaianorum  reaeripaerit,  proeonauU  neceaai- 
totem  impoaitam  per  mare  Aaiam  applieare,  xülX  toon  (A'r2Tpoir6Xca>v  *Fi^e90v  prknam 
attingere.    Cic.  ad  Att.  5,  ib,  1. 

3)  Cic.   ad  AU.  0,  3. 

4)  Cic.  ad  Att.  ö,   lö.    Dnimaiin  U,  121.   17i). 

5)  Plin.  ep.  10,  17A. 

6)  media  iam  aeatate^    Tac.  Agr.  18. 

7)  Auf  die  legati  der  kaiserlichen  Provinzen  bezieht  sich  dies  nicht,  da  diese 
als  Offleiere  sogleich  nach  dem  Befehl  abgingen,  Mommsen  Hermes  3;  81. 

8)  Auch  Cicero  ging  nach  seiner  Abreise  von  Rom  zuerst  auf  seine  Güter 
und  nahm  Abschied  von  seinen  Freunden,  Dnimann  6,  116. 

9)  Dio  Cass.  57,  14:  iicct^  tc  o*jyvoI  tAv  xd  Idw^  xXTjpoufjtiveBv  inX  iroX6 
In  t£  ttq  'PAh"-!)  **^  ^  ^  Xoittiq  iTaXia  iv^SilTpi^ov ,  Aorc  touc  irpodpSrvrac 
a'jTÄN  irapÄ  to  xa<^£OnptÄ?  ypo^iftw»  ixiKvjoi  a^tmv  dvröc  xfj«  toO  'louvtou  vou- 
(At)v(ac  dl(pop]jiäadae. 

10)  DIo  Cass.  60,  11:   «atiSetSt  hk  xii  trfdc,  to6c  tc  xXinpeiTou«  dl[p)rovTac 
lipo  'zffi  ToO  'ArpiXlov  voo{ay]n(«c,   intt^i^itep  ^iti  )coX6  iv  ttp  avrct  ivf^p^iCov, 


/ 


—     3«6     — 

AmteKawaii.  In  deoi  Siatlhalfccr   ist   die  ganze  Regierungagewali  über  die 

Provinz  vereinigt ;  zuerst  der  Oberbefehl  über  die  in  der  Provinz 
stehenden  Truppen ,  welcher  ihm  durch  die  lex  curiata  ertbeilt 
ist,  so  wie  das  Recht,  Aushebungen  sowohl  von  romischen  Bür- 
gern als  von  Provincialen  anzustellen  ^) ,  und  die  Mittel  zum 
Kriege  zu  requiriren  2),  sodann  die  Jurisdiction  in  Criminal—  und 
Givilsacben,  die  erstere  mit  dem  Rechte  über  Leben  und  Tod, 
von  welchem  nur  römischen  Bürgern  Provocation  zusteht'),  die 
letztere  nach  den  Bestimmungen,  welche  theils  die  lex  pf*ovm- 
ciae^  theils  das  Edict,  welches  er  selbst  vor  seinem  Amtsantritt 
bekannt  zu  machen  pflegte^),  theils  die  einheimischen  Gesetze 
der  Gommunen,  insofern  deren  Fortbesteben  entweder  durcb  die 
Constitution  der  Provinz  oder  durch  das  Edict  gewährleistet  ^^ar, 
festsetzten.  Als  Cicero  Cilicien  übernahm,  brachte  er  ein  Edict 
mit,  das  er  in  Rom^)  mit  Benutzung  des  im  J.  637  =  417  von 
Q.  Mucius  Scaevola  für  Asien  erlassenen  Edictes^)  verfasst  hattet), 
und  das  nur  diejenigen  Bestimmungen  enthielt,  welche  die  eigen- 
thümlichen  Verhältnisse  der  Provinz  nöthig  machten;  denn  in 
allen  übrigen  Puncien  verhiess  er,  das  städtische  Edict  bei  sei- 
nen Entscheidungen  zu  Grunde  zu  legen  ^).  Die  erwähnten  Be- 
Stimmungen   beziehen   sich  im  Wesentlichen  auf  die  Vermögens- 


^«popudo^i.  Wenn  Borghesi  Oeuvre«  i,  489,  deoi  auch  Mommsen  UermeB  2,  110; 
3,  oj  folgt,  die  Regel  aufstellt,  dass  das  Proconsularjahr  in  der  Kaiserzeit  vom 
1.  Juni  bis  31.. März  gerechnet  wurde,  so  ist  dabei  einmal  die  zweite  augeführte 
Stelle  des  Dio  Cassius  übersehen  und  sodann  nicht  in  Erwägung  gezogen,  dass 
Diu  nur  von  dem  Termin  der  Abreise  aus  Rom  redet,  das  proconsularische 
Amtsjahr  aber ,  wie  man  aus  Ciceros  Verwaltung  von  Cilicien  mit  Bestimmtheit 
ersieht,  mit  dem  Tage  der  Ankunft  in  der  Provinz  beginnt.  Vgl.  Urlichs  Com- 
ment.  de  vita  et  honoribus  Agricolae,    Wirceburgi  1868.  4  p.   12. 

1)  Cic.  ad  AU.  5,   18,  2.    ad  fam.  15,   1,  5. 
2^  Cic.    Verr.  11,  5,  17,  43.    pr.  Flacc.  12,  27. 

3j  Cic.  Verr.  II,  5,  54.  Aus  späterer  Zeit  vgl.  das  Beispiel  des  Apostel  Pan- 
lus,  Act.  Ap.  22,  25  ff.;  25,  10;  26,  32. 

4)  Rudorlf  Rom.  Rechtsgesch.  1  %  60.  Bethmann-floUweg  Der  röm.  Civil- 
process  2  S  60.    Dig.  1,  16,  4  $  4. 

5)  Cic.  ad  fam.  3,  8,  4. 

6)  Cic.  ad  AU.  6,  1,  15. 

7)  Gut  handelt  hierüber  C.  liartung  De  proconsulatu  Ciceronig  p.  34  ü. 

8)  Cic.  ad  AU.  6,  1,  15:  breve  autem  edietum  est  propter  hone  nwan  outi- 
p6Q(v,  quod  duobw  generibuB  edicerukun  putavi :  quorum  unum  ett  provineiaUf  m  quo 
est  de  raiiorübua  eivitatum,  de  aere  alieno,  de  usum,  de  »yngraphis,  in  co<Um 
omnia  de  publieani»;  alterum^  quod  »ine  edicto  «atis  commode  transigi  non  pO' 
tesly  de  herediUUum  possessionibus^  de  bonis  postidendi»^  magistris  faeiundi»,  vtn- 
dendiSy  qtuie  ex  edido  et  postutari  et  fieri  9olent.  Terlium,  de  reUquo  iure  df^pa^pov 
reUqui,    Dixi  me  de  eo  genere  mea  decreta  ad  edieta  urbana  aoeommodaiiurwn. 


—     3«7     — 

verbültnisse  der  Cummunen  und  Privaten^),  sie  reguliren  erstens 
den  Aosgabeetat,  die  Rechnungsablegung,  die  Schuld verbSUnisse 
der  Communen,  den  Zinsfuss  und  das  Rechtsverhttltniss  zu  den 
publicanij  zweitens  in  privatreohdicher  Beziehung  die  bonorum 
possessio^ j  das  Concursverfahren ^)  und  die  Gttterveräusseriing 
für  den  Fall  der  Zablungsunftthigkeit,  wahrend  alle  andern  Gi- 
vilprocesae  der  Provincialen  vor  die  städtischen  Richter  kamen 
und  nach  den  eigenen  Gesetzen  der  Communen  entschieden  wur- 
den^). Unter  den  Kaisern  giebi  es  ein  edictum  provindale,  zu 
welchem  Gaius  einen  Gommentar  geschrieben  hat,  und  man  nimmt 
gewöhnlieh  an,  dass  dieses  für  den  gemeinschaftlichen  Gebrauch 
in  allen  Provinzen  redigirt  worden  sei  und  besondere  Edicte  über- 
flüssig gemacht  habe^).  Was  endlich  die  Verwaltung  des  Pro- 
oonsuls  betrifil,  so  werden  wir,  um  die^  Schwierigkeit  derselbe» 
zu  beurtheilen,  auf  die  allgemeinen  Zustände  der  Provinzen  in 
der  Zeit  der  Republik  etwas  näher  eingehn  müssen. 

Das  Verhäliniss,  in  welchem  nach  dem  romischen  Staats- ^^■^■^^  ^^>' 
rechte  der  popiUus  Romanus  zu  den  Provinzen  stand,  ist  ini "^^'ou»**^ 
Grossen  dasselbe,  welches  wir  im  Kleinen  zwischen  den  Muni- 
cipien  oder  Colonien  und  den  ihnen  attribuirten  agrt  fructuaiii^) 
nachgewiesen  haben;  die  Provinzen  sind  praedia  des  römischen 
Volkes,  ihre  Bedeutung  für  den  Staat  liegt  ausschliesslich  in  den 
Revenuen,  die  sie  demselben  gewähren  ?).  Von  diesem  Gesichts- 
punct  aus  ist  das  Wohl  oder  Wehe  der  Personen,  welche  die 
Bevölkerung  der  Provinz  ausmachen,  ein  für  die  Regierung  gar 
nicht  in  Betracht  kommender  Gegenstand;  die  Entwiekelung  und 
Erhaltung  der  materiellen  Zustände  des  Landes  aber  eine  wich- 
tige Rücksicht.     Die  ROmer  haben  daher  nie  Bedenken  getragen, 

1)  Vieeto  sagt  selbst  ad  fam,  3 ,  8 ,  4 :  dtiigtrUUahne  siviptum  eaput  e»iy 
quod  pHÜnet  ad  tniimendos  tuniptus  eivitatttm. 

2)  Boecking  Römigches  Privatrecht,  Renn  1862.  8  S.  262  ff.  Leist  Die  ho- 
nonofum  positssiOy  Oöttüigen  1844.  8. 

3)  Hieranf  bezieht  sich  der  Ausdruck  mayiHro$  faeere,  r.  Walter  G.  d. 
Rom.  Rechts  $  754. 

4)  Cic.  ad  AU.  6.  1,  15. 

5)  Walter  G.  d.  Rom.  Rechts  ^  440.  Bethmanii-HoUweg  Rom.  C'ivilprocesd 
2,  83  Anm.  i9.  Hnschke  lieber  den  zur  Zeit  der  Geburt  Jesu  Christi  gehalte- 
nen CensuSf  Breslau  1840.  8  S.  22  und  iMritpr,  Aniehutin.  p.  77.  Anderer  An- 
sicht ist  Mommsen:  Gaius  ein  Provinoialjurist,  in  Bekker  and  Muther  Jahrbuch 
des  gemeinen  deutschen  Rechta  Bd«  3  8.  1 — 15. 

6)  Den  Aasdiock  braucht  Cic.  ad  fam,  8,  9,  4. 
1)  S.  oben  Seite  340. 


—     3«8     — 

die  fiinwohneracbaft  ganzer  Lander  entweder  geradesu  auszu- 
rotten i),  oder  in  andere  Gegenden  überzusiedeln,  oder  den  här- 
testen Bedingungen  zu  unterwerfen;  aber  um  die  Länder,  wenn 
sie  sie  einmal  in  Besitz  genommen  halten,  was  bei  geringer  Aus- 
sidit  auf  Vortheil  zuweil«!  auch  verschmäht  wurdet,  haben 
sie  durch  Beförderung  der  Bodencultur,  durch  Ansieddungen^ 
Wegebauten  und  Erttfihung  von  Handelsverbindungen  für  den 
Absatz  der  gewonnenen  Produete  sich  zuweilen  in  hohem  Grade 
verdient  gemacht^),  und  überall  den  Grundsatz  einer  verständi- 
gen Staatswirthscfaaft  aufgestellt,  durch  eine  regelmässige  Ver- 
waltung und  einen  wenn  auch  hohen,  so  doch  nicht  auf  das 
Extrem  getriebenen  Steuersatz  einer  Erschlfpfung  des  Landes 
vorzubeugen,  welche  voraussichtlich  einen  zeitweisen  Ausfall  in 
dem  Ertrage  der  Provinz  zur  Folge  gehabt  haben  würde.  Auch 
in  den  roannichfachen  Gesetzen,  welche  über  die  Administration 
der  Provinzen  und  gegen  Erpressungen  in  denselben  gegeben 
sind^),  seheint  mehr  die  Besorgniss  vor  dem  Ruin  des  materiellen 
Wohlstandes  der  Provinzen  als  die  Humanitätsrttcksicht,  welche 
Cicero  in  rhetorischer  Weise  hervorhebt^),  das  Motiv  zu  sein, 
obgleich  nicht  zu  leugnen  ist,  dass  die  Durchführung  dieses  rich- 
tigen staatswirthschaftlichen  Principe  das  einzige  war,  waa  die 
trostlose  Lage  der  Provincialen  einigermaassen  erleichtem  konnte. 
Allein  die  Durchführung  des  Princips  war  unmöglich.  Die  Ri>- 
mer  nämlich,  welche  entweder  als  Beamte  oder  in  ihrem  eigenen 
Interesse  in  den  Provinzen  beschäftigt  waren,  theiiten  zwar  die 
Ueberzeugung  von  dem  Satze,  dass  die  Provinzen  für  das  römi- 
sche Volk   nur  des  Ertrages  wegen  vorhanden  seien;    indem  sie 

1)  Beispiele  linden  sich  in  der  ganzen  römischen  Geschichte.  Ueber  Cartha- 
g(M  Schicksal  s.  S.  31Ö.  Cäsar  verkaufte  53,000  Adnatici  auf  einmal.  Dnunann 
3  S.  231.  Ueber  Xiberius  Verfahren  in  Pannonien  s.  S.  137.  Von  Pompeins 
Siegen  sagt  Cicero  dt  prov»  cons.  12,  31 :  nttUa  gtns  e»if  ftioe  non  aui  ita  «ufr- 
UUa  stf ,  ui  vix  ex$t€t :  out  ita  domitaj  ut  quusoal :  aut  ita  pacata,  ut  vittoria 
nottra  imperioque  laetetur. 

2)  So  unter  Augustus  bei  Britannien)  Strabo  4  p.  201.  Appian.  praef.  7  : 
iSkoK  Te  Ol'  cü^ouXiav  "rd  xpdfTiora  yi);  xal  ^a>.aoot)c  lyovtfi«  aiS^etv  iftIXouoi 
(AdXXov,  7^  T^v  d^x^i"^  U  dhtetpON  ixcp^peiv  inl  ßapßapa  Iftvi^  :reviypd  xod  dxsp^-^. 
«V  t^fb  Tivac  £i5ov  t*  'P<6fiTn  TrpeaÖeuopivouc  te  aal  otS6vToc  eouTou;  yrt;xoo'JC 
thai,  imlI  O'j  f^E^pirvo'v  ßafft/ia  dvopoc  ou5ev  a6t(|>  ypTioCpiouc  £boptivot>c. 

3)  Strabo  2  p.  127. 

A)  ISs  sind:  die  l€X  Calpumia  005 6=149;  Itx  Jutäa,  lex  Acilia^  lex  Servitia 
Olaueiae,  die  ungenannte  lex  rep,  von  632  s  122  (C.  /.  L.  1  n.  198),  von 
Klenze  ohne  Grund  ServUia  genannt,  die  lex  Cornelia  und  die  lex  Itdia  von 
695b59.  8.  Hudorff  B.  Reehtsgesch.  1  $  31. 

5)  Cic.  div,  in  Caeeii.  ö,  17;  20,  6ö.    Vert.  11,  2,  6,  15. 


—     399     — 

aber  sieh  selbst  als  die  nficbsten  Repräsentanten  des  Volks  be- 
trachteten, nahmen  sie  diesen  Ertrag  zunElchst  für  sich  persönlich 
in  Anspruch;  der  zweite  Satz,  durch  eine  massige  Benutzung 
des  Ertrages  der  Zukunft  Rechnung  zu  tragen,  konnte  bei  ihrem 
nur  kurzen  Aufenthalt  in  der  Provinz  für  sie  ebensowenig  be- 
stimmend sein,  als  er  fttr  einen  Pächter  maassgebend  sein  wttrde, 
welcher  das  von  ihm  verwaltete  Gut  im  nächsten  Jahre  einem 
andern  zu  Überliefern  hat.  Mit  dem  Aufgeben  dieser  Staats-  \ 
wirthschaftlichen  Rücksicht  waren  die  Provinzen  einer  dauernden 
Plünderung  preisgegeben.  Die  Rdmer^  welche  sich  in  den  Pro- 
vinzen aufhielten,  .bestanden  aus  drei  Classen,  dem  Statthalter 
und  seinem  Gefolge,  den  Pächtern  der  Abgaben  {pftblicam}  und 
den  Banquiers  (negaUeUiores) .  Dem  ersten  war  zwar  speciell  vor- 
gieschrieben ,  was  er  von  den  Provincialen  sich  liefern  lassen 
durfte;  ihm  war  verboten  zu  kaufen i),  Geschenke  zu  nehmen'*^) 
und  sich  Gefälligkeiten  erweisen  zu  lassen  3);  allein  die  Kosten 
der  Bewerbung  um  die  Prätur  oder  das  Consulat,  welche  selten 
ohne  Bestechung  erfolgte,  die  Bestreitung  der  Spiele  während 
der  slädtischen  Aemter,  die  ausserdem  durch  ungemessenen  Auf- 
wand herbeigeführte  Verschuldung  der  meisten  Optimaien,  end- 
lich die  Aussiebt  auf  einen  Repetundenprocess,  bei  welchem 
wiederum  Bestechung  durch  erhebliche  Summen  versucht  werden 
rausste^],  führten  für  den  Statthalter,  abgesehen  von  der  Ge- 
wissenlosigkeit, welche  in  der  spSIteren  NobiliUft  allgemein  war, 
gewöhnlich  die  Noth wendigkeit  herbei,  mit  allen  ihm  zustehen- 
den Mitteln  in  der  Provinz  sich  für  die  Vergangenheit  schadlos  ^ 
zu  halten  und  für  die  Zukunft  zu  sichern.  In  dieser  Beziehung 
war  die  einjährige  Verwaltung  für  die  Provinz  ein  doppeltes  Un- 
glück, da  die  Erpressung  in  kürzester  Zeit  verübt  werden  musste, 
und  mit  jedem  Jahre  eine  neue  begaun^j.     Die  einzige  Hülfe 


i)  Clc.    Verr.  11,  4,  5,  9.  10. 

2)  Cic.  dt  Ug.  3,  4,  11.  Unrer  den  Kaisem  war  das  Annehmen  von  Ge- 
schenken bis  zu  einer  gewissen  Snmme  gestattet/  Digest.  48,  11,  6.  8,  ujui 
von  jeher  war  ein  Beitrag  für  den  etwaigen  Triumph ,  aunan  coronarium  (Cic. 
m  Pison.  37,  90)  gestattet. 

3)  Digest.  1,  16,  4  pr. 

4)  Clc.  Verr.  I,  14,  40. 

6)  Eine  der  gewöhnlichsten  Avten  des  quatätui  war  der  Wveher,  den  der 
SUtthaltei  selbst  imd  seine  Begleitung  trieb.  Dig.  12,  1,  83:  itrifteipalihw  eon^ 
aUktUtmßnu  eavtkut,  ne  Ai,  qui  provindam  regmU  quivt  circa  cos  svnl,  mgemim" 
tur  tnutuamo€  petuniam  dtnt  faemume  exerteaut. 


—     400     — 

gegen  dieselbe  war  anfänglich  eine  Beschwerde  bei  dem  Senal, 
die  indessen  selten  Erfolg  haben  mochte;  seit  605=449  war 
durch  die  Repeiundengesetze  wenigstens  ein  Rechtsweg  für  die 
Klagen  der  Provincialen  eröffnet;  allein  auch  diese  waren  durch 
einen  patronns  aneustellen  i),  welcher  der  römischen  Nd>ililät 
anzugehören  pfl^te;  die  Klage  selbst  verursachte  neue  Kosten 
durdi  Äbsendung  von  Gesandtschaften  und  Zeugen,  und  es  war 
von  der  Zusammensetzung  des  Geschwornengerichtes  abhängig, 
ob  trotz  der  zu  erwartenden  Bestechungen,  trotz  der  Hindemisse, 
welche  die  römisch^i,  in  städtischen  Aemtem  befindlichen  Opti- 
maten  und  der  Nachfolger  des  angeklagten  Statthalters  in  d^ 
Provinz  durch  Abmahnen  und  Zurückhalten  der  Abgeordneten 
und  Zeugen  in  den  Weg  legten  2),  ein  günstiger  Erfolg  des  Pro- 
cesses  zu  erwarten  war.  Neben  der  Nobilität,  welche  sich  zur 
Ausbeutung  der  Provinz  der  Statthalterstellen  bediente,  trieben 
die  dem  Ritterstande  angehörigen  piMdcani  und  negotiaiores  ihr 
Geschäft,  die  einen,  indem  sie  durch  Uebervortheilung  aller  Art 
ihren  Gewinn  zu  steigern  suchten  3),  die  andern,  indem  sie  sich 
massenweise  ansiedelten^),  um  den  erschöpften  Gommunal-  und 
Privatcassen  der  Provincialen  ^)  gegen  uneriiörte  Zinsen  mit  ihren 


1)  Lex  rep,  von  632  (C.  i.  L.  I  n.  198  lin.  9.  11.  12.  Oic.  dio.  in^CaeeU. 
20,  6d  f.).  Die  meisten  Provinzen  hatten  in  Rom  patroni  aus  bestimmten  Ge- 
sehlechtern,  in  welchen  dß»  Patronat  forterbte ;  so  Slcilien  die  Marcelli  (Cic.  div. 
m  Caee.  4,  13  n.  ö.),  Cypem  die  Catones  (Cic  ad  fam.  15,  4).  Mehr  bei  Jftein 
in  Paulys  Realencycl.  5,  1247  f.  Aber  die  Sicnler  hielten  es  nicht  für  gerathen, 
sich  in  ihrem  Processe  gegen  Verres  an  die  Marcelli  zu  wenden ,  sondern  nah- 
men  des  Cicero  Hülfe  in  Anspruch.  Auch  unter  den  Kaisem  dauerten  die  pa- 
troni provinriarum  fort.   Orelli  n.  529.  3058.  3063.  3661. 

2)  Cic.  aet.  in  Verr.  I,  10.  11. 

3)  Cic.  ad  Q.  fr.  i,  11,  33  und  meine  HUt.  eqq.  Rom.  p.  18  ff.  Vgl.  Liv. 
45,  18 :  metalli  quoqtu  Macedoniei,  quod  ingena  veetigäL  ereitj  loeationesque  prait- 
diorum  rusticorum  toUi  placebat.  Nam  neque  sine  pubticano  exerceri  poMe,  et 
übi  publieanus  est^  Wi  out  ius  publicwn  vanum  <uit  lihertaiem  »oeiis  nuUam  e»fe. 
Dig.  39,  4,  12. 

4)  Ueber  die  negotiaiores  s.  Ernesti  Opuac.  philol.  et  <rit,  p.  1 — ^20  und  in 
der  Clavis  zum  Cicero.  Auch  in  Inschriften  kommen  negotiatoret^  qui  negotiantur, 
o\  TtpaifAttTeüöp-evoi  oder  Ip^aC^ixe^oi  oft  vor.  C.  1,  Gr.  n.  2053  und  die  Samm- 
lung bei  K.  Keil  Analeeta  epigr.  et  onomat,  p.  80. 

5)  Von  der  furchtbaren  Verschuldung  der  Provinzen  Hesse  sich  eine  aus- 
führliche Schilderung  geben.  Cäsar  suchte  derselben  in  Spanien  abzuhelfen 
(Drumann  3,  189).  üeber  Asien  Cic.  pr.  Flaceo  9,  20:  in  aerario  nihU  habent 
civitaiea,  nihil  in  vecUgaUbut.  Duae  rationea  eonficiendae  peetmioc,  aut  vemsra 
aut  IHbuto,  ad  Q.  fr.  1,  1,  25.  Ueber  CiUcien  Cic.  aii  fam,  3,  8,  2:  awmpim 
egeniiM^kmarum  civitatum.  In  den  asiatiBchen  Provinzen  brach  naeh  dem  letzten 
Bürgerkriege  ein  allgemeiner  Staatsbankerott  aus,  in  Folge  dessen  Augnstns  einen 
SteuererlasB  bewilligte.    Dio  Chrys.  1  p.  601  B.  und  dazu  Casaubonus. 


—     401     — 

Capitalien  zu  HoOe  zu  kommen  ^] ,  zu  welchem  Zwecke  auch  rö- 
mische Senatoren,  denen  eigene  Geschäfte  der  Art  gesetzlich  ver- 
boten waren,  ihnen  gegen  einen  Antheil  am  Gewinn  Geldsum- 
men zur  Verfügung  stellten.  Gegen  Bedrückungen  der  Publicani 
und  unerlaubten  Wucher  der  Negotiatoren  konnte  zwar  bei  dem 
Statthalter  geklagt  werden,  und  zuweilen  half  derselbe  dem  Uebel 
energisch  ab;  allein  es  war  für  ihn  persönlich  gefohrlich,  nicht 
nur  in  der  Zeit,  als  die  Ritter  im  Besitze  der  Gerichte  waren  2), 
und  die  Beleidigung  ihrer  Standesgenossen  durch  unfehlbare  Vern 
urtheilung  des  Statthalters  rttchten^),  sondern  überhaupt,  da  der 
Einfluss  der  Geldaristocratie,  welche  die  Ritter  bildeten^),  und 
das  Auftreten  der  verletzten  Personen  bei  einem  etwaigen  Re- 
petundenprocesse  für  den  Statthalter  zu  befüi'chten  war^).  Bei 
dieser  schwierigen  Lage<^)  bedurfte  es  nicht  nur  eines  redlichen, 
sondern  eines  festen  Characters,  um  die  Interessen  der  Provinz 
nicht  unbedenklich  zu  opfern ;  nur  selten  finden  sich  Beispiele, 
wie  das  des  alteren  Cato,  der  dem  Wucher  der  Rdmer  in  Sar- 
dinien entschieden  entgegentrat  7) ;  das  unentschlossene  Benehmen 

!■'''■  '       "  '  '  I  ■■■II  m  ,  .  I         ■         .      ■  I    I    I      I  .    I        I  II     I   .1        ...  I    .  . 

1)  Gic.  pr.  Foni.  1  :  referta  GalUa  negotiatorum  taty  pleno  elviuni  Roma- 
norum.  Nemo  Qallorum  ahne  Hve  Romano  qtädquam  negotii  gerit;  nummus  in 
OaUia  fmUua  »ine  eiviwn  Romanorum  talfiM»  commooetur.  Dies  dauerte  fort  un- 
ter den  Kaisern.    T&e.  Ann.  3,  40. 

2)  Cic.  acc.  in  Verr.  U,  3,  41,  94:  aniea,  quum  equeaUt  ordo  iudieairet, 
(12S--80  V.  Chr.)  hnprdbi  ei  rapacta  magiitratua  in  prootneiia  inaervidtnnt  jmhli-' 
eaniM:  omabant  eoa,  qui  in  operia  erant;  quemeunque  equitem  Romanum  in  pro- 
vincia  viderani,  beneflciia  ae  libercUitate  proaequfbaniur. 

3)  DtLS  bekannteste  Beiaptel  ist  das  des  Q.  Mueins  Scaevola,  welclier,  nach- 
dem er  in  seiner  vortrefflichen  Verwaltung  Asiens  den  Betrügereien  der  publieam 
standhaft  entgegengetreten  war,  dnroh  die  aus  equitea  bestehenden  Richter  ver- 
urtheüt  wurde.  Diodor.  exe.  p.  610  Wess.  Yol.  lY  p.  152  Dind.  und  über  den 
ganzen  Gegenstand  meine  Hiat.  eqq.  Rom.  p.  28—36. 

4)  Appian.  B.  C.  2,  13.    Cic.  pr.  PUme.  9. 

5)  Der  Hauptgrund,  warum  Asien  an  Mithridates  abfiel,  lag  in  den  un- 
menschlichen Bedrückungen  der  Publicani.  Plut.  Lueuii.  7,  20:  tP;^  InapyCav 
dtppmot  xal  dirtoroi  SuoTüvtai  xaTCt^ov,  Inzh  t»v  TeXmvdtv  %a\  x&v  ^avctoräw 
?:opvou(A£yi]y  «al  dv^poico^tCofi^vr^v ,  itinpdaxctv  ihi<(,  piiv  utou;  euitpcnelc,  ^"ja- 
xi^oQ  Tc  icapdivouc,  ^|Aoatqi  5^  dva^uora,  fpacpoc,  Uoo6c  ^vSptdhrrac  dvocpia- 
Cofiivnv'  ouTot^  TS  x^Xo^  (Jiev  -^v  ;cpocvfro(;  jcvofxf^ou  oouXcjetv.  Als  Lucnllus 
diesem  Elende  abzuhelfen  versuchte,  zog  er  sich  den  Hass  der  Publicani  zu, 
welche  ihm  hernach  in  Rom  auf  alle  Art  entgegentraten.  Drumaun  4,  140. 
Andere  Beispiele  s.  Hiti,  eqq.  Rom,  p.  20. 

6)  Cic.  od  (^.  /V.  1,  1,  11  S  33:  Ula  eauaa  pubU^anorum  quanian  aeet'- 
Uiatem  afferat  »oeii»y  inielleximua  ex  dvilnuy  qui  nuper  in  portorUa  ItaUae  toi- 
lendia  non  tarn  de  portorio,  quam  de  nonnuUia  iniuriia  porUtorum  querebantur, 
Quare  non  igfyorOy  quid  aoeiiß  aeddai  in  ulUmia  terris,  cum  audierim  in  Italia 
querelas  civium.  Hie  te  ita  veraatij  ut  et  publieania  aaUafaeiaa  —  et  aoeioa  per^ 
ire  non  ainaa^  divinae  euiuadam  virtuäa  eaa^  videUar, 

7j  Liv.  32,  7.  8.  27.    Plut.  Cot.  m.  6.    Nepos  Cal.  1. 

Bön.  Altaiih.  IV.  26 


—     402     — 

Cicero'^  '^^  Gilioieo  war  nidit  vi^lbeaser,   ab  ^e  gewöhnliche 
Maassregel,   nach  welcher  die  Stattbaiter  sidi  geradezu  oüt  den 
Publicani  verbanden,   nnd  statt  sie  am  Unrecht  zu  bindern^   ib- 
nen  so  wie  den  Negotiatoren  militärische  Execution   sur  Eintrei- 
buDg  der  von   ihnen  geforderten  Summen   bereitwillig  zur  Dis- 
position stellten.     M.   lunius  Bratiks   nämlich,    der  IMrder   des 
Cäsar,    ein  w^en   seiner  Tugend  nnd  RecbtUichkeit  berObmier 
Mann^j,  hatte  der  Stadt  Salamis  auf  Cypem  unter  fremdem  Na- 
men  eine  Summe  Geldes   und   zwar   zu   48  Procent  geliehen, 
während  der  gesetzmässige  Zinsbiss  in  Ciiicien  42  Prooent  war. 
Der  Negotiator  Scaptius,   der  dies  Geschäft  führte,  verlangte  un- 
ter dem  Proconsul  Appius  Claudius,   dem  Vorgänger  Cioero's   in 
Ciiicien,    von   den   Salaminiern,   Zins  auf  Zins  gerechnet,   statt 
406  Talente  200,   erhielt  von  Appius  ein  Gommando  Reiter,   die 
er  selbst  comroandirte,  und  schloss  den  Senat  in  Salamis  ao  lange 
in   der  Curie   ein,    bis  fünf  Senatoren  vor  Hunger  starben.     Als 
Cicero  im  J.  54    nach  Ciiicien  kam,   nahm   er  dem  Scaptius  die 
Präfectur,   obgleich   Brutus  ihn   besonders  ersuchte,    sie   ihm  zu 
lassen ;  die  Salaminier  erboten  sich,  das  Capital  mit  4  2  Proc.  ver- 
zinst abzuzahlen  und   zu  deponiren,    da  nach   Cicero^s  eigenem 
Edict  42  Proc.  als  das  Haximuo)  des  Zinsfusses  festgesetzt  war; 
Cicero  konnte   nicht  umhin ,   den   Salaminiern   Recht  zu   geben, 
aber  er  wagte  es  nicht,  den  Brutus  zu  erzürnen.     Er  nahm  die 
Deposition  des  Geldes  nicht  an,  und  liess  die  Sache  unentschie- 
den,   indem   er  den  Brutus  auf  die  Zukunft  helfen  hiess,   d.  h. 
auf  einen  gewissenloseren  Statthalter,  welcher  sich  vielleicht  be- 
reit finden  lassen  würde,  da$  zu  thun,  dessen  Cicero  sich  schünite. 
Dies  war  der  Schutz,   welchen  die  Salaminier  unter  einer  muster- 
haften Verwaltung,  wie  die  des  Cicero  war,  genossen^}. 
Di«  Kaiser-  Das  Ende  der  Republik   war  für  die  Provinzen  der  Anfang 

einer  besseren   Zeil,    welche,    wenn  auch   nicht  ohne  Unterbre- 
chung-*),   bis    über    die   Periode    der  Antonine    hinaiis   dauerte. 

1)  Drumann  4,  41. 

2}  S.  über  dieBen  Fall  Savigny  Deber  den  Zinswucher  des  M.  Brotns,  Abh. 
der  berliner  Acad.  1818.  1819  S.  179—188.  Verm.  Sehr.  I  S.  386 — 106.  Anf 
ähnliche  Weise  machte  später  der  Philosoph  Seneca  Wuchergeschäfte  in  Bfftan- 
nf«n.     Dio  Cass.  62,  2. 

3)  lieber  die  Raubsncht  des  Tiberius  in  seiner  späteren  Zeit  s.  Soet.  Tih, 
49;  über  die  Znstande  Ciliciens  unter  Domitian  Philostr.  V.  ApoU.  7,  23.  Ueber 
Neros  Reisen  in  Griechenland  das.  5,  7.  Dacu  kam,  dass  die  ProTinxen  «nter 
den  ersten  Kaisern  noch  aus  den  Zeiten  der  Republik  her  sehr  erschöpft  waren 


—     408     — 

Sahen  in  dem  äusserlichen  Umstände,  dass  die  Regierung 
Hand  ttberging,  lag  eine  Erlösung  von  den  Bedrückungen , 
grade  durdi  die  Menge  der  Personen,  die  neben  und  na( 
ander  mit  immer  erneuter  Gier  die  Provinzen  beraubten,  uner- 
träglich geworden  waren;  allein  die  wesentliche  Aenderung  der 
Verhältnisse  lag  in  dem  Principe  der  Monarchie,  welches  den 
Unterschied  zwischen  der  regierenden  römischen  Bürgerschaft  und 
den  unterthanigen  Provinoialen  nach  und  nach  aufhob  und,  indem 
es  beide  Theile  immern^ehr  gleichstellte,  auch  den  Einwohnern 
der  Provinzen  den  Schutz  der  Gesetze,  Hülfe  in  ausserordent- 
lichen NotbföUeni),  die  Wohlthaten  einer  regelmfissigen  Verwal- 
tung und  nicht  seilen  bedeutende  Begünstigungen  gewährte. 
Seitdem  Augustus  im  J.  734=23  die  proconsularische  Gewalt 
ttber  alle  Provinzen  erhalten  hattet),  war  eine  gesetzliche  Be- 
hörde geschaffen,  welche,  über  den  Statthaltern  stehend,  die  Be- 
fugnisse derselben  bestimmt  begrenzte 3),  und  Appellationen^) 
und  Beschwerden  annahm,  und  die  Anordnungen,  durch  welche 
Augustus  die  Verwaltung  reorganisirte,  die  Strenge,  mit  welcher 
Tiberius  diese  aufrecht  erhielt^},  begründeten  auch  in  den  Pro- 
vinzen einen  geoixlneten  gesetzlichen  Zustand.  Die  ersten  Jahr- 
hunderte der  Kaiserherrschaft  sind  für  einige  Länder  als  die  Blü- 
thezeit  in  der  Geschichte  derselben  zu  betrachten ;  von  dem 
Beicbtbüm  und  Luxus  der  syrischen  Städte,  von  den  Prachtbauten 
der  Kaiser  in  dieser  Provinz,  von  der  steigenden  Bevölkerung 
Aegyptens,  von  der  materiellen  und  zum  Theil  auch  literarischen 
Blüthe  Spaniens,  Galliens  und  Africas  ist  bereits  früher  wenig- 
stens andeutend  gesprochen  worden. 

Die  Einrichtungen  des  Augustus  begannen   im  J.  727  =  27  '"^'^Jjj"' 
mit  der  Theilung  der  Provinzen,  in  welcher  er  diejenigen  Länder,   ^"g»«*»«- 


und  von  den  Sutthaltern,  so  viel  an  ihnen  Ug,  immer  noch  ausgebeutet  wurden. 
S.  die  Schilderung  bei  luvenal  B,  87--120. 

1)  Suet.  Oet.  47.  Ceber  die  Unterstätzungen ,  welche  die  Provinz  Asien 
durch  Augugtua  erhielt,  8.  Dio  Caas.  54,  30.  Dio  Ghrys.  1  p.  601  R.;  über 
Trallea  Agathiaa  Bi$l.  2,  17;  C.  A  Ot.  2923.  2927;  über  Nysa  C.  I.  Gr,  2943— 
2948;  über  Paphos  Dio  Casa.  54,  23;  Letronne  Analyte  du  reeu^U  de  M.  Vidua 
p.  32 ;  aber  Tarsua  Dio  Chrys.  II  p.  36  R. ;  über  Tiberius  Verdienste  um  .die 
Provinzen  Tac.  Ann.  2,  47;  4,  13. 

2)  Dio  Caas.  53,  32. 

3)  Hierfiber  giebt  ausführliche  Belehrung  Ulpian  Dig.  49,  4,  1  und  der  Brief- 
wechsel des  Plinins  mit  Tralan. 

4)  8net.  Oet.  38.    Dig.  42,  1,  27;  42,  1,  33;  49,  1. 

5)  Tao.  Ann.  4,  6. 

26* 


Tinzen. 


—     404     — 

welche  einer  nülitärischen  Besatzung  bedurften,  selbst  in  Ver- 
waltung nahm,  die  vollständig  beruhigten  aber  dem  Senate  über- 
gab^). Zu  den  ersteren  gehörten  nach  Bio  Cassius  zwölf,  näm- 
lich Tarraconensis,  Lusitania,  Narbonensis,  Lugdunensis,  Aqui- 
tania,  Belgica,  Germania  superior,  Germania  inferior,  Syria,  Ct- 
licia,  Cyprus,  Aegyptus,  zu  den  letzteren  zehn,  nfimlidi  Aürica, 
Asia,  Achaia,  Illyricum  oder  Dalmatia,  Macedonia,  Sicilia,  Greta 
mit  Cyrene,  Bithynia^  Sardinia,  Baetica.  In  dieser  Theilung  ist 
später  mehreres  geändert  worden  ^  ;  die  nach  dem  J.  727  s=  S7 
erworbenen  Provinzen  fielen  aber  dem  Kaiser  zu  ^) .  Für  die  Se- 
Beiifttepr»-  natsprovinzeu  wurden  die  Statthalter  im  Ganzen  in  alter  Weise 
bestimmt,  nämlich  durch  das  Loos^)  und  auf  ein  Jahr^),  jedodi 

1)  Säet.  Oct.  47.   Dio  Cass.  53;  12.   Strabo  17  p.  840.  * 

2)  Strabo  n.  a.  0.  zählt  nicht  zehn,  sondern  zwölf  senatorisdte  Provinzen. 
Er  redet  von  der  Zeit  zwischen  22 — 11  t.  Chr.,  in  welcher  Narbonensis  and 
Cypias  dem  Senate  zugewiesen  war. 

3)  Dio  Cass.  53,  12. 

4)  Suet.  Oet,  47.  Dio  Cass.  53,  13.  Spartian.  Sever.  4.  Tac.  Ann,  3,  58. 
Deshalb  unterscheidet  man  die  kaiserlichen  Statthalter  als  atperot  von  den  Pro- 
consuln  als  xXT]piDO(i|xevoi.  Philostr.  Vit.  ApoU.  5,  36.  Sosias  Priscus,  procoä. 
Atiae  183 — 184  heisst  noch  proconsul  Asiae  aortitus,  Orelli  2761 ;  und  im  J.  217 
wird  noch  in  Betreff  Asiens  i^  toO  xX'fjpou  Td^u  nnd  gleichzeitig  ein  proeoa. 
Afrieat,  tihv  A^ptXYjv  xaTaxX72pa>9d|iievo(  erwähnt  bei  Dio  Cass.  78,  22;  dann 
aber  sagt  Lamprid.  AI.  Sever.  23 :  provincias  proeonsulares  ex  aenatus  voUuUaU 
ordinavit  {Alex.  Severtui)^  und  nach  Alex.  Severus  (222 — 235)  scheint  die  alte 
Wahlordnung  für  die  Senatsprovinzen  aufzuhören;  Waddington  FaUa  des  fto- 
viw.es  Asiatiquet  I,  Paris  1872  (ich  citire  die  Octavausgabe)  p.  263.  Daher  heisst 
es  bei  CapitoUn.*  Oord,  trt$  2 :  ipst  post  eonnüatum,  quem  egerät  cum  AUxandro, 
(td  proconnUatum  Afrieae  misatu  est  ex  senatus  eontuUo,  und  so  hernach  immer. 
S.  Borghesi  Oeuvre»  5,  469. 

5)  Apuleius  hielt  seine,   Florida  überschriebene ,  Dedamation  vor  dem  Pro- 
consul  Afrieae  des  J.  163  Scipio  Orfltus  (s.  Flor.  o.  17),    und  sagt  o.  9 :   mUlo 
niii  tuo  anno  ad  coercenda  peccata  plus  pudor  quam  tkmor  vtduit.     Und  weiter : 
quid  nobis  cum  istis  proeonsulum  vicibusj  quid  cum  annis'  brevibus  et  festmaniSfUs 
mensUms?  Suet.  Oet.  47.   Dio  Cass.  53,  13.    Tac.  Ann.  3,  58.    Die  Yerordnun« 
des  Pescennius  Niger  (Spartian.  Pesc.  .TV.  7),   ut  nulli  ante  quinquennium  sueee- 
deretur  provinciae  praesidi,    blieb  nicht  in   Geltung.    Noch  im  J.  253  schreibt 
CyprianuB  q>.  15  ad  Moysen  et  Maximum  presb. :   earU  nunc  magistratus  et  eon- 
stdes  sive  proeonsules  annuae  dignitatls  insignibus  et  duodechn  faseibu»  glorientur. 
Nichtsdestoweniger   kommt  es   häufig  vor,  dass  auch  Proconsuln  mehrere  Jahre 
im   Amt  bleiben,   wie    man  aus  Inschriften   und  Münzen  der  Provinz  ersieht, 
auf  welchen  der  Statthalter  eponym  ist  (C.  /.  Or.  2965.   2963«.   2966.   2993. 
3146.    3170.   3179.  3180.   3211   u.  ö.)  und   die  Jahre  selMer  Verwaltung  be- 
merkt werden ,  z.  B.  izl  dv^jirchou  tö  ß'  'E^vaT^oü  AoXXiavoO,    C.  I.  Gr.  2870, 
Vgl.  2570.  2562.  3516.  3517.    Eckhel  i).  N.  4,  147;  22^—232.    Zumpt  Oman, 
epigr.  II,  111.     Mommsen  Bes  gestae  Divi  Aug.  p.  112.   127 — 129.   Eprius  Mar- 
cellus  war  proconsul  Asiae  70 — 73,  also  drei  Jahre;    Henzen  n.  5425,  Wadding- 
ton Fastes  n.  96;  M.  Sllanus  proconsul  Afrieae  32 — 37,  also  sechs  Jahre,  Borghesi 
Oeuvres  5,  217;    P.  Petronius  proconsul   Asiae  29  —  35,    ebenfalls  sechs  Jahre, 
Waddington  Fasies  \i.  76.    Von   den  letzten  Jahren  des  Tiberius  sagt  im  Allge- 


_     405     — 

mit  folgenden  Modificaiionen :  der  Unterschied  der  consularischen 
und  prätoriscfaen  Provinzen  dauerte  zwar  fort,  wurde  aber,  da 
der  Grund,  weshalb  man  in  der  Zeit  der  Republik  Proconsuln 
in  die  Provinzen  schickte,  nAmlich  der  Fall  eines  grosseren  mili- 
töriscben  Commandos,  in  der  Kaiserzeit  in  den  senatoriscben  Pro- 
vinzen nicht  mehr  vorhanden  war,  in  der  Art  fixirt,  dass  zwei 
derselben,  nämlich  Asia  und  Africa,  immer  consularisch ,  alle 
übrigen  pratorisch  waren*},  und  dieser  Unterschied  erhielt  sich 
bis  auf  Gonstantin  den  Gr.  2).  Der  Antritt  erfolgte  unter  Augu- Amtsutriti. 
stus  nach  dem  pompejischen  Gesetze,  also  fünf  Jahre  nach  Ver- 
waltung des  Consulates  oder  der  Prdtur  ^) ,  und  zwar  nach 
der  Anciennität^).  Zuerst  loosten  die  beiden  ältesten  Consulare 
um  die  consularischen ,  dann  die  ältesten  Praetoren  um  die 
prätorischen  Provinzen ,  insofern  nicht  der  Kaiser ,  welcher  die 
Liste  genehmigte  und  die  Zahl  der  Zuzulassenden  nach  dem  Be- 
dürfniss  feststellte^},  einen  oder  den  andern,  entweder  weil  er 
anders  über  ihn  verfügen  wollte,  oder  weil  er  ihn  für  unwürdig 
hielt,  von  dem  Loose  ausschloss  ^) .  Auch  nach  Augustus  Tode 
behielt  das  pompejische  Gesetz  insofern  Geltung,  als  für  den 
Zwischenraum  zwischen  dem  städtischen  Amte  und  der  Statthal- 
terechaft  der  fünfjährige  Zeitraum  das  gesetzKche  Minimum  blieb ; 
in  Wirklichkeit  aber  wurde  derselbe  schon  seit  Tiberius  auf  zehn 
und  mehr,  gewöhnlich  auf  dreizehn  Jahre  7),  sowohl  für  die  prae- 
torii^)  als  ^  die  constUares^)  ausgedehnt.   An  dem  Loose  nahmen 

meinen  IHo  Gem.  58,  23:  tooo&tov  fo^p  irXfj^^oc  tAv  tc  dfXXov  xA  t&v  ßouXcu- 
tAv  dit(6XcT0,  Aore  to^c  dfp^ovrac  to^c  xXT)porTo6c9  tou;  p.^  iaTp(nrjff7i%.6xa^ 
in\  tpCa»  ToC»c  h^  67caTCU«6Tac  ii^\  K  ^  toc  if)Ye|jiov(ac  xwv  l(K6v  droplqc  twv 
6ta&€^{AivfDV  OYctv.  Trotz  dieser  Ausnahmen  sind  gesetzlich  die  Proconsuln  und 
PropnitoTen  nodi  bis  in  die  naeheonstantinische  Zeit  einjährig  geblieben.  Gothofr. 
Not.  dign.  Cod,  Theod.  p.  22  ff.  2db.    Boecking  ad  N.  D.  11  p.  419. 

1}  Strabo  17  p.  84D.    Dio  Cass.  53,  13. 

2)  Borghed  Oeuvres  5,  449. 

3l  Dio  Cass.  53,  14.   Snet.  Oct.  36.   Borgbesi  Oeuvres  1,  309;  3,  185. 

4)  Gronov  ad  Tae,  Ann,  3,  58.  ib.  71 :  ita  Aeiae  sors  in  euniy  qui  Conm- 
lariMm  Maktifinengi  proximui  erat,  coniafa.  Aach  dies  hörte  unter  Alexander 
Severus  auf.    Borghesl  Oeuvres  5,  469. 

5)  Dio  Cass.  53,  14:  laapl^ouc  xt  f^p  toU  Iftveot,  xal  oOc  olv  ^^cXi^ot), 
xXt^po&oftoi  %eX(uct. 

.     6)  Tac.  Ann,  6,  27;  40. 

7l  Borghesl  Oeuvres  4,  535;  5,  143. 

8)  Septimius  Sevenis,  der  nachherige  Kaiser,  war  praetor  178,  Proprätor 
mit  deni  Titel  proeonstit  von  SicUien  189.    Borghesi  Oeuvres  3,  191.  192. 

9}  Obgleich  die  vortrefflichen  Untersuchungen  von  Waddington  erst  zum 
Theil  herausgegeben  sind,  so  haben  sie  diesen  Punct  für  die  procotmdes  Asiae 
bereits  vollständig  erledigt.    Es  sind  in  ihnen  folgende  Data  vöiUg  sicher  geatellt : 


—   4ei   — 

niebt  nur  die  gdweaenen  constUes  oräinarii,  Bofidern  auch  cKe 
suffecU^  und  nicht  nur  die  gewesenen  Prätoren  {praetwa  fUncü)  ^) , 
sondern  alle  praetorii  ^) ,  also  auch  die  ullecii  inier  praekprid^s 
Theil^j,  und  da  es  in  dieser  Zeit  vorkam,  dass  eia  Praetorius 
eher  zum  Gonsulat  gelangte,  als  die  Beihe  des  Looaens  an  ihn 
kam,  so  konnte  er  auch  nadi  dem  Gonsidat  zuerst  die  prtttorische 
Provinz  erioosen,  ehe  er  die  consularische  erhielt^).     Ausserdem 

M.  luniuB  SiUnus,  Cos.  729  =  25,  procos,  Asiae  740=14. 

Cn.  CkMmelkis  Lentulus  Augur,  Cos.  740  =  14,  pitMo«.  Aikte  753—754. 

C.  lunius  Sllanus,  Cos.  10  n.  Chi.,  procos.  Asiae  20 — 21. 

M.  AemiliuB  Lepidus,  Cos.  6,  proeos.  Asiae  21 — 22. 

C.  Foateius  C*|pito,  Cos.  12,  procos.  AsUse  23—24. 

M\  Aemilius  Lepidus,  Cos.  11,  procos.  Asiae  26 — ^27. 

P.  Petronios,  Cos.  19,  procos,  Asiae  29 — 35. 

C.  Calpuralus  Aviola,  Cos.  24,  procos.  A$ia€  38—39. 

C.  Cassius  Longinus,  Cos.  30,  procos.  Asiae  40-^1. 

M.  lunius  Silanus,  Cos.  46,  procos.  Asiae  54. 

L.  Salvius  Otho,  Cos.  62,  jM'oeos.  AtUu  62—63. 

L.  Antistius  Vetus,  Cos.  55,  procos.  Asiae  64 — 65. 

M\  Adlius  Aviola,  Cos.  54.  procos.  Asiae  65 — 66. 

M.  Ulpins  TrsUnus,  Cos.  70  oder  71,  procos.  Asiae  79—80. 

Ti.  lulius  Ferox,  Cos.  99,  procos.  Ajsiae  116—117. 

Cornelias  Priscns,  Cos.  103,  procos.  Asiae  120 — 121. 

€.  Miiiioius  Fundtfias,  Cos.  107,  proei^.  Asiat  124>-125. 

L.  Venoleius  Apionianus,  Cos.  123,  procos.  Asiae  138 — 139. 

T.  Statins  Qaadratns,  Cos.  142,  procos.  Asiae  154—155. 

Pedo  Apronianns,  Cos.  191,  procos,  Astos  204 — ^205. 

Q.  Anicius  Fanstus,  Cos.  198,  proeoj.  Asiae  217 — ^218. 
Von  den  proconsüles  Africae  mögen  folgende  Beispiele  genügen: 

L.  PasstenvB  Rufus,    Cos.  750,   procos.  Afrkae  756 «s 3.    Borghesi  Oeuvre» 
5,  159. 

Cornelius  Leutulus  Cossus,  Cos.  753,  procos.  Africae  759.  Waddington  Faetes 
p.   105. 

li.  luains  Silanus,  Cos.  19  n.  Chr.,  procos.  Afrioae  31—37.  Borghesi  Oewtree 
5,  216. 

L.  Calpornias  Piso,  Cos.  27  (Tac.  Arm.  4,  62),  procos.  Africae  40  (Dio  Cass. 
59,  20). 

A.  Caecilins  FAUstinus,  Cos.  99,  procos.  Afrieate  116—117.  Waddingion  Fattas 
p.  187. 

Scipio  Orfltus,  Cos.  149,  procos.  Africae  163. 

Serius  Augurinas,  Cos.  156,  procos.  Africae  169 — 170.  lieber  beide  s.  Wadding- 
ton p.  231. 
Nach  Alexander  Severus  boren  auch  für  Africa  diese  langen  Zwis<^eniftnnie 
auf;    Cassius  Dio,  Cos.  291,    war  procos.  Africae  295;   AnniBS  Anvhniis,  Cos. 
295,   procos.  Africae  302.     S.  MorceUi  Af^riea  Christ.  II  p.  175.  181.    B<^esl 
Oeuvres  5,  449. 

1)  Tac.  Arm.  2,  33.  67;   3,  31.  65;  4,  68;  5,  8;  6,  7.  38;  13,  29;  14,  12. 

2)  Tac.  Ann.  2,  47;  3,  28;  6,  3.  9.  18.  48;  14,  40. 

3)  Orelli  3659. 

4)  Borghesi  Oeuvres  4,  145  f.  Beispiele  sind :  C.  lulius  Comotus  Tertullus. 
aUectus  inier  praetorios  a  divis  Vespasiano  ei  Tito  eeneoribus  (a.  71 — 74),  Consul 
a.  100,  dann  proconsiii  prov.  Narbonensis,  endlich  proconml  Asiae,  (^«Ui  3659; 
ferner  A.  lulius  Quadratus,  der  erst  nach  dem  Consulat  procontul  von  Creta  und 
Cyrene,  einer  pr&torischen  Provinz,  wurde.    C.  1.  Qr.  n.  3532. 


—    407     — 

ti*8rf  Muweilen  mit  Rücksicht  auf  das  ins  liberorum^)  oder  aus 
besonderen  Gründen,  namentlich  wenn  bei  einigen  Bewerbern 
eine  Bekanntschaft  mit  einer  Provinz  3)  oder  eine  besondere  Be- 
fähigung vorhanden  war,  der  Senat  extra  ordinem  eine  Bestim- 
mung*), oder  der  Kaiser  übernahm  zeitweise  eine  senatorische 
Provinz^),  dhne  dalss  dadurch  deren  rechtliche  Stellung  für  die 
Zukunft  verändert  wurde  ^).  Alle  Statthalter  der  senatorischen 
Provinzen  führen  gleichmässig  den  Titel  proamnU,  jedoch  mit  dem 
Bangunterschiede ,  dass  die  proconsuks  Astae  et  Africae  12,  die 
übrigen  6  Lictoren  haben  ®) ;  sie  entbehren  der  militärischen  Ge- 
walt, weshalb  sie  in  der  toga,  nicht  wie  zur  Zeit  der  Republik 
mit  dem  palttdafnentt$m  und  cum  gladio  ausziehen  ^) ;  nur  ein 
kleines  Commando,  wie  es  für  die  Erhaltung  der  Ordnung  in  der 
Provinz  hinreichend  war,  wurde  ihnen  zur  Disposition  gestellt^); 
auch  die  Legion,  welche  unter  Augustus  der  Proconsul  von  Africa 
befehli|;te,  wurde  bald  darauf  dem  legatus  von  Numidien  über- 
geben'), so  dass  Tacitus  alle  proconsularischen  Provinzen  im  Ge- 
gensatze zu  den  kaiserlichen,  militärisch  verwalteten  Provinzen 
iurisdictimes  nennt ^<>).  Das  Beamtenpersonal  blieb  unverändert; 
neben  ihm  finden  sich  aber  in  allen  Senatsprovinzen  für  die  an 
den  Fiscus  zu  zahlenden  Abgaben  sowie  für  die  Yerwaltung  der 

1)  Dio  Cass.  53,  13.    Fronto  ep.  8  p.  15. 

2)  Es  finden  sich  viele  Beispiele,  dass  Piocousnln  diejenigen  Provinzen  er- 
hielten, in  denen  sie  vorher  Ug<iii  gewesen  waren.  Auf  diese  Weise  erwarben 
sie  eine  familiaritas  und  coniuncUo  mit  der  Provinz ,  die  Urnen  znr  Empfehlung 
diente.  Digest.  1,  16,  4  $  3.  S.  C*  ^«  Gr-  Q-  3548.  Severus  war  Legatus  in 
Africa,  hernach  Proconsul.  Spartian.  8ev.  2.  Mehr  Beispiele  s.  bei  Marini  Atti 
II  p.  737. 

3)  Suet.  Oälb.  7:  Africam  proeomuLe  biennio  obUnuit,  txtta  tortem  iUeUu 
ad  tyrdinandam  provinciam,  et  inUHina  disaeiuione  et  bcarbarorum  tunwUu  (nquUtam. 

4)  Dio  Cass.  53,  14;  54,  30;  55,  28.   Tac.  Ann,  1,  76. 

5)  Digest.  50,  17,  123:  temporaria  perrmUaUo  ius  provineiae  non  hmovai, 

6)  Dio  53,  13,  und  über  die  Fasces  Spanheim  Dt  pr.  et  utu  Nwn.  dis».  X. 
Vol.  n  p.  106.  114.  Mommsen  BuU.  1852  p.  175.  Ep.  An.  1852  p.  226.  Von 
dem  Titel  sind  in  der  statistisehen  Uebersicht  Beispiele  gegeben.  Statt  des  grie- 
chischen div86icaTOc  kommen  auch  ungenaue  Bezeichnungen  vor,  wie  oorpdhrr^c 
Philostr.  V.  S.  1,  22.  Scboemann  ad  PhU,  Affin,  p.  101.  d^p-^oN  Philostr.  V. 
ApoU.  7,  10.  Letvonne  Beak&rehe»  p.  266.  t^rtfAtibv  Aristides  Vol.  I  p.  532  Dind. 
SttaToc  C.  1.  Qr.  n.  1325. 

7)  Dio  Gas«.  53,  f3. 

8)  Truppen  nämlich  standen  auch  in  den  Senatsprovinzen ,  z.  B.  In  Asien, 
C.  /.  Qf.  n.  3898.  3902».  3902?.  39024.  3932.  3965;  in  SteilMn  auf  dem  Eryz, 
ib.  n.  5501.  5598;  in  Bithynien.   S.  Seite  196. 

9)  Tac.  Hlü,  4,  17. 

10)  Tac.  i4fiii.  1,  80  und  das.  EmestL 


—     408     — 

kaiserlichen  Doinainen  procurolores  ^  von  welchen  weiter  unten 
besonders  die  Rede  sein  wird. 

ProSriuMD*  Die  kaiserlichen  Provinzen,   deren  Zahl   sich  bis  auf  Traian 

um  das  Dreifache  vermehiipe,  wurden  von  dem  Kaiser  selbst 
durch  Stellvertreter  adminisUirt  und  zerCallen  nach  dem  Range 
derselben  in  drei  Classen^).   Die  grosseren  und  wichtigeren  näm— 

ugaUAug.  |icb,  in  welcheu  elu  Hocr  staud,  wurden  durch  Ugati  Augusti  pro 
praetorCy  icpeoßsural  xal  avTiotpaiT^YOi  too  Deßaotou^)  ^  verwaltet, 
welche,  wie  die  Proconsuln  der  Kaiserzeit,  theils  consukareSj 
theils  praetorii  waren  ^) .  Die  Provinzen,  in  denen  mehrere  Legio- 
nen standen,  haben  durchgängig  Legaten  der  ersteren  Art  gehabt, 

eoMNiarM,  welchc  auch  ausdrücklich  legati  cansiUares^)  oder  cormUares^), 
t>i;atixo(^)  genannt  werden.  Denn  da  der  beiden  Classen  gemein- 
same Titel  legatus  Augusti  pro  praetore  das  Rangveriiältniss  nicht 
eriLcnnen  lie.ss,  so.  fügten  diejenigen  Legaten,  welche  entweder 
das  Consulat  bekleidet  oder  auch  nur  vom  Kaiser  per  codicühs 
den  consularischen  Rang  erhalten  hatten,   diesem  Titel  nodi  das 

1)  Strabo  17  p.  840 :   tac  ht  oXXac  dinip^tac  lyf (  Kaloap  *   dv  eU  ^  {tr» 

hk  xal  limixo6<. 

2)  Der  Titel  ist  UgaUu  AugwU  pr,  pr.  Moesiae  inferiorisJQtuU  p.  49,  6), 
griechisch  rpeoßeur^c  Seßaoxoü  dvritfrpdltTiYOC  (Waddington  n.  2296.  252Ö.  2071. 
2399)  oder  Tcpeoßeur^c  xal  dvriaTpoTTjYOc  2.cßaoToO,  Orot.  p.  69,  8.  Eine  Stmm- 
lung  dieser  Titel  s.  bei  Ifarini  ArvaU  p.  739.  Labus  Ära  cmiiea  seoperla  in 
Hainburgo,  Müano  1820.  4  p.  31  ff.  Borghesi  Oeuvru  3,  68.  Boeckh  C.  L  Gr. 
n.  364  und  zn  n.  3548.  Der  Titel  lautet  anch  legatus'  Cäesaris^  Ugatus  AugutU, 
Ugatua  pr.  pr,  Augutii.  S.  Marini  a.  a.  0.  p.  742.  Sehr  selten  aber  heisst  er 
Ugatus  pr.  pr.  mit  Auslassung  des  kaiserlichen  Namens,  denn  dieser  Titel  kommt 
den  Legaten  der  Proconsuln  zu.  Dagegen  kann  der  Zusatz  pro  praetore  bei  bei- 
den Arten  der  Ugati  fehlen,  Macer  Dig,  1,  18,  1 :  praesidis  nomen  generale  eH, 
eoque  et  proeonsules  et  legati  Caesaris  —  appellantur.  Ibid.  20.  Dig.  40,  2,  7; 
und  auch  Caesaria  oder  Augusti  lassen  die  Rechtsquellen  aus,  wenn  die  Provinz 
hinzugefügt  und  dadurch  ein  Missverstandniss  vermieden  wird.  CoU.  Ug.  Mo*, 
et  Rom.  15,  2 :  exetat  denique  dtcretum  dhi  Pii  ad  Paeatumy  legaUan  provmeiac 
Lugdunenna.  Digest.  37,  5,  7:  ad  Tuaeitmi  Fuaeianiwn,  Nunudiae  Uffaium.  Fr. 
Vat.  S  223.  Ebenso  auf  Inschriften,  Marini  ArvaU  p.  750  n.  109,  und  auf  Mün- 
zen, Eckhel  4,  233. 

3)  Dass  gewisse  Provinzen  immer  legati  eonnUaree  haben ,  andre  dagegen 
Ugati  praetorii,  sagt  ausdrucklich  Strabo  3  p.  166.    Suet.  Tib.  41.    Vegp.  8. 

4)  Tac.  Bist.  1,  56;  2,  86.  Suet.  Tib.  41;  Calig.  14;  Claud.  24;  Fesp.  4. 
6.  Capitolin.  Gord.  tree  8.  OreUi  3666.  Auch  legalm  eotiMifan  potestaU,  Orelli 
n.  1172. 

*  5)  Contularis  Britanniae  Henzen,  6701 ;  eonsulairis  triuVn  Doeiorum,  C.  /.  L. 
III  n.  1092.  1174.  1178.  1393. 

6)  Waddington  n.  2237.  2308.  2213.  2212.  Am  häufigsten  kommen  diese 
kurzen  Titel  vor  iu  den  Prädicaten  der  militärischen  Beamten,  z.  B.  henefieiariuM 
coMularis  (C.  /.  L.  III  n.  823.  826.  827.  1906.  1909.  1910  u.  ö.  Henzen  im 
Index  p.  143),  ßo7)(^  xopvixouXaplcBV  uitartxoD,   Waddington  n.  2700. 


—    409    — 

Prildicat  vir  consuluris  bei,  mit  welchem  sie  im  gewöhnlichen 
Leben  angeredet  wurden ,  und  dies  Prädicat  ersetzte  den  voll*- 
stttndigen  Ausdruck  legaius  Augusti  pro  praetorey  vir  consularis. 
Der  Titel  Consuktris  ist  demnach  im  «weiten  Jahrhundert  genau 
zu  verstehen  und  bezeichnet  einen  StaUhalter,  welcher  erst  nach 
der  Bekleidung  des  Consulates  das  Commando  erbtit;  allmählich 
aber  verliert  er  die  ursprüngliche  Bedeutung,  und  wird  im  vier«- 
ten  Jahrhundert  ein  officielles  Prttdieat  einer  bestimmten  Glasse 
von  Provincialstatthaltem ,  welche  niemals  Gonsuln  gewesen  wa- 
ren^). Die  Provinzen  dagegen,  in  welchen  eine  Legion  genttgte, 
erhielten  UgcM  praetorii^ ,  icpeoßeotat  crrpatY)7ixo(3) ;  denn  dass 
die  kaiserlichen  Legat^i,  sowohl  consularische  ab  prätorische  von 
Histor&em  zuweilen  prapraelores  oder  praetores  genannt  werden, 
ist  eine  Nachlässigkeit,  durch»  welche  man  sich  nicht  täuschen 
lassen  musa^),  die  aber  darin  ihren  Grund  hat,  dass  die  Benen- 
nungen der  Provinzen  nach  ihrer  Verwaltung  durch  die  Einrich- 
tungen des  Augusttts  einen  ganz  andern  Sinn  erhielfen,  als  sie 
zur  Zeit  der  Republik  gehabt  hatten.  Denn  man  versteht  seitdem 
unter  consularischen  und  prätorischen  Provinzen  die  kaiserlidien, 
wogegen  die  des  Senats  proconsularische  heissen^). 

Die  kaiserlichen  Legaten  wurden  vom  Kaiser  selbst  ernannt^], 

1)  S.  hierüber  Vales.  ad  Euaeb,  H,  E.  4,  2  —  6.  Waddington  zu  n.  1950. 
2212.  2309.  2602.  Borghesi  AfmaU  18d6  p.  51.  Mommsen  Epigr.  Analekten 
n.  20  in  den  Berichten  der  Mchs.  Ges.  der  Wiss.  Phil.  hist.  ClMse  1852  S.  225, 
und  BuUemno  1852  p.  171.    Kuhn  1,  192  f. 

2)  Tac.  Agr.  7.  Spart.  Hadr.  3.  Lamprid.  AI.  Sev,  24.  Hin.  N.  B.  26,  4. 

3)  Strabo  3  p.  166. 

4l  Der'-Ausdrnck  des  Dio  Cass.  53,  13:  toi^c  ^^  it£poi>c  bn6  T6  eauxou 
aipetavat  *ai  rpecpcvcÄc  aOxoö  dpirtvtprtvijyo^j^  te  dvojJidCeoÄai  —  hiixa!^ ,  wel- 
cher sich  auf  den  griechisehen  Titel  ;tpeopeuTi?)c  %^  ivTtOTpaTT2Yoc  bezieht,  worin 
das  «at  Tegelmassig  ist,  wie  in  Tapilas  xal  dvrtorpdtTjYOC >  (^Mestor  pro  pr.,  ist 
fälschlich  dahin  verstanden  worden,  als  sei  propraetor  der  gewöhnliche  Titel  der 
kaiserlichen  Statthalter  gewesen  (Lipsins  ad  Tae.  Ann.  1  exe.  M.  und  noch  Hock 
R.  Gesch.  I,  2  8.  188).  Die  Inschriften,  in  welchen  pttyptaetor  statt  Ug.  Aug. 
pr.  pr.  vorkommt,  sind  falsch  oder  schlecht  gelesen  (s.  Marini  AiU  II  p.  741), 
nnx  Schriftsteller  erlauben  sich  hier  wie  bei  allen  Titeln  Ungenauigkeiten.  8o 
nennt  Tac.  Atm.  1,  74  auch  den  Proconsui  von  Blthynien  prattor  ^  und  Arm.  2, 
66  den  Ug.  pr.  pr.  Moeiiae  propratlorf  ebenso  4,  73  den  Ug.  Aug.  Germ.  Inf. 
Dies  kommt  schon  zur  Zeit  der  Republik  vor,  Liv.  22,  8,  wo  der  vom  Consul 
abgesendete  Legat  C.  Centenius  propraetor  heisst  statt  Ug.  pr.  pr.  S.  Aischefski 
zu  d.  8t.  10,  ^:  praepoeüoque  eastrU  L.  Scipione  pro  praetore.  29,  6:  (?.  PU" 
mifMo  ]m>praetort.  Dass  dieser  Ugatue  war,  wird  29,  8  ausdrücklich  gesagt. 
S.  Marini  ArvaU  p.  759. 

5)  Gapitolin.  M.  Anton.  phiL  22 :  provindas  ex  proconeulariku»  eorumlaree  aut 
ex  eonnUar&nu  proconmlaren  aut  praetoriae  pro  belli  nectsfitate  feeä. 

6)  Die  Cass.  53,  13.  Tac.  Ann.  2,  43  unterscheidet  daher  {«t  $oHi  aut 
mis9U  provineias  tenerent. 


—     410     — 

uml  blieben  so  lange  im  Amte,  «Is  es  diesem  genehm  w^r^), 
ohne  dass  eine  fesle  Amtsfrisi  für  sie  bestand;  sie  hatten  das 
ius  gladii'^),  führten  alle  ohne  Unterschied  ffhd  fasces,  weswegen 
namenUich  die  prütorischen  Legalen,  wenn  sie  einen  abgekttrzten 

/mSSu  ^^^  brauchen,  sich  quinquefuscaks  nennen  ') ,  und  verfügten  (Iber 
soviel  ihnen  untergebene  Legaten,  als  sie  Legionen  befehligten  <) . 
Die  verschiedenen  Legaten,  von  weichen  wir  bisher  gesprochen 
hid[)en  und  welche  nur  durch  Berücksichtigung  der  vollstilndigen 

Ti«r  Aitoii  Titulatur  sieher  zu  unterscheiden  sind,  zerfallen  demnach  in  vier 
Giassen,  nttmlicfa  zwei  dessen  von  selbständigen  Statthaltern 
legaü  Augtati  pro  prastarej  inri  constilares;  legati  AugusU  pr 
pr.t  tnri  praetorü;  und  zwei  Giassen  von  Unterbefefalshabem 
kgati  pro  praetore,  welche  in  den  Senatsprovinsen  als  Gehttlfen 
der  Proconsuln  fungiren  und  grieehisch  nidit'  nur  icpeoßeorai^), 
sondern  auch  irttpsSpeoovte^  {assesM'es)  genannt  werden  <^),  weil 
ihre  ThXügkeit  sich  ausschliesslieh  auf  die  Gerichtsbarkeit  und 
Verwaltung  bezog;  und  legaii  fe^itttfm^),  welche  in  den  kaiser- 
lichen Provinzen  nur  als  Gomm^adeure  einer  Legion  siehn.  Die 
letzten,   von  denen  hier  zu  handeln  ist,   waren  zwar  schon  seit 

1)  Pio  Casa.  53,  13.   Tic  Ann.  1,  80.    Spurtian.  Anfon.  Fi.  ö.    AppUn.  de 
f.  EUp.  102. 

21  Pio  a.  a.  0. 

3)  Pio  53,  13:    ^aB(o6xoic   hh  ^  icivtc  icdvtcc  ifftoCmc  ol  dYnvtpdrrjpfot 

Tou  dpid{ioD  TouTou.  Pie  Zahl  Tc^vre  hat  der  VeBOtus  und  Medlceos  und  sie  itt 
nar  seit  Xylander  in  ii  veräadeit  worden ,  weil  man  die  Sache  nicht  verstand. 
Mommsen  hat  dieselbe  zuerst  Ep.  Anal.  n.  20  (Berichte  der  sichs.  Oesellsch. 
der  Wlss.  Ph.  hist.  GL  1862  S.  227.  Buüetino  1852  p.  172  ff.)  aufgeklart  niid 
zwar  auf  Grund  folgender  Pata.  In  der  Inschr.  v.  Torigny  (An.  epigr.  n.  22, 
a.  a.  0.  p.  242)  wird  ein  Brief  des  Aedinos  lulianus,  leg,  Aug,  prov,  Lugdunen- 
$i»  angeführt,  welcher  mit  den  Worten  beginnt :  in  protfincia  l4»gäwun$e  quinque- 
fa$eaU»  cum  off^rtm^  plerosque  bcnos  viro«  per^j^estu  Er  nennt  sich  also  als  pra- 
torischer  Legat  kurz  qumgu^aaoalie.  Ebenso  haben  ausserordentliche  legfoU  des 
Kaisers  5  Fasoes.  Pio  Cass.  57,  17:  xaic  re  iv  t«  Ao(qi  ^6Xe9i  Tale  &ico  tou 
eetepioü  xax«8c(oai<  dv9)p  iotpat7)Y7]xdK  ouv  icivre  popSouxotc  itooeml^r^.  Tac. 
Ann.  2,  47 ;  so  auch  Ti.  Severus ,  )cf>6c  icivTt  bdl^hoo^  icsficpi^sU  cic  Bccdoviotv 
Biop^ari^c-  C\  i.  6^.  4033.  4034,  vgl.  oben  S.  78.  Später  haben  diese  Frage 
in  Anerkennung  des  Mommsenscheu  Resultates  besprochen  Borghesi  Oeuvre»  5, 
412.  Henzen  n:  6509,  und  Mommsen  selbst  ist  darauf  zurückgekommen  Hermes 
3,  98.  Staaterechi  1,  308.  Bphem.  tpi^.  1872,  128.  Per  neueste  Herausgeber 
des  Pio  Catslus,  tu  Piiidorf  (1864),  hat  Ton  allem  diesem  keine  Notiz  genommen. 

4)  Per  VbgaJbiui  praetorius  vo»  Lnsitania  hatte  einen  legahu^  der  fefodi«  eon- 
sularia  von  Tarraconensis  drei  Legionen  und  drei  Ugati.  Strabo  3  p.  166. 

6)  C.  /.  Gt.  n.  3548.   Cuitiuä  im  Rhein.  Museum  1842  S.  105  n.  5. 
6)  Pio  Cass.  53,  14;  60,^;  72,  5. 

Tf  Tac.  Ann,  2,  36;  4,  73;'  14,  32;  15,  7.  Suet.  Tib.  19;   Vetp.  4;  Oa.  23. 
Veget.  2,9.  Fr.  Vat.  S  222. 


—     411     — 

Aügiisiiis  immer  senatorisolien  Ranges,  bekleideten  aber  ihre  Stelle 
gewöbnltcb  vor  der  Präiur'),  während  später  sie  dieselbe  erst 
nach  der  PrHiur  erhaHen^)  und  in  dieser  Zeit  filhig  werden, 
selbst  eine  Provinz  su  verwalten,  in  diesem  Falle  cmnbiniren 
sie  den  zweiten  und  vierten  Titel  und  nennen  sidi  kgaius  Au- 
gusii  pr.  pr.  legionis,  was  namentlich,  wie  wir  oben  8.  309  ge- 
sehen haben,  bei  dem  Statthalter  von  Numidten  ttbUch  war. 
Sohwieriger  ist  es,  über  eine  fünfte  Art  von  Legaten  zu  urtheilen, 
welche  wir  seit  Hadrian  und  namentlidi  seit  den  Antoninen  in 
verschiedenen  Provinzen  finden,  nttmlich  die  kgati  tutidici'^).  lundM. 
Der  nvndkus  ftrovincme^)  hat  keine  erkennblire  Analogie  zu  dem 
iuruticus  Ahxandriae^)  und  dem  luridicus  von  Palmyra  (s.  S. 
294).  Der  erste  ist  ein  prütorischer  Legat,  dessen  Geriobtsbar- 
keit  sieh  über  eine  Provinz  erstreckt,  die  beiden  letzteren  sind 
Stadtriohter  procuralorisdien  Bsanges;  ttbendies  fällt  die  Eii^ 
Setzung  des  ittridicus  Alexanäriae  in  eine  so  frühe  Zeit,  dass 
auch  ein  chrenologischer  Zusammenhang  zwjschim  ihm  und  den 
ProvinciaMuridici  nicht  anzunehmen  ist.  Ebensowenig  Aufschluss 
giebt  der  grieehisehe  Ausdruck  Si)eaio8oti}C;  weteber  nur  ab  eine 
ungenaue  Bezeichnung  des  Statthalters  selbst  gebraucht  zn  wer- 
den scheint^),    und  es  bleibt  nur  die  Annahme  übrige   dass  das 

1)  Borgheti  Owvre9  &,  474.  T«c.  Ann,  2,  36;  Agfie.  7. 

2)  Orelli  3382.  Bergh.  Oeuvres  5,  93  und  dazu  Momm&eu  Anm.  2. 

3)  Ueber  diese  iwidici  8.  Borghesi  Oeuvres  %  404;  5,  70;  362;  8,  428  ff. 
HenzMi  n.  6467.  Kum^t  Cbmm,  epigr,  U,  40.  8tud,  Bom,  p.  146  ff.  Mommten 
Stoatoieoht  1,  191.    Es  kommen  vor: 

C.  Octavins  —  lavolenus  Priscus,  iurid.  prov.  Brtfonnteie,   C.  /.  L.  III  n.  2864 

and  p,  1062. 
M.  Ciescens  Calpiunianus,  iurid.  Brit.  vice  Ug,,  Fabretti  CoL  Ttaian.  p.  10. 
M.  Vettiu8  Yaleus,   iurid,  provinc.  Britan.y   Benzen  u.  6488. 
C.  Sabocias  MaIot  Caeoilianvs,  Ug.  iurid.  prov,  BHftffMleM,  Heaeen  b.  74^. 
AUiuB  Maximas,  v.  c.  leg.  iur,  prov.  Hisp.  Tarraconensis  im  J.  280,  C.  1,  L. 

II  n.  3738. 
M.  CMdUtts  NovatUIiMius,  v.  e.  Ug.  mt,  (OUp.  2'aff.),  (^.  I.  L,  II  n.  4113. 

Derselbe  keiset  tuMieus  ÜUpun.  cü.,  MommaeD  7.  A^.  1420. 
T.   lulius  Maximua,   (leg.)  iimdicus  Hisp,  eiUrior,   TofraeonensiSj   Borghesi 

Omores  4,  214. 
TriaHos  Ma(gous),  Ug,  km.  v.  r.  {Asiuriae  et  Grätaecioe),   i\  L  L.  U  n.  2415. 
Sex.  Pedius  Hirrutus,  Ug,  A\i^,  iurid.  Aaiuria€  et  OaUaeciae^  Henaen  a.  6498. 
P.  Raniua  Optatus,  —  v.  c.  Ug,  Aug.  iwidicus  Asiuriae  et  GaUeektet  Borgheci 

Oeuvres  4,  133. 

4)  luridicus  provineiaUsy   Apul.  Met.  1,6  p.  29  Oudoiid. 
5j  Anders  nrtheilt  Mommsen  Staatsrecht  1,  191  Anm.  4. 

6)  Boighesi.  Oewres  8,  428  f.  In  der  Inschrift  von  Tlos  in  Lyeien  C.  I.  Gr. 
4237:  'louX(av  TepxuXXav,  ^uvaTxa  'looXtou  Map^tvou  taS  otieato^ot»  ist  gemeint 
L.  iaOiu  Iteiaa»  OawiiU«»  Simplai  (C.  i.  Gt,  4298«),  <^*  »>'•  865=^102, 


—     412     — 

l06liiui  der  iuridici  lialiae  (s.  oben  S.  73  ff.)  gletdizeitig  auch 
in  einigen  und  zwar  kaiserlichen  Provinxen  znr  Anwendung  ge- 
langt ist.  Da  nämlich  die  liaiserlichen  Statthalter  selbst  legait 
pro  praetare  sind,  und  zwar  des  Kaisers,  durch  dessen  Mandat 
sie  ihre  Gerichtsbarkeit  haben,  dem  Legaten  aber  nicht  zusteht, 
die  ihm  mandirte  Gerichtsbarkeit  weiter  zu  mandiren^),  so  gab 
es  in  den  kaiserlichen  Provinzen  keine  Legaten  des  Statthalters, 
wie  sie  in  den  Senatqprovinsen  vorhanden  waren.  Denn  die 
legaä  legionum  waren  Officiere,  die  mit  der  Gerichtsbarkeit  nidits 
zu  thun  hatten.  Diesem  Bedürfnisse  wurde  dadurch  abgeholfen, 
dass  der  Kaiser  selbst  fttr  seine  Provinzen,  so  weit  es  ntfthig 
war,  ttirteb'ct  ernannte,  welche,  weil  ihnen  die  Jurisdiction  nicht 
von  dem  Statthalter,  sondern  von  dem  Kaiser  mandirt  wird, 
legali  Attgusti  iuridici  genannt  werden,  legati  pro  prctetore  aber 
nicht  heissen,  weil  dieser  Titel  dem  Statthalter  sdbst  zukommt 3), 
während  die  iuridici  dem  Range  nach  unter  dem  Statthalter  ste- 
hen,  und  nur  im  Falle  einer  Vacanz  zu  dessen  Stellvertretung 
berufen  werden').  Was  die  weiteren  Unterbeamten  betrifft,  so 
hat  der  kaiseriiche  Statthalter  für  die  Geldverwaltung  einen  QvA- 
stör  nicht,  —  denn  dieser  ist  den  Senatsprovinzen  eigenthOm- 

^^^oema-  üch^)  —  soudem  statt  dessen  e|nen  procuralor  provinciaCf  der 
zu  unterscheiden  ist  von  den  verschiedenen  Procuratoren,  wel- 
che neben  ihm  fttr  die  einzelnen  fiscalischen  Gefälle  angestellt 
sind.  Zu  allen  andern  Geschäften  pflegte  der  Statthalter  in  Er- 
mangelung eigentlicher  Regierungsbeamten  sowohl  Offidere  als 
Personen  aus  seiner  cohors  besonders  zu  beauftragen,   und  diese 

Prm/Mii.  bandeln  dann  als  praefecti.  Schon  während  der  Republik  gab 
es  sowohl  praefecti  iure  dicundOy  die  der  Prätor  ernannte,  in 
vielen   Städten  Italiens    (s.   S.    44),   als  auch  militärische  Com- 

welcher  in  der  Inscbr.  Bfiiini  ArvaU  n.  58  Ug,  imp.  Nefvae  Traitmi  ii«^.  Cferm. 
provineia(e)  Lyeiae  et  PamphyUae,  also  kaiMrücher  Statthalter  der  Provliiz  heisst ; 
der  C.  /.  Or.  4236  genannte  Aoa(ttoc  ^AroXXccvdptoc  &  hvMLW^^rrfi  ist  derselbe, 
welchen  die  Inschr.  4240  Tcpcopeut^v  xal  dvTtorpdbrj^ov  AOroxpitopoc  Auxlac 
xal  [lafA^uXCac,  d^fvöv  &txatoo6tT)v  nennt;  bei  losephns  Ant.  18,  1,  1  heisst  Qui- 
rinins  {>nö  Kaioapo;  (ixacoS^irjc  to5  idvouc  (inc«TaX(iivoc,  nnd  auch  in  der  spar- 
tanischen Inschrift  C.  /.  Or,  1346  ist  unter  dem  Aemilins  luncns  6  Scxato^jrv]; 
entweder  ein  proeonml  Aehtäae  oder  ein  diop(^oitif)c  (s.  S.  78  Anm.  1)  xn  verstehen. 

i^  Dig.  1,21,  5pr.;  2,  1,  5. 

2j  Mommsen  Staatsrecht  1,  191  Anm.  4. 

3)  S.  das  oben  8.  411  Anm.  3  angeführte  Beispiel  4es  M.  Crescens  Cal- 
pumianus,  iurid.  Brii.  vie*  Ug» 

4)  Qaius  1,  6 :  nam  m  frovmeku  Co/uatU  omnino  quaeUon*  nom  mitUmOw, 


—     413     — 

maodanleD  einielner  Ortschaften  und  Truppentheile^  namenllldi 
zur  Ausführung  von  Zwangsmaassregeln  und  Scfauldenexecutio- 
nen^),  welche  diesoi  Titel  führten;  ebenso  finden  sich  in  der 
Kaiserseii  unter  den  vielen  Präfecton,  welche  zweckmassiger  in 
dem  Abschnitt  ttber  das  Militörwesen  zu  besprechen  sind,  na- 
mentlich Gommandanlen  von  entlegenen  Orten  und  besonders 
Inseln  zuweilen  mit  der  Bezeichnung  praefecius  pro  legato^. 
Beide  Aemter  indessen,  sowohl  das  des  Procura tors  als  das  des 
Prttfeeten  erhielten  unter  den  Kaisem  auch  eine  selbständige  Be- 
deutung. 

Die  dritte  Classe  der  kaiserlichen  Provinzen  nämlich  bilden 
diejenigen,  in  welchen  entweder  die  Natur  des  Landes,  wie  in 
den  Alpengegenden,  oder  der  Gulturzustend,  wie  in  Mauretenien 
und  Thracien,  oder  der  sterre  Gharacter  der  Einwohner,  wie  in 
ludfla  und  Aegypten,  die  Einführung  der  gewöhnlichen  Provin- 
cialeinrichtungen  und  die  Anwendung  des  römischen  Rechtes 
ganz  und  gar,  oder  doch  für  die  erste  Zeit  unmöglich  machte. 
Sie  wurden  daher  zunächst  als  Domainen  bewirthschaftet  und 
nicht  unter  einen  Steatsbeamten,  sondern  unter  einen  vom  Kaiser 
ei*nannten  und  ihm  persönlich  verantwortlichen  Admioistrator  ge- 
stellt, der  dem  Lande  gegenüber  als  VicekOnig  mit  sehr  ver- 
schiedener Vollmacht  zu  betrachten  ist,  officiell  aber  den  Titel 
procvrcUof',  in  Aegypten  den  Titel  praefectus  hat;  erst  spater 
aber,  nachdem  die  Ortlichen  Hindernisse  überwunden  waren, 
wenigstens  zum  Theii  als  eigentliche  Provinzen  organisirt,  wie 
dies  mit  Thracien,   Gappadocien,    ludaa  und  Rätia  geschehen  ist. 

Ein  Procurator  ist  während  der  Republik  der  bevoUmüch- 
tigte  Geschäftsführer  eines  romischen  Privatmannes^),  der  entr- 
weder  in  Geschäften  verreist  oder  ausserhalb  Italiens  Grundbesitz 
zu   verwalten   hat^).     Es   ist  daher  characteristisch  für  die  Ver- 

t  ^___ 

1)  Die  Beweise  findet  man  bei  Kahn  2,  83.    Mommaen  R.  G.  1^  S.  &4Ö. 

2)  Hleher  gehören:  der  jtraef.  pro  Ugato  intulaintm  BaUarum  unter  Nero, 
Orelli  732;  der  praefeetus  ripae  fluminU  Euphratb,  Henzen  n.  6943;  der  prae- 
fecitu  ripae  TihUsi,  OreUi  3234;  der  Präfect  der  Insel  Pandataria,  Mommsen 
7.  A\  3528;  der  praef.  cMiaUum  Moeaiae  et  TribaUiae,  praef.  rivU,  m  Alpib. 
maritwnit,  Henzen  n.  6988;  und  die  prae/{ectura)  N(jfmphaei)  portu{s)  in  Sar- 
dinien, Bonnann  BuUett.  1869  p.  182. 

3)  l'ic.  pr.  Caeeina  20,  56.  £.  Huschke  in  J.  G.  Huschke  AnaUcta  literaria. 
Ups.  1826.  8  p.  283—290. 

4)  Cod.  last.  2,  13,  6.  ColameUa  <ie  r.  r.  1,  6,  7.  Rein  in  Paalya  Rea^ 
encyd.  6,  87. 


—     414     — 

aiuienuig^  welche  die  Monarohie  tu  dem  Beamtenpersooal  her- 
vorbrachte, dass  statt  der  Behörden  der  Repebltk,  deren  Wir- 
kungskreis sieh  immer  mehr  beschränkte,  tfaeils  Militärbehörden, 
wie  in  Rom  selbst  die  vier  praefectif  der  praefectus  praetorio, 
urbis,  vigilum  und  annonae^  in  den  kaiserlichen  Provinzen  die 
hgati  AitgusU^  tbeils  Hausbeamte  des  Kaisers  in  Pnnotion  traten, 
zu  welchen  lelsteren  die  Proourator^i  zu  zählen  sind.  Sie  wur- 
den, wie  die  Hofbedienungen,  aus  Hittern  oder  Freigelassenen, 
nicht  aus  Senatoren  genommen^),  und  ihnen  theils  die  Eintrei- 
bung und  Verrechnung  der  Abgaben  an  den  Fiscus  in  Rom, 
Italien  und  allen  ^),  auch  den  Senatsprovinzen  3),  in  den  letzteren 
unabhängig  vom  Proconsul^j,  theils  die  ganze  Finanz  Verwaltung 
der  kaiserlichen  Provinzen^),  endlich  die  selbständige  Admini- 
stration der  sogenannten  proouralorisohen  Provinzen  übertragen^). 
Diejenigen  Procuratoren,  welehe  bloss  Finanzbeamte  waren  und 
^»ftter  raHanaks  heissen^),  hatten  unter  den  ersten  Kaisem  kei- 
neriei  richterliche  Befugnisse^};  erst  seit  Claudius  erhielten  sie 
durch  ein  Senatusconsult  Gerichtsbarkeit  in  Sachen  des  fiscus^), 

1)  Friedläoder  Darstellungen  13,  160  ff.  Mommsen  C.  1.  L.  Ul  p.  1131  annot. 

2)  Hierauf  liommen  wir  an  einem  andern  Orte  znrück.  S.  0.  Eichhorst 
QuMsUowum  epigt.  de  proeuralorikm  imperaiorum  Born,  spenmenf  Regimonti  1861 . 
Ö  ui^  in  Jahns  Jahrb.  1864.    Kuhn  2,  203  f.    Mommaen  Hermes  4,  108. 

3)  Ein  proc.  Asiae  Orelli  3651.  Henzen  5r)30.  6924.  6928.  C.  I.  L.  III 
B.  431.  6575.  Tac.  Aim.  4,  15.  Boeckh  ad  C.  i.  Or.  2977;  proe.  Africae  Ratnart 
Act.  Marl.  p.  95.  231.  Capitolin.  Maximmi  duo  14.  C.  /.  L.  111  n.  5776;  proc. 
Baeticae  Orelll-Henzen  n.  3570.  6524.  6928;  SicUiae,  C.  I.  L.  III  n.  4423. 
Grut.  p.  437,  7;  1028,  6;  proc.  provmie.  Narboruns.  Henzen  5456;  pror.  Achaiae 
Orelli  804.  C,  /.  L.  111  n.  535.  6098.  C  I.  Gr.  1328.  1329;  CiWcioe  OjeUi  485; 
Cypri  Henzen  6927. 

4)  IMg.  1,  16,  9:  sane  &i  fisecdU  peeunia  causa  $Uf  quae  ad  proeuratorem 
principii  rcspicU,  melius  feeerU  (proeonnd),  ai  absUneat. 

5)  Dio  Cass.  53,  15.  Gaiu«  1,  6.  Capitolin.  Anton.  P.  6.  Sowohl  Dio  unter- 
scheidet an  dieser  Stelle  die  beiden  genannten  Classen  der  Procnratoren  als  auch 
Paulus  Di(f.  4,  6,  35  $  2:  item  procuraior  Caesar is,  non  sokuny  eui  rerum  pro- 
vinciae  cuiusque  procurcdio  mfmdata  erit,  sed  et  is,  cui  rerum,  quamvis  non 
onrnium.  Der  Procurator  der  ganzen  Provinz  heis.st  deshalb  nach  Constantin  proc. 
aumma^  rei  (Cod.  last.  4,.  36,  3),  in  den  fiaailikfin  xadoXtxöc.  Vgl.  Lydus  De 
mag.  3,  7;  catholicianus ,  Cod.  lust.  9,  49,  9.  C.  1.  Gr.  4807  =  Letroune  Btcueil 
n  n.  219.    Vgl.  n.  4892.    Franz  C.  I.  Gr.  III  p.  324». 

6)  Tac.  Hisl.  1,  11:  duae  Mauretaniae ,  Raetia^  Norieumy  Thracia^  et  quae 
aliae  procuratoribus  cohihentur.  Von  dienen  Provinzen  ist  im  Einzelnen  oben 
gehandelt. 

7)  Bethmann-Hollweg  Rom.  Civilprocess  3  S.  78. 

8)  Bei  Tac.  Ann.  4,  15  sagt  Tiberius,  als  der  procurator  Asiat  Capito  ange- 
klagt wird:  non  se  (iUi)  ius  nisi  in  serviiia  et  pecunias  familiärem  dedisse;  quod 
si  vim  praetoris  usurpassel^  manibusque  militum  usus  foret,  spreta  in  eo  mandata 
sm.   Dio  Cass.  57,  23. 

9)  Tac.  Ann.  12,  60.    Suet,  Claud.  12» 


—     415     — 

von  welcher  an  den  Kaiser  AppeUaMon  statt  fMd^);  .später  kommt 
es  indessen  vor,  dass  ihnen,  wie  früher  den  Legaten  und  QuH--  Procwator 
Stören,  nicht  nur. in  kaiserlioben^),  sondern  auch  in  senatori-  «*^''- 
sehen  Provinzen')  die  Vertretung  des  Statthalters  Übertragen 
wird,  so  dass  sie  in  diesem  Falle  vice  praeaidis  selbst  die  Pro^ 
vinz  verwalten.  Uejenig^i  Procüratoreo  dagegen,  welchen  pro« 
curatorische  Provinzen  tlberUragen  sind,  werden  als  selbständige 
Statthalter  bezeichnet  durch  den  Titel  procurator  et  praeses^),  pra^  Froatrator 
curaior  pro  kff(Uo^),  prBcurtttor  cum  iure  gladii^)^  praeseSj  wel- 
cher letztere  Name  zwar  als  allgemeines  Prädioat  illr  aUe  Arten 
von  Staithaltern  gebraucht  7),  aber  in  specieUeoi  Sinne  dem  lef- 
gatus  und  procanstU  entgegengesetzt  wird^).  Sie  nahmen  daher 
im  Ganzen  eine  den  ttbrigen  Statthaltern  gleiche  Stellung  ein^), 
obwohl  sie  wenigstens  theilweise  in  einer  gewissen  Unterord*- 
nnBg  unter  den  n^hsten  kaiserlichen  Legaten  stehn  und  milir- 
tärische  Hülfe,  so  oft  es.nöthig  ist,  von  diesen  reqairiren  *^).  Im 
dritten  Jahrhundert  jedoch  und  zwar  nach  Borghdsi's  Annahnse 
seit  Alexander  Severus   (28S — 235)   trat  in  der  Verwaltung  der 


1)  Dig.  49,  14,  47.  48.  ÖO.  Andere  Jurisdiction  als  in  Sachen  des  Fiscns 
hatten  sie  nicht.    Cod.  Inst.  1,  54,  2;  9,  20,  4;  9,  47,  2.   Collat.  14,  3. 

2)  Von  Britannien  Tac.  Atm.  14,  32:  sed  quia  proeul  Suäonius  täftrat,  vt- 
Hvere  a  Cato  Deciano  jfrocuratore  atuilium.  Von  Qalatlen  C.  J.  L.  III  n.  251 : 
C.  lol.  Senecio,  proe.  prov.  Qalat.  item  viee  praesidis  eiusd,  prov.  et  Ponti;  in 
Qallia  Lngdunensis:  Badin s  Cominlanus  proe.  et  viee  praeaidis  agens.  flffommsen 
£p.  Anal.  22  in  Ber.  d.  s&chs.  Oesellsch.  1852  p.  242;  in  Dacien:  Q.  Axius  — 
proc.  prov.  Dac  ApuUenais)  bis  viee  prae$idi8,  Henzen  n.  6932;  in  Mauretanien 
Orelli  3570.  Henzen  6933;  in  Moesia  inferior  Orelli  3664;  in  Arabien  ein  proc. 
prov.  Arabtaej  ibi  vice  praeiidis  Henzen  n.  5530.  In  den  Rechtsqnellen  kommen 
öfters  diese  proeuratore$  vor,  qui  partibua  prae$idi$  fungwAu/r  (Dig.  49,  1,  23.  Col- 
lat. 14,  3),  9tu'  viee  prateidU  fkmguniuT  (Cod.  Inst.  9,  47,  2),  qui  vieem  praesidis 
tueniur  (Cod.  lust.  9,  20,  4),  gut  viee  praesidis  agwU  (Cod.  Inst.  3,  3,  1). 

3)  Orelli  3651  =  C.  I.  L.  V,  875:  f>roc.  provinciae  Aeiae,  ([uctm  numdatu 
prineipis  viee  defuncti  proeos.  rexit,  Bulnart  Acta  Matt.  p.  95:  Hilarioinuä  pro- 
eurator ,  pä  tunc  (a.  202)  loeo  proeonttUis  Minucii  TtnärUani  defuncti  hu  gladii 
aeceperai  (in  Carthago);  p.  231  (um  260  n.  Chr.):  rapti  mmiui  ad  procuratorenif 
qui  defuneti  proeonnUie  paHe$  adminUtrabat. 

4)  OreUi  74.  3601.    Henzen  5190. 

5)  Orelli  488.  3570.  Henzen  6933.  RecneU  de  Constantine  1866  p.  85  b.  10?. 

6)  Orelli  3664.  3888.  Ruinart  Aet.  Mari.  p.  95 ,  nnd  mehr  bei  Jiarini  Ar- 
vali p.  623^  624b.  547.  783.  771. 

7)  Dig.  1,  18,  1:  praetidis  nomen  generale  e$t  eofv«  et  proeoHmdes  et  Ugati 
Caeearis  et  omne$  provineiaa  regerUeSy  lieot  ienatores  üat,  praeeideM  appetlaniur: 
proeoruuUs  appellatio  specialis  est, 

8)  Borghesi  Oeuvres  5,  405  und  dazu  Momrasen  Aom.  5. 

9)  loseph.  Ant.  18,  1,  1. 

10)  Die  Procoratoren  von  Indaea  worden  mehrmals  von  dem  leg,  Aug.  pr.  pr. 
Syriat  abgeseUt.   loseph.  Anl.  18,  4,  2.    Tac.  Ann.  12,  54. 


—     416     — 

kaiserlichen  Proviasen  die  wichtige  AenderuBg  ein  ^) ,  welche 
seitdem  fortbestand,  dass  die  Giviladministration  von  dem  mili- 
tärischen Gommando  getrennt,  und  die  erstere  einem  praeses^ 
das  letztere  ein^n  ducc^)  tübergeben  wurde.  Seit  dieser  Anord- 
nung, welche  vielleicht  allmählich  zur  Ausführung  gekommen  und 
in  ihrer  ersten  Entwickelung  nicht  zu  verfolgen  ist,  sind  die 
praesides  Givilbeamte,  und  von  den  früheren  Provinciaistatthal- 
tern  wesentlich  unterschieden, 
oebftit.  Alle  romischen  Beamten  erhielten  seit  Augustus  ausserhalb 

Eoms  statt  der  früheren  Naturalausrttstung  ein  festes  Gehalt^), 
sowohl  die  Proconsuln^j  und  legatt  Augustiy  als  die  Procuratoren, 
welche  letzteren  nach  ihrer  Besoldung  ^a;a^marti^),  csntencuni^)  ^ 
ducenarü'^)^  trecenaaii^)  heissen,  jenachdem  sie  60,000,  100,000 
Sesterz  oder  mehr  Gehalt  ziehn.  Dennoch  hörten  auch  unter 
den  Kaisern  die  Bedrückungen  der  Provinzen  nicht  gänzlich  auf; 
allein  wenigstens  war  den  Provindalen  die  Klage  durch  ein  re- 
gelmässiges Verfahren  erleichtert,  welches  vor  dem  Senate  statt 
fand  und  wobei  den  Klägern  ein  Advocat  aus  dem  Senate  g^eben  ^) 

1)  Lmmprid.  AI.  Sever.  24 :  provmciof  Ugatoriaa  praesidiales  plurhna$  ftcü. 
Borgheai  OtuvTt$  3,  277 ;  5,  397.  405. 

2)  So  wird  z.  B.  Moesla  superior  in  dieser  Zeit  von  einem  Praeses  verwal- 
tet, Borghesi  5,  396,  während  das  Heer  unter  einem  dux  ioiiui  lUyrici  stand, 
welcher  da«  Commando  in  Thracien,  beiden  Moesiae,  Dalmatien.  beiden  Panno* 
nien  und  Daclen  hatte.  Diesen  erwähnt  unter  Yalerian  '(253—260)  Trebell.  Pol- 
lio  Claud.  15.  Unter  demselben  gab  es  einen  dux  Scythiei  limitiSf  einen  dur 
orieniaUs  limiUf,  einen  dux  lUjfrieiani  limitis  (Vopisc.  AurcL  13);  der  dux  limüh 
pTOvineiae  Softhiae  findet  sich  dann  in  Diocletians  Zeit  (C.  /.  L.  III  n.  764), 
lind  später  in  der  Not.  Dign,  Or.  c.  36.   Andre  duees  s.  Henzen  n.  5579.  651Ü. 

3)  Die  Oass.  52,   23  lässt  den  Maecenas  sagen:    Xafißavdroiaav   Ik   (aio^v 
.    Tzd-TKi  ouTot  q{  Tot«  £^0»  T?]«   TTiSXeoa;  d^'/äi   dTTiTpeitöfAEvoi.    Vgl.  52,  23.     Nach 

dem  Senatusconsultum  bei  Frontin.  D0  aquaed.  c.  100  erhielten  auch  die  eura- 
torts  aquarwrij  j^quitm  eiua  rti  causa  extra  urbem  essent^^,  mereedem  und  cibaria 
annufi. 

4)  Das  Sfdarkim  proconmilate  (Tac.  Agr.  42)  betrug  nach  Dio  Cass.  7B,  22 
für  AfWca  250,000  Drachmen  oder  i  Million  Sesterzen,  d.  h.  72,000  Thlr.  Spe- 
cielle  Angaben  über  verschiedene  Oehalte  und  damit  verbundene  Katuralliefe- 
nmgen  giebt  Trebell.  Pollio  Dio.   Claud.  14.   15.   ^ 

5)  Orelli  3178.  Henzen  6930.  God.  Inst.  10,  19,  1  und  mehr  bei  Marini 
ArvaU  2,  674. 

6)  Dio  Cass.  o3,  15.    OreUi  996  n.  5. 

7)  Orelli  946.  3444.  3342.  2648.  Henzen  6356.  C.  I.  Gr.  2509.  3751. 
6627.  375.  Waddüigton  n.  2606.  2607  ff.  8uet.  Claud.  24.  Capitolin.  PeH.  2. 
inde  ad  dueenum  HS^  Hipendiwn  Iramlatu»  in  Üaciam.    Marini  Aroali  p.  805  ff. 

8)  OreUi  3450. 

9)  Walter  Gesch.  des  R.  Kechts  1  ^  311  und  die  dort  angeführten  Stellen: 
Tac.  Ann.  3,  66  —  70;  4,  15;  15,  20.  Suet.  DomitUm.  8.  Plin.  €p.  2,  11; 
2,  12;  3,  9;  4,  9;  5,  20;  6,  29;  7,  6;  7,  7;  7,  10;  7,  33;  10,  3(20);  10. 
56(64). 


—    417     — 

und  auch  der  Gebrauch  der  griechischen  Sprache  gestattel 
wurde  ^).  Sowohl  die  Vereinigung  mehrerer  Provinzen  unter 
einem  kaiserlichen  Slattbalter,  welche  man  zuweilen  eintreten 
liess^,  als  die  lange  Dauer  der  Verwaltung,  wdehe  in  den 
kaiseriiehen  Provinzen  üblich  wurde,  gewährten  den  Unterlhanen 
ein  Wesentliche  Erleichterung.  Dazu  kam,  dass  die  Stellung  des 
Statthalters  eine  bei  weitem  unselbständigere  wurde,  nils  sie  zur 
Zeit  der  Republik  gewesen  war,  da  der  Kaiser  ttber  alle  Sachen 
von  einiger  Bedeutmaig  Berieht  forderte  und  selbst  die  Entschei- 
dung traf)).  Um  zu  diesem  Zwecke  eine  regelmässige  VerbiiH- 
dniüg  aller  Provinzen  mit  Rom  herzustellen,  hatte  Augnstns  eine 
Posieinricfatnng  durch  das  ganze  römische  Reich  veranstaltet,  de-   Posteia- 

ricntunf. 

ren  vollständige  Entwickelung  allerdings  erst  in  die  nadiconstan- 
tiniscbe  Zeit  fällt,  auf  welche  näher  einzugehn  hier  nicht  der 
Ort  ist,  deren  erste  Anfänge  aber  hier  wenigstens  berührt  wer- 
den müssen^).  Wie  die  Römer  durch  das  ganze  Reich  ein 
Sirassennetz  zogen,  nicht  für  den  Vortheil  des  Verkehrs  oder  für 
den  Nul^eif  der  Vergnttgungsreisenden ,  sondern  ausschliesslich 
a»m  Transport  der  Heere  und  des  Kriegsmaterials  an  aHe  für 
Kriegszwecke  wichtigen  Puncte*),  so  w^r  auch  ihre  Posteinrich- 
tung  nicht  berechnet  auf  die  Correspondenz  des  Publicnms,  den 
Personenverkehr  und  eine  daraus  zu  ziehende  Einnahme  für  den 

Staat,    sondern  allein  auf  die  Beförderung  der  Regierungsdepe- 

• J 

1)  Quintil.  MUH,  6,  i,  14.  Dio  Cmb.  57,  14. 

2)  Ttc.  Ann,  1,  76. 

3)  Euseb.  H,  £.  2,  2:  itaXatou  X6Xf«nniöxoc  K^iK  tocc  töbv  ib^Si^  dpyouot, 
To  Tsopa  o^ioi  itauvotofAo6(Ar)»a  t^  tifjv  ßaoiAstov   dpx'i^v  intxpaTouvrt  OT]|Aatvctv, 

4)  Ueber  das  Postwesen  der  Romer  s.  N.  Bergier  De  jnMiei$  et  miUtaf&m» 
hnperH  Sommä  ffüe  in  Oraevii  The$.  a$aiq,  Born.  \6L.  X  und  anter  dem  Titel 
Bist,  de»  9rand$  chmtku  de  t'ernpire  Born.,  Brnxell^s  1736.  2  Bde.  4.  IIb.  IV  e.  4. 
I.  Ontherins  De  offidia  dormu  Augustae,  Lips.  1672.  8.  üb.  III  c.  14  f.  Le 
Qnien  de  la  Nenf^uie  De  l'origine  des  PosUs  che%  le»  aneUns  et  U»  moderne», 
Paris  1708  und  1730.  12.  €k>Ue8obi  J!>tjf.  sciUe  posto  degU  atUUhi,  1746.  Radi- 
ger De  eu/r»u  pubUeo  imperH  Romani,  Breslau  1846.  4.  Tenffel  in  Panlys  Real- 
enoycL  &  S.  1944—1948.  Henzen  AnnaU  1857  p.  94  ff.  A.  Flegter  Zur  Oe- 
Bcbichte  der  Posten ,  Nffarnbeig  1858.  8.  Hndemann  Gesch.  des  PestweMns  der 
Rom.  Kaiserzeit,  Kiel  1866.  4.  Nandet  De  l'admini»tratkm  de»  po»tM  ehet  Ua 
Romain»  in  Mimoirt»  de  VinatUuL  Aead.  de»  kuer.  et  b.  i.  XXin,  2  (1868) 
p.  166--*  240.  Hx  Stephan  Das  Verhebrstoben  im  Allerthm,  in  Ramiers  Hist. 
Taschenbneh  1868  S.  83  «f. 

5)  Ueber  die  römischen  Strassen  s.  Bergier  a.  a.  0. ;  über  die  italischen  ins- 
heseodeie  Forbiger  Haadb.  der  ahen  Ctoogr.  3,  703  ff.  Hauptquelle  sind  die 
Itinerarien,  am  Besten  in  Itinerarimm  Amtonini  Amgmti  ei  Hiefo»ohfmäani»m  edd. 
O.  Parthey  et  M.  Pinder,  Berolini  1848.  8. 

Bdm.  Alt*rth.  IT.  27 


—    418    — 

sehen  und  der  Beamten  ^) ,  und  es  war  nur  eine  Ausnahme, 
welche  der  höchsten  Bewilligung  bedurfte,  wenn  einer  Privat- 
person der  Gebrauch  der  Post  gestattet  wurde.  Zur  Zeit  d^ 
Republik  hatte  man  sich  darauf  beschränkt,  für  die  Beförderung 
römischer  Beamten  durch  eine  gesetzlich  regulirte  Verpflichtung 
der  Provincialen  zum  Vorspann  und  zur  Verpflegung  Sorg^  zu 
tragen;  auch  Privatpersonen  aus  dem  Senatorenstande  erhielten 
durch  die  Ertheilung  einer  Ugatio  liberal)  von  Seiten  des  Se- 
nates die  Erlaubniss,  auf  diese  kostenfreie  Weise  zu  reisen,  wo- 
durch eine  um  so  grössere  Last  für  die  Provinzen  entstand,  da 
dies  Privilegium  von  derselben  Person  eine  Beihe  von  Jahren 
hindurch  benutzt  zu  werden  pflegte  ^} .  Allein  die  Gorrespondenz 
der  Statthalter  wurde  in  der  Regel  durch  eigne  Briefboten  (ia- 
beUarii)^)  oder  Ordonanzen  (stai/ores)  ^)j  zuweilen  auch  durch  die 
tabellarii  der  pubiicani^)  befördert,  da  es  zu  diesem  Zwe<^e  kein 
anderes  Beförderungsmittel  gab.  Die  Einrichtung  des  Augustus 
dagegen  bestand  in  einer  militärisch  organisirten  Staatspost, 
welche  die  amtlichen  Depeschen  von  Station  zu  Station  durch 
Gouriere    beförderte  ^j ,    die  in   der  Kaiserzeit   spectUatorei  heis- 

1)  Ueber  diesen  Zweck  ist  das  römische  Postwesen  nie  hinausgegangen. 
Procop.  Mi$t.  OK.  c.  30:  ol  fiiv  -yotp  Tonfialosv  auToxpdlTODec  iv  xot«  dfv«  yointoti 
•(iferri\t.hoi  y  Tipovoi^oavTe«  liifoi  äizoL'nd  xe  o^ioiv  ina-^'^iKKovco  xdy^ioza  xat  p.tj- 
öejjiia  Si^iro  (xe^X-f^ae! ,  td  xe  t^öc  xäv  «roXepilcuv  h  X*^?^  iif-dorj^  t>|xiti7rxovxa 
xal  tau  ir^Xcot  xaxd  axdocv  if|  (2aXo  xt  dikpöotrrov  9U[j.ßa(vovta  icd&oc  xd  xe  tcoöc 
xtöv  dpYÖvxoiv  xal  xcäv  di)vXo)V  drcdvxiov  Travxo^^öl^i  Tipaaa^fieva  rfjc  'moopLatov 
dpy(fi^,  öTicDC  T€  ol  xou;  «pöpou;  Tcapairiptitovre«  xou^  iTrexeiou;  5iao<6Coivxo  ßpa- 
Sux^xi«  xe  xai  xiv§6vo'j  X^P^^*  OTipLöoio-v  ö^iv  xtva  itavra^ööe  ireiroltjvxai  $p6pio'v. 

2)  Cic.  de  Leg,  3,  B,  18 :  iam  iUud  apertum  est  profecto,  nttul  esae  turpitu 
quam  est  quemqtiam  Ugari  nisi  reipublieae  causa.  Omitto,  quemadmodum  UU  h 
yerani  atqiLe  ges$erint,  qui  Ugatione  hereditate»  aul  syngraphas  suas  persequun- 
iur  u.  s.  w.  Cic.  ad  fam.  11,  1,  2;  12,  21.  pf.  Flaeco  34,  86.  Snet.  Tib,  31. 
Digest.  50,  7,  14. 

3)  Cicero  beschränkte  in  seinem  Gonsulate  die  Zeit  der  Ubera  Ugatio  auf 
ein  Jahr  (Cic.  deUg.  3,  8,  18);  Cäsar  gestattete  fünf  Jahre.  Gic.  ad  AU.  15, 
11,  4. 

4)  Auet.  de  hello  Hispan.  2:  aimulque  eaptos  idbeUariot^  qui  a  Cn.  Pompeio 
diapasiti  omnibus  loci»  essent^  quo  cerUorem  Cn.  Pompekan  de  Caesaris  adventu 
faeerent. 

5)  Cic.  ad  fam.  2,  17;  2,  19:  ut  ad  te  statores  meos  et  Uetores  cum  lOteris 
rmtterem.  Digest.  4,  6,  10.  Stator  ptaetmms  Grut.  p.  1031,  3.  Reines.  Cl.  VUl 
n.  4.  Von  den  statotes  A%ig.  e.  die  MlUtäralterthümer.  Alexander  Severus  hob 
diese  Einrichtung  auf.  Lamprid.  AI.  8ev.  52.  Ulpian.  Digest.  1,  16,  4  %  1: 
nemo  proeonsulum  sUntores  auos  habere  potesi^  sed  viee  eorum  milites  mirMerio  in 
provinciis  fungunlur. 

6)  Glc.  ad  AU,  5,  15,  2.    de  prov,  cofks,  7,  15. 

7)  Snet.  Oet.  49:  et  quo  eelerius  ac  sub  manum  anmmdaH  eognoteique 
possei,  quid  in  provinaia  quaque  gereretur^  iuvtnes  primo  modiois  inUrvaUis  per 
mililares  vias,  dehinc  vehicula  dispostät. 


-    419    - 

sen  ^).  Die  PcrsoDenbeforderung  beschränkte  sich,  wie  zur  Zeit  der 
Republik,  auf  die  Beamten ;  zu  diesem  Zwecke  waren  die  Stationen 
in  mutaiiones  (Pferdewechsel)  und  mansionea  (Nachtquartiere)  ein- 
getbeilt  und  auf  den  letzteren  für  den  Gebrauch  der  Statthalter 
so  wie  der  Kaiser  selbst  palatia  errichtet  ^) .  Privatpersonen  w^urde 
der  Gebrauch  der  Staatsposten  in  der  Provinz  eine  Zeit  lang  durch 
besondre  Bevollmächtigung  des  Statthalters  (diploma)  ^) ,  später  nur 
vom  Kaiser  selbst  nach  genauen,  darüber  erlassenen  Bestimmun- 
gen gestattet^).  Die  Kosten  der  Posthaltereien  fielen  den  ein- 
zehien  Ortschaften  zur  Last^j ;  unter  Nerva  wurde  zwar  in  Ita^ 
lien®])  unter  Hadrian^),  Antoninus  Pius^)  und  Severus^)  im 
ganzen  Reiche  das  Postwesen  von  dem  Kaiser  ttbemommen ;  doch 
ist  dies  nur  auf  die  Beschaffung  der  Zugthiere  und  Wagen,  so 
wie  auf  die  Postverwaltung  zu  beziehen,  da  die  Bestreitung  der 
Kosten  nicht  dem  Fiscus  zufieH^).    Der  Dienst  war,  wie  wir  al- 


1)  Liv.  31,  24:  et  retpondittet  (evetUtu),  ni  speeukOor,  —  hemerodromo»  vo- 
eunt  Oraeci  —  ingens  die  uno  curm  emeiientt»  apatium —  ctmtemplaHu  regHun  afftnen 
e  apecula  gtiadom,  praepretnu  nocte  Athenas  pcrvenisiet.  Säet.  Calig.  44 :  maffJii- 
fiews  Bomam  liUeras  misity  monitis  apteukUoribua,  ut  vehieulo  ad  fomm  iuque  ti 
Ouriam  perUnderent.  T&c.  H.  2^  73:  vix  crcdibiU  memoratu  est,  quantum  tuper- 
hiae  aoeordiaeque  VUellio  adoUveritj  postquam  apeeulcUoret  e  Syria  ludaeaque  ad- 
arUun  m  verha  eius  orieniem  nuntiavtre.  Diese  Bpeeulaiorea  1)efaudeii  sich  sowohl 
in  der  Begleitung  des  Kaisers  (Suet.  Aug.  74.  Claud.  35.  Tac.  H.  2,  11 :  ipsum 
Othonem  comit<ibaniur  speeuUxtorum  leeia  eorpora  citm  ceteri»  praetoriia  cohortihw. 
Ib.  33)  als  in  den  prätorischen  Cohorten  (Tac.  H,  1,  29.  31)  and  in  den  Legio- 
nen, deren  jede  10  speculatores  hat.  Labus  Am  antiea  scoperta  in  Hamburgo, 
Milano  1820.  4  p.  63.  8.  G.  Schwarz  De  apeculatoribus  veter.  Roman.,  Altdorf 
1726.  Eckhel  D,  N.  6,  53  f.  Einen  solchen  Courier  erw&hnt  Aristaenet.  ip. 
1,  26:  itoXXdc  Totvüv  fite  Tavu;  rfj;  TcoXiTela;  liriccuc  SicXi^Xuda  ttöXci^. 

2)  Cod.  Theod.  7,  10.    ' 

3)  Auf  diese  5iirXiib(jiaTa  besieht  sich  das  £dict  des  praefeetUB  Aegypti  Cfc- 
pito  ans  dem  J.  49  n.  Chr.  C.  /.  Gr.  ii.  4956 ,  und  solche  diplomata  stellte  Pli- 
nius  in  Bithynien  aus,  Plin.  ep,  10,  45(54);  64(14);  120.  121.  Inder  Zeit  der 
Kepublik  (Cato  fr,  or,  2  p.  37  Jordan)  und  auch  in  der  sp&teren  Kaiseraeit  (Sal- 
mas.  ad  Capüolm,  Feriin.  1)  heisst  diese  Vollmacht  evectio.  Vgl.  Boecking  ad 
N.  D,  Or.  p.  14  f.  Beispiele  von  Personen,  welche  sich  des  eurmu  publieua  be- 
dienen, s.  Sidon.  Apoll,  ep.  1,  5:  egresao  mihi  Bhodamuiae  nosirae  moenilnia 
publiew  etiTMUs  unU  fuit,  utpote  »aeria  apicUnu  aecito.  Gregorius  Thaomaturgus 
oral,  ad  Origenem  (Greg.  Opp.  Mognnt.  1603.  4)  p.  187:  6  orpoticiiTT}«  —  ^^ptov 
i^ouolav  iiX£(övo>v  Twv  ^(ioolcBv   ^^T^fAdErcDV  T^c  ^p^O€fDC  -xal  o6|AßoXa  irXsiovoc 

Cod.  Th.  8.  5.  12.  38.  40.  43.  52.    Boecking  a.  a.  O. 
Plut.   Qalh.  8. 
Eckhel  D.  iV.  6,  408. 

7)  Spart.  Hadr,  7 :  curnun  fi$ealem  tnaUiidi ,  ne  magistraiue  hoe  onere  gra- 
varentur. 

8)  Capitolüi.  Anionin,  P.  12. 
9j  Spartiau.  Sever.  14. 

10)  Badiger  a.  a.  0.  p.  9  tt. 

Ti* 


^    420    — 

lerdings  erst  aus  '^en  Verordnungen  des  vierten  und  fünften 
Jahrhunderts  Im  Einzelnen  ersehen*),  ein  dreifacher:  die  Brief- 
post  besorgten  Gouriere  (veredarii),  welche  ausser  dem  Pferde, 
welches  sie  selbst  ritten,  ein  Handpferd  [parhipptis)  mit  dem 
Felleisen  (averta)  führten ;  die  Beförderung  der  Personen  geschah 
auf  EUwagen  (rhedae)^  welche  mit  Pferden  oder  Mauleseln,  der 
Transport  von  Kriegsmaterial  und  Gütern  auf  Packwagen  (cbfrti- 
forta),  welche  mit  Ochsen  bespannt  wurden;  ausserdem  dienten 
die  auf  allen  Flüssen  vorhandehen  Schiffsstationen  ebenfalls 'zur 
Beforderung  von  Briefen,  Personen  und  Material^), 
omi-  Augustus  hatte   die  rtfmische  Monarchie  nicht  nur  imierKch 

organisirt,  sondern  auch  nach  aussen  hin  gesichert,  indem  er  sie 
durch  grosse  Flüsse  oder  Wüsten  gegen  Einfälle  feindlicher  Nach- 
barn schützte,  und  empfahl  in  seiner  letzten  Staatsscfarift  seinen 
Nachfolgern  eine  friedliche  und  auf  die  Erhaltung,  nicht  auf  die 
Erweiterung  der  von  ihm  festgestellten  Grenzen  gerichtete  Politik  **). 
Zu  dieser  kehrte  man,  nachdem  unter  Claudius  und  Traian  noch 
neue  Provinzen  gegründet  waren,  seit  Hadrian  zurück  und  be- 
gnügte sich  das  ganze  Reich  durch  einen  limes  tmperti  abzu- 
schliessen,  den  man,  wo  die  natürliche  Grenze  fehlte,  durch 
Mauern,  Gräben  und  Befestigungen  herstellte^).  Diese  Befesti- 
gungen waren  indess  von  der  Art,  dass  sie  nicht  sowohl  auf 
die  Yertheidigung  der  Grenze  gegen  einen  massenhaflen  Angriff, 
als  vielmehr  auf  die  Verhinderung  jeder  Communication  über- 
haupt berechnet  scheinen^)«  Zu  demselben  Zwecke  legte  man 
den  nördlich  von  der  Donau  wohnenden  Stämmen  der  Quaden, 
Marcomannen,  Jazygen  und  Buriern  in  den  Friedensbedingungen 
auf,  dass  Sie  mehrere  Meilen  des  Landes  nördlich  von  der  Grenze 
unbewohnt  und  wüst  lassen^),  auf  dem  Flusse  selbst  aber  keine 

1)  Hanptquelle  ist  Cod.  Tb.  8,  5.    Cod.  lust.  12,  51. 

2)  lieber  den  letzten  Punct  s.  Sirmond  ad  8id<m,  ApoU,  Notae  p.  12. 

3J  Tac.  Ann.  1,  11:  addideratque  con$ilkmi  eoereemU  intfo  temUno»  imptrii, 
inetrtum,  metu  an  per  Nnoidiam. 

4j  Sfie  nachfolgenden  Remerknngen  über  die  Orenzverhaltnisse  des  rdm. 
Reichs  verdanke  ich  einem  noch  nngedruckten  Aufsatze  von  0.  F.  Samwer,  wel> 
eher  mir  vom  Verfasser  znr  Benutzung  gütigst  mitgetheilt  worden  ist. 

5)  Dies  ist  ersichtlich  nicht  nur  aus  den  noch  vorhandenen  Resten  der 
Grenzirille,  sondern  auch  aus  Spartian.  Hädr.  12:  per  ea  tempora  et  alias  frt- 
qitenler  in  pUtrimia  loeia ,  m  quihus  barbari  non  fitiminibuB  Bed  limitihua  dtr/tftm- 
Cur,  gtipiUbua  magnis  in  modum  muralis  »aepi»  fvnditu9  iaeti$  atque  ronnexi$  bar- 
baroa  aeparavit, 

6)  Dio  Cass.  71,  15.  16;  72,  3. 


-     421     — 

Schiffe  halten  sollten^),  während  die  röiuiscbe  Ponauflotte  die 
Wasßercomrounicaiion  conlrolirie;  und  welobc  strenge  Grenzpo- 
lizei man  in  Beziehung  auf  Personen-  und  Waarenverkehr  übte, 
ersehen  wir  aus  mehreren  Fällen  sehr  verschiedener  Zeit,  welche 
auf  ein  der  ganzen  Kaiserzeit  zuzuschreibendes  Verfahren  schlics- 
sen  lassen.  Fremde  dürfen  die  Grenze  nur  überschreiten  bei 
Tage,  nach  Ablieferung  der  Waffen  und  unter  militärischer  Es- 
Corte,  die  sie  bezahlen  müssen  '^} ;  zu  Zeiten  wurde  niemand  über 
die  Grenze  gelassen,  es  sßi  denn,  dass  er  Depeschen  an  den 
Kaiser  überbrachte  ^) .  Waarenverkehr  dag^en  ist  zwar  gestattet, 
aber  unter  bestimmten  Bedingungen.  Zuerst  wird  für  dieselben 
ein  Ausfuhr-  und  Einfuhrzoll  entrichtet^),  welchen  letzteren  so- 
gar Gesandte  fremder  Völker,  wenn  sie  etwas  Steuerpflichtiges 
mit  sich  führen,  eriegep^).  Zweitens  ist  die  Ausfuhr  von  ge- 
wissen Waaren  ganz  verboten,  nämlich  von  rohem  und  verarbei- 
tetem Eisen,  Waffen  aller  Art,  Wein,  Oel,  Getreide,  Sdlz<^)  und 
Gold^),  und  drittens  findet  der  Marktverkehr  nur  zu  bestimmten 
Zeilen  und  an  bestimmten  Orten,  wo  möglich  unter  polizeilicher 
Aufsicht  der  römischen  Behörden  statt  ^).     Will  aber  der  Ver- 


^ 


Dio  Gasfl.  71,  19. 

Als  im  J.  70  n.  Chr.  sich  die  coUmia  AgrippinensU  mit  den  Germanen 
verband,  sagen  die  an  sie  geschickten  Oesaodten  der  Tencteri:  vöbisqfte  gta' 
tuUrniur,  ^ttod  tandem  Uteri  inter  lä>eroa  eritis,  '  Nam  ad  hunc  ditm  flumina  oe 
terras  et  coelum  quodammodo  ipgum  elcnuerctnt  Romani,  ut  eoüoquia  congresausque 
notifos  <tre€retU,  vel^  quod  eofUm/neUoanu  tat  vma  ad  amna  naU$^  intrmea  ac  prope 
nudi  sub  custode  et  pretio  eoirermu.  In  der  Antwort  der  Agrippinenses  heisst  es 
dann :  veetigal  et  onera  commerciorum  resolvimus.    8int  traruitus  inctutoditUy  aed 

'  diumi  et  inmnea.   8.  Tae.  Eist.  4,  63— 6ö.    Die  Eseorte  wird  noch  erwihnt  Cod. 

.Inst.  4,  63,  6:  ai  qtä  indytaa  nominatim  vttuaüa  legibus  civitatea  tranagredieniea 
ipai,  vel  peregrinoa  negotiatorea  aine  comite  commerciorum  auaeipientea  fuerint 
äeptwkmui,  nee  proaertpHonem  bontmam,  nee  poenam  peremUa  evUU  ttUerku  eoodmt. 

3)  Cod.  Theod.  7,  16,  2:  onmea  alationea  navium^  portua,  Utora,  omnea  ab- 
aceaeua  provineiarum ,  abdita  quin  etiam  loea  et  inaulae  l'tKie  magnifieeniiae  dia- 
poeUkme  aolerii  euatodianiur  indaginey  tU  nuUua  vel  vi  vel  dam  vA  aperit  vel 
etiam  oecuUo  nottri  poasit  imperii  regidnea  inreperey  qui  non  out  interieeüa  prohi" 
healw  obicünuy  aut,  cum  acceaaerit,  iüieo  terieatur ,  niai  aßcroa  apieea  —  ad  me 
perferre  —  monatraverit, 

4)  Dies  berichtet  von  Aegypten  Strabo  17  p.  79Ö. 
oj  Cod.  Inst.  4,  62,  8. 

6)  Gothofr.  ad  Cod,  Theod.  7,  16,  3.   Cod.  Inst.  4,  21,  1.  2. 

7)  Cod.  Inst.  4,  63,  2. 

8)  Den  Qnadi  wurde  im  J.  174  n.  Chr.  überhaupt  nicht  erlaubt,  einen  rö- 
mischen Markt  zu  besuchen ,  Dio  Cass.  71,  11 ;  den  Marcomannen  dagegen  Ort 
und  Tag  dazu  bestimmt  (Dio  Cass.  71,  15),  und  nochmals  im  ).  180  Abhaltung 
von  Markten  unter  Aufsicht  eines  römisclieu  Ceuturio,  aUo  ohne  Zweifel  ein 
Handel  mit  Kömem,  zugestanden.  Dio  Cass.  72,  2.  Ebenso  war  der  Markt 
zwischen  Persern  ujid  Bomern  auf  drei  Städte,  Nisibis,  Artaxata  und  CalUnlcoa 


—    422    — 

kciufer   seine  Waaren   in  die  Provinz  bringen,    so  bedarf  er,    in- 
sofern dies  überhaupt  gestattet  wird,  dazu  die  Erlaubniss,  d.   h. 
einen  Pass,  des  Statthalters^}. 
.V**d«r  ^^    streng    von    den   Grenznachbarn    abgeschlossen,    bildete 

nationaitü  ^usscrlich  das  römische  Reich  ein   einheitliches  Ganze:    innerhalb 

Differensen.  ' 

dieser  Grenzen  indessen  zerfiel  es,  wie  wir  gesehen  haben,  noch 
im  Beginne  der  Kaiserzeit  in  sehr  disparate  Theile,  in  welchen 
Religion,  Sprache,  Gesetz  und  Lebensweise  ungestört  durch  die 
römische  Verwaltung  fortbestanden.  Auch  diese  nationalen  Eigcn- 
thttmlichkeiten  sind  im  Laufe  von  vier  Jahrhunderten  wenn  auch 
nicht  ganz  verschwunden,  so  doch  dem  römischen  Einflüsse  ge- 
genüber sichtlich  zurückgetreten,  und  es  dürfte  eine  interessante 
Aufgabe  sein,  die  Gründe  zu  entwickeln,  welche  zu  der  allmäh- 
lichen Assimilation  der  Provinzen  untereinander  beigetragen  ha- 
ben. Bei  dem  jetzigen  Stande  der  Untersuchung,  für  welche  das 
Material  noch  nirgends  gesammelt  ist,  wird  es  für  unseren  Zweck 
genügen,  uns  auf  einige  Andeutungen  zu  beschränken.  Wir  haben 
n)ehrfach  bemerkt,  dass  in  den  alten  Culturländern ,  in  welchen 
das  sociale  Leben  eine  feste  und  widerstandsfähige  Ausbildung 
erhalten  hatte,  und  namentlich  das  Städtewesen  entwickelt  war, 
man  alle  vorhandenen  Institutionen  anfangs  möglichst  conservirte, 
weil  man  sich  derselben  für  die  Zwecke  der  Verwaltung  zu  be- 
dienen in  Ermangelung  eines  römischen  Beamtenstandes  gezwun- 
gen war.  In  derjenigen  Periode  der  römischen  Kaiserzeit,  deren 
innere  Geschichte  für  uns  bei  der  Dürftigkeit  der  üeberlieferung 
am  schwierigsten  zu  verfolgen  ist,  nämlich  der  Zeit  von  den 
Antoninen  bis  auf  Constantin,  hat  sich  indessen  eine  bureaukra- 
tische  Verwaltung  allmählich  ausgebildet,  welche  wir  im  vierten 
Jahrhundert  vollendet  vorfinden^).  Dadurch  wurden  die  städti- 
schen Behörden  für  die  Reichsverwaltung  mehr  oder  weniger  ent- 
behrlich ;  die  Provinzen,  durch  Diocletirin  in  kleine  Bezirke  zerlegt, 
kamen  in  die  directe  und  specielle  Administration  der  Regierung  3), 


(s.  über  den  letzten  Platz  Ammian.  23,  3,  7),  beschränkt  und  jede  Abweichnnp 
von  dieser  vorgeschriebenen  Richtung  des  Handels  mit  harten  Strafen  bedroht. 
C.  last,  i,  63,  4. 

1)  So  helsst  es  von  den  Jaz)^en  Dio  Cass.  71,  19:    iop-^xev  airou  fM.  An- 
toninus  phil.)  itpö;  xou;  ToSoXdtvouc   5«i  Tfjc  Äaxlac   ^7tip,(YVuaftai ,   öodixt;  äv 

2)  Kuhn  1,  Udff. 

3)  Lactantius  de  mort.  persec»  7:   adeo  maior  esse  coeperat  rmmeru»  accipien- 
Uum  quam  dantiumf  ui  enormitaU  indictUmum  conmmUi  viräm$  eoUmorum  den- 


-     423     - 

und  unter  dem  Einflüsse  einer  grossen  künstlich  gegliederten  Be- 
amtenhierarchie  verschwanden  mit  den  städtischen  Freiheiten  zu- 
[gleich  die  unzähligen  Differenzen,  welche  bis  dahin  die  Regierung 
selbst  conservirt  hatte.  Während  in  den  spanischen,  gallischen 
und  britischen ,  spüter  in  den  Donauprovinzen  ^)  die  völlige  Ro- 
manisirung  schnell  und  ohne  Widerstand  vor  sich  ging,  erfolgte 
diese  langsam  und  weniger  vollständig,  aber  dennoch  sichtlich 
auch  in  den  phönicischen  und  griechischen  Culturländem.  Zwar 
widerstand  ,,die  zauberische  Gewalt^^  der  griechischen  Sprache 
Jahrhunderte  lang  dem  Eindringen  des  Lateinischen,  zumal  da 
sie  für  den  Geschiiftsgebrauch  im  ganzen  römischen  Reiche  ge- 
nügte ^] ,  in  den  Erlassen  der  römischen  Behörden  ^)  und  bei  den 
Gerichtsverhandlungen^)  zur  Anwendung  kam;  allein  wenn  sie 
gleich  selbst  in  einigen  Orten  Italiens,  namentlich  in  Galabrien 
bis  über  das  Mittelalter  hinaus  sich  erhielt^),  in  den  römischen 
Golonien  hie  und  da  aufs  neue  zur  Herrschaft  gelangte®]  und 
wenigstens  in  Asien  in  byzantinischer  Zeit  in  alleiniger  Geltung 
bliebt),  so  gewann  doch  nicht  nur  in  Unleritalien  schon  seit  der 
lex  lulia,  sondern  auch  zunächst  in  Sicilien^)  das  römische  Ele- 
ment immer  grösseren  Einfluss ;  von  den  Antoninen  an  aber  im 
gartzen  Orient,  wo,  wahrend  hellenische  Bildung  den  alten  Werth 
verlor'^;,   die  Studien  des  römischen  Rechtes  als  das  beste  Mittel 


rtrentur  wjri.  —  fc't,  tU  omnia  terrore  eompUrentur ,  provinciae  quoque  in  frusta 
conrisae,  muUi  praesides  ei  plvra  offieia  singulis  rtgionibu^  itc  paene  ictin  chita- 
tibus  ineubare.  Dies  Verfahren  schildert  am  Ende  des  vierten  Jahrhunderts 
Claudian.  in  Eutrop.  %  586: 

provincia  quaeque  superstes 
Dividitufj  geminumque  duplex  pasaura  tribunal 

Cogitur. hae  arte  reperia 

Reetorum  numerwn  terris  pereuntibus  atigerU' 
Vgl.  Prcuss  Kaiser  Diocletiaii  und  seine  Zeit,  Leipzig  1869.  8  S.  86  ff. 

1)  Vellei.  2,  110:  in  onmibus  Pannoniis  non  discipUnae  tcnUummodo^  Ktd 
lingwie  quoque  notitia  Bonumae, 

2)  Valckenaer  Schbl,  ad  .acta  Apott.  p.  351.  Bernbardy  Gr.  Syntax -S.  34 
Anm.  59. 

3)  Die  vorhandenen  Edicte  der  Prafecten  von  Aegypteu  und  mehrere  in 
Asien  gefundene  Inschriften  liefern  hiefür  den  Beweis. 

4)  PMlostrat.  Vit.  ApoU.  5,  36  a.  K.    Bethmann-UoUweg  Civilproc.  3  $  148. 

5)  Niebuhr  R.  G.  1  S.  69. 

6l  Dio  Chrysost.  11  p.  114  R. :  5ti  TwfAoio;  »v  d^tjXXTjvtoÄT^,  ÄOTtep  tq  ita- 
TpU  ^  UfACT^pa  (die  Colonie  Corinth).  Auch  auf  den  Münzen  vieler  Coionieu 
finden  sich  griechische  Umschriften.    Eckhel  D.  N.  4,  470  f.' 

7)  Bethmann-HoUweg  a.  a.  0. 

8)  Diodor.  4,  4;  5,  6. 

9)  Aristides  cU  ßaotX^a  Vol.  1  p.  105  Diiid. :  el  o*  au  t6  «ptXiXXijva  slvii 
xoXÖN  xal   tcpinov  ßaoiXct,   ttp   7tpo<i^xttv  6   liraivo;  outoic;   oStqb  y^P  o<p^&pa 


—     424     — 

im  Staalsdieiuil  emporzusleigeu  ^}  ioioier  alj(jea¥3incren  Aokldiig 
fanden,  seit  dem  Beginne  des  dritten  Jahrhunderls  die  Rechte- 
schule  zu  Bery.tus  in  Blttthe  stand ^;  und  neben  der  Sprache«^) 
und  dem  Rechte  auch  SitAe  und  Geschmack  der  Röuxer^)  immer 
heimischer  wiu*de.  Nachde^i^  die  politischen  Vorrechte  der  römi- 
schen Bürger  durch  die  Mon^chie  beseitigt  waren,  führte  die 
massenhafte  Ansiedelung  von  Römern  in  den  Provinzen  die  Er- 
theilung  des  Bürgerrechtes  an  ganze  Völkerschaflen ,  der  unaus- 
gesetzte Verkehr  in  Handel  und  vor  Gericht  endlich  eine  völlige 
Ausgleichung  der  rechtlichen  und  socialen  Verhältnisse  im  ganzicn 
Reich  herbei,  als  deren  Vollendung  die  Ertheilung  der  Civität  an 
alle  Bewohner  desselben  durch  Caracalla  zu  betrachten  isl^}.  Mit 
ihr   hört    der  Stand   der  peregrini  und  die  alte   privatrechtliche 

^iXiXXv}v  iorlv  h  ßaoiXcuc  (ADtoninus  Plus)  xal  ToaoiiTov  auitj»  Tcepteort  to^tov 
toD  xaXou,  &ote  '^fAeXTjpivT^c  t?)c  toiv  'EXXifjvesv  itai^elac  nai  xaTanecppovT^pievTjCt 
dv^pTjtxivmv  hi  xov  iit  au^  xtp^dv,  irapea>a|i^u  ^  xol  iv  o65€voc  ^vtoc  (A^pei 
ravTÖ«  xoO  'EXXv^vtxoD,  o^  i^fiiXijaev  6  ßaoiXeuc 

1)  Schon  anter  Nero  schickt  ein  Arcader  seinen  Sohn  nach  Rom,  um  das 
Recht  zn  studieren.  Philostr.  Vit.  ApoU.  7,  42.  Später  klagen  die  griechischen 
Rhetoren  vielfältig  über  den  Verfall  der  griechischen  Redekunst  und  das  Ueber- 
haudnehmen  der  Rechtsstudien.  Des  Libanius  iitltraTricoc«  ein  Grieche  aus  An- 
tiochia,  konnte  lateinisch  und  schrieb  lateinische  Reden.  Liban.  1  p.  4  R.  Festos, 
ein  Statthalter  von  Syrien  zu  Libanius  Zeit,  verstand  nicht  griechisch,  was  Li- 
banius indessen  unerhört  findet  (1  p.  103  R.  j.  Wer  zu  Aemtern  gelangen  will, 
mus6  lateinische  Redeübunge'n  machen,  Liban.  1  p.  133.  143.  185.  vgl.  2  p.  215. 
3  p.  438.  Auch  lohannes  Chrysost.  bemerkt  in  der  Schrift  Trp6c  to6c  7coXe{AoOv- 
To^  'TOic  tT^i  TÖ  jiovaCet''  iva^ouatVi  indem  er  von  der  Kinderzucht  redet,  dass 
Redekunst  und  Kenntniss  des  Lateinischen  Hauptmittel  seien,  weiter  zu  kommen. 

2)  S.  oben  Seite  271. 

3)  Ueber  die  Verbreitung  der  römischen  Sprache  als  Geschäftssprache  im 
ganzen  Umfange  des  römischen  Reichs  s.  die  Erklärungen  der  Bischöfe  auf  dem 
Concil  zu  £phesus  431  bei  Mansl  4  p.  1282  und  zu  Chalcedon  bei  Mansi  4 
p.  56.  456. 

4]  Dieser  Gegenstand  verdient  noch  eine  umfassende  monogcaphiache  Be- 
handlung, bei  welcher  der  Einfluss  des  Lateinischen  auf  die  griechische  Sprache 
besondere  Berücksichtigung  finden  müsste.  Ich  erwähne  als  Einzelheit  den  Ge- 
brauch der  toga  bei  den  Decurionen  von  Antiochia,  Liban.  2  p.  142  R.  und  die 
schöne  3teUe  des  Dio  Chrysost.  1  p.  630  ff.  R.  über  das  »Eindringen  der  Gladia- 
torenspiele in  Griechenland :  oto^^  cj^j;  rä.  repl  'tqu;  (i^vof&ay ou;  oiStqi  a^ö^pa 
iCvjXdbxaot  (ol  'AlbjvaiQt)  KoptvI^CouCi  {j^oXXov  H  unepßeßXif^xaar  tiq  xaxooaifiovl^ 
xdxs(vouc  xal  touc  otXXouc  ^ravTa;,  &otc  ol  Koptv0iot  piev  l^m  rf^  icöXe»;  Ikm- 
pooatv  ^v  -^[opdhpff.  Tivl  —  ^A^vaioi  ^e  £v  xui  dedlTpcp  ^edovrai  irj'v  xoXihN  Ta6- 
tTjv  %ia>t  öt:  a'ir^v  t^^s  dxpö-RoXiv,  ou  täv  Atovuoov  iirl  t^jv  öpy-r^orpav  Ttv^otv  • 
Aore  TcoXXdbcu  iv  aOrot;  Ttva  o^arreodat  toTc  §povou,  ou  t6v  UpocpavTr|V  xnt 
Touc  ^vouc  UpcK  MrpLri  xa%iZßVi»  Eine  reiche  Sammlung  über  die  Verbreitung 
der  Gladiatorenspiele  in  Griechenland  fljidet  sich  bei  Weicker  SyUoge  cpigr.  p.  öS 
und  Böckh  C.  /.  Gr.  n.  2663.  Die  Schrift  von  Heyne  Dt  um  termow  Somani 
m  aätninistrandU  provmeU»  a  Bomania  probato  {Comm.  soc.  reg.  Bcicnt.  üoettmg. 
mee.  Vol.  I)  ist  sehr  ungenügend. 

5)  Dio  Cm.  77,  9.   Ulpian.  Dig,  i,  5,  .17. 


—     425     — 

Bevorzugung  des  connubium  ebenfalls  auf,  und  beginnl  auch  eine 
verwandtschaftliche  YermischUng  der  so  lange  gesonderten  Theile 
der  Bevölkerung.  Die  Hauptepochen  der  alten  Geschichte  werden 
durch  diejenigen  Ereignisse  bezeichnet,  durch  welche  nach  und 
nach  die  natürlichen  Schranken  der  ursprünglich  gesonderten 
Völkerstämme  niedergerissen  wurden,  wie  der  peloponnesisohe 
Krieg  dem  gesonderten  Nebeneinanderbestehen  des  dorischen  und 
ionischen  Stammes,  Alexanders  Eroberungen  dem  alten  Gegen- 
salze des  Hellenenthuros  und  des  barbarischen  Orientes  ein  Ende 
machten.  Mit  der  äusserlichen  Vereinigung  der  ganzen  alten  Welt 
unter  einer  Herrschaft,  welche  in  dem  ersten  Jahrhundert  der 
Kaiserzeit  vollendet  war,  beginnt  die  letzte  Periode  der  Geschichte 
der  alten  Welt;  mit  der  in*nem  Durchdringung  der  nun  in  fort- 
dauernden Zusammenhang  getretenen  Nationalitäten  schliesst  die- 
selbe, zugleich  die  Entwiqkelung  der  alten  Welt  vollendend,  und 
eine  neue  Epoche  vorbereitend,  deren  Beginn  dem  Bewusstsein 
der  Zeitgenossen  nicht  ent|;angen  ist^). 

1)  Die  Aufgabe  der  römischen  Herrschaft  bezeichnet  schon  Plin.  H.  N.  3, 
39:  terra  (^Jtalia),  —  numine  Deum  ttectOy  qwie  —  sparsa  eongregaret  hnperia 
riluaque  nwlUret  et  tot  popuiorum  ducoT<Us  fenuque  linguas  »ermonis  covmivreio 
contraheretj  coltoquia  et  humanitatem  homirU  daret,  breviter  una  cuneiarum  gen- 
tium in  toto  orbe  pairia  fieret.  Denselben  Gedanken  s.  bei  Rnti).  Nemesian.  Itin. 
1,  63:  feei$ti  (Borna)  patriam  dheraiM  genUbut  unam  etc.  Oiaudwi.  de  eons,  Sti- 
lieb.  3,  154  ff.  Gregorius  Tbauroaturg.  Or,  pan.  in  Orig.  p.  171 :  ol  OauuaOTOt 
i\\kmw  Twv  aooöäv  v^p.oi,  ol;  vuv  tä  TzdyzwH  t&v  bnh  t?)v  *PcDjiata>v  <ipy7|v  d^^- 
ftpcbitnv  XQtxEuwvctac  iz^dpfiueta.  Als  eine  Yorbeieitnng  fär  die  Verbreitung  der 
christlichen  Religion  als  der  Weltreligion  und  den  Beginn  der  christlichen  Zeit 
bezeichnen  die  politische  und  sociale  Vereinigung  der  alten  Welt  schon  Origenes 
contra  Celeum  2,  30:  xal  oa^ic  ff  Sri  xottd  t^v  Auyo6otou  ßooiXelav  6  lv)9ouc 
■jcf iwijTai ,  Toü  (Is  oStooc  6vo{Jiaoai)  6jiaXtoavToc  5ia  (iiä«  paotXelac  xouc  icoX- 
Aou€  tou«  Irl  -YTi?  •  r^v  ydp  av  IfATCÖoiov  tou  veuTjöfjvat  t-^v  'Itjoo5  B(Baoxa).(av 
eU  foSacp*  Tfjv  o{xomiivv]v  xö  noXXdf  slvai  ßadiXetac  x.  x.  X.  und  Pnidentius  4x1»- 
tra  Symmaeh.  2,  609  ff. : 

Vivitur  omnigeniB  in  partibus,  haud  secus  ac  »i 
Civta  eongenäos  eoneludat  moenibui  uni» 
Vrba  patria  atque  omnet  La^e  conciliemur  avito. 
Di^tantea  regione  playae,  divisaqtie  ponto 
Litora  eonoeniunt  nunc  per  vadimonia  ad  unum 
Et  eomtnune  forum,  nunc  per  eommereia  et  artes 
Ad  eoetum  edehremy  nunc  per  genialia  fktlcra 
EUenU  ad  ins  eonfiii6ü.    Nam  $anguine  mivto 
Texitur  aUemi8  ex  gentibu«  una  propago. 
Hoc  actum  e$t  toMiB  suecessibua  atqtte  triumphiM 
Romani  imperii:  Chrieto  iam  tune  venienii 
Crede,  parata  via  est  etc. 


Verfassung  der  Städte  des  römischen  Eeiches. 


Bei  der  Erörterung  der  äusseren  polilischen  SteHung,  welche 
die  Conimunen  des  römischen  SUiat<;s  der  Regierung  gegenüber 
einnahmen,  haben  wir  in  dem  vorhergehenden  Abschnitte  bereits 
die  beiden  Hauptclassen  von  Städten  bezeichnet,  von  deren  innerer 
Organisation  noch  zu  reden  ist,  Dctmlich  die  Städte,  welche  eine 
der  römischen  analoge  Verfassung  haben,  die  Colonien  und  Mu- 
nicipien,  und  diejenigen,  welche  ihre  frühere  unrömische  Verfas- 
sung ganz  oder  theilweise  bewahrten,  die  freien  und  die  unter- 
thänigen  ProvinciaisUldte.  In  Beziehung  auf  jede  dieser  beiden 
(Hassen  wird  unsere  Aufgabe  eine  verschiedene  sein.  Die  Colo- 
nien und  Municipien  haben  seit  ihrem  Entstehen  [S.  26  ff.  35  fl.) 
eine  Jahrhunderte  lang  dauernde  Entwickelung  durchgemacht,  in 
deren  letzter  Periode,  der  Kaiserzeit,  sie  nach  der  Beschaffenheit 
unserer  Quellen  die  deutlichste  Einsicht  in  ihre  inneren  Verhält- 
nisse gestatten;  wir  werden  daher  einmal  diese  Entwickelung 
verfolgen  und  zweitens  diese  inneren  Verhältnisse,  wie  sie  sich 
unter  der  Kaiserherrschaft  gestaltet  hatten,  darstellen.  Die  unrö- 
mischen Städte  dagegen,  von  denen  die  Gemeinden  griechischer 
Bevölkerung  allein  bekannt  sind,  haben  ihre  Blütheperiode  in  vor- 
römischer Zeit  und  befinden  sich  schon  im  ersten  Jahrhundert 
nach  Christo  in  dem  Zustande  allmählichen  Verfalles,  auf  welchen 
namentlich  die  Einwirkung  der  römischen  Regierung  von  Einfluss 
war.  Sie  gehören  nur  insofern  in  den  Kreis  unserer  Untersuchun- 
gen, als  dieser  Einfluss  in  ihnen  nachweisbar  ist,  der  nach  und 
nach  ihre  Romanisirung  herbeiführte. 


427 


Das  römische  Colonial-  und  Manicipalwesen  in  seiner 

Entwicltelung  <)• 

Die  Veränderungen ,  welche  sich  sowohl  in  dem  politischen  ^".^'«lo- 
Z wecke  als  in  der  gesetzlichen  Form  der  Colon iengrtlndung  er- 
kennen lassen,  stehen  im  Zusammenhange  mit  der  Umgestaltung 
der  ganzen  römischen  Staatsverfassung,  und  wie  für  die  letztere, 
so  sind  auch  fttr  die  ersteren  drei  Perioden  zu  unterscheiden :  die 
der  älteren  Republik  bis  zu  den  Gracchen,  die  Uebergangsperiode 
von  den  Gracchen  bis  auf  Äugustus,  und  die  Kaiserzeit.  Wenn 
Velleius  an  der  bekannten  Stelle  über  die  Golonien  (s.  oben 
S.  17  Anm.  1)  zwei  Perioden  annimmt,  die  der  Bürgercolonien 
bis  zum  J.  654  =  400  und  die  der  Militärcolonien  nach  diesem 
Jahre,  so  scheidet  er  die  beiden  Hauptformen  begriffsmässig,  in- 
dem er  beiläufig  die  Perioden  derselben  durch  ein  bestimmtes 
Factum,  die  Anlegung  der  Colonie  Eporodia  trennt,  ohne  die 
Uebergangsperiode  zu  berücksichtigen,  welche  sich  sowohl  für 
die  äussere  Form  der  Colonieanlage  als -für  den  inneren  Zweck 
derselben  nachweisen  lässt. 

Was  zuerst  die  äusseren  Verhältnisse  betrifil,  so  unterschei-  B&rgercoio- 
den  sich  die  sogenannten  Bürgercolonien  der  ersten  Periode  von 
den  Militärcolonien  der  letzten  nicht,  wie  man  aus  dem  Namen 
schliessen  möchte,  durch  die  Art  der  Colonisten  ^)  —  denn  einer- 
seits hatten  auch  die  alten  Colonien  rein  militärische  Zwecke 
(s.  oben  S.  35)  und  dienten  gleichfalls  zur  Vei*sorgung  ausge- 
dienter Soldaten  '^) ,  andererseits  sind  nicht  nur  die  Soldaten  der 

1)  lieber  den  folgenden  Abschnitt  s  ausser  Sigonius  De  arU.  iurt  Italicie 
2  c.  2—5.  Spanheim  Orbis  Romanw,  Halle  1728  p.  44—58.  Otto  De  AedUibus 
cohniarum  et  municipiorum.  Zweite  Ansg.  Lips.  1732.  8.  Trekell  Antiqq.  »elect. 
Roman.  Haga^  Com.  1744  p.  187  ff.  Heyne  De  Romanomm  prudentia  in  eoUmiis 
regendis  In  Opwc.  aead.  Ill  p.  79—^2.  Walter  Gesch.  d.  R.  R.  1  S  217—223. 
Roperti  De  Colonii9  Rom.  in  DissertaUoni  della  Pontifteia  Academia  Romana  di 
Anheologia  Tom.  IX,  Roma  1840.  4.  Schmidt  Das  Golonialwesen  der  Römer. • 
Progr.  des  Potsdamer  Oymnas.  1647.  Rein  in  Panlys  Realenc.  unter  Colonia 
und  Munieipium.  Dumont  Des  Colonies  Romainea  in  Annale»  des  UniversiU»  de 
Belyique  Annee  1843,  BrnxeUes  1844.  8  S.  o22— 585.  Die  erste  gründliche  Un- 
tersuchung über  die  Hanptpuncte  dieses  Capitels  findet  sich  in  A.  W.  Zumpt 
Commentationea  epiyraph.   185(h  4.    Rudorff  Feldmesser  2,  323  ff. 

2)  Man  nimmt  gewöhnlich  einen  dreifachen  Unterschied  zwischen  den  alten 
Bürgercolonien  und  den  Militärcx)lonien  an.  den  man  1.  in  den  Colouisten,  2.  in 
den  die  Colonie  ausführenden  Behörden ,  3.  in  dem  Ritus  der  Gründung  findet. 
Trekell  p.  208  ff.  Rein  in  Paulys  Realem-.  II  S.  511.  Dagegen  s.  Zumpt  S.  442  ff. 

3)  Schon  im  Samniterkriege  erhalten  eonaummaii  mHitea  eine  Aeckerassigna- 


—     428     — 

Kaiserzeit  BUrger  ^] ,  sondern  es  sind  auch  die  Golonien  dieser 
Periode  zur  Versorgung  der  städtischen  Plebs»  wie  früher,  ange- 
wendet worden^)  -—  sie  unterscheiden  sich  ferner  nicht  durch 
den  Ritus  der  Ausführung,  welcher  im  Ganzen  unverändert  blieb, 
sondern  ausschliesslich  durch  die  Personen,  durch  welche  die 
Deduction  verfügt  und  vollzogen  wurde.  Die  älteren  Golonien 
wurden  auf  Antrag  eines  Gonsuls^)  odei*  Tribunen^),  und  auf 
Grund  eines  Senatusconsultum,  in  welchem  die  Zahl  der  Goloni- 
sten,  die  Landanweisung  und  die  Behörde,  welohe  die  Anlage 
ausführen  sollte,  bestimmt  war,  durch  einen  Yoifcsbeschluss ^) 
[lex,  lex  coUmica)^)  angeordnet,  und  die  Wahl  der  Gommission, 
welcher  dieser  Auftrag  gegeben  wurde,  und  welche  gewöhnlich 
aus  drei  Personen  [triumviri  cohniae  deducendae  agroque  divi-- 
dundo"^)  ^  triumviri  Qffi'arii^)  ^  curatore^^)] ,  zuweilen  aus  fUnf^^), 
sieben  ^^),  zetm^^),  zwanzig  i*^)  Mitgliedern  bestand,  ebenfalls  vom 
Volke  in  Tributcomitien ^^)  vorgenommen.  Die  Gommission,  aus 
angesehenen  Männern ,   häufig  aus  Gonsularei)  ^^) ,    zusammeoge- 

(iou.  Prontin.  8haUg.  i,  3,  12s  Kbenso  nach  der  Beendiguag  des  zweiten  pa- 
nischen Krieges.  Liv.  31,  4.  49. 

1)  S.  den  Abschn.  über  das  Militärwesen  und  Zumpt  Comm.  epiyr.  p.  452  f. 

2)  So  führte  Angustns  in  die  Colonien  Spidamnus,  Bnthrotns,  Corinthus 
und  Carthago  nicht  Soldaten,  sondern  0gaU  eives,  S.  Zumpt  a.  a.  O.  p.  362. 
374.  376.  380. 

3)  Llv.  8,  16 ;  9,  26.  28. 

4)  Liv.  32,  29;  34,  53:  irihwiM  pl,  ex  8Cto  iuUt  ad  pUbtm,  u.  ö.  ZuweN 
Icu  wird  nur  das  Senatusconsult  erwähnt,  Liv.  6,  16,  9,  28;  37,  46;  43,  17. 
Tcllei.  1,  14,  woraus  nicht  zu  schliessen  ist,  dass  der  Antrag  an  das  Volk  du- 
terlassen  worden  sei.    Rein  a.  a.  O.  S.  513.    Dumont  p.  071. 

ö)  Trekell  p.  208  ff.  Dumont  p.  571  ff.  Beispiele  s.  bei  Liv.  32,  29 ;  34, 
63;  35,  .40.   Cic.  PkU,  13,  15,  31. 

6)  Frontin.  in  Grom.  Yett.  ed.  L.  p.  24.  Lege»  agrariae  haben  diese  Gesetze 
wohl  erst  seit  den  Gracchen  geheisseu.   S.  unten. 

7]  Liv.  6,  21;  8,  16;  34,  53;  triumviri  ad  eoUmiam  deducendam  creati,  4, 
11  j  5,  24 ;  vgl.  9,  28}   10,  21 ;  21,  25;  34,  45;  39,  55.  Jllviri  ayro  dando  3,  1. 

8)  Liv.  27,  21. 

9)  Paulus  Diac.  s.  v.  Cic.  de  l.  agt,  2,  7,  17:  toUtt  Ugibu»  agrariia  cura- 
toru  eonttituU  auntj  triumviri^  quinquevUri,  deeemviri. 

10)  Liv.  6,  21.   Grom.  Vett.  p.  236  Lachm.  p.  239. 

11)  Cic.  Fka.  5,  7,  21;  5,  12,  33;  6,  5,  14. 

12)  So  in  der  lex  des  Rullus. 

13)  Dio  CasB.  38,  1.  Suet.  Oct  4.  Liber  Coloniar.  in  Gromat.  ed.  Lachm. 
p.  231,20. 

14)  Cic.  de  l.  agr.  2,  7,  17.  Wenn  es  heisst,  der  Consul  (Liv.  3,  1  u.  ö.)  oder 
der  Prätor  (Liv.  10,  21 ;  34,  53  ii.  ö.)  habe  sie  gewählt,  so  ist  das  nur  von  dem 
Vorsitze  bei  der  Wahl  und  der  Renuntiation  zu  verstehen. 

15)  Llv.  3,  1;  8,  16;  31,  49;  32,  2.  .  s 


—     429    — 

setzt,  empfing  durch  eine  2^  curiaia  das  imperium^)  fllr  die 
ganase  Dauer  des  Geschäftes,  auf  drei  oder  fünf  Jahre  ^j^  nament- 
lich das  Hecht  zu  entscheiden,  was  als  ager  privatus  anzuerken- 
nen oder  als  ager  publicus  in  Anspruch  zu  nehmen  sei,  und  eine 
omatio  an  Geld,  Kleidung,  Unterhalt,  Transportmitteln  ^)  und  Ge- 
folge, zu  welchem  letzteren  pullarü,  apparitoi*eSj  praeconesy  Äcr^- 
6ae,  Ubrarn,  archüecti  und  finitores  gehörten^).  IKe  Mitglieder 
der  Commission  blieben  auch  nach  Vollendung  der  Deduction  als 
patroni  der  Golonie  in  dauernder  Beziehung  zu  derselben^).  Die 
MilitKrcolonien  der  Raiserzeit  sind  dagegen  ohne  Mitwirkung  des  Miiitir- 
Volkes  durch  den  imperator  auf  Grund  seines  imperium  angeord- 
net, und  nicht  durch  eine  gewählte  Commission,  sondern  durch 
einen  Legaten  des  Kaisers  ausgeführt,  so  dass  die  militärische 
Organisation  des  ganzen  Beamtenwesens,  welche  die  Monarchie 
mit  sich  brachte,  auch  in  diesem  Zweige  der  Verwaltung  erkenn- 
bar ist<^.  Dieses  neue  Verfahren  bei  der  Assignation  der  Lan- 
dereien ist  aber  ebenso  wenig  plötzlich  entstanden,  als  die  Monar- 
chie selbst;  Sulla,  der  als  Begründer  der  Militarcolonien  zu  be- 
trachten ist,  liess  sich  die  Vollmacht  zur  Gründung  seiner  Coionien 
noch  durch  die  lex  Valeria  ausdrücklich  übertragen^),  und  scheint 
die  Ausführung  derselben  einer  Givilcommission  überlassen  zu 
liaben^);  Cäsar  setzte  in  seinem  ersten  Consulate  (695  =  59)  seine 
lex  agraria  mit  Gewalt  durch  und  Hess  seine  Coionien  durch  XXviri 
deduciren^) ;  erst  wahrend  seiner  Dictatur  bediente  er  sich  zur 
Aeokerassignation  seiner  legati^  und  hierin  folgten  ihm  die  Trium- 
virn  des  Jahres  7H=43  und  später  die  Kaiser  i^). 

1)  Glc.  de  Ug.  agr.  2,  11,  28.  Ueber  die  pote$ta»  der  Commission  s.  die 
Ux  Jüamilia  in  Orom.  ed.  Lachro.  p.  265:  dique  ta  tt  ruratcris ,  qui  har  lege 
erit,  iurisdieUo  reeiperatorwnque  datio  addictio  e$k>. 

2)  Auf  drei  Jahre,  Liv.  32,  29;  34,  53;  auf  fOnf  Jahre,  Cic.  de  l,  agr.  2, 
13,  32. 

3)  Plut.  TL  Gnech.  13.    C.  Graeeh.  10. 
A)  Cic.  de  k  agr.  2,  12,  31.  13,  32. 

0)  Cic.  pr.  Sulla  21,  60.    Orelli  Inser.  n.  3772. 

6)  Rodorff  Feldmesser  2,  331. 

7)  Appian.  B.  C.  1,  99.  Plut.  Sidla  33:  it};T)<p(a0T)  ^*  a>ry  icdvrcDV  äleta 
Tnv  YC^ovÖTov.  np^  he  xh  (AiXXov  i^ouob  ^avdxou,  t-qys^tmiK,  «Xijfou^icBV  x.  t.  X. 

8)  Zumpt  Comm.  epigr.  p.  249,  der  auf  die  sullanische  Zeit  auch  die  Stelle 
des  Über  eoUmiarwn  p.  236  Lachm.  bezieht:  Praenetie  oppidum:  ager  eku  a 
Vvkie  pro  parte  in  higerßme  est  assignatw. 

9)  Cic.  ad  AU,  2,  6.  7;  9,  2*  $  1.  Vellei.  2,  46.  Suet.  Ort.  4.  Qnfntilian. 
hut.  12,  1.  16.    Die  Cass.  38,  1. 

10)  üeber  Glaar  s.  Zitmpt  a.  a.  O.  p.  301,  Über  die  Trlamvim  und  die  Kai- 
ser s.  Zumpt  a.  a.  O.  p.  444.   Den  hier  angenoomienen  Unterschied  befolgt  auch 


—     430     — 

Derselbe  allmahlidie  Uebergang  zeigt  sich  auch  in  den  Verän- 
deruDgen,  welche  in  der  politischen  Bedeutung  der  Colonien  vor- 
gingen,  und  durch  die  Erschütterung  aller  Besitzverhältnisse  di^ 
gefährlichsten  Krisen  in  dem  römischen  Staatsleben  veranlassten. 
Wir  werden  diese  Veränderungen  nach  den  bezeichneten  Perio- 
den näher  zu  betrachten  haben. 

1.   Colonien   und  Aeckerassignationen  der   alten 
coionUanDdB^publil^   bis  ZU  dcu  Graccheu.     Nach  römischem  Kriegs- 
d(!?tiuJen  8^'**'***^'^  hörte  mit  der  vollständigen  Ueberwindung  eines  Volkes 
Republik,  desseu   ganze  Existenz   auf^).     Die  Personen,   welche  der   Krieg 
derDomatne. verschont  hatte,    wurden   als   Sciaven   verkauft  oder  getödtet^), 
das   bewegliche   Eigenthum   der   Besiegten   als  Beute    fortgeführt 
und  das  Land  zu  der  Domaine  des  römischen  Staates  (dem  ager 
publicus)    gezogen^).      Selbst  die  Dedition    d.  h.   die   üebergabe 
auf  Gnade   und  Ungnade  schützte   nicht  vor  so  harter  Behand- 
lung ^j.     Nur  im  Falle   einer  Capitulation   auf  bestimmte  Bedin- 
gungen  oder   durch  den  Abscbluss  eines  Friedens  trat  ein  gün- 
stigeres  Verhältniss   ein,    mit   welchem  Jedoch   ebenfalls  in    der 
Regel  eine   Abtretung  von   Ländereien    verbunden    war^).      Von 
dem   durch   diese  Einziehungen   der  Domaine   zufallenden  Lande 
wurde   der    in   Cultur   befindliche   Theil    entweder   sogleich    zur 
Anlage  einer  Golonie  benutzt^),   oder   verkauft   (S.  oben   S.  35] 
oder   endlich    von    den   Censoren    gegen    einen    Grundzins    ver- 

Velleius  1 ,  14 :  huic  loco  inserere  ($tatui) ,  quae  quoque  tempore  post  Romam  a 
OalUi  eaptam  dedticta  Bit  colonia  ivMU  stfiatus,  Nam  miUiarium  et  eausae  et 
tiuctores  ex  ipgarum  profifkdgent  nonwne, 

1)  Dig.  41,  1,  5  ^  7:  item  quae  ex  hostibus  eapiurUur^  iure  genüwn  ttatim 
cnpierUium  fiufU.  Instit.  2,  1  §  7:  iiem  ea^  quae  ex  hoatibus  capimus,  iure  gen- 
tium statim  nostra  fturUj  adeo  quidem,  ut  et  liberi  Jiominea  in  servitutem  nostram 
dedueantur.    Gaias  2  $  69. 

2)  Liv.  7,  19;  31,  27  u.  ö. 

3)  Dig.  49,  15,  20  ^  i :  pubUeatur  enim  iUe  ager,  qui  ex  hostibus  captus  est. 
Die  Verhältnisse  des  ager  piä>lieu8  hat  zuerst  Niebnhr  R.  G.  2  S.  146  ins  Ktare 
gebracht.  Ich  benutze  ausserdem  die  Untersuchungen  von  Huschke  Ueber  die 
Stelle  des  Varro  Ton  den  Liciniern,  Heidelberg  1835.  8,  und  Mommsen  C.  /.  L. 
1  p.  87  ff. 

4}  S.  über  Numantia  Appian.  de  reb,  Hiap.  95—98.  Vgl.  Liv.  7,  27;  37, 
32;  42,  8.  Vgl.  die  Deditionsformel  Liv.  1,  38:  rex  interrogauü  :^  —  deditime 
vos  poj^umque  CorUatinumf  urbem  agros  aquam  terminos  delubra  utensilia  divina 
humanaque  omtUa  in  meam  poptdique  ßomani  dicionem^  und  oben  8.  166. 

5)  Liv.  1,  15:  agri  parte  muUati,  2,  25:  kis  —  data  pax,  ager  ademius. 
2,  41:  cum  Hemieis  foedus  ictum:  agri  partes  duae  ademtae.  Andere  Stellen 
«.  bei  Zeiss  Vomm.  de  lege  Thoria^  Wimariae  1841  p.  5  not.  5. 

6J  Liv.  2,  31:  Volscis  devictis  Velitemus  ager  ademtus:  Velitras  roUmi  ah 
urbe  misai  et  colonia  deducta. 


—     431     — 

pachtet  1).  Das  zur  Cotonisation  bestimmte  Land  pflegte  in  drei 
Theile  zu  zerfallen,  von  welohen  einer  zur  gemeinsamen  Vieb- 
nveide  gegen  Erlegung  einer  Abgabe^),  der  zweite  zur  Erhaltung 
der  Tempel,  des  Gottesdienstes  und  der  öffentlichen  Gebäude 
bestimmt^),  der  dritte  aber  in  alter  Zeit  in  Parzellen  von  zwei 
iugera  den  Colonisten  assignirt  wurde  ^).  lieber  das  unbebaute 
Land,  welches  augenblicklich  weder  dem  Staate  noch  dem  Ein-  posh^m. 
zelnen  etwas  eintrug,  verfügte  man  zu  keinem  der  genannten 
Zwecke,  sondern  gestattete^)  vermittelst  einer  öffentlichen  Be- 
kanntmachung vorlaufig  (Iv  Toa^Se]   die  beliebige  Oocupation  des- 

1)  Cic.  atc,  m  Yen.  2,  3,  6,  13:  perpaucae  SieiUat  ehUaUs  mmi  beUo  a  rrni- 
iorfbuB  nottri$  aubaciae:  quarum  ager  cum  esset  pübUeus  populi  Itomani  factun^ 
tamtn  Ulis  est  redditus.  Is  ager  a  censorihua  locari  solet.  Sicnlas  FlaccoB  p.  186 
Lachm. :  postquam  ergo  maiores  regiones  ex  hoste  captae  vaeare  coeperunt ,  <Uios 
ngroa  diviserunt  cusignavertaU :  alii  ita  rtmanserunt,  nt  tarnen  popidi  Romani 
essent;  ut  est  in  Pieeno  et  in  rtgione  ReaUnoj  in  quibus  regUmihus  montes  Ro- 
mani appeüaniur,  JVom  sunt  popuH  Romani^  quorttm  veetigal  ad  aerarium  pertinet. 

2)  Applan.  B.  C.  1,  7.  Frontin.  de  eontr.  p.  15  L. :  est  et  pascuorum  pro- 
jyrietas  pertinens  ad  fkmdos ,  sed  in  commune,  propter  tjuod  ea  eompasctta  muliis 
loeis  in  Italia  communia  appellantur.  p.  48:  relieta  sunt  et  miulta  loca ,  quae 
vetercaus  data  non  sunt,  Haee  variia  appellationibtu  per  regiones  \ominfjnhir :  m 
Etruria  communalia  voeanturj  quibusdam  provinciis  pro  indiviso.  Niebahr  2 
S.  179.    Rudorff  Feldm.  2,  395. 

3)  Aggenus  Urbic.  p.  18  Lachm.  p.  20.  21.  23.  80.  Frontin.  de  corUr,  agr. 
p.  49.  54 :  est  alia  inscriptiOy  quae  diversa  signifieatione  videtur  esse,  in  quo  ioco 
inseribiiur  SILVA  ET  PA8CVA  mit  FVSDV8  8EPTIC1ANV8  COLOMAE 
AVQV8TAE  CONCORDIAE.  haee  inscriptio  videtur  ad  personam  coloniae  ipsius 
pertinere^  neque  ullo  modo  abalienari  posse  a  republica.  Item  si  quid  in  tittelam 
aut  templorum  publieorum  aut  balneorum  adiungitur.  p.  55.  Siculns  FI.  p.  157. 
Rudorff  Feldm.  2,  262. 

4}  Yarro  de  R.  R.  1,  10 :  bina  iugera^  quat  a  Romulo  primum  divisa  dice^ 
bantur  viritim:  quae^  quod  heredem  sequerentwr  ^  heredium  appellarunt.  Paulus 
Diac.  p.  53  Müll. :  centuriatus  ager  in  ducena  iugera  definitus^  quia  Romulus  ren- 
tenis  civibus  dueena  iugera  tribuit.  ^\m.  N.  H.  18,  7 :  Bina  tunc  iugera  popuio 
Romano  satis  erant.  Siculus  Flaccus  p.  153  L. :  antiqui  agrum  ex  hoste  cftptum 
victori  popuio  per  bina  iugera  p<trtiti  sunt.  Centeräs  hominibus  dtieentena  iugera 
dederunt,  Hygin.  de  limit.  p.  HO.  Bei  Liv.  6,  36  fragen  die  Tribunen  Sextius 
und  Licinius  die  Patricier,  auderentne  postulare,  ut,  quum  bina  iugera  agri  ptebi 
dividerentur ,  ipsis  pUu  qfungenta  iugera  habere  lieeret?  Bei  Liv.  8,  21  werden 
in  der  Colonie  Anxur  bina  iugera  agri  assignirt.   luvenal.  14,  161 : 

Mox  etiam  fraetis  aetate  ae  Punica  passis 

Proelia  vel  Pyrrhum  immanan  gladiosque  Molossos 

Tandem  pro  miultis  vix  iugera  bina  dabantur 

Vulneribus. 
S.  Niebuhr  2  S.  54.  181.    Huschke  leber  eine  Stelle  des  Yarro  S.  52.     Später 
sind    viel  grossere  Landloose  (sortes)  von  8,  10,  20,  30,  50   iugera  angewiesen 
worden.    RndorfT  Feldm.  2,  362  fl".    Mommsen  C.  /.  L,  I,  97. 

ö)  In  dem  Gesetze  des  Bullös  werden  vom  angewiesenen  Kigenthum  die 
Ausdrücke  publice  data,  assignata  gebraucht;  von  den  Possessionen  eoncessa. 
Cic.  de  i.  agr,  3,  2,  7.  Ueber  die  fundi  coneessi  der  späteren  Zeit  s.  Uygiu.  de 
lim.  eonst.  p.  197  L.   Rudorff  Feldm*  2,  387. 


—     432     - 

settven  gegen  die  Abgabe  von  eifiein  Zehnten  der  Ernte  und 
einem  Fünften  der  BaumtHichte  unter  der  Bedingung,  dass  der 
Staat  si(4i  die  Einziehung  dieser  Uindereien  zu  jeder  Zeit  vor- 
bebtelt^j.  Die  mit  Erlaubniss  der  Regierung  occupirten  Aecker 
[agri  nccupotarii)^)  können  daher  niemals,  wie  cKes  sonst  nach 
römischem  Rechte  möglich  ist,  durch  usw:afno  sum  Eigenthum 
werden  3);    für«  sie  ist  der  technische  Name  possessio  (Besitz)  *), 

1)  AppliB.  S.  C.  ij7:  'pMjMciot  T^jv  'haXiav  TtoXiutfi  «orrok  fxipv)  )retpO'>- 

po6^ou;  dizo  a^a>v  xaTeXe^ov  *  xal  zdht  jjiev  divxl  ^poup(ajv  iiiev^ouv.  Tijc  0£  y"*!» 
tSj«  5opwT^o'J  o^iotv  exä^OTOTC  Yfpofjk^vtjc  Ti^v  fjtiv  ^tp^aafA^vijv  a^T^xa  toic 
otxiCo{iivoic  iniot^'pouv ,  TJ  iirdrpaoxov ,  y^|  l<e(jLiom>uv  *  xifjv  ^e  dp^dv  ix  toü  ro- 
XijüLou  TÖTE  ouaav ,  f^  oi?j  xal  ;ju£XiOTa  £iiXi?)^jrv ,  oux  4^^''^^  '^^  o^oX-f^v  ow- 
Xa/etv,  ^nfix-^puTcov  ^v  Tootpoe  toic  lÄiXouoiv  ixwovciv,  ItX  xiXei  tön  iTT^airav 
xapiriuv,  oexax^  (tev  Töav  oireipouivfnv ,  Tiep^irr^  hk  Td>v  ^uTEUojJt.£vaiv.  &pt9To  oe 
xal  TOIC  7:poßaTe6ouoi  t^Xtq  (xeiCoNCDV  tc  xal  i).aTT<5vaiv  C(u<»v.  Der  Zehnte,  von 
welchem  Appiui  redet,  ist  ausschliesslich  auf  die  posseMiones  zu  beziehen.  Die 
Stelle  des  Plutarch.  Ti.  Gracch.  8:  'PtopiaToi  Ttjc  toiv  darj^ctTÖvov  Yd^pac  Sotjv 
dlTreTiaovTo  7roX£(jiu),   ti?]v  jjlsv   iTtlrpaoxov ,  t^^v  oe  Tioioupievoi  ^T]{i«9(av  l&(oo9av 


rsvraxoatottv  scheint  am  einfachsten  auf  die  verpachteten  Staatslandereien  zu 
beziehen,  obwohl  sie  sehr  verschieden  gedeutet  wird.  S.  Niebuhr  a.  a.  O.  S.  150 
— 160  und  dagegen  Huschke  Ueber  eine  Stelle  des  Varro  von  den  Liciniern, 
Fleidelb.  1835.  8  S.  8. 

2)  Siculus  Flaccus  in  Grom.  Vett.  ed.  Lachm.  p.  138:  oceupatorti  auUm  di- 
cuntur  agri^  ((uos  quidam  arcifinaUs  vocant  —  quibus  agris  victor  pojndus  oce%t- 
pando  nomen  dtdit.  BeUia  enim  gcsUs  victores  popuU  Urras  omnesj  ex  ([Uibu» 
vieios  eieeerufUy  publicaverey  aique  unhermliter  terrilorium  dixerunl,  hUra  quo»  fine* 
hu  dicendi  esset.  Demde  ut  qtUsqtte  virttUe  eolendi  quid  occupasoU,  wcendo  vicinum 
arciftnalem  dixit,  Horum  ergo  agrorum  nuLLum.  est  aes^  fwlla  forma,  quae  puhlicae 
fidei  possessoribus  tesiimoräum  reddat ;  qtumiam  non  ex  menturh  aeli»  unusquisqiu 
modum  oocepit,  sed  quod  aut  excoluit  aut  in  spem  eolendi  oecupavit.  Frontin.  de 
agr.  quäl.  p.  5  ibid.:  ager  est  arciftnlus,  q^i  nulla  mensura  continetur.  Fmüw 
secuTuium  antiquam  ohserfationem ,  fluminihusy  fossU^  moniibus  —  et  ti  qua  loea 
n  vetere  possessore  potuenmt  opUneri,  Ueber  den  Unterschied  der  agri  oecupatorii 
und  arcifinales  s.  Rudorff,  Feldm.  2,  311. 

3)  Frontin.  de  contr.  agr.  p.  50.  Agennius  p.  82:  iuris  periU  —  negant, 
iUud  soUan ,  quod  solum  populi  Romafä  coepit  esse ,  uUo  modo  usu  capi  a  quo- 
quam  mortalium.  posse.  Et  est  verisstmunif  und  die  Hanptstelle  Gtc.  de  l. 
agr.  3,  3. 

4)  Festus  s.  V.  p.  233  M. :  possessio  est,  ut  deflnit  GaUhu  Adius,  usus 
quidam  agri  aut  aediflci,  non  ipse  fundus  aut  ager.  p.  241 :  possesaiones  appdlaniur 
agri  lote  patentes  ^  publici  privatique,  qui  non  mancipationej  sed  usu  tenebanUw, 
et  ut  quisque  occupaverat,  possidebat.  Isidor.  Origg,  lö,  13,  3 :  possessiones  maU 
agri  lote  patentes  publici  privalique,  quos  initio  non  mancipatione,  sed  quisque  ut 
potuit,  oceupavit  atquc  posseditj  unde  et  nuneupati.  Hvolenns  Digest.  50,16,115: 
possessio  ab  agro  iuris  proprietate  distal.  Quicquid  enim  appreiftendimus ,  euiw 
proprietas  ad  nos  non  perlinet  aut  nee  poiest  perünere,  hoe  posseukmem  appeUa- 
mus.  Possessio  ergo  usus*,  ager  proprietas  loci  est.  Liv.  2,  41 :  agri  aliquanium^ 
quem  publicum  possideri  a  prhaUs  erimino^atur.  2,  61 :  possessores  pubüei  apri. 
3,1;  4.  36.  51 :  desiderium  agrariae  Ugis,  quae  possesno  per  iniuriatn  agro  pubiieo 


—     433     — 

während  die  assigntrten  Aecker  Eigenthum  (heredium)  des  Colo- 
nisten  werden  ^) .  Die  OocupaUon  wurde  anfangs  ausschliesslich 
von  Patriciern  ausgeübt  ^j^  nicht  sowohl  aus  einem  rechtlicben 
Grunde^),  als  weil  die  Urbarmachung  des  Landes  einen  Au^ 
wand  von  Inventarium  und  Menschenkräften  erforderte,  über 
welchen  die  Pairicier  allein  verfügten,  indem  sie  in  alter  Zeit 
ihre  dienten  auf  den  Possessionen  ansiedelten^).  Die  Folge  da- 
von war,  dass,  seitdem  die  Patricier,  welche  die  Gewalt  in 
Händen  hatten,  sich  der  gesetzmässigen  Abgabe  entzogen^), 
dem  Staate  eine  wesentliche  Einnahme  verloren  ging,  während 
die  ärmeren  Plebejer  für  alle  Zeit  die  Hoffnung  auf  Tbeilnahme 
an  den  durch  ihre  Mitwirkung  dem  Staate  erworbenen  Lande- 
reien um  so  mehr  aufgeben  mussten,  als  die  Possessionen  zwar 
ohne  die  Formen  des  strengen  Rechtes,  aber  doch  nach  einem 
sich  allmählich  bildenden  Gewohnheitsrechte,  welches  der  Prätor  in 
den  possessorischen  Interdicten  in  Schutz  nahm<^),   durch  Verer- 

patres  pelUhai,  53:  ai  miuUi  donum  poMsemone  agri  publiei  cedertrU.  6,  5.  14. 
epU.  ÖS.  Flonis  2,  1  (3,  13).  Clc.  de  off.  2,  22,  78.  Digest.  21,  2,  11.  üeber  den 
Begriff  der  possessio  handelt  ausfühilich  Huschke  Ueber  die  Stelle  des  Varlro  von 
den  Liciniern  S.  75  ff. 

1)  S.  Seite  432  Anm.  4.  Dieser  als  Eigenthom  angehorige  Acker  heisst  Im 
Gegensatz  zur  possessio  ager  oder  ager  privatus. 

2)  Liv.  2,  41 ;  4,  48.  51 ;  6,  14.  Diooys.  8,  70.  73.  74;  10,  32.  37. 

3)  Nach  Niehuhr  und  Walter  erhielten  die  Plebejer  erst  durch  die  Ux  Li- 
einia  Antheil  an  den  posseswione» ,  wogegen  Hnschke  a.  a.  O.  S.  13,  da  ea  an 
jedem  Beweise  für  diese  Ansieht  fehlt,  sich  mit  Recht  erklart.  Vgl.  denselben 
S.  74  ff .  Allerdings  nahmen  die  Patricier  ein  Recht  an  den  Possessionen  in  An- 
sprach, wie  namentlich  hervorgeht  ana  Nonina  s.  v.  pUbitas:  *-  qtüeunqtte 
propier  pUbOatem  agro  publie<y  eieeti  sunt,  «nd  ans  Lir.  4,  48:  cum  rogctäonem 
promulgassent  (td6um),  ut  ager  ex  hostibus  capius  viriU  mdividereturf  magnaeque 
partis  nobiUum  eo  pldfiscOo  ptibUcairtnUur  fortuno/e  (nee  enkn  ferme  quieqwan  agri^ 
%d  in  urhe  alieno  solo  positUf  non  annis  partium  erai,  nee  quod  venisset  assigna- 
tumve  publice  esset  proieterguam  plebs  hcJfebai),  atrox  pl^i  pairibusque  propositum 
videbatur  eertarnen.  Allein  die  Plebejer  gestanden  ihnen  dies  Recht  nicht  zu,  sie 
verlangten,  dass  die  inkuU  domini  possessione  agri  publiei  eederent  (Liv.  4,  53,  6) 
und  klagten,  nobües  homines  in  pouessionem  agri  publiei  grassari,  Liv.  6,  5. 

4)  Hierauf  bezieht  Niebnhr  S.  167  die  StdUe  des  Festna  p.  246  Müll.:  [patres 
dieU  sunt  quia]  agrorwn  partes  ad[tribuerant  temäoribus}  pirinde  ae  Uberia. 

5)  Liv.  4,  36.  Dionys.  8,  74.  Später  aber  ist  jeder  ager  pubUeus  wieder 
veetigalis.  Als  der  Staat  die  im  zweiten  panischen  Kriege  gemachte  Anleihe  in 
Land  zurückzahlt,  heisat  es  Liv.  31,  13:  eonsules  agros  aesitimatUTos  et  in 
istgera  nsses  veetigaUs ,  testandi  eausa  pubUeum  agrwn  esse ,  impoeitufos ;  ut,  »i 
ijui»,  guum  solvere  passet  populus,  peeuniam  Aafrers,  quam  agrunif  nudlet ,  reeU- 
tueret  agrum  populo, 

6)  Aelins  Qallos  bei  Festna  p.  233  Müll. :  itaque  in  Ugitimis  aetionäms  nemo 
ex  iure  QuMtiwn  possessionem  suani  vocare  audet,  sed  ad  interdietum  venll,  fit 
praetor  hie  verbie  utaiuir:  uti  nunc  possidetis  cum  fUndum,  quo  de  agitUTf  quod 
nee  vi  nee  etam  nee  preeario  atter  ab  aUero  possidäis,  [uU]  ita  possideatis;  ad- 

Itbml  Altartk.  IV.  28 


—    434    — 

r 

buDg,   Schenknpg,   Verkauf  oder  Yersdiuldung  in  andere  Hände 

tibergingen,   und  somit  für  den  augienblicklichen  Besitzer,   wenn 

sie  eingesogen   wurden,    einen    harten   Verlust    veranlassten^). 

Nichtsdestoweniger  blieb  das  Recht  des  Staates   die  Possessionen 

en^eder  zum  Besten  des  Aerars  zu  verkaufen^),    oder  durch 

Assignation  in  Privateigenthum  zu  verwandein,  unbestritten.    Was 

aber  den  letzten  Fall  betrifft,  90  ist  in  der  Periode  vor  den  Grao- 

de*/7m^^^^  zwischen  einer  CoIonieausfQhrung  und  einer  Ackeranwei- 

■JJSJj^J J^- sung  ein  wesentlicher  Untersd^ied  nicht  zwar  der  Form  nach  — 

JJJ^^^^^denn  auch  die  assignatio  agt^orum  geschah  in  Folge   einer   fear 

durch  Illviri,  Yviri^  Xviri  agris  domdis  oBsignandis^)^  wohl  aber 

dem  Wesen  nach.    Die  Colonien,  in  eben  erobertes  Land  geführt, 

um   zum  militärischen   Schutze  ^desselben   zu   dienen,    erfüllten 

einen  politisdbien  Zweck,   ohne  den  Besitz  der  possetsores  zu 


vtTMu  eavhnßeH  velo.  Niebnlur  2  d.  166  f.  Hoschke  S.  93  ff.  Frontln.  dt 

p.  16  L. :  de  possestUme  eontroveraia  est^  de  (jua  ad  inUfdictum  [hoe  ttt  hurt  or- 

dinario]  liUgatur.    cf.  p.  44.  49. 

1)  Wir  kennen  diese  YerhiltniBse,  welche  übrigens  unTer&udert  blieben,  nar 
ans  späterer  Zeit.  Bei  Appian  B.  C.  1,  10  führen  die  poBsesaorea  an,  was  sie  an 
die  Ländereien  gewendet  haben :  ?cpo6oepov  tote  TEivi]Otv  dip^aidE  zt  l^a  ioBtnSn 
xaX  ^Td  xal  olxo5o(ji(ac '  xal  tiu.'^v  evtot  ^^oja^v  y^^'^ooiv  —  xal  (catptetc 
hd  Totc  xX-^ipotc  «bc  itoTptfiou*  o(  hi  %a\  trpoTitac  pvaixov  i^  Ta&ra  dvv}Xo>pi- 
vac  SaveiOTa(  tc  jupia  xal  Ta6ry]c  ^ice^elxvuov.  nonis  2,  1  (3,  13):  reUeta$  eM 
a  nuUoribus  »edu  atiate^  qiuui  hfredUmrio  Hirey  poatkiehaut,  Cic.  de  off.  2,  22,  79 : 
fuam  autem  habet  aequüaiiem ,  ut  agtum,  muilis  omiis  out  eUam  sicvUe  poss€*- 
tum,  qtä  mLUmn  kabuit,  kmbeai,  qui  auUm  kahuUy  amUM?  23,  83:  quid  Ha? 
ut,  fuum  ego  emerim,  aedifioarirny  tueaty  Itnpendamf  tu  me  inoUo  fruare  meo? 
de  l,  agr,  2,  21,  57:  ^ut  agrum  BecenioHeum  poetident,  tMtestote  poMettionis 
se,  non  iwre^  mi$eneordia  senatiM,  non  agri  eondiUone  defendfumt,  Neon  Ükmn 
etgmm  pubUeum  ene  fatentuf :  ee  movM  poeseuknibuat  amM$iimi$  «dttus  ae  du» 
ptnaUbu»,  negaiU  oportere. 

2)  Vom  J.  206  sagt  LIt.  28,  46:  et  qvin  peewtia  ad  heUwn  deeratj  agri 
CamparU  regionemf  a  fo$sa  Oraeea  ad  mare  versam,  vendere  quaeitore$  ium. 
Orosins  ö,  18:  eodem  anno  loca  publica,  qwu  in  eireuitu  CapitoUi  ponUfeÜu$, 
ouguribusj  deeenwiris  et  flaminibtu  in  poaeeeeionem  tradita  erantj-  eogente  inopia 
vendita  sunt.  Cic.  de  l,  agr.  2,  14,  36 :  loea  ptAUea  uibU,  —  »aeeUa  —  «lons 
Oauruä,  —  tdUeta  ad  Minituma»  —  penmtüa  alte,  quae  aenaiuB  propter  an^u- 
fttes  oerorti  vendenda  eenmät,  contulee  propier  ivwidiam  non  venMenmt,  Liv. 
31»  13,  5.  Als  Im  J.  554  es  200  der  dfitte  Termin  der  Anleihe  ans  dem  haonl- 
baUsehen  Kriege  abgetragen  werden  sollte  und  es  an  Geld  fehlte,  besdhloas  der 
Senat,  ut,  quoniam  magna  para  eorum  (der  Oläabiger)  agros  vulgo  vemaU»  eme 
dieeret  et  sjbimst  en^tia  opus  etse,  agri  jn/bliei,  qui  iniira  quinquageainmm  lapidan 
esset,  eopia  0$  fieret;  eomndee  agrw/n  oesfimafufo«  ee  in  iugera  osses  veeUged, 
teetandi  eatua,  pubUemn  agrxMmeeae,  impoeOuroe,  ut,  ti  quis,  qmrnn  aokfere  poeeet 
populuB,  pecuniam  habere  quam  agrum  maüet,  reaüiueret  agfum  pop^do.  Diese 
Aedier  in  der  nächsten  Nahe  Roms  mussten,  wie  Niebahr  2,  164  bemerkt,  alle 
im  Besitz  rdmiseher  Bürger  sein.  Ans  der  Kaiseneit  finden  sich  Beispiele  siAchar 
Einziehongen  bei  Agennins  Urbions  p.  81  Lachm.  Panlns  IHgeat,  21,  2,  11, 

8)  dt.  de  leg.  agr.  2,  7,  17;  2, 12,  31.  LU.  3,  1,  6  u.  6. 


—     435    — 

schlittern ;  sie  bestanden  in  ältester  Zeit,  d.  h.  vor  Servius  Tul- 
lius,  ausschliesslich  aus  Patriciem,  spater  aus  Bürgern  der  Cen- 
susdassen,  weiche  als  solche  dienstfähig,  und  zugleich  bemittelt 
genug  waren,  um  die  Kosten  der  Einrichtung  in  ihrem  neuen 
Wohnsitze  zu  tragen^);  die  Aeckerassignationen  dagegen  waren 
eine  reine  largüio,  deren  Ursprung  schon  der  ältesten  KOnigsaeit 
angehört.  Damals  nflmlich  wurde  das  eroberte  Land  virüim 
unter  sammtliche  BtUrger  vertheilt  und  aus  dieser  'Vertheiiung 
war  das  Grundeigenthum  der  patricischen  Familien  entstanden^. 
Denselben  Anspruch  auf  Anweisung  des  eroberten  Landes  erho- 
ben später  die  Plebejer,  und  ihr  Anspruch  wurde  zuerst  durch 
die  lex  agraria  des  Sp.  Cassius  868  =  486^),  sodann,  um  nur 
einige  der  späteren  Fälle  anzuführen  4),  durch  die  Ux  der  Tri- 
bunen Sp.  Maecilius  und  M.  Metilius  von  338  ==3  41 6,  tU  ager  ex 
hostilms  captus  virüim  di9nderetur^)j  femer  nach  der  Eroberung 
von  Veii  364  =393 <^),  nach  der  Vertreibung  des  Pyrrhus  aus 
Italien  480=274?),  im  Jahre  528=838  durch  die  lex  Plami- 
nia  agraria^) j  zuletzt  durch  die  lex  Sempronia  durchgesetzt. 
Den  heftigsten  Widerstand  leisteten  ihm  indessen  die  possessores, 
deren  ganzen  Besitzstand  er  gefährdete^] ,  und  den  Patriciem, 
wie  später  der  Nobilität  galt  jede  lex  agraria  als  eine  revolu- 
tionäre Maassregel,  der  mit  allen  Mitteln  entgegenzutreten  ihnen 
die  Selbsterhaltung  zur  Pflicht  machte  ^^) .  Während  der  Plebs 
eine  Assignation  in  der  Nähe  Roms  viel  erwünschter  war^^),  als 


1]  Vgl.  Domont  p.  647. 
.2) 


Cie.  d0  rep.  2,  14,  26 :  (i^Fuma"!  agroa,  quo»  hello  Bomuhta  etperat,  divi-' 
»U  vUitim  eMbus,  Vuro  de  R.  B.  1,  10  nnd  bei  NoniQfl  p.  43.  Sohwegler  Rom. 
Gesch.  2  S.  4Ö6  Anm.  1. 

9)  LW.  2,  41.   Dionys.  8,  72.  73.     Er  be&ntngte,  r^  (t)(&oo(av  f^v  «or' 

4)  VoUsttndig  findet  m«n  dieselben  bebandeH  bei  Mommsen  C.  i.  L.  1  p.  88. 
ö)  LU.  4,  48. 
6l  LiT.  6,  30,  8. 

7)  Colamella  1  pr.  14.   Schwegler. 

8)  Cie.  Brut.  14,  57.    Caio  mai.  4,  11.   Val.  Max.  5,  4,  6. 

9)  etc.  de  leg.  agr,  ^,  26,  68:  fumn  enA  a  träm»  pUhie  menth  legte 
eigtartae  faeki,  eonthmOf  jui  agroe  pubUeoe  out  qui  poeeeeeionee  hwidiotae  tene- 
beuU,  peHimeecebaiü,  Liv.  4,  48:  emn  rogatkmem  pronwigaeeent ,  ut  ager  ex  ko- 
eUbu»  eapht»  vkUim  dfoideretor ,  magfuieque  partit  tiobükan  eo  piMeeUo  pubUeO" 
rmliir  fortunae  —  nee  enim  ferme  quScquam  agri  vi  in  whe  cUmho  eolo  poeSta 
wm  amäe  pofftim  «rat,  nee  q^uod  veniaeH  adeignatmwe  pubUee  eeeei  praeUrquam 
pUbe  kabebat  —  atrox  pUbi  pcMbueque  propoeUum  videbaker  certamen. 

10)  LiT.  2,  41 :  tum  pHmum  lex  agforia  prommlg<aa  eet,  mmqnam  deinde  ad 
Jbofie  memoriam  eine  maxinUe  moWnu  rerum  agtUOa, 

11)  LiT.  3,  1 ;  6,  24. 

28* 


—    436    — 

die  Ansiedelung  in  einer  fernen  und  den  beständigen  Angriflen 
der  kaum  beruhigten  Umwohner  ausgesetzten  Gelonie,  so  pflegte 
der  Senat  den  dringenden  Forderungen  der  Menge  gegenüber  die 
Gründung  einer  Colonie  als  das  einzige  Mittel  in  Anwendung  zu 
bringen,  um  den  Besitzstand  der  possessores  zu  retten^).  Das 
Fortaanei  bekannte  Gesetz  des  C.  Licinius  (377  =  377)  de  modo  agrorum, 
•<<>M««.  ne  quis  plus  quingenta  iugera  possideret^  wurde  von  Anfang  an 
durdi  simulirte  Schenkungen  oder  durch  fiducia  cum  amico  con- 
tractu umgangen'],  und  es  erhielten  sich  nidit  nur  die  Posses- 
sionen  bis  zu  den  Gracchen,  sondern  sie  vergrösserten  sich  durch 
immer  erneute  Occupation^},  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass 
statt  der  Patricier  und  dienten  die  Reichen  aus  Rom  und  den 
Municipien^)  mit  ihren  zahlreichen  Sclaven  dieselben  bewirth- 
schafteten.  Dazu  kam,  dass  die  bäuerlichen  Eigenthümer,  durch 
anhaltenden  Kriegsdienst  von  ihren  Höfen  entfernt,   und  die  Be- 

1)  Liv.  2,  48 ;  3 ,  1 :  AnUum  —  coloniam  dediuei  po9se :  ita  sme  querdi$ 
potBcssorum  pUbem  in  agroa  Uuram ,  eivitaUm  in  coneordia  fore,  4,  51 ;  5,  24. 
Dass  man  in  Colonien  ungern  ging,  ist  oben  S.  35  Anm.  7  nachgewiesen  worden. 

2)  Liv.  6,  35.  Yano  de  re  ruit.  i,  2  $  9 ;  Niebuhr  und  Walter  bezie- 
hen dies  Gesetz  auf  die  posaessiones  ausschliesslich.  Huschke  Ueber  eine  Stelle 
des  Varro  S.  4  ff.  ,,auf  allen  Orandbesltz,  mochte  er  Eigenthum  oder  blos- 
ser Besitz  sein,  wobei  aber  allerdings  den  bestehenden  Verhältnissen  gemäss 
sein  (des  Licinius)  Hauptaugenmerk  auf  die  patricischen  possesiionea  gerichtet 
war.'*  Die  Ansicht  von  Puchta  Instit.  I  $  57,  dass  die  lex  Liei$iia  sich  nur  auf 
Privateigenthum,  nicht  auf  Possessionen  bezogen  habe,  ist  unhaltbar,  nicht  nur 
wegen  des  Ausdrucks  poatidere,  den  Liv.  6,  35;  7,  16;  10,  13.  Plin.  iV.  H. 
18  S  17  von  diesen  Aeckern  brauchen,  —  denn  dieser  kommt,  wie  Huschke  be- 
merkt, auch  von  Privateigenthum  vor  —  sondern  weil  Liv.  6,  37  von  offrie  oe- 
cupatis,  c.  39  von  imusUa  poaseaaoribus  redet,  Plinius  gradezu  agri  arcifinaU» 
(s.  S.  432  Anm.  2).  bezeichnet  (nee  e  lati/^indiia  ain^fulovum  contingebat  areenUum 
vicinoa  quippe  etiam  lege  StolonU  Licinii  incluao  modo  quingentorum  iugervm), 
und  die  Hauptstelle  Appian.  B,  C.  1,  8  f.  ihrem  Zusammenhange  nach  ganz 
gegen  diese  Erklärung  spricht.  Das  Material  über  diese  Frage  findet  man  bei 
Huschke. 

3)  Appian.  B.  C.  1,  8:  rjjv  ifis  £c  Toug  olx£(o'Jt  iid  uico%pCaet  ^livefjiov. 
Licinius  selbst  war  schon  nach  seinem  eigenen  Gesetze  verurtheilt  worden,  quod 
nüUe  iugertmi  agri  cum  filio  poaaideretf  emancipandogiue  fiUum  fraudem  legi  fecia- 
aet,  Liv.  7,  16. 

4)  Ager  publicua  gab  es  In  ganz  Italien,  in  Samnium  und  Apulien  (Liv.  31, 
4;  40,  38);  ffitra  quinquageaimum  lapidem  (Liv.  31,  13);  in  Gampanien:  Liv. 
42 ,  1 :  aenatui  placuit ,  L.  Poatumium  coniuUm  ad  agrum  publieum  a  priwUo 
termkiandum  in  Campaniam  ire^  euiua  ingentem  modum  poaaidere  pTwatoa,  pa»- 
latkn  pro  ferenda  fnea^  eonatabat.  Dieser  ager  publieua  wurde  darauf  von  den 
Censoren  verpachtet,  c.  19.  Die  Occupation  auf  ager  publicua  dauerte  noch  unter 
den  Kaisern  fort.  Frontin.  de  eonbr,  agr.  p.  56  L. :  m  ItaUa  autem  denaUaa 
poaaeaaorum  muUum  improbe  facU  et  lucoa  aaoroa  oecupat^  quorum  aolum  hndtdii' 
tote  populi  Bomani  eit,  eUamai  in  flmbua  eolorUairum  aut  matnieipiorum.  Vgl. 
p.  55.  57.    Hygin.  d,  gen.  c.  p.  133. 

5)  Appian.  B.  C,  i,  36. 


—    437     — 

Stellung  ihres  Landes  zu  vernachlässigen  gezwungen,  durch  die 
Erhaltung  ihrer  Familie  und  die  auf  ihnen  lastenden  Abgaben 
erdrückt,  verschuldeten,  und  von  Haus  und  Hof  kamen ^),  in 
welchem  Falle  die  benachbarten  grossen  Besitzer  diese  Höfe  zu- 
sammenkauften^). Es  kam  sogar  vor,  dass  dieselben  in  Abwe- f^'J.^^^ 
senheit  der  Bauern  mit  List  oder  Gewalt  die  Bauerhöfe  an  sich  ^'^- 
rissen,  wogegen  dann  allerdings  eine  Klage  möglich  war  3).  Die 
Entstehung  ausgedehnter  Gtttercomplexe  (latifundia)  vernichtete 
nicht  nur  das  Princip  des  römischen  Landhaus^),  auf  welchem 
der  allgemeine  Wohlstand  des  Volkes  und  die  unerschöpflichen 
Mittel  des  alten  Italien  gegründet  waren  ^),  sondern  vor  allem 
bewirkte  den  Ruin  des  Bauerstandes  die  Bewirthschaflung  durch 
Sclaven,  deren  man  sich  bediente,  weil  sie  vom  Kriegsdienst  frei 


ep.  5ö. 


1)  Appian.  B.  C.  1,  7—9.  Flut.  Ti.  Oraceh,  8.  9.  Florus  2,  1  (3,  13).  LW. 


2)  Der  technische  A.iiBdruck  i«t  continuare  agros,  Cic.  de  l.  agr.  3,  4,  14. 
Frontin.  de  eontr.  agr.  p.  44  L. 

3)  Appian.  1,  7,  und  über  die  aach  später  fortdaaernden  Uebelstande  die 
Yon  HoBchie  S.  76  angeführten  Stellen.  Sa]l.  lug.  41 :  interea  pareate$  aut  paroi 
Ubeii  militum,  ut  quUque  potenUoti  eonfinis  erat,  tedibus  peÜ^mUur.  Hui.  fragm. 
41,  25  Dletsch:  —  niti  maneat  expuUa  agris  plebes.  Qnintil.  Dtelam.  13:  nee 
ab  inkiio,  iudiees,  vicinus  divith  fai^  pares  eirea  me  habitavere  domini  et  frequen- 
tßma  vUU$  eoneor»  vidnia  parva»  Umiiea  eotuit.  Qw>d  civee  pase^aty  nunc  dMUa 
unius  hortui  ett.  Postquaim  proximot  <iuoiqtte  repellendö  termino»  ager  locupleU» 
lathu  inundavit:  aequatae  solo  villae  et  exeisa  patria  »acra  et  cum  coniugibue 
parvieque  Uberit  reepeeUmUs  patrium  Larem  nugraveniM  veUree  coUnU,  et  htae 
toUtudinie  indisereta  uniUu  facta  est.  Seneca  «p.  90:  licet  agroa  agris  adiiciat, 
vicinum  vel  pretio  pellat  aeris  vel  fnttiWa,  licet  in  provinciarum  »paUum  rura  di- 
latet.  Vgl.  Lnean.  1,  167  ff.  Seneca  de  benef.  1,  10.  Hont.  O.  2,  18,  24.  Hie- 
dnrch  erklärt  sich,  wie  in  den  S.  432  A.  4  angeführten  Definitionen  der  poeeeseith- 
nee  agri  privati  erwähnt  und  in  dem  prätorischen  Interdict  (S.  433  A.  6)  nur 
diejenigen  poeeeeeionee  in  Schutz  genommen  werden,  welche  nee  vi  nee  dam  nee 
preeorio  besessen  werden. 

4)  Plin.  N.  H.  18,  35:  modum  agri  inprimie  aervandum  antiqui  putavere; 
qtUppe  ita  eeneebant,  eatiu»  eene  minue  eerere  et  meliue  arare,  qua  in  eenlentia  et 
Virgühun  fuiaae  video.  Verumque  confitenUhus  laUfiindia  perdidere  JtaUam.  Co- 
lumella  de  £.  £.  1,  3  $  8.  9:  noe  ad  cetera  praecepta  iUud  adiicimua,  quod  sa- 
piens imtM  de  Septem  in  perpetmim  posteritati  pronüntiavit  ^  adh&tendum  modum 
mensuramque  rebus  i  idque  ut  non  solum  aliud  aeturis  sed  et  agrmm  paraluris 
dictum  inteüigatur  t  ne  maiorem^  quam  ratio  ealculofwn  patiatur ,  emere  veUrU. 
Nam  huc  pertinet  praeelara  nostri  poetae  senUntia:  Laudato  ingentia  rura,  exi- 
guum  colito.  Quod  vir  eruditissimus^  ut  mea  fert  opinio,  tradUum  vetus  praeeeptum 
numeris  signavit.  Quippe  acutissimam  gentem  Poenos  dixisse  eonvenit^  imbeeiUio- 
rem  agrum  quam  agricolam  esse  d^ere,  quoniam,  cum  Sit  eoUuctandum  cum  eo, 
si  fundus  praevaleat,  aUidi  dominum;  nee  dubiumy  quin  minus  reddat  laxus  ager 
non  rede  cuUus^  quam  augustus  exhnie.  Siculus  Flaccus  in  Grom.  Vett.  ed.  Lachm. 
p.  136. 

5)  Schon  Plin.  N.  H.  18,  15  schreibt  es  den  Latifundien  zu,  dass,  wäh- 
rend in  alter  Zeit  Italien  hinreichend  Getreide  prodndrte,  es  später  ganz  auf  die 
Einfuhr  aus  den  Provinzen  angewieien  war. 


—    43»    — 

waren,  deren  tiM  Ui^eheare  nmehraende  Masse  aber  nicht  mir 
eine  im  siciliscben  Sclavenkriege  (435 — 439)  in  ihrer  Furehtbar- 
keit  bereits  einmal  sur  Erscheinung  gekommene  Gefahr  ftu*  die 
Folge  befttrcdrten  Hess,  sondern  auch  ekoe  Verminderung  der 
kriegsfthigen  freien  Mannschaft  in  Italien  in  Aussicht  steille.  In 
diese  Verhttltnisse  griff  die  Gesetigebung  der  Graochen  ein. 
»di!!ä!L-  *•  Colonien  und  Aeckerassignationen  von  den 
JlSudM  Graochen  bis  auf  Augustus.  Mit  der  vollständigen  Unter- 
oraceiiwi.  werfung  haliens  wttre  das  Institut  der  Colonien,  weil  sein  Zweck 
erfüllt  war,  antiquirt  worden,  wenn  ttnn  nicht  eine  neue  Be~ 
Stimmung  durch  die  Gracoben  und  ihre  Nachfolger  zu  Theil  ge- 
worden wäre.  Der  Plan  der  Graochen,  vermittelst  einer  durch- 
greifenden, jttfariioh  fortgesetzten  Landverth^ung  an  die  stildtisdie 
Plebs  dem  untergehenden  italischen  Bauernstände  aufzuhelfen, 
konnte  durch  vereinzelte  Assigoationen  nicht  zur  Ausführung 
kommen;  es  war  nOthig,  Massen  von  Ansiedlern  dem  Ackerbau 
zuzuführen,  und  dies  erreichte  Gracchus,  indem  er,  die  Zwecke 
der  Aeckerassignation  und  der  ColonisaUon  identificirend,  auch 
die  Golonien  zur  blossen  Versorgung  bedürftiger  Bürger  bestimmte. 
Dies  ist  die  Haiiptveränderung,  welche  in  dem  Wesen  der  römi- 
schen Colonien  eingetreten,  und  in  welcher  zugleich  der  Ursprung 
der  spateren  Militärcolonien  involvirt  ist.  Denn  so  lange  die 
Aushebung  der  Soldaten  nach  den  Censusclassen  stattfand,  und 
die  capite  censi  vom  Dienste  frei  waren,  durfte  höchstens  von 
einer  ausnahmsweisen  Belohnung,  nicht  aber  von  einer  regel- 
mässigen Versorgung  der  entlassenen  Soldaten  die  Rede  sein,  da 
dieselben  als  locupleUs  irgend  ein  Vermögen,  und  zwar  gewöhn- 
lich Landbesitz  hatten;  seitdem  aber  zuerst  von  Marius,  später 
von  Sulla  ohne'  Rüdisicht  auf  die  Classen  capite  censi  in  die 
Heere  aufgenommen  waren  i],  entstand  nach  Beendigung  des  er- 
sten Bürgerkrieges  eine  eigene  Classe  von  Proletariern  aus  den 
entlassenen  Soldaten,  welche  nur  durch  den  besondem  Anspruch, 
den  sie  auf  sofortige  Versorgung  hatte,  und  wegen  der  Gefahr, 
welche  sie  ohne  dieselbe  dem  Staate  verursacht  haben  würde, 
unter  den  versoigungsbedUrftigen  Bürgern  bevorzugt  erschien, 
ohne  dass  sie  ein  ausschliessliches  Privilegium  auf  die  Aecker- 
assignation für  die  Zukunft  erlangt  hätte.     Vielmehr  kamen  bis 

1)  SaUiul  lug.  86.  Pltitarch.  Afor.  9.    Val.  Max.  2,  3,  1.    G«U.  16,  10. 
S.  du  Nihere  in  dem  Abschnitt  fibei  dat  MttitirweMn. 


—    439    — 

in  die  Kaiserxeii  faineiii  neben  den  Veteranen  fortwährend  die 
besitsknen  Stadler  mit  ia  Betracht,  so  d^se  die  Militürcolonien 
in  Betreff  der  Golonisten  von  den  gracchanisoben  nicht  specifisch 
miterselnedai,  sondern  nur  als  eine  besondere  Gattung  von  Yer- 
sorgungseolonien  su  betrachten  sind.  Das  Verhältniss,  in  v\^el- 
chem  die  AssagnaÜMien  dieser  Periode  zu  den  posgessumes  stehen, 
ist  ebenfoUs  ein  wesentlich  anderes.  In  der  ersten  Periode  lag 
der  Antrieb  su  dem  Verlangen  nach  einer  Aeckerv^rtheilung  in 
einem  reohtliehen  Anspruch,  den  die  Plebejer,  abgesehen  von 
etwaiger  Bedttrftigikeit  auf  die  rechtswidrig  occupirten  Ländereien 
erhoben ;  in  der  sweiten,  worin  es  nur  darauf  ankam,  der  Noth 
abauhelfen,  und  der  Widerstand  der  in  ihrem  Besitze  immer 
fester  gewordenen  Rekhen  als  ein  unüberwindliehes  Hindemiss 
jeder  gegen  mo  gerichteten  Rogation  entgegentrat^  nahm  qoan  von 
den  possessianes  immer  mehr  Aiietand,  und  griff  zu  andern  Mit- 
lein, wekhe  zuerst  Air  den  Staat,  zuletzt  auch  für  den  gesamm- 
teo  Privatbesitz  die  verderblichsien  Folgen  herbeifilhrten.  Eine 
Anschauung  hieven  wird  aus  der  folgenden  kurzen  Zusammen- 
stellung der  agrarisehen  Gesetze  bis  auf  Augustus  zu  gewinnen 
sein^). 

Das  Gesetz  des  Ti.  Gracchus  war  noch  vorzugsweise,  ^^^iS^i!SS^ 
nicht  ausscUiesslicb  gefgen  die  posussianes  geriditet;  es  be- 
sekränkte  dieselben  nach  Yofgßa%  des  Ucinischen  auf  500  iugeraf 
gestattete  aber  ausserdem  fOr  jeden  Haussobn  SSO  iugera  und 
gewährte  für  die  eingezogenen  Stttobe  zum  erstenmal  eine  Ent- 
schädigung. Fernere  Occupationen  der  Domaine  scheint  das 
Gesetz  verboten  zu  haben;  denn  obgleich  sie  auch  später  noch 
vorkommen,  werden  äe  doch  als  ungesetzlich  bezeichnet  2).  Das 
(rffentliche  Land  von  dem  Privateigenthum  zu  scheiden  und  den 
über  das  bestimmte  Maas»^  hinausgehenden  Hehrbesitz  dem  Staate 
zu  vindiciren  wurde  einer  jährlich  zu  ernennenden  Commission 
von  drei  Personen   übertragen  3] .     Sowohl  das  auf  diese  Weise 


1)  8.  ülwr'diesdben  Bodorff  m  ZeUschr.  fQr  geeoh.  Bechtvwits.  X,  1  6.  24 
—43  und  Rom.  Rechtageacbichte  1  $  16.  Engelbregt  De  legibus  agr,  ante  Orae" 
cAof,  Lnzd.  Bat.  1842.  8.  Ant.  Mm^  IKstoir«  de  Im  proprUtd^  du  domame  pubUc 
ei  de$  loi»  affraires  ehe%  le$  BomaHUj  Pazia  1851.  8.  Zampt  Comm.  epigr.  I,  205 
—343.  Mommsen  Bericlite  der  Bichs.  Gesellsch.  der  V^U$,  Ph.  bist.  Cl.  1850 
S.  89—101  und  C.  i.  L.  I  p.  75—103. 

2)  Mqbmdmd  C.  i.  L,  I  p.  87.  Appian.  B.  C.  i.  36.  Oio.  4e  or.  2,  70,  284. 

3)  Ut.  «pft.  58.  Aiiiel.  Viot:  ds  vir.  Oiw^.  64.  AppUn.  B.  C.  1,  9.  Cic. 
pr.  8eH.  48,  103.  Plnt.  ».  Graoo&.  8—14.  Cio.  de  t.  agr,  2,  12,  31.  VeUei.  2,  2. 


—     440     — 

gewonnene  Land  als  aller  verpaehiete  ager  ptMicw  mit  Aus- 
nahme einiger  dem  Staate  unentbehrlicher  Domainen,  wozu  iuh 
menllich  das  Gebiet  von  Gapua  und  das  stellaüsche  Feld  bei 
Cales  gehörte  >),  wurde  zur  Assignation  bestimmt,  jedoch  unter 
der  zweifachen  Bedingung,  dass  von  den  Ackerloosen  eine  Ab- 
gabe gezahlt 2)  und  dass  dieselben  unverSusseriieh  sein  selten  ^}. 
Durch  die  gesetzliche  Sicherung  fUr  die  ooncedirte,  und  die  Ent- 
schädigung ftlr  die  abgenommene  possessio  sollten  die  possessores 
befriedigt,  durch  die  neue  Abgabe  das  Aerarium  für  den  Verlust 
der  Domaine  schadlos  gehalten  und  durch  das  VeriLaufsverbot 
das  Entstehen  neuer  Latifundien  verbindert  werden.  Auf  Golo- 
nieanlagen  bezog  siqh  die  Rogation  des  Ti.  Gracchus  nicht,  son- 
dern erst  im  J.  634s=4S3  beantragte  der  Tribun  Rubrius  die 
Ausführung  einer  Golonie  nach  Garthago^),  im  fönenden  Jahre 
G.  Gracchus  selbst  die  Gründung  zweier  Golonien  in  Italien, 
nämlich  in  Tarent  und  Gapua  ^),^  allein  weder  die  Asrignaiionen 
des  Tiberius  noch  die  Golonieanlagen  des  Gaius  erreichten  dem 
Widerstände  des  Senates  gegenüber  ihren  Zweck.  Dem  G.  Grac- 
chus trat  auf  Veranlassung  des  Senates  sofort  sein  College  im 
L$xLi9kt.  Tribunat  des  Jahres  632  =  4  22,  der  ältere  M.  Drusus  entgegen  <^), 
indem  er,  die  sempronischen  Rogationen  überbietend,  den  An- 
trag stellte,  einerseits  den  auf  die  von  Ti.  Gracchus  assignirten 
Ländereien  gelegten  Erbzins  aufzuheben''],  andererseits  statt  der 
zwei  von  G.  Gracchus  beabsichtigten  Golonien  zwölf  in  Italien 
zu  gründen  und  dadurch  36,000  Bürger  zu  versorgen,  einen  An- 
trag, der  nur  bezweckte,  dem  Gracchus  die  Volksgunst  zu  ent- 
ziehen ^) ,  zur  Verwirklichung  aber  niemals  gelangt  ist.  Denn 
wirklich  sind  Golonien  in  Folge  der  genannten  Rogationen  nur 
ausgeführt  nach  Scylacium^),  Tarent  und  Garthago,  aber  Tarent 
hat  niemals  die  Verfassung  einer  römischen  Golonie  gehabt,  son- 

1)  Clc.  dcl.  pgr.  2  c.  29—32. 

2)  Plut.  C.  Oracch.  9. 

3}  Appi&n.  ß.  C.  1,  10.  27. 

4)  Plüt.  C.  öroceÄ.  10.  11.  14.  Appian.  B.  C.  1 ,  24.  Pun.  136.  VelK 
1,  15.    liommsen  C.  1.  L.  I  p.  96. 

5)  Plut.   C.  Oraceh.  8.    Mommsen  a.  a.  O.  p.  87. 

6)  Plut.  C.  OtaceK  9.  10.    Appian.  B,  V.  i,  23. 

7)  Plut.   C.  Oraceh,  9. 
8l  Appian.  B.  C.  1,  23. 

9)  YelleiuB  1,  15.  Da  diese  al«  Gnusebische  Golonie  ni  ht  erwihnt  wird,  so 
ist  sie  Tielleicht  für  eine  der  Golonien  des  Drusus  zu  halten.  Moimnsen  C.  /.  L. 
I,  87b. 


—     441     — 

dern  ist  eine  griechische  Stadt  geblieben^),  was  seinen  Grund 
nur  in  einer  besonderen  Maassregel  des  Senates  haben  kann,  die 
Golonie  Garthago  aber  wurde  schon  633  ==424  durch  ein  Gesetz 
des  Tribunen  Minucius  Rufus  wieder  aufgehoben^).  Nach  dem 
Tode  des  G.  Gracchus  wurde  sodann  der  flbrige  Theii  der  sem- 
pronischen  Anordnungen  durch  drei  Gesetze  beseitigt  ^j,  von  de- 
nen das  erste,  dessen  Rogator  nicht  genannt  wird,  im  J.  633=  ^%^^^ 
4S4  die  UnverSiusserlichkeit  der  assignirten  Ldndereien  abstellte 
und  den  Besitzern  den  Verkauf  derselben  gestattete,  das  zweite, 
die  lex  Tkoria*)  des  Jahres  635  oder  636  =  4  49  oder  <48,  alle  ^«  ^*<>'*»- 
Ackerassignationen  für  die  Zukunft  untersagte,  die  bis  dahin 
noch  in  Wirksamkeit  gebliebenen  triumviri  agris  dandis  (issig-* 
nandis  abschaffile,  und  den  alten  possessores  ihren  Landbesitz 
unter  der  Bedingung  bestätigte,  dass  dieselben  eine  Abgabe  von 
demselben  zahlen  sollten,  deren  Ertrag  zur  Yertheilung  unter 
die  bedürftigen  Bürger  bestimmt  wurde ;  das  dritte,  im  J.  643  =  ^^J.^';f  Jjp* 
444  vielleicht  von  dem  Tribunen  G.  Baebius^)  rogirte^  uns  noch 
erhaltene  Gesetz  aber  auch   diese  Abgabe  schliessiidi  aufhob  <^j.' 

1}  Cie.  pro  Atch.  8,  6.  PKii.  N.  H.  3,  92.  Zampt  Camm.  ep,  l,  392. 
MoiDin»ea  a.  a.  0. 

2)  S.  oben  Seite  315. 

3)  Appian.  B.  C.  1,  27:  xa\  -^  ordioti;  ^  toO  ReuT^pou  TpdxyoM  Ic  tdht 
IX<^c.  vöjAiOc  Te  o6  tcoX6  i>OTepov  ^pt»^,  t?jv  t^v,  Gicep  '^c  (le^dpövro,  d^elvai 
TCtTrpdoxeiN  xoT;  J)roüöiv  •  direipTjxo  f  ap  hi  Fpax^oü  toO  zpot^pou  xal  TÖoe.  xal 
e'^&uc  ol  7rXo6oioi*  TiapA  t&v  irev^tcnv  iwvoüvro,  ^  toTc^e  taic  «potpdoeoiv  Ißidi- 
Coyco.  xal  ii6pii)v  de  X^P^*^  ^^  "^^^^  tc^oi,  pivpt  Snoupioc  B^ptoc  (so  ist  mit 
Pighius  statt  ööpio;   zu   schreiben)   OT^piapywv   eUTj-j^oaTo  v6jiov,    ti^Jv   |j.ev  ^''i'' 


oocp(9pka9t  TotcSe  to5  rpa»x^(ou  v6piou  itapaXu^vro«  —  xal  toü«  <p6pouc  od  iroXö 
ß«Tcpov  St^uoe  l4\iLapy(fK  itepoc*  xal  6  6f)fjioc  ^dp6«DC  ^dlvtcDV  dSerreiiTcfrxci. 
Die  richtige  Anffassung  dieser  vielbesprochenen  Stelle  ist  das  Verdienst  Monun- 
sens,  der  darüber  an  den  angeführten  Ort«n,  namentlich  C  /.  L.  1  p,  76  ff. 
ausführlich  handelt. 

4)  Sie  wixd  erwähnt  von  Cicero  Brut.  36,  136;  de  or.  %  70,  284. 

ö)  Sallnst.  lug.  32.  33. 

6)  Die  noch  yoihandenen  Fragmente  dieses  Gesetzes  befinden  sich  auf  der 
Rückseite  der  Erztafelstüeke,  weiche  die  lex  repetuinäarum  des  Jahres  632 sei 22 
(C.  1.  L,  I  n.  198)  enthalten  und  sind  zuletzt  herausgegeben  von  Mommsen 
C.  /.  L.  n.  200.  Rudorff,  welcher  dieselben  in.  der  Abhandlung:  Das  Ackerge- 
setz des  Spurius  Thorins,  In  Zeitschr.  für  geschichtl.  Rechtswissenschaft  Bd.  10 
(1839)  S.  1—^194  vortrefflich  commentirt  hat,  glaubte  in  ihnen  das  zweite  der 
angeführten  Gesetze,  die  lex  ThoriOf  zu  erkennen,  ist  aber  später  R5m.  Rechts- 
geech.  1  S  16  S.  41  dem  Resultate  Memmsens  beigetreten,  nach  welchem  diese 
Fragmente  nicht  der  lex  ThoriOf  sondern  dem  dritten  Gesetze  angehören.  Be- 
weisend ist  namentlich  lin.  19.  20,  In  welcher  die  Aufhebung  der  veeUgciia  an 


—     442     — 

Das  erste  also  sanctionirte  aufs  Neue  die  Entstehiuig  v<m  Lati* 
fundien^  das  zweite  vereitelte  auf  immer  die  Begeneraiioa  des 
italischeil  Bauernstandes  und  die  darauf  besttgjidieu  semproni- 
schen  Rogationen,  das. dritte  endlich  entiog  dorn  Staaie  eioe 
Einnahme,  ohne  dass  dem  Bedttrfnisse  des  Volkes  daraus  irgend- 
wie eine  Httife  erwuchs.  Nach  diesem  Siege  der  Nobilittti  sind 
die  Possessionen  der  römischen  Reichen  niemals  mehr  ange- 
fochten worden,  sondern  haben  durdi  stete  Erweiterung  we- 
sentiidb  dazu  beigetragen,  die  Ungleichheit  der  Vermögensver- 
hfiitnisse  zu  steigern^).  Was  seil  dieser  Zeit  in  agrarischeii 
Gesetzen  zur  Assignation  in  Anspruch  genommen  wird,  besteht 
erstens  in  dem  verpachteten  ag€r  publicus,  zweitens  in  den  in 
vorhandenen  Colonien  entweder  Hoch  nicht  zur  Vertheilung  ge- 
kommenen, oder  durch  die  Länge  der  Zeit  herrenlos  geworden«! 
sortes,  woneben  auch  die  im  Besitze  der  Italiker  befindlicben 
Possessionen  noch  einmal  in  Betracht  kommen.  Statt  aiao,  wie 
in  alter  Zeit,  die  Privatinteressen  derReidi«)  anzugreifen,  wen- 
de%Nk  sidi  nun  die  rogationei  agrariae  gegen  die  Einnahmen  des 
Staates,  theils  indem  sie  über  das  verpachtete  Staatsland  ver- 
itlgten,  theils  indem  sie,  um  durch  Ankauf  auf  Kosten  des  Staa- 
tes Ländereien  zu  erwerben,  die  Revenuen  des  Aerariums  beau- 
spruditen.  Schon  der  ältere  Gracchus  hatte  nicht  nur  eine  Ent- 
schädigung der  Possessoren  beabsichtigt,  sondern  auch  die  Aus- 
rUstungskosten  seiner  Colonisten  auf  das  aus  der  pergamenischen 
Erbschaft  Attalus  des  dritten  dem  Staatsschatze  zugefallene  baare 
iffiSia.  ®®^^  angewiesen  2) ;   das  Gesetz  des  Tribunen  L.  Appuleius  Sa- 

geordnet)^wird.  AuBserd^m  s.  über  dies  OeseU  Hosohlbd  in  Richters  und  Schnei- 
der« Kritischen  Jahrbaohem  fär  deutoche  Rechtswissenschaft  Bd.  10  (1841) 
S.  579—620.  G.  Zeiss  Commeid,  de  Uge  Thoria,  Weimar  1845.  4.  Peter  Epochen 
S.  239.  Zumpt  Comm,  epigr.  I  p.  207  ff. 

1)  Bei  der  erfolglosen  Rogation  einer  neuen  lex  agraHa  104  t.  Chr.  sagte 
der  Tribun  Mareius  Philipfus:  non  eaae  in  oMtate  4no  müia  komkmm,  qui  rem 
haherent.    Cic.  de  off.  2,  21,  73. 

2)  Den  Ausdruck  des  Yelleius  2,  6:  novi$  eoUmUi  teplehat  pmcineku  und 
2y  15:  in  legibus  Qtaeehi  imler  penfUeiösinimae  numerav»im,  quod  eaira  lUUam 
eoUmia»  p09Ui%  hat  man  als  einen  nbeririebeoen  bezeichnet,  da  nur  eine  ausser- 
Italische  Gokmie  des  Oiacchus,  n&mlieh  Oarthago,  bekannt  ist,  und  höchstens 
noch  die  Anlage  von  Narbe  (123)  mit  seinen  Gesetzen  in  YerbinduBg  gebraeht 
werden  kann.  (Madvig  OpiMc.  p.  290.)  Aber  cUe  Grdndung  von  Carthago  hatte 
besondere  Ursaefaen  (Zumpt  Comtn.  efigr,  p.  217:  ae  Carthagiink  quidmn  dedm- 
eendae  causa  haee  videlur  fküsie,  quod  a$mo  12ö  a.  Chr.  ingmu  peMentta  fotom 
Afrieam  vaetarai  [Orss.  5,  11],  gmart  qmm  mtUo  inde  fimnenlo  ndmo  inopU 
Bomae  ectlitisMt,   ob  eamque  rem  iediUonu  /lerenf,  et  /Vnrnsnieria  Ugt  lata  fa- 


—    443     — 

tttrtiiniis  664:=  4  00,  tveichas  haiqitsäehUdi  die  Versorgmig  der 
Soldaten  des  Marius  zum  Zweck  gehabt  xu  haben  scbMn(^), 
ohne  dass  in  seinem,  auf  die  ersten  Militttreolonien  bezüglichen 
Antrage  ii^nd  ein  neues  Verfahren  bemerkbar  wttre^  war  vor^ 
sttggweise  auf  den  Ankauf  von  Ländereien  gerichtet,  und  nahm 
daiu  wieder  eine  neue  Einnahme  des  Staates  in  Beschlag  ^) ,  ein 
Ver£ahren,  jdas,  wie  Cicero  bemerkt,  dem  Principe  der  früheren 
Golonien  ganz  entgegen  ist  3) ;  allein  weder  dieses  Gesetz  war  von 
Erfolg«),  noch  die  »hnlidie  kx  Tiüa  (655»=:99)  &) ,  noch  endlich  Lixmia. 
die  Gesetze  des  H.  Livius  Drusus  (663=94),  welcher  noch  ein- ^'^'i*^^' 
mal  die  Italiker  zur  Abtretung  der  von  ihnen  occupirten  Staats- 
Ittndereien  durch  die  Aussicht  auf  das  römische  Bürgerrecht  zu 
veranlassen  suchte*).  Die  Zerstörungen  des  Bundesgenossenkrie- 
ges (94  —  89)  scheinen  einen  Zuwacl^s  des  ager  ptiblicus  nicht 
zur  Folge  gehabt  zu  haben,  da  mit  der  Ertheilung  der  Givität 
auch  wohl  die  Rückgabe  des  eroberten  Landes  an  die  Italiker 


•>«ta*«a^i^^U 


mem  itdare  C.  Oraechu$  voluit  et  retUtuenda  Carthaifine  [Appian.  Punic.  136]), 
und  auch  Narbo  hatte  einen  militärischen  Zweck.  Cic.  pr.  Font.  1,  3:  est  in 
tadem  pnvineia  Narbo  Marthu,  eolonia  nostrorum  citTtum,  ipecula  popuU  Bomani 
ae  frop¥gnaeukan  itti$  ipsi$  nationibui  oppoeitum  et  obieetum.  Hierauf  geht  auch 
Siculus  Flaccus  p.  136  Lachm. :  Otacchtis  colonos  dare  municipiis  vel  ad  aupplen- 
äum  cMwn  numentnif  vel,  ut  aupra  dietum  est^  ad  eoheremdot  ftttymUti«,  qfU 
mtbinde  moveböntiut.  Mir  scheint  vielmehr  ein  Miasverständnist  in  den  Stellen 
des  Velleius  zu  sein,  da  Gracchus  zuerst  die  Revenuen  der  neu  erworbenen  Pro- 
vinzen, namentlich  die  attalische  Erbschaft  in  Ansprach  nahm,  nm  seine  Colo- 
niaten  auszuatatten  (Plut.  Ti.  Qr.  14:  eu&uc  h  Ttß^pioc  S72(ji«YfDTAv  eic^vrpie 
v^p,ov,  AiTCDC  Td  ßaoi)axd  ^(yf)(iaTa  TCOfito^vTa  tok  "^^^  ^li^pav  otaXa'fX^'^ouoi 
tAv  ttoXtT&v  Oitdip-^öt  TCpöc  xataoxEu-^v  xat  ieo)pY^<^c  d^opfii-^v.  Livlns  ep.  58. 
Anxel.  Yiot.  de  vir.  iit.  64),  in  den  folgenden  Rogationen  aber  derselbe  Versuch 
gemacht  wird,  um  Landereien  ankaufen  zu  kdnnen. 

1)  Zumpt  Comm.  tpigt.  I  p.  222—229.   Mommsen  R.  O.  2,  203  ff. 

2)  Aurel.  Yict.  de  vir,  (U.  73 :  Sieiliamy  Aekaiarrij  Macedcniam  novi$  eoloniu 
dettinavit  et  aurum  Tolosanumj  seelere  CaepiorUs  partum  (Strabo  4  p.  188.  Cic. 
de  N.  Z>,  3,  30,  74.  Oell.  N.  A.  3,  9.  lustin.  32,  3)  ad  emtUmem  agrorum  eon- 
vertu.    Zumpt  a.  a.  0. 

3)  Cic.  de  l.  agr.  2,  27,  73 :  quo  in  genere  netU  in  ceterU  rei  püblicae  par- 
Ubua  est  op«rac  pretium  düigentiam  maiorum  reeordari:  qui  eolonia»  $ie  idoneit 
in  locie  contra  mtpieionem  perieuli  eoUocaruntf  ut  eese  non  oppida  ItaUae^  $€d 
propugnacula  imperii  vidtrentur.  Hi  deduceni  eoUrnioM  in  eoe  agrot,  quo»  emerini, 

4)  Aurel.  Vict.  1. 1.   Appian.  J5.  C.  1,  29. 

5)  Cic.  de  legg.  2,  6,  14.  Yaler.  Max.  8,  1,  3.  lul.  Obsequens  45.  Das  Ge- 
leti  wurde  wegen  dar  Anapiden  aufgehoben.   Cic.  de  legg.  2,  12,  31. 

6)  Liv.  ep,  71.  Appian.  1,  36.  Florus  2,  ö  (3,  17),  der  ihm  den  Avaapraoh 
bcitogt  nthü  ae  od  Imrgitiomin  utU  reU^meee,  ntti  ai  qui»  aut  caamm  dhidere 
vOUi  aut  eaämn,  Ueber  die  nach  der  Ermordung  de«  Liviua  durch  den  Senat 
bewirkte  Aufhebung  aeiner  Gea«lze  s.  Liv.  ep.  71.  Appian.  B.  C,  1,  36  1  Auiel. 
Yict.  de  vir.  iU.  66.  Cic.  de  legg.  2,  6,  14;  2,  12,  31.  pr.  domo  16,  41.  Aaoo- 
ftlQt  p.  68  Or.    Flot.  C.  «r.  9  f«    Zumpt  ^  a.  O.  p.  241. 


—     444     — 

verbanden  war  ^) ;  allein  die  graosame  Führung  des  soUanischen 
^^^i^g^jl^j^  ^«"  Krieges,  in  welchem  ganze  Gemeinden  hingeschlachtet  2)  und  ganze 
Städte  völlig  entvölkert  wurden,  die  darauf  folgenden  Proscriptio- 
nen  und  die  Güterconfiscationen,  welche  nicht  nur  über  das  V^- 
mögen  Einzelner,  sondern  über  die  Territorien  ganzer  Stttdte 
verhängt  wurden  ^) ,  brachten  eine  furchtbare  Leere  in  Italien 
hervor^  und  machten  dem  bäuerlichen  Eigenthum  völlig  ehi  Ende. 
Die  Ausdehnung  des  ager  publicus  war  nach  diesen  Ereignissen 
so  ungeheuer,  dass  nach  Ansiedelung  aller  Soldaten  ein  Theil 
unvergeben  blieb  ^).  Die  Soldaten  wurden  nicht  nur  massenweise 
in  neuen  Golonien,  sondern,  da  es  darauf  ankam,  ganz  Italien 
zu  besetzen,  auch  in  kleinerer  Anzahl  in  den  meisten  Munidpien 
angesiedelt,  ohne  dass  diese  dadurch  in  Golonien  verwandelt 
wurden^);  ausser  Italien  hat  Sulla  nur  eine  Golonie,  nämlich 
Aleria  auf  Gorsica  angelegt.  Der  Verkauf  der  sortes  assigncUae 
war  auch  von  Sulla  verboten,  allein  ohne  Erfolg;  die  Veteranen, 
meistens  ohne  Familie  und  ohne  Neigung  zu  regelmässiger  Be- 
schäftigung mit  dem  Ackerbau,  erledigten  durch  Aussterben  oder 
Verkauf  bei  Lebzeiten  in  sehr  kurzer  Frist  die  angewiesenen 
Gütchen;  zwanzig  Jahre  nach  der  Ansiedelung  waren  aus  d^i 
Landloosen  wieder  grosse  Latifundien  geworden^],  auf  denen  die 
possessores  Sullani  sich   um  so   ungestrafter  ausbreiteten  ^j ,    als 

1)  Zompt  p.  242—246. 

2)  So  z.  B.  die  Pränestiner.    Appian.  B.  C.  1,  94. 

3)  Appian.  5.  C.  1,  96:  dbc  h'  i^iXtizt  xd  %a%^  ha  dyxX'/jjj.aTa,  iid  zai  it^- 
Xeic  6  £6XXac  fimmEt  xal  ixoXaCe  xat  TcC^Se,  Tön  p,sv  dxpoTtoXeic  xaxaoxdicToiv 
yJ  TetVT]  xadaipÄv  t)  xoivd^  C^fiiac  iirixideU  tj  l^^popau  lxxpö)^eöv  ßaourdxcuc 
xaic  oe  7cXe(oGt  xov^c  ^a'jx^  oxpaxeuoafiilvouc  ^Tr(|yxtCev ,  «c  S(a>v  cppoupia  xoxd 
T^C  'IxaXlac  Tif)v  X6  -^i^*  a6xÄv  xal  xd  olxi^[Jiaxa  i^  xoya^e  jiexatp^prav  ^tepiipiCev. 
Cic.  ad  AU.  1,  19,  4:  Volaterranos  et  Arretinos ,  quorum  agrum  SiUla  pubUcttrat. 
Florus  2,  9,  27  (3,  21,  27):  powia  singulorum  hominum  ferre  poeruuy  municipia 
Italiae  splmdidissima  sub  haata  vcnierunt,  8poUtium,  Jnieramnium,  PraenesU, 
Florentia.  Von  Praeneste  s.  Strabo  5  p.  239:  lx7roXtopX7]Ä£vxaiv  W,  itpi«  xtq 
xoix<6oei  T?]c  TC(SXeo9C  xal  r?)v  ^<f»pav  dTraXXoxpiouaftai  ouußaivet. 

4)  Cic.  de  l.  agr.  3,  3,  12.    S.  unten  S.  446  Anm.  7. 

5)  S.  das  Einzelne  hierüber  bei  Znmpt  p.  250  ft.  Henzen  n.  7142.  Was 
Cicero  de  1.  agr,  2,  28,  75  als  Absieht  des  RuUus  angiebt,  war  wirklloh  fer 
Zweck  des  Sulla,  nämlich  totam  Italiam  8tä$  praesidiü  ohtidere  aique  oceupare. 
Vgl.  Appian.  B.  C.  1,  95. 

6)  Cic.  de  L  agr.  2,  28,  78:  nam  agtiun  quidem  Campanumy  quem  vobU 
osUntantf  ip$i  eoneupherunt ;  dedueent  suos,  quorum  nomine  ipai  teneant  et  fruan- 
tur:  eoement  praeterea:  Uta  dena  iugera  continuahunt.  Nam,  ai  dio€ni  per  Ugem 
id  non  Heere:  ne  per  ComeUam  quidem  licet.  At  videmua,  ut  tonginqua  miUa- 
muSf  agrum  Praenestinum  (dieser  war  von  Sulla  coloniairt  worden)  a  paud» 
pouideri, 

7)  Die  suUanischen  posaessorest  welche  später  mehrfach  voikointoea  (Cic.  de 


—    445     — 

Sulla  gegen  die  Reichen  und  Vornehmen , '  welche  seine  eigene  ^ 
Partei  bildeten,  nicht  mit  Strenge  seine  Anordnungen  scheint 
aufrecht  gehalten  zu  haben.  Der  Erfolg  der  suUanischen  Assigna- 
tionen  war  also,  dass  die  den  Soldaten  angewiesenen  Aecker  in 
Kurzem  verloren  waren,  während  die  ausgetriebenen  Besitzer 
derselben,  welche  nach  Rom  ihre  Zuflucht  nahmen,  das  römische 
Proletariat  ins  Ungeheure  vermehrten,  und  die  gefährliche,  zu  den 
verzweifeltsten  Maassregeln  entschlossene  Masse  .  der  Besitzlosen 
bildete,  auf  deren  Unterstützung  die  catiUnarische  Verschwörung  , 
berechnet  war.  Zwar  ruhten  während  der  Beschränkung  der  tri- 
bunicischen  Gewalt  durch  Sulla  bis  zum  J.  684=70  die  agrari- 
schen Gesetze ;  gleich  nach  diesem  Jahre  machte,  wie  es  scheint, 
die  dem  Inhalte  nach  wenig  bekannte  lex  PloUa^)  und  im  J.  LezPioUa. 
694  =s  63  die  lex  Serviha  des  Tribunen  Rullus  den  Versuch,  die  i^  strtiUa. 
Folgen  der  mUanischen  Gewaltschritte  durch  einen  Act  der  Ver- 
söhnung abzuwenden,  und  durch  eine  Entfernung  der  in  der 
Stadt  zusammengehäuften  Volksmasse  ^j,  welche  früher  oder  später 
den  Umsturz  des  Staates  herbeiführen  musste,  die  Gefahr  abzu- 
wenden 3).  Da  aber  weder  die  noch  ansässigen  suUanischen  Co- 
lonisten  ohne  Aufhebung  der  bestehenden  suUanischen  Anordnun- 
gen ausgetrieben,  noch  die  possessores  Sullani  ohne  Gefahr  von 
ihrem  Besitze  verdrängt  werden  konnten,  noch  endlich  die  Ver- 
theilung  des  geringen  damals  in  Italien  vorhandenen  ager  publicus, 
welcher  auf  den  ager  Campanus  und  den  campus  Stellalis  be- 
schränkt war,  ausreichte,  so  bestätigte  Rullus  den  ganzen  seit 
Sulla  vorhandenen  Besitzstand  ^] ;  den  ager  Campanus  und  campus 

l.  offT,  %  26,  69),  sind,  wie  Zumpt  p.  261  bemerkt,  zweierlei  Art;  nimlicli 
erstens  die  Kaufer  der  Güter  der  Proscribirten ,  gegen  deren  Rechte  nichts  ein- 
zuwenden war,  zweitens  solche,  die  conflscirte  Aecker  widerrechtlich  oecupirt 
oder  assignirtes  Land  gegen  das  Gesetz  zusainmengekaTift  hatten;  diesen  letzte- 
ren konnte  ihr  Eigenthomsrecht  angefochten  werden. 

1)  Sie  kommt  nur  Tor  bei  Cic.  ad  Aii.  1,  18,  6:  {tgraria  autem  promulgata 
eit  a  FUmiö  töne  letfU,  eadem  fare,  quae  fuit  PEolta,  und  wird  von  Pighius  An- 
noL  Rom,  Tom.  m  p.  186  in  das  Jahr  98,  von  Ernesti  in  das  J.  89,  von  Zumpt 
a.  a.  O.  p.  262  wegen  der  Aehnlichkeit  mit  dem  Flavlschen  Gesetze,  welches 
gegen  die  poue9ior€S  SuUani  gerichtet  war,  bald  nach  70  gesetzt. 

2)  Cic.  de  l.  agr.  2,  26,  70:  et  nknirwn  ietud  ett,  quod  ab  hoc  trihuno  pU- 
hii  dictum  est  in  aenaUt :  urhanam  pUbem  nimhim  in  reptibliea  powe  .*  exkaurien* 
dam  etse, 

3)  Zumpt  a.  a.  O.  p.  262. 

4)  Nach  Cic.  de  l.  agr,  3,  2,  7  stand  im  40sten  Capitel  des  Gesetzes:  quae 
po$t  Marium  et  Carhonem  Cob$.  (072b=82)  agn,  aedificia,  laau,  Hagnaf  loea, 
pot$e9$ione$  publiee  data,  aesignata^  vendita,  conoeMa,  poetesaa  naU,  ta  omnia  eo 
iure  sint^  vt  quae  optjmo  iwfe  priwOa  MNtf. 


--    446     — 

Stellatis  brachte  er  zwar  zur  Yertheilung^),  aber  als  das  haupt- 
sächliche Mittel  schlug  er  eine  GeldentschSdigung  an  die  ihres 
Eigenthums  durch  Sulla  Beraubten  vor,  weldie  durch  den  ¥er* 
kauf  alles  ager  publicus  in  Italien  ^)  und  den  Provinzen  ^)  und  die 
Einkünfte,  welche  aus  den  durch  Pompeins  neuerdings  gemach- 
ten Eroberungen  dem  aerartum  zufielen,  beschaft,  und  zuid  An- 
kauf von  LSndereien  in  Italien  verwendet  werden  sollte^}.  Das 
Gesetz  wurde  den  Bestrebungen  Giceros  und  der  Nobilitflt  gegen- 
flber  von  seinem  Urheber  selbst  aufgegeben^),  es  war  der  letzte 
Versuch,  in  dem  Sinne  der  Graochen  durch  eine  radieale  Maass- 
regel der  Ueberfüllung  der  Stadt  entgegenzuarbeiten  und  dem 
Bauernstände  zu  helfen.  Das  zunfidist  folgende  Ackergesetz  des 
i*xFUi9ia.  Tribunen  L.  Flavius  (694  =  60)  veranlasste  Pompeius,  der  im  vor- 
hergehenden Jahre  aus  Asien  zurückgekehrt,  für  die  Versorgung 
seiner  Soldaten  bemüht  war.  Die  gleichzeitige  BerttdLsiobtigung 
der  stadtischen  Plebs  war  nur  ein  Mittel,  das  Gesetz  leichter 
durchzubringen*).  Die  Assignation  sollte  iheils  durch  Einziehung 
der  von  den  Anhängern  des  Sulla  unreditmttssig  occupirten  Lan- 
dereien, theils  durch  die  aus  Pompeius  Eroberungen  neu  eröff- 
neten Einnahmen   des  Staates   möglich  gemacht  werden '') ;   das 

1)  Gic.  d4  L  agr.  %  26. 

2)  Es  ^ßjb  in  Italien  noch  einige  Dom&inen  aosser  4ein  ager  CfonpanuM^ 
welche  aber  zur  Assignation  nicht  geeignet  waren,  wie  die  Silva  Scanlia  (de  l. 
agr,  1,  1,  3;  3,  4,  16). 

3)  Cie,  de  l,  agr,  2,  15,  38:  quidguid  wgo  sit  extra  lUdiam^  quod  pybUemn 
fopuU  Bomani  factum  sil»  L.  Sulla  Q,  Pompeio  connUihu»  (666  si  88)  out  poetea, 
id  deeemvlroa  (übet  vendere.  £r  meint  namentlich  die  in  den  Jahren  676—680 
(78—74)  durah  P.  Serrilius  Isanricus  in  Pamphylien  erworbenen  Landexeien,  die 
im  J.  679  SB  75  durch  die  bithynische  Erbschaft  dem  a«rariuin  zugefallene  kö- 
nigliche Domaine  (agri  regU)  und  die  durch  den  mithridatlschen  Krieg,  mit  wel- 
chem Pompeius  noch  beschiftigt  war,  zu  erwartenden  Erwerbungen;  ferner  die 
Pomainen  der  macedonischen  Könige ,  die  jetzt  ager  pubUew  waren ,  den  ager 
Cormthnu  in  Achaia  und  andere  Ländereien  in  Spanien  und  Africa.  Cic.  de  L 
agr.  1  c.  2;  2,  20.    Zompt  p.  267  f. 

4)  Colonien  ausserhalb  Italiens  anzulegen  lag  nicht  in  der  Absieht  des  Bnl- 
lus.  Cio.  de  l,  agr.  2,  25,  66 :  cur  eo$  (agroe)  non  definis  neque  nomhuu,  tU  $t^ 
(an  diliberare  pUbe$  Bomana  pouU,  quid  inUnU  eua^  quid  expediaJt,  quanium 
tibi  in  emendis  et  in  vendendis  reivs  eonunitUndum  putet?  Definio,  iaquit,  Jialianu 

6)  S.  Dnimann  3  S.  168,  weloher  aber  die  Zwecke  des  Oeaetzee  eine  von 
der  Uar  vorgeitrsgenen  Tetsohiedane  Ansicht  hat. 

6)  Dio  Gass.  37,  49.  50. 

7)  Oie.  de  l.  agr.  3,  3,  12:  sunt  enhn  muUi  agri  lege  Cornelia  pMieati  nee 
euiquam  aeeignati  neque  venditi^  qui  a  paueis  hommibue  iw^^udentieakne  poeeiden- 
tur.  Dem  ersten  Puncte  des  Gesetzes  trat  Cicero  entgegen.  Oie.  ad  Au.  1,  19, 
4:  agraria  Ux  a  Hovto  tr.  pl.  vehementer  agiUAatuir  auetore  Pompeie.  —  Ex 
Kae  ego  lege  —  omnia  iUa  toUdMmi ,  quae  ad  pHoatorum  tnoomno^ken  pmtim 


—     447     — 

Gesetz  scheiterte  iBdessen  an  der  Furcht  des  Seilates^  dass  Pem- 
peius,  wie  vordem  Sulla,  durch  die  Ansiedelung  seiner  Soldaten 
eine  Befestigung  seiner  Gewalt  in  gani  Italien  l>eabsiditige  i).  Erst 
In  CHsars  erstem  Gonsulate  (695s=59)  kam  es  zu  einer  grossartigen 
Aeckervertheilung  durch  die  Itges  Ixdiae  agrcariae^,  bei  weldier  die itgtt  müm. 
Possessionen  ganz  unangefoditen  blieben  ^) ,  das  Land  durch  frei- 
willigen Verkauf  der  Inhaber  nadi  dem  im  letzten  Census  ange- 
nommenen Werthe  erworben,  das  Geld  aber,  wie  in  den  vorher- 
gehenden Gesetzen  aus  den  neuen  durch  Pompeius  gewonnenen 
Staatsrevenuen  genommen  wurde  ^).  Den  Golonisten  wurde  der 
Verkauf  ihrer  sorte$  innerhalb  zwanzig  Jahren  verboten  ^) .  Damals 
kam  endlich  auch  der  seit  5 43 «s 941  zur  Domaine  gezogene  aget^ 
Campanta  (s.  S.  30)  und  der  campus  Stellatis^)  zur  Vertbeilung, 
und  zwar  ohne  Unterschied  an  Soldaten  und  andere  Bürger,  aus 
welchen  zusammen  S0,000  Personen  ausgewählt  wurden,  welche 

haut.  —  StiUamofwn  hominmn  fOtte8$Um€$  eonfinnabam;  Völaterrano$  et  ArreU'- 
nasj  Quorum  agrwn  8uUa  pubüearat  nique  dioistrat,  in  tua  poueuione  rctiMham  ; 
unam  raUonem  non  rtiiciebam ,  ut  ager  hac  advenUda  peeunia  (ans  den  durch 
Pompeina  Siobeningen  nea  entitandenen  Einkünfteii)  em»elur,  quae  ex  novis 
veetigalibus  per  quinquennium  reciperetur.  Huie  toU  raUoni  agrariae  ienatui  ad- 
tfer$(ä>atury  euspieana  Pompeio  novam  quandam  potenUam  quaeri,  I^tmpehu  vero 
ad  voluntaUm  perferendae  legU  Mcufttierot.  Ego  oiitem  magna  ewtn  agranofum 
graUa  eonflrmabam  onmium  prioaU)rum  p09$e»rione9  —  i»  enim  eit  noiUr  exerei- 
tus,  hominum,  ut  tute  «et»,  loeupletium, 

1)  Dlo  Gast.  a.  a.  O. 

2)  Von  mehreren  Gesetzen  redet  LU,  ep,  103 :  legea  agrariae  a  Caeeate  eon- 
suie  cum  magna  eontenUone,  inoUo  tenatu  et  aUero  eoneute  M.  Bibulo,  latae  iunt. 
Cie.  ad  Att.  %  18,  2 :  quo  aUter  ager  poteideatur,  atque  ut  ex  leg(bu$  luUU,  Ap- 
pian.  B,  €.  2,  10.  Flut.  Cato  min.  31.  Deshalb  unterseheidet  Znmpt  p.  289 
zwei  Gesetze,  die  eigpentUohe  lex  agraria ,  wi^^ehe  er  in  den  Aprü,  und  die  lex 
de  agro  Campano,  die  er  in  den  Mai  setzt.  Dio  Oaas.  38,  7:  Iks  olW  v^o< 
oStoc  km^dAn^  xai  icpociti  wi  if)  tAv  Ka(&icflNAv  fi}  xet«  tcfa  icXt(ei  t6  In 
xhsa  fYouotv  äU(h].  8.  ausser  den  angeffihrten  SieUen  Säet.  Ca»,  20;  VeUe- 
lua  2,  44 ;  Schol.  Bob.  in  or.  pr,  FUme.  p.  263,  und  Cio.  ad  Att.  2,  16,  l'-2 ;  2, 
18,  2.  ad  fam.  13,  4,  2,  und  mehr  bei  Zumpt  p.  277  ff.  YieUeioht  ist  auch  an 
die  lex  MamiUa,  Bo$eia,  Fedwsea,  AUiena,  JFabia  (GrcMuat.  ed.  Lachm.  p.  263) 
tu  denken,  welche  CallLitratua  JHg,  47,  21,  3  pr.  ala  eine  Ux  agraria,  quam 
Qaiue  Coetar  iuiit,  dtlrt,  und  welche  nach  Mommsens  Anaicht  (Feldmesser  2, 
223)  mit  dem  Juliaehen  Gesetze  Ton  695  «»59  im  Zosammenhaoge  stand. 

3)  Dies  folgert  Zumpt  mit  Recht  aus  Die  Oasa.  38,  1 :  toO  ^  Mj  o5v  m^ 
fAou  ivexa  o6(cU  o^t^  Mkt  haatjM^m  iMvorce. 

4)  Dio  Caas.  a.  a.  0. 

5)  Appian.  B.  C.  3,  2  sagt  in  der  Erzählung  der  Begebenheiten  nach  Oäsars 
Tode  von  M.  Brutus  und  C.  Gassfus:  (taT(iY(Aaocv  6la  orpoenjYol  toI^  «Xi2po6- 
^ou«  iOepdliceuov ,  Cootc  tt  iXXotc  iictvöouv  %aX  xd  «Xv}|KR>x;if)(Aorra  ou'^^aipoSvTS« 
«AtoTc  itticpdexfitv,  toO  <M|aou  «ttX6evToc  ivt6c  cfwMtv  Mn  dnoM5oeMc,  wo  un- 
ter vöfioc  wohl  nur  die  lex  luUa  agearta  zu  beistehen  ist    S.  Zmipt  p.  280. 

6)  Den  letiteien  nennt  Snet.  C^iei.  20. 


—     448     — 

drei  oder  mehr  Kinder  hatten,  und  so  der  UnlersUltzuDg  am  be- 
dürftigsten waren  ^j. 
^iwi"  ^^®  Golonien,   welche  Cäsar  während  seiner. Dictatur  (705 — 

709  =  49 — 45)  anlegte,  tragen  bereits  den  Character  ihrer' letzten 
Entwickelung ;  sie  sind  ohne  ein  neues  Gesetz^}  und  durch  le- 
gati  ausgeführt  3),  was  die  Bedeutung  bat,  dass  der  Soldat  seine 
Versorgung  nunmehr  nicht  dem  Staate,  sondern  der  Person  des 
Imperators  verdankte.  Die  Ansiedelungen  sind  ferner  zwar  theil- 
weise  in  Italien  auf  vacant  gewordenen^  im  Bürgerkriege  confis- 
cirten  oder  gekauften  Ldndereien  bewirkt^),  allein  zum  ersten- 
maie  auch  in  den  Provinzen,  namentlich  in  Spanien  und  Gallien 
in  grösserer  Anzahl  gegründet,  in  Spanien  besonders  seit  709  = 
45  nach  Besiegung  der  Söhne  des  Pompeius,  in  Folge  deren  über 
die  pompejatiischen  Städte  Confiscationen  ihrer  Ländereien  ver- 
hängt wurden,  welche  neuen  Ansiedelungen  Raum  gewährten^}. 
Die  Uebersiedelung  von  80,000  armen  Städtern  in  überseeische 
Provinzen®)  ist  von  Cäsar  nur  intendirt,  nicht  ausgeführt  wor- 
den ;  sein  Tod  vereitelte  nicht  nur  diese  Abhülfe,  sondern  führte 


1)  Dass  nicht  allein  Soldaten  in  der  lex  luUa  bedacht  waren,  sagt  ausdrück- 
lich Dio  Cas8.  38,  1,  nnd  auch  in  Betreff  des  ager  Campanus  macht  er  c.  7  kei- 
nen Unterschied.  Plut.  Cat.  min,  33  sagt  xoTg  dTiöpotc  xal  zt^T^al.  Mehr  bei 
Zampt  p.  293.  Ueber  die  erste  Anwendung  des  später  immer  wichtiger  werden- 
den hu  trium  lUterorum  bei  dieser  Gelegenheit  s.  Dio  Cass.  38,  7.  Suet.  Cae», 
20.    Appian.  B.  C.  2,  10. 

2)  Die  Ux  Julia,  welche  nicht  nur  unter  der  Dlctatur  Cäsars,  sondern  auch 
nach  dessen  Tode  (Appian.  B.  C.  3,  2;  Gic.  Phil,  5,  19,  53)  in  Gültigkeit  blieb 
(Zumpt  a.  a.  0.  p.  300  f.) ,  gewährte  wohl  auch  zu  diesen  Golonien  die  Voll- 
macht. Zumpt  p.  301  nimmt  au,  dass  „de  agro  publico  extra  liaUam  cUvidundo" 
eine  neue  liogatlon  eingebracht  worden  sei,  von  der  indess  nichts  bekannt  ist. 

3)  Einer  von  diesen  war  Q.  Valerius  Oica,  legatuB  propr.,  an  welchen  die 
Briefe  Giceros  ad  fam.  13,  4.  5.  7.  8  erhalten  sind.   Mehr  s.  bei  Zumpt  p.  301. 

4)  Es  waren  meistens  einzelne  Landanweisungen,  nicht  ganze  Golonien. 
Dio  Gass.  42,  54 :  xai  Jf^P'^"^  ^*  "^  '"J*  St]uodac  xal  fot  lij?  iotoToü  5^  itoot 
acptotv  fvetfjiev,  dfXXoui;  akki^  xal  Ttdivü  iroppco  «t:'  dlXX*/|X»v  dnap^oac  *  Aorc  jjf^E 
ToT«  öfto^ipoic  c<jpa?  cpoßepoi«  [jl-^t  a5  icp6c  vecorepiapt^v  lTo(fi.ouc,  "MlW  ht  itou 
ODvoixoDvra« ,  '(€slts%ai.  Hauptstelle  ist  Appian.  B.  C.  2,  94:  hAsfo  hi  xal  ff^ 
ÄTtaoiv,  ixTeXcüd^cuv  t»v  iroXiji.08^,  o6,  xaWirep  26XXac,  d^atpo6fi,evoc  Wo«'«,  , 
f[^  iyj)\J9it  xal  Toic  dcpaipe^iat  touc  Xaßövroc  ouvotx^Cav  xal  Tcotdv  dXXVJXoi;  * 
ii  dcl  7roXepi(ouc,  dXXa  rifjv  toü  Cn^pioti  y^v  hasi\uat>i  xal  tjjn  ifiaurou  xal  td 
hkosra  7:po(a>vo6pievo<.  Vgl.  Suet.  Caes.  38:  assignavU  et  agro$,  aed  non  conti- 
nuoSf  ne  quis  posseBSorwn  expelleretur.    Das  Nähere  bei  Zumpt  p.  302 — ^308. 

5)  S.  über  Hispalis  2himpt  p.  310  f.  Ausser  den  spanischen  und  gallischen 
Golonien  (Zumpt  p.  310 — 316)  führte  Gäsar  Golonien  nach  Sinope  und  Heradeaaus. 

6)  Suet.  Caes.  42 :  oetoginta  civium  mHia  in  transmarinas  coloniiu  distr&mit. 
Die  transmairinae  provineiae  sind  Griechenland,  Asien«  Afdca.  Gio.  de  k  agr,  2, 
29,80. 


—     449     — 

noch  eiomal  zur  Erschtitterung  aller  italischen  Besitzverbälinisse  ^) . 
Die  Triumviro  des  Jahres  744=43  hatten,  nachdem  es  un- coiouian der 
möglich  geworden  war,  in  Italien  über  Ländereien  zu  verfügen, 
ihren  Soldaten  nichts  als  einen  Gewaitschritt  in  Aussicht  zu  stel-^ 
len,  indem  sie  ihnen  achtzehn  italische  Stiidte  geradezu  preis- 
gaben^). Nach  der  Schlacht  bei  Philippi  (742  =  42)  waren  die- 
sem Versprechen  gemäss  470,000  Mann  zu  versorgen  3);  ausser 
den  Gütern  der  Proscribirten,  und  den  zur  Strafe  eingezogenen 
Landstücken  vieler  Gemeinen  wurden  die  vorher  bestimmten 
Gommunen  wahrscheinlich  unter  der  Form  eines  gezwungenen 
Verkaufes  zur  Abtretung  ihres  ganzen  Landeigenthums  gebracht, 
die  Kaufsumme  aber  bei  der  damaligen  Noth  des  Aerariums  nie- 
mals ausgezahlt,  und  da  einmal  offenbare  Gewalt  geübt  wurde, 
blieb  es  nicht  einmal  bei  den  vorherbestimmten  Territorien,  son- 
dern die  Austreibung  der  Italiker  fand  in  noch  grösserem  Um- 
fange 4)  und  mit  einer  Härte  statt,  von  welcher  die  noch  vor- 
handenen vielfachen  Klagen  Zeugniss  fseben^).  Diese  gewaltsame 
Störung  der  Besitzverhältnisse  Italiens  nahm  erst  unter  Augustus 
ein  Ende. 

3.    Die    Militärcolonien    der    Kaiser  zeit.      Augustus  coiomen  des 
erwähnt  im  monumenttiin  Ancyranum  zwei  Ausführungen  von  Mi-     ^^ 

1)  Ich  übergehe  das  einen  Monat  nach  Cäsars  Ermordung  im  April  44  be- 
antragte Gesetz  des  Tribnnen  L.  Antonius,  Bruder  des  M.  Antonius,  welches 
eine  nach  dem  Tode  Cäsars  nothwendige  Erneuerung  der  Ux  Itdia  bezweckt  zu 
haben  scheint.  Dio  Cass.  45,  9:  6pfi>v  oi>v  6  AvTt6vio;  rhs  Kataapa  (den  Octa- 
▼ian)  a^Sov^fJLCvov ,  i7:eye(pY)«€  SeXedlaai  rh  irXMoc,  et  7ta>C  Ixclvou  te  auTo6c 
dnwTzdaeu  r.oX  iaiyzij^  npoc^or^aete.  xaX  ^c&pov  oXXTp*  re  iroXX'fjV  mal  t9)v  is  toT? 
IXe«t  ToT«  riovrlvoi«,  db?  xey(oa(A^otc  ffiri,  xaCTOt  •^tw^eio^on  $'jNap.^oi; ,  xXt]- 
poü^Ti^fj^ai  hiä  Aeint(o'j  Avt»v(oü  d^Xopou  ÖTjpÄpyoOvTo?  ^orj-yi^öaTO.  Das  Gesetz 
wurde  am  Anfange  des  folgenden  Jahres  aufgehoben.  Cic.  PMl.  13,  15,  31;  6, 
5,  13  f.    Zumpt  p.  324  f. 

2)  Appian.  B.  C.  4,  3:  direXitioai  hk  ffi-n  tov  otpa-röv  eU  tÄ  vixTjnfjpta  toü 
TToX^fxou  oXXatc  TC  hmptaX^,  xal  i;  TtatoixCocv  Woeöi  Ta»v  'iTotXixouv  :r6Xec)V  dxTO)- 
itaihtx'iy  ai  %i\  TTEptouaia  %a\  ihd(^£i  xal  otxoic  eU  xdXXoc  ßiaco^poucai,  CfxcXXov 
auToTc  ihd^oi  xaX  otxot;  aixu)  5iavefjL*f|aeöftat ,  A;7rep  aitoTc  avrl  rij;  itoXcixtac 
SoptXijirrot  Y^^öfievai.  Von  dieser  Zahl  wurden  hernach  zwei  ,■  nämlich  Rhegium 
und  Yibo  ausgenommen.    Appian.  B.  C.  4,  86. 

3)  Appian.  B.  C.  5,  5.    Zumpt  p.  327—329. 

4)  Appian.  B.  C.  5,  13 :  xal  6  arporö«  xal  toi«  y^^'^^^*''  iicipaive  auv  ßSpet, 
TrXiovd  Te  'ztbs  oe5o(jLdvo>v  0(f  (ot  Tceptoicf^pLevoi  xat  t6  d^fxcivov  inXe^^fJ^evot*  Ucber 
die  Güter  der  Proscribirten  s.  Dio  Cass.  48,  7. 

5}  Anf  diese  Beraubongen  beziehen  sich  die  bekannten  Stellen  des  Hora- 
tiuB  ep.  2,  2,  49,  der  sein  väterliches  Gut  verlor,  des  TibuU  1,  1,  19;  4,  1,  182, 
des  Propertius  4,  1,  129,  des  Vergil  Eelog.  9,  28.  Vgl.  Servlus  ad  Verg.  Ecl. 
9,  7.  Martial.  8,  56. 

Böm.  Alterth.  iV.  29 


—     450     — 

litaroolonien  1) ,  ntttniich  in  den  Jahren  794=30  und  740 1»  4  4. 
In  dem  ersten  Jahre,  also  unmittelbar  nach  Beendigung  des  Bür- 
gerkrieges, hatte  er  die  Veteranen  nicht-nur  seines  eigenen  Hee- 
res, sondern  auch  des  Antonius  und  Lepidus  zu  entlassen  und 
zu  versorgen.  Das  Verfahren,  welches  er  dabei  einschlug,  war 
folgendes:  die  Nichtbürger,  d.  h.  die  Auxiliartruppen,  wurden 
in  ihre  Heimath  dirigirt;  von  den  römischen  Kriegern,  d.  h.  den 
Legtonssoldaten  erhielten  wahrscheinlich  die  jüngeren  Jahr^^nge, 
insofern  sie  nicht  in  das  stehende  Heer  eintraten,  eine  Geident- 
Schädigung,  die  älteren  dagegen  eine  Landanweisung  entweder 
in  einer  Provinz  oder  in  Italien  2).  Zu  dem  letzteren  Zwecke 
wurden  die  Einwohner  derjenigen  italischen  Städte,  welche  die 
Partei  des  Antonius  ergriffen  hatten,  in  überseeische  Golonien, 
namentlich  nach  Dyrrhachium  und  Philipp!,  übergesiedelt  und 
ihre  Gommunen  als  augusteische  Coionien  neu  constituirt^);  aus- 
serdem aber  in  andern  italischen  Städten  die  Bewohner  gezwun- 
gen, von  ihrem  Landbesitze  einen  Theil  gegen  Geldentschädigung 
abzutreten  und  die  so  zusammengebrachten  Ländereien  (praedia 
coUaticia)  den  Veteranen  übergeben,  so  dass  in  diesen  Territo- 
rien entweder  eine  doppelte  Commune,  der  cives  veUres  und 
der  cives  novi  entstand^},    welche  erst  mit  der  Zeit  zu  einem 

1)  Mon.  Aoc.  c.  16:  pecufä<J[m  pro]  affri$,  quo»  in  eonnUatu  meo  quarto  et 
poatia  eonmlüm»  M.  Cr[cuao  e]l  On.  LtnUdo  Augtwe  adsignavi  mUUibu$j  toioi 
muiUeipis,  Ea  {s}u[mnui  se$t]trtium  ekcüer  bcxsiom  miUUna  fuU,  quam  \j^o]  col- 
k^iyeU  praed{U  njumeravi  tt  ca[r}citer  hU  vrUUUns  et  aeMenUenSj  quod  pro  agris 
proviin{c]ialibw  »olvi.  U  primus  et  »olus  ommtim,  qui  [djfiduxerurU  coUmia»  nU- 
litum  in  JtaUa  out  in  provmei»,  ad  memoriam  aetatie  meat  feci.  S.  übei  diese 
Steile  Mommften  Ee»  g,  d,  Aug.  p.  40  ff.  82  ff. 

2)  Dio  Cm8.  51,  3.  4. 

B)  Dio  Cass.  51,  4:  to6c  fotp  ^fiouc  tou«  ^v  tj[  'haXCqi  tou«  tä  tou  ^Av- 
Toyvlou  9poy]f)oavTac  ^(otxbac  toi«  p.iv  orpaTuJ^aic  tckc  xe  nöXew  xal  Td  X^P^ 
a^ä»v  ijia^oaxo '  ixeisms  hk  h^  xoU  ^  nXeloai  t6  xe  Aupp^^^ov  xal  tous  <l>t- 
X(7citoü^,  iXXa  T€  ^TToixeiv  dvti^oixe*  tou  ^^  Xotirotc  dp76piov  dvrl  ryjg  Ydbpac 
t6  [kks  Iveipie  xö  ^  bizitjyit'zo.  Dies  Veifahren  hat  Aügustus  schon  718  bs3o  nach 
Beendigung  des  sioUischen  Krieges  angewendet,  indem  er  in  Regium  Seesolda- 
ten (Strabo  6  p.  2Ö9),  in  Capua  Landtruppen  ansiedelte.  Die  alten  Oolonisten 
in  Capua,  deren 'sortM  er  einzog,  erhielten  als  Ersatz  einen  grossen  Landbesitz 
in  Creta  (Dio  Cass.  49,  14.  Yell.  2,  81),  der  noch  im  J.  383  n.  Chr.  in  oam- 
panischem  Besitze  war  (Bockh  C  1.  Or.  n.  2597);  den  KeapoUtanern  aber  wnrde 
für  ein  von  ihnen  abgetretenes  Terrain  eine  jährlich  zu  zahlende  Rente  bewil- 
ligt.  Plin.  iV.  E.  18,  114. 

4)  Hygin.  Crom.  p.  117 — 120.  Mommsen  Feldmesser  2,  155.  Die  Utesten 
nnd  bekanntesten  dieser  Doppelgemeinden  sind  Pompeii  (Cic.  pr,  SuUa  21,  60) 
und  Arretinm  (Plin.  N.  B,  3,  52.  Orelli  100).  In  Yalentia  in  Hispania  Tamco- 
nensis  theilte  sich  die  Einwohnerschaft  in  VtjdmiJtiini  veUrani  et  vttBrt»,  C.  1.  L, 
II  n.  3733.  3734  ff.  und  gab  es  einen  doppelten  Senat,  uterque  ordo^  ib.  3745, 


—    451     —  , 

Gemeinwesen  versohmolz,  oder  die  Veteranen  sofort  als  Bürger 
in  die  vorhandene  Gemeinde  eintraten.  Beide  Arten  von  Ansie- 
delungen werden  Colonien  genannt  i).  Es  waren  ihrer  im  Gan- 
zen acht  und  zwanzig ^j,  welche,  wenn  auch  nicht  alle  gleich 
sicher,  neuerdings  haben  nachgewiesen  werden  können  3),  nflm- 
lieh  4.  Acerrae^),  8.  Atella^},  3.  Beneventum ^) ,  4.  Cumae,  5.  Gra*- 
viscae,  6.  Nuceria,  7.  Puteoli,  8.  Sora,  9.  Teanum  Sidicinum, 
40.  Liternum,  44.  Voltumum^),  42.  Minturnae^),  43.  Capua*), 
44.  Ariminum^o],  45.  Augusta  Taurinorum  i^) ,  46.  Perusia^^), 
47.  Parma  13),  48.  Verona"),  49.  Ateste^*),  20.  Brixia"),  24.  Der- 

währeüd  es  von  Agrigent  bei  Cic.  Verr.  II,  2,  50,  123  heisst:  cum  Agrigentmo- 
fum  d%AO  genera  smt^  unum  veterum^  altentm  colonorum ,  quos  T.  Manlius  prae- 
tor tx  8.  C.  d€  oppidii  Sieiäorum  deduxit  Agrigentvmy  ccnOum  e$t  in  SeipiOfUt 
legibus  t  ne  plures  esteni  in  senatu  ex  colonorum  numerOy  qtiam  ex  vetere  Agri' 
geniinorum.  Wie  Yalentia,  so  scheint  auch  Apulum  in  Dacien  in  zwei  ganz  ge- 
trennte Gemeinden  zerfallen  zu  sein ,  von  denen  die  eine  ein  muniUsipvum ,  die 
andre  eine  Golonie  war,  Mommsen  C.  /.  L.  III  p.  183,  und  dergleichen  Fälle 
kommen  öfters  vor,  s.  Zampt  Comrn.  ep,  I,  252.  Henzen  n.  6962  und  im  BuUett. 
1851  p.  85.  173;  und  die  Inschrift  von  Thignica  in  AfHea  bei  Ontfrin  2  p.  157: 
C.  Memmio  Felicia  flamini  Aug.  perp.  utriusque  pariis  civHaiit  Thignieensis, 
C.  Memmius  Foriunatua,  flam.  Aug.  perp,  utriusque  partif  civitatis  Thignicensis. 

1)  Hygin.  Grom.  p.  177:  aeque  divus  Augustus  in  adsigtuUa  orbi  terrarum 
paee  exercüus  qui  aut  sub  Antonio  aut  Lepido  müitaverant  pariter  et  suarum  l^ 
gionum  milites  colonos  feeit^  alios  in  Italia,  alios  in  prooinciis:  quibusdam  de- 
letis  hosüum  eivitatibus  novas  urbes  eof^tuH,  quosdam  in  veteribus  oppidis  de- 
duxit et  colonos  nominavit,  Jüas  quoque  urbes ,  quae  deduetae  a  regibus  aut 
dictatoribus  fuerant ,  qttas  bellorum  civilium  inUrventus  exkauserat , '  dato  iterum 
eotoniae  nomine  numero  civiwn  ctmpUavU,  quasdam  et  fhUbus. 

2)  Mon.  Anc.  c.  28:  Italia  au{te]m [cotoyUaSf  quae  vivo  me  ceMter- 

rimae  et  frefpuntisiimae  fuerumXy  duodetriginta  a  me  deduetas  habet.  Suet.  Aug. 
46 :  Italiiam  diuxietriginta  coloniarum  numero  deductarum  ah  se  frequentavit. 

3)  Borghesi  Sulla  iscruUone  Perugina  deUa  porta  Mania  In  Oewores  5,  257 
— 283  hat  24  derselben  bezeichnet,  die  übrigen  sind  von  Renier  p.  275  nach- 
getragen. Unsicher  beglaubigt  sind  10,  welche  nur  in  dem  Über  eoUmiarum  an- 
gegeben werden ,  einer  Quelle ,  über  deren  geringe  Zuverlässigkeit  Mommsen 
Feldm.  2,  145  ff.  handelt.    Vgl.  Mommsen  R.  g,  d.  Aug.  p.  83. 

4)  Gromat.  p.  229.  5]  Gromat.  p.  230. 
61  Gromat.  p.  54.  231.  282.   Orelli  907. 

7)  Alle  diese  kommen  nur  in  dem  über  coloniarum  vor.  Gromat.  p.  232.  220. 
235.  236.  237.  238.  239. 

8)  Hygin.  Grom.  p.  178.    Lib,  eol.  p.  235. 

9)  Plin.  18,  114.  10)  Crem  5124.  4025. 

11)  Maffei  Mus.  Veron.  p.  214,  1;  225,  7.  Auch  bei  OreUi  2179  ist  zu  lesen: 
COL.  AVQ.  TAVR. 

12)  OreUi  94. 

13)  I>e  Lama  Iseri%ioni  Parmtnsi  p.  121,  3. 

14)  OielU  1014  asC.  i.  L.  Y  n.  3329.  Ob  Verona  zu  den  augusteischen  Co- 
lonien zu  rechnen  ist,  läast  sieh  nieht  mit  Sicherheit  ermitteln.  S.  Mommsen 
C.  /.  L.  y  p.  327.  Tac.  Bist.  3,  8  nennt  es  aUerdings  eolonia  im  J.  69 ,  aber 
bei  Plinius  N.  H.  3,  130  wird  es  als  oppidum  aufgeführt. 


15)  Henzen  6959  =  C.  /.  L.  V  n.  2501. 

16)  Orelli  66. 

29* 


—     452     — 

tona^),  22.  Augusta  Praetoria  Salassorum^),  23.  lulia  Augusta  Ba- 
giennorum 3) ,  24.  Firmum^),  25.  Bononia^),  26.  Venafruin<^), 
27.  AbelliDum  7) ,  28.  Plorentia  (Firenzuola  bei  Parma}  ^).  Von 
diesen  Stadien  sind  die  meisten  seit  alter  Zeit  bestehende  Ge- 
meinden, weiche  durch  die  Deduction  von  Veteranen  nur  eine 
Verstärkung  der  Bürgerschaft  und  zugleich  das  ius  coloniae  er- 
hielten, wie  wir  dies  namentlich  von  Ateste  wissen,  in  welchem 
ein  nach  der  Schlacht  bei  Actium  entlassener  Soldat  unter  die 
Decurionen  aufgenommen  wurde  ^).  Die  zweite  Colonieanlage  des 
Jahres  740  =  44  scheint  sich  namentlich  auf  die  spanischen  Pro- 
vinzen und  Gallia  Narbonensis  bezogen  zu  haben,  in  welchen 
Provinzen  Augustus  in  den  Jahren  16  bis  43  n.  Chr.  persönlich 
Anordnungen  traf  (s.  S.  404  f.  4  44  f.),  und  wird  im  monumen- 
tum  Ancyranum  darum  besonders  erwSlhnt,  weil  auch  bei  ihr 
die  Erwerbung  der  zu  assignirenden  Ländereien  durch  Ankauf 
geschah.  Man  darf  daher  annehmen,  dass  bei  den  übrigen  Co- 
lonien,  weiche  Augustus  nach  den  africaniscben  Provinzen,  nach 
Sicilien,  Macedonien,  Achaia,  Asien,  Syrien  und  Pisidien  aus- 
führte ^o),  dies  Verfahren  nicht  in  Anwendung  gekommen  ist,  weil 
DomainenlSindereien  zur  Verfügung  standen.  Patrae  in  Achaia 
z.  B.  war  schon  seit  der Diadochenzeit  verarmt  und  entvölkerte^) ; 
im  J.  723  =  34  wurde  es  von  Agrippa  erobert  ^2]  und  sein  Ter- 
ritorium reichte  nicht  allein  für  die  Ansiedelung  der  Veteranen 
der  X  und  XII  Legion  aus^^],    sondern  gestattete  auch  die  Her- 


1)  Bottazzi  AnUchita  di  Tortona  p.  35. 

2)  -  - 


2)  Murat.  p.  1031,  1.   IHolem.  3,  1,  34.  Plin.  N.  H,  3,  123.  Dio  Ca»s.  53,  25. 

3)  YerD&zza  Monumenla  Albae  Pompeiae  p.  13.  Muletti  Memorie  di  Salutgo 
I  p.  36. 

4}  Henzen  n.  6958. 

5j  Borghesi  Oeuvres  8,  296  ff.    Dio  Cass.  50,  6. 

6j  Mommaen  i.  N.  4622. 

7)  Mommsen  /.  N.  1875. 

8)  Borghesi  Oeuvres  b,  274  und  daselbst  Henzen. 

9)  C.  /.  L.  V  n.  2501 :  M.  BiUimw,  M.  f,,  Rom.  Acliaeua  Ugione  XI  ffroe- 
lio  naviüi  facto  in  colofUam  dedueiua  ab  ordine  decurio  cUletftus].  S.  Mommsen 
a.  a.  0.  p.  240. 

10}  Mon.  Anc.  c.  28 :  eolonias  in  Afrieaf  Sieiliaj  Macedonia,  utraque  Hispa- 
niOf  Aehaiot  Asia,  Syria^  GalUa  Narbonensi  miliium  deduxi.  Unter  Africa  scheint 
nicht  die  proconsularische  Provinz  ausschliesslich  zu  verstehen ,  sondern  auch 
Mauretanien,  in  welchem  acht  Golouien  des  Augastus  nachweisbar  sind;  von 
diesen  sowie  den  übrigen  Provinclalcolonien  ist  bei  den  einzelnen  Provinzen 
gesprochen  worden. 

11)  Pausan.  7,  18,  5. 

12)  Dio  Cass.  50,  13.   Vellei.  2,  84. 

13)  Mommsen  C.  1.  L,  111  p.  95. 


—     453     — 

beiziebuDg  der  in  den  benachbarten  Flecken  ansässigen  Griechen, 
welche  ebenfalls  in  die  Colonie  aufgenommen  wurden^). 

Nachdem  dem  augenblicklichen,  durch  die  Beendigung  des  gf*/y^i, 
Bürgerkrieges  hervorgerufenen  Bedürfnisse  genügt  war,  schritt  ^'JJ^**^ 
Augustus  zu  der  Organisation  des  stehenden  Heeres,  auf  welche 
wir  an  einem  andern  Orte  zurückkommen,  und  zu  der  Anord- 
nung einer  regelmassigen  Versorgung  der  ausgedienten  Soldaten. 
Die  gesetzliche  Dienstzeit  wurde  zuerst  für  die  Prätorianer  auf 
42,  für  die  Legionare  auf  16  2),  später  für  die  Prätorianer  auf 
16,  für  die  Legionäre  auf  SIO  Jahre  festgesetzt  ^j ,  so  dass  nicht 
alle,  sondern  nur  die  versorgungsberechtigten  Soldaten  auf  die 
praemia  tnüüfae  Anspruch  zu  machen  hatten,  und  dies  blieb  un- 
verändert bis  auf  Diocietian  ^) .  Die  Belohnung  bestand  nach 
der  ursprünglichen  Einrichtung  des  Augustus  in  einer  Geld- 
summe^}, zu  deren  regelmässiger  Zahlung  eine  eigene  Gasse,  das 
aerarium  militare  bestimmt,  und  auf  besonders  dazu  beschaffte 
Einnahmen  angewiesen  wurde  ^) ;  später  ist  statt  des  Geldes  eine 
Aeckeranweisung  ^)  In  Italien  oder  in  den  Provinzen  gegeben 
worden.     Was  zuerst  die  Landanweisungen  in  Italien  betrifft,  so '^•^^•Jl^^^^'^ 

B«TÖlke- 

nmg. 

1)  Pansan.  7,  18,  5. 

2)  Dio  Cass.  54,  25  Im  J.  13  v.  Chr. :  xal  hihaie  td  Te  Irv] ,  89a  ot  tco- 
XiTai  orpaTcuooiNTo ,  xal  rä  vp'^p.aTa,  80a  irauaaftevoi  T?jc  orpaTelac  «ivrl  tJJc 
^dbpaCi  Tjv  dei  itoxe  ^toüv,  Xi^ipoivxo,  Sinuc  iid  ^tjtoü  ^xeTÄev  ffiri  xataXe-fo- 
(Acvoi,  \»,rfie^  TOüTfDV  fc  Svsxa  v6fl9Tep(C<»oiv.  '^v  hk.  8  tc  dlpi9(i.ic  t«iv  izms  to7( 
[kkri  Bopucp^pou  h(hh€XOif  Totc  ^*  dlXXoK  lxxa(Eexa  xal  xö  yiks  dlpY6p(ov  toT^  [Us 
tXarcov  T0T5  8i  itXetov.    Sueton.   Oet.  49. 

3)  Dio  Tas».  55,  23  (im  J.  5  n.  Chr.):  ^^^(a(h],  toi«  uiv  Ix  toü  8opü- 
^opixot;  it£VTaxiayiX(o€  8payp.eE<,  ItcetSdv  ixxailtxa  Inr;,  toTc  8e  Mpotc,  Tpiavi- 
XCaCi  Itret8i^  etxoäi  OTpaTeOoinycai  8(5oo^at.  Monnm.  Ancyr.  3,  37:  praemia  da- 
rentur  m&iiibuä^  qu,i  viginti  aUpendia  emerviatent. 

4)  Cod.  Iu6t.7,  64,  9:  v€terani»y  qtU  in  legione  vd  vexiUatione  müitanU» 
post  vieesima  stipendia  fumestam  vel  cawariam  mis8i<mem  eofuecuti  sunt.  Ueber 
die  frühere  Zeit  s.  Modestin.  Dig.  27,  1,  8  $  2:  6  ifdp  clxoaröv  Ito^  tTJc  orpa- 
Tstac  6?ccpßdk,  8pLotoc  clvac  ttiOT€6cTat  ttp  irXTjpfftoavrt  töv  t^c  orpaTetac  XP^^^* 

5)  Monam.  Ancyr.  3,  28:  postea  Ti.  Nerone  et  Cn.  Ptsone  eonnUihus 
(7  V.  Chr.)  itemque  C.  Antistio  et  D.  Laelio  eos.  (6  v.  Chr.)  et  C,  Calvisio  et 
L.  Paaieno  eonmlibus  (4  v.  Chr.)  et  L.  Lentulo  et  M.  Meseala  eons^USbus  (3  ▼.  Chr.) 
et  L.  Caninio  et  Q.  Fabrieio  eonmilStms  (2  v.  Chr.)  vete/^aioe ,  emeriteU  atipendi» 
in  eua  munieipia  remieiy  praemia  aere  numerato  persolvi,  quam  in  rem  teatertium 
[cireiter  aexiens]  miliem  impendi, 

6)  Suet.  Oet,  49:  ut  perpetuo  ac  »ine  diffieultate  wmku  ad  tuendos  militee 
pro$equendosque  Buppeteret^  aerarium  mlUtare  cum  veeHgalibu»  novi»  inetHuU. 
Dio  Cass.  55,  25.  26. 

7)  Gleich  nach  dem  Tode  des  Augustus  sagen  die  pannonischen  Soldaten 
bei  Tac.  Ann,  1,  17:  ai  quit  tot  easue  vita  euperavefit,  irahi  adhue  divertae  in 
terras^  ubi  per  nomen  agrorum  uliginei  paludum  vei  ineuUa  numtium  aeeipiant, 
Zumpt  p.  346. 


—    454     — 

hatten  sich  die  Verhältnisse  derselben  nach  den  grossen  Verän- 
derungen der  Bevölkerung,  deren  Polgen  schon  unter  den  Grao- 
chen  sichtbar  wurden,  unter  den  Kaisem  aber  auffallend  her- 
vortraten, wesentlich  umgestaltet.  Der  ursprüngliche  Bauernstand 
Italiens  war  ausgerottet,  die  grossen  Güter  wurden  durch  Sciaven 
bearbeitet,  welchen  die  Provinzen  den  Unterhalt  liefern  miissten  ^) . 
Die  überall  und  wiederholentlich  angesiedelte  Soldatenmasse, 
grossentheils  ohne  Frauen  und  Kinder,  schmolz  so  schnell  zu- 
sammen 3),  dass  die  italischen  Städte,  einstmals  die  unerschöpf- 
liche Quelle  der  römischen  Militärmacht,  spärlich  bevölkert,  theil- 
weise  verödet  waren'],  und  ein  fortwährender  künstlicher  Ersatz 
durch  neue  Ansiedelungen  für  die  Erhaltung  derselben  nothwen- 
dig  war.  In  den  Provinzen,  wo  die  Abnahme  der  Bevölkerung 
zwar  etwas  später,  aber  seit  Hadrian  in  dem  Grade  merklich 
wurde,  dass  man  barbarische  Stämme  für  die  Zwecke  des  Acker- 
baus in  dieselben  aufzunehmen  gezwungen  war,  trat  ausserdem 
das  Bedürfniss  militärischer  Ansiedelungen  wegen  der  Sicherung 
gegen  äussere  und  innere  Feinde  ein,  welches,  seitdem  zuerst 
Cäsar  zahlreiche  Colonieanlagen  in  den  Provinzen  begonnen  hatte, 
bei  den  Colonien  der  Kaiserzeit  bis  zuletzt  maassgebend  geblie- 
ben ist.  Somit  waren  die  grossen  Streitfragen,  welche  seit  den 
Gracchen  in  Betreff  der  Colonien   entstanden   waren,   nicht   nur 


1)  Xac.  Ann.  3,  54:  at  Hereule  nemo  teferi^  quod  ItaUa  alienae  opis  indi- 
gel,  quod  vita  poptUi  Romani  per  incerta  maria  et  tempestatum  eoUdie  volvitur. 
ac  nisi  provineiarum  copiae  et  dommis  et  aervitUs  et  agri$  tiibvenerintf  nostra  no$ 
aeäieei  nemora  noatraeque  viUae  twhuntur.    Vgl.  12,  43. 

2)  Tao.  Ann.  14,  27:  veterani  Tarentum  et  Anthmi  adaoripti  non  tarnen 
infrequentiae  locorum  aubvenerey  dUapaia  plurihua  in  provineiaa,  in  quibua  atipen- 
dia  expleverant;  neque  eoniugiia  auacipiendia  neque  aUndia  liberia  aueti  orbaa  aine 
poateria  domoa  relinquebani.  Plin.  JV.  B.  3,  70:  aunt  et  morienUa  Caaüini  reU- 
gui'a«.  AogQstus  rühmt  daher  von  sich  im  Monum.  Ancyr.  5,  37:  Ualia  auUm 
coloniaa^  quae  vivo  ine  celeberrimae  et  frequentiaaimae  fkierwU,  duodetriginta  de- 
ductaa  habet.  AOs  den  angeführten  Verhältnissen  erklärt  sich,  dass  die  Colonien 
nach  sehr  kurzer  Zeit  schon  wieder  Supplemente  von  Colonisten  bedurften. 

3)  Tibw  vaeuum  Horat.  ep.  1,  7,  45.  Acerrae  vaeuae  Verg.  Georg.  2,  225. 
^Cumae  vaeuae  luvenal.  3,  2.  üeber  Cuma^  und  Neapolis  Veliei.  1,  4,  2:  vires 
autem  veterea  eantm  urbium  hodieque  magnitudo  oatentat  moenium,  Italiae  vasH- 
taa  nach  der  Schlacht  bei  Mutina,  Pollio  bei  Cic.  ad  fam.  10,  33,  1.  Die  sam- 
nitische  Bevölkerung  war  durch  SuUa  ganz  vertilgt.  Strabo  5  p.  249  extr. :  xal 
Yöip  TOI  vuvl  x&fAat  ftf6>iaan  ai  7r6X«c  (der  Samniter)'  Iviai  6'  iitXeXodtaot  ts- 
X^foc.  Bei  der  Erzählung  der  Volskerkriege  wirft  Livius  6,  12  die  Frage  auf, 
unde  totiea  vietia  Volacia  et  Aequia  auffeeerint  miUtea.  Er  antwortet:  ahnile  veri 
eat  —  inmamerabitem  mütUtudinem  liberorvm  eapitwn  in  eia  fiäaae  locia,  quae 
fiuno,  v»  aeminario  exiguo  müitum  reUeto,  aervitia  Romana  ab  aoUtudine  vln- 
dieant.  • 


—     455     — 

durch  die  militärischen  Einrichtiiiigen  des  Augustus,  sondern  zu- 
gleich durch  die  Umgestaltung  der  Verhältnisse  gelöst,  und  die 
Colonien  ihrer  ursprünglichen  Bestimmung^)  wieder  näher  ge- 
bracht, indem  sie  in  Italien  die  einaige  Abhülfe  gegen  die  zu- 
nehmende Entvölkerung,  in  den  Provinzen  aber  militärischen 
Schutz  gewährten ,  der  ager  publicus  aber,  ehedem  der  Gegen- 
stand des  Kampfes  der  Parteien,  nunmehr  zur  Verfügung  des 
Kaisers  war  2). 

Auch  unter  den  Kaisem  sind  indess  nicht  alle  Ansiedelungen  j^^^^JJ,^^. 
unter  der  Form  von  Colonien  bewirkt  worden.  In  neu  eroberten  >i«^«in«ff- 
Provinzen  an  Soldaten  Land  zu  assigniren  war  weder  dem  alten 
Grundsatze  gemäss,  nach  welchem  Colonien  in  bereits  bewohnten 
und  bebauten  Ortschaften  angelegt  zu  werden  pflegten  (s.  oben 
S.  36) ,  noch  liess  sich  von  Colonien ,  deren  Portbestehen  selbst 
in  Italien  zweifelhaft  war,  in  wenig  cultivirten  Ländern  für  die 
Länge  ein  Erfolg  erwarten^).  Die  ersten  Städteanlagen  in  neu- 
gewonnenen barbarischen  Ländern  wurden  daher  nicht  durch 
Soldaten,  sondern  durch  die  Einwohner  des  Landes  selbst  auf 
Anordnung  des  Kaisers  vorgenommen,  von  welchem  sie  häufig 
den  Namen  führen,  ohne  dass  sie  deshalb  für  Colonien  zu  halten 
sind  ^) ;  unter  den  vielen  Ortschaften ,  mit  welchen  Traian  das 
völlig  verwüstete  Dacien  neu  bevölkerte^),  waren  nur  zwei  Co- 
lonien ^) ,    und  diese   waren  wahrscheinlich    an  noch  erhaltenen 

1)  Isidor.  Origff.  15,  2,  9 :  eoionia  vero  ut,  q^»a€  defeetu  indiffmharum  novU 
cuUoribw  adhnpUiwr.  Llv.  27,  9 :  in  eoloniai  atque  in  agrum  hello  eaptum  itirpU 
augendae  cauta  mi»80$.  Vgl.  5,  30.  Hygin.  de  Um.  con$t.  p.  176:  augendae  rei- 
publieae  eauea, 

2)  HAbsüclitige  Kaiser,  wie  TiberiuB,  waren  daher  mit  Aeckerassignationen 
sehr  sparsam.  Suet.  Tib.  48.  Tac.  Ann.  1,  17.  Zampt  p.  382.  444.  Dass  auch 
über  den  in  Italien  vacanten  ager  publieus  der  Kaiser  verfügte ,  zeigt  Hygin.  de 
gener.  eontr.  p.  133  L. :  cum  divue  Veap<uianu8  subsieiva  omnia  (d.  h.  die  nicht 
assignirten  Landst&cke  der  Colonien)  quae  non  veniieeent  out  aliquihus  peraoni$ 
conceesa  esaent^  aibi  vindicasset,  iUm^ue  dUjus  TUua  a  patre  eoeptum  hunc  ritum 
teneretj  Domitianua  per  totam  ItaUam  tubsiciva  posfidentibua  dtmavii. 

3)  Die  besonderen  Verhältnisse  der  wenigen  Colonien,  welche  ganz  nen  an- 
gelegt za  sein  sebeinen,  Lugdunnm,  Angnsta  Praetoria,  Angosta  Taurinoram, 
Augosta  ßnerita  in  Spanien,  Oarthago  und  Corintb,  kennen  wir  nicht;  entweder 
waren  anch  hier  wenigstens  Dorfschaften  vorhanden  (s.  S.  12  Anm.  3),  oder  et 
muBste  far  die  AuffOhning  von  Oeb&nden  Sorge  getragen  werden.  8.  Zumpt 
p.  451. 

4)  Dies  beweist  avsffihriloh  Zumpt  p.  441  f. 

5j  Kutrop.  8,  3:   «e  toto  orhe  Romano  inflniUu  eo  eopia»  homtnum  tranelU'     ' 
Urai  ad  agroa  ei  urbes  eolendae.    Dada  enim  dkUumo  h^lo  Deeebali  virie  futfot 

6)  Nimlich  Sarmizegetusa  (S.  155)  und  Zeraa  (C.  1.  L.  lU  p.  248). 


—     456     — 

Orten  angelegt.  Unter  den  Soldatenansiedelungen  aber,  T^velche, 
wie  bemerkt^  in  bereits  vorhandenen  Städten  meistens  auf  gekauf- 
ten Grundstücken  zu  geschehen  pflegten,  sind  wieder  zwei  Arten 
zu  unterscheiden.  Entweder  nämlich  war  die  Ansiedelung  eine 
parlielle,  in  der  Art,  dass  die  Veteranen  zu  einem  bestehenden 
Communalverbande  hinzutraten,  ohne  dass  derselbe  seinen  poli- 
tischen Zustand  änderte;  in  welchem  Falle  die  neuen  Ansiedier 
eine  eigene  Gemeinde  bildeten ,  nicht  aber  die  ganze  Stadt  die 
Rechte  und  den  Namen  einer  Colonie  erhielt  ^) ;  oder  es  wurde 
bei  dem  Eintritt  der  Golonisten  die  alte  Verfassung  der  ganzen 
Gommune  aufgelöst,  und  dieselbe  als  Golonie  durch  eine  eigene 
formula  neu  constituirt ^j .  In  dem  letzteren  Falle  konnte  die 
rechtliche  Stellung  der  alten  und  neuen  Einwohner  zu  einander 
verschieden  festgesetzt  werden,  indem  die  alte  Einwohnerschaft 
entweder  geradezu  der  neuen  unterworfen,  und  alles  Antheils 
an  der  Gommunalverwaltung  beraubt  3),  oder  zu  gleichen  Rechten 
in  die  Colonie  aufgenommen^)  oder  endlich  der  Antheil  beider 
Theile  an  der  Verwaltung  durch  eine  specielle  Festsetzung  regu- 
lirt  werden  konnte  ^} .  Als  Colonien  sind  nur  diejenigen  Ansiede- 
lungen zu  betrachten,  in  welchen  auf  eine  der  zuletzt  genannten 
Arten  römische  Rürger  zu  einer  neuen  Gemeinde  unter  den  her- 
gebrachten Förmlichkeiten,  über  welche  noch  zu  reden  sein  wird, 
durch  eine  besondere  lex  cohniae  constituirt  wurden  <^) .  Zwar  ist 
schon  in  der  früheren  Raisei*zeit  das  Privilegium  einer  Colonie 
als  blosser  Titel  auch  an  Städte  übertragen  worden,  in  welchen 


1)  S.  oben  S.  450. 

2l  Rudorff  Feldm.  2,  410  ff. 

3)  Ueber  dieses  Rechtsverhältniss  s.  oben  S.  7  ff.  13.  36.  61.  Es  war  auch 
unter  den  Kaisern  bei  Anlage  von  Colonien  in  den  Provinzen  das  regelmäBsige. 
So  heisst  es  von  der  Colonie  Camulodunum  in  Britannien  Tac.  Ann.  14,  31 : 
(Britanni)  rapiunt  arma  —  acerrimo  in  veteranos  odio.  quippe  in  eoloniam  Ca-' 
mulodunum  recens  dedueti  pellebant  domihiu ,  exturbabant  agris ,  eaptivos ,  aervos 
appeUondOy  foventibua  impotentiam  veteranorum  rhiliiibiu  similitudine  vitat  et  spt 
eiusdem  licentiae.     Ein  ähnliches  Verhältniss    bestand   in  der  Colonie  Thugga  in 

civitaa 
Africa,   wo   eine  Statue  errichten  pagus  et  ({ives]   ThttggenBtum  (Gutfrin   Voy. 
archiol.  II  p.  124  n.  337.  p.  125  n.  338.  p.  128  n.  341).     Ausführlich   handelt 
hierüber  Zumpt  Comm.  ep.  I,  465  ff. 

4]  Ein  Beispiel  hiefür  ist  Ateste.  S.  oben  Seite  452.  Andre  s.  bei  Zumpt 
a.  a.  0. 

5)  'Wie  dies  geschah ,  sehen  wir  aus  den  Anordnungen ,  welche  schon  in 
älterer  Zeit  in  Sicilien  für  die  Doppelgemeinden  Agrigent  und  Heraelea  getroffen 
waren.    Cic.    Vtfr.  II,  2,  50,  123.  125. 

6)  Ueber  die  lex  coloniae  Hygin.  de  cond.  agr.  p.  118.  164.  S.  oben  S.  63 
Anm.  2. 


—     457     — 

eine  neue  Ansiedelung  nicht  vor  sich  ging  (s.  oben  Seite  36$), 
allein  daneben  bestehen  die  eigenthtimlichen  Golonieanlagen,  be- 
sonders in  den  Grenzprovinzen  fort.  Eine  der  letzten  wirklich 
ausgeführten  Colonien  ist  Verona,  welches  im  J.  265  durch  Gal- 
lienus  nochmals  eine  Ansiedelung  erhielt >) ;  noch  spater,  viel- 
leicht unter  Diocletian,  ist  Nicomedia  in  Dithynien  zum  Range 
einer  Golonie  erhoben  2).  Unter  Gonstantin  ist  das  Institut  der 
Colonien  nicht  mehr  vorhanden. 

4.  Ritus  der  Goloni^anlage  ^j.  Wir  haben  in  d©**  ^jj^^j«^*«^^ 
Uebersicht  der  Entwickelungsgeschichte  der  Golonien  bisher  die  nnUgn. 
Veränderungen  bezeichnet,  die  in  denselben  vorgingen;  es  ist 
noch  dasjenige  zu  erwähnen ,  was  sich  im  Ganzen  unverändert 
erhielt,  und  dies  ist  die  bei  der  Ausführung  beobachtete  Förm- 
lichkeit. In  der  Zeit  der  Republik  hielten  die  Golonisten ,  über 
deren  Anzahl^)  und  Auswahl^)  das  Gesetz  bestimmte,  unter  An- 
führung der  von  dem  Volke  erwählten ,  mit  dem  imperium  aus- 
gerüsteten^) ausserordentlichen  Beamten  (Uiviri)  ?)  in  militärischer 
Ordnung  unter  Vortragung  der  Fahnen  ihren  Einzug  in  die  Go- 
lonie^). Die  Gründung  derselben  wurde  nach  Anstellung  von 
Auspicien®)  in  der  Art  vollzogen,  dass  der  damit  beauftragte 
Magistrat  [lllvir] ,   angethan  mit  dem  cinctus  Gabinus,  mit  einem 


1)  Orelli  Inser.  n.  1014«  C.  i.  L.  V  n.  3329.   •• 

2l  Zumpt  p.  437. 

33  Es  wird  gestattet  sein,  diesen  Gegenstand  kurz  zu  behandeln  nnd  auf 
die  Yortreifliche  Darstellung  desselben  in  Rudorffs  gromatischen  Institutionen, 
Feldmesser  2  S.  229 — 464  zu  verweisen. 

4)  Die  gewohnliche  Zahl  der  alten  Burgercolonien  betrug  300,  die  der  lati- 
nischen Colonien  dagegen  war  bei  weitem  grösser  (s.  S.  36.  52). 

5)  Diese  geschah  in  alter  Zeit  auf  sehr  verschiedene  Weise,  theils  auf  eine 
freiwillige  Anmeldung  (Paulus  Diac.  p.  14  Müll.:  adseripti  dieebaräur ,  qui  in 
coloniaß  nomina  dedisaent,  ut  essent  coloni.  Liv.  1,  11:  plures  inventiy  qui  propter 
ubtrtaUm  terrae  m  Crustuminum  nomina  darent.  3,1:  ius$i  nomina  dare,  qui 
agrum  accipere  vellent.^  —  theils,  wenn  sich  niemand  meldete  (Liv.  10,  21 :  nee 
qui  nomina  darent ,  facile  inveniebantur  ^  quin  in  stationem  te  prope  perpetuam 
infestae  regionis,  non  in  agroa  mitti  reddlttur.l  durch  militärische  Aushebung. 
S.  oben  S.  35  Anm.  7  und  Dionys.  Hai.  7,  27;  9,  59.  Liv.  37,  46:  deerevit 
senatuSf  uti  C.  Laeiius  consul  —  $ex  miUia  famiUarum  eonseriberet  ^  quae  in  taa 
eoloniaa  dividereniur^ 

6)  Mommsen  Staatsrecht  1,  63.  99. 

7)  S.  oben  Seite  428. 

83  Cic.  de  l.  agr.  2,  32,  86:  Urne  iVLud  vtxiUum  Campanae  eoloniae  — 
Capuam  a  deeemviria  inferetur.  Cic.  Phil.  2,  40,  102:  tu  autem  —  Caäilinum 
coloniam  deduxiati  —  ut  vexiUum  tollerts,  ut  aratrum  eireumdueerti.  Von  der 
Anlage  von  Carthago  Plut.  C.  Qracch.  11:  -JJ  xe  icpc6DQ  07)fAa(a,  TcveöfjiaToc  dcpap- 
ic«lCovToc  a6r^v,  toü  re  (p^povroc  ipcpaT&c  avtevofAivou,  ouveTplßt). 

9)  Appian.  £.  C.  1,  24.   Cic.  de  l.  agr.  2,  12,  31.   Cic.  Phü,  2,  40,  102. 


—     458     — 

Pfluge,  welcher  rechts  mit  einem  Stiere,  links  mit  dner  Kuh 
bespannt  war,  eine  Furche  sog,  und  dadurch  den  Umkreis  der 
neuen  Stadt  bezeichnete.  Die  ausgepflttgten  Erdschollen  musstea 
dabei  nach  innen  fallen;  an  den  Stellen,  wo  die  Stadtthore  an* 
gelegt  werden  sollten,  wurde  der  Pflug  ausgehoben,  auf  der  Furche 
aber  die  Mauer  errichtet  ^) .  Der  militärische  Einzug  ^)  und  der 
alte  Ritus  der  Gründung 3)  dauerte  auch  unter  den  Kaisem  fort; 
statt  der  vom  Volke  gewählten  triumviri  aber  fungirte  ein  kaiser- 
licher Bevollmächligter,  curaior^  der  bis  zur  Vollendung  der  Ein- 
richtung  und  bis  zum  Antritte  der  neuen  Magistrate  der  Colonle 
die  Geschäfte  führte«]. 
T«nB6ifi«ng.  Schon  vor  der  Ankunft  der  Cdonie  war  das  für  dieselbe 
bestimmte  Territorium  durch  Agrimensoren  nach  denselben  Grund* 
sStsen  vermessen,  weldie  bei  der  Augurallehre  in  Anwendung 
kamen  ^).  Zwei  Linien,  die  eine  von  Süden  nach  Norden,  die 
andere  von  Osten  nach  Westen  durch  den  Mittelpunct  des  Ter- 
ritoriums gezogen,  in  welchem  sie  sich  in  einem  rechten  Winkel 
schnitten,  bildeten  dazu  die  Grundlage.  Die  von  Norden  nach 
Süden  heisst  cardo  maxmtis,   die  von  Westen  nach  Osten  dectt- 

1)  Vtr«)  de  L,  L,  b,  143:  oppida  eondehani  m  Lotio  Btmico  Hfa«,  «C 
multa  j  id  eat  iunetia  hobus ,  tauro,  et  vacea  interiore ,  arairo  cireumagebant  nd» 
ewn,  —  Terram  unde  exBculpserant,  fo9$äm  voeabant^  ei  bnirortum  iacUan  murum. 
Pott  ta  qtä  fiebat  orbU^  urhis  prindpiium.  —  —  Quart  et  oppida^  qUM  prfui  erant 
cireumdata  aratro,  ab  orbe  et  urvo  urbesy  et  ideo  eoloniae  noatrae  omnia  in  literu 
antiqfiU  seribfmiur  urheia^  quod  item  conditae  ut  Borna,  Zu  Vergil  Äen,  b,  755 : 
interea  Aen^aa  wbem  deaignat  aratro  sagt  Senrius:  quem  Cato  in  Originibua  dieU 
morem  fitiaae,  Conditorea  ^nim  civitatia  ta/urum  in  dextramy  ixieeam  intirinmcita 
iwngebant  et  incineti  ritu  Oabino ,  i,  e.  togae  parte  eaput  veUxU  parte  «iioetfielt 
tenebant  ativam  incurvamy  iu  glebae  omnea  hutrinaecua  eaderent.  Et  ita  auloo  du^o 
loea  murorum  deaignabant ,  ar<Urum  auapendentea  ciroa  loea  poriarum.  Dasselbe 
berichtet  Plut.  Quaeat,  Rom,  24  Vol.  VII  p.  97  Reiske.  Plat.  Bomul.  11.  Dio- 
nys.  1,  88.  Dio  Casa.  72,  15.  Ovid.  Faat.  4,  825.  Festus  p.  237  s.  v.  primi^ 
geniua ;  p.  302  s.  y.  auld.  Isidor.  Orig,  15,  2,  3.  S.  über  den  ganzen  Ritus 
Rudorff  Feldm.  2,  294  ff.   Nissen  Das  Templam  S.  55  ff. 

2)  Hyginns  Orom«  p.  176:  multia  legionÜma  contigä  beUa  feUciter  tnmaigere 
et  ad  laiborioaam  agricuUwrae  req^dem  primo  tirocinii  gradu  pervenkre:  nam  iaam 
aignia  et  aquüa  et  primia  ordinibua  ae  tribunia  dedueebantur,  Tac.  Ann.  14,  27: 
non  entm,  ut  oliMf  univeraae  legionea  dedueebantur  cum  tribwaia  et  ctnturionibua 
et  aui  euiuaque  ordinia  mUitibua ,  ut  eonaenau  et  earitate  rem  pubUeam  efjßeertaU, 
aed  ignoti  Inter  ae ,  diveraia  manipulia ,  aina  reetore  ,  eine  affietibua  maittäa ,  quaai 
ex  alio  genere  mortalium  repente  in  unum  coUecU ,  numenia  magia  quam  ootonia, 
Appian.  B.  C.  2,  120;  3,  81.  Die  aigna  militaria  sind  der  gewdhnliohe  Typus 
der  Coloniaimüttzen.    Eckhel  D.  N,  4,  490  ff. 

3)  Aach  dieser  Ritus  findet  sich  auf  den  Golonialmflnzen  daigetteUt.  Sekhel 
D.  N.  4,  489. 

4}  Oromat.  p.  265.    Rudorff  Feldm.  2,  334. 

5}  8.  Nissen  Das  Templum  8.  l-<-29.    Rudorff  Feldmesser  2,  336  ff. 


—     459     — 

manus  maximus  ^j ;  durch  beide  wird  das  ganze  Territorium  in 
vier  Theile  zerlegt,  welche  bezeichnet  werden  durch  die  Aus- 
drücke dextra  decumanum  oder  sinistray  citra  cardmem  oder 
ultra  ^ .  Indem  man  diesen  Linien  parallel  über  das  ganze  Ter-» 
ritorium  in  der  durch  die  Grösse  der  einzelnen  Anweisungen 
normirten  Entfernung  Linien  zog,  welche  ebenfalls  cardines  und 
decumani,  oder  mit  gemeinsamem  Namen  limites  genannt  wer- 
den, zerschnitt  man  die  ganze  Flur  in  rechtwinkliche  gleichsei- 
tige Vierecke  {cenUtriae).  Die  Schnittpuncte  der  Linien,  also  die 
Ecken  der  Genturien,  wurden  durch  Grenzsteine')  oder  Grenz- 
pfiihle^)  bezeichnet,  auf  welchen  die  Zahl  des  cardo  und  decu^ 
mantts  vom  Mittelpuncte  an  gerechnet,  vermerkt  wurde,  so  dass 
danach  die  Centurie  zu  bezeichnen  war^}.  Jeder  fünfte^)  Limes 
bildete  eine  Hauptabtheilung  und  hiess  actuaruis  oder  qumtarius^ 
die  dazwischen  liegenden  kleineren  limites  Imeofii  oder  in  Italien 
subruncivi.  Alle  diese  limites,  welche  eine  bestimmte  Breite  er- 
hielten, dienten  zugleich  als  Wege  indem  Gebiete  der  Golonie  7) . 


1)  Ueber  Etymologie  und  Bedeutung  des  Wortes  decwnanui  s.  Nissen  a.  a.  O. 
S.  12.    Unge  im  Philologas  VIII  p.  178. 

2)  Fiontin.  de  Umit.  p.  27.  28:  limitum  prima  origOt  sicut  Vcmro  deteripsU, 
a  diseiplina  Etrueea.  —  Ab  hoc  fundamento  maiorta  nottri  in  agrorum  mentuira 
videntur  conititui»9C  raUonem,  pHmo  duo  Umites  duxerunt ,  unum  ab  Oriente  in 
oecomm,  quem  vocaverunt  deeimanum^  aftertim  a  meridiano  ad  upienirixmemt 
quem  vocaverunt  eardinem,  Decimamu  autem  dividebai  agrvm  dex§ra  et  sinisl/ra, 
eardo  citra  et  ultra.  Hygin.  de  limit,  p.  108.  Biculns  Flacens  de  eond.  agr,  p.  153. 
Hygin.  de  Um.  eonst.  p.  166.  167.  Ueber  die  Bezeichnung  Hygin.  de  lim.  p.  111: 
m  maximo  autem  deeimano  et  eardine  lapidem  ponis  et  imeribis  DECIMANVS 
MAXJMV8  et  CARDO  MAX1MV8.  Forma  autem  sie  neHbi  dd>ehit  DEXTRA 
DECVMANVM  et  ßlNlSTRA,  CITRA  CARD2NEM  et  VLTRA. 

3)  Hygin.  de  lim.  const.  p.  172. 

4l  Hygin.  de  gen.  eontf.  p.  126.  127. 

5j  Die  Inschrift  einer  Gentaria  war  z.  B.  DD!  :  VKI.  d.  h.  dextira  tfee«- 
manum  primumf  uUra  kardinem  primum;  oder  8DI :  CKI,  d.  h.  etniHra  deetih- 
manimi  i,  citra  kardinem  I,  und  so  mit  verschiedenen  Zahlen.  Frontin.  de  eontr. 
p.  14.  Hygin.  de  limU.  p.  111,  z.  B.  D.  D.  LXXXXYIII.  V.  K.  LXXV.  Hygin. 
de  Um.  eonet.  p.  173.  195  und  Figur  179.   Rodorff  S.  352  ff. 

6)  Dabei  wird  der  decimanu$  maximui  und  cardo  maximtM  selbst  nicht  mit- 
gftzlhlt.  Hygin.  de  Vkm.  eon»t.  p.  168:  decimamu  auUm  pfh/nus  maxiimu»  appel- 
latut,  item  kardo:  nam  latitudine  cetero8  praeeedunt.  alii  limites  sunt  aetua- 
rii  atque  eUii  linearii.  Actuarius  limes  est,  qui  primius  actus  est,  et  ab  eo 
quintus  quisque ;  quem  si  numeraveris  cum  primo ,  sextus  erit ,  quoniam  quinqme 
eenturias  sex  limites  cludunt. 

T)  Frontin.  de  corUr.  p.  24 :  omnes  enim  limites  stcundum  legem  eoUmieam 
iUneri  publico  servire  d^ent.  p.  41.  58.  Siculus  Flacc.  p.  153.  158.  j^Seeundum 
Ugtm  et  oonstitutionem  divi  Augusti**  hatte  der  decimanus  maxvnus  eine  Breite 
-von  40,  der  cardo  maximus  von  20,  der  actuarius  von  12,  der  stArrmeivus  von 
8  Fass.  Hygin.  de  lim.  const.  p.  194.  Doch  gab  es  darüber  auch  andere  Be- 
stimmungen.  Hygin.  de  Um,  p.  111. 


—     460     — 

Der  SchnittpuDci  des  cardo  maxtmus  und  decumsmus  maximus 
würde  der  Theorie  nach  zugleich  IMittelpuQCt  der  Golonie  haben 
sein  müssen,  wie  dies  bei  der  Abstechung  des  Lagers,  welche 
im  Ganzen  nach  denselben  Grundsätzen  geschah,  der  Fall  war^), 
und  bei  neuen  Städteanlagen  pflegte  dies  beobachtet  zu  werden  2); 
allein  da  bei  Golonieanlagen  die  Stadt  meistens  schon  vorhanden 
war,  so  nahm  man  dazu  einen  willkürlichen  Punct  gewöhnlich 
ausserhalb  derselben^).  Dies  war  auch  meistens  aus  dem  Grunde 
nöthig,  weil  die  Stadt  gewöhnlich  auf  Höhen,  zuweilen  auf  festen 
Felsen  gegründet  wurde,  welche  als  unfruchtbares  Land  von  der 
Limitation  ganz  ausgeschlossen  waren  ^),  so  dass  man  in  diesem 
Falle  die  Theorie  absichtlich  aufgab^).  Die  Centurien  enthielten 
durchschnittlich  200  mgera,  doch  waren  sie  auch  grösser^) ;  sie 
heissen  in  dem  Vermessungsdocumente  der  Golonie  7),  weil  sie 
innerhalb  des  durch  die  genannten  Linien  gebildeten  Netzes  lie- 

1)  Klenze  Philolog.  Abhandlungen,  heraasgeg.  von  Lachmann,  Berlin  1839. 
8  S.  184:  ,, Dieser  Mittelpunct  des  Lagers  liegt  nach  den  100  Füssen  freien 
Raums ,  der  vor  der  Zeltreihe  der  Tribunen  blieb  und  den  die  Römer  prineipia 
nannten.  Auf  diesen  Mittelpunct  stellten  nun  die  Römer  sowohl  bei  der  Acker- 
vermessung  als  bei  der  Lagerabsteckung  jenes  Signalzeichen,  nach  dem  unter 
rechtem  Winkel  die  Hauptlimites  nach  allen  vier  Seiten  fortgeführt  wurden.  Das 
Instrument  war  von  Eisen,  oben  drauf  ein  Winkelmesser,  teirans,  und  das  Ganze 
wurde,  wie  auch  der  Schneidepunct  der  Linien  selbst  gruma  oder  groma  ge- 
nannt, wonach  die  Feldmesser  selbst  den  Namen  gromaiiei  haben.'*  S.  die  Stel- 
len daselbst  und  bei  RudorJT  Feldm.  2,  335  f. 

2)  Hygin.  de  lim.  const.  p.  180:  guibusdam  coiontis  posUa  eonstiUäis,  aicut 
in  Affiea  Admederat^  dedmonoB  maxinw$  et  kardo  a  civitaU  orntnttir  et  per 
quattuor  portas  in  vnorem  eaatromm  ut  viae  amplifsimae  UmiiibuB  diriguntur. 
haec  eit  conatituendorum  limitwn  ratio  pulcKerrima.  —  Sic  et  in  castrii  groma 
ponitur  in  tetrantemt  qua  velut  ad  forum  conveniatur.   Vgl.  p.  191. 

3)  Ders.  p.  178 :  quihusdam  coloniis  kardo  maximus  et  decimamu»  tion  lange 
a  eivitaie  oriuntur.  nam  in  proximo  esse  deberUj  hnmo,  si  fieri  potest^  in  ipsa 
colonia  inekoari:  sed  quom  vetusta  munieipia  in  ius  coloniae  transferuntur  j  stan- 
tibus iam  muris  et  ceteris  moenibus  Umites  primos  nisi  a  fori»  (d.  h.  von  ausser- 
halb) accipere  non  possunt.    S.  die  dazu  gehörige  Figur. 

4)  Ders.  p.  179.    Rudorff  S.  360  ff. 

5j  Ders.  p.  181 :  itaque  si  loci  natura  permittit,  rationem  servare  debemus : 
sin  autem,  proximum  rationi.   Vgl.  p.  194. 

6)  Siculns  Flaccns  de  cond.  agr.  p.  159 :  eerUuriae  autem  non  per  omnes  regio- 
nes  ducenta  iugera  obtinent,  in  quibusdam  dueentena  dena,  quadragena.  Hygin.  de 
lim.  eonst.  p.  170:  modum  autem  centurOs  quidam  secundum.  agri  ampUtudinem 
dedentnt;  in  Italia  triumviri  iugerum  quinqueigenum  j  aliubi  dueeTHum;  Cremonae 
iug.  CCXi  divtis  Augustus  in  Beturia  Emeritae  iug,  CCCC;  quibus  divisionibuM 
dedmani  habent  longitudinis  acttu  XL^  kardines  actus  XX.  In  dem  liber  eoHonUi'' 
rum  p.  209  ff.  werden  diese  Differenzen  bei  den  einzelnen  Colonien  bezeichnet. 
Ein  iugerum  AisX  2  actus,  ein  actus  ist  120  Fuss  ins  Geviert.  Klenze  a.  a.  O. 
S.  130.    Rudorff  S.  351.  363. 

7)  forma  coloniae  oder  aes.  Frontin.  de  contr.  agr.  p.  46.  51.  Sicul.  Flaoe. 
de  cond.  agr.  p.  154  f.    Rudorff  S.  405. 


—     461     — 

gen,  agri  inlra  chisty  und  umfassen  nur  urbares  Land^);  im 
Gegensau  dazu  heissen  die  ausserhalb  der  Limitation  befindlichen 
nicht  urbaren  Stücke  hca  reHeia  ei  exira  clusa^)j  dagegen  die 
Stücke  urbaren  Landes,  welche,  zu  klein,  eine  eigene  Centurie 
zu  bilden,  zwischen  der  unregelmässigen  Grenze  des  Territoriums 
und  dem  äussersten  Limes  lagen,  oder  auch  innerhalb  der  Li- 
mitation durch  nicht  vermessbare  Stücke  zwischen  den  limiies 
entstanden,  subseciva^).  Kam  nun  das  ganze  Gebiet  zur  Assig- 
nation^),  so  wurden  die  Centurien  in  sorieSy  deren  Grösse  bei 
verschiedenen  Golonien  verschieden  war^),  vertheilt,  und  diese 
unter  den  Golonisten  zur  Yerloosung  gebracht <^) ;  blieb  noch  ur- 
bares Land  übrig,  so  wurde  dies  den  Angesiedelten  zur  Posses- 
sion  concedirt'^),    und  später   zu  einer  neuen  Ansiedelung  be- 

1)  Frontin.  de  contr.  agr,  p.  51 :  agri  sunt  ad$ignati,  qua  Uiqiie  tunc  aoUrni 
uUle  vUwn  ert.  Hygin.  p.  112:  meruura  ierritorii  tuque  fieri  dtbet  seeundum  le- 
gem divi  AugusU  QVA  FALX  ET  ARATEB  lERIT ;  p.  199:  solent  enim  culU 
agri  ad  pretittm  emeritorum  aestimari ;  p.  201 :  adsignare  agrum  8eeundum  legem 
divi  AuguHi  eaUnus  ddMbimua,  qua  falx  et  oraler  exierit. 

2)  Frontin.  de  eorUr,  agr.  p.  55 :  loea  autem  relieta  et  extra  cluta  non  tunt 
ni$i  in  flnihua  eoloniarum,  ubi  aMignaÜo  perverät  usque  qua  eullum  fuii^  quate- 
nui  ordinaUone  eenturiarum  (ntermtasa  finitur.  ultra  a»tem  sü/oeetria  fere  füenint 
et  iuga  quaedam  monlium,  quae  visa  ntnt  finem  colorüae  non  iine  magno  argu- 
mento  faeere  poMe,  —  propter  quod  haec  loca^  q%u>d  adsignata  non  »int,  relieta 
appeUcmiur;  extra  clusa,  quod  extra  ImUtum  ordinationem  »int  et  Uxmen  fine 
eludaniur.    Hygin.  de  lim,  consl.  p.  198. 

3)  War  z.  B.  innerhalb  der  ]imitirten  Aecker  ein  Teich,  so  entstanden  da- 
durch, dass  derselbe  von  dem  Qaadrat  der  nächsten  Limites  eingeschlossen 
wurde,  innerhalb  dieses  Quadrates  aus  den  Uferstucken  des  Teiches  mbseeiva. 
Hygin.  de  gen.  eontr.  p.  132  f. :  aubsieiva  autem  ea  dieuntur,  quae  adsignari  non 
potuerunt.  id  eaiy  cum  Sil  ager  centwiatus^  aliqua  ineuXta  loca,  quae  in  centuriia 
erant ,  non  sunt  assignata,  Haee  ergo  subsieiva  aliquando  auctor  divisionis  aut 
s&i  reservavit  aut  aliquibus  coneessit  aut  rebus  püblieis  aut  privatis  persoms. 
Frontin.  de  agr.  quäl,  p.  6.  7.  Agennius  Urb.  de  contr.  agr.  p.  81 :  subsicivo- 
rum  autem  genera  sunt  duo;  unum,  quod  extremis  adsignatorum  agrorum  finibus 
eenturiam  non  explet:  cdiud  etiam  integris  eenturUs  intervenit.  Hygin.  de  Um, 
p.  HO.  Ueber  diese  subseciva  verfugten  die  Kaiser.  Frontin.  de  contr.  p.  8.  54. 
Siculus  Flacc.  de  eond.  agr,  p.  163.    Rudorff  S.  390  fiT. 

4)  Hygin.  de  lim.  eonst.  p.  203 :  si  vero  munieipium  in  coloniam  eins  Irans- 
feretur  y  eondicionem  regionis  excutiemus,  et  secundum  suam  pottulationem  ad- 
signabimus.  Multis  locis  eonditores  Universum  locum  coemerunt,  multis  male  meritos 
fundorum  possessione  privaverunt. 

5)  Ursprünglich  betrug  die  sors  2  iugeraj  spater  aber  auch  viel  mehr;  in 
Vibo  15  iugera  fOr  die  pedites,  30  iugera  für  die  equites  (LIt.  35,  40);  in  der 
latinischen  Ck)lonie  Bononia  50  für  die  pedites,  70  für  die  equites  (Liv.  37,  57); 
in  Potentia  und  Pisaumm  6  iugera  (Liv.  39,  44);  in  Parma  8,  in  Mutina  5 
(Liv,  39,  55);  in  Graviscae  5  (Liv.  40,  29).    Rudorff  S.  362  ff. 

6)  Das  Verfahren  bei  der  Yerloosung  beschreibt  ausführlich  Hygin.  de  Um. 
p.  113.  199  f. 

7)  Frontin.  de  eontr.  agr.  p.  53:  per  longum  enim  tempus  atUgui  possesso- 
rts  vaeantia  loea  quasi  iswiiante  oUosi  soli  opportmdtate  invasefuni  et  per  longum 
tempus  inpfsne  eommaUeaverunt. 


—     462     — 

nutzt  1) ;  liess  man  aber,  was  meistens  der  Fall  war,  einen  Theil 
des  vermessenen  Landes  im  Eigenthum  der  ursprünglichen  Ein- 
wohner, so  wurde  dieser  zun&cbst  festgestellt,  wobei  in  Folge 
der  neuen  Begrenzung  der  alten  Güter  zuweilen  Tauach  oder 
Ersatz  nttthig  war^).  Die  Ausstattung  der  Veteranen,  unter 
welchen  sich  nicht  nur  gemeine  Soldaten,  sondern  auch  Centu- 
rionen  und  wenigstens  ein  Theil  der  tribuni  militum  befanden^), 
fand  übrigens  nach  dem  Rangverhältnisse  {secundum  gradum  mi- 
Utine)  in  softes  ungleicher  Grosse  statt ^). 
rnn^'defBe.  ^^^  ^^^  Golonion  ^  SO  haben  auch  die  Munioipien  in  der 
ifonTci^feu  '^^B^°  ^^^  ihres  Bestehens  in  Folge  der  allgemeinen  Entwicke- 
lung  der  römischen  Staatsverfassung  ihren  Character  wesentlich 
geändert.  Ursprünglich  bezeichnete  das  Wort  municipium  ein* 
mal  in  abstractem  Sinne  das  unvollständige  Bürgerrecht  und 
zweitens  in  concretem  Sinne  eine  Gemeinde  mit  unvollständigem 
Bürgerrecht  (S.  28}  und  unvollständiger  Stadtverfassung  (S.  43}. 
Nach  der  lex  lulia  des  J.  664=s90  ist  dagegen  municipium  eine 
städtische  Gemeinde,  der  das  vollständige  römische  Bürgerrecht 
(S.  34)  und  eine  vollständige  römische  Stadtverfassung  (S.  43} 
ertheilt  ist,  ohne  dass  sie  römische  Colonisten  erhalten  hat.  Seit- 
dem endlich  im  J.  665=:  89  den  transpadanischen  Gemeinden 
und   später  den   Communen  ganzer   Provinzen   das   ius  Latii  in 

1)  Frontin.  1.  1.  p.  51 :  scio  in  iMsitania,  /3ni6tM  Emeritensium,  non  exigtmm 
per  medkan  coloniae  perticam  ire  ^vmen  Anam ,  circa  quod  agri  suni,  adsignaii, 
qua  usqtie  tunc  solum  utile  visum  est.  Propter  magnitudinem  enim  agrorum  vete- 
rano8  circa  extremwn  fere  finem  velut  terminos  diapomit,  pauciBsimoa  elrea  eölO' 
rüam  et  circa  flumen  Anam :  reliquum  ita  remanserat,  ut  postea  repUretur.  Nikilo 
mintu  et  seeunda  et  teriia  postea  facta  est  assignatio:  nee  tarnen  agrorum  modus 
divisioru  vinci  potuit,  sed  superfuit  inadsignatus.  Ebenso  varen  in  Gapua  sortes 
übrig  geblieben  y  Yellei.  2,  81 ;  desgleichen  in  Augusta  Emerita  in  Lusitanien. 
Rudorff  S.  409. 

2)  Siculns  FlaccuB  in  Gromat.  p.  155 :  nee  tarnen  Omnibus  personis  victis  a6- 
laii  sunt  agri:  rurni  quorundam  dignitas  out  gratia  aut  amicitia  victorem  dueem 
movit,  ut  eis  coneederet  agros  suos.  Itaque  limitibus  actis  cum  centurio/e  exigeren- 
tur,  eoruifif  quorum  rumiina  continenty  agri  notckbantur,  quarUum  in  qua/que  cen- 
turia  haherent.  InscripUones  itaque  in  eerUuriis  sunt  taUs :  DEXTRA  aut  8INJSTRA 
DECIMATfVM  TOTVM,  VLTBA  CITRAve  CARDINEM  TOTVM,  A8SI0NA- 
TVM  JLLI  TANTVM.  Inde  subscriptum  est  nomen  eui  concessum  est,  inseriptione 
tali,  REDDITVM  1LL1  TANTVM.  Practerea  scriptum  est  et  REDDITVM  ET 
COMMVTATVM  PRO  8V0,  quod  ideo  fit,  quoniam  particulas  quasdam  agro- 
rum in  diversis  locis  habentes  duo  qutbiu  agri  reddehantur,  ut  coniinuam  passes^ 
sionem  hdbtrent,  modum  pro  modo  secundum  bonitatem  taxabant. 

3)  Zumpt  Comm,  ep,  I,  447  ff. 

4)  Sicnlaa  Flaeeus  p.  156,  9:  non  enim  onmibus  aeqwtUter  daku,  «ed  et 
secundum  gradum  militiae  et  m!odus  est  datus. 


—    463    — 

derselben  Weise,  nttmlich  ohne  Ansiedelung  einer  launischen 
Colonie  bewilligt  war  (S.  60),  begann  man,  wie  coloniae  chtum 
and  coloniae  Latinae,  so  auch  municipia  ctvium  Romanorum  und 
municipia  Latina  tn  unterscheiden;  denn  dass  z.  B.  die  von 
Yespaslan  mit  dem  ti^  Latii  beschenkten  spanischen  Städte  mu- 
nicipia waren,  kann  einem  Zweifel  nicht  unterliegen^).  Allein 
alle  diese  Arten  von  Gemeinden  waren  nach  altitalischem  Muster 
im  Ganzen  gleichmSssig  eiogerichtet  und  in  dieser  Gleichheit  der 
Verfassung  ist  es  hauptsächlich  begründet,  wenn,  obgleich  die 
römischen  Colonien  bis  zum  dritten  Jahrhundert  sich  dem  Range 
nach  von  den  Municipien  unterschieden  (S.  362),  doch  im  ge- 
wöhnlichen^) wie  im  juristischen  3)  Sprachgebrauch  municipium 
der  allgemeine  Ausdruck  für  alle  Arten  römischer  Städte,  nach 
Caracalla's  Zeit  (S.  484)  für  alle  Arten  von  Gemeinden  im  Ge- 
gensatz zu  Rom  wird.  In  diesem  Sinne  dürfen  wir  von  einem 
Municipalrecht  reden,  welches  den  Colonien  und  den  Municipien 
gemeinsam  ist. 

Die  Mnnidpalyerfassimg. 

Bei  der  Wichtigkeit  der  Stellung,  welche  die  Communen   in    Qaeu«B. 
dem  Organismus   des   römischen  Reiches  einnehmen,   musste  es 
stets   als  eine  interessante  Aufgabe  betrachtet  werden,   von  den 
inneren  Terhältnissen  derselben  eine  möglichst  vollständige  An- 


1}  h 

U  p.  95. 


i)  Momnuen  Stadtrechte  von  Stlpensa  und  Malaca  S.  400.  H&bner  C.  I,  L, 
p.  95.  Zumpt  8tud.  Born.  p.  273  ff.  igt  der  Ansicht,  dass  diese  Municipien 
eine  gemischte  BeTÖikening  Ton  römischen  BOrgem  und  Latinern  und  einen 
gemiechten  Ordo  gehabt  hätten,  und  dieser  Ansicht  stimmt  Walter  O.  d.  R. 
Hechte  %  317  bei.  Ich  yerwelse  hlerftber  auf  Hübner  C.  /.  L.  II  p.  261.  Das 
Vorhandenhein  von  rmmieipia  laUni  hirU  im  Jahre  643^111  halte  ich  dagegen 
durch  die  Ton  Mommsen  O.  i.  L.  1  p.  94  in  diesem  Sinne  Interpretirte  Stelle 
der  Ux  agraria  C.  /.  L.  I  n.  200  lin.  31  noch  nicht  fflr  erwiesen. 

2)  Namentlich  steht  in  diesem  allgemeinen  Sinne  murUeept  und  municipaUi. 
So  schreibt  Fronto  ep,  ad  am.  2,  10  p.  200  Naber,  an  die  Decorlonen  der  Co- 
lonie Olrta :  Aufidhtm  Vietorimtm,  quem  in  numero  munieipum  habeUt ;  und  Tac. 
mtl.  3,  43  redet  Ton  einem  favor  munieip<Ui$  in  der  Colonie  Forum  lulium. 
Ausführlich  handelt  hierüber  Zumpt  Comm.  ep.  I,  476  f. 

3)  €lpian.  Dig.  50,  1,  1,  1 :  sed  nunc  abuaive  munieipes  dicimu»  tuae  cuitM- 
que  civitatis  eivu,  ut  puia  CampanoMj  PtUtolanos.  Capua  und  Puteoli  sind  Colo- 
nien. In  diesem  Sinne  sprechen  die  Juristen  über  magittraUu  munieipaUi  (Dlg. 
50,  1,  25),  iuritdieUo  rmmidpaUs  (50,  1,  29),  honor  munie^alit  (50,  4,  14), 
Ugalua  m(unkipali$  (50,  7,  1),  u.  s.  w.  und  Fr.  Vat.  $  191  werden  entgegenge- 
setat  ftttetde,  quae  Bomae  turU  inimnetae  und  hUeUu,  quae  in  munieSpiU  Italitii 
Mungtmtwr.  S.  Savlgny  System  des  heutigen  R.  Reclits  8,  54. 


—     464     — 

schauuDg  zu  gewinnen.  Allein  diese  Aufgabe  war  noch  vor 
zwanzig  Jahren  in  vieler  Beziehung  unlösbar,  da  fUr  die  BlUÜie- 
Periode  der  Municipien  und  Colonien  nur  spärliche  Nachrichten 
vorlagen,  die  juristischen  Quellen  aber,  welche  sich  zunächst 
darboten,  zu  einer  Zeit  redigirt  sind,  in  welcher  die  ursprüng- 
lichen Institutionen  der  römischen  Sladtgemeinden  unter  dem 
Einfluss  der  kaiserlichen  Verwaltung  sich  in  wesentlichen  Puncten 
verändert  hatten^).  In  ein  neues  Stadium  ist  dagegen  diese  Un- 
tersuchung getreten  seit  der  im  J.  1851  gemachten  Entdeckung 
Die  Ge»etze  der  Municipalgesctze  von  Salpensa  und  Malaca^),  welche,  zwi- 
nnd  Mtiftc».  sehen  den  Jahren  82 — 84  n.  Chr.  erlassen  ^  uns  einen  völlig 
neuen  Aufscbluss  über  die  Municipal Verhältnisse  der  früheren 
Kaiserzeit  gegeben  haben,  und  die  theils  im  Anschluss  an  diese 
Urkunden^),    theils   auf  Grund   des  in  der  neusten  Zeit  reichlich 

13  Untersuchungen  über  einzelne  diesem  Gegenstande  angeborige  Fragen 
sind  in  älterer  Zeit  vielfach,  aber  nur  gelegentlich  angestellt  worden  und  werden 
unten  angeführt  werden;  die  erste  umfassende  Behandlung  des  ganzen  Stoffes 
findet  sich  in  Fr.  Roth  De  re  munieipali  Bomanorwn  libri  11^  Stuttgart  1801. 
8;  eine  übersichtliche  Darstellung  in  Savigny  Gesch.  des  K.  Rechts  im  Mittel- 
alter Bd.  I  c.  2.  Vgl.  Rein  in  Paulys  Realenc.  Bd.  5  S.  223  ff.  C.  Hegel  Gesch. 
der  Städte  Verfassung  von  Italien  Bd.  I,  1847.  8.  Die  gelehrten  und  umfangrei- 
chen Forschungen  von  A.  W.  Zumpt  im  ersten  Bande  der  Commmtaiione»  epi- 
graphieae,  Berlin  1850.  4  haben  Ober  viele  schwierige  Puncte  zuerst  ein  sicheres 
Urtheil  möglich  gemacht  und  neue  Resultate  festgestellt,  welche  ich  benutze; 
aber  auch  sie  konnten  einige  wichtige  Fragen  nicht  erledigen,  über  welche  ge- 
genwärtig ein  neues  Material  vorliegt. 

2)  Beide  Urkunden,  jetzt  enthalten  im  C.  /.  L.  U  n.  1963.  1964  und  bei 
Henzen  n.  7421,  wurden  zuerst  herausgegeben  von  R.  de  Berlanga  Eattidios  sobre 
los  dos  hronees  encontrados  en  Malaga  a  fines  de  Oetubre  de  1851,  Malaga  1853. 
4;  sodann  mit  einem  vortrefflichen  Commentar  von  Mommsen  JDie  Stadtrechte 
der  latinischen  Gemeinden  Salpensa  und  Malaca  in  der  Provinz  Baetica,  Leipz. 

1855,  auch  im  3ten  Bande  der  Abhandl.  d.  K.  S.  Gesellsdi.  der  Wiss.  S.  363  ff. 
nebst  Nachtrag  ebendas.  S.  489 — 507,  endlich  nochmals  von  Berlanga  MonumerUos 
histori^os  del  munieipio  Flavio  Malaeitano ,  Malacae  1864.  8.  Die  neuen  That- 
sachen,  welche  sich  aus  diesen  Documenten  ergeben,  erregten  zuersf  Bedenken 
über  die  Aechtheit  derselben,  welche  namentlich  geltend  gemacht  sind  von  E.  La- 
boulaye  Les  Tables  de  bronce  de  Malaga  et  de  Salpensa,  Paris  1856,  später  von 
CM.  Asher  Notice  sur  l'ipoque  et  la  mSthode  de  la  fabrieation  des  tabtes  de 
Malaga^  Paris  1868.  8  und:  Ueber  das  XXII.  Capitel  der  Tafel  von  Salpensa 
nebst  einer  Analyse  der  ganzen  Tafel ,  Heidelberg  1867.  8.  Diese  Zweifel  sind 
indess  jetzt  als  beseitigt  anzusehn  namentlich  durch  zwei  gelehrte  und  sorgfal- 
tige Abhandlungen   von  Gh.  Giraud  Les  tables  de  Salpensa  et  de  Malaga ,  Paris 

1856.  8  und  La  lex  Matacitana^  Paris  1868.  8,  von  denen  die  erste  gegen  La- 
boulaye,  die  zweite  gegen  Asher  gerichtet  ist. 

3)  Auf  die  Erklärung  der  Tafeln  beziehen  sich  zunächst  die  Abhandlungen 
von  Dernburg  in  Dernburg  und  Hiilebrand  Krit.  Zeitschr.  für  die  gesammte 
Rechtswissenschaft,  Bd.  3  (1855)  S.  74  ff.  Iluschke  Gaius.  Beiträge  zur  Kritik 
und  zum  Yerständniss  seiner  Institutionen,  Leipzig  1855.  8  S.  14  ff.  Stintxing 
Krit.  Zeitschr.   für  die  ges.  Reohtswiss.  Bd.  4  (1856)  S.  328  f.     Dirksen  Ein 


—     465     — 

■ 

zugeflossenen  epigraphischen  Materials  Oberhaupt  mit  glücklichem 
Erfolge  den  Verfassungen  der  römischen  Gemeinden  aufs  Neue 
zugewendete  Forschung  i)  hat  es  möglich  gemacht,  gegenwärtig 
mit  grösserer  Sicherheit  über  diejenigen  Fragen  zu  urtheilen, 
welche  den  Gegenstand  der  folgenden  Darstellung  ausmachen. 


Die  Gemeinde  und  die  yolksyersammlimg. 

Die  Gemeinde  besteht  überall  aus  zwei  Theilen,  Bürgern  ^'•*^** 
und  Insassen,  cives  ei  incolaej  TtoXitai  xal  jjlstoixoi  2) .  Die  Bür- 
gerschaft ergänzt  sich  erstens  aus  denen,  welche  von  Bürgern 
abstammen  (cw^  na/t,  ctt;e$  or/^mß),  zweitens  aus  solchen,  welche 
durch  alleclio  inter  cives  ausdrücklich  in  das  Bürgerrecht  aufge- 
nommen werden,  drittens  aus  den  von  Bürgern  manumittirten 
Sclaven  und  viertens  durch  Fremde,  welche  von  Bürgern  adop- 
tirt  werden  3).  Der  Stand  der  incolae  dagegen  hat  seinen  Ur- 
sprung in  dem  Zuzug  solcher  Personen,  welche  in  einer  Gemeinde, 
der  sie  durch  Geburt  nicht  angehören,  ihren  dauernden  Wohnsitz 
[domicilium)  nehmen,  ohne  dadurch  das  Bürgerrecht  ihrer  Vater- 
stadt zu  verlieren.  Zu  den  incolae  sind  also  nicht  diejenigen  zu 
rechnen,  welche  zum  Zwecke  von  Studien^}  oder  wegen  kauf- 
männischer Geschäfte  sich  zeitweise  in   einer  Stadt  aufhalten  — 

Beitrag  zur  Auslegung  der  epigr.  Urkunde  einer  Stadteordnung  für  die  latinische 
Bürgergemeiiide  zu  Sulpensa,  Abh.  der  Berliner  Acad.  1866  S.  677  fr.  Q.  Bruns 
Die  Römischen  Popularklagen  in  Rudorff  und  Bruns  Zeitschr.  für  Rechtsge- 
schicbte,  Bd.  3  (1864)  S.  341  ff. 

1)  Vor  Allem  sind  zu  erwähnen  die  schönen  Untersuchungen  von  £.  Kuhn 
Die  städtische  und  bürgerliche  Verfassung  des  R.  Reichs,  Bd.  1  Leipzig  1864.  8 
und  Henzen  Jntomo  (UeurU  magi$irati  municipali  de'  Bomani  in  AnnaU  deW  inst. 
1859  p.  193 — 226.  Anderes  vird  weiter  unten  angeführt  werden.  Ganz  uner- 
giebig ist  dagegen  F.  B^chard  Droit  munieipal  dans  i'anliquiti,  Paris  1860.  8, 
dessen  Verfasser  mit  allen  neueren  Arbeiten  über  diesen  Gegenstand,  auch  denen 
seiner  eigenen  Landsleute,  unbekannt  geblieben  ist. 

2j  So  gtebt  es  in  Herculaneum  mtmicipes  et  incolae  (Orelll  3705s=Momm8en 
/.  N.  2430);  in  Perusia  munieipet  et  ineolae  (Orelli  3707);  in  Benevent  eoUmi 
et  inquilini  (Orelli  3712  =  Monunsen  i.  N.  1503);  in  Narbo  eoloni  ineolaeque 
rOrelli  2489);  und  in  der  Insehr.  von  Antipolis  in  GaUia  Narbonensis,  Orelli 
3708,  wird  erwähnt  C.  TuU.  Flaminius,  domo  Catina  ex  provineia  Sieiliae,  tn- 
eola  Antipolitanut.  Eine  grössere  Sammlung  von  Beispielen  giebt  Kubn  1,  6. 

3)  Ulpian.  Dig.  50,  1,  1  pr.:  municipem  aut  nativita»  faeit  aut  manumi$sio 
aut  adopUo.  Cod.  lust.  10,  39,  7:  cives  quidem  origoy  manMfnisnOy  aUeetio  vel 
adoptio^  ineolcu  vero  —  doiTüeiliwn  faeit,  Ausfuhrlicb  handeln  hierüber  Savigny 
System  des  heutigen  Rom.  Rechts  8,  44  ff.  Kuhn  1,  1  ff. 

4)  Cod.  lust.  10,  39,  2. 

Rom.  Amrth.  IV.  30 


—     466     — 

denn  di^e  werden  von  den  incohe  a\s  hospües  oder  adventores^), 
von  den  xatoixouvTe^  als  Tcapsm6T]{iouvTe(;^),  xaT8pY0iCo}ievoi  oder 
icpaY|AaTeuo|j«voi ^) ,  d.  h.  als  Fremde^),  ausdrücklich  unterschie- 
den —  sondern  mcola  wird  man  nur  durch  wirkliche  Nieder- 
lassung, Laris  coUocatio^), 

Zur  Uebernahme  der  gemeinen  Lasten  [munera]  ^}  sind  beide, 
cives  und  incolae,  in  gleicher  Weise  verpflichtet'),  zur  Beklei- 
dung von  Ehrenstellen  dagegen  in  filierer  Zeit  nur  die  Bürger 
befähigt^).  Auch  dieses  änderte  sich  in  der  Kaiserzeit,  in  wel- 
cher, wie  wir  unten  sehn  werden,  die  hcmores  municipaks  zu 
den  drückendsten  Lasten  zu  gehören  anfingen.  In  dieser  Zeit 
war  es  eine  Wohlthat  für  die  Bürger,  dass  auch  die  incolae  zu 
den  Municipalämtem  zugezogen  wurden^];  andererseits  wurde 
aber  den  incolae  keineswegs  eine  Freizügigkeit  in  dem  Sinne  ge- 
stattet, dass  sie  durch  Verlegung  ihres  Wohnsitzes  von  den 
Pflichten  gegen  ihre  Vaterstadt  entbunden  wurden  ^^) ;  sie  blieben 
vielmehr  Gemeindemitglieder  zweier  Städte,  ihref  Vaterstadt  und 

1)  Orelli  2287.  3326.    Henzen  6962.    Cic.    Verr,  II,  4,  58,  130. 

2)  C.  /.  Gr.  2286.  Eckhel  D.  N.  3,  306b.    Letronne  Beeueil  1,  340. 

3)  Keil  Analeeia  epigr,  et  onomatol.  p.  80.  Derselbe  EpignphiMhe  Excorse 
S.  370.    Kuhn  1,  22  ff. 

4)  Liban.  Vol.  I  p.  456  R, :  iroXlxai,  piTOixoi,  E^ot. 

5)  Cod.  Theod.  12,  1,  52.  Cod.  lust.  3,  24,  2;  10,  39,  7. 
*        6)  lieber  diese  mimera  s.  das  Nähere  hei  Kuhn  1,  7  ff. 

7)  Cod.  last.  10,  39,  5 :  si  in  pairia  uxoris  tuae  vel  quaUbet  alia  domiei- 
{tum  deftxitU,  incolatut  iure  fdiro  te  eiusdem  eiviiatia  munerUnu  obligasti.  Ibid.  6 : 
privUegio  speeiali  eivitatia  non  inUrveniente  tarnen  originia  ratione  ae  domieUii 
voluntate  ad  munera  civiUa  quemque  voeari  eertisaimum  est. 

8)  Dies  liegt  in  der  Natur  der  Sache.  S.  Cic.  (U  off.  1,  34,  125:  peregrmi 
autem  at^ue  incolae  officium  eHy  nihil  praeter  auum  negotium  agere^  niAit  dt  alio 
anquirere  mintmeque  ease  in  aUena  republiea  curiotum.  Es  war  anfänglich  eine 
Ausnahme,  wenn  die  incolae  zu  den  honorea  Zutritt  hatten.  Agennius  Urbicus 
in  Gromat.  p.  84:  aed  haec  quaedam  coloniae  aut  beneficio  conditorum  pereepe- 
funif  ut  Tuderiinif  atit  poaiea  apud  principea  egerunt,  ut  Faneatres^  ut  incolae 
etiamai  eaaent  alienigenae,  qui  intra  territorium  oolereni,  omnibua  Konoribua  fungi 
in  colonia  deberent.  Hoc  Faneatrea  nuper  impetraveruni,  Tudertini  autem  beneficio 
habent  conditoria.  In  der  Stadt  GKgthi  in  Africa  gehorten  die  incolae  weder  zum 
populua  noch  zum  ordo.  S.  die  Inschr.  Gutfrin  I  p.  227  n.  32:  L.  ümmidio 
Quir(ina)  Pacato  ordo  populuaq(ue')  Gigthenaia,  conferenUbua  et  incolia. 

9)  Beispiele  geben  die  Inschr.  des  Sex.  Venciua  luvenüamu  —  adleeius  in 
euriam  Lugdunenaium  nomine  ineolatua  a  aplendidiaaimo  ordine  eorum  (Orelli 
3725) ;  Muratori  1088,  6 » Miliin  Voyage  dana  lea  dipartemenU  du  midi  de  la 
France  l  p.  336:  Q,  Seeund.  Quigonia  civia  Treveri,  IlJUIvit,  ilu^ttttotif  in 
AeduU  eonaiatentia  omnäma  konoribua  inter  eoa  funcli.  Vgl.  OreUi  2066.  3709. 

10)  Cod.  lust.  10,  38,  4:  origine  propria  neminem  poaae  vobuntate  bwx  exkni 
manifeetum  eat. 


—    467     - 

ihres  Wohnortes,   waren   der  Gerichtsbarkeit  beider  unterworfen 
und  zur  Leistung  aller  munera  in  beiden  angehalten^]. 

Die  politische  Organisation  der  Btti^erschaft  {populus)  in  den ^in^^oiinng 
Municipien  und  Golonien  trägt  noch  in  den  ersten  Jahrhunderten  BohKftin 
der  christlichen  Zeitrechnung  das  Gepräge  ihres  alten  Ursprungs, 
welcher  in  die  Periode  der  römischen  Könige  oder  der  ältesten 
römischen  Republik  fällt,  und  ist  von  den  grossen  Umwälzungen, 
welche  die  römische  Staatsverfassung  selbst  erfuhr,  nur  langsam 
und  theilweise  influirt  worden.  Die  Bürgerschaft  war,  wie  die 
älteste  römische  Gemeinde,  in  cwiae  getheilt,  welche  entweder 
mit  Zahlen  oder*  mit  besonderen  Namen  bezeichnet  werden  und 
den  altlatinischen  Städten,  wie  den  römischen  Colonien  und  Mu- 
nicipien geroeinsam  sind.  Sie  finden  sich  in  Italien  in  Lanu- 
vium^,  in  alter  Zeit  Stadt  des  latinischen  Bundes  3),  und  in 
Caere ^);  in  Sardinien^);  in  Spanien  in  Malaca,  einer  latinischen 
Stadt  ^'J,  und  in  Acinipo''),  besonders  aber  in  Africa  und  Nu- 
midia,  nämJioh  in  den  Colonien  :  Hippo  Regius  ^) ;  lulia  Neapolis^); 
Colonia  Scillilana^^^),  Thamugas^^),  Theveste^^};  in  den  Municipien : 

1)  Kuhn  1,  11  ff.  Oaiu3  Dig.  60,  1,  29:  tncUa  et  Ms  magi9traUbu$  parere 
dUbetj  apud  quo$  ineola  estj  et  iUU,  apud  quos  civis  e$t:  neo  Umtum  municipali 
iuris  dictioni  in  tUroque  munieipio  subiectus  est^  verum  eiiam  Omnibus  pubticis 
muneribus  fungi  dd>ei.  Cod.  lust.  10,  38,  1:  cum  te  BybUum  origine,  ineolam 
autem  apud  Berytios  esse  proponas,  m/erito  apud  utrasque  eivitates  muneribus  fungi 
compelleris. 

21  Orelli  3740:  virUim  divisU  decurionibus  et  auguttaUb.et  cwriis  n.  XXllII.  • 

3j  Dionya.  5,  61. 

4)  Henzen  5772,  welche  Insehr.  indessen  Mommaen  Stadtrechte  p.  410  an- 
ders erklärt. 

5)  Henzen  n.  7420  e  ß  (p.  523):  (?.  AUio  —  PudesUiUo  auguri  euriae  XXI IL 
Gefunden  in  Porto  Tones  in  Sardinien. 

6)  Henzen  7421. 

7j  C.  1.  L.  11  n.  1346:  (jponi.?)  saerorum  euriarum.  In  dem  mtmicipium 
Arva  in  Baetica  wird  (C.  I.  L.  II  n.  1064]  eine  Statue  beschlossen  von  acht 
centuriae.  Ob  dies  auch  eine  Eintheilung  der  Bürgerschaft  war?  Mommsen  hUt 
dieselben  für  eoUegia  possessontm. 

8)  Renier  n.  2871  »  Henzen  n.  7420':    L,  Postumio  Fdiei  CeUrino 

singulae  euriae  singuUu  statuas  de  suo  posuerunt, 

9)  Gu^rin  II  p.  250  n.  457:  memoriae  M.  Numisi  Clodiani  dee.  augw,^  ho- 
mini  bono,  qui  deeedens  testamento  suo  ad  remtuMromioa  euriaUs  ewriae  Aeliae 
8S  X  mil,  n.  reliquit,  ob  honorem  eius  hane  staiuam  Idem  eur(iales)  sua  peeunia 
posuer^uni). 

10)  Maffei  Af.  V,  p.  462,  3»6utfriA  I  p.  324  n.  85:  Q.  ManUius  Fdix  C. 
filius  Papiria  Reeepius  post  alia  oroum  quoque  —  erextt,  oh  euius  detUeationem 
deeurionibus  sporteku,  euriis  epuQwn  dedit). 

11)  Benier  n.  1525 :  L.  JuUo  —  ConUekano  -*  patrono  euHaUs  cuf(iae)  Com" 
modae  sua  pe€(unia)  fec^efunf)  idemque  dedieanef(wuy. 

12)  Beuier  n.  o096: ob  honorem  fUmumü  anmd  miunus  (curiaU)bus 

Omnibus  senis  (sentorüms?')  euriae  suae  (dedit'),    ünicer(soe)  euriae  (et  dj/ugudiües 
(jpeeufiQa  sua, 

30* 


—    468     — 

Agbi  ^),  Lambaese,  in  welchem  die  Curialen  in  seniof^es  and  m- 
niores  zerfielen  2),  und  die  Curien  mit  besondern  Beinamen,  Sa- 
bina,  Antoniniana,  Saturnia,  Papiria,  Aurelia,  Augusta,  Traiana 
benannt  waren  ^j,  in  Thagaste^),  dem  Municipium  Thibaritanum^), 
in  Turuza^),  Verecunda^)  und  einem  nicht  zu  bestimmenden 
Orte«). 
^'»»J^o»>-  Wenn   so,    wie    wir   nach    den    angeführten   Beispielen    als 

wahrscheinlich  anzunehmen  berechtigt  sind,  die  Curienverfassung 
für  alle  römischen  Gemeinden  die  regelmässige  war,  so  mussten 
auch  die  Volksversammlungen  in  denselben  Guriatcomitien  sein, 
wie  wir  sie  in  der  That  in  Malaca  kennen  lernen.  Dass  nämlich 
in  allen  Municipien  und  Colonien  das  Volk  zur  Wahl  der  Magi- 
strate*), zur  Gesetzgebung '^<^)  und  zu  allen  Arten  von  BeschlOs- 
sen^^)  ursprünglich  berechtigt  war,  ist  an  sich  unzweifelhaft  und 

1)  Maffei  M,  V.  p.  458  n.  7 : munieipü  civilis  Agbitmium  et  unioersü 

euriii  d.  d.  p.  p. 

2)  Renier  n.  91 :  curiae  Sabinae  tetUores  qu(orum  nomina  infra  »eripta  naU). 
Es  folgen  14  Namen. 

3)  Mit  diesen  Namen  sind  im  Amphitheater  von  Lambaese  die  Plätze  der 
Corien  bezeichnet.    Renier  n.  185. 

4)  Renier  n.  2902:  donavit  ei  c(urii')s  (singtdis)  —  denarios  quingenoa. 

b)  Gn^rin  II  p.  83  n.  282:  popuUu  ewriarum  X  loco  ab  ordine  dato  aüeram 
Btatuam  posuit  et  ob  dedieaiionem  decurionib.  sportulaa,  curiia  epul(um)  ACTRIS 
EIV8  (Dies  ist  corrupt.  Vielleicht  natalibua  ehts?)  deder{uTU).  Vgl.  p.  8ö 
n.  284.  p.  81  n.  279,  ^wo  in  einer  fragmentirten  Inschr.  die  Worte  eurinrum  X 
Torkommen. 

6)  Orelli  3727  =  Maffei  Mu$.  Ver.  p.  462,  5.  Nach  der  Inschrift,  welche  in 
das  Jahr  230  n.  Chr.  fällt,  errichten  universae  curiae  eine  Statne. 

7)  Renier  n.  1430 :  condecurionäms  BportuLaa  duplas  et  curiis  sing(uUs)  H8. 
CXX  n. 

8)  Renier  n.  3461 :  curia  8ex(ta)  Verulana, 

9j  Lex  Julia  muräcipalia  (C.  /.  L.  I  n.  206)  lin .  83 :  queiquomque  in  mu- 
nicipieis  coloneia  praefeetureis  foreis  conciliabuleis  c(ivium)  R{omanorum)  IIvir(ei) 
IIllvir{ei)  erumi  aliove  quo  nomine  mag(i8tratum)  potestatemve  sufragio  eorum^ 
quei  quoiusque  municipi  eoloniae  praefecturae  fori  coneüiabuli  erunt^  habebwU^  nei 
quis  eorum  e,  q.  s.  Ibid.  lin.  98:  queiquomque  in  munieipio  colcnia  praefeetura 
post  K.  Quinct(iUt)  prim{a8)  eomitia  Ilvir{ei8)  lllJvirUia)  aleive  quoi  mag(istra' 
tui')  Togondo  iubrogandove  kabebit  e.  q.  s.  Ib.  lin.  130:  neve  quiSy  quei  in  eo 
munieipio  coUmia  praefectura  foro  eoneiliäbulo  sufragio  eorum  maxumam  potesta^ 
lern  habebity  eorum  quem  ibei  m  senatum  —  ire  —  sinito  —  neve  quis  eius  ra^ 
tionem  comitieis  conciliove  hdbeto.  :Cic.  pr.  Cluent.  8,  25 :  quaituorvirosy  quos  mu- 
nicipes  feceranty  suehdit.  Cic.  ad  Att.  5,  2,  3:  eraique  rttmor  de  TranspadaniSy 
eos  iussos  Illlviros  creare.  Id.  ad  fam.  8,  1,  2:  nam  Uli  rumores  de  eomitiis 
Transpadanorum  Cumarum  tenus  caluerunt.  Id.  ad  fam.  10,  32,  2:  (Oadihus) 
eomitia  bienrüi  biduo  habuity  hoc  est^  renuntiavit,  quos  ei  viaum  est. 

10)  Cic.  de  leg.  3,  16,  36 :  et  avus  quidem  noster  singulari  virttäe  m  hoc 
mufUcipio  (Arpimim),  quoad  viaat,  rettitil  M.  Oratidio,  —  ferenii  legem  tabellariam. 

11)  Cenotoph.  Pisan.  Orelli  643:  ob  eas  res  universi  deeuriones  e<Aonique 
quando  eo  casu  in  colonia  neque  llvir  neque  praefeeii  eranty  neque  qfäsqttam  hure 
dicundo  praeerai,  inier  sese  eoMenseruni. 


—     469     — 

fttr  die  Zeit  der  Republik  hinreichend  bezeugt;  fraglich  ist  nur, 
wie  lange  dieses  Recht  sich  erhalten  hat,  da  zur  Zeit  der  das- 
sischen  Juristen  die  Wahl  der  Magistrate  nicht  mehr  durch  das 
Volk,  sondern  durch  den  Senat  i),  nicht  mehr  aus  dem  Volke, 
sondern  aus  den  Decurionen^)  erfolgte.  Die  Zeit  dieser  Verän- 
derung  festzustellen  hatte  man  früher  nur  einen  Anhalt  an  der 
Nachricht  des  Tacitus,  nach  welcher  in  Rom  selbst  Tiberius  die 
Wahlen  dem  Volke  nahm  und  dem  Senate  übertrugt),  und  es 
war  eine  verzeihliche,  wenn  auch  jetzt  als  falsch  erwiesene  Ver- 
muthung»  dass  diese  Maassregel  sich  auch  auf  die  Municipalstitdte 
erstreckt  habe^).  Man  wusste  allerdings,  dass  die  ganze  Kaiser- 
zeit hindurch  eine  gewisse  Betheiligung  des  Volkes  an  Wahlacten 
und  Beschlüssen  verschiedener  Art  stattfand;  es  wurden  in  der 
Kaiserzeit  Statuen  gesetzt  und  andere  Ehren  decretirt  von  dem 
popuhis^)j  der  plebs  universal),  der  plebs  urbana''),  oder  decu- 
rionum  decreto  et  pcpuli  consensu^)]  es  wurden  Patrone  cooptirt 
von  dem  senatus  popultisque  *)  oder  den  decttriones  et  coloni  ^^) , 
Magistrate  gewählt  eo;  postulatione  popuU^^);  nicht  nur  in  Pompeii 
Hess  man  seine  Vorschläge  zu  den  Wahlen  der  Beamten  mit 
Farbe  an  die  Mauern  schreiben  i^) ,   sondern  dies  scheint  überall 

1)  Ulpian.  Dig.  49,  4,  1  §  3.  4.  Cod.  Theod.  11,  30,  53 «Cod.  last  .  7 
62,  2f:  nominationea  libeuU  vei  edietis  fadae  eitta  conailium  publicum  non  va- 
lent.    Cod.  last.  10,  31,  46.   Cod.  Theod.   12,  6,  20.    Savigny  a.  a,.0. 

2)  Paulus  Dig.  50,  2,  7  $  2:  t«,  qui  non  ait  decurio^  duumviratu  vtl  alii$ 
honorihua  fungi  non  poteat,   quia  deewrionum  honoribua  pleheii  fkmgi  prohibevUur. 

3)  Tac.  Ann.  1,  15:  tum  primum  e  campo  eomiüa  ad  patrea  tranalata  aunt: 
nam  ad  eam  diem,  etai  potiaaima  arbitrio  prineipia,  quaedam  tarnen  atudOa  tribuum 
fiebant.  Negue  popultia  adempUim  iua  queatua  eat  niai  inani  rumore ,  et  aenaiua 
largüionibua  et  precibua  aordidia  exaolutua  Ubena  tenuitf  moderante  Tiberio,  ne 
plurea  quam  quatittor  candidatoa  eommendaret,  aine  repulaa  et  ambitu  deaignandoa, 
cf.  81.  Vellei.  2,  124:  poat  redditum  coelo  patrem  —  primum  eiua  operwn  ^Ut 
ordinatio  comitiorumj  quam  manu  aua  acriptum  divua  Auguatua  rdiquerat,  c.  126 : 
aummota  e  foro  aeditio,  anibitio  campo, 

4)  Savigny  Gesch.  des  R.  Rechts  In  M.  1  S.  40. 

5)  Mommsen  i.  N.  1432:  popxdua  Bcnevent(anua') atatuam  coUocavU, 

6j  Mommsen  i.  N,  1429.    OreUi  2603. 

7)  OreUi  114.  2182.  2220.  2531.  2645.    Henzen  5439.  5963.  5991. 
8j  Mommsen  I.  N,  2342.    Henzen  7170. 
9l  C.  i.  L,  V  n.  4920.  4922. 

lOj  Gnit.   p.  363,  3.    6.  £d.  PhUippi   Zar  Geschichte  des  Patronats   über 
juristische  Personen,  im  Rheinischen  Museum  N.  F.  8  (1853)  8.  511. 
111  Grut.  p.  431,  Is  OreUi  4020. 

12}  Die  Formeln  dieser  Commendationen  hat  Zangemeister  C.  i.  L.  IV  p.  9 
zusammengestellt.  Leber  den  Wahlact, selbst  ist  aus  denselben  nichts  zu  ersehen. 
Gewöhnlich  ist  die  Formel  Q.  Caecilium  quaeatorem  —  oro  voa  faeiaüa  (O.  /.  L, 
lY  n.  29],  auch  mit  Zusatz  einer  besondem  c^aeeraiio^  s.  B.  n.  26 :  JV(tmMrittm) 
Bafeha{m)  IJv(irum)  «(irurn)  ((onum)  o(ro)  o(o«)  /(oelott«)  Ua  vobeia  Venua  Pom- 


—     470     — 

Sitte  gewesen  su  sein^),  und  noch  im  Jahre  326  war  in  Africa 
eine  nominalio  (candidatorum]  popuU  suffragiu  ttblidi^);  in  den 
St£idten  der  griechischen  Provinxen  bestanden  die  Volksversamm- 
lungen, z.  B.  in  Tarsus^),  Amisus^),  Prusa^)  und  Tralles^)  noch 
am  Anfange  des  zweiten,  in  Soiyrna^)  vielleicht  am  AnCange 
des  dritten  Jahrhunderts,  und  es  Hess  sich  annehmen,  dass  die 
römischen  Städte  in  dieser  Beziehung  nicht  schlechter  gestellt 
waren ;  allein  an  jeder  sichern  und  instructiven  Nachricht  Ober 
die  Comitien  fehlte  es^).  Auch  in  Rom  selbst  hatte  die  Anord- 
nung des  Tiberius  nicht  eine  gesetzlidie  Aufhebung  der  Comi- 
tien, sondern  nur  eine  thatsSchliche  Beeinträchtigung  des  Wahl- 
rechts derselben  zur  Folge.    Die  Consuhi  schlug  der  Kaiser  selbst 

j^ciofia)  wera  («ofieta  fropiüa  «tt).  Angetedet  werden  dabei  einzelne  Personen  oder 
auch  oolUgia^  z.  B.  eau^pones  facite^  n.  336;  pomari  faciU^  n.  183;  unquentan 
facite,  n.  609.  Die  Empfehlenden  sind  ab^r  nicht  nur  ingenui^  sondern  anch 
liherU  und  aogai  Franen,  s.  n.  171.  207  und  mehr  bei  Zangemeister  p.  11. 

1)  Aus  der  Zusammenstellung  bei  Zangemeister  p.  10  ist  ersichtlich,  dass 
man  sich  in  Yerschiedenen  Städten  das  Anschreiben  von  Namen  der  ciindidaU 
auf  Monomente  Torbitten  musste ;  so  in  Rom  (Henzen  6977 :  mseriptor  rogo  U, 
tU  trcaueoi  hoc  monumewtum.  Ast  [cum?]  quoius  eandidati  nom«n  in  hoc  monu- 
merUo  inacriptum  fuerit^  tepuUam  ferat  neque  honorem  uUum  gerat S),  in  Narnia 
(Henzen  6975),  in  Forum  Popilii  (Henzen  6976),  Formiae  (Henzen  6566)  und 
andern  Orten.  Dies  sind  die  nominationes  libtlUa  vel  edieUs  factae,  weiche  die 
Verordnung  des  Cod.  lust.  7,  62,  27  für  ungültig  erklart. 

2)  Cod.  Theod.  12,  5,  1:  hi  magUtraiu$i  qui  suffteiendis  duumvirü  m  /u- 
turum  afmi  officium  nominationea  impertiunt ,  perieuU  tui  conUmplatione  provi- 
deantf  ut,  quamvU  popuU  quoquc  tuffragiU  nominalio  in  Africa  ex  eoneueludine 
eeUbretur,  tarnen  ipei  nitanUir  pariter  ae  laborent,  guemadrnodwn  poeeint  &i,  9111' 
nominaU  fuerintj  idonei  reperiri, 

3)  Dio  Chrys.  II  p.  43  R. :  o&«  ci  [kbi  oleo(k  ßXöiirTCtv  6(iac  xal  ordssoK 
äpXCiv  xal  Taf>ax'9)c,  SXo>;  ^p^v  diteXdloai  xat  {ai^  irapa^iycofhtt  täte  ixiiXv)o(atc. 

4)  Pilo.  ep.  10,  HO:  hiile  et  ecelesia  eoneentiente. 

5)  Hier  bedurfte  sie  allerdings  einer  besondem  (Genehmigung  des  Statthal- 
ters. Dio  Chrys.  or.  48  Vol.  II  p.  236  R. :  icpAro"^  (x^,  9>  dfv^pc^,  T<f>  xpaxlvnp 
O^apivtp    ItX  ydu^vi    iiyt-OQ   tlhhtai  —  &rt  ßouXo(A^oic    "^(Jitv    exxXY]ot(£oai  ndlXtv 

6)  C.  I.  Gr,  2927:  xa8<bc  i\  itaxpU  aOt«})  ipiapTüpT)oc  noXXdxic  licL  rJJc  ye- 
vo|xiNt]c  cU  aMs  Tetpi'TJc  Iv  tc  tou  axTOi^  xal  toi?  t|Jtj^lojiaoi  Tfj;  tc  ßouXfj; 
xal  Toü  (if)piou  (unter  Uadrian). 

7)  Inscbr.  ▼.  Smyrna,  C.  I.  Qr.  3162,  wie  es  scheint  aus  der  Zeit  des  Se- 
verus  und  Caracalla  (um  211):  Mdpxoc  TapL^a?  xal  ot  ouvap^avTec  atjTcp  xaxoL  'rijv 
Tou  ^piou  ^etpoTovCav. 

8)  Die  Inschrift  von  Ostia,  Orelli  3882,  in  welcher  ein  duumvir  eeneoriae 
potestatis  quinquennalia  in  eomitii»  factum  vorkommt,  ist  aus  der  Zeit  zwischen 
716  — 718  =s 38 — 36,  also  für  die  Kalserzeit  nicht  beweisend;  und  wir  haben 
eigentlich  nur  eine  einzige  hieher  gehdrige  aber  auf  einen  speeiellen  uns  nicht 
verstandlichen  Fall  bezügliche  Inschrift,  Orelii  3107,  in  welcher  es  von  einem 
eurator  der  Stadt  Bovillae  bei  Rom  im  J.  157  n.  Chr.  heisst:  (hie}  primut]  eo- 
mitia  magietratuum  (ereandorwn)  eauea  instituit. 


—     471     — 

vor^),  die  Candidaten  zu  den  übrigen  Aemtern  liess  er  vom  Se- 
nate vorschlagen  (nominare),  und  zwar  nur  so  viele,  als  Stellen 
SU  besetzen  waren  2);  eine  wirkliche  Wahl  stand  also  dem  Volke 
nicht  mehr  zu  ^}  ;  nichtsdestoweniger  aber  dauerten  Centuriat- 
und  Tributcomitien  fort^)  und  die  Consularcomitien  wurden  noch 
zu  Traians  Zeit  und  selbst  am  Anfange  des  dritten  Jahrhunderte 
mit  Beibehaltung  aller  alten  Gebrauche,  der  Auspicien,  des  ein- 
leitenden langen  Gebetes,  des  Aufsteckens  der  Fahne  auf  dem 
laniculum,  des  Vorsitzes  des  Consuls  und  zuletzt  der  Renuntia- 
Uon  gehalten,  worauf  dann  sogleich  der  Antritt  des  Consuls  durch 
den  Amtseid  erfolgte^).  Auch  eine  Abstimmung  fand  dabei 
statt  ^),  wenn  nicht  unter  dieser  eine  Acclamation  zu  verstehen 
ist,   wie -dieselbe  noch  lange  nachher  in  Gebrauch  war^].     Es 

1)  Tac.  Ann.  1,  81 :  eandidatoa  hortatu$,  ne  amhitu  eomitia  kurbarent,  tuam 
ad  id  cu/ram  poUicUua  est ;  pUrwnque  tos  tantum  apud  se  profenos  ditseruit,  quo- 
rum  nomina  consulibus  edidisset;  posse  tl  alios  profiUri,  ai  graiiae  aut  meritis 
eonfiderent.  Sptciosa  verhii ,  re  inania  aut  subdola^  quantoqite  maiore  UbertaUs 
imagine  tegtbantvr,  tanlo  eruptura  ad  infensius  servUium, 

2)  Dio  Cas8.  58,  20  sagt,  nachdem  er  erwähnt  hat,  da38  Tiberias  die  Con- 
snln   selbst  in  Vorschlag  brachte:   xwv   hk   ^  xal  toi^  SKKa^  ^PX^  alTo6vTaiv 

a6T(f ,  otirep  bnb  ttoivtiov  -^pouvro,  toC»<  ti  irzi  xe  tou  Sixat<6uaot  xal  iid  rn 
6u.oXoy(^  T({>  te  xXrjptp  itoiouttevo;.  Kai  [wzä  toOto  Ic  xe  x6v  o^fxov  %a\  i^  xö 
iiAY)&oc  ol  icpoc^ovrcc  iTCoxtptp  (d.  fa.  jenachdem  die  Wahlen  vor  Tribut-  oder 
Centuriatcomitien  gehörten),  xt^;  dp^alac  6o(a<  Svexa»  xadeHnep  %a\  vOv,  &oxe 
ti  €i%6s%  Y(Yveo^a(,  dotövxec  diteoeixvuvuo.  S.  hierüber  Mommsen  O.  /.  L.  1  p.  383. 
Stobbe  im  Philologus  27  (1866)  S.  97  ff. 

3)  Iuvenil.  10,  77: 

lam  pridenij  ex  quo  suffragia  nuUi 
VendimiM,  effüdU  euroi  (popultui),    Nam  qui  dahat  othn 
Imperium^  faaeesy  legiones,  omniaf  nunc  ae 
Continet  atque  duas  tantum  res  anxius  optat 
Panem  et  cireenaes, 

4)  Dio  Cass.  58,  20. 

ö)  Plinius  beschreibt  in  seinem  im  J.  100  n.  Chr.  gehaltenen  Panegyricns 
c.  63.  64.  77  die  Wahl  des  Traian  xum  Gonsul,  und  lobt  denselben,  dass  er 
•ich  allen  F^mliohlLeiten  derselben  unterzogen  habe,  wahrend  die  Mberen  Kaiser 
sich  abwesend  renuntilren  Hessen.  Darin  heiast  es :  perpeaaua  ea  longwn  iUud 
Carmen  eomiUorum  —  conaulque  hia  factua  ea  ut  unua  ex  nobia,    quoa  faeia  con- 

»uU$ .  Averaeria  tu  honori  tuo  »ptrata  mifpragia,  renvntiarique  te  eoheulem 

iuaaiaae  corUentuaj  liberae  civitatia  ne  aimuLatUmem  qiädem  aervea?  Welter  er- 
wähnt er  die  auapicia^  wahrend  des  Aufsteckens  der  Fahne  auf  den  laniculum 
Dio  Cass.  37,  28  gedenkt. 

6)  auffroffia  Plin.  pan,  63. 

7)  Nachdem  im  J.  275  n.  Chr.  der  KaUer  Tacitus  im  Senat  erwählt  ist, 
heisst  es  von  ihm  Vopisc.  Tac.  7 :  inde  Uum  ad  campum  Mariium :  ibi  comitiale 
Ifünmcd  ctacendit:  ibi  praefeetua  wbia  Aetiua  CeaetlUafwa  aic  loeviua  eat:  Voa, 
aanetiaawü  miUtea  et  aaeratiaaimi  voa  Quiriteay  quem  de  aententia  omnium  exerci- 
tuum  aenatua  eUgiit ,  Toetfufn  dioo. AddamaJiwn  tat  o  pofuto :  t^ieiaabne 


—     472     — 

lag  nahe,  nach  dieser  Analogie  anzunehmen,  dass  auch  in  den 
Municipalstödten  die  Volksversammlungen  seil  Tiberius  nur  noch 
als  eine  herkömmliche  Form  ohne  Bedeutung  eine  Zeit  lang  fort- 
bestanden und  alimählich  aufhörten,  und  dass,  wenn  von  einem 
consensus  oder  einer  poslulatio  populi  die  Rede  ist,  gar  nicht  an 
eine  Volksversammlung,  sondern  an  eine  gelegentliche  Acclama- 
tion,  z.  B.  im  Theater  >)  zu  denken  sein  durfte.  Allein  diesen 
Vermuthungen  hat  das  Bekanntwerden  der  lex  Malacüana  ein 
Ende  gemacht,  aus  welcher  wir  lernen,  dass  wenigstens  noch 
am  Ende  des  ersten  Jahrhunderts  die  Wohl  der  Gemeindebeamten 
dem  Volke  ohne  alle  Beschränkung  zustand  und  sonach  die  w- 
dinatio  comäiorum  des  Tiberius  sich  nur  auf  Rom  bezog,  nicht 
aber  auf  die  Municipalstädte  erstreckte.  Denn  dass  in  der  Ur- 
kunde von  Malaca  uns  ein  Municipalrecht  vorliegt,  welches,  ab- 
gesehn  von  localen  Bestimmungen,  nicht  einer  Provinciaistadt 
eigenthümlich,  sondern  allen  latinischen  Städten  gemeinsam  war, 
und  auch  auf  ähnliche  Rechtsverhältnisse  römischer  Municipien 
und  Colonien  einen  Scbluss  gestattet,  kann,  wie  Mommsen  be- 
merkt^), aus  dem  Grunde  nicht  bezweifelt  werden,  weil  die 
häufige  Ertheilung  solcher  Gemeindeordnungen  ebenso  zu  einem 
gleichförmigen  Schema  führen  musste,  wie  der  jährliche  Erlass 
der  Provincialedicte  unter  den  Kaisem  zu  einem  normalen  edictum 
provinciale  (s.  S.  397)  geführt  hat.  Wir  werden  daher  nicht 
irren,  wenn  wir  auf  Grund  der  einzigen  aber  vollständigen 
Quelle,  welche,  uns  jetzt  eröffnet  ist^),  uns  eine  allgemeine  An- 
schauung von  den  Vorgängen  in  den  Municipalcomitien  zu  ver- 
schaffen suchen. 

TeraHs.  Den  Vorsitz   führt   hei   alfen  Wahlen,    sowohl   der  livirt  als 

der  aediles  und  quaestores  der  duovii\  welcher  den  Jahren  nach 
der  ältere  ist;  nur  wenn  er  verhindert  ist,  tritt  der  andre  duofn* 

Wahl  der  eiu^).  Die  Gandidaten  haben  sich  bis  zu  einem  bestimmten 
Termine  vor  der  Wahlversammlung  zu  melden  {profiteri).  Der 
Vorsitzende  prüft  ihre  Qualificatipn  und  macht,  wenn  er  diese  in 


TaciU  Augtute^  du  U  $ervaü,  et  reliqua  quae  solent  dicL    Ueber  diese  Acelama- 
tiooen  s.  Marini  Arvali  p.  652. 

1)  Mommsen  /.  N.  2Ö69 :  cum  et  populua  in  speetaeulia  adsiäue  higaa  atatui 
po$luUu8et.    C.  I.  L.  HI,  289:  posiu^latiotu)  jpop(u^O  ^  theatto. 

2)  Mommsen  Stadtrechte  S.  398. 

3)  Lex  Mal,  51—60.    Mommsen  SUdtrechte  S,  421—427. 
4l  Lex  Mal.  52. 


—     473     — 

OrdDUDg  findet,  ihre  Namen  durch  Anschlag  bekannt  (proscrip" 
tio).  Melden  sich  nicht  soviel  Candidaten,  als  Stellen  zu  be- 
setzen sind)  so  prUsentirt  (nominal)  der  Vorsitzende  selbst  so 
viele  Personen,  als  noch  fehlen;  jeder  derselben  steht  es  aber 
zu,  ihrerseits  nunmehr  einen  Gandidaten  vorzuschlagen  und  auch 
dieser  hat  wieder  das  Recht,  dem  Vorsitzenden  einen  Candidaten 
zu  prdsentiren  (apud  eum  nominare).  Alle  diese  Namen  werden 
angeschlagen  und  es  steht  niemandem  frei,  die  Wahl,  wenn  sie 
auf  ihn  föllt,  abzulehnen  i] . 

Den  Tag  der  Wahl  setzt  der  Vorsitzende  an  und  zwar  zu- 
erst für  die  Wahl  der  duoviri^  dann  für  die  der  Aedilen,  zuletzt 
für  die  der  Quaestoren  ^) .  Gestimmt  wird  nach  Gurion ;  aber 
nicht  nur  die  Bürger  sind  stimmfähig,  sondern  auch  für  dieje- 
nigen incolae^  welche  gleiches  oder  besseres  Recht  hatten»  3]$  stimnTeciit 
die  m\micipe$y  wurde  vor  dem  Beginne  der  Abstimmung  eine 
Gurie  ausgeloost,  in  welcher  sie  ihre  SUmme  abgaben').  So  hatte 
sich  also  in  Malaca,  obgleich  dieses  ohne  Zweifel  das  ius  der  jün- 
geren latiniscben  Golonien  (S.  54)  besass^  das  ursprüngliche  isopo- 
litische Niederlassungsrecht  des  latinischen  Bundes  erhalten,  in 
Folge  dessen  Latiner,  wenn  sie  in  eine  andre  latinische  Stadt 
oder  auch  nach  Rom  übersiedelten,  dort  ein  beschränktes  Stimm- 
recht ausübten  (S.  25),  welches  natürlich  auch  den  Römern  in 
diesem  Falle  in  den  latinischen  Städten  zustand.  Der  weitere 
Vorgang  bei  der  Abstimmung  beruht  ebenfalls  auf  der  alten  Ord- 
nung der  römischen  Guriatcomitien,  über  welche  wir  gar  keine 
Nachricht  haben,  der  aber,  wie  wir  jetzt  erkennen  können,  die 
Ordnung  der  römischen  Tributcoroitien  nachgebildet  war,  denen 
daher  der  Wahimodus  in  den  Municipien  im  Ganzen  entspricht^). 
Nach  der  Ausloosung  der  für  die  incolae  bestimmten  Gurie  ruft 
der  Vorsitzende  sämmtliche  Guricn  zur  gleichzeitigen  Abgabe  der 
Stimmen  auf^).      Dieselben   begeben   sich  jede  auf  den   für  sie 

1)  Lex  Med.  51. 

2I  Lex  Mal.  54. 

3j  Lex  Mal,  53 :  quieumque  in  eo  munieipio  eomitia  llvirity  iUm  <tediUbiUf 
item  quaestonbus  rogandi»  häbebit ,  ex  eurü*  sorte  ducito  unam ,  in  qua  incolae^ 
qui  ctvet  B(onuaU)  Latinhe  eives  crurU,  tufftagia  feranif  eUqut  in  ea  curia  tuf- 
fragü  laUo  e$to, 

4)  Mommsen  Stodtrechte  S.  421—427. 

5)  Lex  Mal.  55:  qui  eomitia  ex  hae  lege  hab^it,  i$  municipe$  euriatim  ad 
luffragium  ferendum  voeato  ita,  ut  uno  vocalu  omnet  curiat  in  iuffragium  voeety 
eaeque  eingulae  in  singtUis  ecnaaeptie  tuffragium  per  tabeUam  ferani.  Auch  in 
den  römischen  Tributeomitien  wird  \kiq,  «XVjoei  gestimmt.    Dionyt.  7,  59. 


—     474     — 

abgesMttuten  Platz  {consaeptum)  und  beim  Eintritt  in  denselben 
legt  jeder  SUmmberechtigte  ein  mit  den  Namen  der  Candidaten 
beschriebenes  Stimmtäfelcfaen  (tabella)  in  den  Stimmkorb  {cista}. 
An  dem  Stimmkorbe  jeder  Curie  stehen  drei  vereidigte  Bürger, 
welche  indessen  aus  einer  andern  Curie  genommen  sind,  als 
unparteiische  Stimmwächter  (custodes)  und  Stimmzahler  (dtW- 
büores) ,  und  ausserdem  hat  jeder  Candidat  die  Erlaubniss  in 
seinem  Namen  an  jede  cista  einen  ctistos  zu  steilen.  Alle  diese 
custodes  geben,  da  sie  in  ihrer  eigenen  Curie  zu  erscheinen  ver- 
hindert sind,  in  derjenigen  Curie  eine  gültige  Stimme  ab,  in 
welcher  sie  die  Aufsicht  führen^).  Ist  die  Abstimmung  fertig, 
so  zahlen  die  diribitores  die  Stimmen  {rati(mem  habentj,  schrei- 
ben das  Besultat,  welches  sich  in  jeder  Curie  ergeben  hat,  auf 
eine  Tafel  (tabula)  und  liefern  dieselbe  dem  Vorsitzenden  ein, 
der  zuerst  das  Ergebniss  jeder  einzelnen  Cumenabstimmung  nach 
folgenden  Grundsätzen  feststellt.  Gewählt  ist,  wer  die  relative 
Majorität  der  Stimmen  hat;  bei  Stimmengleichheit  haben  Väter 
von  Kindern  oder  wenigstens  Verheirathete  den  Vorzug  vor  den 
Kinderlosen  und  Unverehlichten ;  ist  auch  in  dieser  Beziehung 
Gleichheit  vorhanden,  so  entscheidet  das  Loos^).  Die  so  festge- 
stellten  Stimmen  der  Curien  werden  nunmehr  nach  der  durch 
das  Loos  bestimmten  Ordnung  verlosen  und  diejenigen  Candi- 
daten, welche  zuerst  die  absolute  Majorität  der  Curien  erreichen, 
als  gewählte  Magistrate  von  dem  Vorsitzenden  renuntiirt  ^) . 
deMvSuen  Während  so  uns  das  Municipalgesetz  von  Malaca  eine  deut- 

»n  den  Senat.  iJQhe  Vorstellung  von  den  Hunicipalcomitien  giebt,  wie  sie  unter 
Domitian  noch  in  voller  Wirksamkeit  bestanden,  enthält  es  doch 
bereits,  wie  Mommsen  bemerkt  hat,  eine  Andeutung  über  die 
Gründe,  welche  später  die  Uebertragung  der  Wahlen  von  dem 
Volke  an  den  Senat  und  damit  das  Verschwinden  der  Volksvei^ 
Sammlungen  herbeiführten.  Der  Umstand,  dass  dem  versitzenden 
Duovir  gestattet  war,  im  Falle  dass  sich  die  Candidaten  nicht 
von  selbst  meldeten,  seinerseits  Candidaten  zu  präsentiren  und 
von  diesen  wieder  andere  präsentiren  zu  lassen,  zeigt  unzwei- 
felhaft,  dass  schon  damals  der  Zudrang  zu  den  municipalen  Eh- 
renstellen nicht  gross   war.     Jemehr  sich  aber  in  der  Folge  das 

1^  Lex  Mal.  55. 

2j  Lex  Mal.  56  und  dam  Mommsen  S.  420. 

3)  Lex  Mal.  Ö7.    Mommsen  S.  426. 


—     475     — 

Ehrenami  in  eine  Last  verwandelte,  um  so  liäufiger  wird  das 
Prasentationsrecht  des  Duovir  zur  Anwendung  gekommen  sein. 
»War  aberf,  sagt  Mommsen  ^),  «die  Zahl  der  Gandidaten  nicht 
grosser,  als  die  der  zu  besetzenden  Stellen,  so  war  die  Wahl 
eine  Formalität,  indem  alle  auf  Nicbtcandidaten  lautende  Stimm- 
zettel ohne  Zweifel  nichtig  waren;  dieser  Fall  aber,  der  auch 
schon  nach  unserm  Stadtrecht  sehr  leicht  eintreten  konnte,  ward 
immer  häufiger,  je  seltener  die  freiwillige  Meldung  erfolgte.  That^ 
sächlich  kam  es  jetzt  allein  auf  die  Nomination  an,  und  da  bei 
dieser  die  Duovirn  den  Ordo  zuzuziehn  pflegten  2),  so  lag  in  spä- 
terer  Zeit  (Ue  Wahl  des  Beamten  factisch  allerdings  in  den  Hän- 
den des  Vorgängers  und  de&  Gemeinderaihes ,  wenn  auch  das 
Volk  noch  hie  und  da  befragt  ward«^).  Dies  ist  also  dieselbe 
Sachlage,  welche  in  Rom  unter  Tiberius  eintrat;  in  den  Muni- 
dpien  indessen  kommt  dieselbe  erst  viel  später  und  allmählich 
zur  Erscheinung,  bis  sie,  vielleicht  erst  im  Beginne  des  dritten 
Jahrhunderts^),  ebenfalls  gesetzlich  regulirt  wurde. 


Die  Behörden. 

Wie  die  Gurion  Verfassung  der  Municipalgemeinden  so  hat 
auch  das  Beamtenthum  derselben  seinen  Ursprung  in  der  älte- 
sten Periode  der  römischen  Geschichte^).  In  den  Städten  des 
latinischen  Bundes^)  erhielten  sich  noch  lange,  nachdem  diesel- 
ben das  volle  römische  Bürgerrecht  erlangt  halten,  die  ursprüng- 
lichen Behörden ,    nämlich    entweder   ein  dictator ') ,    wie  er  in  Dictatoreii. 

1)  Mommsen  Sudtrechte  S.  424.    Kuhn  1,  239. 

2)  Cod.  Theod.  11,  30,  53;  12,  1,  84. 

3)  Cod.  Theod.  12,  ö,  1. 

4)  Kuhn  1,  241. 

5)  S.  Mommsen  StadtTechte  S.  429  IT.  Henzen  Annali  1859  p.  195  ft.  und 
AtmaU  1846  p.  253  ff.   BulL  1851  p.  186  f. 

6)  Das  VerzeicIinUs  derselben  giebt  Dionys.  5,  61.  Mommsen  R.  Gesch. 
1,  337  Anm. 

7)  Dass  die  Dictatoren  und  Prätoren  die  ursprünglichen  Behörden  der  Uti- 
nischen  Städte  sind,  geht  hervor  ans  der  Uz  reptiundafwn  des  Jahres  632  =s 
122.  C.  1.  L.  I  n.  198  lin.  78:  sei  tjuis  eorum,  quti  [nominis  LatiiU  tunt  — — , 
q%iei  eorum  in  ma  guisque  eivitate  dieta]/tor  praetor  aedilisve  non  fuerhU  — '  — , 
▼gl.  Mommsen  ib.  p.  71,  und  Spartian.  Badr,  19:  per  LaUna  oppida  dictator  et 
aediUe  et  duumvir  fSät,  Uebrigens  s.  Lorenx  De  dietatoribu»  LoUnie  et  muniei' 
p<dibusy  Grimma  1841.  4. 


—     476     — 

Aricia'),  LaDUvium>),  NomenUim'),  Tusculum*),  io  der  latini- 
sehen  Colonie  Sulrium^)  und  in  den  nichilatinischen  Städten 
Caere  ^)  und  Fabrateria  vetus^j  vorkommt,  oder  zwei  den  römi- 
Pr&toren.  schon  Consttln  entsprechende^)  praetores,  wie  sie  sich  in  Lavi- 
uium^),  Praeneste^^)  und  Cora^^)  6nden.  Prfitoren  hatten  auch 
die  latinischen  Colonien  ^2]  Signia^^)  undSetia^^),  die  Bürgeroolo- 
nien  ^^)  Gastrum  novum  ^^)  und  Auximum  ^^) ,  die  Städte  der  Her- 
niker,  welche  seit  S68  =  486  in  den  latinischen  Bund  aufgenom- 
men worden  waren  (S.  25),  Anagnia^®),  Capitulum  Hemicorum^^), 
Perentinum^^^),  und  mehrere  Municipien,  in  welchen  früher  praefecU 
Recht  gesprochen  hatten,  sei  es  nun,  dass  in  diesen  nach  Erthei- 
lung  des  vollen  rOmisdien  Bürgerrechtes  den  alten  Magistraten 
die  Jurisdiction  aufs  Neue   ühei^eben^^j    oder  erst  damals    die 


1)  Noch  unter  Traian,  Orelli  14ÖÖ. 

2)  Cic.  pr.  Mü,  10,  27;  17,  45.  Asconius  p.  32.  Orelli  u.  3786.  Henren 
5157.  6086. 

3)  Orelli  208.    Heozen  6138.  7032. 

4)  Liv.  3,  18 ;  6,  26. 

5)  Henzen  BuU.  1865  p.  248. 

6)  Orelli  3787 «  Mommsen  7.  N,  6828.  Uenzen  5772.  Die  beiden  dietaiares^ 
welche  in  Fidenae  unter  Oallienua  vorkommen  (Orelli  112),  sind  duoviri,  denen 
dieser  Titel  nur  missbrauchlich  beigelegt  ist,  Mommsen  C.  i.  L.  I  n.  1111.  Hen- 
zen ArmaU  1859  p.  195;  der  Dictator  Albanus  aber  (OrelU  2293)  ist  ein  Prie- 
Bter.   Henzen  a.  a.  0.  p.  195. 

7)  Henzen  BuU.  1865  p.  247  f. 

8)  In  Rom  selbst  heissen  bekanntlich  die  nachherigen  Consuln  ursprünglich 
prattoret,  Liv.  3,  55,  12;  7,  3,  5.  Festus  p.  161.  223.  241.  Varro  de  L.  L. 
5,  14  und  bei  Nonius  p.  23  M. 

9)  Orelli  2276  =  Mommsen  1.  N.  2211.  Henzen  6709  und  AnnaU  1846 
p.  258. 

10)  Murat.  p.  132,  1.  Henzen  ArmaU  1846  p.  257.  C.  L.  I.  l  n.  1134. 
1136.  1137.  1141. 

11)  Henzen  7022»  C.  /.  L.  I  n.  1148. 

12)  S.  oben  S.  48.  49. 

13)  Henzen  n.  7023=  C.  /.  L.  I  n.  1146. 

14)  Henzen  n.  7024  =C.  /.  L.  I  n.   1159. 

15)  S.  oben  S.  38.  39. 

16)  Henzen  n.  7026. 

17)  Orelli  3868.  Orut.  445,  9;  445,  10;  459,  9;  465,  4,  in  welchen  In- 
schriften Henzen  AnnaU  1859  p.  197  PSaetor  Iure  Dicundo  liest,  da  praefechu 
abgekürzt  PRAEF.  geschrieben  zu  werden  pflegt. 

18)  Grut.  p.  394,  8;  464,  2;  487,  3.   BuU.  1859  p.  46. 

19)  Orelli  125. 
20J  OreUi  3785. 

21j  Dies  anzunehmen  ist  Henzen  AnnaU  1859  p.  198  geneigt  und  zwar  aus 
folgendem  Grunde:  Anagnia  erhielt  im  J.  448  =  306' eivUa«  sine  mffragk)  und 
wurde  Prafectur;  die  früheren  Behörden  gingen  aber  nicht  ganz  ein,  sondern 
Liv.  9,  43  sagt:  magisiraUbus  praeterquam  saerorum  curatione  mterdiotum.  Als 
nun  Anagnia  später  volles  Bürgerrecht  erhielt  und  aufhörte  Prifectur  zu  sein, 
konnten  die  alten  Behörden  wieder  in  Thatigkeit  kommen. 


—     477     — 

Prftloren  eingesetzt  wurden ').  Endlich  heissen  auch  in  Gallia 
Narbonensis  die  höchsten  StadtbehOrden  Prätoren  ^) ,  und  zwar 
nicht  nur  in  der  646  =  448  gegiilndeten  (S.  H4]  römischen  Co~ 
lonie  Narbo^],  sondern  auch  in  den  latinischen  Golonien  Nemau- 
sus  *) , '  Garcaso  ^) ,  Aquae  Sextiae  «) ,  A venio ') ,  Vasio  s) ,  Dea  ®) ,  und 
auch  in  Hispania  Tarraconensis  hat  die  civitas  Bocchorüanorumj 
nach  Plinius  eine  verbündete  Stadt  ^<^},  im  J.  759  =  6  zwei  Prä- 
toren ^^).  Consuln  nennen  sich  diese  Oberbeamten  sehr  selten,  contain. 
indessen  führten  sie  diesen  Titel  in  alter  Zeit  in  Tusculum  ^^j  und 
Beneventum  ^3) .  In  einigen  der  genannten  Gemeinden  haben  sich 
die  alten  Titel  bis  in  die  Kaiserzeit  erhalten;  der  des  Dictators 
in  Aricia,  Lanuvium,  Nomentum,  Sulrium,  Caere;  der  der  Prä- 
toren in  Lavinium,  Anagnia,  Gapitulum  Hernicorum,  Gumae;  in 
den  meisten  aber  sind  später  an  die  Stelle  der  praelores  duoviri 
oder  gua/fiorvirf  getreten,  wie  in  Praenesle^*),Cora**),  Signia^^), 
Setia  ^7) ,  Ferentinum  ^^) ,  Avenio  ^^) ,  und  hie  und  da  ist  der 
Uebergang  noch  erkenntlich  an  den  combinirten  Titeln  praetores 


n.  149B, 


1^  So  hatte  Cumae  zuerst  jtraefeeli  (S.  41  IT.)  und  später  praetores ,  Orelli 
welche  Inschr.   nach   Cumae   gehört  (Mommsen  /.   N,   ind.   p.  459], 
n.  2263. 

2)  Herzog   De  quämtdcan  praetorum  Qalliae  Nafbonensis  municipalium  in' 
$eripiionibus,  Lips.  1862.  8.    Derselbe  OaUiae  Narb,  historia  p.  213  ff. 

3)  praetores  duumviri,  Herzog  O.  N.  H.  app.  n.  16=  C.  1,  L,  I  n.  1488. 

4)  praetor  Illlvir,  ib.  n.  127. 

5)  ib.  n.  266. 

6J  ib.  n.  31.  366.    C.  /.  L.  I  n..l488. 

73  ib.  n.  403. 

8)  ib.  n.  430. 

9)  ib.  n.  457. 

10)  Plln.  N.  H.  3,  77. 

11)  C.  /.  X.  II  n.  3695. 

12)  Plin.  iV.  H.  7,  136. 

13)  Heuzen  BuU,  1860  p.  251.  Mommsen  i.  N.  1381.  In  späterer  Zeit  wer- 
den die  duoviri  nur  znweilen  ironisch  Consuln  genannt,  wie  von  Cic.  in  Piaon, 
11,  24;  pr.  domo  23,  60;  <ic  t.  offr.  2,  34,  93,  und  wenn  Ausonlus  Clarae  urbe$ 
14,  39  p.  135  Bip.  sagt: 

DiUgo  Burdigalam:  Bomam  eolo:  eivis  in  hae  tuniy 
ConnU  in  ambafnu:  cuna  Ue,  ibi  »eUa  etmiii«,. 
80  ist  daraus  auf  einen  officieUen  Titel  nicht  zu  schiiessen. 

14)  Jlviri.  O.eUi  2391.  2532.  3923.    Henzen  6093.  7163.  7164. 

15)  Ilviri,  OreUi  3808  ==::  e.  7.  L.  I  n.  1149;  llllviri  scheinen  vorzukommen 
C.  /.  L.  I  n.  1158. 

16)  Jlllviri.  Murat.  p.  477,  2.   AnnaU  1829  p.  87  =  C.  /.  L.  1  n.  1145.  1147. 

17)  Grut.  1066,  7. 

18)  Jlllviri.  Orelli  784.  Henzen  7083. 

19)  Herzog  Qaü.  Narb.  Mit.  app.  n.  404. 


—     478     — 

Ilviriy   wie  in  Abeliinumi),   Gruraentum  *) ,    Telesia*),   Narbo*), 
oder  praelores  quatuorviri^  wie  in  Htspellum^]  und  Nemausus^. 
lediien.  Ausser  den  beiden  Pi^loren  haben  alle  römischen  und  lati- 

nischen  Gemeinden  zwei  Aedilen,  entsprechend  den  curulischen 
Aedilen  in  Rom  7).  Da  die  letztem  in  Rom  selbst  erst  387  =  367 
eingesetzt^),  hernach  aber  allen  Städten  römischen  und  latini- 
schen Rechtes  gemeinsam  sind,  so  scheinen  sie  durch  eine  allge- 
meine gesetzliche  Anordnung,  vielieicbt  bald  nach  dem  genannten 
Jahre,  in  diesen  Städten  ebenfalls  eingeführt  worden  zu  sein*); 
eine  Nachricht  hierüber  aber  ist  nicht  vorhanden.  Wir  wissen 
nur,  dass  schon  in  den  Präfecturen  (S.  k\]  die  Verwaltungs- 
geschäfte von  Aedilen  besorgt  wurden^  und  dass  in  den  drei 
Städten  Ariminum,  Fundi  und  Formiae,  welche  566  =  488  volles 
Bürgerrecht  erhielten  und  aufhörten,  Präfecturen  zu  sein  (s.  S.  34), 
keine  Prätoren  eingesetzt  wurden,  sondern  die  Aedilen,  und  zwar 
hier  in  der  Dreizahl,  das  Magistratscoilegium  bildeten  ^^) . 
sp&t«reMtt-         Am  Ende  der  Republik  und  im  Besinne  der  Kaiserzeit  sind 

nicipalord-  '  ^ 

iiiing.  die  Differenzen,  welche  zwischen  den  alten  Stadtverfassungen 
Italiens  bestanden,  zum  grossen  Theile  verschwunden  und  hat 
sich  ein  im  Wesentlichen  gleichartiges  Municipal recht  ausgebildet, 
welches  wir  zu  betrachten  haben  werden.  Die  Entstehung  des- 
selben dürfen  wir  auf  die  lex  lulia  des  Jahres  664=90  (S.  58) 
zurückfuhren,  in  Folge  deren  allen  italischen  Gemeinden,  welche 
die  civitas  erhielten ,  ihr  besonderes  Stadtrecht  {kx  municipii, 
S.  63)  nach  einem  gleichen  Princip  verliehen  wurde.  W^ann  aber 
und  in  welcher  Weise  dieses,  in  die  damals  bestehenden  alten 
Bürgergemeinden  Eingang  fand,  ist  aus  dem  uns  zu  Gebote  ste- 
henden Quellenmaterial  nicht  zu  ermitteln.  Dass  namentlich  Sullas 
Anordnungen   in  dieser  Beziehung   von  durchgreifendem  Einfluss 

1)  OreUi  3895 « Mommsen  /.  N.  1891.    Henzen  7027. 

2)  Henzen  n.  7028. 

3)  Henzen  n.  7029.  7030. 

4i  Herzog  OaU.  N.  hist.  app.  n.  16. 

ö)  Henzen  n.  7031. 

6l  Herzog  Gall.  N.  fUU,  app.  127. 

7)  Mommaen  Stadtrechte  S.  430  Anm.  118. 

8)  Llv.  6,  42. 

9)  Mommsen  Stadtrechte  S.  430. 

10)  Ueber  Arpinum  s.  Cic.  ad /am. '13,  11,  3.  Henzen  n.  7033.  7034;  fiber 
Formiae  Henzen  n.  7035.  Mommsen  i.  JV.  4094.  4102;  über  Fundi  Henzen 
n.  7036.  Mommsen  /.  N.  4146.  4147.  4148.  4150.  S.  Henzen  ÄnnaU  1859 
p.  201. 


—     479     — 

gewesen  wären  ^) ,  Idsst  sich  weder  beweisen  noch  mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit  annehmen,  da  selbst  Cäsars  lex  lulia  munt- 
cipalis  (S.  65) ,  die  erste  allgemeine  Communalordnung  für  die 
italischen  und  ausseritalischen  Municipien,  die  fiigenthttmlichkeiten 
der  bestehenden  alten  Verfassungen  keineswegs  gänzlich  besei- 
tigte^). Wie  langsam  diese  aufgegeben  wurden,  sieht  man  z.  B. 
daraus,  dass  Cicero  es  im  Jahre  694=63  fUr  eine  Anmaassung 
erklärt,  dass  duoviri  einer  Colonie  sich  Prätoren  nennen^)  und 
dass  doch  noch  im  J.  705  =  49  die  latinische  Colonie  Nemausus 
Ton  Cäsar  Prätoren  erhielt^). 

Die  Oberbehörde  der  späteren  Municipalstädte  besteht  regel-  ^{^tKnad 
massig  aus  vier  Personen,  zwei  höchsten  richterlichen  Beamten 
und  zwei  Aedilen.  Sie  bilden  entweder  zwei  Collegien  von  Zwei- 
männern, nämlich  duoviri  iure  dicundo  und  duoviri  aediles  (aeeti- 
Heia  poteslate)j  oder  ein  Colleginm  von  Viermännern,  von  denen 
zwei  qtJLaiuorviri  iure  dicundo^  die  beiden  andern  quatuorviri 
aedües  genannt  werden^).  Die  quatuorviri  sind  den  Municipien, 
die  duoviri  den  Colonien   eigenthttmlich^),   ein  Unterschied,    der 

1)  Mommsen  R.  O.  %  366  f.    Bethmann-HoUweg  Rom.  Civilprocess  2  S.  20. 

2)  So  heisst  es  Ux  lul.  man.  lin.  83:  queiquomque  m  municipieis  coloneis 
praefeeiureU  foreU  eoneiUabulei»  civium  Bomanorum  IJvirei  Jlllvirti  emnl  (diooe 
quo  nomint  magUtraium  poie$tatemve habdnmtf  tind  en  ist  vorher  nachge- 
wiesen ,  dass  es  noch  in  der  Kaiserzeit  Diet&toren  und  PrStoren  in  den  Muni- 
cipien gab. 

3)  Von  der  durch  den  Marianer  M.  lunius  Brutus  im  J.  671«s=83  nach 
Capua  geführten,  aber  von  SuUa  wieder  aufgehobenen  Colonie  Gapua  (Drumann 
3,  14)  sagt  Gic.  de  leg.  agr,  %  34,  93,  um  die  Anmaassung  der  Colonisten  und 
ihrer  Behörden  zu  beweisen:  cum  ceietuin  eolomit  duumoiri  cgppeUefUufj  ki  ae 
practore»  appellari  voUbant, 

4)  Ueber  die  Colonie  s.  8.  113;  über  die  praetore»  Herzog  OaU.  N.  kUt. 
app.  n.  127. 

5)  Dies  ist  von  Zumpt  Comrn,  tp,  I,  170  ti.  durch  eine  reiche  Sammlung 
von  Beispielen  erwiesen.  Vgl.  Henzen  Armali  1859  p.  206.  Mommsen  Stadt- 
rechte S.  433. 

6)  Dass  dieser  schon  von  Manutius  iid  Cie.  pr.  6ext.  8  aufgestellte,  später 
von  Zumpt  Comm,  ep.  I,  161  ff.  bestrittene  und  auch  von  mir  bezweifelte  Satz 
als  allgemeine  Regel  richtig  ist,  lehren  jetzt  die  Zusammenstellungen  zahlreicher 
Beispiele  bei  Mommsen  i.  N.  Index  XXV.  XXYI.  Henzen  Jnser.  Vol.  UI  p.  154. 
155.  S.  besonders  Mommsen  im  cltirten  Index  s.  v.  duoviri.  Henzen  ÄimaU  1857 
p.  111;  1859  p.  206  und  in  Borghesi  Oeuvres  6,  319.  Hubner  C.  /.  L.  II 
p.  540^.  Allerdings  linden  sich  Ausnahmen  von  der  Regel,  aber  verhaltniss- 
misslg  wenige.  So  kommen  Illlviri  vor  In  den  Colonien  Carsioli  (Mommsen 
/.  JV.  5688.  5690.  5691),  Luceria  Qb.  946.  947.  948.  949),  Sora  (ib.  4498),  In 
der  letztern  daneben  Jlviri  (ib.  4496.  4497);  dagegen  llviri  in  den  Municipien 
Atin«  Campaniae  (ib.  4552.  4553  u.  d.\  Aufldena  (ib.  5140.  5142) ,  Caiatia  (ib. 
3903.  3917.  3918) ,  Herculaneum  (ib.  2428.  2423) ,  Surrentum  (ib.  2123) ,  Lam- 
bftese  in  Af^iea  (Henzen  n.  7048)  und  einigen  anderen  (Henzen  Index  p.  155), 
und  beide,   Ullvki  und  llv^i  in  den  Munidpien:  eivltas  Marsorum  [ilUvM^ 


—     480     — 

• 

namentlich  in  den  Städten  hervortritt,  welche  zuerst  Municipien 
waren  und  später  Colonien  wurden  und  daher  zuerst  lUIviri^ 
dann  Ilviri  haben  ^).  Die  Magistratur  der  Colonien  entsprach  also 
am  genauesten  der  römischen  Verfassung;  allein  wie  in  Rom 
selbst  der  Prätor  als  collega  minor  consulum  gilt^),  so  sind  auch 
in  den  Colonien  die  Aedilen,  insofern  sie  ebenfalls  richterliche 
Beamte  sind,  trotz  ihrer  niedrigeren  Competenz  CoUegen  der 
Duovim,  und  es  kommt,  wenn  auch  ausnahmsweise,  so  doch 
mehrfach  vor^  dass  bei  Geschäften,  bei  welchen  die  Ilviri  i.  d. 
und  die  Ilviri  aediles  gemeinsam  betheiligt  sind,  sich  alle  vier 
als  IJIIvin  bezeichnen ^j .  Es  gab  sogar  Städte^),  welche  nicht 
allein  die  höheren  Beamten,  sondern  alle  Beamten  in  einem  Col- 
Yiirnri.  legium  von  ocloviri  vereinigten^),  zu  welchen  dann  zwei  Vlllviri 
duumvirali  potestaU^)  j  zwei  VIJIvtjH  aediliciae  poiestaUs'^) .  zwei 
Vlllviri  aerarii^)  (Quästoren)  und  zwei  Vlllviri  fanoimm^)  (sonst 
cw^atares  fanorum]  ^^)  gerechnet  wurden.  In  den  latiniscben 
Städten  finden  sich  ,  wie  in  den  römischen  JlUviri  ^^)  und 
Ilviri  ^^} ,  aber  in  Salpensa  wenigstens  werden  die  Ilviri  t.  d. 
und  die  Ilviri  aediles  ebenfalls  als  Collegen  betrachtete^). 

Mommsen  /.   iV.  5501,    Ilviri  5498),  Tereventum  {lUlviri  5171,  /ivirt  5173), 
Volceii  {imvifi  219.  220.  221,  Ilviri  2630). 

1)  Beispiele  sind  Aeclanum,  das  als  immieipium  II Ilviri  (Mommsen  I.  N. 
1116.  1122.  1123.  1127),  als  Oolonie  Ilviri  hat  (ib.  913.  1110.  1127  u.  ö.);  Ca- 
nusium  {Illlviri  ib.  648.  649,  Ilviri  635);  Teanum  (////t?fri  3997,  //ciW  3985. 
3998.  3984);  Brixia  (Mommsen  C.  i.  L.  V  p.  439b). 

2)  Mommsen  Staatsrecht  1,  20  Anm.  2. 

3)  Pompeii  war  eine  Colonie  des  Sulla  und  hatte  als  solche  duoviri^  welche 
häaflg  vorkommen.  Nichtsdestoweniger  finden  sich  in  der  Inschrift  Henzen  7058 
s=  Mommsen  /.  N.  2198  alle  vier  Beamten,  die  Ilviri  i.  d.  and  die  Ilviri  aedi- 
les als  Illlviri  bezeichnet  nnd  ebenso  sind  auch  die  vorher  angefahrten  IllJviri 
zu  verstehen,  welche  sich  in  Colonien  finden. 

4)  Ihre  Zahl  scheint  gering  gewesen  zu  sein.  Bekannt  sind  nur  Amiternnm 
(Orelli  3965.  Henzen  7123),  Interamna  Praetutianorum  (Henzen  7124),  Penisia 
(Orelli  3967),  Nursia  (Orelli  3966)  und  Trebula  Mutuesca  (Orelli  3963). 

5)  Ueber  diese  hat  zuerst  Aufschluss  gegeben  Borghesi  Oeuvre$  7,  206. 
221  ff. 

6)  OreUi  3966. 

T)  Fabretti  p.  401  n.  297  =  0r.  3963;  p,  369  n.  132. 

8)  Orelli  3963. 

9)  Orelli  3963. 

10)  Orelli  3964. 

11)  So  in  Nemausus,    Tolca,    Reii  ApoUinares,  Cabellio,  Avenio,  Aptae  in 
Gallia  Narbonensis.    S.  Herzog  GaU.   Narb.  hiai,  p.  213.  214. 

12)  So   in  Camunni   in  der  lOten  italischen  Region.    C.  1.  L.  T  p.  519  nnd 
in  Malaca  und  Salpensa. 

13)  Lex  Salptns.  29.    Mommsen  Stadtrechte  S.  433. 


^-     481     — 

Nach  Vorausschickung  dieser  allgemeinen  Bemerkungen  wen- 
den wir  uns  zu  den  einzelnen  Municipalamtern  ^) . 

4.    Die  beiden  duovin   oder  quatuorviri  iure^)  dicundo  sind  competanr 

*  '  der  lltiri 

der  Regel  nach  die  höchsten  Beamten;  sie  führen  ausschliesslich i"»^ //^/v^w. 
den  Namen  magistratus^)  und  sind,  wie  die  Gonsuln  in  Rom,  für 
das  Jahr  ihres  Amtes  eponym^].  Zu  ihren  Befugnissen  gehören: 
Erstens  die  Gerichtsbarkeit,  und  zwar  sowohl  die  streitige 
Gerichtsbarkeit  in  dem  Umfange,  weichen  wir  oben  S.  66  f.  76  f. 
bezeichnet  haben ,  als  auch  in  den  latinischen  Gemeinden  ^]  und 
den  dazu  besonders  privilegirten  römischen  Municipien  ^] ,  nicht 
aber  in  den  römischen  Colonien ,  die  freiwillige  Gerichtsbarkeit, 
d.  h.  die  Vornahme  der  Manumission,  Emancipation  und  Adop- 
tion '^) .  Diese  Differenz  ist  ein  merkwürdiges  Zeugniss  dafür,  dass 
die  latinischen  Gemeinden  wie  ein  Theil  der  Municipien  noch  in 
später  Zeit  einen  Rest  ihrer  ursprünglichen  Selbständigkeit  be- 
wahrt hatten ,  während  die  römischen  Colonien  von  Anfang  an 
in  der  römischen  Bürgerschaft  völlig  aufgingen  ^) .  In  gleicher 
Weise  geschieht  die  Ernennung  eines  Vormundes  in  den  italischen 
Municipien  und  Colonien  durch  den  römischen  Prätor,  in  den 
Provinzen  durch  den  Statthalter  •) ,  welchem  von  den  Municipal- 


1)  Was  ich  im  Folgenden  zusammenstelle,  sind  die  Resultate  der  Unter- 
suchungen Ton  Zumpt  a.  a.  0.,  Mommsen  Stadtrechte  S.  433  ff.  und  Henzen 
Annali  1859  p.  208  ff. 

2)  lieber  die  in  diesem  Titel  gewohnliche  alte  Dativform  s.  Orelli  n.  121. 
602.  3807.   Marini  At/ti  p.  806.   Neue  Formenlehre  1,  193. 

3}  Dig.  50,  i,  13:  quid  ttgOy  ai  alter  ex  magiitratibus  toto  anno  afuerii  — 
ei  omnia  eollega  aolua  adnäniatravtrit?  26,  5,  19  $  1 :  magiairatus  municipcdia 
eolUgam  auum  quin  dare  tutorem  poaait,  non  tat  dubium,  27,  8,  1  $  9.  Fragm. 
Vat.  S  112.  ' 

4)  In  der  Inschrift  von  Puteoli,  C.  /.  L.  l  n.  577  ist  das  Jahr  649 »105 
so  bezeichnet :  ab  coUmia  dedueta  anno  XC,  N.  Fuftdio  N.  f.  M.  PuUio  duooir(eia)y 
P.  RuUÜo  Cn.  Malüo  eoa.  Von  der  marianischen  Ck)lonie  Capua  sagt  Cic.  de 
l.  agr.  2,  34,  92 :  cum  veniaatm  Capuam,  eoUmiam  deduetam  L,  Conaidio  et  Sex, 
SaliiOj  quemadmodum  ipai  loquebantufj  praetoribua*  In  Fizmum  wird  eine  Statue 
gesetzt  Q.  Licinio  CriapinOy  C.  Berennio  Maximo  JJvir(ia%  Grut.  490,  3,  und 
auch  aut  Golonialmünzea  finden  sich  die  Namen  der  Ilviri;  Kckhel  D.  JV.  4, 
474  f.    Mehr  a.  bei  Zumpt  Comm»  ep,  I,  168. 

5)  Lex  Salp.  28. 

6)  Paulus  2,  25,  4:  apud  magiatraiua  munie^aUa^  si  habeafU  legia  aeUonem, 
emaneipari  ei  manumitU  poteatr-  Cod.  lust.  7,  1,  4:  apud  eonaiUum  noatfimi  oei 
apud  conaulea  praetorea  praeaidea  magiatfoiuave  earum  ci«tlaiiim,  quibua  häua- 
modi  iua  est,  adipiaei  poteat  —  aervitiua  Itifertaian. 

7)  Dig.  1,  7,  4;  1,  16.  3.    Cod.  lust.  8,  48,  1. 

8)  Mommsen  Stadtrechte  S.  436. 

9)  Qaius  1,  185.    Ulpian.  11,  18.    Instit.  1,  20  pr. 

B&m.  Altartb.  lY.  31 


—     482     — 

hebttrden  nur  ein  Vorschlag  (nominatio)  zugeht^),  während  in 
den  latinischen  Gemeinden  auch  zu  diesem  Acte  die  dnoviri  com- 
petent  sind  2). 

Zweitens  der  Vorsitz  in  der  Volksversammlung  und  das  Recht, 
die  gewSthlten  Magistrate  zu  ernennen  [facere  creareque)  und  zu 
proclamiren  [renuntiare]  ^] . 

Drittens  die  Ernennung  und  Vereidigung  eines  Stellvertre- 
ters [praefecttts)  für  den  Fall ,  dass  der  Duovir  in  Abwesenheit 
meines  Collegen  die  Stadt  auf  liSnger  als  einen  Tag  verlassen 
wilM).  Es  ist  dies  ebenfalls  ein  altlatinisches  Recht,  nach  wel- 
chem der  König,  hernach  der  Consul,  in  seiner  Abwesenheit  einen 
praefectus  urbi  ernannte,  und  bis  in  die  Kaiserzeit  während  der 
Tage  des  latinischen  Festes  alljährlich  ein  praefectus  urbi  bestellt 
wurde  *) . 

Viertens  der  Vorsitz  im  Senat*). 
Qwngue^  g.  Die  quinquetinnles'^).     Einer  der  erheblichsten  Unterschiede 

der  antiken  Stadtrechte  lag,  wie  wir  mehrmals  zu  bemerken  Ge- 
legenheit hatten,  in  dem  Grade  der  Freiheit,  mit  welcher  der 
städtische  Haushalt  geführt  wurde.  Alle  Gemeinden  hatten  als 
Einnahmequellen  erstens  ein  städtisches  Grundeigenthum  an 
Ackerland,  Wiesen,  Wäldern,  Seen,  Flüssen  und  Bergwerken^), 

1)  Ulpian.  Dig.  27,  8,  1.    Mommsen  Stadtrechte  S.  438  Anm.  137. 

2)  r^  ßalpens.  c.  29. 

3)  Lex  Malacü.  c.  52.  59. 

4)  Lex  Snlpens.  c.  25. 

5)  Mommsen  Staatsrecht  1,  167  ff.  " 

6j  Cod.  lust.  10,  31,  2:  öbservare  oporUhii  magistraUu ,  tU  deeürionihu$  bc- 
Unniter  in  curiam  convocatif  nominationem  ad  certa  munera  fackmt.  Beispiele 
sind:  Patronatftdecret  aus  Traians  Zeit  Orelli  784:  M.  Aciiius  PlaMuSj  L.  Pt- 
tronfus  fyonto  Ullvir  i.  d.  9(enatum')  c(oiutU%KrurU)  Ferentini  in  curia  <udis 
Mereuri;  Senatsdecrete  bei  Marini  Atti  p.  4.  5.  6.  Dass  nämlich  zwei  duoviri  den 
Senat  berufen  und  den  Antrag  steilen  (yerba  faekmt),  ist  der  römischen  Sitte 
gemäss  (s.  die  Senatasconsolte  bei  Frontin.  de  aquaed.  ^  100.  104.  106)  und  zei- 
gen auch  die  Beschlüsse  von  Tergeste,  C.  I.  L.  V  n.  ö32,  Putaoli,  Mommsen 
i.  N.  2517 ,  Sera,  Mommsen  /.  N.  4496}  Vgl.  Zampt  Comm,  tp.  I,  167.  Momm- 
sen SUdt rechte  S.  444. 

7)  Ueber  die  qiiinquefmaU$  haben  zuerst  die  Untersuchungen  von  Zumpt 
Comm.  ep.  I  p.  73—158  und  Henzen  Annali  1851  p.  5  ff.  1858  p.  6  ff.  1^9 
p.  208  ff.  Aufschluss  gegeben,  durch  welche  die  auf  unzureichendem  Material 
beruhenden  Erörterungen  von  Korislus  Cenot,  Piian.  Dig».  I  p.  5;  Oliverius 
Marmorn  Pisauremia  p.  68  ff. ;  £ckhel  D.  N,  4,  476 ;  Savigny  Geach.  des  R.  R. 
im  Mittelalter  1  S.  41  ergänzt  und  berichtigt  worden  sind. 

8)  Die  agri  frueUiarii  und  die  auf  denselben  liegenden  Abgaben  gehören 
zu  der  noth wendigen  Ausstattung  jeder  Gemeinde.  Suet.  Oct,  46 :  JtuUam  dtto- 
detriginta  eoUmiarum  numero  deduetarum  ab  «e  frequentavü  operibmque  ae  vecti" 
galibus  pubUcis  plurifariam   inttruxit.     Rescript  des  Vespasian  an  die  Decurio- 


.—     483     — 

welches  eDtweder  in  Erbpacht  oder  in  Zeitpacht  ausgethan  war, 
und  von  welchem  die  Naturalabgaben  oder  die  Pachtgelder  in  die 
Stadtcasse  flössen  ^) ;  zweitens  ein  Capitalvenndgen,  welches  aus 
Stiftungen  entstanden  und  zu  besondern  Zwecken  fundirt  war  2), 
und  drittens  eine  Steuer,  welche  \m  Falle  des  Bedürfnisses  auf 
Bürger  und  Insassen  ausgeschrieben  wurdet).  Ebenso  machten 
sich  überall  regelmässige  Ausgaben  n()thig  für  Bauten  aller  Art 
und  für  die  verschiedenen  Leistungen,  zu  weichen  die  Commune 
verpflichtet  war^).  Die  Aufstellung  des  für  diese  Zwecke  erfor- 
derlichen Budgets  war  bekanntlich  in  Bom  den  Gensoren  über- 
tragen, welche  für  die  fünQährige  Etatsperiode  die  vectigalin  ver- 
pachteten und  die  Bauten  in  Entreprise  gaben,  ausserhalb  Borns 
aber  nur  den  besonders  privilegirten  Gemeinden  zugestanden. 
Denn  in  den  Provincialstydten  machte  oder  genehmigte  den  Etat 
der  Statthalter  (S.  355) ;  in  den  freien  Städten  der  Provinzen  da- 

nen  von  Sabora  in  Baetica,  C.  7.  L.  II  n.  1423:  cwn  nwHi»  difßcuUatibus 
mfirmitatem  veatram  premi  indiceiis,  permitto  vohis  oppidum  «u5  nomine  meo,  ut 
voiUSj  in  pUmum  exstfutre,  Vtetigalia,  qnae  ab  diüo  Augutto  tieeepisse  dicith^ 
eusiodio.  8i  qua  nova  adieere  voUis,  de  hU  proeonmtUm  adtrt  d^eti».  Diese  Län* 
dereien  lagen  nicht  immer  in  dem  Territorium  der  Stadt,  sondern  zuweilen  in 
andern  Gegenden  ^  theilweise  auch  in  den  Provinzen  (s.  oben  S.  9).  Ariminum 
hatte  Communalgüter  in  Gallien  (Cic.  ad  fam,  13,  11,  1),  Capua  in  CreU  (Vel- 
lei.  2,  81.  ßoeckh  C.  7.  Or.  2597).  Reiche  Nachweisungen  ähnlicher  Fälle  s.  bei 
Kuhn  1,  63.  64. 

1)  Gaius  3,  145:  velvti  si  qua  res  m  ptrpeiuum  locixta  8itj  quod  evenii  in 
praedUs  municipumy  quae  ta  legt  locantur ,  ut  quamdiu  inde  vectigal  2f<^^^^^* 
neque  ip8i  eonduetori  neque  heredi  eiu$  praedium  auferatur.  Dig.  6,  3,  1.  2.  3: 
ayri  civitathim  alii  vectigaUt  vocofüfif,  alii  non,  VeeUgaUi  voeantutj  qui  in  ptt" 
pttuum  loccmiuf  — ' — ,  mm  vcctigalet  auni^  qui  Ha  coUndi  dantur,  ui  privaUm 
agro$  nosttos  colendoa  dare  Bolemui,  Qui  in  perpetuum  fundum  fmendum  eon- 
duxerunt  a  mwUeipibuSt  quamvis  non  efßciantur  domhu,  tarnen  plaeuit  eompetere 
eis  in  rem  aetionem  advernu  quemvia  po$*e$sorem  et  advertus  ipsos  miunieipea, 
ita  tarnen f  »i  veeUgal  solvani.  Jdem  est,  sf  si  ad  tempus  habuerint  eonductumnee 
tempu»  conduetionis  finitwn  bU.  Dig.  19,  1,  13  $  6;  27,  1,  lö  $  10;  30,  1,  71 
5  5;  43,  14,  1  S  7;  50,  1,  2  8  4;  50,  2,  6  S  2;  50,  8,  2  S  1.  Cod.  Tkeod.  15,  1, 
48.   Cod.  lust.  4,  61,  10. 

2)  Cod.  Inst.  1,  4,  26  pr. :  Trepl  Tflav  xot^'  fxaOTOv  £toc  xaic  ireSXtae  irpociooawv 
iroXtTtxwv  icpo^ö^oiv  ^  icöpcov ,  ix  hmmoUas  ^  i|  ihiom'XjSn  y(»}|jtdkcDV,  itapd  xt- 
VQ9V  auTat;  t)  xaTaXi|jL7ravofi.ivo)v  ^  oiupou|Aivoiv  ^  dlXXtoc  iicivooufiivaiv  ^  iccpt' 
7co(ir)dT)ao;xivcDV ,  etTE  elc  fpfa  etts  c(c  otTwvlav  sIts  sie  ^(iÖQtov  6Xx6v,  dts 
e(c  iff-^ii^ii^  ßaXa^einv  eIts  ei;  Xifji^Nac  sttc  eU  TSf^^iiv  t^  iropY(n>f  olxoSofAdc  ^ 
-(StfupmN  ^  6oo9tpo}Otoiv  dicav6pfto>oiv  YJ  dnX&e  <U  xäc  t&v  iroXtTixdov  Vp^^^^ 
rpo/oopouvToiv,  %£Oir(Co)Aev  x.  t.  X.  Ausfübrilch  bandelt  hievoa  Kuhn  1,  öl-— 56. 

3)  Cod.  lust.  1,  4,  26  S  7;  8,  12,  12;  10,  25,  2;  12,  64,  2.  Cic.  pr.  Flaeeo 
9,  20 :  in  aerario  nüäl  hahmi  eivitatti,  nihU  in  i>€etigaUbu§,  Dwtt  toHonu  eon- 
fleiendae  pecuniaey  aut  versura  -aut  tributo.  Auch  in  den  sicllischen  Städten  ist 
öfters  von  einem  solchen  tribuium  für  Communalz wecke  die  Bede.  Cic.  Verr,  II, 
2,  55,  138. 

4)  lieber  diese  munera  s.  Kuhn  1,  51  ff. 


—     484    — 

gegen  und  in  den  italischen  Communen  bildeten  die  censorischen 
Geschäfte  einen  wesentlichen  Theil  der  Selbstverwaltung,  auf 
welche  indess  ebenfalls  einen  controlirenden  Einfluss  auszuüben 
die  römische  Regierung  im  Laufe  der  Zeit  immer  dringendere 
Veranlassung  fand.  Diesem  Umstände  ist  es  zuzuschreiben,  dass 
in  dem  der  römischen  Gensur  entsprechenden  Municipalamte  ver- 
schiedene Veränderungen  vorgingen,  welche  wir  hier  zu  erwähnen 
haben. 

So  wie  in  Rom  selbst  vor  der  Einsetzung  der  Gensoren, 
d.  h.  vor  341  =443  ij  die  Geschäfte  derselben  von  den  Gon- 
suln  verwaltet  wurden,  so  gehörte  auch  in  den  altitalischen  Ge- 
meinden die  Gensur  zu  den  Functionen  der  jährlichen  Oberbe- 
amlen,  und  diesen  ursprünglichen  Zustand  finden  wir  noch  im 
J.  649=105  in  der  560  =  194  gegründeten  (S.  39)  römischen 
Golonie  Puteoli,  in  welcher  ein  Bau  von  den  Duovim  locirt  wird^), 
und  noch  in  der  Kaiserzeit  in  dem  latinischen  Municipium  Ma- 
laca,  dessen  Duovim  sowohl  die  Einziehung  der  Vectigalien  als 
die  Bauten  an  Unternehmer  austhun^).  Allein  je  wichtiger  es 
für  die  römische  Regierung  wurde,  jederzeit  über  die  Steuerf^- 
higkeit  und  die  Stärke  der  dienstpflichtigen  Bevölkei*ung  Italiens 
unterrichtet  zu  sein^j,  um  so  mehr  musste  sie  danach  streben, 
die  Municipalcensur  gleichmässig  und  mit  der  römischen  über- 
einstimmend einzurichten.  Den  ersten  Beweis  hiefUr  liefern  die 
zwölf  latinischen  Golönien,  in  welchen,  weil  sie  sich  dem  Kriegs- 
JjjJ^«*J^^^f  dienste  entzogen  halten,  der  römische  Senat  im  J.  550=:  204 
p»iceBror.  Gensoreu  einselzte,  die  den  Census  nach  römischem  Formular 
vollziehen^)  und  die  Gensuslisten  an  den  römischen  Gensor  ab- 
liefern mussten  ^)  ;  und  zwei  Gensoren,  welche,  wie  in  Rom,  als 
eine  eigene  Behörde  fungiren?),    lassen  sich  in  einer  Anzahl  von 

1)  Liv.  4,  8. 

2)  C.  /.  L.  I  n.  577. 

3)  Lez  MaUte.  c.  63:  ^t  Ilvir  iure  dieundo  praeerii,  rfeetigalia  xdtroqtu 
U'Umta  »iv€  qtiid  alhit  eonmtunt  nomine  munieipum  eius  municipi  loeari  oporUbit, 
loeaio.    Mommaen  Stadtrechto  S.  445. 

4)  Vgl.  Mommsea  R.  G.  1,  417. 

5)  Llv.  29,  15.  Der  Senat  zieht  zuerst  die  regelm&säigen  Beamten  dieser 
Colonleo  zur  Verantwortung ;  dann  befiehlt  er :  eenstmn  in  iis  eoloniis  agi  ex  for- 
mMla  ah  Uomanis  eensoribus  data;  dari  auiem  placere  eandem  quam  populo  Ro^ 
mono;  deferrique  Romam  ab  iwraUe  eentoribus  eoloniarumy  priusquam  magistratu 
abirerU, 

6J  Liv.  29,  37. 

7j  S.  Henzen  Annali  1858  p.  7,  der  die  Bedeutung  dieser  Gensoren  zuerst 
einer  eingehenden  Untersuchung  unterzogen  hat. 


—     485     — 

latiniscben  und  föderirten  Stadien  Italiens  nachweisen,  nämlich 
in  Abellinum  ^) .  Aletrium  2) ,  Beneventum  ^) ,  Copia  (Thurii)  *), 
Cora  *) ,  Ferentinum  •) ,  Hispellum  7) ,  Teanum  ^) ,  Tibur  »)  und 
Caere  *^)  und  sind  auch  in  Sicilien^*)  und  andern  Provinzen  ^^j  jn 
die  Stadtverwaltung  eingeführt  worden.  Allein  diese  Anordnung 
wurde  in  Italien  wieder  aufgegeben,  als  in  Folge  der  lex  lulia 
vom  J.  664  =  90  eine  gleichförmige  Municipalverfassung  in  den 
mit  dem  Bürgerrecht  neu  ausgestatteten  Gemeinden  zur  Geltung 
kam:    denn   seit  dieser  Zeit*^)    wurde  das  Censoramt   alle   fünf  uebertr». 

^  ''  gong  dersel- 

Jahre  von  den  regelmässigen  höchsten  Beamten  ausgeübt,  welche  /j!J^JJ^^J 
nicht  censot^es^   sondern  llviri   [Illlvivi]    censoria  potestate  quin-  J^^ü^, 
qumfiales  oder. qumqtiennales  censoria  potestate  oder  llviri  [llllviri] 
censoria  potestate  oder   llvijt    [U llviri)   quinquennales  oder  kurz 
quinquennales,   in   denjenigen  Gemeinden  aber,   in   welchen  noch 


1)  Mommsen  /.  N.  1892.  1889.  1890.  1891.  1893. 

2)  InBchr.  ans  der  Zeit  zwischen  620>-664 » 134--90,  C.  i.  Xr.  I  n.  1166. 

3)  C.  /.  L.  I  n.  1221. 
4)'  C.  /.  L.  I  II.  1264. 

5)  C    I.  L.  1  n.  1153. 

6)  Inschr.  aus  Sullas  Zeit  C.  /.  L.  I  n.  1161.  1162.  1163. 

7)  Henzen  n.  7031  =  Annali  1851  p.  11. 

8)  C.  /.  L.  I  n.  1198. 

9)  C.  /.  L.  I  n.  1113.  1120. 

10)  In  Caere  kommt  ein  cenaor  perpetuus  vor,  der  einzig  in  seiner  Art  ist 
nnd  den  ich  hier  nur  der  YoUständigkeit  wegen  anführe.  S.  über  ihn  Henzen 
Ära  Ceretana  in  Annali  1858  p.  5 — 9. 

11)  Cic.  Verr.  II,  2,  53,  131:  iam  vero  cenaores  quem  ad  modum  in  SicUia 
isto  praetore  creati  sint,  optrae  prtiitan  e»t  eognoteere.  UU  entm  est  magi$tratu$ 
apud  SiculoM ,  qui  diligeniissime  mandntuir  a  populo  propter  hone  eautam ,  q%u>d 
omnes  Siculi  ex  censu  quotannis  tributa  conferunt.  Ib.  56,  139:  qtUtUo  quoque 
anno  SicUia  tota  eensctur.  Es  wurden  bini  eensores  in  Jeder  Stadt  gewählt.  Ib. 
53,  133. 

12)  In  Bithynien  waren  durch  die  lex  Pomptia  in  allen  Städten  Censoren  ein- 
gesetzt, welche  auch  die  ^ctio  «€na(u<  hatten.  Plin.  ep.  10,  112(113);   113(114). 

13)  Ich  hatte  früher  nach  Zumpt  angenommen,  daas  der  Name  quinquemudi» 
erst  in  der  Kaiserzeit  vorkomme.  Dies  hat  Henzen  berichtigt  Annali  1851  p.  8  ff. 
Annali  1858  p.  7.  Annali  1859  p.  209,  welcher  denselben  in  verschiedenen  In- 
schriften republicanischer  Zeit  nachweist.  Es  sind  dies  namentlich  die  jetzt 
C.  i.  L.  Vol.  I  zuHndeuden  Beispiele  von  llviri  quinquennales  in  Abella  n.  1228; 
Gaiatia  n.  1216;  Castrum  novum  n.  1341;  Pompeii  u.  1246.  1247;  Praeneste 
n.  1140;  Fasti  Min.  p.  474  n.  XIII;  femer  von  llllviri  quinquenmUes  in  Gera 
n.  1157;  Puteoli  1235.  1236.  Die  letzten  beiden  Beispiele  sind  besonders  lehr- 
reich, da  sie  beweisen,  dass  in  Cora  die  früher  vorhandenen  Censoren  abgeschafft 
und  durch  llllviri  quinquennales  ersetzt  wurden,  wie  dies  auch  in  Ferentinum 
und  Tibur  geschah  (Henzen  Annali  1851  p.  8—10),  während  in  Puteoli  die 
llllviri  quinquennales  als  eine  neue  Behörde  statt  der  fi'fiheren  llviri  erscheinen. 
In  einigen  Städten  erhielten  sich  indessen  die  eensores  bis  in  die  Kaiserzeit,  wie 
in  Abellinum  (Mommsen  /.  N.  1888.  1892),  doch  wird  auch  hier  nur  der  Titel 
geblieben,  die  Cenaur  aber  mit  dem  Hviraius  verbunden  worden  sein. 


—     486     — 

Praetoren  oder  Aedilen  an  der  Spitze  der  Verwaltung  standen, 
auch  praetor  es  quinquennales  und  aediles  quinquennaies  hiessen^j. 
Es  geht  namentlich,  wie  zuerst  Zumpt  nachgewiesen  hat,  aus 
den  uns  erhaltenen  Municipalfasten^)  hervor,  dass  in  den  Gen- 
susjahren neben  den  Quinquennalen  keine  Ilviri  und  llllviri  in 
Funcliou  waren,  sondern  dass  in  denselben  statt  der  Ilviri  oder 
JI Ilviri  iure  dicundo  Ilviri  oder  llllviri  qwnquennales  gewählt 
wurden.  Die  Gensur  aber  wurde  wenigstens  nach  der  lex  luUa 
municipalis  gleichzeitig  in  Rom  und  den  Municipien  abgehalten  ^j, 
weshalb  z.  B.  in  den  Fasten  von  Yenusia ,  welche  die  Jahre 
720— 726  =  34— 28  umfassen,  nur  im  J.  725  =  29,  in  welchem 
in  Rom  ein  Gensus  statt  fand^j,  Ilviri  quinqiiennaleSj  in 'allen 
übrigen  Ilviri  verzeichnet  sind^).  Das  Amt  der  Ilviri  (llllviri) 
quinquennalen  war  einjährig^)  und  für  dies  Jahr  eponym^),  ob- 
wohl  die   fünfjährige  Periode   zwischen   zwei  Censusjahren  auch 


1)  Die  Beweise  hiefur  s.  bei  Henzen  /twer.  n.  7075  und  im  Index  p.  157. 
Zompt  Comm,  ep.  p.  93.    Mommsen  /.  N.  Index  XXVI. 

2)  MunicipaUasten  haben  wir  von  Praeneste  (C  /.  L.  I  p.  474  n.  Xlll 
=  Henzen  716o),  Nola  (Orelli  4033  =  Mommsen  /.  N.  1968),  Interamna  Lirinas 
(Orelll  3680  =  Mommsen  i.  N.  4195),  Venusla  (0.  /.  L.  1  p.  471)  und  Ostia 
(Mommsen  £p.  Anal.  n.  4). 

3)  Lex  luUa  munic,  C.  I.  L.  I  n.  206  lin.  142:  quat  mumcipia  cöUmiat 
praefeclurae  civium  Romanorum  in  Italia  sunt  erunt,  quei  in  eei$  municipieü  eo- 
ioneis  praefectureis  maximum  magistratum  maximamve  potestatem  ibci  hahebit  tum, 
cum  censor  diusve  quis  magistratus  Bomae  populi  censum  agei,  is  diebus  LX 
proximeis,  quibus  seiet  Bomae  censum  popuLi  api,  omnium  municipium  eolonorum. 
suorum  queique  eiu»  praefecturae  eruni,  quei  cives  Romanei  erttnt  ^  censum  agito 
eorumque  nomina  praenomina  patres  aut  patronos  tribus  cognomina  et  quot  annos 
quisque  eorum  habet,  et  rationem  peeuniae  ex  fbrmula  census,  quae  Bomae  ah 
eo  y  qui  tum  censum  populi  acturus  erit,  proposita  eritj  ab  ieis  iurateis  accipito 
eaque  omnia  in  tabulas  pMicas  sui  municipi  referunda  curato.  Eosque  libros  per 
legatos  —  ad  eos,  quei  Bomae  censum  agent,  mittito. 

4)  Monom.  Ancyr.  c.  8.    Mommsen  Res  gestae  Divi  Augusii  p.  20  f. 

5)  Ebenso  sind  In  Nola  im  J.  30  n.  Chr.  Ilviri  ^  im  J.  31  Ilviri  quinq.,  im 
J.  32  Ilviri,  im  J.  33  Ilviri  und  in  der  pompejanischen  Inschrift  Orelli  2530 
=  Mommsen  I.  N.  2378  nennt  sich  A.  Clodius  Flaccus  Ilvir  i,  df.  ter  quinq.,  indem 
er,  wie  aus  der  Inschrift  hervorgeht,  zuerst  Ilvir ,  dann  Ilvir  quinquenndlig, 
zuletzt  Ilvir  gewesen  war.  Er  rechnet  also  die  Quinquennalltät  nicht  als  ein 
besonderes  Amt,  sondern  als  eine  Function  des  regelmässigen  Duovirates. 

6)  Dies  lehren  ausser  den  angeführten  Municipalfasten  die  Inschriften  Orelli 
82:  huic  anno  quinquennalitatis  Peiini  Apri  mariti  eius  pieps  urbana  Pieauten- 
sium  (statuam  posuit')^  Henzen  7081:  quod  A.  Lucemius  Vecricmus  L.  TXtüHu 
Cerialis  IIvir{i)  v(erba')  f^ecerunt')  de  Ilviro  quinquenn(^ali)  in  prox(Jmum')  atinum, 
fleri  placere  M.  Vibium  auctorem. 

7)  S.  Orelli  3737  und  die  von  Henzen  AnnaU  1851  p.  12  angeführte  In- 
schrift von  Veii,  in  welcher  das  Datum  der  Dedication  bezeichnet  wird :  III  non, 
Ion.  Aemiliano  II  et  Aquilino  cos.  P.  Sergio  Maximo  M.  IMlio  Sabiniano  Ilvir, 
qq,  (a.  249  n.  Chr.). 


—     487     — 

in  den  Municipien  lustrum  genannt  wird>);  ihre  amtliche  TbSitig- 
keil  bezog  sich  einmal  auf  die  Aufstellung  der  BUi'gerlisten  und 
die  lectio  senalus,  und  zweitens  ohne  Zweifel  auf  die  censorischcn 
Finanzgeschäfte;  denn  dass  sie,  wie  die  römischen  Gensoren,  ein 
regimen  monim  geübt  hätten,  ist  schwerlich  anzunehmen  ^j . 

Als  seit  dem  Anfange  des  zweiten  Jahrhunderts  die  Selbst- 
verwaltung der  Städte  in  Italien  wie  in  den  Provinzen  in  Ver- 
fall zu  gerathen  begann  und  die  kaiserliche  Regierung  sich  ver- 
anlasst sah,  die  Feststellung  und  Einhaltung  der  städtischen  Etats 
ihrer  Gontrole  zu  unterwerfen,  musste  gerade  das  Amt  der  Quin- 
quennalen,  welches  so  lange  das  höchste  und  wichtigste  unter 
den  städtischen  Aemtern  gewesen  war,  eine  erhebliche  Beschrän- 
kung erleiden.  Allerdings  wurde  anfänglich  die  Revision  der 
städtischen  Finanzen  nur  in  Fällen  des  Bedürfnisses  einem  aus- 
serordentlichen Regierungscommissar  übertragen,  in  ganzen  Di- 
stricten  oder  Provinzen  einem  vorreclor  oder  Siopdcoti^c  (s.  S.  78], 
in  einzelnen  Städten  einem  curutor  oder  XoYto'nQ;^),  allein  wie  Der  carfttor. 
aus  dem  Gorrcctor  zuletzt  ein  Statthalter  wurde  (S.  79  ff.),  so 
verwandelte  sich  schliesslich  auch  der  Gurator  in  einen  ständigen 
Beamten,  auf  welchen  von  den  Functionen  der  Quinquennalen 
ein  so  grosser  Theil  überging,  dass  man  lange  geglaubt  hat,  die 
Guratoren  mit  den  Quinquennalen  für  identisch  halten  zu  müs- 
sen^). Erst  neuerdings  ist  ^  gelungen  diesen  Irrthum  zu  be- 
seitigen und  in  der  Hauptsache  über  das  Verhältniss  beider  Be- 
hörden ins  Klare  zu  kommen  ^) . 

Die  Quinquennalen  sind,    wie  wir  gesehen  haben,   ein  Gol- 
legium   von   zwei  Personen;    sie   werden   von  der  Stadt  aus  der 

1)  Orelli  2547.    Henzen  7082. 

2)  Ueber  die  Befugnisse  der  quinq^ennaUs  sind  yiit  fast  ganz  ohne  specielle 
Nachrichten.  Wir  sehen  nur,  dass  sie  im  Allgemeinen  die  Fnnctionen  der  rö- 
mischen Censoren  hatten,  was  auch  Festus  p.  261  zu  sagen  scheint :  quiv{(j%itn- 
naUs  ....  app€Uay>antur  y  qui  luBtrum  eom^derent  quinto  quoque  antw,  a  quo 
nominyiri  coepioa.  Dahin  gehört  namentlich  die  Aufstellung  der  Gensuslisten 
{lex  Itd.  mun.  lin.  142  ff.),  die  leetio  senaUu  (ib.  lin.  83  ff.),  die  loeatio  vteti- 
gaUum  und  die  Vergebung  der  Bauten. 

3)  Cod.  lust.  1 ,  54,  3 :  eurator  reipublieae ,  qui  graeeo  vocabido  logüia  nun- 
cupatur.  Logisten  kommen  vor  in  Andros  (C.  /.  Or.  ?349),  Alexandria  in  Aegypten 
(Acta  S.  Didymi  ei  Thtodorae  ans  dem  J.  304  ad  28  April.),  Oyzicus  (C.  /.  Or. 
2782),  Nicomedia  (ib.  3771.  3773.  Orelli  798),  Nicaea  (ib.  3747.  3748),  Ephesus 
(ib.  2987b.  Orelli  798)  und  andern  Städten.   Vgl.  Kuhn  1,  86. 

4)  Savigny  Oesch.  des  R.  it.  Im  Mittelalter  1  S.  41  ff. 

5)  Es  ist  dies  das  Verdienst  Ton  Zumpt  Comm.  ep.  I,  146  ff.  Uenzen  8ui 
cwatoH  delU  eittä  in  ArmaU  1851  p.  6— 35. 


„     488     — 

Bürgerschaft  gewählt,  und  haben  sieb  bis  auf  die  Zeit  Constan- 
tins  des  Gr.  erhalten  ^) .  Der  curator  rei  publicae  dagegen  — 
denn  von  diesem  reden  wir  ausschliesslich  2)  —  ist  ein  einzelner 
Beamter 3),  den  der  Kaiser  ernennt^].  Er  kommt  seit  Nerval) 
und  Traian^j  vor,  also  seit  der  Zeit,  in  welcher  auch  die  Cor- 
rectoren  beginnen^,  und  war  also  mit  den  Quinquennalen  gleich-- 
zeilig  in  Wirksamkeit^).  Ernannt  wird  er  regelmässig  nicht  aus 
den  Bürgern  der  Stadt  selbst^] ,  sondern  entweder  aus  einem 
andern  Municipium  ^^)  oder  aus  den  höchsten  Ständen  des  Reiches, 
den  oiri  egregii  oder  perfectissimi,  d.  h.  dem  Ritterstande,  und 
den  viri  clarissimi,    d.  h.  dem  Senatorenstande  ^^),  zum  grössten 


1)  Im  J.  249  D.  Cbr.  waren  in  Veii  die  Quinquennalen  noch  eponym  (s.  S.  486 
Anm.  7),  und  in  unsern  jaristischen  Quellen,  in  welchen  sonst  von  Qninqnen- 
n&len  nicht  mehr  die  Rede  ist,  haben  sich  noch  zwei  Verfügungen  aas  den  Jahren 
321  und  336  erhalten  (Cod.  Theod.  13,  3,  1  und  4,  6,  3),  in  welchen  quin^iuen- 
naU8  erwähnt  werden.  Die  letzte  ist  auch  in  den  Cod.  lust.  5,  27,  1  aufgenom- 
men, aber  mit  Weglassung  des  Wortes  quinquennalftcu,  das  damals  keine  Bedeu- 
tung mehr  hatte. 

2)  £s  giebt  nämlich  auch  euratoret  für  besondere  Geschäfte,  z.  B.  curator 
operum  publicorum ,  kaUndarii ,  muneris  jmhliei ,  viarum  8Umend€trum ,  welche 
theils  von  der  Stadt  gewählt,  theils  vom  Kaiser  eingesetzt  werden.  S.  über  diese 
lienzen  Inaer.  Index  p.  161  und  Annali  1851  p.  15.    Kuhn  1,  46  ff. 

3)  Dies  erglebt  sich  aus  vielen  Inschriften.  S.  Henzen  Inscr.  Index  p.  109  f. 
Afmali  1851  p.  13.  Zumpt  Comm.  ep.  p.  149.    Boecking  ad  N.  I).  II  p.  1000  ff. 

4J  So  lange  die  Einsetzung  des  Curators  noch  eine  ausserordentliche  Maass- 
regel war,  wird  gewohnlich  der  Name  des  Kaisers  dem  Titel  hinzugefügt;  z.  B. 
curator  rdip,  Bergomatium  dolus  est  ah  hnp.  Traiano,  Orelli  3898 ;  curator  reip. 
Comens.  datus  ab  imp.  Hadriano,  Orelli  3898;  curator  rcip.  AcserrUnorum  dolus 
ab  imp.  optimo  Antonino  Aug.Pio,  Orelli  2603.  S.  Henzen  Inscr.  Index  p.  109 
und  Annali  1851  p.  14.  Marini  Atti  p.  781.  Zumpt  Comm.  ep.  I,  153  f.  Später 
blieb  dieser  Zusatz  weg,  aber  die  Ernennung  geschah  immer  nosh  durch  den 
Kriscr.  Cod.  Theod.  12,  1,  20.  Philostorgius  Hist.  eccles.  3,  27,  wo  Montins  zum 
Caesar  Oallus  sagt:  o\>hi  Xofiori^v,  dyreiitev,  l^eotl  oot  irpoyeiplaaodai,  xai  rdc 
fltv  ripaiTaiploDV  Inap^ov  dveXeiv  ouvaio; 

5)  Die  erste  Erwähnung  des  curator  reipublicae  in  den  juristischen  Quellen 
findet  sich,  wie  Kuhn  1,  37  bemerkt,  in  einem  Rcscript  des  Nerva  Dig,  43,  24, 
3  J  4;  von  einem  Xo^iöt^«;,  d.  h.  curator,  in  Smyrna  unter  Nerva  berichtet 
Philostratus   V.  Soph,  1,  19. 

6)  Unter  Traian  sind  wenigstens  zuerst  die  curatores  nachweisbar.  Orelli 
3798.  3887.    Henzen  AnnaU  1851  p.  33. 

7)  S.  oben  Seite  78. 

8)  Nach  der  Inschr.  Orelli  3898  ist  P.  Clodius  Sura  zuerst  IJvir  quinpscn- 
mtlis  in  Brlxla,  dann  et«rator  reip,  in  Bergomum;  nach  Orelli  3806  war  C.  Ma- 
trinius  Aurelius  Antoninus  in  Hispellum  zuerst  quinquennalis  ^  dann  curator. 
Andere  Beispiele  s.  bei  Henzen  Annali  1851  p.  20. 

9)  lienzen.  a.  a.  0.  p.  18  kennt  nur  drei  Falle ,  welche  dieser  Begel  wider- 
sprechen.   Einer  derselben  (Orelli  3866)  ist  soeben  angeführt. 

10)  S.  die  Sammlung  bei  Henzen  a.  a.  O.  p.  16. 

11)  Capitolin.  M.  Ani.  philos.  11:  curatores  multis  civitatibus,  quo  lalius  s€- 
natorias  tendertt  dignitates,  a  sefuUu  dedit. 


—     489    — 

Theil  sogar  aas  Prätoriern  und  Gonsularon  i).  Der  Curator  steht 
demnach  dem  Range  nach  weit  über  den  Municipalheamten ;  er 
braucht  in  der  Stadt,  welcher  er  vorgesetzt  ist,  gar  nicht  seinen 
Wohnsitz  zu  nehmen  2),  sondern  führt  seine  Verwaltung  als  ein 
Nebenamt,  öfters  in  mehreren  Municipien  gleichzeitig^),  und  er- 
scheint daher  wenigstens  anfangs  als  ein  ausserordentlicher  Auf- 
Sichtsbeamter,  dessen  Amtsdauer  nirgends  angegeben  wird,  weil 
sie  von  deo)  Auftrag  des  Kaisers  abhing,  der  aber  auch  nach 
Erfüllung  dieses  Auftrags  wiederhotentlich  committirt  werden 
konnte^).  Diese  Stellung  ändert  sich  in  der  späteren  Raiserzeit, 
etwa  nach  der  Regierung  der  Severe  *) ;  seitdem  ist  der  vurator 
ein  ständiger  Reamter,  der  aus  der  RUrgerschaft  selbst  und  zwar 
aus  den  Personen,  welche  bereits  die  übrigen  Municipalämter 
bekleidet  hatten^),  zuerst  noch  immer  vom  Kaiser,  ernannt^), 
später  aber,  wie  alle  städtischen  Magistrate,  von  den  DecurJonen 
gewählt  und  vielleicht  nur  vom  Kaiser  bestätigt  wurde  ^).  Das 
Yerhältniss  der  Quinquennalen  dem  Curator  gegenüber  wird  man 
sich  demnach  so  zu  denken  haben,  dass  die  Quinquennalen  im 
zweiten  Jahrhundert  ihre  Geschäfte  in  vollem  Umfange  ausübten, 
aber  mit  Genehmigung  und  unter  Controle  des  ihnen  vorgesetzten 
Curators,  im  dritten  Jahrhundert  dagegen  ihre  Functionen  nach 
und  nach  einstellten  und  an  den  Curator  abtraten,  denn  die 
städtischen  Guratoren  der  späteren  Zeit  führen  wenigstens  die 
censorischen  Finanzgeschäfte  in  eigener  Person ;  sie  verpachten 
die   städtischen   Ländereien  ®) ,    legen   die    Gapitalien    der   Stadt 


1)  Ausführlich  handelt  hierüber  Benzen  Annali  1851  p.  22  ff.  VgK  Henzen 
InBcr.  Index  p.  109. 

2)  Aus  der  Inschr.  Orelli  3787 s=  Momnisen  /.  N,  6828  geht  hervor,  dass 
Ouriatius  ('osanus,  curator  von  Caere  im  J.  113  n.  Chr.  sich  in  Ameria  aufhielt 
und  von  dort  schriftlich  seinen  Cousens  zu  einem  Bau  in  Caere  ertheilte.  Vgl. 
Borghesi  Oeuvra  4^  138.    Henzeu  a.  a.  0.  p.  25. 

31  S.  Borghesi  und  Henzen  a.  a.  0.    Henzen  Inscr.  Index  p.  109. 

4)  So  kommt  unter  Alexander  8everu8  ein  curator  rp.  Laniviorum  vor,  Grut. 
p.  381,  1. 

5)  Zumpt  Comm.  <p,  I,  154  f.   Henzen  Annali  1851  p.  29. 
6}  Cod.  Theod.  12,  1,  20. 

7)  Marini  Arvali  p.  781.  Inschr.  vonSens  bei  Renier  M€langes  d'epigraphie 
p.  43 :   C.  DecimiuB,   C.  Dtcimi  Severi  fil,  Sabiniantu^  omnih.  honorib.  ajfud  »{uos)   ' 
fu!nciiu9\  curaiof  r.  p.  civit,  Yentt.  ah  impp.  Severo  et  Antonin.  ordinatus. 

8)  Nov.  lustiniani  128  c.  16.  Kuhn  1,  37.  Ueber  den  Amtskreis  dieser 
äpäteren  Curatoren  handeln  Roth  De  re  munic.  p.  98.  Rüdiger  De  curiaUbua  imr 
perii  Romani  post  Constantinum,  Breslau  1837.  4.    Kuhn  1,  58  f. 

9)  Dig.  50,  8,  3  pr. :  praedium  publicum  in  quinque  armo9  idonea  antiione 
non  exaeta  curator  reipublicae  loeavit.   Vgl.  50,  8,  11  $  2.   Kuhn  1«  43. 


—     490     — 

an*),  conlrahiren  Schulden  für  dieselbe 2],  verwalten  das  ganze  Bau- 
wesen^) und  haben  eine  Jurisdiction  inter  civitulem  et  priva- 
tum^) j  durch  welche  sie  zuweilen  den  ihnen  untergeordneten 
Städten  sehr  lästig  wurden^).  Nur  die  Anfertigung  der  Gensus- 
listen  und  die  lectio  senatus  wird  ihnen  nicht  besonders  zuge- 
schrieben und  mag  auch  am  längsten  den  Quinquennalen  geblie- 
ben sein,  allein  aus  dem  Umstände,  dass  im  vierten  Jahrhundert 
die  Gerichte  bei  ihnen  Erkundigungen  über  Personen  einziehn®), 
darf  man  schliessen,  dass  auch  die  Führung  der  Personallisien 
in  dieser  Zeit  auf  sie  übergegangen  war?). 

r  -■  -  I  I    ■  11^  >  iB^  I  I  I  — r     -       --        -  —     -    ^^ 

1)  Hierüber  haben  wir  ein  Fragment  aus  TJIpians  liher  aingvlarii  de  officio 
cur<üori$  rei  publicaef  Dig.  22,  1,  33  Cod.  lust.  11,  32,  2:  ideoque  eura  jMiiris 
civitatis  aptid  idoneos  —  pecunia  öoUoranda  est.  Pater  civitatis,  iran^Jp  7r6Xeai( 
ist  nämlieb  der  spatere  Titel  des  Curators.  C.  1.  Or.  2745.  Gothofr.  ad  Cod.  Th. 
12,  1,  20.    Cuiacil  opp.  ed.  Fabretti.  Vol.  IV  p.  6. 

2J  Dig.  20,  1,  11  pr. 

3)  Dig.  39,  2,  46 :  ad  curatoris  reipublicae  officium  spectatf  ut  dirutae  domus 
a  dominw  cxatruantur.  Dig.  43,  24,  3  i  A ;  43,  24,  5  S  ^  ?  *3,  8,  2  «  17.  Orelli 
3701.  3767.  3787. 

4)  Dig.  50,  8,  2  S  6.  Dig.  1,  22,  6:  in  conailium  curatoris  reipublicae  vir 
eiusdem  civitatis  adsidere  non  prohibetur,  quiQ  publica  salario  rton  fruiiur. 

5)  PhÜostr.  V.  8oph.  1,  19:  dv-^p  ßTtoTo;,  «p  ^vopia 'Poucpo«,  toix;  Sfiup- 
vaioi><  iXo^toTEue  TCtxp&c  *ai  duarpÖTToo^.  ToÄrip  xi  Trpocxpouoa^  h  Nixtjttj; 
»jlppojao"  etTtev  xal  oiTt^Ti  irpoc^'ei  otxaCo'^Ti. 

6)  Marini  Arvali  p.  786  hat  hierauf  aufmerksam  gemacht  auf  Grund  zweier 
merkwürdiger  Zeugnisse,  nämlich  Acta  89,  Didymi  et  Theodorae  vom  J.  304,  in  der 
Ausg.  der  BoUandisten  ad  28  Apr.  append.  p.  LXIIl:  6  Waortj^  eiirrv'  xdXeiTov 
XoYiOTTjv  rrjc  itöXera?.  *H  xdiSi;  (d.  h.  officium,  apparitores.  Vales.  ad  Euseb.  H.  E. 
p.  208.  216)  eiirev  "EöTnxev  6  Xoywt^;*  0  öixowjt^;  elitev  Ei«6  fiot,  Aooxtc, 
t(  oISoc^  BeöScopav  v^s  ae(7ratSa;  Ao6xto^  ^?''Q"  Aixaord,  (xd  ti^v  o9)v  'jy^iav 
xal  Xa|ji.7rp6T7]Ta ,  Eu^e^cardtTj  ^orlv  xal  dEi6XoYOC  xal  itptfrco'J  yI'Jou?.  Acta  S. 
8ebaatianae  aus  der  Zeit  des  Domitlan  ad  7  luulum:  Sep^ioc  Tj-yspt^div  eltrcv  tui 
Xo^tOTTJ)  Uti^afslip '  U6^ts  dorlv  tö  ^'^vatov  toDto,  xal  iroia^  itöXeoi«  dortv ;  ÜTj^d- 
oioc  6  Xo-yiOT^C  siTie  •  [IÖXeo9(  Scßaaxfjc  iorw,  Xoyixi^  7rp<»Trj  xc&v  XaputpotdTOBV. 
rioi^  hi  piav(^  itcpiiitcacv ,  o6x  oi5a.  Kai  y^P  4  iTaTJ|p  aOrfj«  Tplrov  xdv5i^ 
l5(oxe  (d.  h.  Spiele  bei  dem  Antritt  eines' Amtes  geben,  Vales.  ad  Ammian.  27, 
3.  Du  Gange  s.  v.)  xal  cptXo«  i-r^ero  twv  9au(i.a9(a)v  ^eSv,  xal  vuv  xi  ^ivo; 
aux-^c  ^v  t^  FiUpdoir^  xfjc  pir|xpoir6Xe(»^  *HpaxXe(ac  ^v  ttoXXtq  eO^atpiovl^  djci. 

7)  Noch  unerklärt  ist  eine  andere  den  Gurator  betreffende  Nachricht,  welche 
ich  wenigstens  erwähnen  will.  In  der  diocletianischen  Gbristenverfolgung  des 
J.  303  wurden  In  Girta  in  Numidlen  den  Christen  ihre  Beligionsbücher  conflscirt 
und  zwar  durch  eine  Person,  welche  Felix,  flamen  perpetuu^,  eurator  reipublicae 
titulirt  wird.  Das  Protocoll  über  die  Thätigkeit  desselben  ist  erhalten  und  her- 
ausg.  in  Optati  de  schismate  Donatillarum  libri  VII  ed.  Dupln,  Antverp.  1702 
fol.  p.  168  ff.  Henzen  Annali  1851  p.  33  glaubt,  hiezn  sei  Felix  als  Gurator 
befugt  gewesen ,  weil  er  eine  Sittencensur  ausgeübt  habe ,  wovon  sonst  kein 
Beispiel  vorliegt ;  Renier  M/langes  p.  45  nimmt  dagegen  an ,  dass  Felix  als  fla- 
men perpetuus  gegen  die  Christen  eingeschritten  sei.  Eine  solche  Befngniss  be- 
sass  in  dieser  Zelt  allerdings  der  saeerdos  provindae  (s.  S.  368);  ob  sie  aber 
einem  flamen  munieipaUs  zustand,  Ist  noch  zu  beweisen. 


Sk 


ren. 


—     491     — 

3.  Die  Aedilen  sind,  wie  bereits  bemerkt  worden  ist,  regel- Die  iediien. 
mtissig  dem  Range   nach   die  zweite  jiihrJich  fungirende  Muniei- 
palbehörde;    und   gellen  als  collegae  mtnores  der  Genchtsherren, 
mögen  sie   nun  Jlllviri  oder   llviri  aediliciae  potesiatis  genannt 
werden.     Sie  entsprechen  den   curulischen  Aedilen   in  Rom   und 

in  Interamna  findet  sich  auch  der  Titel  aedth's  cin-ulis^),  wilhreud 
in  Ariminum  ganz  vereinzelt  aedtles  cundes  und  aediles  plebis 
gleichzeitig  vorkommen^).  Ihr  AmUkreis^)  umfasstc  die  Sorge 
fttr  die  öffentlichen  Geböude  und  Wege^) ,  die  Erhaltung  der 
Bäder  ^j,  die  cura  an7wnae^]f  und  namentlich  die  Marktpolizei  ^] 
und  Controle  der  bei  dem  Marktverkehr  angewendeten  Maasse 
und  Gewichte  ^) ;  ihnen  steht  dag  Recht  zu  körperliche  ^)  und 
Geldstrafen  zu  verfügen :  die  letzteren  müssen  sie  aber  nach  dem 
Gesetz  von  Malaca  bei  den  Duovirn  anzeigen,  welche  die  Ein- 
ziehung übernehmen  ^<>) . 

4.  Die  Quaestoren.     In   der  Rangfolge   der  jährlich   zu   be- Die  Quisto- 
setzenden  Munidpalämter   ist  das  dritte  die  Quaestur,   in  Betreff 
deren  indessen  die  Stadtrechte  wesentlich  differirten.    In  einigen 
Gemeinden   scheint  es  Quaestoren   gar  nicht  gegeben  zu  haben, 

1)  Orelli  3279. 

2)  Orelli  3979  =  Toiiini  Rimini  avanti  il  principio  deW  tra  volyare,  Kimini 
1848.  8  p.  336  n.  13:  L.  Beiutio  L.  f.  Pal.  Furiano  AediU,  cui  et  curulia 
i(urif)  d{kiio)  et  plebeia  mandata  ett.  Ein  aediUs  cunUis  Orelli  3836  =  Tonini 
n.  14.  Die  übrigen  Inschriften ,  in  welchen  omii  einen  aediUs  plebU  gefunden 
hat,  sind  sehr  zweifelhaft.  In  der  Inschr.  von  Ariminum  Henzen  n.  6008 
=  Tonini  p.  299  n.  25  liest  Mommsen  Hermes  1,  66  II J VIR  AEDiUeiae  Po- 
teslaUSj  in  der  Inschr.  von  Cremona  aber  Orelli  3843,  jetzt  C,  i.  L.  V  n  53, 
AEDILI8  PoUfae).  Der  Unterschied  beider  Aedilen  bezog  sich  auf  ihr  verschie- 
denes Multirungsrecht.  Tac.  Ann.  13,  28:  cohihita  atima  ei  aediUum  pötestcu 
sUüuttanque  y  quanUun  cutuUm^  quantum  pUbei  pignoris  caperent  vel  poenae  irro- 
gorent.   S.  Mommsen  8tadtrechte  S.  451. 

3)  S.  £v.  Otto  De  <xedUibus  coloniofum  et  municipiorumj  Lips.  1732.  8. 
Kuhn  1,  57. 

4)  Dig.  43,  10,  1.  Orelli  3973.  Mommsen  /.  N.  1481 :  C.  Enniua  M.  f.  C. 
Beryonhts  Q.  f.  atd.  viam  Bt^aiotrunt  ei  laeuu$  feeenaU.  Aasführiich  handelt  hie- 
von  Otto  p.  323—332. 

5)  Platarcb.  Sympoi,  III.  Vol.  VIJI  p.  614  Beiske.  Digest.  19,  2,  30  %  1. 
Otto  p.  315  ff. 

6)  PetroD.  .44:    initrim  nemo  curat ,   quid  annona  mordet.    Non  mehercuUa 

hodie  huecam  pania  invtnire  potiu. aeditea  male  eveniat,  gut*  cum  pUioribus 

eolludunt:  ^yServa  me  servabo  <e".  Itaque  populua  minutus  lahorat.  Dig.  16,  2, 
17:  condemnaiuSy  quod  ariiorem  annonam  a^ilitatis  tempore  praehuit.  Otto  p.  357. 

7)  Apulel.  Met.  1,  24.  25.    Dig.  50,  2,  12. 

8)  luvenal.  10,  100.    Persius  1,  129.    Dig.  19,  2,  13.    Henzen  n.  7133. 

9)  Dig.  50,  2,  12 :  eos ,  qui  tUensUia  negoUantur  et  vendvnt ,  licet  ab  aedi-- 
libu$  caedantWf  non  oportet  quasi  vilea  perdonaa  neglegi. 

lOj  Lex  Malae.  c.  56.    Mommsen  Stadtrecbte  6.  450. 


—     492     — 

wie  in  Arpinum,  wo  von  den  drei  Aedilen  <)  einer  die  Sladtcasse 
verwaltetet)^  und  ebenso  dürfte  es  in  Fundi  und  Formiae')  ge- 
wesen sein.  In  denjenigen  Städten  aber,  welche  Quaestoren 
hatten,  nahmen  diese  wieder  eine  verschiedene  Stellung  ein,  in- 
sofern die  Quästur  in  einigen  als  ein  Aof?or,  in  andern  als  ein 
miinus  ga1t<).  Derselbe  Unterschied  tritt  namentlich  hervor  in 
den  latinischen  Gemeinden,  in  welchen  durch  die  Bekleidung 
eines  honor  die  rdmische  Civität  erworben  wurde  (S.  55) .  Dieser 
honnr  war  für  die  Gami  die  Aedilität  von  Tergeste  (s.  S.  56),  in 
Salpensa  aber  die  Qudstur^). 

Es  ist  bisher  von  den  regelmässigen  Municipalmagistraten 
gesprochen  worden  und  es  liejgt  nicht  in  der  Absicht  dieser  Dar- 
stellung die  einzeln  vorkommenden  zum  Theil  noch  jetzt  aus 
besondern  Ursachen  zu  erklärenden  Abweichungen  von  dieser 
Regel  vollständig  aufzuführen,  wie  z.  B.  die  in  Venusia^),  Tea- 
num^)  und  vielleicht  in  Pisa  ^)  sich  findenden  tribuni  pfebis^  die 
Ariminum  ^)  und  Cirta  ^^)  in  Numidien  eigenthümlichen  tresviri 
und  andre  Beamtencollegien,  die  überhaupt  zu  den  regelmässigen 
Magistraten  nicht  zu  rechnen  sein  dürften  ^^),  dagegen  ist  es  nö- 
thig  die  Fälle  noch  besonders  zu  erwähnen,  in  welchen  für 
die  regelmässigen  Magistrate  eine  Vertretung  durch  praefecti^^) 
statt  fand. 
Fra$f$ctii.d.         5.   Eine  ausserordentliche  Stellvertretung  war  nur  erforder- 


1)  Henzen  7033.  7034. 

2)  Cic.  ad  AU.  15,  15,  1  :  tu  nwnmoB  Arpinaium^  »i  L»  Fadius  aetUlU  peUt, 
vel  omnes  reddito. 

S)  Hier  sind  ebenfaUs  drei  Aedilen.    Henzen  703Ö.  7036.  7037. 

4)  Dig.  50,  4,  18  ^  2:  et  quaeatura  in  aliqua  eivitate  inter  honores  non  ha- 
betur,  sed  personale  munus  est.  Dies  scheint  in  Aqaileia  der  Fall  gewesen  zu 
sein,  wo  quaestoree  niemals  vorkommen  (Mommsen  C.  /.  L.  V  p.  83),  und  in 
Nola.  wo  sie  in  den  Fasten  (Mommsen  /.  iV.  1968)  nicht  aufgeführt  werden. 

5)  Lex  Salp.  21.  Ob  aus  Strabo  4  p.  187,  welcher  von  Nemavsus  sagt: 
t^f>*jya  xaX  t6  'xaXo6fuvov  AdTtov,  &ox£  to6(  d^toift^ac  dYopctvopilac  xal  Tafjiielac 
is  Nefia6oq>  'Po>p.a(ou;  uicapyeiv,  mit  Mommsen  Stadtrechte  S.  416  zu  folgeni 
ist,  dass  man  beliebig  die  amtliche  Laufbahn  mit  der  Aedilität  oder  mit  der 
Qnästur  habe  beginnen  können,  scheint  mir  sehr  zweifelliaft. 

6)  Henzen  7143. 

7)  Henzen  -5985. 

8)  Orelll  3145. 

9)  Tonini  Rimmi  p.  247. 

10)  Mommsen  Hermes  1,  55  ff. 

11)  Hieher  gehören  die    zuweilen  vorkommenden   quinqueotri,    über  welche 
vortrefflich  handelt  Henzen  Annali  1859  p.  221  ff. 

12)  Ueber  die  praefecti  in   den  Municipien   s.  namentlich  'Mommsen   Stadt- 
rechte S.  446  ff.    Henzen  Annali  1859  p.  212  ff. 


—     493     — 

lieh  bei  dem  obersten  Magistrate ^j  und  zwar  in  zwei  Füllen: 
einmal  wenn  derselbe  durch  Abwesenheit  oder  andere  Gründe 
zeitweise  verhindert  war  zu  fungiren,  und  zweitens,  wenn  er 
überhaupt  nicht  vorhanden  war*).  Was  den  ersten  Fall  betrifft, 
so  ist  bereits  S.  482  bemerkt  worden,  dass  der  Duovir  zunächst 
von  seinem  Col  legen  vertreten  wurde,  wenn  er  aber  in  Abwe- 
senheit seines  Collegen  auf  länger  als  einen  Tag  verreiste,  einen 
praefectus  selbst  ernannte,  der  somit  allein  Vertreter  beider  Duo- 
virn  war.  Ein  ähnliches  Verfahren  wurde  befolgt,  wenn  der 
Kaiser  oder  ein  Mitglied  der  kaiserlichen  Familie,  was  nicht  selten 
geschah  3),  ein  Municipalamt  annahm,  welchem  er  natürlich  per- 
sönlich nicht-  vorstehn  konnte,  nur  mit  dem  Unlerschiede,  dass, 
da  es  sich  hier  um  eine  Vertretung  nicht  auf  wenige  Tage,  son- 
dern auf  das  ganze  Amtsjahr  und  um  die  Ehre,  den  Kaiser  zum 
Duovirn  zu  haben  handelte,  nicht  der  zweite  Duovir,  wie  es  ge- 
setzlich möglich  gewesen  wäre,  die  Geschäfte  allein  führte,  son- 
dern ein  von  dem  Kaiser  ernannter^}  Präfect  im  Namen  des  Kai- 
sers^) die  erste  Duovirnstelle  bekleidete,  und  wenn  zwei  Mit- 
glieder des  kaiserlichen  Hauses  beide  Duovirnstellen  übernahmen, 
für  sie  zwei  kaiserliche  Präfecti  gleichzeitig  eintraten^). 

Im  zweiten  Falle,  nämlich  wenn  die  höchste  Magistratur  über- 

1)  Mommsen  i.  JV.  p.  480  stellt  dio  Regel  auf^  daas  nur  für  die  JJviri  prae- 
fecti  ern&nnt  worden  seien,. 'wogegen  Henzeu  a.  a.  O.  p.  214  bemerkt,  dass  nicht 
nur  in  Brixia  praefeeti  aedüicia  potestate  (Orelli  3909.  Henzen  7073),  sondern 
auch  in  Patavium  (Uenzeu  7072)  vier  praefeeti  statt  der  Jlllviri  vorkommen, 
von  denen  zwei  also  aedüicia  potestate  waren. 

2)  Das  Decret  von  Pisa  Orelli  643  wurde  im  J.  4  n.  Chr.  gefasut,  ,,ettm 
in  colimia  nostra  propter  contentiones  candidatorum  magistratus  non  esserU/*  Und 
weiter :  ob  eas  res  universi  decurione$  eolonique,  quando  eo  com  in  colonia  neque 
Uvir  neque  praefeeti  erarU,  neque  quisquam  iure  dicundo  prauratj  inter  sc  con- 
aenaerufU. 

3)  8partian.  Hadr.  19 :  in  Eiruria  praeturam  imperator  egit,  per  Latina  op- 
pida  diciator  et  aedilis  et  duumvir  fuit^  apud  Neapolim  demarchutf  in  putria  aua 
quinquennalis  et  item  Hadriae  (f%ünq%tennali9^  quasi  in  alia  pairia^  et  AÜtenis  arehon 
fuit.  Zahlreiche  Beispiele  hievou  s.  bei  Henzen  Inscr.  Index  p.  160.  Zumpt 
Comm,  ep,  p.  56  IT.  Mariui  Arvali  p.  175.  419.  Boxghesi  Oeuvres  1,  490;  6,  31Ö. 

4)  Wenn  einigemal  ein  kaiserlicher  Präfect  ex  «enaftis  eonsuUo  erwähnt  wird 
(Orelli  3874.  Mommsen  I,  N.  Ö330) ,    so  ist  anzunehmen ,    dass  in   diesem  Falle' 
der  Kaiser  die  Ernennung  ausnahmsweise  dem  Gemeinderath  Qberiiess.  S.  Momm- 
sen Stadtrechte  S.  448. 

5)  Daher  fügt  der  kaiserliche  Präfect  seinem  Titel   den  Namen   des  Kaisers 

hinzu.    Henzen  6470:  Q.  Deeio  Saiwmino praef.  Quinq(uennali)  Ti.  Cae- 

saris  AugusU ,  iter{um')  Dntsi  Caesaris  Ti.  f. ,  terüo  Neronis  Caesans  Oermaniei, 
Andere  Beispiele  bei  Henzen  Index  p.  1&9  f. 

6)  OreUi  3874.    Borghesi  Oeuvres  1,  490. 


ntcr. 


—     494     — 

haupt  vacant  war,  pflegte  in  älterer  Zeit,  wie  in  Rom  ^},  so  auch 
in  den  Municipien  von  dem  Senat  ein  inten^ex  ernannt  zu  wer- 
den 2),  um  die  Wiederbesetzung  der  Stellen  zu  veranlassen  und 
zu  leiten.  Später,  wie  Mommsen  annimmt^  seit  dem  Ende  der 
^*ti^'''^"  Republik,  verordnete  eine  fea;  Peironia^)^  dass  in  diesem  Falle 
der  Stadisenat  praefecti  wählen  solle,  welche,  da  ihnen  die  Stell- 
vertretung nicht  von  dem  Inhaber  der  Stelle  mandirt,  sondern 
durch  Wahl  des  Senats  übertragen  war,  sich  als  eine  besondere 
Art  von  praefecti  bezeichnen.  Ihr  Titel  ist  nämlich:  praefectiis 
iure  dicundo  ex  decurionum  decreto  lege  Petronia*)^  Illlvir  prae- 
fectiis  lege  Petronia^],^  Illlvir  lege  Petronia^)^  Ilvir  praef.  iure 
dicundo  ab  decurionibus  creatus ') ,  praefectus  i.  d,  ab,  decurionibus 
rreatus^)  oder  praefeclus  decurionum  decreto  iure  dicundo^).  Es 
kam  vor,  dass  nach  diesem  Gesetze  für  alle  vier  Oberbeamten, 
also  auch  für  die  Aedilen,  quatuorviri  praefecti  gewählt  wurden  ^^] , 
dagegen  aber  auch,  dass,  wenn  bei  der  Wahl  der  Ilviri  t.  d. 
nur  ein  Candidat  die  Majorität  erhielt,  für  die  zweite  Stelle  ein 
praefectus  von  dem  Senat  bestellt  wurde.  Die  Function  der  Prä- 
fecti  währte  regelmässig  nur  bis  zur  Neuwahl  der  ordentlichen 
Beamten :  selbst  wenn  diese  Wahl  innerhalb  des  Jahres  nicht  zu 
Stande  kam,  scheinen  die  Präfecten  wenigstens  einmal,  vielleicht 
nach  sechs  Monaten  ^^j  erneuert  worden  zu  sein.     Die  Fasten  von 

1)  Mommsen  StaAtsrecht  1 ,  15  f.  und  besonder^  Liv.  1,  17.  Cic.  de  T<p, 
2,  12.    Dionys.  2,  57.    Appian.  B.  C.  1,  98. 

2)  Er  findet  sich  in  Benevent,  C.  /.  L.  I  n.  1221  und  Fonniae.  Orelli  3876 
=  Mommsen  1.  N.  4094. 

3)  Diese  lex  wird  mit  vollem  Namen  angeführt  in  der  Inschrift  v.  Pompeii, 
Orelli  3679  =  Mommsen  /.  N.  2250  und  in  der  Inschr.  von  Aesernia,  Henzen 
6957.  Dass  aber  auch  die  Abkürzung  P,  L.  P,  zu  lesen  ist  praefeetw  lege  Pt' 
ironia,  sah  zuerst  Borghesi  Oeuvres  6,  322.  Ueber  den  Inhalt  und  die  Zeit  des 
Gesetzes  ist  nichts  überliefert;  die  erste  Erwähnung  desselben  findet  sich  in  den 
Fasten  von  Venusia  im  J.  722  =  32  (Mommsen  7.  N.  n.  697),  weshalb  die  Ver- 
oiuthnng  von  Borghesi  Oeuvre»  3,  366,  der  es  dem  tonml  auffectus  des  J.  778 
a&2ö  n.  Chr.,  C.  Petronius  Umbrinus  zuschreibt,  nicht  richtig  sein  kann.  Ohne 
irgend  ein  brauchbares  Resultat  ist  die  Schrift  von  Arditi  La  legge  Petronia, 
Napoli  1817.  4.  Später  haben  über  das  Gesetz  gehandelt  Zumpt  Comm.  ep. 
I,  60.    Mommsen  8tadtrechte  8.  447.    Henzen  Annali  1859  p.  213. 

4)  Orelli  3679  =  Mommsen  7.  N.  2260. 
b)  Mommsen  /.  N,  4195. 
6)  Henzen  n.  6957. 
7j  Orelli  3818. 
8j  Orelli  2287. 
9)  Mommsen  /.  ^.  1948. 

10)  Henzen  n.  7072  und  in  Annali  1859  p.  214. 

11)  Henzen  Annali  1859  p.  215. 


—     495     — 

Venusin  ^)  führen  im  Jahre  722=32  zwei  praefecii  für  die  Zeil 
vom  1.  Juli  bis  1.  September  auf,  d.  h.  bis  zur  Wahl  der  re- 
gelmässigen Beamten;  in  den  Fasten  von  Interamna  Lirinas ^) 
finden  wir  im  J.  67  n.  Chr.  zwei  JJlIviri  i.  d. ;  im  J.  68  zwei 
qitinqueimaleSy  im  J.  69  zwei  IJJlviri  i\  cLj  dann  einen  JJlIvir 
praefectus  lege  Petronia  und  nochmals  einen  iJIlvir  praefectu^  lege 
Petronia,  welcher  der  Nachfolger  des  ersten  zu  sein  scheint;  im 
J.  70  zwei  JUIviri  praefecti  lege  Petronia  und  nochmals  zwei 
Ullviri  praefecii  lege  Petronia^  so  dass  jedes  dieser  beiden  Colle- 
gien  ein  halbes  Jahr  im  Amt  gewesen  sein  dürfte.  In  Hinsicht 
auf  die  Gompetenz  stehen  natürlich  die  Präfecten  den  ordentlichen 
Beamten,  deren  Stelle  sie  einnehmen,  gleich;  insbesondere  haben 
sie,  wie  schon  ihr  Name  anzeigt,  die  Jurisdiction  und  den  Vorsitz 
im  Senat  3)  und  sind  für  die  Zeit  ihrer  Amtsverwaltung  eponym^). 

Wir  haben  endlich  noch  zu  reden  von  den  Ehrenrechten, 
welche  den  Municipalbeamten  zustanden,  und  andererseits  von 
der  Qualification,  welche  von  ihnen  gefordert  wurde. 

Wie   die  Magistrate   der  MunicipalstiSdte  überhaupt  den  pa-^J^JJ^***'^!* 
tricischen,   nicht  den  plebejischen  Aemtern  der  Stadt  Rom  nach-     ''^'»^«• 
gebildet  sind,    so  nehmen   sie  auch  in  ihrem  äusseren  Auftreten 
eine  Analogie   mit  den   curulischen  Würden    Roms   in  Anspruch. 
Sie  erscheinen   innerhalb   ihres  Territoriums   in   der   praetexla^)  Prattexta. 
unter  Vortritt  wahrscheinlich  zweier  Lictoren,  welche  fasces  tra-    Fasces, 
gen^').     Die   fasces   unterscheiden   sich   zwar   von  den  römischen 
nicht  nur  dadurch,   dass  sie  keine  Beile  haben,    da  den  Munici- 
palbeamten   ein    militärisches  Imperium   nicht  zusteht '),    sondern 
auch  wahrscheinlich  in  der  Form,  weshalb  sie  auch  virgae  ^)  oder 

1)  Mommsen  /.  N.  697. 

2)  Mommsen  L  N.  4195. 

3)  Henzen  n.  7072.    Orelli  4041  =  C.  i.  L.  V  n.  961. 

4)  ViÄCOuti  Mont^merUi  Gabini^  Milano  1835.  8  p.  11. 

b)  LiT.  34,  7 :  magistratibus  in  eoloniis  municjpü«ju«,  lUe  Romae  inflmo  ge- 
neri  magistris  vicorum  togae  praetextae  habendae  ius  est,  nee  ut  vivi  $olum  ha- 
beant  tuntum  insigney  sed  etiam  ut  cum  eo  trementur  mortui:  feminU  dumioxat 
purpurae  utu  interdieem^ua  ?  Horat.  Serm,  1,  5,  34: 

Pundos  Aufldio  Lusco  praetore  libentes 

ImquimuSy  msani  ridentea  praemia  seribaty 

praet€xtam  et  latum  clavum  prunaeque  batiUum, 
Apul.  Met,  1,  24. 

6),  Cic.  cU  leg,  agr.  2,  34,  93:  (feinde  anieibant  lieiores ,  non  cum  barillis, 
»ed  ut  hie  praetoribu»  anteeunt,  cum  fascibua  duolnu, 

7)  Mommsen  Staatsrecht  1,  302  A.  3.  Wenn  bei  Patron,  c.  30  auch  securts 
erwähnt  -werden,  so  ist  das,  wie  Mommsen  bemerkt,  eine  Ironie. 

8)  Anson.  Met.  1,  24. 


—     496     — 

bucilli^)  genannt  werden,  sind  aber  allen  Beamten  gemeinsam^, 
den  Ilviri^)^  Illlviri*)^  qumquennales^)j  aediles^)  und  sogar  den 
VIviri  Augustales '^),  von  welchen  wir  noch  besonders  reden  wer- 

seUacuntii». den;  die  höchsten  Beamten  bedienen  sich  femer  der  sella  cwu- 

Tribunai.  //s ^j ,    Sprechen   Recht  auf  einem    tribunal^)   und   verfügen    über 

ein   zahlreiches  Dienstpersonal  von  servi  publici^^)  und  Beamten, 

AppaHiitris.  namenlHch  apparitoreSj  arcarii^  commeniarienses^  librarii,  Uctores, 
praecones,  scribae^  tabellarii,  viatores^^),  dispunctores^^). 

Der  Eintritt  in  den  Gommunaldienst  eröffnete  auf  diese  Weise 
die   Aussicht  auf  eine  einflussreiche   und    äusserlich    angesehene 


1)  Cic.  (U  l.  agr.  2,  34,  93.    Vgl.  Cic.  ad  Alt.  11,  6,  2. 
2j  S.  Borghesi  in  Cavedoni  Martni  Modeneai  p.  302. 

3)  Cod.  Theod.  12,  1,  174  =  Cod.  lust.  10,  31,  53:  duumvirum  impune 
non  lieeat  extollere  potesiatem  fascium  extra  metas  propriae  civitatis.  Aaf  einen 
JJvir  von  Lambaese  in  Numidien  bezieht  sich  die  Inschrift  Henzen  ö7ö8*s=Re- 
nier  Inaer.  de  l'Algir.  n.  93: 

Bane  aram  Nymphis  exitruxi  nomine  laetus^ 
Cum  gererem  fascea  pairioie  r%anort  seeundo. 
Plus  tarnen  est  mihi  grattts  honos,   (juod  fasdbus  annus 
Is  nostri  datus  est^  quod  sancto  nomine  dives 
Lambaesem  largo  perfudit  flwnine  Nympha. 
Einen  lictor  duumtfiralis  in  Oapua  s.  Henzen  n.  71 56,    und  von  dem  Ilvir  von 
Narbo,  Artanus,  sagt  Martial  8,  72: 

Quem  puUherrima  Usm  redire  Narho 
Ad  leges  iuhet  aafmuosque  fasces. 

4)  Auf  dem  Monument  eines  illlvir  von  Apulum  in  Dacien  (C.  /.  L.  III 
n.  1063)  sind  neben  der  Inschrift  zwei  Lictoren  mit  fasees  dargestellt. 

5)  Apuleins  Met.  10,  18:  oriundus  patria  Corintho\  quod  eaput  est  totius 
Achaiae  provinciae,  —  —  gradatim  permensis  honoribus  quinquennali  magistraiui 
fuerat  desUnatus  ^  et  ut  tpündori  eapessendorum  responderet  faaeiumt  muntu  pUz- 
diaiorium  triduani  speetaeuU  poUicitus,  latius  munijleenUam  suam  porrigebai. 

6)  Apulei.   Met.  1,  24. 

7)  Petron.  c.  30.  65.  Maffei  Mus.  Ver.  p.  117  n.  2.  3,  wo  sechs  fasees 
dargestellt  sind.  Ob  diese  sich  auf  die  VIviri  Augustales  beziehen,  ist  nicht  aus« 
zumachen.  Leber  diese  sechs  fasces  vgl.  Furlanetto  Le  antiche  lapidi  del  nwseo 
di  EsU,  Padova  1837.  8  p.  119. 

8)  Diese  kommt  unter  den  Insignien  eines  pontifex  munieipalis  vor.  Hen- 
zen n.  5957,  unter  den  Insignien  eines  IJvirf  Mommsen  /.  N.  n.  2001  und  dazu 
Corrigenda  p.  XXIII;   n.  2096.  • 

9)  Dies  tribunal  wird  erwähnt  in  Benevent  (Orelll  2744  =  Mommsen  /.  iV. 
1502J,  tribunal  et  roslra  in  Kusicade,  Henzen  6956  s=  Renier  Inscr.  de  l*Alg, 
u.  2169;  tribimal  iudicum  in  Auzla  in  Numidien,  Renier  n.  3575.  Auch  in  der 
Inschr.  von  Ostia,  Orelli  3882  heisst  es :  tribunal  in  foro  marmorewn  feeit.  Huie 
staiua  inaurata  d.  d.  p.  p,  posita  est,  ilem  ahenea  d,  d.  p.  p.  posita  est  proxume 
tribunal  quaes(torisy^  das  letztere  ist  indess  nicht  das  Tribunal  des  Monidpal- 
quästors  von  Ostia,  sondern  das  des  römischen  Quästors ,  der  seit  487 «s  267  in 
Ostia  residirte.    S.  Mommsen  Epigraphische  Analecten  n.  5  S.  297. 

10)  Mommsen  Staatsrecht  1,  252. 

11)  S.  Uenzen  Inscr.  Ind.  p.  164. 

12)  Mommsen  C.  I.  L.  UI  p.  1030  zu  n.  2026.     Der  dispunctor  scheint  ein 
Rechuungsrevisor  zu  sein. 


—     497     — 

Stellung,  und  wurde  demgemass  in  allen  Stadtverfassungen  von 
gewissen  Bedingungen  abhängig  gemacht,  auf  defen  Erfüllung  zu 
halten  der  Vorsitzende  bei  dem  Wahlacte  verpQicbtet  war.  Es 
waren  in  der  Regel  ftttif  Forderungen,  welche  das  Municipalgesetz 
an  den  Amtsbewerber  stellte^),  erstens,  dass  er  ein  frei  gebo- 
rener Mann  [mgenum)  war^),  zweitens,  dass  er  weder  eine  Cri- 
minalstrafe  erlitten  hatte  ^)  noch  ein  unanständiges  Gewerbe 
trieb  ^j,  drittens,  dass  er  entweder  eine  gewisse  Zahl  von  Feld- 
zttgen  mit  gemacht,  oder,  wenn  dies  nicht  der  Fall  war,  das 
dreissigste  Jahr  erreicht  hatte  ^),  welche  Yorschrift  Augustus  da- 
hin änderte^),  dass  er  als  Normaljahr  für  den  Eintritt  in  den 
Communaldienst  difb  25ste  Jahr  bestimmte  7) ;   viertens,   dass  die 

1)  Mommsen  Stadtrechte  S.  416  ff.  "^ 

2)  Lex  M(dae.  c.  54.  Cod.  lust.  ^,  21,  1;  10,  32,  1.  OreUi  3914  =C.  I.  JL. 
II  n.  1943:  omnibiu  honorihus,  quo«  Übtrtini  gerere  potueruni,  honoraiu».  Vgl. 
C.  /.'  L.  n  n.  2023.  2026, 

3)  Lex  Julia  munic.  (C.  /.  L.  I  n.  206)  Un.  108:   quae  mwUeipia  —  eivium 

Romanofum  sunt  eninf,   nei  quis  in   torum  qiio  munieipio in  aenaiu  — 

eato qitei  fwiei  quod  ipae  feeii  feeerit  eondenmatut  paetutve  eH  erit;  queive 

iudicio  fidueiaey  pro  socio,  tutelaey  mandatei,  inturtorum  deve  dolo  malo  con^ 
demnatua  est  «rii;  queive  lege  Plaetoria  ob  eamve  rem,  quod  advernu  eam  legem 
feeit  feeerit  eondemnatus  est  erit;  queive  depugnandei  eaussa  aueloratus  est  erit 
fuit  fuerü;  queive  in  iure  5onam  eopiam  ahiuranit  abiuraverit  honamve  copiam 
iuravü  luraverit;  queive  sponsoribus  ereditoribusve  sueis  renuntiavit  renuntiaverU 
ae  soldum  solvere  non  posse  vl.  b.  w.  Alle  diese  Gründe,  welche  den  Eintritt  in 
den  Senat  verhindern,  gelten  auch  für  die  Amtsbewerber, '  da  die  Bekleidung  des 
Amtes   zum  Eintritt  in   den  Senat  führt.    S.  lex  lul.  mtm.  lin.  135.    Vgl.  Dig. 

47,  10,  40:  aProcis  knxwriae  damnaius  m  ordine  deeurionum  esse  non  poteet,   Dig. 

48,  7,  1.   Lex  Malac.  c.  54.  \ 

4)  Lex  Julia  munie,  lin.  94 :  neve  quis,  quei  praeeonium  dissignationem  tibi- 
tinamve  faeiet,  dum  eorum  quid  faeiet,  m  munieipio  coUmia  pruefeetura  JJviratum 
JJJJviratum  aUumwe  quem  magistfotum  petito  neve  eapiio  neve  gmrito  neve  habeto. 
£ine  ahnliche  Verordnung  de  quaestu,  quem  quis  feeisset,  enthalt  die  lex  muni- 
eipaUe  der  Haiesini  in  SiciUen,  Cic.  Verr.  II,  2,  49,  122.    Vgl.  Dig.  50,  2,  12.  * 

5)  Lex  Julia  mutiic.  lin.  89:  quei  mMor  annos  XXX  nafiM  est  erit,  nei  quis 
eorum  post  K.  JamMoria»  seeundas  in  munieipio  eolonia  praefeelura  JJviratum 
JJJJviratum  neve  quem  alium  magistratum  petito  neve  eapiio  neve  gerito ,  nisei 
quei  eorum  sOpendia  equo  in  legione  JJJ  aui  pedestria  in  legione  VJ  feeerit.  In 
den  Provincialgesetzep  war  für  die  Stadtbeamten  in  der  Zeit  der  Republik  das 
30ste  Jahr  für  den  Amtsantritt  Yorgeschrieben.  So  heisst  es  von  Sicilien  bei 
Cic.  Verr.  II,  2,  49,  122:  C.  Claudius,  adhibitis  omrubus  MareeUu,  qui  tum 
erofU,  de  eorum  sententia  leges  JJalesinis  dedU:  in  quibus  multa  sanxit  de  aetate 
hominum ,  ne  qui  minor  triginta .  annis  ruUu  ,*  de  quaestu,  •quem  qui  feeisset ,  ne 
legereUir.  Dasselbe  verordnete  die  lex  Pompeia  für  die  Städte  Bithyniens.  Plin. 
ep.  10,  79  (83). 

6)  Dass  Augustus  diese  Aeuderung  traf,  ist  wenigstens  wahrscheinlich  nach 
seinen  in  Betreff  des  römischen  Senats  getroffenen  Anordnungen.  Dio  Cass.  51,  20. 

7)  Dig.  50,  4,  8;  50,  2,  11;  50,  2,  6  $  1.  Lee  jtfaiae.  c.  54.  Im  vierten 
Jahrhundert  wurde  das  18te  Jahr  für  den  Eintritt  in  die  Curie  angesetst.  God. 
Theod.  12,  1,  7;  12,'  1,  19. 

Bdm.  Alt«rth.  IV.  32 


—     498     — 

Aemter  in  der  ge8etzli<^eD  Reihenfolge  bekleidet  wurden  i),  also 
saerst  die  Quäsiur,  dann  die  Aedilitäi,  dann  der  Duovirat,  nur 
dass  eine  zweite  Bekleidung  des  letzteren  Amtes  erst  nach  einem 
Zwischenräume  von  5  Jahren  erfolgte  ^) ;  fünftens  endlich,  dass 
ein  Vermögen  nachgewiesen  wurde,  mit  welchem  der  Beamte 
für  seine  Amtsthätigkeit  .haftete.  Die  letzte  Vorschrift  kam  in 
den  verschiedenen  Municipien  auf  verschiedene  Weise   zur  Aus- 

CMtioAs-  ftthrung.  In  Malaca  stellten  diejenigen  Beamten,  welche  mit  den 
städtischen  Finanzen  zu  thun  hatten,  die  duoviri  und  quaestoreSy 
eine  bestimmt^  Gaution  durch  Bürgen  oder  Verpfändung  von 
Grundstücken  {praedibus  et  praediis)  ^) ;  wie  aber  in  Rom  seihst 
eine  Gaution  nicht  gefordert  wurde,  dagegen^aber  seit  Augnstus 
ein  Senatorencensus  bestand^};  welcher  die  verlangte  Sicherheit 
gewährte,  so  wird  in  der  Kaiserzeit  auch  in  den  Municipien  die 
Zulassung  zu  den  Aemtern  und  in  Folge  derselben  der  Eintritt 

8«Mtori-  in  den  Senat  regelmässig  an  die  Bedingung  eines  gewissen  Gen- 
au.   '  sus  geknüpft^),   welcher  z.  B.  in  Comum  100,000  Sesterzen  be- 

1)  Modestin.  Dig.  bO,  4,  11:  %U  gradatim  honores  deferantur^  «dteto,  dt  tit 
a  minor(bu$  ad  maiores  perterUatur,  epistola  Divi  PU  ad  Tüianum  exprimitut. 
Callistntus  Dig.  50,  4,  14  $  5 :  gerendorum  honortmi  non  promiseua  facvUtas  est^ 
sed  ordo  certus  huic  rei  adhihitus  est;  nam  neque  prius  maiorem  magUtratum 
quisquam ,  nisi  minoreM  suseeperit ,  gerere  potest ,  neque  db  omni  aetate ;  neque 
eonUnuare  quisquam  honores  potest.  Die  Vorschriften,  welche  Callistratas  giebt, 
sind  für  die  Praxis  der  früheren  Kaiserz^it  keineswegs  immer  maassgebend  ge- 
wesen. Zuerst  kommen  Abweichungen  in  der  Folge  der  Aemter  insofern  vor,  als 
zuweilen  die  Quastiir  nach  der  Aedilit&t  bekleidet  wird  (s.  Zumpt  p.  67.  Momm- 
sen  Stadtrechte  S.  416);  zweitens  fuhren  römische  Senatoren  oder  Ritter,  wenn 
sie  ein  höheres  Municipalamt  übernehmen,  wie  z.-  B.  die  Qoinqnennalitas,  das- 
selbe, ohne  die  nledem  Aemter  bekleidet  zu  haben;  endlich  kommt  das  eonU- 
nuare honorea  zVar  insofern  nicht  vor,  als  ein  Magistrat  dasselbe  Amt  über  das 
Jahr  hinaus  behält;  wohl  aber  findet  sich,'  was  in  Rom  ungesetzlich  war,  dass 
eine  Person  in  zwei  auf  einander  folgenden  Jahren  zwei  Aemter,  z.  B.  die  Qua- 
stur  und  den  Duumviiat  führt.    Zumpt  p.  68.  136. 

2)  Lex  Malae.  e.  54.  Cod.  lust.  10,  40,  2:  ab  honoribus  ad  honorts  eo9dem 
qutnquennii  datur  vocdtto,  triennii  vero  ad  alioe. 

B")  Lex  Malac,  c.  57.  60.    Mommsen  Stadtrechte  S.  419.  466 1f. 

A)  Mommsen  Staatsrecht  1,  400. 

5)  Dig.  50,  1,  21  $4:  idem  respondit,  eonttante  mattimonio  dotem  in  6onü 
mariti  e&se:  sed  et  $i  ad  munera  municipalia  a  certo  modo  tubataniiae  vocentur^ 
dotem  non  debere  computari.  50,  4,  6  pr.:  qui  pro  substantia  aua  eapiant  ho- 
noris dignitatem.    50^  4,  14  $  3:  de  honoribue  sive  munerlbus  gerendU  cum  quae- 

ritury  inprimis  coruideranda  persona  est  «wm,  cm  defertur  honor : facuUaies 

quoque  an  suffieere  iniuneto  muneri  possint.  Verlor  ein  decurio  sein  Yermögen, 
so  scheint  er  nicht  sofort  aus  dem  Senat  entfernt  zn  sein  (Dig.  Ö,  2,  8:  deeu- 
rionibus  faeultatibus  lapsis  cdimenta  decemi  permistum  estj  maxime  si  cb  muni- 
fiemtkan  in  patriam  Patrimonium  exhauserint.  Vgl.  Zumpt  Comm.  ep.  I,  121), 
aUeln  sehiiesslich  rausste  er  doch  aus  dem  Albnm  gestrichen  werden.  Libanius 
Vol.  II  p.  506  Beiske :   oQto  ßouXctiTV)c  [tf)«  ßauX*?)«]  iSoXcC^tat ,    oö  oitö^oo 


—     499     — 

trug  ^) ,  in  grösseren  Städten  aber  auch  höher  sein  mochte  ^) . 
Daneben  wurde  es  üblich,  bei  Uebemahme  eines  Amtes  nicht 
nur  freiwillig  eine  Geldsumme  für  Communalzwecke,  insbesondre 
Spiele  und  Bauten,  zu  versprechen^),  sondern  auch  ein  für  jedes 
Amt  gesetzlich  normirtes  Capital  an  die  Stadtcasse  zu  zahlen  ^/^' 
^onorariam  surnmam  duoviratus^  aedilitatiSy  rei  publicae  inferre). 
Diese  Leistung  findet  sich  sdion  in  der  Zeit  der  Republik  in  den 
pagi  von  Capua,  deren  magistri  ex  lege  pagana  eine  Summe 
zahlen,  für  welche  Spiele  gegeben  werden^),  insofern  nicht  durch 
einen  Beschluss  des  pagTiS  über  die  Verwendung  anders  bestimmt 
wird^),  und  scheint  in  der  Kaiserzeit,  wenn  auch  nicht  überall 
gesetzlich  vorgeschrieben  <^] ,  so  doch^  allgemein  üblich  gewesen  zu. 
sein.  Sie  kommt  vor  in  Italien,  nSmlich  in  Aeclanum^j,  Asisium 
in  ümbria^),  Brixia®),  Capua*®),  Concordia  ^^j ,  Nuceria^^,  Pom- 

peii^*),  Tergeste^*),  Teanum  **);  in  Baetica  im  Municipium  Ossigi*^); 

• 

YpdbA|xaTa  dcpaipotjvToCf  dkV  o6xIt^  oGoy^c  oOaCac  *  rwrc  ^XdErrou^  itotel  tdc  ßouXdc 
divTi  (iei'6vo^,  Taut'  dX(puc  to6c  xa^  fetdtöXTjv  dvrl  irXetövmv. 

1)  Plin.  «p.  1,  19.  Denselben  Censas  erwähnt  Petron.  o.  44  nnd  Gatall. 
23,  26. 

23  In  Gades  z.  B.  gab  es  zu  StraboB  Zeit  ÖOO  Personen,  welche  den  Rlt- 
tercensos  von  400,000  H8,  besassen.    Strabo  3  p.  169. 

3)  Dlg.  50,  12,  13.    Beispiele  sind  sehr  häufig.   S.  Kuhn  1,  53. 

4)  C.  I.  L.  I  u.  565.  566.  567.   Mommsen  p.  159. 

5)  C.  /.  L,  I  n.  571.  573. 

6)  In  Bithynien  verlangte  die  Ux  Pompeia  diese  Zahlung  nicht ;  zu  Traians 
Zeit  leisteten  sie  diejenigen  Senatoren,  welche  auper  tegiUmum  numwum  in  den 
Senat  aufgenommen  wurden,  und  zwar  zahlten  diese  1000  oder  2000  Denare. 
PliniuB  ep.  10,  112  fragt  bei  dem  Kaiser  an,  ob  alle  hüieuUu  pro  kUroau  eine 
Summe  zahlen-  sollen  und  erhalt  die  Antwort :  aequendam  euUugue  civUaUi  Ugem. 

7)  Henzen  7057:  pecuniay  quam  pro  honore  debuerurU, 

8)  Grut.  p.  400,  7:  &tc  pro  aevirtOu  in  remp,  dedU  H8,  MM. 

9)  C.  i.  X.  y  n.  4431 :   VJvir  Auguti.  gratuitm.  Tgl.  443ft.  4480. 

10)  Oielli  a213  »  Mommsen  /.  N.  3643 :  huie  ordo  deeurtonum  ob  merita 
eku  honorem  AuguttaUiaiia  graiuUmn  demrevü. 

11)  Fionto  ad  amie.  2,  7  p.  193  Naber:  faetume  est  Volvmnku  decreto  of^ 
dhkU  serÜHM  ei  deeuriof  Feneiones  pturhnae  ad  qwtrtum  uaque  ob  decurionatum 
dependitne?  Bin  cfecurto  gratuüua  omammUe  JIvwdUbue  C.  I.  L,  Y  n.  1892. 

12)  Mommsen  /.  N.  2096 :  eui  dtewiones  —^  duumoiratum  gratuäum  dederuni. 

137  Mommsen  1.  N.  2378 :  H8,  n.  deeem  rmUa  in  publicum  pro  duomioiratd 
{jMulii). 

14)  Das  Decret  von  Tergeste,  Henzen  n.  7168«  C.  /.  L.  Y  n.  532  erkennt 
dankbar  an,  dass  die  Zulassung  der  Garni  und  Gatali  zur  AediUtat  von  Tergeste 
dbr  Stadt  eine  neue  Einnahme  verschafft  habe  per  honorariae  nwnerationem, 

15)  Henzen  Zeitschrift  für  Alterthumswitaenschaft  1848  S.  302:  baltmun  — - 
emptum  ex  peounia  Augustal(i), 

16)  C.  i.  L.  II  n.  2100:  ob  honorem  VIvk(atU8)  ex  deereto  ordinis  sohita 
pteunia. 

32* 


—     500    — 

in  Lositanien  in  Collipo^);  in  Sicilien  in  Panormus^);  in  Sardi> 
nien  in  der  Colonia  Turritana  ^) ;  in  Dalmatien  in  Salonae  ^) ;  in 
Creta  in  Gortyna^)  ;  in  einenn  Theile  der  bithynischen  Städte  <^), 
besonders  häufig  aber  in  Africa  und  Numidien,  nämlich  in  dem 
Hunicipium  Alexandrianum''),  in  Auzia^),  Calama^),  Cirta^^j, 
Cuicul  ^^),  Diana  *^) ,  Lambaese  **) ,  Madauri  **),  Rusicade  **)* 
Sitifis  1«) ,    Thamugas  ^'j ,    Theveste  i«) ,    Thibica  *») ,    Thuburti- 

1)  Ephemeris  epigr.  1872  p.  44 :  quod  deeurionem  ewn  remUso  honorario  — 
fecerini. 

2)  Toiremoua  p.  4  n.  10:  M.  ülpiu$  Italiei  lib.  Euiychus  aram  et  hatim 
Mercuri  proter  (lies  praeter)  iwnmam  honorariam  pro  ievkaiu  pecunia  tua  poeuit. 
Vgl.  p.  11  D.  26. 

3)  Henzen  n.  7080:  T.  Flaohu  Jtutinus  JJvir  quinquennalis ,  aedUUj  guper 
HS  XXXV  f  quae  ob  honorem  qwnq%tennalitaUa  pra€$enUa  (d.  h.  baar)  poUiet^tu 
e9t)j  kteum  —  feeit. 

4)  Henzen  n.  7049=  0.  /.  L.  HI  n.  1978:  JJvir  i.  d.  ex  pecunia  hotiorana 
ducviraku  wi. 

5)  C.  /.  L.  III  n.  4:  ex  tummaf  quam  intulit  pro  deeurionaUi  mto. 

6)  Plin.  ep.  10,  112.  113. 

7)  Gotfrin  2  p.  375  n.  531 :  J).  Fundaniu»  —  aedilia  ob  honorem  aediUtatiM 
—  htme  statuam  —  ex  H8.  VJJJ  mHüju»  n.  $ua  UberäUUOey  numeratä  prhu-  a 
te  rd  publica^  summa  honorarla,  posuii. 

8)  Renier  In$er,  de  VAlg,  n.  3572. 

9)  Henzen  n.  7060  ss  Renier  n.  2754:  L.  Vibius  Satuminus  JJ JJvir,  cBOtpHus 
ad  honorariam  mmi(mam),  cum  H8.  tria  milia  promisiMsety  ex  HS.  sex  milibua  n. 
pfeeunia)  <fia)'j<o«*ft).  Vgl.  2757. 

10)  Renier  n.  1832 :  C.  Sitihu  —  FlavianuSy  aediUs,  triumvir  praefeetus  eo- 
loniarum ,  ob  honorem  triumvirtUus  dedit  dedieavitque ,  repraesentatis  etiam  suo 
quoq%u  tempore  utriusque  honoris  reipublieae  honbrarüs  summis  HS.  vicenum  mil^ 
Uumnummum.  Vgl.  n.  1823.  Recueil  de  la  prOT.  Constantine  1869  p.  695  n.  13: 
ob  honorem  JlJviratus  et  aed(aaatis)  r.  p.  intüUt.    Recneil  1867  p.  358  n.  1 : 

ob   honorem   pontifieatus  inlatis    rei  publieae  Ugitimis  HS.    X   nummi».     Renier 

n.  1835:  praeter  HS  n.  LXy    quae  ob  honorem   aedüitaiis  et  JJJviratus  et  quin- 
quemuditatis  reipublieae  inluUt,    Vj^.  n.  1836.  4145. 

11)  super  legitimam  (aedilitaUs)  y  Renler  n.  2532;  super  legilimam  (auffura- 
hl«),  ib.  2549. 

12)  Renier  n.  1726:  ob  honorem  fUam[onii  perljpetui  praeter  leg(itimay  sestertium 
X  miUa  n.,  quae  rei  p.  intulit,  —  dedit.  Ib.  f735:  ob  honorem  JJtirfatus]  sui 
praeter  legitimam  —  dedit.  n.  1744 :  inlatis  reip.  Ugitimis  honortsm  suorum  «um- 
mis.   n.  1727:  ob  honorem  JJvMbus  quam  ex  JJJJ  mü(WHa)  n.  polUeUus  erat. 

13)  Renier  n.  73,  wo  ein  flamen  perpetuus  als  honoraria  summa  12,000  HS  zahlt. 

14)  Renier  n.  2926:  [ex* Ugitimis]  de6wr[ionatus]  et  fiamc{nü  s}ui  perpfetui] 
summis  feeit. 

•     15)  Renier  n.  2172:  super  HS  XX  UgUnmaJi,  quae  ob  hono[reni\  aedilitai[is]  r. 
p.  dedity  —  et  HS  XXXJV  inibi  Ugil[ima]  ob  h(mor[em]  augurat\uslr.  p.  intu- 
Ut.    Vgl.  n.  2173.  2175:    [praeter]  HS  XX  n.,  quae  ob  honorem  a[eeurionaiuSy 
et]  HS  LV  n.  quae  ob  honorem  p6n(Ufieatus  dedit). 
16^  Renier  n.  3268. 

17)  Renier  n.  1492:  ob  honor[em]  q[uin]q[uennalitatis'\  illata  f[ei]  p[ubUcae] 
sum^ma]  honoraria;  n.  1531 :  C.  Publieius  —  CeUrj  JJvir  q\uinquennalis]  desig[na'- 
tus\  inlata  rei  publieae  summa  Ug[iUma]  JJvir[atus']  —  posuit. 

18)  Renier  n.  4259:  ob  honorem  a^iUtatis]  —  inlatU  reip,  HS  JJ  Ugitimis. 

19)  Gu^rin  2  n.  361.  n.  513:  multiplieatis  summis  honoraris  aedHitatis  «uo«. 


—     501     — 

cum^],  Tubuna^j,  Tubusuctus'),  Verecunda^)  UDd  dem  Mutiici- 
pium  Aurelia  Vina^).  Aus  den  Zeugnissen,  welche  Ober  die  an- 
geführten Orte  vorliegen,  ist  ersichtlich,  dass  daB  Antrittsgeld 
zwar  nur  bei  der  ersten,  nicht  bei  der  wiederholten  Bekleidung 
eines  Amtes  gezahlt  wurdet),  übrigens  aber  nicht  nur  bei  den 
bürgerlichen,  sondern  auch  bei  den  priesterlichen  Ehrenstellen 
gesetzlich  war.  Wenn  es  bei  der  Qu^stur  nicht  nachweisbar  ist, 
so  wird  doch  anzunehmen  sein,  dass,  wo  dieselbe  zu  dep  honores 
gehörte,  sie  keine  Ausnahme  von  der  Regel  gemacht  haben  wird, 
da  auch  diejenigen  Personen,  welche,  ohne  ein  Amt  verwaltet 
zu  haben ,  in  den  ^nat  eintraten ,  eine  summa  honoraria  pro 
(Ucurionatu  entrichteten.  Die  zu  zahlenden  Summen  selbst  waren 
nach  der  Bedeutung  des  Amtes  und  des  Ortes  sehr  verschieden; 
sie  betragen  für  den  duovir  3000,  4000,  40,000,  für  den  quin- 
quennalis  einmal  35,000,  für  den  aedilis  4000,  auch  20,000,  für 
den  decurio  4000,  SIOOO,  20,000,  für  den  ponlifex  40,000,  auch 
55,000,  für  den  flamm  2000,  40,000,  42,000,  für  den  augur 
einmal  34,000,  für  die  seviri  Augustales ^  deren  Stellung  noch 
besonders  zur  Sprache  kommen  wird,  2000  Sesterzen. 

Der  Senat. 

Der  Senat  der  auf  römische  Weise  organisirten  Communen^, 
welcher  mit  verschiedenen  Namen:  senatus^  ordo^  ordo  decurio^ 
num^)^  curia^]y  decuriones  (in  spaterer  Zeit  curmfe«)  ^®) ,  auch 
ganz  nach  dem  Vorbilde  des  römischen  Senats  patres  et  can-- 
scripti,  decuriones  conscriptive ^^)  bezeichnet  wird,  bestand  aus 
einer  in  dem  Gesetze  der  Colonie  oder  des  Munidpiums  bestimm- 

1)  Recoeil  de  Constantine  1866  p.  137  n.  118:  ob  honartm  aedaUtOi»  mla- 
tia  rei  p,  H8  IUI  n.  leptllmi«. 

2)  Renier  n.  1657 :  ob  honortm  IlvWatui  praeter  leglüknani]  111  (mUium  n.) 
—  pomH,  '  . 

31  Recuell  de  Constantlne  1867  p.  376  n.  26:  ex  summa  honoris  fiamoni  sui. 
i)  Renier  n.  1430:   ob  honorem  Mamonä']  p[er}p{etui]  Mdia]  legiUma  H8 
11  n.    Vgl.  n.  1446.  1448.  1449.  1453. 

51  Ou^rin  2  p.  265  d.  467:  MLaia  rdp,  IHWatas  honorana  summa» 

6)  Mommsen  /.  N.  n.  2378  and  dazu  p.  479  im  Index  s.  t.  duovM, 

7)  S.  über  diesen  insbesondere  Kuhn  1,  227  ff. 

8)  S.  Henzen  Index  p.  151.  152. 
9l  Oreüi  3725. 

10 j  Curiales  kommen  in  Inschriften  überhaupt  selten,  and  erst  seit  dem  drit- 
ten Jahrhundert  vor.    Henzen  6414.    C.  i.  L,  V  n.  335. 

11)  Mommsen  Stadtrechte  8.  411.    Henzen  im  Index  p.  153. 


—     502     — 

ten^AnzabM)  von  lebenslänglichen  Mitgliedern,  in  der  R^el  aus 
Dmi^oiiVb.  hundert^,  und  erinnert  durch  diese  Zahl  und  den  Namen  decitrio 
an  den  ältesten  römischen  Senat  ^)  und  die  Theilung  der  römi- 
schen curiae  in  10  decuriae  unter  10  decuriones^).  Auf  welche 
Weise  er  ursprünglich,  z.  6.  bei  der  Anlage  einer  Colonie  con- 
stituirt  wurde,  ob  durch  die  Behörde,  welche  die  Colonie  aus- 
führte^), oder  durch  WahH],  ist  unbekannt;  nach  der  lex  lulia 
^^Jl^  municipalis  wurde  die  lectio  senatus  alle  fünf  Jahre  durch  den 
höchsten  Magistrat  der  Stadt,  d.  h.  wie  wir  oben  gesehen  haben, 
durch  die  Quinquenqalen  veranstaltet  7}  und  das  Respltat  dersel- 
ben in  dem  album  decurionutn  verzeichnet.  •  Das  Verfahren  dabei 

•  1)  Lex  Julia  munte.  lln.  85:   nd  quU  eofum  quem  in  eo  tnunieipio  coUmia 

praefectura  foro  eoncAUabulo  m  senatum  decut^gmes  conacriipioeve  Ugiio  neve  müh- 
UgUo  neve  cooptato  neve  redtandos  eurato  nisi  in  demortuei  damnateiv€  locum 
ehuve  quei  eonfeeau»  erii^  se  HntAorem  decwionem  conscreiptumve  ibei  kae  legt 
«SM  non  {teere.  Dig.  50,  2,  2  pr. :  gut  ad  tempuB  reUgaUu  tti ,  ai  deeftrio  sü, 
desinet  eeae  deewio.  Reversue  plane  locum  euum  quidem  non  ohUnäfÜf  sed  non 
eemper  prohibeiur  decurio  fUri.  Denique  in  loeum  tuum  non  restituetur  (nam  et 
mibUgi  in  locum  Mue  poteii)  et  si  numerue  ordinie  plemu  nt,  ex«pectare  eum 
oportet,  donee  aliu$  vaeet. 

2)  Nach  der  lex  ServUia  des  RuUas  sollten  in  Capna  eentum  decurionee  sein, 
Cic.  de  l.  agr.  2,  35,  96.  In  einigen  Städten  hiessen  sie  aach  eentsumoiri ,  wie 
in  Veti  rOrelli  108.  3448.  3706.  3737.  3738.  4046)  und  Cures  (OreUl  764.  3739. 
Henzen  o998).  Auch  in  dem  Album  von  Canusium ,  welches  weiter  besprochen 
werden  wird,  linden  sich  100  Decurionen.  Dagegen  gab  es  in  kleineren  Orten 
auch  weniger  zahlreiche  Senate,  wie  z.  B.  in  Gastrimoenium  einen  Senat  von 
30  (Henzen  6B99),  wihrend  in  griSsseren  Stidten  die  Zahl  der  Decurionen  mehr  als 
100  betrug.  In  Antiochia  betrug  dieselbe  in  der  Blüthezeit  der  Stadt  1200, 
spater  600,  zu  Libanius  Zeit  60.   S.  Kuhn  1,  247. 

3)  Liv.  1,  8.   Dionys.  2,  12.   Plnt.  Bom.  13.   Festus  p.  339. 
4l  Dionys.  2,  7. 

5)  Digest.  50,  16,  239  %  5 :  deeuriofie«  quidam  dietos  aiunt  ex  eo,  quod  tniOo, 
cum  eoloniae  dedueerentury  decima  pars  eorum  qui  dueefentw  coneiUi  pubUd  gra~ 
Ua  eonscribi  tUita  eit.  Dio  Cass.  49,  14 :  xal  toü^s  ixaTOVidp^ouc,  d>c  toX  ic  xoq 
ßouXoic  aUTo6c  tdc  iv  Tau  TcaTplotv  xaToXi^osv  dmf^XTrioe. 

6)  Dies  wiQrde  nicht  ohne  Analogie  sein.  Als  zu  Dio  Chrysostomus  Zeit  in 
Prosa  in  Bithynien  der  Senat  neu  organisirt  wurde,  geschah  dies  durdb  Wahl 
des  Volks  per  UibelUu,    Dio  Ghrys.  Vol.  n  p.  207.  208  Reiske. 

7)  In  dem  Ganusinischen  Album  (Moramsen  /.  N.  635)  heisst  es  am  Anfange : 
L.  Mario  Maximo  II  L.  Boaeio'  AeUano  Cos,  M.  Antonius  Priseus  L.  AnnHu 
Seeundus  IIvvi[i']  quinquennfaUs]  nomina  decurionum  in  aere  ineidenda  curave- 
runt.  Dass  die  Anfertigung  des  Album  you  derselben  Behörde,  welche  die  leetio 
hatte,  ausging,  sieht  man  aus  der  lex  lülia  munidpaUs  lln.  87,  wo  es  von  der- 
selben heisst  recttan<io<  eurato  y  was  sich  eben  auf  dies  Album  bezieht.  Walter 
Gesch.  des  R.  B.  1  $  301  und  Hegel  nehmen  an ,  dass  die  Gurie  selbst  sich 
durch  Göoptation  er^nzt  habe.  Die  Stellen  Indessen ,  aus  welchen  dies  folgen  ' 
soU  (Digest.  50,  2,  6  S  5  und  Fronto  epist.  ad  amic.  2,  7  p.  193  Naber),  sind 
von  Zumpt  p.  114.  115  auf  andere  Weise  genügend  erklirt  worden.  Auf  die  erste 

'  Stelle  komme  Ich  noch  einmal  zur&ck.  In  den  siclHschen  Städten  fand  allerdings 
Göoptation  der  Senatoren  statt,  d.  h.  Ergänzung  durch  Wahl  des  Senates,  Gic. 
Verr.  n,  2,  49,  120:  eognoscere  potuittiSf  tota  9ieüia  per  iriennium  neminem  üUa 


—     503     — 

war  in  der  lex  muntc^tt  oder  coloniae  specieU  vorgeschriebea  ^) ; 
im  AllgemeiDen  aber  war  es  folgendes: 

So  wie  in  Rom  ausser  den  in  dem  Album  des  letzten  Census 
enthaltenen  Senatoren  diejenigen  Magistcate,  deren  Amt  Anspruch 
auf  die  Senatorenwttrde  gewährte,  d.  h.  die  Quästoren  und  die 
höheren  Beamten,  insofern  diese  nicht  bereits  durch  eine  frühere 
Amtsverwaltung  in  den  Senat  gekommen  waren,  sowohl  in  ihrem 
Amtsjahre  als  bis  zur  nächsten  Censur  Sitz  und  Stimme  im  Se~ 
nat  hatten,  ohne  eigentliche  Senatoren  zu  sein,  und  daher  zwei 
Classen  von  Personen  im  Senate  unterschieden  werden,  senatores, 
quibusque  in  senatu  sententiam  tUcere  licel^)^  so  werden  dieselben 

beiden  Classen   auch    in  den   Municipalstädten   unterschieden  ^j .    ^ 

• 

m  ehitaU  senaiorem  factum  «m«  graUs,  nenunerriy  %U  leges  eorum  wnt^  ntffragiU 
—  (Uqtte  in  hi8  omnibtu  senatoribuB  coopUmdis  non  modo  iuffragia  nuUa  faUu^ 
sed  tu  genera  quidem  9ptctaia  eue,  «c  quibut  in  eum  ordinem  eooptaH  Ueeret. 
c.  50 :  AgrigenUm  de  stnalu  cooptanio  SeipionU  Uget  antiqwu  haberU.  Aach  in 
Italien  ist  in  früherer  Zeit  von  Cooptation  der  Decurionen  die  Bede,  z.  B.  in 
Puteoli,  welches  seine  Yerfassnug  durch  Snlla  erhalten  hatte  (Flut.  8uUa  37: 
hivjo.  [iJh  Y^P  ^P>^pttC  IfAicpooi^sv  rik  TsXeuT^c  to6(  is  Atxaiap^lqi  qraoidCovTac 
SiaXXd^ac  v<5|Aov  Ijpatpev  auroTc ,  xad*  8v  TroXtTeuoovrai).  S.  Cic.  pr.  Coel.  %  6  : 
nam,  quod  e$t  obkHumj  mtMieipilua  eue  adoUtcenUm  non  probatwn  nU»:  nc- 
mini  unquam  prcfsunti  FuUolani  mcaortä  honorts  AoMienmt,  jiMim  abitniÜ  M.  Coa- 
Uo:  (ju/em  et  ahientem  in  amplissimum  ordinem  oooptarunt,  cett.  Allein  aus 
der  Ux  htUa '  m/rniidpalis  sieht  man ,  dass  der  auch  dort  immer  vorkommende 
Ausdruck  cooptare  nicht  eine  Wahl  durch  die  Dectirionen,  sondern  eine  Aufhahme 
in  eine  vacante  Stelle  durch  den  Magistrat,  d.  h.  die  qfänquennale$  hezeichnet, 
und  von  den  daneben  vorkommenden  Ausdrücken  legere  j  sMegere  dem  Sinne 
nach  nicht  verschieden  ist.  Es  scheint  daher,  dass  wenigstens  nach  diesem  Ge- 
setze, d.  h.  nach  45  v.  Chr.,  überall  eine  gleichförmige  Aufhahme  durch  die 
Quinquennalen  stattfand,  wenn  auch  die  Erinnerung  an  frühere  Verfahr ungs- 
weisen  sich  noch  in  der  bei  der  Aufnahme  gebrauchten  Formel  erhielt. 

1)  ülpian.  Dig.  50,  3:  {de  alho  eerihendo)  deeurione»  in  alba  üa  eeriptOB 
oportet ,  ut  lege  municipali  praecipitur  (d.  h.  durch«  das  Grundgesetz  des  Munl- 
eipiums,  das  demselben  von  den  Römern  gegeben  war.  S.  Seite  63).  Sed  si 
lex  eesiatf  tune  digniiaiea  erunt  apectandae,  ut  eertbantur  eo  ordinem  quo  quieqtae 
eorum  nuixtmo  honore  in  munieipio  fStnetua  est,  puto,  qni  duumvifütum  gUeerumH, 
$i^  hie  honor  praeeeUat,  et  inUr  duumoiralee  arUiquiesimus  quieque  prior ,  deinde 
hi ,  qtä  secundo  poet  duumviratum  honore  in  reptibUea  fimeU  mnt ,  poit  eoa ,  qui 
ierUo  et  deMeep«,  mox  hi,  qui  nuüo  honore  fkmeti  sufrf,  prcut  quiaque  eoitim  in 
ordiftem  venit.  In  eerUentiie  quoque  dieendiM  idem  ordo  »ptetandue  ett,  quem  in 
albo  scribendo  diximtu. 

2)  Hofmann  Der  römische  Senat,  Berlin  1847.  8  S.  3ö  ff. 

3j  Lex  Ittlia  mun.  lin.  96:  neoe  ibei  serurfor,  neve  deewrio  neve  eoneoriptm 
etto,  neve  aentenliam  didio.  lin.  109 :  nei  quis  in  eorum  quo  munidpiOy  eolonia, 
praefeetwra  —  in  eenatu,  deeurioniibua  eoneereipteisque  eeto  neoe  quH  ibi  in  eo 
ordine  eententiam  deieere  ferre  lieeto.  Auf  diese  Glasse  bezieht  Zumpt  p.  114  die 
Stelle  des  Papinlan  Digest,  ÖO,  2,  6,  5 :  privilegiit  eee^ßntibua  eeterie  torum  eauea 
potior  habetur  in  aententii»  ferendi»,  qui  piuribu*  eodem  tempore  euffragiia  höre 
deeurionie  deeorati  eufU..  Sed  et  qui  ptures  Uberoe  habet,  in  «uo  coU^^io  primae 
tenUnUam  rogatur,  eeteroeque  honori»  ordine  praeceUü,  Das  fui  deeurioni»  ist  das 
ms  eententiae  dieendae;  die  Rangfolge  derer,  die  dasselbe  haben,  wird  durch  dl» 


—     504     — 

Erg&uiuig  Denn  auch  in  diesen  fand  die  Ergänzung  des  Senates  durch  die- 
doroiidi«  jenigen  statt,  welche  honore  gesto  einen  Anspruch  auf  die  Decu— 
BMmtoD^  rionenwürde  erhielten  ^] ;  erst  in  späterer  Zeit,  wahrscheinlich  seit 
den  Severen,  ist  dies  Verhaltniss  dahin  geändert  worden,  dass 
die  Decurionen  nicht  nur  Wähler,  sondern  auch  allein  wählbar 
waren  ^j ,  eine  Veränderung ,  welche  damit  zusammenhängt,  dass 
in  dieser  Zeit  die  Municipalämter  eine  Last  wurden,  welcher  man 
sich  auf  alle  Weise  zu  entziehen  suchte,  und  dass  somit  die 
Candidaten  nur  aus  den  Curien  genommen  werden  konnten, 
welche  zwangsweise  aus  den  possessores  ergänzt  wurden,  seit- 
dem der  Zudrang  zu  ihnen  aufgeh(^rt  hatte  3). 

Bei  der  leciio  des  Senates  kamen  also  drei  Arten  von  Per- 
sonen  in  Betracht:  zuerst  die  seit  dem  letzten  Gensus  in  dem 
album  befindlichen  Decurionen,  aus  welchen  die  Quinquennalen 
nicht  mit  der  Freiheit  der  römischen  Gensoren,  sondern  im  An- 
schluss  an  bestimmte  Gesetze  nur  diejenigen  ausstossen  konnten, 
welche  wegen  eines  Griminalverbrechens  verurtheilt  oder  sonst 
bescholten  waren  ^);  zweitens  die  seit  dieser  Zeit  gewählten  Ma- 
gistrate, welche  bereits  das  Stimmrecht  in  der  Gurie  hatten,  aber 
noch  nicht  in  das  Album  aufgenommen  waren,   endlich   diejeni- 

^    ,  , f --    -  -  - 

Anciennit&t ,  und  unter  denjenigen ,  welche  gleichzeitig  honore  gato  in  den  Se- 
nat eingetreten  sind,  durch  die  Mehrheit  der  Stimmen,  mit  welcher  sie  den  honor 
erhalten  haben,  sowie  durch  das  hu  Uberorum  bestimmt.  Unter  den  Decurfonen, 
welche  in  dem  album  verzeichnet  waren,  konnte  eine  Rangstreitigkeit ,  wie  sie 
Papinian  erwähnt,  auf  keine  Weise  entstehen.  Auch  in  Rom  wurde  in  einem 
gleichzeitig  in  den  Senat  eintretenden  CoUegium,  z.  B.  der  Quästoren  eines  und 
desselben  Jahres  ohne  Zweifel  eine  Bangordnung  nach  dem  von  Papinian  ange- 
gebenen Principe  beobachtet ,  wie  die  Ausdrücke  quaesior  primus ,  praetor  pri- 
mtM,  secundiu  u.  s.  w.  zeigen. 

1)  Lex  lüUa  mun.  lin.  135 :  quibus  hae  lege  in  municipio  colonia  prctefeetura 

—  in  »enatu  decwrionibuB  eonaeripteh  e»9e  non  lieebitf  ni  qui$  eorum IJvi- 

ratum  IllJmratum  aliamve  quam  poteeiaUm,  ex  quo  honore  in  eum  ordmemper- 
veniatj  petito  ruve  eapüo.  Nach  dem  Beeret  von  Xergeste  Henzen  n.  7168  ssC. 
i.  L.  y  n.  532  hatte  Antoninus  Pius  den  an  Xergeste  attribuirten  Cctmi  CataU 
gestattet,  ut  —  proui  qui  mertässent  vita  atque  ceneUy  per  aediliUäia  gradum  m 
curiam  nostram  admitifirentur.  Nach  Fronte  ep,  cuL  amic,  2,  7  (p.  193  Naber)  fvhrte 
in  der  Colonie  Concordia  die  Bekleidung  des  Amtes  eines  scriba  pubUeu»  zum 
Eintritt  in  die  Curie,  und  aus  verschiedenen  Inschriften  geht  hervor,  dass  erst 
die  Aedilitat  bekleidet,  dann  die  Decurionen  würde  verliehen  wurde.  S.  Zumpt 
Comm,  ep.  I,  135.  136.  Auch  in  Bithynien  galt  nach  der  lex  Pompeia  die  Ein- 
richtung, uif  qui  eeperint  mtigieUraUmif  eint  in  senatu.   Plin.  ep.  10,  79  (83). 

2)  Paulus  Dig.  50,  2,  7  $  2:  is  qui  non  $it  deeurio,  duumviratu  vel  alüt 
honortinu  fungi  non  potent  quia  deeurionum  honoribw  pUbeii  fungi  prohibentur. 

3J  Kuhn  1,  23i  «f. 

4j  Die  Bestimmungen  über  diese  FiUe  enthält  die  lex  lulia  ntunicipaüt 
lin.  lQi8  ff.  Vgl.  Pauli  9ent.  ree.  5, 15, 5.  Cod.  lust.  10, 31, 8.  Die  Ausstossnng  konnte 
geschehn  ad  temput  oder  in  perpetuum.   Dig.  50,  2,  5 ;  48,  10,  13  $  1 ;  50,  2,  13. 


—     505     — 

gen  Municipes,  welche  durch  ihren  Census  befähigt  waren,  auch  «ud  aas  der 
ohne  ein  Amt  bekleidet  zu  hoben,    die  noch  etwa   unvoUständise  »chenCen- 

'sqbcImm. 

Anzahl  der  Decurionen  zu  ergänzen.  Für  die  letzten  wurde 
übrigens  dieselbe  Qualification  verlangt,  welche  zum'  Eintritt  in 
die  stadtischen  Aemter  gesetzlich  vorgeschrieben  war^).  Die  An- 
ordnung der  Namen  in  dem  Album  beruhte  auf  dem  ^^^^gver- 1P^»k»w- 
hältnisse  der  Decurionen,  nach  welchem  sie  in  der  Curie  ihren 
Sitz  .einnahmen  und  bei  der  Umfrage  stimmten^);  eine  Anschauung 
seiner  Einrichtung  gewahrt  uns  das  Album  von  Canusium^]  aus 
dem  Jahre  S23  n.  Chr.,  welches  folgendermaassen  abgefasst  ist: 
L,  Mario  Maximo  II  L,  Roscio  Aeliano  Cos. 

m 

M,  Antonius  Priscus  L.  Annius  Secundus  Ilvir,  Quinquenn. 
nomind  decurionutn  in  aere  incidenda  cui^averunL 

Patroni  c.  c.  v.  v^   (es  folgen  34  Namen). 

Patroni  e.  e.  q.  q.  i?.  R,  8  Namen. 

Quinquennalicii.  7  Namen. 

Allecti  inter  quinq.  4  Namen. 

Ilviralicii.  29  Namen. 

AedtUcii.  49  Namen. 

Quaestoricii.  9  Namen. 

Pedant.  32  Namen. 

Pi'aetextati.  25  Namen. 
Die  erste  Stelle  nehmen,  wie  dies  auch  Ulpian  vorschreibt^}, 
die  patroni  clarissimi  viri  und  die  patroni  equües  Romani  ein,  Patrom. 
d.  h.  Personen,  weiche  Aemter  in  Rom  bekleidet  haben  und  rö- 
mische Senatoren  sind,  oder  Personen  des  römischen  Ritterstan- 
des. Nur  von  den  letzteren  hatten  zwei  in  Canusium  selbst 
ein  Amt  bekleidet,  welche  nochmals  unter  den  Quinquennalicii 
vorkommen;  die  andern  werden  nur  als  überzahlige  Ehrenmit- 
glieder unter  den  Decurionen  aufgeführt.  Es  war  eine  alte 
Sitte ^),  dass,  «wie  ganze  Provinzen^),  so  auch  die  einzelnen  Go- 
lonien,  Municipien  und  Provincialstädte  sich  in  die  Clientel  eines 

1)  8.  oben  Seite  497,  wo  für  diesen  Satz  die  Beweise  bereits  gegeben  sind. 

2)  Ulpian.  Dig.  &0,  3. 

3)  Mommsen  /.  JV.  n.  63ö ;  im  Auszüge  auch  Orelli  n.  3721.  S.  darüber 
Zumpt  Comm.  ep.  I,  123  ff. 

4)  Dig.  50,  3,  2 :  in  alba  deeunonum  tn  municipio  nomina  ante  $ctibi  opor- 
tet eorum,  911J  d^fnüaiee  pHndpie  iudieto  coneeouiti  naUf  postea  eorum^  qui  tan- 
tum  munieipalilnu  honorihus  funeU  eunt. 

5)  Dionys.  2,  11. 


))  Dl 

0  s. 


6}  S.  S.  400  nnd  meine  R5m.  Privatalterthamer  1,  210. 


~     506     — 

oder  mehrerer  angesehener  und  einflussreidier  Römer  begaben, 
welche  als  patroni^)  für  sich  und  ihre  Desoendenten  ^  die  Ver- 
pflichtung übernahmen,  in  allen  Rechtsangeiegenhjeiten  für  die 
betreffende  Commune  einzutreten^),  in  jeder  Weise  für  das  Beste 
dersidlben  zu  sorgen^),  allen  Hitgliedern  derselben  bei  Processen 
in  Rom  Beistand  z}i[  leisten,  und  auch  bei  persönlichen  Wfln- 
sehen  ihre  Hülfe  angedeihen  zu  lassen^).  Die  Wahl  der  paironi 
geschah  auf  Grund  eines  Decurionenbeschlusses  durch  die  Volks- 
versammlung, welche  den  Patron  cooptirte,  d.  h.  in  die  Ge- 
meinde aufnahm  <^),  und  es  wurde  über  diesen  Act  eine  Dil.unde, 
tabula  hospitalis  oder  tabula  patronattiSf  in  zwei  Exemplaren  aus- 
gefertigt, von  welchen  eines  für  den  Patron,  das  andere  für  die 
Commune  bestimmt  war  7).  Wie  es  in  dem  Interesse  der  Ge- 
meinde Jag,  solche  Personen  als  patroni  zu  gewinnen,  welche  in 
einer  gewissen  persönlichen  Verbindung  mit  derselben  standen^), 
und  diese  Verbindung  durch  Ehrennezeugungen  und  Aufmerk- 

1)  lieber  diese  patroni  e.  Dirksen  CivilistiBche  Abhandlungen  2,  61  ff. 
£.  Philipp!  Zur  Geschichte  des  Patronats  über  juristische  Personen ,  im  Rheini- 
schen Museum  N.  F.  8  (1853)  S.  497  ft.  Dass  jede  Gemeinde  durchschnittlich 
mehrere  patroni  in  Rom  hatte,  zeigt  die  Aensserung  des  Cicero  pr,  Sest.  4,  9; 
m  PUon.  11,  25,  der  sich  rühmt,  dass  Capua  ihn  allein  zum  patromu  gewählt 
habe.  Auf  der  andern  Seite  konnte  ein  Rdmer  Patron  vieler  Städte  sein.  So 
sagt  Yalerius  Maximus  4,  3,  6  von  Fabrlcius  Luscinus:  univer$08  (ßamnite»)  m 
elientela  habebat. 

2)  Dass  der  Patronat  in  den  Familien  erblich  war,  sieht  man  aus  vielen  Bei- 
spielen. Bononia  war  in  clienUla  Antonionim  (Sueton.  Oct.  17),  Lacedaemon  m 
ttdtla  Claudiorum  (Suet.  Ti.  6),  die  sicilischen  Städte  hatten  zu  Patronen  die 
Marcelli,  Scipiones,  Metelli  (Psendo-Asconius  p.  100).  In  der  Insohrilt  von  Pu- 
teoli,  Orelli  3767  =:  Mommsen  /.  N.  2505  kommt  ein  puer  egregiua,  ab  origine 
patromu  ordinia  et  popuU  vor  und  in  der  Yerleihungsurkunde  ist  die  Formel : 
eumque  e^^n  Uberis  poiteriaque  nü»  patronum  eooptaveru$U.    Henzen  n.  6413. 

3)  Tacit.  /Üal,  3 :  quam  te  tot  anUeorum  cotwo«,  tot  eoloniarum  et  mumd- 
piorum  elientelae  in  forum  voeent» 

4)  Auch  durch  Bauwerke,  welche  sie  auf  ihre  Kosten  enrlchteteD.  ]ni&.  ep, 

4,  1. 

5)  S.  Dirksen  a.  a.  0.  S.  64  ff. 

6l  Mommsen  Stadtrechte  S.  452  ff. 

7j  Beispiele  solcher  Urkunden  s.  Henzen  n.  6413  ff.  Ueber  die  Sammlun- 
gen derselben  s.  meine  Rom.  Privatalterthümer  1,  204  Anm.  1268.  Nachzutragen 
sind  dazu  die  neu  herausgegebenen :  Hermes  5,  371.  Ephem.  epigr.  1872  p.  46. 
a  /.  L.  U  n.  2210.  2211.  2633.  2958.  2960.    V  n.  4919.  4920.  4921.  4922. 

8)  Fronte  ep.  ad  am.  2,  10  p.  200  Naber,  schreibt  an  die  Illviri  et  detuHo- 
nes  von  Girta:  quare  tuadeo  vobis  patronoB  ereare  et  deereta  in  eam  rem  nuttere 
ad  eo8,  qui  nunc  fori  prineipem  loeum  oecupantj  Aufldium  Vietorinumy  quem  in 

numero  munieipum  habetUf   H  cÜ  eontilia  mea  iiiverint. ServÜium  quakte 

Silanum,  optimmn  et.  faeundi$8imum  virum  iure  munieipi»  patronum  habebüU, 
cum  9it  vicina  et  amiea  eivitaie  Bippone  Regio.  PoBtumium  Festum  et  morum  et 
eloquenUae  rkomine  rede  patronum  vobi»  feceritia,  et  ipsum  noetrae  provinciae 
et  dvUotiß  non  longinquae. 


—     507     — 

samkeiten  zu  erhalten^},   so  war  es  auch  in  der  Ordnung,   die 
Patrone  als  Angehörige  der  Commune  an  der  ehrenvollsten  Stelle, 
in  dem  Album  der  €urie,  namentlich  aufzuführen.     Dass  diesel- 
ben  indessen   nicht  ordentliche,    sondern  überzählige  Mitglieder 
des  Senates  waren,   ist  ersichtlich  daraus,   dass,   wenn  man  die 
patroni  und  die  am  Ende   der  Liste  erwähnten  praetextati  in 
Abzug  bringt,  die  normale  Zahl  ^v^n  4  00  Decurionen  übrig  bleibt. 
Die  fungirenclen  Magistrate  kommen  in  der  Liste  gar  nicht  vor, 
sondern  sind  bereits  ais  honore  futtcti  in  derselben  verzeichnet; 
die  beiden  Quinquennalen,  welche  das  Album  angefertigt  hab^, 
nehmen    den   letzten  Platz   ein   unter   den  quir^quennaliciu     Im 
Uebrigen  sind  die  Decurionen  nach  dem  Rangverfaältnisse  geord- 
net^.    Da  das  höchste  Amt  die  QuinquennaliCas  ist^),  so  folgen 
unmittelbar  auf  die  patroni  die  quinquennalicii  j  dann  die  dutim-  ^^^^^^SmT 
viraliciiy   sonst  gewöhnlich  duumvirales  genannt^),   die   aediUcii  ^^^'^^^ 
und  die  quaestoricii   (sonst  quaestorii).     Ausser  diesen  kommen  AeHUcHf 
indessen  drei  Kategorien  vor,  über  weldie  noch  eine  Bemerkung  fl^«•*•"«•• 
hinzuzufügen  ist.    Was  zuerst  die  allecü  betrifit,  so  versteht  man    ^«««^»'• 
unter  einer  aUectio  des   römischen  Senates  4^e  Ergänzung  des- 
selben auf  ausserordentlichem  Wege,  d.  h.  aus  andern  Ständen^). 
Bei  derselben  erhielten  die  neu  aufgenommenen  Senatoren  ihren 
Sitz  in  einer  bestimmtet  Bangclasse,  weshalb  unter  den  Kaisern 
häufig  die  (ülecli  inter  consulares,   inter  praetorios^    tribunicios, 
quaestorios  vorkommen®).     In  derselben  Weise  wurdea  in    den 

1)  Man  errichtete  den  Patronen  Statnen  (Cic.  in  PUon.  11,  25),  sdiickte 
ihnen  Geschenke  (Valer!  Max.  4,  3,  6.  Horat.  Carm,  2,  18,  8)  und  ehrte  sie  anf 
alle  Weise.   Plin.  ^.  4,  1. 

2)  In  dieser  Beziehnng  scheinen  einige  Verschiedenheiten  stattgefunden  zn 
hahen.  Der  öfter  vorkommende  prineep^  eoUmiae  oder  munieipii  (Henzen  Index 
p.  153)  ist  nicht  ein  Beamter;  denn  er  kommt  in  Pisa  in  einer  Zeit  vor,  als  es 
dort  gar  keine  Beamten  gab  (Orelli  n:  643);  er  ist  vielmehr  e  prmdpaUbw, 
d.  h.  er  gehört  einer  Rangdasse  an,  nämlich  der  Glasse  der  cmnibu$  honoränu 
funcUy  s.  OreUi  3761.  Renier  3695.  Apnleios  Apolog.  24,  und  der  Sitz  in  die- 
ser Rangdasse  konnte  als  honor  verliehen  werden.  Renier  3662.  Es  ist  also 
möglich,  dass  in  einigen  Mnnidpien  statt  der  Classe  der  patroni'  eine  Glasse  der 
pHneipaU»  bestand;  denn  in  dieser  befanden  sich  vornehme  Römer.  S.  OreUi 
3758.  3108. 

3)  Apulei.  Af(0tam.  10,  18:   oriundua  paMa  CoriniKOf  qw>d  eaput  eit  toUus 

Aehaiae  provinekUy gradatim  permenais  konorÜnu  quinq%tennati  magUtratui 

ftural  detUnatut, 

4)  FOr  beide  Titel  findet  man  Beispiele  bei  Henzen  Index  p.  155. 

5)  Sneton.  Claud.  24:  Appium  Caeeum  eensorem  —  UberUnorvm  fiHo»  in 
$enatum  adUgiue  doeuit.  Vetpaa.  9:  honestiHimo  quoque  JtaUeorum  ac  provin- 
eiaUmn  oUeefo. 

6)  PHn.  ep.  1,  14,  5:  Af<nicttis  JfocHfms,  eqtteitris  crdSnia  prineept,  —  ad- 


—     508     — 

Municipien  Leute,  welche  sich  besondere  Verdienste  erworben 
hatten,  wahrsdieinlicb  mit  besonderer  Erlaubniss  des  Kaisers, 
nicht  bei  der  Gensur,  sondern  durch  einen  Beschluss  des  Se- 
nates entweder  unter  die  Decurionen  ohne  höheren  Rang>)  oder 
sogleich  "in  die  ersten  Rangclassen  der  Curie  ^j  aufgenommen. 
Die  zweite  noch  su  besprechende  Glasse  von  Decurionen,  welche 
Ptdani.  iq  unserer  Inschrift  pedani  hdissen,  im  römischen  Senate  als 
pedanei  oder  pedarii  vorkommen^),  bestand,  wie  das *Album  selbst 
deutlich  bezeichnet,  aus  denjenigen  Mitgliedern,  welche,  ohne  ein 
Amt  bekleidet  zu  haben,  in  den  Senat  aufgenommen  waren. 
Der  Name  ist  zweifelhaften  Ursprungs^),  findet  sich  aber  in  der 
späteren  Kaiserzeit  wieder  in  den  iudices  pedanei  oder  ^^fi^atSi- 
Pta9t€xiaii.%fgJ7ZfBX^).  Unter  den  proetexiaii  endlich  sind  Söhne  der  Decu- 
rionen zu  verstehen^) 9  welche  seit  Augustus  auch  im  römischen 
Senate  als  Zuhörer  zu  erscheinen  Erlaubniss  hatten'^];  sie  wer- 
den indessen  nur  aus  besonderen  Gründen  in  das  Album  aufge- 
nommen^),  z.  6.  wegen  einer  Munificenz  gegen  die  Commune^) 
oder  auf  Wunsch  ihrer  Väter  ^^) .    Sie  geniessen  die  äusseren  Aus- 

i 

leetui  a  divo  Vespcuiano  hUer  praetorios.  Capitolin.  M.  ArU.  Phü.  10 :  multo$  tx 
amicis  in  senatum  adUgit  cum  aedilieUs  aut  praetoriis  dignitatüm»,  Capitolin. 
Pert.  6.    AusführUch  handelt  hierübei  Mailni  ArvaU  p.  727.  790;  vgl.  p.  146. 

1)  Orelli  n.  2533s=Mon)m8en  /.  N.  n.  2569:  adleeto  in  ordin.  deewion. 
OreUi  3882:  älUcto  —  gratis  decurioni.  n.  3745  =  Mommsen  i.  N.  2243:  hune 
deeurionea  ob  Uhtralitatem  cwn  eaaet  amnorum  aexs  ordiru  $uo  gratU  adUgirunt, 
Orelli  n.  1229  und  mehr  bei  Zumpt  Comm,  ep.  I,  126.  128.  . 

2)  OreUi  n.  3816s=Momm8en  /.  N.  1888:  hunc  deeuriones  gtatis  tn  ordthem 
«titim  adUgtrwit  dtiumviroltum  fium«ro.  Andere  Beispiele  bei  Henzen  Index  p.  155. 

3)  Gellins  3,  18,  der  zu  dem  Resultat  kommt:  hoe  voeabulum  a  pleri»qu€ 
barbart  dici  anirnadvertimuB,    Nam  pro  pedariis  pedaineo%  appeUant, 

'    4)  OelUns  a.  a.  O.    Hof  mann   Der  röm.   Senat  S.  19—34.    Zampt  Comm. 
ep.  p.  131. 

5)  S.  über  diese  Bethmann-Holiwe^  Der  röm.  Civilprocess  Bd.  3  $  140. 

6)  In  dem  Album-  werden  vier  unter  den  praetextaU  durch  den  Zusatz  IVN, 
von  ihren  Vätern  unterschieden,  von  welchen  einer  unter  den  quinguennaUeü, 
zwei  unter  den  IlviraUeüj  einer  unter  den  pedani  aufgeführt  wird. 

7)  Snet.  Oct.  38:  liberis  senatorwn,  quo  eeUriua  reipuiUieae  adaueseertnl, 
proUnua  virilem  iogam  latum  davwn  induere  et  ewriae  inieresae  permiaii.  Dio 
Cass.  59,  9.   Stat.  SUv.  4,  8,  59. 

8)  Dig.  50,  2,  11 :  ruque  enim  minorea  vigh/Ui  quinque  anaüa  daeurUmea  aüegi 
niai  ex  eauaa  poaaunt.  So  ¥drd  in  Tarvisium  ein  Knabe  nach  dem  Tode  seines 
Oheims  zum  Decurlo  gemacht,  damit  der  Senatorenplatz  der  Familie  verbleibe. 
0.  /.  L.  y  n.  2117.  Dies  geschah  durch  alUeUo,  Orelli  3747,  und  so  findet  sich 
als  decurio  ein  fnfana  (Henzen  7010)  oder  ein  Knabe  von  4,  Ö,  6^  8  und  14 
Jahren.  OreUi  3747.  3748.  3746.  3745.  4912.  Henzen  7177.  Sin  vio«  in  der  ßouX^ 
von  Antiochia,  Libanins  Yok  U  p.  561,  6  Reiske. 

9)  OreUi  3745. 

10]  Dig.  50,  1,  21   $6:   pro  infanU  ßio,   quem  deeurionem  ene  voku*tij 
quanquam  fldem  Uaam  in  poaterum  adatrinxeria,  tarnen  interim  ontra  «mtiiMrie  non 


—     509     — 

Zeichnungen  der  Decurionen,  indem  sie  im  Theater  und  bei  öf- 
fentlichen Mahlzeiten  unter  ihnen  sitzen,  und  nehmen  an  den 
Lasten  derselben  Theil,  sind  aber  nicht  stimmberechtigt,  bis-lsie 
das  gesetzmässige  Alter  erlangen,  wodurch  sie  in  eine  der  an- 
dern Rangclassen  übertreten^).  Personen,  welche  die  Erforder- 
nisse zum  Decttrionen  nicht  besassen,  pflegte  man  im  Falle  aus- 
serordentlicher Verdienste,  w^nn  es  Freigelassene  waren;  durdi 
die  Verleihung    der  omameMa  decurionalia  ^) ,    wenn    es    hoher  OmamHäa 

iteuriimaUa 

gestellte  Römer  waren,  durch  Ertheilung  der  omamenta  duum-- 
viralia  ')  oder  omomenta  qimquenncUücUis  ^j  auszuzeichnen,  welche 
durch  ein  Decret  der  Curie  in  derselben  Weise  bewilligt  wurden, 
wie  in  Rom  die  omamenta  consularia,  praetotia,  aedilicmf  quae- 
storia,  aber  nur  die  äusseren  Vorrechte  des  Standes,  nicht  den 
Eintritt  in  die  Curie  gewährten. 

Das  Verhältniss  des  Senates  zu  den  Magistraten  ist  in  den  competenc 
ersten  beiden  Jahrhunderten  dasselbe,  wie  in  Rom;  der  Senat 
hat  die  berathende  und  beschliessende,  die  Hagistrate  haben 
die  ausführende  Gewalt;  die  ^tzteren  handeln  selbständig,  so- 
weit ihre  Vollmacht  reicht;  alle  nicht  unter  ihre  potestas  geht^ 
rigen  Fälle  kommen  im  Senat  zur  Berathung,  der  überdies,  wie 
wir  aus  dem  Gesetze  von  Malaca  ersehen,  auch  Appellationen 
gegen  die  von  den  Duovim  und  Aedilen  auferlegten  Geldstrafen 
annimmt^). 

cogerii.  50,  1,  2  pr. :  quoUtb  fiUut  famüias  voltuUate  patris  decurio  creatuTj  utä- 
veraU  muneribuay  quat  decuricni  flUo  kmmgurUur,  obatrictiu  eai  pater.  50,  1,  17 
S  2;  50,  2,  7  S  3. 

1)  Dig.  50,  2,  6   $1:   minores  viginU  qumque  cmnorumy  deeurionca  faetij 
aportulas   deeurionum  accipiunt,   atd  interim  mtffragium  inttr  ceUroa  ferre  non       * 
po$$uiU. 

2)  Henzen  n.  7006  und  mehr  im  Index  p.  152;  0.  /.  L,  Y  n.  34^3.  4392. 
4477.    Renier  n.  1529. 

3)  C.  /.  L.  III  n.  384.  650.  753.  1493.  Henzen  Index  p.  155.  Zumpt  De 
AuguitaUbua  p.  25—30;  Comm.  ep.  J,  134. 

4)  OreUl  4020.   Henzen  6956 ;  Tgl.  OieUi  3897. 

5)  In  den  lege»  y<m  MalacA  and  Salpensa  kommen  acht  Falle  vor,  welche 
zur  Comnetenz  des  Senates  gehören:  1.  die  Cooptation  eines  Patrones  (l.  Mal, 
c.  61);  2.  die  Bestimmung  über  Bekanntmachung  des  stadtischen  Budgets  (l. 
Mal.  0.  63);  3.  die  Rlnwiliigung  in  den  Verkauf  der  der  Gemeinde  gestellten 
Bürgschaften  (I.  Mal,  c.  64);  4.  die  Niedersetzung  einer*  Commission  zur  Ab- 
nahme der  Gemeinderechnungen  (l.  Mal.  c.  67.  68);  5.  die  Zustimmung  zum 
Abbrechen  eines  Geb&udes  in  der  Stadt  (l.  Mal,  c.  62);  6.  die  Freilassung  eines 
Sclaven  durch  einen  noch  nicht  zwanzigjährigen  Municeps  (l,  Salp,  c.  28) ;  7.  die 
Zustimmung  zu  der  obrigkeitlichen  Yormundsbestellung  (l,  8alp»  c.  29);  8.  Ap- 
pellation gegen  die  Ton  den  Duumvim  oder  Aedilen  auferlegten  Geldstrafen  (l. 
Mal.  G.  66).    S.  Mommsen  Stadtrechte  S.  412  f.  Kuhn  1,  235. 


—     510     — 

SftnatiiTer.  Zu  einem  gültigen  Beschlüsse  ist  die  Anwesenheit  von  zwei 

Drittein  der  Senatoren  erforderlich,  welche  dann  nach  der  Majo- 
rität der  Stimmen  entscheiden  ^) .  Der  Duo  vir  oder  sonstige  hikshste 
Magistrat .  beruft  den  Senat,  hält  die  Sitzung  [habet  senatum  oder 
ordmem)^},  stellt  den  Antrag  (referl^) ,  verba  facit*))  und  tesst 
nach  der  Rangfolge  abstimmen  (sententiam  rogat)  ^).  Die  Decurio- 
nen  geben  in  der  Regel  eine  motiVirte  Stimme  mündlich  ab  [sen- 
tentiam  dicunt)  ^ ,  und  die  Motive  dtssen,  welcher  zuerst  stimmt, 
werden,  wenn  die  übrigen  zustimmen,  in  das  D^cret  aufgenora- 
men^) ;  für  gewisse  Fälle  war  indessen  eine  Abstimmung  per 
tahellas  vorgeschrieben',  wofür  die  Formel  ist:  ienJtentiam  ferre^). 

^curien  *'  Mit  dem  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  •)  scheint  die  grosse 

Veränderung  in  den  Verhältnissen  der  Curien  zu  beginnen,  welche 
in  nachconstantinischer  Zeit  zu  dem  ^nzlichen  Ruine  derselben 
führte.  Bis  dahin  waren,  wie  wir  in  dem  ganzen  Verlaufe  un- 
serer Darstellung  nachzuweisen  versucht  haben,  die  Gommunen 
zwar  von  der  römischen  Regierung  für  die  Zwecke  der  Staats- 
verwaltung benutzt  worden,  ab|^  so  lange  denselben  Freiheit 
und  Selbständigkeit  gestattet  war,  hatte  sich  in  ihnen  ein  muni- 
dpaler  Patriotismus  erhalten,  der  in  dem  städtischen  Dienste  seine 
Befriedigung  fand.  Seit  dem  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  be- 
gann dagegen  eine  Centralisation  der  kaiserlichen  Verwaltung  ver- 
mittelst einer  zahlreichen  Beamtenhierarchie  ^^) ,  welche  einerseits 

1)  Ltx  Mal,  c.  61 :  nt  qWB  patromtm  publice  ynurUeipibus  muntetpti  Flavi 
MaUiciUtM  eooptaio  patroeirmtmve  eui  deferto  ni$i  ex  maioris  parHs  decunonum 
diereto^  quod  deeretum  factum  erüj  cum  duae  partes  non  mint»  adfrierhü,  Dig. 
3,  4,  3  und  4;  50,  9,  3:  lege  autem  municipali  eavetur,  ui^ordo  non  äliter  ha- 
heatur  quam  duabut  pairtibua  adhäfiti».    Cod.  Theod.  12,  1,  84.    Edict  von  Vena- 

*  frum  bei  Momm»en  /.  N.  n.  4601  Un.  36:  ex  maiorU  partU  deeurUmum  doorelo, 
quod  deeretum  Ua  factum  erit,  cum  in  decwrionilnu  non  minus  quam  duae  parte» 
decurionum  adfuerint.   Mommsen  SUdtrechte  S.  412. 

2)  habet  senatum  ^  deewioneSf  eonseriptos.  Lex  hd,  mtm.  Un.  128.  129; 
ordinem  habet,  OreUi  d.  4036  =  Mommsen  i.  N.  6034.   Dig.  50,  9,  3. 

3)  Henzen  n.  7170. 

4)  OreUi  n.  4038.  4040.   Henzen  n.  7169.    C.  /.  L.  V  n.  532. 

5)  Lex  Julia  munie.  lin.  106. 

6)  Lex  luUa  munie.  lin.  125. 

7)  C.  1.  L.  V  n.  532:  primo  eensente  Calpmnio  Certo  —  eensuenmt,  Hen- 
zen 7170:  teferenie  L.  Vorio  Firmo  mimr{o),  censenU  C.  Clwoio  Sabino  Ha 
eensuere.  Orelü  40411  primus  eensuit  L.  LuereUus  Helvianus. 

8)  Lex  Mal.  c.  61 :  iwaU  per  tabellam  sententiam  tuUrhU.  Dies  kommt  auch 
sonst  in  Inschriften  Tor.  S.  Mommsen  Stadtreehte  8.  413  Anm.  55.  Deshalb 
braucht  die  lex  luUa  munieipalis  die  doppelte  Formel  sententiam  dieere  ferre 
lin.  107.  110.  127.  129i  132. 

9)  Knhn  1,  241. 

10)  Die  Aasbildnng  dieses  Beamtenthoms  ist  eines  von  den  Rithseln,  welches 


—     511     — 

die  städtische  Verwaltung  in  ihre  Controle  nahm,  andererseits 
strebsamen  Personen  die  Aussicht  auf  ein  Staatsamt  in  viel  hö- 
herem Grade  als  früher  eröffnete.  Seitdem  treten  die  eigenen 
Interessen  der  Städte  immer  mehr  zurück,  der  Beruf  derselben 
ist  allein,  die  Lasten  des  Staates  zu  tragen;  es  fehlte  nunmehr 
an  Candidaten  für  die  stadtischen  Aemter;  die  Wahlen  durch  die 
Volksversammlungen  hörten  auf;  die  Curien  wurden  nicht  mehr 
ei^änzt  durch  den  Eintritt  der  Beamten ,  sondern  ausschliesslich 
aus  den  possessores  y  welche  den  senatorischen  Gensus  besassen 
und  zwangsweise  der  Curie  einverleibt  wurden  ^) ;  aus  diesen 
wurden  von  dem  Senat  auch  die  Beamten  gestellt,  so  dass  man 
nun  erst  decuriOj  «dann  Beamter  wurde  ^j.  Ausserdem  aber  über- 
trug man  auch  denjenigen  Decurionen,  welche  keines  der  regel- 
mässigen Aemter  bekleideten,  verschiedene  ctirationes  und  mu-- 
nera^],  wie  z.  B.  die  Eintreibung  der  Steuern^),  so  dsiss schliesslich 
sich  der  Character  der  Municipalsenate  gänzlich  veränderte  und 
der  decurio  nicht  mehr  als  Mitglied  einer  berathenden  Versamm- 
lung dem  magütratus  entgegengesetzt,  sondern  selbst  als  eiji 
Beamter,  und  zwar  des  Staates  betrachtet  wird^].  Bei  immer 
zunehmender  Verschlechterung  des  Conlmunal Vermögens,  über 
welches  oftmals  von  den  Kaisern  willkürlich  verfügt  wurdet), 
und  dem  von  der  Staatsregierung  befolgten  Grundsatze,  füjr  die 

der  künftige  Geschiehteachieiber  der  römischen  Kaiserzeit  zu  lösen  haben  wird.  Sie 
beginnt  mit  Hadrian  nnd  nimmt  ihren  Fortgang  unter  den  folgenden  Kaisem,  na- 
mentlich unter  Septimins  Severas  und  Caracalla,  unter  weiche  auch  die  Ver&nde- 
rung  der  Municipalverfassung,  von  welcher  wir  reden,  zu  fallen  scheint.  Welchen 
Antheil  an  diesem  neuen  Princip  der  römischen  Staatsverwaltung  die  grossen  Juristen 
haben,  welche  damals  im  Rathe  der  Kaiser  sassen,  Papinianus,  Ulpianus,  Paulus, 
Modestinus,  wissen  wir  nicht;  aber  ihre  schriftstellerische  ThäÜgkeit  wenigstens 
bezog  sich  nicht  allein  auf  das  Privatrecht,  sondern  auch  auf  wichtige  Gegen- 
stande der  Administration,  wie  des  Papinlanus  daTUvo{Aix6c ,  ^es  Ulpian  Bücher 
d»  officio  proeoMfilUj  de  censibtis ,  de  officio  euratori$  rdpubUeaej  des  Paulus 
Bücher  de  eentibuSy  ad  munieipaUmf  beweisen. 

1)  Die  früheste  Erwähnung  von  Leuten,  qui  inoiti  ftutU  deeuriones^  findet 
sich  in  einem  Briefe  des  Tralan  bei  Plin.  ep.  10,  113  (114).  Später  mehren  sich 
die  Verfügungen  über  diesen  Zwang.  Ulpian.  Dig.  50,  2,  1 ;  50,  2,  2  $  8. 

2)  Paulus  Dig.  50,  2,  7  J  2:  <«,  ^tii  non  sit  deeuir^j  dwmiviraiu  vel  aliis 
honoribus  fungi  non  poUit,  quta  deeturionum  honotäma  pleheii  fungi  prohibeniur. 

3)  Kuhn  1,  242  f. 

4)  Dig.  50,  1,  17  S  7. 

5)  Kuhn  a.  a.  0. 

6)  Ammian.  25,  4  sagt  von  Julian :  liberäUtatis  eiu$  testknonia  plurima  mmt 
et  veriMtma,  inter  quae  veeUgalia  dvitatibfu  resUtuia  cum  fu/ndu^  quM  vehU  iure 
vendidere  praeteritae  poUaiaUs,  S.  hierüber  Both  p.  36.  Walter  Gesch.  d.  röm. 
Bechts  1  S  B97. 


—     512     — 

LeistUDg  aller  auf  der  Stadt  liegenden  Lasten  und  aller  in  ihr  zu 
erhebenden  Abgaben  die  Decurionen  persönlich  verantwortlich  zu 
Dachen  ^) ,  wurde  der  Decurionenstand  aus  einer  Ehre  eine  un- 
erträgliche Last,  der  sich  die  besitzenden  Einwohner  jeder  Stadt 
auf  alle  Weise  zu  entziehen  suchten  ^) ,  während  die  Regierung 
zur  Erhaltung  der  Curien  die  strengsten  Maassregein  in  Anwen- 
dung bradite^).  In  Folge  derselben  wurde  der  Decurionat  ein 
im  Mannsstamme  erblicher  Stand»;  er  ging  auf  alle  Söhne  über, 
welche  von  dem  achtzehnten  Jahre  an  demselben  angehörten.  Im 
FaUe  auch  dies  nicht  genfigte,  um  die  Zahl  der  Curialen  voll- 
ständig zu  erhalten,  fand  eine  allecUo  aus  den  ttbrigen  tnunicipes 
und  incolae  statt,  bei  welcher  nur  Sclaven,  JFreigelassene  und 
Bescholtene  eximirt  waren,  kleine  Kinder  aber  und  unächte  Söhne 
zugelassen  wurden ;  im  vierten  Jahrhundert  sind  die  Curien  sogar 
als  Strafanstalt  benutzt  worden,  wohin  jemand  wegen  eines  Ver- 
brechens geschickt  wurde  ^). 

Die  Xugnstalen. 

^■uiaiT  Ausser  dem  Decufionenstande ,    welcher,    wie  in  Rom  der 

Siand  der  Senatoren,  seit  dem  Anfange  der  Kaiserzeit  immer 
abgeschlossener  und  am  Ende,  wie  wir  gesehen  haben ,  auch  in 
gesetzlicher  Form  erblich  wurde,  gab  es  unter  den  Kaisem  vor 
Constantin  in  den  meisten  Municipalstädten  noch  einen  zweiten 
bevorzugten   Stand ,    nämlich   die  ctugustales  ^) .     In    der   ganzen 

1)  Huschke  Ueber  den  Census  der  früheren  Kaiserzeit  S.  136.  143.  Rüdiger 
JJfe  curialibtu  p.  12. 

.2)  Cod.  Tfaeod.  12,  1,  50.  Roth  p.  44.  45.  Ebenso  suchte  man  sieb  den 
Aemtern  zu  entziehen.  Cod.  Th.  12,  1,  16:  ii  ad  magUiraium  nominati  aufu- 
germtf  requirantury  e(,  ai  perünaci  animo  laUre  faUätrkU^  hU  tpiomm  bona  ptr- 
mittantUTf  qui  praesenti  tempore  m  locum  torvun  ad  duumvifotUM  muntra  voca- 
hufüuT,  iia  vi,  si  poatea  reptrU  fiietinty  hiermio  inUffro  onera  duumviratua  cogantur 
agnoseere,  Omne»  erum,  qui  öbuquio  pubUcorum  munerum  dicUnare  tentaverhU^ 
shnili  eonditione  teneri  oportet.  Die  späteren  Decurionen  bedürfen  daher  bei  jeder 
Entfernung  ans  ihrer  jStadt  eines  Urlaubs.    Cod.  lust.  10,  31,  16. 

3)  Da  die  nachconstantinische  Zeit  ausser  dem  Plane  dieses  Buches  liegt, 
so  verweise  ich  hierüber  auf  Gothofredus  ParatiÜon  ad  Cod.  Th.  12,  1.  Roth 
p.  65  ff.  und  32  ff.  Rüdiger  De  euriaUttu  imperii  BomarU  post  Constantmum  Af., 
Breslau  1837.  4.  Walter  6.  d.  R.  R.  1  $  396  ff.  Savigny  a.  a«0.  Hegel  Gesch. 
der  Stidteveifassnng  von  Italien  Bd.  1  S.  64^98.  Wallon  Hiat.  de  Veadavagt 
3  p.  188—207.    Kuhn  1  S.  245  ff. 

4)  Cod.  Th.  12,  1,  66.    Roth  p.  40.  46.  öl. 

5}  Ofdo  deeurionium  ei  AiLguataUum  ei  pleha  wiioeiraa.  Inschr.  von  Snessa 
OreUl   n.  4047,    von   Praeneste  Orelli   1167.  4009,    oder  deewi&nea,  Auguatalea, 


—     513     — 

römischen  Literatur  werden  dieselben  nur  einmal  erwähnt^),  in 
Inschriften  kommen  sie  aber  um  so  öfter  vor  und  sind  neuerdings 
Gegenstand  einer  Untersuchung  geworden,  welche  noch  nicht  in 
allen  Punclen  zum  Abschluss  gekommen  ist^).  Es  fragt  sich 
namentlich,  erstens:  wer  sind  die  Augustalen"?  zweitens:  wie 
sind  sie  entstanden?  drittens:  wie  verhalten  sich  zu  ihnen  die 
ebenfalls  als  ordo  vorkommenden^)  seoiri  Augustales?  Um  mit  ^/,\P/|^Jg 
der  zweiten  Frage  zu  beginnen,  so  ist  es  unzweifelhaft,  dass  die 
Augustalen  m*sprttnglich  mit  dem  Gült  des  Augustus  zusammen- 
hängen ;  nur  das  ist  streitig,  welch  ein  römisches  Institut  in  ihnen 
nachgeahmt  ist.  Egger  nimmt  an,  dass  die  magistri  vicorum, 
welche  die  Feier  der  ludi  compüalkii  und  den  Dienst  der  in  den 
sacella  der  compita  aufgestellten  Lares  und  des  mit  denselben 
verehrten  genius  Augusti  hatten,  das  Vorbild  der  Augustalen 
seien  ^) ,    aber    die  magistri   Augustales  ^)    oder   magistri   Larum 

populus  Oielli  3976.  3807.  Grut.  446,  7,  oder  decuriones,  AugwtaUs,  eoloni 
Oielli  n.  3062,  ordo  et  AugustaUt  et  vicani  Orelli  n.  3690.  S.  die  grosse  Samm- 
lung bei  Egger  p.  384.  385. 

1)  Petion.  c.  30,  2:  Trimalehiom,  VIviro  AugwtaU,   Vgl.  c.  57:  uvir  gra- 
U»  faetus  8um. 

2)  Was  in  älterer  Zeit  Reiiiesius  SynUtgma  in$cr,  p.  133.  Norisiiis  Cenot. 
Pi$an,  1  c.  6.  Odericus  (^Diaiertationea  et  adnotationea j  llomae  1765.  4  p.  101 
—111)  mehr  beiläufig  über  die  Augustalen  beigebracht  haben,  ist  von  Morcelli 
Opp.  Vol.  I  p.  18  kurz  zusammengestellt.  Ausführlich  behandelt  den  Gegenstand 
zuerst  Egger  Examen  critique  des  hiatoriens  anciens  de  la  vie  et  du  regne  d'Au- 
gutte,  Paris  1844.  8.  Append.  II.  Recherehee  nouvellea  $w  Vkistoire  de»  tnstito- 
(iofii  niMWiipaUe  che%  le»  Romain»  p.  357  ff.  und  A.  W.  Zumpt  De  Augtutalibu» 
et  »eviri»  Auguttalibu»  eommentatio  epigraphiea,  Berol.  1846.  4.  Auf  diese  bei- 
den Schriften  bezieht  sich  mein  Aufsatz  Ueber  die  Augustalen  in  Zeitschr.  f. 
Alterthumswiss.  1847  n.  63—65  und  der  von  Egger  in  Revue  arehiologiquey 
aimUe  IJJ,  livr.  10  und  12.  Eine  Entscheidung  über  die  durch  die  ganz  ver- 
schiedene Auffassung  des  Gegenstandes  von  Seiten  Eggers  und  Zumpts  entstan- 
denen Streitfragen  ist  erst  durch  die  Abhandlungen  von  Henzen  Ueber  die  Au- 
gustalen in  Zeitschr.  f.  Alterthumswiss.  1848  n.  25—27  und  n.  37—40  möglich 
geworden,  in  welcher  ein  bedeutendes  neues  Material  mitgetheilt  und  benutzt 
ist.  S.  auch  Henzen  Ineer.  n.  7089—7129.  Ich  habe  hiernach  meine  eigenen 
früher  ausgesprochenen  Ansichten  modiflciren  müssen. 

3)  So  werden  in  der  marsisohen  Inschr.  Orelli  n.  3940  die  drei  Staude  be- 
zeichnet als  deetwUmetf  »exvWi,  plA».  Vgl.  Grut.  p.  344,  6:  deeurione»,  Vivtri, 
pM»  urbana,  422,  3 :  deeurione»  et  VIvM  et  munielpe».  Mehr  bei  Zumpt  p.  78. 
Egger  p.  382. 

4)  Diese  zuerst  von  Orelli  In»er.  II  p.  197  aufgestellte  Ansicht  beruht  be- 
sonders auf  Porphyrie  zu  Horat.  8at.  2,  3,  281 :  a6  Augu»to  enim  Ijare»,  id  e»t 
du  domutiei  in  oompiU»  poeiti  »unt:  ex  libertini»  »acerdote»  doli,  qfä  AugwtaU» 
»wü  appellati,  und  Acro  daselbst :  iueaerat  enim  Augwtu»  in  eompiti»  deo»  pena- 
te»  con»tituif  ut  8tudio»iu»  eolerentur»  Erant  autem  libertini  loeerdote«,  qui  Au- 
guetale»  dicuntw. 

5)  Orelü  dOld^Mommsen  i.  N.  6130.  Henzen  a.  a.  0.  p.  198  n.  4.  Zumpt 
a  a.  0.  p.  50. 

Rom.  Alterth,  lY.  33 


—     514     - 

Augustorum  >) ,  welche  sich  auch  in  den  MunicipalsUfdt^n  finden, 
scheinen  mit  den  in  Rede  stehenden  Augustaien  nicht  identisch 
zu  sein^),  und  man  wird  deshalb  die  Augustaien  vielmehr  far 
eine  Nachbildung  des  Priestercoliegiums  der  sodales  Atigustales 
haken  müssen,  welches,  aus  den  Mitgliedern  der  kaiserlichen 
Familie  und  den  vornehmsten  Personen  des  Staates  gebildet,  dem 
Giilt  der  gens  Inlia  gewidmet  war"^}.  Wie  in  Rom  selbst  nach 
diesem  Vorgange  Gollegia  von  Privatleuten  zur  Verehrung  des 
Angustus  zusammentraten  ^) , .  so  müssen  auch  in  den  Municipien 
sich  solche  Gollegia  gebildet  haben,  die,  weil  sie  aus  freiem 
Willen,  nicht  durch  ein  gemeingüUiges  Gesetz  entstanden^),  weder 
in  der  Zahl  noch  in  der  Glasse  der  aufzunehmenden  Personen 
genau  mit  ihrem  Muster  übereinstimmten*),  noch  auch  überall 
gleichartig  «organisirt  gewesen  zu  sein  scheinen.  In  Betreff  dieser 
Organisation  handelt  es  sich  namentlich  um  den  oben  bezeich- 
^^i?au$^^  neten  dritten  Punct,  nämlich  die  Bedeutung  der  seviri  Augustales. 
In  Unteritalien,    d.  h.  in  Lucanien,  Bruttii,  Apulien^  Caldbden, 

1)  Orelll  1661.  C.  /.  L.  U  n.  2181.  2233.  4306.  Henten  p.  198  n.  &.  6.  7. 
In  Tanaco  findet  sich  auch  ein  Vlvir  mag.  Lamm  Aug.  (.'.  I.  L.  II  n.  4293. 
4297.  4304.  4307 ;    Vlvir  Augu$t.  et  magUter  n.  4303. 

2)  S.  Zumpt  p.  50  ff.  Henzen  p.  194.  Namentlich  geht  dies  hervor  vits 
den  Inschriften  OrelH  3959.  Henzen  7115.  6062.  6093.  Vgl.  aüoh  die  In  dar 
Torigen  Anm.  angeführten  In  sehr. 

3)  Tacit.  Arm.  1,  54:  idem  annus  (14  n.  Chr.)  n&va$  eetimonias  aecepit  ad- 
diio  fodalium  Augustalhtm  sacerdotio,  ut  quondam  T.  Tatiu»  retinendis  Sdbmorum 
MCfia  aodaUs  Tiths  in»tituerat.  SorU  dueti  e  primorihu«  civUaiis  umu  et  vigMi. 
T&>eriu$  Dnuwque  et  Claudma  et  Oermanicus  adiiehmtur.  Hitt.  2,  95:  eaetae 
publice  vietimae  eremataeque;  facem  Augu$iaU9  «übdiderej  quod  Mcerdothmif  ut 
Bomulu9  Tatio  regi,  ila  Caesar  Tiberiua  luliae  genti  sacravit.  Vgl.  Armal.  3,  64. 
Borghesi  Memorie  delV  Inatüuto  di  corrkp&^efusa  areh.  1  p.  261  ff.  Oeuvr.  3, 
397.  Znmpt  a.  a.  0.  p.  12  t.  Der  Annahine,  dass  diesen  aodales  die  Munidpal- 
Migustalen  nachgebildet  seien ,  feigen  Borghesi  Ball.  d.  Inst.  1842  p.  106  ff. 
Zumpi  nnd  Henzen  p.  290. 

4)  Tae.  Ann.  1,  73:  Etiler  euUores'Augutti  ^  qut  per  omnes  dotnus  in  modwn 
eolteghrwn  habdfontur. 

5)  Henzen  p.  293.    Zumpt  p.  16. 

6)  Der  HauptbeM^is  dafür,  dass  die  sodales  AmguHales  das  VorbiM  der  Mu- 
tticipalaugnstalen  sind,  liegt  darin,  dass  sich  die  letzteren  nicht  tot  Tiberitte 
nachweisen  lassen.  Sie  kommen  zuerst  im  Jahre  22  n.  Ohr.  (Henzen  p.  19Ö}, 
dann  26  n.  Chr.  (Orelli  n.  4046),  dann  immer  häufiger  vor.  Dagegen  ist  dnreh- 
aus  unerklärt ,  warum ,  wahrend  die  römischen  sodales  aus  den  ervteft  Personen 
des  Staates  gewählt  sind,  die  Munieipalaugustalen  auch  in  der  ersten  Zeit  nie 
aus  den  patroni  oder  honoribus  funeti,  noch  aus  Decurionen,  sondern  immer  ans 
gewöhnlichen  Bürgern,  häufig  aus  Freigelassenen  gewählt  werden,  ein  Umstand, 
auf  den  Egger  mit  liecht  besonderes  Gewicht  legt  (s.  meine  Abhandl.  S.  502). 
Dass  die  Augustaien  ein  CoUegium  bildeten,  zeigen  viele  Inschriften.  CoUegkan 
AugüstaUum  Orelli  n.  3953.  Corpus  A^gmlaUum  MäfM  Mus.  Ver.  p.  477,  2. 
Orut.  p.  372.    Auyusiales  corporati.    S.  Zumpt  p.  40  ff.    £gger  p.  382. 


—     515    — 

ferner  in  einem  Theile  von  Samnium  und  Gampanien  kommen 
als  zweiter  Stand  nur  Augustales ,  nicht  sevin  vor  ^) ;  als  Vor- 
steher derselben  ein  curaior  ^) ,  femer  quinquennales  ^) ,  quaesio- 
re$*)\  dagegen  giebt  es  nur  seviri^  nicht  aber  Augustales  j  in 
Gallia  Narbonensis^)  und  Lugdunensis  <^) ;  endlich  ist  die  regel- 
massigste  und  vollständigste  Form  der  Organisation  die,  dass  es 
seviri  Augustcdes.  und  Augustales  zugleich  giebt,  wie  dies  in  den 
meisten  Städten  Mittelitaliens  üblich  war?).  In  diesem  Falle 
scheinen  die  Augustales  als  lebenslängliche  ^j  Mitglieder  des  Col- 
legiums,  die  sevin  aber  als  jährlich  wechselnde  Beamte  desselben 
zu  betrachten^)  zu  sein. 

Die  Ernennung  der  Augustalen  geschieht  decreto  <^«cttrio- ^JJJ»^*»*»^«» 
num  ^^) ;  wählbar  sind  sowohl  ingenui  als  Freigelassene  ^^) ;  dem  ^^'^^^JJ 
Bange  nach  stehen  sie  den  Decurionen  zunächst,  weshalb  sie  auch 
zuweilen  die  cnTiamenta  decurionalia  (S.  509)  erhalten ;  sie  bilden 
ein  CoUegium,  welches  ursprünglich  dem  Cult  der  gens  luUa  ge- 
widmet ist,  seine  priesterlichen  Functionen  aber  später  auch  auf 
den  Cult  der  übrigen  Kaiser  ausgedehnt  zu  haben  scheint;  denn 
wo  eigene  Goliegia  für  diese  erwähnt  werden,  wie  die  Giaudiales 
und  Flaviales,  scheinen  diese  mit  den  Augustalen  entweder  iden- 
tisch zu  sein,  oder  doch  in  genauer  Verbindung  zustehn^^).  Sie 
fuhren  eine  eigene  Gasse  ^^j^  aus  welcher  sie  ihre  Opfer  und  Fest- 

1)  Henzen  p.  201  ff.  Du  Nichtvorhandensein  derselben  in  diesen  Gegenden 
ersieht  man  auch  daraus,  dass  die  Augustales  Spiele  geben,  was,  wo  »tviri  sind, 
diesen  zukommt.    S.  die  Inschr.  von  Luceria  Monimsen  1,  N.  n.9öl. 

2)  Henzen  M$er,  n.  577Ö.  6111. 

3}  Beispiele  s.  bei  Henzen  Jtucr.  im  Index  p.  167. 

A\  OrelU  3101.  3954.  7114.  6499. 

o1  Henzen  a.  a.  O.  S.  209  ff. 

6j  In  Lugdunum  wenigstens  kommen  nur  aeoiri  AugtutaUi  vor.  S.  Boissieu 
inser.  de  Lyon  p.  169  ff.    Mommsen  AtmaU  1853  p.  64. 

71  Henzen  S.  213. 

8)  Mommsen  i.  N,  2527  und  dazu  Uenzen  a.  a.  0.  S.  215. 

9j  Henzen  a.  a.  0.  S.  214.  Man  ersieht  dies  namentlich  aus  dem  sevir 
Augustalium  qtunquennaUa  Orelli  3741  (mehr  bei  Zumpt  p.  62)  und  aus  der 
wiederholten  Bekleidung  des  Amtes ,  OreUi  3919.  3922 ,  doch  kommt  auch  ein 
aevfr  Aug,  perpetuua  \vot  (C.  /.  L,  II  n.  2026),  und  in  manchen  Orten  muss 
das  Verh&ltnias  der  aeviri  und  AufftutaUi  ein  ganz  anderes  gewesen  sein ,  wie 
in  AquUeia,  wo  regelmassig  »exviri  vor]u>mmen,  viermal  aber  sexviri  et  Augtuia- 
les,  einmal  ein  uzvit  tt  äteurionum  dtereto  AMtguatoLis,  für  welchen  Tiiel  es 
noch  an  einer  befiriedigenden  Erklärung  fehlt.  S.  Mommsen  C.  /.  L.  V  p.  H4. 

10)  OreUl  3920.  2980.  7112.  3914.  3942. 

11)  Zumpt  a.  a.  0.  p.  22. 

12}  Eine  ond  dieselbe  Person  ist  Aiigu$laUs  ClaudialUf  Sevir  et  ClaudiaiU, 
Augustalia  FlaviaUt,    S.  Henzen  /nicr.  im  Index  p.  168. 

13)  Ein   curator  arc.  Auy.  bei   Marini    her.  Alban.  p.  85:    eine   area  Sevi^ 

33* 


—     516     — 

mahlzeiten  bestreiten.  Die  ersteren  hniten  sie  ohne  Zweifel  in 
den  Tempeln  des  Auguslus,  die  in  keiner  Municipaisfadt  fehlten ; 
die  zweiten  zuweilen  in  eigenen  Localen,  wie  in  Caere  in  einem 
phrelrium^).  Bei  der  Aufnahme  zahlen  sie  ein  Äntritlsgeld  und 
sowohl  bei  dem  Beginne  als  während  der  Zeit  ihres  Amtes  geben 
sie  auf  ihre  Kosten  Gastmahle  und  Spiele  ^j. 
Verfall  dM-  Das   lustitut  der   Augustalen    hatte   ein    ähnliches   Schicksal 

reiben.  ^ 

wie  das  der  Decurionen;  was  anfänglich  eine  Ehre  gewesen 
war,  fing  an  eine  Last  zu  werden*),  deren  Uebernahme  am  Ende 
ebenso  erblich  in  den  Familien  der  Augustalen  w*urde,  als  die 
Lasten  der  Curie  in  den  Familien  der  Decurionen,  so  dass  viel- 
leicht erst  hiedurch  sich  ein  ordo  Augustalium  bildete,  in  wel- 
chem schon  die  Kinder  zu  den  Leistungen  des  Collegiums  her- 
angezogen wurden  4),  während  neue  Mitglieder  fast  ausschliesslich 
aus  Freigelassenen  hinzukamen,  weil  diese  für  die  Curien  nicht 
in  Anspruch  genommen  werden  konnten.  In  diesem  Um- 
stände liegt  wenigstens  fur  die  spätere  Zeit  eine  Erklärung 
der  grossen  Unähnlichkeit,  welche  in  Hinsicht  auf  das  genus  ho- 
miniim  zwischen  den  grösstentheils  aus  Freigelassenen  bestehen- 
den Municipalaugustalen  und  den  aus  den  höchsten  Personen  des 
römischen  Staates  genommenen  sodales  Augustales  statt  findet. 
Mit  der  Verbreitung  des  Christenthums  nimmt  der  Stand  der 
Augustalen  ein  Ende. 

Die  Städte  nichtromischer  Yerfassang. 

Unrumisciie  Nachdom   Wir  bisher   die   römische  Municipal Verfassung  be- 

sprochen   haben,    ist  es   noch   übrig,    diejenigen   Stadtgememden 

rum  Auyusialium  in  Brixia  (Orelli  3913),  Gabii  (Henjten  7335),  Ostia  (Henzen 
7116).  In  Brixia  scheint  dazu  eine  Erlanbniss  des  Kaisers  nöthig  gewesen  zu 
sein.  S.  Orelli  3913=  C.  /.  /..  V  n.  4428:  VIviri  Aug.  80ci,  quibus  ex  permhm 
divi  Pii  arcam  habere  permistuim. 

1)  Orelli  3787. 

2)  C.  /.  L.  II  n.  2100. 

3)  In  dem  Testamente  bei  Orelli  n.  3978  =  Mommsen  /.  N.  n.  79  hinter- 
lässt  jemand  den  Augustalen  von  Petilia  in  Calabrien  ein  Vermächtniss ,  und 
ffigt  hinzu :  quod  ipsum  ad  utiUUHem  reipublicae  nostrae  pertinere  exisUmavi^  fa- 
eilius  aubiturU  onus  AugustnlitatUj  dum  hoc  commodum  ante  oculoa  habeirU .  und 
in  einem  andern  Testamente  (C.  /.  L,  II  n.  4510)  vermacht  jemand  der  Stadt 
Barcino  ein  Capital,  aus  welchem  Spiele  und  andre  Largitionen  beatritten  werden 
sollen ,  ea  conditione ,  ut  liberti  mei,  item  libertorum  meorum  Ubertammque  liberti, 
quos  honor  aeviratfu  contigerit,  ab  omnibu$  muneribua  aevircdus  exeuaati  aint. 

4)  Orelli  3937.  3938. 


—     517     — 

einer  Erörterung  zu  unterziehen,  welche  die  Römer  in  den  von 
ihnen  occupirten  Ländern  ^bereits  constituirt  vorfanden.  Wir  fra- 
gen: wie  lange  bestanden  diese  eigenthttnilich  organisirten  Ge- 
meinden im  römischen  Reiche,'  und  welchen  Einfluss  übte  auf 
sie  die  römische  Verwaltung?  Diese  Fragen  <iber  lassen  sich  bei 
dem  gegenwärtigen  Zustande  unserer  Kenntniss  noch  nicht  mit 
einiger  Sicherheit  beantworten,  und  die  nachfolgenden  Remer- 
kungen  beabsichtigen  mehr,  die  Lücken  unseres  Wissens  zu  be- 
zeichnen und  der  AufmerkBamkeit  künftiger  Forscher  zu  empfeh- 
len, als  einen  Gegenstand  zu  erledigen,  für  den  es  an  Quellen- 
material und  Vorarbeiten  in  gleicher  Weise  fehlt. 

Stadtgemeinden  mit  eigen thttmlicher  Organisation  waren  vor- 
handen in  allen  Ländern  griechischer  Revölkerung,   in   dem  Ge- 
biete von  Carthago  und  auch  in  Spanien  und  Gallien.     Von  den  inAMca, 
punischen  Städten  wissen  wir  indessen  nichts,   als  dass  sich   in 
ihnen  nom  eine  Zeit  lang  die  mfeles  nachweisen  lassen  (s.,  S. 
343);    in  Spanien  finden  wir  verschiedene  Stüdte,  ehe  sie  durch    Spanien, 
Vespasian   das  ws  Lata  erhielten,    von   Decemvim  regiert,    von 
denen  einer  decemvir  maximus  heisst  ^) ;  in  den  gallischen  Stad-    GnUi», 
ten   führte  noch   im  Reginne  des  fünften  Jahrhunderts  die  Re- 
gierung der  erste  im  Album  der  Curie  mit  dem  Titel   principalis 
und  zwar  fünfzehn  Jahre  hindurch  2),    was  doch   wohl  auf  eine 
alte  Institution   zurückzuführen   sein   dürfte.     Ein   viel  reicheres 
Material  liegt  in  historischen  Nachrichten,  Inschriften  und  Münzen 
über  die  griechischen  Stildte  vor,    und   dieses  würde,   wenn  es 
zu  einer  übersichtlichen  Darteilung  verarbeitet  wSIre^),  auch  überind«B|ri«- 
diejenigen  Veränderungen   einigen  Aufschluss   zu  geben  geeignet  Provinsen. 
sein,  welche  in  den  griechischen  Communen  durch  die  römische 
Regierung  veranlasst  wurden.    Diese  Veränderungen  sind  zweierlei 
Art:    sie  fanden   statt  bei   der  Einrichtung  der  Provinzen,   und 
durch  directe  Umwandelung  griechischer  Gemeinden  in  römische. 

Rei  der  Einrichtung  der  Provinz  wurden  die  democratischen  Aendenin- 

*^  g»n  in  d«n- 

Verfassungen    überall    aufgehoben   und   durch  timocratische  er- g?«il»«n^i 

.  ■  d«r  Provinz. 

1)  Hübner  zu  C.  1.  L.  II  n.  19Ö3. 

2)  Cod.  Theod,  12,  1,  171 ;  vgl.  75.  127.   Kahn  1,  39. 

3)  Eine  solche  glebt  allerdings  F.  W.  Tittmann  Darstellung  der  griechischen 
StaatsTerfassangen,  Leipzig  1822,  allein  der  in  dieses  Bach  gehörige  Stoff  ist 
seit  dieser  Zeit  so  Yermehrt  worden ,  dass  man  ihn  von  neaem  zasammenbriji- 
gen  müsste. 


—     518     — 

Einf&hniiiK  seizt  M .     Das  Verfahre»   dabei   war.    dass  die  Zahl   der  acUven. 

des  Censasi 

d.  b.  zu  Wahlen  berediUgten  und  zugleich  wählbaren  Bürger 
auf  die  Besitzenden  beschränkt  und  der  besitzlosen  Menge  das 
active  Bürgerrecht  entzogen  wurdet).  Wie  man  im  J.  414  v. 
Chr.  die  alte  Democratie  der  Athener  dadurch  beseitigte,  dass 
der  Rath  der  Vierhundert  die  Zahl  der  athenisohen  Vollbürger 
auf  5000  beschrankte  3),  welche  die  dreissig  Tyrannen  hernach 
auf  3000  brachten^),  so  wurde  in  allen  griechischen  Stadien  die 
beschliessende  Volksversammlung  auf  die  Besitzenden  reducirt 
und  so  aus  der  Masse  der  Plebs  der  später  oftmals  vorkommende 
Stand  der  possessores,  d.  h.  der  Activbtti^er ,  ausgesondert^). 
Ein  Beispiel  hievon  giebt  die  Stadt  Tarsus  in  Cilicien,  in  welcher 
es  zu  Die  Ohrysostomus  Zeit  ausser  der  ßooA.iQ  und  dem  S^fio<; 
ein  TtX^t^o;  oox  okl'^w  <S3irsp  e^codev  t^c  TroXiTeta^  gab,  von  wel- 
chem Dio  sagt :  toutouc  eioiftaatv  ivioi  XittoupfGo;  xaXstv  ^) .  Diese 
Proletarier,  zu  denen  namentlich  Handwerker  mit  gehörten,  ka- 
men in  die  Volksversammlung  zwar  als  Zuhdrer  ^j ,  aber  active 
Bürger   waren  sie  nicht,   da  das  Bürgerrecht  500  Drachmen  ko- 

Di«  fiek^r-  stoto  ^) .  Die  Behörden  der  Communen  konnten  dabei  ohne  irgend 
wdche  Veränderung  fortbestehn  und  erhielten  sich  in  der  That 
bis  in  die  späte  Kaiserzeit  ^);  die  Folgen  der  timocratisc^en  Ver- 
fassung traten  dagegen  hervor   in    der  Constitution    des  Rathes 

Der  Rath.  uud  dcT  Eiusetzung  eines  Censoramtes.  Den  Rath  einer  gi*ie- 
chiscben  democi^atisoh  oonstituirten  Stadt  ^^)  haben  wir  uns  überall 

1)  Es  wird  dies  besonders  beriohtet  von  Sieüien,  Macedonien,  Aebftia,  Bt- 
thynien  und  Syrien,  und  allgemein  ansgespiocben  von  Cic.  aä  Q,  fr.  i,  1,  6, 
25:  provideri  ahs  ie,  tU  eivitates  optimaUum  eonsUtU  admifUstrentur. 

2)  Kuhn  1,  229  ff. 

3)  Tliucyd.  8,  67.    Hennann  Griech.  Staatsaltertb.  %  166. 

4)  Xenophon  HiH.  Qr,  2,  3,  18  f. 
öj  Daher  ordo  po&$ei»oreafue,  OreUi  zu  n.  3734.    Dig.  50,  9, 1.  Cod.  Tbeod. 


5J  Dal 
11,  22,  2. 


6)  Dio  Chrys.  Vol.  II  p.  43  R.  Es  gehören  dazu  namentlich  ßatpei;,  oxu- 
TOT^jioi,  tl-jitovc?.  Ibid.  p.  46. 

iyp'^v  di;:eXd9at  xal  p.*^  T:apaht^eo%ai  xaic  lxxXY]a(atc. 

8)  t1  oöv  «6  xsXe6eic  i^f^ftc ;  foüc  finor^a;  dvaifpdd«i  iroXlta; ;  va(  ^jiit  *  — 
QU  (A^v  -fdpf  dv  TIC  xaTaßdX-))  icevTaxoo[a<  ^payjAdc,  d6vaxai  «piXsiv  Of^ac  xac  t^c 
'irö^xo);  eum»;  ^io<  y^T^"^^""^'' 

9)  Kuhn  2,  64  flf. 

10)  Ffir  Afiflilocratische  Veifaaaungen,  wie  sie  in  Sparta,  den  eietiaehen  Stidten 
und  in   MassiUa  waren,   gilt  dies   nicht.     Von   Massiüa  sagt  Stcabo  4   p.  179: 

dtoikotivTat  ^'  4l{>iotoxpaTix&c  ol  MttOOiXt&rai dvj^pä^  i^ixotfiiiyv  «oraor^ 

öavTc?   auveoptov,   5ia  ß(oü  TauT/jv  iy6sTm*4  r;?)v  TifAf^v ,    oOc  Tifxo'jyou^  xocXoüsi. 


—     519    — 

ähnlich  der  athenischen  Bole  *)  zu  denken,  d.  h.  als  einen  jtthr* 
lieh  wechselnden,  aus  den  Phyien  gewählten  oder  crloosten  Ans* 
scbass  des  Volkes.  Auch  er  war  vereinbar  mit  einer  timocra- 
Üsehen  Verfassung  und  scheint  in  der  Provinz  Asien  nicht  um- 
gestaltet worden  zu  sein,  sondern  sich  in  Milet^),  Epfaesus^) 
irod  Gyzicus^)  bis  t&ber  die  Zeit  der  Anlonine  hinaus  erhalten 
SU  haben.  In  Sicilien  wurden  die  Senatoren  rwar  ebenfalls  ge- 
wählt, aber,  wie  es  scheint,  durch  Cooptation^)  und  nach  be- 
stimmlen  Vorschriften,  welche  die  von  den  Römern  gegebenen 
kges  civüatum  über  das  Alter,  den  Stand,  den  quaestus  und  den 
cetims  der  Senatoren  enthielten  <^),  während  in  den  bithynischen 
SUNiten  durch  die  kx  Pompeia  der  auf  den  Phylcn  beruhende 
Ralh  7)  ganz  abgeschafft  und  durch  einen  neuen  ersetzt  war,  der, 
wie  die  Curien  der  römischen  Municipien,  aus  den  abgegangenen 
Magistralen  durch  die  Censoren  ergänrt  wurde  ^).  Eine  ähnliche  ^^»*^^■•"- 
Verschiedenbeit,  wie  in  der  Constitution  des  ftathes,  mag  auch 
»B  der  Ausübung  des  Gensusa rotes  statt  gefunden  haben;  denn 
die  beiden  Censoren,  welche  in  den  sieilischon  Städten  alle  fünf 
Jahre  gewählt  wurden^,  und  in  den  bithynischen  Gemeinden 
die  lectio  senatus  vornahmen  ^^),  heissen  griechisch  Ti{i.v)TaCj,  es 
kommt  aber  sowohl  in  Bithynien  als  in  andern  Provinzen  aus- 
serdem ein  einzelner  Magistrat  vor,  welcher  noXttOYpQupo^  genannt 
wird  12),  und  nicht  nur  die  Bttrgeriisten  aufnimmt,  sondern  auch 

ntvtcxa(66xa  S*  siol  to9  auve^(o'j  icpocoräitE^,  toörotc  Be  toi  icpiS^etpa  ^oixciv 
o£ooTai*  i;d(Xtv  hk  tov  [ncvtsxal&exa  irpoxddtjvrat  tpeit  oi  tcXcToton  io/uoviec, 
TO^TCDV  li  etc.  Sollte  dieser  vieUeicht  das  Vorbild  des  in  den  gallischen  l^t&dten 
vorkomnenden  prinefpaU»  sein? 

1)  HerrmMin  Grlech.  Staatealterth.  g  108. 

2)  C.  /.  Or.  n.  2878. 

3)  O.  Ourtiias  im  fienoM  4  ».  223. 

4)  S.  meine  Schrift  Cyzicus  und  sein  Gebiet  S.  53.   Boeckh  C.  /.  ür.  3663. 
Ö)  Cic.   Verr.  U,  2,  49,  120.  122;  II,  2,  50,  123. 

6)  Cic.  Verr.  II,  2  c.  49.  c.  ÖO. 

7)  Die  Phyien  selbst  wurden  nicht  anfgehoben,  sondern  kommen  anter  den 
Kaisern  z.  B.  in  Prusias  vor.   Waddington  n.  1176.  1177. 

8)  Plin.  ^.  10,  79(83):  eadem  lege  (^Pompeid)  compfeheneum  est,  ut  qui 
teperint  magMrtttum  ahU  in  eenatu.  —  quaeritur  ergo,  an  qui  minor  trigHita 
annoTum  gesait  magiitratttm  possU  a  eeruwibus  in  Hnatum  Ugi, 


^-Cic.   Vm.  II,  2,  66,  139;  II,  2,  55,  137. 

10) 


10)  Plin.  ep.  10,  79(83);  114(115). 

11)  Ein  T({iT]Teuoac  in  Prusias  in  Bithynien  Waddiugton  n.  1176  und  in 
Prosa  n.  1111. 

12)  Kiu  iroXeiTOYpa<po;  Btd  ßiou  in  Prusias  neben  dem  TtjAT^rV);,  Waddington 
n.  1178;  ausserdem  in  Ancyra,  C.  I.  Gr.  n.  4016  und  In  Tarsus.  Dio  Chrys.  ll 
p.  44  K.   In  einer  Inschrift  von  Mesunbria  (s.  8.  149)^   i\  i.  Or,  2053,  fordern  dio 


—     520     — 

in  Anoyra  wenigstens  die  leclio  senatum  (ßouX.oYpaf la)    zu    besor- 
gen scheint^). 
Umwände-  D^f  zweite  Umsitand,    welcher  auf  die  Communen  unrömi- 

lang  unro-  ' 

™*^^«^^«- scher  Verfassung  influirte,  war  die  £rtheilung  des  römischen 
römische.  Bürgerrechtes^ odcr  der  Latinität,  in  Folge  deren  dieselben  in  rö- 
mische oder  latinische  Municipien  und  Golonien  umgewandelt 
wurden  und  die  römische  Municipalverfassung  erhielten.  Aber 
auch  diese  Umwandelung  ging  in  den  griechischen  Städten  nicht 
ohne  einen  zähen  Widerstand,  welchen  Sprache  und  Herkommen 
leisteten,  vor  sich.  Nachdem  in  Folge  der  lex  lulia  von  664  = 
90  alle  italischen  Städte  das  römische  Bürgerrecht  erhalten  hat- 
ten, blieb  z.  B.  Neapolis  noch  immer  eine  giiechische  Stadt  und 
hatte,  selbst  nachdem  sie  im  Beginne  der  Kaiserzeit  römische 
Golonie  geworden  war,  Behörden  eigenthümlicher  Art,  wie  den 
honor  demarchiae'^);  und  als  schliesslich  Garacaüa  dieselbe  Maass- 
regel auf  das  ganze  römische  Reich  ausdehnte  (s.  S.  484),  scheint 
allerdings  die  Decurionenverfassung,  wie  wir  sie  im  vierten  Jahr- 
hundert vorfinden,  allgemein  eingeführt  worden  zu  sein,  selbst 
in  Gegenden,  in  welchen  dies  besondere  Schwierigkeiten  halte, 
wie  in  Aegypten  und  Gappadocien  ^J ,  aber  auch  damals  nicht 
ohne  eine  gewisse  Schonung  alter  Institutionen,  wenn  gleich  die- 
selben mehr  dem  Namen  als  der  Sache  nach  erhalten  blieben. 
In  Athen  war  der  arpan^Yo^  tid  xm  oicAwv^  wie  zu  Demosthenes 
Zeit,  so  auch  unter  Gonstanlin  dem  Gr.  vorhanden,  welcher  des- 
sen Stelle  selbst  bekleidete^),  aliein  er  hatte  damals  eine  ganz 
andre  Geschäftsthätigkeit,  nämlich  die  cura  annonae  ^j ;  noch  nach 
Gonstantin  ist  in  Athen  der  ap^^oov,  wie  in  alter  Zeit,  der  epo- 
nyme  Magistrat  ^] ;  in  Antiochia  in  Syrien  war  zu  Libanius  Zeit 
zwar  die  Decurionenverfassung  längst  eingeführt,   daneben  aber 

Aedilen  auch  alle  Fremden  auf,  sich  einschreihen  zu  lassen :  aYopav6(j^i  —  ira- 
paxaXouoiv  itdvToic  tous  xarepYoiCofii^'vout  (s.  S.  466)  n^v  icoXiv  Ip^eo^ai  %a\ 
diicoYpdi^eo^Gu  xard  t6v  v6(jlov  TiJ«>  TiöXewc  xat  t6  I^o;. 

1)  Inschi.  V.  Ancyra  C,  I.  Qt.  n.  4015 :  xal  xi?)v  ßouXoYpacp(av  ix  noXXoO 
xaTa>vsXc((A(jL£v7]v  p^xot  Xöfou  dxpißtbaavTa.  Der  Anfang  der  Inschr.  fehlt  und 
man  ersieht  nicht,  auf  welchen  Magistrat  sich  dieselbe  bezieht. 

2)  Mommsen  i.  N.  2444.  Den  gewesenen  ^lAapyoc  bezeichnet  die  Inschr. 
n.  2454  mit  dem  lateinischen  Ausdruck  demarckisanta.' 

3)  Kuhn  2,  240. 

4)  lulian.  or.  1  p.  8  Spanh.  Vgl.  Spanheim  Vol.  II  p.  76.  Libanius  Vol.  I 
p.  427  R. 

5)  Phüostr.   V.  Soph.  1,  23,  1 ;  2,  16;  2,  20,  1. 

6)  Marini  Vita  PtocU  c.  36  ed.  Boissonade. 


-     521     — 

bestanden  18  Phylen/ welcbe  vielleichi  damals  Sladtbesirke  ohne 
potitische  Bedeniung  waren  *);  namentlich  maditen  die  rtf mischen 
Titel  Schwierigkeit;  denn  wenn  man  auch  Sexopiovs^^  statnirte, 
so  nannte  man  doch  die  Daumviri  gewöhnlich  ap/wTt^^)  oder 
oTpainfjT o{,  selbst  in  den  römischen  Golonien  ^) .  Ein  drittes  Mo-  ^^„^^1^^ 
ment,  welches  in  einer  Geschichte  des  griechischen  Communal-* 
Wesens  in  Betracht  tu  liehn  sein  wttrde,  ist  die  Einführung 
neuer  Stadtbeamten  von  Seilen  der  Siaatsregierung.  Wir  haben 
einige  derselben  bereits  kennen  gelernt  in  dem  Curator  oder 
Logislen  (S.  487)  und  in  den  Censoren;  es  gehören  dazu  aber 
auch  verschiedene  Mizeibeamte,  der  voxto9tpomi)YO(;^)  und  der 
e{piQvapxo<*),  welcher  letztere  wohl  identisch  war  mit  dem  in  j^^',^ 
Smyma  vorkommenden  oTpati]7oc  iicl  ttjc  etpTjViQC^},  aus  zehn 
von  der  Stadt  vorgeschlagenen  Personen  durch  den  Statthalter 
der  Provinz  gewählt  wurde  ^)  und  ein  Corps  von  Stadtsoldaten 
oder  Gensdarraen  (Stoiximai)  ^)  zur  VerfBgung  hatte ;  femer  die 
decemprimi  (Ssxairpeycot),  welche  nidit  s«  identifidren  sind  mit  der  gjf 
in  aher  Zeit  in  ftom  und  den  Municipien  oft  vorkommenden  Gom- 
missiott  der  deoem  primi^^,  qumdecim  primi^^],  quinque  prmi^^)j 
s<mdem  in  den  asiatischen  Stlldten.^^}  nicht,  wie  die  decem  prrmi 
der  italischen  Mnnicipien,  die  ersten  Senatoren  nach  der  Rang- 
ordnung des  Album,    sondern   ein  wechselnder  Ausschuss   der 

l).Kuhi!  %  318. 

2)  Dien  grieckiache  Wort  kommt  öfters  vor,  z.  B.  in  SlcUien  in  der  romi- 
tehMi  C4rionie  LBybMtim.    C.  1.  Gr.  &495. 

31  t.  B.  in  Keapolis.    C.  /.  Qr.  5836.  5838.  5843. 

4J  So  in  Corinth  (Libanins  Yol.  I  p.  429  R.)  und  Palmyn.  Waddington 
n.  2507.  2601.  2606*.  2607. 

5)  Dig.  50,  4,  18  $  12.  Er  kommt  vor  in  TraUes  C.  /.  Gr.  n.  2930:  «rpa- 
TtjTVjaovra  t?Jv  vintTtpr^jV  oiponj^iav.  Vgl.  n.  3948.  Br  entspricht  dem  ftat- 
ftetiu  vtgüum,  der  auch  in  Nemaosas  vorkommt.    Orelli  n.  2157. 

6)  Kahn  1,  43.  C.  /.  Gr.  Vol.  U  p.  1123  n.  2930«».  Pig.  48,  3,  8  pr. ;  50, 
4,  18  S  7.  Cod.  Tbeod.  12,  14,  1.  Cod.  Inst.  10,  75.  HiBikg  kommt  er  bei  den 
Christenverfolgungen  vor.  Angustini  ep.  140.  159.  Easeb.  Hist.  eeeL  4,  15. 
Rninart  Acta  prbnofwn  moft  ed.  1713  f.  32.  46.  62. 

7)  C.  J.  Gr.  B.  3151. 

8)  Axistidef  Vol.  I  p«  523  Dind. 

9j  Sie  erwähnt  Capitolin.  v.  M.  AfU.  phil.  21.  Ammian.  27,  9,  6,  und  über 
sie  bandelt  Waddisgtoa  ui  n.  992. 

10)  S.  obM  Seite  341  Abb.  2.    Lir.  8,  3:  29,  15.     Cie.  pr.  J2o«r.  Am».  9; 
25.    ad  AU.  10,  13.   Ocelli  642.  3757. 

11)  Sirabo  4  p.  179.    Caesar  B.  C.  1,  db. 

12)  Cie.  Verr.  II,  2,  67,  162. 

13)  9ie  korameo  ^r  •.  B.  ia  Amorgoe,  C.  /.  Gr.  n.  2264;  Smyrna,  n.  3201 7 
eins  in  Bithynieo,  n.  3732;  lotapa  CUioiae,  n.  4413. 


—     522     — 

ßooXi]  ^j  sind,  der  miL  der  Eintreibung  der  Steuern  beauftragt 
und  für  jeden  Ausfall  in  denselben  verantwortlich  ist  2),  so  dass 
er  den  Beamten  zugezahlt  wird,  während  die  italischen  decem 
primi  im  Gegensatze  zu  den  Magistraten  als  ausserordentliche 
Repräsentanten  der  Curie  fungiren.  Endlich  würden  noch  zu 
erwähnen  sein  der  IxStxo^  und  der  ouvSixo;;   für  welche  beide 

^'  4^r  lateinische  Titel  defensor  gebraucht  wird^j.  Der  IxSixo; 
kommt  schon  bei  Cicero  vor*)  und  scheint  damals  ein  Advocat 
gewesen  zu  sein,  welcher  auswärtige  Processe  der  Gemeinde 
führte^).  Später  erscheint  er  als  ein  regelmässiger  Beamter, 
welcher  in  einer  Stadt  als  Stellvertreter  des  Statthalters  fungirt 
und  alle  Geschäfte  zwischen  der  Stadt  und  dem  Statthalter  ver- 
mittelt;  als  solchen  wenigstens  erwähnt  ihn  Plinius  imter  Tra- 

sMtmi.  ian  ^) ;  der  oüvSixo^  dagegen  gehört  nicht  zu  den  Beamten,  son- 
dern ist  ein  ausserordentlicher  Bevollmächtigter  der  Stadt"  zur 
Führung  einer  einzelnen  Sache  bei  dem  Kaiser  oder  dem  Statt- 
halter^),  und  wird  als  solcher  noch  von  einem  Juristen  aus  der 
Zeit  Constantins  definirt^).     Eine  ganz  neue  Einrichtung  ist  der 

SÜSlSl^,    (^f^^^  civüatüf  welchen  der  Kaiser  Yalentinian  1  im  Jahre  364 

1)  Dies  ezsieht  nun  sclioii  aus  den  Titeln  oexaicpoiTeuoac  in  den  Insehr. 
von  Tralles  (Waddlngton  n.  610),  lotopa  (C.  /.  Or.  n.  4415),  Thyatira  (C.  1.  Gr, 
n.  3490.  34%.  3498),  Patara  (C.  J.  Gr.  n.  4289)  und  6cxaicp<Dteu%6;  (Inschr.  v. 
Philadelpliia  C.  i.  Gr.  n.  3418).  Ob  sie  indessen  immer  jährlich  gewählt  wurden, 
wie  Waddinfrton  zu  n.  1176  annimmt,  ist  zweifelhaft,  da  in  Thyatira  ein  hexa- 
icpoite6oac  £t7]  (  Torkommt  (C.  /.  Gr.  n.  3490). 

2)  Digest.  50,  4,  1  $  1 :  patrhnonii  autU  munera  rti  vehicularis ,  Utm  navi- 
«tiZam,  decemprhnfxtiw ;  ab  istU  crum  perietdo  iptonun  exactiones  soienruttm  eeU- 
brantur.  Ulpian.  Dig.  50 ,  4,  3  $  10 :  deeaproto8  etiam  minorea  annia  viginti 
quinque  fUri  —  pridem  plaetüt,  quia  paUrimonii  magia  onus  videtur  tue.  50,  4, 
18  $  26 :  mtxta  munera  sunt  deeaproUae  et  tcoaaprottoc,  ut  HerennUu  Modestinus 
—  deerevit.  Nam  deeaproti  et  icosaproti  trihuta  exigerUes  et  corporäU  mhU- 
sterium  gerunt,  et  pro  munerlbua  defkmeiorum  fUcalia  detrimenia  resarciunt. 
S.  Huschke  lieber  den  Gensus  der  früheren  Kaiserzeit  S.  143.  Roth  p.  71.  Rü- 
diger p.  10.    Hegel  S.  41.  51.  95.  96.    Kuhn  1,  55. 

3)  Am  besten  handelt  über  sie  Waddington  zu  n.  628  und  n.  1175. 
41  Gic.  ad  fam.  13,  56,  1. 

5)  S.  die  Inschr.  von  Gibyra,  Waddington  n.  1212:  Kö'tvrov  Ourjpavtov  — 
icp6oßc6aacvTa  ^opedv  Terpdxic  iipöc  touc  Zeßavtou;  e(c  'P(&(iV]v  x«l  \U'^dkm^ 
icpoYudTfDN  diripjYÖvxa,  xal  iY^txihaavTa  STjaoöCo^  bicodiaeic  TioAXdc  xal  oeirdXac. 

6)  Plin.  «p.  H  110(111). 

7)  So  helsst  es  in  einem  Rescript  des  Kaisers  Hadrian  an  die  Athener  C. 
/.  Gr.  n.  355  lin.  55 :  idv  hi  IxxoXioY^Tal  n«  ^  ^pks  ^  tov  dvdOnarov ,  ysipoTo> 
velto)  ouvilxouc  h  SfjfJLO«,  und  bei  Philostr.  v.  8oph.  1,  25,  8:  fi^if^e^  t)  ^(jL6pva 
{»icip  xdiv  vomv  xal  Tnv  iir*  a6toic  (txadnv,  o6vitxov  reicottjpLivT)  tov  noXi(ie»va. 

8)  Arcadius  Gharisius  Dig,  50,  4-,  18  $  13:  defensores  quoquej  quoe  Graeci 
syndieot  appeUaat,  et  ^t  ad  eertam  eausam  agendam  vel  defendindam  eliguntur^ 
laborem  personalit  muneria  adgrediuntur. 


—     523     — 

einsetzte,  um  der  niederen  städtischen  Bevölkerung  {plebs  ur- 
bona)  gegen  die  Bedrückungen  der  Vornehmen  und  Mächtigen 
{potentiores)  den  Schutz  zu  gewähren,  welchen  derselben  die 
Statthalter  versagten  i);  aber  auch  seine  Wirksamkeit  wurde  bald 
darauf  dahin  geändert,  dass  er  eine  eigene  städtische  Gerichtsbar- 
keit erhielt;  und  in  diesem  Sinne  erneuerte  sein  Amt  im  Jahre 
538  der  Kaiser  lustinian  durch  eine  Verfügung,  in  welcher  die- 
sem Defensor  der  Titel  exStxo«;,  nicht  oovSixo;  beigelegt  wird  2). 

Es  war  einer  der  Zwecke  dieses  Buches,  die  Bedeutung  der 
römischen  Stadtgemeinden  für  die  ganze  römische  Staatsverwal- 
tung zur  Anschauung  zu  bringen.  Dieser  Zweck  hat  sich  nicht 
für  alle  Perioden  in  gleicher  Weise  erreichen  lassen.  Wenn  na- 
mentlich, wie  wir  gesehen,  der  Uebergang  der  sehr  verschiede- 
nen Stadtverfassungen  in  die  conforme  Decurionatsordnung  sich 
unserer  Kenntniss  fast  ganz  entzieht,  so  ist  dies  nur  eine  der 
dunkelen  Seiten  der  Geschichte  des  dritten  Jahrhunderts,  welches 
in  allen  Fragen  der  inneren  Entwickelung  des  Reiches  bis  jetzt 
der  Forschung  unüberwindliche  Schwierigkeiten  darbietet.  Hoffen 
wir,  dass  es  dem  diesen  Untersuchungen  gegenwärtig  lebhaft 
zugewendeten  Eifer  gelingen  möge,  in  neuen  Quellen  neue  An- 
haltspuncte  für  das  Verständniss  auch  dieser  Periode  zu  gewinnen. 

1)  Bethmann-Hollweg  Rom.  Civilprocess  3  S.  107.    Walter  Gesch.  d.  Rom. 
Rechts  $  394. 

2)  lustinian.  Novell.  15:  icspl  t&v  ix^Cxoov. 


Dniek  roa  Breitkopf  nitd  H&rtel  in  L«ipiig.